er x \ = = ® i ] m | * De wen a ER >= ae HÄN DLER. ‚Rothenthurmstrasse IB ö RN 7 Abhandlungen der k. k. en Reichsanstalt. Band IX. (Complet) . REN: der k. k. geologischen Reichsanstalt. Band I. Mit 48 lithographirten Tafeln rn n ” n .n ” IH. ” 78 r ” rn ” ” ” Aa 3 SER nn, = ; N Der dritte und vierte Band enthalten ‚ausschliesslich: x « FE Dr. M. Hörnes. Die fossilen Mollusken des Tertiärbeekens von Wien. 5 Abhandlungen der k. k. geolög. Reichsanstalt. Band V. Mit 43 lith. Tafeln Ko a % Heft 1. Dr. M. Bunzel. Die Reptilfauna der a in der Neuen Welt Der Wr. Neustadt. Mit lithogr. ‚Tafeln N ee Heft 6. Dr. N. Hemer, Die Fauna der Schichten mit opt dcanihiun. "Mit! ee Lkhoaeı TRbB I a ER Ze h $ : % Abhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt. Band VI. Dr. Edn. v. Mojsisovies. Das Gebirge um Hallstatt. I. Theil. Die Mollusken- Faunen der. Zlambach- und Hallstätter-Schiehten. Heft 1. (Orthoceras, Nautilus, Lytoceras, Phylloceras, Pinacoceras, Sogeceras, Arcestes z. ?. Miß"82:Inhogr. Tarelniiı Inn, ee ae Welke EN oe Heft 2. (Arcestes, Didymites, Lobites). "Mit "38 lithögr. Tafeln ..... 1.08% Selen Abhandlungen der k. k. geologischen Reiehsanstalt. Band VIL ,. 3 Heft 1. Dr. Alois v. Alth. Ueber die paläozoischen Gebilde Podoliens und ‚deren Ver: steinerungen. I. Abtheilung, Mit 5 lith. Tafeln „. 2. 2» 2. 22.2.2. Heft 2. Dr. Edm. v. Mojsisovies. Ueber die triadischen Pelecypoden-Gattungen. Daonella Er. und Aalobia. Mit 5 lith. Tafeln. . Ve en a EEE 7 Heft 3. Dr. M. Nenmayr u, €. M. Paul. Die Congerien und Paiudinenschichten Mit+10. Hthogmz Tafeln un Hr ee Eh ID, Heft 4. Vacek, M. Ueber österreichische Mastbdonien; "Mit 7 Aithogr. Doppeltufein nr Abhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt. Band VIH. (Complet). ... . £ Heft Fr x Stur. Die Culmflora des mährisch-schlesischen Dachschiefers. Mit 17 lithogr. LAIEN a ee Bra FE BE a s Heft 2. Stur, D. Die Culmflora der Ostrauer und Waldenburger Sebichten. Mit 30 Tafeln. 4 ea thält: Karrer, F. Geologie der Kaiser Franz „Josels-Hochqueilen "Wasserleitung: it 20 Tafeln ne DaiS De ee a en Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1850, 1832, 1859, 1861-1866 - ERBEN 3 "Bd, F LE Du TE RN RR NN : ne ei £4 ” 5 LET General- Register der ersten a Bände a E ae 3 NN ER » der Bände XI-XX’und der Jahr- x has 1860-1870 der Verhandlungen. .. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1867—1377 2... » 2 2»... . Prö Jahrgang A Kenngott, Dr. 6. A. Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 18: > 1849. Herausgegeben von der k. k. geologischen Reichsanstalt Be ar a > Affe = „ Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 1850 und 1861 6 » Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in dem Jahre 1852... c.... Catalog der Ausstellungsgegenstände bei der Wiener Weltausstellung 1873 . . ... .. . 4 h Fuchs Th. Geologische Karte der Umgebung Wien’s. Mit einem Heft KeiatetungeB und drei ten, IRRE 0 a EEE Fe Fra RE TR Hauer, Fr. v: u. Neumayr, M. Führer zu den Excursionen der Deutschen geolog. Geseilschafe nach der allgeum. Versammlung in Wien 1877... . 2... BR Haidiuger, W. Naturwissenschaftl. Abhandl. Gesammelt und durch Subseript. herausgegebe m, 30 lith, Tafeln 18 fl. 92 kr.,IlI. Bd. mit 33 ljth. Taf. 21 fl., IV. Bd. m. 30 li „ ‚Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften ‚in Wien. ( und durcli Subscription herausgegeben, Zunake III. Bd. 3 fi. 52 kr.,IV. Bd: 2 fl. 80 kr., V. und VI. "Bd. An fl. 60 kr., Vo. Bd. 2 fl. 42 au: Geologische Kae der OGeikötrsiäitnähen RER nach den re ae geologischen Reichsanstalt bearbeitet von Franz Ritter vw. Hauer ‚complet 5 BACH. Titelblatt. Platt IE BSh en Fe Dre m Re le AUT. Mestkärpathen, VIinzeln re ae ee u „SV. Ostkärpäthen; einzein. Zn Er nn a „‘ V Westliche Alpenländer, einzeln . ...»...”% » » „VI Oestliche Alpenländer, einzeln ... .....». F »„ . VIE Ungarisches Tiefland, einzeln . 2... .. cu. » VE Siebenbürgen, einzeln... „os... cn ne >» "IX Farbenerklärung, einzeln...» 2... ..% Ar. » X Dalmatien, einzeln . - BEI EEE" Re We er » XI und XII Vergleichende Formationstafel* RES re DIE GEOLOGIE \ der österreichisch-ungarischen Monarchie > von Franz Ritter v. Hauer, — Director der kais, königl. geolog. Reichsanstalt, Zweite vermehrte Auflage mit gegen 700 Original-Holzschnitten. > Complet in 6—7 Lief. & 8 Druckbogen Lex.-Oct. in gediegenster Ausstattung, Preis: Lief. I: 1 fl. 40 kr. = 2 M. 80 Pf. — Lief. II und II: & 1 fl. 60 kr. 3.M. 20 Pf. — Lief. IV u. V: a 1A. er a E VERHANDLUNGEN DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN GROLÜGISCHEN REICHSANDTALT. AD ZIIE et ey? Jahrgang 1877. Nr. 1 bis 18. (Schluss.) WIEN, 1877. ALFRED HÖLDER K. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHANDLER. Rothenthurmstrasse IB. v Druck von J. 2277] vs [D Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 9. Jänner 1877. Inhalt. Jahresbericht des Direetors Hofrath Fr. R. v. Hauer. — Eingesendete Mit- theilungen. Dr. W. Gümbel, Vorläufige Mittheilung über das Vorkommen der Flora von Fünf- kirchen im Grödener Sandstein. — Vorträge. H. Abich, Mittheilungen über den Kaukasus. Dr. R. v. Drasche, Ueber eine Besteigung des Fusi Jama. — Literatur-Notiz. E. Kayser. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Jahresbericht des Directors Hofrath Fr. Ritter v. Hauer. Meine hochverehrten Herren! Wieder ist es meine Aufgabe, Ihnen in raschen Zügen die wich- tigeren Momente aus der Geschichte unserer Anstalt im abgelaufenen Jahre in Erinnerung zu bringen und die Ergebnisse, die wir in den verschiedenen Richtungen unserer Thätigkeit erzielten, übersichtlich zusammenzustellen. Einen herben Verlust haben wir durch das Hinscheiden des Vice-Directors der Anstalt, Hrn. Bergrathes Fr. Foetterle, erlitten. Sein Name befindet sich in der kleinen Zahl der ersten fünf im December 1849 ernannten Beamten der Anstalt. Mit unerschütter- licher Treue hat er in guten und bösen Tagen für die Interessen und das Ansehen derselben gewirkt und gestritten, und niemals ist er wankend geworden in seinem Bestreben durch einträchtiges Zu- sammenwirken mit seinen Collegen, mochten sie ihm in der Beamten- rangstufe über- oder untergeordnet sein, das Beste des Ganzen zu fördern. Die Ernennung der zwei Praktikanten der Anstalt, der Herren Dr. Corn. Doelter und Dr. Rud. Hoernes zu k. k. ausserordent- lichen Professoren an der Universität in Graz hat uns zwar tüchtiger Arbeitskräfte beraubt, doch begrüssen wir freudig in der getroffenen K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 1. Verhandlungen. l = 9 Verhandlungen. Nr. 1 Wahl die Anerkennung des Werthes von wissenschaftlichen Leistungen, für welche die Anstalt auch ihren jüngeren Mitgliedern so reiche Ge- legenheit bietet. Mit Beginn des Wintersemesters haben die Genannten, nachdem sie noch an den Aufnahmsarbeiten im Sommer Theil ge- nommen hatten, ihre neue Berufsstellung angetreten. Unsere geologischen Detailaufnahmen wurden mit bestem Erfolge in Tirol sowohl, wie in Ostgalizien fortgesetzt. In dem er- steren Gebiete waren zwei Sectionen in Thätigkeit. Herr k. k. Bergrath G. Stache setzte, als Chefgeologe der ersten Section, unterstützt von Hrn. Dr. G. A. Koch, die Aufnahme der Grenzgebiete zwischen Westtirol und der Schweiz (Graubünden) dann der Lombardie (Veltlin) weiter fort. Zeitweilig angeschlossen hatten sich Hrn. Bergrath Stache die Herren Dr. M. Jernström aus Helsingfors und Dr. Eug. Geinitz aus Dresden. Es kamen insbesondere die, grosse Theile von Graubünden umfas- senden Blätter der neuen Generalstabs-Specialkarte in dem Maassstabe von 1:75000: Zone 18, Col. I, Ilursprung; Zone 18, Col. III, Nauders; und Zone 19, Col. UI, Glurns, zum Abschluss und wurde weiter die nordwestliche, grosse Theile des oberen Veltlin und des oberen Camo- nica-Thales umfassende Hälfte des Blattes: Zone 20, Col. III, Bormio und Passo di Tonale, in Angriff genommen. Unstreitig die interessantesten Ergebnisse, welche Hr. Dr. Staehe in diesen Gebieten gewann, sind jene, welche sich auf die den kry- stallinischen Schiefergesteinen eingeschalteten oder sie durchsetzen- den älteren Eruptivgesteine beziehen. — Es gehören dahin die schon länger bekannten, Schörlführenden weissen Pegmatite (Mar- tellgranite Suess), welche stockförmige Massen, Gänge, insbesondere aber auch mächtige Lagermassen zwischen den Schiefern der Gneiss- phyllitgruppe, mit welchen sie wechsellagern, bilden; — mannigfal- tige Eruptivgesteine im oberen Veltlin, darunter insbesondere auch sauere Gesteine, welche sich den Tonaliten anschliessen, und basische, deren Hauptglied Gabbro bildet; — ferner die andesitischen Gesteine des Ortlergebietes, welche in zwei altersverschiedene Gruppen ge- schieden wurden, die älteren Grünstein-artigen Ortlerite und die jün- geren Suldenite mit heller Trachyt-artiger Grundmasse; beide ge- hören der unteren Abtheilung der Quarzphyllite an; — endlich die Labradorporphyrite des Zwölfer-Spitz. — Von nicht minderer Bedeu- tung sind die Beobachtungen über die Schichtengruppe, welcher die krystallinischen Marmore von Laas, Göflan, Martellthal u. s. w. an- gehören; sie entspricht nach Stache’s Beobachtungen der sogenannten Schieferhülle der Gneissmassen der Hauptaxe der Alpen, und ihr Ab- satz ist wahrscheinlich schon unter dem Einflusse submariner vul- canischer Einwirkungen erfolgt, welche dem Austreten der andesiti- schen Eruptivgesteine voranging. Hr. Dr. Koch, dem die specielle Untersuchung des Gebietes von Montafon zugefallen war, hatte es in demselben hauptsächlich mit verschiedenen Varietäten von Gneiss, Glimmerschiefer und Horn- blendegesteinen zu thun, die genauer, als es früher geschehen war, von ihm kartirt wurden. Nr. 1 Sitzung am 9. Jänner. Franz Ritter v, Hauer. 3 Die zweite Section, bestehend aus dem Chefgeologen Hrn. Berg- rath E.v. Mojsisovics und den Herren Dr. Doelter und Dr. Hoer- nes, setzte im Anschluss an die vorjährigen Arbeiten in Südtirol die Aufnahmen weiter gegen Süden fort und kartirte die Blätter Zone 20, Col. VI, Pieve-Longarone, und Zone 21, Col. VI, Belluno-Feltre voll- ständig, und das Blatt Zone 21, Col. V, Primiero-Borgo zum grös- seren Theile. Hr. Bergrath v. Mojsisovics untersuchte die Um- gebungen von Borgo im Valsugana, Primiero, Agordo und Zoldo und revidirte einzelne Theile der vorjährigen Aufnahme ; Herr Professor Hoernes führte die Aufnahme der Gegend von Longarone, Belluno und Feltre durch, und Herr Professor Doelter begann die Unter- suchung des Cima-d’Asta-Stockes, und machte Studien im Quarz-Por- phyrgebiet des Fleimser-Thales. Von grossem Interesse sind die Beob- achtungen über die tektonischen Störungen längs und südlich der grossen, bereits im vorigen Jahre von Herrn v. Mojsisovics er- kannten Bruchlinie Valsugana, - Agordo, - Zoldo, - Cadore, auf wel- cher die Erzvorkommen von Valsugana, das Quecksilbervorkommen von Vallalta, der Kiesstock von Agordo und das Bleierzvorkommen von Val inferna liegen. Ueberschiebungen, Ueberkippungen und lie- gende Falten, sowie untergeordnete Parallelbrüche sind häufige Er- scheinungen im Süden der grossen Bruchlinie. Die Bildungen der oberen Kreide und des Tertiär dringen von Süden bis an dieselbe heran, überschreiten sie aber an keiner Stelle. — Im Valsugana wurden Tertiärablagerungen in grösserer Verbreitung nachgewiesen, und die tertiären Schichten von Belluno wurden von Hoernes ge- nauer gegliedert. — Am Nordabhang des Plateau der Sette communi wurden unter dem Dachsteinkalk Raibler-Schichten und Dolomite der oberen und unteren Trias entdeckt. Bei Longarone fanden sich rothe liassische Ammonitenkalke, und mehrfach wurden Basalte, welche das alte Kalkgebirge durchsetzen, aufgefunden. Zwei weitere Sectionen waren in Ostgalizien thätig. Die eine derselben, Hr. k. k. Bergrath H. Wolf und der Volontär Hr. Berg- ingenieur C. Pilide aus Bukarest vollendete im Anschlusse an die vorjährigen Arbeiten die Aufnahme eines Gebietes von ungefähr 50 Quadratmeilen nördlich vom Dnjesterlauf zwischen Strypa und Zbrucz, und zwar die nördliche Hälfte des Blattes Col. XXXIV. Zone 9, die Blätter Col. XXXIV, Zone 7 und 8, und die östliche Hälfte de Blätter Col. XXXIL, Zone 7, Sund 9. Es ergab sich, dass das Ober-Silur und Devon im Flussgebiete des Sered bis Borkie wielki, also viel weiter nach Norden reicht, als bisher bekannt gewesen war; erwähnenswerth ist auch die grössere Ausdehnung der oberen Kreide bei Wertelka im oberen Seredgebiete. Die neogene Mediterranstufe ist durch ganz Podolien als gleich- mässige Decke über den paläo- und mesozoischen Gebilden entwickelt. Dieselbe wird entlang einer von NW nach SO streichenden, etwa 20 Meilen langen Linie von Pod Kamien bis gegen Kamince podolski durch einen Wall von sarmatischen Schichten bedeckt, welche den sogenannten podolischen Kamm bilden und Höhen von 340—360 Meter erreichen. Nirgends treten hier die sarmatischen Bildungen weiter gegen West in das podolische Plateau ein. I=* 4 Verhandlungen, Nr. 1 Die vierte Section endlich, bestehend aus Hrn. Bergrath K. M, Paul und Hrn. Dr. E. Tietze hatte die Aufgabe, die Detailauf- nahme des südlichsten Theiles der galizischen Karpathen, zwischen der Bukowina und dem Marmaroscher Comitat, nördlich bis an den Parallelkreis von Nadworna durchzuführen. Es fällt diess Gebiet auf die Blätter Col. XXX, Zone 11, dann Col. XXXI und Col. XXXI, Zone A117 32,>13,.14, Wie in der angrenzenden Bukowina, gelang auch hier die Glie- derung der Karpathensandsteingebilde in drei Hauptgruppen, von welchen die tiefste grösstentheils dem Neocomien, die mittlere der mittleren und oberen Kreide, die oberste sicher dem Eocen ange- hört. Auch die am nördlichen Karpathenrande sich anschliessenden Ablagerungen der neogenen Salzformation stehen in tektonischer Be- ziehung mit den Karpathensandsteinen noch in engstem Zusammen- hange, und es erscheinen die Schichten derselben in ganz ähnliche, schief gestellte Mulden und Sättel zusammengebogen, wie sie im In- neren der Sandsteinzone so häufig auftreten. Auf dem Gebirgsstocke der Csernahora, an der Grenze zwischen Galizien und der Marmaros, wurden zweifellose Spuren von Glacial- Erscheinungen constatirt, der erste diessbezügliche Nachweis im Ge- biete der Ostkarpathen. Genauere Localstudien, namentlich auch im Interesse einer Be- reicherung der Sammlungen unseres Museums, wurden ferner in ver- schiedenen Gebieten von den Herren Bergrath D. Stur und Assi- stenten M. Vacek vorgenommen. So setzte der Erstere insbesondere die Untersuchung und Ausbeu- tung der Lias- und Juralocalitäten der östlichen Alpen fort. Die sämmt- lichen Fundorte von Adnether-Cephalopoden in der südlichen Umgebung des St. Wolfgang-See’s wurden dabei besucht und die einzelnen Schicht- gruppen derselben im Detail gegliedert. Nördlich vom St. Wolfgang- See waren die Spitze des Schafberges mit ihrer Kappe von Hierlatz- Schichten, und der Nordabhang dieses Berges bis zum Mondsee herab, mit seinen zahlreichen, zum Theil früher von keinem Geologen be- suchten Fundpunkten von mittelliassischen Petrefakten (Margaritatus- Schichten) das Ziel beschwerlicher, ja selbst nicht gefahrloser Unter- suchungen. Es gelang, ein Gesammtbild dieser Vorkommen zu ge- winnen und dieselben auf der Karte zu fixiren. Auch das bisher zweifelhaft gebliebene geologische Alter gewisser Sandsteine im Bur- gaugraben, südlich vom Mond-See und Atter-See, konnte Herr Berg- rath Stur feststellen; dieselben gehören dem Lunzersandstein an, denn an einer neu aufgefundenen Stelle an der Plankenmoos-Nieder- alpe, nördlich vom Eisenberg, treten in einem tief eingerissenen Graben unter dem Sandstein Reingrabner-Schiefer mit Halobia Haueri und in einiger Entfernung über ihm Opponitzer Kalk mit seinen cha- rakteristischen Versteinerungen: Corbis Mellingi, Cardita cerenata, Perna Bouei, Ostrea montis caprilis zu Tage, ganz wie an den typischen Localitäten im Reingraben bei Rohr und bei Opponitz. Eine andere Reise des Herrn Bergrath Stur nach Mährisch- ÖOstrau, Breslau, Waldenburg, Landshut, Schatzlar und Prag hatte weitere Untersuchungen über die Steinkohlenformation zum Zweck. Nr. 1 Sitzung am 9. Jänner. Franz Ritter v. Hauer, 5 Von besonderer Wichtigkeit wurde dabei das Studium der Sternberg’- schen Originalien in dem Museum in Prag. Herr Assistent M. Vacek brachte seine schon im vorigen Jahre begonnenen Studien über das Kreidegebirge in Vorarlberg zum Ab- schluss. Die Karte der betreffenden Gebiete wurde richtig gestellt, und zahlreiche Fossilien wurden aufgesammelt, von welchen insbeson- dere solche ans den tiefsten Schichten der Formation von grossem Interesse sind. Auch neben ihren eigentlichen Aufnahmsarbeiten hatten unsere Geologen vielfach Gelegenheit, bei Reisen im Inland, wie im Ausland ihre Kenntnisse zu bereichern und zum Besten der Anstalt zu wirken; nur ganz flüchtig kann ich übrigens hier die betreffenden Unternehmungen berühren. Ich selbst besuchte unter Stache’s freundlicher Führung einige der wichtigsten Fundpunkte der neu entdeckten Eruptivgesteine im Ortlergebiete und am Zwölfer-Kogel, und nahm dann zusammen mit Hrn. Prof. Neumayr an der Versammlung der Deutschen geologi- schen Gesellschaft in Jena Antheil. Weiter unternahm ich eine Reise nach Dänemark und Schweden, und wohnte am Rückwege zusammen mit Hrn. Bergrath Wolf der Naturforscher-Versammlung in Ham- burg bei. Herr Bergrath D. Stur machte mit den Mitteln eines Stipen- diums der Schlönbachstiftung eine Reise nach Dresden, Leipzig, Berlin, Bonn, Bochum, Eschweilerpumpe, Lüttich, Brüssel, Paris, Metz, Saarbrücken, Strassburg, Zürich und München, um in der Natur und in den Museen die Steinkohlenvorkommen der betreffenden Länder kennen zu lernen. Seine bereits veröffentlichten Reisenotizen (Verh. 1876, S. 261) zeigen, mit welch reichem Erfolge er bemüht war, die ihm gebotene Gelegenheit im Sinne des Stifters zum Besten der Wis- senschaft auszunützen. Herr Bergrath Stache setzte seine Untersuchungen der älteren paläozoischen Gebilde der Alpen in der Umgebung des Schökl bei Gratz, dann zwischen Leobl und den Steiner Alpen in den Kara- wanken fort. Neue Fundpunkte der Fusulinen-führenden Schichten der Kohlenformation und andere Fundorte von Petrefakten aus noch älteren paläozoischen Schichten wurden dabei entdeckt. Auch die Studien über die Bellerophonkalke und die Aufsammlungen von Petre- fakten aus denselben wurden fortgesetzt. Herr Bergrath v. Mojsisovics untersuchte im Zusammenhang mit seinen Aufnahmen in Südtyrol verschiedene Gebiete der Lombar- disch-Venetianischen Alpen. Von besonderem Interesse ist sein bereits veröffentlichter (Verh. 1876, S. 238) Bericht über die Umgebungen von Recoaro und die von Hrn. Prof. Dr. Beyrich daselbst unter- nommenen Untersuchungen. Herr Bergrath H. Wolf intervenirte für die Anstalt als Sach- verständiger bei zahlreichen, von verschiedenen Behörden angeord- neten Commissionen, — aus seinem Aufnahmsgebiete machte er ferner einen Ausflug nach Odessa und brachte uns eine werthvolle Sammlung 6 Verhandlungen. Nr. 1 von Gesteinsproben und Petrefakten aus den dort auftretenden pon- tischen Schichten mit. Herr Bergrath K. M. Paul unternahm zusammen mit Herrn Dr. Tietze im Auftrage des k. k. Ackerbauministeriums eine Unter- suchung der Mineralquellen von Krynica in Galizien. Herr Dr. Tietze endlich begleitete unseren edlen Gönner, Hrn. Grafen A. Breunner, auf einer Reise nach Sicilien, und brachte, wenn auch diese Unternehmung durch eine schwere Erkrankung des Letzteren gestört wurde, lehrreiche Sammlungen und Daten von dort mit. Wie im vorigen Jahre, verdanke ich auch jetzt wieder der gütigen Vermittlung der Herren Prof. Dr. A. Frit in Prag und des Directors M. v. Hantken in Pest Nachrichten über den erfreu- lichen Fortgang der geologischen Arbeiten des Comit& zur natur- wissenschaftlichen Durchforschung von Böhmen und der geologischen Anstalt in Ungarn, die hier mitzutheilen mir zur lebhaften Befriedigung gereicht. Herr Prof. Krejli setzte gemeinschaftlich mit Herrn Professor R. Helmhacker die Arbeiten zur Vollendung einer geologischen Karte von Mittelböhmen fort. Dieselbe bringt namentlich die Um- gebungen von Prag bis über Beraun und Schlan hinaus zur Darstel- lung und wird in dem Massstabe von 1 Zoll zu 400 Klafter aufge- nommen. Die Arbeit ist bis auf einige Lücken, die im Laufe des nächsten Frübjahrs ausgefüllt werden sollen, fertig, und es wurden durch sie die älteren Aufnahmen Krejti's, die er für die k. k. geol. Reichsanstalt ausgeführt hatte, wesentlich verbessert und vervollständigt. So wurden alle Etagen des mittelböhmischen Silurbeckens genau aus- geschieden, und die grossartigen Dislocationen, welche dieses Becken durchsetzen, verzeichnet. Bezüglich der weit verbreiteten Schotterab- lagerungen auf den Höhen von Mittelböhmen ist Hr. Prof. Krej£i zu sehr auffallenden Ergebnissen gelangt. Er glaubt nachweisen zu können, dass dieselben grösstentheils der tiefsten Stufe der böhmi- schen Kreideformation — den Perutzer Schichten — angehören, so dass diese Formation einen viel grösseren Umfang erhielt, als auf den älteren Karten. Sehr interessant sind die Beziehungen der azoischen Schiefer zum Granite östlich von Prag bei Mnichowitz und Eule. Auf lange Strecken fallen hier die ersteren unter den letzteren ein; ja, eine abgesonderte Insel des Quarzites (d2) und Grauwackenschiefers reicht ebenfalls bis an den Granit heran und fällt unter demselben ein. — Die Karte soll in verkleinertem Massstabe mit einer Beschreibung in dem Archiv der Landesdurchforschung veröffentlicht werden. Herr Prof. Dr. Laube setzte die Untersuchung des Erzgebirges in dem Gebiete zwischen Joachimsthal, Kaaden und Weipert fort und fand daselbst die Reihenfolge der krystallinischen Schiefer vom Granulit bis zum Glimmerschiefer vertreten. Obgleich ein endgül- tiges Ergebniss erst von weiteren Untersuchungen abhängig ist, glaubt er doch jetzt schon mit Bestimmtheit aussprechen zu können, dass ein genetischer Unterschied zwischen dem rothen und dem grauen Nr. 1 Sitzung am 9. Jänner. Franz Ritter v. Hauer. 7 Gneisse nicht besteht, und dass in diesen Gesteinen ein Aequivalent des bejischen und herzynischen Gneisses im Böhmerwald gegeben ist. Herr Prof. Dr. A. Fri@ war hauptsächlich mit paläontologischen Arbeiten beschäftigt. Für seine Publication über die Saurier und Fische der böhmischen Kreideformation sind bereits mehrere Bogen Text mit zahlreichen Holzschnitten gedruckt, sowie auch eine Tafel mit der Restauration des Macropoma speciosum vorbereitet. — Von den Sauriern der Gaskohle sind 7 Tafeln — 4 derselben freue ich mich in unserer heutigen Sitzung vorzeigen zu können — zum Drucke bereit. Behufs der Vergleichung mit den in England vorgekommenen ähnlichen Arten der Labyrinthodonten unternahm Hr. Dr. Friö mit Unterstützung des k. k. Unterrichts-Ministeriums eine Reise nach London, Leeds, Newcastle und Glasgow und studirte die dortigen rei- chen Museen und Privatsammlungen. Herr Prof. Dr. E. Boriczky brachte mit der Bearbeitung der paragenetischen Verhältnisse der secundären Minerale der Melaphyr- gesteine Böhmens seine Studien über diese Gesteinsfamilie zum Ab- schluss. Die betreffende Arbeit erschien bereits mit Ende Juli im Druck. — Behufs Fortsetzung seiner Studien über die Porphyrge- steine Böhmens bereiste er dann theilweise zusammen mit Hrn. Assi- stenten Bilek die schwer zugängliche Porphyrpartie südlich von Ste- chowitz am Moldauflusse, dann die südlichsten Partieen des Pürglitz- Rokytzaner Porphyrzuges zwischen Zbirow, Wejwanow und Rokytzan, revidirte einige Localitäten zwischen Pürglitz und Lana und kartirte sämmtliche Porphyrgänge längs des Moldauflusses zwischen Stecho- witz und Königsaal. Gleichzeitig wurde endlich die mikroskopische und chemische Detailuntersuchung mit den Porphyren von Libschitz bei Prag in Angriff genommen. Was die Aufnahmen in Ungarn betrifft, so schliessen dieselben im Allgemeinen in südwestlicher Richtung an die in den vorigen Jahren aufgenommenen Gebiete in den Umgebungen von Oedenburg, Plattensee und Fünfkirchen an. Es waren dabei die Herren K. v. Hoff- mann, Joh. Bökh, Jul. Matyasovsky und Ludw. Roth beschäf- tigt. Ueber die interessantesten Ergebnisse der Untersuchungen ver- danke ich den erstgenannten beiden Herren ausführlichere Mitthei- lungen, welche ich vollinhaltlich als Beilage zu diesem Berichte ver- öffentliche. Auch im abgelaufenen Jahre wieder nahmen Freunde und Mit- glieder unserer Anstalt rühmlichen Antheil an der geologischen Erforschung der Örient-Gebiete und aussereuropäischer Länder. Die durch Subvention des k. k. Unterrichts-Ministeriums in’s Werk gesetzte Erforschung der europäischen Türkei und Griechen- lands wurde unter der Leitung der Herren Prof. E. Suess und M. Neumayr energisch fortgesetzt. An den Aufnahmsarbeiten selbst nahmen nebst dem Letzteren die Herren A. Bittner, Fr. Teller und C. Heger Antheil. Vorläufige Berichte über die Ergebnisse dieser Untersuchungen, die wir Herrn Prof. Suess verdanken, sind bereits in unseren Verhandlungen (1876, 8. 219) zum Abdruck gebracht. 8 Verhandlungen. Nr. 1 Herr Custos Th. Fuchs, begleitet von Herrn. Carlin, dehnte seine so wichtigen Studien über die jüngeren Ablagerungen der öst- lichen Mittelmeerländer, auf Egypten aus. Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften, welche, wie in früheren Jahren, auch diessmal die Kosten dieser Unternehmung bestritt, wird die Ergebnisse der- selben in ihren Schriften veröffentlichen. Ueber die weiteren Erfolge der Untersuchungen unseres ver- ehrten Freundes Dr. Rich. Ritter v. Drasche auf Luzon und später in Japan, wurden wir durch dessen freundliche Mittheilungen in Stand gesetzt, fortlaufend in unseren Verhandlungen Nachricht zu geben. Im Spätherbste des vorigen Jahres kehrte derselbe über Amerika wieder zurück nach Wien, während wir der Rückkehr des bei der deutsch-afrikanischen Expedition in den Congoländern beschäftigten Herrn Dr. Lenz nach den letzten von demselben eingegangenen Nachrichten ebenfalls in den nächsten Monaten schon entgegensehen. Auf das Museum der Anstalt wurde von dem Vorstande, Hrn. Bergrath Stur, und Hrn. Assistenten Vacek sehr viele Arbeit ver- wendet, weniger auf Neuaufstellungen, als auf Verbesserung und Con- servirung der vorhandenen Sammlungen. Die sämmtlichen Säle wurden numerirt und mit Aufschriften versehen. — Neu aufgestellt wurde die Sammlung der Schaustücke von Mineralien in 6 Schränken im Saale Nr. III, und im Saale Nr. XI eine Specialsammlung von Mine- ralien und Gesteinen des Hüttenberger Erzberges, die wir als ein höchst werthvolles Gescheuk Herrn Bergdirector F. Seeland in Kla- genfurt verdanken. Weiter wurden, namentlich durch Herrn Bergrath Wolf, Vor- bereitungen zur Aufstellung unserer so reichen Sammlungen von tech- nisch verwerthbaren Gesteinen und Mineralien begonnen, für welche uns neue Localitäten im Erdgeschosse und in lichten Kellerräumen unseres Gebäudes theils schon zugewiesen sind, theils im kommenden Frühjahre übergeben werden sollen. Unter den neuen Erwerbungen, durch welche das Museum im Laufe des Jahres bereichert wurde, sind nebst der schon erwähnten Sammlung vom Hüttenberger Erzberge vor Allem hervorzuheben zahl- reiche Objecte meist für unsere technischen Sammlungen, die uns bei der Auflösung des bestandenen Athenäum zugewiesen wurden — reiche Suiten von Steinkohlenpflanzen, welche Hr. Bergrath Stur gelegent- lich seiner Reisen theils selbst sammelte, mehr aber noch zum Ge- schenke für die Anstalt erhielt, eine sehr wichtige Sammlung der Keuper- und Liaspflanzen der Alpen, die wir käuflich erwarben, zahl- reiche Fossilien der Klippenkalke in den Umgebungen von Neumarkt in Galizien, die wir unter freundlicher Vermittlung des Herrn Ka- mienski aufsammeln liessen, die so interessanten Gesteins-Suiten aus allen Schichten. die bei Ausführung des St. Gotthard-Tunnels durchfahren wurden u. s. w. Weitere werthvolle Geschenke von grösserem und geringerem Umfange erhielten wir von den Herren k. k. Bergeommissär R. Pfei- fer in Brünn, Director Ant. Rücker in Wien, Braun in Miesbach, Dr. A. v. Klipstein in Giessen, Dr. Gust. Zelenter in Kremnitz, Nr. 1 Sitzung am 9. Jänner. Franz Ritter v. Hauer. 1%) Bergschul-Director A. Schütze in Waldenburg, k. Sectionsrath M. v. Hantken und Ed. v. Madarasz in Pesth, Prof. G. Gastaldi in Turin, Prof. Dr. F. Römer in Breslau, Prof. Dr. J. Meneghini in Pisa, k. k. Linienschiffs-Capitän Freiherrn v. Oesterreicher in Pola, Prof. B. v. Pregl in Zara, J. Haberfeller in Lunz, Baron v. Bretennieres in Dijon, J. Neuber in Kirchberg, Professor A. K. Popvvics in Neusatz, H. Ritter v. Drasche in Wien, Direct. A. Mladek und Fr. Bartonec in Mähr. Ostrau, Dr. Huber in Schruns, Director Hugo Rittler in Rossitz, Sr. Excellenz K. Frei- herr v. Czörnig in Görz, Conrector A. Höger und Berginspector J. Schönknecht in Landshut, Sr. Durchl. Prinz Schaumburg- Lippe in Skalitz, Prof. Dr. G. Laube in Prag, Prof. Dr. F. Gol- denberg in Mahlstatt bei Saarbrücken, Prof. Dr. G. Lindström und Dr. A. H. Nathorst in Stockholm, Prof. Dr. Ward in Roche- ster in Nordamerika, Al. Mascarini in Ascoli, F. Kraus in Wien, Voigt und Hochgesang in Göttingen, Prof. Dr. Schmidt in St. Petersburg, k. k. Adjuncten Ad. Kasch in Pribram, Dr. J. T. Ster- zel in Chemnitz, Prof. Fr. Toula in Wien, Prof. Wolfinau in Leitmeritz; dann von der Domänen-Direction der k. k. Staatseisen- bahn-Gesellschaft in Wien, und der österr. Baugewerke-Gesellschaft in Wien. Die Bibliothek unter der Obsorge des Hrn. J. Sänger ver- mehrte sich um 822 Bände und Hefte, davon 230 in 194 Nummern Einzelwerke und Separatabdrücke und 592 Zeit- und Gesellschafts- schriften. Schriftentausch wurde neu eingeleitet mit dem Orientali- schen Museum in Wien, der polnischen Gesellschaft der Naturforscher in Lemberg, der Redaction des Archives für Mathematik und Natur- wissenschaften in Christiania, der rumänischen geographischen Ge- sellschaft in Bukarest, der Direction der Rassegna semestrale delle scienze fisiche e naturali in Florenz, dem naturwissenschaftlich-medi- einischen Vereine in Heidelberg, dem Second geological Survey of Pennsylvania in Harrisbury, der Commission der geologischen Karte in Madrid, der geologischen Gesellschaft in Lille, der physicalisch- medicinischen Societät in Erlangen, der geographischen Gesellschaft in Brüssel, und dem Comit& central permanent de geographie au Mini- stere de la marine in Lissabon. Im Ganzen zählte die Bibliothek mit Schluss des Jahres 1876 8832 Werke in 21,793 Bänden und Heften; sie war bisher zerstreut in verschiedenen Arbeits- und Kanzleizimmern, theils im Erdgeschosse, theils im ersten Stockwerke nur sehr unzweckmässig untergebracht. Die neuen, uns zugewiesenen Räumlichkeiten setzen uns in den Stand, sie ganz in einer Reihe von Localitäten im ersten Stockwerke zu con- centriren. Die hierzu erforderlichen Arbeiten, die einem lange ge- fühlten Bedürfnisse in erfreulicher Weise Befriedigung verschaffen werden, sind bereits begonnen. Aber auch für unsere Kartensammlung kann nunmehr besser, als es bisher möglich war, vorgesorgt werden. Eine allen An- forderungen entsprechende Neueintheilung und Catalogisirung der- selben hat Herr Bergrath H. Wolf unter Mitwirkung des Herrn K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 1. Verhandlungen. 2 10 Verhandlungen. Nr. 1 E. Jahn begonnen und wird sie hoffentlich im Laufe der nächsten Monate zu Ende zu führen in der Lage sein. In das Laboratorium trat neuerlich Hr. Friedrich Krumhaar als Volontär ein und nimmt mit dem regsten Eifer an den Arbeiten Antheil. In wissenschaftlicher Beziehung wurden Gesteinsanalysen in grösserer Zahl ausgeführt, für welche die jeweiligen geologischen Aufnahmen das Materiale lieferten. So untersuchten die Herren K. v. Hauer und C. John zahlreiche Gesteine aus Südtyrol aus den von Hrn. Prof. Dr. Doelter aufgenommenen Gebieten, und eine grössere Arbeit über die von Hrn. Bergrath Stache entdeckten Eruptivgesteine des Ortlergebietes wurde von Hrn. C. John unter- nommen. — Ebenso wurden aber auch, wie in früheren Jahren, zahl- reiche Untersuchungen von Kohlen und Erzen, von Thonen, hydrau- lischen Kalken u. s. w., dann von Mineralwässern, und zwar dem erbohrten Säuerling bei Ranigsdorf in Mähren und der Quelle von Lazendorf bei Rohitsch durchgeführt. Auch die Sammluug krystalli- sirter Laboratoriumsproducte erhielt im Laufe des Jahres reichen Zuwachs. Was endlich unsere Druckschriften betrifft, so wurde zwar im Laufe des Jahres kein neues Heft der Abhandlungen ausgegeben, doch ist die Zeichnung der Tafeln und theilweise der Druck für nicht weniger als fünf meist sehr umfangreiche Arbeiten im raschen Fort- gange begriffen. Es sind diess: 1. F. Karrer: Geologie der Kaiser Franz Joseph-Wasserleitung mit 12 Tafeln geologischer Durchschnitte und 6 lithographirten Tafeln. Diese Arbeit wird für sich einen ganzen Band unserer Abhandlungen bilden. 2. M. Vatek: Die Mastodonten der österreichischen Tertiärab- lagerungen, mit 7 Doppeltafeln, die bereits vollendet sind. 3. D. Stur: Die Culmflora der Ostrauer Schichten, mit unge- fähr 20 Doppeltafeln, von welchen 15 fertig gestellt sind. 4. E. v. Mojsisovics: Das Gebirge um Hallstatt, 3. Heft, mit ungefähr 30 Tafeln, davon S vollendet. 5. G. Stache: Die ILiburnische Stufe, mit ungefähr 22 Tafeln und einer geologischen Karte, davon vollendet 14 Tafeln. Für das von Hrn. Bergrath E. v. Mojsisovics redigirte Jahr- buch !) der Anstalt lieferten Originalarbeiten die Herren G. Haber- landt, Prof. Dr. R. Hoernes, M.Kelb, Dr. A. Koch, E. v. Kyas- say, Prof. Dr. M. Neumayr, Prof. J. Niedzwiedzki, Bergratlı K. M. Paul, Director F. Seeland, Dr. Schneider und Bergratlh B. Walter, — für die mineralogischen Mittheilungen, deren Redac- 7 tion Hr. Director Dr. G. Tschermak besorgt, die Herren F. Ber- ") In dem Verzeichnisse der Mitarbeiter für den Jahrgang 1875 des Jahr- buches, welches ich in meinem letzten Jahresberichte mittheilte, ist durch ein Ver- sehen der Name des Hrn. Prof. Dr. J. Woldrich weggeblieben. . = Pa er Sole u en ER EEE EEE TFT ERDE DE EEE WERE TO TRETEN EU EBEN ET nr ER 7 z ui Zu In Nr. 1 Sitzung am 9. Jänner. Johann Bökh. 11 werth, E. Boritzky, Rich. Ritter v. Drasche, A. Frank, WE Puchs, E. Geimitz, B. Helmhacker, C, Hintze, E. Kalkowsky, W. F. Löbisch, E. Ludwig, E. Neminai, Er Rousch, .J: Roth, L. Sipöcz, W. Snida, A. Streng, d. Terglav, K. Than und M. Websky. Die Verhandlungen endlich, die Hr. Bergrath K.M. Paul redi- girte, enthalten Mittheilungen von sämmtlichen Mitgliedern der An- stalt und von den Herren F. Babanek, Benecke, A. Bittner, J. Bökh, Breitenlohner, E. Döll, R. v. Drasche, F. Farsky, K. Feistmantel, A. Frit, Th. Fuchs, J. Gamper, F. Grö- ger, M. v. Hantken, O. Heer, E. Hussak, Frhr. v. Jüptner, v. Klipstein, A. Koch, G. Laube, E. Mattesdorf, J. v. Ma- tyasovsky, M. Neumayr, A. H. Nathorst, K. Peters, G. Pilar, C.D.Pilide, A. Popovich, F. Po$Sepny, A.R. Rössler, Roth wreleed, A. Rücker, .E. Sacher, F. Teller, Fr. Toula und A. Baron v. Zigno. Wohl haben wir, meine Herren, wie aus dem Gesagten hervor- geht, alle Veranlassung, auf die Erfolge des abgelaufenen Jahres mit Befriedigung zurückzublicken, und mit froher Zuversicht einer wei- teren Entwicklung unserer Thätigkeit in dem begonnenen Jahre ent- gegenzusehen. Eines Ereignisses aber darf ich zum Schlusse wohl noch gedenken, welches uns noch erhöhte Anregung in Aussicht stellt und uns mit der lebhaftesten Freude erfüllt. Die Deutsche geologische Gesellschaft hat in Jena beschlossen, ihre nächste Generalversammlung in den letzten Tagen des September in Wien abzuhalten. Wir werden dabei Gelegenheit finden und sie bestens benützen, die Ergebnisse aller unserer Ar- beiten und Studien der wohlwollenden Kenntnissnahme einer Ver- einigung der hervorragendsten Meister unseres Faches in Deutsch- land vorzulegen, und ihre Ansichten und Bemerkungen über die- selben uns nutzbar zu machen. Der regsten Betheiligung an dieser Versammlung mit Zuversicht entgegensehend, rufen wir heute schon unseren Freunden und Collegen im Deutschen Reicke ein herzliches Willkommen zu. Beilage. Mittheilungen der Geologen der k. ungarischen Anstalt über ihre Aufnahmsarbeiten im Jahre 1876. 1. Johann Bökh. Im vorigen Sommer vollführte ich die geo- logischen Landesaufnahmen, theilweise in Gesellschaft des Hrn. Prak- tikanten J. Halaväts, im südwestlichen Theile des Comitates Ba- ranya und dem hieran stossenden Theile der Somogy. Dem grösseren Theile nach entfällt dieses Gebiet auf die Niederung der Drau, mit seinem nordöstl. Theile reicht es indessen bis in das das Mecsek-Gebirge gegen Westen umgürtende Hügelland, gleichwie es die westlichen Ausläufer dieses Gebirges gleichfalls noch in sich 9% 12 Verhandlungen. Nr schliesst. Es umfasst einen Flächenraum von circa 40—43 Quadr.- Meilen. Auf diesem Gebiete sind nun längs dem Laufe der Drau die Alluvionen herrschend, allein etwas weiter gegen Norden stosst man auf eine Zone, welche über Laköcsa, Bogdäsa, Sellye, Vaiszlö dahin- zieht und örtlich selbst zu Hügelland sich erhebt, und in welcher der diluviale Sand herrscht. Diese Sandzone streicht von Nordwesten gegen Südosten und bildet das südöstliche Ende der diluvialen Sandvorkommnisse der Somogy. Längs des Nordrandes dieser Sandzone fliessen nun die Wässer des westlichen Theiles des Mecsek-Gebirges und des dasselbe gegen Westen und Süden umfassenden Landes der Drau zu, es sind daher die Alluvionen hier gleichfalls wieder in grösserem Maasse an- zutreffen. Der Löss spielt eine grosse Rolle, erstreckt sich indessen gegen Westen nur bis im die Gegend von Magy-Lad (Somogy), von wo an noch weiter gegen Westen, bis an die Drau hin, ihn der diluviale Sand ablöst, welch’ letzterer hin und wieder selbst zu Flugsand wird. Die Grenze zwischen Löss und diluvialem Sand ist nicht scharf markirt, da der Löss gegen Westen sandige Straten zeigt und über- haupt auch selbst mehr sandiger Natur wird, bis endlich der reine Sand herrscht; allein nichtsdestoweniger lässt sich die Grenze zwischen dem Löss- und Sandgebiet mit ziemlicher Genauigkeit feststellen. Gegen Süden, d. i. westlich von Szigetvär, ist auf geringere Erstreckung gleichfalls noch der Löss zu trefien, es folgt demselben aber alsbald der diluviale Sand, welcher wieder durch das mehr und mehr an der Fläche gewinnende Alluvialgebiet begrenzt wird. Der im Comitate Baränya so sehr verbreitete Bohnerz führende rothe Lehm, der bekanntermassen zwischen Löss und den pontischen (Congerien-) Schichten lagert, wie ich diess an anderem Orte bereits hervorgehoben habe, ist gleichfalls als diluviales Gebilde anzusehen, und zieht in westlicher Richtung auch in das Gebiet Somogy hinüber, wo ich denselben unter Anderem bei Szuliman beobachtete. Die tertiären Ablagerungen sind sowohl durch Schichten der (Congerien-) Stufe, als auch des Mediterran vertreten. Sarmatische Schichten sind hier fast gar nicht anzutreffen. Die pontischen Schichten, welche um Ibafa und Bükkösd noch stark vertreten sind, lassen sich von hier in westlicher Richtung über Mozsgö hinaus bis gegen Kis Härsägy zu verfolgen, wo sie in Roth’s Aufnahmsgebiet hinübersetzen, nur dass weiter gegen Westen die- selben an der Oberfläche eine immer mehr und mehr untergeordnete Rolle spielen. Südöstlich von Szt. Lörinez, bei Zök und Bagota, sind die ponti- schen Schichten ebenfalls zu treffen. Petrefakte führen sie an meh- reren Punkten, theilweise auch reichlich Cong. triangularis, Cong. rhomboidea, Cardium Schmidti ete. etc. Ueberhaupt schliessen sich die pontischen Ablagerungen dieser Gegend sowohl in paläontologi- scher, als auch petrographischer Hinsicht den im östlicheren Theile des Mecsek-Gebietes auftretenden pontischen Schichten an. Was ich bezüglich dem Niveau der Ablagerungen mit Cong. a ZZ 2.28 a a Sagyaci Nr. Sitzung am 9. Jänner. Johann Bükh. 13 triangularis und Cong. rhomboidea in meiner im Jahrbuch des k. ung. geol. Institutes IV. Band, 4. Heft (Die geologischen und Wasser-Ver- hältnisse der Umgebung von Fünfkirchen)') veröffentlichten Arbeit äüusserte, fand ich hier bekräftigt, so dass ich nicht zweifle, dass die Schichten mit Cong. triangularis innerhalb der pontischen Stufe hier in Baränya dasselbe Niveau markiren, als die durch Cong. rhomboidea ausgezeichneten Vorkommnisse. Ich fand die beiden Formen auch hier mehrfach mit einander vergesellschaftet auftretend, ja, ich kenne sogar ein Beispiel, wo die Cong. triangularis noch über der Cong. rhomboidea reichlich vorkommt. Die Schichten der mediterranen Stufe bilden gleichfalls in vollem Maasse nur die Fortsetzung jener mediterranen Ablagerungen, welche wir in dem gegen Osten angrenzenden Gebiete des Mecsek-Gebirges an zahlreichen Punkten vertreten finden, und in Betreff welcher ich gleichfalls auf meine oben erwähnte Arbeit verweisen kann. Von weiter westlich als Bükkösd und Ibafa kenne ich die medi- terranen Ablagerungen aus diesem Gebiete nicht. Die secundären Ablagerungen treten unter der durch Löss und die tertiären Gebilde zusammengesetzten Decke in den zahlreichen Gräben an vielen Punkten zu Tage; so z.B. bei Abaliget, Hetvehely, Megyefa etc. Bei diesen letztgenannten Orten treffen wir die Schichten des Muschelkalkes. Auch hier lässt sich der Muschelkalk in jene drei Glieder zer- legen, welche ich schon von anderen Punkten des Mecsek-Gebirges bekannt machte, und von welchen der leichtkenntliche, brachiopoden- reiche Knollenkalk das mittlere Glied bildet. Hier im westlichen Theile des Mecsek-Gebietes sind indessen Dolomite schon etwas reichlicher zu treffen, als in dem weiter gegen Osten folgenden Theile, und sind dieselben meistens dem oberen Gliede unseres Muschelkalkes angehörig. Von obertriadischen Ablagerungen ist mir hier im Westen nichts bekannt, ebenso finden sich hier weder liasische noch jurasische Gebilde. Nordnordwestlich von Szt. Lörinez, nämlich bei Dinnyeberki, stossen wir wieder auf rothe conglomeratische Sandsteine, welche Vor- kommnisse auch auf der geologischen Uebersichtskarte der österr.- ungar. Monarchie verzeichnet sind, welche petrographisch an die um Cserküt (westlich Fünfkirchen) auftretenden, und von mir in den untersten Theil der Buntsandsteinformation gestellten Ablagerungen erinnern und höchst wahrscheinlich mit diesen auch gleichalterig sind. Hier bei Dinnyeberki beobachtete ich in diesen, vermuthlich untertriadischen, rothen conglomeratischen Sandsteinen auch einzelne abgerollte Granitstücke als Einschlüsse, welcher Granit petrographisch ganz mit den Graniten des Mecsek-Gebietes übereinstimmt, was für die Altersbestimmung der Baränyaer Granite gleichfalls einen Wink gibt. 1) Die deutsche Uebersetzung dieser Arbeit ist bereits in Angriff genommen. 14 Verhandlungen. Nr: al Es ist eine schon seit Peters her bekannte Sache, dass längs des südlichen Randes des Mecsek-Gebirges an zwei Punkten auch Granite auftreten, nämlich zwischen Fazekas-Boda und Morägy einerseits, welches Vorkommen die Hauptmasse bildet, gleichwie un- mittelbar bei Fünfkirchen selbst, längs des Laufes einer gutmarkirten Bruchlinie; es ist aber ein bisher unbekanntes Factum, dass der gleiche Granit von den Fünfkirchner Vorkommnissen um etwa drei Meilen noch weiter westlich, nämlich etwas nördlich von Szt. Erzsebet, in einem kleimen Vorkommen abermals. zu Tage tritt, wie ich diess bei den heurigen Sommeraufnahmen ersah, wobei der Granit auch an diesem letzteren Punkte von den in der Nähe auftretenden, für unter- triadisch angesprochenen Ablagerungen gegen Süden hin situirt ist. Die Streichungsrichtung einer die drei hier angeführten Granit- vorkommnisse verbindenden Linie wiederspiegelt so ziemlich die allge- meine Streichungsrichtung des Mecsek-Gebirges, besonders in dessen westlichem Theile, und situirt sich längs des Südrandes dieses Ge- birges, woselbst Brüche an mehreren Stellen, selbst mit voller Klar- heit, Aufschluss geben. Wie schon erwähnt, treten die secundären, gleichwie auch die tertiären Ablagerungen, meist nur in den zahlreichen Gräben, die diese Gegend durchfurchen, zu Tage, die Oberfläche der Hügel deckt in der Regel Löss, der an einigen Punkten auch Reste fossiler Säuge- thiere, namentlich von Eleph. primigenius, lieferte. Hiemit erscheint nun auch die geologische Aufnahme des Comi- tates Baränya beendigt. Nach Abschluss meiner Aufnahmsarbeiten in dem soeben kurz geschilderten Gebiete von Baränya und Somogy begab ich mich noch in die Gegend des Neusiedler See’s, um die Aufnahme des mir zu- gewiesenen Theiles des Leitha-Gebirges in Angriff zu nehmen. 2. Dr. K. Hoffmann. Ich habe während dieses Sommers — unterstützt von Hrn. Hülfsgeologen J. Stürzenbaum und Hrn. Be&la v. Inkey, welch’ letzterer an den Arbeiten als Volontär Theil nahm — die geologische Detailaufnahme in dem nordwestlichen Theile des Eisenburger Comitates im Anschlusse an mein vorjähriges Terrain fortgesetzt. Das von uns geologisch cartirte Grebiet umfasst den auf Ungarn entfallenden Theil der Blätter der Generalstabskarte Sect. 51 und 52, Col.XX, ferner das Blatt Sect. 52, Col. XXI, und den west- lichen und südlichen Theil des Blattes Sect. 51, Col. XXI, zusammen ein Gebiet von etwa 10 [ |Meilen Fläche, dessen Grenzen gegen West, Nord und Ost durch die steirische und österreichische Grenze zwi- schen Alhan und Steinbach, und durch die Ortschaften Pilgersdorf, Lockenhaus, Rattersdorf, Velem und Butsching, gegen Süd durch die Blattgrenzen meines vorjährigen Terrains zwischen Butsching und Allan bestimmt werden. Es umfasst dieses Terrain das Rechnitzer Schiefergebirge, mit Ausnahme der östlichsten Spitze dieser Gebirgs- insel, deren Untersuchung erst künftiges Jahr vollendet werden wird; ferner die nach Ungarn hereinragende und unmittelbar dem Zuge der Centralalpen angehörende, südwestliche Ecke des Wechsel-Rosa- lien-Gebirges zwischen Sinnersdorf, Bernstein und Steinbach, endlich £ | | | | DET bu A un a u un u ud 4 er Zi a Nr. 1 Sitzung am 9. Jänner. Dr. K. Hoffmann. 15 das vom Fusse des Alpenzuges sich ausbreitende neogene Hügelland, innerhalb des oben erwähnten Rahmens. Dieses Neogenland gehört zum Theile der Grazer Bucht, zum Theile der nördlich vom Rechnitzer Gebirge folgenden kleineren Bucht, in deren Mitte der Ort Drassen- mark liegt, endlich einer schmalen Einsenkung an, welche die beiden eben genannten Buchten mit einander verbindet und das Rechnitzer Gebirge von dem Alpenzuge scheidet. Die Gesteine des Schiefergebirges des Gebietes lassen sich in folgende auf der Karte nach den einzelnen Gesteinsarten speciell zerlegte geologische Gruppen unterscheiden: 1. Die älteste Gruppe bilden hochkrystallinische Schiefer der central-alpinen Zone: zum Theile Glimmer führender, zum Theile protogynartiger, mitunter Granaten führender Gneissund Glimmerschiefer mit sehr untergeordneten Einlagerungen von Amphibolschiefer. Diese Gruppe erscheint in dem unmittelbar den Centralalpen angehörenden Theile meines Gebietes verbreitet. Sie betritt hier von Westen her die ungarische Grenze zwischen Sinnersdorf und Stuben, zieht auf der Südseite des Wechsel-Rosalien-Gebirges zur Südostecke dieses Gebirgs- zuges bei Hasel, wendet sich dann gegen Nordnordost und zieht in dieser Richtung am Gebirgsrande in einem durch die Gesteine der nächsten Gruppe und durch überlagernde Neogenbildungen unterbro- chenen Streifen zur österreichischen Grenze bei Steinbach. Die Gruppe fehlt dem Rechnitzer Gebirge, dagegen tritt sie, wiewohl nur in räum- lich sehr geringer Ausdehnung, an dem Südostende der weiter süd- lich in meinem vorjährigen Terrain folgenden Schieferinsel von Kho- fidisch, unweit Grossdorf, an der Basis des dortigen Schiefercomplexes zu Tage aus. — Amphibolschiefer spielen in dem Gebiete thatsäch- lich nur eine sehr untergeordnete Rolle. In einer cartographisch ausscheidbaren Partie, z. Th. reich an Granaten, als Eklogit-artiges Gestein ausgebildet, fand ich sie hart an der österreichischen Grenze, bei Steinbach. Diese Partie scheint die unmittelbare Fortsetzung jenes Amphibolschieferzuges zu bilden, welche weiter nördlich den benachbarten Hutkogel und den Schlossberg bei Kirchschlag in Oester- reich zusammensetzt. Dagegen setzen die übrigen auf der Ueber- sichtskarte nach Ü7jzek verzeichneten Amphibolschieferzüge nicht mehr in mein Gebiet fort. 2. Die nächstfolgende jüngere Gruppe bildet eine sehr charak- teristische Gesellschaft von Gesteinen, deren Uebereinstimmung mit der von Stur als eozoisch aufgefassten Schieferhülle des Central- gneisses der Tauern-Kette schon mehrfach betont worden ist. Es sind graue bis schwärzliche, zuweilen graphitische, halbkrystallinische Thon- glimmerschiefer, grüne Chloritschiefer, ferner Kalkglimmerschiefer und Serpentin. Auch hier treten diese Gesteine in Bezug auf die hoch- krystallinischen Schiefer der Centralalpenkette in einer äusseren Zone auf, und wie durch die Anordnung im Grossen, so lassen auch einzelne Profile die Auflagerung der in Rede stehenden Gesteine auf den Schiefermassen der ersten Gruppe unzweideutig entnehmen. Sie erscheinen in dem zum Wechsel-Rosalien-Gebirge gehörigen Gebirgs- abschnitte in einem breiten, zwischen den Schiefermassen der ersten Gruppe eingekeilten Lappen, welcher sich aus der Gegend von 16 Verhandlungen. Nr: 1 Bernstein gegen Norden ausdehnt und zwischen Malten und Steinbach auf österreichisches Gebiet übergreift; sie setzen das Rechnitzer Schiefergebirge ausschliesslich zusammen in einer ausserordentlich mächtigen Schichtenreihe, während sie noch weiter südlich den Stock der früher erwähnten Schieferinsel von Khofidisch bilden. — An diese (Gesteine schliessen sich endlich als 3. Gruppe paläozoische, fossilführende Gesteine an. Es sind graue bis grauliche, im Vergleiche zu den vorigen etwas weniger deutlich krystallinische, phyllitartige Gesteine, feinkrystallinischer Kalkglimmerschiefer, Kalkstein und Dolomit. Ich habe zwar in meinem diessjährigen Aufnahmsgebiete keine diesem Complexe zuzuweisende Gebilde angetroffen, wohl aber treten sie in meinem vorjährigen Ter- rain auf und sind zur Beurtheilung unseres Schiefergebirges von Wichtigkeit. Petrographisch sind sie den Gesteinen der zweiten Gruppe ausserordentlich ähnlich; sie sind aber im Allgemeinen, wie bemerkt, etwas weniger stark metamorphosirt und gehören einer wesentlich verschiedenen jüngeren Formation an. Sie setzen die äus- serste Schieferzone der Gegend zusammen, und treten da bereits in einiger Entfernung vom Alpenrande zunächst am Nordsaume der Schieferinsel von Khofidisch, zwischen Hannersdorf und Burg auf, wo sie in einem grösseren Streifen und mehreren kleineren Fetzen auf den Schiefermassen der zweiten Gruppe aufruhen, wärend sie dann die noch weiter gegen Südwest am Hohensteinmais-Berge, im Harmi- scher Walde, und endlich unweit Güssing, bei Sulz aus den Conge- rienschichten hervortretenden, unbedeutenden krystallinischen Insel- chen zusammensetzen. Diese Inselchen reihen sich in augenfällig linearer Anordnung längs einer von NO nach SW ziehenden Linie an die Khofidischer Schieferinsel an; sie scheinen mit dieser letzteren längs einer grossen Dislocationslinie auszutreten, als Zinnen einer versunkenen Nebenzone der Centralalpen. — Ich hatte das Glück im verflossenen Jahre, in diesen alten, metamorphischen Gesteinsvor- kommnissen organische Einschlüsse, nämlich Crinoiden-Stielglie- der und Korallen-Reste zu entdecken. Ich fand derlei, z. Th. noch verhältnissmässig recht wohl erhaltene Reste im Kalkglimmer- schiefer und den Kalkstein-Einlagerungen des Complexes sowohl in der Khofidischer Schieferinsel am Kienisch-Berge bei Hannersdorf und Burg, wie auch am Hohensteinmais-Berge bei Kirchfidisch, an letz- terem Orte sogar gar nicht selten. Ebenso erscheint auch die in nächster Nachbarschaft des Hohensteinmais im Harmischer Walde aus den Congerienschichten auftauchende kleine Dolomitpartie stellen- weise ganz erfüllt von Korallendurchschnitten, und ganz ähnliche Spuren zeigen sich auch in dem ganz gleich beschaffenen Dolomit bei Sulz, welcher hier in seinem Hangenden durch Wechsellagerung mit grünem Phyllit verbunden ist. — Es wird von Interesse sein, die Altersbeziehung dieses Complexes zu den alpinen, silurischen und devonischen Gesteinen näher aufzuklären. Die jüngsten interessanten Funde von Crinoiden und Korallen aus der paläozoischen Schiefer- zone am Semmering, über welche Hr. Toula in dem vorletzten Hefte der Verhandlungen berichtet hat, regen unmittelbar zur Vergleichung an. Nach den Formen, mit welchen Hr. Toula seine Crinoidenreste BEL Nr. 1 Sitzung am 9. Jänner, Dr. K. Hoffmann. 17 bei Goldfuss vergleicht, sind diese von meinen Urinoidenresten wesentlich verschieden. Dagegen hat mein Freund Bökh in dem am rechten Ufer des Donau-Durchbruches durch die kleinen Karpathen bei Deutsch-Altenburg bekannten Dolomit, der nach unten in dunklen Kalkstein übergeht, vor mehreren Jahren Crinoidenreste aufgefunden, welche den meinigen sehr ähnlich sind. Die Fortsetzung dieses Kalk- und Dolomitzuges erscheint am linken Donauufer auf ungarischer Seite bei Theben, wo in seinem Liegenden, wie bekannt, zunächst Quarzit, dann weiter Thonschiefer, und endlich der Granit des Massives der kleinen Karpathen folgt. ') Ich kann nicht versuchen, in diesen flüchtigen Notizen näher auf die im Einzelnen complicirte innere Structur des Schiefergebirges meines Aufnahmsgebietes einzugehen, über welche die geognostische Specialkarte durch die Ausscheidung der einzelnen Gesteinsarten einen näheren Einblick gestattet. Hervorzuheben sei es mir erlaubt, dass der Serpentin der zweiten Gruppe — dessen Vorkommen in dem zum Wechsel-Rosalien-Gebirge gehörigen Gebirgsabschnitte in der Umgebung von Bernstein, CZjZek in seiner werthvollen Ab- handlung über das Wechsel-Rosalien-Gebirge bereits vor längerer Zeit sehr sorgfältig beschrieben hat — auch in dem westlichen Theile der Rechnitzer und der Khofidischer Schieferinsel in kaum viel ge- ringerer Ausdehnung auftritt und hier mehrere mächtige Züge und zahlreiche kleinere Einlagerungen bildet. Wie bei Bernstein, so ist er auch hier allenthalben mit Chloritschiefer innigst verbunden und geht stellenweise in dieses Gestein über. Die bemerkenswertheren Serpentin-Vorkommnisse scheinen in allen dreien getrennten Gebirgs- abschnitten einer und derselben grossen Chloritschieferzone, hoch im Hangendtheile des Schiefercomplexes der zweiten Gruppe anzugehören. — In der Nachbarschaft des Serpentines, dieses eminent metamor- phischen Gesteines, lassen auch die umgebenden Schiefermassen die Spuren stattgehabter, aussergewöhnlicher, örtlicher, mechanischer und chemischer Processe unzweideutig erkennen: die umgebenden Schiefer- massen zeigen ähnlich wie die begleitenden Schichten der Stein- salz- und Anhydrit-Lager — in solchen Regionen im Grossen und Kleinen, auf grössere oder kleinere Entfernungen reichende, auffal- lende, locale Schichtenstörungen, erscheinen aufgerichtet, in ihrer regelmässigen Streichrichtung: gestört, zusammengepresst und in ein- zelnen Gesteinszonen ausgekeilt und zerrissen; die Kalkglimmerschie- ferlager zeigen sich an den Berührungsstellen gewöhnlich zu sehr grobkörnigem Kalkstein verändert, in welchem sich sehr häufig ein Kalk-Magnesia-Silicat, Aktinolith, in reichlicher Menge krystalli- 1) Der bei Theben über dem Quarzit folgende Kalkstein enthält, wie bereits im Jahre 1864 von Andrian und Paul (Jahrb. d. k. k. geolog. R.-A. XIV. Bad., III. Heft, p. 349) nachgewiesen wurde, Belemniten, und fällt ausserdem durch petrographische Entwicklung und Streichungsrichtung genau zusammen mit dem Kalksteine von Ballenstein, der durch die Auffindung von Ten. sinemuriensis, Waldh. numismalis etc. als liassisch sichergestellt ist. Der in Rede stehende Kalk von Theben kann daher wohl sicher nicht paläozoisch sein. Letzteres Alter könnte höchstens für die bei Theben unter dem Quarzite liegenden, mit Thonschiefern eng verbundenen kalkigen Lagen vermuthet werden. (D. R.) K, k. geolog. Reichsanstalt 1377. Nr. i. Verhandlungen. 3 18 Verhandlungen. Nr21 nisch ausgeschieden hat; der Chloritschiefer erscheint in der Nach- barschaft des Serpentines, ebenso wie auch die chloritischen Ueber- gangsmassen dieses letzteren, oft mit zierlichen Magnetit- Octaeder- chen imprägnirt; während auch die Kies- und Antimon -Erzlager- stätten des Gebietes ebenfalls in der durch das Auftreten des Ser- pentins ausgezeichneten Gebirgsregion auftreten und sicherlich in einer nahen genetischen Beziehung zur Serpentinbildung stehen. Die ansehnlichen Kies-Lagerstätten bei Bernstein und Glashütten (Pyrit mit wenig Kupferkies und Quarz in lagerartigen Impräg- nations-Zonen) treten in unmittelbarer Nachbarschaft der dortigen Serpentinmassen im Chloritschiefer auf. Der Fortsetzung derselben Chloritschieferzone gehörte auch die Erzlagerstätte der Antimon- Grube des Hrn. J.v. Körmendy beiNeustift an, ebenso auch das Erzvorkommen der Antimonschürfe bei Goberling und Unter- Kohlstätten. Es ist diese Chloritschieferzone in dem Rechnitzer Gebirge in einem grossen Theil ihrer Ausdehnung besonders gut charakterisirt und sicher verfolgbar durch ein im Liegenden folgendes mächtiges Kalkglimmerschiefer-Lager. In der Körmendy’schen Grube brechen die Erze (Antimonit mit wenig Pyrit und spurenhaft auftretender Zinnober) vornehmlich in an Quarzausscheidungen rei- chem, graphitischen oder talkigen Thonglimmerschiefer, welcher sich in dieser Gegend zwischen dem Chloritschiefer und dem Liegend- Kalke einschaltet; sie bilden hier, mit Quarz verbunden, grössere oder geringere Nester und Klüftchen; in derselben Weise treten sie auch in geringerer Menge in dem Liegend-Kalkschiefer auf, der in dieser Gegend stark graphitisch ist, und durchsetzen auch den Chlo- ritschiefer in kleinen Klüftchen. Vollständig übereinstimmend ist das Vorkommen in der Antimon-Grube bei Goberling, Bei dem Schurfe von Unter-Kohlstätten bilden die Antimonerze kleine Nester im Lie- gend-Kalkschiefer. Zur Zeit meines Besuches bewegten sich die Schurfarbeiten hier noch in nächster Nähe der Oberfläche, und die Antimonerze fanden sich da in oxydirtem Zustande, zu gelblichem, erdigen Stiblith umgewandelt vor, häufig in ausgezeichneten Pseudo- morphosen nach Antimonit in strahligen Gruppen. — Auch die An- timon-Lagerstätte von Maltern, welche sich hart an meiner Ge- bietsgrenze, bereits auf österreichischem Boden, befindet, bietet ganz analoge Verhältnisse mit jenen des Rechnitzer Gebirges dar. Sie gehört ebenfalls der zweiten Schiefergruppe an, welche von Stuben aus in das Gmneissgebiet bei Maltern fortsetzt. Hier tritt neben An- timonglanz Zinnober etwas reichlicher auf, und ein Mal wurden sogar einige Centner Quecksilber aus dem letzteren destillirt. Die Erze treten in einer Zone von Klüftchen in einem Dolomitlager auf, in dessen Liegendem Chloritschiefer und Thonglimmerschiefer folgen. Auch diese Erzlagerstätte ist mit Serpentin vergesellschaftet; letz- terer findet sich in einer kleinen Parzelle ganz nahe südlich von der Grube, knapp an der Gmeissgrenze, vor. Das Neogen-Land meines diessjährigen Aufnahmsgebietes hat viele neue Thatsachen ergeben. Es ist weit complicirter gegliedert und zum grossen Theil älter, als es nach den bisherigen Erfahrungen den Anschein hatte. Indessen wird die Untersuchung hier für den Nr. 1 Sitzung am 9. Jänner. Dr. K. Hoilmann. 19 aufnehmenden Geognosten ausserordentlich erschwert: denn einerseits sind die altersverschiedenen Stufen petrographisch höchst ähnlich zusam- mengesetzt, dabei sehr flach gelagert und — aus weichen Materialien bestehend — in dem Terrain höchst mangelhaft aufgeschlossen, anderseits sucht man in ihnen an vielen Orten vergeblich nach den allein sicher leitenden Versteinerungen, und wo diese vorkommen, sind sie zumeist ihrer Schale beraubt und machen sich dem Auge von Weitem gar nicht bemerklich. Man kann hier nur durch ein ganz schrittweises Vorgehen zu einigem Erfolge gelangen. Derlei Gebiete gehören ge- wiss zu den für den kartirenden Geognosten wenigst einladenden, wo kleine Resultate nur durch einen grossen Aufwand an Zeit und Mühe sich erzielen lassen. Glücklicherweise haben wir in dem der Grazer Bucht angehörenden Gebietsantheille in dem Üomplexe an vielen Punkten Fossilien aufgefunden, durch welche, ausser den Congerien- schichten, das Auftreten sicherer sarmatischer und mediter- raner Schichten in dem Terrain constatirt und kartographisch ver- folgt werden konnte. Die Congerienschichten reichen in dem Gebiete nicht bis an den Alpenrand heran; sie endigen bereits in einiger Entfernung vor dem letzteren, während zwischen ihnen und dem kry- stallinischen Ufergebirge die sarmatischen und mediterranen Schichten in ansehnlicher Verbreitung zu Tage treten. Die älteste Ablagerung unseres Neogen-Landes bildet eine mäch- tige Serie von vorherrschend aus groben, festen Conglomeraten bestehenden Bänken, welche wir in einem breiten Streifen längs des Alpensaumes der steirischen Grenze bei Sinnersdorf, über die früher erwähnte schmale Einsenkung zwischen dem Alpenzuge und der Rech- nitzer Schieferinsel, und dann weiter in der Drassenmarkter Bucht bis an die österreichische Grenze bei Steinbach verfolgt haben. Diese Ablagerung ruht unmittelbar auf dem krystallinischen Schiefergebirge auf, greift in Fjorden zwischen das letztere ein und steigt zu an- sehnlichen Höhen empor. Die Rollstücke dieses Conglomerates be- stehen vorherrschend aus im nahen Alpengebiete recrutirten hochkry- stallinischen Schiefern, besonders aus grobkrystallinischem Gmeiss, der nicht selten, zumal an der steirischen Grenze bei Sinnersdorf und Umgebung, ausserordentlich plumpe, 1—3 Meter im Durchmesser haltende Blöcke darin bildet; während das grobe Material in den höheren drei Neogen-Stufen der Gegend ein weit geringeres Durch- schnittskorn besitzt und stets vorherrschend oder zu einem ansehn- lichen Theile aus wohl abgerolltem Quarzschotter besteht. Leider waren unsere Bemühungen, sichere Daten, zu einer genauen Fixirung des Alters unserer Gonglomerat-Bildung zu ermitteln, nicht von dem gewünschten Erfolge begleitet, indem es uns nicht gelang, bestimm- bare Fossilien in den fraglichen Schichten aufzufinden. Pechkohlen- Streifchen und unbestimmbare Pflanzentrümmer sind die einzigen organischen Spuren, die sie hier hin und wieder einschliessen. Man wird nicht fehlen, wenn man die Ablagerung in die ältere Medi- terranstufe von Suess einreiht, deren Repräsentanten ja in ähn- licher petrographischer Ausbildung an anderen nördlichen Punkten der Grazer Bucht nachgewiesen sind. So viel steht fest, dass die durch Fossilien sicher constatirte jüngere Mediterranstufe unseres 3*+ 20 Verhandlungen. Nr..'i Gebietes entfernter vom Randgebirge im unmittelbaren Hangenden der Gonglomeratbildung folgt und diese letztere bei Sinnersdorf am rechten Ufer der Pinka in deutlichen Profilen überlagert, und dass ferner diese Conglomerat-Bildung bereits ansehnliche Abtragungen in denı Gebiete erlitten haben musste, ehe sich hier jene jüngeren Me- diterranschichten und die höher folgenden Neogen-Etagen ablagerten. Viel besser paläontologisch charakterisirt, wenigstens in dem der Grazer Bucht angehörigen Gebietstheil, sind die entfernter vom Ufer- gebirge, in sehr flach vom Gebirge abfallender Lagerung folgenden höheren drei Neogen-Stufen, während sie freilich dafür um so weniger petrographische Unterscheidungsmerkmale darbieten, indem sie alle ganz vorherrschend aus einem höchst ähnlichen Wechsel von mehr oder weniger sandigem und glimmerigen Thon, thonigen Sand- und Schotterlagen zusammengesetzt sind. Durch eine reiche Fauna sicher charakterisirte Schichten der jüngeren Mediterran-Stufe von Suess treten in dem nordwest- lichen Theil des zur Grazer Bucht gehörigen Gebiets-Abschnittes zwi- schen Sinnersdorf, Pinkafeld, Wiesfleck und Schreibersdorf in einem breiten Streifen zwischen dem vorerwähnten Conglomerat im Lie- genden und den sarmatischen Schichten im Hangenden zu Tage aus. Dieser Etage in einer kleinen buchtförmigen Ausbreitung eingelagert, gehört das noch vor wenigen Jahren im Abbau gewesene Braunkohlen- Flötz der Schreibersdorfer Grubean. Unmittelbar im Hangenden des Kohlenflötzes erscheint in der Grube eine dünngeschichtete mer- gelige Lage, die in einzelnen Streifen ganz erfüllt ist mit zahllosen Schalen von Cerithium pictum und Littorinella. Diese Lage mit Brack- wasser-Fossilien geht nach aufwärts in dunklen, glimmerreichen, tho- nigen Sand über, der marine Conchylien in reichlicher Menge und guter Erhaltung einschliesst. Die sarmatische Stufe streicht in dem gleichen Gebiete in einer breiten Zone zu Tage aus, welche von der steirischen Grenze zwischen Neustift a. d. Lafnitz und Ehrenschachen in östlicher Rich- tung über Pinkafeld und Villersdorf nach Mariasdorf zieht; von hier dringt die Stufe in einzelnen, auf der Höhe der Rücken erhalten ge- bliebenen Parzellen durch die öfter erwähnte schmale Einsenkung in die Bucht von Drassenmarkt ein, wo sie wieder eine grosse Verbreitung gewinnt, während sie auch am Südsaume des Rechnitzer Gebirges, zwischen Drumling, Schlaning und Weiden, zwischen dem Schiefer- gebirge und den Congerienschichten zu Tage tritt. Die Stufe ent- hält in der Umgebung von. Neustift a. d. Lafnitz, Pinkafeld, Villers- dorf und Mariasdorf, wie auch bei Schlaning, vielfach Conchylienreste eingeschlossen, gewöhnlich in den feineren, sandigthonigen Lagen; sie erscheint in der Cardien-Facies ausgebildet; Cardium plicatum, ©. obso- letum, Tapes gregaria, Modiola marginata u. A. bilden die gewöhn- ichsten Formen, während Gastropoden fehlen oder doch ganz zu- rücktreten. Die Kalkbänke, welche die Stufe in dem benachbarten und durch reichliche Fossilien schon lange bekannten Vorkommen bei Hartberg am Nordrande der Grazer Bucht noch einschliesst, sind in unserem Gebiete verschwunden, während dafür gröbere, mehr oder weniger thonige, rostbraune Schottermassen eintreten. Das grobe, Nr. 1 Sitzung am 9. Jänner. Dr. K. Hoffmann. 9 schotterige Material nimmt überhaupt hier an der Zusammensetzung der sarmatischen Stufe einen weit hervorragenderen Antheil, als an jener der marinen und der Congerienstufe. — Die vorhin erwähnten Fossil-Fundpunkte gehören alle der Grazer Bucht und dem westlichen Theile unseres Gebietes an; weiter gegen Ost nimmt der Gehalt an grobem Materiale immer mehr zu, und die Stufe besteht endlich ganz vorherrschend aus braungefärbten, thonigen Schottermassen, während gleichzeitig auch der Gehalt an Conchylienresten verschwindet. — Wahrscheinlich gehört auch das Lignit-Vorkommen bei Mariasdorf, welches Hr. v. Körmendy für seine benachbarte Antimongrube bei Neustift abbaut, der sarmatischen Stufe an, in deren Verbreitungs- bezirk es fällt. Thierische Ueberreste konnten zwar in unmittelbarer Nachbarschaft der Kohle bisher nicht aufgefunden werden, wohl aber ist die Kohle von einer Pflanzenschichte begleitet, aus welcher wir zahlreiche schöne Pflanzenreste theils der Güte des Hrn. v. Kör- mendy verdanken, theils selbst auf der Halde eines verfallenen Schurfschachtes, südwestlich von der Grube, gesammelt haben, und die über das Alter einen sicheren Aufschluss gewähren werden. Sehr interessirt haben mich die tiefsten Lagen der Gonge- rien-Stufe. Diese Schichten treten nur in dem westlichen Theil unseres Gebietes zu Tage aus, wo sie, von der Steiermark hereinzie- hend, sich von Neustift a. d. Lafnitz aus in östlicher Richtung über die Umgebung von Pinkafeld, Ober-Schützen, Jurmannsdorf und Tatz- mannsdorf bis an die Südwestecke des Rechnitzer Gebirges bei Drum- ling verfolgen lassen; während weiter gegen Ost längs des Südsaumes des Rechnitzer Gebirges die höheren Schichten der Congerienstufe unmittelbar bis an die sarmatische Stufe und das krystallinische Ge- birge heranreichen. Die erwähnten tiefsten Congerienschichten folgen unmittelbar über den sicheren sarmatischen Schichten; sie schliessen hier allenthalben eine sehr constante und charakteristische Fauna ein, welche sich wesentlich von jener der höher folgenden Schichten der Stufe unterscheidet, dagegen vollständig übereinstimmt mit der- jenigen, welche Hr. Bökh aus den zunächst über den sarmatischen folgenden Grenzschichten der Congerienstufe der Fünfkirchner Gegend unlängst bekannt gemacht!) und hier wie dort durch eine sehr cha- rakteristische Form, die Öongeria Banatica R. Hoern. bezeichnet wird, die Hr. R. Hoernes von einer weit im Osten gelegenen Localität, aus der Karansebeser Bucht im Sörenyer Comitate, ebenfalls aus den tiefsten Lagen der dortigen Congerienstufe, früher schon beschrieben hatte. — Ausser zahllosen Ostracoden-Schälchen und der eben erwähnten kleinen Congeria erscheinen allenthalben kleine, an sarma- tische Formen sehr erinnernde Cardium-Arten, ein kleiner Planorbis u. Ss. w., mit einem Worte, ein Complex von Formen, von über- raschender Uebereinstimmung mit jenem, welchen Bökh aus den obenerwähnten Schichten der Fünfkirchner Gegend mitgebracht und a. a. OÖ. bekannt gemacht hat. Auch in ihrer petrographischen Aus- bildung erinnern unsere tiefsten Congerienschichten einigermassen an 1) Pecs värosa környekenek földtani €s vizi viszonyai. Jahrb. d. k. ung. geol. Anstalt, Bd. IV, p. 208, 1876. 99 Verhandlungen. Nr..# die verglichenen Schichten der Fünfkirchner Gegend, wie auch an die vielbesprochenen „Weissen Mergel“ Westslavoniens, der kroa- tischen und der südlichen Hälfte der steirischen Bucht, indem sich zu dem vorherrschend tegeligen Materiale der ersteren an einigen Orten, wie beispielsweise bei Drumling, helle, sandige Mergellagen gesellen, In der höher folgenden Serie der Congerienstufe herrscht san- diges Material vor und treten Schotterlagen häufig auf; sie ist im Allgemeinen arm an Fossilien. Einige Punkte (bei Alhan und Schla- ning), die einem mittleren Niveau der Schichtenreihe anzugehören scheinen, sind durch das Auftreten der Congeria Partschi ausgezeichnet; während an anderen Orten, welche durch ihre allgemeine Lage ein noch höheres Niveau einzunehmen scheinen, die für die „Brunner Fauna“ bezeichnende Cong. spathulata nebst anderen Formen sich vorfindet. In reicher Entwickelung tritt dann die „Brunner Fauna“ an den weiter südlich, entfernter vom Alpenrande gelegenen Fund- punkten meines vorjährigen Gebietes, in der Umgebung von Rothen- thurm und Stegersbach auf, woher sie Stoliczka vor längerer Zeit sehr eingehend beschrieben hat. Belvedere-Schotter habe ich in meinem diessjährigen Gebiete nicht gefunden. Dem Materiale nach sehr ähnliche Schottermassen kommen als Zwischenlagen sowohl in der mediterranen, wie in der sarmatischen und der lacustern Congerienstufe in unserem Gebiete sehr häufig vor, und da die Rücken — wie beispielsweise in der Gegend zwischen Mariasdorf und Neustift a. d. Lafnitz — häufig bis an solche, mehr Widerstand bietende Schotterlagen abgewaschen sind, konnten diese bei rascher Begehung des schlecht aufgeschlos- senen Terrains leicht zur Täuschung Veranlassung geben, sie für die Reste einer zusammenhängenden Schotterdecke anzusehen. Zum Schlusse sei mir noch eine Bemerkung in Bezug auf die Worte gestattet, mit welchen Hr. Prof. Doelter eine kleine Mitthei- lung über das Tridymit-Vorkommen aus dem Hargitta-Stock in Siebenbürgen in dem vorletzten Hefte der Verhandl. der k. k. geol. Reichsanstalt einleitet. Prof. Doelter erwähnt da, dass während der Tridymit als mikroskopischer Bestandtheil der Andesite in Un- garn und Siebenbürgen wohl schon seit längerer Zeit bekannt war, makroskopische Krystalle desselben bis jetzt fast nirgends aufgefunden worden seien. Ohne meinerseits auf die Priorität der Entdeckung makroskopischen Tridymites irgend ein Gewicht zu legen, möchte ich mir doch erlauben, hinzuweisen, dass ich bereits vor etwa 5 Jahren in dem Februar-Hefte des „Földtani közlöny“ vom Jahre 1872 (Bd. II, p. 71-74) das Auftreten von makroskopischen Tridymit-Krystallen in dem Kuppengesteine des Guttin-Berges (Biotit und Amphibol füh- render Augit-Andesit), sowie auch aus dem Augit-Andesit der Kuppe und eines tiefer gelegenen Punktes des Rozsäly- (romanisch: Ignies-) Berges bei Nagybänya näher beschrieben habe. Meine Funde bestä- tigten Zirkel’s Beobachtung, welcher bereits früher mikroskopischen Tridymit in von beiden genannten Bergen des Vihorlat-Guttin-Zuges stammenden Gesteinsstücken der von der k. k. geolog. Reichsan- stalt vertheilten Trachyt-Sammlungen erkannt hatte. Herr Custos Nr. 1 Sitzung am ‚9. Jänner. Dr. W. Gümbel, 23 Th. Fuchs hatte die Freundlichkeit, über meinen erwähnten, in ungari- scher Sprache erschienenen Aufsatz in den Verhandlungen der k. k. geol. Reichsanstalt 1872, p. 257 ein kurzes Referat mitzutheilen. Jch habe am a. OÖ. einen, auch ohne den erläuternden Text verständ- lichen, schematischen Durchschnitt eines radförmigen, polysyntheti- schen Tridymit-Krystalles von Guttin gezeichnet, bei welchem 4 der charakteristischen Keil-Zwillinge nach dem gleichen Zwillingsgesetze durch Penetration mit einander verbunden sind und die chemische Analyse und die spec. Gewichtsbestimmung mitgetheilt, welche mein geehrter Freund, Hr. Prof. Wartha, an dem Minerale durchzuführen die Güte hatte. Zur Analyse konnte nur eine sehr geringe Menge (0'2 Gr.) ver- wendet werden, welche sich nicht vollständig von der anhaftenden Gesteinsmasse befreien liess. Die Analyse ergab: 97:5 °/, SiIO, (aus dem Gewichtsverluste des mit Fluorwasserstoff- säure behandelten), ferner in dem Rückstande 14, AlO, und F&0, aufd. ursprüngl. Gewicht? 1’1 „ MgO und CaO, ferner K und Na des Minerales reducirt in spektroskopischen Spuren. 100:0.7 Das spec. Gewicht ergab sich zu 2:36 Eingesendete Mittheilungen. Dr. W. Gümbel. Vorläufige Mittheilung über das Vor- kommen der Flora von Fünfkirchen im sog. Grödener Sandstein Südtyrols (Ullmaniensandstein). ') Im letzten Herbste ist es mir geglückt, an mehreren Punkten in Südtyrol, namentlich reichlich bei Neumarkt an der Strasse nach Mazzon, in dem weissen Sandstein des oberen Grödener Sandsteins und in noch etwas höher liegenden lettigen Zwischenschichten, aus welchen Lagen ja schon seit langer Zeit Kohlenputzen und undeut- liche kohlige Pflanzenstengel und -Stämme bekannt sind, bestimmbare Pflanzenreste zu entdecken. Diese Fundstelle ist von allen anderen gerade desswegen so überaus wichtig, weil die diese Pflanzen enthal- tenden Schichten in einem Schicht für Schicht neben der Strasse blossgelegten Profile sich finden und unmittelbar bis zu den, die Bel- lerophonkalke hier vertretenden, z. Th. oolithischen, z. Th. dolomiti- schen, in einer Lage blendend weissen, dichten, sonst gelben Kalken, und den über diesen sofort lagernden, versteinerungsreichen Seisser ') Es gereicht uns zur besonderen Befriedigung, dass der geehrte Herr Ver- fasser, wie aus vorliegender Mittheilung hervorgeht, nunmehr zu fast derselben An- schauung gelangt ist, welche von Dr. Stache bereits früher angedeutet, und in letzter Zeit in diesen Verhandlungen (1876, Nr. 11 und 12) ausdrücklich betont wurde. (D. R.) 24 Verhandlungen. Nr Schichten verfolgt werden können. Ueber die Stellung der Pflanzen- führenden Schichten kann demnach nicht der leiseste Zweifel ob- walten. Die Hauptpflanzenschicht ist der ın fast allen Profilen sich be- merkbar machende, meist grobkörnig-weisse Sandstein, dessen Schicht- flächen durch Wellenfurchen und Eintrocknenrisse so sehr dem Chi- rotherium-Sandstein analog sich verhalten. Er führt überall Kohlen- spuren, die, wie bei Lavis, unfern Trient, selbst zu Versuchsbauen nach Steinkohlen Veranlassung gaben. Ich habe ihn in meinen frü- heren Mittheilungen besonders hervorgehoben und kenne ihn stets in constanter Lage nahe an der oberen Grenze des Grödener Sandsteins von Sexten an durch das ganze Pusterthal, in Gaderthal (unterhalb St. Martin), an dem Jochübergang von Untermoy nach Campil (Col Vertschin), in den tiefen Gräben des Rodelwalds am Anfang des Afersthals, bei der Proglesalp unter der Solschediawand, im Gröde- nerthal bei St. Ulrich, bei Ums im Schlernbachthal, unter Tiers, bei Eppan in den Gräben oberhalb Missian, besonders schön un- fern Meran, bei Tramin, Neumarkt gegenüber, im Fleimsthal bei Tesero, bei Palu, unfern Lavis, bei Gordolo di Mezzo, M. Slacche, un- fern Pergine, an zahlreichen Punkten bei Trient, in Val di Rendena, im Bosco da Mortaso bei Pieve, in Judicarien im Daonethal oberhalb der Brücke an dem von Tormino nach Prezzo führenden Fussweg, selbst bei Recoaro, überall in gleichem Niveau und für Spuren von Pflanzeneinschlüssen. Als Norm dürfte das erwähnte Profil bei Neu- markt gelten, das sich in einer flüchtigen Skizze etwa in folgender Weise darstellt: Neumarkt Mazzon je 3, 5 die gewöhnlichen sandigen und lettigen rothen, grauen Schichten des Grödener Sandsteins. 2. Die Pflanzenführenden Lagen des weissen Sandsteins. 4. Zwischenlagen grauen Lettenschiefers mit Pflanzenresten. 6. Gelbe, z. Th. oolithische und glaukonitische, gelbe, dolomitische Lagen und weisser, dichter Kalk mit Malachit-Einsprengungen. 7. Seisser Schichten. Unter den Pflanzeneinschlüssen des weissen Sandsteins (Schicht 2) herrschen rohe, mit kohliger Rinde bekleidete Pflanzenstengel und -Stämme, die nicht weiter zu bestimmen sind, vor. Dazu gesellen sich sehr häufig sehr gut erhaltene Zapfen von ansehnlicher Grösse, wahrscheinlich zu Voltzia hungarica gehörig, dann Zweige mit Nadeln, Farnwedel, und sehr vereinzelt Calamiten. In dem leider sehr bröck- ligen Lettenschiefer (Schichte 4) sind einzelne Schuppen, Nadeln, kurze Zweige und Zapfen von prächtiger Erhaltung, so dass man sie ablösen und besonders nach der Behandlung mit chlorsaurem Kali Nr. 1 Sitzung am 9, Jänner. Dr. W. Gümoel. 25 und Salpetersäure fast wie getrocknete Pflanzen mikroskopisch unter- suchen kann. Diese Flora machte auf mich bei dem ersten Auffinden den Eindruck einer Triasflora, wie ich sie so reichlich in den Röth- schichten der Steinbrüche bei Zweibrücken gesammelt habe. Erst eingehendere Studien zeigten mir, dass nicht eine Art identisch ist mit der von Schimper so meisterhaft beschriebenen Röthflora des westrheinischen Gebietes. Ich glaubte daher den competentesten Richter in diesem Falle, Schimper selbst, anrufen zu sollen, um mir sein massgebendes Urtheil zu erbitten. Mit bekannter Freund- lichkeit gab Schimper unter Hinweis auf eine demnächst erschei- nende Abhandlung Heer’s sein Urtheil dahin ab, dass diese Pflan- zenreste mit jenen von Heer beschriebenen identisch seien, und die Flora demnach wahrscheinlich als eine permische anzusehen sein möchte. Nachdem mir nunmehr Heer’s Abhandlung vorliegt, überzeugte ich mich an dem ziemlich zahlreichen, von mir gesammelten Material, dass die Pflanzenreste in dem weissen Sandstein aus dem oberen Grödener Sandstein fast Species für Species dieselben sind, wie jene von Fünfkirchen in Ungarn. Am häufigsten ausser den Zapfen sind Zweige von Voltzia hungarica, dazu kommt Baiera digitata (Heer), Ullmannia‘ Bronni und Ull. Geinitzii (nach Heer’s Auffassung), und eine Anzahl der abgebildeten Carpolithes, ein Farnwedel, Calamites oder Eiyquisetites, einzelne Fischschuppen und eine Lingula etc. etc. Heer bezeichnet die Flora von Fünfkirchen als eine postcarbonische oder zur oberen Dyas gehörige. Wenn sich diese Annahme als richtig erweist, so wäre sie wohl geeignet, auf die bisherigen An- schauungen für diesen Theil der Alpengeologie eine wesentlich refor- matorische Wirkung auszuüben. So viel ist jedenfalls sicher, dass die pflanzenführenden Schichten von Fünfkirchen demselben geogno- stischen Horizonte angehören, wie der weisse Sandstein der Südalpen, und dass dieser in den Alpen selbst eine sehr wichtige und leicht erkennbare Stufe bildet. Auch Pichler hat bereits an mehreren Punkten einzelne Pflanzenreste gefunden, wie z. B. in Afersthal und bei Eppan, woher die von ihm unter der Bezeichnung Pferophyllum cf. Jaegeri (N. Jahrb. 1876, Heft 9) erwähnte, gleichfalls zu Voltzia hungarica (nach dem mir oben vorliegenden Original) gehörige Ver- steinerung stammt. In den tiefen Gräben des Rodelwaldes, welche sich nach und nach zum Afersthal zusammenlaufen, fand ich gleich- falls bestimmbare Pflanzenreste derselben Art, aber nur spärlich. Diess ist desshalb von Wichtigkeit, weil hier der typische schwarze Bellerophonkalk in sehr deutlich erkennbarer Lage gleichfalls zu- nächst über den Pflanzen-führenden Schichten sich findet, während derselbe bei Neumarkt durch eine Facies gelben dolomitischen Ge- steins ersetzt ist. Man dürfte künftig die erwähnten Schichten wohl passend als Ullmannien-Schichten, und den weissen Sandstein als Ullmannien-Sandstein bezeichnen. Ich erwähne nur noch im Vor- übergehen, dass zwischen den dichten, weissen Kalken mit Kupfer- erzen, welche sich bei Neumarkt im Trudenthale in ausgezeich- neter Weise, wie ich schon früher angeführt habe, auch vielfach K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 1. Verhandlungen. 4 96 Verhandlungen, Nr. 1 bei Trient finden, und welche unzweideutig dem Horizont der Bellerophonkalke entsprechen, und zwischen dem Schwazer Kalke eine auffallende petrographische Aehnlichkeit besteht, so dass man an eine Gleichstellung denken könnte! Unter den Foraminiferen der Bellerophonkalke stellt sich eine mit Endothyra allerdings sehr nahe verwandte Form als eine der häufigsten neben anderen Cornuspiriden ein. Mit den eingehenderen Studien über diese Gegenstände be- schäftigt, und in sehnsüchtiger Erwartung der Stache’schen Publi- cation behalte ich mir eine ausführliche Erörterung vor. Vorträge. H. Abich. Mittheilungen über den Kaukasus. Der Vortragende erörterte unter Vorlage der von ihm selbst aufgenommenen geologischen Karte und zahlreicher Durchschnitte die tektonischen und stratigraphischen Verhältnisse des genannten Gebirges, unter besonderer Rücksichtnahme auf das nächst Tiflis liegende Stück desselben. Eine ausführlichere Mittheilung über den Gegenstand soll in der nächsten Nummer dieser Verhandlungen nachgetragen werden. Dr. R. v. Drasche. Ueber eine Besteigung des Fusi- Jama. Der geeignete Monat, um den Fusi-Jama zu besteigen, ist der August, da fast nur in diesem Monate der Gipfel des 13,200° hohen Berges schneefrei ist. Tausende und Tausende von einheimischen Pilgern besuchen in diesem Monate den „heiligen Berg“, auf dessen Spitze und Abhängen sich eine Anzahl Tempel und Holzhütten zur Aufnahme der Reisenden befinden. In meiner Begleitung befand sich Herr Baron v. Stillfried aus Jokohama, der sich die mühevolle Aufgabe gestellt hatte, den Krater des Fusi-Jama zu photographiren. Die kürzeste Route von Jokohama aus ist: wenn man pr. Wagen z. Th. längs des Meeres nach Odawara fährt. Von hier aus steigt man den Mianoschta-Bach aufwärts. Derselbe hat sein steiles Bett in wechsellagernden Lava- und Rapilli-Schichten eingegraben. Zahlreiche trachytische Gänge konnte ich an seinem Ufer bemerken. Längs des Mianoschta-Flusses treten eine grosse Anzahl Thermen von theilweise sehr hoher Tem- peratur auf. Die bekanntesten sind jene von Imotto, Tonasava, Mia- noschta, Sokokura und Ringa. Wir verfolgten nun das Thal aufwärts bis Senkoku, wo es sich plötzlich in weitem Bogen öffnet; der Fluss biegt hier im scharfen Winkel um; verfolgt man ihn weiter aufwärts, so erreicht man end- lich den Hakone-See, aus dem er entspringt. Dort, wo der Fluss die scharfe Biegung macht, erhebt sich an seinem rechten Ufer der mit einem tiefen Einsturz versehene vulcanische Berg Romoriga-take. Seine Abhänge rauchen; auch wird Schwefel auf ihm gewonnen. Nr. 1 Sitzung am 9. Jänner. Dr. R. v. Drasche. Dr. E. Kayser. 27 Im Westen von Senkoku, dort wo der halbkreisförmige steile Wall am niedrigsten ist, führt der Weg an den Fuss des Fusi-Jama ; ersterer ist allbekannt unter dem Namen ÖOtomi-toge. Seine Abhänge gegen Senkoku sind steil, die gegen West flach; auch die Laven zeigen hier ein westliches Fallen. Wenn man in Goten am Fusse des Otomi-toge angekommen ist, befindet man sich im sog. Himmels- thale, einer langsam gegen den Vulcan ansteigenden, aus Rapilli- Massen und Bimsstein-Auswürflingen bestehenden, dicht bewohnten Ebene. Bei dem Weiler Omagaischi tritt die Bewaldung zurück und die Neigung nimmt bedeutend zu, bis sie endlich nahe dem Gipfel fast 32° wird. Wir erreichten den Gipfel des Vulcans bei Nebel und Sturm und mussten 24 Stunden in Holzhütten zubringen, um einen günstigen Moment zu erhaschen. Der an der Spitze des Vulcans sich befindende Krater ist fast kreisrund. Seine Wände sind jedoch zu- meist eingestürzt und grosse Schuttmassen bedecken den Kraterboden. Von heissen Dämpfen etc. ist nichts mehr wahrzunehmen; der Vulcan hatte seine letzte Eruption ver 100 Jahren. Im NW. des grossen Kraters befindet sich ein kleiner Nebenkrater, dessen Westwand von oben bis unten. von einem senkrechten Gang durchsetzt wird. Die Lavaschichten in der nächsten Umgebung des grossen Kraters neigen sich dem Centrum des Kraters zu, fallen also nach Innen. Der Krater des Fusi-Jama hatte jedenfalls früher eine geringere Ausdeh- nung, was aus einigen im Krater stehenden, übrig gebliebenen Pfei- lern zu schliessen ist. Die merkwürdige Schichtenstellung um den Krater dürfte das Resultat einer Senkung sein. — Hr. Baron Still- fried nahm photographische Ansichten des Kraters von 4 verschie- denen Punkten auf, so dass diese Bilder eine Vorstellung des Kraters in seiner ganzen Ausdehnung geben. Den Weg nach Jokohoma zurück nahmen wir über Atami und den Hakone-Pass. Das Gebirge hier ist überall schöner Hornblende- Andesit, der in langgezogenen, mit hohem Gras bedeckten Rücken auftritt. Der sog. Hakone-Berg, sowie die nächste Umgebung des See’s bestehen aus diesem Gesteine. Bei Atami, knapp am Meere, befindet sich ein Geyser, der alle 4 Stunden unter heftigem Getöse siedend heisses Wasser herausschleudert. Das Wasser ist etwas Schwefelwasserstoffhältig. Literatur-Notizen. G. St. Dr. Emanuel Kayser. Ueber primordiale und untersilurische Fossilien aus der argentinischen Re- publik. (Beiträge zur Geologie und Paläontologie der argentinischen Republik, auf Anordnung der argentinischen National-Regierung, her- ausgegeben von Dr. A. Stelzner. II. Paläontologischer Theil, 1. Ab- theilung. Cassel, Verlag von Theodor Fischer, 1876.) Nach einer kurzen historischen Einleitung über unsere Kenntniss der paläo- zoischen Ablagerungen Südamerika’s, und unter Hinweis auf die von Stelzner in dem geologischen Theile dieser Beiträge zu erwartenden specielleren Daten, wird zunächst eine Uebersicht. der von P. G. Lorentz und A. Stelzner entdeckten 98 Verhandlungen. Nr. 1 4 Fundstellen gegeben und daran die Beschreibung der auf 5 Tafeln abgebildeten wichtigeren Stücke der Petrefaktensuiten gegeben, deren Originalexemplare Eigen- thum der mineralogischen Sammlung der Universität Cordoba sind. Der Beschreibung der verschiedenen Formen wird ein Capitel beigefügt, wel- ches sich mit der Bestimmung des geologischen Niveau’s der beschriebenen Faunen und mit der Untersuchung ihrer verwandtschaftlichen Beziehungen zu gleichalterigen Faunen anderer Gegenden beschäftigt. 1. Die der jüngeren Primordialzone oder der Olenusphase angehörende Fauna der Glimmersandsteine von Salta und Jujuy besteht aus folgenden Formen: Agnostus Tileuyensis, Agnostus sp., Olenus argentinus, Arionellus Lorentzi, Ario- nellus Hieronymi, Hwyolithes sp. 2, Orthis Saltensis, Orthis lentieularis Wahl?, Or- this sp., Lingula sp., Obolus sp. Als charakteristisch gilt hier das Fehlen von Paradoxides und das massenhafte Auftreten von Olenus, der in England sich zuerst in der Menevian-Gruppe einstellt und in den höher liegenden Lingula flags zur Hauptentwicklung gelangt. Dem gleichen Horizont, der Olenuszone, gehört hier, wie in England und Skandinavien, die kleine Orthis lenticularis an. 2. Die Kalke der zweiten Vorkette der Cordillere von San Juan weisen auf einen sehr tiefen Horizont der Silurformation und werden als nächste Aequivalente des Trentonkalkes in Nordamerika erklärt und mit den Llan- deilobildungen Englands, dem russischen Vaginatenkalke, sowie mit den skandinavischen Orthocerenkalken verglichen. Die hier vertretene ist die reichste der beschriebenen Faunen. Dieselbe enthält: Leperditia sp., Bathywrus? Lajensis, Darwini und Orbignyanus, Ogygia sp, Arethusina argentina, Monticulipora argen- tina, Orthoceras sp. 2, Litwites sp., Mwrchisonia sp.. Maclurea Avellanedae u. Sar- mienti, Maclurea? Stelzneri, Maclurea sp., Ophileta sp. 2, Orthis calligramma Dalm. und Orthis sp., Orthisina adscendens Pand., Strophomena Tealacastrensis, Leptäna sericea Sow. und Stelzneri, Lingula sp., Spongiae indet. 3. Die Fauna vom Ostabhang der Famatinakette wird gleichfalls als untersilurisch, jedoch einem etwas höheren Horizonte als die vorgenannte Fauna angehörend bezeichnet. Unter den aufseführten Formen: Asaphus sp., Ogygia Coru- densis Murch? Ampyx sp, Bellerophon bilobatus Sow., Orthis calligramma Dalm. var., ‚Orthis disparilis Conr., Orthis vespertilio Sow., Orthisina adscendens Pand. deuten alle Formen auf Untersilur, Ogygia Corudensis hat in England ihr Lager in der Caradocgruppe, und Belleroph. bilobatus ist eine in europäischen und ameri- kanischen Untersilurbildungen verbreitete Art. Bezüglich der näheren Verwandtschaft der argentinischen Primordial- und Silurfauna werden die nahen Beziehungen zu den entsprechenden Bildungen Nord- amerika’s und Nordeuropa’s betont. Die mittel- und südeuropäische Silurzone und speciell Böhmen steht dieser Entwicklung dagegen ziemlich fern. Nur das Auftreten von Arethusina und des cosmopolitischen Bellerophon bilobatus bietet Anhaltspunkte beim Vergleich mit dem böhmischen Untersilur. Schliesslich wird in der interessanten Arbeit hervorgehoben, dass die südeuro- päische und speciell die böhmische Entwicklungsweise im Verhältniss zu der weit- verbreiteten nordeuropäischen Entwicklung der Silurformation nur eine locale Facies repräsentirt, und dass nach den Erfahrungen der letzten 10 Jahre man auch in Silurfaunen kosmopolitische Typen nachweisen könne, und Salter’s Einschränkung dieser Erscheinung auf die jüngeren paläozoischen Formationen somit entfalle. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien RS A / ( R h a /W L >a Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 23. Jänner 1877. Inhalt. Eingesendete Mittheilungen,. H. Abich, Mittheilungen aus dem Kaukasus, D. Stur, Pfanzenreste aus dem Rhät von Pälsjö. F. Gröger, Der Bergbau zu Mies. K. Feist- mantel, Zum Trilobitenfunde bei Pfibram. — Vorträge. Dr. E. Tietze, Der Vulkan Demawend in Persien. C. M. Paul, Bericht über die geologischen Aufnahmen in Östgalizien. — Literatur- Notizen. O. Heer, J. Schmalhausen, A. de Zigno, Dr. M. Neumayr, C. Schlüter, F. Seeland, Berg- und Hütten-Kalender. