—— ur aan Verhandlungen eis Fee in s z ur Befoͤrderung des Gartenbaues in den Königlich Preußiſchen Staaten. err. r ſt e r V n d. rr. . LIBRARY NEW YORK BOTANICAL GARDEN. Mit 7 Theils in Kupfer geſtochenen, Theils lithographirten Tafeln. Berlin, Bra. , e ee een k e . — nn 18 2.4. (ıfz2 5 2 4 3 RUE: a a n 17979 Be she er eng Sr a e A NR F 95 m ‚‚‚ R e Inhalt des erſten Bandes. * I. Auerhoͤchſte Cabinetts⸗Ordre Sr. Majeſtaͤt des Königs Friedrich Wilhelm III. vom 4. Julius 1822, durch welche der Verein zur Befoͤrderung des Garten⸗ baues im Preußiſchen Staate genehmiget wird. Aa II. Benachrichtigende Verfügung der hohen Minifterien der geiſlichen, NONE und Medizinal- Angelegenheiten und des Innern, vom 8. Julius 1822 III., Nachricht über den Verein vom 28. Oktober 182A... IV. Statuten für den Verein. te „„ V. Verhandlung, aufgenommen in der alen Sitzung des Vereins am 1. Dec. 1822 VI. Rede des Profeſſors, a Link, a bei ee der erſten ee des Veen? en Aalen a E VII. Auszug aus der e des Vereins in der ur ltd, am 5. Sup 1 Ü PP a MM VIII. Grundzüge zur Errichtung einer 1 7 ul bei Potsdam. Vom Koͤnigl. Garten-Ingenieur, Herrn Lenné, in Sansſone i ARE IX. Auszug aus der Verhandlung des Vereins in der dritten Sitzung, am 2. d X. Ueber das Treiben der Türkischen Ranunkeln. Vom Herrn 1 i Bouché, Kunſt- und Handelsgaͤrtner zu Berlin. ARE XI. Ueber die Cultur der Fackeldiſtel-Arten. Vom Herrn Per Carl dee Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner zu Berlins 9 . XII. Ueber die Cultur der Rhododendra. Vom ar 5 matien, Kunde und Handelsgaͤrtner zu Berlin XIII. ueber das Ringeln der N Vom ben, Rudd e We ben eee zu Charlottenburg 8 XIV. Auszug aus der Verhandlung des Wetein in der vierten Sihung, am 6. . el „ n XV. Ueber die wohlfeilſten und dauerhafteſten uni für die im sr und in Glashaͤuſern ſtehenden . Vom Be Landrath, Herrn I A zu Saarbruͤckk e 3755 XVI. Gutachten uͤber vorſtehende ER Von dem dpa. des in bota⸗ niſchen Gartens, Herrn Ot 2. 2 2 2 20. 0 XVII. ueber das Beſchneiden der Pfahl- oder Herzwurzel. Von dem Rn 3 Schul-Inſpector, Herrn Franz Maſſeli, zu Militfh . Anne XVIII. Bemerkungen eines ungenannten über vorfiehende Abhandlung XIX. Gutachten des Ausſchuſſes über vorſtehende Abhandlung und Bemerkungen XX. Bemerkungen des Ungenannten über das Gutachten des . das Be⸗ ſchneiden der Pfahl- oder Herzwurzel betreffend... aa A XXI. Beleuchtung der vorſtehenden Bemerkungen eines ungenannten Von dem Gaͤrten-Ingenieur, Herrn Lenné, zu Sansſoue ii XXII. Beobachtungen und Erfahrungen über die Cultur der Bletia Tankexvillige. g Vom Inſpektor des Koͤnigl. botaniſchen Gartens, Herrn Otto XXIII. ueber die Cultur der Ferraria pavonia. Vom Herrn L. Math ig Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner zu 22. He a... - XXIV. Ueber den Anbau und die Benutzung des See⸗, Meer- oder Strandkohls, Crambe maritima E. Vom Hofgaͤrtner, Herrn Braſch, zu Bellevue; nebſt Zuſatz vom Königl. Hofgaͤrtner, Herrn Voß, zu Sansſouck re XXV. Auszug aus der Verhandlung des Vereins in der fünften Sitzung, am 4. Mai XXVI. Allgemeine Bemerkungen uͤber die Brittiſchen Parks und Gaͤrten. Fragment aus dem Reiſe-Journal des Königl. e SER RI Herrn Lenne, / ee R XXVII. Vorſchlag des Herrn Doctors Cranz auf Bruſenfelde uͤber den allgemeinen Anbau der Eberefchen - und Aepfelbaͤume, und Verſuche desſelben, deren Fruͤchte, Behufs geiſtiger Getraͤnke, zu bennnenmngmn n XXVIII. Gutachten des Ausſchuſſes über vorſtehenden Vorſchla g XXIX. Verhandlungen uͤber die Claſſification der Obſtſorten. Vom Koͤnigl. Jufſtiz⸗ rathe / Herrn BERLIN IN EEE ET ER XXX. Gutachten über vorſtehende Abhandlung. Von dem Königl. Ober-Hof⸗ Baurath und Garten-Director, Herrn Schulze, zu Sansſoueei XXXI. Auszug aus der Verhandlung des Vereins in der ſechſten Sitzung, am 1, Junius 4823 . ũU᷑½½ 8 XXXII. Nachricht über den jetzt noch im botaniſchen Garten zu Berlin lebenden ; Chamaerops humilis, Vom Inſpector des Königlich botaniſchen Gartens, Hern to a ne Ta (Hierzu eine lithographirte Abbildung.) XXXIII. Ueber einige Abarten der Cinerarien. Vom Herrn We, Carl Bouché, Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner zu Berlin e XXXIV. Ueber die verſchiedene Arten des Kopf-⸗Salats, Lactuca sativa L. Vom Herrn L. Mathieu, Kunſt- und Handelsgaͤrtner zu Berlin XXXV. Ueber Nicotiana nyctaginiflora, und über die Cultur dieſer Zierpflanze. Vom Inſpector des Koͤnigl. botaniſchen Gartens, Herrn Otto (Hierzu eine colorirte Abbildung.) XXXVI. Verhandlung des Vereins in der Sitzung am Stiftungsfeſte, am 23. Junius 182% ff a ann LEBE EEE EI EZ XXXVII. Rede des Directors des Vereins, des Koͤnigl. Geheimen Ober-Finanzraths Herrn Ludolff, gehalten bei der Feier des erſten Stiftungstages » XXXVIII. Preisaufgaben des Vereins für das Jahr 18). XXXIX. Auszug aus der Verhandlung des Vereins zn der ſiebenten Sitzung, am E, Jus 1 f ̃ re XL. Einige Bemerkungen über die Wirkungen des Froſtes auf die Gewaͤchſe im Winter 1822 — 1823. Von Herrn H. F. Link, Profeſſor an der Univerfiät AU DELI as ee ae ie b ae Wen SE LEISER EEE TE Er Seite 71 — 139 — 165 „ XLI. ueber das Pfropfen hinter der Rinde; und uber die Art desſelben mit dem XLII. verſchloſſenen Auge. Von Herrn Benade, Pastor primar. und Rector zu ene, )) „„. Gutachten des Ausſchuſſes über vorſtehende Abhandlun- aA. XLIII. Bemerkungen uͤber Kirſchtreiberei, von dem Koͤnigl. Hofgaͤrtner und Caſtellan, XLIV. XLV. Herrn Fintelmann, auf der Pfauen Inſel. Nebſt achtjaͤhrigen Tempe⸗ ratur - Beobachtungen in freier Luft, angeſtellt in den Monathen März, April, Mai und Junius, von dem Koͤnigl. e e een und Garten- Director, Herrn Schulze, zu Sans oui 8 3 64 Gutachten des Ausſchuſſes über, die beiden von dem 4 9 u m zu Stolpe angefertigten Inſtrumente zum Ringeln der Bäume. . . » Auszug aus der Verhandlung des Vereins in der achten Sitzung, am fh NE TEN (OHNE NR ARNON XLVI. Bemerkungen über die Behandlungsweiſe des Cactus speciosus. Von dem Herrn Raths-Zimmermeiſter Fleiſchinger in Berlin. Nebſt e XLVI, C ERRANG Einige Bemerkungen uͤber die durch das Abſterben oder A een ein⸗ zelner Holzarten in den Laubholz⸗ Pflanzungen der Natuürgaͤrten entſtehen⸗ den Luͤcken. Von dem Groß- Herzoglichen Hofgaͤrtner, Herrn Boſſe, in Oldenburg. Nebſt Gutachten des Ausſchuſſe s XLVIII. Benutzung der Tetragonia expansa, (Viereckfrucht ,) als ſchmackhaftes Gemuͤſe. Vom Königl. Director der Gaͤrtner-Schule und Inſpector des botaniſchen Gartens, Herrn Ott XLIX. Pa aus der Verhandlung des Vereins in der neunten a am „Seytember 182 re NR Ni ER L. 3 über Treibhaus- Gärtnerei, beſonders Kirſchtreiberei. Vom Königlichen Geheimen Ober-Hof-Baurath und Garten-Direetor, Herrn Schulze, A Sen e ß,, De le nk LI. Beſchreibung eines horizontalen Frucht-Spaliers, nach der Methode des Herrn LII. LIII. LIV. LV. LVI, Wagener sen. zu Treptow bei Berlin. Vom Koͤnigl. Geheimen Ober⸗ ,, E ne one ale kei un ori (Hierzu eine lithographirte Zeichnung.) Auszug aus der Verhandlung des Vereins in der zehnten Sitzung, am „ Detohe dd N en. Einige Erfahrungen uͤber die Anwendung der Heide- und Moorerde bei den Pflanzen. Von dem Großherzogl. Hofgaͤrtner, Herrn Boſſe, in Oldenburg Ueber die Behandlung der Morina persica. Von dem Königl. Baierſchen akademiſchen botaniſchen Gärtner, Herrn C. Seitz, in Muͤnchen . Ueber den Stech- oder Steckapfel. Von dem Buͤrgermeiſter, Herrn F. Wie- derhold, in Hoͤrter. Nebſt Gutachten des Ausſchuſſs » Bemerkungen über die gefüllt blühenden Georginen, (Georgina variabilis.) Von dem Koͤnigl. Hofgärtner und Caſtellan, Herrn Fintelmann, auf der Pfauen Inſel bei eogmmmnmnmnmnn & (Hierzu eine colorirte Abbildung.) Seite 169 172 177 187 189 192 209 251 LVII. Auszug aus der Verhandlung t Bercns in der * Siteng am 2: November 823 n „ e er eee e Auszug aus den Statuten und den Verwaltungsplanen der | Lehranſtalt zu Schöneberg und Potsdam Auszug aus den Statuten der Gaͤrtner-Lehranſtalt zu Schöneberg und des Einrichtungs- und Betriebs-Planes der Landes-Baumſchule zu Potsdam 4. u ie, e eee RE Auszug aus den Statuten der in Schoͤneberg und Potsdam zu errichten⸗ den Gaͤrtner-Lehranſtalt und Landes⸗Baumſchule LVIII. Auszug aus der Verhandlung des Vereins in der zwoͤlften Sitzung, am 7. December 182 einen ene 8 LIX. Bemerkungen uͤber die Eigenſchaften und den ER der Brotfrucht. Vom Gärtner, Herrn Beyr ice „ LX. Einige Bemerkungen uͤber den Anbau der Ananas in Braſtlien. Vom Gärtner, Hein Berg 8 LI. Beſchreibung einer neuen Pflanze (Anguloa lurida) aus der Ordnung der Orchideen. Von H. F Link und 5 Dttn d FRE (Hierzu eine colorirte Abbildung.) = 0 LXII. Beſchreibung eines transportabeln und eines gemauerten feſtſtehenden Treib⸗ hauſes fuͤr fruͤhe Treiberei, nebſt Zeichnungen Tab. III.; zu der unter No. L. dieſes Bandes der Verhandlungen befindlichen Abhandlung: Ideen über die Treibhaus-Gaͤrtnerei, beſonders Kirſchtreiberei, gehörig. Vom Königlichen Geheimen Ober-Hof-Baurath und Garten-Director, Herrn Schultze, zu Smith er en . . Au (Hierzu zwei colorirte Zeichnungen.) LXIII. Nachtrag zu den Bekanntmachungen wegen den Preis-Aufgaben, welche im Jahre 1823 und 1824 geſtellt ſ ind LXIV. Aufforderung an die verehrlichen Mitglieder des Vereins? LXV. Berichtigung des Herrn Doctors Cranz zu Bruſenfelde zu ſeiner unter No. XXVII der erſten Lieferung der Verhandlungen mitgetheilten Abhand⸗ lung: die Bereitung geiſtiger Getränfe aus den Früchten der Ebereſchen⸗ und Aepfelbaͤume betreffend „ n 292 311 | kai CCT 225 a 264 EEE CCC Berichtigungen im erſten Bande. 11 von oben lies geſchehene ſtatt geſchehener 2 von unten l. Skarſine fi. Skarſinn 5 l. der ſt. den ’ 20 l. wollen fi. wollten 2 l. Orchideen ſt. Orchidenen 10 l. Quintinye ft. Qintinin 6 v. u. l. Horticulturae ff. Horticular ' 2 l. möge fl. mögen 12 l. genugſam ft. genug ſchon 11 b. u. l. Alpbalſam ji. Alpbalſaminen 9 l. laſſe ſt. laß 1 v. u. l. Art in ſt. Artin — 9 v. u. Bletia ft. Blelia . u. muß die Einklammerung von Oxycocoos pa lustris wegfallen. . u. l. Curtis ſt. Courtys Jardin fi. Gardin . u. l. Zurechtſtellung ft. Zertheilung 18 l. kewensis ſt. keweuris 2 l. Scharfſinn ſt. Schafſinn 7 vb. u. 1 ausſchmuͤcken ſt. aufſchmuͤcken 15 folg. l. Wabrun Abbey dem Herzoge von Bedfoord, Blenheim bei Oxford dem Herzoge von Marlborough gehörig, und Eaton Hall u. ſ. w. ı7 muß es heißen: Anſprechend, vor allen für diejenigen, welche die Mittel dazu haben u. ſ. w. 22 I. Eaton fi. Eaton 12 l. mit den großen, aus rothen Sandſteinen erbauten Thuͤrmen; ſt. mit dem großen, aus rothen Sandſteinen erbauten Damm. 11 b. u. l. Ausſchmuͤcken ft. Aufſchmuͤcken „ u. l. Green fi. Grun . u. l. reitzender ft. reizender 12 b. u. l. Ausſchmuͤcken ft. Aufſchmuͤcken . o. l. Ausſchmuͤckung ſt. Aufſchmuͤckung reitzend ff. reizend Reitze ſt. Reize „ u. l. fragt ft. fraͤgt Boſeſchen ft. Noſiſchen . unbedeutend it. unbedentend . Linean Transact, V. ı2, . b. l. dritte Auflage it. zweite Auflage. . u. lies doppelten ſtatt doppeten o. l. Tragbarkeit fi. Tagbarkeit 9 v. u. l. len ft. leu 10 b. u. l vernachlaͤſſigt ſt. vernachlaſſigt 5 b. ul zur Erzeugung fi. zu Erzeugung . u. l. Fruchtſprießen fl. Fruchtſpießen 13 v. u. l. Ausgaͤten fl. Ausjaͤten u. o. 2 — 2 2 — — 0 ner — — S erers l. ausgaͤten fl. ausjaͤten l. ſelbſt ft. ſebſt 268 8. 8 8. 5 l. Ausſchmuͤckung ſt. Aufſchmuͤckung 275 F. 18 3. 2 l Handelspreis ſt. Handelpreis — 282 Z. 18 v. u. I. Fruchtbaͤume fi, Fr uchtbaͤme Verhandlungen. es Beten mo zur Beförderung des Gartenbaues im Preuß. Staate. Erſte Lieferung. 9 5 Verhandlungen 1. Band. 1 AR * Fe u 8 Vo rere d e. nn uhren BETRITT BEN. Das e eee des 65 e von dich Stiftung bis zur Jahresfeier, werden wandte den Wiegen Ben im Abdrucke überreicht. Es geſchieht em denjenigen, welche den Verhandlungen nicht beiwohnen konnten, einen Beweis von der Thaͤtigkeit des Vereins zu geben, als weil man glaubte, ep ls Entdeckun⸗ gen mittheilen zu koͤnnen. Aber einzelne Kunſtgriffe, einzelne eee welche geringfügig ſcheinen, koͤnnen oft in der Aus bung wichtig werden, und man kann oft in der Folge benutzen, was man fruͤher nicht achtete. Billige Beurtheiler werden erwaͤgen, daß unſer Inſtitut erſt in feinem Aufkeimen iſt, daß nicht allein der Eifer für den Gartenbau uͤberhaupt hier und da geweckt werden muß, ſondern beſonders auch der Eifer fuͤr die Mittheilung der gemachten Er⸗ fahrungen und der gelungenen Kunſtgriffe; daß man alſo die An⸗ ſpruͤche au den Verein noch nicht machen kann, die man, wie wir hoffen, in einigen Jahren wird machen koͤnnen. Sie werden be⸗ denken, daß am wenigſten wichtige Gegenſtaͤnde, wovon in die⸗ 1 fen Verhandlungen die Rede iſt, erfchöpft werden konnten, und daß man die Intenfngsähers darüber nur als Einleitung anfe- hen muß. Uebrigens muͤſſen wir erinnern, daß die geaͤußerten Meinun⸗ gen und Grundſaͤtze in dieſen Verhandlungen keinesweges als ſolche zu betrachten ſind, welche der verſammelte Garten-Verein uͤberhaupt, oder der Vorſtand gebilligt, und zu den ſeinigen ge— macht habe. Aus dem Widerſtreite der Meinungen geht die Wahrheit hervor. Die Gutachten der Ausſchuͤſſe ſind ebenfalls nicht Gutachten des Vereins oder des Vorſtandes; es ſind die Meinungen derjenigen, welche ihre Namen darunter geſetzt haben. Die Einrichtung der Ausſchuͤſſe kann nur die Bedeutung haben, daß die Aufmerkſamkeit auf einen Gegenſtand gelenkt werde, den man ſonſt vielleicht uͤberſehen haͤtte. Aufſaͤtze gegen die hier gelie⸗ ferten Verhandlungen, gegen die Urtheile der Ausſchuͤſſe werden dem Verein ſehr angenehm ſeyn, und der Vorſtand behaͤlt ſich nur vor, zu verhindern, daß der Streit Wan in e und Rechthaberei ausarte, Die zufaͤllige Abweſenheit des ae zur Zeit des Ab: drucks hat einige Druckfehler verurſacht, 1 wir zu n gen bitten. Ver⸗ I. Allerhöchſte Kabinets⸗ Ordre Sr. Majeſtaͤt des Könige Friedrich Wilhelm III. vom gten Juli 1822, durch au der Verein zur Befoͤrderung des Gartenbaues im Preußiſchen Staate genehmiget wird. Aus Ihrem gemeinſchaftlichen Berichte vom 18ten vorigen Monats habe Ich die Bildung eines Vereins zur Befoͤrderung des Gartenbaues in Meinen Staaten gern erſehen. Indem Ich dem für ſelbigen entworfe— nen, hier wieder beigefuͤgten Statute, Meine Genehmigung ertheile, will Ich dem Vereine zugleich die Rechte einer Corporation, Hinſichts des zu erwerbenden und fuͤr ſeine Zwecke zu verwendenden Vermoͤgens beilegen, auch genehmigen, daß das demſelben zu ſeinen Verſammlungen nothwen⸗ dige Lokal in dem neuerdings von dem Juſtizrath Schuͤtz fuͤr Rechnung N des Staats angekauften Haufe zu Neu-Schoͤneberg eingeraͤumt werde. Sodann kann auch dem Vereine, unter Beobachtung der gehörigen Ord⸗ nung, die Benutzung des botaniſchen Gartens, des Herbariums und der dazu gehoͤrigen Bibliotheken geſtattet werden, und außerdem will Ich demſelben den Gebrauch eines oͤffentlichen Dienſtſiegels, der Preuß. Adler mit der Umſchrift: — Verein zur Befoͤrderung des Gartenbaues im Preuß. Staate — erlauben, und ihm zugleich die Portofreiheit beilegen. In letzterer Beziehung wird der Staatskanzler, Fuͤrſt von Hardenberg, das Noͤthige verfuͤgen. Berlin, den Aten Juli 1822. (gez.) Friedrich Wilhelm. Fuͤr die Richtigkeit: Richter, Geheimer Sekretair beim Miniſterio der geiſtlichen ic. na: An die Staats-Miniſter Freiherrn von Altenſtein und von Schuckmann. II. Benachrichtigende Verfügung der hohen Minifterien der geiſtlichen, Unterrichts = und Medizinal⸗ Angelegenheiten, und des Innern, vom 8. Juli 1823. ; D Seine Majeſtaͤt der König die, Allerhoͤchſt Denſelben im Entwuf vorgelegten Statuten fuͤr den Verein zur Befoͤrderung des Gartenbaues in den Preußiſchen Staaten, mittelſt der in beglaubter Abſchrift anlie⸗ genden Kabinets-Ordre vom Aten d. M. zu genehmigen Allergnädigft ger ruhet haben, fo wird der Verein davon hierdurch in Kenntniß geſetzt, um in Folge der Allerhoͤchſten Genehmigung nunmehr ſobald als moͤglich in Thaͤtigkeit zu treten. Berlin, den Sten Juli 1822. ut Der Minifter der geiftlichen, Unterrichts- und Der Miniſter des Innern. Medizinal- Angelegenheiten. f v. Schuckmann. Altenſtein. e Sr TIER An den Verein zur Beförderung des Gartenbaues | im Preußiſchen Staate. Bi III. Nachricht uͤber den Verein 19 Befoͤrderung des Gartenbaues im Preuß. Staate. * Schon oft iſt der Wunſch einer naͤhern Verbindung der Gartenfreunde in Berlin geaͤußert, ſchon lange das Beduͤrfniß eines Vereinigungspunk— tes der mancherlei wichtigen einzelnen Erfahrungen im Felde der Gartens kultur, und einer Anſtalt, um ſolche den entfernten Mitbuͤrgern nutzbar zu machen, gefuͤhlt worden. Die Unterzeichneten haben ſich dadurch aufgefordert gefunden, zur Vorbereitung eines Vereins, welcher die Emporbringung des Garten— baues in der Preußiſchen Monarchie zum Zwecke hat, zuſammen zu tre⸗ ten, Statuten fuͤr ſolchen zu entwerfen, und dieſen, nachdem ſie ſich des Beitritts bewährter Theilnehmer En die höhere Genehmigung zu erbitten. | Diefe Anträge find von ben Bat Miniſtern Freiherrn von Alten: ſtein und von Schuckmann mit Gunſt und Beifall aufgenommen, lebhaft unterſtuͤtzt, des Koͤnigs Majeſtät vorgelegt, und von Allerhoͤchſt Denſelben huldreichſt bewilligt worden. Die Anlagen enthalten die Miniſterial-Verfuͤgung vom 8. Juli, die Allerhoͤchſte Kabinets-Ordre vom 4. d. M., fo wie die durch letztere ges nehmigten Statuten. PR Wir theilen ſolche Denjenigen mit, deren Theilnahme an dem Ent⸗ ſtehen und Gedeihen einer guten Sache wir uns verſichert halten duͤrfen, um daraus die Verfaſſung und die Zwecke des Vereins zu entnehmen, fuͤr welche wir Ihre Unterſtuͤtzung erbitten. Je groͤßer die Theilnahme fuͤr den Verein, und je zahlreicher der Bei— tritt neuer Mitglieder iſt, um ſo mehr wird derſelbe ſich in den Stand geſetzt ſehen, ſeine Zwecke zu erreichen; um ſo mehr die Beduͤrfniſſe des Gartenbaues in den verſchiedenen Theilen der Monarchie kennen lernen; a ru a Bl % A ⁰⁰ Kg ⁰ẽůmw ee Tr D e ſ— um ſo mehr Erfahrungen und Verbeſſerungen, und die Loͤſung von Preis⸗ aufgaben belohnen, gepruͤfte Neuerungen verbreiten, und die nothwendi⸗ gen Verbindungen mit dem Auslande unterhalten Fönnen. Diejenigen, welche dem Verein beitreten, oder über einzelne Gegen⸗ ftände ihre Erfahrungen mittheilen, oder belehrt ſeyn wollen, oder Pruͤ⸗ fung ihrer Leiſtungen und ein Anerkenntniß derſelben durch den 5 wuͤnſchen, werden erſucht, ſich an den General⸗Sekretair des Gartenbau-Vereins, unter der portofreien Rubrik: „Gartenbau⸗Verein ae zu wenden. Zur Aufnahme bedarf es nur der Beachtung u Bee So. 5. und 6. der Statuten. Berlin, den 28. Oktober 1822. Ransleben, v. Vincke, Hermbſtädt, Ludolf, Geh. Ober⸗Finanzrath. Ober⸗Praͤſident. Geh. Ober⸗Medizinal⸗ (Geh. Ober⸗ rath. Finanzrath. Link, eee zur . L. Boucheé, Profeſſor. Doktor. Inſp Fr des botan. 2 Handels-Gärtner. u - „24 * K Sintelmann, Leunk, Werkmeiſter, Hof⸗Gaͤrtner. Gartens Ingenieur. Gutsbeſitzer. 8 * =T' DL Statuten für den Verein zur Befoͤrderung des Gartenbaues im Preuß. Staate. 8 1. v Der Zweck des Vereins iſt die Befoͤrderung des Gartenbaues in dem Preußiſchen Staate, der Obſtbaumzucht in allen ihren Zweigen, des Baues der Gemuͤſe- und Handelskraͤuter, der Erziehung von Zierpflanzen, der Treibereien und der bildenden Gartenkunſt. 2. * Der Verein wird auch Kenntnißnahme von dem Zuſtande des Gar⸗ tenbaues im Inlande und Auslande, durch Pruͤfung und Verbreitung von Entdeckungen und Erfahrungen, durch Erweckung des Wetteifers in Er- ziehung, Vermehrung und Veredlung neuer, ſeltner, nuͤtzlicher, fehöner Pflanzenarten, mittelſt Ausſtellungen von Früchten und Blumen ꝛc. und mittelſt Praͤmien ſeinen Zweck zu erreichen ſtreben. 3. ip Der Verein wird ſich zunaͤchſt bemühen, von den Beduͤrfniſſen des Gartenbaues Kenntniß zu erlangen; er wird den Gaͤrtnern und Liebhabern durch Belehrung nuͤtzlich zu werden ſuchen, indem er ihnen Neuerungen mit den Reſultaten der Pruͤfung mittheilt; er wird Behoͤrden und Indi— viduen, welche ſein Urtheil, oder ſeinen Rath wuͤnſchen, ſolche bereitwillig ertheilen, und andere Geſellſchaften durch Mittheilungen unterſtuͤtzen; er wird es ſich auch angelegen ſeyn laſſen, neue fremde Getreidearten, Fut⸗ ter- und Handelskraͤuter zu vervielfaͤltigen, um ſolche den Landwirthen zu weitern Verſuchen darzureichen; er wird ausgezeichnetes Verdienſt um ſei⸗ nen Zweck, insbeſondere im Obſtbau, in Anlegung lebendiger Hecken, in öffentlichen Verſchoͤnerungen ꝛc. durch ruͤhmliche Erwähnung in feinen Schriften, durch Belohnungen ꝛc. anerkennen, auch Gegenſtaͤnde zur Preis— bewerbung bringen; er wird von feinen Verhandlungen oͤffentlich Kennt⸗ 8 niß geben, und Sammlungen von erheblichen Erzeugniſſen des In⸗ und Auslandes, von Saͤmereien, Zeichnungen, Modellen ꝛc. veranſtalten, end⸗ lich, ſo viel es ſeine Mittel erlauben, die vorzuͤglichſten Schriften, welche Gegenſtaͤnde der Gaͤrtnerei behandeln, anſchaffen und verbreiten. ö 4. 2 Der Verein beſtehet aus wirklichen anweſenden und auswärtigen Mit⸗ gliedern (5 — 7), aus korreſpondirenden Mitgliedern im Auslande, und aus Ehrenmitgliedern (8). Zu wirklichen Mitgliedern werden Einwohner des Preußiſchen Staats, welche die Gaͤrtnerei ſelbſt treiben, oder als Liebhaber derſelben ſich bewaͤhrt haben, und zwar die in Berlin, Charlottenburg und Pots⸗ dam anweſenden auf den ſchriftlichen Vorſchlag zweier Mitglieder, an⸗ dere auswärtige aber durch den Vorſchlag Eines Mitgliedes aufgenom⸗ men, wenn diefer Vorſchlag in zwei Verſammlungstagen an der Tafel angezeigt worden, und keine Erinnerungen dagegen Statt gefunden haben. Die Aufgenommenen empfangen ein Diplom uͤber ihre Aufnahme, nebſt den Statuten, und zahlen ein Eintritsgeld von wenigſtens drei Thalern; doch machen diejenigen Gartenfreunde, welche bis zum 1. Maͤrz 1823 ihren Beitritt erklaren, hiervon eine Ausnahme; fie bilden den erſten Stamm, ohne weitere Aufnahme-Foͤrmlichkeiten. * 7 6. Die anweſenden Mitglieder zu Berlin, Charlottenburg und Potsdam leiſten einen Beitrag von ſechs Thalern, die auswaͤrtigen von vier Thalern jaͤhrlich, vom Aften Januar jeden Jahres an gerechnet, auch wenn die Aufnahme erſt im Laufe des Jahres erfolgt. Gaͤrtner, denen fuͤr vorzuͤg⸗ liche Erzeugniſſe der Dank des Vereins geworden, die einen Preis erwor⸗ ben, und deren ſchriftliche Mittheilungen der Aufnahme in den Verhand- lungen des Vereins werth erachtet worden, zahlen als wirkliche Mitglieder nur die Hälfte des jährlichen Beitrages. Die Zahlung des zwoͤlffachen Beitrages auf Einmal entledigt von fernerer Zahlung der jaͤhrlichen Beitraͤge auf immer. - 7. Jedes >= eee een, ad 38, nr ee plate Jedes wirkliche anweſende und auswärtige Mitglied hat das Recht, in den Verſammlungen zu ſtimmen, die Bibliothek und die Sammlun⸗ gen der Geſellſchaft, nach den beſonders daruͤber feſtzuſetzenden Regeln, zu benutzen. b } nn S. 190 { . Zu Ehrenmitgliedern werden ſolche Perſonen erwählt, denen der Verein ſeine Achtung fuͤr die Befoͤrderung ſeiner Zwecke bezeigen will. Zu korreſpondirenden Mitgliedern werden im Auslande woh⸗ nende Gaͤrtner und Gartenfreunde, von deren e f ch nuͤtzliche Mitcheilungen erwarten laſſen, ernannt. a Die erſtern, wie die letztern werden vom Vorſtande (14) vorgeſchlagen, erhalten gleich den wirklichen Mitgliedern ein Aufnahme⸗Diplom, nebſt den Statuten, ſind aber weder Eintrittsgeld, noch Beitraͤge zu zahlen verpflichtet; ſie koͤnnen den an rn, darin aber nicht De | 9. U, b Beiträge) und eee von Pflanzen, Sumie⸗ reien, Schriften, Abbildungen ꝛc. werden mit dem Namen der Geber in ein beſonderes Buch eingetragen. ö Die Mitglieder des Vereins werden Pflanzen, Blumen, Fruͤchte, Gemuͤſe, welche ſich durch beſondere Groͤße, Schoͤnheit, Vollkommenheit, oder ſonſt auszeichnen; neue Spielarten; Erzeugniſſe einer ungewoͤhnlichen er u. f. w. in den N zur N e TR so Pd Aus den in Berlin, eng und erstes en wirklichen Mitgliedern (5 — 7), werden durch jaͤhrliche Wahl ſtehende Verwaltungs—⸗ Anzpbine gebildet, jeder mit Einſchluß des Vorſtehers aus drei Perſonen. 1) Fuͤr den Gemüſebau und Bau von e 5 2) für die Obſtbaumzucht. | 3) für. die Erziehung von Blumen, 4) fuͤr die Treibereien, 5) für die bildende Gartenkunſt. Verhandlungen. 1. Band. 2 monatlichen Verſammlung auf den Vorſchlag des Vorſtandes (44). 2 Die Ausſchuͤſſe en en fab ve ns ee, ihrer Vorſteher manta wald 915 am Hehe t naß 11. ane A: Jeder Ausſchuß bearbeitet diejenigen Gegenſtaͤnde, welche ibm ı der Verein uͤberweiſet, und erſtattet demſelben ſeine Berichte und Gutachten. Die Berichte der Ausſchuͤſſe muͤſſen, neben dem Beſchluſſe, 775 die etwa 70 3 3 e e enthalte. ug b e Tee aan: Ein von 9200 e einem Auspuff Sie 00 f af in dem betreffenden Ausſchuſſe nur dann zum Beſchluß kommen, wenn alle drei Mitglieder zugegen ſind. Geldverwendungen fuͤr r are ſetzen die ee des Direktors des Vereins e voraus. a ‚sandasisd 7 Inn: 15 mne Er e e Ausſchüſſe kann der Direktor des Vereins aus den an⸗ weſenden Mitgliedern (5) fuͤr einzelne vorübergehende Geſchaͤfte und Gegen⸗ ſtaͤnde ernennen, und dieſe koͤnnen aus mehr zan en 14. agli ba 8945 5 Der Deneim wähle jährlich einen u zwei Ssetgeskeeter deſſel⸗ ben, einen 1 General⸗ Sekretair und einen Schatzmeiſter, welche zuſammen den Vorſtand bilden, und in ihrer Ernennung ihre Belohnung finden. Der Verein waͤhlt ferner einen beſoldeten Sekretair, welcher das Schrei⸗ ben beſorgt, die N ale die Bibliothek und die e fuͤhrt. | | 5 1 5 28 | Der Direk tor iſt berechtigt und Ware den Verein in allen f Angelegenheiten, insbeſondere bei Ausuͤbung und Wahrnehmung der aͤußern y | ; Die Wahl erfolgt jahrlich in der, dem Jahresfeſte vorhergehenden Rechte deſſelben, rechtsbeſtaͤndig zu vertreten: zu Verhandlungen uͤber aͤußere Rechte wird er durch Beibringung eines guͤltig gefaßten Beſchluſſes (24) legitimirt. Es liegt ihm ob, die Statuten aufrecht zu erhalten; diejenigen, welche dagegen handeln, zur Ordnung zu weiſen; Zuſammenkuͤnfte des Vorſtandes zu berufen; außerordentliche Ausſchuͤſſe anzuordnen; das Kaſ⸗ a r * N 1 8 11 ſenweſen des Vereins zu kontrolliren; den neuen Mitgliedern das Diplom ihrer Ernennung) nebſt den Statuten und die Beet, des ichs über das Eintrittsgeld zu uͤberſenden. 16. Der Direktor, oder ein Stellvertreter deſſelben, und der General⸗Sekre⸗ tair, ſollen allen Verſammlungen des Vereins beiwohnen; der Direktor ſoll die Gegenſtaͤnde der Verhandlungen ordnen, durch Aufſtellung der ſich aus den verſchiedenen Meinungen ergebenden Fragen, und durch Vereinigung der Antworten zu beſtimmten Reſultaten die Verhandlungen leiten, die 8 unter die Der ea und deren Thaͤtigkeit a 1 79 it 722 1 7 120 1 H 1874 D le As: nde on mi 20 1 8 0 0 | Die Vorſchlaͤge zu Ehren- und zu korreſpondirenden Mitgliedern und andere wichtige Angelegenheiten, werden von dem Direktor mit den Mit⸗ gliedern des Vorſtandes und den Vorſtehern der Ausſchuͤſſe berathen; die Sammlung der Reſultate der Verhandlungen, die Redigirung der Schrif— ten der Geſellſchaft, beſorgt der Direktor gemeinſchaftlich mit dem Gene— ral⸗Sekretair; unter ſpezieller Leitung des letztern werden die Protokolle uͤber die Verſammlungen, und der Briefwechſel mit den REN Mitgliedern vom Sekretair geführt. 18. . Der Seeg meer Er und quittirk die Eintrittsgelder, die ordentlichen und außerordentlichen Beiträge; er leiſtet die vom Direktor angewieſenen Zahlungen; legt alle vier Monate eine Nachweiſung des Kaſſenzuſtandes, und vier Wochen nach dem Jahresſchluſſe dem Vorſtande die Jahresrechnung zur Abnahme vor, und fertigt die Ueberſicht des Ver— moͤgensbeſtandes, welche am Jahresfeſte (21) vorgelegt wird; die Nach— weiſung der Ruͤckſtaͤnde uͤbergiebt er dem Direktor, um deren e > den Sekretafr zu befördern. 5 19. Der Sekretair ſoll allen Verſammlungen des Vereins und ſeiner Aus ſchůſſe beiwohnen, das Verzeichniß der Mitglieder und der Beitraͤge . ——— — — ——— — . 12 fuͤhren, desgleichen das der eingehenden Geſchenke, der ausgeſetzten und bewilligten Preiſe, der vorhandenen Buͤcher, Seen ere Modelle und Beſchreibungen. 20. Der Verein verſammelt ſich am erſten Dienſtage in jedem Monate, in den fünf Wintermonaten vom 1ſten November bis Ende März um 1 Uhr, in den ſieben andern Monaten um 3 Uhr ene in dem naͤher zu beſtimmenden Lokal. ie Br 24: Jaͤhrlich, am 21ſten Junius Mittags um 1 Be ua eine feier⸗ liche Verſammlung der ſaͤmmtlichen anweſenden Mitglieder Statt, zu wel⸗ cher auswaͤrtige Mitglieder im Umkreiſe von zehn Meilen, und die Eh⸗ renmitglieder noch beſonders eingeladen werden. Die Mitglieder werden ſich bemuͤhen, zur Ausſchmuͤckung des Lokals und zur wuͤrdevollen Feier des Feſtes die ſchoͤnſten a e die RR ranhie- tet, auszuſtellen. An dieſem Tage eroͤffnet der Direktor wur Berein mit einer a worin er anzeigt, was der Verein im abgelaufenen Jahre fuͤr feine ver- ſchiedenen Zwecke geleiſtet hat; ferner den Beitritt neuer, oder den Abgang bisheriger Mitglieder; den Beſtand des Vermoͤgens und der Sammlun⸗ gen, und die vorzuͤglichſten Geſchenke; er theilt ſeine Hoffnungen und Aus⸗ ſichten fuͤr die Zukunft mit. Nun werden die Kai RS und die neu ausgeſetzten bekannt gemacht. u. bilhüer Es wird ſodann zu der neuen Wahl des Wa 9 und nach deren Kundmachung die Verſammlung mit einem gemeinſchaftlichen Mittagsmahle beſchloſſen. Dany In den Verſammlungen fol der Direktor die Gegenſtaͤnde in boten. der Ordnung zur Berathung bringen: j A Vorleſung des letzten Protokolls; Vorlegung der eng Be⸗ richte der Ausſchuͤſſe; Mittheilungen der Mitglieder; die Korreſpondenz; Vortrag uͤber die neuen Gegenſtaͤnde; Vorzeigung der eingeſendeten Pflan⸗ wandten Gegenſtaͤnde. R 13 zen, Gemuͤſe, Fruͤchte und Blumen ꝛc., oder anderer der Gärtnerei ver- 23% Wenn ein Mitglied das Wort hat, ſteht es auf, und darf während ſeiner Rede von Niemand unterbrochen werden. Reden mehrere zugleich, ſo beſtimmt der Direktor die Reihenfolge, nach welcher ſie reden ſollen. — Mengt der Redende nicht zur Sache gehoͤrige Gegenſtaͤnde in ſeine Rede, ſo ſoll der Direktor ihn unterbrechen. Ueber denſelben Gegenſtand ſoll daſſelbe Mitglied während der Ver⸗ handlung nur Einmal ſprechen. Wer einen Vorſchlag thut, hat das Recht, die Einwuͤrfe eines Je⸗ den zu widerlegen. * 24. Zur Faſſung eines guͤltigen Weseke uͤber einen Vorſchlag, iſt erforderlich: a. daß der Vorſchlag von einer Sigung zur andern ſchriftlich im Ver⸗ ſammlungszimmer ausgehaͤngt worden; eh b. daß wenigſtens zehn Mitglieder in der Verſammlung gegenwärtig ſind, und c. daß wenigſtens % derſelben durch Aufhebung der BER Hand für den Vorſchlag handle ; 253 Be Außerordentliche Belohnungen, Preisaufgaben und Preisvertheilun— gen, muͤſſen in den gehoͤrigen Ausſchuͤſſen genehmigt, und in zwei Ver— ſammlungen des Vereins durch guͤltige Beſchluͤſſe angenommen ſeyn. 26. 5 Vater 5 Soͤhne haben gegenſeitig kein Stimmrecht bei nher und Preisbewerbungen, fo wie Lehrherren in Hinſicht auf ihre Lehrlinge, des— gleichen Mitglieder, welche ſich ſelbſt um einen Preis bewerben. Letzteren iſt der Zutritt bei den Verhandlungen uͤber ſolche Preisbewerbung, oder Ertheilung, überall unterſagt. In Fällen, wo die, Preisbewerber nicht ge⸗ — 14 nannt worden, koͤnnen die Mitglieder des beurtheilenden e ſich um den Preis nicht bewerben. N „D rien 27. Vorſchläge zur Aufhebung gefaßter Befchlüffe, dürfen erſt, nachdem der fruͤhere Beſchluß drei Monate hindurch in Ausfuͤhrung geweſen iſt, gemacht werden. In den Ausſchuͤſſen entſcheidet die Stimmenmehrheit fuͤr eine Meinung. ; K 28. Die Wahl des Vorſtandes erfolgt am Jahresfeſte (21.) durch 5 tel, nach dem beigefuͤgten Schema, auf welchen neben der Angabe der Aemter der Vorſchlag des Vorſtandes zu deren Wiederbeſetzung enthalten iſt. Wer den Vorſchlag nicht billigt, und ſeine Stimme einem andern Mitgliede geben will, ſtreicht den Namen des vom Vorſtande Vorgeſchla⸗ genen durch, und ſchreibt den Namen desjenigen, fuͤr welchen er ſtimmt, daneben; die Zettel werden zuſammengewickelt, dem Direktor uͤberreicht, welcher drei Mitglieder ernennt, um das Skrutinium zu machen, nach deſſen Beendigung die durch Stimmenmehrheit Neuerwaͤhlten proklamirt werden, welche dann ſofort ihr Amt antreten. Bei gleicher Zahl von Stimmen entſcheidet das Loos. 29. Waͤhrend der Wahlen und in den Ausſchuͤſſen iſt der Zutritt Frem⸗ der unzulaͤſſig, ſonſt aber geſtattet; nachdem ſich der Verein zur Bera⸗ thung niedergelaſſen hat, wird der Fremde von dem Direktor laut nam- haft gemacht. 5 N Witte © 30. | Wer ſich um einen von dem Verein ausgeſetzten Preis bewirbt, oder auf eine gemachte Mittheilung den Anſpruch auf außerordentliche Belohnung gruͤndet, iſt verpflichtet, den Gegenſtand vorzuzeigen, oder ſolchen genau und vollſtaͤndig zu beſchreiben, und ihn in letzterm Falle, in vollftändiger und rich tiger Zeichnung, im Modell ꝛc. vorzulegen. Die Geſellſchaft iſt befugt, wenn fie es noͤthig erachtet, das Urtheil eines Sachverſtaͤndigen, der nicht Mitglied des Vereins ift, über die Preisfähigkeit eines Gegenſtandes einzuholen. 15 Die Beſchreibung, die Zeichnung der Werkzeuge, oder das Modell, werauf ein Preis ertheilt worden, bleiben Eigenthum der Geſellſchaft, und ſie bat das Recht, den Gegenſtand öffentlich bekannt zu machen. 31. a Es ſoll in den Verſammlungen allemal zuerſt uͤber die Preisfaͤhigkeit i ke Here aber ei die Art der Belohnung geſtimmt werden. 32. Der Verein wird die wichtigſten Beobachtungen und Erfahrungen ſeiner iirglieder, welche ‚mündlich, oder ſchriftlich zur Berathung gekom— men, und der weitern Verbreitung werth erachtet worden ſind, mit Er— laubniß der Urheber, imgleichen alle Preisaufgaben und die Verhandlun⸗ gen darül er, die Loͤſung der Aufgaben, die Nachweiſung der ertheilten Preiſe ꝛc. durch den Druck bekannt machen, unter Beifuͤgung von Abbil— dungen neuer Gegenſtaͤnde. Jedes wirkliche, mit Beiträgen nicht ruͤck— ſtaͤndige Mitglied, imgleichen die Ehren- und korreſpondirenden Mitglie— der, welche ihre fortdauernde Theilnahme beweiſen, erhalten einen Abdruck dieſer Verhandlungen unentgeldlich, welche zugleich fortlaufend die Ge- ſchichte des Vereins und das Verzeichniß der Mitglieder enthalten ſollen. i 33. Ein Mitglied, welches einen Monat nach erfolgter Erinnerung mit ſeinen Geldbeitraͤgen im Ruͤckſtande iſt, verliert ſein Stimmrecht bis zur Tilgung des Ruͤckſtandes, ſo wie das Recht, Mitglieder vorzufchlagen, oder Fremde einzuführen. Ein zweijaͤhriger Ruͤckſtand ſchließt, bis er getilgt worden, von dem Rechte aus, den Verſammlungen beizuwohnen; ein noch laͤngerer Ruͤck— ſtand hat das Loͤſchen des Namens in dem de le der Mitglieder zur Folge. — nn ĩ˙ rr a EYE VERY Di 16 (Form der Wahlzettel.) Liſte der zu beſetzenden Aemter mit den Vorſchlaͤgen des Vorſtandes am 21ſten Juni 1823. 9 £ Direktor. “ Direktor. N. N. After Stellvertreter. After Stellvertreter. N. N. 4 2ter Stellvertreter. 2ter Stellvertreter. N.N, 5 General⸗Sekretair. General⸗Sekretair. N, N F \ Schatzmeiſter. Schatz meiſter. 5 10 N. N. Sekretair. ö Sekretair. N. N. N Ein Mitglied, welches die empfohlenen Namen nicht billigt, wolle ſolche nur durch ſtreichen, und neben dem durchſtrichenen, die Namen derjenigen Perſonen ſchreiben, wel⸗ chen es ſeine Stimme zu geben vorziehet. V. Ver⸗ 17 * 2 N V. N Verhandlung, aufgenommen in der erſten Sitzung des Vereins, im Lokale zu Neu: Schoͤneberg, am 1. December 1822. N * Gegenwaͤrtig waren: 6 d. Hr. Ober-Praͤſident v. Vincke, d. Hr. Garten⸗Inſpektor Otto, — Geh. Ober-Finanzrath Ransleben, — Hofgaͤrtner Fintelmann, — Geh. Ober-Medizinalrath Hermbſtaͤdt, — Gutsbeſitzer Wer kmeiſter, — Geh. Ober-Finanzrath Ludolf, — Garten- Ingenieur Lenné, — Profeſſor Link, — Kunſtgaͤrtner L. Bouché, und achtzig Theilnehmer und Mitglieder des Vereins aus Berlin und Potsdam. Auf geſchehener Einladung von Seiten der obengenannten, dazu beauf- tragten, Mitglieder des Vereins zur Befoͤrderung des Gartenbaues im Preuß. Staate, hatten ſich heute um 12 Uhr Mittags, von den bis da— hin dem Verein beigetretenen Gartenfreunden, achtzig an der Zahl, in dem von Sr. Majeſtaͤt dem Koͤnige bewilligten Lokale zur erſten Sitzung verſammelt. Der Verſammlungsſaal war durch die Vorſorge des Herrn Garten— Inſpektor Otto, mit den ſchoͤnſten bluͤhenden Ziergewaͤchſen reichlich ge- ſchmuͤckt worden, und nachdem man Platz genommen hatte, eroͤffnete der Direktor des botaniſchen Gartens, Herr Prof. Link, die Verſammlung mit beiliegender Rede, in welcher die Zwecke des Vereins naͤher ent— wickelt wurden. M a Der Redner empfahl unter andern der Aufmerkſamkeit und Mitwir⸗ kung der Mitglieder, eine auf dem von Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt erkauften Schuͤtzſchen Etabliſſement, als dermaligen Verſammlungsorte, anzulegende Gartenſchule, deren Plan in der Folge mitgetheilt werden ſolle; theilte die Gruͤnde mit, aus welchen gerade dieſes Lokal zu deren Anlegung gewaͤhlt ſei, und beſchloß ſeinen Vortrag mit Vorleſung der Koͤnigl. Kabinets— Ordre vom Aten Juli c., durch welche nicht nur der Verein genehmigt, Verhandlungen. 1. Band. 3 18 iu — und deffen Statuten betätigt, ſondern demſelben auch mehrere Verguͤnſti⸗ gungen bewilligt ſind. Hierauf verlas der Hr. Ober-Praͤſident v. Vincke die Statuten. Da es unzweckmaͤßig ſchien, die auf beute feſtgeſetzte Wahl des Vor⸗ ſtandes in der §. 28. der Statuten beſtimmten Art vorzunehmen, indem theils gegenwaͤrtig noch kein Vorſtand exiſtirte, um die Vorſchlaͤge zur Beſetzung der Aemter zu machen, theils auch die jetzigen Mitglieder ſich einander noch zu wenig kannten, ſo forderte, in Vorausſetzung der Geneh⸗ migung der anweſenden Mitglieder, der Herr Prof. Link, Namens der Stifter des Vereins, den Herrn Ober⸗ Praͤſidenten v. Vinck 2 welcher ſich der Bildung dieſes Inſtituts mit der groͤßten Thätigkeit und Liebe angenom⸗ men, auf, den vorläufig bis zum 21ſten Juni k. J. fungirenden Vorſtand zu beſtimmen. — Derſelbe erwaͤhlte darauf zum b des Dane den Geheimen Ober-Finanzrath 3 zum erſten Stellvertreter deſſelben den Profeſſor Link, zum zweiten Stellvertreter deſſelben den Inſpektor des botaniſchen Gartens Otto, zum General-Sekretair den Gutsbeſitzer Werkmeiſter, und zum Schatzmeiſter „ n 4 den Geheimen Ober-Finanzrath Kansikbr n. Der Poſten eines beſoldeten Sekretairs blieb vorlaufig noch unbeſetzt. Der Geheime Ober-Finanzrath Ludolf nahm die Ernennung zum Direktor an, und auch die übrigen den Vorſtand bildenden Mitglieder er- klaͤrten zur Annahme der bemerkten Stellen ſich bereit, auch wurden von dem erſteren die Namen derjenigen Mitglieder verleſen, welche ſich zum Theil nicht abgeneigt erklaͤrt hatten, den §. 10. der Statuten angeordne⸗ ten fünf Verwaltungs-Ausſchuͤſſen beizutreten; der Direktor Wa fich vor, dieſerhalb das weiter ee zu DB: A ee Ya de TE a ra 19 VI. Rede des Profeſſors, Herrn Link, gehalten am 1. December 1822. Bei Eroͤffnung der erſten Sitzung des Vereins. „Wie haben uns heute verſammelt, um einen Verein in das Leben ein: zufuͤhren, von dem wir uns einigen Nutzen nicht allein fuͤr den Staat verſprechen, deſſen Bewohner zu ſeyn wir das Gluͤck haben, ſondern auch fuͤr die Sache ſelbſt, welche der Gegenſtand unſerer Bemuͤhungen iſt.“ „Wir ſind weit entfernt zu glauben, daß der Gartenbau in allen ſei⸗ nen Zweigen, und in allen Gegenden des Preußiſchen Staates, auf einer niedrigen Stufe der Vollkommenheit ſtehe, und daß es darum eines ſol— chen Vereines beduͤrfe; wir ſind vielmehr von dem Gegentheile wohl uͤber— zeugt. Preußen hat in der neuern Zeit eine Gegend in den Staat auf— genommen, welche wegen des Gartenbaues, beſonders wegen der Handels— kraͤuter, ſeit einem Jahrhundert hochberuͤhmt und wahrhaft merkwuͤrdig iſt. Man glaubt in dieſer Ruͤckſicht nach Nord-Italien gekommen zu ſeyn, wenn man in die Umgebungen von Erfurt tritt. Ein Werk uͤber den Gartenbau von einem Erfurter, Reichard's Land- und Gartenſchatz, iſt ein halbes Jahrhundert hindurch das einzige ſeiner Art in Deutſch— land geweſen, und noch immer klaſſiſch. Die Gegenden in der Naͤhe von Leipzig, welche mit der Preußiſchen Monarchie vereinigt wurden, beſon⸗ ders gegen Deſſau, haben einen Gemuͤſebau, wie er ſonſt nicht leicht in Deutſchland angetroffen wird, und koͤnnen Gemuͤſe liefern, wie ſie die beſten Tafeln in Berlin nicht haben. Wenn auch in der ſchoͤnen Provinz Schleſien ein guter Apfel und eine gute Birne im Ganzen ſeltener iſt, als eine Genueſiſche Orange, ſo wollen wir doch nicht die Menge von vortrefflichem Steinobſt in dieſem Lande, und die reizenden Anpflanzungen von Kirſchbaͤumen bei Skarſinn vergeſſen, welche die Hauptſtadt der Pro— vinz mit Fruͤchten im Ueberfluß verſehen. Seit langer Zeit iſt der Stet⸗ W — tiner Apfel durch ganz Deutſchland, als ein vorzuͤglich dauerhafter bekannt, und dieſe Handelsſtadt ſendet jaͤhrlich viele Schiffsladungen in Pommern gebautes Obſt nach den oͤſtlichen Haͤfen. Dennoch trinkt in den meiſten Gegenden am Rhein das Volk einen ſauren, kaum zu genießenden, der Geſundheit gewiß nicht zutraͤglichen Cider, der in Frankreich in Gegenden vortrefflich iſt, welche mit dem Rheinthale, was Boden und Klima betrifft, nicht zu vergleichen ſind. Zur Verſchoͤnerung der Wohnungen bietet man auf den Maͤrkten zu Breslau die ſchoͤne chineſiſche Iris, die Tigerlilie (Tigridia) und andere Zierpflanzen in Menge feil, indem ſich die Bewoh⸗ ner Berlins an einem Schneeballenſtrauche (Viburnum Opulus globosum) begnuͤgen muͤßten, wenn nicht Holland Hyazinthen und Tazzetten lieferte. Wer ſieht nicht mit Vergnuͤgen die geſchmackvollen Koͤnigl. Anlagen zu Potsdam und Berlin, aber fie find nicht überall Muſter geworden, wenn ſie auch in einem verjuͤngten Maaßſtabe dieſes oft haͤtten werden koͤnnen. Die Treibereien zu Berlin und ſelbſt zu Breslau gehoͤren zu den beſſeren, aber kaum hat man es verſucht, mit den Erzeugniſſen derſelben eine feier⸗ liche Tafel zu ſchmuͤcken.“ i „Wenn auch der Garten-Verein nichts weiter vornehmen koͤnnte, als den Vermittler zwiſchen den Provinzen des Preußiſchen Staats zu machen, von einer nach der andern zu verweiſen, eine durch die andere zu belehren, aus der einen in die andere die Erzeugniſſe zu verſetzen, ſo wuͤrde er ſich ſchon darum ein großes Verdienſt um den Staat erwerben. Das Gute wuͤrde dadurch ſeinen Werth erhalten, und nicht allein Beifall und Aufmun⸗ terung, ſondern auch Nachahmung ſich bereiten. Aber es wird ſich der Verein nicht allein damit begnügen; er wird in dem Auslande forſchen, was ſich dort Gutes befinde, und zu uns verpflanzt werden konne. Noch immer erzeugt Frankreich das ſchoͤnſte Obſt in der größten Mannigfaltig— keit, und wenn auch das Klima viel dazu beitraͤgt, ſo thut es doch nicht Alles; noch immer iſt England in Ruͤckſicht der Anlagen ein Feenland, und wenn auch der Reichthum dort viel hervorbringt, ſo kann man doch bei maͤßigem Vermoͤgen auch geſchmackvoll ſeyn. Die Pariſer Gegend liefert. noch immer das beſte Gemuͤſe, und Erfahrungen lehren, daß auf dieſe das 7 Ar neee * el Kr ae N eg — * Y - Ak “ — 21 Klima weniger einwirkt, als der Bau ſelbſt. Noch immer uͤbertreffen die Londoner Treibereien Alles, was ſich ihnen gleichſtellen moͤchte, und wir koͤnnen eben ſo gut und wohlfeiler heizen, als ſie, und die Nachfrage ent— ſteht mit dem Produkt, denn das Unbekannte verlangt Niemand. Der Gar— ten⸗Verein wird auch hier als Vermittler auftreten koͤnnen, und das Gute von Land zu Land verpflanzen. Er wird durch Rath hierin zu nutzen ſu— chen, aber auch durch That, wo es ihm moͤglich ſeyn wird.“ „Es iſt eine bekannte Sache, daß die Aufmerkſamkeit auf die oft zu— faͤllig erzeugten Abarten, die Vermehrung und Verbreitung derſelben, fuͤr Oekonomie und Gartenbau von der groͤßten Wichtigkeit geweſen iſt. Da⸗ durch entſtand die Obſtzucht, der Weinbau und der Gemuͤſebau. Es iſt auffallend, wie man ſchon im fruͤheren Alterthume in dieſer Ruͤckſicht mit großem Beobachtungsgeiſt und Scharfſinn verfuhr. Auch in den neueren Zeiten hat ſich dieſes bewaͤhrt. Die Kartoffeln wuͤrden nicht ihren Weg auf die Tafeln der Vornehmen gefunden haben, wenn man nicht die feinern Abarten ausgewaͤhlt und vermehrt haͤtte. Auf der ganz entgegengeſetzten Seite wuͤrden ſie nicht zum allgemeinen Viehfutter brauchbar geworden ſeyn, wenn man nicht die großen zutragenden Abarten aufgeſucht hätte. Die Anwendung dieſes Verfahrens auf die Viehzucht hat in England außer— ordentliche Wirkungen gethan. Man ſieht leicht ein, was eine Vereinigung thaͤtiger Maͤnner in dieſer Hinſicht leiſten kann. Aufmerkſam machen auf ſolche Abarten, Anweiſung geben, wie ſie zu erlangen und zu erzielen ſind, endlich Vertheilung der Abarten ſelbſt zur fernern Vermehrung und Ver— breitung derſelben, ſind die Mittel, deren ſich der Verein hiezu bedienen kann und bedienen wird.“ „Wir wollen uns nicht ſcheuen, 9 zu thun und auf Bor: Schläge zu hören. Prüfer Alles und das Gute behaltet. Alles Alte, Ge: pruͤfte, Bewaͤhrte, war einſt gewagte, unſichere Neuerung. Dem Einzel— nen koͤnnen Neuerungen ſehr ſchaden, ohne darum dem Ganzen ſchaͤdlich zu ſeyn. Der Mann, welcher die Koppelwirthſchaft in Mecklenburg ein: führte, und dadurch zuerſt ein beſſeres Wirthſchafts-Syſtem in Deutſch— land veranlaßte, der Herr von der Luͤhe auf Mulſow, buͤßte fein Vermoͤ— 22 gen über feine Neuerungen ein: Neuerungen, welche die Quelle der größten Reichthuͤmer fuͤr ſein Vaterland wurden. Als i. J. 1591 John Gerard, ein Liebhaber ſeltener Gewaͤchſe, die Peruaniſche Kartoffel in ſeinem Gar⸗ ten neben andern ſeltenen Kräutern bauete, dachte man wahrlich nicht, daß dieſe Pflanze einſt werde die Voͤlker vor Hungersnoth ſichern; und den Uebergang derſelben, aus einem botaniſchen Garten in die Gemuͤſegaͤrten um Dublin, mag oft genug belaͤchelt ſeyn. Vorſchlaͤge machen, aufnehmen, pruͤfen, iſt ein Zweck unſers Vereins.“ „Wir haben die Naͤhe des Koͤnigl. botaniſchen Gartens zu unſern Verſammlungen gewaͤhlt, um ihn in den Elementen der Wiſſenſchaft ſtets befragen zu können. Es iſt auffallend, welche thoͤrichte, verfuͤhreriſche Vor⸗ ſchlaͤge beſonders in der Oekonomie gemacht ſind, weil man nicht wußte, was man vor ſich hatte. Es iſt nicht Einmal, ſondern oft geruͤhmt worden, daß im noͤrdlichen Deutſchland der Reiß im Freien ausdaure und gebaut werden koͤnne, ein Irrthum, welcher auf der Verwechſelung des Reißes mit einem andern etwas ähnlichen Nordamerikaniſchen Graſe, der Zizania aquatica, beruhte. Man hat andere Gewaͤchſe zum Anbau geruͤhmt, die man nur einmal wachſend und bluͤhend anſehen durfte, um das Unzweck⸗ maͤßige des Vorſchlages zu finden. Was im botaniſchen Garten im Freien aushält, wollten wir darum nicht als eine uͤberhaupt ausdauernde Pflanze zum Anbau empfehlen, aber eine Pflanze, welche im Garten im Winter erfriert, und eines kalten oder gar warmen Hauſes zum Anbau bedarf, wer⸗ den wir gewiß als untauglich zum Anbau im Großen bezeichnen duͤrfen. Wir glauben von dem Inſtitute des botaniſchen Gartens ruͤhmen zu koͤn⸗ nen, daß man ſich ſelten vergeblich an daſſelbe wenden wird.“ „Wir empfehlen vorläufig. Ihrer Aufmerkſamkeit und Mitwirkung, eine in dieſem Lokale anzulegende Gartenſchule. Ein ausfuͤhrlicher Plan ſoll Ihrer Beurtheilung in der Folge vorgelegt werden. Wir haben dieſen Ort zur Anlage gewaͤhlt, aus mehreren Gruͤnden. Zuerſt und vorzuͤglich, damit wir dieſe Schule mit dem Vereine in eine naͤhere Verbindung brin⸗ gen koͤnnten, um Ihre Urtheile, Ihre Vorſchlaͤge, Ihre Pruͤfungen zu be⸗ nutzen; dann hat auch die Naͤhe des K. botaniſchen Gartens Einfluß dar⸗ 23 auf gehabt. Der Garten foll ſich zwar nicht ruͤhmen, daß, weil dort jaͤhr— lich Orchidenen aus Jamaika fo blühen, als wuͤchſen fie auf den Baum⸗ ſtaͤmmen ihres Vaterlandes, er auch den beiten Spargel bauen koͤnne; allein er nimmt die Aus forderung an, fuͤr 100 neue Pflanzenarten von der Oſtkuͤſte von Afrika, in der gehoͤrigen Zeit Spargel zu liefern, welcher der Vollkom— menheit nahe kommt. Wer das Ganze uͤberſieht, wird ſich leicht im Ein— zelnen finden. Es giebt Zweige des Gartenbaues, welche einen tiefen Blick in das Weſen der Pflanzen vorausſetzen, und auch keinesweges nach Erfah— rung, oder Herkommen gut gemacht werden — ich meine den Baumſchnitt. Was ein vortrefflicher Praktiker, Quintinin, vor mehr als anderthalb Hun— dert Jahren lehrte, iſt theils vergeſſen, theils nicht verſtanden worden, da der Mann ſich zum Allgemeinen erhob. Auch ſoll die Gartenſchule nicht junge Maͤnner bilden, welche beſtimmt ſind, Beete abzutreten und Bohnen zu legen, ſondern welche in dem Diſtrikte, wohin ſie kommen, und in dem Fache, welches ſie vorzugsweiſe erwaͤhlt haben, als Lehrer auftreten koͤnnen.“ „Der Beifall, welchen unſere Vorſchlaͤge zu dieſem Garten-Vereine gefunden zu haben ſcheinen; die Menge von Theilnehmern, welche ſich an— gekuͤndigt haben, erregen die Hoffnung, daß der Verein bald in eine volle Thaͤtigkeit kommen werde, und daß wir im Stande ſeyn werden, unſere Verhandlungen dem Publikum mitzutheilen. Wir erſuchen Sie daher, das Nuͤtzliche, was Sie erdacht und erprobt haben, fuͤr dieſe 2 erhandlungen aufzubewahren. Wir erſuchen Sie ferner, auf folche e auf⸗ merkſam zu-feyn, und in deſſen Ruͤckſicht über Gegenſtaͤnde nachzudenken, oder Verſuche anzuſtellen, deren Erforſchung fuͤr den Gegenſtand, den wir bearbeiten, von Nutzen ſeyn koͤnnte.“ a „Wir haben bei der Abfaſſung der Statuten auf einen aͤhnlichen Verein in England, die Horticular Society, Ruͤckſicht genommen. Dieſer Verein hat den Gartenbau in allen feinen Zweigen, wie wir, zum Gegenſtande ſei⸗ ner Bemuͤhungen. Die Ausſtellung von ſchoͤnen Früchten, Blumen und andern Erzeugniſſen des Gartenbaues, welche jener Verein veranſtaltet, ſind des Reichthums und der Schoͤnheit der Produkte wegen, ſelbſt von Kennern bewundert worden. Wir wuͤnſchen, daß die Ausſtellung, welche unſer Verein 24 veranlaſſen wird, fich ebenfalls den Beifall der Kenner erwerben. mögen, und wir erſuchen die Praktiker, bald, wir moͤchten ſagen, ſogleich daran zu denken, dieſen Wunſch zur Erfüllung zu bringen. Die Abhandlungen, wel⸗ che die Hort. Soc. herausgiebt, enthalten eine Menge ſchaͤtzbarer Bemer⸗ kungen, und ich werde mir die Erlaubniß nehmen, in einer der folgenden Verſammlungen unſers Vereins, einen kurzen Auszug . denſelben mit⸗ zutheilen.“ a 1 Daß wir nicht weniger auf den zu Berlin beſtehenden Gewerbe⸗ Verein Rüͤckſicht genommen haben, wird man erwarten. Ungeachtet der kurzen Zett, ſeit welcher er beſteht, hat er doch ſolche Fortſchritte gemacht, ſolche Theilnahme erweckt, und ſolche Fruͤchte erzeugt, daß durch dieſen Er⸗ folg das Zweckmäßige ſeiner Einrichtung bereits genug ſchon bewieſen iſt. Wir wollen hoffen und wuͤnſchen, und zugleich bitten, daß er die juͤngere Schweſter freundlich aufnehme, ohne alle Eiferſucht, als die, welche den edlen Namen Wetteifer führe, in Pater Ruͤckſi cht wir entgegen m kom⸗ men, hoffen duͤrfen.“ „Der erſte Gedanke, der erſte Antrieb zu dieſem e ruͤhrt von Sr. Ercellenz dem Herrn Staatsminifter von Altenſtein her. Er wandte ſich an Maͤnner, deren Thaͤtigkeit ihm bekannt war, und welche in dieſer Ruͤckſicht ihm nahe ſtanden. Die junge Tochter tritt heute in die Welt ein, 8 ſtolz auf . voll Vertrauen, daß er ſeine pflegende Hand ihr nicht entziehen werde, und mit dem eifrigen Beſtreben, ſich eee wuͤrdig zu machen.“ „Se Majeſtaͤt der Koͤnig, auſiherrſüm auf Alles, was Seinem Ber von Nutzen ſeyn koͤnnte, hat fogleich den Garten -Berein genehmigt, und deſſen Statuten beſtaͤtigt. Durch Thaͤtigkeit und Eifer fuͤr unſern Zweck, werden wir den Geſinnungen des erhabenen Monarchen am beſten entſpre⸗ chen. Ich weiß dieſe wenigen Worte nicht beſſer zu 3 in eg Borlefung der Allergnaͤdigſten Kabinets-Ordre.“ a — —— p VII. Aus⸗ 25 1 VII. 5 Auszug aus der Verhandlung des Vereins in der zweiten Sitzung, am Sten Januar 1823. Mit lobenswerthem Eifer hatte ein Theil der Mitglieder der Ausſchuͤſſe ſelbſt ſich in Thaͤtigkeit geſetzt, indem folgende Abhandlungen eingelie— fert waren: 1) Von dem Herrn Garten-Ingenieur Lenné: über die Vortheile einer Landes⸗Baumſchule und Anlage derſelben bei Potsdam. 2) Von dem Herrn Hofgaͤrtner Braſch: uͤber die Kultur der Gardenia florida L., welche unter dem Namen vollbluͤtige Gardenie, auch Jasminum capense, bekannt iſt, und in Oſtindien und am Vorge— birge der guten Hoffnung wild waͤchſt. 3) Von dem Herrn Kunſtgaͤrtner P. F. Bouché: über das Treiben der Tuͤrkiſchen Ranunkel, als des Ranunculus africanus, Ranunculus asiaticus eto., welche bei den Hollaͤndiſchen Blumiſten unter den Na⸗ men Turban d'or und Exquisita romana bekannt ſind. 4) Von dem Herrn Kunſtgaͤrtner P. C. Bouches: über die Kultur der Fackeldiſtel⸗Arten (Cactus L.), welche faſt alle im ſuͤdlichen Amerika wild wachſen. 5) Von dem Herrn Kunſtgaͤrtner L. Mathieu: über die Behandlung der Alpbalſaminen⸗Straͤucher, Rhododendron L., auch Schneeroſe genannt. Außerdem waren noch von andern Mitgliedern nachſtehende Aufſaͤtze eingeſandt: 6) Von dem Gutsbeſitzer, Herrn Werkmeiſter: über das Ringeln der Obſtbaͤume. 7) Von dem Herrn Kaſſirer Piaſte: uͤber Herrn Kecht's Methode, den Wein zu kultiviren. 8) Von dem Herrn Kaufmann Satnen: über die Beſtellung eines Acker: ſtuͤcks mit verſchiedenen Gemuͤſearten, zur wohlfeilen Verpflegung der kaſernirten Soldaten. Verhandlungen. 1. Band. 4 26 9) Von Herrn Dr. Cranz auf Bruſenfelde: über die Bepflanzung der Wege auf den Feldern mit Ebereſchen und Aepfelbäumen, nebſt Proben des aus den Fruͤchten beider Baͤume gezogenen Branntweins. 10) Von Herrn Juſtizrath Burchardt zu Landsberg a. d. W.: uͤber die Feſtſtellung eines beſtimmten Sprachgebrauchs bei der Klaſſifikation und Benennung der Obſtſorten; nebſt Nachrichten von der Kultur Krimi⸗ ſcher, Beſſarabiſcher und Lieflaͤndiſcher Birnen, Aepfel, Kirſchen und Pflaumen, wie auch ſelbſt gezogener Fruͤchte von Moskauer Obſtbaͤumen. 14) Als eine Merkwuͤrdigkeit fuͤr die Jahreszeit, und ungeachtet der heu⸗ tigen großen Kaͤlte, hatte Herr Kunſtgaͤrtner Mathieu einen mit 7 reichlichen Bluͤten verſehenen Zweig von dem in Japan wachſenden Strauch Calycanthus praecox L., auch Japaniſche Kelchblume ge⸗ nannt, aus ſeinem Treibhauſe mitgebracht, und wurde ſolcher, wegen des gewuͤrzhaften Geruchs und der vielen en mit en und Aufmerkſamkeit betrachtet. Von den vorgenannten Abhandlungen find die von 4 bis 7 BR die ad 9. ſaͤmmtlich verlefen, und von dem Herrn Profeſſor Link zum Theil mit gutachtlichen Bemerkungen begleitet worden. Eine beſondere Aufmerkſamkeit wurde der Abhandlung des = Gar⸗ ten⸗Ingenieur Lenne gewidmet, da ſolche zugleich zum Zwecke hatte, dem Vereine Gelegenheit zu geben, ſeine Mittel in Wirkſamkeit zu ſetzen, wenn ſich bei näherer Prüfung die Ausfuͤhrbarkeit der Anlage einer Landes⸗ Baumſchule am vorgeſchlagenen Orte ergeben ſollte; weshalb auch befchlof- fen wurde: dieſen Gegenſtand der ſorgfaͤltigen Prüfung, bei einem dazu be⸗ ſonders zu ernennenden Ausſchuſſe des Vereins, zu unterwerfen. Ein glei⸗ cher Beſchluß wurde in Abſicht der Aufſaͤtze ac 8 und 9 gefaßt, und was die übrigen Abhandlungen zu 2, 3, 4, 5, 6, 7 betrifft, fo ward für zweckmaͤßig erachtet, bevor fie den, nach $. 32. der Statuten, kuͤnftig zum Druck zu be⸗ foͤrdernden Schriften des Vereins beigeſellt werden, ſolche n durch die betreffenden Ausſchuͤſſe begutachten zu reifen en. 28 VIII. Grundzüge zur Einrichtung einer Landes-Baumſchule bei Potsdam. Vom Koͤnigl. Garten⸗Ingenieur, Herrn Lenné, in Sansſouci. Wenn jetzt von einem Unternehmen zur Beförderung der Baumzucht die Rede iſt, ſo handelt es ſich nicht mehr darum, daß ein und der an— dere Privatmann, den ſeine Neigung zur Kultur dieſes Induſtriezweiges treibt, die Gelegenheit dazu finde; ſondern um allgemeine Aufregung des Sinnes dafuͤr, und deſſen Befriedigung in der groͤßtmoͤglichſten Ausdeh— nung. Man muß nicht die aͤrmlichen Pflanzungen in den Privatgaͤrten unſerer Landleute ins Auge faſſen, vielmehr die Bilder derjenigen Diſtrikte und Ortſchaften, wo dafuͤr am meiſten gethan iſt, Obſtalleen laͤngs den Landſtraßen, Plantagen auf den Gemeindeweiden, ganze Obſtfelder, und Feldmarken anzulegen, auf welchen zweifach geerntet wird, einmal un— mittelbar vom Boden, und dann zweitens, von einer uͤber denſelben er— richteten Terraſſe, von den Zweigen der uͤber die Flur verbreiteten Frucht— baͤume. N n Man darf ſich alfo bei der Idee einer Landes Baumſchule nichts ge⸗ ringeres zum Ziel ſetzen, als daß dadurch Pflanzungen der Art moͤglich werden, wie deren kuͤrzlich eine vor der Stadt Quedlinburg ausgefuͤhrt iſt. Etwa 100,000 Obſtbaͤume ſind dort auf einer Flaͤche von ungefaͤhr 1000 Morgen Weideland, in dem Zeitraum von zwei Jahren ausgeſetzt. Man muß bei Feſtſtellung des Maaßſtabes zu den auf ſolche Wir— kungen berechneten Anſtalten, von den kleinlichen Plantagen unſerer Baum- zuͤchtler abſehen. Plantagen, wie die des Baumann zu Bonviller bei Straßburg, der Chartreuſe in Paris, ſind allein wuͤrdige Vorbilder einer ſolchen Anſtalt. Der erſtere kultivirt ausſchließlich zu dem in Rede ſtehenden Behuf 150 Morgen, und aus der letzgedachten, fuͤr Rechnung * 8 _ b. h - eie, Re 28 | des Staats unterhaltenen Anſtalt, werden jährlich viele tauſende der ſchoͤnſten und edelſten Staͤmme in die Provinzen des Reichs verſendet. Man muß ſich nicht damit begnuͤgen, eine ſolche Anſtalt auf Einem Punkte anzulegen, ſondern von derſelben, nach dem von der Landes-Baumſchule in Coblenz gegebenen Beiſpiele, Kommunial-Baumſchulen als Filiale ab⸗ zweigen. Wie jene dieſen mit ihren Erfahrungen und in Beſchaffung der Mittel zu großen Pflanzungen vorarbeitet, ſo muß ſie auch ein imponiren⸗ des, kuͤhne Gedanken und Nacheiferung erweckendes Beiſpiel der Anwen⸗ dung darbieten: den erſten Obſtwald der oͤſtlichen Provinzen, in moͤglichſt großer Vollendung. Der Staat wird bei einer Anſtalt von ſolcher Ein⸗ richtung in den Stand geſetzt werden, Landſtraßen, auf welchen der Bo⸗ den ſich dazu eignet, mit Obſtbaͤumen zu bepflanzen, und dem Privatmann die Baͤume zu billigen Preiſe abzugeben; es wird ihm ferner gelingen, die leider noch vorherrſchende Meinung: es waͤre Boden und Klima in hieſi⸗ ger Provinz nicht zur Obſtbaumzucht geeignet, und daß die Fruchtfelder, wenn Obſtbaͤume in ihrer Nähe angepflanzt werden, benachtheiliget wuͤr⸗ den, zu berichtigen. Derſelbe wird endlich durch dieſe Anſtalt, und die Zoͤglinge, welche in ihr gebildet werden, die zur Obſtbaumzucht erforder⸗ liche Wiſſenſchaft und Kunſtfertigkeit in der Provinz verbreiten. Dem gaͤnzlichen Mangel an Sachkenntniß iſt das Mißlingen, oder kuͤmmerliche Aufwachſen der aͤrmlichen Pflanzungen, welche an einzelnen Orten gemacht worden ſind, groͤßtentheils zuzuſchreiben. Nichts gedeiht ohne Pflege; und die vortrefflichſten Dinge verlieren durch unzweckmaͤßige Behandlung ihren Werth. Baͤume, die nicht mit der erforderlichen Sorgſamkeit gepflanzt werden, gerathen ſchlecht; ſtehen fie zu nahe beiſammen (wie es in den Gärten des hieſigen Landmanns faſt durchgehends der Fall iſt), fo ift ein Baum dem andern im Fortgange hinderlich, und kein anderes Wachsthum kann unter ihrem Schatten gedeihen. Baͤume hingegen, die ſorgſam ge- pflanzt, erzogen und gewartet worden ſind, lohnen gewiß die hierauf ver⸗ wendete Muͤhe, und erſetzen die Koſten reichlich. In ſchwerem Boden begnuͤge man ſich, nur die Wege zu bepflanzen, und das Privateigenthum mit Obſtbaͤumen rund um einzufaſſen. Beobachtet man hierbei uͤberall die 29 nöthigen Diftancen, fo wird man viel Obſt gewinnen, ohne dadurch den Ertrag an Unterfruͤchten zu ſchmaͤlern. In leichten und trocknen Laͤndereien, die in hieſiger Provinz vorherrſchend find, wird die reihenweiſe Bepflan— zung der Felder, anſtatt den Fruchtbau zu benachtheiligen, demſelben viel— mehr vortheilhaft ſeyn, indem dadurch die Feuchtigkeit in dieſen Laͤnde— reien laͤnger erhalten, und letztere vor der austrocknenden Sonnenhitze ge— ſchuͤtzt werden. Allein nicht nur der vernachlaͤßigte Obſtbau, ſondern auch der Bau der Waldbaͤume verdient die hoͤchſte Beachtung. Ich theile die Meinung derjenigen nicht, welche die Erſchöpfung unſerer großen Waldungen be— fuͤrchten; und die natuͤrliche Holzzucht — im Gegenſatz der kuͤnſtlichen, durch Ausſtreuung des Samens von Menſchenhaͤnden und durch Pflan— zung — iſt dem größten Theil des Bodens, welcher damit bedeckt iſt, fo angemeſſen, daß ſie billig die vorherrſchende bleiben muß. Allein Sorglo— ſigkeit und unbedachte Begierde nach Vermehrung des Ackerlandes, haben große Flaͤchen entbloͤßt, die zweckmaͤßig wieder zu Wald niedergelegt wer— den muͤßten. Demnaͤchſt aber entbehren die meiſten Feldmarken noch des fuͤr das Gedeihen der Feldfruͤchte ſo wichtigen Baumſchutzes. Für beide Zwecke iſt es von großer Wichtigkeit, die Kultur ſchnellwachſender, für den Hoͤheboden geeigneter Holzarten zu verbreiten, und dieſelbe ſowohl durch Bei— ſpiel, als durch Darbietung der Mittel zur Nachahmung (Samen und Pflan— zen) zu erleichtern. Die Gelegenheit zur Verwirklichung dieſer Ideen, bie— tet ſich in den Umgebungen von Potsdam auf die vortheilhafteſte Weiſe dar. Der an den Garten von Sansſouci grenzende Wald — die Pirſchheide — enthaͤlt einen, allen Zwecken der Anſtalt in ihrer groͤßtmoͤglichſten Ausdeh⸗ nung entſprechenden Boden. Der Schutz, deſſen die Pflanzungen beduͤr— fen, iſt in dem erwachſenen Walde ſchon vorhanden. Die koͤniglichen Gaͤr— ten gewaͤhren Huͤlſen, wie man ſie in aͤhnlicher Art nicht ſo leicht wieder finden duͤrfte. Jene Gaͤrten ſind ein Gegenſtand der Aufmerkſamkeit und Theilnahme des ganzen Landes und aller Reiſenden. An keinem Orte kann eine zur Belehrung und zum Verkehr mit dem großen Publikum beſtimmte 30 Anſtalt wirkſamer aufgeftelle werden; nirgend dem Sinne für das Schöne, das Intereſſe für das Nuͤtzliche leichter abgewonnen werden, als durch die aͤſthetiſche Verbindung des neuen Werkes mit dem reichen Nachlaſſe der Vorzeit. Hier in der Nachbarſchaft von Sansſouci, findet ein Werk der Art ſeinen klaſſiſchen Boden; nichts iſt dem Andenken an den Gruͤnder des Prachtgartens wuͤrdiger, als die Verbindung deſſelben mit einer Unterneh⸗ mung, die ganz in feinem Geiſte iſt; und die Stelle felbft enthält mannig⸗ faltige Andeutungen, daß ſeine Gedanken auf die Ausfuͤhrung eines ſolchen Plans gerichtet waren. Ich laß nunmehr die Aufſtellung des Zwecks der Anſtalt folgen. 0 A. In Bezug auf den Obſtbau. 1) Sie bietet dem Publikum die Gelegenheit dar, Obftferne, fowöße von wildem, als edlem Obſte, in untadelhafter Qualität zu beziehen. Sie wird ihre Beſtrebungen darauf richten, dieſelben theils ſelbſt anzuziehen, theils ſolche aus zuverläffigen Quellen zu beſchaffen. 2) Sie liefert Wildlinge und Edelreiſer für die Kommunal-Baumſchulen. Sie bietet dieſelben zum Ankauf fuͤr Jedermann, im Verhaͤltniſſe der Nachfrage, dar, und bereitet ſich darauf vor, allen an ſie in dieſer Hin⸗ ſicht ergehenden Auftraͤgen vollkommen zu entſprechen. 3) Sie richtet ſich auf einen großen Abſatz reifer Obſtbaͤume ein, theils zur Bepflanzung der oͤffentlichen Wege und Gemeinde- Grundſtuͤcke, theils zur vollſtaͤndigſten Befriedigung des Privatbegehrs. Sie wird zu erſte— rem Behuf, und zur Bepflanzung der Aecker, eine nach dem Beduͤfniſſe und der Nachfrage zu beſtimmende Quantitaͤt vorzüglich hoher Stämme von 7 bis 8 Fuß unter der Krone erziehn. Ihr Etat wird vorerſt auf Auslieferung von 20,000 Stuͤck reifer Baͤume angelegt. a 4) Sie gruͤndet und kultivirt ein großes Obſtfeld, deſſen Umfang vorerſt auf 25,000 Staͤmme berechnet wird, theils um ein großes Beiſpiel aufzuſtellen; theils um die verworrenen und ſchwankenden Begriffe von den bauwuͤrdigen Obſtarten zu berichtigen und feſtzuſtellen; theils dem Publikum die Gelegenheit zu verſchaffen, die Natur in jeder Artin ei- ren an > — — 31 ner großen Zahl von Exemplaren durch eigene Anſchauung zu erkennen; theils um kunſtmaͤßig geordnete Beobachtungen im Großen uͤber die zweckmaͤßigſte Pflege der Obſtpflanzungen anzuſtellen. 5) Sie wird alle Fruchtſtraͤuche mit in ihren Plan liehe B. In Bezug auf den Waldbau. 1) Sie wird ihre ack A. 1. ausgedruͤckte Beſtimmung auch auf Waldbaͤume und Geſtraͤuche aller Art ausdehnen. 2) Sie wird zur Erleichterung der Waldkultur, mittelſt Pflanzung, alle Ar— ten von Saͤmlingen, Ablegern und Schnittholz zu Stecklingen, fuͤr jede Nachfrage in Bereitſchaft halten. Sie wird ſich insbeſondere auf ſolche Saͤmlinge ꝛc. einrichten, welche ſich wegen Vereinigung beſonderer Nutz— barkeit mit ſchnellem Wachsthum vorzugsweiſe zur Au und zwar auf Hoͤheboden, eignen. 3) Sie wird die letztgedachten Holzarten vorzugsweiſe und komparativ im Großen kultiviren, und ſo nicht blos durch Beiſpiel belehren, ſondern zugleich auf Erweiterung der ifa en über dieſen Theil des Wald—⸗ baues wirken. 4) Sie wird ihre Zucht zu gleiten gurke auch auf die zur Einhegung geeigneten Kune chem und En ee. halten und er⸗ ziehn. | 5) Sie wird ihre Ber Aae Pflege nicht blos auf die hier ſchon Fultivir- ten Waldbaͤume und Geſtraͤuche richten, ſondern ſolche auf diejenigen fremder Himmelsſtriche, deren Gedeihen hier zu hoffen ſteht, ausdeh— nen, um ſo das Nutzbarſte aus wir ent dem Vaterlande an- zueignen. en 6) Sie wird ferner die Kultur der zur e ee der offentlichen Wege, Plaͤtze und Promenaden geeigneten Schmuckbaͤume, imgleichen die zur Bereicherung der Parks und Prachtgaͤrten geeigneten Baͤume und Sträu- che in ihren Plan ziehen. 7 Sie wird damit die Zucht der gewöhhlicher Waldbaͤume, und zwar ſowohl im Wege des natuͤrlichen, als des kuͤnſtlichen Anbauens verbin- den, um die bei einem Theile ihrer Kultur gemachten Erfahrungen zur * 32 Brei der übrigen zu baren und fo die Se und Wiſſen⸗ ſchaft foͤrdern. C. In Bezug auf Erweiterung des Sinnes für die Ver⸗ bindung dieſer verwandten Kulturzweige, imgleichen auf die des Schoͤnen mit dem Nuͤtzlichen. 5 1) Die Hauptmaſſe des Lokals wird Wald bleiben. Die uͤbrigen Kultur⸗ gegenftände werden überall, wo die Lokalität dieſelben am meiſten be⸗ günſtiget, jedoch durchweg in eindringlichen Maſſen eingeſtreut werden. 2) Der ganze Wald, und alle zu demſelben gehoͤrigen Pflanzungen, werden aͤſthetiſch geordnet, und die hieher gehörigen Einrichtungen mit dem Garten von Sansſouci in Beziehung geſetzt, dergeſtalt, daß jene An⸗ lagen als Fortſetzung des letztern erſcheinen. 3) Die in dem Innern und den Umgebungen der Anlage befindlichen Denk⸗ male, von den eigenthuͤmlichen Ideen des großen Urhebers jenes Gartens zeugend, werden auf das Sorgfältigſte gepflegt und herausgehoben. Dahin wird namentlich gerechnet: die Ausbildung der ſchoͤnen Pflanzungen in dem Walde, welche von ihm ihren Urſprung haben, und die Aufſchmuͤk⸗ kung der von ihm angeordneten Waldwege und Waldbahnen; die Ein⸗ faſſung der zu den benachbarten Kolonien gehörigen Ländereien mit le⸗ bendigen Hecken, und Bepflanzung jener mit Obſtbaͤumen; die Beſetzung aller nach dem Walde fuͤhrenden Wege mit den ſchoͤnſten Obſtbaͤumen, und die allmaͤlige Fortleitung derſelben aus dieſem Mittelpunkte in die Umgegend. D. In Bezug auf den een 1) Die Seminariſten des Schullehrer-Seminariums zu Potsdam, Weben in der Anſtalt unterrichtet: in den Elementarkenntniſſen der Baumzucht, und den praftifchen Fertigkeiten der Obſtzucht, und der Pflanzung von Hecken, und allen einheimiſchen, insbeſondere der vorzuͤglich empfehlens⸗ werthen ad B. 2. gedachten Holzarten. In der Regel wird das von der Königlichen Regierung gepachtete, und vom Königlichen Hofmarſchall⸗ amte übernommene Grundſtuͤck, naͤmlich der vormalige Begraͤbnißplatz vor dem Nauener Thor, wegen ſeiner Nähe, ſo wie bisher, auch ferner⸗ hin a al dee Aa ar! 33 bin zu dieſem Unterrichte beſtimmt bleiben; zu Zeiten jedoch, wo beſon⸗ ders wichtige Operationen in der groͤßern Anſtalt vorgenommen werden, ſollen die Seminariſten auch an dieſen Theil nehmen. 2) Die Anſtalt wird, unter der Bedingung der Mitarbeit, kraftige, an ge- meine Handarbeit gewoͤhnte Maͤnner, die ſich blos praktiſch in den hier getriebenen Theilen des Wald- und Gartenbaues unterrichten wollen, als Lehrlinge annehmen, und dieſelben, zur Erleichterung ihrer Bildung, fuͤr Arbeiten, jedoch in der Regel nicht durch Tagelohn, ſondern nach be— ſtimmten, den Gegenſtaͤnden ESTER ein für alle Mal feftgeftellten Saͤtzen remuneriren. a 3) Auch wird darauf Bedacht genommen werden, Ka welche ſich fuͤr die feinere und aͤſthetiſche Aae ausbilden wollen, die Gele- { Ah dazu zu eroͤffnen. 1. Verhandlungen. 