Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft Basel. Dreizehnter Band. Mit 13 Tafeln. u INHALT. Botanik. August Binz. Die Erforschung unserer Flora von Bauhin’s Zeiten bis zur Gegenwart. 361. Chemie. G. Kahlbaum. Die Entdeckung des Kollodiums. 338. — Eduard Schär. Uber Guajakblau und Aloinroth. 287. Geographie. Georg Henning. Samuel Braun aus Basel, der erste deutsche wissenschaftliche Afrikareisende. 1. Geologie. A. Gutzwiller. Zur Altersfrage des Löss. 271. — Fritz Sarasin. Über die mutmassliche Ursache der Eiszeit. 603. — Karl Strübin. Beiträge zur Kenntnis der Strati- oraphie des Basler Tafeljura, speziell des Gebietes von Karten- blatt 23, Kaiseraugst (Siegfriedatlas). 391. — Neue Untersuchungen über Keuper und Lias bei Niederschönthal (Basler Taleljura). 586. Medizin. Friedrich Müller. Über die chemischen Vor- gänge bei der Lösung der Pneumonie. 308. Physik. Fr. Klingelfuss. Untersuchungen an Induktorien an Hand der Bestimmungsstücke derselben, 227. Zoologie. E. Schenkel. Achter Nachtrag zum Katalog der herpetologischen Sammlung des Basler Museums. 142, — Beitrag zur Kenntnis der Dekapodenfauna von Celebes. 485. Nekrolog. G. Kahlbaum. Worte des Gedenkens an Max von Pettenkofer. 326. Bericht über das Naturhistorische Museum von Dr, F. Sarasin für das Jahr 1900. 200. — für das Jahr 1901. 619, DES VI Bericht über die Ethnographische Sammlung von Dr. F. Sarasin für das Jahr 1900. 217. — für das Jahr 1901. 638. Dr. J, M. Ziegler’sche Kartensammlung. Zweiundzwanziester Bericht. 1900. 223. Dreiundzwanzigster Bericht. 1901. 645. Chronik der Gesellschaft. 648. Mitgliederverzeichnis. 652. Anhang, Zur Erinnerung an Tycho Brahe 1546—1601. Von Fr. Burckhardt. Verzeichnis der Tafeln, T zu Georg Henning: Samuel Braun aus Basel, der erste deutsche wissenschaftliche Afrikareisende. II—VI zu Karl Strübin: Beiträge zur Kenntnis der Stratigraphie des Basler Tafeljura. | VII—-XIHI zu E. Schenkel: Beitrag zur Kenntnis der Dekapodenfauna von ÜCelebes. SAMUEL BRAUN AUS BASEL DER ERSTE DEUTSCHE WISSENSCHAFTLICHE AFRIKAREISENDE —— 0} ——— BEIFRAÄG ERFORSCHUNGSGESCHICHTE WESTAFRIKA DR. GEORG HENNING Aus OSCHATZ. Inhalt. Einleitung Allgemeines über Ba ee Lebensgang Brauns Die Reiseerlebnisse 1. Reise 2. Reise 3. Reise 4, Reise 5. Reise : Die Guineaküste zur Zeit rue Die Reiseergebnisse Oberguinea Niederguinea Würdigung Brauns 2 Kritik d. est ec ein über Westafrika 1590 —1670 ; Vergleich dieser Schriften mit a Br auns Brauns Stellung in der Wissenschaft Anmerkungen Litteratur 3 Beilage: 1 Karte. V. Einleitung. Mit der Gründung des festen Platzes S. Jorge de la Mina im Jahre 1482 waren die Entdeckungen der Portugiesen an der westafrikanischen Küste für den Welthandel nutzbar gemacht und die gold- und elfen- beinreichen Gestade in den Bereich des Verkehrs ge- zogen. Dieser Verkehr beschränkte sich allerdings nur auf die Ausbeutung der Kolonien durch privilegierte portugiesische Kauffahrer. Bis zum Beginn des 17. Jahr- hunderts waren die atlantischen Staaten Europas von ihren inneren Angelegenheiten so in Anspruch ge- nommen, dass weder Holland, England noch Frankreich daran denken konnte, sich mit überseeischen Unter- nehmungen zu befassen. So blieb Portugal in sicherem Besitze seiner Kolonien. Während also im 16. Jahrhundert keiner der ge- nannten drei Staaten reif war für eine Welthandels- politik, waren doch einzelne kühne Männer bereit, auf eigene Faust an den vielgepriesenen westafrikanischen Küsten und später auch in den Ländern Ost- und West- indiens Handelsfahrten zu unternehmen. Englische See- fahrer durchbrachen zuerst das portugiesische Vorrecht. Die ersten Schiffe, die 1553 zur Westküste Afrikas vor- drangen, standen unter dem Befehl des britischen Kapitäns Windham und des Portugiesen Pinteado, der sein Vater- land verlassen hatte. Man erreichte Guinea an der SE oe Mündung des Rio Sestos, befuhr die Goldküste und ge- langte nach Benin, wo man Pfeffer einhandelte. Wind- ham fiel dem Klima zum Opfer, und Pinteado wurde von der meuternden Mannschaft zu Tode gepeinigt. Nur wenige kehrten nach Europa zurück‘). Mit dieser Reise war der Anstoss zu einer Reihe anderer gegeben, Der Londoner Kaufmann Towrson unternahm drei Fahrten, die sich auf die Jahre 1555 bis 1558 verteilen?). In rascher Folge reihen sich dann aneinander die Reisen von John Lok 1554, William Rutter 1562, George Fenner 1566, Thomas Stevens 1579, James Welsh 1588 und 1590°), Hawkins 1565*) und vieler anderer. Die Königin von England fand sich auch bereit, im Jahre 1585 und 1588 zwei Patente auszufertigen, deren eins den Handel nach Marokko, das andere den Guinea- handel betraf, und vom Jahre 1592 datierte der dritte Freiheitsbrief’). Aber alle diese Vergünstigungen waren doch nichts als Worte ohne Thaten, der Handel gedieh nicht, denn obwohl diese englischen Fahrzeuge den portu- siesischen Handel nicht ernstlich gefährden konnten, waren die Entdecker der Küste doch darauf bedacht, mit allen Mitteln ihr Vorrecht aufrecht zu erhalten, und jetzt waren sie noch die Stärkeren, Aber die Engländer waren doch die Vorboten der Periode des grossen Kolonialkampfes, der im letzten Viertel des 16. Jahr- hunderts ausbrechen sollte. Zunächst eriffen die Portugiesen zum einfachsten Mittel, um ihre Konkurrenten aus dem Felde zu schlagen. Sie nahmen und zerstörten die feindlichen Fahrzeuge. Die Engländer vergalten natürlich gleiches mit gleichem, und die Fahrten des Engländers Foster 1585, die Unter- nehmungen Widdons 1586 gegen die Azoren, die kühnen Fahrten des Franz Drake 1587 und die des Grafen Cumberland 15895) hatten keinen andern Zweck, als den eigenen Handel zu schützen, den feindlichen zu hemmen. So war auf die Zeit der Alleinherrschaft für die Portugiesen eine Periode des Verteidigungskampfes ge- kommen, der das spanisch-portugiesische Weltreich zum ersten Male ins Wanken brachte. Schon im Jahre 1578 erlitt Portugal an der Guineaküste einen argen Stoss: es vermochte nicht zu hindern, dass sich Frankreich an der Goldküste in Accra festsetzte, nachdem die Portu- siesen durch die Eingeborenen von diesem Platze ver- trieben worden waren. Es gelang den Portugiesen erst nach jahrelangen Bemühungen, durch allerhand Grau- samkeiten und Ungerechtigkeiten, den unliebsamen Nach- bar 1582 wieder zu vertreiben‘). Wenn auch die Franzosen nach dieser fehlgeschlagenen Unternehmung bald wieder vom Handel zurücktraten, so entstand den Portugiesen ein neuer Konkurrent, der ihnen am gefährlichsten werden sollte. (regen Ende des 16. Jahrhunderts erschienen die Holländer in der Reihe der Nationen, die ihren Handel in aussereuropäischen Ländern zu befestigen suchten. Mit ausserordentlicher Schnelligkeit breiteten sie sich im Atlantischen und Indischen Ozean aus. Portugal- Spanien war nicht imstande, diesem neuen Feinde Ein- halt zu gebieten. Die Holländer hatten in den jahre- langen Unabhängigkeitskämpfen gelernt, ihre Kräfte mit denen ihrer Feinde zu messen. Und wenn sie länger als ein halbes Jahrhundert brauchten, sich ihrer zu Lande zu entledigen, so bedurfte es zur See nicht ganz zweier Jahrzehnte, um Spanien-Portugal empfindlichen Schaden zuzufügen. Der Beginn des holländischen Welt- handels fällt in das Jahr 1595, als eine Gesellschaft holländischer Kaufleute vier Schiffe nach Ostindien aus- sandte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich die hol- ET es ländischen Kauffahrer nur auf die europäischen Küsten des Atlantischen Ozeans beschränkt. Trotz aller An- feindung Spaniens „haben sie sich doch immerdar der Besserung (und dass solche Beschwerung einmal auf- hören werde) vertröstet und bis aufs 1594. Jahr bei ihrer Einfalt beharret.“ (de Bry, Orientalische Indien, III., 2.) Diese erste Expedition schien aber nicht besonders glück- lich gewesen zu sein (de Bry, Orientalische Indien, IV., 114.), und so wurde ın der Hoffnung auf besseres Glück eine neue Flotte ausgerüstet im Jahre 1598. (de Bry, Orientalische Indien, V., 3.) Die glückliche Heimkehr derselben rief in ganz Holland einen ungeheuren Jubel hervor (de Bry, Orientalische Indien, IV., 120.), das Volk fühlte, dass eine neue Epoche seiner Geschichte angebrochen war. Während nun die Fahrten nach Ost- indien in rascher Folge stattfinden und wir auch von ihnen mancherlei Bericht besitzen, haben wir über die Fahrten nach der westafrikanischen Küste nur spärliche Nach- richten. Nach Marees begannen die Fahrten der Hollän- der nach Westafrika 1595. Bernhard Erikson von Medem- blik war der erste holländische Kauffahrer an dieser Küste. Bald hatten die Holländer den Portugiesen auch in Afrika den Rang abgelaufen, eigene Forts gegründet und auch die portugiesischen in ihren Besitz gebracht. Bereits im Jahre 1612 waren die Portugiesen unfähig, die Holländer zu hindern, wenige Meilen von Mina, dem Hauptsitz portugiesischer Macht, eine Festung anzulegen, die man zu Ehren des Statthalters der Niederlande „Nassau“ nannte. Damit war die Stellung der rivalisierenden Mächte entschieden. Die Holländer bemühten sich nun, die Portugiesen von der Goldküste zu verdrängen. Bereits im Jahre 1625 unternahm man den ersten Anschlag sesen Mina, der allerdings misslang. 1637 gelang es aber bei einem erneuten Versuch dem holländischen General Nikolaus van Ypern sich der Feste zu be- mächtigen und damit den Holländern die Vormacht für mehrere Jahrzehnte zu sichern. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts machte den Holländern auch niemand ihre Herrschaft streitig; dann aber begannen von neuem die Kämpfe, die nach dem Bemühen der Dänen und Schweden, ebenfalls hier festen Fuss zu fassen, zum energischen Eingreifen der englischen Macht führten. Aus diesem Kampfe ging England als Sieger hervor. Von all den vielen Seereisen, die in dieser Zeit unternommen wurden, sind aber die Berichte nur spär- lich. Die Unternehmungen waren entwéder Handels- oder Kriegsfahrten. Ihre Teilnehmer hatten, geleitet von anderen Interessen, nicht die Absicht, länder- und völkerkundliche Nachrichten nach Hause zu bringen. Nur einem glücklichen Zufalle ist es zu danken, wenn sich einer der Teilnehmer dazu verstand, kurze Auf- zeichnungen zu machen, in denen aber die wissenschaft- liche Ausbeute nur gering zu sein pflegt. Abgesehen von Berichten, die jedenfalls in spanischen und portugiesischen Archiven der Veröftentlichung harren, können wir Nach- richten aus den kurzen englischen Schiffahrtsberichten schöpfen. Holländische Berichte waren ebenfalls spär- lich. Sie betrafen meist die Reisen nach Ostindien. Die gesamte Kenntnis der Küste von Sierraleone bis Kap Lopez, die durch Holländer erworben wurde, ist niedergelegt in der Beschreibung von Guinea von Marees. Mitteilungen über das Königreich Kongo verdanken wir Lopez. Der Küstenstreifen von Kap Lopez bis zum Kongo war in Dunkel gehüllt. Von Deutschen verfasste Berichte über Westafrika waren bis Anfang des 17. Jahrhunderts nicht vorhanden. Immer aber hatte es auch in Deutschland Männer gegeben, die die Gelegen- een heit, fremde Länder kennen zu lernen, benutzten. So finden wir in vielen Berichten und Sammlungen Deutscher Erwähnung gethan. „Der erste dänische Kommandant in Guinea ist gewesen Jost Kramer / von Lindau im Schwabenland. Als derselbe im Jahre 1662 im Junio gestorben /ist an dessen Statt Henning Albrecht aus Hamburg durch einhellige Stimme des ganzen Volkes erwählt worden.“ (Müller, Fetu, 256—57.) Müller, der uns dies berichtet, war selbst ein Deutscher aus Har- burg in dänischen Diensten. Zwanzig Jahre früher schon war ein Nürnberger Goldschmied, Hemmersam, nach Guinea als holländischer Soldat gegangen, und am An- fang des Jahrhunderts, 1607, trat „Johann Vercken, der Geburt von Leipzig aus Meissen“ als Soldat in hol- ländische Dienste für Ostindien. Er machte sogar Auf- zeichnungen, die dem Bericht über die Reise Verhuffens 1607—9 zu Grunde liegen. Eines der ältesten von einem Deutschen verfassten Dokumente über Teile Afrikas fin- den wirin der Reisebeschreibung von Balthasar Sprenger, der im Dienste Augsburger Handelshäuser in den Jahren 1505—6 nach Indien fuhr. Er gab eine kleine, 14 Text- seiten umfassende Reisebeschreibung heraus, betitelt: Die Merfart vun Erfarung nüwer Schiffung vnd Wege zu viln onerkanten Inseln vnd Künigreichen ete. Ge- druckt Anno MDIX. (Vergl. Ratzel, „Balth. Sprenger, in d. A. D. Biogr. n. Hantzsch, deutsche Reisende d. 16. Jahrh.) Auch der Indienreisende Johann Albrecht von Mandelslo, der an der holsteinschen Gesandtschaft 1633 teilnahm und von 1638—40 selbständig Indien, Ceylon und Madagaskar besuchte, hinterliess in seinem Bericht wertvolle Nachrichten über Madagaskar und das Kap. Mandelslos Reisebeschreibung wurde 1648 durch Olearius herausgegeben. (Ratzel, „Joh. Albr. Mandelslo* in d. SEO NEN A. D. Biogr.) Georg Marcgraf, dem wir ausgezeichnete Beiträge über Südamerika verdanken, die in dem 1648 von Jan de Lart veröffentlichten Werke „G. Marggravi Historiae Rerum Naturalium Brasiliae Libri VIII,“ nieder- gelegt sind, verstarb leider im Jahre 1644, als er zu wissenschaftlichen Zwecken an der Guineaküste weilte, am Fieber. (Ratzel, „G. Marcgraf,“ A. D. Biogr.) Hantzsch be- richtet in seiner Abhandlung „deutsche Reisende des 16. Jahrhunderts“ über eine ganze Reihe von Deutschen, die im Laufe des 16. Jahrhunderts der Unternehmungs- seist in die Ferne trieb. So verdanken wir dem fleissigen Sammler Valentin Ferdinand wichtige Nachrichten über Afrika, Ein ungenannter flämischer Matrose nahm in den Jahren 1502—1503 an der 2. Reise des Vasco da (rama teil, deren Beschreibung durch ihn noch in einem Fragment erhalten ist. Lukas Rem und Hans Mayr beschrieben ihre Indienfahrten, auf denen sie auch Teile von Afrika berührten. Und unter den „Tausenden von deutschen lLandsknechten, die unter der Fahne des Hauses Habsburg gegen Türken und Barbarossa stritten“, gab es doch einige, die ihre Erlebnisse schriftlich nieder- lesten. Bernstein, Mameranus, Holtzhainer, Schmid und Breisinger sind solche deutsche Soldaten in Afrika, von deren Erlebnissen wir Kunde haben. Deutsche Kauf- leute und Vergnügungsreisende berührten die Mittelmeer- gestade Afrikas und lesten ihre Erlebnisse in Tage- büchern nieder, der Weltreisende Bernhard v. Miltitz berührte 1595 die Westküste Afrikas. Sein Reisebericht ist leider spurlos verschwunden, und so sind nur dürftige Nachrichten auf uns gekommen. Auch der Wundarzt ‚Josua Ultzheimer gelangte auf seiner Weltreise nach Afrika. Bedeutender aber als alle diese war der Basler Wundarzt Samuel Braun, der in den Jahren 1610 — 20 er die gesamte Guineaküste bereiste, und dessen Reisebericht als die erste wissenschaftliche deutsche Reisebeschreibung bezeichnet werden muss. Allgemeines über Brauns Reisebericht. Der Reisebericht Brauns erschien gedruckt im März des Jahres 1624 zu Basel. Der Verleger, Johann Jakob (senath, widmet das Büchlein mehreren „ehrenvesten / für- nehmen vnd fürgeachteten“ Bürgern Basels, den Herren Christoffel Danon, Andreas Gissler, Claudius Guntier und Sebastian Güntzer. In welchem Verhältnis diese Herren zu Genath oder Braun gestanden haben, ist nicht ersichtlich. Der Titel des Buches lautet: „Samuel Brun / des Wundartzet vnd Burgers zu Basel / Schiffarten: Welche er in etliche newe Länder vnd Insulen / zu fünff vnder- schiedlichen malen / mit Grotteshülff gethan: An jetzo aber auf begern vieler ehrlicher Leuthen / selbs beschrieben: vnd menniglichen / mit kurtzweil vnd nutz zu läsen / in Truck kommen lassen.“ Dem Bericht voran geht ein Gedicht „An den Christlichen Läser,* das von dem Pfarrer zu St. Leon- hard in Basel, Johannes Gross, verfasst ist. Der Be- ginn: „In diesem Büchlein / Läser frumm / Du finden kannst in einer summ: Wie wunderbar / stark / gütig / grecht Sey Gott der Herr beim Menschen-gschlecht. Dass er der Erden grösten theil Ins Wasser gsetzt / zu vnserm Heil.“ etc. giebt den Charakter des Ganzen an. Es ist eine Lob- preisung der Güte Gottes; dann folgt, unter Anführurg Ve einer Menge Bibelstellen, ein Vergleich der Schiffahrt auf dem Meere mit dem Leben des Christen, dessen Schiff, die Kirche, auf dem Meer der bösen Weit dahin fährt. Brauns Werk wurde in die Reisesammlung der Gebrüder de Bry und auch in die des Levin Hulsius aufgenommen. Im Jahre 1625 erschien die deutsche Ausgabe in den ,Orientalischen Indien“ von de Bry als Anhang zu Lopez’ Beschreibung des Königreichs Kongo unter dem Titel: „Anhang der Beschreibung des Königreichs Kongo. Inhaltend fünff Schiffarten Samuel Brauns etc.“ ; die latei- nische Ausgabe erschien in demselben Jahre: Appen- dix reeni Congo qua continentur navigationes quinque Samuelis Brunonis. Die deutsche Ausgabe ist bis auf den Titel ein unveränderter Abdruck des Originals. Der Titel ist erweitert und giebt fast alle Namen von Ländern und Orten an, die sich im Buche selbst finden. Die lateinische Ausgabe ist eine etwas freiere Übersetzung: son traducteur aime les périphrases emphatiques et les mots sonores. (Camus, p. 188.) Die Ausgabe von Hulsius, unter dessen ,Schiffahrten“ der Bericht die 19. ist, erschien 1626. Sie stimmt eben- falls mit dem Original überein; es ist hier der Titel auf dieselbe Weise wie bei de Bry pomphaft in die Länge gezogen. Illustrationen finden sich in der Baseler Ausgabe nicht, wohl aber weisen die übrigen eine stattliche Reihe von Bildern auf, die aber sachlich so gut wie wertlos sind, da sie lediglich der Phantasie des Zeichners ent- sprangen. So stellt z. B. im de Bry das eine Bild in Brauns Bericht die Festung Nassau, in dem des Marees das Fort Mina dar; die Darstellung, wie sich Neger vom Guineawurm befreien, veranschaulicht an anderer Stelle BE Re das Ausstechen der Augen und die Gewohnheit der Be- wohner von Ormus, wegen der Hitze in gefüllten Wasser- trögen zu schlafen. So hat fast jede der elf Zeichnungen an anderer Stelle eine andere Bedeutung. | Trotzdem so das Büchlein m vier verschiedenen Ausgaben in die Welt gesandt wurde, fiel es doch der Vergessenheit anheim, und nur selten findet es einmal Erwähnung. Lebensgang Brauns. Am 19. März 1580 wurde Samuel Braun in Basel geboren. Er erlernte die Chirurgie und begab sich im Frühling 1611 auf die Wanderschaft. Er zog den Rhein hinab und kam endlich nach Holland, dessen mächtig aufblühende Handelsstadt Amsterdam ihn vor allem an- zog. Er fand zunächst Stellung bei dem Meister Herkules Frantzen, aber seine Sesshaftigkeit war nicht von langer Dauer. Wenn er schon durch seine weite Wanderschaft bewiesen hatte, dass der Trieb, die Welt zu sehen, sich mächtig in ihm regte, so bekam seine Reiselust durch das Getriebe der Weltstadt, das zu beachten er täglich (Gelegenheit hatte, neue Nahrung. Er beschloss, in die Welt zu gehen. Wohin ihn sein Weg führen würde, war ihm gleichgiltig. Fr hatte keinen wohlüberlegten Plan, als er seine Reisen antrat, nur ein Zufall führte ihn nach der Küste Westafrikas. Er hatte auch weder die Absicht, eine Reisebeschreibung, wie sie später ent- stand, zu liefern, noch fuhr er des Handelsgewinnes wegen. Lediglich der Drang, Neues zu sehen und seinen Gesichtskreis zu erweitern, vielleicht auch der Wunsch, in den Ländern, von denen er so manchen wunderbaren und grausigen Bericht aus dem Munde holländischer Indien- und Afrikafahrer hörte, selbst Abenteuer zu erleben, waren die Veranlassung zu seinen Reisen. er on Braun nahm zunächst das Anerbieten des Kapitäns eines Ostindienfahrers an, die Reise mit ihm zu machen. Aber „wie es gemeiniglich beschieht / dass / wann einer vermeinet diesen Weg zu nehmen / er einen andern ziehen muss / dadurch oft sein Unglück gewendet wird: also ist es auch mir ergangen.“ Sein Plan, Ostindien zu be- suchen, wurde vereitelt. Durch den Rat eines guten Freundes, der mehr von der Seeschiffahrt verstand als Braun, wurde dieser Umschwung herbeigeführt: der Ost- indienfahrer war so klein, dass er den Fährlichkeiten einer so weiten Reise auf keinen Fall gewachsen schien. Braun war empfänglich für den guten Rat und wartete eine günstige Gelegenheit ab. Nach kurzer Zeit schon lag im Hafen ein Handelsschiff zur Abfahrt bereit. Das Ziel war Westafrika. Er liess sich anwerben, um als Wundarzt die Reise mitzumachen. | Diese Fahrt war der Anfang einer Reihe anderer, die sich auf einen Zeitraum von zehn Jahren verteilen. Nur drei dieser Reisen hatten Westafrika zum Ziele, auf der dritten und fünften befuhr er das Mittelmeer. Über die Reisen selbst soll eingehender unten in einem besonderen Abschnitt berichtet werden, hier sei nur eine kurze Übersicht derselben geboten. 1. Reise nach Niederguinea. Dauer: 1. Dezember 1611 bis September 1618. 2. Reise nach Oberguinea. Dauer: 31. März 1614 bis Mai 1616. 3. Reise nach dem westlichen Mittelmeer bis Venedig. Dauer: Juni 1616 bis 24. August 1617. 4. Reise nach der Goldküste. Dauer: September 1617 bis August 1620. 5. Reise nach dem östlichen Mittelmeer bis Alexan- dretta. Dauer: Oktober 1620 bis September 1621. AE Wie aus dieser Übersicht erkennbar, war Braun fast stets unterwegs; sein Aufenthalt in Holland lässt sich nur nach Wochen zählen. Aus verschiedenen Bemerkungen in seinem Bericht geht hervor, dass Braun während seiner Reisen nicht nur an Erfahrung, sondern auch an irdischen Gütern reicher geworden war. Es lässt sich dies daraus er- klären, dass er nicht nur ein festes Gehalt bezog, zum Beispiel auf seiner dritten Reise monatlich „9 Realen von achten“ hatte, sondern ausserdem die Erlaub- nis besass, auf eigene Faust handeln zu dürfen, wie ihm ebenfalls auf seiner dritten Reise zugesichert wurde. Ob er auch in Afrika handelte, sagte er nicht, doch lässt es sich vermuten. Doch sei dem, wie ihm wolle, sicher ist, dass er sıch nach seiner Rückkehr in seiner Vaterstadt eines grossen Ansehens erfreute. Einmal gaben ihm sein weiter Blick und die im Verkehr mit andern Nationen erworbenen Erfahrungen den Vorrang wohl vor den meisten seiner Mitbürger. Er war aber auch in seiner Kunst ein tüch- tiger und kenntnisreicher Mann, wie sich aus den vielen Ämtern und Ehrenstellen, die er bekleidete, ersehen lässt. Aus dem rastlosen Reisenden wurde ein sesshafter Bürger. Kurz nach seiner Rückkehr erwarb er das Bürgerrecht der Stadt Basel. Er nahm aber seinen Wohnsitz nach kurzem Aufenthalt in dieser Stadt in dem benachbarten Liestal; wie aus einem Protokoll der Ratssitzung hervorgeht, die ihm die Genehmigung dazu erteilte®). Im Jahre 1623 verheiratete er sich, jeden- falls in Liestal. 1627 wurde sein Gesuch um Offen- haltung des Bürgerrechts neu genehmigt’). In der Mitte des Jahres 1628 zog er nach Basei zurück. Es sei gleich hier erwähnt, dass der ersten Ehe Brauns mit RC PER. Barbara (Der Familiename der ersten Gattin Brauns findet sich nicht in den Kirchenregistern.) zwölf Kinder entsprossen. Im Jahre 1648 verheiratete er sich zum zweiten Male und zwar mit Maria Treu. In die Zunft „zum goldnen Stern,“ in der die Chirurgen zünftig waren, wurde er noch vor seinem Aufenthalt in Liestal aufgenommen, Von der hohen Achtung, die er im Kreise seiner Zunftgenossen besass, zeugen eine Reihe Ämter, die ihm übertragen wurden. Er war 1632—34 Kieser, 1636 bis 58 Sechser, d. h. Mitglied des Zunftvorstandes und Vertreter der Zunft im Grossen Rat, 1650 bis 56 war er Säckelmeister und 1659—68 Meister der Zunft. Auch die Stadtverwaltung wusste seine Tüchtigkeit zu schätzen. Er hatte die Stelle eines Spitalchirurgen !°) inne, ausserdem bekleidete er als städtisches Amt das eines Hebammenherrn in den Jahren 1659—68 und das eines Pflegers im Gnadenthal, d.h. er war Verwalter des Vermögens des aufgehobenen Klosters Gnadenthal in Basel, während der Zeit von 1661 bis 1668. | Im Jahre 1668 am 31. Juli beschloss Braun sein thatenreiches Leben. (Alle diese Mitteilungen über Brauns späteres Leben in Basel verdanke ich der Liebens- würdigkeit des Herrn Staatsarchivar Dr. Wackernagel, der mir eine Reihe auf Braun bezüglicher Rats- und Zunftprotokolle zur Verfügung stellte.) Doch sind es nicht seine Verdienste im Kreise seiner Mitbürger, die uns hier beschäftigen sollen; Braun hat sich durch die Aufzeichnungen, die er über seine Reisen veröffentlichte, auch in der Wissenschaft Anspruch auf Beachtung erworben. Dass die Baseler begierig waren, die Erlebnisse ihres weitgereisten Landsmannes zu vernehmen, ist sehr begreiflich, „und so hat er“, wie es in der Vorrede seines 4 ER ER N Verlegers heisst, „mehrmals an vielen ehrlichen Orten bei uns / mit unser grosser Verwunderung / von den wilden, seltsamen Ländern und Völkern diskurieret / und erzählet.“ Diese Erzählungen veranlassten „vor- nehme und gelehrte Leute“ zu dem Wunsche, die merk- würdigen Berichte gedruckt zu sehen. Braun, jeder Ruhmredigkeit abhold, scheint diesem Wunsche nur widerstrebend entsprochen zu haben. Der Grund seines Zögerns lag wohl auch, eben weil er sich des Ausser- ordentlichen bewusst war, in der Befürchtung, „dass viele missgünstige und boshafte Leute dasjenige in einen Zweifel ziehen / oder auch verspotten / was sie nicht selber gesehen und erfahren haben.“ Die Herausgabe kam aber doch noch zu stande, und der Möglichkeit, wegen seiner Veröftentlichungen als Lügner hingestellt zu werden, suchte er dadurch zu begegnen, dass er als Anhang drei Zeugnisse beifügte, die seine Reisen be- scheinigen. Das erste Schriftstück, datiert vom 12. Mai 1613 und von dem Notar David Mostard in Amsterdam unter- zeichnet. enthält die Bescheinigung der Reisen Brauns nach Kongo in den Diensten mehrerer holländischer Rheder, und gleichzeitig wird ihm nachgerühmt, dass er „vromelyk ende deuchdelyk* als Chirurg gedient habe. Das zweite Zeugnis, vom 28. Juni 1620 und vom Kommandeur des Forts Nassau in Guinea, dem General Jakob Arentz Calantius ausgestellt, ist ein Pass, mit der Anweisung an alle Civil- und Militärbehörden, Braun überall zu Wasser und zu Lande frei und ungehindert passieren zu lassen, und er enthält gleichzeitig eine An- erkennung seiner treuen Dienste. Die dritte Urkunde bescheinigt die Fahrt nach der Levante und ist in ähn- licher Weise ausgestellt wie die zweite und zwar vom Kapitän Thomas Pieterson, am 16. September 1621. Diese Zeugnisse sind in holländischer Sprache ab- gedruckt. Für hartnäckige Zweifler ist noch eine Anmerkung beigefügt, „dass der Autor neben her- nach folgenden drei Passporten noch andere / auch Ihr Prinz Excellenz Mauritzen / hätte haben können. Weil aber aus gegenwärtigen / des Autors Tapferkeit gegen den Feind / und Treue in der Heilung der Kranken auf dem Meere / genugsam erscheint: also sind mehr Zeugnisse diesmal nicht notwendig.“ So unternahm es denn Braun, seine Reise „kürz- lich und einfältig“ zu beschreiben. Er that es, che er nach Liestal zog; gedruckt wurde das Buch aber erst während seiner Abwesenheit im März 1624. Die Reiseerlebnisse. Braun liess sich auf das Schiff „Meermann,“ Kapitän Johan Petersohn von Hoorn, als Schiffschirurg anwerben. Das Schiff war nach dem Kongo bestimmt. Am 1. Dezember 1611 fuhr man von Amsterdam nach Texel, und am 28. verliess das Schiff mit günstigem Winde den Hafen. Da eine Flotte von 72 Schiffen auslief, so bürgte die Menge für die Sicherheit des einzelnen; um aber später nicht Angriffen von feindlichen Fahrzeugen ausgesetzt zu sein, verband sich Petersohn mit zwei anderen Fahrzeugen zu einer sogenannten Admiralschaft: jeder Teil verpflichtete sich, dem andern im Falle der Not beizustehen. | Nach neun Tagen gelangten die Schiffe in die Nähe der spanischen Küste und haben „erstlich angetroffen ein kleine Insul / der Perles genannt /.* Hier mussten sich alle einer Matrosensitte unterwerfen: jeder, der diese Inseln noch nie passiert hatte, wurde an eine Rahe gebunden und dreimal ins Meer getaucht. Braun entzog 9 SEE sich der Prozedur durch Spenden einer Tonne Bier. Der Name der „Perlesinseln“ findet sich nirgends an der spanischen Küste. Andere Reiseberichte aus dieser Zeit erzählen denselben Vorgang an der spanischen Küste, nur heissen da die Inseln „Barrels,* „Barlises.“ Darunter sind die Berlenga oder Burlingsinseln zu ver- stehen, kleine Felseneilande in der Nähe des C. Carvoeiro der Küste Portugals!'). Man kam darauf an Madeira und den Kanarien vorüber. Von den Kapverden, die man besuchte, um Wasser und frisches Fleisch einzunehmen, erwähnt Braun drei: „Sal, Mayo und Bracho.“ Dieser letzte Name steht jedenfalls für den Namen der Hauptstadt Prayo der Insel St. Jago. Auf welcher der drei Inseln ge- landet wurde, ist nicht gesagt, jedenfalls wählte man Mayo. Der Reichtum der Insel an Böcken, die vom Schiftsvolk gejagt wurden, spricht dafür; ferner fehlte auch das Wasser nicht, und wenn Dapper'*) dasselbe für ungesund erklärt, so hat er damit wohl kaum recht, denn Mayo wurde nachweislich oft von den Seefahrern besucht. Sal kommt wegen seiner Unfruchtbarkeit nicht in Betracht, ebensowenig die Hauptinsel St. Jago, denn einmal hätte dann Braun wenigstens die Insel genannt, dann aber hätte man hier den den spanisch-portugiesischen Handel schädigenden Holländern schwerlich gestattet, Erfrischungen einzunehmen. War aber Mayo der Lan- dungsplatz, so lässt sich auch Brauns Erzählung von dem Kampfe der landenden Matrosen mit spanischen Verbrechern verstehen, denn auf Mayo war thatsächlich solches Gesindel stationiert, um Böcke zu jagen und Salz zu gewinnen, denn Salz und Ziegenhäute waren die Hauptausfuhrartikel. So war es natürlich, dass man sich der Fremden zu erwehren suchte #). Den Holländern war es aber trotz aller Banditen IE OS gelungen, Lebensmittel für die fernere Fahrt zu erbeuten, auf der man zunächst die Insel S. Mattheo zu berühren gedachte. Da sie aber die Holländer „von wegen des Näbels nicht haben ins gesicht bringen können,“ setzte man die Fahrt nach der Loangoküste fort !*), Über die lange Fahrt von den Kapverden bis nach der erwähnten Küste berichtet unser Reisender nicht viele Er meint, er habe soviel erlebt, dass er ein be- sonderes Buch schreiben müsse, um „alle die Fortun / Wettershalben“ zu erzählen. Nur eins führt er an, als etwas, das „schier vngläublich ist / wann man es nie gesehen vnd erfahren,“ die fliegenden Fische, die er unter SEN br. antrat. Aus dieser Breitenangabe und einigen anderen Be- merkungen über Wind und Wetter lässt sich auch un- gefähr die Zeit bestimmen, zu der Braun an den einzelnen Orten war. Er selbst giebt nie Zeitangaben, sondern erwähnt nur die Abfahrtszeit in Holland und die Dauer der Reise. Drei Tage, nachdem er die fliegenden Fische sah, wurde es nach seinem Bericht so still, dass „wir bey #. wochen keinen Wind gespüren können.“ Er be- fand sich also gegenüber der Sierraleoneküste in der Zone der Windstillen, da der Südwestwind in der Zeit von Januar bis März an der Guineaküste kaum über die Länge von Kap Palmas hinausreicht. Da nun Braun ca. 4 Wochen lang in diesem Gebiet liegen blieb, so ist er Ende Februar in diese Gegenden gekommen. Von April bis Juni zieht sich das Gebiet des Südwestmonsuns an der Küste bis Sierraleone hinauf. Gleichzeitig be- ginnt aber auch die Zeit der Tornadas für die Küste Nordguineas ©). Braun nennt sie Trawadas und be- schreibt sie vollkommen den Thatsachen entsprechend. Es ergibt sich demnach folgendes. Die Abfahrt von Texel fand Ende Dezember 1611 statt, Ende Februar ER 1612 war man in der Breite von Sierraleone, Anfang April begann die Fahrt nach Mayumba an der Loango- küste, das man ungefähr in der Mitte des Monats er- reichte. Der Aufenthalt hier zählte nur nach Tagen, da man nur Farbholz einnahm. Nach sechswöchent- lichem Kreuzen an der Loangoküste gegen Strömung und Wind kam man also mit Anfang des Juni im Hafen der Hauptstadt Loango an. Der Aufenthalt hier dauerte ungefähr ein Vierteljahr, da das Schiff im September, nach Brauns Angabe, in den Kongo einlief. Man hielt sich hier, wie schon erwähnt, sieben Monate auf, also bis zum Mai 1613. Da nun die ganze Reise 22 Monate dauerte, so brauchte er zur Rückreise, die er vollständig mit Stillschweigen übergeht, fünf Monate und kam im September desselben Jahres in Holland wieder an. | Die zweite Reise machte Braun unter demselben Kapitän auf dem Schiffe „Weisser Hund.“ Sie begann am 31. März 1614 und verlief weit ruhiger als die erste, denn man gelangte mit gutem Wind in 15 Wochen, ohne Land zu sehen, an die Quaquaküste, Wir erfahren den Ort nicht, wo man für kurze Zeit anlegte, wohl aber giebt Braun eine kurze Schilderung von Land und Leuten, die nicht ausführlicher sein konnte, da niemand das Land betreten durfte. Von da gelangte das Schiff an Assini, dem ersten Ort der Goldküste, an Axim, Kap Tres Puntas, Kommendo und Elmina vorüber nach dem Hauptstützpunkt des holländischen Handels an der Gruineaküste, dem Fort Nassau. Nach dem üblichen Salut fuhr man in den Hafen ein, musste allerdings am nächsten Tage den Ort wegen der grossen Anzahl schon anwesender Handelsschiffe wieder verlassen und richtete den Kurs auf Kormenti. Aber auch hier war wegen allzugrossen Andrangs nicht an einen günstigen Handel zu denken. Man fuhr deshalb nach Accra, dem letzten Ort, an dem man Gold einhandeln konnte. Hier blieb das Schiff sechs Wochen lang vor Anker liegen, und Braun nützte die Zeit, sich mit der Bevölkerung und ihren Handelsgewohnheiten bekannt zu machen. Die Holländer wurden aber in die Streitigkeiten der Ein- gebornen verwickelt, der Handel stockte, und man hielt es für geraten, den Ort wieder zu verlassen. Nach einigem Zögern entschloss man sich, in dem wenig be- suchten, fast ganz unbekannten Benin das Handelsglück zu versuchen. Der Aufenthalt scheint aber hier nicht von langer Dauer gewesen zu sein, denn Brauns Bericht ist nur kurz. Man fuhr dann weiter immer der Küste folgend nach dem Kamerungebiet, dem „hohen Land von Ambosy,“ und kam nach Gabun. Hier machte man aber nur kurze Zeit Halt, da die Bewohner als „ein bösstückisch Volk“ bekannt waren, das auch den Fremden grosses Misstrauen entgegenbrachte. Das Kap Lopez war der südlichste Punkt des Festlandes, den man diesmal erreichte. Braun erzählt hier von einer merkwürdigen Bericht- erstattung der Schiffe untereinander. „Auff diesem Lande / da die schiff ankommen / ist ein grosser Baum. Und wann etwan ein eintzig Schiff allda ankommet / welchem etwas daselbst widerfahren were / hat man es in ein höltzen brett geschnitten / einen brieff am hinden theil angenagelt / vnd das brett an den Baum geschlagen Wann dann die andern Schiff ankommen seind / haben sie an dem Baum Bericht gefunden“ !%). Man verliess den Hafen, in der Absicht, Kongo zu erreichen, ohne sie jedoch ausführen zu können. Ein Zwischenfall konnte für die Holländer leicht verderblich werden. Ein spanisches Schiff suchte die Reise zu hindern, doch der Kampf blieb unentschieden, denn „die Dar Schiff seind zu beiden seiten also zerschossen worden dass man mehr mit stopffen / dann mit dem Wind zu schaffen bekommen, Also ist man mit Schaden von einander geschieden.“ Auf der Prinzeninsel reparierte man den Schaden. Südlicher als bis zur Insel S. Thomé vermochte das Schiff wegen ungünstiger Winde und Meeresströmungen nicht vorzudringen. Nach sechs- wöchentlichem Kreuzen entschloss sich der Kapitän, westwärts zu fahren und, wie in solchen Fällen üblich, die Küste von Oberguinea anzulaufen, um die Ladung zu vervollständigen. Man traf auf Land am Kap Monte. Das Schiff verweilte hier ungefähr vierzehn Tage und besuchte dann noch die Orte am Rio de Sesto, am Kap Palmas und den Ort Gruvo. Überall handelte man Pfeffer und Reis ein. Das Schiff segelte, ehe es die Heimfahrt antrat, nach dem Fort Nassau. Von hier aus”) erreichte es nach einer Abwesenheit von 26 Monaten im Mai 1616 den heimischen Hafen. In Amsterdam wurde Braun Gelegenheit geboten, das Mittelländische Meer und dessen Handelsplätze kennen zu lernen, und da er „sonsten guten Lust ge- habt / solche Länder auch zu besichtigen,* war er bald mit dem Kapitän Heinrich Wilhelmson Puis überein gekommen. Im Juni 1616 verliess er an Bord des „Oranienbaum“ den Hafen. Das Schiff hatte Ladung nach Portugal, Italien und Konstantinopel. Nach sechs Wochen kam die Küste von Portugal in Sicht. Hier nahm die Fahrt ein unglückliches Ende. Das Schiff wurde infolge eines heftigen Sturmes auf Klippen ge- schleudert. Die Mannschaft rettete sich in Boote und suchte, als auch diese sanken, durch Schwimmen das Land zu erreichen. Auch Braun wurde von den Wellen an das Land getragen und kam „auff ein höhe zu einen ee no, Fewerthurm vnd Castell / Cast Calles genandt.“ Der Schiffbruch erfolgte also vor dem Hafen ven Lissabon in der Nähe des Leuchtturmes von Cascaes. An diesem Orte blieb er längere Zeit, hart mitgenommen von dem Unglücksfall und der Pflege bedürftig, die ihm auch in sorgsamster Weise von einer „spanischen Frau / Moladin genandt /* zu teil wurde. Nach drei Wochen war er soweit hergestellt, dass ihn die Mulattin in einer Barke samt seiner „Barbierkisten,“ die sein Handwerkszeug enthielt und die er mit Mühe aus den Händen ihrer Retter wieder gerettet hatte, nach Lissabon führen konnte. Dort wurde er von Pater Peter, einem Nieder- länder, der der deutschen Kapelle vorstand, „ehrlich empfangen,“ obgleich er angab „von Basel auss dem Schweitzerland,“ also Protestant zu sein. Der menschen- freundliche Pater führte Braun zu einem Arzt Johann Amann von Wien, der ıhn auf Kosten der Gemeinde des Paters behandelte. „Derselbige hat mir auch viel guts erzeigt / vnd mich 4. Monat lang beherbergt: welches ihm Gott vergelten wölle,“ schreibt Braun dank- baren Herzens. Durch diesen Unglücksfall war aber das Interesse des Reisenden am Seeleben nicht gedämpft worden oder gar erloschen, es bekam vielmehr durch das Leben und Treiben dieser bedeutenden Handelsstadt immer neue Nahrung. Und so schildert er auch in lebendiger Weise den Verkehr in diesem Welthandelsplatz. Er nennt Gesetze, die den fremden Kauffahrern galten, erzählt von dem Jubel beim Einlaufen glücklich heimkehrender Schiffe und von der Nichtbeachtung derer, die den Kurs verfehlt, also leer heimkamen. Er sah auch am 6. Oktober die reiche Silberflotte hier eintreffen, die von spanischen Kriegs- fahrzeugen begleitet wurde, und er ist voll von Ver- wunderung über den Reichtum dieser Schiffe sowohl, als = . — auch ganz besonders über die Schlauheit, mit der man sich der Abgabe von 5°/, an den König entzog. Mit dem 6. Januar 1617 erreichte Brauns Aufent- halt in Lissabon sein Ende. Er hatte sich als Wund- arzt von einem holländischen Kauffahrer, dem ,gülden Falck“ anwerbenlassen. Anfangshatteerdoch geschwankt, ob er nochmals zur See gehen solle; aber die Reiselust, der gute Sold und die Erlaubnis, auf eigene Faust Handel treiben zu können, liessen bald alle Bedenken schwinden, Der Holländer bildete mit 2 Engländern und 2 Portugiesen zusammen eine Admiralschaft, die allerdings nicht von langem Bestand war. Am 9. Januar kamen am Cabo de Santa Maria fünf Piraten in Sicht, die den Kauffahrern weit überlegen waren. „Da nun der streit etwas hart anging / wichen die Portugaleser sampt den zween Engländern hinden aus / in der Meinung / sich zu salviren.“ Da sie aber von den Piraten verfolgt wurden, gelang es den Holländern nach der andern Seite zu entkommen, nachdem sie ihrem einzigen Ver- folger den Mast abgeschossen hatten. Den Piraten wäre gute Beute in die Hand gefallen, da die Holländer nach Brauns Angabe eine Ladung von 400000 Dukaten Wert an Bord hatten. Am 10. Januar kam das Schiff nach Cadiz!°). Hier wurde es drei Wochen lang durch eine spanische Flotte unter Philipp von Savoyen aufgehalten, da es sich. weigerte, an einem Zug gegen die Piraten teilzunehmen. Die Segel wurden weggenommen, um es am Entweichen zu verhindern. Im Februar endlich wurde die Weiterfahrt gestattet. Man segelte durch die Strasse von Gibraltar nach dem Kap Palos an Spaniens Mittelmeerküste, von da nach der Südspitze Siziliens, dem Kap Passaro, und gelangte am Palmsonntag 1617 nach Venedig, wo man bis Pfingsten blieb. Hier bekam das Schiff Ladung nach Ortranto und Gallipoli, und von da beförderte es Baumöl nach Holland. Die Heimreise trat es am 20. Juli an, segelte glücklich durch das Mittelmeer, durch den Atlantischen Ozean an den Scillyinseln '”) vorbei nach Holland, wo man am 24. August 1617 „nach aus- gestandenen vielen Trübsalen vnd Gefahren mit Gottes- hülff wiederumb ankommen.“ Schon im folgenden Monat, im September 1617, trat Braun eine neue Reise an, die ihn diesmal drei Jahre von Holland fern hielt. Für die neue Besatzung des festen Platzes Nassau an der Goldküste wurde ein Wundarzt gesucht. Braun schwankte noch, ob er sich melden solle, als er an den Hof des Prinzen ging, wo er hatte, „von weitem hörchen wöllen / wie die sachen beschaffen.“ Durch etliche Bekannte liess er sich be- stimmen, in den Dienst der „Herren Staden‘“ zu treten. Nach Nassau fuhren drei Schiffe, auf dem „Gelder- land“ befand sich Braun. Die beiden andern Fahrzeuge führten 125 Mann Soldaten zur Ablösung und Ziegel- steine nebst Kalk zum Ausbau der Festung. Den Ober- befehl über die Flotte führte der General Calantius. Als man den Kanal passiert hatte, erfasste die Flotte ein solcher Sturm, dass man in 8 Tagen bis zur Höhe des Kap Verde gelangte, aber ca. 180 Meilen westlich davon. „Damalen der Schiff-Patron / bey 80 jahren alt / bezeuget / dass er niemals solch schwär Wätter gesehen / alss aber dieses war.“ Brauns Schiff wurde von den übrigen getrennt. Der Sturm wütete fort, und alle befürchteten den Untergang, zumal das Schiff schon 28 Jahre alt war, die „gewaltige Meer- schlacht / zwischen Spania vnd Barbaria in Istreto de Gibraltar / Anno 1609 beschehen“ / mitgemacht und im „selbigen Streit gerambariert vnd zerstossen worden“ or war. Man dankte Gott auf den Knieen, als endlich ruhiges Wetter kam. Noch ehe man die Küste von Sierraleone erreichte kam das Schiff in einen Harmattan. Es „ist ein feiner guter Wind kommen auss Osten mit einem dicken Näbel. Vnd hat das Volck gesagt / die schwartzen Teuffel haben die stein gemahlen vnd zerschlagen / vns noch mehr verdriess anzuthun. Dann vnser Schiff / vnd alles , was darinnen war / so roth worden / alss wenn es mit ziegelstein were angestrichen worden“ *°). In Sierraleone erholte man sich von den An- strengungen der Fahrt und setzte dann die Reise nach Nassau fort. Hier wurde die neue Besatzung ans Land gebracht, die abgelöste konnte sich auf dem „Gelder- land“ einschiffen, Es waren nur noch 20 am Leben und auch diese waren „mehrentheils krank vnd schad- haft“; aber sie waren froh, den Ort verlassen zu können, dass sie auf die Warnungen vor dem baufälligen Schiff entgegneten, es könne ihnen nicht ärger ergehen als auf der Festung. „Wie ich dann auch hernach selbs er- fahren habe,“ fügt Braun hinzu. In der Festung selbst fand Braun von der alten Mannschaft, deren Ablösungszeit noch nicht gekommen war, 40 Mann, die am Fieber und am Guineawurm litten. Die Kranken teilten die gleichen Wohn- räume mit den Gesunden; und diese schlechten Woh- nungen, das ungewohnte Klima, und das „vnordenliche essen vnd trinken“ der Mannschaften lassen es erklär- lich erscheinen, dass innerhalb drei Wochen ca. 20 Leute starben und 30 erkrankten. Angesichts dieser trost- losen Zustände wurde auch Braun entmutigt, und gern wäre er wiederum weggefahren wie der Prediger Her- mann Janson, der es aufgab, seinen Einfluss auf die rohe, zusammengewürfelte Soldateska geltend machen zu wollen. Aber er fühlte sich hier unentbehrlich. Der alte Feldscher war ebenfalls dem Klima erlegen, und so hatte es lange „an hülff vnd raht wegen der kranken gemanglet.*“ Und Braun half nach Kräften. Dieses Bewusstsein der Unentbehrlichkeit, das Entgegenkommen des Kommandanten und noch manche andere Vorteile, die er genoss, söhnten ihn bald mit seiner Lage aus. Über die Ausübung seines Berufes erwähnt Braun so gut wie nichts; dagegen macht er uns bekannt mit dem Lande und seiner Bevölkerung. Die Rückreise übergeht er mit Stillschweigen, nur soviel geht aus dem Bericht über die letzte Reise hervor, dass er im August 1620 wieder in Amsterdam eintraf. Braun hatte im Sinne, nach dieser vierten Reise in seine Heimat zurückzukehren. Da aber die Pfalz, die er hätte dabei durchziehen müssen, von den spanischen Truppen unter dem Marquis Spinola besetzt war, gab er diesen Plan auf. Es schien ihm weniger gewagt, an einer Expedition gegen die Piraten des Mittelmeeres teilzunehmen, als ein von den Spaniern besetztes Land zu durchreisen. Holland und England rüsteten eben zusammen eine Flotte aus, denn die Piraten waren eine Geissel für die Handelsschiffe geworden. Braun liess sich anwerben und kam auf das Schiff „Edam oder der schwartze Stier.“ Dieses Schiff bekam den Sonder- auftrag, den holländischen Konsul Kornelius Pfau nach Alexandretta zu führen. Am 23. Oktober 1620 empfing Braun Handgeld, aber vor der Abreise, während das Schiff noch mit Proviant versorgt wurde, ging er wegen eines erkrankten Offiziers und um sich selbst noch Medika- mente zu verschaffen nach Amsterdam zurück. Unter- dessen trat aber der ersehnte Ostwind ein, und die Flotte fuhr nach Texel ab. Als Braun die Windveränderung merkte, eilte er nach Texel, kam aber „bey 3. stunden NE OR ee zu spath.“ Er versuchte alles, um an Bord seines Schiffes zu kommen. Unter mancherlei Missgeschick führte ihn endlich ein Schiffer von Medemblik, Bruno Volkerson, nach Vlissingen, wo er am 18. Dezember ankam. Hier erfuhr er, dass die Flotte „in Engelland bey Doveren in Tuinis?') liegen soll.“ Er eilte über Sluis, Damme, Brügge, Ostende, Nieuport, Dünkirchen und von hier zu Schiff nach England. Am 23. Dezember erreichte er die Flotte. Es war aber schon ein „englischer Artzet vnd Balbierer“ angenommen worden; da dieser aber nicht so glücklich war, eine „Kiste“ zu besitzen und auch die Brauns nicht bezahlen wollte, so trat dieser wieder an seine alte Stelle. Alle Schwierigkeiten waren gehoben, als am 27, Dezember die gesamte Flotte in See stach. Am 12. Januar 1621 durchfuhr der „schwartze Stier“ die Meer- ‚enge von Gibraltar, nachdem er sich schon vorher von der Flotte getrennt hatte. Am 25. traf man zwischen Cabo de Gata und Kap Palos auf eine grössere Handels- flotte, die sich dem holländischen Kriegsschiff anschloss. Bald darauf hatte man einen grösseren Kampf mit Piraten bei der Insel Formentera, den Braun ausführ- lich beschreibt. Die Holländer vernichteten das feind- liche Schiff. Dann kam Mallorka in Sicht, darauf landete man in Sardinien. Am 7. Februar ging man mit West- wind nach Malta an der Südküste Siziliens entlang. Man sah den „Monte Gibello des Nachts grausam brennen.* Am 12. lief das Schiff in den Hafen von Malta ein. An Kandia und Cypern vorüber gelangte man am 9. März im Hafen von Alexandretta an. Mit den üblichen Ehren wurde der Konsul vom Schiff ver- abschiedet, um von einer Ehrentruppe geleitet die Reise nach Aleppo, seinem Bestimmungsort, fortzusetzen. NEON Die Schiffsmannschaft feierte das Osterfest im Hafen, und am 14. April wurden die Anker zur Heimfahrt ge- lichtet. Jetzt beobachtete man grosse Vorsicht, da offener Krieg zwischen Spanien und Holland ausge- brochen war. Nach mancherlei Gefechten, Stürmen und anderen Fährlichkeiten langte das Schiff in Eng- land an. Wann die Ankunft in Holland und darauf die Rückkehr Brauns nach Basel erfolgte, ist nicht ge- sagt. Der interessante Bericht schliesst mit den Worten: „Seind also endlichen / mit Gott / glücklichen in Hol- land widerumb ankommen. Allda die Admiralität vns alle mit gutem danck wohl bezahlet hat.‘ Die Guineaküste zur Zeit Brauns. Der Begriff der Guineaküste war schwankend. Die eifersüchtige Wachsamkeit der Portugiesen schloss jede genauere Kenntniss Westafrikas seitens seefahrender Nationen aus. Was bis zum Jahre 1612 von den Hol- ländern und Engländern über diese Küsten geschrieben wurde beruhte fast ausschliesslich auf mehr oder weniger flüchtiger Beobachtung. Man sprach allgemein von einem „Königreich Guinea,“ eine Bezeichnung, die auch | Linschoten anwandte, und ebenso betitelte Marees den Bericht über seine Küstenfahrt „Beschreibung des ge- waltigen, goldreichen Königreichs Guinea.“ Es sind diese Bezeichnungen ein Beweis dafür, wie wenig diese Beobachtungen aufeigenen eingehenden Studien beruhten. Erst 1612, als die Holländer festen Fuss an der Gold- küste gefasst hatten, waren genauere, ruhige Beobach- tungen und wirklich verbürgte Nachrichten möglich, und so finden wir bei den Reisenden, die allein aus eigener Anschauung schrieben, nichts mehr von dem „Königreich.“ Guinea wird eine Landschaftsbezeichnung. a) Braun ist der erste, der es in diesem neuen Sinne ge- braucht. Dapper aber, der selbst nie gereist war, hält es für nötig, in einem besonderen Abschnitt den Bericht des Leo Afrikanus wiederzugeben und das „Königreich“ Guinea zu beschreiben, während er einige Seiten später völlig auf der Höhe seiner Zeit steht und die Ansicht, (zuinea sei ein Königreich, für falsch erklärt. Er spricht hier von Ober- und Unterguinea, grenzt beide am Kap Lopez von einander ab und meint auch, dass viele Hol- länder unter Guinea nur die Küste von Sierraleone bis zum Königreich Benin verstünden. Derart widersprechende Angaben erhielten sich noch lange, sodass auch Bosmann es für nötig erachtet, darauf besonders hinzuweisen, dass Guinea nicht ein einziges Königreich sei, sondern „ein überaus grosses Land / und in einige hundert Stunden ausgebreitet / worinnen un- zählbare Königreiche / so gross als klein / befindlich sind / nebst vielen andern Völkern / die eine Regie- rungsart von einer Republik brauchen.“ Leichter als mit der Frage, ob Guinea Staat oder Landschaft bezeichne, fand man sich mit der Abgrenzung des Gebietes ab. Mit dem Namen Guinea verband sich unbedingt die Vorstellung von Gold, und nur soweit als dieses in den Handel kam, war von Guinea die Rede. Bei Braun finden wir wohl, dass er von Guinea da spricht, wo die Eingebornen das edle Metall verhandelten, aber nie bezeichnet er Benin, Gabun oder Kap Lopez als dazu gehörig. Diese Auffassung war allen Seefahrern semein, und so finden wir auch auf allen Karten von dieser Zeit Guinea abgegrenzt von Kap Palmas bis zum Volta; auch Dapper macht, trotz des anders lautenden Textes, auf keiner seiner Karten eine Ausnahme: Zahn-, Quaqua- und Goldküste bilden den Strand von Guinea. Nur in einem Punkte herrscht bei allen Autoren eine a ee gewisse Übereinstimmung: da, wo es galt, das Hinter- land der erwähnten Küste zu schildern, geraten alle auf Abwege. Wie schon erwähnt, war es Braun als erstem ver- gönnt, in der sichern Obhut der holländischen Festung seine Aufzeichnungen zu machen; er ist auch der erste, der Nachricht von der Einteilung der Goldküste in ver- schiedene Königreiche giebt. Er zählt deren nicht viele auf, es sind eben nur die, die er selbst kennen lernte. Seine Angaben sind völlig richtig, und Dapper, dem wir hier trauen können, soweit er sich mit seinen An- gaben nicht von der Küste entfernt, giebt eine ziemlich ausführliche Darstellung dieser kleinen Reiche. Die Goldküste wurde vom Ankober bis zum Volta gerechnet; Braun schreibt, in Assini fange der Gold- handel (in grösserem Umfange) an, und Accra sei der letzte Ort, da man Gold finde. Zwischen beiden be- fanden sich die oft besuchten, zahlreichen Handelsplätze. Ehedem hatten die Portugiesen allein das Privilegium des Handels an dieser Küste beansprucht. Im Jahre 1578 hatten zwar die Franzosen versucht, sich in Accra festzusetzen, mussten aber schon nach wenigen Jahren den Handel hauptsächlich infolge der portugiesischen Quertreibereien aufseben. Erst 1612 gelang es, das Vorrecht der Portugiesen endgültig zu brechen; die Hol- länder gründeten das Fort Nassau, wenige Meilen von dem portugiesischen Elmina gelegen. Diese beiden festen Plätze waren neben den weniger starken Orten Axim und Sama, die ebenfalls Portugal gehörten, die einzigen europäischen Niederlassungen. Nicht so klar war die Einteilung des Landes in die einzelnen Negerkünigreiche. An der Küste zwar lagen die Namen fest; man unterschied von West nach Ost die Reiche Axim, Ante, Kommendo, Fetu, Sabu, PR UT Vs. Fantin, Akron, Agonna, Accara, Labade und Ningo; über das Hinterland aber gab es fast keine verbürgten Nachrichten. Dies war eine günstige Gelegenheit, der Phantasie die Zügel schiessen zu lassen, die auch Dapper nach Kräften benutzt, indem er nicht weniger als 29 Königreiche und Landschaften aufzählt. Dass diese scheinbare Vollkommenheit jeder positiven Grundlage entbehrt, dass alles weiter nichts als eine Sammlung von Namen ist, geht aus den kurzen Beschreibungen Dappers zu jedem dieser Reiche hervor. In ihrer Dürftigkeit and Schablonenhaftigkeit sind sie Beweis genug, dass der Verfasser selbst nichts weiss. In Wahrheit körten schon wenige Meilen hinter der Küste die eigenen Beobach- tungen der Europäer auf. Die Namen der Länder Eguira und Adom, Abrambu und Atti, vor allem aber die Heimat der Akkaner waren an der Küste lediglich durch die Bewohner dieser Landschaften oder Orte selbst bekannt, da sie das Gold nach der Küste brachten. Kein Europäer drang soweit vor, dass er hätte aus eigener Anschauung berichten können. Die Vorstellung Brauns vom Hinterland der Goldküste dürfte in ihrer Unsicherheit so ziemlich allgemein gewesen sein: „streckt sich wol 300. meil ins Land hinein gegen Arabia / vnd gross vnd klein Akanye.“ | | Der übrige Teil dessen, was wir als Oberguinea bezeichnen, bietet zu Brauns Zeit ein einfaches Bild. Die Goldküste hebt sich deutlich aus den sie umgebenden Küstenstreifen heraus. Sie ist am meisten besucht und deshalb auch am bekanntesten. Östlich und westlich von ihr treten uns nicht kleine Reiche, sondern grosse Ländermassen entgegen. Die Pfeffer-, Zahn- und Quaqua- küsten wurden fast nur besucht, um die Ladung vor der Heimfahrt zu vervollständigen. So führte die Unkennt- nis des Landes zu allgemeinen Namen. Ebenso ver- hinderte im Osten der Mangel an reichen Produkten, wozu hier noch die Unzugänglichkeit der Küste kam, die nähere Kenntnis des Landes. Man legte am ge- eignetsten Punkte, der Mündung des Beninflusses an, erhielt so Kenntnis von dem Königreich Benin, mit dem man dann den ganzen unbekannten Winkel des Guimea- busens ausfüllte. Braun rechnete z. B. Benin vom Volta bis zum heutigen Muni. Erst südlich dieses Flusses wurde ein Stück Küste bekannter, etwa von Gabun bis Kap Lopez. Dies geschah aus dem Grunde, weil die Schiffe, die Oberguinea besucht hatten, von hier aus die Heimreise antraten. Das Land nannte man das König- reich Gabun, ebenso willkürlich und verschieden von Ausdehnung wie Benin. Das Land vom Kap Ste. Catharine bis Benguela war ebenfalls nur stellenweise bekannt. Von dem er- wähnten Kap bis zum Kongo dehnte sich das unbe- kanute Königreich Loango aus, von dem Braun den nördlichen Teil als selbständiges Königreich Majumba aufführt. Am rechten Ufer der Kongomündung lagen die beiden kleinen Königreiche Kakongo und Angoy. Jenseit des Flusses breitete sich das verhältnismässig am besten bekannte Königreich Kongo aus, an das sich nach Süden zu die Reiche Angola und Benguela an- schlossen. Von Benguela bis zum Kap der guten Hoffnung hörte dann überhaupt jede Kenntnis der Küste auf. Die Reiseergebnisse. Wenn wir im folgenden die Ergebnisse der Reisen Brauns darstellen, so geschieht dies in völlig anderer Anordnung als im Bericht selbst. Es erscheint für die Übersichtlichkeit des Ganzen von vorteilhafterer Wirkung, den Stoff ohne Rücksicht auf die Zeitfolge 2) er der einzelnen Reisen nach der geographischen Lage der besuchten (regenden zu ordnen. Auf diese Weise lassen sich die Ergebnisse und Beobachtungen der zweiten und dritten Reise zu einer Gesamtdarstellung der Küste von Oberguinea zusammenfügen, während die erste Reise ausführliche Mitteilungen über Niederguinea bietet. Oberguinea. Den nördlichsten Punkt, den Braun an der West- küste betrat, giebt er unter 8!/2®. N. Br. an der Sierra- leoneküste an. Über die Natur des Landes erwähnt er nichts, und in gleicher Weise unterlässt er jede Be- schreibung bis hin zur Quaquaküste. Die Gegend, die er nur vom Schiff aus betrachten konnte, schildert er als „ein nicht gar hohes Land / doch sehr lustig anzu- sehen wegen vieler Wälder / welche oben aus also eben sind, ais wären sie mit einer Schäre geebnet und ver- schnitten worden.“ Der Goldküste giebt er eine Länge von 70 Meilen, er nennt sie ein „bergiges Land, doch nicht gar zu hoch.* Durch die damaligen, lediglich auf die Küste beschränkten Landkenntnisse ist auch die un- genaue, Braun selbst als ungenügend erscheinende Nach- richt vom Hinterlande erklärlich: „zu Sabu, Fantin und anderswo“ wohnen die Goldhändler „daselbsten, als an einem lustigen Ort, die Könige ihre Wohnungen haben / und allerlei bei uns unbekannte Gewächs gefunden werden.“ Benin nennt er kurz „ein lustig Land“ und vom heutigen Kamerungebiet schreibt er: „Ambosy ist das höchste Land / so man weit und breit findet. Wird von uns genannt das hohe Land Ambosy, von den Spaniern aber la alta tierra de Ambosy. Ist lieblich.“ (sabun ist ebenfalls „ein lustig Land“ und weiterhin bezeichnet er es „über die Massen gut“ und „mit — 39 — schönem, frischem Wasser versehen.“ Das Gebiet um das Kap Lopez gehört ebenfalls zu den „lustigen Ländern,“ es ist „nicht hoch, und mit schönen Wäldern _gezieret." Über das Klima aller dieser Länder spricht er sich nur sehr allgemein aus, er nennt es ungesund: „daselbst giebt es viel kranker Leut, von wegen der grossen Hitz des Landes.“ Die Tierwelt, die sich ja an und für sich nicht durch grosse Mannigfaltigkeit auszeichnet in den von ihm besuchten Küstenstrichen, kommt bei ihm ebenso kurz weg wie die Pflanzenwelt. Mit Vorliebe spricht Braun immer nur ganz allgemem von „Gewild,“ „Ge- wächs,“ „Obs,* aber da, wo er bestimmte Namen nennt, betrifit dies sicher nur Tiere und Pflanzen insofern, als sie für den Handel in Betracht kommen. So berichtet er vom Elefanten, dessen häufiges Auftreten ihm be- sonders in Sierraleone und Gabun erwähnenswert er- scheint. Als wichtigste Pflanze erscheint ihm die Palme. In Sierraleone findet er die „Lemonenbäume so dick in einander, als in unserem Lande die Eichbäume,“ die Früchte seien so zahlreich, dass sie „wie die Eicheln“ aufgelesen werden können. Noch fruchtbarer als dieser Teil, erscheint ihm das übrige Guinea, von dem er Indigo, Reis, Baumwolle und Pfeffer erwähnt. Benin ist. ıhm „ein Land voll von köstlichen Früchten.“ Wenn er aber mit der Bemerkung, „es wachset kein Wein daselbst,“ sagen will, dass hier die Palme fehle, so ist er im Irrtum; die Bewohner gebrauchten die Palme nur nicht zur Herstellung eines berauschenden (setränkes, sondern fabrizierten dasselbe aus einer Wurzel, wie auch Braun angiebt. Von anderen für den: Handel bedeutenden Pro- dukten des Landes erwähnt er natürlich in erster Linie N Er das Gold, von dessen Gewinnung weiter unten berichtet wird, und die rätselhafte Aggriperle „Accarey / welches die Einwohner für ein Edelgestein halten ; wachset im Meer wie die Korallen. Ist anzusehen himmelblau / wann man aber durchsiehet, ist es ganz meergrün,“ die man in Benin eintauschte*?). Alle diese Bemerkungen über das Land selbst müssen wohl als dürftig bezeichnet werden; aber wir dürfen den Reisebeschreiber dieser Kürze wegen nicht verurteilen. Daraus, dass diese einfachen, aber treffenden Bemerkungen überall im Buche verstreut sind, ersieht man deutlich, dass sich der Reisende doch dem Ein- drucke der grossartigen, fremden Natur nicht verschliessen konnte; es sind nicht wohlüberlegte Schilderungen der Landschaft, sondern unwillkürliche Gefühlsäusserungen, die man aber wohl als die allerersten Anfänge einer Naturschilderung auffassen kann. Damit, wie überhaupt mit der Art der Reisebeschreibung Brauns war ein mehr idealer Zug in die Reiselitteratur gekommen. Mit nur ganz wenigen Ausnahmen melden alle Berichte vor unserm Reisenden nur von Handel und von Kampf mit den Feinden desselben. Jetzt treten einzelne Männer auf, die, nicht von Handelsinteressen geleitet, ihr Augenmerk, auf die Bewohner der so heiss umstrittenen Länder richteten und diese zum Gegenstand ihrer Darstellung machten. Die nächst höhere Stufe der Reisebeschreibung, die dem Leser auch die Eindrücke der Natur des Landes auf den Peschauer übermittelt, blieb einer spätern Epoche vorbehalten. Unser Reisender aber gehört zu den Balın- brechern, die das Interesse ihrer Landsleute auf die Menschen der fernen Länder richteten, und wegen dieser tieferen Auffassung der Aufgaben eines Reisenden sind auch seine Mitteilungen über die Bewohner Westafrikas, über ıhre Sitten und Gebräuche von grösstem Interesse und nicht zu unterschätzender Wichtigkeit. Den Bewohnern des Landes und ihren Lebens- gewohnheiten schenkte Braun seine volle Aufmerksam- keit. Die Leute von Sierraleone beschreibt er als „ein gut Volk / sind dankbar / wenn man ihnen auch das geringste verehret. Doch ist ihnen nicht durchaus zu trauen. Denn sie oftmals von den räuberischen Fran- zosen unter dem Schein des Handels überfallen und beschädigt werden. Diese Leut halten sich wie die Mohren / welche nur 600 Meilen von einander gelegen sind.“ Er scheint sie demnach nicht zu den Negern zu rechnen, zeichneten sich doch auch die hier Wohnenden durch „eine edlere Gesichtsbildung“ aus, es waren „teil- weise schöne Neger*).“# Die Beschneidung, die bei ihnen üblich war, ist kein religiöser Brauch, die Be- wohner sind auch nicht Muhamedaner, sondern „haben allerlei teuflische Abgötter, denen sie dienen.* Ihre Häuser sind wie auf Cap Mount. Nähere Angaben kann man ja auch wohl kaum erwarten, wenn man be- denkt, dass Braun hier nur wenige Tage weilte, erschöpft von den Anstrengungen und Gefahren einer stürmischen Reise. Von den Bewohnern der Quaquaküste berichtet er, dass sie „gar stark sind.“ Er hebt ihre besondere Ge- wandtheit im Rudern hervor. Ihr Haar „ist schwarz und gehet bis auf die Füsse. Wenn sie es aufbinden um den Kopf / so ist es gleich einem Türkenhut: und tlechten weisse „Härlein“ darein / welches wie schöne „bärlin“ anzusehen.“ Die Leute von Accra „sind nicht gross von Leib / aber sehr schnell und geschwind in allen Sachen.“ Die Leute von Ambozes sind nach seiner Meinung „schöne Menschen,“ die Bewohner von Gabun aber ein „tückisch Volk.“ Er misstraut ihnen ebenso wie alle Seefahrer, die diese Küste besuchten, und glaubt, dass sie „gewisslich Kannibalen oder Menschenfresser gewesen / wie bei ihren vorderen Zähnen zu verspüren / welche gefeilet waren wie eine Säge“ Auch mit Negern von Kap Lopez vermag er sich nicht zu be- freunden. Das Land gefällt ihm „über die Massen gut, hat aber ein sehr wüstes Volk von Geberden. Ihre Angesichter sind heftig mit Schnitten eines Fingers lang zerrissen. Ihr ganzer Leib ist gepicket oder zerstochen/ wie bei uns die köstlichen Kleider zerstochen sind.“ Diese kunstvolle Tätowierung hält er für „ein Schänden an ihrem Leib“; aber nicht nur dies, sie sind „auch sehr unkeusche und unehrbare Leute.“ Über die Tracht der Eingeborenen lässt er sich ausführlicher vernehmen. An der gesamten Küste findet er Baumwollenstoffe als Bekleidungsmaterial vor, die entweder aus Europa eingeführt oder an der Küste von den Negern selbst gefertigt werden. Nur in besonderen Fällen, etwa als besonderes Prunkstück tritt europäische Leinwand auf in Gestalt eines alten , Leinlachen.“ Die Neger am Cap Mount tragen einen ziemlich komplizierten Anzug aus Baumwollenstoften. „Gehen be- kleidet mit baumwollenen Röcken bis an die Knie. Die Ärmel sind eine Elle weit / welche sie hinter sich auf die Achseln streichen / wenn sie etwas zu handeln haben. Sie tragen auch weite baumwollene Höslein bis an die Knie, aber keinen Hut / ausgenommen etwa einer der Vornehmsten.“ Mit Vorliebe handeln sie rotes Tuch ein, das den Weibern als Schmuck dient, und zwar schneiden sie dasselbe in Riemen, die sie entweder um die Weiche oder den Kopf binden. „Sind gar scham- haftige Leute / beides / Weib und Mann”). Ein anderer Brauch herrscht bei den Einwohnern der Quaquaküste, den heutigen Avekwom. Nie fertigen EU ee lange Baumwollenstreifen, eine Spanne breit und sechs bis sieben Ellen lang. Fünf oder sechs dieser Streifen nähen sie dann zusammen, so dass ein umfangreiches Tuch entsteht ?°), welches sie dann als Bekleidung mantel- ähnlich um ihren Körper schlagen. Einfacher ist die Bekleidung der Leute von Accra. Ihnen genügt ein kleines-,‚Quaquahy,“ das sie dann als Schurz um die Lenden schlagen, „der übrige Leib ist ganz nackend.“ Stattlich sind im Vergleich zu ihnen die Akkaner, die Kaufleute aus dem Hinterlande ge- kleidet, sie haben ‚noch ein Kleid über die Achseln für den Mantel.“ Von den Negern der Küste überhaupt berichtet Braun dasselbe wie von den Bewohnern Accras. „Sie gehen nackend daher / bedecken sich doch ein wenig mit einem Tüchlein / als mit einem Niederkleid. Ist aber fast zwölf Ellen lang / das sie um sich schlagen / wie etwa an einem Crucifix gesehen wird. Die Weiber aber sind mehr bedecket und bekleidet als die Mannen °°).‘‘ Als Kopfbedeckung tragen die Männer ‚„wunderliche Hüt von Geisenhaut, welche sie nass über eine Form spannen / und wann sie ertrocknet / ist es ein Hut.“ Obwohl die Bewohner Benins nach Brauns Mit- teilung sehr geschickt im Anfertigen von Kleidern aus Baumwolle sind / „gehen doch daselbst Jünglinge und Töchter ganz nackend / so lang bis sie einander nehmen.“ Dann erst bekleiden sie sich mit Baumwollenzeug; wie aber die Kleidung beschaffen ist, sagt er nicht. In Gabun verhandelte man Tücher aus Benin. Dies ist die einzige Andeutüng, dass die Bewohner Kleidung tragen. Ebenfalls’ höchst einfach wird die Tracht der Leute’ am Kap Lopez gewesen sein, da Braun berichtet dass sie ihren gesamten Körper tätowiert haben. Über die Dorfanlagen der Eingebornen erwähnt Braun nichts. Es lässt sich nur aus seinen Mitteilungen — 40 — entnehmen, dass die Dörfer an der Goldküste unmittel- bar am Strande angelegt sind, während am Kap Lopez die Ortschaften ungefähr zwei Meilen vom Strande er- baut waren. Wenn die Schiffe anlegten, so wurde den Negern die Ankunft durch einen Kanonenschuss ge- meldet. Daraufhin erschienen die Eingebornen am Ufer, errichteten dort interimistisch Hütten und tauschten ihre Elfenbeinschätze aus. Der Grund der Binnenlage der Dörfer ist die Beschäftigung der Eingeborenen aus- schliesslich mit Jagd, während sie an den übrigen Teilen (suineas vorwiegend Ackerbauer, Fischer und Händler waren. In Cap Mount sind die Hütten der Bewohner durch- gängig rund. Sie stehen jedoch nicht direkt auf der Erde, sondern auf einem etwa drei Fuss hohen Unter- bau, so dass man in das Innere der Hütte auf einer Treppe gelangt. Der Boden des Hauses ist mit Tier- fellen bedeckt, auf denen sie schlafen, wobei sie das Haupt auf kleine Blöcke stützen. Die Hütte selbst ist von Holz errichtet und die Fugen mit Erde verkittet. Bedeckt sind die Häuser mit Palmenblättern. „Jedes Haus steht für sich allein. Anders ist es an der Goldküste. Hier hat jede Familie eine Häusergruppe für sich. Um jede Familien- wohnung ist ein lebendiger Zaun gezogen: „Gott der Herr und die Natur hat sie mit solchen dieken ge- flochtenen Hägen eines Mannes hoch verwahrt / dass man mit keinem Bogen dadurch schiessen kann. Das Gewächs daran ist so zähe / dass es nicht wohl abzu- hauen. Ist obenaus zu sehen wie ein kleiner Wald. Ihre Pforten sind so eng / dass nur ein Mann hindurch sehen kann, und sie sind so stark / dass es ein Wunder ist. Solche Häge gehen rings um ihre Wohnungen / welche sie Gau nennen.“ Die Häuser selbst sind „sehr u Re wunderlich und artlich gemacht.“ „Die Wände sind geflochten wie ein Hurt / und mit Erde bestrichen, Das Dach ist von Palmblättern gemacht. Haben keine Fenster / sondern wenn sie Luft oder Heitere haben wollen / sperren sie das Dach auf mit einem Hölzlein, denn es gar leicht ist. Inwendig sind die Wände mit roter Erde angestrichen: der Boden ist auch rot wie Bolus.“ * Die Zahl der Häuser richtet sich, wie Braun weiter berichtet, nach der Anzahl der Frauen; jede Frau hat ihre eigene Hütte, „‚damit sie einander nicht irren.“ Das Haus des Mannes steht in der Mitte der ganzen Anlage °”). Bedeutend einfacher sind die Hütten in Ambosy. „Ihre Behausung ist gar schlecht von Blättern gemacht / und bedeckt wider den Regen. Sie haben kein Bett / liegen nur auf der Erde / gar wild und arm.“ Die Beschäftigung der Neger ist verschiedener Art. Am Rio Sesters handeln sie Eisen ein, woraus sie dann Armringe und „allerlei Waffen als Pfeile, Hassagey, Messer und andere Sachen“ anfertigen. Dasselbe ist am Kap Lopez der Fall Die Bewohner von Rio Sesters verstehen sich auch auf Salzbereitung, wozu sie messingene Becken von den Holländern einhandeln. Eine besondere Industrie ist aber an der Quaquaküste und in Benin ausgebildet, die Herstellung von Baumwollen- tüchern, die den wichtigsten Ausfuhrartikel dieser Länder bilden. Ausgezeichnete Bootbauer sind alle Küsten- neger, besonders aber hebt er die Leute der Quaqua- küste und von Akkra hervor. Von letzteren berichtet er: „Wann sie auf dem Meer fahren / haben sie Kanoa /sind hohle Bäume /welche sie artlich zubereiten / dass bei 20 oder mehr Mannen darin sitzen können.“ Von den Gabunnegern sagt er: ‚Sie brauchen für ihre Schiffe (Alamady oder Malungo genannt) lange / ausgehöhlte Bäume / darinnen etwa 70 oder 80 Mann fahren können.‘, Fun ADO Res Abgesehen vom Handwerk der Schmiede, Weber und Bootbauer konzentriert sich die gesammte Thätigkeit der Einwohner auf Gewinnung von Ausfuhrartikeln, also je nach dem Lande auf Gold, Pfeffer und Elfenbein. Während aber die Jägerstämme am Kap Lopez den Ackerbau völlig vernachlässigen, ist derselbe an allen andern Stellen der Küste die wirtschaftliche Grundbe- dingung der einzelnen Völker. s Den ‚wunderlichen Ackerbau“ an der Goldküste beschreibt er anders als alle Reisenden. „Was den Ackerbau betrifft / haben sie sehr grossen Vorteil. Denn sie es nicht bauen dürfen / wie es in unserm Lande geschieht: sondern sie hauen nur die Stauden ab / und lassen sie dürr werden. Alsdann zünden sie dieselben an / dadurch das ganze Land gesäubert wird. Darauf es anfängt zu regnen zu gewisser Zeit / welche ihnen durch die Erfahrung bekannt ist. Denn es bei ihnen im Land 3 Monat lang regnet. Wann dann das Land befeuchtigt wird / ist solches anstatt eines guten Mists. Wann sie dann säen wollen / machen sie kleine Grüb- lein / darein sie den Samen werfen und zudecken. Und so es darauf ‘regnet / wachset es in drei Tagen eine Spanne hoch: Alsdann versetzen sie es gar artlich / wächst in drei Wochen eines Manns hoch / also dass sie oft in sieben Wochen Ernte haben. Sie haben dreierlei Frucht. Unser Korn nicht aufgehen will da- selbst aber wie das ihrige. Sie haben in vier Monaten zwei Ernten.“ Die drei verschiedenen Arten der Feld- früchte nennt er aber nicht, es können nur Maıs, Sorghum und Duchn sein *). Die Brotbereitung steht dem Ackerbau an Einfach- heit nicht viel nach. „Sie haben keine Mühlen / sondern die Weiber zerreiben das Korn auf den Steinen / wie man bei uns das Eisen auf den Steinen schleift oder — 43 — streichet. Wird gar rein. Wann sie es backen wollen / kochen sie es im Wasser: (dann sie haben keine Oefen), machen einen Teig an sehr dünn mit Wasser. Und wenn er anfängt aufzugehen / so schlagen sie es in ein erün Baumblatt / bindens zu / legens in einen Hafen mit Wasser / lassens einkochen bis es trocken wird wie Brot: Hat aber keinen Rampf. Ist sonst gut zu essen ®®). Fehlt es ihnen an Korn zur Brotbereitung, so bereiten sie aus Wurzeln Mehl. Das Brot nennen sie dann „Kankty.‘“ Braun erwähnt gleichzeitig noch eine „Gat- tung Obst / welche sie auf Kohlen legen / und braten / heissen es Brody. Ist sehr gut für den Bauchlauf.“ °°) Neben dem Getreidebau wenden die Neger ihre Aufmerksamkeit der Ölpalme zu. Sie bereiten Palm- wein, dem Braun in seiner Beschreibung von Loango ein längeres Kapitel widmet; der Palmwein wird zu Markte gebracht, soweit er nicht selbst getrunken wird, und man tauscht ihn gegen Branntwein aus. Der Trans- port geschieht in Krügen, „welche sechs oder acht Mass halten“ und die zu drei oder vier Stück auf ein Brett gestellt werden, das der Bauer auf dem Kopfe trägt. Die Hochzeitsgebräuche erfahren bei Braun eine ganz ausführliche Schilderung, ausführlicher als bei allen andern Reisenden. „Sie nehmen nicht nur viel Weiber ‚ sondern auch junge Mädchen von 6 Jahren zur Ehe. Dieselben aber behalten ihre Mütter bei sich / bis sie auf ihre Jahre kommen. Wann dann einer will Hoch- zeit halten / so nimmt die Braut alle Maidlein mit ihr auf den Platz oder Markt / allda ihr Mann auf sie und ihre Eltern warte. Und wann die Eltern zusammen- gekommen sind / so zieren sie sich gar artlich. Der Bräutigam hat einen grossen güldenen Ring um den Hals / und ein weiss Kleid über die Achseln / welches etwa von einem alten Leinlachen ist / so sie von uns FR AE bekommen / und für ein köstlich Gewand halten. Sein Haupt und Haar ist gleicher gestalt mit Gold verzieret. Die Braut hat ganz nichts um den Leib / denn nur ein Band um die Weiche / hat etliche Stück Gold im Haar hangen. Sobald sie aber zum Bräutigam kommt / so zieht er den Ring von seinem Hals ab / und lest denselben an der Braut Hals; das weisse Gewand des Mannes nimmt sie selber und bedeckt sich damit. Hier- auf laufen die Maidlein mit der Braut ins Wasser / waschen sie gar wohl auf der schwarzen Haut. Wann dann der Bräutigam etwas vermögend ist / so hält er ein köstliches Bankett und Fest / welches sie Aura Jaba / und auf portugiesisch Die de Vitalgos / das ist einen Adelstag nennen ?!). Findet ein solch „köstliches Bankett‘ statt, so wird ein Rind und mehrere Böcke geschlachtet. „Sie essen alles bis an die Haut und Bein. Die Därm essen sie auch / und haltens für das allerbeste am ganzen Rind.“ Als besondere Delikatesse aber gilt ihnen ,, Hunds- fleich / ob es schon gestorben,“ und „Schafe vertauschen sie deswegen gern um die toten Hunde°*.“ Zu diesem Festmahl wird Palmwein in hinreichender Menge ge- trunken. Bei weitem einfacher, doch auch durch Festlich- keiten erhöht, findet das Namengeben des Kindes statt. „Sobald eine Mutter des Kindes genesen / rufet der Vater alle Nachbarn zusammen / die legen das Kind auf ein Baumblatt denn sie keine Kissen haben / und trinken über des Kindes Leib / dass der Wein auf das- selbige tropfet. Und sobald es anfängt zu schreien / seben sie ihm einen Namen / je nach dem Geschrei / so das Kind geführet, als Korankin / Quaku / Apeidaba / ‚Jafary. Sehen auch auf den Tag der Geburt?”). Nennen sie etwa auch Bangala / welchen Namen sie gar hoch halten. Wann wir aber zu ihnen gekommen sind / haben EN HER sie ihnen Christennamen gegeben / als Peter / Paul / Johann / etc. Welches ihnen sehr angenehm ist / als wenn sie hoch geehrt würden. Sie geben auch jetzt ihren Kindern allein Christennamen.“ An der Spitze von Staat steht der König. Er ist der Herrscher des Landes. Jeder Ort hat sein be- sonderes Oberhaupt°*), das den Titel Henna führt. Ihm zur Seite stehen vier „Kapesseur oder Häupter“ als Räte und namentlich als Beisitzer der Gerichtsverhand- lunger, die der Dorfhäuptling zu leiten hat. Im Kriege sind diese vier, dem Henna untergeordnet, Anführer der Krieger des Dorfes. Braun hatte Gelegenheit, sie in ihrer friedlichen sowohl, als auch in ihrer kriegerischen Amtsthätigkeit kennen zu lernen. Die unendlich langen und umständlichen Verhand- lungen der Neger, die Palaver, schildert er wie folst. „In jedem Städtlein ist ein Oberherr (Henna genannt) hat neben ihm vier Kapesseur oder Häupter. Wann sie zusammenkommen / und zu Gericht sitzen / haben sie einen Mantel an von einem Leinlachen / und trägt ein jeder seinen Stuhl an einem Riemen auf der Achsel. Es bringt auch jeder sein Kallapassa oder Trinkgeschirr mit, wie dann auch seinen Schild und Schwert. Den Schild tragen die Knaben mit etlichen Hassagayen / oder Streit- und Werfpfeilen. Sie setzen sich zu Rat vor des Henna Haus / bis er kommt. Alsdann thut man den Fürtrag / und wird streng Gericht gehalten.“ Einige Gesetze, die Braun mitteilt, seien auch hier angeführt ?). Diebstahl der Neger unter einander kommt sel- ten vor, denn sie „bestehlen einander nicht. Wo sie aber uns etwas nehmen können, sparen sie es nicht.“ Der betreffende Gegenstand ist dann auch meist un- wiederbringlich verloren. Steht aber ein Neger wegen SES PAGE AS Diebstahls vor Gericht, so wird er zum Ersatz des Ge- stohlenen verurteilt. Vermag er diesen Ersatz nicht zu leisten, so wird er als Sklave verkauft, aber nicht aus seiner Heimat hinweggeführt. Die Strafen der Schuldner sind strenger. „Wenn einer mehr schuldig ist als er bezahlen kann / so wird er verkauft. Hat aber einer Gegenschulden auf dem Land unter einem andern Herrn / so wartet man / bis einer von solchem Ort kommt. Alsdann nimmt man ıhn gefangen, bis der rechte Schuldner kommt. Kommt er aber nicht / so wird der Unschuldige verkauft. Welches dann etwa grosse Kriege unter ihnen verursacht. Die Verkauften kann man nicht mehr lösen / denn sie werden weit in das Land hinein hinweggeführt / dass sie nicht mehr hinauskommen. Und werden auch gezeichnet im Angesicht / dass sie hässlich aussehen.“ .Sonsten ist es bei ihnen Brauch / wenn einer etwas entlehnet, so muss er einen Sohn oder Tochter zum Unterpfand geben / bis das Entlehnte wiederum gegeben wird. Und was der verpfändete Sohn gewinnt in der- selbigen Zeit / das ist seines Herren / bis er wiederum gelöst wird.“ „Ein Weib / so sich übersehen / und vom Mann verklagt worden / wird hinweggejagt zu ihren Eltern. Hat sie aber keine Eltern / so behält sie der Mann als Sklavin. Wo aber der Mann sich übersehen / und er vom Weib verklagt wird / so muss er Geldstrafe zahlen. Und wenn das fehlende Weib Kinder hat / mag der Mann ihr die Gunst erzeigen / dass sie ihre Kinder mit sich nimmt. Welches sie dann für eine grosse Gunst halten / denn sie die Kinder über die Massen lieben.“ Während so die gesamte Machthefugnis in den einzelnen Orten völlig in der Hand der einzelnen Dorf- häuptlinge liegt, lässt sich die Macht des Landes, die er der König selbst in seiner Hand vereinigt, nur ungefähr daraus schätzen, wie gross die Heerhaufen waren, die er ins Feld zu führen vermochte. So berichtet Braun einmal, dass der König von Sabu 800 Krieger ,,wohl- gewappnet nach More gesandt / und dieselbigen dem (reneral Gubernator angeboten‘ zur Unterstützung gegen die Portugiesen. Auch der den Holländern befreundete König von Fantin sandte aus demselben Grunde 200 Mann. Ein ander Mal berichtet Braun von einem Über- fall, den der König von Sabu mit 300 Mann gegen das benachbarte Kormenti ausführte. Bei allen diesen Unter- nehmen der einzelnen Könige gegeneinander beteiligten sich die Europäer, also Holländer und Portugiesen; meist waren diese Kämpfe von ihnen angestiftet, die feindlichen Gebiete wurden überfallen, nm den Handel derselben mit dem Hinterlande zu unterbinden und die nach der Küste ziehenden Goldhändler ins eigene Gebiet zu ziehen, in dem es ja momentan ruhig war. So nahmen an dem einen Überfall „30 holländische Musketiere / samt dem Fähnrich Abraham Peterson von Harlem (der sie geführet) teil; mit welchem Volk Abraham grossen Schrecken gemacht.“ Über die Bewaffnung und den Kriegsschmuck ent- nehmen wir Braun folgendes. Die Krieger „waren auf ihre Weise stattlich gezieret. Hatten zehn Hauptmänner / und ist keiner gezieret gewesen wie der andere. Et- liche haben sich mit Asche / so sie nachts gebrannt / gemalet; andere mit roten Strichen; andere mit gelben; andere mit Papageifedern um den Hals; andere mit Meerkatzenschwänzen um den Leib; andere hatten Menschenkiefer um den Hals hangen. Ihre Gewehre waren schön und sauber geputzt: das schneidende Teil von den Hassagayen war so weiss wie Silber / das Hinter- teil aber schwarz. Ihre Hawmesser brauchen sie „lätz“ In te (verkehrt): was bei uns der Rücken ist / ist bei ihnen die Schneide. Sie wetzen sie gar scharf.“ „Ihre Waften sind Hassagayen (sind Streit- und Werfpfeil) / welche sie so stracks und grad werfen / als ein Pfeil vom Bogen. Neben diesen haben sie kleine vergiftete Pfeile und Bogen / mit welchen sie sehr schnell schiessen / dass es ein Wunder. Ihr Seitengewehr ist ein grosses krummes Messer / fast wie ein Säbel: ist vornen gar breit und schwer / und hinten gar schmal. Mit solchen Messern thun sie sehr starke Streiche. Sie haben auch Schilde / mit welchen sie den ganzen Leih decken.“ Den Aufbruch zum Kampfe zeigt ein Trommelsignal an. „Wenn dann der Hauptmann die Trommel / so von hohien Hölzern gemacht / dreimal / schlagen lässt / so ist jedermann auf und gerüstet zum Streit.‘“ Die Männer des Dorfes sammeln sich um den Dorfhäuptling und die Kabusiers, die „des Königs Hauptleut sind.“ „Die Alten aber und die Weiber bleiben daheim. Denn es muss alles / was streiten kann / in den Krieg. Und allweil die Männer im Streit sind / so machen ihre Weiber daheim grüne Kränze / und tanzen damit / und rufen ihren Gott Fytysi an um Hilfe / so lang / bis sie ein Zeichen sehen / als nämlich Köpfe / die etwa einer von den Vornehmsten heimschickt / die Weiber zu er- freuen.“ Die Krieger „ziehen aber in keiner Ordnung. Denn die Weg so schmal / dass nur ein Mann gehen kann: ziehen deswegen nacheinander wie die Schneegänse. So- bald sie aber auf den Kampfplatz kommen / sind sie sehr geschwind / sich in eine Ordnung zu stellen / je ihrer fünf in ein Glied; und schliessen sich also wohl / dass / welche Schild und Streitpfeil tragen / voranziehen, die Bogenschützen hinten nach. Denn sie schiessen nicht De A, 5 gerad auf ihre Feinde / sondern in die Höhe. Und wenn sich der Pfeil wieder unter sich wendet / fällt er stracks herab auf den KFeind*).“ Gegen Wunden, die ihnen durch vergiftete Pfeile zugefügt werden, helfen sie sich, „dass sie heiss siedend Öl in die Wunden thun / dadurch das Gift gedämpft wird.“ Mit welcher Grausamkeit diese Kämpfe geführt wurden, und dass die Europäer den Negern hierin nicht viel nachstanden, erzählt Braun, der doch nach dem Ton seines Berichtes als ein frommer Mann erscheint, mit der behaglichsten Breite, aus der auch nicht ein Ton des Missfallens oder der Entrüstung spricht. Es tritt uns vielmehr ein gewisser Stolz über die grossartigen Errungenschaften der Europäer entgegen, „vor welchen sich die Schwarzen heftig entsetzen. Denn dieselbigen mit einer Kugel/so in acht Stück gespalten / sechs Mann verwunden können.“ Braun urteilt, befangen von den Anschauungen und Verhältaissen seiner Zeit. Sein lang- jähriger Aufenthalt in den westafrikanischen Küsten- gebieten hatte ihn zum Augenzeugen des letzten ver- zweifelten Kampfes zwischen den Portugiesen und Hol- ländern um die Vormachtstellung werden lassen. Zum Schauplatz dieses Ringens gehörte auch Westafrika, und die einzelnen kleinen Gefechte zur See oder auch am Lande bilden die Glieder einer langen Kette von Ereig- nissen, die schliesslich Holland den Sıeg verliehen. Aus diesem grossen Gesichtspunkt heraus sind auch die unendlich vielen Kämpfe zu verstehen, von denen Braun und alle anderen zu berichten wissen. Vernich- tung des Handels des feindlichen Nachbarstammes und der ihn schützenden Europäer war das leitende Motiv der Kämpfe der Küstenvölker unter einander; Kämpfe, an denen die Europäer unbeteiligt blieben, waren zu Brauns Zeit ausgeschlossen. ei ie Als ein typisches Beispiel dieser Gefechte sei der Überfall einer feindlichen Niederlassung mit Brauns eigenen Worten angeführt. Es waren im ganzen 30 Holländer mit 300 Negern, die ausgezogen. „Sonder- lich machte sich unser Volk gefasst mit Fussangeln / damıt / wenn es sollte fehlen / sie zurück die Fuss- angeln in den Weg werfen könnten / daran sich die schwarzen Barfüsser verletzen würden / wie dann auch geschehen. Dann alsbald unser Volk auf des Feindes Boden kommen / haben sie denselbigen sicher und sorg- los angetroffen. Welcher dann bald erfahren / was die Musketen vermögen. Und hat unser Volk bei Zeiten die Wege wohl besetzt / dass niemand entlaufen könnte. Da sind die 300 Schwarzen so geschwind auf das sichere Völklein gefallen / und haben ın zwei Stunden über 300 Menschenköpfe bekommen /darunter mehrteils Frauen und Kinder waren. Denn die Schwarzen sagen / es sei besser Frauen und Kinder zu erwürgen / denn die Männer. Dann sie sich nicht bald vermehren werden; so möchten / auch sich die Kinder / wann sie zu ihrem Alter kämen rächen.“ Die erbeuteten Köpfe wurden in einen Sack gesteckt, den jeder Neger eigens für diesen Zweck mit nalım, und der als zur Kriegsausrüstuug gehörig be- trachtet wurde. Bei der Siegesfeier spielen diese Köpfe eine grosse Rolle. Sie sind die Zeichen der Tapferkeit des Mannes. „Wenn sie aber den Sieg erhalten / fangen sie an / also schrecklich zu singen / dass einem darob grauset. Welches sie so lange treiben / bis sie heimkommen / oder bis sie heiser werden. Wenn sie dann heimkommen / werfen sie die Köpfe wider den Boden / und treten sie mit Füssen / darzu die Weiber auch helfen. Endlich kochet ein jeder seinen Kopf / und thut das Fleisch und Hirn sauber davon. Die Hirnschalen behaltet der Meister. fer Den unteren Kiefer behält der Sklave. Hernach tanzen sie in allen Flecken. Die Weiber geben ihnen grosse Verehrung / namentlich Accary oder Goldstücklein |, welche sie an ihr Haar hängen zum Zeichen der Viktori. Die Sklaven binden die Kiefer an Säcklein und tanzen damit Tag und Nacht / also lang / bis dass sie nicht mehr reden können; denn sie solches / wie sie sagen / ihrem Gott zu Gefallen thun. Die Hirnschalen behalten sie auch zum Gedächtnis / und trinken daraus an ihren Festtagen / zur Schmach ihrer Feinde°').“ Die Angaben Brauns über die Religion der Neger sind verhältnismässig spärlich, wenn sie auch nicht hinter dem zurückstehen, was andere Reisende seiner Zeit ‘boten. Der Grund dieser unzulänglichen und lücken- haften Angaben ist das Misstrauen der Neger gegen alle Erkundigungen der Europäer, das am besten durch die Antwort charakterisiert wird, die Braun in Cap Mount erhielt: „Denn weil wir mit ihnen nichts zu schaffen haben / sollte ich auch nicht gekommen sein / ihr Thun zu besichtigen und zu verlachen.“ Gerade hier in Cap Mount machte Braun seine ersten Versuche, sich genauer mit dem Leben der Neger vertraut zu machen. Aber er bekam von einem Götzen- bilde oder der Verehrung desselben nichts zu sehen *). Den Namen des Fetischs giebt er mit „Schwangy oder Kryery“ an. Der Ort der Verehrung war ein Teil des Waldes, den niemand betreten durfte als allein der König und seine Räte, unter denen wir wohl die Priester zu verstehen haben, die sowohl den König als auch besonders das Volk völlig in ihrer Gewalt hatten, wie Braun an anderer Stelle berichtet. Sie vermitteln den Ver- kehr zwischen dem Gott und dem Volk, das ihm so oft opfert; als er es begehrt.“ Den Wunsch, solche Opfer zu empfangen, thut „der böse Geist‘ kund durch seine „gar grausame Stimme.‘ Diese „erschreckliche Stimme des Satans“ vernahm Braun auch eines Tages mehrere Male und sah dann, „wie Weib und Kind / auch alle die / so nicht dazu gehören / vor grosser Furcht und Schrecken des bösen Geistes / in ihre Häuser geflohen sind. Nach diesem hab ich gesehen allerlei Speise hin- aus tragen / als Reis / allerlei Fleisch / wild und zahm / auch guten Trank.“ Ein Versuch, zu erfahren, wohin dies alles gebracht würde und das Geheimnis ihrer Gottes- verehrung zu erkunden, scheiterte gänzlich, und Braun musste zufrieden sein, wenigstens sein Leben aus dem entstandenen Tumult zu retten. Beschwerden und Er- kundigungsfragen beim Dorfoberhaupt hatten die oben- erwähnte Antwort zur Folge°®). Über die Religion der Neger an der Goldküste be- richtet er ganz kurz: „Diese elenden Leut beten den Teufel an.“ Den Dienstag halten sie als Feiertag, „auf welchen Tag sie nicht ins Meer fahren.‘ Er berichtet nichts über ihre Götzenbilder und ihre religiösen Hand- lungen, nur das eine erwähnt er, „wenn sie krank werden / versprechen sie ihm (dem Fetisch) / dass sie kein Fleisch essen / oder keinen Wein trinken wollen.‘ Auch über die Fetischpriester, ihre Obliegenheiten und ihre Stellung im Volk geht er mit Stillschweigen hinweg. Wahrscheinlich ist es jedoch, dass er den im folgenden beschriebenen Vorgang irrtümlich auffasst als eine enugthuung für ein nicht nach Wunsch des Priesters ausgefallenes Hochzeitsfest, während er in Wirklichkeit die Zeremonien, die mit der Ausbildung eines Fetisch- priesters verbunden waren, darstellen soll*). „Wenn sie nun ihr hochzeitliches Fest verrichtet / gehen sie zum Fytysi / und fragen ihn / ob alles recht geschehen sei. Und wenn da etwas mangelt / das ihm nicht gefällt / so führt er sie mit ihm hinweg / dass man oftmals in Dr vier Wochen nicht weiss / wo sie hingekommen sind. Wie ich dann selbst gesehen / dass einer weggeführt worden / weil er nicht gehalten / was er verheissen. Denn er dem Fytysi einen Menschen bringen sollte / welchen er aber nicht bekommen können. Und da er wiederum kommen / er nicht hat sagen können / wo er gewesen sei / bis er den Fytysi wiederum versühnet habe. Wenn er nun versühnet ist / zieht alsdann die Mannschaft auf mit ihren Gewehren / aber so erschreck- lich / dass / wenn es bei uns würde geschehen / man vermeinen sollte / es seien alle Teufel vorhanden. Diesen Aufzug oder Umzug / wie ein Fest / halten sie darum / damit sie und ihre Kinder geadelt und gefreiet werden / dass sie niemand kaufen darf als Sklaven oder leib- eigene Knechte “!). & Benin erregte Brauns Argernis am meisten, „denn kein Land ist so abgöttisch / als dieses.“ Er findet hier Menschenopfer, und um immer die nötigen Sklaven zu diesem Zwecke zu haben, unternimmt der König von Benin oft Kriegszüge in die benachbarten Länder. „Welcher dann einen Teil derselbigen an einem grossen Festtage dem Teufel zu Ehren und Gefallen aufopfert. Wird also ein gross Dlutvergiessen / dass es ein Schrecken ist / aber dem Teufel / als einem Mörder / eine grosse Freude.) Der Handel mit den Eingebornen ist der Teil seiner Reisebeschreibung, über den er die erschöpfendsten Mit- teilungen machen konnte, da er hier überall am besten in den Stand gesetzt war, zu beobachten. Er beschränkt sich nicht nur darauf, allgemeine Mitteilungen über grössere Gebiete zu geben, wie eresin den vorhergehenden Abschnitten that, sondern berichtet von jedem Ort, den sein Schiff besuchte, die charakteristische Art und Weise der Eingebornen, mit den Europäern zu verkehren. Eins Ba eg tritt uns aus allen Mitteilungen entgegen, das ent- schiedene Misstrauen der Neger gegen die Weissen, das keineswegs der Berechtigung entbehrte.e An der Hand der Berichte aus verschiedenen Zeitabschnitten kann man genau verfolgen, wie das Misstrauen nicht nur nicht abnahm, sondern sich immer stärker entwickelte. Gerade bei der Beschreibung, die holländische Reisende über den Verkehr ihrer Kauffahrer mit den Negern geben, kann man die wachsenden Unzuträglichkeiten vorzüglich beobachten. Die Neger der Quaquaküste hielten sich nach Brauns Mitteilung insofern abgeschlossen von den Europäern, als keiner von dem Schiffsvolk den Strand betreten durfte, „denn sie gar barbarisch sind, kein fremd Volk in ihrem Lande leiden.“ Es sei dies jedoch nicht immer so gewesen, sondern erst seit sich die Europäer auch hier mit Sklavenraub beschäftigten. Ob dies der Grund der Zurückgezogenheit der Neger war, oder ob, was wahrscheinlicher ist, die starke Brandung die Europäer abhielt, an das Land zu gehen, lässt sich kaum entscheiden. Vor allem spricht gegen Brauns Grund, der Ruf der Leute, mit dem sie die ankommenden Schiffe zu begrüssen pflegten, und wonach die Küste den Namen bekam, denn „Quaqua, quaqua“ bedeutet nach überein- stimmenden Mitteilungen vieler Reisenden „willkom- men, willkommen!*®)“ Die weissen Kaufleute konnten auch die Weberzeugnisse dieser Neger gar nicht ent- behren, da dieselben für den Handel an der Croldküste unentbehrlich waren. „Ihr Handel ist Gold, Elfenbein und Kleidlein von Baumwolle / welche Waren wir Qua- quaen zu nennen pflegen.“ Man tauscht sie ein gegen Eisenstäbe, messingene Armringe, Glas und Korallen. Sie bringen ihre Waren an das Schift, „wann sie dann auf dem Meer kommen mit Waren zu handeln / machen et sie ein kleines Floss von drei oder vier Hölzern / welches ihre Schiffe sind. Und fahren von Land auf das Meer / welches so grosse Wellen giebt/dass sich zu verwundern wie diese Leute hindurch kommen können.“ Hat sich auf diese Weise das Schift mit den nötigen Baumwollenstoffen für die Goldküste versorgt, so sucht man diese selbst auf. Einer der bedeutendsten Plätze für den Goldhandel ist Accra, und da Brauns Schiff längere Zeit hier weilte, so sind seine Mitteilungen auclı dementsprechend ausgiebig. Hier wird nur Gold in den Handel gebracht. Wohl wird auch Gold in den Küsten- gebieten gefunden und in den Handel gebracht, aber die Menge desselben war zu unbedeutend, und vor allem war jedenfalls dem Küstenneger die Arbeit der Gewin- nung zu mühsam, als „dass es die Unkosten eines Schiffes ertragen könnte.“ Das Gold, das in den Handel kam, wurde aus dem Binnenlande nach der Küste befördert *). Zwei Volksstämme, die Abrambuer und die Accanisten transportieren es zur Küste. Der Ort, an dem sie es einhandeln, ist auch Braun unbekannt, er berichtet nur, dass zwischen den Accanisten und den Goldlieferanten ein stummer Tauschhandel herrsche. ‚Und wenn sonder- lich die Accanisten auf die Imballah oder Frontieren ins Land kommen / darf keiner weiter in das Land hin- einfahren / sondern sie schicken einen Mann desselbigen Landes zum König / dem sie anzeigen lassen / dass sie mit ihm handeln wollen mit Waren und Gold. Der König nun lässt das Gold auf ein grosses Feld tragen. Daselbst stehet eine Hütte / in welcher die Waren sind / bis die Imballyen oder Frontierleut kommen / welche die Waren hinwegtragen / und legen das Gold in kleine Behälter dagegen. Wann dann sie hinweg sind / so kommen die Accanisten / und nehmen das Gold / ziehen wiederum heim. Also dass die Accanisten ihre Kauf- Se leute nicht sehen / so ihnen das Gold für die Waren geben.‘“ Braun fügt noch erstaunt hinzu: „Ist ein gross Wunder / dass kein Teil den andern betrügt.“ Die Berechtigung zu einem solchen Ausruf kann man ihm aber durchaus nicht absprechen, denn an der Küste war die Kunst, einander zu übervorteilen, auf einer sehr hohen Stufe angelangt. Goldverfälschungen seitens der Eingebornen, Gewaltthaten und minderwertige Waare auf Seiten der Europäer, falsches Gewicht auf beiden Seiten und derartige Kniffe mehr, waren an der Tagesordnung. Lassen wir aber Braun ein solches Handelsgeschäft selbst erzählen. „Die Accanisten kommen sehr stattlich auf ihre Weise mit 150 oder mehr Sklaven. Das Gold / so sie daher bringen / ist in kleine Häutlein gebunden / welches ihr Gewicht ist. Sie können keine andere Sprache als accanisch / darum brauchen sie die von Accara als ihre Dolmetscher. Wann sie aber an die Schiffe kommen / werden sie gemeinlich krank. Denn sie nicht starker Natur sind/und des Meeres Ungewitter nicht gewöhnt: müssen derhalben bald wieder an das Land fahren / und den Accarern den Handel vertrauen. Welche es dann machen / wie sie wollen. Wenn sie dann die gehandelten Waren an das Land bringen / mit denen die Accanisten nicht zufrieden wären ; so fahren sie wiederum in die Schiffe und holen ein wenig Branntwein / welchen sie über die Massen gern trinken / schweigen bald und geben sich zufrieden.“ Wenn nun aber der accanische Händler nicht seekrank wurde, dann mussten die Holländer auf der Hut sein vor der Schlauheit dieser Leute, denn „sie können auch die Fremden artlich betrügen, denn sie brauchen zweierlei Gewicht: wenn sie einkaufen brauchen sie das schwerste Gewicht / und verkaufen beim geringeren,‘ sie können auch das Gold „artlich verfälschen.“ Da aber Braun selbst eingesteht, dass ‚diese Accanisten sind vor etlichen Jahren aufrichtige Leute gewesen,‘ so lässt sich auch vermuten, wer ihr Talent im Betrügen unabsichtlich ausgebildet hat. „Wenn man aber auf den Betrug kommt / werden sie von unserm Profoss übel geschlagen } und wird alles Preiss gemacht / was sie bei ıhnen haben. Wenn sie dann wiederum kommen / bitten sie auf eine seltsame Weise um Verzeihung. Denn sie fallen auf das eine Knie / und greifen mit beiden Händen den Fuss des Kaufmanns / und wischen die Sohlen auf ihrem Kopf über das Angesicht und Brust herab. Alsdann giebt der Kaufmann ihnen gemeinlich ein wenig Branntwein mit Wasser gemischt. Welches das Zeichen der Versöhnung ist*?).“ Für das Gold handeln die Neger an der Goldküste vorzüglich Baumwollentücher, Eisen, Kupfer, Messing- becken, Messer und Glaskorallen ein. Welchen Reich- tum das Land an Gold barg, ersieht man ungefähr aus Brauns Bemerkung, die wohl kaum zu hoch gegriffen ist: „Die Holländer haben jährlich bei 3000 Pfund Gold daraus bekommen / ohne das / was die Spanier davon gebracht.‘ Diese Sucht nach Gold erscheint aber Braun als etwas Sündhaftes, das bestraft werden müsse. „Also regieren auch daselbst sonderbare Leibeskrankheiten und Suchten. Und ist sich zu verwundern / dass sich die Krankheit nicht weiter erstreckt / als das Goldland. Da giebt es allerlei Febres / nicht zu erzählen / den Blut- gang / gross Hauptwehe / und das von wegen der bösen untemperierten Luft. Es wachsen den Leuten giftige Würm in dem Fleisch hin und wieder an Armen und Beinen / ja an dem ganzen Leib / ausgenommen die Augen und die Zunge.‘ Er beschreibt den Verlauf und die Heilung einer solenen Krankheit, des Guineawurms; aa ue er giebt Gründe an, aus denen man diese Plage herzu- leiten suchte und meint schliesslich, sie käme „von der bösen .und feuchten Luft.“ Diese Ursache scheint ihm aber selbst nicht recht einleuchtend, denn er setzt hinzu: „sind aber zweifelsohn eine sonderbare Strafe Gottes.“ Die ganze Sklavenküste war vom Verkehr abge- schlossen, erst in Benin pflegte man anzulegen, um Pfeffer und Baumwolle einzutauschen. Auch Ambosy liefert einen, vielleicht den wertvollsten Tauschartikel, das schon oben erwähnte Accary. Die Holländer be- kommen es billig, sie geben ,,weisse Hörnlein und Schnack- lein dafür / damit die Rosszäune geziert werden.‘ Von den Eingebornen wird dieses Muschelgeld ‚„Abuy‘“ genannt. In Ambosy erwähnt Braun auch das einzige Mal den Sklavenhandel, der namentlich an den Küsten der Bai von Biafra blühte. „Sie haben auch viel Menschen feil / welche sie von ihren Feinden auf dem Raub von Jungen und Alten bekommen / und um Gold oder um spanischen Wein / 3 oder 4 Massen / oder auch um zwei oder drei Hände voll Abuy verkaufen. Solche ver- kaufte Menschen werden etwa tausend Meilen hinweg geführt / und wiederum verkauft, da etwa einer 100 Dukaten gilt. Es ist ein braunschwarz Volk } aber schön von Gestalt.‘“ Obwohl aber der Sklavenhandel für die holländischen Schiffe von den Generalstaaten ver- boten war, kaufte man dennoch für ein Fässchen spa- nischen Wein „vier überaus schöne junge Knaben,“ die man dem Kaufmann des Schiffes zum Geschenk machte. In Gabun und Kap Lopez begehrten die Einwohner für das Elfenbein, das sie in grosser Menge lieferten, vor allem Eisen. Von Brauns Schiff suchten sie eine Kanone mit Munition und einen Sachverständigen dazu einzuhandeln, was ihnen aber nicht gelang, „weil es eben- soviel wäre gewesen /als sollten wir einem andern ein ER gr Messer in die Hand geben / damit er uns erstechen soll“ *®), Der Handel wurde sehr vorsichtig getrieben, die Europäer singen nicht ans Land, die Eingebornen kamen ans Schiff, und je vierzig Mann durften das Deck betreten. War es den Schiffen nicht gelungen, auf der Fahrt an der Goldküste volle Ladung zu erhalten, so legte man auf der Rückreise über Kap Lopez nochmals in Cap Mount an. Man handelte hier vor allem Pfefter, Reis und Elfenbein ein. Den Handel an der Pfefferküste schildert Braun wie folgt: „Wir haben ihnen einen grossen Zuber dargestellt / welchen sie zweimal mit Pfeffer gefüllt / und bei 280 Pfund gewogen. Dagegen wir ihnen einen Stab Eisen gegeben. Für den Reis be- gehrten sie nicht anders / denn gläserne Korallen ihren Weibern zu kramen / weil der Reis der Weiber Ware ist , der Malagetta aber der Mannen!“ Es ergiebt sich aus Brauns Darstellung, dass der Handel an der Goldküste am einträglichsten und deshalb auch grösser war, als an den übrigen Teilen der Küste. Elfenbein brachte man überall in den Handel, das meiste lieferten jedoch die Zahnküste und Gabun. Pfeffer, so- wohl deu von Benin, als auch den der Pfefferküste, be- nutzte man ebenso wie den Reis eigentlich nur zur Ver- vollständigung der Ladung. Der Sklavenhandel, den Engländer und Portugiesen bereits schwunghaft betrieben, war den Holländern noch nicht gestattet; man kann — abgesehen von den verheimlichten Sklavenfahrten — eigentlich erst das Jahr 1621 als den Anfang des nieder- ländischen Sklavenhandels bezeichnen. Aber auch ohne Sklavenhandel konnte man mit geringen Mitteln Reich- tümer gewinnen, und Braun berichtet, dass sein Schiff auf der zweiten Reise eine Ladung an Gold, Elfenbein und Pfeffer im Werte von 10 Tonnen Gold gehabt habe. Niederguinea. Die Mitteilungen Brauns, die im folgenden wieder- gegeben werden, betreffen die nur wenig besuchte Küste von Niederguinea. Sie sind nicht nur deshalb von In- teresse, weil die Nachrichten über den Küstenstreifen von Kap Lopez an bis zum Kongo überhaupt nur spär- lich waren, ehe erst in diesem Jahrhundert umfassendere Berichte von Reisenden veröffentlicht wurden, die diese (regenden besuchten, sie sind vielmehr darum von ausser- ordentlicher Bedeutung, weil es die ersten ausführlichen Nachrichten sind, die über die Loangoküste überhaupt veröffentlicht wurden. Die sich daran anschliessenden kürzeren Angaben, die Braun über das Königreich Kongo macht, berichten im Grunde nichts Neues, wenngleich auch ihnen der Vorzug der Originalität nicht abge- sprochen werden kann. Den ersten Ort, den er an der Loangoküste betrat, bezeichnet Braun als das Königreich Majumba. Er schildert es als ein thälerreiches Land, voller Wälder und Gestrüpp. Ackerbau fand Braun nicht vor, die Einwohner „säen nichts und haben doch wohl zu essen“, Der Wildreichtum der Gegend hat sie zur Jagd erzogen, der sie mit ihren Wurfspeeren obliegen. Das Fleisch der erlegten Tiere, namentlich das der zahlreichen Büffel, dörren sie. Als pflanzliche Nahrung dient diesem Jäger- volk eine Art Brot, das sie aus der zu Mehl zerriebenen Kassavewurzel zubereiten. „Bei ihnen wachsen Wurzeln so gross /als eines Mannes Bein am dicksten / welche Wurzeln sie Kasavy nennen / stampfen dieselbige und dörren sie an der Sonne / werden so weiss als das beste Mehl. Wenn man den Saft von dieser noch grünen Wurzel / welchen sie wunderlich auspressen / trinket / so ist er tödlich / dass ihm kein Gift mag verglichen werden. ET à ptet Aber gedörrt ist es ihr Brot und ist ganz süss.“ Ausser- dem haben sie noch „sehr gutes und viel Obst / allein es ist alles wild Gewächs“, Die Einwohner gehen völlig unbekleidet; nur wenn sie in den Kampf oder auf die Jagd ziehen, legen sie einen spannenbreiten Streifen von Büffelleder um die Lende, „denn sie sonst keinen andern Harnisch haben als diese sehr dicke Haut“. Die Wohnungen sind von „Reiswerk zusammengeflochten / so leieht und schlecht. dass man sie trägt/ wohin man will. Ihr Nachtlager haben sie aut der Erden / welche gar sandig ist. Und ist sich höchlichst zu verwundern / dass diese Leute noch dazu so stark sind“. Von der Religion dieser Neger bemerkt er weiter nichts, als dass sie übereinstimme mit dem Glauben der Bewohner der eigentlichen Loangoküste. \Wenn Schiffe hier anlegten, so pflegten sie es nur zu thun, um Rotholz einzutauschen, das man nach dem Kongo weiter verhandelte. Für dieses „rot Holz / bei ihnen Dakulo genannt /ist dem roten Sandel gleich bekommen sie rot/blau/und gelb schlecht Tuch: be- läuft sich eine Elle in Holland etwa neun Batzen / dafür sie oft zwei Centner Dakulo geben. Sonst haben sie nichts zu handeln *)*, Die Beschreibung, die Braun von der eigentlichen Loangoküste liefert, sei hier aus den schon oben er- wähnten Gründen in môüglichster Vollständigkeit ange- geben. Es war hier überhaupt schwer, im Lande selbst nähere Beobachtungen anzustellen, und die umständlichen Empfangszeremonien beweisen zur Genüge, wie wenig das Land von Fremden besucht wurde, denn überall da, wo europäische Händler oft hinkamen, wie in Nordguinea oder in Kongo wusste man nichts von dieser den Ver- kehr erschwerenden Sitte. Selbst bei Brauns Kapitän, RED RE der doch schon mehrmals hier gewesen war, ging man von dem gewohnten Brauche nicht ab. „Endlich sind wir in Porto vor Bansa Loango angekommen / da etliche schwarze Fischer zu uns in das Schiff kommen. Denn sie unsern Patron gar wohl gekannt /als welcher vor diesem mehrmals daselbst gewesen. Dieselbigen haben uns auf ihre Weise mit wunderlichen Gebärden auf den Knieen / mit Zusammenschlagen der Hände heissen will- kommen sein /und gesagt / Sacarella, Sacarella: das ist / Es freuet uns /es freuet uns/ dass ihr kommen seid. Da ist unser Patron allein an das Land gefahren mit den Fischern / die ihn haben bis an des Königs Hof be- gleitet / welcher ungefähr zwei Stunden vom Meere liest. Denn es mag niemand ans Land kommen /es kommen denn ein Schwarzer oder Einwohner mit. Alsdann fragen sie erst den Magchüssy / das ist/den Teufel, davon drunten mehr gesagt wird / ob sie sollen trauen | ob wir Angekommenen ihren Schaden begehren oder nicht? Welches ihnen auch der Magchüssy offenbaret nachdem er als ihr Herr, welchem sie mit Leib und Seele zugethan sind / und dienen / mit dem angekommenen Volk zu handeln erlaubt hat. Darauf so giebt auch der König des Landes uns und anderen / Freiheit an das Land zu kommen / dass wir mit senem Volk nach ihrem Brauch handeln mögen. Doch muss der Comes aus dem Schiff / dem Könige eine Verehrung thun /wie wir / mit seinem Volk nach ihrem Brauch handeln mögen / denn auch ihm zwei Pfauen / zwei weisse Hündlein / und eine holländische Trommel verehrt haben. Welches man in des Königshof für ein solch stattlich Präsent gehalten als wenn einem grossen Herrn viel tausend Dukaten verehrt wären worden. Denn sie nie keine Pfauen / noch weisse Hunde / oder holländische Trommeln gesehen. Sind also wohl und freundlich von den Einwohnern empfangen und gehalten worden.“ ER Dem Reisenden war damit vollauf Gelegenheit ge- boten /sich das Land und seine Bewohner anzusehen. Braun schildert das Königreich Loango als ein „hoch- eben Land“, dessen Fruchtbarkeit er ganz besonders hervorhebt. „In Bansa Loango ist das Land ringsumher wie ein Paradies“, „es ist das beste Land an Grewächs“, „es trägt sonder schön Obst / giebt viel Honig / den man in den Wäldern findet.“ Derartige Bemerkungen, deren Zahl sich noch vermehren liesse, geben beredtes Zeugnis von dem lebhaften Eindruck, den die Tropenflora auf ihn machte, und sie beweisen, dass er keineswegs unem- pfänglich für die Schönheiten der Natur war. Nach diesen Bemerkungen allgemeiner Art über das Land befasst er sich eingehend mit einer Beschreibung der Bewohner desselben, ihrer Sitten und Gebräuche. Sowohl Männer als Frauen bezeichnet er als grosse, kräftige Gestalten. Die Kleidung derselben besteht lediglich aus selbstgefertisten Pflanzenfaserstoffen °°). Sıe besteht bei den Männern aus einem Schurz, der von den Hüften bis zu den Füssen reicht; die Frauen tragen dasselbe Kleidungsstück, das bei ihnen den Körper nur von den Hüften bis zu den Knieen bedeckt. Der Ober- körper ist unbekleidet. Den Kopf bedecken die Männer mit einem kunstreich geflochtenen Häubchen. Die Frauen tragen keine Kopfbedeckung, sondern binden ihr Haar zusammen, „dass es sich artlich ausspitzet“ ; die grösste Zierde des weiblichen Geschlechtes ist, „wenn sie Ko- rallen an Armen und Beinen so viel und so schwer tragen / welches mir in die Länge zu tragen nicht mög- lich wäre“, : Über Hochzeitsgebräuche schreibt Braun nichts; da wir auch bei Battel darüber nichts finden, so ist anzu- nehmen, dass die Ehen ohne jede Zeremonie geschlossen Ar wurden. Auch die Stellung der Frau unterscheidet sich in nichts von der herrschenden Gewohnheit an den ande- ven Orten der Guineaküste; die Frau ist die Dienerin des Mannes, sie wird nicht anders gehalten, „denn wie in Spanien und anderswo die Sklaven“. Je mehr Frauen, desto grösser auch der Reichtum des Mannes, „denn weil sie keinen Reichtum haben an Gold oder Geld / so dienen ihnen die Weiber dergestalten Hab und Gut zu erlangen / dass etliche acht oder zwölf / etliche zwanzig oder mehr Weiber nehmen“. Die Hauptarbeit, der Ackerbau, ist die Pfiicht der Frauen. Da man „weder Ochsen noch Ross zum Feldbau hat“, so ist die Arbeit trotz der geringen Anforderungen, die der Boden stellt, doch nicht so mühelos, wie es scheinen sollte. Das einzige Feldgerät ist die Hacke mit langem Stiel, mit welcher der Boden gelockert wird. Wenn die Weiber „auf das Feld gehen / so binden sie ihre Kinder auf den Rücken / welche dann / alldieweil die Mütter arbeiten / so wohl und sanft auf den Rücken der Mutter schlafen / als bei uns die Kinder in den Wagen / denn sie haben keine Wagen / und wenn sie müde sind / so legen sie die Kinder auf die Erde auf ein Blatt von einem Baum / welche Blätter sie auch zu emem Schirm wider den Regen brauchen / und auf den Kopf legen. Hierzwischen arbeiten sie immerfort / und bauen die Felder auf solche Weise: sie machen Furchen eines Kniees tief / und wenn sie säen /so stopfen sie den Samen mit dem Finger in die Erde“. In der Zeit von vier Monaten finden zwei Ernten statt. | Die Beschäftigung der Männer ist mannigfaltiger, und wenn Braun an einer Stelle sagt: „Die Männer aber pflanzen nur die Weinbäume / und sammeln des Morgens und Abends den Wein von den Bäumen / die übrige Zeit spielen sie und trinken“, so kann dies nur auf einen EX Rois Teil der Bewohner Bezug haben, denn an anderer Stelle hebt er den Fleiss der Neger ganz besonders hervor. Er sagt, es gebe keine Bettler, denn jeder, der sich seinen Unterhalt verdienen kann, müsse eine Arbeit ver- richten, und sei es, dass er den Blasbalg der Schmiede ziehe. Neben dem Handwerk der Schmiede erwähnt er 2och zwei andere, das der Geld- und das der Kleider- macher. Unter dem Geld sind die Kupferringe zu verstehen, die besonders als Tauschobjekte gegen europäische Waren dienen. „Das Kupfer kommt weit aus dem Lande / welches sie finden ohne Mühe; dann verschmelzen sie es/und machen Ringe daraus / etwa von 1, 2, 3 oder 4 Pfunden schwer.“ „Weiteres machen sie ihre Kleider dergestalten aus Blättern / dass sie die Haut / welche fast eben wie der Flachs / vom Stengel abziehen. Welche abgestreifte Haut: sie artlich und wunderlich wissen zu rüsten. Dann sie machen zweierlei daraus / nemlich aus dem reinsten die Kleidung / und allerlei sehr kunstreich von schönen Figuren und Bildwerk gestrickte und geflochtene Häub- lein/so nur für die Männer /und Kinder des Königs gemacht werden.“ Die Pflanzenfaserstoffe schildert Braun als „so schön und glänzend / dass man es für den köst- lichsten Sammet ansiehet.“ Den vielseitigen Nutzen der Palme schildert Braun in einem längeren Abschnitte. Seine höchste Bewunde- rung erringt sich dieser Baum dadurch, dass er den Palmwein liefert. „Denn dieser Saft ist so lieblich / dass ihm auch wohl der köstlichste Wein nicht mag ver- glichen werden. Muss aber frisch getrunken werden / denn über zwei Tage er zu Essig wird / wenn er aber wiederum gesotten wird / bekommt er seine Süssigkeit wiederum so gut /als zuvor: machet fröhlich und stark / D Be und bringet kein Wehthun im Haupt / wie andere Weine / wie ich dann selbst erfahren und davon zeugen darf / ‘denn ich desselbigen Weins vielmals genug getrunken.“ Die Neger nennen den Palmwein Malafa :®). Über die (sewinnung dieses Weines und den weitern Nutzen der Palme schreibt er: „Derselbige Trank wird gesammelt von Bäumen / welche so hoch sind als ziemliche Tannen / werden von den Schwarzen mit solch wunderlicher Be- hendigkeit erstiegen / als wenn eine Katze auf- und ab- liefe. Diese Bäume werden gepflanzt wie die Reben. Da dann alle Jahr die untersten Äste abgehauen werden / doch dergestalten / dass man auf den vermaserten Knorren hinaufsteigen / und den Saft oben herab aus den in die Bäume eingesteckten Röhrlein oder Kännelein sammeln kann: welcher Saft in angehängte Häfelein alle Jahr neun Monat lang fliesst. Sonst neben diesem überaus köstlichen Saft bringen diese Bäume im dritten Jahr eine Traube eines Armes lang / und so gross / dass ein starker Mann daran genug zu tragen hat. Die Beeren sind goldgelb / einer Nuss gross / die Hülsen stampft man / und wird ein Öl daraus /welches wir Öl de Palma nennen /sie aber nennen es Masa°®). Die Kerne von diesen Beeren sind den Parillenkernen oder Haselnüssen zu vergleichen / werden zerrieben zu einem Mehl / daraus sie Brot machen. Den Blättern dieses Baumes ziehen sie die Haut ab / flechten dieselben so artig untereinander / als wenn es ein köstlich gewirkt oder gestickt Teppich oder Gewand wäre / und zieren damit die Wände ihrer Wohnung: welche Wände sie mit den abgehauenen Ästen / so von Natur also glatt und grad /als wären sie in- sonderheit mit Kunst dazu bereitet worden / pflegen zu verleisten und verzieren.“ Die Tierwelt des Landes findet nur insofern Er- wähnung, als er angiebt, dass die Bewohner sich teils D ne mit Fischfang — wenn sie am Strande wohnen — teils mit der Jagd auf „allerlei Gewild“, das sie zahlreich mit ihren Pfeilen erlegen, beschäftigen. Mit besonderem Eifer, weil für ihren Handel von Bedeutung, liegen sie der Jagd auf den Elefanten ob. Sie fangen das Tier in Gruben, welche sie auf den Wegen anlegen, die der Elefant regelmässig nach der Tränke benutzt. Ausser dem Elfenbein wissen sie noch den Schwanz des Tieres zu verwenden, denn er wird „weit und breit in andere Länder verkauft / daraus Halsbänder / Fliegenwedel ge- macht werden. Die Haare am selbigen sind so dick / als gemeiner Eisendraht /aus welchem Haar sie die schönsten Körblein machen / dergleichen kaum in der Welt zu finden“. Nach Brauns Mitteilungen zerfällt das ganze Land in sechs Provinzen, deren jede von einem „Unterkönige“, der aus dem Geschlecht des Königs stammt, beherrscht wird. Das gemeinsame Oberhaupt ist der König, der in Bansa Loango residiert. Er führt den Titel Manna. Von seinen 360 Frauen ist eine die vornehmste, und nur ihre Söhne sind erbfolgeberechtigt. Die Söhne der andern Frauen gehören dem Adel an, werden mit einflussreichen Ämtern bedacht und dürfen den Titel Manna führen. Bleibt aber die Ehe des Königs mit seiner ersten Frau kinderlos, so gilt der Sohn der Schwester des Königs für den Thronfolger. Ist auch kein Neffe vorhanden, um den Thron zu beanspruchen, so hält sich jeder der zahlreichen Verwandten des Königs für erbfolgeberechtigt, und der Reichste und Mächtigste geht aus dem Erbfolgekriege als Sieger und Herrscher hervor"). Der Stand der Edelleute ist ausserordentlich zahl- reich, „von wegen dass der König so viel Frauen hat“. „Sind aber über die Massen hoffärtig und prächtig in EIER CPS der Kleidung auf ihre Weise: sonderlich in des Königs Hof / da sie alle Tag zusammenkommen / und mit sonder- barer Gravität daher treten. Einem jedem unter ihnen pflegen gemeiniglich drei oder vier Pagen oder Jungen / die sie Malachy nennen / vorzugehen mit einem grossen Tuch /wie ein Teppich gemacht / und neben ihm zu beiden Seiten tragen ihrer zwei Weher / damit sie ihrem Herrn wehen oder Luft machen. Die Sklaven folgen ihm auf dem Fuss / tragen etwa drei oder vier Kalabassa mit Wein /also werden ihre Trinkkannen oder Geschirr genannt / welche also wachsen / auswendig schön gelb als Gold /inwendig schön weiss wie Silber.“ In dieser Weise ziehen die einzelnen Edelleute nach dem Hof des Körigs, wo sie sich zu einem Palaver versammeln. Der König kommt aber nur ausserordent- lich selten zu diesen Zusammenkünften. Der Verlauf einer solchen Versammlung ist durch ein gewisses Zer- moniell geregelt. „Wenn sie dann zu des Königs Hof kommen / breiten sie das Tuch vor dem Hof auf die Erden /und sitzet der Vornehmste unter ihnen in der Mitte / die Sklaven aber und Knechte rings herum. Also kommen oft zweihundert oder mehr vom Adel / etwa mit Sklaven oder Knechten dreitausend Mann zu- sammen. Ist alles wacker tapfer Volk / welches sich sehr wunderlich in Possen weiss zu schicken. Wann sie aber mit einander essen / sitzen sie auf keinen Stühlen / sondern auf der Erde wie die Wannenmacher mit den Beinen über einander. Und indem sie so mit einander reden / so geben die Jungen oder Diener ihren Herrn einem ' jeden insonderheit einen Trunk Kallabassa.“ Eine besondere Feierlichkeit erhält eine solche Ver- sammlung durch die Anwesenheit des Herrschers, der im Laufe eines Jahres nur einige Male daran teilnimmt. „Alsdann giebt er einem jeden Audienz / und sitzet wie BIO die andern / allein mit seinem Manna Magchüssy“, dem Oberpriester, der gleichzeitig dafür zu sorgen hat, dass dem Könige, der göttliche Ehre geniesst, auch die nötige Ehrfurcht entgegengebracht wird. Denn jedesmal, wenn der König trinkt / „fallen sie auf das Angesicht nieder / bis er getrunken hat / alsdann richten sie sich wiederum auf / und schlagen die Hände zusammen / sprechend auf ihre Weise: „Sackarella / Sackarella Manna Loango“ / das ist /es freuet uns der König von Loango*. Jeder, der den König trinken sieht, wird mit dem Tode be- straft, und sei es des Königs eigenes Kind, das sterben müsste. Braun berichtet als Augenzeuge einen solchen Fall, indem des Königs neunjähriges Kind, „als es von der Erde aufgestanden / und seinem Vater dem König / vielleicht aus Liebe an den Arm gefallen /und ihn ge- sehen trinken“, aus diesem Grunde getötet wurde °?). Wenn dann die Nacht über der Zusammenkunft hereinbricht; „kommen des Königs Kriegsleute mit Trommeln und Hörnern / welches ein gross Getöse und 'Tumult giebt“. Über Kriegführung der Neger von Loango erwähnt Braun nichts, er teilt aber ihre verschiedenen Waffen mit. Es sind dies Speere, Pfeil und Bogen und Wurf- messer. Diese beschreibt er als „Messer / welche den breiten Schuhmachermessern zu vergleichen“, mit denen sie „dem Feind seinen Kopf mit Werfen von einander spalten“. Nach ihren Waffen, die sie hauptsächlich führen, erhalten die Edelleute oft ihre Namen, z. B. „Manna Gangala / Manna Belle / etc. Gangala heisst langer Pfeil / Belle ein Messer“. Auch der Handel findet nur kurz Erwähnung. Aus- seführt werden vor allem Elfenbein und Kupfer; ein- getauscht werden dafür Eisen, wollene Tücher, gläserne Korallen. Der Handel war nicht von hoher Bedeutung, da Loango wegen der zurücktretenden Küste eigentlich ausserhalb der grossen Handelsstrassen lag. Über die Religion der Loanger sind die Mitteilungen Brauns ebenfalls so kurz, wie über die der andern Neger. Er fühlt sich entsetzt über das Heidentum, das ihin hier entgegentritt, „denn sie glauben / welches erschrecklich ist zu sagen /und zu hören/an den leidigen Satan / welchen sie Magüschy nennen“. Braun gewinnt keinen tiefern Einblick in das Wesen dieses Fetischismus.. Den Priester nennt er „Manna Magüschy“, der eine ausser- ordentliche Macht ausübt. Fetische beschreibt er nicht, er erwähnt nur „allerlei Teufelswerk in ihren Häusern / dadurch sie ihn anbeten“. Ferner erzählt er weiter von , Teufelshäuslein / Maggasethi genannt / dahin der Satan kommt /so oft sie es begehren“. Diese Hütten sind gebaut wie ihre Wohnungen — die er allerdings nirgends ausführlich beschreibt -— und in der Mitte durch eine Wand getrennt, die mit einer kleinen Thür versehen ist. Diese „Teufelshäuser“ sind wohl über den Gräbern er- richtete Hütten, wie sie Bastian beschreibt, die nichts enthielten als einen Grabhügel. Braun sagt auch nicht, dass irgend etwas darin sei, nur „der Satan“ halte sich zuweilen in ihnen auf, namentlich, wenn er von den Negern um Hilfe für die Kranken gebeten werde. „Wenn einer krank wird /so verspricht er dem Teufel einen seiner Sklaven zu verehren / welches sie auch halten. Dann sie dieselbigen in das Maggasethi / bis der Satan sie hinwegnimmt.“ Ausser diesen Menschenopfern er- wähnt Braun noch andere, die aus Speise und Trank bestehen °°). Beim Begräbnis des Königs oder eines vornehmen Mannes ist es nach dem Glauben der Neger vom Leben nach dem Tode durchaus erforderlich, dass mit dem Toten zugleich eine Anzahl anderer Personen begraben werden. Als Grund giebt er an, dass die Eingebornen glauben, „dass nämlich / wann sie sterben / so kommen sie alsbald in ein ander Land / da sie wiederum Herren werden wie zuvor / oder noch grössere / und müssen ihnen ihre Vornehmsten / so ihnen gedienet / auch wiederum dienen / wie zuvor“. Alle die zum Tode Bestimmten veranstalten nach Brauns Mitteilung ein Festmahl, zu dem alle Vornehmen eingeladen werden. Dann erscheint der Oberpriester mit einem Trank, den alle zum Tode Bestimmten geniessen. „Sterben also alle zugleich von dem Trank / welches ein Saft von Wurzeln ist / und sind auf der Stätte tot.“ Den Glauben der Neger, den Tod eines Menschen als durch Zauberei eines andern veranlasst anzusehen. finden wir auch bei Braun angeführt. „Und so sie einen dessen bezichtigen / haben sie keine anderen Zeugnisse und Fundamente / denn dass sie zum Satan gehen / der ihnen einen Trank / @omba genannt / angiebt / welches dem Bezichtigten soll gegeben werden. Wenn dann der- selbige den Trank nimmt /und sich also befindet / wie er bezichtigt wird /so fällt er alsbald nieder gleichsam in Ohnmacht. Wenn er aber unschuldig ist / muss er sein Wasser machen /oder harnen /und schadet ihm nicht. Aber der Schuldige wird gleich zu Tod gehauen / ja ihm werden alle seine Glieder ganz schrecklich zer- hackt und abgehauen °*).“ Kongo. Richtiger müssten wir den Abschnitt mit Songo überschreiben, denn Braun hielt sich nur in dieser Provinz des Königreichs Kongo auf. Von der Aus- dehnung dieses Reiches Kongo hat Braun insofern eine falsche Vorstellung, als er es sich bis zum Kap der IRRE guten Hoffnung erstrecken lässt. Das Land selbst schildert Braun als sehr fruchtbar, „sehr köstlich an allerlei Gewächs“. Er glaubt auch an das Gerücht, dass es im Lande Kongo Gold gebe. Als Grund, dass es nicht in den Handel komme, giebt er an, „die Ein- wohner wollen nicht leiden, dass man das Gold suche / und wenden diese Ursache vor: Wenn der Spanier wüsste / dass man es leicht bekommen könnte / welches auch wohl zu glauben /so würde der König von Spanien das Land mit Gewalt einnehmen wollen *)“. Kongo „ist das ungesundeste Land /als man weit und breit findet. Dass es daselbst „allerlei Krankheiten“ giebt, mussten die Holländer selbst erfahren. Zu ver- wundern ist, dass Braun als Arzt, keine dieser Krank- heiten namentlich aufführt. Er hebt nur besonders eine Plage hervor, die er auch ausführlich beschreibt, „eine Plage / welche sie Peysy nennen“. Es „sind kleine Würmlein / wie sie im Käse zu wachsen pflegen / mit schwarzen Köpfen. Welche Würmlein in des Menschen Fundament oder After/wie auch in den Händen und Füssen zwischen den Nägeln und dem Bette vorkommen / und dasselbige auffressen / dass es in drei oder vier Tagen ein Loch im After so gross macht / dass man eine Faust darein stossen könnte / davon der Mensch in neun Tagen sterben muss / wo man nicht bei Zeiten hilft. Aber ehe man die Sachen lernet kennen / kostet es oft viel Volk. Die einzige Hilfe ist / eine Lemone spalten oder schälen / und also ganz in das Fundament stecken. Also werden sie durch die Schärfe der Lemonen getötet und zerstört / dass der Mensch wiederum zu seiner Gesundheit kommt ’®)*, Am merkwürdigsten erscheint Braun der Kongo mit seiner gewaltigen Strömung, „der aus dem Lande kommt sechs Meilen breit“. Seine Bewunderung gipfelt in dem Satze: „Sonsten ist zu wissen, dass auf tausend Meilen solch grosser Fluss als der Kongo nicht zu finden“. Er hebt den Fischreichtum des Stromes besonders her- vor, und schildert auch sonstige Bewohner des Flusses, den „grossen Gaymann“ (sind Krokodile)“, den Schwert- fisch, den Walfisch, die „Meerpferde“ und die ,,Meer- kühe“. ‚Die Meerpferde (Manothi in ihrer Sprache genannt) sind nicht beschaffen / wie man hier zu Lande meint / wie ich sie dann selber gesehen. Sie haben vier Füsse / aber die zwei hintersten sind gar kurz und breit / mit welchen sie schwimmen / die Haut ist mehrteils glatt / haben auf dem Hals und Rücken einen schwarzen Strich von Haaren /am Hals einen Kamm. Der Kopf ist so sross als drei Rossköpfe / sie haben Zähne im Maul / da einer etwa 10 oder 12 Pfund wiegt / und sind weisser als Elfenbein / aus welchem schöne Messerhefte gemacht werden. Die Meerkühe sind gar gut zu essen / werden von den Eingebornen oft gefangen / denn sie alle Abende auf das Land kommen zu weiden / wie ander Vieh / aber sobald sie etwas hören oder sehen / so gehen sie wiederum in das Wasser /mit den Jungen / dass es ein Wunder ist zu sehen.