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. H. Abich. Mittheilungen aus dem Kaukasus. Das Gebirge, über welches ich mir einige vorläufige Mitthei- lungen erlaube, liegt im Süden des eigentlichen "Kaukasus, nahe der Mitte des Isthmus, zwischen beiden Meeren. Es bildet das östliche Ende eines latitudinalen Gebirgszuges, der als nördliches Randgebirge der plateauförmigen Abstufungen aufzufassen ist, in welchen sich die orographische Grundanlage des georgisch-armenischen Hochlandes vor- züglich ausprägt und welches sich mit einer Länge von 220 Werst in ostwestlicher Richtung bis zur Ufernähe des Schwarzen Meeres erstreckt. Nahe übereinstimmende mineralogische und stratigraphische Eigenschaften verleihen dem Gebirge einheitlichen geologischen Cha- rakter, den der Umstand nicht beinträchtigen kann, dass das ganze System durch das in nordöstlicher Richtung hindurchsetzende, vom Kur durehströmte Borjomthal, wie durch transversale Verwerfung eine Trennung in zwei Hälften von nahe gleicher Länge erleidet. Die östliche Hälfte begreift das schon in der Nomenklatur der unvollständigen alten Landesgeographie eingeführte thrialetische Ge- birge; eine Benennung, die ich in Ermanglung eines bestehenden Col- leetivnamens auch auf die westliche Hälfte übertrage, welche die Be- deutung einer physikalischen Grenze zwischen dem colchischen Tief- K.k. geolog. Reichsanstalt. 1877. Nr. 2. Verhandlungen. b) 30 Verhandlungen. Nr. 2 lande und dem nahe 3000 Fuss höher liegenden Becken von Achalzik besitzt. Als integrirender Theil des sogenannten unteren Kaukasus, dessen Bau im Grossen und Ganzen durch dieselben Richtungs-Com- ponenten geregelt ist, welche die Geotektonik des oberen Kaukasus beherrschen, hat das zweitheilige thrialetische Gebirge in seiner vor- erwähnten Auffassung den denkwürdigen Vorzug, in orographisch dominirender Selbstständigkeit die längste unter allen ostwestlich orien- tirten Ketten auf dem kaukasischen Isthmus darzustellen. Von dem Standpunkte der geologischen Bedeutung, welche A. v. Humboldt auf das Vorherrschen der ostwestlich gerichteten Componenten der Gebirgssysteme der asiatischen Hälfte der alten Welt aus Gründen gelegt hat, deren Stärke durch die rapiden Fort- schritte der Wissenschaft kaum abgeschwächt worden ist, erhöht sich die tiefere geologische Bedeutung jenes physikalisch-geographischen Verhältnisses durch die Erwägung der engen Wechselbeziehung, welche zwischen der reichen Formenentwicklung des Gebirges und der Natur der Entstehungs-, wie der Vertheilungsweise der dasselbe zusammen- setzenden Massen bestanden hat. In keinem anderen Theile der kaukasischen Gebirgsländer ist der Vulecanismus in der ganzen Fülle seiner eruptiven Manifestationen, von dem Schlusse der mesozoischen Zeit an, bis zum Anbeginn der gegenwärtigen Periode in so eigenthümlicher, substantiell mit bildender Weise bei der suecessiven Entstehung des geognostischen Materials und des Aufbaues der mineralischen Massen thätig gewesen, wie auf dem von dem heutigen thrialetischen Gebirge eingenommenen Raume. Tiefere Bedeutung gewinnt in dieser Beziehung auch das enge geognostische Berührungsverhältniss, in dem sich gerade die östliche lTälfte des in Rede stehenden latitudinalen Gebirges zu jener meri- dianen Zone gigantischer Eruptivsysteme quarztrachytischer und ryo- lithischer Natur befindet, in welcher die ganze Grösse der Einwirkung hervortritt, die von der Erhebungsrichtung N nach S auf den Bau des kaukasischen Gebirgs-Ganzen ausgegangen ist. Die eigentliche physi- kalische Grenze zwischen dem Kaukasus und Kleinasien gelangt durch jene Meridian-Erhebung zum plastischen Ausdruck. Eingehendere Entwicklungen vermeidend, beschränke ich mich auf die Andeutung dieses rechtwinkligen Schaarungsverhältnisses zwischen den thrialeti- schen Ketten und dem Reihenvulcan-Systeme des Samsar mit seinem nahe 11,000 Fuss hohen Riesenkrater; dem Endgliede des SO Werst langen vuleanischen Meridiangebirges, dessen weitere Fortsetzung gegen Norden das Borjomthal aufhebt, zu dessen Tiefen eolossale ryolithische Lavaströme aus versteckten Spaltenöffnungen am Steilabhange seiner rechten Seite dringen. In allgemein orographischer Beziehung bemerke ich, dass sich das thrialethische Gebirge in der zuvorbetonten Auffassung eines zweitheiligen geologischen Ganzen mit einem geschichteten mesozoi- schen Fundamentalterrain, auf einer Unterlage von alten krystallini- schen Massengesteinen, als ein geschlossenes Längensystem von anti- elinalen und monoclinalen, unter sich parallelen Schichtenzonen dar- stellt, deren Uebergänge durch theils horizontale, theils flach mulden- förmige Mittelglieder bewirkt sind und deren Schichtengewölbe grös- Nr. 2 Sitzung am 23. Jänner. H. Abich. 31] seren Theils aufgeborstene Gipfel zeigen. Die constant ostwestlich gerichteten Gewölbketten, die sich gewissermassen als Randgebirge zu den hochgelegenen, centralen tafel- oder muldenförmigen, bis zur Form synelinaler Thäler hinabsinkenden Mittelgliedern verhalten, zeigen stets einseitige, bald gegen Nord, bald südlich abgesunkene Flügel, welche zur Ausbildung niedriger secundärer Vorketten Veranlassung geben, die von zahlreichen und tiefen Querthälern durchsetzt werden. Die stehen gebliebenen Flügel der einzelnen Zonenglieder bilden als die orographischen Träger der latitudinalen Achsenriehtung des Gebirges von 01°, 195!) in seiner Kammregion die weit sichtbaren Stirn- höhen der Ränder steil abstürzender Einbuchtungen. Dergleichen eingebuchtete Randglieder der hohen Ketten zeigen sich nicht selten in der abgestumpft kegelförmigen, nach oben weit geöffneten Gestalt des centrirten hemisphärischen Aufbaues klastischer und krystallini- scher Schiehten von Amphibol-Andesiten und deren Mandelsteinen. Hemisphärische, flach kegelförmige Massenerhebungen dieser Art von 8— 9000 Fuss absoluter Höhe, wie die eines Ardjewan, Kensiskaro, Ruget, Kodian eto., sind als die hervorragendsten Glieder des nörd- lichen Randes der hundert Werst langen Osthälfte des Gebirges zu betrachten. Mit dem Annähern an das östliche Ende der letzteren löst sich der bisher mehr geschlossene Gebirgsbau unter dem klar vorliegenden Einflusse eines bedeutenden und allgemeinen Terrainabsinkens gegen die Rurathalebene in mehrfach bifureirend weit auseinandertretende Hochrücken auf, deren Enden das Eigenthümliche haben, als anti- elinale Einsturzthäler geöffnet zu sen. An dem Ausgange eines sol- chen, der äussersten südöstlichen Gebirgsverzweigung angehörig, mündet der enge eruptive Spaltenaufriss des Thermenthales von Tiflis. Für die Aufgabe der Sondirung des geognostischen Bestandes des in Rede stehenden Gebirges, wie einer petrographischen Analyse seiner Gesteine, beschränke ich mich auf kurze Andeutungen, wie sie die Zeitgränzen für diese Mittheilungen erfordern. Die bereits vorhin erwähnten krystallinischen Grundgesteine ge- hören der Granitfamilie an. In ihrer engen Verbindung mit Glimmer- schiefer, Chloritschiefer und granitischem Gneiss werden sie überhaupt nur ein Mal, und zwar auf der südlichen Gebirgsseite, in oberen Tuffen des tief eingesenkten Chramthales sichtbar. Sie zeigen sich daselbst als das unmittelbar Liegende für das Formations-Ganze der oberen Kreideabtheilung, dessen untersten Glieder durch beschränktes Vor- kommen von Exogyra columba in unreinen thonigen Kalken, und weiter südwestlich, in dem somkethischen Gebirgsgebiete, durch Neri- neen, Acteonellen und Hippuriten in derbem dunklen Kalk als Cenoman und Turon gekennzeichnet sind. Dass das nun folgende erste Auftreten postmesozoischer Erup- tivgesteine hier die Uebergangsperiode in die eocäne Zeit bezeichnet hat, beweist die entschiedene Wechsellagerung, in welcher sich obere Schichten der in gewohnter Mächtigkeit entwickelten Senon-Etage mit 1) Prodromus. Mem. de l’acad. des sc. de St. Petersbourg, VI. ser., tome VII, p. 367. 5* 39 Verhandlungen. Nr. 2 deuterogänen Reibungsconglomeraten von sehr kieselreichem lithoidi- schen Quarztrachyt befinden, der in seinen massig, stock- und gang- förmigen Erscheinungsformen von alten Felsitporphyren in Handstücken nicht zu unterscheiden ist. Der Verbreitungsbezirk dieser klastischen, nur auf die Südseite des Gebirges beschränkten Ablagerungen von gangförmigen Durchbrüchen zahlreicher Varietäten des normalen Quarz- trachyt-Gesteins durchsetzt, beginnt erst in westlicher Entfernung von 40 Werst von Tiflis. Das innerhalb dieser, überhaupt im höheren Niveau liegenden Region umfangreich entwickelte und namhafte absolute Höhen errei- chende Kreideterrain wird von den klastischen Bildungen dieser älte- sten Eruptionsepoche nur theilweise erreicht, die auf der Nordseite des thrialetischen Systems vollständig fehlen. In übergreifender La- gerung auf der Kreide folgen die kaenozoischen Ablagerungen. Eine Schichtenfolge von 3000 bis 3500 Fuss Mächtigkeit bis zum Neogen bildend, gestatten sie eine natürliche Sonderung in zwei Hauptabthei- lungen. In der unteren Abtheilung beginnen local bedingte, lichtgraue, kalkig-thonige, mitunter tuffartige Mergel des Eocän, gefolgt von gelb- lichen, mitunter auch schwach glaukonitischen Sandsteinen von ver- schiedenen Graden der Festigkeit, bald in mächtigen Bänken, bald in plattenförmigen Absonderungen; im letzteren Falle oft die verkohlten Reste undeutlicher Pflanzenorgane einschliessend. Weiter oben nehmen dergleichen Sandsteine mehr Kalksubstanz auf und gehen mitunter in ansehnliche Etagen von Bänken fester Plattenkalke über, die durch thonig-schieferige Zwischenlagen von einander getrennt sind. In bathrologischer Beziehung entspricht diese ganze grosse Schich- tenfolge durch ihre bis jetzt nur auf die Sandsteine beschränkt geblie- benen Funde mariner fossiler Reste dem südeuropäischen Eoeän. In demselben repräsentirt sie, unter Mitberücksichtigung der geognostischen Stellung der älteren Sandsteinschichten des Beckens von Achalzik mit ihrer reichen Fauna die zweite, dem Pariser Grobkalk und den Kres- senberger Schichten entsprechende Nummulitenzone. In den unteren Sandsteinen,; so weit sie Glieder der Fundamentalregion des Gebirges sind, kommen in sehr sparsamer Vertheilung nur einige Nummuliten- specien, unter diesen N. plamicata und N. Raimondi vor; Chondrites- Reste, Steinkerne meist diekstängeliger Fucoiden, vor allen aber, in grosser localer Häufigkeit, die Fährtenabdrücke breitgefranzter Hel- minthoiden, sind besonders für den Horizont der plattenförmigen Sand- steine bezeichnend. Die kaenozoischen Ablagerungen setzen in der oberen, aus später zu‘ berührendem Grunde als zweigliederig aufzufassenden Abtheilung mit concordanter Schichtung in dunkelgefärbten sandstein- und schie- ferartigen Bildungen fort, die in der petrographischen Eigenthümlich- keit und wechselreichen Vertheilungsart ihrer Massen den Eintritt einer zweiten postmesozoischen Eruptionsperiode constatiren, welche der mittleren und oberen Eocänzeit angehört und durch das Hervor- brechen von basischen Gesteinen der Amphibol- und Augit-Andesit- Reihe, wie auch von denen jüngerer Quarztrachyte und wirklicher Trachyte gekennzeichnet ist. Nr. 2 Sitzung am 23. Jänner. H. Abich. 33 Die Herausbildung einer kaum übersehbaren Reihe von normal krystallinischen, wie von klastischen Secundärgesteinen in den ver- schiedenartigsten mineralogischen Zusammensetzungs- und Ausbildungs- weisen ist hier wohl nur der Wechselwirkung zuzuschreiben, welche innerhalb der angedeuteten Periode zwischen dem Ausbruchsprocesse jener Felsarten aus sich durchkreuzenden Eruptionsspalten und einer oceanischen Wasserbedeckung von wechselnder chemischer Natur und Tiefe stattfand. Seitens der Bilder ihrer chemischen und oryktogno- stischen Zusammensetzung zeigen jene Gesteine eine so täuschende Aehnlichkeit mit den Augitporphyren, den Labradorporphyriten, ja selbst den Melaphyren und deren Secundärgesteinen aus der Triaszeit, dass sie in Handstücken wohl mit solchen zu verwechseln wären. Den beredten Schilderungen völlig entsprechend, wie sie v. Riehthofen von den petrographischen Verhältnissen und den Ausbildungsformen der Augtiporphyre Südtirols entwirft, zeigen sich auch hier die verschiedenen klastischen Modalitäten der Eruptivmassen mit dem festen krystallinischen Gesteine verbunden, welches durch seine Zerstörung im Verlaufe des Ausbruchsprocesses den Stoss zu den dyalitischen Neubildungen geliefert hat, die als grob- und fein- körnige Psaminte und Pelite in dem Zustande ihrer metamorphischen Verfestigung durch hydrothermisch hinzugeführte mineralische, beson- ders kieselreiche Lösungen die Unterscheidung von Lagergesteinen, und alle Festigkeitsgrade durchlaufenden, oft paläozoisch aussehenden kryptokrystallinischen, und mitunter selbst jaspisartig gebänderten Kie- selschiefern schwer machen. Die bevorwortete zweigliederige Sonde- rung der oberen Abtheilung des Eocän bis zum Neogen hat ihren Grund in dem Umstande, dass mit der Annäherung an den Schluss der zweiten Eruptionsperiode die Vermischung der vorherrschend schie- ferig-sandigen Charakter beibehaltenden Sedimente mit den Elementen der eruptiven Frietionsgesteine allmählich ab- und im Allgemeinen die Molassenähnlichkeit der Ablagerungen zunimmt. Bathrologisch repräsentirt die untere Etage der Abtheilung entschieden die Flysch- bildung des alpinen Gebirgssystems. Als solche ist sie bei der ge- wöhnliehen Armuth derselben an organischen Resten durch Fucoiden, häufige Fischschuppen von Meletta ete. und mitunter durch in hellen kalkigen Zwischenlagern harter dunkler Pelite vorgekommene, wohl erhaltene Skelette von Sardinites wie durch seltene Funde von kleinen Nummuliten bezeichnet. Zu erwähnen wäre hier noch das Vorkommen olygocäner Aequivalente der sables superieurs des Pariser Beckens in den oberen Schichten desjenigen von Achatzik; bestätigt durch wohl erhaltene Formen von Pectuneulus obovata, P. terebratularis, Oyrena semistriata, Natica crassatina, Cerithium plicatum und ©. Cordieri auf thonig-sandiger Lagerstätte. Von ganz besonderem geologischen Interesse sind innerhalb der Periode des mittleren Eocän gewisse, zu charakteristischer Ausbildung gelangte Bergformen, die für die Wechselbeziehung zwischen Orogra- phie und Geologie werthvolle Belege darbieten. Ihrer physikalischen Natur zweifacher Art sind die einen, und zwar die älteren, ausschliess- lich untermeerisch, nach Art der Schlammvuleankegel der Neuzeit, durch successive lagerförmige Aufschüttung viscöser, im breiartigen 34 Verhandlungen. Nr. 2 Zustande emporgequollener, unter stark thermalischem Einfluss und Wasserdruck umgewandelter Amphibol- und Augit-Andesitmassen ent- standen. Mit absoluten Höhen von 5224 und 6784 Fuss überragen sie im Zkluretis-mta und im Keilissi in der ausdrucksvollen Gestaltung flacher Vulcankegel das umgebende, mehr horizontalen Dimensionen folgende eruptiv-sedimentäre Terrain. Die anderen jüngeren, im Grund- bau auch untermeerisch, in der oberen Hälfte aber grösstentheils schon im Contacte mit der Atmosphäre entwickelt, zeigen in ihrer Gipfel- region mehr normal krystallinisch verfestete, in gebirgsbildender Mäch- tigkeit emporgedrungene Andesitmassen gemischter Natur, begleitet von amygdaloidischen Varietäten; alles in den unförmlichen massigen Strueturformen psephitischer Bänke. Dahin sind zu zählen: die be- reits zuvor erwähnten, die Kammhöhen des Gebirges auszeichnenden, und die Maxima seiner Gipfelerhebungen bedingenden Kegelgestalten, wie die eines Kodian mit 8694 Fuss, des Ruget mit 8778 Fuss und anderer. . Den sämmtlichen Sedimentärschiehten der vorerwähnten oberen eocänen Abtheilung chronologisch übergeordnet sind, als oligocän in Anspruch zu nehmende quarzige, viel Kohlenspuren einschliessende thonige Sandsteine, im vielfachen Wechsel mit eisenschüssigen, sandig- schieferigen Thonen. Sie werden von den neogenen Bildungen überlagert, die, vorherrschend in der Facies der sarmatischen Stufe ausgeprägt, nur auf die nördliche Abhangsseite des thrialetischen Ge- birges beschränkt, ihre Hauptentfaltung innerhalb der niedrigen Hügel- umgränzung der Rura-Thalebene finden. Die granitischen, wie die Kreidehöhen des suramischen Gebirges zum Theil überlagernd, werden sie auf der Westseite des letzteren den Thälern eingelagert gefunden, die von dem Abhange des mit der westlichen Hälfte des thrialetischen Gebirges gleichbedeutenden achalzik-imerethinischen Grenzgebirges gegen Norden auslaufen. Den Abschluss der kaenozoischen Zeit bezeichnend, eröffnete die nach langer Ruhe noch einmal mit erneuerter Heftigkeit und Ausdauer wiederkehrende vulcanische Thätigkeit eine dritte Eruptionsperiode von rein pyrogenen Massen. In absoluter Beschränkung auf die Ost- hälfte des grossen latitudinalen Gebirgszuges nehmen basische, bei Weitem quantitativ überwiegende, und mit gewissen modernen Laven Islands physikalisch und chemisch als völlig identisch erkannte Augit- Andesitlaven ihren Ausgang. Ihr geognostisches Erscheinen deutet überall auf engste palyngenetische Beziehung zu den älteren, gang- und stockförmigen Massenausbrüchen der gemischten Amphibol- und Augit-Andesite der zweiten Eruptionsperiode. Die deckenartige Ausbrei- tungsform basaltischer Laven nachahmend, finden sich diese Olivin- führenden, augit-andesitischen Lavaströme theils aus spalten-, theils aus kraterförmigen, mitunter See’n einschliessenden Weitungen hervor- gebrochen, in den verschiedensten Niveau’s von 6000 Fuss an bis zu 1250 Fuss absoluter Höhe. Die sämmtlichen Laven, die längs des südlichen thrialetischen Gebirgsabhangs ostwestlich gerichteten parallelen Spaltenzonen ent- strömt sind, bedecken im Ganzen ein Areal von eirca 7 geographi- schen Quadratmeilen. Einen Schluss auf grosse Länge der Zeitdauer Nr. 2 Sitzung am 23. Jänner. D. Stur. 35 der lavischen Eruptionsperiode gestattet die zwischen den Thälern des Muschaveri und Alget ausgedehnte, zehn Werst breite plateauförmige Auflagerungszone von 12—13 mit Schlackenschichten wechselnden Lavaströmen. Für die noch in der Gegenwart fortbestehende Rückwirkung der vulcanischen Tiefe nach der Oberfläche sprieht die Vielzahl von ther- malen alkalischen Mineralquellen von einheitlicher chemischer Natur, welche genau auf früheren Bruch- und Störungslinien im Inneren des thrialetischen Gebirgszuges, zu einem natürlichen Systeme verbunden, von einem Ende desselben zum anderen in nachbarlicher Begleitung von eisenhaltigen Sauerwassern gefunden werden. D. Stur. Pflanzenreste aus dem Rhät von Pälsjö in Schonen, ein Geschenk des Hm. Dr. A. H. Nathorst. Im vorigen Jahre erschien in unseren Verhandlungen (1876, p- 95) eine Notiz „Ueber einige fossile Pflanzen von Pälsjö in Scho- nen“ von Dr. A. H. Nathorst, die ein Vorgänger war einer grossen, mit Tafeln reichlich ausgestatteten Abhandlung, welche nunmehr in den kongl. svenska Vetenskaps-Akademiens Handlingar Bd. 14, Nr. 3, 1876, unter dem Titel: Bidrag till sveriges fossila Flora mit 16 Tafeln erschien, und einen sehr werthvollen Beitrag zur Kenntniss der Rhät- flora Schonens bildet. Da unsere freundlichen Leser einen ganz ausführlichen Bericht über diese prächtige Abhandlung, die sich an die besten derartigen Ar- beiten würdig anreiht, in obiger Notiz bereits in Händen haben, kann ich mich hier mit der einfachen Anzeige, dass diese Abhandlung be- reits gedruckt ist, begnügen, und es genügt, zu erwähnen, dass die betreffenden Tafeln in der Anstalt Wurster, Randegger & Comp. in Winterthur ganz in der Weise ausgeführt wurden, wie es aus den vortrefflichen Werken unseres Meisters O. Heer sattsam bekannt ist. Die Tafeln kann ich, nach Vergleich der Pflanzen mit den betref- fenden Abbildungen als sehr gelungen erklären. Herr Dr. Nathorst hat nun die freundliche Güte gehabt, eine Kiste der Pflanzenreste, die er so glänzend bearbeitet hat, an mich zu adressiren, und ich erfülle gerne meine Pflicht, ihm im Namen unseres Museums unsern freundlichsten Dank hiermit dafür darzu- bringen. Die Sendung hatte auf der Reise, ‘wohl wegen der sehr leichten Zerbrechlichkeit des pflanzenführenden Schiefers, sehr viel gelitten; doch habe ich die Bruchstücke gerne wieder so gut ver- einigt, als es anging — und hatte dabei das Vergnügen, unter den zerbröckelten Stückchen eines grossen Handstückes des Schiefers einen Zapfen des Pinites Lundgreni zu entdecken, der mindestens ebenso gut erhalten ist, wie die einzigen bisher bekannten, von Dr. Nathorst abgebildeten (Taf. XIV, Fig. 1 und 2) zwei Zapfen dieser Art. Die werthvolle Sammlung enthält folgende Arten: Spiropteris sp. Rhizomopteris Schenkü Nath. Cladophlebis nebbensis Bgt. 26 Verhandlungen. Nr. 2 Gutbiera angustiloba Presl. Dictyophyllum Münsteri Goepp. Nath. Nilssoni Bgt. sp. Nilssonia polymorpha Schk. Anomozamites gracilis Nath. Podozamites distans Presl. Palissya Drauniü Endl. Schizolepis Follini Nath. Pinites Lundgreni Nath. (Zapfen). Swedenborgia eryptomerides Nath. Die betreffende erwähnte Abhandlung wurde schon am 10. Febr. 1575 der k. Akademie übergeben. Seitdem aber wurde an betref- fenden und neuen Fundorten fleissig gesammelt, das Materiale somit vervollständigt, und es geht hierbei Hın. Dr. Nathorst ebenso wie allen andern Autoren, die wir der fertigen Abhandlung erst noch recht viele Nachträge beigeben möchten. In einem Briefe an mich vom 9. December 1876 finden sich folgende Bemerkungen zu den einge- sendeten Pflanzen vom Autor selbst, die ich gerne hier der Veröf- fentlichung zuführe, weil ich überzeugt bin, dass sie auch den Werth der Abhandlung selbst erhöhen. Hr. Dr. Nathorst schreibt mir, wie folgt: „Zwei Jahre sind seither verflossen, dass dieser Aufsatz der k. Akademie der Wissenschaften eingereicht worden ist! Es ist natür- lich, dass ich Vieles jetzt aus einem anderen Gesichtspunkte zufolge reicherer Materialien betrachte, und ich will darum einige Bemer- kungen über die Ihnen zugesendeten Arten hier beifügen. Wie ich schon früher bemerkt habe, ist Rhizomopteris Schenkii ohne Zweifel das Rhizom von Dietyophyllum. — Auf einem kleinen Stück von Oladophlebis nebbensis können Sie die Dentieulation sehen. Ich habe in Lund eine Oladophlebis von Oesterreich gesehen (von Krantz in Bonn erhalten, und wie ich glaube, Pecopt. whitbyensis benannt), welche mich an die von Pälsjö sehr erinnert, ja, ich glaubte sogar die Dentieulation sehen zu können. — Gutbiera kommt ge- wöhnlich nur in kleineren Bruchstücken vor. Ich habe nie die sterilen Blätter bei uns gefunden, und wenn man nur von den Exemplaren von Pälsjö urtheilen sollte, könnte man eher glauben, es wäre diese sog. Gutbiera die fertilen Blätter von einem Farne mit Struthiopteris analog. Da sie jedoch anderseits mit Fragmenten von Gutbiera von Franken völlig übereinstimmen, habe ich sie für identisch angesehen. Sagenopteris ist bei Pälsjö sehr selten, und ich habe darum keine Exemplare davon mitsenden können. Dasselbe gilt noch mehr von Thinnfeldia und Ütenopteris. — Von Dictyophyllum haben Sie einige Exemplare erhalten, und Sie wollen daraus selbst erfahren, wie schwierig es ist, eine Grenze zwischen D. Nilssoni und D. Münsteri testzustellen. Ich bin jedoch jetzt geneigt, anzunehmen, dass das echte D. Münsteri bei Pälsjö vielleicht nicht vorkommt, obgleich es aller- dings Exemplare gibt, welche man von demselben nicht trennen kann. Auch das echte D. Nilssoni darf vielleicht nieht da vorhanden sein. Ich habe nämlich jetzt viele schöne Exemplare von D. Nilssoni von Nr. 2 Sitzung am 23. Jänner. D. Stur. 37 Hör in den jetzt nach Angelius’ Tod zugänglichen paläontologischen Sammlungen der k. Akademie der W issenschaften gesehen, und sie haben mehr regelmässige und nicht so lange Sec undärsegmente als das Dictyophyllum von Pälsjö, ohne jedoch so kurz und breit zu sein wie bei D. acutilobuwm Schenk. Sie übereinstimmen vollkommen mit Campt. Nilssoni in Andrä’s Flora von Siebenbürgen und des Banates. Die Art bei Pälsjö könnte man, wenn sich diese Auffassung richtig erweist, mit dem Namen D. polymorphum bezeichnen, da auch noch Ueber- gänge zu D. rugosum und D. Leckenbyi, oder wenigstens Annähe- rungen dazu vorkommen. — D. acutilobum Schenk ist ohne Zweifel „eine gute Art“; ich habe jetzt Exemplare von Schonen von dieser Art erhalten, welche immer dasselbe Aussehen, wie Schenk’s Figuren haben. Von Bjuf habe ich sehr schöne Exemplare von D. obtusilobum und von noch einer neuen Art erhalten. — Es fragt sich nun, ob nicht die von Berger und Dunker beschriebene D. Nils- soni noch eine andere Art ist. Ich bin geneigt, diess anzuehmen, muss aber noch einige weitere Vergleichungen anstellen.“ „Auf einigen Exemplaren von Nilssonia polymorpha werden Sie die wirklichen Nerven sehen können. Man glaubt zuerst, dass die quergehenden Erhöhungen die wirklichen Nerven sind; wo die Blatt- substanz noch vorhanden ist, sieht man jedoch, dass diese scheinbaren Nerven keinen Eindruck unter dem Blatte zurückgelassen haben, son- dern dass solche vielmehr von den Einsenkungen zwischen den Er- höhungen herrühren, und dass die wirklichen Nerven in diesen Ein- senkungen sich vorfinden. Die Nerven sind immer einfach. Wichtig ist auch, dass die Lamina die obere Seite der Rachis vollkommen bedeckt. Ich habe Pterophylla aus allen Formationen von der Trias bis zur Kreide untersucht, und immer gefunden, dass die Segmente auf der Seite der Rachis angeheftet sind oder doch nicht die Rachis ganz bedecken, und dass mehrere Nerven sich an der Basis der Segmente diehotomisch verzweigen. Es scheinen mir diese beiden Verhältnisse sehr gute Merkmale zu sen, um zu zeigen, dass Nils- sonia und Pterophyllum wirklich zu trennen sind. Es ist eine an- dere Frage, sie trennen zu können, welches bei ungünstigen Erhal- tungszuständen oft schwer ist. Es ist auch zu bemerken, dass aller- dings einige rhätische Arten vorkommen, welche einen Uebergang zwischen den beiden Gattungen vermitteln, wie Pterozamites Blasii Brauns sp. und mehrere. Ich hatte keine Exemplare von meinem Oycadites longifolius Ihnen zusenden können. Es fragt sich, ob dieser nicht vielleicht eine Conifere sein kann. Er erinnert etwas an Tawites spathulatus Newberry (ex parte) aus China. — Der Podozamites as von Pälsjö gehört, wie Sie es sehen können, zu Var. minor und Va minor longifolia. Die Var. genwina ist selten. — Ich halte nicht viel auf meinen Podoz. ovalis, der vielleicht nur eine Form von P. distans ist. — Von Palissya ist nichts Besonderes zu sagen; ich habe nur einen einzigen Zapfen gefunden. — Die Zapfen von Schizolepis sind ge- wöhnlich so abgerollt, dass man die Theilung der Schuppen nicht wahrnehmen kann — so auf denjenigen, welche Sie erhalten haben; es scheint dieses darauf zu deuten, dass der Baum nicht unmittelbar in der Nähe gewachsen ist. Von Pinites Nilssoni habe ich nur die K. k. geolog. Reichsanstalt. 1877. Nr. 2. Verhandlungen. 6 38 Verhandlungen. Nr. 2 gezeichneten Exemplare gefunden, und hatte von Pinites Lundgreni nur einen einzigen Samen Ihnen zu senden, welcher aber leider bei der Einpaekung verloren gegangen ist, so dass der Flügel nicht ge- sehen werden kann. — Von Swedenborgia haben Sie ein paar Zapfen erhalten. F. Gröger. Der Bergbau zu Mies und die Gangab- lenkungen. Unter dieser Aufschrift ist in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, Jahrgang 1373, eine Notiz enthalten, welche ich nach einem kurzen Aufenthalte in diesem Erzreviere ge- schrieben, um meine Wahrnehmungen über die dortigen Verhältnisse zu fixiren, und wohl auch in der Hoffnung, dass sich weitere Studien anreihen mögen. Herr PoSepny hat bald darauf dieses Revier besucht, und ist das Resultat seiner Studien auch in den Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt enthalten. Herr PoSepny gedenkt auch meiner Notiz mehrere Male; in Bezug hierauf haben sich auch Irrungen eingeschlichen, worüber ich erwähnen will, dass namentlich betreffend die Streichungsrichtung der Erz- und Gesteinsgänge, welche in dieser Notiz zum ersten Male als Eruptivgesteine bezeichnet werden, unsere Beobachtungen verschiedene Schlussresultate ergeben haben. PoS$Sepny sagt in Bezug auf meine Notiz: „und bezeichnete sie ausdrücklich als Gänge, welehe im Allgemeinen mit dem Streichen und Fallen der Erzgänge übereinstimmen“, während ich auf S. 295 sagte: „Das Streichen und Fallen dieser Gänge ist verschie- den, stimmt im Allgemeinen mit dem der Erzgänge nicht überein... Auch betreffend den Werth dieser Gesteinsgänge auf die Erz- führung dieses Distrietes scheint unsere beiderseitige Meinung sehr verschieden zu sein. Ich habe damals aus meinen Beobachtungen ge- folgert, S. 296: „Aus all diesen Gründen darf man schlies- sen, dass diese Gesteinsgänge in keiner Beziehung stehen zum Erzvorkommen bei Mies, sondern sich zum Vorkom- men des Erzes eben so passiv verhalten, wie die die Erz- gänge einschliessenden Thonschiefer.“ Entgegen meiner Auffassung scheint PoSepny den Gesteins- gängen einen wichtigen Einfluss auf die Erzführung beizulegen, wie das auch gefolgert werden muss auf S. 13 — Specialarbeit über Mies von Po$Sepny — wo es heisst: „Durch diese Erkenntniss, dass das Mieser erzführende Terrain durch Eruptivge- steinsgänge durchschwärmt ist, ist die Analogie mit Pfibram, sowie mit einer grossen Anzahl anderer Berg- reviere festgestellt.“ Es ist eine sehr häufige Erscheinung, dass Erzgänge von Erup- tivgesteinen begleitet werden. Zum Theil treten dann die Erzgänge in den Eruptivgesteinen selbst oder am Contacte derselben auf, zum Theil durchsetzen die Eruptivgesteine als Gänge die Erdrinde, und Nr. 2 Sitzung am 23. Jänner. F. Gröger. 39 die Erzgänge erscheinen dann gleichsam als ihre Begleiter. Dennoch treten auch sehr häufig Gesteinsgänge ohne Begleitung von Erzgängen auf, ebenso, wie auch Erzgänge ohne Begleitung von Gesteinsgängen nicht selten sind, und wenn ich die Gesammterscheinungen, welehe mir in dieser Richtung bekannt geworden, zusammenfasse, darf ich den Gesteinsgängen einen wesentlichen Einfluss auf die Erzdepots wohl nicht zuschreiben: Diese Erscheinungen sprechen vielmehr dafür, dass die Eruption der Gesteine (zum W enigsten jener Eruptivgesteine, welche wir in grösserer Ausdehnung kennen gelernt) ohne Begleitung von Metallen erfolgte, dass der Herd, von welchem diese Gesteine heraufgedrungen, nicht in jener Tiefe liege, welche die Metalle birgt, und dass die Bildung der Erzgänge mit viel tieferen Störungen der Erdrindetheile im Zusammenhange stehe. Bei meinen diessbezüg- lichen, in verschiedenen Gegenden gemachten Beobachtungen habe ich keinen Widerspruch des Gesagten finden können, und dürften auch die Alpen bei ausgedehnten Studien sehr lehrreiche Beweise dafür bieten können. Aus dem Gebiete der Alpen will ich Folgendes besonders her- vorheben: Es ist bekannt, dass die obere Trias der Alpen an vielen Orten beinahe ohne Uebergang ein von den vorhergehenden Gesteinsab- lagerungen ganz verschiedenes Gebilde aufweist. Eine solche Verän- derung der Gesteinssedimente kann wohl nur in einer grossen Umge- staltung des Ganzen begründet sein. In der That haben auch die Forschungen constatirt, dass das Terrain der Alpen zur Zeit der oberen Trias ein sehr beweglicher Boden gewesen sein muss, und allenthalben ist auch die Wahrnehmung gemacht worden, dass dieses Terrain zur Zeit des Lias wieder mehr in Ruhe gekommen war. Das war auch eines der Hauptergebnisse, welche bei dem Speeialstudium der Koh- lenablagerungen am Nordostrande der Alpen erzielt worden sind. Die eigenthümliche Form dieser Kohlenflötze sowohl, als die eigenthüm- liche Beschaffenheit dieser Kohle dürfen wohl gleichfalls mit der Be- weglichkeit dieses Terrains während dieser Zeit in Verbindung ge- bracht werden. Ebenso wie die Beweglichkeit des Alpenterrains während dieser Zeit als constatirte Thatsache angenommen werden darf, so stehen mit derselben gewiss auch viele Erzablagerungen in den Alpen im Zusam- menhange. Es ist Thatsache, dass z. B. das sog. „Alpenblei“ als Gänge die untere Trias durchsetzt, dass diese Gänge nur bis zu einer gewissen Grenze die Lagen der Trias durchbrechen, und in die jün- geren Formationen nicht hineinreichen; Thatsache (nach den neueren Forschungen, wie ich das auch im Februar, Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt, erwähnt) ist es auch, dass die Bildung der Quecksilbererzablagerung zu Idria in die obere Trias fällt, und Achn- liches dürfte sich auch von verschiedenen anderen Erzdepots in diesem Gebiete erweisen lassen. Fasst man diese, hier nur in wenigen Worten angedeuteten That- sachen zusammen, dass nämlich: Das Gebiet der Alpen zur Zeit der oberen Trias ein sehr bewegliches Terrain war, dass diese Beweglich- keit nur in tiefgehenden Störungen der Erdrindetheile begründet sein 62 40 Verhandlungen. Nr. 2 konnte, und dass in diese Periode erwiesenermassen die Bildung von verschiedenen Erzgängen in diesem Gebiete fällt; — dass die Massen- ausbrüche verschiedener Eruptivgesteine nieht in Verbindung mit den Erzgängen, dass man in der Regel in den Massenausbrüchen jene Mineralien vergeblich sucht, welche man in dünneren Gängen desselben Eruptivgesteins vereinzelt findet (wie ich dieses vielfach zu beob- achten Gelegenheit hatte), so gelangt man zu dem Schlusse, dass die Bildung der Erzgänge ihrem Wesen nach in tiefgehenden Störungen der Erdrinde ihre Ursache habe, die vorhandenen Durchbrechungen durch Gesteinsgänge ete. nur einen secundären Einfluss auf die- Bil- dung der Erzgänge ausgeübt haben, welcher Einfluss im Wesentlichen nur chemischer und mechanischer Natur gewesen sein mag. Das scheinen mir die wichtigsten Beziehungen zu sein betreffend den Einfluss des Gesteins auf die Füllung der Spalten mit Erz, und auf diese Beziehungen wünschte ich hiemit aufmerksam zu machen. Ich habe Mies für solche Studien als nicht ungeeignet angesehen, das sich insbesondere der einfachen Verhältnisse der Gang- und Erzgänge wegen empfiehlt, für Studien, welche beharrliche Ausdauer, viel Local- kenntniss und Zeit erfordern. Der praktische Werth solcher Studien lässt sich ebenso weder abschätzen, noch verneinen, und gewiss ist, dass die Pflege des Studiums der Erzgänge beizutragen geeignet ist, die Kenntniss über die Beschaffenheit des Erdkörpers zu mehren. K. Feistmante. Zum Tribolitenfunde bei Prfibram (N). In Nr. 15 (1876) der ‚Verhandlungen bringt Hr. Franz Baba- nek eine interessante Ergänzung zu dem bei Pribram gemachten Funde eines Trilobiten in Silurkalk-Geröllen, aus der wir ersehen, dass nun petrefaktenführende Gesteinstücke in der Umgebung von Pribram mehrfach, und zwar in den Ablagerungen des Diluvialschotters auf- gefunden worden sind. Die in meiner auf den ersten Fund eines Trilobiten bei Pribram bezüglichen Notiz (Verhandlungen 1876, Nr. 8) ausgesprochene Er- wartung, dass Kalksteintrümmer unter den Geschieben der bei Pfibram lagernden Diluvialgebilde aufgefunden werden dürften, ist sonach bald genug verwirklicht worden. Einen in der geschätzten Mittheilung des Hrn. Babanek unter- laufenen Irrthum muss ich mir aber zu beheben erlauben. — Es wird nämlich der Berg Pleschiwez erwähnt, der in der Richtung Pribram Zdiz liegt, woselbst ich Bruchstücke obersilurischer Gesteine gefunden haben soll, welehe mit denen von Pfibram zusammenhängen dürften. In meiner Notiz habe ich allerdings von ähnlichen Kalkstein- blöcken, wie bei Pfibram, am nordwestlichen Gehänge des Berges Pleschiwez berichtet, aber 'auch erwähnt, in der nördlichen Hälfte des Silurbeckens, am Berge Pleschiwez bei Beraun, ober der von Zalezna gegen Hiskow sich zum Beraunthale her abziehenden Thaleinsenkung, um eine Verwechslung zu vermeiden, da mir bekannt ist, dass es noch mehrere, Pleschiwez genannte Berge in hiesiger Gegend gibt, und ich mit meiner Notiz nur das Vorkommen von Findlingen ober- silurischer Gesteine in einer zu Pfibram entgegengesetzten Weltgegend hervorheben wollte. Nr. 2 Sitzung am 23. Jänner. Dr. E. Tietze. C. M. Paul. 41 Vorträge. Dr. E. Tietze. Der Vulcan Demawend in Persien. Der Vortragende versuchte eine eingehende Darstellung der geo- logischen Verhältnisse dieses Vulcans zu geben, so weit der gegen- wärtige, auf die Beobachtungen früherer Reisender und die eigenen Erfahrungen des Vortragenden basirte Stand der diessbezüglichen Kenntniss diess gestattet. Man kann bei der Betrachtung des Demawendberges zwei Re- gionen ziemlich bestimmt unterscheiden, eine obere, welche von dem Aufschüttungskegel des Vuleans gebildet wird, und eine untere, an deren Zusammensetzung ausser vuleanischen auch sedimentäre Ge- steine theilnehmen. Der unteren Region gehören auch alle Quellen, sowohl gewöhnliche als thermale, an. Was die obere Region anlangt, so ist wichtig, zu betonen, dass der oberste, durch seine Schwefellager und heissen Gasausströmungen ausgezeichnete Kegel des Berges sich im Innern einer alten Krater- umwallung befindet, als deren Reste die Felsen des Bemschibend er- kannt werden können. - Für die untere Region wurde nachgewiesen, dass die daselbst bis zu einer Höhe von 9000 Fuss an den Flanken des Berges herauf- reichenden Sedimentärbildungen (jurassische Kalke, kohlenführende Sandsteine und ältere Kalke) in ihrer Schiehtenstellung in keiner Weise von dem Hlervortreten des Vulcans beeinflusst worden sind, dass über- haupt die Tektonik der verschiedenen, den Demawend umgebenden und aus eben den genannten Sedimentbildungen bestehenden Gebirgs- massen keinerlei Verhältnisse aufweist, welche auf Kraftäusserungen des vuleanischen Phänomens zurückzuführen wären. Der Vortragende erörterte sodann die Gründe, wesshalb die von Filippi aufgestellte Meinung, der Demawend sei von einem der Somma in ihrem Verhältniss zum Vesuv zu vergleichenden vulecani- schen Wall umgeben, nicht beibehalten werden könne, und diseutirte die älteren theoretischen Ansichten L. v. Buch’s und €. Ritter’s über die Stellung dieses Vuleans im Albursgebirge. C. M. Paul. Bericht über die geologischen Aufnah- men in Ostgalizien. Der Vortragende berichtete unter Vorlage der bezüglichen Beleg- stücke über die Thätigkeit der 4. Section der k. k. geolog. Reiechsan- stalt im Sommer 1876. Ein ausführlicher Bericht über die Resultate derselben befindet sich bereits im Drucke, und wird im nächsten Hefte des Jahrbuches erscheinen. Literatur-Notizen. D.St. J. Schmalhausen. Die Pflanzenreste aus der Ursa- Stufe im Flussgeschiebe des Ogur in Ostsibirien. (Melanges phys. et chim. tires du Bull. de l’acad. imp. des sc. de St. Peters- bourg, tom. IX, mars 1876.) Bergingenieur Lopatin hatte im Jahre 1873 aus dem Flussgeschiebe des Ogur (Nebenfluss des Jenisei) beim Dorfe Ogur, im Kreise Atschinsk (Gouvernement 42 Verhandlungen. Nr. 2 Jenisei) das Materiale gesammelt, welches der Autor in vorliegender Abhandlung beschreibt. Die Pflanzenreste sind als Abdrücke im Sandstein theilweise als Steinkerne erhalten, daher die Bestimmung derselben schwierig war. Es werden folgende For- - men hervorgehoben: Bornia radiata Bgt. sp. Filieites Ogurensis Schmalh. Lepidodendron Veltheimianum St. Bergeria regularis Schmalh. n alternans Schmalh. Lepidodendron Wükianum O. Heer. Lepidostrobus gracilis Schmalh. Knorria. Cyelostigma Kiltorkense Haugth. Stigmaria ficoides St. Das grösste Gewicht auf das Vorkommen des COyelostiyma Kiltorkense legend, verlegt der Autor, mit Recht, die betreffenden Schichten, von denen das Materiale abstammt, unter den Bergkalk. D. St. J. Schmalhausen. Vorläufiger Bericht über die Resultate mikroskopischer Untersuchungen der Futter- reste eines sibirischen Rhinoceros antiquitatis seu tichorhinus. Die vorliegende Abhandlung bringt neue Belege für die Ansicht Brandt's: dass die Rhinoceroten und Mammuthe in Nordsibirien an den Orten, wo ihre einge- frorenen Leichen gefunden werden, lebten und dort sich von Pflanzen, die noch jetzt in Nordsibirien verbreitet sind, ernährten. Das verwendete Materiale ist eine schwarzbraune Krume von Futterresten, die aus den Höhlungen der Zähne eines Rhinoceros des Irkutskischen Museums heraus- genommen wurden. Der grösste Theil der Krumen besteht aus Blattresten, dazwi- schen hie und da Stengelstücke. Am häufigsten sind Stengelstücke monocotylischer Pflanzen und Blattstücke von Gramineen. Wichtiger sind die Holzstücke junger Coniferen-Aeste, von Picea (obovata?), Abies (sibiriea?), Larix (sibirica?), zwei dünne Aststücke eines Ephedra-Holzes, eines von Birkenholz (vielleicht Betula fru- ticosa). Zu den häufigeren Holzarten der Krume gehört endlich das Holz einer Salix. Alle diese Funde lassen sich auf nordische, jetzt theilweise noch im hohen Norden verbreitete Pflanzen ungezwungen zurückführen. D. St. Prof. Oswald Heer. Ueber permische Pflanzen von Fünfkirchen in Ungarn. (Mitth. aus dem Jahrb. der königl. ung. geolog. Anstalt, Bd. V, 1876, Taf. XXI—-XXIV.) Im Liegenden des Fünfkirchner Muschelkalkes, und zwar im Liegenden des Buntsandsteins mit Myophoria costata Zenk., folgen unter einem noch zur Trias ge- rechneten groben Quarzeonglomerate, bräunliche, gelbliche bis graue, seltener rothe Sandsteine mit Schieferthon-Zwischenlagen, in welelen der verdienstvolle Geologe J. Böckh bei Kövägö-Szöllös, Töttös und Boda Pflunzenreste gesammelt hat, die unser hochgeehrter Meister am Züricher See in gewohnter Weise in vorliegender Abhandlung beschreibt und abbildet. Es sind 11 Arten: Baiera digitata Bot. sp. Ulmannia Geinitzü Hr. Voltzia hungarica Hr. „ Böckhiana Hr. Schizolepis permensis Hr Carpolithes Klockeanus Gein. sp. wunnieus Hr. n L H ” foveolatus Hr. n Eiselianus Gein. sp. ” libocedroides Hr. eGemitzi Hr, Nr. 2 Sitzung am 23. Jänner. Baron A. de Zigno. 43 wovon fast die Hälfte mit solchen aus dem Kupferschiefer, welcher dem Zechstein angehört, übereinstimmt. Die wichtigste Art ist Ulmannia Geinitzii, welche bei Fünfkirchen häufig war, und in Sachsen und Franken an vielen Stellen im Kupfer- schiefer gefunden wurde. Sie gehört mit der nahe verwandten Ulmannia Brauni zu den Leitpflanzen der Dyas. Betreflend die Voltzia hungarica Hr. und zwar die dazu gestellten Zweige, z. B. Taf. XXII, Fig. 1, habe ich zu bemerken, dass es mir nunmehr sehr schwer fallen wird, die zufällig keine Zapfen tragenden Bruchstücke von Palissyen, nament- lich von Palissya Braunii Endl., noch mehr die einer zweiten, breitblättrigeren Art von Fünfkirchen, von Voltzien zu unterscheiden. Die Fünfkirchner Perm-Pflanze zeigt dieselbe Gestalt des mit einem Medianus versehenen Blattes (vel. Münster's Beitr. VI, Taf. 13, Fig. 18 teste Schenk), eine ganz ähnliche, die zweizeilige Stel- lung nachahmende Vertheilung der Blätter (vgl. Schenk, Grenzsch. Taf. 41, Fig. 2. auch Schimper's Traite Taf. 75, Fig. 1), und Aeste, wie die Palissya Braunii Endl.; während bei den bisher zu Voltzien gezählten Pflanzenresten der Medianus fehlt, die Blätter (folia polysticha) in der That stets die vielreihige Stellung be- halten. Hiernach wären die fraglichen Astbruchstücke vielleicht besser bei Palissya eingereiht gewesen, während die zu denselben beigezogenen mitvorkommenden Zapfenschuppen, allerdings jenen von Voltzia sehr nahe stehen, und auch als solche sehr zweckentsprechend betrachtet werden könnten, um so mehr, als deren Zusam- mengehörigkeit zu den Aesten direete nicht erwiesen ist. Es mag genügen, hier darauf aufmerksam zu machen, dass nach einer in Nr. 1 dieser Verhandlungen gedruckten Nachricht, Oberbergrath Dr. ©. W. Gümbel dieselbe im Vorangehenden erörterte Flora im Grödener Sandstein Südtirols entdeckt und hiermit die Ansicht der Mehrzahl unserer Geologen, mit Bergrath Dr. G. Stache an der Spitze, dass der mit dem Grödener Sandstein innig zusammenhängende, eine an paläozoischen Formen reiche Fauna beherbergende Bellerophon-Kalk dyadisch sei, eine neue Stütze erhalten habe. D. St. Baron Achille de Zigno. Annotazioni palaeontologiche sopra i resti di uno Squalodonte, scoperti nell’ arenaria mioceniea del Bellunese. (Con una tavola. Estr. dal vol. XX delle Memorie del r. instituto veneto di scienze, lettere et arti. Venezia 1876.) Die vorliegende Abhandlung gibt die Beschreibung und Abbildung jenes prachtvollen Restes von Squalodon Catulli Molin sp., dessen in unseren Verhand- lungen (1876, p. 293) bei Gelegenheit der Bestimmung eines unserem Museum an- gehörigen Restes derselben Art bereits eine Erwähnung geschah. Indem wir auf die 1, ec. publieirte Auseinandersetzung in unseren Schriften verweisen, in welcher die Synonimie und der Fundort ausführlich genug erörtert sind, müssen wir uns hier begnügen, mitzutheilen, dass in der vorliegenden Abhandlung eine prächtige Abbildung und eine nach allen Richtungen vollen Aufschluss gebende Beschreibung dieses Restes vorliegt, die nieht nur die Charaktere der nahe verwandten bekannten Arten, sondern auch die der Gattung Squalodon gegenüber der Gattung Zeuglodon genau präcisirt. K. P. Dr. M. Neumayr. Die Ammoniten der Kreide und die Systematik der Ammonitiden. (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch. 1875.) Während durch die Arbeiten von Suess, Waagen, Zittel, Mojsisovies u. A. die Ammonitiden aus Trias und Jura heute bereits in kleinere, natürlichere Gattungen zerlegt sind, fehlte eine solehe Unterabtheilung bis jetzt für die paläo- zoischen und cretaeischen Formen. In Beziehung auf die Ammonitiden der Kreide erscheint diese Lücke durch die vorliegende, ebenso mühevolle als verdienstliche Ar- beit nunmehr ausgefüllt. Höchst interessant ist eine dieser Arbeit beigefügte allgemeinere Uebersicht der in den letzten Jahren in der Eintheilung der Ammonitiden überhaupt gemachten Fortschritte, und eine Darlegung der hiebei leitenden Prineipien. 44 Verhandlungen. Nra2 In der vorliegenden Arbeit sind durchaus die Verhältnisse der natürlichen Verwandtschaft (Descendenz) als Classificationsprineip festgehalten, und auf Grund- lage desselben die folgenden neuen Gattungen aufgestellt; Schloenbachia, Olcoste- phanus, Hoplites, Acanthoceras und Stoliczkaia. Sehr werthvoll sind die jedem Genus beigefügten, nahezu vollständigen Ver- zeichnisse aller wichtigeren, dem Genus angehörigen Arten, durch welche auch der Nichtspeeialist in die Lage gesetzt ist, sich rasch in der neuen Qlassification zu orientiren. K. P. C. Schlüter. Verbreitung der Cephalopoden in der oberen Kreide Norddeutschlands. (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch. 1876.) Als Ergänzung seines grösseren, nunmehr vollendeten paläontologischen Werkes über die Cephalopoden der oberen deutschen Kreide (erschienen in der Paläonto- graphica) gibt der Verfasser eine übersichtliche Zusammenstellung der geognosti- schen Hauptergebnisse, namentlich in Beziehung auf die Verbreitung der Arten in den einzelnen unterschiedenen Niveau’s. Diese letzteren sind folgende: I. Unterer Plaener (Etage Cenomanien d’Orb.). 1) Zone des Pect. asper und Catop. carinatus, 2) Z. des Amm. varians und Hem. Griepenkerli, 3) Z. des Amm. Rotomagensis und Hol. subglobosus. Il. Oberer Plaener (Et. turonien d’Orb.). 4) Z. des Aectinoe. plenus, 5) 7. des Inoc. labiatus und Amm. nodosoides, 6) 7. des Imoe. Brogniarti und Amm. Woolgari, 7) Z. des Heteroc. Reussiamum und Spond. spinosus, 8) Z. des Inoc. Cwvieri und Ep. brevis. Ill. Emscher. 9) Z. des Amm. Margae und Inoe. digitatus. IV. Unter-Senon. 10) Sandmergel von Reklinghausen mit Marsup. ornatus, 11) Quarzige Gesteine von Haltern mit Peet. mwricatus, 12) kalkig-sandige Gesteine von Dülmen mit Scaph. binodosus. V.Ober-Senon (Coeloptychien-Kreide). 13) 7. der Becksia Soekelandi, 14) Z. des Am. Coesfeldiendis, 15) Z. des Heroc. po- Iyplocum und Amm. Wittekindi. Dem Emscher Mergel entsprechen nach dem Verfasser auch diejenigen Lagen unserer alpinen Gosauformation, aus welchen die von Redtenbacher (Abhandl. d. k. k, geol. R.-A. 1873) beschriebenen Cephalopoden stammen. F. Seeland. Die geologischen Verhältnisse Kärntens. (Jahrb. d. naturh. Landes-Museums für Kärnten, 12. Heft, 1876.) Eine kurze, übersichtliche Zusammenstellung der in der Literatur zerstreut vorliegenden Daten über die geologische Zusammensetzung des Landes, mit beson- derer Berücksichtigung der in den einzelnen Formationen und Gesteinen auftretenden, praktisch nutzbaren Mineralstoffe. Oesterr.-ungar. Berg- und Hütten-Kalender pro 1877, heraus- gegeben von der Redaction des „Bergmann“. Der vorliegende 3. Jahrgang dieses Kalenders ist in seinem technischen Theile wesentlich vermehrt und mit einer kleinen, aber sehr nett und deutlich ausgeführten Eisenbahnkarte der österreichisch-ungarischen Monarchie ausgestattet. ame mm Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 6. Februar 1877. Inhalt. Vorträge. C. v. Hauer, Krystallogenetische Beobachtungen. H. Wolf, Der Bergsturz bei Steinbrück. M. Vacek, Ueber Reste von Mastodon aus tertiären Ablagerungen Oester- reiche. — Literatur-Notizen, G. Laube, J. Böckh. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Vorträge. Carl von Hauer. Krystallogenetische Beobachtungen. Der Gegenstand, auf den ich mir Ihre Aufmerksamkeit zu lenken erlaube, betrifft die verschiedenen Intensitätsgrade in der Krystalli- sationsfähigkeit verschiedener Substanzen als eine ihnen zukommende Fundamentaleigenschaft. Dieser Satz, der eigentlich das Endresum& aus einer grossen Anzahl von Beobachtungen bildet, die ich seit Jahren anzustellen Gelegenheit hatte, steht in einigem Widerspruch mit der herrschenden Ansicht über jene Formbildung der Körper bei dem Uebergange aus dem flüssigen in den festen Zustand, welche wir als Krystallisation bezeichnen. Die krystallische Gestaltung im Gegensatze zum Amor- phismus betrachtet man als eine einheitliche, allen krystallisirbaren Körpern in gleicher Weise innewohnende Eigenschaft. Man betrachtet das mehr minder vollendet Entwickelte in dieser Beziehung als eine Folge äusserer, die Krystallisation fördernder oder störender Ur- sachen. So schreibt man die im Allgemeinen geringere Annäherung der in den Laboratorien entstandenen Krystalle an die im Sinne der Symmetriegesetze gedachten Formen gegenüber den in der Natur vor- kommenden Mineralien lediglich ihrer überstürzten Bildung zu. So wenig nun gerade von Demjenigen, der sich mit der Darstellung von Krystallen beschäftigt, der ausserordentliche Einfluss äusserer Um- stände auf das Krystallisationsproduct in Abrede gestellt werden K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 3. Verhandlungen. 7 46 Verhandlungen. Nr. 3 kann, so sicher drängt sich doch auch andererseits mit der Summe der Versuche die unbestreitbare Thatsache auf, dass die Eigenschaft zu krystallisiren durch eine der Materie selbst eigenthümliche Dispo- sition mannigfach modificirt erscheint, an der geänderte äussere Um- stände nichts zu ändern vermögen. Die Beobachtung führt dahin, Typen finden zu lassen für die verschiedene Krystallisationsfähigkeit verschiedener Körper, zwischen welchen andere krystallisirbare Körper Uebergänge bilden, ja selbst der scheinbar diametrale Gegensatz von Amorphismus und Krystallisation verschwindet, da es Substanzen gibt, die in ihrer Formbildung Uebergänge von einem dieser Zustände zu dem andern repräsentiren. Die Beobachtung an den krystallisirten Mineralien, die wir aller- dings in ihrem Aufbau nicht verfolgen können, widerspricht dem Ge- sagten nicht, sondern scheint es vielmehr zu bestätigen. Es müsste ein ganz eigenthümliches Missgeschick in der Genesis mancher Mine- ralspecies geherrscht haben, wenn äussere Verhältnisse allein verur- sacht hätten, dass sie z. B. nie anders, als warzenförmig, also nur eine leise Andeutung von Krystallisation zeigend, gefunden wurde. Die Krystallisation ist ein ganzer Complex von physikalischen Eigen- schaften, die in ihrer Gesammtheit oder theilweise mehr minder cha- rakteristisch an einem krystallisirbaren Körper zum Ausdrucke ge- langen können. Die Eintheilung der krystallisirbaren Körper in ge- wisse Gruppen nach dem Grade ihrer Krystallisationsfähigkeit, die ich hier darlegen will, gründet sich auf mannigfaltige Versuche mit Substanzen, die ein typisches Verhalten in der zu bezeichnenden Rich- tung constant zeigten, wenn auch die verschiedensten, die Krystalli- sation fördernden Hilfsmittel waren angewendet worden. Eine Ver- schiedenheit in dem Krystallisationsvermögen bekundet sich zunächst darin, ob eine Substanz in deutlichen oder nur in undeutlichen Krystallen sich zu gestalten vermag. Die Deutlichkeit des Krystallisationsproductes ist für manche Verbindung nur ein Kriterium bezüglich kleiner Individuen. So wie letztere in ihren Dimensionen zunehmen, bleiben einzelne Partieen in der Entwicklung zurück, die Flächenumgrenzung wird von entstehenden Lücken unterbrochen. An solchen Stellen zeigen sich dann einsprin- gende Winkel, auch ganz unregelmässige Vertiefungen, die sich mit regellosen Krystallaggregaten ausfüllen, an anderen Partieen ent- stehen nicht richtig darauf orientirte Ansätze, die constant wieder auftreten, wenn man sie abspaltet ete. Kurz, mit der Dauer des Wachsthums solcher Krystalle verschwindet successive der Typus eines einheitlichen, vollendet ausgebildeten Individuums. Als mit einem entschieden höheren Krystallisationsvermögen be- gabt, kann man daher jene Substanzen bezeichnen, deren Krystalle bei beträchtlich zunehmender Grösse die ununterbrochene Umgren- zung mit Flächen beibehalten. In einzelnen Stadien eines präcipitirten Wachsens, wie es durch plötzliche Temperaturveränderungen hervorgebracht wird, kann es wohl geschehen, dass sich an solchen Krystallen defecte Stellen zei- gen, indem die Volumsvergrösserung zeitweilig nicht an allen Punkten gleiche Fortschritte macht. Aber diese Mängel verschwinden wieder u el Nr. 3 Sitzung am 6. Februar. €. v. Hauer. 47 in der nächstfolgenden Zeit, und eben hierin charakterisirt sich ihre prononcirtere Tendenz zur Entwickiung vollkommener Formen, wäh- rend sich an mit schwächerem Krystallisationsvermögen begabten Substanzen derlei entstandene Schäden nicht nur nie mehr saniren, sondern bei fortgesetztem Wachsen nur immer greller noch hervor- treten. Den Culminationspunkt in der Gruppirung ihrer kleinsten Theile zur Bildung geometrischer Formen zeigen endlich einige Körper da- durch, dass ihre wie immer künstlich verstümmelten Krystalle sich, in gesättigte Lösungen gebracht, rasch wieder ringsum mit Flächen umgeben, dass sie sich aus jedem Fragment in der kürzest möglichen Zeit, wenn auch zu einem sehr verzerrten, aber an keinem Punkte mit Defecten behaftet bleibenden Individuum ergänzen. Die Anzahl der hieher gehörigen Verbindungen ist gering. Verschiedenheiten in der Krystallisationsfähigkeit bezüglich ihrer mehr secundären Attribute zeigen sich ferner darin, dass manche Körper leicht isolirte Individuen bilden, andere vorwiegend nur in regellosen Aggregaten, oder endlich nur in Zwillingen erscheinen. Krystalle ferner, welche, insbesondere wenn sie eine an- sehnlichere Grösse erreichen, ganz constant einige partielle Unvoll- kommenheiten, und zwar stets genau an derselben Stelle zeigen, rauhe, gebogene, gerippte Flächen, abgerundete Kanten etc. Defecte, die auch nie mehr verschwinden, während die andern Partieen des Krystalles untadelhaft bleiben. Substanzen, deren Krystalle leicht mehr symmetrische Formen annehmen, und solche, die immer nur in bestimmten Verzerrungen auftreten. Was die symmetrische Ausbildung anbelangt, wohl das Hauptkri- terium für den Krystallographen einer gut krystallisirenden Substanz, so ist gerade diese wirklich häufig nur ein Effect äusserer Verhält- nisse, z. B. der Lage des Krystalles während seines Wachsthums. Man kann daher manche Substanz auf künstlichem Wege durch ge- eignete Umlagerung in der Lösung, oder suspendirt erhalten zu einer Symmetrie in der Form bringen, die alles übertrifft, was an den natür- lichen Vorkommen in dieser Beziehung beobachtet wurde. Eine auffallende Verschiedenheit gibt sich ferner darin zu er- kennen, dass manche Krystalle sehr rasch, die einer anderen Sub- stanz sehr langsam wachsen, ohne dass diess in ihren Löslich- keitsverhältnissen seinen Grund hätte. Ferner sind zu verzeichnen in undurchsichtigen Krystallen erscheinende Körper, wenn sie auch farblos oder schwach gefärbt sind, und der Gegensatz dessen bei anderen Körpern. In Bezug auf diese übersichtliche Auseinandersetzung , möge nur noch erwähnt werden, dass alle die hier charakterisirten Gruppen krystallisirbarer Körper wohl zu unterscheiden sind von jener Serie, die man als schwierig krystallisirbare Körper bezeichnet, die man, wenn auch häufig nur in undeutlicher oder gar amor- pher Gestaltung erhält, doch auch manchmal unter noch nicht ge- nauer eruirten Verhältnissen in wohl ausgebildeten Krystallen ent- stehen beobachten kann. 74 48 Verhandlungen. Nr. 3 Betrachten wir nun diese Verhältnisse etwas näher. Wenige Chemiker haben sich im Ganzen noch mit der Krystall- pflege beschäftigt. Es lässt sich daher auch noch zur Zeit kein Ver- zeichniss der krystallisirbaren Körper im Sinne der früher entwickel- ten Gruppentrennung entwerfen. Weitere Versuche werden noch für manche Substanz die äusseren Verhältnisse ergründen lassen, unter welchen die ihr eigenthümliche Krystallisationsfähigkeit sich als eine intensivere ergeben dürfte, wie man sie bislange kennt. Unter allen Umständen ist aber an der sehr niederen Stufe des Krystallisations- vermögens einer leider namhaften Anzahl, besonders organischer Verbindungen nicht zu zweifeln. Hieher gehören, um Typen zu be- zeichnen, die nur in dendritisch-krystallinischen Aggregaten, in Schup- pen, krystallinischen Flocken, warzenförmigen Massen, Fasern etc. erscheinen, kurz, ganz undeutlich krystallisirende Substanzen, wie: Pyrotraubensaure Magnesia, Glycolsaurer Baryt, Oxalsaures Bleioxyd, Aepfelsaure Yttererde, Itakonsaures Natron, Methylschwefeligsaures Kali, Asporaginsaures Zinkoxyd, Weinsaurer Antimonoxyd-Baryt etc. Krystallinische Pulver bildende Körper gehören nicht unbedingt in diese Gruppe. Unter der Loupe betrachtet zeigen sich dieselben häufig aus sehr schön ausgebildeten isolirten Krystallen bestehend. Und solche kleine Kryställchen mehrerer Substanzen sind selbst einer mitunter ganz bedeutenden Volumsvergrösserung fähig, ohne in ihrer regelmässigen Ausbildung zu leiden. Diese letztere ist nur dann eine Frage der Zeit. So habe ich in einem Zeitraume von vier Jahren Krystalle von Ammoniumplatinchlorid in der Dimension einer kleinen Erbse, und solche von Uran-Natriumacetat in der gleichen Zeit in der Grösse einer Nuss prachtvoll ausgebildet erhalten. Die Grösse der Krystalle, bei welcher die früher angedeutete Scheidegrenze für correcte Formbildung bemerkbar wird, ist selbst- verständlich für verschiedene Körper sehr verschieden, und auch bei einer und derselben variabel, je nach den gegebenen, mehr minder für die Krystallisation günstigen äusseren Verhältnissen. Typisch für das Aufhören einer gleichmässigen Vergrösserung und Erhaltung einer ungestörten Formbildung beim Ueberschreiten einer gewissen Grösse sind unter anderen: Kaliumsulphat, Uran- Kaliumacetat, Baryumchlorid, Chlorsaures Kali, Dithionsaures Kali. Die schönen kleinen Krystalle des letzteren insbesonders werden, wenn sie eine mässige Grösse erreichen, nicht nur defect, sondern constant ganz undeutlich, Die bevorzugte Gruppe jener Körper, die sich aus Bruchstücken leicht ergänzen, zeigt ein so auffällig verschiedenes Verhalten in ihrem krystallischen Aufbau gegenüber den im Früheren angeführten Ver- bindungen, dass an den bis in’s Extreme gehenden Unterschied sol- cher mit starker und schwacher Krystallisationskraft begabten nicht gezweifelt werden kann. Als bemerkenswerth in dieser Richtung können aus der allerdings im Ganzen nicht sehr zahlreichen Serie angeführt werden: Chrom- und Eisenalaun, Cadmiumsulphat, Borax, Citronensäure, saures, äpfelsaures Ammoniumoxyd, Citronensaures Natron, Essigsaures Uranoxyd-Natron, Dithionsaurer Kalk und Stron- tian etc. vn EEE Nr. 3 Sitzung am 6. Februar. C. v. Hauer. 49 Wenn Fragmente dieser Verbindungen in gesättigte Lösungen gebracht werden, so hängt es bezüglich der Zeit nur von dem Grade ihrer Löslichkeit ab, innerhalb welcher die Ergänzung stattfindet. Die durch Verdunstung der Lösung innerhalb einer gegebenen Zeit frei werdende Masse ist nämlich dafür entscheidend. Diese Substanzen bilden auch leicht isolirte Individuen, sind meistens befähigt für eine bedeutende Volumszunahme und bauen sich selbst oft unter den für Krystallisation im Allgemeinen ungünstigsten Umständen so regelrecht auf, dass keine Desorientirung in den sich ansetzenden Theilchen be- merkbar wird. Die Thatsache, dass es krystallisirbare Körper gibt, die trotz oft wiederholter und unter den mannigfachsten äusseren Verhältnissen erprobter Darstellung nie anders wie in Zwillingen beobachtet wurden, schliesst die Wahrscheinlichkeit aus, dass dieses Phänomen lediglich ein sogenannt zufälliges sei. Typisch hiefür sind Cobaltid- und Fer- rideyankalium, Bernsteinsaures Natron, Valeriansaures Kupferoxyd etc. Auch bezüglich dieser Eigenschaft kann man von Uebergänge bil- denden Verbindungen Notiz nehmen, indem es solche gibt, die vor- wiegend, häufig, und selten in Zwillingen krystallisiren. Was die Gruppe von Verbindungen betrifft, deren Krystalle ge- wisse partielle Mängel in der Ausbildung zeigen, so finden sich hier- über in der Literatur mehr als über irgend andere krystallogenetische Erscheinungen Beobachtungen verzeichnet. Charakteristisch ist für die Krystalle dieser Körper, dass sich an ihnen zwei diametral entgegengesetzte Erscheinungen in ihrer Ausbildung bemerkbar machen, insoferne die nicht mit jenen Defecten behafteten Stellen zumeist schön spiegelnde Flächen, scharfe Kanten etc. zeigen. Die merkwürdigen localisirten Mängel werden in man- chen Fällen erst bemerkbar, wenn die Krystalle der betreffenden Sub- stanzen grössere Dimensionen erlangen. Bei anderen gewahrt man sie aber schon an kleinen Krystallen unmittelbar nach ihrer Ent- stehung. Schon das consequente Auftreten solcher Ausbildungsmängel an hestimmten Stellen eines Krystalles constatirt, dass nicht äusserlich, sondern in der Substanz selbst die Ursache solcher Missbildungen zu suchen sei. Auch eine ungleiche Volumszunahme an verschiedenen Stellen der Krystalle — eine der gewöhnlichsten Veranlassungen für successive Verstümmelung der Form, oder Hervorbringung von Ver- zerrungen — ist hierbei nicht im Spiele. Man kann vielmehr beob- achten, dass die Vergrösserung von derlei Krystallen an allen Stellen gleichmässig vor sich geht, nur verschwinden jene charakteristischen Mängel nie bei fortgesetztem Wachsthum. Es gibt viele krystallisirbare Substanzen, die dieser Gruppe an- gehören. Um concrete Fälle anzuführen, möge genannt werden: Kalium-Nickeleyanür. Die beiden Endflächen der monoklinen, tafel- förmig erscheinenden Krystalle sind wohl nie anders als trübe und gerippt gesehen worden, während die Prismenflächen vollkommen eben und glänzend sind; Oxalsaures Eisenoxyd-Kali, die Krystalle zeigen ausnahmslos ein Flächenpaar gestreift; arsensaures Kali und phos- phorsaurer Ammoniak, wenn diese Krystalle etwas grösser werden, so 50 Verhandlungen. Nr.;3 zeigen sich die Prismenflächen stets gekrümmt und trübe, während die Zuspitzungsflächen sehr schön ausgebildet bleiben; Ameisensaurer Cadmiumoxyd-Baryt. Die Prismenflächen sind immer schon an den kleinsten Krystallen stark gestreift, aber doch glänzend, die Zu- spitzungsflächen ganz besonders schön ausgebildet. Dass für manche Verbindung es charakteristisch ist, in Kry- stallen mit bestimmten, constant auftretenden Verzerrungen zu er- scheinen, habe ich vor Jahren in einer Mittheilung an die Wiener Academie der Wissenschaften nachgewiesen. Es wurde gezeigt, wie trotz der der Entwicklung solcher Verzerrungen entgegengesetzten Hindernisse dieselben doch sich bilden, was die in der Substanz ge- legene Tendenz für die gedachte Formentwicklung präcise darlegt. Die detaillirtere Nachweisung des schnelleren oder langsameren Wachsens verschiedener krystallisirbarer Körper, als eine specifische Eigenschaft derselben, möge einer besonderen Abhandlung über „die relative Grösse der Krystalle“ vorbehalten bleiben. Dass das constante‘ Auftreten mehrerer Verbindungen, selbst wenn sie farblos sind, in undurchsichtigen Krystallen nicht alleinig einer überstürzten Krystallisation und damit verbundenen regelloseren Anlagerung der kleinsten Theilchen zuzuschreiben sei, wie mehrfach versucht wurde, nachzuweisen, ergibt sich bei Betrachtung der ge- legentlich von Fabriksprocessen entstandenen Krystalle; diese in so ausserordentlich überhasteter Weise gebildeten Krystalle zeigen oft eine so correcte Ausbildung, wie die in sehr langsamem Aufbau ent- standenen; und Verbindungen, die bei derlei Processen stets undurch- sichtige Krystallisationsproducte geben, zeigen das Gleiche, wenn sie aus einer noch so sorgsamen Pflege während ihres Wachsthumes her- vorgehen. Das Undurchsichtigwerden tritt übrigens bei den meisten derlei Substanzen vorzüglich erst mit einer bedeutenderen Volumszu- nahme ein, wenn sie auch nach dem ersten Entstehen ganz wasser- klar sich gezeigt hatten. In dem Maasse, als der krystallogenetischen Chemie, wie schon früher erwähnt, bis in die neuere Zeit eine mindere Aufmerksamkeit gewidmet wurde, wie der analytischen, ist auch die Kenntniss der physikalischen Eigenschaften krystallisirender Körper gegenüber den über ihre chemischen Verhältnisse erlangten zurückgeblieben. Erst wenn die Mittel künstlicher Krystallzucht an je einer Substanz er- schöpft sind, lässt sich nach den dabei erzielten Erfolgen beurtheilen, wie es sich mit der Krystallisationsfähigkeit derselben verhält. Bei solchen Erprobungen gelangt man bald zur Einsicht, dass viele An- gaben hierüber in der chemischen Literatur auf das Resultat von Krystallisationen sich beziehen, die für die betreffende Substanz unter den speciell ungünstigsten Verhältnissen, oder wenigstens unter sol- chen stattfanden, die zu einer vollkommeneren Formentwicklung nichts beitragen konnten. So bezieht sich z. B. die Kenntniss über die physikalischen Eigenschaften vieler krystallisirter Körper nur auf die Beschaffenheit des Productes, welches beim Erkalten heisser, gesät- tigter Lösung erhalten wird. Nun durch die Eliminirung aller Umstände, welche auf die Kry- stallisation störend wirken, erreicht man es aber dennoch nicht, dass Nr. 3 Sitzung am 6. Februar, H. Wolf. 51 alle krystallisirbaren Körper auch nur ein annähernd ähnliches Ver- mögen geometrische Gestaltung anzunehmen zeigen möchten. Und wenn man nicht gewissermassen verwöhnt, wie vom krystallographi- schen Standpunkte aus, dem Streben huldigt, die beobachteten That- sachen nur als Abweichungen von Idealen zu betrachten, die in Wirk- lichkeit nie erreicht werden, so wird es sich sogar als näher liegend darstellen, dass die Krystallisationsfähigkeit gleich anderen physikali- schen Eigenschaften für verschiedene Materien auch eine verschie- dene Fundamentaleigenschaft sei. H. Wolf. Der Bergsturz von Steinbrück. Der Vortragende erläuterte seine Mittheilung, in welcher er die Verdienste der Trifailer um die Rettungsarbeiten hervorhob, mit geo- logischen Karten, Profilen und photographischen Ansichten des Rutsch- terrains. Die am 15. und 18. Jänner erfolgten Rutschungen setzten eine schon in viel früherer Zeit erfolgte Abrutschung, auf welcher die Bewohner des Ortes Wrische mit ihren nun verschütteten Häu- sern sich ansiedelten, wieder in Bewegung. Reste dieser älteren Rutschung blieben von dem neu nachgeschobenen Materiale unberührt und wurden nicht überdeckt an der östlichen Flanke zwischen den beiden Steinbrüchen im Leithakalke. Die Rutschmasse besteht aus Mergel, Kohle, Sand und Sandsteinen, sowie Tegel als tiefstem Gliede. Dieselbe liegt in der neogenen Reihe der Tertiärschichten über den Sotzkamergeln und unter den Leithakalken. Es sind diess die Schichten von Tüffer. An den oberen Bruchrändern in der Nähe der oft er- wähnten Quelle, in der Höhe von 280 Meter über der Bahn, sind nur die zu gelbem Thon verwitterten und zusammengeschwemmten Materialien dieser Schichten mit eingebettetem Gehängeschutt des die Rutschrinnen begrenzenden Triasdolomits und Leithakalkes bemerkbar. Die Rutschrinne selbst gewährt keine weiteren Aufschlüsse. Jedoch ist aus den Schurfarbeiten, die 1840—1850 dort im Gange waren, bekannt, dass in Wrische, am unteren Ende der Rutschung, etwa 200 Meter gegen Steinbrück hin, zwischen Leithakalk und Triasdolomit eine 27 Fuss mächtige Thon-, Sand- und Mergelschichte eingeschaltet liegt, welche 2 Kohlenflötze umschliesst. Diese Zwischenschichten sind jedoch am rechten gegenüberliegenden Sannufer zwischen Dolomit und Leithakalk nicht mehr sichtbar, also ausgekeilt. Dagegen wurden gegen Süden, von wo die Rutschungen ausgehen, auf der Höhe von Pleschic, etwa nur 300 Meter von dem oberen Bruchrande gegen Westen, durch eben diese Schürfungan constatirt, dass diese Schich- tenreihe in mehr als dreifacher Mächtigkeit und stärkeren Thon- oder Tegellagen, in welchen 3 Kohlenflötze eingebettet liegen, durchfahren wurde, ohne dass man die begrenzenden Schichten, Leithakalk und Triasdolomit, erreicht hätte. Es geht daraus hervor, dass die Schichten, welche die Rutschmassen bilden, in der Richtung der Bruchränder gegen Süden hin unter der Decke des Leithakalkes bedeutendere Mächtigkeit gewinnen. Die gegenwärtigen Terrainrisse reichen in dieser Richtung vom jetzigen Bruchrande mehr als 200 Meter auf- wärts bis zur Höhe von 388 Meter und können eine Länge nahe an 52 Verhandlungen. Nr. 3 400 Meter bis zur Höhe von 460 Meter über der Bahn erreichen. Um den noch drohenden Gefahren möglichst zu begegnen, ist von Allen als nöthig erkannt, die Ableitung der mächtigen Quelle, welche das Rutschterrain bisher ungestört schwängerte, so viel wie möglich zu beschleunigen. Diese Ableitung wird gleich von der Quelle weg in 600 Meter östlicher Entfernung vom Bruchrande über eine kleine Einsattlung 215 Meter über der Bahn einem der Rutschung nicht unterworfenen Wasserlaufe zugeführt. Die Vorsicht gebietet ausser- dem noch, dass das Terrain in der Richtung der noch möglichen Rutschungen an der Grenze des Leithakalkes mittels mehrfacher Boh- rungen sondirt werde, damit man aus der Beschaffenheit uud Mäch- tigkeit der Rutschmasse sicherere Schlüsse ziehen könnte über die Grösse der noch drohenden Gefahr. Ausführlicheres über den Gegenstand wird im Jahrbuche der k. k. geologischen Reichsanstalt mitgetheilt werden. M. Vacek. Ueber Reste von Mastodon aus tertiären Ablagerungen Oesterreichs. Der Vortragende, welcher sich seit einiger Zeit mit der Aufgabe befasst hatte, die bisher nur aus einzelnen zerstreuten Notizen be- kannten österreichischen Reste der Gattung Mastodon in eingehenderer Weise zu untersuchen, machte eine Mittheilung über die bei dieser Arbeit gewonnenen Resultate. Ausgehend von einer Darstellung der seit Cuvier in Bezug auf die Gattung Mastodon veröffentlichten Arbeiten älterer Autoren, versuchte derselbe den gegenwärtigen Stand der Kenntnisse zu prä- cisiren und daran anschliessend eine Charakteristik der einzelnen, bisher aus Europa bekannt gewordenen 7 Arten der Gattung Mastodon zu geben. Derselbe wies an einem ziemlich grossen Materiale nach, dass sich von diesen sieben europäischen Arten nicht weniger als fünf im Bereiche der Kronländer Oesterreichs vertreten finden, näm- lich die Arten M. Borsoni, M. tapiroides, M. angustidens, M. longi- rostris und M. arvernensis. Insbesondere gaben ihm die vielen schönen Reste der Art M. angustidens aus Eibiswald, sowie die in den Wiener Sammlungen zahlreich vorfindlichen Reste der Art M. longirostris Gelegenheit, Schlüsse auf die Lebensweise der Thiere aus der Beschaffenheit und Abnützungsart des Zahnapparates abzuleiten. Uebergehend zur Besprechung einzelner Mastodonreste, welche der Vortragende im Laufe des letzten Sommers in den Sammlungen von München, Zürich und Winterthur zu sehen Gelegenheit hatte, machte derselbe darauf aufmerksam, dass sich Formen von Mastodon finden, die nach der heute üblichen Falconer’schen Eintheilung in Trilophodon und Tetralophodon sich weder in die eine, noch in die andere Gruppe gut einreihen lassen, vielmehr in der Ausbildung der Backenzähne zwischen den beiden angeführten Untergattungen die Mitte halten, sowie dass es Formen von Mastodon gebe, welche gegen einen weiteren pentalophodonten Typus gravitiren, und auch solche, die diesen in der That repräsentiren. Er Nr. 3 Sitzung am 6. Februar. (. v. Hauer. 53 Dem entgegen machte der Vortragende auf die Unterschiede aufmerksam, welche sich zwischen solchen Mastodonten finden, deren Backenzähne firstartig gebaute Joche besitzen und solchen, bei denen diese Joche aus mehreren gerundeten Hügeln sich zusammensetzen, ein Unterschied, der mit seltener Uebereinstimmung von allen älteren Autoren betont wird. Eine ausführlichere Darlegung dieser Verhältnisse bildet den Gegenstand eines demnächst in den Abhandlungen der Anstalt er- scheinenden Aufsatzes. Literatur-Notizen. F. Teller. Dr. @. ©. Laube. Geologie des böhmischen Erzgebirges, I. Theil. (Archiv der naturwissenschaftlichen Landes- durchforschung von Böhmen, ll. Bd., 2. Abth., II. Hft.) Die vorliegende umfangreiche Arbeit bildet die erste Abtheilung eines grös- seren Werkes, das die geologischen Verhältnisse des gesammten böhmischen Erz- gebirges zur Darstellung bringen soll. Obwohl wir über dieses Gebirgsstück, das geradezu als ein classisches Gebiet geologischer Forschung bezeichnet werden kann, eine reichhaltige und eingehende Literatur besitzen, an welcher die Altmeister un- serer Wissenschaft mitgearbeitet haben, so beansprucht die vorliegende Publication doch das höchste Interesse, da sie das bisher Erworbene in mancher Richtung vertieft und erweitert, und zu einem dem heutigen Standpunkt der Wissenschaft entspre- chenden Gesammtbild vereinigt. Der Verfasser gibt als Einleitung eine gedrängte Uebersicht über den lecto- nischen Bau und die Geschichte des Erzgebirges im Allgemeinen, und erläutert an einigen Profilen die Beziehung zwischen der längs ihres Südrandes steil abgebro- chenen Hauptkette und den isolirten Schollen krystallinischer Gesteine, welche im böhmischen Mittelgebirge unter einer Decke jüngerer Bildungen hie und da sichtbar werden, weiter im Westen aber als Karlsbadergebirge und Kaiserwald zu grösseren Massen sich erheben. Er wendet sich sodann zur Detailschilderung des zunächst in Aussicht genommenen Gebietes, das den westlichen Gebirgsabschnitt zwischen dem Schönbachthale und der Einsenkung des Joachimthales umfasst. Ein bedeutender Complex granitischer Gesteine, die sogenannte Neudecker Granitmasse, bildet den Kern dieses Gebirgstheiles, an ihn legen sich westlich und östlich breite Zonen krystallinischer Schiefer an, welche sich jenseits der Landesgrenze vereinigen und so den Granit mandelföürmig umgeben. Der Verfasser behandelt zunächst das Gra- nitgebiet als das active, auf die Lagerung der Schieferhülle direct Einfluss neh- mende Gebirgsglied, hierauf die beiden Schieferzonen, trennt aber zum Zwecke grös- serer Uebersichtlichkeit das gesammte Beobachtungsmaterial in einen petrographi- schen und geologischen Theil. Unter den Graniten des Erzgebirges unterscheidet Laube in Uebereinstim- mung mit früheren Forschern zwei grosse Gruppen (die nicht durch Uebergänge verbunden sind, wenn sie auch in gewissen Varietäten einander sehr nahe kommen). Einen Klinoklas-armen, erzfreien, älteren Granit, den Gebirgsgranit, und einen Klinoklas-reicheren, Zinnstein-führenden, jüngeren Granit, der in grösseren, zusam- menhängenden Massen nur im Erz- und Karlsbader-Gebirge auftritt, den Erz- gebirgsgranit. Neben diesen Hauptgraniten treten in Form von Gängen und Gangstöcken eine Reihe granitischer Gesteine auf, die als Ausscheidungsgranite zu- sammengefasst werden; die feinkörnigen, oligoklas- und glimmerreichen Gesteine, die als grauer oder Nester-Granit bekannt sind, werden als Glimmersyenitporphyr zu den Gesteinen der Syenitgruppe gestellt. Die beiden Hauptgranite lassen eine eigenthümliche Verbreitung erkennen: der Erzgebirgsgranit dringt vom südlichen Bruchrande her keilfürmig nach Nord vor und theilt den Gebirgsgranit in zwei Zonen, deren westliche grössere durch das Kaiserwaldgebirge nach dem Böhmerwald fortsetzt. Da der Erzgebirgsgranit ausserdem wirkliche Gänge im Gebirgsgranit bildet, oder ihn in stockförmigen Massen durchsetzt, so dass der Gebirgsgranit wie eine zersprengte Hülle in Blöcken auf dem ersteren liegt, so unterliegt es keinem K. k. geolog. Reichsanstalt 1377. Nr. 3. Verhandlungen. 8 54 Verhandlungen. Nr. 3 Zweife, dass der Gebirgsgranit das ältere, der Erzgebirgsgranit das jüngere Ge- stein sein müsse. Schwieriger ist die Frage nach dem Altersverhältnisse des Gra- nites zum Schiefergebirge. Die Lagerungsverhältnisse an der Berührungsgrenze zeigen zwar deutlich, dass die Schieferhülle in offenbare Abhängigkeit zum Granite ge- bracht werden muss, so dass der Granit als das jüngere durchsetzende und hebende Gebirgsglied anzusehen ist, ein directer Nachweis des geringeren Alters ist aber nur für den Erzgebirgsgranit möglich, so dass es fraglich bleibt, ob nicht dieser allein die Hebungen und Störungen im Schiefergebirge hervorgebracht hat. Der Um- stand, dass auch die jüngsten Bildungen der Schieferhülle, die cambrischen Hohen- steinschiefer in ihrer Lagerung vom Granite abhängig sind, macht es wahrschein- lich, dass die Granite des Erzgebirges, zum wmindesten die eigentlichen Erzgebirgs- granite, von gleichem Alter sind mit den cambrischen Graniten Mittelböhmens. Von den übrigen krystallinischen Massengesteinen finden sich in diesem Gebirgsstücke Diorite, die nur im Schiefergebirge auftreten und offenbar älter sind, als der Granit, und die nur sporadisch auftretenden Porphyre und Basalte. Die Schieferhülle besteht fast durchwegs aus jenen Gesteinen, die wir als metamorphische oder krystallinische zu bezeichnen pflegen, die echten laurentiani- schen Gneisse, welche im östlichen Erzgebirge eine so grosse Rolle spielen, fehlen hier gänzlich. Das tiefste Glied des Schiefercomplexes bilden gneissartige Gesteine, welche Laube als Gneissglimmerschiefer bezeichnet, darüber folgen gewöhnliche Glimmerschiefer, Kalkglimmerschiefer, Phyllite... so dass wir uns mit der aufstei- genden Schichtreihe von Gesteinen mit rein krystallinischer Ausbildung zu klasti- schen Gesteinstypen erheben. Als jüngstes Glied erscheinen die Dachschiefer von Kirchberg, auf denen mit schwacher Discordanz die cambrischen Hohensteinschiefer lagern. Alle Glieder dieser Reihe sind auf das Innigste durch Uebergänge ver- bunden, so dass die Zutheilung eines Gesteins zu einer bestimmten Gruppe in vielen Fällen Sache der individuellen Entscheidung wird. Nichtsdestoweniger stimmt Laube für eine möglichst scharfe Trennung der einzelnen Glieder, wie sie Jokely angebahnt hat. Die genannten Schiefergesteine zeigen deutlich eine Anordnung in Zonen, die dem Streichen des Gebirges parallel laufen, so zwar, dass die ältesten in SO, die jüngsten in NW liegen, und Laube weist darauf hin, dass trotz des Man- gels paläontologischer Einschlüsse lediglich auf Grund petrographischer Merkmale eine Uebereinstimmung dieser Zonen östlich und westlich von der Neudecker Gra- nitmasse erkennbar ist. Die Eklogite, untergeordnete Streifen körnigen Kalkes, und die Kalkschiefer kehren in denselben Horizonten wieder und geben Anhaltspunkte zur Parallelisirung diesseits und jenseits des Granitstockes. Eine Reihe instructiver Profile erläutert diese Verhältnisse. Die Schiefer finden sich in concordanter Lage- rung, nur der Rand des Glimmerschiefergebirges längs des Egerthales ist umgebogen nach Art einer Schleppung durch den in die Tiefe gesunkenen südlichen Gebirgs- flügel. Einen werthvollen Theil des vorliegenden Werkes bilden die Capitel über die Erzlagerstätten, und die anschliessenden Discussionen über Gangbildung im Bereiche dieses Gebirgsabschnittes und deren Beziehung zu den Thermalspalten und Erdbeben. Bei dem überaus reichen Detail das diese Auseinandersetzungen begleitet, müssen wir hier leider darauf verzichten, dem Verfasser auch in diesem Theile seiner inter- essanten Untersuchungen zu folgen. M. Vacek. J. Böckh. Brachydiastematherium transsil- vanicum Böckh et Maty., ein neues Pachydermengenus aus den eocänen Schichten Siebenbürgens. Bd. IV der Mittheilungen aus d. Jahrb. d. k. ung. geol. Anstalt. Unter dieser Bezeichnung wurde von Herrn J. Böckh ein fossiler Pachy- dermenrest beschrieben, bestehend in der Symphysenhälfte eines Unterkiefers von einem Thiere, das durch die Beschaffenheit seiner Backenzähne sich auf das In- nigste an den Typus der Paläotherien anschliesst, jedoch in den Dimensionen selbst die grössten bekannten Exemplare von Palaeotherium magnum Cuwv. übertrifft. Der Rest wurde von Herrn Dr. Pävay bei Andräshäza in Siebenbürgen aufgefunden in einem durch sandige Beimengungen stark verunreinigten bunten Thone, dessen Alter von Prof. A. Koch, der die Gegend von Andräshäza genauer untersucht hat, als A rn ee Er ar Der an Dh La am Fu u ac ... Nr. 3 Sitzung am 6. Februar. J. Böckh. 55 untereocän bezeichnet wird. Schon durch dieses Alter, mehr aber noch durch seine morphologischen Charaktere verdient der Säugethierrest ganz besonderes Interesse, Nach der Beschaffenheit der Backenzähne stellt Herr Böckh das von ihm neu aufgestellte Genus in die Nähe der Palaeotherien und fasst diejenigen Merkmale, welche Brachydiastematherium von den Palaeotherien unterscheiden, in acht Punkten zusammen, wie folgt: 1. Die unteren Schneidezähne sind flacher eingefügt und nicht meissel- oder keilförmig, wie bei Palaeotherium, gestaltet. Ihre Kronen haben vielmehr eine flach kegelförmige Gestalt, wie bei Lophiodon. 2. Die Eekzähne, deren Kronenbildung mit derjenigen der Schneidezähne übereinstimmt, zeigen sich viel stärker entwickelt, als bei der grössten bekannten Palaeotherienart. 3. Das Diastem ist auffallend kurz, besonders im Verhältniss zur Grösse des Kiefers betrachtet. 4. An der Innenseite der Backenzähne sieht man keine Spur von einem Ba- saltwulst, während sich ein solcher bei Palaeotherium stets findet. 5. Die von den zwei halbmondförmigen Falten, welche die Backenzähne ähn- lich wie bei Palaeotherium zusammensetzen, gebildeten Einbuchtungen öffnen sich nach dem Innenrande nicht wie bei Palaeotherium so, dass die Abhänge allmählig mit der Kronenbasis verfliessen, sondern diese Einbuchtungen zeigen viel steilere Wände und sind durch einen vorgelagerten, nur in der Mitte schlitzförmig durch- brochenen Wulst nach aussen abgesperrt. Dieser Wulst erscheint in den hinteren Buchten sogar doppelt, indem der äusseren Falte eine ähnliche, jedoch viel kleinere nach dem Inneren der Einbuchtung zu vorgelagert erscheint. 6. Der erste Prämolar ist sehr klein und abweichend von den folgenden Prä- molaren, sowie auch von dem Baue desselben Zahnes von Palaeotherium einfach kegelförmig gestaltet ohne irgendwelche Nebenhügel. Zwei weitere Umstände, welche Herr Böckh anführt, nämlich das Vorhan- densein einer Verdickung am Hinterrande der Backenzähne, sowie die stellenweise Bedeckung des Emails mit einer dünnen Lage, die er für Cement zu halten geneigt ist, scheinen von geringer Wesenheit zu sein. Wichtiger ist vielleicht das Merkmal, dass die Backenzähne an der Aussenseite chagrinartig rauh sind, hingegen die In- nenseite derselben vollkommen glatt sich zeigt. Die Beschreibung, sowie die auf zwei Tafeln beigegebenen schönen Abbil- dungen des Restes sind mit der grössten Sorgfalt durchgeführt, so dass die’ Beur- theilung selbst der kleinsten Einzelheiten möglich wird, und man daher den Ge- danken, vergleichende Studien an die Arbeit des Hrn. Böckh zu knüpfen, sehr ein- ladend findet. Es scheint mir von Interesse, auf das Ergebniss einer solchen Ver- gleichung, welche ich mit dem von Prof. Leidy aus untereocänen Mergelablage- rungen von Nebraska beschriebenen und ursprünglich ebenfalls in die Nähe von Palaeotherium gestellten Genus Titanotherium vorzunehmen Gelegenheit hatte, im Folgenden aufmerksam zu machen, mit welchem, wie es scheint, der vonHm. Böckh beschriebene Rest sehr viel Verwandtes hat, indem sämmtliche Merkmale, welche Hr. Böckh einerseits als für Brachydiastematherium specifisch charakteristisch, an- dererseits als von Palaeotherium unterscheidend anführt, sich in auffallend überein- stimmender Weise auch bei Titanotherium wiederfinden. Vor Allem stimmen die Reste von Titanotherium in der Grösse sehr gut mit dem Reste von Andräshäza. Die Länge der ersten fünf Backenzähne des letzteren kommt auf das Genaueste gleich der Länge derselben fünf Molaren in dem von Leidy (Ext. mam. of Dakota and Nebraska Taf. XXIV) ‚abgebildeten ÖOberkiefer, wenn man die Reduction der Zeichnung berücksichtigt und die etwas approximale Stellung der oberen Molarreihe nicht ausser Acht lässt. Dessgleichen bildet die auffallend rasche Grössenzunahme der auf einander folgenden Molaren einen in beiden Fällen übereinstimmenden und sehr bezeichnenden Charakter. Das Hauptmerkmal des Restes von Andräshäza, das auffallend kurze Diastem, findet sich ebenso bei Titanotherium, und beträgt bei dem citirten Oberkiefer kaum 12 Mm., ein im Ver- gleich zur Grösse der Molarreihen auffallend geringer Betrag. Der Bau der unteren Backenzähne von Titanotherium zeigt nicht den geringsten Unterschied von dem Baue der Molaren im Kiefer von Andräshäza. Auch bei Tifanotherium bestehen diese, ähnlich wie bei Palaeotherium, aus zwei halbmondförmigen Falten, deren innere Flügel bei gehörig vorgeschrittener Abnützung an dem Innenhügel mit ein- ander verfliessen, so dass die zum Vorschein kommende Dentinsubstanz eine W-för- 56 Verhandlungen. Nr 3 mige Figur darstellt. Der Basalwulst findet sich auch bei Titanotherium nur an der Aussenseite, während er an der Innenseite gänzlich fehlt. Die inneren Buchten der beiden Halbmonde zeigen steile Wände und sind auch bei Titanotherium durch vorgelagerte, nur in der Mitte schlitzartig unterbrochene Wülste in eine Art Taschen umgewandelt. Leidy') beschreibt dieses Verhältniss mit folgenden Worten: „The enamel spaces embraced by the horns of the erescentie summits of the lobes do not slope towards the base of the teeth internally, as is represented to be the case in the figures of the corresponding teeth of Palaeotherium, but they form deltoidal con- cavities, which are nearly on the same level with the dentinal crescents, and are bounded internally by a thick obtuse border; open, however, at the middle to the bottom of the concavities.“ In beiden Fällen ist die Aussenseite der Zähne chagrinartig rauh, die Innen- seite glatt. Die von Herrn Böckh bemerkte Kleinheit, sowie der abweichende Bau des ersten Prämolars gegenüber den folgenden Backenzähnen zeigt sich an dem eitirten Oberkiefer von Titanotherium in noch auffallenderem Missverhältniss, als bei dem Unterkiefer von Andräshäza, indem dieser erste Prämolar kaum den vierten Theil des unmittelbar auf denselben folgenden zweiten Prämolars ausmacht. In Bezug auf den Bau der Caninen wird der Vergleich etwas schwieriger. Leidy beschreibt (Ext. mam. of Dakota and Nebraska p. 212) zwei Arten von Eck- zähnen des Trtanotherium, und zwar die einen als obere, die anderen als untere. Dabei stellt sich heraus, dass gerade die Beschreibung derjenigen Caninen, welche Leidy für obere genommen, auf die Eckzähne im Unterkiefer von Andräshäza genau passt. Da alle Caninen, welche Leidy zur Verfügung hatte, nur lose gefunden wurden, so ist die Möglichkeit einer Verwechslung nicht ausgeschlossen. Ja, diese Annahme gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man den Zahnapparat von Titano- therium etwas näher betrachtet. Der kleine erste Prämolar im Oberkiefer ist haupt- sächlich an seiner Vorderseite abgenutzt, so dass man nur annehmen kann, der ihm entsprechende untere erstePrämolar, der nur allein diese Usur erzeugen konnte, habe etwas weiter nach vorne gestanden. Da ferner das Diastem im Ober- und Unterkiefer gleich kurz ist, ergebe sich für den oberen Canin eine mehr approximale Stellung, als für den unteren. Bei dem Thiere, von welchem der Unterkiefer von Andräshaza stammt, war die Stellung der Caninen in der That eine solche, da die Usur der unteren Caninen sich an der Hinterseite findet. Dagegen findet sich an dem Fig. 11 bis 12, Taf. XVI der anc. fauna of Nebr. abgebildeten, angeblich unteren Canin die Nutzfläche an der Vorderseite. Von Schneidezähnen des Titanotherium bildet Leidy nichts ab, so dass hier der Vergleich fehlt. Ihre Zahl nimmt er in der Zahnformel für Titanotherium (ine. > can. 2 praem. Z mol. -) nach Analogie mit dem Oberkiefer als zwei an. In dem eitirten Oberkiefer finden sich nämlich vier Ineisiven mit etwas eigen- thümlicher Stellung, indem sich je zwei derselben jederseits dicht an den Eckzahn anschliessen und in der Mitte durch eine breite, etwas concave Lücke getrennt sind. Im Unterkiefer von Andräshäza finden sich nach Hrn. Böckh sechs Schneidezähne. In der Zeichnung finden sich jedoch nur die Kronen von vier solchen gezeichnet. Zum Schlusse möchte ich noch erwähnen, dass Prof. Leidy seine ursprüng- liche Ansicht über die Stellung des Titanotherium in die Nähe der Palaeotherien, die hauptsächlich durch die Charaktere der zuerst aufgefundenen unteren Mahlzähne begründet war, neuerlich (Ext. mam. Dak. Neb. p. 206) aufgegeben und, veranlasst durch die Beschaffenheit der oberen Molarreihe Titanotherium, nun in die Nähe von Chalicotherium zu den Artiodactylen stellt. !) Ancient fauna of Nebraska p. 73. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. ee TREE Ha r TITELN EN Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 20. Februar 1877. Inhalt. Vorträge. C.v. Hauer, Krystallogenetische Beobachtungen II. F. PoSepny, Geologisches aus dem Westen Nordamerika’s. Dr. E. Tietze, Das persische Plateau, südlich vom Alburs. H. Abich, Ueber einen Hügel bei Digala am Öurmiasee. Literatur-Notizen. Dr. K. Liebe, A. Manzoni, J. Rumpf, B. v. Cotta. — Vermischte Notizen. Petrefakten- fund im Karpathensandsteine. — Zellenähnliche Structur im Graphit. — Bergöl in Galizien. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Vorträge. Carl v. Hauer. Krystallogenetische Beobachtungen. 