1. Band. 5 34 IX. Auszug aus der Vahendlung des Vereins in der dritten Sitzung, am aten März 1823. VI. ee Herr Geheime Ober-Regierungsrath Bethe übernahm den Vor⸗ trag der früher erwähnten Vorſchlaͤge zur Einrichtung einer Gaͤrtnerſchule in Schöneberg, und Anlegung einer Landes-Baumſchule bei Potsdam, wo⸗ bei die Konkurrenz des Vereins, nach einem dem Vorſtande deſſelben zu- gegangenen Schreiben der hohen Miniſterien des Innern und der geiſt⸗ lichen Angelegenheiten gewuͤnſcht, und derſelbe aufgefordert wird, daß ein aus der Mitte der Geſellſchaft zu ernennender Ausſchuß ſich der Prüfung der betreffenden Vorſchlaͤge unterziehen, und mit den dazu beauftragten Koͤniglichen Kommiſſarien, uͤber die zu faſſenden Beſchluͤſſe in Kommu⸗ nikation treten moͤge; in Betreff der Landes⸗Baumſchule wuͤrde es, nach dem Vortrage des Herrn Geheimenraths Bethe, hauptſaͤchlich auf die Art und Weiſe ankommen, wie der Verein, in Abſicht der erforderlichen Geldmittel ſowohl, als in Abſicht der Verwaltung der Anſtalt ſelbſt, par— ticipiren koͤnne. Der Direktor erſuchte hierauf die anweſenden Mitglieder: Herrn Haupt-Ritterſchaft⸗Direktor v. Bredow, — Hofgaͤrtner Fintelmann, — Gutsbeſitzer v. Treskow, und — Geheimen Ober-Finanzrath Thilo, den zur Pruͤfung dieſes Gegenſtandes gewuͤnſchten außerordentliche Aus⸗ ſchuß zu bilden, und mit den Herren Kommiſſarien der genannten hohen Miniſterien ſich in Verbindung zu ſetzen, wozu dieſe Herren ſich denn auch bereit erklaͤrten. VII. Es ward nunmehr die Vorleſung der Gutachten uͤber folgende, im letzten Protokolle erwaͤhnte, Abhandlungen beliebt, deren kuͤnftige Aufnahme in die Druckſchriften des Vereins vom Vorſtande fuͤr werth gehalten worden, als: — 35 a) über das Treiben der Tuͤrkiſchen Ranunkeln, von Herrn P. F. Bouché, begutachtet vom Herrn Hofgaͤrtner Braſch, dritter Ausſchuß; b) über die Kultur der Fackeldiſtel von Herrn P. C. Bouche, begutach⸗ tet von Herrn L. Mathieu, dritter Ausſchuß; c) über die Behandlung der Rhododendra von Herrn L. Mathieu, be gutachtet von den Herren Gebruͤdern Bouche, dritter Ausſchuß; d) uͤber das Ringeln der Obſtbaͤume von Herrn Gutsbeſitzer Werkmeiſter; begutachtet von den Herren Lenné, Kraus nik und Fintelmann. Die uͤbrigen begutachteten Abhandlungen, als: über die Gardenia florida, und uͤber die Kecht ſche Methode, den Wein zu kultiviren, bleiben von den Herren Verfaſſern noch zu vervollſtaͤndigen; und was die Abhandlungen 50 des Herrn Lenne, uͤber die Anlage einer Landes⸗Baumſchule, und des Herrn Doktor Cranz, uͤber die Kultur der Ebereſchen und Ae— pfelbaͤume zur Gewinnung von Branntwein; fo wie i des Herrn Kaufmann Eulner, über die wohlfeilfte Erbauung von Gemuͤſe fuͤr kaſernirte Soldaten, 7 betrifft, ſo waren ſolche von den zur Pruͤfung derſelben erwaͤhlten Ausſchuͤſ— ſen noch nicht zuruͤckgegeben. VIII. Sodann zeigte der Direktor an, daß außer dem, nach dem letzten Protokolle zuruͤckgelegten Aufſatze des Herrn Juſtizrath Burch— hardt, uͤber richtige und conſequente Benennung der Birn- und Ae- pfelſorten, noch eingekommen ſeien: 4) eine Abhandlung des Herrn Landrath W. H. Dern zu Saar⸗ bruͤcken, uͤber die dauerhafſte und wohlfeilſte Art der Etiquetts für die Namen der im oh und in den Treibhaͤuſern ſtehenden Gewaͤchſe; 2) ein Aufſatz des Herrn Kreis-Schul— 9 Maſſeli zu Militſch, uͤber die Pfahlwurzel der Obſtaͤume und deren Verkuͤrzung, begleitet von dem Gutachten des Herrn Schatzmeiſters Geheimen Ober-Finanz⸗ rath Ransleben; 5 36 3) 4) 5) ein dergleichen des Herrn Kunſtgaͤrtner Ney zu Tſchileſen in Schle⸗ ſien, uͤber die Verbreitung einer beſſern Sbſtbaumzuche in den * ſchaften; eine Abhandlung des Herrn Mathieu, über die Kultur der Ferra- ria pavonia L., oder Tigridia pavonia, pfauenartigen Ferrarie, welche in Mexico und Peru wild waͤchſt; ein Aufſatz deſſelben Verfaſſers, uͤber den beſondern Werth zweier Sorten der Lactuca sativa (Salat), wovon die eine vor mehr als 100 Jahren von ſeinen aus Frankreich gefluͤchteten Voreltern nach Berlin gebracht worden, nebſt davon beigebrachtem Samen zur Ver⸗ theilung; 8 6) ein Aufſatz des Herrn Hofgaͤrtner Braſch, uͤber die Benutzung des 7) 8) 9) See⸗, Meer- oder Strand - Kohle, Crambe maritima L., zum Trei⸗ ben der Sproſſen als Stellvertreter des Spargels; eine Nachricht des Herrn Garten-Inſpector Otto, uͤber den jetzt noch im botaniſchen Garten lebenden Palmbaum, Chamaerops hu- milis 25 deſſen Beobachtungen und Erfahrungen uͤber die Kultur der Blelia Tankervilliae, chineſiſcher Dingel, davon derſelbe zwei Ber gezo⸗ gene Exemplare zur Anſicht ausgeſtellt hatte; deſſen Ueberſetzung eines franzoͤſiſchen Aufſatzes des Herrn Andre Michaur, über Quercus tinctoria, beſonders wichtig für die Forſt⸗ kultur wegen des erzeugenden hochgelben Farbeſtoffes. | Obgleich die Abhandlungen ad 1 bis 6, wegen werfpäteter Einfen- dung, noch nicht vollſtaͤndig begutachtet werden konnten, ſo ward dennoch dere n vorlaͤufige Vorleſung beſchloſſen. N Ueber das Treiben der Tuͤrkiſchen Ranunkeln. Von Herrn Peter Friedrich Bouché, Kunſt- und Handelsgaͤrtner zu Berlin. Unter den Zierpflanzen, die zum Treiben benutzt werden, gehoͤren die Ra⸗ nunkeln vorzugsweiſe zu den ſchoͤnſten, insbeſondere die ſogenannte Türfis ſche Ranunkel — Ranunculus africanus F eburier, Ranunculus asiaticus var. sanguinens Candolle; Turban d'or und exquisita romana der Hol- laͤndiſchen Blumiſten. — Sie zeichnet ſich nicht allein durch ſchoͤnen Bau und brennende Farben, ſondern auch durch lange Dauer der Bluͤte aus. Deſſen ungeachtet gehoͤrt ſie immer noch zu den Seltenheiten unſerer Treibhaͤuſer und Zimmer, wovon der Grund wohl groͤßtentheils in den Schwierigkeiten liegt, mit welchen das Treiben, oder Hervorbringen der— ſelben, verbunden iſt. Ich will daher mit wenig Worten das Verfahren angeben, das ich ſeit einer Reihe von Jahren beobachtete, und wodurch es mir gelungen iſt, ſie im Winter mehrentheils mit Erfolg zu erziehen. Ich ſage mehrentheils, indem eine ungüpftige Witterung oft alle ange⸗ wandte Muͤhe vereitelt. 1 Zuerſt muß man darauf bedacht ſeyn, ſich Fräftige und geſunde Zwie— beln zu verſchaffen, oder ſelbſt zu erzielen; welches letztere gewiß jeder Gärtner vorziehen wird. Es iſt dies für ihn nicht allein vortheilhaft, ſondern er iſt auch von der Guͤte derſelben mehr uͤberzeugt, und hat Pflan— zen, die an ſeinen Boden gewoͤhnt ſind, worauf ſehr viel ankommt. Ich will daher in der Kuͤrze das Erziehen derſelben im Beete vorangehen laſſen. Zu dieſem Behufe laſſe ich im November, oder December, ein ge⸗ woͤhnliches Miſtbeet mit halb verbranntem Pferdemiſt, das heißt mit ſolchem, der 4 bis 5 Wochen auf einem Haufen gelegen, und die groͤßte Hitze ver— dampft hat, dergeſtalt füllen, daß noch eine Lage guter, kraͤftiger Mift- beeterde, 8 bis 10 Zoll hoch, daruͤber gebreitet werden kann. In dieſes Beet nun pflanze ich die Zwiebeln (eigentlich Knollen) in Reihen von 1 ⅛ ddt... %⅛'8ud PEREIREREER Faller — Wan nd 1 ; NN NUT 38 1 ———— 5 bis 6 Zoll Entfernung, und Einen Zoll tief ein. Sodann laſſe ich ſie durch Umſchlaͤge von Miſt, Laub und dergleichen, und durch Belegen der Fenſter mit Strohmatten, gegen die Einwirkung einer zu ſtrengen Kälte ſchuͤtzen, obgleich ſie dieſer, wie dem Froſte, ſo ziemlich widerſtehen, und es ihnen, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, ſelbſt dann nicht nach⸗ theilig wurde, wenn die Erde 2 bis 3 Zoll tief gefroren war. Bei ge— lindem Wetter luͤfte ich die Fenſter fleißig, und begieße die Pflanzen, im Fall die Erde trocken wird, reichlich, indem ſie, beſonders bis zur Bluͤ⸗ tezeit, viel Feuchtigkeit lieben. Gelangen ſie auf dieſe Weiſe im April, oder Anfangs Mai zur Bluͤte, ſo nehme ich die Fenſter ganz weg, und beſchatte fie nur mit Brettern, was auch bis zum Hinwelken der Blätter geſchieht, indem die Ranunkel keine zu große Sonnenhitze vertraͤgt. — Der Grund hiervon iſt wohl in dem Umſtande zu ſuchen, daß die Tuͤrki⸗ ſche Ranunkel von Natur eine Wieſenblume ift, und als ſolche von ne- benſtehenden Pflanzen reichlich beſchattet wird. — Sobald die Blaͤtter gelb werden, hebe ich die Knollen wieder aus der Erde, und laſſe ſie an einem Fühlen, luftigen Ort abtrocknen. Sie übrigens im freien Lande, gleich den übrigen Ranunkeln zu ziehen, hat mir noch nie recht gelingen wol⸗ len, und glaube ich, daß ſie im Februar und Maͤrz mehr Wärme haben wollen, als die andern. Was nun das Treiben der Tuͤrkiſchen Ranunkeln betrifft, ſo gehoͤrt daſſelbe zu dem uneigentlichen Treiben, das nicht, wie das eigentliche, durch kuͤnſtliche Waͤrme, ſondern durch ein Anregen der Lebenskraͤfte, durch unzeitiges Einpflanzen und Begießen, oder bei Baͤumen und Straͤuchen, durch unzeitiges Beſchneiden u. ſ. w. bewirkt wird. Ich nehme zu dem Ende Knollen, die ein Jahr uͤber trocken, das heißt ungepflanzt, gelegen haben, indem friſche, in demſelben Jahr erſt aufgenommene, nie fo gut gedeihen. Dieſe nun pflanze ich zu verſchiedenen Perioden in Toͤpfe, die mit kraͤftiger Miſtbeeterde gefuͤllt ſind, welche aus vier Theilen Kuhmiſt, und einem Theile Sand beſteht; und zwar die erſten Anfangs Auguſt, und fahre ſo von 14 zu 14 Tagen, bis in den Oktober damit fort. Sodann ſtelle ich ſie an einen freien Ort, wo ſie an warmen Tagen gegen die 39 Sonnenſtrahlen geſchuͤtzt werden. Iſt die Lage des Orts nicht recht frei, und ſtellt man fie etwa hinter, oder gar unter Baͤume, oder hinter Zaͤune und Mauern, ſo treiben ſie zu ſchwach, um nachher gut blühen zu konnen. In jener freien Lage erhalte ich fie, ſo lange es des Froſtes wegen, bei nächtlicher Bedeckung von Fenſtern und Laͤden, moͤglich iſt. Auch darf das fleißige Begießen nicht vergeſſen werden. Tritt ein ſtarker Froſt ein, ſo ſtelle ich ſie ins Glashaus, und zwar den obern Fenſtern ſo nahe, als moͤglich. An den untern, mehr oder weniger ſenkrecht ſtehenden Fen— ſtern, hat es mir noch nicht damit gelingen wollen. Ich bediene mich zu dieſem Behuf eines kleinen Glashauſes, welches mitten zwiſchen zwei an— dern liegt, und in dem kein Ofen befindlich iſt, wohin aber bei ſtrenger Kaͤlte durch die auf beiden Seiten offen ſtehenden Thuͤren die noͤthige Waͤrme eindringen kann. Meinen Beobachtungen zufolge, iſt die Ofen⸗ waͤrme den Ranunkeln ſehr nachtheilig, beſonders wenn ſie im Begriff ſind, Knospen zu treiben; daher gedeihen ſie auch faſt gar nicht, wenn ſchon vor dem Januar ſtarker Froſt eintritt, und man g iſt, ih⸗ nen durch vieles Heitzen zu Huͤlfe zu kommen. Bei dieſer Behandlung ſind die Tuͤrkiſchen Ranunkeln mir in der Regel recht gut gediehen, und ich habe ſie immer, je nachdem der Herbſt warm oder kalt war, vom Oktober oder N bis in den Februar in Blüte gehabt. s Das Treiben der übrigen. gewöhnlichen Garten-Ranunkeln, hat mir Bi nie recht gelingen wollen; auch find fie, wenn fie ja zur Bluͤte kom men, weit weniger ſchoͤn, als die Tuͤrkiſchen. Es 10 . wohl nicht der abe werth, ſie zum dee m ae Fri 40 Ueber die Kultur der Fackeldiſtel⸗Arten. Von Herrn Peter Carl Bouche, Kunſt- und Handelgaͤrtner zu Berlin. Da die Art und Weiſe, dieſe ſchoͤnen Gewaͤchſe zu kultiviren, nach mei⸗ nem Dafürhalten, in vielen Gärten noch ſehr fehlerhaft betrieben wird, ſo will ich die uͤber dieſen Gegenſtand von mir gemachten Erfahrungen hier mittheilen. Die Erde, in welche ich alle Cactus⸗ Arten ie Ausnahme pflanze, beſteht aus drei Theilen guter Lauberde und einem Theile Flußſand. Beim Pflanzen muß man, beſonders bei den groͤßern Arten, die Erde in den Toͤpfen ſtark andruͤcken, damit ſie in dieſen gehoͤrig feſt ſtehen. Bei den kleinern, und namentlich bei den kuglichten Arten, z. B. C. mamil- laris Lin., iſt dies weniger noͤthig, ja ſogar ſchaͤdlich, weil ſich die Erde dadurch zu anhaltend feucht erhaͤlt, und dieſer Umſtand ihnen nachtheilig werden kann, weil ſie in der Regel weniger Naͤſſe verlangen, als die groͤßern Arten. Das Umpflanzen in größere Töpfe iſt bei dieſen Gewaͤch⸗ ſen weniger, als bei andern erforderlich, indem ihre natuͤrlichen Stand⸗ oͤrter aus trocknem, und auch zum Theil aus unfruchtbarem Boden beſte⸗ ben, fie daher mit wenig Erde zufrieden find, und oft mehrere Jahre hin- durch in demſelben Topf bleiben koͤnnen, wobei ſie ſich beſſer befinden, als wenn man ihnen zu große Töpfe giebt. Sie werden in dieſen gleichſam zu ſehr mit Nahrung uͤberfuͤllt, und ſeltner und auch nicht ſo reichlich bluͤhen. Die meiſten Arten dieſer Gattung muͤſſen bei uns beſtaͤndig im war⸗ men Hauſe erhalten werden, und nur die kleinern, wie auch die jungen und niedrigen Exemplare der groͤßern Arten, kann man den Sommer hin⸗ durch in ein abgekuͤhltes, mit Fenſtern bedecktes Miſtbeet ſtellen, in wel⸗ chem fie viel ftärfer und kraͤftiger wachſen, wie im Haufe. Auf dieſe Weiſe habe ich ſchon mehrere, ſonſt aͤußerſt ſelten bluͤhende Arten, ſehr gut zum Bluͤhen gebracht. Diejenigen Arten hingegen, welche bei uns den e eee n rr * ö ni u N [a 2 E 4 den Sommer uber im Freien aushalten, kann man in einem kemperirten, oder Orangerie-Hauſe durchwintern. Es giebt aber auch Arten, welche man, in Hinſicht der Temperatur, auf zweierlei Weiſe behandeln kann, wie z. B. C. hexagonus Lin. und C. tetragonus Lin. Stellt man naͤmlich dieſe ins warme Haus, ſo wachſen ſie zwar bald in die Hoͤhe, aber bringen ſelten Blumen; ſtellt man ſie hingegen den Winter uͤber in ein temperir⸗ tes Haus, den Sommer hindurch aber ins Freie, ſo wachſen ſie freilich weniger fehnell, aber blühen viel reichlicher. Will man die Cactus-Arten im Zimmer ziehen, und zur Blüte brin⸗ gen, ſo muͤſſen ſie an ein ſonnenreiches Fenſter geftelle, im Uebrigen aber wie im Gewaͤchshauſe behandelt werden. Hier verfaͤllt man nicht ſelten * eee im Hintergrunde, an den Waͤnden herum aufzuſtellen, man ihnen doch um fo mehr vorne und in der Nähe der Fenſter ihren Standort anweiſen ſollte, als ſie auch in ihrem Vaterlande nicht an ſchat⸗ tigen, ſondern ſonnenreichen Orten wachſen, und — wie ich aus eigener Erfahrung weiß, — es durchaus noͤthig iſt, daß fie e viel Sonnenlicht ge⸗ nießen muͤſſen, wenn ſie zur Bluͤte kommen ſollen. Da, wie ich bereits oben bemerkte, die Cactus⸗Arten in ihrem Va⸗ terlande auf trocknem Boden wachſen, ſo lieben ſie nicht zu viel Naͤſſe; deshalb muß man beim Begießen gehoͤrig darauf ſehen, daß dies weder zu oft, noch gar zu ſelten geſchieht, weil ſie im erſten Falle leicht faule Wurzeln bekommen. Dieſe Faͤulniß verbreitet ſich gewoͤhnlich bis in die obern Theile der Pflanzen, und fuͤhrt dadurch ihren ſchnellen Tod herbei. Durch das letztere, nämlich durch zu ſtarkes Austrocknen, verdorren die jungen Wurzeln, und werden bei der nachherigen Befeuchtung ebenfalls faul, wo dann die Pflanze wenigſtens auf eine Zeitlang erkrankt, wenn ſie nicht ganz und gar eingeht. Die Vermehrung geſchieht bei den meiſten Arten durch Stecklinge. Man legt die zu dieſem Behuf abgeſchnittenen Zweige, ehe man fie ein- ſetzt, an einen trocknen Ort hin, und laͤßt ſie daſelbſt ſo lange liegen, bis die durch das Abſchneiden entſtandenen Wunden gut betrocknet ſind. Beim Einſetzen derſelben muß man darauf ſehen, daß ſie nicht zu tief in Verhandlungen. 1. Band. 6 ——— ge > a me mac die Erde kommen, weil ſie ſonſt leicht abfaulen. Die Arten, welche ſel⸗ ten, oder niemals Nebenzweige treiben, wie z. B. C. hexagonus, ſchneidet man, um Vermehrung zu erzielen, oben in beliebiger Länge ab, alsdann treiben ſie da, wo ſie abgeſchnitten ſind, bald Nebenzweige, welche man, ſo wie auch den oben abgeſchnittenen Theil, als Stecklinge benutzen kann. Auch kann die Fortpflanzung durch Samen geſchehen. Man nimmt zu dieſem Behuf Blumentoͤpfe, und fuͤllt fie bis auf einen halben Zoll vom Rande mit der oben beſchriebenen Erdart an, ſtreut ſodann den Samen auf die Oberflache der Erde hin, ohne ihn mit ſolcher zu bedecken, weil es genügend iſt, ihn blos etwas anzudrucken, oder mit wenig feingehack⸗ tem Moos zu beſtreuen. Die auf dieſe Weiſe zubereiteten Samentoͤpfe, welche man auch mit Glasſcheiben bedecken kann, haͤlt man ſo lange, bis der Samen aufgegangen iſt, etwas feucht, und ſtellt ſie ins warme oder wenn das Ausſaͤen im Sommer geſchieht, in ein Miſtbeet, aber fo, daß fie etwas ſchattig ſtehen, weil der Zutritt des freien Sonnenlicht dem keimenden Samen, wegen ſeiner oberflächlichen Lage, leicht na theilig werden koͤnnte. Auch die jungen Samenpflanzen muß man noch eine Zeitlang vor zu ſtarkem Sonnenlichte ſchuͤtzen, und erſt vo und 1 wann 05 Mies e an A Se I 8910 d 97 D ieee neee i om Fig \ ur t 8 N nn Han an 115 5 F iin BEE TO ed — 7 3 em 1 40 u Het t 1 Del: 3 > 1 2 ene „en r 7 1 ya Gr 2 220160 Jun ARNO 18 11502 2245 9 f. E 2777 Bud Ai i Br ; ; 2 R Wache n nage Ieh. it, Sine 3719 Ten Amalia enge Sc ig e zun } 2 1 Ie 11 e 7 ne u . Ar 5 m 74) Sn DrmIeua SI 4 LH Mae I st 1 ? HE 807 u t 1 710 1P9 28 ur y ß j 9 Ai 43 194 N 9 8 . | 79. 1 1 . 130 7 2 3 IH ! | wit , sont { 3913 * 6 „ 1 43 32 fangen Ueber die Kultur der Rhododendren Von Herrn . wachten, Kun und ee. zu Berlin. * 25 den vielen Arten von Zierpflanzen, welche ſich ſeit einigen Jahren mehr verbreitet haben, zogen beſonders die Rhododendra, Eriken und Ca- mellien, nicht allein durch ihre fehönen, prächtigen und mannigfaltigen Blumen, ſondern auch durch die zierliche Form im Wuchſe und in Blaͤt⸗ tern, die Aufmerkſamkeit der Liebhaber und Kultivateurs auf ſich. Da nun die Rhododendra aus dem Grunde, weil fie wohl leichter, als Rn übrigen genannten Zierpflanzen, ſich an unſer Klima gewöhnen möch- ten, und an einem einigermaßen geſchuͤtzten Standorte im Freien zur Ver⸗ ſchoͤnerung der Gärten im Großen benutzt werden koͤnnten, fo ſcheint es mir nicht unzweckmaßig, durch die Mittheilung der von mir bis jetzt, in Betreff ihrer Behandlung, gemachten wre en übe e zu erleichtern und mehr zu befoͤrdern. Die Kultur der verſchiedenen Arten der Rhododendra iſt, ſtreng ge- nommen, wohl eine und dieſelbe, nur daß einige nicht gegen den Froſt, fon- dern wegen der Schwierigkeit in ihrer Behandlung zaͤrtlichere Arten, eine ihrer Natur gemäße Pflege bedürfen, als andere härtere, bei denen es zwar nicht ſo genau hierauf ankoͤmmt, an welchen aber der Unterſchied zwiſchen einer zweckmaͤßigen Behandlung, und einer dem . Zufall e doch auffallend genug iſt. Die Rhododendra lieben mehr einen ſchattigen und feuchten Stand⸗ ort, als einen trocknen und der Sonne ausgeſetzten. Wenn gleich ſie im letztgedachten mehr Bluͤtenknospen machen werden, ſo wird man ſie ſchwer— lich von ſo raſchem und geſundem Wuchſe finden, als im erſtgedachten, und da ein erzwungenes häufiges Bluͤhen einer Pflanze nicht zutraͤglich ſeyn kann, wird gewiß ein Jeder lieber eine Pflanze auf längere Zeit zu erbal- ten, und zu einem hoͤchſt moͤglichen Grade ihrer Vollkommenheit zu brin— 44 gen trachten, als nur barauf bedacht Be „ fie auf wenige aa mit Blu: men überfüllt zu ſehen. 1 Aus der oben angegebenen Urſache zeigen einige Arten einen u merklich geſundern und uͤppigern Wuchs, wenn ſie in freie Beete gepflanzt werden; dahingegen die in Toͤpfen gehaltenen ſtets einen ſchwaͤchern, oder kuͤmmer⸗ lichern Wuchs, oder wohl gar ein mehr oder weniger krankes Aeußere ha⸗ ben, wenn auch Wartung und Erde dieſelben ſind. Dies ift bei Rhod. ferrugineum, Rhod, hirsutum, und ganz a ders bei Rhod. maximum der Fall. Will man daher von diefen Arten ger ſunde Pflanzen ziehen, ſo muß man ſie, wenn ſie noch jung, klein und i nur erſt einen, oder einige Zolle hoch ſind, in freie Beete pflanzen. Ha⸗ ben ſie einige Jahre in ſolchen geſtanden, und gehoͤrige Wurzelballen ge⸗ macht, ſo gedeihen ſie nachher doch noch ziemlich gut in Toͤpfen. Die uͤbrigen gewoͤhnlichen und haͤrteren Arten zeigen ebenfalls einigen Unter⸗ ſchied, doch ſehen ſie keinesweges ſchwach, oder krank aus, wenn ſie in Topfen erzogen werden. Alles Komme N an, e eine ihnen sufagende Erde zu gebn. 12 Rp Nach meinen Erf. air Dekan eine een. von lauter e tabilien entſtandene Erde ſeyn, und zwar eine ſolche, die man kurz⸗ weg Heideerde nennt, und die man vornehmlich da findet, wo Erica vul- garis vorzüglich und gut waͤchſt, oder auch Pyrolen und Vaceinien ge⸗ deihen. Ebenfalls findet man ſie auch unter alten Fichten, wo dieſe nicht zu gedraͤngt ſtehen, und auch an niedrigen ſumpfigen Stellen, wo ſie torf⸗ artig iſt, und wo ſich Andromeda polifolia (Oxycoccos palustris), oder auch Ledum palustre vorfindet. Selten aber trifft man die Erde nun ſo an, daß ſie gleich zum Gebrauch nutzbar waͤre, ſondern gewoͤhnlich von der Art, daß ſie noch einige Jahre liegen, und durch haͤufiges Umſtechen zur ſchnellern Verweſung und Brauchbarkeit befoͤrdert werden muß, und dann erſt gebraucht werden kann, wenn Alles vollkommen verweſet und zu Erde geworden iſt. Nur die unter alten Fichten ſich vorfindende moͤchte, wenn anders weder Erica vulgaris, noch Vaccinien, Pyrolen, oder ein anderes aͤhnliches Gewaͤchs dort vorhanden iſt, gleich zu gebrauchen ſeyn. Auf die 45 Farbe der Erde kommt nichts an, ſie mag roͤthlich, braun, oder ſchwarz ſeyn. Ob die Erde gut ſei oder nicht, zeigt ſich ſehr bald, wenn man in die zu prüfende Erde ein geſundes Rhododendron pflanzt. Nimmt man nach drei» oder vier Wochen die Pflanze behutſam heraus, und ſchůttelt die Erde ſanft ab, und findet dann, daß von allen Seiten aus dem alten Ballen feine weiße Wurzelfaſern in die neue Erde hineingewachſen ſind, ſo iſt ſie gut, und man kann ſie dreiſt zum Gebrauch nehmen. Sind aber die ganz jungen Wurzeln nicht hineingegangen, oder haben ſich gar keine gebil— det, oder gewahrt man deutlich, daß fie ſich in die neue Erde nicht hinein— machen a fo Bin Is ee ih eines guten Sefa erfreuen ee et an ene ann n Auch il nicht jedes Waſſer h zweckmäßig, ſendern wer es OR haben kann, nehme weiches Waſſer zum Begießen, weil das Brunnenwaſſer den Pflanzen nicht immer zuſagt, und es ſich wohl fügen koͤnnte, daß Pflan- zen, die in noch ſo guter Erde ſtehen, doch nicht gedeihen moͤchten, wenn das Waſſer ſchlecht iſt. Man nehme daher, wenn man nicht die ſicherſten Beweiſe von der Guͤce des 1 n Sa „oder noch beſſer Regenwaſſer er h min? n 1 f 965 E22 Es iſt gut, die in Toͤpfen eat Sköitpehgiscn öfters zu e welches bei denen, die noch jung ſind und raſch wachſen, jaͤhrlich einmal vorgenommen werden muß. Bei altern und groͤßern Pflanzen iſt das Verſetzen nicht ſo oft noͤthig, und erfolgt, je nachdem ſie gewachſen ſind, 0 und es mehr, oder weniger beduͤrfen. Die beſte Zeit, das Verpflanzen vorzunehmen, iſt unſtreitig, ehe die Rhododendra zu treiben anfangen, welches fie gewöhnlich jährlich zweimal thun, und wo dann die Zeit vor dem zweiten Triebe (im Sommer) die ſchicklichſte ſeyn duͤrfte. Uebrigens aber habe ich die Rhododendra zu jeder Zeit im Jahre, und in jedem Wachsthumszuſtande ohne Schaden verpflanzt, ſelbſt in der Wachsthums— periode. Nach dem Verpflanzen muß man ſie jedoch ſchattig und recht feucht halten, und wenn es zu einer Zeit geſchehen, wo ſie im vollen Wachsthum begriffen weren, n Morgens und Abends einigemal über- brauſen. R — —— — ——ů— ͤ—-V— — 0 46 Man Pflanze die Rhododendra durch Samen, oder durch Ableger und Stecklinge fort. Auch kann man ſie ablactiren, wie ich dieſes bei Varie⸗ täten von Rhododendrum ponticum mit gutem Erfolg verſucht habe, und wahrſcheinlich auch oculiren; doch iſt beides eigentlich keine wirkliche Ver⸗ mehrungsart. Am ſchnellſten und ergiebigſten geſchieht die Vermehrung unſtreitig durch Samen, weil man nicht allein gleich eine große Anzahl er⸗ hält, ſondern weil die Samenpflanzen auch raſcher wachſen, als die Pflan⸗ zen, welche man durch Ableger, oder durch Stecklinge erzogen hat. Auf jene Weiſe gewinnt man uͤbrigens ſchoͤnere und ſtattlichere Pflanzen, wo hingegen die durch Ableger und Stecklinge erzogenen, in der Regel eher und häufiger blühen, und indes einen buſchichtern, 6 N behalten. „ e bier t Pi Noch bemerke ich, daß die Above der eben fo gut in bum Glas haͤuſern, als auch in ſolchen Beeten ſich durchwintern laſſen, deren Seiten⸗ wände mit Laub, Moos oder Miſt etwas bepackt, und nur oben mit an⸗ einander paſſenden Brettern bedeckt ſind, um den ganz ſtrengen Froſt ab⸗ zuhalten. Es iſt daher nicht unwahrſcheinlich, daß ſie bei nicht gar zu ſtrenger Kaͤlte ohne alle Bedeckung ganz im Freien durchkommen werden, wenn ſie nur einen ſolchen Standort erhalten, wo die Sonnenſtrahlen im Winter ſie gar nicht treffen. Deshalb haben ſie auch einen Vorzug vor den Eriken und Camellien, welche, mit Ausnahme einer geringen Zahl v von „ Erifen, keine, nicht einmal eine mäßige ee ae a re 47 ah Gans N. 2 301 55 20 171 AT 1511 15 (eng ; XIII. 0 g “eben do Augen der obſtskune. Io 1500 be e a LA. N Wes mich betrifft fo habe ae uͤber einen der gehe) die der Schalenring gewaͤhren ſoll, bis jetzt einige Erfahrungen machen koͤnnen, indem ich zuerſt im Fruͤhlinge des verfloſſenen Jahres das Ringeln ver- ſuchte, und ſich die andern Zwecke erſt im folgenden Jahre erreichen laſſen. Der Schalenring noͤthigt die Obſtbaͤume groͤßere und fruͤher reifende Fruͤchte hervorzubringen. Im vorigen Fruͤhjahre ringelte ich 8 bis 14 Tage vor der Blüte mehrere Aepfel-, Birn⸗, Pflaumen-, Pfirſichen⸗, Aprifofen- und Wallnußbaume an 4, oder der Hälfte ihrer ſtaͤrkern Aeſte, auch einige Reben vom fruͤhen Leipziger- und Diamantwein, in der Abſicht, um theils für das kuͤnftige Jahr eine größere Quantität Obſt zu gewinnen, theils um zu verſuchen, ob ſchon in dem laufenden Jahre groͤßere, und fruͤher reifende Fruͤchte erzielt werden koͤnnten. Der Erfolg uͤbertraf meine Er— wartung. Sehr bald gewahrte ich, daß waͤhrend an den nicht geringelten Aeſten die Früchte nach dem gewöhnlichen Gange der Natur allmaͤlig und langſam wuchſen, die an den geringelten Aeſten befindlichen Fruͤchte da— gegen ſchneller wuchſen, und ſich dann auch fruͤher zu faͤrben begannen. Im Spaͤtſommer und Herbſte fand ich die letztern um 8, 12 bis 16 Ta⸗ ge, ja an einem Reine⸗Claudebaum wohl um 20 Tage früher reif und genießbar, und großentheils X, und bei einigen noch größer, als jene, und fehön gefaͤrbt. Am auffallendſten war dies außer bei dem Reine-Claude auch bei Abricot de Gascogne, Ab. de Nancy, bei einer aus Samen erzogenen Pfirſiche, bei einigen Sommeraͤpfel-Arten, und bei der gewoͤhn— lichen runden Wallnuß, dann bei den oben angefuͤhrten beiden Weinſor— ten. Birnen haben im vergangenen Jahr bei mir faſt gar keine Fruͤchte gebracht, wenigſtens nicht an den Baͤumen, die geringelt waren. Auch 8 I a 45 an den Seuchen der 3 Be Größe ziehe, und 1 einige Se unterſchied f } Rei Das junge eh an 8 an ihnen wurde früher fahl und und als an den ungeringelten! Ne. Zauberring zu machen Gelegenheit date, n den geri Dies ſind die einzigen an 8 . | auth, daß dieſe Wirkung die Folge der gedacht, 901145 Kir el —. —.— 222 are it StR — eee e e id gg eee . —— ee u Br TR ene Da RE 225 Mae Re re Sa — bse 106 00ʃ1 been ann eine ee * eee. 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Auszug ne 2 Verhandlung des Vereins in der vierten Steh, am 6. eit 1823. 5 Seit der letzten Sitzung ſind an Abhandlungen eingegangen: a) Von dem Herrn Geheimen Ober-Regierungsrath Bethe, betreffend die Redaction der Schriften des Vereins, die Abzweigung der aus- waͤrtigen Mitglieder der Geſellſchaft, ſo wie die Erleichterung der Mittheilung und Ertheilung von Auskuͤnften mit e Ver: mittelung individueller Wuͤnſche. b) Von dem Herrn Regierungsrath und Land-Bau⸗ ERBEN Manger in Liegnitz: über die Anpflanzung der Obſtbaͤume auf Landſtraßen. c) Von dem Herrn Oberfoͤrſter v. Pfuhl: über die Obſtbaumpflege im Allgemeinen, und die Mittel zur Aufmunterung insbeſondere. d) Von dem Herrn Prediger Benade zu Hoyerswerda: uͤber das Pfro— pfen mit verſchloſſenem Auge hinter die Rinde, mit Nachricht von zwei ganz neuen, aus dem Kern erzeugten Birnſorten. e) Von der Koͤnigl. Regierung zu Liegnitz: zwei Gutachten uͤber die Anwendbarkeit des Traubenhiebes, wovon das von dem Herrn Bür- germeiſter Bergmuͤller zu Gruͤnberg, um deshalb ſich ausgezeichnet, weil es zugleich einen andern Apparat zum Abbeeren der Trauben beſchreibt, welcher empfohlen zu werden verdient. k) Von dem Herrn Hofgaͤrtner Fintelmann: eine Beſchreibung uͤber ſeine Art der Kirſchtreiberei, bei Vorzeigung der auf dieſe Weiſe ge— wonnenen doppelten Maikirſchen. g) Von dem Herrn Juſtizrath Burchhardt zu Landsberg a. d. W.: ein Gutachten über die projectirte Anlegung einer Landes-Baumſchule. 6) Letzteres Gutachten ſteht in Verbindung mit dem, von der in Folge der letzten Sitzung ernannten Kommiſſion zur Begutachtung der Zulaͤßig⸗ keit des Beitritts des Vereins, zur Einrichtung der Gaͤrtnerſchule und. Verhandlungen. 1, Band. 7 50 der Landes-Baumſchule eingeſchickten Unterſuchungs-Protokoll, welches an Ort und Stelle vor dem Koͤnigl. Kommiſſario, Herrn Geh. Ober⸗Re⸗ gierungsrath Bethe, aufgenommen worden iſt. Derſelbe verlas hierauf die in dieſem Protokoll enthaltene Erklarung, nach welcher beide Anſtalten ſo ganz den Zwecken des Vereins entſprechend und fuͤr ſo gemeinnuͤtzig gehalten werden, daß die angeſonnene Konkurrenz mit Recht empfohlen werden koͤnne, in Abſicht des jährlichen Geldbeitrages aber nur dreihun⸗ dert Reichsthaler mit dem Vorbehalt zu bewilligen ſeyn wuͤrden, daß die Ermäßigung deſſelben erfolgen muͤſſe, wenn die Zahl der Mitglieder ſich unter dreihundert Perſonen vermindern ſollte. Was die etwanigen Modi⸗ fifationen bei den vorgelegten Plänen betrifft, fo haben die Herren Kom: miſſarien ſich darüber ihre nähere Aeußerung vorbehalten. Nachdem der Herr Referent die Haupt-Momente der gedachten Plaͤne umſtaͤndlich vorgetragen hatte, wurde die Geſellſchaft aufgefordert, zur Faſſung eines gültigen Beſchlußes über die Bewilligung eines jahrlichen f Beitrages von dreihundert Reichsthalern, zur Einrichtung und Erhaltung der Landes⸗-Baumſchule bei Potsdam, die Stimmen zu geben. Es erfolgten 81 Stimmen gegen Eine, fuͤr die in Frage geſtellte Bewilligung, und der Beſchluß wurde demgemaͤß dahin gefaßt: daß in Erwägung der Vortheile, welche aus der Anlage einer Landes⸗ Baumſchule nach dem vorgelegten Plane, beſonders in Verbindung mit der Gaͤrtnerſchule, dem Gartenbau erwuͤchſen, und unter der Vorausſetzung, daß letztere alsbald eingerichtet, und dem Vereine dazu kein weiterer Geldbeitrag angeſonnen werde, die Zahlung des Bei⸗ trages von dreihundert Reichsthalern auf vierzehn Jahre, gegen dafür alljährlich aus der Baumſchule zu entnehmende Bäume, erfolgen ſolle, in ſofern ſich die Anzahl der Mitglieder unter Dreihundert nicht ver⸗ mindere, ſo daß mit Abgang jeder Perſon von Wen ab, Ein Reichsthaler weniger an Beitrag gezahlt werde. 7) Von den hiernaͤchſt begutachteten, in dem vorigen Protokoll er- waͤhnten Abhandlungen, find noch folgende Reſultate der Geſellſchaft mir- getheilt worden; daß 51 a) wegen der dauerhafteſten und wohlfeilſten Etiquetts nach der Dern— ſchen Angabe von Zink, nach der Meinung des Herrn ꝛc. Otto, die Vervollkommung durch einen Anſtrich von Oelfarbe zu empfehlen ſeyn würde, und dadurch das Stück, in der vorgezeigten Form eines Oblongi zu 4 Pfennigen, auf beiden Seiten geſtrichen, und zu 34 Pfennigen, auf einer Seite geſtrichen, zu beſchaffen waͤre; b) unter Vorzeigung der von Herrn ꝛc. Ma ffeli eingefandten Aepfelſtaͤmm⸗ chen, welchen die Pfahlwurzel genommen, nach der Meinung des Herrn ꝛc. Lenné, abgeſehen von den, in den Forſtlehrbuͤchern der Herren v. Burgsdorf und Hartig geaͤußerten Meinungen, ein all— gemeines Prinzip fuͤglich nicht fuͤr alle Sorten Baͤume angenommen werden koͤnne, vielmehr die Oertlichkeit, die Arten der Baͤume und die Zwecke des Pflanzers, fuͤr eine mehr oder wenigere Verkuͤrzung der Pfahlwurzel entſcheiden muͤſſe; o) die Art und Weiſe des Herrn ꝛc. Otto bei Kultur des Limodori Tan- kervilliae, fo wie des Herrn Mathieu, bei der Kultur der Ferraria pavonia, nach eingeholtem Gutachten des dritten us ſchuſſes empfeh⸗ lenswerth zu erachten ſey; 1 85 | d) zur Erzielung des Meerkohls, Crambe maritima, zwar die von dem Herrn ꝛc. Braſch vorgeſchlagene Kultur-Art im Kleinen anwendbar, in größerer Ausdehnung aber Wilh. Courty's Beſchreibung ee eee An zu erachten. ji . 52 Sf * N XV. r un Ueber die wohlfeilſten und dauerhafteſten Etiquetts für die im Freien und in Glashaͤuſern ſtehenden Gewaͤchſe. Vom Koͤniglichen Landrath, Herrn Dern, zu Saarbrück. * W 228 A „ Dia sa via i Un die Pflanzen in einem Garten zu etiquettiren, oder mit ihrem botani⸗ ſchen Namen zu verſehen, bediente ich mich anfaͤnglich und lange Zeit hin⸗ durch des gewoͤhnlichen verzinnten, oder weißen Blechs, ließ die Täfelchen mit Oelfarbe weiß anſtreichen, und die Namen mit ſchwarzer Oelfarbe dar⸗ auf ſchreiben, wie ich es in verſchiedenen großen Anſtalten, z. B. im Gar- din des Plantes zu Paris und anderwaͤrts geſehen hatte. Allein dieſe Art war mit vielen Umſtaͤnden, Beſchwerlichkeiten, und einigen Koſten verknuͤpft; ich bekam ſelten meine Bleche gut und ſchoͤn an⸗ geſtrichen; es war nicht bequem, und dabei ſehr langweilig auf dieſen Blechen zu ſchreiben; beſonders aber fand ich, daß nach etlichen Jahren, nachdem die Sonne alles Oel aus der Farbe gezogen hatte, der Roſt durch Zinn und Farbe durchfraß, und auf meinen Blechen nichts mehr zu leſen, oder zu ſehen war. Andere Arten, z. B. die Namen auf weiß angeſtichenen Hoͤlzchen zu ſchreiben, und dieſe zu den Pflanzen in die Toͤpfe zu ſtecken, wie ich es noch im verwichenen Sommer in den ſchoͤnen und reichen Ge⸗ waͤchshaͤuſern zu Carlsruhe fand, oder die Namen auf kleine zurechtge⸗ hauene Schieferſteine, oder Leyen, zu ſchreiben, wie ich es bei einigen Gar⸗ tenliebhabern gefunden hatte, gefielen mir um deswillen nicht, weil erſtere nicht wohlfeil, und ſehr vergaͤnglich war, und letztere nicht gut ausſah, auch nie ſauber oder zierlich gemacht werden konnte. N ee Ich kam daher auf die Idee, mich des Zinkblechs zu bedienen, weil es ſich in der freien Luft ohne Anſtrich ſehr gut hält, ſich nicht oxidirt, hoͤchſtens mit der Zeit ein wenig weißlich anlaͤuft, ſich aber dann in dem naͤmlichen guten Zuſtand erhält, und daher auch zum Dachdecken ꝛc. ge- braucht wird. Ich fand dabei den Vortheil, daß der Ankaufspreis wenig 8 e rns 5 * 1 * 1 e 55 Unterſchied machte; daß ich nichts mehr brauchte anſtreichen zu laſſen, und daß ich mit leichter Muͤhe ſelbſt die Namen mit der Feder in der Geſchwin— digkeit auf die Bleche ſchreiben konnte, ſo wie ich ſie auf Papier ſchrieb. Ich laſſe die Bleche bei einem Blecharbeiter ſo ſchneiden, daß nichts verloren geht. Aus einem Pfund Zinkblech bekomme ich gewoͤhnlich 36 Scherbenbleche, von welchen mithin, wenn ich das Pfund zu 5 Preußiſchen Silbergroſchen rechne, jedes 15 Pf. Cour. koſtet. Viereckige Bleche giebt das Pfund 44 Stuͤck, und koſtet daher eins 13 Pf.; rechnet man ſie auch zu 2 Pfennigen jedes mit dem Arbeitslohn, fo iſt es immer noch wohlfeil. So wie die Bleche geſchnitten find, koͤnnen fie ohne vorherigen An- ſtrich beſchrieben werden, und zwar von jedem Schreiber mit einer gewoͤhn⸗ lichen Feder, welches ſehr geſchwind geht, wogegen das Schreiben mit dem Pinſel nicht Jeder bewerkſtelligen ee, a s ine BD das 3 viele Zeit erfordert. i Man beobachtet bei dem Se folgende leichte Verfahrungsart. Die Oelfarbe, ſie mag nun ſchwarz, oder roth gewaͤhlt werden — ich zog Zinnober, als Metallfarbe, vor, weil ich fie für dauerhafter auf dem Me⸗ tall hielt — wird, wie gewoͤhnlich, mit einem guten, raſch trocknenden Fir niß angerieben, und in einem zugebundenen Blaͤschen, nach Art aller Ma⸗ ler, aufbewahrt. Wann Bleche zu ſchreiben ſind, wird in ein kleines tiefes Gefaͤßchen ſo viel Farbe aus dem Blaͤschen gedruͤckt, als man ungefaͤhr zu brauchen gedenkt, und dieſer mittelſt Terpentinol derjenige Grad der Fluͤſ— ſigkeit gegeben, daß man mit der Feder damit ſchreiben kann. Zu dick darf die Farbe nicht ſeyn, ſonſt gehet ſie nicht gut und gerne aus der Feder, eben fo wenig zu dünn, weil fie ſonſt zu leicht aus der Feder gehen, auf dem Blech fließen, und eine ſchlechte unfoͤrmliche Schrift geben würde, Jeder Schreiber findet gleich und ſehr leicht hier das richtige Verhaͤltniß, wenn er nur einmal die Probe macht. Uebrigens kann man auf dem Blech eben ſo nö deere wie 1 dem eee und a auch eben fo geſchwind. alharıd Sollte ein Su 1 ein Wort niche er) fo kann es mit einem Laͤppchen Leinwand, oder etwas Loͤſchpapier wieder weggewiſcht, und 54 —ů ſelbſt alte verſchriebene Bleche koͤnnen mit einigen Tropfen Terpentinoͤl wieder geſaͤubert, und ſodann neu beſchrieben werden. ‚ie A4 BEN in Eh ae f XVI. EN Gutachten über vorſtehende Abhandlung. | Don dem Inſpektor des um az a ie Otto. Die von dem Herrn Landrath on zu Saarbrück, dem re eingeſandten Etiquetts von Zinkblech, find wegen ihres Zweckes und ihrer Wohlfeilheit, in jeder Beziehung den Gartenliebhabern, und beſonders den Beſitzern großer Baumſchul-Anlagen zu empfehlen. Von dem ſchwachen Zinkbleche, welches zu dieſer Arbeit tauglich iſt, gehen auf einen Zentner 28 Tafeln; jede Tafel iſt 2 Fuß lang, 24 Fuß breit, und wiegt im Durch⸗ ſchnitt etwa 4 Pfund. Aus einer Tafel koͤnnen 112 Stuͤck ſolcher Bleche, oder Etiquetts gefertigt werden, wie die eingereichte, mit Geranium stria- tum bezeichnete Etiquette iſt. Der Zentner Zinkblech dieſer Art koſtet auf, dem Magazin 12 Rthlr. 12 Gr., eine Tafel alſo ungefahr 10 Gr. 9 Pfe, und ein Blech von der bezeichneten Größe an Material 12 Pf. für Arbeitslohn; das Blech zu ſchneiden, gerade zu haͤmmern, die Ecken zu brechen, und ein Loch durchzuſchlagen, iſt etwa 1% Pf. zu rechnen, fo daß ein jedes Blech in Summa 22, Pf. koſten kann; indeſſen iſt anzunehmen, daß es für 2 Pf. zu beſchaffen iſt, geringer aber ſchwerlich. Da aus einem Pfunde Zinkblech circa 28 kleine Täfelchen gefertigt werden, fo würde das Pfund dergleichen 5 Gr. 6 Pf. koſten. Zweckmaͤßig ſcheint mir uͤbrigens der Anſtrich die⸗ ſer Zinkbleche mit Oelfarbe zu ſeyn, weil Zink ſich doch immer etwas oridirt, und der Name, oder die Nummer leicht unleſerlich werden dürfte. Der Herr Landrath Dern erwaͤhnt zwar, daß ſich dieſe Zink-Etiquetts auch ohne allen Anſtrich in freier Luft gut halten, doch aber mit der Zeit weißlich anzulaufen pflegten, folglich oxidiren; deshalb iſt meines Were tens ein Oelfarben-Ueberzug um ſo rathſamer. 9 2 Werden die Bleche mit Oelfarbe auf beiden Seiten geſtrichen, ſo iſt 7 — . q re N 55 dafür pro Stuͤck 1% Pf. zu rechnen, genuͤgt der Anſtrich auf einer Seite, wo die Schrift kommt, und bleibt die andere Seite roh, ſo kommen nur 9 Pf. in Anſchlag. Im erſtern Fall koſtet das angeſtrichene Blech 4 Pf., im letz— tern Fall 34 Pf., die groͤßern zu dopfzewächſen und für die Treibhaͤuſer be- rechnet, nur 6 Pf. Auch die dem Verein von dem a Ober⸗ Bergrath Frick einge⸗ ſandten porzelanenen Etiquetts fuͤr Topfpflanzen, Baͤume und Straͤuche für's freie Land, find ſchon laͤngſt als bewaͤhrt und für zweckmaͤßig erachtet worden. Die Schrift auf den Etiquetts befindet ſich, nach einem neu auf— gefundenen Verfahren, unter der Glaſur. Weder Einfluß der Witterung, noch Reibung koͤnnen darauf nachtheilig wirken. Den einzigen Fehler, wel— chen man auffinden, und an dieſen wirklich ſchoͤnen Etiquetts auszuſetzen haben koͤnnte, ſind die allzuhohen Preiſe, zumal fuͤr die botaniſchen Gaͤrten bei der ewig ſchwankenden Namen- Benennung der Pflanzen, wo doch im— mer, wenn die neuen, und auch die richtigen Namen angenommen werden ſollen, ein dergleichen Etiquett verloren geht und unbrauchbar wird, ja ſo— gar neue Koſten verurſacht. Das Stuͤck ſolcher mit Namen verſehenen porze— lanenen Etiquetts für Topfflanzen koſtet 2% Sgr.; für Baͤume und Straͤuche 5 Sgr.; diejenigen ohne Namen und mit bloßer Nummer 3 Sgr.; die ungla- ſirten ohne Namen und Nummer, wo nur mit Bleiſtift darauf geſchrieben wird, und durch das Abreiben mit einem feinen Sandſteine und Waſſer die Bleiſchrift wieder fortzubringen iſt, im Fall das Etiquett mit einem andern Namen bezeichnet werden ſoll, 1 Sgr. Ob dieſe Bleiſtiftſchrift haltbar iſt, muß erſt ermittelt werden; im Freien duͤrfte ſie nicht anzuwenden ſeyn. Es ſind bereits eine Menge Arten von Etiquetts für Pflanzen theils vorgeſchlagen, theils in den Gaͤrten angewandt. Nach allem dem, was ich zu ſehen, und daruͤber zu erfahren Gelegenheit hatte, verdienen dieſe beiden vorbemerkten Arten vor allen uͤbrigen den Vorzug. Es kommt hierbei nur lediglich auf die Umſtaͤnde der Kaſſe einer jeden Anſtalt und eines jeden Garten⸗Liebhabers an, was dieſe dazu auszuwerfen vermögen, und hierauf zu verwenden geneigt ſeyn moͤchten. 1 — Ueber das Beſchneiden der Pfahl⸗ bete Von dem Koͤniglichen Kreis⸗Schul⸗ Inſpektor, Herrn Franz 1 zu 3 Bu zu N 4 “er 8 1 Ich glaube, daß es den Liebhabern der Baumzucht angenehm ſeyn wird, folgenden Verſuch zu erfahren. 75 10 * * Im Herbſte 1803 legte ich Aepfel⸗, Birn⸗ und Kirſchkerne; A kamen, wie gewoͤhnlich, im Fruͤhjahre 1804 auf. t de Da ſie zu dicht und unregelmaͤßig ſtanden, auch das Unkraut zwi⸗ ſchen ihnen fo haufig wucherte, daß es ohne Beſchaͤdigung der Pflaͤnzchen kaum haͤtte ausgeriſſen werden koͤnnen, ſo nahm ich mir vor, dieſe erſt aufgegangene Pflaͤnzchen, auf andere friſch umgegrabene und von allem Unkraut gereinigte Beete zu verpflanzen, und ſogleich in gehoͤrige Ordnung, 5 bis 6 Zoll auseinander, zu ſetzen. Die Zeit dazu waͤhlte ich gegen Abend, um die zarten Pflanzen dem Drucke der Sonne zu entziehen. Beim Herausheben derſelben, welches mit Huͤlfe eines langen Meſſers geſchah, um die Wurzel nicht zu beſchaͤdigen, bemerkte ich, daß die Natur ihre meiſte Kraft auf die Erzeugung der Pfahlwurzel anwende. Dies brachte mich auf den Gedanken, dieſe Kraft auf die Erzeugung der Seitenwurzeln zu lenken. Um dieſe Abſicht zu erreichen, ſchnitt ich mit einer Scheere einem jeden Pflänzchen die Pfahlwurzel halb ab, verſetzte es auf das neu zugerichtete Beet in die Ordnung, und begoß es bald, damit ſich die Erde an die zarte Wen anſetzen e nn bekaͤme. Au al Mit Freuden ſah ich, daß kein einziges Baͤumchen durch die Ber- ſetzung umgekommen war, vielmehr ſtanden alle recht friſch da, und binnen 14 Tagen hatten ſolche im Wachsthum anſehnlich zugenommen. Um mich nach dieſer Zeit zu uͤberzeugen, ob durch das Abſchneiden der Pfahlwurzel die Natur ihre Kraft zur Erzeugung der Seitenwurzeln ange⸗ 57 angewendet babe, hob ich einige von den verſetzten Pflaͤnzchen behutſam aus, und mit Vergnuͤgen erſah ich, daß an jedem Baͤumchen aus der n viele Seitenwurzeln hervorkamen. Ich ſetzte dieſe 5 in die N und ihr Wachethüin a wurde da⸗ durch nicht geſtoͤrt. Dieſe Baͤumchen re fo ae daß einige % Ellen hoch, und dicker als die ſtaͤrkſte Gänfepofe binnen vier Monaten wurden, fo daß ich ſie im Auguſt alle oculiren konnte. Die eingeſetzten Augen ſind auch von allen vollkommen un indem die Staͤmmchen im e Safte waren. Mn ee Dieſer wohlgelungene Verſuch che mich auf die Idee, daß man vielleicht auch Baumſchulen von wilden Bäumen, z. B. Eichen und Buchen, auf dieſe Art behandeln, und ſchneller zum Wachsthum bringen konne. Ich wollte einen Verſuch in dieſem Herbſte machen, aber bei aller angewandten Mühe konnte ich in N Jahre keine geſunde reife Eichel zum Stetken, bekommen. W J Bemerkungen eines Ungenannten uͤber vorſtehende 5 n Fi 0 N en! Das in unſerer heutigen En mitgetheilte Verfahren, junge Bäume, oder vielmehr Pflaͤnzlinge, durch Abnahme der Pfahl- oder Herz— wurzel zum Verpflanzen zweckmaͤßig vorzubereiten, mag beim Gartenbau vielleicht noch nicht allgemein als bewährt bekannt ſeyn; bei dem Waldbau iſt dies aber nicht ſo, vielmehr iſt das genannte Verfahren in aͤlteren und neueren Forſt⸗Lehrbuͤchern als eine durch Erfahrung * beſtätigte | und bekannte Tatſache gelehrt und empfohlen. Was beim kuͤnſtlichen Waldbau in Beziehung auf die rtkaßtige Vorbereitung der Holzpflanzen zur kuͤnftigen Verpflanzung, wozu insbeſondere Verhandlungen. 1. Band. 8 58 e | | die Abnahme der Pfahlwurzel in der fruhen Jugend der Pflanzen gehört, ſich bereits durch die Erfahrung bewaͤhrt hat, wird daher auch ohne Zwei⸗ fel bei der Erziehung von Obſtbaͤumen in Anwendung kommen koͤnnen, und es ſcheint mir daher erlaubt, aus den mir eben zur Hand liegenden Forſt⸗ Lehrbuͤchern zweier beruͤhmter praktiſcher Forſtmaͤnner, des verſtorbenen Geheimen Raths und Oberforſtmeiſters von Burgsdorff und des jetzt noch lebenden Ober-Landforſtmeiſters, Herrn Hartig, BR Free des ergebenſt mitzutheilen. 1 en 4 wi; Der Herr von Burgsdorff . in wen ene zur ac Erziehung und zweckmaͤßigen Anpflanzung einheimiſcher und fremder Holz⸗ arten, im erſten Theile S. 69: „Da beim Verſetzen die Abſicht auf Bildung vieler guten jungen Wurzeln gerichtet iſt, ſo kommt es auch darauf an, daß ſolche erreicht werde; zu dem Ende muß ſchlechterdings die un⸗ terſte Spitze der Herzwurzel hinweg, wenn es auch nur noch ſo wenig waͤre. Sobald dieſe ab iſt, hoͤrt die perpendifuläre Verlängerung auf, und es erfolgen in ſchraͤger und horizontaler Richtung viel Seitenwurzeln, welche nicht ſo leicht entſtehen, wenn der Wachsthum aus der Spitze der Pfahlwurzel fortgeſetzt wuͤrde, und wenn der Stamm zu alt waͤre, als daß durch die dicke Rinde dergleichen haͤtten hervorbrechen koͤnnen.“ 3 „Man nimmt der Kürze wegen fo viel Pflanzen in eine Hand, als man faſſen kann, und verſchneidet mit einem Male ſaͤmmtliche Wurzel⸗ ſpitzen; ſchonet aber der jungen Seitenwurzeln mit vieler Vorſicht.“ „Dieſe Operation iſt ſo gelinde, daß der Abſchnitt ſchon in 14 Tagen nach dem Austriebe der Pflanze verheilet. Bei aͤlteren Staͤmmen, und folglich dickeren Wurzeln hingegen, kann er nie zuheilen, ehe nicht weiter⸗ freſſende Faͤulniß in die Wunden gekommen ſeyn ſollte. Bei ſo unſinni⸗ ger Verpflanzung bringen die großen, unverſetzt geweſenen Staͤmme den Tod ſchon mit an den Ort ihrer Beſtimmung hin“ 2. m „Wollte man einwenden: — es ſei uͤberhaupt den n ſchadlich, wenn ſie an Verlangerung der Herzwurzel gehindert wuͤrdenz dieſe von mir vorgeſchlagene Operation waͤre alſo bedenklich, ſo fuͤhre ich dagegen zu Gemuͤthe, daß entweder kein Baum gepflanzt — oder dieſe Operation 59 vorgenommen werden muͤſſe; denn es iſt nur Vorurtheil und Unwiſſenheit, wenn man glaubt, daß groͤßere Baͤume aus ihrem Samenſtandorte ohne Abſtoßen der Herzwurzel ausgehoben werden koͤnnten, und dann treten doch jene Fehler und Krankheiten ohnfehlbahr ein, von denen ſo eben Meldung geſchehen iſt, welche alſo gewiß weit bedenklicher ſeyn muͤſſen, als mein Verfahren, bei welchem die Pflanzen geſund bleiben, durch haͤu— fige Wurzeln reichlich ernaͤhret, und folglich im Wachsthum unſtreitig befoͤrdert werden. Daß dieſes keine Hypotheſe, und von mir nur auf Gerathewohl angenommene Lieblingsmeinung ſei, beweiſen die Millionen meiner lebendigen muntern Zoͤglinge ſo mannigfaltiger Arten.“ Der Herr Ober-Landforſtmeiſter Hartig ſagt in ſeinem Forſt-Lehr— buche, im zweiten Theile S. 183: N 5 „Es giebt Holzarten, die im natuͤrlichen Zuſtande nur wenige Sei— tenwurzeln, dagegen aber, beſonders in gutem Boden, eine ſtarke Pfeiler— wurzel, oder Pfahlwurzel austreiben. Nimmt man nun ſolche Staͤmme in einem Alter, wo fie zum Verpflanzen auf Weideplätze ſtark genug find, heraus, fo behält der Stamm, bei Anwendung aller Vorſicht, doch nicht Wurzeln genug, um gut an- und fortwachſen zu koͤnnen. Bei dergleichen Holzarten, wozu vorzuͤglich die Eiche gehoͤrt, iſt es der Erfahrung nach ſehr vortheilhaft, fie in der Jugend, und zwar in der Höhe von 3 Fuß einmal zu verpflanzen, und wenn ſie die Dicke eines Buͤchſenlaufs erlangt haben, wieder auszuheben und dann erſt auf die Weideplaͤtze zu verſetzen. Durch eine ſolche vorläufige Verpflanzung wird der Wuchs der Pfahlwurzel geſtoͤrt, und bemerkt, daß jeder, bei der erſten Verſetzung abgefugte Wur- zelaſt mehrere Zweige austreibt, wodurch nachher die zweite Verſetzung um ſo viel ſicherer anſchlaͤgt.“ „Wer den Unterſchied der Pflanzungen mit praͤparirten und nicht präparirten Eichen-Pflaͤnzlingen noch nicht geſehen hat, der kann ſich kei— nen Begriff davon machen, wie groß und auffallend dieſer Unterſchied iſt, und wie viel beſſer ſowohl die praͤparirten Eichen, als auch alle uͤbri— gen, vorher ſchon einmal verſetzt geweſenen Holzſtaͤmmchen wachſen. Der Unterſchied iſt ſo auffallend, daß ſich die nicht praͤparirten, einzeln — — 60 eingeruͤckten Pflänzlinge an der matten Farbe ihres Laubes und an dem geringen Treiben mehrere Jahre lang ſehr deutlich erkennen laſſen, und einen bei weitem ſtaͤrkern Abgang N 5 eine eben ſo große Anzahl praͤparirter Stämme.‘ . — „Obgleich dieſe be e einigen en Ans , fo wird die⸗ ſer doch durch das beſſere Gedeihen der Kulturen reichlich erſetzt, und man ſollte daher allenthalben, wo man Pflanzungen mit 8 bis 10 Fuß hohen Staͤmmen zu machen e iſt, dieſe RE ONE nicht 1 41. * Nr * 115 W es x N a! 10 1 | IR. EEE fie. Gutachten des Ausfhuffes uͤber vorſtehende Abhandlung und Bemerkungen. 7 RW u ne wir die uns zum eee Bere gebenden bbandlungen 1) des Herrn Maffeli, 5 ‚ 2) des Herrn B., a | das Beſchneiden der Pfahl- oder Herzwurzel a anliegend ergebenſt zuruͤckſenden, erlauben wir uns, über dieſen Gegenſtand nachſtehende, uns nicht unwichtig ſcheinende Bemerkungen. Die Entſcheidung der Frage: ob die Pfahlwurzel dem Gedeihen und dem Wachsthum der Baumarten, welche ſie von der Natur erhalten haben, foͤrderlich, oder nachtheilig, und daher bei dem Verpflanzen derſelben, ſo viel es nur immer thunlich iſt, beizubehalten ſei, oder nicht? ſcheint uns in jeder Beziehung, ſowohl für den Baumzuͤchtler und Forſtnann, wie für den Pflanzen-Phyſiologen, von beſonderer Wichtigkeit zu ſeyn. Dieſer Gegenſtand verdient um ſo mehr unſere Aufmerkſamkeit, da er nicht ohne weſentlichen Einfluß auf den Erfolg und die Dauer unſerer Pflanzungen und Anlagen zu ſeyn ſcheint. " „ ee Die von dem Verfaſſer der ad 1. erwaͤhnten Abhaͤndlung gemachten Verſuche und Erfahrungen, berechtigen uns noch nicht zu der Behauptung, 61 daß das fruͤhzeitige Verpflanzen und Abſchneiden der Pfahlwurzel bis zur Hälfte, dem Gedeihen des Bäumchens unbedingt förderlich und zutraͤglich ſei; das Fortwachſen derſelben nach der vorgenommenen Operation giebt uns nur den Beweis, daß dieſe Verpflanzung und Verkuͤrzung der Haupt⸗ wurzel bei der erwaͤhnten, wie bei mancher andern Baumart, ohne bemerk— bare Stoͤrung des Wachsthums derſelben Statt finden kann. Die Erfahrung lehrt uns jedoch, daß bei mehreren Baumarten jede Verſtuͤmmelung der Hauptwurzel, und ſogar der Nebenwurzeln, die nach— theiligſten Folgen hat, und nicht ſelten das Abſterben derſelben erfolgt, oder in dem Falle, wo ſie durch Muͤhe und Pflege am Leben erhalten wer— den, doch nimmermehr diejenige Kraft, Hoͤhe und Lebensdauer erreichen, welche ſie in ungeſtoͤrtem Zuſtande erreicht haben wuͤrden. Beiſpiele in letz⸗ ter Hinſicht ſind mehrere Nadelhoͤlzer. Herr Maſſeli ſagt Eingangs ſeiner Abhandlung: Beim Herausheben derſelben (Pflaͤnzchen) bemerkte ich, daß die Natur ihre meiſte Kraft auf die Erzeugung der Pfahlwurzel ver- wende; dies brachte mich auf den Gedanken, dieſe Kraft auf die Erzeugung der Seitenwurzel zu lenken. Wir geſtehen, daß gerade dieſer Umſtand uns aufgefordert haben wuͤrde, die untruͤglichen Geſetze der Natur, die nach der Entwickelung des Samen⸗ korns alle ihre Kraft auf die Ausbildung dieſes Organs verwendet, und das tiefe Eindringen deſſelben nicht ohne Grund vorſchreibt, zu beachten, und uns zur naͤhern Aufſuchung der Gruͤnde: weshalb die Natur dieſes Organ vorzugsweiſe beguͤnſtige, e RN würde. . Herr Maffeli lee \ > Um mich ae bes Zeit zu eee ob Make: das Abſchneiden der Pfahlwurzel die Natur ihre Kraft zur Erzeugung der Seiten⸗ wurzeln angewendet habe, hob ich einige von den verſetzten Pflänz- chen behutſam aus, und mit Vergnuͤgen erſah ich, daß an jedem Baͤumchen aus der sabgefchnistenen Pfaslwurzel viele Seitenwurzeln Fee her vorkamen. Eben die r ue, der Seitenwurzeln, en nach 9985 Maf ſeli's 62 Beobachtung, bald nach der Operation hervorkamen, und die ſicher, mehr oder minder dieſelbe ſenkrechte Richtung, wie die Pfahlwurzel hatte, nah⸗ men, beweiſet die Nothwendigkeit der letztern, und iſt ſie nothwendig, ſo iſt es doch wohl thoͤricht, der Pflanze ein Organ zu verſtümmeln, welches ſie nicht ohne unnuͤtze Verſchwendung ihrer Kraͤfte, „ und nie mehr in der⸗ ſelben Vollſtaͤndigkeit hervorzubringen verinui g eee e Wir wollen es nicht beſtreiten, daß es Fälle giebt, wo es nothwendig iſt, die Pfahlwurzel zu verkuͤrzen, und daß dieſe Operation bei mehreren Baumarten ohne beſondern Nachtheil geſchehen kann; wir halten jedoch in dieſen Fällen dieſe Operation immer für ein nothwendiges Uebel, und ra⸗ then dabei behutſamer, wie es gewöhnlich geſchieht, zu Werke zu gehen. Wir werden auf dieſe Fälle zuruͤckkommen, vorher aber die Gründe, welche fuͤr die Erhglees ar Be des en ſprechen „ entwickeln ſuchen. ee e Unſere eishezeitbueg fen ene en darin überein, daß jeder Aſt und jeder Zweig einer Pflanze ſeine mit ihm in Verbindung ſte⸗ hende Wurzel hat, die Ente ckelung und Verlängerung der jaͤhrigen Triebe findet nur in dem Maaße Statt, in welchem die Wurzeln ſich verlaͤngern, neue Saugorgane bilden, und die zur Ausbildung der Knospen und 2 gen Triebe erforderlichen Säfte zuführen. v e e 1 75 Der Hauptſtamm iſt gleichfam als eine unmittelbare, Ber längerung der Pfahlwurzel zu betrachten; nach der Richtung der Kraft und Vollkom⸗ menheit der letztern, modificiren ſich dieſelben Erforderniſſe des erſtern. Die Zerſtörung der Pfahlwurzel wurde Häufig das Abſterben der pfunze zur Folge haben, wenn die Natur nicht mit eben ſo fruchtbarer, als be⸗ wunderungswerther Kraft, die Wunde, welche ungeſchickte Hande verur⸗ ſachen, zu heilen, und das zerſtoͤrte Organ durch die erwähnten Seitenwur⸗ zeln zu erſetzen bemüht wäre. ce Die Erfahrung, daß ſo viele Baͤume mit verſtümmelter Pfahlwurzel, und ſelbſt mit einem geringen Vorrath von Seitenwurzeln ausgepflanzt werden, die dennoch fortwachſen, kann daher nicht als Beweis für die Ent⸗ behrlichkeit derſelben angeſehen werden; ſchon die oben erwahnte Bemer⸗ N Sr a aa ene hi = x e N x EUR kung, daß manche Baumarten die Verletzung dieſes Organs nur ſehr un- gern ertragen, ſollte uns genuͤgen, die Wichtigkeit derſelben auch bei andern, die fuͤr ſolche Verletzung weniger empfindlich ſind, anzuerkennen. Wir fragen jeden erfahrenen Baumzuͤchtler und Forſtmann: ob nicht diejenigen jungen Pflanzen, welche die Pfahlwurzel am vollkommenſten aus⸗ gebildet haben, ſich durch uͤppigern und raſchern Wuchs vor denjenigen auszeichnen, welche durch einen, oder den andern Umſtand hieran verhin⸗ dert wurden? — ob nicht diejenigen Baͤume, welche er mit vollſtaͤndiger » Erhaltung, der oft erwähnten Mutterwurzel, und mit dem groͤßten Wurzel— vermögen ausgepflanzt hat, ein freudigeres Aufwachſen, größere Dauerhaf- tigkeit, und ein hoͤheres Alter erreichen, wie diejenigen, bei welchen dieſe Organe mehr oder weniger verſtuͤmmelt waren? — ob er nicht dieſelben Eigenſchaften vorzugsweiſe bei ſolchen Baumarten wahrgenommen hat, die zur Stelle aus dem Samenkorn aufgeſchoſſen, und daher in ungeſtoͤrter Ausbildung der Haupt- und Nebenwurzel aufgewachſen ſind? Wem koͤnnte es einfallen, dem auf dieſe Weiſe angewachſenen Baum, ohne dringende Veranlaſſung, eines Theils ſeiner Wurzeln zu berauben? Dieſe Betrachtungen, zu welchen wir leicht noch mehrere hinzufügen koͤnn⸗ ten, dringen uns die Ueberzeugung auf: daß die Natur nicht ohne wichti⸗ gen Grund dem hochwachſenden Baume die ſenkrechte und tiefeindringende Pfahlwurzel; dagegen dem Strauch, welcher einer ſolchen Stuͤtze nicht be— darf, gleich nach der Entwickelung des Keims, die Zurechtſtellung derſelben in viele Seitenwurzeln zugewieſen hat. 8 Nachdem die Natur alle Kraft und Nahrung auf die Ausbildung der Pfahlwurzel verwendet hat, wird dieſe die Mutter der vielen Seitenwurzeln, welche allmaͤlig aus ihr hervorgehen, und welche ihrerſeits den unzaͤhligen Haarwurzeln ihr Daſeyn geben. a Die Pfahlwurzel iſt die Haupt- und nothwendigſte Stuͤtze des Baumes, der Jahrhunderte der zerſtoͤrenden Kraft der Elemente trotzen ſoll; ihr tie⸗ fes Eindringen ſichert dem Baume die Kraft, den ſtaͤrkſten Orkanen, und gleichzeitig der toͤdtenden Einwirkung des Winterfroſtes zu widerſtehen, de⸗ ren Opfer die oberflächlichen Wurzeln nur allzu oft werden. ; u EEE ee ee ee 2 ̃ . — u D 64 Er Welchen Einfluß die forgfäfeigfte Erhaltung diefes Organs auf den Erfolg und die Dauer unſerer Pflanzungen habe, rn uns muß vos Vorſtebende nicht mehr zweifelhaft zu ſeyn. en Wir muͤſſen jedoch noch eines Umſtandes erwähnen, der nicht mindere Beachtung verdient. Die Erfahrung zeigt uns taglich, daß zum Nach⸗ theil unſerer Gaͤrten und Aecker, und als großes Hinderniß bei der Be⸗ ſtellung derſelben, mehrere Baumarten, zu welchen namentlich die Pflau⸗ men⸗ und ſauren Kirſchbaͤume gehoͤren, eine große Anzahk Wurzelſproſſen, oder Wurzelausläufer hervortreiben, welche dem Baume die ihm beſtimm⸗ ten Saͤfte entziehen, die Erzeugniſſe an unterfrüchten benachtheiligen, und manche Unbequemlichkeit verurſachen; jeder kundige Gärtner wird nur ſehr ungern, und nur in Ermangelung von aus Samen erzogenen, Wildlinge, dergleichen Auslaͤufer, zur weitern Veredelung in die Baum⸗ ſchule pflanzen, da es ihm nicht unbekannt iſt, daß aus dergleichen Wild⸗ lingen nur ſchwache und undauerhafte Bäume erzogen werden koͤnnen, we elche jedesmal dieſelbe ſchaͤdliche Eigenſchaft des Ausſproſſens mit ſich fortpflan⸗ zen, wohingegen der aus dem Kern erzogene Stamm, vorzuͤglich wenn er in feinen Wurzeln ungeſtoͤrt aufgewachſen iſt, nie, oder doch nur durch beſondere Veranlaſſung, z. B. bei Verletzungen des Stammes, hierzu ge⸗ reizt wird. Es iſt wohl keinem Zweifel unterworfen, daß die 8 lung der Pfahlwurzel bei den erſteren, die Hauptveranlaſfung zu dieſer - fo laͤſtigen, als ſchaͤdlichen Wurzelbrut giebt. uin Wenn wir durch das Vorſtehende einige Beweiſe, weiche für die Erhaltung der Pfahlwurzel ſprechen, aufzuſtellen geſuch bo haben, fo wol⸗ len wir nun auch die Faͤlle, in welchen eine behutſame Verkürzung der ſelben zweckmaͤßig, und oft erforderlich wird, anführen. Herr B. fuͤhrt uns in der ad. 2 gedachten Abhandlung dasjenige an, was zwei der geachteteſten Schriftſteller, deren vielſeitige Ke enntniſſe, deren Reichthum an praktiſchen Erfahrungen im Gebiete dieſer Wiſſenſchaft, und hohe Verdienſte fuͤr die beſſere Pflege unſerer Waldungen, wohl von Niemanden lebhafter anerkannt werden, wie von den Unterzeichneten, uͤber das Verkürzen der Pfahlwurzel bei dem Verpflanzen der Baͤume, uns mitgetheilt haben. h Dem 63 Dem aufmerkſamen Leſer wird es jedoch nicht entgehen, wie ſehr der zuerſt genannte Herr Oberforſtmeiſter v. Burgsdorff die Wichtigkeit dieſes Organs anerkennt. Dieſer gelehrte Forſtmann ſpricht an der ange— fuͤhrten Stelle von ſolchen Baͤumen, welche auf Samenbeeten erzogen ſind, und die Beſtimmung haben, nach einer gewiſſen Anzahl von Jahren, an einen beſtimmten Standort ausgepflanzt zu werden. Er ſagt: Da beim Verſetzen die Abſicht auf Bildung vieler guten jungen Wur— zeln gerichtet iſt, ſo koͤmmt es auch darauf an, daß ſolche erreicht werde; zu dem Ende muß ſchlechterdings die unterſte Spitze der Herzwurzel hinweg, wenn es auch noch ſo wenig wäre. Herr v. Burgsdorff zeigt uns in dieſer Stelle, welchen hohen Werth er auf die Erhaltung der vorhandenen Wurzeln ſowohl, als auch auf die Erzeugung neuer guter Wurzeln legt; er ſpricht nur vom Abkuͤrzen der un- terſten Geige: der Herzwurzel, und fuͤgt Pe 55 And: wenn es auch noch fo wenig waͤre.“ a Herr Ober Landforſtmeiſter Aae bezieht ſich in der von Herrn B. angefuͤhrten Stelle, in welcher das Verpflanzen der jungen Baͤumchen in einem Alter von drei Jahren, und das Verkuͤrzen der Pfahlwurzel an— gerathen wird, ausſchließlich auf ſolche Baumarten, die im natürlichen Zu⸗ ſtande nur wenige Seitenwurzeln, dagegen aber in gutem Boden eine ſtarke Pfeiler- oder Pfahlwuürzel austreiben, und die als 8 bis 10 Fuß hohe Stämme ausgeflanzt werden ſollen, und giebt durch den Verfolg dieſer Stelle zu er— kennen, daß dieſe Operation nicht zum Vortheile des Baumes, ſondern zur Vorbereitung und zur Erleichterung der kuͤnftigen Verpflanzung erforder— lich ſei. 7 Wir glauben hieraus den Schluß ziehen zu koͤnnen: daß auch dieſe kompetenten Autoren den Werth und den Zweck dieſes Organs vollkommen anerkennen, und die Verkuͤrzung deſſelben als ein nothwendiges Uebel zu betrachten iſt, welches nur unter gewiſſen Umſtaͤnden zu geſtatten ſei; daß ſie daher bei jungen Pflanzen, die auf eine bleibende Stelle ausgepflanzt werden, durchaus unzulaͤſſig, bei einigen andern Baumarten jedoch, als Vorbereitung zur kuͤnftigen nene nothwendig iſt, und man in Verhandlungen. 1. Band. 9 66 diefem Falle mie größter Behutſamkeit, und mit mehr San wie e es See ae z Werke gehen ſollte. Lenné. Krausnick. Gintelmann Bemerkungen des Ungenannten uber das Gutachten des Ausschuss ſes, das Beschneiden der Diası- oder ER e betreffend. Pruͤfet Alles und das Beſte behaltet. Der Zweck meines Aufſatzes vom 2. März d. J.: uͤber die zweckmaͤßige Vorbereitung junger Baumpflanzen zur Fünftigen Verpflanzung als Baͤume, ſcheint von den Herren Kommiſſarien, welche ihn geprüft haben, nicht aus dem Geſichtspunkte aufgefaßt zu ſeyn, den ich vor Augen ER es ſei mir daher erlaubt, daruͤber Folgendes nachzuholen. Der Herr Maffeli und ich, gehen wegen des Weſthseidenz der Pfahlwurzel von ganz verſchiedenen Anſichten aus. Der Herr Maffeli theilt feine Erfahrung mit, daß durch das Abſchneiden der Pfahlwurzel das Wachsthum der Holzpflanzen befoͤrdert werde, und hält hiernach die Pfahlwurzel fuͤr uͤberfluͤßig, oder doch unweſentlich. Ich gehe dagegen in meinem Aufſatze von einem ganz andern Geſichtspunkte aus. f Die Natur hat nichts Zweckloſes geſchaffen, wenn ſie alſo den Hin, men die Pfahlwurzel gab, fo gab fie ſolche ihnen ohne Zweifel zu ihrer Befeſtigung und Erhaltung. Koͤnnte dem zu verpflanzenden Baume die Pfahlwurzel ohne Verletzung und Verſtuͤmmelung erhalten werden, ſo wuͤrden wir allerdings kraͤftige, der Zeit, wie den Stuͤrmen, dem Froſte, wie der Duͤrre trotzende Baͤume erhalten. Aber eben hier iſt die Klippe, an der wir ſcheitern. Wie gehet es bei Verpflanzung der Baͤume zu, und was findet ſich da fuͤr den aufmerkſamen Baumpflanzer und Pflanzen⸗ | e 67 Phyſiologen zu bemerken? Wir finden, daß der aus dem Kern aufgewach— ſene junge Baum, der die zum Zwecke der Auspflanzung erforderliche Staͤrke und Hoͤhe von 5 bis 6 Fuß erreicht hat, eine Pfahlwurzel von wenig— ſtens zwei Dritteln ſeiner Laͤnge gemacht hat; ihn von ſeinem Samenſtand, oder Geburtsorte zu nehmen, ohne Verletzung ſeiner Pfahlwurzel, gehoͤrt 5 faſt zu den Unmoͤglichkeiten, wenigſtens wuͤrde es, wenn man Muͤhe, Zeit und Koſten nicht ſcheuen wollte, ſo theuer zu ſtehen kommen, und wohl noch theurer, als der ganze Baum werth iſt. Der Baumpflanzer muß ſich daher mit frommen Wuͤnſchen begnuͤgen. Was geſchiehet alſo bei der Herausnahme des zu verpflanzenden Baumes? Die Pfahlwurzel wird mit einem ſcharfen Spaten abgeſtoßen, und die verwundete Stelle mit einem ſcharfen Meſſer beſchnitten, und wenn man's gut machen will, mit Baum: wachs verklebt“), fo wird der Baum alſo eigentlich ohne Pfahlwurzel, mit einer boͤſen Wunde an ſeinen kuͤnftigen Beſtimmungsort gepflanzt. Es iſt ihm ſeine Stuͤtze gegen Zeit und Sturm, ſein Schutz gegen Froſt und Duͤrre geraubt. Die bedeutende Verletzung, die ihm hierdurch zuge- fuͤgt wird, fuͤhrt oft ſeinen baldigen Tod herbei, und ſo iſt Zeit und Muͤhe verloren. Wollten wir recht geſunde und dauerhafte Bäume erzie⸗ hen, ſo moͤchte denn wohl das Zweckmaͤßigſte ſeyn, den Baum aus dem Kern gleich auf dem Platze zu ziehen, wo er Fruͤchte tragen ſoll, und feinen Standort niemals zu verändern. Das kann nun aber in den meh— reſten Fällen nicht ſeyn; der Gartenbeſitzer will einen Baum pflanzen, von dem er bald Fruͤchte ſehen will. Es iſt nun die Frage: wie ſollen dieſe Staͤmme erzogen, und zur kuͤnftigen Verpflanzung zweckmaͤßig vorbereitet werden, um geſunde Bäume zu erhalten, welche bei der Verpflanzung als Baum, durch Verſtuͤmmelung und Beſchneiden der Pfahlwurzel nicht Schaden leiden? Dies iſt nun wohl der Zweck aller Baumſchulen, der aber faſt nirgend, oder doch nur ſelten beachtet wird, und ich ſtelle es weiterer Pruͤfung anheim, wenn man mir zugeben muß, daß die Verpflanzung 9 Des Verklebens der abgeſtutzten amg mit pee Re ic mic HEN ſeit einigen Jahren mit gutem Erfolge bedient. a mm —46Aäb — — * N N ee rn u 68 eines ohne Vorbereitung mit einer langen Pfahlwurzel gewachſenen Bau⸗ mes, ohne deren bedeutende Verletzung und Verkuͤrzung praktiſch nicht moͤglich, oder doch hoͤchſt ſchwierig und koſtbar iſt: ob es nicht zweckmaͤ⸗ ßig iſt, den Baum ſchon durch einmalige Verpflanzung in ſeinen erſten Lebensjahren, wo ſeine Wurzeln noch fein ſind, und alſo bald wieder ver⸗ heilen, und durch maͤßiges Beſchneiden der Pfahlwurzel, wodurch ihr der weitere Trieb nach unten benommen wird, zur kuͤnftigen ſichern Ver⸗ pflanzung vorzubereiten, damit dieſe, ohne bedeutende Verletzung der Pfahl⸗ wurzel, dereinſt geſchehen koͤnne? Man wuͤrde durch dieſes Verfahren von zweien Uebeln das leichtere wählen, und dadurch den zu verpflanzenden Baum wenigſtens geſund erhalten. Von dieſem Verfahren, welches die Herren Kommiſſarien ſelbſt als ein nothwendiges Uebel in ihrem Gutach- ten anerkennen, iſt in meinem Aufſatz vom 2. Maͤrz d. J. die Rede, und ich bitte ihn nachzuleſen. Ich habe nur die Wiſſenſchaft im Auge, und werde eo gern von fo erfahrenen und geſchickten Männern, als die Herren Kommiſſarien find, eines Andern belehren laſſen, mich aber freuen, wenn ſie es nicht unter ihrer Wuͤrde finden, die Bemerkungen eines Freundes der Baumzucht einer nähern Prüfung zu unterwerfen. B. Beleuchtung der vorſtehenden Bemerkungen eines Ungenannten. Der geehrte Verfaſſer der mit dem Buchſtaben B. unter dem 2. März d. J., und nachträglich unter dem 21. Mai mit der Aufſchrift: N Pruͤfet Alles und das Beſte behaltet, eingereichten, das Verkuͤrzen der Pfahlwurzel betreffenden Abhandlungen, wird bei näherer Prüfung des von dem unterzeichneten Ausſchuß unter 69 dem 21. März d. J. über dieſen Gegenſtand abgegebenen Gutachtens, bald die Ueberzeugung gewinnen, daß die gegenſeitig hieruͤber geaͤußerten Anſichten nicht ſo ſehr von einander abweichen, wie der Verfaſſer, nach dem zuletzt erwähnten Nachtrage, der Meinung zu ſeyn ſcheint, daß wir vielmehr in Beziehung auf die weſentlichen, hierbei in Betracht kommen⸗ den Grundſaͤtze einer und derſelben Meinung ſind. ; Der zweite Ausſchuß des Vereins hat, indem er ſich aufgefordert fühlte, die von Herrn Maſſeli behauptete unbedingte Nothwendigkeit, die Pfahlwurzel wegzuſchneiden, zu beſtreiten, und die Gruͤnde, welche fuͤr die Beibehaltung dieſes Organs ſprechen, naͤher zu entwickeln, es gleich— zeitig nicht nur anerkannt, daß es: Fälle giebt, wo die maͤßige Abkuͤr⸗ zung der Pfahlwurzel zweckmaͤßig erſcheint, ſondern in Uebereinſtimmung mit dem Herrn B. ausdruͤcklich ſeine Meinung dahin ausgeſprochen: daß er dieſe Verkuͤrzung bei ſolchen Baumarten, die ſpaͤter auf eine bleibende Stelle verpflanzt werden ſollen, als Vorbereitung zu dieſem Zweck noth— wendig halte, daß man jedoch bei dieſer Operation mit groͤßerer Vor— ſicht und mit mehr Schonung verfahren ſollte, wie dieſes gewoͤhnlich der Fall iſt. 5 2 Dieſe letztere Bemerkung gruͤndet ſich auf die Erfahrungen, welche ein Glied des unterzeichneten Ausſchuſſes, uͤber die Art und Weiſe, wie unkundige Gaͤrtner nicht ſelten hierbei zu Werke gehen, gemacht hat. Unter andern iſt demſelben in einer nicht unbedeutenden, ausſchließlich der Baumzucht gewidmeten Anſtalt, nachſtehendes Verfahren vorgekom— men. Die zu dieſem Geſchaͤfte beſtimmten Arbeiter erhielten von dem dieſer Anſtalt vorſtehenden Pſeudo-Gaͤrtner die Weiſung, die eben nicht allzu ſorgſam ausgehobenen Saͤmlinge, in ganzen Buͤndeln, wie fie füge lich in einer Hand aufgenommen werden koͤnnen, zuſammen zu faſſen, die Wurzeln auf einen in Bereitſchaft ſtehenden hoͤlzernen Block zu legen, und ohne Ruͤckſicht auf das mit der Staͤrke, oder Schwaͤche des Saͤm— lings jederzeit in Verhaͤltniß ſtehende Beduͤrfniß, und deſſen groͤßerm, oder geringerm Wurzelvermoͤgen, durch Huͤlfe eines Beils abzuhacken. Wir find weit von dem Gedanken entfernt, auf dieſes Beiſpiel die Be— . re, hauptung gründen zu wollen, daß dieſe Verfahrungsart unter ſachkun⸗ digen Gärtnern Nachahmer gefunden habe, aber wiederholen muͤſſen wir die fruͤher ausgeſprochene Behauptung: daß man im Allgemeinen viel zu leichtſinnig, und ſehr oft ohne gegruͤndete Veranlaſſung, dieſes Organ, auf welchem die Haupteigenſchaften des Baumes, naͤmlich: Kraft, Ge⸗ ſundheit und Ausdauer vorzugsweiſe beruhen, verſtuͤmmelt. Zum Schluß wollen wir noch bemerken, daß unter Verkuͤrzen der Pfahlwurzel im Sinne des Herrn B., als Vorbereitung zur kuͤnftigen Auspflanzung, womit wir uns, wie fruͤher, auch diesmal als einverſtan⸗ den erklaren, und unter Abſchneiden der Pfahlwurzel, nach der Methode des Herrn Maſſeli, um dadurch das Wachsthum der Baumpflanzen zu befoͤrdern, welches wir fuͤr durchaus verwerflich und n halten, ein großer Unterſchied iſt. Nach Berathung mit den Gliedern des zweiten BE es. Lenne. 1 XXII. Beobachtungen und Erfahrungen uͤber die Kultur der Bletia Tankervilliae. Vom Inſpektor des Koͤnigl. botaniſchen Gartens, Herrr Otto. * Schon oft habe ich mich gefragt: woher es wohl kommen moͤge, daß ſchon laͤngſt bekannte und ſchoͤn bluͤhende Pflanzen, wenig oder gar nicht kul⸗ tivirt, und in den Treibhaͤuſern unſerer Gaͤrtner und Pflanzenliebhaber nicht häufiger gezogen werden? dies iſt namentlich mit dem ſchoͤnen Limodorum Tankervilliae, oder der Bletia Tankervilliae Brown. der Fall, welches man ſehr ſelten in unſern Gaͤrten zu ſehen Gelegenheit hat, obſchon es zu einer Jahreszeit zu bluͤhen pflegt, wo es in der Regel an Blumen fehlt, und oft genug Nachfrage nach irgend einer ſchoͤnen Pflanze iſt. Ich vermuthe es ruͤhrt daher, daß man mit der Kultur dieſer Pflanze noch nicht gehoͤrig bekannt iſt, und Gaͤrtner und Gartenliebhaber noch nicht genau wiſſen, wie ſelbige behandelt werden muß. In dieſer Hinſicht theile ich hier gern die Erfahrungen mit, die ich ſelbſt bei der Kultur dieſer Pflanze zu machen Gelegenheit gehabt habe. Es iſt Thatſache, daß ſich die Or— chideen, oder vielmehr mehrere Arten dieſer zahlreichen Familie, ſchwer in unſern Gaͤrten ziehen laſſen, doch iſt die hier erwaͤhnte Pflanze eine von denjenigen, welche leicht waͤchſt und zu bluͤhen pflegt. Dieſe Pflanze verlangt einen Standort im warmen Treibhauſe, eine ununterbrochene Warme von 13 bis 16° R., und wird in ein Loh- oder Erdbeer eingeſenkt, damit fie von unten erwaͤrmt wird. Sie liebt einen aus reiner Laub- Holz und einem Theil Moorerde beſtehenden, mit einem Theile Flußſand vermifch- ten Boden, im Sommer viel, im Winter wenig Befeuchtung. Lockerheit und Leichtigkeit des Bodens iſt hauptſaͤchlich zu empfehlen, und es muß in Betreff der Erdmiſchung der natuͤrliche Standort, ja ſelbſt die Natur der Pflanze uͤberall beruͤckſichtigt werden. Beim Verpflanzen belegt man den Boden des Topfes 1 bis 2“ hoch mit kleinen Steinen, und den in- 72 nern Rand des Topfes hin und wieder mit Eichen- oder Nüfterborke, indem ſich die Pflanze in ihrer Heimath an ihrem natuͤrlichen Standorte von alten Wurzeln und Baumſtaͤmmen zu naͤhren ſcheint, und wahrſchein⸗ lich eine Schmarotzerpflanze iſt. Die alten Wurzeln pflegen in der Regel nach dem Verbluͤhen der Pflanze ab zuſterben. 