‘ Die Bewohner von Songo sind mittelmässige Leute, nicht so stark als die von Loango, „aber freundlich mit uns Christen, und noch viel freundlicher / wenn die Spanier nicht wären“, denn die Spanier „machen uns verhasst bei den Einwohnern / weil wir nicht die römische Religion führen / und geben vor /die Holländer und andere Nationen /so von wegen Trafık oder Handels nach Kongo fahren / seien lauter Menschenräuber und Schifträuber. Welches sie auch leichter glauben / weil et- liche französische Schiffe keinen Handel haben als rauben“. Da das Schiff der Holländer sieben Monate lang im Hafen lag, so konnten sich die Leute von Songo über- zeugen, dass die Schilderung der Spanier nicht ganz zutraf. Die Freundschaft zwischen Holländern und Negern ging sogar soweit, dass „wenn die Spanier etwas wider uns vorgenommen / sie uns gewarnt / und auch uns Defension zu thun sich anerboten.“ Da Loanda, wo die spanische Besatzung sich befand, ganz in der Nähe lag, waren solche Besorgnisse berechtist. Im September 1612 versuchten die Spanier auch wirklich, die Holländer zu vertreiben. Es wäre ihnen bei ihrer Übermacht wahr- scheinlich auch gelungen, wenn nicht die Eingebornen den Holländern „treulich und tapfer beigestanden.“ Die Neger von Songo schildert Braun als arbeitsam und genügsam, „können lang Hunger leiden / wenn sie nur Makay oder Tabak haben / dessen Blätter sie zer- reiben und anzünden / dass es einen starken Rauch “giebt / welchen sie an sich ziehen für Durst und Hunger.“ Sie sind „in allen Gewerben gar wohl bewandert“, näher giebt er die Beschäftigung der Bewohner nicht an; er sagt nur, dass auch hier „so schöne Häublein“ gefertigt würden, wie in Loango, und die von den Kindern der Grafen von Songo getragen würden. „Der Adel aber trägt jetzt schwarze Hüte.‘“ Die Bekleidung besteht in einem Schurz, der von der Hüfte bis zu den Füssen geht; ausserdem trägt man noch einen Mantel, „wenn _es regnet oder kalt ist“. In der portugiesischen Sprache sind sie wohl be- wandert, einmal durch den langen Verkehr mit denselben, dann auch durch den Gottesdienst, bei dem sie auf Latein und Portugiesisch ihr Gebet thun. Ferner haben sie Unterricht „wie in Hispanien“, bei „Schulmeistern / allein auf spanisch oder portugiesisch / aber auf ihre Sprache haben sie keine / denn dieselbe gar bôs zu schreiben und zu lernen ist“. Die Bewohner des Landes sind katholische Christen, nach Brauns Ansicht aber RD ge geschah die Bekehrung der Bewohner nur deshalb, um diese und das Land zu unterwerfen. Der Handel erstreckt sich in der Hauptsache auf die Ausfuhr von Elfenbein und Leopardenhäuten. Ein- geführt werden ausser europäischen Waaren von Majumba her „viel Holz / Dakulo genannt / welches bei ihnen gar teuer ist‘, da es zu Farbebereitung und zur Herstellung von Arzneimitteln gebraucht wird. Als Geld dienen Muscheln, ,,kleine Hörnlein / Simbis genannt“. Von Kongo aus wird auch nach Indien gehandelt, nach Braun aber nicht allein auf dem Wege ums Kap, sondern „die Spanier und Portugaleser haben mehr Vorteil / dass sie können durch das Land reisen in Ostindien auf Goa / und von dannen auf Malabar und Koromandel / welche Reise sie in vier oder fünf Wochen thun °’)“, Als Be- forderungsmittel für Personen dienen im Lande allge- mein Matten, die nach Art der Hängematten an einer Stange befestigt, und die aus starkem Garn geflochten sind. Zwei Männer tragen diese „Hamacha“ genannte Matte auf der Schulter. Die Unabhängigkeitsbestrebungen der Statthalter der Provinz Songo, der „Grafen von Songen“ waren schon zu Brauns Zeit voll im Gange und bekamen immer neue Nahrung durch die verhassten Einmischungen katholischer Geistlicher in das Regiment des Landes. Ihren Ausdruck fanden diese Zwistigkeiten zwischen König und Statthalter durch häufige Aufstände, denn „der Graf von Songen hat oftmals mit dem König einen Krieg angefangen / wenn derselbe etwa den Portugalesen zu viel vertraut hat. Denn der König wohnet fünfzig Meilen im Lande in der Stadt Kongo. Allda hat er einen Episkopum / welcher ein Portugaleser ist. Sie haben dem Könige oft gute Worte gegeben / bis sie end- lich etwas haben eingenommen und in ihre Gewalt be- le VS kommen.“ Zur Zeit von Brauns Anwesenheit war ein alter, blinder Neger Graf, aber trotz seines Alters ein noch starker und grosser Mann; er führte den Namen „Don Ferdinando“. Das Königreich Kongo hat oft unter den Einfällen eines räuberischen Volksstammes zu leiden, „der sich gar übel vor den Büchsen oder Geschütz fürchtet“. Deshalb „brauchen sie diese List: Weil sie der grosse Fluss Kongo scheidet /so kommen sie oft mit Kanoen / welches grosse, hohle Bäume sind / die sie brauchen für ihre Schiff / denn sich wohl fünfzig oder sechzig Mann darinnen behelfen mögen. Wenn sie dann ungemeldeter Sache hinüber kommen / so bekommen sie oft über 100 Menschen. Und so sie dieselben nicht alle hinüber führen können /schlagen sie dieselbigen tot und hauen sie aus. Welche sie dann hinüberbringen / fressen sie besierig wie Wildpret“. Zur Abwehr dieser Einfälle geben die Portugiesen dem König ,,60—100 Soldaten / welche sie in Loanda halten“ zur Unterstützung. Ist das Treffen siegreich / so bekommen die Portugiesen als Besoldung alle lebenden Gefangenen, die sie dann als Sklaven verkaufen. Haben aber die Feinde von jenseit des Kongo gesiegt, „so schlagen sie alle Feinde zu Tod / und fressen sie / denn sie Menschenfresser sind. Und vermeinen darin ihre grösste Männlichkeit im Streit er- wiesen zu haben /wenn sie den Feinden die Gemächt ausschneiden / welche sie an eine Schnur oder Bast binden / und hängens an den Hals / da man dann sehen kann / wieviel einer von den Feinden umgebracht habe“. Das was Braun über die Versuche der Portugiesen, sich im Lande festzusetzen, berichtet, ist nicht ganz klar. Er schreibt: „Sie haben auch etliche Male Schanzen und Festungen aufgeworfen / aber die Einwohner haben sie wiederum zerschleift / denn es gar ein herzhaft Volk -1 -1 ist. Die Portugiesen haben eine Festung schon vor fünfzig Jahren darein gemacht / welche von den Ein- wohnern wiederum zerstört worden. Daselbst haben sie hernach eine Kapelle gemacht /und des Königs von Portugal / Don Sebastian Wappen aufgerichtet. Der Platz wird bis auf den heutigen Tag der Patron ge- heissen. Denn dasselbige Ort auf dem allerbequemsten Platz gestanden an der Revier oder Fluss Kongo / sinte- mal kein Schiff ohne ihren Willen hat einkommen können. Sie haben auch hernach auf einem andern Platz / als nämlich auf einer Insel / die unbewohnt ist / eine Festung gemacht. Ist auch zerschleift worden *)“. Würdigung Brauns. Vorstehende Darstellung der Reisen Brauns hat die Zuverlässigkeit seines Berichtes an der Hand anderer zuverlässiger Reisebeschreibungen zur Genüge dargethan. Es sind unserem Reisenden allerdings auch einige Mängel und Irrtümer nicht erspart geblieben; diese sind jedoch von so geringer Bedeutung, dass sie die Glaubwürdigkeit des Ganzen nicht im mindesten beeinträchtigen. Es erübrigt nun noch, festzustellen, ob unserm Reisenden neben dem Vorzug der Zuverlässigkeit auch der der Selbständigkeit zukommt. Wollen wir den Bericht nach dem ersten Eindruck beurteilen, so können wir uns der Ansicht nicht ver- schliessen, dass es sich um etwas durchaus Ursprüng- liches und Selbständiges handelt. Diese Meinung hält auch Stand, wenn man eingehend die Beziehungen unter- sucht, die Brauns Werk zu den möglichen Quellen haben kann. In Betracht kommen nur holländische Schriften, oder solche fremder Nationen, die ins Holländische über- setzt waren. Braun war ausser dem Deutschen wohl keiner andern Sprache mächtig als der holländischen. Wir hätten also Lopez’ Werk über Kongo, Linschotens Guinea, Marees’ Guinea und die Schitfahrtsberichte holländischer Ostindienfahrer auf etwa vorhandene An- leihen hin zu untersuchen, die Braun bei ilınen gemacht haben könnte. Die Kenntnis dieser Reiseschriften kann Braun nicht nachgewiesen werden; die Möglich- keit ist vorhanden, dass er sie während seines hollän- dischen Aufenthalts kennen gelernt hat. Wahrscheinlich aber ist dies nicht, denn sonst würden doch wenigstens leise Anklänge an diese Schriften vorhanden sein, oder falls sie ihm in Basel bei Abfassung seines Buches zur Hand gewesen wären, auffallende Übereinstimmungen irgend welcher Art zu Tage treten. Es ist aber nichts von alledem an dem Buche Brauns zu erkennen, und wenn wir uns die Entstehung des Buches vor Augen führen, so müssen wir jeden fremden Einfluss auf Brauns schriftstellerische Thätigkeit für ausgeschlossen erklären; der Ton des Buches ist so einfach und schlicht, so ganz frei von allem Grossprecherischen, dass man beim Lesen den -ehrenfesten Basler Bürger zu sehen glaubt, der nach einem an Ereignissen reichen Wanderleben froh ist, glücklich im sicheren Hafen der Heimat gelandet zu sein, und dessen in der Welt gefestigter Charakter es verschmäht, durch irgend welche Ausschmückung oder prahlerische Unwahrheiten den Reiz seiner Erzählung zu erhöhen, die in ihrer Unmittelbarkeit und Anspruchs- losigkeit auf den engen Kreis, für den sie bestimmt war, am meisten wirkte. Des Berichtes Glaubwürdigkeit und Selbständigkeit rechtfertigen allein schon die Behauptung, dass Braun eine beachtenswerte Stelle in der Reihe der Reise- beschreiber seiner Zeit gebührt. Doch genügt dieser allgemeine Satz nicht, um den Wert der Reisebeschrei- bung und die Bedeutung Brauns im Vergleich zu andern Reisenden und ihren Werken genügend aufzuklären. Wir müssen uns fragen, wer waren die andern Reisenden seiner Zeit, was haben sie geleistet und welchen Wert haben ihre Nachrichten ? Es kommen hier für uns die Rei- senden in Betracht, die zu Lebzeiten Brauns, also von ca. 1590 bis 1670 reisten oder schrieben, und die dabei die Westküste Afrikas von der Goldküste bis zum Kongo berücksichtigen; unterwerfen wir im folgenden die be- treffenden Reisebeschreibungen einer kurzen kritischen Darstellung. Lopez. Eduard Lopez ging 1578 nach dem König- reich Kongo und hielt sich daselbst vorzugsweise in der Hauptstadt des Landes, in San Salvador auf. Im Auf- trag des Königs ging er nach Madrid, um bei Philipp von Spanien Hilfe für das Christentum in Kongo zu erbitten. Als man sich ablehnend verhielt, beschloss er, sich selbst in den Dienst der Kirche zu stellen; er wurde Mönch, ging nach Rom zum Papst und von da, aus wieder nach Kongo, wo er sein Leben beschloss. Während seines Aufenthalts in Europa gab er Pigafetta Anregung zu dessen Beschreibung vom König- reich Kongo, die sich also wesentlich auf Notizen und mündliche Mitteilungen von Lopez gründet. Das Werk erschien 1591 in Rom unter dem Titel: „Relatione del Reame de Congo etc.“. Es wurde späterhin mehrfach übersetzt; uns lag die deutsche Ausgabe vor, wie sie sich in der Sammlung von de Bry findet, 1609. Der Bericht zerfällt in zwei Teile. Der erste ist eine „all- gemeine und Generalbeschreibung des Königreichs Kongo“. Er enthält die Fahrt des Lopez, Angaben über das Klima des Landes, allgemeine Beschreibung des Reiches und ausführliche Mitteilungen über die Grenzen des Landes. Die staatliche Einteilung des Landes in sechs Provinzen, LOS EVE deren jede in einem besonderen Kapitel behandelt wird, wird angegeben. Am genauesten wird Bamba beschrieben, kürzer die anderen ; man findet oft wiederholte Angaben. Das zweite Buch beschäftist sich mit der Haupt- stadt San Salvador. Alle wichtigeren Mitteilungen sind nur ganz kurz angegeben, bedeutungslose Kleinigkeiten oft ausgesponnen. Der eigentliche Zweck des Buches aber scheint die Darstellung der Entwickelung des Landes unter Herrschaft der Portugiesen, der Bekehrung des Landes zum Christentum von 1490 an bis zur Abreise des Lopez nach Madrid zu sein. Dieses Thema füllt den grössten Teil des Buches aus. Der Bericht beruht von pag. 1—61 allem Anschein nach auf den Angaben des Lopez, und wir haben keinen Grund zu zweifeln an der Wahrheit dessen, was er aus eigener Anschauung berichtet, d. h. soweit es sich um das Kongoland handeit. Dem Bericht ist aber eine Beschreibung der Reiche Monomotapa und Monemugi, sowie des Landes des Priesters Johann angefügt. Da aber Lopez ebensowenig in diesen Ländern gewesen ist wie Pigafetta, so haben diese Mitteilungen nur bedingten Wert. Überhaupt können wir über das Werk sagen, dass der Verfasser ebensowenig wie andere Reisende und Geographen seiner Zeit der Versuchung widerstehen konnte, mehr über den dunklen Erdteil zu berichten, als er zu verantworten vermochte. Namentlich gilt dies von der Beschreibung der Grenzen des Landes, denn hier werden die Reiche der Anziker, Jagger, das Reich Matamba mit grosser Ausführlichkeit geschildert, obwohl der Verfasser an anderer Stelle (pag. 41) sich zu der Bemerkung veranlasst sieht, dass man nichts von diesen (segenden wisse. Diese Beschreibung des Königreichs Kongo ist also keine Reisebeschreibung im eigentlichen Sinne desWortes; es ist vielmehr eine Zusammenstellung alles dessen, was der Verfasser über das südafrikanische Dreieck erfahren konnte, und diese gruppiert sich um die Mitteilungen des Lopez. Der Wert des Buches ist somit beschränkt, wenn es auch für viele als Quelle diente und für den Zeitraum von hundert Jahren bis zum Auftreten der Missionarberichte gegen Ende des 17. Jahrhunderts das einzige grössere Werk über das Königreich Kongo blieb. Linschoten. Johann Hugo Linschoten ist ein hollän- discher Seefahrer der vorholländischen Handelsepoche. Er stand in portugiesischen Diensten. 1579 fuhr er von Texel aus zunächst nach Lissabon; hier hatte er Ge- legenheit, seiner Reiselust zu genügen. Am 8. April 1584 segelte er nach Indien, wo er sich als Beamter zur Hauptsache in Goa aufhielt. Am 1. Januar 1589 trat er die Heimreise an; am 2. Januar 1592 kam er nach längerem Aufenthalt auf St. Helena, Ascension und den Kanarien in Portugal wieder an. Im September des- selben ‚Jahres kehrte er nach Holland zurück. Sein Reisebericht ist jedenfalls der umfänglichste, den wir aus damaliger Zeit besitzen. Man kann ihn mit dem grössten Recht als ein Sammelwerk bezeichnen, in das der Verfasser nicht nur seine eigenen Beobach- tungen und Erlebnisse aufnahm, sondern alles, was er über den damals bekannten Osten erfuhr. Er-hat seinem Werke auch ein Kapitel über Guinea eingeschaltet, das jedoch in keiner Weise erschöpfend ist. Da Linschoten niemals diesen Teil Afrikas betreten hat, so sind seine Mitteilungen wohl hauptsächlich auf Lopez und unbe- kannte portugiesische Quellen zurückzuführen. Die ersten holländischen Reisen nach Ostindien finden wir in der Sammlung von de Bry aufgezeichnet. Es sind dies die Fahrten in den Jahren 1598—99, die Reise Spielbergens 1601—04, Jakobs van Neck 1600—03, tb a KO Hermanns van Bree 1602 — 04, Verhuffens 1607 — 09 u. s.w. Alle diese Fahrten sind ausführlich beschrieben; ihr Inhalt erstreckt sich aber in der Hauptsache auf die Vorkommnisse auf den einzelnen Schiffen, auf die Er- lebnisse bei der Landung an den einzelnen Stationen und auf den Aufenthalt daselbst. Mitteilungen über den Handel füllen den breiten Raum, Bemerkungen über Land und Volk sind nur zufällig eingestreut. Allen diesen Berichten haftet dadurch eine gewisse Gleich- mässigkeit an. Es sind nicht Reisebeschreibungen von wissenschaftlicher Bedeutung, obwohl sie auch ab und zu ein Körnchen länder- und völkerkundlicher Beobach- tungen bieten, man wird sie treffender als Schiffahrts- berichte bezeichnen. Über Westafrika, dessen Festlands- küste ja ausserhalb der Schiffahrtslinie lag, wird so gut wie nichts berichtet. Nur die Inseln finden Erwähnung. Marees. Unter dem Namen des „Gotthardt Arthus von Danzig“ hat in der geographischen Litteratur des 17. und 18. Jahrhunderts — vornehmlich in den Sammel- werken — eine Beschreibung der Goldküste eine Be- rühmtheit erlangt, die sich wohl erklären lässt. Zunächst sei aber darauf hingewiesen, dass Arthus keineswegs der Verfasser dieser Schrift ist, wie zuweilen angegeben wurde, und dass er vor allen Dingen auch kein Reisender war und Afrika niemals gesehen hat. Er ist einfach nur der Übersetzer des Berichts, dessen Verfasser ihm unbekannt war und den er deshalb auch nicht auf dem Titelblatt erwähnt. G. Arthus ist, wie er sich auf dem Titelblatt des siebenten Teiles von de Bry’s Sammlung selbst bezeichnet, ein „Historien-Liebhaber“. Wir ver- danken dieser „Liebhaberei“ eine grosse Anzahl von Übersetzungen fremder Reisewerke ins Deutsche, und dadurch hat er sich um die deutsche geographische Litteratur unleugbar ein Verdienst erworben. Seinem D Oo Fleiss verdanken wir auch die erwähnte „Beschreibung des gewaltigen, goldreichen Königreichs Guinea“. Der Verfasser dieses Werkes ist der Holländer Pieter de Marees. Die Schiffahrt, an der er teilnahm, währte vom 1. November 1600 bis zum 21. März 1602. „Das Reisejournal ist sehr kurz, die Einleitung und die Schiffs- route bilden den ersten Teil; aber der wichtigere Ab- schnitt des Werkes ist eine Beschreibung der Guinea- küste in 50 Kapiteln. Er liefert unter anderm be- merkenswerte Einschaltungen über Erlebnisse der Holländer in diesen Küstenstrichen. Der dritte Teil enthält den Bericht über die Fahrt der Schiffe nach Kap Lopez (Gonsalves, eine Beschreibung von Benin durch einen gewissen D. R. Die Fortsetzung des Jour- nals ist eine Beschreibung von Rio Gabuni und Kap Lopez.“ (Tiele, pag. 152.) Nach weitern Mitteilungen Tieles verbirgt sich der Verfasser auf der ersten Aus- gabe von 1602 durch die Angabe der Buchstaben P.D.M., ebenso auf den folgenden 1605, 1607, 1650. Wie schon aus diesen Angaben ersichtlich, ist das Werk nicht eine einheitliche Reisebeschreibung, sondern ein Sammelwerk von grosser Vollständigkeit. Aber wie soviele andere Sammler nahm auch Marees vieles ganz kritiklos auf, und so erklären sich die vielen Widersprüche, Ungenauig- keiten, Irrtümer und Ungereimtheiten des Werkes. Aber diese Fehler kamen nicht in Frage in einer Zeit, wo überhaupt jede Kritik mangelte, und so kehrt die Be- schreibung im 17. und 18. Jahrhundert als massgebend und grundlegend immer wieder. Sie war das Quellen- werk für Nordguinea, wie die Beschreibung des Lopez für Südguinea. Battel. In der englischen Reisesammlung, die Purchas herausgab, befindet sich ein Bericht über die Reisen Andreas Battels aus Leigh in Essex. Battel hielt sich EI nn 18 Jahre lang, von 1589 bis 1607 abenteuernd an der Küste Westafrikas auf. Er landete in genanntem Jahre in der Kuhbai. Der Reisebericht enthält eine ausführ- liche Beschreibung seines Aufenthalts unter den Gagas, mit denen er achtzehn Monate umhergezogen sein will, und worüber er die fabelhaftesten Sachen erzählt. Es gelang ihm, zu entkommen, er kehrte zu den Portugiesen zurück, ging an der Küste nach Norden vor und blieb lange Zeit in Loango. Der Abenteurer giebt auch von diesem Lande und Volke einen Bericht, der sich im wesentlichen mit dem Brauns deckt. Derselbe erschien 1625 in Purchas „Pilgrimes“. Der ursprüngliche Bericht Battels ist diese Beschreibung wohl nicht, sondern eine von Purchas an der Hand fremder Quellen, namentlich des Lopez, geschickt verfertigte Erzählung, die nur da von Wert ist, wo sie sich lediglich auf die Beobachtungen Battels stützt. Dies ist der Fall bei der Beschreibung von Loango, bei der die einzige bis dahin vorhandene Beschreibung — abgesehen von einigen Notizen bei Lopez — nämlich die Brauns von 1624 nicht benutzt wurde, wie aus einigen Differenzen zwischen beiden hervorgeht; an allen übrigen Teilen des Berichtes ist, wie schon erwähnt, die ergänzende, aber kritiklose Thätigkeit von Purchas unverkennbar. Hemmersam. Michael Hemmersam, geboren 1619 in Nürnberg, war ein Goldarbeiter, der ähnlich wie Braun auf der Wanderschaft nach Holland kam, wo er sich als Soldat anwerben liess. Er ging nach dem festen Platze Mina an der Goldküste, anfangs als gewöhnlicher Soldat, später als „Adelspursch“ während der Zeit von 1639 —45. Am 15. Januar 1645 trat er über Brasilien die Heim- reise an, und am 4. Juni landete er in Texel. Er kehrte nach Nürnberg zurück, wo er sich als Handwerksmeister niederliess und sich auch verheiratete, Seine Reise- Er Nee beschreibung, „Guineische und westindianische Reise- beschreibung“ betitelt, gelangte aber erst nach seinem Tode zur Ausgabe; die erste Auflage erschien 1663, die zweite 1669. Der Herausgeber ist ein Dr. Ludwig Dietkerr in Nürnberg, der dem Buche auch eine Vorrede über die Nützlichkeit des Reisens voranschickte. Das Buch selbst zerfällt in drei Teile: Teil 1 (Kap. 1) ent- hält die Reiseerlebnisse Hemmersams bis nach Mina; Teil 2 (Kap. 2—16) ist eine Beschreibung der Goldküste; Teil 3 (Kap. 17—20) enthält die Heimreise. Am ursprünglichsten und einfachsten wirkt der erste Teil. Der zweite, die Beschreibung der Goldküste, erinnert ganz unwillkürlich an Marees. Bei näherer Prüfung ergiebt sich auch eine überraschende Überein- stimmung. Wir erkennen ohne Mühe, dass wir in Hemmersams Bericht nichts anderes als eine Kürzung des von Marees vor uns haben. Am auffallendsten stimmt das sechste Kapitel Hemmersams mit dem 39. Kapitel des Marees ‚von ihrem Adel‘ zusammen. Der dritte Teil ähnelt dem ersten, enthält aber manches geographisch Unrichtige und Sagenhafte, z. B. das Märchen von der schwimmenden „güldenen Insel“ zwischen St. Thomas und Brasilien. Der Verfasser ist zweifellos Dietherr, nicht aber Hemmersam. Abgesehen davon, dass dieser schon ge- storben war, als das Buch erschien, verrät die Abfassung des Buches eine gewisse litterarische Gewandtheit, sowie eine Belesenheit, die ein einfacher Handwerksmeister unmöglich besitzen konnte. Der Sachverhalt wird fol- gender sein. Nach Hemmersams Tode geriet seine Witwe in Not. Um eine Unterstützung zu erlangen, hielt man es vor allen Dingen für nörig, die Verdienste Hemmer- sams ins rechte Licht zu setzen und sich gleichzeitig das Wohlwollen der massgebenden Behörden zu sichern. Der Rechtsgelehrte Dr. Ludwig Dietherr unternahm die Ausführung. Er benutzte die Aufzeichnungen Hemmer- sams, die unzweifelhaft vorhanden waren, und formte aus ihnen und dem Bericht des Marees eine gefällige Reise- beschreibung. Das Buch wurde dem Schultheissen Burk- hard Löffelholtz und dem Spitalpfleger Christof Derrer gewidmet. Diese Widmung, die mit „Apollonia Hemmer- samin, Wittib“ unterzeichnet ist und in der ihr „sut- herzige Wohltäter / so lange sie noch in diesem Jammer- thal herumwallen müsse“, gewünscht werden, wurde eben- falls von Dietherr verfasst, denn eine Handwerkerswitwe würde wohl kaum von Pythagoras und Galenus im be- sonderen und von „autoribus graecis‘ im allgemeinen reden können. Das Buch hatte zweifellos eine grössere Verbreitung, da es zwei Auflagen erlebte, und hat so auch sein Teil dazu beigetragen, die Kenntnis fremder Länder und Völker zu erweitern; gleichwohl muss ihm aber seiner Entstehung wegen jeder wissenschaftliche Wert abge- sprochen werden. Bellefond. Villaut de Bellefond, ein Franzose, be- reiste auf einem holländischen Kauffahrer die Küste von Oberguinea, an der er drei Monate weilte. Am 10. No- vember 1666 schiffte er sich in Texel ein, vom 16. bis 18. Dezember weilte er am Rufisko, verfolgte dann die Küste weiter bis zum Kap Mesurado. Am 23. Januar 1667 kam er an der Pfefferküste an, am 11. Februar an der Zahnküste und am 1. März an der Goldküste. Man hielt sich vom 7.—11. März in Botru auf, am 17. kam man nach dem dänischen Fort Friedrichsburg. Von hier aus unternahm man einen Abstecher nach Osten am 8. April, kehrte aber gleich wieder zurück und blieb bis zum 29. April in dem erwähnten Fort. Die Heimreise trat man dann auf dem üblichen Wege über St. Thomas an. a es Die Frucht dieses kurzen Aufenthalts war eine Schrift: „Relation des costes d’Afrique, appellées Guinée“, die 1669 in Paris erschien. Der erste Teil des Buches enthält eine Beschreibung der Reiseerlebnisse mit ge- legentlichen kurzen Bemerkungen über das Land und seine Bewohner. Dann folgt eine „Beschreibung der Goldküste“. Sie ist sehr übersichtlich geordnet und enthält in gedrängter Wiedergabe alles über die Gold- küste für einen Kaufmann damaliger Zeit Wissenswerte. Wir finden in der ganzen Schrift niemals eine Unge- h euerlichkeit wie beimanchem andern Schriftsteller, aber manche Lächerlichkeit. Diese verschiedenen Schwächen, die er sich in dieser Hinsicht zu Schulden kommen lässt, sind eine natürliche Folge der Absichten, die er mit seiner Schrift verfolgte. Er lieferte eine Agitationsschrift im Gewande einer Reisebeschreibung. Bellefond wollte den französischen Handel veranlassen, sich in grösserem Stile, ähnlich den Holländern und Engländern, an der Ausbeutung Westafrikas, namentlich der Gold- küste zu beteilisen. Da aber Bellefond wohl wusste, dass sich die Franzosen bei früheren derartigen Versuchen schon mehrfach Schlappen geholt hatten, sucht er seine Landsleute an ihrer nationalen Ehre zu packen und tischt ihnen überraschende Geschichten auf. Er macht es ihnen zur Pflicht, den Guinea- handel an sich zu bringen, denn die Franzosen seien die ersten Entdecker dieser Küsten. Dieser Gedanke ist zwar nicht neu, er tritt schon bei Braun auf, wie unten weiter erörtert werden soll, aber die Beweise, die er bringt, sind zum mindesten originell. Nach Bellefonds Mitteilung empfinden die Neger ganz West- afrıkas nur Liebe für Franzosen, auch werde heute noch in Kommendo die Trommel auf französische Art ge- schlagen und die Höflichkeit der Leute an der Pfeffer- — 8 — küste sei lediglich auf französischen Einfluss zurück- zuführen. Jedem der Abschnitte über die Pfeffer-, Zahn- und Goldküste folgen ,, Remarques sur cette coste‘“, die immer mit der Priorität der französischen Entdeckungen beginnen: Les Dieppois ont trafiqués longtemps sur cette coste (p. 159) oder: Les Francois ont été les premiers, qui ont découvert ces costes et y ont trafiqué (p. 140). Am ausführlichsten wird aber die Tendenz des Werkes in einem besondern Schlusskapitel betont, pour justifier, que les Francois y ont esté long-temps auparavant les autres nations (p. 419 ff.). Beantworten wir die Frage, was ist in diesem Buche von Bellefond, was nicht?, so kommen wir zu dem Schlusse, dass alle Mitteilungen, die von länder- oder völkerkundlicher Bedeutung sind, andern Beschreibungen, mündlichen oder auch schriftlichen Mitteilungen, ent- stammen (vergl. pag. 73 u. 332); nur die kleinen persön- lichen Erlebnisse gehen auf ihn zurück, und die histo- rischen Mitteilungen über die französischen Entdecker- rechte lassen auf unbekannte Quellen schliessen, falls solche überhaupt anzunehmen sind und der Verfasser nicht etwa Brauns Notiz aufgegriffen hat. Die Beweise für seine Behauptungen entstammen lediglich der reichen Phantasie des Reisenden, sind also eigenes Verdienst. Das Buch ist also ohne wissenschaftliche Bedeutung und verdient nur insofern eine gewisse Rücksichtnahme, als in ihm zum ersten Male der Nachweis der Ent- deckung der Goldküste durch die Franzosen erbracht werden will. Carli. Dionysius Carl, ein Kapuzinermissionar, reiste von Genua nach Pernambuco, von da nach Loanda, wo er am 6. Januar 1668 landete. Nach kurzem Auf- enthalt an diesem Ort ging er im Begleitung des Paters Guattini nach Bamba, von da nach Pemba, kehrte mg dann nach Bamba und schliesslich nach Loanda zurück. Von da aus trat er die Heimreise an, besuchte von Lissabon aus Portugal und Spanien und kam 1677 nach Bologna. Er veröffentlichte eine Schrift über seine Reisen unter dem Titel „Der nach Venedig überbrachte Mohr“. In diesem Buch ist nicht nur die Reise nach Kongo, son- dern auch eine zweite Missionsreise nach Babylon, Schiras, Tiflis und den Städten am Schwarzen Meer enthalten, die hier nicht weiter in Betracht kommt. Der Bericht über die erste Missionsreise enthält Nachrichten über Carlıs Thätigkeit als Missionar in Brasilien und Afrika. Der Erzählung sınd auch ver- einzelte Bemerkungen über Land und Leute eingeschaltet’ die aber so bruchstückartig auftreten, dass sie kein Ge- samtbild ergeben und auch nichts Neues bieten. Man erkennt, dass weniger das Bestreben, das Land und seine Bewohner kennen zu lehren, als vielmehr die Ab- sicht, die Missionare und ihre Erfolge ins rechte Licht zu setzen, bei Abfassung des Buches massgebend war. Wir begegnen bei Carl einer erstaunlichen Leicht- gläubigkeit und Kritiklosigkeit. So berichtet er von Meermenschen, halb Mensch, halb Fisch, von Drachen, „die von solcher Grösse sind / dass sie eine ganze Gais samt den Hörnern hinunterschlucken können“. Diese Drachen seien neben Menschenfleisch die Lieblingsspeise der Jagi. Über dieses Volk schreibt auch Carli, und zwar mehr als über die Bewohner von Kongo, obgleich er keinen der Jagger jemals zu sehen bekam. Auch für Carlis Buch müssen wir jegliche wissenschaftliche Bedeutung ablehnen, es ist eine Aneinanderreihung von Wunder- und Missionsgeschichten, vermengt mit einigen sehr zweifelhaften geographischen und ethnographischen Angaben. Wirklich Positives finden wir wenig, und auch dieses besser in jeder andern Beschreibung über Kongo. 400 ER Müller. Wilhelm Johann Mäller aus Harburg war von 1661 bis 1669 als Prediger in der dänischen Nieder- lassung an der Goldküste, in Friedrichsburg thätig. Sein Bericht, „Die afrikanische, auf der guineischen Goldküste gelegene Landschaft Fetu“, ist, wie er selbst sagt, „aus eigener achtjähriger Erfahrung / und nicht aus anderer Bericht /oder guten Büchern verfertigt“. Wir haben nicht den mindesten Grund, beim Lesen seines Buches an diesen Worten zu zweifeln. Man könnte ja vermuten, dass er trotz seiner Versicherung auf andern als seinen eigenen Erfahrungen fusst. Er berichtet zum "Beispiel über den Bau der Wohnhäuser in Fetu fast Wort für Wort übereinstimmend mit Marees; aber hier können wir wohl an einen Zufall glauben, denn einmal finden sich sonst nirgends Anklänge an Marees, und andrerseits ist der Bau eines Wohnhauses eine so häufige Thätigkeit, die sich genau nach demselben Muster immer wieder abspielt, dass Müller wohl nicht nötig hatte, gerade in diesem Falle eine Anleihe zu machen. Ferner könnte man den Satz Müllers, in welchem er sich über die Ursache des Medinawurms auslässt, als eine Ent- gegnung auf die Ansicht Brauns über den Fall auffassen. Müller: „So ist demnach / meines geringen Erachtens / die bessere Meinung / dass man / nächst der sonderbaren Strafe Gottes / und der intemperierten Luft / diese Würmerplage dem faulen / stinkenden Wasser zuschreibe“. Braun hatte geschrieben: „Man hat vermeint } solche Krankheit komme her von dem Wasser oder Wein des- selbigen Landes. Deswegen sich etliche unter uns davon enthalten. Es hat sie aber wenig genutzet. Denn sie auch die Krankheit bekommen. Ich halte dafür / dass diese Würmer von der bösen und feuchten Luft her- kommen /und wachsen im Fleisch. Sind aber zweifels- ohne eine sonderbare Strafe Gottes“. Es würde dies NO ete zwar eine Kenntnis von Brauns Schrift voraussetzen, die aber auch nicht von tieferer Bedeutung wäre, da sich nirgends im Buche Folgen dieser Bekanntschaft zeigen. Müller beschränkt sich in seiner Beschreibung nur auf einen kleinen Teil der Goldküste, auf Fetu. Das Buch enthält eine Geschichte der dänischen Nieder- lassung, teils im Eingange, teils in verschiedenen Kapiteln zerstreut; er berichtet ferner über das Leben der Neger und ihre Sitten; den grössten Teil des Buches aber füllen die Mitteilungen über die Religion der Neger. Darin liest auch der Wert des Buches, dass wir in ihm die ersten zusammenhängenden, nicht verworrenen Nach- richten über die religiösen Bräuche der Eingebornen finden. Wir müssen aber auch von Müller erwarten, dass er ein selbständiges, zuverlässiges Reisewerk zu liefern im stande war, denn einmal war sein Aufenthalt nur auf einen Punkt beschränkt, welchen er also im Laufe von acht Jahren genau kennen lernen konnte, und zweitens war Müller als protestantischer Geistlicher weit gebildeter als die meisten seiner Vorgänger, die in der Regel nicht einmal den Durchschnittsgrad der Bildung ihrer Zeit erreicht hatten. Wir dürfen die Reisebeschreibung Müllers zu den besten zählen, die wir aus dem 17. Jahrhundert besitzen. Aus dem Angeführten ergiebt sich mancherlei. Wir sehen, dass der weitaus grösste Teil der Berichte keine Mitteilungen über Selbsterlebtes und Selbstbeobachtetes sind, sodass jeder der Reisenden nur in einem kleinen Teile seines Werkes für die Wahrheit einstehen kann. Es fehlte diesen Männern bei ihrer Arbeit der Sinn für unbedingte Treue und Wahrheit. Jeder wollte soviel als möglich bieten, und so bestachen auch die Reise- beschreibungen unbedeutender Männer durch die Grösse ihres Umfanges. Man schätzte die Reisenden nicht nach ihren wirklichen Erfolgen, sondern nach der Dickleibig- keit ihrer Werke. Auf diese Weise gelangte Villault de Bellefond zu dem Ruhm eines der besten und sicher- sten Reisenden, denn er verstand geschickt auszuwählen und zusammenzufügen ; so wurde oft des Lopez’ Beschrei- bung von Loango und Monomotapa, Monemugi u. s. w. als massgebend angegeben, obgleich er darüber nur vom Hörensagen berichtet; nicht geringer war das Ansehen von Linschotens Bericht über „Guinea“, das der Ver- fasser nie gesehen hatte. Auch Marees hätte in vielen Stücken nicht für die Zuverlässigkeit seiner Angaben einstehen können, und Carli wäre jedenfalls in einen schweren Konflikt mit seinem Gewissen gekommen, hätte er die Wahrheit seiner abenteuerlichen Ausführungen bekräftigen müssen. Die Wurzel aber des Übels, dass derartige Be- richte iiberhaupt entstehen konnten und dann von den Lesern fast ohne Unterschied als bare Münze hinge- nommen wurden, ist in der geradezu unglaublichen Kritik- losigkeit sowohl der Verfasser, als auch der Leser zu suchen. Nichts war so unwahrscheinlich, als dass es nicht hätte seglaubt werden können. Diesem Vorwurf kann weder Lopez noch Marees, weder Linschoten noch Battel ent- gehen, er trifft Dietherr ebenso sehr wie Carli. Nur Bellefond umschiffte gewandt die Klippe der Quellen- kritik und wartete den Lesern seines Buches mit den Erzeugnissen seiner eigenen Phantasie auf. Wie wohlthuend wirkt dagegen in diesem Wirrwarr von Wahrem und Falschem eine Reisebeschreibung von der Einfachheit und Zuverlässigkeit, wie sie uns in Brauns Werk entgegentritt. Seine Schrift hat vor allen diesen Reisebeschreibungen den Vorzug der Selbständigkeit und Glaubwürdigkeit. Braun fehlt völlig die Sucht nach einer zweifelhaften Vollständigkeit seines Buches; er kann daher een gar nicht in die Lage kommen, unkritisch Stoff für seinen Reisebericht auszuwählen. Die Stellung, die Braun in der Reihe der erwähnten Reisenden einnimmt, lässt sich in Kürze wie folgt charakterisieren. Von einem Vergleich ausgeschlossen sind die Schiff- fahrtsberichte der Holländer, da sie einen andern Zweck verfolgen als den, ein Land und die Sitten und Gebräuche seiner Bewohner mit einer gewissen Gründlichkeit zu beschreiben. Die Reiseberichte von Linschoten, Hemmer- sam, Villault de Bellefond und Carli stehen unter Braun, da sie weder etwas Neues bieten, noch auch das länder- und völkerkundliche Material ihrer Schriften eigenen Beobachtungen verdanken, sondern dasselbe andern Be- richten entlehnt haben. Lopez und Marees enthalten auch dann noch, wenn man sie soweit als nur möglich alles fremden Beiwerks entledigt, soviel Unrichtigkeiten, Unklarheiten und Widersprüche, dass man das Wort des Camus, das dieser über das Verhältnis zwischen Lopez und Braun anwandte, auch mit auf Marees aus- dehnen kann: Braun beobachtete besser. Auf gleiche Linie mit Braun, jedoch nur bezüglich der Beschreibung von Loango und unter Hinweis auf seine fragwürdige Selbständigkeit, können wir Battel stellen. Das Werk Müllers über Fetu steht in mancher Beziehung über Braun durch seine Darstellung der Religion der Neger von Nordguinea; im übrigen aber erhebt es sich durch- aus nicht über das Niveau der Braunschen Schrift. Brauns Bericht übertrifft somit an Klarheit und Wahr- heit die meisten hier in Betracht kommenden Litteratur- erzeugnisse ähnlicher Art. Der Hauptwert von Brauns Reisebeschreibung liegt auf völkerkundlichem Gebiete. Er ist ein guter Be- obachter, und seine Angaben halten selbst vor einer strengen Kritik stand. Wir können bei Braun nicht ST QAR EE etwa eine fortschreitende Entwicklung seiner Fähigkeiten als Reisender beobachten, sein Bericht zeichnet sich vielmehr durch eine grosse Gleichmässigkeit in der Dar- stellung aus, es ist ein planmässiges Werk aus einem (russ. Es entstand nicht in einzelnen Abschnitten nach jahrelangen Pausen, sondern wohl überlegt an der Hand vorhandener Aufzeichnungen in Basel. Dies lässt sich daraus schliessen, dass ähnliche oder gleiche Einrich- tungen und Sitten der Neger nur einmal angegeben werden; erwähnt er sie in Loango, so berichtet er nichts davon in Nordguinea. Es erklärt sich dies, wenn man sich in die Anschauungen jener Zeit versetzt, die nichts von einschneidenden Unterschieden der Neger unter einander wusste, der Neger gleich Neger war und die Westafrika als das „Land der Schwarzen“ bezeichnete. So erklären sich scheinbare Lücken in den einzelnen Reisenotizen; er berichtet nichts von den üblichen Gottesurteilen in Nordguinea, weil er sie schon bei Loango erwähnt hat; er beschreibt an der Goldküste nur die umständliche Art von Ackerbau, da er die gewöhn- liche Art schon in seiner ersten Reise erwähnt hatte; ebenso schildert er hier den Nutzen der Palme ausführ- lich, während er ihrer in Nordguinea nur mit wenigen Zeilen Erwähnung thut. Die Aufzählung dieser Gewohn- heiten liesse sich noch verlängern, aber man erkennt schon hieraus das Bestreben Brauns, sich in seinem Berichte möglichst kurz zu fassen, jede Wiederholung zu vermeiden. Wenn sich dieser Standpunkt auch nicht immer rechtfertigen lässt, so entgeht Braun doch dadurch dem Fehler so vieler anderer Reisenden, die sich vor Wiederholungen und daraus entspringenden Unklarheiten und Verwechslungen nicht zu retten wissen. Braun ging ganz systematisch zu Werke. Er machte zwei grosse Reisen, einmal nach Nord- und einmal nach Südguinea. ng, a Er merkt dabeı an, was ıhm bei den einzelnen Völkern bemerkenswert erscheint. Der längere Aufenthalt in Loango und Kongo genügte, um von diesen Ländern wertvolle, zusammenhängende Angaben zu liefern, die ein Ganzes bilden. Das Reisen an der Nordküste von Guinea aber war anderer Ärt, es richtete sich ganz nach dem Handel, einmal an diesem Ort ein längerer Auf- enthalt, an jenem ein kürzerer, dann ein Zurückgehen auf den vorher besuchten Platz, dann wieder ein Über- springen einer grossen Küstenstrecke und so fort: Dieses unstete Verweilen, dieses fortwährend unterbrochene, niemals zu einem sichern Schluss gelangende Beobachten der Reisenden musste natürlich auch seine Wirkungen auf die Niederschriften der Betreffenden ausüben: um vollständig zu sein, mussten sie Anderer Beobachtungen zu Hilfe nehmen, und von welchen Folgen dies Verfahren begleitet war, haben wir oben erörtert, oder der Bericht blieb bruchstückartig, wie uns die zweite Reise Brauns vorliegt, die so eigentlich ein Masstab dessen ist, was ein Reisender auf einem Kauffahrer zu leisten im stande war, und die uns beurteilen lässt, wieviel Beobachtungen wohl Marees und Villault de Bellefond als eigene be- zeichnen können. Doch sollte Brauns Beschreibung von Nordguinea kein Bruchstück bleiben ; sie erfuhr vielmehr eine Ergänzung, aber nicht durch Zuhilfenahme fremden Materials, sondern durch eigene Beobachtungen Brauns, die er während eines mehrjährigen Aufenthaltes an der Goldküste zu machen im stande war, und die er in seiner dritten Reise niedergelegt hat. Auch was die Ausdehnung des Gebiets betrifft, das Braun bereiste, so übertrifft er darin alle die erwähnten Reisenden. Ihr Thema handelt immer nur von einem kleinen Teile der westafrikanischen Küste; alles andere ist Zusatz. Braun aber behandelt sämtliche Teile der ee er Küste von Sierraleone bis zum Kongo und berichtet über sie aus eigener Anschauung. Braun ist ferner auch der erste, dem wir Nachrichten über die wohl bis dahin zuweilen besuchte, aber noch niemals beschriebene Loangoküste verdanken. : | Auch in seiner Auffassung des Gesehenen unter- scheidet sich Braun vorteilhaft von den andern Reisen- den. Diese urteilen vom Standpunkt des kultivierten Europäers aus und legen an alles den Masstab ihrer Heimat an. Dadurch gelangen sie natürlich zu einem völlig schiefen und einseitigen Urteil über den Neger, dem sie aus seiner Unwissenheit und tiefern Kulturstufe einen Vorwurf machen, anstatt das, was der Neger leistet, anzuerkennen, wie wir es bei Braun häufig finden. Namentlich Marees, Müller und Bosmann sehen in dem Neger immer nur das rohe Naturvolk und beurteilen es dementsprechend. Braun sieht tiefer, er erkennt das, was der Neger auch mit geringen Hilfsmitteln zu leisten im stande ist, an °°), Dass neben allen Vorzügen auch verschiedene Mängel in dem Werke Brauns enthalten sind, wurde schon ein- gangs erwähnt, gleichzeitig auch behauptet, dass diese den Wert des Berichtes nicht erschüttern können. Man könnte Braun vorwerfen, dass er auch, wie jeder andere _ Reisende, mancherlei berichtet, für dessen Wahrheit er nicht einstehen kann; ferner könnte man ihn des Aber- glaubens, der Parteilichkeit und der Unvollständigkeit in seinem Bericht beschuldigen. Was den ersten Punkt betrifft, so handelt es sich um Mitteilungen meist historischen Inhalts, die den Umfang einer kurzen Bemerkung nicht über- schreiten. Es wurde schon an andrer Stelle über den Wert seiner Angaben betreffs des Überlandwegs von Kongo nach Sofala, der Einfälle der Jagger und der eng Geschichte des Kongoreichs gesprochen. Hier sei nur noch auf die Ansicht Brauns hingewiesen, die er auch weiter ausführt, dass die Franzosen, nicht die Portugiesen, die Entdecker der Goldküste und die Erbauer des festen Platzes Mina seien. Seine Behauptung gründet er aut die Aussagen alter Neger. Dies ist allerdings bedenk- lich. Aber immerhin ist Braun der erste, bei dem diese Ansicht auftritt‘). Sie kann dem Hass gegen die Portugiesen entsprungen sein, sie kann aber auch auf Wahrheit beruhen. Die Seetüchtigkeit der Franzosen war schon vor dem portugiesischen Entdeckungszeitalter bekannt, aber die Möglichkeit, dass französische Kauf- leute eine so wichtige Entdeckung gemacht hätten und dass diese dann wieder der Vergessenheit anheimgefallen wäre, ohne dass die Mitwelt auch nur die leiseste Kunde davon gehabt hätte, ist kaum zu glauben. Bellefond und nach ihm Labat kämpften am energischsten für die Wahrheit dieser Behauptung, ohne jedoch stichhaltigé Gründe anführen zu können °'). Man könnte gegen Braun weiterhin den Vorwurf des Aberglaubens erheben, wenn er berichtet, dass der Komet vom 24. November 1618 „zweifelsohne gross Blut- vergiessen bedeutet bat“ und ihn mit den Kriegen an. der Goldküste und dem 30jährigen Kriege in Verbindung bringst. Aber was will dieser Volksglaube, der auch heute noch nicht ausgestorben ist, besagen gegen die erstaunlichen Fabeln anderer Reisender ? Dass Braun parteilich urteilt, wenn er auf europäische Nationen zu sprechen kommt, ist aus der Zeit heraus erklärlich; dass er namentlich von Spanien und Portugal nichts Gutes zu berichten weiss, ist nicht auffallend, es würde diesen schliesslich selbst schwer gefallen sein; dass er vom Sklavenhandel nur andrer Nationen spricht, ist nicht gegen die Wahrheit; den Holländern war er 7 REN er nıcht gestattet und wurde, wenn er vorkam, den Schiffen der Generalstaaten gegenüber wegen der Strafe ver- heimlicht, so dass Braun nichts erfuhr. Die Unvollständigkeit des Berichts tritt uns be- sonders da entgegen, wo es sich um Darstellung der religiösen Gebräuche handelt. Auch einige kleine, an andrer Stelle erwähnte Irrtümer über einige Negerbräuche seien hiehergerechnet. Die Schwierigkeit derartiger fehlerloser, genauer Beobachtungen finden wir in jedem Reisebericht betont. Für Braun aber mag das Wort eines Meisters der Beobachtung afrikanischen Lebens, Oskar Baumanns, als Entschuldigung dienen: ,,So lange ein Forscher sich mit den rein äusserlichen Eigenschaften cines Volkes beschäftigt, ist seine Aufgabe verhältnis- mässig leicht, denn direkte Beobachtungen können seinen Studien zu Grunde liegen. Sowie er jedoch dem innern Leben, den nationalen Sitten und Gebräuchen seine Aufmerksamkeit zulenkt, stellen sich ihm mächtige- Schwierigkeiten entgegen. Jahrelanges gründliches Stu- dium, genaue Kenntnis der Sprache und Eigenheiten kann hier allein zur Vollständigkeit führen“. Trotz aller dieser Vorzüge und der geringen Mängel ist es wenig, was wir über die Wirkung von Brauns Reisewerk zu berichten haben. In welcher Weise es auf uns gekommen ist, wurde schon oben erwähnt. Mit dem Werke selbst beschäftigten sich zum ersten Male Camus, ein Franzose und Asher, ein Engländer, insofern, als ersterer ein „Me&moire“ über die Sammlung der Gebrüder de Bry veröffentlichte und letzterer ein „Bibliographical Essay“ über Hulsius’ „Schiffahrten‘“ herausgab. Beide geben eine Mitteilung über den Reiseweg Brauns, gehen aber auf den Inhalt des Buches nicht ein. Das End- urteil über Braun und seine Schrift fällt hier wie da lobend aus. Asher fasst sich äusserst kurz; das Urteil EL a des Camus können wir nicht in allen Punkten unter- schreiben. Er hält Braun für eine Art Abenteurer, aber brav und pflichtgetreu. Der Bericht mache den Eindruck der Natürlichkeit und Wahrheit, aber wenn es sich um Geld oder Gefahren handle, werde er zum Aufschneider. Dass Braun ein gutes Teil Abenteuerlust besass, wurde schon eingangs erwähnt; dass er aber jemals betreffs seiner Abenteuer übertreibe, lässt sich mit dem besten Willen nicht aus seinem Buche herauslesen; die persönlichen Erlebnisse treten sogar auffallend stark in den Hintergrund. Geradezu unverständlich aber ist die Bemerkung, dass Braun aufschneide, wo es sich um Greld handle. Was Camus dann weiter schreibt, erhält aber unsern vollen Beifall; er bedauert, dass Braun so wenig benutzt werde und lobt die Gebrüder de Bry, dass sie Brauns Bericht über Guinea dem des Lopez über Kongo anfügen; es sei eine Ergänzung desselben und Braun scheine besser zu beobachten als Lopez. Dies ist das Ausführlichste, was über Braun je ver- öffentlicht wurde; sonst tritt er nur spukhaft auf. Er zeigt sich hier und da einmal; seinen Namen kennen alle, gesehen haben ihn wenige, und manche bezweifeln seine Existenz. Dass er nicht ganz vergessen war, beweisen ‚einige Notizen aus seinem Buche, die Bastian in seinen Arbeiten über die Loangoküste bringt‘). Wo er sonst ‚noch erwähnt wird, ist dies nur in sehr untergeordneter Bedeutung geschehen ‘). Ausführlich benutzt hat ihn eigentlich nur Dapper in seinem Afrika. Er nennt ihn da in der Vorrede einen „berühmten Schreiber“, jeden- falls nur als Reklame für sich selbst. Übrigens giebt er nicht an, wieweit er Braun benutzt hat, ausser an zwei bedeutungslosen Stellen 59. | Im Jahre 1747 erschien in Leipzig die „Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und zu Lande ete.“, — . 1007 eine Übersetzung des grossen englischen Reisewerks. Aber in keinem der vielen Bände ist Braun ein ver- dienter Platz gegönnt; dass man ihn kannte, beweisen zwei Randglossen °°). 2 | = | Auch Ehrmanns ‚Geschichte der merkwürdigsten Reisen“, geht nicht auf das Buch Brauns ein; es findet sich vielmehr darin nur folgende Angabe: „Reise des Samuel Bruno oder S. Braun, im Jahre 1611. Dieser Samuel Braun war ein Wundarzt von Basel und soll in angezeigtem Jahre eine Reise nach Afrika gemacht haben.... Den neueren Geographen ist sie unbekannt, dem Titel nach findet sich diese Reisebeschreibung in folgendem Werke: Lopez, Beschreibung des Königreichs. Kongo, nebst einem Anhang, inhaltend fünf Schiffahrten S. Brauns etc. Mehr ist nicht davon bekannt“. Sie hätte aber bei einiger Sorgfalt doch bekannt werden können, denn sie ist wirklich unter diesem Titel vorhanden; nur haben sie die Gebrüder de Bry nicht unmittelbar der Reise angefügt, die den 1. Teil des 1. Bandes bildet, vielmehr macht Brauns Reise den Schlussteil des zweiten Bandes aus. Dass man Brauns Schrift wirklich für verloren hielt, beweist eine andre Bemerkung Ehrmanns: „Da Blomerts und Brunos Schriften nicht bis auf uns gekommen sind, so giebt ihre Benutzung der Dapper’schen Arbeit desto mehr Wert.“ (p. 192.) Auch der Abbe Proyart suchte Brauns Schrift vergeblich und sagt, nachdem er von der Loangobeschreibung Battels ge- sprochen und zu der Merollas übergehen will, der 1682 als Missionar nach Kongo ging, „ihm (Merolla) würde ich Samuel Braun vorsetzen, der ein Arzt von Basel war und 1611 eine Reise nach Kongo gemacht haben soll; allein ich kann seine Reisebeschreibung, die nach Astley im ersten Bande der India orientalis von de Bry stehen soll, nicht finden“. — 101 — Hiermit ist die bisherige Stellung Brauns in der Wissenschaft gekennzeichnet; man kann also mit vollem Rechte behaupten, er hatte überhaupt keine. Es ist bedauerlich, dass die Ergebnisse der Reisen Brauns nicht in die Wissenschaft übergingen. Die Schuld daran trägt die grosse Bescheidenheit unseres Landsmannes und die Unbescheidenheit der meisten andern Reisenden seiner Zeit, die ihre winzigen Verdienste prahlerisch aufbauschten. Die Gerechtigkeit aber erfordert, dass diese Leute ihres falschen Ruhms entkleidet werden, und dass das wirkliche Verdienst Würdigung finde. Brauns Reisebeschreibung nimmt in der ganzen Reihe von Lopez bis Carli unbedingt die erste Stelle ein, trotzdem ihr Verfasser ein Mann ohne gelehrte Bildung war, trotzdem er nur zufällig Afrikareisender wurde und mit mannigfachen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Wir haben versucht, im Vorstehenden den Beweis für diese Behauptung zu erbringen. Abgesehen davon, dass Braun ein selbständiges und durchaus zuverlässiges Werk schrieb, ein Vorzug, der ihn allein schon über alle die andern Genannten stellt, war er der einzige, der ganz Westafrika aus eigener Anschauung kennen lernte und beschrieb; er war kein flüchtiger Durchreisender, er hatte meist Zeit, eingehende Beobachtungen zu machen. Er ist der erste, dem wir zuverlässige Nachrichten über Nordguinea verdanken, er ist ebenso der erste, der über die bis dahin völlig unbekannte Loangoküste wertvolle, ausführliche und wahrheitsgetreue Nachrichten ver- öffentlichte, er ist der erste Deutsche, der mit einem wissenschaftlichen Reisebericht über Afrika in die Öffent- lichkeit trat. ee Anmerkungen. !) Hakluyt, The principal navigations. IT. 11. ”) Hakluyt, The principal navigations. II. 23. 5) Hakluyt, The prince. navig. II. *) Paulitschke, geogr. Erf. d. afr. Kontinents. p. 65. °) Vergl, Allgem. Historie d. Reisen etc. III. cap. I. YokHlakluyt, ta: 0, IE 7) Allgem. Hist. d. Reisen, IV. °®) Ratsprotokoll vom 11. Juni 1623: „Samuell Braunen, so gehen Liehstall zeucht ist von dato zwei jahr das Bürgerrecht auffzuhalten und der einsitz dro- ben verwilliget, doch daz nach Verfliessung dieser Zeitt er wiederumb allhero ziehen oder leibeigen schwehren solle.* °») Ratsprotokoll vom 4: Juni 1627: „Samuel Braun der Balbierer so zu Liehstall wohnet, bittet umb fernere Bewilligung alda zu bleiben und ihme sein Burgrecht entzwischen auffzuhalten. Ist noch ein jahr bewilligt, doch dasz er seiner zunft die schuldigkeit wie auch das Soldatengelt abstatte.“ 1°) Ratsprotokoll vom 18. Dezember 1644:, Meister Samuel Braun der Spittal-Scherer hat supplicando gebetten etc.“ 7) Wilhelm Verhuffen erzählt (Bry X): „den 14, disz (Januar 1608) seynd sie desz Morgens früe an die Barrels kommen / welches dann sehr hohe Steinglipffen seyn / daselbst seynd alle diejenigen /so noch niemals daselbst vorübergefahren / dreymal von der groszen Rehe ins Wasser geworften und getaufft worden.“ Carli (p. 18): Es pflegen die Portugesen / wann sie diese gefähr- liche lineam Aequinoctialem übersegeln /ein Fest (von ihnen Galioffa genannt) um von Gott eine glückliche — 103 — Ueberfarth zu erlangen / zu halten. Diejenigen / die niemals durch diese lineam geschiffet seyn / müssen eine Merenda oder andere Galanteria zahlen / und wann sich dessen einer widriget / kommen die Schiffer und führen ihn gebunden vor den Richterstuhl / worauft ein Schiffer mit einem Richterrock angethan / sitzet / der den Widerspenstigen dreymal ins Meer gedunket zu werden / verurtheilet. Dieses pflegt man auch bey der Meerenge zu Gibraltar /bey Cabo di buona speranza, bey der Magellanischen Straszen / und anderen gefährlichen Orthen zu thun,* Bellefond (p. 32) nennt diese Sitte der Meertaufe einen holländischen Brauch, aller- dings nur in Bezug auf die Berlengainseln. Es wäre gewiss interessant, an der Hand der zahlreichen Schift- fahrtsberichte jener Zeit nachzuweisen, von wem diese alte Matrosensitte herrührt. Die Lage dieser Berlenga- inseln giebt Bellefond an: „le trente et dernier jour de Novembre, l’élevation fut à trente-neuf degrez quarante minutes hauteur des Barlises, Isles sur les costes de Portugal, vingt lieües au Nord-Nordouest de la riviere de Lisbonne.“ 1?) Dapper (Inseln p. 74): Auf Majo ein frischer Dach / wol drey kleine Meilwegs lang /aus den Bergen kommt niederstürtzen / fürnemlich zur Regenzeit. Das Wasser ist sehr klar / wird aber nicht vor gesund ge- halten / weil es salzicht / fürnemlich bey truckenem Wetter / da dieser pfuhl sehr seichte ist.“ 5) An den Kapverden begegnete Bontekoe zwei holländischen Schiffen, die berichteten, statt der erhoff- ten Erfrischung auf der Insel Majo hätten ihnen die Spanier drei Mann getötet. (A. H. d.R. VIII. p. 379: W. J. Bontekoe, Reise nach Ostindien 1618—1625.) 1) Die Matthäusinsel ist lange Zeit, bis Anfang dieses Jahrhunderts auf Karten zu finden, und auch = 24047 in Ritters Geogr. statist. Lexikon (1895) ist St. Mathieu als „kleine Insel im atlantischen Ozean an der Küste von Oberguinea“ aufgeführt. Einen längeren Aufsatz, der sich mit dem Nachweis beschäftigt, dass die Matthäus- insel in Wirklichkeit nicht existiert und nur eine Ver- wechselung mit Annobon ist, finden wir in der „Corresp. astr. 1, p. 488. Wir entnehmen demselben folgendes: Im Jahre 1799 wurde das französische Schiff „L’Es- perance“ auf der Fahrt nach dem Kap d. g. H. plötzlich vom Sturm eıfasst, dass niemand auf dem Schiffe wusste, wo man sich befand. Endlich kam eine ziemlich hohe Insel in Sicht, waldig, mit einem Berg, die anscheinend bewohnt war. Man riet auf St. Thomas und auf St. Mathieu. Da man Wasser brauchte, gab man ein Signal, ein Boot verliess die Insel und der Gouverneur dersel- ben, ein Neger, kam an Bord. Nach vielen Fragen erfuhr man, wo man war. Bestürzt sah man sich an, es war nicht die Insel eines Heiligen, es war Annobon, das 1461 am Neujahrstag von den Portugiesen entdeckt worden war. Wäre das Schift nicht in den Hafen ein- gelaufen, so hätte man schliesslich gesagt, man hätte die Insel St. Mathieu gesehen, und man hätte es geglaubt. Die Existenz der Insel kann aus folgenden Gründen geleugnet werden : kein moderner Schiffer ist an dieser Insel gelandet oder hat sie auch nur gesehen, während sie doch direkt am Wege nach dem Kap liegt und man hat alle anderen Inseln so oft gesehen und angelaufen: St. Paul, Fernando Noronha, Rocca, Ascension, St. Helena etc, Weshalb hat niemand diese Insel berührt? Danzel, engl. Gouverneur von C.: Coast Castle, ersuchte 1799 und 1802 die Insel aufzufinden, doch ohne Erfolg. Jedermann weiss, fährt de Zach fort, dass im Mittel- alter die Längenbestimmungen auf dem Meer eine un- bekannte Sache war. Annobon und St. Mathieu liegen ln auf derselben Breite, aber in der Länge besteht ein Unterschied von 13°. Wenn sich 1799 ein Schiff irren konnte, ist ohne Mühe zu begreifen, dass sich noch viel eher Schiffe 1461 und 1516 täuschen konnten. 1461 wurde die Insel entdeckt, man gab ihr eine Länge von 23°, 1516 wurde die Insel nochmals entdeckt, man gab ihr 13° weniger, der eine nannte sie Annobon, der an- dere S. Matheo.“ Dapper beschrieb die Insel S8. Matheo und R. Kapel (in der Vorrede zu Müller, Fetu) sagt, „es ist dienlich anzumerken/dass die Insel S. Matthäi für ein / im Meer treibendes Eiland / von vielen gehalten wird weil es selten /und wie dafür gehalten wird/an unterschiedenen Orten zu Gesicht kommt.“ 15) Segelhandbuch des Atlantischen Ozeans p. 70. 16) In keinem der Schiffahrtsberichte ist eine glei- che Bemerkung zu finden; aber ähnliche Einrichtungen scheinen auch anderweit in Gebrauch gewesen zu sein, so berichtet das Geogr. krit. Lex. (I. p. 1529): „Es ist auf der Insel (Ascension) ein Ort, den man die Post- stube nennt, woselbst alle diejenigen, welche anländen, einen Brief zurücklassen, darinnen sie die Zeit ihrer Ankunft und Abreise von dieser Insel bezeichnen, und: was sie sonst für dienlich achten / denjenigen / welche nach ihnen ankommen, kund zu thun. Man legt diesen Brief in eine verstopfte Flasche, welche die Neuange- kommenen zerbrechen und an deren Statt eine neue setzen.“ 7) Die Heimfahrt erfolgte wieder über Kap Lopez; Braun sagt, er habe drei unterschiedliche Reisen dahin gethan. Das erste Mal war er da auf seiner ersten Guineareise, das zweite Mal auf der Heimkehr von derselben, das dritte Mal auf der Rückkehr von Fort Nassau. Die Segelschiffe, die die Goldküste befahren —. 106 — hatten, benutzten von Kap Lopez aus den Südostpassat zur Heimfahrt. 1) Braun schreibt statt Cadiz Calles-Malles, rich- tiger Calis-Malis, wie der Hafen von Cadiz auch genannt wurde. Die Klippe, die Braun den „spitzen Felsen de Porcus“ nennt, ist identisch mit dem Felsen Las Puer- cas, der am Eingang des Hafens liegt. 19) Statt Scilly-Inseln schreibt Braun Surles-Inseln, nach dem holländischen Surlings-Inseln. 20) Eine interessante Zusammenstellung von ver- schiedenen Harmattanbeobachtungen duich Guinearei- sende, von Dapper bis zur jüngsten Zeit, finden wir in den M. a. d. S. Ill. 27. ff: Dankelmann, „Beiträge zur Kenntnis des Klimas des deutschen Togolandes und seiner Nachbargebiete an der Gold- und Sklaven- küste.“ 21) Tuinis, nach dem holländischen Duyns, Dünen, ist die grosse Rhede the Downs bei Deal und Walmer an der Ostküste Englands, südlich der Themsemündung. #2) Die Aggriperle wird von Braun — abgesehen von etwaigen portugiesischen Aufzeichnungen — zum ersten Male in einer Reisebeschreibung erwähnt. Er hält sie, wie nach ihm viele andere, für eine Koral- lenart. Seine Ansicht hat Dapper (p. 490) aufgegriffen und noch weiter ausgeschmückt, wenn er schreibt: „Acori / welches ein blaues Koral ist/das man mit Tauchen aus dem Grunde holet: denn es wächst /eben wie anders Koral / baumweise auf einem steinichten Grunde /im Wasser. Dieses Acori /davon die Ein- wohner länglichrunde Korallen zu schleifen. wissen / führen die Holländer an den Goldstrand / und verhan- deln sie allda den Schwarzen.“ Den Grund zu dieser Annahme der Herkunft finden wir in den andern Be- richten, die mitteilen, dass die Aggriperle aus der Erde — 17 — gegraben werde, besonders häufig am Strande. Nach Müller (Fetu, pag. 153) wird dieses „Edelgestein / einer himmelblauen /auch gelben Farbe/so ganz hell und durchscheinend /bei Ardra in einem Fluss gefunden.“ Wie auch alle die Vermutungen über Herkommen und Art dieser Perle sein mochten, die sowohl von euro- päischen Reisenden wie Bosmann, Isert, Römer, Loyer u. a., als auch von den befragten Negern gemacht wurden, soviel steht fest, dass keiner sich die Sache erklären konnte. Daraus ergiebt sich klar, das keines der europäischen Handelsvölker die rätselhafte Perle nach Guinea gebracht hatte, auch die Portugiesen nicht; denn der portugiesische Handel, der zu Brauns Zeit erst auf 130 Jahre zurückblickte, war noch nicht so alt, als dass bei den Negern nicht eine Erinnerung oder Überlieferung von dem portugiesischem Perlenhandel hätte zurückbleiben sollen. In den Allgemeinen geogr. Ephemeriden, 1803, p. 310, in „Legroings Bericht von einer Reise nach Benin 1787“ wird von Korallenschnuren gesprochen. Dazu findet sich die Anmerkung: „aus den widersprechenden Berichten der Reisebeschreiber lässt sich nicht genau bestimmen, was dies für Korallen sind, die hier so grossen Wert haben. Sind es Agrien (Acoris), von welchen Römer (pag. 16) sagt, es seien zolllange, porzellanartige, sehr schöne Röhrchen / von welchen man nicht weiss, wo sie verfertigt werden, indem man sie bloss in den Gräbern der Beniner findet? Da man ver- mutet, dass die Beniner früher eine höhere Stufe der Kultur erreicht hatten als jetzt, so glaubt man, dass sie damals geschickt genug gewesen seien, die Agrien zu fabrizieren, von welchen alle älteren Reisebeschreiber sprechen.“ Diese Annahme, dass die Aggriperlen ein an der Westküste Afrikas einheimisches Fabrikat seien, hat zwar etwas ungemein Verlockendes, aber sie = 1082 lässt sich nicht aufrecht erhalten, denn Andree (Zeitschr. £ Ethn. XVI, p: 110 ff.) hat zusammengestellt, dass diese Perlen in allen fünf Erdteilen verbreitet sind. Diese Thatsache kommt für uns nur insofern in Betracht, als dadurch die Annahme der Herstellung in Benin hinfällig wird. Seine Ansicht, als Heimat der Perlen Egypten, den Ursitz der Glasfabrikation anzusehen und als Verbreiter der Perlen die Phönizier, berichtigt Andree dahin, dass „wenigstens Muster und Modell ursprünglich ist, und bis heute in Venedig nachgeahmt wird.“ (Zeitschr. f. Ethn XVIL 1885; Sppl. p. >75), An der is Stelle wird Venedig als der Fabrikationsort nachgewie- sen, und die Venetianer selbst waren die ersten Ver- er dieser Perlen. So gelangten die Aggriperlen auch durch Venetianer nach Westafrika, nicht direkt, sondern durch Zwischenhändler. Die Handelsbeziehungen der Venetianer zu Indien sind alt. Von hier aus gelangten die Perlen durch arabische und indische Händler nach Ostafrika. Von da fanden sie ihren Weg durch unbe- kannte, aber sicher anzunehmende Handelsverbindungen und durch Völkerverschiebungen nach dem Westen. So lässt sich auch das Vorkommen der Perlen in Basuto- land, das Merensky (Verh. d. berl. Ges. f. Anthrop., Ethn. u. Urgesch. 1882, p. 543) erwähnt, erklären. #3) Ratzel, Völkerkunde, I. p. 364. **, Entgegengesetzter Meinung, was den letzten Punkt anbetrifft, ist J. Snoek (Bosmann 568), während er die Kleidung nahezu übereinstimmend beschreibt: „Ihre Kleider sind nicht ungleich einem Hemde mit weiten Ärmeln /und hangen ihnen über die Knie / oder besser zu sagen /nicht anders als ein Überrock anzu- sehen. Dagegen haben die Frauensleute mitten um den Leib ein Stück feines Gezeuges sehr eng zusammen- gebunden / und brauchen keine Oberbinde wie die in — 109 — Guinea: ingleichen keine Hosenbände /sondern gehen zuweilen ganz nackend / ohne die geringste Scheu und Scham zu haben.“ 25) Dapper unterscheidet hiernach einen Fünfband- und einen Sechsbandstrand. Letzterer finde sich zu Cap Lahou, wo man sechs Streifen nebeneinander zu nähen pflegt, der erstere dagegen bei Korbi Lahou, wo man nur fünf zusammenfüge, und diese seien auch gröber im Gewebe als jene. 26) Der fortschreitende Einfluss des europäischen Handels auf die Gewohnheiten der Negerbevölkerung wird charakterisiert durch eine Bemerkung Müllers (Fetu, p. 152.), zu dessen Anwesenheit fünfzig Jahre nach Braun, sich an der Goldküste in der Kleidung der Eingeborenen schon ein grösserer Luxus geltend machte. Während „ein Kleid von einem alten Leinlachen“ zu Brauns Zeit „ein köstlich Gewand“ war, trugen die Wohlhabenderen später „nicht nur ein feines Unterkleid / von Rasch /köstlichem Leinwand /auch Seidenzeug / sondern auch ein kostbares Oberkleid / welches von den Schultern bis auf die Füsse reicht.“ #7) Wie in der Kleidung, so war auch in Bauart der Häuser der fremde Einfluss unverkennbar, und Müller (Fetu, 147.) schreibt, nachdem er die einheimischen Bauten übereinstimmend mit Braun beschrieben hat: „Ob nun zwar diese Art Häuser zu bauen /unter die Einwohnern des Landes die älteste und gemeinste ist / so siehet man doch /dass viele unter ihnen gefunden werden / welche von den im Fetuischen Lande nego- turenden Christen mit der Zeit gelernet haben / auf welche Weise sie weit bessere und ansehnlichere Häuser erbauen können.“ -°°) Aus Müllers Bericht über Fetu und Barbots über die Guineaküste (A. H. d. R. IV. p. 246/7) geht MO hervor, das wir zunächst zwei Getreidearten zu unter- scheiden haben: Mais und Hirse. Beide wurden allge- mein als „Hirse“, port „Milho“ bezeichnet, und zwar nach der Grösse ihrer Körner als „grosse“ bezw. „kleine.“ Unter „milho grande“ haben wır den Mais (Zea) zu verstehen, unter „milho piqueno“ aber zwei verschiedene Sorten Getreide, nämlich Sorghum cernuum und Duchn (Penicillaria). Braun macht zuerst auf diesen Unterschied aufmerksam, indem er die Dreizahl angiebt. Dass es sich aber in allen diesbezüg- lichen Reisebeschreibungen um diese drei Pflanzen handeln muss, geht aus den Stellen hervor, die den Anbau beschreiben. Sämtliche Reisende beschreiben den Anbau der „kleinen Hirse“ immer so, dass er nur auf Penicillaria (Duchn) Anwendung finden kann, während Braun den Anbau der einen Getreideart als sehr umständlich schildert, während er den einfachen Hack- bau der Neger anscheinend mit Stillschweigen übergeht. Der Grund dafür ist, dass er den letzteren schon ın seiner ersten Reise erwähnt, und dann bei Beschrei- bung der Goldküste, um eine Wiederholung zu vermeiden, nur den Anbau von Sorghum cernuum bringt. Dass nur diese Pflanze gemeint sein kann, beweist ein Vergleich der Mitteilung Brauns mit den Angaben -Nachtigals (Sah. u. Sud. IL, 654) über „Sorghum cer- nuum (massakua), das im Beginn der 2. Hälfte der Re- senzeit auf schwerem Boden, am schlammigen Rande von Wassertümpeln, ausgesäet wird. Sobald die Regen- zeit endet, und der Boden etwas trocken geworden ist, nimmt man die jungen Pflanzen aus der Erde und ver- pflanzt sie einzeln über die zuvor mit Wasser bedeckte Fläche, giesst sie an und lässt sie dann mit Hilfe des Bodenwassers und des Herbsttaues wachsen und reifen. Die Ernte findet 21/> Monat nach der Aussaat statt.“ M = 2) Eine ganz ähnliche Art, Speise zu bereiten, fand auch noch Güssfeldt (Loango-Exp. I. p. 72). „Ich sah nun, wie die durch mehrtägiges Liegen im Wasser wohlgebleichten Wurzelknollen in frische Baum- blätter gewickelt und so über dem Rande eines mit Wasser gefüllten Kochtopfes aufgepackt wurden, dass das Ganze wie ein grosser Kohlkopf aussah. Also nur die Dämpfe des kochenden Wassers dienten zur Gar- bereitung.“ »°) Müller bringt den Namen Broddi (brody) sowohl für die Früchte der Banane als auch für die Knollen der Batate in Anwendung. Das Brot selbst nennt er Cantje oder Cantie, Marees schreibt Kangues und meint damit das Maisbrot. In d. A. H.d.R. IV. p. 129. heisst es: „Ausserdem machen sie eine Art von runden, gedrehten Kuchen, Quanquais oder Kanki ge- nannt.“ Mit der Wurzel, die zur Brotbereitung dient, meint Braun die Yamswurzel, während das „Obst“ ent- weder die Frucht der Banane ist, oder, was wahrschein- licher, der Ingber, den auch Marees als Heilmittel für „Bauchlauf“ empfiehlt. 31) Vergl. Anm. 41. »?) Dass sich der Geschmack der Neger in die- ser Hinsicht noch nicht im mindesten gebessert hat, seht aus einer Bemerkung des Hauptmanns Kling über seine Träger hervor: „Die Neger müssen ganz abnorme Magen haben; alles was ihnen unter die Hände kommt, wird gegessen etc.“ (M. a. d. Sch. IIT., 150.) %) Bosmann (Guinea, 251) bemerkt hierüber, dass Jedes Kind drei Namen bekomme, von dem Tag der Woche und von seinen zwei Grossvätern, bezw. Müttern. Ebenso kurz sind Müllers (Fetu, 186) Angaben: „sie 2 geben dem Kinde am 13. Tage / nach einem ihrer guten — 112 — Freunde oder Bekannten / einen Namen. Es macht auch an demselbigen Tag der Vater / dafern sein Vermögen sich soweit erstreckt, ein Gastmahl.“ | >») Dapper ‚schreibt übereinstimmend mit Braun, ihn aber nicht als Quelle benutzend: „Alle und jede an der See gelegenen Dörfer werden durch einen Dorf- obersten oder Hauptmann / den sie Banffo nennen / und Unterhauptläute oder Caboseren / in des Königs Namen beherrscht.“ 35) Vergl. Nkassatrinken Anm. 54. #6) Dieses Bild des Kampfes veränderte sich bald. Die Zeiten, dass die Eingebornen einzig und allein auf ihre landesüblichen Waffen, auf Speer, Bogen, Pfeil, Messer und Schild angewiesen waren, da es die Euro- päer streng vermieden, Feuerwaffen ın die Hände der Neger gelangen zu lassen, gehörten schon wenige Jahr- zehnte nach Braun der Vergangenheit an. Schon Braun berichtet von dem Bestreben der Eingeborenen, Schuss- waffen in ihre Hand zu bekommen (p. 79), während er an anderer Stelle schreibt, nur für Weiber hätten Glas- perlen noch Anziehungskraft, Eisen sei die Ware für Männer (p. 79). Das Verlangen der Eingebornen, euro- päische Waffen zu besitzen, blieb nicht lange ungestillt, Habsucht und Konkurrenzneid führten die Europäer da- hin, auch Flinten in den Handel zu bringen. Müller sagt bereits, „sie halten auch eine wohlgeladene Muskete in Kriegszeiten für das beste und nützlichste Gewehr. Nunmehr ist dasselbe eine gemeine freie Handlung ge- worden / gestalten man mit Verwunderung siehet / wie alte und neue Musketen haufenweise daselbst verkauft werden.“ (126.) Ob die Neger mit diesen Schiessge- wehren grossen Schaden angerichtet haben, ist eine andere Frage; anzunehmen ist es kaum. Und das Bild, das Bosmann von einem solchen Feuergefecht der Neger entwirft, wirkt mehr erheiternd als erschreckend. „Sie stehen auch niemals aufrecht im Treffen / sondern laufen ganz krumm und gebückt / damit ihnen die Kugel über den Kopf gehen möge. Andere kriechen zu den Steinen/ und wenn sie auf einen Musketenschuss einander ge- nähert / geben sie eine Salve / und laufen damit wieder zurück zu den Ihrigen / damit sie wieder laden und von neuem auf vorige Art schlagen können. Mit einem Wort, /sie machen soviele krumme /seltsame Händel mit Beugen / Kriechen und Schreien / (nicht anders / als ob dieses viel zur Sache thäte) / dass es einem Affenspiel ähnlicher ist / als einem Treffen.“ (Guinea, p. 222 ff.) 1) Die Beschreibung einer derartigen Siegesfeier findet sich bei keinem der älteren Schriftsteller, mag es sein, dass die Neger Beobachter bei dieser internen Feier nicht duldeten, oder, was allerdings weniger wahr- scheinlich unter den damaligen Verhältnissen, dass Reisende keine Gelegenheit hatten, diese Zeremonie zu beobachten, weil keine Schlacht geschlagen war. Wir sind Braun umsomehr zu Dank verpflichtet, dass er Mitteilung davon macht, da die dabei stattfindende Zubereitung der Hirnschalen zu Trinkgefässen noch heute im Hinterlande von Togo allgemein ist. Herold berichtet in den M. a. d. Sch. VI., p. 61, einen Fall, dass ein Neger Sabai einem Händler den Kopf ab- schnitt und dann ein Trinkgefäss daraus fertigte. Die einzelnen Manipulationen stimmen im jeder Einzelheit mit den von Braun angegebenen überein. Derselbe For- scher teilt auch mit, dass religiöse Momente bei der ganzen Feier die leitenden sind, und dass die Thätigkeit des Kopfabschneidens auf Kriegszügen „der alleinige Vorzug und das traditionelle Recht der Ältes- ten der einzelnen Familien“ ist, während Braun dieses Recht einem jeden zuschreibt und auch den religiösen 8 — 114 — Hintergrund nicht näher ausführt, sondern nur an- deutet. | | | »>) Als Beispiel, wie wenig Erfolg damalige Rei- sende aufwiesen, das innere Leben eines Volkes zu er- forschen, sei die Bemerkung von Snoek (Bosm., 568) angeführt: „Einstens fragte ich nach ihrer Religion / worinnen dieselbe hauptsächlich bestünde / und erhielt zur Antwort /in vollkommenen Gehorsam gegen ihren König und Oberherrn / im übrigen bekümmerten sie sich um nichts.“ »») Dass es äusserst schwierig war, Erkundisungen über die religiösen Anschauungen dieser Völker ein- zuziehen, geht nicht nur aus dieser Bemerkung Brauns hervor, die Menge ganz ähnlich lautender Antworten liesse sich zu einer langen Reihe verlängern. „Man sieht, je länger man im Lande weilt, ein, wie schwer es ist, die wahre Meinung der Fetischzeremonien zu ergründen. Der Detailforschung, aus der das allgemeine Prinzip allein sich abstrahieren lässt, setzen sich dadurch Schwierigkeiten entgegen, dass die Eingeborenen der In- formation sehr abgeneigt sind, und entweder Schweigen beobachten oder absichtlich falsche Angaben machen.“ (Güssfeldt, Loango-Ex. I. 53.) Die Mitteilung Brauns krankt nun auch aus demselben Grunde an Unvollstän- digkeit. Er klärt uns nicht auf über das geheimnisvolle Wesen der „Geisterstimme“, die er hier hörte. Sollte dies Gebrüll nicht identisch sein mit dem, was Dapper von dieser Küste schreibt: „Zudem pflegen seine (des Berges) Gipfel/ die fort und fort mit dicken Wolken bedeckt liegen / wiewohl die Sonne zweimal gerade darüber steht / ohne Unterlass zu blitzen und zu wetter- leuchten / auch ein so grosses Gerummel und Gebrumme von sich zu geben etc.“, sollte ferner nicht ein Zusam- menhang zwischen d. „Schwangy“ Brauns und dem — 115 — „Donnergott Schango“ (Ratzel, Völkerk. I, 48) bestehen ? 10) Vergleiche Ratzel, Völkerkunde I, 50. 41) In der Beschreibung, die Braun von dem Hoch- zeitsfest giebt, befindet er sich in einem Irrtum. Er be- schreibt unter diesem einen Titel drei verschiedene Sachen: einmal ein wirkliches Hochzeitsfest, dann die Schulung eines Fetischpriesters und drittens einen soge- nannten Adelstag. Das Hochzeitsfest (p. 59.) schildert er völlig der Wahrheit entsprechend, aber mit dem Satze, dass ein solches Fest ein Adelstag genannt wurde, begiebt er sich schon auf ein neues Gebiet. Anstatt aber nun diesen Adelstag zu beschreiben, giebt er erst an zweiter Stelle den Bericht über die Heranbildung des Fetischpriesters, eine Erzählung, die gar keine andere Deutung zulässt. Da er aber das Wesen einer solchen Zeremonie nicht erfasst hatte, so giebt er sie für die schlimmen Folgen eines nicht nach Wunsch ge- ratenen Hochzeitsmahles aus. Der Bericht über den Adelstag besteht bei ihm aus zwei Teilen, dem Gast- mahl, das gleichzeitig das Hochzeitsmahl darstellt, und dann am Ende des Abschnittes aus den Angaben über den Umzug und den Zweck des Ganzen. Dies sind auch an und für sich die drei wesentlichen Teile eines solchen Festes. Wir finden Schilderungen desselben bei den meisten Reisenden jener Zeit mehr oder weniger ausführlich. Schon Marees erwähnt es, und Dapper stellt es wohl am klarsten dar (p. 477 ff.). Jeder, der sich etwas Vermögen gespart hatte, gab bei dem Dorfober- haupt den Wunsch zu erkennen, in die Reihe der Edelleute aufgenommen zu werden. Der Wunsch wurde ohne weiteres gewährt, wenn der Betreffende der Ver- pflichtung nachkam, den ganzen Edelmannsstand des betreffenden Dorfes reichlich zu bewirten. Tänze und Umzüge füllten den übrigen Teil des Festes aus. Der — 116 — Zweck der Feierlichkeit war wohl die Erlangung ver- schiedener Freiheiten. In der Angabe derselben stehen aber Dapper und Braun auf genau entgegengesetztem Standpunkt. Dapper schreibt: „Denn er mag dann Leib- eigene kaufen /und wieder gegen andere Dinge verhan- deln / welches er zuvor nicht thun möchte,“ während Braun behauptet, „diesen Aufzug halten sie darum / damit sie und ihre Kinder geadelt und gefreiet werden/ dass sie niemand kaufen darf als Sklaven oder leib- eigene Knechte.“ Beide Auffassungen lassen sich jedoch sehr bequem vereinigen. Wir haben den ganzen Akt als eine Art Vermögensnachweis aufzufassen, kraft dessen diejenigen, die ihn führen konnten, in die Reihe der vornehmeren Dorfbewohner ganz von selbst einrückten, während die anderen weniger Bemittelten in einer ge- wissen Abhängigkeit an den sogenannten Edelleuten leb- ten. Diese wohlhabenden Kaufleute waren es, die mit den Europäern handelten, und die nach dem Innern zu Handelsverbindungen unterhielten. Weil nun zu Dappers Zeit der Sklavenhandel in hoher Blüte stand und auch am einträglichsten war, so ist es erklärlich, dass er den Sklavenhandel als besonderes Privilegium erwähnt. Brauns Bemerkung bezieht sich nicht hierauf, bei ihm ist das Haupgewicht darauf, „dass sie geadelt und ge- freiet werden“ gelegt, woraus sich dann das Nachfol- ‚gende als selbstverständlich ergiebt. Befreit aber wurde der Neger und seine Familie aus dem Stande der Sklaven, in dem er sich bisher befunden hatte. „In vielen Teilen Westafrikas erheben sich Sklaven durch ihre gute Aufführung zu angesehenen Stellungen in der Gemeinde und werden selbst Sklaveneigentümer.“ (Wil- son, Westafrika, 132.) | #) Der andere Teil wurde wohl als Sklaven ver- kauft. Von den Menschenopfern erwähnt Marees nichts; NI Palisot-Beauvais (p. 407) erwähnt sie: „er mordet sogar seine Mitmenschen, und indem er seine Fetische mit ihrem Blute begiesst, glaubt er sich die Gottheit dadurch gewogen zu machen.“ Diese Menschenopfer liessen immer mehr und mehr nach, je grösser der Bedarf an Skla- ven wurde, ohne dass sie jedoch jemals ganz aufhörten. Ein Beispiel oberflächlicher Beobachtung, analog dem Urteil Snoeks über Cap Mount, giebt der Bericht Nyendals (Verf. d 21. Briefs in Bosm. Guinea): „Ihre Religion ist dermassen lächerlich und verworren / dass ich nicht weiss wo ich anfangen soll / selbige zu beschreiben.“ #3) Bellefond (p. 117) behauptet im Gegensatz hier- zu, dass sie dieses Wort sehr stark brauchten, wenn sie sich satt gegessen hätten; Snoek meint, der Name rühre daher, dass die Europäer die Sprache dieser Völker mit dem Schnattern der Gänse verglichen hätten und Smith (Reise nach Guinea p. 113) sagt, das Wort bedeute in der Sprache der Eingebornen einen Zahn, wonach denn die Küste auch Zahn- oder Elfenbeinküste senannt worden sei. Die ersten beiden Deutungen sind nicht ernst zu nehmen, und wenn auch Smith für seine Erklärung „kein Zeugnis anführt und auch nicht sagt, woher er diese Nachricht habe* (A. H. d. R. VIll. 649), so lässt sich dieselbe schon eher hören und ist auch mit der Braunes in Einklang zu bringen. Jeden- falls war es ein Wort, das die Eingebornen den Euro- päern gegenüber oft gebrauchten und das entweder einen Gruss oder die Anpreisung einer Ware zu bedeuten hatte. Dass auch noch im 18. Jahrhundert übrigens Schauergeschichten von den Bewohnern dieser abge- schlossenen Küste erzählt wurden, beweist eine Bemer- kung des Missionars Loyer: „Man hält sie für sehr wilde, und sie sollen alle Weissen fressen, die sie bekommen können.“ — 118 — +) Braun berichtet über die Goldgewinnung an der Küste: „Sie halten viel Sklaven /die suchen das Gold bei unsrer Festung in dem Sand. Und wann es regnet, finden sie mehr, denn zu anderen Zeiten. Sie waschen ihre Wohnungen und Strassen gar oft/und brin- sen Gold herfür.“ #5) Nicht uninteressant ist es, die Wandlungen zu verfolgen, denen die gegenseitige Stellung der europäi- schen und der eingebornen Händler unterlag, wie sich allmählich aus den Weissen gegenüber absolut recht- und machtlosen schwarzen Händlern ein verschmitztes und betrügerisches Volk heranbildete, dem die Europäer hilflos gegenüberstanden. Der Bericht des Marees be- zeichnet ungefähr den Anfang dieses Entwickelungs- ganges: Sie waren anfänglich gar schlicht in ihrem Handel / und vertrauten Fremden soviel / dass sich darü- ber zu verwundern / denn sie meineten / die weissen Leute könnten keinen Falsch oder Betrug üben / nahmen also die Waren von ihnen auf guten Glauben / ohne einiges Nachdenken / oder Nachrechnen, darüber sie aber sehr betrogen werden . . . Aber weil es die Verwalter auf den Schiffen etwas zu grob machten / begannen es die Bauern zu merken /und besser Achtung darauf zu ge- ben.“ Der Bericht Brauns bezeichnet schon das nächste Stadium. Die Neger waren gelehrige Schüler und mach- ten ihren Meistern alle Ehre; sie vergalten gleiches mit gleichem. Aber so lange sie nur auf einzelne europäische Händler angewiesen waren, waren sie immer noch 1m Nachteil, so dass die Europäer nach Belieben mit den Schwarzen umsprangen, wie es Braun erzählt. Bis jetzt waren sie beim Betrügen im Nachteil gewesen, dies änderte sich mit der wachsenden Konkurrenz der Natio- nen unter einander. Nun waren sie die Herren auf dem Platze, ein Verhältnis, das Müller (Fetu, 264) 9 schildert: „Es können diese verschlagenen heidnischen Kaufleute bald merken / wann jemand unter den Kom- pagniebedienten ist / welcher mit der Goldwage fälschlich umgeht /so dass sie etwa wider Erwarten mehr müssen hergeben. Hierüber werden sie dermassen erbittert / dass sie in der Handelsbank nicht nur ein grosses Gezänk anfangen / sondern auch denjenigen, welcher das Gold von ihnen empfangen soll / vor seiner Obrigkeit verkla- ‚gen /ja keineswegs bei der Goldwage ferner bleiben wollen. So nun von der Obrigkeit eine andere Ordre deswegen gestellet wird / geben sie sich zufrieden: wo nicht / so absentieren sie sich / und kaufen hinfüro alle ihre Waren bei anderen Nationen / so daselbst Handlung treiben. Dieses gereicht den Prinzipalen in Europa öfters zu grossem Schaden.“ Der Grund für diese Wandlung lag, wie schon erwähnt, in dem übergrossen Angebot euro- päischer Waren. Zu Brauns Zeit waren Holländer und Portugiesen allein massgebend, sie vermochten die Han- delsversuche einzelner Nationen noch mit Erfolg abzu- weisen; da erfolote aber um die Mitte des Jahrhunderts der gemeinsame grosse Ansturm der Europäer; Engländer, Franzosen, Schweden und Dänen beteiligten sich daran; das Handelsmonopol der Holländer wurde durchbrochen, sie konnten der gemeinsamen Übermacht keinen Damm entgegensetzen. Die Neger erkannten ihren Vorteil und wussten ihn auszunützen. Müller schreibt: „Die tägliche Erfahrung bezeigt / wie fälschlich und betrüglich die Schwarzen mit dem Golde handeln. Zwar ist es vor Jahren gebräuchlich gewesen / dass die Bedienten einer afrikanischen Kompagnie / das falsche Gold zu konfiszieren / ohne einzige Einrede wegzunehmen / den- jenigen auch / welcher dasselbe gebracht / um ein fettes Schaf zu strafen Macht gehabt. Solcher Gebrauch aber ist nunmehr abgethan /so dass die Blanquen in Guinea TO ee niemals sauer dürfen sehen / wenn ihnen falsch Gold angeboten wird. Wird ein Betrüger zur Rede gestellt / weiss er alsobald sich artlich zu entschuldigen / der eine siebt vor /es sei nicht seine Schuld /. . ./ der andere aber giebt kein gutes Wort/sondern pocht /mit Vor- geben / weil man sich weigerte / das Gold anzunehmen / so wollte er die Waren von anderen Nationen kaufen / er wüsste gewiss / dass sie dasselbe würden mit Dank annehmen.“ | 16)" Lienz (Skizzen aus Westafr. p. 17 T.) schreibt= „Die ältesten mir ‚bekannt gewordenen Daten über das Auftreten von Europäern in Gabun entnahm ich einer alten französischen Chronik, die ich in der Biblio- thek der Jesuitenmission daselbst vorfand.* Nach den Aufzeichnungen derselben soll 1601 ein holländisches Schiff von den Gabunesen überfallen und beraubt, die Mannschaft getötet worden sein. Von diesem Über- fall „sollen ein paar grosse, uralte Kanonen herrühren, die noch heute auf einer kleinen in der Bai gelegenen Insel liegen, mitten im Wald, von einer üppigen Vegetation bedeckt und halb in der Erde begraben.“ Diese Mittei- lung wird vollkommen bestätigt durch Brauns Bericht. Nur bezüglich des Jahres besteht eine Differenz, da Braun das ‚Jahr 1611 angibt, „vor drei Jahren, ehe wir dahin gekommen.“ Doch auch hier müssen wir uns zu Gunsten Brauns entscheiden, denn die Missionschro- nik nahm ihren Anfang erst viele Jahre nach Brauns Anwesenheit, die Aufzeichnungen, die die Ereignisse vor der Niederlassung der ‚Jesuiten betreffen, wurden lediglich der Vollständigkeit wegen, soweit man sie in Erfahrung bringen konnte, nach unbekannten Quellen niedergeschrieben; sie sind darum für diese Zeit vom Standpunkt der Quellenkritik aus nicht so massgebend als der Bericht eines Reisenden, der mitten in den Er- — 121 — eignissen stand. Wenn auch Braun nicht Augenzeuge dieser Vorgänge war, so ist der Unterschied von eini- gen Jahren doch nicht zu hoch anzuschlagen in einer Zeit, wo nur wenige Schiffe hier verkehrten, und wo man über das Schicksal jedes einzelnen von Interesse erfüllt war. Über die Wohnsitze dieser ältesten bekannten Bewohner dieser Gegenden, der Mpungwe (Barthel, Völkerbew. p. 68.), berichtet Braun, dass sich dieselben auf den Inseln der Bai befanden; doch waren nicht alle dieser Inseln bewohnt, „es hat noch mehr kleine Inseln, aber es wohnet kein Volk darauf.“ “) Die Nachrichten, die uns Braun über Mayumba giebt, sind wohl die ältesten, die überhaupt vorhanden sind. Umsomehr ist es zu bedauern, dass der Aufent- halt daselbst nicht von längerer Dauer war. Braun hält Mayumba für ein selbständiges Königreich. Wenn auch „unbestimmbar ist, ob die Landschaften im Norden Mumbi, sowie auch Mayumba jemals Loango unter- oder eingeordnet waren“ (Pech.-L., Globus XXXII), so lässt sich doch die Behauptung rechtfertigen, dass genannter Landstrich so lange als vollkommen unabhän- giger Bezirk bestand, als eine Einwanderung von Loango aus nicht stattfand. Diese bestand aber zu Brauns Zeit noch nicht. Denn einer solchen lagen lediglich Handels- interessen zu Grunde (Barthel, Völkerw. 71), Braun aber erwähnt ausdrücklich, dass nur Rotholz hier verla- den würde, für dessen Herbeischaffung man Tücher gab; ferner müssten sich doch irgend welche Einflüsse von Loango aus geltend gemacht haben, aber nach Braun fehlte jeglicher Ackerbau, der doch in Loango heimisch war, die Mayumbaleute waren vielmehr nur Jäger. Erst von der Zeit an, als Loangoneger hier sesshaft geworden, „indem sie mit ihren Familien und . Sklaven Dörfer gründeten, was nicht ohne Vermischung — 122 — mit der eingeborenen Bevölkerung abging,“ (Güssfeldt, L.-E. I. p. 185.) kann man von einer Art Herrschaft oder Besetzung des Landes reden. Dass diese aber nicht von langer Dauer war und in dem innern Leben des Volkes keine tieferen Spuren zurückliess, beweisen die geringen Unterschiede des Volks von einst und jetzt. „Jeder Trieb zur Arbeitsamkeit ist gelähmt, der Acker- baü vernachlässigt,“ und „man wohnt in Yumba wie in den ersten Zeiten des afrikanischen Handels; das Bau- material sind die Rippen der Weinpalme.“ (Güssfeldt, L.-E. I. 184 ff.) Wir kommen also zu dem Schlusse, dass Mayumba niemals ein Teil von Loango gewesen ist, wenn es auch eine Zeitlang einer wirkungslosen Einwanderung von Loango eus unterlag, und dass sich der Charakter des Volks von Braun bis Güssfeldt we- sentlich gleich blieb, ebenso wie das Aussehen des Landes, in dessen Schilderung beide Reisende überein- stimmen; wenn auch Güssfeldt ausfürlicher schreibt: „Nördlich vom Kuili tritt das Randgebirge näher heran, und es entwickeln sich hinter einander gelagerte niedere Bergzüge und einzelne Kuppen; Wald scheint das Ganze zu bedecken,“ „meist mit Strauchwerk gesäumt,“ so schildert doch auch Braun die Landschaft kurz und treffend als ein „thalechtig Land, voller Wälder und -Gestrüpp.“ 5) Heute hat der Baumwollenstoff „die einheimischen Erzeugnisse verdrängt und eine vollständigere Umhüllung erleichtert.“ (Ratzel, Völkerkunde II. p. 327.) #) Palmwein = maläfa ma sämba. (Pechuël-L, L.-E. I1I.) ; 50) Palmöl = mansi ma ngäsi. (P.-L., L. E. IL) 51) Loango war eines der alten grossen Königreiche an der Westküste Afrikas. Dies steht fest. Die Angaben über die Ausbreitung des Reiches sind genau so verschieden — 123 — und zahlreich wie die über die Herrscher desselben und die Erbfolge. Jeder Reisende oder Sammler nimmt einen von anderen abweichenden Standpunkt ein. Die Ansicht Brauns über die Erbfolge unterscheidet sich von der Battels insofern, als letzterer sagt: „die Söhne des Kö- nigs können nie König werden. Die Nachfolge betrifit nur die Söhne der Schwester des Königs, welche die angesehenste Frau des Landes ist. Die Söhne dieser Frau tragen den Titel eines Fürsten, es giebt deren vier: mani Cabango, mani Salag, mani Book und mani Cay. Der nächste Erbe ist manı Cabango, die andern vier rücken nach, so dass an jeden die Reihe kommt, Herrscher zu werden.“ Hier können wir Battel mehr vertrauen als Braun, und annehmen, dass nur die Neffen des Königs erbfolgeberechtigt waren, einmal, weil wir in allen Berichten — Dapper ausgenommen, der in seinem Sammelwerk offenbar die Berichte Brauns und Battels, die er beide benutzte, vereinigen will und vor den Söhnen der Schwester des Königs dem Bruder des- selben die Thronfolge zukommen lässt, im übrigen aber Battels Darstellung folgt — mit emigen Abweichungen die Auffassung vertreten finden, dann aber auch nament- lich deshalb, weil sich Battel bedeutend länger im Lande aufhielt als Braun und auch im übrigen ein glaubwür- diger Reisender ist. Wie kommt nun Braun zu diesem Irrtum? Die einzige Erklärung ist die, dass er nicht vertraut war mit der landesüblichen Auffassung, dass Prinzen und Prinzessinnen als Glieder einer Familie angesehen wurden und keine Ehe eingehen durften mit einander. Die Prinzen waren auf Frauen aus dem Volke angewiesen und die Prinzessinnen wählten sich ihre Männer ebenfalls daher. Die Prinzensöhne aber wurden nicht als vollailtige Prinzen angesehen, gehörten viel- mehr dem Adel an, während die Söhne der Prinzessin volle Prinzen waren. (Vergl. Bastian, d. E. n. d. L.-K. I, 198.) Da Braun alles dies nicht wusste, entsprang sein Zusatz lediglich dem Bestreben, seinen vermeint- lichen Irrtum in der Beobachtung durch eine Ergän- zung nach der ihm geläufigen europäischen Sitte wett zu machen. Und nicht anders als einen Zusatz haben wir die Bemerkung über die Erbfolgeberechtigung der Söhne des Königs aufzufassen, lassen wir ihn fallen, so lässt sich der Bericht Brauns mit dem Battels vollkom- men vereinigen. Dieser Meinung der beiden ältesten Beobachter steht die Darstellung Bastians entgegen: „Stirbt ein regierender Fürst, so erbt der Neffe seinen Privatbesitz, nicht aber die Herrschaft, und das von dem Ältesten regierte Dorf bleibt ohne Fürst, bis eın solcher wieder gewaltsam die Herrschaft an sich reisst.“ (D. E n. d. L.-K. L., 195.) Nach Pechuel-Lösche aber war Loango ein Wahlreich, nur Prinzen von Geblüt konnten auf den Thron gelangen, und diese auch nur unter gewissen Bedingungen. Alle die auf den Thron ıeflectierten, suchten sich die Gunst der Stimm- berechtigten zu erwerben. „Reichtum und Familien- verbindung waren für den Aspiranten von gröss- tem Werte, da die von Habgier beherrschte üffent- liche Meinung sich naturgemäss dem zuneigte, welcher die meiste Gewalt besass und durch die wertvollsten Geschenke bestechen konnte. Etwaige Nebenbuhler wurden durch reichliche Geschenke und verlockende Versprechungen zum Rücktritt veranlasst oder auch in schlimmerer Weise bei Seite geschafft. (Globus XXXII.) Setzen wir nun die beiden letzten Ausführungen ın Beziehung zu den beiden ersten, so erkennen wir ohne Mühe, dass sich Battels, Bastians und Pechuel-Lösches Darstellungen in der Brauns vereinigt wiederfinden. Dies ist erklärlich, denn Brauns Bericht steht der Zeit — 1295 — nach in der Mitte zwischen dem Battels und denen der beiden neueren Forscher. Sie geben uns in ihrer Ge- samtheit eine Entwicklungsgeschichte des Loangoreichs, das allmählich seinem Untergange zuging. Zu Battels Zeit, also Ende des 16. und Beginn des 17. Jahrhun- derts war das Loangoreich ein fest gefügtes Ganze, dem die göttergleiche Verehrung, die der Herrscher genoss, den innern Halt verlieh; die Thronfolge war nach dem Gebrauch des Neffenerbrechtes geregelt. Braun kannte diese alte Tradition, aber er machte auch bereits Er- fahrungen, dass sich doch schon freiere Einflüsse geltend machten, die zu Kriegen in zweifelhaften Fällen führten und zur Agitation behufs Erwerbung einer grösseren Anhänserschar. Nach Jahrzehnten aber war dies System zum herrschenden geworden, der eigentliche Thronfol- ger hatte nur noch Anspruch auf den Privatbesitz des verstorbenen Herrscher:, Kämpfe um den Thron waren die Folge, und den Sieg erlangte nur nach langem Kampf und lebhafter Agitation der, welcher von der Volksgunst getragen wurde. So wurde Loango ein Wahl- reich und eine unaufhaltsam seinem Verfall entgegen. Die Ursachen, die hierbei zusammenwirkten, zu unter- suchen, kann hier nicht der Ort sein; es erübrigt nur noch, auch einige andere Bemerkungen Brauns über dieses Reich und seine Herrscher auf ihre Zuverlässig- keit hin zu prüfen. Nebensächlich ist die Angabe Brauns von den 360 Weibern des Königs, sie entstammt wohl einem im Umlauf befindlichen Gerücht, wie solche Ja mit Vorliebe über Dinge verbreitet werden, die allen ein Rätsel sind; diese Zahl ist ebenso unkontrollierbar wie die Battels, der 150 annimmt und die Dappers, der es ihrer 7000 sein lässt, „wie die Mohren sagen“, fügt er vorsichtshalber hinzu. Dem Herrscher kommt nach Braun der Titel ,manna“ zu, ebenso führen die Edel- — 126 — leute diesen Titel. Lopez, Battel und nach ihnen auch Dapper schreiben „mani“, welcher Titel ebenfalls Fürst wie Edelmann zukomme. Sie sind alle in einem Irrtum befangen, indem „manna“ und „mani“ zwei getrennte Begriffe sind. Nach Pechuël-Lôüsche ist der Titel des Herrschers muënne (Bastian „muäne“), die Söhne des Herrschers, die dem Adel angehörten, hiessen muena. Für muëna wird jedoch namentlich im Süden der (Loango)-Küste „manı“ gebraucht, vielleicht von, Kongo aus eingeschleppt, wahrscheinlich aber infolge der Aus- sprache eine leicht erklärliche Corruption des ersten Wortes durch die Europäer.“ (P.-L., Globus XXXI.) Lopez und Battel nun wandten ohne Unterschied die verstümmelte Form „mani“ an, Braun aber ebenfalls für alle „manna“ (muana). >?) Eine ähnliche Geschichte erzählen Battel und Dapper. %%) Aus schon mehrfach erörterten Gründen ist es_ erklärlich, weshalb die Angaben Brauns über die Reli- gion. sehr spärlich sind. Ausführlicher, wenn auch bei weitem nicht so erschöpfend wie Müller über die Reli- gion an der Goldküste, hat Battel Mitteilungen über den Glauben der Loangoneger gemacht. Braun nennt den Gegenstand ihrer Verehrung „Magüschy‘ und den Priester „Manna Magüschy“; die sonst übliche Schreib- weise ist mokisso (Battel, Dapper) oder mkissi, pl. sinkissi (Pechuël-Loesche). Mit dem Titel „manna“ des Priesters ist Braun im Irrtum, übereinstimmend wird er von allen andern als „ganga“ bezeichnet. Battel schreibt über den Glauben: „Sie haben zwei Götzen, der eine ist genannt mokisso von Longo (Loango) der andere heist „checoke“ (Dapper Kikokoo) und steht im dem Dorfe Kinga, dem Hafen von Loango. Es sei dieser letztere ein kleines schwarzes Bild in einem kleinenHause.“ 54) Dieser Brauch ist noch heute an der Westküste Afrikas üblich. Man benutzte dazu die „pulverisierte Rinde des Nkassabaumes (Erythrophleum guineense Don), einer im Hochwald heimischen Mimosee“ oder „die von der Pfahlwurzel des im Buschwald wachsenden, gemeinhin eine nur wenig verästelte Rute treibenden Strauchs-mbunda- einer Strychnosart, geschabte rote Rinde“, (Pechuël-L. L.-E. IIL, 187.) Dapper sagt sanz übereinstimmend mit Braun aus, fügt aber hinzu, dass der Trank aus „einer Wurzel eines Baumes, rötlich von Farbe“ bereitet werde, und nennet ihn „Bundes- trank“, eine Verstümmlung aus dem Namen des Baumes, „mbundu“, bei Lenz (Skizzen p. 184) „Mbundatrank“. 55) Die von Braun erwähnte Plage „Peysy“ ist sicher identisch mit der heute im äquatorialem Afrika verbreiteten Sandflohplage. Nun ist zwar nach den Mitteilungen von Pechuel-Lösche (L.-E. III. p. 297), der Sandfloh (Sarcopsylla penetrans L.) erst im Sep- tember 1872 durch ein englisches Schiff von Brasilien her m Ambriz eingeführt worden, es liegt aber kein Grund vor, anzunehmen, dass dieses Übel nicht schon trüher einmal Europäer und Neger in Afrika zur Ver- zweiflung gebracht hat. Die Vermutung, dass es so ge- wesen sein könnte, gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man die beiden Berichte über den Verlauf der Krank- heit nebeneinander hält, den der Forscher Güssfeldt, Falkenstein und Pechuel-Lösche und den Samuel Brauns. Eine Übereinstimmung ist sanz unzweifelhaft. Nur dass die erstgenannten Forscher das Übel in seinem Ursprung erkannten und vom Sandfloh erzählen, während Braun die Ursache des Leidens, aus Unkenntnis derselben, mit Stillschweigen übergeht und von Würmern berichtet, die er wahrnahm. Unter den , Würmlein“ Brauns können aber einzig und allein die Larven zu verstehen sein, die sich in den „Eiersäcken“ bilden. Der Ort des Auftre- tens, namentlich in dem Nagelbett, ist in beiden Berich- ten derselbe; dass bei Braun auch noch andere Körperteile in Frage kommen, widerspricht durchaus nicht der Wirklichkeit; vielmehr erhält diese Bemerkung ihre Bestätigung durch eine Arbeit von Hesse (d. Ausbr. d. Sandflohs in Afr.), in der es heisst unter Bezugnahme auf den Sandfloh: „Büttner beobachtete in San Salvador, dass die Zöglinge der englischen Mission an sehr schlim- men, tieffressenden Geschwüren litten, besonders am Ge- säss, infolge ihrer Gewohnheit, auf der blossen Erde zu sitzen.“ Der Grund, dass Braun nicht den Sandfloh selbst wahrnahm, ist leicht zu finden, „die Sandflöhe sind kaum sichtbare Tiere, die sien in das Fleisch des Menschen, namentlich unter die Nägel der Zehen einbohren, dort ihre Eier legen, und dann eine schmerzhafte Entzün- dung hervorrufen.“ (L.-E. I, 150) Der Mensch, dem die Plage neu ist, kann also efst zum Bewusstsein des Leidens kommen, wenn diese Entzündung stattgefunden hat, da die „Einbohrung des Insekts unter die Haut keinerlei abnorme Empfindung an Ort und Stelle her- vorruft* oder höchstens für einen „Europäerfuss das Vorhandensein durch ein unerträgliches Jucken unmit- telbar bemerkbar wird, das man sich nicht erklären kann.“ So erging es auch Braun und seinen Leuten, und das Übel hatte umso schlimmere Folgen, je ratloser man ihm anfänglich gegenüber stand. (11,85) Bei dem Bemühen, die Entzündung zu beseitigen, wurde aber „die zarte Membran des Eiersacks durchstossen, und die Wunde bildete eine neue Brutstätte für Individuen. Es traten Eiterungen und grosse Schmerzen ein.“ (L.- E. I, 150). Das ist das Stadium der Krankheit, das Braun beschreibt. Da man anfangs des Übels nicht Herr zu werden wusste, verlor Braun „viel Volk“, es = None sind dies dieselben Folgen. die Pechuël-Lüsche erschöp- fender angiebt: „Bei Unachtsamkeit treten bösartige Entzündungen sehr häufig ein, bei fernerer Vernachlässi- zung oder falscher Behandlung können diese Verstüm- melung und selbst Verlust des Gliedes, unter Umständen selbst den Tod des Leidenden herbeiführen.“ (III. 299.) Dies alles passt ganz überraschend auf das der Plage gegenüber ratlose Schiffsvolk. Als Braun dann begriften hatte, worauf es bei der Krankheit ankam, suchte er das Leiden nach demselben Prinzip zu heilen, das auch Falkenstein anwandte, Ausbrennen der Wunde. Nur brachte dieser Höllenstein und Perubalsam zur Anwen- dung, Braun half sich mit dem scharfen Safte der Limonen. Weshalb ist Braun der einzige, der von dieser Plage vor der deutschen Loangoexpedition berichtet ? Bei keinem andern Reisenden, soweit zu übersehen ist finden wir eine ähnliche Notiz. Die Reisenden waren Kaufleute oder Missionare. Jeder verfolgte bestimmte Interessen, die Beschreibung von Land und Volk tritt meist hinter die persönlichen Erlebnisse zurück und namentlich auch über Krankheiten finden wir nirgends eine genauere Beschreibung, höchstens allgemeine Be- merkungen. Nun kam aber ein Arzt in diese Gegenden, den keine bestimmte Aufgabe, sondern bloss der Wunsch, sich die Welt anzusehen dahin verschlagen hatte. Der hatte für alles Interesse, und es ist natürlich, dass er seine Aufmerksamkeit auch den Krankheiten zuwendet und auch der ihm völlig fremden und uner- klärlichen Krankheitserscheinung, die der Sandfloh her- vorrief, Erwähnung thut. Die einzige Beschreibung von Kongo, die wir vor Braun besitzen, ist die des Lopez. Sie entstand nach mündlichen Angaben desselben. Bei einer derartigen Übermittelung von Reiseerlebnissen 9 uU: > kann leicht etwas vergessen oder vom Aufzeichner, in diesem Falle von Pigafetta, als ihm unverständlich oder unwesentlich scheinend weggelassen werden. Die nächste Beschreibung nach Braun ist die des Missionares Carl. Er berichtet mehr von Missions- und Heiligengeschich- ten, von geographischen Fabeln, als von länder- oder völkerkundlichen Thatsachen, sie sind nur etwas Zu- fälliges. Es würde geradezu überraschen, wenn er eine bemerkenswerte Notiz seinem Reisewerke einverleibt hätte. Viel einleuchtender aber, als der Unachtsamkeit der beiden Reisenden das Fehlen jeglicher Notiz zu- schieben zu wollen, ist es, zu sagen, dass zu ihren Zeiten der Sandfloh überhaupt in Afrika nicht vorhanden war. Damit haben wir die Behauptung ausgesprochen, dass die Sandflohplage in Afrıka Ende des 16. Jahrhunderts bis Ende des 17. aufgetreten und wieder erloschen sei, also eine Dauer von ca. 80 —100 Jahren gehabt habe. Wir nehmen an, der Sandfloh wurde auf gleiche Weise wie 1872 in Kongo eingeschleppt. Das Schiff kam eben- falls von Brasilien, denn der bequemste Weg, von Europa nach dem Kongo bezw. nach Loando zu segeln, führte ja an der brasilianischen Küste vorbei, an der auch häufig angelegt wurde. Während sich aber nach dem Auftreten von 1872 das Insekt mit unheimlicher Greschwindigkeit über den ganzen mittleren Kontinent ver- breitete, blieb die Plage zu Brauns Zeit lokal beschränkt, sie gelangte nicht, nehmen wir noch die weiteste Mög- lichkeit an, über das Gebiet des Königreichs Kongo hinaus, denn der einzige Faktor, dem sie ihre Verbreitung zu danken hat, der Verkehr, fehlte vollkommen. Nur einige wenige Wege durchzogen das Innere des Kongo- landes, die die Hafenplätze mit der Hauptstadt verban- den, jeder andere Verkehr des Landes selbst nach Norden, Osten oder Süden war unmöglich wegen Man- | — 191 — gels an Produkten, sowohl als auch wegen der Feind- seligkeit der Nachbarn. Auch die Europäer konnten nicht zu Verbreitern der Plage werden, denn der Han- del zog sich stets von Norden nach Süden, niemals ‚umgekehrt und die Schiffe, die vom Kongo kamen, legten auf der Heimfahrt nie an der Guineaküste an. Somit wäre kein triftiger Grund vorhanden, zu leugnen, dass die genannte Plage auf ein verhältnismässig geringes Gebiet beschränkt blieb. Mit dieser Isolierung des Übels waren auch der Dauer desselben Schranken gesetzt. Pechuël-Lôüsche sagt schon etwa 20 Jahre nach dem Auftreten der Plage, dass sich die schlimmsten Merk- male ihrer Anwesenheit mehr verringern, je vertrauter die Eingeborenen mit dem Wesen und der Behandlung des Insekts. werden. (L.-E. III. 299.) Nach diesem ganz natürlichen Vorgange kann man auch konsequent weiter folgern, natürlich stets unter der Voraussetzung, dass die Plage räumlich beschränkt bleibt, dass einmal der Zeitpunkt kommen muss, wo man ihrer völlig Herr geworden ist. Dazu waren zu Brauns Zeit alle Bedin- gungen vorhanden, und somit können wir zusammen- fassend sagen, der Sandfloh war bereits vor ungefähr 300 Jahren einmal in einzelnen Teilen des damaligen Königreichs Kongo verbreitet, blieb aber wegen Mangels an Verkehr auf einige Striche beschränkt und konnte deshalb ausgerottet werden. Noch eine Bemerkung sei angefügt, die im Wesentlichen nichts zur Sache thut. Pechuël-Lôsche spricht von einer „an der Küste gang und gäbe gewordenen Ansicht, dass sie (d. Sandifl.) eine nur vorübergehende Heimsuchung bildeten.“ (L.-E. Ill. 299.) Wie konnte sich diese Anschauung heraus- bilden? Weist sie nicht auf eine gewisse, dunkle Be-- kanntschaft mit der Plage hin, können wir sie nich als eine Überlieferung, die ihren Ursprung in den Zeiten — 132 — der ersten Plage hat und die durch (renerationen fort- eing, auffassen ? 56) Die Gerüchte vom Vorkommen von Gold im Königreich Kongo und von dem Bestehen eines Über- landwegs von Angola nach dem Gebiet zwischen Zambesi und Limpopo sind eng mit einander verknüpft. Beide haben ja einen realen Hintergrund, aber da fremde Kauffahrer von den Portugiesen nie etwas Positives er- fuhren, so umgab das Ganze bald ein märchenhafter Schimmer. Auch Braun konnte sich dem Zauber eines so geheimnisvollen Umstandes nicht entziehen und be- richtet so von dem Gold in Kongo und dem grossen Vorteil der Portugiesen, die Reise nach Indien auf eine günstige Art abkürzen zu können. Was ist nun Wahres an dem Bericht? Die Thatsache, dass es im Hinterlande von Kongo Gold gab und noch giebt, steht fest, wenn man das Hinterland bis in das alte sagenumwobene Königreich Monomotapa ausdehnt, es sind dann die Gold- felder am Sambesi. Dass diese gemeint sein müssen, erklärt sich aus der damals üblichen falschen Schätzung der Entfernung von der Küste ins Innere — ein Beweis dafür ist auch Brauns Angabe von Loanda bis Sofala vier Wochen. Man wusste nur, hinter dem Königreich Kongo kommt das grosse Kaiserreich Monomotapa und in diesem liegen schon bekannte (Gebiete; denn von der Ostküste aus war man weit Sambesi aufwärts vorgedrungen, ja die portugiesische Station Tete ver- legte man soweit nach Westen, dass sie noch auf einer Karte des Janssonius, die das Königreich Kongo dar- stellt, Platz findet. Hatte man aber auch vermocht, die Küste des Kongolandes, die von dem Gerücht der (soldfundstätten erreicht worden war, auch durch einen wirklichen Handelsweg zu verbinden? Diese Annahme lässt sich nicht ohne weiteres verwerfen. Zwischen — 133 — Loango und Mombas spricht manches für das Bestehen eines Handelswegs, und Bastian (L.-K. VIII, 127.) meint, „dass damals keine besonderen Schwierigkeiten vorgelegen hätten, Afrika von diesen Punkten von Westen nach Osten zu durchschneiden. Die Karavane Loangos berührte sich im Innern mit der von Mombas nach Monézes de Drumond giebt Dominik 8. Abreu de Brito (1592) Nachrichten über die Landkommunika- tion durch Afrika von Angola nach Mocambique.“ Braun giebt nun 20 Jahre später eine gleiche Nachricht. Wes- halb sollen beide falsch unterrichtet sein ? ‚Jedenfalls hatte in den ersten Zeiten der portugiesischen Herr- schaft am Kongo und am Sambesi eine zeitweilige Ver- bindung zwischen beiden Niederlassungen bestanden, ohne dass sie jedoch irgend welche Bedeutung als Handelsstrasse erlangt hätte. Dass die portugiesische Handelspolitik dahin arbeitete, eine Verbindung zwischen Osten und Westen herzustellen und durch einen Han- delsweg aufrecht zu erhalten, lässt sich daraus schliessen. dass die Missionare unablässig an einer friedlichen Un- terwerfung des Kongolandes arbeiteten und dass auch von Osten her unablässig Portugiesen Vorstösse gegen das Innere unternahmen, um schliesslich ihren Lands- leuten die Hand zu reichen. Diesen Bestrebungen wurde aber ein Damm entgegengesetzt durch die Bewegung der Dschagga in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhun- derts, die sich aus dem Innern nach der Westküste zu fortsetzte und das ganze Kongoreich erschütterte (vergl. Barthel, Völkerw.) und durch das Auftreten der Holländer an der Ost- und Westküste Südafrikas. Damit hatte sich ein Keil zwischen beide Gebiete ge- schoben und auch in diesen selbst waren die Portugie- sen nicht mehr unbestrittene Herren; und somit war — 134 — ein weiterer Ausbau des kolonialen Besitzes der Por- tugiesen lahm gelegt. 51) Unter diesem Volke haben wir wohl die Dschagga zu verstehen, die das Gebiet des Kongolandes durch ununterbrochene Einfälle beunruhigten. Mitteilungen ähnlicher Art finden wir auch in Lopez, Beschreibung des Königreichs Kongo, am abenteuerlichsten jedoch in Carlis Bericht. 58) Diese Mitteilungen Brauns über die Geschichte des Kongolandes sind verworren, und jedenfalls nach dem zusammengereimt, was er beiläufig erfuhr. Sichere Thatsache ist die Aufstellung der portugiesischen Wap- pensäule an der Kongomündung. Dass die Spanier das Volk zum christlichen Glauben zu bekehren suchten, erklärt er aus ihrem Bestreben, „das Land zu zwingen,“ Dass diese Versuche so geringen Erfolg hatten, berich- tet er mit den Worten „hat ihnen jedoch allezeit gefehlet.“ Der Bericht von dem Zerstören der portugie- sischen Befestigungen bezieht sich jedenfalls auf die Thronstreitigkeiten, die nach dem Tode des Königs Diego von Kongo ausbrachen, in denen die Portugiesen „solches Schadens beschuldigt / und alle erschlagen / so dagewesen“ (Lopez p. 52). Dieser Versuch, die Portu- giesen zu verjagen, würde auch ungefähr mit der Zeit- angabe Brauns „vor 50 Jahren“ stimmen. Die Mittei- lung von der Zerstörung der Verschanzung auf der kleinen Flussinsel, könnte sich allenfalls auf den Rück- zug der Portugiesen auf die „Isola de Cavallo* beim Einfall der Jagger (Lopez p. 54.) beziehen, der unter der Herrschaft des Königs Alfonso nach den erwähnten Thronunruhen stattfand. 5%) Als Beweis hierfür und gleichzeitig als Beispiel des Tones, der uns aus den einzelnen Berichten entge- gentritt, seien die Urteile über die Wohnhäuser der — 135 — Neger angeführt, wie sie sich in Marees’, Müllers und Bosmanns Aufzeichnungen finden. Wie schon erwähnt, nimmt Braun einen von ihnen abweichenden Standpunkt ein, er beurteilt stets, vom richtigen Gefühl geleitet, die Kunsterzeugnisse nach den vorhandenen Werkzeu- gen und Materialien. So findet er, dass auch die Hütten der Neger trotz geringer Hilfsmittel „gar wunderlich und artlich gemacht sind.“ Ganz anders und derb ur- teilt Marees: „Ihre Wohnungen sind alle miteinander nichts besonderes weit / sondern gar schlecht und gering / als wenn es ein Haufen Säuställe wären /ja es werden an vielen Orten bessere Säuställe gefunden als etliche Häuser des Ortes sind.“ Müller wägt jedes seiner Worte in seinem Berichte sorgfältig ab, und auch in diesem Falle drückt er sich sehr vorsichtig aus: „Es sind durchgehends gar schlechte Häuser / oder Wohnungen / welche man im Lande Fetu siehet. Mancher dürfte sa- sen / dass die Bauernhäuser allhier in Europa weit bes- ser erbauet wären.“ Durch Bosmanns Buch zieht sich ein hochmütiger Ton, der sehr oft störend wirkt. Wir können uns ihn nach seinen Worten so recht vorstellen, einen selbstbewussten, auf sein Europäertum stolzen Mann, der als höherer Beamter einer reichen und mächtigen Handelskompagnie mit Geringschätzung herab- sieht auf den Neger und seine primitiven Einrichtungen. An allem hat er etwas auszusetzen und der nörgelnde Ton spricht sich auch in unserem Beispiel aus: „Wenn wir bauen wollen / sehen wir jeder Zeit / ob die dasige Gegend annehmlich sei/. . ./ diese hiergegen unweise und ungehobelte Leute / liegen ihre Häuser in die un- truchtbarste und unangenehmste Gegend etc.“ 60) Die betreffende Notiz bei Braun lautet: „Die / alten Neger / haben mir gesagt: dass die Mina schon vor etlichen Jahren von den Franzosen /so dahin ge- — 16 — handelt /sei angefangen worden. Und dieweil alle Jahre 3 Monate lang ein solch Regenwetter mit hartem Wind / welchen wir Travada heissen / entstehet /inmassen viel Waren zu Schaden werden / haben sie an die Einwohner begehrt / dass sie möchten ein Magazin oder Packhaus bauen. Welches ıhnen auch die Schwarzen /so mit ihnen wohl zufrieden sind / gern verwilligt haben. Ha- ben also ein ziemlich gross Packhaus gemacht / und die Waren auf das Land gebracht. Also einen guten Han- del bekommen / besonders weil damals die Einwohner des Landes das Gold nicht gewogen / sondern nur beim Augenmass verhandelt. Da nun den Portugiesen kund gethan worden / dass die Franzosen guten Handel bei den Schwarzen bekommen / haben sie dieselbigen unver- ‘ sehens überfallen / und das Packhaus eingenommen / den Einwohnern die Wahren geschenkt / und vorgegeben / sie wollten besser mit ihnen handeln als die Franzosen. Welches die armen Leute zu bald geglaubt / die dann auch geholfen andern /so hernach kommen /zu Tod schlagen. Haben also endlich aus diesem Kaufhaus eine Kapell (vielleicht Kastell) gemacht / welches jetzt gar fest ist/aber zu ihrem grossen Schaden dient. Denn wie die Trojaner das grosse Ross in ihre Stadt zu ihrem Untergang geschleift / darinnen viel gewappneter Kriegsleut waren: also haben zwar mit grossen Fleiss die Schwarzen das Kastell gebaut: aber sobald sie ist aufgebauet worden / haben die Spanier dem König von Fetu den Zoll und den Fischzoll genommen: und was sie zuvor den Einwohnern in Waren geschenkt / das haber sie ihnen mit dem besten Golde / welches sie Sicka Fontu heissen / zahlen müssen.“ 61), Vergleiche hierzu: „Die überseeischen Ent- deckungen der Franzosen “, Ausland, 1867, pag. 1146. — 1357 — 2) Bastian, die deutsche Expedition nach der Loango- küste, Bd. II. p. 50 und 52. 3) Lediglich den Namen Brauns und die Jahres- zahl 1611 findet man in Embacher, Lexikon d. Reisen u. Entdeckungen; Paulitzschke, die geogr, Ertorschg. des afrık. Kontinents. °*, Dapper, Afrika, pag. 506. 55) Allgem. Historie d. Reisen, Bd. IV, pag. 675 und 652. An letzter Stelle heisst es: „Von allen Reise- beschreibungen (über Loango), die uns in die Hände ge- kommen sind, gibt Battel die umständlichste Nachricht, welche mit Bruno und Dappern sehr genau überein- kömmt, ohne aller Wahrscheinlichkeit nach einen von beiden gesehen zu haben.“ — 13 — Litteratur. 1. Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und zu Lande oder Sammlung aller Reisebeschreibungen. Leipzig 1749. Aus dem Englischen. 2. Allgemeine Geographische Ephemeriden 1803. 3. Asher, Bibliographical Essay on the collection of voyages and travels, edited and published by Levinus Hulsius and his successors, London u. Berlin 1839. 4. Bastian, die deutsche Expedition nach der Loangoküste. Jena 1874. 2. Bd. 5. Bastian, die Loangoküste. Ztschr. d. Ges. f. Erdkunde zu Berlin. Bd. VIII p. 125. 6. Bellefond, Villault de, Relation des costes d’Afrique, ap- pellées Guinde; avec la description du pays, moeurs et façons de vivre des habitans etc. Paris 1669. 7. Bosmann, Wilhelm, Reise nach Guinea. Hamburg 1708. Verfasser der beiden letzten Briefe sind: Nyendael, eine Beschrei- bung von Rio formosa, sonsten Benin genannt, 1701 (21. Brief.), und Snoek, Cabo Lopez di Gonsalves etc. 1702. (22. Brief.) 8. de Bry, Orientalische Indien. I. Warhaffte und Eigentliche Beschreibung dess Königreichs Koneo in Afrika /vnd deren angrentzenden Ländern etc. Erstlich durch Eduardt Lopez / welche in dieser Navigation alles persönlich erfahren /in Portugalesischer Sprach ge- stellet /jetzo aber in unsere Teutsche Sprach transferiert vnd übersetzt durch Augustum Casiodorum. Frankfurt 1609. Nebst einem Anhang (im 2. Bande des O.-I. befindlich) die fünf Schiffahrten Samuel Brauns, Bürgers, etc. II. Von allen Völkern / Insulen / Meerporten / fliessenden Was- sern /vnd anderen Orten/so von Portugal auss / lengst den Gestaden Aphrika/biss in Ostindien vnd zu dem Land China /sampt andern Insulen zu sehen seynd ete. Erstlich im Jahr 1596 aussfürlich in holländischer Sprach beschrieben / durch Jean Hugo von Lindschotten aus Holland /ete. Frankfurt 1613. I. IV: V. VE Vi. VI. — 139 — Darinnen erstlich das ander Theil der Schifffahrten Johann Huygens von Lintschotten auss Holland ete. Der Holländer Schifffahrt in die Orientalischen Insulen/ Javan vnd Sumatra / etc. Von allerley Thieren | Früchten / Obs vnd Bäumen / etc. Beschrieben durch Johann Hugo von Lintschotten vnd andere. Zum andern /die letzte Reyse der Holländer in die Ostindien etc. Deutsch durch Arthus von Dantzig. Frank- furt 1617. Eygentlicher Bericht und warhafftige Beschreibung der gantzen vollkommenen Reyse oder Schifffahrt /so die Hol- länder mit 8 Schiffen in die Orientalischen Indien /.. ., gethan haben / welche von Amsterdam abgefahren im Jahr 1598 vnd zum Theil Anno 1599. zum theil aber in jüngst abgelaufenem 1600. Jahr /.. / wider anheim gelanget. Dtsch. von Arthus von Dantzig. Frankfurt 1623. Warhafftige historische Beschreibung des Gewaltigen Gold- reichen Königreichs Guinea / sonst das Goldgestad von Mina genannt /so in Afrika gelesen /. . ./. Aus dem Niederl in Hochdtsche deh. M. Gotthardt Arthus v. Dantzig, Frankfurt 1630. Eine dreyjährige Reyse Georeij von Spielbergen Admirals vber drey Schiffe / welche An. 1601 auss Seeland nach den Orientalischen Indien abgefahren /vnd nach viel wider- wertigkeiten An. 1604 wider in Seeland ankamen etc. Aus d. Niederl. durch M. Gotth. Arthus. Frankfurt 1605. a) Eine historische Beschreibung der Schiffahrt /so der Admiral Jakob van Neck aus Hollandt in die Orient. Indien von An. 1600 biss An. 1603 gethan. b) Eine Historia / so von Johann Hermann von Bree- Obersten Handelsmann auff dem Schitt der Holländische Zaun genannt /in gleichmässiger Reyse von An. 1602 biss An. 1604 auffgezeichnet worden. Aus d. Niederl dch. M. Gotth. Arthus v. Dantzig. Frankfurt 1645. . Ein kurtze Beschreibung einer Reyse ; so von den Holländern vnd Seeländern in die Orient. Indien /. . ./ vnter der Ad. miralschafft Peter Willhelm Verhuffen / in Jahren 1607. 1608 vnd. 1609, verricht worden / etc. Aus kurtzer Verzeich- nis Johann Verkens zusammengebracht vnd in Truck ver- fertigt durch M, Gotth. Arthus von Dantzig. Frankfurt 1612. — 140 — X. Die Ryss vnd Schiffarth der Nassawischen Flotte / so vnder dem Admiral Jakob l’Eremit / von den Holländern im Jahr 1628. 1624. 1625. 1626. umb den gantzen Erdkreyss verrichtet worden. Frankfurt 1628. 9, Barthel, Völkerbewegungen auf der Südhälfte des afrik, Kontinents. Diss. Leipzig. 1894, 10. Camus, Memoire sur les collections de voyages des de Bry et de Thevenot. Paris 1802. 11. Carli, der nach Venedig überbrachte Mohr / oder curiose und wahrhaffte Erzehlung und Beschreibung aller Kuriositäten und Denkwürdigkeiten / welche dem Wohl-Ehrwürdigen P. Dionysio Carli von Placenz, Kapuziner-Ordens Prediger / und berühmten Missionareo Apostolico in seiner etlich-jährigen Mission in allen vier Welt-Theilen / Afrika, Amerika /Asia und Europa etc. etc. Augsburg 1692. 12. Dapper, Umbständliche und Eigentliche Beschreibung von Afrika 1670. 13. v. Danckelmann, Mitteilungen von Forschungsreisende u. Gelehrten aus den deutschen Schutzgebieten. Berlin 1838. ff. 14. &üssfeldt, Falkenstein, Pechuël-Loesche, die Loango- Expedition 1873—76. Leipzig 1888. 15. Weogr. kritisches Lexicon. 1744. 16. Hesse, die Ausbreitung des Sandflohs in Afrika, Hett- ners Geogr. Ztschr. IV. 9. 17. Hakluyt, The principal navigations, voyages, trafiques and discoveries of the English Nation 1598. 1599. 18. Hösel, Studien über die geographische Verbreitung der Cretreidearten Nord- und Mittelafrikas. Diss. Leipzig. 1890. 19. Labarthe, Reise nach der Küste v. Guinea. Aus dem Französ., gekürzt, mit Einleitung und Anmerkungen v. Theophol Ehrmann. Sprengel, Bibl. d. n. u. w. Reisebesch. IX. 1803, 20. Lenz, Skizzen aus Westafrika. Berlin 1878. 21. Muller, Land und Volk zwischen Sambesi und Limpopo. Diss. Giessen 1894. 22. Müller, Wilh. Johann, die Afrikanische / auff der Guine- ischen Gold-Küste gelegene Landschaft Fetu. Hamburg 1673. 23. Merensky, Über die alten Schmuckkorallen der afrikan. Völker. Ztschr, f. Ethnologie XIV. 24. Nachtigall, Sahara u. Sudan. — 1411 — 25. Hantzsch, Deutsche Reisende des 16. Jahrh. Leipzig. Studien a. d. Gebiet d. Geschichte. Herausgegeben v. K. Lamprecht. E. Marcks. Bd. I. Heft IV. 1895. 26. Proyart, Geschichte von Loango, Kakongo und anderen Königreichen in Afrika. Leipzig. 1777. 27. Palisot-Beauvais, Über die Einwohner des Königreichs Benin. Alloem. geogr. Ephermeriden. 1801. 28. Pechuël-Loesche, Aus dem Leben der Loango-Neger. Globus XXXI. 29. Purchas, Pilgrimes. 1625. 30. Paulitschke, die geographische Erforschung des afri- kanischen Kontinents. Wien 1880. 31. Ratzel, Völkerkunde. 2. Aufl. Leipzig. 32. Ratzel, Balthasar Sprenger. Allgemeine deutsche Biogra- phien. Herausgeg. dch. d. histor. Kommission bei der Kel. Akad. der Wissenschaften. Leipzig. XXXV. 33. Ratzel, Johann Albrecht v. Mandelslo. Allgem. dtsch. Biogr. XX. 94. Ratzel, Georg Marceraf, Allgem. dtsch. Biogr. XX. 35. Stuck, Verzeichnis von älteren und neuern Land- und Reisebeschreibungen, Halle 1784. 36. Tiele, Mémoire bibliographique sur les journaux des navigateurs Neerlandais. Amsterdam 1867. 37. Wilson, Westafrika, Leipzig, 1862. 38. Zach, correspondence astronomique. I. Achter Nachtrag zum Katalog der herpetologischen Sammlung des Basler Museums. Von E. Schenkel. Die für die Sammlung neuen Arten sind durch ein * gekennzeichnet. Der vorliegende Nachtrag gibt über das Wachstum der herpetologischen Sammlung in den letzten 8!/2 Jahren, vom Januar 1892 bis September 1900, Auskunft. Die Zahl der Arten hat nur um 172 zugenommen — weniger als die meisten der früheren Nachträge für den Zeitraum von 2 Jahren verzeichnen. Nur noch die Hälfte (86) entstammt direkten Schen- kungen; der Rest (86) wurde durch Ankauf erworben; F, Müllers Hinschied macht sich also recht deutlich fühlbar ! Glücklicherweise enthält der Zuschuss eine grössere Anzahl (29) Typen neuer Arten, so namentlich auch die von den Herren Sarasin auf Celebes erbeuteten Novitäten. (seschenke erhielt die Sammlung von folgenden Herren: H. Architekt W. Bernoulli; H. K, Bolley; H. G. A. Bou- lenger in London; H. Lehrer H. Breitenstem; H. Apotheker Th. Bühler-Lindenmeyer +; H. Prof. Rud. Burckhardt; H. Ingen. Jos. Chappuis; H. Dr. David; H. Dr. Th. Engelmann; H. G. Forrer in Bedagei-Deli, Sumatra; H. Dr. O. Fuhrmann; H. Dr. Göldi in Para; H. Prof. E. Hagenbach-Burckhardt; H. Bezirkslehrer Keller in Olten; H. Apoth. Dr. Kober-Oeffinger +; H. Apoth. Th. Lappe; H. Dr. Forsyth Major in London; H. A. v. Mechel und Richard Devrient in Indragiri, Sumatra; H. R. Merian-Zäslin; H. Ratsherr — 143 — Dr. F. Müller +; H. Fr. Müller; H. G. Müller; H. Rud. Rudin; H. Prof. L. Rütimeyer +; H, R. von Salis; die H. Dr. Fr. und P. Sarasin; H. Dr. G. Senn; H. E. Schenkel; H. G. Schneider +; H. Alfr. Stähelin-Gruner; H. Dr. H. G. Stehlin; H. N. Stöcklin- Müller; H. J. B. Stockenhofen in Collonges sous Saleve; H. Joh. Stuber; H. Th. Vischer -VonderMühll; H. Alb. Wagen-Vollmer; H. Dr. Fr. Werner in Wien; H. Prof. Zschokke; H. Moritz Zwangheim. Drei grössere Ankäufe verdienen besondere Erwäh- nung: Eine Partie der von Leonardo Fea in Burma ge- sammelten Reptilien; einige Kriechtiere aus Paraguay, von unsrem Landsmann Dr. Ternetz erbeutet; ferner einige Seltenheiten oder Unica aus der Schneider’schen Sammlung. Diese Anschaffungen sind zu gutem Teil durch Geld- beiträge verehrlicher Gönner möglich geworden. Artenbestand der Sammlung Januar 1892 Sept. 1900 Zuwachs um Amphibien 347 400 33 Schlangen 339 383 44 Eidechsen 527 288 61 Krokodile 10 12 2 Schildkröten 65 Te 12 1488 1660 172 Anmerkung: Die Angaben der frühern Nachträge über den Artenbestand sind ungenau, weil erhalten durch blosse Addition des Zuwachses zum vorhergehenden Abschluss, ohne Berücksich- tigung der eingezogenen Arten; die angegebenen Zahlen beruhen auf einer ,Handliste der Reptiliensammlung“, die F. Müller kurz vor seinem Tode mit grosser Sorgfalt zusammengestellt hat. ng Verzeichnis der in der herpetologischen Samm- lung enthaltenen Typen. Amphibien. Rana macrops, Bler., Proc. Zool. Soc. 1897, p. 193. Rana albofrenata, F. M., s. diese Verh. Bd. X, p. 197. Rhacophorus edentulus, F. M., Verh. X, p. 840. Rhacophorus monticola, Blegr., Ann. Nat. Hist. (6) XVII, p. 39. | Rhacophorus phyllopygus, Werner. Zoolog. Jahrbücher | DEEP ep 197° Rhacophorus pulchellus, Werner. 1. c., p. 495. Micrixalus sarasinorum, F. Müll. Verh, VIII, p. 256 (Ixalus). Cornufer intermedius, F. M., Verh. VII, p. 277. Sphenophryne celebensis, F. M., Verh. X, p. 841. Sphenophryne variabilis, Blgr., Ann. Nat. Hist. (6) X VIII, p. 64. Microhyla picla, Schkl., d. Nachtr. p. 151. Anodonthyla boulengerti, F. M., Verh. X, p. 198. Ceratophrys cristiceps, F. M., Verh. VII, p. 279. Bufo schneideri, Werner, Zool. Anzeig., Nov. 1894. Schlangen. Typhlops hallowelli, Jan, Iconogr. Gén. p. 29, 1.4, PI. IV & V, Fig. 6. Typhlops coecatus, Jan, loc. cit. p. 9, 1.3. PL.IV&N, 110, 2, Ungaliophis continentalis, F. Müller, Verh. VI p. 591 & 652; VIT p. 142. Ungalia paucisquamis, F. Müller (i. lit.) Verh. VI 590 & 652 (Ungalia sp.), siehe d. Nachtr., p. 154. Xenochrophis viperinus, Schkl. d. N. p. 155. Tropidonotus sarasinorum, Blgr., Ann. Nat. Hist. (6) XV1l, 9: 393 Contia nuchalis, Schkl., s. d. Nachtr. p. 162. Agrophis sarasinorum, F. Müller, Verh. X, 827. Calamaria aculirostris, Blgr., Ann. Nat. Hist. (6) XVII, p. 394. Calamaria mülleri, Blgr., ebenda. Calamaria collaris, Blgr., Proc. Zool. Soc., 1897, p. 225. Calamaria indragirica, Schkl., d, Nachtr. p. 164. Calamaria mecheli, Schkl., ebenda p. 165. Hypsirhina matan’ensis, Blgr., Proc. Zool. Soc., 1897, p. 229. Paroxyrhopus reliculatus, Schkl., dieser Nachtr. p. 169. Philodryas terneizi, Schkl., ebenda p. 170. Micrelaps müllert, Bttgr., Ber. Senck. Ges., 1879-80. Be lat. Platurus mülleri, Blgr., Cat. of Snakes, p. 309. Rhinoplocephalus bicolor, F. Müller, Verh. VII, 690. Eidechsen, Gymnodactylus jellesmae, Blgr., Proc. Zool. Soc., 1897, p. 203. Gymnodactylus fumosus, F. Müller, Verh. X, p. 833. Calotes mystaceus var. ceylonensis, F. Müller, Verh. VIII, p. 292, nach Boulenger (Fauna of Brit. India, Rept. p. 139) eigene Art: Calotes ceylonensis. Saccodeira azurea, F. Müller, Verh. VII, 160 & 710. (Tropidocephalus,) Amphisbaena leonina, F. Müller, Verh. VII, p. 700. Eremias bernoullü, Schkl., d. Verz. p. 187. Lygosoma iropidonotus, Blgr., Proc. Zool. Soc. 1897, p-. 209. Lygosoma sarasinorum, Blgr., ebenda p. 210. Lygosoma celebense, F. Müller, Verh. X, p. 836. Lygosoma inconspicuum, F. Müller, Verh. X, p. 837. Lygosoma Zextum, F. Müller, Verh. X, p. 839. Lygosoma parvum, Bler., Proc. Zool. Soc., 1897, p. 215. Lygosoma schneideri, Werner, Zoolog. Jahrbücher XIII, p. 487. 