1I. Ein sehr bemerkenswerther Einfluss auf die Krystallbildung einiger chemischen Verbindungen wird mit einer gesetzmässig wieder- kehrenden Beständigkeit durch gleichzeitig in ihrer Lösung betind- liche Substanzen ausgeübt. Es gibt Fälle, wo diese die Krystalli- sation modificirenden Körper ganz heterogener Natur sind, in an- deren Fällen aber erwies sich das beeinflussende Agens als identisch mit einem der Componenten der betreffenden Verbindung, und bildet somit nur einen Ueberschuss in dem Aequivalentenverhältniss des- selben. In keinem dieser Fälle wird aber von derlei Beimengungen in das Krystallisationsproduct etwas aufgenommen, und die Art ihres Einflusses auf die Formgestaltung der aus einer solchen Lösung kry- stallisirenden Verbindung ist daher ein ganz dunkles Gebiet. Mehrere der hieher gehörigen Thatsachen sind schon seit langer Zeit bekannt. So wurde z. B. constatirt, dass das sonst in Würfeln krystallisirende Chlornatrium, wenn seine Lösung etwas Harnstoff ent- hält, in Octaödern anschiesst, dass das Ammoniumbioxalat aus Auf- lösungen, die ein wenig einer Antimonverbindung enthalten, in ganz eigenthümlich verzerrten Krystallen entsteht etc. Den bekannten Erscheinungen in der gedachten Richtung mögen die folgenden, die ich beobachtete, angereiht werden: K.k. geolog, Reichsanstalt. 1877. Nr. 4. Verhandlungen. 9 58 Verhandlungen. Nr. 4 Essig-salpetersaurer Strontian. Die leicht sehr volu- minos zu erhaltenden Krystalle dieser interessanten Verbindung zeigen einen sehr auffälligen Unterschied, je nachdem sie aus einer neu- tralen oder sauren Lösung anschiessen. Er besteht darin, dass die aus neutraler Lösung sich bildenden Krystalle eine Endabstumpfungs- fläche in starker Entwicklung zeigen, die den aus saurer Lösung sich absetzenden Krystallen fehlen, so dass auch nicht die geringste Andeutung davon sich zeigt. Chlorsaures Natron. Aus reiner Lösung krystallisirt es, wie bekannt, in Würfeln mit einigen hemiedrischen Flächen. Wenn dagegen die Lösung etwas Natronsulphat enthält, so entstehen pracht- voll ausgebildete Tetraäder mit stark entwickelter dreiflächiger Zu- spitzung der Ecken und mehr minder entwickelten Würfelflächen. Ich besitze in solcher Weise erhaltene Krystalle in der Grösse einer Nuss von seltener Schönheit. Neben diesen sehr symmetrisch ausgebildeten Tetra@dern entstehen zuweilen auch einige solche in höchst merkwür- diger Verzerrung, so dass sie eine säulenförmige Gestalt zeigen. Nickelsulphat. Wenn man diese Verbindung, die bei einer Temperatur von 30—40° C. mit 6 Molekülen Wasser in Quadrat- octa@dern krystallisirt, in einer Lösung sich bilden lässt, welche etwas Salpetersäure enthält, so erscheinen die Ecken der Octa@äder durch stark entwickelte Flächen abgestumpft. Diese Abstumpfungsflächen entstehen wohl auch von selbst öfter bei der Krystallisation aus reiner Lösung, aber immer nur in geringer Ausdehnung, und ihr Vorhan- densein ist meistens ephemer, da sie bei fortgesetztem Wachsen der Krystalle wieder verschwinden. Bemerkenswerth ist, dass dieses Hydrat des Nickelsulphates auch schon bei einer niedrigeren Temperatur (wenig über 20° C.) als die früher angegebene entstehen kann, wenn die Lösung viel freie Schwe- felsäure enthält. Die Verdunstung der Lösung muss nur dann im verschlossenen Raume über einer stark Wasser anziehenden Substanz bewerkstelligt werden. Baryumchlorid erscheint in auffällig grösseren und schöner ausgebildeten Krystallen, wenn es aus einer Lösung anschiesst, die etwas von den Chloriden, von Zink, Cadmium oder Quecksilber enthält. Bleinitrat. Aus neutralen Lösungen krystallisirt erscheint es, namentlich wenn die Krystalle etwas grösser werden, in undurchsich- tigen, milchweissen Individuen. Aus einer, freie Salpetersäure häl- tigen, insbesonders aus einer solchen heissen und mässig gesättigten Lösung erhält man beim Erkalten durchsichtige, lebhaft glänzende und flächenreiche Krystalle. Kalium-Mangansulphat. Diese in der Beziehung höchst eigenthümlich sich verhaltende Verbindung, dass sie isolirt krystalli- sirt, im Wassergehalt und der Krystallgestalt abweicht von den sog. Doppelsulphaten der „Magniumgruppe“, während sie im Gemenge mit solchen als isomorph mitkrystallisirt, erscheint nur schön ausgebildet, wenn die Lösung einen ziemlich beträchtlichen Ueberschuss von Man- gansulphat enthält. Ein, wenn auch etwas geringerer Ueberschuss ist übrigens überhaupt zu seiner Entstehung erforderlich. Aus einer dem Aequivalentenverhältnisse entsprechenden Lösung setzt sich bei Nr. 4 Sitzung am 20. Februar. ©. v. Hauer. 59 freiwilliger Verdunstung derselben durch längere Zeit stets reines Kaliumsulphat ab, wodurch sich in der Mutterlauge der erforderliche Ueberschuss von Mangansulphat ansammelt. ') Ganz ähnlich in seinen Bildungsbedingungen verhält sich die ausgezeichnet schöne Verbindung von Kupfer-Calciumacetat. Sie erfordert zur Bildung gut entwickelter Krystalle, wie zu ihrer Entstehung überhaupt einen beträchtlichen Ueberschuss von Calcium- acetat in der Lösung. Beim Umkrystallisiren dieser Verbindung scheidet sich daher stets auch zuerst essigsaures Kupferoxyd, und dann erst die Doppelverbindung aus. Interessant ist dieser Fall, weil man die Bildung und Zerstö- rung der Verbindung in der Lösung sichtlich verfolgen kann, vermöge der dabei auftretenden Farbenreactionen. Uebergiesst man nämlich solche Krystalle mit einem zur voll- ständigen Lösung erforderlichen Quantum heissen Wassers, so erscheint sie grün. Sie zeigt die Farbe des isolirten essigsauren Kupferoxydes. Wenn dann nach dem Erkalten der Lösung ein gewisses Quantum des letzteren auskrystallisirt ist, oder wenn ihr eine Lösung von essig- saurem Kalk hinzugefügt wird, so nimmt sie allmählig die prachtvolle, intensiv blaue Färbung an, welche der Doppelverbindung eigenthüm- ‚lich ist. Während die Gegenwart einer freien Säure für die schöne Kry- stallisation mehrerer Verbindungen sehr fördernd wirkt, zeigt sich in anderen Fällen das Gegentheil. Krystalle von Kalium- und Ammonium-Eisenoxydulsul- phat zeigen starke Verzerrungen und einige rauhe, gebogene, über- haupt unregelmässig ausgebildete Flächen, wenn sie aus einer ziem- lich viel freie Schwefelsäure enthaltenden Lösung entstanden sind. Der Zusammenhang von Ursache und Wirkung ist nun in allen derlei experimentell erprobten Erscheinungen ein vollkommen proble- matischer, und man muss sich begnügen, lediglich den Effect der er- steren zu constatiren. Wahrscheinlich ist es, dass derlei Verhältnisse bei der Krystallisation der Körper eine viel ausgedehntere Rolle spielen, als man sie zur Zeit noch kennt. All’ das darauf bezügliche Bekannte ist nur mehr zufällig ge- funden worden, wie es in der Natur der Sache begründet ist. Es liegt nahe, zu vermuthen, dass auch bei Entstehung der krystallisirten Mineralien sich ähnliche Einflüsse hin und wieder geltend machten auf ihr Formentwicklung. Die als typische locale Formbildungen an manchen Mineralkrystallen beobachteten Modificationen in der Kry- stallgestalt dürften vielleicht auf solche Ursachen zurückzuführen sein. Unter allen Umständen bietet aber die Thatsache, dass die Bei- mengung fremder Substanzen zur Lösung irgend einer Verbindung 1) Diese Krystalle zeigen in sehr prägnanter Weise die interessante Erschei- nung des Hervorrufens von Unvollkommenheiten der Krystallisation durch mecha- nische Verstümmelung einer Seite, an der correspondirend entgegengesetzten. Bricht man nämlich das eine Ende dieser, längliche Tafeln bildenden Krystalle ab, und lässt sie weiter wachsen, so verschwindet alsbald auch am anderen Ende die regel- mässige Ausbildung der Zuschärfungsflächen, es entstehen Vertiefungen, überhaupt eine sichtliche Störung im Weiterbaue des Krystalles an dieser Stelle. 9* 60 Verhandlungen. Nr. 4 von grossem Einfluss auf die Krystallbildung der letzteren sein könne, für die Krystalldarstellung ein weites Versuchsfeld, wenn allerdings auch ein ebenso unsicheres, da sich bezüglich eines zu erzielenden Erfolges den Versuchen keine auf eine rationelle Voraussetzung ge- stützte Grundlage geben lässt. Im Anschlusse hieran möge jener Krystallproducte gedacht werden, deren Entstehungsursachen man gar nicht kennt, die selten ein zweites Mal, manchmal aber auch bei sehr oft wiederholten Versuchen der Darstellung gar nicht mehr zu erhalten waren. Das nicht mehr Er- reichbare bezieht sich hier nicht bloss auf die Krystallisation, sondern auch auf die chemische Constitution. Bei Entstehung der Krystalle in den Laboratorien spielt der Zufall oder, richtiger ausgedrückt, das Vorhandensein von Ursachen, die man nicht kennt, im Allgemeinen noch eine ziemlich ausgedehnte Rolle. Auch nach sorgfältigem Stu- dium der die Krystallisation fördernden oder beeinträchtigenden Ver- hältnisse und entsprechender Anwendung oder Beseitigung derselben lässt sich dem „Gelingen“ bei der Darstellung von Krystallen nie mit der Sicherheit entgegensehen, wie jenem bei den meisten chemisch- synthetischen Processen. Wer irgend mit vielen Lösungen gleichzeitig arbeitet, wo das in Vergessenheitgerathen einer oder der anderen leicht vorkommt, wie auch, dass ihre Reinheitszustände nicht durchweg genau bekannt sind, wird zuweilen Ueberraschungen frappantester Art bezüglich entstan- dener Krystallproducte erfahren. Andererseits macht es für den Dar- steller einen fast deprimirenden Eindruck, solche „Zufallskrystalle“ zu finden, wenn sie, wie diess öfter vorkommt, in guter Ausbildung Alles übertreffen, was durch die sorgsamste Pflege an derselben Sub- stanz erreicht wurde, Das Vorhandensein von sich der Beobachtung entziehenden Um- ständen gibt sich aber nicht bloss, wie erwähnt, in der Richtung kund, dass mehr minder gut ausgebildete Krystalle wie gewöhnlich erhalten werden, sondern auch in Hinsicht der chemischen Zusammen- setzung. Der „Zufall“ macht sich auch darin geltend, dass in einem gegebenen Falle Krystalle aus einer Lösung sich absetzen, die eine andere chemische Zusammensetzung haben, wie die gewöhnlich daraus resultirenden. Vorwiegend bezieht sich diess auf die Entstehung von bis dahin unbekannt gebliebenen Hydraten der betreffenden Ver- bindungen, die selbstverständlich auch eine andere Krystallform besitzen. Es entstehen aber auch nicht beabsichtigte neue krystallisirte Verbindungen in der Weise, dass in den Lösungen sich von der Dar- stellung herrührende Beimengungen befanden. Und die in solcher Weise entdeckten neuen krystallisirten Verbindungen bilden kein ge- ringes Öontingent in dem Gesammtverzeichnisse darstellbarer Labora- torıumspräparate, wenn auch die erste Veranlassung ihrer Entdeckung nicht stets notificirt wurde. Endlich geben Fabriksprocesse häufig Veranlassung zur Auffin- dung solcher secundär als Nebenproducte entstehenden krystallisir- baren Verbindungen. Wohl konnten viele derartige Körper nur in solcher Weise entdeckt werden, weil eine rationelle, auf Analogien Nr. 4 Sitzung am 20. Februar. C. v. Hauer. 61 sich stützende Forschung ihre Darstellung kaum jemals versucht hätte. Die Kenntnissnahme von der Zusammensetzung aller solcher „Findlinge“ gab dann das Mittel des Versuches für ihre directe Dar- stellung. Da zeigte es sich nun aber in manchen Fällen, dass auch bei präciser Einhaltung der gefundenen Mischungsverhältnisse, oder Ein- haltung aller bei ihrer Entstehung vorhanden gewesenen Verhältnisse, soweit sie bemerkbar waren, eine Wiederdarstellung nie mehr gelang. Die chemische Literatur verzeichnet eine Anzahl solcher Verbin- dungen, die zur Zeit ein ungelöstes krystallogenetisches Problem bilden. Ich selbst besitze in meiner Sammlung etwa !/, Zoll grosse Kry- stalle in ungemein schöner Ausbildung einer Verbindung von Cadmium- Kaliumsulphat mit zwei Molekülen Wasser, deren Darstellung in sehr oft wiederholten Versuchen mir nicht mehr gelang. Jedenfalls müssen die Ursachen zur Förderung oder Verhin- derung des Entstehens solcher Verbindungen subtiler Natur sein, da sie sich auch einer sehr eingehenden Untersuchung in dieser Rich- tung entziehen. Manches Dementi bezüglich der Existenz dieser oder jener be- schriebenen Verbindung, dem wir nachträglich in der Literatur be- gegnen, möchte in solchen Verhältnissen seine richtige Aufklärung finden, wenn auch andererseits nicht durchweg zu leugnen ist, dass die Beschreibung von mehreren Verbindungen abschriftlich aus einem Buche in das andere wandert, die wirklich nicht existiren. Die An- zahl der chemischen, krystallisirbaren Verbindungen, die als zweifel- haft erscheinen, wird sich in dem Maasse mehren, als successive die Wiederdarstellung solcher versucht wird, deren Existenz bisher nur durch eine einmalige solche verbürgt ist. Nur ist vermöge des eben im Früheren Entwiekelten durchaus kein Beweis für das Nichtvorhan- densein gegeben, wenn der controlirende Darstellungsversuch nicht sofort zu einem positiven Resultate führt. F. Posepny. Geologisches aus dem Hochlande im Westen Nordamerika’s. Der westliche Theil des Ver. Staaten - Gebietes ist in viel- facher Beziehung von dem östlichen Theile verschieden. Der Osten ist vorwaltend ein Tiefland, und bietet bloss in den Alleghanies eine verhältnissmässig nur geringe Bodenanschwellung, wogegen der Westen ein eminentes Hochland ist, und es noch bleiben würde, wenn man sich den ganzen amerikanischen Continent um z. B. 4500° gesenkt denkt. Der ganze Osten würde sammt seinen Gebirgen unter dem Meere verschwinden, das westliche Hochland aber mit steilen Küsten und noch immer bedeutender Bodenerhebung aus diesem Niveau her- vorragen. In geologischer Beziehung dürften sich diese beiden Theile ungefähr so verhalten, wie Russland zu Westeuropa; denn wir finden alte und neuere Sedimentgesteine in wenig gestörter, vorwaltend flacher‘ Lage im östlichen Theile, während dieselben Schichten im westlichen Theile unter mannigfachen Störungen zu ansehnlichen Ge- 62 Verhandlungen. Nr. 4 birgen und Plateau’s zusammengeschoben sind. Vor Kurzem galt noch das amerikanische Hochland für ein sowohl in geographischer, als auch in geologischer Beziehung noch unerforschtes Gebiet, gegen- wärtig sind aber, Dank der Energie der Nordamerikaner, die Grund- züge seines Baues bereits erkannt, und jedes Jahr bringt uns neue, werthvolle Details zu der Erkenntniss dieses interessanten Gebietes. Es dürfte sich wohl der Mühe lohnen, ein Gesammtbild des jetzigen Standes der Erkenntniss zu liefern, aber es ist diess bei der Reich- haltigkeit und Ausdehnung des vorliegenden Materiales keine leichte Aufgabe. Ich war in der Lage, gelegentlich der im vorigen Jahre unter- nommenen Reise in die Ver. Staaten, ungefähr drei Monate auf Reisen im Westen zu verwenden, konnte also in Anbetracht der Grösse dieses Gebietes nur verhältnissmässig Weniges aus eigener Anschauung kennen lernen, und bin also vorwiegend auf die Ausnützung der diess- bezüglichen Literatur angewiesen. Den verhältnissmässig am leichtesten zugänglichen und am besten bekannten Theil des nordamerikanischen Westens bildet eine mittlere, die Gebiete von Colorado, Utah, Nevada und Californien umfassende Zone. Diese ist es auch, welche ich auf meinen Reisen berührte, und über deren geologische Beschaffenheit ich zuerst zu sprechen beabsichtige. I. Der Staat Colorado. Von geographischen Grenzlinien dem 102. u. 109. Meridian und dem 37. u. 41. Parallelkreise eingeschlossen, bildet der Staat Colorado ein Areal von rund 5000 [ ]Meilen, eine Fläche, etwa um 400 []M. kleiner, als die westliche Hälfte unserer Monarchie. Etwas über die Hälfte gehört dem Hochlande, das übrige, östlich gelegene Terrain der Prairie an. Aeltere Karten, in denen die Gebirge durch einfache Schraffirung bezeichnet sind, geben eine Hauptkette des Gebirges an, welche das Land von Nord nach Süd ungefähr in der Hälfte durch- zieht — die Rocky mountains — und nebstdem noch einige west- lich davon gelegene Parallelketten. In einer hypsometrischen Karte, wie z. B. in der von H. Gannett, bemerkt man eine etwas abwei- chende Vertheilung der Gebirgsmassen. Von den erwähnten Parallelketten zweigt sich nämlich im Süd- westen des Staates eine den nordlaufenden Hauptketten an Höhe gleichkommende Gebirgsmasse ab, die im Allgemeinen einen westli- chen, also den Rocky mountains in’s Kreuz laufenden Verlauf hat — das Uncompahgre- oder San Juan-Gebirge. Im Nordwesten des Staates bemerkt man das oststreichende Uintah-Gebirge, welches aber mit seiner Hauptmasse im Territorium von Utah liegt. Das zwischen den beiden Querzügen eingeschlossene Terrain bildet ein gegen Westen sich allmählig senkendes Hochplateau. Wir haben also zu unterscheiden: Im Osten die allmählig bis zu 6000‘ ansteigende Prairiefläche, die nordstreichenden, über 14,000‘ steigenden Ketten des Rocky mountain-Systems, wovon die östlichste, unmittelbar aus der Ebene aufsteigende Kette — die Fronte Range, die durch Nr. 4 Sitzung am 20. Februar. C. v. Hauer. 63 eine Reihe von flachen Becken, den sog. Parks, davon abgetrennte Park Range, die Fortsetzung und Verzweigung der letzteren, die Savage- und Sangre de Christo-Range, und die westlich davon vorliegenden Elk mountains. Im westlichen Theile des Staates treten im Süden die querlau- fenden, über 14,000‘ steigenden Uncompahgre mountains auf, an welchen sich im mittleren Theile das Plateauland des oberen Üolo- radoflusses anschliesst, und im Norden erscheinen die Vorläufer des Uintah-Gebirges. Die Hauptmasse des Gebirges scheidet allerdings die Flussgebiete des Mississippi, Rio del Norte und des Colorado; die einzelnen Gebirgs- ketten werden aber von den Zuflüssen dieser Ströme stellenweise durchgebrochen, so z. B. die Front Range durch den South Platte und durch den Arkansas, die Park Range durch einen der Hauptzu- flüsse des Colorado, durch den Rio del Norte etc. Mit dieser Terrainbeschaftenheit stehen die geologischen Ver- hältnisse im innigen Zusammenhange. Die Prairie besteht aus hori- zontal oder äusserst flach gelagerten Schichten, vom Jungtertiär an- gefangen bis zur Kreide, und die diesen Schichtencomplex unter- lagernden Gebilde der Jura-, Trias- und der Silurformation kommen beinahe längs des ganzen Östfusses der Front Range in dünnen Streifen zu Tage. Zuweilen ist die Anlagerung dieser Schichten an den Gneiss der Front Range eine flache, in der Regel aber sind die tiefsten Sedimentschichten an der Gneissgrenze steil aufgerichtet, und an einigen Punkten sogar überküppt. Am deutlichsten ist dieses Ver- hältniss in der Umgegend von Boulder city ausgeprägt, wo die zur Trias gezählten rothen Sandsteine und Quarzite auf lange Distanzen als steile und senkrechte felsige Grathe aus der Umgegend hervor- ragen. Die steile Aufrichtung der Schichten in der Nähe der Auf- lagerungsfläche auf den Gneiss reicht zuweilen auch in die hangen- deren Schichten, und trifft z. B. auch die Lignitflötze der Umgegend von Golden city, die in den Bergbauen dieses Ortes beinahe senk- recht stehen, während sie auf anderen Orten ganz flach gelagert sind. In Golden city selbst folgen in kurzer Distanz östlich von den Koh- lenbergbauen an den sog. Tafelbergen ganz horizontal liegende Schichten von basaltischer Lava. Die aus Gneiss und Granit mit untergeordneten Lagern von krystallinischen Schiefern bestehende Front Range ist der Sitz bedeu- tender Silber- und Goldbergbaue. In Boulder County sind in der Umgegend von Goldhill (7100° Seehöhe) zahlreiche, mit Porphyr- gängen im Zusammenhange stehende Tellur-Erzlagerstätten im Be- triebe. In Gilpin County, in der Gegend von Centralcity mit 8300° Seshöhe, wird auf einem vorwaltend von West nach Ost sich hinziehenden Gangnetze ein sehr ausgedehnter Bergbau getrieben. In Clear Creek County sind ost- und nordoststreichende Gänge auf einer, mehrere Quadratmeilen einnehmenden Fläche bekannt, die in der Umgegend des 8450‘ hoch gelegenen Bergortes Georgtown beson- ders reich sind. Einzelne Bergbaureviere finden sich nahe der Kammhöhe des Gebirges, so z. B. Montezuma in 10,110, Geneva in 11,500° etc. 64 Verhandlungen. Nr. 4 Die Reihe der hochgelegenen, mit vorzüglich jüngeren Sediment- gesteinen ausgefüllten Becken, die sog. Parks, liegen ziemlich in einer der Front Ronge parallelen Achse. Man unterscheidet den North, Middle South-Park, und bezeichnet auch die weiteren Thäler, z. B. Wet Mountain Valley, San Luiz Valley etc, mit dem Namen Park. Im Middle-Park kommen an den Rändern Kreide- schichten zum Vorschein. Am Westrande des South-Park sind aber auch ältere, der Trias- und der Silurformation angehörende Sedimen- tärgesteine bekannt, und diese reichen stellenweise hoch hinauf gegen den Kamm des Park Range, so z. Be am Mount Lincoln auf die Höhe von 14,700‘. Auf diesem letzteren Orte stellt sich in den paläo- zoischen Kalksteinen eine Erzführung ein, wo die Erze nicht in den Gangräumen, sondern in den Geoden des Kalksteines auftreten, ähn- lich dem Vorkommen von Schwatz in Tyrol. An einigen Orten, so besonders in dem westlich von der Park Range befindlichen Arkansasthale, bestanden reiche Goldwäschen in den Alluvionen, die indessen gegenwärtig grösstentheils schon aufge- arbeitet sind. Westlich der Park Range nehmen paläozoische Gesteine über- hand, wogegen Granit und Gneiss bloss untergeordnet vorkommt. In den Elk Mountains kommen Schichtenfaltungen vor, und der Ge- birgsbau wird überhaupt alpenähnlich. Das westlich sich anschliessende Hochplateau zeigt eine Aufein- anderfolge von horizontalen Schichten der Tertiär- und Kreidefor- mation. Mit grossen Eruptivgesteinsdecken bedeckt ist es also ein wahres tectonisches Plateau. In den tieferen Einrissen der Zu- flüsse des oberen Coloradostromes, den sog. Canons, kommen stel- lenweise Triasschichten, und unter denselben Granit zum Vorschein, wobei also paläozoische Schichten fehlen, was um so merkwürdiger ist, weil sie weiter im Westen in dem durch seine Tiefe und Steilheit der Thalwände bekannten Grossen Colorado-Canon in grosser Mächtigkeit entwickelt sind. Das Uncompahgre-Gebirge zeigt einen Kern von metamorphi- schen Gesteinen, Granit und eigenthümlich ausgebildeten Quarziten, darüber liegen gering mächtige Lagen von Silur und Devon. Es ist ein Sattel zu bemerken, der von Ost nach West aus den metamorphischen Schiefern in die paläozoischen Schichten verlauft. Am Südgehänge ist Kohlenkalk und darüber ein rother Sandstein mächtig entwickelt, welcher letztere zwar von dem Erforscher dieser Gegend, Dr. End- lich, zur oberen Kohlenformation gezogen wird, welcher aber auch die in zahlreichen andern Gegenden des Staatsgebietes entwickelten Triasschichten repräsentiren kann. Den Südabhang, sowie den NO des Gebirgszuges nehmen Kreide- gesteine ein, und es soll, wenigstens auf den bisher durchforschten Gebieten der Südseite, das Tertiär gar nicht vertreten sein. Was aber eigentlich dem Uncompahgre-Gebirge einen eigenthümlichen Charakter aufdrückt, ist die grosse Entwicklung von Eruptivgesteinen, welche im Norden der erwähnten Anticlinale auftreten und auf Hun- derte von Quadratmeilen das Land bis über den Uncompahgre und Gunison River hinaus bedecken. Nr. 4 Sitzung am 20. Februar. ©. v. Hauer. 65 Wenn man die Vertheilung der Eruptivgesteine, insoweit sie im Gebiete des Staates Colorado bekannt geworden sind, näher in’s Auge fasst, so kann in Bezug auf die Richtung der Rocky mountains man sowohl eine axiale, als auch eine transversale Vertheilung wahr- nehmen. Im System der Rocky mountains treten Porphyre, Trachyte, Rhyolithe, Basalte und Laven sporadisch in einzelnen, mitunter aller- dings grossen Flecken auf. Am Fusse des Gebirges, auf der Prairie- fläche, treten einzelne Tafelberge auf, isolirte Plateau’s mit einer Lavadecke, wovon ich das Vorkommen von Boulder bereits erwähnte. Hier in der Nähe dieses Ortes tritt bei Valmont ein Basaltgang auf, der die Lignitformation in der Richtung von Ost nach West, der Gebirgsachse also in's Kreuz durchsetzt. Gänge von Eruptivgesteinen sind aber auch in der Masse des Front Range keine seltene Erschei- nung. Sie sind, wie erwähnt, in den Bergdistrieten von Boulder und Gilpin County constatirt. Mir selbst ist es gelungen, nordwestlich von Boulder ein neues Vorkommen trachytischer Gänge am unmittel- baren Contacte der steil aufgerichteten Triasquarzite mit den Gneissen aufzufinden. In der Parkzone spielen Eruptivgesteine eine bedeutendere Rolle, und treten z. B. im Middle-Park sowohl gangförmig, als auch decken- förmig auf, im letzteren Falle Tertiärschichten in ziemlich ausge- dehnten Strömen bedeckend. In einem noch grösseren Masse ist diess, wie erwähnt, in dem westlich an das Rocky Mountainsystem sich an- schliessenden Plateau der Fall. Ein abweichendes Verhältniss nehmen wir im Süden des Staates in einer vorzüglich von Dr. Endlich untersuchten Gegend wahr. Es fangen nämlich etwas südlich vom Pikes Peak, einer der grössten Erhebungen des Front Range, einzelne Partieen von Eruptivgesteinen an, welche ganz deutlich eine Richtung von Ost nach West behalten. In dieser Richtung stellen sich weiter westlich grosse Complexe von Eruptionen ein, die einem Zuge angehören, welcher sämmtliche Rücken des Rocky mountain -Systems durchschneidet, im Uncompahgre- Gebirge seine grösste Entwicklung erlangt, und weiter westlich, so weit die bisherigen Aufnahmen reichen, in einzelnen Kuppen fortsetzt. Im Uncompahgre-Gebirge, in dem neu entdeckten San-Juan- Bergdistricte sind es horizontal geschichtete ältere und vielfach durch jüngere Gesteinsgänge durchbrochene Eruptivgesteinsmassen, petro- graphisch ähnlich den Gesteinen unserer ungarischen Bergdistricte (Schemnitz, Nagybänya etc.), und einigen nordamerikanischen und mexikanischen Vorkommen (Comstork Zacatecas etc.), welche vorwal- tend die Herberge von reichen Silbererzgängen sind. Dieser Eruptivgesteinszug durchsetzt also den ganzen im Ge- biete des Staates Colorado liegenden Theil des Hochlandes quer durch, einen wichtigen geologischen und tectonischen Factor bildend. Diese, erst durch die Zusammenstellungen der jüngsten Arbeiten der geologischen Anstalt für das westliche Hochland (Geological and geographical Survey of the Territories in the Charge of F. V. Hay- den 1873, 1874, 1875, 1876) hervorgegangene Thatsache dürfte übri- gens nicht vereinzelt dastehen. Ich erinnere an die Reihe von K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 4. Verhandlungen, 10 66 Verhandlungen. Nr. 4 Eruptivgesteinsmassen mit erloschenen Vulcanen, die sich ungefähr dem 35. Parallelkreise entlang von Neu-Mexiko durch Ari- zona bis nach Californien hinziehen, und auf die bereits von Humboldt constatirte Vertheilung der mexikanischen Vulcane in einer OW-Linie. Diese Verhältnisse, sowie die Gruppirung der An- tillen, ja sogar die Existenz des mexikanischen Meerbusens sind Belege dafür, dass bei der Bildung des amerikanischen Continents nebst den meridionellen auch transversale geotectonische Factoren thätig waren. Dr. E. Tietze. Das persische Plateau südlich vom Alburs. Der Vortragende besprach die geologische Zusammensetzung des persischen Plateau’s südlich vom Alburs (Elburuz) bis zu dem Hochgebirge von Kuhrud. Das Plateau wird von mehreren mehr oder minder ostwestlich streichenden Hügelketten oder kleineren Gebirgen durchzogen, ; Tertiärgesteine und Trachyte mit deren Tuffen spielen die wesentlichste Rolle bei dem Aufbau dieser Hügelketten, deren Zwi- schenräume weite, sehr regelmässig gegen die Hügelketten anstei- gende Mulden sind, welche von einem der Quaternärzeit angehörigen Materiale erfüllt werden. Dieses Material ist gegen die Gebirge zu gröberer Gebirgsschutt, gegen die Muldenmitte zu mehr von lössartiger Beschaffenheit, aber noch kleinere Fragmente von Gebirgsschutt ent- haltend, schliesslich in der Mitte der Mulden ein bald mehr sandiges, bald mehr lehmiges Terrain, das in den meisten Fällen eine löss- artige Bildung vorstellt. Wasser hat einen nur geringen Antheil an der Bildung und Ablagerung dieser Massen gehabt, welche die Zwischenräume zwischen den parallelen Gebirgsketten ausfüllen. Das Gebiet östlich der Linie Teheran-Kaschan stellt eine grosse Depression des Plateau’s dar, welche übrigens nicht durch einen plötz- lichen Abfall markirt ist. Der Uebergang von den höher gelegenen Theilen des Plateau’s nach den tiefer gelegenen findet vielmehr all- mählig statt. Höhenzüge existiren auch noch in dieser Depression, welche man der massenhaften Salzausblühungen wegen, welche dort den Boden bedecken, als die grosse persische Salzwüste bezeichnet hat. Der Vortragende sprach sich gegen die Vorstellung aus, derzu- folge man in dieser Salzwüste einen alten Meeresboden hat erkennen wollen, und suchte vielmehr nachzuweisen, dass die Versalzung der genannten Depression erst nach Erhebung des persischen Plateau’s über den Meeresspiegel vor sich gegangen sei, und bei der Geschlos- senheit jener Depression, welche nach keiner Seite hin einen Abzugs- canal besitzt, auch vor sich gehen musste. Zum Schluss besprach der Vortragende noch die stellenweise in ziemlicher Anzahl über die ebenen Flächen des persischen Plateau’s zerstreuten künstlichen Hügel, welche vielfach von so bedeutenden Dimensionen sind, dass sie ein eigenthümliches Element in der Land- schaft bilden, und in gewissem Sinne Gegenstand der Geologie werden können. a u BT 1 SE ee A ee an > a u 2 ee N u a a F z -W Nr. 4 Sitzung am 20. Februar. H. Abich. 67 Die verschiedenen Ansichten von Truilhier, Moriz Wagner, Blau und Polak über die Entstehung dieser Hügel wurden einer kurzen Erörterung unterzogen. Die in diesen Hügeln bisweilen gefundene Asche weist wohl auf Leichenverbrennung hin. Desshalb dürfte die Entstehung wenigstens eines Theiles dieser Hügel auf eine Epoche zurückzuführen sein, welche der Zeit der Gebern in Persien vorausging, da die Gebern ihre Todten den Vögeln des Himmels zum Frasse aussetzten, und heute noch aussetzen. (Es existiren bekanntlich in Persien noch einige Reste dieser alten lichtanbetenden Bevölkerung.) Heute gräbt man bisweilen in diesen Hügeln, theils um nach Schätzen zu suchen, theils um Düngererde zu gewinnen. H. Abich. Ueber einen Hügel bei Digala am Our- miasee. Mit ergänzender Bezugnahme auf die durch Hrn. Tietze ge- gebenen Erläuterungen über die Natur der auf den intercollinen Thal- ebenen des Elburuz-Plateau vorkommenden conischen Hügel, deren Ent- stehung allein menschlicher Thätigkeit zuzuschreiben ist, schloss sich Hr. Abich dem Vortrage des Hrn. Dr. Tietze in Folgendem an: Auf einer Reise, so bemerkte der Vortragende, die ich im Herbst 1862 von Erivan aus über Tawris nach Ourmia, hauptsächlich in der Absicht unternahm, um die geologische Altersstellung der posteocänen tertiären Ablagerungen des aderbidianischen Hochlandes näher kennen zu lernen, wendete ich mich nach einem eintägigen Aufenthalte auf der centralen, reich gegliederten Inselgruppe des Oourmia-See’s nach dem 14 Kilometer von der Hauptinsel entfernten Orte desselben Namens, um von dort über Salmas und Khoi nach Erivan zurückzukehren. Von der dem Westufer des See’s am meisten genäherten Insel Isbir, wo lichtgelbe Clypeasterkalke aus der beinahe concentrirten Salzfluth em- porragende Bellerophon- und Fusulinenkalke überlagern, am Ufer des Festlandes gelandet, ist das Defil& niedriger Hügelzüge der Besobdaghi, aus Conglomeraten ryolithischer Quarztrachyte zusammengesetzt, zu durchschreiten, um das jenseits liegende Dorf Gormachana zu erreichen. Hier öffnet sich die freie Aussicht auf die flache, golfartige Qultur- ebene von Ourmia, im Westen von den Vorbergen entfernterer meri- dianer Gebirgszüge begrenzt, gegen Süden der weiter fortsetzenden flachen Uferzone sich unmittelbar anschliessend. Ein mässig hoher, felsiger Hügel, Baschikkala, von gleicher Natur mit den Besobdaghi- Hügeln, erhebt sich auf dem mittleren Raume der Ourmia-Ebene in- selartig. Ein bei Weitem kleinerer Hügel, Toprach dag genannt, der in einiger Entfernung, mehr landeinwärts, aus der Gartenumgebung des Dorfes Digala emporragt, leitete vermöge seiner abgerundeten Kegelform die Vorstellung gleichfalls auf vulcanischen Ursprung. In Folge späterer Forschung nach der Herkunft eines ausge- zeichnet reinen grosskrystallinischen Salpeters auf dem Bazar von Ourmia erfuhr ich, dass. dieses Salzproduct auf einer dem Militär- Ressort untergebenen Salpetersiederei in Ourmia selbst, und zwar aus einer im Toprach dag bei Digala gegrabenen Erde gewonnen wird. 10* 68 Verhandlungen. Nr. 4 Die Salpeterfabrik sofort in Augenschein nehmend, erhielt ich durch einen dieselbe dirigirenden pers. Artillerieofficier die Bestätigung des in Erfahrung Gebrachten, und hatte daselbst Gelegenheit, mich von der Reichhaltigkeit jener Erde an fertigem reinen Salpeter zu überzeugen, die den Hauptbestandtheil des Bergkörpers des Toprach dag aus- macht. Zugleich erfuhr ich, dass jene Erde schon seit unbekannter Zeit von den Einwohnern des Dorfes Digala zum Zweck einer kräf- tigen Düngung ihrer Gras-, Obst- und Gemüsegärten gegraben und benützt, ja bis zu dem 5 Kilometer entfernten Ourmia für denselben Zweck verführt wird. Der näheren Untersuchung des Ortes dieser Gewinnung mich zu- wendend, fand ich den von Gärten eng umschlossenen, zum grösseren Theile mit dichtem Graswuchs bekleideten Berg von flach terrassen- förmiger Grundanlage und zur Höhe von 70—80° auf einer Basis ansteigend, deren Umfang mir innerhalb '/—3/, Kilometer zu liegen schien. An allen Abhangsseiten, wo der freie Zutritt durch die Nähe wohlgehegter Gärten nicht erschwert erschien, zeigten sich vom Fusse des Hügels an beginnende Terrainabstiche neben einer Vielzahl von Oefinungen stollenartiger Weitungen behufs eines regellosen Ab- baues, dessen Verfolg eine labyrinthische Durchwühlung des Berg- innern bereits bewirkt hatte. Die Wandungen hoher, tunnelartig aus- geweiteter Strecken zeigten ein gemischtes trockenes, mehr oder min- der körniges, aber sehr mürbes Erdreich von dunkelbräunlicher und bräunlichgrauer Färbung mit allen Zeichen unregelmässig horizon- taler Aufschüttung. Durch eine auffallend heterogene, substantielle Beschaffenheit unterschieden sich, keineswegs immer in derselben Ebene liegende, kurze und wenig hohe, an beiden Enden sich bis zum Verschwinden auskeilende Zwischenlager von einer gewissermassen als Grund- und Hauptmasse des Berges anzusprechenden Erde von meistens umbrabrauner Farbe. In der Textur dieser Zwischenlager war eine schichtenweise Vermischung von deutlicher Knochenasche mit grösseren und kleineren Knochenfragmenten gemengt, und von eingeäscherten Halm- und Strohresten erkennbar, welche durch mit- vorhandene, mitunter mehrere Linien dicke Lager von verkohlten Kör- nern, unverkennbar auf Weizen oder Gerste zurückzuführen waren. Auch fehlten die Scherben irdener gebrannter Gefässe in diesen Zwischenlagern nicht, wie sie auch in Fragmenten der verschiedensten Grösse in dem allgemeinen Grundterrain des Berges sich verbreitet zeigten. Musste sich aus den angegebenen Umständen allein schon der Schluss ergeben, dass der Hügel von Digala nur als ein Leichen- verbrennungs- und Bestattungsplatz der alten Iranbewohner zu deuten sei, so fand diese Vorstellung ihre völlige Bekräftigung durch die wei- teren Wahrnehmungen an diesem interessanten Orte. Durch eine tunnelartige Oeffnung von mehr als Manneshöhe war das Eindringen bis nahe in die Mitte des Hügels gestattet, und hier endete dieselbe in dem Inneren einer mit gewisser Regelmässigkeit ausgearbeiteten cylinderförmigen, nach der Höhe sich verjüngenden Weitung, die sich am besten mit dem inneren Raume eines grossen Eisenhochofens vergleichen liess. re Er Fe Nr. 4 Sitzung am 20, Februar. H. Abich. 69 In 4—5 Reihen zeigten sich, umlaufend an der Innenwand, in Abständen von mehreren Fussen übereinander von unten nach oben etagenförmig angebrachte Consolen oder Repositoiren aus Platten- sandsteinen des eocänen Terrains von etwa anderthalb Fuss Breite. Es bedurfte hier noch der Wahrnehmung einer rostbraunen, ge- fritteten Beschaffenheit der Sandsteinplatten, um mit der Betrach- tung dieses seltsamen, wohl 30—40‘ hohen, schlottartig zugespitzten Raumes, unter Voraussetzung einer einst vorhanden gewesenen oberen Oeffnung, die Vorstellung von einem wirklichen Leichenverbrennungs- ofen zu gewinnen. Die Anlage desselben muss natürlich in eine Zeit gefallen sein, als die Aufschüttung des Toprach dag-Hügels, nahe bis zu seiner jetzigen Höhe, bereits Thatsache gewesen. Diese Vorstellung von dem wahren Zwecke, der Hochofen-artigen Vorrichtung, ist so schlagend begründet, dass die allgemeine Meinung der anwohnenden Bevölkerung dieselbe vertritt. Zu weitergehenden Betrachtungen über die ethnische Bedeutung des Toprach dag-Hügels fordert unter andern auch die Wahrnehmung auf, dass sich an den Steilwänden umfangreicher Abstiche der Berg- masse die Durchschnitte grosser topfförmiger Gefässe und aus Sand- steinplatten kastenartig zusammengesetzter Behälter, die ersten in meist verticaler, diese in mehr horizontaler Lage der Bergmasse ein- gesenkt zeigen. Der erdige, mit Knochen- und Schädelfragmenten gemengte Inhalt dieser Behälter bei Abwesenheit von kohligen Ver- brennungsproducten scheint dafür zu sprechen, dass an diesem Orte auch Beisetzungen ohne Leichenverbrennung stattgefunden haben. Eine solche Meinung findet ihre Unterstützung auch darin, dass der Caleinirung nicht unterworfen gewesene Knochenfragmente in der Bergmasse zerstreut häufig sind, wie es denn auch nur bedingungs- weise verständlich wäre, dass mit Stickstoffverbindungen erfüllte Erdmassen von solcher Mächtigkeit sich da hätten anhäufen sollen, wo keine andere Bestattungsweise, als die durch Calcination der Ge- beine mit zur Anwendung kam. Aus der Unterhaltung mit den Mitgliedern der amerikanischen Mission in Ourmia über den Bestattungshügel von Digala und die durch denselben bedingten, in die Gegenwart eingreifenden techni- schen und culturhistorischen Verhältnisse entnahm ich, dass der Sal- petererzeugung fähige Hügel und Oertlichkeiten, von bewohnten Orten mehr oder minder entfernt, in Aderbidjan keineswegs zu den Selten- heiten gehören, und dass dergleichen Erden namentlich auf dem Wege von Ourmia nach Teheran anzutreffen seien, die von der persischen Militär-Verwaltung zur Deckung der Salpeterbedürfnisse für Pulver- bereitung, wie die vom Toprach dag bei Digala, periodisch benutzt würden. Durch das Vorstehende vermehrt sich die Wahrscheinlichkeit, dass einem Theile der auf dem persischen Plateau von Hrn. Tietze beob- achteten kegelförmigen Hügel eine analoge Entstehungsweise, wie die angegebene, durch Leichenverbrennung zugeschrieben werden darf. 70 Verhandlungen. Nr. 4 Literatur-Notizen. R.H. Dr. K. Th. Liebe. Die Lindenthaler Hyänenhöhle und andere diluviale Knochenfunde in Ostthüringen. Der Verfasser liefert die ausführliche Beschreibung einer kleinen Höhle, welche im Spätherbst 1874 südlich bei Gera auf dem Thalgehänge der weissen Elster, vom Lindenthale aufwärts entdeckt wurde. Es war eine Hyänenhöhle, wie deren in England so viele, in Deutschland bisher nur wenige aufgefunden worden sind. — In der Höhle selbst wurden Reste von folgenden Thieren angetroffen (die Liste ist nach der Häufigkeit der Individuen angelegt): Equus fossilis, Hyaena spe- laea (auch von dieser fast alle Knochen zerbrochen und mit Zahnspuren), Rhino- ceros tichorhinus. Bos primigenius, Ursus spelaeus, Cervus elaphus, Felis spelaea, Cervus alces, Cervus tarandus, Canis spelaeus, Elephas primigenius, Alacdaga Ge- ranus, Vulpes vulgaris; Canis sp., Arctomys marmotta, Arvicola gregalis, Mus rat- tus (2), Cervus capreolus, Mustela sp., Lepus sp., Tetrao tetrix, Pandion haliaetos, Choradrius (2). Abgesehen von den übrigen Resten erscheinen jene von Alacdaga, einer Springmaus, die heute die osteuropäischen Steppen bewohnt, und Arvicola gregalis, einer Wühlmaus des hohen Nordens von Europa und Asien bemerkenswerth — beide Arten wurden bekanntlich von Dr. Wehring auch bei Westeregeln zusammen mit Resten von Rhinoceros, Pferd, Murmelthier, Lemming etc. aufgefunden. Auf der Terrasse vor der Lindenthaler Höhle lagen im Dolomitschutt in grosser Häufigkeit zwischen zahllosen Knochensplittern Geweihstücke vom Rennthier, an denen zwei Umstände sehr auffällig waren, erstlich waren die Enden derselben abgebrochen (nicht abgekaut), dann waren es abgeworfene Geweihe, an denen Zahn- spuren der Hyänen gänzlich fehlten. Spuren vom Menschen kamen ausserdem auch in der Höhle vor, wenngleich keine Gebeine von demselben oder Topfscherben ge- funden wurden. Gespaltene Knochen, bearbeitete Hornstücke, und mehrere Feuer- steinwerkzeuge sind in dieser Hinsicht zu erwähnen. Der Verfasser gedenkt ferner einer Höhle bei Oppurg unweit Neustadt‘ a.O., der Höhle im Pfaffenberg zwischen Neustadt und Pösneck, und der Köstritzer Knochenreste, indem er deren Alter gegenüber den Resten der Lindenthaler Höhle festzustellen sucht. R. H. A. Manzoni. Lo Schlier di Ottnang nell’ Alta Austria e lo Schlier delle colline di Bologna. (Estratto dal Bulletino del R. Comitato Geologico, anno 1876.) Der Verfasser liefert eine ausführliche Bestätigung jener Resultate, welche Herr Custos Th. Fuchs aus seinen Untersuchungen der oberitalienischen Tertiär- Ablagerungen ableiten konnte, und in den Sitzungsberichten der k. k. Akademie der Wissenschaften veröffentlicht hat (vgl. Fuchs, Die Gliederung der Tertiärbildungen am Nordabhange der Appenninen von Ancona bis Bologna, Sitzber. d. k. k. Akad. d. Wiss. 1875), indem er die Aequivalenz der bereits von Fuchs unter dem Namen „Schlier“ ausgeschiedenen Ablagerungen bei Bologna mit dem oberösterreichischen Schlier neuerdings bestätigt. Bereits Fuchs hatte auf das Vorkommen von Aturia Morrisi Michti (Nautilus Aturi Bast.), Lucina sinuosa Don., Solenomya .Doderleini Mayer, Pecten denudatus Reuss im Schlier von Bologna aufmerksam gemacht, als Beweis für die Gleichzeitigkeit dessen Bildung mit dem oberösterreichischen Schlier von Ottnang und Hall. Manzoni fügt nun zu diesen gemeinsamen Arten noch: Conus antediluvianus Brug., Terebra Fuchsi R. Hoern., Buceinum subquadrangulare Michti, Dolium sp. ind., Cassis Neumayri R. Hoern,, Pleurotoma cataphracta Broce., Pleurotoma rotata Broce., Natica helieina Broce., Dentalium intermedium R. Hoern., Pyrula condita Broug., Mitraefusus ottnangensis R. Hoern., Anatina Fuchsi R. Hoern., Corbula gibba Olivi, Mactra triangula Ren., Tellina ottnangensis R. Hoern., Lucina ottnangensis R. Hoern., Oryptodon (Lucina) sinuosus Don., Cryptodon subangulatus R. Hoern., Nucula Mayeri M. Hoern., Leda pellucidaeformis R. Hoern. Nr. 4 Sitzung am 20. Februar. J. Rumpf. B. v. Cotta. yfa' Aus diesem Verzeichnisse erhellt zur Genüge die Identität der beiden Ab- lagerungen. J. Rumpf. Ueber steierische Magnesite. (Mittheil. des naturwissensch. Vereins für Steiermark 1876, p. 91.) Nach einer kurzen Darstellung der bekannten, der Grauwackenzone der Nord- alpen an verschiedenen Stellen vom Semmering bis Goldeck bei Lend im Salzach- thale eingebetteten Magnesitstücke entwickelt der Hr. Verfasser seine Ansicht, dass dieselben Producte von Thermen der Silurzeit seien. F. v. H. B. v. Cotta. Geologisches Repertorium. Leip- zig 1877. In dieser Schrift, welche eine erste Abtheilung von „Beiträgen zur Geschichte der Geologie“ bilden soll, liefert der hochverdiente Verfasser eine chronologisch geordnete Aufzählung der literarischen Arbeiten auf dem Gebiete der Geologie bis zum Ende von 1876. Prineipiell ausgeschlossen sind von dem Repertorium mineralogische, che- mische und paläontologische Speecialitäten, dann Lehrbücher, Handbücher und popu- läre Schriften, wenn sie nicht neue fruchtbare Grundanschauungen zur Darstellung oder Geltung bringen. Ueberhaupt aber macht der Verfasser keineswegs den An- spruch, ein vollständiges Literaturverzeichniss zu bieten, sondern hofft nur, keine besonders wichtige Arbeit übergangen zu haben. Für die neueren Arbeiten, vom Jahre 1830 angefangen, ist beinahe durch- gehends nicht auf die ÖOriginalarbeiten selbst, sondern auf die Auszüge und Anzeigen in dem Jahrbuche von Leonhard und Bronn, und später Leonhard und Gei- nitz verwiesen; ein gewiss sehr zweckmässiger Vorgang, da der Nachtheil, die Ori- ginalquelle erst aus zweiter Hand zu erhalten, reichlich aufgewogen wird durch den Vortheil, zunächst in dem überall leicht zugänglichen Journale den wesentlichen Inhalt einer gesuchten Arbeit kennen zu lernen. Von der grossen Mehrzahl der aufgeführten Arbeiten ist nur der Titel ge- geben; nur bei wenigen, und zwar vorwaltend bei den älteren Schriften, sind kurze Bemerkungen „als Ausfluss individueller Anschauung“ beigefügt. Ein vollständiges Autoren-, Orts- und Sachregister, wohl der wichtigste Theil einer derartigen Arbeit, ist dem Werke beigefügt; dasselbe enthält 1362 Autoren, 948 Orte und 1544 Sachen. Vermischte Notizen. Petrefaktenfund im Karpathensandsteine. Nach einer Mittheilung des Herrn fürstlich rumänischer Montaningenieurs C. Pilide haben die Herren Prof. Gr. Stefanescu und C. Robescu im Karpa- thensandsteine der Wailachei, und zwar im Prahovathale bei Sinaia, Fossilreste aufgefunden, unter denen dieselben eine bezeichnende Albien-Form, nämlich Acan- . thoceras mamillare Schl. erkannt zu haben glauben. Hiernach erschiene das Auf- treten cretacischer Karpathensandsteine, welche nach Hohenegger in Schlesien, nach Paul und Tietze in Galizien und der Bukowina, nach Herbich in Sieben- bürgen eine so grosse Rolle spielen, nunmehr auch für die Sandsteinzone der Wal- lachei nachgewiesen. Zellenähnliche Structur im Graphit. Herr J. Szombathy beobachtete (wie er in dem „Berichte des naturwiss. Vereins an der techn. Hochschule in Wien“ I, 1877 mittheilt) bei mikroskopischer 72 Verhandlungen. Nr. 4 Untersuchung von Hausenblasenpräparaten eines sibirischen Graphits ziemlich häufig eine deutliche Zellenstructur, ganz ähnlich jener, welche sich an Hausenblasen- abgüssen recenter Pflanzentheile erkennen lässt, und spricht die Vermuthung aus, dass man es hier wirklich mit den Resten einer einstigen organischen Structur zu thun habe. Herr Szombathy beabsichtigt, seine diessbezüglichen, gewiss sehr inter- essanten Untersuchungen fortzusetzen, und dieselben auch auf andere Graphite, so wie auf Kohlen auszudehnen. Bergöl in Galizien. Nach einer Mittheilung, die wir Hrn. Jos. Attmann in Drohobics verdanken, wurde neben dem Badeorte Truskawice auf den ärarischen Grundstücken, die von Hrn. Eaton zum Schürfen gepachtet wurden, in einem Schachte von 14 Klafter Tiefe eine reiche Bergölquelle erschlossen, welche den Schacht auf mehrere Klafter ausfüllte. Ungeachtet fortwährenden Schöpfens nimmt die Menge im Schachte stetig zu. Während der Abteufung zeigte sich gar kein Wasser im Schachte, das Bergöl strömte plötzlich zu, so dass man auf grosse anhaltende Ergiebigkeit hoffen zu dürfen glaubt. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. Keen; 1577. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 6. März 1877. Inhalt. A. Schlönbach F. — Vorgänge ander Anstalt. — Eingesendete Mit- theilung. F. v. Hochstetter, Silursuiten. — Vorträge. Dr. R. v. Drasche, Der Vulcan Iwa-wasi-jama. C. v. Hauer, Krystallogenetische Beobachtungen. — Literatur-Notizen, O. Heer, Th. Fuchs, R. Hoernes, F. Mouchtekoff, H. Th. Geyler, J. Wessely, K.k. Generalcommandoin Agram. — Einsendungen für die Bibliothek. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich, A. Schlönbach *%. Mit dem lebhaftesten Bedauern erfüllt uns die Nachricht von dem am 23. Februar erfolgten Hinscheiden des Ober-Salinen-Inspectors A. Schlönbach in Salzgitter. Ein eifriger Freund und Pfleger geologischer Wissenschaft, nahm er stets den lebhaftesten Antheil an allen Fortschritten derselben, und sein Bei- spiel wohl war es, welches seinen Sohn, unseren unvergesslichen Freund und Collegen Urban Schlönbach, auf die wissenschaftliche Laufbahn führte. Der glänzendste Beweis seiner Liebe für die Wis- senschaft aber ist die Gründung der Reise-Stipendien-Stiftung, welche er dem Andenken seines in der besten Jugendkraft vom Tode ereilten Sohnes widmete; nur wenige Jahre sollte er die Früchte dieser Stif- tung reifen sehen; für alle Zeiten aber bleibt ihm die dankbare Er- innerung der Mitglieder unserer Anstalt gesichert. Vorgänge an der Anstalt. Seine kaiserliche und königliche Apostolische Maje- stät haben mit Allerhöchster Entschliessung vom 13. Februar 1. J. dem Chefgeologen der k. k. geologischen Reichsanstalt, Bergrath Dr. Guido Stache, in Anerkennung seiner ausgezeichneten Dienstlei- stung taxfrei den Titel und Charakter eines Öberbergrathes aller- gnädigst zu verleihen geruht. K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 5. Verhandlungen. 11 74 Verhandlungen. Nr. 5 Den Herren Hofrath Dr. Franz Ritter v. Hauer und Ober- bergrath Dr. G. Stache wurde für die Verdienste, welche sich die- selben um die Herausgabe des Novara-Werkes erworben haben, die Allerhöchste Anerkennung Seiner kaiserlichen und könig- lichen Apostolischen Majestät kundgegeben. Eingesendete Mittheilungen. F. v. Hochstetter. Silursuiten. (Schreiben an Hrn. Hofrath v. Hauer, d. d. Wien, 6. März 1877.) Ich sende hierbei die Suite von 12 Gypsabgüssen seltener Tri- lobiten aus dem böhmischen Silur, ein Geschenk des durch seinen unermüdlichen Sammeleifer hochverdienten Herrn J. M. Schary, Realitätenbesitzer in Prag. Bekanntlich besitzt Hr. Schary neben Hrn. Barrande die schönste und vollständigste Sammlung böhmi- scher Silurpetrefakten, und ich freue mich, die Mittheilung machen zu können, dass Herr Schary in patriotisch-hochherziger Weise eine überaus werthvolle und vollständige Sammlung der silurischen Petre- fakten aus Böhmen für die geologisch-paläontologische Abtheilung des neuen k. k. naturhistorischen Hof-Museums gewidmet hat. Die ersten 6 Kisten dieser Sammlung, die mir bereits übergeben wurden, ent- halten zunächst die Trilobiten, und zwar 187 Species, andere Crusta- ceen 27 Species, Fische 2 Species, Cephalopoden-Familie der Gonia- titen 8 Species, der Nautiliden und zwar die Genera Trochoceras, Nautilus, Gyroceras, Hercoceras, Lituites, Phragmoceras, Gompho- ceras, Ascoceras Cyrtoceras 136 Species. Die Anzahl der Exemplare dieses ersten Theiles der Sammlung beträgt 1450. ° Diese Sammlung wird daher, wenn sie vollständig ist, ein Unicum ihrer Art hier in Wien sein, und alle Freunde der Geologie und Paläontologie müssen Hrn. Schary verbunden sein für diese grossartige Bereicherung un- serer öffentlichen vaterländischen Sammlungen. Der wissenschaftliche Werth dieser Sammlung wird noch erhöht durch die sorgfältigste und gewissenhafteste Bestimmung der einzelnen Species, die nur einem Manne, wie Schary, möglich war, der in fortwährendem Contact mit dem berühmten Verfasser des silurischen Systems in Böhmen, Hrn. Joachim Barrande, in der Bestimmung der reichen Schätze seiner Sammlung gleichen Schritt halten konnte mit den hervorragenden paläontologischen Untersuchungen und Publi- cationen dieses Gelehrten. Vorträge. Dr. R. v. Drasche. Der Vulcan Iwa-wasi-yama in Japan. Im äussersten Norden Nipon’s, unweit der bedeutenden Stadt Morioka, erhebt sich der über 7000 Fuss hohe Iwa-wasi-yama. Man besteigt ihn am besten von dem Tempel Kakisawa aus. Der steile Pfad führt hier über einen tief eingeschnittenen Barranco, in welchen Lava- und Rapillischichten schön entblösst sind. Oben angelangt, i a u Se ee ec ee ee ce ee a A Nr. 5 Sitzung am 6. März. Dr. R. v. Drasche. ©. v. Hauer. 75 steht man am Fusse einer steilen, den Aschenkegel südlich im Halb- kreis umgebenden Mauer — einem alten Kraterwall. Erklimmt man den Schlackenhügel, so befindet man sich am Rande eines grossen kreisförmigen Thales, von steilen, aus Dolerit-Säulen bestehenden Wänden eingefasst, aus dessen Mitte sich ein weiterer Aschenkegel erhebt, der indessen nicht von einem Krater durchbohrt ist. Am westlichen Abhang dieses Kegels bemerkt man den eigentlichen, kaum 50 Meter im Durchmesser habenden erloschenen Krater. Einige Höh- lungen am östlichen Abfalle des innersten Kegels, aus welchen heisse Luft strömt, sind die einzigen Ueberbleibsel der unterirdischen Wärme. Im Westen des nun beschriebenen Terrains, innig mit demselben zusammenhängend, liegt etwas tiefer ein zweiter grosser Krater, dessen südliche halbmondförmige Umwallung mit dem ersten Ringwall des früher beschriebenen Gebietes in Verbindung steht. Von der nördlichen Mauer sind einige Felswände noch stehen geblieben. Der dicht bewaldete Kraterboden trägt einen kleinen tiefblauen See, mit einer ringförmigen Mauer im Süden; reiche Fumarolen strömen aus den Spalten. Die neueren Eruptionen dieses vulcanischen Gebietes haben alle im Norden stattgefunden, in dieser Gegend sind auch die meisten Kraterwände durchbrochen. Von historischen Ausbrüchen dieses Vul- cans ist nichts bekannt. C. v. Hauer. Krystallogenetische Beobachtungen. II. Die vorliegende Mittheilung bezieht sich auf die „Grösse der Krystalle und die Schlüsse, welche aus dieser auf die Dauer ihrer Bildung gemacht werden können.“ Da im Ganzen nur selten Versuche angestellt wurden bezüglich eines länger fortgesetzten Wachsenlassens von Krystallen verschiedener Substanzen, so hat man auch wenig Kenntniss darüber, welche Re- sultate im Allgemeineren hierbei erzielt werden. Es drängt sich in dieser Richtung speciell die Frage auf, ob den Krystallen bezüglich der Grösse, die sie erlangen können, durchweg eine jener Grenzen gegeben ist, die in der Art der Krystallisationsfähigkeit ihrer Materie begründet ist, wie diess früher gelegentlich der Beschreibung „un- deutlicher Krystallbildungen“ angedeutet wurde, oder ob ihr Volums- verhältniss lediglich eine Frage der Zeit ihres Wachsthums ist. Wenn man absieht von der gleichmässigen Anlagerung neuer Theilchen an den Stammkern eines Krystalles und von ihrer Orien- tirung auf demselben, so ist eine eigentliche Grenze in der Volums- vergrösserung von Krystallen nicht wahrzunehmen. Wohl aber ist für viele Substanzen, und bei manchen schon, wenn die Krystalle eine relativ geringe Grösse erreicht haben, eine Unterbrechung in ihrer weiteren Entwicklung in der Richtung sicht- bar, dass sie vermöge der Desorientirung der sich ansetzenden Kry- stallmoleküle und der ganz ungleichen Volumszunahme an verschie- 11* - 16 Verhandlungen. Nr.5 denen Punkten sich zu unförmlichen Massen successive gestalten, denen schliesslich der Formcharakter eines krystallographisch deutbaren In- dividuums mangelt. Die Desorientirung wird häufig eine solche, dass aus dem einen, im Kleinen noch wohl ausgebildeten Krystall eine Art Conglomerat solcher entsteht. Die scheinbar schönste Krystallfläche zeigt mehr minder deut- lich, schon unter einer guten Loupe betrachtet, zahlreiche Unregel- mässigkeiten, Streifungen, Furchen, und namentlich Spiegelungen von kleinen Flächen darin, die entschieden nicht genau in der Ebene der Gesammtfläche liegen, und die schärfsten Winkelmessungen geben für Individuen einer und derselben Substanz kleine Abweichungen. Die Beobachtung dessen geht fast so weit, als die Krystalle vermöge des erreichten Volums überhaupt schon Gegenstand der Beobachtung sein können. Die das Krystallindividuum aufbauenden kleinsten Theilchen, oder combinirte Gruppen solcher sind eben nie geometrisch genau an- und übereinander gelagert, und jeder Krystall scheint aus Ursache dessen mehr oder minder den Keim in sich zu tragen, für successive, mit zunehmender Grösse schärfer hervortretende Unregelmässigkeiten in seiner Construction. Es mag sein, dass im Laufe fortgesetzten Wachsens Anlagerungen von Krystallmolekülen im entgegengesetzten Sinne der gedachten Desorientirung stattfinden, wodurch letztere para- lisirt würde, aber diess scheint nicht betreff der ganzen Oberfläche des Krystalles sich stets regelrecht fortzusetzen, und sicher ist es, dass kein grosser Krystall so winkelrecht und mit ebener Flächen- umgrenzung aufgebaut erscheint, wie ein kleinerer derselben Species. Unter den Mineralkrystallen, deren mehrere in colossaler Grösse aufgefunden werden, zeigen sich keine solchen, fast bis zur Unkennt- lichkeit vorgeschrittenen Ausartungen von der an kleineren Individuen derselben Species beobachteten Formgestaltung, wie bei manchen in unseren Laboratorien durch lange fortgesetztes Wachsen entstandenen Krystallen. So weit nahm also jedenfalls die, wie anzunehmen, weniger überstürzte Art ihrer Bildung Einfluss. Und die Ursache dieser langsamen Bildung, mindestens für alle aus Auflösungen abgeschiedenen Mineralkrystalle, liegt nahe, es ist wahrscheinlich die sehr geringe Löslichkeit ihrer Materie in den be- treffenden Auflösungsmedien gewesen. In der That werden auch auf sogenanntem künstlichen Wege die am correctesten und schönst aus- gebildeten Krystalle von Substanzen erhalten, die schwer löslich sind. Ist zudem die Materie solcher mit einem höheren Krystallisationsvermögen begabt, so dass nicht schon ihre geometrisch geformten Erstlinge mit Constructionsfehlern behaftet sind, welche bei ihrer Volumsvergrösse- rung die Beibehaltung des Charakters eines Individuums verhindern müssen, so kann man bei jahrelang fortgesetztem Wachsthum Kry- stalle von namhafter Grösse entstehen sehen, die in vollendeter Aus- bildung jener des Mineralreiches nicht nachstehen. Aus allem dem geht hervor, dass man bei Betrachtung der rela- tiven Grösse, welche Krystalle erreichen können, zu unterscheiden habe: die Volumsvergrösserung ohne Rücksicht auf die daraus resul- tirende Form, und die Dimensionszunahme eines Krystallindividuums, welches darnach die vergrösserte Form des entsprechend kleineren | | un Tut u ya 2 > ne nd a a nn u a a KH ee Fe a a Te ee Nr. 5 Sitzung am 6. März. C. v. Hauer. Kae repräsentirt. Die erstere ist unbeschränkt, wie erwähnt wurde, die letztere nach den gemachten Beobachtungen aber für viele Körper eine beschränkte. Dagegen gibt es eine Reihe schwer und leicht löslicher Verbin- dungen, die, soweit Versuche von mir und anderen angestellt wurden, die allerdings nicht über ein Wachsenlassen von Krystallen während einiger Jahre hinausreichen, keine Indiecien gewähren lassen für ein Aufhören in ihrer Volumsvergrösserung als Individuum. Die relative Grösse solcher hing daher thatsächlich von der Dauer ihres Wach- sens ab. Man kann unter diesen zweierlei Gruppen von Körpern un- terscheiden, deren verschiedenes Verhalten beim Uebergang aus dem flüssigen in den starren Zustand ein sehr auffälliges ist. Eine Serie dieser zur Bildung grosser Krystalle befähigten Substanzen gibt sich nämlich dadurch als eine Specialität zu erkennen, dass sie binnen wenigen Tagen eine namhafte Grösse erreichen können. Die zweite Gruppe bilden jene Körper, die in gleich kurzer Zeit nach dem Ent- stehungsmomente immer klein, ja oft sehr klein erscheinen, aber durch fortgesetztes Wachsen, ohne Rücksicht auf die Zeit, successive ganz ebenso grosse Krystalle bilden können, als erstere. Der Unterschied besteht danach einfach darin, dass die Körper der einen Gruppe schneller wachsen, und daher schon bei ihrem ersten Anschusse !) die Befähigung, grosse Krystalle bilden zu können, mani- festiren, während bei den anderen vermöge einer weit geringeren Volumszunahme in gleicher Zeit diese Eigenschaft erst durch den Versuch eines länger fortgesetzten Wachsthums derselben erkennt- lich wird. Dass „schnelles“ und „langsames“ Wachsen von Krystallen eine specifische Eigenschaft ihres Stoffes ist, ergibt sich daraus, weil nicht der Grad ihrer Löslichkeit hiefür entscheidend erscheint, in welchem Falle einfach die reichlichere oder mindere Zufuhr von Material für die Vergrösserung des Krystalles bei Verdunstung des Lösungsmittels in gegebener Zeit das Phänomen erklären würde. Traubensaures Kali und Natron haben nahe gleiche Löslichkeit, sie bilden beide fast syrupdicke Lösungen, aber das letztere entwickelt sich nach seinem ersten Anschusse nur in Krystallen von der Dimension einiger Linien, und erreicht in ebenso viel Jahren kaum die Grösse, wie ersteres in Monaten. Gleichwohl ist es ohne Beschränkung der Zeit in sehr grossen, prachtvoll ausgebildeten Krystallen zu erhalten. Borsaures Natron ist im Vergleiche mit traubensaurem geradezu als eine sehr schwer lösliche Verbindung zu bezeichnen. Aber es erscheint im ersten Anschusse in viel grösseren Krystallen, wie letzteres, und über- holt es bei Weitem im Wachsthum im Laufe der freiwilligen Verdun- stung beider Lösungen. Bei Beurtheilung der Grösse der Krystalle besteht das Relative daher nicht bloss in den Dimensionen, welche Krystalle verschie- 1) Als erster Anschuss ist das Krystallisationsproduct bezeichnet, welches nach dem Erkalten heiss gesättigter Lösungen resultirt oder bei freiwilliger Ver- dunstung in erster kürzerer Zeit nach dem Krystallisationsbeginne sich zeigt. 78 Verhandlungen. Nr. oa dener Substanzen überhaupt erreichen können, sondern auch in dem Verhältniss des Volums derselben zu jenem nach ihrem ersten An- schuss, welches sie in einer gewissen Zeit erlangen. Und aus der absoluten Grösse eines Krystalles ist sonach gar kein Schluss auf die Dauer seiner Bildung möglich. Was man in der chemischen Literatur von Substanzen namhaft gemacht findet, die in „grossen Krystallen“ erscheinen, bezieht sich daher meistens auf die unserer ersten Gruppe. Als in „kleinen Kry- stallen“ auftretend werden dagegen viele Körper verzeichnet, die un- serer zweiten Gruppe angehören, die aber nur langsam wachsend, und in kleinen Dimensionen im ersten Anschusse entstehend sein können, welches Verhalten bezüglich ihrer möglich erreichbaren Grösse ganz irrelevant ist. Der Unterschied in den Krystallisationsproducten der beiden be- zeichneten Serien von Verbindungen markirt sich sofort in der Weise?), dass in dem einen Falle eine geringere Menge von Stammkernen ent- steht, die in nächster Zeit alle aus der Lösung frei werdende fixe Masse an sich ziehen, im anderen Falle aber sich viele Stammkerne bilden, wodurch die sich weiter ausscheidende Masse zur Vergrösse- rung vieler Krystalle sich vertheilt. Im Falle letztere mehr beträgt, als dem Wachsthumsvermögen der bereits vorhandenen Krystalle ent- spricht, entstehen abermals neue Stammkerne. Sowohl wenn in der Wärme gesättigte Lösungen zum langsamen Erkalten gebracht wer- den, als auch wenn man Lösungen durch freiwillige Verdunstung der Krystallisation überlässt, zeigen sich die erwähnten Phänomene in auffälligster Weise. Entspricht die Menge der nach Beginn der Krystallisation sich zunächst ausscheidenden Masse dem Assimilirungsvermögen der vor- handenen Stammkerne, und ist die Materie dieser mit der Fähigkeit rascher Volumszunahme begabt, so sind die Dimensionen, welche derlei Krystalle oft binnen kurzer Zeit erreichen können, in der That staunenswerth. Bekannt ist es, welche Grösse in einem Anschusse bei fabriks- mässigen Krystallisationsprocessen die Krystalle mancher Verbindungen erlangen, wie Kupfer- und Eisenvitriol, Weinsteinsäure, Bleiacetat etc. Ich habe auf diesem Wege erhaltene Krystalle noch lange Zeit fortwachsen lassen, und es zeigte sich, dass trotz ihres rapiden Aufbaues dieselben keine Constructionsfehler enthielten, welche ihren Charakter als Individuum bei weiterem Wachsen hätten verschwinden lassen müssen. Als eclatantes Beispiel des Gegensatzes bezüglich der Fähigkeit, grosse Krystalle zu bilden, möge an chlor- saures Kali erinnert werden, welches aus ganz gleichen Fabriks- processen hervorgehend, nur in dünnen Blättchen erscheint. Und diese Verbindung erreicht auch bei langsamem Wachsenlassen nie eine namhaftere Grösse, ohne vollkommen undeutlich zu werden, 1) Vorausgesetzt, dass für diese Beobachtung keine Manipulation stattfindet, welche ein allzu überhastetes Krystallisiren bewirkt, wie etwa rasches Erkaltenlassen heiss gesättigter Lösungen. Nr.5 Sitzung am 6. März. C. v. Hauer, 79 Die Menge aufgelösten Stofles, welche den erst gebildeten Stamm- krystallen in der Lösung zugänglich sein kann, ist durch mehrere Verhältnisse bedingt. Wenn eine in der Wärme gesättigte Lösung sich abkühlt, so muss das Quantum ausscheidender Masse proportional sein dem Volum der Lösung und der Differenz in der Löslichkeit der betreffenden Substanz bei der erhöhten und verminderten Tem- peratur. Wird aber eine Lösung durch freiwilliges Verdunsten auf den Krystallisationspunkt gebracht, so spielt auch hier das Volum der Lösung eine Rolle bezüglich des frei werdenden Stoffes, aber auch der Grad der Uebersättigung, den sie in der Ruhe erlangt.') Diese letztere Quelle der Zufuhr von Stoff zur Volumsvergrös- serung von Erstlingskrystallen ist oft eine sehr ausgiebige. Die Dif- ferenz zwischen normal gesättigter und übersättigter Lösung ist zu- weilen nicht viel geringer, wie die einer in der Wärme gesättigten zu der nachträglich abgekühlten Lösung. Rasch wachsende Krystalle von Körpern, deren Lösung einen höheren Grad von Uebersättigung annehmen, kann man daher auch binnen wenigen Tagen in einer der vollen Ruhe überlassenen kalten Lösung in merkwürdig grossen Dimen- sionen ausgebildet beobachten. Arsensaures Natron, Oxal- saures Chromoxyd-Ammoniak etc. zeichnen sich in dieser Be- ziehung aus. Wir gelangen zur Betrachtung der zweiten Gruppe, grosse Kry- stalle zu bilden befähigter Substanzen, für welche die Zeit ihres Wachsthums das Entscheidende ist, um ihr specielles Krystallisations- vermögen zu erkennen. Chlorsaurer Baryt, unterschwefel- saures Natron, Magniumplatincyanür mögen als Belege aus vielen derlei ähnlich sich verhaltenden Verbindungen beispiels- weise genannt werden. Die Anzahl der hieher gehörigen Verbindungen wird sich in- dessen erst in ihrem vollen Umfange zeigen, wenn der Krystallpflege mehr Aufmerksamkeit, wie bis jetzt, gewidmet sein wird. Da jene Verhältnisse, welche während eines ersten Anschusses von Krystallen bestehen, sich im Laufe ihres weiteren Wachsens aus nahe liegenden Gründen nicht mehr wiederholen lassen, so tritt auch für alle Stadien der letzteren kein Moment mehr ein, in welchem sie so rasch, wie in der ersten Periode ihrer Bildung, an Volum zunehmen könnten. ö Aus allem Angeführten geht schliesslich noch hervor, dass, wie angedeutet wurde, um aus der Grösse eines Krystalles einen Schluss auf die Dauer seiner Bildung ziehen zu können, man die specielle Krystallisationsfähigkeit seiner Materie kennen muss, und das dürfte wohl auch für die Mineralkrystalle gelten. ) Es muss hier bemerkt werden, dass fast ausnahmslos bei ruhigem Stehen jede Lösung Uebersättigungszustände annimmt, dass diess kein selteneres Phänomen, wie angenommen wird, ist. 80 Verhandlungen. | Nr.a Literatur-Notizen. D. Stur. O. Heer. „Flora fossilis arctica* (die fossile Flora der Polarländer), Ba. IV, 1877, mit 65 Tafeln. Am 5. Februar 1877 ist der IV. Band der Fl. foss. aretica in Wien ein- gelangt. Dieser ansehnliche Band enthält 3 besondere Abtheilungen, und behandelt der gefeierte Autor in diesen Folgendes: I. Beiträge zur fossilen Flora Spitzbergens. II. Beiträge zur Juraflora Ostsibiriens und des Amurlandes. III. Ueber die Pflanzenversteinerungen von Andö in Norwegen. Es sei gestattet, über jede dieser Abhandlungen einige anzeigende Worte hier folgen zu lassen. I. Beiträge zur foss. Flora Spitzbergens, mit 32 Tafeln. (An die k. schwedische Akademie d. Wiss. eingereicht den 23. Aug. 1875, Bd. 14.) A. Die Steinkohlenpflanzen des Robertthales In der Recherches Bai. Das Materiale hiezu hat Nordenskiöld bei ce. 77° 33° n. Br. gesammelt. „Während in der Klaas Billen Bai') und auf der Bäreninsel die Pflanzen unzweifel- haft unter dem Bergkalke liegen, finden sie sich hier wahrscheinlich über demselben, doch ist diess nicht klar ermittelt, und es müssen die Pflanzen entscheiden, in welche Abtheilung des Kohlengebirges diese Ablagerungen einzureihen seien.“ Es wurden folgende Arten gesammelt, zu welchen der Referent die nächstverwandten oder identen eingeklammert beifügt. Sphenopteris frigida (cf. Sph. bifida Ldl.). geniculata Germ. (= Sph. subgeniculata Stur aus dem Culm). flexibilis Hr. 5 distans Stb. (diese Art nur aus dem Culm). Adiantites coneinnus Goepp. (A. tenuifolius Goepp. Culm). r bellidulus Hr. (cf. A. oblongifolius Goepp. Culm). Staphylopteris sp. (solche Indusien bisher nur in Culm). Lyeopodites filiformis Hr. Lepidodendron Sternbergiü Bgt. (— L. Veltheimianum St. Geinitz). selaginoides St. 5 Lepidophyllum carieinum Hr. Stigmaria Lindleyana Hr. (Stigmaria inaequalis Goepp.). Sphenophyllum longifolium Germ. (2) bifidum Hr. 5 subtile (cf. Sphenoph. tenerrinum Ett. sp. (im Culm). Bhynchogonium erassürostre Hr. % costatum Hr. 5) macientum Hr. globosum Hr. Cordaites palmaeformis Goepp. Sp. „ borassifolius St. sp. »„ Pprineipalis Germ. sp. Walchia linearifolia Goepp. (cf. W. antecedens Stur). Samaropsis Spitzbergensis Hr. Carpolithes nitidulus Hr. ” „ ” Heer zieht nun aus diesem Resultate seiner Untersuchung den Schluss: dass diese Flora dem Mittelcarbon entspreche, und hält dafür, dass das Fehlen der Calamiten, Annularien, Asterophylliten und Sigillarien, unter den Farnen der Neu- ropteriden und Pecopteriden, auf die Rechnung der mangelhaften Aufsammlung zu schieben sei. 1) Verh. 1875, p. 87. Nr. 5 Sitzung am 6. März. 0. Heer. 81 So sehr ich in der Regel die Meinungen und Ansichten Heer's hoch halte, diesem Schlusse aus seinen Resultaten kann ich unmöglich beistimmen, und bin ge- zwungen, auf eine unrichtige Annahme aus der Literatur vorerst hinzuweisen. Die echte Sph. distans, eine unzweifelhafte Anzeigerin des Culms, ist bei Ilmenau nicht im „Mittelcarbon“, sondern nach Geinitz (Hain. Ebersd. p. 39) mit Sph. elegans Bgt. in dem jetzt unzugänglichem unteren Flötze, das dem Culm angehört, in Mannebach von v. Schlotheim gefunden worden. Dieselbe Art ist ferner in derselben Gesellschaft, im unteren Waldenburgerzuge, der ebenfalls dem Culm angehört, häufig, ebenso im Culm-Dachschiefer nicht selten. Nie hat man sie bis- her im oberen Waldenburgerzuge, der der productiven Steinkohlenformation ange- hört, gefunden. Alle jene Arten, zu denen ich mir erlaubt habe, die Nächstverwandten beizu- fügen, so: Sph, bifida L., Sph. subgeniculata Stwr, Adiantites tenuifolius (auch Adiantites oblongifolius Goepp.), sind durchwegs solche Pflanzen, die dem Culm ganz ausschliesslich angehören. Es genügt nur ein flüchtiger Blick auf die Abbildungen, die Geinitz 1. c. Taf. VII. von der Sag. Veltheimiana gegeben, um einzusehen, dass die Lepidodendronreste aus dem Robertthale keiner andern Art angehören können, als der letztgenannten. Aus diesen Angaben folgere ich mit vollster Sicherheit, dass die Pflanzen- führenden Schichten des Robertthales dem Culm angehören und meinen Walden- burger- oder Ostrauer-Schichten entsprechen, und gleichzeitig sind mit dem Culm- Bassin von Hainichen-Ebersdorf. B. Die Jurapflanzen des Cap Boheman. Die Sandsteine und Steinkohlenlager des Cap Boheman, die man früher für tertiär betrachtete, haben Pflanzenreste geliefert, die zeigen, dass sie zum Jura gehören. Es sind im Ganzen 32 Arten unterscheidbar, wovon 10 in Jura-Äblage- rungen anderwärts gefunden wurden. Die wichtigsten Arten des Cap Boheman sind: Podozamites lanceolatus Lindl sp. Ginko digitata Bgt. sp. aus deren Vorkommen der Verfasser den Schluss zieht, dass die genannte Pflanzen- lagerstätte dem mittleren braunen Jura (Bathonien) einzureihen sei. C. Kreidepflanzen von der Festung am Cap Staratschin. Dieser Abschnitt enthält eine nochmalige Durchsicht der früher an demselben Fundorte gesammelten Arten (siehe Fl. arct. Bd. III. Kreideflora), die vermehrt ist durch nachträglich aufgesammeltes Materiale.e. Im Ganzen sind 19 Arten Pflanzen von da bisher bekannt. D. Die miocänen Pflanzen des Cap Lyell, des Scottgletschers und des Cap Heer. Die reichste von diesen, von Nordenskiöld ausgebeuteten Fundstätten miocäner Pflanzen ist das Cap Lyell, mit schöner Erhaltung der Reste, während die Pflanzenreste der beiden anderen schlecht erhalten sind. Alle drei haben zu- sammen 71 Arten geliefert. I. Beiträge zur Jura-Flora Ostsibiriens und des Amurlandes, mit 31 Tafeln. (Mem. de l’acad. imp. des sciences de St. Petersbourg, III. serie, tom. XXII, Nr. 12.) Diese Abhandlung verdient unstreitig als die wichtigste des vorliegenden Bandes hervorgehoben zu werden. Die Jura-Flora Ostsibiriens und des Amurlandes ist ein Fundamentalwerk für das Studium der Floren der Jura-Periode. Unser hochverehrter Meister beschreibt in dieser Abhandlung 83 Arten von Jurapflanzen aus dem erwähnten Gebiete. Die speciellen Fundorte und Vorkom- mensgebiete sind; 1) Quellengebiet des Amur, Einfluss des Oldoi in den oberen Amur, zwischen den Stanizen Albasin und Tolbusin, entdeckt von Schmidt und ausgebeutet von Glehn; 2) am rechten Ufer des Amur, etwa 8 Werst oberhalb Tolbusin; 3) an der oberen Bureja; 4) die Juraformation im Gouvernement Irkutsk, und zwar von der Kajamündung, von der Tapka und Ust-Balei. Ich kann nicht umhin, hier dankbarst einzuschalten, dass unsere Sammlung Hrn. Mag. Fr. Schmidt, Director des mineralogischen Museums der k. Akademie K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 5. Verhandlungen. 12 82 Verhandlungen. Nr..5 der Wissenschaften in St. Petersburg, eine sehr schöne Suite der Reste der Jura- pflanzen aus diesem Gebiete, mit eigenhändigen Bestimmungen des Autors versehen, verdankt, und zwar enthält diese Suite: Jurapflanzen von Ostsibirien, Gouv. Irkutsk: Thyrsopteris Murrayana Bgt. sp. Baiera Ozekanowskiana Hr. „ Maakiana Hr. Ginko Schmidtiana Hr. Dicksonia clavipes Hr. „esibimcadr, Asplenium (Diplazium) Whitbiense »„ lepida Hr. Bgt. sp. Czekanowskia setacea Hr. Asplenium (Diplazium) Whitbiense 2 rigida Hr. vor. tenue Hr. Leptostrobus laxiflora Hr. Lycopodites tenerrimus Hr. Samaropsis rotundata Hr. Phyllotheca sibirica Hr. n caudata Hr. Phoenicopsis angustifolia Hr. F parvula Hr. Baiera longifolia Bgt. sp. Kaidacarpum sibiricum Hr. Jurapflanzen vom Amurland. Thyrsopteris prisca Pichw. Anomozamites Schmidtii Hr. Dicksonia Saportana Hr. Podozamites Eichwaldi Sch. acutiloba Hr. Phoenicopsis speciosa Hr. Asplenium spettabile Hr. Ozekanowskia setacea Hr. Dieses Verzeichniss möge zugleich als Uebersicht der häufigsten Formen der Jura-Flora Ostsibiriens und des Amurlandes dienen. Prächtig und, wie immer, angenehm zu lesen sind die Ausführungen Heer's (p- 8 u. f.), in denen er die allgemeineren Thatsachen, betreffend die einzelnen Ab- theilungen des in der Jura-Flora vertretenen Pflanzenreichs, bespricht. Er malt liebliche Skizzen, theils von den damaligen ganzen Landschaften, theils von den einzelnen hervorragenderen Arten dieser Flora. In die Studien dieser Flora, deren Alter als bathonisch, also dem mittleren braunen Jura angehörig, bestimmt wird, sind solche über die Jura-Flora des englischen Ooliths, über die Flora der Kohlen- und Sandstein-Bildung von Imerethien in Daghestan, des Südostens von Asien, und zwar in China westlich von Peking, und der Rajmahal-Hügel Indiens, endlich über die fossilen Pflanzen Südafrika’s im Geelhoutboom-bed, mit ein- gewoben, die manche werthvolle Ansicht, die diesen Floren sehr zu Gute kommt, enthalten. Endlich die ausführlichen Beschreibungen und sorgfältigen Abbildungen reihen dieses Werk an die werthvollsten Arbeiten Heer's. III. Ueber die Pflanzenversteinerungen von Andö in Norwegen, mit 2 lithogr. Tafeln. An der Westküste Norwegen’s, der Inselgruppe der Westeraalen angehörig, ist die Insel Andö, circa eine halbe bis über eine Meile breit mit bis 1000 Fuss hohen Erhebungen. Bei Ramsaa bildet Granit die niedrigen Uferklippen, aber jenseits des Flüsschens, unter den Meeresgeschieben des flachen Strandes, welchen die Fluth be- deckt, stehen Sandsteine an, und tritt das Meer zur Ebbezeit zurück, dann wälzen die Bewohner des kleinen Ortes die vom Wasser gerundeten Blöcke weg und graben Kohle aus den Schichtenköpfen der Flötze dieses Sandsteins. Bergmeister Th. Dahll fand in den Zwischenschichten der Kohlenflötze Pflanzen, und dieser Fundort wurde später von Nordenskiöld und Hartung ausgebeutet. Trotzdem lieferte derselbe nur 8 Pflanzenarten, die aber so ziemlich die Thatsache sicherzustellen erlauben, dass die Kohlenführenden Schichten von Andö ebenfalls dem braunen Jura angehören. K. P. Th. Fuchs. Studien über die jüngeren Tertiär- hildungen Griechenlands. (Denkschr. d. k. Akad. d. Wissensch. math.-naturw. Cl, XXXVU. Bd., II, Abth., 1877.) Die vorliegende Arbeit enthält die näheren Details der geologischen Unter- suchungen, welche der Verfasser im verflossenen Jahre im Auftrage und mit Unter- stützung der k. Akademie der Wissenschaften in Gesellschaft des Hrn. Dr. A. Bittner Be , Nr. 5 Sitzung am 6. März. Th. Fuchs. Dr. H. Hoernes. 83 im nördlichen und östlichen Theile Griechenlands durchführte, und deren Haupt- zweck eine möglichst genaue Altersbestimmung der in diesem Gebiete auftretenden jungtertiären Brack- und Süsswasserbildungen war. Die wichtigsten allgemeinen Resultate dieser Untersuchungen sind bereits in einer früheren Mittheilung (Sitzungsb. d. k. Akad. 1876, LXXIII) hervorgehoben ; das vorliegende Werk gibt nun die eingehende Detailschilderung der einzelnen un- tersuchten Localitäten und Gebiete. In gesonderten Abschnitten, deren jeder ausführliche Erörterung der Lage- rungsverhältnisse, sowie der betreffenden fossilen Faunen enthält, sind die folgenden Gegenden behandelt: 1) der Isthmus von Korinth, 2) Megara, 3) Daphni, 4) Athen, Kharwati, Pikermi, 5) Markopulo, Calamo, Onopo, 6) Kumi, 7) Livonates bei Talandı. Die der Arbeit beigegebenen, von Schönn in der bekannten, vortrefflichen Weise ausgeführten 5 Petrefaktentafeln enthalten die Abbildung von über 60 zum grossen T'heil neuen Conchylienarten aus den in Rede stehenden Ablagerungen. Was nun den sehr reichen Inhalt selbst betrifft, so ist, da wir es vorwiegend mit einer Fülle von Details zu thun haben, eine auszugsweise Wiedergabe desselben hier nicht wohl möglich. Doch wollen wir einige Einzelnheiten. die uns besonders interessant schienen, hervorheben. Am Isthmus von Korinth unterscheidet der Verfasser zwei Schichtengruppen, von denen die obere, das lager jener grossen Menge gut erhaltener Fossilien, denen Kalamaki seinen Ruf als Petrefaktenfundort verdankt, vollständig den marinen Plio- eänbildungen von Rhodus, Kos ete. entspricht, während die untere eine brackische Fauna vom Charakter der Congerienschichten führt. Sehr auffallend sind die vielen Beziehungen, welche diese brackische Fauna mit derjenigen von Günzburg und Kirch- berg bei Ulm, mithin mit einer Fauna zeigt, welche bisher für bedeutend älter ge- halten wurde, als die in Rede stehenden Schichten der gesammten Sachlage nach sein können. Die Süsswasserablagerungen von Megara sind jünger als die Congerien- schichten, und entsprechen der erwähnten oberen Schichtgruppe von Kalamaki. Bei Daphni scheinen zwei Horizonte vorzukommen, von welchen der tiefere Cardien enthält, und wahrscheinlich den Congerienschichten entspricht, während der obere ausschliesslich Süsswasserconchylien, namentlich Melanopsiden enthält, und ein Aequivalent der Melanopsisschichten von Megara darstellt. Diese Angabe erinnert uns sehr an die Verhältnisse des slavonischen Beckens, in welchem ebenfalls über echten Congerienschichten die, eine rein limnische Fauna einschliessenden Paludinenschichten folgen, mit welchen die oberen Schichten von Daphni auch zwei Melanopsisarten gemeinsam haben. K. P. Dr. R. Hoernes Ein Beitrag zur Kenntniss fos- siler Binnenfaunen. (Sitzb. d. k. Akad. d. Wissensch., II. Abth., Juniheft 1876.) Die Neogenstufe ist im südöstlichen Theile der europäischen Türkei grössten- theils durch Süsswasserablagerungen vertreten. In der vorliegenden Mittheilung be- spricht der Verfasser die Petrefaktenführung einer dieser Süsswasserbildungen, welche unmittelbar unter den sarmatischen Schichten mit Maetra podolica liegt, und bisher in der Umgebung von Constantinopel und im Gebiete des alten Troja näher kennen gelernt wurde. Der Verfasser bezeichnet diese Ablagerungen als „Schichten von Renkiöi“, und gibt die Beschreibung und Abbildung von drei neuen Fossilformen aus den- selben, nämlich: Melanopsis acanthicoides, Mel. trojana und Paludina Hectoris. Ausser diesen wird noch Nerztina semiplicata Sandb. und ein nicht näher bestimmter Unio aus diesen Schichten angegeben. Diese Fauna ähnelt noch am meisten jener der von Neumayr beschriebenen dalmatinischen Süsswassermergel von Miocie und Ribaric. Beide haben eine Art Ner. semiplicata gemein, während für Melan. acan- thica von Miocic bei Renkiöi die nahe verwandte Form M. acanthicoides vicarirend auftritt. M. trojana, die bei Renkiöi die M. inconstans vertritt, zeigt mit dieser allerdings nur eine entfernte Aehnlichkeit, die sich lediglich auf den Habitus der einzelnen, bei beiden Arten parallel laufend variirenden Formen erstreckt. Ausser dieser, unter den sarmatischen Maectraschichten liegenden Süsswasser- ablagerung tritt bei Constantinopel über den sarmatischen Schichten eine zweite 12* 84 Verhandlungen. Nr. 5 limnische Ablagerung auf, welche der levantinischen Stufe v. Hochstetter’s an- gehört, und deren Fauna, wie es scheint, viele Aehnlichkeit mit der der tieferen Süsswasserablagerung hat. E. T. J. Mouchtekoff. Les volcans de l’Asie centrale, im Bull. de l’acad. de St. Pötersbourg, Bd. 23. Es ist bekannt, dass A. v. Humboldt, gestützt auf gewisse Angaben in chinesischen Documenten und die Mittheilungen einiger Reisenden, wie Visdeloux, Falk, Sivers, die Existenz von Vulcanen im Inneren Asiens annahm, und nament- lich vier Hauptmittelpunkte vulcanischer Thätigkeit daselbst festzustellen suchte, nämlich die Umgebungen der Städte Urumdschi, Turfan, Kutscha und Kuldscha. Solfataren sollten sich ausserdem in der Nähe des Alakul, Zaisom und Issik Kul befinden. Die Beobachtungen des Verfassers stehen ähnlich wie die früheren Beobach- tungen Semenow’s und Venukoff's dieser Humboldt’schen Ansicht entgegen. Der Verfasser sah in den betreffenden Gegenden nur Pseudosolfataren, welche Koh- lenbränden ihren Ursprung verdanken. Die betreffende Kohlenführende Formation wird besonders in der Gegend von Kuldscha angetroffen. Sie ist mit Lagen von Eisensteinen verbunden und gehört sehr wahrscheinlich dem Lias an. Die Lager- stätten der Kohle sollen so reich sein, dass die Minen daselbst für 2000 Jahre Brenn- material liefern würden, wenn man jährlich eine Million Pud gewönne. Im Bassin von Ili sind nun nicht allein Spuren alter Kohlenbrände wahrzunehmen, auch noch gegenwärtig finden solche Brände statt. Wohl hat Stoliczka zwischen der Koktankette und dem Terek Tag erlo- schene- Vulcane beobachtet. Diess widerspräche aber der Meinung des Verfassers nicht, insofern der Letztere nicht über die Gegenden redet, welche Stoliezka be- sucht hat. Durch die Verneinung der vulcanischen Thätigkeit in Central-Asien wird nach Hrn. Mouchtekoff die Wissenschaft von einer Anomalie befreit, welche bis- her ein Hinderniss war für eine correete Auffassung über das Wesen der Vulcane unseres Planeten. E. T. Dr. H. Th. Geyler. Ueber fossile Pflanzen aus den obertertiären Ablagerungen Siciliens. Mit 2 Tafeln. Abbild. Cassel 1876. Die fast ausschliessliche Fundstätte für Pflanzen und Insecten in den sieilia- nischen Tertiärbildungen bildet eine Hügelreihe nördlich von Racalmuto und Grotte in der Provinz Girgenti, welche den Namen Cannatone führt. Die dortige Gypsab- lagerung sammt den Schwefelführenden Schichten gehören einer lakustren Bildung an. Von den Pflanzenresten dieser Bildung finden sich die besterhaltenen Arten auch in den Schichten von Oningen. Sie weisen jenen Ablagerungen ihre Stellung an der Basis des Pliocän an. Die beschriebenen Pflanzen gehören zu den Gattungen Xylomites Furcellaria, Algacites (?) Pinus, Phragmites, Poacites, Potamogeton, Palma- eites, Myrica, Alnus, Quercus Oinnamomum, Laurus (2), Diospyros (2), Celastrus (2), Berchemia, Iuglans, Caesalpinia (2), Robinia (?), Acacia (?). E. T. Joseph Wessely. Das Karstgebiet Militärcroa- tiens und seine Rettung, herausgegeben vom k. k. General- commando in Agram. Agram 1876. Auf Anregung Sr. Excellenz des Herrn commandirenden Generals in Agram, Feldzeugmeisters Freiherrn v. Mollinary, unternahm der Verfasser im Anschluss an die bereits früher im Auftrag des k. k. Generalcommando’s in Agram gemachten Erhebungen, die Karstfrage nach allen ihren Seiten zu untersuchen. Er dehnte seine. Studienreisen zu diesem Behufe auch auf Kärnten, Südtirol und Steiermark aus. Die Frucht dieser Studien ist die schöne vorliegende Monographie, welche ebenso dem umfassenden Wissen und dem sicheren, praktischen Blick des Verfassers zur Ehre gereicht, als sie Zeugniss ablegt von der unablässigen Aufmerksamkeit und Fürsorge, welche das k. k. Generalcommando in Agram als Militärgrenzbehörde den öconomischen Verhältnissen des croatischen Karstgebietes zuwendet. Nr. 5 Sitzung am 6. März. K. k. Generalcommando in Agram. 85 Die Verödung hat, wie der Verfasser nachweist, unserem österr.-ungar. Karst- gebiet bereits die Hälfte seiner Produetivität genommen, was darauf hinausläuft, als hätte die Monarchie 290 Geviertmeilen Landes mit 1'/, Millionen Menschen, also ein kleines Königreich eingebüsst. „Ja, es will sogar noch mehr sagen, denn wären diese 290 Quadratmeilen wirklich an einen auswärtigen Feind verloren gegangen, so hätten wir damit auch die Ausgaben für dieses Stück unseres Reiches los.“ Interessant ist die Angabe des Verfassers, dass wenn mit der Wiederauffor- stung des Karstes in dem bisherigen Massstabe weiter gearbeitet würde, und keine weiteren Verwüstungen statthätten, nicht weniger als 12 Jahrhunderte nöthig wären, um zum Ziele zu gelangen. Es liegt der Tendenz unserer Verhandlungen ferne, alle die forstwissenschaft- liehen Ausführungen und Vorschläge des Hrn. Wessely einer Besprechung zu un- terziehen. Wir weisen nur ganz speciell auf den Umstand hin, dass nach der Mei- nung des Autors die thunlichste und baldigste Ueberführung der jetzigen Gemeinde- Weiden und -Wälder in unbelastetes Privateigenthum grosse Vortheile ver- spricht. Auch die geologischen Verhältnisse des Karstes werden in einem beson- deren Capitel der Arbeit in einer übersichtlich gehaltenen Darstellung bespro- chen, und folgt der Verfasser dabei der von der geologischen Reichsanstalt auf Grund einheimischer Vorkommnisse modifieirten Nomenclatur. Einverleibt wurde der Arbeit auch eine Abhandlung des k. k. Ministerialraths K. Peyrer über die General-Grundeigenthumsregelung. E. T. K. k. Generalcommando in Agram. Die Regulirung desSaveflusses, dann die Ent- u. Bewässerung des Save- thales in Croatien und Slavonien. Herausgegeben über An- ordnung des k. k. Generalcommando’s in Agram als Landesverwal- tungsbehörde der croatisch-slavonischen Militärgrenze. Agram 1876. Die Uebelstände, deren Beseitigung von dem k. k. Generalcommando ange- strebt wird, sind seit Menschengedenken von allen Betheiligten schwer empfunden worden. Die Ueberschwemmungen der Save vernichten ganze Ernten, die stete Veränderung des Flussbettes stört den Schiftfahrtsbetrieb. Die austretenden Gewässer erzeugen Sümpfe, welche mit ihren Miasmen die Umgebung verpesten. Die Regulirungsarbeiten, welche an vielen Flüssen Mitteleuropa’s vorgenommen wurden, liefern Beispiele für die Bekämpfung ähnlicher Uebelstände. Die Reguli- rungen im Po-Gebiete z.B. wurden schon in vorrömischer Zeit begonnen und werden mit einem Kostenaufwande erhalten, den nur eine arbeitsame, dichte Bevölkerung zu tragen vermag. Im Save-Gebiet ist dagegen seit Jahren eine Abnahme der Bevöl- kerung wahrnehmbar. Die wissenschaftliche Behandlung des Stoffes in vorliegendem Werke wurde in erster Linie von Hrn. Baurath und Professor Beyer unter Beihilfe des Ingenieurs Martin Lassbacher durchgeführt. Die Arbeit gibt vom hydrotechnischen Standpunkt aus eine Schilderung des Saveflussgebietes, dann eine Besprechung der ausgeführten und begonnenen Arbeiten, dann eine solche der vorliegenden älteren Projecte und der in neuester Zeit zu Stande gekommenen Studien, und endlich ein Programm über den einzuhaltenden Vorgang mit Bezugnahme auf die zur Erläuterung des Textes beigegebenen Karten. Die Save wäre demnach von der croatischen Landesgrenze an bis unterhalb Rugvica durch Verbauung der Seitenarme, Anlage von Parallelwerken u. s. w. in ein einziges Rinnsal zusammenzudrängen, von da abwärts jedoch theils durch ähnliche Werke einzuschränken, theils durch Abschneidung der grellsten Serpentinen in neue Bahnen zu leiten. Die Aufgabe, die versumpften Thalgebiete zu entwässern, würde im Allgemeinen den Nebenflüssen und Bächen zufallen, welche zu diesem Behufe regulirt werden müssten. Da die Save in einem grossen Theile ihres Laufes Grenz- fluss ist, so wäre es nöthig, mit den Nachbarstaaten ein Uebereinkommen bezüglich der Betheiligung derselben an dem ihr eigenes Interesse eben so sehr, als das diesseitige berührenden grossen Werke der Saveregulirung zu treffen. 86 Verhandlungen. Nr. 5 Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separatabdrücke. Eingelangt vom 1. Jänner bis Ende Februar 1877. Agram (K. k. Generalcommando). Die Regulirung des Saveflusses, dann die Ent- und Bewässerung des Savethales in Croatien und Slavonien. (5937. 8.) Akerman Rich. On the State of the Iron Manufacture in Sweden at the Beginning of 1876. Stockholm 1876. (2084. 4.) Bailey L. W. Dr. The Woods and Minerals of New-Brunswick 1876. (6004. 8.) Barbot de Marny. Die Fortschritte der geologischen Beschreibung Russlands in den Jahren 1873 und 1874. (5964. 8.) Barcena M. On Certain Mexican Meteorides. Philadelphia 1876. (5995. &.) Barcena Mariano. The Rocks Known as Mexican Onyx. 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Radimski, Das Lignitvorkommen auf der Insel Pago. — Vorträge. G. Pilar, Ueber die geologischen Verhältnisse der Gegend von Radoboj. F. Po- $epny, Geologisches aus Utah. Dr. G. Stache, Aufnahmen in West-Tirol. — Literatur- Notizen. J. W. Judd, €. W. Gümbel, A. Fric. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Vorgänge an der Anstalt. Seine kaiserliche und königliche Apostolische Maje- stät haben mit Allerhöchster Entschliessung vom 17. Februar 1. J. allergnädigst zu gestatten geruht, dass die Jahresremuneration des Assistenten an der geologischen Reichsanstalt, Conrad John, von 700 auf 1200 fl. erhöht werde. Seine Excellenz der Minister für Cultus und Unterricht hat mit hohem Ministerial-Frlasse ddo. 16. März 1877 den Geologen der geo- logischen Reichsanstalt, Bergrath H. Wolf, zum Chefgeologen, den Adjunceten Dr. E. Tietze zum Geologen, und den Assistenten M. Vacek zum Adjuncten ernannt, und die Aufnahme der gewesenen Assistenten der Wiener Universität, Dr. A. Bittner und F. Teller als Practicanten an der Anstalt genehmigt. Gleichzeitig wurde der nunmehr rangälteste Chefgeologe, Berg- rath D. Stur, verständigt, dass er fortan im Sinne der Allerhöchsten Entschliessung vom 3. Juli 1872 den Titel eines Vice-Directors zu führen hat. Dr. OÖ. Lenz hat, aus Afrika zurückgekehrt, seine Stelle als Adjunct der k. k. geol. Reichsanstalt wieder eingenommen. Der Volontär C. Pilide wurde zum Fürstlich Rumänischen Landes-Geologen ernannt, und ist nach Rumänien abgereist. K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 6. Verhandlungen. 