175 Die Blumenſtengel zeigen ſich gewoͤhnlich im December, je nachdem die Pflanze waͤrmer, oder kaͤlter gehalten wird. Hat die Pflanze abgebluͤht, ſo zeigt ſich ſehr bald der neue Trieb, und die neue Wurzel der zukünf⸗ tigen Pflanze; alsdann wird ‚fie umgepflanzt, und erhaͤlt die hier vorge⸗ ſchriebene Erde. Die alten Knollen bleiben aber an den jungen Pflanzen figen, werden nicht davon getrennt, und erhalten ſich mehrere Jahre im lebenden Zuſtande. Man zaͤhlt oft 3 bis 4 Jahrgaͤnge, ehe die alten Knollen gaͤnzlich verweſen und abſterben, und dies iſt gewoͤhnlich eine Anzeige von der Geſundheit und Stoͤrke der Pflanze. Die Knollen muͤſ⸗ ſen ferner uͤber der Erde ſtehen bleiben, und werden nicht mit derſelben bedeckt, da es der Pflanze durchaus zuwider zu ſeyn ſcheint, Dies ſchoͤne und liebliche Gewaͤchs kommt aus China, und wurde zuerſt im Hortus keweuris der altern Ausgabe charakteriſirt und abgebil- det, auch in den neuen Abhandlungen der Akademie der Wiſſenſchaften zu Stockholm vom Profeſſor Swartz beſchrieben. Im Jahre 1778 wurde es in England eingefuͤhrt, und machte damals viel Aufſehen und Gluͤck. Wildenow belegte dieſe Pflanze mit dem deutſchen Namen chineſiſcher Dingel. Den lateiniſchen Namen erhielt ſie der Lady Tankervill zu Ehren, welche ſie zuerſt zeichnete und nach Europa brachte. * In Dietrich's Lexicon der Gaͤrtnerei und Botanik iſt die Kultur der Pflanze falſch angegeben, und es ſcheint, als ob er ſie nie ſelbſt im vollkommenen Zuſtande gezogen, und im Garten gehabt habe. XXIII. XXIII. Ueber die Kultur der Ferraria pavonia. Von Herrn L. Mathieu, Kunſt- und Handelsgaͤrtner zu Berlin. i Zu den Zwiebel⸗Gewaͤchſen, welche durch Schönheit und Pracht ihrer Blumen ſich auszeichnen, gehört die Ferraria pavonia L. (Tigridia pavonia Pers.), obgleich ſie nur eine ſehr kurze Zeit bluͤht, da jede ein— zelne Blume ſich gleich nach Sonnenaufgang oͤffnet, und ſchon in den ers ſten Nachmittagsſtunden wieder dahinſinkt. Nur in den Herbſtmonaten ſteht ſie etwas laͤnger in der Bluͤte, und zuweilen, doch nur bei maͤßig kuͤhlen Tagen, bis Sonnenuntergang. Aber ſie bluͤht leicht und ziemlich reichlich, und vermehrt ſich ſchnell, ſo daß es nicht ſchwer wird, ſich faſt taͤglich eini— ger Blumen waͤhrend ihrer Bluͤtezeit zu erfreuen. Das Vaterland der Ferraria iſt Mexico und der waͤrmſte Theil von Nord-Amerika, daher ſie keinen, auch nicht den gelindeſten Froſt ertraͤgt; dennoch aber laͤßt fie ſich ſowohl in Toͤpfen, als auch im freien Lande er- ziehen. Die in Toͤpfen gezogenen wintern ſich gewoͤhnlich beſſer durch, als die, welche im freien Lande geſtanden haben; letztere bluͤhen aber viel voll— kommener und reichlicher, und aus dieſen Gruͤnden iſt es wohl rathſam, ſie auf beiderlei Art an- und fortzupflanzen. Diejenigen, welche man in Toͤpfen ziehen will, und etwas zeitig in Bluͤte bringen moͤchte, kann man ſchon fruͤh im Jahre einlegen; am ſchick— lichſten geſchieht dies im Monat Maͤrz. Die Erde, worin man ſie pflanzt, kann entweder reine Miſtbeeterde, oder reine Lauberde ſeyn, mit dem fuͤnf— ten Theil Sand vermiſcht, oder beide Erdarten zuſammen mit Beimiſchung des erwaͤhnten Sandtheiles; oder auch reine Moorerde, unter welche jedoch nur ſehr wenig Sand zuzuſetzen noͤthig iſt, was uͤberdies bei voͤlliger Ge— ſundheit der Zwiebeln nicht erforderlich wird. Auch kann man Moorerde zur Hälfte mit Miſt- oder Lauberde, oder beide zuſammen in gleichen Theis len nehmen, und mit der Moorerde vermiſchen. Ueberhaupt iſt dieſes Ge⸗ Verhandlungen. 1. Band. 10 u ee En ET A een A > 5 TEN ae waͤchs nicht von der Art, daß es aue fle nur in dieſer, oder ener Erde gedeihet, ſondern man kann ſich jeder guten leichten Erde mit dem beſten Erfolge heizen 5 e 55 BP NR 2 MR welche 3 in e Erde 177 95 waren, i und 1 1 Gehen find und beffer durchwinterten, als die, welche in folcher Erde ſtanden, wo gar Feine Moorerde darunter war. Hat man die Erde, in welche man die Zwiebeln legen will, bereitet, ſo fuͤllt man die Toͤpfe, die zu Einer Zwiebel 5 bis 6 Zoll Höhe und eben fo viel am obern Rande im Durchmeſſer halten muͤſ⸗ ſen, damit an, ſetzt die Zwiebel in die Mitte und druͤckt ſie ſo tief ein, daß der obere Theil derſelben noch mit einem halben Zoll Erde bedeckt wird. Iſt dieſes geſchehen, ſo begießt man ſie maͤßig, und ſtellt die Toͤpfe in ein warmes Miſtbeet, oder in ein Glashaus, wo die Hitze nicht groß und nur ſo iſt, daß die Zwiebeln zu etwas raſcherm Austreiben gebracht werden. Will man mehrere Zwiebeln in einen Topf legen, ſo nimmt man ver⸗ haͤltnißmaͤßig groͤßere Toͤpfe. — Sie werden ſodann nach Beduͤrfniß be⸗ goſſen, was anfaͤnglich jedoch nur maͤßig geſchehen muß; nur bei zuneh⸗ mendem Wachsthum, und wenn ſie durch das Vorruͤcken der Jahreszeit ſchneller austrocknen, kann man ihnen mehr Naͤſſe geben. Gegen Ende des Mais, wenn keine Nachtfroͤſte und kein Nachtreif mehr zu befuͤrchten ſind, bringt man ſie ins Freie, und behandelt ſie ſo wie die uͤbrigen im Freien ſtehenden Topfgewaͤchſe. Sobald der Herbſt herankoͤmmt, und ſich Nachtreife, oder wohl gar Nachtfroͤſte, einſtellen, muͤſſen ſie in Schutz ge⸗ bracht werden. Haben ſie ſchon fruͤh und viel gebluͤht, ſo daß keine Blu⸗ men mehr zu erwarten find, welches übrigens leicht zu ſehen iſt, fo ſtellt man ſie gleich an einen trocknen und warmen Ort, wo ſie durchwintern koͤnnen, und hoͤrt mit dem Gießen auf. Diejenigen aber, welche bei ein⸗ tretenden Nachtfroͤſten noch Bluͤtenknospen haben, ſtellt man ins Glashaus, oder Zimmer an das Fenſter, wo man ſie erſt abbluͤhen laͤßt, und bis da⸗ bin begießt. Im März, went man fie wieder einlegen will, nimmt man die Zwiebeln aus den Toͤpfen, ſchuͤttelt die alte Erde ab, und reinigt ſie von den trocknen Wurzeln und Schalen. 2 75 Diejenigen hingegen, welche man ins freie Land zu pflanzen beabſich⸗ tigt, muͤſſen bis zum Anfange, oder bis zur Mitte des Mais im fchlafen: den Zuſtand erhalten werden. Alsdann aber, weil um dieſe Zeit keine Nachtfroͤſte mehr zu befuͤrchten ſind, welche den Zwiebeln der Ferrarien in der Erde ſchaͤdlich werden koͤnnten, pflanzt man ſie, nachdem ſie von den trocknen Wurzeln und Schalen gereinigt worden, 1% bis 2 Zoll tief in die freie Erde, fo wie ſie iſt, das Auflockern ausgenommen, ohne alle Zuberei- tung. Das Angießen der Erde wird nur bei ſehr großer Trockenheit nö- thig; auch iſt es im Sommer uͤberhaupt ſehr ſelten, und nur bei großer anhaltender Duͤrre erforderlich. Treten aber im Herbſte Nachtfroͤſte ein, ſo muͤſſen die Zwiebeln, ſelbſt wenn die Pflanze auch noch wachſen und bluͤhen ſollte, herausgenommen werden, und leidet ſolche ſodann auch in dem Falle keinen Schaden, wenn durch einen ſtarken Nachtreif die Blaͤtter ſchon erfroren wären. Iſt dieſes geſchehen, fo ſchneidet man die Blätter und Stengel bis auf den in der Erde befindlich geweſenen Theil der Pflanze ab. Nun bringt man die Zwiebeln an einen nicht feuchten, warmen Ort, und legt fie, wenn fie völlig abgetrocknet ſind, bis zur Zeit, wenn fie wie, der in die Erde kommen ſollen, in trocknen Sand. Man kann ſie zwar auch gleich in dieſen legen, doch habe ich gefunden, daß dann die groͤßten und ftärfften Zwiebeln gewoͤhnlich aan „weshalb es vorzuziehen iſt, ſie erſt abtrocknen zu laſſen. 5 Die Vermehrung der Ferrarie she auf zweierlei Weiſe, durch Sa⸗ men und durch Anſatz junger Zwiebeln, Brut genannt. Den Samen ſaͤet man im März in Toͤpfen aus, die man in ein warmes Miſtbeet ſtellt, hält die Erde, bis er aufgegangen iſt, ſtets feucht, und verſetzt die Pflaͤnzchen dann, wenn ſie ziemlich herangewachſen ſind, in die fuͤr ſie beſtimmten Toͤpfe, oder ins freie Land. Dieſe Pflaͤnzchen muͤſſen jedoch gut angegof- fen, und in der erſten Zeit bei warmem und hellem Wetter gegen die heißen Sonnenſtrahlen geſchuͤtzt werden. Die Vermehrung durch Brut geſchieht auf folgende Weiſe. Man nimmt die Brut, welche ſich waͤhrend des vergangenen Sommers an der alten Zwiebel erzeugt hat, ſie ſei entweder noch ganz ſchwach, oder ſchon 76 : zu kleinen Zwiebeln herangewachſen, im Fruͤhjahr, wenn man die Ferra⸗ rien in die Erde bringen will, ab, in ſoweit naͤmlich ſolches ohne Gewalt, und ohne Wunden zu verurſachen, geſchehen kann, und behandelt ſie dann ganz wie die ſtaͤrkern Zwiebeln. Diejenigen Pflanzen, welche im freien Lande ſtehen, machen ſehr ſtarke Zwiebeln, zuweilen von der Starke einer gewoͤhnlichen Tazzette; dahingegen die in Toͤpfen erzogenen, in der Regel nur die Staͤrke einer Jonquille erreichen. Eben ſo iſt auch die Brut der im freien Lande ſtehenden Ferrarien viel ſtaͤrker, als von den in Toͤpfen er⸗ zogenen; deſſen ungeachtet ſind ſowohl die ſchwachen Zwiebeln, als auch die ganz kleine Brut faͤhig, Blumen zu bringen, wenn ſie nur gehoͤrig ge⸗ wartet werden. Ja ſogar die aus Samen erzogenen, bluͤhen, freilich nicht mit ſo vielen Blumen, als die ſtarken Zwiebeln es zu thun pflegen, zum Theil im erſten Jahre ſchon, wenn man ſie zeitig ausgeſaͤet hat, und ihnen gehoͤrige Pflege angedeihen ließ. 01 510 Noch muß ich die Bemerkung hinzufügen, nämlich, daß deen in deren Gaͤrten ſich viele Reitwuͤrmer (auch Gerſtwuͤrmer und Maulwurfs⸗ grillen genannt) zeigen, nicht gut thun, die Ferrarien ins freie Land zu ſetzen, weil jene Thiere ſie gern abfreſſen, und beſonders den jungen Pflan⸗ zen nachgehen, die daher ſelten durchzubringen ſind. 77 XXIV. Ueber den Anbau und die Benutzung des Ser, Meer⸗ oder Strandkohls, Crambe maritima L. Vom Koͤnigl. Hofgaͤrtner, Herrn Braſch, zu Bellevue; nebſt Zuſatz vom Koͤnigl. Hofgaͤrtner, Herrn Voß, zu Sansſouci. Wiecwohl ſchon manches uͤber die Kultur dieſes Kohls geſchrieben iſt, ſo glaube ich doch meine Erfahrungen in Anſehung ſeiner Erziehung hier mittheilen und ihn dadurch in Erinnerung bringen zu duͤrfen. Auf den Berliner Gemuͤſe-Maͤrkten findet man ihn bis jetzt nicht, und er ſcheint als Stellvertreter des Spargels noch nicht gehoͤrig gekannt zu ſeyn. Der Strandkohl waͤchſt an vielen Orten im noͤrdlichen Europa, am Strande der Nord- und Oſtſee, in Pommern, Daͤnemark und England wild. Der Boden, den er beſonders liebt, iſt ein hochliegendes Gartenland, von mittelmaͤßiger Guͤte, mit etwas Sand vermiſcht, und mit Kuhmiſt geduͤngt. In einem niedrigen und ſchweren Boden gedeiht er nicht ſo gut, als in jenem. Zeitig im Fruͤhjahr, ſobald man in die Erde kommen kann, legt man den Samen in ein ſolches tief gegrabenes Land, zwei Zoll tief, und etwa 6 Koͤrner zuſammen, in Zwiſchenraͤumen von zwei Fuß. Naͤher darf er nicht liegen, weil die Pflanze ſich ſehr beſtaudet. In 3 bis 4 Wochen gehet der Same auf, es kommen an einer Saat— ſtelle mehrere Saͤmlinge hervor, von welchen einer oder zwei der ſtaͤrkſten beibehalten, die uͤbrigen aber ſogleich weggenommen werden. Das Ver— pflanzen iſt mißlich und Zeit raubend, daher nicht anzurathen. Bei trock⸗ ner Witterung begießt man den Samen und die jungen Saͤmlinge, und reinigt ſie ſorgfaͤltig vom Unkraute. So bleiben ſie ohne weitere Wartung bis zum Herbſte ſtehen, wo man ſie fuͤr den Winter mit verweſetem Duͤnger 6 Zoll hoch bedeckt. In Ermangelung deſſen behilft man ſich auch mit Baumlaub. Im dritten Fruͤhjahr hat ſich die Staude hinlänglich ausgebreitet, um getrieben werden zu koͤnnen, welches auf folgende Weiſe geſchieht. EA e AD nr . 7 4 78 — Im December, Januar, oder Februar, je nachdem man die Sproffen zeitig haben will, reiniget man das Beet und die Stauden, nimmt verhaͤltniß⸗ mäßig große Blumentoͤpfe, deren Löcher mit Lehm verklebt find, und deckt fie auf die Pflanze. Um die Töpfe her legt man warmen Pferde⸗ miſt, ſo daß kein Froſt eindringen kann. Bedeckt man ſo alle vier Wo⸗ chen eine gewiſſe Anzahl Stauden, ſo kann man von Februar bis in den Mai friſche Sproſſen zum Gemuͤſe ernten. Wenn die Bedeckung 4, vielleicht auch 6 Wochen, je nachdem der Pferdemiſt und der Winter kalt, oder warm ſind, gelegen hat, nimmt man ſie weg und ſchneidet die jun⸗ gen Triebe, die von 3 bis zu 12 Zoll lang, und zart ſind, zur Speiſe ab. Man muß dabei darauf Acht geben, daß nicht das Herz der Pflanze verletzt, oder gar mit ausgeſchnitten werde. Nach geſchehener Ernte ſetzt man die Töpfe wieder auf die Stauden, und belegt fie, wie oben befchrie- ben, mit Pferdemiſt; auf dieſe Weiſe kann man von einer Staude drei Mal in einem Sen ernten, ohne daß es derſelben im mindeſten ſchadet; auch kann man die Staude mit gleich gutem Erfolg jedes Jahr treiben. Um dieſes Verfahren im Großen auszufuͤhren, wuͤrde es rathſam ſeyn, ſtatt der Töpfe ein ganzes dreijähriges Beet mit Brettern einzufaf- ſen und oberhalb zu belegen, ſo daß der innere Raum Einen Fuß Hoͤhe hat. Auf dieſes Beet muͤßte ſowohl auf die Decke, als an die Seiten eine gehoͤrig ſtarke Lage von friſchem Pferdemiſt gebracht werden. Zwei ſolcher Beete von mäßiger Größe, wovon eins im Januar, das andere 4 Wochen ſpaͤter eingerichtet würde, koͤnnten den Winter über einen be- deutenden Vorrath fuͤr die Kuͤche liefern. Uebrigens iſt daß Treiben und Bleichen, jedoch ſpaͤter im Jahre, auch blos dadurch zu bewirken, daß man Erde rings um den Stock an⸗ haͤuft, worunter die Pflanze bald zu treiben anfaͤngt, nur hat man dann viel Muͤhe mit dem Reinigen der Sproſſen von der anklebenden Erde. Die Sproſſen werden wie Spargel gekocht, ſie ſind ein geſundes, ſehr nahr- und ſchmackhaftes Gemuͤſe, das, wo es bekannt iſt, dem Spargel gleich geſchaͤtzt wird. . eee 79 3uſa tz. Man ſehe Wilhelm Curtis Beſchreibung des Crambe maritima; von Muͤller und Hoffmann ins Deutſche 1 an bei Schroͤder, 1801. gr. 8. t Seit 13 Jahren habe ich mich mit dieſer Pflanze beſchaͤftigt, und derſelben die groͤßte Kultur angedeihen laſſen, doch nicht gefunden, daß ſie dem Spargel gleich zu ſtellen ſei. Die Wurzeln gehen 2 bis 3 Fuß tief in W Boden, daher ein tief rigoltes, mit Kuhmiſt geduͤngtes Land vorzuziehen if. Der Samen erhaͤlt nicht immer die zum Aufgehen erforderliche Reife und Vollkommenheit, daher thut man wohl, ſelbigen im Monat Februar oder März in ein Miſtbeet zu legen, und im Monat Mai in einen Bo- den, wie oben angegeben, zu verpflanzen. Auch laͤßt ſich dieſe Pflanze, wie die mehrſten Stauden, durch Zer— theilen und Abnehmen der alten Wurzelſtoͤcke vermehren, welche ich mit den aus Samen. gezogenen Pflanzen in Wachsthum und Dauer gleich gefunden habe. Wee 4 Froſt kann nicht nachtheilig auf dieſe Pflanze wirken, wohl aber Faͤulniß; zum Beweis fuͤhre ich an, daß in dem vergangenen Winter, einige Stauden ohne alle Bedeckung, 24 bis 25 Grad Kaͤlte Reaumur ohne Nachtheil ertragen haben. Die Treiberei dieſer Pflanze im Wee Januar auch Februar bei ſtarken Froͤſten durch Ueberſetzen von Blumentöpfen, und Umlegung mit Pferdemiſt, wird wohl nur bei ganz gelinden Wintern moͤglich ſeyn. Da— her halte ich es fuͤr beſſer, Miſtbeetkaſten auf die Rabatten zu ſetzen, dieſe mit Brettern oder Laden zu decken, und warmen Pferdemiſt, wie bei den Spargeltreibereien, anzuwenden. So viel mir bekannt iſt, werden nur die Rippen, oder Blattſtiele, ſtatt Spargel gebraucht, und wie dieſer zubereitet. Voß. — 2 — € r . XXV. Auszug aus der Verhandlung des Vereins in der fuͤnften Sitzung, am 4. Mai 1823. 60 An neuen Abhandlungen find eingegangen a) Fragmente aus dem Neife- Journal des eu ꝛc. Lenné: über den Charakter der engliſchen Gaͤrten. b) Des Herrn Paſtors Benade naͤhere Beſchreibung des Ne hin⸗ ter die Rinde, und uͤber die Art deſſelben mit verſchloſſenem Auge, nebſt einer Probe Reiſern dieſes Verfahrens. c) Von Herrn Hofgaͤrtner Fintelmann auf der Pfauen-⸗Inſel, eine Fortſetzung der in der vorigen Sitzung gelieferten asche ben ſeines Verfahrens bei der Kirſchtreiberei. d) Von Herrn Peter Carl Bouchet über die Spielarten der Cine- raria hybrida et cruenta, und deren Behandlungsweiſe. €) Herr Hofgaͤrtner Moſch, im Neuen-Garten zu Potsdam, hatte einen kleinen Zweig mit vorzuͤglich ſchoͤnen Kirſchen, die er von Baͤumen im freien Lande, mit uͤbergebauten Eee gezogen, als Dee ein⸗ geſandt. Saͤmmtliche Abhandlungen von a bis d wurden ri „ und die ade gedachten Kirſchen vorgezeigt. 7) Von den reſpektiven Ausſchuͤſſen ſind die Gutachten abgegeben: a) Ueber den Vorſchlag des Gutsbeſitzers Herrn Doktor Cranz auf Bru— ſenfelde, die Ebereſchen und Aepfelbaͤume, zur Gewinnung geiſtiger Ge⸗ tränke aus den Fruͤchten derſelben, allgemeiner anzubauen; es erſtreckte ſich dieſes Gutachten zugleich auf mehrere hierher gehoͤrige, aus Erfah⸗ rungen und Beobachtungen gezogene Saͤtze, deren weitere Bekannt⸗ machung vorbehalten wird. Ueber den Vorſchlag des Buͤrgers und Kaufmanns, Herrn Eulner zu Berlin: zur Verſorgung der Fasten Truppen mit wohlfeilem Gemuͤſe. 5 Dieſes b — * 51 Diefes Gutachten geht im Allgemeinen. dahin, daß es wuͤnſchens⸗ werth waͤre, wenn das hohe Krieges⸗ Miniſterium Veranlaſſung neh⸗ men moͤchte, an Orten, wo die geringe Konkurrenz keine Gartenge— 13 üͤſe darbietet, die Porſchlaͤge des Herrn Eulner in Anwendung e bringen. Herr Eulner behaͤlt ſich vor, noch einen Nachtrag zu ſeinem Vorſchlage zu liefern. c) Ueber die von Herrn Juſtizrath . zu Landsberg a. d. W., vorgeſchlagene beſtimmte Klaſſification der verſchiedenen e und Aufſtellung eines Syſtems für dieſelbbe. Die von dem Herrn Ober-Baurath und Garten⸗Direktor Schulz in Sansſouci, abgegebene Meinung, ſpricht fuͤr das ſeit mehr denn 40 Jahren in den Koͤnigl. Gaͤrten ꝛc. he und als et dis er⸗ kannte Mang erſche Syſtem. g \ 0 Ueber die erſte Abhandlung des Herrn en Benade: über das Pfropfen hinter die Rinde, mit verſchloſſenem Auge; welches Gut⸗ achten das Verfahren als laͤngſt bekannt ſchildert. f Ina e) Ueber die Vorſchläge des Herrn Gaͤrtners Ney zu Tſchileſen in Schle⸗ ſien, zur Befoͤrderung der Obſtkultur, und des Herrn Oberfoͤrſters v. Pfuhl zu Habichtswalde im Herzogthum e zur Falun rung Der Baumzucht uͤberhaupt. | 1 Von dieſen Gutachten kamen zur Verleſung die ad a, ound 4, die der 14 5 ward bis zur naͤchſten Sitzung ausgeſetzt. Ac ni e "rn 2 4 win N . 1 Den doch MEINST zun fou ton! 13377 4 * - x N a Mott Nenne Ane 104 98 Em ö 71290075 Neem Wee N “ e ER) " 85 an egen inn mne MU n Verhandlungen. 1. Band. 11 Nl Aligemelne Bemerkungen über bie Brittiſchen Parks und Gärten. Fragmente au s dem Meise onenul des Koͤnigl. Garten - Ingenieur, Herrn Lenné, zu Sansſouci. Beobachtet man mit etwas Aufmerkſamkeit die Brittiſchen Gaͤrten und Parks, ſo gewinnt man bald die Ueberzeugung, daß die Engliſche Garten⸗ kunſt mehrere Epochen durchwandern mußte, ehe ſie ſich unter Wilhelm Kent's Meiſterhand zum Ideal emporſchwingen konnte. Auch in England hatte ſich der elende Geſchmack, die ermuͤdende Symmetrie und Regelmaͤßig⸗ keit, ausgebreitet, welche fruͤherhin alle Europaͤiſche Gaͤrten beherrſchte. Die koͤniglichen Gaͤrten zu St. James, Grenwich und Kenſington, ſind Denkmaͤler dieſer zur Zeit Ludwigs des 14ten durch Le Notre eingeführten Verirrung des Geſchmacks, welcher, wie von allen Europaͤiſchen Nationen, auch von dem prüfenden und denkenden Brittiſchen Er aufgenommen, und nach ſchlechten Modellen nachgeahmt worden iſt. u Bei allen Reformen weiß der menſchliche Geiſt nur ſelen auf der rechten Grenze ſtehen zu bleiben, und gewößnüch e ee aus einem Extrem in das andere. 2 1 4 * ; Wirft man mit Recht der Franzöſt 1 5 Manier die ald gert Ein foͤrmigkeit und Symmetrie, und einen gewiſſen Hang zum Kleinlichen und Zierlichen vor, ſo tadelt man mit demſelben Rechte die noch vorhandenen fruͤheren Verſuche der Britten, einen neuen und beſſern Geſchmack zu bil⸗ den. Gerade Gaͤnge, von prachtvollen Baumreihen beſchattet, ſind ſcho— nungslos vernichtet worden, um an deren Stelle natuͤrliche Wildniſſe und ungeſchmuͤckte Feldfluren anzulegen; keine Spur von dem bezaubernden Schmuck unſerer Zierſtraͤucher, kein zierliches Blumenbeet iſt in dieſen Gär- ten zu finden. 83 Die Brittiſchen Gaͤrtner verließen jedoch bald dieſes Extrem; Maͤn⸗ ner, welche mit Schafſinn und Geſchmack, Ueberlegung und Beobachtung der Natur verknuͤpften, zeigten die Abwege, auf welche ſich die junge Kunſt verloren hatte, und bahnten dem genialen Kent den Weg, die Meiſter— werke auszufuͤhren, welche noch jetzt die Zierde ſeines Vaterlandes und die Muſter geworden ſind, an welchen ſich die neuere bildende Gartenkunſt ge— uͤbt, und in deren weiterer Entwickelung ſie ſich auf der Stufe, die ſie eben jetzt einnimmt, erhalten hat. Leider iſt der edle Styl, welchen die Werke jenes Vaters der neuen Gartenkunſt athmen, in den neuen Anla⸗ gen nicht rein geblieben. Ich habe mannigfache Verirrungen mwahrge: nommen, die leicht zu großen Ruͤckſchritten fuͤhren koͤnnen. Der Verfolg meines Neife- Journals wird mir Gelegenheit geben, dies näher zu ent⸗ wickeln. Das Eigenthümliche der Engliſchen Gartenanlagen, wodurch fie das Vorbild der neuen Gartenkunſt geworden ſind, beſteht im Allgemeinen: az) in der Großartigkeit derſelben, und in der Vereinigung alles deſſen, was die ſchoͤne Natur jeder Oertlichkeit darbietet, mit demjenigen, was die Kunſt dazu gethan, zu weit eee ſich ne» belebenden Landſchaftsgemaͤlde n 50 in der Sorgfalt, das Zweckmaͤßige mit dem Schönen zu ben: e) in der Verbergung der Grenzen aller miteinander verbundenen Partien; d) in der Kuͤhnheit und Mannigfaltigkeit der Maſſenbildungen, welche uͤberdies durch das milde Klima ſo ſehr beguͤnſtiget werden; N e) in außerordentlicher Eleganz und Sauberkeit bei der Erhaltung der cKkeingeſtreuten Gärten (im Gegenſatz der Parks). Das Beſtreben der Brittiſchen reichen Gutsbeſitzer, iſt auf nichts geringeres gerichtet, als ihre Feldmarken und Landſchaften aufzu- ſchmuͤcken. Ihre Anlagen fangen bei ihren Wohnungen an, und dehnen ſich uͤber ihre Waͤlder, Berge, Seen und e bis zu den aͤußerſten Grenzen dieſer aus. Was ihnen die Ausſicht in die Ferne Wien wird durch gluͤckliche Anordnung der Pflanzungen, und durch Berechnung der vorhandenen Wald— maſſen, in ihre Landſchaften hineingezogen. 84 — Nach der in dem Lande vorherrſchenden Liebe für die Vergnügungen der Jagd, machen die zur Ernahrung und Aufbewahrung des Wildes beſtimm⸗ ten und zu dieſem Behuf eingehegten Parks, den Hauptgegenſtand der Gartenanlagen aus. Bei der Abgrenzung und Bildung derſelben wird vornehmlich auf Eindringlichkeit des Maſſenanblicks, große und wohlge⸗ formte Zuͤge der N regt und Ba der Ein⸗ ſpruͤnge geſehen. 1 m bi n eee 13120 1 Garten, Park, und Meierei, seht zu She N enden vereinigt, wo jeder Theil in ſeiner Art geſchmuͤckt und kultivirt wird, ſind doch im Weſentlichen ſtreng geſchieden. Dem erſtern wird nur ein be⸗ ſchraͤnkter Raum geſtattet, um mit um fo größerer Sorgfalt, die groͤßte Aufmerkſamkeit auf deren Aufſchmuͤckung, Sauberkeit und Erhaltung ver⸗ wenden zu koͤnnen. Schoͤnheit, Anmuth, und Zierlichkeit find daher die Vorzuͤge des Gartens. Dagegen dehnt ſich der zweite (welcher außer der erſten Einrichtung und Umzaͤunung faſt keine fortlaufenden Unterhaltungs⸗ koſten erfordert) uͤber Gebirge, Thaͤler und Fluͤſſe aus, umſchließt die herr⸗ lichſtenn Waldungen, Auen und Wieſen, und iſt mit Tauſenden von. Roth⸗ f wild und Damhirſchen belebt. Dieſer Park iſt es auch, deſſen Bahnen und Standpunkte man bei der Anordnung der Durchſichtslinien in die Umgegend, und bei der Ausſchmuͤcknng der Landſchaft vornehmlich ins Auge faßt. Der in feinem Flaͤchenraume gewoͤhnlich auffallend beſchraͤnkte Garten, erhaͤlt eine ſolche Anordnung, daß dem Auge die Grenzlinie, welche ihn vom Parke trennt, unbemerkbar bleibt; dieſe Scheidelinie be⸗ ſteht nie in Mauern, oder lebendigen Hecken „ ſondern wird jedesmal durch kuͤnſtlich verdeckte Aha's, oder durch Gitter aus feinem Eiſendraht, die jedoch hinreichende Sicherheit gegen aͤußere Verletzung gewaͤhren, gebildet. Durch dieſe Einrichtung wird es moglich, die taͤuſchendſte Verbindung aller Gegenſtaͤnde, welche den Garten und Park ſchmuͤcken, und welche die umgebende Natur darbietet, zu bewerkſtelligen. Dasjenige, was die Gar⸗ tenkunſt in dieſen Anlagen dem oben ſchon gedachten Kent vornehmlich zu danken hat, beſteht darin, daß er die Grundſaͤtze der Perſpektive und der Landſchaftsmalerei auf ſeine Kunſt anwandte, die großen Wirkungen von 85 Licht und Schatten zuerſt erkannte, und von denſelben in allen feinen Werken den gluͤcklichſten Gebrauch machte; zugleich verbannte er aus derſelben jede ſymmetriſche Gleichheit und kuͤnſtliche Abzirkelung. Mit fei- nem ihm angebornen Genie und ſeinem Gefuͤhle, belauſchte er die Natur in ihren ſchoͤnſten Bildungen, und dieſes Vorbild ſtets im Auge haltend, bildete ſeine Meiſterhand die reizenden Landſchaften, welche die Bewunderung ſeiner und der jetzigen Zeitgenoſſen ſind. In ſeinen An⸗ lagen herrſcht die ungezwungene Anordnung und reizende Regelloſigkeit jenes Vorbildes, und unuͤbertrefflich iſt er in eee der ene und Tiefen, der Baͤche, Fluͤſſe und Seen. Die Anlagen, welche ſich in dem Zuſtande, wie fie von jenem Meister der Kunſt angegeben wurden, bis heute erhalten haben, ſind Clarmont bei Eſcher, der Landſitz des Prinzen Leopold von Sachſen⸗Coburg; Aſchridge⸗ Park, dem Earl von Bridgewater; Stow, bei Buckingham, dem Mar⸗ quis gleiches Namens; Wabrun Abbei, dem Herzoge Malbrough gehoͤ— rend, und Caton Hall, der Landſitz des Lords Grosvenor, bei Cheſter. Diejenige vor allen anſprechend, welche die Mittel dazu haben, iſt der in jenem Lande ſo haͤufig ausgeführte Gedanke, ganze Landſchaften in den Plan verſchoͤnernder Anlagen zu ziehen. Eins der intereſſanteſten Beiſpiele von demjenigen, was der Reichthum, und die einmal auf Gegen⸗ fände dieſer Art geleitete Neigung vermag, iſt dasjenige, was der letzt— genannte Lord gegeben hat. Caton Hall iſt 3 engliſche Meilen von Cheſter, wo er einen Theil des Jahres verlebt, belegen. Um ſich die Reiſe nach ſeinem Landgute angenehm zu machen, und gewiſſermaßen in Cheſter und Caton Hall zugleich zu Haufe zu ſeyn, hat er einen großen Theil der zwiſchen beiden Orten belegenen Landſtuͤcke an ſich gebracht, und dieſelben durch einen nicht weit von den Thoren der Stadt anhebenden Park verbunden. Den Eingang zum letztern verkuͤndet ein prachtvolles gothi⸗ ſches Gitterthor; der Eindruck, welchen daſſelbe hervorbringt, und die freund⸗ liche Pfoͤrtnerwohnung (Lodge) machen ſogleich von dem, was man zu erwarten hat, einen guͤnſtigen Begriff. In großen Zuͤgen windet ſich der ſchoͤn geebnete Fahrweg zwiſchen breiten Raſenbaͤndern durch den Park; 86 die geſchloſſenen Pflanzungen ſchließen ſich bald an dieſen Weg an, bald ziehen ſie ſich in mannigfaltigen Umriſſen, und tiefen Einbuchten von demſelben zuruͤck. Hier und da vermehren einzelne Baͤume, und lichte Baumgruppen die Anmuth dieſes Weges. Das Terrain ſteigt nun allma- lig; die lichteren Baumgruppen oͤffnen ſich nun haͤufiger, und zur Linken erblickt man die anmuthigſten Wieſengruͤnde, durch welche ſich ein kleiner Fluß durchwindet; zur Rechten erheben ſich mehrere mit Buſchwerk be⸗ pflanzte Huͤgel, welche die großen fruchtbaren Ebenen hoͤchſt maleriſch unterbrechen. Immer hoͤher ſteigt das wellenfoͤrmige Terrain; mehrere Standpunkte erregen die Aufmerkſamkeit auf die umgebende Landſchaft, die nun mit jedem Schritte merkwuͤrdiger wird. Man erblickt gegen Norden die nahe Stadt Cheſter, mit dem großen, aus rothen Sandſteinen erbauten Damm; gegen Weſten eine reizende Feldflur mit Vorgebirgen, uͤber welche ſich die hoͤheren Gebirge von Wallis mit ihren grotesken For⸗ men erheben, und den Horizont ſchließen. Die Gegend hat in der That einen großartigen Charakter. Unter ähnlichen, hier und da etwas verän- derten Geſichtspunkten, wandert man den großen Hauptweg fort. Ein fuͤr die umliegenden Dorfſchaften nothwendiger Verbindungsweg durch⸗ ſchneidet jetzt den Park. Lord Grosvenor wußte aus dieſem Umſtande, welcher Manchem (durch die Theilung des Parks in zwei Haͤlften) als ein unbeſiegbares Hinderniß erſcheinen mu ‚ für feine Aae ni er ziehen. N Er ließ den felſigten Boden . und führte den Weg, in in eine Tiefe von 20 Fuß, verſenkt durch dieſe Fünftliche Felſenſchlucht; die Abhaͤnge längs dem Wege find ſo ſchroff und ſteil, daß jeder Verſuch, in den Park zu ſteigen, unmöglich wird. Der große Fahrweg des Parks führt über eine Woͤlbung von Felſenſteinen, über dieſen unterirdiſchen Weg, ohne daß man dieſe kuͤnſtliche Vorrichtung gewahrt, fort; und an mehreren Stel⸗ len vermehrt der Blick in die felſigte Tiefe laͤngs den durch Anpflanzungen theilweiſe belebten ſchroffen Abhaͤngen, weſentlich den Reiz und die Man⸗ nigfaltigkeit der Anlage. Ein offenes gothiſches Portal, ſchoͤn und kunſt⸗ voll ausgefuͤhrt, uͤberraſcht jetzt den Blick des Umherwandelnden, und be- 5 | 87 reitetet ihn auf die Nähe und die Pracht des Schloffes vor. Die Anlage gewinnt nun ein geſchmuͤckteres Anſehen; die Raſenplaͤtze find ausgedehn— ter und zierlicher erhalten; die Pflanzungen ausgewählter, und gegen die Beſchaͤdigung der zahlreich hier weidenden Damhirſche, durch eiſerne Ein⸗ hegungen geſichert. Endlich erblickt man durch die dunkeln Baummaſſen das Schloß, in einer Pracht und Groͤße, die man wahrhaft koͤniglich, und fuͤr einen Privatmann faſt zu uͤbermuͤthig nennen moͤchte. Der Pallaſt iſt im gothiſchen Styl aufgefuͤhrt, und alles, was die Macht des Reichthums und der Kunſt hervorbringen kann, iſt im Aeußern * mehr noch im In⸗ nern vereinigt. f Ich vermag die Aeußerung des Gedankens nicht zu unterdruͤcken, der t ich meiner bei dem Anblick dieſer Anlagen bemaͤchtigte, daß naͤmlich die beſuchte⸗ ſten Verbindungswege in der Umgebung der Koͤnigl. Reſidenzen Berlin und Potsdam einer ähnlichen Ausfehmücung „ wenn auch keinesweges nach je: nen Ideen, doch in jenem Sinne wuͤrdig ſind. — So angenehm z. B. auch zwiſchen Berlin und Zehlendorf die Bepflanzung der Chauſſee mit Pyra— ‚miden- Pappeln in gerader Linie iſt, fo hat dieſe Art der Beſetzung doch die Unbequemlichkeit, daß ſie durch ihre Einfoͤrmigkeit ermuͤdet, und dem Wanderer in den heiß en Sommertagen keinen kuͤhlenden Schatten gewaͤhrt. Dieſe Einfoͤrmigkeit wird hier um fo merkbarer, da die angrenzende Land— ſchaft an verſchoͤnernden Gegenftänden ſehr arm und von allem Baumſchmuck entbloͤßt iſt. Hier würde die Aufſchmuͤckung ſehr zweckmaͤßig durch An- pflanzung von Baumgruppen laͤngs der Pappel- Allee (vorzüglich von Laubhoͤlzern mit perſpektiviſchen Oeffnungen) bewerkſtelligt werden koͤnnen. Durch dieſe bald groͤßern, bald kleinern, und verſchiedenartig geformten Gruppen, die bei jeder Krümmung des Weges die Geſichtspunkte verän- dern, wuͤrde der Landſchaft ein ſchoͤner Vorgrund verſchafft, die große Flache in kleinere Partien getheilt, unterbrochen, und das Auge des Rei⸗ ſenden angenehm zerſtreut v und unterhalten werden. Mit weniger Muͤhe und geringem Koſtenaufwand, wuͤrde ſich die Aufſchmuͤckung zwiſchen Zeb- lendorf und Potsdam erreichen laſſen. Hier findet ſich der Reiſende fort— u 8 in dichte Kiefern⸗Waͤnde eingehuͤllt, welche, indem ſie jeden Aus⸗ blick verſchließen, bei ihm, zwar in entgegeſetzter Art, aber daſſelbe Gefühl der Einförmigfeit und Langenweile bewirken, die ihn früher durch gänzli⸗ chen Mangel an Baumſchmuck beläſtiget hat. Durch Einſtreuung ganzer Gruppen ſolcher Laubhoͤlzer, welche in dem vorhandenen Boden Gedeihen finden; durch Auslichtung der geſchloſſenen Waldbeſtaͤnde, wo die Umge⸗ bung anmuthige Landſchaftsgemälde darbietet; durch Oeffnung der Baum⸗ maſſen, welche die ſchoͤnen Wieſengruͤnde zwiſchen Zehlendorf und dem Wannenſee verhüllen, und durch Freiſtellen der einzelnen alten Eichen, welche an mehreren Orten von den Kiefern unterdrückt und verſteckt find, wurde dieſem Theile des oo ein neuer umd — n ar gege- ben werden koͤnnen. a 1 Wie ergreifend auch der Eindruck iſt, a die Maſſen a und 7 Formen der Engliſchen Park⸗ Anlagen machen, und wie ſehr fie das Gemuͤth aufregen, Aehnliches in unſern ſchoͤnen deutſchen Wäldern einzuführen; fo babe ich, ein geborner Rheinländer, und dort gewöhnt an den Anblick der Weinberge und Obſtfelder, mich einer ſchmerzlichen Empfindung darüber nicht erwehren können, daß man dieſen vor Allem lebendigen Schmuck in England ganz vermißt, und ſo viel fruchtbare Felder, welche tauſend fleißige Menſchen beſchaͤftigen und begluͤcken könnten, in Einoͤden zur Hegung des Wildes verwandelt. Die Luſt der Britten an dieſen Thieren ſteigert ſich bis zur Ausſchweifung. So fand ich die ſchon genannten Parks der Her⸗ zoge von Bedford und von Malbrough, und des Earl von Bridgewater mit 2 bis 3000 Stuͤck von Roth⸗, östentheils von Dam Wildbrett bevölkert. Wenn ich dem e e dee der Britti⸗ ſchen Großen, die bei ihren ausgedehnteſten Anlagen nicht felten den eigent⸗ lichen Zweck derſelben aus dem Auge verlieren, meinen Beifall verſagen muß, ſo verkenne ich doch nicht die Verbindlichkeiten, die wir ihnen ſchuldig find, indem wir das Zweckmäßige, welches fie geſchaffen, zu uns übertra- gen, und ihnen die Ausſchweifungen des ; Egeismue gelaſſen ‚Haben, und ſo Nutzen aus ihren Fehlern ziehen. Wenn ich mich daher über den Miß⸗ brauch der Engländer, in Beziehung auf die großen feuchebaren Flachen, die ſie mit Ausſchluß jedes andern Kulturzweiges blos dem Vergnügen der Jagd, 2 * ee m 8 — — 89 Jagd, und der Hegung des Wildes einräumen, tadelnd ausdruͤcke, fo ver- kenne ich doch keinesweges die Annehmlichkeiten, welche aus der beſcheide— nen Anwendung dieſer Einrichtung fuͤr das Vergnuͤgen des Landlebens, und für den Reiz und die Belebung der Landſchaft hervorgehen. Beſon— ders anſprechend fand ich in England die Art, wie das Wild in den Parks eingehegt, und der Garten gleichzeitig gegen deſſen Zerſtoͤrung geſichert wird. Der Garten iſt nämlich in feiner ganzen Umgebung mit einem offe- nen Graben, oder wo die Oertlichkeit dieſen nicht geſtattet, mit einem durch- ſichtigen Drahtgitter umſchloſſen, und man erblickt uͤber jenen, oder durch dieſes, das Wild frei und awungen, wie in den heimiſchen Waͤldern, herumſpringen. Ich halte mich abeszen g daß, haͤtte Kent nicht fuͤr Engliſche Lords, welche den Luxus der Indiſchen Nabobs in ihr Land verpflanzen, vielmehr fuͤr Deutſche Fuͤrſten gearbeitet, wir wuͤrden in den Landſchaftsgemaͤlden, fuͤr welche er die Muſter aufſtellte, den obenerwaͤhnten, das Gemuͤth vor Allem anregenden, und durch den Kontraſt mie den Feldmaſſen noch mehr belebenden Schmuck der Rheiniſchen Landſchaften nicht vermiſſen. Nur als Ausnahme von der Regel findet man zur Zeit ein ſolches Beiſpiel in den Deſſauer Anlagen, jedoch auch nicht in der Ausbildung, welcher ſie faͤhig ſind, ſondern nur alleenfoͤrmig eingeſtreut. Ich ſchmeichle mir mit der Hoffnung, daß die Zeit nicht fern ſeyn werde, das erſte in jeder Bezie— bung befriedigende Beiſpiel der Verbindung zwiſchen Wald- und Frucht⸗ bau in der Umgebung, in der obengedachten Pirſchheide aufzuſtellen. Oben habe ich ſchon bemerkt, daß der gute Geſchmack der Englaͤnder zu variiren anfaͤngt. Es ſcheint mir, daß die Mode, ſo wie in andern Gegenſtaͤnden, auch hier ihr Recht ausübt, und zu den Ruͤckſchritten, die ich in den berühmten Gärten jenes Landes bemerkt habe, Veranlaſſung giebt. Wenigſtens hatte ich Gelegenheit zu beobachten: daß dieſe planloſen Neuerungen von dem groͤßern Theile der Gartenkuͤnſtler des 19ten Jahr- hunderts geleitet und befördert werden. Die großartigen Züge, die impo⸗ nirenden Maſſen, dieſe einfachen und edelgeformten Raſenplaͤtze, welche die Gärten aus der Kent ſchen Schule fo bezaubernd machen, findet man in den Verhandlungen. 1. Band. 12 90 neueren Gärten nicht wieder. Dieſe letzteren zertheilen ſich in mehrere, von einander getrennte, kleinliche Scenen, von welchen jede ihre eigenthuͤmliche Ausſchmuͤckung erhält. Der Raſenteppich, welchen Kent mit 2 bis 3 Hauptgruppen von großer und wohlberechneter Wirkung bepflanzte, wird jetzt mit der zehnfachen Anzahl von kleinen und großen Gruppen uͤberfuͤllt, ſo daß der Plan, welcher dem Ganzen zum Grunde gelegt wor „in die ſem bunten Gewirre nur mit Mühe wiederzufinden iſt. Die natuͤr⸗ liche Regelloſigkeit der Pflanzungen verliert ſich durch dieſe oͤftere Zerthei⸗ lung gaͤnzlich, und die Anordnung und aͤngſtliche Verzierung der Blumen⸗ beete, erinnert nur gar zu oft an die ſymmetriſchen Parterre des Le Rot re. Das Schöne, Bezeichnende und Natürliche der Engliſchen Gartenkunſt, geht daher gerade dadurch, daß man von der Natur, die ihr Vorbild ſeyn ſoll, wieder abweicht, und der Ausſchmuͤckungen, die ihr fremd ſind, zu viele und am unrechten Orte anhaͤuft, wieder verloren. Beiſpiele der Art ſind die Gärten des Earl of Essex Cashiobury bei Watford, und der des Mar- quis Beaumont zu Bretton-Hall. Anordnungen dieſer Art wuͤrden jedoch jedesmal in der naͤhern Umgebung der Schloͤſſer und Landhaͤuſer, wo ſie ſich an die architektoniſche Eintheilung derfeben een immer ihren s finden. 15 20 London verbindet mit den Unannehmlichkeiten, welche jeder großen, uͤbervoͤlkerten Hauptſtadt eigen ſind, noch die beſonderen, einer fort⸗ dauernd nebelichten Atmoſphaͤre, die durch den uͤbermaͤßigen Steinkohlen⸗ dampf nur noch unertraͤglicher wird. Um fo ſchä ba dem 58 das Landleben. Den Reichthum und den Geſchmack des Brittiſchen Lords, inder man daher nicht in der Hauptſtadt, ſondern auf ſeinen Landſitzen in den Pro⸗ vinzen. Hier verwendet er alles, was Reichthum und Erfindungsgeiſt zu den Annehmlichkeiten des Landlebens beizutragen vermoͤgen. Die großen Parks zu St. James, der Hyde-Park, Grun-Park und Kenſington-Park, welche, mit Ausnahme des letztern, als oͤffentliche Denkmaͤler der Nation 91 angehören, verdienen nicht den vortheilhaften Ruf, welchen fie haben. Mannigfaltigkeit der Scenen, Erhabenheit und Glanz, ſucht man hier vergebens, und ſie entſprechen weder den Anforderungen, welche man an ſie als Gaͤrten fuͤr das große Publikum, noch als Kunſtwerke zu machen berechtigt iſt. Ich kann dieſe Anlagen, trotz der Celebritaͤt, welche ſie durch die Anglomanie mehrerer deutſcher Schriftſteller auch bei uns erhal— ten haben, nicht als Muſter von Volksgaͤrten erkennen. Die Schoͤnheit der drei erſtgenannten Parks beſteht einzig in den ſie umſchließenden Alleen. Die innern Raͤume bilden dagegen freie, ungeſchmuͤckte Wieſen, mit einzelnen lichten Baumgruppen. Es iſt weder fuͤr die Bequemlich— keit, noch fuͤr das Vergnuͤgen des Publikums geſorgt, vielmehr ſcheinen dieſe Anlagen, welche nur durch ihre Groͤße imponiren, mehr auf den Genuß der mancherlei hier een Thierarten, als der Menſchen berechnet zu ſeyn. g Die oͤffentlichen Sage ne bei an e ee des S nämlich die der Tuillerien in Paris, des Praters bei Wien, und des Thier- gartens bei Berlin, haben entſchiedene Vorzüge vor jenen von London. Der Regents-Park, ein Werk des jetzt regierenden Koͤnigs, iſt erſt im Entſtehen, und gewaͤhrt daher dem Londoner Publiko bis jetzt noch wenig Genuß. Durch die prachtvolle, neu erbaute Regentſtraße gelangt man zu dem großen Circus, welcher eben ſo ſehr durch die Groͤße des Maaßſtabes, in welchem er angelegt iſt, als durch die ihn umgebenden, ſchoͤn erbauten Haͤuſer imponirt; der innere Raum des Circus iſt ge- ſchmackvoll angelegt, durch ſchoͤn erhaltene Raſenteppiche und Schmuck— ſtraͤuche geziert, jedoch nach Art aller in Londen vorfindlichen Squares, mit eiſernen Gittern umſchloſſen. Von hier fuͤhrt ein breiter Fahrweg, an welchem ſich zu beiden Seiten reinlich und eben erhaltene Wege fuͤr die Fußgaͤnger anſchließen, zum Park. Das Schoͤne und Anſprechende dieſer Anlage beſteht in der kuͤhnen Ausdehnung, in den von der Natur gebilde⸗ ten wellenfoͤrmigen Grundlinien, und in der Heiterkeit der Ausſichten, wo—⸗ durch dieſer große Volksgarten vor allen ahnlichen bei London ſich auszeich- net; ferner in der Menge reizender Landhaͤuſer, welche mit ihren zierlichen 1 f 92 e | Gärten in dem Parke eingeſtreut ſind; in der zweckmaͤßigen Einrichtung des großen Weges, welcher in mannigfachen Zuͤgen den Park durchſchnei⸗ det und umzieht, und der wogenden Maſſe des Publikums hinlaͤnglichen Raum, ſich frei und ungehindert bewegen zu koͤnnen, darbietet, und end⸗ lich in der Schoͤnheit des in Form eines Fluſſes den Park durchwindenden Waſſerſpiegels. Die Bildungen, welche demſelben an der weſtlichen Seite der Anlage gegeben worden, ſind vorzuͤglich gelungen, und von vortrefflicher Wirkung; mehrere buſchichte Inſeln vermehren die Anmuth dieſer durch man⸗ cherlei Waſſervoͤgel, vorzuͤglich Schwaͤne ꝛc. belebten Partien. Die Fehler dieſer Anlage ſind: der Mangel an Schatten laͤngs dem großen, vorgenannten Hauptwege, und der gaͤnzliche Mangel an ſchmaͤlern Seitenwegen fuͤr Fuß⸗ gänger, welche bei einer Anlage dieſer Art, und von ſolchem Umfange, nicht nur die Bequemlichkeit, ſondern auch die Sicherheit erfordert. Fer⸗ ner finden ſich keine Baͤnke und Ruheſitze, noch ſchattigte Lauben und Schirmhaͤuſer in den Gebuͤſchen, oder an ſolchen Stellen, wo die Gegend anmuthige Ausſichten darbietet, vor, und man vermißt endlich Haͤuſer, wo dem ermuͤdeten Beſucher Erfriſchungen gereicht werden, eine bei gro⸗ ßen Volks-Anlagen durchaus erforderliche Wee ich beziehe mich hierbei auf den Thiergarten bei Berlin. Außer dieſen Hauptanlagen iſt die Hauptſtadt n mit oͤffentlichen Plaͤtzen (Squares genannt) reichlich verſehen. Viele davon zeichnen ſich durch eine zweckmaͤßige Anordnung, und durch die ungewoͤhnliche Sorgfalt und Muͤhe, welche man auf deren zierliche Erhaltung verwendet, vortheilhaft aus. Die Raſenplaͤtze ſind mit einer Sauberkeit und Sorgfalt angelegt, und die Gange mit einer Schoͤnheit und Reinlichkeit erhalten, welche man nur in England kennt, und anderwaͤrts vergeblich ſucht. Allein nur ein geringer Theil des Publikums hat von dieſen Anlagen Genuß; alle ſind mit koſtbaren eiſernen Gittern umgeben, und nur wenigen nahe wohnenden Perſonen, iſt der Zugang — vermuthlich gegen einen jaͤhrli⸗ chen Beitrag zu den Unterhaltungskoſten — geſtattet. Naͤchſt dieſem aͤu⸗ ßern Verſchluß, entziehen doppelte Heckenwaͤnde von immergruͤnen Straͤu⸗ chen, dem Vorbeiwandelnden die Anſicht. Die Eigenthuͤmlichkeit der Stadt rd ps la Dal aa Ba Ban dr I Kara \ J * “ 93 London, und das Wogen eines derben Poͤbels moͤgen zu dieſen Einſchlie— ßungen noͤthigen. Mir haben fie, gewoͤhnt an die Liberalität meines Königs und anderer deutſchen Fuͤrſten, die alles, was fie an ſchoͤnen Gar: tenanlagen ausgefuhrt haben, ihren Unterthanen großmüuͤthig öffnen, eine widerwärtige Empfindung abgenoͤthigt, und mehrmals habe ich mich nach den Potsdammer Gärten zuruͤckgeſehnt, welche Jedermann, zu jeder Tageszeit offen, in ihrem unverſehrten Schmuck, Zeugniß von der Ehrfurcht geben, mit welcher das Publikum die Gnade des Königs anerkennt. Jene Squa⸗ res ſind ein Nochbehelf fur die Staͤdter, welchen ihre Umſtaͤnde nicht geſtatten, die Schönheiten der Natur außerhalb zu befüchen. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß der Bauplan der Stadt Berlin auf ähnliche Einrichtungen gemacht waͤre. — Der zunaͤchſt den Linden und. dem Thiergarten liegende Theil der Stadt, findet in dieſem ſeine Erho— lung. Der groͤßere Theil der Bewohner aber entbehrt dieſelbe. Es ſcheint nicht zu den Unmoͤglichkeiten zu gehoͤren, daß fuͤr ſolche z. B. durch eine Anlage auf dem Koͤpenicker Felde noch geſorgt werden koͤnnte. Nicht minder ſcheint mir der, vor dem Halliſchen Thore gelegene, und mit einem eben fo erhabenen, als denkwuͤrdigen Monumente ‘ges kroͤnte Tempelhofer Berg, einer anſprechenden Aufſchmuͤckung wuͤrdig. Die Lage dieſes Huͤgels bietet einen der umfaſſendſten Ueberblicke uͤber die Haupkſtadt und die große angrenzende Feldflur dar, welche bei den raſchen Fortſchritten der Kultur mit jedem Jahre ein erfreulicheres Anſehen gewinnt. Es fehlt dieſem Huͤgel nur der belebende Baumſchmuck, um ihn in einen der anziehendſten Punkte in der Umgebung von Berlin umzuſchaffen. Zur beſondern Annehmlichkeit fuͤr das Berliner Publikum, und gleichzeitig zur Aufſchmückung der umgebenden Landſchaft, wurde die Inſtandſetzung und Bepflanzung des zu dem genannten Huͤgel, und von dort pi 3 Thore Fühkenden ed e Ne eee ann Kr Se iet 9055 1180 e 19001 Ante den Gaͤrten des Königs von Großbritkannien verdienen blos die zu Kensington, Kew und Windſor erwaͤhnt zu werden. Der erſtere iſt \ 3 In al ganz in dem großartigen ſymmetriſchen Styl des Le Notre angelegt und erhalten worden. Breite Wege, von ehrwuͤrdigen alten Linden beſchattet, an welche prachtvolle Baummaſſen, die in verſchiedenen Winkeln durch⸗ brochen ſind, ſich anſchließen, ſind die Hauptvorzuͤge dieſes Gartens; zur beſſern Aufſchmuͤckung deſſelben iſt nichts geſchehen, und ſelbſt in der Naͤhe des Koͤnigl. Schloſſes ſpricht fi) dieſe Vernachlaͤßigung nur allzu deutlich aus. Es fehlt dieſem Garten nicht an Material, um ihn zu ei⸗ nem der ſchoͤnſten in der Umgegend von London zu erheben; die fehmer- faligen, dicht geſchloſſenen Baummaſſen koͤnnten geluͤftet, die Umgebungen bineingezogen, und zum Vortheil des Ganzen benutzt werden; dem großen, in ſymmetriſcher Form eingeengten, von allem Baumſchmuck entbloͤßten Waſſerbecken, koͤnnte das Anſehen eines natuͤrlichen Sees verliehen, und deſſen Grenze durch Baumgruppen dem Auge verhuͤllt werden. Die roßen Alleen müßten. durchbrochen und geluͤftet werden, dieſe wuͤrden dann als einzelne Baumgruppen mit großer Wirkung hervortreten, gleich⸗ zeitig die Verbindung der jetzt durch fie getrennten Partieen befördern, und Einheit und Harmonie dem Ganzen verſchaffen. Der Königliche Garten zu Kew iſt in der neuern Art, und viel edler als der vorge- nannte angelegt, er hat jedoch nicht Umfang genug, um ihm große Man⸗ nigfaltigkeit an natuͤrlichen Scenen zu verſchaffen. Sein Hauptſchmuck beſteht in mehreren Tempeln, welche mit Schoͤnheit der Architektur, an⸗ tike Formen und guͤnſtige Lage verbinden. Der vornehmſte iſt der Tempel des Sieges. Er erhebt ſich auf einem ſanften Huͤgel, und iſt ein edles und prachtvoll ausgefuͤhrtes Gebäude mit Säulen von Joniſcher Ordnung. Die Verzierung der Attike beſteht aus einem Kranz von Lorbeeren ge⸗ flochten, die des Frieſes aus Laubwerk. Das Innere bildet ein freundli⸗ ches Gemach, und man genießt hier mehrere ſchoͤne Proſpekte in den Gar⸗ ten. Die uͤbrigen von minderer Schoͤnheit ſind dem Aeolus, der Sonne und dem Pan geweiht. Auch befindet ſich hier eine Chineſiſche Pagode von ungewoͤhnlicher Hoͤhe, von welcher man eine herrliche Ausſicht in die reichgeſchmuͤckte Landſchaft, uͤber den belebten Strom nach Richmonds Huͤgeln, und nach der wenige Meilen entfernten Hauptſtadt genießt. Von — — 95 dieſem reizenden Punkte entdeckt man aber auch die Mängel, welche der Gruͤnder dieſer Anlage ſich hat zu Schulden kommen laſſen. Von der gluͤcklichſten Landſchaft Brittanniens, durch welche die Themſe in maleri— ſchen Kruͤmmungen ſich windet, ſieht man im Garten nichts. Alle Aus⸗ ſichten gehen auf die enge Begrenzung des Gartens, und das Auge wird von einem Tempel zum andern geleitet, welche, wenn gleich ſehenswer⸗ the Kunſtwerke, doch nur geringen Erſatz für die natuͤrlichen Schoͤnhei— ten gewähren, welche die umgebende Landſchaft in ſeltener Vereinigung darbietet. Eine reiche Sammlung von einheimiſchen und auslaͤndiſchen, befonders von Nordamerikaniſchen Holzarten, prangt in dieſem Garten in ſeltener Ueppigkeit und koloſſaler Staͤrke. Vorzuͤglich hervorragend ſind unter dieſen die Cedern von Libanon, welche durch ihre groteske Formen— bildung den einzelnen Scenen ein wunderbares Anſehen geben. Uebri— gens fand ich hier abermals beſtaͤtiget, daß die Gaͤrten des Koͤnigs bei weitem nicht mit derjenigen Sorgfalt geſchmuͤckt und unterhalten werden, welche jene der Brittiſchen Lords auszeichnet. Die Sammlung auslaͤn⸗ diſcher Gewaͤchſe, welche in einem hierzu abgeſchloſſenen Raum, in zahl— reichen Pflanzenhaͤuſern, ausgeſtellt iſt, iſt unſtreitig die reichſte in Eu⸗ ropa, und wird mit den neueren Entdeckungen fortwaͤhrend vermehrt. Die Schloͤſſer in den vorerwaͤhnten Koͤnigl. Gärten haben mir nicht genuͤgt. In ihnen iſt nicht diejenige Wuͤrde, Groͤße und Pracht zu finden, welche die Wohnungen der Koͤnige vor jenen der Unterthanen auszeichnet; ſie ſtellen ſich vielmehr durch ein duͤſteres und ſchwerfaͤlliges Anſehen eben nicht vortheilhaft dar. Um ſo mehr wurde ich jedoch durch den Anblick des großartigen Koͤnigl. Pallaſtes zu Windſor, (Windſor— Caſtel) uͤberraſcht. Dieſer auf einer Anhoͤhe, unmittelbar bei der Stadt gleiches Namens, in einer wahrhaft romantiſchen Gegend erbaute Pallaſt, iſt unſtreitig das vollkommenſte Werk der Art, nicht allein in Großbrit— tannien, ſondern auch in Europa uͤberhaupt. Seine Bauart iſt in dem kuͤhnen gothiſchen Styl ausgefuͤhrt, welcher auch in der neuern Zeit in England wieder herrſchend wird, und imponirt durch Großartigkeit, Ma— jeſtaͤt des Gedankens, und Vollendung in der Ausfuͤhrung. Die Mannig— | \ 96 faltigfeie und Erhabenheit der Proſpekte, welche man auf dem den Pal⸗ laſt umgebenden Plateau genießt, ſind groß und reizend, und keiner Be⸗ ſchreibung faͤhig. t R 55 00 Der Park, obgleich er noch vieles von der frühern Manic enthält, und bisher wenig zu feiner Vollendung geſchehen iſt, iſt mit ſchoͤnen Alleen und vortrefflichen Baummaſſen geſchmuͤckt. Die natuͤrlichen Un⸗ gleichheiten des Bodens vermehren weſentlich ſeinen Reiz. Die Ver⸗ einigung ſo vieler Naturſchoͤnheiten, und die Pracht des Pallaſtes, er⸗ heben Windſor zu dem een Sommer⸗ n nee des Koͤnigs von Großbrittannien. ee woe n * (Die ee folgt.) XXVII. 97 n en des Be Doktor were auf Bellſcnſelde 3 uͤber den allgemeinen Anbau der Ebereſchen und Aepfelbaͤume, und Ver ſuche deſſelben, deren. Fruͤchte, Behufs der Bereitung geiſtiger Getraͤnke, zu benutzen. Wie viele mehr oder minder große Grundſtuͤcke findet man nicht unter unſern laͤndlichen Beſitzungen, welche, ſo wie ſie jetzt ſind, hoͤchſtens im erſten Fruͤhjahre eine kuͤmmerliche Schafweide geben koͤnnen, wenn ihre Lage und Größe die Behuͤtung erlaubt, während fie haufig, aus Sandſchol— len beſtehend, den benachbarten Acker weit umher verſanden, ſolchen immer mehr verſchlechtern, und die ganze Umgegend verunzieren. Eben ſo werden bei unſern, in neuerer Zeit an den oͤffentlichen Wegen entſtehenden Alleen, die vorzuͤglichſten Zwecke, Verſchoͤnerung des Landes und Annehmlichkeit für Reiſende ſowohl, als auch Nutzen für den Beſitzer, häufig ganz und gar verfehlt, weil man nur zu oft, wo nicht Weiden gedeihen, oder einzelne ” Beſitzer ein größeres Intereſſe dafür hegen, ganz ſchwache ſchlechte Stämme, ohne Pfaͤhle, in weiten Entfernungen gepflanzt findet, welche nur ſelten anwachſen, aber nie die Abſicht des Staats werden erreichen laſſen. Ich bin jedoch überzeugt, daß aus den Maaßregeln und mannigfachen Anregun— gen, welche der Verein zur Beförderung des Gartenbaues veranlaſſen wird, in Verbindung mit den Baumſchulen, welche durch die Schullehrer in allen Doͤrfern angelegt werden ſollen, bald die gewuͤnſchte Verſchoͤnerung des Landes und erhoͤhte Benutzung einzelner Theile deſſelben hervorgehen koͤn— nen, wenn mit der mehr verbreiteten Liebe und Kenntniß der Baumzucht, der Abſicht gemaͤß, in den Baumſchulen einzelner Gemeinden auch mancher— lei wilde Baͤume gezogen werden; denn wo der Boden und das Lokale die Anpflanzung von Obſtbaͤumen nicht erlauben will, da gedeihen außer Kie- fern und Birken, unſere Pappelarten und Ebereſchen ſchnell und gut. Sie Verhandlungen. 1. Band. 13 98 ſchmuͤcken das Land gleichfalls, wenn fie an öffentlichen. Wegen „oder in engern Reihen auf den einzelnen ſchlechten Stellen unſerer Markungen gepflanzt werden, und verbreiten Leben nah und fern; ſie verbeſſern durch ihren Schatten ſandige Schaf huͤtungen; ſie vermehren unſere Holzvor— raͤthe auf vorher unbenutzt gebliebenen Stellen; ‚fie, RR beſonders die Kana⸗ riſche Pappel — geben durch ihr Laub, wenn die Zweige alle drei Jahre im Sommer abgehauen und getrocknet werden, ein vortreffliches Futter “für die Schafe; und die E Ebereſche giebt noch — abgeſehen von der be ſondern Schoͤnheit dieſes Baumes — aus ihren Fruͤchten einen dem Bg ſeler Kirſchwaſſer nahekommenden Branntwein. 4 Alle dieſe verſchiedenen Geſichtspunkte haben mich Aus e vor 12 Jahren, bei der Aquiſition meines Guts, zu dem Entſchluſſe bewogen, außer meinen Alleen an den Wegen, und der ſorgfaͤltigen Deckung der vielen Sandſchollen mit Kiefernſtrauch, jede nur zur Schafhuͤtung geeignete, mehr oder minder große Stelle, welche nicht durch Bemoderung oder Bemergelung in tragbaren Acker verwandelt werden konnte, oder ihrer Lage und den Beduͤrfniſſen nach, Huͤtung bleiben mußte, je nachdem es der Boden erlaubte, mit Obſt- oder wilden Bäumen zu bepflanzen, und neben der Verſchoͤnerung meiner Umgebungen zu einer erhoͤheten Nutzung zu bringen. Schon habe ich in dieſen Beziehungen in dem gegenwaͤr⸗ ligen Augenblicke über 34,700 Bäume aller Arten, meine Baumfchulen- ungerechnet, verpflanzt, und kann nicht nur hoffen, in 5 bis 6 Jahren meinem Ziele ſehr nahe zu kommen, ſondern habe auch ſchon jetzt die Freude, meine Auwa 1 bemerkbar en u es Er die ſchlechte Stellen im 1 Ae u von Diefen Wel in ang Bu verwan⸗ delt; 16 Morgen kahle Sandberge, mit Pappeln und Birken bepflanzt, geben in einigen Jahren ſchon eine ſchoͤne Schafweide; 500 Obſtbaͤume der beſten Arten auf die Dreſchberge meiner Heide, welche ich zur Schaf⸗ huͤtung noͤthig habe, geſetzt, machen einſtweilen den Stamm eines Obſt⸗ waldes von mehr als 3000 Stuͤck aus, die in einigen Jahren dort ſtehen ſollen; mehrere Baumgruppen auf ſchlechten Ackerſtellen, eine Buchenhecke 99 von 150 Ruthen Länge, meine Garten-Anlagen, und die Umwandlung einer Sandſcholle von 17 Morgen, welche ſonſt die ganze Gegend verſan— dete, in einen im Entſtehen begriffenen Natur-Garten, bilden im Verein mit dem ſorglichen Betriebe meines Ackerbaues, den Uebergang vom Feld— zum Gartenbaue. Indem ich jedoch dieſes alles nur kuͤrzlich beruͤhre, um dem achtbarem Verein zu bethaͤtigen, wie ernſtlichſt ich die vorliegen— den Zwecke zu verfolgen bemuͤht bin, theile ich gleichzeitig, um weitere Unterſuchungen daruͤber zu veranlaſſen, uͤber die Branntweinbereitung aus den Fruͤchten des Ebereſchenbaumes, die naͤhere Beſchreibung meines hierbei beobachteten Verfahrens in der Anlage, nebſt einer Probe dieſes Branntweins mit. Es wird daraus hervorgehen, daß ich von 7% Schef- fel Beeren, mit Zugabe von 12 Metzen Gerſten-Malz, dieſen Herbſt 19 Quart ſehr reinen, wie Baſeler Kirſchwaſſer ſchmeckender Spiritus, von 653 Tralles, und alſo, nach Abzug der Gerſte, vom Scheffel Beeren 11633 erhalten habe. Dies ſcheint zwar nicht ſo viel zu ſeyn, als der Herr Geheime -Rath Hermbſtaͤdt nach ſeiner Sammlung praktiſcher Erfah— rungen fuͤr Branntweinbrenner (2ter Band S. 124) erhalten hat, indem 12 Pfd. Beeren 2 Quart guten Branntwein geben ſollen. Ich kann jedoch davon nicht beſtimmt urtheilen, weil dort die Staͤrke des Branntweins nicht angegeben iſt, und ich das Gewicht des Scheffels nicht unterſucht habe. Dagegen kann ich verſichern, daß mich das Quart dieſes auf 513 geſtellten Spiritus an baaren Auslagen doch nicht mehr als 4 Gr. Cou⸗ rant koſtet, und daß er noch wohlfeiler geworden waͤre, wenn ich noch 4 Scheffel Beeren zur Ausfuͤllung des Raumes im Kuͤfen, und Verminde— rung der Steuer gehabt haͤtte. Auch moͤgen in andern Jahren, wenn die Beeren ſaftiger ſind und einen Reif vor dem Abnehmen erhalten haben, ſolche noch ergiebiger an Branntwein, als in dieſem ſeyn, wo ſie bei der trockenen Witterung, im duͤrren Sandboden ſtehend, am 18ten October, ohne einen Reif erwarten zu koͤnnen, ſchon abgepfluͤkt werden 1 weil ſie welk und trocken werden wollten. Es wird jedoch nun darauf ankommen, in wie weit dieſer Brannt— wein, wenn er erſt abgelagert ſeyn wird, in der Verfeinerung als Liqueur 00 f | gebracht werden kann, weil er durch das muͤhſame Abpfluͤcken der Beeren, und die verhaͤltnißmaͤßig geringe Ausbeute, doch etwas theurer als Korn: branntwein zu ſtehen kommt, und dabei durch ſeinen eigenthuͤmlichen Kern⸗ geſchmack nicht bei dem gemeinen Manne als gewoͤhnliches Getraͤnk Beifall finden duͤrfte. Aber ich bezweifle das erſtere gar nicht, und da das Baſeler Kirſchwaſſer, obgleich fein, dieſem aͤhnlicher Geruch und Geſchmack von der Blauſaͤure entſtehet, als Liqueur gern getrunken wird, fo dürfte dies auch mit dieſem Branntwein der Fall ſeyn, und dadurch auch der Eber- eſchenbaum hinſichtlich ſeines Nutzens noch mehr beliebt werden, ſo wie er es ſchon bisher wegen ſeiner Schoͤnheit, und ſeines ſchnellen Wachs⸗ thumes, auch auf einem Sandlande, verdiente. Doch wird eine genaue chemiſche Unterſuchung dieſes eigenthuͤmlichen Geſchmackes und Geruches des Ebereſchen-Branntweins jedenfalls intereſſant ſeyn, und indem ich dieſe zu veranlaſſen bitte, werde ich zu ſeiner Zeit, wenn es gewuͤnſcht wer⸗ den ſollte, meine weiteren Erfahrungen vorzulegen nicht ermangeln, damit die Empfehlung der Ampffanzung dieſes Baumes aus allen de eee rn werdes ER Verſuche uͤber das Branntweinbrennen aus aloe. Kr Er ſter Ver ſuch— d Am 21ſten Ener 1822, früh um 7 Uhr, wurden 3 Männer an⸗ geftelle, um 8 Scheffel Aepfel, nämlich 5% Rambour und 2% rothe Pi⸗ geau, welche einige Wochen vorher von den Baͤumen gepfluͤckt waren, durch Stampfeiſen ganz klein zu ſtoßen. Das Zerſtampfen durch Keulen ging nicht vorwaͤrts, und eine Quetſchmuͤhle war nicht vorhanden. Um 40% Uhr war dies Geſchaͤft beendigt. Eine Viertelſtunde ſpaͤter wurde Ein Scheffel Gerſten-Malz-Schrot mit 7 Eimer kochend Waſſer = 8 + eingemeiſcht, und war unter beſtaͤndigem Umruͤhren um 12 Uhr auf 41 + erkaltet. Nun wurde die Meiſche auf die Aepfel in den Kuͤfen gegoſſen, aber, weil ich die letztern mit kochendem Waſſer bruͤhen wollte, um fie in einem mehr natuͤrlichen Zuſtande zu laſſen, ſo ließ ich die, unter ſtetem — 101 Umrühren zugegoſſenen 16 Eimer Waſſer auf 58 + ſtellen, wodurch die ganze Maſſe eine Temperatur von 30 J erhielt, und konnte nun ſogleich. Mittag 1 Uhr, die Meiſche mittelſt des zugepumpten Waſſers, welches 11 + war, auf 20 + ſtellen, und % Pfd. feſte Baͤrme geben. Nach einigen Stunden war ſchon ein Geruch der eintretenden Gaͤh— rung zu bemerken. Am folgenden Tage, den 22ſten September, war das Gut in voller Gaͤhrung, ohne jedoch durch die dicke Decke, welche ſich auf der Ober— fläche gebildet hatte, durchzubrechen; der Geruch war fo ſtark, daß man denſelben in der Naͤhe nicht ertragen konnte. Am 23ſten war die Gaͤh— rung des Morgens jedoch ſchon ſtiller, und gegen Abend meiſtens been— diget. Das Gut wurde daher den vierten dr den 24ſten ee gebrannt, und ich erhielt 167 Quart Spiritus zu 69 5 Tralles von ben ſchoͤnem Geruch und Wainfü irh Geſchmack. Zweiter Verſuch. Am ten October d. J. wurden 12 Scheffel etwas kleine Aepfel von rothen Stettinern, Pigeau und Borsdorfern, hierzu beſtimmt. Mittags 12% Uhr waren fie geſtampft, und wurden mit 30 Eimer kochenden Waſſers gebruͤht und eingemeiſcht. Nachmittags 4 Uhr wurde das Gut auf 21° ab- gekuͤhlt, und 2 Pfd. Baͤrme hinzugefügt: Am 12ten zeigte ſich ſehr ſchoͤner Geruch der gaͤhrenden Meiſche, ohne daß ſie jedoch durchbrach; weil ſich aber am 13ten die Gaͤhrung zu mindern ſchien, obgleich die Meiſche noch die Temperatur von 90° hatte, fo wur— den noch 3 Eimer heißer Schlempe an verſchiedenen Stellen und % Pfd. Baͤrme in die Meiſche gegoſſen. Dadurch wurde die Gaͤhrung unterhal— ten, und der Geruch wieder geringer. Am löten fruͤh fing die Gaͤhrung jedoch an immer ſchwaͤcher zu werden, und die bei Oeffnung der Decke erſcheinenden kleinen Luftblaͤschen vergingen immer ſchneller. Das Gut wurde alſo Mittags, 54 Tage nach dem Einmeiſchen, zu brennen angefan⸗ gen, und ich erhielt 26 Quart zu 6428 en 102 von ungleich ſchoͤnerem Geſchmack, als der ain eee e alſo 139 2 Tralles. Hufe Dritter Ver ſuch. 4 ö Am ee October Mittags wurden 2 Scheffel mit en Baker gedämpft. In einer halben Stunde waren fie weich, die Schale platzte, und man konnte ſie leicht zu Brei ſtampfen, wobei nur die Schalen mit den Haͤnden noch etwas kleiner gedruͤckt werden mußten. Nun wurde 1 Metze Gerſten-Malz⸗Schrot, welche gleichzeitig eingemeiſcht worden war, unter die Maſſe geſchuͤttet, und das Ganze mit 6 Eimer kochenden Waſſers eingebruͤht. Nachmittags 4 Uhr war das Gut durch ſtetes Umruͤhren auf 32° erkaltet, es wurde alſo auf 22° abgekuͤhlt, und 4 Pfd. Baͤrme gegeben. Die Gaͤhrung war vortrefflich, brach etwas durch, und der Geruch war ſehr ſchoͤn. Am 25ſten October fruͤh — 3% Tag nach dem r — war das Gut zum Brennen reif, und ich erhielt 4% Quart zu 70 5 Spiritus, der jedoch etwas bitterlicht nach den Kernen der Aepfel eee Alſo pro ee, erclufive Malz, 142% 8 e Tait n rin 4 Vierter Ber ſuch⸗ iss gits dN 200 Am 206ſten October, Mittags 1 Uhr, wurden 14 Scheffel von den can erwähnten Sorten Vormittags geſtampft, und mit 34 Eimer kochenden Waſ— ſers eingemeiſcht. Gleichzeitig wurden 3 Metzen Gerſten⸗Malz in einem be⸗ ſondern kleinen Kuͤfen, wie gewoͤhnlich eingemeiſcht, und als es erkaltet war, abgeſtellt, und E Pfd. feſte Baͤrme und etwas Bierbaͤrme gegeben. Gegen 4 Uhr waren die Aepfel zum Stellen erkaltet, es wurde alſo die in⸗ zwiſchen ſehr in Gaͤhrung Bee Malzmeiſche dazu gegoffen, und = 20% abgeſtellt. Die Gährung hielt ihren Verlauf vortrefflich wech bis zum en d. M. An dieſem Tage, Vormittags, war ſie beendet, und um 10 . wurde angefangen zu brennen. Der Spiritus -Ertrag war 30 Quart zu 68% 2 Tralles . „ 2 a af eee e hr TE le 103 von vortrefflichem Geſchmack. Somit pro Scheffel, erelufive 7625 „ 140% 5 Tralles an Spiritus Reſultat. 1) Der hierzu verwilligte einfache Blaſenzins 1 Rthlr. 12 Gr. 3 Pf. 2) 3 Metzen Gerſten⸗ Malz — 4 2 6 39 44 Scheffel Aepfel, a8 GW. 4 16 — ) E Pf Baͤ rm „ % „% „„ „ mmin- Am ern 5) Brenngeld und ee . 16 —. Summa 7 Rthlr. 4 Gr. I Pf. Es koſtet vie das Quart erhaltenen Spiritus, ohne Holz und Be— triebs⸗ hin 5 Gr. 878 Me 1 1 Seuche über das Branntweinbrennen aus Ebevefchen: Beeren. Erſter Verſuch. Am Aften November 1820 wurden 8 Scheffel rein abgepflückte Ebere⸗ ſchen-Beeren moͤglichſt klein geſtampft, und mit 18 Eimer kochenden Waſ— ſers eingemeiſcht. Nachmittags 4 Uhr war dies Geſchaͤft beendet; um 8 Uhr konnte auf 21 Grad abgeſtellt und Baͤrme gegeben werden. Weil jer doch am andern Morgen früh um 7 Uhr nur eine geringe Gaͤhrung zu bes merken war, fo wurde noch 1 Eimer Kartoffelmeiſche vom vorigen Tage zugeſetzt, durch welche bald darauf die Gaͤhrung ſtaͤrker eintrat. So blieb das Gut noch ſchwach gaͤhrend bis zum öten Abends, und konnte am 7ten fruͤh gebrannt werden. Der Ertrag war aber nur g 12 Quart Spiritus zu 52 3 Tralles, jedoch angenehm nach den Kernen ſchmeckend, e dem Kirſchwaſſer. Swetket Verſuch. Die im Jahr 1822 gewachſene größere Quantitat von e Beeren gab Gelegenheit, damit wieder einen Verſuch auf Branntwein anzuſtellen. Man durfte jedoch keinen eintretenden Reif erwarten, weil die Beeren bei dem heißen und trockenen Sommer ſehr fruͤh reif geworden waren, und ſchon einzeln abzufallen anfingen. Am 19ten October wurden 104 — x | alfo 7% Scheffel Eberefchen- Beeren, welche 2 Männer von den Bäumen gepfluͤckt, und 13 Frauen in einem halben Tage vorher rein abgezupft hat- ten, von 2 Männern im gewöhnlichen Meiſchküfen (zu 6 Scheffel Ge⸗ treide) zu Brei geſtampft, und Mittags 11% Uhr mit 18 Eimer kochenden Waſſers eingemeiſcht, nachdem um 10 Uhr 12 Metzen Gerſten⸗Malz in einem beſondern Kuͤfen wie gewoͤhnlich eingemeiſcht worden waren. Um 12 Uhr wurde dieſes Malz auf 22° geſtellt, Z Pfd. feſte Baͤrme hinzu ge⸗ geben, und um 2 Uhr daſſelbe, als es in volle Gaͤhrung getreten war, in die Ebereſchen-Meiſche gefuͤllt, und dieſe auf 19% 5 abgeſtellt. Der Kuͤ⸗ fen blieb jedoch noch ſehr leer, und enthielt wohl noch zu 4 Scheffel Eber⸗ eſchen⸗Beeren den erforderlichen Raum. Gegen Abend war ſchon ſichtliche Gaͤhrung eingetreten, welche am folgenden Tage, ohne jedoch durchzubrechen, ſich durch einen ſehr ſtarken Geruch bemerklich machte, und beim Oeffnen der Decke durchbrach. Am 21ſten fruͤh verminderte ſich Geruch und Gaͤhrung etwas, und fiel immer mehr, bis zum 23ſten Vormittags, wo das Gut . war und abgebrannt wurde. Der i war 19 Quart Spiritus zu 65 Tralles, von ſehr reinem Geruch und Geſchmack, erclufive zu 360 2 s vom Scheffel 416% 2 > Tralles, ähnlich dem früher erhaltenen, aber noch beſſe er. Die Schlempe wurde von dem Rindvieh und den Schweinen ſehr gern genoffen. Hieraus ergiebt ſich folgendes Reſultat, hinſi ichtlich der gehabten baaren Auslagen: 4) Die mir zu dieſem Verſuch bewiligte Bezahlung des 1 Bla⸗ ſenzinſes hetroͤgt . Se ar au 1 Ktble. 12 Gr. 3 Pf. 2) Fuͤr 12 Metzen Gerften- Malz on dB - aan: 3) Lohn der gebrauchten Tagelöhner, und 1 Gr. wen Brenngeld vom Scheffel an den Brenner. 1 - 14 — - 4) Bärme 2 Pfund 4 —2 Summa 7 N . — — hr. 3, Pf. Es belaͤuft ſich daher das Quart des erhaltenen Spiritus an Fabrikations⸗ Koſten, ohne Bolt und Betriebs-Kapital, auf 5 Gr. 25 Pf., und würde: viel⸗ Yu 3, '105 vielleicht nur auf 4 Gr. Courant zu ſtehen gekommen ſeyn, wenn der ge⸗ bliebene leere Raum im Kuͤfen he noch 4 Scheffel en Kap n fülle werden koͤnnen. 2 Win t 0 1290 en 10870 RI 16 73 re 79 en „ 890 nal: EEE RT ERS EN: acht Nin dune * are BR PN — ge ene eee neee ee eee e Re tlg n Mate Wenn die weblhängen een, des Staates, und die Wünſche und re des Vereins zur Befoͤrderung des Gartenbaues, fuͤr die hoͤchſt moͤglichſte Verbreitung einer zweckmaͤßigen Obſtbaumzucht in allen Pro⸗ vinzen der Monarchie von einem gluͤcklichen Erfolge begleitet ſeyn ſollen, fo werden nacht meinem Ermeſſen gleichzeitig Maaßregeln getroffen werden muͤſſen, um auch den von großeren Städten entfernten Grundbeſitzern ſolche Preiſe fuͤr das gewonnene Obſt zu ſichern, welche ſie fuͤr angewandten Fleiß, fuͤr Muͤhe und Koſten einigermaßen belohnen, und zu weiterer Thaͤ⸗ tigkeit anregen. Denn ſchon in dieſem Jahre waren in der hieſigen Ge⸗ gend, ob ſie gleich noch auf einer ſehr niedrigen Stufe der Obſtkultur ſteht, und die Aepfel ſogar nur kheilweiſe gerathen find, dieſe fo im Preiſe ge⸗ ſunken, daß der Scheffel Stettiner, Rambour, Pigeon und Borsdor⸗ fer oͤfters nicht zu 6 bis 9 Gr. Courant in den kleinen Staͤdten verkauft werden konnte, und man in Stettin ſelbſt fuͤr die ausgeleſenſten Fruͤchte kaum einige Groſchen mehr gab. Wohin duͤrfte es aber in 12, 15 bis 20: Jahren kommen, wenn erſt die beabſichtigten Schulgaͤrten in allen Doͤr⸗ fern, und andere Maaßregeln, die groͤßten Maſſen ee verbrei⸗ tet haben werden, in ſofern nicht gleichzeitig Abſatz und Preiſe 101 5 durch die Einfuͤhrung verbeſſerter Obſtdarren fuͤr die; auen von feinem Back und Schaͤlobſt zz nne ame unmmntinn eiag 555 2 durch die Fabrikation von Cyder, und r ente S f AN hen = durch die Benutzung des Obſtes zur Rene und Liqueur⸗Fabri⸗ „ tckation mehr geſichert werden?: Son on tet nn ah Was den erſten Punkt, die Anfertigung von feinem Backe und Schaͤlobſt in beſonders dazu erbauten Obſtdarren betrifft, ſo haben uns hierzu Chriſt und Andere mannigfache Anweiſungen gegeben, aber ſie ſend nicht bekannt genug, und wir erhalten ununterbrochen getrocknete Katha⸗ Verhandlungen. 1. Band. h 14 106 PEN einen Pflaumen. und Schaͤlobſt aus dem Bambergiſchen und aus — reich, wahrend wir fie ſelbſt fertigen, und vielleicht noch einen Theil des Abſatzes, welchen die Gegend von Kronberg ꝛc. mit getrockneten Mirabellen hat, an uns ziehen, und manche unſerer Pflaumen, beſonders die Zwetſch— gen, theilweiſe in Pruͤnellen verwandelt, ſehr nuͤtzlich abſetzen koͤnnten. Ich glaube daher annehmen zu duͤrfen, daß dieſer Theil der Obſtbenutzung ein beſonders wichtiger und gemeinnütziger Gegenſtand des Unterrichts in der neu zu errichtenden Gaͤrtnerſchule werden duͤrfte, wenn die Mitglieder des Vereins zur Befoͤrderung des Gartenbaues denſelben ihre praktiſchen Er⸗ fahrungen und Beobachtungen mittheilen wollten, weil dort gruͤndliche Be⸗ lehrung gegeben, und bald ba die Böglenge in den Provinzen werben werden kannn ene and n ies ach Die andere zu Bee Quelle des ee beſonders für Aepfel. und einige Birnarten, und auch fuͤr Stachelbeeren, duͤrfte die Cyder⸗Fa⸗ brikation ſeyn, welche ein dem Weine ſehr nahe kommendes Getraͤnk lie⸗ fert, wenn das ganze Geſchaͤft nach richtigen Grundſatzen vorgenommen wird. So viel ich weiß, hat der Gutsbeſitzer, Herr Nathuſius zu Alt⸗ Haldensleben, ſeit einigen Jahren dieſe Art der Obſtbenutzung ſehr ins Große betrieben, und da man von ihm uͤberzeugt ſeyn kann, daß er dabei mit großer Sachkenntniß und Umſicht verfahren hat, for waͤre es wohl ſehr intereſſant fuͤr das groͤßere Publikum, wenn ſeine Erfahrung und das dabei in Frankreich und England, als das Zweckmäßig ſte n ſeiner Zeit weiter bekannt gemacht werden würde. ur ec mene Was aber die dritte Art der Obſtbenutzung, als Ableiter bei reichen Ernten: die Anfertigung von Branntwein und Liqueur aus ſolchem be⸗ trifft, fo iſt es zwar wohl Einzelnen bekannt, welchen bedeutenden Abſatz manche Schweizer⸗Gegenden an dem ſogenannten Baſeler Kirſchwaſſer, und Slavonien, Ungarn, und manche Gegenden des ſuͤdlichen Deutſchlands an Sliwowitz, oder Pflaumen⸗Zwetſchgen⸗Branntwein haben, aber die Meiſten kennen das dabei erforderliche Verfahren nicht, und ſind daher oͤfters in guten Jahren in Verlegenheit, wie ſie ihre Zwetſchgen⸗Vorraͤthe ſchnell ge⸗ nug benutzen ſollen. Ich werde mir jedoch ein beſonderes Geſchaͤft daraus — 107 machen, nicht nur — wenn die Zwetſchgen wieder gerathen — Sliwowitz zur Belehrung fuͤr Andere und Bereicherung meiner Erfahrungen brennen zu laſſen, und wenn meine großen Obſtbaum⸗Pflanzungen tragbar ſeyn wer— den, dieſe Verſuche auch auf andere feinere Pflaumen-Gattungen zu er⸗ ſtrecken, ſondern auch die in meinem Vaterlande Franken allgemein gefun⸗ dene kleine ſchwarze runde Vogel- oder Waldkirſche, Ia Merise noir, Eng- liſch che black - birds Cherry (Sickler's Obſt⸗Gaͤrtner, iter Band S. 80. Tafel 4. A.; Chriſt's Pomologiſches Wörterbuch S. 274.) bier- her zu verpflanzen, und in moͤglichſt ſchnelle Vermehrung zu ſetzen, um ſie für die Verfertigung des Baſeler Kirſchwaſſers benutzen zu koͤnnen. Da⸗ gegen habe ich dieſen Herbſt, als die Aepfel ſo ſehr werthlos waren, den Verſuch gemacht, ſie gleichfalls zum Branntweinbrennen zu benutzen, und mache mir das Vergnuͤgen, die erhaltenen Reſultate hier mitzutheilen. Da mir keine Anweiſung hiezu bekannt war, ſo glaubte ich vier Verſuche damit anftellen zu müffen, um über das richtigſte Verfahren urtheilen zu koͤnnen. 1. Es wurden 8 Scheffel guter Aepfeln klein geſtampft, mit Waſſer von nur 58° Temperatur gemeiſcht, und mit einem zuvor wie gewöhnlich eingemeiſchten Scheffel Gerſten-Malz gemiſcht, in Gaͤhrung geſtellt. 2. Es wurden 12 ao Aepfel eee Waſſer⸗ n ohne 10170 Malz⸗ Zuſatz. Gig ne Eiche 0s EA 5036 e wurden 12 Sure Aepfel mit kochendem woe baanyft, und 1 Metze Gerſten⸗Malz⸗ Schrot beigefuͤgt, und 4. wurden 14 Scheffel Aepfel in demſelben Kuͤfen mit eich udn Waſſer g Les und 3 Wien Malz zur Erleichterung der aer bei⸗ gegeben. ein a eee scan ieee gend, N Ahoi genaue ee oben wirgereite ae meines 5 Dear Hierbetergzebte 8 dine eee eee Ale aim . 