10 — 146 — Amphibia. Apoda. Ichthyophis glutinosus, L. (1) Sumatra: Indragiri (A. v. Mechel); (1) Burma: Karin Bge. (Samml. Fea). *Dermophis {homensis, Boc. (2) W.-Afrika: Insel St. Thomé (Dr. Fr. & P. Sarasin). Caudata. Salamandra maculosa, Laur. (1 St. mit Gabelschwanz) Neudorf (G. Müller); (© grav. mit Eiern und Jungen; vergl. Fatio, Faune des Vertebres de la Suisse, V, 2. suppl. aux reptiles et batraciens p. 10). Bipp (Dr. H. G. Stehlin). Salamandra aira, Laur. (1) Isenfluh ob Zweilütschinen (N. Stöcklin); (4 Larven mit Kiemen und Kiemen- stummeln, aus dem ® geschnitten), Graubünden. *Molge vulgaris meridionalis, Bler. (S ©) Corfu (Dr. Fr. Müller); (S) S.-Dalmatien : Teodo (Dr. Fr. Werner). Molge palmata, Schn. (6), Grenzacher Weiher, 10. April (G. Müller), *Molge montandonti, Bler.(S ©) Siebenbürgen (Dr. Fr. Müller). Molge viridescens, Raf. (2 J) N.-Amerika (Prof. R. Burck- hardt); (8) St. Clair, Ill. Die 3 Seitenporen am Halse sind beim © undeutlich. | Tylotriton verrucosus, And. (02) Burma: Karin Bge. (Samml. Fea). Amblystoma tigrinum, Green (1 St., sehr gross, mit ver- schwindenden Kiemen) (A. Wagen); (4 St., 1 der — 1417 — Axolotl-, 3 der fertig entwickelten Form angehö- rend) Mexico (E. Schenkel). *Plethodon glutinosus, Green (1) Jefferson Cty, Mo. *Spelerpes /ongicauda, Green (1) Jefferson Cty, Mo. Ecaudata. Oxyglossus Zima, Tschudi (9) Tenasserim: Kokareet (Samml. Fea). *Oxyglossus /aevis, Gthr. (4) Pegu: Palon (Samml. Fea); (7) Celebes: Masarangkette; N. Abh. d. Matinang- kette, c. 250m; Kakas am Tondano-See; Lem- bongpangi; Luwu; Takalekadjokette, 1100 m (Dr. F. und P. Sarasin). Rana kuhlii, Schleg. (5) Burma: Karin Bge. (Samml. Fea); (1) Sumatra: Sukaranda in Oberlangkat (Samml. Schneider). Rana macrodon, Kuhl (2) Sukaranda (Samml. Schneider) ; Das grössere Exemplar misst ausgestreckt von Schnauze bis Zehenspitze 37 cm. *Rana doriae, Blgr. (3) Karin Bge. (Samml. Fea). *Rana limborgü, Sel. (3) Karin Bge. (Samml. Fea). *Rana modesta, Blgr. (4) Celebes: Tomohon; Matinang- kette (Dr. F. und P. Sarasin). *Rana leytensis, Bttgr. (2) Celebes: Luwu; Takalekadjo Bge. (Dr. F. und P. Sarasin). “Rana microdisca, Bttgr. (1) Celebes: Bone - Grebirge (Dr. E. und P. Sarasin). *Rana palavanensis, Bler. (4) Celebes: Rurukan; Loka; Posso (Dr. F, und P. Sarasin). Rana iigrina, Daud. (3) Burma: Bhamo (Samml. Fea); (3) Celebes: Kema, Posso See; Makassar (Dr. F. und P. Sarasin). — 1485 — Rana ımnocharis, Wiegm. (10) Karin Bge.; Bhamo; Yado Rana Rana Rana Rana Rana Rana (Samml. Fea) ; (3) Sumatra: Indragiri (A. v.Mechel). esculenta, L. (6 Larven) Neudorf (G. Müller); (4) Aegypten (Dr. David); (5) Palınyra (W. Bernoulli). halecina, Kalm (1) (alte Samnml.) palustris, Lec. (1) (alte Samml.) temporaria, L.(9 Larven) Langenbruck, im August (G. Müller). arvalis, Nilss. (4) zwischen Neudorf und Michel- felden (G. Müller). mascareniensis, D. und B. (1) Madagascar; (3) Fianarantsoa und Akasauka (Dr. Fors. Major). *Rana novae-britanniae. Werner (1) Sumatra: Laut Tador Rana Rana (Samml. Schneider). macularia, Blyth (1) Ceylon (Th. Bühler). erythraea, Schleg. (2) Celebes: Makassar (Dr. F. und P. Sarasin). *Rana granulosa, Anders. (6) Karin Bge. (Samml. Fea). *Rana varians, Bler. (5) Celebes: Masarangkette; Tomo- hon; Rurukan: Posso-See (Dr. F. und P. Sarasin). “Rana everetli, Blgr. (4) Celebes: Uangkahulu - Thal; Luwu; Bone-Thal; Masarangkette (Dr. F. und P. Sarasin). “Rana macrops, Blor. (2) Typen, Celebes: Masarang- kette; Takalekadjo (Dr. F. und P. Sarasin). “Rana jerboa, Gthr. (1) Burma: Karin Ghecu (Samml.Fea). “Rana livida, Blyth (1) Karin Bge. (Samml. Fea). Rücken braun, mit recht merklicher Drüsenfalte jederseits. *Rana /atopalmuta, Bler. (4) Karin Bge.; Biapo (Samml. Fea). *Rana signata, Gthr. (1) Sumatra: Simbolon i. d. Rayah- Bergen (G, Schneider). 2 Rhacophorus goudoti, D. B. (3) Madagascar: Fianarant- soa (Dr. Forsyth Major). *Rhacophorus rhodoscelis, Bler. (3) Madagascar: Ambo- himitombo (Dr. Forsyth Major). Rhacophorus leucomystax, Gravh. (9) Karin Ghecu; Male- woon (Samml. Fea); (1) Indragiri (A. v. Mechel); (9) Celebes: Kema; Tomohon; Rurukan; Buol; Posso; Loka; Matanna-Towuti; Makassar (Dr. F. und P. Sarasın). *Racophorus colletti, Blgr. (3) Sumatra: Unterlangkat (Samml. Schneider). 2 gegen einander gerichtete, mit den Spitzen zusammen- fliessende dunkle Dreiecke auf dem Rücken; das vordere, kürzere aber breitere zwischen den Augen; das hintere gegen die Sacral- resion in der Grundfarbe sich verlierend; Seiten netzförmie dunkel gezeichnet. *Racophorus cruciger, Blyth für einen Teil (7) der Rh. maculatus des Nachtrag V (d. Verh. VIII, p. 254). *Racophorus phyllopygus, Werner (S), Typus”) Indragiri (Samml. Schneider). Nach brieflicher Mitteilung F. Werners ergab die Vergleich- ung mit Exemplaren des Rh. appendiculatus, Gthr. genügende Dit- ferenzen zur Aufstellung einer n. sp.; die Beschreibung und Ab- bildung genannter Art lässt solche kaum erkennen. Subartikulartuberkel nur am 4. Finger doppelt (wie bei dem von Boulenger in Ann. Mus. Civ. Gen. (2) XIV, p. 617 erwähnten Rh. appendiculatus von Mentawei Isl.); Canthus rostralis ziemlich scharf; Interorbitalraum breiter als oberes Augenlid. “Rhacophorus verrucosus, Blgr. (1) Karin Ghecu (Samnl. Fea). *Rhacophorus bimaculatus, Bler. (2) Karin Bge. (Samnl. Fea). “Rhacophorus pulchellus, Werner (3) Typus*) Indragiri (Samml. Schneider). #) Nach Aussage G. Schneiders! — 150 — *Rhacophorus reinwardti lateralis, Werner (©), Typus“) der Varietät, Sumatra: Laut Tador (Samml. Schneider). | *Rhacophorus nigropalmatus, Bler. (3) Laut Tador (Samml. Schneider). Fingerhaftscheiben so gross als das Tympanum; Rücken (im Alkohol) graublau, ungefleckt; sonst mit der Beschreibung in Ann. Nat, Hist. (6) X VI, p. 170 übereinstimmend — so sind namentlich die hellen Flecke der Femuroberseite, im basalen Drittel, recht deutlich. *Rhacophorus edentulus, F. M. (5) Celebes: Bone und Totoijathal im Bone-Gebirge (Typen); Tomohon; Loka (Dr. P. und F. Sarasin). *Rhacophorus monticola, Bler. (4) (Typen); Celebes: Loka; N.-Abhang des Pik von Bonthain (Dr. F. und P. Sarasin). “Ixalus carinensis, Blgr. (4) Karin Bge. (Samml. Fea). *Ixalus parvulus, Blgr. (1) Karin Bge. (Samml. Fea). *Chirixalus doriae, Blgr. (1) Karin Bge. (Samml. Fea), *Phrynobatrachus ranoides, Blgr. (4) Natal (K. Bolley). *Arthroleptis variabilis, Matschie (1) Kamerun (Dr. F. Werner). *Rappia betsileo, Bler. (3) Madagascar: Fianarantsoa (Dr. Forsyth Major). *Cassina senegalensis, D. und B. (1) Natal (K. Bolley). Das gut erhaltene Exemplar fand sich im Magen von Chlo- rophis hoplogaster. *Mantella baroni, Blgr. (2) Madagascar: Ambohimitombo ; Ambositra (Dr. Forsyth Major). *Sphenophryne celebensis, F. M. (9) Celebes: Gipfel des Sudara; Totoijathal; Bone - Gebirge (Typen); N. Abh. d. Matinangkette; Hügelland v. Luwu; N. Abh. d. Takalekadjokette (Dr. F. und P. Sarasin). *) Nach Aussage G. Schneiders! — 151 — *Sphenophryne variabilis, Blgr. (4) Typen, Celebes: Pik v. Bonthain, 1500—2000 m. (Dr. F. und P. Sarasin). *Microhyla berdmorü, Blyth (1) Sumatra: Laut Tador (Samml. Schneider). *Microhyla achatina, Boie (1) Laut Tador (Samnl. Schneider). Microhyla ornata, D. und B. (6) Burma: Bhamo (Samml. Fea). *Microhyla picéa, n. sp. (1), wahrscheinlich Cochinchina (Dr. 12. Müller) Pie. 1. Fig. 1. Microhyla picta. In natürl. Grösse. Sehr nahe verwandt, vielleicht nur Varietät der Microhyla rubra; Körper etwas schlanker, Zeichnung deutlicher, Schnauze etwas weniger stumpf, doch immer noch kürzer als der Augen- durchmesser; Interorbitalraum kaum breiter als ein oberes Augen- lid; Enden der Finger und Zehen nicht erweitert; 1. Finger viel kürzer als 2.; Zehen nur an der Basis mit Schwimmhaut; Meta- tarsaltuberkel wie bei M. rubra, gross, fast noch stärker compress, das innere schwarz, das äussere braun; Tibio-Tarsalgelenk des nach vorn gerichteten Hinterbeins liegt ungefähr in der Mitte zwischen Schulter und Auge. Grundfarbe hell rostbraun, mit erossen, dunkelbraunen, scharf begrenzten, fein weisslich umrandeten Flecken auf der Ober- seite. 2 nach hinten convereierenden zwischen den Augen und Syn 3 A-förmigen hinter einander auf dem Rücken; von letztern ist der vorderste weniger breit als der mit ihm verschmolzene zweite; der dritte ist isoliert; von seiner pfeilförmieen Spitze sind die Schenkel als 2 ovale Flecken abgetrennt, auf welche hinten-aussen die die Femora kreuzenden Binden unmittelbar folgen — dieselbe Zeichnune, nur viel schwächer und verschwommener, findet sich übrigens auch bei Microhyla rubra; wie bei dieser Art sind die Kopfseiten dunkel, mit dem hellen Schrägstrich vom Auge zur Armwurzel; die Körperseiten dagegen sind hell, mit unregelmäs- siven kleinen braunen, etwas schief gestellten Längsflecken; es fehlt die für M. rubra charakteristische dunkle, nach oben scharf abeeorenzte Seitenzone; Querbinden der Tibia regelmässiger, die Oberseite ganz durchschneidend, die 1. und 3. breit, die 2. und +. nur angedeutet, sehr schmal. Callula baleata, Müll. (3) Celebes: Kema; Buol; Borau a. d. Küste v. Luwu (Dr. F. und P. Sarasın). Callula pulchra, Gray (4) Burma: Bhamo (Samml. Fea); (1) Sumatra: Indragiri (A. v. Mechel); (2) Celebes: Makassar (Dr. F. und P. Sarasin). #Phrynella pulchra, Bler. (1) Sumatra: Boeloe Telang (Samml. Schneider). Leptodactylus caliginosus, Gir. (4) Paraguay (Samnl. Ternetz). Bufo calamita, Laur. (2) Basler Schlachthaus (G. Müller). Bufo viridis, Laur. (1) Neapel (Prof. R. Burckhardt); (1) Palmyra (W. Bernoulli). Bufo melanostictus, Schneid. (4) Burma: Bhamo, Male- woon (Samml. Fea). Bufo biporcalus, Schleg. (3) Celebes: Luwu; Towuti-See; Makassar (Dr. F. und P. Sarasin). “Bufo celebensis, Schleg. (5) Celebes: Kema; Loka (Dr. F. und P. Sarasin). *Bufo parvus, Bler. (1) Malewoon (Samml. Fea). “Bufo schneideri, Werner (1) (Typus), Paraguay (G. Schneider). rs *Nectes sumalranus, Werner (2) Djapura, Indragiri (Samml. Schneider und A. v. Mechel). #Nectes subasper, Tschudi (1) Indragiri (Samnl. Schneider). Hyla arbore, L. (1) Neudorf, 27. Sept. (G. Müller); Junges mit 4 Beinen und Schwanz. Hyla arborea meridionalis, Bttgr. (2) Ospedaletti (Prof. E. Hagenbach); (23) Tenerifte und Gr. Canaria (Br. H. G. Stehlin). “Hyla annectens, Jerd. (3) Burma: Katkin Bge. (Samml. Fea). Hyla pulchella, D. und B. (2) Brasilien (Th. Bühler). Phyllomedusa hypochondrialis, Daud. (1) Paraguay (Samml. Ternetz). Gleicht vollkommen dem von Boulenger in Proc. Zool. Soc. Loond., 1882 beschriebenen und abgebildeten Exemplar. Pelobates /uscus, Laur. (1) Sarepta a. d. Wolga. Leptobrachium monticola, Gthr. (2) Karin Bge. (Samnıl. Fea). *Leptobrachium parvum, Bler. (1) Karin Bge. (Samml. Fea). Leptobrachium hasseltü, T'sch. (6) Karin Bge. (Samnl. Fea). Leptobrachium carinense, Blgr. (2) Karin Bge.; Yado (Samml, Fea). Discoglossus piclus, Otth. (ec. 60 Larven) Ajaccio (Dr. F. Müller). Alytes obstetricans, Laur. (c. 20 Larven in allen Stadien) Grenzacher Weiher, Anfang April bis Ende Mai (G, Müller). Reptilia. Ophidia. Typhlops braminus, Daud. (3) Burma: Bhamo (Samml. Fea); (2) Celebes: Kema (Dr. F. und P. Sarasin). en. *Typhlops diardi, Schleg. (S und Junges) Karin Bge. (Samml. Fea). *Typhlops miilleri, Schleg. Sumatra: Bila Penang in Deli (3); Indragiri (2 d, 2 à) (A. v. Mechel). Typhlops reticulatus, L. (? und Junges) Paraguay (Samml. Ternetz). Typhlops «ter, Schleg. (©) Celebes: Tomohon (Dr. F. und P. Sarasin). #Typhlops exccoeli, Blgr. (1) Christmas Insel. Liasis chiareni für Liasis sp. aff. maculosus in Nach- trag IV (diese Verh. Bd. VII, p. 677). Python reliculatus, Schn. (1; Celebes: Kema (Dr. F. und P. Sarasin). *Python curlus, Schleg. (Junges) Sumatra: Rajah Bge. bei Sinbo Dolok (Samml. Schneider). Epicrates cenchris, L. (Junges) Paraguay: Monte Socie- dad (Samml. Ternetz). Corallus hortulanus, L. (0) S.-Amerika (Th. Lappe). Ungalia paucisquamis, F. M. (in litt. ?) F. Müller gibt im Katalog d. Herpet. Samml. (diese Ver- handl. VI, pag. 652) die kurze Beschreibung einer Ungalia, die in seinem handschriftlichen Verzeichnis unter obigem Namen ange- führt ist; im Nachtrag I (Verh. VII, 142) wird als mutmassliche Heimat der Continent von trop. Amerika angegeben. Die Art gleicht der Ungalia conjuncta, unterscheidet sich aber durch die geringere Schuppenzahl (21 Serien) und durch den Besitz von 2 Paar subegalen Praefrontalia, deren vordre jederseits das 2, und 3. Oberlippenschild berühren. Bauch mit breiten, un- regelmässigen, schwarzen Querbinden, die sich weiter hinten in eine Doppelreihe alternierender Flecke auflösen; Rücken und Seiten mit jederseits 3 Reihen dunkler Makeln: die der untersten am grössten, teils zwischen (a) teils (b) auf den Ventralflecken; die- jenigen der Mittelreihe senkrecht über a, die der obern Serie über b; Zeichnung nur an einzelnen Stellen so regelmässig. *Eunectes nolaeus, Cope für Eunectes murinus, Exempl. c des Katalogs (Verh. VI, 590). ee Eryx conicus, Schn. (juv.) Malabar (R. v. Salis). Schuppen noch sehr undeutlich gekielt. Eryx jaculus, L. Form A, Blgr. Cat. (8) Aegypten (Dr. David). Cylindrophis rufus, Laur. (Junges) Burma: Bhamo (Samnl. Fea); Sumatra: (7) Bedagei-Deli (G. Forrer); (& 2) Indrasırı (A: v. Meechel); Celebes (und Junges) Tomohon (Dr. F. und P. Sarasin). Mageninhalt des ga‘ von Indragiri: 1 halbverdauter Aal, wahrscheinlich Muraenesox. Xenopeltis wnicolor, Reinw. (2 JS, 1 ©) Indragiri (A. v. Mechel); (2) Celebes: Kema (Dr. F. u. P. Sarasin). Chersydrus granulatus, Schn. (2) Celebes: Kema, Makas- sar (Dr. F. und P. Sarasin). Acrochordus javanicus, Hornst. (Junges) Indragiri (A. v. Mechel). | Polyodontophis Zorguatus, Bler. für Enicognathus rhodo- gaster des Nachtrag II (Verhandl. VII, p. 168). Dromicodryas bernieri, D.B.(S) Madagascar (G. Schneider). *Xenochrophis viperinus n. sp. (0°) Indragiri (A.v. Mechel). Das Exemplar ist nahezu geschlechtsreif, trotzdem nur 250 mm. lang; der schlanke, spitze Schwanz nimmt davon 74 mm., also nicht ganz 1/3 ein; Körper plump, etwas compress, in der Mitte mit 10 mm. Durchmesser der Höhe und 8 der Breite nach. Schuppen in 19 stark gekielten Serien; 101 Ventralen; Anale geteilt; 59 Paare Subcaudalia, Hypapophysen auch an den hintern Rumpfwirbeln stark ent- wickelt. Maxilla mit 19 subegalen, gedrängt stehenden Zähuen; Mandibel mit ca. 23, deren grösste sich etwas vor der Mitte (im 1. Drittel) befinden, Kopf wenig vom Hals abgesetzt, dreieckig mit breit quer sestutzter und etwas aufgestülpter Schnauze; Canthus rostralis deut- lich; Lorealrezion concav; Aussehen Viper-artig ! Rostrale doppelt so breit wie hoch, oben fast rechtwinklig nach hinten umgebrochen; der von oben sichtbare Teil nicht ganz halb so lang als der Abstand seiner Spitze vom Frontale; Aussen- kanten der Internasalen parallel, nicht nach vorn convergierend — 156 — jedes einzelne ungefähr so breit wie lang; Praefrontalen der Länge und Quere nach grösser. Frontale etwas kürzer als die Parietalen, länger als sein Abstand vom Schnauzenende, etwa 11/2mal so lang wie breit; sein vordrer Querdurchmesser doppelt so gross als der- jenige eines Oberaugenschildes; das grosse Nasale kann als unge- teilt bezeichnet werden, doch sind seichte Spuren einer senkrechten Trennungsfurche noch zu erkennen; das Nasenloch befindet sich nahe seiner obern Kante und ist nach aussen-oben gerichtet; vom hintern verschmälerten Ende des Nasale schnürt sich ein sehr kleines Loreale ab, das nahezu doppelt so hoch als lang ist. 2 Prae-, 3—4 Postocularen (das unterste der letztern wäre fast richtiger als Suboculare zu bezeichnen); Temporalia 2 + 3 +3, die beiden vordersten auffallend klein und durch eine Verlängerung des mittlern der 2. Reihe getrennt; 7 Oberlippenschilder, deren 3. und 4. ans Auge tritt; vordre Kinnschilder jederseits von 5 Infra- labialen begrenzt; hintere etwas länger, im Mittel durch eine Schuppe getrennt. Kopf oben rotbraun, mit zahlreichen, feinen, gelben Punkten; das Braun des Kopfes geht auf dem Halse rasch in ein dunkles Bleigrau, die Farbe des Rückens über; Unterseite schwarz, die des Kopfes fein hell gesprenkelt; Oberlippe hellbraun mit einigen schwarzen Flecken dem Unterrand der hintern Schilder entlang, mit gelber Längslinie auf oder etwas unter der Mitte, die nach hinten breiter wird und sich auf den Hals als auffallende gelbe Seitenbinde fortsetzt; nach hinten auf den Körperseiten wird diese Binde immer breiter, weisser aber undeutlicher und ist in regel- mässigen Abständen von ca. 30 tiefschwarzen Querflecken unter- brochen; auf dem Schwanz wird die Zeichnung undeutlich. Tropidonotus ordinatus sirtalis, L. (Junges) N.-Amerika. “Tropidonotus sarasinorum, Blgr. (d) Typus, Celebes: Loka (Dr. F. und P, Sarasin). *Tropidonotus celebicus, Pet. & Dor. (3) Celebes: Buol (Dr. F. und P. Sarasin). Tropidonotus variegalus, Pet. (1) Westafrika: Gr. Popo (Dr. F. Müller). Tropidonotus nulrix, L. (3 ©) Neapel (Dr. H. G. Stehlin; (2) Rovigno (Prof. R. Burckhardt) ; (©) Allschwiler- wald (Rudin); (©) L. Erlen (Mor. Zwangheim). — 151 — Tropidonotus vibakari, Boie (2) Yokohama (Rud. Merian). Tropidonotus conspicillatus, Gthr. (1) Penang (Prof. L. Rütimeyer). Tropidonotus érianguligerus, Boie (S) Indragiri (A. v. Mechel). Tropidonotus piscator, Schn. (1) Burma: Bhamo (Samml. Fea). Tropidonotus asperrimus, Blgr. (JS) Ceylon (H. Breitenstein). Tropidonotus éessellutus, Laur. (©) Neapel (Prof. Rud. Burckhardt). Tropidonotus viperinus, Latr. (4) Marakesch (A. Stähelin); (72) Spanien (J. Chappuis); (juv.) Ain Sefra, Algerien. Tropidonotus stolatus, L. (5) Bhamo (Samnl. Fea); (juv.) Indien (Dr. Kober); (5 d‘, 12) Ceylon (H. Brei- tenstein). | *Tropidonotus nigrocinclus, Blyth (1) Burma: Karin Bge. (Samml. Fea). Tropidonotus subminiatus, Schleg. (1) Karin Bge. (Samml. Fea). Zu dieser Art zehört das in Nachtrag VII (Verh. X, 204) als Tropidonotus stolatus bestimmte Stück von Ost-Java. Tropidonotus maculatus, Edel. für Tr. sarawacensis des Nachtr. V (Verh. VIII, 266). Tropidonotus chrysargoides, Gthr., Celebes: (© ad.) Kema; (juv.) Tomohon; (2 juv.) oberes Bone-T'hal (Dr. F. und P. Sarasin), Macropisthodon flaviceps, D. B., Sumatra: (3 ©) Bedagei- Deli (G. Forrer); (juv.) Indragiri (A. v. Mechel). Macropisthodon rhodomelas, Boie (3) Indragiri (A. v. Mechel). Helicops schistosus, Daud. (©) Ceylon (H. Breitenstein). Helicops leopardinus, Schleg. (S ©) Paraguay (Samml, Ternetz). — 158 — Tretanorhinus nigroluteus, Cope für Tropidonotus validus ? im IV. Nachtrag (Verh. VIT, 682). Das Exemplar ist sehr jung; die schwache Kielung der un- tersten Schuppenreihe wurde übersehen; eine Teilung der Nasalia ist auch noch vorn-innerhalb vom Nasenloch angedeutet. *Trirhinopholis nuchalis, Blgr. (©) Burma (Samnl. Fea). Oxyrhabdium modestum, B. & B. für Rhabdosoma lepo- rinum des Nachtrag III (Verh. VII, 283). Lycodon aulicus, Li. (2?) Bhamo (Samml. Fea); (JS) Ceylon (Dr. O. Fuhrmann); (juv.) Makassar (Dr. F. und P. Sarasin). | *Lycodon a/bofuscus, D.B. (Kopf) Indragiri (A. v. Mechel). *Lycodon stormi, Bttgr. (©) Celebes: Buol (Dr. F. und P. Sarasin). Lycodon subcincius, Boie (juv.) Bedagei-Deli (G. Forrer). Eine Varietät dieser Art ist das in Nachtrag V (Verh. VIII, 270) als Ophites septentrionalis bestimmte Exemplar. Dryocalamus subannulatus, D. & B. (juv.) Indragiri (A. v. Mechel). “Zamenis dipsas, Schleg. (S ad & juv.) Celebes: Tomo- hon; Rurukan (Dr. F. und P. Sarasin). Zamenis mucosus, L. (2 S, 1 ©, 2 juv.) Ceylon (H. Brei- tenstein). Das grösste Exempler (4 von 2m. 30) hat nur im vorder- sten Viertel eine ungerade Anzahl von Schuppenreihen (17), weiter hinten 16, dann 14 etc.; bei 2 etwas kleinern Stücken beginnt die gerade Serienzahl ungefähr in der Mitte; die beiden Vertebral- reihen sind bei den fg viel stärker gekielt als die übrigen. (An- klänge an Zaocys!) Zamenis gemonensis, Laur. (4 5, 2 ©) Neapel (Dr.H.G. Stehlin). Zamenis florulentus, Greoffr. (2 S) Aegypten (Dr. David); (2 juv.) Kairo (Prof. Zschokke). Das grösste zeigt 25 Schuppen um die Körpermitte. *Lytorhynchus diadema, D.&B. (juv.) Algerien: Ain Sefra. ge Unser Exemplar entspricht der von Blanford in Proe. Zool. Soc. 1881 p. 678 gegebenen Figur; die Schnauze ist kürzer und sewülbter als sie Jan abbildet; das Rostrale trennt die Internasalen vollkommen, sein Abstand vom Frontale ist kleiner als seine Länge, seine Seiten zeigen vor dem Nasale je 2 seichte Furchen ; im übri- een mit der Beschreibung im Cat. of Snakes I, p. 415 überein- stimmend. Drymobius boddaertii, Sentz. (2) Paraguay (Samml.Ternetz). Zur Form A des Cat. of Snakes gehörend ; Ventralen 190 + 1 + 124. Drymobius rhombifer, Gthr. für Tropidonotus dorsalis a. sp. aff. des Nachtrag I (Verh. VII, p. 147). *Coluber porphyraceus , Cant. (1) Burma: Karin Bge. (Samml. Fea). Coluber helena, Daud. (©) Ceylon (H. Breitenstein). Coluber guatuorlineatus, Lacép. (8 S) Neapel (Prof. R. Burckhardt, Dr. H. G. Stehlin). Coluber conspicillalus, Boie (1) Yokohama (R. Merian). *Coluber jansenü, Blkr. Celebes: (ad.) Kema ; (juv.) Tomohon; (Kopf) Mapane; (Kopf.) Kottabangon (Dr. F. und P. Sarasin). *Coluber erythrurus, D. & B. (3) Celebes: Kema (Dr. F. und P. Sarasin). Coluber melanurus, Schleg., Sumatra: (1) Bedagei-Deli . (G. Forrer); (©) Indragiri (A. v. Mechel). Dendrophis piclus, Boie (1) Karin Bge. (Samml. Fea); (2 2) Indragiri (A. v. Mechel); (1 d, 49, 3 juv.) Bedagei-Deli (G. Forrer); (ÿ) Kema (Dr. F. und P. Sarasin). *Dendrophis bifrenalis, Blgr. (S) Ceylon (Dr. O. Fuhr- mann). Hieher auch ein in Nachtrag V (Verh. VIII, 268) als D pictus bestimmtes Exemplar. Dendrophis calligaster, Gthr., Form A in Blgr. Cat. (F Cornwallis Insel, Torres-Strasse. — 1690 — *Dendrelaphis Zristis, Daud. (1 &, 2 ©, (H. Breitenstein). Zu dieser Art gehört auch die Dendrophis picta Var. des Nachtr. V (Verh. VIII, 268), Philothamnus semivariegatus, Smith für Ahaetulla sp. v. d. Goldküste in Nachtrag IV (Verh. VII, 683). -Hypsirhynchus ferox, Gthr. (0°) Hävre, in westindischem Farbholz (G. Schneider). Liophis poecilogyrus, Wied (©) Brasilien (Dr. H. Gr. Stehlin); (juv.) Buenos-Ayres (Dr. G. Senn); (juv.) Paraguay (Samml. Ternetz). Beim Exemplar von Paraguay ist der Bauch und jederseits 2 unterste Schuppenreihen weiss, ungefleckt. Liophis almadensis, Wagl. (juv.) Pernambuco (Alfr. Stähelin). | Liophis reginae, L. (1) alte Sammlung. Xenodon gigas des Katalogs (Verh. VI,597) ist zu streichen. *Heterodon nasicus, B. & G. var Kennerlyi, Kennic. (©) Mexico (Schkl.) *Aporophis dilepis, Cope (5) Paraguay (Samml. “Ternetz) “Aporophis lineatus, L. var. meridionalis (S, ©, 2 juv.) Paraguay: Bemalcue; Mte.Sociedad(Samml. Ternetz). Peracca giebt im Boll. Mus. Zool, Anat. Torino, Vol. X, No. 195, p. 16 eine Beschreibung von Aporophis lineatus aus Ar- gentinien und Paraguay, mit welcher auch obige Stücke überein- stimmen; ein Vergleich mit Exemplaren aus dem nördlichen Süd- amerika (Surinam), die der Figur in Jan, Icon. 24. VI. 4 ent- sprechen, lässt in Gestalt und Pholidose wenige Verschiedenheit ent- decken; (Schuppenserien 19; Ventralen 169 -F 1/1 + 84 beim «, 175 + 1/14 79 beim ©); Schnauze wie mir scheint noch stumpfer als bei der nördlichen Form; dagegen finden sich in der Zeich- nung, besonders des Kopfes und Vorderkörpers recht merkliche und wie es scheint constante Eigenheiten, die unsere Varietät der Apo- rophis flavifrenatus nahe bringen. Bei der typischen A. lineatus reicht die dunkle Vertebral- binde nach vorn bis nahe zum Hinterende des Rostrale und ist überall scharf begrenzt; der das Auge durchschneidende Seiten- 1 juv.) Ceylon — 161 — streifen ist zwar am Kopf breiter als am Halse, aber nirgends unterbrochen und ohne seitliche Ausweitungen, vorn mit seinem Gegenüber durch einen das Rostrale quer durchsetzenden, wenig- stens nach unten scharf begrenzten Strich verbunden; Lippenregion und Körper unter der Seitenbinde hell, ungezeichnet. Bei den Paraguay - Exemplaren verlieren sich die dunklen Binden vor den Augen; Prae- und Postocularen sind weiss, der Seitenstreifen am Kopfe, wenigstens bei den jüngern Stücken, in einzelne schwarze Flecken zerteilt, wovon einer die Hinterhälfte des letzten Supralabiale bedeckt, bis zum Mundrand herabreicht und so die helle Oberlippenpartie hinten abschliesst; Seitenbinde am Körper nur in dessen hinterer Hälfte zusammenhängend, vorn in eine Fleckenreihe aufgelöst; auf der untersten (und zweitunter- sten) Schuppenserie findet sich vorn noch eine weitere Reihe schwarzer Punkte, die nach hinten kleiner werden und gegen die Mitte des Körpers verschwinden. Wie aus obigem ersichtlich, nähert sich unsre Form in der Zeichnung sehr der Aporophis flavifrenatus; sie könnte eventuell als besondre, zwischen letzterer und Aporophis lineatus die Mitte haltende Art angesehen werden. . *Rhadinea fusca, Cope für Liophis merremii des Nach- trag I (Verh. VII, 145). | Rhadinea decorata, Gthr. für Enicognathus vittatus des Katalogs (Verh. VI, 595). Coronella ausiriaca, Laur. (juv.) Bubendörfer Bad (F. Müller). Simotes purpurascens, Schleg. (Form ©, Blgr. Cat. (©) Indragiri (A. v. Mechel). Simotes formosanus, Gthr. für Simotes bicatenatus des Katalogs (Verh. VI, 595). Simotes violaceus, Cant., Form C., Blgr. Cat, (J) Karin Bge. (Samml. Fea). Simotes octolineatus, Schn. Form B in Blgr. Cat. (©) Bedagei-Deli (G. Forrer). Simotes signalus, Gthr. (©) Indragiri (A. v. Mechel). Simotes éaeniatus, Gthr. (juv.) Cochinchina (Dr.F. Müller). 3 — 162 — Kein Suboculare unter dem Vorderaugenschild; 2 Postocu- laren; Temporalen 1-+2; 7 Oberlippenschilder, das 3. und 4. ans Auge tretend; Ventralen 149 + 1 + 32; der helle Vertebralstreif füllt den Zwischenraum zwischen der dorsalen Doppelreihe schwar- zer Punkte ganz aus, bedeckt somit ca. 3 Schuppenreihen, also mehr als bei ältern Exemplaren gleicher Herkunft, *Qligodon waandersi, Blkr. (3 d, 1 ©) Celebes: Masa- rang; Tomohon; Rurukan (Dr. F. und P. Sarasin). ?Oligodon subgriseus, D. B. (juv.) Malabar (Insp. Josen- hans, 1852). 15 Schuppen um die Leibesmitte; Ventralen 184; Anale ge- teilt; 53 Paare Subcaudalen; 1 Prae-, 2 Postocularen; Temp. 1 + 2; 7 Oberlippenschilder, 3. und 4. unter dem Auge; Rücken mit ca. 34 grossen, braunen, etwas dunkler gesäumten Rhomben, die von einander durch schmale, helle Zwischenräume getrennt und der Länge nach von einer feinen, undeutlichen, weissen Mittellinie durch- zogen werden; Zeichnung des Hinterkopfs von der des typischen Oligodon subgriseus verschieden: der grosse Nackenfleck ist mit der Schrägbinde zwischen Auge und Mundwinkel breit verbunden. Contia nuchalis, n. sp. (ev. Farbenvarietät der C. occi- pitalis ?) für Homalocranium coronatum im Nachtr. I (Verh. VII, 142) Fig. 2. Fig. 2. Contia nuchalis. (Kopf) c. 2 mal vergrössert. — 165 — Schuppen in 15 Serien; Ventralen 146; Anale geteilt; Sub- caudalen in 45 Paaren; aglyphodont; Rostrale breiter als hoch, die von oben sichtbare Partie etwa halb so lang als die Entfernung seines Hinterendes vom Frontale; Internasalen und Präfrontalen breiter als lang, erstere kürzer als letztere; Frontale etwa 1!/3 so lang als breit, länger als sein Abstand vom Schnauzenende, kürzer als die Parietalen, vorn parallelseitig, fast doppelt so breit als ein Supraoculare; Nasale ungeteilt, doppelt so lang als hoch; Loreale klein, etwas niedriger als lang; 1 Prae-, 2 Postocularen; Tempo- ralen 1 +2; 7 Oberlippenschilder, das 3. und 4. unter dem Auge; vordere Kinnschilder von den Infralabialen I—-IV begrenzt; hintere Kinnschilder sehr klein, schuppenförmig, getrennt. Hell lehmfarben, durch schwache Bräunung der Schuppen- mitten undeutlich gestreift; Kopf oben grau — die Verdunklung erstreckt sich nach hinten halbkreisförmig auf die Parietalen, an deren Seiten- und Hinterrand eine schmale Zone freilassend; Hals- oberseite etwa 6 Schuppenlängen hinter den Parietalen mit tief- schwarzer Querbinde; Hinterkopf zwischen den dunklen Partien, eine schmale Zone hinter dem Halsband und ein undeutlicher Ver- tebralstreif von der Breite einer Schuppe etwas reiner — mehr orange — gefärbt als der Rest; der Contia torquata ähnlich, aber mit beträchtlich geringerer Zahl der Ventralen. Grayia Smithii, Leach für Coronella (Meizodon ?) sp. von Kamerun, IV. Nachtrag (Verh. VII, 679). *Agrophis sarasinorum. F. Müll. (2) Celebes: Gipfel des Sudara (Typus); Vulkan Lokon bei Tomohon (Dr. F, und P. Sarasin). *Rhabdophidium Forsteni, D. & B. (2 S, 1 Junges) Ce- lebes: Tomohon (Dr, F. und P. Sarasin). *Pseudorhabdium /ongiceps, Cant., Sumatra: (2) Indragiri (A. v. Mechel); (1) Oberlangkat (Samml. Schneider). Das eine Stück von Indragiri aus dem Magen von Doliophis intestinalis. *Calamaria acutirostris, Blgr., Celebes: (S und 3 Junge) Typen, Loka am Pik v. Bonthain (Dr. F. und P. Sarasin). *Calamaria mülleri, Bler., Celebes: (2 Sd, 2 ©) Typen, Loka; (S) Posso-Tomini (Dr. F. und P. Sarasin). — 164 — *Calamaria collaris, Blgr., Celebes: (2 ©) Typen, Tomo- hon (Dr: F. und P. Sarasin). *Calamaria virgulata, Boie (©) Celebes: Posso (Dr. F. und P. Sarasin). 2: *Calamaria indragirica, n. sp. (ev. Var. der C. Stahl- Fig. 5. Calamaria indragirica. 4 mal vergrössert. In Bezug auf Pholidose etc. mit Calamaria Stahlknechti übereinstimmend, aber anders gefärbt. Dimensionen des besser erhaltenen, kleinern Exemplars: Totallänge 148 mm., Schwanz 11 mm., Durchmesser in der Körper- mitte ca. 4,5 mm.; also Schwanz ca. 1/13, Körperdurchmesser 1'33 der Totallänge. Schuppen in 13 Reihen; Ventralen 148—149 +1 + 19—21 Paare Subcaud. Rostrale etwas breiter als hoch, seine von oben sichtbare Partie etwa halb so lang als sein Abstand vom Frontale; letzteres 11/2mal so lang als breit, länger als seine Ent- fernung vom Schnauzenende, kürzer als die Parietalen, nicht ganz _ doppelt so breit als ein Supraoculare; 1 Prae-, 1 Postoculare; Durchmesser des Auges etwa 1!/samal so gross als sein Abstand vom Mundrand; 5 Supralabialen, das 3. und 4. ans Auge tretend, das 5. viel länger und höher als die vorhergehenden; Symphysen- schild mit den vordern Kinnschildern in Kontakt, diese beim grös- — to sern Exemplar länger als die hintern Kinnschilder, seitlich von den Infralabialen I-III begrenzt; beim kleinern Stück nur 1 Paar Kinnschilder (Verschmelzung), an welche jederseits 4 Infralabialen treten; Kopf oben braun; Leib schwarz, mit 6 weissen Streifen : 2 obere beginnen etwas hinter dem Kopf mit einer mehr oder weniger weit nach unten ausgedehnten seitlichen Verbreiterung und erstrecken sich in gleicher Schärfe und Breite bis auf die Schwanz- wurzel; jeder derselben bedeckt die einander zugekehrten Schuppen- hälften der (von unten gezählt) 5. und 6. Serie; die mittleren Streifen fangen etwas weiter hinten an und sind nur am Halse deutlich; die unterste Linie zieht sich über die Mitten der Schuppen der untersten Reihe; von der hellen, ungefleckten Unterseite ist sie durch eine schwarze, etwas zackige, auf der Grenze der Ventralen und untersten Schuppen gelegene Binde getrennt, die auf dem 10. oder 11. Bauchschild beginnt und vorn noch stellenweise unter- brochen ist; Schwanzunterseite mit schwarzer Mittellinie. *Calamaria mecheli, n. sp. (3) Sumatra: Indragiri (A. v. Mechel); Fig. 4. Fig. 4. Calamaria mecheli. 4 mal vergrössert, Totallänge 210 mm., Schwanz 10 mm., Durchmesser in der Mitte des Körpers ca. Amm; Schuppen in 13 Längsreihen; Ven- tralen 187—194 + 1 + 14—16 Paare Subcaud. Rostrale so breit wie hoch, seine von oben sichtbare Partie etwa halb so lang als die Sutur der Praefrontalen; Frontale nicht viel länger als breit, länger als sein Abstand vom Schnauzenende, viel kürzer als die Parietalen, fast 3mal so breit als ein Supraoculare; kein Praeocu- ala lare, 1 kleines Hinteraugenschild; Augendurchmesser ungefähr gleich 3/4 der Distanz zwischen Auge und Mundrand; 5 (beim einen Exemplar rechts 6) Oberlippenschilder; das 3. und 4. derselben tritt ans Auge; das 5. ist viel länger aber wenig höher als die übrigen; 1. Paar Infralabialen mit medianem Kontakt; 2 Paare Kinnschilder; die etwas längern vordern jederseits von 3 Unter- lippenschildern begrenzt, die hintern fast vollständig durch eine Schuppe getrennt. Rücken hellbraun, durch Verdunklung der Schuppenränder mehr oder weniger deutlich gegittert, mit Vertebralreihe länglicher schwarzer Punkte und jederseits 2 dunkelbraunen Längsstreifen, von welchen der untere breitere über die beiden untersten Schuppen- reihen sich hinzieht; ventrale Hälfte der Schuppen der 1. (unter- sten) Reihe weiss; Seitenenden der Ventralen, vom 20. — 30. an, dunkelbraun; Kopfoberseite braun, hinter den Augen etwas weiss- lich gesprenkelt; Mundrand und Unterseite des Kopfes und Kör- pers hell, in der Temporalgegend mit dreieckiger Ausweitung nach oben (breit unterbrochene Hinterhauptsbinde), Schwanzwurzel mit heller, beim einen Exemplar in der Mitte unterbrochener Quer- binde; Analschild braun; Rest der Unterseite fast ungefleckt oder mit unregelmässiger schwarzer Sprenkelung längs der Bauchmitte. Der Calamaria rebentischii jedenfalls sehr nahe stehend aber anders gezeichnet, mit weniger Subcaudalen und etwas grösserem Auge; ausserdem ist das Rostrale nicht breiter als tief. Hypsirhina plumbea, Boie (2 S') Sumatra : Bedagei-Deli (Forrer); (©) Celebes: Kema (Dr. F. u. P. Sarasin). *Hypsirhina malannensis, Blgr. Typus (S) Matanna-Nee in 8.-O. Celebes (Dr. F. und P. Sarasin). “Hypsirhina punclata, Gray (J') Djapura in Indragırı (Samml. Schneider). Unterlippenschilder des 1. und 2. Paares mit medianem Kon- takt; Schuppen in 25 Längsreihen; Ventralen 139 + 4 + 32 Paare Subcaud. Cerberus rhynchops, Schn.(3) Kema (Dr.F.u.P. Sarasin). *Ithyeyphus miniatus, Schleg.(1) Madagascar (G.Schneider). Tarbophis obtusus, Reuss (2) Aegypten (Dr. David). — 167 — Dipsadomorphus /uscus, Gray für Dipsas flavescens des Katalogs (Verh. VI, 613). Dipsadomorphus dendrophilus, Boie, Form B, Blgr. Cat. (melanotus Blkr.) (, © und Junges) Indragiri (A. v. Mechel); Form F, Blgr. Cat. (gemmicinctus D. & B.) (2) Kema (Dr. F. und P. Sarasin). Dipsadomorphus nigriceps, Gthr. für D. flavescens der Nachträge IV und VII (Verh. VII, 689 und X, 206). Dipsadomorphus drapiezit, Boie (©) Indragiri (A. v. Mechel). Anmerkung zu Dipsadomorphus angulatus Ptrs. (Dipsas guiraonis), Steind. in Nachtrag III, Verh. VII, 289. Die Zeichnung unseres Exemplars passt ausgezeichnet zur Figur und Beschreibung in Steindachners Rept. der Novara, dage- gen sind die Kinnschilder wie bei D. drapiezii gestaltet: die vor- dern etwas breiter aber nur wenig länger als die hintern; wie bei dessen Var. bancana sind 2 Praeocularen jederseits vorhanden; die für D. drapiezii charakteristischen dunklen Längsbinden des Bauches finden sich bei unsrer Form nur als untere Begrenzung der hellen Seitendreiecke, in den zwischen diesen befindlichen Partien sind sie fast verschwunden; Ventralen 264 + 1 +186 Paare Subcaud; der in Bler. Cat. angeführte Unterschied in der Gestalt der Kinnschilder scheint demnach nicht konstant, die Form also kaum mehr als eine Varietät d. D. drapiezii zu sein. Dipsadomorphus irregularis, Merr., Celebes: (3 ©) Kema; (S) Barabatuwa (Dr. F. und P. Sarasin). Dipsadomorphus cynodon, Boie, Form A, Bler. Cat. (C) Indragiri (A. v. Mechel). *Himantodes gemmistratus, Cope für einen Teil der H. cenchoa von Guatemala (Verh. VI, 613 und VII, 151); der Rest der H. cenchoa, incl. das angebl. aus Cuba stammende Exemplar, gehört zur Form B des Cat. of Snakes. “Leptodira personata, Cope für L. annulata No. A des Katalogs und für das in Nachtrag VII erwähnte, in Basel lebend gefundene Exemplar (Verh. VI, Ba und X, 208); — 168 — *Leptodira ocellata, Gthr. (0°) Mosquito Reservation (Dr. F. Müller, 1877). Schuppen in 23 Serien;. Ventralen 158, Anale geteilt, 76 Paare Subcaudalen, bisher als L. annulata septentrionalis in der Samml.; im Katalog und den Nachträgen nirgends verzeichnet. *Leptodira albofusca, Lacep für L. annulata No. e des Katalogs (Verh. VI, p. 614 und 689). Ventralen 202—204; 74—82 Paare Subcaudalen; Anale ge- teilt; Oceiput mit kurzem schwarzem Mittelstreif, dahinter 2 neben einander liegende, ziemlich grosse dunkle Längsflecken. Der Rest. unserer Leptodira annulata besitzt, bei sehr über- einstimmender Zeichnung, teils 19 (!/s der Exempl.) teils 21 Schup- penserien; wo sie nicht zu einer Zickzackbinde zusammenfliessen, sind die Rückenflecke rundlich, oft vollkommen kreisförmig, nicht bindenartig verbreitert, wie bei L. albofusca. Oxyrhopus Zrigeminus, D. & B. (©) Paraguay (Samml. Ternetz). *Oxyrhopus rusticus, Cope für Brachyrhyton plumbeus des Nachtrag I (Verh. VII, 150). Paroxyrhopus nov. gen.: Hintere Rumpfwirbel mit Hypapophysen, die zwar viel nie- driger und stumpfer als etwa bei Ithycyphus, aber doch merklich über den Gelenkkopf erhaben sind; solide Maxillarzähne (ca. 14) nach hinten an Grösse zunehmend, durch ein kurzes Diastema von den beiden grossen Furchenzähnen getrennt; diese fast doppelt so lang und stark als die grössten der übrigen, etwas hinter der Ver- tikalen vom Auge eingepflanzt; ca 21 Unterkieferzähne jederseits, die vordern und mittlern gleich lang, die hintern rasch kürzer werdend; Schuppen ohne Apikalgruben, in geraden Reihen; Ven- tralen gerundet; Kopf flach, wenig vom Hals abgesetzt; Auge klein mit runder Pupille; Pholidose der von Oxyrhopus ähnlich. Die Gattung ist vielleicht mit Xenopholis Peters zu verei- nigen, mit welcher sie die eigentümliche Form der Dornfortsätze (oben abgeplattet, mit Längsfurche), die Zahl der Oberkieferzähne und anderes mehr gemeinsam hat; bei unsrem Tier sind aber die Praefrontalen getrennt und jederseits 2 Nasalia vorhanden (Peters giebt für Xenopholis 2, Boulenger nur 1 Nasale an), vor allem aber auch die hintern Rumpfwirbel mit Hypapophysen versehen, AE was meines Wissens sonst bei keiner andern neuweltlichen Opistho- olyphen der Fall ist. *Paroxyrhopus reticulatus, n. sp. (©) Paraguay: Bemalcue (Samml. Ternetz). Fig. 5, b—e hinterer Rumpf- wirbel (etwa 26 mm. vor der Analspalte.) Fig. 5. Paroxyrhopus reticulatus, ‘5 und 5a 2 mal, 5b—35e 6 mal vergrôssert. Kopf dem von Oxyrhopus trigeminus sehr ähnlich, schmal, niedrig, oben flach, wenig vom Halse abgesetzt, mit (von oben ge- sehen) stumpfer, etwas über den Unterkiefer vorragender Schnauze; Rostrale viel breiter als hoch, von oben eben noch sichtbar; Inter- nasalen und Praefrontalen breiter als lang, letztere viel länger als die subtrigonalen ersteren; Frontale dreieckie, etwas breiter als lang, so lang als sein Abstand vom Schnauzenende, viel kürzer als die Parietalen; Nasale geteilt; Loreale etwa 1!/2mal so lang als hoch; Praeoculare bis auf die Oberseite des Kopfes ausgedehnt, mit dem Frontale in breitem Kontakt; Supraoculare klein, hinter dem Auge etwas abwärts gebogen; darunter das kleine Postoculare, das durch die sich berührenden Parietale und 6. Supralabiale von den Schläfenschildern getrennt ist; Anzahl der letztern 1 + 2; 8 Supralabialen, wovon das 4. und 5. ans Auge treten; 2 Paare subegale Kinnschilder, deren vordere jederseits von 4 Infralabialen — 110 begrenzt sind; Symphysenschild durch die vordersten Unterlippen- schilder von den Mentalia getrennt; Auge klein, sein Durchmesser geringer als seine Entfernung vom Mundrand ; Körper cylindrisch; Bauch ohne Kanten; Schuppen in 19 geraden Reihen, glatt, ohne Apicalgruben ; Ventralen 177 -H 1 + 37 Paare Subcaudalen. Total- länge ca. 425 mm.; Durchmesser ca. 9; Schwanzlänge 56. Kopf- oberseite braunschwarz, jederseits mit hellem Winkelstrich auf der Schläfenregion, etwas weiter hinten mit einer schmalen, in der Mitte unterbrochenen Bogenbinde; Lippenregion wie die ganze Unterseite, incl. unterste Schuppenreihe, weiss; Rücken mit einer breiten, braunschwarzen, aus verschmolzenen runden Flecken ent- standenen Binde; Seiten durch Bräunung der Schuppenränder netz- förmig gezeichnet, mit einer Reihe kleinerer, nieht sehr regelmäs- siger dunkler Flecke, die mit denjenigen des Rückens alternieren. Thamnodynastes nafllereri, Mik. (1) Paraguay (Samml. Ternetz). Philodryas o/fersi, Licht. Form B (2) Paraguay (Samnl. Ternetz). Philodryas schotti, Schleg. (3 S) Paraguay: Apa lue (Samml. Ternetz). *Philodryas fernetzit, n. sp. (S) Paraguay: Bemalcue (Coll. Ternetz). Fig. 6. Fig. 6. Philodryas ternetzi. In natürl. Grösse. Maxillen je mit 14 subegalen soliden und 2 von diesen durch ein kurzes Diastema getrennten Furchenzähnen; letztere etwa dop- pelt so lang als erstere und sehr tief und deutlich gefurcht; jeder Unterkiefer mit ca. 20 nach hinten allmählich kleiner werdenden Zähnen; Kopf schlank, oben flach, mit langer, spitzer, vorragender Schnauze und deutlichem Canthus rostralis (sehr ähniich dem von Ph. arenarius, And.). Auge klein, sein Durchmesser kaum halb so lang als die Schnauze; Pupille rund; Rostrale breiter als hoch, von oben sehr wenig sichtbar, Internasalen etwas länger als breit, wenig kürzer als die Praefrontalen; letztere gleich breit wie lang; Frontale um 1/3 länger als vorn breit, so lang als sein Abstand vom Schnauzenende, kürzer als die Parietalen, vorn nicht ganz | doppelt so breit als 1 Supraoculare; Nasale geteilt; Loreale etwa 11/2mal so laug wie hoch; 1 Praeoculare das auf die Kopfoberseite übergreift und das Frontale fast oder eben noch erreicht; 2 Post- ocularen; Temporalen 1 + 2; 4. und 5. der 8 Oberlippenschilder ans Auge tretend; vordre Kinnschilder kaum länger als hintere, jederseits von 5 Unterlippenschildern begrenzt. 19 Serien glatter, kaum schief gestellter Schuppen; Apical- eruben einzeln; Ventralen nicht gekielt, 215 + + + 137 Paare Subcaud. Totallänge 1080 mm., Schwanz 340. Ganze Oberlippe mit Einschluss des Rostrale einfarbig weiss, durch einen schwärzlichen Strich scharf vom Graubraun der Kopf- oberfläche abgegrenzt; letztere Färbung setzt sich als breite Binde auf den Hals fort, wird erst schmaler und dunkler — an der eng- sten Stelle, 8-10 cm. vom Schnauzenende, ist sie fast schwarz und bedeckt etwa 7 Schuppenreihen — dann wieder breiter, heller; die Schuppen bekommen weissliche Seitenränder, wodurch die Binde in 7 dunkle Längsstreifen zerfällt; sie verliert sich schliess- lich, 25—30 cm. hinter der Schnauzenspitze, in der graubraunen Grundfarbe dieser Partie; Halsseiten vorn hellblau, mit milch- weissen Schuppenrändern, nach hinten allmählich grau und schliess- lich braun werdend; die 2 hintern Drittel des Körpers an Rücken und Seiten einfärbig, erst graubraun, dann braun — rotbraun — braun- rot; von Hals bis After auf der Grenze der Ventralen und unter- sten Schuppenreihe eine breite, milchweisse Binde; Farbe der Unterseite vorn hellblau, allmählich durch graugelb etc. ins rötlich gelb der Schwanzunterseite übergehend; Hinterränder der Ventralen etwas heller, an den vordern milchweiss. Coelopeitis monspessulana, Herm. (©) Spanien (Jos. Chap- puis). Coelopeltis moilensis, Reuss (©) Algerien: Aïn Sefra. — 12 — Psammophis notosticius, Peters für Psammophis? sp? des _ Katalogs (Verh. VI, p. 610 und 679). | *Psammophis schokari, Forsk. für Psamm. sibilans von Algerien im Nachtr. IV (Verh. VII, 686). Psammophis sibilans, L. Form A. & C., Blgr. Cat. für Ps. sibilans No. c—d des Katalogs (Verh. VE, 609). Psammophis sibiluns, Form D für No. a des Katalogs und No. b des Nachtr. IV (Verh. VI, 609 und VII, 686). Psammophis sibilans, Form F für Ps. irregularis des Katalogs, Ps. sibilans No. a und Ps. sp. (Phillipsi, Hall?) des Nachtrag IV (Verh. VI, 609 ‘und VII, 686). Psammophis sibilans tumbensis ; Das in Nachtrag IV (Verh. VII, p, 686) erwähnte Exemplar der Ps. sibilans von Tumbo-Insel kann bei keiner der im Cat. of Snakes aufgezählten Formen untergebracht werden; Pholidose wie bei den andern Varietäten, nur Temporalen 1 + 3, Ventralen 158 + 1 + 95; wie bei Form A. ist der Kopf oben ungefleckt, seine Seiten zeigen je 4 gelbe Vertikalbarren; die Oberlippe ist fast einfarbig, nur mit vereinzelten kleinen schwarzen Strichpunkten auf den Schildfugen; Rückenzeichnung ähnlich wie bei den Formen A und D; gelbe Längsflecken der Vertebrallinie zusammenfliessend ; Schuppenenden der dunklen Rückenpartie schwarz, wodurch mit der Spitze nach hinten gerichtete, in der Mitte unterbrochene Winkelflecke entstehen (bei unsern Exemplaren der genannten Varietäten sind keine solchen vorhanden!); an den Körperseiten ist die schwarze Zeichnung — in Form spitzer Dreiecke — auf die beiden untersten Schuppenreihen beschränkt, nur um die Körper- mitte finden sich noch unscheinbare Striche am Unterrand der Schuppen der 3. Reihe; Hinterrand der Ventralen, an derjenigen Stelle die vom Unterrand der untersten Schuppen getroffen wird, ‘ mit schwarzem, quer gestelltem Komma; (bei den Varietäten A und D sind die Ventralen entweder ganz hell (A) oder zeigen eine feine schwarze Längslinie jederseits (D). *Psammophis crucifer, Daud. für Ps. sibilans von Trans- vaal, Nachtr. VII (Verh. X, 205). N Psammodynastes pulverulentus, Boie (S und Junges) Pegu: Palon (Samml. Fea); (2) Celebes: Oberes Bone- Thal, Posso-See (Dr. F. und P. Sarasin). *Dryophis zanthozona, Boie für einen Teil (8 St.) der Dr. prasinus von Java (Verh. VI, 609; VIII, 269, 694; X, 205). Dryophis prasinus, Boie (1) Burma: Sitang-Thal (Sammil. Fea); (3) Indragiri (A. v. Mechel); (4) Bedagei- Deli (G. Forrer); (2) Kema; Makassar (Dr. F und P. Sarasin). *Chrysopelea chrysochlora, Reinw. (1) Indragiri (A. Mechel); (1) Bedagei-Deli (Gr. Forrer) ; hieher der Chr. ornata var. e von Malacca, Nachtr. I (Verh. VI, 150). Chrysopelea ornata, Shaw, Celebes: (©) Kema: () Ma- rissa (Dr. F. und P. Sarasin). Erythrolamprus aesculapii, L., Form L. für E. venustissi- mus, No.a (confluenta) desKatalogs (Verh. VI, 598). Erythrolamprus imperialis, B. & G.; hieher gehören: Coniophanes imperialis und lateralis des Katalogs und ein als ©. fissidens bezeichnetes Exemplar des Nachtrag I (Verh. VI, 598 und VII, 145). 19 Schuppenserien; Rücken mit dunkler Vertebrallinie oder mehr oder weniger undeutlicher Punktreihe (bei den als lateralis und fissidens best. Stücken). Erythrolamprus jissidens, Gthr. ; hieher Coniophanes punc- | tigularis und bipunctatus im Katalog und Nach- | trag I (Verh. VI, 598 und VII, 145). *Apostolepis ambinigra, Peters (3) Paraguay (Dr. F Müller und Samml. Ternetz). Hydrus platurus, L. (2) sis: Pare-Pare (Dr. F. und P. Sarasin). — 174 — Hydrelaps darwiniensis, Bler. für Hydrophis sp. in Nach- trag IV (Verh: VE, 692). Hydrophis frontalis, Jan. für H. gracilis d. Nachtr. IV (Verh. VII, 692); ca. 289 Ventralen; 36 Schuppen um den Hals, ca. 42 um den Körper; dagegen Frontale kürzer als sein Abstand vom Schnauzen- ende und als die Parietalen; Kopfzeichnung sehr ähnlich der Fis. C, Pl.-XXV im Gihr Repe br. Ind. (H. caerulescens), passt aber auch zu den Angaben für H. frontalis im Cat. of snakes ILI, 276. Hydrophis fasciatus, Schn. für H. chloris d. Nachtrag V (Verh. VII, 279). Platurus mülleri, Bler. für Pl, n. sp.? VII. Nachtrag (Verh. X, 207). Pseudelaps harrieltue, Krefft für Cacophis Krefitii des Katalogs (Verh. VI, 617). Farbe der Ventralen — schwarz mit hellem Hinterrand — stimmt für genannte Art; Zahl der Ventralen — 167 + 1 + 38 — ist die von Pseudelaps fordii. Anmerkung zu Denisonia coronoides (Hoplocephalus labialis des Nachtr. IV, Verh. VII, 690). Schuppen in 15 Serien, nur bei starker Vergrösserung gestreift erscheinend ; Ventralen134 +1 + 44, resp. 138 + + + 44; Frontale 13 — 15 so lang als breit, etwas breiter als das Supraoculare, so lang oder etwas länger als sein Abstand vom Schnauzenende, kürzer als die Parietalen; Scheitel und Rücken olivenbraun; Praeoculare, vorderes unteres Temporale, Labialen und Schuppen hinter dem Mundwinkel gelb mit braun- schwarzen Flecken am hintern obern Rand; Kopfunterseite hell, mit verschwindenden dunklen Makeln; Bauch dunkel, mit schwärz- licher Mittelzone; Hinterrand der Ventralen mehr weniger aufge- hellt; Schwanzende etwas heller als der Körper; Form des Fron- tale, Beschaffenheit der Schuppen und wie mir scheint auch die Zeichnung der Kopfseiten stimmt nicht sonderlich für D. coronoides! Denisonia gouldii, Gray. Var. für Hoplocephalus nigro- striatus in Nachtrag IV (Verh. VII, 690). Das Exemplar ist zwar der Fie. 1, Pl. II, Lief. 44 in Jan’s [conogr. (Alecto dorsalis) ähnlich gezeichnet — der Vertebralstreif — 115 — ist bei unsrer Form breiter — die Zahl der Ventralen, 152 + 1 — 24, passt aber besser zu D. gouldi; auch ist unser Stück viel plumper als genannte Figur darstellt (Totall. 308 mm., Schwanz 31, grösster Durchmesser ca. 9 mm.); die gelbe Farbe der Oberlippe ist zwischen Auge und Nasenloch etwas nach oben erweitert, ähn- lich nur nicht so stark wie bei den typischen D. gouldii; das Fron- tale ist etwas länger als bei letztern, länger als sein Abstand vom Schnauzenende, wenig kürzer als die Parietalen. Rhynchelaps Dertholdi, Jan für Furina rhinostoma des Nachtrag IV (Verh. VII, 692); Schuppen in 15 Serien, Ventralen 114--118 + 4 + 22—23. Rhynchelaps semifasciatus, Gthr. für Brachyurophis austra- lis in Nachtrag IV (Verh. VII, 679); Ventralen 164 +4 + LS: weisslich gelb mit zahlreichen schma- len hellbraunen Querbinden. *Bungarus flaviceps, Reinh., Form A (S und Junges) I dragiri (A. v. Mechel). *Naja /lava, Merr., für N. haje des Nachtrag I (Verh. VER 152). "Naja melanoleuca, Hallow., Form B für No. haje im Nachtr. IV (Verh. VII, 689). Naja iripudians sumatrana, F. Müller (1 Junges) In- dragiri (A. v. Mechel); (7, © und Junges) Bedagei- Deli (G. Forrer). Fritz Müllers Typus von Solok zeigt 17 (nicht 15) Schuppen um die Leibesmitte und 21 am Halse; Pholidose die von N. tripu- dians: Occipitalschilder fehlen und die Internasalen berühren die Praeocularen; die Varietät gehört also nicht zu N. bungarus, sie entspricht der Form E von N. tripudians in Bler. Cat. Ganz junge Stücke zeigen auf der hintern Körperhälfte einige (ca, 8) schmale, weissliche, auf dem Rücken Aförmige, am Bauch quere Ringe, die aber bald zu verschwinden scheinen; die schwarze Zeich- nung der Halsunterseite ist sehr veränderlich: am konstantesten ist die hintere schwarze Binde; sie bedeckt 8-10 Ventralen und be- ginnt mit dem 14.—21. derselben (je nach Alter); bei dunklen Stücken (von Solok und Bedagei) hebt sie sich kaum von der Bauchfarbe ab, ist dagegen bei dem hellen weissbauchigen Stück zer. von Indraeiri um so deutlicher; immer vorhanden ist auch ein bei alten Exemplaren zu einer Querbinde verschmolzenes Fleckenpaar in der Mitte der hellen Halspartie, der unpaare Tupfen davor ist dagegen nicht konstant. Naja Zripudians samarensis, Ptrs. für Naja sputatrix d. Nachtrag III (Verh. VII, 289). Schuppen: 21 um den Hals, 17 um den Körper; Ventralen 170 + 1 + 49: Farbe mit der Beschreibung im Cat. of snakes übereinstimmend, aber Rostrale wenig über 1/3 breiter als hoch, Naja bungarus, Schleg. (Junges) Celebes: Fuss des So- putan Vulkans (Dr. F. und P. Sarasin). Doliophis bivirgatus, Boie, Form © in Blgr. Cat. (flavi- ceps Cant.) (2 J’) Indragiri (A. v. Mechel). Doliophis intestinalis, Laur., Form B & C in Bler. Cat. 2 &, 2.2, Tndragırı (A, v. Meche)). Beide Varietäten gehen in einander über; kleinere Stücke scheinen mehr der erstern, grössere der 2. Form anzugehören. Mageninhalt Schlangen: Typhlops lineatus, Pseudorhabdium longiceps. | Elaps corallinus, Wied für Elaps circinalis des Nach- page III (Verh. VII, 239) Elaps spixi, Wagl. für Elaps frontalis im Nachtr. I u. multifasciatus in Nachtr. VI (Verh. VII, 152 und VII, 695). Ventralen 209 beim einen, 219 beim andren Exemplar; Anale beim erstern einfach, beim 2. geteilt; bei beiden 30 Paare Subcaudalen; Körper mit 36—39 subegalen schwarzen Ringen, die schmaler sind als die hellen Zwischenräume; Dreiergruppen kommen dadurch zu Stande, dass die hellen Ringe innerhalb derselben stär- ker schwarz gesprenkelt sind, als jene welche sie trennen ; vorderste Gruppe vollständig, auf dem Hinterrand der Parietalen beginnend ; schmale schwarze Binde über Frontalregion durch die Augen zum Lippenrand; Kopf vor dieser Binde mit schwarzen Flecken, hinter derselben ohne solche. Elaps frontalis, D. B., Form B (J) Paraguay (Samml. T'ernetz). Mageninhalt: Lepidosternum boulengeri. on Elaps rs Form C für E. marcgravii des Nach- trag I (Verh. VII, 152). Dendrapsis jamesoni, Tr. für D. angusticeps d. Fe (Verh. VI, 618). 17 Schuppenreihen; ein einziges grosses vordres Temporale; Fundort (Port Natal) richtig? *Amblycephalus /aevis. Boie (©) Indragiri (A. v. Mechel). Amblycephalus carinalus, Boie für Ambl. sp. in Nach- trag VII (Verh. X, p. 206). *Amblycephalus malaccanus, Ptrs. (2 2) Indragiri (A. v. Mechel). Das eine Exemplar (V. 158 + 1 + 33 Paare C.) ist stark verdunkelt, die Zeichnung nur schwer erkennbar, der Kopf schwarz, dagegen die Pholidose normal; beim andren (V. 163 + 1 + 30 Paare C.) ist der Kopf, besonders auf der Parietal- und Temporal- region aufgehellt, welche Färbung sich als kurzer, zugespitzter Streifen eine Strecke weit auf der Halsmitte fortsetzt; bei beiden ist die vordre Partie der Kopfunterseite dunkel, die hintere hell; ein Stück des Halses ist, eine schmale helle Stelle längs der Mitte der Unterseite ausgenommen, rundum schwarz; das hellere Exem- plar (Grundfarbe dunkel graubraun) zeigt wenig auffällige, dunkler und reiner braune Querbänder, die undeutliche Umsäumung durch helle Punkte erkennen lassen und deren vordre von einer schmalen unregelmässigen hellen Vertebrallinie durchschnitten werden; auf den Seiten des Körpers schiebt sich zwischen je 2 solcher Binden ein nur zu halber Höhe reichender gleichgefärbter Fleck ein; Pho- lidose mit kleiner Abweichung: Das Loreale erreicht das Auge nicht. *Leptognathus albifrons, Sauv. (2) Brasilien: Blumenau (Di kr Werner). *Leptognathus turgida, Cope (2) Paraguay (Samml.Ternetz). *Vipera renardi, Christ. für V. berus von Tschinas (Nachtr. IIT) und Sarepta (Nachtr. VID, (Verh. VII, 289 und X, 208). S von Tschinas: Ventralen 12 — 18 — 137 + 1 + 36, Schuppenser. 21; dv. Sarepta: V. 138 + 1 + 35, Schuppenser. 21. *Vipera ursinit, Bon. (2 3, 2%) Laxenburg (G. A. Bou- lenger und Dr. F. Müller). d 19 Ser., V. 129 —130 + 1 + 33; © 19 od. 21 Ser, V. 130131 1 5 26 Die Rückenzeichnung beider Arten ist sozusagen identisch! Da ausserdem, wie an unsern beiden V. renardi ersichtlich, die Grösse der Augen, Form der Schnauze, Farbe des Bauchs und der Labialen recht veränderlich ist, dürfte es zuweilen schwer fallen, ein Exemplar mit Sicherheit der einen oder anderen Art zuzu- rechnen. Vipera berus, L. Bonderkrinden zwischen Adelboden und Kandersteg (Th. Vischer), (©, var. prester) Glär- nisch Clubhütte, 28. Juli 1892 (G. Müller). Vipera aspis, L. (9, ©) Trimbach: © a. d. Steingrube am Stelliberg, 9 Uhr vorm., S v. Grabenberg, 1 Uhr nachm. unter Ahornbaum (Keller); (0°) Collonges sous Salève (J. B. Stockenhofen); (© und Junges) ang. Hegau (Dr. Th. Engelmann). Bitis arietans, Merr. (?) W.-Afrika (Th. Lappe); (0) Natal (K. Bolley). Cerastes cornulus, Forsk. (7) Tunisien (Prof. Rud. Burckhardt). Cerastes vipera, L. (3) Aegypten (Dr. David). *Echis coloratus, Gthr. für Echis arenicola von Sinai (Nachtr, ‚VIEL: Verh. X, p.208): Lachesis /anceolatus, Liacép. für Bothrops lanceolatus u. Jararaca des Katalogs (Verh. VI, 621), B. Jara- raca des Nachtrag III (Verh. VII, 291). Fundorte: Antillen; Taquara di Mundo novo und Andarahy pequeno, Brasilien. Lachesis alrox, L. für Bothrops atrox des Katalogs, des Nachtrag I (Verh. VII, 154); Bothr. atrox und Atrox brasiliensis in Nachtrag III. — 179 — Fundorte: Guatemala, Neu-Granada, Andarahy pequeno. In einer Bemerkung über die neotropischen Jararacas (Nach- trag IV, Verh. VII, 699) bezeichnet Fr. Müller die erstere Art B. Jararaca, die zweite B. atrox mit Unterscheidung einer nörd- lichen und südlichen Varietät; im Cat. of snakes wird F. Müllers B. atrox septentrionalis unrichtigerweise zu Lachesis lanceolatus gezogen; beide Varietäten der Lachesis atrox zeigen die charakte- ristische Schwellung der Schuppenkiele und sehr übereinstimmende Zeichnung: An jedem der 21—26 dunklen Seitendreiecke sind von der chevronförmigen oder trigonalen Spitze die beiden untern Ecken als rundliche Makeln abgetrennt; eine Reihe etwas grösserer und doppelt so zahlreicher Flecke findet sich auf der Grenze der Ven- tralen und untersten Schuppenreihe; bei alten Stücken sind die Seitendreiecke hell eingefasst; die Grundfarbe zwischen diesen ist verdunkelt und zeigt jederseits, auf der Höhe der Dreiecksspitzen einen rundlichen scharf weiss umrandeten schwarzen Kern; die Zeichnung ist der von Lachesis neuwiedi ähnlich, nur sind bei die- ser die Spitzen der Seitendreiecke breitgestutzt und oft mit denen der anderen Seite zu Querbinden verschmolzen, während bei L. atrox mit den Spitzen sich treffende Dreiecke meist noch durch eine feine weisse Linie getrennt bleiben; unsere L. lanceolatus sind deutlich stumpfschnauziger als die L. atrox, die Seitendreiecke zeigen die Zerteilung in 3 Flecke nicht, die Grundfarbe zwischen denselben besitzt keine schwarzen Kerne. *Lachesis pictus, Tschudy (©) Bolivia (Dr. Fr. Werner). Lachesis neuwiedü, Wagl. für Bothrops diporus und B. atrox brasiliensis des Nachtr. V (Verh. VIII, 284), hieher auch (2 d') Paraguay (Samml. Ternetz). *Lachesis /lavoviridis, Hallow. (J) Liu - Kiu - Inseln: Okinawa. Lachesis gramineus, Shaw (2 J) Burma: Karin Bge. (Samml. Fea). | Lachesis sumatranus, Rafl. für Trimeresurus erythrurus var.? von Tandjong Morawa, Nachtrag V (Verh. VIII, 280). | Anmerkung zu Lachesis borneensis: Im Cat. of snakes, p. 560, wird F. Müllers Atropophis borneensis (Nachtrag V, Verh. VIT, p. 282, Ex. a No. 1) teilweise unter die Synonymen von Lachesis — 10 — puniceus verwiesen — wohl auf Grund des Verhaltens des 2. Supra- labiale, das bei diesem Stück ein die Lorealgrube vorn begrenzen- des Schild abschnürt; die Exemplare a, No. 1 und 2 gleichen sich aber in Schuppenzahl, Körperform und Zeichnung zu sehr, als dass sie getrennt werden dürften; das melanistische Exemplar b lässt heute (in Folge von Verbleichung?) unter Weingeist die Zeichnung der anderen recht deutlich durchschimmern, alle 3 gehören meines Erachtens zur gleichen Art. Lachesis wagleri, Boie (2 ©, 1 Junges) Indragiri (A. v. Mechel); (2) Bedagei-Deli (G. Forrer); (2) Celebes: Tomohon; Sonder (Dr. F. und P. Sarasin). Das Junge von Indragiri und das Stück von Tomohon ge- hören zur Form A, die übrigen zur Form D, ausgenommen das Exemplar von Sonder, das von Boulenger in P. Z. 8. 1897, p. 227 als besondere Varietät beschrieben wurde. Crotalus ferrificus, Laur. (© und Junges) Paraguay (Samnl. Ternetz). Crotalus horridus, L. für Cr. eonfluentus in Nachtr. If und V (Verh. VII, 170 und VIII, 284). Sauria. Asophylax pipiens, Pall. (1) Bogdoberg bei Astrachan. *Gymnodactylus caspius, Eichw. (Z) Baku. *Gymnodactylus jellesmae, Blgr. (Typen) Celebes: (Junges) Kema; (3) Masarangkette; (C) Buol (Dr. F. und P. Sarasin). *Gymnodactylus fumosus, F. Müll., Celebes: (©) Bone- Gebirge, Typus; (2) Masarang, 1260 m. (Dr. F. und P. Sarasin). Gymnodactylus marmoralus (Kuhl), (2) Christmas-[nsel. *Gymnodactylus pulchellus, Gray (SJ) Pesang (Samml. Schneider). *Gonatodes affinis, Stol. (3 6) Penang (Samml. Schneider). Gonatodes kundianus, Kel. (1) Ceylon. — 181 — Ptyodactylus /obatus, Geoffr. (1) Algerien: Ain Sefra. Hemidactylus frenatus, D. & B. (3 und juv.) Indragiri (Av. Mechel); (2 9, 1 ©) Burma: Toungho (Samml. Fea); Celebes: (S°) Buol; (3) Uangkahulu- Thal; (2) Makassar; (2 J‘, 1 ©) Mapane am To- mini-Golf (Dr. F. und P. Sarasin). Hemidactylus Zurcicus, L. (3) Paestum (Dr. H. G. Stehlin). Hemidactylus bowringt, Gray (0 ©) Pegu: Palon (Samml. Fea). *Hemidactylus garnotii, D.&B. (©) Palon (Samnl. Fea); . (&) Indragiri (A. v. Mechel). Hemidactylus platyurus, Schn. (©) Malewoon (Samml. Bea); (2 ©, 1:.2).Celebes: Buol (Dr. E. und P. Sarasin). *Phyllopezus goyazensis, Pet. (1) Paraguay (Samml. Ternetz). Gehyra mutilata, Wiegm., Celebes: (2) Kema; (2) Luwu; (5) Makassar (Dr. F. und P. Sarasin). *Lygodactylus madagascariensis. Böttg. (2 0, 1 ©) Mada- gascar: Fianarantsoa (Dr. Forsyth Major). Lepidodactylus /ugubris, D. & B. (S, ©) Celebes: To- mohon (Dr. F. und P. Sarasin. Gecko verticillatus, Laur., Celebes: (3) Kema; (© und Junges) Makassar (Dr. F. und P. Sarasin). Gecko stentor, Cant, (2 S) Indragiri (À. v. Mechel). Gecko monarchus, Schleg. (0 und Junges) Makassar (Dr. F. und P. Sarasin). Tarentola mauritanica, L. (1) Capri (N. Stöcklin); (1) Ospedaletti (Prof. E. Hagenbach); (1) Neapel (Dr. H. G. Stehlin). Tarentola annularis, Geoffr. (1) Aegypten (Dr. David). Tarentola delalandü, D. & B. (42) Gr. Canaria: Las Palmas; Teneriffe: Orotava, Vilaflor, Adeje (Dr. H. G. Stehlin). — 12 — Phelsuma lineatum, Gray (1 S, 2 2) Madagascar: Fiana- rantsoa (Dr. Forsyth Major). Sphaerodactylus argus, Gosse (1) Hävre, in westindischem Farbholz (G. Schneider). | Draco volans, L. für Dr. maculatus in Nachtr. IV (Verh. VII, 712) und Draco (cornutus?) in Nachtrag VI (Werk. VIEL 697). Draco reticulalus, Gthr. (©) Celebes: Luwu (Dr. F. und P. Sarasin). *Draco maculatus, Gray (d) Burma: Malewoon (Samm!. Fea). *Draco beccarü, Pet. & Dor. Celebes: (S ©) Luwu; (3 ©) S.-Küste b. Bonthain; (3) Makassar (Dr. F. und P. Sarasin). *Draco spilonolus, Gthr. (4 ld, 2 ©) Celebes: Kema (Dr. F. und P. Sarasin). 2 g gelb-, 2 rotflüglig; © von F. Müller zu lineatus gestellt. Be Draco fimbriatus, Kuhl (2) Indragiri (A. v. Mechel). *Draco quinquefasciatus, Gray (SC) Indragiri (A. v. Mechel). -#Draco melanopogon, Bler. () Indragiri (A. v. Mechel). *Aphaniotis ‚fusca, Ptrs. (©) Sumatra: Unterlangkat (Samml. Schneider). Gonyocephalus liogaster, Gthr. (3 J) Indragiri (A. v. Mechel). “Acanthosaura armata, Gray (©) Djapura in Indragiri (Samml. Schneider). *Acanthosaura /amnidentata, Blgr. (5) Burma: Mooleyit und Karin Bge. (Samml. Fea). *Acanthosaura Xaklnenensis, And. (2) Karin Bge., 1200 bis 1400 m. (Samml. Fea). a *Dendragama boulengeri, Doria (J) Sumatra: Vulkan Si- Nabung (Samml. Schneider). *Janalura polygonata, Hall. (2 S) Liu-Kiu-Ins.: Okinawa. Calotes cristatellus, Kuhl (S $) Indragiri (A. v. Mechel): _ Celebes: (©) Tomohon; (Junges) Kottabangon (Dr. F. und P. Sarasin). Calotes versicolor, Daud. (6) Karin Bge. (Samml. Fea). Calotes emma, Gray (3 S, 3 6) Malewoon (Samnl. Fea). *Calotes mystaceus, D. & B. (2 S) Bhamo (Samml. Fea). Calotes ophiomachus, Merr. (S) Ceylon (H. Breitenstein). “Agama inermis, Reuss (Junges) Ain Sefra (E, Schenkel). Rückenschuppen der Grösse nach sehr ungleich, die grössten vielleicht 10mal so gross als die kleinsten; gekielt, aber meist ohne Endstachel. Agama bibronii, A. Dum. (3 © 1 S) Ain Sefra. Färbung des einen ©: Kopf blau, Rücken gelb mit 4-5 breiten, roten, von der hellen Vertebrallinie durchschnittenen Rhomben und zahlreichen kleinern, ebenso gefärbten Flecken seitlich davon. Agama stellio, L. (?) Palmyra (W. Bernoulli). Lophura amboinensis, Schloss. (S) Celebes: Paloppo in Luwu (Dr. F. und P. Sarasin). | Liolepis bellii, Gray (3 S) Tenasserim: Kokareet (Samml. Fea). Uromastix acanthinurus, Bell (Junges) Ain Sefra. *Polychrus acutirostris, Spix (9) Paraguay: Mte. Sociedad; Bemalcue (Samml. Ternetz). Tropidurus spinulosus, Cope (8) Paraguay: Apa lue ; (Samml. Ternetz). _“Ophiodes in{ermedius, Blgr. (S) Paraguay: Mte. Sociedad (Samml. Ternetz). — 154 — Anmerkung: Bei unserm grössten Exemplar (J) von Ophio- des striatus ist die Hinterextremität etwas länger als die Distanz zwischen Schnauzenende und Augenhinterrand, der Rücken zeigt 4 braune Längslinien und die Vertikalbinden der Kopfseiten sind nur vor und unter dem Auge sichtbar; bei den beiden andern (9) ist die Extremität viel kürzer, gleich dem Abstand vom Augen- vorderrand zum Nasenloch; 12—14 dunkle Rückenlinien; Kopf- seiten viel ausgedehnter und deutlicher gestreift. Geschlechts- oder Speciesunterschied ? Varanus dumerilii, Schleg. (Junges) Indragiri (A. v. Mechel). Varanus salvator, Laur. (Junges) Indragiri (A. v. Mechel): (7) Kema (Dr. F. und P. Sarasın). Tupinambis {eguixin, L. (2) Paraguay (Sammi. Ternetz) ; (1) Buenos Ayres (Dr. G. Senn). *Centropyx viridistriga, Bler. ? (2 ©, 1 0) Paraguay (Samml. Ternetz). Die gebogenen Leisten der Kopfoberfliche genau der Be- schreibung in Ann. Nat. Hist. (6) 13, p. 343 entsprechend; dagegen ist das vorderste der 4 Supraocularen mit dem folgenden wie auch mit dem vordersten Supraciliare in Kontakt; 1—2 Körnerreihen schieben sich zwischen die 3 hintern Supraocularen und die Supra- ciliarschilder; Schläfen und Kehle wie Boulenger angiebt, auch die Kinnschilder entweder getrennt oder mehr weniger sich berüh- rend; Halskrause aus 15—17 spitzen Schuppen; die 2—3 Quer- reihen davor bilden in Form und Grösse einen Uebergang zur Be- deckung der Kehle; Schuppen des blauen oder braunen mittleren Rückenbandes etwas vergrössert; ihre Kiele bilden nach hinten konvergierende Schrägreihen; Seitenkörner schwach-, Ventralen stark gekielt, letztere in 14 Längs- und 35 Querreihen; 6—8 Bra- chial-, 4—6 Antebrachial-, 7—9 Femoralschuppenreihen vergrös- sert, gekielt; 9—10 Praeanalporen; Praeanalschuppen beim © ge- kielt, nicht viel grösser als die Ventralen; beim ' sind die mitt- leren glatt, von den seitlichen je 2 hintereinanderliegende zu nach aussen und oben gewendeten Sporen erweitert. Zeichnung mit — 15 — Boulenger’s Beschreibung übereinstimmend, nur ist die breite Verte- bralbinde braun (abgeschuppt blaugrün). Böttgers Centropyx paulensis scheint sich nur durch die Zeichnung von unsern Exemplaren zu unterscheiden; sind vielleicht Centropyx paulensis uud viridistriga Varietäten einer und der- selben Art? Ameiva surinamensis, Laur. (S) Paraguay (Samml, Ternetz). Cnemidophorus ocellifer, Spix (S ©) Paraguay (Samml. Ternetz). Teius /eyou, Daud. (9, ©) Paraguay (Samml. Ternetz); (Junges) Argentinien (Dr. G. Senn). *Anadia bogotensis, Peters (6) Bogota (Dr. Fr. Werner). *Amphisbaena camura, Cope (©) Paraguay (Dr. F. Müller). Amphisbaena darıwini, D. B. (©) Buenos Ayres (Dr. G. Senn). *Amphisbaena bohlsii, Bler. (© und Junges) Paraguay (Samml. Ternetz). *Lepidosternum boulengeri, Böttg. (3) Paraguay : Bemalcue (Samml. Ternetz). 0: 226 Rumpf , 13 Schwanzringe; 8 Praeanalplatten ; 56 Seg- mente an einem Rumpfring, 28 oben, 28 unten; Frontale drei- eckig, nur mit der Spitze das Rostrale berührend; Occipitalia vor- handen; 1. Supralabiale doppelt so lang als das zweite; Brust- schilder zahlreich, subegal; Farbe bleigrau. g : 243 Rumpf-, 13 Schwanzringe; 54 Segmente an einem mittlern Ring, 28 oben, 26 unten; 7 Praeanalplatten; Frontale: Sutur mit dem Rostrale halb so gross als diejenige mit den Parie- talen; Occipitalia fehlen, (eine kurze Furche kreuzt hinten die Sutur der Parietalen, erreicht aber deren Seitenränder bei weitem nicht); 1. Supralabiale etwa 11/2mal so lang als das 2.; Brust- schilder wie beim vorigen. ©: 265 Rumpf-, 13 Schwanzringe, die mittleren Ringe haben oben 28, unten über 30 (bis 35) Segmente; 8 Praeanalplatten; Frontale vorn fast so breit wie hinten; Occipitalia vorhanden; — 16 — 1. Supralabiale fast doppelt so lang als das 2.; Brustschilder ver- hältnismässig etwas grösser als bei den beiden andern Exemplaren; 2 hintereinander liegende, links neben der Mittellinie, zu einem langen Bande verschmolzen ; die letzterwähnten 2 Exemplare sind lehmfarben; auf Schwanzoberseite und Hinterkopf mit mehr weni- ger starkem bleifarbenem Anflug. Das spärliche Material erlaubt nicht mit Sicherheit zu ent- scheiden, ob obige 3 Exemplare zu 3 verschiedenen oder einer einzigen variablen Art gestellt werden müssen. Tachydromus sexlineatus, Daud. (©) Bhamo (Samml. Fea). *Tachydromus smaragdinus, Bler. (J ©) Liu-Kiu-Inseln: Okinawa. Lacerta ocellatu, Daud. (2 &, 1 2) Spanien (Jos. Chappuis). Lacerta viridis, Laur. (S) Neapel (Prof. Rud. Burckhardt). Lacerta vivipara, Jacq. (©) Spreewald (Prof. Rud. Burckhardt); (© und Junges) Villaringer Moos (G. Müller); (3) Wollbach - Thal bei Kandern (Schkl.); (2 S, ©) Weissenstein und Hasenmatt (G. Müller). Lacerta muralis, Laur. (S) Krischona (G. Müller); (3 ©) Egerkingen (J. Stuber); (2 &, 1 2) Rovigno (Prof. Rud. Burckhardt). Var. brüggemanni, Bedriaga (5°) Florenz (Dr. Fr. Werner). Var. tiliguerta, Gmel. (6 , 3 ©) Rovigno (Prof. Rud. Burckhardt); (°, © und 2 Junge) Umg. von Neapel: Camaldoli, Solfatara, Pompeji (Dr. H. G. Stehlin). Lacerta /aevis, Gray (3 S) Palästina (Dr. Kober). Lacerta yalloti, D. & B. (90) Teneriffe: Orotava, ar Adeje, Icod (Dr. H. G. Stehlin). ‚Junge Tiere sind Insektenfresser, Erwachsene fast ausschliess- lich herbivor; alte — sind sehr dunkel, braunschwarz, mit hell- blauen, zu schmalen, unregelmässigen Querbinden zusammenflies- — 187 — senden Sprenkeln; eines derselben ist oben einfarbig, an den Seiten mit je 2 Längsreihen blauer Flecke. Lacerta galloli, Var. Stehlini (3) Gran Canaria: Las Palmas (Dr. H. G. Stehlin). Ventralen in 16—18 Längs- und 34— 36 Querreihen; Masseter- schild grösser als bei der gewöhnlichen Form; Parietalen jeder- seits von 2 ziemlich grossen Supratemporalen begrenzt; Postnasale einfach oder in 2—3 Schilder gespalten; heller gefärbt als gleich grosse Exemplare von Teneriffe; Analgegend und Schwanzunter- seite rötlichgelb, ebenso Ohr und Kehle; letztere mit den dunklern, hier hell blaugrünen Schrägbinden; Rest der Unterseite hell blau-, Oberseite graugrün; 4 dunkle Längsbänder sind beim einen Exem- plar ziemlich scharf und deutlich, bei einem andern ausgewachsenen dagegen unregelmässiger, von hellen Querbinden durchsetzt. *Algiroides nigropunctatus, D. & B. (0°) Rovigno (Prof. Rud. Burckhardt. Acanthodactylus boskianus, Daud. (2) Palmyra (W. Ber- noulli). Acanthodactylus pardalis, Licht. (7°) Biskra (Alfr. Stähelin). Ophiops elegans, Men. (2 S, 1 ©) Palästina (Dr. Kober). *Eremias bernoullüä, n. sp. (S) Palmyra (W. Bernoulli). Fie.7. Fig. 7. Eremias barnoullii. 4 mal vergrössert. Schlanker als E. guttulata; Schnauze spitz; Nasalia blasig aufgetrieben, jedes aus 3 Stücken — 1 untern und 2 obern — be- — 18 — stehend, das untere in Kontakt mit Rostrale und 1. Supralabiale, die vordern obern beider Seiten mit ihren innern Ecken zusammen- treffend, also das Frontonasale vom Rostrale getrennt; 1 Paar Praefrontalen; Frontale vorn mit seichter Längsfurche; 4 Supra- ocularen, das 1. und 4. klein, das erste die etwas ausgezogene hin- tere-obere Ecke des Loreale berührend ; Abstand des 2. vom Loreale kleiner als seine Länge, das 1. bis 3. die seitliche Begrenzung des Frontale bildend, nur das 3. und 4. durch eine Körnerreihe von den Supraciliaren getrennt; Interparietale so gross als eines der Frontoparietalen, 21/2mal so lang als die Sutur der Parietalen hinter ihm; Oceipitale fehlt; 8 Oberlippenschilder, das 5. niedrige trennt das grosse Suboculare vom Mundrand; Temporalschuppen körnig, glatt, die untern grösser als die des Rückens; Fenster des Augen- lids mit 4—5 Schuppen; Vorderrand des Ohrs stumpf gezähnelt; 3 vordere Kinnschilderpaare in der Mitte zusammenstossend; Kehl- falte nur angedeutet; Halskrause schwach entwickelt, bogenförmie, in der Mitte angewachsen, aus 9 Schuppen bestehend; 23 Schuppen zwischen dem dritten Paar Kinnschilder und der Halskrause ; Ven- tralen in 31 Quer- und 12 geraden Längsreihen; die Schilder der beiden Mittelserien so lang als breit, die der benachbarten 3 Reihen jederseits etwas breiter als lang; 2 Halbkreise von Schuppen um die Praeanalplatte; 14 -15 Femoralporen jederseits; 3 Reihen Sub- tibialplatten, vordere sehr breit, die andern schmaler; Rumpf-. schuppen klein, körnig, convex aber ohne deutlichen Kiel, etwa 42 um die Körpermitte (exclus. Ventralen); das nach vorn angelegte Hinterbein erreicht die Halskrause; der Schwanz ist beinahe dop- pelt so lang als der übrige Körper; oben hellgrau, mit zahlreichen, kleinen, weissen, dunkelumrandeten Ocellen; dieselben werden nach hinten und besonders auf der Oberseite von Femur und Tibia grösser, unregelmässiger, der dunkle Rand tritt stärker, in Form brauner Flecke hervor; Schwanz vorn mit 8, hinten mit 2 Längs- reihen brauner Makeln. *Zonosaurus ornalus. Gray (0°) Madagascar: Fianarantsoa (Dr. Forsyth Major). *Egernia depressa, Gthr, (5°) Australien. Mabuia aureopunctala, Grand, (2 S) Madagascar : Fiana- rantsoa (Dr. Forsyth Major). — 189 — Mabuia macularia, Blyth (S) Karin Bge. (Samml. Fea). | Postnasalia deutlich; Rücken mit zahlreichen schwarzen Flecken. *Mabuia quinquecarinata, Werner (S) Sumatra: Deli (Samml. Schneider). Schlanker und spitzschnauziger als Mabuia macularia; un- teres Augenlid beschuppt; Nasenloch hinter der Sutur von Rostrale und 1. Labiale; Postnasale vorhanden; vordres Loreale kürzer aber deutlich höher als das zweite, vorn-oben etwas über die Hinterecke des Supranasale vorgezogen; Frontonasale so lang als breit, mit Rostrale und Frontale in Kontakt ; letzteres viel länger als Fronto- parietale und Interparietale zusammen, jederseits vom 1. und 2. Oberaugenschild begrenzt; 4 Supraocularen, zweites am grössten; 6—7 Supraciliaren ; Interparietale viel kürzer als Frontoparietalen ; Parietalen verkürzt, schuppenförmig, mit ca. 8 Kielen auf der Hinterhälfte, hinter dem Interparietale mit Mediansutur; 5 Ober- lippenschilder vor dem grossen, unten nicht verschmälerten Sub- oculare; Ohrôffnung langoval, horizontal, mit scharf gezähnelten Rändern; 28 Schuppen um die Leibesmitte, 6 Bauchreihen glatt, die übrigen mit 5 (unten an den Seiten 4) scharfen Kielen; Schuppen der Tibiaoberseite 2kielig; Subdigitallamellen glatt; bei einander zugekehrten Extremitäten reicht die hintere bis zum Ell- bogen der vorderen. Oben dunkelbraun, undeutlich schwarz gefleckt, mit 5 weissen Längslinien; Seiten vorn mit schwarzen Flecken und hellen Strichen; Oberlippe wie die Unterseite weiss; Kehle spärlich schwarz punktiert. Von Mabuia rugifera, Stol., unterscheidet sich die Art durch den Besitz von 28 Schuppenreihen, das erhöhte vordere Loreale und die abgekürzten, hinten gekielten Parietalen; hieher vielleicht auch das von Böttger in seinen Herpet. Mitteilungen, p. 118, als Mabuia rugifera bezeichnete Exemplar’? Mabuia multifasciata, Kuhl (4) Bhamo und Malewoon (Samml. Fea). Oelebes: (9, 2) Kema; (C) Luwu; COEokar (Br Fi und P. Sarasın). *Mabuia rudis, Blgr., Celebes: (©) Kema; (0°) Makassar (Dr. FE. und P. Sarasın). Mabuia dorsivittata, Cope (9) Paraguay (Samml. Ternetz); (3) Buenos Ayres (G. Senn). — , 190. — *Mabuia frenata, Cope (Sd, 4 ©) Paraguay: Bemalcue (Samml. Ternetz). *Mabuia elegans, Pet. (d) Madagascar: Fianarantsoa (Dr. Forsyth Major). Mabuia gravenhorstü, D. B. (S ©) Madagascar: Fiana- rantsoa (Dr. Forsyth Major). Mabuia siriata, Pet. (S) Natal (K. Bolley). #Lygosoma fropidonotus, Blgr. (?) Typus, Celebes: Luwu, 300-500 m. (Dr. F. und P. Sarasin). #Lygosoma indicum, Gray (2 S, 1 Junges) Karin Bge. 1000—1400 m. (Samml. Fea). #Lygosoma maculalum, Blyth (7) Malewoon und Mooleyit (Samml. Fea). #Lygosoma nigrilabre, Gthr., Celebes: (©) Masarang; (2 J) Matinang Kette; (©) Klabat; (C’) Sudara; (9) Tomohon; (4) Posso-See— Tomini-Golf (Dr. F.und P. Sarasin). #Lygosoma sarasinorum, Blgr., Typen, Celebes: (0°) Luwu; (2) Kalaena-Thal (Dr. F. und P. Sarasin). #Lygosoma variegalum, Ptrs., Celebes: (9) Pik v. Bon- thain, 1850 m.; (2%) Loka (Dr. F. und P. Sarasin). #Lygosoma celebense, F. Müller, Celebes: (©) Typus, oberes Bone-Thal; (S) Masarang; (©) Rurukan (Dr. F. und P. Sarasin). Lygosoma smaragdinum, Less. (3) Celebes: Mapane; Pare-Pare, Makassar (Dr. F. und P. Sarasin). #Lygosoma melanostielum, Bler. (2 3, 1 ©) Thao; Karin Bge. (Samml. Fea). 2 5 stimmen mit der Abb. in Ann. Mus. Civ. Gen. (2) V, Pl. VII, Fig. 2 überein; sie besitzen 36 Schuppen um die Leibes- mitte; die gegen einander gekehrten Extremitäten kreuzen sich, die hintere reicht zwischen Handgelenk und Ellbogen der vordren; Sutur von Frontale und Frontonasale schmal. Das © ist viel schlanker, kurzbeiniger; die angelegten Extre- mitäten treffen sich bei weitem nicht, die hintere ist ungefähr so — 191 — lang als der Abstand der Oberarmbasis vom Schnauzenende; 31 Schuppen um die Leibesmitte; Frontale vom Frontonasale getrennt; Sutur des letztern mit dem Rostrale merklich kürzer als bei den Sg und nach hinten convex gebogen; die vordersten Schuppen - hinter den Parietalen ziemlich vergrössert (Nuchalia); dunkle Punk- tierung der Oberseite spärlicher, mehr auf eine mittlere Längszone beschränkt; Seiten unterhalb der schwarzen Fleckenbinde nur spär- lich und unscheinbar dunkel punktiert; sonst den 4 ähnlich; wahrscheinlich andere Art! *Lygosoma inconspieuum, F. Müller (©) Typus, Celebes: Bone-Gebirge, ca. 1200 m. (Dr. F. und P. Sarasin). *Lygosoma textum, F. Müller, Celebes: (9) Typus, Gipfel des Sudara; (©) Masarang (Dr. F. und P. Sarasin). Lygosoma cyanurum, Less. (S 2)Kema(Dr.F.u.P.Sarasin). *Lygosoma mivarti, Blgr. (1) Mioko, Neu-Irland (Dr. Fr. Werner). Hieher auch Mabuia cyanea des Nach- . trag IV (Verh. VII, 704). Lygosoma aérocostatum, Less., Celebes: (8) Buol; (d und Junges) Paguat (Dr. F. und P. Sarasin). *Lygosoma nativitalis, Blgr. (1 S, 3 ©) Christmas Insel. "Lygosoma bowringü, Gthr. (©) Celebes: Buol (Dr. F. und P. Sarasin). Lygosoma punciatum, L. (1) Ost-Indien (Dr. Kober). *Lygosoma cyanellum, Stol. (3) Palon (Samml. Fea), *Lygosoma anguinum, Theob. (1) Palon (Samml. Fea). Lygosoma femminckü, D. & B. (2) Celebes: Masarang- kette (Dr. F. und P. Sarasin). *Lygosoma parvum, Blgr. (©) Typus, Celebes: Luwu, 300—500 m. (Dr. F. und P. Sarasin). *Lygosoma infralineolatum, Gthr., Celebes: (9) Buol; (S) Dumoga-Thal; (Junges) Sosso; (©) Makassar (Dr. F. und P. Sarasin). *Lygosoma schneideri, Werner (3) Typus, Indragiri (Samml. Schneider). Lygosoma chalcides, L. (1) Cochinchina (Dr. Fr. Müller). *Ablepharus egeriae, Blgr. (2 S', 1 juv.) Christmas Insel. *Tropidophorus berdmorei, Blyth (©) Mt. Mooleyit (Samml. Fea). #Tropidophorus yunnanensis, Blgr. Burma (Samml. Fea). *Tropidophorus grayi, Gthr. (2) Celebes: Luwu (Dr. F. und P. Sarasin). #Scincus oficinalis, Laur., Algerien: (4 S°) Biskra (Alfr, Stähelin); (1) Ain Sefra. Chalcides ocellatus, Forsk (3°?) Palästina (Robes @ ) Palmyra (W, Bernoulli); (4°) Ain Sefra. Chaleides viridanus, Gravh. (12) Teneriffe: Orotava; lcod (Dr, H. G. Steklm). Oben braun mit einem etwas hellern Dorsolateralband jeder- seits, das scharf begrenzt und ziemlich breit ist (1 ganze und 2 halbe Schuppen); Rücken — genannte Binden inbegriffen — mit mehr oder weniger zahlreichen, weissen, schwarz gerandeten Punk- ten; Seiten und Gliedmassen braunschwarz, mit oder ohne feine, weisse Punktierung; Unterseite sehwärzlich blaugrau. Chalcides viridanus, var. (9) Gran Canaria: Las Palmas (Dr Er & Stehlin). Merklich heller; Dorso - lateralbinden schmaler, besonders vorn und hier weiss, ungefleckt, innen von einer schwarzen Linie begrenzt, nach hinten verbreitert, dunkler und schliesslich undeut- lich werdend; Körperseiten mehr oder weniger dicht und kräftig weiss punktiert, ihre Grundfarbe nur oben dunkel — schwarz oder mit dichtstehenden schwarzen Punktreihen — unten hellgrau oder graubraun mit oft fast fehlender schwarzer Sprenkelung ; Schnauzen- seiten rötlichbraun, dnnkel gefleckt; Unterseite hell blaugrau, Kehle meist etwas heller, reiner gefärbt, gelblich oder rötlich. Sepsina macrocercus, Gthr. (1) Madagascar: Fianarant- soa (Dr. Forsyth Major). #Dibamus novae-guineae, D. & B. (2 S) Celebes: Tomo- hon (Dr. F. und P. Sarasin). Chamaeleon vulgaris, Daud. (3) a. d. Samml. des Mis- sionshauses; (S, 2 2) Aïn Sefra. — 19 — Chamaeleon parvilobus, Blgr. (2 d', 1 ©) Natal (K. Bolley). © mit ca. 40 erbsengrossen Eiern, Magen fast zum Bersten mit Heuschrecken vollgepfropft; alle 3 Exemplare sind reichlich mit Opuntia-Stacheln gespickt, die beim einen sogar die Magen- wand durchbohrt haben. *Chamaeleon melanocephalus, Gray (9) Natal (Prof. L. Rütimeyer). Chamaeleon lateralis, Gray (©) Madagascar : Fianarantsoa (Dr. Forsyth Major). Chamaeleon gallus, Gthr. (©) Madagascar: Ambohimi- tombo Tamala (Dr. Forsyth Major). Crocodilia. #Tomistoma schlegelii, S. Müll. (3 Eier, 7 Junge) Indra- giri (A. v. Mechel). *Caiman /atirostris, Daud. (Junges) Paraguay: Villa Rica (Samml. Ternetz). Chelonia. Staurotypus salvinii, Gray für Staurotypus triporcatus des Nachtrag I (Verh. VII, 165). Cinosternum scorpioides, L. (1) Para (Dr. Göldi). Cinosternum /eucostomum für C. cruentatum und integrum des Katalogs und Nachtrag I (Verh. VI, 644; N. 165). #Callagur picta, Gray (1) Pontianak (Dr. F. Müller). Entspricht den Beschreibungen, die Gray und Boulenger von gedachter Art geben, nur ist das Nuchale ziemlich gross, trapez- förmig, hinten etwas breiter als lang (induv. Ab.?) von @. Schnei- der als Emys borneensis erworben! *Batagur baska, Gray (©) Indragirifluss bei der Land- schaft Djapura (Samml. Schneider). Nach Angabe des Sammlers von Mai bis August zur Eiablage erscheinend und von den Eingeborenen, welche die Eier verwerten, geschont. 19 a #0rlitia borneensis, Gray (2) Indragiri (Samml. Schneider, A. v. Mechel). Panzer des Schneider’schen Exemplars ca. 105 mm. lang, stark gewölbt, beinahe halb so hoch als lang, mit niedrigem, nur vorn und hinten etwas deutlicherem Vertebralkiel; Ober- und Unterseite durch einen scharfen Marginalkiel getrennt; Hinterrand gesägt, doch Zähne kurz, stumpf, teilweise abgenutzt; Nuchale klein, breiter als lang, vorn etwas schmaler als hinten; 12 Mar- ginalen jederseits, die mittleren, längsten etwas breiter (= höher). die hintern viel kürzer als die übrigen, das 10, oder 11. nur 1/2, das 9. oder 12. nicht ganz 2/3 des 5. oder 6.; alle Vertebralen breiter als lang, die 4 vordern gleich gross, das 5. beträchtlich kleiner, das 2. und 3, fast regelmässig hexagonal; Antero- lateral- ränder des 2. bis 5. leicht concav, postero-laterale leicht convex; vorderste 3 Costalen viel breiter als lang und als die Vertebralen; das 4. klein, nicht halb so hoch als das 3., etwas länger als hoch; hintere Partie der Vertebralen, hintere - innere der Costalen und hintere-äussere der Marginalia rauh punktiert; der Rest der Schil- der den Rändern parallel gestreift; Sternalbrücke verknöchert, etwas länger als der hintere Lappen des Bauchschilds; letzteres schmal, sein Vorderlobus nur halb so breit als der Panzer, der hintere noch etwas schmaler aber länger, am Ende mit tiefem, fast halbkreisförmigem Einschnitt; Vorderende des Sternums quer gestutzt, mit stumpfem Zahn auf der Mitte jedes Kenlschilds; Randkiele des Sternums auf den punktierten Partien der Schilder wohl entwickelt, scharf, auf den quer gestreiften verflacht. Längenverhältnisse der medianen Bauchschildsuturen : Anal < Humeral < Gular < Pectoral < Femoral < Abdominal SN ee = m eee” Differenz gering Differenz gering Femoralsutur ca. 3/4 der Abdominalen. Kopfhaut vorn ungeteilt, hinten in kleine Schilder zerspalten; Oberseite von Panzer und Extremitäten einfarbig schwarz; Unter- seite des erstern hell, mit Spuren dunkler Pigmentierung auf den punktierten Areolen des Sternums, dieses also wohl zuweilen mit erossen dunklen Flecken. Das Exemplar wurde zuerst von F. Werner untersucht und als Bellia borneensis bezeichnet; die eben angegebenen Merkmale rechtfertigen meines Erachtens diese Bestimmung vollkommen; nun liegt aber bei 2 von G. Schneider erbeuteten Stücken das Ento- — 19 — plastron deutlich, sogar beträchtlich vor der Humero-pectoralsutur; die Alveolarfläche des Oberkiefers besitzt eine kräftige, gezähnelte, in der Mitte ihrer Länge eingebuchtete Längsleiste; eine ähnliche Leiste am Unterkiefer ist in der Mitte, der Einbuchtung der obern entsprechend, erhöht; Oberkiefer mit 2 durch die schwache mitt- lere Einkerbung getrennten stumpfen Zähnen; Unterkiefer vorn leicht hakenförmig aufgebogen; Interorbitalraum so breit als der Horizontaldurchmesser der Augenhöhle, Schnauze beträchtlich kürzer, Schläfenbogen breit; Vorderfuss mit 5, hinterer mit 4 Krallen und mit wohl entwickelten Schwimmhäuten; Unterarm hinten mit star- ker Hautfalte, die oben grosse Schuppen trägt; ähnliche auf der Oberseite der Finger, ferner 2 nebeneinander auf der Unterseite des Vorderarms hinter dem Handgelenk; Armoberseite mit grossen bandförmigen Querschienen; am Hinterfuss finden sich vergrösserte Schuppen am Hinterrand und auf der Zehenoberseite; Haut sonst sehr feinkörnig; Schwanz kurz. Gestalt der Kiefer und Lage des Entoplastrons passen nicht für Bellia, wesshalb, richtise Bestimmung vorausgesetzt, der Gat- tungsname Orlitia beibehalten werden mag. Ich konnte mich des Verdachtes nie erwehren, dass die eben besprochene und die folgende Art (Brookia baileyi, Bartl.) sich vielleicht als ein und dieselbe herausstellen dürften! Lange nach Abschluss vorliegender Arbeit erhielt das Mu- seum durch Hrn. v. Mechel in Indragiri ein 2. Exemplar der Orlitia borneensis, von welchem noch kurz die Dimensionen und einige Unterschiede angegeben werden sollen. Das Stück besitzt alle Kennzeichen jugendlichsten Alters, trotzdem doch schon beträchtliche Grösse, was für die oben er- wähnte Vermutung sprechen würde. Panzer 74mm. lang, 59 breit, 35 hoch, dachförmig (Quer- schnitt beim Schneider’schen Exemplar ein Halbkreis, beim vor- liegenden ein Dreieck mit breit gerundeter Spitze); Nuchale be- trächtlich grösser und noch breiter; hintere Marginalia (9—12) nicht gar so viel kürzer als die übrigen (ca. ?/3 derselben); mittlere die breitesten (= höchsten); vorderstes das längste. Costale 1 und 3 gleich, 2 etwas breiter als die entsprechen- den Vertebralen. Sternum vorn mit 4 stumpfen Zähnen (die vorragenden Ecken der beiden Kehlschilder); scharfe Randkiele auf der Brückenpartie (dem mittleren Teil des Sternums) nicht subparallel, sondern nach aussen convexe Bögen beschreibend; Länge der mittlern Schild- — 1% — fugen wie folgt: Anal <’Gular = Humeral < (2/3) Peetoral < (wenig) Abdominal = Femoral. Interorbitalabstand kleiner als Augen- . durchmesser; Alveolarfläche der Kiefer nur mit stumpfem, wenig auffallendem Längswulst; Kieferhaken noch sehr schwach. Das Exemplar zeigt folgende Jugendmerkmale: Sternum weich, wenig verknöchert (Lage des Entoplastron z. B. nicht zu ermitteln!) Abdominalensutur etwas hinter der Mitte mit deut- lichem Nabel; runzlige Partie der Schilder sehr ausgedehnt; glatte Randfelder schmal, ohne Zuwachsstreifen. Färbung der des andern Exemplars ähnlich, nur Panzer- unterseite in der Mitte einfarbig hell, an den Seiten mit ver- schwommenen dunklen Flecken; Hals und proximale Partien der Extremitäten mit zahlreichen Längsreihen kleiner heller Papillen. *Brookia baileyi, Bartl. (eventuell Riesenexemplar der vorhergehenden Art!) J, Indragiri: Kotta, aus einem sumpfigen, kleinen Urwaldfluss (Samnl. Schneider). Dimensionen: Panzerlänge 680 mm, Breite 430, Höhe 230; Sternum: Länge 524, Breite ca. 220; Länge des Vorderlobus 134, des hintern 190; Breite der Brücke 200. Dim emes Bx (©) der Vers! Osteol. Samml.: Panzer 380 mm. lang, 360 breit, 210 hoch; Sternum 465 lang, 180 breit; Hinterlobus 170, vordrer 120 mm. lang; Brücke 180 mm. breit. Kopf in Farbe, Beschilderung und Gestalt der Kiefer sehr ähnlich dem der vorigen Art; die Alveolarleisten zeigen die näm- lichen Einbuchtungen und Vorsprünge, dagegen sind die Endhaken des Ober- und namentlich der des Unterkiefers viel stärker ent- wickelt und der Interorbitalraum ist beträchtlich breiter als der Horizontaldurchmesser der Augenhöhle; Gestalt und Bekleidung der Extremitäten und des Schwanzes zeigen bei beiden Arten fast völlige Uebereinstimmung, merkliche Differenzen dagegen die Form und Beschilderung des Panzers, der übrigens bei allen mir zu Ge- sichte gekommenen Exemplaren von Brookia — darunter Zwergen, die nicht !/3 der Länge unsres Exemplars erreichten — sehr ähn- lich zu sein scheint; er ist niedriger und schmaler als der von Orlitia, seine Höhe wenig mehr als 1/3 seiner Länge, der Hinter- rand ist vollkommen glatt; ebenfalls vorhanden ist dagegen ein sehr stumpfer, vorn und hinten etwas deutlicherer Vertebralkiel ; beim verliert sich derselbe in der leicht abgeplatteten Rücken- aa mitte; beim © ist der Panzer gleichförmiger gewölbt, der Kiel ununterbrochen, doch in der Mitte kaum mehr bemerkbar; Quer- schnitt durch die mittlere (Brücken-) Partie des Seitenrandes fast halbkreisförmig, ein Marginalkiel bei kleinen und grossen Exem- plaren vollkommen fehlend; Sternum in Gestalt und Längenver- hältnissen der Schilder dem von Orlitia überaus ähnlich, Form der -hintern Ausbuchtung eigentlich identisch (tief, halbkreisförmig oder abgerundet-viereckig), dagegen fehlen die beiden Seitenkiele ; beim d findet sich eine seichte Vertiefung ; Sternalpfeiler, besonders der vordere, wohl entwickelt; hinterer zwischen 5. und 6. Costalplatte angewachsen; Hornbesatz des Panzers papierdünn, glatt, bei einigen Exem- plaren mit seichten Runzeln, die dicht mit Algen bewachsen sind (ähnliche bedecken auch die grubigen Partien der Schilder von Orlitia borneensis); Farbe des Panzers oben dunkel, schmutzig grau- oder braunschwarz, unten hell. Schildfugen oft, so auch bei unserm Exemplar, sehr ver- wischt; Beschilderung mit der von Boulenger gegebenen Beschrei- bung übereinstimmend: Das Nuchale ist ein fast gleichseitiges Dreieck mit nach vorn gerichteter Spitze; die Marginalia sind niedrig, alle fast gleich hoch; Länge der hintern etwa ?/3 von der der mittleren; die 3 vorderen Costalen beträchtlich breiter als lang und als die Vertebralen, das 4. viel kleiner, seine Höhe (= Breite) beträgt nur halb so viel als die des grössten, zweiten; Vertebralen 1, 4 und 5 breiter als lang, 2 und 3 länger als breit; letztere länger aber schmaler als erstere; ihr Anterolateralrand ist convex, der Posterolateralrand stark concav, der Hinterrand schmal; 4. und 5. Vertebrale wenig an Grösse verschieden, das 1. dagegen be- trächtlich breiter, von allen den grössten Flächeninhalt besitzend; . Axillar- und Inguinalschilder deutlich; Längenverhältnisse der Sternalsuturen variabel: beim ©: Anal < Gular — Pectoral < Humeral << Femoral < Abdominal ; Differenzen gering beim 4: Anal — Gular < Humeral Pectoral — Femoral < Abdominal. Chrysemys scripta, var. elegans, Wied. (1) N.-Amerika (Dr. F. Müller). Chrysemys ornata, Gray für Emys geographica des Nach- trac III (Verh. VI 297). | — 198 — Malacoclemmys ferrapen, Schôpff. (2) N.-Amerika (Dr. F. Müller). Bellia crassicollis, Gray (1) Sumatra: Sukaranda in Ob. Langkat (Samml. Schneider). Nicoria Zrijuga, Schw. (1) Tounghoo (Samml. Fea). *Cyclemys platynota, Gray, Sumatra: (ad. & juv.) Suka- radja in Ober Langkat (Samml. Schneider); (ad.) Indragiri (A. v. Mechel). Cyclemys dhor, Gray (ad.) Sukaranda (Samml. Schneider); auch zu setzen für Feoemyda grandis des Nachtrag VI (Merh, NV EET 205): Cyclemys amboinensis, Daud. (ad. & 2 juv.) Kema; Ma- kassar (Dr. F. und P. Sarasin). Geoemyda spinosa, Gray (ad.) Sukaranda (Samml. Schnei- der); (ad.) Indragiri (A. v. Mechel). Testudo Zabulata, Walb. (juv.) Para (Dr. Göldi). *Testudo emys, Schleg. & Müll. (S ad.) Sumatra: Tarat (Samml. Schneider). *Testude radiata, Shaw. (1) Madagascar (E. Schkl.) Testudo nigrita, D. B. für Testudo elephantopus des Katalogs (Verh. VI, 644). *Testudo /orstenii, Schleg. & Müll. (S) Celebes: Buol (Dr. F. und P. Sarasin). Testudo ibera, Pall. (1) (G. Müller). Testudo graeca, L. (1) (G. Müller). Podocnemis erpansa, Schweigg. (1) Para (Dr. Göldi). Chelodina novae-guineae, Blgr. für Chelodina sulcifera des Kat. (Verh. VI, 642). Verhältnis der Breite des Sternums zu der des Rücken- panzers unmittelbar darüber a 1:1,6. (Bei der Fig. im Cat. oi Chelonians, ÆL VL 1: *Chelodina oblonga, cn Be ? für Chelodina longicollis des Nachtrag IV (Verh. VII, 716). — 199 — Form der Ch. oblonga (Breite 5/7 der Länge), aber Nuchale länger als breit; Vertebralia breiter als lang, zwischen dem 4. und 5. ist ein kleines, ziemlich unregelmässiges Schild eingeschaltet; Sternum schmal, etwas mehr als doppelt so lang als breit, mit deutlichen Seitenkielen; Intergulare anders geformt als bei Ch, ex- pansa und oblonga, schmal, auf der Höhe der Humero-Gularsutur am breitesten, mehr als doppelt so lang als breit, so lang als die Pectoralen, fast doppelt so lang als deren Sutur; Femoralfuge länger als die der Analen; Armschienen 7—9. *Hydraspis gibba, Schweigg. (1) Para (Dr. Güldi). *Hydraspis geoffroyana, Schweigg. (3 Junge) Paraguay (Samml. Ternetz). Nuchale variabel: beim einen Exemplar trennt es die vor- deren Marginalia nicht einmal vollständig, beim anderen ist es halb so breit, beim dritten etwas breiter als eines derselben. *Platemys spixü, D. &B. (1) Paraguay: Apalue (Samml. Ternetz). Unterseite des Panzers gelb. *Platemys platycepnhala, Schneid. (1) Para (Dr. Göldi). Emydura krefflii, Gray für Platemys Macquariae des Nechtr. III '(Verh. VIE 297): Trionyx cartilagineus, Bodd. (3 Junge) Indragiri (A. v. Mechel); hieher auch Tr. subplanus des Nachtrag VII (Verh. X, 215). Trionyx subplanus, (Creoffr. für Tr. javanicus in Nach- trace ( Verh- VIT, 164). *Pelochelys cantoris, Gray (J, Skel.) Wampafluss bei Sukaranda (Samml. Schneider). Bericht über das Basler Naturhistorische Museum für das Jahr 1900. Von Eritz Sarasin. Während im Jahre 1899, an dessen Schluss die Wiedereröffnung des Museums statt hatte, die gesamte Arbeitskraft auf die Fertigstellung der Schausammlungen verwendet wurde, galt das verflossene Jahr hauptsäch- lich der stilleren und den Blicken der Öffentlichkeit ent- zogenen Arbeit der Ordnung der überaus zahlreichen nicht ausgestellten, nur dem Forscher zugänglichen Sammlungen und zwar in allen Abteilungen, die unser Museum umfasst. Immerhin sind auch einige im Inter- esse des besuchenden Publikums ausgeführte Arbeiten namhaft zu machen. So wurden die beiden Räume im Erdgeschoss des Gebäudes, die Sammlung der Reptilien, Amphibien und Fische enthaltend, welche bei der er- wähnten Eröffnung im November 1899 noch nicht fertig eingerichtet waren, in diesem Jahre den Besuchern zu- gänglich gemacht, desgleichen die drei Zimmer hinter der Aula, wo die Insekten, Spinnen, Krebse, Korallen, Schwämme u. s. w. ihre Aufstellung gefunden haben. Der grosse Zoologische Saal erhielt einen Schmuck seiner hohen Wände durch die überaus reiche Sammlung von Hirsch- und Rehgeweihen, welche die Erben des Herrn Prof. Aug. Socin dem Museum geschenkt haben, der Geologische Saal einen solchen durch eine prachtvolle, fast 3 Meter hohe fossile Fächerpalme aus dem Oligocän bei Bolca (Ober-Italien), welche uns als ein hochwill- kommenes Geschenk des Fretwilligen Museumsvereins zugekommen ist. Ferner wurde in einem Glaspult der Osteologischen Abteilung eine Ausstellung der in der Nähe von Basel gefundenen quartären Reste von Säuge- tieren, vornehmlich von Mammuth, Nashorn, Bison, Ur- ochs, Renntier, Höhlenbär u. s. w. veranstaltet. Die Hauptleistung indessen konzentrierte sich, wie gesagt, auf die wissenschaftlichen Vorratssammlungen. Es ist uns eine Freude, an dieser Stelle unseren beiden Assistenten, den Herren E. Schenkel und Dr. A. Buxlorf, für die treue Hingabe an ihre Arbeit unsere volle Zufriedenheit aussprechen zu können. Nicht minder sind wir Herrn Dr. Aime Bienz zu grossem Dank ver- pfliehtet, welcher freiwillig seine Mussestunden in den Dienst der eines Assistenten entbehrenden Osteologischen Abteilung gestellt hat, ferner Herrn Dr. @. Burckhardt, der die Sammlung von Seeigeln neu bestimmt und in zwei Fensterpulten des zoologischen Saales aufgestellt hat und endlich, wie immer, dem langjährigen Konser- vator der Schmetterlinge, Herrn H. Sulger. Mögen diese suten Beispiele bald noch weitere Nachfolger finden! Der Zuwachs der Sammlungen war im verflossenen Jahre ein sehr erfreulicher, namentlich infolge einer grossen Zahl von Geschenken. Es hat dies den Ver- fasser dieses Berichtes veranlasst, um denselben nicht allzusehr in’s Breite wachsen zu lassen, von der in den letzten Jahren üblichen Form insofern abzuweichen, als im Berichte selbst nur die wichtigeren Vermehrungen Erwähnung finden sollen, dafür aber ein vollständiges Verzeichnis sämtlicher Geschenke und Ankäufe beige- geben wird. — 202 — Eine unerfreuliche, aber deswegen doch nicht zu verschweigende Thatsache ist es dagegen, dass sich in manchen Abteilungen bereits wieder ein empfindlicher Raummangel geltend macht. Es betrifft dies im allge- meinen einstweilen weniger die Ausstellungssäle, als die nötigen Vorratsräume. Der Kommission der Aka- demischen Gesellschaft sei an dieser Stelle der beste Dank dafür gesagt, dass sie uns eine Anzahl leerstehender Zimmer im Hause Augustinergasse 6 zur Verfügung gestellt hat. Die Einrichtung derselben soll, falls es uns gelingt, von irgend einer Seite das nötige Mobiliar zu erhalten, sofort in Angriff genommen werden. Aufgemuntert durch zahlreiche Stimmen aus dem Publikum haben wir uns im Beginn des Jahres, in Ver- bindung mit der Kommission der Ethnographischen Sammlung, entschlossen, mit einem Aufruf an die Freunde unserer Anstalt zu gelangen, die Bitte enthaltend, uns durch Zeichnung von Beiträgen in den Stand zu setzen, einen möglichst grossen Teil der von Gust. Schneider in Sumatra angelegten Sammlungen zu erwerben. Das Ge- samtergebnis belief sich auf 4200 Fr., von denen 2000 der Ethnographischen Abteilung, 2200 der Naturhisto- rischen zufielen. Hiedurch wurde es uns möglich ge- macht, eine Anzahl für uns höchst wertvoller Stücke anzuschaffen. Den verehrlichen Gebern sei auch hier der wärmste Dank dafür ausgesprochen. Gehen wir nun zu den einzelnen Abteilungen des Naturhistorischen Museums über. Um mit der dem Verfasser speziell unterstellten Zoologischen Sammlung zu beginnen, so ist zu erwähnen, dass in der Abteilung der Wäérhelliere der Zuwachs sich auf 480 Arten be- läuft. Hievon entfallen auf die Säugetiere 103 Arten, von denen nicht weniger als 77 bisher nicht vertreten gewesen sind, auf die Vögel 167 Arten, von denen — 203. — aber nur 16 für das Museum neu waren, auf Amphibien und Reptilien ebenfalls 167 Arten, von denen 86 für uns neu und endlich auf die Fische 43 Arten, wovon 36 bisher nicht vorhanden. Als ein besonders in die Augen fallendes Stück ist der ausgewachsene sumatranische Orang-Utan aus der Schneider’schen Sammlung aufzuführen, nebst seinem Nest, wie er es sich auf Bäumen für die Nachtruhe aus Zweigen und Blättern zu bereiten pflegt. Überhaupt ist Sumalra dieses Jahr durch den Ankauf zahlreicher Schneider’scher Stücke, sowie durch Geschenke des ge- nannten Sammlers und besonders unseres unermüdlichen Gönners A. von Mechel in Indragiri besonders gut ver- treten. Ebenso nimmt Celebes in der Vermehrung dieses Jahres einen beträchtlichen Raum ein, indem die Sara- sin’schen Sammlungen von Säugetieren, Kriechtieren und Fischen eingereiht wurden; es sind dies die Materialien zu den Arbeiten von A. B. Meyer über die Säugetiere von Celebes und von @. A. Boulenger über Reptilien, Am- phibien und Fische von ebenda. Dankbar gedenken wir auch eines. Geschenkes von Herrn Dr. Forsylh Major in London, zahlreiche Säugetiere und Kriechtiere von Madagaskar umfassend, ferner eines solchen des Herrn Dr. Göldi in Para (brasilianische Schildkröten), sowie mancherlei Gaben von der Direktion des Zoologischen Gartens. Einen höchst erfreulichen Zuwachs zur Sammlung einheimischer Tiere bildete das Legat des Herrn F. Greuter-Engel, 162 ausgestopite Vögel umfassend. Zu- sammen mit der im letzten Jahre erhaltenen Sammlung aus dem Nachlass des Herrn Th. Bühler und den reichen älteren Beständen des Museums, würde dieses Geschenk uns nun sehr wohl in den Stand setzen, einem viel- fach geäusserten Wunsche der Museumsbesucher zu entsprechen, nämlich eine Sammlung der in der Schweiz vorkommenden Vogelarten zusammenzustellen. Allein es wären hiezu zwei neue freistehende Glasschränke notwendig, eme Forderung, für welche der jetzige Moment kaum der geeignete sein dürfte. Dafür sind wir gegenwärtig damit beschäftigt, eine Sammlung der schweizerischen Reptilien und Amphibien zusammenzu- stellen, was leider nur dadurch erreichbar wird, dass die jetzt schon äusserst beschränkte Fischsammlung zu dem genannten Zwecke einen ihrer Schränke räumen muss. Unter den Ankäufen sind ausser den bereits er- wähnten sumatranischen noch namhaft zu machen Säuge- tiere und Reptilien aus Deutsch Ost-Afrika, Venezuela und Australien, ferner eine höchst interessante kleine Sammlung von Vögeln und Kriechtieren von der isoliert im indischen Ocean südlich von Java gelegenen Christmas- Insel; die letztere Erwerbung verdanken wir der freund- lichen Vermittlung von Herrn Prof. Rud. Burckhardt. Von wissenschaftlichen Arbeiten ist zu melden, dass Herr E. Schenkel die seit dem Tode des Herrn Ratsherrn F. Müller verwaiste Sammlung von Reptilien und Amphibien auf’s neue durchbestimmt und die seit dem letzten Berichte F. Müller's hinzugekommenen Arten in einem achten Nachtrag zum Katalog der Her- petologischen Sammlung ‘des Basler Museums in den Verhandiungen unserer Naturforschenden Gesellschaft veröffentlicht hat. Ferner hat das im letzten Jahres- berichte erwähnte Nestjunge von Rhinochetus jubatus in Herrn Prof. Rud. Burckhardt einen gründlichen Be- arbeiter gefunden. Die Sammlung Wirbelloser Tiere (mit Ausschluss der Insekten) in den Zimmern hinter der Aula ist, wie die Fischsammlung im Erdgeschoss, wegen Raummangels keiner Entwicklung fähig; Anschaffungen wurden keine gemacht. Von Geschenken ist eine Reihe mariner Schwämme von Celebes hervorzuheben, das Material zu J. Thiele's Arbeit über pacifische Spongien, II. Die Sammlung der Insekten füllt gegenwärtig nach einer von ihrem Vorsteher, Herrn F. Riggenbach-Stehlin, ausgeführten Zählung 905 Rahmen. Das wertvollste Geschenk dieses Jahres ist eines von Herrn R. Oberthür in Rennes, ca. 1400 Schmetterlinge aus Britisch-Bhutan umfassend; kleinere gingen ein von den Herren Prof. Schiess, A. Werthemann und F. von Mikuliez. Die An- käufe betrafen wesentlich die Sunda-Inseln und Venezuela. Die Herrn Dr. H. @. Stehlin unterstellte Osieo- logische Sammlung musste auch dieses Jahr — es ist nun das fünfte seit dem Tode Prof. Rütimeyer’s — ohne eigenen Jahreskredit zubringen. Wohl sind infolge der schon im letzten Jahresberichte erwähnten, an das Er- ziehungsdepartement gerichteten Bitte, es möge der Osteologischen Sammlung der Kredit von 14—1500 Fr., den sie zur Zeit ihres Aufenthaltes im Universitätsge- bäude gehabt hatte, auch nach ihrer Übersiedelung in’s Museum belassen werden, im neuen Gesetz über das Universitätsgut, wenn auch nicht die ganze ge- wünschte Summe, so doch 1000 Fr. für diese Abteilung vorgesehen; aber bis zur Stunde ist dieses Gesetz nur Entwurf geblieben. Die in der Osteologischen Sammlung im verflossenen Jahre ausgeführten Arbeiten konzentrierten sich wesent- lich auf die Sichtung und Klassifizierung alter Bestände, ferner auf zahlreiche Bestimmungsarbeiten und die För- derung des Zeddelkataloges. Unter anderem wurden die tertiären Säugetierreste, mit Ausschluss der aus dem schweizerischen Bohnerz stammenden, in 186 Schieb- laden chronologisch eingeordnet und zum Teil neu be- un, stimmt. Der Schaustellung von Säugetierresten aus der Umgebung unserer Stadt ist schon eingangs gedacht worden. Dem bereits sehr fühlbaren Raummangel konnte insofern vorübergehend abgeholfen werden, als die All- gemeine Museumskommission auf ihre Kosten eine der grossen, freistehenden Vitrinen mit Schiebladeneinsätzen versehen liess. Der Vorsteher der Abteilung hat im Laufe des vergangenen Sommers Ausgrabungen in den miocänen Sanden am Mont - Chaibeux bei Delsberg, der Fund- stelle des in Bern befindlichen Dinotheriums, vorge- nommen; leider haben dieselben ausser zahlreichen, meist schlecht erhaltenen Rhinocerosknochen kein Er- sebnis geliefert. Auch die Egerkingersammlung hat, da die dortigen Steinbrüche ausser Betrieb gesetzt sind, wenigZuwachs erhalten. Dagegen hat eine Frühjahrsreise des Vorstehers nach Ober-Italien zur Erwerbung sehr schöner pliocäner und quartärer Säugetierreste aus den Thälern des Arno und der Chiana geführt. Im übrigen waren die Ankäufe, eben wegen des Kreditmangels, sehr klein; sie beschränkten sich auf Skelette sumatranischer Wirbeltiere aus der Schneider’schen Sammlung. Dagegen sind eine Anzahl höchst wertvoller Ge- schenke zu begrüssen, so ein ausserordentlich will- kommenes von Herrn Dr. Forsyth Major in London, welches neben Skeletten von Säugetieren eine pracht- volle Reihe von Knochen madagassischer Riesenvögel, Aepyornis, umfasst, dann die schon erwähnte Socin’sche seweihsammlung und eine sehr reichhaltige Sendung des Herrn A. von Mechel in Sumatra. Säugetierreste aus der Umgebung von Basel er- hielten wir von den Herren Dr. A. Gutzwiller, Dr. Th. Knapp, Pfarrer K. Sartorius und E. Schenkel, Platten von Buntsandstein aus Riehen mit Fussspuren von Repti- — 201 — lien verdanken wir Herrn Pfarrer E. Iselin und den Herren Stud. Lüscher und Hosch, diverse Sachen den Herren Direktor Gerster, K. Geigy-Hagenbach, P. & F. Sarasin, G. Schneider, H. G. Stehlin, Frau Fäsch- Schlöth und der Direktion des zoologischen Gartens. An das Zoologische Institut der Universität wurde eine zu Unterrichtszwecken aus Doubletten zusammen- gestellte Sammlung von Fisch- und Reptilfossilien abge- seben. Endlich ist zu erwähnen, dass die Reste von Gresslyosaurus zur Bearbeitung an Herrn Dr. von Hüne nach Tübingen gesandt und die Egerkingerfossilien von Herrn Dr. Matthew aus New-York studiert worden sind. Auch in der Mineralogischen Abteilung wurde, wie ihr Vorsteher, Herr Dr. Th. Engelmann, mitteilt, die Hauptarbeit dieses Jahres auf die Revision und Neu- ordnung der Vorratssammlungen verwandt. Für Basler Geschichte von Interesse sind die nun in einem beson- deren Pulte vereinigten Reste der ehemals berühmten Felix Plalier schen (1536 — 1614) Mineraliensammlung; die Objekte befinden sich noch in denselben kleinen Schachteln, in welche sie Platter einordnete, und die lateinischen Aufschriften sind von seiner Hand. Unter dem Zuwachse sind in erster Linie einige Geschenke des Freiwilligen Museumsvereins anzuführen, so eine prächtige Gruppe von Schwefelkrystallen aus Sicilien und eine solche von rot gefärbten Kalkspath- krystallen aus Cumberland, weiter Goldstufen aus dem Piemont von Herrn Prof. C. Schmidt, ein sehr schönes Stück von krystallisiertem Bleiglanz mit Baryt und Pyrit aus dem Kappeler Bergwerk von Herrn Bergbauinspek- tor J. Ferdinand, ebendaher grosse Schaustücke von Zinkblende vom Vorsteher. Weitere Geschenke der Herren Dr. A. Buxtorf, Fehlmann-Stöcklin, A. Sarasin- Iselin, Prof. C. Schmidt, Alb. Vischer-Beck u. s. w. finden ee sich im Geschenk-Verzeichnis aufgeführt. Von Ankäufen erwähnen wir zwei Gruppen von selten grossen Epidot- krystallen von Rothlaui, sehr grosse Einzelkrystalle von Kalkspath und Baryt, Gangstücke von Zinnerz von Zinn- wald in Böhmen und solche aus den Antimongruben bei Siena, endlich ein Gangstück von Rutil mit Hornblende und Guaiss aus Arendal (Norwegen). | Die Geologische, von den Herren Prof. (, Schmid Dr. A. Gutzwiller und Dr. E. Greppin verwaltete Abtei- lung hat gleichfalls in diesem Jahre ein sehr grosses Pensum von Ordnungs- und Revisionsarbeit erledist. So hat Herr Dr. @utzwiller mit Hilfe des Assistenten, Dr. Buxtorf, die gesamte Sammlung fossiler Pflanzen in 190 Schiebladen neu geordnet und die grossen alten Bestände von Tertiär und Quartär vom Staube gereinigt. Herr Dr. Greppin hat die beim Umzug in hunderte von Schiebladen verteilte Peter Merian’sche Sammlung des Juragebirges in übersichtlicher Weise in sechs Schrän- ken untergebracht. Ein Teil dieses reichhaltigen Mate- rials wurde von dem Genannten für die Fortsetzung seiner Monographie über die Fauna des unteren Doggers benützt und dabei neu bestimmt. Ebenso wurde damit begonnen, die vielen Origina- lien, d. h. die Belegstücke zu neu beschriebenen Arten, zusammenzustellen. Herr Dr. Greppin denkt, im Laufe der Zeit ein Verzeichnis dieser Arttypen, deren Zahl sich in der ihm unterstellten Jura- und Kreideabteilung auf über 1200 belaufen dürfte, successive zu veröffent- lichen. In gleicher Weise wurde von ihm die Gillieron’- sche Kreidesammlung neu etikettiert und geordnet. Leider konnten die gleichfalls dringend notwendigen Arbeiten zur Ordnung der Petrographischen Sammlung, welche sich zum teil noch auf der Gallerie des Zoolo- gischen Saales befindet, noch nicht in Angriff genommen werden und zwar wegen Mangels an Raum. Es wird dies erst möglich sein, wenn ein neues Schrankzimmer mit ca. 4—500 Schiebladen zur Verfügung stehen wird, Unter den Geschenken sind zwei Belegsammlungen zu wissenschaftlichen Arbeiten hervorzuheben und zwar zu Dr. F. von Hiüne’s Geologischer Beschreibung der Gegend von Liestal im Schweizer Jura und zu Dr. Grep- pin’s Monographie über die Fauna des unteren Doggers, beides Geschenke der Verfasser. Eine sehr umfangreiche, nach tausenden von Stücken zählende Petrefaktensamm- lung aus Trias, Jura, Kreide und Tertiär wurde uns von Frau Dr. Nägeli und Familie zum Geschenk ge- macht, willkommene Sammlungen aus dem Basler Jura von den Erben des Herrn Pfarrer LaRoche, von Frau Linder-Uebelin und Dr. A. Buxtorf. Die Sammlung fossiler Pflanzen wurde durch zwei besonders schöne Schaustücke bereichert, einmal durch die eingangs erwähnte, vom Freiwilligen Museumsverein geschenkte Fächerpalme und dann durch einen mäch- tigen verkieselten Araucarienstamm aus Arizona von Herrn Aug. Bölger in Paris. Geschenke verschiedener Art von den Herren Dr. A. Gutzwiller, Dr. M. Käch, H. Preiswerk, Dr. M. Rickli, P. & F. Sarasin und Prof. U. Schmidt sind ım beigegebenen Verzeichnis aufgeführt. Angekauft endlich wurden eine Originalsammlung von Porphyren vom Südabhang der Schweizer Alpen, bearbeitet von Dr. 7. Käch und etwa 600 Gesteine aus Norddeutschland, gesammelt von Dr. A. Buxlorf. Mit dem herzlichen Dank an alle Gönner und För- derer unserer Anstalt schliessen wir diesen Bericht und empfehlen, wie immer, das Basler Naturhistorische Museum dem Wohlwollen der hohen Behörden und dem Interesse der Bürgerschaft. 14 Verzeichnis der Geschenke an das Naturhistorische Museum im Jabre 1900. 1. Zoologische Sammlung. “Herr Dr. E. A. Göldi in Para: 5 brasilianische Schild- kröten und 5 Fische (10 Arten, davon 7 für die Sammlung neu). F. Greuter-Engel, Legat: 162 ausgestopfte einhei- mische Vögel (132 Arten, davon 2 für die Samm- lung neu). Stud. 0. Huber: 1 Fisch (neu). Dr. C. J. Forsyth Major (London): 12 Bälge kleiner Nagetiere und Insektenfresser von Madagaskar (11 Arten, davon 8 für die Sammlung neu), 29 Am- phibien und Reptilien ebendaher (14 Arten, 6 neu). A. v. Mechel (Indragiri): 11 Bälge kleiner Raub- tiere von Sumatra (8 Arten, 4 neu); 20 Vogel- bälge ebendaher (16 Arten, 7 neu); 19 Amphibien und Reptilien (18 Arten, 3 neu, 1 Typus einer neuen Art) und 44 Fische ebendaher (22 Arten, 17 für die Sammlung neu). Drs. P. & F. Sarasin: 114 Bälge und teilweise Ske- lette celebensischer Säugetiere (38 Arten, 30 für die Sammlung neu, 1 Typus einer neuen Art); 21 Bälge von Säugetieren verschiedener Provenienz (21 Arten, 15 neu); 229 Amphibien und Reptilien von Celebes (85 Arten, 40 für die Sammlung neu, 18 Typen neuer Arten); 35 Fische von Celebes (14 Arten, 12 neu, 4 Typen); 14 Skorpione von Celebes (3 Arten, 2 neu); 49 Spongien von Celebes (31 Arten, alle neu, 22 Typen neuer Arten). — 211 — Herr E. Schenkel: 6 Frösche und Eidechsen verschiede- ner Fundorte (3 Arten, 2 für die Sammlung neu). E. Schenkel, N. Stöcklin und G. Müller: Spinnen und Tausendfüsse aus dem Wallıs. G. Schneider: 2 ausgestopfte Hylobates-Arten von Sumatra, 1 Frosch und 1 Fisch (beide für die Sammlung neu). Universitätssammlung (Tausch): 11 Amphibien und Rep- tilien (11 Arten, 6 für die Sammlung neu). Herr A. Wagen: 1 Axolotl. „ À. Wendnagel: 1 Ammer (neu für die Sammlung). Dr. Frz. Werner (Wien): 8 Frösche und Eidechsen (7 Arten, 5 neu). Zoologischer Garten: Mehrere Säugetiere und Vögel (2 für uns neue Arten). 2 Entomologische Abteilung. Herr F. von Mikulicz (Breslau): Alpine Schmetterlinge. R. Oberthür (Rennes): ca. 1400 Schmetterlinge aus British Bhutan. . Pfleiderer: Cocon des Indischen Senne Prof. H. Schiess: Cikaden und Heuschrecken aus Sumatra. Arth.Werthemann: Schmetterlinge, Käfer und Cikaden aus Peru und Afrika. N 3. Osteologische Sammlung, Ethnographische Sammlung: Säugetierreste vom Schwei- zersbild. Frau Fäsch-Schlôth: 1 italienischer Ziegenbockschädel. Herr K. Geigy-Hagenbach: Mehrere Damhirschschädel und Fussknochen. Herr — 212°. — Dir. Gerster: Haifischzähne aus dem oligocaenen Letten von Laufen. Dr. A. Gutzwiller: 2 Wirbel von Bos, gefunden bei Rötteln. Dr. F. von Hüne: 15 Zähne und Gebisspartien von Egerkingen. Pfarrer E. Iselin und Stud. Lüscher und Hosch: Buntsandsteinplatten von Riehen mit Reptilfuss- spuren. Dr. Th. Knapp: Renntierreste aus der Kiesgrube am Schänzli bei St. Jakob. Dr. 6. J. Forsyth Major: Eine Sammlung von Aepyor- nis-Knochen aus Madagaskar, ferner Skelette von 6 Gattungen madagassischer Säugetiere, alle für unsere Sammlung neu. A. v. Mechel: Zahlreiche Skelette und Schädel su- matranischer Säugetiere (darunter 4 Schädel ver- schiedener Hausrinderrassen, 2 der Hausziege, 3 von Sus vittatus, Skelette von Tragulus) und Reptilien (Schädel von Tomistoma und Python, Skelette von Varanus, Acrochordus etc.) Dr. Nägeli und Familie: Zahlreiche Schieferplatten mit Fischabdrücken von Matt. Dr. P. & F. Sarasin: Fossile Anoaknochen von Sonder (Minahassa). Pfarrer K. Sartorius: Zähne vom Höhlenbär und Pferd, gefunden in einer Kiesgrube bei Pratteln. E. Schenkel: Pferdknochen aus der. Wiese. G. Schneider: Schädel von Helarctos, 2 kleine Ele- phantenstosszähnchen, 1 subfossiler Elephanten- backzahn, 1 Skelett von Cynopithecus niger. Prof. Aug. Socin’s Erben: Etwa 60 Geweihe vom Edelhirsch und zahlreiche von Reh und (remse. — 213. — Herr Dr. H. 6. Stehlin: 2 Phacochoerus-, 1 Dicotyles- schädel; Schildkröten- und Fischreste aus den unterpliocänen Ligniten bei Siena und aus dem Unteroligocän bei Vicenza. Zoologischer Garten: Diverse Kadaver von Säugetieren und Vögeln. 3. Mineralogische Sammlung. Herr Dr. Th. Engelmann: 2 Schaustücke von Zinkblende aus dem Kappeler Bergwerk. Fehlmann -Stöcklin: Krystalle von Staurolith und Cyanit, ferner eine Pseudomorphose von Glimmer nach Cyanit von der Alp Sponda (Tessin). Bergbau-Inspektor Jos. Ferdinand: Krystallisierter Bleiglanz mit Baryt und Pyrit aus dem Kappeler Bergwerk am Schauinsland Erzkasten (erhalten durch Vermittlung von Herrn R. Faesch.) Freiwilliger Museumsverein : Gruppe von Schwefelkrystallen von Caltanisetta (Sicilien) und Gruppe von rot ge- färbten Kalkspathkrystallen von Egremont (Cum- berland). Herr A. Sarasin-Iselin: Mineralien von Norwegen, Indien und Nord-Amerika. „ Prof. €. Schmidt: Goldstufen von Brusson, Val de l’Evancon (Piemont). „ Prof. C. Schmidt und Dr. A. Buxtorf: Strahlstein vom Südabhang des Fleschenhorns, Wallis. + À. Vischer-Beck: 1 Dukaten aus Rheingold. Endlich diverse Mineralien von den Herren: Dr. Th. Engelmann, Architekt Em.LaRoche, Mindel, E. Schenkel, H. Sulger, Dr. F. Suter, Wallrath. — 214 — 4. Geologische Sammlung. Herr A. Bölger (Paris): Durchschnitt durch einen ver- kieselten Baumstamm (Araucaria) von Arizona. „ Dr. A. Buxtorf: Verkieselte Fossilien aus dem ter- rain à chailles der Umgegend von Pfirt; Gesteine aus dem Kienthal (Berner Oberland); Tertiärfos- silien des Randen. „ Dr. A. Buxtorf, H. Preiswerk und Dr. W. Brenner: Fossilien und Gesteinsproben aus Trias und Jura des Wutachthales, Freiwilliger Museumsverein: Eine Fächerpalme, Latanites Maximiliani, aus dem Oligocän bei Bolca (Ober- Italien). Herr Dr. E. Greppin: Belegmaterial zu seiner Arbeit „Monographie über die Fauna des unteren Doggers“ (darunter 90 Typen). » Dr. A, Gutzwiller: Fossile Pflanzen von Allschwyl; diverse Tertiärfossilien. „ Dr. F. von Hüne: Belessammlung zu seiner Arbeit „Geologische Beschreibung der Gegend von Liestal im Schweizer Jura“. Herrn Pfarrer LaRoche’s Erben : Fossilien aus dem Basel- land. Frau Linder-Uebelin: Fossilien aus dem Basler Jura. . Dr. Nägeli und Familie: Petrefaktensammlung (tau- sende von Stücken) aus Trias, Jura, Kreide und besonders Tertiär. Herr Kand. Geol. H. Preiswerk: Gesteine aus Oden- wald, Schwarzwald und Vogesen. „ H. Preiswerk und Dr. M. Käch: Versteinerungen aus dem Rauracien von Klein-Lützel. + Dr. M. Rickli: Mäandersteine aus dem Greifensee. — 21 — Herr Dr. P. & F. Sarasin: Fossilien aus Aegypten und Gesteine vom Sinai; fossile Pflanzenreste aus Nord- Celebes. „ Prof. C. Schmidt: Gesteine und Fossilien aus Gla- rus, Wallis, den französischen und italienischen Alpen. „ Prof. C. Schmidt und Dr. M. Käch: Nachträge zur Sammlung von südalpinen Porphyren. Verzeichnis der Ankäufe des Naturhistorischen Museums im Jahre 1900. 1. Zoologische Sammlung. Säugetiere, 4 Arten von Sumatra, 13 aus Deutsch Ost- Afrika, 1 von Venezuela und 1 von Australien, alle für die Sammlung neu. Vögel, 7 Arten aus Sumatra (alle neu), 11 Arten von Christmas Island (8 neu). Reptilien und Amphibien, 15 Arten aus Sumatra (alle für uns neu, 4 Typen neuer Arten), 4 von Christmas Is- land (3 neu), 3 aus Ost-Afrika (alle neu). Entomologische Abteilung. Schmetterlinge und Käfer verschiedener Herkunft, darun- ter etwa 1000 Stück von Venezuela und grössere Serien aus den Sunda-Inseln. 2. Osteologische Sammlung. Säugetierfossilien (darunter Hyaena robusta, Canis etrus- cus, Elephas meridionalis) aus dem Pliocän von Val ae d’Arno und ebensolche aus dem Quartär von Val di Chiana. Skelette sumatranischer Säugetiere (darunter 2 Hylo- bates-Arten) und 1 Schildkröte. | I 3. Mineralogische Sammlung. kleine Stücke gediegen Gold von Klondike (Kanada). Gruppen von Epidotkrystallen von Rothlaui bei Gut- tannen. 1 sehr grosser Kalkspathkrystall von Joplin, Missouri. 1 Barytkrystall von Egremont in Cumberland. Grangstücke der Zinnerzformation von Zinnwald, Böhmen. Gangstücke aus den Antimongruben bei Siena. Gangstück von Rutil mit Hornblende und Gneiss von Arendal, Norwegen. Meteoreisen von Tolucca. Bernstein mit Insekten. DD Co 4. Geologische Sammlung. Porphyre vom Lago d’Orta und Val Sesia (ca. 550 Stück), Belegstücke zu einer Arbeit von Dr. M. Käch. Gresteine aus Norddeutschland (Kreide, Jura, Trias und Basalte, ca. 600 Stück), gesammelt von Dr. A. Buxtorf. Bericht über die Ethnographische Sammlung des Basler Museums für das Jahr 1900. Von Fritz Sarasin. Billig beginnen wir diesen Bericht mit einigen Wor- ten der Erinnerung an unser verstorbenes Kommissions- mitglied, Herrn A. Krayer-Förster. Herr Krayer hat der Kommission seit ihrem Bestehen angehört und stets unserer Sammlung das wärmste Interesse entgegenge- bracht. Ein beredtes Zeugnis hiefür sind seine zahl- reichen Geschenke, welche unsere Sammlung zieren, meist alte, kostbare Stücke, die er in China in einer ähnlich unruhigen Periode wie die jetzige, nämlich wäh- rend der Taiping-Revolution zu Anfang der sechziger Jahre, erwarb. Eine Anzahl Broncen aus dem damals zerstörten kaiserlichen Sommerpalast gehören überhaupt zum besten, was unsere Sammlung besitzt. Alle, die mit ihm zusammen arbeiten durften, werden an den liebens- würdigen Herrn ein freundliches Andenken bewahren. An seine Stelle ist von E. E. Regenz ein anderer lang- jähriger Gönner unserer Sammlung, Herr Rud. NMerian- Zäslin gewählt worden. Derselbe hat bereits die Besor- gung der chinesisch-japanischen Abteilung übernommen. Während das Jahr 1899, ebenso wie dies in der Naturhistorischen Abteilung der Fall gewesen, ganz auf die Einrichtung der Schaustellung verwendet worden . — 213 — war, konnte das abgelaufene der ruhigeren Arbeit der Einordnung der neuen Eingänge und der Katalogisierung gewidmet werden. Der Zeddelkatalog ist nun, mit alleini- ger Ausnahme der prähistorischen Sammlung, in allen Teilen vollendet und jedes Stück unseres Besitzes mit einer Nummer versehen. Die schon im letzten Bericht als m Aussicht genom- men erwähnte Einrichtung eines eigenen Zimmers für die Sammlungen aus den schweizerischen Pfahlbauten konnte aus verschiedenen Gründen noch nicht vollendet werden. Ja es würden, wie wir uns nachträglich überzeugten, die vorhandenen alten Bestände überhaupt zu einer solchen Ausstellung nicht hingereicht haben, wenn sich nicht der Vorsteher dieser Abteilung, Herr Dr. Th. Engel- mann, in entgegenkommendster Weise bereit erklärt hätte, seine ausserordentlich reiche Pfahlbautensamm- lung an das Museum abzutreten; hiedurch wird es nun möglich werden, ein anschauliches Bild dieser Kultur- epoche zur Darstellung zu bringen. Auch sind wir der Kommission des Historischen Museums für die Überlassung der noch in ihrem Besitz befindlichen Bronceobjekte der Pfahlbauzeit zu grossem Dank verpflichtet. Endlich haben wir von Frau Linder-UDebelin eine hübsche Sammlung schweizerischer Pfahlbaugegenstände zum Geschenke be- kommen. Wir hoffen, im nächsten Jahresberichte die stattgehabte Eröffnung des Pfahlbautenzimmers melden zu können. Von sonstigem Zuwachs aus europäischen Landen ist eine alte Holzmaske von Sempach hervorzuheben, ein Geschenk von Herrn Prof. E. Hoffmann-Krayer und eine Axt mit merkwürdig altmodischer Befestigung der Eisenklinge aus Taormina, Sicilien. Wenden wir uns von Europa weg zu den Kultur- ländern Ost-Asiens, so ist in erster Linie des reich — 219 — geschnitzten und vergoldeten chinesischen Prachtbettes zu gedenken, welches uns die Erben des Herrn Krayer- Förster zum Geschenk machten. Das Stück stammt aus der Beute der Taiping-Rebellen. Kurze Zeit vor seinem Tode übergab Herr Krayer noch der Sammlung eine Anzahl kleinerer chinesischer Objekte, einen Kom- pass und mehrere Pfeifen für Tabak und Opium, sowie eine japanische Fussboden-Matte. 12 chinesische Male- reien, die verschiedenen Phasen der Reiskultur dar- stellend, schenkte Frau Ratsherr E. Sarasin-Sauvain, eine Tasse mit Löffel Herr A. Nötzlin- Werthemann, mehrere Bücher Herr Ad. Vischer-Sarasin, einige Druck- stempel und ein Spiel chinesischer Kulis Herr Gust. Schneider. Die Japanische Abteilung hat einige sehr schöne Sachen Herrn AR. Merian-Zäslin zu verdanken, so einen der leichten, von Kulis gezogenen, zur Personenbeför- derung dienenden Wagen, Jinrikisha, eine vollständige alte Kriegerrüstung, nun die fünfte unserer Sammlung, aber in der Art ihrer Metall-Ornamentierung einen für uns neuen Typus vertretend, einen Handpflug oder Stech- schaufel, wie man nun dieses eigenartige Ackerbaugerät bezeichnen mag und 4 Schauspielerperrücken. Nach Birına führt uns eine Schenkung des Herrn Dr. R. Vogel, die um so willkommener war, als wir von dort noch fast nichts besassen. Es sind unter anderem sehr schöne Lackarbeiten und kleinere Toilettengegen- stände; als besonders wichtig müssen zwei mit sorgfäl- tig ausgeführten, sitzenden Buddhafiguren geschmückte Ziegel, welche in der Ruinenstadt Patan ausgegraben worden sind, bezeichnet werden. Aus derselben Schen- kung stammen Lanzen mit Bambusspitzen, Blasrohr, Köcher und Musikinstrument der Orang Sakkai im In- neren von Jlalakka. Der Malayische Archipel ist im Zuwachs diesesJahres besonders stark vertreten, und zwar infolge des Ankaufs eines grossen Teils der Gust. Schneider’schen Sammlung aus Sumatra. Wie im Berichte über das Naturhistorische Museum erwähnt worden ist, wurde zu Beginn des verflosse- nen Jahres ein Aufruf an die Freunde unserer Anstalt erlassen, und von dem auf diese Weise erhaltenen Gelde fielen 2,000 Fr. an die Ethnographische Abteilung. Den wichtigsten Teil des Ankaufes bildet die Sammlung der Orang Mamma.