13 90 Verhandlungen. Nr26 Eingesendete Mittheilungen. Carl v. Hauer. Krystallogenetische Beobachtungen. IV. In der vorhergehenden Serie dieser Mittheilungen wurden die Formveränderungen besprochen, welche die Krystalle mehrerer Sub- stanzen durch die Gegenwart fremder Körper in ihrer Lösung er- leiden. Es gibt nun noch eine zweite Art, modificirend auf die Formbildung mancher Körper einzuwirken, d.i. auf mechanischem Wege. Unter Veränderung der Krystallgestalt auf mechanischem Wege ist jene Form gemeint, welche ein durch Feilen, Schleifen oder Zerklüften umgemodelter Krystall nach weiter fortgesetztem Wachsen zeigt, wenn er wieder vollständig von wirk- lichen Krystallflächen umgrenzt ist. Durch letzteres manifestirt sich eben, ob der Krystall die ihm octroirte Form theilweise oder ganz adoptirt. Die Versuche in dieser Richtung zeigen, dass in der That auf solche Weise, wenn auch nur an den Krystallen einer beschränkten Zahl von Verbindungen, Veränderungen im Habitus hervorgebracht werden können, dass man erreichen kann eine mehr symmetrische Form oder das Entgegengesetzte gewissermassen zu erzwingen, wenig entwickelte Flächen zu grösserer Ausdehnung zu bringen, Flächen, die leicht wieder verschwinden, darin zu hindern, endlich gänzlich fehlende Secundärflächen hervorzurufen. Aus den früheren Mittheilungen ergibt sich, dass vorwiegend nur die mit jenem höheren Krystallisationsvermögen begabten Sub- stanzen, welche durch den Nachweis charakterisirt wurden, dass sie sich „leicht aus Bruchstücken ergänzen“, auf mechanischem Wege hervorgebrachte Formveränderungen in der Art adoptiren, dass die künstlich erzeugten Flächen sich zu natürlichen spiegelnden gestalten. !) Mechanische Veränderungen eines Krystalles innerhalb der Zeit seiner Entwicklung gehören wohl zu den allervehementesten Störungen des Krystallisationsprocesses. Diesem gegenüber bekundet sich nun das hervorragend active Krystallisationsvermögen einiger Substanzen und lässt es, im Vergleiche mit dem Verhalten anderer Körper unter gleichen Umständen, zur Evidenz als eine specifische Eigenschaft der- selben erkennen. Frankenheim hat die lebhaftere Stoffaufnahme an verletzten Stellen eines Krystalles, welche die meisten Körper mehr minder zeigen, durch die vermehrte Flächenanziehung zu erklären versucht, insoferne z. B. die zackige Bruchfläche eines Krystalles mehr Ober- fläche repräsentirt, wie eine vollkommen glatte. Allein eine genauere ) Ueber derartige Versuche mit Fisenalaun, eine Substanz, die sich in dieser Richtung besonders gefügig zeiet, habe ich vor Jahren in den Berichten der k. k. Akademie der Wissenschaften eine Mittheilung veröffentlicht. [ ü . Nr. 6 Sitzune am 20. März. C. v. Hauer 9] Betrachtung zeigt, dass dieses hiedurch gegebene Plus an Obertlächen- anziehung absolut nicht im Verhältniss steht mit dem Mehr an fixer Masse, welches sich an der verletzten Stelle eines Krystalles absetzt, im Vergleiche mit jenem an seinen intact gebliebenen Stellen in glei- cher Zeit. Diese Annahme reicht durchaus nicht zur Erklärung jenes Phänomens, wie es sich insbesonders an den hier in Rede stehenden Körpern in auffälligster Weise manifestirt. Als ausgezeichnete Typen in der angedeuteten Richtung, mecha- nisch hervorgebrachte Formveränderungen anzunehmen, von Krystall- flächen bald sich wieder umgrenzt zu zeigen, vor erstere wieder verschwunden sind, können hauptsächlich die bereits früher bezeich- neten Körper genannt werden: Cadmiumsulphat, Natrium-Uranacetat, Borax, Citronsaures Natron, Zweifach-äpfelsaures Ammoniak, Phosphor- saures Ammoniak, Ferrideyankalium, Traubensaures Natron, Dithion- saurer Kalk und Strontian ete. An den Ecken der Tetra@der von Urannatriumacetat zeigt sich oft die dreiflächige Zuspitzung gar nicht oder ist nur schwach ange- deutet, besonders an grossen Krystallen. Diese Flächen lassen sich sofort in beliebiger Ausdehnung hervorrufen durch Abbrechen der Spitzen und Abfeilen der hiedurch je entstandenen 3 Kanten. Das rothe Blutlaugensalz krystallisirt gewöhnlich in 4seitigen, seltener in Öseitigen Prismen. Zwei dieser Flächen sind im letzteren Falle schön spiegelnd, die 4 anderen stets trübe, uneben. Wenn erstere vorhanden, so verschwinden sie doch in der Regel bei fortgesetztem Wachsen der Krystalle. Durch wiederholtes Abfeilen an dieser Stelle während der Dauer ihres Wachsthums werden diese Krystalle mit den genannten Flächen in beliebiger Ausdehnung erhalten. Durch oft wiederholtes Abbrechen der beiden Spitzen der lange gestreckten Prismen des phosphorsauren Ammoniaks erhält man suc- cessive kurze, dicke prismatische Krystalle, welche in Folge dessen die stets sich wieder regenerirenden Zuspitzungsflächen viel ent- wickelter zeigen, als alle der ungestörten Ausbildung überlassenen Krystalle. In gleicher Weise kann man die hexagonalen plattenförmigen Krystalle von Dithionsaurem Kalk und Strontian zur Ausdehnung ihrer 12 Zuschärfungstlächen bringen, wenn man in oftmaliger Wie- derholung die Ränder der hexagonalen Tafeln abbricht. Citronensaures Natron, Zweifach-äpfelsaures Ammoniak können durch entsprechendes öfteres Zerklüften der Krystalle beliebig in ihrem Habitus verändert werden, ebenso Borsaures Natron etc. Ein gewissermassen hieher gehöriges Mittel, in der Entwicklung zurückgebliebene Flächen eines Krystalles zu grösserer Ausdehnung zu bringen, ihn also einer mehr symmetrischen Ausbildung zu nähern, besteht darin, dass man den Krystall lange während seines Wachs- thums auf jenen Flächen aufliegen lässt. Allein, wie leicht erklär- lich, ist diess nur bezüglich weniger Flächen möglich. Dieses Verfahren erstreckt sich daher fast nur auf Krystalle des regulären und quadratischen Systems. 13* 92 Verhandlungen. Nr. 6 Sehr beschränkt ist, wie bereits erwähnt, die Zahl der krystal- lisirbaren Körper, deren Krystallisationsvermögen sich nicht nur Stö- rungen gegenüber, wie sie angedeutet wurden, bewährt, sondern fast noch gesteigerter erscheint, wie der eintretende Sanirungsprocess an solchen Krystallen beobachten lässt. Eine grössere Anzahl von Körpern gibt es dagegen, an deren Krystallen Secundärflächen hervorgerufen oder zu grösserer Ausdeh- nung gebracht werden können, wenn man sie einer partiellen Auf- lösung und dann wieder dem weiteren Wachsthume bei freiwilliger Verdunstung der Lösung überlässt. Wenn man einen Krystall mehrmals in ein nicht mit seinem Stoffe gesättigtes Lösungsmittel taucht, so runden sich die Ecken und Kanten zunächst ab, während die Flächen desselben nur ein wenig angeätzt erscheinen. In gesättigte Lösung darnach gebracht, ent- wickeln vielerlei Krystalle an den abgerundeten Stellen Flächen, die früher nicht bestanden hatten. Von permanenter Dauer sind in der Regel solche Flächen nicht, sie verschwinden vielmehr meistens wieder bei bedeutenderer Volums- zunahme des Krystalle. Die Tendenz der Vereinfachung in der Form, wie sie Gemische isomorpher Substanzen bei der Krystallbil- dung zeigen, wird bei sehr vielen Körpern in dem Maasse ersicht- lich, als ihre Krystalle in den Dimensionen beträchtlich zunehmen. Die Vervielfältigung von Flächen an Krystallen nach ihrer par- tiellen Auflösung zeigt sich am vollständigsten und deutlichsten, wenn dieser Auflösungs- und Regenerirungsprocess am Krystalle sich von selbst einleitet, ohne dass die Ruhe desselben hierbei gestört wird. Diess ist der Fall bei eintretenden Temperaturschwankungen. Wenn die Temperatur der die Lösung umgebenden Luft etwas steigt, so findet eine partielle Auflösung der in der Lösung befind- lichen Krystalle statt. In Folge der weiteren freiwilligen Verdunstung nimmt die Lösung einen mässigen Grad von Uebersättigung an, trotz der in ihr befindlichen Krystalle, ein Verhältniss der Lösung, welches, wie mich vielfache Versuche lehrten, das allergünstigste für Krystall- bildung ist, vorausgesetzt, dass ihre Ruhe absolut nicht gestört wird, und nicht ein plötzliches stärkeres Sinken der Temperatur darnach stattfindet. Unter solchen Umständen entstehen die flächenreichsten Kry- stalle, die man überhaupt bei künstlicher Krystalldarstellung beob- achten kann. Der Grad der Schwankungen der Temperatur beein- flusst in dem Maasse störend oder ganz verhindernd die eben ge- schilderten Vorgänge bei der Krystallbildung, als die betreffende Sub- stanz leichter oder schwerer löslich ist. Einen auffälligen Gegensatz zu den anfangs dieser Abhandlung besprochenen Körpern, deren Krystallisationsthätigkeit für Ausbildung einer Form ohne Defecte fast durch nichts gestört werden kann, stellt eine Serie von Substanzen dar, die ausserordentlich empfind- lich gegenüber der kleinsten Störung während ihres Krystallisationsprocesses sind. Es gibt deren, die, wenn ihre in einem ersten Anschusse entstandenen Krystalle ein einziges Mal aus der Ruhe durch Umwenden oder Wechsel der Lösung etc. Nr. 6 Sitzung am 20. März. C. v. Hauer. 93 gebracht werden, beim Weiterwachsen nie mehr zu einer an allen Seiten der Oberfläche sich zeigenden correcten Ausbildung ge- langen, sondern sich meistens nur durch treppenförmige neue Ansätze vergrössern. Man muss sich begnügen, bei solchen Substanzen mit dem Producte ihres Erstlinganschusses durch Erkalten heiss gesät- tigter Lösungen, oder ihrer Bildung aus solchen, die in freiwilliger, ruhiger Verdunstung einen entsprechenden Grad der Uebersättigung erlangt haben. Solche Krystalle zeigen sich auch meistens sehr empfindlich gegenüber von Temperaturschwankungen. Jeder Versuch zur Heranbildung voluminöserer Krystalle von derlei Körpern schei- tert vollends. Substanzen, die die gedachten Eigenschaften zeigen, gehören nicht unbedingt in die Classe überhaupt undeutlich und unvollkommen krystallisirender; die in ungestörter Ruhe entstandenen Erstlingskry- stalle derselben sind im Gegentheile häufig ganz untadelhaft ent- wickelt. In die Serie solcher Verbindungen, mit deren erstem Anschusse der ganze Process einer gleichförmigen Volumszunahme endigt, ge- hören meistens leichter lösliche Substanzen, welche daher schon vermöge dieser Eigenschaft empfindlicher gegen Temperaturverän- derungen sein müssen. Aber die leichte Löslichkeit ist absolut nicht die alleinige Ursache für die angeführten Erscheinungen, sonst müssten sie sich an allen leicht löslichen Körpern zeigen. Eine Substanz, welche vermöge der hier berührten Eigenthüm- lichkeiten jeden Versuch scheitern macht, im Wege des gewöhnlichen Aufziehens Krystalle unter Beibehaltung einer halbweg correcten Form zu erhalten, ist der Kalisalpeter. In einem ersten Anschusse, aus den Uebersättigungszustand erreichten Lösungen, sieht man ganz wohl- ausgebildete Krystalle entstehen. Bei einem Versuche aber, sie weiter wachsen zu lassen, unter öfterem Umwenden der Krystalle, zeigt sich, dass sie fast jeden Tag eine andere Gestalt annehmen, immer unförmlicher werden, indem bald die eine, bald die andere Partie in der Volumszunahme voraneilt. ') Nicht besser verhalten sieh Natronsalpeter und das wasserfreie hexagonale Ammonium-Cadmiumchlorid, die als Typen dessen gelten können, was hier berührt wurde. Die ganz eigenthümliche Eigenschaft, dass einzelne Partieen des Krystalles die anderen in der Volumsvergrösserung bedeutend über- holen, oder die Tendenz, Verzerrungen bald nach der einen, bald nach der anderen Seite zu bilden, und zwar binnen kurzer Zeit an ein und demselben Krystalle, so dass die Gesammtform die wunder- barsten Veränderungen erleidet, ohne je zu einer vollendeteren Ge- staltung gelangt zu sein, zeigt in prägnantester Weise Natriumplatin- chlorid. Das ziemlich schwer lösliche salpetersaure Bleioxyd und Dithion- saure Kali zeigen beim Versuche, sie weiter wachsen zu lassen, einen 1) Grössere, schönere Krystalle, namentlich bezüglich der Zuspitzungsflächen, von Salpeter sieht man daher nur aus Fabriksprocessen hervorgehen. 94 Verhandlungen. Nr. 6 fortwährenden Wechsel in der Ausbildung der Kanten und Flächen, die bald uneben und abgerundet, bald geschärft und spiegelnd er- scheinen, aber immer nur theilweise, so dass gewissermassen der Kry- stall nie fertig wird. Während nämlich der in der Ausbildung man- gelhafte Theil sich ergänzt, ist an dem anderen, der gut ausgebildet war, in gleicher Zeit diese Gestaltung verschwunden. Einen besonderen Keim des Zerfalles tragen die Krystalle man- cher Körper insoferne in sich, dass sie leicht Sprünge erhalten, oder vielmehr, wenn sie etwas grösser sich gestalten, nie ohne solche zu beobachten sind. Es sind darunter nicht Sprünge nach den natürlichen Spaltungsrichtungen verstanden, sondern solche ganz un- regelmässiger Art. Dass die Spaltbarkeit der Krystalle eine in allen Graden vertretene ist, ist bekannt. Die Krystalle mancher Substanzen zerklüften so leicht nach ihren watürlichen Spaltungsrichtungen, dass es nur des geringsten Anstosses hiezu bedarf. Es ist daher begreif- lich, dass vermöge stärkerer Temperaturschwankungen während der Dauer des Krystallisationsprocesses Sprünge nach den Spaltungsrich- tungen entstehen können, wie man diess thatsächlich häufig beob- achtet. Insbesonders sind Krystalle aller Art, wenn sie in der Lösung sich befinden, in dieser Richtung sehr empfindlich. Ausserhalb der- selben ist diess weit weniger der Fall. Ich habe in meiner nach mehreren tausend Krystallen zählenden Sammlung, die in einem un- heizbaren Locale aufgestellt ist, kaum nennenswerthe Defecte in ge- dachter Richtung, resultirend aus dem Wechsel der Sonmer- und Wintertemperatur, beobachtet. So wie nun die kleinsten Theilchen in Krystallen im Allgemeinen in der Art gruppirt sind, dass der Zu- sammenhang nach gewissen Richtungen ein loserer ist, so scheint an- dererseits die Gruppirung in den Krystallen eimiger Substanzen einen gewissen Spannungszustand der kleinsten Theilchen zu bewirken, ver- möge welchem sie sich in Folge geringer Ausdehnung oder Contrac- tion nach allen Richtungen leicht trennen. Unter hunderten von Krystallen des Dithionsauren Strontians habe ich nie einen einzigen bis zur Grösse von etwas mehr als der einer Linse heranwachsen gesehen, ohne dass er mannigfach von regellosen Sprüngen durchzogen gewesen wäre, zu welcher Zeit und unter welch immer äusseren Verhältnissen auch solche Krystalle waren dargestellt worden. Bricht man alle durch Sprünge markirten Fragmente ab, so ergänzt sich jedes mit Leichtigkeit wieder zu einem vollständigen Krystalle, wie bezüglich dieser Substanz in einer frü- heren Mittheilung nachgewiesen wurde. Aber nach kurzer Zeit des Wachsthums findet man auch diese ergänzten Bruchstücke abermals von Sprüngen durchzogen, und diese Erscheinung wiederholt sich ausnahmslos, so oft man den Versuch erneuert. Von einem im Allgemeinen losen Zusammenhalt der Theilchen eines solchen Krystalls ist indessen nichts wahrzunehmen; es zeigen vielmehr die nicht mit Sprüngen behafteten Fragmente solcher Kry- stalle einen bedeutenden Grad von Consistenz mechanischen Einwir- kungen gegenüber. Ein ganz ähnliches Verhalten zeigt die analoge Kalkverbindung ausnahmslos, und solche Vorgänge lassen sich auch an en ae re zue e Mee. e N ie ee en Eee ER Be x Nr. 6 Sitzung am 20. März. V. Radimski. 95 mehreren Verbindungen beobachten. Das Phänomen muss also seinen Grund in der Art des Aufbaues solcher Krystalle haben und lässt sich nicht auf äussere Umstände zurückführen, die wohl auch zuweilen das Zerklüften der Krystalle anderer Substanzen verursachen, aber umgekehrt als seltenere Ausnahme und meistens aus einem solche Wirkung leicht erklärlichen Anlasse. Die Sprünge durchziehen den Krystall nicht immer nach seiner ganzen Dimension. Ist letzteres der Fall, so umgibt er sich nie mehr mit einer zusammenhängenden Rinde, sondern der Sprung bleibt in der Volumszunahme des Krystalls aufrecht erhalten. Aller Wahr- scheinlichkeit nach entsteht an der Stelle des Sprunges an der Ober- fläche ein einspringender Winkel von entsprechender Kleinheit. Ist diess der Fall, so ist um so weniger Möglichkeit geboten für ein Ueberwachsen der, wiewohl sehr engen Kluft, die der Sprung reprä- ‚sentirt. Einspringende Winkel verschwinden auch an den best kıy- stallisirenden Körpern fast niemals wieder, Unter allen Umständen ist längs des Sprunges ein leerer Raum hergestellt, von welchem aus keine Oberflächenanziehung zum Ansatz neuer Theilchen stattfinden kann, und diess bedingt allein seine Fort- setzung beim fortgesetzten Wachsen des Krystalles. Es lässt sich auch in der That, wie es nach dieser Voraus- setzung sein müsste, beobachten, dass wenn ein Sprung an einem Krystall bis an dessen Oberfläche vorgeschritten ist, er sich bei Volumszunahme des Krystalles von diesem Momente an nicht in ge- krümmten oder eckigen, sondern in geraden Richtungen fortsetzt. V. Radimski. Das Lignitvorkommen auf der Insel Pago. Als ich im verflossenen Herbste von einem Freunde um mein Gutachten über ein Lignitvorkommen in der Gemeinde Collane auf der Insel Pago in Dalmatien ersucht wurde, war ich darüber nicht - wenig erstaunt, weil auf den bisherigen geologischen Karten die Ort- schaft Collane mitten in Kreidekalken eingezeichnet erscheint. Bei einem Besuche der Insel fand ich wirklich das ganze Thal von Col- lane von jüngeren Tertiärschichten ausgefüllt, und erlaube mir dess- halb zur Richtigstellung der geologischen Karte nachstehenden Bericht in Vorlage zu bringen. Am westlichen Fusse des höchsten Berges der Insel, des Monte Vito, und südöstlich von dem Dorfe Collane beginnt das Thal mit einer schmalen Schlucht und zieht sich, immer breiter werdend, in sanftem Gefälle gegen Nordwest bei der Kirche Santo Girolamo vor- bei bis über die Ortschaft Slatina zum Meere hinab. Seine beiderseitigen Gehänge bestehen aus Hippuritenkalken von blendend weisser oder gelblicher Farbe und feinkörnig krystallinischer Structur. Die darin zahlreich vorkommenden Hippuriten sind zwar erkennbar in Folge der vorgeschrittenen Gesteinsumwandlung, aber nicht mehr zu bestimmen. Die Lagerung des Kalkes zeigt sich viel- fach verworren und gestört; im Allgemeinen ist aber das Streichen, 96 Verhandlungen. Nr. 6 der Richtung der Höhenzüge folgend, von Südost gegen Nordwest bei nordöstlichem Einfalle gerichtet. Die Thalsohle, von zahlreichen Torrentes durchfurcht, ist ziem- lich eben und deren Fläche nur südöstlich von der Kirche Sto. Giro- lamo durch einige unbedeutende Hügel, die Vele und Male gerbe, unterbrochen. Sie besteht aus gelblichen, grauen und bräunlichen, theils thonigen, theils sandigen Mergelschiefern, welche unter einer schwachen Lehm- oder Sand- und Schotterdecke lagern und in den häufigen Wassereinrissen, sowie an den Gehängen der niederen Hügel zu Tage treten. Die Breite dieser Mergelablagerung stellt sich süd- lich von Collane auf 200 Meter, bei dem Dorfe selbst auf 600—700 Meter, bei der Kirche Sto. Girolamo auf 1000 Meter, sinkt von da bis zu den Seen von Slatina auf 800 Meter herab, und wird nörd- lich von diesen Seen durch einen quer über das Thal laufenden Kalk- rücken von wenigen Metern Höhe begrenzt. An beiden Rändern der Thalsohle fallen die Mergelschiefer mit 15—350 Graden gegen die Thalmitte zu ein. Der Fallwinkel derselben nimmt aber gegen die Mitte des Thales ab, und habe ich selben in einem Torrente westlich der Kirche Sto. Girolamo mit nur 7 Graden abgenommen, so dass an der muldenför- migen Lagerung dieser jungen Schichten nicht gezweifelt werden kann. In den Hangendmergeln des später zu beschreibenden Tag- baues fand ich eine Menge von Petrefakten vor, welche ich den Herren Professoren Baron Ettingshausen und Rudolf Hoernes in Graz vorlegte. Der erstere bestimmte die Pflanzenpetrefakte als Glyptostrobus europaeus, und Callitris Brongniarti, z während der letztere unter den Thierversteinerungen eine Congeria triangularis Pisidium unbestimmbar Planorbis unbestimmbar und ausserdem eine Unzahl von kleinen Gasteropoden vorfand. Darnach haben wir es in Collane mit sehr stark brackischen oder mit reinen Süsswassergebilden zu thun, welche dem Neogen und zwar entweder der Sarmatischen oder der Congerienstufe angehören dürften. Den Mergelschiefern von Collane ist ein Kohlenflötz von brdeu- tender Mächtigkeit eingelagert, welches einen dunkelbraunen, fast schwarzen Lignit von sehr schönem Ansehen führt, dessen Unter- suchung durch das k. k. Generalprobiramt in Wien einen Aschen- gehalt von 443 Procent bei 4245 Wärmeeinheiten ergab. Die bisherigen Kohlenaufschlüsse beschränken sich alle auf den östlichen Rand der Mulde, sind aber dem Streichen nach ziemlich ausgedehnt. Sie beginnen gleich nordwärts bei dem Dorfe Collane, ziehen sich rechts und links neben dem Reitwege hin, welcher von Collane nach Slatina, resp. Novalja führt, und bestehen aus mehreren Schichten, in denen die Tagdecke nur 1—2 Meter beträgt, oder die Nr. 6 Sitzung am 20. März. V. Radimski. 07 schon vom Tage aus in der Kohle angesetzt erscheinen, und aus einigen in Kohle vorgetriebenen Stollen. Bei jedem dieser gegen- wärtig nicht betriebenen Stollen und Schächte liegt seit dem Jahre 1874, wo die Schürfungen stattfanden, eine Halde noch nicht zerfal- lener Kohle, welcher Umstand in Berücksichtigung der glühenden Sonnenhitze, der anhaltenden Regenwetter und der häufigen Stürme Dalmatiens einen Schluss auf die grosse Widerstandsfähigkeit des Lignites von Vollane gegen atmosphärische Einflüsse gestattet. Das Flötz wurde mit diesen Einbauen in einer streichenden Länge von circa 1300 Meter aufgeschlossen, doch lassen sich die dunklen Mergelschiefer, welche das unmittelbare Hangende des Flötzes darstellen, nordwärts gegen Novalja zu noch auf weitere 1100 bis 1200 Meter in dem tief eingerissenen Torrente Gruglia verfolgen. Die meisten Aufschlüsse sind in der Gegend Vele gerbe zusam- mengedrängt, wo sich ein von Baron Rothschild in der zweiten Hälfte der dreissiger Jahre betriebener, im Jahre 1840 aber 'aufge- lassener Tagbau befindet. Es müssen da viele Tausende von Cent- nern Kohle erzeugt worden sein, denn der Tagbau besitzt eine Länge von 140 Meter und eine durchschnittliche Breite von 20 Meter; doch wurde in demselben nicht die ganze Mächtigkeit des Flötzes, sondern nur dessen Hangendpartie bis auf etwa 3 Meter Kohlentiefe ge- wonnen. Die Tagdecke der Kohle ist eine unbedeutende und besteht öst- lich gegen den Muldenrand zu aus losem Sande, westlich gegen die Thalmitte zu aus Mergelschiefern. Die Sohle, dann der östliche und südliche Abhang des Tagbaues stehen in Kohlen an. In der Sohle des Tagbaues sind 3 Schächte von 6—7 Meter Tiefe durchaus in Kohle abgeteuft, so dass die Kohlenmächtigkeit an dieser Stelle, un- mittelbar neben den Ausbissen, 9—10 Meter beträgt. In die Kohle der Tagbau-Gehänge sind ebenfalls drei Stollen vorgetrieben worden, von denen sich jedoch nur der nördlichste be- fahrbar zeigt. Er ist dem Flötzansteigen nach gegen Osten in der Hangendkohle auf 17 Meter ausgelängt, und nahm ich darin das Flötzstreichen nach Stunde 23, den Einfall nach Stunde 17 mit 15 bis 20 Graden ab. Das Kohlenflötz von Collane besteht jedoch, soweit die gegen- wärtigen Aufschlüsse reichen, seiner ganzen Mächtigkeit nach nicht aus Kohle, sondern aus Bänken ganz reinen und von den Zwischen- mitteln streng geschiedenen Lignites von einigen Decimetern bis über 1 Meter Mächtigkeit, welche mit Bänken eines milden, dunkelbraunen und feinblätterigen Mergelschiefers wechsellagern, wobei jedoch die Kohlenmächtigkeit über jene der Zwischenmittel stark überwiegt. In dem letztbeschriebenen Stollen, dessen Sohle aus einer ähnlichen Schieferbank besteht, lässt sich vom Feldorte gegen das Mundzimmer, also in der Richtung des Flötzeinfalles, eine zunehmende Mächtigkeit der Kohle und eine abnehmende Möächtigkeit der Zwischenmittel beobachten, und es ist wahrscheimlich, dass sich das Flötz gegen das Muldentiefste zu frei von Zwischenmitteln gestalten wird. Eine im te stehende Bohrung dürfte darüber in Kürze eine Aufklärung geben. K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 6. Verhandlungen. 14 98 Verhandlungen. Nr. 6 Wenn man den Höhenzug, welcher das Thal von Collane von dem Meerbusen von Pago scheidet, übersteigt, so kann man die Hip- puritenkalke bis über den Gipfel des Bergzuges hinaus verfolgen. Am Ostabhange jedoch lagern darauf ziemlich steil gegen Nordost einfal- lende Nummulitenkalke, von gelblich schmutzigem und mehr erdigem Ansehen, welche sich an der Oberfläche viel mehr verwittert zeigen, als die älteren Grundgebirgskalke, und an ihren Verwitterungsflächen eine Unzahl von mehr minder grossen Nummuliten beobachten lassen. Auf die Nummulitenkalke folgen in concordanter Lagerung, jedoch unter einem immer flacheren Einfallswinkel, Kalkconglomerate von geringer Mächtigkeit, und endlich dieselben kohlenführenden, nur etwas sandigeren Mergelschiefer, welche das Thal von Collane aus- füllen, und hier unter einem Winkel von 14 Graden in den Meer- busen von Pago hinabfallen. Die Kohlenführung dieser Mergelschichten am westlichen Ufer des Meerbusens von Pago ist an zwei Stellen bekannt. In der Gegend von Punta Cava, nicht weit südlich von Sto. Spirito, wo Rothschild ebenfalls gegen das Ende der dreissiger Jahre unmittelbar am Mee- resstrande einen Tagbau betrieben hat, und in Sto. Spirito, wo durch einen Stollen und mehrere seichte Schächte in neuester Zeit zwei Kohlenflötze erschlossen wurden. Bei dem nordöstlichen Schichten- einfalle muss das Flötz von Punta Cava ein Liegendflötz sein, doch ist der Tagbau wieder zuplanirt und die Kohle nicht mehr sichtbar, wahrscheinlich auch ganz abgebaut. Die zwei schwachen, hangenden Lignitflötze von Sto. Spirito, welche in den Meerbusen hinakfallen und bei ruhigem Wasserstande weit in das Meer verfolgt werden können, führen eine vollkommen gleiche Kohle, wie das Thal von Collane. Obwohl ich damals leider nicht die Zeit hatte, um auch in Sto. Spirito Petrefakte sammeln zu können, kann über das gleiche Alter beider Bildungen gar kein Zweifel obwalten, und wäre daher ein Streifen von 3—400 Meter Breite längs des westlichen Meer- busens von Pago, welcher auf der geologischen Karte als Eocän ein- gezeichnet ist, gleichfalls dem Neogen zuzuzählen. Ebenso dürften die Conglomerate und Mergelschiefer des öst- lichen Meerbusenufers von Pago, welche dem dort auftretenden, schwach röthlich gefärbten Nummulitenkalke auflagern und gegen Westen einfallen, als der Gegenflügel der früher besprochenen Ab- lagerung ein Gebilde der Neogenzeit darstellen. Dann ist es aber sehr wahrscheinlich, dass die Mergelschiefer- Ausfüllungen des Thales von Verliö-Caska im Norden, vielleicht auch jene des Thales von Goriza-Dinjiska im Süden, welche nur eine Fort- setzung des Meerbusens von Pago bilden, ein gleiches Alter mit jenen von Collane besitzen. Schliesslich erlaube mir die Bemerkung, dass es eine nicht un- interessante Arbeit sein dürfte, die Mergelschiefer zwischen Arbe und Campora auf der Insel Arbe, welche ebenfalls dem Nummulitenkalke auflagern und bisher dem oberen Eocän zugerechnet wurden, in Bezug auf ihr Alter einer näheren Prüfung zu unterziehen. Nr. 6 Sitzung am 20. März. G. Pilar. 99 Vorträge. G. Pilar. Ueber die geologischen Verhältnisse der Gegend von Radoboj in Croatien. Im Spätsommer vorigen Jahres hatte ich die Gelegenheit, Ra- doboj, die weitbekannte Fundstelle tertiärer Pflanzenpetrefakte, zu besuchen, zumeist zum Zwecke einer etwaigen Aufsammlung der frei- lich dort wegen Auflassung des Schwefelbergbaues nun immer spär- licher vorkommenden fossilen Reste. Glücklichen Umständen verdanke ich es, dass meine Ausbeute grösser ausfiel, als es billig zu er- warten war. Eine weitere Aufgabe, die ich mir stellte, war, die Lagerungs- verhältnisse der schön entwickelten Tertiärschichten der Umgebung von Radoboj, soweit es mir meine kurz bemessene Zeit eben erlaubte, zu untersuchen, nicht ohne die stille Hoffnung, möglicherweise einige Anhaltspunkte zu gewinnen zur Feststellung des relativen Alters der Pflanzen- und Schwefelführenden Mergelschiefer von Radoboj, die von namhaften Forschern vielfach noch verschieden gedeutet werden. Um nun nicht an einer bereits von Morlot, Bergrath Paul und Anderen begangenen Stelle die Profilaufnahme zu machen, ver- legte ich die Durchschnittslinie etwa 2!/, Kilometer westlich von Ra- doboj, dicht bei der Stadt Krapina, und zwar östlich davon. Dies that ich noch aus dem fernereren Grunde, weil in dieser Gegend Quarzconglomerate und Sandsteine den Tertiärschichten ein- geschaltet sind, die man in der Streichungsrichtung weiter derart entwickelt nicht vorfindet. Die besagte Profillinie hat nun eine nordsüdliche Richtung und verquert zwei Bäche, im Norden die Zutnica, und den Strahinski potok im Süden. Beide Bäche bilden die Tieflinien zweier der Streichungs- richtung der Schichten parallel laufenden Erosionsthäler, zwischen welchen sich die harten und theilweise dolomitischen Triaskalke mit ihren Eruptivgesteinen und Tuffen in der Strahinstica bis zur Mee- reshöhe von etwa 900 Meter emporheben. Das minder widerstandsfähige Material längs des Baches Zut- nica bilden Werfener Schiefer, welche die Triaskalke unterteufen und weiter nördlich von rostbraunen und rothen Kalken überragt sind. Im Strahinski potok treten Sotzkaschichten auf, meist aus sandigen und thonigen Gebilden bestehend. Die thonigen Gebilde sind entweder sandig mit Beimischung _ von Glimmerblättchen oder mergelig. Sie enthalten eine seltene Fülle fossiler Pflanzen, welche an sich sehr gut erhalten wären, leider aber wegen der Sprödigkeit und Brüchigkeit des Materials nicht zu ge- winnen waren. Die einzigen Pflanzenfragmente, die man mit einiger Sicherheit erkennen konnte, waren (allitris Brongniarti, Quercus cf. Drymeja und Pinus-Nadeln. Steigt man vom Strahinski potok den nach Süden zu aufstei- genden Abhang, so geht man zuerst auf Schutt, aus Leithakalkbrocken bestehend. Dieser Schutt bedeckt die Kohlenführenden Letten und 14* 100 Verhandlungen. Nr. 6 Thone, welche in ostwestlicher Streichungsrichtung auf vielen Stellen aufgeschlossen sind und, wie bekannt, eine gute Glanzkohle enthalten. Die obere Hälfte des erwähnten Abhanges ist von Schutt frei, und hier zeigen sich die Schichtköpfe folgender, regelmässig über- einander gelagerter Schichten: a) feinkörnige Kalksandsteine mit Ab- drücken mariner Mollusken; 5) Kalkstein mit Lithotamnien (Nulli- poren); c) Sandstein mit zahlreichen, schmale Lagen bildenden Litho- tamnien, welche dem Gestein ein weiss gebändertes Aussehen geben; d) grobkörniger Quarzsandstein, der bei Krapina selbst in Quarzcon- glomerat übergeht. Auf einem solchen Felsen ruht die alte Burg- ruine von Krapina. Diese Quarzconglomerate enthalten spärliche organische Reste, meist Pectiniden, darunter eine Art, die P. scabrellus nahe kommt. Im übrigen enthalten die die Conglomerate begleitenden Kalke eine ausgesprochene marine Fauna leider bloss in Steinkernen, was eine Bestimmung sehr erschwert. Bergrath Paul citirt das Vorkommen des P. latissimus, den ich an dieser Stelle des Durchschnittes nicht gesehen habe, dagegen fand ich Steinkerne von Cardium, Lueina, Venus, nebst dem Hohlabdrucke eines Spatangus. Alle diese Schichten fallen durchgehends nach Süden ein und zwar unter einem Winkel von 20—30°., In den Leithakalken (bei Krapina auch in den Sandsteinen) haben die Tertiärablagerungen ihr widerstandsfähigstes Material den Einwirkungen der Athmosphärilien gegenüber; auch bilden dieselben überall den Parallelzug zum Grundgebirge, welches hier der Trias- kalk darstellt. Zwischen dem Leithakalke und dem Triaskalke kann man in der Regel die Sotzkaschichten suchen, und zwar stets in den tiefsten Lagen des von beiden Höhenzügen eingeschlossenen Längs- thales. Diess gilt nicht nur für den südlichen Abhang des Ivanlica- zuges, sondern auch für den nördlichen, nur dass hier die Schichten unter das Grundgebirge einzufallen scheinen. Diess kann mit einiger Wahrscheinlichkeit auch für die südliche Seite des Radobojer Beckens gelten, insoferne nämlich zwischen Leithakalk und Triashalk bei Lu- tinsko und weiter westlich ein Erosionthal vorkömmt, in welchem man die Sotzkaschichten vermuthen kann, obwohl sie durch Schürfung bislang nicht constatirt wurden, sonst aber unter der Schuttdecke nicht zu erkennen sind. Auf die Leithakalke und Leithakalk-Conglomerate kommen, ebenfalls nach Süden einfallend, weisse Mergelkalke mit spärlichen Pflanzenresten und Mollusken, welche man auf den ersten Blick wenig- stens als nicht einer marinen Fauna zugehörig erkennt. Entsprechen diese Gebilde den Cerithienschichten, die gewöhnlich auf die Leitha- kalke folgen, hier aber gänzlich mangeln, oder nicht, das ist eine Frage, die nur durch eingehendes Studium zu lösen sein wird. Es kann vorläufig als sehr wahrscheinlich angenommen werden, wie es Bergrath Paul bereits betont hat, dass wir es hier mit den tieferen Lagen der sarmatischen Stufe zu thun haben, besonders, da ähnliche Schichten unter fast ganz analogen Verhältnissen an anderen Punkten Croatiens zu finden sind, wo man an der Bestimmung der tieferliegenden miocänen Schichten zu zweifeln keine Ursache hat. Nr. 6 Sitzung am 20. März. G. Pilar. 101 In dieser Beziehung darf man hoffen, dass von der westlich bei Agram liegenden Localität Podsused, wo es mir bis jetzt gelungen ist, eine Flora von mehr als 170 Species aufzusammeln, eine Flora, die mit jener von Radoboj grösstentheils gleichartig ist, insoferne eine Lösung der Frage zu erwarten ist, als unter den wenig gestörten Pflan- zenführenden Mergeln marine Tegel zu liegen kommen mit einer den Badener Tegeln eigenthümlichen Molluskenfauna, an welche wieder Leithakalke sich anschliessen mit grossen Olypeastren und dem Pecten latissimus und P. Besseri, Mit den brackischen Mergelschiefern über dem Leithakalke schliesst in dieser Gegend eine Bildungsperiode ab, die ununter- brochen von den tiefsten Lagen der Sotzkaschichten gedauert zu haben scheint. Sie endete mit der vollständigen Aussüssung der (Grewässer. Man findet an vielen Stellen und so auch bei Podsused in den tief- sten Lagen dieser Mergel Cardium, Tapes mit Algen, während die oberen Lagen Planorbis, Bythinia mit Euteromorph. stagnalis, Typha latissima enthalten. Die Sande und Thone der Congerienschichten, welche auch hier das Radobojer Becken ausfüllen, gehören einer besonderen Bildungs- periode. Sie sind fast horizontal gelagert und enthalten eine verhält- nissmässig ziemlich zahlreiche Fauna, worin folgende Gattungen und Arten zu erkennen sind: Melanopsis impressa Neritina sp. e Martiniana Cardium apertum > Vindobonensis p corjungens n Bouei Congeria spathulata > strieturata n triangularis - ef. auricularis ” auricularis Melania cf. Escheri „» subglobosa. Ampullaria sp. Am zahlreichsten fand ich die Melanopsiden vertreten, auch boten sie mir Stoff zu einigen Betrachtungen, die ich hier wiederzu- geben wage. Ausser der spitzschaligen Melanopsis impressa, der verdickten M. Martiniana und der fast kugelrunden M. Vindobonensis fanden sich noch zahlreich Schalen einer etwas kleineren Melanopsis, die ich ihrer Form nach conoidea nennen möchte. Weiter waren noch klei- nere Schalen einer Melanopsis da, die fast ovulär erschienen. Stellt man nun alle diese Formen neben einander so kann man unter dem aufgesammelten Materiale leicht Schalen finden, die ohne jeden Zwang zwischen die Formen eingeschaltet werden konnten, um eine continuirliche Evolutionsserie zu bilden. Die kleinste ovuläre Form ist nämlich ein Jugendexemplar, welches sich durch den Zu- wachs einer Windung zu einer kurzen, conoiden Form umbildet, die ihrerseits, nachdem noch eine Windung hinzugekommen ist, die Form der regelmässig und schön ausgebildeten M. Vindobonensis annimmt. In ihrer weiteren Entwicklung erhält die letztere Form noch eine Windung, die aber bei dem alternden Thiere ihre ursprüngliche Re- gelmässigkeit verliert und knotig und verzogen erscheint. 102 Verhandlungen. Nr. 6 Eine ganz ähnliche Serie vom embryonalen zum adulten Indi- viduum kann man auch für die M. impressa zusammenstellen. Man findet nämlich unter den kleinen Jugendexemplaren solche, welche einen sehr spitzen Apex haben. Dieses Unterscheidungsmerkmal be- halten sie durch alle Uebergangsformen bis zur vollständig entwickelten M. impressa. Als Form ist also M. impressa der M. Martiniana ebenbürtig, nicht aber beide der M. Vindobonensis, welche ‚nach dem vorher Gesagten eine mehr jugendliche Form der M. Martiniana wäre. Was nun die beiden Arten, nämlich M. Martiniana und impressa betrifft, so muss ich hier erwähnen, dass ich sie in einer und der- selben Schicht, häufig kaum zollweit von einander gefunden habe. Auch lassen sich Uebergangsformen aus einer in die andere Art zu- sammenstellen. Darf man beide Formen in eine einzige, sehr poly- morphe Formenreihe zusammenziehen, oder sind es wirklich Erschei- nungen einer Hybridation, das sind Fragen, die ich füglich hier über- gehen kann, Anderen das Endurtheil überlassend. Unter den aufgefundenen Melanopsiden ist M. strieturata neu und im Ganzen ein reducirtes Bild der Vivipara stricturata. Congerien treten ziemlich häufig auf und zeigen auch verschie- dene Formen, die ich mit den bereits erwähnten Artennamen be- zeichnet habe. Auch hier beobachtet man Uebergänge. F. Posepny. Geologisches aus Utah. Das Territorium von Utah schliesst sich unmittelbar an die Westgrenze des Staates Colorado an und bildet ein stehendes Rechteck mit ausgeschnittener NÖ-Ecke zwischen dem 37. und 42. Parallel- kreise und dem 109. und 114. Meridiane, mit einem Ungarn mit Croatien und Slavonien etwa gleichkommenden Flächeninhalte. Es gehörte zu der mexikanischen Provinz Ober-Californien und kam 1848 in den Besitz der Vereinigten Staaten. E wird seiner Länge nach von Nord nach Süd von einem wich- tigen geologischen Factor, dem Wahsatsch-Gebirge, durchzogen, welches die Wasserscheide zwischen den Zuflüssen des Coloradoflusses und den Flüssen des Wüstenbeckens von Utah bildet. Im NO des Gebietes zweigt sich davon eine Querkette, das bei der Skizzirung der geologischen Verhältnisse des Staates Colorado berührte und vom Green River durchschnittene Uintah-Gebirge. Im SW legt sich daran die quere Wasserscheide gegen einen Zufluss des grossen Colo- rado, den Virgin River, an welchem auch der tiefste Punkt des Terri- toriums liegt. Auf diese Art theilt die Wahsatsch-Kette das Colo- rado-Plateau und den oberen Theil des Virgin River-Beckens von dem Wüstenbecken. Dieses letztere bildet eine von zahlreichen kurzen oder längeren Gebirgsketten durchzogene Fläche, innerhalb welcher sich die Gewässer in salzigen Binnenseen ansammeln, ohne einen Abfluss zum Meere zu besitzen. Solche, gewöhnlich mit dem pflanzengeographischen Begriffe Wüste bezeichnete Landschaften nehmen einen grossen Theil des nordamerikanischen Hochlandes ein. Nr. 6 Sitzung am 20. März. F. PoSepny. 103 Es besteht daraus beinahe ganz Newada, der Osten von Californien und ein Theil von Oregon. Das Becken von Utah ist durch eine Gebirgskette, die Gos- hoot Mountains von dem Wüstenbecken von Nevada getrennt, Die Gewässer des nördlichen Theiles des Utahbeckens sammeln sich in dem sogenannten Grossen Salzsee, jene des centrales Theiles von Utah hauptsächlich in dem Sevier lake. Der grosse Salzsee nimmt eine Fiäche ungefähr so gross wie Oesterreichisch-Schlesien ein und repräsentirt trotz der bedeutenden Seehöhe von 4200 Fuss oder 1280 Meter das tiefste Niveau im nördlichen Utah. Er communieirt durch den Fluss Jordan mit dem um etwa 300 Fuss höher gelegenen Utah-See, der selbstverständlich mit süssem Wasser gefüllt ist, wäh- rend das Wasser des grossen Salzsee’s eine auf 22 Procent gesät- tigte Salzsoole mit 20 Procent Chlornatriumgehalt repräsentirt. Die Analogie der Verhältnisse mit dem gesalzenen todten Meere und mit dem Süsswassersee Tiberias in Palestina ist wohl nicht zu verkennen. Am Südwestufer des Grossen Salzsee’s und im See selbst kommen Süsswasserquellen zum Vorschein, welche aber offenbar aus den paläo- zoischen Gesteinen stammen, welche hier als Fortsetzung einer Ge- birgskette in den See hineinragen. Die geologischen Verhältnisse dieses Territoriums sind bei Weitem nicht so viel studirt, als jene des angrenzenden Staates von Colorado. Die von der Centralregierung in Washington (Departement des Innern) organisirte geologische Anstalt für den Westen der Ver. Staaten hat Utah noch nicht in den Bereich ihrer Studien gezogen. Hingegen sind einige Gegenden gelegentlich der durch das Kriegsdepartement in Washington veranstalteten Expeditionen studirt worden, und die Arbeiten von J. W. Powell üer die Henry Mountain und das Uintah-Gebirge sind die einzigen, systematisch durchgeführten Detailaufnahmen in diesem Gebiete. Nebst den Resultaten der Expeditionen von Fremont, Gun- nison, Ruggles, Macomb haben vorzüglich die Nachrichten aus den Bergbaubezirken dazu beigetragen, dass man im Stande ist, ein Bild der allgemeinsten geologischen Verhältnisse des Territoriums zu- sammenzustellen. Der Wahsatsch scheidet das Gebiet auch geologisch in zwei Provinzen, indem die Zusammensetzung des Colorado-Plateau’s von jener des Wüstenbassins sehr verschieden ist. Eine dritte geologische Provinz scheint das Becken des Virginflusses vorzustellen. Wie ich bei der Beschreibung der geologischen Verhältnisse des Staates Colorado bereits angeführt, besteht das zwischen den Rocky Mountains und dem Wahsatsch sich ausbreitende Colorado-Pla- teau aus nahezu horizontalen Schichten der Kreideformation, welche concordant von Gesteinen der Jura-, Kohlen- und Silurformation un- terlagert werden. Verhältnisse, die aus den Aufschlüssen der tiefen Einschnitte des Colorado River im sog. Grossen Colorado Canon und theilweise des Green River und des Rio San Juan hervorgehen. Die grossen Decken von Eruptivgesteinen, welche im Staate Colorado zwischen dem Grand und Gunnison River auftreten, scheinen auch in 104 Verhandlungen. Nr 6 dem Utah zugehörigen Theile des Colorado-Platean’s vertreten zu sein. J. W. Powell constatirte die Anwesenheit von Trachytdecken, so wie einer Reihe von Basaltkegeln in den Henry Mountains am rechten Ufer des Colorado River. Zu den charakteristischen Eigenthümlich- keiten der Plateau-Provinz gehörte die stufenförmige Beschaffenheit der Oberfläche und das Vorwalten von engen, tiefen Schluchten, den sog. Cafions. Die bisherigen Studien ergaben den Zusammenhang der Terrainstufen mit Verwerfungsklüften, und eine Reihe von Bezie- hungen der Erscheinungen der Verwerfung zu jener der Faltung. Das querlaufende Uintah-Gebirge, welches das Becken des oberen Green River von dem Colorado-Plateau trennt, besteht in seinem inneren Theile aus paläozoischen Quarziten, auf welche sich auf beiden Seiten Gesteine der Kohlen-, Trias-, Jura- und Kreidefor- mation anlagern. Die Gebirgskette des Wahsatsch zeigt an verschiedenen Punkten eine etwas abweichende Zusammensetzung. An der Stelle, wo die- selbe von der Paeificbahn überschritten wird, ist ihr unsymmetrischer Bau ganz gut zu beobachten. Die Eisenbahn folgt dem Weber River und seinem Zuflusse, dem Echocanon, abwechselnd in einer Querthal- ‘und Längsthal-Richtung, eine Ziekzacklinie bildend. Wenn man die Aufschlüsse der Querthalstrecken zu einem Bilde ver- einigt, so findet man am Ostgehänge über steilfallende, gefaltete, paläozoische Gesteine eine regelmässige Folge der Kreide- und Ter- tiärformation aufgelagert. Im Fortschreiten gegen Westen durch- schneidet man die paläozoischen Gesteine und die Unterlage derselben krystallinischen Schiefer, und befindet sich unmittelbar darauf in der Ebene des Salzseebeckens. Der Westrand des Gebirges ist offenbar ein Bruchrand, und wird durch eine längs demselben verlaufende Thermallinie charakterisirt, welcher zahlreiche, mehr oder weniger salzige Thermalquellen angehören. In einem andern Profile, südlich von Salt loke City durch das Little Cottonwood-Thal, kann man mittelst einer schmal- spurigen Eisenbahn zum Bergorte Alta, dem Centrum des mit dem Thale gleichnamigen Bergdistrictes, aufsteigen. Aus der Salzsee-Ebene erhebt sich Granit in steilen Felswänden, und während man dieses Gestein beinahe bis Alta in der Thalsohle behält, haben sich 3 bis 4000 Fuss höher auf den Kämmen des Gebirges paläozoische Gesteine angelegt. Zuerst in einzelnen Schollen, weiter östlich in mächtigen Complexen, ‘bedecken die paläozoischen Schichten die Granitmassen, und erreichen schliesslich die Thalsohle. Es sind Quarzite, Schiefer und Kalksteine, wovon die tiefsten Glieder dem Silur, die obersten dem Devon zugezählt werden. Im Bereiche des Bergreviers kommen einige Störungen der im Allgemeinen vorherrschend flach ostfallenden Schichtencomplexe vor, es stellt sich noch einmal Granit ein, der westlich an den Schichtgesteinen absetzt, östlich aber abermals von derselben oder einer ähnlichen Aufeinanderfolge der Schichten über- lagert wird. Es treten hier einige Eruptivgesteinsgänge auf, und gerade diese gestörte Partie ist der Sitz der reichen Metalllagerstätten des Districtes. Jenseits der Wasserscheide treten im Parleys-Park Nr. 6 ' Sitzung am 20. März. F. Posepny. 105 analoge Verhältnisse, wie die letztgeschilderten, auf, und schliesslich wird der ganze Complex der paläozoischen Gesteine in ziemlich regel- mässiger Weise von den Kreide- und Tertiär-Gesteinen der Plateau- Provinz überlagert. Es is®# also auch in diesem Profile der unsymme- trische Bau mit einem Bruchrande im Westen und einer flachen Anlage- rung im Osten ausgesprochen, und nach den Andeutungen über den Bau der südlicheren Partieen der Wahsatschkette scheint dieser Charakter auf der ganzen Linie vorzuwalten. Eine Eigenthümlichkeit dieses Zuges verdient noch hervorgehoben zu werden; es ist die verhältniss- mässig kurze Andauer eines und desselben Gesteincomplexes in der Richtung der Gebirgsachse. So findet man z. B. die mächtige Gra- nitmasse von Little Cottonwood in dem nördlich zweitnächsten Thale nicht wieder, sondern man trifft zwei getrennte Partieen paläozoischer Gesteine, und zwischen beiden Sandsteine und Mergel der Kreide- formation. Die Streichungsrichtungen der alten und neuen Schichtgesteine sind selten der Gebirgsachse parallel, häufig laufen sie sogar der- selben in’s Kreuz, und es scheint somit im Wahsatsch nicht eine zonenförmige Vertheilung der Gesteine zu bestehen, wie sie in einem ziemlich deutlichen Maasse in den Rocky Mountains beobachtet werden kann. Ueber die geologischen Verhältnisse des Virgin River-Beckens ist verhältnissmässig noch wenig bekannt. In der Umgebung von Leeds, welche durch die "Silbererz führenden Sandsteine die Aufmerksam- keit auf sich gelenkt hat, überlagern Jura- und Kreidegesteine un- mittelbar den Granit, so dass derselbe unter den Sandsteinen in der Sohle der Schluchten zum Vorschein kommt. In anderen Gegenden der Südwest-Ecke des Territoriums herrschen rothe Schiefer und Sandsteine analog jenen, die man sowohl in der Plateau-Provinz, als auch am Westabhange des Wahsatsch Gyps führend getrofien und der Trias zugezählt hat. Im Virgin River-Becken sind grossartige Vorkommen von Steinsalz angetroffen worden, die wahrscheinlich diesem Schichtencomplex angehören. Man hat am unteren Virgin River, nahe an seiner Mündung in den Colorado River, in Arizona und der Südspitze von Newada an mehreren Stellen Salzfelsen und ganze Salzberge getroffen. Im Bereiche von Utah kommen bei Pah- ranagat und Kanara ähnliche Erscheinungen vor. Das Wüstenbecken von Utah besteht eigentlich, wie er- wähnt, aus einem Wechsel von nordstreichenden Bergketten und Thä- lern, bloss im nordwestlichen Theile, in der eigentlichen Grossen Wüste von Utah nehmen die Ebenen überhand. Die bekanntesten der Bergketten im nördlichen Theile des Territoriums sind die Oquirrh-Berge, die ebenso wie die nächstfolgende Kette der Ona- qui-Berge den grossen Salzsee durchsetzen, in demselben Reihen fel- siger Inseln bildend. Die Oquirrh Mountains sind die Herberge ganz analoger Erzlagerstätten, wie der Wahsatsch in seinem centralen Theile. Es treten hier silurische und devonische Gesteine in einer ziemlich complicirten Lagerung auf, Faltungen und Brüche, und das Auftreten von Porphyrgängen bezeichnen auch hier die Position der Metalldistriete. Die Erzführung dieser Gebirgszone erstreckt sich K. k. geolog. Reichsanstalt 1377. Nr. 6. Verhandlungen. 15 106 Verhandlungen. Nr. 6 sogar auf ihre Fortsetzung, auf die aus dem Grossen Salzsee hervor- ragenden Felseninseln, z. B. Antelope Island. Die zwischen den Gebirgsketten liegenden Wüstenthäler zeichnen sich durch ihre Weite aus, und die beiden Ebenen, das Jordanthal zwischen dem Wahsatsch und den Oquirrh-Bergen, sowie das Tooele-Thal zwischen den Oquirrh und Onaqui Mountains be- sitzen eine Weite von 15—20 Kilom. Die am Fusse der Gebirge lie- genden Partieen dieser Ebenen sind fähig, in Agriculturland umge- schaffen zu werden, wie diess zum grossen Theile von den Mormonen bereits durchgeführt wurde. Die centralen Partieen dieser Ebenen sind häufig stark gesalzen, und es ist, wenigstens vorläufig, an ihre Urbarmackung noch nicht zu denken. Merkwürdig sind die ausgezeichneten alien Uferlinien an den den Grossen Salzsee und die Ebene begrenzenden Gehängen. Sie sind bis zu einer Höhe von 300 Fuss über dem gegenwärtigen See- spiegel zu beobachten, und greifen tief in die Wüstenthäler ein. Diese, auf so lange Distanzen verfolgbaren alten Uferlinien sind ein untrügliches Zeichen einer längeren Dauer gleicher klimatischer Verhältnisse, denn seit der Zeit, dass der Wasserspiegel in dem von ihnen bezeichneten Niveau stand, hatte die verdampfte Wasserquan- tität die Menge des atmosphärischen Niederschlages überschritten, und es erreichte die Concentrirung der aus dem Terrain zusammen- geführten salzigen Bestandtheile an mehreren Stellen den Sättigungs- grad. Unter Anderem macht es auch der Charakter der Thäler des Wüstenbeckens ziemlich wahrscheinlich, dass die Gewässer dieses Beckens einmal einen Abfluss in's Meer gehabt haben, denn die vor- findlichen Erosionen-Erscheinungen sind nicht durch die Wirkung der gegenwärtigen Verhältnisse zu erklären. Erst später dürften Niveau-Veränderungen stattgefunden haben, welche den Gewässern den Austritt in’s Meer verlegten, und welche zu dem gegenwärtigen Zustand der Dinge den Grund legten. Ueber die Lage des Abfluss- punktes sind die Ansichten getheilt. Einige suchen denselben im SW gegen den Coloradofluss, Andere im N gegen den Snake River. Dr. @. Stache.e Aufnahmen in West-Tirol. Der Vortragende legte die geologische Karte des von ihm im Sommer 1875 und 1876 aufgenommenen Gebietes von West-Tirol in der Reduction auf die neuen Generalstabskarten (Maassstab 1: 75000) zur Ansicht vor und gab eine kurze Erläuterung der ausgeschiedenen Schichten und Felsarten. Entsprechend der westlichen Abgrenzung der neuen Tiroler Ge- neralstabskarten wurden auch Theile der Schweiz und der Lombardie in den Kreis der neuen Untersuchungen miteinbezogen. Das Gebiet der vorgelegten geologischen Karte umfasst die Blätter Nauders, Glurns und das Blatt Bormio-Tonale bis zu der hohen Kammlinie Weissbrunner Spitz — Zufall-Spitz — M. Serottini. Von dieser Linie gegen Süd und Ost werden die geologischen Auf- nahmen im nächsten Sommer weiter fortgeführt werden. Das Etschthal mit seinem nordsüdlichen Verlauf vom “Etsch- Ursprung bei Reschen bis Glurns und seiner westöstlichen Richtung hr ie + Nr. 6 Sitzung am 20. März. J. W. Judd. 197 auf der weiteren Strecke bis zur Ausmündung des Martellthales trennt das repräsentirte Hochgebirgsterrain in zwei Hauptabschnitte; von diesen wird der nordöstliche durch die Weisskugelmasse (3741 Meter), der südlich und westlich gelegene nach Graubündten und das obere Addagebiet (Veltlin) übergreifende Abschnitt durch den Ortler (3905 Meter Seehöhe) beherrscht. In diesen Gebieten wurden im Ganzen 40 verschiedene Ausschei- dungen gemacht, und zwar 12 für verschiedene Eruptiv- und Massen- gesteine, 6 für die Ablagerungen und Erscheinungen der Quartärzeit, insbesondere für Glacialbildungen, die übrigen 22 für Schichten und Schichtencomplexe vom Lias abwärts, mit Inbegriff der krystallini- schen Schiefer und phyllitischen Gmneisse. Der erreichte Fortschritt wird klar durch den Vergleich mit der alten geognostischen Karte von Tirol, welche in dem gleichen Gebiete nur S verschiedene Ausscheidungen aufweist. Literatur-Notizen. F.v. H. 3. W. Judd. Contributions to the study of voleanos. Second series. Der in unseren Verhandlungen (1876, S. 359) besprochenen Arbeit über den alten Vulcan von Schemnitz lässt Hr. Judd unter obigem Gesammttitel eine Reihe von weiteren, nicht minder anziekenden Abhandlungen folgen, und zwar: 1) die alten Vulcane von Europa; 2) über die vulcanischen “Ausbrüche, welche der Bildung des Alpensystems vorangingen; 3) über die Zwischenpause, welche die zwei grossen Perioden vulcanischer Thätigkeit trennte in Verbindung mit der Bildung des. Alpen- systems, und 4) über die vulcanischen Ausbrüche, welehe die Bildung des Alpen- systems begleiteten und ihr nachfolsten. Abgesehen von zahlreichen interessanten Einzelheiten, bildet den Haupt- gegenstand dieser Abhandlungen der Versuch eines Nachweises, dass der Aufbau des ganzen Alpensystems und die mit demselben in Zusammenhang zu bringende vulcanische Thätigkeit in ganz analoger Weise zu erklären sei, wie Dana und an- dere Forscher die Bildung des Appalachischen Gebirges sich vorstellen. . Bis in die Dyaszeit bot das nun von den Alpen eingenommene Gebiet keine besonderen Erscheinungen dar; ungestört und gleichmässig, wie in anderen Theilen von Europa, vollzog sich im Grossen und Ganzen die Ablagerung der paläozoischen Schichtensysteme. Das Hervorbrechen der Dyasporphyre (Luganer-See, - Botzen, - Raibl) gibt das erste Anzeichen einer Linie relativer Schwäche in der festen Erdkruste, deren Richtung mit jener der heutigen Alpen übereinstimmt. Diesen Ausbrüchen folgte eine allgemeine Senkung des Bodens; es bildete sich eine Geosynclinale, welche es ermöglichte, dass die mesozoischen und altter- tiären Schichtsysteme der Alpen eine so ausserordentlich bedeutende, — jene in den benachbarten Gebieten weit übertreffende Mächtigkeit erlangten. — Bis zum Ende der Eocänzeit dauerte die Senkung fort, und blieb das Alpengebiet Meeres- boden, auf welchem sich im Allgemeinen ununterbruchene Ablagerungen bildeten. Beweise für diese Continuität liefern der echt marine Charakter der so mächtigen oberen Triasschichten, — die ungeheuere Entwicklung der rhätischen Formation, die Entwicklung des Tithon als Bindeglied zwischen Jura und Neocom u. s. w. In der Tiefe und unter dem Druck der auflagernden Massen vollzog sich die Metamorphose der Sedimentgesteine, welche gegenwärtig die Centralkette bilden. — In der Oligocänzeit machen sich die ersten Spuren der Wiedererhebung des Bodens, welche nach Dana’s Theorie der Senkung folgen muss, kennbar, und während der jüngeren Tertiärzeit erhob sich die Alpenke tte, während gleichzeitig ringsum in den Grenzregionen des beregten Gebietes die gewaltigen Vulcanausbrüche der Neogen- zeit erfolgten. 15* 108 Verhandlungen. Nr. 6 Wir müssen uns darauf beschränken, mit dem Gesagten einen T’heil des In- haltes der anregenden Arbeit angedeutet zu haben; zu weit würde es führen, manche Bedenken, die sich uns gegen einzelne Ausführungen und namentlich auch gegen die Annahme, das ganze Alpengebiet sei erst in der jüngeren Tertiärzeit dem Meere entstiegen, aufdrängen. Beifügen wollen wir nur noch, dass in der ersten von Hrn. Judd’'s Abhandlungen eine sehr nette Schilderung des Kammerbühl in Böhmen, und in der zweiten eine eingehende Darstellung der Eruptivgesteine der Triasformation in Südtirol gegeben sind, — endlich, dass der Verfasser in der vierten Ab- handlung auch auf die Eiszeit zu sprechen kommt, und dagegen warnt, derselben und den Gletscherphänomenen überhaupt eine allzu weittragende Bedeutung bei- zulegen. C. W. Gümbel. Der Pechsteinporphyr in Südtirol. (Sitzb. d. math.-naturw. Cl. d. Akad. d. Wiss. in München 1876, 3.) Dass mit den Felsitporphyren des Botzener Porphyrdistrietes aush Pechsteine vorkommen, wurde zwar schon von früheren Beobachtern, namentlich Richthofen, Lapparent und Tschermak, erwähnt, doch fehlte bisher eine eingehendere Un- tersuchung dieser Gesteine. Diese wurde nun vom Hrn. Verfasser durchgeführt und lieferte sehr interessante Ergebnisse. Der Pechsteinporphyr von Castelruth besteht in seiner Hauptmasse aus glän- zender, schwarzer Glasmasse mit sehr zahlreichen Quarzkörnchen (roh ausgebildeten hexagonalen Pyramiden) und glashellen, rissigen Krystallen von orthoklastischem Feldspath. Mikroskopisch ist Plagioklas nachzuweisen. Bei dem innigen Verbande, in welchem der Castelruther Pechsteinporphyr mit dem Felsitporphyr steht, liegt die für die Pechsteinporpbyre überhaupt allgemein geltende Ansicht nahe, dass beide nur verschieden ausgebildete Modificationen derselben Grundmasse dar- stellen. Doch aber hält Gümbel diese Ansicht für unrichtig. Ein Uebergang der glasigen Masse in eine felsitische, oder eine Entglasung der Ersteren ist nicht zu beobachten, und Analysen, von Hm. Schwager durchgeführt, ergeben in der Glas- grundmasse 6°54 Natron gegen 2:69 Kali, während die Analysen der Felsitporphyre nahezu das entgegengesetzte Verhältniss im Gehalte der Alkalien ergeben. Ein gleiches Vorwiegen des Natron über Kali findet sich in fast allen Pechsteinen wieder, und gerade dieser Umstand mochte nach des Verfassers Meinung es veran- lasst haben, dass sich das Magma des Pechsteinporphyrs bei niederer Temperatur flüssig erhielt als jenes des Felsitporphyrs. Beide sind nicht verschiedene Er- starrungszustände einer Gesteinsart, sondern zwei von vornherein wesentlich ver- schiedene Gesteinsarten, die nur als nahezu gleichzeitige Eruptionsmasse mit ein- ander vergesellschaftet sich erweisen. Weiter aber erkannte Gümbel, dass auch manche ganz felsitisch aussehende Porphyre des Botzener Gebietes in Dünnschliffen unter dem Mikroskop eine glasige Grundmasse zeigen. Es sind Kaliglas-Porphyre im Gegensatz zu dem Natron- glas-Porphyr von Castelruth. Dr. A. Fric. Zur Fauna der Gaskohle von Zabor bei Schlan, Kroutova bei Röno und Tremosna bei Pilsen, so wie über die Sphärosideritkugeln bei Zilov. (Sitzb. der math.-naturw. Cl. der k. böhm. Gesellsch. der Wiss. am 26. Jänner IRSHUrE Aus dieser Mittheilung geht hervor, dass die Gaskohle der genannten Locali- litäten überall in grösserer oder geringerer Menge Wirbelthierreste einschliesst, welche mit jenen der Gaskohle von Kounova übereinstimmen. Aus einer Sphärosiderit-Concretion von Zilno dagegen erhielt Herr Fri& nebst anderen Fossilien ein Riesenexemplar eines Ganoiden von 113 Cm. Länge zum Ge- schlechte Amblypterus gehörig, welches er A. gigas nennt. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. | r i = SR 2 B Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 17. April 1877. Inhalt. Vorgänge an der Anstalt.— Barbot de Marny f. — Eingesendete Mit- theilung. R. Hoernes, Fundorte von Jura-Versteinerungen bei Belluno, Feltre und Agordo. — Vorträge. J. v.Schroeckinger, I. Sphärosiderite von sehr hohem Mangangehalte aus Un- garn. II. Szmikit, ein neues Mangansulphat. M. Vacek, Ueber das Kreidegebiet in Vorarlberg. J. Gamper, Lazulith von Krieglach. — Literatur-Notizen, E. Suess, C. Borizky, L. Lhoczy, S. Roth, A. Pirona. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Vorgänge an der Anstalt. Seine kaiserliche und königliche Apostolische Maje- stät haben mit Allerhöchster Entschliessung vom 26. März die Dedi- cation des von Hrn. Felix Karrer verfassten Werkes: „Geologie der Kaiser Franz Joseph-Hochquellen-Wasserleitung, eine Studie über die Tertiärbildungen am Westrande der alpinen Nie- derung von Wien“ (IX. Band der Abhandlungen der k. k. geologi- schen Reichsanstalt) an Se. k. und k. Hoheit den durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Kronprinzen Rudolph huldvollst zu genehmigen geruht. Todesfall. Der k. russische Staatsrath, Hr. Barbot de Marny, ein be- kannter Gelehrter und Geologe Russlands, ist hier in Wien verschie- den. Derselbe war im Begriffe, eine Erholungsreise nach Italien mit seiner Gemalin anzutreten, um seine angegriffene Gesundheit zu restauriren, und hat, hier in Wien einen kurzen Aufenthalt nehmend, noch Samstag im Kreise hiesiger Geologen einen angenehmen Abend zugebracht. Sonntags früh wurde er vom Schlage gerührt, und ist heute bereits todt. K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 7. Verhandlungen. 16 110 Verhandlungen. Nr. 7 Barbot de Marny hatte sich vorzüglich dem Studium der jüngsten neogen-tertiären Ablagerungen in Südrussland gewidmet, und diese Studien, über welche er mehrere wichtige Abhandlungen in rus- sischer Sprache erscheinen liess, brachten denselben mit unsern aus- gezeichnetsten Wiener-Geologen in directen Verkehr, so mit Hoer- nes’ Vater, Suess, Fuchs, Karrer, v. Hochstetter etc. Unsere Druckschriften enthalten in den Jahrgängen 1867, 1869 und 1876 mehrere Mittheilungen aus seiner Hand, oder über dessen Publi- cationen. Russland und unsere Wissenschaft hat hiermit einen namhaften Verlust zu beklagen. Eingesendete Mittheilungen. R. Hoernes. Fundorte von Versteinerungen des mitt- leren und oberen Jura in der Umgebung von Belluno, Feltre und Agordo. Bei den Aufnahmen im Sommer v. J. hatte ich Gelegenheit, eine Reihe von Fundorten von Jura-Versteinerungen in jenem Ge- birgszuge der Südalpen kennen zu lernen, welcher zwischen der grossen Bruchlinie Val Sugana-Agordo-Cadore und jener von Belluno liegt. Indem ich hinsichtlich des geologischen Baues dieses Gebietes auf die vorläufigen Angaben verweise, die ich in den Reiseberichten (vgl. Verhandlungen 1876, Nr. 10, 12 und 14, p. 241, 297 und 341) veröffentlicht habe, will ich heute in Beziehung auf die Versteine- rungen des mittleren und oberen Jura, welche sich zum Theile schon seit längerer Zeit in der Sammlung der geologischen Reichsanstalt befinden, eine kleine Mittheilung machen. Durch Verwendungen des verstorbenen Hrn. Bergraths J. Trinker und des noch gegenwärtig an der Miniera und Bergschule zu Agordo thätigen Hrn. Hubert, sowie durch die Aufsammlungen des Hrn. Bergraths H. Wolf ge- legentlich der Uebersichtsaufnahme 1856 findet sich in dem Museum der Reichsanstalt ein sehr interessantes Materiale von Jura-Verstei- nerungen, welches bis nun nicht näher untersucht worden war, und unter welchem namentlich die schöne Suite von Ammoniten von der Alpe Campo torondo bei Agordo hervorgehoben zu werden ver- dient. Bei Gelegenheit der letztjährigen Aufnahmen konnte ich dieses Materiale vervollständigen und Belegstücke von neuen Fundorten sammeln, über welche ich nun in Kurzem berichte, da sich über das Vorkommen des Jura in der in Rede stehenden Gegend, welches zum Behufe der Vergleichung mit dem Jura der Sette communi und der Umgebung von Cortina d’Ampezzo von grossem Interesse ist, bisher nur sehr kurze Notizen in den Publicationen der Reichsanstalt finden. a. Mittlerer Jura. Nur von zwei Fundorten liegen mir wohlerhaltene Versteine- rungen aus der Zone des Stephanoceras Humphriesianum vor. Der Nr. 7 Sitzung am 17. April. R. Hoernes. 111 erste derselben ist die Alpe Campo torondo, SSW von Agordo, welche ich zu wiederholten Malen im Laufe des Sommers 1876 be- suchte. Es finden sich dort in nicht bedeutender Mächtigkeit unter den rothen, kieselreichen Knollenkalken des oberen Jura und über den weissen Crinoidenkalken (Sospiroloschichten) des Lias, Bänke von grauweissem, dichtem Kalk, deren Schichtflächen mit grossen Durch- schnitten von Ammoniten überdeckt sind, doch wäre es nur durch Anwendung von Sprengmitteln möglich, ein reicheres Materiale aus diesen Schichten zu gewinnen, aus welchen sich übrigens schon einige Stücke unter den Versteinerungen des oberen Jura vom Canıpo torondo in der Sammlung der geologischen Reichsanstalt fanden. Ebenso be- finden sich daselbst noch aus älterer Zeit einige Ammoniten aus dem- selben hellgrauen Kalkstein mit der Fundortsangabe: Mte. Ag.nel- lazze — offenbar von jenem Höhenzuge, der durch ein schmales Hochthal vom Campo torondo getrennt wird und nordöstlich von dem- selben liegt. Ich lasse nun das Verzeichniss der von beiden Fundorten her- rührenden Versteinerungen folgen: 1. Campo torondo, SSW von Agordo. Stephanoceras Humphriesianum Sow. Steph. Vindobonense Griesb. Steph. nov. sp., Mittelform zwischen Steph. Humphriesianum und Vindobonense. Steph. nov. sp., flache Form mit sehr langsam anwachsenden zahlreichen Umgängen. 2. Mte. Agnellazze. Stephanoceras cf. Humphriesianum. Dass mir Versteinerungen des mittleren Jura nicht von mehr Localitäten bekannt geworden sind, rührt wohl von der geringen Mächtigkeit her, in welcher derselbe in diesem Gebiete vertreten ist, eine Mächtigkeit, die so gering ist, dass sich die ganze Etage an vielen Punkten der Beobachtung entzieht. b. Oberer Jura. Die Fundorte des oberen Jura in unserem Gebiete lassen sich nach ihrem mit der Tektonik des zum grössten Theile aus Dach- steinkalk bestehenden Gebirgszuges zwischen den Bruchlinien von Agordo und Belluno in Zusammenhang stehenden Auftreten in zwei grosse Gruppen bringen. Abgesehen von jenen Complieationen, welche in der Umgebung von Longarone durch das Auftreten der Querspalte Ponte nell’ Alpi-Perrarolo bedingt werden), können wir eine Reihe !) Ueber den Zusammenhang der Erdbeben von Belluno mit dieser Querspalte und jener vom Lago di St. Croce gedenke ich an anderer Stelle eingehendere Mit- theilungen zu machen, sobald die in Aussicht stehende Publication des Hrn. Hans Hoefer über die Erdbeben von Belluno erschienen sein wird. 16* 112 Verhandlungen. , Nr. 7 von Juravorkommen unterscheiden, deren Schichten nahezu horizontal in einzelnen Schollen auf der gewaltigen, ebenfalls aus nahezu hori- zontalen Schichten von Dachsteinkalk und Lias gebildeten Gebirgs-, masse zwischen den beiden Bruchlinien auflagern, und einen zusam- menhängenden Zug, welcher aus steilstehenden, theilweise sogar über- kippten Schichten besteht, der in Verbindung mit ebenfalls steil nach SSO einfallenden Schichten der Dyas den Nordflügel der sogenannten Synelinale von Belluno bildet. Es entspricht dieser Zug von steil- stehenden Schichten des Lias und Jura, welcher das Hochgebirge des Mte. Maura, Mte. Pizzocco, Mte. Pizzon, Mte. Schiara, Pizzo Cimon etc. von der durch Tertiär- und Diluvial-Ablagerungen erfüllten Mulde von Belluno trennt, genau der Richtung jener Bruchlinie, welche etwa 6 Kilometer nördlich von Belluno und in der gleichen Distanz nördlich von Feltre in der Richtung von WSW nach ONO hinzieht. Der ersten Gruppe gehören die Fundorte Castello Lavazzo bei Longarone, Weg von Codissago nach Casso (beide beeinflusst durch die Bruchlinie von Perrarolo), Mte. Vescova, Mte. Pra- bello, Mte. Oregne, Mte. Agnellazze, Mte. Colazzo, Campo torondo, Erera, Pietina und Vette piccole an, welchen noch jener von der Alpe Neva angereiht werden mag, obwohl dort die Juraschichten in Folge eines localen, zur grossen Bruchlinie von Agordo parallel verlaufenden kleineren Bruches gestört erscheinen. Der zweiten Gruppe, dem zusammenhängenden, aus steilgestellten Schichten bestehenden Zuge an der Bruchlinie Belluno-Feltre gehören die Fund- orte: Rosse alte bei Vedanaa Campel, NO von Feltre, Mte. Palma und Cesio, NÖ von Feltre, an. Ich lasse nun das Verzeichniss der Fundorte und der von ihnen herrührenden Versteinerungen folgen: 1. Castello Lavazzo bei Longarone. Placodus sp. Ptychodus polygyrus Ag. 2. Codissago bei Longarone, am Weg nach Casso, im Gehängschutt. Perisphinctes Albertinus Cat. 3. Mte. Vescova (aus einem abgestürzten Block in Val Crasa, Osten von Agordo). Perisphinctes sp. nov. 4. Mte. Prabello, Süden von Agordo. Perisphinetes sp. 5. Mte. Oregne (neben Mte. Prabello). Perisphinctes cf. metamorphus Neum. 6. Mte. Agnellazze (SSW von Agordo). Belemnites sp. (aus hellem Kalk, Etage zweifelhaft). Be Sitzung am 17. April. R. Hoernes. 113 Lytoceras sp. Haploceras cf. verruciferum Menegh. Perisphinctes acer Neum. ” cf. Beren Zitt. M sp. nov. 7. Mte. Colazzo a Mte. Agnellazze). Perisphinctes indet. Aspidoceras hybonotum Opp. 8. Campo torondo (SSW von Agordo). Lytoceras montanum Opp. »„ ef. munieipale Opp. „ sutile Opp. . Phylloceras Benacense Cat. 5 mediterraneum Neum. polyoleum Ben. nov. sp. cf. ptychoicum Quenst. nov. sp. cf. ptychoicum. Satyrus Font. cf. silesiacum Opp. Oppelia platyconcha Gem. Haploceras cf. Stasyezüi Zeuschn. Perisphinctes Albertinus Cat. > De - Be Se ; > colubrinus Rein. 5 cf. contiguus Cat. h cf. Geron Zitt. spee. div. Somoceras Volanense Opp. Aspidoceras cf. Avellanum Opp. L eyclotum Opp. 6 longispinum Sow. R acanthieum Opp. hybonotum Opp. : Raphaeli Opp. Aptychus depressus Voltz = umbilicatus deppressus H. v. Meyer. Aptychus latus Voltz = A. Meneghinii de Zigno. Metaporhinus Gümbeli. 9. Alpe Erera (SSW von Agordo, NNO von Feltre). Lytoceras indet. Haploceras cf. Stasyezii Zeusch. Perisphinctes indet. 10. Zwischen den Alpen Pietina und Vette piccole, NNW von Feltre. Perisphinctes Albertinus Cat. colubrinus Rein. Aptychus cf. latus Voltz. 114 Verhandlungen. Nr. 7 11. Alpe Vette piccole (N vom Mte. Lamen, NNW von Feltre). Phylloceras ptychoicum (Quenst. 12. Alpe Neva (auf ital. Territorium, östl. von Transaqua). Phylloceras saxonicum Neum. 13. Rosse alte bei Vedana (WNW von Belluno). Perisphinctes sp. 14. Campel (NO von Feltre). Phylloceras ptychoicum Quenst. Unbestimmbare Perisphincten. Aptychus latus Voltz. 15. Mte. Palma (NO von Feltre Steinbrüche, oberhalb Campel). Phylloceras indet. Perisphinctes indet. 16.. Cesio (NO von Feltre). Fragment einer Wirbelsäule mit biconcaven Wirbeln, deren Durch- messer circa 6 Um. beträgt. Aptychus Meneghinii de Zigno = Apt. latus Voltz, sehr grosses Exemplar, dessen grösste Dimension etwa 20 Cm. beträgt. Oöllyrites Friburgensis. 17. Feltre (nähere Fundortsangabe fehlt, wahrscheinlich von Cesio). Simoceras nov. Sp. Wie dieses Verzeichniss zeigt, war ich nicht in der Lage, im oberen Jura der Gegend die Niveau’s des Aspidoceras acanthicum und der Terebratula diphya von einander zu scheiden; — bemerkenswerth erscheint nur, dass ich nirgends auch nur Fragmente oder Spuren der Terebratula diphya oder einer verwandten Form in der Umgebung von Belluno und Agordo antreffen konnte, während dieselbe in den rothen Knollenkalken der Umgebung von Cortina d’ Ampezzo sehr häufig auftritt, und sich auch von westlich von Feltre liegenden Fundorten, so vom Mte. Pavion bei Fonzaso, in der Sammlung der geologischen Reichsanstalt vorfindet. Vorträge. J. v. Schroeckinger. I. Sphärosiderite von sehr hohem Mangangehalte aus Ungarn. Als „Felsöbänyit* und „Kapnicit“ erhielt ich aus Felsöbänya wiederholt, und auch aus Kapnik Mineralien zugesendet, welche “ nn ia no Ri Nr. 7 Sitzung am 17. April. J. v. Schroeckinger. 115 nichts weniger als diese gewünschten Species, sondern durchwegs Sphärosiderite waren. Die morphologischen Eigenschaften eines dieser Vorkommnisse (a), welches ich zuerst aus Felsöbänya erhielt, und Hrn. Prof. Oberberg- rath Dr. v. Zepharovitsch mittheilte, beschrieb derselbe bereits im zweiten Bande seines mineralogischen Lexicons (p. 296) so tref- fend, dass ich hier nichts beifügen kann. Ein zweites Vorkommen von Felsöbänya (b) repräsentirte sich in der Form von sehr kleinen, 1 Mm. nicht übersteigenden, schmutzig- weissen, durcheinenden Kügelchen mit concentrischer Zusammen- fügung, welche als dichter Ueberzug auf und zwischen gut auskry- stallisirten Antimonitnadeln sassen. Der dritte Sphärosiderit aus Felsöbänya (c) zeigte ebenfalls solche kleine, jedoch mehr gelbbraune Kügelchen in dichten Gruppen auf und zwischen krystallisirtem Baryt der so häufigen Form oP». Das Vorkommen von Kapnik (d) endlich bildete traubige und stalaktitische Formen mit grossen, hervorragenden Zapfen, und zeigte an den Bruchflächen deutliche, theilweise concentrisch schalige Lage- rungen von grauer und gelblicher Färbung mit nahezu achatartigem Ansehen. Die qualitativen Analysen dieser 4 Sphärosiderite, welche von Hrn. Dr. G.W. Dietrich im k. k. hüttenmännisch-chemischen Labo- ratorium ausgeführt wurden, lieferten folgendes Resultat: a b ( d Kohlensaures Eisenoxydul -53'07 46:64 62:12 56:84 Manganoxydul 44:36 3807 2776 3984 2 Kalk - : - - 115 99% 705 055 © Magnesia - - -»- 149 478 241 1:29 VER T TE RN RT ar man 0-67 99:34 99:19 89:45 10007 a und c zeigten auch noch Spuren von Kieselsäure und Thonerde. Aus der Rechnung ergeben sich hieraus die Formeln: für a 5Fe CO, + 2Mn CO, „b, e u. d 5Fe CO, + 2Mn CO,. Diese Sphärosiderite haben also einen sehr hohen Mangangehalt, welcher insbesondere auch jenen des vonBreithaupt „Oligonspath“ genannten Vorkommens von Ehrenfriedersdorf namhaft übersteigt, dessen Mangangehalt von Magnus mit nur 55'31 ermittelt worden ist. Es dürfte also die bisher nur durch den Oligonspath repräsen- tirte Gruppe der besonders manganreichen Siderite durch die hier besprochenen Vorkommnisse aus Ungarn eine wesentliche Bereiche- rung erfahren haben. U. Szmikit, ein neues Mangansulphat. Herr Bergrath Adolph Patera theilte mir vor einiger Zeit mit, dass er im Jahre 1859 ein Mangansulphat aus Felsöbänya untersucht 116 Verhandlungen. Nr. 7 habe, dessen Zusammensetzung Mn, S + 2H gewesen sei. Diese auf- fallende Formel veranlasste mich, der Sache weiter nachzugehen, und wirklich gelang es mir durch die besondere Güte des Herrn Ignaz Szmik, k. ung. Bergrathes zu Felsöbänya, einige Exemplare dieses Minerals zu erlangen. Dasselbe erscheint amorph in stalaktitischen Knollen mit trau- biger Oberfläche, zeigt unebenen, splitterig-erdigen Bruch ohne be- stimmbare Spaltungsflächen, weil eben auch im Inneren die traubig- stalaktitische Form partieenweise sich fortsetzt. Die Farbe der einzelnen intacten Knollen ist an der Ober- fläche schmutzig weiss, im frischen Bruche aber röthlichweiss und steigert sich diese röthliche Tinte bei einzelnen der inneren traubigen Partieen bis zu einem feinen Rosenroth, ähnlich jenem der lichtesten Varietäten des Rhadonites von Nagyag. Das Mineral ritzt Talk, wird von Gyps geritzt, und ist somit seine Härte 1'5, das specifische Gewicht zeigte im Mittel 3-15. Zwei gleichzeitig im mineralogischen Museum der Wiener Uni- versität durch Hrn. Prof. Dr. Schrauf, und im Probirgaden zu Pii- bram vom Hrn. Hüttenchemiker Dr. Dietrich ausgeführte chemische Analysen ergaben folgende, im Wesentlichen übereinstimmende Re- sultate: Dr. Schrauf Dr. Dietrich Proc. Proc. Schwefelsäure » +» » » 4743 4711 Manganoxydul - - » - 41:78 41:61 Wasser .'- "ll ae 10:92 1119 10013 99:91 was für beide Analysen durch Rechnung zu der Formel Mn SO, + H,O führt, welche eben 4743 Schwefelsäure, 4201 Manganoxydul und 10:65 Wasser = 100 erlangt. Ein Versuch, künstliche Krystalle aus einer Lösung zu erhalten, lieferte sehr wenig deutliche Individuen, welche jedoch immerhin tri- kline Formen, ähnlich jenen des Chalkanthits, zeigten. Diese Ana- logie erhielt einige Bestätigung dadurch, dass diese Individuen, nach Röstung gewogen, einen Wasserverlust von circa 3 Procent zeigten. Lässt man das Mineral durch einige Tage in kleinen Stücken von 1—2 Cm. an einem feuchten Orte liegen, dann färben sich die frischeren Bruchflächen etwas intensiver roth, und zeigen auf der Waage eine kleine Gewichtsvermehrung. Hieraus dürfte sich auch die Differenz im Halte von HO zwi- schen den neuen Analysen und jener des Bergraths Patera erklären, denn diese wurde 1859 an frisch aus der Grube erlangten, die neuen aber an Stücken vorgenommen, weıc..e 16 Jahre bei Hrn. Bergrath Smik gelegen waren. Das Mineral kam in bedeutender Menge zu Felsöbänya in der Privatgrube Leppen Szt.-Mihäly vor, wo es dem Bergrath Szmik auf- fiel, und von ihm zur Analyse nach Wien gesendet wurde. Leider ist die genannte Grube bereits seit Jahren gänzlich zu Bruche ge- gangen und somit von diesem Mineral, welches sich jedenfalls als u ne en nt Me FE % Nr. 7 Sitzung am 17. April. M. Vacek. 1417 ein neues Mangansulphat darstellt, ausser den wenigen, von Herrn Szmik mir zur Verfügung gestellten Exemplaren nichts’ zu haben. Da die Möglichkeit der Constatirung dieser neuen Species nur der Aufmerksamkeit des Hrn. Bergraths Szmik zu danken ist, wel- cher auch zuerst den interessanten Alunogen von Rudain entdeckte, erlaube ich mir, das neue Material Szmikit zu nennen. M. Vacek. Ueber das Kreidegebiet in Vorarlberg. Vorlage der geologischen Karte des Gebietes, Zone 16, Col. I und 11. Der Vortragende erstattete Bericht über die Durchführung der ihm von Seite der Direetion der Anstalt im verflossenen Sommer ge- stellten Aufgabe, die im Vorjahre begonnene Untersuchung über die Gliederung des Vorarlberger Kreidegebietes fortzusetzen und die geo- logische Karte des Gebietes den neueren Untersuchungs-Ergebnissen entsprechend, im Detail richtig zu stellen. Anknüpfend an .die einschlägigen älteren Arbeiten Escher’s, v. Richthofen’s und Gümbel’s machte derselbe aufmerksam auf die abweichende Aufiassung, welche insbesondere in den etwas aus- führlicher gehaltenen Schriften der beiden letzteren Forscher, anlan- gend die Deutung der untersten Kreideschichten in Vorarlberg, sich findet. Von den beiden Schichtencomplexen nämlich, welche v. Richt- hofen über dem tithonischen Auer-Kalke als Rossfelder-Schichten und Valanginien ausscheidet, vereinigt Gümbel den ersteren noch mit dem Tithon, wie diess klar aus dem Profile hervorgeht, dass derselbe vom Sattel der Canisfluhe (p. 525 d. bayr. Alp.) bringt. Die als Valanginien von v. Richthofen gedeutete Schich- tenfolge wird von Gümbel in drei Abtheilungen gebracht, von denen nur die unterste als Aequivalent des Valanginien angesehen wird, während der in erster Linie von v. Richthofen als Valanginien aufgefasste, aus mächtigen Kalk- und Sandsteinbänken bestehende Schichtcomplex, der im Liegenden der Spataugenkalke gleich- mässig die ganze tithonische Insel der Canisfluhe umsäumt, aus- drücklich (p. 528 1. c.) von Gümbel als die tiefere Abtheilung seines obersten Gliedes der Unterkreide erklärt wird. Profile aus der Umgebung der Canisfluhe, insbesondere aber Versteinerungen, welche der Vortragende theils auf dem Sattel der Canisfluhe, theils im Mellenthale im Niveau der unteren Neocom- schichten gesammelt, bestätigen die Auffassung Gümbel’s, wornach das Aequivalent der Rossfelder Schichten höher in der Schieht- folge zu suchen ist, als diess von v. Richthofen geschehen. Das häufige Vorkommen des typischen Aptychus Didayi, Belemnites latus, Terebratula diphyoides, sowie einer Anzahl für das Neoe. inf. Marcou’s charakteristischer Ammonitenformen in einem das Liegende des oben erwähnten Kalk- und Sandsteincomplexes bildenden Mergelschiefer lässt nicht leicht eine andere Deutung zu. Der Vortragende bespricht weiter auch die höheren Kreidehori- zonte, und zeigt aus jedem derselben eine grössere Anzahl charak- teristischer Versteinerungen vor. - K. k. geolog. Reichsanstalt 1577. Nr. 7. Verhandlungen. 17 118 Verhandlungen. Nr. 7 Uebergehend auf die tektonischen Verhältnisse der Gegend be- tont derselbe den innigen Zusammenhang, in welchem der Schichtenbau des ganzen Kreidegebietes mit dem tithonischen Kerne der Canis- fluhe steht, indem um ein nach allen Seiten abfallendes, hauptsäch- lich in der Richtung von Ost nach West ausgedehntes, im Süden des Kreidegebietes befindliches Hauptgewölbe, in dessen aufgeborstener Mitte der tithonische Kern zum Vorschein kommt, die nach Norden zu vorgelagerten Wellensysteme in weitem Bogen streichen, so dass die mit nordöstlichem Streichen aus der Rheinebene allmählig. empor- tauchenden Wellen im Inneren des Bregenzerwaldes rein Ost-West streichen, gegen das lllerthal zu aber deutlich aus dieser Streichungs- richtung nach Süd abweichen. Eine ausführlichere Mittheilung über den Gegenstand wird in nächster Zeit an anderer Stelle veröffentlicht. J. Gamper. Lazulith von Krieglach. Mein Vorstand, Hr. Prof. Schrauf, hat mich angeregt, das Vorkommen von Lazulith im Fresnitzgraben nächst Krieglach in Obersteiermark einer genaueren Untersuchung zu unterziehen. Dieses Object soll meinerseits Gegenstand einer speciellen mine- ralogischen Arbeit sein — dennoch glaube ich, heute schon einige Details über dieses Vorkommen angeben zu können. Die Fragen, welche sich aufdrängen bei Betrachtung dieses Phosphates in einem so alten Gestein, wie es der Thonglimmerschiefer ist, sind allenfalls folgende: Woher stammt die Phosphorsäure des Blauspathes? Ist sie zu betrachten als Auslaugungsproduct des eigent- lichen Muttergesteines, oder der unfern des Schiefers gelegenen jüng- sten Bildungen — oder ist sie vielmehr in späterer Zeit infiltrirt worden. Ausserdem ist noch zu entscheiden, ob Blauspath, Lazulith oder Klaprothin, wie er auch in mehreren mineralogischen Handbüchern benannt wird, das einzige Phosphat in der Umgebung von Krieglach ; oder sind vielmehr Amphithaelit, vielleicht auch Wagnerit, oder gar phosphorsaurer Kalk dessen Gesellschafter. Und endlich — abgesehen von allen diesen Fragen, welche nur für den Mineralogen grössere Bedeutung besitzen mögen — kann dieses Mineral, dieses im Allgemeinen seltene Vorkommen, vielleicht einen bedeutenden technischen Werth für die dortige Gegend ge- winnen. Es liegt gar nicht ausser dem Bereiche der Möglichkeit, dass unfern von Krieglach ein ausgedehnteres Lager von phosphor- säurehältigen Mineralien existirt, dessen Ausbeutung für landwirth- schaftliche Zwecke ungemein vortheilhaft wäre, — analog den so be- kannten schwedischen Apatitlagern. Die Thatsache, dass Lazulith im oben genannten Fresnitzgraben bei Krieglach auftritt, ist seit dem Jahre 1791, wo es Widtemann auffand, bekannt. Jedoch sie wurde im Verlauf der neuesten Zeit noch keiner genauen, ausführlicheren Untersuchung unterzogen, obschon in den meisten grösseren mineralogischen Sammlungen derartige Handstücke Nr. 7 Sitzung am 17. April. J. Gamper. 119 vorliegen. Dieselben lassen sich ziemlich leicht schleifen und poliren, wodurch in Folge des begleitenden Quarzits eine recht nette gitter- förmige Structur oder eine schachbrettartige Zeichnung mit schnee- weissen und himmelblauen Feldern entgegentritt. Dieses Mineral wurde — ob seiner grossen Härte, welche von der des Quarzes nur um Wenig diflerirt — für einen Amazonenstein- ähnlichen Feldspath von Beudant gehalten. Meine Beobachtungen waren insofern günstig, indem es mir ge- lang, zu constatiren, der Lazulith tritt nicht auf in losen Quarzit- blöcken, sondern in anstehendem Gestein. Bevor ich daran gehe, diesen Punkt etwas näher zu erörtern, bin ich verpflichtet, dem dortigen Oberförster, Herrn Walleck, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen ; derselbe, welcher mit den mineralogischen Verhältnissen dieser Gegend sehr vertraut ist, begleitete mich den ersten Tag nach meiner Ankunft auf meiner Ex- cursion in den Fresnitzgraben. Nachdem man die jüngsten Bildungen, die Alluvionen der Mürz passirt, führt der sanft ansteigende Fusspfad durch die tertiären Süsswasserbildungen in den Fressnitzgraben. Zwischen dem Gülk- kogel im Westen und dem Fresnitzberge östlich hat der Fresnitzbach eine Schlucht gerissen, welche sich nördlich gegen die Mürz zu öffnet. Auf den grauen, fein krystallinen Kalk, welcher mit seinen unter einem Winkel von 60—70 Grad emporgerichteten Schichten sich wesentlich an der Zusammensetzung des Höhenzuges betheiligt, dessen höchster Punkt der Teufelstein, dessen östlichster, gegen die Fresnitz zu steil abfallender Theil der Gülkkogel ist, folgt Glimmerschiefer ; dessen Schichten sind mit den Kalkschichten parallel. Die Grenze zwischen Kalk und Schiefer ist unfern eines schmalen Grabens, durch welchen ein ziemlich unbedeutender Wasserfaden der Fresnitz zufliesst. An eben dieser Grenze ist der Kalk von zahlreichen Glimmer- flitterchen durchschwärmt, hat viele Klüfte und Sprünge, welche netz- artig verzweigt und mit grobkörnigen Aggregaten von Caleitkrystallen mit vielen glänzenden Spaltungsflächen nack — '/,; R. ausgefüllt sind. Endlich ist an dieser Grenze der Kalkstein schwach gefältelt, während er andererseits an dem Profil nächst der Postmühle die deutlichste Schichtung und transversale Schieferung zeigt, in Folge dessen er ungemein leicht in parallelopipedische Stücke zerfällt. Der Thonschiefer aber führt grosse Quarzeinlagen, welche parallel zur Richtung der Cleavagen angeordnet sind. Dieser Quarzit ist theilweise schneeweiss, theilweise schmutzig grau, mit zahlreichen Glimmerflitterchen, Chloritfäden oder grösseren Stückchen weisser, chloritischer, grüner Masse durchzogen. Schon hier tritt uns entgegen eine deutliche Sonderung des Schiefers in seine Bestandtheile, dieselbe Erscheinung ist vorhanden am Ende des Grabens, an der Grenze zu der kleinen Linse von Talkschiefer, wir finden eine analoge Sonderung im Talkschiefer nahe der Spitze des Fresnitzkogels, wo eine fast klafterbreite Ader von reinem Talk abgebaut wird; man trifft sie auf dem jenseitigen Mürz- ufer, im Gmeiss des Massinggrabens, des Sommerberges, wo eine 17* 120 Verhandlungen. Nr. 7 mächtige Quarzitlage auftritt, welcher Quarz ebenfalls technisch be- nützt wird; — eine ähnliche Sonderung ist im unweit dieses Punktes gelegenen Talkschiefer, welcher von grossen @uarzadern vielfach durchsetzt ist. Endlich ist das Muttergestein des Lazulithes kein anderes, als Quarzit, welcher sich im Thonglimmerschiefer in mächtigen anstehenden Quarzitfelsen aussondert. Unweit dieser Localität ist die Schlucht um Vieles enger, im Thonglimmerschiefer des Fresnitzkogels sind solche mächtige Quarzit- lagen, wie etliche Hundert Schritt abseits von diesem Punkte; an dem Gülkkogel sind die Schichten entblösst. In dem Bett des hier sehr reissenden Baches fand ich die ersten Spuren des gesuchten Blauspathes; ein aus den Wellen emporragender Quarzfels war von einer fast zollbreiten blauen Ader durchzogen. Weitere Beobachtungen ergaben folgendes Resultat: Auf der jenseits des Grabens gelegenen Lehne des Fresnitz- kogels beginnt die blaue Lazulithader, mehrere Zoll breit. Sie setzt sich unterirdisch durch die Bergspitze hindurch fort, tritt zum zweiten Male zu Tage auf dem diesseitigen Abhange, mehrere Klafter unter- halb des Gipfels, zieht sich herab über den diesseitigen Abhang, er- scheint zum letzten Male in dem besprochenen Quarzfels des Bach- bettes; verschwindet an diesem Punkte in der Tiefe. Diese Ader streicht von NO nach SW. Bei ihrem Emportauchen auf dem diesseitigen Abhange ist sie mehr als handbreit, löst sich bei ihrem Hinabstreichen über diese Lehne in kleinere Fasern und Brocken, welche in den scheinbar losen Quarzblöcken, welche mit dem Thon- glimmerschiefer doch ein Ganzes bilden, einzeln eingesprengt erscheinen. Im Quarzitfels des Baches schaaren sich diese Partikelchen zu der fast zollgrossen Ader. Das Muttergestein des Blauspathes ist weniger reiner, weisser Quarz, als vielmehr grauer oder schmutzig weisser Quarzit, voll feiner Glimmerblättchen und weicher, rothbrauner, abfärbender Schieferpar- tieen an den blossgelegten, angewitterten Stellen, indem die Ader sich namentlich an der Contactstelle zwischen den Quarzitfelsen und dem Schiefer hinzieht. Ich war so glücklich, einen ziemlich grossen Krystall von Lazu- lith mit guten, glänzenden — 2P-Flächen auf meiner zweiten Excur- sion auf diesem Platze zu finden. Die scheinbar homogenen Quarzittheilchen sind, wie schon die schwächste Loupe hinlänglich zeigt, über und über mit Quarzkörn- chen und Glimmerblättchen verunreinigt. Verwitterte Lazulithpartieen enthalten durikelblane Partieen, zellig, zerfressen, mit Würfelabdrücken und Pyritkryställchen, welche namentlich Combinationen von Pyritoe- der und Oktaöder, mit vorherrschenden Oktaöderflächen, oder auch Combinationen von Pyrito@der mit Würfel darstellen. Für heute begnüge ich mich, auf die Thatsache hingewiesen zu haben — der Lazulith erscheint in Form einer Ader in anstehendem Gesteine. Auf die beibrechenden Mineralien, auf paragenetische Verhältnisse näher einzugehen, möge mir recht bald gestattet sein — es wird mir Se ee le u Nr. 7 Sitzung am 17. April. E. Suess. 