1. Daß ein ſo ſtarker Getreide⸗ Berg: wie im gester But geschehe nicht nützlich ſeyn wird, indem das ſchneller gaͤhrende Malz wohl Anfangs, wie der Geruch zeigt, einen Theil der Aepfel-Meiſche mit ſich fortge⸗ rriſſen hatte, aber ſeine Gaͤhrung ſchneller als das Obſt beendigte; 2. daß die Aepfel ein Einmeiſchen mit kochendem Waſſer zu erfordern ſcheinen, ſo lange man 8 Richte ples⸗ ibn ausgepreßten Saft ver- enden kaum z den en n ee d e 3. daß ein gering i g zur Wasthahchen eee der Gah⸗ rung nuͤtzlich, ja nothwendig iſt, indem ſolche ohne dieſe Beihuͤlfe, wie mein zweiter Verſuch zeigte, nicht raſch genug vor ſich geht, um die erforderliche erhoͤhte Temperatur des Gutes nachhaltend zu erzeugen. Haͤtte ich nicht in dem erwaͤhnten Falle am dritten Tage noch 3 Eimer heiße Schlempe und 2 Pfd. Baͤrme in den Kuͤfen ſchuͤtten laſſen, um dadurch die Gaͤhrung zu erneuern, ſo waͤre das Gut wahrſcheinlich . hen geblieben, und ein noch geringerer Ertrag erfolgt; sin nr 71 daß zwar das Kochen der Aepfel mit Waſſerdaͤmpfen den meiſten Spi⸗ ritus, nämlich 1425 Tralles vom Scheffel gegeben hat, aber dennoch nicht anzurathen ſeyn wird, weil dadurch der bitterliche Geſchmack der Kerne ſich mehr entwickeln, und ſich dem Spiritus ae Be 110 . daß endlich iR ni Bern 5. das bei dem vierten re Pe mit einem Zuſatze von 3 Metzen Gerften- Malz auf 14 Scheffel Aepfel heiß einzumeiſchen, wohl, zur Zeit das Vortheilhafteſte ſeyn wird, weil ich dabei, nach Abrechnung von 90, 8 für 3 Metzen Malz, doch 440 f 3 Tralles vom Scheffel Aepfel erhielt, und dieſer allen vorher erhaltenen an Feinheit und Geſchmack uͤbertraf mm N Die beifolgende Probe, welche ich auf 50 3 Tralles geſtellt habe, wird, | wie ich glaube, den vollſtaͤndigſten Beweis liefern, daß daraus, wenn die⸗ ſer Branntwein erſt ein halbes Jahr oder ein Jahr gelagert haben wird, ein dem aͤchten Franz- Branntwein nahe kommendes Getraͤnk mit geringer Bei⸗ huͤlfe gefertigt werden kann. Gelingt mir dieſes, wie ich gar nicht zweifle, ſo duͤrfte hieraus ein nicht unbetraͤchtlicher Induſtrie-Zweig hervorgehen, indem Branntwein der Art, auf 50 8 Tralles geſtellt, nach der dem erwaͤhnten vierten Verſuche beigefügten Koſtenberechnung, dem Fabrikanten an baaren E- Auslagen das Quart doch nur 4 Gr. 3 Pf. Courant koſten, aber jeden: falls, ſeiner Guͤte nach, mehr werth e ſeyn ,) und die Veranlaſſung geben g wird, daß der Preis vom Scheffel guter Aepfeln auch in den entfernteſten ** T 2 —— |. —— — 9 ee ne — ä ——e— q [ ̃— w — a —7 5 \ 442815 | | 109 Gegenden, und bei moͤglichſt großer Produktion, doch nicht unter 8 Gr. Courant ſinken kann. Ich behalte mir jedoch uͤber en Aelſtand noch mehrere Verſuche vor, und hoffe den Einwand daß das Obſt nicht alle Jahre fo eee „ und alſo ſo geeignet zur Alkohol- regen als in ae Rur wage der Fall Vogeweſen iſt /e ruht ET Sorte begegnem zu konnen, daß die Anwendung einer richtig ee Göſpreſe wenn nur der Saft eingemeiſcht wird, Treber, Schale und Kern aber zuruͤckbleiben, nothwendig ein noch reineres Produkt bewirken muß, und jedenfalls ein groͤßeres Quantum ae 0 Ann men in demſelben Gefäß on BE werden kann. m nnn N a ch f& 27 fr alt ii a Da ich inzwiſchen Gelegenheit hatte, Franzöſiſche Zucker⸗ „Couleur zu erhalten, ſo habe ich die obenerwaͤhnte Probe damit gefärbt. Es gehoͤrt jedoch etwas längere Zei dazu, bis ſie ihre Wirkung. auf Geſchmack und Feinheit vollſtändig üben kann. Ich füge daher noch eine ganz kleine Probe von ungefärbren Aepfel⸗ „Branntwein bei, welche deſſen natürlichen Ge⸗ ſchmack erweifen wird. I Hin Nad Aud re (Wige 0 N XXIII. Gn k cet e n ie 1 f w f Le. Ns Peer! hie aber vorſtehenden Vorſchlag. f hm an / Hf. anhin e Sue s n le or Ben 0 Herr Doktor Cranz wuͤnſcht, daß nebſt dem im Großen zu betreibenden An⸗ bau der Obſtbaͤume, auch andere nutzbare Baumarten auf allen hierzu taug— lichen Stellen im Freien angezogen werden ‚möchten, und empfiehlt in dieſer Hinſicht beſonders die Ebereſche, weil außer der eigenthuͤmlichen Schoͤnheit dieſes Baumes, die Fruͤchte deſſelben auch einen vorzuͤglichen, dem Baſeler 410 Kirſchwaſſer nahekommenden Branntwein gäben. Zugleich bemerkt derſelbe auch, daß es, um den Abſichten des Staats und den auf Befördtung der Obſt⸗Baumzucht gerichteten Beſtrebungen des Gartenbau-Vereins einen günftigen Erfolg zu verſchaffen, noͤthig ſei, auf Maaßregeln zu denken, welche beſonders den von groͤßeren Staͤdten entfernten Grundbeſitzern vor⸗ theilhafte Preiſe fuͤr das gewonnene Obſt ſicherten. Dieſes ne. hen durch die Einführung verbeſſerter Obſtdarren für das feine Back⸗ Schaͤlobſt, und beſonders durch die eee, des 3 — von Coder und von Btanntwein „ß = Min eur 10 Er theilt demnach Verſuche uber die — von Branntwein aus Ebereſchen⸗ „Beeren und Aepfeln mitt. Die Fruͤchte der gemeinen Ebereſchen (Sorbus aucuparia L.) ſind bisher weniger zum Branntweinbrennen benutzt worden, als die der zahmen (S. domestica), und der halbgefiederten Ebereſche (8. hybrida), welche auch die Droßelarten vorziehen. Es iſt nicht angegeben, 77 auf welche Art Herr Doktor Cranz ſeine Abſicht beſonders gerichtet bat. 5 6 . N Die zahme Ebereſche waͤchſt zwar langſamer als die gemeine, und trägt vor dem funfzigſten Jahre nicht leicht Früchte; fie laͤßt fich aber gut auf die gemeine oculiren und pfropfen. Doch lieben beide zuletztgedachte Ar⸗ ten einen beſſern Boden als die gemeine Ebereſche, und mehr eine bohe, der Sonne nicht beſtaͤndig ausgeſetzte Lage. In Sibirien, wo die Ebereſche ſehr haufig waͤchſt, wird (nach Pallas) Branntwein aus den mit heißem Waſſer uͤbergoſſenen und durch Bierhefen in Gaͤhrung geſetzten Fruͤchten der Sorbus aucuparia, die man zuvor frieren laͤßt, bereitet. 1 Die Verſuche des Herrn Doktor Cra nz an ſich, begruͤnden, abgeſehen von der Wahrſcheinlichkeit, daß durch eine vollkommenere Behandlung ein bedeutend vortheilhafteres er zu en ſeyn würde, fo wie fie jetzt vorliegen, das Urtheil? 0 HU et De 2 „Die Anwendung der Eberefchen: Ra: und Aepfel zu Branntwein, iſt in Vergleichung mit Getreide und Kartoffeln nicht vortheilpaft, und kann nicht Zweck des Anbaues jener Früchte ſeyn “ Namentlich duͤrften beide nicht leicht die Konkurrenz mit Kartoffeln, 111 welche bei uns in folcher Ausdehnung und mit ſolchem Erfolge gebaut wer— den, aushalten. Die Unſicherheit des Ernte-Ertrages, die dadurch ver— anlaßte Unregelmaͤßigkeit im Betriebe, die Steuergeſetze und der- geringe Fuͤtterungswerth des Spuͤhlichts, und viele andere Gruͤnde duͤrften im Ver⸗ haͤltniß zu den Kartoffeln ſchwerlich zu beſeitigen ſeyn. An den Proben, welche Herr Doktor Cranz dem Garten-Verein ein⸗ reichte, vermochten wir nicht ganz das zu finden, was derſelbe davon geſagt hatte; indeſſen ſehen wir wohl ein, daß zufällige Umſtaͤnde die Urſache ſeyn koͤnnen, beſonders da uns bekannt iſt, daß im Rieſengebirge ein ſehr belieb- ter und fuͤr geſund gehaltener Branntwein aus Ebereſchen bereitet wird. N Der Koſtenpreis des Quarts iſt nach den, den Verſuchen des Herrn Doktor Cranz beigefügten Berechnungen 5 Gr. 35 Pf. Courant für den Ebe⸗ reſchen⸗Branntwein, und 5 Gr. 85 Pf. für den Branntwein aus Aepfeln. Für die auf 50° Tralles geſtellten Proben ſoll nach anderweiter Angabe des Herrn Doktor Cranz der Koſtenpreis nur 4 Gr. 3 Pf. betragen. Zu die⸗ ſen Preiſen wird aber, bei mittleren Getreidepreiſen, Branntwein von ſolcher Staͤrke und gutem Geſchmack unbezweifelt aus Kartoffeln, ſo wie auch aus Getreide geliefert werden koͤnnen. Herr Doktor Cranz hat aber in ſeiner Berechnung fo wenig für das rohe Produkt, als für Holz, Betriebs-Ka⸗ pital und Gewerbe-Profit etwas ausgeworfen, und es iſt mithin bei dieſen Preiſen klarer Verluſt, ſelbſt wenn die Aepfel und Ebereſchen umſonſt be⸗ zogen wuͤrden. * ö Wenn es nun fuͤr unſere Gegend hoͤchſt wahrſcheinlich iſt, daß auf ei⸗ nem gegebenen Acker im Durchſchnitt einer laͤngeren Reihe von Jahren mehe Scheffel Kartoffel, als Kernobſt gewonnen werden, daß (die Koſten des Anlage-Kapitals mit Zwiſchenzins gerechnet) ein Scheffel Kartoffeln weniger zu produciren koſtet, als ein Scheffel Aepfel, und, nach dieſen Verſuchen zu urtheilen, ein Scheffel Kartoffeln mehr und beſſern Brannt⸗ wein giebt, als ein Scheffel Aepfel, ſo begruͤndet dies die Behauptung: „für Branntwein-Gewinnung ſei der Anbau von Ebereſchen und Aepfeln nicht mit Vortheil zu betreiben.“ Dieſe Behauptung bedarf nicht der Erwaͤhnung, daß bei der Anwen⸗ 112 dung dieſer Früchte zu Branntwein, auch dann noch Schaden fei, wenn man dieſelben umſonſt erhielte, und doch iſt dies das Reſultat der erwähnten Verſuche. Doch iſt hier die Bemerkung nothwendig, daß ſolches nur in ſofern richtig, als von Erzielung des Alkohol die Rede iſt, wenn es dagegen moͤglich waͤre, einen Branntwein von ſo lieblichem Geſchmacke zu bereiten, wie das Baſeler Kirſchwaſſer iſt, fo wuͤrde nicht mehr der Gehalt an Alkohol, ſondern der Wohlgeſchmack die Grundlage des Prei⸗ ſes ſeyn. Der Zweck fortgeſetzter Verſuche muͤßte demnach nicht ſowohl die Menge des zu gewinnenden Alkohols, als die Bereitung eines wohl⸗ ſchmeckendes Getraͤnkes ſeyn, und wenn man die Beſtandtheile der Aefel und Kartoffeln beruͤckſichtigt, fo laͤßt ſich a priori entſcheiden, daß hinſicht⸗ lich des Alkohols keine Konkurrenz Statt finden koͤnne. Daher ſollte das Lob der Ebereſchen nicht uͤbertrieben werden, wiewohl man auf der andern Seite geſtehen muß, daß ſich der Baum (beſonders S. aucuparia) durch die Schoͤnheit der Blüten und Fruͤchte, beſonders wenn er in Alleen angepflanzt iſt, empfiehlt, daß er auf verhaͤltnißmaͤßig geringem Boden fortkommt, daß er den nebenſtehenden Fruͤchten weniger ſchaͤdlich als die Mehrzahl anderer Baͤume iſt, und daß ſein Anbau wegen des brauchbaren Nutzholzes, das er liefert, empfohlen werden kann. Auch koͤnnte man, und vielleicht mit Recht, anfuͤhren wollen, daß es keineswegs nothwendig ſei, durch die Fruͤchte der Eberefchen- und Aepfel⸗ baͤume die Materialien zur Branntwein-Erzeugung zu vermehren, in⸗ dem beide anderweitig zweckmaͤßig benutzt werden koͤnnten. Der Herr Oberamtmann Lezius zu Frankenfelde, ſoll einen Scheffel Ebereſchen bei der Schaffuͤtterung 2 Scheffeln Hafer gleichſchaͤtzen, welches bei weitem den durch Branntwein-Gewinnung zu erzielenden Nutzen uͤberwoͤge. Aepſ und andere Obſtarten wuͤrden auch zu feinerm Back- und Schaͤlobſt, ſo wie mittelſt der Fabrikation von Cyder (wie es Herr Doktor Cranz un⸗ ter 1 und 2 angiebt) vortheilhafter benutzt werden koͤnnen, als zu Brannt⸗ wein, und es kaͤme bei einem ausgedehntern Anbau allerdings darauf an, zweckmaͤßig eingerichtete Obſtdarren aufzuſtellen. — Wenn aber Herr Lezius 1 Scheffel Ebereſchen 2 Scheffeln Hafer gleich achtet, ſo fragt es rin 113 es ſich: Ebereſchen mit Doldentrauben, oder abgeſtreifte? (in letzterem Falle gehöre ſehr viel zu einem Scheffel) und ferner: als Medecin, oder als Nahrung? In der letzten Beziehung iſt die Richtigkeit der Behaup⸗ tung bei den Beſtandtheilen der verglichenen Früchte fo unwahrſcheinlich, daß man dieſelbe einer vorgefaßten Meinung zuſchreiben möchte; als Me- diein aber, koͤnnte der Satz bei 1 Scheffel, nicht aber bei 500 richtig ſeyn. Was die oft und auch von Herrn Doktor Cranz geaͤußerte Beſorg— niß anbetrifft, es werde fuͤr zunehmenden Obſtbau der Abſatz fehlen, ſo lehrt die Erfahrung in Gegenden, wo großer Obſtbau iſt, daß der Ge— nuß des Obſtes unter ſolchen Verhaͤltniſſen Volksſitte wird, und die Kon— ſumtion wird auch hier Begleiterin vermehrter Produktion werden. Allein auch in Gegenden, wo Obſtkonſumtion allgemein iſt, erzeugen die reichen Obſtjahre große Verlegenheit, und machen das Beduͤrfniß einer Anwendung fuͤhlbar, welche große Maſſen zu benutzen und den Gewinn für andere Jahre zu bewahren geſtattet. In ſolchen Fällen ſteht die im noͤrdlichen Deutſchland noch ungewoͤhnliche Benutzung der Aepfel zu Cyder oben an, und hier um ſo mehr, weil der Mangel des Weinbaues dieſem Surrogate einen vortheilhaften Abſatz ſichert. Wenn die Unterſtuͤtzung der Regierung fuͤr ein entſtehendes Gewerbe wuͤnſchenswerth iſt, ſo iſt es für dieſes. Die Verſuche, welche Herr Nathuſius zu Alt-Haldensle— ben und Herr Ober-Forſtmeiſter v. Bredow auf Zellen damit angeſtellt haben, ſcheinen dieſen Obſtarten auch in unſerm Himmelsſtrich dieſelbe ausgedehnte Nutzanwendung zu geſtatten, welche fie bereits ſeit ſehr lan⸗ ger Zeit im ſüͤdlichen Deutſchland und in vielen Theilen von Frankreich haben. Moͤchte es den genannten Herren gefallen, die durch Erfahrung als gut bewahrte Behandlungsart bekannt zu machen, waͤre es auch nur die Bearbeitung des Obſtes auf den gewoͤhnlichen Cyder, der ſowohl zum Kochen, als zum Getraͤnke dem geringen Landwein nicht nachſtehet. Sollte aber wie zu befuͤrchten iſt, die Beſorgniß entſtehender Konkurrenz, diejenigen Gewerbetreibenden, welche mit Kenntniß und gutem Erfolge arbeiten, von der Bekanntmachung ihres eigenthuͤmlichen, durch manche koſtbare Erfahrungen und Verſuche begruͤndeten Verfahrens abhalten, ſo 8 Verhandlungen. 1. Band. 8 15 114 vermoͤchte doch der Garten-Verein vielleicht dadurch einen Anreiz zu ſol⸗ cher Mittheilung zu geben, daß er nachſtehende Fragen zum Gegenſtande einer Preisaufgabe machte, deren Preis vielleicht von Seiten der Regie rung auf Antrag erhöht würde: " a) Welches find unter den hier gewöhnlichen Obſtarten die re für die Cyder⸗ Bereitung? #37 b) Wie find Aepfel und Birnen am beften und vortheilhafteſten zu ©: der zu benutzen? c) Welches ſind die beſſeren Schriften uͤber dieſen Gegenſtand, in der Deutſchen, Franzoͤſiſchen und Engliſchen Literatur? begleitet von ei⸗ ner vergleichenden Kritik uͤber die Vortheile und Nachtheile des in verſchiedenen Gegenden uͤblichen, zum Theil ſehr abweichenden Ver⸗ fahrens. Wenn man bemerkt, wie bei der jetzt erwachenden und vielfach ange⸗ regten, oft an Leidenſchaft grenzenden Neigung zum Obſtbau, der Unter⸗ ſchied zwiſchen Anlagen zur Verſchoͤnerung und zum Vergnuͤgen, und An⸗ lagen auf Gewinn nicht gemacht wird, ſo erſcheint es wuͤnſchenswerth, daß der Garten-Berein auch dahin wirke: daß das Bewußtſeyn dieſes Unter- ſchiedes nicht verloren gehe, beſonders in den Faͤllen nicht, wo die Re⸗ gierung eine Einwirkung übt. Sehr oft gehet z. B. die Neigung, Obſt⸗ bau an Wegen und auf wuͤſten Grundſtuͤcken zu treiben, von der unſeres Erachtens irrigen Vorausſetzung aus: es ſei dies ein vortheilhaftes Unter⸗ nehmen. Man benutzt dieſe Gelegenheit, dem pruͤfenden Urtheile des Garten-Vereins ſchließlich einige hieher gehörige auf Erfahrung und Beobachtung geſtuͤtzte Saͤtze vorzulegen. a) Wer Obſtbaͤume auf ſchlechter Stelle pflanzt, und ſonſt nichts für dieſelben zu thun geneigt iſt, der thaͤte beſſer, bei der wilden Baum⸗ zucht zu bleiben. b) In einem ſo zu ſagen wilden Zuſtande (dahin iſt der Stand in Al⸗ leen und auf wuͤſten Plaͤtzen zu rechnen) gewaͤhren in hieſiger und noch noͤrdlicher liegenden Gegenden nur ſaure een noch einiger⸗ maßen belohnenden Ertrag. h * 115 c) Pflaumen - Anlagen gedeihen ohne Wartung nur auf gutem und nicht zu trockenem Boden. 0 d) Kernobſt bezahlt die Koſten des Anlage⸗Kapitals und der dazu ge⸗ gebenen Grundſtuͤcke nur dann, und in eben dem Maaße, als auf ſorgfaͤltige Wartung der Baͤume und auf die Reinigung und oͤftere N Düngung des Untergrundes viel verwendet wird. e) Wo noch mit einigem Vortheil alte Baumgaͤrten als Grasgaͤrten und Weideplaͤtze beſtehen, da hat in fruͤherer Zeit ſorgfaͤltige War— tung und Beſtellung Statt gefunden. 19) Spft- Allen und Anlagen auf Weideplaͤtzen haben nur da Gedeihen, wo die Stallfuͤtterung des Rindviehes eingefuͤhrt, oder dieſes wenig— ſtens von den Weideplaͤtzen ausgeſchloſſen iſt. — Befoͤrderung des Obſtbaues mit ſteter Beachtung der Summe aller Lokal⸗Verhaltniſſe waͤre alſo fuͤr jetzt beſonders zu empfehlen, und es liegt dies im Zweck des Garten-Vereins. ö 8 f 0 v. Bredow. Wißmann. Thilo. C. v. Treskow. 116 KRIX- i Abhandlung uͤber die Klaſſifikation der Obſtſorten. Vom Koͤnigl. Juſtizrathe, Herrn Burchhardt. Die Errichtung einer Geſellſchaft, welche den Zweck verkuͤndigt, kraͤftig zu wirken zur Befoͤrderung des Gartenbaues in allen ſeinen Theilen, ſo⸗ wohl zur Ausbildung der wiſſenſchaftlichen Grundſaͤtze, als deren praktiſchen Anwendung, hat bei den Pomologen die geſpannteſten Erwartungen erregt, auf welche Weiſe dies in Ruͤckſicht des Theils der Gartenkunſt erfolgen werde, dem fie ſich vorzuͤglich gewidmet haben. Es ſcheint mir daher zweck⸗ maͤßig zu ſeyn, gleich beim Entſtehen der Geſellſchaft die Grundſatze aus⸗ zuſprechen, welche ſie hierbei leiten werden. ; Deshalb nehme ich mir die Freiheit, nachfolgende Ideen zur naͤheren Pruͤfung vorzutragen. Die Pomologie theilt ſich, wie der Gartenbau uͤberhaupt, in den theo⸗ retiſchen, wiſſenſchaftlichen Theil, und in den praktiſchen, ausuͤbenden. Nur auf erſtern erſtrecken ſich meine Vorſchlaͤge. Zum wiſſenſchaft⸗ lichen Theile der Pomologie gehoͤren, außer den allgemeinen naturhiſtori⸗ ſchen Gegenſtaͤnden, insbeſondere die Klaſſifikation der Obſtſorten, und die Aufſtellung eines Syſtems derſelben, die Benennung und Beſtimmung der einzelnen Sorten, und die Terminologie der Wiſſenſchaft. In Deutſchland vorzuͤglich find mehrere Syſteme über die Klaffififas tion der Obſtſorten aufgeſtellt, die von den Verſuchen der Ausländer ſchwer⸗ lich uͤbertroffen werden moͤchten. Es fraͤgt ſich nun: ob die Geſellſchaft eines dieſer Syſteme annehmen, oder ein neues aufſtellen wolle? Bei der Schwierigkeit des Gegenſtandes zweifle ich: ob es jetzt ſchon einem Mit⸗ gliede gelungen ſeyn ſollte, ein Syſtem aufzufinden, das entſchiedene Vor⸗ zuͤge vor den jetzt bekannten haͤtte, und ſo halte ich es fuͤr das Zweckmaͤßigſte, ee eh, 2% 117 eins der vorhandenen ſo lange zur Richtſchnur zu nehmen, bis ein aus— gezeichnet beſſeres es verdraͤngt. Bei den Kern-Obſtſorten verdienen nur zwei die vorzuͤgliche Beruͤck— ſichtigung der Pomologen, nämlich das Manger ſche und das Diel— ſche. Erſteres iſt ausſchließlich auf die Form der Fruͤchte gegruͤndet. Er theilt die Aepfel in drei Klaſſen, und jede in drei Unterabtheilungen, naͤmlich: I. Platte Aepfel, wohin auch die runden gerechnet werden, welche dicke, als hoch ſind, oder einerlei Dicke und Hoͤhe haben; ſie werden ab— getheilt: 5 A. in ebene, die 1 und uͤberall h ohne alle Falten, Hoͤcker und Rippen ſind, ad a. die oben am Auge ho „ ungleich, oder mit Beulen ver⸗ ſehen ſind; ad a. a. die nicht allein am Auge, enden uͤberall bis an die Stielhoͤhe uneben, hoͤckerig, furchig, oder vippig find. II. Hyperboliſche, welche unten am Stiele dick ſind, und gegen das Auge zu duͤnn werden, jedoch daß die Unterdicke mehr betraͤgt, als die Hohe; und dieſe theilen ſich in B. hyperboliſch und ebene, B. b. hyperboliſch am Auge mit Falten, B. b. b. hyperboliſch faltige und rippige. III. Paraboliſche, welche die naͤmliche Form als die vorigen haben, aber hoͤher, als dicker ſind. Zu dieſen ſind auch gerechnet die elliptiſchen, die einer auf ihrer Spielſeite abgenutzten hoͤlzernen Kugel gleichen, die eifoͤrmigen und die walzenfoͤrmigen, weil dieſe auch hoͤher, als dick, und ſelten ganz ohne Verjuͤngung am Auge gefunden werden, und dieſe ſind wiederum f a7 C. paraboliſch und eben, C. c. paraboliſch, am Auge eckig ꝛc., C. c. o. paraboliſch rippig ꝛc. y Die Birnen theilt er in folgende Klaffen 118 A. Aepfelförmige, die am Auge und Stiel vertieft n deren BR Fläche concav, oder ausgebaucht iſt; A. a. die zwar am Auge und Stiel platt gedruͤckt ſind, De Stiel mehr verjuͤngt als am Auge ſind. | si: Beide Klaffen find. in drei Unterabtheilungen gebracht, Ami 1) runde, 2) eiförmige und ovale, und 3) plattgedruͤckte. f B. Birnfoͤrmige, welche ſich von dem Apfel dadurch ame daß ſie gegen den Stiel zu ſpitz ablaufen. 24 B. b. Birnförmige, welche ſich am Stiele nicht oe in eine Spitze endigen, ſondern allda noch etwas Dicke behalten, ever 3 Stiel aus einer Hoͤhle hervorginge. Beide Klaſſen ſind wieder in ſechs unterabtheilungen e nämlich: 1) fie, haben einen runden Kopf und keine Einbiegung nach der größten Dicke; 2) haben einen runden Kopf, biegen ſich aber et⸗ was ein, und werden concav; 3) haben einen zugeſpitzten Kopf, und bleiben bis nach unten zu concav; 4) werden mit einem zugeſpitzten Kopf unten concav; 5) haben den Theil am Auge platt, oder einge drückt, das Uebrige bleibt conver; 6) werden unter na REN: heit des Kopfs unten concav. C. Perlfoͤrmige, deren Umriß um das Auge herum einen runden Körper bildet, ſich aber alsdann einbiegt, und am Stiel wieder eine Run⸗ j dung oder Kugel bildet, die aber kleiner, als die obere iſt. Dieſe wird in drei Unterabtheilungen getheilt: 1) am Auge gerundet oder kugel⸗ foͤrmig; 2) am Auge oval oder ſpitzer zugerundet; 3) * Fe: dder eingedruͤckt. D. Coniſche, oder Fräufelförmige, deren Form einen PER vor⸗ ſtellt, deſſen Grundfläche am Auge groͤßer und am Stiele kleiner iſt. Dieſe ſind am Auge entweder 1) gerundet, oder 2) platt, und haben dabei ziemlich einerlei Dicke mit der Hoͤhe; oder ſind ebenfalls am Auge 3) rund, oder 4) platt, und ihre Höhe betragt mehr, als die Dicke; 5) oder fie haben am Auge eine ſtumpfe Spitze, und deren — in i Anſe⸗ hung der Hoͤhe zur Dicke verſchieden iſt. 119 Dies Syſtem wäre vollkommen, weil ſich ſchon durch die äußere Anſicht jede Fruchtſorte leicht in ihre Klaſſe und Ordnung bringen, und darin auffinden ließe, wenn die Natur ſich in dies Syſtem einzwaͤngen wollte. Es iſt aber jedem erfahrnen Obſtpflanzer bekannt, daß die Fruͤchte einer Sorte, ja oft eines Baumes, ſehr oft mehrere Formen dieſes Sy— ſtems annehmen; es iſt daher bei einer ſehr großen Zahl von Fruͤchten nicht anzuwenden, alſo unbrauchbar. So wie es auf der andern Seite wieder den Fehler hat, daß es ganz nahe verwandte Fruͤchte in verſchie— dene Klaſſen bringt. Es verdient aber als ein erſter Verſuch alle Ach— tung, und wir duͤrfen nicht vergeſſen, daß der Verfaſſer es ſelbſt beſchei— den nur einen unvollkommenen Verſuch nannte, deſſen Verbeſſerung er ſehnlichſt wuͤnſchte. Diel gruͤndet ſein Syſtem mehr auf innere Beſchaf— fenheit der Frucht und Vegetation des Baumes. Es iſt daher nicht allein der Natur gemaͤßer, ſondern auch im Gebrauch weit anwendbarer. Er theilt die Aepfel in ſieben Klaſſen ein. I. Kantaͤpfel, mit den drei Unterabtheilungen: a) aͤchte Calville, b) Schlotter-Apfel, und o) Guͤlderlinge. II. Roſenaͤpfel, welche entweder a) zugeſpitzt, oder b) kugelfoͤrmig ſind. III. Rambours, a) mit offenem, b) mit geſchloſſenem Kernhauſe. IV. Reinetten, naͤmlich: a) einfarbige, b) rothe, c) graue, d) Gold— Reinetten. 8 V. Streiflinge, nämlich: a) platte, b) zugeſpitzte, o) längliche, d) ku— gelfoͤrmig. j | VI. Spitzaͤpfel, a) laͤngliche, b) zugeſpitzte. VII. Plattaͤpfel, a) wahre Plattaͤpfel, b) kugelfoͤrmige Plattaͤpfel. Die Birnen theilt er in ſechs Klaſſen, naͤmlich: I. ſchmalzende Birnen, die ſich im Kauen geraͤuſchlos in Saft auf— loͤſen; II. halbſchmalzende Birnen, deren Fleiſch im Kauen etwas, oder ziem— lich rauſchend iſt, ſich aber doch ganz aufloͤſt; — 0 „% ˙· U ne U m De a — am U ul DE ann Dead; III. ſaftige bruͤchige Birnen, deren Fleifch- im Kauen n nd of 0 nicht, oder nicht ganz auflöft; IV. hinreichend ſaftige Birnen mit markichtem, oder etwas W ſchleimigtem Fleiſche, jedoch gewuͤrzhaft und im eee ſch met aber ohne ausgezeichneten Geſchmack; V. Birnen mit ſaftigem, oder trocknem Fleiſch, von n aber fade; VI. Birnen mit hartem, aber e Fleiſch, er — rend unbrauchbar. Jede dieſer Klaſſen iſt in drei Stirn m dem Verhältniß des Durchmeſſers zur Hoͤhe, ob ſolcher gleich, ſtaͤrker, oder geringer iſt, und jede Ordnung in drei Geſchlechter: Sommer⸗, — und Winter⸗Birnen getheilt. 1 Man erkennt leicht, daß auch dies Syſtem ſeine, vom Biegen" Ur⸗ heber nicht verkannte Mängel hat, beſonders in Ruͤckſicht der Birnen; allein es iſt das vollkommenſte, was wir bis jetzt beſitzen, und in Ruͤck⸗ ſicht der Aepfel auch der Vollkommenheit ſo nahe gebracht, daß wenig zu wuͤnſchen uͤbrig bleibt, zumal, wenn Herr Diel ſein Verſprechen erfuͤllt, und ſein Syſtem nach ſo vielfaͤltig erweiterten Anſichten und Erfahrungen vollſtaͤndig und berichtigt herausgiebt. Mir ſcheint es daher dasjenige zu ſeyn, welches fuͤr jetzt allein von dem Verein angenommen und zum Grunde gelegt werden kann. Fe t In Ruͤckſicht der Kirſchen beſitzen wir durch den ehmwütdigen Frei⸗ herrn von Truchſes ein Syſtem, das nichts zu wuͤnſchen uͤbrig laͤßt, das eben ſo ſehr der Natur des Kirſchbaums angemeſſen, als beim Ge⸗ brauch anwendbar iſt; dies anzunehmen, wird alſo kein Bedenken haben. In Ruͤckſicht der uͤbrigen Obſtſorten beſitze ich zu wenig Kenntniß, um es mir anzumaßen, deshalb Vorſchlaͤge zu machen; ſondern wuͤnſche, daß andere hiermit BR befannte Mitglieder ibe — hieruͤber abgeben moͤgen. b ö N A Was die Benennung der Obſtſorten betrifft; ſo iſt die Klage uͤber die darin herrſchende Verwirrung fo alt, als allgemein. Ein fo ausgebrei- teter und ſeine Wirkung ſo weit erſtreckender Verein, kann außerordent⸗ lich TUT TUE a A en a a Kt ze 121 lich viel dazu beitragen, dieſe Verwirrung zu heben, und feſt beſtimmte Benennungen zu verbreiten. Da die Beilegung eines Namens oft ganz willkuͤhrlich iſt, ſo kann und muß Autoritaͤt hieruͤber entſcheiden. Jeder, der eine Obſtſorte zu— erſt bekannt macht, hat das Recht, ihr einen Namen beizulegen, und es iſt billig, daß ſolcher beibehalten werde, wenn er nicht ſyſtematiſch-un— richtig iſt, das heißt: eine unrichtige Klaſſen-Benennung, als z. B. Calville ſtatt Reinette ꝛc., beigeſetzt iſt. Daher ſind die Namen der aͤlteren Pomologen, welche ſie den Obſtſorten beigelegt haben, durchaus beizube— halten, und keine Sorte mit ihren Namen zu bezeichnen, welche nicht alle von ihnen angegebene Kennzeichen beſitzt. Hierdurch werden ſehr viele Verwechſelungen und Mißverſtändniſſe vermieden, da aͤltere Namen, die ſchon in andern Buͤchern uͤbergegangen, in manchen Baumſchulen aufgenommen, und aus dieſen in manchen Gegen— den gebraͤuchlich geworden ſind, ſich ſchwer außer Gebrauch ſetzen laſſen. Quintinye und Du hamel bleiben daher die entſcheidenden Autoritaͤten bei allen Franzoͤſiſchen Obſtſorten, ſo wie Knoop bei den Holländifchen. Unter den Deutſchen hat Keiner fo genau beſtimmte, zweckmaͤßige Beſchrei— bungen geliefert, als Diel, Keiner mit ſo vieler Sorgfalt verglichen und geprüft, als er; feine Sorten mit feinen Benennungen find fo weit ver- breitet und in ſo vielen Baumſchulen aufgenommen, daß feine Autoritaͤt in Deutſchland für feſt begruͤndet angenommen werden kann. Sie fei es alſo auch für den Garten-Verein, und keine Sorte werde für aͤcht ange- nommen, wenn ſie nicht mit den von ihm angegebenen Kennzeichen uͤber— einſtimmt; jedoch mit der Einſchraͤnkung: daß jene oben angeführten . Pomologen bei den von ihnen beſchriebenen Obſtſorten den Vorzug haben. Sollte ſich alſo eine Sorte auffinden, die noch genauer mit der von ihnen bezeichneten Sorte uͤbereinſtimmt, als die von Diel dafur gehalten, fo werde der Name vindieirt, wie dies Diel felbft bereits in einigen Faͤl— len gethan hat. Bei Obſtſorten, die andere Pomologen beſchrieben haben, bleibe auch dieſen der ihnen gegebene Name mit der obigen Beſchraͤn— kung, wenn er keine ſyſtematiſche Unrichtigkeit enthält. Daß dieſe ſelbſt Verhandlungen. 1. Band. 16 1 Ss 122 & x von gewiegten Pomologen nicht ganz vermieden worden, iſt eine geh ſo Ver⸗ 8 wunderung als Erſtaunen erregende Erſcheinung; ſelbſt Diel hat unter den einfarbigen Reinetten eine Gaͤsdecker Gold-Reinette aufgefuͤhrt. Die Berichtigung der Terminologie und Feſtſtellung eines beſtimmten Sprachgebrauchs, wird ein eben ſo wichtiger Gegenſtand der Sorgfalt des Vereins ſeyn; es hat derſelbe durch die Zahl und Verbreitung ſeiner Mit⸗ glieder die Kraft, den angenommenen Sprachgebrauch im Preußiſchen Staate einzufuͤhren, und iſt er zweckmaͤßig, ſo werden gern alle Schrift⸗ ſteller Deutſchlands ſich deſſen bedienen. Es iſt nicht meine Abſicht, die Bildung neuer Worte in Vorſchlag zu bringen, die vorhandenen ſollen nur richtig angewandt, und durch ein und daſſelbe nicht verſchiedenartige Operationen bezeichnet werden, wodurch ſo leicht Mißverſtaͤndniſſe entſte⸗ hen koͤnnen. Man darf nur einigermaßen in Gartenſchriftſtellern beleſen ſeyn, um die außerordentlichen Abweichungen des Sprachgebrauchs wahr⸗ zunehmen; ſo ſagt z. B. ſelbſt der We Obſtgaͤrtner (Theil 3 S. vom Anpfeiflen: 4 „Dieſe Art von Oculiren koͤnne man an allen Sorten von Bäumen gebrauchen, die kein Gummi und runde Reiſer haben, man pfropfe aber gemeiniglich nur den ER und Feigenbaum auf er Weiſe.“ Jede Wiſſenſchaft und Kunſt hat 8 eigenen Kunſtausdruͤcke, um Begriffe kurz und vollſtaͤndig zu bezeichnen, dieſer Zweck wird aber ganz verfehlt, wenn dieſe Worte nicht richtig gebraucht, oder verwechſelt werden. Die Redactoren der Garten-Journale ſollten vorzüglich darauf wachen, daß dergleichen Verſtoͤße in ihren Aufſaͤtzen nicht vorkaͤmen, und von Sei⸗ ten des Vereins wird dies gewiß geſchehen. ' Ich behalte mir vor, in Ruͤckſicht des Obſtbaues meine de in dieſer Hinſicht beſonders vorzutragen und einige Beitraͤge dazu zu liefern. Fuͤr jetzt genuͤgt es mir, auf dieſe Gegenſtaͤnde aufmerkſam gemacht zu haben, und wuͤnſche ich, daß die hierbei gehabte gute Abſicht, mir die Nachſicht bewirken moͤge, um welche ich hiermit ergebenſt bitte. KRXR rw Gutachten ‚über vorſtehende Abhandlung. Von dem Koͤnigl. Ober⸗ Baurath und Garten-Direktor, Herrn Schulz, zu Sansſouci. Es iſt wohl nicht zu bezweifeln, daß die Erwerbung einer gruͤndlichen und umfaſſenden Kenntniß der Obſtkunde, im Verhaͤltniß der zu Gebot ſtehen— den Mittel, alles Gegebene (Vorkommende) kennen zu lernen — freilich keinesweges nach der Menge des Gegebenen — groͤßern Schwierigkeiten unterworfen iſt, als die Pflanzenkunde an ſich. Dieſe hat mit beſtimmt von der Natur dargeſtellten Arten zu thun, welche meiſtentheils ſichere Kenn— zeichen zu ihrer Unterſcheidung von andern Arten haben, und beſonders durch ihre Unveraͤnderlichkeit bei neuer Produktion aus den Samen, dieje— nige Feſtigkeit und Sicherheit gewähren, welche die Wiſſenſchaft, ihre be- ſtimmte Erkennung erfordert. N Die ungewiſſern Erzeugniſſe des Pflanzenreichs, und beſonders die vermuthlichen Baſtarde in demſelben, ſind gering im Verhaͤltniß zu dem zuverlaͤßig Erkannten. - Alle einzelnen Theile der Pflanze vereinen ſich, dem Forſcher zu zeigen, wodurch ſie ſich charakteriſiren ſollen, und wovon ſie ſich unterſcheiden. Ganz anders verhält es ſich beim Studium der Abarten, Spielarten, Va— rietaͤten. Sie haben in der Regel nur ungewiſſe Unterſchiede, welche in der Groͤße der Theile, oder in den Abweichungen von Oberflaͤche, einzelnen Formen, und Farbe beruhen. Noch koͤnnte man ſie ſicher kennen lernen, wenn obige Mech bleibend waͤren. Aber jede Varietaͤt. iſt ein Spiel der Natur, oft ein Eigenſinn, ein muthwilliger Kruͤppel; ſie pflanzt ſich nicht durch Samen fort, wenigſtens mit ſeltenen Ausnahmen, daher denn hier auch die Frage entſteht: ob es Varietaͤt wirklich iſt? man iſt daher nicht auf Maſſen, ſondern nur auf Individuen verwieſen, mithin iſt es ſchwerer, ſie zu beobachten. 124 Doch das Wichtigſte iſt, daß fie lediglich von Klima, Boden, ja von der Temperatur einzelner Jahre, und vielen andern zufaͤlligen Nebenumſtaͤn⸗ den veranlaßt ſind. Viele Varietaͤten bleiben ſich bei einem und demſelben Individuum nicht getreu; jeder Fruͤhling und jeder Sommer wirkt anders auf ſie; jede Zufaͤlligkeit iſt erheblich bei ihrer Geſtaltung. Welch eine Schwierigkeit iſt es daher, Varietaͤten zu ſtudiren und wiſſenſchaftlich zu beſchreiben. = Alle dieſe Schwierigkeiten ſtehen dem Studium der Obſtkunde entge⸗ gen; denn fie iſt nur Kenntniß von Varietäten, weil alle unſere Obſtarten nur Spielarten von wenig Arten (Species) ſind. Alle unſere Kernobſt⸗ Sorten ſind ja nur Spielarten dreier Arten: des Apfels, der Birne und — in Ruͤckſicht auf die Entſtehung nicht unbeachtbar — der Quitte. Bei den Steinobſt-Sorten tritt ſchon die Verbaſtardirung mehrerer Arten ein; ich bleibe indeß hier, nach dem Umfange der Abhandlung des Herrn ꝛc. Burchhardt, nur beim Kernsbſt in meinen Bemerkungen ſtehen. Zwar ſind die Kennzeichen der Obſt⸗Sorten (ich verſtehe in der Folge immer nur Kernobſt unter dieſer Benennung) leichter zu faſſen und zu ge⸗ ben, als die andern Varietäten, welches theils in der vollkommenen Orga⸗ niſation der Obſtpflanzen, theils aber auch in der Groͤße und Erkennbarkeit aller Theile derſelben liegt. Deſſen ungeachtet bleiben ſo viele Schwierig⸗ keiten, daß man wegen der Veraͤnderlichkeit der Unterſchiede zwiſchen den einzelnen Sorten nie auslernen kann, ja vielmehr mit jeder Zunahme der Freunde dieſes Studiums auf ein Zunehmen der Schwierigkeit deſſelben rechnen muß. Denn jeder Ort hat zu allen andern Oertern eine Verſchie⸗ denheit in Boden, Hoͤhe, Luftzug, Klima ꝛc., und — was das Wichtigſte iſt — an jedem Orte findet, in Verbindung mit obigen Verhaͤltniſſen, Ver⸗ ſchiedenheit in der Kultur ſtatt, wozu außer der Bearbeitung und Duͤn⸗ gung des Bodens, und außer der Umgebung durch andere Pflanzen, auch Herkunft, Zeit und Art des Schnitts und der Veredelung vieles beitragen. Man möchte vielleicht nicht zu viel fagen, wenn man behauptete, daß eine Nebeneinanderſtellung aller von kultivirten und veredelten Obſtbaͤumen in einem Jahr auf der ganzen Erde gewonnenen Früchte, geradezu eine fo 125 unbedeutende Differenz zwiſchen allen nebeneinander ſtehenden Früchten, von der erſten bis zur letzten, ergeben wuͤrde, daß alle Sinne, jede Sprache, und jedes geiſtige Vermoͤgen unfaͤhig waͤren, nur einen einzigen Uebergang ge— nau zu bezeichnen. Wo moͤchte da eine wahrhaft vollſtaͤndige Beſchreibung, oder ein haltbares Syſtem moͤglich ſeyn? f Ein Syſtem der Obſtkunde kann daher eigentlich nur das Grellſte und Auffallendſte der ganzen Maſſe charakteriſiren. Weiter gehen menſchliche Kräfte nicht. Es iſt aber nicht zu leugnen, daß, ſo gut, wie es bisher geſchehen iſt, auch in der Zukunft noch (z. B. in Nord-Amerika und im ſuͤdlichen Sibi⸗ rien) noch unzaͤhlige neue Sorten entſtehen koͤnnen; denn das Spiel der Natur iſt unbegrenzt. Wo ſoll ein ſolches Syſtem ſeine Schranken haben? Es bleibt nichts anders uͤbrig, als folgende Forderung an a zur hoͤchſten zu machen: Ein Syſtem iſt vollkommen, welches das Mittel gewaͤhrt, alle Er⸗ zeugniſſe der Natur an ihrem gehoͤrigen Ort unter zu bringen. Entſpricht ein Syſtem dieſer ae ſo koͤmmt es nur auf ſeine Anordnung an. Naturgemaͤß muß dieſe ſeyn, denn die Natur leidet weder Zwang, noch Kuͤnſtelei; wer wenigſtens auf dieſe Abwege geraͤth, wird nicht den Anforderungen der Wiſſenſchaft entſprechen. Einem Syſtem von Spiel— arten entgehen zufoͤrderſt alle Kennzeichen von Arten, Gattungen und Familien; die Geſtalt und Bildung der innern Theile des Samens, der Bluͤte, der Organe der ganzen Pflanze, ſind allen Spielarten gleich; es bleiben nur äußere Merkmale übrig. Beim Obſt find, der Erfahrung gemäß, alle aus der Geſtaltung der Pflanze uͤberhaupt (habitus), aus Form der Blaͤtter, aus Farbe der Bluͤten hergenommene Unterſcheidungszeichen werthlos; die Frucht allein bleibt uͤbrig, um Klaſſifikation und Eintheilungs-Principien zu liefern. Sollen nun allein aͤußere Kennzeichen der Fruͤchte das re Prin⸗ cip gewähren? Dieſe Fragen muͤſſen entſchieden werden, um durch dieſe Entſchei— 126 | ee. dung feſtzuſetzen, welches Syſtem das befte ſei. Hauptgrundſatz bleibt: das Eintheilungs-Princip muß durchgreifend ſeyn, d. h. es muß von der oberſten bis zur unterſten Eintheilung Haupt-Kriterium ſeyn. Eine Eintheilung nach vagen, oder verſchiedenen Eintheilungsgruͤnden iſt Suͤnde wider die Wiſſenſchaft und wider den menſchlichen Verſtand. Innere Kennzeichen koͤnnen nur BE ſeyn: a) chemiſche, und a b) mechaniſche. ö + Bei dem letzt genannten kann von der Organiſation nichts hergelei— tet werden, denn dieſe iſt, wie geſagt, uͤberall gleich. Es koͤnnen ferner von Waͤrme, Kaͤlte, und andern beſondern (im phyſikaliſchen Sinne) Eigenſchaften der Koͤrper keine Eintheilungen her— genommen werden, weil erſtlich beſtimmte Maaßſtaͤbe nicht vorhanden ſind, und zweitens das, was man findet, von re Einfluͤſſen abhaͤn⸗ gig iſt. 5 Es bliebe alſo nur die Moͤglichkeit übrig, nach de Eigen⸗ ſchaften, als Haͤrte, Schwere u. ſ. w. ein Eintheilungs-Princip zu bilden. 4 Daß dieſe Eigenſchaften nicht hinreichen, bedarf kaum eines Be weiſes. 1 Die Groͤße der Frucht, ihre Reifegrade ꝛc. wuͤrden hier Maaßſtaͤbe fordern, welche alle menſchliche Faſſungskraft uͤberſteigen, und in vielen Faͤllen bliebe Gleichheit das einzige Reſultat. Eben dahin laͤßt ſich auch die geringere oder groͤßere Aufloͤsbarkeit der Frucht im Munde, und der Widerſtand ihres Fleiſches gegen das Kauen, alles als blos mechaniſche Zerſetzung rechnen; denn der Zeitpunkt der Reife, der Boden, die Kultur, das Klima, die Temperatur des Som⸗ mers, machen hier unendliche Verſchiedenheiten. Dieſelbe Sorte in Eur ropa, Nordamerika, und Perſien gezogen, dieſelbe Sorte in Sicilien und Schweden gezogen, welche Verſchiedenheit wird fie geben? Und was iſt Reife beim Obſt? 5 Der Grundſatz der Pflanzenkunde uͤberhaupt: 24 „reif iſt die Frucht, welche vollkommen zur Fortpflanzung der Art faͤhig iſt,“ gilt hier nicht. Beim Obſt iſt die e ee durch 910 Frucht EN Die Hauptſache ift die praftifche Brauchbarkeit, welche ſich im Gan— zen auf den Wohlgeſchmack reduciren laͤßt. Welcher Geſchmack iſt nun bei allen Verſchiedenheiten der wahre und ächte und richtige? Von den innern Eigenſchafteu der Fruͤchte bleibt die zweite Haupt— klaſſe, die der chemiſchen übrig. Eine Prüfung nach ſtrengen Grundſaͤtzen der Chemie, alſo eine chemiſche Zerlegung der Frucht in alle Elemente, kann wohl nicht verlangt werden. Sie iſt zeitraubend, koſtbar, und fuͤr die Meiſten, welche ſich mit der Obſtkunde beſchaͤftigen, unverſtaͤndlich und unanwendbar. Und welche Genauigkeit wuͤrde erfordert, um gerade die fein— ſten und fluͤchtigſten Theile zu erkennen, da die allgemeinen Miſchungsver⸗ haͤltniſſe uͤbereinſtimmen? Jeder, welcher von Beſtimmung der chemiſchen Eigenſchaften der Frucht in dieſer Ruͤckſicht ſpricht, wird auch wohl dieſe Art der chemiſchen Prü- fung nicht meinen, ſondern nur allgemeine Beſtimmungen, wie ige Saͤure u. ſ. w. . Solche Beſtimmungen Sachen zwar fuͤr das praktiſche Leben hin; 1 wo iſt ein ſicheres Fundament? Alles Wiſſenſchaftliche fehlt; alles Angege— bene iſt vag und ohne ſichere Grenzen. Wie ſoll man die Grade ſolcher Eigenfehaften beſtimmen, wie das Mehr oder Weniger im Verhaͤltniß ein— zelner Sorten zu einander? Welches Klima, welche Hoͤhe, welcher Boden, welcher Menſchengeſchmack ſoll entſcheiden? Ich habe Birnen derſelben Sorte, welche in Potsdam und Neapel ) gezogen waren, gegeſſen; der Nichtunterrichtete haͤtte die Neapolitaniſche fuͤr hier gezogen, und die Potsdamſche fuͤr Italieniſch gehalten. \ ) Ich erhielt nämlich im Januar 1823 von der Begleitung Sr. Majeftät des A nigs eine Birne von der aus Frankreich zu uns gekommenen Sorte Beau present de Naples. 128 Wird der ſuͤßeſte, in Thuͤringen gezogene Apfel, wohl einem von der⸗ ſelben Sorte in Schweden nachſtehen? Gewiß nicht; er wird ihn weit uͤbertreffen. Welche Widerſprüche fie- gen daher in fo individuellen Angaben, denen alle Wiſſenſchaftlichkeit, alle Allgemeinnuͤtzigkeit fehlt? Hiernach erſcheint zwar ſchon die Unſicherheit der Klaſſifikation nach innern Merkmalen dargethan. Aber noch ein ſehr erheblicher allgemeiner Grund für die unzulaſſ g⸗ keit aller ſolcher Merkmale als Eintheilungs-Prineipien muß am en behandelt werden. Jede Erkenntniß innerer Eigenſchaften kann nur durch Zerftörung. der Frucht, als eines organiſchen Ganzen, erlangt werden; es fehlt die Beleh⸗ rung des andern und entferntern Beobachters durch Sinneswahrnehmung. Bei unorganiſirten Naturerzeugniſſen iſt das Aeußere zum Theil Ne⸗ ben ſache, bei organiſchen aber giebt die eee immer den Haupt⸗ charakter. Von ihr haͤngt ab, und aus ihr folgt der Bau uns die äußere Form. Zerftöre man diefe, ſo hebt man eben das Mittel der ſichern Erkennbarkeit auf, und trotzt gleichſam dem allgemeinen Wink der Natur: N „erkenne mich in meinen Organismen!“ Was Zerlegung der Fruͤchte in wiſſenſchaftlicher Hinficht (die Anaro- mie der Pflanzen) fordert, um den innern Bau derſelben zu erkennen; und was chemiſche Zerlegung der Pflanzen verlangt, um deren Beſtand⸗ theile zu erforſchen, davon iſt hier nicht die Rede; man kennt den Bau und die Beſtandtheile, und weiß, daß dieſer bei allen Sorten gleich ist darnach forſcht auch nicht die Obſtkunde. Nach dem Geſagten wird ſchon indirekt klar, daß nur 1 Eigen⸗ ſchaften ſichere und allgemein durchgreifende Charaktere abgeben koͤnnen.— Eben ſo deutlich aber laͤßt ſich der direkte Beweis fuͤhren, daß in ſolchen nur richtige und wahrhaft naturgemaͤße Kennzeichen liegen. Die Naturgeſchichte, oder richtiger Naturbeſchreibung, ſchildert lau⸗ ter aͤußerlich erkennbare Objekte, lauter Körper. Die erſte Forderung, welche ſie in der Beſchreibung derſelben zu erfuͤl⸗ 129 erfüllen hat, ift die Beſchreibung ihrer Geſtalt; denn formlos iſt kein Koͤrper, und die Form ſelbſt conſtituirt ja das e e die Art und die Gattung. Alles was die Naturbeſchreibung ſchüldert; wird nach der Form be⸗ zeichnet, jede inen und n ach 510 der Form, ja auf dieſer allein. ur hin: Was würde man zur ede Fee Definition des s Waids ſagen, wenn man ſolche von dem Ga ih add Sus von der Geſtaltung der Theile abſtrahiren wollt??? 2 Wer hat ein Thier nach feinem ang wer die Kantharide nach ihrer innerlich reizenden Kraft, die Belladonna nach ihrem ak eine Art Vieh nach deſſen Geſchmack jemals definirt? Form hat jedes Erzeugniß der Natur, Form iſt das nad Kenn- zeichen jedes Körpers. Wer die Form kennt, kennt den Koͤrper; die Form angeben heißt: der Natur getreu folgen. Zwar kann man noch auf Farbe und Oberflache, als deutliche aͤußere Eigenſchaften, bei einer ſyſtematiſchen Anordnung Ruͤckſicht nehmen. Doch bietet bei einem Syſtem der Obſtſorten die Oberflaͤche (ob ſie glatt, rauh, oder hoͤckerig iſt) zu wenige allgemeine und zu wenige Eintheilungs-Gruͤnde dar, weil bei der allgemeinen Aehnlichkeit der Obſtſorten zu wenige Verſchiedenheiten der Oberflaͤchen vorkommen. Wichtiger ſcheinen die Farben zu ſeyn. Aber die Farben der Obſt— ſorten ſind nicht bleibend; die verſchiedene Zeit der Reife; die Luft, in welcher die Sorten am Baum und in ihren Aufbewahrungsoͤrtern ſich befin— den; die ſchattige, oder beleuchtete Lage der einzelnen Frucht am Baum; die Art des Sommers, beſonders ob viel Regen die Frucht traf, oder nicht; die kleinen Pilze, welche durch verſchiedene Veranlaſſungen mehr oder weniger auf der Oberflaͤche entſtehen; der Stich der Inſekten, alles dies kann tauſend Abaͤnderungen der Farben, welche weit gehen, bewir— ken, zu deren Beſchreibung eine Sprache fehlt und immer fehlen wird. Wozu alſo unſichere und wechſelnde Merkmale waͤhlen, wenn man ſichere und bleibende hat, welche die Sprache zugleich vollſtaͤndig und deutlich anzugeben vermag? 4 Verhandlungen. 1. Band. 5 17 130. — Die Haupteintheilung, das erſte Kriterium gruͤnde ſich auf die Form; die andern Eigenſchaften ſeyen einer austößrlshen Wee der Definition auf behalten. Nach der Form klaſſifizirt Manger; nach feinem Syſtem — 8 ch tauſende von neuen Sorten unterbringen, und nie wird man verkennen, daß man durch ihn zunaͤchſt zur F und Beſtimmung Fr In⸗ dividuums richtig gefuͤhrt wird. E Man wende nicht ein, daß Ausnahmen REN: — Nach Miß⸗ geburten, Kruͤppeln und Ausnahmen macht man nicht die Regel. Es giebt kein natürlicheres Syſtem, als das Manger ſche, ja man darf behaupten, es kann kein anderes geben. * 2, Noch bemerkt derſelbe, daß oft Früchte: 1) derſelben Sg und 2) deſſelben Baumes verſchiedene Formen annehmen, und 3) ganz nahe ver⸗ wandte Früchte weit von einander getrennt würden, wenn die Form als Eintheilungs-Prinzip gelte. a - Der erſte Grund iſt auf ein gar nicht Vorbandenſeyn gegruͤndet. Jede Sorte hat gleiche Form; denn, wie ſchon geſagt, Mißgeburten, Kruͤp⸗ pel und zufällige Ausnahmen machen keine Regel. Nimmt die Frucht, welche von einer bekannten Sorte gezogen wird, eine neue Form durchge⸗ hends und ohne Ausnahme an, ſo hoͤrt ſie auf, dieſelbe Sorte zu ſeyn, und wird vielmehr eine nene; denn es iſt ja ſchon zu Anfange geſagt, daß die Bildung neuer Varietaͤten nie aufhoͤrt. Der zweite Grund be⸗ ruht entweder auf demſelben Grundſatz, wie der erſte, und dann iſt er bei dieſem widerlegt; — oder er beruht darauf, daß verſchiedene Sorten auf einen und denſelben Baum gepfropft ſind. In dieſem Falle iſt von einer Verſchiedenheit der Fruͤchte derſelben W mch die Rede. 8 Hier iſt alſo nichts weiter zu ſagen. Der dritte Grund tadelt die Trennung nah verwandter Sorten. Was iſt denn Verwandtſchaft? was vollends nahe Verwandtſchaft? Offenbar iſt nah verwandt, was ſich im Syſtem zunaͤchſt ſteht, einen andern Begriff giebt es nicht. — 131 Nach dem, zufolge der Formen-Beſtimmung angelegten Syſtem, kom— men aber die Formen ihrer Aehnlichkeit nach ſich zunächft zu ſtehen. Die Klage uͤber die Verwirrung in der Nomenclatur der Obſtſorten wuͤrde aufhoͤren, wenn wir Manger's vollſtändigem Syſtem treu folgten. Er lehrt die Nomenelatur fo genau, daß mir weniger Zuſaͤtze be- duͤrfen werden. Fi De la Quintinye und Duhamel, der Wunden ehrwuͤrdigen Po- mologen, deren hohe Verdienſte Manger (nicht aber Diel) gehoͤrig ehrt, nicht zu gedenken, ſind ja ſelbſt die von Herrn Burch hardt gelobten Gewaͤhrsmaͤnner Manger's; gerade Diel hat Wiſſenſchaftlichkeit und Pruͤfung verabſaͤumt, ſonſt haͤtte er nicht Mang er's Syſtem durch ein unwiſſenſchaftliches Aggregat erſetzt. Seine Genauigkeit im Beſchreiben der Sorten, laͤßt ſich aber gar nicht mit der Manger ſchen vergleichen, in welcher unter beſtimmten Rubriken alle Kategorien, welche moͤglich ſind, vorkommen, ſo daß nichts fehlt. Die allgemeine Einfuͤhrung des Dielſchen Syſtems in e and muß ich, als wirklich vorhanden, ſehr beſtreiten. In allen Koͤnigl. Preuß. Gärten gilt ſeit 40 Jahren das Manger— ſche Syſtem; in der Korreſpondenz iſt mir ſeit 33 Jahren entweder die— ſes Syſtem, oder — geſetzloſe Willkuͤhr vorgekommen. Ich ſchließe mit folgendem Wunſch: Mögen doch alle Pomologen und Drupologen *) ſich bemühen, den ehrenwerthen Grundſaͤtzen ihrer gleichſam Vorgeſetzten, der Botaniker zu folgen, und nicht in Verkleinerung ihres oberſten Fuͤhrers ihren Werth zu ſuchen, ſondern vielmehr in wiſſenſchaftlicher Treue dem la Qu in⸗ tinye, Duhamel, und Manger folgen, wie die Botaniker ihrem Linne folgen, und in anderm Wege mit tiefſter Verehrung des Vaters a Linne, den Maͤnnern wie Juſſieu, de Candolle, Kurt Sprengel und (leider faſt ignorirt) Oken nachgehn, und nicht n und Andere zum Muſter ROM *) So wie Pomologi von pomum, Kernfrucht, gebildet iſt, jo mag auch Drupo— logie von drupa, Steinfrucht, gelten. 132 — — XXXL ene Auszug aus der Verhandlung des Vereins in der ſechsten Sitzung, am 1. Juni 1823. K. g N 3) An. neuen Abhandlungen ſind eingegangen: a) Von dem Herrn Landrath Schmaling zu Quedlinburg: Citronen⸗ baͤume aus Blaͤttern zu ziehen; Aepfel⸗ und Birnbäume mittelſt Wei⸗ denſtaͤmme zu ziehen; Verfahren bei Anlegung von Obſt⸗ Plantagen fuͤr ganze Gemeinden, und uͤber den Gebrauch des chelidonium majus, zur Heilung gedruͤckter Pferde. b) Von dem Herrn Zimmermeiſter Fleiſ chinger in Berlin: uͤber die Behandlungsweiſe des Cactus speciosus, unter Ausſtellung eines auf dieſe Weiſe gezogenen Exemplars. * c) Von Herrn Garten-Inſpektor Otto: uͤber een der Gewaͤchs⸗ und Treibhaͤuſer im Allgemeinen; und Projekt zur Verſchoͤnerung des Leipziger Platzes in Berlin, nebſt lithographirter Anſicht. d) Von demſelben: über Nicotiana nyctaginiflora, und über die Kultur dieſer Zierpflanze. f f Von den vier Abhandlungen ad a) war eine gedraͤngte Darſtellung ge⸗ liefert, unter Verweiſung an den zweiten Ausſchuß; die uͤbrigen wurden in extenso verleſen, und mit Ausſchluß des unter o) gedachten Projekts, davon Exemplare der lithographirten Zeichnung an die anweſenden Mitglieder vertheilt worden, gleichfalls zur Begutachtung der betreffenden Ausſchuͤſſe beſtimmt. 6) In Gemaͤßheit des $. 10. der Statuten, ward ſodann in der vor⸗ ſchriftsmaͤßigen Weiſe zur Wahl der fünf Verwaltungs- Ausſchuͤſſe, vom Juni 1823 bis dahin 1824, und deren Vorſteher geſchritten, und erfolgte ſolche auf den Vorſchlag des Vorſtandes in nachfolgender Art: ne.) 13 uw . 4. 5. Fuͤr den Gemuͤſebau: Herr Hofgaͤrtner Voß (Vorſteher). Kunſtgaͤrtner Jacques George. „Kunſtgaͤrtner Krauſe. Für die Obſtbaumzucht: a Herr Garten-Ingenieur Leuneé (Vorſteher). Hofgaͤrtner Krausnick. Hofgaͤrtner Niet ner. Fuͤr die Erziehug von Blumen: Herr Hofgaͤrtner Fintelmann (Vorſteher). „ Kunſtgaͤrtner Peter Carl Bouches. ⸗Kunſtgaͤrtner L. Mathieu. Fuͤr die Treibereien: Herr Ober-Hof-Baurath Schulz (Vorſteher). Hofgaͤrtner Braſch. ' = Geheime Ober-Finanzrath Ransleben. ‚Für die bildende Gartenkunſt: Herr Garten⸗Ingenieur Lenné (Vorſteher). Garten -Inſpektor Otto. „Hofgaͤrtner Steinert. 133 134 . XXII. W | Nachricht | 2 über den jetzt noch im botaniſchen Garten zu Berlin lebenden Chamaerops humilis. 2 Vom Inſpektor des Koͤnigl. botaniſchen Gartens „Herrn Otto, in Schoͤneberg. Mit einer Abbildung. 5 1 den alten Pflanzen- Eremplaren, welche im hieſigen botaniſchen Garten aus fruͤhern Zeiten noch vorhanden ſind, gehoͤrt auch die Suͤd⸗Euro⸗ päifche Palme, der Chamaerops humilis, welche mehreren Schickſalen unterworfen geweſen, und in der Geſchichte der Botanik merkwuͤrdig ge⸗ worden iſt. Naͤhere und ausfuͤhrlichere Nachrichten befinden ſich in den phyſikaliſchen Beluſtigungen, im 1ften Band S. 81, Berlin 1751. Fol⸗ gendes iſt ein kurzer Auszug aus dieſen Nachrichten: Im Garten der Koͤnigl. Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin, iſt ein 14 bis 16 Fuß hoher, und ungefaͤhr dreiviertel Fuß dicker Palmbaum. Er muß, wo nicht ganz, doch beinahe 100 Jahr alt ſeyn, da er unter der Regierung Friedrich Wilhelms des Großen aus der Berniſchen Erbſchaft aus Holland nach Berlin gebracht worden iſt. Damals, 1686, iſt er ſchon ziemlich groß, und faſt eben ſo groß geweſen, als jetzt im Jahre 1750, wie der jetzige Gaͤrtner des gedachten Gartens, von dem vorigen Gaͤrtner, ſeinem Vater, verſichert worden. Er ſtand ehemals im Luſtgarten, beim Schloß, im Sommer im Freien, im Winter in einem ungeheitzten Ge⸗ waͤchshauſe. Als der hochſelige König Friedrich Wilhelm der I. den Luſt⸗ garten in einen Paradeplatz vewandelte, ſo kam dieſer Palmbaum in den damaligen Kuͤchengarten an der Potsdammer-Straße *); hier ſtand er gleich⸗ falls viele Jahre im Sommer im Freien, und im Winter in einem kalten *) Jetzt botaniſcher Garten. , ,, f Gar kee, an — 1 * u u ee ee ec ei he 135 Gewaͤchshauſe; ſeit 30 Jahren aber hat man ihn im Winter in ein geheitz— tes Gewaͤchshaus geſetzt, aus welchem er ſeit 18 Jahren auch im Sommer nicht mehr gekommen iſt; er bluͤhte zur damaligen Zeit jaͤhrlich, trug Fruͤch— te, welche aber nie reiften. Anfangs glaubte man, die ſchlechte Wartung, oder die rauhe Luft ſei Schuld, daß die Früchte nicht reiften; ſeitdem aber die Lehre von dem Geſchlecht der Pflanzen von Linné bekannt geworden, ſah man bald, woran es fehlte. Dieſer obgedachte Palmbaum iſt von derjenigen Art, wo maͤnnliche und weibliche Blumen auf verſchiedenen Pflanzen vorkommen, und mithin das hieſige Exemplar ein weibliches. — Man achtete es daher der Mühe werth, männliche Blumen kommen zu laſſen, um der weiblichen Geſellſchaft zu leiſten. Es war der beruͤhmte Doktor Gleditſch, Aufſeher des botaniſchen Gartens und Mitglied der Akademie der Wiſſenſchaften, welcher dieſen rich⸗ tigen Verſuch angab. In dem Roſiſchen Garten zu Leipzig waren zwei Palmbaͤume von verſchiedenen Geſchlechtern. Von dieſen Baͤumen ließ Gleditſch im April 1749 einige maͤnnliche Blumentrauben nach Berlin bringen, die aber auf der Reiſe litten, und nicht zu brauchen waren. Zu eben der Zeit hatte Michelmann ſich ebenfalls eine ſolche Blumentraube von daher verſchrieben, ſie kam gluͤcklicher an, die meiſten Blumen waren friſch „und wurden dieſe Trauben, mit den maͤnnlichen Blumen, uͤber den weiblichen angebracht und damit befruchtet. Im Junius ſah man bereits, daß die Datteln ſtaͤrker und vollkommener wurden, ſtatt daß fie ſonſt ge⸗ gen den Herbſt abzufallen pflegten; dieſe hingegen kamen der Reife immer näher, ſo daß fie Anfangs des Jahres 1750 völlig reif waren, und abge nommen werden konnten. An den weiblichen Trauben, uͤber welchen die maͤnnlichen angebracht waren, befanden ſich uͤber hundert, an der naͤchſten hingegen, welche ſeitwaͤrts und etwas verdeckt geweſen, nur vier reife Fruͤchte. Der Gaͤrtner an ſaͤete am Eten April 1750, 14 Stuͤck dieſer gewonnenen Fruͤchte in Toͤpfe, ſtellte ſie in ein Miſtbeet, und bedeckte fie mit Glasfenſtern. Nach vier Monaten, am 26ten Auguſt, ging die erſte 136 Pflanze auf, und erlangte nach vier Monaten Einen Fuß Hoͤhe ). Spaͤter, im December, keimten abermals 10 Stuͤck, ſo daß fi ch Nane e d kommen bewaͤhrte. ea e Im Jahre 1750 ließ Gleditſch und Mi ichelmann abermals maͤnnliche Blumentrauben kommen, und zu Ende desselben l rg man an 5 Trauben 2000 reife Früchte. i d Dieſer Palmbaum hatte 30 Jahre hinter einander geblüht, und nie reife, keimfaͤhige Fruͤchte getragen, und dis ee r elles beſtaͤ⸗ tigte ſich vollkommen. e il Der vorbeſchriebene, im echten Guten erh jetzt befindliche und noch lebende Palmbaum, wäre nach obiger Berechnung alſo 171 Jahr alt. Seine Hoͤhe betraͤgt gegenwaͤrtig, einſchließlich der Krone, 18 Fuß, und er hat folglich in Zeit von 71 Jahren unbedentend an Höhe und Starke zugenommen. Ich fand dieſen Baum im Jahre 1802 im hieſigen Garten in dem oben erwähnten Gewächshauſe, wo er weder Sonnenſchein noch Luft erhielt, daher jeder Botaniker und Kenner wegen ſeiner fremdartig ange⸗ nommenen Form getaͤuſcht, und ſeine Aechtheit beſtritten wurde. Spaͤter⸗ hin wurde er in kin anderes Fälteres Gewächshaus untergebracht, und in die freie Erde gepflanzt, wo er nach und nach ſeinen natuͤrlichen Habitus erhielt, die alten uͤber 5 Fuß langen Blaͤtter und Blattſtiele abwarf, und neue aber kuͤrzere Blaͤtter und Blattſtiele bildete. Im Jahre 1820 ward abermals das Haus, worin er ſich befand, abgebrochen, und durch ein neues Gebäude erſetzt, er litt dabei bedeutend, weil neben dem Stamm die neuen Mauern deſſelben aufgerichtet werden mußten. Im Anfang des Decembers uͤberſtand er eine Kaͤlte von 10˙ R., weil der Bau des Hauſes noch nicht beendigt war. Im April 1821 ſollte er endlich, nach lange ausgeſtandenem Ungemach, an den Ort ſeiner Beſtimmung gepflanzt werden; er wurde deshalb umgraben, und ſollte mit einem großen Ballen, ungefaͤhr 15 Fuß entfernt von ſeinem bisherigen Standort, gepflanzt werden, als f der * Hoͤchſt wahrſcheinlich iſt die Blatthoͤhe mitgerechnet. 5 | 137 der Ballen auseinander fiel, und es ſich ergab, daß auch nicht Eine lebende Wurzel vorhanden war. Hier war nun guter Rath theuer, was zu thun ſeyn möchte, um dies alte Exemplar zu retten. An einer alten Pflanze laſſen ſich wenige Verſuche machen, auch war es nicht denkbar, daß er je wieder wachſen koͤnne. Deſſen ungeachtet erhielt er den fuͤr ihn beſtimmten Platz, wurde als eine kranke Pflanze behandelt und gepflegt; in zwei Mo— naten trieb er neue Wurzeln, ſpaͤter neue Blaͤtter, und ſteht jetzt kraͤftiger da, als je. Von den Palm-Pflanzen, welche im Jahre 1750 durch Gleditſch und Michelmann gezogen wurden, befindet ſich noch ein le— bendes Exemplar im Garten. Im Jahre 1808 habe ich ſelbſt Verſuche angeſtellt, die maͤnnlichen Bluͤten der weiblichen Blumentraube mitgetheilt, die Beſtaͤubung befördert, und Fruͤchte erhalten, welche keimten und fortgewachſen ſind, und wovon die Pflanzen ſich noch im Garten befinden. Mehrere Jahre hindurch ſind unbefruchtete Samen in großer Menge ausgeſaͤet worden, allein es iſt mir nie ein Korn gekeimt und aufgegangen. Es iſt dieſes alſo ein Beweis fuͤr die alte, in neueren Zeiten angefochtene Lehre von dem Geſchlecht der Pflanzen. Im Garten zu Wuͤrzburg habe ich mich uͤberzeugt, daß zuweilen Zwitterblumen zwiſchen weiblichen vor— kommen, worauf bei Wiederholung dieſer Verſuche wohl zu achten ſeyn wuͤrde. Der Verſuch, welchen Gleditſch mit der Befruchtung dieſer Palme anſtellen ließ, erhielt zu der Zeit, als die Lehre vom Geſchlecht der Pflan— zen noch neu war, großen Ruf, und wurde kurz das Experimentum be- rolinense genannt. Sonderbar iſt es, daß Linné ſagt: der Verſuch ſei mit Phönix dactylifera angeſtellt, da doch in der obigen Nachricht die Palme nach alter Benennung richtig angegeben iſt. Vielleicht eine zufällige Namen- verwechſelung. Der Gaͤrtner Collinſon, welcher durch Deutſchland in den ſiebenziger Jahren des vorigen Jahrhunderts reiſte, legte ein Blatt von dieſer Palme zu Berlin ein, und ſchrieb dabei den wahren Namen, mit der Notiz: daß es von dem Baume ſei, womit das merkwuͤrdige Experiment angeſtellt worden. Sir Eduard Smith hat dieſe Notiz aus Collinſon's Tage- Verhandlungen. 1. Band. 159 138 | buch bekannt gemacht, (Linn. Tr. V. XII.) um den Irrthum zu verbeſſern, daß Gleditſch feinen Verſuch mit einer Chamaerops humilis angeftellt habe. 8 N 8 f Sonderbar iſt es, daß dieſe Palme in unſern Gewaͤchshaͤuſern als ho⸗ her Baum erſcheint, im Vaterlande hingegen, namentlich in Portugall und Spanien, nur als Strauch von 2 Fuß. Als Urſache und Grund laͤßt ſich annehmen, weil im Vaterlande der Schopf, oder die jungen Triebe, als Kohl gegeſſen wird, und als Palmenhirrn bekannt iſt; auch das Vieh ſtellt den jungen Blaͤttern ſehr nach, ſo daß die Palmbaͤume nie hoch werden koͤnnen, und niedrig bleiben muͤſſen. Daß uͤbrigens die Palmen leicht zu cultiviren ſind, davon ſind mir Beiſpiele bekannt; nur Mangel an Erfahrung und Nachlaͤßigkeit iſt Schuld, wenn oft die ſtaͤrkſten Pflanzen verloren gehen, und dies iſt leider in man⸗ chen großen Gaͤrten Deutſchlands der Fall; — doch hiervon bei anderer Gelegenheit. 139 XVXXIII. Ueber einige Abarten von Cinerarien. Von Herrn Peter Carl Bouches, Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner zu Berlin. Da mehrere Arten von Cinerarien eine nicht ganz unbedeutende Zierde unſerer temperirten Gewaͤchshaͤuſer waͤhrend des Fruͤhlings ausmachen, ſo kam ich vor vier Jahren, wo bei uns (Gebrüder Bouché) die Cineraria lanata l’Heritier, und vorzüglich die cruenta 1 Herit. und hybrida Wilde- now., beſonders ſchoͤn blühten, und die beiden letztern auch reichlich Samen trugen, auf den Gedanken, welche aus Samen zu erziehen, um zu ſehen, ob nicht etwa Ab- oder Spielarten daraus hervorgehen moͤchten, zugleich aber auch die Selbſtſtaͤndigkeit dieſer beiden Arten zu prüfen. Die Aus⸗ ſaat machte ich bald nach der Einſammlung des Samens, naͤmlich Anfangs Juni, und die daraus erhaltenen Pflanzen bluͤhten ſchon im N darauf folgenden Fruͤhling. f Diejenigen, welche von der Cin. cruenta gekommen waren, bluͤhten rofen- roth, da doch die echte dunkelroth iſt, ja eine davon bluͤhte ſogar ganz weiß, uͤbrigens war an ihnen aber eben keine ſonderliche Veraͤnderung zu bemerken. Unter denen von der Cin. hydrida zeichneten ſich beſonders fuͤnf Ab— aͤnderungen aus, welche ein ganz eigenthuͤmliches Anſehen bekommen ha— N ben, und leicht von Botanikern, denen die Entſtehungsart derſelben nicht bekannt iſt, für neue, noch unbeſchriebene Arten die ſer Gattung gehalten werden koͤnnten; um aber Irrthuͤmer der Art zu vermeiden, mag folgende allgemeine Beſchreibung derſelben dienen. Ihre Blaͤtter ſind auf der Unterflaͤche grau, oder weißflgigz der Rand mehr oder weniger gekraͤuſelt, fein oder grob gezaͤhnt; die Blattſtiele haben Feine Oehrchen, ſondern find ganz nackt; die Scheibenblumen lila, oder pur— purroth; die Strahlenblumen ſind bei einigen von derſelben Laͤnge und Breite, wie bei der echten hybrida; bei andern ſind ſie aber viel kuͤrzer und breiter, 140 die Farbe derſelben ift bei allen weiß, und an den Spitzen mehr oder weni— ger lila oder purpurroth gefaͤrbt. Nach den Blättern dieſer Abarten zu urtheilen, ſcheint es mir, als wenn es Baſtarde waͤren, und zwar von der Cin. lanata und hybrida, denn ihre Blattſtiele ſind ganz ohne Oehrchen, wie dies bei der lanata der Fall iſt; ferner iſt auch die Unterflaͤche der Blaͤtter nur blos filzig, und nicht, wie bei der wahren hybrida, mit dazwiſchen ſtehenden kurzen ſteifen Hag⸗ ren verſehen. ö Die Kultur der oben erwähnten Cinerarien iſt ſehr einfach, denn in Lauberde mit etwas Sand vermiſcht, wachſen fie, ſehr gut. Im Winter ſtellt man fie in ein temperirtes Gewaͤchshaus und im Sommer ins Freie an einen ſonnenreichen Ort. 141 XXXIV. Ueber zwei berſchiedene Arten des Kopf⸗Salats, Lactuca sativa L. Vom Herrn L. Mathieu, Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner zu Berlin. Zu den allgemein gangbaren und deshalb am häufigften gebauten Gemuͤſe— arten, die nicht eben wegen ihrer großen Nahrungsfaͤhigkeit, welche ſie beſitzen, und der daraus entſtehenden Nothwendigkeit ihres haͤufigen An— baues, ſondern mehr wegen der Annehmlichkeit, die ſie auf dieſe oder jene Weiſe beim Genuß gewaͤhren, gehoͤren die Salate. Man nimmt hierzu in den verſchiedenen Jahreszeiten mehrere zu dieſem Zwecke ſich eignende Kräuter, welche in jedem Lande verſchieden ſind, indem eine Nation dieſen, eine andere jenen den Vorzug giebt. Am allgemein— ſten aber iſt der Kopf-Salat, Lactuca sativa L., im Gebrauch, von wel— chem man eine ſehr große Menge Unter- oder Abarten zaͤhlt. Als eine beſonders gute Eigenſchaft des Kopf-Salats verlangt man: daß er moͤglichſt große und feſte Koͤpfe bilde, dabei muͤrbe ſei und dauerhaft, 5 d. h. nicht fo ſchnell in Samen ſchieße. Je dauernder aber nun eine Art Kopf⸗Salat iſt, und je ſchoͤnere große und feſte Köpfe fie bildet, um deſto ſchwerer iſt es auch Samen von ſolcher zu gewinnen, indem dieſe Eigenſchaften gerade das Reifen des Samens erſchweren, daher auch dieſe Arten nicht ſo allgemein und haͤufig angebaut werden, als ſie es verdienen. Da nun aber um die Zeit, wenn der Kopf-Salat am meiſten begehrt wird, die Witterung gewoͤhnlich von der Art iſt, daß derſelbe bald und ſchnell in Samen zu ſchießen angeregt wird, ſo muß einem Jeden daran liegen, ſol— chen Salat ſich zu verſchaffen, der nicht allein gute Koͤpfe bildet, ſondern auch dauert, d. h. nicht ſobald in Samen ſchießt. Ich bin daher der Meinung, daß eine Salat-Art, welche die erwaͤhnten Eigenſchaften 142 beſitzt, nicht genug verbreitet werden kann, und habe, um dieſen Zweck zu erreichen, von zwei Arten, die eine jede derſelben, die eine aber dieſe, die andere jene in höherem Grade beſitzt, etwas Samen dem Herrn Direktor des Garten- Vereins zur Vertheilung an die geehrten Herren Mitglieder deſſel⸗ ben, die davon Gebrauch machen wollen, zugeſtellt, und fuͤge noch einige Bemerkungen, dieſe beiden Salat-Arten betreffend, hinzu. Die eine Art Perpignaner Kopf-Salat genannt, iſt die dauerhaf- teſte, die ich noch bis jetzt geſehen habe. Sie bildet einen nicht unge⸗ woͤhnlich großen Kopf, in der Regel von der Groͤße der ſo allgemein hier verbreiteten und zu Markte gebrachten Arten des gelben Prahl- und rothkan⸗ tigen Kopf-Salats, unterſcheidet ſich aber von dieſen und allen uͤbrigen durch die hie und da auf den Blaͤttern ſich zeigenden braunen Flecken, in der Art und Groͤße, wie es ſo auffallend bei dem Forellen⸗Salat iſt. Dieſe Flecken ſind jedoch weit ſparſamer, und man muß genau darauf achten, ſonſt uͤberſteht man ſolche ganz und gar. Auch muß man dieſe Art nicht mit der des Winter-Ropf-Salats verwechſeln, die auch ſparſam braun befleckt iſt, doch aber noch vielmehr als dieſe, uͤbrigens auch weniger gelb, ſondern mehr ins Gruͤne fallend iſt. An Dauerhaftigkeit uͤbertrifft der Pergignaner Kopf⸗Salat alle uͤbrigen, denn in heißen Sommern ſteht er wohl vier Wochen, ehe er ſchießt, und bleibt dabei ſtets muͤrbe und ſchoͤn, wo die andern gewöhnlich guten Kopf-Salate ſchon in einer Woche, oder wohl gar in noch kuͤrzerer Zeit ſchießen. Dieſe Art wurde von meinem Urgroßvater aus Frankreich, als er dort vor 130 Jahren fluͤchtig wer⸗ den mußte, und hier Aufnahme fand, mitgebracht. Er nannte ſie Per⸗ pignaner, weil er ſie fruͤher von dort als eine gute Rauerube Art erhal⸗ ten hatte. g In den Jahren 1813 bis 1817 hatte fe, wegen der groͤßtentheils naſ⸗ ſen und kalten Sommer keinen Samen getragen, und ſie waͤre mir beinahe verloren gegangen, wenn nicht mein hieſiger Freund, der Gärtner Lu ſch, noch einigen, obſchon mehrere Jahre alten Samen auf bewahrt haͤtte, wo⸗ von derſelbe mir mittheilte. ; 143 Die zweite Art, welche an Größe der Köpfe dem großen Montre— Kopf ⸗Salat faft gleich kommt, verdanke ich dem Herrn Hofgaͤrtner Klein auf Wilhelmshoͤhe bei Caſſel, bei dem ich ſie vor einigen Jahren fand, und der mir Samen davon mittheilte. Er nannte ſie den großen gelben Hol— laͤndiſchen Kopf-Salat. Dieſe bildet nun, wie früher erwähnt, große ſchoͤne Koͤpfe, iſt gleichfalls muͤrbe, und ganz gelb. In Hinſicht der Dauer ſteht ſie von allen mir bekannten Arten der Perpignaner am naͤchſten, und verdient daher vor den uͤbrigen Kopf-Salaten, wegen der großen Köpfe aber ſogar vor dem Perpignaner, den Vorzug. Es hat daher jede dieſer beiden Arten ihren eigenthuͤmlichen Werth. 3 R 144 XXV. ra: Ueber Nicotiana nyctaginiflora, und uͤber die Kultur dieſer Zierpflanze. 18 Vom Inſpektor des Koͤnigl. botaniſchen Gartens „Herrn Otte ‚in Schöneberg. Mit eß 2 bv Idung. Pentandria monogymia o. n. Solaneae, N icotiana nyctaginiflora. Lehmann hist. gen. Nicotian. pag. 47. Nicotiana axillaris. Lanı. illustr. gen. Vol. 2. No. 2287. p. 7. Petunia nyctaginiflora. Pers. Synops. plant. 1. p. 218. Petunia. Juss; in Ann. hist. nat, mus. Paris. Vol. 2. pag. 216. A. 47. Fig. 2. 3 re) ButerianD: Amerika. Die Wurzel iſt, wie bei allen Tabacksarten, fadenfoͤrmig, vielleicht nur einjaͤhrig. Der Stengel krautartig, aͤſtig, aufrecht, rund, mit geraden abſte⸗ henden Druͤſenhaaren dicht beſetzt, und dadurch etwas klebrig und ſcharf. Die Aeſte kürzer als der Stengel, ſonſt ihm ganz ahnlich; fie entſtehen aus den Winkeln zwiſchen den Blumenſtielen und Blättern. Die Blätter ſitzend, ganzrandig, beſonders auf der obern Flaͤche mit Druͤſenhaaren dicht beſetzt, auf der untern etwas glaͤnzend; die Wurzel⸗ Blaͤtter elliptiſch eirund, ſtumpf, an der Baſis ſehr verſchmaͤlert, faſt keil⸗ foͤrmig auslaufend; die Stengel-Blaͤtter gegenüber, oder wechſelsweiſe ſtehend, bald rundlich in eine ſtumpfe Ecke auslaufend, faſt herzfoͤrmig, fuͤnfrippig, bald mehr eifoͤrmig, uͤbrigens den vorigen, bald mehr den Wurzel⸗Blaͤttern ähnlich, elliptiſch oder elliptifch -eirund, an beiden Enden verſchmälert. Die rundlichen und eifoͤrmigen, fuͤnfrippigen und gegenüber- ſtehenden Blaͤtter kommen mehr am Hauptſtamme, die andern ſchmalen For⸗ N EB ) \ . > . 8 105 £ ,, V bee, ee. ; Z z 0 | 145 Formen, welche wegen der verſchmaͤlerten Baſis nur undeutlich dreirippig ſind, mehr an den Aeſten vor. Die Blumen ſind geſtielt, und ſproſſen einzeln aus den Achſeln der Blaͤtter hervor, worauf ſich ſpaͤter zwiſchen ihnen und dem Blatt noch ein Aſt entwickelt. Die Blumenſtiele find ungefähr 2 Zoll lang, einblu— mig, aufrecht, rund, und, wie die Stengel und Aeſte, mit Druͤſenhaaren beſetzt; waͤhrend der Fruchtreife werden ſie etwas laͤnger. Der Kelch, mit Druͤſenhaaren bekleidet, iſt glockenfoͤrmig, fuͤnfſpaltig, unten zehnrippig, die Rippen abwechſelnd weiß und gruͤn, die Kelchlappe faſt gleich bei der Frucht ausgebreitet, waͤhrend des Bluͤhens mehr aufrecht, zungenförmig ſtumpf, ganzrandig. Die Blumenkrone, beinahe wie bei Brunfelsia americana, faft trichterfoͤrmig; die Nöhre faſt dreimal fo lang als der Kelch, nach oben ſich wenig und allmaͤlig erweiternd, mit abſtehenden Druͤ— ſenhaaren beſetzt, und gruͤngelblich, mit funfzehn erhabenen dunkleren, in die Laͤnge gehenden Streifen bezeichnet, von denen fuͤnf ſtaͤrkere ſich bis zum Ende der Randeinſchnitte fortſetzen, und an ihrem Ende etwas violett gefaͤrbt ſind, die uͤbrigen aber, ſich in den Rand verlaufend, bald verſchwin— den. Der Rand im Halbmeſſer 1 Zoll breit, iſt faſt flach ausgebreitet, ganz platt, fuͤnflappig, die Lappen ſind an der Seite zu gerundet, von außen flach, faſt etwas eingedruͤckt und in der Mitte, wo der in die Laͤnge gehende Streif auslaͤuft, mit einer kleinen ſehr ſtumpfen Ecke verſehen, welche je— doch nicht immer deutlich zu bemerken iſt. Die Farbe des Randes iſt weiß, nach innen im Grunde iſt er gelblich gruͤn, und man ſieht hier die eben ſo gefaͤrbten, der Laͤnge nach gehenden Striche der Roͤhre ſich ver— laufen, der obere Theil des Innern der Röhre iſt zum Theil mit purpur— braunen netzadrigen Zeichnungen verſehen, welche zum Theil noch von au— ßen ſichtbar find. Die Staubfaͤden find von ungleicher Länge, Fürzer als das Piſtill, zur Hälfte mit der Roͤhre verwachſen, dann mit einem klei⸗ nen Knie ſich von ihr abbiegend. Die Staubbeutel ſind zweifaͤchrig, die Faͤcher ſtehen entgegengeſetzt, und ſpringen in ihrer Mittelfurche auf. Das Piſtill iſt von der Länge der Roͤhre; der Fruchtknoten iſt kegel— foͤrmig, etwas ſtumpf platt; der Griffel rund, glatt, nach oben hin all— Verhandlungen. 1. Band. 19 146. —— mälig etwas dicker werdend. Die Narbe iſt Eopfförmig „ ausgerandet, gruͤn und klebrig. Die einfaͤchrige, zweiklappige, vielſamige Kapf el ift eifoͤrmig-kegelfoͤrmig, glatt, kuͤrzer als der Kelch, von deſſen unterm Theile ſie umſchloſſen wird; durch zwei feine einander gegenuͤber ſtehende Laͤngsfurchen wird der Ort bezeichnet, wo die Kapſel aufſpringt. Der Fruchtträger iſt von der Geſtalt der Kapfel, glatt, grubig. Die Samen find rundlich, braun, netzartig, grubig. Die Druͤſenhaare, mit denen faſt die ganze Pflanze bedeckt iſt, ſind weiß, grade abſtehend, mit einem braunen Knoͤpfchen an der Spitze; ſie ſondern eine etwas kle⸗ brige Feuchtigkeit ab, welche dem Kraute einen eigenthuͤmlichen füßlichen, wenn gleich nur ſchwachen Geruch mittheilt. Die Blumen find, vorzuͤg⸗ lich in den Morgen- und Abendſtunden, ſehr wohlriechend. Die Samen dieſer ausgezeichneten und ſchoͤnen Zierpflanze ſind dem hieſigen botaniſchen Garten von dem Botaniker, Herrn Sello aus Mon⸗ tevideo zugekommen. Man ſaͤet die Samen im Fruͤhling in Töpfe, oder auf einem Miſtbeet, und verpflanzt die jungen Saͤmlinge bei froſtfreier Wit⸗ terung ins freie Land, in Gruppen auf Raſen-Plaͤtze, Blumenbeete, oder auch zur Zierde in Gefaͤße. Sie liebt eine leichte, gute, mit Flußſand vermiſchte, nahrhafte Erde, bluͤht haͤufig den ganzen Sommer hindurch, und traͤgt reichlich Samen. Ob dieſe Pflanze Taback liefert, bleibt noch zu unterſuchen uͤbrig. Eine Abbildung derſelben, nach einem ſchlechten Exem⸗ plar, befindet ſich in den Annales du Mufee nat, Tom. 2 pag. 216 A. 47. Fig. 2. \ In der beigefügten Abbildung Re Fig. a. die ausgebreitete Blume mit den Staubfaͤden. Fig. b. der Fruchtknoten mit Griffel und Narbe. Fig. c. der Kelch mit der reifen Frucht. Fig. d. die Frucht geoͤffnet. ee 147 * N XXXVI. Verhandlung des Vereins in der Sitzung am Stiftungsfeſte. Aufgenommen am 22ſten Juni 1823 im Kempferſchen Lokale im Thiergarten, No. 46. Zur ſtatutenmaͤßigen Feier der Stiftung des Vereins zur Befoͤrderung des Gartenbaues, fand die heutige Verſammlung ſeiner Mitglieder in dem oben genannten Lokale Statt, weil das gewoͤhnliche Lokale fuͤr die heutige zahlreiche Zuſammenkunft zu beſchraͤnkt erachtet worden war. Ihre Excellenzen, die Herren Staats-Miniſter Freiherr v. Alten— ſtein, v. Schuckmann, und Graf v. Buͤlow beehrten die en lung mit ihrer Gegenwart. | Anweſend waren, außer dem Perſonale des Vorſtandes, Einhundert und zehn ſtimmfaͤhige Mitglieder. Der Verſammlungsſaal war durch die ſorgfaͤltigen Bemuͤhungen des Herrn Garten-Inſpektor Otto, des Kunſtgaͤrtners Herrn Teichmann, des Herrn Kanzlei-Inſpektor Leon, und mehrerer anderer Mitglieder, mit bluͤhenden Ziergewaͤchſen und ſchoͤnen Blumen reich geſchmuͤckt; von den aufgeſtellten Gegenſtaͤnden zeichneten ſich aber vorzuͤglich aus: a) Von dem Kunſtgaͤrtner, Herrn Peter Carl Bouchsé: ein Cactus speciosus; und eine 30jahrige, aus dem Samen gebogene Melia Azedarach. b) Von dem Herrn Hofgaͤrtner Braſch in Bellevue: zwei ebene Stoͤcke der Rosa multiflora. c) Vom Kunſtgaͤrtner, Herrn Gaede: zwei Ananas von vorzuͤglicher Groͤße. 4 g d) Vom Konditor, Herrn Lange: eine vollſtaͤndig reife, ei ihren Um⸗ fang ausgezeichnete blutrothe Ananas. e) Von dem Herrn Hofgärtner Voß in Potsdam: zwei kreffliche Melo⸗ nen, und vollſtaͤndig reife Weintrauben. 