(oder Mamak?), eines halbwilden heid- nischen Malayenstammes im Stromgebiet des Indragiri. Dieselbe umfasst Geräte der Landwirtschaft: Reisernte- messer und Ackerbauutensilien; des Fischfangs: Angel- schnüre, Fischlanzen und Reusen; der Jagd: Speere und Schlingen zum Hirschfang; der Kautschuk- und Bienenwachsgewinnung und des Haushaltes: Löffel, Messer, teilweise mit nicht unfeiner Elfenbeinschnitzerei, Taschen und Tragkôürbe, endlich Kleider aus Rinden- stoft. Zum Kultus der Mamma gehören eine Riesentrommel, aus einem Baumstamm gearbeitet, ein sog. Geisterschiff, ein Palmblütenwedel zur Berührung der Kranken und ein bei Hochzeitszeremonien gebrauchter, sehr hübsch ornamen- tierter Pfahl. Es würde diese ganze Sammlung sehr wohl verdienen, bearbeitet und veröffentlicht zu werden. Von minderer Bedeutung, aber für uns zum grossen Teil gleichfalls neu, ist die umfangreiche Sammlung der gewöhnlichen mohammedanischen Sumatra-Malayen. Zahl- reich sind darin die mannigfachen Apparate zum Fang von Tieren, namentlich von WasserLewohnenden, ver- treten, ein Industriezweig, worin der Malaye excelliert. Weiter sind neben schönen Kriegswaften und Äxten eine Reihe sehr hübscher und origineller Kinderspielzeuge, ferner ein aus Holztäfelchen bestehender Kalender zum ee Berechnen der guten und bösen Tage erwähnenswert. Endlich war noch eine kleine Sammlung von Gegen- ständen der Battaker mit in den Kauf eingeschlossen. Aus Borneo erhielten wir von Herrn Prof. C. Schmidt eine Sammlung geschenkt. Es sind Objekte der Dayaker aus dem westlichen Teile der Insel, darunter sehr schöne, mit kunstvollen Elfenbeingriffen versehene und mit Menschenhaar besetzte Schwerter, Blasrohr und Giftpfeilköcher, Kopfschmuck und Gürtel, Rindenstoffe und Hüte. Einige (segenstände aus Java schenkte Herr Dr. R. Vogel. Einen sehr erwünschten Erwerb dieses Jahres bildet eine Sammlung von Gegenständen aus dem nordwestlichen Australien, wichtig nicht nur deshalb, weil unser Museum bisher beinahe nichts von dieser eigenartigen und raschem Verschwinden entgegengehenden Kultur besessen hatte, sondern auch, weil die genaue Herkunft sämtlicher Ob- jekte von ihrem Samnler E. Clement angegeben ist. Die Sammlung enthält zahlreiche Speere und Speerspitzen aus Glas und Stein, Wurfbretter zum Schleudern der Speere, hölzerne Keulen, Bumerang’s und Schilde mit eingeritzten, farbigen Linienornamenten. Das mit einer Steinspitze versehene Instrument, welches zum Eingra- ben dieser Zierlinien dient, findet sich ebenfalls in der Sammlung. Von sonstigen Steinwerkzeugen ist eine Axt, deren Klinge mittelst Harz in einer Holzbindung befestigt ist, bemerkenswert. Zahlreich sind ferner die bei den Festen der Australier gebräuchlichen Gegen- stände vertreten: Federschmücke, Halsbänder aus Zäh- nen, Muscheln, Schneckenschalen, Früchten und Quasten von Beuteltierschwänzen, Gürtel aus Menschenhaar, dann eine Reihe von Botenstöcken, welche mit bestimmten Zeichen versehen, eben zu diesen Festen einladen und — 22 — Schwirrbretter, die an langen Schnüren geschwungen durch ihre Rotation eigentümliche Töne erzeugen. Weiter sind primitive medizinische Instrumente zu erwähnen und von Haushaltungsgegenständen eine rohe Steinmühle, zwei hölzerne mit Steininstrumenten ausgehöhlte Wannen, Netze, Körbe und das aus zwei Hölzern bestehende Feuerzeug, endlich von Kunstleistung eine Frucht mit Tierzeichnungen. Leider kommt diese schöne Samm- lung, da sie an einem sehr schattenreichen Orte zur Aufstellung gelangen musste, nicht zu der ihr gebühren- den Geltung. Afrika ist im Zuwachs dieses Jahres schwach ver- treten. Eine kleine Sammlung vom Hinterland der Goldküste erhielten wir durch Vermittlung von Dr. Fisch m Aburi; von Wert sind darin einige primitive landwirtschaftliche Geräte, Fetische, Waffen und Haushaltsobjekte. Ein silbernes Amulett aus Tunis schenkte Herr Prof. FE. Hoffmann-Krayer. Endlich ver- vollständigte das historische Museum unsere kleine alt- ägyptische Sammlung durch Überweisung einiger Sta- tuetten, darunter eines sehr schönen Sphinxkopfes aus Basalt, und einer antiken Vase (Canopus), gefüllt mit Erde vom Grabe des Basler Reisenden Joh. Ludw. Burckhardt. Amerika hat dieses Jahr keinen Zuwachs zu ver- zeichnen. Einige Photographieen der Hieroglyphen auf der Tikal-Tafel von Guatemala wurden Herrn Prof. Ed. Seler auf seinen Wunsch zum Studium zugesandt. Allen Gebern sei an dieser Stelle der wärmste Dank ausgesprochen. Möge unsere Ethnographische Samm- lung, welche sich dieses Jahr eines sehr zahlreichen Besuches zu erfreuen gehabt hatte, immer mehr das allgemeine Interesse gewinnen; wir empfehlen sie der Fürsorge der hohen Behörden und dem Wohlwollen des Publikums. Zweiundzwanzigster Bericht über die Dr. J. M. Ziegler’sche Kartensammlung 1900. I. Geschenke. Ingenieur Otto Spiess: Karte der Türkei und Griechenland, 1 : 864000. 1860. 11 Blätter. Schulinspektor Dr. F. Fäh: 3 Ansichten von Wallenstadt. 3 Bl. Historisches Museum: Carte d’Italie par Bonicel. 1808. 1 Bl. Frau David-Steinbrüchel: Mappa totius mundi. Aug. Vind. 1775. 1 Bd. Karte der Erde von Walch. 1803. 1 Bl. Karte von Mittelamerika von Canzler. Nürnb. 1796. 1 Bl. Karte von Afrika von Giessefeld. Nürnb. 0. J. 1 Bl. Frau Prof. Bernhard Riggenbach: Kärcher, Atlas der alten Welt. 1 Bd. Stielers Schultatlas. 41. Aufl. 1861. 1 Bd. Stadtplan von München. 1843. 1 Bl. Carte des Bords du Rhin depuis Schaffhouse à Rot- terdam. 1 Bl. mn II. Anschaffungen. Die deutschen Besitzungen im Stillen Ocean, Berlin, D'Remer 21651 Neue Generalkarte von Mitteleuropa. Lfe. 22. 1 : 200000. Bl Herrich, Karte von Ostasien. 1 : 4500000. Glogau. (Bl. Langhans, Karte von Ostasien. 1 : 7500000. Gotha. Tal. Ravenstein, Karte der Ostalpen. Lief. 1—9. 9 Bl. Erckert, Wanderungen der germanischen Stämme. Tafeln. ibd Böckh, Indische Gletscherfahrten. Mit Karten und Pano- ramen. 1 Bd. F. De Filippi e V. Sella, La Spedizione del Duca degli Abruzzi al Monte Sant’ Elia (Alaska). 1 Bd. Carte de la Nouvelle Calédonie dressée par Laporte 1 : 100000. Paris. 1900. 8 Bl. Durch Herrn Dr. Barth wurden die Ordnungs- und Katalogisierungsarbeiten fortgesetzt. Die Stadtpläne wur- den gesammelt und geordnet. Hemmend wirkte auf die Katalogisierungsarbeiten der Umstand, dass die schwei- zerischen Atlanten des 18. und 19. Jahrhunderts zuerst gesammelt und zusammengestellt werden mussten. Ferner bereitete die Identifikation der alten aus Druckwerken des 16. Jahrhunderts stammenden Karten mancherlei Schwierigkeiten, wobei sich der Mangel absolut zuver- lässiger Hilfsmittel oft fühlbar machte. Bezüglich grösserer Anschaffungen glaubten wir etwas zurückhaltender sein zu müssen; es scheint uns mp richtiger mit solchen Erwerbungen bis nach Vollendung der Ordnungs- und Katalogisierungsarbeiten zuzuwarten, da sich erst dann ein klares Bild über zweckmässige Ausfüllung der Lücken in unsern Beständen ergeben wird. Basel, den 12. Januar 1901. Prof. Fr. Burckhardt. — 226 — Rechnung über 1900. Einnahmen. Aktivsaldo voriger Rechnung Jahresbeiträge Zinsen Ausgaben. Anschaffungen . Honorar Einzug der Jahresbeiträge Druck des Berichtes Saldo auf neue Rechnung Status. 2 Obl. à Fr. 5000 Hypothekenbank Basel, 73.51. %, 12 340% Saldo pro 31. Dezember 1900 Status pro 31. Dezember 1900 Status pro 31. Dezember 1899 Vermögenszunahme 1900 Basel, den 12. Januar 1901. Fr. 4,255. 07 CO , 24010 Fr. 4,997. 07 Fr. 19140 : 30 \ Be : 22. 50 Fr. 525. 90 AT Fr. 4,997. 07 Fr. 10,000 Ris de Er. 14,471. 19 „. 14.055200 Fr. 216. 10 ©. Chr. Bernoulli, Quüästor. | Untersuchungen an Induktorien an Hand der Bestimmungsstücke derselben. Von Fr. Klingelfass. Durch eine Reihe der wichtigsten Entdeckungen der letzten Jahrzehnte wurde das Interesse für das In- duktorium wieder mehr in den Vordergrund gerückt. Kurz nach der Entdeckung der X-Strahlen war eine so grosse Nachfrage nach Induktorien, dass die damals für die Anfertigung solcher Apparate eingerichteten wenigen Werkstätten nicht in der Lage waren, den augenblicklichen Bedarf zu decken. Die Folge davon war, dass sich auch die Technik mehr für diese Appa- rate zu interessieren begann. Die auf Erfahrung be- gründeten Konstruktionsregeln waren nicht allgemein bekannt und rationelle Anhaltspunkte für den Bau sol- cher Apparate waren in der Litteratur nirgends zu fin- den.) Man kannte nicht die Abhängigkeit der Funken- länge von der Windungszahl, nicht den Einfluss grösserer oder kleinerer Eisenmassen, nichts bestimmtes über die für verschiedene Funkenlängen erforderliche EMK in der sekundären Spule und nicht zuletzt, nichts über den Einfluss der Kondensatoren bei den in Betracht kom- menden Vorgängen und man hatte nur eine unklare Vorstellung über diese Vorgänge selbst. Um daher nicht auf ein unsicheres Umhertasten angewiesen zu sein, habe ich es unternommen, von Grund auf die Bedingungen an den Bestimmungsstücken 1) H. du Bois, Magnetische Kreise (Berlin 1894) $ 178—179. 15 — 228 — solcher Apparate zu untersuchen. Die bei dieser Ge- legenheit gemachten Beobachtungen gaben mir dann die Möglichkeit an die Hand, den bisherigen Induktorien in ihrer Leistung sehr weit überlegene Apparate herzu- stellen. Ich komme einem mehrfach ausgesprochenen Wunsche nach, indem ich die Resultate meiner Beob- achtungen im Nachstehenden veröffentliche. I. Funkenlänge und Windungszahl. Stellt man sich Sätze von Spulen von bestimmter Anzahl gut isolierter Windungen her, und bringt die- selben als sekundäre Wicklung nach und nach auf einen Eisenkerp, welcher mit einer primären Wicklung ver- sehen ist, und welcher durch die ganze Versuchsreihe auf gleiche Magnetisierung gebracht wird, so findet man, dass die Punkenlänge der sekundären Spulen mit der Windungszahl in gleichem Verhältnis wächst. Hierbei ist vorausgesetzt, dass die Kapazität des Kondensators während der Versuchsreihe nicht ver- ändert werde, Vergleicht man die Funkenlänge, welche bei An- wendung von stabförmigen Eisenkernen beobachtet wor- den ist, mit der Funkenlänge, welche man mit der glei- chen Anzahl sekundärer Windungen erhält, wenn der stabförmige Eisenkern durch einen nahezu geschlossenen Eisenkern ersetzt wird, Fig. 1, so findet man, dass bei letzterem die Funkenlänge erheblich grösser ausfällt. Die auf diese Weise erhaltenen Resultate sind in der Tabelie I zusammengestellt, und zwar enthält die erste Reihe die Windungszahlen nz der sekundären Spule, die zweite und dritte die zugehörigen Funkenlängen (fe), a) für stabförmige, und b) für nahezu geschlossene Eisenkerne. Tabelle 1. n2 6000 8000 10000 12000 14000 16000 18000 20000 SER 622.812 LL 132 ne 18/2 21 231/2 cm bjedb 1212 1712 991) an 991) 31120 421} cm Es unterliegt keinem Zweifel, dass bei gleicher Magnetisierung und Windungszahl mit dem geschlossenen oder doch nahezu geschlossenen Eisenkern eine stärkere Induktionswirkung stattfindet, insbesondere sind die da- mit erzielten Funkenentladungen auch bedeutend dicker (von grösserer Stromstärke) als das bei stabförmigen Eisenkernen der Fall ist. Auf dieses Resultat hat Herr du Bois!) schon hingewiesen, es wird aber hier zum ersten- mal experimentell bestätigt. Der Spalt (Luftstrecke) bei C in diesem Eisenkern musste 1 Centimeter lang sein, um die Maximalwirkung zu erhalten. Bei ganz geschlossenem Eisen ging die Leistung erheblich zurück. Herr Veillon ?) hat an einem von mir hergestellten Induktorium mit nahezu geschlossenem Eisenkern Mes- sungen angestellt über den Einfluss der grösseren oder kleineren Luftstrecke auf die Induktion. Der Eisenkern des hierzu verwendeten Induktoriums hatte die in Fig. 1 abgebildete Form. Das obere Joch DDı liess sich entfernen, wodurch die Luftstrecke für die Schliessung der magnetischen Kraftlinien 23 cm lang wurde. Auf diese Weise konnte die Messung für eine Luft- strecke von 1 cm und von 23 cm ausgeführt werden. Hierbei hat er gefunden, dass die Induktion etwa drei- mal grösser ist bei einer Luftstrecke von 1 cm als bei einer solchen von 23 cm Länge. 1) H. du Bois, Magnetische Kreise, pag. 293, (Berlin 1894). 2) Henri Veillon, Notice sur un transformateur de M. Klingel- fuss à Bâle, Archives des sciences physiques et naturelles, cent troisième année, Genf 1898. — 230 — Mit einem Eisenkern von geschlossener Form kann man die Beobachtungen über 42!/, Centimeter Funken- länge hinaus nur fortsetzen, wenn man der U-Form des Kernes ausserordentliche Dimensionen gibt; weil die auf beiden Schenkeln untergebrachten Spulenhälften A und B Fig. 1 sich mit ihren Windungen höchster Po- tentialdifferenz infolge dieser Anordnung derart nähern, dass bei weiterer Steigerung der Funkenlänge (Spannung) Entladungen zwischen den beiden Spulen stattfinden. ns U Fig. 1. Es ist also eine rein konstruktive Sache, grössere Appa- rate mit geschlossenem Eisenkern zu versehen. Bei diesen Messungen waren die Spulen mitsamt dem Eisen- kern in einem flüssigen Isolator untergebracht. Der Un- annehmlichkeiten halber, die flüssige Isolatoren mit sich bringen, habe ich später die gleichen Spulen in einen festen Isolator eingebettet, durfte alsdann jedoch die maximale Funkenlänge nicht über 35 cm steigern, wegen der grossen Nähe des Eisens in Bezug auf die Pole der Spulen, von wo aus bei weiterer Steigerung der Funkenlänge Entladungen auf das Eisen stattfinden. Deshalb sind die nachfolgenden Beobachtungen bis zu 100 Centimeter Funkenlänge vorderhand nur an stabförmigen Eisenkernen vorgenommen worden. — 231 — Diese Resultate sind in der Tabelle Ia zusammen- gestellt, in der ersten Reihe die Windungszahlen ns der sekundären Spule, in der zweiten die zugehörige Funkenlänge (b). | Tabelle la. n2 29000 30000 40000 50000 60000 70000 80600 84000 (R) 2312 204 TURN DOTE LE 96 : 109 - em Die bei diesen Messungen verwendeten Eisenkerne wurden aus bestem schwedischen Bleche von 0,05 cm Dicke hergestellt. Die Kerne hatten quadratischen Querschnitt mit gebrochenen Ecken. Die Seite des Quadrates verhält sich zur Länge der Kerne etwa wie 120. Wurden stabförmige Eisenkerne von sehr grossem Querschnitt in Bezug auf die Länge derselben verwendet (Verhältnis der Quadratseite zur Länge etwa 1:12), so er- höhten sich die erreichbaren Funkenlängen um etwa 25 0/6. Als Unterbrecher wurde bei diesen und allen nach- folgend beschriebenen Versuchen ein etwa 6 kg Queck- silber enthaltendes Glasgefäss benutzt. Über dem Quecksilber befand sich eine etwa 10 cm hohe Petro- leumschicht. Die eine Stromleitung war dauernd mit dem Quecksilber im Kontakt, während die andere Zu- “leitung — ein amalgamierter Kupferdraht — von Hand ein- und ausgetaucht wurde. Das Austauchen hat mit einer gewissen Geschwindigkeit zu geschehen, deren Grad man durch einige Übung bald herausfindet. Als Masstab für die thatsächliche Länge, welche ein Funken zwischen positiver stumpfer Spitze und negativer Platte in Luft durchschlägt, wurde die von Herrn Walter!) angegebene Methode benutzt. Da die- selbe für den Zweck praktisch ist, wurden die vor Er- 1) B. Walter Wied. Ann. 62 p. 301 1897. —. 232 ,— scheinen jener Arbeit gemachten Beobachtungen, soweit diese Methode einen Einfluss auf die Resultate haben konnte, nachgeprüft. Um für die Folge Unklarheit diesbezüglich zu ver- meiden, schicken wir voraus, dass wir den für die Ma- gnetisierung verwendeten, sogenannten primären Strom, jenen Strom also, der die Unterbrecher-Kontakte und die primäre Wicklung zu durchlaufen hat, kurzweg den Magnetisierungssirom nennen. Vergleicht man die in obigem erhaltenen Daten mit solchen der bisher bekannten Induktorien, so findet man einen auffallenden Unterschied in der für die Er- reichung einer gewissen Funkenlänge nötigen, und der in solchen Apparaten untergebrachten Anzahl Win- dungen, soweit hierfür überhaupt Angaben erhältlich sind. So z. B. besitzt ein von Carpentier in Paris in den letzten Jahren gebautes Induktorium für 40—45 cm. Funkenlänge 153000 Windungen, !) während nach un- seren Versuchen für stabförmige Eisenkerne 38000 Windungen, also der vierte Teil derselben genügt haben würden. Zur besseren Übersicht sind die Resultate der Tabelle I und Ia in nachfolgender Figur 2 graphisch dargestellt, und vergleichshalber die Kurve für das Carpentier’sche Induktorium, bezogen auf die maximale Funkenlänge und Windungszahl mit eingezeichnet. Die Windungszahlen sind als Abscissen, die Funkenlängen als Ordinaten aufgetragen. Die Kurve III stellt die Resultate für den stabförmigen, die Kurve I diejenigen für den geschlossenen Eisenkern, und die Kurve II einige Werte, welche mit sehr dicken Eisenkernen er- 1) H. Veillon, Notice sur un Transformateur etc., Archives des Sciences physiques et naturelles, Genf 103 année, Octobre 1898. 03 > halten worden sind, dar. Die Kurve IV endlich bezieht sich auf bezügl. Werte des Carpentier’schen Indukto- riums. 400% 10 20 30 40 50 60 FO 80 90 106 M0 120 130 140 150 Bio. 2. Setzt man voraus, dass zum Durchschlagen einer Funkenstrecke von bestimmter Länge ein- für allemal eine ganz bestimmte minimale Potentialdifferenz an den Enden der Spule hervorgebracht werden muss, so ist leicht einzusehen, dass die Potentialdifferenz zwischen benachbarten Windungen einer solchen Spule um so höher sein wird, je kleiner die Windungszahl derselben ist, Es setzen demnach Spulen, wie die hier in Frage stehenden, voraus, dass deren Windungen, in dem Ver- hältnis, wie die Windungszahl kleiner ist, besser isoliert werden müssen. Ist nun die Feststellung der Proportionalität von Windungszahl und Funkenlänge an sich weniger überraschend, so sind die erhaltenen Werte doch nütz- lich für die Vorausberechnung einer Spule für irgend eine Funkenlänge, Anderseits ist die genaue Kenntnis der Windungszahl solcher Spulen für exakte Arbeiten mit solchen eine unerlässliche Be- dingung, vorausgesetzt, dass jede Windung innerhalb der Spule von benachbarten derart isoliert ist, dass Kurzschlüsse zwischen den — 234 — Windungen dauernd ausgeschlossen sind. Das erfordert selbstverständlich eine ausserordentlich sorg- fältige Wicklung und Isolation jeder einzelnen Windung. Aber nicht allen das, es muss auch die ganze Spule eines Induktoriums aus einem fortlaufenden Draht hergestellt werden, damit die zwischen den sonst üblichen Teilspulen nötigen Verbindungen, deren Spitzenwirkungen innerhalb der Spule sich jeder Kontrolle entziehen, ver- mieden werden können. Erst dann wird man Spulen haben, auf deren Windungen man sich verlassen kann, und deren Windungszahl als Faktor in der Rechnung benutzt werden darf, wie dies später ge- zeigt werden soll. | Es gelang mir nach vielen zeitraubenden Versuchen, Spulen herzustellen, welche diesen Bedingungen in weit- gehendstem Masse entsprechen. Ich behalte mir vor, dieses Thema später in einer besonderen Arbeit zu be- handeln. Il. Die Bedeutung des Extrastromes für die induzierte Spannung. Die Kenntnis der Spannungen (Potentialdifferenzen), welche für gewisse Funkenlängen auftreten können, ist für die Herstellung soleher Spulen äusserst wichtig. Ohne diese Kenntnis ist der Bau grösserer Spulen geradezu unmöglich, derjenige kleinerer Spulen zum mindesten unrationell, weil die für die induzierten Span- nungen nötigen Isolationsstärken nicht bestimmt werden können. : So stellte ich unter Aufwendung sehr grosser Kosten eine Spule mit den erforderlichen Windungen für 150 Centimeter Funkenlänge zusammen. Die Stärke der Isolation wurde bei dieser Spule proportional der- jenigen gemacht, welche sich an Spulen von 40—50 Centimeter Funkenlänge als ausreichend stark erwiesen hatte. Sie wurde zur Sicherheit noch etwas stärker ausgeführt. Bei der Prüfung durchschlug aber der Funke die sehr teure Isolation dieser Spule schon, als erst 110 Centimeter Funkenlänge erreicht waren, und die Spule war dabei so ruiniert, dass sie nicht mehr zu gebrauchen war. Wie aus später angestelltem Versuche hervorgieng, war hier die Gefahr, dass der Funke durchschlagen konnte, doppelt gross, da, wie wir das aus unseren späteren Beobachtungen ersehen werden, die Isolation kaum so stark war, als sie für die kleinste Spannung eines Funkens von 1 Meter Länge nötig ist, während aber andererseits die untergebrachte Windungszahl eine EMK induziert hatte, genügend hoch für einen Funken von 1,5 Meter Länge. So ist es denn erklärlich, dass ich grosse Mühe darauf verwendet habe, um die bei verschiedenen Funkenlängen herrschenden Spannungen zu ermitteln, Versuche, die Spannung bei Funkenentladungen zu messen, wurden bisher, soweit das aus der Litteratur hervorgeht, nur an kleineren Spulen bis höchstens 60 Centimeter Funkenlänge gemacht.!) Ich war später in der Lage, Messungen an Spulen bis zu 1 Meter Funkenlänge vorzunehmen. Bevor wir hierauf weiter eintreten, ist es nötig, den von mir für die Anstellung dieser Messungen eingeschlagenen Weg zu skizzieren. In erster Linie konnte ich mich bei den von mir hergestellten Spulen auf die Zuverlässigkeit 1) A. Oberbeck, Wied. Ann. 62 p. 109. 1897. 4 = 5 » 64 „ 200. 1898. B. Walter, e » 62 „ 300. 1897. — 256 — jeder einzelnen Windung verlassen. Die Zahl der Windungen der sekundären Spule sowohl, als diejenige der primären war genau festgestellt. Bei technischen Transformatoren für Wechselstrom, welche in ihren bestimmenden Teilen grosse Ähnlich- keit mit den Induktorien haben, verhalten sich die Spannungen in beiden Spulen wie deren Windungszahlen, Würden wir bei einem Induktorium die Spannung desjenigen Stromes, der zur Magnetisierung des Eisen- kernes dient, als die primäre Spannung voraussetzen, und versuchen, aus dieser und dem Windungsverhältnis beider Spulen die Spannung in der sekundären Spule zu berechnen, so würden wir finden, dass die so erhal- tene sekundäre Spannung kaum hinreicht, einen Funken von einigen Millimetern Länge, statt eines solchen von, sagen wir z. B. 20 Centimeter Länge, zu geben. Setzen wir auch die Spannung eines Funkens von 20 Centi- meter Länge vorläufig als unbekannt voraus, so wissen wir doch soviel, dass eine Spannung von 10000 Volt nicht hinreicht, um diese Strecke in Luft zu durch- ‚schlagen, und mehr als 10000 Volt wird uns auf obige Weise die Rechnung nicht ergeben. Es müssen also in der primären Spule viel höhere Spannungen herrschen, wie das ja auch hinreichend bekannt ist, wenn auch hier das Transformationsgesetz gelten soll, wornach Jı na = Ja nı ist (worin / die Spannungen, n die Windungszahlen bedeuten, Index 1 für die primäre, 2 für die sekundäre Spule). Fig. 3 zeigt die schematische Anordnung der den Eisenkern enthaltenden primären Wicklung W, des Unterbrechers U, des Kondensators C und der Strom- quelle S für den Magnelisierungsstrom. Ich habe die Spannungen des Extrasiromes unter den verschiedensten Bedingungen gemessen und dabei gefunden, dass dieselben in einem guten Induktorium das 100—200fache der Spannung des Magnetisierungs- stroms betragen können. | Während der Magnetisierungsstrom nach erfolgter Unterbrechung nur mehr oder weniger schnell auf Null abfällt, was ein Verschwinden der magnetischen Kraft- linien zur Folge hat, kann der Extrastrom nach erfolg- ter Unterbrechung des Magnetisierungsstromes zwischen der primären Spule und dem Kondensator schwingen, wobei derselbe wie ein Wechselstrom durch Null in das entgegengesetzte Potential übergeht. Diesen Wechseln muss aber notwendigerweise die Ummagnetisierung des Eisenkerns folgen, und die dadurch hervorgebrachte schnelle Änderung des Magnetfeldes ist es, welche die ausserordentlich. hohen E.M.Kräfte in der sekundären Spule zu induzieren im stande ist. Wie später zu — 238 — beschreibende Versuche an den von mir hergestellten Induktorien gezeigt haben, schwingt der Extrastrom in der Sekunde 1290 mal durch Null, wenn die Kapaeität 2,4 Mikrofarad und 11640 mal durch Null, wenn die Kapazität 0,08 Mikrofarad beträgt. Nun ist leicht em- zusehen, dass das ganz andere Geschwindigkeiten sind, mit denen das Magnetfeld geändert wird, als selbst die beste Unterbrechung des Magnetisierungsstromes sie her- beizuführen im stande wäre.” Aber die schnelle Unter- brechung des Magnetisierungsstromes führt eben doch herbei, dass nicht nur ein kräftiger Extrastrom induziert wird, sondern sie verhütet auch, dass der induzierte Extrastrom sich zwischen den Kontakten A u. B, Fig. 3, entladen kann und erhöht dadurch diejenige Menge des Extrastromes, welche nach erfolgter Unterbrechung des Magnetisierungsstromes zur eigentlichen Induktion auf die sekundäre Spule in Wirkung zu treten hat. | Von diesem Gesichtspunkte ausgehend fällt also dem Extrastrom der primären Spule eine Hauptrolle bei den Vorgängen im Induktorium zu und wir werden sehen, wie vom richtigen Zustandekommen desselben der Erfolg abhängt. Wir gehen zunächst dazu über, die Spannun- gen zu messen, welche der Extrastrom unter verschie- denen Bedingungen anzunehmen im stande ist. Zu diesem Zwecke wurde ein Funkenmikrometer, welches 0,001 cm direkt abzulesen gestattete, mit seinen beiden Kugeln Ki, Ka, Fig. 3, von 1 cm Radius an die Belegungen des Kondensators angeschlossen, während die übrige Schaltung die in Fig. 3 skizzierte geblieben ist. Auf diese Weise wurde alsdann die Funkenlänge gemessen, welche jeweilen an den Belegungen des Kon- densators erhalten werden konnte, und daraus die zu- gehörigen Spannungen in bekannter Weise ermittelt. — 239 — Das bei diesen Messungen verwendete Induk- torium hatte folgende Hauptdimensionen: Der stab- förmige Eisenkern, aus weichen Blechen zusammen- gesetzt, hatte quadratischen Querschnitt von 55 cm? und eine Länge von 200 cm; sein Gewicht betrug 85 ker. Über demselben befanden sich 800 Windun- gen eines gut isolierten Kupferdrahtes von 0,03 cm? Querschnitt als primäre Wicklung. Ferner wurden zwei, je aus einem fortlaufenden Draht gewickelte sekundäre Spulen von je 43000 Win- dungen hergestellt, die sich einzeln oder beide über die primäre Wicklung schieben liessen. In dieser Weise konnte der Extrastrom der primären Spule gemessen werden, 1) ohne dass sich die sekundären Spulen über der primären Spule befanden; 2) wenn eine Spule von 43000 Windungen darüber geschoben war, und endlich 3) wenn man beide Spulen von je 43000 Windungen, also mit zusammen 86000 Windungen, über die primäre Spule geschoben hatte. Die beiden Spulenhälften konn- ten in der Mitte verbunden werden. Die Potential- differenz zwischen dieser Verbindungsstelle und dem Potential der Erde war in allen Fällen nahezu Null. Der bei diesen Messungen verwendete Kondensator hatte eine unveränderte Kapazität von 0,10 Mikrofarad, worauf ich mit Rücksicht auf spätere Beobachtungen hier besonders aufmerksam mache. | Die Versuchsreihe wurde nun folgendermassen eingeteilt. Zunächst wurde die Funkenlänge des pri- mären Extrastromes gemessen, bei ganz von der pri- mären Spule entfernten sekundären Windungen, wäh- rend der Magnetisierungsstrom von 1—17 Ampere ver- ändert wurde. Für jede Messung wurden die vorher von einander entfernten Kugeln des Funkenmikrometers einander so lange näher gebracht, bis bei zehumaliger — 240 — Unterbrechung nicht mehr als 2—3 Funken zwischen den Kugeln übersprangen. Nach jedem Überspringen eines Funkens wurden die Kugeln wieder von einander entfernt. Die erhaltenen Werte (Centimeter Funken- länge) sind in nachfolgender Tabelle II in der ersten Reihe À aufgezeichnet. Hierauf wurde eine sekundäre Spule mit 43000 Windungen über die primäre Spule geschoben, so dass letztere an beiden Enden gleich weit über erstere her- vorragte. Die Funkenstrecke der sekundären Spule, deren positiver Pol eine stumpfe Spitze, und deren negativer Pol eine Scheibe von 25 cm Durchmesser bildete, wurde auf 10 cm Länge eingestellt und nun der Extrastrom in der vorigen Weise gemessen, indem der Magnetisierungsstrom wieder nach und nach von 1—17 Ampère erhöht wurde. In dieser Weise wurden die Messungen wiederholt, während die Funkenstrecke der sekundären Spule zunächst auf 20 cm, dann auf 30 cm, dann auf 40 und schliesslich auf 50 em ein- gestellt wurde. Die Resultate sind in Tabelle II unter B, Zeile 5—9, zusammengestellt. Hierauf wurden beide Spulen mit zusammen 86000 hinter einander geschalteten Windungen symmetrisch über die primäre Spule geschoben und die gleichen Messungen in der Weise wiederholt, dass die Funken- strecke mit 10 cm anfangend nach Beendigung jeder Messungsreihe von 1—17 Ampere um 10 cm weiter auseinander gerückt wurde, bis zur höchst erreichbaren Funkenlänge von 100 cm. Auch diese Werte sind in Tabelle II, unter C, Zeile 11—20, eingetragen. Die bet einigen Zahlen befindlichen Zeichen haben folgende Bedeutung: Bei den mit einem x versehenen Zahlen sprang in der sekundären Funkenstrecke kein Funke, mit einer © bedeutet, dass der sekundäre Funke nur 241 Tabelle Il. Magnetisierungs- strom Jı 1 2 3 4 { (Sa) BE NET 8 9 10 11 12 13 LEE Al 16 17 Amp. A. Ohne sekundäre Spule (Centimeter Funkenlänge an den Belegungen des Kondensators). 0,010 0,027 0,045 0,060 0,080 0,090 0,105 0,127 0,140 0,147 0,165 0,180 0,200 0,215 0,230 0,250 0,275 em. B. Wenn eine sekundäre Spule mit 43000 Windungen über der primären ist. 0,01 0,025 0,035 0,044 0,060 0,080 0,080 0,090 0,105 0,105 0,135 0,140 0,155 0,165 0,165 0,170 0,170 em. x ® ] TE = © Spitze und — Platte der sek. Spule beträgt in em. a 20 0,020 0,035 0,044 0,060 0,080 0,080 0,090 0,105 0,115 0,140 0,140 0,155 0,170 0,165 0,165 0,180 „ 5 30 0,030 0,050 0,070 0,070 0,080 0,087 0,105 0,120 0,140 0,140 0,155 0,170 0,165 0,165 0,185 „, E: 40 0,055 0,060 0,090 0,105 0,120 0,135 0,150 0,165 0,165 0,165 0,165 0,185 „, Ep 50 à 009% 0,105 0,125 0,136 x x © © C. Wenn eine sekundäre Spule mit 86000 Windungen über der primären ist. 10 0,012 0,019 0,022 0,052 0,040 0,057 0,064 0,070 0,085 0,090 0,100 0,100 0,120 0,120 0,125 0,127 cm 20 0,012 0,020 0,023 0,031 0,040 0,060 0,064 0,060 0,080 0,088 0,098 0,100 0,125 0,120 0,125 0,128 x 22 30 0,019 0,022 0,032 0,040 0,055 0,064 0,060 0,080 0,085 0,100 0,100 0,115 0,120 0,120 0,125 ;, x 22 0,027 0,028 0,042 0,052 0,064 0,070 0,080 0,088 0,100 0,100 0,115 0,122 0,125 0,126 x 0,030 0,045 0,052 0,063 0,070 0,080 0,090 0,100 0,100 0,115 0,115 0,125 0,128 Le 27 29 0,045 0,055 0,065 0,070 0,080 0,091 0,108 0,103 0,115 0,120 0,127 0,128 x Funkenlänge (fi), wenn die Entfernun mtl se ms m Nm nn où Su LS = © = 70 0,059 0,065 0,072 0,083 0,095 0,094 0,103 0,115 0,120 0,127 0,127 „ x ©) 80 0,065 0,075 0,088 0,095 0,100 0,103 0,115 0,122 0,128 0,127 , x x © 90 0,090 0,105 0,103 0,105 0,117 0,132 0,130 , « x x (@) [00] 100 0,110 0,120 x x — 242 — hin und wieder übersprang, bei sprangen noch etwa 50 °/ und bei «oe sprangen etwa 75 °/o der sekun- dären Funken von sämtlichen primären Unterbrechungen. Die fett gedruckten Zahlen aber bedeuten, dass hier zum erstenmal für die bezügliche Länge und Elektroden der sekundäre Funke regelmässig ohne auszusetzen über- sprang. Wir werden sehen, in welcher Weise wir von diesen Zeichen Gebrauch machen. Wird die Form der Elektroden verändert, so ändert sich damit auch die Funkenlänge (fi) des Extrastromes, welche beim Über- springen des Funkens der sekundären Spule auf eine bestimmte Länge beobachtet wird. Insbesondere macht sich die Form der positiven Spitze hierbei geltend. Der besseren Übersicht wegen tragen wir die Werte der Tabelle IT in folgender Fig. 4 graphisch auf, als Abseissen die Stromstärke, als Ordinaten die mit dem Mikrometer gemessenen Funkenlängen des primären Extrastromes. & K = 8 050, _ A Sir Bee nor ee = = 099. a een ne d e) 5 8 Be reel 2) S 014 Se Sn SP} > , 008 = 006 EN ae > 2 re 1 2 3 4 5 6 7 8 9 101 12 13 14 15 16 17 re) Re ! Rio. A, Olmpereo (Ji) re Abgesehen von einigen Ungenauigkeiten, welche diese Messmethode mit sich brinst, verhalten sich die Werte der drei Messungsreihen nahezu wie 4:3:2, woraus hervorgeht, dass die Funkenlänge des Extrastromes im Falle B um 25°, im Falle C, d. h.-mit ganzer Spule von 86000 Windungen, um 50 °/o vermindert wurde. Während nun aber die Funkenlänge (fı) vollständig proportional der Stromstärke Jı zuzunehmen scheint, wenn keine sekundäre Spule über der primären sich befindet - (Kurve A), ist das offenbar nicht mehr der Fall, wenn die sekundären Spulen übergeschoben sind, wie die Kurven B und © zeigen. Die Ursache dieser Abwei- chung wird uns weiterhin klar werden, durch die Beob- achtung, dass die Spannung an Funken mit grösserer Intensität (Stromstärke) zunimmt, gleichgültig, ob die durchschlagene Luftstrecke grösser oder kleiner ist. Ein Blick auf die Tabelle II zeigt manche inter- essante und überraschende Erscheinung. Zunächst sehen wir, dass die Zahlen in den einzelnen Kolonnen (bei gleichbleibendem Magnetisierungsstrom) nur wenig von einander abweichen, d. h. dass die Spannung (Funken- länge) am Kondensator sich nur wenig (oder gar nicht) verändert, während die sekundäre Funkenlänge von 10-50 bezw. im Falle C von 10—100 cm verändert wird. Anderseits sehen wir, dass bei ein und derselben sekundären Funkenlänge, z. B. 10 cm im Falle C, die Funkenlänge am Kondensator von 0,012 bis 0,127 zu- nimmt, während die Stromstärke von 2—17 Ampere erhöht worden ist. Wir werden hieraus bestimmte Schlüsse ziehen können. Wir wollen aber, bevor wir uns weiter damit beschäftigen, die diesen Funkenlängen zukommenden Spannungen in Volt ermitteln. Zu diesem Zweck wurde die Tabelle 27e in „Kohlrausch, Prak- : 16 — 24 — tische Physik“?!) benützt. Aus diesen Zahlen erhalten wir — möglichst angenähert — die unseren Funkenlängen der Tabelle II zukommenden Spannungen in Volt, welche wir in Tabelle III zusammenstellen. Tabelle Ill. Meran ©. m bei 43000 sekundären Windungen: (fi) 0,010 0,022 0,033 0,046 0,061 0,072 0,081 0,090 cm Ai 850 1650 2100 2700 3250 3600 4009 4400 Volt bei 86000 sekundären Windungen : (fi) 0,012 0,019 0,023 0,031 0,042 0,056 0,064 0,069 cm Ai 1000 1450 1700 2050 2500 3000 3400 3600 Volt 0 0 12.0.5 Ado Ampere (#1) 0,083 0,092 0,100 0,102 0,118 0,121 0,126 0,127 cm A1 4200 4409 4800 4900 5500 5600 5750 5850 Volt Die Spannungen sind nur angenähert genau, da wegen der grossen Schwierigkeit, mit welcher die Fun- kenlängen am Kondensator in der angedeuteten Weise gemessen werden können, eine absolute Genauigkeit dieser Messungen ausgeschlossen ist. Immerhin ist das Messungsergebnis derart genau genug, um vorläufig befriedigenden Einblick in die gesuchten Vorgänge: zu erhalten. Bringen wir die erhaltenen Werte für die Span- nung /ı am Kondensator in Beziehung zu der Stärke Jı des Magnetisierungsstromes, mit welcher diese Span- nungen erhalten wurden in Fig. 5 1) Kohlrausch, Praktische Physik. 8. Aufl. p. 483. NG 6 amaoX 10° où | | à | { | | i 1 | | En j | | Mag netiovrumanitront | | DA or Se A0 A la leo Ries. so sehen wir, dass zwischen der Spannung des primären Extrastromes und dem Magnetisierungssirom, wenn man von den Anfangs- und Endwerten absieht, nahezu Pro- porlionalilät herrscht. Ausserdem zeigt die Figur, in welcher die obere Kurve sich auf die Messungen bezieht, während die sekundäre Spule von 43000 Windungen, die untere, während jene mit 86000 Windungen auf- geschoben war, dass der primäre Extrastrom bei gleichen: Magnetisierungsstrom Jı und gleicher Kapazität K des Kondensators eine höhere Spannung annimmt, wenn weniger sekundäre Windungen vorhanden sind. Die Kondensatoren müssen demnach eine um sa stärkere Isolation zwischen den Belegungen haben, je kleiner die Windungszahl der sekundären Spule ist, mit welcher eine gewisse Funkenlänge erreicht werden soll. x | Il. Über die Spannungen in der sekundären Spule bei Funkenentladungen. Wir haben schon erwähnt, dass bei den fett gedruckten Zahlen in Tabelle II der Funke in der sekundären Funkenstrecke zum erstenmal für die bezüg- — 246 — liche Länge regelmässig übersprang ohne auszusetzen. Das fand statt: Tabelle EV. a) bei der sekundären Spule mit 43000 Windungen, wenn die Funkenstrecke (f) eingestellt wurde auf 10 - 20755027 207280 mit einer Spannung des prim. Extrastromes Aı von 2100 2700 3600 4400 Volt b) bei der sekundären Spule mit 86000 Windungen, wenn die Funkenstrecke (£) eingestellt wurde uf 10 20 30 40 50 60 70 80 90 cm mit einer Spannung des prim. : Extrastromes A1 von 1000 1450 1700 2050 2500 3000 3600 4400 5750 Volt F Multiplizieren wir die zu den Funkenlängen (f) von 10—40 cm gehörigen Spannungen Z1 des Extra- stromes aus der Tabelle IV mit dem Windungsver- hältnis = der zugehôrigen Spulen, so erhalten wir Tabelle V. bei einer Funkenlänge von 10 20 90 40 cm für die Spule mit 48,000 Windungen A1 — 112900 145100 193509 236500 für die Spule mit 86,000 Windungen A1 =? 107500 155909 182709 290400 n 1 wobei wir aber nichts anderes, als nach der Formel | HA nı des allgemeinen Transformationsgesetzes Je, d. h. die Spannung in der sekundären Spule berechnet haben. Die Zahlen der oberen und unteren Reihe geben eine überraschende Übereinstimmung. Vergleichen wir die Zahlen mit solchen, die auf andere Weise erhalten worden sind, so finden wir zum Beispiel in der Arbeit von Herrn Walter!), dass er einen Funken von 20 cm Schlagweite zu 190000 Volt 1) B. Walter, "Wied, Ann. 62, p. 321. 189. — 247 — berechnet und diesen Wert genauer auf 130000 Volt setzt. In unserer Tabelle V finden wir das einemal diese Spannung zu rund 145000 Voit, das anderemal zu rund 156000 Volt, also beide zwischen jenen beiden von Herrn Walter angegebenen Werten liegend. Die gute Übereinstimmung der beiden Zahlenreihen der Tabelle V unter sich berechtigt zu der Annahme, dass die in der hier geschilderten Weise ermittelten Spannungen für die sekundären Funken von ihren wahren Werten nicht weit abweichen. | Fernerhin finden wir in Tabelle V die Minimal- spannung, welche nötig war, damit ein. Funke (f) auf 30 cm in Luft springe, zu 193500 bezw. 182700 Volt. Ich kann als weiteres Beispiel der befriedigen- den Übereinstimmung, welche man in dieser Weise erhält, anführen, dass bei einem Induktorium mit „geschlossenem“ Eisenkern (Funkentransformator), der primär 320, sekundär 21000 Windungen besitzt, die Funkenlänge (f>) von 30 Centimeter dann erreicht wurde, wenn die Funkenlänge (fi) am Kondensator bei beliebiger Kapazität innerhalb der zulässigen Grenzen 0,044 cm betrug. Multiplizieren wir die diesem Werte zukom- mende Spannung = 2600 Volt mit =, so erhalten wir auch hier wiederum 178600 Volt als Spannung eines Funkens (£), der max. auf 30 cm Länge durch Luft zu springen vermag. Sind nun die Zahlen in den hier angeführten Bei- spielen richtig, so müssen ebenso die für die übrigen Funkenlängen gefundenen Werte der Wirklichkeit nahe kommen, d.h. wir können dann aus unserer Tabelle II die Spannungen bis zu 90 cm Funkenlänge bestimmen und erhalten dadurch die in der Tabelle VI zusammen- gestellten Zahlenwerte für die Funkenlänge und zuge- f2 LL hörige Spannung, wie sie die Messungen an unserem Induktorium ergeben haben. Tabelle Vi. > 3 4 5 6 7 9 14 16 10 20 30 40 D0 60 70 80 90 Ampere cm A2 197500 155900 182700 220400 268800 322500 387000 473000 618100 Volt Hier muss betont werden, dass die in vorstehender Tabelle VI angegebenen Werte für die Spannung nur für die Form der bei den Versuchen verwendeten Elektroden gelten. Insbesondere die grössere oder geringere Schärfe der positiven Spitze ändert die Zahlen der Tabelle VI ganz erheblich, Es scheint, dass mit einer positiven Spitze von grösserer Schärfe die Entladung mit einer kleineren Elektrizitätsmenge (oder Stromstärke) zustande kommt, und wir werden noch sehen, wie die Spannung bei Funkenentladungen nicht nur von der Länge der durchschlagenen Strecke (Widerstand), sondern auch von der Intensität der Entladung (Stromstärke) abhängt. Aber auch bei Anwendung mehr oder weniger scharfer Spitzen, wodurch die Werte der Spannung 4/2 für die zugehörigen Funkenlängen (f>2) kleiner oder grösser aus- fallen, bleibt der Charakter der Zahlenreihe für Je derselbe. Die Tabelle VI giebt uns dreierlei Beziehungen, nämlich 1) des Magnetisierungsstromes zur Funkenlänge, 2) des Magnetisierungsstromes zur Spannung und 3) der Funkenlänge zur Spannung. Der erste Fall kann uns zunächst nicht interessieren, dagegen betrachten wir den zweiten Fall, zu welchem Zweck wir uns der besseren Übersicht wegen die Werte aus der Tabelle VI in Fig. 6 eintragen, die Spannungen als Ordinaten, den Magnetisierungsstrom als Abscissen. — 249 — oo ak AO Volk 00 _ | | Magmelisnieun goobromantl m. Zac Bro aa ae Fig: 6. Wir sehen, dass die Endpunkte der Ordinaten, d. h. die Spannungen für die zugehörige Stromstärke, nahezu in eine gerade Linie fallen. Setzen wir zunächst voraus, dass die magnetische Induktion B bei dem hier in Frage stehenden Induktorium nicht über 10000 Linien hinausgegangen sei, so können wir für die erste An- näherung Proportionalität zwischen Magnetisierungsstrom und magnetischer Induktion annehmen, ohne grosse Fehler zu begehen. Dann haben wir aber nach Tabelle VI und Fig. 6 nicht nur Proportionalität zwischen Magnetisierungsstrom und Spannung, sondern dann ist auch die Spannung dem Magnetfelde D direkt proportional. Anders verhält es sich, wenn wir die Werte der Spannung aus Tabelle VI in Beziehung zu der damit erreichten Funkenlänge bringen. Aus dieser Tabelle sehen wir, dass die Differenz zwischen zwei benachbarten Werten der Spannung Z2 mit zunehmender Funkenlänge wächst, woraus wir schliessen, dass zwischen zunehmender Funkenlänge und — 250 — Spannung keine Proportionalität herrscht. Noch deut- licher sehen wir das aus Fig. 7, in welcher die Funken- längen als Abscissen, die zugehörigen Spannungen als Ordinaten eingetragen sind. 700 anal O0 VUE RE rs | 2 | 500 | x | Q er lo a ee | ce FAR | sure a0 | | | 1 37 | | 70 hun da kinuer 19 020 260 740.50 2.607 27002 So Ina "77 Es muss nun eigentlich überraschen, dass, nachdem Proportionalität zwischen der Stärke des Magnetfeldes und der induzierten Spannung gefunden worden ist, dieselbe nicht mehr besteht zwischen Spannung und Funkenlänge. Wir haben die Funkenlänge von 10 bis 90 Centimeter achtmal um je die gleiche Länge (10 cm) vergrössert, und da wir nicht annehmen können, dass die spezifische Leitungsfähigkeit bei den hier in Betracht kommenden Strecken (Längen in Luft) sich ändert, so haben wir also dadurch jedesmal den gleichen Betrag Widerstand hinzugefügt. Die Erklärung dieser merk- würdigen Abweichung müssen wir irgendwo anders suchen. Dem Gange unserer Betrachtung vorgreifend, muss hier erwähnt werden, dass die Spannung von Funkenentladungen für die gleiche Funkenlänge mit zu- — 251 — nehmender Intensität der Funken zu wachsen scheint, Mit dieser Erscheinung werden wir uns noch eingehend beschäftigen. | Auf unseren speziellen Fall hat diese Thatsache folgenden Einfluss. Bevor eine eigentliche Funkenent- ladung eintritt, entströmt beiden Polen (Platte und Spitze der Funkenstrecke) der Spule eine gewisse Menge Elektrizität. Je grösser die Entfernung zwischen Spitze und Platte ist, desto grösser ist die Elektrizitätsmenge, welche vor der Funkenentladung an beiden Polen aus- strömt. Sie ist als im Dunkeln sichtbare Büschelent- ladung bekannt, und bedeutet für die Intensität des Funkens einen Verlust, der seinen Ausdruck darin findet, dass eine höhere Spannung induziert werden muss, um die im Funken vorhandene, und die durch seitliche Ausstrahlung an beiden Polen ausgetretene Elektrizitätsmenge zu erzeugen. Nur so können wir uns erklären, dass die Spannung mit wachsenden Luftstrecken von der Proportionalität abweicht. Die induzierte Spannung ist daher dem Magnet- Jelde & proportional; die erreichbare Funkenlänge ist der Spannung nicht proportional. 19. Dass die Spannung E für eine gleichbleibende Funkenlänge (Luftstrecke) vom Widerstand R mit zu- nehmender Intensität J des Funkens wachsen muss, geht schon aus dem Ohm’schen Gesetz hervor, wonach ER ist. Die Zahlen der Tabelle II scheinen zu bestätigen, dass auch bei Funkenentladungen diesem Gesetze Genüge ge- leistet wird. Wir haben dort z. B.in der 11.Horizontalreihe für 10 cm Funkenlänge (f2) eine Spannung des primären Extrastromes, welche von 0,012 cm Funkenlänge (fı) — ca. 1000 Volt bei 2 Ampère bis auf 0,127 cm Funkenlänge (fı) = ca. 5850 Volt bei 17 Ampere an- — 252 — steigt, obschon die sekundäre Funkenlänge (£) nicht verändert wurde. Multiplizieren wir die beiden Span- nungen mit dem Windungsverhältnis ©, so erhalten wir nach obigem die Spannung für den sekundären Funken von 10 cm Länge, das einemal zu ca. 107500 Volt, und das anderemal zu ca. 600000 Volt. Wir sehen aller- dings den Funken im zweiten Falle als breites Flam- menband in der Funkenstrecke übergehen, während im ersteren Falle nur ein schwacher, blauer Funke über- springt. Eine ähnliche Beobachtung machen wir in den Vertikalreihen der Tabelle II. Fassen wir z. B. jene für 17 Ampère ins Auge, so sehen wir im Falle C, dass die Spannung des primären Extrastromes die gleiche geblieben ist, obschon die Länge der sekundären Funken von 10 bis 90 cm Länge verändert wurde. Stets behielt der primäre Extrastrom eine Spannung von 5850 Volt. Diese mit dem Windungsverhältnis — multipliziert, ergiebt für den Funken (f) eine Spannung von circa 600000 Volt, ob der Funke nun 90 cm oder nur 10 cm lang ist. Auch hier wieder sehen wir den Funken von 90 cm als dünnen, blauen Funken, denjenigen von 10 cm Länge aber, wie schon erwähnt, als breites, flammenartiges Band übergehen. In diesem Falle veränderten wir den Widerstand R (die Länge der Luftstrecke), während das Magnetfeld und damit auch die Spannung E unverändert geblieben ist, so dass die Stromstärke J sich umgekehrt mit dem Widerstande R ändern musste. Wird die Kapazität des Kondensators nicht verändert, so scheint die Spannung eines Funkens in Luft abzuhängen vom Widerstand (Länge) der durchschlagenen Strecke und der Stromslärke des Funkens. — 253 — Es können demnach, wie wir gesehen haben, Funken gleicher Länge verschiedene Spannung, Funken . ver- schiedener Länge gleiche Spannung haben. Wird die Magnetisierung auf gleiche Höhe gebracht, und die Kapazität des Kondensators nicht verändert, so induziert das Induktorium unabhängig von der Länge der sekundären Funken, d. h. unabhängig vom äusseren Widerstande, innerhalb der Belastungsgrenzen auf gleich- bleibende Spannungen — ein Gesetz, das mit demjenigen für technische Transformatoren Ähnlichkeit hat. IV. Einfluss der Kondensatoren. Am Zustandekommen und richtigen Verlauf des Extrastromes, der bei diesen Vorgängen eine so hervor- ragende Rolle spielt, muss ohne Zweifel der Konden- sator einen nicht zu unterschätzenden Anteil haben. Es fällt ihm zunächst die Aufgabe zu, die durch die Öffnung bei U Fig. 3 (Seite 237) gestörte Strombahn zu ersetzen. Wir werden nun zunächst zu untersuchen haben, welchen Einfluss die Kapazität des Kondensators auf das Zustandekommen des primären Extrastromes hat. Herr Walter!) fand, dass die Kapazität des Konden- sators unter Umständen auch zu gross genommen wer- den könne, und belegt durch Versuche, dass die maximal erreichbare Funkenlänge (f2) zurückgehe, wenn eine ge- wisse Kapazität überschritten wird, welche nötig 1st, um die durch die Dimensionen der Spule gegebene grösste Länge (f) zu erreichen. Wahrscheinlich war das bei diesen Beobachtungen verwendete Induktorium nicht geeignet, zu den grösseren Kapazitäten auch zugleich grössere Magnetisierungs- 1) B. Walter, Wied. Ann. 62, p. 300. 1897. — 254 — stromstärken anzuwenden, sonst würde Herr Walter ein anderes Resultat erhalten haben. Benutzt man nämlich zu diesen Versuchen eine Spule, deren Isolation gerade hinreicht, um die maximale Funkenlänge so zu erhalten, wie Herr Walter das an- gegeben hat, d. h. dass bei zehn Unterbrechungen 8—9 Funken überspringen und 1—2 aussetzen, dass aber, wie Oberbeck ') von diesen Spulen sagt, die dazu nötige Stromstärke nicht überschritten werden darf, ohne die Isolation des Apparates zu gefährden, so wird man mit Herrn Walter finden, dass bei solchen Spulen eine ge- wisse Kapazität für diese maximal zulässige Stromstärke die günstigste ist. Hat man aber solche Spulen, wie das bei den von mir hergestellten der Fall war, bei denen man die Stärke des Magnetisierungsstromes noch erheblich über jenen Wert desselben hinaus, mit welchem die maximale Fun- kenlänge zum erstenmal erreicht wird, erhöhen kann, ohne gleich befürchten zu müssen, dass der Funke die Isolation durchschläst, so erhält man denn doch ganz andere Resultate, wenn man die Kapazität erhöht. Wir werden auch sehen, dass die Furcht vor dem „Durchschlagen“ der Isolation selbst bei Anwendung sehr grosser Stromstärken im richtigen Verhältnis zur Kapazität des Kondensators ganz unbegründet ist. Ich habe bei meinen Beobachtungen an einem Funkentrans- Jormator für 80 Gentimeter Funkenlänge die maximale Funkenlänge noch erhalten, nachdem die Kapazität des Kondensators um das 50-fache derjenigen kleinsten Ka- pazität vergrössert war, mit welcher ebenfalls die maxi- male Funkenlänge erhalten werden konnte. 1) A. Oberbeck, Wied. Ann. 62, pag. 109, 1897. 29 — | Für die genaue Bestimmung der von mir verwen- deten Kapazitäten fehlte mir ein Normal-Kondensator; da es hier aber zunächst nur darauf ankommt, die Erhöhung der Kapazität in Bezug auf eine gewisse relative Einheit zu kennen, so gebe ich als Mass die Anzahl der jeweiligen Belegungen (Stanniolblätter) an. Diese Blätter hatten eine Länge von 50 cm und Breite von 25 cm in der einander gegenüberliegenden Fläche. Zwischen je 2 Blättern Stanniol befanden sich 3 Blätter eines besonders gut präparierten Isolierpapiers (im Handel unter dem Namen „Giant“-Papier erhältlich) von zu- sammen 0,025 cm Dicke. Setzt man als Dielektrizitäts- konstante für dieses Papier Ü=2, so erhält man durch Rechnung für 10 Glieder des Kondensators eine Kapa- zität von 0,0796 Mikrofarad. _ Schaltete ich von dieser Kapazität nach und nach 102720 u. w. bis 300. Glieder ein, so. erhielt ich je- weilen wieder die Funkenlänge von 30 em, nachdem ich die Stärke des Magnetisierungsstromes Jı entsprechend erhöht hatte. In der Tabelle VII enthält die obere Zeile die Anzahl Glieder des Kondensators von 10 bis 300 Gliedern, die untere Reihe das Mass derjenigen Stromstärke, welche nötig war, damit der Funke auf 30 cm wieder übersprang. Tabelle Vi, Kondensator 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 200 300 Glieder Maonetisierungsstrom 7.9 30.97 3.610211.3 12.033.013, 13.022900. 25.571 Wir sehen also, dass wir nur die Magnetisierungs- stromstärke Jı zu erhöhen haben, um bei erhöhter Ka- pazität jedesmal wieder die maximale Funkenlänge zu erhalten. Diese gegenseitige Steigerung lässt sich nun bis zur Grenze der Leistungsfähigkeit des Apparates fortsetzen. | — 256 — Während nun aber anfänglich der Funke dünn wie eine Stricknadel anzusehen war, wurde er mit er- höhter Kapazität dicker und dicker, bis er bei 500 Blät- tern schliesslich das Aussehen eines fingerdicken Bandes von 30 cm Länge hatte. Messen wir während dieser Beobachtungen die Spannung (Funkenlänge fı) an den Belegungen des Kondensators mit dem Funkenmikrometer, so finden wir dieselbe jedesmal zu 0,044 Centimeter oder 2600 Volt, wenn der Magnetisierungsstrom jenen kleinsten Wert hat, der bei irgend einer Kapazität zum Überspringen des Funkens auf die maximale Länge erforderlich ist. Der bei diesen Beobachtungen verwendete Funken- transformator Nr. 14 (Induktorium mit „geschlossenem“ Eisenkern) hat primär 320, sekundär 21000 Windungen; hieraus erhalten wir nach der Formel jo 77 = dann, wenn ein Funke von 30 Centimeter eben überzu- springen vermag für irgend eine Kapazität des Konden- sators, jedesmal — 178600 Volt. Damit stehen wir scheinbar im Widerspruch mit einer früheren Beobachtung, nach welcher ein Funken von gewisser gleichbleibender Länge höhere Spannung hat, wenn die scheinbare Elektrizitätsmenge in der Ent- ladung grösser ist. Die Ursache dieser Erscheinung wird sich durch unsere nachfolgenden Beobachtungen aufklären. Wir wissen nun, dass es nur nötig ist, die Span- nung A1 für jede beliebige Kapazität K auf jenen Wert zu bringen, welcher nach vorstehender Formel erforder- lich ist, um aus 1, multipliziert mit dem Windungs- verhältnis beider Spulen, das für die verlangte Funken- länge (fe) minimal nötige 4/2 zu erhalten. ee Behalten wir die einer grösseren Kapazität zukom- mende Magnetisierungsstromstärke für die maximale Funkenlänge bei und vermindern die Kapazität wieder — etwa auf 10 oder 20 Glieder, so ist der Funke dicker, als er sein würde mit dem für diese kleinere Kapazität nötigen Magnetisierungsstrom und erreicht annähernd die Dicke, die derselbe mit der zugehörigen grösseren Kapazität haben würde. Ich machte zur Bestätigung dieser Thatsache fol- sende Kontrollmessung an Funken von 30 Centimeter Länge, Kapazität 0,08 0,8 0,08 Mi. Magnetisierungsstrom J1 7,6 15,0 15,02% Funkenlänge (fi) 0,035 0,035 0,062 Centimeter Scheinbare Intensität dünner Funke Funke gleich dick des sek. Funkens von blauer mit dieker aussehend 20 em. Länge. Funke Aureole wie der vorige. Die Resultate des ersten und zweiten Falles stim- men überein mit dem, was wir nach Vorstehendem er- wartet haben, nämlich dass (fı) in beiden Fällen den gleichen Wert haben musste. Im dritten Falle aber sehen wir, dass (fı) bedeutend grösser ist, woraus her- vorgeht, dass die Spannung des induzierten Extrastromes und demnach die Spannung in der sekundären Spule eine beträchtlich höhere wurde, nämlich 227000 Volt gegen 152000 Volt. Wir hatten im zweiten und dritten Falle beidemale die Stromstärke Ji = 15 Ampère, aber die Kapazität im dritten Falle zehnmal kleiner als im zweiten. Es kann also mit zu kleiner Kapazität für eine gewisse Stromstärke Jı die Spannung für eine be- stimmte Funkenlänge (f2) unnütz erhöht, und damit die Isolation der Spule gefährdet werden, ohne dass die Elektrizitätsmenge der Entladung erhöht wird. Diese Beobachtung zeigt, dass auch Funken gleicher schein- barer Dicke (Elektrizitätsmenge) und gleicher Länge verschiedene Spannungen haben können, und zwar eine niedrigere Spannung mit grösserem Kondensalor, eine höhere mit kleinerem Kondensator, wenn der Magneti- sierungsstrom unverändert beibehalten wird. Aus diesen Beobachtungen haben wir ersehen kön- nen, dass die Kapazität des Kondensators die Spannung und Intensität der sekundären Funken in gewissem Sinne beeinflusst. Was aber thatsächlich vorgeht, wenn wir die Ka- pazität ändern, wissen wir vorläufig noch nicht, und es erübrigt noch, das zu untersuchen. Wir wissen, dass die Potentialdifferenz P an den Belegungen eines Kon- densators von der Kapazität K ausgedrückt wird durch die Formel se p=— +, K worin @ die Elektrizitätsmenge bedeutet. Für Wechselströme lautet die Formel =. Ja.105 1) one | worin Jı die Stromstärke in Ampère, p die Polwechsel- zahl per Sekunde, K die Kapazität in Mikrofarad und Z1 die Potentialdifferenz (Spannung) in Volt be- deuten. Wenn wir diesen Ausdruck für ı in- die Formel des Transformationsgesetzes einfügen, so lautet dieselbe Jı 10° na a ee Dieser Ausdruck setzt aber nicht nur voraus, dass wir während einer Funkenentladung thatsächlich auch 1) F. Uppenborn, Kalender f. Elektrotechniker 1900 p. 110. — 259 — Polwechsel, und damit pulsierende oder oscillierende Entladungen haben, sondern sie bedingt auch, dass wir die Grösse der Zahl p kennen, um mit dem Ausdrucke überhaupt etwas anfangen zu können. Blasen wir gegen einen Funken, wie ihn Fig. 8 zeist, einen Luftstrom von mässiger Geschwindigkeit, so zeigt derselbe das in Fig. 9 abgebildete Aussehen. Wir bemerken in der abgeblasenen Entladung eine Anzahl parallel verlaufender Linien von wunderschöner Zeichnung. Herr Professor E. Hagenbach-Bischoft hatte s. Z. die Freundlichkeit, mir die Erklärung für die Er- scheinung zu geben, | Fig. TRES Darnach entsteht dieselbe dadurch, dass eine luft- verdünnte Röhre, welche ein erster Funke in die Luft schlägt, durch den Luftstrom weiterbewegt wird, und 17 — 260 — dass nachfolgende Entladungen durch diese Bahn statt- finden, wodurch die Bahn jedesmal zum Aufleuchten kommt. Dass der Kanal trotz dem Abblasen bestehen bleibt, erklärt Herr Professor E. Hagenbach dadurch, dass die den Kanal umgebende, jedenfalls etwas ver- dichtete Luftschicht für die in Betracht kommenden, kurzen Zeiten, welche zwischen zwei aufeinanderfolgen- den Entladungen liegen, wie eine zähe Masse sich verhält. Diese treffliche Erklärung gab mir dann Veran- lassung zu weiteren Beobachtungen. Wir haben nämlich in dieser Erscheinung ein ausgezeichnetes Mittel, den Einfluss des Kondensators auf die Schichtungsabstände zu beobachten.- | Es müssen ja, wenn die Luftgeschwindigkeit gleich bleibt, die Linien um so näher bei einander liegen, je schneller sich die Entladungen folgen, und umgekehrt, um so weiter von einander entfernt sein, je grösser die Zeit ist, welche zwischen zwei auf einander folgenden Entladungen liegt. Kennen wir die Luftgeschwindigkeit, so können wir aus dem Abstande zweier Linien die Zeit berechnen. Auf diese Weise fand ich durch Messung an einer photographischen Aufnahme eines mit circa 6 m Luft- geschwindigkeit abgeblasenen Funkens, der bei einer Kapazität von 1,6 Mi. und mit 20 Ampère Magnetisierungs- strom induziert war, dass zwischen zwei Entladungen alsdann eine Zeit von 0,0006 Sekunden liegt, woraus sich 1666 Entladungen in der Sekunde ergeben. Nun beobachtet man aber, dass die Linien (immer gleiche Luftgeschwindigkeit vorausgesetzt) nicht für alle Entladungen die gleiche Entfernung haben. Letztere ändert sich nämlich, wenn man entweder die Kapazität oder den Magnetisierungsstrom ändert. Bei unseren — 261 — beiden Funken (Seite 257) von gleicher Länge und gleicher Dicke, von denen der eine eine Spannung von 152000 Volt, der andere aber eine solche von 227000 Volt hatte, sehen wir, dass dann, wenn die kleinere Kapazıtät eingeschaltet ist, die Linien ausserordentlich nahe bei einander liegen, dann jedoch, wenn wir die srössere Kapazität einschalten, die Linien mehrere Milli- meter weit von einander abstehen. Beobachtet man die Abstände der Schichtung, welche sich ergeben, wenn man die Kapazität des Kondensators von 20 nach und nach auf 200 Glieder erhöht und dabei die für die Erreichung der maximalen Funkenlänge eben nötige Stromstärke jeweilen anwendet, so findet man, dass die Schichtung bei 20 Gliedern und 7,3 Ampere sehr nahe aneinander liest, und mit Erhöhung der Kapazität weiter und weiter wird Wenn man diese Vergleichung in allen Teilen genau machen will, so muss man für jede Kapazität die Schichtung photo- graphieren, um daraus die Abstände der Linien zu ermitteln. Es geraten aber nicht alle Aufnahmen gleich gut, so dass man genötigt ist, für jede gleichartige Ent- ladung mehrere Aufnahmen zu machen. Ich habe des- halb vorläufig die sich in der abgeblasenen Entladung zeigenden Entfernungen der Schichtung für die ver- schiedenen Kapazitäten so gut wie möglich (ohne Photo- graphie) abgeschätzt,und dabei die in folgender Zu- sammenstellung enthaltenen Abstände beobachtet. 20 40 80 100 120 140 180 200 Glieder Kapazität : 0,16 0,320,64 0,80 0,96 1,12 1,44 1,60 Mi Magnetisierungs- A strom Jı 7,3 9,8 12,0 13,4 13,6 14,2 17,0 17,9 Amp. Abgeschätzte Schichtungsweite 1,5 2,0 25 30 3,0 3,5 40 5,0 mm — 262 — Hiernach hat sich, während die Kapazität von 0,16 auf 1,60 Mi erhöht wurde, die Schichtungsweite nahezu vom ein- zum vierfachen verändert, d. h. die Teilent- ladungen sind viermal langsamer erfolgt. Genauer und sicherer lässt sich diese Beobachtung wahrscheinlich mit dem rotierenden Spiegel anstellen. Es lässt sich keine Anderung der Schichtungsweite erkennen, wenn man die Luftstrecke, durch welche die Entladung stattfindet, innerhalb der zulässigen Grenzen srösser oder kleiner macht. Diese Teilentladungen müssen im synchronen Zu- sammenhange mit der Änderung des Magnetfeldes, und daher mit den Schwingungen im Kondensator stehen. Aus der Formel Ale nr ! ze AK können wir nun p, d. h. die Zahl der Polwechsel oder halben Schwingungen im Kondensator berechnen, da wir ja alle Unbekannten des Ausdruckes rechts messen können. | Auf diese Weise erhalten wir p für die Werte der Tabelle VII, in welcher /ı den unveränderten Wert 2600 hatte, für verschiedene Magnetisierungsstromstärken und zugehörige Kapazitäten, wenn wir für 10 Glieder des Kondensators die berechnete Kapazität von 0,08 Mi zu Grunde legen. Diese Werte stellen wir in Tabelle VIII zusammen, aus welcher wir die Figur 10 kon- struieren, welche als Abscissen die Kapazität, als Ordi- naten die Werte von p enthält. Tabelle Vill. Jı 16 80 91 96 102 11,3 13,0 15,0°17,0°20,0 225255 ap K 0,08 0,16 0,24 0,32 0,40 0,48 0,64 0,80 1,12 1,60 2,00 2,40 Mi p. 11640 6100 4620 3700 3110 2870 2500 2283 1850 1525 1372 1290 pr. Sek. a ee ee he es Mergfagadf | | | | | ES _ $ 02 O4 06 O8 A0 A2 Au 16 18 20 92 24 Fig. 10. Wir sehen, dass auch hier die Zahl p für die Kapazi- tät 0,16 etwa viermal höher liegt als für die Kapazität 1,60, so dass das Verhältnis der im vorhergehenden erwähnten Abschätzung der Schichtungsabstände in der abgeblasenen Entladung ziemlich gut hiermit übereinstimmt. Nun ändert sich bekanntlich die Schwingungsdauer T proportional der Quadratwurzel aus der Kapazität des Kondensators. Um die von uns gefundenen Werte dahin zu prüfen, stellen wir die Werte aus Tabelle VIII für T = n und YK zusammen, und konstruieren aus diesen Zahlen die Fig. 11, als Ordinaten die Werte von VK, als Abscissen diejenigen von T, und wir sehen, dass die Punkte in der That nahezu in eine gerade Linie fallen, deren gute Übereinstimmung mit derselben in Bezug auf den Weg, über welchen die Zahlen gefun- den worden sind, eigentlich verwundern muss. VK 0,282 0,400 0,4S9 0,566 0,632 0,692 T 0,000172 0,000328 0,000432 0,000540 0,000642 0,000698 VK 0,800 0,894 1,058 1.265 1,414 1,549 T 0,000800 0,000874 0,001080 0,001310 0,001472 0,001550 — AUOT o 00002 00004 00006 00008 00019 00012 00014 0006 Riga. Wir können aus dem Ausdruck 12.10 205 en zx p K nı die Ursache ersehen, weshalb Entladungen bei unver- änderter Länge der Luftstrecke eine andere Spannung haben müssen, wenn der Magnetisierungsstrom Jı oder die Kapazität K einseitig geändert wird, oder wie die- selbe für verschiedene Magnetisierungsstromstärken oder Kapazitäten den gleichen Wert beibehält, wenn . konstant ist. Mit Rücksicht darauf, dass in diesem Falle eine Spule zu ihrer höchsten Leistungsfähigkeit gebracht werden kann, ohne die Spannung in einer die Isolation derselben gefährdenden Weise zu erhöhen, können wir Kapazität und Magnetisierungsstrom alsdann in Bezug auf die Spule im Normalzustand befindlich bezeichnen. Im Normalzustande befinden sich die variabeln Bedingungsgrössen für die Induktion bei einem Induk- lorium, wenn Kapazität und Magnetisierungssirom sich so zu einander verhalten, dass die maximal zulässige Funkenlänge damit eben erreicht werden kann, aber nicht mehr erreicht wird, wenn entweder die Kapazität vergrössert, oder die Magnelisierungsstromslärke ver- kleinert wird, oder wenn, was das gleiche ist, durch gleichzeitige Änderung der Kapazität und des Magne- tisierungsstromes keine Änderung der induzierten Span- nung herbeigeführt wird. Will man nach dieser Voraussetzung ein Induk- torium nicht überlasten, so dürfen diese Variablen den Normalzustand nicht überschreiten, d. h. es darf nicht einseitig die Kapazität zu klein, oder der oe u, rungsstrom zu gross genommen werden, So giebt uns die Tabelle Seite 261 den Normalzustand für den Masnetisierungsstrom und die Kapazität bei un- serem Funkentransformator No. 18. Soll derselbe z.B. mit einer Kapazität von 0,16 Mi eingeschaltet werden, so ist der Normalzustand mit einem Magnetisierungsstrom »02R 0,3 Ampere ‘erreicht. Bei 1,12 Mi ist das der Fall, wenn der Magnetisierungsstrom 14,2 Ampère beträgt. Oder, andererseits, will man mit 12 Ampère Magnetisierungsstrom arbeiten, so muss die zugehörige Ka- pazität 0,64 Mi betragen, um den Normalzustand zu haben. Es geht hieraus hervor, dass bei rationell gebauten Induktorien abstöpselbare Kondensatoren absolut uner- lässlich sind. Der in Frage stehende Funkentransformator No 18 induziert nach dem Vorhergehenden im Normalzustande eine Spannung von rund 180,000 Volt, unabhängig von der Funkenlänge oder Intensität der Entladung. Die im Normalzustande induzierte Spannung und die Grösse des Grenzbereichs, innert welcher der Normal- zusland durch Veränderung der Variablen Jı. und K hergestellt werden kann, giebt ein wahres bild über die Leistungsfähigkeit. einer Spule. V. Nach vorstehenden Gesichtspunkten ausgeführte Apparate. So grosse Lücken die hier mitgeteilten Beobach- tungen noch offen lassen, haben uns dieselben dennoch wenigstens für den rationellen Bau von Induktorien wertvolle Anhaltspunkte an die Hand gegeben. Wir kennen nun für irgend eine verlangte Funkenlänge die erforderliche Windungszahl der sekundären Spule und haben nicht mehr nötig empirisch so lange, meist verschwenderisch viel Draht aufzuwickeln bis der ver- fügbare Raum gefüllt ist. Wir kennen ferner ziemlich genau die in diesen Windungen induzierte Spannung und können darnach die nötigen Stärken für die Iso- lation der Spule bestimmen. Ferner haben wir den Einfluss der Kapazität des Kondensators kennen gelernt. Und wie wichtig diese Kenntnisse sind, zeigen die her- vorragenden Resultate, die mit einer grösseren Anzahl Induktorien erhalten wurden, welche nach den hier genannten (resichtspunkten gebaut sind. Es gelingt uns heute auf Grund vorstehender Be- obachtungen ohne Mühe alle Grössen für Induktorien bis zu 1 m Funkenlänge vorauszubestimmen, derart, dass der fertige Apparat die Funken auf die volle Länge giebt und zwar so, dass unter allen Umständen für jede einzelne Unterbrechung sicher auch ein Funken über- springt. Und eine wie geringe Anzahl Windungen benötigen wir in einer Spule für z. B. 1 m Funken- länge gegenüber derjenigen Anzahl, die man sonst auf- zuwinden gewohnt war. Das Carpentier’sche Induktorium für 40 bis 45 cm Funkenlänge besitzt 153000 Windungen, und wir bringen auf Spulen für einen Meter Funkenlänge nur 86000 Windungen unter, Dadurch sind wir in der Lage Draht vom vier- bis zehnfachen Querschnitt des bei älteren Ap- paraten üblichen Querschnittes zu verwenden. Durch die bedeutend geringere Länge einerseits und den viel grösseren Querschnitt des Drahtes anderseits wird aber auch der Widerstand solcher Spulen ganz bedeutend kleiner. So hat das Carpentier’sche Induktorium für 40—45 cm Funkenlänge einen Widerstand von circa a 50,000 Ohm, während eine von uns hergestellte Spule für 100 cm Funkenlänge nur etwa 10,000 Ohm hat. Der Funkentransformator No 14 (Abbildungen Fig. 12 und 13), welcher bis 35 cm lange Funken liefert, hat nur Fig. 13. einen Widerstand von circa 3250 Ohm. In ein Ölbad gestellt, giebt dieser Apparat bis 45 cm. lange Funken. Infolge des ausserordentlich kleinen Widerstandes der se- kundären Windungen ist der Wirkungsgrad dieser Spulen — 268 — naturgemäss ein viel grösserer, denn ein Unterschied im Widerstand von über 46000 Ohm muss bei Funken von 40 cm Länge, deren Minimalspannung 220000 Volt ist, denn doch einen mächtigen Einfluss ausüben. In der That sind denn auch Funken von solcher Dicke, wie wir dieselben an unseren Apparaten erzielen und in den Figuren 8 und 9 dargestellt haben, bisher von keiner Seite erreicht worden. Ich liess am Ende dieses Jahres ein Induk- torium, Fig. 14, für 80 cm Funkenlänge nach meinen Fig. 14. Angaben herstellen!), welches nicht nur mächtige Funken dieser Länge bei Einzelunterbrechungen und bei An- wendung von Quecksilber-Schnellunterbrechern gab, son- dern auch mit dem elektrolytischen Unterbrecher einen mächtigen Funkenstrom von 83 cm Länge unter fürch- terlichem Getöse erzeugte. Bei diesem Induktorium sind auf der primären Spule zwei getrennte Wicklungen angebracht, die eine 1) Inzwischen geliefert an Herrn Prof. Lenard in Kiel. — 269 — mit Draht von 0,03 cm? Querschnitt und 600 Win- dungen für Quecksilber- und ähnliche Unterbrecher, die andere von 0,12 cm? und 140 Windungen für den elektro- lytischen Unterbrecher. Auf diese Weise kann mit diesem Induktorium ohne Auswechslung der primären Spule oder des Eisenkerns sowohl der elektrolytische wie jeder andere Unterbrecher benutzt werden. Diese Anordnung hat sich sehr gut bewährt. Bei kleineren Spulen bis 40 cm Funkenlänge genügt es, von der Wicklung der primären Spule eine gewisse Anzahl Windungen abzuzweigen, an welche dann der elektro- lytische Unterbrecher angeschlossen wird. Auf diese Weise kann jede sonst gute Spule dazu gebracht wer- den, auch mit dem elektrolytischen Unterbrecher die durch die Dimensionen der Spule gegebene grösste Funkenlänge zu erhalten, ohne die vorherigen Eigen- schaften der Spule zu zerstören. Als besondere Merkwürdigkeit sei hier noch erwähnt, dass die grossen Spulen für 100 cm Funkenlänge (Fig. 15) I | Te SOIR | h 1 1 1 1 00 GV. - = un De nu = ÿ À a ausserordentlich kleine Kondensatoren erfordern. Die- selben geben schon mit einer Kapazität von nur etwa 0,1 Mi sehr kräftige Einzelfunken und solche mit Queck- silber-Unterbrechern hervorgebrachte -auf 1 m Länge. Wird die Kapazität unter Wahrung des Normalzustandes erhöht, so steigt damit die Elektrizitätsmenge in der Entladung, so dass man mit diesem Induktorium ebenfalls jene charakteristischen, flammenartigen Entladungen her- vorbringen kann. Auch diese Spule hat eine besondere Primär- wicklung für den elektrolytischen Unterbrecher. Der mit letzterem bei diesem Apparate erzeugte Funkenstrom von 1 m Länge gewährt einen grossartigen Anblick. Zum Schlusse kann ich nicht umhin, meinem hoch- verehrten Lehrer, Herrn Prof. Hagenbach, meinen Dank auszusprechen für das überaus grosse Interesse, mit welchem er diese Arbeiten verfolgt, und für manche guten ‚Ratschläge, die er mir im Verlaufe dieser Arbeiten gegeben hat, Basel, im Dezember 1900. Zur Aitersfrage des Löss A. Gutzwiller. In meinen Arbeiten über Diluvium und Löss!) habe ich den Nachweis erbracht, dass unserer Niederterrasse der ächte Löss fehlt und dass die auf derselben vor- kommenden Lehme und Sande, so lössähnlich sie oft auch aussehen mögen, als auf- und eingeschwemmte Ge- bilde zu bezeichnen seien, die sich sowohl bezüglich ihrer Fauna, als auch nach ihren petrographischen Eigenschaf- ten vom ächten, äolischen Löss unserer benachbarten Anhöhen unterscheiden. Neueste Aufschlüsse haben die damals so bestimmt ausgesprochene Ansicht nicht widerlegt, sondern wie zu ‚erwarten war, bestätigt. Bei Anlass der Verlegung der Eisenbahnlinie Basel- Mülhausen wurde im Südwesten der Stadt Basel ein ca. 3,7 km. langer Einschnitt durch die Rheinnieder- terrasse geführt. Derselbe ‘zieht in grossem Bogen vom Bahnhof am Ausgang des Birsigthales vorbei nach dem Kannenfeldgottesacker und verbleibt bis nahe an sein Ende in der obern Stufe der Niederterrasse. Unmittelbar südwestlich vom Bahnhof, auf dem sog. Margarethenletten am rechten Birsigufer und jenseits 1) Die Diluvialbildungen der Umgebung von Basel. Ver- handlungen der naturforsch. Gesellschaft in Basel. Bd. X, 1894. — Der Löss mit besonderer Berücksichtigung seines Vorkommens bei Basel. Wissenschaftliche Beilage zum Bericht der Realschule zu Basel 1893/94. — 212 — des Birsig auf dem Holeeletten, führte der Einschnitt durch eine ziemlich mächtige Lehmablagerung, die von gelbem Jurakies (Birsigkies) unterlagert, auf grauem Rheinkies ruht. Auf dem Margarethenletten, in unmittelbarer Nähe der grossen Kiesgrube am Erdbeergraben (siehe: Die Diluvialbildungen 1. c. p. 552 und Tafel XII Profil 3), welche durch den Neubau der Bahnlinie jetzt vollstän- dig und für immer zugedeckt ist, zeigte sich folgendes Gesamtprofil von oben nach unten: a. 0,3 m. bräunliche, kalkfreie Ackererde. b. 1—1,2 m gelbe thonige Mergel mit kleinen kreidigen Kalkconeretionen und vereinzelten Schneckenschalen (siehe: Die Diluvialbildungen IL c. p. 553). Der Schlemmrückstand reich an grobem Quarzsand, ent- hält wenige und kleine Wurzelröhrchen und einzelne Kalkspathschrote, die selten 1 mm Grösse übersteigen. -c. 0,5—0,8 m graue, thonigsandige Mergel, oben bitu- minös und reich an Planorben, nach unten allmählich in Birsigkies übergehend. Der graue Schlemmrück- stand besteht fast ausschliesslich aus grobem Quarz- sand, dem einzelne kleine Kalkspathschrote und selten . Wurzelröhrchen beigemischt sind. d. 0,5—1,2 m Birsigkies, wesentlich aus Jurakalkge- schieben bestehend, die auffallend klein, meist bohnen- selten über nussgross sind. Der Kies ist reichlich mit grauem bis gelbem thonigem Sand gemischt, des- sen Material zum grössten Teil aus den Sanden der wenig weiter zurückgelegenen, bei St. Margarethen anstehenden Cyrenenmergel stammt. Stellenweise bildet dieser Sand linsenförmige Einlagerungen. e. Rheinkies, oben rostig, hin und wieder mit Ausschei- dungen von Manganoxyduloxyd, das Sand und Ge- rölle streifenweise schwarz färbt. Über seine Zu- sammensetzung siehe: Die Diluvialbildung L c. p. 523 fi. Der Rheinkies wurde nur in seinem obersten Teile angeschnitten. Die Gesamtmächtigkeit beträgt ca. 12 m. Unter ihm liegen die sog. blauen Letten, der mitteloli- gocäne Septarienthon, in weichen die Fundamente der neuen Eisenbahnbrücke, die den Birsig an dieser Stelle überspannt, eingesetzt sind. Westlich vom Birsig, auf dem Holeeletten, sind die Profile ähnlich denjenigen auf dem Margarethenletten, doch sind die thonig sandigen Auflagerungen im allge- meinen weniger mächtig. Ungefähr 200 m westlich der Oberwilerstrasse zeigte sich: a. 0,4m Ackererde, vollständig entkalkt und von brauner Farbe. b. 1,5 m gelblich graue thonige Mergel, beim Trocknen ganz hart werdend, reich an grobem Sand und kleinen Greschiebchen, mit vereinzelten Lössschnecken, Wur- zelröhrchen und kleinen Kalkspathschroten. c. 1—1,2 m Birsigkies, bestehend aus ziemlich groben, oft schlecht gerollten Jurakalkgeschieben, da und dort mit Sandeinlagen, welche fast reinen Cyrenenmergel- sand darstellen. Quarzite und andere dem Jura fremde Gesteine treten als Geschiebe bezw. Gerölle selten auf; sie entstammen dem zu beiden Seiten des Birsigthales anstehenden Hochterrassenschotter. d. Grauer Rheinkies gleich wie im vorigen Profil. Näher dem Spitalgut (an der Neubadstrasse), also westlich der vorigen Stelle, fehlt stellenweise der Jura- kies. Der gelbe thonige Mergel, nach unten sehr grob- sandig werdend, liest dann direkt auf dem Rheinkies, ein Beweis dafür, dass der Birsig, als er beim allmählichen Rückzug des Rheines die oberste Stufe der Nieder- terrasse überflutete, diese nicht gleichmässig mit Schot- — 274 — tern bedeckte. Er floss in einem mehr oder weniger breiten und flachen Bett, das er bald dahin, bald dort- hin verlegte, bis er sich endlich tiefer in die Nieder- terrasse einschnitt, was aber erst geschehen konnte, als infolge des Tieferlegens des Rheinbettes, das Gefälle für den Birsig ein grösseres wurde. | Unmittelbar westlich der Neubadstrasse beim Spi- talgut, kurz nach dem Eingang des Tunnels, der durch das Terrain der Schützenmatte führt, war das folgende Profil blossgelest: a. 0,85 m Ackererde, vollständig entkalkt, durch Ver- witterung aus dem Liegenden hervorgegangen. 0,60 m gelbe thonige Mergel, weniger hart und we- niger grobsandig als im vorigen Profil, reich an Wur- zelröhrchen, mit vereinzelten Lössschnecken und kleinen Kalkspathschroten. Hier nimmt offenbar einge- schwemmter Löss und Lösslehm grössern Anteil an der Zusammensetzung dieser Mergel als an andern Stellen. Doch die vielen groben Quarzkörner, ver- einzelte kleine Geschiebchen und der allmälige Über- gang in den unterliegenden Kies sprechen trotz Mangel einer Schichtung deutlich genug dafür, dass wir es hier, wie in den vorigen Profilen nicht mit Löss, sondern mit einem Schwemmprodukt zu thun haben. c. 0,85 m Birsigkies gleich dem im vorigen Profil, doch mit kleinern ebenfalls stumpfkantigen Geschieben. d. Rheinkies, 3,50 m tief angeschnitten, teilweise mit discordanter Parallelstruktur. Weiter in westlicher, bezw. in nordwestlicher Rich- tung dem Bahneinschnitt folgend, sehen wir den Birsig- kies bald verschwinden und die lehmige Auflagerung nur geringmächtig werden, sodass jenseits vom Herren- graben oder der zukünftigen Militärstrasse der Rhein- — 279 — kies nur eine dünne (0,3—0,5 m) reichlich mit Geröllen vermischte Decke von Ackererde trägt. Letztere Erscheinung zeigt sich überall auf der Niederterrasse, sobald wir unsvon denlösstragenden Hügeln entfernen und gegen den Rhein uns wenden. Einzig im Bereiche der Bäche und Bächlein, besonders derjenigen, die infolge allzu geringer Wasserführung den Rhein nicht zu erreichen vermögen und darum sich auch nicht in die Niederterrasse einschneiden konnten, sind die leh- migen oft lössähnlichen Auflagerungen auf den Rhein- schottern weiter hinaus zu verfolgen. Sie bilden als flache, schuttkegelartige Anschwemmungen einen vorzüg- lichen Ackerboden, gegenüber dem allzuleicht austrock- nenden von Lehmen kaum bedeckten Kiesboden. Zwischen diesen Fluss- und Bachanschwemmungen und mit denselben in Verbindung tretend, treffen wir am Fusse der lösstragenden Hügel, auf der Nieder- terrasse, einen wenig breiten Streifen von umgelagertem und abgeschwemmtem Löss und Lösslehm. Es ist diese Ablagerung ein Gehängeschutt, bestehend aus Löss, der durch die Atmosphärilien (Regen, Wind) langsam in die Ebene hinausgetragen worden und der oft schwer vom eigentlichen Löss zu unterscheiden ist. In den engern Seitenthälern bilden die erwähnten abgeschwemmten Lösslehme fast ausschliesslich die Niederterrasse; sie gehen gehängeaufwärts, oft ohne deutliche Grenze in den ächten Löss über. Aus meinen Beobachtungen geht also mit Sicher- heit hervor, dass unsere Niederterrasse keinen ächten, sondern nur verschwemmten, umgelagerten, oft reichlich mit Sand und Geschiebchen vermischten Löss trägt. Unser Löss, und zwar der ältere wie der jüngere, ist älter als die Niederterrasse, er ist interglacial und æolisch. 18 — 216. — In den Mitteilungen der geolog. Landesanstalt von Elsass-Lothtringen Bd. V Heft I 1899 p. 57 veröffent- licht Herr Dr. Förster eine von ihm gemachte Beobach- tung von jüngerm Löss auf der Niederterrasse in der Nähe von Mülhausen. Die kleine Publikation begleitet von zwei Profilen schliesst mit dem Satze: „Es ıst also der bestimmte Nachweis erbracht, dass die Schotter der Niederterrasse von einer ächten Lössablagerung, dem jüngern Löss überdeckt sind.“ 2 | Da ich, wie oben erwähnt, auch dem jüngern Löss ‚unserer Gegend ein interglaciales und nicht ein post- glaciales Alter zuweisen ‚muss, so war es für mich von besonderem Interesse die betreffende Stelle, an welcher Förster seine Beobachtungen g gemacht, einer Besichtigung zu unterwerfen !). Nördlich von Mülhausen, an der Strasse nach Boll- weiler, so ziemlich in der Mitte zwischen beiden genann- ten Ortschaften und ca. 2 Km. westlich von Wittenheim, liest ein kleiner kaum mehr als 5m über die Rhein- ebene sich erhebender und ca. 400 m langer Hügel, ge- nannt Hohröderhübel. Derselbe ist an der Nord- seite durch eine Lehmgrube angeschnitten. Der Auf- schluss, der bis unter das Niveau der Niederterrasse reicht, zeigt deutlich, dass der Hügel aus ächtem Löss besteht, der von den Schottern der Niederterrasse um- lagert wird ?). Die Unterlage des Löss ist unbekannt. Wahrscheinlich besteht sie aus tertiärem Gestein gleich wie auf den Hügeln im Süden von Mülhausen und es erscheint somit der Hohröderhübel als ein kleiner Über- rest des nördlich von Mülhausen in die Tiefe gesunke- 1) In Abwesenheit von Herrn Dr. Förster war Herr Dr. W. Hess so freundlich mich ein erstes Mal an Ort und Stelle zu begleiten. - 2) Siehe auch: Förster-geolog. Führer für die Umgebung von Mülhausen i./E. p. 78. a A nen tertiären Hügellandes, das an dieser Stelle nur noch mit einer Lösskuppe gleich einer Insel aus der Rhein- ebene hervorragt. Der Löss des Hohröderhübels zeigt die Merkmale des ächten æolischen Lösses ‚unserer Umgebung. Er ist staubfein, porös, von feinsten Röhrchen durchzogen; die Korngrösse der tiefern und höhern Lagen ist immer die- selbe; er besitzt die Kalkspathschrote, die Wurzelröhr- chen, die Lüsskindchen und zahlreiche kleine Eisencon- cretionen; er besitzt auch die gewöhnliche Lössfauna, doch ist die Zahl der Schneckenschalen keine sehr grosse. In der Tiefe der soeben erwähnten Lehmgrube wird ein Lehm (entkalkter Löss) sichtbar, der nach Profil II in der oben zitierten Arbeit von Förster hügeleinwärts sich bald auskeilt und der einen obern, also jüngern Löss von einem untern, ältern Löss trennt. | Der obere, jüngere Löss geht auf der Süd- und Südostseite des Hügels (nicht auf der Nordseite) in eine lössartige Lehmablagerung über, die Förster in seinem geolog. Führer für die Umgebung von Mülhausen und auf der demselben beigegebenen geolog. Übersichtskarte als Sandlöss bezeichnete. Dieser Sandlöss oder jüngere sandige Löss, wie er später !) auch genannt wird, bildet eine ziemlich ausgedehnte bis Wittenheim reichende Ablagerung. Er ruht auf der Niederterrasse, die hier aus Vogesenschotter besteht. Ähnliche Complexe von Sandlöss, durch zu Tage tretende Vogesenschotter oder durch alluviale Bildungen getrennt, finden sich auch in der Umgebung von Kingersheim, Sausheim etc. auf der geolog. Übersichtskarte eingetragen. Sie machen den 1) Förster: Erläuterungen zu den Blättern Mülhausen West, Mülhausen Ost und Homburg der geolog. Spezialkarte von Elsass- Lothringen. Eindruck von Flussanschwemmungen im Bereiche der Doller, der Thur und der Ill. Zahlreiche Schürfungen auf dem Wittenheimer Feld ergaben für Förster die Gewissheit, dass der dor- tige Sandlöss ein typischer Löss ist, der mit dem jün- gern Löss des Hohröderhübels zusammenhängt und mit ihm „einer einzigen Ablagerung angehört,“ woraus dann der weitere Schluss gezogen wird, dass der Löss der Niederterrasse von Wittenheim, ebenso wie der obere Löss am Hohröderhübel als jüngerer Löss zu deuten ist. Leider war es mir nicht vergönnt die zahlreichen Schurflöcher zu sehen, doch dank dem freundlichen Entgegenkommen des Bürgermeisters von Wittenheim wurde mir eine Grube eröffnet und zwar an einer Stelle, die nicht allzu weit vom Hohroderhübel entfernt lag und wo nach den gemachten Schürfungen zu schliessen, der Sandlöss eine erhebliche Mächtigkeit besitzen musste ?). Die Grube ging auf 2,45 m Tiefe. Der „Löss* erreichte in derselben eine Mächtigkeit von 2,15 m; der darunter liegende Vogesenschotter war 0,3 m tief ange- schnitten. Ich war erstaunt ein Gebilde zu sehen, das äusser- lich so lössähnlich erschien: feinsandig, porös, homogen, ungeschichtet, ohne deutliche Sandeinlagerung, ohne sichtbare gröbere Geschiebe, reich an gewöhnlichen Lössschnecken, ohne Süsswasserconchylien, mit kleinen Lössconcretionen und vielen Wurzelröhrchen. Wenn dieser Löss mit dem obern Löss des Hoh- röderhübels zusammenhängt und mit ihm einer einzigen Ablagerung angehört, so müssen beide Löss in jeder 1) Die Grube fand sich südöstlich vom Hohröderhübel ca. 730 m östlich der Landstrasse Mülhausen-Bollweiler, in der Nähe des Feld- weges, der aus der Waldung vom Nonnenbruch direkt nach Wit- tenheim führt, nahezu auf der Höhenquote 234 m. — 279 — Hinsicht übereinstimmen, gerade so wie der Löss des Hoh- röderhübels mit dem ächten Löss auf den Tertiärhügeln südlich Mülhausen und in der Umgebung von Basel übereinstimmt. Ich entnahm der Grube drei ansehnliche Proben aus drei verschiedenen Tiefen (die oberste in 0,7 m Tiefe, die unterste 0,4 m über dem Vogesenkies und die dritte etwas unter der Mitte der Grube) und ebenso entnahm ich verschiedene Proben dem obern Löss des Hohröderhübels, um dieselben einer genauern Prüfung und Vergleichung zu unterwerfen. Die gewonnenen Resultate sind kurz zusammenge- * fasst die folgenden: Der sog. Sandlöss von Wittenheim, dessen obere Partie an der erwähnten Stelle auf 0,4 m Tiefe fast ganz verlehmt, d. h. entkalkt ist, erscheint als eine ganz einheitliche, wie aus einem Gusse entstandene Masse von hellgrauer Farbe mit vereinzelten Rost- flecken; die Packung, das Gefüge, wird von oben nach unten fester, sodass der Lehm unten fast ganz hart erscheint, ohne aber die Durchlässigkeit zu verlieren. Der Gehalt an CaCOs nimmt von oben nach unten ab. Derselbe beträgt in 0,7 m Tiefe 37,07 0,0, in 1,5 m Tiefe 32,83 0/, und in 1,75 m Tiefe 24,11 0/, !). Die Menge des Quarzsandes und besonders dessen Korngrösse nehmen nach unten zu; Körner von 0,1—1 mm erscheinen sehr häufig; da und dort finden sich einzelne Geschiebchen von drei, vier bis fünf Milli- meter Durchmesser. Wurzelröhrchen und kleine Concretionen, die An- fänge von Lösskindchen sind oben weit zahlreicher als 1) Die Carbonatbestimmungen wurden von Herrn Dr. Hinden im geolog. Institut zu Basel ausgeführt. eg unten; erstere stehen oft noch mit Wurzen in Ver- bindung. Aug | Kalkspathschrote normaler Grösse, wie sie im äehten Löss vorkommen, finden sich nur im obern Teile ganz vereinzelt; im übrigen sind sie sehr klein und nur mit der Lupe zu finden, so dass sie auf den ersten Blick zu fehlen scheinen. Die Eisenconcretionen finden 3 nur spärlich ver- breitet, so dass der Schlemmrückstand nicht braun wie beim Löss, sondern. hellgrau, grobsandig erscheint. Beim Abschlemmen erhält man einen zähen, plas- tischen, an den Fingern klebenden, hellgrauen Schlamm, aus einem fast milchig trüben Wasser. Die Schneckenschalen gehören, wie schon he den gewöhnlichen Lössschnecken an. Auffallend reich- lich und ungleich reichlicher als am Hohröderhübel er- scheinen Succinea oblonga und Pupa muscorum. Süss- wasserschnecken, wie Planorbis oder Bythinia, habe ich in den nsc dilemme ten Proben nicht gefunden. Der Löss des Hohröderhübels zeigt keine verlehmte Decke. Die etwas bräunlich gelbe Farbe des obersten Teiles deutet auf eine stärkere Oxydation des Eisens infolge der Einwirkung der Atmosphärilien. Der Gehalt an CaCO; ist noch ein bedeutender: (in 0,3 m Tiefe 27,59 0/,) und ziemlich grosse Lösskindchen liegen an der Oberfläche. Nach der Tiefe nimmt der Gehält an Ca CO3 zu; derselbe beträgt in 0,7 m Tiefe 29,38 %/,, in 1,5 m Tiefe 36,93%. Das Gefüge ist oben wie unten ein gleich lockeres und poröses; die Farbe ist hellgelb, die Korngrösse oben und unten dieselbe. Letztere liegt wie bei ünserem ächten æolischen Löss wesentlich zwischen 0,001 und 0,1 mm, während Körner von 0,1 bis 1 mm recht selten sind. A Die Menge des Quarzsandes nimmt nach unten nicht zu; nirgends fanden sich gröbere Geschiebchen. Der Unterschied bezüglich der Korngrösse und der Menge des Quarzsandes zwischen dem Löss des Hoh- röderhübels und dem Sandlöss der Wittenheimer Ter- rasse zeigt sich besonders deutlich, wenn man die Schlemmrückstände gleich grosser Lössmassen mit ko- chender Salzsäure behandelt. | Kalkspathschrote treten oben wie unten in an- sehnlicher Menge auf und sind von normaler (1,5 bis 3 mm) Grösse. = Die Wurzelröhrchen erscheinen weniger zahlreich als im Sandlöss von Wittenheim ; sie treten oben wie unten in gleicher Menge auf. Ä Die Zahl der Schneckenschalen ist auffallend ge- ringer als im Sandlöss, besonders mit Bezug auf Suc- cinea oblonga und Pupa muscorum und neben Helix sericea ist Helix arbustorum, = ich dort nicht sesehen, häufig. Die Eisenconcretionen sind klein, doch recht: zahl- reich; sie färben den Schlemmrückstand braun. ‘ Das Abschlemmwasser liefert keinen zähen, sondern einen magern Schlamm von gelblich brauner Farbe. Ich liess die mit Salzsäure behandelten Lössproben auch mikroskopisch auf ihre Mineralbestandteile unter- suchen, wiewohl zum voraus zu erwarten war, dass in dieser Hinsicht kein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Lehmablagerungen bestehen werde. Diese Arbeit wurde in verdankenswerter Weise von Herrn Dr. Käch, Assistent am geolog. Institut in Basel aus- geführt. Derselbe schreibt in dem mir übergebenen Bericht: | „Die Proben vom Hohröderhübel zeigen alle in ihrer äusserst feinsandigen Ausbildung die grösste Ähn- — 232 — lichkeit untereinander. Auch die mit Salzsäure behan- delten Schlemmrückstände sind nicht von einander zu unterscheiden. Mikroscopisch fallen vor allem Quarz und Feldspath durch ihre Häufigkeit in die Augen. Sie bilden beide kleine wasserhelle oder schwach ge- trübte, splitterig eckige Körner. Neben diesen beiden Mineralien treten die übrigen (remengteile an Menge bedeutend zurück. Es wurden beobachtet: Farbloser oder schwach grünlicher Muscovit, Epidot, Turmalin, Hornblende z. T. strahlsteinartig, Zoisit, opake Körner, wohl Titaneisen z. T. vielleicht Orthit, Biotit, Zirkon, Rutil, Granat, Staurolith, Apatit, Korund, Disthen (?). Die Mineralien sind hier ungefähr in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit angeführt. Die Proben aus verschiedenen Tiefen des Sand- lösses von Wittenheim zeigen schon makroscopisch, be- sonders in den mit Salzsäure behandelten Schlemmrück- ständen nicht nur Verschiedenheiten unter sich, sondern auch gegenüber dem ächten Löss des Hohröderhübels. Die Probe aus 0,7 m Tiefe besitzt gegenüber dem äch- ten Löss eine bedeutend feinere Beschaffenheit. Sie er- rinnert am ehesten an das Aussehen von ganz feinem getrocknetem Schlamm. Auch der Schlemmrückstand erweist sich als sehr feinkörnig. Bei 1,5 m und noch mehr bei 1,75 m Tiefe dagegen werden die Schlemmrück- stände äusserst grobsandig und es zeigen sich Rollstück- chen bis 3 mm Durchmesser, zumeist aus Quarz oder aus roter Porphyrgrundmasseartiger Substanz bestehend. Während die erste Probe (0,7 m Tiefe) bei etwas fei- nerem Korn mikroscopisch noch ganz das Aussehen des ächten Lösses zeigt, treten in den tiefern Proben unter dem Mikroscop die grosse Zahl der feinen eckigen Be- standteile fast ganz zurück und es gelangen hauptsäch- lich viel gröbere, gerundete und getrübte Quarz- und — 283 — Feldspathkörner zur Erscheinung. Immer lassen sich aber bei längerm Suchen die seltenen, hauptsächlich schweren Mineralien, die oben für den Löss des Hoh- röderhübels angegeben wurden, in der gleichen Ausbil- dung auch hier wieder finden, sodass in dieser Bezie- hung wie voraus zu sehen war, ein Unterschied zwischen den beiden Ablagerungen nicht besteht.“ Aus all’ den Untersuchungen geht mit Sicherheit hervor, dass der sog. Sandlöss der Wittenheimer Ter- rasse und der jüngere (obere) Löss des Hohröderhübels nicht einer einzigen d.h. ein und derselben A b- lagerung angehören können, und ich bin überzeugt, dass die Untersuchung einer grössern Zahl von Gruben dieses Resultat nicht geändert, sondern nur bestätigt hätte. Der Löss des Hohröderhübel ist ein ächter, æolischer Löss der letzten Interglacialzeit. Dafür sprechen alle seine Eigenschaften und seine Lagerung zur Niederter- rasse. Die letztere liegt, wie der auf der Nordseite des Hügels eröfinete Graben !) zeigt, dem untern ältern Löss auf und dem ältern Lösslehm, sowie dem jüngern Löss an. Zwar zeigt das von Förster unten zitierte Profilnoch eine dünne Lage von jüngerm Löss auf dem Vogesenschotter der Niederterrasse. Ich sah am Fusse des Hügels, in dem noch teilweise offenen Graben, nur abgeschwemmten, deutlich geschichteten Löss auf dem Schotter liegen; am Ausgehenden des letztern lag aller- dings ein Löss, der dem jüngern Löss absolut gleich erschien. Doch es ist dieser Löss zweifellos umgelagerter oberer Löss, der nicht mit dem fliessenden Wasser in Berührung. gekommen ist und der darum dem auf pri- 1) Siehe Profil II bei Förster: Jüngerer Löss auf der Nieder- terrasse. Mitt. der geolog. Landesanstalt von Elsass-Lothringen. Bi V 18939: = 94 — märer Lagerstätte liegenden absolut gleich erscheint, je das am Fuss unserer Lösstragenden Hügel oft zu beobachten ist. Würde man auch einen Graben auf der Südostseite des Hügels gezogen haben, so wäre der all- mähliche Übergang vom obern Löss in umgelagerten Löss und von diesem in den Sandlöss gewiss zu konstatieren gewesen, sowie die Thatsache, dass die Niederterrasse dem ‘obern Löss anliegt, was Förster früher auch an- genommen hat. (Siehe: Geolog. Führer für die Um- gebung von Mülhausen p. 78 und Übersicht über die Gliederung der Geröll- und Lössablagerung des Sundgau in Mitteilungen der geolog. Landesanstalt von Elsass- Lothringen Bd. III p. 128. 1892). Der sog. Sandlöss der Wittenheimer Terrasse ist ein Schlammabsatz aus trüben Wassern, niederge- schlagen am Schlusse der letzten Eiszeit; er ist ein Schlamm der zu einem guten Teil aus umgelagertem Löss be- steht. Dafür sprechen alle Erscheinungen, die wir an ihm beobachtet haben, dafür spricht auch die Lage im Gebiet des Zusammenflusses von Thur und Ill. Wenn auch in den wenigen Kilo Lehm, die ich ausgeschlemmt habe, kein Süsswasserconchylium gefunden wurde; wenn auch eine deutliche Schichtung nicht sichtbar ist, so ist das noch kein Gegenbeweis für die fluviatile Herkunft. Auch bei Basel zeigte in dem oben erwähnten Eisen- bahneinschnitt der bis über 2 m mächtige Lehm oft auf lange Strecken keine Spur einer Schichtung und Süsswasserconchylien waren nur an wenigen Stellen zu finden. | | Die zahlreichen im Sandlöss von Wittenheim liegen- den Landschnecken sind aus den weiter zurückgelegenen Lössgebieten eingeschwemmt worden und gewiss haben auch der Hohröderhübel und vielleicht ein mit 1hm zu- sammenhängendes grösseres, nun vollständig abgespültes Lössgebiet, reichlich dazu beigetragen. — 29 — Die Wurzelröhrchen, die im Sandlöss oben viel zahlreicher auftreten als unten, verdanken ihr Dasein Wurzeln jetzt lebender Pflanzen und nicht einer Vege- tation, die sich, wie beim æolischen Löss, auf dem all- mählich sich aufschüttenden Boden entwickelte. Daher sind bei letzterm die Wurzelröhrchen viel gleichmässiger verteilt, bei ersterm aber oben reichlicher als unten. Der Sandlöss von Wittenheim ist gleich den Lehmen der Rheinniederterrasse bei Basel eine Flussanschwem- mung letzter, oder wohl richtiger gesagt, nachletzter Eis- zeit. Ersterer (der Sandlöss) ruht auf Vogesenschotter, letztere liegen auf Jurakies; beide stehen durch abge- schwemmten Löss mit dem ächten Löss der Hochterrasse in Verbindung. Da die Wittenheimer Lehmablagerung he del fluviatil ist, so ist es auch nicht statthaft, sie als Sand- löss oder kurzweg Löss zu bezeichnen; sie ist ein löss- artiger Flussschlamm. Bezeichnet man jeden Lehm und jeden Flussschlamm, der lössähnlich aussieht, als Löss, dann gibt es allerdings Lösse verschiedenen Alters und verschiedener Herkunft. Aus den vorstehenden Mitteilungen, sowie aus meinen frühern Beobachtungen, geht hervor, dass unsere Rheinniederterrasse keinen ächten æolischen Löss trägt und dass der jüngere wie der ältere Löss der Hoch- terrasse nur in Form umgelagerter und meist auch mit andern Gesteinen gemischter Lösse auf der Niederterrasse ruhen; ferner dass wir überhaupt keinen ächten æolischen, postglacialen Löss besitzen. Von anderer Seite wird zwar das Vorkommen von ächtem, æolischem, postglacialem Löss angegeben, doch ohne ihn in Verbindung mit dem jüngern Löss der Hochterrasse zu bringen. Dr. Früh in Zürich beschreibt solehen. aus dem. St. Galler Rheinthal und aus dem a Schweizer Rhonethal '). Der erstere ist mir aus eigener Anschauung bekannt und ich habe ihn in meiner Arbeit über Löss im Berichte der Realschule zu Basel 1893-94 als nicht fluviatiler, also als æolischer Herkunft, jedoch infolge seiner Beschaffenheit und im Vergleiche mit unserm Löss, als lössartigen Sand bezeichnet. Ich muss an dieser Bezeichnung heute noch festhalten und der Rhonethallöss scheint, nach den Beschreibungen zu urteilen, auch nichts anderes zu sein. Genetisch gleiche (sebilde, auch wenn sie in ihrer allgemeinen chemischen Zusammensetzung übereinstimmen, sind nicht immer dasselbe; sonst müsste man einen Liparit als Quarz- porphyr, einen Basalt als Melaphyr und einen heute zusammengeblasenen Staub als Löss bezeichnen. Basel im März 1901. 1) J. Früh: Der postglaciale Löss im St. Galler Rheinthal mit Berücksichtigung der Lössfrage im allgemeinen. Vierteljahrschrift d. natf. Ges. in Zürich. Jahrgang XLIV 1899. Id. Ueber postglacialen, intramoränischen Löss (Löss Sand.) im Schweizerischen Rhonethal. Eclogae Geol. Helv. Vol. VI No. t Über Guajakblau und Aloinrot. Von Ed. Schär. (Strassburg.) In der langen Reihe der Untersuchungen (. F. Schön- bein’s hat die Bläuung des Guajakharzes durch oxy- dierende Einflüsse eine so grosse Rolle gespielt und sind die Eigenschaften des Guajakharzes so oft Gegen- stand besonderer Mitteilungen gewesen, !) dass die nach- stehenden Beobachtungen, welche ohnehin auf den In- halt Schönbein’scher Arbeiten zurückgehen und durch letztere angeregt sind, wohl am besten ihre Stelle in diesen „Verhandlungen“ finden, welche bekanntlich die grosse Mehrzahl der Abhandlungen Schönbein’s ent- halten. Es darf wohl bis jetzt als sichere Annahme gelten, dass, wie ich an anderer Stelle ?) eingehender gezeigt habe, die aus Guajakharz bei den verschiedensten „Oxy- dations-Reaktionen“ gebildete blaugefärbte Verbindung, — möge dieselbe beispielsweise bei Einwirkung von Ozon, Chromsäure oder Brom, oder von Cyanverbin- dungen des Kupfers oder endlich von Wasserstoffsuper- oxyd in Gegenwart von Platin, Blut oder Fermentma- terien entstehen -- in allen Fällen ein und dieselbe 1) S. den Anhang in Ed. Hagenbach, Chr. Fr. Schönbein (Pro- gramm) Basel 1868. 2) Vergl. „Uber die Anwendungen des Guajakharzes als Re- agens,“* in Forschungsber. über Nahrungsmittel, Hygiene, Pharma- kognosie und forense Chemie, herausg. v. A. Hilger. München III. Jahrg. (1896) Nr. 1. — 288 — Substanz darstellt, d. h. ein eigentümliches Oxydations- produkt eines Bestandtteiles des Harzes, nämlich der s. Z. von Hadelich (1862) beschriebenen „Guajakon- säure“. Die zahlreichen Beobachtungen, welche Schön- bein über die Bläuung des Harzes und das Verhalten der mit ungewöhnlicher Färbekraft versehenen blauen Materie gesammelt hat, führten 1hn schon relativ frühe zu der Annahme, dass dieses blaue Oxydationsprodukt als ein „organisches Ozonid“ zu betrachten sei, mit anderen Worten, dass der betreffende Harzbestandteil bei den verschiedenen Oxydationsweisen in eine sehr . lockere Verbindung mit „beweglich -thätigem Sauer- stoffe“ trete und ein Produkt sehr labilen Charakters bilde, welches, analog den anorganischen „Ozoniden“ (Blei- und Mangansuperoxyd, Chromsäure, Überman- gansäure u. s. w.) namentlich durch reduzierende Körper rasch und unter Entbläuung verändert werde. | Alle seit den Schönbein’schen Mitteilungen ge- sammelten Erfahrungen über Bildung und Eigenschaften des ,Guajakblaus* scheinen die Ansichten Schönbein’s vollauf zu bestätigen, so dass man keinen Anstand nehmen darf, dem blaugefärbten Oxydationsprodukte der erwähnten Guajakonsäure, der ältern Schönbein’schen Auffassung und Benennung entsprechend, die Bezeich- nung „Guajakonsäure-Ozonid“ zuzuerkennen, wie un- statthaft auch im Lichte neuerer chemischer Lehrsätze die Annahme ozonisierten Sauerstoffs in Verbindungen erscheinen mag. Er Die Bedeutung, welche dem „Guajakblau“ bei den zahlreichen, mittelst Guajakharz angestellten Reaktionen verschiedenster Art zukommt, musste auch in der Folge immer von neuem die Aufmerksamkeit auf sich lenken und Versuche zu näherer Kenntnis seiner Bildungs- weise, seiner chemischen Natur und seiner Verände- — 289 — rungen veranlassen. In der That haben sich nach Ha- delich, der erwähnter Massen zuerst die „Guajakon- säure“ als Muttersubstanz des Guajakblaus bezeichnete, — eine . Ansicht, die der Verfasser dieses Aufsatzes mehrfach zu bestätigen Anlass genommen hat, — mehrere Bearbeiter des Guajakharzes auch mit diesen Fragen beschäftigt, in letzter Zeit vor allem 9. Döbner, welcher in einer grössern, teilweise in Gemeinschaft mit E. Lücker ausgeführten Untersuchung über das Guajakharz auch Entstehung und chemische Zusammensetzung der blauen Materie zum Gegenstand einlässlicher Versuche und Bestimmungen machte .') Unter Verweisung auf die Ori- sinalarbeit dieses Autors möge hier. nur bemerkt werden, dass derselbe behufs Reindarstellung des Guajakblaus, dessen chemisches Verhalten, Formel und Beziehung zur Guajakonsäure in der Abhandlung erörtert werden, von einer alkoholischen Lösung der Guajakonsäure aus- geht, diese mit einer wässrigen Ferrichloridlösung be- handelt und das abgeschiedene Guajakblau einer Wa- schung und Trocknung und schliesslich einer Remigung mit Hülfe des Benzols unterwirft, Ungeachtet der zahlreichen neuen Daten, welche die Döbner’sche Arbeit als Ergänzungen und Erweiterungen der Versuche früherer Beobachter, insbes, Schönbein’s enthält, erschienen uns immerhin eine Anzahl auf das ñ akonsiure- Ozonid“ bezüglicher Fragen noch keines- wegs so genügend aufgeklärt, wie es bei der nicht ge- ringen praktischen Wichtigkeit der Guajak-Reaktionen wünschenswert erscheinen mag. Es wurde demnach die Gelenke einer dusch meinen Assistenen Apoth. Ernst Paetzold im. hiesigen pharmaceut. Institute ausgeführten grüssern Arbeit über 1) 8. Archiv d. Pharmacie, Bd. 234 (1896). Guajakharz, Guajakholz und „Palo balsamo !) dazu be- nützt, auch über das Guajakblau, namentlich seine Rein- darstellung sowie sein physikal.-chemisches Verhalten weitere Beobachtungen anzustellen, welche zwar noch keinerlei Aufschluss über dessen Konstitution gebracht, aber wenigstens weitere Einzelnheiten seiner chemischen Eigenschaften kennen gelernt haben, und deshalb in den Hauptpunkten hier mitgeteilt werden mögen. In dem Bestreben, für weitere Versuche mit Gua- jakblau eine Darstellungsmethode zu wählen, welche ın thunlichst befriedigender Weise die relative Haltbarkeit des gebildeten blauen Oxydationsproduktes garantiert, wurde, — der Überlegung gemäss, dass bei der schon Schönbein zur Genüge bekannten grossen Empfindlichkeit des G.blaus gegenüber Säuren und Alkalien, jede Be- reitungsweise, bei der als Nebenprodukte sauer oder alkalischreagierende Körper entstehen können oder müssen, gewisse Gefahren einschliesst — von der oben erwähnten Verwendung des Eisenchlorids Umgang genommen. Von der Erfahrung ausgehend, dass das Guajakblau in Äther unlöslich oder zum mindesten sehr schwerlöslich, daher auch aus seinen Lösungen in gewissen Flüssigkeiten durch Ather ausfällbar ist, wurde eine Lösung von mög- lichst reiner Guajakonsäure in Chloroform bereitet, diese sodann einige Zeit mit chemisch reinem Bleisuper- oxyd geschüttelt, welches sich durch sehr energische Bläuung der Guajakharzlösung auszeichnet, sodann die abfiltrierte Chloroformlösung des G.blaus mit Äther im Überschuss versetzt und endlich die abgeschiedene tief- blaue Verbindung mit Äther ausgewaschen, von letzterem mittelst eines Luftstroms befreit und mit grösster Vor- sicht getrocknet. In diesem Zustande stellt das Gua- 1) Demnächst als Inaug.-Dissertation unter diesem Titel in Strassburg erscheinend. — 2917 — jakblau ein dunkel indigblaues Pulver dar und zeigt relative Haltbarkeit bei Lichtabschluss, obwohl auch so nach einiger Zeit, offenbar infolge einer gewissen Innern Oxydation der chemisch labilen Substanz, eine leichte Verfärbung eintritt. Viel rascher erfolgt diese letztere, unter Hellblauwerden des Pulvers, bei Lichtzutritt. Das so erhaltene Guajakblau zeigt, wie übrigens teilweise seit langem bekannt, leichte Löslichkeit in Äthyl- und Methylalkohol, Aceton, Chloroform, Eisessig, löst sich dagegen schwerer in Essigäther und einigen andern Alkoholpräparaten, am schwersten in Ather, in Benzel und dessen Homologen. — Die Färbung der Guajakblau-Lösungen ist nicht in allen Fällen eine ge- nau übereinstimmende; während die Lösungen in der Mehrzahl der Alkoholpräparate die charakteristische tiefblaue Färbung mit rötlichem Schein aufweisen, zeigen diejenigen in Aceton und Essigäther eine mehr rötlich- violette Farbe, die bei Wasserzusatz mehr und mehr blau wird. Ohne allen Zweifel ist das reine Guajak- blau, welches übrigens nach den neuesten Ermittlungen von E. Paetzold vermutlich nur aus einem Teile der bis zur Stunde als „reine Guajakonsäure* betrachteten und beschriebenen Substanz entsteht, eine Materie von ungewöhnlicher, an die künstlichen Farbstoffe der Ani- linreihe erinnernden Färbekraft, woraus sich auch die schon durch Schönbein öfters hervorgehobene eminente Empfindlichkeit der Guajakbläuung bei manchen Reak- tionen erklärt. Von besonderem Interesse, nicht allein in theore- tischer, sondern besonders auch in praktischer Beziehung sind die schon frühe von Schönbein signalisierten und nach ihm von zahlreichen Beobachtern bestätigten spon- tanen Zersetzungen des Guajakblaus, welche demselben längst den Ruf grosser chemischer Unbeständigkeit ein- 19 — 22 — getragen und wohl auch vielfach die allgemeinere An- wendung des Guajakharzes als Reagens beeinträchtigt haben. Abgesehen von der später noch zu berührenden Wirkung des Lichtes ist das Guajakblau namentlich gegen gewisse chemische Stoffe sehr empfindlich; d. h. es erleidet in deren Gegenwart eine mehr oder weniger rasch verlaufende Zersetzung, welche von Entfärbung begleitet ist. Schon Schönbein hatte darauf aufmerksam gemacht, dass zahlreiche anorganische und organische Substanzen von reduzierendem Charakter die gebläute Guajaktinktur unter Zerlegung der blauen Materie ent- färben und dass in einem gewissen Masse selbst ge- ‚wisse Lösungsmittel des G.harzes, ja die Harzsubstanz selbst (d. h. das Gemenge der verschiedenen Harzbe- standteile) eine solche Wirkung ausüben können, womit allerdings in vielen Fällen die spontane Entbläuung einer gebläuten G.harzlösung erklärt werden kann. Dass jedoch weniger die Lösungsmittel selbst, als verschiedene andere Einflüsse bei solchen Entbläuungen beteiligt sind, geht u. a. aus der Beobachtung hervor, dass eine Lösung von Guajakblau in reinem Alkohol selbst bei Erwärmung eine Zeit lang stabil bleibt, obgleich nach Verdunstung des Weingeistes und Trocknung des Abdampfungsrück- standes eine grünbraune Substanz zurückbleibt. Eine Zersetzung unter Entfärbung tritt zunächst hauptsächlich bei Einwirkung verschiedenster Säuren ein, selbst wenn sich dieselben in einer Guajakblau enthaltenden Flüssigkeit in grösserer Verdünnung be- finden. Es sind hinsichtlich der entbläuenden Wirkung der Säuren im Vergleiche zu der Stellung, welche die- selben in der Reihenfolge ihrer „Stärke“ einnehmen, rätselhafte Verhältnisse konstatiert werden, welche hier nicht weiter zu berühren sind. Unter den bekannteren — 293 — Säuren wirken beispielsweise am stärksten zersetzend auf G.blau: Schwefelsäure, Salzsäure, Salicylsäure, so- dann Weinsäure, Citronensäure, Ameisensäure, am schwächsten Benzoësäure und besonders Essigsäure, welch letztere deshalb auch mit Vorteil bei Guajakblau- Reaktionen mit solchen Objekten beigezogen werden kann, bei denen alkalische Reaktion und deshalb das Nichtzustandekommen der Bläuung zu befürchten ist. Erwähnenswert erscheint im weitern auch die Thatsache, dass Säuren einen relativ weit schwächeren Einfluss auf G.blau ausüben, wenn das letztere in Flüssigkeiten gelöst ist, die mit Wasser nicht mischbar sind. Noch intensiver als die Wirkung der Säuren ist aber im Ganzen die Wirkung der Alkalien (sowonl der caustischen A., als der Carbonate und anderer alka- lischer Salze), welche noch in geringsten Mengen nicht nur die Guajakblaulösungen rasch entfärben resp. ent- bläuen, sondern auch in einer Lösung von Guajakharz (oder Guajakonsäure) die Bläuung durch Oxydations- mittel verhindern, — eine hemmende Wirkung, welche den Säuren in weit geringerem Grade zukommt. Selbst gewisse Pflanzenbasen von ausgeprägtem alkal. Cha- rakter sind hier noch wirksam; eine Ausnahme machen dagegen, vorausgesetzt, dass ein Überschuss an Am- moniak vermieden wird, die durch Zusatz von Ammoniak zu Kupfersalzen entstehenden Verbindungen. !) 1) Schon vor Jahren (Zeitschr. f analyt. Chemie von Fresenius - 1874, I) habe ich gezeigt, dass Kupfersalz lösungen von solcher Verdünnung, dass sie für sich allein eine Guajakharzlösung nicht mehr verändern, durch Beifügen kleinster Mengen Ammoniak so- fort bläuende Wirkung erlangen, in analoger Weise, wie dies durch Zusatz selbst ganz geringer Mengen von löslichen Cyanverbindungen geschieht. — 294 — Es kann wohl kaum zweifelhaft sein, dass der er- wähnte Einfluss alkalischer Substanzen auf Guajakblau- lösung mit der bekannten Eigentümlichkeit der Alkalien zusammenhängt, zahllose Oxydationsprozesse, sowohl spontane Oxydationen durch Luftsauerstoff, als solche durch Oxydationsmittel, in auffälligster Weise zu be- günstigen und zu beschleunigen. Man wird deshalb an- nehmen müssen, dass unter dem Einfluss alkalischer Reaktion die Übertragung des locker gebundenen, „be- weglich-thätigen“ Sauerstoffanteils im Guajakblau auf die Harzsubstanz oder andere vorhandene oxydable Ma- terien in erheblichem Masse erleichtert wird. Was endlich das Verhalten des Lichtes betrifft, so äussert dieses Agens wahrnehmbaren Einfluss sowohl dem Guajakharze, resp. der Guajakonsäure als dem Guajakblau gegenüber. Die erstgenannte Substanz, das Guajakharz, besitzt die bes. in pharmazeutischen Kreisen längst wohlbekannte Eigenschaft, unter der Wirkung selbst diffusen Tageslichtes, infolge einer Tendenz zu spontaner Sauerstoffaufnahme, Guajakblau zu bilden, welches in den kleinen Mengen, welche eben nur auf der Oberfläche des G.harzes (oder auch des G.holzes) entstehen können, die so häufig auftretende grünliche oder bläulichgrüne Verfärbung der genannten Pflanzen- stoffe verursacht. In einem noch höheren Grade ist selbstverständlich die Gruajakonsäure, als Muttersub- stanz des Guajakblaus, zu spontaner Bläuung am Lichte geneigt und deshalb nur sehr schwierig in relativ unge- färbtem Zustande darzustellen und aufzubewahren. Eine derartige spontane Bläuung bei Lichtzutritt zeigen auch die Guajakonsäurelösungen, wie z. B. die Chloro- formlösung, eine Erscheinung, deren Erklärung erleich- tert wird, wenn wir die Schünbein'sche Annahme herbei- ziehen, wonach nicht allein den ätherischen Ölen, son- — 295 — dern auch den Harzen, wenn gleich in weit schwächerem Grade, das Vermögen der Ozonisation des gewöhnlichen Sauerstoffs zukommt. Andererseits beschleunigt nun aber auch die Wirkung des Lichtes den Vorgang der spontanen Entbläuung gebläuter Guajakharzlösungen in merklicher Weise, was um so weniger befremden kann, da ja seit geraumer Zeit wohl bekannt ist, dass das Licht und zumal die gewissen Farben entsprechenden Lichtstrahlen manche Oxydationsprozesse, wie überhaupt chemische Prozesse, in auffälligster Weise begünstigen. Nun werden wir aber auch die spontan erfolgende Ver- änderung d. h. Entbläuung der G.blau-Lösung (oder auch der einfachen auf irgend eine Art gebläuten G.tinktur) als den Abschluss einer in mehreren Stadien vor sich gehenden Oxydations-Erscheinung zu betrachten haben, welche damit beginnt, dass die Guajakonsäure mit einer gewissen Menge ,beweglich-thätig* gewor- denen oder „ozonisierten“ Sauerstoffs sich zu einer lockern Verbindung von Ozonid-Natur (G.blau) vereinigt (oder wie Schönbein zu sagen pflegte „vergesellschaftet“) und damit endet, dass der leicht angelagerte thätige Sauerstoff des entstandenen G.blaus sei es mit der Gua- jakonsäure selbst oder andern Materien in festerer Bindung zusammentritt, wobei unter Zerfall des G.blaus Oxydationsprodukte stabileren Charakters entstehen. Soweit die bei der Arbeit des Herrn Paelzold ge- machten Erfahrungen gehen, scheint das Licht auch die erwähnte Entfärbung des G.blaus durch Säuren und Alkalien zu beschleunigen; es würde sich hieraus die oft zu beobachtende auffallend rasche Entbläuung guajak- harzhaltiger Reaktionsmischungen im Tageslichte er- klären, bei denen solche Lösungsmittel verwendet sind, welche wie Alkohol oder Chloroform nach längerer Auf- bewahrung saure Reaktion annehmen. el Ein instruktives Beispiel dieser Art ist das Ver- halten einer Lösung des Guajakblaus in hochkonzen- trierter wässriger Chloralhydratlösung (70—80°/,), welche bekanntlich durch hohes Lösungsvermögen für die ver- schiedensten Materien ausgezeichnet ist! Diese in frisch bereitetem Zustande tiefblaue Lö- sung verfärbt sich schon im Dunkeln, aber weit rascher bei Lichtzutritt zu Grünbraun, und wir werden vielleicht nicht irre gehen, wenn wir diese Farbenänderung auf kleine Mengen von Säure zurückführen, die aus dem an und für sich reinen Chloralhydrat abgespalten wer- den, es sei denn, dass weitere besondere Versuche jene rasche Veränderung ausschliesslich auf eine stark redu- zierende Wirkung des Trichloraldehydes auf das G.blau zurückführen sollten. Kaum bedarf es übrigens der Erwähnung, dass die oben angeführte Untersuchung über Guajakharz u. s. w. auch hinsichtlich des Guajakblaus noch mehr denn einen Punkt zukünftiger Erforschung und Erledigung anheim- stellen muss, da die Klarlegung so komplizierter Ver- hältnisse, wie sie bei der vermeintlich so einfachen Bläu- ung und Eutbläuung der Guajaklösung obwalten, mit ungewöhnlichen Schwierigkeiten verknüpft ist. ') Wenn im Sinne der Schönbein’schen Arbeiten und Auffassungen die theoretische Bedeutung der Entstehung und der Veränderungen des ,Guajakblaus“ hinsichtlich der Lehre von der Oxydation, insbesondere hinsichtlich 1) Zu den in Betreff des G.blaus noch unaufgeklärt geblie- benen Fragen gehört u. a. die bereits durch Schönbein angedeutete Frage der Beziehungen des Guajakblaus zu den analog gefärbten Produkten, welche in verschiedenen se!bstbläuenden Pilzen ent- stehen, bei denen durch die interessanten Arbeiten von @, Bertrand und weitere Beobachtungen von E. Bourquelot die „Oxydasen“ (Laccase etc,) als die eigentlichen Vermittler der Oxydationser- scheinungen erkannt worden sind. — 297 — der Annahme von Zwischenstufen labilen Charakters bei Einwirkung aktiven Sauerstoffes betont werden darf, so scheint mir eine ähnliche Bedeutung auch einem andern, in neuester Zeit von mir etwas näher studierten Oxydationsprodukte des Aloins zuzukommen, welches schon vor vielen Jahren bei Reaktionen der Alo& be- obachtet und anlässlich meiner im verflossenen Jahre vorgenommenen Untersuchung der Kürze wegen als „Aloinrot“ bezeichnet worden ist. Aber auch von praktischen analytisch-chemischen Gesichtspunkten aus verdient dieses intensiv gefärbte Oxydationsprodukt einige Beachtung, insofern sich das- selbe zu einer Anzahl sehr empfindlicher Reaktionen, so- wohl auf Aloë resp. Aloin als auf andere später zu er- wähnenden Substanzen verwenden lässt. | Was nun die Entstehungsweise dieses Aloinrotes betrifft, so durfte schon bei den ersten Mitteilungen über die Beobachtung dieses intensiv gefärbten Aloin- derivates daran gedacht werden, dass es sich um die Bildung eines Oxydationsproduktes handle, wie denn auch der Autor jener ersten Mitteilungen, ') Apoth. A. Klunge in Aubonne, nicht ermangelt hat, auf die Analosien seiner Aloinreaktion mit der „Guajakkupfer- Reaktion auf Blausäure“ hinzuweisen. Er hatte gezeigt, dass eine selbst stark verdünnte Alomlösung oder ein entsprechender wässeriger Aloë-Auszug bei Zusatz von Kupfersalzlösungen eine intensivere zugleich in’s Grün- liche spielende Gelbfärbung annimmt, dann aber sich intensiv purpurrot färbt, sobald selbst kleinste Mengen Blausäure beigefügt werden, und ausserdem wies er nach, dass eine ganz analoge Farbenveränderung der ‚kupfersalzhaltigen Aloinlösung auftritt, wenn statt der 1) S. die beiden Aufsätze in: Schweiz. Wochenschr. f. Phar- macie 1882, S. 497 und 1883 S. 2. og Cyanverbindung lösliches Haloidsalz zugegeben wird. Dieser letztere Umstand insbesondere schien mir eine weitgehende Analogie zwischen den Älunge’schen Aloin- reaktionen und den verschiedenen Guajak-Kupferreak- tionen anzudeuten, nachdem ich schon im Jahre 1874) erkannt hatte, dass eine mit sehr verdünntem Kupfer- salz, z. B. Kupfersulfat versetzte Guajaklösung nicht allein durch Cyanwasserstoff, sondern auch durch Ha- loidsalze gebläut sind, selbst dann, wenn als Kupfersalz z. B. das Kupferchlorid gewählt worden Ist. Die Überzeugung von einer weitgehenden Über- einstimmung der Bedingungen zum Eintritt sowohl der Guajak-Kupfer-Reaktion (Guajakblau-Bildung), als der Aloin-Kupfer-Reaktion (Aloinrot-Bildung) und überdies die Notwendigkeit, im Sinne einer solchen Annahme neben der Blausäure auch die andern Cyanverbindungen auf ihr Verhalten zu kupferhaltiger Aloinlösung zu prüfen, wie dies vor Jahren in eingehenderer Weise für die Bläuung der Guajakharziösung durch Kupfer- Cyanverbindungen geschehen ist, ?) veranlassten mich zu einer genauern Untersuchung dieser Verhältnisse. Die Ergebnisse der diesbezüglichen Beobachtungen sind anlässlich der letzten Jahresversammlung der deutschen Naturforscher und Ärzte in Aachen (in der Sektion Pharmacie) in Kürze besprochen und ausserdem in einer pharmaceutischen Zeitschrift niedergelegt worden.) Die- selben sollen deshalb nur insoweit angeführt werden, als sie in näherer Beziehung zu den Erscheinungen der 1) Vergl. die Mitteilung in Fresenius Ztschr. f. analyt. Chemie; s. 0. Anmerkung. 2) S. bes. Wittstein’s V. J. S. prakt. Pharm. 1869, 1l.; Ber. d. d. chem. Ges. 1869, S. 730 u. 1870, S. 21. 3) Vergl. Archiv der Pharmacie 238 (1900) S. 42 und Sl Guajak-Kupfer-Reaktion stehen, mit welcher sich Sehön- bein, gänzlich unabhängig von dem Verf. dieses Aufsatzes, schon im Jahre 1868 gleichzeitig beschäftigt hat. Zunächst hat sich in Betreff der Bildungsweise des „Aloinrotes“ aus dem sog. „Barbaloın“* (— Aloin aus Barbadoes-Aloë) !) ergeben, dass dieses purpurrote Oxy- dationsprodukt, soweit bis jetzt bekannt, in folgenden Fällen erhalten wird: I. Bei Einwirkung von beliebigen Kupfersalzen (Cuprisalzen) in Verbindung mit löslichen Cyan-, Sulfo- cyan-, Ferrocyan-und Nitroprussid-Verbindungen, seidasin denselben enthaltene positive Radikal anorganischer oder organischer Natur. In gleicher Weise wirken die ver- schiedenen Kupfercyanverbindungen, welche aus Kupfer- lösungen z. B. durch Rhodanide, Ferro- und Ferricya- nide gefällt werden können, selbst in kleinen Mengen direkt und sehr energisch auf Aloinlösung ein, vor allem das Kupferrhodanid. II. Beim Versetzen von Aloinlösungen mit Kupfer- salzen und selbst kleinen Mengen löslicher Haloidsalze, wobei, mit Rücksicht auf die später zu besprechende spontane Veränderung der Aloinrot-Lösung die relative Haltbarkeit der Kupfer-und Haloidsalzhaltigen geröteten Aloinlösungen hervorzuheben ist. Ill. Durch Einwirkung einer Anzahl direkter Oxy- dationsmittel auf Aloinlösung; als in dieser Art wirksam sind u.a. zu erwähnen: Superoxyde des Mangans, Bleis und anderer Schwermetalle, Permanganate, Ferricyanide, salpetrige Säure, .Jod, neben zahlreichen andern Körpern. Bei diesen Oxydationen ist erwähnenswert, dass die 1) Nach den Angaben von Léger (s. Compt. rend. de J’Aca- demie, Paris 2 Juillet 1900) giebt allein das in dem käuflichen Barbaloin enthaltene „Isobarbaloin“ die bei der Alunge’schen Aloë- Reaktion auftretenden Rotfärbungen. — 300 — Rötung der hellgelben Aloinlösungen durch unlösliche Substanzen, wie z. B. Bleisuperoxyd, nur sehr schwer und langsam bei Anwendung wässeriger Lösungen, viel leichter und rascher mit alkoholischen Aloinlösungen vor sich geht. IV. Durch Einwirkung von Wasserstoffsuperoxyd in Gegenwart sog. „ozonübertragender“ Materien im Sinne Schönbein’s, wie beispielsweise gewisser Fermente, de- fhbrinierten Blutes u. s. w. Dabei ist es bemerkenswert, dass auch hier die Blausäure, die nach den so interessanten Beobachtungen aus Schönbein’sletzten Lebensjahren die charakteristischen Eigenschaften der Fermentmaterien zu hemmen oder gar aufzuheben vermag, die sauerstoffübertragende Wir- kung in dem mit derartigen Substanzen versetzten Ge- mische der Aloinlösung und des W.superoxydes sehr erheblich einschränkt. Bei diesen Versuchen über in- direkte Oxydation resp. Rötung des Aïoins ist gleich- zeitig die Klunge'sche Angabe bestätigt worden, nach welcher zur Auffindung von Blut ebensowohl Aloin- lösung in Verbindung mit W.superoxyd oder oxydiertem Terpentinöl, wie Guajakharzlösung mit der einen oder andern der letztgenannten Substanzen verwendbar ist. V. Endlich findet Bildung von „Aloinrot“ in Aloin- lösungen auch durch spontane Oxydation resp. durch spontane Aufnahme von Luftsauerstoff statt, wenn die Lösungen, namentlich unter leichter Erwärmung, einige Zeit in Kontakt mit Luft stehen. Es bildet sich dabeı allmählig derselbe violettrote Farbenton aus, wie er durch die verschiedenen oben genannten Agentien im relativ viel kürzerer Zeit hervorgerufen wird. Wesent- lich beschleunigt wird diese Rotfärbung durch spontane Oxydation, wenn die Aloinlösung gleichzeitig mit Luft und etwas Quecksilber oder mit der in neuerer Zeit — 01 — durch Verstäubung von Platinelektroden im elektr. Licht- bogen dargestellten „colloidalen“ Platinlösung geschüttelt wird. Wenn nach dem Obengesagten einerseits die grösste Analogie zwischen dem Verhalten der Guajakharzlö- sungen und demjenigen der Aloinlösungen gegenüber einer grössern Zahl oxydierender Agentien, insbesondere gegen verschiedene Kupferverbindungen zu beobachten ist, wobei in dem einen Fall das leicht: veränderliche „Guajakblau“, im andern das gleichfalls wenig stabile „Aloinrot“ gebildet wird, so fehlt es doch nicht an einieen Abweichungen zwischen den bei beiden Sub- stanzen, dem Guajakharze (resp. der Guajakonsäure) und dem Aloin (resp. Barbaloin oder Isobarbaloin) auf- tretenden Oxydations-Erscheinungen. Während bei- spielsweise, um hier nur einen Punkt zu erwähnen, das gelöste Guajakharz durch Kupfersalze, welche nicht mit mehreren Tausend Teilen Wasser gelöst sind, schon in der Kälte, viel rascher bei Erwärmung gebläut wird, wobei die Kupfersalze mit schwächern organischen Säuren am stärksten und in relativ grösster Verdünnung wirk- sam sind, verändern dieselben Kupfersalze die Aloin- lösung höchstens bei Erwärmung, nicht aber in der Kälte, unter welchen Umständen nur die gelbe Färbung der Lösung etwas verstärkt wird und einen kanarien- gelben Ton annimmt. Und sodann liegt ein weiterer Unterschied zwischen Guajakblau und Aloinrot darin, dass sich das erstere aus seinen alkoholisch-wässerigen Lösungen ohne Schwierigkeit durch verschiedene Flüs- sigkeiten, wie namentl. Chloroform ausschütteln lässt, während dies bei Aloinrotlösungen wegen seiner Schwer- löslichkeit resp. Unlöslichkeit in dem genannten Alko- holderivate, sowie z. B. auch in Äther, Tetrachlor- kohlenstoff etc. nicht möglich ist. Was die Darstellung resp. Isolierung des Aloin- rotes betrifft, so hat sich bei meinen Versuchen dieses Produkt ein einziges Mal unter später nicht wieder ein- tretenden Bedingungen aus einer wässrig-alkoholischen Lösung als eine pastöse amorphe Masse von dunkel- roter-purpurroter Farbe abgeschieden, welche nach dem Auswaschen sich in denjenigen Flüssigkeiten löste, welche als spezif. Lösungsmittel des Aloinrotes zu nennen sind. In reinerer Form lässt sich dasselbe jedoch dadurch er- halten, dass eine, in geeigneter Weise z. B. durch Be- handlung mit einem metallischen Superoxyd oxydierte tief violettrot gefärbte Lösung von Aloin in Methylal- kohol (oder Amylalkohol) entweder mittelst Äther oder mit Benzol ausgefällt wird, wobei sich das Alomrot mit carminroter, ins Violette ziehender Farbe als amor- pher Niederschlag mehr oder weniger reichlich aus- scheidet und durch Wiederholung der Operation noch gereinigt werden kann. In der einen oder andern Weise erhalten löst sich das Aloinrot, welches, wenn auch in wässrigen oder al- koholisch-wässrigen Lösungen entstehend, doch an und für sich in Wasser schwer löslich ist, mit dunkelhimbeer- roter Farbe in Alkohol und Methylalkohol, sowie in Ammoniakflüssigkeit und besonders leicht in konzen- trierter (65—800/,iger) Chloralbydratlösung; die Lösung in letzterer Flüssigkeit zeichnet sich überdies durch lange Haltbarkeit aus. Schwerlöslich, teilweise fast un- löslich ist dagegen das Aloinrot in Chloroform, Tetra- chlorkohlenstoff, Äther, Benzol, Petroläther und Schwe- felkohlenstoff. In seinen Lösungen erweist es sich als relativ haltbar gegen Säuren, wird dagegen durch fixe Alkalien unter Verfärbung rasch verändert. Eine ganz analoge Veränderung findet nun aber in den Aloinrot- lösungen, vor allem in den vorwiegend wässerigen a Lösungen in spontaner Weise ohne Säure- oder Alkalı- zusatz statt. Beim Stehen und insbesondere bei leichter Erwärmung der tief geröteten Aloinlösungen blassen dieselben zunächst ab, verfärben sich dann vollständig und trüben sich unter allmählicher Abscheidung eines gelben Niederschlages, welcher in der Hauptsache mit dem schon früher von Oesterle!) beschriebenen Alo- chrysin übereinstimmt, einer Substanz, welche aus Aloın durch energisch wirkende Oxydationsmittel wie z. B. Chromsäure erhalten werden kann. Es kann kaum be- zweifelt werden, dass bei der erwähnten spontanen Ver- änderung des Aloinrotes diese ozonidartige Verbindung, in der der Sauerstoff z. T. nur locker gebunden ist, in eine stabilere Verbindung mit fester gebundenem Sauer- stoff übergeht, sei es, dass der locker angelagerte be- weglich-thätige Sauerstoff des Aloinrotes sich fester mit den übrigen Atomgruppen des Moleküls verbindet, sei es, dass derselbe in besonderer Art auf Aloin, das in den Lösungen noch vorhanden oder auch durch Reduk- tionswirkungen aus Aloinrot gebildet wurde, übertragen wird. Was die eben angedeutete Reduktion des Aloin- rotes betrifft, so ist bei einer Substanz, welche, durch Einwirkung beweglich thätigen Sauerstoffs entstanden, ähnlich dem Guajakblau, in mancher Beziehung Ozonid- charakter aufweist, a priori zu erwarten, dass sie durch Reduktionsmittel anorganischer und organischer Natur, welche andere Ozonide kräftig reduzieren, ebenfalls ver- ändert, resp. entfärbt werden wird. Dies ist in der That auch der Fall, und zwar wirken im ganzen die- selben Materien reduzierend auf Aloinrot ein, welche auch das Guajakblau durch Reduktion entbläuen, wenn auch, nach bisherigen Erfahrungen zu urteilen, das 1) Vergl. Archiv d. Pharmacie 1899. S. S1. — 304 — letztere diesen Agentien gegenüber weniger beständig zu sein scheint, als das Aloinrot. Unter diesen redu- zierenden Substanzen sind namentlich Schwefelverbin- dungen, wie Schwefelwasserstoff, schweflige und hydro- schweflige Säure zu nennen, sodann Metalle wie Zink, Eisen, Zinn und einzelne ihrer Salze, sodann Wasser- stoffsuperoxyd oder Baryumsuperoxyd in Gegenwart von Essigsäure, endlich zahlreiche Benzolderivate, wie z. B. Anilin, Hydrochinon, Brasilin, Alphanaphtol u. 8. w. So weisen alle Angaben, welche in Vorstehendem sowohl über das Guajakblau als über das Aloinrot ge- macht worden sind, auf vielfache Analogien bei diesen beiden als Oxydationsprodukte zu betrachtenden Sub- stanzen hin. Wie das Guajakblau aus Guajakonsäure, so entsteht das Aloinrot aus Aloin unter Bedingungen, unter denen eine Wirkung von Sauerstoff in „beweg- lich thätigem“, dem Ozon analogen Zustande ange- nommen werden kann. Wie das Guajakblau, ist auch das Aloinrot durch tiefe Farbe und intensives Fär- bungsvermögen charakterisiert; beide Verbindungen sind unter ähnlichen Umständen sehr reduktionsfähig und werden dabei, — möglicherweise ? — das Guajakblau in Guajakonsäure und das Aloinrot in Aloin zurück- verwandelt. Endlich zeigen beide Materien in ihren Lösungen die Tendenz zur spontanen Entfärbung, wo- bei dieselben, unter den Erscheinungen sog. „innerer Oxydation“ in anderweitige Produkte mit festerer Sauer- stoffbindung übergeführt werden. Es scheinen deshalb Entstehungsweise und Eigenschaften des Aloinrotes, wie des Guajakblaus, ebenso wie manche andere neuere Beobachtungen die s. Z. besonders von Schönbein wiederholt geäusserte An- = Us. = sicht zu stützen, dass viele, teils als „spon- tane Oxydationen“ zu betrachtende, teils durch Vermittlung von Oxydationsmitteln bewirkte Oxydationsprozesse in mehreren aufeinanderfolgenden Stadien verlaufen, bei denen durch Einwirkung aktiven Sauer- stoffs zunächst gewisse Zwischenprodukte labilen Charakters gebildet werden, welche später unter festerer Einlagerung des Sauer- stoffs in die stabileren endgiltigen Oxyda- tionsprodukte übergehen. Zum Schlusse möge es gestattet sein, in Kürze auf die wichtigsten mit der Bildung von Aloinrot verknüpften Reaktionen hinzuweisen, welche in der analytisch-che- mischen Praxis Verwertung finden können und deshalb einige Beachtung verdienen. | Die Aloinrot-Bildung ist verwendbar: I. Zum Nachweise der Alo& resp. des Aloins, eine Aufgabe, die sich nicht selten bei Untersuchung von Arzneimischungen, Geheimmitteln, Getränken etc. prä- sentiert. Die Reaktion ist empfindlicher und nament- lich charakteristischer als die Bornträger’sche Ammoniak- reaktion, welche, wie längst von Tschirch gezeigt worden ist, bei einer ganzen Anzahl von Anthrachinon-Derivaten, wie Chrysophansäure, Emodin etc. eintritt. Doch ist wegen der starken Färbung der Aloelösungen sowie der die Alo& enthaltenden Mischungen notwendig, das Aloin in geeigneter Weise durch Ausschütteln u. s. w. thunlichst zu isolieren und sodann in alkoholisch-wäs- sriger Lösung mit kleinen Mengen Kupfersalz und Cyanwasserstoff oder Haloidsalz zu versetzen. IT. Zur Konstatierung der Gegenwart von Cyan- verbindungen verschiedener Art, und von Haloidsalzen, insbes. zur Auffindung der in Destillate übergegangenen op Blausäure. Die unter solchen Umständen nach Zusatz schwacher Aloinlösung und verdünnter Kupfersalzlösung auftretende purpurrote Färbung tritt, analog der Gua- jak-Kupfer-Reaktion auf Blausäure, noch in sehr em- pfindlicher Weise ein. III. Zur Auffindung von freiem Ammoniak z. B. in einem Luftgemenge oder in Destillaten, wobei sich die Reaktion als mindestens ebenso empfindlich wie die Nessier'sche Ammoniakprobe erweist. Selbstverständ- lich hat man sich auch hier, ähnlich wie bei den mit (suajaklösung und Kupfersalz anzustellenden Reaktionen durch geeignete Kontrollversuche mit reiner Guajak- harzlösung resp. Aloinlösung davor zu schützen, dass bei Kontakt des zu untersuchenden Objektes mit der kupferhaltigen Guajak- oder Aloinlösung nicht oxydie- rende Substanzen, wie sie beispielsweise ın der Luft vorkommen können, zu Trugschlüssen führen. IV. Zum Nachweise von Kupfer in Form von Kupfer- salzen resp. Cupriverbindungen, welche noch in kleinsten Mengen bei gleichzeitiger Anwesenheit geringer Mengen von Cyanverbindungen, Rhodansalzen, Aınmoniak oder Haloidsalzen die Aloinrotbildung bewirken. Schon Klunge hatte gezeigt, dass z. B. der gleichzeitige, selten _ausbleibende Gehalt des Kirschbranntweins an kleinen Kupfer- und Blausäuremengen ebenso wie durch die bekannte Bläuung von eingelegten Guajakhelzspähnen auch durch die langsamer oder rascher eintretende Rö- tung nach Zusatz von Aloinlösung erkannt werden kann. Und ein weiterer Beweis für die Empfindlichkeit dieser Reaktion liegt in der Thatsache, dass es bei Versuchen im hiesigen pharmaceut. Institute mehrfach gelungen ist, einen wenn auch sehr geringen Kupfergehalt in einzelnen arznei- lichen Drogen wie z. B. Strychnossamen (Krähenaugen), Aconitknollen, Canthariden nachzuweisen, welche, selbst dt. bei Einäscherung etwas grösserer Mengen, mit den ge- bräuchlichen Reagentien Kupfer nicht erkennen liessen. V. Zur Erkennung der Gegenwart organischer sog. ,ozonübertragender“ Substanzen, wie gewisser Fer- ımentmaterien und insbesondere des in Blutflecken vor- handenen Blutkörperchen-Inhaltes resp. Blutfarbstofis, der bekanntlich ein Gemenge von Guajakharzlösung und Wasserstoffsuperoxyd oder sog. ozoniertem 'Terpentinöl intensiv zu bläuen vermag und auch in der mit der einen oder andern der genannten Flüssigkeiten versetzten Barbaloinlösung Aloimrotbildung bewirkt, weil er die chemische Thätigkeit des in jenem Superoxyde oder im besonnten Terpentinöle locker gebundenen Sauerstoftes erhöht. Ebenso wie die Guajakprobe lässt sich auch die Aloinprobe, bei der ebenfalls die s. Z. au anderer Stelle ?) erörterten Cautelen erforderlich sind, in man- chen Fällen als ergänzende Reaktion verwenden, wo die andern Methoden des Blutnachweises gewisse Schwierig- keiten bieten. Endlich möge noch daran erinnert werden, dass wie bei den Guajakkupferreaktionen zu gewissen Zwecken das mit Guajaklösung und sehr verdünnter Kupferlösung imprägnierte Papier sich als geeignet erweist, so auch bei verschiedenen Aloinrot-Reaktionen die mit kupfer- salzhaltiger Aloinlösung benetzten Papierstreifen be- nützt werden können. 