121 diese Arbeit erwünschte Gelegenheit geben, die geologischen Verhält- nisse dieser Gegend noch genauer zu studiren; es wird sich mir daselbst die erwünschte Gelegenheit bieten, über die dortigen Braun- kohlen führenden, tertiären Süsswasserschichten nähere Aufschlüsse zu geben. Die nöthigen Angaben über die Versuche, in der nächsten Umgebung von Krieglach Braunkohlen zu gewinnen, hat mir bereit- willigst Herr Vietor Dulnig, Verwalter des dortigen Eisenwerkes mitgetheilt, wofür ich ihm hier ebenfalls meinen wärmsten Dank aus- spreche. Literatur-Notizen. F. v. H. Eduard Suess. Die Zukunft des Goldes. Wien 1877. Eine bedeutsame Arbeit, die nach verschiedenen Richtungen hin die all- gemeinste Aufmerksamkeit zu erregen geeignet erscheint, liegt in diesem neuesten Werke unseres hochverdienten Freundes vor uns, dessen rastlose, vielseitige und überall erfolgreiche Thätiskeit in der That Bewunderung hervorruft. Der Hauptzweck der Schrift ist die Lösung einer überaus wichtigen finanz- politischen Frage, der neuerlich von Berufenen und Unberufenen so viel bespro- chenen Währungsfrage. Nicht diese selbst aber ist es, die uns Anlass bietet, die Arbeit an diesem Orte zu besprechen; uns berührt nur das reiche geologische und montanistische Material, welches hier der Naturforscher zusammengetrager, gesichtet und mit unübertrefflicher Klarheit zu einer zusammenhängenden Darstellung ver- einigt hat, um dem Politiker die Anhaltspunkte zu bieten zu auf sicherer Grundlage ruhenden Folgerungen für seine Stellung in dem heissen Streite um Gold-, Silber- oder Doppel-Währung. Je seltener man aber versucht hat, Aufgaben, welche bis- her als die alleinige Domäne der Staatswissenschaften betrachtet wurden, vom natur- historischen Standpunkte aus zur Lösung zu bringen, um so mehr wird man sich geneigt finden, die hohe Bedeutung eines solchen Versuches in der vorliegenden Arbeit zu würdigen. Dieselbe gibt eine auf ausserordentlich reiches Literatur-Materiale gestützte eingehende Darstellung der Verhältnisse des Vorkommens, der Geschichte der Pro- duetion, und der gegenwärtigen Verhältnisse der Gewinnung der Edelmetalle, und zwar vor Allem des Goldes auf der ganzen Erdoberfläche. Nach einem Abschnitte, welcher der theoretischen Erörterung der Bildung und Umbildung der Lagerstätten der Edelmetalle gewidmet ist, folgen die Abschnitte: Gold im westlichen Nord- amerika, — Silber in Mexiko, — Silber und Gold im westlichen Südamerika, — Gold im östlichen Amerika, — in Europa, — in Russisch-Asien, — in Australien und Neu-Seeland, — und in Afrika. Von der überwältigenden Menge von Beobachtungen und Thatsachen, welche hier zusammengestellt sind, einen Auszug zu geben, ist vollkommen unthunlich ; wir müssen uns darauf beschränken, einige der Folgerungen hervorzuheben, welche der Verfasser in dem Abschnitte „Die Zukunft der Production“ aus dem Voran- gehenden zieht. Die weitaus grössten Mengen von Gold, welches der Mensch seinen Zwecken dienstbar machte, stammt aus dem Schwemmland und ist Waschgold: die Gewin- nung hier ist aber der Natur der Sache nach nirgends eine nachhaltige; die Lager- stätten, unmittelbar nach ihrer Entdeckung oft die fabelhaftesten Reichthümer dar- bietend, gehen stets einer sehr baldigen Erschöpfung entgegen; weit über die Hälfte jener Gebiete, welche auf der Erdoberfläche Waschgold lieferten oder zu liefern ver- mögen, ist heute schon völlig ausgebeutet. — Die Goldgewinnung aus Gängen ergab bisher nicht mehr als etwa den zehnten Theil des überhaupt gewonnenen Goldes. Von diesem aber wurde wieder die weitaus überwiegende Menge auf Bergbauen ge- wonnen, die zugleich in gleichem oder noch grösserem Werthe Silber liefern, und grossentheils zum Erliegen kommen müssten, wenn sie auf den Ertrag des Goldes allein angewiesen wären. — Viel mehr als die Hälfte der mit den bisherigen Mit- 192 Verhandlungen. Nr. 7 teln erreichbaren Menge des Goldes ist bereits durch die Hand des Menschen ge- gangen, und der Zeitpunkt ist unausweichlich, in welchem, und zwar voraussichtlich nach wenigen Jahrhunderten, die Goldproduetion sich dauernd und in ausserordent- lichem Maasse verringern wird, und dieses bei fortwährend zunehmender Seltenheit nicht mehr im Stande sein wird, seine bisherige wirthschaftliche Stellung zu be- haupten. Ganz anders sind die Verhältnisse in Betreff des Silbers. Die Hauptmasse desselben wird auf Gängen von nachhaltigem Adel gewonnen, die Production ist eine viel stetigere, und lässt eine Abnahme vorerst nicht besorgen. Noch sei es schliesslich gestattet, einer Ansicht des Verfassers von localer Bedeutung für uns zu gedenken. Er meint, dass bei intelligenter Leitung die Berg- baue von Schemnitz noch einer bedeutenden Zukunft entgegengehen können, und dass die Goldproduction in Ungarn überhaupt jetzt noch als hoffnungsreich be- zeichnet werden dürfe, und einer Steigerung fähig sei. Dass in dem ganzen Werke vielfach auch theoretisch-geologische Fragen be- rührt werden, bedarf bei der Stellung, welche der Verfasser in unserer Wissenschaft einnimmt, kaum einer besonderen Erwähnung. Auffallend in dieser Beziehung war es uns, die, wie wir meinten, nur in seltenen Ausnahmsfällen zulässige Hypothese von der Füllung der Erzgänge mit Edelmetallen durch Sublimation als für die mei- sten Vorkommen gültig bezeichnet zu sehen. Der Geologe und der Bergmann werden unzweifelhaft gleich viel Belehrung aus der nnuesten Studie unseres berühmten Fachgenossen schöpfen, wie der Staats- mann, — möge der Letztere in vollem Umfange die hier. gegebenen Daten berück- sichtigen. E. Boficzky. Ueber Perowskit als mikroskopischen Gemengtheil eines für Böhmen neuen Olivingesteins, des Nephelinpikrites (Sitzung d. math.-naturw. Ol. d. k. böhmi- Akad. der Wiss.). Die Gesteine, die der Hr. Verfasser als Nephelinpikrit bezeichnet, fanden sich in einer im böhmischen Museum befindlichen, mit Etiquetten von Zippe's Hand- schrift versehenen Sammlung von Basaltgesteinen mit der Bezeichnung: Basalt vom Fuss des Devin bei Wartenberg, vom Crassaberg bei Crassa (unweit Wartenberg), und vom Storkaberg unterhalb Svetlä am Fusse des Jeschken, anfangs der Teu- felsmauer. Alle drei Gesteine haben Basalt-ähnliches Ansehen, stehen aber namentlich durch ihren bedeutenden, nahe die Hälfte der Masse erreichenden Gehalt von Olivin dem Pikrit am Nächsten. Von letzterem wieder unterscheiden sie sich durch den Gehalt von mindestens 12 Procent Nephelin. Weiter führen sie ein Biotit-ähnliches Mineral, Magnetit, Apatit, ein grösstentheils mit Kalkcarbonat imprägnirtes Cement, endlich 3—6 Procent einer titansauren Kalkverbindung, die mit Chrompiecotit ge- mengt, in der Form mikroskopischer Kryställchen ziemlich gleich vertheilt ist und von dem Verfasser als Perowskit bestimmt wird. Ueber die Details der interessanten Mittheilung müssen wir auf diese selbst verweisen. Lhöczy, Ludwig, Echinoiden aus den Neogen-Ablage- rungen des weissen Körösthales. (Separ. aus dem 1. Heft der „lermöszetrajzi Füzetek. In den Neogenschichten bei Falmenes und Kresztamenes im Thale der weissen Körös sammelte der Verfasser bei 100 Arten von Fossilien; unter denselben befinden sich, und zwar aus dem Leithakalke des erstgenannten Fundortes, die folgenden Echinoiden: Psammechinus ef. monilis Derm. Echinolamp. hemisphaericus Goldf. Echinus cf. dux Laube. Schizaster Karreri Laube. Seutella Vindobonensis Laube. Echinocardium intermedium n. sp. Clypeaster intermedius .Desm. Nr. 7 Sıtzung am 17. April. S. Roth. G. A. Piron, 123 Die letztgenannte neue Art findet sich auch zu Bia im Pester Comitat; sie, sowie einige der anderen Formen sind auf einer lithographirten Tafel sehr gut ab- gebildet. Samuel Roth. Die eruptiven Gesteine des Fazekas- boda-Moragyer-Gebirgszuges. Sep. aus dem IV. Band der Mittheilungen aus dem Jahrbuche der k. ungarischen geologischen Anstalt. Unter diesem Titel gibt der Verfasser eine eingehende Schilderung der geo- logischen Verhältnisse und der petrographischen Beschaffenheit der auf den bis- herigen Karten schlechtweg als Granit bezeichneten Gesteinspartieen, welche dem Fünfkirchener Gebirgsstock im Südosten vorstehen. Die Gesteine, welche unter- schieden werden konnten, ihrem relativen Alter nach geordnet, sind: Gneissgranit, Orthoklas-Oligoklas-Granit, Orthoklasgranit, endlich, den Granit in Gängen durch- brechend, ein dunkles Gestein, welches als Diabas-Diorit bezeichnet wird, und wel- ches in einer amorphen Glassubstanz als Grundmasse Plagioklas, Amphibol, Augit, Magnetit und farblose Mikrolitlie ausgeschieden enthält. G. A. Pirona. Sopra una nuova specie di Radiolite. M. E. del R. Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti. Con tavola. Der Verfasser, welchem die Literatur über Rudisten schon mehrere wichtige Beiträge verdankt, "beschreibt hier eine neue Form unter dem Namen Radiolites forojuliensis, welche nach ihrem inneren Baue sich an die Gruppe des Radiolites crateriformis und des Rad. Jouannetti Desmoul,. anschliessen würde, von welchen Arten sie aber, was die äussere Form anbelangt, sehr weit verschieden ist. Leider ist der Erhaltungszustand des bisher einzigen Exemplares ein derartiger, dass wohl die Auffindung besserer Grundstücke wird abgewartet werden müssen, ehe man sich über die verwandtschaftlichen Beziehungen dieser Form ein vollkommen sicheres Urtheil wird bilden können. Das Exemplar stammt aus den „pseudocretaeischen“ Kalkbreceien des unteren Eocäns vom Monte Subit in der Provinz Udine, wo es in Gesellschaft von Hippurites cornuvaccinum Bronn, Hipp. organisans Montf. und Hipp. polystylus Pirona gefunden wurde, K.B. G. A. Piroüe. La provincia di Udine sotto Va- spetto storico naturale. Udine 1877, 62 Seiten. Diese Schrift enthält eine Schilderung der Provinz Udine in topographischer und orographischer, in floristischer und faunistischer, ganz insbesondere aber in geologischer Hinsicht. Es kann natürlich hier nicht auf die reichen Details ein- gegangen werden, welche beweisen, dass die Provinz Udine zu den in geologischer Beziehung interessantesten Theilen von ganz Italien gehört, unzweifelhaft aber die interessanteste der venetianischen Provinzen ist, unter welchen zwar, wie der Ver- fasser hervorhebt, manche, dem Geologen einzelne besser entwickelte Horizonte oder auch reichere Faunen und Floren darbieten, von denen aber wohl wenige eine so regelmässige Schichtfolge aufzuweisen haben. Der Verfasser geht nun ein in die Einzelheiten der Entwicklung der aufeinander folgenden Formationen, des Carbon und Perm, der vor Allem wohlvertretenen Trias, des weniger allgemein auftretenden Lias und Jura, der vorzüglich in Rudistenkalkfacies ausgebildeten Kreide, der Ter- tiärablagerungen und schliesslich der Glaeialbildungen, und schliesst mit einer kurzen Betrachtung der Erzlagerstätten, der fossilen Brennstoffe und der Mineralquellen der Provinz. Mit besonderem Nachdrucke wird die merkwürdige Verschiedenheit in der Ausbildung der jüngeren mesozoischen Formationen vom Lias aufwärts, welche zu beiden Seiten der Piave-Linie sich geltend macht, betont, und der Verfasser meint, wenn einerseits die Verschiedenheiten in der Entwicklung der älteren Formationen in den beiden benachbarten Provinzen Udine und Belluno noch durch Bruchlinien erklärt werden mögen, wenn andererseits während der Triasperiode die Entwicklung 124 Verhandlungen. Nr. 7 der Ablagerungen diess- und jenseits der Piave eine nahezu identische ist, woraus man wohl auf gleiche Ablagerungsverhältnisse schliessen dürfe, so sei gewiss auch der Schluss berechtigt, dass während der Jura- und Kreide-Epoche diese Bedin- gungen auf den verschiedenen Seiten der Piave-Linie sehr verschiedene gewesen sein müssen. Es sei ferner hervorgehoben, dass die Beschreibung einer unteren Tithon- fauna vom Typus der Faunen von Innwald, vom Plassen und von Palermo ange- kündigt wird, welche demnächst in den „Memorie del .R. Istituto Veneto“ erscheinen wird. Sie stammt aus den Kalken von Polcenigo und ist die bisher einzige dieser Art aus den venetianischen Alpen. Der Verfasser gibt ein vorläufiges Verzeichniss der 70 Arten, aus welchem zu entnehmen, dass diese Fauna fast ausschliesslich aus Nerineen besteht, während Cephalopoden und Brachiopoden so gut wie ganz fehlen. Unter der Liste der marinen Miocänmollusken führt der Verfasser auffallender Weise auch Melanopsis Martiniana und Congeria cf. subglobosa auf. Auf einen kleinen Irrthum bezüglich der Altersstellung des Wiener Sandsteins (p. 49) sei hier nur ganz nebenbei hingewiesen. Es ist diese Arbeit nicht nur für die Kenntniss des darin beschriebenen Ge- bietes, welches zum ersten Male als Ganzes behandelt erscheint, sondern auch für die angrenzenden Theile der österreichischen Alpen gewiss von hervorragendem Interesse. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothanthunmäträsse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. a Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 8. Mai 1877. Inhalt. ‚Vorgänge an der Anstalt. Plan für die diessjährigen Aufnahmen. — Einge- sendete Mittheilung. Dr. M. Neumayr, Ueber einen Conglomeratgang im Karpathensand- steine. — Vorträge. J.v. Schroeckinger, I. PoSepnyt, ein neues Harz aus Californien. -II. Fluorit, als neues Mineralvorkommen in dem Quecksilberbergwerke zu Idria.. J. Gamper, Studien über Labradorite von Kiew. J. Gamper, Anorthit vom Monzoni. C. v. Hauer, Der artesische Brunnen in Gaudenzdorf. H. Wolf, Aufnahmen in Podolien. Dr. G. A. Koch Erläu- terungen zur geolog. Aufnahmskarte des Selyrettagebietes. -Literatur-Notizen. K. A. Zitt el F. Römer. — Berichtigungen. : NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Vorgänge an der Anstalt. Plan für die diessjährigen Aufnahmen. Wie in den vorhergehenden Jahren, werden sich die Detail- untersuchungen auch in dem gegenwärtigen nach zwei Richtungen erstrecken, indem einerseits (1. und 2. Section) die Arbeiten in Tirol, andererseits (3. Section) diejenigen in Galizien fortgeführt werden sollen, und zwar in folgender Vertheilung: I. Section. Chefgeologe Hr. k. k. Oberbergrath Dr. G. Stache, Sectionsgeologe Hr. F. Teller; dieselbe soll die Aufnahme des Blattes Col. IH, Sect. 20 vollenden, das ganze Blatt Col. IV, Sect. 18 auf- nehmen, und die Aufnahme des Blattes Col. III, Sect. 21 beginnen. Hauptaufgabe dieser Section ist hiernach die Untersuchung der kry- stallinischen Gesteine der Centralkette zu beiden Seiten des Vintsch- gau zwischen Oetzthal und Veltlin. II. Section. Chefgeologe Hr. k. k. Bergrath Dr. E. v. Moj- sisovics, Sectionsgeologen Hr. M. Vacek und Hr. A. Bittner. Dieselbe hat im Gebiete der Sedimentgesteine der südlichen Neben- zone den hieher gehörigen Theil des Blattes Col. V, Sect. 19 aufzu- nehmen, die bereits begonnenen Blätter Col. V, Sect. 20 u. 21 fertig K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 8. Verhandlungen. 18 126 Verhandlungen. Nr. 8 zu bringen, endlich die Blätter Col. V, Sect. 22 und Col. IV, Sect. 23 aufzunehmen. Es sind diess die Gegenden von Bozen, Borgo, Sette communi, Avio, Val d’Agno etc. III. Section. Sectionsleiter Hr. k. k. Bergrath C. M. Paul, Sectionsgeologen Hr. Dr. E. Tietze und Hr. Dr. OÖ. Lenz. Dieselbe hat die Aufnahmen in Ostgalizien fortzuführen, und zwar die bereits begonnenen Blätter Col. XXXII, Sect. 11, Col. XXXH, Sect. 11, Col. XXXI, Sect. 11, und Col. XXXI, Sect, 12 zu vollenden, und die Blätter Col. XXX, Sect. 12, Col. XXX, Sect. 11, Col. XXIX, Sect. 1r, sowie die 4 Blätter Sect. 10 der Col. XXIX bis XXXI aufzunehmen. Es sind diess die südlich von Stanislau gelegenen Theile der Kar- pathen und deren Vorhügel. Der Vicedirector der Anstalt, Hr. k. k. Bergrath D. Stur, wird auch in diesem Jahre seine Studien über Steinkohlenfloren fortsetzen. Eingesendete Mittheilung. Dr. M. Neumayr. Ueber einen Üonglomeratgang im Karpathensandstein des Unghvarer Comitates in Ungarn. Im Jahre 1859 schilderte Hr. Hofrath F. v. Hauer!) einen sehr auffallenden Conglomeratgang, welcher den eocänen Karpathensand- stein (Magurasandstein) vertical durchsetzend bei O-Szemere, östlich von Pereczen im Unghvarer Comitate in Nord-Ungarn auftritt. Zehn Jahre später hatte ich als Sectionsgeologe der geologischen Reichs- anstalt bei den Detailaufnahmen in jener Gegend Gelegenheit, das- selbe sonderbare Vorkommen zu sehen, und gab damals einige wei- tere Daten über dasselbe.?) Besonders räthselhaft schien mir, dass die Schichtflächen des Sandsteines durch den Conglomeratgang durchgehen und sich in diesem, wenn auch schwächer als im Sandsteine, so doch vollständig deutlich verfolgen lassen. Ich schloss daraus, dass dieser etwa 5 Fuss mächtige Gang nicht die spätere Ausfüllung einer Kluft durch Quarz- gerölle darstellen, sondern gleichzeitig mit dem Sandsteine gebildet sein müsse. Es lässt sich nicht leugnen, dass eine solche Deutung an ent- schiedener Unwahrscheinlichkeit leidet; es lässt sich kein annehm- barer Grund finden, warum mitten in einem feinsandigen Sedimente auf einer sehr schmalen Strecke sich nur nussgrosse Kiesel hätten. ablagern sollen. Vollends ist nicht zu begreifen, dass die Zufuhr von grobem und feinem Material auf gleichgrossem Raume in derselben Zeit die gleiche gewesen wäre, wie das offenbar aus dem Durchsetzen der Schichtflächen durch den Gang gefolgert werden müsste. Solche scharfe Widersprüche liessen mich oft über diesen Fall nachgrübeln, ob sich das Durchgehen der Schichtfugen durch den Gang nicht doch !) Jahrbuch der geol. R.-A. 1859, p. 426. ?) Verhandlungen der geol. R.-A. 1869, p. 216. Nr. 8 Sitzung am 8. Mai. Dr. M. Neumayr. 127 mit der Annahme einer späteren Ausfüllung durch Rollsteine ver- einigen lasse, bis mir eine zufällige Bemerkung den Schlüssel des Räthsels zu liefern schien. Zur Trottoirpflasterung werden in München vielfach quadra- tische Steinplatten von etwa 1 Fuss Seite verwendet, welche in der Weise in Reihen gelegt werden, dass die Fugen zwischen je zwei Platten einer Reihe an die Mitte von Platten der beiden angrenzenden Reihen stossen. Wenn nun eine solche Pflasterung längere Zeit liegt, so zerspringt | ein grosser Theil der Platten, und zwar fast ausnahmslos in der Weise, wie sie auf der —— _— beistehenden Zeichnung angegeben ist, so nämlich, dass der Riss mitten durch eine Platte durchgeht und die Stellen mit ein- ander verbindet, an welchen zu beiden — —— Seiten die Fugen zwischen den Nachbar- Ben.” platten anstossen. Die Erklärung dieser Erscheinung ist naheliegend; die einzelnen Platten sind nicht absolut gleich gross und gleichartig TR er Ato8 gelegt, und bei deren Ausdehnung durch die Wärme wird jede derselben durch die vier seitlich anlagernden Nachbarplatten in ihren beiden Hälften eine ungleiche Pressung erleiden, so dass end- lich längs der Linie, an welcher diese Spannungsdifferenz sich gel- tend macht, ein Bruch eintritt. Genau denselben Verhältnissen ist der den diekbankigen Sand- stein durchsetzende Conglomeratgang ausgesetzt; die beiderseits anstossenden Schichten dehnen sich in der Sonnenwärme aus, und eine Ungleichartig- keit der Expansion findet hier bei nicht vollständiger Homogenität des Materials, bei dem stellenweisen Vorhandensein einer vor Temperaturunterschieden schützenden Vege- tationsdecke u. s. w. in hervorragendem Maasse statt. Der Gang ist daher in seinen einzelnen Abschnitten einer verschiedenen Spannung ausgesetzt, und in Folge dessen erleidet er in derselben Weise Brüche, wie die oben geschilderten Pflasterplatten, d. h. es entstehen secundäre Klüfte, welche je zwei Schichtfugen der anstossenden Sandsteine mit einander verbinden. In dieser Weise erklärt sich die scheinbar widerspruchsvolle Beschaffenheit des Ganges in natürlicher Weise, und kann eine spä- tere Ausfüllung der Spalte durch Rollsteine, trotz des Durchsetzens der Schichten, angenommen werden. o° © oo o? © \ 18* 128 Verhandlungen. Nr. 8 Vorträge. J. v. Schroeckinger. I. PoSepnyt, ein neues Harz aus Californien. Der Montangeologe des k. k. Ackerbauministeriums, Hr. Mini- sterial-Vicesecretär Franz PoSepny, hatte die Freundlichkeit, mir nach seiner Rückkehr vom Besuche der Centenialausstellung in Phila- delphia eine Suite von Mineralien aus New-Jersey, Michigan und Californien mitzutheilen. Hierunter war auch ein sehr interessantes Erdharz, welches Herr PoSepny in der Great-Western-Quecksilbermine in Californien gesammelt hatte. Diese Quecksilbergrube liegt am südwestlichen Ende der Lake County, am Ostgehänge der Mayacamaskette, welche einen Zweig der Coastrange, des californischen Küstengebirges, bildet, und durch vul- canische Massen von Basalt, Bimsstein und Obsidian ausgezeichnet ist. Der die Mayacamas beherrschende Mte. Helena (1324 Meter) wird für einen noch nicht lange erloschenen Vulcan gehalten, und beide Abhänge der Mayacamas haben mehrere Thermen und Solfa- taren, westlich aber die so hochinteressanten Geysirs. Die Umgegend der Great-Westerngrube führt glimmerigen Sand- stein und Mergel, halbkrystallinischen Glimmerschiefer, undeutlichen Serpentin, ein melaphyrartiges Gestein, Perlit und Obsidian mit einem breiten Streifen von Quarzklippen, welcher gegen NW streicht, und in welchem nebst andern Quecksilberwerken eben auch die Great- Westernmine liegt. In der Grube selbst bemerkte Herr Posepny ein Netzwerk von Quarz- und Zinnoberklüften, den Cinnabarit selbst aber nicht nur im Quarz, Perlstein und Obsidian eingesprengt, sondern auch in selbst- ständigen Klüften, in deren einer dieses Erz einen Meter mächtig anstand. Aus diesen Quarz- und Zinnoberklüften quillt nun ein Erdöl, welches darin als Harz theils gallertartig verdickt, theils erhärtet, den Hohlwänden plastisch sich anschmiegend, in Platten, Knollen, Zapfen von verschiedener Consistenz und Farbe erscheint. Hr. PoSepny vermuthete gleich an Ort und Stelle, dass dieser Harzbildung ein Oxydationsprocess zum Grunde liege, und diese Vor- aussetzung wurde durch die von mir veranlasste nähere Untersuchung bestätigt. Wie schon früher bemerkt, sind Farbe und Consistenz dieses Harzes sehr verschieden. Auf einem und demselben Knollen zeigt sich die Hauptmasse von schmutzig lichtgrüner Farbe und grosser Härte, während auf und in derselben weisse, paraffinartige, sehr spröde und braungelbe bis schwarzbraune, gallertartige und stark poröse Theile eingelagert sind, welch letztere sich theilweise zwischen den Fingern zerreiben lassen. Alle diese Partikeln verbrennen mit russender Flamme und bituminösem Geruche, die weissen schmelzen und tropfen wie Wachs; sobald jedoch die Einwirkung der Flamme aufhört, tritt sogleich wieder die frühere Consistenz ein. Nr. 8 Sitzung am 8. Mai. J. v. Schroeckinger. 129 Das specifische Gewicht beträgt 0'85 bis 0'95. Bei der chemischen Analyse, welche vom Herrn Hüttenchemiker Dr. G. W. Dietrich in Pfibram ausgeführt wurde, lieferte die trockene Destillation zuerst Wasser, hierauf ein dickflüssiges, paraffın- hältiges Product, wie Schieferöl, worauf erst der Rest zu einem schwarzbraunen, klebrigen Harze schmolz. Durch kochende Salpeter- säure wurde die Färbung rothbraun, in Aether, Terpentinöl und Schwefelkohlenstoff erfolgte theilweise Lösung, und beim Verbrennen blieben 0'13 Proc. Asche; der Gehalt an bituminösem Wasser betrug 42 Proc. Es gelang, das Harz mittelst Aether in zwei Partieen zu zer- legen, deren eine viel sauerstoffreicher war, während in der zweiten die Kohlenwasserstoffe vorherrschten, und nur geringe Mengen O ent- hielten, welche in den im Aether nicht löslichen Partieen zurück- geblieben waren. Die ätherische Lösung hinterliess beim Verdampfen eine dick- flüssige, gelbbraune Masse mit ungemein feinen, glänzenden Krystallen in Nadel- und Schuppenform. Diese Masse war leicht schmelzbar, wurde durch Salpetersäure höher oxydirt, durch Kalilauge aber theil- weise verseift. Auch wurde in dieser ätherischen Lösung noch ein Gehalt von 0'237 Proc. Stickstoff gefunden, und es reiht sich dasselbe jedenfalls unter die sauerstoffhältigen Hydrocarbonate. Die Analyse ergab 1. für die ätherische für den ungelösten Lösung Rückstand RN 71'84 Proc. 8427 Proc. 15 Er Er Ve RE IT 435 0”: 1 Ge EN ag: 100:00 Proc. 10000 Proc. Diess gibt für 1 die Formel 022 H 36 O4, nämlich ; Gefunden Berechnet GC. . 7184 WIENER, H : 9.95 H36 = 36 = 79:89 01821 OA 64 040139 Bei dem Zerschlagen eines grösseren Stückes zeigte sich in einer kleinen, vor Luftzutritt geschützten Kluft ein besonders dunkel- gefärbter, weicher, plastischer Harzpartikel von ganz abweichendem Aussehen, dessen specifisches Gewicht 0'95 betrug, und dessen Ana- lyse die Formel ©8515, H13°92 mit etwas O, also eine ganz 0zo- keritähnliche Zusammensetzung ergab. Wird nun erwogen, dass Paraffın, über 140° erhitzt, Sauerstoff aufnimmt und sodann, mit Alkohol gekocht, eine dunkelbraune Sub- stanz zurücklässt, deren Zusammenhang C 700, H10'2, 0198 ist, und vergleicht man diese Formel mit jener unseres extrahirten cali- fornischen Harzes (C71'84, H9'95, 01821), so ergibt sich die 130 Verhandlungen. Nr. 8 Bestätigung von Hrn. Po$Sepny’s ursprünglicher Vermuthung, dass es sich hier um ein durch höhere Oxydation entstandenes neues Product handelt. Ich erlaube mir daher, dieses neue californische Harz „PoSep- nyt“ zu nennen. I. Fluorit, als neues Mineralvorkommen in dem Quecksilberbergwerke zu Idria. Die Quecksilbergruben in Idria sind sehr arm an Gang-Minera- lien, und es waren als solche neben dem Zinnober bisher nur Pyrit, Dolomit und Calcit bekannt. Ich war daher angenehm überrascht, als ich vor einigen Monaten aus Idria einige Stücke von Lagerschie- fern erhielt, welche Ueberzüge von Fluorit mit eingesprengtem Cinna- barit zeigten. Dieser Fluorit bildet kaum 0'’5 Mm. dünne Krusten auf einem dunkelgrauen, fast schwarzen Schiefergesteine, enthält Cinnabarit in zarten Punkten eingesprengt, ist aber zumeist auch von ebenso dünnen Dolomit- und Calcitkrusten begleitet. Der nähere Fundort in der Grube war bei den ersten Exem- plaren nicht bezeichnet, weil die Stücke beim Zerschlagen von Wänden in der Scheidstube gewonnen waren, doch liegen mir jetzt auch hier- über folgende Mittheilungen des k. k. Oberbergrathes M. Lippold.vor. Die Fundstelle des Fluorits liegt am Grubenhorizonte Haupt- feld, NNO von der „„aufsteigendes Lager B“ genannten Abbaustrasse am Guglergesenke. Dieses Lager gehört der oberen Trias (Wengener- Skonza-Schichten) an und besteht aus schwarzen, bituminösen, zum Theil sandigen Schiefern, und aus zwischenlagernden, dunklen, bitu- minösen, krystallinischen Dolomiten. Sowohl die Schiefer (hier „Lager- schiefer“ genannt), als die Dolomite sind nach allen Richtungen sehr stark zerklüftet und die Seitenflächen dieser Klüfte häufig mit weissem, krystallisirtem Dolomit und theilweise mit krystallinischem Cinnabarit und Fluorit belegt und ausgefüllt. Die beiden letzteren Mineralien scheinen nur nach bestimmten Richtungen aufzutreten, es herrscht bald das eine, bald das andere vor, keines jedoch in grossen Mengen. In einzelnen Klüften kommen Dolomit, Cinnabarit und: Fluorit zu- sammen vor, was auf Gleichzeitigkeit ihrer Bildung mittelst Infiltra- tion schliessen lässt. Ist auch vom Standpunkte des Mineraliensammlers der morpho- logische Habitus dieses Fluorites nach Massgabe der bisherigen Funde weniger interessant, so erschien mir dieses Vorkommen doch in topo- graphischer und pargenetischer Hinsicht wichtig genug, um dasselbe hier zur Vorlage zu bringen. J. A. Gamper. Studien über Labradorite von Kiew. Der Labradorfels mit eingesprengter Hornblende bildet die grosse Masse des Trojakagebirges, welches die rechte Seite des oberen Jeko- thales, etwas nördlich von Brota Banya, bildet (Cotta, Jahrbuch der geol. R.-A. 6. 127). Aus den Arbeiten von Cotta in der Bukowina, wie aus den Bar Nr. 8 Sitzung am 8.Mai. J. Gamper. 131 Beobachtungen von Seite Barbot’s in Cherson und Volhynien, von Theophilactov in Kiew ist das Vorhandensein einer südrussischen Labradoritzone ersichtlich, welche sich von den österreichischen Gren- zen in der Bukowina bis zum Dniepr erstreckt. !) Theophilactow beschreibt in seinem Werke „Ueber die kry- stallinen Gesteine von Kiew, Podolien und Volhynien“ das Labra- doritgestein dieser Gebiete sehr ausführlich und unterscheidet zwei Varietäten, weiche aber nicht durch eine ganz scharfe Grenze von einander getrennt sind. Die eine Abart nennt er porphyritisch, indem in der dunklen Grundmasse grössere Labradorfeldspath-Krystalle vor- handen sind — die zweite bezeichnet er als granitisch-grosskörnig. Diese beiden Varietäten berühren sich in horizontaler Richtung; bilden also nicht — wie ehedem Seguet meinte — eine obere und eine untere Etage, welche scharf von einander getrennt wären. Se. Exc. Hr. Prof. Theophilactov hatte die Freundlichkeit, am Ende des vorjährigen Sommers an das mineralogische Museum der Wiener Universität eine Serie von Labradoritgesteinen und von grobkörnigen Graniten, welche für die südrussischen Gegenden charak- teristisch sind, zu senden. Er theilte in einer Unterredung mit meinem Vorstande, Hrn. Prof. Schrauf, mit, dass er sich bereits seit längerer Zeit mit einer grösseren Arbeit beschäftige, welche die Untersuchung der südrussischen Granitvorkommen bezweckt. Er sprach endlich den Wunsch aus, dass die seinerseits ein- gesendeten Stücke im Laboratorium des Wiener mineralogischen Mu- seums einer genauen, mineralogisch-chemischen Untersuchung unter- zogen werden sollten. Bevor ich beginne, meine Beobachtungen auf diesem Gebiete zu besprechen, glaube ich, nicht mit Unrecht einige geographische Notizen über die Localität des mir zugewiesenen Materiales anführen zu dürfen. Der Labradorfels, das dominirende Gestein, ist in der Umge- bung von Bohatzky Chutor, nicht weit von Goroditsche, von einem Meter breiten Granitgang durchsetzt, welcher zahlreiche Apophysen in das Nachbargestein Labradorit aussendet; diese trennen sich sehr häufig von dem Hauptgange, Der Fundort Goroditsche liegt 10 Meilen ab von Kiew, 39° östlicher Länge und 49° 15‘ nördlicher Breite, auf den Meridian von Paris bezogen. Eine zweite Localität der beschriebenen Granit- partieen sind mehrere Punkte am Rosjfluss. In denselben mündet, 6 Werst von Goroditsche entfernt, die Olschanka; beide vereint fliessen dem Dniepr zu. Nordwestlich von diesem Flusssystem sind jüngere tertiäre Bil- dungen. Meine Beobachtungen an den Handstücken dieser genannten Fundorte erwiesen, dass, abgesehen von der reichen Auswahl acces- sorischer Mineralien, unter welchen der Topas das wichtigste ist — im Labradorit, wie im Granit — sehr auffallende und ungewöhn- 1) Die westliche Begrenzung des in Rede stehenden Vorkommens bleibt wohl noch ziemlich weit östlich von der österreichischen Grenze. D. R 132 Verhandlungen. Nr. 8 liche Associations-Erscheinungen von Feldspathen vorliegen. Nament- lich diese letzteren Phänomene verdienen um so grössere Aufmerk- samkeit, indem nur sehr wenig analoge Fälle bekannt sind. Mehrere Stufen unter der mir vorliegenden Serie der grobkör- nigen Granite verdienen in paragenetischer Hinsicht eine besondere Beachtung. Ausser dem accessorischen Turmalin, welcher nicht nur in dünnen, strahligen Nadeln, sondern auch in derben Brocken auftritt, erscheint als wichtiger Bestandtheil des Gesteines Topas. Die topas- führenden Stücke erscheinen immer an dem Saalbande, hart an der Grenze zwischen Granit und Labradorfels — jene Association von Topas und Labrador verdient besondere Beachtung. Er tritt zum Theil auf in grünen, krystallähnlichen, zerfressenen Partieen, auch sind im Gestein grössere Hohldrücke nach Topaskrystallen enthalten. Auf einem Handstücke ist ein der Quere nach von einer Biotit- tafel halbdurchwachsener, 2 Centimeter grosser Topaskrystall mit den guten, glänzenden Flächen 110, 210 und der schmalen End- fläche 100. Das zellige, zerfressene Topasstück einer anderen Stufe ist zum Theil von einer Quarzgeneration durchsetzt, durchdringt aber selbst auf das Innigste die Fugen und Zwischenräume einer zweiten Quarz- generation. Nach dem fleischrothen Feldspath betheiligt sich am meisten Quarz an der Zusammensetzung dieses grobkörnigen Granites. Ab- gesehen von den Quarzpartikelchen in den feinsten Spalten und Fugen der grossen Feldspathkrystalle, von den Quarzknoten, zwischen deren feinen Spaltungsflächen sind grosse, rauchgraue, kantendurchschei- nende Quarzbrocken vorhanden, und halbopalähnliche, milchweisse oder röthlich geaderte Kieselpartieen. Glimmer jedoch ist in diesem topasführenden Granit einzig und allein vertreten durch die grössere, den Topaskrystall in schiefer Richtung durchwachsende Biotittafel und etliche kleine Flitterchen, welche sich leicht von der quarzigen Unter- lage ablösen. Endlich ist als vorwaltender Bestandtheil im Granite der fleisch- rothe Feldspath zu bezeichnen; er tritt in sehr grossen Krystallen auf, Dieselben sind in der Regel frisch, in ausgezeichneter Weise blätterig; hingegen seltener zeigen sie eine weisse Verwitterungsrinde oder sind in Folge des als Zersetzungsproduct auftretenden Limonites dunkler gefärbt. Oft sind diese Krystalle mit einer grünlichen Oligo- klaszone umrandet — eine Thatsache, welche auch an finnländischen Vorkommen constatirt ist. Als zweite wichtige Erscheinungen sind die Grenzphänomene zu bezeichnen, die Feldspathverwachsungen an dem Saalbande, der scharfen Grenze zwischen Granit und Labradorit. Credner beschrieb einen analogen Fall, „Die Verwachsungen von Kaliglimmer mit Magne- siaglimmer im Granulitgebiete Sachsens.“ Im Labradorfels, sei er porphyritisch, sei er granitisch-körnig, erscheint der Labradorfeldspath nebst Titaneisen, Diallag und dunklem Glimmer als wesentlichster Bestandtheil. An den vorliegenden Stücken war kein Hypersthen vorhanden. Nr. 8 Sitzung am 8. Mai. J. Gamper. 133 Der Labradorfeldspath kommt vor in Körnchen und Krystallen. Die Krystalle sind nur in den allerseltensten Fällen einfach, zeigen aber um so häufiger die bekannten Streifen auf der Hauptspaltungs- fläche. Die Zählung ergab, dass 109 Schichten einen 1'/, Zoll dicken und 3 Zoll breiten Labradorkrystall zusammensetzen. Ausser den albit- und periclinähnlichen Verwachsungen kommen wohl auch Karlsbader-Zwillinge vor. Die Körner sind hellgrau, graulich- weiss. Die Krystalle sind jedoch dunkelgrau, dunkelschwarz oder hell- grün. Auf der Fläche M erscheint grünblaues, aber auch gelbes und rothes Farbenspiel. Die grüne Farbe in der Mitte intermittirt mit blauen Streifen, die gelbe mit grünen Streifen. Dieselben sind parallel den Seiten des Sechsecks angeordnet, welches gebildet ist durch die Kanten des Durchschnittes von M mit dem verticalen Prisma der hinteren und vorderen schiefen Endfläche. Der Labradorit an der Grenze zum Granit ist lichter und zeigt als accessorische Gemengtheile Diallag und Titaneisen. An dem Saal- bande zwischen dem Granit und dem Labradorfels verwächst häufig ein Labradorfeldspath-Krystall des Labradorites mit einem fleischrothen Feldspath des Granits. Oft kann man an ein und demselben Hand- stücke mehrere solche Contactphänomene studiren. Die auffallendste Thatsache hierbei ist, dass die Streifung des Labradorfeldspathes an dem scharfen Saalbande aufhört und der zweite, ungestreifte Feld- spath beginnt; die deutlich ausgesprochene Grenzscheide durchschneidet sodann das Krystallindividuum in schiefer Richtung gegen die Spalt- barkeit; dasselbe besteht zum einen Theil aus schwarzgrünem, ge- streiftem Labrador, zum andern aus röthlichem Feldspath. Solche Gangphänomene finden sich nicht nur an dem gerad laufenden Saal- bande zwischen Labradorit und Granit des Hauptganges, sondern auch an den Contactstellen der Granitapophysen mit dem Neben- gestein. Auch hier sind die Grenzlinien beider Gesteine schnurgerade, als wären sie mit Linealen gezeichnet. Die mikroskopischen Untersuchungen an Dünnschliffen von meh- reren dieser Contactstellen bewiesen, dass in allen beobachteten Fällen fleischrother Feldspath und Labrador durch eine dunkle Masse ge- trennt ist, welche erst nach sehr lange fortgesetztem Schleifen durch- sichtig wird und sich dann unter dem Mikroskope in ein unregel- mässiges Haufwerk grüner, amorpher Körner auflöst. Es gelang, eine grössere Partie dieses Körpers rein zu erhalten; derselbe, als feines Pulver geglüht, wird dunkler, endlich nach längere Zeit fort- gesetztem Glühen röthlich, aber nicht magnetisch. Der Labrador- feldspath ist unter dem Mikroskope hinreichend einerseits durch die Zwillingsstreifung, andererseits durch die Magnetitflitterchen charak- terisirt. Der fleischrothe Feldspath enthält grössere hexagonale Quarz- abdrücke, längere Hornblendenadeln mit Zwillingsbildung und Scha- lenstructur; er zeigt endlich in ausgezeichneter Weise die Maschen- zeichnung und Gitterstructur, welche Des Cloiseaux in seiner Ab- handlung über den triklinen Mikroklin abbildet. Die oben beschriebene grüne Partie, welche für ein pseudophit- ähnliches Vorkommen allenfalls gelten kann, erscheint nicht nur als Grenzscheide zwischen der Verwachsung von Labrador mit dem K. k. geolog. Reichsanstalt 1377. Nr. 8. Verhandlungen. 19 134 Verhandlungen. Nr. 8 fleischrothen Feldspathe, sondern ist auch, als mehr oder minder ver- einzelte grüne Körnchen, in beiden Feldspathen vertheilt.') Die Winkel des fleischrothen Feldspaths (Mikroklin), an scharfen Spaltungsflächen bestimmt, differiren nur 5—15 Minuten von 90°, jedoch die Analysen zeigten einen Kalkgehalt an. (Loxoklas?) Da es nicht gut möglich war, aus den Serien der Contactphä- nomene vollkommen reines Material zu bekommen, namentlich ob des beigemengten Quarzes und Oligoklases, so wurde ein grösserer, frischer rother Krystall aus dem angrenzenden Granite zur chemi- schen Untersuchung gewählt. Das Pulver wurde von den auch hier noch verunreinigenden Bestandtheilen durch das sorgfältigste Aus- suchen mit der Loupe gereinigt. Die nach verschiedenen Methoden durchgeführten Analysen er- gaben folgende Zahlen: Sı O0, 63:64 AL. 0; —= 2047 Ca O — Glühverlust = 031 Na, OÖ ==1,.,8:98 K3.0 — 9971 Ausführlichere Mittheilungen über einzelne Thatsachen, welche ich nur flüchtig andeutete, muss ich mir für eine spätere Zeit vor- behalten, wenn es mir gegönnt sein wird, im voraussichtlichen Verein mit Sr. Exc. Hrn. Prof. Theophilactov diesen Gegenstand aus- führlich zu publieiren. J. Gamper. Anorthit vom Monzoni. Im Jahre 1853 hat Liebener an die k. k. geol. Reichsanstalt feldspathähnliche Mineralien von Monzoni eingesendet. Dieselben sind als Labradorite bezeichnet worden, schwach durchscheinend, und zum grössten Theil in Speckstein pseudomorphosirt (Berichte der k. k. geol. R.-A. p. 160). Wahrscheinlich ident mit diesen Vorkommen sind die Minera- lien, als deren Fundorte Gerhard v. Rath in seinen „Beiträgen zur Petrographie vom Jahre 1873“ die Localität der Monticellitkrystalle, den schmalen Kamm, welcher die Schluchten Pesmeda und della Foja trennt, endlich das Toal Rizzoni bezeichnet. Er bestimmte diese Feldspathe als Anorthite. Diese Thatsache ist um so beachtungswürdiger, da einerseits !) Ausser der eben ausführlich beschriebenen Verwachsung fand ich in dem lichten, fleischrothen Feldspathe ein ähnliches Phänomen, die Verwachsung dieses fleischrothen Feldspathes mit Oligoklas. Dieselben sind — wie die mikroskopische Untersuchung zeigte, ebenfalls durch die grünschwarze Partie scharf getrennt. Aus- serdem ist an manchen Stellen rother und weisser Feldspath unregelmässig durch- einandergewachsen. Man kann mit leichter Mühe aus dem gröblichen Gesteinspulver lichte Oligoklaskrystalle aussuchen, aus deren guten Spaltungsflächen röthliche Par- tieen herausglänzen. 2 Nr. 8 Sitzung am 8. Mai. C. v. Hauer, 135 vorher nie in den Alpen so vollkommen ausgebildete Krystalle dieses Minerales gefunden worden sind — und indem auch andererseits das Vorkommen des Anorthites auf Contactlagerstätten zu den grössten Seltenheiten gehört und nur für sehr wenige Fundstätten charak- teristisch ist. Aehnliche Krystalle derselben Lagerstätte wurden vom minera- logischen Museum der Wiener Universität acquirirt und von mir in Bezug auf die Anorthitzusammensetzung untersucht. Dieselben sind theilweise röthlich, theilweise weiss. Das chlo- ritische grüne Nebengestein führt zahlreiche lichte, metallisch glän- zende Glimmerblättchen, ist zellig, zerfressen, und enthält sehr viele Hohldrücke von Feldspathkrystallen. An den mehr oder minder voll- kommen entwickelten Krystallen sind vorhanden die für Anorthit charakteristischen Flächen M, o, P, y und/!. Die Fläche P, mit welcher die Krystalle aufgewachsen sind, herrscht immer durch ihre Grösse vor; die anderen Flächen sind meist durch Chloritflitterchen und durch kleinere Kryställchen von Chabasit ganz oder zum Theil be- deckt, oder sind wenigstens matt. Zwillingartige Erscheinungen sind höchstens durch sehr undeutliche Streifen auf der Endfläche an- gedeutet. Das Mineralpulver ist durch kochende Salzsäure schon auf- schliessbar, bei welcher Operation die Kieselerde ungelöst in Pulver- form zurückbleibt. Die Analysen wurden hauptsächlich ausgeführt, um den Gehalt an Alkalien festzustellen. Die vorliegenden Werthe sind Mittelzahlen aus einer Reihe von Beobachtungen, welche nach verschiedenen Methoden gemacht wurden. Dieselben stimmen im Wesentlichen mit den Analysen von v. Rath — bis auf einen etwas geringeren Kalkgehalt. Es liegt diesen Zahlen gemäss ein mehr oder minder reines Kalk-Thonerde-Silikat vor. 1. rothes Material 2. weisses Material 31,0, = 3604 Al, 0, = 34:78 62,0 = 17791 Ca0® = 1598 B4:0 7 = 1:05 RK, 07 =2r0562 N 0: 1:03 N2.0 = 2156 aus 2, Ad au = 413 81.0, =441708 0, =7427I Aus diesen Zahlen geht hervor, dass der Gehalt an Alkalien minimal ist, so dass eine Unterlassung deren Bestimmung — wie es Gerhard v. Rath gethan — keinen wesentlichen Einfluss bedingt auf die Erkennung der Mineralspecies in diesem Falle. Carl von Hauer. Der artesische Brunnen in Gaudenz- dorf. In dem Hoftracte des Hauses Nr. 1 Schönbrunnerstrasse, Gau- denzdorf, befindet sich ein artesischer Brunnen, in dessen unmittel- barer Umgebung sich seit einiger Zeit Bodensenkungen zeigten, 19* 136 Verhandlungen. z Nr 8 wodurch ein in der Nähe befindliches Haus derart in Mitleidenschaft gezogen wurde, dass es successive fast bis zum Einsturz gelangte und abgetragen werden muss. Ich fand Veranlassung, in Gemeinschaft mit Herrn Bergrath C. M. Paul an Ort und Stelle die Verhältnisse zu besichtigen, um eventuell die Ursache der fortschreitenden Bodeneinsenkung zu er- mitteln. Das fragliche Gebäude ist (von der Schönbrunner Hauptstrasse aus gerechnet) der letzte, mit der genannten Strasse parallel orien- tirte Querbau im Hofraume des Hauses Nr. 1. Etwa 6 Schritte von der Mitte der südwestlichen Front dieses Gebäudes entfernt befindet sich der artesische Brunnen. Er ist an- geblich 38 Klafter tief und liefert, nach Mittheilung, circa 600 Eimer Wasser in der Stunde. Die Steighöhe desselben beträgt ungefähr 1 Klafter über das Niveau des Bodens. Das Wasser, welches früher rein zu Tage/kam, lauft zur Zeit trübe aus, indem es Tegel und feinen Sand suspendirt enthält, eine Erscheinung, die nach Angabe seit 6 Wochen währt. Das Terrain rings um den Brunnen ist auf eine Erstreckung von etwa 20 Quadratklaftern rissig, an mehreren Stellen eingesunken. In noch auffälligerer Weise zeigt sich die Wirkung der Bodeneinsen- kungen an der Südfront des Gebäudes selbst, welche zwar nicht in ihrer ganzen Längenerstreckung, sondern etwa in der Hälfte der- selben zahlreiche Risse, Sprünge und herabgesenkte Mauerpartieen erkennen lässt. Es lag nun dem Angeführten zufolge nahe, die Ursache der erwähnten Bodeneinsenkungen in der Abfuhr der Sand- und Tegel- massen zu suchen, welche das Wasser continuirlich dem Untergrunde entnimmt. Ein Liter des an dem Brunnen aufgefangenen Wassers gab durch Filtration isolirt 15°6 Gramme suspendirt gewesenen erdigen Schlammes. Unter Zugrundelegung der früheren Angaben, dass der Brunnen in der Stunde 600 Eimer Wasser liefert, und das Phänomen des Auslaufens von Schlamm führendem Wasser seit 6 Wochen währt, ergibt sich durch Rechnung, dass in diesem Zeitraume 533,400 Kilo- gramme Tegel und Sand den unteren Schichten entführt worden seien. Dem Volum nach beträgt diess über 200 Cubikmeter. In Wirklich- keit ist die Gewichts- und Volumsmasse der herausgeschlemmten fixen Körper jedenfalls aber noch bedeutender, da die ganze Rechnung sich auf die Gewichtsannahme von dem geglühten Gehalte suspendirter Masse in einem Liter Wasser basirt. Die wasserführende Schichte, welcher alles dieses Material ent- nommen ist, liegt zwischen der 30. und 40. Klafter Tiefe. Alle darüber liegenden Schichten, welche der tertiären Neogen- formation angehörig, aus weichen Gesteinsmassen bestehen, und keine solide Ueberwölbung zu bilden geeignet sind, mussten sonach in dem Maasse nachsinken, als ihre Basis entfernt wurde. Der Vorgang ist im Ganzen ein seltener bei artesischen Brunnen, dass durch Aufschlämmung so bedeutender Massen, wie hier, eine BR, Nr. 8 Sitzung am 8. Mai. H.Wolf. Dr. G. A. Koch. 137 erhebliche Volumsverminderung des Untergrundes bedingt wird. Aelın- liches dürfte wohl überhaupt nur dann vorkommen, wenn, wie im ge- gebenen Falle, eine Mischung von Tegel und Sand als wasserführende Schicht bei der Bohrung angetroffen wird. H. Wolf. Aufnahmen in Öesterreichisch-Podolien. Der Vortragende legt die fertig gestellten Aufnahmsblätter von seiner vorjährigen Aufnahme vor, die er gemeinsam mit Hrn. Con- stantin Pilide durchführte. Es umfasst dieses Terrain zwischen der russischen Grenze am Zbruczflusse bis zum Strypaflusse im Westen von Tarnopol circa 80 [_|Meilen. Innerhalb dieses Gebietes wurden in den Karten verzeichnet: 1. Die Schichten der obersilurischen Kalke und Schiefer. 2. Die devonischen rothen Sandsteine und Schiefer. 3. Die chloritischen Sandsteine der Kreideformation. 4. Die Feuerstein-führende weisse Kreide. 5. Die marine Mediterranstufe, bestehend aus den Sanden mit Panopaea Menardi, den Sanden mit Peetunculus pilosus und den Litho- thamienknollen. 6. Der darüber folgende, Dolinen bildende Gyps. 7. Die sarmatischen Schichten mit den spröden Serpulenkalk- zügen. 8. Der in Sümpfen abgesetzte Blocklehm mit Melanopsis Esperi. und eingeschwemmten tertiären Petrefakten. 9, Der das ganze galizische Podolien überziehende Löss, welcher die Fruchtbarkeit dieses Gebietes bedingt. 10. Der diluviale Flugsand. 11. Die Wiesenmoore im Grunde des Thales. 12. Die Kalktuffe als Quellabsätze. 13. Und endlich die jüngeren Flussanschwemmungen. Ausführlicher Bericht erscheint im Jahrbuch. Dr. G. A. Koch. Kurze Erläuterungen zur Vorlage der geologischen Aufnahmskarte des Selvrettagebietes. Im Anschlusse an meine Aufnahmen vom Sommer 1874 und 1875 in der Oetzthalergruppe und der zum Selvrettagebiete zu zäh- lenden Fervallgruppe umfasste das mir für den Sommer 1876 zu- gewiesene Aufnahmsterrain den eigentlichen Centralstock des Sel- vrettagebirges, der beiläufig zwischen Unterengadin, Prätigau, Mon- tafon, Zeynisjoch und Paznaun gelegen ist. Die Schweiz, Vorarlberg und Tirol stossen hier zusammen, und es findet sich der Knotenpunkt der Selvrettamasse sammt den dazu gehörigen Ausläufern grösstentheils auf den Blättern „Stuben“ und „Ill-Ursprung“ der neuen österreichischen Specialkarte im Massstabe von 1: 75,000 dargestellt. Der bedeutende Antheil, den die Schweiz am Selvrettagebirge hat, erscheint nicht mehr auf den photographischen Blättern unseres Generalstabes (1:25000), die sonst als Basis für geologische Aufnahmen dienen, sondern wir finden ihn nur im reducirten Massstabe auf dem neuesten Blatte „Il-Ursprung“, Zone 18, Col. 1. 138 Verhandlungen. Nr. 8 In mehr als 45 Ausscheidungen sind auf den vorliegenden Blät- tern die geologischen Verhältnisse des Gebietes ersichtlich gemacht. Den Hauptantheil an dem Aufbau des Selvrettagebirges nehmen die krystallinischen Gesteine der Gneiss- und Gneissphyllit-Gruppe. Den Gesteinen der Quarz- und Kalkphyllit-Gruppe Stache’s kommt dagegen nur eine untergeordnete Verbreitung zu; sie sind meisten- theils auf die Ränder des Gebirges beschränkt, wie die neben den Schiefern und Kalken der mesozoischen Bildung auftretenden Ge- steine der Kalkthonphyllit-Gruppe, welche nur im obersten Jamthale und im Fimberthale etwas tiefer über den schweizerisch-österreichi- schen Grenzkamm herüberreichen. Sonst wäre nur noch das verein- zelte und wiederholt schon besprochene Auftreten von mehreren Schollen des Caprotinenkalkes zu erwähnen, welches im krystal- linischen Gargellenthale in den nordwestlichen Ausläufern des Sel- vrettastockes gegen den Rhätikon hin schon lange bekannt geworden ist. Ausser den genannten Gesteinsarten habe ich auf der Karte auch die Bildungen jüngeren Ursprunges besonders berücksichtigt und nicht nur die bedeutenden Massen des älteren Glacialschuttes und Glacialschlammes ausgeschieden oder angedeutet, sondern es sind auch die Schuttbildungen der allmählig zurückschreitenden Gletscher mit ihren Moränen jüngsten Ursprunges verzeichnet. Ebenso wurden auch Fels- und Bergstürze, Rutschungen des Terrains, sowie Gehäng- und Lawinen-Schutt nebst den Schwemmkegeln der Muren nach Möglichkeit ersichtlich gemacht. Das Vorkommen von nutzbaren Mineralproducten habe ich gleichfalls angedeutet. Betrachten wir den Südwest- und Südrand des Selvrettagebirges dort, wo das Fluäölagebirge an das sogenannte Pischagebirge, welches als südwestlicher Vorposten der Selvretta anzusehen ist, heran- tritt, so finden wir daselbst als Hauptgestein in bedeutender Mäch- tigkeit gegen den Fluälapass hin einen schönen grobflaserigen, granit- artigen Augengneiss mit grossen Feldspathkrystallen entwickelt, auf dessen nahe Verwandtschaft mit dem Gotthardter-Granit bereits Studer!) hingewiesen hat. Dieser granitische Augengneiss, welcher bei Tschuggen an der Fluelastrasse in unser Gebiet hereinstreicht, und dessen Südgrenze bei den Seen auf der Passhöhe zu sehen ist, streicht bei südlichem Fallen nahezu östlich durch bis gegen Süss im Engadin. Er selbst wechselt mit Bänken von Hornblendeschiefern, in denen häufig Granaten auftreten. An ihn schliessen sich sowohl nördlich als auch südlich feinflaserige Gneisse, die wiederum mit Hornblende- und Glimmerschiefern wechseln. Ausser Granaten findet man besonders auf der Engadinerseite der Flu@lastrasse, unweit von Süss, in dem tombackbraunen Glim- merschiefer Epidot, Andalusit, Oyanit und Turmalin. Der grobflaserige Augengneiss, den man noch weiter östlich inder Nähe von Guarda, bei Ardetz (Steinsberg) und Fettan an- trifft, lässt in der Umgebung der letztgenannten Orte wirkliche Ueber- 1) A. Escher und B. Studer: „Geologie von Mittel-Bündten“. Neue Denk- schrift d. allg. schweiz. Ges. f. d. Nat. IIl.Bd., p. 195. Neuchätel 1839. Nr. 8 Sitzung am 8. Mai. Dr. G. A. Koch. 139 gänge in den bläulichgrünen, grob- bis feinkörnigen Remüser-Granit des Unter-Engadins wahrnehmen, der wiederholt in der Nähe der Thalsohle des Innflusses längs der Strassen und Gehänge anstehend gefunden wird. In der Umgebung von Tarasp, Schuls, Vulpera, Sins und Remüs sind diese Granite häufig zu sehen. An dem südlichen Abfalle der Selvretta ist ein Vorkommen von Granit nur noch zwi- schen dem Val Tuoi und Val Tasna an der Fuorcletta und bei der Alpe Urezas bekannt geworden. Sonst ist dasselbe nur vereinzelt, und im westlichen Theile des Aufnahmsgebietes kennt man nur ein Vorkommen von Ganggranit im Hornblendeschiefer nächst Davos, und im Rhätikon gibt es nur wenige Stellen, wie z.B. das Dilisunen- thal, an denen ich Granit oder granitische Gesteine gefunden habe. Den vorhin erwähnten granitartigen Augengneiss fand ich auch auf der Höhe des Fermuntpasses, in der Nähe des Piz Buin; bekannt ist er ausserdem noch am benachbarten Klosterpasse zwischen Sar- dasca- und Klosterthälchen, von wo er sich als ein mehr grobflase- riger Augengneiss, der die granitartige Ausbildung allmählig nach Norden hin einbüsst, an der Tirolerseite des Fermuntgletschers bis gegen den Futschölpass und das „Breite Wasser“ über den Jamthaler- ferner herüberzieht, in stetigem Wechsel mit Glimmerschiefern und feinflaserigen Gneissen, sowie mit Hornblendeschiefern und Horn- blendegneissen. Immer mehr den granitischen Habitus verlierend und einem grobflaserigen, ausgesprochen schieferigen Aussehen Platz machend, treffen wir diesen lichten Gneiss, der von Weitem schon an der weissen Farbe seiner verwitternden Oberfläche zu er- kennen ist, bis hinauf zum Arlberg in der ganzen Fervallgruppe an vielen Stellen. Aus dem diessjährigen Aufnahmsgebiete nenne ich für das Vorkommen dieses Gmeisses nur noch die Umgebung des Schlappiner-Kopfes und -Passes, den krystallinischen Grenzkamm des Rhätikon vom Schlappin bis zum Plasseckenpasse herauf, die Garnera- alpe, den Strittkopf zwischen Garnera- und Fermuntthal, das Mon- tafon an zahlreichen Punkten, und zu hinterst am Ausser-Ganifer bei Patenen; ferner Tschafein im Paznaun u. s. f£. In Bezug auf die Verbreitung der Hornblendegesteine möchte ich nur erwähnen, dass denselben auf der geologischen Karte Grau- bündtens von Prof. Theobald ein viel zu grosser und allzusehr zu- sammenhängender Verbreitungsbezirk zugewiesen wurde, während auf den älteren Karten des geognostischen Vereins von Tirol und Vorarl- berg denselben nicht jene hervorragende Stellung beim Aufbaue des Gebirges eingeräumt wurde, die ihnen gebührt. Wenn auch Hornblende als accessorischer Gemengtheil nahezu in allen Gneissen und Glimmerschiefern des Selvrettagebirges ange- troffen wird, und die Uebergänge der genannten Gesteine in einander nicht als Ausnahme, sondern vielmehr als Regel gelten können, so bilden die typischen Hornblendeschiefer und -Gneisse doch nicht die Hauptmasse des ganzen Gebirges, wie wir es auf den bisherigen schweizerischen Karten dargestellt finden. Sie erscheinen einfach nur als Bänke und Züge von meist mächtiger Entwicklung in den oben genannten Gneissen und Glimmerschiefern, mit denen sie wechseln und in welche sie so häufig übergehen. 140 Verhandlungen. Nr. 8 Ausserdem möchte ich noch hervorheben, dass die Züge von Hornblendeschiefer keineswegs immer den Kämmen der einzelnen Ge- birgszüge zonenmässig folgen, wie es Theobald aufzufassen beliebte; es bleiben vielmehr die Hornblendeschiefer in der Hauptstreichungs- richtung von West nach Ost, die alle Gesteine einhalten. Locale Stö- rungen in der Streichungsrichtung finden wir wohl manchmal im Kern der Selvrettamasse und beispielsweise dort, wo das Fluelagebirge an die Selvretta herantritt; grössere Ablenkungen von der westöst- lichen Richtungslinie des Streichens habe ich nur gegen die Ränder des Selvrettagebirges hin auf der Ostseite des Rhätikon vereinzelt, dafür aber am Matschun und der linken Flanke des Garnerathales in ziemlicher Gleichmässigkeit beobachtet. Dort schlug das Strei- chen plötzlich in ein nordsüdliches um bei flachem, westlichen Einfallen. Bei der nahezu constanten Regelmässigkeit, mit der sich die Hornblendezüge auf viele Meilen hin verfolgen lassen, setzen uns diese auf der Karte ausgeschiedenen Hornblendegesteine in den Stand, rasch mit einem Blicke die Streichungsrichtung der einzelnen Schich- tencomplexe zu verfolgen. Nur selten lehnen sich die Hornblendezüge an die einzelnen Bergformen in der Weise an, wie es Theobald auf seiner Karte zu zeigen versucht hat. Der wiederholte Wechsel der an und für sich dunkler gefärbten und in Folge des starken Eisengehaltes oft dunkelroth und schwarz angelaufenen Hornblendeschiefer-Bänke mit den lichteren Gneissen und Glimmerschiefern verleiht dem ganzen Ge- birge den Charakter einer eigenthümlichen Streifung und Bänderung, die sich dem Auge schon weithin zu erkennen gibt. Dort, wo vorherrschend dunkelgrüne Hornblendeschiefer die mit ewigem Schnee grösstentheils überdeckten oder vergletscherten Berg- riesen aufbauen, erscheint durch den grellen Contrast von Schwarz und Weiss das Gebirge ausserordentlich düster und drohend. In ähnlicher Weise, wie die Hornblendeschiefer stets die Augen- gneisse im Selvrettagebirge begleiten, geschieht diess auch von einem lamelligen, quarzreichen Glimmerschiefer mit ausserordentlich grossen Granaten, der beinahe immer in Verbindung mit Hornblendeschiefern dort angetroffen wird, wo die Augengneisse fehlen. Das Auftreten dieses Granaten führenden Glimmerschiefers habe ich in meinen letzten Reiseberichten bereits hervorgehoben. Ich fand ihn als schwach geneigtes oder auch horizontal gelagertes Gipfelgestein auf an- sehnlichen Bergspitzen in der Umgebung des Vergaldenerthales zwi- schen Gargellen und Garnera. Er besitzt eine ziemlich ausgedehnte Verbreitung und lässt sich von anderen Glimmerschiefern, welche kleinere Granaten führen, leicht unterscheiden. Letztere sind grösstentheils der Quarzphyllitgruppe zuzuzählen. Zur Tektonik des krystallinischen Kernes im Selvrettagebirge möchte ich nur bemerken, dass man es hier allem Anscheine nach mit einem grossartigen Gewölbe zu thun hat, dessen Schalen, wie schon Theobald bemerkte, zersprengt wurden. Die Achse dieses colossalen Gewölbes fällt beiläufig in die Gegend zwischen Sardasca- und Vernelathal (Vereinathal der österr. Karten), und zieht sich, dem Streichen der hier senkrecht aufgerichteten Nr. 8 Sitzung am 8. Mai. Dr. G. A. Koch. 141 Schichten folgend, vom Weisshorn am Roggengletscher über die Verstanklahörner, den grossen Selvrettagletscher zum Südabhange des Piz Buin hin. Was südlich davon liegt, fällt südlich, was nördlich grösstentheils schon auf österreichischem Gebiete ansteht, fällt nörd- lich. Kleine Schwankungen oder bedeutendere Störungen, die dort, wo das „Fächersystem“ des Fluölagebirges nach den Beobachtungen der Schweizer-Geologen herantritt, bemerkt werden, können hier nicht mehr in Betracht kommen, weil das Fluelagebirge bereits ausser den Kreis unserer Beobachtung fällt. Für die Gewölbbildung der Selvretta spricht ausser der senkrechten Schichtenstellung in der Axe und dem nördlichen und südlichen Abfallen der benachbarten Schichtencom- plexe noch der Umstand, dass in einiger Entfernung von der anti- klinalen Axe auf den höchsten Spitzen die Schichten oft flach geneigt oder sogar manchmal horizontal gelagert erscheinen. Durch wiederholte Gipfelbesteigungen habe ich mich in diesem sogar von Bergsteigern gewöhnlich gemiedenen Terrain von der be- spröchenen Thatsache, auf die ich hier nicht näher eingehen will, überzeugt. Ich hoffe, eine reiche Fülle von Detailbeobachtungen, welche sorgfältigst notirt sind, später noch verwerthen zu können. Die Tektonik der nördlich vorliegenden Fervallgruppe habe ich be- reits im Vorjahre in den „Verhandlungen“ angedeutet. An das schmale Band von Gesteinen der Quarz- und Kalkphyllit- Gruppe, welche Theobald unter der Collectiv-Bezeichnung „Ca- sannaschiefer“ und „Verrucano“ ausgeschieden hat, legt sich am Westrande unseres Gebietes eine schmale Zone von Kalken und Schie- fern, die von der Trias bis zur Kreide heraufreichen, arm an Petre- fakten oder auch ganz petrefaktenlos und desshalb schwer richtig zu deuten. Vom Plasseckenpasse ziehen sich alle diese Bildungen, über welche das krystallinische Gestein übergekippt ist, herab bis nach Klosters und gegen Davos. Noch weiter nach Westen hin aber legen sich daran die „Bündtnerschiefer“, welche ich von den Schiefern des Unter-Engadins, die an der linken Seite des Val Tuoi beginnen und bis in’s Ober-Innthal über Ried und Prutz zungenförmig in’s Krystallinische hineinreichen, nicht unterscheiden möchte. Nach dem, was ich von Bündtnerschiefern gesehen habe, kann ich sie von den Gesteinen unserer „Kalkthonphyllit-Gruppe“ nicht gut trennen. Bei beiden Schiefergattungen musste man sich bis jetzt in Folge des Petrefaktenmangels begnügen, eine Ausscheidung nach petrogra- phischen Momenten vorzunehmen, und dazu benutzte man hauptsäch- lich den Kalk- und Thongehalt, das Vorherrschen der einen oder anderen Substanz und die Farbe der Schiefer. Ausser einem noch fraglichen Belemnitenfunde, der aus den Kalkthonschiefern der Umgebung von Schuls stammen soll, stützte man sich insbesondere noch auf eine andere Fundstätte von Be- lemniten, die in den Kalken des Grenzkammes zwischen dem schwei- zerischen Thale Samnaun und dem österreichischen Fimberthale bekannt wurde, um den ganzen Schiefercomplex für eine Bildung des Lias zu halten. K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 8. Verhandlungen 20 142 Verhandlungen. Nr. S Im Wied, einem Seitenzweige des Fimberthales, fanden Herr Bergrath Dr. Stache und ich wiederholt Belemniten in einem Kalke, dessen Stellung zu den Kalkthonphylliten. noch genauer bestimmt werden muss. Der Umstand nun, dass die Schweizer in den Bündtnerschiefern des Thales Partnun am Rhätikon und an anderen Punkten Fu- coiden gefunden haben, die sie mit F. Targonii und F. intricatus verwandt erklärten, bestimmte sie, die Bündtnerschiefer für eine jün- gere Bildung zu halten. Im Gafiathale unter dem St. Antonierjoche habe auch ich ähnliche Fucoiden gefunden. Die Frage der Bündtnerschiefer ist übrigens noch lange nicht spruchreif und keineswegs gelöst; sie werden wahrscheinlich mit ihren benachbarten Kalken eine grosse Reihe von Schichten vorstellen, die ja auch bis in’s Tertiäre heraufreichen können. Für die theilweise Gleichwerthigkeit der Bündtnerschiefer und Kalkthonphyllite sprechen ausser den Lagerungsverhältnissen, die im Ober-Innthale und Prätigau ziemlich gleich sind, noch viele andere Umstände. Das gemeinsame Auftreten von Spiliten, Varioliten, Serpentinen und grünen Schiefern; die nahezu gleiche petrographische Ausbildung derselben; das Vorkommen von Quarzlinsen, Bergkrystallen, Caleit- schnüren und Schwefelkiesen in denselben, die Auswitterungen von Epsomit und Mirabilit; das Auftreten von Gyps; die verschiedenen Heilquellen, welche hier und dort auf diese Schiefer beschränkt sind ; kurz, es liesse sich Vieles dafür und wenig dagegen anführen, dass die Bündtnerschiefer und Kalkthonphyllite einer sehr ähnlichen Facies entsprechen, nur dass im Prätigau noch jüngere Schiefercomplexe dazutreten, die wir im Unter-Engadin und Ober-Innthale nicht mehr antreffen. Literatur-Notizen. A.B. K. A. Zittel. Studien über fossilie Spongien. Aus den Abh. der k. bayr. Ak. d. Wiss. U. Cl., XIH. Bd., 1. Abth., München 1877, 63 Seiten. Der Verfasser behandelt in dieser Arbeit abermals eine Gruppe der paläon- tologisch bisher so ausserordentlich vernachlässigten Spongien, und zwar die Hexac- tinelliden, eine Ordnung, die vollständig isolirt dasteht und nach keiner Richtung hin Uebergänge zu anderen Fossilien erkennen lässt. Und zwar sind die fossilen Hexactinelliden nicht weniger scharf, als die lebenden, von allen anderen Spongien geschieden, namentlich auch von den Lithistiden, mit welehen sie früher von W. Thomson als „Glasschwämme“ vereinigt wurden. Diese scharfe Trennung der Hexactinelliden und Lithistiden lässt sich sogar bis in’s Silur zurück verfolgen, und es ist daher die Ansicht Marshall's, dass die Lithistiden als Seitenzweig aus den Hexactinelliden hervorgegangen seien, vom paläontologischen Standpunkte aus nicht zu bestätigen. Die Hauptursache dafür, dass die engen, verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen fossilen und recenten Formen so lange verkannt wurden, liegt einerseits in der bisher üblichen, rein makroskopischen Untersuchungsmethode der Paläontologen, andererseits darin, dass bis in die neueste Zeit fast nur solche Formen lebender Hexactinelliden bekannt waren, welche, wie Hyalonema und Euplectella, als die differen- zirtesten Ausläufer der ganzen Gruppe mit den fossilen Vertretern die geringste Uebereinstimmung zeigen. Dazu kommt noch der ganz merkwürdige Erhaltungs- ar . Ba Nr. 8 Sitzung am 8. Mai. K. A. Zittel. F. Römer. 143 zustand der meisten fossilen Hexactinelliden, der die Veranlassung war, dass nur von sehr wenigen Spongiologen (Römer, Pomel) auch einzelnen fossilen Formen ein kieseliges Skelet zugeschrieben wurde. Es ist aber durch die Untersuchungen Prof. Zittei’s als sichergestellt zu betrachten, dass in Folge des Fossilisations- processes die ursprünglich vorhanden gewesene amorphe Kieselerde des Hexactinel- lidenskelets in sehr vielen Fällen durch Kalkspath ersetzt wurde. Die Thatsache dieser merkwürdigen chemischen Substitution wurde neuerdings auch von Sollas bestätigt. In der That sind zahlreiche Fälle bekannt, die einen Uebergangszustand in dieser Richtung darstellen, so kennt man Spongien, bei welchen die Kieselfasern nahezu oder völlig entfernt sind, und die Stelle des ursprünglichen Kieselskelets durch feine Hohlräume angezeigt ist. Die ausgelaugte Kieselerde aber ist z. Th. (weisse Kreide) als Feuersteinknollen wieder concentrirt, z. Th. (Spongitenschichten von Boll, Streitberg ete.) wohl zur Verkieselung anderer Fossilien verwendet oder aber in anderer Form im Gestein vertheilt worden. Nach einer eingehenden Besprechung der bisher — von Savile, Kent, Carter und Marshall — gemachten Classificationsversuche der Hexactinelliden übergeht Prof. Zittel zur Darlegung seiner eigenen Ansichten über die verwandt- schaftlichen Verhältnisse dieser Formen. Sein Standpunkt unterscheidet sich von dem der genannten Autoren wesentlich dadurch, dass er — im Gegensatze zu den früheren Beobachtern, welche hauptsächlich auf der Untersuchnng recenter Formen fussend, den Fleischnadeln eine überwiegende Bedeutung zuschrieben — die Verhält- nisse der Skeletnadeln in hervorragender Weise berücksichtigt, da diese Skeletnadeln in der Regel das Einzige sind, was bei fossilen Formen der Beobachtung überhaupt zugänglich ist. In dieser Hinsicht zerfallen die Hexactinelliden in zwei natürliche und, wie es scheint, scharf getrennte Gruppen, Lyssacina mit in der Regel isolirt bleibenden Skeletnadeln, und Dietionyca, bei denen die Skeletnadeln in regelmässiger Weise zu einem Gitterwerke verschmolzen sind. Eine Unterabtheilung in einzelnen Familien und Gattungen wird insbesondere bei den Dietyoniken durch die Deck- schichten, das Canalsystem und die äussere Form ermöglicht. Interessant ist dabei ‚der Umstand, dass die silurische Familie der Astylospongiden ein Canalsystem be- sitzt, welches in lebenden und mesolithischen Hexactinelliden niemals beobachtet wurden, welches dagegen fast genau mit dem Canalsysteme gewisser Lithistiden übereinstimmt; die Skeletnadeln der Astylospongiden übrigens unterscheiden sich vom Skelet der Lithistiden schon ebenso scharf, als jene des späteren Hexactinel- liden. Eine ausführliche Erörterung aller dieser Verhältnisse behält der Verfasser einer umfangreichen Monographie der in Deutschland: vorkommenden fossilen Schwämme vor. Die lebenden Hexactinelliden sind bekanntlich exquisite Tiefseebewohner. Für die paläozoischen — überhaupt von den späteren Hexactinelliden abweichenden Formen — lässt sich diess nicht mit Sicherheit behaupten. Dagegen ist nicht zu bezweifeln, dass auch die oberjurassischen und obereretacischen Formen Tiefsee- bewohner gewesen seien. Das ergibt sich schon daraus, dass sie in der grössten Mannigfaltigkeit in der Schreibkreide und in gewissen Kreidemergeln auftreten, die schon längst als sichere Tiefseebildungen erkannt worden sind. Im Tertiär sind Hexactinelliden in grösserer Anzalıl fast nur mit dem Miocän von Oran bekannt. Aus dieser Lebensweise erklärt sich auch das durch lange Unterbrechungen geschie- dene Auftreten der fossilen Hexactinelliden und die fundamentale Verschiedenheit in der Spongitenfauna des Silur, des Jura, der Kreide und des Miocäns. Das Bild der Phylogenie der Hexactinelliden ist demnach nothwendigerweise ein überaus fragmen- tarisches. G. St. F. Römer. Lethaea geognostica oder Beschrei- bung und Abbildung der für die Gebirgs-Formationen bezeichnendsten Versteinerungen. Herausgegeben von einer Vereinigung von Paläontologen. I. Theil: Lethaea palaeozoica. Atlas mit 62 Tafeln. Stuttgart. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch) 1376. Die von dem Verfasser im Verein mit mehreren Paläontologen geplante Um- arbeitung der alten Lethaea geognostica Bronn's zu einem wirklichen Handbuch 20* 144 Verhandlungen. Nr. & ist in dem gleichsam als Muster für -die folgenden Theile vorliegenden Atlas der „Lethaea palaeozoica“ in sehr glücklicher Weise gelöst. Das Format dieses Atlas sowohl, als die Anordnung und Auswahl des zur Darstellung gebrachten Materials entsprechen im Gegensatz zu der wenig hand- lichen alten Lethaea den Anforderungen, die man an ein Handbuch stellen soll, im besten Sinne. Die charakteristischen Leitfossilien der ganzen paläozoischen Formationsreihe sind gesondert nach den wichtigsten Unterabtheilungen der Formations-Hauptgruppen wiedergegeben. Die cambrische Gruppe ist durch 2 Tafeln vertreten; das untere Silur mit besonderer Berücksichtigung des schwedischen Orthoceren-Kalkes erscheint in 6, das obere Silur in der typischen Ausbildung der englischen Wenlock-Kalke, der Kalk- schichten von Gothland und der böhmischen Stockwerke E. und F. Barrande’s in 11 Tafeln illustrirt; unter den 15 Tafeln, welche die Devon-Formation repräsen- tiren, entfallen auf die Fische des Oldred 1 Tafel, auf das Unter-Devon (Coblenzer Grauwacke) 3 Tafeln, das Mittel-Devon (Eifler-Kalk) 7 Tafeln, auf die amerikanische Facies des pflanzenführenden Gaspe-Sandsteins 2 Tafeln, das Ober-Devon (Gonia- titen-Schichten und Clymenien-Schichten) gleichfalls 2 Tafeln; die Flora und Fauna des unteren Kohlengebirges (Culm) ist in je 1 Tafel, die Kalkfacies des Kohlen- gebirges (Kohlenkalk) ist in 10 Tafeln, das eigentliche sog. productive Kohlengebirge ist durch 1 Tafel mit Saurier-Resten und 6 Tafeln mit den charakteristischen Pflanzen der Steinkohlen-Facies repräsentirt; innerhalb der Permformation wurden den Thierformen und Pflanzen des Rothliegenden und dem Kupferschiefer je 2 Tafeln, dem Zechsteine nur 1 Tafel gewidmet. Dass die Faunen selbst mächtiger und wichtiger Zwischen-Schichten, wie der mittel-silurischen „Llandovery rocks“ u. s. w., von der Darstellung ausgeschlossen wurden, liegt, wie der Verfasser in dem Vorwort selbst bemerkt, vorzugsweise in dem Umstande, dass die Faunen dieser verbindenden Zwischenglieder bisher nur unvollständig gekannt sind. Dieselben werden wohl die entsprechende Würdigung in den Erläuterungen des Textes finden, mit dessen Herstellung, wie wir vernehmen, der Verfasser in so intensiver Weise beschäftigt ist, dass das Erscheinen dieses ebenso erwünschten, als vielversprechenden Hauptstückes des schönen Buches trotz der grossen Summe der dafür erforderlichen Arbeit bald erwartet werden darf. Berichtigungen. In Nr. 7 der Verhandlungen p. 115, Zeile 12 von unten ist zu lesen 4Fe statt 5Fe. Zeile 7 von unten ist zu lesen 25°31 statt 55'31. P. 116, Zeile 1 von oben ist zu lesen Mn ©, SO, + 2HO statt Mn, S+2H. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. Cs ee WER N= 9. IN EN L Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 31. Mai 1877. Be a gn — = eb EEE = = Bam — > Z—— — Inhalt. Eingesendete Mittheilungen. R. Hoernes, Beiträge zur Kenntniss der Ter- tiärablagerungen in den Südalpen. V. Hansel, Petrographische Beschaffenheit des Trachytes der südlichen Bukowina — Einsendung für das Museum. J. Bubeniczek. Steinkohlensand- steinplatte mit concentrisch schaliger Ausscheidung von Brauneisenstein.— Literatur-Notizen. @. v. Rath, J. Frischauf, F. Toula, P. Schreiber, A. Penk, A. L. Hiekmann, A. Gurlt, Ungarisch-geolog. Gesellschaft. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. R. Hoernes. Beiträge zur Kenntniss der Tertiär-Ab- lagerungen in den Südalpen. I. Schioschichten im Becken von Belluno und in der Umgebung von Serravalle Bei den Aufnahmen im Sommer 1876 hatte ich Gelegenheit, die petrefaktenreichen Tertiär-Ablage- rungen des Beckens von Belluno näher kennen zu lernen. Die Mulde von Belluno wird, von den Diluvial-Ablagerungen abgesehen, vorzugs- weise von den alttertiären Bildungen ausgefüllt, die in ihrem un- teren Theile vollständig den gewöhnlichen Flysch-Habitus tragen, und durch die Einlagerung mehrerer Nummuliten-Kalkzüge als eocän gekennzeichnet werden. Der obere Theil des sog. „Sandsteines“ von Belluno zeigt einen petrographisch und paläontologisch gänzlich abweichenden Habitus; — er besteht vorwaltend aus einer ziemlich mächtigen Masse von gröberem, stellenweise conglomeratischen, grünen Sandstein, der häufig eine Menge wohlerhaltener Versteinerungen be- herbergt, während der eigentliche Flysch in diesem oberen Complexe sehr zurücktritt. Doch finden sich auch hier Lagen von graublauem, gelbbraun verwitternden, feinkörnigen Sandstein, der dem eocänen Flysch von Belluno nicht unähnlich ist. In diesem feinkörnigen Sandsteine des oberen Complexes fanden sich bei Liban und Bolzano, nordwestlich von Belluno, jene Wirbelthiere: Haifischzähne und -Wirbel, und Seesäugethier-Reste, welche theilweise schon von Catullo und später durch de Zigno beschrieben wurden. Kalk- K. k. geolog. Reichsanatalt 1877. Nr. 9. Verhandlungen, 2l 146 Verhandlungen. Nr. 9 einlagerungen fehlen, es finden sich nur neben dem grünen Sand- steine auch weiche, glimmerreiche, graue Mergel, die sich durch ein massenhaftes Vorkommen von Fischschuppen auszeichnen. Dieser jün- gere Complex von grünen, gröberen Sandsteinen und eingelagertem Flysch und grauem Mergel mit Fischschuppen gehört nach seiner Petrefaktenführung, über welche ich hier eine kleine vorläufige Mit- theilung zu machen beabsichtige, unzweifelhaft der Etage des Scu- tellen-Sandsteines von Schio an. Die Schioschichten sind auf die Nordhälfte der Mulde von Belluno beschränkt, während die eocänen Ablagerungen die Südhälfte ausfüllen. Jüngere Tertiärbildungen treten nicht auf; sondern auf den Schioschichten und dem Eocän lagern unmittelbar mächtige Diluvial- Ablagerungen, in welchen praeglaciale Alluvionen aus geschichteten, meist zu Conglomerat erhärteten Schotterbänken, glaciales Moränen- Diluvium mit ungeschichtetem Schotter aus gekritzten Geschieben, und endlich grosse, jüngere, postglaciale Schuttkegel unterschieden werden konnten. Ohne auf die Wirbelthier-Reste von Liban und Bolzano zurück- zukommen, gebe ich hier zunächst die Liste der Versteinerungen, welche sich aus dem grünen Sandstein der Schioschichten von Belluno von den Fundorten: Alle Case bei Umin, N von Feltre; — Valle di S. Martino bei St. Gregorio; — zwischen Mas und Gron (aus an der Strasse unter dem Schutt einer grossen Stirnmoräne anstehendem Ge- stein); — NO von Orzes an der Strasse von Belluno nach Agordo; — Vezzan bei Belluno, gewinnen liessen. In dieser Liste sind jene Arten, welche sonst für das Oligocän als charakteristisch betrachtet werden, mit O, jene, die für typische Miocänformen gelten, mit M, und jene, welche den Schioschichten eigenthümlich sind, mit S be- zeichnet. A. Grüner Sandstein von Belluno. O Conus deperditus Brong. Corbis sp. S Voluta sp. O Cardium anomalum Math. Buccinum Caronis Brong. S » fallax Michti. Pyrula condita Brong. »„ multicostatum Broce. »„ geometra Boss. n sp. indet. Turritella cathedralis Brong. S Crassatella neglecta Michti. M = gradata Menke. S s carcarensis Michti. 0) 5 cf. asperula Brong. M Cardita cf. scabricosta Michti. Turbo sp. indet. >) nw.nsp: Xenophora sp. Pectunculus sp. Dentalium cf. grande Desh. S Arca nov. sp. S Panopaea Gastaldii Michti. Mytilus sp. indet. 8 rn declivis Michti. M Pinna Brocchü d’Orb. B Pholadomya sp. Avicula phalaenacea Lamk. Lutraria sp. S Pecten deletus Michti. S Venus intermedia Michti. S 5 arcualus Brocc. S » dubia Michti. (Ge Janira fallax Michti). M » multilamella Lamk. Flabellum sp. M Dosinia sp. cf. exoleta Linn. Ceratotrochus sp. Ich schliesse hier unmittelbar der Vergleichung halber das Ver- zeichniss jener Versteinerungen an, die mir aus den grauen Mergeln mit Fischschuppen, und zwar von folgenden Fundorten bekannt wurden: Alle Case bei Umin, N von Feltre; — am Wege von Sospirolo Nr. 9 Bericht vom 31. Mai. R. Hoernes 147 nach Susin; — Sedico, WSW von Belluno; — Wasserriss an der Brücke, SO von Mas, an der Strasse von Belluno nach Agordo; — südlich von Tisoi, am Wege von Tisoi nach Liban, NW von Belluno;: — Zeneghe, NW von Belluno; — Belluno (nähere Fundorts-Angabe fehlt, aus früherer Zeit, wahrscheinlich durch Einsendung von Trinker in der Sammlung der k. k. geol. Reichsanstalt). Ich muss hiebei be- merken, dass sämmtliche Conchylien im Mergel ganz flach gedrückt sind, und in Folge dessen der Bestimmung grosse Schwierigkeiten entgegenstellen. Bei dem häufigsten Fossil, einer neuen Turritella, hat man es fast immer nur mit zerquetschten Exemplaren zu thun, an welchen die starken Kiele nicht bloss der oberen, sondern auch der unteren Seite in einer Weise sichtbar sind, dass dadurch der Gesammtein- druck gänzlich gestört wird. Die vorläufig unbestimmten, unten an- geführten Arten dürften grösstentheils neu sein, doch ist ihr Erhal- tungszustand ein derart schlechter, dass das vorliegende Materiale zu einer Beschreibung neuer Formen nicht ausreicht. B. Fischschuppen führender Mergel der Schioschichten von Belluno Fischschuppen, zum Theil von beträchtlicher Grösse. S ZTurritella nov. sp., stark gekielt, ähnlich der Turr. rotifera Desh. Corbula sp. Anatina sp. Tellina sp. ? Isocardia sp., grosse Form, der Isocardia subtransversa d’Orb. nicht unähnlich. Cardium cf. hians Broce. Lueina sp. mit starken Schuppen an der Hinterseite des Ge- häuses. Astarte cf. Neumayri R. Hoern. Arca cf. diluvii Lamk. Pecten deletus Michti. cf. denudatus Rss. sp., aussen glatt, innen mit zahlreichen, ziemlich starken Rippen, dem P. cristatus vergleichbar. Wie aus den beiden Verzeichnissen A und B ersichtlich, ist die Fauna der beiden Ablagerungen wesentlich verschieden, was jedoch offenbar nicht von einer Verschiedenheit ihres geologischen Alters, sondern von Facies-Verhältnissen herrührt. Die Fauna der Fisch- schuppen führenden Mergel ähnelt in ihrer Zusammensetzung, sowie das Gestein, welches sie umschliesst, in seinem petrographischen Habitus mehr dem oberösterreichischen Schlier, als dem Badener- Tegel. Es finden sich übrigens an verschiedenen Stellen des Beckens von Belluno sowohl wechsellagernde Schichten der beiden Facies, wie bei Umin, N von Feltre, und petrographische Uebergänge, sandige Mergel und feinkörnige, weiche Sandsteine, wie sie z. B. bei Zeneghe, NW von Belluno, auftreten. Deutlich lassen sich in der Fauna des genannten Complexes drei Elemente unterscheiden, von denen das erste aus einem Rest 21* » ne << $)] 148 Verhandlungen. Nr. 9 von wenigen Oligocän-Arten, wie Conus deperditus, Turritella ef. aspe- rula, Cardium anomalum besteht, während das zweite eine grössere Zahl miocäner Formen, wie Venus multilamella, Isocardia cf. subtrans- versa, Cardium cf. hians, Pecten cf. denudatus etc. umfasst, während der grösste Theil der auftretenden Arten den Schioschichten eigen- thümlich ist. Die Anzahl der letzteren, die sich bisher fast auf Formen beschränkt, die von Michelotti in seinen „Etudes sur le Miocene inferieur de l’Italie septentrionale 1861“ beschrieben wurden, würde sich wesentlich vermehren lassen, wenn nicht der Erhaltungs- zustand namentlich jener Reste, die aus dem grauen, Fischschuppen führenden Mergel stammen, eine Beschreibung neuer Formen vor- läufig unzulässig machen würde. In der Umgebung von Serravalle lagern die Schioschichten unmittelbar auf der Kreide. Das Eocän scheint hier zu fehlen, obwohl sein Vorhandensein hier am Rande der oberitalienischen Ebene gewiss vorausgesetzt werden kann, nachdem die Eocän-Schichten in unmittelbarer Nachbarschaft, in dem durch einen niedrigen Kreide- rücken getrennten Becken von Belluno auftreten. Wahrscheinlich verdecken bei Serravalle die Schioschichten durch ihr transgredi- rendes Auftreten das Eocän ebenso, wie es auch hinsichtlich der Scaglia der Fall ist, die zum grössten Theile unter den Schioschichten verschwindet. In den letzteren kann man einen unteren petrefakten- reichen Complex unterscheiden, der aus feinkörnigem, leicht zerreib- lichen Sandstein besteht, der stellenweise ganz in feinen, von Nulli- porenkugeln erfüllten Sand übergeht, — über welchem dann ein oberer, ziemlich mächtiger Complex von festem, blaugrauen Sandstein zu beobachten ist, der petrographisch als typischer Flysch bezeichnet werden muss. Ueber diesem Flysch der Schioschichten, der ganz unserem Wiener Sandstein gleicht, folgen dann jüngere Tertiär-Ablagerungen: - ein mächtiger Complex, in welchem in regelmässigen, ziemlich dünnen Bänken Schotter und feinkörniger Sand wechsellagern, welche beide stellenweise zu nicht besonders festem, groben Conglomerat und fein- körnigem Sandstein erhärten. Es scheint diese Bildung fluviatilen Ursprungs zu sein — über ihr lagern weiter gegen die Ebene hinaus gelbbraune, lehmige Sande, in denen ich bei Costa, SO von Serra- valle und NO von Ceneda, Turritella rotifera Desh. neben Conus- und Ancillaria-Fragmenten beobachten konnte. Diese Sande sind also wieder marinen Ursprungs und gehören, wie der Tegel von Asolo, einer der Abtheilungen von Suess’ Mediterranstufe des Wiener Beckens an. In dem unteren Complexe der Schioschichten konnte ich in der unmittelbaren Umgebung von Serravalle die in der folgenden Liste aufgezählten Versteinerungen sammeln, die von den Fundorten: Alpe Corghe, NO von Serravalle; — Maren, NNO von Serravalle; — Val Calda, NNO von Serravalle; — am Wege von Ciesure nach Val Calda; — und vom Höhenzuge zwischen Ciesure und Val Calda stammen. - C. Gelbe, weiche Sandsteine der Schioschichten bei Serravalle. Balanus sp. Nr. 9. Bericht vom 31. Mai. R. Hoernes. 149 M Turritella cf. gradata Menke. Lutraria sp. Venus sp. S (Cardium fallax Michti. S Pinna nov. sp., grosse, sehr bauchige Art mit ungefaltetem Schnabel. S Pecten deletus Michti. S „ Maueri Michti. S »„ nov, sp., übereinstimmend mit einer von Hrn. Custos Th. Fuchs gesammelten Form aus den Schio- schichten von Malta. S „ arcuatus Broce. = Janira fallax Michti. 10) „ Spondylus cisalpinus Brong. M sp. cf. erassicosta Lamk. M Nullipora (Lithothamnium) cf. ramosissima. Schizaster sp. indet. S COlypeaster sp. (flache Form). Diese Liste zeigt hinreichend die Uebereinstimmung der Fauna von Serravalle mit jener des grünen Sandsteins von Belluno, — und es findet durch sie eine Vermehrung der Oligocäntypen durch Spon- dylus eisalpinus, eine Vermehrung der miocänen durch Spondylus cf. crassicosta und die Nulliporen statt, deren Auftreten in den Schio- schichten übrigens auch sonst bekannt genug ist. Dann tritt in den Schioschichten von Serravalle eine Reihe von Arten auf, welche spe- ciell für diesen Horizont charakteristisch sind, und grösstentheils auch im Becken von Belluno sich finden. Es bestätigen diese Verhältnisse vollkommen jene Ansicht, welche Herr Custos Th. Fuchs über die Vicentinischen Schioschichten ge- äussert hat: „Dass dieselben genau mit den von Manzoni vom Monte Titano, sowie von Michelotti unter dem Namen „Mioc£öne inferieur“* von Dego, Carcare und Bel- fortebeschriebenen Tertiär-Bildungen übereinstimmen.“ (Th. Fuchs, Die Stellung der Schichten von Schio. Verh. der k. k. geol. R.-A. 1874, Nr. 6, p. 130.) Ich werde ausführlicher im Jahrbuche der k. k. geolog. Reichs- anstalt auf die interessanten Ablagerungen der Schioschichten im Becken von Belluno und in der Umgebung von Serravalle zurück- kommen, und unter eingehender Erörterung der Lagerungs-Verhält- nisse die Beziehungen ihrer Fauna zu jener von Dego und Carcare, sowie zu jener der Schioschichten von Malta besprechen, wenngleich der Erhaltungszustand der Versteinerungen es mir nicht gestattet, die einzelnen neuen Arten als solche zu beschreiben und zum Ge- genstand von Abbildungen zu machen. Ueber die von Fuchs a. v. a. O. gleichfalls erwähnten Bezie- hungen der Schioschichten zu der „Aquitanischen Stufe“, dem Hori- zonte des Cerithium margaritaceum, und den südsteierischen Braun- kohlen-Ablagerungen mit Anthr acotherium (Sotzkaschichten) glaube ich den Ausführungen Fuchs’ nichts beifügen zu sollen, die zeitliche Identität aller dieser Bildungen steht auch meiner Ansicht nach fest, bedarf aber noch des directen Nachweises, der am leichtesten durch 150 Verhandlungen. Nr. 9 die Untersuchung der südsteierischen marinen Unter-Miocän-Ablage- rungen erbracht werden könnte. Berichtigung. In meiner in den Verhandl. der k. k. geolog. R.-A. 1877, Nr. 7, p. 110 veröffentlichten Mittheilung „Fundorte von Versteinerungen des mittleren und oberen Jura in der Umgebung von Belluno, Feltre und Agordo“ haben sich einige Druckfehler einge- schlichen, die theilweise, wie: „Verwendungen“ statt „Einsendungen“ (p- 110, Z. 19 v. u.); — „Mte. Maura“* statt Mte. „Mauro“ (p. 112, Z. 10 v. 0.); — „Somoceras“ statt „Simoceras“ (p. 113, Z. 20 v. u.) ohne besondere Bedeutung sind, während sich p. 112, Z. 7 v. o. der sinnstörende Satzfehler „der Dyas“ statt „des Lias“ findet, was ich hiemit richtigstelle, und mit meiner Entfernung vom Druckort zu ent- schuldigen bitte. Vincenz Hansel. Die petrographische Beschaffenheit des Trachytes der südlichen Bukowina. An dem äussersten Südende der Bukowina, an der Grenze gegen Siebenbürgen und die Moldau, erhebt sich ein nicht sehr ausgedehntes Trachytgebirge als Fortsetzung der nördlichsten Ausläufer des Har- gittagebirges. Es wird in der Mitte von dem Niagrabache und an der westlichen Flanke von dem Dornaflusse durchschnitten. Von älteren Angaben über dieses Gebirge erwähne ich die von Krem- nitzky!) und von Alt, welche beide von Hauer und Stache in der Geologie von Siebenbürgen erwähnt werden, und von denen ich die Alt’s als die einzige vorliegende Beschreibung des Gesteins wie- derhole: „Am merkwürdigsten,“ schreibt Alt, „ist das Vorkommen des Trachyts an der dreifachen Grenze der Moldau, Bukowina und Siebenbürgens, am Fusse des Berges Piatra Rosz (rother Berg). Er ist hier ganz lavaartig; in einer schwarzen Grundmasse liegen zahllose, ganz kleine, weisse Feldspathkrystalle, und ganz poröse Lagen wechseln horizontal mit ganz dichten, ganz wie Lavaströme an Vulcanen. Die Blasenräume bekleidet ein grünliches Mineral in trau- bigen Gestalten, welches Allophan zu sein scheint.“ Ueber die Verbreitung des Trachytes schreibt Professor N ie- dzwiedzky?): „Der Trachyt erscheint an der südlichsten Grenze des Landes und reicht mit zwei isolirten Vorsprüngen — Pojana Praschi, südlich von Pojana Stampi, und Magura im Niagrathale vor Dorna Kandreni®) — ziemlich weit in den Sandstein hinein.“ Das mir vorliegende Material, bestehend aus fünf Handstücken von verschiedenen Punkten des Gebirges, wurde im Jahre 1872 von Hrn. Prof. Niedzwiedzky gesammelt und im mineralogischen In- stitute der Grazer Universität von Hrn. Prof. Dr. Doelter mir zur Untersuchung übergeben. Für die mir dadurch gebotene Anregung zu selbstständigen Arbeiten, sowie für die mir während der Ausarbei- ) P. J. Kremnitzky, Ueber das Schwefel-Vorkommen an der siebenbür- gisch-moldauischen Grenze. Hingenau, Zeitschr. f. Berg- und Hüttenwesen. ?) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1872. ®) Vgl. die Karte in C. M. Paul, Grundzüge der Geologie der Bukowina. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1876. Nr. 9 Bericht vom 31. Mai. V. Hansel. 151 tung gewährte Unterstützung spreche ich Hrn. Prof. Dr. Doelter an dieser Stelle meinen wärmsten Dank aus. Das im Niagrathale anstehende Gestein besitzt nach zwei mir vor- liegenden Handstücken eine dunkle sehwärzlichgraue Farbe und eine ziemlich grosse Härte. Die feinkörnige Grundmasse bildet den weitaus vorherrschenden Theil; in ihr sind porphyrartig bald in grösserer, bald in geringerer Menge einzelne Mineralien ausgeschieden, beson- ders Feldspath ohne deutliche Krystallform in kleinen Körnern, an denen nur hie und da Spaltungsflächen zu erkennen sind. Die Grösse dieser Feldspathkörner erreicht selten 5 Mm. und sinkt in vielen Fällen so weit herab, dass die einzelnen Individuen eben noch mit freiem Auge kenntlich sind. Neben den Feldspathkörnern liegen hie und da schwarzbraune oder schwarze Hornblende-Individuen von un- regelmässiger Form und geringer Grösse. Ein ganz ähnliches äusseres Gepräge trägt auch das von der Piatra Dorna stammende Gesteinsstück; in einer dunkelgrauen, fein- körnigen Grundmasse liegen zahlreiche Krystalle von Feldspath (Ortho- klas sowohl, als auch Plagioklas) und Hornblende. Der Feldspath bildet nicht bloss Körner, sondern auch ziemlich wohlentwickelte Kry- stalle, an deren einigen deutliche Zwillingsstreifung sichtbar ist. Auch die Hornblende bildet deutliche, vollkommen schwarze Krystalle mit stark glänzenden Spaltungsflächen. In der Grundmasse verläuft eine eigenthümliche, durch das ganze Gestein reichende Aderung von licht rosenrother Farbe, aber ohne scharfe Abgrenzung, so dass die ein- zelnen Bänder, Flecken, Adern am Rande allmählig in die übrige graue Grundmasse übergehen, in welcher ausserdem noch einzelne grüne Trümmer sich finden, welche Alt für Allophan hielt, die sich bei der mikroskopischen Untersuchung aber als ein Gestein erweisen. Ein von den eben beschriebenen Gesteins-Varietäten ausser- ordentlich verschiedenes Aussehen besitzen die bei Magura im Niagra- thale und im Thale des Dornaflusses anstehenden Gesteinsmassen. Das Gestein von Magura besteht aus einer gelben Grundmasse von erdigem Aussehen und geringer Härte; in ihr findet sich weder Feld- spath, noch Hornblende in makroskopischen Krystallen ausgeschieden, wohl aber schwarze, glitzernde Flecken, herrührend von localen An- häufungen von Eisenglimmer. Im Gegensatze zu allen bisher beschriebenen Varietäten des Trachyts, welche eine feinkörnige Textur aufweisen, besitzt der Tra- chyt aus dem Dornathale eine dichte, fast hornsteinartige Grund- masse von gelbgrüner Farbe und schieferigem Bruche. In ihr liegen zahlreiche, bis 1 Cm. lange und fast ebenso breite, schwarzbraune, auf den Spaltungsflächen stark glänzende Hornblende- krystalle. Nur äusserst kleine, gelbliche bis farblose, glänzende Spaltungs- flächen deuten auf das Vorhandensein von Feldspath-Individuen hin. Stellenweise nimmt die Grundmasse eine röthliche Färbung an, und bildet so von den übrigen Theilen verschieden gefärbte Lagen, welche oft sehr dünn, bisweilen aber bis 2 Cm. dick werden, und die oben erwähnte, im Querbruche sichtbare, unvollkommene Schieferung her- vorbringen. 152 Verhandlungen. Nr. 9 Mikroskopische Beschaffenheit. Der Trachyt der Bu- kowina ist ein Gemenge von vorwaltendem Plagioklas, untergeord- netem Orthoklas (Sanidin) und Hornblende; accessorisch treten noch Augit, Apatit, Magneteisen, Eisenglimmer und eine braungelbe oder röthliche, limonitische Substanz auf. Zwischen diesen Gemengtheilen findet sich noch’Glasmasse ein. Der Plagioklas, welcher stets über den Orthoklas vorwaltet und den grössten Theil der Grundmasse bildet, erscheint im Schliffe meist nur in kleinen Individuen von rechteckigem Umrisse, und be- sitzt, wie der Sanidin und überhaupt der Plagioklas der ungarisch- siebenbürgischen Andesite !), ein glasiges, rissiges Aussehen (Mikrotin). Die Zwillingsbildung ist, da nur selten makroskopische deutliche Kry- stalle vorliegen, auch nur in seltenen Fällen schon mit der Loupe kenntlich, unter dem Mikroskope aber zeigt sie sich sehr deutlich und in vielmaliger Wiederholung. Orthoklas (Sanidin) findet sich stets in ziemlich beträchtlicher Menge, jedoch immer dem Plagioklase untergeordnet, den er aber häufig in der Grösse der Individuen übertrifit. Die Krystallbildung ist nur in seltenen Fällen eine vollkommene; meist erscheinen ein- fache rechteckige oder leistenförmige Durchschnitte. Die Krystalle sind durchzogen von einem Netzwerke feinerer oder gröberer, nach allen Richtungen verlaufender Risse, und enthalten Einschlüsse von Magneteisen und Glasmasse. Die Hornblende, welche, wie schon früher erwähnt wurde, makro- porphyrisch im Gesteine auftritt, ist auch in der Grundmasse bald in grösserer Menge und verschiedenen, besonders grünen, rothen, gelb- und schwarzbraunen Varietäten zu sehen, bald aber tritt sie wieder sehr zurück und erscheint nur in kleinen Individuen, welche meistens eine sehr unregelmässige Form besitzen, so dass dann nur stark ge- färbte Flecken, nicht aber geradlinig begrenzte Durchschnitte zur An- sicht gelangen. Eine Ausnahme davon machen nur die Hornblende-Krystalle des Gesteins vom Dornaflusse, welche auch in anderer Beziehung man- ches Merkwürdige zeigen; sie heben sich mit scharfen, geradlinigen Rändern von der übrigen Masse ab, wobei der Rand der Krystalle im Durchschnitte mit einem oft ziemlich breiten, dunklen Bande ein- gefasst erscheint, welches die Umrisse des Krystalls deutlich bewahrt. Dieses Band (resp. Krystallschale) wird gebildet von einer peripheri- schen, zersetzten Schichte, in der in ausserordentlicher Menge Magnet- eisen-Theilchen eingelagert sind, während das Innere des Krystalls entweder ganz frei davon ist, oder doch nur ganz feine, staubartige Theilchen einschliesst. In den Krystallen verlaufen zwei, den Flächen von ooP parallele Riss-System, von denen je nach der Richtung des Schnittes eines oder beide sichtbar werden. Von accessorischen Gemengtheilen erscheint stellenweise Augit in verschieden grossen, lichtgelben bis lichtgrünen Individuen; Magnet- eisen entweder in regellos durch einander gestreuten, oder in Bänder ') Dr. C. Doelter, Zur Kenntniss der quarzführenden Andesite in Sieben- bürgen und Ungarn. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1873. pe e Nr. 9 Bericht vom 31. Mai. R. Hoernes. 153 und Schnüre geordneten, bisweilen auch zu Haufen zusammengrup- pirten Krystallen von quadratischem oder unregelmässigem Umrisse und zwar besonders als Einschluss in Feldspath-Krystallen. Apatit tritt nur selten in länglichen Individuen als Einschluss in Feld- spath auf. Der Eisenglanz erscheint in feinen, rothbraunen Schüppchen fast überall verbreitet, in grösserer Menge aber in dem Gestein von Ma- gura im Niagrathale, wo er schon dem unbewafineten Auge sicht- bare, schwarze, glitzernde Flecken bildet. Stellenweise sieht man in der Grundmasse Flecken von rother Farbe, welche, wenn sie in grösserer Menge zusammen auftreten, die schon früher erwähnten röthlichen Adern im Gestein hervorbringen. Wenn durch diese rothe Substanz Krystalle gefärbt sind, so erkennt man deutlich, dass die färbende Masse durch die Risse der Krystalle eingedrungen ist und sich von ihnen aus weiter verbreitet hat. Ueber die Natur dieser rothen Flecke kann kein Zweifel herr- schen. Sie erscheinen immer dort, wo Eisenglimmer in grösserer oder geringerer Menge sich einfindet. Stellenweise kann man auch ihre Entstehung aus Eisenglimmer nachweisen; man findet nämlich dunkelbraune, in der Mitte völlig unveränderte Eisenglimmer-Schüpp- chen, die nach dem Rande zu immer heller werden, und endlich in die übrige Masse verschwimmen. Diese Beobachtung weist darauf hin, dass die erwähnten rothen Flecken ein Umwandlungsproduct des Eisenglimmers in eine limonitische Substanz (sei es nun Limonit selbst oder Goethit) sind. Die neben und in den krystallisirten Bestandtheilen des Ge- steins sich vorfindende Glasmasse besitzt eine lichtbräunliche, hell- gelbe oder hellgraue Farbe, und ist halbentglast, indem zahlreiche Mikrolithen in ihr sich gebildet haben. Die von Alt erwähnten Einschlüsse im Gestein von der Piatra Dorna, welche von ihm für Allophan gehalten wurden, zeigen unter dem Mikroskope sogleich, dass sie nicht einem Mineral angehören, sondern einem Gesteine, welches aus Feldspath, Opalmasse und einem grünen Mineral besteht, welches in den meisten grünen Schiefern sich vorfindet und seiner Natur nach noch nicht genau erkannt ist. Aus diesen Betrachtungen ergibt sich nun das Resultat, dass das trachytische Eruptivgestein der südlichen Bukowina, seines vor- herrschenden Plagioklases wegen in die Gruppe der Hornblende- Andesite einzureihen ist, und dass seine petrographischen Merk- male auch im Wesentlichen mit denen der Hornblende-Andesite Sieben- bürgens übereinstimmen. Die in diesen Gesteinen vorkommenden Mineralien Tridymit, Biotit und Quarz scheinen aber in dem Andesite der Bukowina gänzlich zu fehlen, wogegen als accessorischer Gemeng- theil der Eisenglanz besonders hervorzuheben ist. Einsendung für das Museum. D. Stur. I. Bubeniezek. Polirte Steinkohlensandstein- platte mit concentrisch schaliger Ausscheidung von Brauneisenstein. Als Geschenk für unser Museum hat uns Herr Johann Bubenitzek in Hud- litz, in Böhmen, eine polirte Platte eines dortigen Kohlensandsteins eingesendet, an K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 9. Verhandlungen. 22 154 Verhandlungen. Nr. 9 welcher man ähnliche Zeichnungen bemerkt, wie solche die Jahresringe des Holzes an Quer- und Längsschnitten von Stämmen dicotyledonischer Pflanzen veranlassen. In Folge der zierlichen Zeichnungen und der leichten Annahme von Politur dürfte der betreffende Sandstein sogar einer technischen Verwendbarkeit fähig sein. Der Sandstein ist ein sehr feinkörniger, thoniger Quarzsandstein von gelb- licher Farbe, die Zeichnungen darauf sind licht röthlichbraun. Der Sandstein dürfte ursprünglich schwach eisenhältig gewesen sein. Nach der Zerklüftung desselben in quaderförmige Stücke wurde dem Wasser ein all- seitiges Eindringen in die Sandsteinmasse ermöglicht und dadurch eine Hydro- oxydation und zugleich Concentration dessen Eisengehaltes veranlasst. Da das Ein- dringen des Wassers von allen Seiten fast gleichmässig stattfinden konnte, hat der Process der Concentration und Veränderung des Fisengehaltes eine concentrisch- schalige Gestalt angenommen, die insbesondere am äussersten Rande der Platte den ursprünglichen Umriss des Sandsteinquaders nachahmt. Der Sandstein hat gerade nur so wenig Eisenbestandtheile, dass der Process der Infiltration von Wasser an demselben keine weitergehende Veränderung hervor- zubringen im Stande war, die bei grösserem Eisengehalte in eine concentrisch-scha- lige Absonderung ausgeartet wäre, in Folge welcher der Sandstein jedenfalls seine technische Verwendbarkeit verloren hätte. Literatur-Notizen. G. v. Rath. Bericht über eine geologische Reise nach Ungarn im Herbste 1876. Bonn 1877. In der Reihenfolge, in welcher er selbst die verschiedenen Gebiete besuchte, gibt der Herr Verfasser auf Grundlage theils eigener Beobachtungen, theils an Ort und Stelle eingeholter Mittheilungen, theils endlich der betreffenden Literatur sehr anregende aphoristische Schilderungen und Notizen, welche sich auf die geologischen a mineralogische Vorkommen, Bergbaue u. s. w. der bereisten Gegenden eziehen. Einen Auszug des reichen Inhaltes zu geben, würde kaum thunlich erscheinen, wir müssen uns darauf beschränken, im Folgenden das Inhaltsverzeichniss der 82 Octav-Seiten umfassenden Schrift zum Abdruck zu bringen. Dasselbe lautet: Oester- reichisch-Schlesien, Teschen, Boguschowitz, Teschenit und Pikrit; — Anblick der Tatra, Liptauer-Alpen, Niedere Tatra, Djumbir; — Zipser Ebene, Bad Schmeks, Kohlbachthal; — Neudorf-Iglo, Spatheisensteingrube Bind; — Kotterbach, Mitthei- lungen des Hrn. Klug über den dortigen Bergbau; — Slovinka, Ertrag des Berg- baues der Waldbürgerschaft; — Anblick des Eperies-Tokajer Trachytgebirges, Epe- ries; — Salzgewinnung zu Sovar, Klausenthal, Czervenitza und Vöürösvagas ; — Dubnik, Libanka, Opalgruben, Hr. v. Goldschmidt; — Rank, der künstliche Geysir nach Mittheilungen der Hrn. Mauritz und Baesoni; — Sator Allya Uj- hely, Ausflug nach Kovaesvagasi Hutta; — Der Tokajer Berg, Blick auf die Ebene, das Alföld, — Ausflug in die Marmaros, Huszt, Szigeth; — Salzgrube Akna, Suga- tagh, Gutin; Kapnik, — Felsöbänya, Mittheilungen des Hrn. Hlavacsek über die Grossgrube; — Nagybänya, der Kreuzberg, Veresviz: — Szathmär-Nemethi, Debre- ezin, die Sodateiche, die Salpetergewinnung; — die ungarische Ebene, das Alföld; — Gyöngyös, die Mätra, Paräd, das Alaunbad, Recsk; — Visegräd, die Donau-Trachyt- gruppe, Arbeiten von ©. Peters, G. Stache, A. Koch; — Pest-Ofen, Hügelland von Ofen; — Die Ebene von Pest, Gödöllö, Szada, Gf. J. Pejaesevich; — National- museum (Prof. Krenner), Sammlung des Hın. Fauser, prähistorische Gegenstände ; — Promontorium, Granithügel des Meleghegy; — Plattensee, Ansicht der Basalt- berge; — Keszthely, Geologische Uebersicht des Plattensee-Bakonyer-Gebirges; — Tapolesa, „die ungarische Schweiz“; — Der Szt.-György, der Badacson, Szigliget- Agram, Karlstadt, Ogulin, der croatische Karst, Fiume. R. H. Prof. Dr. J. Frischauf. Die Sannthaler-Alpen. Wien 1877, bei Brockhausen und Bräuer. i Der Verfasser, der sich um die Zugänglichmachung der Sannthaler-Alpen be- reits durch Wegverbesserungen und Auregung von Hüttenbauten verdient gemacht Nr. 9 Bericht vom 31. Mai. G. v. Ratlı. J. Frischauf, 155 hat, fügt hiezu noch das in Rede stehende bequeme und inhaltreiche Reisehand- buch, welches jenen Geologen, die sich mit dem auch in geologischer Hinsicht äus- serst interessanten Gebirgsstock der Sannthaler-Alpen beschäftigen wollen, wärm- stens empfohlen zu werden verdient. Die geognostischen Verhältnisse des Grintouc-Stockes, namentlich die Trias- Ablagerungen, verdienen ein eingehendes Studium, welches über so manche, heute noch wenig bekannte Verhältnisse Licht verbreiten wird. Das Auftreten von Eruptivgesteinen in den unteren Schichten der Trias, das Vorkommen eines 3—400 M. mächtigen, ungeschichteten Complexes von stark dolo- mitischem, versteinerungsreichen Kalk, der wahrscheinlich eine ähnliche Stellung einnimmt, wie der Schlerndolomit in Südtirol, das Vorkommen von Bohnerzen (Raiblerschichten?) an der SW-Seite des Grintouc, und das wahrscheinliche Vor- handensein von Dachsteinkalk auf der Kammhöhe, machen es wünschenswerth, dass bald ein Geologe, die touristische Erschliessung der Sannthaler-Alpen benützend, ein Trias-Gebiet untersuchen möge, das an geologischem Interesse sowohl, als an landschaftlicher Schönheit wenig hinter den classischen Gebieten von Predazzo, St. Cassian, Ampezzo und Raibl zurückzustehen scheint. Frischauf’s Reisehandbuch enthält (vom touristischen Haupttheil abgesehen) neben zahlreichen anderweitigen naturhistorischen Notizen auch einen geologischen Ueberblick des Grintouc-Stockes — beigegeben sind eine rectifieirte Karte des cen- tralen Theiles der Sannthaler-Alpen im Maassstabe von 1: 72000, und das Panorama des Grintouc, an welchem der Verfasser die auch für den Geologen sehr wichtige ‚Anwendung mathematischer Grundlage zur Herstellung richtiger Panoramen erörtert. R.H. Fr. Toula. Geologische Untersuchungen im west- lichen Theile des Balkan und in den angrenzenden Ge- bieten. Nr. 2. Barometrische Beobachtungen. 75. Bd. d. Sitzber. d. k. Akad. d. Wiss., 1. Abth., 1877, Jännerhetft. Der Vollständigkeit halber mögen hier auch die barometrischen Höhenmes- sungen, welche von Toula auf seiner Balkanreise mit Benützung correlativer Beob- achtungen in Widdin und Constantinopel durchgeführt wurden, erwähnt werden. Es wurden im Ganzen 101 verschiedene Ablesungen, die oft doppelt und dreifach an zwei Naudet’schen Aneroiden und einem Kapeller’schen Heberbarometer ausge- führt wurden, gemacht, und eine grosse Anzahl von Höhen bestimmt, unter welchen wir die Spitze des Vitos 2289 M., Ruj Planina 1747 M., die Passhöhe ober dem Golovi Hon 1474 M., die Passhöhe Sveti Nikola 1384 M., Karaula Descani-Kladana 1252 M. hervorheben. R. H. Dr. Cas. Mösch. Reisebericht über meine diess- jährigen geologischen Beobachtungen. Sep.-Abdr. aus den Verhandl. d. 59. Jahresvers. der schweiz. naturforsch. Gesellschaft. Basel 1877. Der vorliegende Bericht enthält sehr interessante Mittheilungen über die Jura-Ablagerungen im Gebiete südlich und westlich vom Brienzer-See, in welchem der Lias nur in sehr geringer Verbreitung an einem einzigen Punkte an der Strassen- anlage Böningen-Iseltwald zwischen Rüti und Ehrschwand auftritt, während der Dogger in grösserer Verbreitung, und namentlich an der Wengernalp und am Faul- horn (welcher keineswegs, wie früher allgemein angegeben, aus Neocom besteht) in ziemlich reicher Gliederung erscheint. Vom ÖOxfordien bis Tithon sind die Malm- gebilde oft von erstaunlicher Mächtigkeit, aber scheinbar petrefactenleer, während das Tithon das Hauptinteresse in Anspruch nimmt, welches der Verfasser im Berner Oberland in ungeahnter Ausdehnung nachweisen konnte. Am Fels des Staubbaches fand er die früher von ihm als „Stramberg“ bezeichneten Schichten des „Juwald- Tithon“ mit Nerineen, Corallen ete., — entdeckte dieselben Kalke unter dem Gletscher der Jungfrau, am Fusse des Mönches, und in den Abfällen von den Wänden des Wetterhorns und Wellhorns; — er fand Terebratula diphya bei Alpiglen, Ammonites ptychoicus am Laucherhorn, und bemerkt, dass auch der rothe Marmor am unteren Grindelwaldgletscher zur Tithongruppe gehört. Ebenso besteht das ganze rechte 22* 156 Verhandlungen. Nr. 9 Ufer des Brienzer-See’s aus Tithon, und zieht sich dasselbe ziemlich weit an den Gehängen hinauf, die früher (wie das Faulhorn) als aus Neocom bestehend ange- geben waren. H. W. Dr. Paul Schreiber. Handbuch der barometri- schen Höhenmessungen für Ingenieure, Forschungsrei- sende, Meteorologen etc. Weimar bei B. Fr. Voigt. 8°. 1877. Das vorliegende Werk ist ausgestattet mit einem Atlas in 4°, mit 18 Tafeln, wovon 14 Tafeln die graphische Darstellung der meteorologischen Elemente, welche beim Höhenmessen berücksichtigt werden müssen, die anderen 4 aber die bis jetzt bekannten Instrumente, mit Einschluss der Siedethermometer, Hygrometer und aller zur Correction derselben dienlichen Apparate enthalten. Auf mehr als 300 Seiten bei sehr engem, aber lesbarem Druck sucht der Verfasser des seinem Lehrer, Hrn. Professor Dr. Bruhns in Leipzig, gewidmeten Buches, welches in zwei Theile zerfällt, zuerst die Theorie des Hühenmessens, und dann die Instrumenten-Kenntniss und deren Handhabung zu entwickeln, den Schluss bilden die Ausgleichungsrechnung mittelst der kleinsten Quadrate für die unvermeidlichen subjeetiven Beobachtungsfehler, und eine kritische Beleuchtung der wichtigsten und bekanntesten Handbücher und Hilfstafeln zur Bestimmung barome- trisch gemessener Höhen. Herrn Dr. Schreiber’s sehr fassliche Methode, die er in der geographi- schen Section der jüngsten Naturforscher-Versammlung zu Hamburg in einem längeren Vortrag erläuterte, wurde damals von allen Anwesenden, namentlich von Director Dr. Neumayr und von Dr. Nachtigall als werthvoll erkannt und ge- priesen. Wir wünschen dem Buche in den Kreisen, für die es geschrieben, die möglichst ausgedehnte Benützung. F. T. A. Penck. Nordische Basalte im Diluvium von Leipzig. Separat-Abdruck aus dem neuen Jahrbuch für Minera- logie etc. 1877. Ueber das Auftreten basaltischer Gesteine als Diluvialgeschiebe finden wir in der reichen Literatur über die Diluvial-Bildungen der norddeutschen Ebene nur spär- liche Nachrichten, und es ist bis heute kaum ein Vorkommniss dieser Art bekannt, welches nicht einfach aus localen Verhältnissen, ohne Zuhilfenahme eines entlegenen nordischen Ursprungsgebietes erklärt werden könnte. In der Umgebung von Leipzig finden sich nun nach den Mittheilungen des Verfassers basaltische Geschiebe in einem Diluvial-Lehm, der, seinen übrigen Ein- schlüssen zufolge, als ein rein nordischer bezeichnet werden muss. Er enthält kein einziges Geschiebe einheimischen Ursprungs, sondern durchwegs echt skandinavische Gesteine, Chonetes- und Orthoceraten-Kalke, Agnostus- und Graptolithen-Schiefer, und zahlreiche Feuersteine in den verschiedensten Dimensionen, so dass man in diesem Falle wohl zu dem Schlusse kommen muss, dass, wie alle übrigen Geschiebe, auch diejenigen von Basalt aus Skandinavien stammen. Die mikroskopische Untersuchung der Leipziger Basalte und ein Vergleich mit schwedischen Verhältnissen bestätigte nicht nur diese Schlussfolgerung, sondern gab auch Anhaltspunkte, das Ursprungsgebiet diluvialer Basaltgeschiebe überhaupt näher zu bestimmen. In dem genau untersuchten Süden Skandinaviens sind 4 Basalt-Vorkommnisse bekannt geworden, welche auf einem engbegrenzten Gebiet, zwischen Ringsjön und Finjasjöon in Schonen liegen, in dem sowohl Nephelinbasalte, als Feldspathbasalte entwickelt sind. Mit den letzteren stimmen die Leipziger Geschiebe so vollständig überein, dass man sie geradezu als Abkömmlinge derselben betrachten kann. Ja, es scheint dem Verfasser auf Grund dieser Verhältnisse wahrscheinlich, dass alle im norddeutschen Diluvium auftretenden Basalte, bei welchen die Annahme eines ein- heimischen Ursprungs ausgeschlossen ist, auf diese ehemals vielleicht in Strömen und Decken über ein grösseres Areale ausgebreiteten Basalt-Vorkommnisse des südlichen Schwedens zurückzuführen sein werden. “ Y p) ne ee N Nr. 9 Bericht vom 51. Mai. A. L. Hickmann. Ungar. geol. Gesellschaft. 157 aa A. L. Hickmann. Geologisch-montanistische Karte des Königreichs Böhmen. (Graphische Statistik von Böhmen, Bl. IV.) Eine typographisch sehr nett ausgeführte Uebersichtskarte im Maassstabe von 1: 600000. Die Formationsgrenzen sind (auffallender Weise ohne jede Quellen- angabe) wohl zum grössten Theil der v. Hauer’schen Uebersichtskarte der österr.- ungar. Monarchie, vielleicht theilweise auch den Karten der böhmischen Landescom- mission entnommen; in keinem Falle ist in dieser Richtung irgend etwas Neues geboten. Ganz neu und zweifellos auch sehr überraschend ist dagegen die Ansicht des Verfassers, dass die böhmischen Braunkohlen-Ablagerungen ihrem Formations- alter nach zwischen der Kreide (Quadersandstein und Pläner) und dem Roth- liegenden stehen. In dem der Karte beigegebenen, mit „Alluvium und Diluvium“ beginnenden, somit von den jüngeren zu den älteren Schichten vorschreitend geord- netem Farbenschema ist nämlich den böhmischen Braunkohlen-Ablagerungen der genannte Platz zugewiesen. Nach diesem einen Beispiele schon, welchem noch fer- nere hinzuzufügen wohl nicht der Mühe lohnt, kann der wissenschaftliche Werth dieser Publication bemessen werden. Keineswegs scheint sie uns, trotz ihrer sehr hübschen typographischen Aus- führung, geeignet, Schülern oder Mindergeübten ein richtiges Bild von dem geolo- . gischen Baue Böhmens zu geben. Dr. A. Gurlt. Bergbau- und Hüttenkunde. Essen 1877. Eine kurzgefasste, aber sehr klare und übersichtliche, auch für gebildete Nichtfachleute berechnete Zusammenstellung des Wissenswürdigsten aus den im Titel genannten Disciplinen, mit über 100 nett ausgeführten, instructiven Holz- schnitten. Von allgemeinem Interesse ist namentlich der erste, die geschichtliche Entwicklung des Bergbaues behandelnde Abschnitt. Ungarische geologische Gesellschaft. Vorträge, gehalten zu Budapest im Winter 1877 (referirt von B. v. Inkey). I. Ueber die Erdbeben im Somogyer Comitat 1876. Von B. v. Inkey. (Vorgetragen in der Fachsitzung vom 10. Jänner 1877.) Im Laufe des Herbstes 1876 fanden im westlichen Theile des Somogyer Comitates wiederholt Erdbeben statt. Die stärksten sind zu verzeichnen vom 12, und 21. October und 30. Nov. Letzteres erstreckte sich über ein Gebiet von circa 29 [DDMeilen. Das Terrain, auf welchem die Erdbeben auftraten, besteht grüssten- theils aus diluvialen Ablagerungen, Löss und Sand, nur in tieferen Einschnitten und an den Ufern der Drau treten horizontale Congerienschichten zu Tage; ein grosser Theil davon fällt auch in das Alluvialgebiet der Drau. Dem äusseren Relief nach bildet das Gebiet ein niedriges Hügelland, dessen höchste Punkte sich auf 130 Kilo- meter Meereshöhe erheben. Gegen SW fällt das Lössland ziemlich steil gegen die Drau ab, nach OÖ und NO ist die Senkung sehr allmählig. Der Zeitpunkt des Eintreffens der Erdbeben ist aus der Tabelle (im Texte) ersichtlich. Vorherrschend war die wellenförmige Bewegung, und zwar mit einem Ueber- wiegen der Richtung NS. Einzelne Beobachtungen sprechen auch für die Richtungen WO und NW-SO. Von einem eigentlichen Epicentrum kann man hier nicht sprechen. Die grösste Intensität entwickelte sich längs einer 2 Meilen langen Linie, welche durch die Orte Porrog, Bükkösd, Surd, Belezna und Mura Keresztur bezeichnet ist. Hier fanden allenthalben bedeutende Beschädigungen an den grösseren Gebäuden statt; die aus ungebrannten Lehmziegeln gebauten Bauernhäuser blieben unversehrt. Unterirdi- sches Geräusch, Rollen und Donnern will man bei jeder Erschütterung bemerkt haben, und zwar der Erschütterung vorangehend. 158 Verhandlungen. Nr 9 Die barometrischen Aufzeichnungen der Filialstation in Gross-Kanizsa, sowie Privat-Aufzeichnungen in Ihäros Bereny zeigen an den betreffenden Tagen keine be- sonderen Störungen des Atmosphärendruckes. Bemerkenswerth ist der Umstand, dass der Ort der stärksten Erschütterungen, die Gegend von Surd und Belezna, genau in die Verlängerung der von Hrn. Pro- fessor Suess aufgestellten Kamplinie fällt. ll. Die Geologie des Szeklerlandes. Von Dr. Franz Herbich. (Vorgetragen in der Fachsitzung vom 10. Jänner 1877.) Der Verfasser des obigen Werkes, welches in der Ausgabe der k. ung. geol. Anstalt im Laufe dieses Jahres erscheinen soll, trug in der Fachsitzung der ung. geol. Gesellschaft eine kurze Uebersicht desselben vor. Das von ihm aufgenommene und beschriebene Gebiet beträgt 215 [Meilen und bildet den östlichsten Theil von Siebenbürgen. Das Werk zerfällt in 2 Theile, wovon der erste die topographischen Verhältnisse, der zweite die Geologie des Landes zum Gegenstande hat. An geologischen Formationen fand der Verfasser folgende: Krystallinische Schiefer; — Dyas, durch Quarzite vertreten; — Trias: dolomitische Kalke, Werfner Schiefer, Guttensteiner-Kalk; Hallstätter-Kalk; Rhät ungewiss; — Jura: Lias, Dogger, Malm, Tithon: — Kreide: Fucoidensandstein, Conglomerate und Breccien, unterer Karpathensandstein, Caprotinenkalk, oberer Karpathensandstein (Godulaschichten, Inoceramenmergel; — Eocän: unbestimmt; — Neogen: marine, sarmatische und pontische Stufe. — Von Eruptivgesteinen treten auf: Syenit, Miaseit, Ditroit (pri- mär); — Porphyr, Porphyrit, Melaphyr, Mandelstein, Olivingabbro, Serpentin, Labra- dorfels (mesozoisch); — Trachyt, Andesit, Basalt (neogen). Diluvium und Alluvium in bedeutender Verbreitung. Ill. Nyirok und Löss im Ofener Gebirge. Von Dr. Joseph Szabo. (Vorgetragen in der Fachsitzung vom 21. Februar 1877.) Der Verfasser, welcher bekanntlich zuerst auf Grund seiner Beobachtungen im Trachytgebiete von Tokaj-Hegyalja (1868—65) die Benennung Nyirok für ein besonderes diluviales Gebilde in die Wissenschaft eingeführt hat, sieht sich veran- lasst, ‚den Begriff des Nyirok im Gegensatze zum Löss nochmals genau zu definiren. Indem er nun zunächst folgenden Satz aus Hauer’s Lehrbuch der Geologie eitirt: „Als tieferes Glied des Löss erscheint in den Trachytgebieten der Karpathen der Nyirok, ein von Szabö in die Wissenschaft eingeführter Vulgärname, mit welchem ein petrographisch etwas abweichender rother, thoniger Lehm verstanden wird, der aber dieselben Landschneckenarten führt, wieder Löss selbst,“ führt Szab6 dem gegenüber folgende Worte aus seiner im Jahrbuche der k. k. geolog. Reichsanstalt 1866 abgedruckten Abhandlung an: . . „von organischen Ueber- resten zeigt sich keine Spur, auch nicht unter dem Mikroskope.“ Dem entsprechend lässt sich der Begriff Nyirok folgendermassen geben: Nyirok ist ein zäher, plastischer Thon, der keine Petrefakte enthält, mit Säuren nicht braust, und der seinem Ursprunge nach nichts anderes ist, als das Endproduet der Verwitterung verschiedener Trachytarten. Hingegen ist der Löss bekannter- massen ein lockerer, nicht so plastischer, mergeliger Lehm, der mit Säuren stets braust, häufig grosse harte, ebenfalls mergelige Coneretionen enthält, ebenso wie kleine Schnecken und bisweilen Säugethierknochen. Der Löss ist das Gemenge des Detritus von verschiedenen Gesteinen, und ist eine importirte Masse im Gegensatz zum Nyirok, welcher ein einheitliches Verwitterungsproduct ist, und nicht fern vom Orte seines Ursprungs abgelagert wurde. Leider werden diese zwei grundverschiedenen Formationen nur selten von einander geschieden, ein Umstand, der die Streitfrage über den Ursprung und die Entstehung des Löss nur noch mehr zu verwirren geeignet ist. Denn Löss und = Nr. 9 Bericht vom 91. Mai. Ungar. geol. Gesellschaft. 159 Nyirok unterscheiden sich nicht nur petrographisch, sondern auch sehr wesentlich in ihren Lagerungs-Verhältnissen, wie das der Verfasser an dem Beispiele des Ofener Gebirges nachweist. Aus einer detailirten Beschreibung der Verbreitung dieser beiden Gebilde im Gebiete des Schwaben- und Johannisberges ergibt sich, dass der Nyirok überall die höher gelegenen Orte einnimmt (von 1200 Fuss aufwärts), der Löss hingegen die unteren Abhänge des Gebirges mantelförmig umgibt, indem er in einer Höhe von über 1000 Fuss nicht mehr angetroffen wird. Dieselbe Beobach- tung, dass nämlich der Löss eine grosse Höhenzone nicht überschreitet, lässt sich ebenso auch in der Trachytgruppe an der Donau machen (Gran-Weizen). Hier zeigt sich überdiess auch die bekannte Thatsache, dass, während die gegen die Donau zu offenen Buchten und Gehänge mit Löss bedeckt sind, andererseits die antgegen- gesetzten Lehnen und abgeschlossenen Thalkessel des Gebirges nur Nyirok ent- halten. Hiernach wäre auch Hrn. Stache's Beschreibung dieser Gegend (1865), wonach der Löss überall, selbst auf den Rücken und Gipfeln der Berge, zu finden sei, zu modificiren. — Auch in der Hegyalja zeigt es sich, dass sich der Löss überall dem heutigen Laufe des Flusses anschmiegt, während der Nyirok ganz unabhängig auf hohen Lehnen und Thalkesseln vorkommt. Aus Allem ergibt sich, dass der Nyirok das locale Product der Trachyt- Verwitterung ist. Ein ähnliches Verwitterungsproduct liefert aber auch der Ser- pentin, wie Hr. Szabö in Serbien zu beobachten Gelegenheit hatte. Dass endlich auch der Granit einen localen Nyirok bilden kann, scheint natürlich. IV. Beiträge zur Geologie des Fruska Gora. Von Joseph Rochlitzer. (Vorgelesen in der Sitzung vom 14. März 1877.) Diese, vom Verfasser in Begleitung einer geologischen Karte und einer Ge- steinssammlung an die k. ung. geol. Anstalt eingesandte Arbeit wurde auf Wunsch der Direction durch B. v. Inkey in’s Ungarische übersetzt und mit einigen verglei- chenden Bemerkungen vorgetragen. Sie umfasst zunächst eine kurze geologische Beschreibung des Fruska Gora-Gebirges mit detailirter Besprechung der Schichten- folge am südlichen Abhange. Den Arbeiten der Herren Wolf, Lenz, Koch und Popovics gegenüber enthält dieser Theil der Arbeit keine neuen Beiträge; zu er- wähnen wäre nur das Auftreten eines bisher von dort unbekannten granitischen Eruptivgesteines, ferner die häufigen Funde von Kupfererzen, vorzüglich Malachit, im weitverbreiteten Quarzit. Im Gegensatz zu den Beobachtungen des Hrn. Lenz will der Verfasser zwi- schen Vrdnik und Jazak triasische Schichten (Werfner Sandstein und Guttensteiner Kalk) gefunden haben. Wahrscheinlich liegt hier eine Verwechslung mit Kreide- schichten vor, Fossilien werden wenigstens nicht angeführt. Den wichtigeren Theil der Arbeit bildet die genaue Beschreibung des Vrdniker Kohlen-Vorkommens, dessen Ausbeutung der Leitung des Verfassers anvertraut ist. Bekanntlich gehört die Vrdniker Kohle dem Complexe der Sotzkaschichten an. Die Ausbeutung hat in den letzten Jahren bedeutend an Ausdehnung gewonnen, und zahlreiche Aufschlüsse haben es ermöglicht, einen Einblick in die Structur der Schichten zu gewinnen. In einer ausführlichen Beschreibung der verschiedenen Aufschlüsse weist der Verfasser nach, dass sämmtliche Kohlen-Vorkommnisse der Gegend einem einzigen, nur stellenweise durch Zwischenmittel abgetheilten Kohlen- flötze angehören. Dieses ist jedoch bei Vrdnik durch einen unterirdischen Quarzit- rücken in zwei ungleiche Theile getheilt, wovon der südliche Flügel nach Süden steil abfällt, der nördliche aber mit stets abnehmendem Verflächen sich gegen Nord erstreckt, und sich muldenartig am Gebirgsrande erhebend an der Nordgrenze in umgekippter Lage erscheint, so dass er unter den Serpentin einzufallen scheint. Der Verfasser schreibt diese Schichtenstörung dem Serpentin zu, wohl mit Unrecht, da der Serpentin gewiss älter ist, als die Sotzkaschichten. Schliesslich erwähnt der Verfasser noch der industriell wichtigen Cementmergel von Beocin und der Lignitkohle von Karloviez, die ebenfalls abgebaut wird, und weist somit auf die natürlichen Grundlagen hin, welche die Fruska Gora der Entwicklung industrieller Thätigkeit bietet. 160 Verhandlungen. Nr. 9 Vv. Veber Soda-Bildung. Von Dr. V. Wartha. (Fachsitzung am 14. März 1877.) Anlass zu diesem Vortrage bot eine Abhandlung des Hrn. E. v. Kvassay, welche unter dem Titel „Ueber den Natron- und Szekboden im ungarischen Tief- lande* im 4. Heft des Jahrbuches der Wiener k. k. geol. Reichsanstalt 1876 er- schienen war. Hr. v. Kvassay bespricht darin u. A. die Bildung der natürlichen Soda, und indem er die diessbezügliche Trachyt-Theorie des Dr. J. Szabö verwirft, sagt er Folgendes: '„Wir wissen, dass, wenn wir auf eine kalkhaltige Bodenart Chlorkalium-Lösung aufgiessen, die durchfiltrirte Flüssigkeit grösstentheils Chlor- calcium enthalten wird; das Chlorkalium wurde in den Boden aufgenommen, verdrängte das Calcium und verband sich mit dessen Kohlensäure. Da aber das Calcium mit Chlor sich in der Form Cl, Ca verbindet, folglich ein Theil des Cal- ciums frei, d. h. onne Sauerstoff und Kohlensäure bleiben würde, so kann dieser Process nur dann stattfinden, wenn diese Stoffe dem Calcium entweder im Boden oder in der Luft zur Verfügung stehen. Wenn wir uns nun an die Stelle des Chlorkaliums Chlornatrium denken, so wird wegen der geringeren Affinität des Na- triums der Process zwar bedeutend verlangsamt, ohne dass sich die anderen Um- stände verändern würden. Und so ist es wahrscheinlich, dass, wenn Chlornatrium und doppeltkohlensaurer Kalk sich einander begegnen, und wenn Sauerstoff zugegen ist, sich anderthalbkohlensaures Natron, Chlorcaleium und kohlensaurer Kalk bilden. Das anderthalbkohlensaure Natron gelangt zur Efflorescenz, das Chlorcalecium hin- gegen zieht sich tiefer in die Erde und krystallisirt.“ Hierauf genüge es, zu bemerken, dass bei der Aufschliessung des Kochsalzes durch doppeltkohlensauren Kalk das Oxygen absolut keine Rolle spielt, und dass der ganze chemische Process sich auf eine möglichst einfache Wechsellösung zurück- führen lässt, nämlich: 2Na Cl + Ca H, (CO,), = Ca Cl, + Na, H, (CO,), und endlich, dass das doppeltkohlensaure Natron an trockener Luft sogleich in das sogenannte anderthalbkohlensaure Natron übergeht, wobei ein Theil der Kohlensäure entweicht. 4(CO, H Na) = Na, CO, %XC0, HNa+CO,H 0. Natürlich folgt aus dem Gesagten, dass alle Folgerungen, welche Herr E. v. Kvassay, von seiner citirten Behauptung ausgehend, aufstellt, aller Grund- lage entbehren. So z. B. ist es nicht der eindringende Sauerstoff, der das Aus- bleiben der Soda aus porösem Boden hervorruft, sondern die im porösen Boden thätigen Capillarkräfte. Dass die Soda das Product der Wechselwirkung des Kochsalzes und des doppeltkohlensauren Kalkes sei, hat schon im Jahre 1864 Haines unmittelbar beobachtet, und überdiess ist es auch sehr leicht zu beweisen; denn die Lösung von Chlorcaleium kann durch reines doppeltkohlensaures Natron nicht zersetzt werden, während das neutral kohlensaure Natron den Kalk sogleich als Carbonat ausscheidet. Diese Reaction führt der Vortragende bei dieser Gelegenheit vor. Hierauf trägt Prof. Dr. Szabö seine schon früher publieirten Ansichten über Soda-Bildung vor, wonach der Natrongehalt, vorzüglich der bei Dorozsma ausblü- henden Soda..der Hauptsache nach aus Feldspathkörnern stammt, welche dort in massenhafter Anhäufung eine wahre Schichte bilden. Er hebt ferner hervor, dass zwi- schen dem Soda-Vorkommen bei Urao in Afrika und dem in Ungarn wesentliche geologische Unterschiede bestehen; andererseits ist es unzweifelhaft, dass bei der Berührung von Kochsalz mit doppeltkohlensaurem Kalke die oben erwähnte Zer- setzung einträte. Puls gg ul nnr n pmronen pa ph isn nn nd nr nn nn ns Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 16. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. N A PIRIEYS NS ANSSD BE Fu Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 30. Juni 1877. Inhalt. Vorgänge an der Anstalt. — Todesanzeige. — Eingesendete Mitthei- lungen. C.v. Hauer, Krystallogenetische Beobachtungen V. V. Hiller, Die Miocänsehichten von Geamlitz. — Literatur-Notizen. F. v. Richthofen, €C. Ochsenius, J. Böckh, A. Vierthaler, M. v. Zepharevich, F. Teller. — Einsendungen für die Bibliothek. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Vorgänge an der Anstalt. Aus der Cabinetskanzlei Sr. k. und k. Apostolischen Majestät erhielt Herr Felix Karrer das nachfolgende Schreiben: „Die mir übergebenen Prachtexemplare Ihrer umfassenden Arbeit — Geologie der Kaiser Franz Joseph-Hochquellen-Wasserleitung — habe ich nicht verfehlt, ihrer Bestimmung zuzuführen. Mit Vergnügen sehe ich mich nunmehr in der Lage, Euer Wohlgeboren bekannt zu geben, dass Se. Majestät der Kaiser das Werk für die Allerhöchste Privatbibliothek huldreichst anzu- nehmen und zugleich mit Sr. k. und k. Hoheit dem durch- lauchtigsten Kronprinzen mich zu beauftragen geruhten, Euer Wohlgeboren für diese Widmung anerkennenden Dank auszusprechen. Wien, 11. Juni 1877. Braun m. p. Todesfall. Am 17. Juni verschied in Klagenfurt im 82. Lebensjahre Herr Franz Edler v. Rosthorn, einer der hervorragendsten Veteranen unseres Faches im Lande. Der Schwerpunkt seiner Thätigkeit auf geologischem Felde fällt in eine Zeitperiode, in welcher nur wenige unserer Landesgenossen, man muss sagen, gegen den Strom schwim- mend, an der Erweiterung der Wissenschaft thätigen Antheil nahmen. Kärnten, das Land, in welchem er und seine Brüder um das Auf- blühen der Eisenindustrie sich die hervorragendsten Verdienste ® K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 10. Verhandlungen, 23 162 Verhandlungen. Nr. 10 erwarben, war auch vorzugsweise das Object seiner geologischen Unter- suchungen. In einem Privat-Museum, welches an Reichhaltigkeit mit den Landes-Museen der anderen Kronländer der Monarchie wett- eiferte, vereinigte er Sammlungen aller geologischen und mineralo- gischen Vorkommen- des Landes, die allen späteren Forschern reiche Belehrung boten. Eine Reihe von Notizen und Abhandlungen ver- öffentlichte er in dem Zeitraum zwischen 1833—1855 grössentheils in v. Leonhard und Bronn’s Jahrbuch. In späteren Jahren scheinen seine Gesundheitsverhältnisse einer regeren Antheilnahme am wissen- schaftlichen Leben hemmend entgegengetreten zu sein, doch wird sein Name unvergessen bleiben als der eines der ersten Pionniere, welche den geologischen Studien in Oesterreich die Bahn eröffneten. !) Eingesendete Mittheilungen. C. v. Hauer. Krystallogenetische Beobachtungen. V. Verwitternde Krystalle. Den Keim rascher Zerstörung bildet für viele Krystalle die Eigenschaft, ihr Krystallwasser nur lose gebunden zu enthalten, und daher dasselbe schon bei gewöhnlicher Temperatur entweichen zu lassen (zu verwittern). Diese Eigenschaft ist in ihren Intensitätsgraden so variabel, dass sich eine eigentliche Grenze zwischen luftbeständigen und verwitternden krystallisirten Körpern nicht angeben lässt. Dies ist um so weniger der Fall, als die Wasserabgabe aus krystallisirten Hydraten nicht immer nur von einer bestimmten Höhe der Temperatur, sondern auch von dem Luft- drucke und dem Feuchtigkeitszustande der Luft abhängig ist. Kry- stallisirte_Körper, die bei einer gewissen Temperatur in gewöhnlicher Luft noch kein Wasser abgeben, verwittern bei derselben Temperatur sofort rasch, wenn sie unter die Luftpumpe gebracht oder über wasseranziehenden Substanzen, wie Schwefelsäure, Chlorcaleium ete., im verschlossenen Raume sich befinden. Wie ausserordentlich verschieden die chemische Attraction ist, durch welche das Krystallwasser in verschiedenen krystallisirten Kör- pern gebunden wird, ergibt sich z. B. aus dem Vergleiche des Ver- haltens in dieser Hinsicht von Kalium-Nickelsulphat und dem höch- sten Hydrate von arsensaurem Natron. Ersteres verliert, andauernd einer Temperatur von 100° C. ausgesetzt, nicht eine Spur von seinen 6 Molekülen Wasser; Krystalle des letzteren zerfallen dagegen schon bei 10° C. binnen wenigen Stunden durch Verwitterung zu Pulver. Aus so rasch verwitternden Substanzen, wie letztere, ist die Wasserverdunstung scheinbar rapider, als sie von einer gleichen Menge freien Wassers bei gleich niedriger Temperatur stattfinden würde. Bezüglich der Veränderung, welche Krystalle durch die Verwit- terung erleiden, sind zweierlei Modificationen zu unterscheiden. Es ') Einen ausführlichen Nekrolog v. Rosthorn’s hat uns freundlichst Herr Prof. E. Suess für diese Blätter in Aussicht gestellt. > a Nr. 10 Bericht vom 30. Juni. ©. v. Hauer. 163 gibt nämlich krystallisirte Verbindungen, die in Folge ihrer Wasser- abgabe an die Luft den Connex ihrer kleinsten Theilchen vollständig verlieren und daher zu einem Pulver zerfallen. Es ist die Mehrzahl verwitternder Substanzen, die sich in dieser Weise verhält. Dagegen zeigt sich aber bei einigen wenigen Verbindungen, dass sie auch nach Verlust ihres Wassers einen ziemlichen Grad von Uonsistenz beibehalten. Sie erscheinen als Metamorphosen nach Hydraten in Anhydride oder niedrigere Hydrate. Solche Krystalle bilden ein noch geeignetes Object für Beobachtungen, die sich auf die Gestalt beziehen, während natürlich die Durchsichtigkeit verloren geht. Die schönen Krystalle, welche aus einem Gemenge der Lösungen von Zink- und Cobaltsulphat entstehen, verwittern rasch, ohne wesent- lich von ihrer Consistenz zu verlieren, ja, sie zeigen sogar noch nach der Verwitterung einen, wenn auch matteren, seifenartigen Flächen- glanz. Aehnlich verhält sich unterschwefelsaures Bleioxyd, Eisen- alaun, schwefelsaures Natron-Lithion etc. Das Verwittern mancher Substanzen, das, wenn auch sehr all- mählig, aber unfehlbar eintritt, im Falle sie den Einflüssen der Luft ausgesetzt bleiben, kann vollends verhindert werden, wenn sie unter gutem Verschluss aufbewahrt werden. Hieher gehören z. B. der ge- wöhnliche Kupfervitriol, Chromalaun, Natriumeisencyanür, Verbin- dungen, die der Luft exponirt, langsam, aber unausweichlich voll- ständig verwittern. Ich besitze Krystalle dieser Körper in meiner Sammlung unter hermetisch verschlossenen Glasglocken aufgestellt, die in den 10 bis 12 Jahren seit ihrer Verwahrung nicht die ge- ringste Veränderung zeigen. Krystalle, deren Substanz sehr rein dargestellt wurde, und die langsam gewachsen sind, daher schön spiegelnde Flächen besitzen, widerstehen auffallend mehr der Verwit- terung, als solche, die unter entgegengesetzten Umständen entstanden sind. Die Luftbeständigkeit einiger Verbindungen kann in gewissen Fällen dadurch erhöht werden, dass man ihrer Lösung, aus welcher Krystalle erhalten werden sollen, die Lösung einer im Gemenge damit isomorph mitkrystallisirenden Verbindung beimischt. Ist letztere für sich luftbeständiger, so überträgt sich diese Eigenschaft mehr weniger auf das Gemenge. Derlei mögliche Combinationen gibt es natürlich nur wenige. Krystalle von unterschwefelsaurem Bleioxyd, die unaufhaltsam verwittern, können hierin verhindert werden, wenn man sie aus einer Lösung entstehen lässt, welcher etwas von den damit isomorphen Ver- bindungen von Kalk oder Strontian beigemengt wurde. Der ungemein rasch verwitternde Eisenalaun wird durch eine Beimischung von etwas Thonerdealaun zu seiner Lösung so weit beständig gemacht, dass die Krystalle, unter Verschluss gebracht, sich unversehrt erhalten. Die ausgezeichnet schönen Krystalle von ameisensaurem Kupfer- oxyd unterliegen wegen ihrer hochgradigen Verwitterbarkeit einem äusserst raschen Verfalle. Selbst unter hermetischem Verschluss zer- fallen sie zu einem weissen Pulver. 23* 164 Verhandlungen. Nr. 10 Durch Beimengung von etwas ameisensaurem Baryt oder Stron- tian, welche im variablen Mengen mit ameisensaurem Kupferoxyd krystallisiren, ohne dessen Krystallgestalt, ja, ohne bei untergeord- neter quantitativer Beimengung selbst den Habitus der Krystalle im Geringsten zu ändern, erhält man letztere ebenfalls so beständig, dass sie unter- Verschluss unveränderlich bleiben. Diese Verhältnisse bilden übrigens einen der bemerkenswerthe- sten Fälle im ganzen Bereiche der Krystallbildung. Ameisensaurer Baryt und Strontian krystallisiren nämlich rhombisch, aber nicht iso- morph, ameisensaures Kupferoxyd dagegen und seine Gemenge mit den ersteren monoklin und isomorph. Einwirkungen des Lichtes auf Krystalle. Im An- schlusse möge hier einer anderen Ursache Erwähnung geschehen, die zerstörend auf manche Krystalle einwirkt, nämlich das Licht. Viele Beobachtungen sind in dieser Richtung bekannt gemacht worden, insbesonders in Beziehung auf Silbersalze. Eigenthümliche Einwirkungen des Lichtes auf ameisensaure Verbindungen hatte ich Gelegenheit wahrzunehmen. An Krystallen von ameisensaurem Cadmiumoxyd, die längere Zeit dem grellen Sonnenlichte ausgesetzt waren, hatte dieses in Folge eines eingeleiteten chemischen Processes eine mechanische Zerklüf- tung verursacht. Der Vorgang zeigte sich in der Weise, dass sich zahlreiche Splitter von den Krystallen ablösten und mit einer gewissen Gewalt weggeschleudert wurden, wohl in Folge der Gasentwicklungen im Innern der Krystalle. Da letztere sich in hermetisch verschlos- senen Gläsern aufgestellt befanden, so konnten jene Gasentwicklungen nur aus durch das Licht eingeleiteten molekularen Bewegungen im Körper der Krystalle resultiren. Grosse Krystalle von ameisensaurem Kupferoxyd-Strontian er- hielten unter gleichen Verhältnissen durch Einwirkung des Lichtes schwarze Flecken, und wurden im Verlaufe mehrerer Monate voll- kommen schwarz und undurchsichtig. Bemerkenswerth ist, dass die Krystalle bei dieser Farbenumwandlung, die sich bis zum innersten Kerne der voluminosen Individuen fortpflanzte, weder von ihrem sehr lebhaften Flächenglanz, noch von ihrer Consistenz etwas einbüssten. In ganz gleicher Weise, wie ameisensaures Cadmiumoxyd wurden Krystalle von essig-salpetersaurem Strontian in Folge längerer Ein- wirkung vom Sonnenlicht zersplittert. Krystalle von oxalsaurem Chromoxyd-Kali und solche, welche aus einer Mischung von diesem mit oxalsaurem Chromoxyd-Ammoniak entstehen, werden am Lichte matt. Ausser diesem Verschwinden des Flächenglanzes zeigte sich aber keine weitere Veränderung durch das Licht. Die letztere Verbindung, für sich allein krystallisirt, bleibt dagegen unverändert am Lichte. Erster Anschluss von Krystallen. Nach zahlreichen Versuchen mit mehreren Hunderten verschiedener krystallisirbarer Körper ergab sich ganz unverkennbar, dass die einzig rationelle, stets zum Ziele führende Methode, um isolirte, nicht gar zu kleine, wohlausgebildete Krystalle zu erhalten, welche durch fortgesetztes Wachsenlassen geeignet sind, zu grösseren Dimensionen sich heran- | | Nr. 10 Bericht vom 30. Juni. €. v. Hauer. 165 zubilden, nur die vor langer Zeit von Leblanc angegebene ist, näm- lich den Erstlings-Krystallisations-Process durch freiwilliges Verdun- stenlassen der entsprechenden Lösungen einzuleiten. Man bereitet zu diesem Behufe gesättigte Lösungen, vermengt sie mit einer kleinen Menge Wasser, damit sie nicht in allernächster Zeit Krystalle ab- setzen, und überlässt sie nun in flachen Schalen mit ebenem Boden der vollständigsten Ruhe. Von entscheidendem Einflusse bezüglich der Grösse, welche die hierbei entstehenden Erstlings-Krystalle binnen einer gewissen Zeit erreichen, ist das Volum der angewandten Lösungen. Wie mehrfach in früheren Mittheilungen erwähnt, ent- stehen in allen Lösungen, wenn sie derart einer ungestörten Ruhe überlassen sind, Uebersättigungs-Zustände, die ausserordentlich be- günstigend bei dem Beginn des Krystallisations-Processes einwirken. Es geht diess unzweifelhaft daraus hervor, dass man in keiner Dar- stellungsart so schön ausgebildete, flächenreiche, und namentlich auch so durchsichtige Krystalle erhält, wie in dieser Weise. Neben meh- reren Krystall-Aggregaten findet man fast ausnahmslos auch einige isolirte Individuen, welche das gewünschte Object für weiteres Auf- ziehen bilden. Was die Grösse solcher Erstlings-Krystalle anbelangt, so ist es sehr bemerkenswerth, welche Dimensionen selbst Krystalle sehr schwer löslicher Substanzen während der Procedur dieses ersten Anschusses erlangen können. Ja gerade für schwer lösliche Körper ist es die einzige Möglichkeit, isolirte Individuen zu erhalten in einer Grösse, welche die Handhabung für weitere Krystallzucht gestattet. Wohl entstehen beim Erkaltenlassen heiss gesättigter Lösungen von leicht löslichen Verbindungen, mithin in gleich kurzer Zeit, sehr voluminose, und bei richtigem Treffen des Concentrationspunktes der Lösungen auch häufig isolirte Krystalle. Aber in der Regel sind sie mit Constructionsfehlern behaftet, was sich bei ihrem Weiterwachsen erst zeigt, und noch seltener besitzen sie den der Substanz möglichen Grad der Durchsichtigkeit. Betrachtet man nun näher die erwähnten zwei Processe des Entstehens von Krystallen, nämlich jenen, der in übersättigten Lösungen stattfindet, und den, der während des Erkaltens heisser Lösungen vor sich geht, so ergibt sich, dass in beiden Fällen eine sogenannte überstürzte Krystallisation eintritt, was ‚sich eben durch die beträcht- liche Dimensions-Zunahme der entstehenden Krystalle in kurzer Zeit kund gibt. Unter allen Umständen ist die Krystallisation in beiden Fällen eine viel rapidere, als sie das Wachsen eines in Lösung be- findlichen Krystalles repräsentirt, die der freiwilligen Verdunstung überlassen ist und sich nicht im Uebersättigungs-Zustande befindet. (Lösungen, in der sich einmal Krystalle befinden , nehmen solche, oder mindestens bei Weitem nicht so überladene Uebersättigungs- Zustände an, wie ursprünglich.) Dennoch ist das resultirende Product aus den beiden Krystalli- sations-Processen ein wesentlich verschiedenes. Nur die beim Erkalten heisser Lösungen entstehenden Krystalle tragen das Gepräge eines überstürzten Aufbaues an sich. Die gute Ausbildung eines Krystalles scheint also nicht so sehr durch die Schnelligkeit, mit der sich die kleinsten Theilchen an den 166 Verhandlungen. Nr. 10 entstandenen Stammkern zu dessen Vergrösserung ansetzen, beein- trächtigt zu werden, wenn kein anderer störender Einfluss sich kund gibt. Diess ist nun der Fall in übersättigten Lösungen, deren Tem- peratur sich nicht ändert, daher keine Bewegungen in ihr stattfinden, die die orientirte Ablagerung frei werdender fixer Theilchen auf den im Wachsthum befindlichen Krystall stören könnten. Anders verhält es sich dagegen beim Erkalten heisser Lösungen. Das Herabsinken der an der Oberfläche sich abkühlenden Flüssig- keits-Theilchen und reciproke Aufsteigen der noch heissen verursacht continuirliche Strömungen, Bewegungen in der Flüssigkeit, und diese sind es, die störend auf die regelmässige Anlagerung der freiwer- denden fixen Theilchen an die im Aufbau befindlichen Krystalle wirken, Diese Beobachtungen finden ihre Bestätigung bei Betrachtung grosser durchsichtiger Krystalle, die eine lange Zeit des Wachsthums erforderten. Man kann zonenweise an ihnen herablesen die Zeit- perioden während ihres Wachsthumes, innerhalb welcher gleichförmige Temperaturen, und innerhalb welcher beträchtlichere Schwankungen derselben stattgefunden hatten; die Zeitabschnitte somit, während welcher Ruhe in der Lösung geherrscht oder Bewegungen eintraten, hinterlassen deutliche Marken in der Construction der verschiedenen Schichten des Krystallkörpers. Dr. Vincenz Hilber. Die Miocänschichten von Gam- litz bei Ehrenhausen in Steiermark. (Nebst Bemerkungen über erratische Vorkommen daselbst.) Im vergangenen Jahre habe ich, angeregt von Hrn. Professor Peters, eine kleine interessante Oertlichkeit im weststeierischen Tertiär zum Gegenstande eines speciellen Studiums gemacht. Es ist die Umgebung von Gamlitz bei Ehrenhausen mit dem Braunkohlen- flötzchen am Labitschberge. Die Arbeit sollte sich ursprünglich, als Dissertation verfasst, nur auf letzteren beschränken, nahm jedoch bei mehrwöchentlicher Anwesenheit in der Gegend bald den Charakter einer Monographie derselben, im Umkreise von 4—5 Stunden, an. Auf mächtigen sandigen und thonigen Bildungen, deren Lie- gendes durch ein 54 Meter tiefes Bohrloch noch nicht erreicht wurde, und aus welchen keine Fossilien vorliegen, befindet sich das Flötz- chen, dessen geringe Mächtigkeit eben noch den Abbau gestattet. Zwei früher schon daraus bekannt gewordene Kieferfragmente, Mustela Gamlitzensis H. v. M. und Hyotherium Sömmeringi H. v. M. geben keine Anhaltspunkte zu sicherer Horizontirung. Wohl aber erlaubt die aufgelagerte Sandschichte, eine brackische, gastropoden- reiche Ablagerung, einige Schlüsse. Neben vorwaltenden Öerithien-, Austern-, Murex- und anderen Arten der zweiten Mediterranstufe deuten Mytilus Haidingeri Hoern. und ein Cerithium, welehes nach der Bestimmung des Hrn. Prof. Hoernes dem subcorrugatum Orb. aus der ersten marinen Stufe Bordeaux’s nahe steht, auf eine etwas ältere Abtheilung. Weiter im Hangenden folgen mächtige Conglo- merate (mit einer zweiten eingeschalteten Cerithienbank am Babitsch- berge), die sich nach oben in Sandstein fortsetzen. Ihnen sind zu u De 2 m a ne CP el Bl U 40 2 A Aa La in un ui le a u Se nn ln a u. © 20. 2 u Nr. 10 Bericht vom 30. Juni. G. v. Richthofen. 167 oberst Nulliporenkalke und Tegel als, wie Fossilreste und Lagerungs- Verhältnisse zeigen, gleich alte Bildungen aufgelagert. Die Fauna dieser höchsten Glieder stimmt, abgesehen von einigen neuen Arten, mit denen der zweiten Mediterranstufe. Beachtenswerth sind noch einige erratische Vorkommen im südlichen und westlichen Theile des begangenen Gebietes, welche in Gestalt von Turmalin führenden Gneissblöcken, hie und da deutlich reihenweise geordnet, auftreten. Eine ausführlichere Mittheilung über die Ergebnisse dieser Un- tersuchungen wird im Jahrbuche der k. k. geolog. Reichsanstalt ver- öffentlicht werden. Literatur-Notizen. G. St. F. v. Richthofen. China. (Ergebnisse eigener Reisen und darauf gegründeter Studien. I. Band. Einleitender Theil. Mit 29 Holzschnitten und 11 Karten. Berlin. Verlag von Dietrich Reimer. 1377.) Der Versuch, in dem engen Rahmen eines Referates den Inhalt eines Werkes zu skizziren, welches von vornherein imponirend wirkt durch die Grösse und Be- deutsamkeit des Objectes, wie durch die geistvoll weite Auffassung der selbst ge- wählten Aufgabe und die echt wissenschaftlich vertiefte Methode der Behandlung, wäre wohl ein etwas unbescheidenes Unterfangen, wenn der Referent die in der Aufgabe und Gepflogenheit dieser Verhandlungen begründete Verpflichtung nicht als passende Entschuldigung für sich in Anspruch nehmen dürfte. Da eine all- gemein gehaltene Anzeige, mit der man sich grade den grossen umfassenden Werken gegenüber zumeist begnügen muss, in diesem Falle weder den engeren Beziehungen der geologischen Reichsanstalt zu dem Verfasser, noch dem speciellen Interesse des Leserkreises unseres Referirorgans Rechnung tragen würde, soll eine kurze Angabe, ein Hervorheben mancher Hauptpunkte, ich darf leider nicht sagen, ein Eingehen auf dieselben, mindestens angestrebt werden. Natürlich ist es unmöglich, alles Wesentliche zu berühren, wo Alles plan- mässig durchdacht ist, und Nichts vorkommt, was nicht innerhalb des Planes zum Wesen der Sache gehört. Dass aber ein Referat, mag der zur Verfügung stehende Raum auch beschränkt sein, möglichst viel vom Inhalt zu geben sucht nach des Verfassers eigenem Aufbau, damit ist gewöhnlich dem Autor, wie dem Leser am besten gedient. Es soll diess versucht werden, — aber nicht ohne die Bemer- kung, dass, im Fall es gelingt, durch eine kurze Inhaltsangabe nicht nur das Interesse, sondern auch das richtige Verständniss anzubahnen für die gross- artige Leistung, deren Geschichte, Plan und erster Denkstein uns hier vorliegt, diess der Leser, wie der Referent selbst, ganz vorzugsweise der glücklichen Anord- nung des umfangreichen Stoffes und der angenehmen, durchsichtigen Darstellungs- weise des Autors verdankt. In durchaus zweckmässiger Weise sind zunächst in einigen Vorerläuterungen die nothwendigen Bemerkungen über die angewendeten Maasse, über die chinesi- schen, politisch-geographischen Namen und über die Orthographie der der chinesi- schen und anderen asiatischen Sprachen entnommenen Worte gegeben. Ueberdiess führt eine kurze Uebersicht der Reisen des Verfassers in China uns auf die breite Beobachtungsbasis, aus welcher die Forschungsresultate sich zu dem Gebäude dieses und der drei in Aussicht gestellten Bände aufbauten, wobei schliesslich auch der Gründe Erwähnung geschieht, welche den Verfasser bewogen haben, mit vorläufigen Berichten über seine Thätiskeit während der Reisezeit und bis zum Abschluss dieses ersten Bandes möglichst zurückhaltend zu sein. Der ganze Inhalt zerfällt in zwei grosse Abschnitte. In dem ersten der- selben, China und Centralasien“, kommt der umfassende geographische Stand- punkt des Geologen zum Ausdruck, der die physische Gestaltung und natürliche Gliederung eines Gebietes im genetischen Zusammenhang zu dem zugehörigen 168 Verhandlungen. Nr. 10 Ganzen aus der Beobachtung aller derjenigen Erscheinungen und Kräfte zu erkennen sucht, welche an der geologischen Bildung und Umbildung der Oberflächen-Gestal- tung der Erde mitwirken. In dem zweiten Abschnitt, „Entwickelung der Kenntniss von China“, vertieft sich der Verfasser in das Studium ältester und neuester Docu- mente und Bücher über China, insofern sie über die physisch- und politisch-geo- graphische Gestaltung des Landes, die Ausbreitung von Völkerstämmen und Spra- chen, culturelle und Handelsbeziehungen u. s. w. Aufschluss geben. An der Hand der in der Zeit von acht Jahren selbst gemachten Beobach- tungen lebt er sich ein in das Beobachtungsmaterial, welches chinesische und fremd- ländische Gelehrte und Reisende in ihren Werken niedergelegt haben von dem grossen Minister des Kaisers Yau (2357—2256 v. Chr.), und späterem Kaiser Yü bis auf Carl Ritter und Henry Yule. Die Realkritik, welche er auf der breiten Basis seiner sieben grossen Reisetouren zu üben in der Lage ist, bringt ihm den Ruhm ein, das älteste und wichtigste geographische Document über China von den phantastischen, durch die verschiedenen Interpreten geschaffenen Umhüllungen be- freit und in seinem hohen reellen Werthe richtig erkannt zu haben. Das Buch Yü-Kung, das sechste der Bücher des Shuking, d. i. der Con- fueius zugeschriebenen Zusammenstellung historischer Documente wird von v. Richt- hofen als die älteste Reichsgeographie von China bezeichnet. Das demselben ge- widmete Capitel ist von ganz hervorragendem Interesse und dürfte geradezu maass- gebend werden für die richtige Auffassung ältester chinesischer Urkunden und spe- ciell der ganzen Zeit der Kaiser Yau und Yü. Wir können jedoch diesem Abschnitt hier nicht weiter folgen. Wie inhalt- reich er ist, geht schon allein aus den zugehörigen Kartenbeilagen hervor, welche wir am Schluss aufführen wollen. Wir wenden uns zurück zu dem uns näher lie- genden ersten Abschnitt, welcher bezüglich seiner generellen Bedeutung bereits an anderer Stelle durch Peters in entsprechendster Weise gewürdigt wurde. „Central-Asien“, als das continentale Gebiet der alten abflusslosen Wasserbecken, wird den peripherischen Theilen, welche die grossen Länder- strecken umfassen, deren Gewässer durch Flüsse nach dem Meer oder nach den see- artigen Ueberresten desselben auf dem Festland geführt werden und somit auch dem stromreichen China gegenübergestellt. Eine Zone des Uebergangs, wo in den jüngsten Perioden Theile der abflusslosen Gebiete in abfliessende verwandelt worden sind oder das Umgekehrte stattgefunden hat, liegt an vielen Stellen zwi- schen beiden und führt zur Erkenntniss der die centralen und peripherischen Län- dermassen genetisch verknüpfenden geologischen Beziehungen. Die durch seichte Meeresarme vom Continent losgelösten Inseln bilden ein weiteres Object geologisch- geographischer Betrachtung. Nachdem der Begriff Central-Asien umgrenzt und der Oberflächencharakter des continentalen Gebietes sammt den Grundzügen seiner horizontalen und verticalen Gliederung markirt worden, betrachtet das erste Capitel noch die Völkerströmungen Central-Asiens in ihren Beziehungen zur Bodengestal- tung. Der Gegensatz der einförmiger angelegten niederen und hochgelegenen Depres- sionen in ihren Haupt-Erscheinungsformen als gelberdige Löss-Steppe, Sandwüste, Kies-Steppe und Stein- oder Schutt-Steppe zu den geologisch und im Charakter des Reliefs mannigfaltig gestalteten Anschwellungen, welche sie umgeben und von ein- ander trennen, wie im Grossen der Gegensatz der peripherischen Gebiete zu dem centralen geben die Anhaltspunkte, um in dem scheinbar unverständlichen Durch- einanderwogen verschiedenartigster Völkerstämme die constanten natürlichen Gesetze dieser Bewegung zu finden. Der Ergründung der Ursache der hervorgehobenen Differenzirung des Ober- flächen-Charakters und der Art der natürlichen Agentien, welche an seiner Aus- bildung mitgearbeitet haben, sind die nächsten, den österreichischen Feldgeologen sanz speciell interessirenden Capitel gewidmet. Den Abhandlungen „Ueber die Lösslandschaften im nördlichen China und ihre Beziehungen zu Central-Asien“, „Bil- dung und Umbildung der Salz-Steppen Central-Asiens“, und die „Zone der Ueber- gangs-Landschaften von Central-Asien“ folgt das vergleichend geologische Capitel „Verbreitung abflussloser und lössbedeckter Gebiete in anderen Theilen der Erde“, worin nächst der Verbreitung des Löss in Europa auch die Theorieen über die Art seiner Entstehung und deren Analogie mit der Lössbildung in China erörtert werden. Der Verfasser beginnt damit die Eigenschaften der Bodenart, welche sich über das nördliche China ausbreitet und dort den Charakter der Landschaft und bl ned 3 2.5 20 A zn u m Nr. 10 Bericht vom 30. Juni. G. v. Riehthofen. 169 die Grenzen menschlicher Cultur bestimmt, zu betrachten, um einerseits die Ueber- einstimmung mit dem „Löss“ in Europa zu constatiren, und anderseits, um damit die Anhaltspunkte für die Erklärung seiner wirthschaftlichen Bedeutung, seines Ur- sprungs, seiner Scheidung in Landlöss und Seelöss und seiner Beziehungen zu den Salz-Steppen darzulegen. Alles, bis in's feinste Detail, stimmt mit dem Löss des Rheinthales und des weiten Donaugebietes. Die Feinerdigkeit und Zerreiblichkeit bei merkwürdiger Festigkeit und Consistenz im Grossen, die Zusammensetzung aus einem überwiegend thonigen Bestandtheil, feinen eckigen Quarzkörnchen, kohlen- saurem Kalk und einem verschiedenen Percentsatz von leicht löslichen alkalischen Salzen, die fein poröse und senkrecht gerichtete Capillar-Textur, die Farbe, von der der Hwang-ho, der gelbe Fluss und das selbe Meer den Namen haben, die concre- tionären Einschlüsse (Lössmännchen am Rhein, Lösskindeln an der Donau, Stein- Ingwer bei den Chinesen), das Vorkommen von Landschnecken und Landsäuge- thieren, sowie endlich der gänzliche Mangel an Schichtung und die Neigung zu ver- tiealer Zerklüftung gibt hier und dort dasselbe Bild im Kleinen. Abweichend ist nur das Verhältniss der verticalen und horizontalen Ausdehnung, der Mächtigkeit, und dem entsprechend der landschaftlichen und wirthschaftlichen Bedeutung. Wir haben im Donaubecken nur en miniature, was in China im grossartigsten Maassstabe ein Gebiet beherrscht, welches Deutschland an Ausdehnung übertrifft. Von tiefen Schluchten unterbrochene Lösswände von 500 Fuss Höhe, wie sie das Südufer des gelben Flusses begleiten, bebaute Lössterrassen, wie Fig. 6, Coloniewohnungen, wie Fig. 8, und Hohlwege und Landschaften, wie Fig.10 u. 13 sie skizziren, gehören zu den merk- würdigsten geologischen Landschaftsbildern der Erde. Die 1500 Fuss übersteigende Mächtigkeit der Lössanhäufungen mancher Gebiete, sowie die Verbreitung dieser Ablagerung auf allen Höhenstufen von der Alluvialebene des Golfes von Tshili auf- wärts über den Taihhang-shan bis zu Plateaux von 1800 Meter Höhe, ja bis 2400 Meter Meereshöhe in der Wu-tai-shan-Kette des nördlichen Shansi, bieten dem Geologen ein Problem von höchster Bedeutsamkeit und grösstem Interesse. v. Richthofen löst dasselbe in einem Sinne, welcher dem Referenten, der die Wichtigkeit der Zuhilfenahme atmosphärischer Niederschläge für die Erklärung eines grossen Theiles von Ablagerungen der jüngsten Quartärzeit auf seinen kleinen Touren in Tunis zu erkennen Gelegenheit hatte, als vollkommen entsprechend er- scheint. Jeder Versuch, die Erklärung im Niederschlage aus Wasser, sei er lim- nisch, fluviatil mit oder ohne Beziehung zu Gletschereis, oder marin gedacht, zu finden, scheitert in China und ganz sicher auch überall dort, wo man es mit ursprünglichen grossen Lössgebieten, nicht, mit localer Umbildung zu thun hat, an der nachweisbaren Gleichartigkeit und Gleichzeitigkeit der Bildung auf sehr ver- schiedenen Höhenstufen, dem Mangel an Schichtung und an Süsswasserschnecken, Die Annahme, dass der Löss sich auf dem Festland unter der Atmosphäre niedergeschlagen habe, hat eine Analogie nur in dem subaörischen Niederschlag vulcanischer Aschen. Als positive Gründe dafür gelten die Art des Vorkommens der Landschnecken (mit Ausschluss von Süsswasserschnecken) und der Landsäuge- thiere in den tiefsten Einschnitten und die den Wurzelfasern der periodischen erstor- benen und wfeder verdeckten Vegetationen entsprechende verticale, verzweigte Röhrentextur. Von den feinen Bestandtheilen, welche durch das herabrieselnde Regenwasser, durch den Wind und die Wurzeln der Pflanzen beigeschafft werden, wird in geeigneten Gebieten von jeder neuen Vegetationsdecke mehr festgehalten, als vom Winde weiter geführt werden kann. Auf Grund dieser Erklärungsweise nannte der Verfasser in einer früheren Notiz über den Gegenstand den Löss „ein Leichenfeld von unzählbaren Generationen von Gräsern“. v. Richthofen hoffte, diese Ansicht dort bestätigen zu können, wo noch jetzt ein solches Wachsen des Bodens stattfinden konnte. Er ging in die Steppen der Mongolei und fand in der- selben dieselben flachen, geschlossenen Mulden wieder, welche für die Verbreitungs- gebiete des Löss charakteristisch sind, und welche die Vorbedingungen zu dem subaörischen Wachsthum der Lössgebilde zeigen. In den abflusslosen Steppen- Gebieten mit dem Rest eines Salzsde’s bleibt die Natur der Steppen-Ausfüllung der Beobachtung verschlossen; aber es gibt Uebergangsgebiete zwischen diesen und den Abflussgebieten der vollendeten Lösslandschaften, wo man die tiefere, salzige, un- fruchtbare, geschichtete Ablagerung der Steppe, den „Seelöss“ und darauf lagernden „Landlöss studiren kann, und Lössmulden, in deren Boden Salzsee-Ablagerungen nachweisbar sind, so dass es unzweifelhaft ist, dass die Lössmulden als vormalige Salzsteppenbecken betrachtet werden können, K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 10. Verhandlungen. 24 170 Verhandlungen. Nr. 10 Damit ist der Uebergang gegeben zu dem wichtigen und interessanten Capitel, welches die Bildung und Umbildung der Salzsteppen Central-Asiens be- handelt und den wesentlichen Unterschied zwischen den centralen und peripheri- schen Gebieten erläutert. Die Beziehungen der Salzsteppen zum Löss werden auf Grund des Einflusses der atmosphärischen Agentien auf die Bildung der Salzsteppen erläutert und daran die geologische Entwicklungsgeschichte der Salzsteppen Central- Asiens geknüpft von der Zeit einer allgemeineren Meeresbedeckung bis zur Umbil- dung der Salzsteppen in abflussreiche Lösslandschaften durch den Einfluss des Klima’s und die Umgestaltung durch Menschenhand. Während in den centralen Gebieten im Verlaufe der letzten geologischen Perioden alle Producte, welche aus der chemischen Zersetzung des Gesteins hervorgingen, subaerisch abgelagert wurden und im Lande blieben, werden sie in den peripherischen Gebieten durch die Flüsse gegen das Meer oder dessen abgeschlossene Ueberreste hin- und hineingeführt, und ihr Absatz und die Bildung neuen Landes, neuer Schichten, neuer Bodendecken geht hier vorwaltend mit Hülfe des fliessenden oder stehenden Wassers vor sich. Das Eingehen auf die Verbreitung des Löss in Europa, auf dem Eranischen Hochland, in Nord- und Südamerika, die Besprechung der von verschiedenen For- schern bisher daran geknüpften Theorieen seiner Entstehung, sowie der Nachweis der Analogie der Entstehung desselben mit der des chinesischen mit sehr vollstän- diger Verwerthung aller Literatur-Angaben bildet im fünften Capitel den Schluss der Betrachtung über das so hochinteressante und wichtige geologische Thema. Man kann zuden darin widerlegten früheren Theorieen wohl getrost auch den von Th. Belt neuerdings!) mit Zuhilfenahme eines grossen europäischen Seebeckens gemachten Versuch einer Erklärung der Lössbildung im Rhein- und Donau-Gebiet rechnen. Es ist uns nicht möglich, auch aus den beiden letzten Capiteln einige Punkte zu markiren. Das ganze Gebirgsgerüst von Central-Asien, Tiön-shan, Kwen-lun, und das Gebirgsland im Süden des letzteren wird darin nach der spe- ciellen Anordnung seiner einzelnen Glieder und nach seinem geologischen Bau in grossen Zügen und mit vergleichenden Betrachtungen auf Grundlage aller bis- herigen Untersuchungs-Resultate vor uns aufgebaut. Um die Fülle des Inhaltes des ganzen Bandes vollständig beurtheilen zu können, wird dem Leser die folgende Zusammenstellung der den auch äusserlich meisterhaft ausgestatteten Prachtband zierenden Kartenbeilagen am besten dienen. Die 11 beigegebenen Karten sind vorzüglich nach Auswahl, Anlage und Aus- führung; sie sind an sich verständlich und erläutern den bezüglichen Text in über- ' sichtlicher Form, und zwar gibt Nr. 1 die Uebersicht der 19 Provinzen von China und der in 7 Touren ge- machten .Reisewege des Verfassers durch 14 dieser Provinzen, Nr. 2 die Anordnung der centralen und der Löss-Gebiete in dem zwischen dem kaspischen Meere, dem Meerbusen von Oman, der östlichen Mongolei und China gelegenen Theil von Cen- tral-Asien, Nr. 3 die Ausbreitung der Gebirge und Steppen desselben Gebietes, wobei mit besonderen Farben die Flächenräume ausgeschieden sind, welche Gebirgs- land, Gebirge über 3000 Meter, die niedere, die mittlere und die Hochsteppen-Stufe, Oasen und angebaute Thalebenen, Sandwüsten und Kiessteppen einnehmen und mit besonderen Strichformen die grossen, in ihrer Streichungsrichtung verschiedenen Gebirgssysteme (Kwen-lun, Himälaya, Tiön-shan, Karatan oder Altai, Sinisches oder Hinterindisches System). Auf der Grundlage dieser dem Vorwort und dem ersten physiographischen Abschnitt beigegebenen Karten sind die dem historischen Abschnitt zur Erläuterung dienenden, höchst interessanten Daten eingetragen und zwar in Nr. 4 Gebirge und Flüsse von China nach dem Buch Yü-kung (vor d. Jahre 2000 v. Chr.), Nr.5 die muthmass- lichen Sitze des eingewanderten chinesischen Culturvolkes unter den Kaisern Yau, Shun und Yü (vor d. J. 2000 v. Chr.), Nr. 6 die Provinzial-Eintheilung zu Anfang der Tshöu-Dynastie um 1100 v. Chr. (nach dem Buche Tshöu-l), Nr. 7 die Lage und Ausdehnung der grösseren Vasallen-Staaten und der Wohnsitze der unabhän- gigen Stämme in der späteren Zeit der Tshöu-Dynastie (600—500 v. Chr., Zeitalter des Confucius), Nr. 8 die Verkehrs-Beziehungen von China von 128 v. Chr. bis 150 n. Chr. nach den Annalen der Han-Dynastie, mit der Geographie des Landes Serica von Ptolemäus und der Seidenstrasse des Marinus, Nr. 9 die Reisewege bud- dhistischer Pilger in der Zeit von 399—645 n, Chr., der Gesandtschaft nach Khotan !) London. Quaterly Journ. January 1877. B 2 Nr. 10 Bericht vom 30. Juni. ©. Ochsenius, 171 940 n. Chr., und die geographischen Kenntnisse der Araber von Central-Asien mit der wahrscheinlichen Hauptverkehrsstrasse derselben, Nr. 10 die Erklärung einiger Namen aus den Perioden der Dynastien von Han, Tang und Yuen mit Unterschei- dung der chinesischen und der fremdländischen Benennungen der Araber, des Pto- lemäus und des Marco Polo, Nr. 11 die Reisewege durch Central-Asien zur Zeit der Mongolenherrschaft 1221—1340 und späterer Reisender 1420—1661. Unter den 29 Holzschnitten sind 7 der Verdeutlichung der geologischen Ver- hältnisse der Lössablagerung und der Theorie der Lössbildung gewidmet, 7 andere geben ein deutliches Bild der Physiognomik und wirthschaftlichen Bedeutung der in merkwürdig grossartigem Style angelegten Lösslandschaften. Andere 6 sind Charakterskizzen geologisch verschiedener Landschaftstypen (Steppe und Salzsee, Nummuliten-Formation, krystallinische Schiefer, Centralgneisse). Endlich geben einige treffliche Holzschnitte Proben der hohen ältesten Kunstindustrie (Bronce- und Gold-Gefässe aus der Blüthezeit der Kunst unter der Shang- und Tshöu-Dynastie 1766—1496 und 1100—900 v. Chr.). Mit aufrichtiger Bewunderung folgt man dem Verfasser in der That auch als Geolog auf das Gebiet der historischen Forschung über die Entwicklung der geo- graphischen und culturellen Gestaltung des Landes. Zu einer so weit gehenden Vertiefung der selbst gestellten Aufgabe kann nur die persönliche Begeisterung für die Forschung an sich und für das auserkorene Forschungsobjeet führen. Mag man auch beim ersten Anblick des grossen historischen Abschnittes des grossen einlei- tenden Bandes überrascht sein, dass der weite, die grossen geographischen Formen in ihrem genetischen Zusammenhang erfassende Blick des in grossem Style arbei- tenden Feldgeologen sich plötzlich mit derselben Energie, mit der er die Schwie- rigkeiten des Terrains überwand, dem historisch-geographischen Studium des Landes zuwendet, so muss man sich doch, nachdem man sich näher damit bekannt gemacht, gestehen, dass er zum Ganzen gehört, und nicht fehlen durfte in dem grossen Werk eines Forschers, der in so eminenter Weise die Geographie als Wissenschaft vertritt. Mit grösster Spannung sehen wir dem Erscheinen der noch in Aussicht ge- stellten drei Bände des grossen Werkes entgegen, von denen die nächsten zwei die Geographie von China und die Grundzüge des geologischen Baues, sowie der cul- turellen und handelspolitischen Verhältnisse, die Ergebnisse der Reisen des Ver- fassers in Japan, Formosa, Manila, Java und Siam, und die Besprechung einiger allgemeinen Probleme der vergleichenden Eräkunde enthalten soll. Früher, als dieser wird wahrscheinlich der vierte, der Paläontologie gewidmete Band erscheinen, fü welchen Speeialarbeiten von Dr. Kayser in Berlin, Prof. Schenk in Leipzig und Dr. Schwager in München bereits vollendet vorliegen. C. Ochsenius. Die Bildung der Steinsalzlager und ihrer Mutterlaugensalze unter specieller Berücksichtigung der Flötze von Douglashall in der Egeln’schen Mulde. Halle 1877. In einer ersten Abtheilung seines Buches erörtert der Herr Verfasser die Entstehung grosser Salzlager überhaupt, wie solche in verschiedenon Gebieten in der Erdrinde vorkommen, nirgends aber, so weit bisher bekannt, in gleicher Mäch- tiekeit, wie in der norddeutschen Ebene. Seinen Ausführungen zufolge sind die- selben als Absätze aus Meereswasser zu betrachten, und sie können entstehen in Meerbusen mit wenig oder keinem Zufluss von Süsswasser, von hinlänglich bedeu- tender Tiefe im Inneren, welche durch eine annähernd horizontale Barre vom offenen Ocean abgeschlossen sind, über welche nur so viel Meerwasser eintritt, als die Busenoberfläche auf die Dauer zu verdunsten im Stande ist. — Die Vorgänge des Absatzes werden nun weiter eingehend erörtert, wobei der Verfasser auf die Unter- schiede hinweist, welche seine Erklärung gegen jene anderer Forscher, insbesondere auch die ihr am nächsten kommende von G. Bischof darbietet. Insbesondere gibt sie auch Aufschluss darüber, warum sich über den Salzlagern ein hangendes Gypslager nothwendig bilden muss, und warum die leichter löslichen Mutterlaugen- salze in der Regel fehlen. Der zweite grössere Abschnitt der Arbeit ist einer genauen Schilderung der Egeln’schen Salzmulde, als eines Theiles der Magdeburg-Halberstädter Bucht 24* 172 Verhandlungen. Nr. 10 des norddeutschen Meeres gewidmet. Im Gegensatze zu früheren Anschauungen warnt der Verfasser am Schlusse seiner Darstellungen vor dem Glauben an den unerschöpflichen Reichthum an Kalisalzen auch in diesem Gebiete. Wir können das sehr lehrreiche Werk, welches Hrn. W. Dunker in Marburg gewidmet ist, der Aufmerksamkeit der Fachgenossen bestens empfehlen. R. H. J. Böckh. Bemerkungen zu der „Neue Daten zur geologischen und paläontologischen Kenntniss des südlichen Bakony“ betitelten Arbeit. S.-A. a. d. 6. Band d. Mitth. Jahrb. der k. ungar. geol. Anstalt 1877. Der Verfasser erörtert ausführlich die Gründe (mangelnde Aufschlüsse und schlechte Erhaltung der gesammelten Petrefakte), aus welchen er bei seinen Auf- nahmsreisen im Jahre 1869 nicht in der Lage war, jene Beiträge zur Kenntniss des Eocän im südlichen Bakony zu liefern, die später durch Hrn. v. Hantken im Folge neuer Aufschlüsse, die ein reiches Materiale an wohlerhaltenen Petrefakten gaben, geleistet werden konnten. Es beziehen sich diese Ausführungen namentlich auf die Gegend von Ajka, die zur Zeit des Besuches von Seite des Hrn. J. Böckh noch nicht durch Kohlenabbau in der Weise aufgeschlossen war, als diess in neuerer Zeit der Fall ist, und auf das Vorkommen von Eocänbildungen in der Gegend von Urkut bei Neuhütten, von wo dem Verfasser nur lose, auf der Kreide herumliegende Stücke eines mergelisen Kalkes bekannt wurden, in denen er Orbituliten und ein Bruchstück eines grossen Petrefaktes fand, das er für eine Caprotina hielt. Seither hatte Hr. v. Hantken auseinem später abgeteuften Schachte eine reiche Suite von Petrefakten erhalten, welche einerseits die mit grösster Reserve ausgesprochene Vermuthung Böckh’s für das Kreidealter der fraglichen Bildungen dahin berich- tigte, dass man es mit sicheren Bocänablagerungeu zu thun habe, andererseits über die Zugehörigkeit des oben erwähnten fraglichen Restes zu Velates Schmiedelian«a (Nerita conoidea) keinen Zweifel liess. Es ist klar, dass mangelnde Aufschlüsse und schlechte Erhaltung der Ver- steinerungen den Geologen derartigen Irrthümern um so leichter aussetzen, je grösser das von ihm in einer gegebenen Zeit untersuchte Terrain ist, und dass hieraus grade Hrn. Böckh kein Vorwurf hätte gemacht werden sollen, zumal dessen aus- gezeichnete Verdienste um die geologische Kenntniss des Bakony allseitig gekannt und gewürdigt sind. Der Herr Verfasser wendet sich ferner theilweise gegen die von Hrn. v. Hant- ken eingeführte Gliederung des ungarischen Eoecän. Ohne auf die diessbezüglichen Auseinandersetzungen einzugehen, da seiner Ansicht nach die Sache heute noch nicht spruchreich ist, glaubt Referent bemerken zu sollen, dass es sehr bedenklich erscheint, Foraminiferen zu „Leitmuscheln“ zur Fixirung geologischer Horizonte zu wählen. Bei den ungleich besser bekannten Gruppen der Cephalopoden, Pelecypoden und Gastropoden hat sich ein derartiges Vorgehen seit Langem als grosse Fehler- quelle herausgestellt, und seiner Ansicht nach wäre es ein grosser Irrıthum, wenn man paläozoische Bildungen nach dem Auftreten gewisser Fusulinen, triadische Ab- lagerungen nach den Diploporen und das Eocän nach dem Auftreten glatter oder retieulirter Nummuliten in Etagen gliedern wollte. Aug. Vierthaler. Ricerche chimiche sui calcarıi del territorio di Trieste. Bolletino della Soc. Adriatica d. sc. nat. in Trieste. Vol. UL-Nr. 1, 1877, p. 66. Der Untersuchung wurden unterworfen Hippuritenkalk, Nummulitenkalk, Fora- miniferenkalk, grauer dichter Kalk, stalaktitischer Kalk, schwarzer Kalk von Comen mit Fischresten, und schwarzer, bituminöser Kalk von einer Stelle zwischen Cor- niale und S. Canzian. Namentlich die ersten vier Varietäten sind sehr reine Kalk- steine, deren Magnesiagehalt um 1°, herum schwankt. Die meisten enthalten in geringer Menge phosphorsauren Kalk. Nr. 10 Bericht vom 30. Juni. Einsendungen f, d. Bibliothek. 173 F.H. V. v. Zepharovich. Galenit von Habach in Salz- burg. Zeitschr. f. Krystallographie u. s. w. I, 2, S. 155. Die Fundstelle des Minerales, welches der Verfasser von Herrn Professor Niemtschik erhielt, ist ein Sattel, der unweit der Mündung des Habach- und des Hollerbachthales in das Hauptthal der Salza den sog. Eilfer- und Zwölfer-Kogel ver- bindet, es ist im Quarz eines dunklen Glimmerschiefers eingewachsen. Zwei Eigen- thümlichkeiten nun sind an den übrigens unansehnlichen Exemplaren, die zur Unter- suchung vorlagen, zu beobachten. Dieselben zeigen eine sehr vollkommene Spalt- barkeit nach den Octaöderflächen, und daneben um Vieles unvollkommener die ge- wöhnliche nach den Hexaöderflächen; ein analoges Verhältniss wurde bisher nur an dem Galenit von Cornwall in Pennsylvanien durch J. P.Cooke und J. Torrey beschrieben. Weiter ist der Galenit von Habach bemerkenswerth durch das Vor- kommen von zahlreichen, nach (113)—303 als Zwillingsebene interponirten Lamellen, zeigt demnach eine Zwillingsbildung nach einem an diesem Minerale bisher noch nicht beobachteten Gesetze. F. H. F. Teller. Ueber neue Rudisten aus der böh- mischen Kreideformation. Sitzber. d. k. Akad. d. Wiss. I. Ab- theil. Märzheft 1877, Bd. LXXV. Die hier beschriebenen neuen Arten Sphaerulites bohemicus und Caprina Haueri fanden sich in reicher Individuenzahl in einer jener bekannten Conglomeratmassen, welche aus Porphyrgneiss, Hornsteineoncretionen, quarzitischen Sandsteinen u. s. w. bestebend, in einzelnen Lappen dem Teplitzer Porphyrstock auflagern, und nament- lich auch in Spalten und Klüfte desselben eindringen. Die Fundstelle ist eine 1:5 Meter breite, mit dem bezeichneten cenomanen Conglomerate ausgefüllte Kluft in einem Steinbruch östlich von der Schlackenburg, am Wege zum Teplitzer Schlossberg. Nebst den Rudisten fanden sich verhältnissmässig nur spärlich Reste anderer Formengruppen, welche sehr deutlich auf die Entstehung der Ablagerung als Strandbildung hinweisen. — Die Schalen der bezeichneten Rudisten nun sind vollständig verkieselt und lassen daher manche an Kalkexemplaren nur selten zu beobachtende Merkmale deutlich erkennen. Insbesondere gelang es dem Verfasser, einen genauen Vergleich des Schlossapparates von Caprina mit jenem von Diceras durchzuführen, welche sehr grosse Analogieen ergibt, so dass er es als wahrschein- lich bezeichnet, es stehe Caprina im Verhältniss der Descendenz zu den geologisch älteren Diceraten. Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separatabdrücke. Eingelangt vom 1. März bis Ende Juni 1877. Ammon Lud. Dr. v. Bericht über die geologische Abtheilung der inter- nationalen Ausstellung von wissenschaftlichen Apparaten in London 1876. (6020. 8.) Bartsch S. Dr. A Sodro-Allatkäk es Magyarorszägban megfigyelt fajanik. Budapest 1877. (2098. 4.) Bassani Franc. Pesci fossili nuovi del calcare eoceno di Monte Bolca. Padova 1876. (6035. 8.) — — Nuovi squalidi fossili. Pisa 1877. (6066. 8.) Benecke E. W. Dr. und Cohen E. Dr. Geogmostische Karte der Umgegend von Heidelberg. Blatt I. Strassburg 1877. (6064. 8.) Bischoff G. W. Dr. Handbuch der botanischen Terminologie und System- kunde. Band 1-3 sammt Tafeln. Nürnberg 1833—1844. (1998. 4,) Boettger Oscar Dr. Ueber das kleine Anthracotherium aus der Braunkohle von Rott bei Bonn. Frankfurt a, M. 1877. (2091. 4‘) Broglio. Cenni sul lavoro della carta geologica. Roma 1876. (6055. 8.) 174 Verhandlungen. Nr 10 Brongniart A. M. 'lableau des genres de vegetaux fossiles de consideres sous le point de vue de leur classification botanique et de leur distribution geologique. Paris 1849. (6005. 8.) Dietrich M. J. La chronique des mines de Sainte Marie de Jean Hauben- sack. Colmar 1877. (6030. 8.) Doelter C. Dr. Il gruppo vulcanico delle Isole Ponza. Monografia geologica. Roma 1877. (2093. 4.) — — VI. Beiträge zur Mineralogie des Fassa- u. Fleimserthales. Wien 1877. (6048. 8.) Dünnschliff-Präparate von Mineralien, Gesteinen und Petrefakten ete. von Voigt und Hochgesang. Göttingen 1876. (6033. 8.) Forsyth Major. Sul livello geologico del terreno in cui fu trovato il cosi- detto eranio dell’ Olmo. 1876. (6031. 8.) Geyler H. Th. 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Entwurf zu Statuten für Wirthschafts-Genossen- schaften zur Hebung der Anstalten für den Fremden-Verkehr. Wien 1877. (6063. 8.) Nahrwold Rob. Ueber Luftelektrieität. Berlin 1876. (6044. 8.) Nardo G. Dr. Sopra una Pietra di origine e di provenienza incerte Apore- mite. Venezia 1877. (6017. 8.) Naumann F. C. Dr. Ueber den Quincunx als Grundgesetz der Blattstellung vieler Pflanzen. Dresden 1845. (6047. 8.) Ochsenius Carl. Die Bildung der Steinsalzlager und ihrer Mutterlaugen- salze ete. Halle 1877. (6067. 8.) Omboni 6. et Sordelli Fr. Il mare glaciale e il pliocene ai piedi delle alpi Lombarde. Padova 1876. (6054. 8.) Ortlerführer, herausgegeben von der alpinen Gesellschaft „Wilde Banda“ in Wien. 1376. (6011. 8.) Penck Albr. Nordische Basalte im Dilavium von Leipzig. Leipzig 1877. (6058. 8.) Pirona G. A. Sopra una nuova specie di Radiolite. Venezia 1875. (6029. 8.) — — La provineia di Udine. Sotto l’aspetto storico naturale. Udine 1877. (6038. 8.) Prinzinger Dr. Geographisch-Geschichtliches aus Salzburg. Salzburg 1877. (6051. 8.) Quenstedt A. F. Petrefaktenkunde Deutschlands. Corallen. Bd.5. 1. Heft. 1877. (957. 8.) — — Tafeln hiezu. (354. 4.) Rath G. v. Mineralogische Mittheilungen. (Neue Folge.) Leipzig 1877. (6016. 8.) Richthofen Freih. v. China. — Ergebnisse eigener Reisen und darauf ge- gründete Studien. 1. Band. Berlin 1877. (2102. 4.) Roth S. Dr. A Löcse környeken elöfordulö kärpäti homokkö petrographiai leiräsa. Budapest 1876. (6032. 8.) — — Die eruptiven Gesteine des Fazekasboda-Morägyer Gebirgszuges. Buda- pest 1876. (6040. 8.) Schneider E. et Sedlaczek E. Der Distanzmesser. Wien 1877. (6043. 8.) Schrauf A. Die krystallographischen Constanten des Lanarkit. Leipzig 1877. (6015. 8.) — — Neue Mineral-Vorkommnisse im Graphit von Mugrau (Böhmen). Wien 1877. (6041. 8.) — — Bemerkungen über optische Symmetrie-Verhältnisse mit besonderer Rücksicht auf Brookit. Wien 1877. (6042. 8.) Schreiber Paul Dr. Atlas zum Handbuch der barometrischen Höhenmes- sungen. (2085. 4.) — — Text hiezu. Weimar 1377. (6009. 8.) Stebnitzky J. und Moritz A. Ueber die geographische Lage und die abso- lute Höhe der Stadt Teheran. Kiel 1877. (2089. 4.) 176 Verhandlungen. Nr. 10 Strüver Giovanni. Studi sui minerali del Lazio. Part. :Il. Roma 1877. (2066. 4.) — — Studi petrografici sul Lazio. Roma 1877. (2097. 4.) Suess, Eduard. Die Zukunft des Goldes. Wien 1877. (6008. 8.) Taramelli T. Alcune osservazioni sul ferretto della Brianza. Milano 1876. (6053. 8.) Terquem M. Observations sur l’etude des Foraminiferes. Paris 1876. (6012. 8.) — — Recherches sur les Foraminiferes du Bajocien de la Moselle. Paris 1876. (6013. 8.) — — Essai sur le classement des animaux qui vivent sur la plage et dans les environs de Dunkerque. Paris 1875. (6052. 8.) Tietze E. Dr. Ueber einen kurzen Ausflug nach Krasnowodsk im westlichen Turkestan. Wien 1877. (6039. 8.) Trentschin. Statistische Nachweisungen über das Trentschiner Comitat. Press- burg 1877. (6010. 8.) Washington (Hayden). Geological and geographical Survey of the Territories. Bulletin Vol. II. Nr. 1, 2. 1877. — Catalogue 1877. (5416. 8.) Wien. K. k. Ackerbau-Ministerium. Bericht über die Thätigkeit per 1875 et 1876. (5423. 8.) Woldrich J. N. Ueber einen neuen Haushund der Bronzezeit. Wien 1877. (6056. 8.) Zigno Achille, Baron de. Sopra i resti di uno Squalodonte scoperti nell’ arenaria miocena del Bellunese. Memoria. Venezia 1876. (2087. 4.) Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 1. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien nn > > ee Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 31. Juli 1877. Inhalt. Eingesendete Mittheilungen. Dr. M. Neumayr, Die Zone der Terebratula Aspasia. Dr. R. Hoernes, Beiträge zur Kenntniss der Südalpen. V. Radimski, Ueber den geologischen Bau der Insel Pago. O. Feistmantel, Geologische Mittheilungen aus Ostindien. Dr. A. v. Alth, Die Gegend von Nizniow.— Reiseberichte. C. Paul, Petrefaktenfund im Kar- pathensandstein. Dr. O. Lenz, Reisebericht aus Ostgalizien. Dr. E. Tietze, Reisebericht aus Östgalizien. — Literatur-Notizen. E.Boriezky, Fr. Toula, R. Lepsius, Th. Fuchs, J. L. Neugeboren, C. Feistmantel. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. Dr. M. Neumayr. Die Zone der Terebratula Aspasia ın den Südalpen. Im Jahre 1869 beschrieb Zittel!) aus den Central-Apenninen einige Brachiopoden des mittleren Lias, die, obwohl neu, in ihrem Habitus doch sehr an die Formen der älteren Hierlatz-Schichten, wie an die der jüngeren Klaus-Schichten und der untertithonischen Brec- cien in den Karpathen (Rogoznik, Czorstin) erinnern. In einer neuen, sehr schönen Arbeit von Gemellaro?), die mir vor wenigen Tagen durch die Güte des Verfassers zugekommen ist, finden wir einen grossen Theil der von Zittel beschriebenen Formen als Glieder einer sehr reichen, entschieden mittelliasischen Fauna in Sicilien wieder; diese besteht in erster Linie aus Brachiopoden, ferner aus Gasteropoden aus den Gattungen Pleurotomaria, Discohelix, Eueyclus, Trochus und Chemnitzia, Bivalven (Anomia, Placunopsis, Avicula, Lima, Pecten, Arca) und wenigen Ammoniten. Diese „Zone der Terebratula Aspasia“ wiederholt mit der grössten Genauigkeit im mittleren Lias die Facies-Entwicklung der unterliasi- 1) Zittel, geol. Beobachtungen aus den Centralapenninen. Benecke's geogn. pal. Beiträge. Bd. II. 2) Sopra aleune faune juresi e liasiche di Sicilia. III. Sopra i fossili della zona a Terebratula Aspasia. K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 11. Verhandlungen. 25 178 Verhandlungen. Nr. 11 schen Hierlatz-Schichten, und zeigt wieder an einem schlagenden Bei- spiele, dass der Gesammthabitus einer Fauna, deren Zusammensetzung aus verschiedenen Gattungen, für eine genaue Altersbestimmung keinen Anhaltspunkt geben.') Von speciellem Interesse ist die neue Fauna aus Sicilien für die Kenntniss der südalpinen Jurabildungen; aus der Gegend von St. Cassian und von anderen Punkten desselben Gebietes sind in der letzten Zeit sehr zahlreiche Brachiopoden zum Vorschein gekommen, von denen einige mit Arten der Klausschichten übereinstimmen (Rhyn- chonella coarctata Opp., atla Opp.), vereinzelte sich vielleicht auf Hierlatzformen beziehen lassen (Rhynchonelta cf. belemnitica Quenst.), während die grosse Mehrzahl sich als neu erwies. Ich habe im Laufe des Winters eine solche Suite untersucht, die ich von dem Sammler Nintsch in St. Cassian erhalten hatte, und als ich das Werk von Gemellaro erhielt, fiel mir sofort die Uebereinstimmung eines Theiles der Vorkommnisse aus Südtirol mit denjenigen aus Sicilien auf. In der That gelang es mir, eine Anzahl von Formen aus der Cassianer Gegend zu identificiren; es sind folgende: Terebratula Aspasia Men. ” Taramelliü Gem. x rudis Gem. Waldheimia cf. numismalis securiformis Gem. Rhynchonella Briseis Gem. 5 flabellum Gem. Nach diesen Vorkommnissen scheint es sicher, dass in der Ge- gend von Cassian die Zone der Terebratula Aspasia auftritt und den ganzen mittleren Lias oder einen noch nicht genau präcisirbaren Theil desselben darstellt.?) Jedenfalls gehören jedoch diesem Hori- zonte nicht alle die jurassischen Brachiopoden dieser Gegend an, son- dern es scheinen noch andere Schichten in derselben Entwickelung dort aufzutreten. Die Ermittlung dieser Verhältnisse und des Lagers der sehr zahlreichen neuen Arten, ferner die Feststellung der Bezie- hungen der Zone der Terebratula Aspasia zu den grauen Kalken mit Terebratula Rozzoana und den Pflanzen von Rozzo bildet einen ebenso interessanten, als schwierigen Gegenstand der Untersuchungen an Ort ‚und Stelle. Die Vermuthung liegt sehr nahe, dass all die brachio- podenreichen Gebilde vom Faciescharakter der Hierlatzschichten nur ganz local auftreten, und dass an verschiedenen Fundorten verschie- dene Horizonte in der genannten Weise entwickelt seien. R. Hoernes. Beiträge zur Kenntniss der Tertiär-Ab- lagerungen in den Südalpen. I. Das Vorkommen der ersten Mediterranstufe im ') In jüngster Zeit wurden in den Klippen der Umgebung von Neumarkt in Galizien auch Kelloway-Bildungen in der Hierlatz-Entwicklung gefunden. 2) Wenigstens annähernd gleichalterig scheinen die Brachiopodenkalke von Sospirolo zu sein, von wo ich Waldh. seeuriformis gesehen habe. Nr. 11 Bericht vom 31. Juli. R. Hoernes. 179 Val Sugana und in den Monti Berici. In der Sammlung der geologischen Reichsanstalt befinden sich seit längerer Zeit zwei Suiten von Tertiärpetrefakten, deren eine die Fundorts-Bezeichnung: Corno- ledo, N. v. Este, Mte. Berici; die andere: Mte. Civeron bei Borgo im Val Sugana trägt. Bei der vorläufigen Ordnung der Tertiärpetrefakte aus den Südalpen, welche sich im Besitze der Reichsanstalt befinden, hatte ich im Jahre 1874 die genannten Suiten der zweiten Mediterranstufe eingereiht, hauptsächlich auf Grund einer irrigen Bestimmung. Ich hielt nämlich eine grosse Isocardia, die mir in mehreren Exemplaren vorlag, und die ich nun mit grösster Sicher- heit für /socardia subtransversa d’Orb. erklären kann, für Isocardia cor. L., wobei ich namentlich durch die nicht ganz genaue Abbildung der /. subtransversa in meines Vaters Werk: Fossile Mollusken des Tertiär-Beckens von Wien, Taf. XX, Fig. 3 irregeleitet wurde. Bei der Wichtigkeit der Unterscheidung der beiden Formen, als für die erste und zweite Mediterranstufe charakteristisch, möchte ich hier zunächst darauf aufmerksam machen, dass I. subtransversa wohl eine viel grössere Länge des Gehäuses besitzt, als I. cor., keineswegs aber einen so scharfen Kiel hat, als diess die oben citirte Figur dar- stellt. Die Verwechslung dieser beiden Isocardienformen war eine der Hauptursachen, aus welchen die Unterscheidung der ersten Medi- terranstufe in den südalpinen Tertiär-Ablagerungen so geringe Fort- schritte machte. Es wurde die angeführte unrichtige Deutung der Petrefakte vom Mte. Civeron auch dadurch herbeigeführt, dass von den Herren F. v. Andrian und Th. Fuchs das Auftreten der zweiten Medi- terranstufe daselbst angegeben wurde. Andrian berichtet in einer kurzen Mittheilung: „Neogenschichten aus dem Pissavacca-Thal und Coalba-Thal bei Strigno in Südtirol“, Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt 1868, p. 50, über kohlenführende Schichten im Coalba- Thal und führt von drei Fundorten (dem Pissavacca-Thal, dem Stollen St. Angeli im Thal Coalba und Strigno) nach den Bestimmungen des Herrn Th. Fuchs eine Anzahl von Versteinerungen an, als: Pyrula rusticula Bast., Pleurotoma Jouanneti Desm., Turritella rotifera Desh., Turritella turris Bast., Natica redempta Michti., Corbula carinata Duj., Psammobia Labordei Bast., Tellina planata Linn., Tellina lacunosa Ohemn., Mactra triangula Ren., Venus umbonaria Lamk., Cardium hians Broce., Cardium turonieum Mayer, Cardium multicostatum Broce., Lucina multilamellata Desh., Lucina columbella Lamk., Arca Breislacki Bast. — Aus der Vergesellschaftung dieser Arten ist die Analogie der von Andrian beobachteten Ablagerungen mit jenen von Grund und Pötzleinsdorf, auf welche die Autoren aufmerksam machen, wohl hinlänglich ersichtlich. Ganz andere Formen sind es, welche mir in der Sammlung der geologischen Reichsanstalt unter der Fundorts-Bezeichnung Mte. Civeron vorlagen, leider zum Theil in einem Erhaltungszustand, der nur die generische Bestimmung zaliess. In einem gelblichen Mergel fand ich: Conus sp. Natica sp. Columbella sp. Solen oder Lithodomus sp. Turritella Archimedis Brong. Lutraria sp. 25* 180 Verhandlungen. Nr. 11 Dosinia sp. Venus islandicoides Lamk. Cardium hians Broce. Isocardia subtransversa d’Orb. Lueina sp. (grosse, der L. multi- Arca sp. lamellata ähnliche Form) Pecten sp. Ich bemerke hiebei, dass unter Venus islandicoides eine mit der Type von Eggenburg idente Form angeführt ist, die sich wesentlich von der in den Schichten der zweiten Mediterranstufe des Wiener Beckens (z.B. im Sande von Grund) auftretenden Form unterscheidet, die, meiner Ansicht nach, specifisch verschieden ist. Neben Isocardia subtransversa reicht sie hin, um die Zugehörigkeit zur ersten Medi- terranstufe zu beweisen. Aus offenbar verschiedenem Horizont, in dunkelgrauem Mergel eingeschlossen, lag mir ausserdem ein Cerithium lignitarum KEichw. vor, welches den von Andrian beobachteten Schichten angehören dürfte, und die Analogien derselben mit den Ablagerungen von Grund vermehrt. Eine weitere kleine Suite von ebenfalls sehr schlecht erhaltenen Petrefacten der ersten Mediterranstufe wurde von Herrn Bergrath Dr.v. Mojsisovics im Sommer v. J. im Val Cualba') gelegentlich der Aufnahmen gesammelt. Ich konnte in derselben folgende Formen bestimmen: Turritella sp. (turris Bast.?) Venus islandicoides Lamk. Panopaea sp. Lueina sp. Thracia ventricosa Phil. Hinnites sp. Fragilia fragilis Linn. Neben der Eggenburger Venus islandicoides finden sich hier einige Formen, welche sonst in den Ablagerungen der zweiten Medi- terranstufe häufiger sind. Von Cornole’do, NO von Este, werden in der Sammlung der geologischen Reichsanstalt folgende Arten aufbewahrt: Corbula sp. Isocardia subtransversa d’Orb. Venus islandicoides Lamk. Arca cardiiformis Bast. Namentlich bemerkenswerth ist hier das Auftreten der Arca cardiiformis, welche eine der charakteristischesten Formen der ersten Mediterranstufe ist, in welcher sie im Wiener Becken in den Schichten von Molt häufig vorkommt. Die Exemplare der /socardia subtransversa von Cornoledo zeichnen sich durch besondere Grösse und Dickschalig- keit aus. Diesen Fundorten dürfte endlich auch Serravalle bei Cone- gliano angereiht werden, von wo sich ohne Angabe des näheren Fund- ortes einige Exemplare der Venus islandicoides in der Sammlung der k. k. geolog. Reichsanstalt fanden. Wie in einer früheren Mitthei- lung dargethan, treten bei Serravalle ausserdem die Schioschichten typisch entwickelt auf — und bei dem Orte Costa, NO von Ceneda und SO von Serravalle, fand ich im Sommer vor. J. einen gelben, sandigen Mergel mit schlecht erhaltenen Conchylien (Conus sp., An- eillaria glandiformis Lamk.? — Turritella rotifera Desh.), welche der zweiten Mediterranstufe anzugehören scheinen. ') Der Name des Thales lautet wohl so, und nicht Coalba. Nr. 11 Bericht vom 31. Juli. V. Radimski. 