148 Die um 12 Uhr Mittags begonnene Verſammlung, eröffnete der Dis rektor um 1 Uhr mit einer Rede, welche die bisherigen Leiſtungen des Vereins fuͤr ſeine verſchiedenen Zwecke; die ſchnelle Verbreitung deſſelben durch den Zutritt von 532 Mitgliedern aus allen Provinzen der Monar⸗ chie; den Vermoͤgenszuſtand der Geſellſchaft; die ihr zugekommenen vor⸗ zuͤglicheren Geſchenke, und die für das Jahr 1888 aufgeſtellten Preisfra⸗ gen nachwies. t a Nach Beendigung der Rede des Direktors, ward in der durch den §. 28. der Statuten vorgeſchriebenen Form, unter Leitung des erſten ſtellvertretenden Direktors, zur Wahl des Vorſtandes und des beſoldeten Sekretairs geſchritten. Das durch den Herrn Doktor Cranz auf Bruſenfelde, den Herrn Geheimen Ober-Regierungsrath Bethe, und den Kunſtgaͤrtner und Stadt⸗Verordneten, Herrn Pierre Bouche sen., formirte Scrutinium, ergab überhaupt nur ſechs Stimmen gegen den Vorſchlag des Vorſtan⸗ des, und wurden auf Grund der Wahlzettel proclamirt: 1) Zum Direktor: Geheimer Ober-Finanzrath Ludolf. 2). Zum erſten Stellvertreter: Profeſſor Link. 3) Zum zweiten Stellvertreter: Garten-Ingenieur Lenné. 4) Zum General⸗Sekretair: Garten-Inſpektor Otto. 5) Zum Schatzmeiſter: Kriegsrath Lieder. 6) Zum Sekretair: Geheimer expedirender Sekretair Heinich. = Das Ganze beſchloß ein durch die Theilnahme Sr. Ercellenz des Herrn Miniſters des Innern, v. Schuckmann, verherrlichtes Feſtmahl von 110 Gedecken, wobei folgende Toaſts von dem Direktor ausgebracht wurden: eee Ne ae eee 149 1) Sr. Majeſtaͤt dem Könige! Möge fein erhabener Schutz bis in die ſpaͤteſten Zeiten uns begluͤcken! 2) Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Kronprinzen! Innigſter Dank Ihm fuͤr die Annahme des Ehren-Diploms! 3) Saͤmmtlichen Ehren-Mitgliedern! Moͤchten ihre guͤnſtigen Zuſiche— rungen, zum Heile des Vereins, ſich verwirklichen! 4) Ihren Excellenzen den Herren Staats-Miniſtern, Freiherrn v. Alten: ſtein und v. Schuckmann! Moͤgen ſie ihre Gunſt und Unterſtuͤtzug fortdauernd uns ſchenken! 5) Saͤmmtlichen entfernten Freunden und Mitgliedern, welche um den Verein ſich verdient gemacht haben, insbeſondere dem Ober-Praͤſi⸗ denten v. Vincke! Moͤgen ſie Alle in Wohlſeyn heut unſeres Feſtes eingedenk ſeyn! Sr. Excellenz, der Herr eee e v. Schuckmann, tranken dagegen auf das Wohl und Gedeihen des Vereins und deſſen fortwaͤh— rende Wirkſamkeit zum Heile des Vaterlandes! 150 e XXXVIL Rede des Direktors des Vereins, des Koͤnigl. Geheimen Ober⸗Finanzraths Herrn Ludolf; gehalten bei der Feier des erſten Stiftungstages. Hochgeehrte Herren und Freunde! Nichts Neues geſchieht heute, was uns veranlaſſen koͤnnte, unſer kuͤnf⸗ tiges Wirken, von nun an, als etwas Neues anzuſehen; aber dieſer Tag iſt hingeſtellt, als eine Scheidewand zwiſchen der Vergangenheit und Zu- kunft, indem unſer Statut uns die angenehme Pflicht auferlegt, jaͤhrlich in feierlicher Verſammlung der Zeit dankbar zu gedenken, welche unſerm Vereine ſein Entſtehen gab. Wir ſollen zugleich den Zuſtand der Geſell⸗ ſchaft nach Zahl der Mitglieder, nach ihrem Vermoͤgen und den ſonſti⸗ gen Erwerbungen darſtellen; Rechenſchaft ablegen, was wir für unſere verſchiedenen Zwecke geleiſtet haben, und die Hoffnungen und Ausſichten fuͤr die Zukunft mittheilen. Wenn das Gedeihen einer guten Sache vorzuͤglich von dem guͤnſti⸗ gen Moment ihres Entſtehens abhaͤngt, ſo koͤnnen wir uns in Wahrheit heute Gluͤck wuͤnſchen, daß vor einem Jahre, Se. Excellenz der Herr Staats- Miniſter, Freiherr v. Altenſtein, den lange gehegten Gedanken, einer naͤheren Verbindung der Gartenfreunde zu einem Vereinigungs-Punkte der mancherlei einzelnen wichtigen Erfahrungen im Felde der Garten-Kul— tur, und einer Anſtalt, um ſolche den entfernteren Mitbuͤrgern der Preu⸗ ßiſchen Monarchie nutzbar zu machen, Maͤnnern offenbarte, welche, durch Zufall zuſammengefuͤhrt, gleich ſtark beſeelt von der Nuͤtzlichkeit des ihnen vorgelegten, von dem Herrn Doktor Cranz zu Bruſenfelde ausgearbeiteten Planes fuͤr die Bildung unſeres Vereins, zur Entwerfung ſeiner Statuten, ſich bereitwillig fanden. Nur klein war die Anzahl bewaͤhrter Theilneh— mer, als die Allerhoͤchſte Genehmigung zu denen mit Gunſt und Beifall e SER FE 151 aufgenommenen Statuten, durch die Kabinets-Ordre vom Aten Juli v. J. erſchien, und nur die Hoffnung, daß unter dem Allergnaͤdigſt zugeſagten Schutze des beſten Landesvaters, die Anſtalt gedeihen werde, konnte die Beſorgniß mindern, die bei einer Vergleichung der Garten-Kultur und des großen Wohlſtandes derjenigen Nation, von welcher das Muſter zu unſerm Vereine genommen war, rege werden mußte. Doch die Zweifel, ob ſelbſt unter den Kunſtverwandten ſich der rege Sinn fuͤr die Befoͤrde— rung der mannichfaltigen Zwecke des Vereins finden, ob die Thatkraft ſo groß ſeyn werde, um etwanige Vorurtheile und Hinderniſſe aus dem Wege zu raͤumen, welche neue Einrichtungen gemeiniglich begleiten, wußte einer von jenen Maͤnnern zu loͤſen, indem er mit ſinniger, raſcher Betrieb— ſamkeit, Hohe und Niedrige in das Intreſſe der Sache zog. Sei es mir erlaubt, den Namen dieſes Mannes auszuſprechen: es war der Ober- Praͤſident, Freiherr v. Vincke zu Muͤnſter, welcher ſich, anderer Staats⸗ geſchaͤfte wegen, zu jener Zeit hier aufhielt. Naͤchſt dem Danke, welchen wir heute unſerm Allerhoͤchſten Protector und den wuͤrdigen Miniſtern, Herrn Freiherrn v. Altenſtein und Herrn v. Schuckmann für den Schutz und die lebhafte Unterſtuͤtzung, welche uns zu Theil geworden iſt, gebuͤhrend darbringen, ſei auch unſerm entfernten Freunde, dem Freiherrn v. Vincke ein ruhmvolles Andenken gewidmet. Durch ſeine Belebung waren an dieſem Tage, namlich den Iten December v. J., ſchon 90 Er— klaͤrungen zum Beitritt eingegangen, und es war wohl uͤberraſchend, in dieſer erſten Verſammlung nicht nur Staatsmaͤnner, Gelehrte und Kuͤnſt— ler zu ſehen, welche ein lebhaftes Intereſſe für unſer Inſtitut an den Tag legten, ſondern auch viele Kunſtverwandte und bewaͤhrte Garten— freunde bereitwillig zu finden, an den gemeinſamen Arbeiten Theil nehmen zu wollen. Unter fo guͤnſtigen Auſpicien hat der am ten December v. J. ohne foͤrmliche Wahl, durch den Freihern v. Vincke, mit Bewilli⸗ gung der Anweſenden jener erſten Verſammlung, ernannte Vorſtand die Verwaltung nunmehr ſeit 6 Monaten geleitet, und iſt mit den erwaͤhlten Ausſchuͤſſen thaͤtig geweſen, wovon die vorliegenden Protocolle zeugen. ee 9 e 152 8 — Der Vorſtand erkannte es insbeſondere, daß je größer die Theil⸗ nahme fuͤr den Verein, und je zahlreicher der Beitritt neuer Mitglieder ſei, um ſo mehr derſelbe ſich in den Stand geſetzt ſehen wuͤrde, ſeine Zwecke zu erreichen, um ſo mehr die Beduͤrfniſſe des Gartenbaues in den verſchiedenen Theilen der Monarchie kennen zu lernen, um ſo mehr Er— fahrungen und Verbeſſerungen, ſo wie die Loͤſung von Preisaufgaben zu belohnen, gepruͤfte Neuerungen zu verbreiten, und die nothwendigen Verbindungen mit dem Auslande zu unterhalten. In dieſem Geiſte ſind die Aufforderungen zum Beitritt in alle Provinzen der Monarchie verbrei- tet, und ich empfinde eine große Freude, heute, wo die Verwaltung nach den Vorſchriften der Statuten an einen neuen Vorſtand durch Wahl uͤbergehen wird, anzeigen zu koͤnnen, daß unſer Verein bereits 532 Mit⸗ glieder zaͤhlt, wovon 223 anweſende, in Berlin, Charlottenburg und Potsdam, 227 in den verſchiedenen Provinzen der Monarchie wohnend, 25 im Auslande korreſpondirende, und 57 Ehren-Mitglieder. Von den Stamm⸗Mitgliedern hat uns der Tod entriſſen den Herrn Fuͤrſten v. Hardenberg und den Staats-Miniſter v. Voß. Wir ſind des Gluͤckes theilhaftig geworden, als Ehren-Mitglieder einzeichnen zu duͤrfen: 0 Sr. Koͤnigl. Hoheit, unſern Allergnädigften, Allverehrten Kron⸗ prinzen; ; Sr. K. H. den Prinzen Auguſt von Preußen, und Deſſen Frau Schweſter, J. K. H. die Prinzeſſin Louiſe, vermaͤhlte Fuͤrſtin Radziwil; Se. K. H. den Herrn Großherzog von Weimar, und Sr. Durchl. den Herrn Fuͤrſten Radziwil. Wir zaͤhlen daneben mehrere Staatsbeamte, Gartenfreunde und Na⸗ turforſcher. Dankend erkennen wir die bei Annahme der Diplome von ſaͤmmtlichen Ehren-Mitgliedern für das Wohl des Vereins ansgeſprochenen Wuͤnſche, und werden die zugeſicherte Gunſt und kuͤnftige Unterſtuͤtzung zu ſchaͤtzen wiſſen. - Wir 153 Wir erfreuen uns ferner der Zuſage vieler achtbarer Männer im Auslande, welche mit uns in Briefwechſel treten wollen, und nennen von denſelben: 5 den Herrn Doktor Dietrich zu Eiſenach; den Herrn Doktor Fiſcher zu Petersburg; den Herrn Profeſſor, Baron von Jaquin in Wien; den Herrn Knigt, Praͤſidenten der Gartenbau-Geſellſchaft zu London; den Herrn Sabine, Sekretair dieſer Geſellſchaft; den Herrn Profeſſor Thouin, Direktor des e in Paris; den Herrn de la Oſſa, Direktor des botaniſchen Gartens in Havannah. i Unter den anweſenden und udn Mitgliedern finden ſich eben ſo viele gelehrte Kenner der Kunſt und der damit verknuͤpften Wiſſen— ſchaften, als wirkliche Techniker, und wuͤrde es zu weit fuͤhren, ſolche insgeſammt hier namentlich anzuzeigen. Die Verwaltung darf an Erreichung der Zwecke des Vereins um ſo weniger zweifeln, als faſt alle Erklaͤrungen der einlaͤndiſchen Mitglie— der Beweiſe enthalten, mit welchem guten Geiſte, Verſtande, und mit welcher Liebe fuͤr die Gartenkunſt die Aufforderungen an ſie, zum Bei— tritt, aufgenommen worden find. Es iſt auch die Verwaltung durch dieſe Huͤlfe bereits im Beſitze ſehr ſchaͤtzbarer Nachrichten von dem Zuſtande des Gartenbaues in den verſchiedenen Theilen der Monarchie, ſowohl von dem Gedeihen einzelner Zweige derſelben, als derjenigen Individuen, welche ſchon fruͤher mit beſonderem Fleiße, einem oder dem andern Ge— genſtande des Gartenbaues ihre vorzuͤgliche Aufmerkſamkeit gewidmet, und ſich beſtrebt haben, durch Mittheilung ihrer Erfahrungen gemeinnützig zu werden. Von ſolchen verdienen genannt zu werden: der Herr Juſtizrath Burchhardt zu Landsberg a. d. W.; der Konſiſtorialrath, Herr Stumpf, zu Stargard in Pommern; der Gutsbeſitzer, Herr Friedr. Schmalz zu Kußen in Litthauen; Verhandlungen. 1. Band. 20 154 en der Lieutenant, Herr ene zu adel. Planlauken bei Inſter⸗ burg; 8 der Regierungsrath, Herr Effer, in Arnsberg; der Schul⸗Inſpektor, Herr Maſſeli, zu Militſch in Schleſen; der Regierungs-Aſſeſſor, Herr Siehe, in Marienwerder; der Landrath, Herr v. Borcke, zu Kankelfitz in Pommern; der Regierungsrath und Land-Bau-Direktor, Herr Manger, zu 8 Liegnitz. ’ Beſonders geehrt fühlen wir uns, daß mehrere Geiſtes- Produkte von Gelehrten und Kunſtverwandten dem Vereine geſchenkt, einige auch demſelben dedicirt worden ſind. So hat uns der Herr Doktor Froriep zu Weimar, ſeine Ueberſetzung der Encyklopaͤdie des Gartenweſens von Loudon, aus dem Engliſchen, zugeeignet; desgleichen der Herr Hoflakirer Kecht zu Berlin, die zweite Auflage ſeines Werkes uͤber den verbeſſer⸗ ten praktiſchen Weinbau in Gaͤrten, und vorzuͤglich auf Weinbergen. Von den uͤbrigen, zur Bibliothek des Vereins ee ebe verdienen Erwähnung: 5 Dietrich's vollſtaͤndiges Lexicon der Gaͤrtnerei und Botanik, beſte⸗ hend aus 20 Baͤnden; ferner das Allgemeine Teutſche Garten- Magazin, vom ſecheten Bande ab; f des Forſtmeiſters e er Werk: „ in W zucht;“ des Paſtors Baedecker: „ uni. in drt nchen denen zucht. dd Nicht minder begruͤndet durch Mittel zur Gereihung bee dae, iſt der Verein in ſeinem finanziellen Zuſtande. N a Nach dem nunmehr halbjährigen Kaſſen-Abſchluſſe des EEE ſters, iſt durch Jahresbeitraͤge, Geſchenke, Eintrittsgelder und ſta⸗ tutenmaͤßig erlaubte Ablöfungen der jährlichen Beiträge, ein ſchon zins⸗ bar angelegtes Kapital von Eintauſend Thaler Courant, nebſt einem baa⸗ ren Beſtande von 405 Rthlr. 7 Sgr. 7 Pf. vorhanden, wozu noch das — „ eee err N Y . | 1 153 Soll der ruͤckſtaͤndigen Beiträge mit 264 Rthlr. hinzugerechnet wer— den kann. Die bisherigen Ausgaben haben, da noch keine Preisaufgaben feſt— geſtellt worden ſind, groͤßtentheils nur in Einrichtungskoſten fuͤr die Form, und die kurrenten Schreibereien beſtanden, wofür insgeſammt 682 Nehlr. 5 Sgr. 5 Pf. durch Belege gerechtfertiget ſind. Sobald das erſte Rechnungsjahr verfloſſen ſeyn wird, werden zur nächften Jahresrechnung, die Ausgaben etatsmaͤßig, nach den Beſchluͤſ— ſen uͤber die Praͤmien, die fixirten Beitraͤge zur Landes-Baum- und Gaͤrtner-Schule, fo wie über die Beſoldung des Secretarii und die ſon— ſtigen Koſten, feſtgeſtellt werden koͤnnen, und es laͤßt ſich jetzt ſchon, nach der Zahl der beitragspflichtigen Mitglieder uͤberſehen, daß der Etat im Stande ſeyn wird, anſehnliche Summen, theils fuͤr den Druck der Schriften des Vereins, theils für die Loͤſung der Preisaufgaben, aug- zuwerfen. Indem des Vorſtandes Bemuͤhungen, nach dieſer Darſtellung von dem Zuſtande der Geſellſchaft, ein ſicheres Fundament fuͤr das Fortbe— ſtehen derſelben gebildet haben, iſt auch die Mitgliedſchaft ſelbſt keines— weges unthaͤtig geweſen in Befoͤrderung der materiellen Zwecke. Es find bis jetzt uͤberhaupt ein und dreißig Abhandlungen und Auf: ſaͤtze über verſchiedene Gegenſtaͤnde der Garten-Kultur und der damit ver— wandten Einrichtungen eingegangen, und den betreffenden Ausſchuͤſſen zur Begutachtung vorgelegt worden. Wir werden bald im Stande ſeyn, dem Publiko die, ihrer Gemein- nuͤtzigkeit wegen, ausgezeichneten Abhandlungen, in unſeren Druckſchrif— ten mitzutheilen, und zugleich durch letztere unſere Verpflichtung gegen die achtbaren auswaͤrtigen Wienke „ welche der § 32 der Statuten feſt⸗ geſetzt hat, loͤſen. Nicht unwahrſcheinlich iſt es, daß durch den Zuſammenſtuß der Ar⸗ beiten ſo vieler erfahrner Mitglieder, bei dem Austauſche der Anſichten und Erfahrungen uͤber die ſo mannigfachen Gegenſtaͤnde des Gartenbaues, 156 Manchem unter uns alsbald ein unmittelbarer Vortheil erwachſen wird; ſollte dieſes aber auch nicht ſogleich der Fall ſeyn, ſo iſt ja die Garten⸗ kunſt eine unerſchoͤpfliche Quelle von Unterſuchungen, und ſo wie ſich der Kreis der mit ihr verwandten Wiſſenſchaften und Gewerbe erweitert, bieten ſich denen, welche ſie zu fragen verſtehen, auch neue Seiten dar, von welchen man fie noch nicht ausgeübt hatte. Linne hatte gewiß nicht unrecht, wenn er bei Gelegenheit der Abhandlung von der Erdbeere, wo⸗ rin er die Mittel angiebt, wie dieſe Frucht zu vergroͤßern, ihr Geſchmack mannigfaltig zu machen und ihre Art zu vermehren ſei, den Wunſch aͤußert, daß Sachkundige die Unterſuchung einzelner Gegenſtaͤnde un⸗ ter ſich theilen, und ein Jeder ſich mit einem beſtimmten Gegenſtande vorzugsweiſe beſchaͤftigen moͤchte, da man auf dieſe Weiſe e werde. — So liegt der Blumenfreund uͤber ſeinem Beete, und ſpuͤret der Fortſchreitung des Wachsthumes nach, er hilft ihm, er beſchleunigt ihn; Größe, Farbe, Geruch, Alles wird vollkommener; die Natur ver: ſchoͤnert ſich, und wird endlich, unter der Hand des Blumiſten, un⸗ kenntlich. — Daß unter uns ſchon Viele, im Geiſte des großen Nakurforſchers, ihre Kunſt treiben, daran mag ich ſo wenig zweifeln, als an Sammlung der Reſultate, wodurch die Gartenkunſt, als eine Wiſſenſchaft, ſich immer mehr und mehr ausbilden wird. Wir werden dieſe Arbeiten mit eben dem Danke erkennen, als wir dem reinen Praktiker ſolchen ſchuldig ſind, wenn er in dem Produkte ſelbſt beweiſet, was ſeine Kunſt vermag. Des Vorſtandes heilige Pflicht wird es dagegen ſeyn, den einzelnen Mit⸗ gliedern den wahren Patriotismus einzufloͤßen, mit welchem ein Jeder auf den großen Zweck, das iſt, auf des theuern Vaterlandes Wohl, bei ſei⸗ ner Gartenluſt und Uebung des Gartenbaues, hinarbeiten muß, damit man dereinſt nicht ſage, dieſe Kunſt ſei als eine Luſt bei uns nur Mode geweſen! Je kenntnißreicher und gebildeter ein Jeder unter uns in der Kunſt zu werden ſtrebt, deſto lebendiger werden die Wirkungen fuͤr das Rr 157 Wohl unſeres Vaterlandes werden, und vielleicht wird es uns gelingen, für daſſelbe den Grund zu dem Bilde zu legen, welches Herder von den Wirkungen der Gartenkunſt aufſtellt: „ein Bezirk,“ ſagt er, „wo jedes Land und Beet das Seine, in ſeiner Art das Beſte traͤgt, und keine kahle Hoͤhe, kein Sumpf und Moor, keine verfallene Huͤtte, keine unwegſame Wuͤſtenei von der Traͤgheit ihrer Einwohner zeugt; hier be— darf es keiner Bildſaͤulen am Wege, lebend kommen uns mit allen ihren Gaben Pomona, Ceres, Pales, Vertumnus, Sylvan und Flora ent— gegen, die Kunſt iſt zur Natur, die Natur zur Kunſt geworden, nicht ohne Mühe, nicht ohne Nutzen und Beduͤrfniß. Gluͤcklich die Menſch⸗ heit, die an Bemuͤhungen und Gegenſtaͤnden dieſer Art Freude zu haben fruͤhe gewoͤhnt war.“ ö Moͤchte dieſer Ausſpruch unſer ganzes Weſen beleben, moͤchten wir alle unſere Kräfte aufbieten koͤnnen, jenem Ideale näher zu kom— men, welches uns ſo freundlich zuwinkt, wie belohnend wuͤrde alsdann unſere Arbeit ſeyn, und wie groß das Verdienſt um unſer Vaterland werden! — a Sei es mir vergoͤnnt, nunmehr noch der Preisaufgaben zu geden— ken, welche an dieſem Tage, nach Vorſchrift der Statuten, verleſen wer— den follen. *) Es ift zu hoffen, daß wenn wir unſere Preisaufgaben waͤhrend einer laͤngern Reihe von Jahren fortſetzen, und dabei eine methodiſche und einſichtige Leitung beobachten, ihr Ergebniß eine größere Maſſe zuſam— mentreffender Wahrheiten ſeyn wird, als wir durch die gewoͤhnlichen ge— meinſamen Arbeiten bei Prüfung der Abhandlungen durch die Ausſchuͤſſe zu erreichen ſtreben. Die Leitung dieſer Aufgaben wird der Herr Profeſſor Link uͤber— nehmen; ſie werden durch ein Programm zur Kenntniß des Publikums kommen. *) Hier wurden die auf Seite 159 folgenden Preisfragen verfefen. 158 = Ich ſchließe übrigens mit der Bitte, daß es den hochgeehrten an⸗ weſenden wirklichen Mitgliedern gefallen moͤge, nunmehr zur geſetzlichen Wahl des Vorſtandes zu ſchreiten, deren Leitung der Herr Profeſſor Einf zu uͤbernehmen die Guͤte haben wird. Moͤchte die Wahl auf diejeni⸗ gen Mitglieder fallen, welche den Geiſt des Vereins zu wuͤrdigen ver⸗ ſtehen, und denen es nicht an Zeit und Kraͤften gebricht, ſeine Zwecke in dem Maaße zu foͤrdern, als es das Wohl unſers theuern Vaterlandes erheiſcht! Na. Al ji XXXVIII. Preisaufgaben des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues im Preußiſchen Staate, für das Jahr 1822. 4. Welche Laubholz-Baͤume und Sträucher find zur Bepflanzung der Wege und Bewachſung ſandiger Gegenden die zweckmaͤßigſten, ſtatt der bisher dazu angewandten Weiden und Pappeln? Es werden nicht blos Vorſchlaͤge verlangt, ſondern Nachweiſungen, daß die Angaben wirklich ausgeführt find, und muͤſſen ſich dieſe Ausfüh- rungen, nach vorlaͤufiger Zuerkennung des Preiſes, bewahrheiten laſſen. — Der Preis iſt die Summe von 50 Rthlr. f 22% Welches find die zweckmaͤßigſten Treibhaus-Konſtructionen für frühe Treibereien, als Kirſchen, Pflaumen, Pfirſich, Feigen, Ananas, und wel— ches iſt die dabei in Anwendung zu bringende vortheilhafteſte und ſparſamſte Heizungs-Methode, durch Feuerungs-Kanaͤle, erwaͤrmende Luft, oder auch durch Dampf- und Dunſtheizung, mit beſtmoͤglichſter Benutzung des in- nern Raumes des Treibhauſes? f Es werden zur Erlaͤuterung der Behauptungen des Verfaſſers gute Zeich— nungen, oder Modelle erfordert. — Der Preis iſt die Summe von 100 Kehle, 35 N Welches ſind die zweckmaͤßigſten und wohlfeilſten Mittel, die nach⸗ theiligen Einwirkungen der Kaͤlte und des Froſtes bei zaͤrtlichen Obſtbaͤu— men, Straͤuchern, Gemuͤſe- und Blumengewaͤchſen abzuhalten, vorzuͤglich aber ſie gegen die empfindlichen Fruͤhlings- und Herbſtfroͤſte zu ſichern? Es wird nicht ſowohl eine Angabe der ſchon bekannten, oft nicht zulaͤnglichen, ſondern vielmehr neuer, durch Erfahrung gepruͤfter Mittel verlangt. — Der Preis iſt die Summe von 50 Rthlr. 160 4. Welche Pflanzen-Arten verdienen, wegen ihrer zierlichen Blumen und zugleich wegen ihrer Nuͤtzlichkeit in techniſcher und oͤkonomiſcher Be⸗ ziehung, vorzüglich empfohlen zu werden, und welches ift die zweckmaͤßigſte Kultur dieſer Pflanzen? — Der Preis iſt die Summe von 50 Rthlr. Die Abhandlungen muͤſſen vor Ende April 1824 an den Direktor, oder an den General-Sekretair des Vereins eingeſandt ſeyn. Auf den Titel wird ein Motto geſetzt, und ein verſiegelter Zettel beigelegt, welcher aͤußerlich dieſes Motto, und im Innern den Namen des Verfaſſers der Abhandlung enthält. Abhandlungen, die nach dem gedachten Termin eingehen, werden nicht zur Konkurrenz gelaſſen. N g Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gartenbaues im Preuß. Staate. Zweite Lieferung Verhandlungen. 1. Band. 21 N s Auszug aus der Verhandlung des Vereins in der ſiebenten Sitzung, am 6. Juli 1823. 3) Ven den eingegangenen neuen Abhandlungen ward a) die des Herrn Profeſſors Link: „Einige Bemerkungen uͤber die Wirkungen des Froſtes auf die Gewaͤchſe im Jahre 1822 — 1823,“ i von dem Herrn Verfaſſer der Verſammlung vorgetragen. Fuͤr die uͤbrigen, und zwar b) des Herrn Geheimen Ober-Finanz-Raths Ransleben: „Beurtheilung des Baͤdecken ſchen Werkes: Unterricht in der einfachen Obſtbaumzucht,“ und „Grundzüge zu einem Gaͤrtner-Katechismus; c) des Herrn Oberfoͤrſters Fintelmann: „Ueber die Benutzung der niedrigen Wald- und Feldgewaͤchſe zur Decorirung einzelner Garten-Partien;“ d) eines Herrn B.: 5 „Nachtrag zu feinem früheren Aufſatze über das Verkuͤrzen der Pfahlwurzel;“ e) des Herrn Ober-Hof-Bauraths, Garten-Directors Schulze in Potsdam: „Ideen über die Treibhaus- Gärtnerei, beſonders Kirſchtreiberei,“ wurde vor ihrer Bekanntmachung noch eine Pruͤfung durch die betheilig— ten Ausſchuͤſſe vorbehalten. 4) Die bereits abgegebenen Gutachten der Ausſchuͤſſe uͤber die in der Verſammlung vom 4. Mai v. J. vorgetragenen Abhandlungen: En 164 a) Des Sal Paſtors Benade zu Hoyerswerda: „Ueber das Pfropfen hinter die Rinde mit geſchloſſenem e 875 b) des Herrn Hofgaͤrtners Fintelmann „über Kirſchtreibereien,“ ſo wie c) über die in der letzten Sitzung erwähnten Mittheilungen des Eh Landraths Schmaling zu Quedlinburg: „Zitronenbaͤume aus Blaͤttern zu ziehen; Aepfel- und Birnbäume mittelſt Weidenſtämme zu ziehen,“ und 4 5 „Verfahren bei Anlegung von Obſt-Plantagen für ganze Gemeinden,“ wurden verleſen. Das Urtheil des zweiten Ausſchuſſes ; 54 d) uͤber die von dem Uhrmacher Gerdum zu Stolpe eingeſandten zwei Inſtrumente zum Ringeln der Obſtbaͤume und des Weinſtocks ward dagegen in der Kuͤrze vorgetragen, das daruͤber ee Gutachten des zweiten Ausſchuſſes aber verleſen. 5) Herr Garten-Ingenieur Lenne hatte eine vom Herrn Hofgaͤrtner Krut iſch gezogene Melone von vorzuͤglicher Größe, und Herr Hofgaͤrtner Jacobi zwei von ihm gezogene, durch vollkommene Reife, ſaftreichen Gehalt und Schmackhaftigkeit gleich ſehr ausgezeichnete Ananas, uͤber deren Cultur derſelbe einige erlaͤuternde Bemerkungen machte, deßgleichen eine aus dem Kern gezogene zweijährige Kokos⸗Palme mit zur Stelle gebracht. Herr ꝛc. Lenné nahm hievon Gelegenheit, den Beweis zu fuͤh⸗ ren, daß aus den nach Europa kommenden Kokosnuͤſſen durch zweckmaͤßige Cultur noch Baͤume gezogen werden Fönnen, obgleich nach der vorherr— ſchenden Meinung die Keimfaͤhigkeit der Kokosnuß 555 von langer Dauer ſeyn ſoll. Herr Profeſſor Link bemerkte, daß die Cultur der e c bier um fo ſchwieriger fen, als dieſelbe in ihrem Vaterlande Oſtindien faſt immer von Meereswaſſer beſpuͤlt werde. Auf Befragen aͤußerte Herr Jacobi, daß er bei dem Mangel des Seewaſſers einer ſalpeterartigen Erde ſich bedient babe. 165 Ae un Ba s 1 2, Einige Bemerfungen über die künden des Froſtes auf die Gewaͤchſe im Winter 1822 — 1823. Von Herrn H. F. Link, Profeſſor an der Univerſitaͤt zu Berlin. Der vorige Winter hat durch ſeine Strenge manche Staudengewaͤchſe, Straͤucher und Baͤume ganz oder zum Theil getoͤdtet, und der hieſige bo— taniſche Garten hat auch ſeine Wirkungen erfahren. Als im Fruͤhling die Blaͤtter anfingen, ſich zu entwickeln, zeigte ſich, was von Froſt ge— troffen war. Denn obgleich die Blaͤtter trieben, ſo bemerkte man doch an ihnen bald, daß fie nicht geſund waren, und die gehörige Geſtalt nicht völlig erlangen konnten. Es machte mich indeſſen aufmerkſam, daß fie wirklich austrieben, und ich erwaͤhlte einen jungen Apfelbaum, welcher gelitten hatte, um daran von Zeit zu Zeit die Folgen jener Wirkungen zu beobachten. Schnitt man einen Zweig, deſſen Blatter zeigten, daß der Froſt auf ihn gewirkt hatte, durch, ſo entdeckte man in der Mitte einen braunen Flecken. Es war das Mark und das ganze Holz, welches auf dieſe Weiſe vom Froſt angegriffen erſchien. Die Rinde hingegen, ſowohl die aͤußere, als die innere, befand ſich in voͤllig geſundem Zuſtande, wenigſtens dort uͤberall, wo Blaͤtter ſich entwickelten. An allen vom Froſt getroffenen Straͤuchern im botaniſchen Garten, wo Blaͤtter austrieben, fand ich eben fo Mark und Holz braun, die Rinde völlig geſund. Hierdurch wird be- ſtaͤtigt, daß die Faſergefaͤße, woraus die innere Rinde beſteht, den Saft in die Hoͤhe fuͤhren, nicht die Spiral-Gefaͤße, wie man vormals meinte, und wie man vor Kurzem von Neuem behauptet hat; denn in der Rinde findet ſich keine Spur von dieſen Gefaͤßen. [ | | | — — — re 0 „ Wann 166 Viele Zweige jenes Apfelbaumes trieben nicht mehr als einige Blät- ter, zwar faſt von der gehörigen Größe, doch ſehr gebogen und gekruͤmmt, zum Beweiſe, daß fie nicht völlig geſund waren. Aber einige Zweige trieben ſehr gut, und um Johannis waren die Schuͤſſe ſo lang, daß man wohl nicht zweifeln konnte, ſie wuͤrden fortwachſen. 1 Blaͤtter dieſer jungen Zweige hatten die gehoͤrige Groͤße, eine lebhafte Farbe, und zeig⸗ ten durchaus keine Verkruͤppelung irgend einer Art. Auch waren in ihren Winkeln die Knoſpen für das Fünftige Jahr deutlich zu ſehen. Als ich die aͤltern Zweige unterſuchte, fand ich die vorigen Jahrringe nebft dem Marke gelb und noch abgeſtorben, den dießjährigen Jahrring aber friſch und geſund. In den Zweigen iſt es ſehr leicht, die Jahrringe zu zählen, und ſich durch die Uebereinſtimmung mit den Abſaͤtzen der Schuͤſſe zu uͤberzengen, daß alle Jahr ein Ring ſich anſetzt, und zwar zwiſchen Holz und Rinde. Hier ſah man deutlich, wie das Holz des jungen Triebes in das Holz des alten Zweiges ununterbrochen übergeht, und dort die außerſte Schicht desſelben zwiſchen Holz und Rinde bil— det. Dafür hatte die innere Rinde gelitten, und eine braune Farbe be⸗ kommen. N a Wir ſehen alſo, was geſchehen war. Mark und Holz, — unſtreitig weil ſie zaͤrtere Theile ſind, — hatte der Froſt zerſtoͤrt, die Rinde hinge⸗ gen in den Gewaͤchſen nicht, welche Blaͤtter trieben. Durch ſie wurden die Blätter ernährt und entwickelt, und durch fie der Stoff hervorgebracht, woraus ſich die neue dießjaͤhrige Holzſchicht erzeugte. So bald dieſe nur einigermaßen gebildet war, machte ſie den Knoten, und der neue geſunde Zweig wuchs. Es war die Erſchoͤpfung der Lebenskraft in der Rinde, wodurch dieſe nun abſtarb, nachdem ſie das Geſchaͤft van 3 wel⸗ ches den Baum erhielt. Ob ſich neue Faſern oder Faſergefäße zwiſchen den der Venice tan ringe erzeugen, kann ich nicht mit Gewißheit ſagen; es ſcheint mir in⸗ deſſen der Fall zu ſeyn, wenigſtens im vorigjaͤhrigen Ringe. Ein auf merkſamer Beobachter, Herr Lenné, ſagt mir, der braune Flecken im Innern der gefrorenen Zweige ſey ſchon in manchen viel heller geworden. 7 —— 167 Wie weit dh dieſe eng in's Holz erſtrecken a wäre noch . 9 * Das Mark iſt aber in allen . unveraͤndert braun geblieben. 255 der neue Schuß hervorkommt, faͤngt es plöglich an, grün und ſaft— voll zu werden, und faͤhrt ſo fort durch den ganzen Zweig. Es iſt ein Erzeugniß des jungen Holzes, und keinesweges eine Fortſetzung des aͤltern Markes. Die Graͤnze zwiſchen gruͤnem und braunem Marke iſt ſcharf abgeſchnitten, und da das letztere von noch immer braunem Holz um— ſchloſſen wird, ſo zweifele ich an ſeiner Herſtellung. Wenn alſo auch das Holz und das Mark eines Zweiges durch den Froſt braun und faſt ſchwarz gefaͤrbt iſt, ſo darf man doch nicht die Hoffnung aufgeben, der Zweig werde ſich erhohlen, wenn nur die Rinde noch geſund iſt, und Blaͤtter, wenn auch nicht vollkommen, treiben. Aus der Rinde bildet ſich gegen Johannis eine neue Holzſchicht oder ein neuer Jahrring, und dieſer uͤbernimmt das Ernaͤhrungsgeſchaͤft fuͤr die Folge. So heilt die Natur von ſelbſt dieſen Schaden. Wenn ſich nun ein Ring um den andern legt, fo kann der Baum in der Folge feine Ge- ſundheit wieder erhalten, denn nur die aͤußern Holzſchichten haben Einfluß auf Ernährung und Wachsthum. Wohl aber wird im Innern desſelben ein abgeſtorbener Kern bleiben, der aber ohne Schaden des Ganzen vor— banden ſeyn kann, denn die hohlen, übrigens aber gefunden Baͤume leh— ren uns, wie wenig auf den innern Kern ankomme. Allerdings laͤßt ſich wohl erwarten, daß Baͤume, welche auf dieſe Weiſe von Froſt gelitten haben, fruͤher hohl werden, als andere. Ja, ich moͤchte behaupten, daß es ſicherer ſey, den vom Froſt getrof— fenen Baum oder Strauch nicht ganz herunter zu ſchneiden, ſondern ihn ſo viel, als moͤglich, Blaͤtter treiben zu laſſen, und nur die Zweige weg— zunehmen, welche keine Blaͤtter entwickeln. Denn daß die Zlaͤtter zur „) Die braunen Flecken, von welchen hier die Rede iſt, find bet dreijaͤhrigen ſcheinbar voͤllig durch den Froſt zerſtoͤrten ſuͤßen Kirſchbaͤumen im Laufe des vergangenen Sommers gaͤnz⸗ lich verſchwunden. . Lenné. 168 Bereitung des Saftes und ſomit zum Anwachſen und zur ſchnellern Ber: größerung der äußern Holzſchichten dienen, ſcheint ohne Zweifel. Sie werden alſo die Mittel vermehren, wodurch die Natur neue Zweige her⸗ vorbringt und ernaͤhrt, ſie werden den friſchen Ueberzug vergroͤßern, der das Abgeſtorbene umſchließt, und für die Folgen unſchaͤdlich macht ). * Die Erfahrung hat dieſe Vorausſetzung auf das Entſcheidendſte bewahrt. Der Unterzeich⸗ nete ließ im Märzmonathe v. J. in einer der Koͤnigl. Baumſchulen zu Potsdam verſuchsweiſe mehrere hundert ſowohl im Holze, wie in den Wurzeln, vom Froſte heftig getroffene dreijaͤhrige füge Kirſchbaͤume bis zu 4 ad 6“ über der Erde abſchneiden. Das völlige Abſterben derſelben war mit weniger Ausnahme die Folge; waͤhrend die unmittelbar daneben ſtehenden unberuͤhrt gebliebenen Kirſchbaͤume im Vorſommer zwar nur ſchwach und kraͤnkelnd, nach Johannis bei 'm zweiten Triebe jedoch mit um fo größerer Kraft und Ueppigkeit fortgewachſen ſind. . Lenné. 10 x * 8 N . 481 169 rn. nn N ee 1% 1375787 172 XII. N d ueber das Pfropfen hinter die Rinde; und über die Art Abe dem verſchloſſenen Auge. Ma =) Bon en e Benadı , ‚ Palor prima und Rector ne Hoyerswerda. PR er" a — 1 0 25 RN en Was das Pfropfen hinter die Rinde uͤberhaupt anbelangt, ſo iſt dieſe Veredelungsart zwar von Alters her be— kannt, und wird in jedem Gartenbuche angefuͤhrt und beſchrieben. Allein noch immer iſt der Vorzug dieſer Veredelungsart vor den andern Arten weder gehoͤrig erkannt, noch gehoͤrig gewuͤrdiget worden. . 7 Mit der vollkommenſten Ueberzeugung, und nach pieljähriger Esſah⸗ rung kann ich behaupten: daß das Pfropfen der Baͤume, alter und jun⸗ ger, hinter die Rinde, die leichteſte, die anwendbarſte, die ſicherſte und die den Baͤumen geſundeſte Veredelungsart ſey. Sie iſt die le ich⸗ teſte Veredelungsart; denn außer dem Pfropfreiſe beſteht der ganze erfor: derliche Apparat in einem guten Gartenmeſſer, allenfalls nur in einem ſcharfen Eßmeſſer, einer Baumſaͤge, in etwas Baſt und Baumwachs, und kann von jedem Bauer alſo bald begriffen werden. Soll dagegen in den Spalt gepfropft werden, ſo wird noch ein Hammer zur Fuͤhrung eines ſichern Spalts und ein beſonderes zugerichtetes Eiſen, oder hartes Holz zum Einſchieben in den Spalt, daß derſelbe offen bleibe und der Pfropf gehoͤrig eingepaßt werde, erforderlich ſeyn. Das Pfropfen hinter die Rinde iſt ferner die an w . Art, weil ſie eben ſo gut bei ſtarken Aeſten, als auch, und zwar vorzuͤglich, bei jungen Baͤumen, ſo wie bei jeder Beſchaffenheit des Pfropfreiſes, Statt findet. Iſt bei dem Pfropfen in den Spalt das Reis ſchwach, und der Baum, oder Aſt, ſtark, ſo haͤlt es ſchwer, das Reis in den Spalt ſo einzuſchieben, daß beide innerſte Haͤutchen zuſammen treffen; iſt aber das Reis ſtark und der Baum noch ſchwach, ſo wird dieſer in den mei⸗ ſten Faͤllen zu tief geſpalten. Bei dem Pfropfen hinter die Rinde mag Verhandlungen. 1. Band. 22 470 | das Reis ſtark, oder ſchwach ſeyn, es mag einem ſtarken Aſte, oder einem noch ſchwachen Baͤumchen gelten, nie findet eine Beſorgniß des Mißlingens ſtatt, es gluͤckt in jedem Falle. ir 9211 Das Pfropfen hinter die Rinde, if ferner die ſicherſte unter e Veredelungsarten; nicht nur viel ſicherer, als das Pfropfen in den Spalt, ſondern auch dem Oculiren und Copuliren vorzuziehen. Wird beim Ocu⸗ liren nur Ein Auge eingeſetzt, ſo iſt, wenn dieſes nicht anſchlaͤgt, die Ar⸗ beit vergeblich geweſen. Dasſelbe gilt auch von dem Copuliren, wenn bei dem Aufbinden oder durch einen Stoß das aufgeſetzte Reis verruͤckt wird. Gedeiht das Pfropfen in den Spalt nicht, ſo lauft man Gefahr, den ganzen jungen Baum einzubuͤßen; in den Spalt dringt Regen ein) oder der Stamm verdorrt, und die Rinde verdirbt, und wird brandig! Aber bei dem Pfropfen hinter die Rinde, wenn auch dem aufgeſetzten Reiſe dieſer oder jener Unfall begegnet, kann doch immer durch das im Verbande eingeſchloſſene Auge geholfen werden, und wäre auch dieſes Auge! befchädiger, ſo behält man doch das Bäumchen, das, da es keine Verletzung gelitten, bald wieder ausſchlagen und Zweige ‚reiben wird die noch in demſelben Jahre oculirt werden koͤ nnen. Endlich erwaͤhne ich noch von der Pfropfung hinter die Rinde, daß dieſelbe, das Oculiren ausgenommen, ‚für die den Bäumen geſundeſte Veredelungsart zu halten iſt. Ein Pfropfreis hinter die Rinde hat einen freudigeren Wuchs, als das in den Spalt eingeſetzte, weil dasſelbe durch feine breitere Baſts mehr Saft vom Baume anziehen, mithin auch Be fer treiben kann. Zu läugnen iſt nicht, daß eben dadurch an der Pfropf ſtelle oft eine Wulſt ſich bildet. Aber auch nach dem Pfropfen in den Spalt zeigt ſich bisweilen dieſelbe Erſcheinung. Da ſie gewoͤhnlich aus der Vereinigung eines Staͤmmchens von ſchwacher Beſchaffenheik, einem Reiſe von einer geil treibenden Art entſpringt, ſo laßt ſich dem Uebelſtande leicht dadurch abhelfen, daß man unter der Pfropfung das Staͤmmchen wie⸗ derhohlt rise, um zu bewirken, daß dasſelbe mehr in , RL, 1 dann nicht ausbleiben wird. 5 «803 . FO Chriſt, und auch Herr Snpeiitoen und Ritter 15 4 A ee e * er ud „ 6; Kan! - 1 N \ N N „ 0 ' P Badecker haben das Bedenken geäußert: daß die hinter die Ninde ge- pfropften Bäume, wenn auch geſund, leicht an der Pfropfſtelle durch Sturmwinde umgebrochen werden konnten. Dieß iſt jedoch nicht zu be— fürchten. Wir haben ſchon ſtarke Baͤume in Menge gezogen, deren Halt— barkeit ihrer Geſundheit gleich kommt. Die heftigſten Sturmwinde ha— ben ihnen nichts anhaben une, DR des in der. fab oder an der Erde gepfropft worden ſeynn. 1 7 1140010 Was nun noch das Pfropfen hinter die Rinde. ik dem Wiens ſenen oder bedeckten Auge anbelangt, ſo iſt es dieſe geringfuͤgig ſcheinende Vorſicht, welche eben dieſer Veredelungsart vor jeder andern den großen Vorzug zuwege bringt, da dieſelbe nur hier angewendet werden kann. Wenn man das Reis zuſtutzt, ſo mache man den Kerb uͤber einem auf der Gegenſeite befindlichen geſunden und reifen Auge, und ſehe wohl zu, daß ſelbiges bei'm Zuſchneiden des Pfropfreiſes oder bei'm Einſchieben hinter die Rinde, oder bei'm Verbinden mit dem Baſte nicht beſchaͤdigt werde. Das Pfropfreis iſt fo: manchen Gefahren unterworfen; es koͤnnen die Augen desſelben durch ſpaͤte Froͤſte getoͤdtet, oder von Raupen ausge⸗ freſſen werden; das Reis ſelbſt kann abgebrochen werden; welcher Unfall auch der Arbeit begegnet, immer bleibt alsdann die Zuflucht zu dem ver⸗ ſchloſſenen Auge noch übrig, welches nur geluͤftet werden darf, und bald wird es zu treiben anfangen und den Schaden ausgleichen. Das Einzige, was ſich gegen das Pfropfen hinter die Rinde erinnern laͤßt, iſt: daß dieſe Operation nicht fuͤglich eher unternommen werden kann, als wann der Baum ſchon hinlaͤnglich im Safte ſteht, und ſich die Rinde leicht trennen laͤßt. Allein durch das etwas laͤngere Aufbewahren der Pfropfreiſer vor dem Vertrocknen oder vor dem Treiben und Gruͤnwerden kann mit leichter Muͤhe Beides verhuͤthet werden. Das Baumwachs muß uͤbrigens von der Seite des Pfropfs umwickelt werden, damit ja keine Naͤſſe an ſolcher Stelle eindringen koͤnne. 172 ä 525 an N vo ie ai * AI. e en eee e eee —— 2 h n: A 1125 er nee — BA des Ausſchuſſes e anden über W eee. ber Et er Re er De zweite isch des Guttenbtte⸗ Vereins“ bur bereits unter dem 29. April d. J. uͤber die vom Seren on. Bene 5 eg eingelaufene Abhandlung: Rena RN „Mit geſchloſſenem Auge hinter die Rinde zu propfen , gutachtlich berichtet, und den Nutzen, welcher aus dem Ae be eingebundenen Auge, als Erſatz des bereits angewachſenen, aber durch zu⸗ fällige Verletzungen zerſtoͤrten Edelreiſes zu ziehen iſt, ſo wie die Bedin⸗ gungen, unter welchen dieſe Veredelungsart rathſam, und 1 er anzuwenden ſeyn dürfte, gebührend anerkannt. en Der Ausſchuß erklaͤrt ſich auch mit der von Heul Benade zur Vervollſtaͤndigung der porerwaͤhnten, nachträglich eingeſandten, ihm vn nn mitgetheilten Abhandlung: e ee eee ee N „Ueber das Pfropfen hinter die relle und = die Art desſelben E a „mit verſchloſſenem Auge,“ er n ene l n im Allgemeinen einverſtanden. il - Derfelbe geht hierbei von dem Bienen aus: So reg Ber: fahren das vollkommenſte und fi cherſte ſey, welches MI RG 1) die geringſte Verletzung des Mutterſtammes, (Wildlings,) erfordert, 2) den Saftgefaßen des Edelreiſes und des Wildlings die größte Fläche - And die meiſten Beruͤhrungspuncte darbiethet, und dadurch die wech⸗ ſelſeitige Uebertragung der Pflanzenſaͤfte am meiſten beguͤnſtiget; 3 3) das gegenfeitige Zuſammentreffen der Rinde, vorzüglich des Zellen⸗ gewebes, und ein feſtes Anliegen des ht an den Mutterſtamm am meiſten ſichertr. Nn Wenn der Ausſchuß nun mit dem Berfaffer völlig einverſtanden iſt, daß das Pfropfen hinter die Rinde dieſen Anforderungen, und theilweiſe weſentlichen Bedingungen vorzugsweiſe entſpreche, und gern dieſe Gele— * * * 0 W reer Dia 5 — 7 7 N € 173 genheit ergreift, auch ſeiner Seits dieſe Baumveredelung als vorzüglich empfehlenswerth anzuruͤhmen, ſo giebt es doch auch Faͤlle, wo andere Veredelungsarten nicht minder zweckfoͤrderlich ſind, und nach Maßgabe der verſchiedenen, zum Veredeln geeigneten Zeitperioden, ſo wie der individuel— len Eigenſchaft der Baumgattung, vorzugsweiſe in Anwendung zu kom⸗ men verdienen. Er kann daher der Behauptung des Herrn Benade: daß das Pfropfen hinter die Rinde 1) die leichteſte, 2) die anwendbarſte, 3) die ſicherſte, und 4) die den Wee e Veredelungsart ſey, nicht unbedingt beitreten. Ad 1. Vergleicht Herr Benade den zum Pfropfen hinter die Rinde er⸗ forderlichen Apparat mit dem, welcher zum Pfropfen in den Spalt un⸗ entbehrlich iſt, und bemerkt, daß zu dieſer Operation zwei Inſtrumente mehr, als zu jener, erforderlich ſind. — Duͤrfte die Schwierigkeit oder Leichtigkeit der verſchiedenen Veredelungsarten einzig nach der Zahl der dazu erforderlichen Inſtrumente beurtheilt werden, fo würde dem Ocu— liren und Copuliren unſtreitig der Vorzug einzuraͤumen ſeyn, weil biere bei der Gebrauch einer Baumſaͤge, die zum Pfropfen hinter die Rinde, bei etwas ſtarken Staͤmmen, unentbehrlich iſt, wegfaͤllt. Doch abge— ſehen von der Zahl der Inſtrumente, haͤlt der Ausſchuß das Oculiren fuͤr die leichteſte von allen bis jetzt bekannten Veredelungsarten, und das Copuliren, bei einiger Uebung in den Handgriffen, fuͤr wenigſtens nicht ſchwieriger, als das Pfropfen hinter die Rinde. Ad 2. Stimmt der Ausſchuß im Allgemeinen vollkommen mit dem Ver— faſſer darin uͤberein! daß ein Hauptvorzug dieſer Veredelungsart daraus hervorgehe, daß fie ſowohl bei jungen, als bei alten Baͤumen mit Vor⸗ theil angewendet werden kann. Von dem Pfropfen in den Spalt gilt zwar dasſelbe; der Ausſchuß haͤlt jedoch dieſe letztere Operation, aus den von dem Verfaſſer angefuͤhrten Gruͤnden, und beſonders wegen der gewaltſamen Zerſtuͤmmelung des Hauptſtammes, deren Folge nur zu oft unheilbare Wunden, z. B. Faͤulniß, Krebs und Brandſchaͤden ſind, fuͤr die unnatuͤrlichſte und nachtheiligſte aller Veredelungsarten; und nur bei ganz alten Staͤmmen oder Aeſten, wo zum Pfropfen hinter die 174 —— lan Rinde die Saftgefaͤße zu eingetrocknet, und die Rinde zu feſt und dick geworden iſt, um dieſe Veredelungsart mit guͤnſtigem Erfolge vorneh⸗ men zu koͤnnen, wuͤrde dieſes Verfahren als das einzige noch uͤbrige Mittel zur Erreichung des Zwecks zu billigen ſeyn. Die Behauptung des Hrn. Verfaſſers: daß das Pfropfen hinter die Rinde unter allen umſtaͤnden anwendbar ſey, ſtimmt nicht mit den Erfahrungen des Aus: ſchuſſes überein. Die einzige Periode, in welcher dieſe Operation vor⸗ genommen werden kann, iſt diejenige, wo, nach langer Winterruhe, alle Organe des Baumes geſtaͤrkt ein neues Leben beginnen, die Wärme der Atmoſphaͤre die der Pflanze eigenthuͤmlichen Säfte verdünnt, in Bewegung ſetzt, und durch die Wurzel und die Saugorgane, mit wel⸗ ö chen die ganze Oberflaͤche der Pflanze bedeckt iſt, derſelben neue Nah⸗ Br rungsſtoffe zugeführt werden. Dieſe Periode iſt allerdings um fo mehr wahrzunehmen, als ſie fuͤr den Zweck die guͤnſtigſte iſt. Es darf je⸗ doch nicht unbemerkt bleiben, daß ſie zu groͤßeren Unternehmungen ent⸗ weder nicht hinveichen, oder eine ungewöhnliche Vervielfältigung gleich⸗ zeitiger Arbeit erfordern wuͤrde, weil in dem hieſigen Clima ſich die Dauer derſelben auf 3 bis 4 Wochen beſchraͤnkt. Gewoͤhnlich beginnt fie, (jedoch für einige Gattungen noch fruͤher, fuͤr andere ſpaͤter,) mit der zweiten Hälfte des Aprils, und endigt während der erſten Hälfte des Maimonaths. Erſt wann die Saftorgane der Pflanze zureichende Nahrung eingeſogen haben, loͤſet ſich die Rinde, die nun erſt die Bil⸗ dung der neuen Jahresringe beginnt, ſehr leicht vom Holze. Dieſer Zeitpunct muß zum Pfropfen hinter die Rinde wahrgenommen werden. Bekanntlich aber tritt dieſe Entwickelungs-Periode nicht bei allen Baum⸗ arten, und ſelbſt nicht bei ſolchen, die zu Einer Gattung gehoͤren, zu einer und derſelben Zeit ein. Es findet ſich hierbei nicht ſelten ein Unterſchied von 12, 14 und noch mehreren Tagen. Trifft es ſich nun, daß auf einen fruchttreibenden Mutterſtamm ein, ſeiner Natur gemaͤß, fpät treibendes Edelreis aufgeſetzt wird, ſo kann der im Ueberfluß auf⸗ ſteigende Saft von dem hierzu noch nicht empfaͤnglichen Edelreiſe nicht aufgenommen werden. Die aufſteigenden Saͤfte nehmen ungenutzt ei⸗ |. Jh reer Die, A e 1 N \ ö * Ai ’ 175 nen Ausweg durch die mittelſt der Veredelung entſtandene Wunde, bils den ſchaͤdliche Auswuͤchſe oder Gummi, und man ſieht unter dieſen Umſtaͤnden nicht ſelten das ſpaͤt treibende Edelreis aus Mangel der ge— eigneten und erforderlichen Saͤfte abſterben. Auch im umgekehrten Falle, wenn ein fruͤh treibendes Edelreis mit einem ſich ſpaͤter ent- wickelnden Mutterſtamme vereinigt worden iſt, zeigt ſich dasſelbe Re— ſultat. Eine ſtrenge und ſorgfaͤltige Sonderung derjenigen Obſtſorten, die ſich fruͤher oder ſpaͤter entwickeln, iſt, (nahmentlich bei groͤßern An⸗ ſtalten,) ein Ding der Unmoͤglichkeit. Der Ausſchuß glaubt, daß un⸗ ter ſolchen Umſtaͤnden die Veredelung durch Oculiren auf's ſchlafende Auge vorzuziehen ſeyn duͤrfte, da dieſe Operation in den Monathen Julius und Auguſt, wo eine gleichmaͤßigere Circulation der Saͤfte ſtatt findet, vorgenommen werden kann. Auch hat vieljaͤhrige Erfahrung den Be weis gegeben, daß die Veredelung der meiſten Steinobſt-Arten leichter und ſicherer durch Copuliren und Oculiren, als durch Pfropfen hinter die Rinde gelingt. Der Ausſchuß uͤbergeht mehrere in- und auslaͤndiſche Schmuckbaͤume und Straͤucher, bei welchen die letztgenannte Veredelungsart durchaus un— zulaͤſſig iſt. In Beziehung auf die Behauptungen Ad 3 und 4, daß das Pfropfen hinter die Rinde die allerſicherſte und fuͤr die Baͤume die allergeſundeſte ſey, begnuͤgt derſelbe ſich, indem er wiederholt die Vorzuͤge derſelben unter Vorausſetzung ihrer Anwendbar— keit anerkannt, auf die vorhin als Ausnahmen bezeichneten Faͤlle, und auf die dadurch veranlaßten Bemerkungen zuruͤck zu weiſen, und ſpricht feine auf mannigfaltige Erfahrungen begruͤndete Ueberzeuguugen dahin aus: daß der aufmerkſame Baumzuͤchtler von jeder als nuͤtzlich be— währten Veredelungsart Vortheil zu ziehen ſuchen muß; daß ferner jede derſelben eben ſo, wie ſie durch ungeſchickte Ausuͤbung unnuͤtz werden kann, auch zweckmaͤßig und nuͤtzlich fey, wenn fie den Umſtaͤnden ange— meſſen, und mit Sorgfalt und Sachkunde unternommen wird; daß endlich bei groͤßeren Unternehmungen um ſo mehr jede Zeitperiode, —— 176 | | | welche ſich zu einer oder der andern Veredelungsart eignet, fuͤr den Baumzuͤchtler von Wichtigkeit ſey, und von ihm in Anſpruch genom⸗ men werden muͤſſe, als dieſe Perioden in verſchiedene Jahreszeiten fallen, und der Baumzuͤchtler, nur allzu oft durch andere dringende Geſchaͤfte abgehalten, in der einen wan 980 was er in eo andern ver⸗ ſaͤumt hat. d Me eee Zum Beweiſe der Wichtigkeit durſes umſtandes fuͤhrt derſelbe nur an: daß das Copuliren unter guͤnſtigen Umſtaͤnden in den Monathen Fe⸗ bruar, Maͤrz und April, das Pfropfen hinter die Rinde im April und Mai, das Oculiren auf's treibende Auge im Junius oder Julius, das Ocu⸗ liren auf's ſchlafende Auge im Auguſt zaun are ahn n kann. Sansſouci, am 27. Mai 1828. ο⏑⁹] melee ee an eee ee tüm ing in * — . | Au Ka Bemerkungen uͤber Kirſchtreiberei, von dem Koͤnigl. Hofgaͤrtner und Caſtellan, Herrn Fintelmann, auf der Pfauen -Inſel. Nebſt achtjaͤhrigen Temperatur- Beobachtungen in frei Luft, angeſtellt in den Monathen Maͤrz, April, Mai und Junius, von dem Koͤnigl. Ober-Hof- Baurath und Garten- Director, Hrn. Schulz e zu Sansſouci. I. Ich waͤhle zur Kirſchtreiberei gewoͤhnlich die ſo genannte doppelte Mai⸗ kirſche, welche auf der gewoͤhnlichen ſauern Bauernkirſche, (Prunus Cerasus,) echt gemacht iſt, weil andere ſuͤße Sorten ſelten ſo viele und ſo vollkom— mene Fruͤchte zur Winterzeit liefern. Unter den andern Sorten habe ich die Pfälzer füße Mai-, und Prager Muskateller-Kirſche fo ziemlich einſchlagend gefunden; jedoch ſelten hinreichend und die Muͤhe belohnend. Dagegen zeigen ſich bei der oben bemerkten Art gewoͤhnlich ſo viel junge Fruͤchte, daß man die Haͤlfte derſelben und mehr noch ausſchneiden muß, damit ſie der Baum ernaͤhren und zur Vollkommenheit ausbilden koͤnne. Diejenigen Baͤume, welche zum Treiben fuͤr das folgende Jahr be— ſtimmt werden, laſſe ich vorher im Herbſt oder Fruͤhjahr in nicht zu große Kübel oder Töpfe mit Lauberde, welche zur Hälfte mit Garten- Sandboden vermiſcht iſt, pflanzen, und vor Einbringung der Erde die Abzugs⸗Oefnungen der Er mit ken und kleinen Steinen be⸗ legen. Die Baͤume laſſe ich ſo viel als möglich, mit langen Wurzeln aus⸗ graben, welche in den Gefaͤßen nach Einer Richtung herum gelegt, und allenthalben mit Erde ausgefuͤllt werden. Nachdem fie gut mit Flußwaſſer eingeſchlemmt worden, und die Erde ſich gehoͤrig feſtgeſetzt hat, laſſe ich Verhandlungen. 1. Band. ü 23 E05 dieſe Gefäße an einen ſonnenreichen Ort ſtellen, wo die Staͤmme an ein Geländer befeſtiget werden, damit fie der Wind nicht in der Wurzel fiöre. Im Herbſt werden die neu gepflanzten mit den ältern Bäumen gegen Froſt fo geſchuͤtzt, daß Stamm und Krone frei bleiben, und nur die Wurzeln bedeckt ſind. II, Wann die Knoſpen hier anfangen zu ſchwellen, ſo laſſe ich alle Frucht⸗ oder Bluͤtheknoſpen ausbrechen, welche ein Gaͤrtner ſehr leicht von den Holzknoſpen unterſcheiden kann, indem erſtere rund, und letztere fpis, ſind; auch ſitzen gewoͤhnlich erſtere um einen Holzknoſpen in einem Kreiſe. Die jungen Triebe vom vorigen Sommer werden bis auf etwa ſechs Augen eingeſtutzt. Sind die neuen Triebe nun bei guter Pflege zu Ende des Junius gut ausgetrieben, fo werden die längften bis auf ſechs Augen eingeſtutzt, damit man im Herbſte kurz vor dem Antreiben nichts einzu⸗ fingen noͤthig habe, weil dieß ihnen durchaus nicht zufräglich zu ſeyn ſcheint. Gewoͤhnlich laſſe ich die zu treibenden Baͤume nur einen Som⸗ mer in den Geſchirren anwachſen, wobei das gehoͤrige Feuchthalten der Wurzeln nicht verſaͤumt werden darf. III. Bevor nun die Baͤume zum Treiben in die hierzu vorbereiteten Haͤu⸗ ſer gebracht werden, muͤſſen die Kronen wenigſtens ſechs bis acht Grad Kälte uͤberſtanden haben, weil fie ſonſt ſehr ungleich auf brechen, und we⸗ nig Kraft in dem Bluͤhen zeigen. So bald nun angetrieben wird, laſſe ich die uͤberfluͤſſigen Fruchtknoſpen ausbrechen, welche nur unnoͤthig den Baum ſchwaͤchen wuͤrden. Es werden naͤhmlich nur drei Fruchtknoſpen um das Holzauge gelaſſen, welche zwölf bis funfzehn Bluͤthen hervor⸗ bringen. ö Die Heitzung mit Canaͤlen ziehe ich der mit Oefen vor, weil man dadurch eine gleichmäßigere Wärme hervorbringen kann. Die Conſtruc⸗ tion der Haͤuſer muß ſich meines Erachtens nach dem Fruͤh⸗ oder Spaͤt⸗ 479 Treiben richten. Will ich die Bäume’ noch im December und zu Anfange des Januars in Bluͤthe haben, fo muͤſſen die Fenſter ſteiler gerichtet Ties gen, als bei denen, welche ſpaͤter bluͤhen ſollen, damit der niedere Stand der Sonne im December und Januar mehr wirken koͤnne. en ae 1 Das Antreiben der Kirſchen geſchieht mit acht Grad Waͤrme nach Reaumur bei haͤufigem Beſpritzen der Kronen und Staͤmme mit lauwar⸗ mem Fluß- oder Regenwaſſer. Auch werden die Wurzeln, wenn man fie vorher einige Wochen trocken hat halten koͤnnen, (indem man ſelbige be- deckte,) mit erwaͤrmtem Waſſer gut durchgegoſſen. Hierzu laſſe ich ge- woͤhnlich das Waſſer kochen, und ſetze eben ſo viel kaltes hinzu. Mit dieſem Guß haben die Baͤume gewoͤhnlich bis zur Bluͤhezeit genug, es muͤßte denn beſonders heiterer Sonnenſchein eintreten, wo man nach vier⸗ zehn Tagen wohl wieder nachſehen kann, ob das Begießen der Wurzeln -nöthig ſey. Damit aber die Gefäße durch das oͤftere Beſpritzen und naſſe Buͤrſten der Staͤmme nicht zu viel unnoͤthige Feuchtigkeit erhalten, laſſe ich ſie, nachdem ſelbige angegoſſen ſind, mit einem Haufen Stauberde an⸗ füllen, fo daß die unnoͤthige Feuchtigkeit ablaufen kann. have Wann nun die Knoſpen aufbrechen und blühen, wird mit Beſpritzen der Kronen nachgelaſſen, und nur die Stämme werden mit naſſen Buͤr— ſten faſt immer feucht gehalten. Bis zur Bluͤhezeit laſſe ich mit der an⸗ gefangenen Wärme von 8° bis zu 14° ſteigen, fo daß alle 3 Tage ein Grad mehr geheitzt wird. Waͤhrend der Blüthe wird nur eine Tempe- ratur von 8° bis 10° gehalten, damit die Stengel der Bluͤthen nicht lang werden, und die Befruchtung nicht uͤbereilt wird. Jetzt muß fo- viel, als moͤglich, ein Luftzug von nicht zu kalter Luft bewirkt werden, welcher bei mir auch in der Nachtzeit unterhalten wird, indem von den anſtoßenden Gewaͤchshaͤuſern oben in den Wänden Luftklappen angebracht ſind. Muß man bei ſtrenger Kaͤlte und heiterm Sonnenſcheine, (wodurch die Haͤuſer oft zu ſehr erwaͤrmt werden,) Luft von außen zulaſſen, ſo werden kleine Rahmen mit Gaze vor den Oeffnungen befeſtigt, en die ſtrenge Luft nur gemildert zuſtroͤmen kaas.. Nun iſt es auch nörbig, den blühenden . Banne, bei e Schatten zu geben, weil die Sonnenſtrahlen durch Glas zu uneaent dr Bluͤthen und Stengel wirken. a Die ordinäre leinene Gaze habe ich ſeit 8 Jahren zum Schatten⸗ geben am vortheilhafteſten gefunden. In dieſer Periode erzeugt ſich ge⸗ wöhnlich Ungeziefer an den Bäumen, welches man nie überhand nehmen laſſen muß. — Um die Befruchtung als Hauptgegenſtand des Treibens mehr zu befoͤrdern, werden die blühenden Zweige ſo oſt, als möglich, ge⸗ linde bewegt, doch ſo, daß der Stamm ſtill ſteht, weil ſonſt die jungen Wurzeln leiden könnten. In Ermangelung der Feuchtigkeit in der Krone, welche nun nicht geſpritzt wird, laſſe ich Daͤmpfe, beſonders Abends, Morgens und Nachts, mittelſt heißer Feldſteine und heißen Eiſens, wor⸗ auf in einiger Entfernung von den Baͤumen Waſſer gegoſſen wird, her⸗ vorbringen, deßgleichen werden die Wände, Fußboͤden, und ſelbſt die Feuerungen beſpritzt, wodurch einigermaßen ein Nebel entſteht, welcher den Blüuͤthen ſehr wohlthaͤtig iſt, indem ſich dieſe Feuchtigkeit allenthal⸗ ben den aͤußern Saugegefaͤßen mittheilet. VI. ; Wann die Kirſchen anfangen durchzubrechen, folglich nach geſchehe· ner Befruchtung, ſo wird es noͤthig, allmaͤhlig wieder mit der Tempera⸗ tur zu ſteigen, welche von 10° bis 15° erhoͤhet wird, bis nach ungefahr 14 Tagen die Fruͤchte anfangen im Wachsthume ſtille zu ſtehen, welches die Periode iſt, da ſie ihren Kern und Stein ausbilden. Jetzt iſt es noͤthig, f 8 III | daß man die Temperatur wieder auf 12“ finfen laſſe. Dabei muß aber das Schattengeben und Beſpritzen der Kronen nicht verſaͤumt werden, welches wieder 2 bis 3 Wochen dauern kann, nachdem die Witterung ſonnenreich oder truͤbe iſt. eee r 181 VIII. Nun fangen die jungen Fruͤchte gewoͤhnlich an zu ſchwellen und weißlich gruͤn zu werden. Alsdann ſteige ich mit der Wärme bis 15°, und hoͤre auf, ihnen Schatten zu geben, damit die Fruͤchte einen guten Ge— ſchmack durch Einwirkung der Sonnenſtrahlen erhalten koͤnnen, weßwegen 2 die uͤberfluͤſſigen Blätter weggenommen werden. Nach dieſer Methode gelingt es mir, jaͤhrlich ganz vollkommene und ungewoͤhnlich große Kirſchen, gewoͤhnlich im e vollkommen reif zu ziehen. Einige Mahle iſt es mir zwar auch gegluͤckt, ſchon im Januar einige Fruͤchte zur Reife zu bringen. Dieſe haben aber ſelten einen guten Ge— ſchmack, weil der niedrige Sonnenſtand nicht hinlaͤnglich wirken kann. IX. Neuere Verſuche haben mich belehrt, daß man auch von neu in Sägeſpaͤne oder zerhacktes Moos eingepflanzten Baͤumen vorzuͤglich fruͤhe und vollkommene Kirſchen erziehen kann, wovon ich bei der letzten Ver— ſammlung, am 2. März d. J., den hochverehrten Mitgliedern unſers Vereins einige Fruͤchte vorzeigte, welche in Saͤgeſpaͤne, mit etwas Kalk vermiſcht, am 12. December 1822 eingepflanzte Baͤume hervorgebracht hatten. Auch die heutige Probe iſt ebenfalls bloß von Baͤumen gepfluͤckt worden, welche am 16. December in Saͤgeſpaͤne mit etwas Salz und Kalk eingepflanzt, und am 2. Januar angetrieben wurden. Ueber letztbemerkte Methode behalte ich mir vor, in der naͤchſten Verſammlung als Fortſetzung dieſes Aufſatzes Einiges mitzutheilen. Pfauen⸗Inſel, den 6. April 1823. 182 5 Fortſetzung vorſtehender Bemerkungen uͤber Kirſchtreiberei. | Am 6. April d. J. erwaͤhnte ich am Schluſſe meiner Bemerkungen über Kirſchtreiberei: daß man von in Saͤgeſpaͤne gepflanzten Kirſchbaͤu⸗ men fruͤh, und mit beſonders gutem Erfolge Fruͤchte erziehen koͤnne, und verſprach, meine bei dieſen neuern Verſuchen gemachten Erfahrungen dem Vereine mitzutheilen, welches hierdurch geſchieht. Gegen Mitte des verfloffenen Jahres nahm ich 12 Baͤume von der doppelten Maikirſche, werſchieden an Starke und Alter, mit langen Wur⸗ zeln, ließ 4 Stuͤck in zweijaͤhrige Saͤgeſpaͤne ohne Beimiſchung, 4 Stuͤck in dergleichen mit etwas ungeloͤſchtem, pulveriſirten Kalk vermiſcht, und 4 Stuͤck mit etwas Torfaſche wermengt dergeſtalt einpflanzen, wie ich es unter'm 6. April, §. I., bei der Einpflanzung mit Laub- und Sandbo⸗ den bemerkt habe. Die Hälfte wurde gleich mit 8°, (Reaumur,) Wärme angetrieben. Die andere wurde im Freien gelaſſen, und die Gefaͤße wur⸗ den, mit Laub und Miſt vor Froſt geſchuͤtzt, am 16. Januar d. J. ange⸗ trieben. Von erſteren lieferte ich Ausgangs Februars d. J. vollkommene ſchoͤne Früchte, und beſonders von denen in mit etwas pulveriſirtem Kalke vermiſchten Saͤgeſpaͤnen gepflanzten Baͤumen konnte ich, ungeachtet des eingetretenen außerordentlich ſtrengen Froſtes, ſchon am 18. Februar voll⸗ kommen reife Fruͤchte liefern. Die Behandlung war mit denen in Erde gepflanzten, und ſchon den vorigen Sommer uͤber angewurzelten Staͤm⸗ men ganz gleich, außer daß die erſteren alle Woche einmahl durchgegof- ſen wurden, welches bei letzteren nur erſt dann geſchieht, wann die Erde im Gefäße nicht mehr die natürliche Feuchtigkeit eines fruchtbaren Gar⸗ tenlandes im gewoͤhnlichen Zuſtande beſitzt. Dieſes halte ich fuͤr eine Hauptſache bei'm Kirſchtreiben. Mit Waſſer, worin etwas Kochſalz, (auf eine Waſſerkanne gegen zwei Haͤnde voll,) aufgeloͤſet werden, ſind 3 Baͤume zum oͤftern begoſſen, welche in reinen Saͤgeſpaͤnen ſtanden, und ſie lieferten ſchoͤne Fruͤchte, auch in hinlaͤnglicher Anzahl. Jedoch behielten diejenigen Baͤume, bei 183 welchen ich Kalk angewendet hatte, den Vorzug, und ich habe auch an andern Obſtſorten ſchon früher dieſe Bemerkung gemacht.“ Daß Weinſtoͤcke, in gewoͤhnlichem Gartenboden mit zerſchlagenem Kalkſchutte vermiſcht, beſſer gediehen, als andere ohne dieſe Beimiſchung, iſt im hieſigen Garten deutlich zu ſehen. Ich pflichte dieſerhalb dem Koͤnigl. Ober-Hof-Bau-Rath und Gar⸗ ten⸗Director Hrn. Schulze zu Sansſouci gern bei, welcher in der zu- letzt ſtatt gehabten Verſammlung der Maͤrkiſch Oekonomiſchen Geſellſchaft zu Potsdam uͤber dieſen Gegenſtand eine Abhandlung vortrug, und darin bezeugte: daß der Kalk als Beimiſchung faſt in allen Bodenarten mwohl- thaͤtig auf die Vegetation wirke. Um die Baͤume mit reifen Fruͤchten auf Tafeln und in Zimmer ſetzen und leichter transportiren zu koͤnnen, habe ich die Kirſch-, auch Pflau— men⸗ und Pfirſichbaͤume ſchon fruͤher in gehacktes Moos gepflanzt, und ebenfalls gute, auch reichliche Fruͤchte daran gezogen. Die Saͤgeſpaͤne ſind aber bequemer zwiſchen die Wurzeln einzufuͤttern, und ſind den jun— gen Wurzeln ſehr zutraͤglich, wie man jetzt bei'm Auspflanzen der ange- getriebenen Bäume finder. Diejenigen Kirſchbaͤume, welche ich auch im natürlichen Boden der Treibhaͤuͤſer pflanze, erhalten wenig oder gar keinen Miſt, ſondern guten Gartenboden, mit etwas Laub- oder Holzerde Remiſcht, worin die Baͤume gut gedeihen, und wodurch weniger Ungeziefer erzeugt wird, welches aber häufig durch viele Miſterde befoͤrdert oder erzeugt und ernaͤhrt wird. Die Früchte gedeihen in freier Erde eben fo gut, wie in Gefä- ßen, nur fo fruͤh kann man ſie nicht fuͤglich zur Reife bringen, es ſey, denn, daß man eine beſondere Vorkehrung zu dieſem Zwecke treffe. Dieſe beſteht darin, daß man um das Beet, in welches die Baͤume gepflanzt worden, einen Heitzungs-Canal anlegt, wodurch die Wurzeln ſo gut, wie in Geſchirren, erwaͤrmt werden. Den Standort der Kirſchbaͤume in Gefäßen wähle ich gewoͤhnlich über und neben den Heitzungs-Canaͤlen, um ihnen die noͤthige Waͤrme auch mehr von unten auf geben zu koͤnnen, welches mir noͤthig zu ſeyn ſcheint, MT 184 | um im Februar die Früchte zur Reife zu bringen. Hinſichtlich dieſer Er- waͤrmung habe ich in einem ODuartier der Glashaͤuſer eine Grube zu⸗ naͤchſt den Fenſtern von 4 Fuß Tiefe und 5 Fuß Breite mit warmem Pfer⸗ demiſt und Saͤgeſpaͤnen ausgefuͤllt, ſo daß 3 Fuß feſtgetretener Miſt und oben auf 1 Fuß hoch friſche Saͤgeſpaͤne zu liegen kommen. Hierin habe ich die Kirſchkuͤbel und Töpfe zur Hälfte einfuͤttern laſſen, und in dieſem Beete die mehreſten Fruͤchte zur Vollkommenheit gebracht. Ich rathe aber, hierbei beſonders vorſichtig zu ſeyn, und den Grad der Miſtwaͤrme nicht hoͤher ſteigen zu laſſen, als die Wurzeln es ertragen koͤnnen. Man kuͤhle naͤhmlich den zu hohen Grad der Wärme durch kaltes Waſſer und tiefe Löcher mittelſt eines ſtarken Stockes ab, und ſetze fo s die Ge⸗ faͤße oben auf, bis die Temperatur gemildert iſt. Vom 18. Februar bis heute ſind von hier 770 Kirſchen geliefert, welche faſt durchgehends . und vollkommner waren, als ſie im Freien werden. Pfauen⸗Inſel, den 3. Mai 1823. Hr. Ober⸗-Hof-Bau-Rath Schulze hat dieſem Aufſatze den nach- folgenden Auszug aus feinen achtjährigen Temperatur-Beobachtungen in freier Luft beigefuͤgt. un naͤhmlich die Beobachtungen in den Mo- nathen Maͤrz bis Junius angeſtellt worden, welche dem Treibgaͤrtner nuͤtzlich ſeyn koͤnnen, wenn er die Temperatur ſeines Treibhauſes der mittlern Temperatur der freien Luft in dieſen Monathen, den verſchiedenen Wachs⸗ thums-Perioden gemäß, aͤhnlich zu machen ſucht. Tempe⸗ reer 185 Zemperafur- Beobachtungen . RE | in den Frühlinssmonathen | M a r z, Apr N „ M a i und Junius | yon einem Zeitraum von 8 Jahren, nähmlich von 1818 bis mit 1822, nebſt Durchſchnitt von dieſen 8 Jahren und Durchſchnitt fuͤr jeden Tag, den Monath zu 30 Tagen angenommen. 4 a. b. cen d e. k. g. h. i. k. J I. m. n. o. J p. 4. r. s. ab. cd. ef. Morgens] Mittags] Abends] Morgens Mittags Abends Durchſchnitt. Month Jahr Max. Min. Max. Min. Max. Min.] Morg. Mitt. Ab. März 1815] 1102| 2 2187 — 1462|] 8 114 2 10 00 0 1816| 653012] 158 —[ 79 [60 6 —— 4 11 %— 121-1 9433 | 1817| 46 33 1302 —] 6681 | 6 —— 4 I 104—| 121-1 7 |-I—-| 3 18181 55 93] 168 „UU! . )))) ee EI 70-100 18200 21 127] 97 2] 3121 5 |-1—| 412 —— 2] 6 |-|—| 4 18210 833155] 156% 19 60 29 31-123] 13 |—|) —| 7 6 —— 10 1822] 108-|—-] 234 |] 149 9 ee] 101-1 Jahre 8. | 493 |—11299 |—I 6 7710 50 —— 1964. — ee Tage 30.8] 7 613 =] 102 e Sl 2 IT Tl) 2 2526 April 1818 1422122] 3254/2201 12] 1721—| 5 |—] 15 |- [2 |— 181% 118% 8 1819 [118-111 1817 37.8 | 1932) | 732/07 4%/—— 12] 14 I—| 1 |-| 6 — 1 1818 122 37 288 — 1/2 — 10 —— 29 4 40 0 1819 1380 J 268 ( 155 —] 9 -] 18 — 511 2 1820] 135 333 |—| 164 | 10 |—| 2] —| 19 |-| 3 |—| 13 18210 198/382 — 240 1m 0 [(J 14 Bi 85 1822] 138 f 337 |—1 192 f 11 E z 20 Is 1-1 12 2 [10303] - 12457: | u | 5 —— a a — 196 || - |- 30.1128 130751 1 175] 1 95 I] Tel] 1112 II Tfa283 110322 | 863 24 Verhandlungen. 1. Band. 186 ene a. b. c. d. Eb g. h. i. k. I. m. n. o. P. d. r. s. ab. cd. ef. Morgens] Mittags] Abends] Morgens Mittags Abends Durchſchnitt. Monath Jahr lar. | Min. | Max. | Min. I Max, |Min. Morg. Mitt. Ab. N di si = |JS|= || ® s|= |5| = |5]7]5| =] 2 o |ol o Jol o oo JoloJolo (ooo o Jololol o| o 0 Mai [1815] 2832/.— 475 3461.12 [=] 22120 (10. FI om d 1816| 1902(—J 3662 242 — 122 — 3 —1 21 — 41—1 132(—22— 18171 2472)— | 4243 2922/—— 141 — 42(— 48 — 9 —1 14 —6 — 18181 2312 — 452˙— 2502 — 12 — 00 21 !—-| 9 —1 14 —3 — 1819 228% 432 282 14 3 Laos 8 41 EL 18200 261/(— 426 — 309:)—| 13 — 0 of 22 — 4 — 15 |-13 — 1821] 191/— 402 — 248 — 12 |—| 6 | of 19 — 8 13 —4 — 1822] 228 \—1 459 |—| 298 |—I. 10 —- 4 I—1.21 |—| 8 || 15 |—15 |— Jahres. „ 12304 95 ——1162 — — 4115 Lage e 28845288, eee i Junius 1815 3462 — 5192 — 393 [— 15 I—| 6 — 222— 11 — 172 — 9 — f 18161 2288 — 443 — 3152 — 15 — 4 — 21 — 8 — 17 —5 — 1817| 3302 — 5422ʃ(—] 3822 — 172 — 625 |—111 |—I 18 —9 — 18185 2962 5492 — 355 —1 14 — 6 |— 23 — 14 5 15 —9 — 1819) 3402) —1 5352/— ] 386 15 — 5 — 22 — 102 —1 16 —8 — 1820] 225 — 3942/— 288 — 12 — 5 20 |—l10 —1 15 |—17 — 1821| 220 — 409/— 266. — 10 — 4½/— 18 |—| 9 |—| 12 |—164— 1822| 289 |— | 5362 350° 137 (— 62ʃ—1 23 |—|11 |—! 16 |—|9 |— 12336 ee — —-11742|—| — 1120 — — 300 e eee ; 27 Sansfouci, den 30. Junius 1823. - * ah * 1691 187 Bus Na m 0 Mee A e Dual: ade RATE . KIA. . 0 Hege des Aus ſchuſſes u vo (nin 5 uͤber die beiden von dem 1 Gerdum zu Stolpe angefertigten Juſteumener Monat zum Ringeln der Bäume, Der zweite Ausſchuß des Gartenbau-Vereins hat die beiden von dem Uhrmacher Gerdum zu Stolpe angefertigten Inſtrumente zum Ringeln der Baͤume mit beſonderer Aufmerkſamkeit gepruͤft. Die Einrichtung die— fer Inſtrumente ſcheint ihm im Allgemeinen zweckmaͤßig, und den Erfor⸗ derniſſen, welche Hr. Ger dum sub 1, 2, 3 und 4 als nothwendig vor⸗ ausgeſetzt hat, zu entſprechen; obgleich der Ausſchuß nicht in Abrede ſtellen kann, daß die zur Ausuͤbung erforderlichen Handgriffe und Fertigkeiten durch vielfältige Uebung erlernt werden muͤſſen. Den Gliedern des zwei— ten Ausſchuſſes iſt es erſt nach mehrmahls wiederhohlten Verſuchen, und zwar vorzugsweiſe bei ſolchen Staͤmmen und Baumaͤſten, die nicht viel uͤber einen Zoll im Durchmeſſer halten, gelungen, völlig zuſammentreffende Rin— gelſchnitte hervorzubringen. Sie halten ſich jedoch uͤberzeugt, daß es ih- nen nach Erlangung groͤßerer Fertigkeit nicht minder gegluͤckt ſeyn wuͤrde, auch ſtaͤrkere Aeſte mit demſelben guͤnſtigen Erfolge zu ringeln. Wenn ſie ſich mit der Einrichtung der Gerdumſchen Inſtrumente ſelbſt als einverſtanden erklaͤren, und hiermit die Brauchbarkeit derſelben anempfehlen, ſo koͤnnen ſie doch die Bemerkung nicht zuruͤckhalten, daß der durch dieſe Inſtrumente, (vorzüglich durch das groͤßere,) bewirkte Rin— gelſchnitt ihnen um Vieles zu breit erſcheint, und daher nicht ſelten die nachtheiligſten Folgen nach ſich ziehen duͤrfte. Es iſt zwar uͤberhaupt Zweck des Ringelſchnitts, waͤhrend der Be: fruchtungs- Periode den Kreislauf der Säfte auf kurze Zeit zu mäßigen, und auf die innern holzigen Theile des Baumes zu befchränfen. Die C 188 gemachte Wunde wird jedoch nicht nur nachtheilig, ſondern ſelbſt das Leben des Baumes gefaͤhrdend, wenn ſie nicht bald wieder zu vernarben, und vor Eintritt des Winters voͤllig zuzuheilen vermag. | Bei vollfaftigen und üppig wachſenden Bäumen Bürde daher nach ihrem Dafuͤrhalten hoͤchſtens bis zu einer Breite von 2 Linien, und in dem Verhaͤltniſſe, in welchem dieſe Eigenſchaften fehlen, in geringerer Breite geringelt werden duͤrfen; das groͤßere Gerdumſche Inſtrument ringelt aber» 3 Linien, und demnach eine Breite, welche ſie nicht fuͤr rathſam halten koͤnnen. { . Sansſouci, am 2. Julius 1823. geen ent 189 mit Sn e e l. Hu in 99 eue e am 10. Auguſt 1823. 7 if > 5 3) e den ee enge sten 505 die foren au achtlichen Aeußerungen abgegeben: a) Ueber die in der Sitzung vom 6. 8 d. J. erwaͤhnte Abband⸗ lung des Herrn Oberfoͤrſters Fintelmann hieſelbſt, uͤber die Benutzung der niedrigen Wald = und Feldgewaͤchſe zur ee N Gar⸗ ten⸗ und Park- Partien. Der Ausſchuß iſt der Meinung, daß die Idee des 55 ih mann an ſich ganz lobenswerth, und nur zu wuͤnſchen ſey, daß derſelbe uͤber die hier nur im Allgemeinen angedeuteten Gegenſtaͤnde der Decoration, und der dazu paſſenden Gewaͤchſe, beſonders in Beziehung auf deren Aus⸗ dauer und periodiſche Erneuerung der Decorirung ſich abe und umſtaͤnd⸗ ficher äußern möge. b) Ueber die in der Sitzung vom 1. Junius d., Ji 1 Abhand⸗ lung des Herrn Zimmermeiſters Fleiſchinger hieſelbſt uͤber die Cultur des Cactus speciosus in freier Luft, und deſſen Ueberwinterung im kalten Gewaͤchshauſe, aͤußert ſich der dritte Ausſchuß dahin, daß die angege— bene Behandlungsweiſe nicht durchweg zu empfehlen, es vielmehr der Natur der Pflanze angemeſſener ſey, ſie im Sommer in einem nicht zu warmen Miſtbeete und im Winter in einem mäßig warmen Gewaͤchs⸗ hauſe zu halten, weil ſie urſpruͤnglich einem warmen Clima angehoͤre. Herr Garten-Ingenieur Lenné und Herr Garten-Inſpector Otto aͤußerten dagegen, daß, ihrer Erfahrung nach, die Pflanze in einem Fal- ten Gewaͤchshauſe bei 6 — 8° Reaumur ſich leicht cultiviren laſſe, wenn ſie nur im Winter trocken gehalten, und auf die waͤrmſte Stelle in der angegebenen Temperatur geſetzt wuͤrde. o) Ueber den Aufſatz des Herrn Hof— Gärtners Boſſe in Olden⸗ burg, betreffend die Ergänzung der durch das Abſterben oder Zuruͤckblei⸗ 190 ben einzelner Holzarten in den Laubholz- Pflanzungen der Naturgärten entſtehenden Luͤcken, erklärt der fünfte, Aus ſchuß mit den entioickelcen An⸗ ſichten des Herrn Verfaſſe ers ſich einderſtanden, und empfiehlt del Aufnahme des Verzeichniſſes der zur Ausfuͤllung der Luͤcken vorgeſchlagenen Pflanzen, mit einem Auszuge der Abhandlung ſelbſt, in die Druckſchriften des Vereins. d) Ueber den in der letzten Verſammlung erwähnten zweiten Aufſatz eines mit B bezeichneten Verfaſſers, „uͤber das Verkuͤrzen der Pfahlwur⸗ zel,“ findet der zweite Ausſchuß im Weſentlichen dahin ſich einverſtanden, daß es allerdings Fälle gebe, worin die Abkuͤrzung der Pfahlwurzel jweckma: ßig erſcheine; daß jedoch dieſe Verkuͤrzung bei ſolchen Baumarten, die ſpaͤ⸗ ter auf eine bleibende Stelle verpflanzt werden ſollen, mit groͤßter Vorſiche und mit mehrerer „ als n ge N bewirkt werden ſollte. Witten 50 tag dh am Ueber die von der Frau Gräfin von Reden auf Guben deen Thouinſche kleine Schrift: 8 „Anleitung zur Anlegung und e von peng 1 oo. baͤume, Gehölze und Stauden,“ sh erklaͤrte der zweite Ausſchuß ſich dahin: daß ſie, ihrer Zweckmäßigkeit we⸗ gen, werth ſey, in den Druckſchriften des Vereins empfohlen zu werden. 4) An neuen Abhandlungen find eingegangen, und Werden dem Gut⸗ achten der Verwaltungs-Ausſchuͤſſe vorbehalten a) Von dem Herrn Burgemeiſter Wiederhold in Gigs über eine in den Weſtphaͤliſchen Provinzen fich vorfindende Apfelart, „Stechapfel,“ von den Englaͤndern Codlin 1 und deren leichte Fortpflanzung auf ſterilem Boden. f ri p) Von dem Herrn Garten-Ingenieur Lenné in Sansſouei über eine vorcheilhafte Verfahrungsweiſe den a ie bei ke der Ananaspflanzen. - 11 c) Von dem Herrn Kunſtgaͤrtner oon in Berlin aber die Cultur des Ruͤbenkoͤrbels, (Chaerophyllum bulbosum,) und Anwendung der Knollen desſelben, (von denen der Verfaſſer eine e zur 8 lung gegeben,) als eines zarten Gemuͤſes. 5 191 * d) Von dem Herrn Garten-Inſpeetor Otto über die Benutzung der Tetragonia expansa, hust) als ſchmackhaftes Eh (wie eine zum Verſuch angerichkete Schuͤſſel derſelben ergab.) ni e) Von dem Herrn Landrathe von Ziethen, Ruppiniſchen Kreiſes, über die zweckmaͤßige Conſervirung der Erdäpfel, (Helianthus tuberosus,) durch Aufſchuͤttung derſelben in Haufen unter leichter Bedeckung mit trock⸗ nem Sande, wie einige eingeſandte Knollen ergeben ſollten, die aber in einem verdorbenen Zuſtande hier eingetroffen waren. ik Herr v. Treskow zu Friedrichsfelde beſtritt die völlige Zweckmaͤßig⸗ keit dieſer Methode, und bemerkte, daß das beſte und einfachſte Mittel zu ihrer Erhaltung ſey, ſie in ihrem natuͤrlichen Zuſtande in der Erde zu laſſen, bis man ſie brauchen wolle. sung £ 5) Herr Hofgaͤrtner Krutiſch aus Potsdam batte e eine 19 net große Melone vorzüglicher Art, und Herr Kunſtgaͤrtner Ohm ei⸗ nige . Aepfel, (Pomme d’Astracan transparente,) auch „Zi⸗ cad⸗Apfel“ und „Ananas Apfel“ genannt, deßgleichen von den durch Groͤße und e vor andern ſich auszeichnenden . 