1) Vergl. Arch. d, Pharm. 236 (1898). 8. 571. 20 Über die chemischen Vorgänge bei der Lösung der Pneumonie. Vortrag gehalten in der Naturforschenden Gesellschaft zu Basel am 22. Mai 1901 von Prof. Friedrich Müller. Bei der typischen croupösen Lungenentzündung wird unter dem Einfluss der eingedrungenen Infektions- erreger in wenigen Tagen eine grosse Menge entzünd- lichen Exsudates in der befallenen Lunge abgelagert. Die sonst lufthaltigen Alveolen der Lunge füllen sich mit einem zuerst flüssigen, bald zu einem Fibrinnetz erstarrenden eiweissreichen Material, aus den strotzend gefüllten Capillaren treten rote Blutkörperchen in die Lungenbläschen über, die Alveolarepithelien geraten in Wucherung und werden zum Teil von der Wand ab- gestossen. — Man spricht von Hepatisation, weil die sonst schaumartige Lunge fest und luftleer wird wie die Leber, und zwar von roter Hepatisation, weil die Farbe des Querschnittes durch die Überfüllung der Capillaren und durch das in die Alveolen ergossene Blut rot erscheint. Im weiteren Verlauf verliert die Schnittfläche der pneumonischen Lunge ihre rote Farbe, indem der Blut- farbstoff auf eine bis jetzt noch nicht verständliche Weise verschwindet, und wird grau, man spricht von grauer Hepatisation, und die mikroskopische Untersuchung zeigt, dass allmählich immer mehr weisse — 309 — Blutkörperchen, Leucocyten, in die entzündeten Alveolen einwandern. Kommen pneumonische Lungen in demjenigen Sta- dium zur Beobachtung auf dem Obduktionstisch, wo die Entzündung bereits einen Übergang zur Heilung zeigt, so kann man sehen, dass die früher gekörnte Be- schaffenheit der Schnittfläche einer glatten, schmierigen Platz macht, indem die Fibrinanhäufungen in den Al- veolen verschwinden. Die ursprünglich derben Pfröpfe von entzündlichem Material, welche die Alveolen er- füllt hatten, werden weich, zu einem Brei verflüssigt, und schliesslich verfällt das ganze entzündliche Exsudat der Resorption. Nur ein ganz kleiner Bruchteil wird ausgehustet. Die Lunge wird wieder lufthaltig, es kommt zu einer Restitutio ad integrum. Die Lösung eines pneumonischen Infiltrats, also dieser pathologisch anatomische one, den wir auch am Krankenbette aus gewissen physika- lischen Symptomen erkennen können, ist nicht, wie man vermuten möchte, identisch mit dem klinischen Bilde der Krisis. Dieser bei dem Ausgang der Lungenentzündung in Heilung so charakteristische Vor- gang, äussert sich in der Weise, dass der bis dahin schwer kranke, hochfiebernde Patient, meist während des Schlafes in Schweiss verfällt; er erwacht mit einem neuen Gefühl des Wohlbefindens, das Fieber ist ver- schwunden, und der Kranke verhält sich von da ab wie ein Genesender. Diese merkwürdige Erscheinung der Krisis, also der plötzlichen Wendung zur Heilung, ist vielleicht so zu erklären, dass Antitoxine im Körper entstehen, welche die von den Pneumonieerregern gebildeten Krankheitsgifte unschädlich zu machen vermögen. Doch stösst diese Annahme einer Antitoxinwirkung oder eines ee Immunisierungsvorganges deswegen auf Schwierigkeiten, weil nicht ganz selten wenige Tage nach Überstehung einer Pneumonie unter erneutem hohem Fieber ein Pneumonierecidiv an einer andern Stelle der Lunge oder eine ebenfalls durch Pneumococcen bedingte Pleura- eiterung auftreten kann. Wenn also überhaupt ein anti- toxischer oder immunisierender Vorgang stattfindet, so könnte er nur vorübergehender Art sein, indem die Antitoxine schon nach wenigen Tagen wieder verschwin- den; oder aber die Immunisierung müsste nur von lokaler Wirkung gewesen sein, da man nicht selten kurz nach der kritischen Beendigung einer Pneumonie an einer andern Stelle derselben Lunge oder an der Pleura den Prozess wieder aufflammen sieht. — Anderer- seits könnte man sich vorstellen, dass der plötzliche Umschwung zur Besserung des Allgemeinbefindens dann erfolgt, wenn der Pneumococcus und damit die Ent- zündung sich nicht mehr weiter ausbreitet sondern Halt macht; ähnlich also wie beim Erysipel, wo ebenfalls das Fieber und das Krankheitsgefühl sofort verschwin- den, sobald der örtliche Entzündungsprozess nicht mehr weiter fortschreitet. Untersucht man die von croupöser Pneumonie befallenen Kranken täglich, so kann man in vielen Fällen beobachten, dass der lokale Entzündungs- prozess sich allmählich ausbreitet und neue Gebiete er- greift, solange das Fieber anhält. Nach dem endgiltigen Temperaturabfall kann ich mich nicht erinnern ein Fort- schreiten von Dämpfung und Bronchialatmen beobachtet zu haben. Jede Pneumonie ist mehr oder weniger eine Pneumonia migrans. Wenn man aber annimmt, dass das Fieber und die schweren Allgemeinsymptome bei der Pneumonie, ebenso wie dies für das Erysipel wohl feststeht, nur solange andauern, als der Prozess im Fortschreiten begriffen ist, so bleibt es unerklärt, — coll — aus welchen Gründen die weitere Ausbreitung der Bak- terien mit einemmale, und zwar bei der Lungen- entzündung, so oft gerade am siebenten Tage Halt macht. Dass die anatomische Lösung der Pneumonie nicht identisch ist mit dem klinischen Phänomen der Krisis, geht daraus hervor, dass man oft an den zuerst befallenen Stellen die pneumonische Infiltration bereits in Lösung übergehen sieht, während die Ent- zündung an anderen Gegenden der Lunge fortschreitet und dabei das Fieber dauernd hoch bleibt. Tritt keine Krisis sondern der Tod ein, so kann man auf dem Obduktionstisch häufig beobachten, dass grosse Abschnitte der Lunge in voller Lösung begriffen sind, während andere Stellen graue Hepatisation und die zuletzt ergriffenen Lungenpartien noch rote Hepa- tisation zeigen. — Schliesslich sieht man bisweilen Krankheitsfälle, in welchen die Krisis bereits erfolgt ist, obwohl noch ein grosser Teil der Lunge fest infil- triert ist und das Sputum die rostfarbene Beschaffenheit beibehält, und erst nach einigen Tagen in der Rekon- valescenz treten die klinischen Zeichen der Lösung (Knisterrasseln und Aufhellung des Perkussionsschal- les) auf. Wenn demnach Lösung des pneumonischen Infil- trates und Krisis durchaus nicht identische Begritte darstellen, so fallen sie doch in der Regel zeitlich un- gefähr zusammen. — Im folgenden soll nur von dem Prozess der Lösung, nicht von der eigentlichen Heı- lung die Rede sein. Welche Mengen soliden Infiltrates bei einer crou- pösen Lungenentzündung in die erkrankte Lunge aus- geschieden werden, darüber hat Bollinger Aufschluss — 912 — gegeben. Er fand, dass pneumonisch infiltrierte Lungen um ein halbes, ja um anderthalb Kilogramm schwerer sein können als das normale lufthaltige Organ. Ein weiterer Beweis dafür, welch grosse Massen entzündlichen Exsudates in wenigen Tagen in der Lunge abgelagert und bei der Heilung wieder resorbiert werden, lässt sich aus den Stoffwechseluntersuchungen ableiten: In den Tagen, welche auf die Krisis folgen, sieht man die Stickstoffausscheidung durch den Harn ganz bedeutend in die Höhe gehen. Herr Svenson aus Kiew !) hat in unserem Laboratorium sich mit Untersu- chungen über den Stoffwechsel bei der Rekonvalescenz von Abdominaltyphus und von Pneumonie beschäftigt, und bei einem der Pneumoniker gefunden, dass er am Tage nach der Krisis 40 gr. Stickstoff durch den Urin ent- leerte (während ein gesunder Mensch im Durchschnitt 15 bis 19 gr. N ausscheidet), und zwar wurden in 24 Stunden 28 gr. N. mehr eliminiert als durch die Nah- rung am gleichen Tage aufgenommen worden waren. Diese „epikritische“ Erhöhung der Stickstoffausschei- dung stammt offenbar zum grössten Teil daher, dass bei der Resorption des entzündlichen Exsudates in der Lunge grosse Eiweissmengen in die Circulation und zum Umsatz kommen. Es lässt sich berechnen, dass in dem oben erwähnten Falle Svensons der Mehrausscheidung von 28 gr. Stickstoff ein Umsatz von etwa 175 gr. Ei- weiss oder ungefähr 800 gr. pneumonischen Exsudates?) entsprochen haben. 1) N. Svenson. Über den Stoffwechsel in der Rekonvales- cenz. Zeitschrift für klinische Medizin Band 43 pag. 107. 2) Sotnitschewski, Zeitschrift für physiologische Chemie, Band IV, hat angegeben, dass das pneumonische Exsudat, bezw. der ausgepresste Saft pneumonischer Lungen ca. 20 Prozent organischer Substanz, nach Abzug der Asche enthält. Wenn man annimmt, dass diese organische Substanz ausschliesslich aus eiweissähnlichen — 313 — Diese grossen Mengen pneumonischen Infiltrats müssen also bei der Lösung innerhalb kurzer Zeit re- sorbiert und zu diesem Zweck vorher offenbar ver- flüssigt werden; denn das Infiltrat ist ursprünglich solid und besteht aus einem dichten Fibrinnetz und aus einer grossen Zahl weisser und roter Zellen. Diesen Vorgang der Verflüssigung des pneu- monischen Infiltrates galt es zu studieren. Die Untersuchungen wurden angestellt an Lungen von Kranken, welche an croupöser Pneumonie ver- storben waren. Herrn Professor Kaufmann bin ich für die Überlassung des Leichenmaterials zu grossem Dank verpflichtet. Es wurde zuerst in der Weise vorgegangen, dass ‘einige ca. haselnussgrosse Würfel derb infiltrierten, und zwar grau hepatisierten Lungengewebes in ein Fläschehen mit Toluolwasser eingelegt wurden. Toluolwasser hebt zwar die Bakterienentwicklung auf, stört aber erfahrungsge- mäss die Fermentations-Prozesse nicht. Die Lungen- stückchen wurden hierauf im Brutschrank der Körper- temperatur ausgesetzt. Nach ein bis zwei Tagen sind die Lungenstückchen ganz weich geworden, sie lassen sich komprimieren und fühlen sich an fast wie normales Lungengewebe. Bei leichtem Druck entleert sich aus ıhnen ein dünner Brei. Stoffen und aus solchen von ähnlichem Stickstoffgehalt besteht, er- giebt sich die oben angeführte Zahl. Es liegt auf der Hand, dass diese Berechnung nur eine ungefähre Vorstellung geben und auf Genauigkeit keinen Anspruch erheben kann, denn einmal ist die Zusammensetzung des pneumonischen Infiltrats vorderhand noch nicht näher ermittelt, und zweitens ist nicht bekannt, ob der epi- kritischen Stickstoffsteiserung nur die Verbrennung des aus dem Exsudat stammenden eiweissartigen Materials zu Grunde liegt. Es ist wohl möglich und für manche Fälle auch wahrscheinlich, dass daneben noch eine febrile und postfebrile Steigerung des Eiweiss- umsatzes aus anderen Quellen stattfindet. Härtet man solche Lungenstückchen, die mehrere Tage im Brutschrank gewesen waren, natürlich ohne sie aus- zudrücken, in Alkohol und schneidet sie, so erkennt man im mikroskopischen Bild, dass das Fibrinnetz in den Alveolen zum Teil in Auflösung begriffen, zum Teil ganz verschwunden ist; von den roten Blutkör- perchen findet sich keine Spur mehr, die übrigen Zellen des Infiltrats haben grösstenteils ihren Protoplasmaleib verloren, ihre Kerne sind zwar noch sichtbar, aber ge- quollen. Bisweilen sieht man in den Alveolen Krystall- aggregate, die vielleicht aus Hämatoidin bestehen. Das Gerüst der Lunge, welches bekanntlich grossenteils aus elastischem Gewebe besteht, bleibt dabei unverändert erhalten. Es hatte also in diesen Versuchen gewissermassen post mortem und in vitro eine Lösung des pneumo- nischen Infiltrates stattgefunden. Es wurden sodann möglichst grosse Stücke grau hepatisierter Lunge, ein ganzer Lappen und mehr, in Arbeit genommen und durch die Fleischhackmaschine zum Brei verwandelt. Dieser wurde mit Toluolwasser angerührt und in einer geräumigen Flasche in den Brut- schrank gestellt. Nach ein- bis dreimal 24 Stunden war die Konsistenz des ursprünglich dicken Breies ganz dünnflüssig geworden. Merkwürdigerweise verschwindet auch hierbei die rote Farbe, welche von dem beige- mischten Blut stammt, und macht einer grauen Platz. Die bakteriologische Untersuchung zeigte, dass der Brei unter dem Einfluss des Toluols steril blieb; auch nach 11tägigem Verweilen im Brutschrank gingen nach Über- impfen auf Bouillon oder Agar keine Bakterien auf. Die mikroskopische Betrachtung liess erkennen, dass das anfänglich in grossen Mengen vorhandene Fibrin allmählich verschwand und schliesslich fehlte. Rote — 315 — Blutkörperchen waren bald überhaupt nicht mehr zu finden. Um ihr rasches und vollständiges Verschwin- den zu erklären, wird man vielleicht an die Hämolysine Ehrlichs denken müssen. Man erblickte zunächst eine grosse Menge rundlicher Schollen, offenbar Kerne von Zellen, deren Protoplasmaleib verschwunden war. Diese Kerne mussten aber eine Veränderung erfahren haben, denn sie waren mit Hämatoxylin und anderen kernfär- benden Farbstoffen nur mehr schlecht oder gar nicht tingierbar. Ausserdem fanden sich im mikroskopischen Bild eine grosse Menge kleinerer oder grösserer Fett- tropfen, die sich mit Osmiumsäure oder mit Sudan cha- rakteristisch färbten. Bakterien konnten auch mit dem Mikroskop nicht entdeckt werden. Die Grundsubstanz des mikroskopischen Bildes zeigte ein feinkörniges Aussehen ; es lag offenbar eine feinkörnige Ausscheidung eiweissartiger Stoffe vor. Aus den Untersuchungen Simons hat sich ergeben, dass im Brei pneumonischer Lungen ein labähnlich wirkender Stoff vorhanden ist, der in den vorher klaren eiweisshal- tigen Lösungen einen dichten, der Caseinfällung ähnlichen Niederschlag von eiweissartigen Substanzen erzeust. Dass es sich bei diesen Veränderungen des Lungen- breis um einen Verdauungsvorgang handelte, liess sich daran erkennen, dass auf chemischem Wege bedeutende Mengen von Albumosen in dem Brei nachweisbar waren, also von solchen Abbauprodukten des Eiweisses, wie man sie auch bei der Magen- und der Pankreasver- dauung auftreten sieht. Solche Albumosen, oder wie man sie früher nannte, Peptone, sind allerdings auch schon in der grau hepatisierten Lunge nachweisbar, wenn man sie frisch nach der Obduktion in Untersuchung nimmt, aber ihre Menge nimmt beim Stehen des Breis im Brutschrank erheblich zu. Man darf wohl annehmen, a dass der Verdauungsprozess bei der grauen Hepatisation schon im lebenden Körper begonnen hatte, dass die löslichen Verdauungsprodukte, z. B. die Albumosen, sonst rasch durch Resorption entfernt werden, dass sie aber nach Aufhören der Cirkulation am Ort ihrer Ent- stehung liegen blieben. Diese Verdauungsprozesse lassen sich also, wie die Versuche am Lungenbrei ge- zeigt haben, post mortem, im Brutschrank, weiter un- terhalten und verfolgen. Stellte man den frischen Lungenbrei statt in den Brutraum auf Eis, so unterblieb die Verflüssigung. | Herr Dr. Simon aus Karlsbad, der im vergangenen Winter hier gearbeitet hat, unterzog sich der Aufgabe, diese Prozesse näher zu studieren. Er fand, dass sich im. pneumonischen Lungenbrei bei mehrtägigem Stehen im Brutschrank die eigentlichen, durch Hitze coagulier- baren, Eiweissstoffe in einem Fall um 30, in einem andern um 37, in einem dritten sogar um 53 Prozent verminderten, während die Albumosen eine Zunahme er- fuhren. Und zwar treten dabei nicht die nächsten Um- wandlungsprodukte der Eiweisskörper, nämlich die Prot- albumosen auf, welche man bei der Magenverdauung beobachtet, sondern ähnlich wie bei der Pankreasver- dauung sofort die Deuteroalbumosen. Eigent- liches Kühnesches Pepton fehlte. Aus den quantitativen Untersuchungen des Herrn Dr. Simon ergab sich ferner die unerwartete Thatsache, dass die Menge der Albumosen nicht in dem Maasse zunahm als das durch Hitze coagulable Eiweiss abge- nommen hatte; die Summe des in Eiweiss und Albu- mosen vorhandenen Stickstoffs wurde während der Selbstverdauung kleiner, es mussten also andere stick- stoffhaltige Körper gebildet worden sein, die nicht mehr dem Eiweiss und seinen nächsten Spaltungsprodukten an- — 910 — gehörten, sondern wahrscheinlich unter den weiteren Abbauprodukten des Eiweisses zu suchen waren. Es gelang Herrn Simon, den Nachweis zu führen, dass in dem von den Deuteroalbumosen befreiten Filtrat Le u- cin und Tyrosin vorhanden waren. Leider war Herr Simon verhindert, diese Arbeit zu vollenden und ich habe deshalb die Osterferien benützt, die Untersuchungen fortzuführen; ich hatte mich dabei der thatkräftigen Unterstützung des Herrn Dr. Rosen- berger zu erfreuen. Dass bei dieser Autodigestion recht bedeu- tende Mengen von Leucin und Tyrosin auftreten, er- kennen Sie aus diesen beiden Gläsern, welche die aus einem pneumonischen Lungenlappen dargestellten Prä- parate enthalten (3,8 gr. Leucin und 0,32 gr. Tyrosin.) _Leucin und Tyrosin sind Monoaminosäuren; sie lassen sich neben andern Monoaminosäuren, z. B. Asparaginsäure, Glutaminsäure, Aminovaleriansäure und Aminoessigsäure als Endprodukte bei allen tiefgreifen- den Spaltungsprozessen aus den Eiweisskörpern dar- stellen, a:so u. a. beim Zerkochen des Eiweisses mit starken Mineralsäuren, ferner bei langdauernder Pan- kreasverdauung. Neben diesen Monoaminosäuren treten wie Kossel, Schulze, Hedin und Kutscher gezeigt haben, auch die sogenannten Hexonbasen auf, nämlich stick- stoffreichere Körper, von denen wir das Lysin (oder die Diaminocapronsäure,) sowie das Arginin (die Guanidin- Aminovaleriansäure) und das Histidin kennen. Es war von Interesse zu untersuchen, ob auch diese Basen bei der Selbstverdauung der pneumonischen Lungen gebildet werden. Nach den von Kossel und Kutscher ausgebildeten Methoden konnte aus dem Lungenbrei eine ziemlich grosse Menge von Lysin in der Form des Picrates — 318 — isoliert werden (0,46 gr.). Durch Silbernitrat und Baryt liess sich ein Körper isolieren, der mit Wahrscheinlich- keit als Arginin anzusprechen war. Histidin konnte noch nicht sicher nachgewiesen werden; die „Histidin- fraktion“, welche durch Silberoxyd erhalten wurde, be- stand offenbar grüsstenteils aus anderen Substanzen, vielleicht Aminosäuren oder Alloxurbasen. Während dieser Analysen waren alle eingreifenden Proceduren, z. B. Kochen mit Säuren, durch welche eine künstliche Spaltung der Proteinkörper hätte erzielt werden können, vermieden worden; die erhaltenen Spaltungsprodukte müssen also im Lungenbrei präfor- miert vorhanden gewesen sein. Es hat sich also bei diesen Versuchen ergeben, dass bei der Verflüssigung des pneumonischen Lungen- infiltrates eine weitgehende Spaltung des Eiweissmole- küls bis zu denselben Endprodukten auftritt, die wir auch nach der Einwirkung starker Säuren, sowie beı langdauernder Pankreasverdauung nachweisen können. Zu ähnlichen Resultaten, wenigstens was die Amino- säuren anbelangt, ist auch Jacobi bei seinen Studien über die Autolyse des Leberbreis und schon früher Salkowski bei seinen Untersuchungen über die Autodiges- tion der Organe gekommen. Es ıst von Interesse, zu sehen, dass bei den Lebensprozessen im Innern der Organe, also unter dem Einfluss der Zellen, der Abbau des Eiweissmoleküls in derselben Weise verläuft als wie bei der künstlichen Spaltung in vitro oder unter dem Einfluss der Verdauuugsfermente des Darms. Wenn wir demnach annehmen dürfen, dass im Stoff- wechsel des lebenden Körpers das Eiweissmolekül ge- wissermassen in derselben Richtung, d. h. zu denselben intermediären und End-Produkten gespalten wird als wie bei der ziemlich gut studierten künstlichen Aufspaltung — 319 — so werden uns manche Stoffwechselvorgänge in neuem Lichte erscheinen, und besser erklärbar; wir dürfen also wohl annehmen, dass der Eiweissumsatz im leben- den Körper über die nämlichen Stufen verläuft. Bei der Verflüssigung des pneumonischen Infiltrats werden, wie wir oben gesehen haben, nicht nur die eigentlichen Eiweissstoffe, also z. B. das Fibrin und der grossenteils eiweisshaltige Leib der Zellen, verflüssigt, sondern es treten auch an den Kernen der Zellen bemerkenswerte histologische Veränderungen auf. Aus den Kernsubstanzen, den Nucleinen oder Nucleoalbu- minen lassen sich bei der künstlichen Spaltung durch Säuren, wie Miescher und Kossel gezeigt haben, neben eiweissartigen Stoffen einmal Phosphorsäure und dann eine Reihe von Xanthinbasen oder Purinderivaten er- halten, nämlich Xanthin, Hypoxanthin, Adenin, Guanin und andere. Es war also in dem der Autodigestion ausgesetzten Lungenbrei auch auf diese Körper zu fahnden. Neben einer recht beträchtlichen Quantität von Phosphorsäure liessen sich Xanthin und Hypoxan- thin in nicht ganz kleinen Mengen, dagegen Guanin und Adenin nicht mit Sicherheit auffinden. Sollte sich bei weiterer Verfolgung dieser noch nicht abgeschlos- senen Untersuchungen herausstellen, dass Adenin und Guanin in der That fehlen, so könnte man annehmen, dass das Adenin, nämlich das Aminopurin, durch Oxy- dation in das Monooxypurin also das Hypoxanthin ver- wandelt worden, und dass das Guanin (Aminooxypurin) in das Xanthin (Dioxypurin) übergegangen sei. Die Beobachtung, dass bei der Autolyse der Pneu- monie erhebliche Mengen von Xanthinbasen aus den Kernsubstanzen abgespalten wurden, ist insofern be- merkenswert, weil sie uns die Erklärung abgiebt für — er B20 die Vermehrung der Harnsäureausscheidung, der man im Urin nach der Lösung der Pneumonie ge- wöhnlich begegnet, für die sogenannte epikritische Harnsäurevermehruns. Die Harnsäure, das Trioxypurin, darf als Oxyda- tionsprodukt der Xanthinbasen aufgefasst werden. Harn- säure selbst konnten wir bisher im Lungenbrei nicht nachweisen. Schliesslich sei noch des Fettes gedacht, das, wie oben erwähnt, bei der Autodigestion des Lungen- breis ziemlich reichlich, in kleineren oder grösseren Tropfen auftritt; auch auf chemischem Wege liessen sich erhebliche Mengen von Fett isolieren. Dass Fett, ın der Form der fettigen Degeneration der Zellen, bei der Lösung der Lungeninfiltrate auftritt, ist den patholo- gischen Histologen geläufig, Es frägt sich, ob bei der fettigen Degeneration der Organe das Fett durch den Blutstrom aus den eigentlichen Fettdepots des Körpers nach den erkrankten Organen gebracht wird (Fetttrans- port) und dort wegen der Störung der Oxydationsvor- gänge liegen bleibt, oder ob es an Ort und Stelle aus anderen Substanzen entsteht, denn die normale sowie die rot hepatisierte Lunge enthalten kein makrosko- pisch oder mikroskopisch nachweisbares Fett. Wenn wir bei unseren Versuchen im Laufe der Autodigestion Fett auftreten sahen, !) so war dabei ein 01) Lässt man den pneumonischen Lungenbrei ohne Zusatz von Toluol oder anderen antiseptischen Mitteln im Brutschrank stehen, so tritt alsbald Fäulnis auf; der Lungenbrei färbt sich dunkel braungrün, ganz ähnlich wie das Sputum bei Lungenbrand ; auch der eigentümlich penetrante Geruch ist dem des Auswurfs bei Lungengangrän gleich. In solchem faulenden Lungenbrei ist die mikroskopisch und chemisch nachweisbare Menge von Fett an- scheinend noch grösser als bei der aseptisch verlaufenden, und dann geruchlosen Autodigestion. Vielleicht ist bei den viel energischer verlaufenden Fäulnisvorgängen die Umwandlung des Leeithins und — 3211 — Fetttransport ausgeschlossen, das Fett konnte nicht von aussen her in den Brei gelangt, es musste in diesem selbst entstanden sein. Unter den Stoffen, welche als Muttersubstanz des während der Verdauung anftretenden Fettes aufgefasst werden können, kommen namentlich das Lecithin und das Protagon in Frage. Aus diesen beiden Stoffen lassen sich auch auf künstlichem Wege, z. B. beim Kochen mit Säuren, höhere Fettsäuren und Glycerinphosphorsäure abspalten. Wir konnten aus den pneumonischen Lungen Lecithin und Protagon, letzteres in krystallinischem Zustand, in ziemlichen Mengen darstellen. Protagon wird übrigens, wie ich und Ad. Schmidt gefunden haben, auch von der ge- sunden Lunge secernirt. Ich glaube, es ist demnach gekünstelt, für die fettige Degeneration der Lungen- infiltrate einen Fetttransport durch das Blut heranzu- ziehen, und meine Versuche geben einen Anhalt dafür, dass das Fett aus dem Abbau des ın allen Geweben, und namentlich in den Leucocyten reichlich vorhan- denen Lecithin und Protagon entstanden sein kann. Freilich können über diese Frage erst quantitative Untersuchungen zuverlässige Auskunft geben. Fragen wir nach der Ursache der Verdauungs- vorgänge bei der Lösung der HLungenentzündung, so könnten daran in erster Linie Bakterien beteiligt sein ; denn wir wissen, dass einigen Arten unter ihnen die Protagons zu Fett vollständiger, während bei der Autodigestion stets neben Fett und Fettsäuren Lecithin und Protagon nach- weisbar war. -- Wenn bei dem degenerativen Zerfall markhaltiger Nerven an Stelle der normalen Myelinscheide stark lichtbrechende Tropfen und Schollen auftreten, welche sich mit Osmiumsäure oder Sudan wie Fett färben, so liegt wahrscheinlich ebenfalls eine Umwandlung von Protagon in Fett vor, also gewissermassen eine fettige Degeneration, für welche ein Fetttransport von aussen nicht in Frage kommt. a Fähigkeit zukommt, Gelatine und eiweissartige Stoffe zu verflüssigen und zu peptonisieren, oder wie bei der Fäulnis, noch weiter zu spalten. Doch ist es nicht wahrscheinlich, dass Mikroorga- nismen bei der Verflüssigung des pneumonischen In- filtrates eine Rolle spielen, denn einmal kommt dem Pneumococcus meines Wissens keine eiweissverdauende Wirkung zu, und andererseits kann der Verflüssigungs- prozess, wie wir gesehen haben, gerade dann beobachtet werden, wenn die Vermehrung und damit die Thätig- keit der Bakterien durch Zusatz von Toluol oder Chloro- form aufgehoben wird. Der Lungenbrei unserer Ver- suche hatte sich als steril erwiesen. Bemerkenswerterweise konnten die Selbstverdau- ungsprozesse nur bei grau hepatisierten Lungen in srösserem Umfang beobachtet werden, wenn dagegen eine entzündete Lunge im Stadium der roten Hepa- tisation verarbeitet wurde, so war entweder keine oder nur eine geringe Autodigestion nachzuweisen, ebenso- wenig bei Verarbeitung normaler, nicht entzündeter Lungen. Da nun die Pneumococcen gerade in der rot hepatisierten Lunge besonders reichlich vor- kommen, und bei der weiteren Entwicklung des pneu- monischen Prozesses rasch zu Grunde gehen, so ist es unwahrscheinlich, dass diese Mikroorganismen das Fer- ment für die Autolyse liefern; es liegt näher, anzu- nehmen, dass das Ferment aus den weissen Blutkörper- chen stammt, deren Anhäufung für den Übergang der roten zur grauen Hepatisation charakteristisch ist. Von den Leucocyten ist es namentlich durch H. Buchner erwiesen, dass ihnen verdauende Funk- tionen zukommen. Wir sehen sie überall dort ange- sammelt, wo (sewebspartieen eingeschmolzen werden. Durch Versuche, welche ich noch als Assistent vor’ ag einer längeren Reihe von Jahren angestellt habe, konnte ich zeigen, dass im Eiter, der ja hauptsächlich aus weissen Blutkörperchen besteht, ein verdauendes Fer- ment vorhanden ist, und daraus mit Glycerin extrahiert werden kann. Setzt man zu frischem Eiter verschie- denster Herkunft z. B. zu Empyemeiter eine kleine Fi- brinflocke ‘oder ein Stückchen coagulierten Eiweisses, so werden diese beim Stehen im Brutschrank unter Bildung von Albumosen und Peptonen aufgelöst auch dann, wenn man durch Thymolzusatz die Fäulnis aus- schliesst. Elastisches Gewebe wird dagegen von dem Eiterferment nicht verdaut. Es ist bekannt, dass in altem Eiter Leucin und Tyrosin vorkommt. Ein ähnliches oder dasselbe Ferment wie im Eiter ist wohl auch bei der Lösung der croupösen Pneu- monie im Spiel. | Wenn wir also in den Leucocyten, und zwar in den zerfallenden Leucocyten die Träger dieses Ferments erblicken können, so ist doch damit keines- wegs ausgeschlossen, dass es nicht auch anderer Her- kunft sein und speziell auch anderen Zellen entstammen könnte. Vor kurzem hat Jacobi den Nachweis ge- liefert, dass in der Leber von Tieren, welche mit Phos- phor vergiftet waren, eine ganz analoge Selbstverdau- ung stattfindet, wie wir sie bei der Pneumonie beo- bachtet haben. Hier sind es offenbar die Leber- zellen, welche das autolytische Ferment liefern. Petry hat in Mammacareinomen autolytische Vorgänge nachgewiesen, für welche vielleicht die Carcinomzellen in Anspruch zu nehmen sind. T: Die Reaktion der Lunge im Stadium der roten Hepatisation ist alkalisch, im Stadium der grauen Hepatisation wird sie ausnahmslos sauer. Wenn man den aus einer grau hepatisierten Lunge herge- 21 — 9324 — stellten Brei mit Toluolwasser im Brutschrank stehen lässt, so nimmt der Säuregrad allmählich zu, und Herr Simon konnte es wahrscheinlich machen, dass dabei Milchsäure und anscheinend auch Essigsäure gebildet wird. Dieses Erscheinen der Milchsäure im Verlaufe der Autodigestion ist in doppelter Hinsicht beachtenswert. Einmal wirft es ein Licht auf das Vorkommen von Milchsäure im Harn bei gewissen Krankheiten, die wie die Phosphorvergiftung mit einer Einschmelzung von Organen verbunden sind; dann auch auf das Auftreten von Milchsäure bei der Lösung der Totenstarre der Mus- kulatur, die vielleicht gleichfalls als ein autolytischer Vorgang zu deuten ist. — Zweitens aber zeigt uns die stark saure Reaktion und das Vorhandensein der Milch- säure bei der Autodigestion der pneumonischen Lungen, dass es im Innern der Organe Fermente giebt, welche ihre Wirkung ebenso wie das Pepsin beisaurer Reak- tion entfalten und dabei eine ähnlich weitgehende Spal- tung bewirken, wie man dies vom pankreatischen Fer- ment bei alkalischer Reaktion kennt. In einer vor wenigen Tagen erschienenen Arbeit hat Hedin die Auto- lyse des Milzbreies studiert, und dabei den Nachweis geliefert, dass diese Autodigestion der Milz bei saurer Reaktion in viel energischerer Weise verläuft als bei alkalischer, oder bei alkalischer vollkommen fehlen kann. Diese autolytischen Vorgänge, wie wir sie unter anderem bei der Lösung der Pneumonie auftreten sehen, scheinen ein Ergebnis modernster Forschung zu sein, doch finden wir sie bereits im Jahre 1871 von dem genialen Hoppe Seyler!) in zutreffender Weise skizziert; er schreibt: 1) Hoppe Seyler. Medicinisch-chemische Untersuchungen. Heft 4. 1871. — 929 — „Alle im Innern des Organismus absterbenden Or- gane verfallen der Verflüssigung, der Erweichung, ähn- lich wie wir dies auch als Erscheinung der Fäulnis beobachten, die aus Eiweissstoffen Leucin und Tyrosin, - aus Fett freie Fettsäuren oder Seifen entstehen lässt. Diese Maceration, identisch mit dem anatomischen Begriff der Erweichung, liefert keine übelriechenden Stoffe und ist ein Prozess, der sich vergleichen lässt der Wirkung der Verdauungsfermente. Dass ähnlich wie Gehirn und Leber einer derartigen Maceration unter- liegen können, auch der Eiter bei längerem Stehen er- weichen kann, ist kaum zu bezweifeln, er enthält dann Leucin und Tyrosin und auch das Lecithin wird dabei zerlegt.“ Worte des Gedenkens an Max von Pettenkofer, gesprochen am 20. Hornung 1901 von Georg W. A. Kahlbaum. „Als ich den vortrefflichen Mann am Samstag vor acht Tagen auf seinen besonderen Wunsch besuchte, war er guter Dinge und ich freute mich damals sehr über den Fortschritt der Genesung. Er erzählte mir eine Stunde lang von seinen Beziehungen zu Professor Schönbein in Basel, und wie er zwischen Schön- bein und Liebig, die sich eine Zeitlang feindlich gegenüberstanden, ein inniges Freundschaftsbündnis ge- stiftet habe.“ So beginnt eine „Aus den letzten Tagen Petten- kofers* überschriebene Mitteilung in einer der jüng- sten Nummern der „Münchner Neuesten Nachrichten“ ; sie zeigt uns, wie sehr er anSchönbein hing, wie sehr ıhm dieser, noch in seinem hohen Alter, eine liebste Erinnerung war. Durch meine Studien über Schönbein bin auch ich s. Z.zu Max von Pettenkofer in Beziehung getreten, und diesen auch verdanke ich wohl die grosse Güte, mit der er mir stets entgegengekommen ist, und aus der ich das Recht ableitete, unsern Herrn Präsi- denten um die Erlaubnis zu bitten, dem ältesten Ehren- mitgliede unserer Gesellschaft vor Ihnen ein paar Worte des Gedenkens nachzurufen. Nur solche will ich bringen, hie und da etwas aus seinem Leben, von seinem Thun, nicht aber will ich ihm einen Nachruf halten, dazu bin ich nicht berufen. Es war am 15. Jänner 1899, als ich zum ersten- mal die mehr als hundert Stufen in der kgl. Residenz in München zu Pettenkofers Wohnung empor- stieg, in der er seit mehr als 70 Jahren wohnte. Geboren 1818 zu Lichtenheim, einem alten einsamen Mauthaus in der Einöde des weiten Donau- mooses, wuchs der Knabe heran wie der Hirtenknabe Felixin Adalbert Stifters Haidedorf, so einsam, so sich selbst und der Natur überlassen, bis er, neun- jährig, 1827 von seinem Oheim, Dr. Max Xaver Pettenkofer, dem damaligen Hof- und Leibapo- theker, nach München genommen wurde, und so in die Residenz, wo der Oheim, dessen Nachfolger er 1850 wurde, die Dienstwohnung innehatte, einzog, um sie erst wieder mit seinem Tode, 74 Jahre später, zu ver- lassen ! Ein Greis, aufrechten Ganges, mit einem durch- wetterten Antlitz, dessen tausend Falten und Fältchen von ruheloser und tiefer Gedankenarbeit zeugten, em- pfing mich mit gewinnender Liebenswürdigkeit, und bei dem lebhaften Gespräch, das sich entspann, zunächst über sein Verhältnis zu Schönbein, das zu er- forschen ich nach München gekommen war, und dann die Vergangenheit überhaupt aufleben lassend, war für mich auch nicht das geringste von irgend welchen Altersbeschwerden an dem mehr als 80 jährigen zu be- merken. Und doch mochte er, der feinfühlende Beobachter, auch damals schon empfinden, dass es für ihn immer — 928 — einer gewissen Anstrengung bedurfte, ganz bei der Sache zu sein. — So sind seine Briefe merkwürdig ver- schieden in der Festigkeit der Schriftzüge; in der Mehr- zahl energisch und kräftig, dazwischen aber zittrige, greisenhafte, denen man es ansieht, dass sie nur mit Mühen zu stande gekommen sind. Auf dem ersten kleinen Zettel, den ich von seiner Hand besitze, heisst es z. B.: „Ich stehe Herrn Prof. Kahlbaum Sonntag den 15. zu diensten. Morgen muss ich nach Seeshaupt (semer Besitzung am Starnbergersee), wo mir der Sturm heute Nacht Scha- den Schaden angerichtet hat.“ Das Wort Schaden steht deutlich geschrieben auf einer Reihe zweimal nebeneinander. Dergleichen entfuhr ihm, wenn er, wie bei diesem nichtssagenden Zettel, nicht streng auf sich achtete, und diese sich darin ankündigende Schwäche fürchtete er. Das Beispiel eines im hohen Alter noch völliger geistiger Umnachtung anheimgefallenen Bruders drohte ihm; eine allerdings schon fast gehobene septische Entzün- dung der Mund- und Rachenhôhlenschleimhaut hatte ihn in den letzten Wochen gequält; und dazu depri- mierte ihn eine chronische, deformierende Entzündung des rechten Kniegelenkes, die ganz plötzlich am 8. Ok- tober 1899 auftrat, ihn damals verhindernd, nach Basel zu kommen, und seither seine Bewegungsfähigkeit stark einschränkte, Dies alles nahm ihm den Mut, und wäh- rend er mir im Januar 1899 noch schrieb: „Es giebt nicht nur Soldatenmut vor dem Feind, sondern auch Professorenmut vor der Krankheit und dem gegenüber- stehenden Tod,“ und gerade vor einem Jahr, im Feb- ruar 1900: „Jetzt hoffe ich auf den Frühling und auf Märzenveilchen,“ und einen Monat später: „Mir geht es noch immer gleich, ich bin noch immer an’s Zimmer — 329 — gefesselt, fast ein halbes Jahr lang — aber Pessimist bin ich doch noch nicht geworden und hoffe immer noch auf Besserung“, gewann jetzt die Schwermut Ge- walt über ihn und drückte ihm die Pistole in die Hand, mit der er in der Nacht vom 9. auf den 10. d. M., im Alter von 83 Jahren, seinem Leben ein Ende machte. Der Sektionsbefund ergab, ausser der sofort töd- lichen Schussverletzung des Schädels und Gehirns, hoch- gradige Entzündung der harten Hirnhaut, sowie deren bedeutende Verdickung und Verwachsung, und ferner eine sehr starke Verkalkung der mittleren und grossen Schlagadern des Gehirns, beides gewöhnliche Altersbe- schwerden. Dazu kam auch seit vielen Jahren Zucker- krankheit und gänzlicher Mangel an Zähnen, so dass er wohl recht hatte, sich als einen „corpus vile“ zu be- zeichnen, trotz der äusseren scheinbaren Kernhaftigkeit, und er es deshalb vorzog, zu scheiden, ehe noch dem körperlichen auch seelischer Verfall sich gesellte. Dieses Selbstbestimmungsrecht an seinem Körper hatte er schon 9 Jahre früher, in jener historischen Sitzung des ärztlichen Vereins in München, ausdrück- lich proklamiert. Es war damals, als er am 7. Oktober 1892 vor Zeugen einen Kubikcentimeter einer frisch bereiteten Bouillonkultur von Cholerabazillen, die er von Profes- sor Gafky aus Hamburg, wo die Cholera damals so schwer hauste, erhalten hatte, in einer Lösung von einem Gramm doppelkohlensauren Natrons, dies zur Neutralisation der Magensäure, in 100 Kubikcentimeter Wasser, zu sich nahm. Am 12. November 1892, lei- tete er den Bericht über diesen seinen Versuch mit fol- genden Worten ein: „Ich habe das Recht mich äls einen corpus vile zu betrachten. Ich bin 74 Jahre alt, leide seit Jahren an — 380 — Glykosurie, habe keinen einzigen Zahn mehr im Munde, gebrauche beim Essen zum Kauen mein künstliches Gebiss nicht und spüre auch sonstige Lasten des hohen Alters. Selbst wenn ich mich täuschte und der Ver- such lebensgefährlich wäre, würde ich dem Tode ruhig in’s Auge sehen, denn es wäre kein leichtsinniger Selbst- mord, ich stürbe im Dienste der Wissenschaft wie ein Soldat auf dem Felde der Ehre. Gesundheit und Leben sind allerdings sehr hohe irdische Güter, aber doch nicht die höchsten für den Menschen. Der Mensch, der höher stehen will als das Thier, muss bereit sein, auch Leben und Gesundheit für höhere ideale Güter zu opfern.“ Hier also, wenn auch unter ganz andern Voraus- setzungen, wahrte er sich ausdrücklich das Recht auf seinen Körper; aber auch damals schon nennt er ihn einen morschen, den abzuthun er keinen Anstand nehmen würde, und erstarkt war die Hülle seitdem nicht mehr. | Dieses berühmte Experiment mit seinem eigenen Körper ist aber nicht nur des Mutes wegen, mit dem er daran ging, sprechend, sondern es kennzeichnet, besser als irgend etwas anderes, seine Stellung in der Hygieine und sein Abschätzen des heutigen Bacillenkultus, seinen weiter blickenden Standpunkt gegenüber einem Ro- bert Koch, den er 1873 persönlich zum Studium der Cholera angeregt hatte, und dessen ganzen Schule, die es immer noch nicht gelernt hat, das Agens von dem Accidens zu unterscheiden. Sehr richtig und mit schönen Worten sagt des- halb ein Biograph von ihm : „Sein grosser Geist klam- merte sich nicht an Kleinigkeiten. Er überblickte und durchschaute die Heimstätten der einzelnen Menschen, die Heimstätten der beisammen wohnenden Menschen : die Städte und Ortschaften, er ging den Abfallprodukten und Auswurfsstoffen dieser organischen Masse nach, die sich Menschheit nennt, sah ihre Stoffwechselpro- dukte in Generationen zurück, niedergeschlagen auf dem srossen Totenfeld, das sie heut bewohnt. — Hr prüfte wie sie sich kleidet, wie sie schläft, welche Luit sie atmet, was sie isst und trinkt, wohin sie ihre Abfall- stoffe führt, woher sie das Trinkwasser bezieht und wie sie ıhre Toten bestattet, darauf seine Massnahmen auf- bauend.“ Das sind in der That so ein paar Kapitelüber- schriften aus seinem arbeitsreichen Leben und aus dem, woran er Hygieine studierte. Aus diesen Studien leitete er dann den obersten Grundsatz ab, der die Quintessenz seiner Lehre bildete: das Tote, in jeder Form, ist vom Lebenden zu trennen. Die Kirchhöfe aus der Stadt, die Abfallstofte fortgeschwemmt, dem (Grundwasser freien Ablauf geschafft, die verbrauchte Luft durch frische ersetzt, die Kleidung durchlässig ge- macht, d. h. den Epidemien den Nährboden entziehen, heisst der Gesundheit Hütten bauen. — Den Krank- heitserreger hat Pettenkofer im Bacillus nie geleugnet, aber er hat behauptet, dass zu ihrer Ver- breitung und ihrer Massenerzeugung, ihrer epidemischen Entwicklung, durch Verseuchung der Boden vorbereitet sein müsste. Und so wie er am eigenen Leibe durch den Ver- such mit dem Cholerabacillus, der von seinem Kollegen Emmerich wiederholt wurde, und in welchen beiden Fällen der Kommabacillus wohl leichte Diarrhöen, aber weder europäische noch asiatische Brechdurchfälle er- regte, die Gesundheit seiner Ansichten nachwies; eben- so hat er sein System durch die Sanierung vieler Städte, vorab seiner Heimatstadt München, glänzend be- en währt. Dafür ein Beispiel: Während im Jahre 1866, bei einer Zahl von 155 000 Einwohnern, 444, und im Jahre 1870 noch 407 Personen in München dem Ty- phus zum Opfer fielen, sank die Zahl im letzten Jahre, bei einer Bevölkerung von 500 000 Seelen, auf nur 25 Fälle! Und in dem alten verrufenen Typhusnest Mün- chen ist es dahin gekommen, dass man in den Klini- ken oft geradezu in Verlegenheit ist, den Studenten einen Abdominaltyphus vorstellen zu können. Das ist Pettenkofers Verdienst, das hat ihn zu einem Wohlthäter der Menschheit gemacht, und ist doch wohl auch beweisend für die Richtigkeit seiner Auffassung. Als er 1852 zum ordentlichen Professor der phy- siologischen Chemie ernannt wurde, war das thatsäch- lich die erste Professur für Hygieine, die je errichtet wurde, und in dem Sinne einer „gesundheits- wirtschaftslehre,“indem Pettenkofer die Hygieine auffasste, war er überhaupt der erste Hy- gieiniker. | Nicht wie Athene dem Haupte des Zeus, ent- sprang dem seinen die fertige Lehre, auf mancherlei Umwegen erst erreichte er die Stelle, auf der er Grösstes zu leisten berufen wurde. Nachdem er, 19 jährig, die Hochschule in München bezogen hatte und dort zwei Jahre sich philosophischen und chemischen Studien, letztere besonders unter Johann Nepomuk Fuchs, gewidmet hatte, trat er auf Wunsch seines Oheims als Lehrling in die Hofapotheke ein; aber der gestrenge Herr straffte den Bogen zu sehr, Pettenkofer brannte durch, um — Schauspieler zu werden. Als Brackenburgim GoethesEgmont debütierte er in Augsburg. Die Liebe zu seiner Base, die später — 999 — seine Frau wurde, führte ihn wieder zur Wissenschaft zurück. 1843 wurde er als Apotheker approbiert, und kurz darauf zum Doctor medicinae promoviert. Die Wanderjahre führten ihn nach Würzburg und zu Hiebig nach Giessen. Nach München zurückgekehrt, wurde er 1845 Assistent am kgl. Münzamt. In seinem letzten Brief an mich, vom 25. August des vergangenen Jahres, erzählt er folgende hübsche Episode aus jener Periode, die ich mitteilen will, weil sie auch ihn in seiner damaligen Thätigkeit schildert. „Von der persönlichen Liebenswürdigkeit W 6 h- lers,“ so schreibt er, ich hatte ihm mein „Jugendbild- nis Wöhlers“ zugesandt, „kann auch ich Ihnen ein Beispiel mitteilen. Im September 1846 oder 1847, das Jahr weiss ich nicht mehr genau, als ich noch Assistent beim kgl. Hauptmünzamt war, reiste Wöhler, der grosse berühmte Chemiker, durch München und wollte mich sehen. Er kam in die Münze und fragte nach mir, wurde ins Kassalokal gewiesen, wo ich eben den Ein- kauf von allerlei zu besorgen hatte, was die Leute für Silber und Gold hielten und auf die Münze brachten. Ich hatte mehrere Kunden abzufertigen. Schliesslich kam ein kleiner Herr dazu, der nichts in der Hand hatte; auf meine Frage, was er wünsche, sagte er, er wolle Dr. Pettenkofer sprechen, und sei in dieses Lokal gewiesen worden. Als ich sagte, dass ich der Gesuchte sei, reichte er mir die Hand, und stellte sich als Prof. Wöhler aus Göttingen vor. Ich war wie vom Donner gerührt und fragte, wo ich ıhm meine Aufwartung machen könnte, vor 6 Uhr abends dürfte ich mein Geschäft nicht verlassen. Wöhler erwi- derte lächelnd, das sei nicht nötig, er reise abends wieder ab und wollte mich nur kennen lernen, da — 394 — er meine Arbeit über den antiken Glasfluss, Pur- purino antico, kenne, die ihn sehr interessiert habe. Er wundre sich, dass man mich mit solcher Arbeit, wie bier, beschäftige. Inzwischen hatte sich mein Kunden- kreis wieder vermehrt. Wöhler drückte mir herz- lich die Hand und sagte mir lebewohl.* — Pettenkofer hat übrigens diese Stellung bald genug verlassen, denn nur noch bis zum November 1847 blieb er in dem Amt, dann siedelte er als Extraordi- narius für physiologische Chemie an die Universität über; 1850 wurde er zum Vorstand der Hof- und Leib- apotheke ernannt, um endlich 1852 zum ordentlichen Professor in der medizinischen Fakultät aufzurücken. In allen diesen Sonder-Disciplinen hat er dauernde Spuren seiner Thätigkeit hinterlassen. Zunächst in der physiologischen Chemie, die nach ihm benannte, noch heute unübertroffene Reaktion auf Galle, und die Ent- deckung des Kreatinins im Harn, das Berzelius wie Liebig entgangen war, dann in der Physiologie, zum Teil mit Voit zusammen, die grundlegenden Arbeiten über die Respiration. Durch die Stellung in der Münze der technischen Chemie nähergerückt, stellte er zuerst 1849 ein Leucht- gas aus Holz dar. Durch diese Erfindung trat er da- mals zu Basel und Schönbein, der in der Bas- lerBeleuchtungskommission sass, in intimere Beziehungen. 1851-1852 begann man in Basel mit der Einführung der Gasbeleuchtung und versuchte es zuerst mit Pettenkofers Holzgas, Ingenieur Dollfuss machte damals den Installateur. Holzgas erscheint uns heut verwunderlich, aber man muss bedenken, wie schwierig damals, bei dem fast völligen Mangel an Schienenwegen, sich die Herbei- schaffung der Steinkohle gestaltet hätte; dazu kam, dass — 9339 — die massgebende Industrie Basels, die Seidenbandin- dustrie, von der bei dem Steinkohlengas wohl auftre- tenden schwefligen Säure für ihre Produkte fürchtete. Noch zweimal, bei der Anlage unsrer neuen Gottes- äcker 1864—1865, wie bei der Frage über Anlage einer Schwemmkanalisation, ward Pettenkofer um Rat und Gutachten angegangen, und hat damals auch Basel besucht. Ehrenmitglied unserer Gesellschaft wurde er 1860. Als von technischer Bedeutung, darf noch an seine Arbeiten über Glasflüsse, Haematinon, den Purpurino antico, und über Aventurin-Glas erinnert werden, auch sein, übrigens nicht chemisches, Verfahren zur Rege- nerierung erblindeter Ölgemälde sei hier angeschlossen. Wichtiger noch ist sein Anteil an der Erfindung und Darstellung des sogenannten Liebig’schen Fleisch- extraktes, der auf seine Veranlassung zuerst. seit 1847 in der Hofapotheke zum Verkauf hergestellt wurde. Für die reine, die theoretische Chemie ist seine Arbeit: „Über die regelmässigen Abstände der Atom- gewichtszahlen,“ wie wir heute sagen würden, von ausserordentlicher Bedeutung, weil aus ihr ein nicht geringer Teil der Anregung floss, für die allerdings erst 18 Jahre später erfolgte Aufstellung jenes Gesetzes, das uns heute als Grundlage unserer gesamten Theorie gilt, des periodischen Gesetzes der Elemente. hé Das ist so einiges von dem, was er auf anderen (rebieten als seinem Specialfach, der Hygieine geleistet. Und was das für Arbeiten sind, dafür giebt gerade die zuletzt genannte, theoretisch chemische, einen deut- lichen Beweis. | In richtiger Erkenntnis der Bedeutsamkeit dieser Arbeit stiftete nämlich, bei der 50. Wiederkehr des Er- scheinens derselben am 12. Januar 1900, die Deutsche — 396 — chemische Gesellschaft ihrem Ehrenmitglied eine grosse goldene Medaille, die ihm durch die Professoren Bæyer und Königs aus München, van t’ Hoff und Emil Fischer aus Berlin, feierlich über- reicht wurde. | Damals schrieb er mir: „Ehe ich in den Himmel komme, verhimmelt man mich schon auf Erden. Es scheint, dass ich hier auf Erden schon mein Fegfeuer durchgemacht habe. Die Anerkennung der Deutschen Chemischen Gesellschft für meine vor einem halben Jahrhundert geschriebene Abhandlung, die goldene Me- daille der Münchener Bürger für die Assanierung un- serer Stadt, der Orden pour le mérite, Alles binnen zwei Monaten — das ist doch für einen armen Sterb- lichen wie ich zu viel.“ | In der That hatte man es ihm im Leben nicht leicht gemacht — viel Ehr, viel Feind — galt bei ihm. Wie alle selbständigen, wie alle originellen Denker, hat er nur langsam sich Anerkennung zu erringen vermocht, und nicht so ganz leicht ist ihm das Zurechtfinden im Getriebe der Welt geworden. Ich entsinne mich sehr wohl, wie er mir von dem schweren Heimweh, das ihn in München ergriff, erzählte, und als ich ihm darauf Schönbeins Jugendgedicht. sandte, schrieb er mir: „Das Heimweh Schönbeins hat mich tief gerührt und mich — wie lebhaft — an meine eigene Jugend erinnert.“ Und noch als 27 jähriger zog es ihn aus der Stadt und dem Gewühl des Lebens in den Frieden seiner Heimat, so schwer nur konnte dieser Recke sich an das Waffentragen gewöhnen. Diesem Gefühl giebt er schönen Ausdruck in zwei Sonetten, die ich auch seiner Güte verdanke; dieselben lauten: — 3931 — Erblick ich deinen stillen, öden Grund, Wo ich geboren, weit gedehntes Moor! Dann drängen selt’ne Bilder sich hervor, Wie ich als Knab’ anf deinen Steppen stund. Oft trat ich mir die nackten Füsse wund, Wenn ich der Heerde nach durch tiefes Rohr Mich in Nomadeneinsamkeit verlor, Doch heiter klang das Lied aus meinem Mund. Arm und genügsam wie das Haidekraut, Das blühend sich dem kargen Land entringt, Hab damals ich zum Himmel aufgeschaut. Warum mir jetzt kein frohes Lied gelingt? Sehnsucht und fromme Wünsche werden laut, So oft ein Nachhall jener Zeit erklingt. * * * Ich fühl’s ich bin nicht für die Welt geboren, Ich könnte sonst sie nehmen, wie sie liest, ; Hätt nie an Traumgestalten mich geschmiegt, An die mein Herz unrettbar nun verloren, Zu sehr verweichlicht hab’ ich meine Ohren Mit sanften Melodi’n sie nur umwiegt. Wie falsch! Ein wildes Kampfgeschrei durchfliegt Die Welt, und Harmonie ist Traum der Thoren. O glücklich wer ein kleines niedres Haus In eines Thales Schlucht sich könnt’ errichten, Nichts hört, als Vogelsang und Waldgebraus Entfesselt schnöden Zwang, und harter Pflichten Zög’ er des Lebens schwere Rüstung aus, Und schlummerte — im Schatten hoher Fichten. — Nun schlummert er neben der heissgeliebten Gat- tin, die ihm vor Jahren vorangegangen, auf dem Grottes- acker in München. Die Welt hat ihn nicht gebodigt; nach langem, heissem aber siegreichem Kampf hat er aus eigenem Willen die Arena geräumt, weil er fürchtete, sie sonst nicht mehr aufrechten Ganges verlassen zu können ? Sollen wir ihm das verübeln ? Gewiss nicht! Das war sein Recht! Die Entdeckung des Kollodiums. Von | Georg W. A. Kahlbaum. Am 24. März und am 7. April 1847 hielt der Mediziner Prof. Karl Gustav Jung vor unserer Gesell- schaft einen Vortrag des Titels: „Über eine von Prof. Schönbein zusammengesetzte Flüssigkeit, Klebäther oder Liquor sulphurico-æthereus constringens.') Dieser Klebäther ist heute unter dem Namen XKollo- dium allgemein bekannt und nach zwei Richtungen hin von grosser Bedeutung; einmal in der Wundpflege, jetzt allerdings überholt und mehr ein beliebtes Haus- mittel geworden, hat er vor Einführung der Antisepsis eine sehr wichtige, auch jetzt keineswegs völlig über- lebte Rolle gespielt; dann in der Technik, vorab in der photographischen, als durchsichtige Unterlage der Negativbilder, in der er heute noch völlig unersetz- lich ist; und weiter in den als „Celluloid“ bekannten Nebenformen, Die technischen Anwendungen wollen wir hier übergehen und uns allein mit der Frage der Ent- deckung als solcher, und mit ihrer ersten Anwendung in der Chirurgie, beschäftigen; denn obgleich sich die- selbe fast unter den Augen noch lebender Zeugen ab- spielte, ist sie trotzdem umstritten, oder sagen wir es gleich heraus, von einem Unberechtigten usurpiert worden. 1) Vergl. Basel, Bericht Bd. 8, 1849, S. 74. a Kollodium ist, dem allgemeinen Sprachgebrauch zu- folge, eine Lösung von Schiesswolle in Alkoholäther, — ich komme darauf noch später zurück, — und wir wollen zunächst annehmen, es sei so. Die erste Frage wird also lauten: Wer fand zuerst, und wann, dieses Lösungsmittel? Die zweite: Wer wandte es zuerst, und wann, und wo, als Wundschutzmittel an? Herr Hagenbach,') in seinem prächtigen Nachruf an Schönbein, schreibt: „Schon im November des Jahres 1846 zeigten die Franzosen Flores Domonte und Menard, dass Schiess- baumwolle löslich ist in Äther, dem etwas Weingeist zugesetzt wird.“ ?) Soweit die Entdeckung des Lösungsmittels. Und dann heisst es, nachdem auf Jung’s Vortrag vom 24. März hingewiesen wird, weiter: „Den Namen Kollodium, so genannt von x0/Awdns, klebrig, hat das erwähnte Prä- parat in Amerika erhalten, wo sich Meynard und Bigelon(!) um die Priorität der Anwendung zu Heilzwecken stritten. Da die erste amerikanische Publikation, ein Brief von Meynard an die medizinische Gesellschaft in Boston, vom April 1848 datiert ist, also ein volles Jahr nach dem Jung’schen Bericht, so ist hier kein Zweifel, dass das Verdienst der ersten Anwendung den Basler Pro- fessoren gehört.“ °) | So weit Herr Hagenbach. Herrn Hagenbach’s Nachruf erschien als Programm zur Rektoratsfeier unserer Universität im Anfang No- 1) Christian Friedrich Schönbein. Programm für die Rektorats- feier der Universität von Eduard Hagenbach. Basel, Schultze, 1868. en au). SEA0, sole 02850. [Ke [Ne — 340 — vember 1868. Etwa um die gleiche Zeit, am 29. Oktober 1868, las ein französischer Bewunderer Schönbeins, Prof. Scoutelten, vor der kaiserl. Akademie in Metz ebenfalls einen Nachruf,') in dem er in Bezug auf das Kollodium erzählt,?) dass gegen Ende des Jahres 1846, oder im Be- sinn 1847, zwei Junge Amerikaner, Ärzte oder Studenten der Medizin, Domonie und Meynard, in der Schweiz gereist seien, und diese hätten damals das Kollodium entdeckt. Von diesen sei Domonte verschollen, aber Meynard habe in einem Brief vom April 1848 an die medizinische Gesellschaft in Boston, wo er sich als Arzt niedergelassen hätte, die Ehre der ersten Anwendung des Kollodiums für sich reklamiert, das sei ihm zwar von einem Dr. Bigelow, ebenfalls Arzt in Bosion, be- stritten, es habe aber nichts genützt, trotz der auf der Hand liegenden Unwahrscheinlichkeit sei Meynard bis heutigen Tages die Ehre der Entdeckung verblieben; dies aber ohne Zweifel mit Unrecht. Übrigens sei der Name Meynard’s auch hald verschwunden, um nicht wieder aufzutauchen. Ein Verdienst aber habe Meynard, und das sei die Einführung des Namens Kollodium, der von ihm herstamme. — Soweit Herr Scoutetten, der in der That recht behalten hat, denn im allgemeinen wird, auch heute noch, ,,Maynard“*) als Entdecker des Kol- lodiums gepriesen. So in Wurtz: Dictionnaire de la Chimie pure et appliquee (T. 1. 2° partie p. 959); in der amerika- nischen Encyklopädie (Vol. 5, p. 78); in der Encyclo- 1) Notice biographique et scientifique sur le professeur Schen- bein. Par H. Scoutetten. Metz, Blanc, 1869. (Extrait des Mémoires de l’Académie impériale de Metz, année 1868—1869.) SPA END Dt 3) Die verschiedene Orthographie des Namens ist absichtlich, sie entspricht der von den jeweiligen Verfassern gewählten Form. — 341 — pædia Britannica (Vol. 6, p. 149); in Meyers Konver- sationslexikon (5. Aufl. Bd. 10, 8. 368); in Littré: Dictionnaire de Medicine (15. Aufl.,p. 339)u.s.w. In einer Pariser Dissertation von 1868, in der die Geschichte des Kollodiums geschrieben werden soll, heisst es: „Le collodium est d’une découverte récente, La première fois qu'il fut parlé de collodion et de son emploi théra- peutique, ce fut le 29 mai 1848, par Maulgaigne, dans un rapport qu'il fit à l’Académie nationale de médecine. M. Maynard, étudiant en médecine à Boston (Etals- Unis d'Amérique), en avait déjà fait application comme traitement chirurgical (1848). Mais la découverte en revient à deux Français, MM. Ménard et Flore Domonte, qui le trouvèrent en 1846.“ !) Ganz die bekannte Art französischer Geschichts- schreibung: „La chimie est une science française!“ — Die wahre Geschichte dieser Entdeckung aus diesen Irrtümern, Verwechslungen und Entstellungen herauszu- schälen, war nicht so ganz leicht, weil ein grosser Teil der Originaldokumente sich in schwer zugänglichen, älte- ren medizinischen Zeitschriften Amerikas, eine Litteratur, die ich natürlich nicht kenne, findet. Es wäre mir daher auch ohne die werkthätige Hilfe zweier amerikanischer Freunde, Prof. H. Carrington-Bollon in Washington, und Prof. H. C. Cooper in Lincoln, Nebraska, wohl kaum möglich gewesen, bis an die Quellen vorzudringen und klar zu sehen; den beiden Herren sei daher auch an dieser Stelle wieder ausdrücklich und auf das Beste gedankt. — 1) Thèse pour le Doctorat en Médecine. Présentée et soutenue le 26 juin 1868. Par Marie-Joseyh Petit. Essai sur l’histoire du ; Der Hauptrogenstein Die Schichten der gaben GE le. Die Schichten der Parkinsonia ferruginea . R: Die Schichten der Rhynchonella varians Die Schichten des Macrocephalites a Die Schichten des Cardioceras Lamberti Der weisse Jura . Le à x : à ; Der weisse Jura ; Die Schichten des Polos ere Die Schichten der Terebratula impressa II. Tertiär Untermiocäner Sossrasserkalk IV. Quartär Diluvium à £ Aelteres Diluvium . À à ; £ : Der jüngere Deckenschoner Mittleres Diluvium ; Moränen der II. Mer ee Der Hochterrassenschotter Der Löss ; 3 Jüngeres Diluvium . : ; 2 . Die Niederterrasse Alluvium Zusammenfassung der laser lenultatz Æ Ha Hr He He =] SI SI =] =] = m WW IÙ Stratigraphie. I. Trias. Der Buntsandstein. Die Aquivalente des untern Buntsandsteins sind in unsrer Gegend nicht nachweisbar ; für sein Fehlen im südlichen Schwarzwald sprechen auch die Profile von Schill!) und Schalch?). Der mittlere Buntsandstein. Aus den von Moesch?) und Pfaff‘) publizierten Profilen vom linken Rheinufer von Rheinfelden westlich der Verwerfung ergibt sich, dass der mittlere Buntsandstein durch violette, grün- liche, weisslichgrüne und rötliche Sandsteine vertreten ist, welch letztere häufig diagonale Parallelstruktur zeigen. Verbreitung. Dieser zum mittlern Buntsandstein gehörige Sandstein ist zwischen Rheinfelden und Kaiser- augst zu beiden Seiten des Rheines aufgeschlossen, wo 1) Schill. Beiträge zur Statistik der innern Verwaltung des Grossherzogtums Baden. 23. Heft. Karlsruhe 1867. 2) Schalch, F. Beiträge zur Kenntnis des Trias am südöstlichen Schwarzwald, Schaffhausen 1873, 5) Moesch, C. Geol. Beschreibung des Aargauer Jura (Beitr, zur geol. Karte der Schweiz. IV. Lief. Bern 1867.) +) Pfaff. Untersuchungen über die geol. Verhältnisse zwischen Kandern und Lörrach (Beitr. d. Nat. Ges. zu Freiburg. Bd. VII. 1893.) — 8396 — er die Steilböschung der Rheinufer bedingt. Infolge westlichen Einfallens der Schichten taucht der von Schill!) und Moesch?) „Quarzsandstein“ genannte Schicht- komplex unter den obern Buntsandstein und tritt auf dem Gebiet von Siegfriedblatt Kaiseraugst nicht mehr zu Tage. | Der obere Buntsandstein gliedert sich in die beiden Horizonte: 1) Zwischenschichten. 2) Röth. 1) Die Zwischenschichten (ca. 4,50 m). Die Schichten setzen sich zusammen aus ruppig anwitternden, undeut- lich geschichteten, vielfach dunkelvioletten Sandsteinen. Dieser typische Sandstein zeigt an den Vorkommnissen auf dem Gebiete von Siegfriedblatt Kaiseraugst keine Einlagerung von rotem Carneol, doch kann kein Zweifel herrschen, dass diese durch knollige Absonderung recht auffälligen Schichten dem von Rheinfelden durch Ausfeld°), Moesch?) und Pfaff‘) erwähnten Carneolhorizont ent- sprechen. Auf diese ca. 1,50 m mächtigen ruppigen Sandsteine folgen wohlgeschichtete Bänke eines weiss- lich grünen Sandsteins mit zum Teil dolomitischem 1) Schill. Beiträge zur Statistik der innern Verwaltung des Grossherzogtums Baden. 23. Heft. Karlsruhe 1867. ?) Moesch. Geol. Beschreibung des Aarg. Jura (Beitr. zur geol. Karte der Schweiz. IV. Lief. Bern 1867. 3) Ausfeld, R. Geologische Skizze von Rheinfelden (Mitt. der aarg. Nat. Gesellsch. I. Heft. Aarau 1878). 4) Pfaff. Untersuchungen über die geol. Verhältnisse zwischen Kandern und Lörrach. (Beitr. der Nat. Ges. zu Freiburg. Bd. VII. 1893.) — 397 — Bindemittel, doch fehlt auch hier die violette Farbe keineswegs. 2) Das Röth (ca. 15 m). Zum Röth rechne ich plattige Sandsteine und bunte Schieferthone. Wie aus dem von A. Merian aufgenommenen und von Pfaff‘) publizierten Profil oberhalb Kaiseraugst zu ersehen ist, herrschen rote und grüne kurzbrüchige Mergel und _Schieferthone vor; diesen sind rote und grünlichweisse Sandsteine mit weissen Muscovitblättchen eingeschaltet. Gegen die Muschelkalkgrenze hin stellen sich schmutzig- violette Mergel ein. Verbreitung. Das Röth ist in einem schmalen Band beidufrig des Rheines aufgeschlossen. Nördlich von Punkt 294 tauchen die bunten Mergel unter die _Wellenbildung. Wir ersehen daraus, dass der Bunt- sandstein am geologischen Aufbau des Gebietes von Siegfriedblatt Kaiseraugst nur geringen Anteil nimmt. Der Muschelkalk. Die übliche 3gliederung in: Oberer Muschelkalk (Hauptmuschelkalk) Mittlerer Muschelkalk (Anhydritgruppe) Unterer Muschelkalk (Wellengruppe) lässt sich in dem Untersuchungsgebiet mit Leichtigkeit durchführen. Der untere Muschelkalk (\Wellengruppe). Aus den Aufschlüssen der Wellengruppe am linken Rheinufer oberhalb Kaiseraugst lässt sich folgendes Profil zu- sammensteilen : 1) Pfaff. Untersuchungen über die geol. Verhältnisse zwischen Kandern und Lörrach. (Beitr. der Nat. Ges. zu Freiburg. Bd. VIE 1893.) 398 Profil Nr. 1. Unterer Muschelkalk zwischen Rheinfelden und Kaiseraugst (linkes Rheinufer). Unterer Muschelkalk. Schichten d. Myophoria Wellenkalk. Wellendolomit. orhieularis. Graue bituminöse, schiefrige -Mergel; gegen oben stellen sich wenig mächtige Dolomitbänke ein. Graue schiefrige Mergel mıt harten knollig auwitternden Kalken. Grauer späthiger Kalk Spiriferinabank. Dunkelgraue, zum Teil harte schiefrige Mergel. Grauer harter Kalk, auf der Unterseite mit griffelförmigen Wülsten. Dunkelgraue, harte, schiefrige Mergel mit Pecten discites an der Basis. Dunkelgrauer splittriger Kalk von ‘| feiner krystallinischer Struktur. Lima lineata, Myophoria vulgaris Myophoria. orbieularis (schlecht erhalten). Lima lineata, Pecten discites. Lima lineata, Spiriferina fragilis. Pecter laevigatus, Fischzahn ? Pecten discites. Pecten discites, Anaplophora (11. ei cr ee 1100 fassaënsis, Panopaea Alberti, E € Lima lineata. 10. 7 ? 7 9 Graue schiefrige Mergel und ca. k harte graue Kalke. 2,50 Gelblich-grauer zuckerkôrniger 8. 5 0,40 Dolomit. AAA EEE EEE IST TT III STISIST DST SIT TXT & z = 7.| Grünlich-grauer Crinoidenkalk. | 0,38 Pentacrinus dubius ? II EI ENIIUEIENENEIUI NEIN ENENENEN IIIIIDIIIIIIIIIIYSIIYIIIZIIIIIININ Grünlicher, teils gelblicher 6.| Dolomit mit spärl. Einlagerung | 0,30 von Bleiglanz. - ‚Blaugraue schiefrige Mergel mit, ,- De : 0,25 Glimmer. 4. Gelblichgrauer Dolomit. 0,20 >| Dunkelblaugraue schiefrige 0.25 ”"|Mergel mit spärl. Glimmergehalt.| °°° 2. Feinzuckerkörniger Dolomit. 0,50 Gelblich-graue Dolomithbänkchen |1,10 | 1.) mit grauen schiefrigen Mergel- | Saurierknochenfragment. | zwischenlagen. Y sn LIN REGEN IE3 — 3 au Der Weilendolomit (ca. 6 m). Die Basis des untern Muschelkalkes besteht aus vorherrschend dolomitischen Bänken, die meistenteils nicht als geschlossenes Ganzes auftreten, sondern gewöhnlich durch dunkelgraue Mergel- zwischenlagen getrennt sind. Die Dolomite halten Blei- glanz in geringen Mengen. Ein charakteristischer Echi- nodermenkalk lässt sich mehrfach nachweisen. Es scheint, dass das Auftreten von Crinoiden in diesem Horizont für die germanische Trias Regel ist, denn Benecke!) führt aus dem Muschelsandstein von Elsass- Lothringen ein Trochitenbänkchen an, das er als einen leicht wieder erkennbaren Horizont bezeichnet. Auch Schalch?) hat in Baden im Wellendolomit Anhäufungen von Crinoidengliedern beobachtet; doch misst er diesen Trochiten keine besondere Bedeutung bei. Leppla°) weist im Hardtgebirge auf eine wenig mächtige Bank mit Pentacrinus dubius als Grenzschicht zwischen Wellen- dolomit und Wellenkalk hin. Stizenberger*) beobachtete bei Schwaderloch in den untern Lagen des Wellen- dolomites ebenfalls Encriniten. Diese Citate stimmen der Hauptsache nach mit meinen Beobachtungen im Gebiete von Siegfriedblatt Kaiseraugst überein und ich stehe richt an, den Crinoidenkalk im Wellen- dolomit als einen guten leicht auffindbaren Horizont des Untern Muschelkalkes in Anspruch zu nehmen. 1) Benecke. Über die Trias in Elsass-Lothringen und Luxem- burg (Abh. zur geol. Spezialkarte v. Elass-Lothr. 1877. pag. 563.) 2) Schalch, F. Beiträge zur Kenntnis der Trias am südöstl. Schwarzwalde. Schaffh. 1873. — Blatt Villingen pag. 30 (geol. Spezialkarte des Grossherzogtums Baden 1899). — Blatt Königsfeld- Wiedereschach (Geol. Spezialk. d. Gr. B. 1897.) 3) Leppla, Dr. A. Uber den Buntsandstein im Hardtgebirge (Nordvogesen) Geogn. Jahreshefte I. Jahrg. Cassel 1888. 4) Stizenberger, J. Uber die beim Bahnbau zwischen Koblenz und Stein im Aargau zu Tage getretenen Triasgesteine. (Viertel- jahrsschrift der Natf. Ges. in Zürich. Bd. XXXVIII. Heft 2.) — 400 — Der Wellenkalk (ca. 20 m). Durch die ganze Schicht- serie des sog. Wellenkalkes herrschen ebenblättrige und knollige Mergel vor, welchen graue Kalkbänke einge- lagert sind, Die von Schalch‘) im südöstlichen Schwarz- wald aufgeführten speziellen Horizonte, die sog. Wulst- bank, No. 14 meines Profiles No. 1, sowie die Spiri- ferinabank, No. 16 m. Pr. No. 1 gelang es mir auch am Rheinufer zwischen Rheinfelden und Kaiseraugst nachzuweisen. Die Spiriferinabank enthält im untern Teil Lima lineata in grosser Menge, währenddem sich erst gegen oben Spiriferina fragilis, Schl. einstellt. Folgende Fossilien enstammen dem Wellenkalk: Gastropoden: Hollopella spec. Lamellibranchiten : Lima lineata, Schl. Lima striata, Schl. Pecten discites, Schl. Pecten laevigatus, Schl. Gervillia socialis, Schl. Panopaea Albertii,. Voltz. Anopiophora impressa, Alb. Ostrea (Alectryonia) spondyloides, Schl. . Placunopsis plana, Gieb. Brachiopoden : Spiriferina fragilis, Schl. Die Schichten der Myophoria orbicularis (ca. 15 m) bestehen aus ebenschiefrigen, bituminösen Mergeln mit einzelnen dünnplattigen, dolomitischen Kalklagen. Die Mergel wurden früher oberhalb Kaiseraugst zur Cement- fabrikation ausgebeutet. Im Vergleich mit den tiefern 1) Schalch, F. Beiträge zur Kenntnis der Trias am südöstl. Schwarzwalde. Schaffh. 1873. — 41 — Schichten der Wellengruppe sind die Schichten der Myophoria orbicularis arm an Fossilien. Het Verbreitung. Die Verbreitung dieser Schichten, sowie der andern Glieder des untern Muschelkalkes be- schränkt sich im Gebiete mit Untersuchungen auf die beiden Rheinufer zwischen Kaiseraugst ünd Rhein- felden. | Ich sammelte ın den Schichten der Myophoria or- bicularis folgende Fossilien: Lamellibranchiaten : Myophoria orbicularıs, Goldf. (schlecht alla Myophoria vulgaris, Schl. Lima radiata, Goldf. Der mittlere Muschelkalk (Anhydriteruppe). Am Aufbau des mittlern Muschelkalkes nehmen Dolomite, dolomitische Kalke, Gyps und Anhydrit, sowie Stein- salz und Thon Anteil. In der Oberregion der Anhy- dritgruppe finden wir schwarze Hornsteine und ziemlich mächtige Lagen von Zellendolomiten. Über die Glie- derung des mittlern Muschelkalkes erhalten wir den besten Aufschluss aus den von Platz!) und Moesch”) publizierten Profilen der Steinsalzbohrungen von Kaiser- augst. Über diese Bohrungen kann ich an Hand der dieselben betreffenden Litteratur und nach den gütigen Mitteilungen von Herrn E. Frey, Direktor der Saline im Kaiseraugst, nachfolgende Mitteilungen machen: Im Jahre 1841, den 18. Mai, wurde nach den Be- richten von P. Merian?) auf dem rechten Ufer der Er- golz mit den ersten Bohrungen auf Steinsalz begonnen. 1) Platz. Das Steinsalzlager von Wylen. 2) Moesch, C. Anhang zur IV. Lieferung der Beiträge (Aar- gauer Jura). Beitr. z. geol. Karte d. Schweiz, X. Lieferung 1574. 5) Merian, P. Die Erbohrung von Steinsalz bei Augst (Ver- handl. d. Basl. Naturf. Ges. 1844. Seite 41.) — 402 — Aus dem von Merian zusammengestellten Bohrprofil ist ersichtlich, dass der Bohrer am 1. Oktober 1841 ein Steinsalzlager mit wenigen Thonzwischenlagen von 7,30 m Mächtigkeit durchstochen hatte. Bei einer Tiefe von 138,06 m wurde die Bohrung nicht weiter fortgesetzt. Nach den Angaben von Platz wurde der Betrieb der Saline schon nach 2 ‚Jahren eingestellt, was der un- genügenden Sättigung der Soole, sowie der Ver- schlämmung der Bohrlöcher zuzuschreiben war. Nach Wiedereröffnung der Saline wurde im Jahre 1867 das Bohrloch No. III bis auf das Niveau des Buntsand- steins geschlagen. Bei einer Tiefe von 92,4 m traf der Bohrer auf eine Salzschicht von 2,43 m Mächtigkeit. Im Jahr 1871 durchsank der Bohrer bei Herstellung von Bohrloch No. VI eine Schicht von Steinsalz, die eine Mächtigkeit von 9,75 m hatte. Später im Jahre 1872 stiess der Bohrer auf Steinsalz von einer Mächtig- keit von 8,53 m; das Bohrloch trägt die Nummer VIT. Gegenwärtig sind die Pumpen von Bohrloch No. III. VI und VII im Betrieb. Sie liefern im Durchschnitt 250/ige Soole. Die Soole wird zur Zeit in 4 Pfannen eingedampft ; dieselben produzieren zusammen in 48 Stunden 65—75 q Steinsalz Während eines Jahres führt die Saline Kaiseraugst 42—48,000 q Salz aus. Der obere Muschelkalk stellt eine Folge grauer splittriger Kalke, grauer krystallinischer Gesteine, grauer Oolithe, sowie sandiger Dolomite dar. Letztere bilden den obern Teil der ganzen Ablagerung. Am Ergolz- ufer bei Augst ist ein fast vollständiges Profil des obern Muschelkalkes aufgeschlossen. ©. Moesch') hat eine Beschreibung desselben publiziert. Die Resultate meiner Aufnahme gebe ich in folgender Tabelle: 1) Moesch, C. Geol. Beschr. des Aarg. Jura (Beitr. z. geol. Karte der Schweiz, Lief. IV., Bern, 1867). — 403 — Profil Nr. 2. Oberer Muschelkalk bei Augst (Ergolzbett). EI NP ES ı .|| | | | | | = © | Schwarzgraue Schieferthone. LS | Estheria minuta, Bonebed. | = | ordres ockergelber sandig an- Tıigonodus Sandbergeri. = - SR IE |2,30,Myophoria Goldfussi, Myophoria = witternder Dolomit. | laevigata. Ss Er |Gelblichweisser in vertikal. Rich- | 2 tung plattig sich absondernder | 5 23. Dolomit mit 2 ca, 60 em. mäch-| 2,70 | = tigen Zonen von Chalceden- | | = knauerschnüren. | | | S, | |Gelblichweisser Dolomit von : | | = |22. zuckerkürnig. Struktur m. klein. Sn | ass | Drusen von gelbem Bitterspath. | | | 21 Graue oolithische Kalke und | 3 10! | | CES oolithische Dolomite. [2 | | so. 1 ® ? | | Grauer Kalk mit Einlagerungen] ca. | ie 2 E 19.| von schwarzblauen typischen 10 cn en ame | | Oolithen. m. | u | £ | Z. Teil krystalline, kieselreiche, | Gervillia socialis, Pecten discites, = 18.7. Teil plattige graue Kalke mit 0,20) Terebratula vulgaris (wunder- = Coneretionen. schön erhalten). | = | Lima striata, Pecten laevigatus. RD 17: Gelblichgrauer, fein krystallini- 4.40 Mytilus eduliformis Hinnites spec. i = scher poröser Kalk. ?” |Gastropodensteinkerne, Terebra- S tula vulgaris. m == = | Zum "Teil splittriger, zum Teil | | | 16.) krystallinischer Kalk mit dolo- | | | mitischen Lagen. | | | | 1 | — — | 15.| Grauer typischer Fleckenkalk, |0,12| | KR | Blaugrauer, splittriger und 5 ne Pecten diseites, Terebratula | grauer krystallinischer Kalk. | ? | vulgaris, Lima striata. | | ESS SSSESCIEEEE ECS SOS TION O0 00) % Hellgrauer Trochitenkalk. & 0,10 Encrinus liliiformis, Bivalver. I Rosso ann om aan anna aan l 12.| Grauer zum Teil kryst. Kalk. 15,50) PORTE TNT TT TT TPE T , 0 |Beeten laeyısatus, Lima siriata- 11.333 Grauer 'lrochitenkalk. | 0,20 Enernas hlfermi | BO060000000000000000000000000000 | nerınus 11111I0TMIS. Il 10.| Grauer, z. Teil krystall. Kalk. | Oberer Muschelkalk. LexsXeXe).exeX0Xe) 1200) XXE Xe @XSXEXE) 2x8Xe{8).2x2XeXe) 2222 | 9.12% Grauer Trochitenkalk. 332 0,40 GESIOCSOSOOOSOOOIOOHSOOSPOSD TOD DH | | 8. Graublauer Kalk. | 1,00! Vegetation. Graublauer Kalk. | 0,80! BESSOOOSCSO POS 0000000 0P 000000) Trochitenkalk. 5. Gelblicher dolom. Trochitenkalk. 0,80) Encrinus liliiformis, 5502000900 0M0000 004000000040 000 TETE | 4.| Grauer Kalk. 0,50| | ee = SOSSE Hinnites Schlotheimi, Mytilus | | PRE DIE OT ASS ADS DCE OSEO Dre | duliformis, Pecten laevigatus 8. Dolomitähnlich £ en Re = ÉD an a na a Pecten discites, Encrinus lilii- | SELLER 000 5 | LEE formis. | 1 | 200) | Fein krystallinischer, zum Teil] 2.|porös. gelblichgrauer Kalk, gegen) 1,50 oben dolomitisch. Gelblichgrauer krystallinischer | 0,40 : > | Myophoria laevigata, Pecten 1. Kalk, von feinen rotfarbenen | | = OH Rd : ice Armeen: 7 diseites, Terebratula vulgaris. Myophoria laevigata, Terebratula, | vulgaris, Gastropodensteinkern. |! 1 — 404° — Die Dreigliederung des obern Muschelkalkes m: Trigonodusdolomit Nodosuskalk Trochitenkalk lässt sich, wie aus dem vorhergehenden Profil ersicht- lich ist, auch für unsere Verhältnisse durchführen. Die beiden untern Glieder bilden ein petrographisch Ganzes und es sind die Nodosuskalke nur durch das Fehlen der Trochitenbänke (Encrinitenbänke) vom Liegenden zu unterscheiden. Der Trigonodusdolomit ist in erster Linie petrographisch scharf von den obern oolithischen Nodosuskalken getrennt. ° Der Trochitenkalk (Encrinitenkalke). Über die Basis der Trochitenkalke kann ich keine Angaben machen, da der Kontakt zwischen Anhydritgruppe und oberm Muschelkalk nirgends in meinem Gebiet aufgeschlossen ist. Soviel aus dem Profil in der Ergolz bei Augst hervorgeht, wechseln wenig mächtige, hellgraue Trochiten- bänke mit rauchgrauen und dolomitischen Kalken, welch letztere häufig krystallinisches Gefüge zeigen. Einzelnen Bänken sind oolithische Einlagerungen eigen. Die Tro- -chitenkalke haben folgende Fossilien geliefert: Gastropoden. Holopella spec. Lamellibranchiten. Lima striata, Schl. Pecten laevigatus, Schl. Pecten discites, Schl. Hinnites Schlotheimi, Mer. Myophoria- laevigata, Schl. Brachiopoden : Terebratula vulgaris, Schloth. — 405 — Eehinodermen: Enerinus hiliiformis, Lk. Der Nodosuskaik (Plattenkalke). Petrographisch lassen sich die Nodosuskalke von den liegenden Tro- chitenkalken nur schwer abgrenzen. Bei der Grenz- lesung ist das Auftreten von Ceratites nodosus mass- sebend. Sowohl rauchgraue Plattenkalke von musche- ligem Bruch mit geringen Thonzwischenlagen als auch durch Kieselgehalt ausgezeichnete krystalline Kalke so- wie Rogensteinbänke bilden die Region des Nodosus- kalkes. Ungefähr im mittlern Niveau dieses Muschel- kalkgliedes treten kieselreiche Concretionen auf. Nach- folgende Fossilliste kann ich nach mehrmaliger Ausbeute zusammenstellen : Gastrepoden: (rastropodensteinmkerne, Lamellibranchiaten : Lima striata, Schloth. Pecten laevigatus, Schloth. Pecten discites, Schloth. Hinnites spec. Myalina eduliformis, Schloth. Gervillia socialis, Schloth. Myophoria laevigata, Schloth. Myophoria elegans, Schloth. Brachiopoden: Terebratula vulgaris, Schl. Arthropoden: Pemphyx Suerii, Desmar. Der Trigonodusdolomit. Wir begegnen einem ein- heitlichen Dolomitgebilde, das bestehend aus Bänken — 46 — feinzuckerkörnigen, dolomitischer Gesteine mit kleinen Bitterspathdrusen einen leicht auffindbaren Horizont dar- stellt. Infolge der typischen petrographischen Beschaffen- heit dieses Muschelkalkgliedes kann kein Zweifel exi- stieren über die Grenze gegen die Plattenkalke hin. Überall wo Trigonodusdolomit ansteht, sind Hornstein- oder Chalcedonknollen zu beobachten. Selbst auf Äckern, oder an durch Vegetation maskierten Boesch- ungen verraten Hornsteinbrocken die Lage des obern Muschelkalkdolomites. Moesch!) hat offenbar schon in seiner Überschrift: „Oberer Muschelkalkdolomit mit Hornstein“ auf die Bedeutung der Hornsteinknauer in stratigraphischer Beziehung hinweisen wollen. Diese Hornsteine liegen meistens in einem höhern Horizont des Trigonodusdolomites. Erst über den Hornstein- schnüren stellt sich .die typische Fauna des obern Muschelkalkdolomites ein. Die wenigen Arten treten so häufig auf, dass gewisse Bänke nur von Steinkernen charakteristischer Bivalven gebildet werden. Gelegent- lich stellt sich in diesen Schichten ein schwaches Bone- bed ein. Alberti?) stellt den Trigonodusdolomit schon in die Lettenkohlengruppe. Er begründet diese Zu- teilung durch das erstmalige Auftreten der Myophoria Goldfussi, welche in der Lettenkohle häufig ist. Für unsre Gegend möchte ich hingegen dem Beispiele von Moesch folgen und diesen Dolomit nicht vom Muschel- kalk trennen. Der Trigonodusdolomit bildet in oro- graphischer Beziehung mit der Muschelkalkfolge ein einheitliches Ganzes und ist von den hangenden Schiefer- thonen der Lettenkohle scharf abgegrenzt. Folgende Fossilien aus dem Trigonodusdolomit liessen eine Be- stimmung zu: 1) Moesch, C. Geologische Beschr. des Aarg Jura (Beitr. zur geol. Karte der Schweiz. IV. Lief. Bern 1867. 2) Alberti, Fr. Uberblick über die Trias. Stuttgart 1864. Lamellibranchiaten : Pecten discites, Schl. Myophoria Goldfussi, Alb, Trigonodus Sandbergeri, Alb. Gervillia spec. Verbreitung des obern Muschelkalkes. Dank des ge- schlossenen Kalksteingebildes hat der obere Muschelkalk eine orographische Bedeutung. Er überragt die mehr mergeligen Schichten des untern und mittlern Muschel- kalkes und stellt ein ım Norden des Gebietes domi- nierendes Plateau dar, welches zwar grösstenteils von ältern Diluvialablagerungen überdeckt ist. Im Südosten tritt der obere Muschelkalk auf eine kurze Strecke von: Gebiet des Siegfriedblattes Maisprach auf mein Unter- suchungsgebiet über. Er stösst infolge einer Ver- . werfung dort gegen die Jurasedimente ab. An Auf- schlüssen, die teils natürlicher Weise entstanden sind, teils durch Steinbruchbetrieb een wurden, nenne ich folgende: Augst. Ergolzbettt (Trochitenkalk bis Tri- sonodusdolomit). Giebenach. Linkes Strassenbord, Strasse Grie- benach - Arısdorf (Trigonodusdolo- mit mit Hornsteinen). Giebenach. Ramsberg, Bächlein (Trigonodus- | dolomit). Ziegelhaus. Strasse Giebenach-Olsberg (Nodo- suskalk). Magden. Strasse Magden-Rheinfelden (No- dosuskalk). Niederwald. Oestl. von Punkt 354 im Bäch- lein (Trigonodusdolomit mit Horn- steinen). 27 — 408° — Olsbergerwald. Weg Rheinfelden-Olsberg nördlich von Punkt 349 (Trochitenkalk). Wintersingen. Bachrunse (Trochitenkalk bis Tri- sonodusdolomit). Sohrhof. Nördlich des Hauses (Trigonodus- dolomit). Die Gesamtmächtigkeit des obern Muschelkalkes mag ca. 50 m betragen. Der Keuper. Die ganze Schichtfolge des Keupers besteht aus grauen, vorherrschend bunten Mergeln, Dolomiten und Sandsteinen. Infolge der Armut durchgehender, fossil- führender Horizonte ist eine scharfe Gliederung des Keupers fast nicht möglich. Vollständige Aufschlüsse der ganzen Schichtserie des Keupers fehlen. Nach meinen Wahrnehmungen lässt sich eine 3teilung des Keupers durchführen. Oberer Keuper (Rhät). Mittlerer Keuper (Bunte Mergel, Schilfsandstein). Unterer Keuper (Lettenkohle), Unterer Keuper (Lettenkohle). Der untere Keuper besteht vorherrschend aus grauen, auch aus bunten Mergeln, Dolomiten und Sandsteinen. Leider sind ın dem Untersuchungsgebiet meist nur die untersten und obersten Schichten deutlich aufgeschlossen. Zur Ver- vollständigung gebe ich auch das schon oft erwähnte Profil von Neuewelt an der Birs bei Basel wieder. Be; nachfolgender Darstellung des Profiles berücksichigte ich die mir von Herrn Prof. ©. Schmidt in Basel und Herrn Dr. Leuthardt in Liestal überlassenen Notizen und Skizzen. — 409 — Profil Nr. 3. Unterer Keuper (Leitenkohle) bei Neuewelt an der Birs. BESTICHT ng EI + : | | = ee 10. Rote Mergel mit ca. dem. dicken A | EE = |Lagen gelber dolomitisch. Bänke | | {| | | | == 9. |Dünnplattige, violette, gelbe, rote, 5 00| = graue Dolomite. 2 | s ER Fe ee = El = g.,Dolomite 1—2 dem. bankig, gelb, 4.00! == sandig, wenig zellig, ; | = | | 7. Blaugraue, grünlich-violette 4 a | Mergel mit Sandsteinlagen. ? | (À Blaue Mergel niit vielen 1 dem. | her ane =] ;.| dicken Schie dich : | E 6. ren Schichten von enlenS 3,00. Lucina spec. Gyrolepis spee. | NAN grauen Dolomiten. INT Meontssis o | 5 | onen | ee 2 = TRE = © ®© |°-| Schwarzer plastischer Thon. |0,01 ® > x | 8 ee n (47) a . ER 0,30 Baiera furcata. = = | | © = j TE mal = 5 0,20 Equisetum avenaceum. © © 2 Dupkelgrauer, feinplimmerigern | | | D ° Mergel. Pterophyllum Jägeri, Pt. longi- — — 0,30 . = . © folium, Pt. brevipenne. = = = I 5 | Merıanopteris augusta. | = 10,10! Pecopteris Steinmülleri. | S Danaeopsis marantacea. | 5 et een 5. Kohlenschmitze, 0,01 | | 9, Sandig glimmerige Mergel und | | graue Sandsteine. 20,00 Pflanzenreste. | Fe | ee 3538, ı ‚Untere rote Mergel mit dolomi-| | oz . = 2 io tischen Bänken. ARR PERRET ESS Die ältesten Schichten dieses Profiles, rote Mergel und Dolomite, stehen unweit des Hofes Rütihardt am rechten Ufer der Birs an. Die Schichten fallen 35° gegen N 75° W ein und streichen in einem zum Fluss- lauf schiefen Winkel durch das Birsbett. Beim Einfluss des kl. Kanals auf dem linken Ufer der Birs tritt das Hangende der Lettenkohle, in Form von roten Mergeln des mittlern Keupers zu Tage. N Unterer Keuper (Lettenkohle) bei Neuewelt. Masstab 1 : 1000. Das Profil dieser Lokalität wurde schon von Merian!) publiziert, ist von Alberti?) und dann besonders von J.B. Greppin°) berücksichtigt worden. Neuerdingshat Benecke‘) gestütztaufdie Angaben von Herrn Professor Dr. Ö. Schmidt aus Basel und von Herrn Dr. Leuthardt in Liestal eine übersichtliche Darstellung des Profiles zu geben ver- sucht, doch sind die Detailangaben über die Pflanzen- horizonte unberücksichtigt gelassen worden. Ich habe nun nach den Angaben von Herrn Prof. ©. Schmidt und Dr. Leuthardt das Profil dementsprechend ergänzt. Nachfolgende Profile habe ich in meinem Unter- suchungsgebiet aufgenommen : 1) Merian, P. Beiträge zur Geognosie, Basel 1821. 2) Alberti, Fr. Monographie des bunten Sandsteins, Muschel- kalks und Keupers. Stuttgart und Tübingen 1834, pag. 112. 5) J. B. Greppin. Jura Bernois (Matériaux pour la Carte Géologique de la Suisse VIITième Jivraison 1870.) 4) Benecke, E. W. Lettenkohle und Lunzerschichten. Sep.-Abdr. Ber, de Nat. Ges. zu Freiburg. Bd. X. Heft 2. N > Profil Nr. 4. Unterer Keuper (Lettenkohle) bei Augst, Ergolzufer. 5.|Gelblichgraue, feinzuckerkörnige à Dolomite. 1,00 | | 4. Graublaue harte Mergel. 0,15 3,| Graublaue, zum Teil gut ge- | 20 schichtete Dolomite. 2 | Dolomite und bunte Mergel. Unterer Keuper. I NEU IE IZIWINRZ SES DE RAR EN ETS SA ù F =35 5 \ Dunkelblaugraue Schiefer- 110 Estheria minuta. = = 2 IN DIVE SAS TA I #7 =55 IE 2: er SAMEN Bonebed. | SE ORAN le à =£s| SE Poröser Doll fé Trigonodus Sandbergeri, s3s| 52 | 1 2 Y Myophoria Goldfussi. O=æ|| = = m Profil Nr. 5. Unterer Keuper (Lettenkohle) Tempelhof, Ergolzufer bei Augst. BE : | | = — | „ [Graue gutgeschichtete, zum Teil| À unes) Dolon h = î cavernös mite. ; Er 5 © vernöse Dolomite 0.90 | = 2 = 6 Grauer, sandiganwitternder 0.06 Viele kleine Gastropoden. = Dolomit. 2 Bonebed. © = = : Me: NS: Grauer Dolomit. | 0,08 = |S 5 | 4.|Bläuliehgraue, schiefrige Mergel.| 0,15] Bonebed. | = ITR Dunkelgrauer Dolomit. | 0,20] © 5 à SLR AE = 2 22. DDR RS — IN rar. NS e . Es 2.8 A Dunkelblaugraue a tiefer SA 1.20 Estheria minuta Bonebed. > |(£SE SS DA thone. à Sa) DIR ? >. S < ST ı E57 A PA ie a © ©? . = | = BE i. Myopho- iS S= Sel anse Dies | Trigonodus Sandbergeri. Myop 2% DS Y ria Goldfussi. Bonebed. o>2*| == Le = Profil Nr. 6. Unterer Keuper (Lettenkohle) Ramsberg bei Giebenach. ER SOS Berne er Il u == 4 8 ll © ES) Grauer, dolomitischer Mergel. | = S 0,35 | = x 58 x [SZ 3.| Grünlichgrauer harter Dolomit. |0,23| Myophoria Goldfussi. Bonebed. © m € ESS BTS EAN SAE « = =3 2 2 ENTRE AE PSE ESS unkelblaugraue chiefer- 12 5 ; = lee 2.13 EE NSS ı»/S|1,30| Estheria minuta, Bonebed. SE) PRES ARR ER E Re GRR = — > © © =» >= . - . BEER = = | 1 Gelblicher poröser Dolomit à Trigonodus Sandbergeri. Myo- a 25 =3 (kleine Hornsteine führend). d phoria Goldfussi, Bonebed, =) = PE |” Lu ce | Profil Nr. 7. Unterer Keuper (Lettenkohle) zwischen Tempelhof und Hof Riedacker, Ergolzbett. (Oberer Teil des Profils.) | |uæ | | Dünpplattige Dolomite, im | À | I: = 36.|untern Teil sind die Bänke von AN | ss zierlichen Dendriten durchsetzt. |, 09 | 35 Hellblaugraue, dolomitische Mergel. | UT 34.| Krystallinischer Zeilendolomit. 10,15 Graue, weisslichzelbe, dolomit. Mergel Url 2 Grünlichgrauer, dolomitischer 0.14 = Steinmergel. 2 31,| Schwarzgrauer Steinmergel. 0,03 | 30 Gelblichgrau anwitternder, dolo- 0.11 ! | 2 mitischer Steinmergel. 2 ; Dunkelgrauer, kurzbrüchiger 29.| 5 Mergel. 28. Graulichgelber, bröckeliger 0.40 Steinmergel. 2 a Zellendolomit mit Mergel.| 0,50 Kurzbrüchiger, rostigroter Stein- mergel. CESSER SAT GA RARE EUX A AA 23.| Grauer Sandstein au Dolomit- RASSE NA druse B . RECRÉER SANG) INR NN SAT AA Be DATI AS EX IE RATS \ 24 |A Graue sandige Mergel. & Harter braunroter Sandstein.“ S ARR LEN DE > NM Harter, bramoLer und Érauer 23 | schiefriger Mergel mit feinem |0,75 ee! | Glimmer. RADARS Unterer Keuper. Graue Mergel und Sandsteine. 22: Harter, graublauer Mergel. 1,35 { 121. Grauer Dolomit. 0,12 1 nen —- m Rôtlichgraue und düsterrote 2.00 $ RE ; | Steinmergel. — | Harter, grauer, glimmerführender | 119 |Mergel mit undeutlichen Pflanzeu-| 0,30 Algenreste ? | resten. | al Rôtlicher, harter Mergel mit | 13.| grauen und rötliehen Dolomit- | 1,00 | | cinlagerungen. Ziemlich harter, schiefriger [920 ndentaene N | Braun Mergel. PERS SE VEIT AVE IINYAININ UST NAS l16.| Grauer, plattig sich absondernder 0,20 Sa x Sandstein. DIYGTIR | | SAT SA ENSELSNE SERIE | | ANA IN AIN ARTEN ATI A Aer. | | 0,10 | 15. Graue, harte schiefrige Mergel.| | | Y | 1} \ | jur a u u Tu a ea | u Unterer Keuper. Profil Nr. 7. 413 Unterer Keuper (Lettenkohle) zwischen Tempelhof und Hof Riedacker, Ergolzbett. (Unterer Teil des Profils.) Grauer Mergel und Sandsteine. Dolomite und bunte Mergel. RSI RSR CERN Dolomitischer Sandstein, ee Ag ut geschichtet ak IAA RE MARIUS ES SIDIDEARNEIIIH AL > Bläulichgraue, RT Mergel. Dunkelblauer, zäher Mergel, Grauer, harter Mergel. Oben mehr graue, unten mehr -'blaugraue, feinglimmerige Mergel mit Pflanzenresten. Dunkler, grünlichgrauer, sandiger Dolomit. zäber, Tex x ex YeX YeX 7 TeX rex res rex rex ex ex rex EIER EDER Ô DENE EDER Dr Kohle schwarzgefärbter Ro ncRerenes, Rate Do- lomit, mit wenig mächtigen Mergelzwischenlagen. ae sehr stark gebogen.) BESTE TSTSLSTSESESTSLSLLSESTSLN cs Kohle schwarzgefärbter SIC ERSSRREIEBEDE (An dieser poröser Dolomit.@3&22 A | [ 0,20 0,50 0,30! 0,90 0,90 Cestracionidenflossenstachel. Belodonzahn. Saurierschuppe. Fischschuppen. Equisetum arenaceum. Verwerfung ? ? Dunkelrote, braunrote und zum 5.| Teil grüne Mergel mit ca. 20 em.| ca mächtigen weissen und weisslich-| 8,00 grünen Dolomiten wechsellagernd. Unterbruch, rie Plattige, zum Teil rötliche ca. Dolomite. 1,00 | Unterbruch. 3 Oben blaugraue, unten rote ca. u Mergel. 0,80 Unterbruch. 9, Graue Mergel mit Gypseinlage-| ca. rungen. 1,80 Unterbruch. 1 Schiefrige, dolomitische, krystal- ca. i linische Mergel. 0,70 Unterbruch. | Hier würden sich die Profile Nr. 4 und 5 anschliessen. | \£ EZ men Denn ch ie él Da nirgends im Gebiet von Siegfriedblatt Kaiser- augst die Lettenkohlengruppe in einem ununterbrochenen Profil aufgeschlossen ist, mag eine (sliederung derselben etwas gewagt erscheinen. Ein Vergleich der ver- schiedenen Aufschlüsse unter einander, sowie mit der Schichtserie der Lettenkohle b. Neuewelt in der Birs scheint für folgende Gliederung zu sprechen: Grenzdolomit . =... % .:.. „ob 8m Graue Mergel und Sandsteine . . . . . 10,00 m - Dolomite, bunte Mergel . . . . . . . 15,00 m Dunkelblaugraue Schieferthone (Bistheriensehiefer) 0. 2 27200 Dunkelblaugraue Schieferthone (Estherienschiefer) (ca. 1,2 m). Die Profile zeigen die grosse Konstanz der Estherienschiefer im Bezug auf petrographische Be- schaffenheit, sowie im Bezug auf die Fossilführung in dem untersuchten Gebiet. Von Interesse ıst es, dass ich im obern Teil der dunkelblaugrauen Schieferthone ein wenig mächtiges, aber durchweg verbreitetes Bonebed nachweisen konnte. Ausser den Wirbeltierresten ent- halten diese Mergel nur noch Estheria minuta Goldf., welche Versteinerung nur mit der Loupe wahrgenommen werden kann, hingegen in zahlreichen Exemplaren ge- wisse Niveaux der Mergel einnimmt. Unter den aus- seschlemmten Bonebedrückständen konnte ich kleine Saurierzähne und Fischschuppen entdecken. Dolomite, bunte Mergel (ca. 15 m). Die dunkel- blaugrauen Schieferthone werden allgemein von Dolo- miten überlagert, die in ihrem untern Teil ebenfalls Bonebed führen. Da diese Dolomite an wenigen Punk- ten aufgeschlossen sind, kann ich keine genauern An- gaben über die Verbreitung der eingelagerten Bonebeds machen. In einer der Dolomithänke sammelte. ich D > Myophoria Goldfussi Alb. (siehe Profil No. 6). Eine weitere Dolomitbank ist durch Bonebed und durch das Vorherrschen kleiner Gastropoden, sowie durch sandige Anwitterung leicht erkenntlich (s. Profil No. 5, Schicht No. 6). Den dolomitischen Schichten schliessen sich vermutlicherweise graue, teilweise rötliche Mergel und Zellendolomit an. Meine Vermutung stützt sich auf einen Aufschluss am Violenbach bei Augst, der sich rechts vom Brücklein befindet, über welches der Weg nach der Kiesgrube führt. Nachfolgende Skizze mag die Verhältnisse andeuten : Sale or ae SE 10 )o Irene, ı) 'lJolo|olo oo lo 00 4 1 [9] jo Masstab 12:210.0% Über die direkt folgenden Ablagerungen herrscht in Bezug auf petrographische Beschaffenheit, sowie in Hinsicht auf Fossilführung grosse Unsicherheit. Wenige sehr geringe Aufschlüsse sind bei äusserst niedrigem Wasserstand in der Ergolz zwischen Tempelhof und Riedacker zu beobachten. Nach denselben zu schliessen würden gelbliche dolomitische, rote und blaugraue Mergel, letztere mit Gypseinlagerungen am Aufbau des Mittelgliedes der Lettenkohle teilnehmen. Gegen oben stellen sich bunte, meist rote Mergel mit ca. 20 m — 416 — mächtigen weissen und weisslichgrünen Dolomiten ein, welche in der Ergolz ungefähr auf eine Strecke von 100 m aufgeschlossen sind. Diese Schichten, die dem mittlern Keuper zum Verwechseln ähnlich sehen, ent- halten keinerlei organische Einschlüsse. Graue Mergel und Sandsteine. Dolomite, Mergel und Sandsteine in durchschnittlich grauen Farbentönen bauen diesen Schichtkomplex auf. Kohle kann in ziem- lich auffälligen Lagen gelegentlich auftreten, wie aus Profil No. 7 Schicht No. 6 und No. 8 zu ersehen ist. Auch hier treten untergeordnet rote und blaugraue Stein- mergel auf, doch mangelt denselben die Intensität der Farbe. Die untern grauen feinglimmerhaltigen Mergel führen Pflanzenreste, von welchen nur Equisetum are- naceum Brogn. eine Bestimmung zuliess.. Die Sand- steinlagen zeigen in dem Gebiet von Siegfriedblatt Kaiseraugst geringe Mächtigkeit, doch sind sie zur strati- graphischen Orientierung in Lokalprofilen ausgezeichnet verwendbar. Ein dolomitischer, grauer Sandstein führt ein Bonebed mit z. Teil gut erhaltenen Saurier- und Fischfragmenten. Infolgedessen ist dieser Horizont stets leicht wieder aufzufinden. Gegen oben deuten Lagen dolomitischer Mergel schon den Grenzdolomit an. Folgende organische Einschlüsse sind aus den grauen Mergeln und Sandsteinen zu nennen: Wirbeltiere : Fise@he: Cestracionidenflossenstachel. Fischschuppen. Reptilien: Zahn von Belodon spec. Saurierschuppe. u AM Pflanzen : Equisetum arenaceum, Brogn. Unbestimmbare Pflanzenreste. Der Grenzdolomit (ca. 6—8 m) wird gebildet aus vorherrschend gut geschichteten, dünnplattigen, gelblichen Dolomiten. In der untern Partie machen sich Zellen- dolomite und mit Dendriten durchsetzte Dolomite gel- tend. Trotz eifriger Nachforschungen nach organischen Einschlüssen, blieben meine Bemühungen erfolglos. Die Gesamtmächtigkeit der Lettenkohle mag un- sefähr 30—40 m betragen. Vergleich des Aufschlusses der Lettenkohle in der Er- golz bei Riedacker mit demjenigen bei Neuewelt in der Birs. Ein Vergleich beider Profile lässt deutliche Ana- logien in Bezug auf die petrographische und litholo- eische Ausbildung der Schichten erkennen. In der Birs bei Neuewelt beginnt die Schichtfolge mit bunten Mergeln und Dolomiten, die möglicherweise der mittlern Partie des Profiles in der Ergolz entsprechen. Das Auftreten bunter Mergel im untern Keuper (Lettenkohle) scheint nichts aussergewöhnliches zu sein, denn Benecke') er- wähnt die Ausbildung grüner und roter Mergel auch in der Lettenkohle von Elsass - Lothringen und Blanken- horn M.?) scheidet in seiner Stratigraphie des untern Keupers in der Eifel eine Schichtfolge aus betitelt: „Bunte Mergel und Schieferletten.“ Über den bunten 1) Benecke, E. W. Über die Trias in Elsass-Lothringen. (Abh, zur Spezialkarte von Elsass-Lothringen) Strassburg 1877. 2) Blankenhorn, M. Die Trias am Nordrande der Eifel. (Ab- handlungen zur geol. Spezialkarte von Preussen und den Thürin- gischen Staaten. Bd. VI. Heft 2, Berlin 1885). — 48 — Mergeln folgen graue, sandigglimmerige Schichten, zum Teil echte Sandsteine, sowie graue Mergel mit Pflanzen- abdrücken. Für die untern Sandsteinbildungen ist das Äquivalent im Ergolzprofil nicht zu finden, hingegen treten die grauen pflanzenführenden Schichten mit dem- selben petrographischen Habitus auf, sodass thatsächlich die Stücke beider Lokalitäten verwechselt werden können. Neuewelt birgt eine reiche Flora in diesem Horizont, währenddem die äquivalenten Schichten in der Ergolz nur Equisetum arenaceum, Brogn. geliefert haben. Über dem Pflanzenhorizont von Neuewelt stellen sich blaugraue, grünlich-violette Mergel mit Sandstein- lagen ein. Eine ähnliche Schichtfolge zwar grauer und düsterroter Mergel mit cavernösen Sandsteinen ist im Ergolzprofil aufgeschlossen. An beiden Lokalitäten wurden über der Pflanzenschicht Wirbeltierreste ge- funden, Als Abschlussglied der Lettenkohle im Birsbett sind 9 m gelbliche, plattige Dolomite aufzufassen, die an der Basis zum Teil zellige Struktur zeigen. Eine in jeder Beziehung gleiche Ablagerung bildet das Dach der grauen Mergel und Sandsteine im Lettenkohlen- aufschluss bei Hof Riedacker in der Ergolz. Vergleich unserer Lettenkohle mit den Vorkommnissen anderer Gebiete. Wenn wir die Profile des untern Keupers (Letten- kohle) aus dem Kanton Aargau mit den von mir be- sprochenen Aufschlüssen vergleichen, beobachten wir, dass die dunkelblaugrauen Schieferthone mit Estheria minuta, Goldf, überall, wenn auch in schwankender Mächtigkeit entwickelt sind. Am nächsten steht den von mir aufgeführten Profilen in Bezng auf Mächtigkeit der Horizonte und Fossilführung der untere Teil des ee Lettenkohlenaufschlusses der Lokalität Schambelen.!,°,f). „Der dolomitische Kalk mit vielen Muscheln“ Moesch’s!) dürfte dem von mir als oberster Trigonodusdolomit be- zeichneten Horizont der Profile No.5 und No. 6 Schicht No. 1 entsprechen. Die darüber folgenden 1 m mäch- tigen Alaunschiefer mit Estheria minuta, Goldf. und Lucina Romani sind offenbar das Äquivalent meiner dunkelblaugrauen Schieferthone mit Estheria minuta, Goldf. siehe Profile No. 4, No. 5, No. 6, Schicht No. 2. Möglicherweise sind die dolomitischen Bänke No. 2, 3, 4,5 und 6 in Moesch’s Profil in Parallele mit den Dolomiten meines Profils No. 5, Schichten No. 3, 4, 5, 6 und 7 zu setzen. Die weitere Parallelisierung lässt sich infolge zu abweichender Ausbildung der Schichten im Aargau nicht mehr durchführen. Reicher gegliedert als im Aargau ist die Letten- kohle im südöstl. Schwarzwald. In allen den von Schalch?) genau dargestellten Profilen finden wir die dunklen Schieferthone mit Estheria minuta, Goldf. als ein konstantes Glied ausgebildet, welche Thatsache für die grosse Analogie jener Verhältnisse mit den unsrigen spricht. Die darüber folgende Dolomitbank, welche leicht zu Grus zerfällt, ein Bonebed führt, dürfte der Bank No. 6 meines Profiles No. 5 entsprechen. Das Aquivalent unsrer bunten Lettenkohlemergel scheint im südöstlichen Schwarzwald zu fehlen, doch glaube ich 1) Moesch, C. Geol. Beschreibung des Aarg. Jura. (Beiträge zur geol. Karte der Schweiz. Bern 1867.) _?) Sandberger. Die Gliederung der Würzburger Trias und ihrer Aquivalente, 1867. 3) Nies. Beiträge zur Kenntnis des Keupers am Steigerwald Würzburg 1868. 4) C. Schmidt. Livret-Guide Géologique dans le Jura et les Alpes de la Suisse 1894, pag. 91. Sa > wieder die Sandsteine und grauen Mergel, die Schalcht} anführt, den weit mächtigern Sandsteinen und grauen Mergeln im Profil von Neuewelt und Riedacker an der Ergolz ungefähr gleichsetzen zu dürfen. Der Grenz- dolomit ist in beiden in Vergleich stehenden Gebieten sut entwickelt. Wenn wir die Vorkommnisse der Lettenkohle in Franken, die in den Arbeiten von Sandberger”,’ Gümbelf) und Nies’,°) ausführlich dargestellt sind, mit unsern Aufschlüssen vergleichen, so wird uns nur in groben Zügen eine Parallelisierung der Ablagerungen in Franken mit denjenigen des Gebietes von Siegfried- blatt Kaiseraugst möglich sein, Der Bairdienkalk der Umgebung von Würzburg ist vielleicht in Parallele zu setzen mit unserm obern Bonebed führenden Trigonodus- dolomit Profile No. 5 und No. 6 Schicht No. 1. Die 3 übrigen Glieder weissgrauer Cardinienschiefer, Car- diniensandstein, Hauptsandstein werden der Gesamt- ablagerung unsrer Lettenkohle bis zum Grenzdolomit entsprechen. Auch in Franken schliesst der sog. Grenz- dolomit den untern Keuper gegen die Schichtfolgen des mittlern Keupers ab. Verbreitung des untern Keupers (Lettenkohle.) Die Lettenkohle liest überall dem Trigonodusdolomit auf. 1) Schalch, F. Beiträge zur Kenntnis der Trias im südöstl. Schwarzwald. Schaffhausen 1873. 2) Sandberger. Die Gliederung der Würzburger Trias und ihrer Äquivalente. 1867. 3) Sandberger. Die Triasformation im mittlern Maingebiet. (Sep.-Abd. No. 1—6 der Gem. Wochenschrift.) 4) Gümbel. Die geognostischen Verhältnisse des fränkischen Triasgebietes. (Sep.-Abdr. „Bavaria“ München 1865.) 5) Nies. Beiträge zur Kenntnis des Keupers am Steigerwald. Würzburg 1868. 6) ©. Schmidt. Livret-Guide Géologique dans le Jura et les Alpes de la Suisse. 1894, pag. 91. — 41 — Infolee der leicht verwitterbaren Mergel sind die Schickten des untern Keupers fast stets mit Vegetation bedeckt, und nur in Bacheinschnitten, in welchen das fliessende Wasser die Anschürfungen von Vegetation frei hält, sind gute Profile zu erwarten. Der untere Keuper (Lettenkohle) tritt an folgenden Lokalitäten zu Tage: Augst. Rechtes Ergolzufer (Dunkelblaugraue Schieferthone). Auest. Violenbach bei Punkt 274 (Dunkelbl. Schieferthone). Aus. Violenbach, unterhalb des Brückleins bei der Kiesgrube. Ausgst. Violenbach, oberhalb des Brückleins bei der Kiesgrube. Giebenach. Ramsberg, etwas nördlich von Punkt 325 | Bachufer (Dunkelbaugraue Schieferthone). Magden. Niederwald, etwas westlich von Punkt 354 Bächlein (Dunkelblaugraue Schieferthone). Riedacker. Ergolzbett (Gyps, rote Mergel, graue Mergel und Sandsteine, Grenzäolomit). Giebenach. Punkt 352 Ramsberg (Grenzdolomit). Wir ersehen daraus, dass der untere Keuper (Lettenkohle) auf den nördlichen und nordwestlichen Teil des Gebietes beschränkt ist. Mittlerer Keuper (Gypskeuper) (ca. 30—40 m). In- tensiv rot, grünblau gefärbte Mergel, weissliche und röt- liche Dolomite, sowie gelegentlich Sandsteine (Schilf- sandstein) und lokal ausgebildete Gypsstöcke beteiligen sich am Aufbau des mittlern Keupers. Aufschlüsse, die einen guten Einblick in die Stratigraphie des mitt- lern Keupers gewähren würden, fehlen im Gebiet meiner Untersuchungen ganz, weshalb eine spezielle Gliederung des mittlern Keupers durchzuführen unmöglich 1st. Gewisse Andeutungen sprechen dafür, dass der sogen. es Schilfsandstein an einigen Orten schwach entwickelt ist. Derselbe besteht, wie er am Wege von Arisdorf nach Hof Halden auf Kurve 420 angeschürft ist, aus grauem feinkörnigem Sandstein mit Glimmerblättchen. Or- ganische Einschlüsse birgt dieser Sandstein an genannter Lokalität keine. Der Stubensandstein ist ohne Zweifel in unsrer Gegend nicht zum Absatz gekommen. Gyps wird zur Zeit im Gebiet von Blatt Kaiseraugst nirgends ausgebeutet, doch soll früher nach den Aussagen der Bauern hinter der Kirche bei Arisdorf eine Gypsgrube im Betrieb gestanden haben. Es unterliegt keinem Zweifel, dass dieser Gyps dem mittlern Keuper angehört. Verbreitung. Der mittlere Keuper nimmt eine ver- hältnismässig grosse Oberfläche ein. Er bildet nicht zum geringen Teil das Mergelband, das die südlich ge- legenen Jurasedimente umsäumt. Im Nordwesten des Gebietes stechen die bunten Mergel bei Giebenach im Ramsberg, in einem Bächlein auf Birch und unterhalb des Eichelnhofes unter der Diluvialdecke hervor. Auf der Passhöhe zwischen Arisdorf und Füllinsdorf, etwas südlich von Punkt 462, ist der mittlere Keuper infolge tektonischer Störungen auf die Höhe von 462 m gehoben worden. Der obere Keuper. Über den obern Keuper konnte ich mangels guter Aufschlüsse im ganzen Gebiet keine sichern Anhaltspunkte gewinnen. Ich bin deshalb auf die Angaben Gressly’s über die Lokalität Niederschönthal bei Liestal angewiesen. Seinerzeit war das linke Ufer der Ergolz oberhalb der Spinnerei von A. Iselin & Cie. bei der Abzweigung des Kanals in den Grenzschichten zwischen Keuper und Lias tadellos entblösst. Nachfolgendes Profil verdanken wir Gressly, welcher diese Lokalität ausgebeutet hat. Die von ihm gesammelten Fossilstücke sind von Rütimeyer!,?) besprochen worden. 1) Rütimeyer, L. Verh, d. schw. Nat. Ges. 1856, pag. 62 u. 69. 2) Rütimeyer, L, Neues Jahrbuch für Min. etc. 1857, pag. 152. U.Lias. Oberer Keuper. Profil Nr. 8. Oberer Keuper bei Niederschönthal, rechtes Ergolzufer. | Eine Folge von Schichten mit | A || Gryphaea arcuata, Ammonites | || Bucklandi, Cardinia sulcosa, | Terebratula vicinalis und tripli-| 4,45 | cata Crinoiden etc. As Rötliche Thone mit Alaunschiefer 954 wechselnd. % Blättrige Mergel mit dünnen Sandsteinstreifen mit Fisch- schuppen und Knochentrümmern 3 oft ersetzt durch einen groben Sandstein mit Quarzgeröll und einer groben Knochenbreccie von Fisch- und Saurierresten, Coprolithen. Gefärbte Mergel, oft von einem dolomitischen, grobeckigen Zell- 2 | gewebe durchwirkt; darin un- regelmässige feste Knauer und die grossen Reptilknochen. 1,68 Dolomitischer Mergel mit Stücken| 1,20 . fossilen Holzes und grauer, klüf-| | tiger Dolomit. Y „ Nach dem Profil von A. Gressly zu schliessen sind 2 knochenführende Horizonte zu unterscheiden. Die Schichten No. 1 und No. 2 mit den grossen Reptil- knochen dürften den Knollenmergeln, Zancledonschichten in Schwaben!) entsprechen, währenddem die Schichten No. 3 und No, 4 als typisches Rhät angesprochen werden können. Dieses Rhätbonebed von Niederschönthal ist von gewissem Interesse, da wir in gleichem Niveau in Schwaben, !,?) sowie in England’) u.s.w. ebenfalls ein ausgeprägtes Bonebed antreffen. 1) Quenstedt: Der Jura. 2) Engel: Zwei wiedereröffnete Fundplätze für die Grenz- schichten der Schwäb. Trias-Lias-Formation (Jahreshefte des Ver. f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1900.) 3) Oppel: Die Juraformation Englands, Frankreichs und des südwestlichen Deutschlands, pag. 21 und 23, 28 | — 424 — Aus den obern Keuper von Niederschönthal wer- den im Basler Museum folgende Fossilien*) aufbewahrt; Reptilien: Gresslyosaurus ingens, Rüt.—Belodon Plieningeri H.v.M. Schuppen von Belodon spec. Fangzähne von Belodon spec. Zähne von Belodon planirostris H. v. M. Brustplatte ? von Capitosaurus robustus ? Humerus von Nothosaurus spec. Coprolithen. Fische : Fischzähne und Schuppen. | Lamellibranchiaten. 4 Steinkerne von Bivalven, welche als Cardium be- zeichnet sind. Il. Jura. Der schwarze Jura (Lias) gliedert sich in: Obern schwarzen Jura. Mittlern schwarzen Jura. Untern schwarzen Jura. Der untere schwarze Jura. Nachfolgendes Profil, welches aus Aufschlüssen vom linken und rechten Ergolz- ufer bei Niederschönthal kombiniert wurde, gestattet am besten einen Einblick in die Detailgliederung des untern schwarzen Jura. *) Herr Dr. Stehlin hatte die Freundlichkeit mir die Wirbel- tierreste aus dem obern Keuper von Niederschönthal zur Besich- tigung zu überlassen, wofür ich ihm hier danken möchte. Ey Profil Nr. 9. Unterer schwarzer Jura bei Niederschönthal, Ergolzufer. a Schichten de 8. Rauhe, sandige, glimmerbaltige, schwarzblaue Mergel. 3,00 Kleine Bivalven. Asteroceras obtusum. Asteroceras stellaris, Penta- Mergel. Gryphaea areuata, 3 | enee Sub ler 0,40/erinus tubereulatus. Gryphaen cf. | Me sandig anwitternder Kalk, : fus = obliqua, > a = = ® - . = Ss Harter, graublauer, krystallini- Arietites Bucklandi; verschiedene sr 6.|scher Kalk mit wenig mächtigen|,00|Arietitesarten. Gryphaea arcu- ERS Mergelzwischenlagen. ata spirifer Walcotti. 5 = 5.| Harter, graublauer, krystallini- 0.25 Cardinia Listeri, le scher Kalk (Cardinienbank). 7 Verschiedene Cardinienarten. [©] [4] = 0 © 4. Blauschwarzer, rauher, sandiger 0,05 ©® + = =) 3, Zum Teil graublaue feinkörnige, 0.70 Pecten cf. Hehlii. Lima gigantea. z. T. echinodermenreiche Kalke.| ? Pinna spee. a RAR À . [Pecten spec. Pentacrinus psilo- 2 en pyrit- |0,15| noti. Cidaris spec. Rhyncho- nella spec. Oh. Rhät Insekten-|Graublauer, feinkörnig. sowie] Sci UE) Mergel |späth. Kalk u. d. CardinienhankjArietites Bucklandi. Fettig sich anfühlender, asch- | 95 1 | grauer, zäher Mergel in choco- | ? ‘| Jadenbraunroten zähen Mergel | || übergehend. N Oberer Keuper. \ ” a Insektenmergel (ca. 0,15 m). Unmittelbar über dem obern Keuper liegen rauhe, dunkle, pyrithaltige Mergel, welche hauptsächlich Crinoiden- und Seeigelstachelreste führen. Diese wenig mächtigen Schichten sind ohne Zweifel das Äquivalent der von Heer!) beschriebenen Insektenmergel der ,Schambelen“ im Aargau. Wie aus seinem ausführlichen Profil hervorgeht und nach den Fossilien zu schliessen, gehören diese Mergel der Zone des Psiloceras planorbe und vielleicht zum Teil noch dem Hori- zont der Schlotheimia angulata an. Währenddem die Lokalität Schambelen eine Schichtreihe von über 30 m 1) Heer, ©. Die Urwelt der Schweiz, Zürich 1879. Page. 72218. — 426 — Mächtigkeit darstellt und eine Fundstelle einer reichen Fauna und Flora ist, sind die Insektenmergel von Nieder- schönthal kaum 0,15 m mächtig und haben nur wenige Fossilreste geliefert. In Schwaben !) herrschen in diesem Horizont mergelig-bituminöse und graue, harte Kalke vor. Sie bilden das Lager des leitenden Ammoniten: Psilo- ceras planorbis. Im Donau-Rheinzug?) finden wir mehr Anklänge an unsre Verhältnisse, indem dort sich die Psilonotenbänke zu wenig mächtigen Kalken reduziert haben und ein blättriger, dunkelblauer Mergel (Schwaichel) die Oberhand gewinnt, Letzterer ist in lithologischer Hinsicht offenbar mit den Insektenmergeln der Scham- belen und denjenigen bei Niederschönthal in Parallele zu setzen. Ich sammelte in diesen Schichten bei Nieder- schönthal: Brachiopoden: Rhynchonella spec. Echinodermen: Pentacrinus psilonoti, Qu. Cidaris spec. Verbreitung. Die Insektenmergel sind mir aus meinem Untersuchungsgebiet nur von Niederschönthal be- kannt. Graublaue, feinkörnige, sowie späthige Kalke und die Cardinienbank (1 m). Diese Schichten gehören, nach dem petrographischen Habitus zu schliessen, schon zu den Arietenkalken. Das häufige Auftreten von Cardinien im obersten Horizont des unter obigem Titel zusammen- gefassten Schichtenkomplexes, spricht aber für die Ab- 1) Quenstedt, F. A. Der Jura. Pag. 40. 2) Schalch, F. Die Gliederung der Liasformation des Donau- Rheinzuges. Sep.-Abdr. a. d. Neuen Jahrb. f. Min. 1880. I. Bd. trennung vom Arietenkalk. Diese graublauen, zum Teil echinodermenreichen Kalke, sowie die Cardinienbank sind wahrscheinlich der Vertreter desschwäbischen Malmsteins!), des Angulatenhorizontes. Im Donau-Rheinzug?) ist dieser Horizont ebenfalls durch das Auftreten zahlreichen Car- dinien charakterisiert und die stratigraphische Stellung genau durch das Auftreten von Schlotheimia =. fixiert. Folgende Fossilien sammelte ich in den oben er- wähnten Schichten: Lamellibranchiaten: Lima gigantea, Sow. Pecten cf. Hehlii, D’Orb. Pinna spec. Cardinia Listeri, Ag. Verschiedene Cardiniensteinkerne, Gryphaea arcuata, Lk. Echinodermen: Pentacrinitenreste. Die Schichten des Arietites Bucklandi (Gryphitenkalk) (ca, 2 m). Der Arietenkalk ist im ganzen Gebiet ein ieicht auffindbares Glied des unteren Lias. Der Car- dinienbank lagern sich graublaue, harte, zum Teil späthige Kalke auf, welche durch wenig mächtige Mergel getrennt werden. Gegen oben stellt sich ein graublauer, thoniger, rauhsandiger Kalkstein ein, welcher Glieder von Penta- crinus tuberculatus, Mill. führt und in meinem Unter- suchungsgebiet hauptsächlich durch das häufige Vor- kommen von Asteroceras slellaris, Sow. ausgezeichnet ist. Merwürdigerweise tritt in dieser Bank schon Gry- phaea obliqua Goldf. auf. Die Bank mit Pentacrinus 1) Quenstedt, F. A. Der Jura. Pag. 52. 2) Schalch, F. Die Gliederung der Liasformation des, Donau. Rheinzuges. Mans Jahrb. f Min. 1880. tuberculatus, die in Schwaben als Echinodermenkalk ein- leitender Horizont dient, ist im Donau-Rheinzug eben-. falls durch das Auftreten dieses Fossils charakterisiert und in unserm Gebiet als sandiger, graublauer Kalk mit gelegentlicher Einlagerung von Pentacrinus tuberculatus noch zu erkennen. | Nachfolgende Fossilien stammen aus den Schichten des Arietites Bucklandi: Cephalopoden : Arıetites Bucklandi, Sow. Arietites spinaries, Qu. Arietites geometricus, Opp. Verschiedene Arietenbruchstücke. Asteroceras stellaris, Sow. Nautilus striatus, Sow. Belemnites acuarius, Mill. Lamellibranchiaten: Gryphaea arcuata, Lk. Gryphaea obliqua, Groldf. Lima (Plagiostoma) gigantaea, Sow. Lima (Radula) pectinoides, Sow. Pecten (Entolium) Hehlii, D’Orb. Pecten (Chlamys) textorius, Schl. Brachiopoden: Terebratula ovatissima, Qu. Terebratula Piettana, Opp. Rhynchonella Deffneri, Opp. Spirifer Walcotti, Sow. Spirifer spec. Echinodermen: Pentacrinus tuberculatus, Mill. Die besprochenen Glieder des untern schwarzen Jura (Lias) entsprechen dem Lias « Quenstedts. — 429 — Die Schichten des Asteroceras obtusum (Turnerithone) (ca. 3—5 m). Die thonigsandigen Kalke mit Pentacrinus tuberculatus gehen in ein System dunkelblaugrauer, gut- geschichteter, rauher, glimmerreicher Mergel über. Die organischen Einschlüsse sind selten; es gelang mir nur Schalenfragmente unbestimmbarer Zweischaler zu finden, doch führt Moesch, C.') aus der Gegend von Olsberg ein verkiestes Exemplar von Asleroceras oblusum, Sow. an. Die Schichten der Gryphaea obliqua sind nirgends in meinem Untersuchungsgebiet aufgeschlossen, doch zeugen zahlreiche, guterhaltene Exemplare der Leit- muschel, welche ich bei Hof Dohrn oberhalb Magden auf aufgepflügten Äckern fand, vom Vorhandensein dieser Schichten. Quenstedt schliesst mit diesem Horizont die Schichten des Lias £ ab. Der mittlere schwarze Jura ist nirgends im Blatt Kaiseraugst in einem Profil erschlossen, doch geht aus kleinen Anschürfungen und zum Teil verfallenen Auf- schlüssen hervor, dass sich graue Mergel und graue Kalke am Aufbau dieses Liasgliedes beteiligen. Das Auffinden leitender Ammoniten auf Langägerten bei Magden lässt mir wahrscheinlich erscheinen, dass fol- gende Zonen des mittlern schwarzen Jura (Lias) im Gebiet von Siegfriedblatt Kaiseraugst ausgebildet sind: Schichten des Amaltheus spinatus. Schichten des Amaltheus margeritatus. Schichten des Deroceras Davoei. 1) Moesch, C. Beiträge zur geol. Karte der Schweiz (IV- Lieferung). Bern 1867. Pag. 56. — 450 — Das Leitfossil der Schichten des Deroceras Davoei, Sow., sowie Aegoceras capricornu, Schl. sammelte ich auf Dohrn bei Magden in wohlerhaltenen Exemplaren. Ebenso besitze ich von derselben Lokalität viele Bruch- stiicke grosser Exemplare von Amaltheus margaritatus, Montf. Bei Annahme vom Vorhandensein der Schichten des Amaltheus spinatus, stütze ich mich auf Moesch'), welcher das in Rede. stehende Fossil aus der Gegend von Magden angibt. Der obere schwarze Jura ist meistenteils durch Vege- tation bedeckt, doch lassen kleine Aufschlüsse in Bach- runsen und (Gesteinsstücke sowie Fossilien darauf schliessen, dass folgende Glieder des obern schwarzen Jura (Lias) auf Kartenblatt Kaiseraugst vorhanden sind: ‘ Schichten des Lytoceras jurense. Schichten der Estheria Bronni. Schichten der Estheria Bronni (Posidonienschiefer). Die in Schwaben und im Donau-Rheinzug und im Aargau wohl ausgebildeten Schiefer mit Estheria Bronni, sind in meinem Untersuchungsgebiet nirgends aufgeschlossen, . doch weisen die zahlreichen, backsteinförmigen Stinkkalke mit deutlichen Fischschuppen, Kopf und Schwanz von dem Fisch Leptolepis Bronni, Ag. auf die Ausbildung der Posidonienschichten hin. Schichten des Lytoceras jurense (Jurensismergel). Dunkelblaugraue und bräunliche, kurzbrüchige Mergel und graue Thonkalkknauer nehmen am Aufbau dieser Schichten teil. Die Grenze gegen die glimmerreichen Opalinusthone ist keine scharfe. Nachfolgendes Profil soll die obern Jurensismergellagen darstellen: 1) Moesch, C. Der Aarg. Jura. (Beitr. zur geol. Karte der Schweiz. Bern 1867. Pag. 60.) al Profil Nr. 10. Oberer schwarzer Jura bei Giebenach im Ramsberg (Bachrunse). Unterer EEE Er = =. ; = = 5553 . |Dunkelblaugraue, glimmerhaltige| A == sss => Mergel. | esse ——— G Sr 2 en 25 ca. > : | = = -| Dunkelgraue, brüchige Mergel. 1.00 Harpoceraten. | =) = : ’ ar) = = nl ©® > N = 3. Grauer, rauher Thonkalk. 0,10 = = © = u = ee = ER | [$) a DER ne | Inoceramus spec. on | RS 2.| Dunkelgraue, brüchige Mergel. |1,20 Harpocératen, Im = ® | = : o | = 0,20 de) = 1. Zäher grauer, rauher Thonkalk. | Harpoceraten. oO |» Y Ich sammelte an verschidenen Lokalitäten: Cephalopoden: Lytoceras jurense, Ziet. Grammoceras radians, Rem. Grammoceras costula. Grrammoceras spec. Belemnites tricanaliculatus, Ziet. _Belemnites exilis, D’Orb. Lamellibranchiaten: Inoceramus spec. Der Lias hat ungefähr eine Gesamtmächtigkeit von 30 m. Verbreitung des schwarzen Jura (Lias). Der Lias folgt ganz dem Verbreitungsbezirk des Keupers. Eines- teils sitzt er als Relikt dem Keuper auf, andernteils um- säumt er als schmales Band die Sedimenttafeln im Süden und Südwesten des Gebietes von Siegfriedblatt Kaiser- augst. — 432 — Folgende Lokalitäten, an welchen sich Aufschlüsse, oder Fossilfundpunkte befinden, sind zu nennen: Niederschönthal:Ergolzufer vei der untern Fabrik Füllinsdorf: Olsberg: Birch: Ramsberg: Nusshof: Arısdorf: Magden: Nachfolgende Ablagerung (Schichten des Arietites Bucklandi und des Asteroceras obtusum). Passhöhe zwischen Arisdorf und Füllinsdorf südwestlich des Punktes 462 Bachrunse (Schichten des Arie- tites Bucklandi). Östlich vom Dorfe bei Signalpunkt 471. Gryphaea arcuata etc. Nördlich des Punktes 345 im Bach- runsus (Schichten des Arietites Buck- landi). Im „Zettel“-Bächlein unterer und oberer Lias zum Teil aufgeschlossen. „Höhe“ Signalpunkt 595. Ritterspiel, mittlerer und oberer Lias. Lettgrube schlecht aufgeschlossen, Auf „Dohrn“ Fossilfundpunkt für Petrefacten des mittlern Lias. Dell, Stinkkalkeund Fossilien der Schichten des Lytoceras jurense. Der braune Jura (Dogger). des Gliederung lässt sich für die braunen Jura im Gebiet von a Siegfriedblatt Kaiseraugst mit Leichtigkeit durch- führen: Oberer brauner Jura. Mittlerer brauner Jura. Unterer brauner Jura. Der untere braune Jura umfasst 2 durch ihre petro- graphische Beschaffenheit der Schichten, sowie in Bezug auf Fossilführung verschiedene Horizonte: Schiehten der Ludwigia Murchisonae. Schichten des Lioceras opalinum. Die Schichten des Lioceras opalinum (Opalinusthone) stehen lithologisch noch in engem Verbande mit den Schichten des Lytoceras jurense. Sie bilden der Haupt- sache nach ca. 50—60 m mächtige Thon-Mergelschichten, welche in meinem Untersuchungsgebiete keine durch- greifenden Entblössungen der Schichten zeigen. Ich bin deshalb genötigt, das von Ed. Greppin!) publizierte Profil in der Frenke beim sogenannten „Steinenbrückli“ süd- lich von Liestal (Siegfriedblatt Liestal) nochmals zu be- rücksichtigen. Bei mehrfachem Besuch der Lokalität ist es mir gelungen eine beträchtliche Anzahl von Fos- silien zu sammeln, was mich in den Stand setzt das Greppin’sche Profil durch Ausscheidung wichtiger palä- ontologischer Horizonte wesentlich zu ergänzen. Nach- folgendes Profil mag die stratigraphischen Verhältnisse an erwähnter Lokalität darstellen: 1) Greppin, Ed. Description des fossiles du Bajocien supérieur des environs de Bâle. Mémoires de la société pal. suisse. Genève 1898. Profil Nr. 11. Unterer brauner Jura bei Liestal in der Frenke. *) 95. Rauher rötlicher, späthiger Kalk, | À Ludwigia Murchi 5 rostfarben anwitternd. ea. gia Murchisonae 94 \Blaugraue, glimmerhaltige Sand-| ca. Cancellophycos scoparius. ‘| kalke mit Mergelzwischenlagen. | 12,00 23.| Dunkelblaue, sandige Mergel. |0,80 22.] "Graublauer, zäher Kalk. ONU 21.| Dunkelblauer sandiger Mergel. | 1,00 - Harpocerasarten. Ludwigia cf. Murchisonae. Gram-| Braunroter, feineisenoolithischer 0.50 En we an ee Kalk, z. Teil späthig. a DR ciana, Belemnites spec. Rauher, grauer Kalk, wahrschein- 19. lich infolge kleiner Echinodermen- fragmente späthig. ° Dieser Kalk führt rostfarbene Konkretionen. Graue, harte Mergel, wechsel- lagernd mit aschgrauen, zähen 3.0 Zopfplatten. Kalken. 2 0,10 Grammoceras spec. Trochus subduplieatus. Pecten (Amusium) undenarius, Trigonia. tubereulata. Grammoceras spec. Pinna opalina. Graue, harte Mergel. Graublauer weissoolithischer Mergelkalk, rostfarben anwitternd| infolge starken Eisengehaltes. |Hart,, graublauer konkretionärer . Kalk, z. Teil diehotom verzweig- ten dunklen Flecken. Algen? Lioceras opalinum. Grammoceras spec. | CA. 3,00 Harte, graue Mergel. Zäher aschgrauer Kalk. ‚0,20 Harte, graue Mergel. | 0,30 | Grammoceras spec. Grammoceras cf. aaleuse. Lytoceras dilueidum. Belemnites tricanaliculatus. Be- lemnites spee. Lima cf. propingua Mer. Ctenostreon proboscidea. Pecten (Entolium) disciformis. Pecten (Amusium) laeviradiatus, Turritella opalina, Qu. Graublauer, weissoolithischer Kalk, rostfarben anwitternd. Schichten des Lioceras opalinum Unterer brauner Jura, i Li inum. Sitten der Ludwigia Murchisonae. | SEE _È SIE = | 5 nm | & S .. = = = & 5 8 S | | Br i BEE Lioceras opalinum häufig. Cte- | ar ee, 0,10/nostreon probascidea. Hinnites | | i Gingensis. | 19. Harte, graue Mergel. | 2,00 Zopfplatten. _ | | | 8 ‚Harter, blaugrauer chailleartiger 0.10 | Es Kalk. ? Zr | | 7.| Graue Mergel. 0,25 Härter, blaugrauer chailleartiger ..o; ne Kalk. 0,05 En | Blaugraue blättrige Mergel, in Pentaerinus Württembergicus. | 5, der Oberregion die typische Pen- 7 m. Lytoceras torulosum. | | tacrinusplatte führend. Nieht aus der Schicht gesammelt! | | Fa Lioceras opalinum. Belemnites || PF RSR RE ee / = Cidarisstachel. Penta- | Bräunlichgrauer harter Mergel. |0,15 erinus sp. Fischzahn, Fisch- | schuppen. Graublaue glimmerhaltige Mergel| ca. : : a mit kleinen Gypskrystallen. | 10,00) Bere | | 9, a ee Oo re 0,10 Avicula (Oxytoma) Münsteri. | ET E TU NITRE ca. 1.| Graublaue, glimmerführende |7,00 | Mergel, | | | À EI CCE PRIE Euer. *) Das Profil Nr, 11 ist von Herrn Dr. Ed. Greppin bei der Zusammenstellung seines -Gesamtprofils durch den Untern Dogger benützt worden, (Description des fossiles du Bajocien supérieur des environs de Bâle, Pl. XX. Mémoires de la société paleonto- logique suisse Vol. XXVII. 1900.) Ein weiteres Profil der Grenzschichten zwischen der Zone des Lioceras opalinum und derjenigen der Ludwigia Murchisonae ist am rechten Ergolzufer im sogenannten „Kessel“ bei Liestal blossgelegt. Profil Nr. 12. Unterer brauner Jura un unterhalb Liestal. 535 Fee sandige, glimmer- al A Re ae [3 =-2 16. haltige Kalke mit Mergelzwischen- Cancellophycos scoparius. | S55 lagen. | Ca. | Pe 3,00 15, Schwarzblaue, sandige glimmer- Ist % haltige Mergel. Der 14. Harter, zäher Kalk. - 0,23 13.| Schwarzblaue, glimmerhaltige, 0.21 sandige Mergel. 7 x a Eu ES 12. Grauer, feinsandiger Kalk, 0,07| On A er an 11.|Schwarzblauer, glimmerhaltiger, = sandiger Mergel. Dee & = s 10. Grauer, feinsandiger Kalk. [0,08 5 5 RER —) = 9.| Schwarzblauer, glimmerhaltiger 0.21 2 r Mergel. 2 Ss TR = = | | = g.