181 Auch bier dürften also drei verschiedene Mioeänschichten (Schio- Schichten, I. und II. Mediterranstufe) sich nachweisen lassen. Schliesslich erlaube ich mir nochmals, auf die Bedeutung der Isocardia subtransversa d’Orb. hinzuweisen, als eines für die Ablage- rungen der ersten Mediterranstufe in den Südalpen vorzüglich charak- teristischen Fossils. Ausgezeichnete Exemplare derselben bewahrt die geologische Sammlung der Grazer Universität neben den Schalen der Venus islandicoides und eines grossen Pectunculus (P. Fichteli?) von Lepeina bei Jauerburg, — ein Vorkommen, das auch desshalb interessant ist, weil es früher in Folge der Verwechslung der Iso- cardia subtransversa mit I. carinthiaca Doud der Trias zugerechnet wurde. !) V. Radimski. 1. Ueber den geologischen Bau der Insel Pago. 2. Hippuritenfundort bei Scardona in Dalmatien. 1. Als ältestes Gestein der Insel fand ich bei meinen vielfachen Begehungen überall den Kreidekaik. Darauf lagern schmale Streifen Geognostische Durchschnitte der Insel Pago. Thal von Collano !amo - Mte. Vetozug Meerhusen v. Pago — $t. Giro --bernika ----- 8b, Sirito ------Höhenzug v. Barbato --- (anale di Morlacca 20a anale di Skerda -.... Rohrlach = > 3 Ss = > = — = 1 = [7 Pe # ’ ’ ' ! } A Ä Zeichen-Erklärung. S Hippuritenkalk IM Eon: Kalkmergel u. Kalkeonglomerät ZZ Nummulitenkalk ) K. F. Peters, Aufnahmen in Kärnten, Krain und dem Görzer Gebiet im Jahre 1855, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1856, VII, p. 638, 655—659. — F. Foet- Congerienschichten 182 Verhandlungen. Nr von Nummulitenkalken, welche nur im Südosten der Insel eine grös- sere horizontale Verbreitung besitzen und den ganzen Hribnakzug bei Povljana zusammensetzen. Auf den Nummulitenkalk folgen im Haupt- thale der Insel sehr schön geschichtete Kalkmergel-Schichten, in denen ich zwar keine Petrefakten aufzufinden vermochte, welche aber wahr- scheinlich schon dem oberen Eocän angehören. Im Thale von Povl- jana sind diese Kalkmergel durch Conglomeratschichten vertreten, deren Geschiebe aus Nummulitenkalk bestehen und den Habitus der eocänen Conglomerate im Liegenden der Skardoner Kohlenflötze besitzen. “ Die Thalsohlen von Collane, Verli-Caska, Gorizza-Dinjiska und Povljana sind von Mergelschiefer-Schichten bedeckt, welche ich nach meinen neueren Petrefaktenfunden bestimmt der Congerienstufe zu- weisen zu können glaube. In Collane fand ich überdiess eine Reihe von Pflanzenresten, welche nach der freundlichen Bestimmung des Hrn, Prof. Baron Ettingshausen folgenden Arten angehören: Cryptogamae. Taxodium distichum miocenicum Omen Glyptostrobus ewropaeus. Chara, unbestimmbar. Abietineae Seqguoia Langsdorfü Phanerogamae. Pinus holothana Cupressineae Myriceae Callitris Brongniarti Myrica lignitum. In den sandigen Schichten von St. Spirito vermochte ich nur die häufig vorkommende Cypresse G/lyptostrobus europaeus in deut- lichen Exemplaren zu sammeln. Dieses Pflanzenmaterial gestattet den sicheren Schluss, dass die Schichten von Collane dem Neogen angehören. Nachdem keine der vorgefundenen Pflanzen ausschliesslich in den unteren Stufen des Neogen vorkommt, dagegen das häufigste Fossil, Pinus holothana, aus tieferen, als mittelneogenen Schichten bisher nicht bekannt wurde, und ebenso Taxodium distichum miocenieum und Myrica lignitum vor- zugsweise im mittleren und oberen Neogen verbreitet sind, erscheint es nach den Pflanzenpetrefakten als sehr wahrscheinlich, dass wir es mit Schichten zu thun haben, welche dem mittleren!) und zum Theil dem oberen Neogen zuzuzählen sind. Ausser den bereits bekannt gemachten Mollusken-Versteinerungen terle, Vorlage einer Mittheilung des Prof. F. Sprung über die Lagerungsverhält- nisse der Spatheisenstein führenden Schiefer nördlich von Jauerburg. Jahrb. d. k. k. geol R.-A. VII, 1856, p. 369. — Lipold, Verhandl. d. k. k. geol.R.-A. IX, 1858, . 126. 5 1) Es wäre von grossem Interesse, wenn sich ausser den auf dem dalmatini- schen Festlande bei Gelegenheit der Uebersichtsaufnahme durch F. v. Hauer und Stache nachgewiesenen Aequivalenten der Congerienstufe, deren Fauna M. Neu- mayr beschrieb (Jahrb. 1869, Heft 3, p. 355) auch Horizonte des mittleren Neogen sicher nachweisen liessen, welche in Petrefakten führender Facies bisher von keinem Punkte des istro-dalmatischen Küstenlandes bekannt sind. (D. R.) Nr. 11 Bericht vom 31. Juli. V. Radimski. 183 (vgl. Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1877, Nr. 6) habe ich in St. Spirito und zwar am Strande unterhalb des Gebäudes von Buza und an dem Gehänge oberhalb dieses Gebäudes sehr schön erhal- tene und grosse Exemplare von Congeria triangularis in bedeutenden Mengen nebst einer dicken Unioschale und Paludina acuta vorgefunden und es kann somit kein Zweifel über das Alter dieser Schichten ob- walten. !) In Punta Cava gelang es mir, von dem Meerbusen aus den Ausbiss des Flötzes zu finden, auf welekem Rothschild seinen Tagbau betrieben hat. Es kommen in Punta Cava eigentlich zwei Flötze vor, ebenso wie in St. Spirito, und setze ich den durchschnittlichen Ein- fallswinkel von 16'/, Grad in Rechnung, so ergibt sich innerhalb dieser vier Kohlenflötze eine wahre Mächtigkeit der productiven Congerienschichten von 213 Meter. Ich habe dem Hrn. Prof. Jul. v. Hauer für das 3. Quartalheft des Jahrbuches der Bergakademie einen ausführlicheren Aufsatz über Pago eingeliefert, welcher auch die montanistischen Verhältnisse be- handelt, und werde mir seinerzeit erlauben, einen Separatabdruck davon in Vorlage zu bringen. 2. Während meiner letzten Anwesenheit in Dalmatien habe ich auch Skardona besucht und daselbst einen prächtigen Fundort von Hippuriten entdeckt. Um nämlich den Hebungsrücken des Kreide- kalkes, welcher an der Bergstrasse von Skardona nach Dubrovizza auftritt, besser beobachten zu können, machte ich von Skardona aus einen Spaziergang auf. der neuen Fahrstrasse, welche gelegentlich der Dalmatiner Kaiserreise längs, dem tiefen Flussbette der Kerka zum Wasserfalle erbaut wurde. Gerade an dem Punkte, wo man bei einer Wendung der Strasse den Wasserfall zum ersten Male erblickt, zeigt sich für die Fahrbahn ein grösserer Einschnitt in dem Kreidekalke ausgesprengt, dessen Wand von mehr minder grossen und sehr schön erhaltenen Hippuriten förmlich wimmelt. Leider scheinen diese Thierreste während den Sprengarbeiten gar nicht beachtet worden zu sein, und es ist jetzt schwer, sie ohne Verletzung aus dem umgebenden festen Gesteine herauszuarbeiten. Doch hinterliess ich den Auftrag, dass ein Versuch gemacht werde, wenigstens einige dieser Schalen, welche zuweilen über 20 Decimeter Länge besitzen, zu gewinnen. O. Feistmantel. Geologische Mittheilungen aus Ost- Indien. (Schreiben an Hrn. Hofrathv. Hauer ddo. Caleutta, 12. Juni 1877.) In meinem letzten Briefe habe: ich versprochen, Ihnen in Kürze einige von meinen Entdeckungen in letzter Zeit mitzutheilen ; t) Die bei Gelegenheit der Generalaufnahme des eroatischen Küstenlandes und des zugehörigen Inselgebietes durch die Herren F. Foetterle und F: Sto- liezka entworfene geologische Uebersichtskarte von Pago hat durch den Nachweis der grösseren Verbreitung von Schichten der jüngeren Neogenstufe besonders in der früher unbekannt gebliebenen kleinen Mulde von Collane und von Nummulitenkalk im Hribnakzuge jedenfalls eine recht willkommene Ergänzung erfahren. (D. R.) 184 Verhandlungen. Nr. 11 sie sind alle vornehmlich darauf gerichtet, das Alter (oder die Homo- taxis) unserer Pilanzen führenden Schichten zu ermitteln. 1. Auf meiner heurigen Excursion in das Kohlenbecken von Kurhurbalee, beiläufig 175 englische Meilen NW von Calcutta, habe ich in den Kohlenschichten eine reiche fossile Flora aufge- schlossen, die zwei Eigenthümlichkeiten zeigt; a) enthält sie alle Formen, die bis jetzt aus den tiefsten Schichten, den Schiefern der sog. Talehirgruppe, bekannt waren, wodurch diese Talchirgruppe (die Schiefer wenigstens) mit den Kohlenschichten in innigsten Zu- sammenhang gebracht wird; — b) enthält die Kurhurbalee-Flora viele triasische Typen, so dass ich sie geradezu als untere Trias ansehe, was natürlich auch von den Talchir shales zu gelten hätte. Die wichtige Folge ist nun, dass, da die Talchir shales überall die übrigen Gruppen der ‘Kohlen führenden Abtheilung (Da- muda-Series) unterlagern, diese letzteren wohl auch nicht älter sein können, als Trias. | 2. Dass unsere Kohlenschichten wohl nicht paläozoisch, son- dern mesozoisch (und am wahrscheinlichsten Trias) sind, habe ich auf anderem Wege noch wesentlich zur Geltung gebracht. Aus _ der ganzen Gruppirung der Flora (denn diese nur findet sich vor) habe ich gleich bei meiner Ankunft den Schluss gezogen (wie Sie aus meinen früheren kurzen Mittheilungen ersehen können), dass unsere Kohlenschichten nicht paläozoisch sein können, wie besonders Dr. Oldham und Mr. W. T. Blanford der Ansicht waren. Den Hauptgrund für ihre Ansicht sahen diese beiden Autoren in dem häufigen Vorkommen der Farrengattung @Glossopteris in unseren Kohlen- schichten, die auch noch in Australien (New-South-Wales) sehr häufig ist und hier in einigen Formen schon in Schichten beginnt, die thie- rische Petrefakte vom Alter der wahren Kohlenformation (vielleicht auch Perm) enthalten. Da wurde denn @Glossopteris als Kohlengattung angesehen, und die Schichten bei uns, in denen sie sich vorfand (die Damuda Series) als paläozoisch (Permian?) gedeutet, trotz der widersprechenden Charaktere der. übrigen Floren. An mir war es nun, zu zeigen, dass Glossopteris bei uns nicht nur in der, im Alter nicht entschiedenen Damuda-Series vor- komme, sondern sich auch weiter hinauf in Schichten erhielt, die besser im Alter bekannt waren. Ich habe zwar schon in den Ver- gleichungen unserer Damuda-Flora mit der aus Australien die Ueber- zeugung ausgesprochen, dass auch in Australien eine obere Abthei- lung der Kohlenschichten unterschieden werden muss, die keine Kohlen- fauna enthält, sondern nur eine Flora, die in der That mesozoisch ist, und auch noch Glossopteris enthält. Doch hier in Indien habe ich es viel deutlicher nachgewiesen, dass G@lossopteris nicht ausschliess- lich paläozoisch ist. Meine letzte Mittheilung an Sie, geehrter Herr Hofrath, im vorigen Jahre war über die Flora der sog. Panchet-Gruppe (Verh. der k. k. geol. R.-A. 1876, April, p. 167); diese Gruppe schliesst die untere Abtheilung der Pflanzen führenden Schichten gegen die obere Abtheilung, die jurassisch ist, ab; an dem Alter dieser Panchet- Gruppe war von Anfang an kein Zweifel, und wurde sie immer als EEE EEE WE VREEEV Nr. 11 Bericht vom 31. Juli. Dr. A. v. Alt. €. Paul 185 Trias angesehen. — Die erste Aufgabe war in dieser Abtheilung, die häufig auch Schizoneura enthält, die Gattung Glossopteris zu finden. Diess gelang mir nun in diesem Jahre —, an 8 typischen Schieferstücken dieser Gruppe fand ich deutliche Bruchstücke von Glossopteris! — Diess war der erste Beweis, dass @lossopteris in der Trias (Keuper) vorkomme. Es hat zwar schon Dr. Oldham im Jahre 1861 des Vorkom- mens von Glossopteris in der Panchet-Gruppe Erwähnung gethan, — doch später wurde dieses Vorkommen nicht erwähnt und Glossopteris als nicht existirend in der Panchet-Gruppe angesehen. Erst vor Kurzem habe ich aber @Glossopteris auch in unserer höchsten Abtheilung des Gondwana-Systems aufgefunden, näm- lich in der Tabalpur-Gruppe, welche den Pflanzenresten zufolge mitteljurassisch ist; diese Tabalpur-Gruppe ist in demselben Horizonte, wie die Kachplant-Gruppe, und die Floren beider nächst verwandt mit den Floren von Spitzbergen, Yorkshire, Russland, östl. Sibirien, Amurländer, Japan etc. In Cutch ist aber der interessante Fall, dass von den vorkom- menden Gephalopoden zwei Arten vom Portland- und zwei Arten vom Tithon-Alter sind; diese liegen mit den Pflanzen in derselben Schicht — doch beginnen die Pflanzen auch schon in einem etwas tieferen Horizont. Das Vorfinden von Glossopteris in der obertriasischen Pan- ehet-Gruppe und der mitteljurassischen Tabalpur-Gruppe ist in der That eine wichtige Entdeckung, da so Glossopteris ihren paläo- zoischen Charakter gänzlich verliert und nun nicht mehr Hinder- niss ist, dass unsere Damuda-Series, vom Standpunkte des Gesammt- charakters der Flora beurtheilt, zur Trias gestellt werde. Glossopteris hat daher folgende Verbreitung: In Australien: paläozoisch — Trias In Indien: — Trias — Mitteljura In Afrika: _ Trias = Nun wird es noch von grossem Interesse für mich sein, in wel- chen Schichten Baron v. Richthofen in China Glossopteris auf- gefunden hat; ich glaube, auch in Triasischen. Dr. A. v. Alth. Die Gegend von Nizniow und das Thal der Zlota Lipa in Ostgalizien. In dieser für unser Jahrbuch bestimmten Abhandlung beschreibt der Herr Verfasser unter Anderem eine zwischen der cenomanen Kreide und den Devonschichten eingelagerte Kalkbildung, welche er der Triasformation zurechnen zu dürfen glaubt. Reise-Berichte. C. Paul. Petrefaktenfund im Karpathensandstein. Seit wir begonnen haben, die grosse Gruppe der Karpathensand- steine in ihre relativen Niveau’s aufzulösen, und die einzelnen Glieder K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. {1. Verhandlungen. 26 186 Verhandlungen. Nr. 11 nach Thunlichkeit zu horizontiren, hat sich die Nothwendigkeit heraus- gestellt, die Untersuchung nicht auf künstlich begrenzte Aufnahms- terrains zu beschränken, sondern stets ein möglichst umfassendes Beobachtungsmaterial zur Lösung der mannigfachen sich darbietenden Fragen heranzuziehen. Generaldurchschnitte durch die ganze Sandsteinzone hatten sich schon im Vorjahre als höchst instructiv und wichtig erwiesen. Ich glaubte daher auch in diesem Jahre das Sandsteingebiet mindestens in einer Linie vom Süd- bis zum Nordrande schneiden zu sollen, und bereiste daher gemeinschaftlich mit Hrn. Dr. Tietze die Route Munkacs-Stry. Von den Resultaten dieser Reise will ich vorläufig nur Einiges hervorheben. Bei Also Vereczke, einem unmittelbar südlich vom ungarisch- galizischen Grenzkamme im Beregher Comitate gelegenen Marktflecken, stehen mit steilstehenden, vielfach geknickten Schichten graue, kalkig- sandige, glimmerige, krummschalig brechende Gesteine an, welche in ihrem äusseren Habitus den sog. „StrZolka-Bänken“ der oberen Teschner Schiefer Schlesiens sehr gleichen, sich von letzteren jedoch scharf durch den gänzlichen Mangel an den unter dem Namen der „Hieroglyphen“ bekannten Reliefzeichnungen unterscheiden. In den Kalkspathadern dieses Gesteines finden sich die sogenannten Marmaroser Diamanten (Dragomiten). Westlich vom Orte fanden wir im Hangenden dieser Schichten (wie es mir schien, dieselben discor- dant überlagernd) weiche, dunkle, sandige Thone, mit grossen, sehr festen Sphärosiderit-Knollen, und in diesen Thonen eine der Individuen- Anzahl nach nicht gerade arme Bivalvenfauna. Wir unterschieden Cardien und einige glatte Zweischalerformen; an eine Bestimmung konnten wir selbstverständlich auf der Reise, wo uns die bezügliche Literatur mangelt, nicht denken. Leider sind die Stücke ausser- ordentlich gebrechlich, und wir konnten daher nur wenig gewinnen. Eine zweite, nicht uninteressante Thatsache, welche die Gegend von Vereczke bietet, ist das Auftreten von Bruchstücken echten, Granaten führenden Glimmerschiefers, welche sich bis ziemlich hoch an einem Berggehänge fanden, daher nicht irgend einer diluvialen Schotterablagerung entstammen können. Auch von einem Conglo- merate, in welchem Glimmerschieferstücke etwa als Geschiebe ent- halten sein könnten, sahen wir in der Gegend keine Spur. Wenn wir nun aber auch den Punkt, wo dieser Glimmerschiefer ansteht, bei unserer kurzen Anwesenheit in der Gegend nicht fanden, so bleibt dieses Vorkommen eines krystallinischen Gesteines inmitten der Sand- steinzone immerhin sehr bemerkenswerth, umsomehr, als Vereczke wieder ziemlich genau in jener Linie liegt, welche ich schon vor län- gerer Zeit als die muthmassliche südöstliche Fortsetzung der Teschner Aufbruchswelle (oder der sog. nördlichen Klippenlinie), welche man früher nur bis Rzegocina bei Bochnia kannte, bezeichnet habe. Näheres über diesen Durchschnitt, sowie über die übrigen, bisher bereisten Gebiete (die Thäler der Bistritza und der Lomnica) soll in späteren Mittheilungen folgen. ie Nr. 11 Bericht vom 31. Juli. Dr. O. Lenz. 187 Dr. O. Lenz. Reisebericht aus Ostgalizien. Das von mir in diesem Sommer zu begehende Aufnahmsterrain schliesst sich im Süden und Westen an die Untersuchungsgebiete der Herren Paul und Tietze an, nach Osten hin, zwischen den Orten Horodnica und Nizniow wird es vom Dniestr begrenzt, während es sich in nördlicher Richtung ungefähr bis zum 49. Parallelkreis erstreckt. Die bisherigen Untersuchungen beschränkten sich auf den mitt- leren und westlichen, vorwiegend ebenen Theil des Gebietes, in wel- chem diluviale Ablagerungen vorherrschen; in diesen wurden unter- schieden: Berglehm, Terrassen-Löss und jüngerer Diluvial-Lehm. Der Berglehm, der völlig unabhängig von den Flussthälern, die höheren hügeligen Theile des Landes bedeckt, lässt sich durch seine bröcklige Beschaffenheit, durch das Vorkommen kleiner Putzen von festen Kalkmergeln und einer weichen, weissen, kreidigen Substanz in den meisten Fällen recht gut vom Löss unterscheiden; besonders hervorzuheben aber sind die Unterschiede in den Schotterablagerungen beider Diluvialbildungen. Während die Lössterrassen in der Nähe des Gebirges in Schotter übergehen, der aus oft mächtigen Lagen grosser abgerundeter Gerölle und Geschiebe von Karpathengesteinen besteht, sind die im Berglehm vorkommenden Gerölle klein und wenig gerollt, treten auch im Allgemeinen nicht so massenhaft auf, wie im Löss. Charakteristisch für den Berglehm ist auch die auf- fallend schwarze Ackerkrume, welche ihn bedeckt. Von den die Ebenen ausfüllenden Lössterrassen konnte stellen- weise ein jüngerer diluvialer Lehm getrennt werden, der sich gewöhn- lich an die Alluvialgebiete der Flüsse anschliesst und weiterhin in den Terrassenlöss übergeht. Nordwestlich von Stanislau erstreckt sich in der Richtung von SW nach NÖ ein 2—300 Fuss über die Ebene hervorragender Hügelzug, der aus Gyps besteht, dem ein lichtgrauer schieferiger Mergel, der nach oben zu an Kalkgehalt zunimmt und in einen feinkörnigen grau- blauen Kalkstein übergeht, eingelagert ist; in den schieferigen Schichten fanden sich schlecht erhaltene Spuren von Pflanzenabdrücken. Diese Gypsablagerung, der auch die für die Gypsterrains Galiziens charak- teristischen trichterförmigen Aushöhlungen an der Oberfläche nicht fehlen, zeigt ein deutliches Fallen nach NO unter einem Winkel von 45°. Die im NW dieses Gypsgebirges auftretenden Hügel bis an die Grenze meines Terrains sind durchgängig mit Berglehm bedeckt. Das weitverbreitete Auftreten dieser posttertiären und wahr- scheinlich diluvialen Bildung zeigte sich auch bei einer Excursion von Stanislau in östlicher Richtung über Tysmienica hinaus. Bei letzt- genanntem Orte beginnt ein weit nach Nord und Süd sich erstreckendes, nach Osten zu bis fast an den Dniestr reichendes Hügelland, das zum grössten Theil aus Neogenbildungen besteht, die aber in der Umgebung von Tysmienica noch überall von Berglehm bedeckt sind und erst weiter nach Osten hin bei Tlumacz, sowie südlich davon in dem Eisenbahn-Einschnitt bei Ottynia anstehend beobachtet wurden. Auf einigen Excursionen in südlicher Richtung von Stanislau 26* 188 Verhandlungen. Nr. 11 über Lysiec, Bohorodezany nach Solotwina und von da wieder nach Norden zu bis Kalusz an der Westgrenze meines Terrains konnte die Vertheilung der verschiedenen jüngeren Bildungen eingetragen werden, aber auch das Vorkommen älterer Ablagerungen wurde constatirt. So bestehen die Berge bei Zuraki aus blaugrauen sandigen Schiefern, die den mediterranen Bildungen des Neogen angehören und zwar der in Galizien häufig vorkommenden sog. Salzthon-For- mation. Das Fallen dieser Schichten, die sich nach Süden zu bis Nadworna erstrecken, und die auch bei Krasna, etwas westlich von hier, bereits im Paul’schen Aufnahmsgebiet gefunden wurden, ist deutlich nach NO. Auch Petroleum und Ozokerit findet sich in diesen Bildungen, und gerade in der Umgebung von Zuraki, bei Starunia, Dzwiniacz u. a. O. wird Petroleum gewonnen, Im Nordwesten von Solotwina ragt mitten aus diluvialem Terrain der Klewaberg heraus, der bereits den eocänen Schichten der Kar- pathensandsteine angehört, und zwar besteht er aus sog. Kliwa-Sand- stein; an seinem Nordgehänge finden sich auch Petroleumquellen. / Dr. E. Tietze. Reisebericht aus Ostgalizien. Bei meinen bisherigen Aufnahms-Arbeiten in diesem Sommer habe ich das Gebiet des Thales der sog. goldenen Bistritza oberhalb Nadworna kennen gelernt. Ich will hier nur einzelne Daten hervor- heben. Die Ropiankaschichten, die in dem benachbarten Pruththal an verschiedenen Stellen entwickelt sind (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1877, p. 66—95) treten im Gebiet der Bistritza nur an wenigen Stellen hervor, so bei Zielienica und in der Nähe von Holodyscze. Sie sind durch Hieroglyphen und Fucoiden bezeichnet. Bei Zielienica fand sich auch in der Nähe des dortigen Forsthauses das uns seit dem vorigen Jahre wohlbekannte grüne Breccienconglomerat denselben eingeschaltet, welches wir bei Delatyn und auch im Üzeremoszthale in cretacischen Karpathensandsteinen beobachtet hatten. Im Allgemeinen gehören die Ropiankaschichten des Bistritzathales den jüngsten Glie- dern dieser Formations-Abtheilung an. Sie werden unmittelbar von Sandsteinen bedeckt, welche in jeder Beziehung die Eigenschaften desjenigen Gebildes haben, welches Paul und ich (l. c. p. 82) mit dem Namen des massigen Sandsteines von Jamna bezeichnet haben, und welches wir wegen seiner Lagerung über den Ropiankaschichten einerseits und unter den sicher eocänen Gesteinen anderseits zu unserer Gruppe der mittleren Karpathensandsteine rechnen. Im Gebiet des Pruththales bildet dieser Sandstein, wie wir ge- zeigt haben, unter Anderem eine sehr mächtige Kette, welche in dem Chomiak bei Tartarow gipfelt. Dieselbe Kette setzt mit dem Gorgan in’s Bistritzathal hinüber, steigt westlich desselben im Makimiec wieder in die Höhe und bildet endlich die Saevula an der ungar.-galizischen Grenze. Gesteine der Menilitschiefergruppe sind bei Rafaylowa in grosser Ausdehnung entwickelt. Durch niedrigere, sanftere Bergformen sind dieselben orographisch gut von den massigen Sandsteinen der mitt- leren Karpathensandsteingruppe unterschieden. z F j | S / x | a nt ae FE en Ba a irn = u u ee ai ee re a nn Nr. 11 Bericht vom 31. Juli. Dr. E. Tietze, 189 Auch im Bistritzathal fand sich, wie anderwärts in den Ostkar- pathen, der Fall der Schichten nach SW als Regel. Ich habe meine Ausflüge auch in die an Galizien angrenzenden Theile der Marmaros ausgedehnt und mich mehrere Tage, namentlich in der Umgebung von Kiralymezö (Königsfeld) aufgehalten. Eocäne Gesteine spielen dort die Hauptrolle. Menilitschiefer, wenngleich an- scheinend ohne Menilite, aber im Uebrigen vollkommen kenntlich ent- wickelt, stehen beispielsweise an an der Plaiska, bei Brustura, im Mokrankathale, und namentlich bei der Mokrankaklause. Mit Sicher- heit konnte festgestellt werden, dass gewisse blaugraue Sandsteine mit weissen Kalkspathadern, welche, abgesehen davon, dass sie keine Hieroglyphen führen, vielfach an die sog. Strzolka des Neocom erin- nern, noch zum Eocän zu rechnen sind. Aehnliche kalkige Sandsteine kommen im Eocän bei Körösmez6 vor und wurden solche auch von Paul und mir in diesem Jahre im Strythale in Verbindung mit Menilitschiefer beobachtet. Es darf also hierbei wohl vor Verwechs- lungen jüngerer Kalksandsteine der Karpathen mit der sicher neo- comen Strzolka gewarnt werden. Als Paul und ich voriges Jahr die Marmaros besuchten, war uns der einige Stunden von Körösmezö gelegene Berg Pietros durch seine relativ schroften Conturen aufgefallen. Da sich ausserdem in der westlichen Fortsetzung des Pietros am Sessa jener merkwürdige Punkt befindet, wo Jurakalk und Melaphyre auftreten, so hätte man voraussetzen dürfen, die Zusammensetzung des Pietros als eine ganz besondere zu finden. Indessen stellte sich bei einer Excursion, die ich von Körösmezö dorthin unternahm, heraus, dass der Berg aus eocänem Sandstein besteht. Literatur-Notizen. K. J. Dr. E. Borficky. Elemente einer neuen chemisch- mikroskopischen Mineral- und Gesteins-Analyse. Il. Bd., V. Abtheilung des Archivs der naturwissenschaftlichen Landesdurch- forschung von Böhmen. Der Verfasser gibt in dieser Arbeit mehrere neue Methoden zur Erkennung der Mineralien unter dem Mikroskope an, die darauf beruhen, Splitter oder Dünn- schliffe derselben mit verschiedenen Agentien zu behandeln und aus den sich dabei zeigenden Veränderungen des Minerals, oder den sich bildenden chemischen Verbin- dungen, die unter dem Mikroskope beobachtet werden, Schlüsse auf die chemische Natur des untersuchten Objectes zu ziehen, resp. das Mineral zu erkennen. Boficky behandelt einen kleinen Splitter oder Dünnschliff des zu unter- suchenden Minerals mit einer beiläufig dreiprocentigen Kieselfluorwasserstoff-Säure, welche mit den Basen des Minerals Kieselfluor-Verbindungen gibt, die durch ihre charakteristischen Krystallformen erkannt werden können. ? Die Behandlung des kleinen Mineralsplitters oder Dünnschliffes mit Kiesel- fluorwasserstoff-Säure wird auf einer mit ausgekochtem Canadabalsam bedeckten Stelle eines Objeetglases vorgenommen, indem man auf das zu untersuchende Objeet einen Tropfen chemisch reiner, also nicht mit Glas in Berührung gekominener Kieselfluorwasserstoff-Säure gibt und denselben an einem staubfreien Orte eintrocknen lässt. In zweifelhaften Fällen oder zur Controle behandelt Boricky die auf dem Objectglas sich befindenden Kieselfluoride entweder mit Schwefelsäure zur Unter- 190 Verhandlungen. Nr. 11 scheidung von Kalk und Strontian, oder aber mit Chlorgas oder Schwefel-Ammo- nium-Dampf zur Unterscheidung des Magnesium-, Eisen- und Mangankiesel-Fluorides. Anstatt der Behandlung mit Kieselfluorwasserstoff-Säure schlägt der Verfasser in vielen Fällen, besonders für die Feldspathe, die Behandlung mit Fluorwasser- stoffgas vor, wobei sich auch Kieselfluoride bilden, die in Wasser gelöst und dann auf einem Objectglas eingetrocknet werden. Aus der relativen Menge der einzelnen Kieselfluoride glaubt nun Boficky, besonders durch Vergleich mit einer früher angefertisten Suite von Präparaten ver- schiedener, ihrer chemischen Zusammensetzung nach genau bekannter Feldspathe oder anderer Minerale, mit Sicherheit auf die chemische Natur des untersuchten Objectes schliessen zu können. Der Verfasser weist darauf hin, dass die Behand- lung mit Kieselfluorwasserstoff-Säure oder Fluorwasserstoff besonders geeignet ist zur Unterscheidung von Apatit und Nephelin, von Enstatit, Bronzit, Hypersthen und Biotit, und zur Unterscheidung der verschiedenen Minerale der Glimmer-Gruppe, welche Unterscheidungen früher bei der Untersuchung oft grosse Schwierigkeiten machten, während bei Anwendung der vorbeschriebenen Methode das Vorwalten dieses oder jenes Kieselfluorides einen Schluss auf die chemische Natur des Untersuchungs- Objectes und dadurch die nähere Bestimmung der Mineralspecies gestattet. Um die Widerstandsfähigkeit eines Minerals gegen Säuren zu erproben, lässt Boricky auf Dünnschliffproben des betreffenden Minerals Chlorgas etwa 24 Stunden einwirken und schliesst nach dem Grundsatz: „Je mehr Kinselerde sich aus einem Silikat ausgeschieden hat, je mehr Chloride sich gebildet haben, und je stärker die Aetzfiguren ausgeprägt erscheinen, desto grösser ist — unter gleichen Verhältnissen — die Zersetzbarkeit des Minerals.“ Mit diesem Versuche kann man, neben der Untersuchung der gebildeten Chlo- ride, gleichzeitig eine Probe auf die Beschaffenheit der ausgeschiedenen Kieselsäure vereinen, indem man den mit Chlorgas behandelten Dünnschliff mit Fuchsin färbt und dann in eine Schale mit reinem Wasser gibt, wobei die Färbung des Dünn- schliffes an allen Stellen verschwindet, wenn keine gelatinöse Kieselsäure vorhanden ist; ist dieselbe jedoch vorhanden, so wird an den Stellen, wo sie sich befindet, die Färbung durch das Wasser nicht entfernt. Ferner beschreibt Boficky in seiner Arbeit mehrere von ihm beobachtete charakteristische Aetzfiguren des Apatit, Olivin, Feldspath ete., die durch Einwir- kung von Kieselfluorwasserstofi-Säure, Fluorwasserstoffgas oder Chlor erzeugt wurden, und weist darauf hin, dass dieselben zur Erkennung der Mineralien unter dem Mikro- skope von grösster Wichtigkeit seien und gibt einen analytischen Gang zur Bestim- mung der in den krystallinisch gemengten Felsarten vorkommenden Minerale auf dem neuen chemisch-mikroskopischen Wege, worin er die Mineralien nach ihrem Verhalten gegen Kieselfluorwasserstoff-Säure, Fluorwasserstoff und Chlor, nach den sich dabei zeigenden Kieselfluoriden oder Chloriden, nach der Art der Aetzfiguren, nach der Natur der ausgeschiedenen Kieselsäure etc., zusammengenommen mit den gewöhnlichen Merkmalen der Mineralien unter dem Mikroskope, eintheilt und den Weg angibt, dieselben zu erkennen. Schliesslich beschreibt Boricky die Kieselfluoride der wichtigsten Metalle, und glaubt hoffen zu können, dass man nach den bei seiner Methode sich zeigenden Erscheinungen im Verein mit den physikalischen Eigenschaften des Probestückchens in den meisten Fällen Minerale wird bestimmen können. Die Arbeit muss jedenfalls als ein Fortschritt auf dem Gebiete der mikro- skopischen Untersuchung der Mineralien und Gesteine bezeichnet werden, und dürften die angegebenen Methoden besonders in zweifelhaften Fällen, wenn es sich um Unterscheidung nahe verwandter, unter dem Mikroskope ähnlich aussehender Mine- ralien handelt, mit Vortheil angewendet werden. R. H. Fr. Toula. Geologische Untersuchungen im westlichen Theile des Balkan und in den angrenzenden Gebieten. Nr. 3. Die sarmatischen Ablagerungen zwi- schen Donau und Timok (a. d. 75. Bd. d. Sitzb. d. k. Akad. d. Wiss. I. Abth. Märzheft 1877). Der Verfasser berichtet über die geologischen und paläontologischen Resultate eines Ausfluges, den er von Widdin nach Westen, bis an den Timok und weiterhin Nr. 11 Bericht vom 31. Juli. Dr. Lepsius. Th, Fuchs. 191 nach Süden machte, um daselbst die Zusammensetzung der dem Balkan vorge- lagerten niedrigen Terrainstufe zu untersuchen. Es ergab sich dabei eine über- raschende Thatsache: das gänzliche Mangeln der mediterranen Ablagerungen bei weiter Verbreitung der sarmatischen Bildungen. Die letzteren wurden namentlich bei Koilova, Ornamasnica, Rabrova, Boinica-Adlich und Osmanieh untersucht, und neben der bekannten sarmatischen Fauna auch einige neue Formen beobachtet. Es sind diess: Turbo Barboti, Trochus podolicus Dub. var. enodis, Cardium Timoki. Lepralia orthostichia und L. dichotoma, deren Beschreibung und Abbildung von Toula gegeben werden. Ausserdem erscheint noch eine neue Foraminifere: Poly- stomella Midhati Karrer beschrieben und abgebildet. Bemerkenswerth erscheint auch das Vorkommen von Cerithien aus der Formengruppe des Cerith. Duboisi. Toula eitirt Cer. Duboisi selbst aus den sarmatischen Schichten von Koilova und Crnamasnica. — Referent hat eine verwandte Form, ©. Pauli, in den südsteierischen und croatischen Ablagerungen sarmatischen Alters nachgewiesen, so dass bereits von mehreren Punkten das Vorkommen dieser Type bekannt ist, welche das Con- tingent jener Arten vermehrt, die aus dem mediterranen Horizont in den sarmati- schen aufsteigen. F. H. Dr. &. R. Lepsius. Geologische Karte des west- lichen Südtirol. (Herausgegeben mit Unterstützung der k. Akad. d. Wiss. in Berlin 1875—76.) Das Gebiet, welches diese treffllich ausgeführte Karte im Massstabe von 1:144000 oder 1 Zoll = 2000 Klafter zur Darstellung bringt, reicht im Norden bis Meran, nach Osten und Südosten wird es der Hauptsache nach durch das Etsch- thal, das Sarcathal und den Garda-See begrenzt, im Süden reicht es bis Pregasio am Garda-See und Anfo am Lago d’Idro, nach West und Nordwest reicht es im Süden bis über die Tiroler Landesgrenze hinaus, folgt dann dieser von der Cima Forcellina bis zum Mte. Tonale und schneidet von hier in einer geraden Linie nach Meran ab. Indem wir uns eine eingehendere Besprechung bis zum Erscheinen des in Aussicht stehenden Textes vorbehalten, wollen wir hier nur noch die auf der Karte unterschiedenen Gebirgsarten und Formations-Abtheilungen anführen. Es sind: Tonalit, Granit, Gneiss, Glimmerschiefer, Rothliegendes, Quarzporphyr, Bunt- sandstein, Röth, — ferner zum Muschelkalk gerechnet: Rauchwacke und Gyps, Unterer Muschelkalk, Brachiopoden-Bank, Halobienschichten und Buchensteinerkalk, und umgewandelter Muschelkalk am Tonalit, — als Keuper bezeichnet: Tuffe von St. Cassian, Schlern-Dolomit (Wettersteinkalk), Augitporphyr, Raibler-Schichten, Haupt-Dolomit, Rhätische Schichten, Lithodendronkalk, — Juraformation: Un- terer Lias, Oberer Lias, Brauner Jura, Ammonitico rosso, Diphyakalk, — Kreide- formation: Biancone, Scaglia, — Tertiär: Eocän-Nummulitenkalk, Miocän, — Diluvium: Gletscherschutt und Alluvium. F. H. Th. Fuchs. Ueber die Natur der sarmatischen Stufe und deren Analoga in der Jetztzeit und in frü- heren geologischen Epochen. (Sitzb. d. kais. Akad. der Wiss. Bd. LXXIV, II. Abth., 1877.) Die auffallende Artenarmuth der sarmatischen Fauna und ihre bekannten Eigenthümlichkeiten überhaupt, finden nach dem Verfasser manche Analogien in älteren Formationen sowohl, wie auch in noch jüngeren Bildungen. Einen so zu sagen sarmatischen Facies-Charakter besitzen unter Anderem die Faunen des Zech- steines in Russland, Norddeutschland und England, die des deutschen Muschelkalkes, die der Raibler-Sch chten der Alpen, die der ausseralpinen Contorta-Schichten, mit Einschluss jener der schwäbischen Facies der alpinen rhätischen Stufe. Auch in petrographischer Hinsicht zeigen die Ablagerungen, in welchen diese Faunen ein- geschlossen sind, viele Analogien, am auffallendsten in dieser Beziehung ist das gemeinsame häufige Vorkommen bläschenförmiger Oolithe und leichter poröser Schaumkalke. 192 Verhandlungen. Nr au Zur Erklärung dieser Beschaffenheit der Faunen dieser Gebiete nimmt Th. Fuchs an, ihre Bildung sei in abgeschlossenen Meeresbecken erfolgt, in wel- chen eine Regenerirung des Sauerstoflgehaltes der Luft, wie sie nach Carpenter zur Erhaltung von organischem Leben in grösserer Meerestiefe nothwendig ist, nicht stattfinden konnte, und überdiess habe das Wasser dieser Becken einen geringeren Salzgehalt besessen, Verhältnisse, wie sie jetzt im Schwarzen Meere herrschen, dessen Fauna in der That ganz und gar den sarmatischen Facies-Charakter besitze. — Folgerichtig seien die erwähnten Ablagerungen alle Facies-Gebilde, denen solche mit normaler mariner Fauna an anderen Stellen entsprechen, so dem Zechstein der Bellerophonkalk der Alpen, dem deutschen Muschelkalk die Schichten mit Ar- cestes Studeri, den Raibler-Schichten jene von Esino und Hallstatt, den Contorta- Schichten die rhätische Formation der Alpen, und den sarmatischen Schichten selbst die süd- und westeuropäischen Miocänbildungen. Noch sei beigefügt, dass Fuchs seine Angabe, als seien bei Syrakus echte sarmatische Schichten entwickelt (Akad. Sitzb. Bd. LXX, p. 106), hier zurückzieht. J. L. Neugeboren. Systematisches Verzeichniss der in den Miocänschichten bei Ober-Lapugy in Siebenbürgen vorkommenden fossilen Korallen. (Verh. u. Mitth. des Siebenb. Ver. für Naturw. in Hermannstadt. -XXVI, p. 41.) Mit Zuhülfenahme von Reuss’ „Monographie der Anthozoen des österr.-ungar. Miocän“ bestimmte der Herr Verfasser die zahlreichen, von ihm aufgesammelten Korallen von der gedachten Localität. Die Zahl der Arten beträgt 36, von welchen aber 6 den Gattungen Coenoeyathus, Trochocyathus, Theocyathus, Flabellum und Diplohelia angehörig, da sie in dem Reuss’schen Werke nicht enthalten sind, nicht näher bestimmt werden konnten. F. H. C. Feistmantel. Die Eisensteine in der Etage D des böhmischen Silurgebirges. (Abh. d. k. böhm. Gesellsch. d. Wissensch. VI. Folge, Bd. 8.) Diese Schrift bringt eingehende Studien über die mineralogische und che- mische Beschaffenheit uud namentlich auch die eigenthümliche Linsen-Structur, welche die im Titel genannten Eisensteine darbieten. Nebst den Rotheisensteinen und Brauneisensteinen unterscheidet der Hr. Verfasser unter denselben auch „Grau- eisensteine“, die sich durch graue und schwarze Farben auszeichnen, und in grös- serer Menge Siderit enthalten, der aber stets auch den ersteren beigemengt erscheint. — Alle die sehr verschiedenartigen Eisensteine der Silur-Etage D waren nach des Verfassers Ausführungen ursprünglich Siderite, und eine allmälige, bald mehr, bald weniger vorgeschrittene Umwandlung der ursprünglich kohlensauren Verbindung hat ihre verschiedenen Abänderungen hervorgebracht. — Auch die linsenförmigen Ein- schlüsse, welche in den verschiedenen Eisensteinarten in den manniefaltigsten Stufen der Entwicklung vorkommen, und bald ınehr vereinzelt, bald in so grosser Menge auftreten, dass sie über die verbindende Grundmasse vorwiegen, sind als Ausschei- dungen, keineswegs aber als ausserhalb gebildet und später in die Grundmasse ein- geschlossen zu betrachten. Auch dem Vorkommen der Eisensteine ist ein ausführlicher Abschnitt der ganzen so werthvollen Abhandlung gewidmet. Hr. Feistmantel kommt zu dem Schlusse, dass, insbesondere wenn man nicht bloss die mächtigen, im Abbau stehenden Lagerstätten, sondern auch beschränktere Vorkommen berücksichtigt, alle Unterabtheilungen der Etage D als Eisenstein führend bezeichnet werden müssen. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. Ge [' BVS YANTI Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 31. August 1877. Inhalt. Eingesendete Mittheilungen. Ed. Suess, Franz Edler von Rosthorn. F. Toula, Petefraktenfunde im Wechsel-Semmering-Gebiete. R. Hoernes, Zur Geologie der Steiermark. I. Palüozoische Bildungen in der Umgebung von Graz. II. Phyllit bei Wildon, Gla- eialbildungen von Gamlitz. G@. A. Koch, Geologische Aufnahmen im Rhätikon und der Selvretta- gruppe. — Reise-Berichte. G. Stache, ÖOrientirungstouren südwärts und nordwärts vom unteren Vintschgau. A. Bittner, Die Tertiärbildungen von Bassano und Schio. M. Vacek, Die Sette Communi. — Literatur-Notizen. C. Doelter, Th. Fuchs, J. Lehmann. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. E. Suess. Franz Edler v. Rosthorn. Der 17. Juni 1877 hat uns den alten Pionnier unserer Alpen, Franz Edlen v. Rost- horn, entrissen. Die Geschichte der allmähligen Erschliessung der mittleren und südlichen Theile unseres Hochgebirges ist eine eigen- thümliche; noch gegen das Ende des vorigen Jahrhundertes unternahm Hacquet Entideckungsreisen nach Kärnthen und Krain wie in gänzlich unbekannte Landschaften; noch im Anfange dieses Jahrhundertes konnte Humphrey Davy in unsere Karstländer sich flüchten, wie in eine fast unnahbare Einöde. Franz v. Rosthorn ist der Erste, von welchem man rühmen kann, dass er in lange fortgesetzten Wan- derungen, welche vom dalmatinischen Karste bis über die Tauern- kette nach Gastein sich ausdehnten, zusammenhängende Kenntnisse von dem Baue dieses weiten (Gebirgslandes gesammelt habe. Die Familie v. Rosthorn stammt aus England '); Matthias Rosthorn, aus Lancashire gebürtig, wurde von der Kaiserin Maria Theresia im J. 1765 nach Wien berufen, um die Metall-Knopf-Fabri- cation in Oesterreich einzubürgern. Er erbaute in der Ungargasse in 1) Die nachfolgenden Daten entnehme ich in Betreff der Familie einem Auf- satze der Carinthia vom 20, Jänner 1844, in Betreff Fr. v. Rosthorn’s zum grossen Theile einem freundlichen Briefe seines Schwiegersohnes, des Hrn. Abgeordneten v.Canaval. K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 12. Verhandlungen. 27 194 Verhandlungen. N? Wien das erste Walzwerk in Oesterreich, wurde 1790 von Kaiser Joseph II. geadelt, baute 1792 das Walzwerk zu Fahrafeld in Nieder- österreich, und starb, hochgeachtet, am 3. Jänner 1805. Er hinter- liess fünf Söhne, deren jüngster, Franz, am 18. April 1796 in Wien geboren war. Die Errichtung des Walzwerkes in Fahrafeld war gleichsam nur der erste Schritt in die Alpen gewesen, welchem nun ausgedehnte Unternehmungen der fünf Brüder, geleitet von dem erfahrenen August, folgen sollten. Im J. 1817 schufen sie die grosse Metallblech- und Drahtfabrik in der Oed im Piestingthale; der hohe Preis des Zinkes in den Jahren 1821 und 1822 und der Bedarf der Fabrik in der Oed führte sie in die Südalpen. Sie kauften zuerst die Iwanhube am Missflusse im Guttensteiner Thale (Bez. Bleyberg in Kärnten) und errichteten 1823 daselbst eine Zinkhütte, um mittelst Braunkohle die Galmeie von Raibl und Bleyberg zu schmelzen, im J. 1826 aber kauften sie die ausgedehnte Cameralherrschaft Wolfsberg im Lavant- thale mit ihren Eisen-, Schmelz- und Hammerwerken. Bald errich- teten sie ein grossartiges Walzwerk in Frantschach und ein Puddel- werk in Prävali. — Kehren wir aber zu den Schicksalen des jüngsten Bruders zurück. Franz v. Rosthorn absolvirte 1814—1818 die montanistischen Studien an der Bergakademie zu Schemnitz; 1822 brachte ihn ein mehrwöchentlicher Aufenthalt in Carlsbad mit vielen hervorragenden Geistern in Verbindung; die wesentlichste Anregung zu geologischen Arbeiten scheint aus diesem Jahre zu stammen. Mit Keferstein und Zipser stand Franz v. Rosthorn in den folgenden Jahren im regstenVerkehre, baldauch durch Zahlbruckner mit Erzherzog Johann, dem unablässigen Förderer der geistigen und materiellen Interessen der Alpenländer. Im J. 1827 reiste Rosthorn mit Keferstein von Wolfsberg aus über Cilly, die Wochein, auf den Terglou, nach Raibl und Bleyberg; im J. 1828 mit Erzherzog Johann von Ober- Wölz über die Hohenwart, Gröbning, Gastein, den Krimler Tauern u. s. w.; im J. 1829 mit Escher von der Linth und Schrötter von Klagenfurt auf den Gross-Glockner. Im selben Jahre durchreiste er den südlichen Karst vom Wip- pachthale bis Fiume. Von da an bis 1836 suchte v. Rosthorn jährlich Erzherzog Johann in Gastein auf, auf den verschiedensten Wegen von Süden her die Alpen kreuzend; im J. 1832 reiste er mit Bou& von Wolfsberg über Schönstein, Cilly, Laibach, Graz, über den Loibl; 1832 legte er seine Arbeiten der Naturforscher-Versammlung in Wien, 1836 jener in Freiburg vor. Später nahmen die Wanderungen öfter als zuvor eine südliche Richtung, so insbesondere 1842 durch den westlichen Karst, über Idria in die Wochein, und 1847 durch Istrien nach Pola und Fiume. Zahlreiche kleinere und grössere Berichte über diese Reisen wurden von Franz v. Rosthorn veröffentlicht (z. B. in Baumgart- ner’s und Ettingshausen’s Zeitschr. f. Physik u. Mathem. 1829; Bull. de la soc. geol. II; Leonhard’s und Bronn’s Jahrb. 1848, und in anderen Jahren; Zeitschr. d. Kärntner Landes-Museums u. s. w.); Nr. 12 Bericht vom 31. August. F. Tonla. 195 noch viel mehr ist unedirt, doch stets allen Fachgenossen mit unbe- grenzter Liberalität zugänglich geblieben, welche seinen Rath suchten. Das Jahr 1848 berief ihn in den kärntner’schen Landtag; 1852 bis 1870 bekleidete er das ehrenvolle Amt des Präsidenten der Han- dels- und Gewerbekammer für Kärnten, auch in den alten Tagen voll von jugendlicher Liebe zu seinen Bergen und von Theilnahme für die Fortschritte der Wissenschaft. In seinem 76. Jahre bestieg er noch den Grintouz in den Steiner Alpen. Franz v. Rosthorn war gross und stark von Körper, wie es die weiten und oft mühsamen Wanderungen durch ein damals noch so wenig bekanntes Gebirge erforderten, und noch in seinen Siebziger Jahren eine schöne stattliche Männergestalt. Im Umgange mit den verschiedensten Schichten der Gesellschaft wusste er sich eine natür- liche und ungezwungene Liebenswürdigkeit zu bewahren, welche in Verbindung mit nie versiegendem Humor Jedermann fesselte, welche sich aber in den schonungslosesten Sarkasmus verwandelte, so oft er auf Ziererei oder Unnatur stiess. So wenigstens war er vor etwa 15 oder 20 Jahren, als sein früher blondes Haar zu erbleichen begann. Besonders liebte er damals von den Abenteuern seiner frü- heren Reisen zu erzählen und jungen Geologen in heiterer Weise Vorschriften für ihr sociales Benehmen zu ertheilen. In den letzten Jahren war Franz v. Rosthorn nicht mehr nach Wien gekommen, aber sein Bild lebt ungetrübt in Jenen, welche damals sich des Verkehres mit ihm erfreuten. Er war ein unermüdeter, zuver- lässiger Forscher, welcher, allen in einem weiten Gebirgslande, in einer Zeit, in welcher es in den Ostalpen mit Ausnahme der Kreise des Erzherzogs Johann keinerlei Anregung oder Anerkennung für solche Arbeiten gab, die Grundlinien des Baues beträchtlicher Theile dieser Gebirgszüge erkannt hat; es ist die Pflicht einer glücklicheren Generation von Forschern, ihm eine Erinnerung voll Dankbarkeit zu bewahren. Eine solche ist ihm auch sicher in allen Theilen des Landes Kärnten, um dessen industriellen Aufschwung er sich so grosse Verdienste erworben hat. F. Toula. Petrefaktenfunde im Wechsel-Semmering- Gebiete. (Schreiben an Hofrath v. Hauer ddo. Kirchberg a./W., 3. Sept.) Erlauben Sie mir, ihnen in wenigen Zeilen einen vorläufigen Bericht über einige Excursions-Ergebnisse zu erstatten. I. Vor Allem interessirten mich die schwarzen schieferigen Kalke mit Pentacriniten, über welche ich in dem „Beitrag zur Kenntniss des Semmering-Gebirges (Verhandl. 1876, Nr. 14) berichtet habe. Sie sind in dem Gebiete zwischen dem Semmering-Sattel im Westen und dem Raachberg im Osten sehr verbreitet, und zwar in ganz derselben Lagerung, wie ich sie in dem citirten Beitrag angegeben: Auf den quarzitischen Schiefern und Quarziten (über der Gyps führenden Formation) liegend und überlagert von bald dunkel-, bald lichtgrauen, mehr oder weniger dolomitischen Kalken, die von unzähligen weissen Caleitadern durchschwärmt, stellenweise auf das Lebhafteste an Gutten- 27* 196 Verhandlungen. Nr. 12 steinerkalk erinnern. Diese Uebereinanderfolge steht ausser allem Zweifel fest; sie ist in den meisten Fällen concordant, doch fehlen auch solche Stellen nicht, wo durch Verwerfungen Discordanzen ent- standen sind. Die schwarzen Kalkschiefer wurden bis nun an folgenden Punkten mit Pentacrinitenstiel-Gliedern angetroffen: 1. Am Semmering-Sattel Nr. 10 vom „Erzherzog Johann* (Ver- handl. 1876, Nr. 14). 2. Im hinteren Mörtengraben. 3. Am „Haarbreit“, an der Kreuzungsstelle der alten und neuen Semmeringsstrasse, 4. Am Wege von „Schlagel“, am Nordabhange des Otterberges, nach Wartenstein und in der Schlucht, die von hier am Jägerbrand vorbei nach Weissenbach führt. 5. Beim unteren Mundloche des Tunnels durch den Weberkogel (zwischen Station Semmering und Station Breitenstein). 6. Unweit der Papiermühle zwischen Schottwien und dem Dorfe Göstritz, beim Kalkofen des Hrn. Krenthaller. Diese Localität ist besonders interessant, da sich hier die Lagerungs-Verhältnisse schön beobachten lassen, und eine Kalkbank ganz besonders reich ist an Peleeypoden-Resten (Pleuromyen, Anoplo- phoren u. dgl.), deren Vorkommen in dieser Schichte schon am Sem- mering-Sattel constatirt wurde. Ihre nähere Untersuchung wird wohl mit grösserer Sicherheit die Altersbestimmung dieser Kalke und somit auch die der Hangend- und Liegend-Schichten ermöglichen. Bei dem Mangel an Behelfen kann keine weitere Angabe gemacht werden, ausser der, dass die ursprüngliche Vermuthung, dass es devonische Schichten sein könnten, nicht richtig sein wird, sondern dass wir es hier mit jüngeren, vielleicht sogar triasischen Bildungen zu thun haben dürften, wie auch aus der Mittheilung II hervorgeht. Ausser den angegebenen sechs Localitäten mit Petrefakten- führung können noch folgende Stellen angeführt werden, wo dieselben Kalkschiefer auftreten, aber ohne dass bisher sichere Versteinerungen darinnen aufgefunden werden konnten. 7. An der ersten Strassenwendung unterhalb des Semmering- Sattels (Verhandl. 1876, Nr. 14). 8. Im vorderen Mörtengraben, nahe der Einmündung desselben in den vorderen Adlitzgraben, unter dem lichten dolomitischen Kalk dieser herrlichen Thalschlucht. 9. Am unteren Mundloche des Tunnels durch den Kartnerkogel unterhalb der Station Semmering. 10. Gegenüber der Ballerswand, oberhalb der kalten Rinne (an der Bahntrace). 11. Am Absturz an der Weinzettelwand-Gallerie, und am unteren Mundloche des Weinzettel-Tunnels (über der Gypsstampfe im vorderen Adlitzgraben). 12. Oberhalb Schottwien am Pfannenwald (gleich nach den letzten Häusern des Marktes). 13. Am Nordabhang des Göstritz, zwischen Maria Schutz und Schottwien. Nr. 12 Bericht vom 31. August. F. Toula. 197 14. Am Südabhange des Raachberges, beim Dorfe Sonnleiten, und endlich 15. Am Ostgehänge des Otterberges, oberhalb Ötterthal. Ausserdem werden sie noch am Südfusse des Otterberges zwi- schen Otterthal und Baumgarten, im Hangenden der dortigen Quar- zite aufzusuchen sein. Il. Ausserdem habe ich noch zwei glückliche Funde zu erwähnen, da sie mir nicht ohne einiges Interesse zu sein scheinen, und zwar vorerst das Auffinden von freilich spärlichen, aber sicheren Pflanzenresten in den Grauwackenschiefern am Semmering, und zwar zwischen der Gamperl- und Wagner-Brücke oberhalb der Station Klamm. Hier fielen mir dünnplattige, lichtbraun (frisch bläulich) gefärbte, glimmerige Quarz-Sandsteine auf, die mit groben Quarz-Sandsteinen mit thonigem Bindemittel (petrographisch echten „Grauwacken“) und leicht spaltbaren, dunkel blaugrau gefärbten Thonschiefern wechsel- lagern. Sie erinnerten mich so lebhaft an die Pflanzen führenden Culm-Schiefer im Isker Defil& des Balkan, dass ich schon desshalb einige Zeit darauf verwendete, um nach Pflanzenresten zu suchen, die ich denn auch wirklich in den dunklen Thonschiefern fand. Es sind: Ein schwaches Stammstück eines Archäocalamiten, lange lineale Blätter mit einem deutlichen Mittelnerven, und ziemlich häufige Fiederblättchen eines Farnkrautes (wahrscheinlich Neuropteris). Hoffentlich gelingt es mir, bei einem nächsten Besuche dieser Localität noch mehr davon zu erhalten. III. Bei Gelegenheit einer Excursion über die Rooms (Rams) nach Raach fielen mir auf der Kammhöhe, mitten im Gebiete der Phyllite und Phyllit-Gneisse, einige Blöcke von dichtem, intensiv roth- oder licht röthlich gefärbtem Kalk auf. Beim Zerschlagen fanden sich undeutliche Spuren von Versteinerungen. Bei wiederholten eingehenden Nachsuchungen traf ich dieselben Kalke am ganzen Ostabhange des Goldberges (zwischen Ofenbach und Otterthal bei Kirchberg), — im Westen der zum Theil wohlgeschichteten, krystallinisch körnigen Kalke des Aigen- (oder Eulen-) Berges, in dem sich die Hermanns- höhle befindet— und zwar meist in grösseren Rollstücken und Blöcken, bis ich endlich, nahe der Sattelhöhe des Rückens zwischen Rooms und Raach, ein isolirtes, anstehendes Vorkommen in Form von grös- seren Kalkfelsen auffand, die unmittelbar auf dem Phyllit lagern. — Ich habe nun schon eine grössere Menge von Stücken mit mehr oder minder deutlichen Petrefakten gesammelt. Es sind Spongien, Fora- miniferen, Korallen, Cidariten- und Crinoiden-Reste, aber auch, wenn gleich seltener, Pelecypoden und Gastropoden. Leitend sind Fora- miniferen, die zur Gattung Orbitoides gehören dürften — sie fehlen fast in keinem Handstücke — und erinnern mich an gewisse Kressen- berger Formen. Auch hier wird erst eingehendes Vergleichen sichere Schlüsse erlauben. 198 Verhandlungen. Nr. 12 R. Hoernes. Zur Geologie der Steiermark. I. Paläozoische Bildungen der Umgebung von Graz. Das hohe Ministerium für Cultus und Unterricht hat mir zum Behufe geologischer Untersuchungen im „Devongebiete der Umgebung von Graz“ eine namhafte Subvention gewährt, und auch die Theil- nahme eines Studirenden an denselben ermöglicht. Ich habe nun, obwohl anderweitig sehr beschäftigt, bereits in diesem Sommer- Semester eine Reihe von Ausflügen, zumeist in Begleitung der Studi- renden, in die unmittelbare Umgebung von Graz und das besonders wichtige Hochlantsch-Gebiet gemacht, welch’ letzteres ich bereits im Herbste unter der Führung Dr. Clar's, dessen Verdienste um die geologische Erforschung des paläozoischen Terrains der näheren und weiteren Umgebung von Graz nicht genug gewürdigt werden können, zu besuchen Gelegenheit hatte. Ich möchte nun in folgenden Zeilen eine vorläufige Mittheilung über die bisherigen Resultate meiner Excursionen mir erlauben, welche ich im Verlaufe des Sommers und Herbstes vervollständigen zu können hoffe. Mit Dr. Clar hatte ich auf der Teichalpe ein reiches Materiale von Versteinerungen, namentlich Corallen und Brachiopoden, gesam- melt, und einige der letzteren mit einer grossen Schale, die sich aus älterer Zeit mit der Fundorts-Bezeichnung „Kollerberg“ in der geo- logischen Sammlung der Universität Graz befand, im Laufe des Winters Hrn. Oberbergrath Stache zur Ansicht vorgelegt. Ich wurde von ihm auf den silurischen Habitus derselben, namentlich der flachen, Pen- tamerus ähnlichen grossen Schale vom Kollerberg aufmerksam gemacht. Heute kann ich die Ansicht Stache’s bestätigen. Ich habe eine ziemliche Anzahl von Fundorten dieses Corallen-Horizontes ausgebeutet, der von Clar bekanntlich in seiner weiten Verbreitung im paläozoi- schen Terrain von Graz bereits nachgewiesen worden ist. Der Gipfel des Plawutsch, sein Gehänge gegen Gösting, und die Steinbrüche des Gaisberges lieferten bisher das grösste Materiale; auf einen neuen Fundort wurde ich durch Hrn. Fellner aufmerksam gemacht. Es befindet sich derselbe bei St. Gotthard, nördlich von Graz, und wurde von mir unter Beihilfe des Hrn. Cand. A. Paulin ausgebeutet, und lieferte ein reiches Materiale, vorwaltend Corallen, das nun der Bear- beitung harrt. Daneben finden sich auch hier Crinoidenstiel-Glieder in Menge, und jene grossen Brachiopoden, die von Stache für Pen- tamerus erklärt wurden. Es gelang mir mit einiger Mühe, die Schnabel- gegend eines Exemplares noch mehr blosszulegen, als es an dem durch Stache untersuchten Stück möglich war. Deutlich sah ich an demselben die grosse, rhombische, von schiefen Lamellen begrenzte Grube unter dem wenig eingebogenen Wirbel, wie sie für Pentamerus charakteristisch ist, das Medianseptum hingegen ist sehr kurz und schwach entwickelt. Die Schale selbst zeichnet sich durch ihre Grösse, ihre ungemein flache Wölbung, die sie von allen mir be- kannten Formen unterscheidet, und undeutliche, engstehende, mittel- starke Radialrippen aus. Es gehören diesem Pentamerus die zahl- reichen Querschnitte, die in den Grazer Trottoirsteinen so häufig Be A “u cs 2 Nr. 12 Bericht vom 31. August. R. Hoernes. 199 beobachtet werden, und bisher als Megalodus eueculatus bestimmt wurden, ebenso an als die oft genannte Reihe von Peeten grandaevus und Produetus cf. latissimus'). Auch die übrigen vorkommenden Bra- chiopoden (Orthis, Leptaena etc.) deuten durch ihren Habitus auf obersilurisches Alter des Pentamerus-Kalksteins von Graz, aber auch die mitvorkommenden Corallen lassen ein solches vermuthen. So ähnelt die vielgenannte Heliastraea nicht der H. porosa des Eifler Devon, sondern vielmehr der Heliastraea (Heliolites) interstincta der obersilurischen Kalke von Gotland, wie ich diess aus den Abbildungen in Roemer’s Lethaea, und durch Vergleichung mit Exemplaren von Gotland und der Eifel deutlich ersehen konnte. Die zahlreichen übrigen Corallen ähneln allerdings sehr den devonischen Arten, stimmen aber nicht ganz mit ihnen überein, so dass sich aus ihrer Unter- suchung wohl erst bei Benützung grösseren Vergleichs-Materiales, als mir momentan zu Gebote stand, endgültige Resultate werden ableiten lassen. Die spärlich vorkommenden Trilobiten (Dalmanites sp., aus den röthlichen mergeligen Zwischenlagen entscheiden schon ihrer schlechten Erhaltung wegen nicht, und so bleibt bei dem Umstande, als die Crinoiden (ich konnte neben den von Dr. Clar bereits con- statirten Rhodocrinus-Stielen auch solche von Onpressoerinus beobachten) auf Devon deuten, noch immer Zweifel genug über die definitive Stellung des Horizontes. Ich wäre geneigt, den Pentamerus- und Corallenkalk vom Plawutsch als eine neue Facies der untersten Devon- Ablagerungen zu betrachten, und glaube, dass diese Ansicht noch weitere Bestätigung finden wird. Bei der geologischen Detailaufnahme, die ich nun im paläozoi- schen Terrain von Graz durchzuführen beabsichtige, wird mir neben dem oben angeführten versteinerungsreichen Complex der Horizont der Diabas-Tuffe ein wesentliches Hilfsmittel gewähren. Ich konnte den- selben weithin genau in derselben Lagerung verfolgen, welche dem Auftreten der von Clar entdeckten Diabase in der Gegend der Teich- alpe entspricht. Ich zweifle nicht daran, dass die Tuffe vom Pla- wutsch, von Görting und Strassgang Dependenzen der Eruptivgesteine sind, welche im Hochlantsch-Revier auftreten, und bin überzeugt, dass ebenso, wie auf Grund der geologischen Verhältnisse die von Terglav versuchte Ableitung dieser Tuffe von zwei verschiedenen Eruptiv- gesteinen (Melaphyr und Porphyr) als unwahrschemlich erklärt werden muss, ihre gänzliche Unrichtigkeit durch die fernere petrographische Untersuchung wird erwiesen werden, die sich vor Allem auf die Erup- tivgesteine selbst, dann erst auf ihre Tuffe wird ausdehnen müssen. Auch die angenommene Neubildung von Feldspathen in diesen Tuffen bedarf noch sehr der Bestätigung. Die gänzliche Verschiedenheit des Corallenkalkes vom Plawutsch und der Teichalpe von dem dünnplattigen, halbkrystallinischen Schö- ckelkalke fand ich conform den Angaben Clar’s. Das Verhältniss des Schöckelkalkes aber, der mir discordant auf dem Gneissgebirge von Radegund zu liegen scheint, und der jedenfalls weit jüngeren, t) Vgl. J. Terglav, Die petrographische Beschaffenheit der im Grazer Devon vorkommenden Tuffe. Min. Mitth. 1876, 4. Heft, p. 206. 200 Verhandlungen. Nr..12 übrigen von Clar beobachteten Bildungen konnte ich bei meinen bisherigen flüchtigen Excursionen nicht feststellen, zumal zwischen dem Schöckelstocke und dem aus jüngeren Bildungen bestehenden Geyerkogel eine gewaltige Verwerfung durchsetzt. Was den Sem- riacher Schiefer Glar’s anlangt, so konnte ich an einigen Stellen beobachten, dass er unter dem Diabas-Niveau liegt, also jene Stellung einnimmt, welche ihm nach der Ansicht Clar’s von seiner Zwischen- lagerung zwischen den Kalkcomplexen zukömmt. Andererseits glaube ich, dass der Semriacher Schiefer auch höhere Etagen vertritt, und geradezu als Aequivalent des Corallen- und Hochlantsch-Kalkes auf- tritt. Ich schliesse das aus dem an mehreren Punkten zu beobach- tenden Eingreifen des Schiefers in den Kalk und aus der Ueber- lagerung des Diabas-Tuffes durch den Schiefer, wie sie in der Gegend des Plenchkogels zu beobachten ist. Was endlich das Auftreten der seit längerer Zeit bekannten Clymenien-Kalke von Steinberg anlangt, so konnte ich dieselben bis nun an keiner andern Stelle wiederfinden; das Vorkommen von Stein- berg liegt bekanntlich derart, dass es mit den übrigen paläozoischen Bildungen nicht in Zusammenhang gebracht werden kann. Schliesslich möchte ich es als höchst wünschenswerth bezeichnen, dass Hrn. Dr. Clar’s Uebersichts-Aufnahme des paläozoischen Ter- rains von Graz bald veröffentlicht werden möge. Ich habe bisher vielfach Gelegenheit gehabt, ihre Uebereinstimmung mit den that- sächlichen Verhältnissen zu erproben, und bin Hrn. Dr. Clar für seine bezüglichen Mittheilungen zu bestem Danke verpflichtet. Ich glaube, dass die durch seine Aufnahme gewonnene geologische Uebersicht bei der Detail-Aufnahme, welche ich nach Erscheinen der bezüglichen Blätter der neuen Specialkarte 1 : 75000 durchzuführen beabsichtige, nur in Folge der Benützung dieser unvergleichlich besseren Grund- lage gegenüber der alten Karte im Massstabe von 1: 144000, auf welche Clar angewiesen war, einige Ergänzungen finden wird. Da das Erscheinen dieser Karte jedoch nicht in unmittelbarer Zukunft zu erwarten ist, würde die Publication der Clar’schen Uebersichts- Aufnahme von um so grösserem Vortheile sein, als die theoretischen Schwierigkeiten, die endgiltige Formationsbestimmung und die Dar- legung aller Facies-Verhältnisse auf die Richtigkeit einer Uebersichts- karte keinen Einfluss haben. Ueberdiess können die angedeuteten Fragen erst im Laufe der Zeit gelöst werden, zumal das paläozoische Gebirge von Graz nicht ausser Zusammenhang mit benachbarten Ter- rains betrachtet werden darf, von welchen namentlich die Umgebung des Semmering sich als besonders wichtig herausstellen wird. Wir werden daher wohl noch lange die von Clar angewendeten Local- namen: Schöckelkalk, Semriacher Schiefer, Hochlantschkalk etc. ge- brauchen, und sehr dankbar dafür sein, sie auf einer geologischen Uebersichtskarte ausgeschieden zu finden. Il. Auftreten von Phyllit bei Wildon, Glacialbildungen von Gamlitz bei Ehrenhausen. Im verflossenen Sommer-Semester hatte ich mit Studenten der Universität Graz ausser einer Reihe von Touren in die paläozoischen Nr. 12 Sitzung vom 31. August. R. Hoernes. »01 Ablagerungen der Umgebung von Graz auch einige Excursionen in die Tertiärgebilde der Umgebug von Wildon und Ehrenhausen gemacht, um die Leithakalke von Wildon, den Tegel von Päls und die Basalte von Weitendorf, sowie die Tertiär-Ablagerungen von Gamlitz zu beob- achten, die Dr. V. Hilber zum Gegenstand einer speciellen Unter- suchung gemacht hat, deren Resultate im Jahrbuch der geologischen Reichsanstalt 1877, Heft III, veröffentlicht werden sollen. Bei dieser Gelegenheit fanden wir einige nicht uninteressante neue, oder doch wenig bekannte Thatsachen, welche Anlass zu dieser Mittheilung geben. Die erste dieser Thatsachen ist das Auftauchen einer bedeu- tenden Insel von Phyllit in der Nähe von Wildon, die weder auf Stur’s Karte der Steiermark, noch auf v. Hauer’s Uebersichtskarte der Monarchie eingezeichnet erscheint. Auf dem Wege von Wildon nach Päls trafen wir am rechten Ufer der Kainach, westlich von Lichtendorf und nördlich von Hengstberg, eine ziemlich ausgedehnte Masse von gelbgrauem Thonschiefer mit stellenweisen Quarzlinsen. Von Herrn Professor Peters, dem ich meine, wie ich glaubte, neue Entdeckung mittheilte, erfuhr ich, dass ihm dieses Vorkommen seit langem bekannt sei. Doch hatte er den Thonschiefer am Ufer der Kainach selbst beobachtet, während ich ihn weiter gegen Hengstberg zu auffand. Es hat dieses Auftauchen des Phyllites bei Wildon desshalb besonderes Interesse, weil es hinlänglich das Vor- kommen der grossen Leithakalkmassen bei Wildon erklärt, während weiter zurück gegen den Rand des Beckens bei Päls noch die Tegel- ‘ facies zum Absatz kam, deren Auftreten sonst ziemlich schwer erklär- lich wäre. Es sei bei dieser Gelegenheit bemerkt, dass wir auf der linken Seite der Mur bei Wildon eine interessante Tegel-Einlagerung im Leithakalk beobachten konnten. Neben einem höher gelegenen Leithakalk-Steinbruch, in dem wir spärliche Fossilien: Ostrea gin- gensis und Steinkerne von Pectunculus pilosus, Strombus coronatus, Turbo rugosus etc. antrafen, war in einem Brunnen ein plastischer blaugrauer Tegel aufgeschlossen, welcher neben zahlreichen Litho- thamnien-Fragmenten und vereinzelten grossen Amphisteginen zahl- reiche Exemplare des sonst so seltenen Pecten Reussi enthielt. Was die Glacialbildungen von Gamlitz anlangt, so wurde bereits von Dr. Hilber eine bedeutende Anzahl erratischer Blöcke, zumeist quarzreicher Gesteine, unter denen der Turmalin-Gneiss von Radegund häufig auftrat, in der Umgebung von Gamlitz beobachtet. Es gelang uns, bei unserem Besuche auch die Ablagerung selbst, aus welcher dieselben stammten, aufzufinden, und Moränenschutt in den Thälern südlich von Gamlitz zu beobachten, welcher neben den krystallinischen Gesteinen auch deutlich gekörnte Kalkgeschiebe enthielt. Es wird übrigens die kartographische Ausscheidung. dieser gla- cialen Bildungen in der Bucht von St. Florian grossen Schwierig- keiten unterliegen, da erstlich in den Ablagerungen der zweiten Medi- terranstufe neben den übrigen Facies derselben, die hier überraschend zahlreich sind (Leithakalk; — grauer kalkiger Mergel mit Amphi- steginen und der Fauna des Leithakalkes; — sandiger Tegel mit 28 K. k. geolog, Reichsanstalt 1877. Nr. 12. Verhandlungen, 202 Verhandlungen. Nr. 12 schlierartigem Habitus und massenhaften Pelecypoden, unter denen Thracia und Fragilia in besonderer Menge auftreten; — gelber, grober Sand mit der von Hilber geschilderten Fauna von Gamlitz, die noch am meisten jener von Grund gleicht; — und Sanden und Mergeln von limnischem Charakter), ein mächtig entwickeltes grobes Conglomerat mit vorwaltenden Kiesgeröllen auftritt, das leicht in losen Gries zerfällt, und andererseits auch der Belvedere-Schotter an manchen Punkten mächtig entwickelt ist, so dass wir es hier mit drei verschiedenen Ablagerungen zu thun haben, welche alle quarz- reiche Geschiebe enthalten, und daher bei mangelhaften Aufschlüssen leicht verwechselt werden können. Es sei übrigens bemerkt, dass die Glacialbildungen in der Steiermark bisher keiner besonderen Beachtung gewürdigt wurden, und dass sie wahrscheinlich viel weiter verbreitet sind, als früher angenommen wurde. Unter anderen erhielt ich von Hrn. stud. phil. R. Fleischhacker ein Exemplar einer Gosau-Actaeonella, welches seiner Angabe zufolge aus einem Blocke an der Fürstenwarte auf dem Plawutsch herrührte. Die Annahme liegt hier nahe genug, dass diese Actaeonella aus einem erratischen Blocke stamme, dessen Heimath die bekannten Rainacher Gosau-Ablagerungen wären. Dr. @. A. Koch. Ein Beitrag zu den geologischen Aufnahmen im Rhätikon und der Selvrettagruppe. Schruns, Mitte August 1877. Meine diessjährigen geologischen Studien führten mich im das krystallinische Grenzgebirge von Tirol, Vorarlberg und der Schweiz. Als Ausgangspunkte wählte ich die Thäler von Montafon und Paznaun, von denen auch dem schweizerischen Centralgebiete der Selvretta gut beizukommen war. Leider gestattete es das beispiellos schlechte Wetter des heurigen Sommers bis jetzt noch nicht, mein früheres Aufnahmsgebiet in der Oetzthaler Gruppe zu besuchen. Gleich zu Beginn der Arbeiten berichtigte ich in einigen Punkten die geologische Karte des Bartholomäberges bei Schruns zwi- schen Montafon, Klosterthal, Kristberg und Silberthal. Der krystal- linische Antheil war seinerzeit mir zur Aufnahme zugewiesen worden, während Hr. Bergrath v. Mojsisovics die sedimentären Bildungen zu bearbeiten hatte. Ich bemühte mich, den allzugrossen Antheil, welchen Herr v. Mojsisovics dem „Verrucano“ und den „Grauwackenschiefern“ auf seiner Karte einräumte, auf ein kleineres und der Wirklichkeit vielleicht eher entsprechendes Maass zurückzuführen. Speciell dort, wo Hr. v. Mojsisovics zunächst der „Schura“ bei Aeusser-Bartholomäberg noch Verrucano ausgeschieden hat, fand ich einen lichten grobflaserigen Gneiss mit grösseren Feldspathkrystallen anstehend, welchen ich besonders schön vom Arlberge her kenne. An diesen Gneiss legen sich gegen die Thalsohle des vom Silberthale Nr. 12 Bericht vom 31. August. Dr. G. A. Koch. 203 kommenden Litzbaches bei Schruns quarzige und Granaten führende Glimmerschiefer, sowie Augen- und Hornblendeschiefer an, die sich alle bis über den Arlberg hin nach Osten verfolgen lassen. Besonders charakteristisch ist der von mir früher schon öfter erwähnte und be- schriebene Augen- oder Knotenschiefer, auf den ich zuerst beim Studium der Tunnelaxe am Arlberge aufmerksam gemacht wurde. Die gegen den Verrucano hin mehr grobkörnig ‘und quarziger werdenden eisenschüssigen Glimmerschiefer, in denen auch vielfach thonige Lagen vorkommen, sind vorzüglich wegen ihrer Erzführung in den früheren Jahrhunderten ausgebeutet worden. Allenthalben findet man auf dem ganzen Bartholomäberge bis über den Kristberg gegen Dalaas zu verfallene Stollenlöcher und Schutthalden älterer Bergbau- versuche in grosser Menge. Ich untersuchte einige Halden und überzeugte mich, dass der Bergbau auf Spatheisenstein betrieben wurde, der, vereint mit Kupferkies, etwas Malachit und anscheinend silberhältigem Fahlerz, in einem durch Quarzreichthum ausgezeichneten grobkörnigen Glimmerschiefer vorkommt. Der Name „Silberthal“, an dessen rechtseitigem Gehänge alle diese Bergbaue angelegt waren, mag immerhin auf einen besonderen Reichthum an Silber im Fahlerz oder Kupferkies hingewiesen haben. Nähere Details kann ich hier nicht eingehends berühren. Im Gargellen, einem Seitenthale von Montafon, sah ich bereits im Vorjahre neben den bekannten Kalken auch Fragmente von „Bündtnerschiefern“ und „Verrucanogesteinen“ im Gehängschutte. Ich nahm daher westlich vom Dorfe Gargellen einen Aufstieg vor, welcher mich über die Bänke eines vielfach zerklüfteten Kalkes von weisslichgrauer bis röthlicher Färbung führte. Der Kalk war petre- faktenleer, soviel ich sehen konnte, und zeigte bei bedeutender Härte einen splitterigen Bruch. Er klüftete ausserordentlich leicht nach verschiedenen Richtungen und zwischen den mehr graulichweissen Bänken des bis jetzt zur Kreide gezählten Kalkes war ein rosafar- bener, mehr krystallinisch aussehender Kalk gelagert. Auf diesen Kalkbänken lag dann ein schmales Band von rothem sandigem Verru- canoschiefer und thonigem Glimmerschiefer, der wieder von einem quarzitischen, glimmerarmen, und einem Glimmerschiefer mit Granaten überlagert wurde. Obwohl ich heuer drei Mal Gargellen besuchte, so war es mir wegen des rauhen Wetters und stetigen Regens doch nicht möglich, eine genauere Untersuchung dieser Bil- dungen vorzunehmen. Der Versuch, der Sulzfluh beizukommen, von der im Vorjahre Hr. Dr. Huber aus Schruns eine .Nerinea Stasceyzüi einsendete !), wurde zwei Mal gemacht, und die paläontologische Ausbeute leider jedesmal durch eintretendes Unwetter in dieser an und für sich schon unwirthlichen Gegend etwas beeinträchtigt. Immerhin ist aber das Material, welches ich sammeln konnte, ziemlich reichhaltig. In diesem Theile des Rhätikon, den die Sulzfluh so herrlich überragt, kann ich die Auffassung des geologischen Baues, wie sie Hr. Bergrath v. Moj- 1) Vgl. Nr. 16 d. Verhandl. d. geol. R.-A. 1876, „Petrefakten vom Plateau der Sulzfluh“, von Dr. G. A. Koch. ; 28* 204 Verhandlungen. Nr. 42 sisovies gibt, nicht ganz theilen. Unter den Nerineen, welche ich sammelte, war die Nerinea Staseyzii vielfach vertreten. Es scheint mir nun durch diese Nerineen-Funde ziemlich fest zu stehen, dass die Kalke vom Plateau der Sulzfluh auf österreichischem Boden als Stramberger- oder Plassen-Kalke zu deuten seien. Das Auf- treten von Verrucano-Gesteinen bei den kleinen Seen am Wege, der von den Dilisunenhütten zur Sulzfluh führt, ferners das Vorkommen desselben Verrucano in der Thalsohle des Dilisunenbaches östlich von Seehorn, wo er über schwarzen Thonschiefern liegt, die den Partnachschiefern sehr ähnlich sehen, fand ich auf der Karte des Hrn. v. Mojsisovics nicht ersichtlich gemacht. Ebenso erscheint auf derselben nicht der durch seine grünschwarze Färbung von Weitem her kenntliche mächtige Serpentinzug, welcher am südwestlichen Grate des schwer zugänglichen Schwarzhornes ansetzt und über den Dilisunensee bis an’s rechte Ufer des Dilisunenbaches bei den gleichnamigen Alphütten vorbei sich verfolgen lässt. Neben dem Ser- pentin!) kommen hier auch Bündtnerschiefer vor, in ähnlicher Weise wie bei Klosters im Prätigäu. Das zunächst der „Walseralpe“, unterhalb des Schwarzhornes und der für's kommende Jahr fertig zu bauenden Alpenvereinshütte in ziemlicher Mächtigkeit auftretende Lager von Spilit-Diorit ist hingegen nur allgemein als „Hornblendegestein“ ausgeschieden. Die wiederholten Excursionen im tirolerischen Jam- und Fer- muntthale, sowie Wanderungen im vorarlbergischen Garnera- thale überzeugten mich, dass die bereits in meinen Reiseberichten des Vorjahres hervorgehobene Abweichung von der allgemeinen, fast westöstlich verlaufenden Streichungsrichtung hier bei den krystallini- schen Gesteinen öfter beobachtet werden kann. Auf grosse Strecken hin schlägt das westöstliche Streichen in ein nahezu nordsüd- liches um. So fällt beispielsweise das Streichen der Schichten im mittleren Garnera- und Jamthal beinahe mit dem südnördlichen Thallaufe zusammen. Während nun auf der linkseitigen West- flanke des Thales die Schichten ziemlich flach und nur selten etwas steiler nach Westen, oder je nach Umständen südwestlich bis nord- östlich einfallen, herrscht auf dem rechtseitigen östlichen Thalgehänge das entgegengesetzte Einfallen nach Osten oder Südost und Nord- ost vor. Diese ausgesprochene antiklinale Thalbildung, welche auch sonst nicht so selten zu beobachten ist, läst sich hier deutlich erkennen. In Bezug auf interessantere oder seltenere krystallinische Ge- steinsarten möchte ich nur noch erwähnen, dass ich bei der Erstei- gung der auf der Grenzscheide von Vorarlberg und der Schweiz lie- genden, 2880 Meter hohen Blattenspitze, welche von Touristen noch nicht bestiegen wurde, im hintersten Garnerathale und in der Umgegend des schweizerischen Seegletschers, sowie auf dem ‘) Hier möchte ich gleich erwähnen, dass das von den alten Tiroler Geogno- sten als „Serpentin“ ausgeschiedene Gestein am Tafamiontberge und in der Grandau (Grauntong der alten Karte), bei Gaschurn im Montafonerthale etwas sanz anderes ist. u | Saul Pr . Nr. 12 Bericht vom 51. August. G. Stache. 205 Gipfel der Blattenspitze selbst eine Reihe von Graniten, Gmneiss- graniten und Augengneissen anstehend gefunden habe. Diese genannten Gesteine, welchen im Centralstocke der Selvretta ent- schieden eine grössere Verbreitung zukommt, als man bis jetzt glaubte, sieht man auch ‘ziemlich häufig als erratische Blöcke weit draussen im Rheinthale und auf den Gefilden, welche den Bodensee umgeben. In nahezu gleicher Entwicklung, allmählig in einander über- gehend und mit einander wechselnd, trifft man diese Gesteine auch auf der Vallüla- oder Flammspitze im Fermuntstocke, durch dessen Kamm die Grenze von Tirol und Vorarlberg läuft. Die Ersteigungen von hohen Spitzen im Selvretta-Gebiete sind, abgesehen von den Anstrengungen und den Mühseligkeiten, die damit verknüpft sind, ausserordentlich zeitraubend, sehr kostspielig und dabei ziemlich gefahrvoll. Die grossartige Verschüttung der Thal- gehänge nöthigt aber den Geologen, auch höhere Gipfel aufzusuchen, ein Unternehmen, welches bei der Unbeständigkeit des heurigen Sommers viel schwerer zu bewerkstelligen ist, als in früheren Jahren. Reise-Berichte. G. Stache. Orientirungs-Touren im Aufnahmsgebiete der ersten Section südwärts und nordwärts vom unteren Vintschgau. In Begleitung des Hrn. Sections-Geologen F. Teller unter- nahm ich als Einleitung für die specielleren Aufnahms-Arbeiten der diessjährigen Sommer-Campagne zwei grössere Uebersichtstouren. Die erste derselben führte durch den südwärts vom Etschlauf gelegenen Abschnitt unseres Aufnahms-Gebietes, welcher an das von mir im verflossenen Sommer untersuchte Gebiet gegen Süd und Ost anschliesst, sich vom hinteren Ultenthal gegen den Tonale-Pass und von da nordwestwärts in das obere Veltlin erstreckt und demnach im Halbkreis die Gebirgsmasse des Cevedale umgibt. Aus dem Martellthal wurde der Weg über das Soyjoch nach St. Gertrud in Ulten, durch das Kirchbergthal über das Rabbijoch nach Rabbi, durch Val Cercena über den Cercena-Pass nach Pejo, durch Val del Monte über den Passo di Montozzo nach Ponte di Legno und durch Val Camonica und Valle Grande über Mte. Passogrande durch Val Donbastone nach Boladore im Veltlin genommen und von da über Bormio und das Stilfser Joch der Rückzug in das Hauptquartier Schlanders angetreten. Die zweite Excursion war in das Gebiet, welches Hr. F. Teller bearbeiten wird, gerichtet. Dieses Gebiet umfasst die Gebirgsmassen zwischen dem Schnalser Thal, dem Passeier Thal und dem Etschabschnitt von Naturns bis Meran, und reicht nördlich über den Oetzthaler Hauptrücken bis Sölden. In dem ersten Gebiet herrschen, abgesehen von den bedeutenden Anhäufungen alter Glacialschuttmagsen auf verschiedenen Höhenstufen der Thalgebiete, Gneisse von verschiedener petrographischer Ausbil- je } 1: h; 206 Verhandlungen. Nr-12 dungsform. Gmeisscomplexe erscheinen hier nicht nur in der mäch- tigen Schichtenreihe der Gneissphyllit-Gruppe, sondern auch in der anderwärts nach oben häufig durch Quarzphyllite vertretenen, in der normalen Hauptentwicklung aber durch Kalke und Kalkglimmer- schiefer in Verbindung mit verschiedenartigen Glimmerschiefern und Chloritschiefern charakterisirten Gruppe der Kalkphyllite, und zwar stellenweise so überwiegend, dass die Abgrenzung gegen die unter- liegende Hauptgruppe sehr schwer ist. Die kalkigen Einlagerungen schrumpfen dann auf schwache Zonen oder vereinzelte Lager zu- sammen. Der Umstand, dass auf gewissen Strecken, wie z. B. unterhalb des Soyjoches gegen Rabbi, dieser Horizont der kalkigen Einlagerungen zugleich durch Lagermassen von Paläo-Andesit ausgezeichnet ist, würde nach früheren Beobachtungen diesem Horizont eine Grenz- stellung zwischen den für die Kalkphyllit-Gruppe und den die oberen Quarzphyllite mit Einschluss der grünen Talkschiefer und Talkwacken (Verrucano Theobald) vertretenden Complexen anweisen. Die weiteren Untersuchungen werden hoffentlich zu Anhalts- punkten für eine schärfere Parallelisirung der über der Hauptmasse der älteren Gneissphyllit-Formation entwickelten Gneisse und gneiss- artigen Bildungen mit dem Schweizer Arolla-Gneisse und den damit verbundenen grünen Schiefern führen, deren Aequivalente in dem vorjährigen Gebiete weit deutlicher nachweisbar waren. Das wieder- holte mächtige Auftreten von gneissartigen Bildungen in den höheren Complexen des Gebietes erschwert die richtige Auffassung des Ge- birgsbaues bedeutend. Von anderweitigen Beobachtungen innerhalb des durchstreiften Terrains erwähne ich, dass in der Gruppe des Monte Polinar, südlich von Rabbi, interessante Contacterscheinungen und Wechsellagerungen von krystallinischen Kalken und granitischen Gesteinen vorkommen, dass unter den Gesteinen der nördlichen Flanke des Adamello- Massivs Granitgneisse und Flasergneisse sehr verbreitet zu sein scheinen, welche sehr an manche der im centralen Zillerthaler Gneiss- massiv zur Ausbildung gelangten Gneissformen erinnern, und dass eine nicht unbedeutende, bisher nicht bekannte Partie von Tonalit im Gebiete westwärts von Valle grande (im Val Bighera gegen den Mte. Serotten) erscheint. Bezüglich der zweiten Tour ist zu bemerken, dass wir dabei gleichfalls auf einige Verhältnisse aufmerksam wurden, welche von Interesse sind und zu specielleren Studien Anlass geben werden. Sehr auffallend ist zunächst die massenhafte Entwicklung von granitischen und flaserigen, sowie besonders von grossporphyrisch ausgebildeten (Gneissen in der Texelgruppe nördlich von Naturns. Von ganz hervorragendem Interesse ist aber die erstaunlich mächtige, fast ununterbrochene Entwicklung granatreicher Gesteine (Gneisse, Glimmerschiefer und Thonglimmerschiefer) im hinteren Passeierthal. Hier sind allem Anscheine nach nicht nur Aequivalente der Gneiss- phyllit-Gruppe und der die Kalkphyllit-Gruppe vertretenden, auch anderwärts an granatführenden Schiefern reichen Complexe als eine Nr. 12 Bericht vom 31. August. Dr. A. Bittner. 207 durch stetige und massenhafte Vertheilung von Granaten charakteri- sirte Facies ausgebildet, sondern es ist diess auch bei der höheren Schichtenreihe der Fall, welche ihrer Position nach der oberen Ab- theilung der Quarzphyllit-Gruppe entspricht. Von besonderem Interesse und besonderer Wichtigkeit sind die auf den steilen Kämmen zwi- schen dem Pfeldersthal und den Seebener Alpen aufgesetzten Schichten- folgen. Hier wechsellagern typische Gesteine der Kalkthonphyllit-Gruppe mit an grossen Granaten überreichen dunklen Schiefern. Ein interessantes Studienobjeet bildet endlich in diesem Gebiet auch die zwischen Moos und dem trockenen Bett des im vor. Jahrhun- dert durchgebrochenen Kummersee’s in Steilwänden blossgelegte Gla- cialschuttmasse; weiss und scharf von dem umgebenden grauen gla- eialen Schieferschutt abgegrenzt, sticht hier neben kleineren Massen eine riesige, unregelmässig contourirte Einlagerung von Kalkschutt und Kalkblöcken in's Auge, ein im Glacialschlamm eingebetteter grosser Bergsturz, der einst von den hinterliegenden hohen Kalk- gipfeln sich loslöste. f Hr. Sectionsgeologe Teller, welchem ich die geologischen Auf- nahms-Arbeiten in diesem nordwärts von der Etsch gelegenen Ge- birgs-Abschnitt übergeben habe, wird in der Folge in der Lage sein, über die hier angedeuteten Verhältnisse specieller zu berichten. Dr. A. Bittner. Die Tertiär-Bildungen von Bassano und Schio. In Folgendem erlaube ich mir, Bericht zu erstatten über meine bisherige Thätigkeit. Ich habe zunächst die Umgebung von Bassano in mehreren Durchschnitten studirt, sodann einen Abstecher nach Asiago hinauf gemacht, um das — nebenbei bemerkt — sehr unter- geordnete Eocän von Gallio anzusehen und mich mit Hrn. Vacek darüber zu besprechen, ob es nicht angezeigt wäre, für den Fall, als derselbe gegen Osten über die Brenta hinaus vordränge, auch meiner- seits den dort liegenden Tertiärstrich gleich mitzunehmen, umsomehr, da derselbe seiner Einfachheit wegen wichtige Anhaltspunkte für das Uebrige geben dürfte. Nachdem ich nun von Vacek das betreffende Blatt ‚erhalten, ging ich nach Asoto, um das Tertiär zwischen Brenta und Piave zu untersuchen. Von dort bin ich nach Marostica ge- kommen, später nach Breganze, Lugo und Thiene, und habe auf diese Art den östlichsten Theil des Gebietes absolvirt, nicht viel zwar, aber so viel, als mir unter den bestehenden Verhältnissen, nämlich Ablagerungsverhältnissen und der völligen Uneingeweihtheit in dieselben, zu thun möglich war. Das Uebrige wird wohl hoffent- lich etwas schneller gehen, Was nun die Resultate betrifit, so muss ich mich der Natur der Sache gemäss auf das Allerallgemeinste beschränken. Der zwischen Piave und Brenta gelegene Theil des Gebietes zeichnet sich durch seinen ausserordentlich einfachen Bau aus. Gegen Östen erhebt sich das Tertiär zu den bedeutendsten Höhen, und es kommen da — von dem Fusse des Hochgebirges durch das breite Längsthal des Torrente Curogna getrennt — zunächst in der Linie 208 Verhandlungen. Nr. 12 Paderno-Casteleuco-Costalunga-Castelcies und Castelli die ältesten Gebilde zum Vorschein, in drei parallelen Zügen angeordnet, deren jeder an der Basis aus einer Masse von "Tegel, resp. Grünsand, und darüber aus festeren Bänken von Kalk oder Sandstein besteht. Diese drei Längszüge treten indessen orographisch nicht scharf hervor, so dass das Ganze als ein Zug erscheint, in welchem, den Tegeln entsprechend, unvollkommene Anläufe zur Bildung von Längsthälern auftreten. Diese dreimalige Wiederholung von Tegel und Kalk, resp. Sandstein, ist eine so auftallende, dass man an Parallelverwerfungen zu glauben geneigt sein könnte, wäre nicht die durchgehends concor- dante Ueberlagerung in einzelnen Durchschnitten sicher zu consta- tiren. Dem dritten, obersten Zuge gehört der seines Petrefakten- Reichthums wegen berühmte Tegel und Grünsand von Costalunga an, in dessen Fortsetzung nach Westen man aber auch bei Castelcuco nördlich zahlreiche Conchylien sammeln kann. Gegen Osten bei Castelcies und Castelli liegt über diesem Niveau eingeschaltet eine Masse von grusigmergeligem Gestein mit viel Bryozoen, Terebratu- linen, Pecten, Serpula spirulaea und Orbitoides stellulata. Der ganze hier besprochene Tertiärzug ist gegen Osten, offenbar durch die unterwaschende Thätigkeit des Torrente Curogna so weit reducirt, dass bei Castelli nur noch der südlichste und oberste Kalkhorizont vertreten ist, dass bei Castelcies die beiden nördlicheren und tieferen Züge noch zu einem verschmolzen erscheinen, und dass erst von Costalunga nach Westen der dreifache Wechsel vollkommen auch orographisch hervortritt. Aber schon gegen Paderno hin verliert sich die ganze Kette unter den ungeheuren Schuttmassen, die von da gegen Semonzo den Fuss des Gebirges verhüllen. Im Süden von dieser innersten Eocänkette, zwischen ihr und dem höheren Zuge von Asolo, breitet sich ein flachhügeliges Terrain aus, dessen Unter- grund beinahe ausschliesslich aus einer grossen Masse von Tegel gebildet wird. Genau in der Mitte desselben hebt sich ein schärferer Kamm heraus, auf welchem die weithin sichtbare Kirche von Monfumo steht. Das Gestein dieses Kammes ist ein Grünsand. Die Masse des Tegels, die denselben im Norden unterlagert, neigt selbst durchaus zur Annahme von Grünsandstein-Charakter, der höhere südliche Tegel dagegen ist rein, blau und fett. Dieser Grünsand und Grünsand- tegel reicht weiter nach Westen, als die tieferen Schichten, und ist in ganz vorzüglicher Weise aufgeschlossen in dem tiefen Einrisse des Torrente Astego unterhalb Crespano und Paderno. Der tiefere Tegel ist hier fest, hart, sandig, schlierartig, und führt fast nur zer- drückte tellinenartige Bivalven, grosse Cristellarien und häufige Fisch- schuppen, zum Theil vom Aussehen derer von Meletta; der darüber folgende Grünsand enthält Lagen, welche Lignittrümmer, Corallen, Bryozoen, glatte Pectines, Echiniden, Steinkerne von Gastropoden und Haifischzähne führen ; der höhere Tegel zeichnet sich durch seinen grossen Fossilreichthum aus; zahlreiche Schichten davon sind erfüllt mit Pecten und Austern, eine kleine Corbula, eine Arca, ähn- lich der dilwiü, seltener Ancillaria, Cassis etc. treten darin auf. Dieser Tegel reicht bis an den Fuss der Bergkette von Asolo und wird hier von Sand und Sandstein überlagert, ‚welche nur spärliche Nr. 12 Bericht vom 31. August. Dr. A. Büttner. 