105 Ananas ⸗Aprikoſen mit zur Stelle gebracht. ; Ein vom Herrn Hofgärtner Fintelmann von der ae Inſel eingeſandtes, geſchmackvoll geordnetes Sortiment durch Fuͤlle und Schoͤn⸗ heit ausgezeichneter Georginen⸗Bluͤthen erhielt die ee der eme en, 5 6) Noch bemerkte Herr Garten-Inſpector Otto, daß die von Ben er Kammerherrn von Byern auf Parchen bei Genthin dem Vereine geſchenkten 100 Stuͤck Nelken in dem „ des Locals in fahne ge: Re 7 8 A >. part * 192 734 u 218 0 LVL. rad ad ur 9 5 Bemerfungen ae die Bean lungeweie ri 115 gau s sis nude se een ee e 1 0 0 Euere daß, eu A h, speciosus. „ We d Ben dem Herrn Aaths⸗ zimmer meiſter Sleiſch iger in Berlin. a f „e, mein Ne b ſt Guten des Aus chu se s. . zog 5 Ae e fi, daß es aus einem viereckigen Triebe im naͤchſtfolgenden Jahre einen drei⸗ eckigen, und im zweiten Jahre wieder einen viereckigen Sproͤßling machte. Nach mehrjähriger Beobachtung fand ich, daß dieſe Pflanze in einem warm gehaltenen Miſtbeete zwar ſehr hohe, aber aͤußerſt ſchwache Triebe machte, die Stacheln und deren Knoſpen ſehr ſchwaͤchlich waren, dagegen, wenn man ſie unbedingt der freien Luft ausſetzte, bei weitem ſtärkere und kräftigere Triebe lieferte. Dieſe Bemerkungen brachten in mir den Ent⸗ ſchluß hervor, die Stecklinge in ganz kleinen Toͤpfen anzuziehen, und ſie nur eine kurze Zeit, um den Wurzelanſatz zu befoͤrdern, im Miſtbeete zu laſſen, nachher aber dieſelben ſo viel, als moͤglich, dem abwechſelnden Son⸗ nenſcheine, unter einer Bedachung zum Schutz gegen ſtarken Regen, im Freien auszuſetzen. 8 ett: Von zweien, im Monath Maͤrz 1815 gemachten Stecklingen behandelte ich den einen auf die vorbeſchriebene Weiſe, indem ich ihm vom Monath Junius bis incl. September im Freien, im Winter dagegen im Treibhauſe an einem Orte von 7 bis hoͤchſtens 8 Grad Waͤrme, (nach Reaumur,) hielt, den andern aber ſtets im Glashauſe bei einer Waͤrme von 15 bis 16 Grad. Während der Monathe October und November desſelben Jahres machte der erſtere, durch die auf ihn durch das Treibhaus wirkende Sonne, an dreien feiner Zacken einen Trieb von etwa 5 Zoll Länge, jedoch eben fo ſchwaͤch— lich, als die des zweiten Stecklings, der den ganzen Sommer uͤber das Treibhaus nicht verlaffen hatte. Im Anfange des Februars 1816 ſchnitt * ich 1 SEN 193 - ich von jeder der im vorigen Herbſt ſo ſchnell aufgewachſenen Spitzen etwa 3 Zoll ihrer Lange ab, um zu beobachten, ob die daran gebliebenen, ſehr gelbgruͤnen Stuͤcke ſich verſtaͤrken wuͤrden. Etwa 6 Wochen nachher ſah ich, daß die ſchwachen Spitzen ſtaͤrker, und die durch den Abſchnitt gemachten Wunden inzwiſchen geheilt worden waren. Am 16. Mai 1816, alſo nach einem Zeitraume von einem Jahre und 10 Wochen, entdeckte ich zu meiner Freude an dem im Freien behandelten Steckling an der einen abge- ſtutzten Spitze eine Knoſpe, und an den andern beiden gleichzeitig neue Triebe. Dieſe beiden Triebe wuchſen viel ſchneller, als die Knoſpe, und waren bald bis zu einer Hoͤhe von 2 Zoll gekommen, waͤhrend die Knoſpe immer nur ſchwaͤchlich blieb. Dieß veranlaßte mich, die beiden Triebe am 18. Junius ganz herunter zu ſchneiden, und dieſe Operation wirkte ſo wohl— thaͤtig auf die Knoſpe, daß fie bereits am 11. Julius vollig ausgewachſen und aufgebluͤht war. — Am vierten Tage ſchloß ſich die Blume, trocknete, und fiel in einigen Tagen ganz ab. — Bis dahin hatte der Stamm nur einen Topf von 2% Zoll im Durchmeſſer gehabt; jetzt verpflanzte ich ihn in einen Topf von 3“ Durchmeſſer, ohne jedoch den alten Erdballen zu ſtören, und gab ihm, wie fruͤher, Lauberde, mit Ziegelmehl, Sand und einigem ſtark in Miſt zerfallenen Lehm gemiſcht. Hierauf ließ ich ihn nur noch etwa 14 Tage im Treibhauſe ſtehen, dann aber brachte ich ihn in's Freie, wo er bis wieder zum Herbſt verblieb. Waͤhrend des Winters erhielt er feinen vorjährigen Stand im Treibhauſe wieder, und in Folge dieſer Be⸗ handlung hatte ich die Freude, im Jahre 1847 zwei Blumen zu erhalten. Durch das abermahlige Gelingen dieſes Verſuches angeregt, verpflanzte ich dieſen Stamm, nebſt dem alten, wovon er abgelegt worden war, und den mit ihm zugleich gemachten Steckling in verhaͤltnißmaͤßige Töpfe, und ſtellte ſo alle drei in den Garten, nur gegen zu ſtarken Regen durch eine Be— dachung geſchuͤtzt. Die Pflanze, welche vom Anfange an dieſe Behandlung mit ſo gu— tem Erfolge gewohnt war, machte auch jetzt wieder geſunde und ſtarke Triebe, wogegen der alte Stamm und der zweite Steckling, welche früher ſtets im Treibhauſe geſtanden hatten, gar nicht fortwuchſen, vielmehr ver— Verhandlungen, 2. Band. 25 8 — a kuͤmmerten, und noch ehe der Herbſt das Einſtellen dieſer Pflanzen in das Treibhaus nothwendig machte, ſtarben beide ganz ans. Jene Pflanze aber, welche ſich erhielt, brachte im Jahre 1818 wieder eine Blume; auf gleiche Art behandelt im Jahre 1819 zwei; 1820 drei, 1821 drei, 1822 abermahls drei, und im Jahre 1823 die Anlage zu 5 Blumen. Drei von dieſem Exemplar im Jahre 1821 abgenommene Stecklinge befinden ſich in den Treibhaͤuſern des Herrn Staats-Miniſters von Hake Excellenz, und des Herrn Baes zu Berlin; zwei davon haben, auf die vorgeſchriebene Weiſe behandelt, in dieſem Jahre bereits Bluͤthenknoſpen angeſetzt, und werden wahrſcheinlich ebenfalls bald zum Aufbluͤhen kommen. Berlin, den 1. Junius 1823. Der dritte Ausſchuß iſt der Meinung, daß die demſelben zur gut⸗ achtlichen Aeußerung zugekommenen Bemerkungen des Herrn Fleiſchin⸗ ger über die Behandlungs-Weiſe des Cactus speciosus allerdings an und fuͤr ſich beſondere Beachtung verdienen, weil es Herrn Fleiſchinger auf die uns gefaͤllig mitgetheilte Art und Weiſe gelungen iſt, dieſe Pracht⸗ pflanze zur Bluͤkhe zu bringen. Indeſſen iſt es manchem Mitgliede dieſes Vereins ebenfalls gegluͤckt, den Cactus speciosus bei anderer Cultur eben fo, und wohl noch voll— kommener oder mit mehr Blumen zu gleicher Zeit, den Gartenfreunden zu zeigen, weßhalb die in Rede ſtehende Behandlungsweiſe noch nicht durchgaͤngig anzunehmen ſeyn duͤrfte. 195 XLVII. Einige Bemerkungen t über die durch das Abfterben oder Zuruͤckbleiben einzelner Holzarten in den Laubholz— Pflanzungen der Naturgaͤrten entſtehenden Luͤcken. Von dem Groß-Herzoglichen Hofgärtner, Herrn Boſſe, in Oldenburg. Nebſt Gutachten des Ausſchuſſes. Die durch das Abſterben und Kraͤnkeln einzelner Baͤume und Sträucher in den Laubholz-Gruppen der Naturgaͤrten oder Parks erzeugten Lücken geben immer einen großen Uebelſtand. Sind viele derſelben in einer Pflanzung entſtanden, ſo wird dieſe, wenn nicht zeitig Huͤlfe erfolgt, nie eine ſchoͤne dichte Laubmaſſe bilden, ſondern vielmehr einem zerſtreuten, wilden Geſtruͤppe gleichen. Solche Luͤcken ſpaͤterhin, wann ſchon die nahen Gehoͤlze bedeutend herangewachſen find, wieder mit Nachpflaͤnzlingen anzufuͤllen, gluͤckt fel- ten nach Wunſch, noch weniger aber kommen dieſelben Arten fort, welche an den leeren Stellen abſtarben. Das beſte Huͤlfsmittel bleibt in ſolchem Falle, die zunaͤchſt ſtehenden Holzarten, ſo viel, als moͤglich, von allen Seiten nach der Luͤcke hin ab— zulegen. Dieſe Ableger pflegen beſſer fortzukommen, und weit eher die Luͤcke zu füllen, als Nachpflaͤnzlinge, welches viele Verſuche beſtaͤtiget haben. Vorzuͤglich gluͤckt das Ablegen zu dieſem Zwecke mit Acer rubrum, dasycarpum, Negundo, campestre, tataricum, Prunus Padus, Sy- r inga vulgaris, chinensis, Spiraea opulifolia, Cornus alba, Li- gustrum vulgare, Viburnum Opulus, und andern leicht wurzelnden Arten. Oft aber ſind die Luͤcken von ſolchen Holzarten umgeben, welche ſich nicht wohl anlegen laſſen; alsdann bleibt allerdings nur das Nachpflan⸗ . 196 zenübrig. Es iſt rathſam, in dieſem Falle nur ſolche Holzarten nachzupflan⸗ zen, welche vermöge eines ſchnellen Wachsthums nicht leicht unterdruͤckt werden, und in jedem nicht allzu ſchlechten Boden gedeihen. Es haben ſich in dieſer Hinſicht Alnus incana, Salix daphnoides und einige andere Salices, (deren Höhe man kennen muß,) Carpinus Betulus, Mespilus Oxyacantha, Spiraca opulifolia, Prunus Padus, Hi p- pophae rhamnoides, Viburnum Opulus, Cornus alba, Lonicera Xylosteum, Rubus odoratus, dann zunaͤchſt Acer rubrum und cam- pestre, Betula alba und nigra, Ulmus americana und, (wo die Pflan⸗ zung ſich ſchickte), vorzüglich Robinia Pseudacacia empfohlen. Um der Entſtehung der Luͤcken vorzubeugen, und zugleich ſchoͤnere Laubmaſſen hervorzubringen, ſcheint zunaͤchſt erforderlich: nicht zu viele an Form und Wuchs ſehr contraſtirende Arten nahe zuſammen zu ſtellen, und dadurch eine (unnatuͤrliche) Mannigfaltigkeit zu bilden. Manche Gaͤrtner ſind jedoch aͤngſtlich bemuͤhet, die Gehoͤlze Deutſchland's und Nord-Amerika's in den Pflanzungen fo zu vertheilen und durch einander zu werfen, daß nie zwei Exemplare einer gleichen Art neben einander ſtehen. f ac Solche Pflanzer haben nicht die Zukunft, ſondern nur die Gegen⸗ wart vor Augen; fie bedenken nicht, daß ein bunefchesfiges Gemiſch viel⸗ faͤltiger Formen und Farben nie einen ſchoͤnen mahleriſchen Effect hervor⸗ zubringen vermag, und daß die Natur da, wo keine kuͤnſtelnde Hand ſie beruͤhrte, immer eine Form, welche der Boden vorzugsweiſe erzeugt, in mehrfacher Anzahl beiſammenſtellt, wenigſtens oft wiederhohlt. Ferner duͤrfte nothwendig ſeyn, bei der Pflanzung Clima, Standort und Boden mehr, als gewoͤhnlich geſchieht, zu beruͤckſichtigen, uͤberhaupt mehr in⸗ laͤndiſche Holzarten zu benutzen, und immer mehrere Exemplare derſelben Art oder in Form, Farbe und Ausbreitung aͤhnlicher Arten beiſammen zu ſetzen. Dadurch bilden ſich ſowohl ſchoͤnere, als dichtere Laubmaſſen, und es entſtehen nicht ſo leicht unangenehme Luͤcken. N - Um Pflanzungen aͤſthetiſcher Anlagen mit einiger Sicherheit zu be- ſchaffen, wird nicht nur eine genaue Kenntniß jeder zu pflanzenden Holz⸗ ee ee ae er = Solana At a a Aa a De N eee 197 art besingt, fonder die Erfahrung muß auch bereits gezeige haben, in wie fern dieſe Holzarten das herrſchende Landes-Clima und den örtlichen Boden und Standort ertragen, und bis zu welcher Groͤße ſie ſich unge fahr daſelbſt ausbilden. 5 Nicht alle Holzarten daten und unter einander. Nadelholz und Laubholz erſtickt ſich bald gegenſeitig, und dann wird die Pflanzung durchſichtig. Baͤume mit gefiederten oder ſehr feinen Blaͤttern, (z. B. die Robiniae und Gleditschia,) gedeihen nicht in einer Pflanzung groß— laubiger Baumes, Zwiſchen dieſe geſtellt, wo fie ſich ohnehin nicht gut ausnehmen, werden ſie nach und nach erſtickt, und bekommen viel todtes Holz. Dergleichen Baͤume mit fein gefiederten Blaͤtten gedeihen am be— ſten, wenn ſie von allen Seiten frei ſtehen. Die gemeine Acazie kann entweder kleine Haine fuͤr ſich bilden, oder gegen einzelne Baumgruppen gepflanzt werden, wo fie die Staͤmme guk decorirt und ihr gefaͤlliges In- ſehen ſich mehr dem Auge darſtellt. i Was den Boden anbelangt, fo ſcheint ein mäßig feuchter, nahrhaf— ter und lockerer Sandboden, wenn auch mit etwas Lehm gemiſcht, für den größten Theil derjenigen Gehölze, welche wir zu aͤſthetiſchen Anlagen benutzen, am angemeſſenſten zu ſeyn. In einer vorzuͤglich zweckmaͤßigen— Erdart zeigen ſich die Holzarten meiſtens dauerhafter gegen die Kaͤlte, als in einem Boden, worin fie nur kuͤmmerlich vegetiren und ſchwaͤch⸗ liche Triebe machen. Die meiſten feinen Nord⸗Amerikaniſchen Holzarten gedeihen in unſerm noͤrdlichſten Dentſchlande, (an der Nordſee-Kuͤſte,) am beften in neu aufgebrochenem, einige Jahre mit Pflüg und Egge culti⸗ virten Heideboden, und zeigen ſich darin mitunter ſehr dauerhaft gegen die rauhen Winter. Einige Arten wuchern darin, als waͤren fie heimiſch; 5. B.: Comptonia asplenifolia, Azalea viscosa und pontica, My- rica cerifera, Andromeda mariana . d. m. Für Azaleae, An- dromedae, Gaultheria, Rhododendren hirsutum und ferrugi- neum wird dieſer Heideboden, (eine vegetabilſche mit ſehr vielem, feinen, glaͤnzend weißen Sande gemiſchte, graue Erde, worin zugleich die Capi⸗ - ai — . 198 ſchen Heiden und heidenartigen Pflanzen, auch mehr oder minder mit Moorerde und Lehm gemiſcht, Proteen, Suͤdſeemyrthen, Cajeputbaͤume und faſt alle übrigen Pflanzen Neu-Holland's überaus gut gedeihen,) mit der Haͤlfte Moorerde gemiſcht, und fuͤr die uͤbrigen Rhododendron-Arten, ſo wie fuͤr Kalmien, wird dieſer Miſchung noch etwas Lehm beigefuͤgt. Die Erde aus Nadelholz-Waͤldern, mit reichlich feinem Sande gemiſcht, kann in Ermangelung der Heideerde gebraucht werden, gewaͤhrt aber nicht ganz dieſelben Vortheile, und bedarf bei der Miſchung wegen ihrer Leichtigkeit eines etwas ſtaͤrkeren Zuſatzes von Lehm, als die natuͤrliche Heideerde. Fetter thieriſcher Duͤnger, Miſtjauche und dergleichen ſcheint nur wenigen unſerer einheimiſchen und Nord-Amerikaniſchen Holzarten zutraͤg⸗ lich, wiewohl vegetabiliſche Duͤngemittel bei vielen ſehr vortheilhaft wir⸗ ken. Nadelhoͤlzer, Azaleen, Heiden, Alproſen, Calmien, Andromeden ꝛc., ſo wie mehrere unſerer Waldbaͤume erleiden durch thieriſchen Duͤnger oder in fettem Boden unfehlbar den Tod, welches vielfaͤltige Erfahrungen auch bereits bewieſen haben. In ſehr trocknem, magern Boden gedeihen bekanntlich eben ſo wenig Holzarten, als in allzu ſchwerem, thonigen Erdreiche. Jedoch kommen in einem ſolchen duͤrren, gelben Sandboden hier bei Oldenburg Hippo- phae rhamnoides, Pinus sylvestris, Pinus montana, Pinus Larix, Salix aurita, Salix arenaria, Genista germanica, Genista anglica, Spartium scoparium, Cytisus hirsutus, Robinia Pseudacacia, Rosa lucida, Rosa alpına, Rubus odoratus, Diervilla canaden- sis, Lonicera Xylosteum, Populus monilifera, Populus tre- mula, Alnus incana, Betula alba und lenta und einige andere mehr oder minder gut fort. Im Großherzoglichen Garten zu Oldenburg liegen mehrere Laubholz⸗ Pflanzungen an einem Fluſſe, deſſen Waſſerflaͤche im Winter und Fruͤh⸗ jahr 1% bis 2 Schuh hoͤher iſt, als die Oberfläche des angraͤnzenden Gar⸗ tentheils. Dieſer Gartentheil iſt durch einen Damm zwar gegen Ueber⸗ ſchwemmung geſichert; da aber durch den Druck der großen Waſſermaſſe 199 immer vieles Waſſer durchſeihet, und die waſſerreiche, allſeitige Umge- bung Feine Abwäfferung in dieſer Jahreszeit möglich macht, fo wird der Boden ſo ſumpfig, daß derſelbe nicht zu begehen iſt. Erſt im Mai wird er wieder trocken, weil um dieſe Zeit der Waſſerſtand bedeutend fälle. Der Boden iſt uͤbrigens ſandig und von mittlerer Guͤte. Die vor neun Jahren in demſelben gemachten Pflanzungen haben in Hinſicht des Ge— deihens der Holzarten folgende Reſultate gegeben. Nachſtehende Arten zeigten ein gutes Fortkommen: Acer rubrum, dasycarpum und saccharinum, Aesculus Pavia, Betula alba, Chionanthus virginica, Cornus alba, Fraxinus excelsior, pendula, americana, Ornus, Hippophae rhamnoides, Li- gustrum vulgare, Mespilus Oxyacantha — fl. rubro — fl. pl., Myrica Gale, Populus alba, dilatata, monilifera, nivea, Poten- ti IIa fruticosa, Prunus Padus, rubra, P yrus arbutifolia nigra, Cy- donia vulgaris, Quercus coccinea, nigra, paludosa, tinctoria, rubra, Rhus typhinum, Rosa inermis, pendulina, foecundissima, pimpi- nellifolia, Salix cinerea, fusca, glauca, helix, amygdalina, daphnoi- des, nigrescens, pentandra, purpurea, fragilis, triandra, rosmarinifolia, viminalis, vitellina, Sorbus aucuparia, Spiraea opulifolia, salicifo- lia, sorbifolia, tomentosa, Ul mus latifolia, Viburnnm- Opulus. Daſelbſt kamen in Moor- und Heideerde gut fort: Andromeda polifolia, paniculata, coriacea, pulverulenta, Az ale a viscosa — glauca — tomentosa — rubescens — odorata, pontica, Erica tetralix, (einheimiſch,) Ledum palustre, Vaccinium frondo- sum, resinosum, uliginosum, (einheimiſch.) Die Azaleen und Androme— den aber wurden bei tief eindringendem Froſte bedeckt. Im vergangenen, beiſpiellos ſtrengen Winter von 1833, wo die Kälte hier auf 26° Reaum. ſtieg, und aͤußerſt anhaltend war, wurde die Laubdecke von den Azaleen vom Sturme zum Theil weggenommen. Dennoch haben Azalea viscosa, ru- bescens und pontica die ſtrenge Kaͤlte und den durch die uͤbrige Laub— decke reichlich einen Schuh tief eingedrungenen Froſt ganz gut uͤberſtan— 200 9 5 0 Die anderen Arten N etwas gelitten, een ab im Bet 115 aber wieder ). le Ferner kamen durch die Naͤſſe des Bodens in 1 Pihhrungen folgende Arten in's Kraͤnkeln, und wurden e bald Venen men und an andere Orte verpflanzt: ö Acer platanoides, tataricum, Aesculus e fol. var., Betula excelsa, carpinifolia, Castanea vesca, Cornus ma- scula, circinata, florida, Fagus sylvatica, Fraxinus heterophylla sambucifol., Hydrangea arborescens, Liriodendron tulipifera, Symphoricarpos vulgaris, Lonicera, dioica, M espilus Crus ‚galli, COC- cinea, cuneifol., Prinos glaber, Prunus Malaheb, serotina, virgi- niana, Pyrus baccata, Robinia Caragana ‚,Rosa lueida, villosa, rubiginosa und verſchiedene andere Roſenarten, Rhamnus cathartica, Sambucus nigra laciniata, Spiraea ulmifolia, chamaedryfolis, Salisburia adiantifol., Tilia americana, alba, pubescens. Folgende Arten hielten die Naͤſſe keine zwei Jahre aus, binnen wel⸗ cher Zeit ſie nach und nach ausſtarben: . Acer pensylvanicum, monspessulanum, rel 3 fruticosa, Betula davurica, lenta, Berberis ‚vulgaris, Calycan- thus florıdus, Cephalanthus occidentalis, Ceanothus america- nus, Clethra alnifol. pubescens, Colutea arborescens, cruenta, Corylus avellana, columa, Cupressus thyoides, Cytisus Labur- num, austriacus, alpinus, migricans, supinns, elongatus, Eleagnus angustifol., »Eyonymus atropurpureus, latifol. verrucosus, Fraxi- nus ientiscifol., Gleditschia triacanthos, (erfror bis zu den Wurzeln, welche mit-Laub bedeckt waren, und wieder ausſchlugen,) Hypericum calycinum, hircinum, androsaemifol. Kalmianum, prolificum, Ilex aquifolium, (im Winter von 1833 in den dichteſten Waldungen des Her⸗ 2 zogthums ) Es verdient bemerkt zu werden, daß in den Koͤnigl. Gaͤrten zu Potsdam Mehrere zaͤrt⸗ liche Gehoͤlze, u. a. Bignonia Catalpa, Corchorus japonica und Pyrus japonica, ohne An⸗ wendung der gewoͤhnlich üblichen Bedeckungs-Mittel bei dem oben angegebenen Kaͤltegrade unbeſchaͤdigt geblieben ſind. L. 201 zogthums Oldenburg ſogar die ſtaͤrkſten Bäume von 3 bis 5 Zoll Stamm— Durchmeſſer ſaͤmmtlich erfroren.) Juglans cinerea 6 oblonga, regia, amara, Juniperus Sabina, Lonicera alpigena, Lycium barba- rum, Morus rubra, Philadelphus coronarius, nanus, inodorus, Platanus acerifolia, Populus dilatata, balsamea, Ptelea trifoliata, Pyrus Amelanchier, Aria, coronaria, spectabilis, Quercus Robur, Phellos, pubescens, Rhodora canadensis, Rhus Cotinus, Ribes flo— ridum, Robinia Halodendron, hispida, Rosa centifolia, Rubus odoratus, Sambucus canadensis, racemosa, Sorbus hybrida, S par- tium scoparium, Spira ea hypericifolia, laevigata, alpina, acutifolia, crenata, Staphylea pinnata, Syringa vulgaris, Ulmus effusa, Xan- torhiz a apiifol., anthoxy lum fraxineum, Viburnum dentatum. Auch eine kleine Gruppe Nadelhoͤlzer, des Verſuches wegen in demſelben Boden gepflanzt, ging zu Grunde. Zugleich moͤge hier noch erwaͤhnt werden, daß Nadelholzarten mit pyramidaliſchem Wuchſe, (Pinus bals a— mea und Pice a z. B.) ſchlechterdings nur in tiefem Boden, worin ihre Pfahlwurzeln eindringen koͤnnen, gut gedeihen, und ein anſehnliches Al— ter erlangen. Im hieſigen Großherzoglichen Garten ſteht eine bedeutende Gruppe aus Balfam- und Edeltannen in einem guten ſchwarzen Boden, weder zu feucht, noch zu trocken, aber durch ein 2% Schuh tiefes Lager von Schutt aufgehoͤhet. Dieſe Baͤume wurden im Jahre 1809 gepflanzt, wuchſen ſchnell heran, ſetzen aber jetzt, da ihre Pfahlwurzel den Schutt erreicht hat, eine unverhaͤltnißmaͤßige Menge Bluͤthen und Zapfen an, wodurch ſie ſich dergeſtalt ſchwaͤchen, daß jaͤhrlich mehrere abſterben. Hin— gegen ſind in dem ſchoͤnen Parke des Grafen von Inn- und Knyphu— fen bei der Stadt Norden in Oſtfriesland Edeltannen zu ſehen, welche in tiefem Boden in einem Zeitraume von etwa 60 bis 70 Jahren am untern Stammende uͤber 3 Schuh im Durchmeſſer erhalten haben, und noch immer ein kraͤftiges Anſehen zeigen. Die mittlern Zweige breiten ſich weit umher im Raſen aus, und der Gipfel ſtrebt uͤber hundert und mehrere Schuhe himmelan. Verhandlungen. 1. Band. 26 r Ye N 202 3 Um wieder auf erſtgedachte Pflanzungen des hieſigen Großhberzlichen Gartens zu kommen, ſo muß angefuͤhrt werden, daß diejenigen Holzarten, von denen ſich ein gutes Gedeihen in naſſem Boden ziemlich ſicher erwar— ten ließ, und ſolche, welche hierin Zweifel geben, in abgeſonderten Par⸗ tien beiſammen gepflanzt wurden. Denn, wenn viele mit einander und neben einander mißrathen, ſo iſt's beſſer, zur Bezweckung eines gleichzei- tigen Wuchſes die ganze Partie umzupflanzen, als das kraͤnkelnde neben dem raſch wachſenden Holze in der Hoffnung, daß erſteres ſich erhalten werde, ſtehen zu laſſen. Schon im zweiten und dritten Jahre nach ge- ſchehener Pflanzung zeigte ſich deutlich, welche Arten den Boden nicht er— tragen konnten. Dieſe wurden im Herbſte, (da im Fruͤhjahr der Boden zu naß iſt,) ſaͤmmtlich heraus genommen, und mit ſolchen Arten erſetzt, von deren gutem Fortkommen man bereits uͤberzeugt war. Nachher wuchs Alles gut heran, und bildet jetzt ſehr dichte, ſchoͤne Laubmaſſen. | Man koͤnnte hier allerdings einwenden, daß durch ein Erhöhen mit zweckmaͤßiger Erde der Unſicherheit hinſichtlich des Gedeihens der Ge— hoͤlze am beſten abgeholfen ſey. Allein der erwaͤhnte hohe Waſſerſtand wuͤrde eine an 3 Schuh hohe Lage aufzubringender Erde erfordern, welche dennoch in der Tiefe ſumpfig bleiben wuͤrde, da der Erdboden in hieſiger Gegend ſehr locker und ſandig, (obgleich in den Marfch- Gegen- den ſehr locker und fett,) iſt, und das Waſſer leicht durchſeihet. Ueber dieß iſt nur ſteriler, gelber Sand zu dieſem Zwecke kaͤuflich zu haben, welcher im Sommer bei duͤrrer Witterung uͤberall umher getrieben wird, und dann das Laubwerk mit Staub bedeckt. Wird dieſer Sand jedoch mit Lehm⸗ und Moorerde bis zu dem gehörigen Grade gemiſcht, dann iſt derſelbe, (wie ein Verſuch mit einer kleinen Flaͤche erwieſen hat,) für viele Holzarten ganz vorzüglich vortheilhaft, und beſonders üppig waͤchſt der ſchoͤne Tulpenbaum darin, deſſen Blaͤtter uͤber 9 bis 10 Zoll breit wur⸗ den. Es waͤre alſo eine Erhoͤhung und Verbeſſerung des Bodens hier zwar moͤglich, aber mit ungeheuerm Koſtenaufwande verknuͤpft geweſen. [#14 203 Die Bemerkungen des Herzoglich Oldenburgſchen Hofgaͤrtners, Herrn Bo ſſe: f ! Ueber die zweckmaͤßigſte Herftellung der durch Abſterben einzelner Holzarten in den Laubholz-Pflanzungen der Naturgarten entſte— henden Luͤcken, ſtimmen im Weſentlichen mit den Erfahrungen der Glieder des fuͤnften Verwaltungs-Ausſchuſſes uͤberein. Herr Boſſe ſchlaͤgt außer der ge— woͤhnlichen und natuͤrlichſten Art, naͤhmlich dergleichen Lücken durch Nach— pflanzen hierzu geeigneter Gehoͤlzarten wieder auszufuͤllen, noch eine zweite Methode, naͤhmlich die: durch das Abſenken der Aeſte und Zweige der zunaͤchſt ſtehenden Baumarten dieſen Zweck zu erreichen, vor. In Bezie⸗ hung auf die erſtere Art ſind uͤber diejenigen Gehoͤlze, welche ſich zur Anpflanzung in dicht geſchloſſenen Baummaſſen vorzuͤglich eignen, nach— ſtehende Erfahrungen gemacht worden. Theils in Folge der anhaltenden Trockenheit der letztvergangenen fuͤnf Jahre, verbunden mit ungewoͤhnli⸗ cher Hitze in den Jahren 1819 und 1822, Theils in Folge der Auslich— tungen, die bei gaͤnzlicher Umſtaltung mehrerer Partien in den hieſigen Gaͤrten Statt gefunden haben, ſind große Luͤcken in den geſchloſſenen Baumpflanzungen entſtanden, die man fortwaͤhrend bemuͤht war, durch geeignete Baͤume und Straucharten wieder zweckmaͤßig herzuſtellen. Außer den von Herrn Boſſe hierzu als geeignet nahmhaft gemachten Gehoͤlz— arten haben ſich unter verſchiedenen Oertlichkeiten, jedoch ſtets von andern hochwachſenden Baumarten umgeben und beſchattet, und den wohlthaͤtigen Einfluͤſſen des Lichtes faſt gänzlich entzogen, vorzugsweiſe noch in dieſer Hinſicht bewährt, und verdienen beſondere Aufmerkſamkeit: Berberis vulgaris, Celtis occidentalis, Cytisus Laburnum, Colutea arbo- rescens, Philadelphus coronarius, Prunus Mahaleb, virginiana, Ribes rubrum, nigrum, petraeum und alpinum. Die zweite Methode des Herrn Boſſe, naͤhmlich durch Abſenken der Aeſte und Zweige dergleichen Luͤcken zu ergaͤnzen, wird vielfältig in An— wendung gebracht, und laͤßt uͤber den guten Erfolg keinen Zweifel uͤbrig. XLVIM. vo. = Benutz ung der Tetragonia expansa, (Viereckfrucht,) als ſchmackhaftes Gemüfe Vom Königl. Director der Gaͤrtner-Schule und Inſpector des botaniſchen Gartens, Herrn Otto. Ss reichlich auch unſere Kuͤchengaͤrten mit Gemuͤſearten ausgeſtattet find, fo halte ich es doch nicht ganz uͤberfluͤſſig, auf eine Pflanze auf⸗— merkſam zu machen, die der Cultur nicht unwerth zu ſeyn ſcheint, ſich leicht erziehen laͤßt, und unſern gewoͤhnlichen Spinat im Geſchmack, nach meinem Dafuͤrhalten, uͤbertrifft. Die Pflanze kommt aus Neu-Holland, Japan und Neu⸗Spanien, iſt 1772 in England eingefuͤhrt, ſcheint aber kaum benutzt worden zu ſeyn. Der hieſige Garten erhielt ſie auch in dieſem Jahre aus Monte-Video von dem Botaniker Herrn Sello, wo ſie nach deſſen Angabe am Mee⸗ resſtrande wild waͤchſt. Hier im Berliner Garten iſt ſie ſchon ſeit 1801 cultivirt worden, ohne daß man ſie zur Speiſe und Nahrung ge⸗ braucht hat. . Auf Zubereitung und Behandlungsart des Erdbodens kommt es bei dieſer Pflanze nicht ſo genau an; ſie verlangt eine gute leichte, mit Sand vermiſchte Erdart, eine ſonnige warme Lage und viel Waſſer. Je mehr jedoch der Boden Duͤngerkraft bekommt, deſto reichlicher iſt der Ertrag der Blaͤtter zur Speiſe. Soll die Pflanze viel Samen hervorbringen, ſo haͤlt man ſie magerer, giebt ihr weniger Waſſer, und einen ſandigen Boden; ſie geht alsdann weniger in's Kraut, und die Fruͤchte gedeihen in großer Menge. Will man die Pflanze als Gemuͤſe fruͤh ziehen, ſo ſaͤet man die Samen auf ein Miſtbeet aus, und pflanzt fie bei froſtfreier Witterung ee 205 in's freie Land. Auch in Miſtbeeten kann man ſie cultiviren. Sie liefert im Fruͤhlinge eine 1 ee und gewinnt über dieß an Geſchmack und Zartheit. Jede Pflanze nimmt 9 einen 5 0 von 4 bis 8 Fuß ein; dieß haͤngt jedoch lediglich von der Beſchaffenheit des Bodens ab, wie ſchon oben geſagt worden iſt. Die Zubereitung dieſer Speiſe iſt ganz dieſelbe des gewoͤhnlichen Garten-Spinats. 3 12 nent Si Bu 27,3 12417 ie Nd d en a 6 4 Auszug aus der Verhandlung des Vereins in der neußten Sisung, am 7. 3 1e n Man 5 Neis gas an . E840 9 * al TER 3) Die d Frau Gräfin von Reden auf Buchwald in Schlesien hat 50 Eremplare ihrer Ueberſetzung der Thouinfchen kleinen Schrift: „Anleitung zur Anlegung und Wartung von Fan fuͤr Obſtbaͤume, Gehoͤlze und Stauden,“ eingeſandt, die den Mitgliedern des Vereins gegen 3 Sgr. fuͤr das Stuͤck zur Dispefition ſtehen. 6) Von den beauftragten Verwaltungs-Ausſchuͤſſen find die erwarte⸗ ten Gutachten abgegeben: a) Ueber die in der Sitzung vom 6. Julius d. J. erwähnte Abhandlung des Herrn Ober-Hof-Bauraths und Garten-Directors Schulze in Potsdam: ’ „Ideen uͤber Treibhaus- Gärtnerei, beſonders Kirſchtreiberei.“ Der Ausſchuß erklart mit den entwickelten Ideen des Herrn Verfaſ⸗ ſers ſich völlig einverſtanden, und empfiehlt die Aufnahme der Abhandlung in die Druckſchriften des Vereins. b) Ueber die in der vorigen Sitzung gedachte Abhandlung des Herrn Kunſtgartners Ohm in Berlin über die Cultur der Koͤrbelruͤbe, (Chae- rophyllum bulbosum.) Der Ausſchuß ſchildert die Andeutungen des Herrn Verfaſſers als längſt bewährt, und glaubt, daß der allgemeinere Anbau dieſes Gemuͤſes zu empfehlen ſeyn duͤrfte. ) An neuen Abhandlungen ſind eingegangen: a) Des Herrn Hofgaͤrtnees Seitz in München über die Behandlung der Morina persica. — Wurde dem Gutachten des dritten Ausſchuſſes vor⸗ behalten. b) Des Herrn Forſtmeiſters Borchmeyer in Danfeld, bei Mänſter, D — 207 über die Wirkungen des Winters 1835 auf verſchiedene, zur Verzie— rung von Gartenanlagen dienende Holzgewaͤchſe. — Unter Vorbehalt des einzuhohlenden Gutachtens des zweiten Ausſchuſſes, bezuͤglich auf die vorgeſchlagenen Schutzmittel gegen das Erfrieren der Fruchtreiſer, vorgeleſen, und die Zweckmaͤßigkeit ſolcher Beobachtungen von erfahre⸗ nen Gartenfreunden beifaͤllig aufgenommen, die, wie die vorliegenden, zu beſtimmten Anſichten uͤber die vorgedachten Schutzmittel fuͤhren. c) Des Herrn Geheimen Ober-Finanz-Raths Lu dolff über die Zweck— maͤßigkeit horizontaler Frucht-Spaliere, ae fuͤr den Affi Vorgetragen von dem Verfaſſer. d) Des Herrn Hofgaͤrtners Fintelmann von der Pfauen -Inſel über die Cultur der gefuͤllt blühenden Georginen, (Georgina vaxiabilis.) — Unter Vorbehalt der Mittheilung an den dritten Ausſchuß verleſen. e) Des Herrn Hofgaͤrtners Jacobi in Potsdam uͤber die Behandlung des Blumenkohls und des daraus zu ziehenden Samens. — Zur Be⸗ gutachtung des erſten Ausſchuſſes verwieſen. f ) Des Herrn Landraths von Ziethen zu Wuſtrow anderweitige Be— merkungen über die zweckmaͤßigſte Aufbewahrung der Erdaͤpfel, (Helian- thus tuberosus,) zum Viehfuͤttern, veranlaßt durch den demſelben mit— getheilten Auszug aus dem letzten Sitzungs-Protocolle. Herr Referent erklaͤrt ſich mit der Aeußerung des Herrn von Tres— kow zu Friedrichsfelde: 9 daß die Erdaͤpfel durch Belaſſung in ihrem natürlichen Zuſtande in der Erde am beſten zu conſerviren ſeyen, nicht einverſtanden, und fuͤhrt dagegen an: daß die Knollen, Behufs anderweiter Benutzung des betreffenden Ackerſchlages entweder im Herbſte, oder, wenn ſie perennirend gebaut wuͤrden, (was allerdings am vortheil— hafteſten ſey,) im Fruͤhjahr aufgenommen werden müßten, um der neuen Vegetation Aus zu machen. Es bleibe daher noch immer die Aufgabe: wie die im Herbſte und Fruͤhjahr aufgenommenen Knollen bis zum 1 Tage der Verfuͤtterung unverdorben zu erhalten ſeyen, r ͥů±wiMTdmmꝛNMũ& r ẽ⁰dw . ¼⅜'¼' Ä.! !ùᷓ !.. ʃůũͥß %ĩ. ͤͤðöwed ee 2058 und dieſe werde durch das von ihm beobachtete, in der Verhandlung vom 10. Auguſt d. J. erwaͤhnte Verfahren vollſtaͤndig geloͤſet. ©) Des Herrn Garten-Inſpectors Otto aus dem Engliſchen uͤberſetzte, und von ihm vorgetragene Geſchichtserzaͤhlung von der im Jahre 1818 auf Sumatra durch den daſelbſt verſtorbenen Dr. Arnold entdeckten Rieſenblume, Rafflesia Arnoldi, von der eine ee in natuͤrlicher Groͤße aushing. 8) Von dem Garten-Ingenieur Herrn runs in 1 Sansſouei waren Exemplare von zwei und zwanzig verſchiedenen Kuͤrbisarten, und vom Herrn Hofgaͤrtner Voß in Potsdam eine 15% Pfund ſchwere, im Sand— boden gezogene Ober-Kohlruͤbe, (Kohlrabi,) zur Schau dargelegt. 9) Vorgezeigt wurden: die colorirte Abbildung einer unſerem Deur- ſchen Dichter zu Ehren benannten Braſilianiſchen Pflanze, Goethea cau- liflora, und zwei vom Herrn Baron von Kottwitz auf Walldorff, bei Neiſſe, eingeſandte Monstrosa, naͤhmlich: a) drei mit den Blumenkelchen zuſammengewachſene Georginen, und p) ein monſtroſer Auswuchs einer Sternaſter. * 1260 BIN es bingen ac IL. r \ 2 t tft 18 N Y | Fa * 2 n über "Treibhaus-Gärtnerei, befonders Kirſchtreiberei. Vom Koͤniglichen Geheimen Ober -Hof-Baurath und Garten: e en Schulze, zu Sansſouci. g in 9 7 Mahl * op} 73.7919) 1 1 j “ Die Treibekunſt oder Treibhaus-Gaͤrtnerei begreift die Kenntniſſe in ſich, durch deren Anwendung es dem Menſchen moͤglich wird, mit Ver— a bindung oder Abhaltung der für die Vegetation unguͤnſtigen Einwirkun— gen des Witterungslaufs in der freien Natur, und mit dadurch ohne ein zu raſches Fortſchreiten bewirkter Annaͤherung der ſich vorfindenden guͤn⸗ ſtigen Ereigniſſe in der Witterung, in verſchloſſenen Gebaͤuden den Gang der Natur mit einzelnen Gewaͤchſen kuͤnſtlich nachzuahmen und zu beeilen. Jae genauer der Treibgaͤrtner die Wirkungen der Natur in den Fruͤh⸗ lingsmonathen, vom Beginnen der Vegetation bis zur Reife der Frucht beobachtet; je genauer und treffender er die abwechſelnde Witterung, die guͤnſtigen und unguͤnſtigen Momente und Erſcheinungen in den Operatio— nen der Natur, wie Waͤrme, Kaͤlte, trockene und feuchte Luft, Regen, Schnee und truͤbe Witterung aus den Fruͤhlingsmonathen, Maͤrz, April und May, auf die Wintermonathe, December, Januar, Februar und Maͤrz, wo ſie nuͤtzlich ſind, uͤberzutragen und zu benutzen, wo ſie ſchaͤdlich ſind, abzuhalten und zu vermeiden weiß; je mehr endlich er verſteht, die guͤn— ſtigen Augenblicke jener Natur-Erſcheinungen zum Vortheile ſeiner Trei— berei zu benutzen, die unguͤnſtigen hingegen unſchaͤdlich zu machen, deſto mehr wird fein Werk gelingen, und deſto mehr werden ‚feine Bemuͤhun— gen durch Gewinn reichlicher und ſchmackhafter Fruͤchte belohnt werden. Iſt indeſſen die Witterung fortwährend unguͤnſtig; faͤllt wahrend der Bluͤthe, waͤhrend der Ausbildung des Steins und der Frucht, aller Sonnen— ſchein aus, und verſagt die Natur ganz ihre wohlthaͤtige Beihuͤlfe, ſo wird bei der Treiberei eben das Statt finden, was in widerwaͤrtigen unfrucht— Verhandlungen. 1. Band. 27 210 baren Jahren in der freien Natur Sat findet, abe, ha Ware ed gar kein Obſt gewonnen wird. a | Dieß vorausgeſetzt, beruht der glückliche Erfolg der 3 in ei⸗ ner zweiten Ruͤckſicht noch auf gehöriger Beobachtung und derjenigen Regeln: Sus E11 a) welche Treibhaus⸗ un wo — 0 . Hand geben; > ve die ee — im 5 als gut anerka bat; a Nun Hr, c) welche jede einzelne Diane — ben befoneren S0 1575 fuͤr ſich beſtimmt. id ud rn re ren Nach dieſen — as der Gärtner daher auch bei der Kirſch⸗ treiberei verfahren, von welcher allein hier nur zu handeln iſt. Die Kirſchtreiberei kann in en, von ii ee werden, naͤhmlich: Er: wie u * In einem ſo —— EN werk, inwendig und auswendig mit Bretern beſchlagen, mit Moos ausgeſtopft, und über einen oder mehrere im freien Lande nahe zu⸗ ſammen ſtehende tragbare Baͤume erbauet, von Eher men genommen, und über andere Baͤume aufgerichtet wird. 2) In einem feſtſtehenden, gewoͤhnlich von Mauerſteinen — ten Treibhauſe, in welchem die in kleine Kuͤbel, Kaſten oder große thoͤnerne ae gepflanzten Baͤume zum Treiben aufgeftelle werden. 4 8 28% „ et u ien u uu et Die Treiberei in einem transportabeln Kirſchhauſe hat nun zwar von der einen Seite die Vorzuͤge, (die Transportkoſten des Hauſes abgerechnet,) daß von großen, im freien Lande ſtehenden Baͤumen mehr ſchoͤne große ſchmackhafte Fruͤchte zu erwarten ſind und gewonnen werden, als von kleinen, in engen Gefaͤßen ſtehenden Baͤumen. Von der andern Seite tritt aber der erhebliche Umſtand ein, daß, wenn beſonders waͤhrend der Bluͤhezeit anhaltend unguͤnſtige, truͤbe, regnige Witterung eintritt, und der Alles be⸗ lebende Sonnenſchein gänzlich ausfaͤllt, dieſe Treiberei oft gänzlich fehl 4 e g ! ee ee * wir e * A 0 — U 211 ſchlaͤgt, und weil fuͤglich keine Baͤume nachgeſchoben oder nachgepflanzt werden koͤnnen, die Koſten vergeblich verwendet ſind. Wenn dagegen in einem feſtſtehenden Treibhauſe, wo gewoͤhnlich mehrere Treib-Quartiere neben einander folgen, die zuerſt angetriebenen Baͤume fehlſchlagen, ſo koͤnnen dieſe entfernt, und andere, vielleicht zum baldigen Auf bluͤhen in den Neben⸗Quartieren ſchon vorgerückten Bäume an deren Stelle auf⸗ geſtellt, und es kann damit bis zu guͤnſtigerer ae fortgefahren werden. 0 te n een en muh enn e Jae mehr der Winkel, welchen die Sonnenſtrahlen mit den Fenſtern des Treibhauſes machen, ſich einem rechten naͤhert, deſto kraͤftiger wirken ſie. Fuͤr ganz fruͤhe Treiberei im December und Januar, wo die Sonne am niedrigſten ſteht, naͤhmlich einen Elevations-Winkel von 15 Grad er- reicht, iſt es rathſamer, die Fenſter mehr aufrecht zu ſtellen, als ihnen eine geſenkte, liegende oder ſchraͤge Richtung zu geben, um ſo mehr, als Feuchtigkeit, Regen und Schnee deſto beſſer herabfallen und abziehen koͤn— nen. Fuͤr ſpaͤtere Treiberei iſt es dagegen vortheilhafter, den Fenſtern eine mehr geſenkte oder liegende Richtung zu geben, weil die Sonne dann einen hoͤhern Standpunct erreicht, unter einem hoͤhern Winkel auf die Fenſter fällt, und jede dem Licht und der Sonne zugewandte Pflanze un- ter einem flach liegenden Fenſter, der Natur gemaͤß, mehr aufrecht der Sonne und dem Licht entgegen ſtreben, und beſſer gedeihen kann. Zur zweckmaͤßigen Conſtruction eines transportabeln und feſtſtehen— den maſſiven Kirſch-Treibhauſes wird We en und Beſchrei⸗ ae nähere Anleitung gewaͤhren. 0 Die vorerwaͤhnten, von dem Treibgaͤrtner RER Mittel zu moͤg⸗ dicht "glücklicher Erreichung feines Zwecks beſtehen in folgenden, auf Er- fahrung beruhenden Maßregeln, die ſich hier mehr auf die Treiberei in einem feſtſtehenden, als in einem transportabeln Treibhauſe, alſo vorzuͤg— lich auf die Cultur der in Kübel und Kaſten zu pflanzenden Baume be⸗ ziehen, wiewohl das E N beiden en ein und das⸗ en. 212 Vieljaͤhriger Erfahrung gemaͤß, eignet ſich die fo genannte doppelte Maikirſche am meiſten zur Fruchttreiberei, ln die DEM e ler⸗ und die Welfer-Kirſche. So wie bei allen Obſtarten und Sorten kleine Nee unter ihnen Statt finden, ſo iſt auch dieſes der Fall bei der Kirſche. Eine ganz kurze Charakteriſirung der genannten drei Ra wird daher a nicht ganz uͤberfluͤſſig ſeyn. f a Mitt 8 65 5 Der doppelte Maikirſchbaum hat einen ſehr Pee er b) Wuchs, und iſt ſehr tragbar. Sein Blatt kommt dem der bekannten ſauern Kirſche am naͤchſten, und iſt, wie geſagt, an ſeinem ganzen Habitus ſehr kennbar. Die Frucht iſt oft nicht ganz rund, ſondern auf der Furchenſeite etwas flach oder eingedruͤckt. Je laͤnger ſie am Baume bleibt, deſto dunkler wird ihre Roͤthe. Ihr Fruchtſtiel wech⸗ ſelt in der Laͤnge; die Sorte mit kurzem Stiel, und dann auch ſtets mehr rundem Stein taugt am beſten zum Fruchttreiben. Der zum Treiben beſtimmte Baum muß auf gewoͤhnlichen ſauern Kirſchſtaͤmmchen veredelt worden ſeyn, weil er ſonſt zu ſehr in's Laub ſchießt. Die Prager Musscateller-Kirſche kommt in allen Stuͤcken bei etwas kraͤftigerem Wuchs und größerem Blatt der doppeten Maikirſche ſehr nahe, jedoch iſt ſie, ſo wie der Stein, weniger rund, ſondern etwas breit gedrückt und von angenehmem Geſchmack; ihr Fruchtſtiel iſt laͤn⸗ ger, und fie zeichnet ſich überhaupt durch ungleichzeitige Fruͤchte aus, indem ſie zu gleicher Zeit ganz reife, weniger reife, faſt gruͤne und zuweilen noch einzelne Bluͤthen hat. Nur zum Spaͤttreiben iſt ſie anwendbar, um fo mehr, als fie an Wohlgeſchmack die erſte uͤbertrifft. Der Wuchs des Welfer-, (nach Andern Pfaͤlzer-) Kirſchbaums hat mit den vorigen beiden viel ähnliches, zeichnet ſich indeſſen dadurch aus, daß die Glieder der jungen Reiſer ſehr enge zuſammen ſtehen; die Frucht iſt langſtielig, ebenfalls etwas breit tn aer faſt ſchwarz, und von lieblichem Geſchmack. Andere ſuͤße Kirſchſorten eignen ſich weniger zum Sen weil ſie zu ſehr in's Laub und Holz ſchießen, und ſelten Fruͤchte zur Reife bringen. Ta. VII. If | 7 N 7 | 10 1 1 7 ˖ a Taf. VII. 7777. ß . 2 * € d Abel! 213 Nachdem die zur Treiberei beſtimmten, auf gewöhnlichen ſauern Kirſch— ſtaͤmmen veredelten jungen Kirſchbaͤume das Alter der Tagbarkeit erreicht haben, werden fie ein volles Jahr vor dem Antreiben in kleine, am zweck— maͤßigſten und wohlfeilſten aus Oehlfaͤſſern gefertigten Kuͤbeln von 1% bis 1% Fuß Weite und 1% bis 16 Hoͤhe, je nachdem der Wurzelballen oder der ganze Baum mehr oder weniger Raum erfordert, gepflanzt. In dem Boden, unter welchem man der Feſtigkeit und Tragbarkeit wegen ein ſo genanntes Bruͤckholz befeſtigen laͤßt, werden 4 bis 5 einen Finger ſtarke Loͤcher eingebohrt, und dieſe mit Scherben bedeckt, damit bei'm Begießen die überflüffige Feuchtigkeit abziehen, und Faͤulniß in den Wurzeln verhuͤthet werden kann. Aus gleichen Urſachen iſt eine aus Vegetabilien aufgeſam— melte Erde die beſte, und es ſind die vom Herrn Hofgaͤrtner Fintelmann bekannt gemachten Erfahrungen auch von den hierzu angewendeten Saͤge— ſpaͤnen, (kiehnenen,) und klein gehacktem Moss ſehr ſchaͤtzenswerth. Dieſe in kleine Kuͤbel gepflanzten Baͤumchen muͤſſen waͤhrend des Jahres vor dem Antreiben, nach der Anleitung des Herrn Fintelmann, $. 1, ſehr ſorgſam gepflegt werden, das heißt, der Wurzelball muß nie zu ſehr austrocknen, und dann ploͤtzlich wieder zu reichlich begoſſen wer— den, weil ſonſt die Wurzeln erkranken, in Faͤulniß gerathen, und die Baͤume wenig oder gar keine, hoͤchſtens ſchlechte und unſchmackhafte Früchte bringen. ö / Andere Treibgaͤrtner wollen, daß dieſe Baͤumchen nur erſt im Herbſt vor dem Antreiben aus dem freien Lande in Kuͤbel gepflanzt werden ſol— leu, weil ſie dann weniger in's Laub und Holz ſchießen, ſondern deſto mehr Fruͤchte anſetzen. Erwaͤgt man, daß die Baͤume waͤhrend des Jah— res, in welchem ſie zu ihrer Vorbereitung uͤberſtehen muͤſſen, durch ein mehr oder weniger oft verabſaͤumtes, und dann zu reichliches Begießen, oder auch vom Froſt, wenn ſie ſammt den Kuͤbeln in die Erde verſenkt oder nur mit Laub ꝛc. bedeckt und eingefuͤttert werden, ſehr leicht in ei— nen kranken Zuſtand verſetzt werden koͤnnen, ſo kann man keine von beiden Meinungen unbedingt vorziehen oder tadeln, beſonders wenn man im letzten Fall die jungen Baͤumchen einige Mahle verpflanzt, damit ſie — 214 ſich einen gute Wurzelballen aneignen, und mit je in die Kübel ge⸗ ſetzt werden koͤnnen. | 10515 191688 Es bleibt zu bemerken, daß die Treiberei in einem transportabeln Hauſe auch in Ruͤckſicht jener getheilten Meinungen den Vorzug behält, weil die zu beſorgenden Mängel on n 1 eh nicht Statt finden koͤnnen. ag 178 So wie die Vegetation jedes Baumes, den e e den im Winter ruht, im folgenden Fruͤhjahr aber von neuem anhebt, eben ſo muß die Durchlaufung dieſes Cyclus auch bei jedem zur Treiberei be⸗ ſtimmten Baum als unerlaͤßlich nothwendig beobachtet werden. Man darf daher keinen Baum eher antreiben, bevor derſelbe durch allmaͤhliges Er⸗ ſterben ſeiner Vegetation bis in den wirklichen Winterſchlaf vollkommen gelangt iſt. Die gewiſſe Ueberzeugung, daß die Vegetation eines Baumes fuͤr den abgeſchiedenen Jahreslauf vollkommen beendigt ſey, und daß die des neuern Jahres kuͤnſtlicher Weiſe mit ihm fruͤher eingeſchritten werden koͤnne, gewinnt man dadurch, wenn der Baum einige Tage hindurch 4, 6 bis 8 Grad Froſt, (nach Reaumur,) in freier Luft erlitten hat. Nur dann kann man ihn mit Sicherheit in's Treibhaus bringen, und ſchon im December mit dem Anheitzen den Anfang machen. Treten, wie es in manchen Jahren der Fall iſt, vor Ausgang des Decembers gar keine Froͤſte ein, ſo iſt es rathſam, den Baum wenigſtens bis dahin der freien Luft ausgeſetzt ſeyn zu laſſen, ihn bis zum Januar etwas trocken zu u ten, und ihn dann erft in das Treibhaus zu bringen. Zu den von mir ſeit mehr als 30 Jahren mit allerlei Obſtarten ge⸗ machten Verſuchen in einem mir gehörigen Treibhauſe ließ ich mir einen breternen Kaſten von 6 Fuß Laͤnge, 4 Fuß Breite und 3 Fuß Hoͤhe zuſammenſchlagen, ihn mit etwas Laub, friſchem Pferdeduͤnger und alter Lohe anfuͤllen, um eines Theils das Heitzen zu erleichtern, und Brenn⸗ material zu erſparen, andern Theils die Kronen der Bäume der freien Luft unbedenklich auszuſetzen, dagegen die Toͤpfe mit den Baͤumen auf die unmerklich erwaͤrmte Lohe ſtellen, und deren Vegetation durch die Aer Sheer - 2——ů— 215 Haus der Lohe hervorſtroͤmende wohlthaͤtige Wärme: befördern zu koͤnnen. Ohne den noͤthigen Froſt abwarten zu Fönnen, ließ ich das Treibhaus bereits im December, wiewohl ganz unbedeutend, erwärmen, oder anheit— zen. Die wenigſten Knofpen entwickelten ſich zur Bluͤthe, die meiſten blie— ben zuruͤck, und brachen faſt ſpaͤter auf, als die in der freien Natur- Dieſe mißgluͤckten Verſuche mn mir . als 80 ar lehne dan Unterricht u cee Yun 2° Ich gehe nun zu dem Zeitpunct und zu denjenigen RC zu⸗ tc, unter welchen der Kirſchbaum zum Antreiben in das Treibhaus ge— ei werden konnte und wird. Von jetzt an treten in der N plagen vier Pe⸗ * ein, naͤhmli ch: 1) die vom Anpeigen und Antreiben bis zur Blüthe; 2) vom Anfange, oder von der ee der Bluͤthe bis zu Vol⸗ llendung derſelben; 9 u von Vollendung der Bluͤthe bis 95 voͤlliger e des Steins; ) von völliger Ausbildung des gr ade a Reife und Genießbar⸗ keeit der Frucht. f 110 Zu 4, 1 o m Anheitzen bis zur 3 ö So wie bereits im Eingange erwähnt worden, muß das Antreiben vom Januar an ſo betrieben werden, 1 wie ſolches die Natur, vom Maͤrz an, an die Hand giebt. f Dabei kommt es vorzuͤglich a) auf die Temperatur,r, 551 b) aufs Begießen, t e e c) auf's Beſpritzen, d) auf Abhaltung zu vieler nn von den Wurzeln, e) auf Luft, und i f ) auf Schatten an. 216 Aus beiliegender Temperatur- Beobachtung ), unter a, b, o, ergiebt ſich, daß nach einem achtjährigen Durchſchnitt dieſelbe im Monath März ſich beinahe auf 6 Grad Reaumur halt. Das Maximum der Wärme unter e in den Mittagsſtunden betraͤgt 12 Grad ). Beides zuſammen⸗ genommen 18 Grad, und die Haͤlfte davon 9 Grad. Dieſe abſtrahirte Regel wird beſtaͤtigt durch die Angabe des Herrn ꝛc. Fintelmann, $. 4, nach welcher derſelbe das Antreiben auf 8 Grad, und bis zum Aufbrechen der Bluͤthe, welches nach Verhaͤltniß der Witterung in Zeit von 14 Ta- gen erfolgen kann, auf 14 Grad beſtimmt, (ſiehe Maximum unter e,) und wobei nicht aus der Acht zu laſſen, daß, ſo wie der Regel nach die Tem⸗ peratur Anfangs März geringer iſt, und gegen Ende desſelben ſteigt, man auch dieſelbe im Monath Januar vom Anfange bis zu Ende desſelben ſteigern, und dabei truͤbe und helle Witterung wohl beachten, folglich im erſten Falle ſich nicht übereilen muͤſſe, um nach Moͤglichkeit das Bluͤhen und die Befruchtung in helle Witterung hinzuhalten. Denn iſt der Treib⸗ gaͤrtner nicht aufmerkſam, die nicht von ihm, ſondern von der Witterung abhängigen guͤnſtigen Momente zum Vortheil feiner Treiberei zu benutzen, und die unguͤnſtigen nach Moͤglichkeit unſchaͤdlich zu machen, ſo durch⸗ laͤuft er eine ſehr unſichere Bahn. Einmahliges Begießen der vor dem Einbringen in's Treibhaus etwas trocken gehaltenen Bäume kann nach Umſtaͤnden 14 Tage, oder fo lange vorhalten, bis ſolches wieder nöͤthig wird. Das Beſpritzen mit 15 bis 16 Grad lauwarmen Waſſers iſt bis zur Entwickelung der Bluͤthe fleißig zu wiederhohlen, und damit die Erde in den Kuͤbeln nicht zu naß werde, und die Wurzeln verderben, weil dieſe Baͤumchen überflüffige Feuchtigkeit nicht aufnehmen koͤnnen, iſt es rathſam, irgend eine Vorkehrung zu tref⸗ fen, daß das bei'm Beſpritzen herabfallende Waſſer — könne 9 — Diefe Temperatur- Beobachtungen find bereits oben, Seite 185, e nen —) Das Minimum kann hier, als unguͤnſtiger Ausfall von Seiten der Natur, nicht in Betracht kommen. a ***) Kleine Decken von alter Wachsleinwand auf die Kübel gelegt, 1 ganz dem Zwecke. 217 Das Luͤften der Fenſter nach Verhaͤltniß der Witterung ſchon in dieſer Periode wird ſehr nuͤtzlich ſeyn, um ſo mehr, als die Baͤume gleich Anfangs daran gewoͤhnt werden muͤſſen, damit der Mehlthau oder die 1 1 5 nicht aneh und aaa ar | 6 4- rin N bin N 120 11 410 4 I F RG \ N i 1 0 enn oder vonder Entwickelung der Bläthe bis 10 Bolten, dung derſelben. 4 Die Foͤrderung ber ee ug waͤhrend der Bluͤhezeit iſt von der größten Wichtigkeit. Sie darf aber nicht uͤbereilt werden. Wenn gleich zu voͤlliger Entwickelung der Bluͤthe eine Temperatur von 14 bis 16 Grad erforderlich iſt, ſo iſt es doch den Naturgeſetzen gemaͤß, dieſelbe nach und nach wieder bis auf 10 und 8 Grad ſinken zu laſſen. Beiliegende Temperatur-Beobachtungen zeigen, daß: a) Im Monath April, (in deſſen letzter Hälfte, fo wie Anfangs Mai, die Kirſche gewoͤhnlich bluͤht,) die Durchſchnittswaͤrme ſich, unter ab, cd und ef, ek ee der . 50% a warme Morgens. „Mittags. Abende. 1185 ö 8 N * + 0 * „ + ! * * 5 * 4 10 5% das Maximum unter g, 1, p auf 9 17 12 Grad haͤlt; das Minimum unter 1 bisweilen auf 1 bis 2 Grad unter 0 ſinkt. f b) Im Monath we die Duchfiänirswirne unter 450 od und ef, An Morgens. Mittags. Abends. . e ee 72 14° 9° das Maximum unter g, I p auf 11“ 200 414° ſteigt; das Minimum unter 1 zuweilen bis auf 0 ſinkt. Ja, man hat bemerkt, daß während der Bluͤthe im April zuweilen 1055 Schnee gefallen, und die Kirſchernte dennoch außerordentlich ergiebig ge— weſen iſt. Dieſes lehrt, daß die Kirſchbluͤthe bei moͤglichſter Luftbewe— gung eine ganz kuͤhle Temperatur erfordert, und beſtaͤtigt auch die Angabe des Herrn Fintelmann, nach welcher derſelbe die Wärme bei Erſchuͤt— Verhandlungen. 1. Band. g 28 218 terung des Baumes von 14 bis auf 10 und 8 Grad herabſetzt, ganz voll⸗ kommen, und iſt hiernach die Höhere Wärme nur zur Entwickelung des Samenſtaubes, die 3 aber zur S der ae 1 er⸗ forderlich. rer Dämpfe, die dem ee 2 5 aͤhnlich Ai, und erzenge werden, wenn man auf die Feuerungs-Canäle mit Waſſer ſpritzt, ſind wohlthaͤtiger, als ſelbſt behuthſames Beſpritzen des Baumes, welches uͤberhaupt während der Bluͤthe gar nicht, oder ſehr vorſichtig geſchehen muß. Zur Beförderung der Beſtaͤubung und Befruchtung iſt Luftbewegung oder Erſchuͤtterung der Baͤume eben ſo naturgemaͤß, wie Maͤßigung der kraͤftigen Sonnenſtrahlen durch Gaze⸗Decken, beſonders wenn mehrere Tage hindurch kein Sonnenſchein Statt gefunden hat, und nun wieder mehrere helle Tage folgen. Zugleich wird aber auch durch dieſe wohlthaͤtigen Schattendecken verhuͤthet, daß zu große Waͤrme im Treibhauſe ent⸗ ſteht, daß die zarte Bluͤthe mit Frucht und Stiel ermatten und Scha⸗ den leiden, auch der Mehlthau und die Blattlaus ſich ſo ungeheuer er⸗ zeugen und uͤberhand nehmen kann, wie es im Gegentheile geſchieht. Wird die Luft im Treibhauſe durch die kraͤftigen Sonnenſtrahlen zu ſehr erwaͤrmt, ſo muͤſſen die Fenſter deſts mehr geluͤftet werden. Bei dieſer Gelegenheit ſtroͤmt dann zu kalte Luft auf die belaubten Bäume, und wenn dieſe, da fie der friſchen Luft entwoͤhnt ſind, von derſelben ploͤtzlich und ſtark betroffen werden, ſo erzeugt und vermehrt ſich die Blattlaus der Erfahrung gemaͤß in ungeheuerer Menge, da dann nur durch ſtarken Tabacksrauch, mittelſt Kohlenfeuer oder anderer Vorkehrungen Einhalt geſchehen kann. - Der Treibgaͤrtner muß ſich's nicht une laffen, je 1 es der abwechſelnde Sonnenſchein erfordert, die Schattendecken von Gaze taglich mehrmahls aufzulegen, oder auszubreiten, und auch wieder abzu⸗ nehmen, oder zuſammen zu rollen. Dieß ſind die wichtigſten Momente, welche nuͤtzlich und ſchaͤdlich werden koͤnnen, und welche der Treibgaͤrtner zu ſeinem Vortheile benutzen, im Gegentheile da, wo ihm Schaden droht, unſchaͤdlich zu machen ſuchen muß. 8 F 8 | u 219 Vorſtehende ſind die von dem Gärtner abhaͤngigen Mittel, durch deren Anwendung er es ſelbſt der Natur zuvor thun kann. Die Kaͤlte kann er durch Heitzen mildern. Die heftigen Sonnenſtrahlen, welche, wenn ſie direct das Thermometer treffen, den Stand desſelben im Februar, Maͤrz, April und Mai auf 24, ja 28, 33 und 86 Grad Reaum. ſteigern, und oft die Bluͤthe und zarte Frucht bis zum Verderben ſchwaͤchen, kann er durch Schattendecken maͤßigen und wohlthaͤtig machen, welches Alles in der freien Natur gar nicht, oder doch nur felten und ſchwer ausfuͤhrbar iſt. Der Kürze wegen beziehe ich mich hier auf meine in dem Monaths⸗ blatte der Maͤrkiſch Oeconomiſchen Geſellſchaft zu Potsdam uͤber dieſe Gegenſtaͤnde ſowohl, als uͤber die Temperatur des Waſſers zum Begießen und — befindlichen Aufſaͤtze, dagen 1822, Seite 158 und 169. 3 33 un der Vollendung der Bluͤthe bis zur völligen Ausbildung des Steins. Das An⸗ und Durchſetzen des Fruchtknotens und die Ausbildung des Steins laͤßt ſich fuͤglich mit dem Zahnen kleiner Kinder vergleichen. So wie bei dieſen, ſo auch bei jenen iſt dieſes eine ſehr entſcheidende Periode. Wie zu 2 geſagt worden, erfolgt das Bluͤhen der Kirſche gewoͤhnlich in dem Zeitraume von der Mitte des Aprils bis zur Mitte des Mais, 5 und bedarf in der freien Natur oft nur eines Zeitraums von 6 bis 8 Ta⸗ gen, welcher aber im Treibhauſe nach Umſtaͤnden und Verhaͤltniß der Witterung oft weit laͤnger waͤhrt. In eben jenem Zeitraume erfolgt auch nach vollendeter Bluͤthe das Durchſetzen der Frucht und die Ausbildung des Steins. Nimmt man die Durchſchnitts⸗ Summe von der Temperatur von bei⸗ den Monathen aus der mehrerwaͤhnten Temperatur-Beobachtung in jenen bei Tageszeiten zu te e sn e eee 10 5 Und n dee Aol 2 | tzufammen; n an 4124 14 ſo bewagt derſeſhe; en apache e lee ee 7 und der des Maximum 10 18 13 220 Grad, und ergiebt ſich, daß die Temperatur zwiſchen beiden letzten Sum⸗ men zu 7%, 15%, 10 inne ſtehen muß, und nie zu 1865 Grad ſteigen darf. In der freien Natur findet waͤhrend dieſer Periode oft Regenwetter, aber auch oft trockene Witterung Statt, und man hat bemerkt, daß im letzten Falle, beſonders bei ſehr warmer Witterung und brennendem Son⸗ nenſcheine, oft mehr Kirſchen vertrocknen, vergelben und abfallen, als im erſten Falle durch die Feuchtigkeit verdorben werden. Man muß aber auch wohl erwägen, daß das Regenwaſſer in freiem unbeſchraͤnkten Boden ſich mehr und leichter verziehen kann, als in einem eingeſchraͤnkten Erdklumpen, in einem kleinen Kuͤbel. Dieſem nach kann man dem Baume zwar die ge⸗ hoͤrige Feuchtigkeit nicht vorenthalten, da er aber zum Durchſetzen der kleinen zarten Frucht deren nur wenig bedarf, und ein zu reichliches Befeuchten und Begießen nur zu einem uͤbermaͤßigen Trieb in's Laub und Holz Ver⸗ anlaſſung geben wuͤrde, ſo 1 man dieſe ei ſehr u und genau beachten. Indeſſen wird einem aufmerkſamen Beobachter nicht entgehen, daß, wenn nach einigen hellen und trockenen Tagen ein ſanfter Regen erfolgt, ſolcher der Kirſche und andern Obſtarten ſehr wohlthaͤtig und gedeihlich iſt, weil er in dieſer Jahreszeit bald wieder abtrocknet. Darum muß man auch hier die Natur moͤglichſt nachzuahmen ſuchen, und eine Heitzung mehr nicht ſchonen, um die Fenſter deſto mehr luͤften und uͤbermaͤßige Feuchtigkeit deſto beſſer abtrocknen zu laſſen, weil ſonſt der Baum in's Laub oder Holz treibt, und die Fruchtbildung vernachlaſſiggt. Das Luͤften uͤberhaupt, durch Herunterziehen der ade um 17 25 3 Zoll, iſt dem Aufſtellen der Fenſter unterhalb ſchon aus dem Grunde vorzuziehen, weil alle feuchten Duͤnſte emporſteigen und oberhalb beſſer abziehen koͤnnen, als unten; ſodann aber auch, weil dien einſtroͤmende, oft zu kalte Luft den belaubten Baum nicht bahn „ und . Mala der Blattlaͤuſe nicht Anlaß geben kann. Hierbei muß ich noch bemerken, daß, wenn man nur ne das Aus- ſtroͤmen der Dünfte oberhalb der Fenſter ſorgt, man auf den Erſatz fri⸗ ſcher Luft nicht ſehr bedacht ſeyn darf, weil dieſelbe durch eine Menge 1 N ET een ** r u. u A a > > — ; 4 2 feiner Ritzchen und Fenſterfugen genugſam durchdringt. Beſſer und rath⸗ ſamer iſt es auch, wenn geluͤftet werden muß, alle Fenſter um einen Zoll, als ein und das andere oder dritte um 2, 3 oder 4 Zoll herunter zu zie- ben. Denn ſonſt ſteigen, wie geſagt, Duͤnſte und verdorbene Luft in die Hoͤhe, und ſchaden Theils da, wo ſie keinen unmittelbaren aufrechten Aus: gang finden, den von ihnen laͤnger umgebenen Pflanzentheilen, Theils hangen die feuchten Theile ſich an die Fenſter an, und fallen wieder in Tropfen herunter, wodurch von neuem eine nicht verlangte Befeuchtung entſteht, und zu lange unterhalten wird. Hier treten ganz dieſelben Wir- kungen ein, welche man bei der Verſetzung kalter ee aus kalter Luft in ne und umgekehrt beobachtet. Obgleich der belaubte Baum mittelſt ſeiner Blätter der jungen zar⸗ ten Kirſche einen wohlthaͤtigen Schatten gewaͤhrt, ſo iſt es doch bei ganz hellem Sonnenſchein, beſonders, wenn derſelbe vier, ſechs und mehrere Tage gefehlt hat, und die zarte Frucht des hellen Lichtes und Sonnen: ſcheines entwoͤhnt iſt, durchaus nothwendig, die brennenden, oder doch zu kraͤftigen Sonnenſtrahlen durch Gaze-Decken zu mildern, um ſo mehr, als die zu groß werdende Steigerung der Temperatur im Treibhauſe und das zu ſtarke Luͤften der Fenſter vermieden wird. N Iſt auf dieſe Weiſe das Durchſetzen der Frucht und die Mk ie des Steins recht gluͤcklich von Statten gegangen, 15 5 1 3 die vierte Periode. 1 00 1 2 4 Zu 4. Von Ausbildung des Steins bis zur Reife der Frucht Y. Nachdem der Stein, deſſen Form vollkommen ſichtbar und mit einer glänzend dunkelgruͤnen Huͤlle umgeben ift, völlig ausgebildet worden, faͤngt dieſe Huͤlle an zu wachſen und zu ſchwellen, und nimmt eine weißliche N *) Im Jahr 1822 dauerte dieß ganze Geſchaͤft von Entwickelung der vollkommenen Blüthe bis zur Reife der Frucht vom 15. April bis 2. Junius, wo im Sansſouci die erſten Kirſchen aus dem freien Lande abgeliefert wurden. Das Bluͤhen ſelbſt dauerte nur vom 15. bis 24. April. 222 . N Farbe an, welehe, je mehr ſich die Frucht der zen. ke e w in die dunkelrothe uͤbergeht. Während dieſer Periode, welche gwöbntlch in der erden Natur in | die letzte Hälfte des Mais und in die erſte Hälfte des Junius falt, herrſcht eine Temperatur im Durchſehnitt: Morgens 8, Mittags 15, Abends 10 Grad, und das Maximum von 13,21, 15 Grad Waͤrme. Dieß giebt die Anweiſung, daß man die Temperatur, je nachdem die Frucht im Wachſen und Aufſchwellen vorſchreitet, von 10, 12 bis 18 Grad ſteigern kann. Damit nun das Aufſchwellen der Frucht ‚gehörig befördert werde, iſt ein tägliches Beſpritzen ſehr zweckmaͤßig, wenn truͤbe und feuchte Witterung nicht etwa ein anderes noͤthig macht. So bald aber die voͤllige Reife herannaht, ſo muß das Beſpritzen und Begießen des Baumes nur nothduͤrftig und ganz ſparſam erfolgen, damit die Kir⸗ ſche nicht waͤſſerig, ſondern ſchmackhaft werde. Das Luͤften der Fenſter und das Auflegen der Gaze-Decken bei ganz hellem Sonnenſchein foͤrdert ſowohl das Reifen und den Wohlgeſchmack der Frucht, als es Wo eine zu warme Temperatur mildert. nen Durch vorſtehenden Aufſatz wuͤnſchte ich hauptsächlich die Gruͤnde des Verfahrens des Treibgaͤrtners auseinander zu ſetzen und zu rechtfertigen, und zugleich darzuthun, daß die vollkommenſte Treibgärtnerei in der voll⸗ kommenſten Nachahmung der Natur beſteht, deren Winke immer die ſicherſten Lehren dabei ſind. EEE ie RER g N . 08 8 223 99715 amd HH 918 aun „ont 03 in 112 bind 152 108 IH Bw dh NE ib: 1 n % 08175 eue nenn einss 067; I “96 borigentalen Frucht⸗ Spatiers, nach der Methode des Herrn Wag! ener sen. zu Treptow bet Berlin. ait tastırt Hua 33314202 Samy 1 7 Vom Königl. Geheimen Ober; Sinanzrath, 99 5 Rudolf, (Mit einer lithographuten Zeichnung. ) Alt L, de 13 nt loge das dau EIN Dan 4 Beſonders angenehm iſt es mir, der Geſellſchaft mit Erlaubniß eines unſerer rein practiſchen Mitglieder, des Herrn Hof-Juweliers Wage⸗ ner sen, zu Treptow, ſeine Behandlung des Pfirſichbaumes auf horizon— talem Spaliere mittheilen zu duͤrfen. Im Jahre 1814 kaufte Herr Wag ener zufällig zwei junge, vf Pflau⸗ menſtaͤmme gepfropfte Pfirſichbaͤume, welche in Töpfe gepflanzt waren, und wegen ihres ſchoͤnen und ee . k 3 im ae ausgepflanzt zu werden. ana Da die Spaliere an den An ee ene des Skeet des ur 88 ſchon mit Weinreben und Pfieſichbaͤumen hinlaͤnglich beſetzt waren, und ihm die Anlage eines ganz frei ſtehenden gewoͤhnlichen Spa⸗ liers fuͤr ſeine Ankoͤmmlinge mißlich ſchien, ſo fiel ihm bei mehrerem Nachdenken uͤber eine zweckmaͤßige Pflanzung der Pfirſi en im Freien und Behandlung derſelben der Gedanke ein: an der Suͤdſeite des Gartens, den Strahlen der Sonne zu allen Tas geszeiten zugänglich, in einer maͤßigen Vertiefung ein liegendes Spa— lier 2 Fuß hoch uͤber en 4 Buß breit und 48 ar kein an⸗ zulegen hun Br * Dabei erwog Herr FRE daß die Spalier Höhe von sich: im Lich⸗ ten vollkommen zureichend ſeyn werde, und daß die Wurzeln der Baͤume hier mehr Feuchtigkeit und Spielraum, als an den Waͤnden erhalten, der Stamm durch die Sonnenſtrahlen nicht leiden, die Zweige nach der gan- 224 Sr 5 zen Lange des Spaliers ſich hr. koͤnnten, und die ſich daran erzeu⸗ genden Fruchtruthen mit vieler Ordnüng und Bequemlichkeit angeheftet, Blaͤtter und Fruͤchte aber von den Ausdünſtungen des nur 2 Fuß davon abliegenden Erdreichs in der heißen Jahreszeit außerordentlich gewinnen wurden, endlich auch die fo nothwendige Bedeckung der Baͤume gegen dir ſtrenge Winterfälte ſowohl, als wenn zur Zeit der Bluͤche e, un ungünftige Wit⸗ terung eintreten ſollte, auf dieſem liegenden Spaliere ßere sentlich fi icher und dauerhaft in's Werk zu richten ſeyn dürfte. Mit ſolchen Ueberlegungen ſchritt Here Wagener zur Ausfuͤhrung ſeines entworfenen Werkes, und das Spalier wurde in der Art angefertigt, wie es beiliegende Zeichnung darſtellt. Es liegt ſeiner ganzen Lange und Breite nach in einer mäßigen Vertiefung, ſo daß das Regenwaſfer ſich dar in fangen kann, auch gewaͤhrt dieſe ee e ek u die ſcharfen Winde. Die beiden Bäume unter dieſem datiert ee 24 u von 8 entfernt, und ein jeder hat zur WEIS jo Zueige * Fuß Raum auf der Flaͤche des Spalietrs. sd nde Gun Der Boden, worin ſie gepflanzt Porden⸗ find, iſt ein N ſandiger Grund, welcher durch die vormahls darauf geſtandenen Elsbuͤſche mit etwas Holzerde vermiſcht iſt. Eine außerordentliche Düngung hat Herr Wa ge⸗ ner den beiden Pfirſichbaͤumen nicht gegeben, auch bei dem im Monath Auguſt 1814 geſchehenen Herausnehmen aus den Toͤpfen keine weitere Sorgfalt beobachtet, als daß der Wurzelſtock, welcher ſich in dem Topfe ſehr ſtark gebildet hatte, unbeſchnitten geblieben, und die feineren Seiten⸗ wurzeln etwas aufgelockert worden ſind, und ſo jeder Stamm 2 Fuß tief auf den neuen Standpunct gepflanzt worden iſt. Dadurch erreichten beide Baͤume bis zu ihren Haupttrieben gerade die Hoͤhe des Spaliers, und letz⸗ tere konnten nun nach Verlauf des erſten Jahres ihres außerordentlich ſchnel⸗ len und kraͤftigen Wuchſes nach e Race hin gebogen werden. Schon im dritten Jahre unch dieſer Pflanzung hat Herr Bietet die Freude gehabt, daß beide Baͤume Früchte getragen haben, und ſeine Freude Meere 225 Freude ift defto größer geweſen, als die Frucht zu derjenigen Sorte gehört, welche wir hier unter dem Nahmen der rothen Fruͤh-Pfirſiche von Troyes kennen, und zu der Claſſe der wolligen Pfirſiche, (Melecoton, ) gehört. Der Baum wird in der Regel nicht groß, hat braunrothe Triebe, große und roſenfarbene Bluͤthen. Außer den ſchon beruͤhrten Vortheilen hat Herr Wagener zu bemerken Gelegenheit gehabt, daß die Blaͤtter dieſer am ho— rizontalen Spalier gezogenen Pfirſichbaͤume nie vom ſo genannten Mehl— thau oder andern Inſecten befallen worden ſind, auch der Kellerwurm, wel⸗ cher an den Spalier-Waͤnden zur Zeit der Fruchtreife die Frucht am Stiele anzunagen pflegt, gar nicht ſichtbar geweſen iſt. Durch die Winter- und Fruͤhlings-Pflege ſowohl, als durch die zweckmaͤßige Methode des Herrn Wagener in Zug und Schnitt, ſind nun beide Bäume, deren Stamm bei ihrer Pflanzung vor neun Jahren kaum einen Zoll im Durchmeſſer hatte, jetzt in der volleſten Kraft. Die Staͤmme bis zum Spalier haben zur Zeit eine Staͤrke von E Fuß im Durchmeſſer; von da ab theilt ſich jeder Stamm in zwei Hauptäfte, und dieſe haben nicht nur mit ihren Nebenaͤſten den ganzen ihnen angewieſenen Raum erfuͤllt, ſondern ihre Enden gehen ſogar nach den Seiten des Spaliers bis zur Erde hinunter. Im vorigen Som— mer ſind von beiden Baͤumen auf dieſem Spaliere 600 Stuͤck der ſchoͤnſten Fruͤchte geerntet worden; und wenn gleich die dießjaͤhrige Ernte minder ergiebig ausgefallen iſt, ſo hat doch die Menge ſchoͤner ſaftreicher Fruͤchte bewieſen, daß die Anſicht des Herrn Wagener bei der Einrichtung des horizontalen Spaliers, beſonders, was den erleichterten Schutz gegen die Einwirkungen ſtrenger Kaͤlte betrifft, voͤllig richtig ſind, indem waͤhrend des vorigen ſehr harten Winters beide Baͤume an dieſem, mit einer Bedeckung von Bretern und Strohmatten geſicherten Spalier auch nicht den mindeſten Schaden gelitten haben, wogegen diejenigen Baͤume, welche an der Wand auf gewoͤhnliche Weiſe Theils durch Fenſter, Theils durch Matten bewahrt worden, bedeutenden Verluſt an Fruchtſpießen erlitten haben. Ich ſchließe dieſe Beſchreibung der allerdings fuͤr unſer Clima ſehr nachahmungswerthen Methode des Herrn Wagener mit der Bemer— kung, daß auch in Frankreich im Jahre 1818, alſo vier Jahre ſpaͤter, Verhandlungen. 1. Band. 29 226 — als Herr Wagener, unſer Ehren-Mitglied, Herr Noiſette zu Paris, in ſeinem Gartenbuche, unter dem Titel: „Le bon jardinier, Almanach pour année 1818,“ die Erfindung der horizontalen Frucht⸗Spaliere zu 3 Fuß 1) 2) hoch über der Erde aus doppeltem Grunde empfohlen hat: Um die Fruchtbarkeit der Baͤume zu vermehren, indem man ihnen die oberen Zweige niederbeugt, und ſie, ſo zu ſagen, zum kraͤftigen Fruchttragen und zur fruͤheren Reife ihrer Fruͤchte zwingt. Um die Fruchtbaͤume in Gaͤrten an den Kuͤſten des Meeres, wo ſie beſtaͤndigen Sturmwinden ausgeſetzt find, vor dieſen zu ſichern. Er glaubt auch, den Fruchtbaͤumen durch den Schatten und die Feuchtig⸗ keit, welche dieſe Spaliere den Wurzeln des Baumes geben, ei⸗ nen weſentlichen Vortheil zu gewaͤhren, auch die Bluͤthen vor den baͤufigen Fruͤhfroͤſten in rauhen Gegenden ſichern zu koͤnnen. 5 Des Herrn Noiſette Anſichten ſtimmen alſo mit denen des Herrn Wagener uͤberein, und Letzterer hat das Verdienſt, durch ie 0 ſeine Anſicht bewaͤhrt zu En * au Dr An zii e ee a * N A m LII. Auszug aus der Verhandlung des Vereins in der zehnten Sitzung, am 5. October 1823. 4) Von den Verwaltungs- e ſind die erbetenen Gutachten ein⸗ gegangen: a) Ueber den Aufſatz des Herrn Hofgaͤrtnes Boſſe in Oldenburg: „Einige Erfahrungen uͤber die Anwendung der Torf- und Moor⸗ erde bei den Pflanzen.“ b) DR akademiſchen botaniſchen Gaͤrtners, ers 55 eitz, in Muͤnchen: „Ueber die Behandlung der Morina persica.“ o) Die Beurtheilung des Herrn Geheimen Ober-Finanz-Raths Ransle— ben über die Baedeckerſche Schrift: „Unterricht in der ein— fachen Obſtbaumzucht. 0 d) Des Herrn Buͤrgermeiſters Wieder hold in Hoͤrter: „Ueber die in dortiger Gegend ſich vorfindende Aepfelſorte, Stech— apfel, von den Englaͤndern Codlin genannt, und deren leichte Cultur.“ e) Des Hofgaͤrtners, Herrn Fintelmann: „Ueber die a der gemalt blühenden Georginen, Geor- gina variabilis.“ Die Gutachten wurden ſämmtlich verleſen. 5) Die eingekommenen neuen Abhandlungen, und zwar: a) Des Kaͤmmerers, Herrn Neumann in Perleberg, uͤber die Bepflan— zung der Wege in ſandigen Gegenden mit der ſo genannten Leber— Eſche, (Populus tremula, ) b) Des Gold- und Silberarbeiters, Herrn Sam in Artern, über Ab— wendung der Kaͤlte von Baͤumen und Pflanzen durch Bedeckung mit gefirnißten Papier-Schirmen, deren Zweckmäßigkeit Herr Referent durch eine zehnjaͤhrige Erfahrung bewaͤhrt gefunden haben will, wurden gleichfalls verleſen, und der Beurtheilung der betheiligten Aus— ſchuͤſſe vorbehalten. 228 7) Die auf den Wunſch vieler auswärtigen und einheimiſchen Mit⸗ glieder von dem Vorſtande vorgetragenen Gruͤnde zur Erwerbung eines eigenthümlichen in der Nähe von Berlin oder in der Stadt liegenden Hauſes und Gartens fuͤr die Zwecke des Vereins wurden nach einigen Debatten uͤber die Frage: 5 erh Ob nicht die Buͤcherſammlungen des Vereins, fo wie die Cultur der ihm geſchenkten Gewaͤchſe und Inſtrumente der kuͤnftigen Lehr⸗ anſtalt fuͤr Gaͤrtner anzuvertrauen ſeyn moͤchte? zur weiteren Pruͤfung einem beſondes dazu erwaͤhlten Ausſchuſſe uͤberwieſen, und dem Vorſtande uͤberlaſſen, die Mitglieder zu dieſem Ausſchuſſe zu ernennen. Da bis jetzt noch keine officiellen Nachrichten von der gedachten Anſtalt ein⸗ gegangen ſind, und demnach der Vorſtand noch nicht zu uͤberſehen im Stande iſt, in wie weit ſich die beiderſeitigen Intereſſen in Beziehung auf das Locale und die Mitbenutzung drs Gartens werden einigen laſſen, ſo wird derſelbe bis zum Eingange der officiellen Nachrichten von der Allerhoͤchſt genehmigten Einrichtung der Gaͤrtner-Lehranſtalt zu Neu-Schoͤneberg der Wahl der Mitglieder zu dem vorhin erwähnten Ausſchuſſe noch Anſtand geben. 8) Von den zur Stelle gebrachten Gegenſtaͤnden waren bemerkenswerth: a) Zwei üppig blühende Centifolien⸗ a vom Herrn Lieutenant Ebers aus Charlottenburg; b) Zwei durch Größe ausgezeichnete Früchte der Poire Napcson aus dem Garten des Herrn von Reichenbach zu Freienwalde, einge⸗ ſandt vom Herrn Baron Heinrich von Eckardſtein; c) Eine Auswahl gefuͤllt bluͤhender e vom Herrn Hofgaͤrtner Fintelmann; d) Ein 164 Pfund ſchweres Exemplar des Italieniſchen Rieſenkuͤrbis aus Sansſouci; N e) Ein anderer Kuͤrbis, 175 ſeiner aͤußeren Anſicht „Tuͤrkenbund“ ge⸗ nannt, vom Herrn Gaͤrtner Gaede in Berlin. ce en 229: solo? asian Nl Ni d 5 15 N mi mn 7 ash FRECHEN, 5 1312 1 LIII. „ . 5 | Einige erfahrungen * e eee dia gel die Anending der Hewe⸗ und Moorerde bei den langen. 2 Von dem Großherzogl. Hofgärtner, Heren Bof fe, in Oldenburg. 