| Grauer, sandiger Kalk, plattig = a | sich absondernd, 0,08 [ss] = © 7.Sehwarzblauer, sandiger glimmer- 0.45 N = haltiger Mergel. de) — — | 4 ER 6. Grauer, knolliger Kalk. 0,03 | © 5 Verschiedene Grammocerasarten. = 2 5.| Dunkelblaugrauer, glimmerhal- 0.15 Estheria spee. Inoceramus spec. © © : - tiger sandiger Mergel. 7 *|Pholadomya cincta. Ag. Peeten RE N Entolim spee, a => Harter, gr Kalk mit kon- + ‚grauer Kalk mit kon = kretionären Einlagerungen. Tue ‚ea APE 3.|Bräunlichgrauer, glimmerhaltiger| 0.12 Mergel ? Harter grauer Kalk, stark hervor- 2.| tretend und sich plattig ab- |0,30 | sondernd. | Grauer und bräunlicher, harter 2,20 a 1 glimmerhaltiger, schiefriger Mergel mit sogenannten Zopf- | Zopfplatten. u platten. Äf EEE SE Tr BT TE FE EE BE re ET BET EEE EEE EEE UC CS Lee Gé ÿ — 436 — Wie aus dem Profil Nr. 11 ersichtlich ist, besteht die Unterregion der Opalinusschichten vorzugsweise aus dunklen feinglimmerigen Mergeln, welchen nur unterge- ordnet eine Kalkbank eingelagert ist. Ein Exemplar von Lyloceras lorulosum, Schübl., welche im Besitz von Herrn Dr. Leuthardt in Liestal ist, entstammt ohne Zweifel dem tiefern Niveau der Opalinusschichten. Der Ammonit wurde in der Nähe von Hof Wanne beim Pflügen gefunden. Das Auffinden von Lytoceras toru- losum bedarf besonderer Erwähnung, da dieses Fossil bis jetzt aus dem nordschweizerischen Tafeljura nicht bekannt gewesen ist. Für diese untern dunkelblauen schiefrigen Mergel sind die zahllosen Schälchen von Estheria Suessi, Opp. recht typisch. Lyoceras opalinum, Rein. kommt in zerdrücktem Zustand schon in diesem Niveau vor, Als ein wichtiger, in ganz Schwaben!) ver- breiteter und von Schalch?) im Donau-Rheinzug nach- sewiesener Horizont sind die sogenannten Pentacrinus- platten aufzufassen, welche in dem in Rede stehenden Profil in der Oberregion der untern dunkelblaugrauen Mergeln auftreten. Über diesem wenig mächtigen Cri- noidenkalk beginnen die schwäbischen Geologen die Zone der Trigonia navis. An der genannten Lokalität folgen über den Pentacrinusplatten noch wenige Meter dunkle Schieferthone mit Konkretionen, dann stellen sich vor- herrschend graue, harte Mergel mit aschgrauen fein- sandigen Kalken ein bis zur Grenze der Murchisonae- schichten. Wenige Meter über den Pentacrinusplatten liegen von kleinen Pholaden angebohrte Konkre- tionen welche das Leitfossil Lioceras opalinum, Bein. gewöhnlich in verhältnismässig gutem Erhaltungszustand 1) Quenstedt, F. A. Der Jura. Pag. 321. 2) Schalch, F. Der braune Jura (Dogger) des Donau-Rhein- zuges. I. Teil, pag. 546. — 437 — einschliessen. Die Fauna, welche die Oberregion der Schichten des Lioceras opalinum bevölkert, stimmt zum grossen Teil mit derjenigen überein, welche aus der Zone der Trigonia navis des schwäbischen Jura bekannt geworden ist. Die Leitmuschel Trigonia navis ist bei uns hingegen nie gefunden worden. Wenn wir das Profil in der Frenke mit den beiden schwäbischen Zonen in Parallele stellen wollen, so werden die Schichten Nr. 1 bis und mit der Pentacrinusbank der Schicht Nr. 5 der Zone des Lytoceras torulosum zuzurechnen sein; während- dem der obere Teil von Schicht Nr. 5 bis und mit Schicht Nr. 18 ungefähr der Zone der Trigonia navis entsprechen dürfte. Nachfolgende Fossilien stammen aus den Schichten des Lioceras opalinum: | Wirbeltiere: Fischschuppen und ein Fischzahn. Cephalopoden: Lytoceras torulosum, Schübl. Lytoceras dilucidum (Opp.), Dum. Lioceras opalinum, Rein, Grammoceras cf. aalense, Ziet. Verschiedene nicht näher bestimmbare Harpoceraten. Belemnites (Pachytheutis) breviformis, Voltz, Belemnites: tricanaliculatus, Ziet. Belemnites (Megatheutis) in ornatus, Phil. . Gastropoden: Trockus subduplicatus, D’Orb. Turritella opalina, Qu. Lamellibranchiaten: Pecten (Amusium) laeviradiatus, Waag, Pecten (Amusium) undenarius, Qu. Pecten (Entolium) cf. disciformis, Schübl. — 438 — Hinnites Gingensis, Waag. Lima (Ctenostreon) proboscidea, Schloth. Lima cf. propingua, Mer. Inoceramus spec. Ammia Kurri, Opp. Pholadomya reticulata, Ag. Avicula (Oxytoma) Münsteri, Brom. ? Mactromya spec. Trigonia tuberculata, Ag. Pinna opalina, Qu. Kleine nicht näher bestimmbare Ba ei Arthropoden: Estheria Suessi, Opp. Echinodermen: Pentacrinus Württembergicus, Opp. _ Cidarisstachel. | Würmer: Kriechspuren — Zopfplatte. Verbreitung der Schichten des Lioceras opalinum. Trotzdem diese Mergelschichten meistens durch Vege- tation verdeckt sind, ist ihre Anwesenheit doch ver- hältnismässig leicht zu konstatieren. An den Gehängen bedingen sie stets eine wellenförmige Konfiguration des Terrains. Die Opalinusthone geben leicht zu Rutschungen Anlass und nicht selten sind sie die Ursache grösserer Bergschlipfe. Die Opalinusschichten umsäumen eine seichte Böschung bildend die Jurasedimenttafeln im Süden und Westen des Gebietes von Blatt Kaiser- augst. Die Schichten der Ludwigia Murchisonae stellen eine Folge grauer, Sandkalke und sandiger Mergel dar; zugleich nehmen auch Eisenoolithbänke und späthige — 439 — Kalke am Aufbau der Murchisonaeschichten teil. Ge- wöhnlich beginnt der Murchisonaehorizont mit einer eisenoolithischen Bank, die eine Menge Harpoceraten einschliesst, von welchen ich Ludwigia Murchisonae und Grammoceras cf. aalense bestimmen konnte (siehe Profil Nr. 11, Schicht Nr. 20). Die darüberfolgenden Sand- kalke sind durch das häufige Auftreten von Cancello- phycos scoparius, Thioll. ausgezeichnet. Gegen das Hang- ende der Murchisonaeschichten stellen sich spätige Kalke ein, die gelegentlich versteckteisenoolithische Struktur haben können. In diesem Niveau ist Ludwigia Murchi- sonae, Sow. in allen möglichen Varietäten vertreten. Wie ich an der Lokalität Itingen‘) im Basler Tafeljura nachweisen konnte, tritt Lioceras cf. concavum var. pingue, Buckm. im obern Niveau der Schichten der Ludwigia Murchisonae auf. Neben Lioceras cf. concavum var. pingue, Buckm. sammelte ich aus dieser Schicht Lioceras cf. decipiens, var. intermedium, Buckm. und andere Liocerasformen. Bis genauere Untersuchungen über die vertikale Verbreitung dieses Zonenammoniten vorliegen, möchte ich von der definitiven Ausscheidung und Abgrenzung eines Concavusbetles absehen und mich nur damit begnügen, den Nachweis geleistet zu haben, dass Lioceras concavum, Sow. und demselben nahestehende Formen auch im Basler Tafeljura verbreitet sind. Verbreitung der Schichten der Ludwigia Murchisonae. Die Schichten der Ludwigia Murchisonae begleiten die mächtigen Opalinusthone und spielen orographisch die- selbe Rolle wie der Grypbitenkalk, indem sie überall im Wiesland die Steilböschungen bedingen. Gute 1) Strübin, K. Ein Aufschluss der Sowerbyischichten im Basler Tafeljura. Eclogae. geol. Helv. Vol. VI, Nr. 4. 29 — 40 — Aufschlüse in den Murchisonaeschichten befinden sich’ bei: Liestal, im „Kessel“, Ergolzufer. Liestal, im ,Steinenbrückli“, Frenkenbach (Siegfried- blatt Liestal). Itingen, rechtes Ergolzufer (Siegfriedblatt Liestal). Magden, Halmet beim Innern Thalhof. Arisdorf, Unter-Eileten. Nachfolgende Liste enthält die aus den Murchisonae- schichten stammenden Fossilien, die zum Teil in oben- senannten Aufschlüssen im Gebiet von Siegfriedblatt Liestal gesammelt wurden: Cephalopoden: Ludwigia Murchisonae, Sow. (in verschiedenen Varie- täten). Lioceras concavum, var. pingue, S. Buckm. Lioceras decipiens, var, intermedium, S. Buckm. Grammoceras cf. subcomptum, Bro. Oxynoticeras Staufense, Opp. Tmetoceras scissum, Benecke ‘). Hammatoceras fallax, Benecke*). Gastropoden: Pleurotomarya spec. Lamellibranchiaten : Pecten (Entolium) disciformis, Schübl. Pecten (Amusiam) pumilus, Lk. Inoceramus fuscus, Qu. 1) Das Fragment dieses Ammoniten stammt aus dem untern Eisenoolith der Murchisonaeschichten. 2) Das betreffende Fossil ist etwas grösser als das Exemplar, welches Vacek in seiner Arbeit: Über die Fauna der Oolithe von Cap. S. Vigilio, Tab. 15, Fig. 1 abgebildet hat. Der Ammonit lässt in Bezug auf seinen Erhaltungszustand noch zu wünschen übrig. — 41 — Astarte elegans, Ziet. Astarte spec. Cardium substriatulum, D’Orb. Lima cf. semicircularis, Goldf. Lima spec. Pholadomya Zieteni, Ag. Pleuromya Jurassi, Ag. Ceromya Bajociana, D’Orb. | E Brachiopoden: Terebratula globata, Sow. Eehinodermen: Fragmente eines Seeigelstachels im Niveau des Lioceras concavum. Der mittlere braune Jura umfasst foldende Zonen: Die Schichten des Stephanoceras Blagdeni. Die Schichten des Stephanoceras Humphriesi. Die Schichten des Sphaeroceras Sauzei. Die Schichten des Sonninia Sowerby. Die Schichten der Sonninia Sowerbyi')*) (ca. 12 m) bauen sich der Hauptsache nach aus grauen, glimmer- haltigen, sandigen Mergeln, grobeisenoolithischem Kalk mit von Pholaden bearbeiteten Konkretionen und einem Echinodermenreste haltenden eisenoolithischem Kalk auf. Als ein sicheres Leitfossil für die grosseisenoolithischen Kalk der Sowerbyischichten kann für unsre Gegend Pecten (Camptonectes) aratus, Waagen gelten. Die Kalkbänke bilden ein schmales den Mergeln einge- schaltetes Band. Die genauen stratigraphischen Verhält- nisse sollen in nachfolgenden Profilen dargestellt werden: 1) Greppin, Ed. Description des fossiles du Bajocien des en- virons de Bâle. Mémoires de la société pal. suisse. Volume XX V (1898). 2) Strübin, K. Ein Aufschluss der Sowerbyischichten im Basler Tafeljura. Eclogae. geol. Helvetiae. Vol. VI, Nr. 4. Mittlerer brauner Jura. Unterer brauner Jura. 442 Profil Nr. 13. Mittlerer brauner Jura lei Itingen, Ergolzufer (Siegfriedbl. Liestal). Schichten der Ludwigia Schichten der Sonninia Sowerbyi, Murchisonae. | Rostgelb anwitternder Kalk mit Dunkelgrauer, spathiger Echino- 2 dermenkalk. Harter, braungelbanwitternder 18. 2 = Kalk. 17.|Schwarzblauer, sandiger Mergel. Bräunlich- bis grünlıchgrauer späthiger Kalk mit erbsen- bis haselnussgrossen Eisenoolithen und von Pholaden angebohrten Konkretionen. | Schwarzblauer, sandiger Mergel .ımit von Pholaden bearbeiteten Konkretionen. 14.|Grauer, hart., feinsandig. Mergel. À NN NN N N 13. RP INN RS IRQ “Mergelkalk. N N N I N NN NUN N N NN UN N Grauer, harter, glimmerführender 12 Mergel, NN NN Blauer, eisenoolithischer Meg kalk, mit von Pholaden bearbeit. IC Konkretionen. AN Dunkelblauer, glimmerhaltiger Mergel mit Gypskryställchen. 11. 10. 9. z Konkretionen. 8.|Grünlichg grauer, feinspäthig. Kalk. 7 Graublauer, sandiger, glimmer- i haltiger Mergel. 6.|Gelbanwitternder, sandiger Kalk. 7 Graublauer, sandiger, glimmer- haltiger Mergel. 4. Gutgescliichteter, glimmerh. Kalk. Graublauer, konkretionärer, fein- eisenoolithischer rupp. Kalk. wo Rötliehgrauer, oben feineisen- oolithischer späthiger Kalk. Grauer, späthiger Kalk. | Ba A | | & 126.|Graublauer, zäher, sandiger Kalk.| | | 2 = 1,10 | 5 D | leo Grauer, sandiger Mergel. 10,15 > = 1 $S 8 24.|Graublauer, zäher, sandiger Kalk. 0,17 = © _ —_———— 33 23| Grauer, sandiger Morgen 0,10 Belemmites Creed He = 22.| Grauer, zäher sandiger Kalk. |1,05 NOGENNENNE) qier Herr [RQ ESS 2 re ? ceras spec. | ' Feiner, dunkelblauer Mergel mit 21.) Glimmerblättehen und Gyps- |4,00 Kl. Fossilien, Pholadomya spec. kryställchen. | 20 Harter, graublauer, rôtlicher, 0 95 Cidaris spinulosa. _ ‘|späthiger Kalk mit Eisenoolithen.| ? Pecten (Amusium) pumilus. 0,05 | Cidaris spinulosa. (Zerdrückte °| Körper mit wohlerhalt. Stacheln.) 0.43 Pecten ‚Amusium) pumilus. 2 Sonninia jugifera. Cidaris spinulosa. Sonninia Sowerbyi, Mil., var. tri- gonatus spec. Pecten (ampto- nectes) aratus, 0,20 Cidaris spinulosa. _ Inoceramus polyplocus. 04 15 Belemnites (Belemnopsis) Blain- 7% | villei. Sonninia spec. Harpoceras spec. Fossilfragmente. Belemnites 3,00 (Belemnopsis) Blainvillei. Belem- nites (Pachytheutis) gingensis. Inoceramus polyplocus. 0.15 Gryphaea sublobata, Inoceramus ’“ Ipolyplocus. Lioceras concavum. 1.80 Fossilfragmente. ? Belemnites praecursor ? | 0.10 Belemnites spec. | Pholadomya spec. 0,80! Kl. Fossilien, Krebsfragment. 0,15 0,15| = 0,25 0,20) Pecten (Entolium) Gingensis. Lioceras concavum, Liocerasspec. Ludwigia Murchisonae, Oxy no- ticeras Stauffense. Hammatoceras fallax. Ludwigia Murclisonae. Pecten (Amusium) PHONE fe | 0,12 1,50 ÿ | Ludwigia Murchisonae. NN EE GUN ON ENV CO RACE D EICH BNC CPL AIT IE, Schichten der Sonninia Sowerbyi. — 443 — Profil Nr. 14. Mittlerer brauner Jura bei Lausen, Lokalität Buchhalden (Siegfriedblatt Liestal). ZE Re —E | 6.| Harter, braungelb anwitternder rn Pecten (Amusium) pumilus, Kalk. 0.50 Sonninia jugifera. y 5.| Schwarzer, sandiger Mergel. |0,45 | 4.| Gelbliehgrauer, späthiger Kalk, |0,15| Peeten (Chlamys) Dewalquei. 3.| Schwarzer, sandiger Mergel. |0,10 Bläulicher- bis grünlichgrauer Kalk mit erbsen- bis haselnuss- Sonninia Sowerby Mill. var.trigo- 2.Igrossen rostfarbenen Eisenooli- 0,30 natus Quenst. und var. rudis, Qu. then und von Pholaden ange- Pecten (Camptonectes) aratus, bohrten Konkretionen. i . | 0,60 1. Grauer, glimmerhaltiger Mergel| mit Konkretionen. | Wie ich schon früher betonte, sind Anzeichen vom Vorhandensein der Zone des Lioceras concavum in meinem Untersuchungsgebiet und in den angrenzenden Gegenden vorhanden. Nach dem Vorkommen der Fossilien: Lio- ceras concavum, Sow., Lioceras decipiens, var. inter- medium, Buckm. und deren stratigraphischen Lage zu schliessen, müsste die in England so typische Concavus- zone die Schichten Nr. 3 bis und mit 11 von Profil Nr. 13 umfassen. Zur vollständigen Sicherstellung der genauen Schichtgrenzen sind noch mehr typische und wohlerhaltene Leitfossilien nötig. Die Sowerbyischichten lieferten folgende Fossilien: Cephalopoden: Sonninia Sowerbyi, Mill., var. trigonatus, Qu. Sonninia Sowerbyi, Mill., var, rudis, Qu. Sonninia jugifera, Wäag: a Belemnites (Belemnopsis) Blainvillei, Voltz. Belemnites (Pachytheutis) gingensis, Opp. Belemnites praecursor, May.? | Belemnites (Megatheutis) giganteus, Schl., var. ellipticus, Mill. Belemnites (Pachytheutis) brevispinatus, Waage. -Gastropoden: Steinkerne nicht näher bestimmbarer Gastropoden. Lamellibranchiaten: Pecten (Camptonectes) lens, Sow. Pecten (Camptonectes) aratus, Waag. Pecten (Entolium) gingensis, Qu. Pecten (Entolium) disciformis, Schübl. Pecten (Amusium) pumilus, Lk. Pecten (Chlamys) ambiguus, Goldf. Pecten (Chlamys) Dewalquei, Opp. Hinnites Gingensis, Waag. Lima (Radula) alticosta, Chap. et Dew. Lima (Radula) incisa, Waag. Lima (Plagiostoma) pseudovalis, Waag. Lima (Plagiostoma) semicircularis, Goldf. Lima (Ctenostreon) proboscidea, Lk. Inoceramus polyplocus, Roe. Perna spec. Ostrea (Alectryonia) spec. Anomia Gingensis, Qu. Gryphaea sublobata, Desh. Modiola plicata, Sow. Modiola aff. scalata, Waag. Trigonia spec. Protocardia striatula, Phil. Astarte excavata, Sow. as Homomya spec. Gresslya abducta, Phill. Pleuromya elongata, Goldf. Pholadomya reticulata, Ag. Pholadomya spec. {roniomya spec. Pholas spec. Brachiopoden: Terebratula Phillipsii, Morr. et Lyc. Terebratula globulus, Waag. Rhynchonella Gingensis, Waag. Rhynchonella parvula, Desl. Rhynchonella (Hemithyris) tenuispina, Waag. Bryozoen: Eine Menge schöner Bryozoenarten. Würmer: Serpula socialis, Goldf. Verschiedene nicht näher bestimmbare Serpulaarten auf Petrefacten und Konkretionen. Echinodermen: Cidaris spinulosa, Roe. Cidaris Gingensis, Waag. Cidaris spec. Pentacrinus bajociensis, D’Orb. Pentacrinus cristagalli, Qu. Cyclocrinus spec. Verbreitung der Schichten der Sonninia Sowerbyi. Die Sowerbyischichten sind in meinem Untersuchungsgebiet nirgends gut aufgeschlossen, doch weisen die charakte- ristischen, grobeisenoolithischen Kalke, die da und dort auf den Feldern und Äckern zu finden sind, auf die gleichmässige Ausbildung dieser Schichten. An folgenden Lokalitäten beobachtete ich das Anstehende des Sower- byihorizontes im Gebiet von Siegfriedblatt Kaiseraugst: A Bienenberg. Westseite (grob. Eisenoolith und späth. Kalk). Bienenberg. Ostseite (Strasse Kurve 390, oberer dun- kler Mergel). Burghalden. Ungefähr beim Buchstaben r auf der Karte (späthiger Kalk und grober eisen- oolithischer Kalk). Ich habe schon früher auf die Analogie unsrer Sowerbyischichten mit denjenigen der schwäbisch-frän- kischen Alb!) hingewiesen. Nach den Fossillisten und der Beschreibung der Schichtfolgen von Seebach?), Brauns°) und Steuer *) zu schliessen, entsprechen die von mir als Sowerbyischichten aufgefassten Horizonte wohl dem obern Teil der Schichten des /noceramus polyplocus im nordwestlichen Deutschland. Die Schichten des Sphaeroceras Sauzei (ca. 15 m). (Graue, sandige Kalke mit Wedeln von Cancellophycos scoparius Thiol., rötliche, späthige Kalklagen, sowie san- dige Mergel, sowie Eisenoolithbänke beteiligen sich am Aufbau der Sauzeischichten. Sphaeroceras Sauzei ist selten, doch hat Herr Dr. Ed. Greppin dieses Leitfossil in 2 Exemplaren in der Umgebung von Liestal gefun- den. Folgende Profile mögen die stratigraphischen Ver- hältnisse der Sauzeischichten darstellen. Ich war ge- nötigt zum Studium dieser Ablagerungen, mangels klarer Aufschlüsse im Gebiet von Blatt Kaiseraugst, 2 Lo- kalitäten der angrenzenden Gegend von Siegfriedblatt Liestal zu berücksichtigen. 1) Strübin, K. Ein Aufschluss der Sowerbyischichten im Basler Tafeljura. (Eclog. geol. Helv. Vol. VI, Nr. 4.) 2) Seebach, K. Der Hannovrische Jura. Berlin 1864. 3) Brauns, D. Der mittlere Jura im nordwestlichen Deutsch- land. (Cassel 1869. 4) Steuer, Al. Doggerstudien. Jena 1897. 447 Profil Nr. 15. Mittlerer brauner Jura am Grammont bei Lausen. Mittlerer brauner Jura. ‚Schichten des Stepha- schichten d noceras Blagdeni. Stephanoc. Humphriesi. Schichten des Sphaeroceras Sauzei. | 1. Grauer, glimmerhaltiger tel Grauer, sandiger Kalk, zum Teil 14. chailleartig angewittert undgraue, , Stephanoceras Blagdeni, sandige Mergel, Il 00 13: Blaugraue, zähe Mergel. | 0,20 AA ASE SGEN A SATA es A ISSN AR RS IT grauer Mergelkalk mit: IS Eisenoolithen. LA EME AR A AR ANS NES ANA SIN \ 7 SDS ASS Zum Teil sandiger, zum Teil späthiger Kalk mit spärlichen Eisenoolithen. 0 VU LOL En Aisensoiicn DD 77 _ 7 7 > LL CU 7 7 1 Kisenoolithische/ GE Y 7, GA, Mergel. ZZZZ DD DD 7 Unregelmässig geschichtete Kalke Dunkelgrauer Kalk späthiger Graue, z. Teil sandige, zähe Kalke 5.|und graue, glimmerhaltige Mergel die Kalke herrschen vor lee zum Teil späthiger Kalk! mit herausgewitterten Fossilien Grauer, sandiger Mergel | Grauer, späthiger Kalk. | Kalk. EIERN 1,00! Stephanoceras Humphriesi.Sphae- roceras Gervillei. Trigonia den- Belemnites (Megatheu tis) giganteus. ‚tieulata. Pecten (Entolium) disciformis. Belemnites spec. Rhabdocidaris horrida. Pholadomya spee. Belemnites (Megatheutis) gigan- teus. Avicula Lima (Pla- Pecten (En- Pecten Modıvla gigantea. (Oxytoma) Hersilia, Gigiostoma) Annonii toliurn) diseiformis (Camptonectes) lens Ctenostreon proboscidea. Harpoceras spec. Pecten spec Trigonia spec Nautilus lineatus. _ 4 Z LL ne 2 | 8 0,20\giost ii. (Graue, ‚zähe Kalk ; e 15, er x S < | | r "gel. | 0,06 Pholadomya spec. Mittlerer brauner Jura. Schichten d. 448 Profil Nr. 16. Mittlerer brauner Jura bei Lausen, Buchhalden Bachrinne. Schichten d Stephanoce- ras Blagdeni | Humphriesi. Schichten des Sphaeroceras Sauzei. Il. Schwarzblauer, sandiger glimmer- Blauschwarze, sandige Mergel. | 5 0,50 | Y haltiger Kalk in schwarzblauen, sandigglimmerhaltig. Mergelkalk übergehend, | Peeten (Camptonectes) lens. | à mm — Avicula (Oxytoma) Hersilia. A 26. Graue, sandige Kalke und a Mergel. ea. 30,00 RARE DIS DER N Stephanoceras Humphriesi. 95. Schwarzgrauer, harter Mergel- 1.00 Sphaeroceras gervillei Trigonia YA kalk mit Eisenoolithen. | ? | denticulata. Terebratula pero- DEIEIA RAR RENE valis. Lima duplicata, Sow. Dunkelgraue, sandige Kalke, zum ox | Pleuromya spec. Pholadomya 24.) Teil späthig, mit spärlichen 7 00 spec. Rhynchonella (Acanthyris) | Eisenoolithen. ? spinosa. Terebratula spec. Rhynchonella (Acanthyris) spino- 23 Graublauer, sandiger Kalk. [0,20 sa. Stephanoceras spec. Son- | ninia spec. LDOOMAMOTOMTOOOONONND Rhabdocidaris horrida, Stephano- 29.| Typisch eisenoolithische Kalke 0.90 ceras aff. Baylei, Belem- DD Mersel LL ” |nites, (Belemnopsis) sulcatus, Be- LL lemnites (Megatheutis) giganteus. 21 Zäher, blaugrauer Kalk. 0,10 20.| Sandkalke und Mergel. 1,80 Ostrea EE Es muse poseidea. 19 Blaugrauer Sandkalk. 0,20 Rhabdocidaris horrida. Pecten (Camptonectes) lens. Bryozoen, Pecten (Camptonectes) 18. Blauschwarzer Mergel. 0,10 lens. Pholadomya spec. Rhabdo- de cidaris horrida. 1. Graublauer Sandkalk. 0,30 Cancellophycos seoparius. 16.| Blaugraue Sandkalke. 110 AuStern, Pecten (Camptonectes) lens. Lima ef. Annonii. 15./Zäher, blaugrauer, sandig. Kalk. | 0,40) 14.) - | Pholadomya spee., häufig. EN werze NEE CHE Pecten (Camptonectes) lens. 13.| Blaugrauer, zäher Kalk, | 0,30 Austern. 12. Blauschwarze Mergel. 0,30 Pholadomya spee., häufig. 11.| Graublauer, späthiger Kalk. Da yenmale (Acanthyris) spinosa. 10.| Blauschwarze Mergel. 0,10) Avicula (Oxytoma) Hersilia. = Grauer, späthiger Kalk. 1 0,60! &) Blauschwarze Mergel. 0,15 7.) Graublauer, späthiger Kalk. 1938 Fossilquerschnitte. 6, Blauschwarze Mergel. 10,10) 5. Graublauer, späthiger Kalk. L0,10! | | 4. Blauschwarze Mergel. 10,05) | Harter, blaugrauer späthiger ls ih 9 eatus. Ex Kalk, grünlich anwitternd. De Nantes 2.| 0,15 Rbynchonella(Acanthyris)spinosa. — 449 — Unter dem Begriff Schichten des Sphaeroceras Sauzei fasse ich sämtliche Sandkalk-, Mergel- und Eisen- oolithschichten zusammen, die über den dunkelgraublauen slimmerreichen Mergeln der Sowerbyischichten liegen und bis zu dem Lager des typischen Stephanoceras Hum- phriesi reichen, welches Fossil auf einen kaum einen Meter mächtigen Horizont beschränkt ist. Vorläufer des typischen Stephanoceras Humphriesi treten schon in tiefern Lagern als dieser auf. Von der Lokalität Buchhalden (Siegfriedblatt 30 Liestal) besitze ich aus Schicht No. 22, Profil No. 16 Stephanoceras aft. Baylei, Opp. In letzter Zeit gelangte auch Herr Dr. Leuthardt in Liestal in den Besitz dieses typischen Stephanoceraten von der Lokalität Galms zwischen Bad Bubendorf und Neuhof, Der Ammonit entstammt der Blaukalkbank, die unmittelbar den eisenoolithischen Horizont der Sauzeischichten unterteuft. Ein charakteristisches eisen- schüssiges, gewöhnlich eisenoolithisches Band der Sauzei- schichten, Stacheln von Rhabdocidaris horrida, Mer. führend hat schon oft zu Verwechslungen mit den höher liegenden Humphriesimergelkalken- und Mergeln Anlass segeben. Für diesen Horizont sind Harpoceraten charakteristisch, die gewöhnlich als Sonninia jugifera, Waag. bezeichnet werden. Ein gut erhaltener von mir gesammelter Ammonit mit hohem Kiel, habe ich als Sonninia alsatica*), Haug!,?) bestimmt. Weitere *) Herr Professor E. W. Benecke in Strassburg hatte die Freundlichkeit mir das Original zu Sonninia alsatica, Haug, zum Vergleich mit den aus dem Basler Tafeljura stammenden Formen zu überlassen. Ich möchte an dieser Stelle Herrn Pro- fessor Benecke meinen verbindlichsten Dank aussprechen. 1) Haug, E. Beiträge zu einer Monographie der Ammoniten- gattung Harpoceras. Stuttgart 1885. ?) Haug, E. Etudes sur les Ammonites des étages moyens du système jurassique. Paris 1893. Bulletin de la soc. géol. de France gième serie tome XX., pag. 288. Pl. X. fie. 1. — 450 — wohlerhaltene Exemplare dieser Art und Formen, die mit Sonninia furticarinata, Qu. zu identifizieren sind, werden im Museum von Basel, sowie im kantonalen Museum in Liestal aufbewahrt. Diese Ammoniten wurden bei Anlage der Eisenbahneinschnitte bei Liestal und auf dem „Alten Markt“ gefunden. Ich glaube diesen Horizont mit couche 42 des Greppin’schen Pro- files identifizieren zu dürfen. Dass die Eisenoolithe mit Rhabdocidaris horrida, Sonninia alsatica, Sonninia fur- ticarinata noch den Sauzeischichten zuzurechnen sind, seht aus dem Profil von Ed. Greppin') hervor, indem ge- nannter Autor Sphaeroceras Sauzei noch ca. 4 m über diesen oolithischen Schichten gesammelt hat. Als ein wichtiges Fossil, das in den Sauzeischeichten des Basler Tafeljura häufig auftritt, ist Avicula (Oxytoma) Hersilia, D’Orb. zu nennen. Die Sauzeischichten sind das Äquivalent der sogen. neutralen Zone Moesch’s im Aargau, entsprechen wohl den Blaukalken. Giganteus- thonen und zum Teil den Ostreenkalken Quenstedts*) in Schwaben. Wir dürfen wohl annehmen, dass die- selben im Donau-Rheinzug*) den Blaukalken und dem untern Teil der Humphriesischichten gleichzusetzen sind. Aus den Sauzeischichten sammelte ich folgende Fossilien : Cephalopoden: Stephanoceras Baylei, Opp. Sphaeroceras Sauzei”*), D’Orb. (wurde 1) Greppin: Description des fossiles du Bajocien supérieur . , . Mémoires de la société pal. suisse Volume, XXV. 1838. 2) Quenstedt. Der Jura. *) Schalch, F. Der braune Jura (Dogger des Donau-Rheinzuges), I. Teil. Sep.-Abdr. der Mitt. der Grossherz. bad. geol. Landes- anstalt Heidelberg. **) Ein weiteres wohlerhaltenes Exemplar von Sphaeroceras Sauzei, D’Orb. liegt in der geologischen Lokalsammlung des kan- tonalen Museums in Liestal. Nach dem Gestein zu schliessen, hatte das Fossil sein Lager in den tiefsten Sauzeischichten. AH von Herrn Dr. Ed. Greppin am Bienenberg gefunden). Sphaeroceras polyschides, Waag. Sonninia alsatica, Haug. Witchellia liostraca, S. Buckm. Witchellia complanata, S. Buckm. Nautilus lineatus, Sow. Belemnites (Megatheutis) giganteus, Schl. Belemnites (Pachytheutis) breviformis, Voltz. Belemnites (Belemnopsis) bessinus, D’Orb. Belemnites (Pachytheutis) Gingensis, Opp. Gastropoden : Pleurotomaria ornata, Sow. Pleurotomaria spec. Cerithium flexuosum, Mü. Lamellibranchiaten : Pecten (Camptonectes) lens, Sow. Pecten (Entolium) spathulatus, Roe. Pecten (Entolium) cf. disciformis, Schübl. häufig. !! Pecten (Chlamys) Dewalquei, Opp. Ostrea (Alectryonia) flabelloides, LK. Ostrea explanata, Goldf. Ostrea spec. Lima (Ctenostreon) proboscidea, K. Lima (Plagiostoma) Annoni, Mer. Avicula (Oxytoma) Hersilia, D’Orb. Modiola gigantea, Qu. Modiola cuneata, D’Orb. Gresslya spec. Pleuromya spec. Homomya spec. Brachiopoden : Rhynchonella (Acanthyris) spinosa, Schl. Terebratula spec. a Echinodermen: Rhabdocidaris horrida, Mer. Arthropoden: Eryma spec. (Thorax und Scheerenstücke). Posidonomya (Estheria) Mülleri, Grepp, Ed. Würmer: Serpulaarten auf Austern und Ammoniten. Pflanzen: Fossiles Holz. Verbreitung der Schichten des Sphaeroceras Sauzei. Das Verbreitungsgebiet dieser Schichten deckt sich mit demjenigen der übrigen Glieder des braunen Jura. An folgenden Lokalitäten sind die Sauzeischichten im Gebiet von Blatt Kaiseraugst aufgeschlossen: Bienenberg. Strasse nach dem Hôtel. Arisdorf. Weg vom Pechhof nach dem Domberg. Arısdors Domberg hinterhalb des Hofes Schöf- leten (unterhalb der Zahl 600 auf der Karte). Nusshof. Böhlwald, Neuer Weg von Hersberg “nach Magden. Die Schichten des Stephanoceras Humphriesi bilden einen die Mächtigkeit von 1 m selten übersteigenden Schichtkomplex graublauer, ruppiger, eisenoolithischer Mergelkalke. Dieser Horizont ist paläontologisch schart umschrieben, indem erst hier die an Individuen reiche Coronatenfauna zur vollen Entwicklung kommt. Der typische Leitammonit Stephanoceras Humphriesi tritt nach meinen Wahrnehmungen erst in diesem Niveau häufig auf; hingegen finden wir die Vorläufer des Stephano- ceras Humpbhriesi, Stephanoceras Baylei und nahver- wandte Formen hie und da schon in den Sauzeischichten. Meine Beobachtungen über die Verbreitung des Stepha- noceras Humphriesi stimmen vorzüglich überein mit — 453 — denjenigen, welche Moesch im Aargau machte. Aus dem Text und den Profilen seiner Arbeit geht hervor, dass seine „Humphriesianusschichten im engern Sinne* direkt in Parallele zu setzen sind zu den eisenoolithischen Humphriesischichten in Gebiet von Blatt Kaiseraugst und Blatt Liestal. Währenddem wir gegen Osten hin diesen Horizont als eisenoolithische Kalk- und Mergel- ablagerung verfolgen konnten, tritt im Westen ein Facies- wechsel in den Humphriesischichten ein. Wie Tobler') nachgewiesen hat, nimmt im Südwesten des Blauen- gebietes ein Korallenhorizont (calcaire à polypiers) das Niveau der Schichten des Stephanoceras Humphriesi ein. Aus den Schichten des Stephanoceras Humphriesi kann ich nachfolgende Fossilien anführen: Cephalopoden: Stephanoceras Humphriesi, Sow. Stephanoceras Iinguiferum, D’Orb. Stephanoceras subcoronatum, Opp. Stephanoceras Braikenridgi, Sow. Sphaeroceras Gervilli, Sow. Sphearoceras Brognarti, Sow. Nautilus lineatus, Sow. Belemnites (Megatheutis) giganteus, Schl. Gastropoden: Pleurotomaria spec. Lamellibranchiaten: Lima (Radula) duplicata, Morr. und Ayc. Lima (Ctenostreon) proboscidea, Lk. Pecten (Chlamys) ambiguus, Goldf. Avicula (Oxytoma) Münsteri. Br. Ostrea (Alectryonia) spec. Perna mytiloides, Ziet. 1) Tobler, Aug. Der Jura im Südosten der oberrheinischen Tiefebene. (Diss.) Verhandl. der Natf. Ges. in Basel. Bd. XI. — 454 — Trigonia denticulata, Ag. Trigonia signata, Ag. Zahlreiche Gresslyen, Pleuromyen, Panopeen. Modiola cuneata, D’Orb. Brachiopoden: Terebratula perovalis, Sow. Terebratula omalogastyr, Hehl. Terebratula (Waldheimia) subbucculenta, Chap. et Dew. Rhynchonella quadriplicata, Ziet. Rhynchonella acuticosta, Hehl. Rhynchonella (Acanthyris) spinosa, Schl. Echinodermen: Collyrites spec. Würmer: Verschiedene Serpulaarten auf Austern und Ammoniten. Serpula socialis, Goldf. Verbreitung der Schichten des Stephanoceras Humphriesi. Den Humphriesischichten kommt dasselbe Verbreitungs- gebiet zu wie den Sauzeischichten. Währenddem ım Gebiet von Blatt Liestal die Verhältnisse zum Studium der Humphriesischichten sehr günstig legen, sind im Gebiet von Siegfriedblatt Kaiseraugst nur wenige Auf- schlüsse geltend zu machen. Ich nenne folgende Lo- kalitäten : Arisdorf. Weg vom Pechhof nach dem Domberg. Nusshof, Neuer Weg von Hersberg nach Magden. Die Schichten des Stephanoceras Blagdeni (Mächtigkeit 20—30 m) bestehen aus grauen Sandkalken, welche oft durch chailleartige Anwitterung ausgezeichnet sind, ferner aus grauen und sandigen Mergeln. Der leitende Am- monit findet sich nicht selten in grossen Exemplaren in — 459 — den Sandkalken. Stephanoceras Blagdeni nimmt im meinem Untersuchungsgebiet stets ein höheres Niveau ein als Stephanoceras Humphriesi und kommt niemals wie im Donau-Rheinzug mit letzterem vergesellschaftet vor. Cephalopoden. Stephanoceras Blagdeni, Sow. Belemnites (Megathentis) giganteus, Schloth. Belemnites (Pachytheutis) breviformis, Voltz. Lamellibranchiaten. Lima (Radula) duplicata, Morr. und Lyc. Avicula (Oxytoma) Münsteri, Br. Pinna Buchii, Koch und Dunk. Ostrea spec. Modiola cuneata, D’Orb. Pholadomya spec. Echinodermen : Pentacrinus spec. Würmer: Serpula socialis, Groldf. Verbreitung der Schichten des Stephanoceras Blagdeni. Die Blagdenischichten umsäumen überall die starren Hauptrogensteintafeln. Sie sind gewöhnlich vom Ge- hängeschutt des Hauptrogensteins bedeckt. Als Fossil- punkt ist die Lokalität: Böhlwald 6. Nusshof. Neuer Weg von Hersberg nach Magden zu nennen. | Der obere braune Jura lässt sich in folgende teils paläontologische, teils lithologisch charakterisierte Zonen gliedern: Die Schichten des Cardioceras Lamberti. Die Schichten des Macrocephalites macrocephalus: Die Schichten der Rhynchonella varians. 30 — 456 — Die Schichten der Parkinsonia ferruginea. Die Schichten der Terebratula maxillata und Spath- kalk. Der Hauptrogenstein. Der Hauptrogenstein (ca. 70—80 m) wird durch graue, _ gelblichweisse zum Teil feine, zum Teil groboolithische Kalke gebildet. Die Einförmigkeit des ganzen Schicht- komplexes wird durch wenige paläontologisch, sowie litho- logisch wohl charakterisierte Horizonte unterbrochen. Den besten Aufschluss über die Detailgliederung des ein- förmig erscheinenden Hauptrogensteins geben die folgen- den Profile: Profil Nr. 17. Mittlerer brauner Jura Heidenloch Ergolz bei Liestal (Siegfriedblatt Liestal). Zum Teil weisslicher, zum 'leil À | bräunlichgrauer, sandig anwit- ternder Rogenstein mit sandig | thonigen Zwischenlagen. 1,80 9. Kleine Gastropoden. Eehinodermenreste. 8 | Gelblichgrauer, weisslicher | Rogenstein. Bräunlichgrauer, z. Teil sandig | 7.| anwitternder, z. Teil heller 1,40 Kleine Fossilien. Rogenstein. 1,20 Kleine Fossilien. June, ESA ETS RSA — ARR TNE 6.! Weisslichgrauer, echter Ec no- = Sl = = 0:20). Cainocrinus Andreae ARR Sdermenkalk. ARE) ? 5 El AAA RS ES ER AE A AN SSS NS AM AI ÈENASS 5.! Gelblichgrauer, bis weisslicher Rogenstein. a Kleine Fossilien. Hauptrogenstein. 4.1 Gelblichgrauer Sandkalk mit | feinen Climiterblättchen 0,10 Cidaris spec. Ostrea spec. Mittlerer brauner 3.|Bräunlichgrauer Oolith m, sandig- thonigem Bindemittel. Da Dunkelblaugrauer, oolithischer |9 59 ? 2. £ | Kalk mit Echinodermenresten. Echinodermenreste. | | ras Blagdeni 1.) Graublaue, sandige Kalke und | Mergel. ner Jura, Schichten d. Stephanoce Unt. brau- DINAN EE LE Oberer brauner Jura. Schichten d Parkinsonia ferruginea. Schichten der Terebralula cf. maxillata und Spathkalk. Hauptrogenstein. | hl Profil Nr. 18. Oberer brauner Jura, Männlisloch Strasse Liestal-Arisdorf. 17.|&elblieh- -grauer, groboolithischer Kalk mit einer Pholadenbauk. Rötlich-grauer, späthiger, krystal- 16.|linischer, eisenschüssiger Stein- mergel. Rôtlich-grauer, krystallinischer, 15. z . = > späthiger, eisenschüssiger Kalk. Rötlieh-grauer, späthiger Rogenstein. 13.| Rötlich-grauer, krystallinischer, späthiger, eisensehüssiger Kalk. TAIZ II SNA NON DS „Gelbe brôckelige NA 12. I ES DIS SIE IAA Mergel. SEEN ISIS ISIN SS IS EVENE CEE EM Gelblich-weisser, aus ungleich grossen Oolithen bestehend. Kalk. 11. 10.| Weisser, gleiehförmig geschich- teter Rogenstein. Rôtlicher bıs gelblicher, späthiger Kalk aus kleinen und bis zu erbsengrossen häufig ovalen Oolithen bestehend. g. | Gelblich-weisser, fein oolithischer Kalk. mm m ll III I I SEE EEE 2 ieh 7 UE C4 4 4 u ken eingestreut. Oolithen. Di RZ RE, CZ 6 ich-grauer sand KG I CZ 5.17 LL LE xelolich-grauer, sand iger) Cu GA, Mergelkalk 7777 D LOL ID Gelblich- -grauer, sandiger Mergel- 4.| kalk und sandige Mergel mit spärlich vorhandenen dunkeln DD Oolithen. y EE EE 3. A Fein oolithisch., fast dichter, I grau- gelblicher Kalk mit grossen TE IISLTLS NN 7\ A NG IS. 9, Hanfgrosse und kleinere Oolithe haltender Kalk. = ‚Gelblich- -weisser, fein oolithischer Kalk. LL LD : (7 7, Mergel. LD LD D je EPL LR LL II OS SE EE ES OR, AZ AZ TAI SI III ANNEE Calcitdrusen. À Echinobrissus elunieularis. | Pholaden. 1,40 Parkinsonia spec. | Korallen, Lima cardiiformis 1,20 (häufig). Pleurotomaria spec, 0,80 Korallen, 0,75 Lima spec. 2,00 Korallen, Seeigelstacheln. Terebratula cf. maxillata 0,50 Cidaris spec. Bryozoen. Oben Korallen. Echinodermenreste, Zweischaler- und Gastropodenfragmente. Pinnigena complanata. 2,90 4,00 Kleine Gastropoden. 4,00| Seeigelstacheln. Ostrea spec. Belemnites spec. Avicula (Pseudomonotis) 320 echinata. l Mm mme Fossilfragmente. pe 0 Pentacrinus er 0 Pteroperna oolithica. Nerinea spec. Korallen, Lucina 1,00| Bellona Pecten (Camıptonectes) lens. Terebratula spec. 0,50| Trigonia spec. Ostrea spec. Profil Nr. 18b. Oberer brauner Jura Burghalden bei Liestal. À 1,20 5. Sandige und gelblichgraue | | Mergel. 4. |Graue, sandige, z. Teil oolithische 0.40 : Kalke > Ostrea acuminata. III RZTZSIIISZ SIERT NEN GV IA - DIN SNS INDIAN | Auster 5 : I Er rnbank. Nerinea spec. 2, Heureuse, Zu Teil Pass 0,40| Pecten (Camptonectes) lens. Tere- diehter, graugelblicher Kalk mit b ratula spec. Rhynchonella spec. A) grossen Calcitdrusen. ET Hauptrogenstein. 2. | Gelblichweisser, aus ungleich 0.15 grossen Oolithen bestehend. Kalk.| ? Te ————— .…— …— — …—…— —“ ————————…— — —————————————…—…—…—…"…" " "”"— ———_——_—————— —…" …"——_——— ——————————— Oberer brauner Jura. | 1,10 | | 1.| Kleinoolithischer, weisser | | Né Ki Es liessen sich, wie aus den Profilen schon ersicht- lich ist, verschiedene gut ausgeprägte Horizonte in der Schichtfolge des Hauptrogensteins unterscheiden, die für das von mir untersuchte Gebiet und zum Teil für die angrenzende Gegend gelten können. Die Echinodermen- breccie stellt einen echten Echinodermenkalk dar, der in seiner Mächtigkeit etwas schwankt. Das häufigste, manchmal das einzige denselben bildende Fossil ist Caino- crinus Andreae!), P. d. Lor. (siehe Profil Nr. 17, Schicht Nr. 6). Über diesem Echinodermenkalk würde das untere Lager der Ostrea accuminata sich befinden, doch gelang es mir nicht dieses Fossil in den oolithischen Kalken nachzuweisen. Die mittlere Partie des Hauptrogensteins zeigt keine besondere Gliederung. Sowohl in Bezug auf Fossilführung, als auch in Bezug auf die petrographische 1) Greppin, Ed. Der Dogger der Umgegend von Basel. Be- richt über die XXV. Versamml. des oberrhein. geol. Vereins zu Basel. 1892. — 459 — Beschaffenheit bildet die Nerineenbank!°) einen der vorzüglichsten Horizonte des Hauptrogensteins. Der fast dichte, versteckt-oolithische Kalk ist gekennzeichnet durch Calcitdrusen, sowie an einigen Orten durch das Auftreten von weingelbem Flussspath. Nerineenquerschnitte, Pecten (Camptonectes) lens, Sow., Terebratela spec., Lucina Bel- lona, D’Orb., Lima (Plagiostoma) bellula, Morr. et Lyc. sind die am häufigsten auftretenden organischen Einschlüsse. Die Nerineenbank schliesst nach oben mit einer Austernbank ab; letztere beobachtete ich hingegen nur in einer Stein- srube am Eselweg, Burghalden bei Liestal. Ebenso kon- stant wie die Nerineenbank treten in meinem Unter- suchungsgebiet direkt über derselben gelblich graue, sandige Mergel und Mergelkalke auf, welche ausser Pteroperna oolithica, Grep., Ed., Ostrea acuminata, Thur. (2 Exemplare), Pentacrinus spec. keine bestimmbaren Fossilien geliefert haben. Diese sind nach M. Mühl- berg?,*) die Âquivalente der obern Accuminataschichten. Unmittelbar über den in Rede stehenden Mergeln und Mergelkalken beobachtete ich an der Roten Æluh bei Liestal einen wenige Centimeter mächtigen Echinoder- menkalk. Am häufigsten tritt Pentacrinus Dargniesi, Terg. auf. Über den Vergleich des Hauptrogensteins mit andern äquivalenten Bildungen sind bereits 2 Arbeiten von M. Mühlberg?,‘) erschienen, wonach der genannte Autor 1) Müller, Albr. Die Cornbrashschichten im Basler Jura. Verh. der Nat. Ges. zu Basel. 1870. ?) Steinmann, G. Die Mumien des Hauptrogensteins. Neues Jahrb. für Min. 1880. _ >) Mühlberg, M. Uber die Beziehungen des Hauptrogensteins der Schweiz z. Dogger im benachbarten schwäb. Gebiet. Ber. ü. d. 31. Versamml. des oberrhein. geol. Vereins zu Tuttlingen 1898. *) Mühlberg, M. Vorläufige Mitteilung über .die Stratigraphie des braunen Jura. Eclogae. geol. Hely. Vol. VI, Nr. 4. 1900. — 460 — annimmt, dass der Hauptrogenstein und die Schichten der Terebratula cf. maxillata (siehe Profil Nr. 18) als der Subfurcatus-Parkinsonizone Schwabens gleichaltrige Bildungen zu betrachten seien. Die Fauna des Hauptrogensteins ei durch Ed. Greppin!) eine monographische Bearbeitung erfahren, auf welche ich hier speziell verweisen möchte. Ich be- schränke mich deshaib darauf nur Petrefacten hier auf- zuzählen, die ich gelegentlich sammeln konnte. Cephalopoden: Belemnites spec. Gastropoden: Nerinea spec. Eine Anzahl gerollter Gastropoden. Lamellibranchiaten: Lima (Plagiostoma) bellula, Morr. et Lyc. Pecten (Camptonectes) lens, Sow. Avicula (Pseudomonetis) echinata, Smith. Avicula (Oxytoma) Münsteri, Br. Homomya gibbosa, Sow. Lucina Bellona, D’Orb. Trigonia spec. Pinnigena complanata, Cossm. Pteroperna oolithica, Grepp. Ed. Ostrea spec. Ostrea accuminata, Thurm. Brachiopoden: Terebratula cf. maxillata, Sow. Terebratula spec. Rhynchonella obsoleta, Sow. Rhynchonella spec. 1) Greppin, Ed, Description des fossiles de la grande Oolithe des environs de Bâle. (Mém. de la soc. pal. suisse. Vol. XV 1888.) Echinodermen: Cidaris spec. Hemicidaris spec. Pseudodiadema depressa, Désor.*) Cainocrinus Andreae, P. d. Lor. Pentacrinus spec. Pentacrinus Dargniesi, Terquem. Verbreitung des Hauptrogensteins. Der Hauptrogen- stein bildet zum grössten Teil die Rücken der im Süden und Südwesten des Gebietes gelegenen Hügel; er tritt infolge seiner Mächtigkeit und seiner Widerstandskraft gegenüber den Atmosphärilien als orographisches Moment deutlich hervor. Die Schichten der Terebratula cf. maxillata und Spath- kalk beginnen, wie Profil Nr. 18 erkennen lässt, mit einer Bank gelber bröckliger Mergel, welche Terebratula cf. maxillata, Sow. in grosser Menge führt. Es ist sehr wahrscheimlich, dass diese Terebratel mit Terebratula Moveliensis, Mühl.!) identisch ist. Doch ist noch eine genaue Abbildung und Beschreibung dieser neuen Species abzuwarten. Ausser dieses Brachiopoden liegen eine Un- zahl von Bryozoen in diesen Mergeln. Darüber lagern sich rötlich feinkrystalline Spathkalke, die hauptsächlich durch Koralleneinlagerung charakterisiert sind. Nicht selten sind die Korallen von Pholaden angebohrt. Die Ausbeute der Schichten der Terebratula cf. maxillata und des Spathkalks hat folgende Fossilien geliefert; Gastropoden: Pleurotomaria spec. Nerinea spec. *) Herr Dr. P. de Loriol hatte die verdankenswerte Freund- lichkeit mir das Fossil zu bestimmen. 1) Mübhlberg, M. Vorläufige Mitteilung über die Stratigraphie des braunen Jura. Eclog. geol. Helvet. Vol. VI, Nr. 4. 1900. Lamellibranchiaten: Lima (Radula) cardiiformis, Sow. Tama (Plagiostoma) semicircularis, Mü. Lima (Plagiostoma) bellula, Morr. et Lyc. Lima spec. Lima (Ctenostreon) proboscidea, Lk. Pecten (Chlamys) spec. Lucina Bellona, D’Orb. Brachiopoden: Terehratula cf. maxillata, Sow. Echinodermen: Seeigelstacheln und Crinoidenreste. Korallen: Verschiedene Korallen. Die Verbreitung der Schichten der Terebratula cf. maxillata und des Spathkalks fällt mit derjenigen des Hauptrogensteins zusammen. Die Schichten der Parkinsonia ferruginea bestehen auf groboolithischen, späthigen Kalken. Gewisse Partien verwittern zu einem rotbraunen groboolithischen Mergel (Discoideenmergel). Die für diesen Horizont charakte- ristischen Ammoniten, Parkinsonia ferruginea habe ich im Gebiet von Blatt Kaiseraugst nicht gefunden, doch besitze ich einige typische Parkinsonier aus diesen Schichten vom benachbarten Plateau von Sichtern. An gleicher Lokalität sammelte ich auch Oppelia aspidioides in 2 Exemplaren. Im Gebiet von Blatt Kaiseraugst ist hingegen die Seeigelfauna dieses Horizontes gut vertreten. Die groboolithischen Kalke weisen eine Bank auf, die von ziemlich grossen Pholaden bearbeitet ist. Nach- folgende Fossilien stammen aus den in Rede stehenden Schichten: — 463 — Cephalopoden: Parkinsonia spec. Lamellibranchiaten: Homomya gibbosa, Sow. Pleuromya spec. Pecten spec. Echinodermen: Holectypus depressus, Leske. Clypeus Hugü, Ag. Clypeus Ploti, Klein. Echinobrissus clunicularis, D’Orb. Korallen: Microsolena granulatoides, Grepp.*) Isastrea limitata, Edw. u. H. Verbreitung der Schichten der Parkinsonia ferruginea. Diese Ferruginenschichten sind nur noch als Relikte den Spathkalken aufgelagert; sie kommen nicht als zu- sammenhängende Schichtkomplexe vor. Folgende Lokali- täten ihres Vorkommens verdienen der Erwähnung: Liestal: Burghalden Punkt 463. Elbisberg: Waldweg südlich von Punkt 503. Böhlwald: Neuer Weg zwischen Hersberg und Magden. Küller: Weg von Nusshof nach Magden auf der Stelle an welcher Kurve 500 den Weg schneidet. Die Schichten der Rhynchonella varians sind in meinem Untersuchungsgebiet nirgends in einem Profil aufge- schlossen. Wie hingesen aus den Aufschlüssen an- grenzender (rebiete hervorgeht, nehmen am Aufbau der 1) Herr Prof. Dr. Coby hatte die Freundlichkeit mir die beiden Korallen zu bestimmen. — 464 — Variansschichten graue, feinsandige, gelb anwitternde Kalke, sowie wenig mächtige Mergellagen Anteil. Die von Müller!) erwähnten und auf Sichtern zur Zeit wieder schön aufgeschlossenen, rauhsandigen Kalke mit Gervillia Andreae und Trigonia costata habe ich in meinem Ge- biet nicht nachweisen können. Nachfolgende Fossilien stammen aus den Varians- schichten: Cephalopoden : Perisphinctes spec. Belemnites (Belemnopsis) canaliculatus, Schl. Gastropoden : Pleurotomaria granulata, Sow. Pleurotomaria spec. Lamellibranchiaten: Lima (Limatula) helveticä, Opp. Pecten (Chlamys) Bouchardi, Opp. Pecten (Chlamys) vagans, Sow. Pecten (Chlamys) hemicostatus, Morr. et Lyc. Ostrea (Alectryonia) rastellaris, Mü. Ostrea (Alectryonia) flabelloides, Lk. Ostrea spec. Ostrea Knorri, (Voltz) Ziet. Modiola Lonsdalei, Morr. et Lyc. Modiola imbricata, Morr. u. Lyc. Lucina spec. Brachiopoden : Rhynchonella varians, Schl. Rhynchonella (Acanthyris) spinosa, Schl. Rhynchonella concinna, Sow. 1) Müller, Albr. Die Cornbrashschichten im Basler Tafeljura. (Verhandl. der Naturforsch. Gesellsch. in Basel. 1868.) — 45 — Verbreitung der Schichten der Rhynchonella varians. Folgende Lokalitäten fallen für die Verbreitung der Variansschichten in Betracht: Arısdorf: Alp, Strassenbord. Hof Halden: Oberhalb des Hofes bei Punkt 508 im Wege. Böhlwald: Neuer Weg zwischen Hersberg und Magden. Küller: Weg von Nusshof nach Magden. Nusshof: Leisibühl. Die Schichten des Macrocephalites macrocephalus. In dem Gebiete von Siegfriedblatt Kaiseraugst sind keine Aufschlüsse der Macrocephalusschichten zu beobachten. Doch deutet ein mit Brauneisen überzogenes Exemplar von Macrocephalites macrocephalus, Schl., das ich an der Strasse nach Arisdorf bei Lokalität Alp fand, auf das Vorhandensein dieser Schichten hin. Ich konnte nirgends Andeutungen von Eisenoolithen wahrnehmen. Offenbar ist das Lager des Macrocephalites macroce- phalus noch gleich ausgebildet wie im Gebiet von Blatt Liestal, wo graublaue Kalke und Mergel mit starkem Pyritgehalt die Macrocephalusschichten aufbauen. Ich führe deshalb die von mir gesammelten Fossilien von der Lokalität „Berg“ Siegfriedblatt Liestal hier an. Dieses Vorkommen von Macrocephalusschichten wurde von Huene!) nicht berücksichtigt. Cephalopoden: Macrocephalites macrocephalus, Schl. Macrocephalites macrocephalus, Schl., var. rotundus, Qu. 1) Huene. F. von. Geologische Beschreibung der Gegend von Liestal im Schweizer Tafeljura. Verhandl. der Naturforsch. Gesell- schaft zu Basel. 1900. — 466 — Perisphinctes spec. Belemnites spec. Gastropoden: Nicht näher bestimmbare Steinkerne. Lamellibranchiaten: Lima (Ütenostreon) proboscidea, Lk. Lima (Plagiostoma) spec. Pecten (Chlamys) cf. ambiguus, Mü. Pecten (Chlamys) hemicostatus, Morr. et Lyc. Modiola imbricata, Morr. et Lyc. Pleuromya spec. Trigonia spec. Brachiopoden: Rhynchonella varians, Schl. Die Schichten des Cardioceras Lamberti. Die strati- sraphische Bestimmung der grauen bläulichen Thone über den Macrocephalusschichten ist in meinem Gebiet nicht gut möglich, da klare Aufschlüsse nicht vorhanden sind und zudem leitende Ammoniten fehlen. Es lässt sich also nicht ermitteln, ob diese Thonschichten mit Pyritammoniten den Ornatenthon (brauner Jura 5) Schwabens repräsentieren, oder ob dieselben als das Aquivalent der im westlichen Jura als Renggerithone bekannten etwas jüngern Ablagerung zu betrachten sind. Die von mir gesammelten Fossilien sind sowohl im Ornaten- thon, als auch in den jüngern Oxfordthonen zu finden, so dass die Petrefacten die Entscheidung für das jüngere oder ältere Alter dieser Thone nicht zu fällen imstande sind. Es liess sich nicht ermitteln, in welcher Facies die Schichten des Cardioceras Cordatum entwickelt sind. — #467 — Die folgenden Fossilien sammelte ich im Gebiet von Siegfriedblatt Kaiseraugst: Cephalopoden: Hecticoceras punctatum, Stahl. Quenstedticeras Mariae, D’Orb. Verschiedene schlecht erhaltene Steinkerne von Pelto- ceras, Perisphinctes, Oppelia. Belemnites spec. Belemnites hastatus, Blainv. Eine bis jetzt nicht bekannte Lokalität, an welcher ein Relikt grauer Thone mit verkiesten Ammoniten zum Vorschein gekommen ist, befindet sich im Scheibenstand auf Sichtern Siegfriedblatt Liestal. Sämtliche von mir aufgefundenen Fossilien lassen ebenfalls keine genaue Altersbestimmung zu, doch lässt sich vermuten, dass sich hier die westliche Facies der Oxfordthone geltend macht, denn in nächster Nähe stehen bei Nuglar die dieselben überlagernden Schichten als Korallenkalk (rauracische Facies) an. Ich sammelte auf Sichtern folgende Fossilien: Cephalopoden: Quenstedticeras Mariae, D’Orb. Cardioceras Lamberti, Sow. Hecticoceras punctatum, Stahl. Hecticoceras spec. Peltoceras cf. Eugenii, Rasp, Peltoceras arduenense, D’Orb, Peltoceras torosum, Opp. Peltoceras annulare, Rein. Oppelia spec. — 468 — Belemnites latesulcatus, D’Orb. Belemnites spec. Echinodermen: Balanocrinus pentagonalis, Goldf. Der weisse Jura. Der weisse Jura ist in meinem Untersuchungsgebiet in typisch aargauischer Facies entwickelt. Nachfolgende beiden Zonen lassen sich leicht erkennen: Schichten der Terebratula impressa. (Effingerschichten). Schichten des Peltoceras transversarium. (Birmensdorferschichten). Die Schichten des Peltoceras transversarium (Birmens- dorferschichten) liessen sich nichtin einem deutlichen Auf- schluss nachweisen, doch haben aschgraue und gelbliche, ruppige Kalke, sowie ruppige Mergel mit Spongien und sonstigen Fossilien diesen Horizont genügend cha- rakterisiert. Die Schichten der Terebratula impressa (Effinger- schichten) zeigen in der Unterregion Bänke hellgrauen oder weisslichen Kalkes, währenddem die obern Lagen aus vorherrschend grauen Mergeln bestehen. Das nachfolgende Profil kann einigermassen Auf- schluss geben über die Schichten des untern weissen Jura. Unterer weisser Jura. 469 Profil Nr. 19. Unterer weisser Jura- bei Hersberg links von der Strasse nach Nusshof. ISchichten des Peltoceras transversarium Schichten der Terebratula impressa. © LR) [et Grauer, mergeliger Kalk. Gelbliehgrauer Kalk. Graue Mergel. Gelblichgrauer Kalk. Graue Mergel. Gelbliebgrauer Kalk. | Graue Mergel. Gelblichgrauer Kalk. Graue Mergel. Gelblichgrauer Kalk. Gelblichgrauer Mergel. . Gelbliehgrauer, splittriger Kalk. Das Anstehende wird durch ab- ‘| geschwemmte Mergel maskiert. Grauer, ruppiger Kalkin Blöcken. 2 Ob anstehend ? 0,05 1,10 1,20 1,10 ca. 10,00 ? | Y Belemnites hastatus, Fucoides Hechingensis, Qu. In dem untern "Teil eine Menge Terebratula bisuffareinata (kleine Form) führend. Perisphinctes spee. Orchetoceras canaliculatum. Oppelia Arolica ete. arbeitet worden. Die Verhältnisse des weissen Jura sind von dem angrenzenden Gebiet von Blatt Liestal eingehend be- Deshalb kann ich, da die Ausbildung dieses Juragliedes in meinem Untersuchungsgebiet mit derjenigen der Umgebung von Liestal wesentlich über- einstimmt, auf die Arbeit von F.v. Huene?) verweisen. 1) Huene, F. v. Geol. Beschreib. d, Gegend v. Liestal im Schweiz. Verh. der Nat. Ges. z. Basel. Bd. XII. 3. Heft. 1900. Tafeljura. — 470 — Da ich die Fossilien meistens aus abgestürzten Blöcken sammelte, lässt sich für einige Formen schwer entscheiden, ob sie den Birmensdorfer- oder den untern Effingerschichten entstammen. Die nachfolgende Liste enthält demnach Fossilien beider Horizonte: Cephalopoden: Verschiedene wohl erhaltene Perisphincten. Oppelia Bachiana, Opp. Oppelia canaliculata, Buch, Oppelia hispida, Opp. Oppeli subclausa, Opp. Oppelia trimarginata, Opp. Oppelia Arolica, Opp. Oppelia Stenorhyncha, Opp. Oreniceras lophotum, Opp. Aspidoceras cf. Rotari, Opp. Aspidoceras Oegir, Opp. Cardioceras alternans, Buch. Cardiocerasformen. Nautilus franconicus, Opp. Belemnites hastatus, Blainv. Gastropoden : Pleurotomaria suprajurensis, Qu. Verschiedene Steinkerne von Pleurotomarien. Lamellibranchiaten : Pecten (Chlamys) subtextorius, Mü. Pecten (Chlamys) cardinatus, Qu. Himnites velatus, Goldf. Lima (Ctenostreon) proboscidea, Sow. Lima (Radula) notata, Goldf. Lima (Plagiostoma) rigida, Et. Lima spec. Pholadomya acuminata, Ziet. or Arca cf. Hecabe, D’Orb. Isocardia cordiformis, Lang. Isoarca textata, Qu. Alectryonia cf. Hastellata, Schi. Mytilus sulcatus, Qu. Brachiopoden: Terebratula bisuffarcinata, Schl. Terebratula spec. Terebratula impressa. Rhynchonella Arolica, Opp. Echinodermen: Cidaris florigemma, Phil. (Stachel). Cidaris cervicalis, Ag. (Stachel). Collyrites ovalis, Wright, Disaster granulosus, Mü. Balanocrinus subteres, Mü. Eugeniacrinus caryophyllatus, Goldf. Pentacrinus spec. Arthropoden: Glyphaea spec. Prosopon spec. Spongien: Eine Menge verschiedener Spongien. Pflanzen: Fucoides Hechingensis, Qu. Verbreitung des weissen Jura. Der weisse Jura nimmt am geologischen Aufbau des Gebietes von Sieg- friedblatt Kaiseraugst wenig Anteil. Derselbe steht zwischen Hersberg. und Nusshof, sowie im Berstel süd- lich von Arisdorf an. — 42 — Ill. Tertiaer. Untermiocaener Süsswasserkalk. Ein schneeweisser krystallinischer Kalk, durchsetzt von Hohlräumen, in wel- chen kleine Gastrapoden sassen, zuweilen auch Stein- kerne von Limnaeus spec. aufweisend, liegt nördlich des Friedhofes von Nusshof. Huene!) hat dieses Vorkommnis von Süsswasserkalk schon erwähnt und ist geneigt, den- selben mit dem Tüllinger Süsswasserkalk zu identifizieren, welche Ansicht mir sehr annehmbar erscheint. Sichere Anhaltspunkte fehlen hingegen bis jetzt noch voll- ständig. IV. Quartiaer. Das Diluvium. Älteres Diluvium. Zum ältern Diluvium rechne ich die mächtigen Schotter, die auf dem Berg bei Rhein- felden, auf Rüche bei Magden und auf Vogelsand bei _Arisdorf anstehen. Dieselben wurden im Gegensatz zu den alten Schottern im Elsass von Gutzwiller?) als: Jüngerer Deckenschotter (Löcherige Nagelfluh) be- zeichnet. Uber die Lagerung, sowie die Zusammen- setzung dieser Schotter existieren von Gutzwiller?,’) und 1) Huene, v. Fr. Ein Beitrag zur Tektonik und zur Kenntnis der Tertiaerabl. im Schweizer Tafeljura. Ber. über die Versamml. d. oberrh. geol. Ver. 32. Verlg. Marburg 1899. 2) Gutzwiller: Die Diluvialbildungen der Umgebung von Basel, Verhandl. der Natf. G. in Basel. Bd. X. 3) Gutzwiller: Die löcherige Nagelfluh. Bericht der Gewerbe- schule zu Basel 1879—1880. > Dupasquier') eingehende Arbeiten, so dass ich nur auf die Untersuchungen dieser Autoren zu verweisen brauche. Es erübrigt mir nur noch auf einen bis jetzt nicht be- kannt gegebenen Aufschluss in dem Deckenschotter auf Vogelsand bei Arisdorf aufmerksam zu machen. An dieser Lokalität reicht nämlich der Deckenschotter bis zu der Höhe von 425 m. Beim Känzeli südlich von Rheinfelden liegt die löcherige Nagelfluh bei einer Höhe von 350 m dem Muschelkalk auf. Wenn wir diese beiden Niveaux mit einander vergleichen, so erhalten wir für den Deckenschotter eine Mächtigkeit von 75 m. Der Aufschluss auf Vogelsand bei Arisdorf sei in fol- gender Zeichnung skizziert: Dem Deckenschotter, der auf Vogelsand ca. 6 m mächtig durch eine Grube aufgeschlossen ist, liegen Schutt- und Lehmmassen auf, die wohl auf Gletscher- 1) Dupasquier: Über die fluvioglacialen Ablagerungen der Nordschw21z. Beitr. z. geol. Karte. I. Lief, Neue Folge 1891. verfrachtung hindeuten. Das vorherrschende Gestein entstammt dem Hauptrogenstein. Ich werde später noch auf diese Lokalität zu sprechen kommen. Mittleres Diluvium. Folgende Diluvialbildungen fasse ich unter diesem Titel zusammen: Löss. Hochterrassenschotter. Moraenen der II. Vergletscherung. Moraenen der Il. Vergletscherung. Es unterliest keinem Zweifel, dass ein von Süden her kommender Gletscher auch das Gebiet von Blatt Kaiseraugst mit Moraenenmaterial übersät hatte, Hart an der Süd- grenze meines Untersuchungsgebietes noch in der Ge- markung des Blattes Liestal liegen an folgenden Lo- kalitäten grössere Erratica, die wahrscheinlich aus dem (rebiet des alten Rhonegletschers stammen: 1,2 m rechts der Strasse von Liestal nach Hersberg etwas östlich des Punktes 519.*) Gesteinsart: Kalksandstein (Flysch?) Dimensionen: Länge: 0,95 m Breite: 0,40 m Tiefe: 0,40 m. Unter Schward bei Hersberg, Weg bei Punkt 559. Gesteinsart: Grobkörniges Conglomerat (Niesenflysch). Dimensionen: Länge ca. 0,80 m Breite ca. 0,60 m Tiefe ca. 0,30 m. *) Der Block ist in 2 Stücke gespalten, die zusammen die Länge von 0,95 m messen. = 45 — Links des Weges von Signalpunkt 602 beim Nusshof nach dem Schward, etwa 300 m oberhalb ‘ des Signales. Gesteinsart: Chloritischer Gneiss, wahrscheinlich aus dem Wallis. Dimensionen: Länge = 0,40 m. Breite = 0,25 m. Miete = 0,20: m: Ausser diesen Findlingen liest dann auf der Höhe von ca. 420—450 m auf Scheuerhalden zum Teil noch auf Gebiet von Blatt Liestal, zum Teil aber auf Gebiet von Blatt Kaiseraugst ausgesprochene Grundmoräne. Die Gerölle sind von einem hellgelbem Lehm bedeckt oder demselben untermischt. Unter den Geröllen, die auf alpine Herkunft deuten, herrschen Quarzite vor (Rhonequarzite, Ölquarzite). In der Gegend von Nusshof sprechen überall zerstreut liegende Gerölle von Juranagelfiuh, sowie von Quarziten und grössern Bundsandsteinblöcken ebenfalls für ‘Gletscherwirkung. Im Bachrunsus südlich der Rebberge „auf Neu“ auf einer Höhe von ca. 500 m. liegen 2 Bund- sandsteinblöcke von folgenden Dimensionen: 1. Exemplar: Länge = 0,48 m. Breite = 0,26 m. Tiefe = 0,20 m. 2, Exemplar: Länge = 0,40 m. Breite = 0,15 m. Mere - — 0,20 m. re Nicht weit von diesen Blöcken ist Schutt zu be- obachten, der ohne Zweifel der Juranagelfluh entstammt. Es gehören Muschelkalkgerölle, sowie Bundsandstein zu den vorherrschenden Gesteinen. Es ist deshalb nicht ausgeschlossen, dass diese grossen Blöcke auch als aus der Juranagelfluh durch Gletscher verfrachtete Gerölle anzusprechen sind, obwohl die Annahme vom Herüber- greifen eines Schwarzwaldgletschers zur vorletzten Eis- zeit etwelche Wahrscheinlichkeit haben könnte, doch müssten zur Bestätigung letzterer Annahme genaue Untersuchungen im nordöstlichen angrenzenden Gebiete noch stattfinden. An folgenden Lokalitäten ist glacial- verfrachtetes Juranagelfluhmaterial von mir beobachtet worden: Magden: Unterhalb der Kirche. Leisibühl: Ostseite einzelne Gerölle und Nagelfluh. Halmet: Südseite rechts des Weges von Hersberg nach der Sennweid im Walde. Auf gleichen Gletschertransport weisen die an der Lokalität „Vogelsand“ bei Arisdorf dem Deckenschotter direkt aufgelagerten Doggergesteinschuttmassen hin. Die Hochterrassen. Nach der Zusammensetzung der Hochterrasse können wir eine Hochterrasse, welche dem Rheinthal angehört und eine solche die den Seitenthälern eigentümlich ist, unterscheiden. Die aus hauptsächlich alpinem Material bestehende, vom Rhein abgelagerte Hochterrasse ist an nachfolgenden Lokalitäten aufge- schlossen: Giebenach: Auf dem Berg (Nagelfluh). Giebenach: Dingmatten. Giebenach: Birch Pratteln: Blötzen. — 41 — An die Hochterrasse von Blötzen schliesst sich un- mittelbar die 30 m mächtige Hochterasse des Ergolz- thales, welch letztere bei einer Entfernung von kaum 800 m von der Lokalität Blötzen vollständig sich aus Geröllen der Juranagelfluh und jurassischem Material zusammensetzt. Mitunter treten auch vereinzelte alpine Gesteine auf, die wahrscheinlich aus den die Höhen be- deckenden Grundmoränen stammen. Die sehr gut aus- geprägte Hochterrasse des Ergolzthales ist nur auf der linken Thalseite zu beobachten; sie lässt sich thalauf- wärts über Liestal hinaus verfolgen; sie setzt in wohl nachweisbarer Terrasse in’s Frenkenthal fort, Eine ein- gehende Besprechung der Hochterrasse findet sich in den Arbeiten von Gutzwiller') und Dupasquier?). Der Löss ist nur in Form von Lösslehm im (Gebiet von Blatt Kaiseraugst vertreten. Er liest stets den ältern Schottern auf. Unterhalb des Auhofes sind am rechten Rheinufer verschwemmte Lössmassen ange- schnitten, welche eine Menge Lössschnecken führen. Dieser Löss liest der tiefsten Erosionsterrasse des Niederter- rassenschotters auf. Die Vorkommnisse von Lösslehm in dem in Rede stehenden Gebiet sind teils von Gutz- willer®,*), Dupasquier°) schon erwähnt worden. Selbst- 1) Gutzwiller, A. Die Diluvialbildungen der Umgebung von Basel. Ber. der Nat. Ges. in Basel. Bd. X. ?) Dupasquier. Uber die fluvioglacialen Ablagerungen der Nordschweiz. Beitr. z. geol. K. I. Lief. Neue Fol. 1891. 3) Gutzwiller, A. Der Löss. Bericht der Realschule. 1893 bis 184. 4) Gutzwiller, A. Die Diluvialbildungen der Umgebung von Basel. Verhandl. der Naturforsch. Gesellsch. in Basel. Bd. X, Heft 3. s | 5) Dupasquier. Uber die fluvioglacialen Ablagerungen der Nordschweiz. Beitr. zur geol. Karte der Schw. I. Lief. Neue Folge. 1891. — 48 — redend fehlt dem entkalkten Löss jede Spur von orga- nischen Einschlüssen. Der Lösslehm liess sich an fol- genden Lokalitäten mit Sicherheit nachweisen: | Rüche bei Magden auf Deckenschotter. Auf dem Berg bei Rheinfelden auf Deckenschotter. Bärenfelserholz bei Giebenach auf Deckenschotter. Birch bei Giebenach auf Hochterrasse. Auf dem Berg bei Giebenach auf Hochterrasse. Blötzen bei Pratteln auf Hochterrasse. Jüngeres Diluvium. Die Niederterrasse. Da die Niederterrassen-Schotter ebenfalls schon in einer Monographie über die Diluvial- bildungen der Umgebung von Basel durch Gutzwiller Kiesgrube bei der krummen Eiche östlich des Punktes 280. 0D.7.9.'078.9.-P70-0..07.9.9,.0:0. 0.0 : 2, 9.2 8.7079 97.070 0 2] ù - si EEE EEE Er OO ROME OO TO OSEO. SOS oO COCO On 9.707 9 oO OO D SO are 20-7 © 0 D 09-7 Oo RE — DO NO OO) TON - oo ea oa er So OC TO 979 209 —- © 9 oe Do-o o—-oal=-@ - oO -o -& _& - oO „em; VO NO DIT LTD ON CMS DIN —g —© 2 —o -ohRhenktes. — == Es Be a —_o — © © O ©) EX oO Q oO © | ing. eine Bearbeitungerfahren haben, beschränkeich mich darauf einige Spezialaufschlüsse hier in Skizzen darzustellen. Sie sollen die Lagerungsverhältnisse des Niederterrassen- schotters vom Rheinthal zu dem aus Juramaterial be- stehenden Niederterrassenschotter des Ergolzthales ver- anschaulichen. | Kiesgrube Wanne an der Strasse Liestal-Augst. RE EN Zen a. " Nee Eee = Se Do CO eo PO RD D RACE nd pire © on TEE AR ON Ne OC Eee ere — O-Rheinkis.o-O— o— o-0-0 ee eo in A RO Cie do LE 7 Die Niederterrasse ist in den Seitenthälern gewöhn- lich nur in 1 Stufe im Rheingebiet, stets aber mindestens in 2 deutlichen Stufen gebildet worden. Aus der Niederterrasse meines Untersuchungs- gebietes sind mir folgende organische Uberreste be- kannt: Cervus tarandus (Geweih) (Wanne Strasse Liestal Augst) befindet sich auf dem kantonalen Museum in Liestal. — 480 — Elephas primigenius, Blum., Milchzahn von der gleichen Lokalität, Eigentum des Herrn Dr. Leuthardt in Liestal. Elephas primigenius, Blum., Backenzahn von Nieder- schönthal, Eigentum des Museums in Basel. Das Alluvium. Mechanische Absätze im Süsswasser. Unter diesem Titel fasse ich alle Sedimente zusammen, die nach Ab- satz des Niederterrassenschotters in Flüssen, Bächen und Tümpeln sich bildeten. Chemische Absätze im Süsswasser. Zu diesen Bil- dungen gehört der Kalksinter, der an einigen Orten z. B.am- Rheinufer zwischen Rheinfelden und Kaiseraugst gesteins- bildend auftritt. | Gehängeschutt und Bergsturzmaterial. Der Gehänge- schutt besteht aus den Verwitterungsprodukten der Jura- schichten und setzt sich in meinem Untersuchungsgebiet vorzüglich aus Hauptrogenstein und zum geringen Teil aus Gesteinen des untern und mittlern braunen Jura zusammen. Der Gehängeschutt umsäumt sämtliche Jura- hügel; er kann eine grosse Mächtigkeit erlangen, wie dies eine Grube im Hauptrogensteingehängeschutt nörd- lich von Füllinsdorf an der Strasse nach Giebenach deut- lich zeigt, Anhaltspunkte für Bergschlipfe finden sich bei Füllinsdorf und bei Magden. Unweit letzterer Ort- schaft soll nach Aussagen der Bauern von der Wirkung — 41 — eines Bergschlipfes ein früher blühendes Dorf Dösslikon verschüttet worden sein. Mag auch die Existenz dieses Dorfes in’s Reich der Sagen gehören, so weisen doch die Terrainverhältnisse auf einen Bergschlipf hin, der vom „Halmet“ zu Thal ging. | Zusammenfassung der wichtigsten Resultate. 1. Die anderwärts so typischen, blutroten, Carneol führenden Schichten des Bundsandsteins, sind in meinem Untersuchungsgebiet durch ruppig an- witternde, vielfach violette, dichte Sandsteine ver- treten. 2. Der Crinoidenkalk im Wellendolomit scheint mir ein durchgehender wichtiger, stratigraphischer Horizont zu sein. 3. Die konstanten Horizonte, die Wulstbank, sowie die Spiriferinabank im Wellenkalk liessen sich auch im Gebiet von Siegfriedblatt Kaiseraugst nachweisen. Spiriferina fragilis, Schl. stellt sich im obern Teil der Bank häufig ein. 4. Im obern Nodosuskalk lassen sich auch für unsre Gegend deutlich oolithische Bänke mit Fossilien nachweisen. 5. Nach meinen Untersuchungen scheint mir folgende Gliederung des Untern Keupers (Lettenkohle) zu- lässig: 6. 10. hi 4. Grenzdolomit. 3. Graue Mergel und Sandsteine. 2. Dolomite und bunte Mergel. 1. Dunkelgraublauer Schieferthone. S Vergleiche der Lettenkohle in dem in Rede ste- henden Gebiet mit andern Vorkommnissen er- gaben: Der untere Teil der Lettenkohle steht mit den gleichen Bildungen des Aargaus und des südöstlichen Schwarzwaldes in engem Zusammen- hang. Die bunten Mergel des untern Keupers errinnern an die Lettenkohle von Elsass- Lothringen. Der Vergleich des Lettenkohlenprofiles in der Er- solz, welches ich detailiert aufnahm, mit dem längst bekannten Neueweltprofil liess sich der Hauptsache nach leicht durchführen. Es gelang mir 5 Bonebedlager in der Lettenkohle nachzuweisen. Esteria minuta ist in den dunkelblaugrauen Schiefer- thonen häufig. . Myophoria Goldfussi, Alb. geht auch in meinem Untersuchungsgebiet in die Lettenkohle über. Asteroceras stellaris, Sow. kommt stets mit Penta- crinus tuberculatus, Mill. im obern Niveau des Arietenkalkes vor. Merkwürdigerweise tritt im gleichen Horizont schon Gryphaea obliqua, Goldf. auf. Bei der genauen stratigraphischen Aufnahme der Opalinusthone gelang es mir, die Lager des Lioceras opalinum genau zu fixieren. Die Pentacrinusplatten, die in Schwaben und im Donau-Rheinzug einen wich- tigen Horizont darstellen, treten bei uns in ähnlicher Ausbildung und im gleichen stratigraphischen Ni- veau auf. Trigonia navis fehlt in allen Aufschlüssen meines Untersuchungsgebietes. 12. 13. 14. 15. IT. 18. 19. 20. — 493 — Im obern Teil der Murchisonaeschichten ist die Ent- wickelung der Formen der Ludwigia Murchisonae, Sow. und ihrer Verwandten von Bedeutung. Ich fand zum ersten Mal in unsrer Gegend Lioceras concavum, Sow., dessen Lager erst in England, Frankreich und Nordwestdeutschland genau bekannt war. Das Auftreten von Inoceramus polyplocus, Roe. in den untern Mergeln der Sowerbyischichten lässt einen direkten Vergleich der gleichaltrigen Schichten des nordwestlichen Deutschlands zu. Sonninia alsaticu, Haug und deren verwandte Formen sind Leitammoniten für den Eisenoolith der Sauzeischichten. Avicula (Oxytoma) Hersilia, D’Orb. ist für die Schichten des Sphaeroceras Sauzei leitend. . Die Schichten des Macrocephalites macrocephalus sind auf „dem Berg“ bei Liestal als graue Thon- kalke entwickelt. Die untern Weissjuraschichten sind in aargovischer Facies entwickelt. Die Schichten des Peltoceras transversarium weisen eine reiche Ammoniten- und Spongienfauna auf. Der Deckenschotter reicht bei Arisdorf auf „Vogel- sand“ bis zu einer Höhe von 425m. Die Gesamt- mächtigkeit des Deckenschotters beträgt ca. 75 m. Der Rhonegletscher hat zur zweiten Eiszeit neben Grundmoränen, die fast ausschliesslich alpines Material enthalten, auch Bestandteile der Juranagel- fluh, sowie Gehängeschutt bis gegen die Nordgrenze meines Untersuchungsgebietes verfrachtet. Auf der Ebene des „Schleifeberges“ bei Liestal liegt eine ziemlich ausgedehnte Grundmoräne, die Gerölle alpinen Ursprungs führt. — 484 — Zur allgemeinen Übersicht habe ich die mesozoischen Schichten, wie dieselben im Alter übereinander folgen, in einem (resamtprofil im Maassstab 1 : 400 dargestellt. Tafel IV, Zu dieser Darstellung ist zu bemerken, dass einzelne Schichten, weil dieselben der Beobachtung ver- schlossen waren, nach den Verhältnissen angrenzender Grebiete oder nach wenigen petrographischen Anhalts- punkten in die Profiltafel eingezeichnet wurden. In dieser Weise ist der ganze mittlere und obere schwarze Jura (Lias), die Schichten der Rhynchonella varians, die Schichten des Macrocephalites macrocephalus, die Schichten der Cardioceras Lamberti und ein Teil des untern weissen Juras ergänzt worden. Beitrag zur Kenntnis der Dekapodenfauna von Celebes. Von E. Schenkel. Die Sammlung von Süsswasser- und Landdekapo- den, welche die Grundlage nachfolgender Mitteilung bildet, ist eine Frucht der von den Herren Sarasin durchgeführten Erforschung von Celebes; mit ihren 14 neuen Arten bereichert sie unsre Kenntnis der cele- bensischen Fauna sowohl, als diejenige der vier charak- teristischsten Dekapoden-Genera indo-pacifischer Süss- wässer : Potamon, Sesarma, Palæmon und Caridina in erfreulicher Weise. Die Anzahl der von der Insel bekannten Potamon ist um 6 neue Species und mehrere Varietäten der ein- zigen früher gemeldeten Art vermehrt worden; Sesarma maculata de Man, bisher als endemische Form der Insel Flores geltend, stellt sich nun auch als Bewohne- rin der Minahassa heraus (auf Grund dieser Verbrei- tung bezweifle ich ihre Zugehörigkeit zu Geosesarma !); dazu kommen noch 3, vielleicht 4 neue Sesarmen (von der einen fand sich nur ein einziges Weibchen vor, wes- halb die Beurteilung unsicher.) Von den Palæmon der Sarasin’schen Ausbeute sind ausser der einzigen neuen Art meines Wissens 3 — — 486 — Palæmon latimanus, bariensis und lepidactyloides 1) von besonderem Interesse, weil bisher noch nicht von Cele- bes bekannt; auffallenderweise stammen die Exemplare der beiden letztgenannten bisher nur von Flores gemel- deten Species wieder aus der Minahassa! Die neuen Caridinen sind Bewohner des im Centrum der Insel gelegenen Posso-See’s oder seiner Umgebung; zwei derselben, Caridina ensifera und sarasinorum zeigen auffallende Ähnlichkeit mit den weit- und auch über einen grossen Teil von Celebes verbreiteten Caridina gracilirostris und Wycki; sie unterscheiden sich von diesen letztern unter anderm durch das Fehlen eines von den übrigen isolierten, der Spitze genäherten „Api- calzähnchens“ des Schnabeloberrandes; derartige Apical- zähnchen (eins oder mehrere) treten auf, wenn die Spitze des Rostrums durch bedeutende Länge oder starke Aufbiegung exponiert wird; während solche aber bei ächt marinen, namentlich bei Tiefwasserarten, oft trotz abenteuerlichster Schnabelform meist fehlen (eine Durch- sicht der Challenger Macruren ergiebt für etwa 50 im Betracht kommende Species 45 ohne und nur 5 mit Apicalzähnchen), scheinen sie für analoge Formen der Küsten und Flüsse, also des bewegten Wassers charak- teristisch zu sein. Dass sie den Arten des Posso-Sees fehlen, lässt wohl ohne weiteres auf ein sehr altes Heimatrecht in diesem Gewässer schliessen; die den Tondano-See bewohnende Form der Caridina Wyekii hat ihre Apicalzähnchen noch keineswegs eingebüsst, dürfte also dieses Gebiet erst in neuerer Zeit besetzt haben. ?) 1) Nach Coutière ist P. lepidactyloides de Man von Flores vom ostafrikanischen P. lepidactylus Hilgend. nicht zu unterscheiden ! 2) Zur selben Ansicht kamen die Herren Sarasin durch das Studium der Mollusken des Posso- und Tondano-Sees. Der letz- Ze Die geographische Verbreitung der indo-pacifischen Süsswasserdekapoden bietet uns eine Anzahl interessan- ter Rätsel, deren sichere Lösung noch viel Arbeit erfor- dern wird; auf ein solches hinzuweisen und zu ent- sprechenden Forschungen an Ort und Stelle aufzumuntern soll mit nachfolgendem versucht werden. Wie namentlich aus de Mans Publikationen ersicht- lich, enthalten die Genera Palæmon, Caridina und Sesarma je 2 Gruppen, deren eine sich durch den Be- sitz weniger aber grosser, die andre durch zahlreiche kleine Eier auszeichnet; für sämtliche Arten der ersten Abteilung ist bis heute jeweilen nur eine ganz be- schränkte, meist nur über eine einzige Insel sich aus- dehnende Verbreitung bekannt (Palæmon pilimanus kann kaum als Ausnahme gelten, da Landverbindungen zwi- schen den 3 grössten Sunda-Inseln wohl vor nicht all- zulanger Zeit noch vorhanden waren); auch ist für kei- nen Vertreter dieser Gruppe das Vorkommen in bracki- schem oder gar in Seewasser gemeldet worden. Die andre Abteilung dagegen enthält für jedes Genus eine Anzahl weit-, teilweise sogar über die ganze indo-pacifische Region verbreitete Arten — allerdings neben zahlreichen vermeintlichen „Lookalformen“; diesen Nimbus dürften die letztern aber meist unsrer mangel- haften Kenntnis verdanken und es ist lehrreich zu sehen, wie ein eifriger Sammler — ich erinnere an Kapitän Storm — denselben für manche Art zerstören, anderseits durch Auffinden neuer Species neue „Lokal- formen“ liefern kann. Es handelt sich hier wohl um tere wird von verbreiteten Küstenarten, der erstere von einer eigen- tümlichen, offenbar sehr alten Fauna bewohnt. Seine Melanien unterscheiden sich von den littoralen unter anderm auch durch kleinere Zahl aber grösseres Volum der Jungen, verhalten sich somit ähnlich wie Caridina sarasinorum. Fe ; : 32 — 485 — individuenarme, unscheinbare oder an bestimmte Facies der Wohnörter gebundene Arten. Vertreter dieser zweiten Gruppe sind es auch, deren gelegentliches Vorkommen in Brack- oder gar in Meerwasser mit Sicherheit konstatiert worden ist. Die über das ganze Gebiet sich erstreckende Ver- breitung einiger mariner indo - pacifischer Dekapoden erklärt Ortmann durch das Vorhandensein pelagischer, den Strömungen preisgegebener Larven! Die in Frage stehenden Palæmon, Caridina und Sesarma verhalten sich in Bezug auf Menge und Klein- heit der Eier wie die marinen Formen; die Vermutung liegt nahe, dass die Älinlichkeit sich oh auf die Jungen und deren Lebensweise erstrecken dürfte, dass dieselben einen Bestandteil des Flussplanktons bilden, der dem Zug des Gewässers gegenüber wenig selbständig und darum einer häufigen oder gar regelmässigen Verschlep- pung ins Meer ausgesetzt ist; sind die Jungen eben so unempfindlich gegen den Wechsel des Wassers, wie es ihre Eltern zu sein scheinen, so steht einem Transport an entfernte Küsten mit Hilfe der Meeresströmungen nichts im Wege! Es liesse sich auch vermuten, dass für gewisse Altersstadien ein Aufenthalt im Meer geradezu obliga- torisch wäre, ähnlich wie unsre Lachse und Aale für einen grössern oder kleinern Teil ihres Lebens an die See gebunden sind; gegen diese Annahme spricht das Vorhandensein von Individuen sehr verschiedenen Al- ters in allen Teilen der Flüsse. Die Durchsicht der für die Palemon der zweiten Gruppe bisher gemeldeten Fundörter erweckt den Ein- druck, als ob ein Teil derselben mehr der westlichen, indischen Region, andre mehr dem Osten angehören; zu den erstern würden beispielsweise Palæmon carcinus — 489 — javanicus, scabriculus und sundaicus, zu den letztern Palæmon lar und latimanus zu zählen sein; die beiden Verbreitungsbezirke berühren sich au 2 Orten: erstens — seltsamer- aber nicht unerklärlicherweise, wenn man Transport durch Meeresströmungen annimmt — im ost- afrikanischen Gebiet, den Mascarenen und Seychellen; zweitens in einer über Flores und Celebes, vielleicht auch über die Philippinen sich erstreckenden Zone; das erklärt die grosse Anzahl der diese Inseln bewohnenden Palæmonspecies — Flores mit 10 und Celebes gar mit 18 bisher bekannten Arten übertreffen an Reichtum jede andre Gegend der indo-pacifischen Region. !) Sind die oben erwähnten Ansichten über Ausbrei- tung der fraglichen Tiere richtig, so dürften Eroberungen neuer Wohngebiete auch heute noch stattfinden, aber leider, der sehr lückenhaften Kenntnis der Faunen halber, kaum mit Sicherheit nachweisbar sein, Schliesslich noch die Bemerkung, dass mir für das (senus Atya die nämlichen Verbreitungsgesetze wie für die 3 oben besprochenen Gattungen gültig zu sein schei- nen; Arten wie Atya moluccensis z. B, brauchen ja die Forderung eines grössern Vaterlandes kaum mehr auf- zustellen. | Die Ansicht, dass diese Formen in salzigem Wasser vollkommen fehlen, beruht eventuell nur auf den Mängeln unseres Wissens — auch Caridina und Palæmon hielt man vor nicht allzu langer Zeit noch für ausschliess- liche Süsswasserbewohner. 1) Mit Ausnahme von Madagascar. Die prächtige Arbeit von Coutière über die Palæmon dieser Insel konnte ich leider nur flüch- tig durchsehen ; zur Zeit steht sie mir gar nicht zur Verfügung; wenn ich mich recht erinnere, zählt dieselbe 14 ächte Palæmon- Arten von der Insel auf. Wie ersichtlich, harıt im indo-pacifischen Gebiet auch für den Carcinologen noch manche Frage ihrer endgültigen Lösung! Eifriges und gewissenhaftes Zutragen von Deka- podenmaterial wäre für jeden in die Lage kommenden Forscher sehr zu empfehlen! Zum Schluss sei es mir gestattet, den Herren Sa- rasin für Überlassung des Materiales und Herrn Dr. Fritz Sarasin insbesondere für gütige Herstellung der Photo- graphien, welche als Grundlage für die Figuren der Potamon-Arten gedient haben, meinen verbindlichsten Dank abzustatten. Caridina ensifera n. sp. (Taf. VIII, Fig. 1). Posso-See, II, 95; 28 Exemplare. Die Art ist der Caridina gracilirostris de Man (Max Webers Crustacea, 1892, p. 399, Taf. 25, fig. 31) äusserst Ähnlich, entbehrt aber das für letztere Art charak- teristische Apicalzähnchen am Oberrand des Rostrums, auch stehen einige (1—3) der hintersten Oberrandzähne noch über dem Cephalothorax (hinter dem Augenaus- schnitt); bei unserm grössten Exemplar überrast das Rostrum die Scaphoceriten um seine Hälfte und ist etwa doppelt so lang als der Rest des Cephalothorax; verglichen mit der Abbildung von gracilirostris (l. ce. Fig. 31) scheint es aber noch beträchtlich schlanker (niedriger) und stärker nach oben gebogen; der seitliche Kiel fehlt, der Querschnitt zeigt elliptische Form. Zahnformel 44; 2 hinterste hinter Augenausschnitt; zahnlose Endpartie des Oberrandes etwa doppelt so gross als bezahnte basale. Bei jungen Exemplaren ist die Bedornung des Rostrums spärlicher und seine Länge verhältnismässig geringer; es überragt die Scaphoceriten nur um '/s oder gar erst um ‘/4. Von den 9—15 Zähnen des Oberrandes zeigen die vordersten meist etwas weitere Abstände; in einigen Fällen rückt das erste weit von den andern ab bis in oder über die Mitte des Rostrums und befindet sich dann über dem Ende des Stiels der obern Antennen, während es sonst gewöhnlich über der Mitte oder Basis von deren zweitem Gliede steht. Die Zahl der Unterrandzähne schwankt in ziemlich weiten Grenzen (14—26), ist aber gewöhnlich 20 ge- nähert; die den ganzen Unterrand einnehmende Reihe zeigt ziemlich gleichförmige Zwischenräume, die nur un- mittelbar vor der Spitze etwas weiter werden. Der Antennalstachel ist klein; der Stiel der obern Antennen reicht ungefähr soweit als der Endstachel des Scaphoceritenaussenrandes; sein basales Glied ist etwas kürzer (*/4—“/5) als die folgenden zusammengenommen; es überragt die Augen um seine Hälfte; das zweite Glied ist ungefähr °/ı—*/s des ersten und doppelt so lang als das dritte; der Stachel an der Aussenseite des Basalglieds begleitet dieses letztere auf ?/s seiner Länge; der neben der Basis des zweiten Gliedes befindliche ist sehr klein; Verdickung am Grunde des äussern End- fadens der innern Antennen schwach. Der Stiel der äussern Antennen reicht gerade so weit als das Basalglied der innern; er überragt noch ein wenig die Füsse des ersten Paares, wie auch das Ende des vorletzten Glieds der zweiten Gnathopoden, nicht aber dasjenige der zweiten Pereiopoden; letztes Glied der äussern Kieferfüsse etwas kürzer als das vor- letzte. Die Vorderfüsse scheinen schlanker zu sein als bei C. gracilirostris; so ist Carpus I ungefähr viermal so — 492 — lang als am Ende breit; die Schere ist ebenso lang oder etwas länger aber nicht viel breiter als der Carpus, die Palma wenig kürzer als der bewegliche Finger. ‚arpopodit IT noch schlanker; sein Durchmesser nur ungefähr !/; seiner Länge; Schere II wenig breiter und etwas kürzer als der Carpus; der bewegliche Finger deutlich länger als die Palma. | Propodit V ca. dreimal so lang als Dactylopodit letzterer mit ca, 50, Dactylopodit IV mit ca. 9 Zähn- chen (ausser der Endklaue). Bedornung des Telson ziemlich veränderlich, gewöhnlich nach folgendem Schema: Hinterende mit 6 neben einander stehenden Dörnchen, deren äusserste die stärksten und längsten sind; Ober- seite mit 5 Paaren subegaler, etwas kürzerer Stachel- chen, von welchen das hinterste immer, das zweite zu- weilen den Endaörnchen so genähert ist, dass es zu diesen gerechnet werden kann. (S. Tab. auf Seite 493.) Caridina sarasinorum n. sp. (Tai. VIII, Fig. 2). Posso-See, II, 95, 15 Exemplare, darunter ein eiertragendes Weibchen. Wie C. gracilirostris wird auch ©. Wyckii im Posso- See durch eine nahe verwandte Form vertreten, die sich wieder in erster Linie durch das Fehlen eines obern -Apicalzähnchens am Rostrum, im weitern durch geringere Grösse und wenig zahlreiche, aber dafür grosse Bier von genannter Art unterscheidet. Rostrum kürzer, meist nicht so lang als der Rest des Cephalothorax, ungefähr ebensoweit nach vorn rei- chend wie der Endstachel des Scaphoceritenaussenrandes und wie die Stiele der innern Antennen (zuweilen ein wenig weiter oder weniger weit, ausnahmsweise nur bis zum Ende des zweiten Gliedes der letztern), in der Basalhälfte mehr weniger stark nach unten, in der di- stalen nach oben gebogen und am Ende wieder gerade — 493 — Caridina ensifera. Länge des grössten Exemplars von Rostrumspitze bis Telsonende 33 mm. = a 3- = 2 So ei E .) | jänne des | Dasselbe üherragt | = = 55) Länge der unezahnten 1353 2 A = 3 ea. : 251582 = | postruns die Scaphoceriten == 3: distalen Partie des 125° ee = um Sa Oberrandes s5=|s = | — < | A A | Ê | 1 16,8 11,5 (05h) seine Hälfte es 3-2) | 11 7 3/7 seiner Länge = 3 4 1541 1115 7,8 mehr als 1/3 | = | 2 5/s des ganzen 4 |5+1} 111 7 3/7 = 3 4 13-4111 104 65 | mehrals 15 | 2| 3 |beinah %/s des ganzen no 6,9 1/3 2 3 jetwasüb.l/adesganzen 5 |3+1| 1 10 | 6 LE | 2 » TI » 38 6 mehr als i/3 — | 3 ‘hs des ganzen | 4 | 3 9,6 5,6 | 2 2/3 des ganzen 3 |3+1/ 951 5,9 1/3 = | 1 | wenig mehr als 12 | 9,5 6 2/3 = 2 2/3 des ganzen 98) 55. 1,5 ee Ale cran , | 2, 5, 9 5,5 1/3 = 2 nicht ganz 1/2 À las 832 55 1/3 = | | 8,7 5,4 1/3 = 23 1/2 des ganzen 8,5 D 1/3 = 2 nicht ganz 2/3 D 3 | 8,5: 5,3 1/3 = fast 23 | | 84 53 1/3 = 8 c. 1/2 | | 8 | 5 1/4 = à 1/5 | | | 7 4 1/4 = 2 c. 1/2 | — 494 — nach vorn, diese Biegungen aber zuweilen fast unmerk- lich; etwa die Hälfte oder der dritte Teil, selten nur ein Viertel des Oberrandes zahnlos, der basale Rest der Oberseite mit 12—19 Zähnen, wovon 3—7 hinter dem Augenausschnitt stehen; Zahnzahl des Unterrandes 8—14, in einem Falle 17. Die beiden ersten Glieder des obern Antennenstiels wenig an Länge verschieden, das dritte ungefähr halb so lang wie das zweite; der Basalstachel erreicht fast das Ende des ersten Gliedes, der Stachel am Grunde des zweiten Grliedes ist gross, kommt ungefähr einem Drittel von dessen Länge gleich; die Verdickung des äussern Endfadens ist so lang wie die beiden letzten Glieder des Stiels zusammen. Endglied des zweiten Gnathopoden kaum kürzer als das vorletzte, es überragt fast gänzlich den untern An- tennenstiel; dieser reicht so weit als das Ende des ersten Glieds des obern. Vorderfüsse gedrungener als die von C. ensifera, der Carpus I nicht ganz zweimal, derjenige des zweiten Paares etwa 5—6 mal so lang wie breit; Schere I ziemlich plump, etwas länger und breiter als der Carpus, die Finger kürzer als die Palma; Schere II schlanker, nicht viel breiter als der Carpus und nur ungefähr °/ı von dessen Länge, die Finger länger als Palma; Fuss I reicht etwa soweit als das vorletzte Glied des zweiten Gnathopoden, Fuss II ragt mit seinen Fingern oder der ganzen Schere über diesen Punkt hinaus; Propodus V ungefähr 3 mal so lang als der Dactylus, dieser mit 48, derjenige des vierten Paares mit 8, des dritten mit 7 Zähnchen (ausser der Endklaue). Teison wie bei der vorigen Art am Hinterende mit 3 Stacheln, deren äussere, kürzeste eigentlich dem an den Rand gerückten letzten obern Paar entsprechen; — 49 — die zweitäussersten Stacheln sind die längsten. Dörnchen der Oberseite meist in 4, seltener in 5 oder 3 Paaren. Länge des grössten Exemplars von Rostrumspitze bis Telsonende 15 mm. = = cn > 2 R = | 2| = Dasonetchen Länge Teisondörnehennaare = 122/823] hinter dem A des zahnlosen Teils = Ss2 se inter dem Augen es zanniGsen Tel Nintep- = u 2 ausschnitt des Oberrandes Oberseite E | 38 ende = | 20 „5% (4 Tüber. ||; er TO Q N a sf < 5 N | 6,8 | 3 => + etwas mehr als 1/3 | 5 zähligesrechts) | © + ji Vente 19 2 : ù . [6% / | 9 1 6,9 | TUE ( | nicht ganz 1/s | 4 3-1 | 18 | 1 6,4 | 3 75 | der 5. steht über dem Hinterrand | 1/3 4 3+1 E| 18 2 | ’ a 6) | 6 Sa 10 9) | 1 2 | D 3+1 ç 18 I = € 6 2.9 a 4 1/3 | D) 5-1 || | 12 ; | | 6 245 der 5. über dem Hinterrand | 1/2 (es sind | 4 9 +1 || | noch 4-5 kaum meık= | | liche haartragerde Ker- ir | | ben vorhanden.) 5,8 | 2,8 = der 5. über dem Hinterrand 1/3 4 3 +1 ar 14 | ” ; | 9,7 | 2,6 n + 13 | 4 2-11 à = 15 | : | 9,9 | 28 | = 4 etwas mehr als !/s 4 3+1 De E 12 „ 16 = nr à 8,2 1 2,D = 5 1/2 4 +1 ne “ / 15 4 5,2 | 2,4 = 4 etwas mehr als 1/3 4 >+1 s 17 | i D LÉ 4 | 1 > 3-1 16 | - > 7 EL - 1 1 2] 2 = 10 2 in & on > 16 5 a 4 1/3 | 4 341 Die c. 50 Eier des einzigen eiertragenden © sind oval, 0,6 mm lang und 0.4 dick. — 496 — Caridina aculirostris n. sp. (Taf, VIII, Fig 3). Gegend im Süden des Posso-See’s, ca. 600 m. über Meer, 1 © ohne Eier. Vielleicht nur eine Lokalform der ©. sarasinorum. Grösser (Länge ca. 21 mm.) mit kürzerem Schna- bel, dessen Zähne weniger lang und zahlreich sind als bei der den See bewohnenden Form. Rostrum wenig über '/s des ganzen Cephalothorax, kaum weiter reichend als das zweite Glied der obern Antennenstiele, ziemlich niedrig, proximal nach unten, distal aufwärts gerichtet, ohne Apicalzähnchen; End- hälfte des Oberrandes zahnlos; Zahnformel = die 3 ersten obern hinter dem Augeneinschnitt. Dornen des Unterrandes bei dieser und den vorher- gehenden Arten dünn, gerade, schief nach unten und vorn gerichtet, an der Basis durch eine recht sichtbare Linie von der Schnabellamelle abgegrenzt und von einander durch beträchtliche Zwischenräume getrennt; bei ©. Wyckiü, Hickson sind die Zähne an der Basis so breit, dass sie sich berühren, nicht deutlich (nur vorn auf kurze Strecke) von der Lamina des Rostrums abgegrenzt, die scharfe Spitze stark nach vorn gebogen. (Fig. 4, Stücke des Unterrands des Rostrums von Ca- ridina sarasinorum (a), acutirostris (b), Wyckü (c), en- sifera (d). Der Stiel der obern Antennen reicht so weit nach vorn als der Endstachel des Scaphoceritenaussenrandes, derjenige der untern etwas weiter als das Basalglied des obern, welch letzteres ungefähr so langist als der Stachel an seiner Basis; der Dorn neben dem zweiten Glied überragt nur wenig dessen erstes Drittel. Der nach vorn gerichtete Gnathopod II erreicht das Ende der Antennenschuppen, der erste Fuss das- jenige des Basalglieds der obern Antennen, der zweite page Fuss ragt mit seiner Schere über diesen Punkt hinaus und endet unterhalb der Spitze des Scaphoceritendorns. (srösste Breite von Carpus I kleiner als die Hälfte seiner Länge, letztere geringer als die der Schere, Finger (ohne Haarbüschel) etwas länger als Palma; Carpus IE 6—7 mal so lang als breit, etwas länger als die Scheere, Palma ?/s der Finger; Dactylus III und IV ungefähr !/s, D. V. !/s des Propodus, mit 6 bezw. 54 Dornen, Telson ähnlich wie bei C. sarasinorum und Wyckii bestachelt. Länge des Cephalothorax 8 mm.; Rostrum 2,8; Stiel der obern Antennen 1,3 + 0,9 + 0,5. Fuss L: Isch. + Mer. c. 1,5; Carpus 1 lang, 0,4 breit; Schere 1,3 (mit Haarbüschel 1,5) lang, 0,6 breit; Palma 0,6; bewegliche Finger 0,7. Fuss II: Isch. + Mer. 2,7; Carp. 2 lang, 0,3 breit; Schere 1,5 (mit Haarbüschel 2) lang, 0,5 breit; Palma 0,6, bewegliche Finger 0,9. Euss III:09 4 29 + 1,5 + 2,5 - 05; Dornen 6 4 1 Endklaue. Fuss IV: 06 + 2,6 + 1,3 + 2,5 + 0,55; Dornen 6 + 1. Fuss V: 0,7 + 22 + 1,8 + 2,8 + 0,9; Dornen FAP EE à | Stachelpaare des Telson: 4 oben, 4 + 1 am Ende. Caridina wyckii, Hickson. Fluss bei Paioppo, Luwu, ein © ohne Eier, Länge (Rostrumspitze bis Telsonende) 30 mm.; Rostrum mit _ Zähnen, der dritte obere über dem Hinterrand des Augeneinschnitts; Prop. III und IV ca. 9 mal, Prop. V 5,3 mal so lang als Dactylus, letz- terer mit 5, bezw. 6 und 51 Zähnen am Unterrand (Endklaue nicht mitgerechnet). D} - — 498 — Caridina wyckii gracilipes, de Man. (Taf. VIII, Fig. 5). Makassar, VI, 95, ausgewachsene Exemplare, 2 ©, 6 2 wovon 5 eiertragend. Tümpel bei Makassar, VII, 95, 50. Junge. | Länge der Erwachsenen 24—29 mm., der Jungen 10—15 mm. 3 alte und 48 junge Individuen besitzen ein ein- ziges Apicalzähnchen am Oberrand des Rostrums, 5 alte und 2 junge deren 2; obere Zähne finde ich 12—20, untere 7—16, in der Regel 9—12; meist ungefähr die Hälfte, seltener nur !/s des Oberrandes zahnlos; bei den ausgewachsenen Exemplaren ist das Rostrum meist ein wenig kürzer, bei den Jungen oft länger als die Scaphoceriten, ragt aber nur selten über den Haarsaum der letztern hinaus; hinter dem Augenausschnitt stehen 1, seltener 2 Zähnchen; diejenigen des Unterrandes sind sehr scharf und so stark nach vorn gebogen, dass ihre Spitzen beinahe der Längsachse des Körpers parallel gerichtet sind. Nur selten — z. B. beim grössten Exemplar — ist der Carpus I mehr als doppelt, gewöhnlich nur 2 oder gar nur 11/2 mal so lang wie seine grösste Breite und oft mit der Figur, welche de Man von Caridina longirostris giebt (Max Webers Crust. Taf. XXIV, Fig 29 1) vollkommen übreinstimmend; übrigens ist bei der Beobachtung Vorsicht am Platze, da die geringste Drehung den Carpus viel schmaler scheinen lässt; Finger der ersten Schere (ohne Haarbüschel am Ende) unge- fähr gleich lang, der der zweiten etwas länger als die Palma; Carpus II bei zwei Exemplaren 5,7 mal so lang wie breit; beim längsten Individuum sind die Propoditen III, IV und V 6,5 bezw. 6 und 4,6 mal so lang wie die Dactyli, die Zahnzahlen der letztern (ohne Endklaue) 5 bezw. 6 u. 5l; bei den übrigen schwankt das Ver- er) —_ hältnis von Dactylus zu Propodus zwischen 1/6 —1/, für Fuss III und IV, !Aa—'/s für Fuss V; die kleinsten beobachteten Dornenzahlen sind 27 (V) und 4 (IV und 111) bei einem der kleinsten Exemplare; Telsondornen wie bei Ü. sarasinorum, zuweilen etwas zahlreicher und auf der Oberseite nicht mehr regelmässig in Paare seordnet; Eier klein und zahlreich. Caridina weberi de Man, Var. celebensis. Tabela Bach, System des Kalaena, Luwu, © ohne Bier. Vorliegende Form wurde von de Man (Max Webers Jrust. p. 374) als Varietät unterschieden und charakte- risiert, aber nicht benannt. Länge 23 mm; Rostrum 1,8; Cephaloth., Schnabel inbegriffen, 7,4. Rostrum so lang als das Basalglied des obern Antennenstiels und wenig länger als die Augen, gerade, nur die äusserste Spitze etwas aufgebogen; die 4 Zähne des Unterrandes sehr klein, die 11 etwas grössern obern alle vor dem Hinter- rand des Augenausschnittes stehend, sehr dicht ge- drängt; obere Antennenstiele kurz und plump; 1. Glied Dôme und 0,8 dick; 2 Glied 0,73. Glied 0,6 mm lang. Stachel am Grunde des ersten Gliedes auf ?/s, derjenige neben der Basis des zweiten bis zur Mitte - reichend; Antennenschuppen ebenfalls kurz, bis zum Endstachel des Aussenrandes ca. 2, ganz fast 3 mm lang; untere Antennenstiele etwa halb so weit wie die Scapho- cerilen und etwas weiter als das Basalglied der obern Antennenstiele reichend; zweite Gnathopoden überragen noch ein wenig die Scaphoceriten. Propod. III 2,1, Dactylus 0,3 mm lang mit 5 Dornen (ausser der Klaue). Propod. V 2,8, Dactylus 0,55 mit ca. 40 Zähnen. Oberseite des T'elson mit 6 Paaren kurzer Stachelchen, deren letztes unmittelbar über dem Hinterrande steht; letzterer mit 9 langen gefiederten Stachelborsten. — 500 — Atya brevirostris de Man (Taf. IX, Fig. 6). Tomohon III, 94; 6 eiertragende Weibchen. Die Beschreibung, die de Man für Exemplare von Flores und Timor giebt, passt recht gut auch für unsre, nur ist bei diesen gerade die Form und Bezahnung des Rostrums einigen kleinen Schwankungen unterworfen: Die Furchen der Oberseite und infolgedessen auch die Seitenkiele sind nicht immer gleich deutlich ausgeprägt, das Rostrum zuweilen etwas weniger breit; namentlich aber wechselt die Zahnzahl des Unterrandes; es fanden sich zweimal ein einziger, dreimal zwei und einmal sechs Zähnchen am untern Schnabelkiel; letzterer Befund lässt den Unterschied von Atya serrata Sp. B. noch geringer erscheinen. Den von de Man angegebenen Differenzen von A. moluccensis wäre noch beizufügen, dass die 3 hintersten Pereiopoden auf der Aussenseite, abgesehen von der Haarleiste, fast völlig glatt erscheinen und nur innen und zum Teil unten bedörnelt sind; die Stacheln der Meren scheinen gewöhnlich weniger zahlreich zu sein: je 1 deutlicher an Merus III und IV und 1 rudimen- tärer an Merus V; letzterer kann auch fehlen, oder es folgt ihm weiter hinten ein zweiter, ebenso kleiner; in . 2 Fällen findet sich am linken Merus IV eine Reihe von 3 Stacheln (Ersatzfuss?). Carpus III—V immer mit. 1 Dorn. Telson oben mit 5—6 Paaren kurzer Stachelchen, am Endrand mit feinen Zäckchen und einem Kächer von ca. 11 gefiederten Borsten darunter. Länge 37—45 mm; Cephalothorax eines der grössern Individuen 13 mm; Rostrum 2 mm; grösste Dimension der Schere I ca, 5 (ohne Haarbüschel 2,5 mm), kleinste ca. 1,3; Propoditen der 3 hintersten Fusspaare ar und 4,5 mm. Dactylopoditen 1 mm; letztere mit 4, bezw. 20 Dornen ausser der Endklaue; Endfaden der äussern Antennen 39 mm. 3 als Atya pilipes Newp. bestimmte Exemplare von Ponape (Karolinen) stehen der celebensischen Form äusserst nahe, sind aber kleiner; das kurze Rostrum ist dem von A. brevirostris sehr ähnlich, nur etwas schmaler, der obere Kiel niedriger und der untere nicht oder nur undeutlich gezähnelt; die hintern Pereiopoden sind stärker, namentlich auch auf der Aussenseite bedornt;. Merus IV und V mit 2 hintereinander liegenden Stacheln, Merus III ohne einen solchen oder nur mit einem rudi- mentären Dorn. Länge eines eiertragenden Weibchens 21,5 mm. _Palaemon spinipes n. sp. (Taf. IX, Fig 7). Kema, Minahassa, ein sehr grosses d. Von verschiedener Seite werden Formen des P. carcinus gemeldet, deren Rostren nicht oder kaum länger‘ sind als die Scaphoceriten; möglicherweise ist das im folgenden zu besprechende grosse Exemplar ebenfalls zu den Varietäten der genannten Art zu zählen; doch ergiebt der Vergleich mit einem ebenso grossen g des. P. carcinus von Sumatra einige vielleicht konstante Unter- schiede. | Dimensionen des Exemplars von Celebes Sumatra Länge zwischen Ro- strumspitze und Tel- sonende 255 mm 270 mm Rostrum 54 66,9 II.Fusspaar, Ischiop. 44 46 Merop. 87 71,9 Carp. 110 91 Palma 110 92 Finger 72 74 1. Fusspaar, Merus 31 39 Carpus #1 4 Palma 9,1 10 Finger 8.2 9,8 III. Fusspaar, Merus 42. (Durchm.5,7) 40 (Durchm. 4,5) Carpus 15,4 17 Prop. 39,1. 9858 Dci 11,3 IV.Fusspaar, Merus 44 (Durchm.5,7) 45 (Durchm. 4,4) Carpus … 19 18,5 Prop. 40 40 Dacıyı 6 17 V.Fusspaar, Merus 45,5 (Durchm.5,1) 44,3 (Durchm. 4,4) Carpus 24 22 Prop. 47 43,5 Dactyl. 2 19 122 Der ganze Körper, auch die basalen Partien der Pereiopoden, dicht mit sehr kleinen kurzen Börstchen oder Stachelchen bedeckt (wo dieselben abgerieben dicht und fein punktiert), während bei dem Exemplar von P. carcinus grössere Dörnchen spärlich über die vordre Hälfte des Cephalothorax ausgestreut sind. Rostrum cenau so lang als die Scaphoceriten; seine Hinterhälfte mit dem nämlichen stark convexen Kiel, der P. carcinus auszeichnet; dagegen ist die distale Hälfte gerade vor- . gestreckt, keineswegs aufgebogen; Zahnformel 12; von den obern stehen die 3 hintersten über dem Cephalo- thorax, die zwei vordersten sind der Spitze genähert, die übrigen in ihren Abständen ziemlich unregelmässig, an 2 Stellen etwas stärker zusammengedrängt; die kleinen Unterrandzähne stehen, die apicalen ausgenommen, im dichter, wenig unregelmässiger Reihe. Fuss I ist etwas kürzer als bei P. carcinus, nur !/s des Carpus überragt die Scaphoceriten; Fuss des IL. Paares dagegen beträchtlich länger, auf den ersten Blick denjenigen von P. carcinus sehr ähnlich, lang, schlank, — 905 — mit rundem Querschnitt; Merus und Carpus leicht keulenförmig, Palma vollkommen cylindrisch; der be- wegliche Finger ebenfalls mit dichtem Filz bedeckt; da- gegen sind die Finger kürzer, stärker gebogen nnd die Bedornung eine andere: Bei P. carcinus sind sämtliche Glieder mit einfachen, scharfen Dornen mit heller (blauer) Basis und schwarzer Spitze bedeckt; auf der Aussen- seite stehen dieselben etwas dichter, auf der innern sind sie spärlicher aber dafür beträchtlich grösser; bei der neuen Form finden sich auf der Ober- und Unterseite von Merus und Carpus grössere, meist je in eine un- regelmässige Reihe geordnete Dornen von eigentümlicher Form: der kurzen blauen Basis sitzt ein langes, zucker- hutförmiges, stumpfspitziges, helles, hornartig durch- scheinendes Gebilde auf; die Stacheln der Innen- und mehr noch die der Aussenseite sind viel kleiner, wesentlich kleiner als die entsprechenden von P. car- cinus, aber dichter stehend, besonders an der Palma, dagegen sind sie an der Aussenseite des Merus fast verschwunden; beweglicher Finger sehr rauh, feilen- artig. Hintere Pereiopoden beträchtlich plumper als die von P. carcinus und viel dichter und stärker bedornt. Telsonende abgenutzt. Dem oben beschriebenen Exemplar äusserst ähnlich sind 3 etwas kleinere Männchen eines Palaemon von Mandalay und Bhamo (Hinterindien) (Taf. IX, Fig. 8); sollten wirklich konstante Lokalrassen und nicht bloss Altersformen einer und derselben Art vorliegen, so möchte ich die Bezeichnung Palaemon spinipes Var. birmanicus vorschlagen; die Füsse des zweiten Paares zeigen auffallend ähnliche Bedornung, dagegen ist der Carpus im Verhältnis zur Schere kürzer. 33 — 904 — Dimensionen Distanz zwischen Rostrumspitze und Telsonende 168 154 190 Rostrum 36 36 37 IT. Fusspaar, Ischium 28 31 34 Merus 42 40 48 Carpus 47 48 57 Palma Do 56 63 Finger 32 36 42 Rostrum so lang oder etwas kürzer als die Scapho- ceriten, über den Augen convex, distal leicht (viel schwächer als bei P. carcinus) aufgebogen; bei 2 Exemplaren folgt auf 2 der Spitze genäherte Oberrandzähne ein längerer Zwischenraum, der beim 3. in der Mitte durch einen Zahn unterbrochen wird; die 3 hintersten Oberrandzähne stehen vollständig oder bei einem Exemplar der 3. nur 12 12 ag Die Hälfte oder etwas mehr vom Carpus I über- teilweise über dem Cephalothorax; Zahnformeln: 13 ragt die Antennenschuppen; Finger I kürzer als Palma; Füsse II, abgesehen von den Längenverhältnissen, wie. bei dem Exemplar von Kema gebaut; ähnlich verhalten sich auch die folgenden Pereiopoden, nur sind sie der geringern Grösse entsprechend schwächer bedornt. Körper- oberfläche ebenfalls mit dichtem Besatz feinster kurzer Börstchen oder Stachelchen, die sich leicht abreiben lassen. Bei einem Exemplar sind die Apicaldörnchen des Telson auf einer Seite noch vorhanden; beide, auch das innere, sind kürzer als die ziemlich lange Telson- spitze. Palaemon carcinus Fabr. Kema, Minahassa, 2 ©. Distanz zwischen Rostrumspitze und Telsonende 144 ? über 175 Rostrum 41 ? Spitze abgebrochen | ot © Qt | II. Fuss, Ischiop. 18 20 Merop. al! Carp. 23 26,5 Palma 15 22 Finger 14 18,5 Zahnformel des kleinern Exemplars —, obere Zähne in der proximalen Hälfte gedrängt, in der distalen weit auseinander stehend, der 3. über dem Hinterrand des Augenausschnittes. Fuss II mit kreisförmigem Quer- schnitt, als Ganzes leicht keulenförmig, da die Palma das dickste Glied ist (Durchmesser 3,3 mm) — beträchtlich grössere Exemplare von Ceylon und Sumatra verhalten sich in dieser Hinsicht ganz ähnlich; bei dem früher erwähnten ganz alten Männchen dagegen scheinen die Füsse des zweiten Paares cylindrisch, da die Enden von Merus und Carpus der Palma an Stärke wenig oder nichts nachgeben und sämtliche Glieder sehr in die Länge gezogen sind — Carpus bis über die Mitte sehr dünn, 1,5—2 mm, am Ende rasch zur Dicke der Palma erweitert; Merus wenig keulenförmig, ca. 2,5 mm dick; Finger gegen die Basis mit 2 kleinen Zähnen; Pelz des beweglichen Fingers erst im entstehen; Dörnchen des zweiten Fusses sehr fein und scharf, vorwärts gerichtet; die folgenden Pereiopoden und der Körper ohne merk- liche Bestachelung; Telsonspitze die beiden Seitendörnchen stark überragend. Palaemon lar, Fabr. Süsswasser der Umgebung von Manado, IV, 95; 2 Männchen, 1 eiertragendes Weibchen. Fluss bei Kema, Juli, 1 Männchen. Nordseite des Gunung Matinang, auf 250 m Höhe /Ill, 94; 1 Weibchen. Lolakfluss, 10, XII; 1 Männchen und 2 eiertragende Weibchen. 006 Bäche der Gegend von Enrekang, VIII, 95; 2 Männchen. Uangkahulu-Fluss, unter 200 m, ein junges Männchen. Zwischen Borau und Manangalu, Luwu, 28 I—1 II, 95; 1 junges Männchen. a I _ | Länge zwischen Ro- | strumspitze und Telsonende. 115 129° 3932 108° 1122.9277.98 97 76 Rostrum 149,5] 20. | 20 | 47 | 2315 AT sa A 8 8 7 8 9 8 8 SS Zahnformel | — hr | > 9 3 3 2 4 3 2 DT BA (L) (R) |(R) (U) (R) | () | D) | (R) | (R) | I Fusspaar, Ischiop. | 21 | 19 | 14 |14 14, 16 | 11,81 12 94! 85 Meropod. | 49 | 32 | 29 |99 99| 95 | 17,5] 52 14 | 11 Carpop. | 38 | 28 | 20 |19 19) 28 | 16,5 14,3] 13 | 10» Palma | 66 | 44 | 27 3028| 29 7 227 3165. 122 2305 Finger | 35 | 24 | 18 |93 20 | 20 | 14 | 12,5) 115| 85 Das Rostrum zeigt bei unsern Exemplaren wenig Verschiedenheiten; es ist ungefähr so lang wie die Scapho- ceriten, zuweilen etwas länger oder kürzer, ziemlich schlank, erst ein wenig abwärts, die distale Hälfte wieder mehr oder weniger deutlich nach oben gebogen; von den Zähnen des Oberrandes stehen die 2 hintersten voll- ständig über dem Cephalothorax, oder der zweite über dessen Vorrderrand; die zwei vordersten sind gewöhn- lich als Apicalzähnchen der Spitze genähert und von den übrigen etwas weiter entfernt. Carpus I überragt die Scaphoceriten mit seinem letzten Viertel, zuweilen nur mit einem Fünftel oder aber mit der ganzen distalen Hälfte. — 507 — Die Füsse des II. Paares zeigen recht beträchtliche Schwankungen, im Verhältnis zur Körperlänge sowohl als in der Stärke der Bezahnung der Fingerschneiden ; offenbar gehen die Tiere mit diesen Anhängseln recht leichtfertig um. Bei dem in obiger Tabelle in erster Reihe erwähnten S von Manado, das die am vollkommensten entwickelten Scherenfüsse aufweist, sind dieselben beinah doppelt so lang als der Körper, der rechte ein klein wenig kürzer als der linke; die stark verlängerte Palma ist überall gleich breit, ganz leicht platt gedrückt; die Finger stark gebogen und die Zähne der Fingerschneiden teilweise enorm entwickelt, so namentlich einer in der Mitte des beweglichen und ein andrer im ersten Drittel des festen Fingers; näher der Basis des letztern befindet sich noch ein zweiter, etwas kleinerer und in der proximalen Hälfte des beweglichen Fingers einige ganz rudimentäre in 2 Gruppen verteilte Zähnchen; sämtliche Glieder des II. Fusspaares mit Ausnahme des festen Fingers und der Innen-, Ober- und Unterseite des beweglichen, aber mit Einschluss der Aussenseite des letztern dicht mit kurzen, spitzen Schuppendörnchen bedeckt, welche die Oberfläche matt erscheinen lassen; auf der Innen- und Unterseite der Glieder sind dieselben kleiner, aber untermischt mit derbern, mehr abstehenden Stacheln, die an Palma und Carpus kurz, am Merus ziemlich lang aber weniger zahl- reich sind; Finger mit Ausschluss der Aussenseite des beweglichen sehr leicht mit kurzen Stachelchen bestreut, deren grösste eine Reihe längs der distalen Hälfte der Schneide des festen Fingers bilden, glänzend, dunkel violettbraun, der ganze übrige Scherenfuss dunkelbraun. Hintere Pereiopoden fein bedornt, Körper glatt. Bei jüngern Exemplaren ist die Palma nicht so stark verlängert, die Finger weniger gekrümmt, die Zähne der Schneiden kleiner, der Fuss heller und auf der Ober- seite gelb marmoriert oder gefleckt; bei den kleinsten Weibchen ist die dunkle Pigmentierung noch sehr schwach, die Fleckung deshalb undeutlich; bei derartigen Tieren sind die hintern Pereiopoden noch glatt; beim einen Männchen von Enrekang (Körperlänge 112 mm) sind die Schneidentuberkel des verhältnismässig kurzen Fusses sehr klein — vermutlich handelt es sich hier um einen frisch gebildeten Ersatzfuss, der nach weitern Häutungen die normale Form, bei etwas geringerer Länge, ange- nommen haben würde. Telson in ein scharfes, glashelles, leicht abbrechendes Spitzchen endend, das von den innern Stacheln beträcht- lich überragt wird. Den Exemplaren von Uangkahulu-Thal und Borau- Manangalu fehlen die Füsse des 2. Paares, die Diagnose ist deshalb nicht ganz sicher; bei beiden sind gesonderte Apicalzähnchen am Rostrumoberrand nicht vorhanden; Zahnformel —- bezw. —, im letztern Fall ist das Ro- 4 2 strum höher als sonst gewöhnlich. Palaemon dispar v. Mart. Lolakfluss, 10, Dezember 93; 2 Männchen. Süsswasser der Umgebung von Manado, IV, 95. ein Weibchen. Bäche von Enrekang, S. W. Central-Celebes, VILI, 95; 3 Männchen, 1 eiertragendes Weibchen (alle ohne Füsse II). & g Q Körperlänge . . . . 65,5 57,4 55 Kosten yo. se 13,2 12,2 10,8 10+1 9+1 9+2 Zahnformel ie Sa dee 3 3 4 (R) (R) (L) Huss TT Tschlop; «+, 7,8 7,9 7,4 Meropp. 7 7 LS ob (R) (R) (L) Fuss II, Carpop. 10,4 11 33 Palma . 8 8,1 6,8 Finger . 5) 5,4 D Rostrum so lang wie die Antennenschuppen, mit etwas aufsteigendem schlankem Ende, mit 1—2 der Spitze senäherten Apicaldörnchen am Oberrand; die 3 hintersten Zähne des letztern stehen über dem Cephalothorax; die schlanken Füsse des zweiten Paares lang aber wenig dicht behaart, zwischen den Haaren glatt oder mit feinen Schuppendörnchen, welche am (Carpus und Ende des Merus am stärksten entwickelt sind, bei den beiden kleinern Exemplaren mit einer Reihe grösserer Dörnchen längs der Innenseite der Palma; Fuss II hell mit 2 mehr oder weniger deutlichen dunklen Ringen über die Finger; letztere vollständig schliessend; die Schneiden in der distalen Hälfte glatt, in der proximalen mit 5--6 kleinen, stumpfen Zähnchen am festen, 7—8 am beweg- lichen Finger. Telsonspitzchen von den schlanken innern Dörnchen weit überragt. Palaemon horstii, de Man. Bäche der Umgebung von Enrekang, VIII, 95, zwei Männchen. mm mm Köorperlangesz rn 2, 97,5 63,9 LOST ER ae: CE MT 10 Zahnformel 5 a 9 > .&) (D) PÉPEUSS A Ischumyer 72 7,8 8 Merus, Länge . 14,5 10,5 D. a. der Basis 2e) 2 gegen d. Ende 31 5) Carpus, Länge . 16 11 D. a. der Basis 2 2 2 gegen d, Finde 3,8 B) — 519 — (R) (D) Il. Fuss, Palma, Länge . 16,3 ir Breite . 4,3 3,3 Höhe. . 3 2,2 Eingser one 12,8 8,9 II. Fuss, Merus, Länge . 7,3 9,5 Breite . al 2 Das Rostrum ist ziemlich schlank, kaum so lang als die Antennenstiele, über den Augen leicht gewölbt, am Ende mehr weniger aufsebogen; der 5. obere Zahn steht über dem Hinterrand des Augenausschnittes; die 2—3 ersten sitzen unmittelbar dem Cephalothorax auf, da der obere Kiel des Rostrums sich nicht oder nur undeutlich nach hinten fortsetzt. Der Carpus I überragt die Antennenschuppen mit seinem distalen Drittel oder Hälfte und ist fast doppelt so lang als die auffallend plumpe Schere; Füsse des IT. Paares bedornt, aussen mit dicht stehenden kurzen Schuppendörnchen, innen mit abstehenden Stachelchen, die namentlich an der Innenseite von Carpus und Palma sehr lang sind (dünn, stumpfspitzig, griffelförmig), aber in geringer Anzahl, mit weiten glatten Zwischenräumen; basaler Teil des beweglichen Fingers mit 5, des festen mit ca. 10 kleinen Zähnchen, der distale Rest, ca. ?/s der Fingerlänge, mit scharfer Schneide; der dem 57 mm langen Individuum zugerechnete Fuss IT lag abgelöst im Sammelglase; da nur 2 Stücke der Art vorhanden und das grössere auf der rechten Seite ein im Entstehen begriffenes Ersatzfüsschen besitzt, ist ein Irrtum kaum wahrscheinlich; der betreffende Fuss ist dadurch ausge- zeichnet, dass das letzte Zähnchen des festen Fingers die übrigen recht merklich an Grösse übertrifft; hintere Pereiopoden plump, bedornt und behaärt; Telsonspitzchen abgestumpft, kürzer als die innern Dörnchen. — 911 — Palaemon lampropus, de Man. Flachland von Luwu, zwischen Borau und Manan- galu, 28, I — 1, II, 95, ein eiertragendes Weibchen und ein Männchen; letzterm fehlen die Füsse des II. Paares; seine linke Kiemenhöhle ist stark aufgetrieben und be- herbergt eine Palaegyge fluviatilis, M, Web, = © Körperlänge . . . 65 56 ROSE PRET 10 9 14 15 Zahntormelen 2: Re 3 + IT. Fusspaar, Ischiop. D, Merus . 5 Carpus. 9 Palma . 6.9 Finger. 6,9 Rostrum ein wenig länger als obere Antennenstiele, ziemlich hoch ; auffallend durch den fast vollkommen geraden Oberrand; Zähne des letztern dicht gedrängt, der hinterste von den übrigen etwas isoliert, die 3 (S) oder 4 (9) ersten über dem Cephalothorax; die Zähne des Unter- randes eher grösser als die obern; Pereiopoden glatt und glänzend, diejenigen des IT. Paares mit kleinern Stachelchen, die aber die Aussenseite frei lassen; Finger schliessend, jeder an der Basis mit 3 kleinen Zähnchen, distal mit glatter Schneide, die am festen Finger etwas länger ist als am beweglichen; das scharfe Spitzchen des Telson wird von dem innern Dörnchen weit über- rast, | Palaemon bariensis, de Man. Fluss bei Kema, Juli, ein Männchen. Körperlänge ca. 50 mm, Rostrum 7 mm, ein wenig kürzer als obere Antennenstiele, ziemlich breit, dem von P. lampropus ähnlich, mit geradem, leicht abwärts ge- 1 12 . 5 neigtem Oberrand; Zahnformel —-, die obern klein und — 512 — gedrängt stehend, der 5. über dem Hinterrand des Augen- ausschnitts, der hinterste nicht von den übrigen abge- sondert; vordere untere Partie des Cephalothorax fein bestachelt; fast das ganze Endglied der zweiten Gnatho- poden ragt über die untern Antennenstiele hinaus; Füsse des ersten Paares schlank, der Carpus ist fast doppelt so lang als die Schere, seine distale Hälfte überragt die Antennenschuppen. Il. Fuss (R): Ischium 5 mm; Merus 5,5 In imm an der Basis und 1,7 gegen das Ende dick; Carpus 4,8 mm lang, Durchmesser der Basis 1, des Endes 1,8 mm; Palma 4,8 lang, 2,1 mm breit, 1,8 mm hoch; Finger 6 mm lang, vollkommen schliessend, an der Basis mit einigen Spuren von Zähnchen; Fuss II lang aber dünn behaart; hintere Pereiopoden schlank; Spitzchen des Telson ein wenig abgestumpft, die innern Dörnchen weit darüber hinaus ragend, lang und schlank. Die Originalbeschreibung die de Man, nach Exem- plaren von Flores entworfen, passt recht gut auch für das unsre, nur ist dieses beträchtlich grösser; leider fehlt demselben der linke Fuss des IT, Paares. Palaemon latimanus, v. Martens. Tomohon, III, 94, ein Männchen und 2 eiertragende Weibchen. Bonefluss, 11. Januar, ein Männchen. Mapanefluss,. 24, II, 95, 2 Männchen, 2 Weibchen. Buol VIII, 94, ein Weibchen. (S. nebenst. Tabelle.) Das Rostrum ist ungefähr so lang als die obern Antennenstiele, meist ein klein wenig kürzer, seltener etwas länger, ziemlich hoch (= breit!), über den Augen leicht convex; Grösse und Abstand der Zähne des Ober- randes nach der Spitze hin kleiner werdend; zwei hinterste über dem Cephalothorax oder fast ebenso häufig der zweite über dessen Rand. Nes = nee ———— = 2 = > = S| = Ze az, 8, & = a '® SE SE © oO &S|O = = cs Serre mm |“ Fr © =. Æ | © | = = [==] cs > = = = IPKospernoel.: 2h20 010092 1.702.172: | 45 i Länge des Rostrums . . | 14 | 10 9,4 | grösste Höhe desselben . | 44) 38 etwas über > 86 Rostrum 59 50 verstümmelt | 7,0 6 0 ae Ar 8 + 9 9 | Zahntermely .. . 2. ©... Mél De el re |] ee 3 2 3 3 1 2 4 | (L) (R&D, (D) R&L)| (R) (LER) ENF russ, Bsch. 70°... 1 11,5,78,5|008 5 8,9 5 5,8 Mer, Tanz. 17. .112010,8.58), 10 63 6,8 Diam. 2.70. Bass... 3 2 2,8 gegen das iimder. 01 D 3 3,8 Carpe Bänse lt. 11 | 07 all, an © 5 4,9 Diam, a. d. Basis ele MS EN 2 gegen das Binder... 064: 9,00 4 3,9 Palma, Länge . | 21 | 13 | 12 GAMES eut Breite +175 075 5,4 4,2 2,3 HOhe 1:06,31, 4 4,3 3,1 2 Hinoeras 2.26.1935. 12.217412 622 ale 6.51, 2.7.2 Der Carpus des I. Fusses reicht so weit nach vorn als die Scaphoceriten, oder überragt dieselben mit seinem distalen Viertel oder Drittel, ?/s—°/s seiner Länge ent- sprechen derjenigen der Schere. Die Füsse des zweiten Paares scheinen bei unsern Exemplaren etwas schlanker (weniger breit) und auch schwächer komprimiert zu sein als bei den von de Man (Max Webers Crustac.) beschriebenen; die Längenver- hältnisse der Palma zu Carpus und Fingern sind ähn- lich denjenigen eines l. c. erwähnten Weibchens von Mbawa auf Flores; die Rauhigkeiten des Il. Fusses sind — 514 — bei den kleinern Stücken noch recht unscheinbar, deut- lich vorhanden dagegen zerstreute, längere Haare, die auf den Fingern zahlreicher werden; beim grössten Männchen findet sich ein dichter Belag kurzer, scharfer, nach vorn gebogener Stachelchen, die auf den Fingern, besonders am beweglichen, zu kleinen, fast anliegenden Stachelbôrstchen verlängert und mit Büscheln kurzer, abstehender Haare untermengt sind; an der Innenseite von Carpus, Palma und Basis des festen Fingers werden die Schuppendörnchen ersetzt durch viel spärlichere aber grössere, tuberkelförmige Stachelchen, zwischen welchen zahlreiche Büschelchen feiner, weicher Haare einen im trockenen Zustand papierartigen Überzug bilden, der also der Aussenseite der genannten Glieder fehlt; Innenseite von Ischium, Merus und Basis des Carpus, sowie distale Partie des beweglichen Fingers schwärzlich. Finger aller Exemplare plump, vollkommen schlies- send; am festen ungefähr in der Mitte, am beweglichen auf ?/3 oder °/; der Länge mit grösserem Zähnchen un- mittelbar neben (unter) der Schneide; distal von diesem Punkt ist letztere vollkommen glatt, proximal trägt sie 9—17 Zähnchen von wechselnder aber immer geringer (Grösse. Nur das 99 mm lange d von Tomohon zeigt deut- liche Dörnchen an den hinteren Pereiopoden. Telsonende sämtlicher Exemplare mehr weniger ab- senutzt, immer vom innern Dörnchen überragt, Paiaemon lepidactyloides, de Man :). Tomohon, III, 94, ein Männchen. Kôrperlänge 78 mm; Rostrum 8,5; Zahnformel =: der hinterste Zahn des Oberrandes beginnt etwas vor der Mitte des Cephalothorax, 11,5 mm vom Vorder- und 14 1) Nach Coutière gleich P. lepidactylus Hilgend. mm vom Hinterrand entfernt; der 7. steht über dem Hinterrand des Augenausschnittes; der obere Kiel be- ginnt erst mit dem 5. Zahn, die 4 vorhergehenden sitzen unmittelbar dem Panzer auf; freier Teil des Rostrums niedrig und kurz, kaum das zweite Glied des obern Antennenstiels überragend; bis zu den Augen eben, dann ein wenig nach unten geneigt und am Ende wieder schwach ansteigend. Carpus I nicht ganz doppelt so lang als die Schere, fast ganz (zu ?/3) über die Antennenschuppen hinaus- ragend. II. Fuss der linken Seite, Länge: Isch. 11; Mer. 21; Carp. 22; Palma 23; beweglicher Finger 25 mm. Merus noch wenig zusammengedrückt, mit fast kreis- rundem Querschnitt, schwach keulenförmig (kleinster Diam. der Basis 4 mm, grösster Durchmesser von Mitte und Ende je 7 mm); Carpus nicht viel stärker depress aber ausgesprochen claviform, an der Basis nur ca. 3, gegen das Ende 8,5 mm breit; Palma stark plattgedrückt, 15,5 mm breit und nur 8 mm hoch; Finger, besonders an der Basis, beträchtlich klaffend, obschon ihre Aussen- kanten nur mässig gebogen sind; der bewegliche länger als der feste, seine Schneide in der Mitte mit stumpfem weissem Zähnchen, von da bis zum hakenförmig ge- bogenen Ende fast gerade, mit einer Doppelreihe (8-7) scharfer Dörnchen; proximale Hälfte der Schneide con- cav, gegen die Basis mit 3 weissen Höckerzähnchen; fester Finger am Grunde mit vorspringender, aus 2 ver- schmolzenen Zähnen gebildeter Ecke, die durch eine tiefe, fast halbkreisförmige Einbuchtung von einem grössern Zähnchen im ersten Drittel der Schneide ge- trennt wird; distale */; der letztern, ausgenommen am Ende kaum gebogen, mit Doppelreihe scharfer Dörnchen (10 : 11); fast der ganze Fuss ist dicht mit ziemlich ee sroben, schuppenartigen Körnern bedeckt; längs der Innenkante der Palma sind dieselben zu kurzen Stachelchen verlängert; am innern Teil der Unterseite des Carpus und noch mehr der Palma sind sie kleiner und weit von einander entfernt. II. Fuss der rechten Seite, Länge: Isch. 8; Mer. 13,5; Carp. 12; Palma 10: Finger. 19. Durchmesser des Merus, in der Mitte, 5—6 mm; des Carpus an der Basis 3 mm, in der Mitte 6,5 mm, Breite der Palma 8 mm, Höhe 5 mm; beide Finger ziemlich regelmässig gegeneinander gebogen, zusammen weit klaffend; jeder innen mit dichter Bürste langer, abstehender Haare; Bedornung feiner als am grössern Scherenfuss. Hintere Pereiopoden verhältnismässig sehr plump, wie diejenigen des II. Paares, nur viel feiner bedornt. Telsonende abgestutzt; innere Dörnchen dasselbe überragend; Schwanzflossen gleich lang. Das vorliegende Individuum scheint der von Flores stammenden Type äusserst ähnlich zu sein, nur ist der linke zweite Fuss der grössere und der Carpus I etwas länger, 1?/s der Schere. Palaemon sp. (javanicus, Heller ?). Flachland von Luwu, zwischen Borau und Manan- galu, 28, 1 — 1,11,95, ein Männchen. Körperlänge 90 mm, Rostrum ca. 15 mm, länger als obere Antennenstiele, kürzer als die Scaphoceriten, 2,30 oben kaum convex, vorn schwach ansteigend, mit —- Dornen, wovon der dritte obere über dem Rand des Cephalothorax steht; letzterer bestachelt, doch meist spärlich, nur vorn-unten ziemlich dicht und deutlich. Das Endglied der Kieferfüsse überragt die untern Antennenstiele, das letzte Drittel des Carpus I die Scaphoceriten; Schere I halb so lang als der Carpus; hintere Pereiopoden schlank; die distale Hälfte des — 517 — Propod. V ragt über die untern Antennenstiele hinaus; die Füsse des II. Paares fehlen; Telsonende scharf, das innere Dörnchen nur wenig länger, Ozius guttatus, Milne Edw. Gowafluss bei Makassar, XII, 94, ein Männchen mit der charakteristischen, von A. M.-Edwards sehr gut wiedergegebenen Zeichnung (Nouv. Arch. IX, Pl, XI, Fig. 1). Länge des Panzers 32 mm, Breite 49,3. Potamon (Parathelphusa) matannensis, n. sp. (Taf. X, Fig. 13d und Taf. XI, Fig. 14). Matanna-See, 26.—27., II, 96, ein Männchen und drei Weibchen. Tangerdes Panzers: 2 . ..... | 2542| 295.93 17,3 || Breite Er ea ee 12526 30 | 29,3) 21,7 | JHÉNIE MERS DRE SE Ce ARE ah) 12 11187 9 | | Breite der San ER 9 8,5 8,5 6,2 || | Zwischenraum der Extraorbital- | | Zähne; 5... .. 23 22 Dr || Entfernung der Se re Epi- | branchialzahns von der äussern Auvenecke 04 .. . 4,3 3,7 3,6 2,7 || Distanz der beiden dal zahnspitzen . . 4 3,4 3,1 2,7 || Entfernung des 2. ba zahns von der Hinterecke des Panzerss- 00: | 19,6 | 18,7 | 13,4 || Breite des an an a Basis | 13,7 171322 19:6 9,6 || | Vorletztes Glied des Abdomen Panaer N RS RE 2 5 Breiteourr en: A 4,5 Letztes Glied des Abdomen Danger AT 4,2 | Breite, an. den) Basis sr... 3,1 | | s Le | = z2| 2002 | = 1. Fuss | Merus . . 111,7 110,8 |10,6 | 8,6 10 | 95 Carpus . = DICO ES) 9,5 164,89 278 Palma - 110.500 184,42, 09 | 5,7 Bew. Finger . . 114,7 112 7113 8,2 111,4 |10 Handbreite en 5 9 6,5 II. Fuss Merus . à 14 13 12,8 Carpus . ; 8 7,3 Ü Propod. 6,4 6,1 6 Dactylop. . 9 8,6 8,4 : Breite des Merus 4,5 4,5 4,5 III. Fuss Merus 2 18,4 et 117 yarpus . 9,5 9,3 9 Propod. : 3,8 9,3 Si Dactylop. . 11 10,7 10,7 Breite des Merus 5,9 5,4 5,3 IV. Fuss Merus ; 17,6 16,7 16,5 Carpus . 9,6 9,2 9 Propod. 9,6 93 92 Dactylop. . 8,9 11 10,7 Breite des Merus 5,6 3% 5,5 V. Fuss Merus . 13,7 13 13,1 Carpus . 9,3 8, 8,1 Propod. 6,3 6,6 6,6 | Dactylop. . 