8 Welche zahlreiche Menge von Gewaͤchſen, nahmentlich unter den Bewoh— nern des Caps und Neu- Hollands, größten Theils der Heideerde oder eines leichten, ſandigen, ungeduͤngten Bodens beduͤrfen, iſt bekannt genug; aber die Erfahrung hat bei allen noch nicht erwieſen, ob ſelbige nicht auch in andern Erdarten gedeihen. Die unten benannten Pflanzen wachſen, zufolge mehrjaͤhriger Verſuche, am gedeihlichſten in Heide- und Moorerde, obwohl die meiſten in einer leichten ſandigen Lauberde ebenfalls fortkommen. Die wahre Heideerde findet man an ſolchen Stellen, wo die gemeine Heide, (Erica vulgaris L.,) am haͤufigſten und uͤppigſten waͤchſt. Sie be⸗ ſteht aus einem geringen Theile ſchwaͤrzlicher, moorartiger, vermuthlich aus dem verweſeten Heidekraute entſtandener Erde und dem groͤßten Theile fei— nen, weißen, glänzenden Sandes oder Kieſes, welcher der Erde eine greife Farbe giebt. Sie zerfaͤllt nach dem Zuſammenballen leicht wieder, bleibt ſelbſt im feuchten Zuſtande locker, und filtrirt das Waſſer ſchneller, als die vegetabilſche Dammerde. Vor dem Gebrauche muß ſie ein Jahr in einen flachen Haufen gelegt, und waͤhrend dieſer Zeit drei bis vier Mahl umgeſto— chen und fein zerſchlagen werden. Für diejenigen Pflanzen, welche der Hei- deerde beduͤrfen und nur ſehr wenig Feuchtigkeit ertragen, iſt eine verhaͤlt— nißmaͤßige Unterlage von Tannennadel-Erde ſehr vortheilhaft, denn es wird nicht leicht eine Pflanze darin faulen, wenn fie einmahl etwas zu reichlich mit Waſſer verſorgt wird, Wu iſt der vr ganz ee in ſolcher Erdunterlage. Was die Moorerde oder ae anbetrifft, ſo findet man ſolche von verſchiedenem Zuſammenhange und verſchiedener Farbe. Je blaſſer von Farbe, deſto leichter iſt ſie. Die allerleichteſte ift bloß dnss Torfmoos, (Sphagaum palustre L.,) und für Pflanzen Cultur gänzlich untauglich. Aber auch die ſchwärzere Art aus der Tiefe der Torfgruben, (Torfſpitte,) iſt nicht zu gebrauchen; ſie kann ſogar die Pflanzen toͤdten. Die beſte und fruchtbarſte Moorerde iſt von ſchwarzbrauner Farbe, und findet ſich an den aufgeworfenen ufern der Moorgräben, welche lange der Luft aus⸗ geſetzt waren, und bereits mit Gras bewachſen ſind. Hier wird ſie ſo tief, als die Graswurzeln gehen, (3 bis 5 Zoll,) abgeſtochen, und einige Jahre, wie die Heideerde, vor dem Gebrauche bearbeitet. Zwar an⸗ wendbar, jedoch minder gut iſt die Erde aus der Oberfläche mehr oder min⸗ der bewachſener ſchwarzer Moorgruͤnde. Die trockene Moorerde iſt leichter, als die Heideerde, und ballt ſich weniger oder gar nicht bei'm Zuſammen⸗ druͤcken. Dennoch haͤlt die mit Moorerde gemiſchte Heideerde die Feuch⸗ tigkeit länger, als bloße Heideerde, weil der Gehalt des filtrirenden San⸗ des um ſo weniger wird, je mehr man Moorerde beimiſcht. Allein kann die Moorerde nicht die Dienſte leiſten, als mit Heideerde, oder in man⸗ chen Faͤllen mit Lehm und Sand gemiſcht. Auch in der freien Natur findet ſich Heide- und Moorerde bald mehr, bald minder gemiſcht, und die Sumpfheide, (Erica Tetralix L.,) waͤchſt da am uͤppigſten, wo die Moorerde das Maximum des Beſtandtheiles bildet. Es gedeihen daher rieren auch alle erotifchen Heiden, denen die Natur einen naſſen Standort an⸗ wies, ſehr gut in einer Miſchung von drei ne Moor und einem Theile Heideerde. 8 Die bloße Heideerde, (in einzelnen Faͤllen mit ehm gemiſcht,) iſt zu Anlagen fuͤr Alpenpflanzen ſehr geeignet, weil dieſe darin faſt ohne Aus⸗ nahme gedeihen, und nicht ſo leicht, als im fetteren Gartenboden, ihren Habitus verändern. Sie iſt gleichſam ein natürlicher Alpenboden, wel⸗ cher zur Haͤlfte mit wohl verwittertem, fruchtbaren Lehm gemiſcht, auch vorzuͤglich geeignet iſt, zarte perennirende Pflanzen, welche man dem freien Boden im Winter nicht anvertrauen mag, im Topfe darin zu durchwintern, indem die Wurzeln nicht leicht darin faulen, beſonders dann nicht, wenn Steinchen in hinreichender Menge als Unterlage ange— 231 wandt werden. Die lehmgemiſchte Heideerde wird für Alpenpflanzen im⸗ mer noch mit einer kleinen Quantitaͤt erbſengroßer Kieſel gemiſcht. In Heideerde, durch Bearbeitung und Luft locker und fruchtbar gemacht, ge— deihen alle Nord-Amerikaniſchen Gehoͤlze vorzuͤglicher, als in jedem an⸗ dern Boden, und zeigen ſich darin e e das une Nord⸗ Deutſche Clima. Die Walderde, welche man in . 9 * in den Waͤldern zuſammenſucht, und ſtatt der Heiderde anwenden muß, wuͤrde ganz dieſelben Dienſte leiſten, wie die wahre Heideerde, wenn ſie reichlich genug mit dem klaren, feinen, weißen Kiesſande gische waͤre, und weniger Humus enthielte. Folgende Pflanzen gedeihen ſehr gut in Reben dba Andersonia sprengelicides. Andromeda acuminata, arborea, calyculata, mariana, paniculata- Anthyllis erinacea. Aristea cyanea, major. Aster argophyllus. Baekia virgata. Bauera rubioides. Berckheya ciliarıs. Borboniae. Boronia pinnata. Bossieuae. Bruniae. Callicoma serratifol. Calothanıni. Casuarinae. Ceanothus coeruleuns. JCliffortia ilicifolia, Aon trifoliata. f Corraea speciosq, MBR 9 00 Viren. Gin Nina Commersonia aculeata. it Dais coumoha;d Hd ti nom Fabficiaeln s ẽjẽůꝭ ie, mA Globulari agi af ga, dic air 5 „Gompholehium , . malen ee Grevillea linearis, yöisericedait ui Asp dat 2 Lachnaea conglomerata, ‚ah: purpurea. Leucopogon juniperinus, ER 22 5 1 1 * r 1515237 ES Nee 7590 1 2 AR 1913 1 in 40 ien e 5125 Got 115571326 * a 96120 3 Mr 10 N 1 — N — 5 1 171 N 4 1 ene ar Fein IE ne Aer er 795 ser 3 16 3 3 2 17 701 Mana IH nn 41145197 NR N G 4 1 1 441 ir lanceolatus. nN Lipariae. Passerinae. sin; Phylicae. Pimelia rosea. Pomaderris apetala, — phylicaefoha. Pultenaeae. Sprengelia incarnata. Templetonia retusa. In Heideerde, mit J Moorerde gemiſcht: Adenandrae. Agathosmata. Banksiae, (% Lehm dazu.) Crowea saligua. Cunonia capensis. Cyanella capensis. 15 ieee e 220 q \ „SIS ian „S ioidut gange air Gains wahl 1042604 Benni ginn Davie= W — — 233 * Daviesiae. hi “ch 7% Dillwyniae, Diosmata. Elichrysa. . Epacrides. Die meiften Ericae. Eucalypti. Gnaphalia. Gnidia. Hakeae, (% Lehm dazu.) Isopogones, (deßgl.) Kalmiae, (etwas Lauberde dazu.) Lambertia formosa, (% Lehm dazu.) Lasiopetala. Leucopogones. Leptosperma. Melaleucae. Metrosideri. Proteae, ( Lehm.) Sarraceniae. Rhododendron pontic. maxim. dauric. punctat. arboreum, (mit % Lehm.) Struthiolae. Styphelia triflora. In gleichen Theilen Heide- und Moorerde: Andromeda axillaris, Catesbaei, coriacea, frondosa, pilulifera, pulverulenta, speciosa. Azalcae, Menziesiae, Rhododendron ferrugineum, hirsutum, Chamaecistus. In Moorerde mit 3 Heideerde und etwas Lehm gemiſcht: Magnolia obovata. Azalea procumbens, tomentosa, Ledum buxifol., latifol. Verhandlungen. 1. Band. 30 234 8 . In gleiche Theile Heide⸗, Moor- und leichte Dammerde : Alle Acaciae aus Neu⸗Holland. Dieſe muͤſſen aber, wie die Mimoſen, ſchmale und tiefe Toͤpfe haben, weil ſich ihre er wehe in die Tiefe ſenken, als im Umkreiſe austreiben. Bei allen oben genannten Pflanzen hat die Heide⸗ und Moorerde den gluͤcklichſten Erfolg bewieſen. Indeſſen iſt es außer Zweifel, daß ſie bei noch weit mehreren Pflanzen anwendbar iſt, die in ihrer Heimath auf einem mageren ſandigen Boden wachſen. Die Beimiſchung der Moor⸗ erde iſt bei ſehr vielen Gewaͤchſen, nahmentlich auch bei den tropiſchen Holzarten mit lederartigen Blaͤttern, ſo wie der Lehm mit großem Nutzen anzuwenden. Ixora speciosa, coccinea, alba, Gardeniae, Cassiae, Ble- tia Tankervilliae, Ardisiae, da Cinnamomum u. a. m. gedeihen beffer, wenn der Erde etwa 3 bis 3 Moorerde beigemiſcht wird. Die meiſten Tropenpflanzen, deren Stämme baum⸗- oder ſtrauchartig find, lie⸗ ben einen nicht zu leichten, nahrhaften Boden, welcher mehr oder minder mit Lehm gemiſcht werden kann. Selbſt einige Cacaliae, Crassulae und andere Succulentae halten ſich geſunder in einer Miſchung von gleichen Theilen Lehm und Sand, als in ſandiger Dammerde; denn Lehm wider⸗ ſteht in Verbindung mit Sand der Faͤulniß beſſer, als jede andere Erd⸗ art, filtrirt das Waſſer hinreichend, und enthaͤlt daher alle diejenigen Ei⸗ genſchaften, welche ſolchen Pflanzen dienen koͤnnen. Folgende Pflanzen ſtehen im Freien in cultivirtem Heideboden, und gedeihen darin uͤberaus gut: Ailanthus glandulosus; wird in tb ſtrengen Wintern umkleidet. Anus serrulata. Andromeda calyculata; faſt wucherub. Arbutus Uva ursi. i ö Aristolochia Sipho; bei ſtrenger Kälte bedeckt mit Laub. Artemisia Abrotanum. * 8 Atragene austriaca. Atragene siDirica. e W TREN we 235 faſt wuchernd. Due bei ſehr ſtrengem Froſte 16 bis 20° Reaum. bedeckt. Azalea pontica; Azalea viscosa; Azalea glauca; Azalea nudliflora; bei eindringendem Froſte bedeckt. 2 1 bei jedem Froſtwetter bedeckt. Betula pumila. Broussonetia papyrifera; bei endenden Froſte bedeckt. Buddleja globosa. Dauerte nur unter guter Bedeckung in ſehr gelin— den Wintern aus, verlor indeſſen die zarten jungen Triebe. Calycanthus floridus. Calycanthus glaucus. Calycanthus laevigatus. Calycanthus praecox; bei Froſtwetter bedeckt. Ceanothus americanus. Celtis australis. Cephalanthus orientalis. Cercis canadensis; ER bei ſtrenger Kälte etwas bedeckt. Cercis siliquastrum; Cistus salvifolius. Im Winter gegen Froſt bedeckt, den letzten Winter aber erfroren, wovon jedoch der kalte ſtuͤrmiſche Oſtwind Urſache war. Clethra alnifolia. Clethra pubescens. Colutea cruenta. Colutea media. Comptonia asplenifolia; wuchernd. Corchorus japonicus; wider den Froſt bedeckt, ſehr wuchernd. Coriaria myrtifolia; deßgl., febe N aber niemahls bluͤhend. Coronilla Emerus. Cupressus thyoides. Cupressus disticha. Cupressus sempervirens; hielt unter guter Umkleidung nur einen mil- den Winter ziemlich gut aus. Cytisus- purpureus. 236 5 Daphne alpina; Daphne Cneorum; bei harter Kälte bedeckt. Daphne Laureola; Diospyros virginiana; bei ſtrenger Kälte bedeckt. 4 Elaeagnus angustifolia. Elaeagnus macrophylla. Erica herbacea. Fagus sylvatica asplenifolia. Ficus Carica; im Winter bei Froſtwetter gut bedeckt. Fothergilla alnifolia; nur bei ſehr ſtrenger Kaͤlte bedeckt. Gaultheria procumbens; bei eindringendem harten Froſte bedeckt. Genista humifusa. N f 5 Genista florida; bei Froſtwetter bedeckt. Genista sagittalis. vn en nur in der Jugend bei hartem Froſte bedeckt. Gymnocladus canadensis. Halesıa diptera. Halesia tetraptera. Hibiscus syriacus; bei Froſtwetter gut bedeckt. Hydrangea arborescens. Hydrangea hortensis; bei Froſtwetter bedeckt. Geringer Froſt ſchadet ihr nicht. 8 0 Hydrangea nivea. Hypericum calycinum; bei hartem Froſte bedeckt, ſehr wuchernd. Hypericum proliſicum; deßgl. Hypericum Kalmianum; deßgl. Jasminum fruticans;) bei Froſtwetter bedeckt. Gelinder Froſt ſchadet Jasmin. officinale; ihnen nicht. bei anhaltender, ſehr ſtrenger Kaͤlte, und wenn ſolche von heftigem Winde begleitet iſt, beduͤr⸗ fen ſie, obgleich einheimiſch, der Bedeckung. Ilex Aquifolium; I. Aquif. heterophylla; Itea virginica. Iuniperus bermudiana; bei Froſtwetter bedeckt und gegen kalte Winde beſchuͤtzt. Im letzten Winter beinahe getoͤdtet. K. angustifol. pumila; Iuniperus virginiana. Kalmia angustifolia; bei eindringendem Froſte bedeckt, und gegen K. angustifol. rubra; kalte Winde geſchütz. K. glauca; K. latifolia; Laurus benzoin; bei ſtrenger Kaͤlte bedeckt. Laurus nobilis; hat unter guter Bedeckung einen milden Winter ziem⸗ lich gut ausgehalten, iſt aber in zwei ſtrengeren Wintern bis zur Wurzel erfroren, welche im Fruͤhjahre minder hervorſproßte. Liquidambar; styraciflua erfragt anhaltende ſtrenge Kälte ohne Be— deckung nicht. ö Lonicera dioica. Lonicera flava; bei eindringendem Froſte bedeckt. Lonicera grata; bei hartem Froſte bedeckt. Lonicera sempervirens. Lycium carolinianum. Magnolia acuminata; bei eindringendem Froſte etwas bedeckt. Magnolia glauca; bei Froſtwetter bedeckt. Magnolia purpurea, deßgl. Magnolia tripetala, deßgl. 5 Menziesia polifolia; bei ſtrengem Froſte bedeckt. Myrica cerifera; ſehr wuchernd. Myrica caroliniana; bei ſtrengem Froſte bedeckt. Ononis rotundifolia, deßgl. g Passiilora coerulea; am ſchutzreichen Orte und bei Froſtwetter bedeckt. Periploca graeca. Pinus Pinea; dauerte, da ſie 2 Schuh hoch war, in einem milden Win— ter nahe an einer Breterwand, wohin kein Wind kam, ohne Be— deckung aus. Prunus Laurocerasus; bei eindringendem Froſte bedeckt. Prunus lusitanica; bei hartem Froſte bedeckt. 238 Punica Granatum; bei eindringendem Froſte bedeckt * gegen . geſchuͤtzt. Hk nch Pyrus japonica, deßgl. _ f Quercus campaniensis; in der Jugend gegen harten Froſt verwahrt. Quercus falcata, deßgl. Q. montana, deßgl. O. nigra. * Quercus paludosa; in der Jugend bei ſtrenger Kälte bedeckt. Quercus palustris. C. Phellos. Quercus Prinos; Q. Pr. discolor; Quercus rubra. 5 Quercus stellata; in der Jugend bei ſtrenger Kalte bedeckt. Quercus tinctoria, deßgl. Q. sinuata, deßgl. Quercus Turneri; im Winter jederzeit gegen eiſige Winde und harten Firoſt geſchuͤtzt. Rhododendron catabiense; gegen Froſt geſchuͤtzt. Rhododendron ferrugineum; |. gegen ſtrengen Froſt mit trockenem Laube Rhodod. hirsutum; | bedeckt. 5 Bhododend eimum; | | ododendron 1 gegen eindringenden Froſt bedeckt, und g gegen kalte Winde beſchuͤtzt. in der Jugend bei ſtrenger Kälte bedeckt. * Rhodod. ponticum; Bhodod. punctatum; Rhodora canadensis. Rhus aromaticum; bei ſtrenger Kälte bedeckt. Rhus copallinum. R. coriaria. R. vernix. Robinia Chamlagu; bei hartem Froſte bedeckt. Robinia Halodendron. Rob. hispida. Robinia inermis; gegen kalte Winde beſchuͤtzt, und bei ſehr ſtrenger Kaͤlte bedeckt. Robinia spectabilis, deßgl. Robinia spinosa, deßgl. Rosa centifolia alba, (R. unica,) erfriert bei anhaltender ſehr ſtren⸗ ger Kaͤlte, und wird in ſolchem Falle bedeckt. Rosa muscosa alba, deßgl. 239 Rosa multiflora; dauerte unter guter Bedeckung nur einen maͤßigen Winter aus, obgleich das junge Holz erfror; ging im letzten Win- ter unerachtet der ſorgfaͤltigſten Bedeckung aber verloren. Rosa semperflorens pallida; ] bei eindringendem Froſte bedeckt. Den R. semperfl. purpurea; letzten Winter ſtarben beide bis zur Wurzel ab, welche aber wieder neue Triebe brachte, die im September einen großen Bluͤthenreichthum zeigen, ſchoͤner, als an allen Exemplaren. Rosa Roxburghü; wurde im Auguſt 1822 in's freie Land geſetzt, wuchs 6 Schuh hoch, wurde mit groͤßter Sorgfalt bedeckt, um den kal⸗ ten Oſtwind und den Froſt abzuhalten, dennoch aber fror ſie bis zur Erde ab. Die Wurzel fand ſich bei'm Herausnehmen noch geſund, ungeachtet der Froſt 1% Fuß tief in die Erde gedrungen war; ſie wurde wieder eingepflanzt, und hat bis zum September uͤber 2 Schuh hohe Triebe gebracht. - Rosa sulphurea, (lutèea multiplex.) Rosa moschata pl.; eben fo wie bei R. semperflora er Sie dauert nur unter winterlicher Bedeckung gut im Freien, erfriert aber bis zur Wurzel bei einer Kaͤlte von 20˙ R. und daruͤber. Rosmarinus officinalis; hält am ſehr geſchuͤtzten Orte jeden Winter aus, nur wird der Boden mit Laub bedeckt. Rubus rosaefolius pl.; bei Froſtwetter bedeckt, und gegen kalte Winde geſchuͤtzt. 3 Ruscus aculeatus ; en: bei eindringendem Froſte bedeckt mit Laub. R. Hypophyllum; s R. racemosus; Salisburia adiantifolia. Salsola fruticosa; bei ſtrenger Kälte bedeckt. Smilax aspera; S. caduca; deßgleichen, und gegen Winde geſchuͤtzt. S. herbacea; 240 Sophora japonica, deßgl. Spartium junceum; bei eindringendem Froſte bedeckt und gegen Winde geſchuͤtzt. Syringa chinensis. * Tamarix gallica. Tamarix germanica. Vaccinium frondosum. Vaccinium resinosum; faſt wuchernd. viburnum Tinus; am ſehr beſchuͤtzten Standorte; bei Froſtwetter be⸗ deckt, mehrere Winter ausgehalten, aber im vorigen Winter er- froren. Ulex europaeus; im vorigen Winter erfroren, ſonſt gut ausgehalten. Xantorhiza apiifolia, deßgleichen. LIV. 241 n nüt m5 5 dos en LIV. NN nee ee is e Ze. ueber die N e F | ER d 5 F 30 1. 110 1 6 oer n Ha Morina persica. * 8 N dem Königl. Sarsifigen afabemihen botaniſchen Gärtner, Seren C. en in Münden. Digreich Morina persica eine laͤngſt bekannte Pflanze iſt, und man ſchon Manches über die Pflege derſelben in den Schriften der Gaͤrtner findet, fo wird es doch nicht unnuͤtz ſeyn, meine mehrjährigen Erfahrun- gen uͤber dieſe ſich durch Schoͤnheit und Wohlgeruch empfehlende Pflanze mitzutheilen. Sie iſt naͤhmlich keinesweges leicht zu cultiviren, und ge— hört unter jene Pflanzen, die ſelten in den Gartenliſten fehlen, aber um ſo a nur todt in den Gärten vorhanden find. Tournefort war der Entdecker dieſer ſchoͤnen Pflanze; er en fie Pi feiner Reife in der Levante bei Erzerum, ungefähr im Jahre 1701. Erzerum hat nach ſeiner geographiſchen Lage faſt das Clima von Rom; aber da es auf einem bedeutend hohen Gebirge liegt, ſo macht dieſes in der Temperatur einen betraͤchtlichen Unterſchied, was durch Tournefort's Bemerkungen beſtaͤtigt wird, da er ſagt: es ſey in der Nacht vom 2. auf den 3. Julius zu Erzerum viel Schnee gefallen. Dieſes iſt uns alſo ein Fingerzeig, daß Morina persica auch das Clima von Deutſchland ertragen kann, doch aber gegen die Thauwetter des Winters geſchuͤtzt werden muß. Dem aͤußern Anſehen nach ſollte man glauben, ſie gehoͤre zu der Gattung der Carduns oder Cnicus ꝛc., (wovon fie aber die Bluͤthe merk— bar trennt) Sogar die Wurzel gleicht jenen, die fleiſchig und ſpindelfoͤr— mig, gegen äußere Verletzung aber fo empfindlich iſt, daß fie dadurch ab— ſtirbt, weßhalb fie fo oft in den Gärten zu Grunde geht. Ich pflege dieſe ſchoͤne Zierpflanze hier bereits im zehnten Jahre, ohne eine der. äl- tern Pflanzen noch verloren zu haben, die uns noch alle Jahre mit ihren ſchoͤnen Bluͤthen erfreuen, und zwar auf folgende Art: Verhandlungen. 1. Band. 31 * E ¾%ä;„ũÜ”‚ . nn N 1 8 - N t — x 4 x 7 Da die Samen von der Beſchaffenheit ſind, daß ſie ſelten mehr im Fruͤhjahre keimen, ſo möllen ſig vo vor Winter, und 1 50 ſogleich an den fuͤr ſie kuͤnftig beſtimmten Ort in gehöriger fen g gelegt wer⸗ den, weil die jungen Pflaͤnzchen wegen ihrer. 4 ſpindelformigen Wur⸗ zeln ſich nur aͤußerſt ſchwer verpflanzen laſſen. Denn Tournefort ſelbſt ſagt, daß bloß Herr Morin, deſſen Nahme durch dieſe Pflanze verewigt wurde, das beſondere Gluͤck hatte, dieſe Pflanze in ſeinem Garten aus Samen zu ziehen. Er bemerkt noch dabei: „Ich ſage nicht ohne Grund, daß dieſes ein beſonderes Glück: geweſen ſey, denn dieſelbe ging wede dem Koͤnigl. botaniſchen Garten, noch in vielen andern ou a Pa, wo ich ſie ausſaͤen ließ, aufe!“ nes) Ahnım iet bad as Ana ur e Sie zu verſetzen iſt mir nur einige je Mahl geglückt, a Arx in Töpfe, (zum Verſenden gehoͤrig,) verpflanzte, worunter mir nur zwei Pflanzen anwuchſen: Damit aber auch dieſer Ort gegen jede Ge⸗ fahr bei den Grundarbeitern geſichert iſt, ſo nehme man einen weiten Topf, der keinen Boden hat, und grabe dieſen zuvor bis uber den Rand in die Erde, alsdann bezeichne man auch mit Staͤbchen die Stellen inner⸗ halb dieſes Raumes, wo die Samen liegen, damit man durch nichts irre gefuͤhrt wird beim Ausjaͤten u. ſ. w., und die Samen ruhig liegen blei⸗ ben. Vor dem einbrechenden Winter werden die gelegten Samen mit trockenem Laube gut bedeckt, und dieſes mit einigen Tannen⸗ oder Fichten⸗ zweigen gegen den Wind geſichert. Dieſe Bedeckung nehme man erſt bei guter ſtandhafter Witterung im Fruͤhjahre weg, da alsdann die Sa⸗ men ungefaͤhr Ende Aprils oder Anfangs Mais keimen werden. Sind die Pflaͤnzchen hervorgewachſen, ſo erfordern ſie genaue Aufmerkſamkeit bei jeder vorzunehmenden Grundarbeit, damit die Wuͤrzelchen nicht beruͤhrt werden, und ich moͤchte lieber rathen, dieſe Plaͤtze eig sh ah und das Auflockern der Erde zu unterlaffen. 1 aim Vor dem Winter werden ſodann die jungen Pflanzen, nachdem f ſe von allen abgeſtorbenen Blaͤttern oder ſonſt faulendem Unrathe gereinigt find, bei trockenem Wetter zuerſt mit Fichtenaͤſtchen, und dieſe mit einigen Haͤn⸗ den voll Laub bedeckt und gegen den Wind geſichert. Zu größerer Vor⸗ c ee Me 243 fiche thut man beſſer, die Pflönzchen mit großen Glasglocken oder umge— ſtuͤrzten Toͤpfen zu bedecken, und alsdann über dieſe eine Quantität Laub zu ſchuͤtten; denn diefe eckung ſchuͤtzt ſie mehr vor Faͤulniß, als jene. Bei gelinderm Wetter wird man wohl thun, dieſe Bedeckung einige Mahl während des Winters abzunehmen, ſowohl damit die Pflanzen abtrocknen, als um ſie von den faulenden Blaͤttern zu reinigen. Unter dieſem Schutz bleiben die Pflanzen nun ſo lange, bis man im Fruͤhjahre keine bedeutenden Froͤſte mehr zu befuͤrchten hat, die ihnen ſchaden koͤnnten. Nach abgenommener Decke reinige man die Pflanzen, und lockere bloß oberflächlich" das Erdreich um fie her ſorgfaͤltig auf. Oft geſchieht es, daß ſie alle Blaͤtter verlieren, ſo daß faſt keine Spur mehr von den Pflanzen uͤber der Erde zu ſehen iſt. Dadurch laſſe man ſich aber nicht irre leiten, indem ſie wieder aus dem Wurzelſtocke ausſchlagen. | Gewoͤhnlich im dritten, manchmahl auch ſchon im zweiten Jahre, er⸗ ſcheinen im Monathe Julius die ſchoͤnen Blumen, welche gar oft bis in den September fortbluͤhen, was groͤßten Theils von dem Sommer abhaͤngt, und nach dem ſich auch die Samenreife richtet Mit der Ueberwinterung wird nun wie in den erſten Jahren fortgefahren. Zertheilen laͤßt ſich dieſe Pflanze nicht, und eben ſo wenig kann ſolche gleich andern perennirenden durch Nebenſproſſen vermehrt werden; auch werden die in Toͤpfen gezogenen Pflanzen keinesweges ſo kraͤftig und ſchoͤn, als die im freien Lande, weil ihre große ſpindelſoͤrmige Wurzel im Topfe zu beſchraͤnkt iſt. Ich hatte deren drei Jahre lang im Topfe, allein die Pflanzen blieben immer dne und zeigten ſich nie zur Bluͤthe geneigt. Zur Vorſicht, um dieſe Pflanze nie zu verlieren, welches in ſehr > naßfalten Wintern durch Faͤulniß der fleiſchigen Wurzeln ſehr leicht ge ſchehen kann, lege man jeden Herbſt einige friſche Samen auf andere Plaͤtze nach. Und ſo koͤnnen ſich Pflanzenliebhaber nach dieſer Methode ſtets des Genuſſes einer Zierpflanze erfreuen, welche durch ihre ſchoͤnen Blumen und ihren Wohlgeruch die geringe Muͤhe reichlich lohnen wird. 244 RENTE ads D de NIR MEN ages Reger 311653 165 N Lieber den Stech⸗ oder Steckapfel. nern Von on Buͤrgermeiſter Herrn F. Wie derhold in Höxter. 18 | Nebſt 9 3 ee een x 1771 CCC ff 474 112 a 9 mich, dem 80 air en ‚über bie dera Gnitung, am gewoͤhnlichſten Stechapfel, (Engliſch Codlin,) genannt, zu ertheilen. Dieſe Aepfelſorte iſt im Ganzen, beſonders in Weſtphalen, wohl nicht ſelten, jedoch nicht ſo allgemein bekannt, und die Vorzuͤge derſelben ſind nicht ſo allgemein bemerkt, wie ſie es n meiner ee und Eur fahrung verdienten. ET IE uin ah In dem Jahre 1809, 5 1 Wieder a hatte, meinen Wunſch, die hieſige, im Allgemeinen an Obſt noch arme Weſer-Gegend durch beſſere Obſt-Cultur zu bereichern, fand ich in den vernachläſſigten Gaͤrten zweier hieſigen Buͤrger dieſen Stechapfel, und lernte die Art der leichtern Fortpflanzung kennen, die meinem Plane, die Obſt-Cultur ae lichſt bald in Aufnahme zu bringen, ſehr zuſprach. r Damahls erhielt ich einen aus der e ene Baum und Stechreiſer. 1 air In keinem ee e Werke 3 ie dete Heiss fo am be⸗ merkt, als in der von f 0 Sd GERT 10T) Luͤders 1781 aus dem Engliſchen er Anleitung REN hung und Wartung der Obſt- und Beuren von NR crombie. Und in engen Pratje'ns, Anleitung zur Anlegung eines 1 a, 1782 kommt der Baum Seite 169 als Hackapfel vor, iſt aber a wie die uͤbrigen dort angefuͤhrten Sorten, ſehr kurz erhan pft Der 7 In dem in dieſem Jahre zu Berlin herausgegebene: un Lehrbuch des geſammten Obſtbaues von dem Herrn Drofeffer Dr. Störig, Seite 153, kommt ein Apfel, Winter-Bredicke, vor. 245 In mehreren hieſigen Gegenden wird der Stechapfel Fruͤh-Bredicke, (Braͤcke, auch doppelte Braͤcke nach hieſiger Ausſprache,) genannt, und der in dem gedachten Werke beſchriebene Apfel ſcheint der hieſige Stech⸗ apfel zu ſeyn, obſchon die Zeit der Reife verſchieden iſt. { Wenn mir dieſe Aepfelſorte, als ich fie kennen lernte, nicht beſon⸗ ders zuſprach, ſo intereſſirte mich dennoch die leichte Fortpflanzung des Baumes, wie oben bemerkt, indem ich dadurch ſehr bald auf eine leichte Art auch Aepfelbaͤume gewann, die ich an oͤffentliche Plaͤtze ſetzen, und dadurch die Bewohner an den Obſtbau im Freien gewoͤhnen, und durch die Vervielfaͤltigung der Baͤume der Beſchaͤdigung derſelben entgegen ar— beiten konnte. Die Eigenſchaften dieſes Baumes und der Frucht ſind folgende: 1) Die leichte Fortpflanzung, auch ohne Veredelung. a) Durch Stecklinge. 5 Im Herbſt und Fruͤhjahr werden Abſchnitte von den letztjaͤhrigen oder auch früheren Schöffen von 13 Fuß genommen, in ein wohl zube— reitetes Gartenbeet bis uͤber das dritte Auge geſteckt, und beſonders die Fruͤhjahrs⸗Stecklinge feucht gehalten. Dieſe Stecklinge gehen meiſten— theils an, und wachſen ſo ſchnell, daß im Herbſt oder Fruͤhjahr darnach der Steckling verſetzt werden kann. Nach 4 oder 5 Jahren traͤgt derſelbe gute Fruͤchte, vorausgeſetzt, N das e in Reinlichfeie und Ord⸗ nung gehalten wird. Die Stecklinge im Fruͤhjahr zu ſetzen, 1855 ich bis jetzt noch vorgezo⸗ gen, da im Winter, wenn in den Herbſtabſchnitten noch Saͤfte vorhanden ſind, und eine Anwurzelung wegen fruͤher eingetretener Kaͤlte nicht Statt fin— det, eine Stockung der Saͤfte eintritt, und die Stecklinge abſterben laͤßt. Bei den Stecklingen habe ich uͤbrigens ſeit mehreren Jahren ſo ver— fahren, wie in dem ſchon bemerkten Werke des Herrn Profeſſors Dr. Stoͤring, Seite 15, vorgeſchrieben iſt. b) Durch Auslaͤufer. Dieſe Auslaͤufer werden von der Wurzel im Herbſt beſſer, als im 26 — — Fruͤhjahr, getrennt und ee wan Waren in 5 bis 4 Jahren ein trag⸗ bares Baͤumchen. a sup ic) Es iſt wohl nicht zu este e daß da, wo 10 wenig Obst. Cultur beſonders im Freien, im Gange iſt, die Leichtigkeit dieſer Fortpflanzung von beſonderem Nutzen ſeyn muß. Die wenige Muͤhe, die mit der Erzielung dieſes Obſtes verbunden iſt, weckt die Neigung sur ONE unſtreitig. 2) Die fruͤhe Reife dieſes Apfels. BER se. an Im Auguſt reift der Apfel, und bei folcher Wärme, wie im vergan⸗ genen Jahre, noch fruͤher. Unverkennbar iſt dieſe frühe Reife für eine Haushaltung ſehr vortheilhaft, da dieſe Aepfel zu einer Zeit brauchbar werden, wann noch kein anderes Obſt zum Hausgebrauch reift. Alle Pomologen, welche dieſen Apfel deen ſetzen em in die zweite Stelle der Fruͤhaͤpfel. 3) Daß ſolcher durch Kaͤlte nicht leidet, und wann zur geit der Blicke Froͤſte einfallen, die Bluͤthe nicht verletzt wird. In dieſem Fruͤhjahr habe ich deßfalls wieder Erfahrungen gemacht. Die Fruͤhaͤpfel und feineren Birnenſorten litten allgemein von dem Froſte, der in der Bluͤ⸗ thezeit eintrat; nicht aber dieſe Aepfelſorte. 2 ke Auf einem Gebirge, welches von dem Waſſerſpiegel den Weſer 450 Fuß Hoͤhe hat, habe ich vor verfchiedenen Jahren dieſe Aepfelſorte ge: pflanzt, und obgleich die Gebirgshoͤhe, wo die Baͤume ſtehen, nur von Oſt⸗Nord⸗Oſt durch junges Gehoͤlz gedeckt wird, die Weſt-, Nord⸗ und Suͤdwinde aber auf die Baͤume ganz frei einwirken koͤnnen, ſo hat die Spärfälte der Fruchtbarkeit dieſer Bäume doch im geringſten nicht ge⸗ ſchadet, vielmehr find die Fruͤchte an dieſen noch jungen Baͤumen eben ſo ſtark und gut, als die an den Baͤumen im Thale. Fuͤr eine rauhe Gebirgsgegend iſt daher dieſe Obſtart unveredelt, und auf anne . Wildlinge veredelt, von Nutzen. 4) Daß ſolcher jaͤhrlich traͤgt. Ich habe noch keine feßfgefihfagene Ernte erlebt. Ferner 5) Daß die Fruͤchte ſich mehrere Monathe halten. Ich habe ſolche ſchon 6 Monath durch vorſichtige Behandlung geſund und wohlſchmeckend 247 erhalten. Bei der Abnahme darf der Apfel indeſſen nicht Be Fall, Stoß oder Druck Quetſchung leiden. Der rothe und weiße Auguſt⸗Apfel, (auch Junius-Apfel, weißen Sommer ⸗Tauben⸗Apfel, auch rother Sommer-Strichapfel,) der im Ge: ſchmack allerdings Vorzuͤge hat, beſitzt bekanntlich obige Vorzuͤge nicht, iſt nicht von Dauer, und nicht zu ſo mannigfachem ee in der Haus haltung. 6) Daß der Gebrauch der Früchte mannigfach iſt. Er liefert in ge⸗ woͤhnlichen Haushaltungen ein gutes, geſundes, Weſtphaͤliſches Ge— muͤſe, mit Kartoffeln, Bohnen ꝛc. vermiſcht, eine geraume Zeit hin— durch, iſt gut zu Apfelmuß, beſonders zum Trocknen und zu Aepfel— wein und Eſſig. Auf Wildlingen von Rothaͤpfeln iſt dieſe Aepfelſorte vorzuͤglich zu Aepfelwein geeignet. Was die Geſtalt des Apfels ſelbſt betrifft, fo kenne ich verſchiedene Arten, die ſich durch die Geſtalt abſondern. N Die groͤßere Art iſt laͤnglich, Taufe nach der Blume hin etwas ſpitz zu, iſt nach dem Stiele hin ſtaͤrker und runder. Die Größe: iſt 34, auch wohl 3% Zoll in der Breite, und 4 bis 4½ Zoll in der Hoͤhe. Der Kelch iſt geſchloſſen und eingeſenkt, und hat in dieſer Einſenkung feine Vertiefungen oder Falten. Am nächften kommt die Geſtalt der Calville, und iſt gekantet. Die Kerne ſind laͤnglich, braun, in einem weiten Kern— hauſe. Die Farbe des Apfels iſt ein ſehoͤnes, helles Gelb, und an der Sonnenſeite eine ſchoͤne verwiſchte, rothe Carminfarbe, die in der Mitte dunkelroth iſt. Wenn die Frucht gereift, iſt ſie wohlriechend und dee bei'm Anfaſſen. Eine andere Art iſt rund und weniger gekantet, auch etwas klein, hat aber eben die uͤbrigen Eigenſchaften der groͤßeren Sorte, wenn der Baum gut gewartet wird. Auch den fo genannten Zauberring, oder das Ringeln der Bäume, von welchem der Herr Paſtor Hempel zu Zottlitz in ſeinem Tractat uͤber den Zauberring, 1820, Seite 63, handelt, habe ich zur Verbeſſerung dieſer Aepfelſorte mit Nutzen angewendet. 248 2 Der Baum wird mittlerer Größe,” und wenn er durch den Schnitt getrieben wird, hoch, bildet eine gute Krone, und iſt uberhaupt nicht unanſehnlich. Der, welcher die größere Art Stechäpfel träge, wächſt, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, höher, als derjenige, welcher die andere Art hervorbringt. Der Boden, der ihm nach meiner Erfahrung am beſten zuſpricht, iſt ein mit Kalkkies, (Kalkgeroͤlle,) vermiſchter, nicht fettiger, jedoch auch nicht zu ſchlechter oder zu ſteiniger Boden. In dem bemerkten Boden bleibt der Stamm geſund und traͤgt voll; in zu ea Boden ver⸗ kruͤppelt derſelbe. Auf feuchtem Boden, oder wo Kalk oder Bauſchutt if gers auf einem Boden, in welchem die Feuchtigkeit vorherrſcht, oder auch, wenn der Baum nicht unter gehoͤriger Wartung gehalten wird, aͤußern ſich Beu⸗ len und Wuͤlſte am Stamm und an der Krone, die den Baum verun⸗ ſtalten, und derſelbe liefert alsdann ſchlechte Fruͤchte. Da der Baum einen Steinboden, der, wie oben bemerkt worden iſt, nur nicht zu ſchlecht feyn darf, auch Kälte ertragen kann, fo nn er ſich zu dem Anbau an und auf den Gebirgen ſehr gut. Der Stechapfel iſt zur Zeit der Bluͤthe eine wahre gierde eines Gartens, eben ſo vor und zu der Zeit der Reife der ne da dieſe im Anſehen zu den ſchönſten gezaͤhlt werden koͤnnen. | Ich nehme mir die Erlaubniß, hier aus der Ueberſetzung der Anei⸗ tung zum Obſtbau von eee ere eo anzufuͤhren, was ku Baum betrifft. Im erften Abſchnitt, $. 2, Seite 20, Lübecker Ausgabe, 1751, Heft es am Ende: „In Ruͤckſicht auf ihre Guͤte find jedoch unter den Aepfelſorten folgende die vornehmſten, beliebteſten und bekannteſten Sorten, und bei allen Pflanzſchulen-Gaͤrtnern in England unter folgenden Nahmen, zu wel⸗ chen ich auch die Zeit ihrer Reife hinzufügen will, zu bekommen. No. 2. Codling Apple, der Schlittapfel, Julius bis September. Common Codlin, Mow Codling Hanb., nach Herrn Manger der Pomnie de Cuisine des Heinr. Heſſe. Ein etwas großer, irregulai⸗ rer, * 2⁴9 rer, gruͤnlichgelber Apfel, ein wenig roth, wegen feiner frühen Reife ſchaͤtzbar, zu mannigfaltigem Gebrauch in der Kuͤche vom Junius bis in den Auguſt und September brauchbar, auch, wenn er völlig reif iſt, ein guter Tiſchapfel, im Auguſt voͤllig reif, und dann glaͤnzend gelb und roth.“ ö t Nachdem noch Mehreres von der Fortpflanzung ꝛc. geſagt iſt, was ich uͤbergehe, wird von Luͤders bemerkt: „Wenn ich Alles zuſammen nehme, ſo iſt der Codlin wahrſcheinlich kein anderer Apfel, als derjenige, welcher im Hausvater Heckapfel, im Halberſtaͤdtiſchen Splittapfel oder Splittje, in der Mark Bran— denburg Steckapfel, und von du Hamel Doucin genannt wird. Weſton gedenkt zweier Codlins, eines Engliſchen und eines Hollaͤn— diſchen. No. 5. Kentish Codlin, d. i. Kentiſcher Splittapfel, reif im Au— guſt und September. Kentich Fill Basket, d. i., der den Korb bald anfuͤllt. Mill. Hanb. ein großer, etwas langer, irregulairer Apfel, vortrefflich zum Kuͤchengebrauch. Maw., etwas länger, als der gemeine Codlin, allgemein beliebt zum Backen ꝛc.; Mill. wird etwas ſpaͤter reif, als der Cambridge Codlin Hanb. Den Mitgliedern des zweiten Ausſchuſſes iſt der Stech- oder Steck— apfel, (Codlin,) deſſen vorzügliche Eigenſchaften der Herr Buͤrgermeiſter Wiederhold in der vorſtehenden Abhandlung anempfiehlt, voͤllig unbe— kannt. Sie muͤſſen ſich daher jedes Urtheils uͤber die dieſer Baumart ſowohl, als ſeiner Frucht angeruͤhmten Eigenſchaften enthalten. Die angedeutete fruͤhe Reife der Frucht wuͤrde allerdings fuͤr jene rauhen und noͤrdlich belegenen Landſtriche, wo die ſpaͤteren Sorten nur ſelten zur vollkommenen Reife gelangen, ſehr beachtenswerth ſeyn. Indeſſen beſitzen wir bereits mehrere gute Sommeräpfel, die im Auguſt-Monathe, unter guͤnſtigen Umſtaͤnden oft auch fruͤher reifen, und zugleich fuͤr die rauhen Gegenden ſich nicht nur voͤllig bewaͤhrt erwieſen haben, ſondern Verhandlungen, 1. Band. 32 250 e auch, wie aus den eigenen Anfuͤhrungen des Herrn Wiederhold hervor— zugehen ſcheint, den Stechapfel an Guͤte und Brauchbarkeit für die Tafel und die Wirthſchaft weit uͤbertreffen. Es ſcheint uns jedoch von allen angegebenen Eigenſchaften des Steck⸗ apfels der in feiner Beſtaͤtigung ſehr weſentliche Vorzug, daß feine Bluͤthe gegen den Fruͤhlingsfroſt unempfindlich, und er daher auch unter den un⸗ guͤnſtigſten außeren Bedingungen jährlich tragbar ſeyn ſoll, allein hinrei⸗ chend wichtig zu ſeyn, die Verbreitung desſelben in den noͤrdlich und hoch gelegenen Landſtrichen zu befoͤrdern. . e, S. 72 RR GedruckE in, Run, Lit, Instütat Berlin fe, aaa nl 251 LVI. Bemerkungen uͤber die Cultur der gefuͤllt bluͤhenden Georginen, (Georgina variabilis.) Von dem Koͤnigl. Hofgaͤrtner und Caſtellan, Herrn Fintelmann, auf der Pfauen-Inſel bei Potsdam. (Mit einer colorirten Abbildung.) Den Wunſche verſchiedener Mitglieder des Gartenbau-Vereins zu ge nuͤgen, theile ich meine ſeit ungefaͤhr 10 Jahren gemachten Erfahrungen uͤber die Cultur dieſer Prachtpflanze hierdurch mit. a. Erziehung der Pflanzen aus Samen. Es wird ein maͤßig warmes Miſtbeet Anfangs Maͤrz angelegt, der Same nur duͤnn in Lauberde geſaͤet, mit einem halben Zoll von derſelben Erde, zur Haͤlfte mit Flußſand vermiſcht, bedeckt, und feucht, aber nicht zu naß gehalten. Wenn der Same friſch iſt, wird er bald aufgehen, fo- daß man Anfangs Aprils die jungen Saͤmlinge auf ein anderes Beet ver— pflanzen kann, welches ihnen ſehr zutraͤglich iſt, indem ſie dadurch ſtaͤm— miger werden, und um ſo eher bluͤhen, wenn ſie hiernaͤchſt zu Ende Aprils oder Anfangs Mais im Garten ausgepflanzt werden. b. Beſchaffenheit der ihrem Gedeihen am zuträglichften Erd— arten im freien Lande. Faſt in jedem cultivirten Gartenboden gedeihet dieſes Gewaͤchs, und treibt üppige Stengel, wenn man dafür ſorgt, daß es nicht an gehoͤriger Feuchtigkeit fehlt. Aber nicht ſo iſt es mit dem Bluͤhen dieſer Pflanze, indem die Bluͤthen ſich oͤfters im uͤppigſten Boden erſt ſpaͤt im Herbſte zeigen, und alsdann wenig Vergnuͤgen gewaͤhren, wodurch mancher Lieb— 252 haber von fernerer Cultur dieſer ſchoͤnen Pflanze abgehalten wird. Nach vielen Verſuchen iſt es mir gegluͤckt, die gefuͤllten Sorten, wovon ich über 200 Spielarten beſitze, (und dieſerwegen wenig einfache mehr pflege,) faſt jeden Sommer von Anfange Julius bis Ende Octobers, ja oͤfters von Ausgang Junius bis Ausgang Novembers vollkommen in Flor zu haben. Ich nehme 1 Theil natuͤrlichen Sandboden des hieſigen Gartens, 1 Theil muͤrben Lehm, welcher etwa 10 Procent Mergel enthaͤlt, und 1 Theil verrottete Holzerde vom Zimmerplatz, vermiſche dieſes gehoͤrig, und pflanze mit dieſer Erde ohne Miſt die Knollen der alten Pflanzen ſowohl, als der jungen Saͤmlinge, in hinlaͤnglich große Gruben. Zu den alten Pflan- zen find ungefähr 15 Zoll im Durchmeſſer haltende und eben fo tiefe Gru⸗ ben erforderlich, damit die Keime 5 Zoll unter die Oberflaͤche kommen, um eines Theils den jungen Trieben etwas Haltung von der obern Erde zu gewaͤhren, andern Theils aber eine geringe Vertiefung zum Gießen zu behalten, welche ich bei warmer und trockener Witterung gewoͤhnlich mit Wieſenmoos bedecke, wenn die Stengel einen Fuß ausgetrieben find, wo— durch die Feuchtigkeit laͤnger erhalten, und die Wurzeln auch gegen zu ſtarke Erwaͤrmung geſchuͤtzt werden. Von fettem Kuhduͤnger laſſe ich auch, (wo der Boden friſch riolt iſt, und wenig oder noch mit nichts geduͤngt wurde,) einen Guß machen, womit die Pflanzen ein auch zwei Mahl durchgegoſſen werden. Auch laſſe ich wohl etwas von altem Duͤnger oben unter das Moss legen, welches beſonders bei ſehr heißen Tagen den Wurzeln zutraͤglich iſt, und keinen zu ſtarken Laubtrieb verurſacht, welches hingegen oͤfters der Fall iſt, wenn man dieſen Dünger unter die Wurzel und bei 'm Einpflanzen nimmt. 0 c. Standort dieſes Gewaͤchſes. Die ſaftigen blatt- und blumenreichen Stengel eigenen ſich mehr für Stellen, welche entweder durch Baum-Gruppen oder andere Gegenſtaͤnde gegen heftige Winde geſchuͤtzt ſind, zugleich aber vom Sonnenſchein hin⸗ laͤnglich, wenn auch im Nothfalle nur Vormittags und Nachmittags ei⸗ —— — 253 nige Stunden beruͤhrt werden. Will man ſie in Gruppen auf freien Raſenplaͤtzen anwenden, ſo kann man, wie bei andern Gehoͤlz-Gruppen, auch von dieſen die hoͤher wachſenden mit niedriger bleibenden Sorten eine faſſen, und ſo Maſſen bilden, welche dem Winde eher widerſtehen, als wenn ſie einzeln gepflanzt werden, wo ſie der Wind leichter beſchaͤdigt. Ueberhaupt ſcheint ſich dieſe Pflanze beſonders dazu zu eigtzen, einer neuen Gartenanlage gleich im erſten Sommer ein vollkommenes Anſehen zu geben, denn da man ſolche von der Hoͤhe zu 16 Fuß bis zu 3 Fuß und noch niedriger cultivirt, (wie ſie hier jaͤhrlich in demſelben Boden und bei gleicher Pflege zu finden ſind,) ſo kann man ſie zu verſchiedenen Partien gut benutzen. Es laſſen ſich damit auch beſonders Gartenbe- friedigungen oder Waͤnde decken, und die Georginen gewaͤhren zugleich durch das mannigfaltige Farbenſpiel von Schneeweiß bis zum dunkelſten Violett, Purpur- und Schwaͤrzlich-Bluthroth, durch Schwefelgelb, Orange und Scharlach in allen Schattirungen dem Auge einen ſchoͤnen Anblick, wenn man jede Farbenart beſonders in Maſſen aufſtellen kann. Dieſes kann aber nur mit alten Pflanzen bewirkt werden, weil junge Saͤmlinge, von Einer Farbe gezogen, oft in 20 verſchiedene Spielarten ausfallen, wenn die Mutterpflanze noch uͤber dieß in der Naͤhe von andern verſchiedenar— tigen Farben ihres Geſchlechts geſtanden hat, wo Inſecten den männli= chen Befruchtungsſtaub von einer Pflanze und Blume zur andern uͤber— tragen koͤnnen. d. Ver mehrungsart. Die gewoͤhnlichſte Art iſt das Zerſchneiden der alten Knollen, ſo daß ein jeder Theil mit wenigſtens Einem Auge verſehen iſt, welche gewoͤhnlich am unterſten Ende des Strunkes ſich befinden, da, wo die Knollen an— ſitzen. Auch bisweilen einige Zoͤlle hoͤher; alsdann kann man bei'm Zer— theilen durch hartes Anfaſſen die Augen leicht beſchaͤdigen, und muß die noͤthige Vorſicht gebrauchen. Die andere Art des Vermehrens iſt durch Stecklinge, welches aber nicht allen Gaͤrtnern gelingen will, weil die Steck— 254 oder Schnittlinge, beſonders bei feuchter Witterung, ſehr leicht in Faͤulniß gerathen. Indeſſen iſt es mir in einigen Sommern gelungen, aus ſtarken Zweigen und jungen Austrieben Pflanzen mit Knollen zu erziehen, eben auf die Weiſe, wie man Topfgewaͤchſe aus Stecklingen erzieht. Ferner aus Samen. Neue Sorten gefuͤllter Georginen zu erziehen iſt weit ſchwieriger, als die einfachen zu vermehren, daß ſie gefuͤllt werden. Die einfachen tragen fo viel Samen, daß derſelbe häufig ausfaͤllt, und im folgenden Sommer, auch noch nach Jahren, auf der Stelle aufgehet, wo die alten Pflanzen ſtanden. Von den gefuͤllten Blumen giebt es aber oft nur wenig Koͤrner guten Samen, wovon auch die wenigſten wieder gefuͤllte Pflanzen geben. Auf dieſe Weiſe geminne ich alljährlich neue Spielarten, Farben und Formen dieſer Prachtpflanze, welche bei zweckmaͤßiger Pflege bier im Sandboden, mit obigen Mitteln gemiſcht, fo beſonders gut gedei- hen, daß ſie die Aufmerkſamkeit aller dieſe Inſel beſuchenden Fremden auf ſich ziehen, obgleich faſt alle Georginen hier auf eine Hoͤhe von 30 bis 40 Fuß uͤber den Waſſerſtand gepflanzt werden muͤſſen, wo die e ſten Garten-Partien ſich befinden. Um ſie fruͤh im Flor zu haben, pflanzt man die alten Knollen An⸗ fangs Maͤrz in Toͤpfe, haͤlt ſie im Miſtbeet oder Gewaͤchshauſe, und ſetzt fie Mitte Mais in's Land. So fangen fie ſchon im Junius an zu bluͤhen. Auch in großen Geſchirren bluͤhen ſie oft vollkommen, jedoch BEN im freien Lande beſſer. nb ung e. Nutzen dieſer Pflanze. Hinſichts der knolligen Wurzel ſcheint mir, daß Kartoffeln zur Fuͤtte⸗ rung des Rindviehs, der Schafe, Ziegen, Schweine und Hirſche nutzbarer ſind, weil ſie mehr Kraftmehl und uͤberhaupt mehr Nahrungsſtoff enthal⸗ ten, als jene, wenn gleich die Ausbeute der knolligen Wurzel der Georgi⸗ nen in lockerm, tief cultivirten Acker bedeutend iſt, wo die gewöhnlichen einfachen Arten auch ohne Pflege gedeihen, und viel Kraut liefern. Lege - teres mit den grünen ſaftreichen Stengeln und Blättern iſt ein geſundes 255 Futter für Schafe, Ziegen, Schweine und Eſel; hier freſſen es auch die eingehegten Hirſche und Kühe. Getrocknet, werden die Laͤmmer und jun— gen Ziegen mit dieſem Kraute geſund erhalten, welches ſie gern freſſen. Bei feuchtem Wetter kann man das Kraut einen Fuß hoch uͤber der Erde zwei bis drei Mahl ſchneiden, weil die untern Augen gern von neuem auge treiben, und raſch wachſen. Vielleicht wird dieſe Pflanze von Landwir— then kuͤnftig als nutzbares Futterkraut aufgenommen, wenn auch die Wur- zelknollen nicht fo vortheilhaft, als Kartoffeln und Unter-Artiſchocken, 8 lianthus REN ba ſollten. ene Ann, ede neee . „ chris * nee. *. st > De LVII. Auszug aus der Verhandlung des Vereins in der eilften Sitzung, am 2. November 1823. 2. Durch das Ausſcheiden des Herrn Geheimen Ober » Finanz = Raths Ransleben aus der Zahl der Mitglieder war zur Completirung des Ausſchuſſes fuͤr die Treibereien eine neue Wahl noͤthig geworden. Dieſe fiel, dem Vorſchlage des Vorſtandes zu Folge, auf den Herrn Gefgärtar: Krutiſch in Potsdam. 4) Von den betheiligten Verwaltungs-Ausſchuͤſſen find die gewuͤnſch⸗ ten Gutachten eingegangen: a) Ueber den Aufſatz des Herrn Hofgaͤrtners Jacobi, betreffend die Behandlung des Blumenkohls, (Brassica botrytis,) und des daraus zu ziehenden Samens. b) Ueber die Abhandlung des Herrn Hofgärtners Boſſe in Oldenburg, betreffend die Erziehung eines vorzuͤglichen Kopfkohl-Samens. Beide Gutachten wurden verleſen, welche die Zweckmaͤßigkeit der be⸗ ſchriebenen Methoden bei Erziehung der genannten Kohlarten und deren Samen nicht in Abrede ſtellen. 5) An neuen Abhandlungen ſind eingekommen: a) Von dem Herrn Buͤrgermeiſter Wiederhold in Hörter „uͤber die Krankheiten der Obſtbaͤume.“ Herr Profeſſor Link übernahm den Vorttag derſelben, und machte befon- ders darauf aufmerkſam, daß der ſo genannte Brand der Obſtbaͤume ge— woͤhnlich auf zweierlei Art ſich zeige: entweder mit einem paraſitiſchen Pilze, welcher ſich durch die Koͤrner bei'm Zerſchneiden der brandigen Stelle erkennen laſſe, oder ohne denſelben, wenn im Innern an abgeſtorbenen Stellen ſolche Koͤrner ſich nicht zeigen. b) Vom Herrn Hofgaͤrtner Fintelmann „über die Schuͤtzung der ge- fuͤllt blühenden Georginen vor den Einwirkungen des Froſtes durch Schmauch⸗ . ͤ ͤœK— FE Se 257 Schmauchfeuer von Laub, Kraut und Moos, deſſen Anwendung Herr Referent bei den Fruͤh- und Spaͤtfroͤſten ſeit mehreren Jahren bewaͤhrt gefunden, und zum Beweiſe deſſen er eine reiche Auswahl der bei den Nachtfroͤſten in der Mitte des Octobers d. J. alſo conſervir— ten Georginen-Bluͤthen mit zur Stelle gebracht hatte.“ c) Von dem Herrn Kriegs-Rath Lieder „uͤber die Gärten der Alten;“ vom Herrn Referenten ſelbſt verleſen. Herr Profeſſor Link bemerkte am Ende der Geſchichtserzaͤhlung, daß dieſe nur auf Obſt- und Gemuͤſegaͤrten zu beziehen ſey, weil weder die Griechen, noch die Roͤmer, Blumengaͤrten gehabt haͤtten. Die Blumen— zucht ſey lediglich von den Arabern, bei denen die erſte Spur davon ſich vorfinde, auf uns übergegangen. Herr Director Lenne fügte noch die Bemerkung hinzu, daß es den Gaͤrten der Alten an h geregelten Ein— richtung gefehlt habe. d) Von dem Herrn Paſtor Benade in Hoyerswerda „uͤber verſchiedene von ihm erzogene Birnenſorten,“ unter Beifuͤgung einer Anzahl der in ſeiner Abhandlung gedachten Fruͤchte. Der Aufſatz wurde verleſen, die Fruͤchte aber wurden bei der Geſellſchaft vertheilt, und den Anfuͤh— rungen des Herrn Referenten entſprechend gefunden. f) Von dem Herrn Feuerungs-Baumeiſter Büttner in Berlin das Manuſcript einer beabſichtigten Druckſchrift „über die Selbſtverferti— gung des kuͤnſtlichen Duͤngers, Poudrette und Urate, zur Erſparung der theuern Anſchaffungs-Koſten dieſes Duͤngmittels in praͤparirtem Zuſtande,“ welche Schrift der Herr Verfaſſer dem Vereine zu dediciren — wuͤnſcht, wenn derſelbe dieß geſtatten wolle. — Die Verſammlung fand, in Betracht der Nuͤtzlichkeit der Sache, nichts dagegen zu erinnern. 6) Der Director zeigte der Geſellſchaft an, daß nach einem von den hohen Miniſterien des Innern und der Geiſtlichen, Unterrichts- und Medi— cinal-Angelegenheiten unter'm 27. September d. J. an ihn erlaſſenen Schreiben die Statuten der in Schoͤneberg und Potsdam zu errichtenden Gaͤrtner-Lehranſtalt und Landes-Baumſchule von des Königs Majeſtaͤt ge— Verhandlungen. 1. Band. 5 33 + 258. nehmigt worden. Derſelbe machte hierauf auf die in der erſten Sitzung des Vereins geäußerten Wuͤnſche aufmerkſam, welche dieſer ſelbſt für die Anlage einer Gaͤrtnerſchule geaͤußert hat, ſo wie auch auf die Fort⸗ ſchritte, welche der dießfällige Plan nach den Verhandlungen des Vereins bis zu dem Zeitpuncte gehabt hat, da demſelben die Ausdehnung zur An⸗ lage einer Landes-Baumſchule gegeben worden, und woruͤber ein ſtatuten⸗ mäßiger Beſchluß in der vierten Sitzung am 6. April d. J. bereits vor⸗ handen iſt, der auch zugleich die Bewilligung eines jahrlichen Beitrages von 300 Rthlr. auf 14 Jahre aus der Caſſe der Geſellſchaft enthalt. Nachdem nun in Folge dieſer Bemerkungen die hier beigeſchloſſenen drei Auszuͤge aus den Statuten und den Verwaltungs-Planen der Gaͤrtner⸗ Lehranſtalt und Landes-Baumſchule zu Schöneberg und Potsdam, 4. d. Berlin, den 27. September 1823, a) in Betreff der Gaͤrtner-Lehranſtalt, b) in Betreff der Landes -Baumſchule, c) in Betreff der Concurrenz des Vereins zur Befoͤrderung des Garten⸗ baues bei der Verwaltung, verleſen waren, äußerte der Director ferner, daß in Erwaͤgung, daß die Annahme der nach dieſen Statuten dem Vereine angeſonnenen Concurrenz bei der Gaͤrtner-Lehranſtalt und Landes-Baumſchule von dem freien Be⸗ ſchluſſe des Vereins abhaͤngig gemacht worden fen, und bei der kuͤnftigen Ausuͤbung ſeiner Theilnahme durch Abgeordnete die inneren Rechte der Ge⸗ ſellſchaft, wie fie in ihren von des Königs Majeſtaͤt ſanctionirten Statuten beſtimmt worden ſind, nicht verletzt wuͤrden, es keinem Bedenken unterwor⸗ fen zu ſeyn ſcheine, die gewuͤnſchte Concurrenz anzunehmen, und diejenigen Mitglieder der Geſellſchaft auszuwählen, welche zu dem gedachten Vorſte⸗ heramte und der genannten Mitverwaltung geeignet ſeyn duͤrften, und welche zuſammen genommen einen Ausſchuß fuͤr dieſe Angelegenheit der Geſellſchaft ſtatutenmaͤßig formiren koͤnnten. Die Geſellſchaft waͤhlte hierauf von den vorgeſchlagenen ine den Herrn Karl von Treskow zu Friedrichsfelde, den Herrn Geheimen Ober-Finanz⸗Rath Thilo, 259 den Herrn Ritterſchafts-Director von Bredow, und den Herrn Ober-Forſtmeiſter von Schleinitz in Potsdam, on zwar dergeſtalt, daß: a) zu dem Vorſteheramte für die Gärtner- Lehranstalt der Herr von Treskow, * fuͤr die Mitverwaltung beider Anſtalten die drei andern genann— ten Mitglieder 3 tec Abgeordnete des Vereins die angeſonnene 0 aus⸗ zuuͤben haben dürften, und überließ dem Vorſtande die weitere Iſtruc⸗ tion dieſer Abgeordneten. 7) Von den zur Stelle gebrachten Gegenſtaͤnden waren beſonders bemerkenswerth: a) Ein von dem Herrn von Treskow aus dem Kerne gezogener dieß⸗ jaͤhriger Pfirſich-Sproͤßling, der bereits echt gemacht war. b) Eine vom Herrn Hofgaͤrtner Fintelmann gezogene Baſtardpflanze vom Erodium incarnatum und Pelargonium tricolor in ihrer Bluͤthe. Auszug aus den Statuten und den Verwaltungs-Planen der 4 Gaͤrtner⸗Lehranſtalt zu Schöneberg und Pots da m d. d. Berlin, den 27. September 1823. A. In Betreff der Gärtner⸗Lehranſtalt aus den Statuten. 209. Die Gaͤrtner-Lehranſtalt ſoll eine fortlaufende Reihe von Bildungsſtu— fen ſowohl fuͤr den bloß handwerksmaͤßigen, als kuͤnſtleriſchen Betrieb der Gaͤrtnerei darbieten. GB Es werden dabei drei Abtheilungen unterſchieden, als: 260 re Erfe Abtheilung. TER N nad 1) Gärtner. Ihre Unterweiſung ee. ſich auf zwei Stu⸗ fen, als: F De" ’7 a Erſte Stufe. . 1 Kß: a) Bau der Garten- und Handels-Gewaͤchſe und die Wanne 5 Zweite Stufe. b) Zucht der Obſt- und Schmuckbaͤume, Frucht- und Zierſtraͤucher. Ihre Ausbildung iſt vornaͤhmlich auf die Manipulationen dieſer Culturen und vorzugsweiſe Uebung in denſelben berechnet. Zweite Abtheilung und dritte Stufe. 2) Kunſtgärtner, welche nach vorgaͤngiger Einuͤbung der zu 1) gedachten Fertigkeiten fuͤr die a der Treibereien kunſtgerecht ausge⸗ bildet werden. Dritte Abtheilung und vierte Stufe. 3) Gartenkuͤnſtler, deren Ausbildung zwar auch auf practiſche Uebung in den Kunſtfertigkeiten der vorgedachten beiden Abtheilungen, hauptſächlich aber auf den rationellen Betrieb jener Culturen, Veranſchla⸗ gung, Direction und Berechnung derſelben, und daruͤber hinaus auf Ue⸗ bung und Unterrricht in der botanifchen und Haden 8 ge⸗ richtet iſt. 6 Aus dem Einrichtungs- und Betriebs- Plane. Unterrichts-Plan fuͤr die Zoͤglinge der erſten Stufe zu Schoͤneberg: 1) Es liegt den Zoͤglingen alle und jede Handarbeit bei dem Gemuͤſe⸗ und Handels-Gewaͤchsbau und der Blumenzucht ſowohl im Freien, als in dem für fie beſtimmten Glashauſe im neuen Etabliſſement zu Shö- neberg ob. 2 2) Sie helfen bei den im Freien vorzunehmenden Arbeiten des botani⸗ ſchen Gartens. N 3) Neben den practiſchen Uebungen in dieſen Culturen werden ihnen zu eigener Begruͤndung ihres Wiſſens und zur Befeſtigung der von ihnen in Ausübung gebrachten Kunſtregeln mündliche Vortraͤge gehalten: e 261 a) Ueber die Natur der Pflanzen, ihren Bau, die Verrichtung ihrer Otrgane in allgemeinen Umriſſen, deßgleichen über die der Cultur ſchaͤdlichen Thiere. b) Ueber die Boden- nnd men in practiſchen Beziehungen und in der Anwendung auf den % e ee und die Baumzucht. | 50 Ueber die practiſchen Negele eben dieſer Cute Arten ei ; des Baumſchnitts. d) Ueber die practiſchen Regeln zur ge der verderblichen Thiere und zum Schutz gegen dieſelben. ; e) Ueber die techniſche Nomenclatur und Naturgeſchichte der Handels— gewaͤchſe und Gemuͤſearten, der Hauptabtheilungen der Obſtarten, deßgleichen der in den Schmuckgaͤrten gewoͤhnlich vorkommenden Blu— men, Geſtraͤuche und Holzarten unter Vorzeigung der betreffenden ECEreemplare. Es werden ihnen geeignete Lehrbücher zu dieſem Behuf zum Nachleſen gegeben. Der Unterricht, welchen ſie empfangen, wird zwar ſo geordnet, daß ihre Kenntniſſe einen folgerechten Zu— ſammenhang und ſie eine allgemeine Ueberſicht ihrer Verrichtungen And ihres Wiſſens erhalten. Er wird aber nicht in zuſammenhaͤn— genden Vorträgen, vielmehr in der Form der Katechiſation aus den f rn Lehrbuͤchern ertheilt. 5 un 290 f f . 6. 01 menen Plan fuͤr die Zoͤglinge der zweiten Stufe in PANNE 1) Die Zoͤglinge find auch hier alle und jede bei der Baumſchule vor- kommenden Handarbeiten zu verrichten ſchuldig. Sie werden vornaͤhm— lich in der Obſt-Baumſchule und in der Beſorgung der Obſtgaͤrten beſchaͤftigt. 2) Sie werden bei der Ausfuͤhrung des S schnee und der Schmuck⸗ anlagen in den Koͤniglichen Gaͤrten gebraucht. 3) Der zu §. 5. No. 3 erwähnte Unterricht wird fortgeſetzt. Ar Sen u 7& Wer als Zögling der Anſtalt aufgenommn ſeyn will, muß confirmirt 20562 ſeyn, fertig leſen, leſerlich und ſchnell ſchreiben und fertig rechnen koͤnnen. Der Curſus fuͤr die Lehrlinge der erſten und zweiten Claſſe wird auf zwei Jahre geſtellt. Sie bringen davon das eine, von Maͤrz zu März gerech⸗ net, in der Anſtalt zu Schoͤneberg, das andere in der zu en zu. K 99.454 Es wird durch den Ausbau der im Neu- Shöniige Garten vor⸗ handenen Wirthſchaftsgebaͤude dafuͤr geſorgt werden, daß in denſelben 15 Lehrlinge der erſten Stufe ihr Unterkommen ee daſelbſt auch geſpeiſt werden. Bier derſelben werden auf Koſten der Anſtalt erhalten, dergeſtalt, daß fie ein Wochengeld von 1 Rehlr. erhalten, aus welchem die Koſten der Speiſung an einem gemeinſchaftlichen Tiſche mit beſtritten werden. Die Koſten der auf eigene oder fremde Rechnung unterhaltenen Lehr⸗ linge werden auf 70 Rthlr., naͤhmlich 52 Rthlr. Wochengeld und 18 Rhlr. Zuſchuß zur Caſſe des Inſtituts, feſtgeſtellt. Dabei iſt der n mit berechnet. 8 Fuͤr die Kleidung, ſowohl der Alumnen, als der ee gebrlinge, muß von denfelben oder den Ihrigen anderweitig geforge werden. Den Alumnen werden die Betten von dem Inſtitute gewaͤhrt; die uͤbrigen Zoͤglinge muͤſſen ſolche mitbringen, nehmen ſie aber auch bei ih⸗ rem Abgange wieder mit ſich. Den Alumnen werden die Lehrbuͤcher von der Anſtalt dargereicht; die n Zoͤglinge muͤſſen ſolche auf er Ko⸗ ſten anſchaffen. Vermehrt ſich die Concurrenz der Lehrlinge über die 2 ae Zahl, fo muͤſſen ſolche für ihr anderweitiges Unterkommen und ihre Be⸗ Föftigung in Schöneberg ſorgen. Sie zahlen ebenfalls einen n von 18 Kehle. zur Caſſe des Inſtituts. Kein Zoͤgling kann angenommen werden, bis der Punct wegen des ordnungsmaͤßigen Unterhalts desſelben in Richtigkeit gebracht, und die Mittel dazu nachgewieſen ſind. Insbeſondere muͤſſen das an den Zoͤg⸗ ling zu verabreichende Wochengeld und der Zuſchuß zu den General-Koſten des Inſtitus an die Caſſe desſelben auf Jahresfriſt vorausgezahlt werden. 263 BR nd u Karel Ae en Die Wage fuͤr die Zoͤglinge der zweiten Stufe En ind: a) Die Samenſchule unter dem Vorſtande des Hofgaͤrtners Krausnick. b) Die Wan fehle des Ebel Begraͤbnißplaͤtzes vor dem Nauener Thore. c) Das Baumſchul— Revier des Feen gef, Hartmann. d) Deßgleichen des ꝛc. Nietner, Sello und Mofch. e) Die in der Pirſchheide zu errichtende Landes-Baumſchule. Die Zoͤglinge werden von dem Director der Potsdamer Lehrſtufen den Gaͤrtnern eines oder des anderen dieſer Reviere zugewieſen werden, wie es fuͤr den Bildungszweck derſelben am beſten paßt. Von demſelben wird zugleich dafuͤr geſorgt werden, daß die a linge nur zu ſolchen Arbeiten gebraucht werden, welche ihre Ausbildung foͤrdern. Der Koͤnigliche Aae iſt Aae der ihm zugewieſenen Zoͤglinge. Es wird dafür geſorgt 9 daß die Zöglinge die ihnen bei dem Hauptgegenſtande ihrer Uebungen frei bleibende Zeit benutzen, um ſich auch in anderen Theilen der Gartenkunſt ice und Uebung zu ver⸗ ſchaffen. f Wuͤnſcht Einer oder der Andere, fuͤr deſſen Bieten ein Zoͤgling der zweiten Stufe untergebracht wird, daß derſelbe in einer oder der an— deren Partie der Treibereien beſonders unterwieſen werde, ſo ſoll dieß nach der Anweiſung des Directors unter angemeſſenen, mit dem allgemeinen Lehrplan der zweiten Stufe vereinbaren Modiflcationen geſchehen. Die Zoͤglinge werden den §. 5 zu 3 gedachten Unterricht an zwei, ein für alle Mahl beſtimmten Wochentagen von einem hierzu auserſehe— nen Lehrer des Koͤniglichen Seminarii oder des Gymnaſiums in Gemein⸗ ſchaft mit den Seminariſten erhalten, dergeſtalt, daß an jedem Tage die Hälfte der Lehrlinge daran Theil nimmt, damit den Hofgaͤrtnern die noͤ⸗ thigen Arbeiter nicht entzogen werden. 0 Ha 435 Von den Zoͤglingen der zweiten Stufe koͤnnen zehn Wohnung nebſt 9 eee eee n 2 0 — EN de Heitzung und Licht bei den Königlichen Hofgaͤrtnern erhalten. Aus der Koͤniglichen Garten-Caſſe wird fuͤr ihre Arbeiten ein Wochenlohn von 1 Kthlr. bezahlt, welches aber reſp. zur Remuneration ihrer Leheherrn und Br verwendet wird. unc M Sie muͤſſen alſo fuͤr ihre Beköſtigung ſebſt heuer dt Zu dieſer Suſtentation wird jedoch: 2 a) Vieren derſelben ein Zuſchuß von 1 Kthlr. wörben iich aus — er Caſſe des Inſtituts gezahlt werden. u 10 b) Einigen andern beſonders brauchbaren Zoͤglingen ei (nach. Maß- gabe der durch dieſelben zu machenden Erſparniſſe an dem Lohne anderer Arbeiter,) ein N von 12 Gr.“ aus der Kamen Segal gezahlt werden. f 3 „ Die uͤber die Zahl 10 een. Zöglinge He nur, für ihr Unterkommen und ihren ganzen Unterhalt ſelbſt ſorgen, ſondern auch 52 Rthlr. zur Caſſe des Inſtituts zahlen. 14A f Nen aa Diejenigen Zöglinge, welche die dritte en für Zu gärtner betreten wollen, muͤſſen jedenfalls die erfte und zweite Bil⸗ dungsſtufe durchgehen, oder ſich uͤber ihre anderweitig erlernten practi⸗ ſchen Fertigkeiten und Kenntniſſe in einer von dem Vorſteher-Amte vor⸗ zunehmenden Pruͤfung ausweiſen. 156% 250 Die Gelgenheit zu ihrer Ausbildung wird ihnen in den Königlichen Treibhaͤuſern gegeben. Die ihnen hierbei uͤbrig bleibende Zeit benutzen fie zu ihrer weiteren Ausbildung in der Ausführung von Schmuckanlagen. Der Director der Anſtalt und deſſen Gehuͤlfen werden ſie in muͤndlichen Vortraͤgen mit den techniſchen Regeln dieſes Kunſtzweiges bekannt ma⸗ chen. Sie werden ſich in dem Auffaſſen derſelben und der weiteren Aus⸗ bildung der Huͤlfskenntniſſe durch Nachleſen in den ihnen zugetheilten Lehrbuͤchern befeſtigen, und die vorgedachten Lehrer werden ihnen durch Katechiſation Nachhuͤlfe und Aufmunterung geben. §. 15. Wegen ihres Unterkommens u. ſ. w. finden die Beſtimmungen F. 12 und int 22 n _ 265 und 13 Anwendung, jedoch finden die im Pesch $, lit, a gedach⸗ ten Alimente bei dieſer Stufe nicht Statt: Diejenigen, welche die vierte Bildungsſtufe, Were die der Gar⸗ tenkuͤnſtler, ambiren wollen, muͤſſen dieß gleich bei ihrem Eintritt in die Lehre verlautbaren. Es werden von ee folgende Vorbildungen und Vorkenntniſſe erwartet: 1) Eine ſchoͤne und 12 5 Handſchrift. 2) So viel Uebung in der Lateiniſchen Sprache und in den mathema⸗ tiſchen Vorkenntniſſen, als von dem Schuͤler dritter Claſſe einer ge— lehrten Schule gefordert wird. 3) Vollkommene Fertigkeit in der gemeinen Rechenkunſt. 4) Einige Uebung im Zeichnen. N : Hinſichtlich dieſer Claſſe von Lehrlingen nimmt der Bildungs-Plan folgende Modificationen an. Die Bildung für die botaniſch ⸗aͤſthetiſche Gartenkunſt beſtimmt die Claſſen⸗ Eintheilung der Zoͤglinge. Die erſten beiden Claſſen finden ſich in der Vereinigung mit den aa? An⸗ ſtalten, die dritte in den Potsdamer Anſtalten. Erſte Claſſe. Sie benutzt den mündlichen Unterricht, welcher den Zoͤglingen der erſten Stufe in dem neuen Garten gegeben wird. Dane— ben erhaͤlt ſie Unterricht in den Elementen der Botanik und Anleitung zur Uebung in der Beſtimmung der Pflanzen. i Sie wird im Schoͤnſchreiben, Rechnen und Copiren von Plan- Zeich⸗ nungen geübt. Der Inſpector des Koͤniglichen botaniſchen Gartens und deffen Gehuͤlfe find Lehrer dieſer Claſſe. Zweite Claſſe. Sie erhaͤlt einen umfaſſenden und wiſſenſchaftli⸗ chen Unterricht in der Pflanzen- Phyſiologie und Botanik. Sie wird in der practiſchen Feldmeßkunſt und der Aufnahme von Situations-Planen unterwieſen. Dieſen Theil des Unterrichts empfaͤngt die Claſſe in einem durch Vereinigung mit Berliner Gelehrten ꝛc. feſtzuſtellenden Lehr⸗Curſus, welcher beſonders bezahlt werden muß. Sie wird in der Fertigung von Koſten- und Seer Seb ange 5 Verhandlungen. 1. Band. 34 266 über alle Gegenſtaͤnde der in der erſten Stufe, deßgleichen in dem bota⸗ niſchen Garten in Ausuͤbung gebrachten Zweige des Gartenbaues, inglei⸗ chen in der Fertigung ſchriftlicher Aufſaͤtze geuͤbt. Die Uebungen in Be⸗ ſtimmung der Pflanzen und im Plan-Zeichnen werden fortgeſetzt. Mit den⸗ ſelben wird die Uebung im Pflanzenzeichnen verbunden. Dieſen Theil des Unterrichts empfaͤngt die Claſſe durch den n des 1 on taniſchen Gartens und deſſen Gehuͤlfen. RENT Dritte Claſſe. Sie ſetzt die Uebungen in der Necengeſchrgte der Pflanzen in beſonderer Anwendung auf die in den Potsdamer Anſtalten Statt findenden Culturen fort. Sie wird in der Beobachtung der Le⸗ bensäußerungen der Pflanzen unter verfehiebenen” Cultur⸗ 3 geuͤbt. - mme Sie ſetzt die Uebungen im Plan⸗ und Pflanzenzeichnen, in den Ver⸗ meſſungsgeſchaͤften, in Beſtimmung der Pflanzen, ingleichen in Ferti⸗ gung oͤconomiſcher Koften- Anfchläge und Berechnungen, und zwar der letzteren in der Anwendung auf die Zweige der Gartenkunſt fort, welche in den Potsdamer Anſtalten gepflegt werden. Sie wird in den Regeln der aͤſthetiſchen Gartenkunſt und deren Ausübung unterwieſen, und erhält Anleitung zur Angabe der Plane und der Anordnung ihrer Ausfuͤhrung. Den Unterricht und die Anleitung in dieſen Kenntniſſen und Uebungen ertheilt der Director der Potsdamer Lehranſtalt und deſſen Gebüffe. sg Die Zöglinge aller drei Claſſen werden zum Leſen der Schriften an⸗ gehalten, welche ihrem Bildungsgrade entſprechen, und durch Examination f aus denſelben und deren Erklaͤrung, ingleichen durch Aufgabe von Aus⸗ zuͤgen aus denſelben zum gruͤndlichen Studiren derſelben genöthigt, und in der Handhabung derſelben geuͤbt. K 18. Die Unterweiſung der Zoͤglinge in den practiſchen e der drei erſten Bildungsſtufen geht mit dieſen ihren Studien parallel. Sie wird nach der Anſtelligkeit jedes Individuums von 5 1 Di⸗ rector jeder Lehrſtufe angeordnet. f — * f — 2067 10 IL $. 49. { b J ra — dieſer Lehrlinge wird ger vier ar beſtimmt. H. 22. 3 Sie muͤſſen fuͤr ihr Unterkommen und ihren Unterhalt ſelbſt ſorgen, und ſich uͤber deſſen Sicherſtellung ausweiſen. Als Beitrag zu den Lehr— mitteln zahlen ſie jahrlich 50 Rihlr. Dieſer Koſtenbeitrag ſoll jedoch den— jenigen erlaſſen werden, welche die drei erſten Bildungsſtufen in der An⸗ ſtalt beſtanden haben. Auch wird man ausgezeichneten aber unvermoͤgen⸗ den Zoͤglingen, welche die drei erſten Bildungsſtufen beſtanden haben, durch Anſtellung als Gartengehuͤlfen die Gelegenheit geben, ſich waͤhrend der Fortſetzung ihres Lehr-Curſus ihren Unterhalt zu ſichern. 5 ums aus den Statuten der N Harne Leheanſtatks zu ee und des Einrichtungs- und Betriebs⸗ Planes der Landes-Baumſchule zu Potsdam, d. d. Berlin, den 27. September 1823. Bi a ger ade eee aus den Statuten. S. Die Anftalt ſoll die zu groen Anpflanzungen, ſowohl von Sa ale. Park⸗Anlagen, erforderlichen Materialien an Samen, Pflanzen, Straͤuchern und Baͤumen in der zu ſolchem Behuf erforderlichen Wohlfeilheit beſchaffen. Sie ſoll zu dieſem Behuf nicht nur den Königlichen Gärten, ſon⸗ dern Jedermann im Lande, der ſich mit ſeinen Beſtellungen an ſie wendet, vorarbeiten. Ein ſolcher auf große Wirkungen berechneter Verkehr muß der Haupt⸗ Geſichtspunet bei ihren Anlagen und Einrichtungen ſeyn. Dieß ſchließt zwar nicht aus, daß ihre Producte und Vorraͤthe auch in kleinern Quan⸗ titaͤten und im Einzelnen verkauft werden. Fuͤr dieſen Detail⸗Verkauf 268 find aber die Preife ſo zu ſtellen, daß damit der Verkehr der Privat-Un⸗ ternehmer von VBaumſehulen und der enen §. 5. Die Anſtalt gründet und cultivirt ein großes Obſtfeld, deſſen um⸗ fang auf 25000 Staͤmme berechnet wird, Theils, um ein großes Beiſpiel aufzuſtellen, Theils, um die verworrenen und ſchwankenden Begriffe von den bauwuͤrdigen Obſtarten zu berichtigen und feſtzuſtellen, Theils, dem Publicum die Gelegenheit zu verſchaffen, die Natur jeder Art in einer großen Zahl von Exemplaren durch eigene Anſchauung zu erkennen, Theils, um kunſtmaͤßig geordnete Beobachtungen im Großen eh die — ßigſte Pflege der Obſtpflanzungen anzuſtellen. Nec 38 . * Sie wird ein großes Verſuchsfeld zur Cultur derjenigen Holzarten aufſtellen, welche ſich durch beſondere Nutzbarkeit und Schnellwuͤchſigkeit auszeichnen, und deßhalb zur Anpflanzung, (im Gegenſatz der natuͤrlichen Wald⸗Cultur,) und zwar auf Hoͤheboden eignen. Sie wird dieſe . arten verſuchsweiſe und comparativ im Großen cultiviren. Sie wird ihre Zucht zu gleichem Zweck auch auf die zur Einhegung geeigneten Gefträuche richten, und dieſe heckenfoͤrmig halten und erziehen. K. 7. Bei 1 Culturen der Landes Baumſchule ift darauf zu 5 5 und zu halten, daß dieſelben zur Erweiterung und Berichtigung der Erfah⸗ rungen 3 und gemeinnätzige Kenntniſſe verbreitet werden. a 3 R b $ os l } HBN Die Pflanzungen der gandes⸗ Baumſchüle ſollen, fo viel es mit der zweckmaͤßigen Einrichtung derſelben vertraglich iſt, mit der Umgegend in aͤſthetiſche Verbindung gebracht und zur Aufſchmückung derſelben benutzt werden. 800 nee e Aus dem rene ver und o tits, Bln, 2 §. 10. Lan, Die Mittel zur Einrichtung und Unterhaltung der Auſtate fi ſind: 7 269 1) Auf den Abſatz von e ar und shi und „oi beifen Baͤumenů„ ns 2) Auf einſtige e en Bl nn 5 a +3) Auf die Zwiſchennutzung ihrer Cultur⸗Stuͤcke durch Unterfruͤchte berechnet. Die finanziellen Intereſſen derſelben Dürfen zwar nicht vernachlaͤſſigt werden; ſie kommen jedoch nur als Mittel zur Befriedigung der in den or 4 bis 8 ausgedruͤckten Zwecke der Anſtalt in Betracht. eig an H. 4. Die a 00 der Koͤniglichen Gaͤrten wird ſich derſelben vor⸗ naͤhmlich bedienen, um den fuͤr die letzteren erforderlichen Bedarf an Pflanzen, Saͤmlingen, Straͤuchern und Baͤumen in üß chien Voll⸗ hu zu beschaffen. ö K. 8 ˖ Nächſtdem wird die Anſtalt fuͤr Aetionaire aus dem Dabtic ’ Ay Nach den Beſtellungen derſelben arbeiten. 2) Der Preis wird nach den Productions-Koſten beſtimmt, mit einem Zuſchlage von 20 Procent. Dieſer Zuſchlag wird bei Entfernungen von 5 Meilen Land⸗ und 10 Meilen Waſſer⸗Transport auf 10 Pro- cent ermaͤßigt. Bei Entfernungen von r reſp. 10 und 20 Meilen wird er ganz erlaſſen. N 3) Die Perioden der Ablieferungen werden nach Maßgabe der dispo— nibeln Vorraͤthe und der zur Production erforderlichen Zeit zwiſchen dem Actionair und dem Director der Anſtalt regulirt. Den Fall beſonderer Unfaͤlle der Production ausgenommen, iſt der Aaetionair dieſekbe mit Ablauf der zur ‚Erfüllung, ſeiner Beſtellung erforderlichen Zeit abzuwarten befugt. Wer alfo dreijährige Pflanzen oder veredelte Baͤume in dreijaͤhrigem Alter nach der Veredelung ver— langt, kann mit Einrechnung eines Jahres fuͤr moͤgliche Ausfaͤlle in der Regel, und wenn nicht beſonders unguͤnſtige Umſtaͤnde eintreten, 1 die Erfuͤllung laͤngſtens 4 Jahre nach der Beſtellung erwarten. ) Es iſt zwar die Regel, daß die einmahl beſtellten Producte von den Actionairen auch abgenommen werden muͤſſen, und ſie haben kein ae 7a u 270 | = Recht, zu verlangen, daß ihnen, ſtatt der beſtellten, andere Gewächſe abgeliefert werden. Doch wird von dem Director der Anſtalt ſo viel möglich darauf Bedacht genommen werden, auch hierbei ihren billi⸗ gen Wünfchen entgegen zu kommen, und fie dürfen ſich insbeſondere Rechnung darauf machen, wenn die vorausbeſtellten Gewaͤchſe ohne beſondere Schwierigkeiten anderweitig abgeſetzt werden koͤnnen, die ſtatt derſelben geforderten ohne "Beeinträchtigung des ſonſtigen Ver⸗ kehrs der Anſtalt gegeben werden koͤnnen, und die Abänderung min- deſtens 3 Monathe vor der Ablieferung angezeigt wird. 5) Die Actien-Preiſe werden nach dem zu 2 ausgedruckten Grundſatze von Jahr zu Jahr regulirt. Den Aetionairen koͤnnen jedoch keine größeren Preiſe in Rechnung geſtellt werden, als zur Zeit der von ihnen erfolgten Unterzeichnung der Actien Statt finden; wohl aber ſollen ihnen die ermaͤßigten Preiſe, welche zur Zeit der Abliefe⸗ rung Statt finden, zu Statten kommen. Beſtimmt der Tarif fuͤr eine oder die andere Gattung von Gewaͤchſen den Actien⸗Preis noch nicht, ſo wird derſelbe durch Uebereinkunft zwiſchen dem Actio⸗ nair und dem Director der Anſtalt mit dem oben en Vorbe⸗ halt zu Gunſten des Actionairs verabredet. - | „ Actionaire der er ſten Claſſe. 1) Sie zeichnen auf vierzehnjaͤhrige Beitrage, welche nicht unter 20 Rthlr. ſeyn duͤrfen. Der erſte Beitrag wird vor Aushändigung der Actie eingezahlt; die ferneren Beitraͤge 1550 am 2. Januar a Jahres faͤllig. 2) Der Actionair empfängt den Werth feines rennen in vierzehn⸗ jährigen Lieferungen nach dem Actien-Preiſe. (F. 12, No. 2 und 3.) 3) Es ſteht bei dem Actionair ſeine Beſtellung von Jahr zu Jahr, oder im voraus auf eine zur Production erforderliche Zeit zu ma⸗ chen. ($. 12, No. 3.) In dem erſten Falle muß er ſich mit der⸗ nne. > “ E + XS 5 - x 4 Ds W 271 ſelben auf die disponibeln Vorraͤthe beſchraͤnken. In dem anderen Falle muß es ihm uͤberlaſſen bleiben, ob er in der Zwiſchenzeit bis a1 zur Erziehung der beſtellten Producte auf den Zinsgenuß der bis dahin zu zahlenden Beitraͤge Verzicht leiſten, oder dieſes fein In— tereſſe bis dahin auf die Weiſe ausgleichen will, daß er ſich für den Betrag der inzwiſchen gezahlten Beitraͤge vorerſt durch Lieferungen auf jaͤhrliche Beſtellung, welche die ROTE Vorraͤthe geſtatten, bezahlt macht. f N 4) Der Actionair, welcher ſeine en zur 2 Zeit einzuzahlen verſaͤumt, muß der Anſtalt von dem Verfalltage ab 5 Procent Zins ſen entrichten. Dabei werden jedoch geringere, als Flies Nm. verluſte nicht beruͤckſichtig. Niemahls kann der Actionair die hier, u. cee bis er die verfallenen Beitraͤge nebſt Zinſen berichtigt hat. 5) Ein Actionair, welcher mit ſeinem Beitrage laͤnger, als auf Jahres⸗ feiſt im Ruͤckſtande geblieben iſt, verliert die Vortheile. Er kann in ſolchem Falle für die bis dahin ſchon gezahlten Beitraͤge nur Lie- ferungen nach den zur Zeit der Ablieferung ae Detail: Ber- Faufspreifen fordern. 2 a Durch den Tod des Actionairs wird das beſtehende Verhaͤltniß auf- geloͤſet. Fuͤr den Betrag der ſchon geleiſteten Zahlungen haben die Erben desſelben die noch nicht praͤſtirten Lieferungen zu empfangen. Es ſoll den Erben jedoch geſtattet bleiben, binnen Jahresfriſt nach der letzten Beitragszahlung ihres Erblaſſers die Actie zu erneuern. a Actionaire der zweiken Claſſe. 1) Sie zahlen bei Empfang der Actie einen Capital⸗Betrag, er nicht unter 100 Rthlr. ſeyn darf. os 2) Sie empfangen den Werth desſelben in voraus tert Bike ten der Landes-Baumſchule in einer Lteferung in voraus beſtimm⸗ ter Friſt nach den Actien-Preiſen. (§. 12, No. 2 und 5.) 5 272 i neee eee eee ee Me ugs Actionaire der dritten Claſſe. 1) Sie empfangen die von ihnen beſtellten Producte Her dem Actien⸗ Preiſe, (F. 12, No. 2 und 5,) in einer Lieferung in der nach Maß⸗ gabe der ac e ober der eg zu n menden Friſt. 5 9 a mnie ene een 2) Der Capital⸗Betrag dieſer Wach wird dutch zwanzigjährige Bei⸗ traͤge zu 6 Procent amortiſirt, und maͤßig verzinſet. Dieſe Zahlun⸗ gen nehmen mit der Lieferung ihren Anfang, dergeſtalt, daß die erſte bei derſelben entrichtet werden muß, und die ferneren Beitraͤge am 2. Januar jeden Jahres faͤllig werden. 3) Artien dieſer Art werden nur auf Cana BE von 500 Rthlr. oder daruͤber ausgegeben. 5 1 Ein Actionair, welcher mit ſeinen Beiträgen Ae ein 8 nach dem Verfalltage im Ruͤckſtande bleibt, verliert die unter No. 2 be⸗ ſtimmten Vortheile. Er muß alsdann den Capital⸗Betrag der Liefe⸗ rung nebſt Zinſen zu 5 Procent à dato derſelben ſofort bezahlen, worauf ihm die inzwiſchen gezahlten ae als n gen zu gut gerechnet werden. 5) Dieſe Zins- und Amorkiſations⸗Beiträge müſſen eh Suuchgeng auf ländliche Grundſtuͤcke innerhalb J, auf Apel Grundſtuͤcke in⸗ nerhalb % des Werths ſicher geſtellt werden. 