8,6 8,4 8,4 | Breite des Merus 4,7 4,5 4,6 (die Länge der einzelnen Pereiopodenglieder wurde der obern Kante entlang gemessen) Panzer viel flacher als derjenige von Potamon pan- therinus (der nächstfolgenden, dasselbe Gewässer be- wohnenden Art), durch dichte, grobe, hie und da zu Furchen zusammenfliessende Punktierung wie corrodiert aussehend; die Stirne scheint breiter und auch schwächer, wenigstens auf andre Weise eingebuchtet: bei P. pan- therinus ist der mittlere Ausschnitt bogenförmig und die Seiten biegen sich ohne eine Ecke zu bilden zum innern Orbitalrand um (weshalb die Stirnbreite unsicher zu messen!), bei der vorliegenden Art ist die Grenze von Stirn und Augenausschnitt schärfer, eine nur wenig abgerundete Ecke und die Stirnbucht ist sehr schwach, winklig (bei den jüngern Exemplaren) oder die Stirne gerade mit 3 kaum merklichen Ausschnitten; Frontal- feld wenig geneigt, in der Fortsetzung der Rückenfläche liegend, dicht und grob runzlig gekörnelt; Stirn-, Augen- höhlen- und Zahnränder fein und undeutlich, nur unter der Lupe sichtbar, unterer Augenhöhlenrand dagegen merklicher crenuliert. Zähne des vordern Seitenrandes noch grösser als bei der folgenden Art, sehr scharf und spitz, auch der die äussere Augenecke bildende; hintere Epibranchialzähne ausser nach vorn noch so stark auswärts gerichtet, dass ihre Aussenkante mit dem hintern Seitenrand des Panzers in einer Geraden liest, weshalb ihre Spitzen die am weitesten voneinander abstehenden Punkte des Panzers sind; der Winkel: Extraorbitalzahn — hintere Epibran- chialzahnspitze — Hinterecke des Panzers bei der vor- liegenden Art ca. 135°, bei der folgenden 110—120°. Postfrontalerista schwächer entwickelt als diejenige von P. pantherinus, aber, wenigstens beim kleinsten Exemplar noch sehr ähnlich gebaut, in der Mitte durch eine schmale Längsfurche zerteilt, mit geraden Seiten, die einen sehr stumpfen, nach hinten offenen Winkel bilden, ungefähr gegen die Mitte der Aussenkante des vordern Epibranchialzahns gerichtet und vor Erreichung dieses Punktes nach hinten umgebogen sind; der stärkern 34 — 920 — Skulptur des Panzers entsprechend zerteilen schiefe Furchen den grössten Teil der Postfrontalkämme in kurze Fältchen oder Körnchen; nur die Mitte — was unmittelbar hinter der Stirne liegt — bleibt ganz; beim grössten Exemplar ist diese mittlere Partie etwas vor- geschoben und die Zerteilung der Seiten so weit ge- diehen, dass die Kanten schon hinter dem Augenaus- schnitt undeutlich werden. H-förmige Mittelgrube des Panzers sehr tief und scharf; vordre Schrägfurchen mit ihr mehr weniger ver- bunden, den Grund einer nach dem vordern Seitenrand hin verlaufenden Depression bildend; Magenregion der srössern Flachheit des Panzers entsprechend weniger gewölbt wie bei den folgenden Arten, ein Quereindruck hinter der Herzgegend deutlicher; seitliche Schrägfältchen zahlreich, nach vorn und innen in die Skulptur des Panzers übergehend; Subbranchial-, Subhepatical- und Aussenrand der Pterygostomialgegend mit den gekörnelten Schrägfältchen; Branchiostegalregion mit wenig dicht stehenden aber ziemlich langen weichen Haaren (bei der folgenden Art finden sich an dieser Stelle nur äusserst kurze Börstchen). IT. Gnathopoden, Sternum und Abdomen dicht und grob grubig punktiert, an den erstern besonders auffallend der kurze breite Merus, dessen Aussenseite als rund- licher Lappen vorspringt, der gegen den Rest der Merus- fläche aufgebogen, dieselbe leicht rinnenförmig erscheinen lässt...” (Bir. 1a, Var X, Meropoditen aller Pereiopoden mit scharfem Stachel auf der Oberkante vor dem distalen Ende; am Merus des Scherenfusses ist derselbe etwas aufgebogen, bei den übrigen bildet er die gerade Fortsetzung der Oberkante. Innenseite des Carpus I mit 3 sehr scharfen, schlanken Dornen: einem längern mittlern, etwa halb so grossen — 521 — distalen und kurzen proximalen; der vorderste kann zu- weilen (bei ältern Exemplaren) ein- oder beidseitig von mehr weniger vorragenden Tuberkeln begleitet sein, die auch an seine Seite rücken können. Beim kleinsten Individuum sind die Scheren sub- egal, bei den 3 andren die linke spezialisiert: kurz, breit, plump; Finger massiv, klaffend, der bewegliche gebogen ; Schneidentuberkel der basalen Hälite vergrössert, be- sonders enorm an jedem Finger das der Basis zunächst liegende; beim Männchen ist diese Vergrösserung soweit sediehen, dass am festen Finger die Hälfte der Schneide vom basalen Tuberkel überdeckt wird; letzteres „Molar- ähnlich“: eine Längs- und mehrere Querfurchen teilen die Oberfläche in 3—4 Paare rundlicher Höcker (beim grössten Individuum sind dieselben abgekaut); die blen- dend weisse Farbe dieser basalen Tuberkel, die auffallend gegen den schwarzen oder dunkelbraunen Ton der Finger kontrastiert, macht die Zahnähnlichkeit noch täuschender. Wie bei der stärkern Skulptur des Panzers zu er- warten, zeigen auch die Füsse des 1. Paares die be- kannten Querfältchen viel reichlicher, namentlich an der Aussenfläche von Merus und Carpus;: dieselben erstrecken sich bis auf die Basis der Handfläche, wo sie allmählich in eine netzförmige Anordnung der feinen Granulierung übergehen; die Körnelung des beweglichen Fingers etwas gröber und von feinen, netzförmig anastomosierenden Rissen durchzogen; Hinterseiten der Meren — besonders des II. bis IV. Paares — mit zahlreichen, kurzen Quer- fältchen; die obern Kanten sämtlicher Meren mehr weniger raspelartig rauh. Farbe der Oberseite ein dunkles Purpurbraun, unter Flüssigkeit schwärzlich graubraun mit sehr dichter und feiner, purpurfarbener Punktierung; feste Finger beider Hände schwarzbraun, gegen die Basis etwas aufgehellt, one Spitze hell hornfarben ; beweglicher Finger der linken Hand schwarz mit dunkelbrauner Basis und heil hornfarbener Spitze; Schneidentuberkel der distalen Hälfte beider Finger hell hornfarben, die grossen basalen porzellan- weiss. Potamon (Parathelphusa) pantherinus, n. sp. (Taf. X, Fig. u, 1% und 1510) Matanna-See, 26. und 27., II, 96; 7 Männchen. Panzer gewölbter als bei der vorigen Art, sehr ähnlich dem von Parathelphusa maculata de Man, mit glatter, fein und nicht sehr dicht punktierter Oberfläche; Verbreiterung der Seiten und darum auch Konvergenz der Anterolateralränder schwächer als bei der sumatra- nischen Form, ungefähr wie bei einem mir vorliegenden Exemplar der P. tridentata M. Edw., doch ist bei dieser der Panzer länger (schmaler); von beiden genannten Arten verschieden durch die schmalere, vorn merklich ausgebuchtete Stirn; auch sind die Augenausschnitte breiter, tiefer, mit deutlich unterscheidbarem Innen-, Aussen- und Hinterrand, welch letzterer in der Mitte sogar noch leicht nach vorn convex gebogen erscheint (bei P. maculata und tridentata ist der Einschnitt kleiner, seichter, oft nur einfach bogenförmig); Stirnfeld dicht punktiert und leicht querrunzlig; Postfrontalcrista wie bei P. maculata, nur nicht so prominent, mit schmaler mittlerer Fissur und fast geraden, ganzrandigen Seiten, die beinahe in eine Linie fallen, während sie bei P. tridentata einen deutlicheren (weniger stumpfen) nach hinten offenen Winkel bilden; ihre äussern Enden sind mehr oder weniger in Fältchen oder Körner aufgelöst und neben dem Seitenrand nach hinten gebogen, ohne denselben ganz zu erreichen; ihre Verlängerung würde den Aussenrand des ersten Epibranchialzahns in oder meist vor seiner Mitte schneiden, beim grössten Exem- — 923 — plar sogar in die denselben vorn begrenzende Incisur ausmünden (bei den mir vorliegenden P. maculata finden sich dieselben Modifikationen), Epibranchialzähne gewöhnlich scharf, zuweilen aber auch mit abgenutzten Spitzen, in der Regel kleiner als diejenigen von P. maculata; der Aussenrand nicht so elegant gebogen wie bei dieser und bei P. tridentata; beide Epibranchialzähne, wenigstens bei den grössern Stücken, ziemlich genau nach vorn gerichtet, weshalb die grösste Breite nicht über die Spitzen, sondern über die Basis der hintern zu liegen kommt; bei den jüngern Individuen findet sich mehr Annäherung an die Verhält- nisse von P. maculata, wo der Aussenrand des hintern Epibranchialzahns die Verlängerung des Posterolateral- randes bildet. H-förmige Grube tief, mit den wohl ausgeprägten vordren Schrägfurchen deutlich zusammenhängend, auch ein mehr oder weniger tiefer, stärker punktierter Quer- eindruck vor dem Hinterende des Panzers vorhanden; Fältchen des hintern Seitenrandes fein aber lang, neben den Epibranchialzähnen in kürzere zerteilt, auch auf die unterhalb des Seitenrandes gelegenen Panzerteile über- sreifend; ähnlich verhält sich P. tridentata, während bei P. maculata die Subbranchialregion glatt ist. Zweite Gnathopoden wie bei letztgenannter Art, nur die Längsfurche des Ischiums der Innenkante noch ein wenig mehr genähert und die vordere äussere Ecke des Merus noch etwas stärker als gerundeter Lappen vorspringend; Ischium ziemlich dicht und grob punktiert, Merus mit einigen undeutlichen, flachen Körnern; auch sternum und Abdomen punktiert; die Punkte meist durch feine, quere Furchen oder Risse mit einander ver- bunden; verglichen mit demjenigen von P. maculata scheint das Abdomen in der distalen. Partie schmaler, — 924 — das vorletzte Glied ist länger als das letzte, fast recht- eckig, beim grössten Exemplar etwas vor dem Ende am breitesten, letzteres selbst mehr weniger verschmälert; Umriss des Endglieds glockenförmig. Die Scheren der kleinern Individuen sind beid- seitig noch wenig an Grösse verschieden, einmal die linke, einmal die rechte etwas stärker; beim grössten Exemplar ist es die linke; sie gleicht derjenigen von P. maculata und noch mehr der von P. tridentata, ist aber plumper gebaut; namentlich die Finger sind breiter, dicker, weniger klaffend als die der sumatranischen Form ; die Körnelung ist feiner; die Palma erscheint dem un- bewafineten Auge glatt; wie bei P. tridentata endet die obere Kante des Merus nur in einer nicht sehr schar- fen Ecke, ohne eigentlichen Dorn; den augenfälligsten Unterschied von den beiden in Vergleich gezogenen Arten zeigt der Carpus: distal vom grossen Dorn der Innenseite, auf der gegen das Handgelenk führenden Kante finden sich meist noch 2—4 ziemlich prominente Tuberkel (wo solche fehlen liegen wohl Ersatzfüsse vor) und auch das kleine, scharfe Zähnchen hinter und unter der Basis des Seitendorns ist wohl entwickelt. Meren der vier hintern Pereiopoden breiter als die von P. maculata, ohne præapicalen Dorn der Ober- kante, denjenigen von P. tridentata sehr ähnlich; Pro- poditen aber deutlich schlanker als bei letzterer Art und unten nur schwach bedornt. Grundfarbe graugelb, mit zahlreichen, mehr weniger dunklen Purpurflecken; auf dem Panzer sind dieselben fast schwarz, ziemlich gross, vielfach zu Ringpunkten zusammentretend, was auffallend an Leopardenzeichnung erinnert; auf der Magenregion stehen die Flecken viel dichter und fliessen hie und da zusammen, auch die Grundfarbe ist dunkler; bei den jüngern Exemplaren sind die Flecken grösser — 99 — (absolut, nicht nur relativ) und auf der Magenregion so zahlreich, dass die helle Grundfarbe fast, bei einigen sogar ganz verschwindet; Lauffüsse mit rundlichen, deutlicher (heller) purpurfarbenen Punkten besät, die weniger dicht stehen und etwas kleiner sind als die des Rückens; ganz vereinzelte finden sich auch auf der Unterseite; auf den Füssen des ersten Paares ist die Punktierung wieder etwas dichter, gröber, unregelmässi- ger ohne jedoch deutliche Ringe zu bilden; Palmaun- terseite ohne Flecken, dagegen finden sich gewöhnlich vereinzelte Punkte an der des Merus und etwas zahl- reichere am festen Finger; beim grössten Exemplar ist die Aussenseite des beweglichen Fingers der linken Hand — mit Ausnahme von Basis und Ende — ge- schwärzt. (Siehe Tabelle auf Seite 526.) Potamon (Polumonautes) sarasinorum n. sp. (Taf. X, Fig. 10 und 13b). Posso-See und Umgebung II, 95; 6 Männchen verschiedener Grössen; 2 junge Weibchen. In Bezug auf Umriss und Wölbung des Panzers kommt vorliegende Art dem Pot. pantherinus sehr nahe, die Anterolateralzähne sind aber kleiner, der Augen- ecke mehr genähert, stumpf endend; der Aussenrand des hintern ist beträchtlich nach hinten verlängert, bil- det einen Seitenrand des Panzers, der ungefähr bis zur Mitte des letztern sich fortsetzt; die Art kann als Bin- deglied von Parathelphusa und Potamonautes betrachtet werden! Stirn wenig nach unten geneigt, schmal, vor- ragend; die Verbindungslinie der äussern Augenecken bleibt beträchtlich hinter dem Stirnrand zurück; letz- terer etwas aufgekrämpt, mit seichtem, meist winkligem Einschnitt; Crista postfrontalis viel stärker vorragend, einen deutlicheren (weniger stumpfen) Winkel bildend wie bei der vorigen Art; ihre Seiten weichen hinter Pot. pantherinus | Länge des Panzers | Breite IEBlöhe- u Breite der Sn | Zwischenraum d. Extra- orbitalzähne . Zwischenraumd. kam Epibranchialzahnspitz. Spitzendistanz: Extraorhital- -— 1. Epibr.-Zahn ste Spitzendistanz: 1. Epibr.-Z.- — 2. Epıkr.-Zahn - Distanz: 2. Eee — Hinisrecke des Panzers | Breite des Abdomen an der Basis Ä Vorletztes Glied des Ab- domen, Länge . | .. . Grösste Breite, etwas || vor dem Hinterende . Letztes Glied, Länge .| | Breite an der Basis I. Fuss: Merus 252, Carpust, Palma . Beweglicher Finger Handbreite (Höhe) ; IL, Fuss: Merus | Carpus . Propod. Dactylop. . | Breite des Merus ‚III. Fuss: Merus | Carpus . Propodus . Dactylop. ; | Breite des Merus | IV. Fuss: Merus | Carpus . Propod. Dactylop. Be des Merus V, Fuss: Merus Carpus . Propod. Dactylop. : Breite des Merus 32 45 18 10—11 SUSEST | (L) (R) . 17,2 16.611 ls 13 210 13,5 10,2| 7,5 21,6 ji 16,6 13 Er Er OD © I «I & s 13,2 13 en Sl er 28,9 3,7 (L) (R) 1H 87 9 76 7 139 5 13 Mala 7,6 84 13,5 en = = jt (OL jt 21 23 27,2 "020 11,4) 128 c. 7,8 8,) 19 20 21,2, 029 3.8 3,8 3 3,2 18 19,5 11,2) 194 4,3 D 3,8 4,3 3,6 4 3,9 4 (R) | (L) (R) 10 110,7 10,3 8 94 8,8 6,9, 7,6 6,8 10,813 12 7,91 9,4 82 12, HR KT Er n ie x. ST Ne) EL . BONE Or O NI 0 Hr OO N 0 OUR 00 OT I Le ra ee I ne Dal dem Augeneinschnitt in schönem Bogen von der gera- den Richtung ab und sind nach aussen oder gar etwas vorwärts gerichtet; sie verlieren sich in ziemlicher Ent- fernung vom Seitenrand und ihre Enden sind nicht zu- rückgebogen, dagegen auf grössere odor geringere Länge in undeutliche Fältehen oder Granulationen aufgelöst; ihre Verlängerung schneidet den Aussenrand des 1. Epi- branchialzahns hinter seiner Mitte oder gar an seiner Basis; H-förmige Grube und vordere Schrägfurchen wie bei der vorigen Art, noch ausgeprägter ist eine nach vorn-aussen geneigte Abflachung der Hepaticalregion, welch letztere sich an der Peripherie zum breiten An- terolateralrand aufkrämpt; auf der Grenze der Car- dial- und Intestinalregion findet sich ein wohl ausge- prägter Quereindruck über die ganze Breite; Oberfläche des Panzers glatt, etwas fettglänzend, mit kleinen, eim- gestochenen Punkten und ‘einem Netz dieselben ver- bindender, feiner, eingeritzter Linien; Stirnfläche eben- falls glatt oder mit 2 weit getrennten, unscheinbaren Körnergruppen; unterer Augenhöhlenrand granuliert, der obere wie derjenige der Stirn und der vorderen Körper- seiten dem unbewaffneten Auge vollkommen glatt er- scheinend; Schrägfältchen auf eine schmale schiefe Zone des hintern Seitenrandes beschränkt, wohl ausgeprägt und lang aber wenig zahlreich, ihre Körnelung nur un- ter der Lupe sichtbar; auf den untern Seitenregionen des Panzers sind die Fältchen mehr weniger obsolet, kurz, wenig zahlreich, zuweilen kaum sichtbar. Ischium des zweiten Gnathopoden ähnlich wie bei P. pantherinus, dagegen Merus deutlich länger im Verhältniss zur Breite, aussen weniger vorspringend; Punktierung, wie auch diejenige der übrigen Unterseite wie bei genannter Art; Endhälfte des männlichen Ab- domens weniger schmal, letztes Glied an der Basis breiter als lang. a Grosse Schere (linke oder rechte) plump; kürzer, höher als die der vorhergehenden Art; Finger noch et- was weniger klaffend; die Tuberkel der basalen Hälfte stark verbreitert, molarförmig, doch kleiner als bei P. matannensis und dunkelfarbig; Dorn des Carpus ein- fach, auffallend durch sein (auch bei jungen Exempla- ren!) stumpfes Ende; Oberkante des Merus ohne End- dorn; Schere glatt und glänzend, oben mit feinen Längsritzen, aussen mit mehr weniger netzförmiger An- ordnung der mikroskopisch feinen Granulierung; Aussen- seite von Carpus und Merus mit zahlreichen aber kur- zen und unscheinbaren Bogenfältchen; Proportionen der Laufbeine ähnlich wie bei P. pantherinus; Meren ohne præapicalen Dorn der Oberkante; letztere, besonders an Merus II—IV, fein raspelartig rauh; Unterkanten glatt, Hinterseiten mit wenig auffälligen kurzen Quer- fältchen, an Merus V ziemlich glatt. | Farbe des Panzers blaugrau, mehr weniger mit violett untermischt; Herzregion zuweilen hell flaschen- grün. Stirn-, Orbital- und Anterolateralränder, Crista post- frontalis, Hinterrand des Panzers schmal weisslich ge- _säumt; auch Schrägfältchen des Panzers hell. Pereiopoden proximal von der Farbe des Panzers, distal stärker oder schwächer gebräunt; Scheren hell- braun, der bewegliche Finger der grössern — Basis, Spitze und Streifen längs der Innenseite ausgenommen — schwarz; beim grössten Exemplar sind die Pro- und noch mehr die Dactylopoditen ziemlich dunkel rotbraun und die Klauenenden abgenutzt. (Siehe nebenst. Tab.) Potamon (Polamonautes) celebense (de Man). (Taf. X, re und?134: War ya) | Forma typica: kleinere Tiere, mit weniger verbrei- tetem und gewölbtem, dicht und fein dunkel punktier- | Pot. sarasinorum | Länge des Panzers | Breite . Hiohe ue Breite der Son Zwischenraum d. äusse- ren Augenecken . . Zwischenr. d.hint. Epi- branchialzahnspitzen . Spitzendistanz: Extraorhital- — 1, Epibranchiaizahn . 5 Spitzendistanz: 1. Epibr.- Zahn — 2. Epitranchialzahn . Distanz: 2. Epibranchialzahnspitze Hinterecke des Panzers . ; Breite des Abdomen an der Basis Länge des anlleaien ere d, Abdomen . Breite des vorl Glieds des Abdomen . Länge des Endolieds des Abdomen . Breite desselben an d. Basis | I. Fuss: Merus . Carpus Palma Beweglicher Finger Handhöhe Fuss: Merus Carpus Propod. Dactylop. Breite des Merus III. Fuss: Merus Carpus Propod. Dactylop. - Breite des Merus IV. Fuss: Merus Carpus Propod. Dactylop. Breite des Meru: us V.Fuss: Merus Carpus Propod. Dactylop. : Breite des Merus II. 177 10,6 9,9 (L) (R) ne .|13,8 14 . 11 12,3 a ia 15 185 . 10,7 16 fi bi Hi OULONI © OO DD (L) (R) 1A a7 11,5 13 | 9,8 12,5 15,8 19,4 11,7 17,4 By: OST ND Se num wm m Er jan IN 2,9 . just DH UP © DAX Er Li HR OO SI O0 OU 90 D I jet ne HH > m1 OUI m OO SI 00 Ho um wm 7 se Saar [0 0) ID (WE) > KEG) Ps Fr De) ps er m [0 Yo sNToR>Nepi,S He) er DEOINMX Dr s \ [wo | ft Er Er Er) DAWN bi > 90 D =1 IN > 00 9 Où 00 HOLD > Co I. .. ft u Uo © CHEN En me) Ces S ee s D DS [0 OX CN ES ET Kerken 6 ut Go O0 a ne et O1 Ot © C9 I OT OT © WAHR CO IN O H O0 Où O0 IÙ CE I 10008 s s ID OT O9 CTI VO D DT NO N O0 [0 0) ID ID OU U Cam) r D — mo) Lt STOPP ID =] UHR OU COR O0 ID U a Er o vs OT O0 s \e ou ss + NO HS V9 He =1 0 D He OT CO V0 Où He CUS C0 OT O0 HR I Ot ON ON ND D OX . r Er OL BAD MH OU — ev) Lu OÙ «I > OLD Er Er NOT or © \e s + cn s + - ID HS O0 He m1 00 OH OT LO C9 CD Duo Uo Oo Co — Sl tem Panzer; beide Scherenfinser verdunkelt. Paloppo, Luwu, I 95, ein Männchen ; Finger der grössern Schere klaffend; basale Schneidentuberkel molarförmig mit mitt- lerer Längsfurche. Flachland von Luwu, zwischen Bo- rau und Manangalu, 28 I—1, II, 95, ein Männchen; ebenfalls hieher (?) ein junges Männchen aus dem Ka- laena Gebiet. Var. pallidum : kleinere blasse, ungefleckte Form mit deutlich ausgebuchteter Stirne, breitem Panzer, dünnen Beinen und plumper grosser Schere, deren ver- hältnismässig schlanke Finger beträchtlich klaffen; nur der bewegliche zeigt Schwärzung; die Schneidentuber- kel sind konisch, ziemlich spitz. Zuflüsse der Kalaena, Luwu, 5, II, 95; 2 Männchen. Ein kleineres, frisch gehäutetes Männchen gleicher Herkunft, ist dunkel marmoriert, seine linke Schere ist frisch ersetzt, die rechte grösser, aber wenig von der andern verschieden. Var, annulipes: Rücken dunkel punktiert wie bei der typischen Form, aber hoch gewölbt, mit beträchtlich auf- getriebenen Seiten; Beine dünn, deutlich dunkel geringelt. Tamakolowi, südlich vom Posso-See, c. 550 m Mee- reshöhe, 2 Weibchen. Var. tenuipes : Grundfarbe heller, Punktierung ver- schwindend; Panzer seitlich noch mehr aufgetrieben, aber oben etwas weniger gewölbt; Füsse schlank. Landschaft zwischen Posso-See und Tomini- Golf, 23, IL, 95, ein Weibchen. Var. croceum: Panzer breiter aber nicht stärker gewölbt, als bei der typischen Form; Zähne des vordern Seitenrandes verschwindend; Füsse plump, namentlich die Meren sehr breit; Grundfarbe schmutzig orange, mit weniger aber grössern, dunklen Flecken. Umgebung von Ussu, ein Männchen. — 931 — Var. immaculatum: (Taf. X, Fig. 9). Die grösste mir vorliegende Form! Seiten der alten Exemplare mächtig aufgeblasen ; Postfrontalerista im Mittel kaum einen Winkel bildend; Meren der Gehfüsse ziemlich breit; Finger der grossen Schere hoch, wenig klaftend; dunkel erdfarben, mit mehr weniger deutlichem violettem Anflug auf der Stirn, den Anterolateralrändern und namentlich auf dem Grunde der Schrägfurchen des Vorderrückens. Bäche’ der Gegend von Enrekang, S. W. Central- Celebes, VIII, 95; 5 Männchen, vier Weibchen ver- schiedenen Alters. Var. lokaensis de Man: Diese Form findet sich sowohl im Norden als ım Süden der Insel, als Bewoh- nerin von Gebirgsflüssen; sie zeichnet sich aus durch flachen Panzer mit stark entwickelter Skulptur (Punk- tierung, Fältelung der Seiten) und verhältnismässig grossen (weit vorspringenden) Zähnen des Anterolate- ralrandes; die Laufbeine sind breit; die Oberseite ist einfarbig oder wenig auffällig dunkel marmoriert. Loka am Pik von Bonthain, c. 1100 m, X, 95, ein Männchen. Marangka am Maros Pik, ec. 700 m, VIII, 95, 2 Weibchen. Fluss am Südabfall der Matinangketle, c. 800 m, ein Männchen. Schliesslich wären noch 2 kleine Exemplare — 1% und 19 — der vorliegenden Art zu erwähnen, die aus dem Posso-See und dessen Umgebung stammen; die beiden zeigen beträchtliche Differenzen, so dass mir ihre Zusammengehörigkeit zu ein und derselben Varietät zweifelhaft erscheint; gemeinsame Merkmale sind die geringe Grösse — der Form der Abdomina nach zu schliessen sind die Tiere geschlechtsreif — und die ein- 9 — 9932 — farbig dunkel schiefergraue Kôrperfärbung, auch sind beide mit einer rostfarbenen, wohl vom Leben in eisen- haltigem Schlamm herrührenden Schicht überzogen; der Panzer des Weibchens ist schmal aber sehr convex, mit wenig ausgeprägten Rückenvertiefungen, die Beine sind schlank; beim Männchen ist die Breite des Pan- zers beträchtlicher, die Höhe und Wölbung desselben seringer und die Lauffüsse sind breiter, Potamon celebensis ist, wie aus dem eben gesagten und der nachfolgenden Tabelle ersichtlich, eine sehr variable Species! Körperfarbe, Form der Beine und des Panzers und Skulptur des letztern sind bedeutenden Schwankungen unterworfen; namentlich gilt das von der Wölbung des Rückens und der Auftreibung der Kiemen- höhlen; die Serie von Enrekang lässt eine Steigerung der letztern mit zunehmendem Alter deutlich erkennen und die beträchtlichen Unterschiede, die gleich grosse Exem- plare verschiedener Lokalitäten in dieser Beziehung auf- weisen, lassen sich vielleicht, teilweise wenigstens, durch veränderte Wachstumsbedingungen erklären, in der Art, dass Individuen nahrungsarmer Gewässer — bei glei- cher Grösse mit günstiger situierten — ein viel höheres Alter und darum dessen Kennzeichen besitzen ; vielleicht spielt aber auch die Beschaffenheit des Wohngewässers in Bezug auf Brauchbarkeit für die Atmung eine Rolle; wenigstens stammen die flachsten Exemplare aus Ge- birgsflüssen, also aus Gewässern die wohl die niedrigste Temperatur, grösste Reinheit und grössten Sauerstoft- gehalt aufweisen! | Mit der Auftreibung des Panzers steht seine Skulp- tur in Beziehung: Je grösser die erstere, um so feiner und spärlicher sind die Punkte der Oberfläche, um so unscheinbarer die Seitenfältchen und um so kleiner (weniger vorspringend) im allgemeinen die Zähne des — 933 — Anterolateralrandes; unabhängiger scheint dagegen die Breite der Lauffüsse zu sein. | In der Tabelle (Taf. VID) beziehen sich die Längen- angaben für die Pereiopodenglieder auf ihre obere Kante. Potamon (Geothelphusa ?) angustipes n. sp. (Taf. Xi, er 17). Masarang-Kette, IV, 95, zwei Männchen. Länge des Panzers 19 15,4 Breite 29,2 17,4 Höhe 12 3,9 Breite der Stirn 6 4,5 Breite einer Orbita 4 3,4 Höhe 3 2,4 Distanz der Extraorbitalzähne 14,5 10,8 Breite des Abdomen an der Basis 10,3 8 Länge des vorletzten Gliedes 3,4 2,6 Breite an der Basis 3 » vor dem Einde 3,9 2,0 Länge des letzten Gliedes 4 Ze Breite an der Basis 3.4 2,4 Fuss I, (L) (R) (L) (R) Merus 10 10,7 7 Carpus 8:93: +10 9:31.°6 Palma 6,4 8,5 3, 4,8 Bew. Finger 10,7 142 6,8 83 Höhe der Hand Se 19,6 D 6,8 Dicke der Hand 5 7,2 3 44 Fuss II, Merus 12,3 8,7 Carpus 68 4,7 Propod. 6 4,1 Dactylop. 8,8 6,1 Breite des Merus, 3,7 2,8 Fuss IIT: Merus 14,3 10,3 Carpus 7,4 Dal Propod. 162 5,3 Dactylop. 5 1,3 Breite des Merus 3,8 3 Fuss IV: Merus 13 A Carpus 1,2 5 Propod. 6,6 4,7 Dactylop. 9,8 7 Breite des Merus D 2,9 Fuss V: Merus 10 7,8 Carpus 6,6 4,2 Propod. D 3,3 Dactylop. 5,3 6 Breite des Merus 3 2,2 Panzer mässig verbreitert (Länge zur Breite = 3 : 4), aber, von oben betrachtet, in seiner hintern Hälfte stark eingeschnürt, deshalb die Kiemenregion wie aufgeblasen; Oberfläche der Quere nach fast eben, der Länge nach convex, ziemlich glänzend, im Mittel äusserst fein, nach aussen und besonders nach hinten deutlicher punktiert; H-förmige centrale Grube wohl entwickelt, mit den tie- fen vordren Schrägfurchen in Verbindung; Winkel der letztern eher etwas spitzer als ein rechter; Querein- druck vor dem Hinterende des Panzers, zwischen Herz- und Intestinalregion deutlich, stärker punktiert; die Fältchen finden sich oben nur auf einer schmalen Zone längs des Seitenrandes, sind kurz aber kräftig und er- strecken sich nach vorn bis zur Postfrontalerista; sie durchsetzen die hintere Hälfte des stumpfen Anterola- teralrandes, während die vordere ganz bleibt; Epibran- chialzahn eine sehr stumpfe, kaum vorragende Ecke, ziemlich weit von der Orbita entfernt (4 mm beim grös- sern Exemplar); Pos{frontalcrist& vorhanden, zwar keineswegs scharf aber doch beträchtlich vorragend und durch eine rinnenförmige Vertiefung, die unmittelbar vor ihr quer über den Panzer zieht, noch besonders her- vorgehoben; diese Rinne gliedert auch die Stirne ab und verursacht ein starkes Vorragen des obern Augen- Be randes: Seiten der Postfrontalcrista auf einige Aus- dehnung in Fältchen oder Tuberkel zerfallend, welche zusammen einen nach hinten concaven Bogen bilden; Mitte der Crista von einer ziemlich breiten Längsfurche durchschnitten und jederseits davon zu rundlichen Er- habenheiten verbreitert, die auf ihrer First die ovalen, nach vorn convergierend gestellten Flecke mit corrodier- ter Oberfläche tragen; Stirnfeld gewölbt, mit seichter mittlerer Depression, also aus zwei niedrigen Erhaben- heiten bestehend, vorn etwa im rechten Winkel nach unten geknickt, die dadurch entstehende Stirnkante nur in der Mitte erkennbar und selbst hier stumpf, von oben gesehen mit merklicher medianer Einbuchtung; der Randwulst der Stirn bildet mit dem innern Orbitalrand eine sehr abgerundete Ecke und ist darum schwierig zu messen! Breite der Stirne gering, nur ungefähr '/ı von derjenigen des Panzers, Orbita schmal, (hoch) etwas schief, doch fällt die Verbindungslinie der Extraorbital- ecken mit der Stirnkante zusammen; alle Ränder glatt, die äussere Augenecke kaum entwickelt, der Augenein- schnitt von oben betrachtet sehr wenig tief; Seiten- wände des Panzers in der Vorderhälfte aufgeblasen, mit unscheinbaren Schrägfältchen; auf der untern Kiemen- gegend sind dieselben mehr zusammenhängend, länger, auf der subhepaticalen Region kürzer und spärlicher, am dichtesten und deutlichsten längs der vordren äus- sern Grenze der Branchiostegiten; mittlerer Vorsprung des Epistoms ähnlich wie bei P. hendersonianum de Man (Notes Leyden Mus. Vol. XXI, Fl. 11, Fig. 13b) nur wie mir scheint noch kürzer, breiter und stumpfer; Merus des zweiten Gnathopoden nicht viel breiter als lang, sein Vorderrand gerade, die vordre äussere Ecke breit abgerundet und die Fläche etwas concav, mit we- nig deutlicher Punktierung; diejenige des Ischiums da- 39 — 536 — gegen grob und dicht, namentlich auf der schmalern innern Partie; vertiefte Längslinie fast ganz durch- sehend, dem Innenrand genähert; Vorderende des Ster- nums ungefähr wie bei Potamon Bürgeri de Man; die ganze Bauchfläche mit Einschluss der basalen Glieder der Füsse grob und dicht, auf der distalen Hälfte des Abdomens etwas feiner punktiert; letzteres schmal, sein vorletztes Glied vor dem Ende etwas breiter wie lang, an der Basis dagegen schmaler; letztes länger als das vorhergehende, Merus der Scherenfüsse an der äussern Fläche mit zahlreichen, kurzen, feingekörnelten Querlinien, mit rauher Oberkante aber ohne Apicaldorn an letzterer; Fältelung der Aussenseite des Carpus weniger deutlich, seine Innenecke mit zwei Dornen, da auch der hintere- untere gut ausgebildet ist; Palma der grössern (R) Schere plump, hoch und dick, glänzend, punktiert (am deutlichsten neben der Oberkante); Finger schlank, stark klaffend; der bewegliche gebogen, beide in der Mitte ihrer Schneiden mit grösserem, stärker vorragen- dem Zähnchen; an der kleineren Schere sind dieselben nur angedeutet und die Finger schliessen fast voll- ständig; Punktierung der Finger viel deutlicher als diejenige der Palma und teilweise reihenförmig an- geordnet. Lauffüsse dünn, wie bei Potamon bicristatum de Man (l. c. Pl. XII, Fig. 15), aber mit schlankern End- gliedern; Meren ohne Enddorn, die obere Kante bloss mit scharfer Ecke endend. Oberseite dunkel grünlich grau, beim grössern Exem- plar infolge Eintrocknens lehmfarben. Die Art steht auf der Grenze von Geothelphusa und Potamonautes, gehört aber ihrem Aussehen nach doch eher in die erstere Abteilung. — 1 — Potamon (Geolhelphusa) rubrum n. sp. (Taf. XI, He 10) Panufluss, Südabfall der Matinangkette, c. 1000 m, VIII, 94; 3 Männchen. Gunung Oluidu Kiki, c. 1200 m, Südseite der Matinangkette, ein junges Männchen. Panufluss. Olidu Kiki. VB — mm Länge des Panzers el 310 12,5 Breite a OA I all 15,6 Höhe 12er Breite der Stirn DANS 4 Breite einer Orbita 46 44 41 Höhe N it Distanz der Extraorbitalecken Alan alaray ara) 10,6 Breite des Abdomen an der Basis 19 10 9,8 7,6 Länge des vorletzten Glieds 3.27 3:32.28 2,9 Breite an der Basis ro 3 2,4 Längs des Endelieds LOTS dE 2,6 Breite an der Basis DOI 0 20 2,3 I. Fuss (L) (R) (L) (R) (L) (R) (L) (R) Merus 332105 87 92 8,8 8,2 602765 Carpus 7.3829 6,6 7,38 7,4 6.3 45 5,1 Palma 56 8 3067 6,2 4,9 3,5 43 bew. Finger 95 14 810,8 3162.66 >02. 057 Höhe der Hand 6 11,2 6,3 10,3 8,8 6,2 44 6 Dicke der Hand 42 6,7 3,8 9,6 909,9 DORÉ IT. Fuss, Merus jez 107 10,4 8 Carpus at 5,8 4,3 Propod. 59,08 D 3,8 Dactylop. 822005 7,1 5,6 Breite des Merus BET: 3 2,6 FIT. Russ; Merus 13,4. 13 12,3 9,4 Carpus 692609 6,9 D Propod. 6986 6 4,6 Dactylop. 9.01.85 3,8 6,9 Breite des Merus 31.353 + 3 er IV. Fuss, Merus 12:9, 12 141,7. 8,9 Carpus 6.9... 02284079 4,7 Propod. 0220,76 3) 4,4 Dactylop. 9 8,5 8,2 6.3 Breite des Merus aD CON 3,8 2,8 Ve Russ. Merus 10 I 9,3 7 Carpus 96 5,6 5,6 4,3 Propod. D 4,6 4,6 3.4 Dactylop. Te ar TE 5,2 Breite des Merus 3 2,8 3 22 Verhältnis der Länge des Panzers zu seiner Breite nahezu gleich 3:4; auch die starke Einschnürung der hintern Seiten und die Auftreibung der Kiemen- höhle wie bei der vorigen Art, aber die Wölbung der Länge nach noch bedeutender, darum die Stirnfläche noch stärker nach unten geneigt; der Quere nach ist der Panzer gleichfalls eben; zum Unterschied von P. angu- stipes fehlt fast jede Spur einer Postfrontalcrista, nur die beiden ovalen, wie corrodiert aussehenden Flecke in der Mitte sind vorhanden, aber nicht über die Um- gebung erhaben und durch eine breite, sehr wenig tiefe Längsfurche getrennt; Oberfläche glatt und glänzend, fein und spärlich, nur auf der Stirnfläche und mehr noch vor dem Hinterende dichter und gröber punktiert; mit wenig deutlichen, seichten Gruben, deren mittlere H-förmige mit den schrägen seitlichen nicht verbunden ist; Winkel der letztern ein spitzer; an Stelle des Quereindrucks vor dem Hinterende einige nicht zu- sammenhängende Vertiefungen; Schrägfältchen der Seiten fein und unscheinbar, ebenso der Anterolateral- rand ; ein Epibranchialzahn ist kaum mehr angedeutet, ein ganz unscheinbares Eckchen, das der Orbita ent- schieden mehr genähert ist wie bei der vorigen Art (Abstand c. 2 mm.); Stirne schmal, ihre Fläche mit der — 539 — des Rückens zusammenhängend, gar nicht oder nur durch eine fein quer geriefte Zone von ihr getrennt, vorn nach unten und hinten umgebrochen, die dadurch gebildete Kante aber scharf und deutlich, seitwärts bis nahe an den Randwulst erkennbar und vor dem Ver- schwinden an den Enden mehr weniger aufwärts ge- bogen ; von oben gesehen erscheint dieser Rand gerade oder in der Mitte leicht eingebuchtet, von vorn betrachtet als sehr stumpfer, nach unten offener Winkel. Stirn- ecken schärfer, weniger abgerundet als die der vorigen Art; Ränder der Orbita glatt und etwas wulstig, aber der obere nicht durch eine rinnenförmige Vertiefung von der Rückenfläche getrennt, darum wenig vorragend ; Augenhöhlen breit und niedrig, schief gestellt, eine Verbindungslinie ihrer äussern Ecken fällt etwas unter die Stirnkante, zwischen diese und den Randwulst; äussere Augenecke sehr undeutlich, fast fehlend ; me- dianer Vorsprung des Epistoms noch kürzer, breiter und stumpfer als derjenige von P. angustipes, am freien Ende sogar ganz schwach eingekerbt ; Seitenwände des Panzers scheinen glatt, die feinen Fältchen sind nur unter der Lupe deutlich, einzig die Branchiostegiten be- sitzen längs ihrer Grenze mit der Subhepaticalregion makroskopisch erkennbare Rauhigkeiten; Merus der zweiten Gnathopoden kaum oder nicht breiter als lang, auch Ischium verhältnismässig schmal ; die vertiefte Linie der Innenseite genähert, vorn nicht abgekürzt, die Fläche wie die übrige Unterseite ziemlich dicht punktiert; End- hälfte des männlichen Abdomens fast noch schmaler wie bei der vorigen Species, das vorletzte Glied distal nicht verbreitert, beinahe rechteckig, so lang oder länger als breit, kürzer als das Endglied, Scherenfüsse ähnlich wie bei der vorhergehenden Art, nur etwas schlanker, die grosse Schere weniger — 540 — plump und hoch, die Finger weniger klaffend, der be- wegliche nicht so stark gebogen; Palma dem unbe- wafineten Auge glatt und glänzend; Finger mit Punkt- reihen, fein gekörnelt; Carpus aussen mit Bogenfältchen, innen mit langem scharfem Dorn und kleinerm spitzem Tuberkel etwas weiter hinten und unten; Aussenfläche des Merus gefältelt, seine Kanten rauh, besonders die obere, die distal in einem scharfen Eckchen, keinem eigentlichen Zahn endet; Lauffüsse ebenfalls schlank, aber Meren mit deutlichem wenn auch kleinem Apikal- dörnchen. Farbe mehr oder weniger rein und lebhaft gelb, nach Notiz der Herren Sarasin im Leben rot; distaler Teil der Scherenfinger auf grössere oder ge- ringere Ausdehnung, Dactylopoditen und Ende der Propoditen der übrigen Pereiopoden mit brauner Trübung. Potamon pictum, v. Mart., wenigstens die von de Man in Notes Leyden Mus. Vol. 14 unter diesem Namen ausführlich beschriebene und abgebildete Art scheint der vorliegenden sehr ähnlich zu sein, hat aber schmalere Augenhöhlen, gerundetere Stirnecken und breiteres Abdomen, steht also dem P. angustipes näher, der aber seinerseits durch den Besitz einer Postfrontal- crista und stärker ausgebildete Rückenfurchen leicht kenntlich ist; bei den in Vol. 21 der genannten Zeit- schrift beschriebenen Geothelphusen sind die Panzer nach hinten weniger eingeschnürt, nur P. hendersonianum kommt in dieser Hinsicht unsern Arten näher; mit Aus- nahme von P. Bürgeri haben alle breitere Stirnen, auch scheinen die Dactylopoditen der Lauffüsse nicht so schlank zu sein. Potamon (Geolhelphusa)minahassae,n. sp. (Taf. XI, Fig.15). Tomohon, III und V, 94; 3 junge Männchen; bei 3 ausgewachsenen männlichen Exemplaren fehlt die Fundortsangabe. Länge des Panzers Breite Höhe Breite der Stirn Breite einer Orbita Höhe Distanz der äussern Augenecken Distanz der Epibranchial- zähne Extraorbital z. — Epi- branchz. Epibrz. — Hinterecke Breite des Abdomen a..d. Basis Länge des vorletzten Glieds Breite Länge des Endglieds Breite a. d. Basis Fuss ], Merus Carpus Palma bewegl. Finger Höhe d. Hand Dicke Fuss II, Merus Carpus Propod. Dactylop. Breite des Merus Fus I, Merus Carpus Propod. Dactylop. Breite des Merus 81 mm 29, 40 38 18 17 9 I 6,5 6,2 4,3 4,3 22 09 29 28,2 4 À 29,6 20,3 15 TA 5,6 > Da 4,7 5,6 5,4 4,8 4,5 (Bm) (or) 10217 14,7 16,5 13%0.15,6. 13» 19,3 OMS ON S 081125 16,6 20 15,7 19,3 12,4 17 11,4 16,5 8,4 11 To lt 18 ee 10,3 10 2,9 7,4 125 ul 6,5 6 20,5 198 11,6 al 9.4 9 13 Zeil 6 91,7 26,3 12,3 () 10,6 10,3 9,3 8,3 6,3 HOT (R): 1 2 11,4 6 3 15,8 9 19,2 10,8 Fuss IV, Merus 18,4 18,3 14,7 12,3 Carpus 11 hl 8 6,8 Propod. 9,5 9 7,6 6 Dactylop. 14 12,5 10,6 9 Breite des Merus 6,5 6 5) + Fuss he Merus 14 14 14,3 10 Carpus 10,4 10 7,3 7 Propod, 7 7 5,9 4,5 Dactylop. 11,6 10,7 8,4 7,6 ‚Breite des Merus 5,5 4,8 “+ 3,0 Panzer wie bei den vorhergehenden Arten mit seitlich stark aufgetriebenen Kiemenhöhlen, nach hinten beträchtlich verschmälert; dagegen die Rückenfläche, namentlich der jüngern Exemplare, viel facher, die Stirn weniger abwärts geneigt, mit scharfer, zuweilen sogar leicht aufgekrämpter Vorderkante; die Augen- einschnitte — von oben gesehen — tief, tiefer sogar als bei der für oberflächliche Betrachtung äusserst ähnlichen Var. immaculatum von P. celebensis; infolge dessen tritt die äussere Augenecke stark zahnartig hervor; der einzige Epibranchialzahn ist derselben sehr genähert ; da der Anterolateralrand prominent und der Einschnitt vor dem Epibranchialzahn tief ist, scheint letzterer recht kräftig und vorragend. Mittlere, H-förmige Grube des Öephaloinen scharf und tief, namentlich die Seitenteile, die im Verhältnis zum Querbalken länger sind als bei oben genannter Form und deutlich mit den vordern Schrägfurchen in Verbindung stehen; Winkel der letztern ungefähr ein rechter. Punktierung der Oberfläche etwas gröber und dichter als bei den Pot. celebensis von Enrekang. — 943 — Postfrontalerista sehr reduziert; am deutlichsten sind die zwei mittleren, nach vorn convergierenden Flecke mit corrodierter Oberfläche, die durch eine lange und feine aber tiefe Mittelfurche von einander getrennt sind; der Rest der Postfrontalcrista besteht jederseits aus einer niedrigen, stumpfen, dem obern Augenrand sub- parallelen Erhabenheit, die nur durch die rauhen Körner und Körnerlinien, die sie bedecken, deutlicher hervor- tritt; auch die vor derselben befindlichen Teile der Oberseite, mit Einschluss der Stirnfläche, mehr weniger rauh, ebenso die vordern Seitenpartien neben dem An- terolateralrand, die von zahlreichen, kurzen gekörnelten Schrägfältchen durchzogen werden; alle diese Skulp- turen bei den Jungen scharf und deutiüch, bei den ältern Individuen verwischter ; auch die Schrägfältchen der hintern Seitenränder mehr oder weniger in kürzere Teilstücke aufgelöst, ebenso diejenigen der Subbranchial-, _Subhepatical- und Branchiostegalregion ; Vorder- und Seitenränder des Panzers fast glatt oder sehr fein und undeutlich crenuliert, auch der untere Orbitalrand kaum deutlicher; Augenhöhlen quer, nicht schief wie bei P. rubrum, angustipes und celebensis, auffallend mit den- jenigen von P. Kuhli (vergl. de Man in Max Webers Crust. Pl. XV. Fig. 3a) übereinstimmend; aus den von dieser Art vorhandenen Beschreibungen lässt sich kaum ein wesentlicher Unterschied herausfinden ; verglichen mit der genannten Abbildung scheint die Stirn unsrer Art schmaler zu sein; vorn in der Mitte ist sie so stark nach unten und hinten umgeknickt, dass der um- geschlagene Teil fast horizontal ist; die Brechungskante nımmt nur etwa die halbe Stirnbreite ein, verschmilzt aussen mit dem Randwulst oder bleibt wenigstens nicht deutlich von demselben getrennt; von vorn betrachtet erscheint sie als recht deutlicher, nach unten offener — D44 — Winkel, als Ausbuchtung des untern Stirnrandes ; von oben gesehen ist sie gerade oder kaum gebuchtet ; mitt- lerer Fortsatz des Epistoms mehr oder weniger breit dreieckig, aber Spitze nicht oder kaum abgestutzt. Die vertiefte Längslinie des Ischiums der zweiten Gnathopoden ist dem Innenrand genähert, doch etwas weniger als bei P. celebensis; sie durchzieht beinahe die ganze Länge des Gliedes (De Man’s Figur gibt dieselbe für P. Kuhli abgekürzt an!); der Merus ist vierseitig, etwas breiter als lang, mit abgerundeter Aussenecke ; Unterseite punktiert; distale Hälfte des Abdomen schmaler wie bei P. Kuhli, das vorletzte Glied länger als breit. Füsse des ersten Paares ziemlich glatt und etwas glänzend; Kanten des Merus rauh, seine Aussenseite und diejenige des Carpus mit wenig prominenten Quer- fältchen ; Innendorn des Carpus am Ende in ein horn- artig durchsichtiges, scharfes Spitzchen verjüngt; etwas hinter und unterhalb seiner Basis findet sich noch ein scharfes Tuberkel; Schere fast glatt, punktiert, be- sonders die Finger, deren Punktierung in Reihen ge- ordnet; Form der Schere sehr ähnlich derjenigen der oben genannten Varietät von P. celebensis, nur noch plumper, namentlich dicker; Finger wenig klaffend, hoch und dick, mit stark abgerundeter, keineswegs kielförmiger Oberkante ; Schneidentuberkel scharf, wenig ungleich ; Meren der Lauffüsse ohne Apicaldorn. Oberseite fast einfarbig dunkelgrau, mit zunehmendem Alter immer mehr ins Violette spielend. Pseudograpsus crassus, A. M. Edw. Tomohon, 24, IV, 94, ein Pärchen. G. Matinang, Nordseite, c. 250 mc, VIII, 94, ein Männchen. 345 Tomohon Matinang 3 ® 5 Länge des Panzers 33.8 2 32 Breite des Panzers 38 31 31 Breite der Stirn 18 123 12,4 Zwischenraum der äussern Augenecken 23,4 21,8 22,3 Breite des Hinterendes 16,7 15 14 Unterrand der Schere 20 + 9 15 + 7,3 20,7 + 8,2 Oberrand der Schere 10 + 18 151% 10 +17 Hôhe der Hand 17,1 12,3 17 Dicke 9 6,3 8 Höhe des bew. Fingers (Zähne nicht miteerechnet) 6,7 À 6 Dicke desselben ungefähr in der Mitte 2,6 2 Re Varuna litierata (Fabr.) Süsswasser bei Manado, IV, 95, ein Pärchen. g © Länge des Panzers 38 81,5 Breite 43,2 33,9 Breite der Stirn 15 12,5 Zwischenraum der Extraorbitalecken 28 24 Hinterende des Panzers 18,7 1 Hintere Cardialregion beim Männchen mit deut- lichem Längskiel — beim Weibchen ist derselbe bloss angedeutet; Meren II bis IV mit vorwärts gerichtetem scharfem Dörnchen als Ende der Oberkante. Sesarma trapezoidea, Guér. Lolakfluss, 10. Dezember, ein ausgewachsenes, aber keine Eier tragendes Weibchen. Länge des Panzers in der Mittellinie 26,5 mm, unmittelbar, daneben 28,3 mm; Breite der Stirn 13 mm; Distanz der Extraorbitalecken 23 mm; grösste Breite (über den Hüften des dritten Fusspaares) 26,4; Breite des Hinterendes 10,8; grösste Le AGE Breite des Abdomen 21,6; Länge des vorletzten Glieds in der Mittellinie 4,4 mm; grösste Länge desselben 6,4; Breite an der Basis 20,2; Länge des Endglieds 3,4 mm, Breite an der Basis 4 mm; Länge der rechten Schere (längs der Unterkante) 11,8, des festen Fingers halb so sross, des beweglichen 7,4; Höhe der Hand 5,4; vierter Fuss (längs der Mitte der Glieder gemessen): Merus 21 mm; Carpus 9,5 mm; Propodus 17; Dactylus 9 mm. Breite des Merus 6,8, des Propodus 3,3. Der Seitenrand zeigt bei unserm Exemplare hinter dem stumpfen Epibranchialzahn noch 5 weitere, aber sanz schmale und seichte, quere Eindrücke, deren Ab- stände nach hinten immer kleiner werden; Breite des Hinterendes schmaler, Stirn etwas breiter als die halbe Entfernung der äussern Augenecken; seitliche Stirn- lappen mit schrägem Vorderrand, dadurch aussen zahn- förmig vorragend; mittlere ebensoweit nach vorn reichend, aber mit quer gestutztem Ende; mittlere Stirnkante schmal und tief; seitliche fast ebenso tief aber breit dreieckig, einen stumpfwinkligen Vorsprung des untern Stirnrandes blosslegend; neben der äussern Stirnecke schaut der Innenzahn des untern Orbitalrandes recht beträchtlich über die (zurückgeschlagenen !) Augenstiele ‚hinaus; Rückenfläche des Cephalothorax mit ganz kurzen, hakig nach vorn gebogenen, zu zahlreichen kleinen queren (Gruppen vereinigten Härchen. Ischium der zweiten Gnathopoden mit sehr seichter Längsfurche ; Scherenfüsse klein; beweglicher Finger auf der First mit einer Reihe dicht gedränster, kleiner, schuppenartiger Körnchen, die jenseits der Mitte ver- schwindet; Finger, auch sonst etwas rauh, distal mit sroben Punkten, proximal mit Granulationen, Sesarma impressa, H. M. Edw. Kema, 1894, erwachsenes Weibchen ohne Eier. — DAT — Länge des Panzers in der Mittellinie 32,4 mm, da- neben 33.5 ; Höhe desselben 19,4; Höhe der Stirnfläche 3,5, Breite 17,3; Breite eines innern Stirnlappens c. 4, eines äussern c. 2: Seitenlänge des Extraorbitalzahns 5,3; Breite zwischen den Extraorbitalzähnen 30,3, zwischen den Epibranchialen 34,4 ; grösste Panzerbreite 37,5; Hinterende 17,3. Horizontale Länge der linken Schere am Unter- rande 24,6; Abstand des obern Handgelenks von der Spitze des festen Fingers 23; Länge des beweglichen Fingers c. 15,5, des. festen c. 12, der Palma c. 14; Bein IV : Merus 26 lang, 10,5 breit; Carpus 11,2 lang; Propodus 17,6 lang, 6,5 breit; Dactylus 12,8 lang. Merus III 25 lang, 11 breit; Merus V 19,7 lang, in der Mitte 8,4 und über die Spitze des etwas ab- stehenden Praeapicalzahns gemessen 8,7 breit. Der untere Stirnrand ist fast in rechtem Winkel nach vorn umgebogen und überragt die obern Frontal- lappen beträchtlich; die tiefe mittlere Einbuchtung hat die Form eines Kreisbogens ; Incisuren zwischen den obern Stirnlappen tief und breit ; Extraorbitalecken lang und spitz; ihre Aussenseiten convergieren ein wenig nach vorn, sind schwach nach aussen convex gebogen und zeigen vor der Spitze einige scharfe Zähnchen ; Epibranchialzahn mit ‚scharfer, rechtwinkliger, seitlich über den Extraorbitalzahn deutlich hinausragender Spitze; weiter hinten finden sich noch schwache Spuren eines weitern Seitenrandzahnes, Oberrand von Merus I vor dem Ende mit scharfem Dorn; vorderer Unterrand dieses Gliedes mit sub- trigonaler Verbreiterung vor dem Ende, mit c. 8 scharfen Zähnchen von der Basis des Glieds bis zur Spitze der erwähnten Verbreiterung, von hier bis zum Ende glatt (eine kleine Körnerreihe findet sich hier — 9548 — unten, neben der glatten Kante); hinterer Unterrand mit zahlreichen, etwas unregelmässig gruppierten scharfen Körnern. Carpus sehr rauh gekörnt, an der Innenecke mit stark vorstehendem, schlankem, unregelmässig ge- kerbtem Zahn; über letzterm verläuft der eigentliche obere Innenrand als recht prominente, grob- und un- regelmässig gezähnelte Bogenleiste. Palma auf der Aussen-, Unter- und untern Hälfte der Innenseite dicht ınd grob gekörnt; von der unregelmässig gezähnelten Oberkante zweigt sich ungefähr ın der Mitte eine Körnerreihe ab, die nahe dem distalen Ende nach unten umbiest und sich hinter dem Daumengelenk über die obere Hälfte der Handinnenfläche hinzieht, bis zur Ver- einigung mit einer horizontalen Körnerreihe längs der Mitte der Innenhand; die von besagten Reihen um- srenzte obere Partie der letztern ist glatt, der Rest sranuliert; Aussen- und Innenseite der Finger glatt, punktiert; ihre Firsten in den basalen Hälften ge- körnelt, am beweglichen ausgedehnter und deutlicher als am festen ; Schneiden nicht klaffend. Obere Kanten der distalen Laufbeinglieder, vom Ende des Carpus bis nahe der Klauenspitze mit kurzer, dichter, bürstenartiger schwarzer Behaarung. Die Bestimmung ist nicht ganz sicher, da gewisse Merkmale besser für Sesarma frontalis passen. Mit Sesarma impressa scheint übereinzustimmen : Erstens die Form des Extraorbitalzahns ; so ist namentlich der Einschnitt an seinem Grunde sehr schwach, nichtsdesto- weniger der Epibranchialzahn beträchtlich vorragend, da eben einfach die Seitenkante zweimal rechtwinklig — erst nach oben-aussen, dann nach hinten — umgebrochen ist. Zweitens: Merus I oben mit scharfem Zahn. Drittens: Carpus I mit wohlentwickeltem Fortsatz an der Innenecke. Für S. frontalis passt die dreieckige ge Ausweitung der vordern untern Kante des Merus I und die Längen-Breitenverhältnisse der Meren der Gehfüsse, dagegegen stimmen die übrigen Dimensionen recht gut mit dem von de Man in Max Webers Crustaceen er- wähnten Weibchen der Sesarma impressa von Timor überein. Sesarma quadrata, Fahr. Mündung des Goaflusses, Makassar, XII 94, 2 eiertragende Weibchen. Länge des Panzers 9 9,4 Breite der Stirn 7 (55 Höhe des Stirnfelds 11,9 1,7 Distanz der Extraorbitalecken 1128 12,5 Breite des Panzers über Hüfte IJI 11 1153 Grösste Breite des Abdomen 9 10,2 Vorletztes Glied: Länge in der Mittellinie LT 1,7 Grösste Länge 2,8 236 Breite an der Basis tal 8.5 Eindglied: Länge 1,6 1,9 Grösste Breite 2,3 2,4 Bein IV, längs der Mitte der Glieder Merus 1.3 7,6 Carpus | 3,2 3,2 Propod. +4 4,5 Dactyl. 4,2 4,3 Breite des Merus 3.1 3 Breite des Propod. 17 1) Dactylopoditen sehr dünn, gebogen ; Chitonähnliche Querwülste des beweglichen Fingers wie folgt: 2 kleine an der Basis, dann 8 wohlentwickelte, schliesslich 2 rudimentäre am Ende. Als Eigentümlickeit der Zeichnung wäre zu er- wähnen, dass auf der sonst hellen Unterseite von den innern Antennen aus 2 violettschwarze Bänder sich nach hinten ziehen, die eine Art Rahmen für die hellen Mundteile bilden; besonders das Ischium der zweiten Gnathopoden sticht durch seine elfenbeinweisse Farbe — 990 — hervor; der ausserhalb der Schrägleiste liegende Teil des Merus ist weniger hell, fällt teilweise noch in die violette Zone. Bier unserer Exemplare sehr klein und zahlreich. Sesarma maculata, de Man (Taf. XII, Fig. 19a). Kema, 1. August, unter Baumstämmen im Walde, 2 Männchen. Länge des Panzers in der Mittellinie 13,7 13,3 e & 5 unmittelbar daneben 14 13,8 Höhe des Panzers 7,8 7,6 Höhe der Stirn 1649 1,7 Breite der Stirn 6,8 6,9 Breite des äussern Stirnlappens 155 1 Breite des innern Stirnlappens 2 1.5 Distanz der äussern Augenhöhlenecken 13,6 13,5 Grösste Breite des Rückenschilds 14,8 14.6 Breite des Hinterrandes 6,9 7 Abdomen 1. Glied lang 0,9 1 breit 7,2 7 2. Glied lang 0,9 i breit 7 7 3. Glied lang 1,4 1,4 breit 7,3 1 4. Glied lang 157 167 breit Zn 6,9 5. Glied lang 2 159 breit D 92 6. Glied lang 2,4 2,3 Breite an der Basis 4,6 4,2 4. Glied lang 2 2 breit 153 1,8 Unterrand der Schere 75++ 7+4 Oberrand der Schere 5,7-+6,1 5,5 +6 Höhe der Hand 6,5 6,5 Dicke der Hand 4,5 4,2 Vierter Fuss Merus 125 12,3 Carpus Dit 5,4 Propodus 8,3 8,1 Dactyl. TT 7,6 Breite des Merus 4,5 4,4 Breite des Propod. 2,3 2,1 Merus des 2. Gnathopoden lang 2,9 2.5 breit 159 1,6 Wie aus nachfolgendem ersichtlich lassen sich zwischen unseren Exemplaren und den von de Man be- schriebenen Typen nur geringe, teilweise vielleicht bloss Altersunterschiede herausfinden ! Panzer so lang wie breit; seine Seitenränder vorn parallel, nur hinten ein wenig divergierend; sie hören vor den Hüften IV, von oben gesehen über denjenigen des dritten Paares auf; Rücken wenig gewölbt, zum Unterschied von den Typen mit mehr weniger höckriger, unebener Oberfläche und ziemlich deutlicher Cervikal- furche, aber wie bei diesen grob und dicht granuliert, mit vereinzelten kurzen Börstchen, die wohl leicht ab- gerieben werden; Stirn und Seitenrand, auch Form des Abdomen wie bei den Exemplaren von Flores, dagegen Merus der zweiten Gnathopoden deutlich länger als breit. Füsse des ersten Paares subegal ; Merus mit glatter Ober- und scharf gezähnelten Unterkanten, die vordere vor dem Ende mit wenig vorragendem Lappen; Aussen- fläche von Merus und Carpus dicht und grob granu- liert; diejenige der Palma vor der Fingerbasis wie die Aussenseite der letztern glatt, glänzend, punktiert; gegen die Peripherie der Handfläche geht die Punktierung in gröbere (oben) oder feinere (unten) Körnelung über und die obern und untern Kanten tragen ganz kurze Stachelchen, die sich auch auf die Finger fortsetzen : Kammleisten fehlen, eine gesonderte Körnerquerreihe der Handinnenfläche ist nicht vorhanden, letztere viel- mehr ziemlich gleichförmig grob aber wenig dicht gra- nuliert. 36 — 992 — Meren, besonders der Füsse III und IV im Ver- hältnis zu den distalen Beingliedern sehr breit, etwas breiter als de Man angibt; Oberkante vor dem Ende ebenfalls mit Zahn, Hinterseite gekörnelt; Borsten der Gliedmassen mit dunkler Basis und hellem Ende, auf den Unterkanten der Meren zu vereinzelten Haaren verlängert; Unterkanten der Pro- und Dactylopoditen II und III mit dichter, langer, abstehender brauner Behaarung, welche den Typusexemplaren zu fehlen scheint. Rücken dunkelgraubraun ; Stirnfeld, eine schmale Zone unter dem Seitenrand und 4 Flecke auf jeder der schrägen hintern Seitenflächen schwarz, ebenso der Merus der zweiten Gnathopoden ausserhalb der Haar- leiste; Beine etwas heller als der Panzer, undeutlich, wolkig gefleckt; Handflächen, besonders deutlich die äussere mit mehr weniger zahlreichen, sehr verschieden srossen schwarzen Punkten ; Finger rötlichbraun. Sesarma (Geosesarma) celebensis, n. sp. (Taf. XII, Fig. 18 und 19 b). Der Form nach zum Subgenus Sesarma gehörend, aber mit wenig zahlreichen, grossen Eiern (Durchmesser c. 1,4 mm). Buol, VIII, 94, ein Männchen und ein eiertragendes Weibchen. Bäche der Gegend von Enrekang, VIII, 95; 1 Männ- chen und 2 Weibchen. Buol meer mern ef ® © 2 2 Länge des Panzers neben der Mittellinie 9,8 9 7,9 9,3 155 Hôhe des Panzers 5,7 5,1 3,0 5,3 DE Höhe der Stirn 1-3 1,3 152 1,3 1,8 Breite derselben a 2,2 4,4 5,4 4,3 Breite des innern Stirnlappens 194 Breite des äussern Stirnlappens 0,9 Distanz der Extraorbital- ecken 10,7 Abstand der Spitzen des Extraorbital- und Epi- branchialzahns Re Spitzendistanz des vordern u. hintern Epibranchial- zahns 167 Grösste Breite des Panzers 1019) Breite des Hinterendes 6,3 Abdomen : grösste Breite 1. Glied lang 0.8 breit 6,3 2. Glied lang 0,8 breit 6,3 3. Glied lang fe breit 6,3 4. Glied lang 1,3 breit 5,8 5. Glied lang 13 breit 4,7 6. Glied lang 1,65 breit 4 7. Glied lang are breit 1,4 Merus des 2, Gnathopoden, lang 1 beit 155 Ischium, lang 158 Unterrand der Schere Oberrand der Schere Handhöhe 4,8 11 6,3 9,8 22 Ian) 3 +0 10,2 5,3—+ 8,4 3,3 + 9,5 3,24 2,7 34495 3,8 + 4,9 9,8 + 3 9,4 SES br es 2,4 82 73 IV Fuss Merus 7,6 7 6 8 5,8 Carpus 8,4 3,6 2,4 >39 2,5 Propod. D 4,7 5 3,9 Dactyl. 4,5 4,5 4,3 3,9 Breite des Merus al 2.0) 2,6 a 2,5 Breite des Propodus 1,7 1,6 157 1.3 Panzer etwas stärker gewölbt, aber glatter, weniger höckrig als derjenige der vorigen Art; in der Mitte glänzend und nur fein und wenig dicht punktiert; nach vorn, gegen die Seiten und auf dem Grunde der die Regionen trennenden Furchen gehen die Punkte mehr weniger in niedrige Körner oder kurze Querfältchen über; auf der geneigten hintern Seitenpartie sind zahl- reiche schräge Leistchen vorhanden ; die Furchen der Oberfläche sind etwas deutlicher, doch die Cervicalgrube nicht tiefer wie bei der vorigen Art; Distanz der äussern Augenhöhlenecken grösser als die Panzerlänge ; Seiten vom Epibranchialzahn an erst schwach, dann stärker nach hinten divergierend, ebenso die Seiten des Extra- orbitalzahns ganz leicht nach vorn, wodurch derselbe sehr spitz wird und weiter nach aussen vorragt als der Epibranchiale ; letzterer stumpf, seitlich gar nicht vor- ragend, dagegen etwas höher gelegen als der Extra- orbitale, vorn durch eine ziemlich tiefe, schiefe Ineisur begrenzt, die der Augenecke so nahe ist, dass deren Seite nur kurz erscheint; hinter dem ersten Epibranchial- zahn, aber auf etwas weitere Entfernung, findet sich noch eine kaum merkliche Andeutung eines zweiten. Lappen der Stirnkante deutlich getrennt, der innere fast doppelt so breit wie der äussere, viel stumpfer und massiger als bei Sesarma maculata; der untere Stirn- rand stärker vorragend, von oben vollständig sichtbar, mit mittlerer Einbuchtung und mit isoliert stehenden, grössern Körnern ; die Stirnfläche ist mehr ausgehöhlt, — 999 — quer rinnenförmig, ihre Breite gleich der halben Extraorbitalzahndistanz und viermal so gross als ihre Höhe. Vorletztes Glied des männlichen Abdomens kürzer als das Endglied und an der Basis mehr als doppelt so breit wie lang. Merus der zweiten Gnathopoden nicht so lang und schmal. Scherenfüsse beider Seiten gleich gross; obere Kante des Merus fast glatt, die beiden untern feiner und weniger scharf gesägt wie bei der vorigen Art, die vordere vor dem Ende mit stumpfdreieckigem Vor- sprung; Aussenseite von Merus und Carpus mit un- regelmässigen Körnerreihen ; auf der Innenecke des letztern, resp. auf der senkrechten Kante über Innen- und Unterseite finden sich keine so grossen, deutlich dornartigen Tuberkel wie bei S. maculata ; Aussenfläche der Hand granuliert, nur in der Mitte, vor der Basis der Finger mit einem scharf umschriebenen queren Feld, das glatt, punktiert und etwas vertieft ist; auch die dessen Fortsetzung bildenden Aussenseiten der Finger sind glatt und punktiert, während ihre Firste mit Aus- nahme der Enden nicht sehr regelmässige Körner tragen ; die Körner der Handfläche, die feiner sind als bei der vorigen Art, zeigen meistens eine Tendenz zur Fältchenbildung, so gegen die Basis hin, wo die Fält- chen quer und besonders gegen die innere Oberseite, wo sie mehr längs gerichtet sind, in mehreren, oft unter- brochenen, etwas schrägen, dem obern Innenrand sub- parallelen Reihen; eigentliche Kammleisten fehlen ! Innenseite der Hand wenig dicht aber scharf granuliert, mit bogenförmiger, stark erhabener, grob aber unregel- mässig gekörnelter Querleiste jenseits der Mitte, die ein dem der Aussenseite entsprechendes, glattes, etwas ver- tieftes Feld vor der Fingerbasis umgrenzt. Zähne der Fingerschneiden unregelmässiger, einzelne recht be- trächtlich vergrössert. Lauffüsse plumper wie bei der vorigen Art; Meren noch breiter, ihr Umriss mehr keulenförmig, statt nahezu elliptisch wie bei jener; auch die folgenden Gliecer weniger schmal; so ist die Breite des Propodus IV etwa gleich ein Drittel seiner Länge und mehr als halb so gross als die des Merus; die Pro- und Dactylopoditen ohne lange Behaarung auf der Unterkante; obere Kanten der Meren enden distal in einen wohlentwickelten praeapicalen Dorn. Oberseite dunkel ; unter Flüssigkeit scheint die ganze Vorderhälfte und die mittlere Partie der hintern wie bereift, dunkel- blaugrau ; die abschüssigen Teile der Seiten und ein mit diesen verbundener dreieckiser Fleck vor dem Hinterende dunkelbraun ; Beine etwas heller, fast ein- färbig oder mit mehr weniger deutlichen wolkigen dunklen Flecken oder Ringen; Scheren weisslichgrau, dunkler grau retikuliert. | Sesarma clavicruris, n. sp. oder Varietät der 8. celebensis. dar RI, eo Nc) Süsswasser bei Manado, IV, 95, ein Weibchen ohre Eier. Länge des Panzers 11 mm; Höhe 7 mm, Höhe der ‚Stirn 1,5, Breite derselben 7,3, Distanz der äussern Augenhöhlenecken 12,6; grösste Breite 13,2; Hinter- ende 7; grösste Breite der Abdomen 10; Unterrand der Schere 3,7 + 3,3; Oberrand 2,4 + 4; Handhöhe 3,1; Fuss IV: Merus 8,3 lang, 4,2 breit; Carpus 3,8; Propodus 4,8 lang, 2,5 breit; Dactylus 4,7 lang. Panzer stärker gewölbt, sonst ähnlich wie bei ». celebensis; während bei letzterer die Stirnlappen von oben gesehen etwas bogenförmig (convex) enden, mit wenig tiefem seitlichem Einschnitt, sind bei der vor- liegenden Art ihre Vorderränder gerade, durch scharfe — 3 — Incisuren begrenzt; ihre obern Kanten sind abgestumpft (gebrochen!) und von einer zusammenhängenden Reihe querer Punkte durchzogen ; die mittleren Lappen sind schärfer umschrieben, aber im Verhältnis zur Breite weniger hoch wie bei der vorhergehenden Art; die Stirn ist niedriger und erscheint stark rinnenförmig, da der jederseits durch eine aufgelagerte Schwiele verdickte Unterrand scharf und breit nach vorn umgebogen ist; seine mittlere Einbuchtung ist tiefer; Extraorbitalzähne noch spitzer, nur leicht auswärts gerichtet, mit ein wenig längerm Seitenrand; nur ein Epibranchiaizahn ist vor- handen, der aber etwas schärfer und prominenter zu sein scheint; Punktierung der Rückenfläche dichter, gröber, stellenweise runzlig, durch zahlreiche feine Risse verbunden; Vorsprung der vordern untern Kante des Merus I deutlich zahnförmig; Innenecke von Carpus I viel prominenter; Zähne der Fingerschneiden weniger zahlreich aber grösser, Lauffüsse noch viel plumper wie bei der vorigen Art, ihre Meren mehr als halb so breit wie lang; Oberkanten der Carpo- und Propoditen mit sehr kurzer, dichter, bürstenartiger Behaarung. Farbe der Oberseite recht dunkel, ein etwas ins Violette spielendes Grauschwarz. Sesarma leprosa, n. sp. (Taf. XII, Fig. 19d. und 20.) Gipfel des Masarang, 24, IV, 94, ein Männchen und zwei Weibchen. ef ? 2 Länge des Panzers 8,4 Mil: 7,8 Höhe SL 5 Da Hôhe der Stirn 1 1,3 1,5 Breite derselben 4,8 4,4 47 Zwischenraum der äussern Augenecken 9,6 8,6 9,3 Grösste Breite 9,9 87 9,3 Hinterrand 5,4 5) 5,9 Abdomen: S © Q Grösste Breite 6 6,2 2. Glied lang 0,6 breit 5 3. Glied lang 0,9 breit 5 4. Glied lang 1,2 breit 4,6 5. Glied lang 1,3 breit 4,2 6. Glied lang 1,4 breit 3,0 7. Glied lang 1,6 breit té Oberrand der (grössern) | Schere - 3,6449 2,1+3,6 2,4438 Unterrand derselben 4,841 31+3 3,7+3 Höhe der Hand 4,8 2,8 3 Dicke Bl 1% 2 IV, Fuss Merus 6,2 9, 9,7 Carpus 2,9 2,6 2,6 Propod. 4,2 3,9 3,8. Dactylop, 4,3 3,+ U Breite des Merus Dal: 1,8 1,8 Breite des Propodus 1,3 1,3 159 Rückenschild deutlich kürzer als der Zwischenraum der äussern Augenhöhlenecken, nach hinten nur wenig verbreitert, also fast rechteckig; stärker gewölbt als Sesarma celebensis, mit höckeriger, grob runzlig-tuber- kulärer aber glänzender Oberfläche; Furchen mässig tief; Magenregion durch eine seichte Längs- und eine gebogene Quervertiefung in 2 Paare niedriger Erhaben- heiten zerteilt; Schrägfältchen der geneigten hintern Seitenpartie zahlreich, kurz und grob, fast als Körner zu bezeichnen. Zähne des Anterolateralrandes wie bei S. Amphi- nome de Man (Notes Leyd Mus. Vol. 21, Pl. 12, Fig. 16); der Extraorbitale seitlich vorragend, nach aussen gerichtet, stumpf, durch einen tiefen Einschnitt vom sehr genäherten Epibranchialzahn getrennt; dieser ziem- lich prominent, aber mit längerer Seite; hinter ihm findet sich noch eine weitere, wenig deutliche Ecke. Die Breite der Stirn kommt ungefähr ihrer dreifachen Höhe und dem halben Zwischenraum der äussern Or- bitalecken gleich; von den Lappen ihres Oberrandes sind die Innern noch ziemlich scharf begrenzt, im Mittel durch eine mässig tiefe und breite Längsfurche getrennt; ihre Breite ist c. 11/2 mal so gross als ihr Abstand vom Seitenrandwulst; äussere Lappen weniger deutlich, meist in einige grobe Körner zerfallen; Stirnfläche ver- schwommener und feiner granuliert als der Vorderrücken; der nach vorn umgebogene Unterrand mit breiter und tiefer mittlerer Einbuchtung ; die vorstehenden Seiten- lappen ragen über den Oberrand hinaus und jeder trägt 2 grosse aber stumpfe Tuberkel, auch die Augenstiele zeigen einige ähnliche borstentragende Erhabenheiten; letztes Glied des männlichen Abdomens an der Basis noch ein klein wenig breiter als lang; vorletztes Glied etwas kürzer als das Endglied, 2!/2 mal so breit wie lang, seine Seiten convergieren für den grössten Teil der Länge nur wenig, erst kurz vor dem Ende sind sie fast rechtwinklig gegen die Basis des letzten Gliedes umgebogen. Scherenfüsse der Weibchen nicht, der Männchen deutlich von ungleicher Grösse, die linke ist die grössere; obere und hintere Kante des Merus fast glatt; die vordere mit ziemlich grossen und wohl- getrennten, wenn auch teilweise abgestumpften Zähnchen und mit wenig deutlicher, lappenartiger Ausweitung vor dem Ende; Aussenfläche von Merus und Carpus mit Querrunzeln ; Innenecke des letztern ohne eigentliche Dornen; Palma aussen granuliert, nur vor der Finger- — 560 — basis mit glatter, undeutlich abgegrenzter Fläche, innen mit grobgekörnter, vorragender, kogenförmiger Quer- leiste; Finger grösstenteils glatt, punktiert; an der Unterseite des festen finden sich wenige Körnchen an der Basis und ! bis 2 isolierte bis gegen die Mitte vor- geschoben ; am beweglichen zieht sich über den obern Teil der Innenseite eine Reihe ziemlich grosser, scharfer, endwärts gekrümmter Zähnchen bis gegen die Spitze hin, daneben finden sich ganz an der Basis noch einige kleinere Körnchen unregelmässig zerstreut; die eigent- liche Oberkante des beweglichen Fingers wird — aber ganz unmerklich und nur unter starker Vergrösserung sichtbar — von feinen, noch sehr unregelmässigen Quer- rissen durchschnitten ; Fingerschneiden neben kleinern mit je 2 grössern Zähnen, einem distalen vor der am Ende hornig durchscheinenden, schwach löffelförmigen Spitze und einem proximalen unmittelbar vor (am be- weglichen) oder nach (am festen Finger) dem ersten Drittel; die zwischen diesen Tuberkeln befindlichen Teile der Schneiden sind mehr oder weniger ausgebuchtet, weshalb die Finger hier deutlich klaffen. Lauifüsse schlank; Meren schmal; ihre Oberkante distal nicht in einen Dorn endend, nur mit einer mehr oder weniger scharfen Ecke, die ein ganz kurzes, spitzes Börstchen oder Stachelchen trägt. Bei den Weibchen wird das Endglied des Abdomen nicht bis zur Mitte vom vorhergehenden eingefasst; die Innenseite der Hand entbehrt die Körnerquerleiste; die Finger klaffen nicht und der bewegliche zeigt keine Spur einer Kammleiste, wohl aber die Längsreihe hakig nach vorn gekrümmter Dörnchen. Oberseite dunkel graubraun, Scherenfinger, besonders seitlich, heller; Merus der 2. Gnathopoden aussen nicht geschwärzt, zum Unterschied von den vorhergehenden Arten. — 6 — Die eben beschriebenen Sesarma celebensis, clavi- crura und leprosa gehören wohl alle — die erste sicher — zur Untergattung Geosesarma; anderseits scheinen sie nahe verwandt zu sein mit S. Amphinome, de Man; wie bei dieser und zum Unterschied von Sesarma an- gustifrons sind die Pro- und Dactylopoditeen der Lauf- beine mit Reihen von Stachelborsten versehen und zwar finden sich solehe — wenigstens bei S. leprosa — auch fängs der Oberkante; letztgenannte Art stimmt in Bezug auf die Seitenrandzähne vollkommen mit Sesarma Am- pbinome überein, unterscheidet sich aber durch den nach hinten kaum verbreiterten Panzer und die unbe- dornten Meren der Laufbeine; bei den beiden anderen Arten gleicht der Extraorbitalzahn dem von S. angusti- frons, die Grössenverhältnisse der Stirn, Extraorbital- distanz und des Hinterendes denjenigen von S. Amphi- nome. Sesarma, sp. Grorontalo, III, 95, ein ausgewachsenes Weibchen ohne Eier. Länge des Panzers 20 mm; Höhe der Stirn 2,3, Breite derselben 11,7; Breite eines innern Stirnlappens 2,8, eines äussern 2,3; Zwischenraum der äussern Augen- höhlenecken 20,6, der Epibranchialzähne 21,3; grösste Breite 23,2; Breite des Hinterendes 12,2. Unterrand der R. (grössern) Schere 8 +5; Ober- rand 5,5 + 7,2; Handhöhe 7,2. 4. Fusspaar: Merus 18,8, Carpus 6, »Propod. 9,3, Dactyl. 7,3; Breite des Merus 6,2, des Propodus 3,7; ähnlich Sesarma macu- lata de Man, aber blasser; auf der geneigten hintern Seitenpartie mit den nämlichen dunklen Flecken; auch die Skulptur der Oberfläche — grobe, lederartig runz- lige Körnelung — übereinstimmend; dagegen scheint der Panzer etwas breiter und stärker gewölbt; der Ober- rand der Stirn ist stumpfer, der untere in der Mitte kaum gebuchtet und die senkrechte Fläche weniger hoch, c. 5 mal so breit wie hoch; die Seiten des Extraorbital- zahns sind etwas kürzer und weichen nach vorn nicht auseinander; derselbe erscheint darum auch weniger spitz; der Einschnitt vor dem Epibranchialzahn ist tiefer, die abgerundeten Enden des letztern besitzen etwas weitern Zwischenraum als die Extraorbitalen; ein zweiter Epibranchialzahn ist kaum angedeutet. Oberkante des Merus I endet in eine rechtwinklige Ecke, diejenigen der Meren der Lauffüsse in scharfe Dornen; untere Kanten von Merus I fein und scharf gesägt, die vordere vor dem Ende mit rundlichem, wenig vorragendem Lappen ; Aussenseiten der Vorderfüsse scharf und dicht gekörnelt, am feinsten diejenige der Palma, die der Finger glatt, nur punktiert; Innenseite der Hand ohne Körnerquerreihe; Firsten der Finger mit Längsreihe kleiner scharfer Körner oder Dörnchen, ausserden Basis des beweglichen auf grössere Breite sranuliert. Lauffüsse plumper, die Meren nicht subelliptisch sondern keulenförmig im Umriss; Endglieder mit Reihen von Stachelborsten; obere Ecke der Carpopoditen, Ober- kante der Propoditen und etwas weniger deutlich auch die der Endglieder — namentlich an Fuss III und IV — mit kurzer, stellenweise dichter Behaarung, dagegen fehlt eine solche an der Unterkante der betreffenden Glieder (unsere beiden Sesarma maculata verhalten sich gerade umgekehrt). Liste der marinen Dekapoden und Stomatopoden der Sarasin’schen Sammiung. Ancylocaris nov. Gen. Eine neue Gattung der Palaemoniden, die auch mit gewissen Pontoniiden (Harpilius z. B.) gemeinsame Merk- male aufweist! Rostrum seitlich stark zusammengedrückt, lamellen- förmig, hoch, gezähnt; innere Antennen in 3 Fäden endend; 2. Gnathopoden beinförmig, nicht verbreitert — wie bei typischen Palaemoniden. Mandibei ohne Syna- phipod; Augenstiele bald nach der basalen Einschnürung am breitesten, distal wieder leicht verschmälert; Scapho- ceriten kurz, Seiten der Endhälfte nach vorn conver- gierend, die äussern gebogen (convex); Pereiopoden kurz und plump; Dactylopoditen der Laufbeine kurze, stark sebogene Haken; Telsonende abgestutzt, von 6 Dörnchen überragt — wie bei genanntem Genus der Pontoni- iden. Ancylocaris brevicarpalis n. sp. (Taf. XIII, Fig. 21a—m). Makassar 1897, ein Weibchen. Totallänge (Rostrumspitze bis Telsonende) ca. 32 mm; Cephalothorax mit Rostrum 12; letzteres allein 3,7; Obere Antennen: Basalglied des Stiels innen 2,3 mm lang, Breite 1,5 mm; 2. +3. Glied 1,4 mm; ver- wachsene basale Partie des äussern Fadens 1,5 mm; Scaphoceriten 4,5 mm lang, 2,3 breit; Gnathopod II total ca. 5,8 mm, Endglied 1,3, vorletztes 1,5, vorher- gehendes 2 mm; Fuss I: Isch, 1,8; Merus 3,7 lang, 0,5 dick; Carpus 3,3; Schere 2,4 (bewegl. Finger 0,9); Fuss Il: (der rechte fehlt!) Ischium 3; Merus 4,5 lang, 1 dick; — 964 — Carpus 2 lang, 0,5 an der Basis, 1,3 am Ende dick; Schere total 8,2; Palma 4,2 lang, 1,5 dick; beweglicher Finger 4; Fuss IV: Ischium 2,4; Merus 3,7 lang, 0,7 breit; Carpus 2; Propodus 3,8; Klaue 0,5; die beiden andern Lauffüsse zeigen ähnliche Dimensionen. Da die Mandibel keinen Synaphipoden besitzt — auch genaue Besichtigung liess keine Spur, nicht einmal einer Ansatzstelle erkennen — glaubte ich das fragliche Tier erst bei Palaemonetes unterbringen zu müssen; die äussere Grestaltung zeigt aber mehr Verwandtschaft mit Palaemonella, namentlich P. amboinensis, Zehntner; auch Harpilius und Oedipus sind im Grunde genommen recht ähnliche Formen; die Abbildungen des Telson- endes von Oedipus superbus oder der Laufbeinklauen von Harpilius lutescens im Dana’schen Atlas könnten fast ohne weiteres für unser Geschöpf in Anspruch ge- nommen werden; überhaupt scheint mir die Grenze zwischen Pontoniden und Palaemoniden keine sehr scharfe zu sein! Die Gestaltung des äussern Fadens der obern Antennen von Palaemonetes varians ist doch nicht sehr verschieden von den in Fig. 3a und 4c der Tafel 37 des genannten Werkes gegebenen Darstellungen dieser Organe; anderseits gleichen die 2. Gnathopoden der Anchistien denjenigen von Palaemon. Rostrum kürzer als die Stiele der obern Antennen, hoch, seitlich stark zusammengedrückt, blattartig dünn, gerade vorgestreckt, unten mit 2, oben mit 6 Zähnen, deren erster noch hinter dem Augeneinschnitt sich be- findet; Antennal- und Hepaticalstachel ungefähr in der nämlichen gegenseitigen Lage wie bei Leander oder Palaemonetes varians; der Cephalothorax war wie es scheint etwas aufgetrieben, namentlich auf der Ober- seite; leider hat er sich, der Weichheit des Tegumentes halber, nicht gut conserviert. ho Die Form der Augen stimmt mit derjenigen der Pontoniiden, von Harpilius inermis z. B., überein; die Augenstiele sind am breitesten vor der Mitte, gleich nach der basalen Einschnürung und zeigen hier auf der Innenseite eine recht merkliche Convexität; gegen die Cornea zu werden sie wieder etwas dünner und jene ist verhältnismässig klein, nicht breiter als der Stiel; bei den typischen Palaemoniden ist das ganze Gebilde kürzer, plumper und die Cornea die breiteste Partie des- selben, Das Basalglied der obern Antennenstiele kommt demjenigen von Palaemonetes varians recht nahe; der Stylocerit reicht etwa bis zu seiner Mitte; dagegen sind die beiden folgenden Stielglieder kleiner, im Verhältnis zum ersten sowohl kürzer als schmaler; die ungeteilte basale Partie des äussern Endfadens ist nur so lang als die beiden letzten Stielglieder zusammen und besteht aus 5 bis 6 Segmenten; der innere Gabelast übertrifft dieselbe nur wenig, der äussere mindestens um das 4- oder 5-fache an Länge; gleich weit wie der letztere reicht auch der noch nicht erwähnte innere Endfaden. Scaphoceriten verhältnismässig kurz, mit convexen, nach vorn convergierenden Aussenrändern; sehr ähnlich denjenigen von Harpilius inermis, dagegen recht ver- schieden von den schlanken, in der distalen Partie parallelseitigen Gebilden der typischen Palaemoniden; ihr Aussendorn reicht wenig, ihr Vorderende etwa um 1,3 mm über die obern Antennenstiele hinaus; der Stiel ‘der untern Antennen erstreckt sich so weit nach vorn als das Basalglied der obern Antennenstiele, die. Spitze des zweiten Gnathopoden und das Ende des Merus I überragen deutlich diesen Punkt; vom Carpus I wird das letzte Drittel jenseits des Scaphoceritenendes sichtbar. 2. Gnathopod beinförmig, cylindrisch, nirgends ver- breitert; sämtliche Pereiopoden viel kürzer und plumper als diejenigen von Palaemonetes varians, nach Art ge- wisser Pontoniiden, Oedipus und Harpilius, gebaut; Fuss Il cylindrisch, ebenso Merus II; Carpus IT kurz keulenförmig, viel kürzer als Merus oder Palma; letztere noch etwas breiter als der Carpus, cylindrisch, kaum länger als die Finger; diese nicht klaffend, innen mit ganzrandigen Schneiden, die nur ganz an der Basis schwache Kerben und dadurch entstehende kleine Vor- sprünge — einen am beweglichen, 2 am festen Finger aufweisen. (sehfüsse mit leicht gebogenen Pro- und kurzen, hakenförmigen Dactylopoditen. Seitenteile der 3 ersten Ahbdomensegmente stark vergrössert, eine recht umfangreiche Kammer für die zahlreichen, sehr kleinen Eier bildend; Telson stumpf endend mit 6 Einddörnchen, deren mittlere und äussere kürzer sind als die dazwischen liegenden; ausserdem mit 2 Dörnchenpaaren in der apicalen Hälfte der Oberseite, nahe den Aussenrändern. Alpheus strenuus, Dana. Makassar 1897, ein Männchen. Länge 25 mm; grosse Schere 13,3 lang, 5,2 dick; kleine Schere 9,2 lang, 2,2 dick, Palma 5,3, beweglicher Finger 4,2 mm lang. Alpheus carinatus, de Man (Taf. XIII, Fig. 23). Kema 1894, ein Männchen, Länge 21 mm. Stimmt überein mit de Mans Beschreibung, nur zeigen die Seiten der beiden ersten Abdominalsegmente mehr als einen Zahn, die des ersten je 2, des zweiten je 3, die der folgenden Segmente je einen wie das typische Exemplar. 900 Alpheus stimpsoni, de Man, Var.? (Taf. XIII, Fig. 22a—c). Kema 1894, ein eiertragendes Weibchen. Körperlänge 31 mm; grosse Schere 12,3 lang, 4 dick; beweglicher Finger etwa 4,5; kleine Schere 6 mm lang, ca. 1,5 dick, beweglicher Finger 2,6. Vorderende der Stirne vorgezogen, doch nicht ganz so stark, wie bei de Mans A. Stimpsoni (Arch. f. Naturg. 1887, Taf. XXII, Fig. 3), in 3 Stacheln endend, deren medianer bis zur Mitte des zweiten, die lateralen bis zur Mitte des ersten Stielglieds der obern Antennen reichen; mittlerer Stachel mit stumpfem, etwas hinter den Augen entspringendem Kiel. Stylocerit etwas kürzer als das erste Stielglied der obern Antennen; fast ebenso weit erstreckt sich der äussere Basalstachel der untern Fühler, während der obere nur kurz bleibt; der Aussendorn der Scaphoceriten überragt ein wenig die Lamelle und ist ungefähr so lang wie die obern und untern Antennenstiele; die Geisseln der obern Antennen sind kürzer als der Cephalothorax;, nur etwa doppelt so lang als ihr Stiel. Der Merus des grössern linken Scherenfusses ist dreikantig, die obere Kante endet in einem scharfen, die äussere untere in einem stumpfen Zahn; am Carpusende ist oben ein spitzes Zähnchen, unten keines vorhanden; Schere etwas plumper als diejenige des typischen A. Stimpsoni, ohne distales oberes Zähnchen an der Palma; letztere fast walzenförmig, im basalen Drittel am dicksten ; beweglicher Finger mit gekieltem Oberrand; Finger der kleinen Schere mehr als halb so lang als die Palma, also etwas länger als beim Typ; wie bei letzterm ver- halten sich die folgenden Füsse, nur besitzt auch Merus V einen scharfen Stachel am untern hintern distalen Ende. Seiten der 3 vordern Abdomensegmente gerundet gestutzt, die des 4. und 5. spitzbogen-, des 6. leicht hakenförmig und ziemlich spitz. 31 — 568 — Telson mit seichter mittlerer Längsrinne, oben mit > Paaren starker Dörnchen auf der Hinterhälfte; End- dörnchen sind 4 vorhanden, an jeder Hinterecke 2, sie sind kurz, besonders die äussern. A. amboinae Zehntner scheint in gewisser Hinsicht ein Bindeglied der vorliegenden Form und des typischen A. Stimpsoni zu sein! Wie bei letzterm endet die Ober- seite der Palma in ein Dörnchen; mit ersterer teilt er das Vorhandensein eines Stachels am untern Ende des Merus V; dagegen sollen Carpus III und IV unten nur in einem einzigen Dorn enden, während das oben be- sprochene Exemplar wie der typische A, Stimpsoni an genannter Stelle eine Querreihe von 3 beweglichen Stachelchen aufweist; ferner scheint das Rostrum des A. amboinae länger zu sein als bei unsrer Art. Thalassina anomala (Herbst). Kema, 1894, ein Weibchen von 125 mm Total- länge. Pagurus punctulatus, M. Edw. Kema und Makassar, 2 Weibchen. Das Exemplar von Kema in einer Voluta sp. aff, scapha. Pagurus euopsis, Dana. Kema, ein Männchen. Die linke Schere ist abgebrochen, aus dem Stumpf sprosst eine noch rudimentäre weiche Ersatzschere. Das Exemplar gehört ohne Zweifel zur nämlichen Art wie das von Fritz Müller als Pagurus depressus Heller bestimmte, etwa doppelt so grosse Männchen von Trincomali; da beide Stücke hinsichtlich Depression des Körpers sich nicht wesentlich von Pagurus punctulatus unterscheiden, auch ein ähnliches Verhalten bezüglich Sternum und Basis der äussern Kieferfüsse aufweisen, glaube ich mit der gewählten Bezeichnung das Richtige — 569 — getroffen zu haben, nur ist zu bemerken, dass bei beiden Individuen (von Kema und Trincomali) der Vorderteil des Cephalothorax nur schwach und nicht scharf be- srenzt gerötet ist, keinen deutlich umschriebenen dunkelroten Fleck trägt. Coenobita rugosus, M. Edw. Kema, 10 Exemplare, darunter 2 Weibchen und 6 Männchen, in Nerita, Murex, Buccinum etc. Makassar, ein Weibchen, in Buccinum aff. coronatum, Brug. Petrolisthes bosci (Sav.)? Makassar 1897, ein Männchen. Cephalothorax ca. 8,8 mm lang und ebenso breit; linker Carpus I (der rechte fehlt!) 8 mm lang, 4,6 breit; Schere ca. 15 lang (der feste Finger ist verstümmelt!), 6 breit. : Cephalothorax mit deutlichem spitzem Epibranchial- zahn; gekörnelte haartragende Querfalten nur auf der äussern hintern Branchialregion von blossem Auge gut erkennbar, sonst hiefür zu fein, auf dem Rest der Kiemenregion stark zerteiltinzahlreiche kurze Schüppchen; Behaarung an den Seiten, wo sie erhalten geblieben recht dicht, längs der Panzermitte dagegen abgerieben ; infolge dessen ist deutlich zu erkennen, dass die Fältchen der mittleren Regionen, besonders diejenigen der vordern, weniger dicht stehen aber zusammenhängender sind; Scherenfuss, etwas weniger deutlich auch die Meren der folgenden Füsse, mit makroskopisch ohne Mühe erkenn- barer Skulptur; an Carpus und Palma des erstern nimmt dieselbe stellenweise die Form von Querschienen an, so an der Unterseite und einer mittlern Längszone der obern. Merus I hinten mit 2 scharfen, endwärts gerichteten Dörnchen, eines etwas vor, das andre unmittelbar am Ende. — 2 — Vorderrand des Carpus I nur mit 3 Zähnen (statt 4—5, wie für P. bosci die Regel!); der grösste basale endet noch in ein deutliches, scharfes, hakenförmiges Spitzchen, am 2. scheint dasselbe abgebrochen, am 3. nie vorhanden gewesen zu sein; vor letzterm findet sich noch ein wenig vorragendes Läppchen als Andeutung des 4. Zahns. | Hinterrand des Carpus mit 5 distal an Grüsse zu- nehmenden Dornen (apicaler inbegriffen); Scherenränder glatt; am beweglichen Finger, der am Ende stark hakenförmig gebogen erscheint, findet sich keine Be- haarung. Meren II—IV vorn mit 4 bis 5 Dôrnchen, der II. und III. hinten vor dem Ende mit 2 genäherten scharfen Zähnen, einem kleinen ganz am Ende und einem be- trächtlich grössern davor; Merus IV mit abgerundeter Hinterecke. Petrolisthes dentatus, M. Edw.? Kema, 2 Männchen, 2 Weibchen mit Eiern und 4 Junge; auf Kolonien von Hydromedusen. | | & & | 2 | | Junge | Länge des Cephalothorax . . . | 3,7 all Sl 3,5 |e.2 beim kleinsten Breite eee CORRE 3,6 3,7 3,7 93,0 | (L) | (R) | Carpus Tasset ee 2 8: 3 2,7 2,4 2,3 en | breitar. ern er FIT ler 1,5 f lang wie hreit | (L) (R) | | | Vorderrandzähne von Carpus 1 . 3 al 3 3 | Hinderrandzähne desselben. . . | 3 2 3 3 3 | Stacheln am Oberrand von | Merus II | 0 0 0 0 0 LÉ 0 1 0 0 0 LV: 1:0 1 0 0 0 | | — Oil — Unsre Exemplare stimmen, von der beträchtlich seringern Grôüsse abgesehen, nicht schlecht mit de Mans P. dentatus Var. (Zool. Jahrb. IX, pag. 374; X, Taf. 32, Fig. 47a und 48c) überein, doch besitzt nur ein einziges Individuum Dornen an der Vorderkante der Lauffuss- meren; die Form der Zähne des Carpus I entspricht bei den grössern Exemplaren der eben zitierten Figur 48c; der hinterste derselben, der folgende zuweilen auch noch, ist hakenförmig gebogen; bei den jüngern Stücken sind die Dornen nach Form und Grösse weniger ver- schieden und sämtlich scharf; Hinterseite von Merus I unbewaffnet, zum Unterschied von P. asiaticus (Leach) de Man, bei welchem auch die Carpen der Scherenfüsse schmaler zu sein scheinen. Ortmann zieht de Mans P. dentatus Var. und asia- ticus zu P, armatus Gibbes und giebt neben andern folgende Kennzeichen an: „tl. Hinterrand des Carpus der Scherenfüsse mit einem Kiel, der mehr als 3 Dörnchen trägt.* „3. Merus der Gehfüsse am Oberrand mit Dörnchen von variabler Anzahl.“ .+ Carpus der Scherenfüsse ziemlich schlank, etwa 2 mal so lang als breit,“ Die Differenz hinsichtlich 1) und 3) könnten in dem jugendlichen Alter unsrer Stücke begründet sein: da- gegen scheint das sub 4) erwähnte Kennzeichen für unsre und de Mans Exemplare weniger zu passen. Remipes testudinarius Latr. (vergl. de Man, Zool. Jahrb. IX.) Kema, 1894, ein eiertragendes Weibchen. Länge des Rückenschilds 28,5 mm, Breite 25,2; Geissel der äussern Antennen 5-gliedrig (links und rechts); Cephalothorax mit ca. 53 Haargrübchen jederseits. Remipes ovalis, A. M. Edw. Kema, 1894, 3 Männchen, 5 Weibchen ohne Eier. | EIEZEZEZE 0 De: | | ie des Pan- | zers 140142 1027020 71 19 16 14 il Breite Re 1182 Da 9710,53 16,31. 21257 11 8,2 Zahl der Glieder | der kürzern(reis- sel der innern Antennen et 9 | ee) 10 | 10 | 7 oder 8 Marginale Haar- | | BET grübchen des geteilt! Panzers jeder- seits ne 1492472046, 3928 47 48 43 Zeichnung des Spmetrisch ge | symetrische Rückens . ont rötliche Zeichen | Remipes pacificus, Dana. Makassar, 1892, 2 Männchen und ein eiertragendes Weibchen. Länge des Panzers 17,5 12,3 11 Breite 13,3 9,6 8,2 | (L) (R) | Marginale Haargrübchen jeder- | | | 2 Seiten 39 832 | 34 39 | (R) (D) | Zahl der Glieder der kürzern | Geissel der innern Antennen 12 10 ST Rücken der Männchen einfärbig, des Weibchens mit symetrischer Marmorierung; bei letzterm entspricht der rechtsseitige Propodus I den Angaben de Mans (Zool. Jahrb. IX, p. 478), am linksseitigen dagegen ist das für R. ovalis charakteristische innere Haargrübchen der vordern Reihe vorhanden, aber sehr klein und vom äussern weiter entfernt; Geissel der äussern Antennen nach de Mans Auffassung zweigliedrig; da das 4., von diesem Autor dem Stiele zugerechnete Glied schon jen- seits der Hauptbeugestelle der Fühler liegt, würde mir die Bezeichnung dreigliedrig besser passen. Remipes celaeno, de Man. Makassar, 1897, ein eiertragendes Weibchen. Cephalothorax 13,7 mm lang, ca. 9,6 breit; an jedem Seitenrand des Panzers bilden 25 Haargrübchen die Hauptreihe; das vorderste derselben steht in Verbindung mit dem dritten einer submarginalen Serie, die vorn auf die Aussenfläche des Panzers übergreift und hier eine kleine Verlängerung der erstern bildet; Nebenreihe der hintern Ecke aus 5 Grübchen bestehend; auf der Mitte der hintern Panzerhälfte an Stelle der Querrunzeln nur noch feine Punktreihen; kürzeres Flagellum der innern Antennen mit 11 Gliedern; Haargrübchen des 1. Fusses mit de Mans Beschreibung über “het Zeichnung des Panzers undeutlich. Matuta victrix var. crebrepunctata, Miers. Kema und Makassar, 2 Männchen und 2 Weibchen. JS von Makassar: Länge in der Mittellinie 48 mm. Punkte, wie für die Form charakteristisch, sehr fein, mit hellem Kern, nur hinten etwas spärlicher, sonst überall dicht gedrängt; Seitendorn leicht hornförmig nach vorn gebogen, d von Kema: Länge 47,5 mm. Punktierung etwas gröber, hinten mit beginnender, wenn auch noch sehr unvollkommener Anreihung in kleinere Ringe; Flecken weniger deutlich mit hellen Kernen versehen; Seitenhörner wie beim vorigen. — 5714 — Q von Makassar: Länge 33,4 mm. Punkte etwas grösser als beim d derselben Pro- venienz, hinten noch etwas lockerer gestellt uud mit be- sinnender Anordnung zu Schleifenlinien; Seitendorn serade. © von Kema: Länge 33 mm. Punktierung fein, hinten ziemlich locker; Seitenhorn gerade. Calappa hepatica L. Kema, Makassar, 3 Männchen. Länge und Breite: 40/66; 36/56; 27/41. Micippe philyra, Herbst. Makassar, ein Männchen. Länge (das Rostrum kommt, weil senkrecht nach unten gebogen, nicht in Betracht!) 17,5; Breite 14,5; Breite zwischen den Augen 11; Länge des Rostrums 5,3; Breite (unten, zwischen den Seitenzähnen!) 7; ent- spricht der Fig. 2, Pl. 11 der Arbeit von A. M. Edwards in Nouv, Arch. Mus. VIII, also der typischen M, philyra. Tiarinia gracilis, Dana. Makassar, ein Weibchen. Länge 14,3; Breite 9,2; Länge des Rostrums 2,8; Zwischenraum der vordern Orbitalecken 5 mm. Tiarina angusta, Dana. Kema, 2 Weibchen, eines eiertragend; ein Männchen mit verstümmeltem Rostrum. 2 28,5 lang, 17,7 breit; Rostrum 6; Zwischenraum der vordern obern Orbitalecken 9. 2 24,5 lang, 14,5 breit; Rostrum 5,7; Zwischenraum der vordern obern Orbitalecken 8. S 26 lang (ohne Rostrum), 20 breit; Zwischenraum der vordern obern Orbitalecken 10,5. Die Exemplare entsprechen der Beschreibung, die de Man im Zool. Jahrb. VIII, p. 491 gegeben, nur sind — DD — die Rostren der Weibchen verhältnismässig noch kürzer, beim grössern mit 3, beim kleinern mit 4 Seitendornen versehen; letztere gross, abstehend, viel länger als Danas Figur angiebt. Thalamita prymna, Herbst. Makassar, ein junges Weibchen. Länge 20, Breite 32 mm. Am linken Schwimmfuss sind die Zähnchen des Propodushinterrandes rudimentär, viel kleiner als die des rechtsseitigen; das linke Bein ist zugleich heller ge- färbt, also wohl Ersatzfuss. Thalamita crenata, Lair. Kema, ein Männchen von 68 mm Panzerlänge und 108 mm Breite. Lambrus longimanus, M. Edw. Kema, ein Männchen. Länge des Panzers 26,3, Breite 29,6; Länge des Scherenfusses, vom Hüftgelenk an gemessen 99 mm. Pilumnus vespertilio, Fabr. Makassar, ein Männchen. 22 mm lang, 30 breit. : Xantho (Leplodius) exaratus, M. Edw. Makassar, 4 Männchen. Dimensionen: 15/95; 16/107; 10/6,65 9,868. Die linke Seite zeigt bei allen deutlicher als die rechte das Bestreben, einen 5. (hintersten) Anterolateral- zahn herauszubilden; bei den kleinern Exemplaren fehlt rechts überhaupt jede Spur eines solchen; also links sanguineus, rechts exaratus! Actaea tomentosa (M. Edw.) Makassar, ein Männchen. Länge 15,5 mm, Breite 25. An den Meren und Carpen aller Beine sind die Innen- (Vorder-) Seiten glatt, kahl, hell; bei aus- gestreckten Scherenfüssen wird die betreffende Stelle des Carpus sichtbar als sehr auffälliger ovaler weisser Fleck, der sich stark von der dunklen Gesamtfärbung abhebt. Atergatis floridus (Rumph.) Kema, ein junges Weibchen; Länge 22, Breite 31,6 mm. Atergatis integerrimus (Lam.) Makassar, ein junges Männchen; 19,5 mm lang, 31,3 breit. Carpilius maculatus L. Kema, normal gezeichnetes Weibchen von 78 mm Länge und 107 mm Panzerbreite. Etisodes anaglypius, M. Edw. Makassar, ein Männchen; Länge 29, Breite 43 mm. Stirnlappen durch tiefe und deutliche Medianspalte getrennt; der linke gerundet-gestutzt; der rechte etwas ausgebuchtet; Augenhöhlenumrandung in 5 stumpfe Zähne zerteilt; der äusserste derselben ist zwar am Ende stark abgerundet, aber sonst, zum Unterschied. von E. rhynchophorus, den übrigen ähnlich; von den 4 Anterolateralzähnen jeder Seite sind die beiden vordern stumpf, die hintern spitzer, hakenförmig nach vorn ge- hogen; Felderung des Panzers sehr ausgeprägt, bucklig; die flachen, rundlichen Tuberkel der Palma in Längs- reihen (vergl. Miers, Rep. „Alert“ p. 218); Dactyli und Propoditen ausser der langen Behaarung mit zahlreichen kleinen hellen Stacheln, besonders auf der Oberseite; an den Carpen werden dieselben spärlicher, auf der Merusoberkante auf eine Reihe beschränkt; Unterseite der Meren granuliert, der Carpen glatt; Farbe des Panzers ziemlich hell bräunlichviolett, Umgebung der Stirn und Hinterhälfte weisslich, mehr weniger rötlich marmoriert; die Schwarzfärbung des festen Fingers a 2 dehnt sich beträchtlich über die Palma aus und zwar in 3 viereckigen Zungen, einer innern, äussern und untern; löffelförmiges Ende der Finger weisslich. Da nur die kurze Beschreibung der H. N. d. Crust. und die Notiz in der „Alert“ verglichen werden konnten, ist mir die Bestimmung nicht ganz sicher. Etisus laevimanus (Randall.) Makassar, ein Weibchen von 22 mm Länge und 49 mm Breite, Farbe braun, fein weisslich retikuliert, auf der vor- dern Hälfte mit hellem mittlerem Längsfleck ; Schneiden der Scherenfinger mit mehreren kleinen Zähnen ; Finger kaum klaffend, der bewegliche nicht so stark gebogen wie Danas Fig. 1g angibt. | Pinnotheres semperi, Bürger. Männchen und Weibchen von Makassar, aus Holo- thurien. J 6,5 mm lang, 6,8 breit; © 6,2 mm lang, 6,4 breit. Körper, einschliesslich Beine oben kurz, unten länger filzig behaart; abgeriebene Partien glatt, glänzend; Palma deutlich länger als hoch, etwas länger als die Finger, diese stark klaffend; Beine des letzten Paares beträchtlich kleiner als die Vorhergehenden; Dactyli der Gehfüsse subegal, mit schlanker, hakig gebogener Spitze; 2. Gnathopoden mit Bürgers Beschreibung und Abbildung übereinstimmend. Metopograpsus messor, Forsk. Makassar, ein Männchen; Panzer 20 mm lang, 25,7 breit; Stirn 16,3; Länge des Propodus IV 9 mm, des Dactylus 5,6; Merus V 11: mm lang, 6 breit. Metopograpsus latifrons (Withe.) : Makassar, ein eiertragendes Weibchen. Länge des Rückens 25 mm, Distanz der Extra- orbitalzähne 28; Breite der Stirn 19; Länge von Pro- — 518 — podus IV c. 15; Dactylus 5; Länge von Merus V 14,2, Breite 6,5. Unser Stück übertrifft die Exemplare, die de Man von Celebes erwähnt noch um ein geringes an Ge- strecktheit des Panzers, nähert sich der Form pictus also noch mehr als diese. Uca dussumieri (M. Edw.) Kema, ein Männchen und 2 Weibchen (eines der letztern zerbrochen.) | 0% © . Länge des Cephalothorax 16,7 14 Breite 28 21,2 Länge der grossen Schere 48,3 Länge des beweglichen Fingers | 33,4 Breite der Schere 16 Länge von Merus V 10 9 Breite + 4,3 Untere Augenwand ohne accessorische Körnerreihe. Uca acuta (Stimps.) Kema, 4 Männchen, 2 Weibchen. Dr OT. one CN Q Länge des Cephalothorax 17,3 165 235 22 2 13 Distanz der Extraorbital- zähne 3) 28,3 233 214 20 22,6 Länge der grossen Schere 44 40,7 81 24 Länge des beweglichen Fingers DD CRU 165 12 Breite der Schere 18 16 123240 Länge des Merus V 108 ih IEHITTO 3 9 Breite desselben 5 4,3 3,1 3,9 3,9 4,3 Die Dimensionen stimmen mit den von de Man, Zoologische Jahrb. VIII p. 574 gegebenen überein; basale ?/s der Schneide des festen Fingers mit dicht stehenden, niedrigen Tuberkeln; eines derselben, etwas vor der Mitte gelegen, ist etwas grösser und bildet die leicht vorragende Grenze zweier sehr flacher Bögen; im distalen Drittel sind die Schneidentuberkel isoliert, schärfer, prominenter, besonders das zweit- oder dritt- letzte, ohne jedoch einen wesentlich von den andern sich abhebenden Zahn darzustellen; die Zahnreihe bildet vor dem Ende bloss eine mehr weniger leichte, dem concaven Bogen der Endhälfte untergeordnete Convexität; am beweglichen Finger sind die 4—6 basalen Tuberkel etwas grösser als die übrigen ; ihr letztes grösstes und vorragendstes findet sich vor der Mitte der Fingerlänge; vor dem Fingerende rast eines der Schneidentuberkel etwas mehr vor und bildet eine erkennbare Ecke, ohne aber an Grösse die übrigen viel zu übertreffen. Die Figur 3, Taf. VIIL in Journ. Linn. Soc., Zool,, XXII kommt unserer Form am nächsten, nur sind bei letzterer die Schneidentuberkel etwas gröber, unregel- mässiger, die praeapicalen Ecken weniger ausgeprägt und den Fingerenden mehr genähert; Vergrösserung einer Anzahl Tuberkel zu eigentlichen Zähnen, die nach de Mans Figuren zu schliessen bei den meisten Uca acuta sich findet, ist bei unsren Exemplaren nicht merkbar. Die Farbe des Panzers ist hinten und an den Seiten ein dunkles Violett, oben grünlich; Ertraorbitalzähne heller, am deutlichsten beim grössten Exemplar. Uca sp. (forceps, M. Edw.?) Kema, ein Weibchen von 17 mm Panzerlänge und 24 mm Breite; Merus V 10,4 mm lang und 42 mm breit. Stirn deutlich weniger schmal als bei Uca acuta, zwischen den Augen kaum eingeschnürt; Stirnfurche ein Dreieck beschreibend, das zwischen den Augen etwa 2—3 mal so breit ist als der Rand; Unterrand der Or- bita ohne accessorische Körnerreihe, diejenige des Ober- randes nach aussen letzterm sich allmählich nähernd, — 980 — wenig auffällig; die von den beiden Leisten umschlossene Fläche nicht vertieft, granuliert. Rückenpanzer stark gewölbt, auch der Quere nach; die die Regionen ein- fassenden Furchen wenig deutlich, fein und seicht; auch die eigentliche (obere) Seitenrandkante undeutlich ; Panzer nach hinten lange nicht so stark verschmälert wie etwa bei U. acuta oder Dussumieri; äussere Augen- ecken viel schwächer seitwärts vorspringend, nach aussen und etwas nach vorn gerichtet. Beine etwas schmaler als bei den genannten Arten, lebhaft bräunlichgelb ; Panzer dunkelgrün mit sehr deutlicher dunkelvioletter Marmorierung, Uca annulipes (Latr.) Makassar, 2 Männchen. Länge des Cephalothorax 9,3 8,1 Breite 119, 14 Länge der Schere 26 21,5 Länge des beweglichen Fingers 16 15 Breite der Schere 98 8,3 Länge von Merus V 6 5) Breite 1,8 1,8 Uca lactea (de Haan.) Kema, 4 Männchen, eines davon ohne grosse Schere. Länge des Cephalothorax 2) 8,5 U Breite 15,5 14 13,2 Länge der grossen Schere 29 26 24 Länge des beweglichen Fingers 19 16 15,6 Breite der Schere 8,5 8,7 [Bay Länge von Merus V Ge 3,5 ‘D Breite 2 1,7 1,5 Fester Finger ausser dem breit dreieckigen prae- apicalen mit einem kleinern submedianen Zahn ; Unter- rand dieses Fingers — die äusserste Spitze ausgenommen — gerade, bei U. annulipes gebogen. — 551 — Ocypoda ceratophthalma, Guer.? Makassar, ein junges Männchen. Cephalothorax 12,2 mm lang, 14,4 breit; Stirn- breite 1,9 mm; Länge der rechtsseitigen Schere 10 mm; Breite derselben 5,3; Länge ihres beweglichen Fingers bes Merus LIT 12,2 mm lang; 4,5 breit; Carpus 8,8: Propodus 8,2; Dactylus 7,3; Merus V 8,7 mm lang, 2,5 breit; Carpus 3; Propodus 5,5: Dactylus 5,5. Die Stimmleiste besteht aus c. 33 unten dicht ge- drängten, nach oben etwas lockerer stehenden Quer- leistchen, die aber lange nicht so breit sind wie bei ausgewachsenen O. ceratophthalma. O. urvillei Guér, stimmt nach Ortmanns Beschreibung (Zool. Jahrb. X p. 366) und Danas Figur (Atlas, Tat. 20 Fig. 1) fast völlig mit unserm Exemplar überein, nur ist bei letzterem die grosse Schere etwas schlanker und ihre Körnelung gröber; ein etwas älteres Indivi- duum der O. ceratophthalma, von der Kanaraküste stammend, stimmt mit dem in Frage stehenden so gut überein, dass mir ihre Zusammengehörigkeit kaum zweifelhaft erscheint; beim grössern Stück sind die Be- standteile der Musikleiste schon zahlreicher und breiter, das Auge zeigt den Beginn einer transcornealen Ver- längerung und Körper und Beine sind einfarbig gelblich ; beim Individuum von Makassar fehlt die Verlängerung der Augen noch vollkommen und der Panzer, stärker noch die Beine zeigen verwaschene dunkle Fleckung, ähnlich wie die vorhin angeführte Figur in Danas Atlas. Lysiosquilla maculata, Fabr. Kema, ein Weibchen von 235 mm Körperlänge. — .582 — Gonodactylus chiragra, Fabr. Kema, ein Weibchen von 91 mm Länge; Makassar, 3 Männchen von 112, 111 und 45 mm und Weibchen von 58, 50 und 39 mm Körperlänge. Die Exemplare gehören sämtlich zur typischen Form (vergl. de Man, Zool. Jahrb. X p. 695); der Endopodit des 1. Abdominalanhangs entspricht beim jungen Männchen der von Brooks (Chall. Stomatop.) gegebenen Zeichnung, sein Endglied ist deutlich 2 lappig ; bei den Ausgewachsenen wird der Innenlappen reduziert, das Gebilde einlappig. Protosquilla stoliura, F. M. Makassar, ein Männchen von 61 und ein Weibchen von 56 mm Länge. Die Art ist von F. Müller und später durch de Man in Bezug auf die Form genügend gekennzeichnet worden. Die Färbung der Typen sowohl als der jetzt vor- liegenden Exemplare ist hell gelblichgrau, fast weiss, mit undeutlicher dunkler Marmorierung, die sich auf dem Cephalothorax zu Querbinden anordnet; letztere er- strecken sich seitlich über die (zusammengelesten) Raub- füsse ; ausserdem zeigt die Oberseite — oft aber nicht _ immer — (juerreihen schwarzer, hell umrandeter Punkte; wenn sie vollständig ausgebildet sind, finden sich 2 auf dem Cephalothorax, je eine auf den folgenden Seg- menten; sie bestehen am 1. beintragenden und am 1., 3., 4. und 5. Abdomensegment aus 4, am 2. Hinter- leibsring nur aus 2 Punkten; von allen letztern sind die beiden mittlern des 1. beintragenden Segments die grössten und konstantesten; Mundgegend und aus- gedehnte Partien der Kieferfüsse sehr auffallend schwarz gefärbt. — 583 — Taf. VII. Potamon celebense de Man, Dimensionen, His. | Mig 2 Fig. 3 Fig. 4 js 5 19.6 Base 47 10228 Rio.:.9 Fig. 10 Fig. 11 Taf. VIII. Caridina ensifera n. sp. X 4; la kurzes, 1b langes Rostrum, X 4; 1c Fuss L, X _ 16; 1d Busse 16: 1er Rison2 > 2. Caridina sarasinorum n. sp.: 2a--2c Rostren mit verschieden starker Biegung, X 8; 2d Bossa 8: 2e Fusil os Caridina acutirostris n. sp.: 3a Cephalothorax, re sb Rus re Beau re Teil des Rostrumunterrandes: 4a Caridina sarasinorum; 4b Caridina acutirostris; 4c Ca- ridina Wyckii; 4d Caridina ensifera. Caridina Wyckii gracilipes, de Man: 5a und b Füsse I zweier Exemplare von Makassar, 8. Taf. IA. . Atya brevirostris, de Man: 6a—e Rostren >82 bt. Russ 228 Palaemon spinipes n. sp.: Ta Rostrum, X */s ; 7b Finger des rechtsseitigen Fuss II, X {/:. Palaemon spinipes birmanicus: 8a und b Kossren, X 5; Se rechter Buss II, > Taf. X. Potamon celebense immaculatum, n. var.: 9a Vorderansicht, X */s. Potamon sarasinorum n. sp, X °/As; 10a Vorderansicht, X 4/5. Potamon pantherinus n. sp., X °As; 11a linker Carpus I, X js. 38 Fig. Fig. ig. 12. 10. 15: 17: ig. 18. io. 19, 20. 21. — 984 — Potamon pantherinus n. sp., kleineres Exem- plar, X °/s; 12a rechter Carpus L, X °). Merus des zweiten Gnathopoden, X "?/s: 13a Potamon celebense; 13b Potamon sarasinorum ; 13c Potamon pantherinus; 13d Potamon ma- tannensis, Taf. XI. Potamon nfatannensis n. sp., X ?/s; 14a linke Schere, X °/s; 14b linker Carpas L, X Potamon minahassae, n. sp. X °/ıs; 15a Vorderansicht, X */s. Potamon rubrum, n. sp., X ®/ıs; 16a Vorder- ansicht, > ®%/5; 16b R. Schere, = Potamon angustipes, X *5; 17a Vorderan- sicht, X °/s; 17b R. Schere,. schwach vergr. Taf. X. Sesarma celebensis, n. sp., X °/s; 18a und b Zähne des rechten Anterolateralrandes, von oben und von der Seite; 18c Abdomen des 8, x 2/5; 18d rechte Schere 2 Meren des 4. Paares: 19a Sesarma maculata, de Man, X °/s; 19b Sesarma celebensis, X “5; 19c Sesarmo clavieruris, X 1?/;; 19d Sesarma leprosa, X 15/5. Sesarma leprosa n. sp., X ‘/5; 20a und b Zähne des linken Anterolateralrandes, von oben und von der Seite; 20c und d linke Schere, von oben und von aussen, X 1/5; 20e Abdomen des d’,-X 15/5. Taf. XIII. Ancylocaris brevicarpalis, n. gen. und spec.: 21a Cephalothorax, X 4; 21b rechte obere Bis. 22; Fig. 23. — iii — Antenne und Scaphocerit, X 6 (ca); 21c -21h Mundteile, c—d X 24, e—h X 12; 21i—21k Eusszalen 1221) Blussı V 8: 2m Telsonende. Alpheus Stimpsoni de Man, Var.?: 22a Vorder- ende des Cephalothorax und Antennenstiele, X 4; 22b grosse (linke) Schere, X 4; 22c kleine (rechte) Schere, X 4. Alpheus carinatus, de Man, Abdomen von der Seite, X 4. Neue Untersuchungen über Keuper und Lias bei Niederschönthal (Basler Tafeljura)') von Dr. K. Strübin, Basel. Im Jahre 1856 legte Herr Professor Dr. Rütimeyer*) der 41. Versammlung der schweizer. naturforschenden Gesellschaft, die damals in Basel tagte, grosse Reptil- knochen vor, welche Herr A. Gressly im obern Keuper von Niederschönthal bei Liestal gefunden hatte. Er teilte zugleich das vom Finder der Wirbeltierreste genau aufgenommene Profil mit. Für diese Knochenfragmente wurde der Name : Gresslyosaurus ingens vorgeschlagen. Ein Jahr später publizierte Rütimeyer”) im Neuen Jahrb. für Min. etc. (in einem Briefe an Herrn Prof. Dr. Bronn) einige Mitteilungen über die geologische Lage der fossilen Knochen, sowie eine Besprechung der einzelnen Fundstücke. Rütimeyer kam zu dem Schluss, dass die von ihm als Gresslyosaurus ingens bezeich- neten Wirbeltierreste identisch seien mit dem aus 1) Die Firma A, Iselin & Cie, auf deren Grund und Boden die wissenschaftlichen Zwecken dienenden Grabungen vorgenommen wurden, hat durch ihre Zuvorkommenheit, mit welcher sie die Arbeiten unterstützte, das naturhistorische Museum in Basel zu grossem Dank verpflichtet. 2) Rütimeyer: Fossile Reptilienknochen aus d. Keuper von Liestal (Verhandl. d. Schweiz. Naturf. Gesellschaft 1856, pag. 62.) 3) Rütimeyer: Über die im Keuper zu Liestal aufgefundenen Reste v. Belodon (Neues Jahrb. 1857, pag. 141.) — 981 — Schwaben bekannt gewordenen Reptil: Belodon Plien- ingeri, H. v.M. Seit jener Zeit waren diese Wirbeltierreste aus dem obern Keuper von Niederschönthal nicht mehr Gegen- stand genauerer Untersuchung geworden. In Jüngster Zeit hingegen hat Herr Dr. F. v. Huene') in Tübingen sich die Aufgabe gestellt, die triassischen Dinosaurier des europäischen Kontinentes zu bearbeiten. Zu diesem Zweck sind ihm auch die auf dem Basler Museum auf- bewahrten Knochen des grossen Reptils von Nieder- schönthal zur Neubearbeitung überlassen worden. Die Direktion des naturhistorischen Museums in Basel hat, um eventuell das etwas fragmentarische Material durch neue Funde vermehren und ergänzen zu können, an der bekannten Lokalität von Niederschönthal während des Monates Juni dieses Jahres Grabungen vornehmen lassen, welche zu kontrollieren ich das Vergnügen hatte. Die in Rede stehende Lokalität liegt ca. 21/2 Km. nördlich von Liestal an der Ergolz. Die in Nieder- schönthal anstehenden Schichten, welche ca. 10—15° nach NW. einfallen, gehören dem obern Keuper und dem untern Lias an. In beigegebener Skizze sollen die geologischen Verhältnisse der Lokalität, sowie die Lage der künstlich gemachten Aufschlüsse zur Dar- stellung gebracht werden. Die Schürflöcher sind mit den lateinischen Ziffern I, IL, LIL, IV, V, VI bezeichnet. Das Einfallen der am rechten Ufer der Ergolz an- stehenden Liasschichten, sowie die Terrainverhältnisse liessen darauf schliessen, dass der obere Keuper, sowie die Grenzschichten zwischen Keuper und Lias an der rechtsufrigen Böschung am leichtesten entblösst werden könnten. Die Sondiergruben wurden deshalb am Ergolz- 1) Huene: Vorläufiger Bericht über die triassischen Dino- saurier des europ. Kontinentes. Neues Jahrb. f. M. etc. Bd. II, 1901. — HO. : ufer unterhalb des Steges, über welchen ein Fussweg von der Iselin’schen Fabrik nach Füllinsdorf führt, ge- öffnet. (Siehe I, II, III IV auf der Skizze.) Das Schürfloch No. I. Abstand vom Steg — 13,40 m. à „ Blussufer = 1.00: Länge des Loches —; 2, 002m. Breite » » — 0,80 m. Bei einer Tiefe von 1,50 m wurde das später zu besprechende Konglomerat der obern Keuperschichten blossgelest. Das Abraummaterial aus Blöcken, Kies und Lehm bestehend gehört dem Alluvium an; dafür sprechen recente Landschneckenschalen von Helix pomatia, und Helix arbustorum. Das Schürfloch No. II. Abstand vom Steg — 1740 m: à > Hlussuser, — 0,908 Länge des Loches —7 28,5 0m Breite , 5 —: 0,8059: Die das Anstehende überdeckende Schicht, 1m 40 mächtig, besteht grösstenteils aus gelbem, lehmig-sandigem Anschwemmungsprodukt, welchem Kies untermischt ist. Schneckenschalen von recenten Arten fehlen auch hier nicht. Die darunter liegenden, aschgrauen, kurzbrüchigen obern Keupermergel führen Wasser. Das Schürfloch No. III. Abstand vom Steg — 23,40 m. n „ Blussufer — 1,0» m Länge des Loches =. DD Breite „ 4 al) ir In dieser Grube wurden ausser den obersten Glie- dern des Keupers (die Zanclodonmergel und die Zone der Avicula contorta oder Rhät.),noch die unmittelbar darüber 989 “JOUU9I0Z04 AODoy.ınyasg uonou e1p puis IA "A ‘AI ‘III ‘II ‘I HIN uogdouypıydoy UoSEOIS A9p 9[[9SPUUT OV x | "OOST : I qeIssseu “Buoyjsnsn]gg "IEIOJOIUY TZ ER x SS Pa ds XX S 2000: XX LS 7 x; = SCORE EEE ss EN © © oo KES 9 RR BR, 0% CSSS SR SEES SG = SSH BT —— EE — 1-7 RS & INR D SS ERS as & RER SDS 25 XX OR x % % RL SL Les CR RES Rs SR % és ‘TEUJUOUISISPAIN JEHIEHOT Jap 9ZZIHS 9yosı60j09% SI RR EEE 2° N < REEL IS REEL RR \ N X N SE SOS NEE © L Lx LL NOÉ & 2% 590 liegenden Schichten des untern Lias (die Insektenmergel und die Cardinienbank) blossgelegt. Das Abraummate- rial besteht hier grösstenteils aus Kies. Nachfolgendes Profil soll die Schichtfolge, wie sie im Schürfloch No. III zu beobachten war, veranschaulichen. Keuper-Liasprofil auf dem rechten Ufer der Ergolz. Kies, sandiger Lehm. Allu- vium. 3. Graublauer, zum Teil späthiger schen Echinodermenkalk über- gehend. | Cardinienhank. IST EMZIMZINITSNZINIIVIZVISAZNZSA APN AN INN Dunkelblaugrauer, rauhsandiger SRE D D i ISIS Simapyrithaltiger Mergel. SS NAT AS EEE EEE TESTER, Zone d. Psiloceras p'anorbe u. d, Schlotheimiaangulata Graublauer, spröder Kalk. Ne) Unterer Lias. Inseklenmergel. LATTES SR SZ 7 ASS 1. DV RS SAVANZ ISIN NIN VAN AN Dunkelblaugrauer, rauhsandiger, AAA =] toar DTASAS: ANDY ue 8 ci Mergel CC NRA RSR RE ZE ANS ASS ANA ST a 7 IA NN PS Aschgraue, seifig sich anfühlende Schieferthore. Aschgrauer, plastischer ihon, stark gefältelt mit einer Zwischen- | lage von chocoladebraunrotem Thon. Grauer Thonschiefer mit grauen, feinkörnigen Sandsteinschweifen. 5.,|Nach unten nehmen cie Mergel dunklere Färbung an und führen Gagatkoble. Grauweisser Sandstein mit schwarzen Knochen u. Zähnen, sowie Coprolithen, oft in ein grobes Konglomerat übergehend. *\Manchmal fehlt der Sandstein, dann liegen die Wirbeltierreste im grauen sandigem Schieferthon. RARE Bonebed. HALO Zone der Avicula contorta (Rhät.) Oberer Keuper. Aschgrauer, kurzbrüchiger, kalk- 3. haltiger Mergel. Zum Teil grünlichgraues, z. T. schmutzigviolettes Konglomerat. ‘Die einzelnen Dolomit- u. Kalk- brocken sind nicht stark gerollt. Zanclodon- od. Knollenmergel. | Schmutzigvioletter und grünlich- grauer, zäher, harter Mergel. 2 Kalk, nach unten in einen typi-|5 70 | 0,08 Cardinia gigantea, eine grosse Anzalıl nieht näher bestimmbarer ’ |Cardiniensteinkerne. Gryphaea arcuata. Pentacrinus spec, Pecten (Chlamys) spec. 0,10 0,75 Gervillia praecursor, Modiola minuta. Schizodus eloacinus, Cardinia spec. Nicht näher be- stimmbare Pflanzenreste, Gagat- kohle. Spärliche Fisch- und Saurierreste. 0,15 0,01 bis 0,05 Fisch- u. Saurierzähne, Knochen, Coprolithen. ? Cardiumsteinkerne. Reste von Reptilknochen. Fossiles Holz. (Lager des Gresslyosaurus ingens.) 0,80 — 591 — Das Schürfloch No. IV. Abstand von dem Steg = 28 m. ; vom Flussufer = 0,5 m. Länge des Loches = 4,00 m. Breite „ 5 — 0,75 m. In diesem Aufschluss wurden der obere Teil der Zone der Avicula contorta (Rhät.), die Insektenmergel sowie die Cardinienbank angeschnitten. Die auf dem linken Ufer ausgeführten Grabungen hatten nicht zu dem gewünschten Resultate geführt. Die im Basler Museum aufbewahrten Saurier- knochen wurden seinerzeit von Gressly am linken Ufer in der Nähe der Kanalabzweigung und später bei An- lass der Ausgrabarbeiten des Kanals gefunden ; deshalb glaubte man nach der in Bezug auf neue Knochenfunde von Gresslyosaurus ingens resultatlos verlaufenen Gra- bung am rechten Ufer, eher auf Erfolg rechnen zu können, wenn man möglichst nahe der alten Fundstelle ein weiteres Schürfioch anlegen würde. Das Schürfloch No. V. Abstand vom Brücklein über den Kanal = 16 m. h „ Ergolzufer ENDEN Länge des Loches = el) m. Breite „ à — 7,30, Bei der Abteufung des Loches No. V wurde nach- folgendes Profil blossgelegt. 992 Keuper-Liasprofil auf dem linken Ufer der Ergolz. (Schürfloch Nr. V.) Unterer Lias. Oberer Keuper. Humus. | Graublauer, z. Teil späthiger Kalk (Cardinienbank). 13. 0,20 Dunkelblaugrauer, rauhsandiger 0.10 Mergel. 2 Cardinienbank. Graublaue Kalke, nach unten in .[einen typischen Echinodermen-|0,65 kalk übergehend. RER LACRAA TRAINERS RE LEE GRAN Dunkelblaugrauer, rauhsandiger, TAA/ Invri 1 se TATANS SoAChyrlinslüger Merge LA ASE ERREUR EE 0,08 — —I_ IS A RR) 7 Graublauer, spröder Kalk. 0,02 Insektenmergel. LMI ERA DAS IEIANRIART IN Dunkelblaugrauer, rauhsandiger, TEA Dpyri i Ara YSApı zthalliger Mergel FA SSSR NS SES SSSASS Zone des Psiloceras planorbe und der Schlotheimia angulata. 7. Aschgraue, seifig sich anfühlende 0,05 Schieferthone. Aschgrauer, gefältelter, plastisch. 6.| Thon, nach unten in chocolade-| 0,45 braunroten Thon übergehend. % Grauer Schieferthon mit fein- körnigen Sandsteinschweifen. Im -luntern Teil nehmen die Schiefer- thone eine dunklere Farbe an. Weissliehgrauer Sandstein mit schwarzen Knochenresten, Zähnen und Coprolithen. Der Sandstein| 0,01 kann durch ein grobes Konglo-| bis meratoder durch sandige Schiefer- 0,05 thone ersetzt werden. SRE Bonsbed. KURZ Aschgrauer, kurzbrüchig. Mergel. Derselbe wird gegen das Bonebed hin von chailleartigen grauen | 2,10 Kalken (0,10 m. mächtig) über- lagert. (Zum Teil grünlichgraues, z. Teil schmutzigviolettes Conglomerat. 2. Die einzelnen Gerölle sind erbsen- bis nussgross. | 0,15 a 3. 0,40 Grünliehgrauer und schmutzig- | | violetter, zäher, harter Mergel. 1. | " Zanelodon- oder Roanne | Zone der Avicula contorta (Rhät.) 0,55 Eine Menge Steinkerne von Car- dinien. Homomya ventricosa. Gryphaea arcuata. | Pentacrinus psilonoti. Unbe- stimmbare Crinoidenreste. Pecten (Entolium) cf. Hehlii. Pentacrinus spec. Pecten (Chlamys) spec. Schizodus cloacinus. Modiola minuta. Cardiniaspec. Seestern. Pflanzenreste, Gagatkohle. Spär- liche Fisch- u. Saurierreste. Fisch- u. Saurierzähne, Knochen-) trümmer, Coprolithen. Steinkern von ? Cardium, Knochenfragmente. Reste von Reptilknochen. (Lager des Gresslyosaurus ingens.) Das Schürfloch No. VI. Abstand vom Brücklein über den Kanal = 18 m. s „ Ergolzufer = Im. Länge des Loches = 20 Breite , we = 1,20 m. Da bei einer Tiefe von 1,20 m immer noch Kies und keine anstehenden Schichten zum Vorschein kamen, wurden die Grabungen eingestellt. Bei der Zusammenstellung nachfolgenden Gesamt- profiles, welches sämtliche in Niederschönthal anstehen- den Schichten zur Darstellung bringen soll, berücksichtigte ich speziell die auf dem linken Ufer durch Grabarbeiten aufgeschlossene Schichtserie, sowie einige schon be- stehende Liasaufschlüsse am Ergolz- und Kanalufer. Wie aus dem Übersichtsprofil hervorgeht, beteiligen sich am Aufbau der in Niederschönthal anstehenden Schichten folgende Zonen: Die Zone des Asteroceras obtusum. Schicht No.16.*) 2 | DieZone des Pentacrinus tuberculatus. Sch. No.15. = Die Zone des Arietites Bucklandi. Sch. No. 14 2 | Die Zone der Schlotheimia angulata. Sch. 11,12, 18. Die Zone des Psiloceras planorbe. Sch. 8, 9, 10. » | Die Zone der Avicula contorta. Sch. No. 4, 5, En No76- Nor: 2 | Die Zanclodon- oder Knollenmergel. Sch. No. 1, S No. 2; Ne, 3. #) Die Ziffern beziehen sich auf die Schichtnummern des Über- sichtsprofiles. ——— 16. Schwarzblaue, rauhsandige pyrithalt, Mergel. (Kleine unbe- stimmbare Fossilien, ca, 4—5 m.) 15. Grauklauer, zäher Kalk mit wenig mächtigen Mergellagen. Asteroceras stellaris und Penta- erinus tuberculatus 0,40 m. | 14. Graublauer, späthiger, auch kieselhaltiger Kaik mit wenig |! mächtigen Mergellagen. Arietites |# spinaries ; Gryphaea arcuata etc. || (1,25 m.) Zone des Asteroceras ohtusum. 16. 13. Graublauer, z. Teil spä- thiger Kalk. Steinkerne von Cardinien. (0,20 m,) | | | | 12. Dunkelgraublauer, rauhsan- |} diger Mergel. Gryphaea arcuata. (0,05 m.) 11. Blaugrauer, z. Teil späthi- ger Kalk nach untenin einen typi- schen Echinodermenkaik über- gehend. Pentacrinus psilonoti, # Pecten (Entolium) Hehlii. (0,65 m.) | Zone d. Penta- | erinus tuber- | culatus. I | 1! | 15. Unterer Lias. 10. Dunkelblaugrauer rauhsan- diger pyrithaltiger Mergel. Penta- erinusstielglieder. (0,18 m.) Zone des Brietites 14. 9. Graublauer, spröder Kalk. (0,02 m,) Baer Br 8. Dunkelblaugrauer, rauhsan- diger, pyrithaltiger Mergel. Psilo- |; cerasfragment; Pentacrinusstiel- |# glieder u. Cidarisstacheln. (0,05 m.) Bucklandi. ı Zone der | Schlotheimia | angulata. || (Gardinienbank.) |Zoned.Ps.planor.| 9. 10. \Insectenmergel.) | _8- Te Aschgraue Schieferthone. (0,05 m.) 6. Grauer, plastischer Thon nach unten in chocoladebraunroten Thon übergehend. (0,45 m.) 5. Graue Schieferthone und | : 7. Û || Zone der 6. |! Avicula contorta. GT EEG ZELTE DE = re (Rhät.) 2 | Sandsteinsehweifen. Gervillia praecursor; Schizodus eloacinus ; Modiola minuta etc, (0,20 m.) 4. Weisslichgrauer Sandstein mit Fisch- und Saurierresten. (Bonebed.) (0,01--0,05 m.) 3. Aschgrauer, kurzbrüchiger, kalkhaltiger Mergel an der obern Grenze liegen chailleartige Knol- len. (2,10 m.) C9 | Zanciodon- oder 'Änsllenmergel. | 2. Zum Teil grünlichgraues, z. Teil schmutzigviolettes Conglome- rat mit Knochenfragmenten und fossilem Holz. (Lager des Gresslyosaurus ingens) (0,40 m). Oberer Keuper. I | | | 1 1. Grünlichgrauer und schmut- zigvioletter, harter Mergel.(0,55m.) Maassstab 1 : 62,5. wg Gberer Keuper. Die Zanclodon- oder Knollenmergel (ca. 2,90 m aufge- schlossen) bauen sich der Hauptsache nach aus grünlich- grauen, kalkhaltigen, kurzbrüchigen Mergeln, dann aus einem grünlichgrauen zum Teil schmutzigvioletten Kon- glomerat auf. Die einzelnen wenig abgerundeten (rerülle sind erbsen- bis nussgross. Aus dem obern Teil der konglomeratischen Schichten ist durch seine Struktur nicht verkennbares fossiles Holz zu Tage gefördert worden. Aus diesen Schichten stammten die von Räüti- meyer zuerst als Gresslyosaurus ingens bezeichneten, später mit Belodon Plieningeri H. v. M. identifizierten Saurierknochen. Durch die diesjährigen Grabungen ist das Vorkommen von grossen Reptilknochen vollauf be- stätigt worden; doch lassen die betreffenden Fossil- fragmente auch nicht einmal eine andeutungsweise Be- stimmung zu. Die Zone der Avicula contorta (Rhät. 0,75 m.) Diese Schichtfolge besteht aus grauen und chocoladebraunroten Mergeln, grauen, feinkörnigen, glimmerhaltigen Sand- steinschweifen, dann aus einem weisslichgrauen mit schwarzen Fisch- und Saurierresten durchspickten Sand- stein. (Bonebed.) Letzterer kann durch ein grobes Konglomerat oder sandige Schieferthone ersetzt werden. Unter den etwas mangelhaft erhaltenen Rhätfossilien liessen sich folgende Arten bestimmen : I. Pflanzen. Nicht näher bestimmbare Pflanzenreste, Sch. No. 5. Gagatkohle. II. Wirbellose Tiere. 1. Echinodermen: Ein nicht näher bestimmbarer Seestern. Schicht No25: — 596 — 2. Lamellibranchiaten: Modiola minuta, Gdf. Sch. No. 5. Gervillia praercursor, Qu. Sch. No. 5. Schizodus cloacinus, Qu. Sch. No. 5. Cardinia spec. Sch. No. 5. Pecten (Chamys spec.) Sch. No. 5. ? Arca spec. Sch. No. 5. ? Cardium spec. Sch. No. 4. III. Wirbeltiere. Hybodus cloacinus, Qu.* Sch. No. 4. Saurichtys acuminatus, Ag. Sch. No. 4. Sargodon tomicus, Plien. Sch. No. 4. Acrodus minimus, Ag. Sch. No. 4. Nicht näher bestimmbare Saurier- und Fischreste, und Coprolithen. Sch. No. 4. Ausser der Lokalität Niederschönthal sind Peter Merian!) folgende Rhätvorkommnisse im Kanton Basel bekannt gewesen: Muttenz (am Wege nach dem Gruth), Lauwyler Berg, Schwengi bei Langenbruck (auf der Weide oberhalb des Kilchzimmers). An den beiden letztgenannten Rhätaufschlüssen hatte Merian schon un- bestimmbare Fossilabdrücke beobachtet. Mühlberg?) gibt von der Lokalität „obere Weid“ beim Kilchzimmer fol- sende Petrefactenliste: (nach den Bestimmungen von Beck und Fraas.) Avicula contorta, Portl. (Nur Abdruck eines Bruchstückes.) *) J. B. Greppin: Matériaux pour la Carte géol. de la Suisse VIIlième. Livraison, Berne (1870. pag. 16.) 1) Merian: Über das sog. Bonebed. (Verhandl. d. naturf. (res. in Basel. 1857.) 2) Mühlberg, F.: Bericht über die Excursion V, etc. (Extr. du Compte rendu d. Congrès géol. à Zürich, 1894.) — 597 — Cardium rhäticum, Mer. Cardium cloacinum, Qu. Pecten valoniensis, Defr. Mytilus minutus, Goldt. Myacites Quenstedti, Gümb, Nucula alpina, W. Was die stratigraphische Stellung der Zone der Avicula contorta anbetrifft, möchte ich mich der Ansicht derjenigen Autoren anschliessen, welche diesen Schicht- komplex als noch zum Keuper gehörend betrachten. Nicht nur die Fauna, sondern auch hauptsächlich die lithologische und petrographische Beschaffenheit der obern über dem Bonebed liegenden Rhätschichten spricht für die Zuteilung der Zone der Avicula contorta zum Keuper. Wie aus den Profilen hervorgeht, werden die dunkelblaugrauen Insektenmergel direkt von sterilen aschgrauen und chocoladebraunroten Mergeln unterteuft, welch letztere ihrem Aussehen nach ebensogut dem mitt- lern Keuper angehören könnten. In Niederschönthal schliesst ein ausgeprägtes Bonebed die Zone der Avi- cula contorta gegen die darunter liegenden Zanclodon- mergel ab. An vielen Orten in Schwaben und in Franken wird die Bonebedschicht von ein bis mehrere Fuss mächtigen Sandsteinen unterteuft, die in Nieder- schönthal entschieden fehlen. Unterer Lias. Die Zone des Psiloceras planorbe. Die Insektenmergel. 0,15 m. Dunkelblaugraue, rauhe pyrithaltige Mergel bilden diesen lithologisch von den übrigen Schichten gut abgegrenzten Horizont. Grelegent- a lich werden die Mergel von einem kaum 0,02 m mäch- tigen Kalkbänklein in 2 Lagen getrennt. Ohne Zweifel sind die Insektenmergel das Aequivalent der Planorbis- schichten in Schwaben. Ein schlechterhaltenes, kleines Fragment von ? Psiloceras spec.!), welches ich im obern Teil der Mergel fand, scheint für obige Annahme zu sprechen. Folgende Fossilien stammen aus dieser wenig- mächtigen Schicht. 1. Echinodermen : Pentacrinus psilonoti, Qu. Sch. No. 10. Cidaris spec. (Stachel.) Sch. No. 10. 2. Brachiopoden: Rhynchonella spec. Sch. No. 10. 3. Lamellibranchiaten: Cardinia Listeri, Ag. Sch. No. 10. Pecten (Entolium) spec. Sch. No. 10, Lima (Radula) spec. Sch. No. 10. Modiola psilonoti, Qu. Sch. No. 10. 4. Gastropoden: Ein kleiner nicht näher bestimmbarer Gastropode, Sch. No, 10. | 5. Cephalopoden : Psilocerasfragment (schlecht erhalten.) Sch. No. 10. 1) Das Ammonitenfragment scheint einer ziemlich ausge- prägt rippigen Psilocerasform anzugehören. Fr. Holland bildet in seiner Arbeit: „Über alpine Formenreihen von Psiloceras aus Schwaben“ (Jahreshefte des Ver. für Vaterländ. Naturwiss. in Württ. Bd, 56. Stuttg. 1960) ähn- liche Ammonitenformen ab. — 8599 — Die Zone der Schlotheimia angulata. Graublaue Kalke und die Cardinienbank (0,65 m.) Die Insektenmergel werden von graublauen Kalkbänken, z. Teil von typischem Echinodermenkalk überlagert. Dieser Schichtkomplex schliesst mit einer überall in den Auf- schlüssen leicht auffindbaren, durch Schalenquerschnitte von Cardinien charakterisierte Kalkbank ab. Es gelingt nur selten Schalenexemplare aus dem zähen Gestein zu schlagen. Der Sammler muss sich mit den typischen Steinkernen dieses Fossils begnügen. Es ist sehr wahr- scheinlich, dass diese Schichten der Zone der Schlotheimia angulata angehören und das Aequivalent der überall im Donau-Rheinzug von Schalch') aufgeführten Cardinien- bank darstellen. In diesem Schichtkomplex sammelte ich folgende Petrefacten : 1. Anthozoen: Eine Koralle. Sch. No. 11. 2. Echinodermen: Pentacrinus psilonoti, Qu. Sch. No. 11. 3. Lamellibranchiaten: Homomya ventricosa, Ag. Sch. No. 11. Lima (Plagiostoma) gigantea, Sow. Sch. No. 11. Lima (Radula) spec. Sch. No. 11. Pecten (Entolium) cf. Hehlii, D’Orb. Schicht Noël. Cardinia concinna, Ag. Sch. No. 11. Steinkerne verschiedener Cardinienarten, Sch. No. 11: 1) Schalch, F.: Die Gliederung der Liasformation des Donau- Rheinzuges. (Neues Jahrb. f. Min. 1880. I. Bd.) 39 — U — Die Zone des Arietites Bucklandi (ca. 1,50 m.) Diese Schichtfolge kieselhaltiger, graublauer, späthiger Kalke von Niederschönthal war von jeher den Geologen und Fossiliensammlern als eine reichhaltige Fundstätte für Liaspetrefacten bekannt, Der untere Teil der Ablage- rung ist durch das massenhafte Auftreten von Gryphaea arcuata charakterisiert, während erst in den mittlern und obern Kalkbänken neben der genannten Leitmuschel die Vertreter der Formenreihe von Arietites Bucklandi häufig auftreten. Um eine bereits bekannte Thatsache nochmals zu erwähnen, sei darauf aufmerksam gemacht, dass sowohl Ammoniten- als auch Nautiluskammern nicht selten von Coelestinkristallen ausgefüllt sind. In den Arietenkalken habe ich folgende Fossilien ge- sammelt: 1. Brachiopoden: Terebratula vicinalis, Qu. Sch. No. 14. Terebratula ovatissima, Qu. Sch. No. 14. Spiriferina Walcotti, Sow. Sch. No. 14. 2. Lamellibranchiaten: Lima (Plagiostoma) gigantea, Sow. Sch. No. 14. Lima (Radula) pectinoides, Sow. Sch. No. 14. Pecten (Chlamys) textorius, Goldf, Sch. No. 14. Pecten (Entolium) Hehlii, D’Orb. Sch. No. 14. Gryphaea arcuata, Lk. Sch. No. 12, 13, 14. Pleuromya spec. Sch. No. 14. Cardinia cf, latiplex, Mii. Sch. No. 14. Verschiedene Cardiniensteinkerne. Sch. No. 14. Pinna cf. Hartmanni, Ziet. Sch. No. 14. 3. Cephalopoden : Am. (Arnioceras) Hartmanni, Hyatt. Sch. No. 14. Am, (Arietites) spinaries, Qu. Sch. No. 14. — 601 — Verschiedene Arietitesarten. Sch. No. 14. Am. (Agassiceras) Sciponianum, D’Orb. Sch. No. 14. Nautilus striatus, Sow. Sch. No. 14. Belemnites spec. Sch. No. 14. Zone des Pentacrinus tuberculatus (ca. 0,40 m). Graublaue, zähe Kalke mit wenig mächtigen Mergel- zwischenlagen bauen diesen etwas schwer genau gegen das Liegende abzugrenzenden Horizont auf. Das Leit- fossil tritt an dieser Lokalität nicht gesteinsbildend auf. Ausser Pentacrinus tuberculatus scheint Am. (Astero- ceras) stellaris für diesen Horizont leitend zu sein. Mit diesen Schichten schliesst Quenstedt!) den Lias « in Schwaben ab. Folgende Fossilien sind mir aus dieser Zone be- kannt: Brachiopoden : Rhynchonella Deffneri, Opp. Sch. No. 15. 1. Lamellibranehiaten: Pecten (Chlamys) textorius, Schl. Sch. No. 15. Pecten (Entolium) Hehlii, D’Orb. Sch. No. 15. Lima (Plagiostoma) gigantea, Sow. Sch. No. 15. Gryphaea obliqua Goldf, Sch. No. 16. Zone des Asteroceras obtusum. Die 6—8 m mäch- tigen, graublauen, glimmerreichen, rauhsandigen Mergel sind sehr fossilarm. Dieselben haben trotz eifrigen Nachsuchens nur unbestimmbare Bivalvenfragmente ge- 1) A. Quenstedt: Der Jura. Tübingen 1858. liefert. Diese Schichten entsprechem dem untern Teil des Lias %, den Turnerithonen in Schwaben.') Trotzdem die Grabungen in Niederschönthal den eigentlichen Erwartungen, gute Ergänzungsstücke zu den bereits vorhandenen Dinosaurierknochen aus den Zanc- lodonmergeln zu erhalten, nicht im geringsten ent- sprochen haben, bedeutet doch die Ausbeute des Rhät- bonebeds eine schätzenswerte Bereicherung der wirbel- tierpalaeontologischen Sammlung des naturhistorischen Museums in Basel. Die Blosslegung der Keuper-Lias- grenze hat einen nicht zu verkennenden Beitrag zur Kenntnis der Stratigraphie der nordschweizerischen Se- - dimente geliefert. Basel, geologisches Institut, November 1901. 1) A. Quenstedt: Der Jura. Tübingen 1858. Über die mutmassliche Ursache der Eiszeit Paul und Fritz Sarasin. (Vortrag gehalten vor der Naturforschenden Gesellschaft in Basel am 20. November 1901 von F. Sarasin.) Die Hypothese, welche ich Ihnen vorzutragen mir erlaube, ist das Ergebniss mehrfacher Gespräche von uns beiden über die Ursache der Eiszeit; sie wird wahr- scheinlich einigem Kopfschütteln begesnen. Wenn wir sie dennoch Ihnen hiemit vorlegen, so geschieht es, weil wir der Überzeugung sind, dass auf dem anzudeutenden Wege eine Lösung des Problems möglich ist. Dabei wissen wir sehr wohl, dass, um ein letztes Wort zu sprechen, noch sehr viele geologische und meteorologische Arbeit gethan werden muss; wir wünschen somit unsere Ansicht als eine Arbeitshypothese betrachtet zu wissen. Auf die Lösung der Frage nach den Ursachen der Glacialperiode ist schon ein gewaltiger Aufwand geistiger Arbeit verwandt worden. Seit De Luc’s Zeiten, sagt Penck'), p. 434, sind selten Jahre vergangen, ohne neue Hypothesen über die Ursachen der Eiszeiten zu fördern. Dennoch äussert sich Neumayr?), p. 649, folgendermaassen: „Fassen wir alles zusammen, so können wir sagen, dass während der diluvialen Eiszeit aller 1) Penck, A., die Vergletscherung der deutschen Alpen, Leipzig, 1882. | 2) Neumayr, M., Erdgeschichte, Bd. 2, Leipzig, 1887. — 604 — Wahrscheinlichkeit nach über die ganze Erde eine Er- niedrigung der Temperatur stattfand, dass wir aber weder über deren Ursache, noch auch über die Dauer der Erscheinung, in Jahren ausgedrückt, irgend etwas wissen oder auch nur eine Hypothese mit dem Scheine einer stichhaltigen Begründung aufzustellen vermögen; wir sind nur imstande zu sagen, dass es sich nicht um lokale Ursachen handeln kann. Wir müssen aber auch beifügen, dass wohl auf lange Zeit hinaus jeder Versuch einer Erklärung als durchaus fruchtlos erscheinen muss, weil wir die entscheidenden Thatsachen noch viel zu wenig kennen, um ein richtiges Urteil zu fällen.“ Zusammenstellungen der verschiedenen Hypothesen zur Erklärung der Eiszeit, mit Angabe ihrer Autoren, fin- den sich an mehreren Orten, so bei Penck 1. c., Neumayr L. c., Wallace‘) u. a.; wir können uns daher darauf beschränken, sie rasch in’s (xedächtnis zurückzurufen. Im allgemeinen lassen sich diese Hypothesen in drei Kategorien teilen: 1) in solche, welche die Ursache der Eiszeit in Ver- hältnissen der Erde selbst suchen, 2) in solche, welche sie in Beziehungen der Erde zur Sonne oder anderen Himmelskörpern, also in kosmische Erscheinungen ver- legen und endlich 3) in solche, welche eine kombinierte Wirkung tellurischer und kosmischer Verhältnisse an- nehmen. Die Hypothesen der ersten Kategorie, der Tellu- riker also, zerfallen wieder in zwei Unterabteilungen, je nachdem lokale Ursachen oder solche, die den ganzen Erdkörper betreffen, angenommen werden. Zu den lo- kalen, zur Erklärung herbeigezogenen Ursachen gehören die Annahmen 1) einer grösseren Höhe der Alpen, 2) des Ausbleibens des Föhnes, 3) der Ablenkung des Golf- 1) Wallace, À. R., Island Life, 2 ed., London, 1895. —_ 605 — stroms nach dem stillen Ocean, 4) einer Untertauchung von Nordeuropa und hiedurch gesteigerter Feuchtigkeit, 5) der Existenz einer Arctis zwischen Norwegen und Spitz- bergen und 6) einer Mehrung der Niederschläge durch maritime Umgebung der Alpen. Alle diese aus inneren Gründen schon unhaltbaren Lokaltheorien sind aber auf- gegeben worden, als man erkannte, dass die Eiszeit eine allgemeine, die ganze Erde betreffende gewesen ist oder, wie dies Penck (l. c, p. 439) sehr klar ausdrückt, dass das ganze quartäre Glacialphänomen lediglich als eine Steigerung des heutigen erscheint. Zu den Zellurischen Erklärungen der zweiten Unter- abteilung, also zu denen, welche der Eiszeit als einer Allgemeinerscheinung Rechnung tragen, gehören die’ Hypothesen 1) einer Abnahme der inneren Erdwärme, 2) einer Veränderung des Kohlensäuregehaltes der Luft und hiedurch modifizierter Wärmestrahlungsverhältnisse, 3) einer anderen Verteilung von Wasser und Land als heute und damit eines anderen Verlaufes der Meeres- strömungen und 4) die einer Änderung der Lage der Erdaxe im Erdkörper, also einer Verschiebung der Pole. Allein es ist jetzt überzeugend nachgewiesen, dass die _ pleistocänen Vergletscherungen sich auf dem heutigen Boden entwickelt haben (Penck, p. 445), wodurch auch diese Erklärungsversuche (die beiden ersten entbehren überhaupt einer Begründung) dahinfallen.. Bevor wir weiter gehen, sei bemerkt, dass unsere unten folgende Hypothese ebenfalls in diese Kategorie der allgemeinen tellurischen Erklärungsversuche fällt. Übergehend zu den kosmischen Hypothesen sind zu erwähnen 1) die Annahme einer Änderung in der Sonnen- wärme, 2) die eines abwechselnden Passierens der Erde durch wärmere und kältere Regionen des Weltraumes und 3) die einer Änderung in der Schiefe der Ekliptik, — 606 — also in der Stellung der Erdaxe zur Ebene der Erdbahn. Die beiden ersten Hypothesen sind von der Astronomie verworfen, die dritte nur in so kleinem Maassstabe bestä- tigt worden, dass sie als Ursache der Eiszeit wegfällt. Weit grössere Bedeutung hat die Theorie einer kombinierten Wirkung der Präcession der Äquinoctien und einer gesteigerten Excentricität der Erdbahn ge- wonnen. Die erstere Ursache bewirkt in Perioden von ca. 10,500 Jahren eine abwechselnde Verlängerung des Winters und Verkürzung des Sommers um einige Tage auf der einen Halbkugel im Verhältniss zur anderen, die letztere in sehr viel längeren Perioden eine solche- um etwa 80 Tage. Beide Ursachen erzeugen also abwechselnd auf den beiden Halbkugeln günstige und ungünstige klimatische Verhältnisse, wobei aber diejenige Hemisphäre, - welche in Perioden grosser Excentricität den längeren und kälteren Winter hat, sich zwar eines kürzeren, aber dafür viel heisseren Sommers als gegenwärtig erfreut. Abgesehen davon, dass diese Theorie eine mit den That- sachen nicht übereinstimmende Abwechslung der Eis- zeiten auf den beiden Hemisphären fordert, abgesehen ferner, dass trotz der Wallace’schen Kälteaccumulations- Hilfshypothese der heisse, fast tropische Sommer genügen dürfte, um die im Winter gefallenen Schneemassen zu entfernen und so die Entstehung einer Eiszeit zu ver- hindern, abgesehen endlich, dass die astronomischen Be- weise für das Vorkommen so starker Excentricitäten nicht zwingende sind (Neumayr 1. c., p. 648), liegt die Schwierigkeit dieser Theorie darin, dass die Geologie nichts weiss von regelmässig im Verlauf der Erdgeschichte wiederkehrenden Eiszeiten, wie sie doch diese An- schauung notwendig mit sich bringt. Von den Inter- glacialzeiten, als Unterbrechungen einer einheitlichen Glacialperiode, ist hier nicht die Rede. — 607 — x Darum hat sich hieraus eine dritte Kategorie der Erklärungsversuche entwickelt, welche kosmische und tellurische Elemente verbindet. Diese lautet dahin, dass die Excentricität für sich allein nicht genüge zur Er- zeugung einer Eiszeit, sondern dass sie zusammentreffen müsse mit den richtigen geographischen Bedingungen, mit einer Verteilung von Wasser und Land, welche die Meeresströme in passender Weise beeinflusse und ge- eignet sei, grosse Mengen von Wasserdampf einem durch hohe Gebirge, welche als Kondensatoren wirken, ausge- zeichneten Lande abzugeben. Hiemit rekurriert man also wieder auf die in der ersten Kategorie besprochenen Erklärungsversuche. Man kann somit sagen, dass bis jetzt keine der zahlreichen Theorien sich eine allgemeine Anerkennung zu verschaffen imstande gewesen ist. Eine Erklärung der Eiszeit hat vor allem im Auge zu behalten erstlich, dass die Eiszeit ein allgemeines, die ganze Erde be- treffendes Phänomen darstellt, zweitens, dass sie sich auf dem Boden der heutigen Verhältnisse, d. h. bei einer Verteilung von Wasser und Land und einem Ver- lauf der Meeresströmungen, annähernd wie die gegen- wärtigen, entwickelt hat und drittens, dass die klima- tischen Unterschiede zwischen den einzelnen Teilen unseres Planeten damals ungefähr dieselben waren wie Jetzt. Als wesentliche Faktoren zur Erzeugung einer Glacialperiode werden wohl heute allgemein ein Sinken der Temperatur und eine Vermehrung der Niederschläge angenommen. Diese Temperaturerniedrisung braucht, wie man jetzt weiss, keineswegs eine sehr bedeutende gewesen zu sein. Aus der Lage der ewigen Schneelinie in der Eiszeit (Penck) ist berechnet worden, dass eine Abnahme der Wärme um ca. 6° ©. im Vergleich zu — 608 — jetzt den alleräussersten Grad der Kälte darstellt, den wir für die Eiszeit auf ihrem Höhepunkte annehmen können (Neumayr 1. e., p. 621), während in den wärmeren Interglacialzeiten der Betrag ein viel geringerer gewesen sein muss. Andere Autoren sind geneist, eine Abnahme der Mitteltemperatur um 3—4° bei gleichzeitig gestei- gerten Feuchtigkeitsverhältnissen für durchaus genügend zu halten (Günther ?), p. 393; Wagner), p. 559). Die Fragestellung ist also nunmehr die folgende: Gibt es eine Ursache, welche befähigt ist, die Sonnen- wärme auf dem ganzen Planeten um etwa 4° C. auf lange Zeit hinaus abzuschwächen und zugleich eine Steigerung der Feuchtigkeitsverhältnisse hervorzurufen ? Eine solche glauben wir in der That gefunden zu haben und zwar in vulkanischen Höhenstaubwolken. Um dies zu belegen, wenden wir uns zu den all- bekannten Erscheinungen, welche die Eruption des Kra- katau im Sommer 1883, namentlich die gewaltige Schluss- katastrophe am 26. und 27. August begleitet haben. Die Masse der ausgeworfenen Stoffe wurde von Verbeek auf mindestens 18 Kubikkilometer berechnet (?), p. 140). Die Hauptmasse fiel natürlich im Umkreis des Vulkanes nieder; ein Bruchteil aber, aus allerfeinsten Staubteilchen, namentlich kleinsten zerriebenen Bimssteinpartikeln be- stehend, wurde, vermischt mit gewaltigen Massen von (Gasen und von Wasserdampf in enorme Höhen von 30—40 Kilometer und mehr über die Erdoberfläche hin- aufgetrieben und blieb dort schwebend. Diese Masse wurde von Verbeek auf weniger als 1 Kubikkilometer 1) Günther, S., Lehrbuch der physikalischen Geographie, Stutt- gart, 1891. 2) Wagner, H., Lehrbhuch der Geographie, 6. Aufl, Hannover u. Leipzig, 1900. 3) Verbeek, R. D. M., Krakatau, Batavia, 1886. — 609 — geschätzt, von E. Douglas Archibald aber auf Grund sorgfältiger Erwägungen als 4 Kubikkilometer (1), p. 440), später sogar als vier oder fünfmal vier, also 16—20 Kubikkilometer betragend (p. 448) angenommen. Diese emporgeworfenen Massen wurden von Luft- strömungen erfasst und zunächst mit einer Geschwindig- keit von ungefähr 140 Kilometer in der Stunde von Ost nach West zwei- bis dreimal um die äquatorialen Teile der Erde herumgetrieben. Dabei zerteilten sie sich mehr und mehr; langsam herabsinkend, gerieten sie dann in andere Luftströme und breiteten sich allmählıg über die gemässigten Zonen aus, während die Tropen nach und nach relativ freier wurden (Förster ?),, p. 151), auf diese Weise den ganzen Erdball in grosser Höhe mit einem feinen Schleier umgebend. Die Struktur dieses Nebelschleiers war eine rauchähnliche (Kiessling*), p. 124, Rollo Russell,') p. 196). Die optischen Begleiterscheinungen dieses vulka- ischen Höhennebels waren die glänzenden Dämmerungs- erscheinungen, die blauen und grünen Färbungen der Sonne und des Mondes und der braunrote, sogenannte Bischop’sche Ring um die Sonne. In den äquatorialen Gegenden war dieser Schleier oft dick genug, die Sonne ganz zu verdecken, wenn sie nur wenige Grade über dem Horizonte stand, und er blieb selbst um Mittag sichtbar, so dass die Sonne oft mit ungeschütztem Auge beobachtet werden konnte (Douglas Archibald, 1. c. 1) The Eruption of Krakatoa, and subsequent Phenomena, Report of the Krakatoa Committee of the Royal Soc., Ed. by @. J. Symons, London, 1888. 2) Förster, die schliesslichen Ergebnisse der Forschung be- treffend die Krakatoa-Phänomene, Verhdlgen. d. Ges. f. Erdkunde z. Berlin, 16, 1889. 3) Kiessling, J., Untersuchungen über Dämmerungserscheinungen etc., Hamburg u. Leipzig, 1883. — 610 p. 229); ausserhalb der Tropen war er dünner und ge- wöhnlich nur bei Sonnenauf- und untergang sichtbar. Die Dauer der Erscheinungen betrug bei uns reichlich 2!/& Jahre, indem erst im Sommer 1886 die optischen Phänomene gänzlich verschwanden; so lange also blieben Teile der Eruptionsmassen des Sommers 1883 in hohen Schichten der Atmosphäre suspendiert. Während die genannten optischen Erscheinungen das Hauptinteresse der wissenschaftlichen Welt auf sich gezogen haben, sind für unsere Betrachtung zwei andere Faktoren wichtiger, nämlich die Einflüsse des vulka- nischen Höhennebels auf Temperatur und Feuchtigkeit. Was den ersteren angeht, so sagt Förster (1. c., p. 152.) dass jene Erfüllung der etwa zwischen 10 und 40 km. Höhe gelegenen Luftschichten mit feinsten Teilchen nicht bloss feine Lichtstrahlungen aus dem Himmels- raum erheblich gestört, sondern sogar die Licht- und Wärmestrahlungen der Sonne selber merklich ge- schwächt habe. Kiessling (l. c., p. 112) veröffentlicht einen Bericht aus Ostindien, in welchem darauf auf- merksam gemacht wird, dass etwas in den höheren Schichten der Atmosphäre zu existieren scheine, wo- durch die Leuchtkraft und Wärmestrahlung der Sonne in gewissem Grade verringert werden (Heyde.) Messungen einer Temperaturabnahme zur Zeit des Höhennebels sind uns keine bekannt geworden; doch sind wir auch in der einschlägigen Litteratur nicht ge- nügend zu Hause. Übrigens ist es kaum wahrschein- lich, dass es gelingen kann, mit Sicherheit für eine so kurze Periode ein feststehendes Resultat zu gewinnen, in Anbetraeht der vielen Faktoren, welche hiebei be- rücksichtigt werden müssen. Eine Einwirkung des Höhennebels auf die Feuch- tigkeit ist mehrfach konstatiert worden. Nach Kiessling — Gil — (L c., p. 122) hatten die suspendierten Stoffe Einfluss auf Wolken- und Nebelbildung; eine Steigerung der Gewitterbildung wurde in Mauritius festgestellt. Weiter wird konstatiert (p. 124), dass die Zeit der Dämme- rungserscheinungen auch eine solche sehr hoher rela- tiver Feuchtigkeit gewesen ist. Dabei wird man wohl anzunehmen haben, dass die kleinsten Staubteilchen als Kerne für die Kondensation des Wasserdampfes dienten. Auch Förster (1 c., p. 150) ist der Ansicht, dass eine reichere Erfüllung der höheren Atmosphären- schichten mit kleinsten, festen und flüssigen Massen- teilchen die Wetterzustände in den unteren Schichten beeinflussen müsse. Die Erscheinungen, welche die Eruption des Kra- katau begleitet haben, sind schon vielfach, wenn auch in weit geringerem Grade, als Folgen früherer vul- kanischer Ausbrüche beobachtet worden, woraus eben dieser Zusammenhang sich als durchaus unwiderleglich ergeben hat. Die besondere Intensität der Krakatau- phänomene wird, und jedenfalls mit Recht, darauf zu- rückgeführt, dass das Meer Zutritt zu der geschmolzenen Lava bekam, wodurch die Explosionen gewaltig ge- steigert wurden und eine ungeheure Zerstiebung des Materiales erfolgte. | Wir können somit als feststehende Thatsache an- nehmen, dass die Thätigkeit eines einzelnen Feuer- herdes in der Sundastrasse den ganzen Erdball mit einem Rauchschleier umhüllt hat, welcher fast drei Jahre brauchte, um wieder aus der Atmosphäre ausge- schieden zu werden und eine ganze Reihe intensiver Störungen der optischen und meteorologischen Er- scheinungen im Gefolge hatte. Wenden wir uns nun zu den Verhältnissen am Ende der Pliocän- und in der Pleistocän- (Quartär-) ee — Periode, in welch’ letztere die Eiszeit fällt, so finden wir, dass diese Periode charakterisiert ist durch die Bildung zahlreicher, mächtiger Einbrüche am Rande der bestehenden Kontinente, von Kesselbrüchen also, deren Verbreitung so allgemein bekannt ist, dass wir nicht im einzelnen darauf hinzuweisen brauchen. Ihre Bildung war zweifellos von einer ungeheuer gesteigerten und sehr lange Zeit andauernden vulkanischen Thätigkeit begleitet, und man wird nicht irren, wenn man annimmt, dass, so imposant auch heute noch in manchen Gebieten der Vulkanismus uns entgegentritt, er doch nur noch ein schwacher Abglanz von dem sein kann, was er war, als jene zahlreichen Kesselbrüche sich bildeten und die uns heute so gigantisch entgegentretenden Vulkankegel, mit denen die Erde von Pol zu Pol übersäet ist, erst sich aufbauten. Für unsere Betrachtung wichtig ist dabei auch der Umstand, dass zweifellos ein sehr grosser Teil der mit der Bildung von Kesselbrüchen Hand in Hand gehenden Eruptionen unter Zutritt des Meeres stattfand; denn wir haben gesehen, dass dieser Erscheinung wesentlich die aussergewöhnliche Heftiskeit der Krakatauaus- brüche und ihrer Begleitphänomene zuzuschreiben ist, während die Eruptionen von Vulkanen, welche vom Meere entfernt sind, von viel weniger intensiven Folgen begleitet zu sein pflegen, Wir haben somit von den bekannten Erscheinungen des Krakatau ausgehend, anzunehmen, dass vom Ende der Pliocänzeit an durch die Glacialperiode die ganze Erde von einem Mantel ungeheurer Massen von Erup- tionsstoffen, vermischt mit Wasserdampf und Gasen, umhüllt gewesen ist. Um dies zu erreichen, ist es nicht ein- mal notwendig, sich vorzustellen, dass die einzelnen plei- stocänen Eruptionen von viel grösserer Intensität ge- ee wesen seien als die des Krakatau. Wir brauchen blos ein Zusammenwirken einer grössern Zahl solcher Feuer- herde und eine beständige Ablösung der erlöschenden durch neue, um den infolge seiner Schwere sich stets rasch lichtenden Rauch und Aschenmantel in genügen- der Dichtigkeit zu erhalten. Hiedurch musste sowohl ein Sinken der Temperatur durch Absorption der Son- nenwärme, als auch zugleich eine bedeutende Stei- serung der Feuchtigkeit und der Niederschläge auf der ganzen Erde erfolgt sein. Damit sind aber die Fak- toren zur Erzeugung einer Eiszeit gegeben, welche ge- nau den geforderten Verhältnissen entspricht, nämlich einer Entwicklung derselben bei den heutigen geogra- phischen Bedingungen und einem klimatischen Unter- schied der einzelnen Zonen unseres Planeten von einander, wie es in der Gegenwart noch der Fall ist. Bekanntlich ist die Glacialperiode durch eine An- zahl wärmerer Interglacialzeiten unterbrochen worden, während welcher ein Rückzug der Gletscher und eine Erhöhung der Temperatur statt hatten. Diese Inter- glacialzeiten entsprechen unserer Ansicht nach Ruhe- perioden in der vulkanischen Thätigkeit, wodurch der Rauch- und Aschenmantel zum Verschwinden gebracht wurde, was ein Steigen der Temperatur und eine Ab- nahme der Feuchtigkeit sur Folge hatte. Endlich wagen wir, noch die Frage anzuregen, ob etwa im Löss noch Spuren gefallenen vulkanischen Ma- teriales, vielleicht feinste (Glasteilchen, nachzuweisen wären. Es könnte gegen unsere Hypothese, welche die Entstehung der Eiszeit mit einer Periode gesteigerter vulkanischer Thätigkeit in ursächlichen Zusammenhang bringt, der Einwand erhoben werden, dass im Verlaufe fast der ganzen Tertiärzeit an vielen Stellen unseres — 614 — Planeten grosse Massen von Eruptivgestemen zu Tage getreten seien, ohne dass in deren Folge eine Eiszeit. konstatiert worden wäre. Allein hiegegen ist zu erin- nern, dass die tertiären Ergüsse, welche hauptsächlich die Neogenzeit charakterisieren, sehr wahrscheinlich zum guten Teil Deekenergüsse, ähnlich dem Trapp in Vor- derindien, gewesen sind, aus Spalten quellende, Hüssige Massen ohne bedeutende explosive Begleiterscheinungen, so wie wir es im kleinen heute noch auf Hawai sehen. Erst mit der Bildung der Kesselbrüche und dem hiedurch gegebenen Einströmen des Meeres zu den vulkanischen Herden erfolgte die Auftürmung der zahllosen pleisto- cänen Vulkane, und diese erst lieferten den Höhenstaub- schleier, welcher die Eiszeit in unmittelbarer Folge hatte. Immerhin ist wahrscheinlich, dass, wenn die von manchen Forschern im Verlaufe der Tertiärzeit angenommenen Klimaschwankungen thatsächlich statt gehabt haben, diese ebenfalls von vulkanischen Erscheinungen hervor- serufen worden sind. Die Schwierigkeit einer Annahme periodisch not- wendig wiederkehrender Eiszeiten, für welche die Geo- logie keine Belege hat finden können, wird durch unsere Hypothese gehoben; dieselbe erhält aber noch durch ein, wie es scheint, gesichertes, wenigstens von vie- len Geologen als richtig angenommenes Ergebniss der Erdgeschichte eine positive Stütze. Die Kreide-, Jura- und Triasformation zeigen nur ausnahmsweise und auf verhältnismässig kleine Gebiete beschränkt Durchbrüche vulkanischer Massen (Credner '), pag. 707). Ganz anders war dies am Ende der pa- laeozoischen Periode. Die Permformation, ähnlich wie schon die zweite Hälfte der carbonischen (Kayser?), 1) Credner, H., Elemente der Geologie, Leipzig, 1891. 2) Kayser, E., Lehrbuch der Geologie, 2. Teil, Stuttgart, 1891. — 615 — p. 145 fi.) war eine Zeit heftiger und ausgedehnter. Bodenbewegungen, mit welchen grossartige Eruptionen Hand in Hand gingen; namentlich gilt dies für die Epoche des Rotliegenden, und da kann es wahrhaftig kaum ein Zufall sein, dass gerade in diese Periode die einzige, neben der quartären mit einiger Sicherheit konstatierte Eiszeit fällt. Dieselbe ist, wie die quartäre, charakterisiert durch Konglomeratbildungen, durch Massen ungeschichteter Blöcke und Geschiebe verschiedenster Grösse und Beschaffenheit, endlich durch Politur und Schrammung der Felsen, so dass an ihrem Wesen kaum gezweifelt werden kann. Die ursprüngliche An- nahme, diese permische Eiszeit sei auf die südliche Halbkugel beschränkt gewesen, ist durch den Nach- weis entsprechender Ablagerungen in Nordeuropa als widerlegt zu betrachten. | Wir erhalten also das merkwürdige Ergebniss, wel- ches wir hiemit den Geologen und Meteorologen zur Prüfung anheimgeben, dass Zeiten ungewöhnlicher Stei- gerung in der Thätigkeit des unterirdischen Feuers nicht etwa eine Erwärmung des Erdkörpers, sondern im Gegenteil wegen der massenhaften Auswurfsstoffe eine Kälteperiode zur Folge haben; Feuerzeiten der Erde werden demnach von Eiszeiten causal begleitet. 40 Anhang. Hiezu sind nun noch einige Anmerkungen zu machen. Die erste verdanken wir Herrn Prof. Alb. Riggenbach, welchem dieser Vortrag in der vorliegen- den Form zur Prüfung der meteorologischen Daten vor- gelesen worden ist. Dabei machte er auf eine Arbeit von Parisino Pettinelli aufmerksam, welche in den Annal. del Istituto Tecnico di Bari, 1898, erschienen ist. Die Arbeit selbst war uns hier nicht zugänglich, so dass wir uns mit einem Referate in den „Fortschritten der Physik im Jahre 1900 begnügen mussten. Pettinelli studierte den Wärmeaustausch zwischen der Erde und dem Weltraum und kam zum Ergebnis, dass der eigent- liche Wärme absorbierende Faktor in der Atmosphäre nicht die Kohlensäure, sondern der Staub sei; die Ur- sache der Eiszeit sei demnach in der Gegenwart einer grossen Menge von Staub zu suchen. Zum Belege er- wähnt er, dass zur Zeit des letzten Ätna-Ausbruches in einem ziemlich beträchtlichen Umkreis um den Vul- kan die Sonnenstrahlung um einen Dritteil und noch mehr verringert gewesen sel. Wie man sieht, ist Pet- tinellis Arbeit eine ausserordentlich wichtige Stütze für unsere Anschauung des Zusammenhangs der Eiszeit mit den Eruptionsprodukten der pleistocänen Vulkane, wenn auch, wie es nach dem Referate scheint, der ge- nannte Autor mehr an lokale Wirkungen in der un- mittelbaren Umgebung von Vulkanen und nicht an die Bildung eines Höhenstaubschleiers, wie er sich zur Zeit der Krakatau-Eruptionen einstellte, gedacht hat. — 61 — Weiter machte uns Herr Prof. Riggenbach auf- merksam auf die Verschlechterung des Klimas von London, nämlich auf die vermehrte Nebelbildung in- folge des Rauches der zahlreichen Kamine, eine gleich- falls hier zu erwähnende Erscheinung. Eine fernere hier anzuführende Ansicht fanden wir vor wenigen Tagen in einem Aufsatz von E. G. Harboe in Kopenhagen, betitelt „Vereisung und Vulkanismus“, Zeitschrift: der Deutschen Geologischen Gesellschaft, 1898, vertreten. Harboe geht von dem Gedanken aus, dass die wesentliche Ursache der Eiszeit in abnormer Feuchtigkeit zu suchen sei und denkt sich als direkte Lieferanten derselben die Wasserdampfentwicklungen der tertiären Vulkane. Diese ausgestossenen Wasser- dampfmassen seien in hohen Luftschichten von den Winden nach den Stellen barometrischer Maxima ge- führt worden und dort niedergefallen, starke Abkühlung verursachend. Weiter nimmt er an, die Ausbreitung des Eises über grosse Landstrecken, also die eigentliche Eiszeit, sei erst nach Aufhören der vulkanischen Thätig- keit eingetreten, weil erst mit der steigenden Temperatur das auftauende Eis einen genügenden Grad von Plasti- zıtät zur Ausbreitung gewonnen habe. Es ist gegen Harboe schon von anderer Seite, nämlich von M. Semper, in derselben Zeitschrift 1899, der entscheidende Ein- wand gemacht worden, dass die vulkanischen Regen- güsse, d. h. die Niederschläge der ausgestossenen Dampf- massen, stets nur in der unmittelbaren Nähe der Vul- kane sich geltend machen, und dass das, was weiter verbreitet werde, wesentlich Staub und Rauch sei. Immerhin durfte die Arbeit hier nicht übergangen wer- den, als ein Versuch, den Vulkanismus und die Eiszeit mit einander in Verbindung zu bringen. Endlich möchten wir, etwas zweifelnd zwar, auf eine Sonnenabbildung aus palaeolithischer Zeit aufmerk- — 618 ° — sam machen, welche in einer Höhle bei Mas d’Azil, Frankreich, gefunden und von E. Piette (L’Anthropo- logie, 1896, p. 402, Fig. 37) reproduziert worden ist. Hier sieht man die Sonne deutlich von einem Ring um- geben, und es liest die Möglichkeit vor, dass wir darin die älteste Abbildung des Bishop’schen Ringes, welcher zur Zeit des Krakatau so deutlich in die Erscheinung trat, erblicken dürfen. Wenn dies richtig, so wäre der Mensch in Frankreich noch Zeuge des vulkanischen Höhenstaubschleiers gewesen. Bericht über das Basler Naturhistorische Museum für das Jahr 1901. Von Fritz Sarasin. Die Geschichte des Naturhistorischen Museums im Jahre 1901 ist als eine Periode friedlicher Arbeit und ruhiger Entwicklung ohne besonders hervortretende Er- eignisse zu bezeichnen. Eine Veränderung im Personal- bestande mag indessen gleich hier im Eingang erwähnt werden, indem an die Stelle des wegen Abreise ausge- schiedenen Herrn Dr. A. Buxtorf als Assistent der Geologischen Abteilung Herr Dr. Karl Strübin von unserer Kommission gewählt worden ist. Über die Ausführung neuer Schaustellungen im verflossenen Jahre ist zu meiden, dass die schon im letzten Jahresbericht als in Vorbereitung befindlich an- gezeigte Zusammenstellung der Amphibien und Reptilien der Schweiz durch Herrn E. Schenkel zu Ende geführt worden ist. Ferner sind vom Unterzeichneten die schwei- zerischen Land- und Süsswasserschnecken in drei Fenster- pulten des grossen Zoologischen Saales zur Aufstellung gebracht worden. Solche instruktive Lokalfaunen sind für die Zukunft noch mehrere in Aussicht genommen. Höchst lehrreich sind ferner die von Herrn Prof. C. Schmidt ausgeführten Profile, mit denen die Wände des Geologischen Saales geschmückt worden sind. Es sind dies fünf Durch- schnitte durch die Schweizer Alpen, vier Durchschnitte durch Vogesen, Rheinebene und Schwarzwald und — 20 — endlich sieben solche durch den östlichen Schweizer Jura, die letztern von Herrn Dr. A. Buxtorf angefertigt. Von der Akademischen Gesellschaft haben wir dieses Jahr auf unser Ansuchen hin in höchst dankenswerter Weise einen Beitrag von 1000 F'r. erhalten, zum Zwecke von Nachgrabungen in Niederschönthal bei Basel, an der Fundstelle der grossen Saurierreste, welche unter dem Namen des Gresslyosaurus ingens Rütim. bekannt geworden sind. Den Eigentünnern des betreffenden Grund- stückes, den Herren A. Iselin, Vater und Sohn, sei für ihr ausserordentlich freundliches und liberales Entgegen- kommen an dieser Stelle der beste Dank ausgesprochen. Wenn auch bei diesen Grabungen der Hauptzweck, nämlich die Vermehrung des genannten Saurier-Materiales, nicht erreicht worden ist, so haben wir doch eine schöne Sammlung von kleinen Fisch- und Saurier-Zähnen und Schuppen aus dem oberen Bonebed gewonnen, und über- dies sind dabei zwei Profile durch den unteren Lias und oberen Keuper aufgeschlossen worden, welche für die Homologisierung der Schichten von Wichtigkeit geworden sind. Herr Dr. K. Strübin, welcher die Gra- bungen mit grosser Sorgfalt geleitet hat, hat über diese Aufschlüsse sowohl vor der schweizerischen Naturfor- schenden Gesellschaft in Zofingen, als auch vor der Basler Gesellschaft Bericht erstattet. Auf seine Aus- führungen sei hiemit verwiesen. Der nach Abschluss der Arbeiten im Schönthal noch übrig gebliebene Rest des Kredits wurde zu Grabungen an den berühmten Fundstellen eocäner Säugetiere bei Egerkingen und am Mormont, Kanton Waadt, verwandt und weiter zu einer Untersuchung der miocänen Schichten bei Vermes in der Nähe von Delsberg. Alle diese Gra- bungen haben unseren Bestand an Resten fossiler Säuge- tiere in sehr erwünschter Weise vermehrt. — 621 — Auf eine andere Ausgrabung, welche freilich gänz- lich resultatlos verlaufen ist, sei hier ebenfalls auf- merksam gemacht und zwar lediglich zu dem Zwecke, damit nicht etwa eine spätere Generation sie von neuem in Angriff nehme, nämlich auf die Untersuchung der sogenannten Bettlerhöhle am Bruderholz. Den Anlass hiezu bildete die vor etwa 30 Jahren gemachte Ent- deckung einer Station aus frühneolithischer Zeit in der unmittelbaren Nachbarschaft der genannten Höhle. Den Besitzern des Landes, den Herrn Architekten Romang und Bernoulli, sind wir für die sofort erteilte Erlaub- nis zur Grabung zu grossem Danke verpflichtet, Leider stellte sich aber heraus, dass der Boden der Höhle bis auf den harten Nagelfluhgrund mit Ziegel- steinen völlig durchsetzt war; sie muss also in junger Vergangenheit ausgeräumt und als Vorratsraum irgend welcher Art benützt worden sein. Die Abwesenheit aller Artefacte auch in der vor dem Eingang der Höhle gelegenen hohen Schutthalde, welche bis auf den Grund angeschnitten worden ist, lässt es übrigens als wahr- scheinlich erscheinen, dass die Höhle noch in der neo- lithischen Zeit vollständig unter der Lössdecke ver- borgen gewesen ist. Dem Freiwilligen Museumsverein haben wir auch dieses Jahr zwei Beiträge zu verdanken, den einen zur Anschaffung von Reptilien der Galapagos-Inseln, den andern zur Erwerbung einer prachtvollen Amethyst- druse aus Brasilien. Übergehend zum Mobiliar, ist zu erwähnen, dass wir eine Eingabe an den hohen Regierungsrat gemacht haben, mit dem Ersuchen, uns einen Extrakredit zur Anschaffung von 10 Schränken nach dem Modell der geologischen Sammlungsschränke zu bewilligen. Diese sollen in das Vorratshaus (Augustinergasse 6) zu stehen — 622 — kommen und sind bestimmt, die Sammlung der Fels- arten aufzunehmen, welche zur Stunde in höchst man- gelhafter und jede Benützung illusorisch machender Weise auf der Gallerie des Zoologischen Saales unter- gebracht ist. Die hohe Regierung hat uns eine zu- sagende Antwort zu teil werden lassen. Kleinere Mo- biliarausgaben für Gläser, Schachteln, Insektenrahmen, Schiebladeneinsätze und dergleichen, hat die allgemeine Museumskommission übernommen. Minder erfreulich ist es, dass die Osteologische Sammlung auch dieses Jahr ohne ordentlichen Kredit zubringen musste; indessen dürfen wir als sicher an- nehmen, dass mit der bevorstehenden Genehmigung des (sesetzesentwurfes über das Universitätsgut durch den Grossen Rat diesem Übelstand schon für das nächste Jahr abgeholfen sein werde. Entsprechend $ 19 unserer Museumsordnung wurde auch dieses Jahr eine Sammlung einer Revision durch eine Subkommission unterzogen und zwar die Sammlung der Vögel. Wir gehen nun zur Besprechung der einzelnen Ab- teilungen unseres Museums über, indem wir nur das Wesentliche hervorheben und im übrigen auf die diesem Berichte beigegebenen Geschenk- und Ankaufslisten ver- weisen. Um mit der Zoologischen Abteilung zu beginnen, so ist die Sammlung der Säugetiere durch den Ankauf eines sehr schönen Exemplares des seltenen Somali- zebras, Equus Grevyi Oust. vermehrt worden, womit nun die sämtlichen 4 Arten afrikanischer Tigerpferde, das ausgestorbene Quagga, das eigentliche Zebra, Burchells und Grevy’s Zebra (selbstverständlich abge- sehen von den zahlreichen Unterarten), im Museum vertreten sind. Von asiatischen Wildpferden wurde — 6235 — Equus hemionus Pall. erworben, und wegen einiger noch fehlender Arten sind Unterhandlungen im Gange. Von Wiederkäuern wurde ein sehr grosses Exemplar des Moschusochsen angeschafft, welches aber einstweilen wegen Schrankmangels nicht aufgestellt werden kann, ferner die vorderasiatische Gazella subgutturosa Guld. Unter den Geschenken steht in erster Linie eine Sendung von 30 Arten brasilianischer Säugetiere von Herrn Dr. E. A. Göldi, Direktor des Museums Göldi in Par&. Von lokalem Interesse ist eine von Herrn Albert von Speyr uns übergebene, auf dessen Jagd zwischen Othmarsheim und Rixheim im Elsass, am 20. Februar 1901 erlegte, sehr schöne Wildkatze. An- dere Gaben gingen ein von den Herren M. Auerbach, J. Forrer-Weber und der Direktion des Zoologischen Gartens. Die Vermehrung der Vogelsammlung war keine er- hebliche, aber es sind einige wichtigere Stücke namhaft zu machen, so unter den Paradiesvögeln die seltene Parotia Carolae A. B. M. die wir der gütigen Vermitt- lung des Herrn Dr. J. Büttikofer verdanken, und 2 Kiwi-Arten von Neu-Seeland, Apteryx Haasti Potts und australis Shaw, var. maxima Bull. Damit sind nun sämtliche Arten der aussterbenden Gattung Apteryx im Museum vertreten. Geschenke gingen der Vogelsamm- lung zu von Herrn Pfarrer Steiger, Herrn A. Wend- nagel und, wie alljährlich, von der Direktion des Zoolo- gischen Gartens. Unter dem Zuwachs der Reptiliensammlung ist als willkommenster ein schönes Stück der riesigen Land- schildkröte, Testudo nigrita D. B. und die Meerechse, Amblyrhynchus cristatus Bell. von den Galapagos-Inseln hervorzuheben, beides @aben des Freiwilligen Museums- vereins. Eine Yucatan’sche Natter, Coluber flavirufus — 624 — Cope, lebend in Farbholz angekommen, wurde uns von den Herren Joh. Rud. Geigy & Co. freundlichst über- mittelt, andere Geschenke von den Herren J. Forrer- Weber, V. Flück, Dr. A. Gutzwiller, Prof. L. von Méhely, @G. Schneider und A. Urech. Die wegen Platzmangeis einstweilen sehr vernach- lässigte Fischsammlung verdankt einen Zuwachs von etwa 50 brasilianischen Arten wiederum Herrn #. A. Göldi in Parä, einige weitere Stücke Herrn A. Urech im botanischen Garten. Die Kollektion der Spinnen, Tausendfüsse und Skorpione erhielt Geschenke, lauter einheimische Arten, von den Herren Ad. Bieler, E. Mory, F. Riggenbach- Stehlin und N. Stöcklin-Müller. Erwähnt sei ein italieni- scher Skorpion, welcher lebend beim Abbruch eines Hauses in der Greifengasse gefunden worden ist; der Unterzeichnete hat seiner Zeit vor der Naturforschenden Gesellschaft über dieses Vorkommen berichtet. Die früher von Herrn Ratsherrn F. Müller mit grosser Sorgfalt gepflegte Sammlung von Krebsen ist durch 42 Arten celebensischer Land- und Süsswasser- crustaceen von P. und F. Sarasin vervollständigt wor- den, über welche Sammlung demnächst eine Arbeit von _Æ, Schenkel unter dem Titel: „Beitrag zur Kenntnis der Dekapodenfauna von Celebes“ erscheinen soll, in welcher 14 Arten und 5 Varietäten als neu beschrieben werden. Endlich hat die Molluskensammlung eine kleine Ver- mehrung durch Ankauf einiger neu beschriebener sumatranischer Arten erhalten. Die in der Zoologischen Abteilung im vergangenen Jahre ausgeführten Arbeiten sind erstens die begonnene Neubestimmung und Katalogisierung der Mollusken durch den Unterzeichneten und zweitens die fortgesetzte Durcharbeitung und Katalogisierung der Reptilien und bob Amphibien, sowie der Skorpione, durch Herrn E. Schenkel. Hiezu kommt die Aufstellung der beiden oben erwähnten lokalfaunistischen Sammlungen. Die Entomologische Abteilung hat nach dem Be- richte ihres Vorstehers, Herrn #. Riggenbach -Stehlin, ein beständiges Wachstum der von Herrn H. Sulger seit Jahren besorgten Schmetterlingssammlung zu kon- statieren, während die übrigen Sammlungen, namentlich die der Käfer, wegen Mangels an einem Assistenten, sich nur langsam zu entwickeln vermögen. Eine frei- willige Arbeitskraft wäre hiefür höchst willkommen. Den Hauptzuwachs des Jahres verdanken wir wieder Herrn Oberthür in Rennes (Schmetterlinge aus Borneo) und Herrn Fontana in Chiasso (Schmetterlinge und Käfer aus dem Kanton Tessin, worunter wertvolle Er- gänzungen zu unserer schweizerischen Lokalsammlung). Kleinere Gaben gingen ein von den Herren W. Rüti- meyer, E. Schenkel, N. Stöcklin-Müller uud dem Vor- steher. Allerlei Lücken wurden durch Ankauf aus- gefüllt. Die Osteologische Sammlung weist auch dieses Jahr, dank der umfassenden Thätigkeit ihres Vorstehers, des Herrn Dr. AH. @. Siehlin, eine bedeutende und nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten angelegte Vermehrung auf. Dem von Dr. Siehlin verfolgten Ziele, für eine kritische Bearbeitung der schweizerischen Säugetier- funde ein möglichst ausgedehntes Vergleichsmaterial von den berühmten auswärtigen Fundstellen zusammen zu bringen, galt auch seine diesjährige Frühjahrsreise nach Frankreich. Dabei gelang es, mit Hilfe der Rüti- meyerstiftung, die Sammlung von Dr. Vannaire in Gannat (Auvergne) für das Museum zu erwerben, welche neben fossilen Pflanzen und oligocänen Vogel- resten eine grosse Menge vortreffllicher Rhinoceros-Ma- — 626 — terialien aus dem Oberoligocän von Gannat enthält. Ein sehenswertes Schaustück bildet eine Steinplatte mit dem grösseren Teile des Rumpfskelettes eines sol- chen Tieres. Wegen einer weiteren grossen Sammlung, welche namentlich für die Bestimmung der Egerkinger Säugetiere von hoher Wichtigkeit wäre, sind Unter- handlungen im Gange. Der Vorsteher hofft, dass es mit der Zeit gelingen werde, den bereits vorhandenen Stock von Dokumenten zur Säugetiergeschichte von Europa so zu vervollständigen, dass er sich mit den bedeutendsten derartigen Sammlungen messen könnte. Herrn Piarrer H. Iselin in Florenz sind wir zu srossem Danke verpflichtet, weil er sich freundlichst der Mühe unterzogen hat, die im Val d’Arno gemachten Funde pliocäner Säugetiere unserer Sammlung zu über- mitteln. Wir erhielten auch dieses Jahr von dort zahl- reiche wertvolle Tierreste. Bemerkenswert sind dar- unter mehrere (reweihstangen und 2 Gehirnschädel von Hirsch, ein Oberkiefer mit Milchgebiss von Bos etrus- cus, ein (Cresichtsschädel von Rhinoceros etruscus und ein 2 Meter langer Stosszahn eines weiblichen Elephas meridionalis. Dieser Zahn ist bereits montiert, konnte aber wegen Raummangels nicht zur Ausstellung gebracht werden, Das Quartär von Val di Chiana lieferte uns eben- falls wichtige Beiträge, unter denen ein prachtvoller Gehirnschädel des Bos primigenius mit den Hornzapfen besonders hervorgehoben zu werden verdient. Die Samm- lung diluvialer Säugetiere aus der Umgebung von Basel wurde durch einen Backzahn des Mammuth aus einer Kiesgrube bei Birsfelden vermehrt, | Die bereits erwähnten, durch die Liberalität der Akademischen Gesellschaft uns ermöglichten Grabungen in Niederschönthal brachten der Sammlung ein breites Material von kleinen Wirbeltierresten aus dem oberen Bonebed, die Fortsetzung der Arbeiten in Egerkingen, wo eine neu eröffnete Fundstelle systematisch ausge- beutet wurde, eine grosse Menge von Säugetierzähnen und Knochen. Der genaue Lagerungsnachweis dieser Fossilien ist wichtig im Hinblick auf die Ordnung der alten Sammlung, weil in derselben Tierreste, welche - verschiedenen Horizonten angehören, durch einander gemischt sind. Die jetzt gefundenen Fossilien bilden nach Dr. Stehlin den jüngsten Teil der Gesamtfauna von Egerkingen. Die Funde von Vermes bei Delsberg sind noch nicht gesichtet, so dass sich noch nichts dar- über sagen lässt. Aus dem Mormont, bei La Sarraz, erhielten wir teils durch eigene Grabungen, teils durch Kauf eine schöne Fossilreihe. Erwähnt seien Schädel- stücke von Palaeotherium medium, von Choeromorus und Reste des bis dahin aus dem Mormont noch nicht be- kannten Anoplotherium. Die Sammlung recenter Skelette wurde vermehrt durch den Ankauf von Equus hemionus, Gazella sub- gutturosa, 2 Schädel des grönländischen Moschusochsen und durch eine Anzahl von Geschenken, unter denen 133 osteologische Objekte von Herrn G. Schneider er- wähnt seien. Andere Gaben sowohl fossilen, als recenten Mate- riales, erhielt die Sammlung von den Herren Bertrand (Moulins), Bielawski (Issoire), Prof. Deperet (Lyon), Momegea (Agen), A. Schmid, vom Zoologischen Garten und vom Vorsteher. Dr. H. @. Stehlin führte dieses Jahr die Neube- arbeitung des Egerkinger Materials und die gleichzeitige Revision der entsprechenden auswärtigen Bestände weiter, um eine künftige, kritische Katalogisierung zu ermöglichen. Dem freiwilligen Assistenten, Herrn Dr. — 628 — A. Bienz, sind wir für manche Hilfleistung zu Dank verpflichtet. Über die Geologische Sammlung ist das folgende zu erwähnen, In der Petrographischen Abteilung konnten nach dem Berichte ihrers Vorstehers, Herrn Prof. C. Schmidt, im vergangenen Jahre keine Arbeiten vorge- nommen werden, da die neuen, hiefür bestimmten Schränke noch ausstehen. Der Herstellung der im (reologischen Saale aufgehängten Profile ist schon ein- gangs gedacht worden. Ankäufe wurden keine gemacht; die Geschenke sind im Anhang aufgeführt, sie stammen von der Direktion der Rhätischen Bahn, von Dr. Rud. Geigy und vom Vorsteher mit seinen Schülern. Herrn Dr. E. Greppin, welcher auch dieses Jahr seine ganze freie Zeit der ihm unterstellten Abteilung zuwandte, gelang es, die schwierige, von ihm unternom- mene Aufgabe einer Publikation der sämtlichen, in den verschiedenen Sammlungen des Juragebirges niederge- lesten Artentypen wesentlich zu fördern. Sein jetzt ab- geschlossener Zeddelkatalog umfasst 1786 Nummern von Typen neuer Arten, welche in 22 verschiedenen, über einen Zeitraum von mehr als ein Jahrhundert sich verteilenden Arbeiten beschrieben und abgebildet worden sind. Durch diese Zusammenstellung wird der Wert unserer Sammlungen bedeutend erhöht und die Benützbarkeit wesentlich erleichtert werden, so dass wir Herrn Dr. Greppin zu aufrichtigem Danke ver- pflichtet sind. In der Peter Merian’schen Sammlung wurden die Fossilien der ausländischen Trias, Jura und Kreide neu geordnet, ferner das sämtliche Belegmaterial zum Karten- blatt Muttenz (Sammlungen Gillieron, Tobler und Grep- pin) zusammengestellt. Der Assistent, Dr. K, Strübin, führte ausserdem die Bestimmung der Fossilien aus den — .629 — Renggerithonen zu Ende und ordnete die Belegsamm- lungen zu verschiedenen Arbeiten in übersichtlicher Weise. Der Vorsteher besuchte auf einer Ferienreise die berühmten Fundstellen von Dogger- und Malm-Fossi- lien in der Normandie und brachte der Sammlung etwa 2000 Stück als Geschenk mit; einige besonders schöne Ammoniten wurden von ihm an Ort und Stelle für das Museum angekauft. Durch Kauf ging auch die Beleg- sammlung zur Arbeit von Dr. K. Strübin: „Beitrag zur Kenntnis der Stratigraphie des Basler Tafel-Jura* in den Besitz des Museums über. Unter den Geschenken ist die umfangreiche Beleg- sammlung zu Dr. A. Buxtorfs Dissertation über die Stratigraphie und Tektonik des Kartenblattes Gelter- kinden von besonderer Wichtigkeit. Andere, teilweise sehr wertvolle Vermehrungen verdanken wir den Herren Dr. R. Geigy, Dr. A. Gutzwiller, Imhof, Kägi-Stingelin, R. Martin, Dr. Preiswerk, Dr. Strübin und dem Vor- steher. Über die Sammlung Fossiler Pflanzen berichtet Herr Dr. A. Gutzwiller, dass sie dieses Jahr infolge der Bewilligung von Schiebladeneinsätzen durch die Allgemeine Museums-Kommission endailtig eingeräumt werden konnte. Die Hauptarbeit des Jahres galt in- dessen der Sammlung tertiärer und quartärer Fossilien und Belegstücke. Vollendet wurde die Ordnung des Quartärs, ferner des Tertiärs der ausseralpinen Schweiz, Deutschlands und Österreichs nach regional-stratigraphi- schen Gesichtspunkten. Geschenke gingen ein von den Herren Dr. Greppin, Dr. Strübin und dem Vorsteher, Herrn Dr. A. Gutzwiller. Auch die von Herrn Dr. Th. Engelmann geleitete Mineralogische Sammlung blickt auf ein erfreuliches — 80 — und arbeitsreiches Jahr zurück. Der starke Zuwachs macht bereits eine andere Verteilung der ausgestellten Objekte notwendig, so zwar, dass die Krystallmodelle aus ihren Pulten entfernt werden müssen, um diese für Ausstellungen von Mineralien aus der Umgebung von Basel und aus der Schweiz zu verwenden. Die Arbeit an der Sichtung der grossen Doubletten-Bestände wurde auch dieses Jahr weiter gefördert. Das Berner Naturhistorische Museum erfreute uns mit einem Schnittstück durch das einzige bis jetzt be- kannte Meteoreisen der Schweiz. Die 18 Kilo schwere Eisenmasse war, wie nachträglich festgestellt wurde, im Oktober 1856 bei der Rafrüti im Emmenthal gefallen, wurde 1886 zufällig von einem Bauern ausgegraben, welcher diese „Kugel aus der Franzosenzeit“ zu aller- hand Haushaltungszwecken, z. B. als Bettflasche, ge- brauchte, und gelangte endlich im Jahre 1900 auf mancherlei Umwegen in den Besitz des Berner Museums. Man vergleiche hiezu den unterhaltenden Fundbericht aus der Feder Dr. von Fellenbergs. Eine Amethystmandel aus Brasilien von seltener Schönheit und vollendeter Ausbildung der tiefblauen Krystalle wurde vom Freiwilligen Museumsverein unserer Sammlung einverleibt. Mineralien aus den Nickelgruben von Neu-Caledonien verdanken wir Fräulein Crusuz, Aragonit von Rothenbrunnen Herrn F. Kötigen, ein neues Vorkommen von Wulfenit aus dem Wallis Herrn Prof. C. Schmidt, schöne Funde von Kalkspat, Eisen- spat und Flussspat aus der Umgebung von Basel dem Vorsteher, anderen Zuwachs den Herren P. Bohny, Rich. Fäsch, Dr. Rud. Geigy, Dr. M. Käch und (. Renz. Unter den Ankäufen sind hervorzuheben ein präch- tiger Zwilling von Staurolith aus dem Tessin, eine Gruppe schön ausgebildeter Granate in Chloritschiefer — 631 — aus dem Ötzthal, Gold in Quarz von Chile, ein neues Vorkommen von Markasit in schwarzem Thon- schiefer von Illinois, ein prachtvoller Krystall von Cro- coit von Tasmanien, verkieseltes Holz mit vollständig er- haltener Struktur von Idaho und ein 40 cm hoher und 35 cm breiter Gipskrystall von Utah. | Wir sind mit unserem Jahresberichte zu Ende. Seine Ausführlichkeit möge damit entschuldigt werden, dass wir bestrebt sind, den verschiedenen Abteilungen unseres Museums möglichst gleichmässig gerecht zu werden. Auch soll nach unserer Auffassung ein solcher Jahresbericht ein Dokument zur Geschichte unserer Anstalt bilden. Der Besuch der Sammlungen ist ein sehr zahl- reicher gewesen und scheint in beständigem Wachsen begriffen zu sein. Fröhlichen Herzens empfehlen wir daher das Basler Naturhistorische Museum dem fort- gesetzten Wohlwollen der hohen Behörden und dem Interesse unserer Bürgerschaft. Verzeichnis der Geschenke an das Naturhistorische Museum im Jahre 1901. 1. Zoologische Sammlung, Herr Max Auerbach: Fledermäuse von Sumatra (eine neu), Haselmaus von Basel, Gartenschläfer von Paris. „ Ad. Bieler: Scutigera coleoptrata, von Basel. „ V. Flück: 2 Österreichische Nattern, Coronella austriaca Laur., vom Brienzer Rothhorn. » 3. Forrer-Weber: Balg von Manis javanica Desm, und Python reticulatus Schneid., von Java. 41 Herr Joh. Rud. Geigy & Co.: Coluber flavirufus Cope, 7? neu für die Sammlung. Dr. E. A. Güldi in Parä: 30 Arten brasilianischer Säugetiere in 54 Exemplaren, wovon 5 Arten für die Sammlung neu; ferner ca. 50 Arten brasilia- nischer Fische, wovon 30 bisher noch nicht ver- treten. | Dr. A. Gutzwiller: Lebende Viper vom Reichen- steiner-Schloss. Prof. L. von Méhely in Pest: 1 Frosch, Spheno- phryne Biréi Méh. aus Deutsch-Neu-Guinea, neu für die Sammlung. Stud. E. Mory: Spinnen aus der Umgebung von Basel (1 neu). | Tit. Museumsverein: Testudo nigrita D.u.B. und Am- blyrhynchus cristatus Bell von den Galapagos- Inseln (neu). Herr F. Riggenbach -Stehlin: 1 Tausendfuss, G&eophilus sodalis Meinert, von der Bechburg. Drs. P. und F. Sarasin: 42 Arten celebensischer Land- und Süsswasserkrebse in 223 Exemplaren, wovon 40 Arten für die Sammlung, 14 und 5 Varie- täten überhaupt neu; ferner Euscorpius italicus von Basel. G. Schneider: 1 Schlange, Leptodira annulata L. von Brasilien und 1 Schildkröte, Testudo poly- phemus Daud. von Florida, letztere für uns neu. Alb. von Speyr-Bölger: Eine wilde Katze aus dem Elsass und Balg eines malayischen Bären von Sumatra. | Dr. H. 6. Stehlin: Diverse Mollusken, Würmer und Echinodermen von Neapel (5 Arten für uns neu). Pfarrer A. Steiger: 1 Bergfink, Fringilla monti- fringilla L., von Basel. — 639 — Herr N. Stöcklin-Müller: Spinnen von Zinal, Scutigera coleoptrata L. von Basel. A. Urech: 6 weisse Axolotl, mehrere amerikanische Fische, 2 Arten für die Sammlung neu. „ Ad. Wendnagel: 1 Junco hiemalis L. aus Nord- amerika, neu für die Sammlung. . Zoologischer Garten, Direktion: 1 Eichhornäffchen, Chry- .sothrix seiurea L. und 1 Perlhubn, Numida mi- trata Pall., letzteres für die Sammlung neu. Entomologische Abteilung. Herr P. Fontana (Chiasso): Tessinische Schmetterlinge und Käfer, „ .Oberthür (Rennes): Ca. 200 Schmetterlinge aus Borneo. | »„ F. Riggenbach-Stehlin: Phaneroptera falcata von der Bechburg. » W. Rütimeyer: Schweizerische Käfer. » E. Schenkel: Dipteren der Umgebung von Basel. , N. Stöcklin-Müller: Insekten von Zinal. 2. Osteologische Sammlung. Tit. Akademische Gesellschaft: 1000 Fr. zum Zwecke von Ausgrabungen: Fisch- und Saurierreste von Nieder- schönthal, Säugetierfossilien von Egerkingen, Ver- mes und vom Mormont. Herr Bertrand, Direktor des Museums in Moulins: Gips- abgüsse von Säugetierfossilien. J. B. M. Biélawski in Issoire und Dr. H. 6. Stehlin: Säugetierreste aus dem Pliocaen von Perrier. » Prof. Depéret in Lyon: Gipsabgüsse von Säuge- tierfossilien, a Herr Momögea, Direktor des Museums in Agen: Schild- krötenfragment aus dem Oligocän des Garonne- beckens. A. Schmid, Schreinermeister: Schädel von Coelo- genys. G. Schneider: 133 osteologische Objekte, darunter eine Serie von Hesperomysschädeln. Dr. 6. H. Stehlin: Fossilien von Ronzon (Puy de Dôme), Chavroche (Allier) etc. Tit. Direktion des Zoologischen Gartens: Diverse Tierleichen. Tit. Zoologische Sammlung: Verschiedene zu Bälgen ge- hörende Knochen und Schädel, 3. Geologische Sammlung. Herr Dr. A. Buxtorf: Belegsammlung zu seiner Disser- tation, Kartenblatt Gelterkinden ; Fossilien aus den Renggerithonen bei Hinter-Balm ; Fossilien aus den Variansschichten bei Seewen; Arca sp. aus den Murchisonaeschichten bei Hauenstein. Dr. Rud. Geigy: Fossilien aus den Freiburger Alpen und dem Basler Jura. Dr. Ed. Greppin: Fossilien und Handstücke zum Kartenblatt Muttenz von über 100 verschiedenen Lokalitäten; umfangreiche Sammlung von Dogger- und Malmfossilien aus der Normandie (ca. 2000 Stücke). Dr. A. Gutzwiller und Dr. C. Strübin: Fossilien und Handstücke des Hörnliprofiles am linken Rhein- ufer. Imhof: Originalstück der Pholadomya Leuthardti aus dem unteren Dogger von Itingen. H. Kägi-Stingelin: Ausgezeichnetes Exemplar von Pseudodiadema superbum aus dem Oxford von Liesberg. — 6959 — Herr R. Martin: Trias- und Jurafossilien aus der Um- gegend von Basel. Dr. Preiswerk: Ammonites macrocephalus aus Liesberg. Tit. Direktion der Rhätischen Bahn: 30 Belegstücke aus dem Albulatunnel. Herr Prof. C. Schmidt und Schüler: Petrographische Handstücke und Fossilien aus den Schweizer Alpen. Dr. C. Strübin: Fossilien aus dem Sequan von Nusshof und aus dem Ornatenthon zwischen Ziefen und Arboldswil; Fossilien aus dem unteren Dogger vom Frickberg. ” 4. Mineralogische Sammlung. Herr P. Bohny: Hübsche Calcitgruppen von Solothurn. Fräulein Crusaz (durch Herrn Redaktor Amstein): Zahl- reiche Mineralien aus den Nickelgruben von Nou- méa, Neu-Caledonien. Herr Dr. Th. Engelmann: Neue Funde von Kalkspat, Eisenspat und Flussspat vom Wartenberg und Madlerberg; verschiedene schweizerische und badi- sche Mineralien. » Rich. Fäsch, Graphitvorkommen vom Bristenstock. „ Dr. Rud. Geigy: Zahlreiche Mineralien. » Dr. M. Käch: Grosse Glimmerplatten aus den Minen von Palta Gratia, Cordoba, Argentinien. » F. Köttgen: Aragonit und Kalkspat vom Bade Rothenbrunnen im Domleschg. Tit, Freiwilliger Museumsverein: Amethystmandel aus Brasilien. Tit. Naturhistorisches Museum Bern: Schnittstück des Meteoreisens von Rafrüti im Emmenthal. — 636 — Herr C. Renz: Kopalstücke mit Insekteneinschlüssen. „ Prof. €. Schmidt: Neues Vorkommen von Wulfenit aus dem Wallis; Eisenkiese von Badenweiler. Verzeichnis der Ankäufe des Naturhistorischen Museums im Jahre 1901. 1. Zoologische Sammlung. Säugetiere, Equus Grevyi Oust. aus dem Somali-Land, fertig aufgestellt (von Rowland Ward in London, 750 Fr.); Equus hemionus Pall. aus Central-Asien, Balg (von Umlauff & Co. in Hamburg, 250 Fr.); Moschusochse, Ovibos moschatus Zimm. aus dem polaren Europa, Balg und Schädel (von G. Schneider in Basel, 400 Fr.); Gazella subgutturosa Guld. aus Vorder-Asien (vom Zoologischen Garten in Rotter- dam). Vögel, Parotia Carolae A. B.M., von Neu-Guinea, Balg (40 Fr.); 2 Apteryx-Arten von Neu-Seeland, Bälge (von G. Schneider, 260 Fr.). Mollusken, eine kleine Auswahl sumatranischer Mollusken von G. Schneider. Entomologische Abteilung. Schmetterlinge und Käfer verschiedener Herkunit. 2. Osteologische Sammlung, Fossile Säugetiere aus dem Pliocän von Val d’Arno: Elephas meridionalis, Rhinoceros etruscus, HKquus rn Stenonis, Hippopotamus major, Sus Strozzii, Bibos etruscus, Cervus 3 Arten, Ursus etruscus, Canis sp,, Machairodus sp., Aulacinus florentinus. Fossile Säugetiere aus dem Quartär von Val di Chiana: Rhinoceros, Pferd, Hirsch, Gehirnschädel von Bos primigenius. Fossile Säugetiere aus dem Oberoligocän von Gannat (Samınlung Dr. Vannaire): Zahlreiche Rhinoceriden- Reste (Aceratherium gannatense, (?) Rhinoceros pleuroceros), Oligocaene Vögel- und Caenotherien- Reste. (Rütimeyer-Stiftung.) Backzahn vom Mammuth aus einer Kiesgrube bei Birs- felden. Skelette von Equus hemionus (125 Fr.), Gazella sub- gutturosa, Notoryctes typhlops, Didelphys sp. Schädel des männlichen und weiblichen Moschusochsen (OS ib) 3. Geologische Sammlung. Belegsammlung zur Arbeit von Dr, C. Strübin: Beitrag zur Kenntnis der Stratigraphie des Basler Tafeljura. Fossilien aus dem Oxford von Houlgate. 4. Mineralogische Sammlung. Zwillinge von Staurolith im Paragonit vom Pizzo Forno, Tessin; Gruppe von Granaten in Chloritschiefer, Ötzthal, Tirol; Gold in Quarz von Bolaco, Chile; Markasit in Thonschiefer, Sparta, Illinois, U. S. A.; Crocoit von Tasmanien; verkieseltes Holz, Idaho, U.S.A.; Riesengipskrystalle, Utah, U.S8. A. Bericht über die Ethnographische Sammlung des Basler Museums für das Jahr 1901. Von Fritz Sarasin. Dieselbe Bemerkung, mit welcher der diesjährige Bericht über das Naturhistorische Museum beginnt, mag auch für die Ethnographische Sammlung gelten, dass nämlich das verflossene Jahr eine Periode fried- licher Arbeit und ruhiger Entwicklung gewesen ist. Gerne konstatieren wir gleich eingangs, dass der Wunsch, mit welchem der letzte Jahresbericht abschloss, es möge die Ethnographische Sammlung sich immer mehr das allgemeine Interesse gewinnen, in Erfüllung zu gehen scheint, indem die Zahl der Besucher sowohl, als namentlich auch die der Donatoren in beständiger, erfreulicher Zunahme begriffen ist; wir erblicken hierin _die willkommenste Belohnung für die grosse, auf Aus- stellung und Etikettierung der Sammlung verwandte Arbeit. Leider ist es auch dieses Jahr noch nicht möglich gewesen, die prähistorische Abteilung dem Publikum zugänglich zu machen, da ihr Vorsteher, Herr Dr. Th. Engelmann, allzusehr durch andere Ar- beiten in Anspruch genommen war. Über mehrere Objekte unserer Sammlung sind im vergangenen Jahre Veröffentlichungen erschienen; so wurden die Hieroglyphen der berühmten Bernoulli’schen Tafel von Tikal von Herrn Prof. Z. Seler in Berlin — 639 — einem sorgfältigen Studium unterworfen. In seiner Ar- beit, betitelt: „Die Cedrela-Holzplatten von Tikal im Museum zu Basel“ (Zeitschrift für Ethnologie, 1901), werden die Skulpturen dieser Holztafeln zum Vollendet- sten gerechnet, was die Maya-Kunst geschaffen habe. Das grosse Steingrab aus der Minahassa ist durch Herrn Geheimrat A. B. Meyer und Dr. O. Richter in den Ab- handlungen und Berichten des Dresdener Museums ab- gebildet und beschrieben worden. Endlich wird in kür- zester Zeit eine grössere Abhandlung von Dr. L. Rüli- meyer über unsere Stein-Idole aus Westafrika im Inter- nationalen Archiv für Ethnographie zur Veröffentlichung gelangen. An Erwerbungen durch Geschenke sowohl, als durch Kauf hat dieses Jahr die Afrikanische Abteilung den Löwenanteil davon getragen, was nicht zum wenig- sten dem begeisterten Interesse ihres Vorstehers, Herrn Dr. L. Rütimeyer, zu verdanken ist. Um mit Central- afrika zu beginnen, so hat uns Herr E. Federspiel in Laufen, der als Stationschef des Congo-Staates mehrere Jahre am oberen ituri gelebt und von dort aus weite Reisen unternommen hat, mit einer prachtvollen Samm- lung erfreut. Dieselbe stammt in der Hauptsache aus dem (Gebiete des oberen Congo bis hinüber zum Albert- und Albert Eduard-See und aus dem Lande der Mom- buttu, aus Gebieten also, die bisher nicht vertreten ge- wesen sind, da unsere früheren Bestände wesentlich die mittleren und unteren Congo-Länder repräsentierten. Die Sammlung besteht aus über 200 Gegenständen, deren Mehrzahl den Stämmen der Mobali, Banalya, Mombuttu, ferner den Anwohnern der beiden genannten Seen und den sogenannten Pygmaeen des Congo-Wal- des angehören. Als besonders erwähnenswerte Stücke sind hervorzuheben Schilde von für uns völlig neuen — 640 — Formen von den Mombuttu und vom Ituri, Wurfmesser, Gebrauchsmesser und vortrefflich gearbeitete Schwerter der Mombuttu und Niam-Niam, prachtvoll geschmiedete eiserne Lanzen vom Aruwimi, Kupferarmband und Kupfermesser vom Albert Eduard-See, Schmuckschnüre der Frauen vom Albert Eduard-See und vom oberen Nil, Kriegshörner aus Elephantenzähnen verschiedener Herkunft, endlich Bogen, Köcher, Pfeile und Axt der Congo-Zwerge. Möge es uns an so hochherzigen, weit- gereisten Gönnern nie fehlen! Durch Kauf erwarben wir zwei kunstvolle Cere- monialbeile gleichfalls aus dem Congo-Gebiet und eine eigenartig geflochtene Matte der Bakuba. Westafrika ist ebenfalls im Zuwachs des Jahres reichlich vertreten. Angekauft wurden aus dem Nach- lass des Herrn Crisinel zwanzig Steinidole aus Sherbro; zwei weitere schenkte uns Herr A. Ryff. Nach Rüti- meyer sind dies die ersten Rundskulpturen aus Stein, die von Negern bekannt geworden sind. Ich verweise hiefür auf seine demnächst erscheinende Arbeit und einen Vorbericht im Globus. Den Ankauf halfen uns die Herren Pfarrer K. Sartorius, G. Finsler und der Vorsteher der Abteilung durch Beiträge ermöglichen. Die Sammlung Crisinel enthielt auch Holzidole, Spiele, Flechtarbeiten, Kleider, Kämme, Waffen, Armringe u.s.w, aus derselben Gegend, desgleichen die Schenkung des Herrn Ryff. Von der Goldküste erhielten wir eine wertvolle Sammlung von Herrn Missionar P. Steiner geschenkt; zu erwähnen sind darin eine Anzahl prähistorischer Steinbeile und eine Steinperle, aus Bronce gearbeitete, zierliche Goldgewichte, eine Thonfigur vom Grabe eines Häuptlings und zahlreiche andere Objekte aus Thon. Die Beninsammlung wurde durch Ankauf zweier kleiner Bronce-Amulette in Beilform vermehrt. — 641 — Ostafrika weist nur eine einzige Schenkung auf und zwar die eines Mantels aus Baumrindenstoft von Uganda durch Herrn Konsul v. Buri. Bedeutender dagegen ist wieder der Zuwachs aus den nordafrikanischen Staaten. Eine Frühjahrsreise des Unterzeichneten brachte dem Museum eine Anzahl von Gegenständen aus Tunis, welche zum Zwecke, die im Jahre 1889 in À cypten angeleste Sammlung zu er- gänzen, gesammelt worden sind, so dass wir nun ein ziemlich vollständiges Bild der nordafrikanischen Kultur besitzen. Das schönste Stück ist ein erst nach langem Suchen in alten arabischen Häusern der Stadt Tunis sefundener und nicht ohne Mühe erworbener, reich ge- schnitzter und bemalter hölzerner Plafond. Dieser bil- dete in stufenförmigem Aufbau die Auskleidung des kuppelförmigen Daches eines Alkovens, dessen Wände mit reicher Stuckornamentik und mit Fayenceplatten bedeckt waren. Vor dem Abbruch wurde eine Skizze in loco aufgenommen und jedes einzelne Brett mit einer Nummer versehen, so dass die Zusammensetzung in Basel ohne Mühe vorgenommen werden konnte. Herrn Architekt Æ. La Roche, der uns dabei seine Hilfe freundlichst zu teil werden liess, sei hier der beste Dank gesagt. Von anderen älteren tunesischen Gegenständen seien hier noch erwähnt eine Moscheelaterne, eine bemalte Glaskanne mit Untersatz und ein steiner- ner Turban von einem Grabe. Die Sammlung der Ackerbaugeräte wurde vermehrt durch zwei tunesische Pflüge, einen grösseren, für Rinderbespannung berech- neten und einen Miniaturpflug, wie er bei der Feld- arbeit mit dem Kameel zur Verwendung kommt. End- lich ist noch der auf der Unterseite mit Steinsplittern versehene Dreschschlitten namhaft zu machen, eine Bu vollständig verschiedene Einrichtung von dem in unserer Sammlung gleichfalls vertretenen, mit eisernen Scheiben ausgerüsteten Dreschwagen, wie er in Ägypten üblich ist. Aus Algier, Distrikt Oran, erhielten wir Sandalen aus Halfagras von Herrn Prof. @. Schweinfurth in Ber- lin geschenkt. Eine weit schwächere und weniger bedeutende Vermehrung als die afrikanischen Sammlungen haben dieses Jahr die asiatischen erfahren. Aus Vorderindien bekamen wir bemalte Holzarbeiten, Metallplatten und (refässe, Statuetten aus Sandelholz und andere Kult- segenstände von unserem langjährigen Gönner, Herrn Alfr. Sarasin-Iselin und von Frau Ratsherr E. Sarasin geschenkt. Eine grosse Messingmaske, den Affen Hanuman darstellend und angeblich aus Allahabad stammend, wurde angekauft. Singhalesische Mittel gegen Schlangenbisse, seiner Zeit von einem eingeborenen Arzte erworben, schenkten ?. und F. Sarasin. Aus Birma stammt eine kleine, vergoldete, hölzerne Buddhafigur, ein Geschenk von Dr. Breiting in Genua. China ist vertreten durch eine Broncestatuette, ge- schenkt von Herrn J. R. Nötzlin- Werthemann und zwei alte Götterfiguren aus dunklem Holz mit Silbereinlagen, welche ım Hafen von Hamburg erworben werden konnten, Japan durch vier vortrefflich gearbeitete Ko- stümfiguren, Krieger im Waffenschmuck und Tänzer darstellend, geschenkt von Herrn W. Baader und einen Strohhut von Herrn W. Pfister-Wyss. Das Malayische Inselgebiet weist ein einziges Zu- wachsstück auf, nämlich ein ausserordentlich reich ge- schnitztes Schwert der Dayak’s aus dem Innern von Kutei auf Borneo, geschenkt von P. und F. Sarasin, welche es durch Vermittlung des Residenten von Menado erhalten haben. Zu Neu-Guinea übergehend, verdienen eine Anzahl Ankäufe besonders schöner Stücke aus dem Museum Umlauff in Hamburg Erwähnung, so aus dem deutschen Teile der Insel eine Steinaxt mit sehr sorgfältiger Bin- dung und aus dem englischen Gebiete ein mächtig grosses Ceremonialsteinbeil, eine Steinkeule, eine Holztrommel in Fischform, ein bemalter Tanzschild und Schmuckgegen- stände. Unsere Sammlung von Matty wurde durch einen Kokosnussreiber mit Muschelschneide vervollständigt. Aus Neu-Caledonien stammen zwei grosse, ge- schnitzte, hölzerne Thürpfosten, deren oberer Dritteil von einem schwarz bemalten, in Hochrelief gearbeiteten menschlichen Kopfe eingenommen wird, während die beiden unteren ein an Flechtwerk erinnerndes, aus schwarzen Rauten, die von ockergelben Bändern einge- rahmt werden, bestehendes Ornamentmuster aufweisen, Die beiden alten Stücke wurden von einem französischen Kolonialsoldaten nach Tunis gebracht und dort von uns angekauft. Von derselben Insel erwarben wir auch eine Keule der bekannten Vogelkopfform. Ein fast hoffnungslos schwacher Teil unseres Mu- seums ist die Sammlung der amerikanischen Einge- borenen aus beiden Teilen des Kontinentes. Der Zu- wachs des Jahres beschränkt sich auf einen Bogen mit zugehörigen Pfeilen aus der Gegend von Para, geschenkt von Herrn L. Haag-Höhn und einen Pfeil von Herrn H. Götz-Kern. Silbereingelegte Sporen aus Mexiko übergab uns Herr K. Geigy-Hagenbach. Was Europa angeht, so beschränken wir uns im allgemeinen, da ja in Basel ein historisches Museum besteht, auf solche Objekte, welche im Zusammenhang mit entsprechenden fremder Länder interessante Ent- wicklungsreihen vor Augen zu führen im Stande sind. In diesem Sinne ist z. B. die Sammlung der, Pflüge ee angelest worden. Geschenkt erhielten wir ein reich gesticktes seidenes Frauenkleid aus Russland von Herrn W. Pfister- Wyss. Die prähistorische Abteilung erwarb einen Grab- fund aus einem broncezeitlichen Tumulus bei Freiburg. Es sind Armspangen, Ringe und eine kleine Glocke aus Bronce, Knöpfe aus Thon und Stein und zahlreiche, sehr verschieden geformte Perlen aus Glas und Bern- stein. | Damit schliessen wir den Bericht über das Jahr 1901 ab, den verehrlichen Gebern unseren besteu Dank sagend und unsere Sammlung, wie immer, dem Wohl- wollen der hohen Behörden und der Bürgerschaft aufs wärmste anempfehlend. Dreiundzwanzigster Bericht über die Dr. J. M. Ziegler’sche Kartensammlung 1901 I. Geschenke. Eidg. Topographisches Bureau, Bern: Katalog der Publikationen 5—8. Staatskanzlei des Kantons Basel-Stadt: Bibliographie der schweizerischen Landeskunde F. sc. NP 1V26;.V de. A. Euler-Paiy: Map of the Territory of the United States from the 1:3000000. 1 Bl. Linares y Mendoza de la Tapial, Mapa de la Repüblica de Bolivia, 1859. 1 Bl. Hans Christ-Merian: Parvus atlas regni Hungariae. Quer fol. o. J. 1 Bd. Prof. Dr. H. K. Corning: Franklin, John, Narrative of a Journey to the Shores of the Polar Sea, 1823. 1 vol. Richardson, John, Arctic Searching nn JS Lond. 1851. 1 vol. — 646 — Ross, J. C., Voyage of discovery and research in the Southern and antarctic regions, 1847. 2 vols. Speke, Journal of the discovery of the source of the Nile, 1864. 1 vol. Holub, E., Sieben Jahre in Südafrika. 1881. 1 Bd. Hall, ©. F., Narrative of a second arctic expedition, 1879. Kvol. ‚ Hall, ©. F., Narrative of a North Polar expedition. SH 12 vol: | Prof. Fritz Burckhardt: Andriveau-Goujon, E., Carte générale des routes et des chemins de fer de la France, Paris, 1875. 170200007 12DE | Andriveau-Goujon, E., Planisphère présentant l’en- semble des communications terrestres et maritimes, Paris 1870. I BR II. Anschaffungen. Neue Generalkarte von Mitteleuropa. Lfg. 23. 1:200000. JB Atlas historicus studio J. Matthiae Hasıi. 1750. 1 Bd. Lanciani, Forma urbis Romae. Fasc. 8. 4 Bl. Duparc, Carte géologique du Massif du Montblanc. 1.80.0001 Bl: Topographischer Atlas der Schweiz. Lief. 49. 1:25000 und 1:500007 .Bl: Jeppe’s Map of the Transvaal or S. A. Republic and surrounding territories, London 1899. 6 Bl. Basel, den 3. Januar 1902. Prof. Fr. Burckhardt. 647 Rechnung über 1901. Einnahmen. Aktivsaldo voriger Rechnung . Br Jahresbeiträge . . . ER ent Rückbezahlte ker ER, Fr Ausgaben. Anschaffungen . Fr. Honorar .. . .. TE RN U Einzug der ae te ER inselecte Rapitalen. . 2... .....:,, Fr Saldo auf neue Rechnung , Fr Status. 2 Oblig. à Fr. 5000 Handwerkerbank Basel, à 3°/a%o Fr Saldo pro 31. Dezember 1901 ee Status pro 31. Dezember 1901 Fr. Status pro 31. Dezember 1900 en Vermögensabnahme 1901 Fr. Basel, den 2. Januar 1901. 4,471. 251. 10,182. 14,904. 135. 300. 12. 10,150. TO ET. 4,251. . 14,904. . 10,000. 4,957. 14,257. 14,471. 218. C. Chr. Bernoulli. Quästor. Re Qt oo | © © | ar Ro ot ID STE | al N Präsident: Chronik der Gesellschaft. Vicepräsident: Erster Sekretär: Biennium 1900-1902. Beamte. Herr Dr. Paul Sarasin. - = Prof: Dr. R. Burckharse „ Prof. Dr. K. VonderMühll. Zweiter Sekretär: „ Dr. Henri Veillon. Bibliothekar: . Nov. . Dez. „Prof. Dr. 6. Kahlbayne Vorträge. 1900. Herr Prof. Dr. J. Kollmann: Über die Ent- wicklung der Milz. — Herr E. Schenkel: Mitteilungen aus der herpetologischen Sammlung des Museums. Prof. Dr. A. Jaquet: Über den Stoff- wechsel bei Fettsucht. Apotheker E. Steiger: Botanische Mit- teilungen. — Hr. Prof. Dr. R. Burckhardt: Hyperodapedon, ein fossiles Reptil des Britischen Museums. | Prof. Dr. C. Schmidt: 1. Geologische Be- obachtungen im Simplontunnel. 2. Eine neu entstandene Insel an der N.-W. Küste von Borneo. 25. 20. 13. = lan. Jan. = Febr: Febr. „ März. März. . März. . Mai. — 649 — 1901. Herr Dr. E. Wieland: Untersuchungen über eh) multipelauftretende Knochengeschwülste. — Hr. Dr. E. Greppin: Einiges über neue Erwerbungen der geologischen Abteilung des Museums. Dr. E. Wolff: Weitere Mitteilungen über Regeneration der Linse. — Herr Dr. Th. Engelmann: Mitteilungen über neue Erwerbungen der mineralogischen Samm- lung des Museums. | Dr. A. Gutzwiller: Der Löss der Um- gebung von Basel mit besonderer Be- rücksichtigung seines Alters und seiner Herkunft. — Herr Dr. A. Buxtorf: Wei- tere Mitteilungen aus dem Basler Jura. Prof. Dr. E. Schaer (Strassburg): Über Guajakblau und Aloinroth. — Hr. Prof. Dr. G. Kahlbaum: Worte des Gredenkens an Max von Pettenkofer. — Herr Prof. Dr. G. Kahlbaum: Die Entdeckung des Collodiums. Prof. Dr. C.Hægler : Über latentes Leben. — Herr Dr. R. Hotz: Über die neue Eidgen. Schulwandkarte der Schweiz. Dr. A. Binz: Die Erforschung unserer Flora von Bauhin’s Zeiten bis zur Gegenwart. — Herr Fr. Klingelfuss: Der tönende elektrische Lichtbogen. Prof. Dr. K. Groos: Die Anfänge der . Kunst und die Theorie Darwin’s- Dr.H. Veillon: Elektrische Schwingungen. — Herr Dr. K. Strübin: Mitteilungen über die Trias von Basel und Umgebung. 22 Mai. 5. Juni. 19. Juni. 32 Juli, 23. Okt. 6. Nor. 20. Nov. — 650 — Herr Prof. Dr. F. Müller: Über die chemischen 71 71 Vorgänge bei der Heilung der Lungen- entzündung. — Herr Dr. L. Rütimeyer: Über westafrikanische Steinidole und die Frage ihrer Beziehung zu altägyptischen Kultureinflüssen. Prof. Dr. H. Corning: Über Verkalkung der Verknöcherung der Skeletgebilde. 2. Demonstration einiger Missbildungen, sowie einer Anzahl mikroskopischer Prä- parate. — Herr Dr. F. Fichter: Zur Kenntnis der Acetondicarbonsäureester- Synthesen. — Herr Prof. Dr. C. Schmidt: Einige Worte über die Geologie des nächsten Excursionsgebietes unserer Ge- sellschaft. Prof. Dr. R. Metzner: Über die Cocci- dienkrankheit der Kaninchen, mit mikro- photographischen Demonstrationen. — Herr Dr. J. Weiss: Über die Verbrei- tung des Carcinoms. Prof. Dr. J. Piccard: Die Plasticität des Glases bei gewöhnlicher Temperatur. — Herr Prof. Dr. E. Hagenbach-Bischoff: Die elektrischen Einrichtungen im Ber- noullianum. Prof. Dr. F. Burekhardt: Tycho Brahe. Dr. G. Preiswerk: Die Corrosionsana- tomie der menschlichen Zähne. — Herr Dr. K, Strübin: Neue Aufschlüsse über die Keuper-Liasgrenze bei Niederschön- thal (Basler Tafeljura). Prof. Dr. 6. Kahlbaum: Über Metall- destillation und destillierte Metalle, — — 651 — Herr Dr. F. Sarasin: Über die mut- massliche Ursache der Eiszeit. 4. Dez. Herr Prof. Dr. G. Kahlbaum: Zur Wertung Karl Gerhardt’s. — Herr F. Klingelfuss: Entladungserscheinungen an Inductorien. 182. Dez. „ Dr. F. Fichter: Über die Messung der Leitfähigkeit der Elektrolyte. — Herr Dr, 6. Senn: Zur Frage der Chloro- phyllwanderungen, Am 9, Juni 1901 fand in Gemeinschaft mit der Naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. B. ein Aus- flug statt nach dem Blauen, Nonnenmattweier, Sirnitz, Badenweiler, unter Leitung der Herrn Professoren Graeff, Steinmann und ©, Schmidt. Verzeichnis der Mitglieder der Naturforschenden Gesellschaft, Januar 1902. a. Ehren-Mitglieder. Mitglied 1. Herr Alexander Agassiz, Direktor des Mu- 3 seums für vergleichende Anatomie in Cambridge, Mass. . . . . 1880 2°... -Sibert Gunther, Klee am Br tish Museum in London . . . 1880 3. „ Simon Schwendener, Professor in Berlin 1880 4. „ Dr. Karl Sudhoff, prakt. Arzt in Hoch- dahl bei Düsseldorf . . . . 1895 5. „ Karl Engler, Professor ın Kärlörihe .. 1899 6. „ Eduard Schaer, Professor in Strassburg een. . 1238 b. Korrespondierende Mitglieder. Mitglied 1. Herr E. de Bary-Gros in Gebweiler . . „1867 2. „ E. Benecke, Professor in Strassburg . 1880 3. , Dr.RobertBillwiller, Direkt. der schweiz. meteorolog. Central-Anstalt in Zürich 1887 4. , George Albert Boulenger, British Mu- seum, Londen 2724084, VEN 5. „Dr. Johannes Büttikofer, Direktor des zoologischen Gartens in Rotterdam . 1900 6. , Giov. Capellini, Professor in Bologna 1875 — 653 — 7. Herr Ed. Cornaz, Dr. med. in Neuchätel 1856 8. „ Dr. Charles Dufour, Professor in Morges 1895 9, „ Carl Euler in Bom Valle, Brasilien 1865 10. , Erneste Favre, Geolog in Genf. 1875 11. ,„ Dr. Edmund von Fellenberg in Bern. 1900 12. „ Dr. F. A. Forel, Professor in Morges 1880 13. „ Dr. Emil August Goeldi, Direktor des Museums in Parä, Brasilien 1899 14. „ Dr. Paul Groth, Professor in München 1880 15. ,„ Dr. Bernhard Hagen in Frankfurt a. M. 1892 67.2. Dr Friedrich %. Koby in Pruntrut 1900 17. , Percival de Loriol in Genf 1380 18. „ Louis Lortet, Direktor des Museums in Lyon . 1872 192°, Dr. Forsyth Mae in D do 1880 20. ,„ Anton von Mechelin Indragiri, Sumatra 1900 21. „ Dr. Adolf Bernhard Meyer, Geh. Hofrat | . im Dresden . 1900 22: „ Dr E. Mühlbers, Pro in a 1893 23. „ Müller, Apotheker in Rheinfelden . 1867 24, , E. Renevier, Professor in Lausanne 1880 25. „ Dr. Gustav Steinmann, Professor in Freiburg i./B. . . : 1900 260, "Dr. Bheophil Studer, Po ne in Fe 1900 27: „ Gust. von Tschermak, Professor in Wien 1580 c. Ordentliche Mitglieder. Aufnahmsjahr 1. Herr Manfred Alioth, Dr. phil. . 1900 2. „ Rudolf Alioth-von Speyr, Oberst 1883 3 , Wilhelm Alioth-Vischer, Oberst . 1890 4, „. Eugen Andreï, stud. phil.. 1899 5. , Ernst Anneler, Chemiker . 1376 A 6. Herr Fritz Anselm, Dr. phil. te 8. 9. 10. > 12. N D NN wm I ou ND NN: CO 00 CONGO ACCES MCOMECORCOMC = & =] CO Nm © Ha Q0 I m Qt Max Auerbach, Dr. phil. J. Bachofen-Petersen Dr. med. Ernst Baumann, Bra Be in Riehen Ernst Baumberger, elle Adolf Bernoulli ER Wilhelm Bernoulli-Sartorius, Dr. med. Wilhelm Bernoulli-Vischer, Architekt. Henri Besson, Ingenieur Aimé Bienz, Dr. phil., er August Binz, Dr. phil., Reallehrer . Fritz Be ee Eugen Bi cha ur land De Samuel Blumer, Lehrer Prof. Dr. Adolf Bolliger J. Bollinger-Auer, Lehrer . J. Brack-Schneider, Ohemiker Fritz Brändlin, Redaktor : Emil Bucherer, D. phil., Cena Emil Bürgin, Dai. Prof. Dr. Gustav von Bunge ER Gottlieb Burckhardt, Dr. phil., in Lenz- burg Te a De His Prof, Dr. Rudolf Burckhardt. Adolf Burckhardt-Bischoff . Prof. Dr. Fr. Burckhardt-Brenner . Prof. Dr. Albrecht Burckhardt-Friedrich Gottlieb Burckhardt-Heusler, Dr. med. August Burckhardt-Heussler . Martin Burckhardt-His, Dr. med. Adolf Burckhardt-Merian . August Burckhardt-Schaub 1900 1899 1892 1896 1900 1901 1862 1901 1888 1892 1896 1876 1884 1900 1891 1877 1892 1900 1876 1883 1886 1894 1894 1892 1876 1853 1881 1868 1896 1847 1892 1893 — (io 38. Herr Hans Buss, Dr. phil., Chemiker. 39. 40, 41. 42. 43. August Buxtorf, Dr. phil. . Pierre Chappuis-Sarasin, Dr. phil. . Hermann Christ-Socin, Dr. jur. et phil. August Collin, Dr. phil, Chemiker Prog. Dr. HK. Cornine‘.. Felix Cornu, Chemiker in DE ver Prof. Dr. Ludwig Courvoisier Jules Curchod, Dr. med. Hermann Debus, Dr. med. et nik, Brombach Wilhelm Dietschy-Für noires Adrien Dollfuss in Paris Prof. Dr. Friedrich Egger Theodor Engelmann, Dr. phil. nee. Apotheker Richard Fäsch. BETTER Emil Feer, Dr. med., Privatdocent. Fritz Fichter, Dr. phil., Privatdocent . Julius Finckh-Siegwart, Dr. phil. Robert Flatt, Dr. phil., Privatdocent . Rudolf Forcart-Bachofen ee Hermann Geiger, Dr. phil, Apotheker Karl Geigy-Burckhardt, Ingenieur . Carl Geigy-Hagenbach . Joh. Rud. Geigy-Merian Rudolf Geigy - Schlumberger, Dr Ta Dr. Gelpke, Arzt in Liestal . Prof. Dr. Robert Gnehm in Zürich . Prof. Dr. Alfred Goenner - Burckhardt Prof. Dr. Friedrich Goppelsroeder . Eduard Greppin, Dr. phil., Chemiker . Dr. Hermann Griesbach, Professor in Mülhausen i. E. 1900 1900 1880 1857 1886 1895 1868 1889 1898 1898 1896 1901 1899 1882 1900 1896 1896 1896 1887 1899 1897 1892 1892 1876 1888 1892 1887 1884 1859 1883 1853 ee 69. Herr Eugen Grossmann, Dr. phil. 70. 71: 2. 80, 96. Karl Grüninger, Dr, phil. Heinrich Gruner-His, Ingenieur Andreas Gutzwiller-Gonzenbach, Dr. phil. Hermann Hansen Thumeysen) Dr ine Adolf Hægler-Gutzwiller, Dr. med. Prof. Dr. Karl Hægler-Passavant . Eduard Hagenbach, Dr. phil., Chemiker Hans Hagenbach - VonderMühll, Dr. phil., Chemiker Brof.2Dr. Rd. Habenkach Bischoff Prof. Dr. Ed. Hagenbach-Burckhardt Karl Hagenbach-Burckhardt, Dr. med. L. Gottfried Hagmann, Dr. phil., in Parä, Brasilien . Otto Hallauer, Dr. med. Het a Ich. phil. Prof. Dr. Otto von Herff Prof. Dr. Otto Hildebrand . Fritz Hinden, Dr. phil., Chemiker Emil Hindermann, Dr. phil., Chemiker Prof. Dr. Wilhelm His in Leipzig Prof. Dr. Friedrich Hosch-Jaquel Rudolf Hotz-Linder, Dr. phil. . Carl Hübscher - Schiess, Dr. med. Privatdocent 5 No RER Friedrich von Huene, Dr. phil., in Tübingen . NER Julius Hurwitz, Dr. phil Asmus Jabs, Direktor in Moskau. Alfons Jäckle, Dr. phil, Chemiker Prof. Dr. Alfred Jaquet-Paravieini Fridolin Jenny, Dr. phil. 1900 1863 1860 1876 1861 1863 1892 1888 1898 1855 1867 1892 1897 1896 1885 1901 1899 1901 1898 1854 1877 1881 1892 1836 1896 1892 1900 1888 1887 I -— 98. Herr Gottlieb Imhof, Lehrer 99, 100. 101. 102. 105. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. PET: 112. 115. 114. NES? 116. ET: 118: 119. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 126. 12412 128. 129. 130. Max Kaech, Dr. phil, Geolog . Friedrich Kägi, Dr. phil. Hans Kägi-Stingelin Brot Dr. Cr A Kalılbannı Hans Karcher, Dr. med. Prof. Dr. Eduard Kaufmann Ernst Keller, Zahnarzt BE Hermann Keller, Dr. med., in Rhein- felden . Guido Kern, OberInechiehr Prof. Dr. Hermann Kinkelin Dr. J. A. Klaye, Chemiker. Albert Klett, Apotheker in Freiburgi i/B. Friedrich Klingelfuss, Elektrotechniker Theophil Knapp, Dr. phil., Apotheker Carl Koechlin-Iselin, Nationalrat Paul Kôchlin, Dr. phil., Apotheker . Peter Kæchlin-Kern Prof. Dr. Julius Kollmann . Hans Kreis, Dr. phil., Kontdnsehöiniker Ludwig Kubli, Dr. phil, Rektor . Hans Labhardt, Dr. phil., Mülhauseni.E. Alfred La Roche-Iselin, Dr. jur. Franz Leuthardt, Dr. phil., in Liestal Friedrich Lindenmeyer-Seiler Rudolf Linder-Bischoff Arnold Lotz, Dr. med. Theophil Lotz-Landerer, Dr. ed, Jakob Mähly-Eglinger, Dr. phil. Paul Mähly, Dr. phil. Prof. Dr. Rud. Massini Jakob Mast, S. C. B. Dikektor Prof. Dr. Karl Mellinger 1898 1901 1892 1896 Lot 1896 1898 1899 1889 1886 1860 1879 1900 1892 1897 1892 1888 1900 1879 1893 1899 1899 1899 1891 1892 1892 1890 1867 1886 1899 1876 1892 1891 —.1038 131. Herr Heinrich Merian-Paravicini . 132. 133. 134. 155. 136. 137. 138. 139. 140, 141. 142. 143. 144. 145. 146. 147. 148. 149. 150. 151. 152. - Prof. Dr. Rudolf Metzner Paul Miescher-Steinlin, Ga Dei Prof. Dr. Friedrich Müller . Gustav Müller ER, Hans Müller, Sekundarlehrer Heinrich Müller, Chemiker . Robert Müller, Sekundarlehrer . Friedrich Münger, Dr. phil., Reallehrer Arthur Muthmann, Dr. med. Adalbert Mylius, Chemiker . Casimir Nienhaus, Dr. Ve Privat- docent Prob De Rudolf Niciaet Dr. Emil Neelting, Direktor der Chem schule in Mülhausen 1. Els. Rudolf Oeri-Sarasin, Dr. med. . Prof. Dr. Alfred Osann in Mülhausen 1 DIS - Carl Oswald- Heu Emanuel Passavant- Ale ar di Proi,9r. I, Piccarder Benjamin Plüss, Dr. phil. Gustav Preiswerk, Dr. med, et phil., Zahnarzt . Hans Preiswerk-Preiswerk, ‚Gymnasial lehrer . Heinrich Pr ve ds al Arnold Refardt- Ben Ludwig Reinhardt, Dr. med. Wilhelm Respinger, Dr. med. Prof. Dr. A. Riggenbach- Ra Albert Riggenbach-Iselin . Friedrich Riggenbach-Stehlin 1893 1897 1889 1899 1900 1901 1889 1898 1895 1901 1887 1881 1884 1897 1877 1897 1900 1892 1870 1874 1895 1886 1901 1889 1896 1900 1880 1876 1867 — 659 — 160. Herr Eduard Riggenbach - Stückelberger, 161. 162. 163. 164. 165. 166. 167. 168. 169. 170. I. 1. 213. 174. 175. 176. IR. 178. 109. 180. 181. 182. 183. 184, 185. 186. 187. 188. 189. Ingenieur er et en Christoph Ris, Dr. phil., Chemiker Otto Roechling SOHN. Eugen Rognon- Schönbein: Leopold Rütimeyer, Dr. med., Een docent. Hans Rupe, Dr. hie Pine eent à Traugott Sandmeier, Dr.phil., Chemiker Fritz Sarasin, Dr. phil. Paul Sarasin. Dr. phil. Peter Sarasin-Alioth Reinhold Sarasın-Warnery Ernst Sauerbeck, Dr. med. . Gust. Schaffner, prakt. Arzt Ehrenfried Schenkel, Assistent am Naturhistorischen Museum . Paul Scherrer, Dr. jur. Fr. Schetty, Dr. med. Emanuel Schiess, Dr. phil. . Prof. Dr. Heinrich Schiess . Benedict Schlup, Sek.-Lehrer Peter Schmid Brot. Dr..Carl Schundt Emil Schmoll, Dr. med. . (Georg von Schröder, Dr. phil. _. Dr. C. ©. Schulthess-Schulthess Anton Schwendt, Dr. med., Privatdocent Gustav Senn, Dr. phil., Privatdocent Prof. Dr. Friedrich Siebenmann August Siegrist, Dr. med., Privatdocent Hermann Siegrist, Dr. jur. E. Siegwart, Chemiker in Schweizer- hall. 1892 1889 1892 1899 1888 1896 1889 1836 1886 1896 1901 1901 1894 1892 1892 1892 1901 1864 1891 1396 1535 1599 1873 1892 1898 1896 1888 1897 1899 1892 — 660 — 190. Herr Carl Simon, Dr. phil., Chemiker . 11. 192. 193. 194. 195. 196. 197. 198. 199. 200. 201. 202. 205. 204, 205. 206. 207. 208. 209. 210. A 212. 213. 214. 219. 216. 217. 218. 219. Charles Socin, Dr. med. . Hans Speiser, Photograph en Prof. Dr. Paul Speiser-Sarasin, Re- gierungsrat . Wilhelm Speiser- Strobl Alfred vonSpeyr-Merian . Carl vonSpeyr 5 Otto Spiess-Fäsch, Tg ee Alfred Staehelin, Dr. med., in Aöran August Staehelin-Burckhardt, Dr. med. Hans Stehlin, Dr. phil. Karl Stehlin, Dr. jur. Roman Steiner, Zahnarzt Emil Steiger, Apotheker . a Adolf Streckeisen - Burckhardt, Dr. med,, Privatdocent Anus Strub, Sek.-Lehrer in Biken Karl Strübin, Dr. phil., Geolog. Theodor Stuckert in Cordoba, Argen- tinien . SER Hans Sulger, I Rudolf Sulger 5 Georg Surbeck, Dr. al Emil Suter, Optiker RE Friedrich Suter-Vischer, Dr. med. August Tobler, Dr. phil., Privatdocent Friedrich Techn Dis phil, Te lehrer . Emanuel elle D. ed Henri Veillon, Dr. phil. Privatdocnt Friedrich Vischer-Bachofen . Wilhelm Vischer-Iselin, Dr. jur. Theophil Vischer-VonderMühll 1897 1896 1894 1887 1877 1876 1893 1875 1864 1900 1892 1896 1901 1889 1892 1896 1901 1900 1870 1842 1899 1888 1896 1894 1886 1398 1890 1383 1901 1876 — 661 — 220. Herr Prof. Dr. H. Vöchting in Tübingen . 221. 222. 223. 224. 229. 226. 221. 228. 229. 230. 231. 232. 233. 234. 235. 236. 297. 238. Hans Völlmy, Dr. jur., Strafgerichts- präsident . BER Prof Dr Karl MonderMnbll- His Paul VonderMühll-Passavant, Dr. med. Gustav Wackernagel-Merian Joseph Weiss, Dr. med. Rudolf Weth, Dr. phil., Resllährer Xaver Wetterwald, Dr. phil. Emil Wieland, Dr. med., prakt. Arzt Eugen Wild, Professor in Mülhausen DRE RE Dr. Paul Witzig, Zahnarzt Otto Wolf, Chemiker . Gustav Wolff, Dr. med., ER Atdosent Frieärich Zahn-Geigy . Gerold Zimmerlin-Boelger Wilhelm Zinstag, Dr. med. . Edwin Zollinger, Dr, phil. Prof. Dr. Friedrich Zschokke . Joseph Zübelen, Chemiker . 1879 1398 1867 1892 1892 1900 1895 1892 1897 1900: 1892 1598 1398. 1876. 1892 1892: 1892 1887 1890: — 662 — Seit Veröffentlichung des letzten Mitgliederverzeich- nisses (Juli 1900) sind 10 Mitglieder aus der (Gesell- schaft ausgetreten, wegen Fortzugs von Basel: Mitglied von bis Herr Professor Dr. Karl Gross... .....21898 s Dr. Hermann‘ BHaselfelin: . . 2. 2 els 20308 Dr Hermann Bauly .o. „22 2 Ser „ Joh. Rohner, Sekundarlehrer in Biehen :.:3.,2.. 224 32202 2 Sasse „ Dr. Theodor Stingelin-Pfaendler . 1895 1900 „ Dr. Eduard Thon. Zr Se SS Durch den Tod sind der Gesellschaft entrissen worden Mitglied von bis das Ehrenmitglied: Herr Max von Pettenkofer, Professor in München‘. : =... ....: PSS OMR das korrespondierende Mitglied: Herr Dr. Adolph Hirsch, Professor in Neu- chätel:..: 2... 2.0080. 2222 RTS SR UN die ordentlichen Mitglieder: Herr Albert Fürstenberger-Ryhiner . . 1891 1901 „. Friedrich Greuter-Engel-. ... . 1092237200 „ Friedrich Hagenbach-Merian . . . 1829 1900 „ Professor Dr. Wilhelm Schimper . 1899 1901 „ ‚Johann Kaspar Weinmann, Chemiker 1881 1901 ZU BRENNERUNG AN PICHO BRAHE 1546 —1601 —t—— VOOR EE Cr GEHALTEN AM 23. OKTOBER 1901 IN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN BASEL 300 JAHRE NACH DESSEN TODE VON FR. BURCKHARDT. — fi — ANHANG ZUM DREIZEHNTEN BANDE DER VERHANDLUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN BASEL. Te Tycho Brahe, Seitdem der Mensch den Erdboden bewohnt, richtet er seine Blicke nach dem Himmel, erst staunend, dann aber denkend bei Tage dem Laufe der Sonne, bei Nacht dem der Gestirne, zumal des Mondes, folgend. Der Wechsel von Tag und Nacht, die Lichtgestalten des Mondes, der sonderbare Lauf einiger Wandelsterne, das Aufleuchten flüchtiger Kometen und Meteore — alles das konnte nicht ohne Einfluss bleiben auf das Gemüt des denkenden und fühlenden Menschen. Bald äusserte sich dieser Einfluss in einem Gefühl der Ohnmacht. und der Furcht, bald in dem Bemühen in all dem Wechsel der Erscheinungen ein Widerspiel zu erkennen zu dem Wechsel der übrigen täglichen Erscheinungen, in Wind und Wetter, oder zu dem Wechsel menschlicher Schick- sale. Wenn wir heute eine solche Verbindung als nicht erkennbar oder besser als nicht bestehend ansehen, so dürfen wir uns doch nicht verhehlen, dass die Annahme einer solchen sich auf die Ahnung gründete, dass alles Erschaffene gemeinsamen Ursprungs und daher noch in einer geheimnisvollen Verbindung und das Weltall, so weit wir es überblicken, mit Beziehung auf den Men- schen erschaffen sei. Dies der Ausgangspunkt für die Astrologie. Dieser Wechsel in den Erscheinungen bietet den Menschen von Anfang an die Periode von Tag und Nacht, von Morgen, Mittag und Abend, Anfang, Mitte und Ende der Nacht, und mit fortschreitender Kultur- re a SA entwicklung und Naturbeobachtung die relative Festig- keit des Himmelspoles, die Lage der Sonnen- und der Mondbahn, die regelmässige Wiederkehr gewisser Er- scheinungen, die Cyklen der Mondphasen und die Sonnen- und Mondfinsternisse. Dies der Ursprung der Astronomie. Neben alten, auch den sonderbarsten Vorstellungen vom Bau der Erde und des Himmelsgewölbes bildete sich im Altertum nicht nur die richtige Einsicht von der Kugelgestalt der Erde aus, sondern auch schon die von der Bewegung der Erde, besonders bei den Pythagoräern und mit vollster Klarheit, soweit es die Bewegung um die Sonne betrifft. bei Arisiarch von Samos. Das er- zählt uns Archimedes in der Vorrede seiner Sandrech- nung; und mehr noch — nämlich dass Aristarch die Erdbahn im Verhältnis zur Entfernung des Fixstern- himmels als verschwindend angesehen habe oder in unsere Sprache übersetzt, dass die Fixsterne keine Parallaxe haben. Gemeingut der Menschen wurden diese Erkenntnisse nicht. Die erste Thatsache (Kugel- gestalt) wurde verlacht, die zweite aber mit Strafe be- droht und vollkommen vergessen, All das mit mühevoller und lange andauernder Arbeit Errungene gering zu schätzen verbietet uns die Überzeugung, dass die Sicherung der Anfänge wissen- schaftlicher Erkenntnis ein Verdienst höchsten Ranges ist und des lebhaftesten Dankes derer wert, die weiter bauen. Grundlegend aber für alle Zeiten waren die Arbeiten zweier, dem Altertum angehörender Männer, nämlich die des Hıpparch von Nicaea und des Glaudius Ptolemaeus, deren überaus grosse Verdienste um die wissenschaftliche Astronomie heute nicht der Gegenstand der Besprechung sein können, Hipparch lebte um die Mitte des 2. Jahrhunderts vor Christo; von seinen Werken hat sich zu uns ge- - rettet ein Kommentar zu dem Gedichte des Aratus; aber der wissenschaftliche Gehalt der Hipparchischen Arbeiten wurde gesammelt und verwertet von Claudius Ptolemaeus, der uns so nicht nur als selbständiger Ar- beiter in Astronomie und Geographie erscheint, sondern auch als Retter des Hauptinhaltes früherer Arbeit. Er lebte im zweiten Jahrhundert nach Christo. Sein gros- ses Werk MeyaAn Svrraëis, Magna compositio, enthält die ganze wissenschaftliche Astronomie des Altertums und giebt uns das Ptolemäische Weltsystem, das in kurzen Worten also lautet: Die Erde, eine Kugel, steht fest; um sie bewegen sich täglich in gemeinsamer Kreisbewegung alle Ge- stirne; ausser der allgemeinen Bewegung haben Sonne, Mond und Planeten noch je eine besondere in ent- gegengesetzter Richtung. Diese Lehre hat die folgenden Jahrhunderte be- herrscht. Als Buch der astronomischen Bücher war die ins Arabische übersetzte Syntaxis angesehen, und Almagest genannt, aus dessen weiterer Übersetzung das Abendland seine astronomischen Kenntnisse schöpfte, nicht ganz unselbständig, sondern Beobachtungen sam- melnd und ordnend, So entstanden unter Alfons von Kastilien (1223—1284) durch ein wissenschaftliches Kol- legium von Arabern, Juden und Christen mit einem Aufwand von 40,000 Dukaten die Alfonsinischen Tafeln zur Bestimmung der jeweiligen Stellung der (zestirne; es erstanden Mathematiker von hohem Rang und gros- sem Einfluss; ein Georg Purbach und sein Schüler Johannes von Königsberg in Franken, als Gelehrter unter dem Namen Regiomontanus bekannt, Cardinal Bessarion, der die Verbreitung Ptolemäischer Schriften beförderte; es errichtete ein Bürger in Nürnberg, Bern- hard Walther (1430—1504), die erste Sternwarte in a Deutschland, von der aus Regiomontan seine Epheme- riden veröffentlichte, die den Seefahrern durch Martin Behaim zugänglich gemacht wurden und die hervor- ragendsten unter ihnen, einen Diaz, Columbus, Vasco de Gama über den Ocean begleitet haben. Immer noch versuchte man aurch über einander gelegte, bewegliche Kreise den Lauf der Himmelskörper zu erklären; aber es sann über die Vereinfachung dieser verwickelten Erklärungen unter ausdauernder Beobach- tung der Himmelserscheinungen nach der Kanonikus in Frauenburg, Miklaus Kopernikus. Als dieser den Gedanken gefasst hatte, die schembaren Bewegungen der Gestirne teilweise auf die wirkliche Bewegung der Erde zurückzuführen, sah er sich in den Schriften der Alten um und sagt darüber in der Vorrede seines un- sterblichen Werkes: „Daher gab ich mir Mühe, die Bücher aller Philo- sophen, deren ich habhaft werden konnte, von neuem zu lesen und nachzuforschen, ob nicht irgend Einer ein- mal der Ansicht gewesen wäre, dass andere Bewegungen der Himmelskörper existierten, als diejenigen annehmen, die in den Schulen die mathematischen Wissenschaften gelehrt haben; da fand ich denn zuerst bei Üicero, dass Hicetas geglaubt habe, die Erde bewege sich. Nach- her fand ich auch bei Plutarch, dass einige andere auch dieser Meinung gewesen seien; seine Worte setze ich, um sie jedem vorzulegen, hieher: „Andere aber glauben, sie bewege sich; so sagt Philolaus der Pythagoräer, sie bewege sich um das Feuer in schiefem Kreise, ähnlich wie die Sonne und der Mond; Heraklid von Pontus und Ekphantus der Pythagoräer, lassen die Erde zwar nicht fortschreitend, aber doch nach Art eines Rades, einge- grenzt zwischen Niedergang und Aufgang um ihren eigenen Mittelpunkt sich bewegen. Hievon also Ver- | | anlassung nehmend, fing auch ich an, über die Beweg- lichkeit der Erde nachzudenken u. s. w.“ Zu genauern Messungen fehlten ihm die Instru- mente. Schon 1530 verbreitete sich die Kunde, dass Ko- pernikus die Grundzüge seines Systems festgestellt habe; er legte sie nieder in einer nur handschriftlich bekannten kleinen Schrift: De hypothesibus motuum coelestium Commentariolus, zehn Jahre vor dem Erscheinen seines Buches De orbium coelestium revolutionibus libri VI. Der Wittenbergische Professor Georg Joachim von Feld- kirch, genannt Rhaelicus, reiste nach Frauenburg 1539 und schrieb hierauf 1539 die Schrift: De libris revo- lutionum Copernici narratio prima, die 1540 in Danzig, 1541 in Basel und später noch anderwärts erschienen ist. 1542 schickte Kopernikus sein Manuskript, dem Papste Paul III. gewidmet, zum Druck und erhielt die ersten Bogen auf seinem Todbette. Nach seiner Lehre bewegt sich die Erde um ihre Axe und mit den Pla- neten um die Sonne in excentrischen Kreisen; der Mond aber um die Erde. Die Messungen an den Stellungen der Gestirne waren zu jener Zeit noch nicht so weit gefördert, dass nicht Kopernikus zur Erklärung der Thatsachen sich noch ziemlich komplizierter Konstruktionen hätte be- dienen müssen, die auf den ersten Blick dem neuen System den Charakter des Einfachen nicht sicherten. Aber die Erde war für einmal aus der Mitte der Welt hinausgerückt und ist es geblieben trotz dem Wider- spruche der Kirche, die sich nach ihrem verdammenden Urteil erst spät zur Anerkennung der Thatsache her- heigelassen hat. | Eine grosse Lücke war auszufüllen; ich will sie be- zeichnen als Feststellung des Thatbestandes. Denn wenn Ba due auch 1560 Wilhelm IV., Landgraf von Hessen, auf einem Turm in Kassel eine Sternwarte errichtete, zu eigener Beobachtung, wenn ferner Erasmus Reinhold, überzeugt von der Unbrauchbarkeit der alfonsinischen Tafeln und unterstützt von Herzog Albrecht von Preussen, sich das Verdienst erwarb, neue Tafeln zu erstellen, von denen er glaubte, sie geben die Stellungen der Planeten rückwärts auf 3000 Jahre richtig an, die Pru- tenischen Tafeln, so vermochten diese Anstrengungen doch nicht einen hohen Grad zuverlässiger Genauigkeit zu schaffen. Es musste durch unermüdlich konsequente Beob- achtung, Messung, Aufzeichnung der Stellungen von Sonne, Mond und Planeten, nachgegangen werden, es mussten Instrumente ersonnen, Einrichtungen geschaffen, Rechnungsmethoden erfunden und ausgestaltet werden, es musste Arbeit organisiert, verteilt und gesammelt werden, wollte man auf festem Boden stehend sichere Schlüsse ziehen. Mit welchen Schwierigkeiten dies ver- bunden war, wird man ermessen, wenn ‘man bedenkt, dass unter den Hilfsmitteln das Fernrohr, die Pendel- uhr und die Logarıthmen fehlten; diese Schwierigkeiten überwunden zu haben, das ist die grossartige Leistung, durch die Tycho Brahe auf alle Zeiten hinaus unver- gänglichen Ruhmes teilhaftig geworden ist. Die mannigfaltigen und merkwürdigen Lebensver- hältnisse dieses Mannes sind vielfach beschrieben worden ; grundlegend für alle Biographien ist das Werk des Jesuiten Petrus Gassendi: Vita Tychonis. In neuester Zeit ist ein Buch erschienen, das die zuverlässigste Dar- stellung enthält von Dr. J. L. E. Dreyer, Tycho Brahe, autorisierte deutsche Übersetzung von M. Bruhns, 1894.) 1) Diese Schrift ist hauptsächlich von mir benützt worden. ROH Als eine Hauptquelle dient die umfangreiche Korrespon- denz. die Tycho in lateinischer, dänischer und deutscher Sprache geführt hat. Es mag hier erwähnt sein, dass unsere öffentliche Bibliothek einen Band von 90 tycho- nischen Briefen und Konzepten und einen andern mit 40 Briefen an Tycho besitzt; wer sie gesammelt hat, ist unbekannt. Drei Jahre nach Kopernikus Tode, am 14. Dezember 1546 wurde Tyge Brahe geboren auf dem Familiensitze zu Knudstrup im Süden Skandinaviens; das Geschlecht, das heute noch besteht, gehört zum alten Adel. Wir werden uns seines latinisierten Namens Zyecho be- dienen. Die erste Kinderzeit verbrachte er auf dem Land- sitze eines Onkels, bis er 1559 gehörig vorbereitet die hohe Schule in Kopenhagen besuchen konnte, wo er seine Studien in Rhetorik und Philosophie begann. Bald nahmen die Gestirne sein ganzes Interesse in Anspruch, sowohl in der Form der Astrologie, wie der Astronomie, die damals noch nicht vollständig zu trennen waren. Eine Sonnenfinsternis am 31. August 1560 veranlasste ihn, sich nach Erklärung umzusehen; er kaufte sich die Basler Ausgabe (1551) der Ptolemäischen Werke in der Übersetzung von. Georgios von Trapezunt. Die Ver- wandten sahen diese Beschäftigung ungern. Nach drei- jährigem Aufenthalte in Kopenhagen wurde er nach Leipzig geschickt mit einem Mentor, Vedel, der ihn mehr zu juristischen Studien anhalten sollte. Trotz verschiedenen hieraus entspringenden Kollisionen bil- dete sich zwischen beiden eine enge, bis an das Lebens- ende dauernde Freundschaft. Der Mentor sah ein. dass er dem innern Drange seines Zöglings nicht mehr widerstehen könne und so machte sich Tycho an das Studium und die Anwendung der Alfonsinischen und ES Prutenischen Tafeln. Eine Konjunktion von Saturn und ‚Jupiter veranlasste ihn zu den ersten Beobachtungen (17. August 1563), die eine Abweichung der alfonsi- nischen Tafeln von einem Monat, der prutenischen von wenigen Tagen ergaben. Das veranlasste ibn zum weitern Verfolgen dieser Himmelskörper mit den da- mals gebräuchlichen Instrumenten und Johannes Kepler, der. besser als sonst jemand seinen grossen Vorgänger zu würdigen vermochte, sagt kurz, „dass die Reform der Astronomie im Jahre 1564 durch den Phönix der Astronomen, Tycho, begonnen und beschlossen wurde“. Tycho’s Familie sah dessen Beschäftigung als eine des Edelmanns unwürdige Zeitvergeudung an. Als nun sein Onkel starb, hielt ihn nichts mehr in Dänemark zurück; er zog nach Wittenberg, wo auf Betreiben Melanchthons zwei Professuren für Mathematik (Mathe- matum superiorum et inferiorum) gegründet und mit tüchtigen Lehrern versehen waren. Die ausbrechende Pest vertrieb ihn nach Rostock; hier scheint er in die Alchymie eingeweiht worden zu sein. Regelmässige Himmelsbeobachtungen sind aus dieser Zeit keine be- kannt, wohl aber eine Prophezeihung, die den Tod Solimans mit einer Mondfinsternis in Zusammenhang bringt; freilich eilte der Tod der Finsternis voraus. Auf einem Balle im Hause eines Professors geriet er in Streit mit einem andern Dänen; sie fochten in voller Dunkelheit (am 29. Dezember 1566, 7 Uhr abends) den Streit aus, wobei Tycho einen Teil seiner Nase verlor. Fortan trug er ein Ersatzstück aus Metall, das er mit einer Salbe anzukleben pflegte. | Als seine ausdauernde Beschäftigung mit der Him- melskunde Aufsehen zu erregen begann, versprach 1hm der Dänenkönig, Friedrich 11., die erste Domherrn- stelle an der Kathedrale zu Roeskild in Seeland, eine Sinekur, die ihn an den Ort nicht binden, ihm aber die Mittel zum Lebensunterhalte gewähren sollte. Von Wittenberg ging er nach Basel, wo er 1568 in der Universitätsmatrikel eingetragen ist, von wo er aber keine Beobachtungen hinterlassen hat; dann zog er nach Augsburg, liess verschiedene astronomische Werkzeuge herstellen, auch einen grossen Globus, auf dem er alle sichtbaren Sterne in genauer Lage ein- tragen wollte. Durch eine Krankheit seines Vaters zur Heimreise veranlasst, verbrachte er längere Zeit in Knudstrup, aus dessen Einsamkeit er sich zu einem Onkel, Steen Bille, in die Gegend von Helsingborg flüchtete, zu dem einzigen Verwandten, der seinem wissenschaftlichen Drange einiges Verständnis entgegen- brachte; in der Abtei Heridsvad errichtete er ein Laboratorium zum Betriebe der Alchymie. Als er am Abend des 11. Novembers 1572 aus seinem Laboratorium nach Hause ging und zufällig zum Himmel aufblickte, sah er zu seinem Erstaunen nahe am Zenith im Sternbild der Cassiopeia an einer Stelle, wo vorher nichts zu sehen war, einen Stern, hell leuch- tend, wie Venus im höchsten Glanze; er bestimmte seine Stellung in bezug auf die Hauptsterne der Cassiopeia und beschäftigte sich eifrig mit der Verfolgung dieses Ankömmlings. Der Aufforderung, seine Beobachtungen zu veröffentlichen, kam er zunächst nicht nach, weil er noch nicht ganz frei war von dem Vorurteil, es schicke sich nicht für einen Edelmann, Bücher zu schreiben. Erst als über den Stern allerlei irrtümliche Berichte in Umlauf gekommen waren, entschloss er sich (1573) die Schrift „de nova stella“ zu publizieren; hiebei durfte auch das Horoskop nicht vergessen werden, das er in un- bestimmten Ausdrücken mitteilt und das gegenüber andern Kundgebungen ähnlicher Art äusserst massvoll 5 gehalten war. War Tycho auch nicht der erste, der den neuen Stern wahrgenommen hat, so ist er jeden- falls der Beobachter gewesen, der sich am erfolgreichsten mit ihm beschäftigt hat. Seit Hipparchs Zeiten war eine solehe Erscheinung von keinem Astronomen ge- sehen worden. In jene Zeit fällt die Heirat mit einem nicht eben- bürtigen Mädchen, das ihm, dem Manne von leiden- schaftlichem Temperamente, eine tüchtige Hausfrau und Mutter mehrerer Kinder wurde. Nachdem Tycho, einer Aufforderung folgend, in Ko- penhagen Vorlesungen über Mathematica gehalten, unter- nahm er eine längst beschlossene Reise zunächst nach Kas- sel, wo, wie früher erwähnt, der Landgraf Wilhelm IV, seine Sternwarte errichtet hatte, die bei Tycho’s Besuche brach lag, weil der Graf keine Mitarbeiter hatte. Der Anregung Tycho’s folgend, sah er sich nach Hilfe um und fand solche in Christof Rothmann aus Bernburg und Jost Bürgi aus Lichlensteig, nach Kepler, dem Archimedes seiner Zeit. Nachdem Tycho eine Woche in Kassel zugebracht hatte, reiste er weiter nach Basel, das er von seinem frühern Aufenthalt her kannte, Die Universität Basel war damals eine der bedeutendsten Lehrstätten Europa’s; Tycho konnte mit Recht hoffen, in den gelehrten Kreisen der Stadt das zu finden, was vor einigen Jahrzehnten Erasmus bewogen hatte, seinen Wohnsitz hier aufzuschlagen. Das angenehme Klima, die schöne Umgebung der Stadt, das wohlfeile Leben, die geographische Lage zwischen Frankreich und Deutsch- land, nicht fern von Italien, alles das reifte in ihm den Entschluss, diesen Ort auszuwählen, um hier sein Obser- vatorium zu errichten, durch dessen Arbeit er der Astronomie neue Wege weisen wollte, Erst gegen Ende des Jahres kehrte er über Augs- burg und Regensburg nach Hause zurück, um seine Übersiedlung nach Basel vorzubereiten. Als dies der König Friedrich II, erfuhr und ihm durch eine dänische Gesandtschaft von Kassel her be- kannt wurde, welch bedeutende Persönlichkeit Dänemark in Tycho Brahe besitze, bemühte er sich, diesen Mann dem Lande zu erhalten. Er bot ihm die /nsel Hven zum Wohnsitz an und versprach ıhm die Mittel zur Er- bauung eines Hauses. Eine Konjunktion des Mars mit dem Monde hätte wohl ein glänzendes Horoskop ge- geben für den Mann, der zur Kenntnis der Marsbahn und der Tücken des Mondes mehr beigetragen hat, als alle Beobachter seit Ptolemäus. Die Übergabe von Hven beruht auf einem Akte vom 23. Mai 1576. Diese Insel steigt zwischen Kopenhagen und Hel- singör steil aus dem Sunde empor, 22 Kilometer nörd- lich von Kopenhagen, 14 südlich von Helsingör ; sie ist, früher kaum gekannt, durch Tycho weltberühmt geworden. Denn hier errichtete er einen umfangreichen Bau, die Uranienburg mit ihren mannigfachen Räumlichkeiten, ausgerüstet mit astronomischen Instrumenten neuer und zweckmässiser Konstruktion, Quadranten, Sextanten, ‚Jakobsstäben, und weiterhin enthaltend eine Bibliothek mit dem grossen Augsburger Globus, ein chemisches Laboratorium, geziert mit Bildnissen berühmter Männer und mit Inschriften aller Art, enthaltend einen aus- gemauerten Brunnen, umgeben von einem Obst- und Blumengarten, inmitten einer vierseitigen nach den Him- melsrichtungen orientierten Einfassung, die selbst wieder von einem Erdwall umgeben war. Überdies enthielt der Bau Wohnungsräume für die Familie und für Gehilfen und Studierende, Be Schon während des Baues gab der 1577 erschienene Komet Gelegenheit zu Ortsbestimmungen. Die Errichtung dieses Gebäudes konnte nur voll- endet werden, weil der König immer neue Hilfsquellen eröffnete und weil die Bewohner von Hven zu Frohn- arbeit verpflichtet waren. Als es aber erstellt war, sammelten sich auf der Insel jüngere und ältere Beob- achter aus verschiedener Herren Ländern, um unter Tycho zu arbeiten; ihre Namen und die Dauer ihrer Thätigkeit sind in den Tagbüchern der Uranienburg enthalten. Bald trat Platzmangel ein; die vielen Mitarbeiter konnten in der Burg nicht ausgiebig genug beschäftigt werden; daher errichtete er ein zweites Gebäude in der Nähe des erstern, die Siernenburg. Die Freigebigkeit des Fürsten lohnte er mit Horoskopen. In diesen der Astronomie gewidmeten Einrichtungen organisierte Tycho die gesamte Beobachtung, und sammelte das wertvollste Material an, das je die beobachtende Astronomie zu- sammengebracht hat; auch führte er eine ausgedehnte Korrespondenz, empfieng fortwährend Gäste, die Wissens- durst oder Neugierde nach der Insel führte. Daneben vergass er auch die Chemie nicht, bereitete und ver- teilte Elixiere, denen er einen hohen Wert beilegte und die eine grosse Verbreitung fanden, weil er alles un- entgeltlich abgab. Um sich für Druckarbeiten unab- hängig zu stellen, errichtete er eine Papiermühle und eine Druckerei, in der unter anderem das Buch über den Kometen von 1577 ım Jahre 1588 gedruckt wurde. In diesem entwickelte Tycho zum ersten Male seine Theorie der Planetenbewegungen: Die Erde ist der feste Mittelpunkt des Weltalls, der Sonnen- und Mondbahn, wie auch der Fixstern- sphäre, die sich mit allen Planeten, Sonne und Mond, ls in 24 Stunden um diesen Mittelpunkt dreht. Die Sonne ist das Centrum der Bahnen der fünf Planeten, unter denen sich Merkur und Venus in Kreisen bewegen, deren Halbmesser kleiner sind, ais der der Sonnen- bahn, während die Bahnen des Mars, Jupiter und Saturn die Erde umschlingen. Tycho fand, dieses System sei weniger verwickelt als das des Kopernikus, es stehe in besserm Einklang mit den physikalischen Gesetzen und stimme mit der Bibel überein. Sicher ist, dass die damals bekannten Thatsachen und Erscheinungen nach dem Tychonischen System auch zu erklären waren, wenn man sich der Hilfsmittel, wie sie sowohl Ptolemäus als Kopernikus verwendet haben, bedienen wollte und die genügten, um mit einer Annäherung, die der Genauigkeit der Beob- achtungen entsprach, das Thatsächliche zu erklären. Einen direkten Beweis weder der Drehung der Erde um ihre Achse, noch des jährlichen Umlaufes um die Sonne kannte Tycho noch nicht. Tycho war sehr stolz auf sein System und konnte es nicht ertragen, wenn andere ähnliche Gedanken fassten, sei es, dass sie von Tycho’s Anschauungen gehört hatten, sei es, dass sie auf eigener Bahn zu gleichen oder ähnlichen Resultaten sekommen waren. So soll der Landgraf auf eine Mit- teilung des Reimarus Ursus hin Bürgi mit der Her- stellung eines Planetariums nach Tychonischem System beauftragt haben, noch bevor er das Tychonische Buch gekannt hatte. So lange Tycho’s königlicher Beschützer lebte, war die Erhaltung aller kunst- und wertvollen Einrichtungen gesichert; bei dessen Tode 1588, war der Sohn Christian erst 11 Jahre alt, und das Land wurde durch eine Regentschaft verwaltet, die anfänglich Tycho sehr günstig gestimmt war, was sie durch Übernahme bedeutender BR ee Mehrausgaben und durch Zusicherung der bisherigen Einkünfte bewies. Die Arbeiten auf Hven gingen ihren gewohnten Gang. Indessen lief nicht alles ohne Ver- -driesslichkeiten mannigfacher Art ab, die wohl grössten- teils einen bitteren Charakter annahmen wegen des herrischen und heftigen Wesens, das Tycho eigen war, und bei denen auch das freie Benehmen Tycho’s in kirchlichen Dingen mitspielte. Er begann an eine Los- lösung von Dänemark zu denken. Neid und Missgunst einflussreicher Personen scheinen auch den König, der für die Grossartigkeit der Tychonischen Unternehmung kaum ein volles Verständnis hatte, umgestimmt zu haben; der Verkehr zwischen ihm und Tycho versteifte sich, der Zufluss der Geldmittel begann etwas zu stocken. Und als die Bauern der Insel die Abnahme der könig- lichen Gnade inne wurden, klagten sie in einer Bitt- schrift über Tycho’s Tyrannei und Unterdrückung, auch wurde ihm Nicht-Achtung kirchlicher Gehräuche vor- geworfen. In der Überzeugung, die er einst in einem Briefe an den Landgrafen geschrieben, dass dem Starken jeder Boden Heimat ist und darüber der Himmel: Omne solum forti patria, et coelum undique supra est verliess Tycho mit seiner Familie 1597 die Insel Hven fiir immer, um sich vorläufig in Kopenhagen niederzu- lassen. Die meisten Instrumente, die Druckerpresse und die Hausgeräte waren vorausgeschickt ; die vier grössten Instrumente blieben noch zurück. Beobachtungen konnte er in Kopenhagen nicht anstellen, da ihm dies in der Nähe der Festungswerke rundweg verboten wurde. Am Anfang Juni 1597 siedelte er nach Rostock über, wo er noch Freunde aus früherer Zeit fand. Von hier aus schrieb er (10. Juli 1597) einen ausführlichen Brief an Christian IV. zur Rechtfertigung seiner Ab- BESTEN. 5 reise aus Dänemark; man erhält aus diesem Briefe den Eindruck, eine Einladung zur Rückkehr wäre ihm nicht unangenehm gewesen, aber die königliche Antwort (8. Oktober 1597) war vorwurfsvoll und schroff ab- lehnend. Von der Pest aus Rostock vertrieben und von seinem Freunde Heinrich Rantzau, dem feingebildeten Statt- halter von Schleswig und Holstein, eingeladen, nahm er Quartier auf dem Schlosse Wandsbeck, nordöstlich von Hamburg, im Oktober 1597, und gedachte da die unter- brochenen Beobachtungen wieder aufzunehmen. Er schrieb einen kurzen Bericht über die Ursachen der Unterbrechung: De occasione interruptarum observa- tionum et discessus mei (hist. coel. p. 801—802) und ein lateinisches Gedicht, ein Klagelied über den Un- dank des Vaterlandes, dessen Ruhm durch ihn bis zu den Sternen gedrungen sei. Der Aufenthalt in Wandsbeck blieb nicht resultat- los. Eine sehr wichtige Marsopposition und eine be- deutende Sonnenfinsternis gaben Anlass zu genauen Be- obachtungen, die Feststellung der Planetenörter wurde fortgesetzt und eine illustrierte Beschreibung der sämt- lichen von Tycho verwendeten Instrumente wurde unter dem Titel: Asironomiue instauratae mechunica 1598 in Wandsbeck aufeigener Druckerpresse hergestellt. Weitere Editionen erschienen 1602, 1610, 1621. Das Buch ent- hält eine Art von Selbstbiographie und wurde dem dentschen Kaiser Rudolf II. gewidmet, den Tycho für seine Studien zu interessieren bemüht war. Auch den Sternkatalog vervollständigte er, wobei er die verschie- denen frühern Kataloge besprach von Hipparch an bis zum incomparabilis vir Nicolaus Copernicus. Dieser handschriftliche Sternkatalog und die Mechanica wurden dem Kaiser durch Tycho’s ältesten Sohn überbracht 2 see mit einem Briefe, in welchem Tycho sagt, dass er sein Land hätte verlassen und nach Deutschland kommen müssen, um, wie er hoffe, unter dem Schutze des Kaisers sein Werk zu vollenden. Zwei Konzepte des Schreibens sind in der Basler Briefsammlung. Rantzau machte Tycho den Aufenthalt in Wands- beck so angenehm als möglich und bemühte sich, ihm irgendwo, sei es in Schweden, oder den Generalstaaten oder beim Kaiser eine Anstellung zu verschaffen; diese Bemühungen führten zu der Übersiedlung nach Böhmen; eine dort herrschende Epidemie hielt ihn in Dresden und dann in Wittenberg zurück, während des Winters 1598—1599. Dann reiste er nach Prag. Der Kaiser empfieng ihn auf das zuvorkommendste und bestimmte ihm einen Jahresgehalt von dreitausend Gulden von dem Tage an, da er eingeladen war nach Böhmen zu kommen. Als Tycho’s Wunsch, ausserhalb der Stadt zu wohnen, dem Kaiser bekannt wurde, liess er ıhm die Wahl zwischen drei Schlössern, unter denen Tycho Benatki auswählte (are benatica),; diese Burg liegt etwa fünf deutsche Meilen von Prag entfernt auf einem Hügel, etwa zweihundert Fuss über dem Fiusse Iser und wird von den Anwohnern wegen der Lieblichkeit der Lage das böhmische Venedig genannt. Dort wurden auf kaiser- liche Kosten die für die Instrumente nötigen baulichen Einrichtungen getroffen, die noch zurückgebliebenen In- strumente herbeigeschafft und die Arbeiten zur Erneue- rung der Astronomie fortgesetzt und sollten unter dem Schutze des Schöpfers unseres Weltenbaues (favente opifice Uraniae nostrae) zu Ende geführt werden. Er hoffte unterstützt zu werden durch frühere Mitarbeiter und durch Astronomen, mit denen er in Korrespondenz war, durch einen Longomontanus, Johann Müller aus Brandenburg, David Fabricius aus Ostfriesland, durch Se, ce Christof Rothmann und Studierende aus Wittenberg. Einige erschienen, andere erwartete er vergeblich. Da trat er in brieflichen Verkehr mit einem Manne, der sich bekannt gemacht hatte durch ein Werk: Mysterium cosmographicum, und dessen Mitarbeit für Tycho wünsch- bar erschien und in der Folge für die Wissenschaft von höchster Bedeutung geworden ist, mit Johannes Kepler, der als Protestant früher unbehellist in Steiermark leben konnte, aber 1598 fliehen musste. Obgleich einige Je- suiten, die Bedeutung Kepler’s ahnend und hoffend ihn zum Übertritt bewegen zu können, ihm die Rückkehr ermöglichten, fühlte er sich doch unsicher und hoffte vergeblich auf eine Anstellung in Tübingen; da erschien Tycho’s Aufforderung an ihn nach Prag zu kommen. Der Brief vom 9. Dezember 1599, in dem Tycho die Voraussetzung aussprach, dass Kepler aus eigenem freien Willen und Liebe zur Wissenschaft und nicht nur vom Unglück getrieben zu ihm komme, und in dem er Kepler die Versicherung gab, dass er in ihm stets einen treuen Freund finden. werde, der ihm jederzeit mit Rat und That zur Seite stehen werde, dieser Brief traf Kepler nicht mehr ın Graz an. Aber, vom edlen Baron Hoffmann ermutigt, hatte er schon den Entschluss gefasst nach Prag zu reisen und war am 6. Januar 1600 von (Graz abgereist, Er hatte von Baron Hoffmann in Prag einen ihn persönlich bei Tycho einführenden Brief erhalten, der sich im Original in unserer Sammlung befindet (nebst der Antwort Tycho’s an Hoffmann) und auf den hin Kepler Tycho’s Mit- arbeiter wurde. Zwar trat gelegentlich zwischen beiden auch etwelche Spannung ein, einmal weıl Tycho Kepler zu sehr als Untergebenen behandelte, dann aber auch, weil Kepler entschiedener Kopernikaner war und sich mit der Tychonischen Ansicht vom Weltgebäude nicht ADO ee befreunden konnte. Durch beidseitiges Entgegenkommen löste sich die Spannung in Minne auf. Vorübergehend musste Kepler Böhmen verlassen und Tycho siedelte auf den Wunsch des Kaisers nach Prag über. Nicht ohne Schwierigkeiten gelang es, Kepler in eine feste Stellung zu bringen; er wurde kaiserlicher Mathematikus, nachdem er wieder zu Tycho nach Prag zurückgekehrt war. Bei einer Vorstellung beim Kaiser erbat sich Tycho die Erlaubnis, die neuen Planetentafeln Rudolfinische zu heissen. In Prag wurde wenig Beobachtungsmaterial gesammelt; dringend aber erschien die Bearbeitung des Aufgespeicherten. Longo- montanus ging an die Aufstellung der Mondtheorie, Kepler beschäftiste sich mit der Erklärung der Planeten- bahnen, besonders des Merkur, der Venus, des Mars, wobei er sich überzeugte, dass eine Erklärung nur mit neuen excentrischen Kreisen könnte gegeben werden. Am 13. Oktober 1601 nahm Tycho an einem Abend- essen teil; aus Rücksicht auf die Gesellschaft entfernte er sich nicht vom Tische, als es nötig geworden war; dadurch zog er sich ein Leiden zu, dem er am 24. des- selben Monats erlag. Mehrmals soll er ausgerufen haben: Ne frustra vixisse videar! Möchte ich nicht vergebens gelebt haben! In Augenblicken, da auf dem Todbette das Bewusstsein wiederkehrte, beschwor er seinen jüngern Sohn und seine Schüler, ihren Studien treu zu bleiben, bat Kepler, die Rudolfinischen Tafeln sobald als möglich fertig zu stellen und sprach die Hoff- nung aus, dass er sich bei der Entwicklung der Theorie an das Tychonische und nicht an das Kopernikanische System halten werde. Dann verschied er. Unter grossem Pomp wurde er in der Teynkirche in Prag beerdigt. Bei der vor wenigen Wochen angeordneten Eröffnung des Grabes fanden sich die sterblichen Reste wohler- halten und unberührt vor. oe Und was ist nun aus all diesem Ringen und Ar- beiten geworden? Die Uranienburg und die Sternwarte sind bald nach Tycho’s Tod vom Erdboden verschwunden. Auf Homan’schen Karten finden sich noch in der Mitte des 18. Jahrhunderts die beiden Burgen auf Hven, als längst kein Stein mehr über dem Erdboden auf dem andern stand. Man hat einen Bericht des Franzosen Pierre Daniel Huet, Bischof zu Avranches, über den Zu- stand der Insel im Jahre 1652. Er fand daselbst kaum noch Spuren der Uranienburg und der Sternenburg; ns Mitteilungen erscheinen etwas zweifelhafter Nafar 671 reiste der französische Akademiker Jean Picard nn Hven, um die geographische Lage der Uranien- burg zu bestimmen. Fundament und Erdwälle waren noch zu erkennen; Nachgrabungen im vorigen Jahr- hundert liessen noch den Brunnen entdecken, mit ver- schiedenen Röhren, auch Krypten der Sternenburg; seit- her ist die Zerstörung der ungeschützten Reste weiter fortgeschritten. Spärliche Reste des Instrumentariums birgt und ver- _wahrt die Sternwarte in Prag nach der Mitteilung des jetzigen Direktors Prof. Weinek. Vergessen nicht, aber nur noch don he und vielleicht psychologisches Interesse bietend, ist die Theorie, die Tycho in stolzer Abweichung von Koper- nikus aufgestellt und bis auf das Todbett festgehalten hat. Greblieben aber ist der grosse Schatz von Beob- achtungen und zwar geblieben in den Händen des Mannes, der vor allen befähigt war, ihn zu heben und zu verwerten und bleibenden Gewinn daraus zu ziehen, in den Händen Johannes Keplers, welcher ein auf Grund dieser Beobachtungen errichtetes Gebäude dauernd für alle Zeiten errichtet und der Welt geschenkt hat in a Tee dem Werke: Astronomia nova «lrıoAoynros, seu physica coelestis tradita commentariis de motibus stellae Martis ex observationibus T'ychonis Brahei elaborata, Pragae 1609 a Joanne Keplero, sowie später in der Harmonie der Welt und den Rudolfinischen Tafeln. Die Arbeit dieses Mannes zu schildern, ist unsere heutige Aufgabe nicht. Sie steht in einer Zeit gewaltigsten Aufschwunges der Naturwissenschaften, da unter dem dominierenden Ein- fluss Galilaei’s die Beobachtungsmittel vermehrt und verschärft und die Bande der Scholastik gesprengt wurden. Kaum aber hatte dieser Letztere sein Auge geschlossen, so erstand der Mann, der die Reihe Niklaus Kopernikus, Tycho Brahe, Johannes Kepler, Galilaeo Galilaei als grösster unter den Grossen schliesst: Isaak Newton. FACSIMILE DES BRIEFES MIT DEM BARON FRIEDRICH HOFFMANN DEN IIEHFANNES KEFEFR BEI BPCO PBRAËERE EINGEFÜHRT HAT. Bb UP AIG 00: DAS ORIGINAL BEFINDET SICH IN DER UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK BASE ICI 701337 BE | | ; 3 Rp + : 2, RT Ann 4. Bea... CARRE SL. OR A LA e. GS Z 7A TEE (I ug, and 71 E za 54 As, + e I Han - ne dee Lt Je BE, Amen ut à erg A rs Am dE Brent FIR & CASE 2 ER ne, BER. en 7 a ete More ee hun. u tn UA 2 - er rm Er er Ed per: > sup. ee nt ds > RR IR nn = 5 > = Fer EE Fe LOU Pere m 2071 Ar Fe ND ds À Le er Es - 2? EZ u la en BEST Fu ze am mr neh Ehen CLS IE Br: LA IA Se Vas VE u ARE har ER ee a Tr 1 = # De a à - / N / GEILE z N . Ex e\ 2 „tet Ri OR - — A m Br 33 a re f 5 es DZ REN PA Te à = > ; x 4 G EIS LT” x pe 3% + ' PL AS Es A 5 ‚a ER, N Ann 2... 2£ N I Lu Ir, zz, Üben mit cs CARRE DR A Ven le Al BEL HL. pp hand tn ue Se, cu RE DAFT Übersetzung des Briefes von Joh. Friedr. Hoffmann an Tycho Brahe. Dem Edlen und Gestrengen Herrn, Tycho Brahe, Herrn auf Knudtstrupp und Uraniburgkh. | Meinem sonnders lieben Herrnn und quetten Freundt. Gruss. Deinen Brief, hochedler Herr, in dem du mich so ehrenvoll durch die ausgezeichneten jungen Männer, deine Boten an mich, grüssest, und der von Liebe zu mir und Ergebenheit erfüllt ist, ja, der fast ein allzu grosses Lob meines in Sachen höherer Bildung niedrigen Standes enthält, habe ich empfangen, mit Freuden fürwahr, aber doch zweifelnd, welchem unter den vielen Anlässen Glück zu wünschen ich den Vor- zug geben solle. Aber siehe, da fiel mir zuletzt ein meine lautere Gesinnung, die ja nicht mit Unrecht allem andern vorzuziehen ist; das Uebrige hingegen schreibt sie Deiner Leutseliekeit und Freundlichkeit als deren Wirkungen und Zeichen zu und wird es, wo nicht mit gleich gewandter Feder, so doch mit gleicher Aufrichtig- keit und Eifer wett machen. Dass du deines Freundes, Herrn Franz Tengnagel, Tüchtigkeit und Werth, den schon sein Aeusseres und seine Sitten deutlich vor Augen stellen, auch durch das Zeugniss deines Briefes bei mir hast mehren wollen, wundert mich durchaus nicht. Doch habe ich mir dazu Glück zu wünschen und Dir Dank zu sagen, dass du mir die Bekanntschaft eines so bedeutenden jungen Mannes verschafft hast. Den Grund, dass er sich ent- schlossen hat, dieses Land Böhmen, zweifellos um deinet- willen, nicht so bald zu verlassen, billigen wir, auch in oe unserm Interesse, gar sehr und freuen uns darüber, und ich biete ihm selbst und deinem Sohne die geringen Mittel, die wir an diesem Hofe vermögen und besitzen, treuherzig und freimütig an. Den Magister Kepler, der über alles Lob erhaben und deiner Gunst und Beschützung in vielen Beziehungen würdig ist, habe ich dir schon empfohlen und empfehle ihn jetzt nicht weiter, sondern ich schicke ihn vielmehr selbst vor mir her, dass er sich von dir beschauen und geniessen lasse; er wird bei Dir, wie ich hoffe, ein Herold und Vermittler vieler Dinge sein. Dass du jedoch den Freundesdienst eines Mittlers so liebevoll und gütig, mit Danksagung, übernommen hast, das weiss ich, Herr Tycho, wohl zu schätzen. und du machst dich damit Deiner, fürwahr, und deiner Menschenfreundlich- keit, ja unseres guten Willens dich immerfort zu lieben und zu ehren gar nicht unwerth. Ich füge bei, dass all das was um unsertwillen noch weiter dazu kommen wird, dass dies alles nicht sowohl zum Uebermass deiner Verdienste um uns gerechnet als in tiefer dankbarer Erinnerung behalten werden soll. Was aber in Sonderheit etwa auch in Betreff Keplers selbst zu besprechen ist, müssen wir auf die Gelegen- heit unsrer Zusammenkunft verschieben, die uns Gott nächstens herbeiführen möge, wie ich hoffe und wünsche. Lebe wohl. Das Uebrige durch Kepler und die Deimigen mündlich. Prag, den 3. Februar des Jahres des Herrn 1600. Dein von Herzen Ergebener Johann Friedrich Hoffmann Freiherr. > a | Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel. Band XTIT. Tafel 1. G U x Quaqua-K. + AS / \ TE Thomas \ 58 Mattheo — a Land Land Abrambu. Accani. | | Gold- Küste. portug. Niederlassung holländ. “Rio dAnger. je" AE: L N Cap Fi = \ . ap Pe \ \ = \ OLD: GABUN? en ,LOAN G VO . o 8 4 Bansa Loango \West-Afrika | zur Zeit Sam. Brauns. 1, Reise Massstab L: 12.000000 | | | | | | | | ah) _Hacongo ee | IE ©) Geor6 Henniné 0 o MESZ LAC Eur Dr à 3; yo = & La = à "ejeuejdiuoo Buahluung “EI ‘JO eInjeugaue] "gads eiuosumdeg "10]g Snedälg "SUELIER EJjBUOUSUAUY "SIE NOIUNJD SnSSLAgoUN„Dg -snjeudago.sew EME "BeIJEM SEJ891DE)SUNÊ "essaudit EINTEIGRUOL “eijly eijaddg “usıfuodg un. "uiejsuaßosjdneH (u 6) “BIEJIIXELU ‘JO ENJEUQRIS] Jap USING 81Q MIÉNAS] EILOSUHIES Jap UAJUIUIS (W g) _ "SUENIEA ejjouolouAulg dep U9JUOIUOS (u 7) "snieudssoJseu SAN IEUdBOOJOEN SEP UBUOINOS MOQUE SEIBOOIPJEH SOp LENS (lu |) “WnIIESJAASUEN] SEU9001134 Sp LENOIOS (w 09) “essaudun ejnpeugaus] Jap LalyoıUag ‚eing Jaunelg 191940 ‘EINf J9SSIOM 41919}uN “einf Jeuneig ‘einf 19SSI9/A ER 14 Seh | -Z|io = | *U9111550}}127 ‘uau07 == Se °II PJeL °IIIX Puvg [OST UT JFTTOSIIESON UHAPUHYISTOJINIEN TOP U9SUN[pUCHI9 À 191999 LP : sne U9}U9IUIS UOUISIOZOSAU Jap JyaisJogn ayasıydeusireug ‘007: F quissweN ısbneuosiey 11814 UOA Be SES SRE Er 4 os TIRE MH N SE a AN RES ENT M Ki e h 4 y 5 ni : > M AUX ES 4 17 . 7 a \ 4 £ ir ‘ y { Ex { A Am su SR NA AE sw} 2 > r a" ds . PR r = “ wir ? Verhandlungen der Naturforscheuden Gesellschaft in Basel. Baud XII. Tafel IM, Nerinsenbank. | Kauptrogenslein. (70) Oberer brauner Jura. Echinodermenbreccie. Pantagrinus spr. Pleroperna oelithica, Ostrea acuminala Nerinea spec. Paclan (Camplonecleds) I Canoerinus Andrea. Pseufpdiaduma dapressa. Jura. Schichten des Slephanaceras Blagdenl {35 m) Brauner Semen des_Niephanaceras Humphriest. (1 m) Schichlen des Sphaeroceras Sautel LL] Mittlerer brauner Jura. Aricula (Oryloma) Münslerl, Slepkannceras Blagdani "Slephanaceras Humphries Sphasroceras Saure. Sonninia alsatica. Aicila (Onploma) Hersilia Selchlen der Sanninia Somerbji (lim) | Schiehlen des Licceras concanım, Sunninia jugilera. Sarninia Somarbyi, Mil: rar. Iriganalus. Jnmnitas (Belemnopsls) Blair. Grmphaea sublobala, Inceramnas palyplacus Lioceras concarum, Schichten der Ludwigia Morchisonas, Unterer brauner Jura. Lioceras eoncanım, Ludmigla Murshisons Paclen (Amanlum) pumilus. Brauner Jura. za Band XI, Tafel IV. Unterer brauner Jura. Verhandlangen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel. Schichten der Ludmigia Murchisonas, (5 m) Pantacrinusplate Schichten des Lioceras opalinum. (60 m) Schwarzer Jura. Mittlerer u. oberer schwarzer Jura. ‚Schichten des Lyloseras jurense. Schichten der Esiherla Bronni. Schichten des Amallheus spinalus, Schiehlen des Amallheus margaritalus. Schiehlen des Deroceräs Damei. (30 m) Ludmigia el. Nurehisonae. rammoceras spec. Lyloceras dilveidum. Lipgeras opalinum. Zopllaten, Pantacrinus Württembergieus. Lytoceras lorulosum. Lioceras opalinum, Aricula (Oxyloma) Münstori, Lptelepis Brom, ‚Amaltheus margarilatus. Deroceras Daroi. Sen der pass ou. Fan Saas SE 22) Lylegeras jurense, Grammpceras radians, Brsphana obliqua. s | "2 | Schiehlen des Astaracaras oblunum, - (5m) Kl, Biralten. El] E Pentaerinus luberculatus. 3 | Schichten des Arieies Bucklandi. (4 m) Arifiss Bueklandi = Gardinienbank. _ (10,30 m) Tardına Litern. = | Tnseklenmargel._ (0.16 m) TPantacrinus palanal ES Oberer Kuyper. (9 m) Bonebté | = | | | Schillsandelsin. | 2 |. | als e | 5 Mitllerar Kowger. (30 m > || = = Cr x | 8 | ® | = | = —— Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Busel. Band XII, Tafel V. | | I] Grendelomit. (8 m) | | Je ne _— | | = © 3 | = 3 Braus Hergel und Sandsteine. (I6 m) kind, 2. ® o | à a | — Equiselum arenacaum. 5 | 5 QE Kobe ca = Kohle I | £ | SE | | | Dolomits, bunte Morgel, :(15 m) | | | | | | | Il | | | | | Bonehed, | | Dunkelblaugrane Sehleferlhone. (1,2 m) Esiheria minuta. _Banabed, Frs) Banebod, | Hornsteine Triganoduséolomit. (0 m) | | | Pocten disciles | | | Dalitischer Kalk Craie nodosus (am Hirnli gefunden). | | | | | | | || Nodosuskalk, (20 m) Pemphix Suerli. | || | | | & | | £ | | = | 2 ls 5 | | £ S | & Enerinus Iilermis, | & l Il e | | Enerinus Ilifermis, | | | | | | | = I P | | fl I || Trochilenkalk, (25 m) Enerinos \iliiformis.. e | o || Enerinus Iililormis. un | I 3 | | = | Enerinus lors, Il | Tellendolami | = = E Anbyéritgruppe I ns 5 | = 5 I | & Ep = Verhandlungen der Natarforschenden Gesellschaft in Basel. Band XIII. Tafel VI. #3 Anbyérilgruppe. (ED m) GEHE Mittlerer Muschelkalk. LL Y/ PE) LL ZI HOPE LL WILDILE Ik. t Muschelka Myophoria orbieularis, Schichten der Myophoria orbieularis. (15 m) Spirierinatank =. = Spiriterina. {ragilis, Lima insata Mulstbank Unterer Muschelkalk Mellenkalk, (24 m) Mellendolamil. (6 m) Trochitenbank Penlacrinus dubius. Rath. (15 m) Glimmerreiche Sandsleıne Oberer Buntsandstein Inischenschiehlen. (4,5 m) Aquiralent der Carnooltank Buntsandstein. Milllerer Buntsandslein: | Mittlerer | Buntsandstein » x t N Mir Le : el à 5 its Tas N ER AGE ee SCA ER A À Verhandlungen‘ der Naturforschenden Gesellschaft in Basel. Band XIII. | g D CHERE © d See 2 FreenTernee 9 Q 9 EN LE) EU Borau- alaena- ñ ï - i Paloppo Pen | Baht Kalaena-Zuflüsse Bäche der Gegend von Enrekang Ussu |Tamakolowi nn Marangka Loka ae Posso-See Potamon celebense de Man, | | Länge des Panzers . . . .) 194 225 18 19 18 13,5 36,2 26,5 25,8 23,7 | 15,4 | 145 | 13,3 | 119 al ae 21 25 : 7 2 2 36,2 2 2 2 | 3e £ 2 25 32 2 20,7 Breite ; » Br | 02 Dre >> 24,5 | 24 123 | 489 34 33 296 | 193 | 18 17 | 1as| 11 2 27 3 | 394 Be ER 7 Hole a 108 127 10 10,7 10e a 15,5 15 13,4 8,5 8,2 7,4 6,3 4,7 12 12,3 14 17 16 15 10,7 rei er Sti > 5 || (ch 5 5, 5,0 5,2 10,5 8,5 c. 8 7,6 5,7 52 4,6 4 7,2 28) 7.8 € 9 6, Zwischenraum der ‚Extreorbitalecken 1577 17,6 | 18 16 155 | 115 | 255 20 195 | 182 | 127 | 118 | 112 | 10 77 178 163 19,8 237 233 1a | 188 DD D n D D DD - € a = - 2 à à A Ep Seas 2 ae Epibranchialzahnspitzen 22 25,7 21,2 22,3 22 16 42,7 30,5 30,3 27,3 18,2 17 16 15 10,4 = 24 28.9 35;8 34,8 32,5 22,8 Extraorb.-Zahn — 1. Epibr.-Zahn 3 3 2,4 a Ne 6 42 4 3,8 97 9% 5 IPs 3 P er | | 2 2,6 £= ,2 E 2,7 2,3 22 2 13 | 38 3 Eh 4,8 4,8 ï 3,2 1. Epibr.-Zehn, — 2. Epibr-Zahn | 1,7 2,8 22 | 17 || +82 4 3 2,7 2 | dal, 43) à 1 5: 2 2 2,8 2,7 7 | 18 9, Epibr.-Z. Hinterecke d. Panzers | 15,5 19 15 16,7 165 33,5 23,6 23,5 20,7 | 128 | 122 | 117 | 10 Tous 18,5 3 | 9285 27 243 | 184 Bee des Rüokensohilds am Hinterende 11 > 13 | 11 10,8 10 20 ill) 16 13,5 9,4 9 8 1,5 5,7 12,8 13,4 14,4 16 16,7 14 117 Jänge des vorletzten Abdomenglieds . 4,3 5,4 4,5 4.3 4,2 6,1 6 3,5 33 392 2,6 19 4,9 ; É 5,9 44 a nn R | 3 47 38 41 3,6 54 A A| Eh 5 32 | 28 16 5,4 3 ‚ange des Kindglieds Ê | 3,9 „4 3,4 3.6 5 4,3 2,8 27 25 25 15 A 46 1 Breite desselben an der Basis | 3,0 4 3,4 3,8 33 4,6 4,3 3,3 97 25 25 1'8 4 Fi 3,8 I. pis I |) (R) (L) (R) | (L) CL) (R),(L) CR) (L) CR) | (L) (R) | () A| (L) | | | | |) (R) | () CR) | CL) (CR) | (LE) (CR) | (D) (| (D) |(L) @ er us TE" 10,5 10 82 | 258819 9,7 18,1 18 |13,3 13,81126 13 | 108 | | 110 10 | 95 9,3/1127 125/14 136138 13,61 133 | 959 Carpun 84 8 7,5 | 8474175 85 14,7 15,6 10,8 12 |11,5 10,5| 84 | | | 76 8 78 751103 98113 12 |12 113| 112 | 83 7315 Be aa rs 5,8 5 5 655 |55 7,4 oe Te 7 55 | | 55 63| 63 6 ae | ee NE || 6) 48 SORA 11 10 8,8 |12- 9,519,3 12,2 21 235113 15 |14,5 13 | 11 | | (10 11 |11 10,2 18,5 12,7 17,4 15,8 116,1 148 | 15,6 |1049 a ahöhe 8 68 64 | 92677 103 14 185| 9313 |123 95| 78 | | | 67 83| 8 7 | 93 871124 10,7|11,7 10 | 10,6 | 836 Merus ; ; 2 5 0 10 12 10 10,7 103 19,4 15 5.5 3.6 | | 7 3 5,5 7 anne. 2 | 10 0, R 9, 5 15.5 13.6 | 10,7 11,5 13,2 16,1 155 14,7 11,4 CA : 5 5 | 5,8 6,5 | 5 5,8 5,6 db 7,6 8 7 | | 6 ra 7.8 9,6 92 8,5 6 Beapen, 5 5 : à || 4,3 5 N | 4,5 4,4 8,3 6,5 6,5 5,8 | | | 4,7 5,2 | 5,8 6,8 6.2 5,9 4,6 Breite A Merus : | be DE he {| 72 ce Le EL u 9,4 | | L 8 8 10 114 11 10,2 7 II. 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Fuss: | fl ’ ’ ) ; ; | 5 A | N : ñ À fa n | | | Marne N 1,3 | 9 9,6 9,5 17 13,5 14 12,3 | | | | 102 2) 12 15,3 14,7 135 | 10,6 ER er, | Se ee ee oa | I a | Dactylop. | 55 7 (à 7 D à 2e 8,2 aD, a) Et De ie Bo s =“ à 5 à 5, 6,7 12,7 ),7 9,5 9 | | I 7,4 8,8 10,8 10,1 9,5 ? 6 5 Breite des Merus 3 39 3,1 33 33 GA ’ 17 47 | 41 38 39 59 6 5 ah 2,9 2,2 Breite einer Orbita | 4,4 5 ab ; 7 5 | | 7 8 Ba . Ê où | ; 5 ,D 4,8 4,6 7,3 6 5,8 5,5 | 5,6 5 6 7 6,8 6,2 5 4,3 3,4 Bee... see jrs a6 | 30 27 42 3,4 sa 3 | | | | 3 3 3,4 42 4,1 1 | EEE ig Verhältnis der Länge zur Breite | 1:1,24 : 1,22 : € | | . .1:1,24 | 1:1,22 /1:1,22) 1:1,29 | 1:1,83 |1:1,28| 1:1,33 | 1:1,28 | 1:1,28 |1: 1:1,25|1:1,24|1:1,28|1:1,24|1:1,22) 1:13 | 1:1,29 | 1: 1: 1: 1: 1:1,21 | 1:12 or de En rentes grösste Breite | 1:22 | 1:21 |1:2 |1:238 |1:24 1:24 | 1:58 | 1:21 |1: 1:94 1:2 Vaso 1:2 1:19 | 1:99 | 1:2 1:5 1: 1:23 [1:25 |1:21 |1:21 Höhe. 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Band XIII. ‚A a, a ee N N N K- ur ren i M, À RE , ; : à. eg HE, 5 Anm genen 4 SE, f. 0 5 2 ER GT PMR : Se LA in = À D x - - _— EN 7 « x N \ > + - à D v ax an er L ss w N x r ES # > PEN a DS ue ve à à d r . * sé r \ PR N ir > Tr À Le a x 4 FX ere * 5 u r » ER le “7 si 4 £ - ” * = . x » u En . “ Eur . à os “ - - 2 “ £ + .