6) Fir Summen, die nicht uͤber 1000 Rthlr. Capital betragen, kann der Director der Anſtalt unter Genehmigung des Intendanten der Koͤniglichen Gaͤrten perfönlich ſichern, und ihm als Br befannten Perſonen die N erlaſſen. N ARE Die Actien konnen zwar von dem urſpruͤnglichen Actionair auf einen andern uͤbertragen werden, jedoch iſt dazu jeden Falls die Anzeige bei der Direction, und bei Actionairen der erſten und zweiten Claſſe deren Zu⸗ ſtimmung erforderlich. Findet die Direction Anlaß, dieſelbe zu verſagen, ſo bleiben der Anſtalt wegen der zu leiſtenden Beitraͤge ihre Rechte ge⸗ gen 273 gen den urſpruͤnglichen Aetionair vorbehalten. Auf Theilung der Actien darf ſich die Direction niemahls einlaſſen. f RER Nächft den Actionairen werden die Productionen der Landes-Baum— ſchule Jedermann zum Verkauf geſtellt. §. 18. Fuͤr Saͤmereien, Pflanzen, Straͤucher und Baͤume, welche in kleinen Quantitaͤten genommen werden, iſt der Handelpreis zu bezahlen. Bei der Abnahme großer Quantitaͤten eigener Productionen der An— ſtalt, einſchließlich der in den Koͤniglichen Gaͤrten eingeſammelten Saͤme— reien, wird Rabatt gegeben, welcher: a) mindeſtens 25 Procent vom Handelspreiſe betragen ſoll, und b) wenn die Selbſtkoſten mit Zuſchlag von 50 Procent einen groͤßeren Ruͤckſchlag geſtatten, ſo tritt dieſer ein. o) Bei Verſendungen über 5 Meilen Land- und 10 Meilen Waſſer⸗ Transport wird der Ruͤckſchlag nach Verhaͤltniß der Transport-Koſten vergroͤßert, dergeſtalt, daß der Verkaufspreis bis auf die Selbſtkoſten mit einem ee von 10 Procent ermaͤßigt werden kann. f ; §. 19. Für große Quantitaͤten werden geachtet: a) Bei Saͤmereien ſolche, deren Werth nach dem aus den Selbſtkoſten mit einem Zuſchlage von 50 Procent berechneten a 10 Rrehlr., b) bei Pflanzen und Straͤuchern 20 Rthlr, ‚c) bei Bäumen 50 Rrhlr. betragen. , . Die im $ 18, a, u Co 1 Vortheile koͤnnen jedoch nur den— jenigen eingeraͤumt werden, welche die vorbeſtimmten Quantitaͤten nach naͤherer Angabe des Tarifs in einer oder der andern Gattung von Sa— men, N Baͤumen und . nehmen. 253 i f 9. 2 N Actien⸗ und Verkaufspreiſe 19 von Jahr zu Jahr regulirt. Verhandlungen. 1. Band. 35 274 5 $ 22 es Außer den in den Tarifs beſtimmten Actien- und Berfaufs- Preiſen haben die Empfaͤnger der Lieferungen die Verpackungskoſten zu bezahlen. $. 23. Der Vertrieb in's Ausland bleibt ganz der freien Uebereinkunft mit den Concurrenten uͤberlaſſen. $. 24. i Stecklinge und Edelreiſer werden, ſo viel die Koͤniglichen Gaͤrten und die Landes⸗-Baumſchule abgeben koͤnnen, auf Beſtellung gegen Erſtat⸗ tung der Einſammlungs- und Verpackungskoſten jedem Einwohner der Koͤniglich Preuſſiſchen Staaten verabfolgt werden. ö $. 25. Wie die Anſtalt die aus ihren Anlagen und den Koͤniglichen Gaͤr⸗ ten bezogenen Saͤmereien feil ſtellt, ſo wird ſich dieſelbe auch mit andern durch die Nachfrage beſtimmten Vorraͤthen verſehen. Auf Beſtellung wird ſie jede Gattung von Saͤmereien in untadel⸗ hafter Qualität herbeiſchaffen. $. 26. Die von der Anſtalt zu beziehenden Producte müffen an dem Orte derſelben in Empfang genommen; doch ſoll dafuͤr geſorgt werden, den Empfängern die Ueberweiſung moͤglichſt zu erleichtern. Auszug aus den Statuten der in Schoͤneberg und Potsdam zu errichtenden Gaͤrtner⸗ e und Landes⸗Baumſchule, d. d. Berlin, den 27. September 1823. In Betreff der Concurrenz des Vereins zur Befoͤrderung des Gartenbaues bei der Verwaltung. §. 39. Die beiden Directoren der Gaͤrtner-Lehranſtalt, ($. 33, 37,) bilden in Vereinigung mit einem auf je drei Jahre zu erwaͤhlenden Abgeordneten k 275 des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues das Vorſteheramt jener Anſtalt. In dem Vorſteheramte vereinigt ſich die geſammte Verwaltung und Leitung der aͤußern und innern Angelegenheiten der Gaͤrtner-Lehr— anſtalt, ſo weit dieſelben nicht einzelnen Unterbeamten uͤberwieſen, oder dem Vereine ſelbſt und der Intendantur der Koͤniglichen Gaͤrten vorbe— halten ſind. §. 45. Von der Theilnahme des Vereins an der Gaͤrtner-Lehranſtalt und Landes⸗Baumſchule wird vornaͤhmlich erwartet, daß derſelbe auf deren moͤg— lichſt vollkommene Ausbildung als Mittel zur Erweiterung und Verbrei— tung der Kenntniſſe im Fache der Gaͤrtnerei unter den Geſichtspuncten des Gewerbes, der Kunſt und Wiſſenſchaft, nicht minder zur Erleichterung und Beförderung der Privat-Induſtrie und Unternehmungen in dieſem Cultur⸗Zweige hinwirke. Der Intendant der Koͤniglichen Gaͤrten wird jene Zwecke durch libe— rale Geſtattung aller Huͤlfsmittel unterſtuͤtzen, welche die Koͤniglichen Gaͤr— ten zur Befoͤrderung der betreffenden Anſtalten darbieten. Er wird zu— gleich darauf halten, daß durch dieſe Benutzung der Koͤniglichen Gaͤrten und ihres Beamten⸗Perſonals weder die eigenthuͤmliche Beſtimmung der— ſelben, noch die geziemende Ordnung auf irgend eine Weiſe beeintraͤch— tigt, die in jener Anſtalt dargebotenen Mittel zu vollkommener Bearbei- tung und Ausbildung der Koͤniglichen Gaͤrten gehoͤrig benutzt, und in dem Betriebe des Ganzen Uebereinſtimmung und Einheit erhalten werde. $. 46. Die Einwirkung beider Behoͤrden auf die betreffenden Anſtalten iſt doppelter Art. Naͤhmlich erſtens eine bloß unterſtuͤtzende, und zwei— tens eine mitverwaltende. In der erſten Beziehung wird von der Theilnahme des Vereins an der Gaͤrtner-Lehranſtalt insbeſondere erwartet: 1) Daß derſelbe von den Lehr-Planen und ihrer Ausführung Kenntniß nehme, und ſich mit den Mitteln zur Verbeſſerung derſelben be— ſchaͤftige. . \ > 2) Daß er die Zuſammenſtellung zweckmaͤßiger Lehrbuͤcher bewirke, welche bei dem Unterrichte der verfchiedenen Stufen und Claſſen zum Grunde gelegt werden, und gewiſſermaßen den Kreis deſſen beſchreiben, was der Lehrling jeder derſelben wiſſen, und uͤber deſſen richtige und deut⸗ liche Auffaſſung er ſich bei der muͤndlichen eee TE der Stufe und des Curſus ausweiſen muß. * 3) Daß er auf Ermunterung der Lehrer und Schuͤler wirke. 4) Daß er ſich mit den Mitteln beſchaͤftige, minder beguͤterten Zoͤglingen ihre Ausbildung zu erleichtern, und uͤberhaupt der e bei me Geldbeduͤrfniſſen Huͤlfe zu leiſten. In beſonderem Bezuge a die Ban Danna ei daß 3 ſelbe auch hier 5) Mit ſeinen Rathſchlaͤgen ao Gelomicteln zur Beförderung der Sog. derſelben einwirke. 6) Die Benutzung ihrer Productionen zur Belebung der Jvduſtrie und des Sinnes fuͤr zweckmaͤßige Unternehmungen vermittle. Und endlich, 7) Daß derſelbe Anlaß nehme und die beſonderen Cultur-Stuͤcke der Gaͤrt⸗ ner⸗Lehranſtalt und der Landes-Baumſchule benutze, um zweckmaͤßig angeordnete und geleitete Verſuche und Beobachtungen zur Bereiche⸗ rung der Kunſt und Wiſſenſchaft zu veranſtalten. Der Intendant der Königlichen Gaͤrten wird außer den im 9 45 be⸗ zeichneten Beihuͤlfen insbeſondere die ihm zuſtaͤndige Autoritaͤt einlegen, um die auf die Koͤniglichen Gaͤrten berechneten Bildungsmittel der Lehr⸗ anſtalt, und die in denſelben dargebotene Gelegenheit zur Unterſtuͤtzung der Zoͤglinge moͤglichſt nutzbar fuͤr dieſelben zu machen. g H. 47. Naͤchſt der von dem Verein durch Abordnung eines Mitgliedes zu dem Vorſteheramte der Gaͤrtner-Lehranſtalt auszuuͤbenden Theilnahme an der Ver⸗ waltung, concurrirt derſelbe ferner als Verwaltungsbehoͤrde gemeinſchaftlich mit dem Intendanten der Königlichen Gärten bei folgenden Gegenſtaͤnden: 4) Durch Controlle der ſtatuten -und planmaͤßigen Verwaltung beider Anſtalten. 277 2) Abaͤnderungen in den Verwaltungs-Planen dürfen ohne Beider Zuftim- mung nicht vorgenommen, und die Dienſt-Inſtructionen der Beam— ten muͤſſen von ihnen genehmigt werden. 3) Sie ſetzen die Etats feſt, und fortdauernde noch nicht etatsmaͤßige Aug- gaben ſind von ihrer Genehmigung abhaͤngig. 4) Die Rechnungen werden von ihnen abgenommen und dechargirt. 5) Zur Erwerbung von Grundſtuͤcken, und zur Dispoſition uͤber die Sub— ſtanz der ſchon erworbenen, ingleichen uͤber die Nießbrauchs-Rechte, welche der Anſtalt eingeraͤumt ſind, iſt ihre Zuſtimmung erforderlich. 6) Sie concurriren bei jaͤhrlicher Feſtſetzung des Tarifs der Landes- Baumſchule. . H. 48. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues übe die ihm nach § 47 zuſtaͤndige Theilnahme an der Verwaltung durch einen beſtaͤndigen Aus- ſchuß, welcher aus drei Mitgliedern beſteht, deren eins aus den in Potsdam wohnenden Theilnehmern der Geſellſchaft zu erwaͤhlen iſt. Die Mitglieder dieſes Ausſchuſſes werden auf ſechs Jahre gewaͤhlt, ſo daß von zwei zu zwei Jahren eins ausſcheidet, (die Mitglieder der erſten Wahl alſo reſp. nach zwei⸗ vier⸗ und ſechsjaͤhriger Dienſtleiſtung.) Jedoch kann das a ſehedende Mitglied wieder gewaͤhlt werden. §. 49. Der Geſchaͤftsgang wegen dieſer zu gemeinſchaftlicher Wahrnehmung von Seiten des Intendanten der Koͤniglichen Gaͤrten und des Ausſchuſſes des Vereins gehoͤrigen Angelegenheiten iſt folgender: 4) Alle Anträge und Berichte gelangen an den Intendanten der Koͤnig⸗ lichen Gaͤrten. 2) Dieſer verſtaͤndigt ſich mit dem Ausſchuſſe des Vereins wegen der daruͤber zu faſſenden Beſchluͤſſe entweder durch ſchriftliche Mittheilun— gen, oder durch perſoͤnliche Ruͤckſprachen in periodiſchen oder außeror⸗ dentlichen Zuſammenkuͤnften, welche unter ſeinem Vorſitze und ſeiner Leitung in dem zu den Verſammlungen des Vereins beſtimmten Local Statt haben. 278 3) 4) 5) 6) 7) Der Regel nach befchließe der Ausſchuß gemeinſchaftlich mit dem Intendanten ohne weitere Ruͤckfrage bei dem Verein. Nur in den $ 47, No. 5, benannten Fällen bedarf es der Zuſtimmung des letz⸗ teren, deßgleichen in allen den Faͤllen, wenn dem Vereine, als ſolchem, die Mitwirkung zur Unterſtuͤtzung der Unternehmungen, insbeſondere neue Verpflichtungen angeſonnen werden ſollen. Auch bleibt es den Mitgliedern des Ausſchuſſes unbenommen, in Angelegenheiten, welche Aufſchub geſtatten, mit dem Vereine oder deſſen Vorſtehern Ruͤck⸗ ſprache zu nehmen, und ihre Meinungen dem Beſchluſſe denen zu unterwerfen. Findet eine Einigung zwiſchen dem Intendanten und Wenn Ausſchuſſe nicht Statt, ſo ſteht es bei dem erſteren, die Angelegenheit mit der zu 3 gedachten Wirkung entweder ſelbſt, oder durch ein Mitglied des Ausſchuſſes bei dem Verein zum Vortrage, oder aber dieſelbe ſogleich auf dem § 51 beſtimmten Wege zur Entſcheidung zu bringen. F In den Fällen, wenn die Sache dem Verein zum Beſchluſſe vorzu« tragen iſt, bedarf es doch der in § 24 der Statuten desſelben be— ſtimmten Ankuͤndigung nicht; es genuͤgt vielmehr, wenn davon dem Director vor Eroͤffnung der Verſammlung Anzeige gemacht wird. Nur in dem Falle, wenn der Verein neue Verpflichtungen uͤberneh⸗ men ſoll, muß die Beſtimmung der angefuͤhrten Vorſchriften zur Ausfuͤhrung gebracht werden. 1 In Faͤllen, welche keinen Aufſchub geſtatten, iſt der Intendant die Angelegenheit nach feinem Ermeſſen anzuordnen und ausführen zu laſſen befugt, wenn auch nur Ein Mitglied des Ausſchuſſes ſeinem Beſchluſſe beitritt. Sind aber ſaͤmmtliche Mitglieder desſelben anderer Meinung, ſo muß die Anordnung nach dem Beſchluſſe getroffen werden. Die Inſtructionen und Anweiſungen der Vorſteher und Beamten beider Anſtalten werden auf den Grund der genommenen Beſchluͤſſe oder hoͤherer Entſcheidungen von dem Intendanten der Koͤniglichen Gaͤrten erlaſſen. 2 1. a 279 $. 50. | Im Uebrigen ift fo wohl der Verein zur Beförderung des Garten: baues und deſſen Ausſchuß, als der Intendant der Koͤniglichen Gaͤrten von dem Vorſteheramte der Gaͤrtner-Lehranſtalt und dem Director der Landes— Baumſchule über dieſe Anſtalten alle und jede ihnen zuſagende Auskunft zu erfordern befugt. Doch wird ſich die Geſellſchaft dieſerhalb der Regel nach an ihren Abgeordneten bei dem Vorſteheramte der Lehranſtalt und ihren Ausſchuß wenden, von welchen erwartet wird, daß ſie ſich in ſo vollſtaͤndiger und ununterbrochener Kenntniß von der jedesmahligen Lage der Anſtalten halten werden, um die geforderten Auskuͤnfte jederzeit aus eigener Wiſſenſchaft und Ueberzeugung geben oder doch beſtaͤtigen zu koͤnnen. VI. Einwirkung der Miniſterien. $. 51. In allen Corporations- Angelegenheiten beider Anſtalten, zu welchen es verfaſſungsmaͤßig der Genehmigung des Staats bedarf, und uͤberhaupt in allen das Oberaufſichtsrecht desſelben betreffenden Angelegenheiten reſſor— tiren ſolche vor das Miniſterium des Innern. Deſſen Entſcheidung tritt insbeſondere ein, wenn der Verein zur Befoͤrderung des Gartenbaues und reſp. deſſen Ausſchuß ſich mit dem Intendanten der Koͤniglichen Gaͤrten zu einem gemeinſchaftlichen Beſchluſſe nicht vereinigen koͤnnen. Auch iſt deſſen Genehmigung zu den jaͤhrlichen Preis-Regulirungen bei der Landes— Baumſchule, und zu neuen Beſtimmungen wegen der Actionaire einzu— bohlen. In den an das gedachte Miniſterium gebrachten Angelegenheiten der Gaͤrtner-Lehranſtalt wird dasſelbe im Einverſtaͤndniß mit dem Koͤnig— lichen Minifterio der geiſtlichen Angelegenheiten und des Unterichts vers fahren. f W n 280 LVIII. Auszug aus der Verhandlung des Berns in der zwoͤlften Sibuns, am 7. Deceember 1823. Nach Verleſung des Protocolls von der vorigen Sitzung durch den Se⸗ cretair eröffnete der Director den Vortrag, wie folgt: 1) Von den betheiligten Verwaltungs- ee ſind die erbetenen Gutachten eingegangen: a) Ueber den in der Sitzung vom 5. October verleſenen Vorſchlag d des Kaͤmmerers, Herrn Neumann zu Perleberg, zur Bepflanzung der Wege und ſandigen Gegenden mit der fo genannten Beber-⸗Eſche, (Populus tremula.) Der Ausſchuß iſt im Weſentlichen der PR daß, wenn gleich die genannte Baumart, (die übrigens keine Eſche, ſondern gleich Popu- Ius alba, monilifera und dilatata, eine Pappel ſey,) in ſchlechtem Boden gut gedeihe, doch der, in eben ſo ſchlechtem Boden uͤppig fort⸗ kommenden Robinia Pseudacacia, und der Robinia Pseudacacia varie- tas speciosa, nicht minder der Weichſelkirſche, (Prunus Mahaleb,) vor jener in vielfacher Beziehung der Vorzug zu geben ſey, indem beſonders -Robinia Psendacacia varietas speciosa bei einem ungemein raſchen und üppigen Wachsthume eben fo vortheilhaft als Schmuckbaum anzuwenden, wie als Schlag- und Nutzholz, und zwar in letzterer Beziehung vorzugs⸗ weile vor der Robinia Pseudacacia, wegen ihrer nur ſparſam zerſtreut ſtehenden kurzen Stacheln, zu benutzen ſey; die Früchte von Prunus Ma- haleb aber, außer den ſonſtigen guten Eigenſchaften dieſes Baumes, zur Bereitung von Liqueur gebraucht werden können. Der Vorſchlag des Herrn Neumann iſt daher nicht zum Druck beſtimmt worden. b) Ueber einen Vorſchlag des Herrn Landraths von Reichenbach zur Bepflanzung der Wege in ſandigen Gegenden mit der Cham- pagner Weinbirn, die zwar wegen ihres ſtrengen und herben Ge⸗ ſchmackes ee | 281 ſchmackes, im rohen Zuſtande ganz ungenießbar, und eben defhalb . der Beraubung nicht ausgeſetzt, dagegen zur Bereitung von Obſtwein, unter Beimiſchung von X Aepfelwein, ſehr zu empfehlen ſey. Das Gutachten ſpricht ſich in der Hauptſache dahin aus, daß, wenn auch nicht zu laͤugnen ſey, daß die gedachte Baumart in dem urfprüng- lich ſandigen Gartenboden des Herrn Referenten freudig wachſe, es doch den Anſchein habe, als ſey bei dem fraglichen Vorſchlage der große Un— terſchied zwiſchen einem mehrere Jahre hindurch cultivirten und durch Melioration zum Gemuͤſe- und Obſtbau vorbereiteten Sandboden, und einem uncultivirten ſterilen Sandboden, (im Sinne der Preisaufgabe des Vereins, auf die jener Vorſchlag erfolgt iſt,) nicht zureichend erwogen worden. Auch wuͤrde, ſelbſt hiervon abgeſehen, vor Allem das Problem zu loͤſen ſeyn: ob die Champagner Weinbirn, (im Gegenſatze zu allen andern aus Kernen gezogenen Obſtarten,) bei Vermehrung durch Kerne die von dem Herrn Referenten angedeuteten individuellen Eigenſchaften, bezuͤglich auf Wachsthum in ſterilem Boden und Eigenthuͤmlichkeit der Frucht, beibehalte oder nicht? Die Reſultate, welche durch Verſuche mit andern Spielarten hervorgegangen, ließen das Letztere vermuthen, und dar— aus den Schluß ziehen, daß dieſe Birnenart, auf gewoͤhnlichen Wildlingen veredelt, in ſterilem Sandboden ch beſſeres Gedeihen, als jede andere, finden wuͤrde. Der Herr Staats-Miniſter von Buͤlow, als Mitglied der Geſell— ſchaft, fuͤgte noch die Bemerkung hinzu: daß es nicht ſo wohl immer auf die Art der zur Anpflanzung im Sandboden empfohlenen Baͤume, als vielmehr hauptſaͤchlich mit auf die Lage und den Untergrund des zu be- pflanzenden Sandbodens ankaͤme. e 2) An neuen Abhandlungen ſind eingegangen: a) Von dem Herrn Paſtor Benade: uͤber vorzuͤglich dem Landmann zur Anpflanzung zu empfehlende Birnen-Sorten, nebſt kritiſchen Be⸗ merkungen uͤber mehrere von aͤlteren Pomologen empfohlene, und wegen ihres Werths von dem Herrn Referenten genauer unterſuchten Birnen-Arten. — Letztere ſollen dem Director der Landes-Baum— Verhandlungen. 1. Band. 36 282 b) 0) d c) f) 8) ſchule zur Be Benutzung und gefaͤlligen ER Algen uͤber deren Werth mitgetheilt werden. 11 4 Von dem Herrn Kammerherrn von Byernt über einige von ihm gezogene Aepfel-Sorten, von welchen Stuͤcke der Reinette de Lille, Reinette dorée, Reinette calvillee, und des Dänifchen Ananas⸗ Apfels der Verſammlung dargereicht, und durch vorzuͤglichen Wohlge⸗ ſchmack als ausgezeichnet befunden worden. Von dem Fuͤrſtlich Carolathiſchen Hofgaͤrtner, Heren Kleemann, bei Ueberſendung von 10 Stuͤck in der heutigen Verſammlung ausgeftell- ten Zitronen und Orangen von ſeltener Groͤße: „uͤber die von ihm beobachtete Verfahrungsart bei Cultur der Zitronen- und Orangen⸗ Bäume, und die durch Anwendung eines Abſudes von Rocken, Sal⸗ peter und Kuhmiſt erhaltene beſondere Ergiebigkelt und Groͤße der Fruͤchte.“ — Wurde verleſen, und dem Gutachen des 1 vor⸗ behalten. Bemerkungen in Folge des vorſtehenden Aufſatzes von dem n Geheimen Ober-Finanz-Rath Ludolff: uͤber die ſchnellere Ausbil⸗ dung der Fruchtbaͤme in engeren Gefaͤßen, und Anwendung der Salz⸗ Subſtanzen als Duͤngmittel. N $ Von dem auf Koſten des Staates zum Beſten des botaniſchen Gar- tens nach Braſilien geſandten, erſt kuͤrzlich von dort zuruͤckgekehrten Gaͤrtner, Herrn Beyricht uͤber den Anbau der Ananas in Ain vorgetragen von dem Herrn Profeſſor Link. Von Demſelben: uͤber die Cultur des Brot-Fruchtbaums in Braſilien und die Anwendung feiner Früchte, gleichfalls von dem Herrn Pro— feſſor Link vorgetragen, unter Vorzeigung zweier von dem Verfaſſer nach Europa gebrachten in Weingeiſt conſervirten Fruͤchte genannten Baumes; ebenfalls für die Druckſchriften des Vereins beſtimmt. Von dem Herrn Hofgaͤrtner Voß in Potsdam: uͤber Phaseolus, in Bezug auf Treibereien, unter Vorlegung von 54 Sorten derſelben; — verleſen. 3) Aus No. 42 der Pruͤmer gemeinnuͤtzigen Blaͤtter verlas der U nn 283 Director einen Aufſatz uͤber die heilſame Wirkung des Fiſchthrans fuͤr die Obſtbaͤume, und Herr Profeſſor Link einen zweiten uͤber Mittel, das Erfrieren der Obſtbaͤume zu verhuͤten, und, wenn der Froſtſchaden einge— treten, denſelben zu heilen. Der Herr Referent begleitete dieſen Aufſatz mit erläuternden Anmerkungen, aus denen ſich ergab, daß die in gedachtem Blatte angedeuteten Schutzmittel Theils unzweckmaͤßig, Theils ganz unrich— tig ſeyen, wie unter andern das empfohlene Aufſchlitzen der Rinde der vom Froſte beſchaͤdigten Baͤume, um angeblich dem Safte Abfluß zu ver— ſchaffen. Welchen Saft der Herr Verfaſſer hierbei gemeint habe, ſey nicht wohl verſtaͤndlich, indem die Rinde im Winter gewiß keinen Saft einſauge, und das empfohlene Verfahren den Baͤumen nur nachtheilig wer— den koͤnne, woraus zu entnehmen, welche uͤbele Folgen oft ein falſches Theoretiſiren, und die Theorie uͤberhaupt am unrechten Orte nach ſich zie— hen koͤnne. 4) Außer den bereits genannten Fruͤchten waren noch zur Stelle gebracht: N a) Von Herrn Beyrich eine aus Braſilien uͤberbrachte in Weingeiſt conſervirte Chineſiſche Zitrone von betraͤchtlichem Umfange, in Be— ziehung auf welche Herr ꝛc. Link bemerkte, daß ein Stamm des Chineſiſchen Zitronenbaumes ſich im Conſervatorio des hieſigen botaniſchen Gartens befinde. b) Vom Herrn Gärtner Fuhrmann eine ſchoͤne Weintraube, große Marocco, und einige vorzuͤgliche Stuͤcke der Bellissime d'automne. — x tr — a C ˙˙²⅛0˙⁰òĩ̃ f ] . i 8 N ’ j U ’ . u 0 \ EN | \ 1 x Sau ARE ER enn > RR we a rn Bemerkungen e e über die A Eigenſchaften und den Gebrauch der Brot. . Vom Gaͤrtner, Herrn Beyrich. 105 Unter den mehreren Arten der Brotfrucht-Baͤume iſt vorzugsweiſe der mit eingeſchnittenen Blättern, (Artocarpus incisa Linn.) ſo benannt. Mehrere Varietaͤten wurden auch von dieſen durch die vielfache Cultur er⸗ zeugt, die ſich durch Geſtalt, Größe und Geſchmack auszeichnne. Mit der Nutzbarkeit aller Theile des Brotfrucht-Baums wetteifert ſeine aͤußere Schoͤnheit. In einer ſchlanken Pyramide ſtrebt ſein Wuchs empor, ohne ſteif zu ſeyn, die großen zackigen Blaͤtter, oft 2 Fuß lang, mit einem freundlichen Hellgruͤn uͤbergoſſen, verdunkeln den Reitz aller uͤbrigen. Bluͤthe und Frucht vereint ſchmuͤcken ihn den groͤßeren Theil des Jahres hindurch, unter deren reicher und ſchwerer Laſt die Aeſte ſich der Erde zu neigen. Die Blumen ſind unanſehnlich, die Geſchlechtstheile in beſonderen auf einem Stamme vorkommenden Bluͤthenkolben getrennt. Die mannlichen ſtehen gedraͤngt auf einer allgemeinen Unterlage, und bilden 3 bis 4 Zoll lange walzenfoͤrmige Kaͤtzchen, die aus den oberen Blattwinkeln ſich entwickeln. Die weiblichen Blumen, ohne Kelch und Blumenkrone, bilden eine Kugel, aus welcher in ſtachliger Form die Griffel ſich empor⸗ heben, und Aehnlichkeit mit der Frucht eines Stechapfels haben. Nach vollbrachter Bluͤthe bedarf die junge Frucht noch zwei Monathe bis zur voll⸗ kommenen Reife, da dann die hellgruͤne Farbe in eine gelbbraͤunliche uͤbergeht. Von den verſchiedenen Abaͤnderungen der Frucht hatte ich nur zwei Arten kennen zu lernen Gelegenheit. Die erſte iſt die noch von der Cul⸗ tur wenig veränderte urſpruͤngliche Form, die Frucht iſt ganz rund, 3 bis 4 Zoll im Durchmeſſer, ihre Oberfläche von den ſtehen bleibenden verhaͤrte⸗ ten Griffeln mit dicht an einander ſtehenden koniſchen Stacheln beſetzt, „ Dos - m N 42 75 A a 285 die gewöhnlich aus einer fuͤnfeckigen unregelmaͤßigen Baſis ſich erheben. Innerhalb derſelben ſind viele Samen auf einem gemeinſchaftlichen durch Verlaͤngerung des Fruchtſtiels gebildeten Fruchtboden angeheftet, und mit einer fleiſchigen Maſſe bedeckt. Die Samen ſind etwa mit einer großen Mandel zu vergleichen, außer daß ſie ſich in der Mitte mehr ausdehnen. Sie keimen oft ſchon auf dem Baume bei voͤlliger Fruchtreife, und muͤſſen ohne abzutrocknen ſogleich nach Trennung des Fleiſches gepflanzt werden. Die Fruͤchte von dieſen haben fuͤr die Hauswirthſchaft wenigen Nutzen, da das zu genießende Fleiſch in geringer Quantitaͤt ſich vorfindet, auch deſ— fen Geſchmack nicht vorzuͤglich iſt. Die Samen hingegen haben geroͤſtet Aehnlichkeit mit den Kaſtanien, und die aus ihnen gezogenen Staͤmme werden mit andern Arten veredelt. Eine Spielart von dieſer, wahrſcheinlich durch die Cultur erzeugt, iſt die vorzuͤglich zum Genuß ſich eignende. Die Griffel ſind in den Blumen derſelben durch kleine Puncte nur angedeutet, und daher unfaͤhig, die Be— fruchtung aufzunehmen. Alle zuſtroͤmende Kraft zur Ausbildung der Sa— men unterſtuͤtzt nun die Erweiterung des Fleiſches, welches zu einer ſa— menloſen gleichfoͤrmigen Frucht auswaͤchſt, und die doppelte Groͤße der vor— hin erwähnten erreicht; auch geht hier die runde Form in eine elliptiſche über. Die Oberfläche der äußeren Schale iſt duͤnnhaͤutig aus wuͤrfelarti— gen unregelmaͤßigen ſchwachen Erhabenheiten gebildet, in der Mitte durch den bleibenden unausgebildeten Griffel mit einer kleinen Warze verſehen. Die Vermehrung dieſer Abänderung wird oft durch die Veredelung auf an- dern Samenſtaͤmmen erzielt; haͤufiger iſt jedoch das Stecken der Zweige. Dieſe Abart iſt es, deren Fruͤchte von den Bewohnern der Suͤdſee ſo haͤufig genoſſen werden, daß ſie die Hauptnahrung derſelben ausmachen. Forſter hat eine beſondere kleine Schrift über dieſen Brotbaum gefchrie- ben, worin die Bereitung zur Nahrung umſtaͤndlich gelehrt wird. Eine zweite ganz verſchiedene Art des Brot-Fruchtbaums iſt die mit lederartigen ganzen Blättern, (Artocarpus integrifolia Linn.) welche in Aſien einheimiſch iſt. Der Wuchs dieſes Baumes iſt höher, feine Blaͤtter find etwas glänzend, von dunkelgruͤner Farbe, und etwa von gleicher Größe 286 mit denen der Zitronenbaͤume. Die Frucht iſt rund, 1 bis 1% Fuß im Durchmeſſer, und ein dickes Fleiſch bedeckt die an der innern Spindel ſi enden Samen. Das Fleiſch der reifen Frucht iſt ohne alle Zuberei⸗ tung genießbar, hat einen ſuͤßen, mehligen Geſchmack, ſteht jedoch außer dieſem der oben ee Art weit 79 7 der ee ei laͤſſigt wird. 5 7 2 Eine dritte noch bbs ben; Art iſt in Braſlien einheimisch, von denen einige Staͤmme in den Waldungen bei Rio de Janeiro ſchon vor⸗ kommen. Ein hoher Wuchs und weit ausgebreitete ſtarke Aeſte bei kur⸗ zem Stamme zeichnen ihn aus. Die Blaͤtter gleichen ganz der vorherge⸗ henden Art. Beſondere Stiele, die maͤnnlichen und weiblichen Blumen tragend, brechen aus den unteren ſtarken Aeſten und dem Stamme oft dicht uͤber der Wurzel hervor, an denen eine oder mehrere walzenfoͤrmige 2 bis 4 Fuß lange, und 2 bis 2 Fuß dicke Fruͤchte ſich ausbilden, deren Gewicht nach der Groͤße von % bis zu 2 Zentnern beträgt. Nicht ſelten iſt ein Baum mit 50 oder 60 derſelben beladen. Das Fleiſch, etwa von gleicher Subſtanz, als der vorhergehenden, iſt bei den dorkigen Be⸗ wohnern ſehr beliebt. Gekocht wird es als Gemuͤſe genoſſen, oder zu einem Brei gerieben; haͤufiger iſt aber das Röften der dünn geſchnitte⸗ nen Scheiben. > 287 2%: Be Einige Bemerkungen f über den Anbau der Ananas in Braſilien. Vom Gaͤrtner, Herrn Beyrich. Die Ananas, ein Erzeugniß des ſuͤdlichen America, findet ſich zwar nicht in den näheren Umgebungen von Rio de Janeiro wild, um fo haͤu— figer aber wird daſelbſt ihr Anbau betrieben. Einige Gegenden ſcheinen ganz für fie geeignet zu ſeyn, liefern die vorzuͤglichſten Fruͤchte, und mwer- den für die beſten in ganz Braſilien gehalten. Da das von der Natur be— guͤnſtigte Local einen Fingerzeig fuͤr ihre Cultur in unſerm rauhen Clima geben kann, ermangele ich nicht, eine Schilderung hier mitzutheilen. Im wilden Zuſtande findet ſich die Ananas in den nahen Umgebun— gen des Meerſtrandes. Der von den Wellen ausgeworfene in Duͤnen an⸗ gehaͤufte Sand dient ihr, ſo wie den meiſten verwandten Arten, zum Standorte. Ein gleiches Local iſt dasjenige, wo die an Suͤßigkeit, aro⸗ matiſchem Geſchmack und Groͤße ſich vor 5 uͤbrigen auszeichnenden Fruͤchte gezogen werden. Auf den durch die Abnahme oder Zuruͤcktretung des Meeres entſtan— denen Sandfeldern der Praya velha und Praya grande bei Rio de Janeiro, wo keine andere Pflanze kann gebaut werden, gedeihet die Ananas ſo vorzuͤglich. Wohl iſt die Urſache hiervon in der Beimiſchung des San— des zu ſuchen, welche hauptſaͤchlich aus Salz, Kalk von den in Maſſe ausgeworfenen Conchylien und wenig Humus beſteht. Waͤrme, Kalk, Salz und Feuchtigkeit feheinen demnach die Hauptbedingungen, unter wel— chen die Ananas gedeiht, zu ſeyn. Der Sand nimmt einen ſehr hohen anhaltenden Waͤrmegrad an, da er oft bis zum Blaſenziehen von der Sonne erhitzt wird, felten jedoch tiefer, als 2, hoͤchſtens 1 Fuß tief aus⸗ 288 trocknet. Das Salz, vom Meerwaſſer gefchieden, iſt als vorzüglicher Pflanzenduͤnger bekannt, zieht die Feuchtigkeit der Mächte an, und erhält ſie lange. Der Kalk der Muſcheln ſcheint die Hauptnahrung zu geben, deſſen Nutzbarkeit auch die Englaͤnder erweiſen, indem ſie durch lange ge⸗ legene geſtampfte Auſter-Schalen, der Erde beigemiſcht, die außerordent⸗ liche Groͤße der Fruͤchte bezwecken. Der dem Sande gewohnlich nur ſchwach beigemiſchte Humus iſt Theils mineraliſcher, Theils vegetabiliſcher Abſtammung. Die Behandlung der Pflanzen ſelbſt iſt ſehr einfach. Da die Fruͤchte in den Monathen Januar und Februar reifen, werden die an der Wurzel treibenden jungen Sprößlinge im April oder Mai abgenommen, und auf den friſch gereinigten Feldern 155 bis 2 Fuß weit aus einander gepflanzt. Die ſtaͤrkeren von dieſen ſetzen oft fi ſchon im naͤchſten Jahre Fruͤchte an, welche ſelten das Gewicht von 3 bis 4 Pfund überfteigen. Diejenigen aber, welche bis in's zweite Jahr aushalten, breiten ſich ftärfer aus, da dann auch die Fruͤchte oft 10 bis 12 Pfund Tewes werden. LXI. 22 . 6 O geen, f * A: 289 LXI. Beſchrelbung, einer neuen Pflanze aus der Ordnung der Hechtbech. : | Von H. F. Lin k und F. Otto. An s u 1 4 E Gynandria Ag eis ie O. n. Orchideae. A. foliis quinquenerviis, scapis multifloris, petalis conniventibus. 0 Habitat in Brasilia. Mit einer eolorirten Kupferbeilage. Radix e radiculis multis Aliformibus et in caule enascentibus. Caulis 2 — 3 ped. longus foliis involutus. Folia bifaria lanceolata, nervis eminentibus quinque aliisque subtilioribus subplicata, 1 — 2 ped. longa, 3 poll. ad 6 poll. lata basi in vaginam attenuata, inferiora minora. Scapus ad basin caulis, 3 — 4 ped. altus nutans. Bractea linearis pedicello brevior. Pedicelli denuo flexi cum germine hexagono pollicem longi. Cor. resupinata. Petala 5 conniventia lan- ceolata, tria latiora, duo angustiora, obtusiuscula poll. et 2 lin. longa, 5 — 6 lin. lata bası punctis fuscis. Labium magnum cras- sum basi gibbum non calcaratum trilobum viride intus flävescens striis et punctis fuscis; lobus medius parum prominens rotundatus integerimus, lobi laterales magni erecti rotundati repandi. Columna (gynostemium Rich) cava acuta, ad basin processibus duobus Alifor- mibus curvatis fuscis. Anthera inversa seu opercularis loculis latere involutis; pollinaria (massae pollinis) duo ceracea pone fissa. Mem- brana adnata laminam rostelli cingens caudiculam sistens ad gyni- Verhandlungen. 1. Band. 37 290 zum penetrans et ibi incrassata retinaculum referens. Rostelli loco lamina ovata carnosa, fovca stigmatica (gynizus Rich) intra cavum columnae posita. . Habitus Anguloae e Humboldti (Humb. et Kanth ı Nor- Gen. et spec. T. I. p. 275 t. 93) ita ut speciem affinem RR cum descriptio secundum specimen siccum facta sit. Diefe fehr fonderbare ausgezeichnete Pflanze aus der natürlichen 4 808 5 nung der Orchideen iſt in Braſilien einheimiſch. Die Wurzel beſteht, wie gewöhnlich an dieſen Pflanzen, aus dicken Faſern, deren einige auch oben am Stamme hervorkommen, und ſich in die Erde ſenken. Der Stamm iſt 2 bis 3 Fuß hoch von Blattern ganz umhuͤllt. Die Blätter werden 1 bis 2 Fuß lang, 3 bis 6 Zoll breit, und nach unten verſchmaͤlert, haben fünf ſtarke Laͤngsnerven, außerdem aber viele kleine; die untern ſind kleiner. Der Bluͤthenſchaft iſt länger, und 3 bis 4 Fuß lang, vorn niederhaͤngend, mit vielen Bluͤthen. Unter dem Bluͤthenſtiele ſteht eine laͤngliche Bractee. Der Bluͤthenſtiel iſt mit dem dünnen ſechsſeitigen Fruchtknoten 1 Zoll lang. Die Bluͤthe ſteht umgekehrt, nähmlich die Lappe iſt nach oben gekehrt, und umhuͤllt die Säule von der converen Seite. Die fünf Bluͤthenblaͤt⸗ ter ſind 1 Zoll 2 Linien lang, 5 bis 6 Linien breit, die beiden innern etwas ſchmaͤler, alle grün, unten braun punctirt. Die Lippe iſt groß, dick, fleiſchig, außen gruͤn, innen gelb, mit braunen Streifen und Puncten, etwas gewoͤlbt, aber nicht geſpornt, dreigetheilt, die beiden Seitenlappen gerundet, aber in die Hoͤhe gebogen; der mittlere Lappe ſteht wenig vor, und iſt gerundet. Die Saͤule iſt ganz ausgehoͤhlt, oben ſpitz, und unten hat fie zwei lange, krumme, braune, fadenfoͤrmige Forts fäge. Die Anthere iſt umgekehrt deckelfoͤrmig; die Pollenmaſſe iſt wachs⸗ artig, zweilappig, mit einer Spalte. Eine Haut geht von der Pollen⸗ maſſe herab uͤber die fleiſchige Scheibe, darauf bis zur Aushoͤhlung der Narbe, und verdickt ſich. Sie ſtellt einen Stiel dar. Unter der An⸗ there liegt eine eifoͤrmige fleiſchige Scheibe, und einwarts in der Saͤule die Aushoͤhlung der Narbe, aber ohne klebrige Feuchtigkeit. Bis jetzt hat die Pflanze noch keinen Samen getragen. er. 291 Der botanifche Garten erhielt dieſe Pflanze von dem Gärtner Herrn Beyrich im Jahre 1723 aus Braſilien. Sie bluͤhte im Monath Februar des folgenden Jahres, und ſpaͤter im Junius desſelben Jahres. Sie iſt eine Art von Staudengewaͤchs; denn der Stamm, aus deſſen Baſis der Schaft hervorkam, ſtirbt nach und nach ab. Die Vermehrung geſchieht durch die jungen Staͤmme, welche leicht Wurzel ſchlagen. Sie liebt Schat— ten und Feuchtigkeit, und eine Temperatur von 15° bis 187 R., und iſt in einem warmen Lohbeete leicht zu ziehen. Die Erdmiſchung beſteht aus Laub, Baumrinde und Wurzeln, welche letztere man auf den Grund des Topfes legt. Wahrſcheinlich iſt die Pflanze paraſitiſch. Explicatio tabula e. Fig. a. Flos parte inferiore visus, 5. flos petalis reflexis ut con- spiciatur labium, c. columna, d. columna a latere, e. columna lon- gitudinaliter secta, f. membrana retinaculi cum pollinariis, g. eadem ab altero latere visa, A. anthera a tergo visa, i. anthera visa a latere opposito. \ Er el ze ß üg dee af esl, Fig. a. Die Blume in natürlicher Lage, b. dieſelbe ausgebreitet, o. die Saͤule, d. dieſelbe von der Seite, e. dieſelbe laͤngs durchgeſchnitten, l. die Pollenmaſſe mit der Stielhaut, g. dieſelbe von entgegengeſetzter Seite, h. die Anthere, i. dieſelbe von entgegengeſetzter Seite. 292 B e f 9 rei 6 un 9. eines transportabeln und eines gemauerten feſtſtehenden Treibhaus für, frühe Treiberei. Ne b ſt Zeichnungen, Tab. III, zu der unter No. L. dieſes Bandes der Verhandlungen befindlichen Abhandlung des Koͤniglichen Geheimen Ober-Hof⸗ Bauraths und Garten- Directors, Herrn Schulze, s zu Sansſouci: Ideen uͤber die Treibhaus⸗Gaͤrtnerei, beſonders Kirſchtreiberei, gehoͤrig. 1. Beſchreibung eines transportabeln Kirſch-Treibhauſes nach der Zeichnung Tab. III. Fig. I. Grundriß. Fig. II. Laͤngen⸗Profil nach der Linie ki. Fig. III. Quer- Profil nach der Linie mp, oder von der al: und Weſtſeite, auch Anfiche von der Suͤdſeite. ir Fig. IV. Ein Treibhausſtiel doppelter e ee mit "aufgefettem Oberfenſter s, welches oberhalb am Rahmen u mit Scharnier⸗Baͤndern ange- ſchlagen wird, und mit einer kleinen Ueberpfaͤlzung auf das Unterfenſter t aufſchlaͤgt. Dieſes muß an beiden aufrechten Fenſterrahmen⸗Stuͤcken mit einem krummen Haken v verſehen, und damit über den im Stiel einge⸗ ſchraubten oder eingeſchlagenen, einen kleinen Finger ſtarken Stift w uͤbergehaͤngt werden, wo dann das Unterfenſter unterhalb auf der Schwelle a, eben ſo, wie das Oberfenſter s, zum Luftgeben, inwendig oder auswen⸗ dig ſehr bequem aufgeſtellt werden kann. Das oberſte liegende Fenſter x, Fig. V, muß 3 bis 4 Zoll über den Treibhausrahmen 2 hervorragen, damit das Waſſer nicht in die Fugs ein⸗ 1 S ted, VE Ir Dee red: Zei c >) eee, 22 ordablen &% ersehtreibhiause GEGEBEN 2 Haf- Alert, 293 laufe. Aus gleichen Urſachen muß auch der Fenſterladen y einige Zoll uͤber das Fenſter hinwegreichen. Die oberſten Fenſter werden oberhalb nicht mit Baͤndern angeſchle⸗ gen, fondern fie ruhen, mittelſt des bei tz angebrachten Hakens, (in Ge: ſtalt eines Klinghakens,) auf dem obern Stift, und wenn die Fenſter zum Luftgeben etwas heruntergezogen werden muͤſſen, auf dem zweiten oder dritten Stift. Zu Befeſtigung der Fenſter und Fenſterladen, damit fie vom Winde nicht herabgeworfen werden koͤnnen, muß ein Kloben mit einem laͤnglichen Oehr in den Rahmen 2 von oben her eingeſchraubt und ſie mit einem keilfoͤrmigen Vorſtecker befeſtigt werden, als welche Vorrich— tung zugleich bei'm Herunterziehen der Fenſter, um etwas Luft zu geben, zur Befeſtigung derſelben dient. Fig. V. Conſtruction des Daches, deßgleichen der vordern liegenden Fenſter x und Fenſterladen y. a Die Groͤße, naͤhmlich Laͤnge, Breite und Hoͤhe eines Treibhauſes oben genannter Art, iſt ganz willkuͤrlich, und richtet ſich nach dem Um— fange der im Lande ſtehenden Kirſch- und anderen Baͤume, uͤber welche es aufgerichtet werden ſoll. Derjenige, welcher eine dergleichen Treiberei in Ausuͤbung bringen will, muß ſich bei Zeiten kleine Gruppen von 3, 4 bis 5 halbſtaͤmmigen Kirſchbaͤumen anpflanzen, deren Umfang dem innern Raume des Hauſes angemeſſen iſt. Bei gegenwaͤrtigem iſt die Laͤnge, Breite und Hoͤhe zu 24, 13 und 10 Fuß angenommen. Eine zu große Hoͤhe iſt nicht rathſam, weil Ein Mahl, die Behandlung des Hauſes, je hoͤher, deſto beſchwerlicher wird; z. B. das Auf⸗ und Abheben der Laden, das Luftgeben oder das Lüften der Fenſter, das Auflegen der Schattendecken ꝛc.; das andere Mahl, weil die Temperatur in der Hoͤhe und am Fußboden zu ungleichfoͤrmig wird, in— dem in einem 12 Fuß hohen geheitzten Zimmer gewoͤhnlich die Waͤrme an der Decke 5 bis 6 Grad Reaumur mehr betraͤgt, als die am Fußboden. Das ganze Haus wird von fuͤnfzoͤlligem Kreuzholz auf zehn- bis zwoͤlf— zoͤlligen Schwellen aa verbunden, und zwar muͤſſen die drei Außenwaͤnde auf der Oſt⸗ Nord- und Weſtſeite mit doppelten zuſammengeſchraubten — K > > 294 Stielen bb und Breterwaͤnden cc verſehen ſeyn, deren Zwiſchenraum dd recht dicht mit Moos ausgeſtopft werden muß, damit weder Wind, noch Kälte eindringen koͤnnen. Eben fo wird das Dach innerhalb mit Bretern ee verſchalt oder bekleidet, und außerhalb mit Bretern kk be⸗ deckt, nachdem zuvor die Räume gg zwiſchen den Sparren recht dicht und feſt mit Moos ausgeſtopft worden ſind. Da dieß Haus nur einen Winter hindurch ſtehen bleibt, im e den Jahre aber wieder uͤber andere Baͤume aufgeſtellt wird, ſo braucht das Mauerwerk hh zur Heitzung i, Canal k und Schorſtein I nur mit Lehm aufgemauert, und da, wo es die Nothwendigkeit al: etwas Kalk⸗ moͤrtel angewendet werden. Je leichter dasſelbe auseinander zu nehmen und wieder aufzuſetzen iſt, und je mehr die einmahl angeſchafften Materialien geſchont, und ohne vie⸗ len Zuſchuß von neuem wieder in Anwendung gebracht werden koͤnnen, deſto mehr entſpricht es dem Zwecke. Die Schwelle, welche nicht untermauert, ſondern nur auf flach hin⸗ gelegtem Mauerſtein m oder auf kurzen Holzuntetlagen vorgelegt wird, iſt zwar dem baldigen Anfaulen unterworfen, dagegen koͤnnen die uͤbrigen Materialien fuͤr viele Jahre vorhalten. Damit bei Oeffnung der Eingangsthuͤr n nicht zu viele kalte euft einſtroͤme, iſt eine Art von Vorbau mp mit einer zweiten Thür o noͤthig. Dieſer Vorbau iſt mit der Anlage der Feuerung i verbunden. Außer dem, daß die Feuerung i hier 4 Stufen tief bequem angelegt werden kann, ſo daß der Einheitzer ſein Geſchaͤft auf den Stufen p ſitzend, und nicht, wie gewoͤhnlich, auf dem Erdboden knieend, verrichten kann, ge⸗ waͤhrt dieſe tiefere Anlage der Feuerung und die deßhalb moͤgliche Steigung derſelben, (d. h. das Steigen in der Richtung des Herdes q und der Decke oder Kappe r,) auch die Förderung des Zuges im Canal kk; denn die Hitze muß nicht vorn in der Heitzung qr verbleiben, ſondern fie muß durch den ganzen Canal k k fortgetrieben und derſelbe überall gehörig erwaͤrmt werden. Demnaͤchſt wird aber durch dieſen Vorbau mp auch einiger Raum fuͤr etwas Brenn-Material und für einige andere Geraͤthſchaften gewonnen. W 298 Erwaͤgt man, daß eine dergleichen Obſttreiberei gerade waͤhrend der unangenehmſten Wintermonathe, da es oft zugleich regnet, ſchneiet, friert und thauet, an und für ſich ein hoͤchſt muͤhſames und einer ununter⸗ brochenen Aufmerkſamkeit unterworfenes Geſchaͤft iſt, und daß das taͤg— liche mehrmahlige Heitzen, das Bedecken des Treibhauſes mit Laden, Rohr und Strohdecken, das Abnehmen derſelben, das Abfegen und Wegſchaffen des Schnees, das Lüften und Verſtopfen der Fenſter, das Schattengeben ꝛc. eine vier- fuͤnfmonathliche Ausdauer und darüber erfordert: fo wird man leicht einſehen, daß bei der Conſtruction eines Treibhauſes die moͤg— lichſte Erleichterung aller jener Beſorgungen ein wichtiges Erforderniß iſt. Denn ſoll z. B. der Einheitzer, waͤhrend es regnet, ſchneiet und friert, im Freien vor der Feuerung auf den Knieen liegen und ſich quaͤlen, wenn das Feuer nicht brennen, und der Canal nicht ziehen will, ſo reißt ihm die Geduld aus, und das Mißlingen der Treiberei iſt die unfehlbare Folge davon. — 2. Ueber Anlage gemauerter feſtſtehender Treibhaͤuſer. Es werden viele Gartenfreunde und Pflanzenliebhaber abgeſchreckt, ſich den mannigfaltigen Genuß zu verſchaffen, welchen ein Glas- und Treibhaus, ſowohl Behufs der Erzeugung fruͤhen Obſtes, als auch Behufs der Erhaltung anderer nuͤtzlichen Gewaͤchſe und ſchoͤnen Pflanzen gewaͤhrt, weil eines Theils die Erbauung und Unterhaltung desſelben, andern Theils das Heitzungs— Material ihnen zu koſtſpielig erſcheint. In ſo fern ſich der Zweck eines Glashauſes bloß auf Unterhaltung einer Sammlung ſchoͤner Pflanzen bezieht, ſo gehoͤrt dasſelbe allerdings zum Luxus, und muß derjenige davon abſtehen, dem die Mittel dazu mangeln. Bezieht ſich aber der Zweck desſelben auf Erzeugung fruͤhen Obſtes und anderer Gewaͤchſe, welche zum bequemen, beſſern und nuͤtzlichen Le— bensgenuß und Unterhalt gehoͤren, ſo neigt er ſich entweder auf hoͤhern 296 i TEN Lebensgenuß, oder auf Gewinn, wovon ſich der Gärtner ernähren und erhalten muß, oder auch auf Beides zugleich. FE Nimmt man nun an, daß für Luxus und Pracht Feine Grenzen feſt⸗ ſtehen, aber auch bier nicht in Betracht und Anſchlag kommen ſollen, ſo ſind die Mittel zu Erreichung aller jenen Zwecke dieſelben. Um aber dieſe Mittel, in ſo fern ſie ſich auf die Koſten zum Bau und zur Unter⸗ haltung beziehen, moͤglichſt geringe zu ſtellen, und dagegen den Gewinn zu erhöhen, kommt es auf eine ſolche Einrichtung und Conſtruction an, wo⸗ durch alle Geſchaͤfte, das Heitzen, das Oeffnen und Verſchließen der Fen⸗ ſter, das Decken mit Fenſterladen, Rohr- und Strohdecken, kurz, die ganze Behandlung des Hauſes moͤglichſt gefoͤrdert, erleichtert und zweck⸗ maͤßig verrichtet werden koͤnne, und zugleich 135 dennoch mit mögt geringem Koftenaufwande in's Werk geſetzt Gewoͤhnlich wird zwar der geſchickteſte Ae Zimmermann ꝛe. aufgefordert oder gewaͤhlt, um ein Treibhaus zu erbauen; er iſt aber mit deſſen Beſtimmung, Zweck und Gebrauch zu wenig bekannt, als daß er Alles gehoͤrig einrichten koͤnnte. Oft durchſchaut der Gaͤrtner ſelbſt nicht die Zwecke, welche ihm vorliegen, noch weniger diejenigen, welche in der Folge noch eintreten koͤnnen, wenn er den Meiſtern 1 zum au giebt. Oft, wenn die Treiberei fehlſchlaͤgt, entſchuldigt der Gaͤrtner ſeine Unkunde ꝛc. damit, daß das Treibhaus nicht recht gebaut, zu lang, zu breit, zu hoch, zu niedrig, zu warm, zu kalt, zu trocken, zu feucht ſey, und daß beſonders die Heitzungen und Canaͤle nicht gehoͤrig ziehen wollen. Was ſoll nun der Herr des Gartens thun, da er es felbft gewoͤhnlich nicht verſteht und durchſchaut, wo der Fehler ſteckt? Er muß ſich auf den Gärtner verlaffen, der es doch verſtehen ſollte. Genug, es heißt, die Meiſter haben das Haus, die Heitzung, die Canaͤle ꝛc. nicht recht gebaut und angelegt. Sie muͤſſen es abaͤndern und anders bauen; und dennoch bleibt es, aller wiederhohlt verwendeten Koften ungeachtet, bei'm Alten. Dieß find kurzlich die Urſachen, warum Gartenliebhaber, wie vorer— wähnt, abgeſchreckt werden, ſich den Genuß zu verſchaffen, welchen Treib⸗ haͤuſer n n 297 haͤuſer fo vielfältig gewaͤhren koͤnnen. um nun dieſen Hinderniſſen zu begegnen, finde ich noͤthig, diejenigen Erforderniſſe und verſchiedenen Bedingungen nahmhaft zu machen, welche bei Erbauung eines Kirſch-, Pflaumen⸗ oder Pfirſichhauſes zu beobachten ſind, auf welche Arten von Treibhaͤuſern ich mich hier vorlaͤufig beſchraͤnke. 1) Die oͤrtliche Lage fuͤr ein ſolches fordert, außer Beobachtung des ungehinderten und freien Zugangs der Sonne, eine ſolche Wahl, daß die Schwelle der gegen Suͤden gerichteten Glaswand 4 bis 6 Fuß uͤber den hoͤchſten Waſſerſtand zu liegen komme, damit man nie gehindert werde, die Feuerung mit gehöriger Steigung 3 bis 4 Fuß tief in der Erde an— zulegen, und damit die Wurzeln der Baͤume nie vom ſteigenden Waſſer erreicht werden koͤnnen. Demnaͤchſt iſt eine, von der Oſt- Weſt- und Nordſeite her gegen heftige Winde geſchuͤtzte Lage, alſo die an dem Fuße eines Berges die vorzuͤglichſte, wo jedoch das Waſſer zum Begießen und Beſpritzen der Baͤume und Pflanzen nicht zu weit entfernt ſeyn muß. 2) Da, wo das Brenn-Material ſelten und theuer iſt, und uͤberhaupt, wo bei Orangerie-, Pflanzen- und Treibhaͤuſern die Heitzungskoſten be— ſchraͤnkt werden ſollen, thut man wohl, ſolche Haͤuſer einige Fuß tief in der Erde anzulegen, weil die Temperatur in der Erde ſich immer 5 8 Grad über 0 nach Reaumur erhaͤlt, und dieſe Waͤrme wohl zu nutzen iſt. 3) Baͤume, welche an der Fenſterwand oder uͤberhaupt im Treib— hauſe in's Land gepflanzt werden ſollen, dürfen indeſſen nie über 6 bis 9 Zoll tief in die Erde gepflanzt werden, weil die Sonnenſtrahlen und die Warme nie tiefer eindringen können, mithin im Gegentheil die Vegeta— tion und das Gedeihen der Baͤume gehemmt wird. ) In dieſem Falle muß eine Rabatte angelegt werden, welche eben fo hoch iſt, wie der Erdboden außerhalb des Treibhauſes, damit die Wur— zeln der Baͤume unterhalb der auf ſchmalen Pfeilern ruhenden Schwelle durchlaufen und ſich im freien Lande ausbreiten koͤnnen. 5) Holzſchwellen verfaulen leicht und muͤſſen faſt alle 10 Jahre durch neue erſetzt werden, da denn mit der verfaulten Schwelle ſich zugleich Verhandlungen. 1. Band. 38 298 das ganze Haus ſenkt, und bedeutende Reparatur⸗Koſten veranlaßt wer⸗ den. Eine Schwelle von Sandſtein iſt daher der von * ec weitem vorzuziehen ). u. 6) Eine laͤngs der Hinterwand eines Treibhauſes — — Grube von 2 bis 3 Fuß Breite und Tiefe, welche mit friſchem Pferdeduͤnger, Lohe und Laub angefuͤllt werden kann, vermindert nicht nur die Heitzungs⸗ koſten, ſondern liefert auch eine gleichfoͤrmige wohlthaͤtige Waͤrme, die den zu treibenden Baͤumen, beſonders waͤhrend der Bluͤthe, ſehr ange⸗ meſſen und vortheilhaft iſt. Auch laſſen ſich auf dieſer Grube Wau Pflanzen, z. B. Ananas-Pflanzen, ſehr gut durchwintern. 7) In einem bloßen Pflanzen-Conſervirhauſe iſt der Gebrauch dieſer Waͤrmgrube nicht zu allen Zeiten anzurathen. Dann muß dieſelbe unan⸗ gefuͤllt bleiben, oder trocken gehalten werden, weil ſonſt im Winter die Pflanzen leicht ſchimmeln und verderben. Indeſſen wird ſie zu gewiſſen Zei⸗ ten doch von ſehr weſentlichem Nutzen ſeyn, welches bloß dem Sachkenner und dem verſtaͤndigen Gaͤrtner zur Beurtheilung verbleiben muß, wann und wie er Gebrauch davon machen kann. 8) Die Laͤnge, Breite und Hoͤhe eines 83 iſt ganz will⸗ Fürlih, und richtet ſich nach dem Umfange der Bäume und Pflanzen, die darin aufgenommen werden ſollen; doch iſt eine zu große Hoͤhe nie rathſam, weil die Temperatur an der Decke von der am Fußboden ſchon in einem 12 bis 13 Fuß hohen geheitzten Zimmer um 5 bis 6 Grad diffe⸗ rirt, folglich bei noch bedeutenderer Hoͤhe um ſo mehr ungleichfoͤrmig wird, als in einem Treibhauſe die Ausduͤnſtungen der Erde die untere Region verhaͤltnißmaͤßig noch mehr kalt machen. Daher ſind auch Heitz⸗ Canaͤle, welche entweder unter dem Fußboden, oder gleich uͤber demſelben angelegt werden, den Ofenheitzungen weit vorzuziehen, weil ſie die untere Luftſchicht immer von neuem erwaͤrmen. Die unter dem Fußboden mit „) Durch Einführung der Sandſtein- Schwellen bei den Orangerie und Treibhäuſern, auch Talutmauern in Sansſouei werden jährlich 30 Stuͤck ordinair ſtarkes kiehnenes Bau⸗ holz erſpart. 8 N 42 2 299 Blind⸗Canälen *) auf ihren beiden Seiten angelegten Heitz-Canaͤle koͤnnen nicht fo leicht, wie die über der Erde befindlichen, von der Hitze zerſprengt werden, da erſorderlichen Falls ganze und halbe Mauerſteine als Spreitzen in die Blind⸗Canaͤle geſtellt werden koͤnnen, die das Ausweichen der Sei— tenwangen nicht zulaſſen. Demnaͤchſt ſind aber auch die Blind-Canaͤle um deßwillen durchaus nothwendig, damit die Erde laͤngs der erhoͤheten Rabatte nicht zu ſehr erwaͤrmt und ausgetrocknet werde. 9) Kirſch- und andere Baͤume, welche zum Treiben in kleine Kuͤbel gepflanzt werden ſollen, muͤſſen zwerg ſtaͤmmig und halbſtaͤmmig erzogen werden, weil, wie zu Nummer 8 bemerkt worden iſt, dem Treibhauſe nie eine zu große Hoͤhe gegeben werden darf, wenn es die Umſtaͤnde nicht ſchlechterdings erfordern. 10) Je mehr die Hoͤhe der Vorderfenſter mit der gewoͤhnlichen Hoͤhe eines Menſchen uͤbereinkommt, deſto bequemer iſt die Behandlung des Hauſes, deſto bequemer und leichter wird das Herunterziehen und Hinauf— ſchieben der Fenfter und Fenſterladen, das Auflegen und Abnehmen der Rohr- und Strohdecken, fo wie der Schattendecken, welche letzteren un— vermeidlich nothwendig ſind, um das zu helle Licht und die Sonnenſtrah— len, deren die Pflanzen und bluͤhenden Baͤume oft waͤhrend truͤber Witte⸗ rung entwoͤhnt find, zu mäßigen ). 11) Die Befeſtigung der Fenſter und Fenſterladen, damit ſie vom Winde nicht heruntergeworfen werden koͤnnen, geſchieht am beſten mittelſt eines Klobens und keilfoͤrmigen hoͤlzernen Vorſteckers, welcher auf jedem Fenſterſparren oder Stiel da eingeſchraubt wird, wo man ihn mit der Hand am bequemſten erreichen kann; auch dient dieſer Kloben mit Vor— ſtecker zu Befeſtigung der Fenſter, wenn ſie, um Luft zu geben, etwas *) Ein Blind ⸗Canal iſt ein ſolcher, welcher nicht ſelbſt geheitzt wird, ſondern nur durch den neben ihm befindlichen Heitz-Canal eine erwaͤrmte Luft erhält, und dieſe durch auf feiner obern Flaͤche befindliche Oeffnungen ausſtroͤmt. ) In Anſehung der Schattendecken beziehe ich mich auf meine Abhandlung Seite 169 — 176 des Jahrganges 1822 des Monathsblatts der Königlich Maͤrkiſchen oͤkonomiſchen Gefell- 109 75 zu Potsdam. 300 heruntergezogen worden find. Verminderung der Reparaturen an Fenſtern und Fenſterſcheiben iſt oft ein bedeutender Gegenſtand, und gehoͤrt zu den wichtigſten Urſachen, die den Gartenliebhaber abſchrecken, nn zu erbauen. 12) Die von mir gegebene Beſchreibung einer buwerhuſten Art von Glashausfenſtern, von denen der Fenſterkitt nicht abſpringen kann, und durch welche es nicht durchregnet, findet ſich in dem Monathsblatte der Koͤniglich Maͤrkiſchen oͤkonomiſchen Geſellſchaſt zu Potsdam, Jahrgang 1822, Seite 185 — 196, und die Abbildung daſelbſt, Jahrgang 1823, Seite 128; weßhalb ich hier die weitere Wiederhohlung vermeide. 13) Je mehr die Sonne winkelrecht auf die Fenſter faͤllt, deſto kraͤf⸗ tiger wirkt fie in einem Treibhauſe. Da nun die Sonne im Winter in den kuͤrzeſten Tagen in Nord-Deutfchland einen Elevations-Winkel von nur 15 Graden erreicht, fo muͤſſen ſich die untern Fenſter eines Treibhauſes für ganz frühe Treiberei um 15 Grade vom Loth 1 dem Innern des Hauſes oberwaͤrts neigen. 14) Sind die Fenſter nur 4 bis 5 Fuß hoch, ſo koͤnnen ſie oberhalb am Treibhausrahmen mit Scharnier-Baͤndern angeſchlagen werden. Dieſe erung muͤſſen aber nicht an das obere Fenſterrahmen⸗Stuͤck, ſon⸗ dern mehrerer Haltbarkeit wegen an die beiden aufrechten Rahmen⸗Stuͤcke angeſchlagen werden. Am beſten iſt es, den ans mit dem Schar⸗ nier⸗Bande zu vereinigen. 15) Zu Befeſtigung dieſer Fenſter, damit ſie vom Winde niche auf⸗ geriſſen werden, iſt der zu Nummer 11 bereits erwaͤhnte Kloben und keilfoͤrmige Vorſtecker die vortheilhafteſte Vorkehrung, und auch bei'm Luft⸗ geben vorzuͤglich anwendbar und bequem. 16) Das Luftgeben unterhalb auf der Schwelle iſt die vortheilhaß⸗ teſte Art von allen. Dieſes geſchieht nur bei heller Witterung. Die Sonnenſtrahlen fallen nicht nur gegen die Fenſter, ſondern auch gegen den Erdboden, erwärmen alſo Beides, fo daß die Luft, welche da ein- ſtroͤmt, nicht nur temperirt, ſondern auch mit wohlthaͤtigen Ausduͤnſtungen aus der Erde geſchwaͤngert, den Pflanzen und Baͤumen zugeht. Sie 301 nimmt zugleich die unterhalb im Treibhauſe befindlichen ſchlechtern Luft— ſtoffe auf, und fuͤhrt ſie durch die Oeffnungen ab, welche durch beliebiges und zweckmaͤßiges Herabziehen der obern Fenſter auf 1, 2, 3 und mehrere Zoll bewirkt werden koͤnnen. Dieſe Art und Weiſe, die Fenſter zu oͤff— nen „oder das Haus mit erneuerter Luft zu verſorgen, iſt entſchieden der— jenigen vorzuziehen, welche erlangt wird, wenn die Fenſter ſeitwaͤrts mit Winkelhaken oder Heſpen angeſchlagen oder geoͤffnet werden. In dieſem letzten Falle ſtroͤmt kaͤltere Luft auf die Bäume, da ſich dann die Blatt- laus in Menge erzeugt ). 17) Sind die vordern, ſich wenig neigenden Fenſter 7, 8 bis 9 Fuß hoch, ſo kann man ſie theilen, und den obern Theil mit einer klei— nen Ueberpfalzung am untern Rahmenſtuͤcke auf den untern Theil aufſchlagen laſſen. Der obere Theil, oder das obere Fenſter wird, wie bei Nummer 14 erwaͤhnt worden, oberhalb am Treibhausrahmen mit Scharnier-Baͤndern angeſchlagen, am untern Theile werden zu beiden Seiten am aufrechten Rahmenſtuͤcke krumme Haken, und an den Fenſterſtielen einen kleinen Finger ſtarke Stifte angebracht, uͤber welche das Fenſter mit zwei krummen Ha— ken uͤbergehaͤngt wird, da dann die Fenſter mit der größten Bequemlich— keit und Leichtigkeit von innen und von außen, dem abwechſelnden Er— forderniſſe gemäß, zum Luftgeben geoͤffnet und verſchloſſen werden koͤnnen. 18) Wenn die obern Fenſter gegen die Horizontal-Linie unter einem Winkel von 28 bis 30 Graden aufliegen, ſo convenirt dieſe Lage, lang— jaͤhrigen Erfahrungen und Beobachtungen gemaͤß, nicht nur den nach Licht und Sonne emporſtrebenden Baͤumen und Pflanzen vollkommen, ſondern es zieht auch das Regen- und Schneewaſſer gehoͤrig ab, und es laſſen ſich demnaͤchſt die Fenſter und Fenſterladen auch ganz bequem hinaufſchieben und herabziehen, ſo daß eine ſteilere oder flaͤchere Lage „Siehe die zu Nummer 10 angeführte Abhandlung. Hierbei verweiſe ich zugleich auf eine andere von mir im Jahrgange 1822 des Monathsblatts, Seite 159 — 169, bekannt gemachte Abhandlung uͤber die Temperatur des zum Begießen erforderlichen Waſſers. — allen jenen nothwendigen Erforderniſſen zugleich menige d und ent⸗ ſpricht. 19) Die Fenſter zu luͤften, iſt das eee derſelben um . 3 und mehrere Zolle bei weitem zweckmaͤßiger, als das Aufſtellen derſelben unterhalb auf dem Rahmen. Werden ſie aufgeſtellt, ſo verwerfen ſich nicht nur die Fenſter, ſondern es ſpringt auch der Kitt ab, und das Ein⸗ ſtrömen der Luft geſchieht keinesweges auf eine den Bäumen und Pflan⸗ zen vortheilhafte Weiſe; werden aber die Fenſter um ſo viel herabgezogen, als das untere Fenſterrahmen⸗Stuͤck auf dem Hausrahmen aufliegt: fo ent⸗ ſteht eine unbedeutende Oeffnung oder ein Spielraum, wo laͤngs der gan⸗ zen Fenſterbreite friſche Luft einſtroͤmen, an den Fenſtern ſich fortbewe⸗ gen, und mit Aufnahme der in der Höhe ſchwebenden Duͤnſte dieſe ober⸗ halb abfuͤhren kann. Da die Oberfenſter uͤber die untern hinwegreichen, die Luft, von den auf die Unterfenſter fallenden Sonnenſtrahlen erwaͤrmt, emporſteigt, und unter dem hervorſtehenden Theile der Oberfenfter in das Treibhaus einftrö- men kann, ſo iſt es einleuchtend, daß das Herunterziehen der Oberfenſter bei weitem zweckmäßiger und fuͤr die e vortheilhafter iſt, als das Aufſtellen derſelben. - Beiliegende Zeichnung, Tab. II, von einem feftitehenden gemauerten Kirſch⸗ Pflaumen- und Pfirſichtreibhauſe iſt ganz den vorerwaͤhnten Er⸗ forderniſſen gemaͤß entworfen und eingerichtet, ſo daß nur folgende Er⸗ fäuterung, ohne Wiederhohlung des bereits Geſagten, noͤthig zu ſeyn ſcheint: N f Fig. I. Grundriß von 2 Quartieren, jedes zu 8 Fenſtern, deren mehrere fuͤrzere oder längere neben einander folgen koͤnnen. Das eine iſt mit einem Heitz⸗Canal unter dem Fußboden mit Blind-Canälen zu beiden Seiten, das andere mit einem Heitz⸗Canal, welcher über dem Fußboden längs der Hinterwand angelegt ift, verſehen. Fig. II. Aufriß und Profil mit einem unter dem Fußboden angeleg⸗ ten Heiß-Canal, welcher längs der, an den Fenſtern 2% bis 3 Fuß breit ee: 3 303 angelegten Rabatte bis an die Hinterwand in der Wage fortgefuͤhrt, von da aber bis uͤber den Fußboden ſteigen, und laͤngs der Hinterwand in den Heitz-Camin geleitet werden kann. 5 Fig. III. Profil von demſelben Hauſe mit Aufſiehladen⸗ Wenn es Localumſtaͤnde erlauben, und ein dergleichen Treibhaus ge— gen ein anderes vorhandenes Gebaͤude angebaut werden kann, fo gewaͤh— ren die Aufziehladen ſehr bedeutende Vortheile, gegen die, welche aus freier Hand aufgehoben und heraufgeſchoben werden muͤſſen, welches jedem Sachkenner bei Anſicht der Zeichnung ohne weitere Beſchreibung einleuch— ten wird. Insbeſondere find dieſe Aufziehladen ſehr empfehlungswerth bei folgenden Ruͤckſichten: a) Drohet Hagel, Platzregen oder Gewitter, ſo iſt die Bedeckung aller Oberfenſter bei dem längften mit ſolchen Laden verſehenen Treibhauſe die Arbeit weniger Minuten. b) Es wird uͤberhaupt Zeit dabei geſpart, weil, wo ſonſt bei einem lan— gen Treibhauſe zwei oder gar vier Maͤnner eine Stunde lang arbeiten muͤſſen, hier ein einzelner die ganze Bedeckung und eben ſo das Aufziehen in wenigen Minuten ſchafft. c) Im Winter ändere ſich oft mit dem Sonnenuntergange die Tempera— tur der Luft ſehr ſchnell, und um fo mehr in einem Treibhauſe, wel ches einen bedeutenden Theil ſeiner Waͤrme durch die Sonnenſtrahlen ! erhielt. Unter den zuletzt gedeckten Fenſtern kann dieſe Erkaͤltung den Pflanzen 3 e die ſchnellſte Deckung iſt ee bier die beſte. d) Bei dem Aufſchieben der Fenſterladen werden die Laden, Ha mehr die eiſernen Beſchlaͤge, am meiſten aber ſehr viele Fenſterſcheiben 1 0 Alles W EM Ba . vermfeben. dend iet 9 Nolpisünn im 0 5 90 Die 1 in ur inan Gärten zu Sansone bat th ſeit 30 Jahren belehrt / daß die Reparaturen an Fenſterſcheiben bei Anbringung dieſer von mir erfundenen Aufziehladen unendlich geringer find, als bei der gewöhnlichen Einrichtung mit Schiebeladen. Verhandlungen. 1. Band. 39 MM = Fig. IV. Anlage der Feuerung zum Heitz⸗Canal, welche, wenn das Feuer einen guten Zug haben ſoll, ſo tief angelegt werden muß, daß der Heerd des Canals einige Zoll hoͤher zu liegen bam als der Sum des Einheitzlochs. Da Alles, was bei dem hang portabeln Lreibhauſe eee worden, auch hier Anwendung findet, und die Zeichnung das Noͤthige nachweiſet, ſo wird eine weitere Erlaͤuterung gegenwaͤrtig nicht noͤthig ſeyn. ENIIII. ee bsh, weg Na chtr g g | zu den Bekanntmachungen wegen der Preis: Aufgaben, welche im Jahre 1823 und 1824 geſtellt ſind. Die Abhandlungen, welche dem Vereine über die vorjaͤhrigen Preis-Auf⸗ gaben zugegangen ſind, enthalten zuſammengenommen ſo viel ſchaͤtzbare Materialien, daß daraus, wiewohl nur eine in Beziehung auf die erſte Frage umfaſſend genug befunden wurde, um ihr den beſtimmten Preis zuzuerkennen, ſehr belehrende Vortraͤge gehalten werden konnten. Manche der Herren Verfaſſer haben ſich genannt, und damit ihre Abſicht ausge⸗ druͤckt, daß ſie nicht ſowohl um den Preis concurriren, als dem Vereine ihre ſchaͤtzbaren Erfahrungen und Bemerkungen zu beliebigem Gebrauche mittheilen wollten. Andere Herren Verfaſſer haben, wiewohl f ſie ie ihre Nahmen nicht nannten, doch ihre bauptſächlich auf Gemeinnützigkeit ge⸗ ge⸗ richtete Abſicht beſtimmt zu erkennen gegeben. Wir ſetzen das Naͤhm⸗ liche bei den uͤbrigen Herrn Verfaſſern, nahmentlich deren Zuſtimmung | 305 voraus, daß wir die Materialien, welche ihre Abhandlungen darbieten, für unſere Druckſchriften auszugsweiſe benutzen dürfen. Möchten wir ihre Meinung verfehlt haben, ſo bitten wir, uns davon bis zum 1. November dieſes Jahres in Kenntniß zu ſetzen. 95 g Zugleich erſuchen wir die Herren Verfaſſer derjenigen Abhandlun⸗ gen, welchen das Acceſſit zuerkannt iſt, ſich gefältigft zu nennen, und uns ihre Zuſtimmung zu deren vollſtaͤndigen oder auszugsweiſen Auf: nahme zugehen zu laſſen. Ruͤckſichtlich der neuen in dieſem Jahre publicirten und fernerhin zu ſtellenden Preis-Aufgaben nehmen wir an, daß die Herren Verfaſſer der eingehenden Abhandlungen, wenn ihnen auch der Preis nicht zuerkannt werden ſollte, dennoch deren Benutzung fuͤr die Druckſchriften des Ver— eins geſtatten. Wir ſtellen dieß als ausdrückliche Bedingungen der Preis: Bewerbung. f 6 Berlin, den 18. Julius 1824. Der Vorſtand des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. 306 di 1 i Aufforderung n an die „„ Mitglieder ee. „eres, a, 5 i ö j 7 i 271 3 1 5 32 En 1 ; f 2 Pe 820 Da eee See ee der an zur nn des Gar⸗ tenbaues erregt, veranlaßt den Vorſtand, außer den Beamten und Abge- ordneten zu den Ausſchuͤſſen auch andere verehrliche anweſende und aus⸗ waͤrtige Mitglieder auf geneigte Theilnahme an den von e en zu diſtribuirenden Arbeiten in Anſpruch zu nehmen. Wir werden uns erlauben, die anweſenden Mitglieder a dem jedesmabligen Beduͤrfniſſe ſowohl bei den Verhandlungen uͤber techniſche Fragen, als ſonſt in Angelegenheiten des Vereins zu den Verſammlun⸗ gen der Ausſchuͤſſe und des Vorſtandes zuzuziehen. Wir werden Sie erſuchen, Vortraͤge in den Zuſammenkuͤnften der Ausſchuͤſſe und des Vereins zu uͤbernehmen, hin und wieder die Gutachten der erſteren auf⸗ zunehmen, und uns fonft bei den ſchriftlichen Arbeiten zu Huͤlfe zu kommen. Insbeſondere aber empfehlen wir folgende Gegenſtaͤnde der guͤtigen Mitwirkung ſowohl der anweſenden, als auswaͤrtigen Mitglieder. 1. Es hat ſich uns die Nothwendigkeit erwieſen, den gegenſeitigen Mittheilungen hin und wieder eine beſtimmtere Richtung zu geben, ſo naͤhmlich, daß die Sachverſtaͤndigen durch beſtimmte Fragen auf dasje⸗ nige aufmerkſam gemacht werden, was in Beziehung auf die eingekomme⸗ nen Abhandlungen, oder ſonſt in dem Bereiche der Gaͤrtnerei, noch einer naͤheren Eroͤrterung und Feſtſtellung bedarf. Wir bitten die verehrlichen Mitglieder des Vereins, dieſe Fragen, welche wir von Zeit zu Zeit bekannt machen werden, ihrer Aufmerkſam⸗ keit zu wuͤrdigen, und dem Vereine Ihre Antworten darauf zugehen zu laſſen. 5 307 2. Viel, ſehr viel ift in dem Gebiete unfers Faches zur Beant— wortung aus dem geſammelten Vorrathe von Erfahrungen noch nicht reif. Die Beobachtung muß derſelben vorangehen. In dieſer Bezie— hung haben wir mannigfache Anſinnen an die Kunſtgenoſſen und Kunſt— freunde, als: a) Die Gegenſtaͤnde der Beobachtung aus eigenem Antriebe anzuregen. Manches, was ſchon als ausgemacht angenommen war, wird durch uͤberraſchende Erſcheinungen zweifelhaft. b) Dergleichen Beobachtungen unaufgefordert einzuleiten; insbeſondere aber c) in denjenigen Faͤllen, wenn wir Ihre Unterſtuͤtzung darauf in An— ſpruch nehmen, die Methode des Verſuchs und der Beobachtung vor— zuzeichnen; dieſe Verſuche und Beobachtungen ſelbſt anzuſtellen, oder andere Sachverſtaͤndige dabei zu leiten und zu unterſtuͤtzen; die Tuͤch— tigkeit und Zuverlaͤſſigkeit der angeſtellten Verſuche zu pruͤfen, zu conſtatiren, und zu erlaͤutern; die Erſcheinungen auf alle Indivi— dualitaͤten des Falles, des Orts, der Gegend zu pruͤfen, um ſich zu vergewiſſern, ob dieſelben bloß als ein anomales Ereigniß zu betrachten, oder geeignet ſind, ein allgemeines Reſultat daraus zu ziehen. a 3. Mancher tuͤchtige Practiker iſt ſich der Eigenthuͤmlichkeit und Vorzuͤge ſeiner Cultur-Methoden und gluͤcklichen Handgriffe nicht be— wußt. Zufrieden mit dem Erfolge, hat er ſich um die Urſachen weniger bekuͤmmert, oder wenn er ſie erkannt hat, findet er doch keinen Anlaß, ſich deſſen zu ruͤhmen. Es iſt daher zu wuͤnſchen, daß die verehrlichen Mitglieder des Vereins allem Ausgezeichneten, was ſich im Bereiche Ihrer Wahrnehmungen darbietet, Ihre ganze Aufmerkſamkeit ſchenken, das Verborgene an's Licht ziehen, und es durch ihre Mittheilungen an den Verein zur Sprache bringen. Wir werden hin und wieder die Gelegenheit haben, Sie auf derglei— 308 chen Fälle aufmerkſam zu machen, und uns Ihre an ee zu erbitten. 9 4. Immer haben gelungene he swing und PR Beifpiele die mächtigfte Wirkung auf die Ausbreitung des W der ae. und ihrer Genuͤſſe geaͤußert. Der Umfang unſerer Wuͤnſche in Besalans auf Mireiungen dar⸗ uͤber iſt groß. a) Bloße Beſchreibungen ſind ſelten geeignet, eine terte Idee zu b) 0) geben, wo es auf Gegenſtaͤnde der Anſchauung ankommt. Je voll⸗ ſtaͤndiger jene durch Karten und Zeichnungen erlaͤutert, je anſpre— chender dieſe geliefert werden, deſto groͤßeren Dank wird ſich der Einſender erwerben. g 0 ö n Die Geſchichte der Entſtehung muſterhafter Unternehmungen iſt in der Regel ſehr lehrreich. Es iſt eben ſo wuͤnſchenswerth, die eigent⸗ liche Abſicht des Unternehmers und ſeine individuellen Anſichten, als die Mittel der Ausfuͤhrung, die Schwierigkeiten, mit welchen er da⸗ bei zu kaͤmpfen hatte, die Art und Weiſe, wie er dieſelben zu uͤber⸗ winden wußte, die Modificationen des urſpruͤnglichen Planes, zu wel— chen er ſich durch die Umſtaͤnde genoͤthigt ſah, die Fehler, die er zu verbeſſern hatte, die unvorhergeſehenen Huͤlfen, den Koſtenaufwand und den Erfolg, wie fern naͤhmlich der Aufwand verguͤtet, oder doch die ſonſtige Abſicht des Unternehmers erreicht, vielleicht übertroffen ift, kurz, alles dasjenige kennen zu lernen, was die Entſtehung und Wirkung der Unternehmung Lehrreiches darbietet. | Hoͤchſt ſchaͤtzbar wird uns auch die Mittheilung der eigenen Anſich⸗ ten, Erfahrungen und Vorſchlaͤge ſeyn, welche die Berichtserſtatter auf Anlaß jener hiſtoriſchen Angaben beizufuͤgen die Guͤte haben moͤchten. d) Nicht minder wichtig, als die erſte gruͤndliche Erkenntniß einer bei fallswerthen Unternehmung, iſt die Wahrnehmung ihrer Entwicke⸗ e . a re 5 RX er ip 7 1 600 lung im Laufe der Zeiten, und wir muͤſſen wuͤnſchen, daß es dem Vereine an ar periodiſchen Mittheilungen darüber nicht feh— len moͤge. 5. Was wir von den glücklichen Unternehmungen der Privat-Perſonen zu erfahren wuͤnſchen muͤſſen, findet auch Anwendung auf alle Inſtitutio— nen, deren Abſehen auf Befoͤrderung der Garten-Cultur und ihr verwand— ter Cultur-Zweige gerichtet iſt. Ließe ſich unſer Verein als Mittel benutzen, um auf gemeinfchaftliche Rechnung beguͤterter Mitglieder bedeutende Unternehmungen als Beiſpiele der Nachahmung, oder als Mittel zur Erleichterung der Garten- und Baum⸗Cultur in's Leben zu rufen: fo würde dieß die fee und ſegens⸗ reichſte Bluͤthe ſeiner Wirkſamkeit ſeyn. Ohne uns in dieſer Beziehung uͤberſpannte Hoffnungen zu machen, duͤrften wir doch wohl in den Fall kommen, hin und wieder die Mitwir— kung der verehrlichen Mitglieder des Vereins zur Unterſtuͤtzung e Un⸗ ternehmungen in Antrag zu bringen. Indem wir dieß Alles anregen, und damit beſtimmtere Gefichtspuncte uͤber die Art und Weiſe, wie ſich die Mitglieder des Vereins um dieſen verdient machen koͤnnen, aufzuſtellen uns erlauben, iſt es doch keinesweges unſere Meinung, die freie Selbſtthaͤtigkeit derſelben auf irgend eine- Weiſe beſchraͤnken zu wollen. Unſer Verein empfaͤngt ſeine Nahrung und ſein Leben vornaͤhmlich aus demjenigen, was jedes Mitglied ihm als freiwillige Gabe ſeines Geiſtes und ſeiner Gemuͤthlichkeit darbietet. Dank— bar werden wir alſo, nach wie vor, alle nach eigener Willkuͤr und Wahl der Mitglieder uns zugehenden Mittheilungen annehmen, und dem gemein— ſamen Zwecke gemaͤß benutzen. Sie werden uns nicht minder werth und willkommen ſeyn, als diejenigen, welche auf unſere beſondere Anregung eingehen. Das Gebiet, in welchem wir uns bewegen, iſt ſo weit und geräumig, daß es vermeſſen wäre, die Stellen beſtimmt bezeichnen zu wol— len, wo es ſich ausſchließlich oder vorzugsweiſe verlohne, Hand anzulegen. Wir ſind von einer ſolchen Beſchraͤnkung ſo weit entfernt, daß wir im 7 17 310 Gegentheile auch diejenigen unſerer Mitglieder, welche als tuͤchtige Prac- { | tiker, um den ihnen abgehenden Schmuck des Vortrages beſorgt, damit zuruͤckhalten, recht dringend auffordern, uns dasjenige aus ihren geſammel⸗ ten Erfahrungen zugehen zu laſſen, was ihnen der Bekanntmachung wuͤr⸗ N dig ſcheint. Wir bitten Sie, zu bedenken, daß gediegene Erfahrungen den Kern ausmachen, welchen wir in den uns zugehenden Abhandlungen ! | fuchen. 8 Er Berlin, den 22. Julius 1824. Der Vorſtand des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. e or u 2 a Ye ER Berichtigung Wes de Doctors Cranz zu Bruſenfelde > u feiner unter No. XXVII. 1550 a ene der Verhandlungen mitgetheilten Abhandlung: die Bereitung geiſtiger Getraͤnke aus den en der Ebereſchen⸗ und Aepfelbaͤume 15 955 1: are rg 3 * Ass ich meine Verſuche uber die Bereitung von Branntwein aus den Beeren des Ebereſchen⸗ „Baumes und aus Aepfeln niederſchrieb, leitete mich die Abſicht, meinerſeits zu der Unterſuchung der Fragen beizutragen: ob und wie aus beiden Fruͤchten zur Befoͤrderung groͤßerer Anpflanzungen eigenthuͤmliche Liqueur-Arten gewonnen werden koͤnnten? Ich habe dieſe Idee ganz beſtimmt ausgedrückt, gar nicht daran ge dacht, die Fruͤchte beider Baͤume zur Anfertigung gewoͤhnlicher Brannt— weine vorſchlagen zu wollen, und ſogar geſagt, daß der gemeine Mann den aus Ebereſchen gefertigten wegen feines eigenthuͤmlichen Geſchmacks nicht, trinken moͤge. Und doch iſt das Gutachten des Ausſchuſſes ſo gegeben, als wenn ich die Anwendung der Ebereſchen-Beeren und der Aepfel ſtatt des Ge— treides und der Kartoffeln empfehlen wollte, als wenn ich der Meinung wäre, daß ein mit ſolchen Baͤumen bepflanzter Acker mehr Branntwein— Ertrag geben koͤnne, als die darauf zu gewinnenden Kartoffeln? Ja, man hat ſelbſt als Beweis der Unhaltbarkeit meiner Idee, und um zu zeigen, daß bei den von mir angenommenen Fabrikations-Preiſen, ſelbſt wenn die Ebereſchen und Aepfel umſonſt bezogen wuͤrden, noch klarer Verluſt ſey, vergeſſen, daß ich den Scheffel Aepfel zu 8 Gr. Courant in Ausgabe geſtellt habe, und daß die Ebereſchen auf Grundſtuͤcken gezogen werden ſollen, welche außerdem keinen Ertrag geben. Verhandlungen. 1. Band. 40 312 — Bei einer fo großen Verſchiedenheit der Geſichtspuncte will ich daher, allen Streit haſſend, ſolche nur erwähnen, und nichts weiter uͤber dieſen Gegenſtand anfuͤhren, als daß: 1) 2) Der im Schlefifchen Rieſengebirge zu PR gefertigte Ebereſchen⸗ Branntwein, wie ich ſeitdem beſtimmt gehoͤrt habe, ben 18 Gr. Courant das Schleſiſche Quart bezahlt wird, und daß der Gutsbeſitzer, Herr Nathuſius zu Alt: da ne ſich, ſelbſt bei einem Preiſe von 16 Gr. Courant vom Scheffel Aepfel durch Verwendung zu einem dem Cognac aͤhnlichen Branntwein noch Vor: theil berechnet, woraus alſo doch wohl unbezweifelt hervorgehen wird, daß es kein fo. nutzloſes Unternehmen iſt, die Anzahl der erſteren Bäume mit dem erwahnten Geſichtspuncte zu vermehren, und die Früchte der letzteren hierzu zu verwenden, wenn erſt die Erfahrung die zweckmaͤßigſte Behandlung gezeigt haben wird. Sie anzuregen, war die Abſicht der genauen Angabe meines Verfahrens, welches ich in Ermangelung näherer Anleitungen nur für das, was es war, = als einzelne Verſuche angegeben habe. Bruſenfelde, den 28. Februar 1824. Dr. Cr anz. Berlin, gedruckt bei Anguſt Petſch. * e New York Botanical Garden Libra