209 Pectenscherben und grosse Austern führen; dieser Sandstein bildet einen nördlichen Vorhügelzug, geht gegen oben in Conglomerat und Pudding über, und darüber folgt ein Tegel mit Lignit und grossen Helices, der einer Längsfurche des Terrains entspricht und schliess- lich noch von einer mächtigen Masse von Sand und Pudding, hie und da noch mit Süsswassermergel-Zwischenlagen überdeckt wird. Dieser vorderste Zug von marinen und Süsswasser-Schichten reicht am weitesten gegen Westen, und der marine Tegel und Sand bildet bei Romano den äussersten tertiären Vorhügel gegen die Brenta. Man hat also zwischen Possagno und Asolo einen sechsfachen Wechsel von tegeligen und sandig-kalkigen Schichten zu verzeichnen, von denen nur die obersten nicht marinen Ursprungs sind. Das successive Hervortreten immer älterer Schichten am Ge- birgsrande gegen Osten mag wohl durch einen Bruch zu erklären sein, der die Tertiärscholle vom Hochgebirge trennt und längs dessen und des Querbruchs der Brenta eine ungleichartige Hebung oder Senkung des Tertiärs vor sich gegangen sein mag. Weit weniger einfach ist das Gebiet im Westen der Brenta. War bei Asolo das Tertiär durch seine flache Lagerung und voll- kommene Concordanz ausgezeichnet, so ist im Gegentheile dazu das westlich von der Brenta liegende, allerorten entweder durchwegs oder doch an der Grenze gegen die Kreide stark aufgerichtet und steht entweder völlig senkrecht oder fällt sogar gegen das Gebirge unter die Scaglia ein. Dabei sind Störungen anderer Art in Menge vor- handen, so dass die Uebersicht nicht wenig dadurch leidet. Der tiefste Complex ist allerdings überall leicht kenntlich. Er liegt völlig concordant über einer Zwischenschicht weisser Kalkbänke, die noch die rothe Scaglia überlagern, und führt im Osten sehr grosse Nummu- liten, Serpula spirulaea, Cancer punctulatus ete., im Westen von Laverda ist er jedoch nur selten aufgeschlossen, nur an einer Stelle bei Calvene, NO, erscheint er mit ganz anderem Charakter wieder, als sehr grell grünblau und roth gefärbter Tuff, der nach oben durch Aufnahme von Kalkknollen allmählig in Kalk übergeht, welcher eine zahlreiche Fauna, von der aber schwer etwas zu erhalten ist, führt; über dieser folgen noch Mergel mit Pecten, und dann erst die festen Nummulitenkalke, die überall das nächst höhere, leicht kenntliche Glied bilden. Diese festen Kalke werden gegen oben abgelöst von einem mehr mergeligen Complexe, welcher fossilreicher ist, darüber folgt allgemein eine Zone von sandigen und puddingartigen Gesteinen, meist Kohlenspuren führend, sodann wieder festere Kalke, abermals ein mergeliger Complex, der von einer Partie von knolligen blauen Mergeln mit Nulliporen und Corallen überlagert zu werden pflegt, welche, nachdem darüber noch ein Wechsel harter Kalk- und ein- zelner dünner Mergelbänke gefolgt ist, in ganz ähnlicher Entwicklung nochmals auftreten; das ist das Lager der Corallen von Crosara. Darüber beginnt sich eine grosse Masse gelber und blauer Mergel einzustellen, die in den vollkommensten Aufschlüssen durch eine Sand- und Puddingmasse in zwei Partieen getheilt erscheinen, deren obere wohl die eigentlichen Schichten von Laverda repräsen- tirt; sie wechseln mit einzelnen Sand- und Quarzitbänken von K.k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 12. Verhandlungen, 29 210 Verhandlungen. Nr. 12 flyschartigem Charakter und werden von einer grösseren Masse sol- cher Bänke noch überlagert. Schon in den Laverdaschichten be- gannen hie und da Einlagerungen von Tuffen, eine sehr mächtige Masse, z. B. bei Ponti, Laverda Westen. Was über jenen nun folgt, ist ein anscheinend regelloser Wechsel von Tuften, Basalten, Kalk, Mergel ete., dessenfolge von einem zum anderen Profile wechselt. In den Tuffen liegen hie und da zahlreiche Corallen, grosse Strombus und Natica, versteinertes Holz und Lignit; die Mergel- und Kalk- bänke sind an einzelnen Orten überfüllt mit Steinkernen grosser Gastropoden, an anderen Orten treten Nulliporen- und Corallenkalke auf, die insbesondere bei San Luca eine ausserordentlich reiche und wohlerhaltene, an Castelgomberto erinnernde Fauna führen, übrigens selbst wieder von Tegeln und Mergeln mit den zahlreichen kleinen Nummuliten, stark gewölbten Pecten und Sanguinolarien des Laverda- Complexes überlagert werden. Auch die Schichten von Sangonini bei Lugo und die ohnehin mit den Basalttuffen unlösbar verquickten Pflanzenschiefer des Chiavon bianco dürften so ziemlich diesem Niveau zufallen. Alle diese Schichten werden von einer mächtigen, gegen Osten immer mehr und mehr sich ausbreitenden Masse von Basalten und Tuffen überlagert, welche ihrerseits den Schioschichten zur Unterlage dient, die von Bassano bis Pianezze einen fortlaufenden Aussenzug bilden, von da an aber nur noch in isolirten, zum Theil weit nach Norden übergreifenden Folgen, auf dem Basalte liegen, so bei Molvena, Mason, S. Rocco, Sarcedo, Lonedo, Zugliano, Grumolo. Die Lagerung des gesammten Complexes ist eine vielfach wech- selnde. Bei Bassano steht Alles nahezu senkrecht, und es tritt hier ein Längsbruch hinzu, so dass die Schichten von Schio und ein Theil des Tieferen zwei Mal erscheinen. Weiter gegen Osten bei Valrovina und Rovole fallen die untersten Kalke steil nördlich, nehmen gegen Val San Floriano aber eine flach südlich geneigte Stellung an, um bei Crosara und Laverda abermals senkrecht zu stehen; bei Vello ist das Einfallen schon wieder ein steil nördliches, und gegen Mortisa abermals zu einem senkrechten, und von da an gegen Westen geht die Ueberkippung sogar so weit, dass das nördliche Einfallen unter einem Winkel von kaum mehr als 45° erfolgt. Vor S. Donato übri- gens verschwindet der innere Kalkzug unter dem massenhaften Schutt und Schotter am Torr. Astico. Alle höheren Schichten pflegen nach und nach eine flachere Lagerung anzunehmen, und fallen im All- gemeinen nach Süden, doch sind auch einige Faltungen vorhanden, insbesondere im Bereiche der Laverda- und der höheren Schichten. Westlich von Vello und Covolo springt das Eocän in einer höchst eigenthümlichen Weise stark nach Norden vor, und ist hier ziemlich complicirt gefaltet, an welcher Faltung ganz übereinstimmend auch die Scaglia theilgenommen hat. So wie zwischen Piave und Brenta, so scheint auch hier sich die ganze Scholle gegen Westen herabzu- senken. Eine genauere Untersuchung der gesammelten Fossilien wird hoffentlich noch Manches zur genaueren Feststellung der Horizonte beitragen. | Nr. 12 Bericht vom 31. August. M. Vacek. >11 u M. Vacek. Die Sette Communi. Wenn man unter Sette Communi das Gebiet versteht, das im Norden durch Val Sugana, im Westen durch Val Astico, im Osten durch das Brentathal, und im Süden durch den Steilabfall gegen die niedere Tertiär-Landschaft begrenzt wird, so ist die gewöhnliche Be- zeichnung Plateau der Sette Communi, wie sie schon Murchison gebraucht, strenge genommen weder in der gewöhnlichen, noch auch genau in der geologischen Bedeutung des Wortes zutreffend. In ersterer Bedeutung nicht, weil man eine Landschaft mit grossentheils über 2000 Fuss hohen Bergen nicht gut ein Plateau heissen kann. In geologischer Hinsicht müsste man aber eigentlich zwei Plateaux unterscheiden, welche wie zwei Terrassen gegen das hohe Gebirge ansteigen und unter einander sowohl, als mit der dritten, sich all- mählig gegen die Po-Ebene verflachenden Stufe der Tertiärlandschaft durch steilen Abfall der Schichten verbunden sind. Da das tiefere der beiden Plateaux ein wenig nach Nord ge- neigt ist, bildet es mit dem Steilabfall des nördlichen eine Art flache Mulde, welche von SW nach NO das ganze Gebiet der Sette Communi verquert, und durch die Niederung von Arsie mit dem Becken von Belluno zusammenhängt. Dieselbe bildet also den westlichsten Aus- läufer des Belluneser Beckens und hört jenseits des Asticothales voll- ständig auf. Diese Mulde ist erfüllt von den jüngsten Bildungen der Sette Communi, namentlich von Biancone, der beinahe ausschliesslich den Untergrund des nutzbaren Hügellandes bildet. Die jüngeren Ab- lagerungen der Scaglia und des Eocäns sind kaum nennenswerth, und nur auf die Wasserscheide zwischen Brenta und Astico, nämlich auf die allernächste Umgebung des Ortes Gallio, beschränkt. Mit Ausnahme dieses sehr geringen Vorkommens bei Gallio findet sich in der ganzen übrigen Mulde keine Scaglia mehr, im Gegentheile kann man auf den Kuppen der einzelnen Hügel, wo allein die Scaglia noch nicht abgewaschen sein könnte, überall Versteinerungen des Biancone sammeln. Ausser in der Mulde der Sette Communi finden sich die Kreide- Bildungen erst wieder am Südabfall der tieferen Terrasse, an der Grenze gegen das Tertiär, wo sie meist an den Fuss des Abhanges beschränkt sind, und nur im östlichen Theile sich stellenweise lappen- artig auf dem Abhange hinaufziehen. Ein dritter Punkt, an dem im Gebiete der Sette Communi Kreidebildungen auftreten, ist die eingesunkene nordwestliche Ecke der oberen Terrasse, nämlich die Umgebung des Mte. Dosso und der Alpe Vezena, im Osten begrenzt durch die Cima Portole, im Süden durch den Mte. Verena, deren Steilwände als stehengebliebene Bruch- ränder hoch emporstarren. Wäre die Senkung, in Folge deren sich die jüngeren Bildungen hier erhalten haben, nicht vor sich gegangen, dann müsste sich hier nach dem allgemeinen Ansteigen der oberen Terrasse gegen NW der höchste Theil des ganzen Gebietes finden. In Folge der Senkung jedoch finden sich die höchsten Spitzen, wie DIE 212 Verhandlungen. Nr.:12 Cima Portole, Cima Dodieci, Cıma Undici etc. weiter nach Osten im ungestörten Theile des Gebietes. Die Flächen der beiden Terrassen selbst werden grossentheils von älteren jurassischen Bildungen, den sogenannten grauen Kalken, eingenommen, und sind von einer grossen Anzahl wilder Erosions- thäler durchfurcht, welche auffallender Weise meist nach NS ver- laufen, und in deren Grunde fast überall die dolomitische Unterlage der Sette Communi zum Vorschein kommt. Letzterer Umstand ist wohl hauptsächlich die Ursache der grossen Wasser-Armuth der ganzen Gegend, da die Wässer, sobald sie den Thalgrund erreichen, in dem dolomitischen Schutte in der Regel versiegen. Verfolgt man die Schichtfolge vom Dolomite aufwärts, so findet man überall die obersten dolomitischen Bänke wechsellagernd mit Bänken eines weissen, dichten Kalkes, der stellenweise einen kleinen Brachiopoden vom Aussehen der Terebr. Rotzoana enthält. Nach und nach verdrängt dieser Kalk den Dolomit ganz, wird gelblich bis hell- braun und stellenweise schön oolithisch. Dieser bis 50 Meter mäch- tige Kalkhorizont tritt in den Sette Communi mit ganz gleichen Eigenschaften auf, wie im Val Arsa, und liefert ebenso wenig, wie da, bestimmbare Fossilien. Nur eine knollige Bank an der obersten Grenze dieses Horizontes, die sich, wie im Val Arsa, auch in der Sette Communi überall wiederfindet, enthält eine nicht besonders gut erhaltene, Perna-artige Bivalve. Die obere Abtheilung der sog. grauen Kalke zeigt an verschie- denen, oft gar nicht weit von einander entfernten Punkten sowohl in Bezug auf petrographische Beschaffenheit, als Fossilführung die grösste Mannigfaltigkeit und Abwechselung. Einerseits sind die Vorcomm- nisse höchst beschränkter und localer Natur, wie z. B. das Vorkommen der Pflanzen von Rotzo, die sich hoch oben in den grauen Kalken finden, ein ganz locales ist, und sich eine kleine Strecke weiter auf- wärts ım Val d’Assa, wo man Schichte für Schichte untersuchen kann, nicht mehr auffinden lässt. Andererseits finden sich die Fos- silien mit ganz gleichen Eigenschaften in verschiedenen Horizonten wieder, wie z. B. das Vorkommen von Terebr. Rotzoana oberhalb so- wohl, wie unterhalb des Pflanzen-Horizontes bei Rotzo von Baron v. Zigno mit Recht hervorgehoben wird. Die mächtige Schichtfolge gelbbrauner Kalke mit Rhynch. bilo- bata, wie sie sich in der Umgebung von Roveredo findet, scheint in der Sette Communi nur stellenweise und in sehr geringer Mächtig- keit vertreten zu sein. So finden sich am Südabhange des Mte. Ber- tiaga bei Pozzo einige Bänke gelbbraunen Kalkes, die allmählig in den Cale. incarnato übergehen. In einem diesen Bänken eingelagerten Neste von weissem krystallinischen Kalke fanden sich einige Reste von einem Brächiopoden, der mit Rhynch. bilobata übereinzustimmen scheint. Die Posidonomya alpina findet sich in der Sette Communi mit ganz denselben Eigenschaften wieder, wie bei Roveredo. Im Val d’Assa sowohl, wie bei Marcesina, findet sie sich, eine Lumachelle bildend, in kleinen Nestern, die einer knolligen Bank unmittelbar unter dem Nr. 12 Bericht vom 31. August. C. Doelter. 213 Oale. incarnato eingelagert sind. In der Lumachelle eingebettet findet sich auch hier eine Menge kleiner Ammoniten, wie bei Roveredo. Ueber der knolligen Bank mit Posid. alpina folgt der Cale. in- carnato, eine nicht sehr mächtige Folge dicker Bänke eines fleisch- rothen, stellenweise dichten Kalkes, mit reicher Ammoniten-Fauna. Dieser geht allmählig über in einen ziegelrothen, in grossen, an der Oberfläche rauhen Platten sich ablösenden, äusserst fossilreichen Kalk, den (ale. ammonitico rosso, der seinerseits wieder ohne scharfe Grenze in den weissen splitterigen Diphyakalk übergeht. Diese drei Glieder bilden einen sehr gleichförmigen, überall mit denselben Eigen- schaften auftretenden Complex. Durch einige wenig mächtige Bänke, deren jede eine dicke Feuersteinlage einschliesst, geht der Diphyakalk über in den mer- geligen, dünnplattigen, leicht schiefernden Biancone, der in grosser Mächtigkeit auftritt, während die Scaglia nur wenig mächtig und fast nur auf die Grenze gegen das Tertiär beschränkt ist. Das Eocän, welches in der Mulde der Sette Communi nur den kleinen Hügel bildet, auf welchem die Kirche und der Ort Gallio steht, besteht aus einer unteren mergeligen Lage mit undeutlichen Versteinerungen und einer oberen Sandsteinlage mit Cerith. gigan- teum und einer grossen Anzahl schlecht erhaltener Bivalven. Die jüngste Bildung, welche sich in der Mulde der Sette Com- muni findet, ist ein grobes, durch ein Kalksand-Cement zu einer sehr festen Masse verbundenes Conglomerat am Ausgange des oberen Val d’Assa. Dasselbe liegt, durch die Denudation in viele kleine Lappen zerrissen, discordant über den älteren Schichten, und enthält Gerölle aller in der Sette Communi vertretenen Formationen. Literatur-Notizen. F. v. H. C. Doelter. Ueber die Eruptivgebilde von Fleims, nebsteinigen Bemerkungen über den Bauälterer Vulkane. Sitzb. d. k. Ak. d. Wiss. Bd. LXX, Abth. I, Dec.-Heft. Der Verfasser, der bekanntlich seit mehreren Jahren im Auftrage der k. k. geolog. Reichsanstalt mit einer Detail-Untersuchung der im Titel genannten Gebilde beschäftigt war, stellt hier in sehr willkommener übersichtlicher Weise die Haupt- Ergebnisse seiner Studien, namentlich in Bezug auf den Bau und das gegenseitige Ineinandergreifen der verschiedenen Eruptivgesteine der Trias in Südost-Tirol zu- sammen. Dieselben weichen nicht wesentlich ab von jenen, zu welchen schon im J. 1860 v. Richthofen durch seine epochemachenden Arbeiten gelangt .war. — Die Reihenfolge der Eruptionen wird bezeichnet durch das Auftreten der Monzonite, zwei Granite, drei Melaphyre (die Doelter ganz mit den Augitporphyre verbindet), und vier Orthoklasporphyre (v. Richthofen’s Porphyrit). Nach einer kurzen Dar- stellung des petrographischen Charakters dieser Gesteine geht Doelter auf die Tektonik derselben über und zeigt, dass der Monzonit überall gangförmig auftritt, dass der Granit Gänge bildet, aber auch deckenförmig sich über Monzonit aus- breitet, dass sich der Melaphyr sowohl in Strömen und mächtig ausgebreiteten Decken, wie auch in Gängen von verschiedener Mächtigkeit vorfindet, die mehr im Detail geschildert werden, dass endlich der Orthoklas-Porphyr nur in schmalen Gängen zu beobachten ist. Vorangeschickt dieser Schilderung der Tiroler Eruptivgesteine oder älteren vulcanischen Gebilde sind Vergleiche und Betrachtungen über recente und tertiäre 214 Verhandlungen. Nr.:12 Vulcane. Eine Analogie der Ersteren mit den Letzteren wird zugestanden, doch aber gewarnt, man möge auch die Verschiedenheiten zwischen alten und recenten Vulkanen nicht ignoriren. F.v.H. Th. Fuchs. Ueber die Natur des Flysches. Sitzb. der k. Ak. d. Wiss. Bd. LXXV, I. Abth., März-Heft. Die vielen und wohlbekannten Eigenthümlichkeiten, welche der Flysch (Wiener- und Karpathensandstein, Macigno u. s. w.) darbietet, und welche, wie man nicht verkennen kann, einer befriedigenden Erklärung der Art seiner Verbreitung und seines Auftretens bisher nicht überwundene Schwierigkeiten entgegenstellen, veran- lassten unseren gelehrten Freund zur Aufstellung der kühnen Hypothese, „der ge- sammte Flysch sei nicht für eine Detritus-Bildung, sondern für das Produkt erup- tiver Vorgänge zu erklären, deren beiläufiges Analogon in der Jetztzeit die sog. Schlammvulcane darstellen.“ Wir müssen gestehen, dass ungeachtet aller Daten, .die der Verfasser zur Unterstützung seiner Anschauung aufführt, das Studium seiner Arbeit uns von der Wahrscheinlichkeit der neuen Hypothese nicht zu überzeugen vermochte. Eine ein- gehende Widerlegung derselben zu versuchen, fühlen wir uns aber nicht berufen, und beschränken uns daher darauf, das Erscheinen der Schrift hier anzuzeigen, der jedenfalls das Verdienst zukommt, die Aufmerksamkeit der Forscher von Neuem auf einen der dunkelsten Punkte der alpinen Geologie zu lenken. F. v. H. J. Lehmann. Die pyrogenen Quarze in den Laven des Niederrheins. Verh. d. naturh. Vereins der preuss. Rheinlande und Westphalen. Jahrg. XXXIV, 1877, S. 203. Schon in früheren Abhandlungen hatte der Hr. Verfasser über pyrogen gebil- dete Quarze in den Laven, Basalten und Auswürflingen des genannten Gebietes berichtet; er gibt nun hier eine ausführlichere Darstellung dieser so wichtigen Vor- kommen. In den Laven von Niedermendig, Mayen und namentlich in dem Lava- strom des Wiefeldes bei Ettningen u. s. w. finden sich in ausserordentlicher Menge, und oft ansehnlicher Grösse Einschlüsse fremder Gesteinsarten, welche mehr weniger von der Lava eingeschmolzen, ja oft gänzlich zerstört wurden. Drusen und Poren mit neu gebildeten Mineralien ausgekleidet, finden sien in grosser Menge um die Einschlüsse herum; sie sind offenbar durch die Verdampfung flüchtiger Gemeng- theile der Letzteren entstanden, und zwar auch da, wo die Einschlüsse selbst durch die Einschmelzung gänzlich verschwunden sind. Je weiter die Einschmelzung vor- geschritten ist, um so häufiger finden sich nun die Drusen auskleidend neu gebildete Mineralien in Krystallen, wie Augit, Feldspath, Tridymit, Leueit, Melilith, Nephelin, Apatit, Eisenglanz, Magneteisen, dann aber auch, und zwar nicht selten, Quarz in Dihexaödern. Weiter zeigten sich auch neu gebildete Quarzkrystalle nicht selten im Inneren geschmolzener Granit und gneissartiger Einschlüsse u. s. w. Von ganz her- vorragendem Interesse endlich sind neu gebildete Quarzkryställchen in einem von einer Schmelzrinde umgebenen Sandsteinstücke aus den Schlacken der Hannebacher Ley, an welchen es gelang, die Gerad-Endfläche mit Sicherheit nachzuweisen. Das Vorkommen von Quarz in allen diesen Fällen ist demnach ein gleichsam accessorisches; das Mineral ist nicht von dem eigentlichen basaltischen Magma aus- geschieden, sondern durch die Einwirkung desselben auf andere Gesteine gebildet. Der, wie es scheint, sicher geführte Nachweis einer pyrogenen Entstehung desselben verliert aber dadurch selbstverständlich in keiner Weise an Interesse. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. ei Ä Verlag bon: Alfred Sölder R. &. Sof: und Univerfitäts:Buchbänöler in Wien l., Wothentdurmitraße 15. lm Die Erd H BEE Eee ERS 3 bon der Bea nit 5. M. Corveite „Erzherzon F an ug \ Be im ben ee 1876. FM [= I nn. Lehnert, : f. Linienfchiffe- &ieutenaue AN] - SAN für 160 | f- Sn; Iustrationg : Be arten. 1817. 8 Ssölder faiferl. Fönigl. Hof- und Univerfität8-Buhhändler l., Rothenthurmftraße 15. NY ien, Alfxe Drud von Eduard Sieger in Wien. Drofpect, Um die Erde. DReisebilder von der Erdumfegelung mit 5. M. Corvette „Erzherzog Friedrich in den Jahren 1874, 1875, 1876. Don Iofef Lehnert, R. k. Sinienfhiffs- Lieutenant. Mit 160 Original-Iluftrationen und mehreren Karten. nannnnnn W. leben in einem Zeitalter großer Bewegungen. Eifenfchienen und Telegraphendrähte umfpannen im Dienfte der Menjchen die Erdfugel, ganze Flotten mächtiger Schiffe durcdhdampfen die Dceane im regften Handelsverfehr mit den Bewohnern ferner Erdtheile, und je mehr die Sntereffen der abendländifchen Staaten dort an Umfang und Werth gewinnen, defto aufmerffamer wendet ji der Blid aller gebildeten Stände, einem Srundzuge der Gegenwart folgend, diefen Gebieten zu. Dort weht ferne der Heimat die vaterländifche Flagge auf freuzenden Kriegsihiffen, den Trägern nationaler Macht und Wiirde, die berufen find, Hab und Gut unferer Landsleute gegen Webergriffe barbarischer Völker Eräftigft zu hüten, und europäifhem echte felbft mit Waffengewalt Nadhdrud zu verleihen. Auf jenen Schiffen — in ftürmifher See zwifchen unzähligen Gefahren — gedeiht mod) die Romantik alten Seelebens, die ung durd) ergreifende Momente feffelt und ftärkt. Die Zeit der Entdedung ıft noch nicht vorbei, große Gebiete harren noc des fie erjchließenden Forihers. Tag für Tag hören wir von neuen Bölfern in entlegenen, völlig unbekannten Gegenden, und folgen mit warmer Theilnahme dem Neifenden, deffen Iebhafte und feffelnde Erzählungen uns die Abend- ftunden fürzen. Wenn dies [Hon von Schilderungen einzelner Länder gilt, in deren Natur- und Bolfsfeben der Lefer eingeführt wird, um wie viel mehr wird jeine Kenntniß bereichert, um wie mannigfacherer Lefeftoff durch ein Werk geboten, in weldem er nahezu alle Länder, Völker und Meere an der Hand eines tücdjtigen Führers und munteren Freundes bereift. Wohl befitst die deutjhe Literatur in diefer Richtung prächtige Werfe, allein nahezu alle Leiden an eimem Hauptfehler: Sie find veraltet, beruhen vielfach nicht auf eigener Anjfhauung, und find daher für eine richtige Drientirung theils völlig unbraudbar, theils entbehren fie der wahren, naturtreuen Darftellung. Man wird deshalb dem Gemälde der erft jüngft beendigten Erdumfegelung durh die öfterreihifh - ungarifhe Korvetfe „Erzherzog Friedrich” „2m die Erde“, welches der gewandten Feder des durch feine gediegenen und geiftvollen Leiftungen auf literariihem Gebiete und in der Fachliteratur wmohlbefannten Autors entjtammt, ohne Zweifel ein ungetheiltes SInterefje entgegentragen. In anregendem, frifhem und feffelndem Styl gehalten, bietet „Mm die Erde‘‘ eine reihe Fülle des intereffanteften Lejeftoffes; es ift dem Berfaffer gelungen, Belehrung und Unterhaltung in der angenehmiten Form zu verbinden, und ein Werk zu fchaffen, dem allgemeine Würdigung nicht entgehen wird. MWohı felten bot eine Erdumfegelung fo vielerlei abenteuervolle Momente wie jene der Corvette „Erzherzog Friedrich“, Bweimal glaubte man das Schiff durd; jene furdjtbaren Laifuneimdinefifden Meere vernidtet, weldje 1874 nidyt weniger als 12.000 Menfdenleben hinwegrafften und Hunderte Schiffe vernidteten; — die Umfhiffung Borneos, jener nod) völlig unbekannten Sunda=Unfel, die gefahrvollePaffagedurd die Makkaffar-Strafe,der Piraten-Meberfallinder$ibokubai, die wihtigen durd) unfere Corvette gemadten Entdekungen an der Küfte Borneos bieten die Grundlage zu reidden Detailfdilderungen. Allein, folgen wir den Nerfaffer. Buerft läßt er uns die Bekanntfdaft der öfterreidifd-ungarifhen Seewarte Yola, deren Hamen in jüngfter Beit fo häufig genannt wurde, maden, er führt uns hierauf durd; die blaue Adria und das Mittelmeer an die egyptifhe Küfte, deren zaubervollen Eindruk er in begeifterten Worten fdildert. Wir lernen das Leben im Suezkanale kennen, durdeilen die poetifden Zluren des Hilthales, befuden Rairo und die Pyramiden, Hadı diefen Feffelnden Bildern fehen wir die öden und zerklüfteten Telfenküften des Rothen Aleeres und gelangen in die Telfeunburg Aden, YMady fHürmifcer Fahrt durd den indifhen Ocean erreiden wir das veizende Paradies, die Infel Geylon, lernen die mädtige Vegetation der @ropenmwelt kennen. Es folgt nun Singapore, das großartige Handels-Emporium Siüd-Afiens, Hongkong, Amoy und Shanahai, wo wir die Bekanutfdaft der Chinefen, diefes hodjinterefanten Volkes, maden. In reizenden Bildern zieht Japan mit den pikanten Gigenthümlidkeiten feiner Cultur an uns vorbei; Hagafaki, Simonofeki, Robe, Ofaka, Kioto, Yokohama und Tokio (Yeddo), die volksreidflen Städte des Heidres der aufgehenden Bonne, werden uns vorgeführt. Wir lernen das japanifche Hofleben kennen und find Seugen der Audienz beim Mikado. Dann vertiefen wir uns in die Geheimniffe der Sternenwelt, wir beobadjten den Venus-Durdgang. Yun leitet uns der Autor wieder fidwärts zu den Philippinen, dann nad Siam, an den Hof von Bangkok, deffen Sympathie für unfere Monardjie durd eine Reihe glänzender Hoffefte zum Ausdrudke könmt. &s folgt nun die abenteuervolle dDreimonatlidye Kreuzung im Sunda=-Meere mit der oben angedeuteten Amfdiffung Borneos. Wir lernen Batavia, Surabaya auf Java kennen. Bon Singapore aus führt uns der Derfaffer an den Hof des Maharadfdha von Johore, eines freifinnigen Malayen= Zürften, dann wieder nordwärts nad Hongkong, Ranton und Makao. Had Dapan zuridgekehrt, durdkreuzen wir in kühner Zahrt den Stillen Ocean und begrüßen in San Zrancisco die neue Welt mit ihrem raftlos gefhäftigen Wreiben. Wir bereifen Californien und Nevada, befuhen die Gold- und Silberminen, durd) deren Reidythümer über Hadt Geldfürften ohme Gleichen erftehen. Mad langer Seefahrt erreidien wir Dalparaifo, reifen nad) Santiago, der Hauptfladt Chilis, dann gelangen wir bei verheerenden Stürmen in die wildromantifche, gletfdierreide Magellan=-Btrafe, wo wir die Bekanntfcaft der Pataaonier und Teuerländer maden, Hierauf bewundern wir die Greaf- artigkeit des La Platafromes und befuden Montevideo. Auf der Rückfahrt nad) Europa durd) den Atlantifhen Ocean lernen wir die Azoren kennen, dann die Zelfenfefie Gibraltar, das Lieblide Algefiras, wo uns ein blutiges Stiergefedt vorgeführt wird, und gelangen nad) dem Befude Algiers und Palermos zurük nad) Pola in die geliebte Heimat, nadydem wir den Derfaffer 49.500 See: meilen weit über alle Weltmeere begleitet hatten. Ein mit fo reihem Programme ausgeftattetes Werk wie das vorliegende „Um die Eröe” bedarf wohl feiner weiteren Anempfehlung; allein außer dem Zwede, al8 unterhaltende Lectiire zu dienen, ift eg mit ethbnographijicden, ftatiftifchen, meteoroldgishen, gefhichtlihen und Handels- politifhen Daten der neueften Zeit jo veichlid) verjehen, daß e8 aud) allen Fahmännern als willfonmenes Nahichlagebud) dienen Fann. Einen befonderen Werth erhielt das Werk dur die reihe Ausftattung an Driginal-Slluftrationen, welde zum Theile nad) Photographien, zum Theile aber nad) Original- zeihnungen des Verfaffers in vollendetiter Art ausgeführt find und die farbenveichen und heiteren Schilderungen des DBerfafjers prächtig vergegenwärtigen. So fünnen wir denn die Hoffnung ausjpredhen: „Um die Erde‘ werde fid) in jedem Familien- freife einbürgern, wo man anziehende und belehrende Lectüve pflegt, jowie den Angehörigen der Kriegs- und Handelsmarinen, deren Beruf die Bekanntjchaft jener fernen Gegenden mit fi) bringt, ein verläßlicher Führer fein. Um die Anfhaffung diejes fhönen, eine immer neue Quelle der Unterhaltung und des VBergnügens bildenden Samilienbucdes jo bequem al8 möglich zu geftalten, wurde die Form des Erjheinens in Lieferungen gewählt, deren erjte im Anfang Dctober 1877 zur Ausgabe gelangt. Die Fortjegung ericheint in Zwifchen- räumen von 10 bis 14 Tagen, jo daß das complete Werk, welches ungefähr 30 Lieferungen umfaffen fol, in verhältnißmäßig furzer Zeit vollendet fein wird. Ungeachtet der in jeder Beziehung vollendeten Ausftattung, welche Lehnert’s Buch zu einem wirklichen Prahtwerfe macht, wurde der Preis einer Lieferung auf nur BO Er. 5. W. feftgejekt. SEE Alle Abnehmer von Dayer’s „Dieöferreidifh-ungarifheNordpol-Expedition“ und Sherzer’s „Die Reife der Hovara‘“ werden diefes Werk, weldes die dritte der großen öferreihifh=-ungarifhen Keifen in feffelndfter Torm fdhildert, gewiß; mit Freuden begrüßen, und erlaubt fid) die Derlagshandlung insbefondere darauf aufmerkfam zu maden, daß Lehnert’s „Um die Erde‘ fowohl äußerlid einen vollländigen Pendant zu Payer’s Bude bildet, als aud) dem Inhalte nad) ein würdiges Seitenftük — und da es in erfter Linie die Welt der Tropen fdildert —. eine werthvolle Eraänzung desfelben fein wird. Wien, im September 1877. Die Derlagasbandlung Alfred SHöfder, ft. E. Hof> und Univerfittäts - Buchhändler. ’ en _i Due na Br ea or enaelzeitet | a | a H | = Ss en | = | a = | S& | IR a 2 %& SER ar 2 3 R=} ER = = 3 f=i = 5 . 5 a ao == o 8 - = = a 2 Er —a En 8 Y) <= Q er R=} 5 & Dr 5, Pa = S = 5 ee wa =. a | S 2 |! —= || =] = en = | RR = = | Ben } pen = (1 Ex 5° Ein @berlbarrow in Sbangbai, — || Beflellzeftel, Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 30. September 1877. Inhalt. Allgemeine Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft zu Wien. — Eingesendete Mittheilungen. Th. Fuchs, Ueber die Kräfte, durch welche die Meeressedimente von der Küste gegen die Tiefe zu bewegt werden. — Reise-Berichte. A. Bittner, Das Alpengebiet zwischen Vicenza und Verona. F. Teller, Aufnahmen im oberen Oetz- und Passeier-Thale. — Einsendungen für die Bibliothek. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Allgemeine Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft zu Wien am 27., 28. und 29. September 1877. 1. Sitzung am 27. Sept. Hr. Hofrath v. Hauer eröffnet die Versammlung mit der Be- grüssung der Gäste und verliest sodann Zuschriften vom Wissenschaft- lichen Club, vom Verein der Montan- und Eisen-Industriellen, von Prof. Jeitteles, sowie von den Pester Geologen, die zu einem Aus- fluge nach Ungarn einladen. Sodann constituirt sich die Versammlung. Zu Vorsitzenden wurden mit Acclamation gewählt: für den ersten Tag Herr Hofrath v. Hauer; für den zweiten Herr Geheimrath Beyrich; für den dritten Herr Oberbergrath Gümbel. Als Schriftführer wurden ge- wählt die Herren Dr. Kaiser und Bergrath Paul. Darauf erstattet Hr. Dr. Lasard Bericht über die finanzielle Lage der Gesellschaft und überreicht die Rechnungs-Abschlüsse für das vergangene Jahr. Zu Rechnungs-Revisoren wurden ernannt die Herren Geh. Kammerrath Grotrian und OÖberbergrath Stache, Als neue Mitglieder der Gesellschaft werden aufgenommen: Hr. Dr. Katolicky aus Rossitz, vorgeschlagen durch die Herren Mojsiso- vics, Schmidt und Viedenz, und Hr. Dr. Schuchardt aus Görlitz, vor- geschlagen durch die Herren Lossen, Weiss und Websky. K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 13. Verhandlungen. 30 216 Verhandlungen. Nr. 13 Hierauf ladet Hr. Hofrath v. Hochstetter zum Besuche der Sammlungen des polytechnischen Institutes, namentlich der daselbst aufgestellten böhmischen Silur-Petrefakte, sowie seiner neuen prähisto- rischen Funde aus der Gegend von Hallstadt ein und legt eine ver- kleinerte galvanoplastische Nachbildung von Aötosaurus ferratus aus dem schwäbischen Stubensandsteine vor. Die Reihe der Vorträge eröffnete Hr. Dr. Lossen mit einer Mittheilung über die geologische Constitution des Harzes unter Vor- lage einer Uebersichtskarte im Massstabe von 1: 100000. Hr. Dr. Kayser hielt einen längeren Vortrag über die Fauna der ältesten Schichten des Harzes. Nach einigen einleitenden Be- merkungen über die Zusammensetzung der betreffenden Schichtenfolge und die Vertheilung der organischen Reste in derselben besprach der Vortragende zunächst die Eigenthümlichkeiten der fraglichen Fauna, die durch eine Menge devonischer, daneben aber auch einige silu- rische Charaktere ausgezeichnet ist. Darauf führte Redner aus, dass eine äquivalente Fauna auch in den die Decke des böhmischen Silur- beckens bildenden Etagen F, @ und H Barrande's entwickelt sei. Auch im rheinischen Schiefergebirge, an der Ostseite des südlichen Ural, und im Oriskany-Sandstein und der Ober-Helderberg-Formation Nordamerika’s kennt man sehr ähnliche Faunen. Sodann auf die Frage nach dem Alter der genannten Faunen eingehend, kam Herr Kayser zu dem Resultat, dass dieselben trotz einzelner noch an das Silur mahnender Züge im Ganzen doch einen so entschieden devoni- schen Charakter zeigten, dass sie unbedingt zum Devon gerechnet werden müssten. Dieselben stellten ein tiefes Glied dieser Formation dar und seien wahrscheinlich nur als eine (an kalkige Gesteine ge- bundene) Tiefsee-Facies des Spiriferen-Sandsteins zu betrachten. Zum Schluss wies der Vortragende darauf hin, dass, wenn man die Bar- rande’schen Etagen F—H nicht mehr zum Silur rechne, der so oft hervorgehobene vermeintliche Gegensatz einer böhmischen gegen eine nordische Silur-Entwickelung zum grossen Theile verschwände, da die unter F' liegenden Silurschichten Böhmens von der gleichaltrigen Ab- lagerung anderer Länder in ihrer Fauna gar nicht so wesentlich abwichen. An den Vortrag schloss sich eine längere Discussion an, an welcher sich die Herren Dr. Kayser, Prof. Laube und Oberbergrath Gümbel betheiligten. Hr. Prof. Dr. Constantin v. Ettingshausen aus Graz hielt einen Vortrag über seine phylogenetischen Forschungen auf phyto- paläontologischem Gebiete. Frühere Arbeiten, durch welche er diese Forschungen vorbereitete, in Kürze berührend, bemerkte er, dass die Bearbeitung des Skelets der blattartigen Pflanzenorgane einen Zeitraum von 20 Jahren in Anspruch genommen hat, und dass auf dieselben die Bestimmungen der fossilen Blattorgane sich stützen müssen. Auf Grundlage der hierdurch gewonnenen Thatsachen konnte der Vortragende den genetischen Zusammenhang der Jetztflora mit der Tertiärflora in allgemeinen Zügen feststellen. Die Glieder der ersteren sind die weiter entwickelten Elemente der letzteren. Es erübrigte aber noch die Abstammung der jetztweltlichen Arten aus % Nr. 13 Bericht vom 30. Sept. Allgemeine Versammlung ete. 217 tertiären nachzuweisen. Wegen des spärlichen und mangelhaften Materials war man bisher bei der Bearbeitung der fossilen Pflanzen kaum in der Lage, die phylogenetische Methode anzuwenden. Prof. v. Ettingshausen ist aber durch ein besonderes, auf der Spren- gung der Gesteine mittelst Frost beruhendes Verfahren bei der Ge- winnung der Pflanzenfossilien in den Besitz eines vollständigeren und besseren Materials gelangt, welches ihn in den Stand setzte, den Ur- sprung der Pflanzenarten auf Grund unwiderlegbarer Tlıatsachen zu verfolgen. Unter Hinweis auf seine der kais. Akademie der Wissen- schaften vor Kurzem überreichte Abhandlung, „Beiträge zur Erfor- schung der Phylogenie der Pflanzenarten“, entwickelt der Vortragende ein Beispiel einer phylogenetischen Reihe, nämlich die Abstammung der Pinus pumilio, sylvestris und larieio von der Pinus palaeostrobus. Hr. Prof. Dr. Neumayr trug über die in den letzten Jahren im Auftrage des k. k. Unterrichts-Ministeriums in Griechenland und in der europäischen Türkei gemachten Untersuchungen vor und er- läuterte seine Mittheilung durch Vorlage der bei diesen Expeditionen aufgenommenen geologischen Karten von Nord-Griechenland, dem süd- östlichen Thessalien und der Halbinsel Chalkidike. — Als Resultat der von dem Vortragenden in Verbindung mit Dr. Bittner, Dr. Bur- gerstein, Fr. Teller und Fr. Heger unternommenen Arbeiten er- scheint zunächst ein Einblick in den Bau der griechischen Gebirge, die in ihrem westlichen Theile die Fortsetzung des illyrischen Falten- systemes darstellen. Die Gesteine, welche die Gebirge zusammen- setzen, sind zum Theil normale Kalke und Sandsteine der Kreide- formation, theilweise sind es krystallinische Kalke und Schiefer, die jedoch trotz ihres abweichenden petrographischen Charakters nach Lagerung und Versteinerungen der Kreide zugezählt werden müssen. Dieser letzteren Gruppe gehören an die Acropolis von Athen, der Hymet- tus, Lykabettus und Pentelikon. Im Anschluss an diesen Vortrag entwickelte sich eine lebhafte Discussion zwischen Prof. v. Seebach aus Göttingen, Hrn. Custos Fuchs aus Wien und Prof. Neumayr über das Alter des Pentelikon und sein Verhältniss zum Hymettus und den Gesteinen der ostgrie- chischen Inseln. 2. Sitzung am 28. September. Herr Geheimrath Prof. Dr. Beyrich im Vorsitze, Nach einigen sachlichen Mittheilungen des Hrn. v. Hauer be- züglich Ercursionen etc. tritt die Gesellschaft in Berathung über den Ort der nächstjährigen Versammlung ein. Nach einer längeren Debatte, an welcher sich die Herren Hau- checorne, v. Seebach, Speyer, Laube, Lasard, Hornstein und v. Hauer betheiligten, wird Göttingen gewählt, und als Zeit für die Ver- sammlung 2—3 Tage nach Schluss der allgemeinen Naturforscher- Versammlung in Cassel festgesetzt. — Prof. v. Seebach wird zum Geschäftsführer der Göttinger Versammlung gewählt. 30* 8 Verhandlungen. Nr. 43 Sodann berichtet Hr. Prof. Zittel über die im vorigen Jahre von der Gesellschaft beschlossene Neu-Organisation der Paläonto- graphica, und theilt mit, dass mit dem nächsten 25. Bande Band I einer neuen Serie beginnen soll, dessen erste Lieferung in nächster Zeit erscheinen könne. Als neue Mitglieder traten bei: die Herren Fr. Krauss (Wien), Zsigmondy (Pest), v. Petrino (Uzernowitz), v. Ettingshausen (Graz), Neminar (Innsbruck). Hr. Prof. Neumayr macht die berichtigende Mittheilung zu seinem gestrigen Vortrage, dass nicht, wie mehrseitig geglaubt wurde, die sämmtlichen zur Ansicht ausgestellten Stücke cretacisch seien, sondern dass auch Eruptivgesteine darunter befindlich seien, welche von den jüngeren Schiefergesteinen unterschieden werden müssen. Hr. Prof. Lepsius legte der Versammlung seine geologische Karte des westlichen Südtirols vor, welche das Gebiet zwischen dem Etschthal, dem Adamello-Stock, dem Garda-See und dem Ultenthal umfasst. Der Vortragende knüpfte daran einige Worte der Erläu- terung über die Reihenfolge der Formationen, welche auf der Karte ausgeschieden wurden, und über die Stratigraphie der aufgenommenen Gebirge. Das Hauptinteresse nimmt die Triasformation in Anspruch, deren sämmtliche Glieder in reicher Entwicklung vom Buntsandstein an bis hinauf in die rhätischen Schichten in Judicarien und in der Val di Non auftreten. Zur Vergleichung wurde die Trias der lom- bardischen Alpen, namentlich der Val Trompia, in den Kreis der Un- tersuchungen gezogen. Eine Parallelisirung der südalpinen Trias mit der deutschen ermöglichen bis jetzt nur drei Horizonte. Der Servino (Werfener Schichten der Nordalpen) charakterisirt sich durch das häufige Vorkommen der Myophoria costata als Röth, die Brachiopo- denkalke mit Ammonites binodosus , KRetzia trigonella, Bhynchonella decurtata und andere wichtige Leitfossilien als Wellenkalk, und end- lich die Avicula contorta - Schichten als rhätische Stufe. Speciell muss darauf hingewiesen werden, dass wir für die Abgrenzung des alpinen Muschelkalkes gegen den alpinen Keuper bisher keine sicheren Anhaltspunkte besitzen. Wenn trotzdem die obere Abtheilung der alpinen Trias, nämlich die Stufen des Schlerndolomites (Esinokalk), der Raibler Schichten und der Hauptdolomit mit dem Namen Keuper bezeichnet werden, geschieht diess desswegen, weil dieser Schichten- complex die rhätische Stufe unterlagert und für ein solches Schichten- system der Name Keuper in der Wissenschaft besteht. Von den stratigraphischen Verhältnissen sei erwähnt, dass das westliche Südtirol der etwas aufgetriebene westliche Flügel der weit nach Norden gegen die Centralalpen vorspringenden Etschmulde ist, zwischen dem Tonalit-Stock des Adamello und der vorgelagerten Glimmerschiefer-Insel des M. Dardana einerseits und dem Granit der Cima d’Asta und der vorgelagerten Glimmerschiefer-Insel von Recoaro, andererseits sind die Formationen der Trias, Jura, Kreide und Tertiär derartig muldenförmig eingeklemmt, dass die synelinische Linie in nordnordöstlicher bis südsüdwestlicher Richtung aus der Val di Non über den Molveno-See und die Thalweite von Slenico zum Garda-See vorläuft. Der östliche Flügel dieser Mulde fällt regelmässig in Westen, Nr. 13 Bericht vom 30. Sept. Allgemeine Versammlung etc. 219 der westliche Theil ist stockförmig aufgetrieben durch die hohe Er- hebung des Adamello-Stockes. Daran anschliessend macht Prof. Zittel einige Bemerkungen über das Alter der grauen Kalke mit Terebratula Rotzoana. Dieselben waren von Benecke zum Unter-Oolith gestellt, während er selbst und nach ihm Lepsius sie zum Lias stellen. Dass diese letztere Classi- fication die richtige sei, beweisen neue Funde in den rothen Lias- schichten der Gegend von Hallstadt, nämlich Ter. Rotzoana und fimbriaeformis, sowie eine dritte Form, die auch in den grauen Kalken des südlichen Tirol vorkommen. Herr Geheimrath Beyrich macht auf die grossen Schwierig- keiten aufmerksam, welche die Gliederung der Schichten zwischen dem. grauen Kalke und dem rothen Ammonitenkalke darbieten. Hr. Dr. Lasard hält es für seine Pflicht, die Gesellschaft darauf aufmerksam zu machen, dass der auf seinen Antrag Seitens der Reichs-Regierung bei zahlreichen rheinischen Telegraphen-Stationen eingeführte Lasaulx’sche Seismograph sich gelegentlich des letzten Erdbebens von Herzogenrath nicht bewährt hätte. Im Anschluss hieran bemerkt Hr. Prof. Neumayr, dass bei den letzteren stärkeren österrei- chischen Erdbeben durch spontane Glockensignale in den Bahnwärter- häusern eine Reihe brauchbarer Zeitangaben gewonnen sei. Hr. Geheimrath Beyrich legte eine Suite jurassischer Ammo- niten von der Ostküste von Afrika vor, die durch den Reisenden Hildebrandt nach Berlin eingesendet worden waren. Diese Ammo- niten zeigen grosse Uebereinstimmung mit den von Waagen aus In- dien bekannt gemachten Formen, die der Acanthicus-Zone angehören. — Dazu bemerkt Hr. Dr. Waagen, dass er in einem der vorliegenden Planu- laten-Ammoniten den Amm. torquatus oder bathyplocus zu erkennen glaube. Hr. Kammerrath Grotrian legt eine Reihe von dem Modelleur Fischer in Braunschweig angefertigter schöner Gypsabgüsse von Rhino- ceroszähnen aus dem Diluvium von Söllingen, sowie von Coelopty- chien aus den Mucronaten-Schichten von Vondorf vor. Hr. Prof. Dr. Szabö aus Budapest sprach über die Chrono- logie, Classification und Benennung der Trachyte von Ungarn. Die Wichtigkeit der trachytischen Trümmergesteine hervorhebend, betonte er, dass um in der Beurtheilung derselben sich zurechtzufinden, es unerlässlich sei, die Trachyte in ihrem normalen und modificirten Zustande genau zu kennen. Das führt zu der Classification der Trachyte auf Grundlage der Mineral-Association. Er macht eine doppelte Classification, die eine ist eine approximative, ruht auf Charakteren, die jeder Feldgeologe zu bestimmen im Stande ist, indem er die Eintheilung der Trachyte in diese 3 Classen macht: 1. Augit-Trachyt, 2. Amphibol-Trachyt, 3. Biotit-Trachyt. Diese letztere Abtheilung zerfällt dann in Trachyte und Quarztrachyte, während die beiden oberen nur Trachyte ohne wesentlichen Quarz enthalten. In der systematischen Eintheilung nimmt er als Basis die Feldspathe und so zerfällt die obere Einthei- 220 Verhandlungen. Nr. 13 lung namentlich für die Biotit-Trachyte in 3 verschiedene Classen, wäh- rend die beiden ersteren bleiben. Die Typen nach der systematischen Classification sind: 1. Augit-Anorthit-Trachyt, 2. Amphibol-Anorthit- Trachyt, 3. Biotit-Labradorit-Trachyt oder Quarz-Trachyt, 4. Biotit- Andesin (Oligoklas) -Trachyt oder Quarz-Trachyt, 5. Biotit-Orthoklas- Trachyt oder Quarz-Trachyt. Diese Typen stellen zugleich auch die chronologische Ordnung der Trachyte, welche als Formationen unter- schieden werden können. Den Eruptionsceyclus hat in der sarmatischen Zeit der Augit- Trachyt geschlossen, das ist die jüngste vulcanische Trachyt-Bildung in Ungarn, während der Anfang in der Eocänzeit mit dem Ortho- klas-Trachyte erfolgte. Die älteren Trachyte haben durch die später erfolgten Eruptionen verschiedenartige Modificationen erlitten; als solche betrachtet er den Rhyolit, gemischte Trachyt-Typen, Lithordit, Grünstein-Trachyt, Alunit und die Hydroquarzite. Hr. Staatsrath Abich sprach über den Umfang und die Natur des Einflusses, den die eruptive vulcanische Bildungsthätigkeit auf die successive geologische Entwicklung der Gebirgsländer zwischen dem easpischen und dem schwarzen Meere, von dem Schlusse der paläozoischen Periode bis zur gegenwärtigen Periode ausgeübt hat. Der Vortragende zeigte, wie sich diese eruptive Thätigkeit mit ihren mannigfaltigen, festen, flüssigen und gasigen Erscheinungsformen stets den Richtungen und den Achsenlinien der Gebirgszüge ange- schlossen hat, durch deren Emporhebung und systematisches Anein- anderschliessen die physikalisch-geographische Individualisirung des oberen oder eigentlichen Kaukasus, wie des ihm südlich gegenüber- liegenden unteren vermittelt worden ist, welcher letztere den Inbegriff der georgisch-armenischen Gebirge darstellt. In Uebereinstimmung mit den im oberen Kaukasus massgebenden Directionslinien sind die, als Randgebirge langgedehnter Plateauland- schaften zu betrachtenden Gebirgszüge des unteren Kaukasus, vor- herrschend von SO nach NW und von O nach W orientirt. Im Verlaufe der Juraperiode gewannen krystallinische und kla- stische Eruptivgesteine von Diabas, Diorit und Porphyr-Natur, vorzüg- lich im unteren Kaukasus eine hohe gebirgsbildende Bedeutung. Hier stehen die zahlreichen Vorkommnisse oxydischer Eisenerze, insbeson- dere aber geschwefelter Kupfer und Bleierze auf unregelmässigen Lagerstätten im engen Zusammenhange mit localen Schichtenstörungen und sind als Resultate vulcanischer und zwar solfatarenartig wirksam gewesener Processe unverkennbar. In Erwägung des bedeutsamen Antheils, den ostwestliche Er- hebungen an der Gebirgs-Entwicklung auf dem kaukasischen Isthmus gehabt haben, betonte der Vortragende vorzugsweise die geologische Bedeutung des karthalinischen Gebirges von Trialeth, welches in west- licher Verbindung mit dem achalzich-imerethin’schen Grenzgebirge zwischen dem schwarzen Meere und dem Kurathale bei Tiflis, den längsten gradlinigen und geologisch einheitlich in ostwestlicher Richtung verlaufenden Gebirgszug von 200 Kilometer Ausdehnung im Kaukasus darstellt. Zum Theil auf cretacischer und alter krystallinischer Grund- lage, ist dieses Gebirge mit circusförmigen Gipfelhöhen von 7— 9000’ Nr. 13 Bericht vom 30. Sept. Allgemeine Versammlung etc. 221 Meereshöhe innerhalb der känozoischen Zeit, grösseren Theils aus eruptiv-sedimentären Schichten und den Producten vertical empor- dringender Gang- und Massen-Ausbrüche gebildet worden. (Quarz- reiche, cavernöse trachytische Porphyre mit ryolithischen Modificationen bezeichnen den Uebergang von der Kreide zum Eocän; grüne Quarz- porphyre, petrographisch übereinstimmend mit den analogen triasi- schen Felsarten Südtirols folgen ihnen; auch ryolithische jüngere Quarz- trachyte gewinnen umfangreiche Verbreitungsbezirke. Im näheren Eingehen auf die vielfachen krystallinischen, amyg- daloidischen, und klastischen Ausbildungsformen , vorzüglich Am- phybol, Augit, plagioklastischen Feldspath und untergeordnet Magnesia und Olivin haltender Felsarten, welche Hauptmassen des angedeu- teten latitudinalen Gebirgszuges bilden, den der südwestlich gerichtete Thalspalt von Borjom in zwei gleiche Hälften sondert, verweilte der Vortragende länger bei dem palingenetischen Zusammenhange, der die so überaus zahlreichen, mineralogisch sehr von einander abwei- chenden Glieder jener grossen Gesteinsfamilie dennoch chemisch ein- heitlich verbindet. Auf Grundlage vorgelegter vergleichender, von ihm ausgeführter chemischer Analysen zeigte der Vortragende, dass der plagioklastische Feldspath, der einen constanten Gemengtheil der neben einander auftretenden Gesteine bildet, die nach der üblichen Systematik als: Amphibol-Andesit, Augit-Andesit, Andesin-Porphyrit und Andesit-Lava zu bezeichnen wären, sich stets einem chemischen Bilde unterordnet, welches bei 60°4°/, Kieselerde, 62 Kalkerde und 72 Natron und Kali demjenigen des Andesin entspricht. Sehr verwandt, ja mitunter fast übereinstimmend mit diesem Bilde, zeigt sich auch die elementare Zusammensetzung der genannten, so abweichend mineralogisch construirten Gesteine, von welchem die gleichfalls mit auftretenden Pykrite und Labradorporphyre sich natürlich bedeutend unterscheiden. Diese Uebereinstimmung in der chemischen Zusammensetzung erstreckt sich noch auf einige andere reich vertretene Felsarten, welche theils als gangbildend im porodinen und Pechstein-Zustande, theils als wohlgeschichtete schwarzgraue Pelite der grossen Abthei- lung chemisch gebundenes Wasser einschliessender Felsarten ange- hören, unter eruptiv-gangförmige Porphyrite die eigenthümlich- sten sind, welche von flaserigen Parophit- oder Pinitoid-Massen, in dunkelbraunen und grünen Farbentönen, flammenartig in der Richtung des eruptiven Aufsteigens durchsetzt sind. Der vorerwähnte, in seinem äusseren Verhalten völlig normale, aber seinem inneren Wesen nach durchaus zeolithische Pechstein von Chomi, auf der linken Kura-Seite, am Eingange des Borjom-Thales, bildet ein sehr bedeutendes, selbst orographisch sich hervorhebendes Glied eines massenhaften, beinahe saiger aufsteigenden Gangsystems von Augit-Andesit, Augitporphyr und Andesin-Porphyrit, welches für die Genesis des thrialetischen Thermalquellen-Systems von besonderer Bedeutung ist. Bruchstücke dieses 57°/, Kieselerde, bei 6'0°/, Natron und Kali enthaltenden Pechsteins, der Glühhitze unterworfen, vergrössern unter 222 Verhandlungen. Nr. zeolithischem Aufblähen ihr Volum fast um das Doppelte und ver- lieren 7°5°/, Gewicht. Der mitgetheilten Analyse zufolge vertheilt sich dieser Verlust auf 25°, theils fester, theils flüchtiger Kohlenwasserstoff-Verbin- dungen, Kohlensäure und 4'3°/, Wasser. Die Pechstein-Gangmasse, seitlich auf das engste mit krypto- krystallinischem, andesitischem Nebengestein verschmolzen, welches nach der Tiefe bald porphyrische Structur annimmt, und derbe, sich verästelnde Kieselausscheidungen einschliesst, ist von meistens platt- gedrückten, rindenförmigen und emailartigen Ausscheidungen ver- schiedener Grösse durchzogen, die aus dem Inneren der Gang- masse aufsteigend, mit der Annäherung an die Oberfläche sich un- gleich aufblähen und an derselben, keulen- und nierenförmige Geoden mitunter von 6—10 Zoll Durchmesser darstellen. Dieselben bestehen grösstentheils aus gekrümmten, mehrere Zoll dicken, grünlich gebän- derten siliciösen Rinden, deren innere polysphärische Oberfläche mit einem prehnitartigen Mineral, Kieselsubstanz und halb krystallini- schen wasserhaltenden Silicaten ausgekleidet ist. Völlige Uebereinstimmung in der chemischen Zusammensetzung zeigt dieser Pechstein mit einem äusserst dichten, beinahe porodinen Pelit, von regelmässiger schieferiger Schichtung, aus dessen Spalten die Tifliser Thermalwasser hervortreten, nur mit der Ausnahme, dass der Glühprocess des Gesteins kein Aufblähen der Masse, wohl aber die Zersetzung einer schwefelhaltigen Verbindung von complieirter Zusammensetzung unter gleichzeitigem Entweichen von brennbaren Kohlenwasserstoff-Gasen bewirkt. Die von dem Vortragenden nur in ihren Umrissen angedeuteten Verhältnisse sprechen deutlich für petrogenetische Vorstellungen, nach welchen hier die Gegenwart des Wassers, der Kohlenwasserstoff-Ver- bindungen, des Schwefels und der Kohlensäure als ursprünglich in der vulcanischen Tiefe vorhanden, und keineswegs auf etwa äusser- lichem Wege secundär herbeigeführt anzunehmen ist, und dass schon in der empordringenden Masse des Pechsteins von Chomi wasserhal- tende zeolithische Ausscheidungen aus der, dem Magma beigemengten mineralisirten Lösung, unter allmähliger Verringerung des Druckes stattfand. Hr. F. Po$epny sprach über den Ursprung der Salze abfluss- loser Gebiete. Die bisherigen Erklärungen der Herkunft der in ab- flusslosen Gebieten angesammelten Salze genügen nur in einzelnen Fällen, rechtfertigen aber nicht die Allgemeinheit der Erscheinung der Chlorverbindungen in allen Gewässern sowohl der offenen, als auch der abgeschlossenen Gebiete. Dieser allgemeinen Erscheinung können keine locale Ursachen zu Grunde liegen. Der Vortragende empfiehlt seine in den Sitzungsberichten der k. Akademie — Juli 1. J. — veröffentlichte Hypothese. Die Chlor- verbindungen stammen zwar aus dem Meere, doch hat sich an ihrem Transporte die Atmosphäre betheiligt. Durch den Wellenschlag in die kleinsten Theilchen zerschlagenes Meerwasser wird bei der Ver- dampfung in kleinen Mengen mit fortgerissen, gelangt bei dem Nie- derschlagen dieser Dämpfe auf das Festland, und wurde hier in nn Nr. 13 Bericht vom 30. Sept. Allgemeine Versammlung ete. 223 sämmtlichen Quellen, Flüssen und Seen, wenn darnach gesucht wurde, auch aufgefunden. Der Chlornatrium-Gehalt wurde ferner auch ın dem atmosphärischen Niederschlage selbst nachgewiesen, die voll- ständige Untersuchungsreihe liegt über das im Jahre 1863 in Nancy gefallene Regenwasser vor und ergibt den ansehnlichen Gehalt von 14 Gramm in einem Cubikmeter. Ferner lässt sich aus den in Böhmen abgeführten Wasser-Messungen und Analysen calculiren, dass der daselbst von Mitte 1871 bis Mitte 1872 gefallene Regen 1 Gramm Chlorverbindungen im Cubikmeter enthalten hat. In offenen Gebieten gelangen diese Salze verhältnissmässig bald in das Meer zurück, in abflusslosen Becken sammeln sie sich hingegen an, äussern ihren Einfluss auf die Vegetation und stempeln jedes ab- flusslose Gebiet zu einer Salzsteppe. Ihre Lösungen, durch das Ueber- gewicht der Verdampfung über den jährlichen Niederschlag conti- nuirlich concentrirt, sammeln sich als Salzseen an den tiefsten Ter- rainspunkten an und führen unter Umständen zu dem Absatze fester Salzmassen. Die Salzlagerstätten repräsentiren gewissermassen meteorologische Daten über die Beschaffenheit des Klima’s früherer Formationsalter. 3. Sitzung am 29. September. Vorsitzender: Oberbergrath Gümb el. Derselbe verliest eine Einladung der französisch-geologischen Gesellschaft zur Beschickung des im Jahre 1878 zu Paris stattfin- denden internationalen geologischen Congresses, sowie eine Begrüssung des Berg- und Hüttenmännischen Vereines für Steiermark und Kärnten. Hr. Prof. Laube sprach unter Vorlage einer bezüglichen Karte über die geologischen Verhältnisse des böhmischen Erzgebirges und insbesondere über den sog. rothen Gneiss. Er sieht in diesen von den älteren sächsischen Geologen für eruptiv gehaltenen Gesteinen ein Glied der krystallinischen Schieferformation, und zwar speciell ein Aequivalent des Bojischen oder bunten Gneisses Gümbel's. Hr. Prof. Credner erklärt, dass er in Sachsen zu demselben Resultate gelangt sei, wie alle die zahlreichen, von ihm untersuchten Profile es erweisen. Auch er sieht im rothen Gneiss ein Glied der archäischen Formation. Im Gegensatz zu Laube aber glaubt er, dass der fragliche Gneiss kein bestimmtes Niveau einnehme, sondern nur eine der vielen Varietäten der Gesteine der Gneiss-Glimmerschiefer- Formation darstelle. Auch im Granulitgebirge trete dieses durch seinen Moscowitgehalt charakteristische Gestein auf. Hr. Prof. Stelzner bemerkt, dass Ansichten einer Freiberger Schule betreffend der Genesis der rothen Gneisse, nicht existiren, wie die unter einander abweichenden Ansichten Cotta’s und Müller’s bewiesen. Schon Cotta habe die Zugehörigkeit eines Theiles des rothen Gneisses zur archäischen Formation hervorgehhoben. Verbände man mit dem Worte Gneiss einen rein petrographischen Begrifi, so sähe er nicht ein, warum man nicht auch von Gneissgängen sprechen sollte. K. k, geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 13. Verhandlungen. al 224 Verhandlungen. Nr. 13 Herr Prof. Groth sprach über Natron-Orthoklas, der jüngst durch Dr. Förster in einem andesitischen Glase der Insel Pantellaria gefunden worden sei. Die Messungen hätten auf das Bestimmteste die monocline Form ergeben, die chemische Analyse eine Zusammen- setzung wie beim gewöhnlichen Orthoklas, nur dass das Kalium durch Natrium vertreten sei. Die Herren Grotrian und Stache, als Rechnungs-Revisoren, übergeben den von ihnen geprüften Rechnungs-Abschluss des Hrn. Dr. Lasard, dem die Gesellschaft unter Ausdruck ihres Dankes die Entlastung ertheilt. Hr. Geheimrath Hauchecorne legt eine Anzahl von der geo- logischen Landesanstalt herausgegebener Kartenblätter aus der Gegend von Berlin, sowie Lagerstättenkarten vor, welche von den preussi- schen Bergbehörden auf Antrag der Landesanstalt unter Benützung der Messtischblätter des Generalstabes angefertigt worden, vor, wäh- rend Hr. Geheimrath Beyrich 9 Sectionen derselben officiellen Karte, umfassend den Kyffhäuser mit seiner Umgebung, vorlegt und bespricht. Hr. Prof. Trautschold legt ein neues, von Kokscharow be- schriebenes Mineral aus dem Ural (Walujewit) vor. Dasselbe unter- scheidet sich chemisch nicht vom Xanthophyllit, und ist nach Kok- scharow rhombisch, aber mit monoclinem Formentypus, Derselbe machte ferner Mittheilungen über das Niveau des Spirifer mosko- wensis, sowie über die Uebergangsschichten zwischen Jura und Kreide in der Gegend von Moskau. Hr. Director Stöhr machte eine Mittheilung über die unter dem Namen „Tripoli“ bekannten Ablagerungen. Die sicilianischen Tertiär-Ablagerungen gliedern sich nach dem Vortragenden folgender- massen: Zu oberst liegen weisse Mergel mit Foraminiferen, eine Meeresbildung; darunter Gypse, Mergel und Kalke mit Schwefel- flötzen, eine Süsswasser-Ablagerung, darunter die sog. Tripoli, die- jenigen Gebilde, aus denen schon Ehrenberg seine Radiolarien be- stimmte. In einem tuffartigen Tegel zwischen der Schwefel-Abla- gerung und den Tripoli fand der Vortragende zahlreiche Foramini- feren, welche eine auffallende Uebereinstimmung mit denen des Badner Tegels zeigen, daher die Tripoli nicht mehr, wie bisher geschah, mit den Schwefel-Ablagerungen in eine Stufe gestellt werden dürfen. Hr. Dr. Hornstein legt künstliche Nachbildungen von Bunt- sandsteinplatten mit Fussstapfen von Karlshofen an der Weser vor. Hr. F. Karrer spricht über Tertiär-Foraminiferen von der Phi- lippinen-Insel Luzon. Es sind Nodosarien, Cristellarien, Polymor- phinen, Globigerinen ete., also Formen, die auf in ziemlich grosser Tiefe stattgefundene Ablagerungen hinweisen. Dieselben Formen kommen vor auf den Nikobaren, woher sie Schwager beschrieben, auf Java, Celebes, Borneo, weisen also auf ein grosses, von den Niko- baren bis Luzon sich erstreckendes Miocänmeer hin. Hr. Dr. Gottsche legt von Prof. Stelzner gesammelte Jura- Versteinerungen aus der argentinischen Republik vor. Dieselben be- weisen das Vorhandensein des Bajocien, Bathonien und Callovien in a un nn Nr. 13 Bericht vom 30. Sept. Th. Fuchs. 295 diesen Gegenden. Einige wenige Formen, wie Steph. Sauzei, stimmen mit europäischen Arten überein. Hr. Prof. Toula gab Beiträge zur Kenntniss der Grauwacken- zone der nördlichen Alpen. Ein ausfürlicher Bericht über seine diess- bezüglichen Untersuchungen wird im nächsten Hefte dieser Verhand- lungen erscheinen. Mit einigen geschäftlichen Mittheilungen und unter nochmaligem Ausdruck des Dankes an die Herren Geschäftsführer, dem sich die Gesellschaft anschliesst, wird hiermit von dem Vorsitzenden die all- gemeine Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft in Wien geschlossen. Eingesendete Mittheilung. Th. Fuchs. Ueber die Kräfte, durch welche die Meeres- sedimente von der Küste gegen die Tiefe zu bewegt werden. Man ist im Allgemeinen gewohnt, die Bewegungen, welche die Meeressedimente erleiden, ausschliesslich als einen Effect der Wellen- bewegung aufzufassen. Es ist nun allerdings richtig, dass die Thä- tigkeit der Wellenbewegung eine sehr in die Augen fallende ist; doch genügt eine einfache Ueberlegung, um zu der Ueberzeugung zu ge- langen, dass es neben derselben noch einen zweiten Factor gebe, der zwar weniger auffallend, doch in seiner Wirksamkeit wahrscheinlich viel tiefgreifender ist, und dieser zweite Factor besteht in den vor- übergehenden Aufstauungen, welche das Meer theils durch die Fluth- welle, theils in Folge von herrschenden Winden an den Küsten perio- disch erleidet. Stellt man sich nämlich vor, dass das Meer an einer Küste 10—20-—30‘ hoch aufgestaut werde, und solche Aufstauungen gehören an manchen Punkten keineswegs zu den Seltenheiten, so ist es doch klar, dass durch diese Aufstauung das hydrostatische Gleichgewicht vollkommen gestört ist, und sich in Folge dessen in der Tiefe eine Strömung entwickeln muss, welche von dem Punkte der grösseren zu dem Punkte der minderen Belastung, d. i. also von der Küste gegen die Meerestiefe zu gerichtet ist. Versucht man es, das Uebergewicht in Zahlen auszudrücken, welches durch die Aufstauung des Meeres um die vorerwähnten Be- träge an den Küsten entsteht, so erhält man so ungeheure Summen, dass es wohl klar ist, dass die auf diesem Wege in der Tiefe her- vorgerufene Gegenströmung ausserordentlich mächtig sein muss, und im Stande sein wird, nicht nur feinen Detritus, sondern auch grössere Blöcke in Tiefen zu bewegen, in denen sich der Wellenschlag niemals mehr fühlbar macht. Es geht aber aus dieser Darstellung hervor, dass die Wirksam- keit des Wellenschlages überhaupt nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt, der massgebende Factor bei der definitiven Anord- ale 996 Verhandlungen. Nr. 13 nung des Detritus-Materials hingegen einzig und allein in den periodisch eintretenden grössten Wasseran- stauungen zu suchen ist. Die nachfolgenden beiden Skizzen mögen dazu dienen, das Eben- gesagte zu verdeutlichen. Fig. 1 stellt den Meeresspiegel im Ruhe- zustand dar, bei a sieht man groben Detritus mit Blöcken in Form einer Schutthalde angehäuft, b hingegen stellt den feinen Tiefsee- schlamm vor. Fig. 1. In Fig. 2 sieht man den Meeresspiegel in Folge eines Sturmes niedergedrückt und die Wassermassen gegen die Küste zu getrieben, Fig. 2. NA TREN IIEr wo sie eine mächtige Anstauung bilden. Es hat sich in Folge davon an der Küste in der Tiefe eine Gegenströmung entwickelt, welche den angehäuften Schuttkegel niedergedrückt und gegen die Tiefe zu über den feinen Tiefenschlamm hinübergeschoben hat. Reise-Berichte. A. Bittner. Das Alpengebiet zwischen Vicenza und Verona. Da das Gebiet von Vicenza und Verona bis zu den Gebirgen im Süden des Kessels von Reeoaro und bis zu den Thälern der Ala Nr. 13 Bericht vom 30. Sept. A. Bittner. 2927 und Etsch nahezu zum Abschlusse gebracht ist, erlaube ich mir, über das Gesehene kurzen Bericht zu erstatten. Das tiefste hier auftretende Gebirgsglied sind bekanntlich die nahezu versteinerungsleeren, für liasisch gehaltenen Dolomite, die in den tiefen Einrissen des Etschthales, des Val Ronchi und in den recoarischen Gebirgen von der Cima Tre croci an durch den Kessel von Campo d’Albero bis San Quirico im Val d’Agno und über den Sattel nördlich von der Scandolara durch Val Zuccanti bis gegen Pieve bei Schio auftreten. Ausserdem ist nur noch ein Thaleinriss tief genug, um die Dolomite auf eine bedeutendere Strecke hin zu erreichen, nämlich der des Torrente Ilasi, in welchem sie bereits oberhalb Tregnago auftauchen und im ganzen oberen Verlaufe des Thals, sowie seiner beiden Quellthäler, Val Roal und Val Rivolto, in grosser Mächtigkeit aufgeschlossen sind. Hier in dem obersten wilden, schon auf österreichischem Gebiete gelegenen Theile des Val Rivolto dürften auch schon rhätische Schichten erreicht sein, wenigstens fanden sich in losen Blöcken einzelne Hohldrücke von Gastropoden, ähnlich dem Turbo solitarius. Sonst wurde in der ganzen Masse der Dolo- mite nirgends etwas gefunden, ausser am Mte. Porto bei Campo Fon- tana, wo Steinkerne von Brachiopoden und Gastropoden nicht selten sind; dieses Vorkommen gehört bereits den obersten Horizonten des Dolomits an. Ueber den Dolomiten liegt allenthalben der „graue Kalk“, wie jene mit ebenfalls beschränkter oberflächlicher Verbrei- tung, auf die tiefen Schluchten angewiesen, an zahlreichen Stellen die Pflanzen von Rotzo und Rovere di Velo führend, in deren unmittel- barer Nähe sich zumeist Bänke der Terebratula Rotzoana einstellen. Die tieferen Schichten des „grauen Kalkes“ sind oft Oolithe. Die nächsthöhere Etage, die sich über eine grössere Erstreckung fest- halten lässt, sind mächtige Kalkmassen, welche zum Theil hellgefärbt und oolithisch, zum Theil mergelig und mit Mergeln wechsellagernd sich allerorten durch grossen Reichthum an Echinodermen-Trümmern auszeichnen, insbesondere an vielen Stellen ganze Bänke von Penta- erinitenstiel-Gliedern, sowie in den Mergeln kleine Cidariten und Rhynchonellen führen, die man hie und da auch lose findet. Diese „gelben Kalke“, die wohl so ziemlich das Niveau der Rhyncho- nella bilobata und Terebratula curviconcha - Schichten Südtirols ein- nehmen werden, bilden zumeist die oberen Ränder der felsigen Schluchten und ihre obersten Schichten führen an einer Stelle eine grosse Anzahl von verkieselten Corallen. Ueber ihnen folgt durch- gehends der „Amzmonitico rosso*, welcher da, wo die Kreide fehlt, auf grosse Strecken hin die Oberfläche bildet, auffallend durch seine eigenthümlichen Verwitterungsformen und überall als Baustein in Verwendung. Ob derselbe mehrere Faunen umfasst, wie es wenig- stens für einzelne Stellen, z. B. für die Umgebung von Erbezzo wahr- scheinlich, wird wohl die Untersuchung der gesammelten Ammoniten zeigen; der Horizont der Terebratula diphya ist jedenfalls überall, zum Theil schon durch Farbe und Structur verschieden, darin mit- vertreten und bildet stellenweise einen ganz allmäligen Uebergang zu den Kalken der unteren Kreide. Campofontana, Velo, Chie- sanova, Erbezzo, sowie die Alpenweiden von Spiazzoi bis gegen 298 Verhandlungen. Nr. 13 Val Fredda hinüber sind die hauptsächlichsten Punkte der aus- gedehnten Oberflächen-Verbreitung des „Ammonitico rosso“. Weit be- schränkter ist die Kreide, bezüglich derer sich allgemein die Tren- nung in Biancone und Scaglia rossa durchführen lässt. Der Biancone bedeckt die grösste Oberfläche in einer Zone, die von Tregnago-Bolca über Centro-Saline und Üerro gegen West sich verschmälert und er- streckt sich von da auf der Höhe der einzelnen Kämme und Rücken nach Nord, am zusammenhängendsten im Gebiete zwischen Torrente Illasiı und dem Höhenzuge von Chiesanova, wo er beinahe ununter- brochen bis zu dem hohen Gipfel des Mte. Tomba reicht, ja noch weiter im Nord die Kuppen der Cima degli Sparavieri und Cima Mez- zogiorno dicht über Val Ronchi bildet. Der Biancone ist die Unter- lage der ausgedehnten Alpenweiden der Lesinischen Berge. Viel be- schränkter im Auftreten und in auffallender Weise an das Tertiär gebunden ist die Scaglia rossa.. Wo die Tertiär-Ablagerungen ver- schwunden sind, da fehlt zumeist auch die Scaglia, und das gilt in geringerem Grade selbst für den Westen, wo dieselbe in einer Art und Weise ausgebildet auftritt, welche der Facies des Ammonitico rosso vollkommen entspricht, d. h. als Knollenkalk mit Ammoniten, Echiniden etc. Dieses Vorkommen der Scaglia ist auf den Westen des Val Pantena beschränkt, und hier liefert sie in den Umgebungen von Prun, Santa Anna, Brioneo und ganz insbesondere auf den Höhen ober S. Giorgio die prachtvollsten Bausteine, welche im ganzen Ge- biete zu treffen sind. Das Tertiär ist bekanntlich im Osten am mächtigsten entwickelt und gegen Westen verlieren sich sehr bald seine obersten Glieder, die Schichten von Schio und Castelgomberto, und sind die Priabona-Schichten nur noch sehr beschränkt und nicht viel ausgedehnter Basalte vom Alter des Faldobasaltes anzutreffen. Die unteren eigentlichen Nummulitenkalke dagegen bilden fast überall die letzten Ausläufer der einzelnen Höhenzüge und erstrecken sich von da verschieden weit in nördlicher Richtung, nehmen sogar in der Nähe Verona’s wieder eine sehr bedeutende Mächtigkeit an, und im Gebiete zwischen Val Pantena und Torrente Progno di Fumane ist auch der untere 'Tuff- und Basalthorizont, die Sch. v. Spilecco, wieder unerwartet mächtig entwickelt. Ein eigenthümlicher Umstand ist das Auftreten halbkrystalli- nischer dolomitischer Gesteine unmittelbar unter dem Biancone. Es fällt schon im Agnothale stellenweise dieses Vorkommen auf; weit allgemeiner ist es im Thale des Chiampo von San Pietro Mussolino aufwärts, und hier liegt oberhalb Crespadoro unmittelbar über sol- chem Gesteine ein kleiner Aufschluss rothen und weissen Ammoniten- Kalkes mit Terebratula diphya. Im Tremegnathale und ober Tregnago beginnt unter dem Biancone dieses Gestein sich ebenfalls einzustellen, und im Westen und Nordwesten von Bolca bildet es ausgedehnte ötrecken der Oberfläche. Hier kann man sich an mehreren Stellen davon überzeugen, dass ein petrographischer Uebergang in den weissen Kalk des Bian- cone stattfindet; an einer Stelle bei Pernigotti lässt sich in einer und derselben Bank in einer Distanz von nur 3 Fuss der Uebergang Nr. 13 Bericht vom 30. Sept. A. Bittner. 229 schönen dichten weissen Kalks der Zone der Terebr. diphya in das gelbe dolomitische Gestein verfolgen, und gar nicht weit davon trifit man, aus den grauen Kalken aufsteigend, an der Stelle, wo zwischen diesen und dem Biancone der „Ammonitico rosso“ liegen sollte, dasselbe dolo- mitische Gestein, das hier ziemlich genau die Farbe und knollige Structur des rothen Kalks beibehalten hat, in dem aber jede Spur eines Fossilrestes fehlt. Ganz in der Nähe steht im gleichen Niveau der gewöhnliche rothe Ammonitenkalk an. Es kann also tbatsächlich nicht dem geringsten Zweifel unterliegen, dass hier auf ziemlich aus- gedehnte Strecken hin Theile des oberen Jura und der unteren Kreide durch ein fossileres dolomitisches Gestein, welches man „Pie- tra pura“ nennt, vertreten, resp. dass die normalen Juragesteine in einen Dolomit umgewandelt sind, denn das Auftreten macht ganz den Eindruck, als sei die Beschaflenheit der Pietra pura Folge einer nach- träglichen Umwandlung. Nicht uninteressant ist, dass auch die zu- nächst unter den „grauen Kalken“ liegenden „liassischen Dolomite“ weit mehr an diese oberjurassischen erinnern, als an irgendwelchen Dachstein-Dolomit. Der Bau des aus den genannten Elementen zusammengesetzten (zebirges ist, wie von einem sanft gegen Nord ansteigenden Plateau- lande zu erwarten, ein sehr einförmiger, und Störungen von grösserer Bedeutung sind nur an den Rändern im NO und W zu verzeichnen. Im NO gegen die recoarischen Gebirge hin ist eine tiefer lie- gende, vorzüglich nur aus Tertiär und Kreide gebildete und eine nördlich davon steil sich erhebende, besonders aus Dolomit bestehende Region scharf durch Brüche von einander geschieden. Der Jura fehlt hier nahezu ganz, da er in der südlichen Hälfte nicht oder nur wenig aufgeschlossen, in der nördlichen dagegen zum grössten Theile bereits abgetragen ist. Ueber die Natur dieser Störungen erhält man an einer Stelle wenig weiter in West, wo sie nicht von Brüchen begleitet sind, den besten Aufschluss. Es ist das im tiefen obern Einrisse des Val Chiampo ober Crespadoro. Hier zeigt sich, dass die gesammte, im Süden flach liegende Schichtmasse, an einer gewissen Linie angelangt, plötzlich sich steil aufrichtet, und dass im Norden darunter der Dolomit sich heraushebt. Diese Aufrichtung geht stellen- weise bis zur vollständigen Ueberkippung, so bei Langri oberhalb Crespadoro. An dieser Stelle macht die ausserordentlich tief eingrei- fende Auswaschnng des Kessels von Campo d’Albero jeder weiteren Beobachtung ein Ende, aber noch ein wenig weiter gegen Westen vorrückend trifft man am Mte. Spitz bei Campo Fontano dieselben steil aufgerichteten Schichten des Jura, darunter den Dolomit des Mte. Porto, und jenseits dessen auf den Gipfeln des Mte. Alba und Dinanzi abermals den Jura in vollkommen horizontaler Lagerung, so dass sich die ganze Störung in der Lagerung im Wesen als eine ge- waltige knieförmige Beugung der ganzen Gebirgsmasse herausstellt, welche die Ursache des Auftretens der Dolomite in dem hohen Niveau der Gebirge von Recoaro und Vallarsa ist. Weiter nach Westen findet sich die Fortsetzung dieser Erscheinung noch an der Kette zwischen Val Roal und Val Rivolto, aber der Mte. Malera zeigt ge- rade nur noch die beginnenden Anfänge dieser Aufwölbung und am 230 Verhandlungen, Nr. 13 Castelbert stehen die Juramassen des Südens und die Dolomite im Norden des Val Ronchi einander völlig unvermittelt gegenüber, da die Aufbeugungsstelle selbst durch die Aushöhlung des Val Ronchi entfernt zu sein scheint. Während man auf dem Höhenrücken von Velo fortschreitend gegen Nord allmählig die grössten Höhen der Lesinischen Berge er- reicht, bis man mit einem Male vor der kolossalen Ronchischlucht steht, beginnt weiter im West innerhalb des Plateau’s selbst die ver- her erwähnte Erscheinung der Aufwölbung der Schichten sich genau wie früher zu wiederholen, und zwar in einer Linie, die etwa bei Tinazzi O. ausgehend, über Scandolo und Bosimo läuft und weiterhin im Südabfalle des Corno Mozzo und Corno d’Aquiglio einen sehr scharfen Ausdruck erhält. Es ist eine plötzliche, sehr steile, von O gegen W an Intensivität zunehmende knieförmige Beugung der Jura- schichten bemerkbar, die am Mte. Aquiglio nahezu den Charakter eines Bruchs annimmt. Ausser diesen bedeutenderen, in annähernd westöstlicher Richtung verlaufenden Faltungen ist eine ganze Reihe von Brüchen in der Richtung NS nachweisbar, welche eine öftere Wiederholung der Schichtreihe zur Folge haben. Ihr Charakter ist der wenig bedeutender, in südlicher Richtung sich ausgleichender Absitzungen, an denen meist im Niveau wenig differente Horizonte, so Biancone gegen Ammonitico rosso, Biancone gegen „gelben Kalk“, Tertiär gegen Biancone etc. an einander stossen. Sie nehmen ins- besondere gegen den Nordabfall des Plateau’s sehr an Häufigkeit zu und sind wohl nur Folgen von Unterwaschung und Auslaugung tie- ferer Horizonte. Eine ganz unerwartete Störung endlich tritt im W und SW gegen das Etschthal hin auf. Hier sind nämlich die beiden ganz fremdartig am Rande des Plateau’s sich erhebenden Züge des Mte. Pastello und Mte. Pastellette aus steil aufgerichteten Jura- schichten gebildet, an deren Fuss sich ebenso steilgestellt die jün- geren Bildungen anlehnen, um schon in ganz geringer Distanz gegen SO vollkommen horizontal zu liegen. Aber selbst zwischen die steilaufgerichteten Schichten der beiden Berge schiebt sich ein schmaler Streifen vollkommen horizontal liegenden Gebiets ein, und es ist klar, dass man es hier mit einem förmlichen Zerfallen der ganzen Masse in schmale, durch südnördlich verlaufende Brüche geschiedene Streifen zu thun habe, die tektonisch vollkommen unabhär'gig von einander sind. Diese Erscheinung steht überdiess in einem sehr auffallenden Gegensatze zu der ganz regelmässigen und ungestörten Lagerung des Gebirgs jenseits der Etsch. Ohne bisher auf einen Vergleich der dies- und jenseits der Linie Schio-Vicenza vorhandenen Eocänbildungen eingehen zu können, möge doch schon hier die Vermuthung ausgesprochen sein, dass zwi- schen den beiderseitigen Ablagerungen vollkommene Parallelität herrsche, dass alle Horizonte, von den ältesten bis zu den jüngsten, hier wie dort vertreten seien. Zu dieser Vermuthung berechtigt wohl vor Allem die vollständige Concordanz zwischen Kreide und Tertiär, die im Osten der Schiolinie bei Weitem evidenter ist, als im Westen, ferner die Uebereinstimmung der unteren Kalke und ihrer Nummu- litenfaunen in beiden Gebieten, endlich auch der Umstand, dass auch DE Nr. 13 Bericht vom 30. Sept. F. Teller. 231 im Osten der Schiolinie der Spilecco-Horizont nicht gänzlich fehlt, sondern wenigstens andeutungsweise, vielleicht auch in ganz abwei- chender Ausbildung vertreten ist. Die Linie Schio-Vicenza ist die auffallendste Erscheinung im Baue des Gebirges im ganzen unter- suchten Gebiete. Im Westen von ihr ist das Gebirge verhältniss- mässig weniger gestört, ausgedehnter und freier nach Süden vortre- tend, gleichsam ausgestreckt, im Osten dagegen ist Alles gegen den Rand hin zu einer ungeheuren knieförmigen Falte zusammengebogen, von der nach Süd die gesammten Massen unter der Ebene verschwinden. Ein vollkommenes Analogon dieser grossen Störungslinie von Schio, deren Fortsetzung offenbar der Torrente Gogna bildet, scheint — in viel kleinerem Masse und desshalb deutlicher — das Verhältniss zwi- schen beiden Ufern der Etsch in der Nähe von Peri zu sein, wo rechts die völlig ungestörten Dolomite und Juraschichten flach gegen Süden sich ausstrecken, links dagegen die horizontalen Schichten des Plateau’s der Lesinischen Berge im Corno Aquiglio plötzlich eine ganz unerwartete knieförmige Beugung machen und am Fusse des Aquiglio im Süden wieder ungestört und flach nach Süden abfallend weiter fortsetzen. Denkt man sich nun die Massen am linken Ufer der Etsch nur ein wenig gesenkt und das Etschthal bis zu einer ge- wissen Höhe mit Alluvionen erfüllt, so ergibt sich genau dasselbe Verhältniss zwischen den Bildungen beider Ufer, wie zwischen den Bildungen im Osten und Westen der grösseren Störungslinie von Schio-Vicenza. F. Teller. Aufnahmen im oberen Oetz- und Passeier- thale. T. Den ersten Theil meiner Arbeitszeit habe ich auf das höhere Gebirgsland im Westabschnitt des mir zur Aufnahme zugewiesenen Blattes Sölden und St. Leonhard bis an die Pitzthaler Fernerregion, also das oberste Thalgebiet der Oetzthaler Ache, verwendet. In diesem Gebiete lassen sich zwei grosse, in ihrer petrographischen Entwicklung auffallend verschiedene Gesteinsgruppen unterscheiden: Im NW, das Venter- und Gurgler-Thal und den sie trennenden, grösstentheils ver- gletscherten Hochrücken umfassend, eine Zone von Gneissen, Grmneiss- phylliten und Glimmerschiefern mit untergeordneten Amphibol-Ge- steinen, im SO eine bunte Reihe verschiedenartiger Schiefergebilde im lebhaften Wechsel mit Hornblende und Granaten führenden Gesteinen, Kalkglimmerschiefern, Bänderkalken und reinen Marmoren, welche die rechtsseitigen Zuflüsse der Gurgler Ache vom Königsthal bis zum Langthal, etwa von der Mitte ihres Verlaufes an, verquert und über den nur durch einzelne Felsriffe unterbrochenen Eiskamm in’s Pfel- dersthal und obere Seebenthal fortsetzt. Die nordwestliche breitere Zone, welche aus dem Venterthal über das von der Wildspitze beherrschte Gletscher-Revier nordwärts in’s Pitzthal fortläuft, zeigt in ihrer Gesteins-Entwicklung eine ungewöhn- liche Einförmigkeit, zugleich aber in den Textur-Variationen eine so grosse Unbeständigkeit, dass eine petrographische Gliederung zum K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 13. Verhandlungen. 32 232 Verhandlungen. Nr. 13 Zwecke der kartographischen Ausscheidung auf erhebliche Schwierig- keiten stösst. Den verbreitetsten Gesteinstypus bilden diekbankige, graue, fein parallelschuppige Gneisse, vorwiegend Biotit führend, mit unregel- mässigen Schnüren und Linsen von weissem Quarz, welche einerseits in harte Felsite mit spärlichen Glimmerschuppen, andererseits in leicht verwitternde phyllitische Gesteine mit grösseren zusammenhän- genden Membranen von verschieden gefärbtem, oft talkigen Glimmer übergehen. Wo sie sich zu echten Glimmerschiefern entwickeln, treten gewöhnlich Granaten und schwarze Turmaline als accessorische Ge- mengtheile auf, so auf dem Kamme zwischen Gurgl und Vent. Mit den Biotit führenden, Feldspath-armen, feinkörnigen und feinschuppigen Gneissen und ihren phyllitischen Abänderungen wech- sellagern an mehreren Punkten, aber immer nur in Zügen von ge- ringer Mächtigkeit und geringer horizontaler Erstreckung, licht ge- färbte, Feldspath-reiche Gneisse mit vorherrschend weissem Glimmer und grobflaseriger oder porphyrischer Structur. Hieher gehören die weissen Flasergneisse an dem Zusammenfluss der Rofener und Nieder- thaler Ache bei Vent, die wiederholten Züge von Flaser- und Augen- gneiss zwischen Vent und Winterstall, die als Knoten- und Augen- gneisse entwickelten Gesteine im oberen Rettenbachthale bei Sölden, von wo sie über den Karlskogel in’s Pitzthal hinüberstreichen, und die plattigen, pegmatitischen Gneisse im oberen Windachthal. Die Hornblende-Gesteine dieser Schichtgruppe, gewöhnlich dunkle dichte Hornblendeschiefer und flaserige Hornblendegneisse erreichen südlich von Sölden nirgends mehr eine grössere Mächtigkeit; sie treten gewöhnlich zusammen mit den felsitischen Varietäten der Bio- titgneisse auf, oder begrenzen als schmale Randzonen die pegmatiti- schen Gneisse. Viel mannigfaltiger sind die Gesteins-Abänderungen im Bereiche der zweiten, im SO folgenden Zone, in welcher wir unschwer die Aequivalente jenes scharf charakterisirten Ablagerungs-Complexes wieder erkennen, den Hr. Oberbergrath Stache bei der Horizon- tirung der paläolithischen Bildungen der Ostalpen als „Kalkphyllit- Gruppe“ ausgeschieden hat. Granaten-Glimmerschiefer, Strahlstein- schiefer, knotige Talkschiefer und Gesteine vom Charakter des Thon- glimmerschiefers wechsellagern mit mannigfaltigen Amphibolgesteinen und verschiedenen, gewöhnlich Glimmer führenden, kalkigen Sedi- menten, und zwar in so lebhafter Weise, dass Profile von den beiden Thalseiten desselben Gletscherbettes schon erhebliche Modificationen in der Schichtfolge aufweisen. In dem nordwestlichen Theile dieser Schichtreihe, noch im Bereiche der gegen das Gurgler Thal abdachenden Gletscher-Region zwischen Verwall- und Langthaler-Ferner erscheinen die Kalke und Kalkglimmerschiefer nur als schmale Bänder in einem ausgedehnten Schiefer-Complex; erst jenseits des Kammes, von dem man in das Pfeldersthal absteigt, schwellen sie zu grösserer Mächtig- keit an. An dem vom Langthaler Joch nach Lazins abfallenden Steil- gehänge sind senkrechte Kalkwände von mehr als 100 Meter Höhe entblösst, zwischen welche sich, als schmale, mit Gras-Vegetation be- deckte Terrassen weithin sichtbar, zahlreiche Züge von Granaten- a 5 Nr. 13 Bericht vom 30. Sept. F. Teller. 9233 Glimmerschiefer und Hornblende-Gesteinen einschalten. Schiefer und Kalke greifen hier in so auffallender Weise in einander, sich ver- drängend und wechselseitig auskeilend, dass sie nur als gleichwerthige Facies eines Ablagerungs-Complexes gedeutet werden können. Die mächtigen Kalkmasse der Hochweisse und des Lodener Spitz in der Texel-Gruppe liegen in der unmittelbaren Fortsetzung dieses Gesteinszuges. Die tektonischen Verhältnisse geben in dem in Rede stehenden Gebiete wenig Anhaltspunkte für eine specielle stratigraphische Glie- derung. Im Gebiete der Venter Ache und ihrer beiden Quellflüsse stehen die Schichten senkrecht oder sind wenigstens unter sehr steilen Winkeln aufgerichtet. Erst in dem zwischen dem Venter- und Gurgler-Thal gegen Zwieselstein vorgeschobenen Gebirgsrücken beob- achtet man flachere Neigungswinkel bei NNW-Einfallen. Die ganze mächtige, nach SO folgende Schichtreihe vom Gurglerthal bis in’s Pfeldersthal einerseits, und vom Mutmalkamm bis in’s Pfossenthal an- dererseits zeigt, von untergeordneten Modificationen, welche mit localen Abweichungen von der allgemeinen Streichungsrichtung zusammenhängen, abgesehen, dieselbe tektonische Anordnung, so dass die Gesteine der durch ihre petrographischen Merkmale scharf charakterisirten Kalk- phyllit-Gruppe concordant die ältere Gneissphyllit-Gruppe unterlagern. Obwohl über die Fortsetzung dieser Profile in südöstlicher Richtung noch keine Daten vorliegen, scheinen mir doch die eben bezeichneten Lagerungs-Verhältnisse nur unter der Annahme erklärlich, dass die jüngeren Kalkphyllite dem älteren Gneisscomplex in einer schief nach NNW geneigten Falte eingeschichtet sind. Mit dieser Voraussetzung steht auch die Thatsache in Uebereinstimmung, dass im unteren Schnalser- und Zielthal mit derselben Fallrichtung Augen- und Kno- tengneisse mit phyllitischen Zwischenschichten auftreten, welche nach den Untersuchungen des Hrn. Oberbergraths Stache der oberen Ab- theilung der Gneissphyllit-Gruppe äquivalent sind. u. Im weiteren Verlaufe meiner Excursionen hatte ich Gelegenheit, die Grenze zwischen den Gneissen, Gneissphylliten und Glimmerschiefern des Gurgl-Venter Thales und der jüngeren, durch Einlagerungen von krystallinischen- und Bänderkalken charakterisirten Schichtgruppe nordostwärts weiter zu verfolgen, Sie verläuft über Schönau und die nördliche Abdachung des Gürtelwand- und Schwarzspitz-Kammes gegen die Morer-Spitze und dann in eine rein ostwestliche Strei- chungsrichtung umbiegend durch das obere Lazzager Thal über den Staudenberggrat nach St. Magdalena bei Ridnaun. Die in ihrer petro- graphischen Ausbildung wenig variirenden Granaten-Glimmerschiefer, welche schon in der Ferner-Region südlich von Gurgl einen wichtigen Orientirungshorizont für den Schichtcomplex der Kalkphyllit-Gruppe abgeben, schwellen nach NO zu bedeutender Mächtigkeit an und ver- queren in einer breiten Zone das obere Passeier zwischen Schönau und Unter-Prisch, um über den von der Schwarzseespitz auslaufenden schroften Gebirgskamm, nach Osten noch die Gleckspitze und Hohe 32* 234 Verhandlungen. Nr. 13 Verse umfassend, in's Ridnaunthal fortzusetzen. In den Bereich dieser Zone, speciell in die quarzreichen Abänderungen des Schiefercom- plexes, theils Quarzit-Glimmerschiefer, theils reine Quarzite, fallen die reichen Lagerstätten des Schneeberger Erzreviers. Die schönen Hornblendegesteine, welche im Gaisberg- und Rothmoosthale mit diesen Schiefern wechsellagern, treten hier in derselben Mannigfaltig- keit auf, in reichster Entwicklung zwischen Gasteig und dem See- wirthshause, wo sie wiederholte schmale, durch schieferige Zwischen- mittel getrennte Züge bilden, welche der allgemeinen Streichungs- richtung parallel vom Draunsberg zum Kreuzjoch verlaufen. Ein besonderes Interesse als Leitfäden für die Erkenntniss der tektonischen Anordnung des gesammten Schichten-Materiales bean- spruchen die kalkigen Sedimente dieses Ablagerungs-Complexes. Sie bilden im Allgemeinen zwei parallele, im Osten durch die mächtigere Entwicklung der Granaten führenden Schiefergesteine auseinander- gedrängte Züge: einen nördlichen, welcher sich aus den Vorkomm- nissen des Rothmoos-, Gaisberg- und Verwallthales, den Bänderkalken des Rauhen Jochs und Draunsberges, und den grobkörnig-krystallini- schen Kalken, die von. der Gürtelwand über den Weissen Pfaff zur Schwarzseespitz streichen, zusammensetzt, und einen südlichen, wel- cher an dem Steilabfall des Langthaler Joches beginnend dem ganzen Nordgehänge des Pfeldererthales entlang bis zur Kalkklippe nördlich von Unter-Prisch verfolgt werden kann, in der Hohen Kreuzspitze als eine isolirte linsenförmige Masse wieder auftaucht und dann nach abermaliger Unterbrechung mit allmählig zunehmender Mächtigkeit das Nordgehänge des ostwestlich verlaufenden Ratschingsbaches be- gleitet, und an der Mareither Spitze endet. Die Basis dieses südlichen Kalkzuges bilden im Pfeldererthal sowohl, wie im Ratschingsthal dickbankige Gneisse mit lichtem Quarz- Feldspath-Bestandtheil, vorherrschend dunklem Biotit in grösseren glänzenden Schuppen und spärlichem weissen Glimmer, welche nach SO in den Zuflüssen des Pfeldererbaches und im Westabschnitt des Jaufenkammes in schieferige Gesteinstypen, häufig mit grünem tal- kigen Glimmer übergehen. Granaten, zu denen sich hie und da schwarze Turmalinsäulen gesellen, spielen auch in diesen Gesteinen als accessorische Bestandtheile eine bedeutende Rolle. Als unter- geordnete Einlagerungen erscheinen schieferige und massige Horn- blende-Gesteine, die von Moos thalabwärts, längs der Passeier, an mehreren Stellen in grösserer Mächtigkeit entblösst sind. Im Valtmar- und Varmazonerthal, sowie auf dem Wege von Moos nach St. Leon- hard erhält man Profile durch diese Schichtreihe, welche in unserem Gebiete das tiefste Niveau der als Kalkphyllit-Gruppe zusammen- gefassten Schichtfolge bezeichnen dürfte. Der im SO von St. Leonhard liegende Gebirgsabschnitt bis zu dem von der Hochwartspitz beherrschten Kamme, in welchem neben grauen Gneissen und Gneissphylliten eine breite, vom Plattnerberge gegen den Ausgang des Fahrtleisthales streichende Zone von Augen- und Knotengneissen zur Entwicklung kommt, scheint bereits die obere Abtheilung der Gmneissphyllit-Gruppe zu repräsentiren. Nr. 13 Bericht vom 30. Sept. Einsendungen f. d. Bibliothek. 235 Eine besondere Aufmerksamkeit wurde den jüngsten Ablagerungen dieses Hochgebirgs-Terrains, dem Moränen-Material der quaternären Gletscher zugewendet. In den oberen Thalverzweigungen finden wir nirgends grössere Depots, wohl aber überall die unverkennbaren Spuren alter Gletscherbewegung in ihren charakteristischen Erschei- nungsformen, im grossartigsten Massstabe wohl im oberen Gurgler- und Venterthal, besonders längs der Rofener Ache, deren steile Thal- wände bis an die zerklüfteten Kämme hinauf in colossale, schild- förmig abgeschliffene Buckel mit tiefen, der Thalrichtung parallelen Erosionsfurchen umgewandelt sind. Das aus diesen mächtigen mecha- nischen Wirkungen resultirende Gesteinsmaterial finden wir in grös- seren Massen 'erst in den tieferen Thalregionen mit geringerem Ge- fälle, entweder erweiterte Thalterrassen ausfüllend, wie im Oetzthale bei Sölden, oder in stufenförmiger Vertheilung die Thalgehänge be- deckend, wie am Ausgange des Pfeldererbaches und längs der mitt- leren und unteren Passer. In diesem Gebiete erscheinen diese Ab- lagerungen unter solchen Mächtigkeits- und Verbreitungs-Verhält- nissen, dass ihre kartographische Ausscheidung einem vollständigen geologischen Bilde kaum mehr fehlen darf. Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separatabdrücke. Eingelangt vom 1. Juli bis Ende September 1877. D’Achiardi Antonio. Minere di mercurio in Toscana e considerazioni gene- rali sulla genesi loro. Pisa 1877. (6068. 8.) Alth A. Dr. Sprawozdanie o kamykach w Uhrynie. Krakau 1877. (6077. 8.) Catalog der Bibliothek der k. geologischen Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin. 1876. (6097. 8.) Cataloge über die Sammlungen des Hın. Bayern in Tiflis von Mineralien und Gebirgsarten aus dem Kaukasus, Persien und den asiatischen Provinzen d. Türkei. (2103. 4.) Cotta B. von. Geologisches Repertorium. Leipzig 1877. (6098. 8.) Curioni G. Geologica applicata delle provincie Lombarde. Parte I e 11. Milano 1877. (2108. 4.) (6095. 8.) Dana E. S. On the optical Charakter of the Chondrodite of the Tilly foster Mine, Brewster, N. Y. 1876. (6083. 8.) Deffner Carl. Der Buchberg bei Bopfingen. Stuttgart 1870. (6091. 8.) Doelter C. Dr. Ueber die Eruptivgebilde vom Fleims, nebst einigen Bemer- kungen über den Bau älterer Vulcane Wien 1876. (6089. 8.) Dokoupil W. Das Eisen als Baustoff. Ein Beitrag zur Kenntniss der Bau- materialien, Bistritz 1877. (6087. 8.) Drasche R. von Dr. Die Insel Reunion (Bourbon) im indischen Ocean. Wien 1878. (2109. 4.) Falb R., Gedanken und Studien über den Vulcanismus ete. Graz 1875. (6094. 8.) Feistmantel Carl. Die Eisensteine in der Etage D des böhmischen Silur- gebirges. Prag 1876. (2107. 4.) Fraas Oscar Dr, Aötosaurus ferratus Fr. Die gepanzerte Vogel-Esche aus dem Stubensandstein bei Stuttgart. 1877. (2110. 4.) Grad Charles M. Notice sur les grottes de cravanche et l’'homme prehisto- rique en Alsace. Colmar: 1877. (6076. 8.) Hayden E. V. The Grotto Geyser of the Yellowstone national Park, Washing- ton 1877. (117. 2) 236 Verhandlungen. Nr. 13 Jack. R. Land, Etheridge R. On Plants in the Lower old Red Sandstone of Seottland. 1877. (6074. 8.) Jendrässik A.E. Das neue physiologische Institut an der Universität zu Buda- pest 1877. (2111. 4.) Jicinsky Wilh. Der Zusammenhang der mährisch-schlesischen und der preus- sisch-schlesischen Kohlenformation. Wien 1877. (6073. 8.) Koch 6. A. Dr. Ueber Eiskrystalle in lockerem Schutte. Stuttgart 1877. (6069. 8.) Koller Ludw. Die Waldbodenstreu und ihre Ersatzmittel für landwirthschaft- lichen Dünger. Brünn 1377. (6088: 8.) Krause A. Die Fauna der sogenannten Beyrichien- oder Choneten-Kalke des norddeutschen Diluviums. Berlin 1877. (6072. 8.) Lehmann J. Die pyrogenen Quarze in den Laven des Niederrheins. Bonn 1877. (6085. 8.) Lossen K A. Kritische Bemerkungen zur neueren Taunus-Literatur. Berlin 1877. (6090. 8.) Ludwig Rudolf. Fossile Crocodiliden aus der Tertiärformation des Mainzer Beckens. Cassel 1877. (2104. 4.) Möller V. Geologische Skizze der Umgebung des Alexandrowsker-Werkes im Ural. Petersburg 1876. (6071. 8.) Muspratt’s theoretische, praktische und analytische Chemie. Bd. V. Lieferung 21-24. (2000. 4.) Orth A. Dr. Die Schwarzerde und ihre Bedeutung für die Cultur. Halle 17. (2106. 4.) — — Bericht über die Bodenarten und bez. geologischen Karten auf der Weltausstellung zu Wien 1873. Berlin 1874. (6079. 8.) — — Landwirthschaftliche Beziehungen der geographischen Ausstellung zu Paris vom 15. Juli bis 15. August 1875. Leipzig 1876. (6080. 8.) — — Beiträge zur Meereskunde. Berlin 1875. (6081. 8.) — — Ueber einige Aufgaben der wissenschaftl. Meereskunde. Berlin. (6082. 8.) Peinlich R. Dr. Geschichte der Pest in Steiermark. Graz 1877. (6092. 8.) Posepny, Fr. Zur Genesis der Salzablagerungen, besonders jener im nord- amerikanischen Westen. Wien 1877. (6078. 8.) Schenzl, Guido Dr. Beitrag zur Kenntniss der magnetischen Verhältnisse im südöstlichen Ungarn. München 1875. (6070. 8.) Senft F. Dr. Synopsis der Mineralogie und Geognosie. Ein Handbuch für höhere Lehranstalten. Hannover 1876. (6096. 8.) Stefani Carlo de. Geologia del Monte Pisano. Memoria Roma 1877. (2105. 4.) Strasser P. G. Mittlere Oerter von Fixsternen, bezogen auf das mittlere Aequinoctium 1870. 0. Kremsmünster 1877. (6075. 8.) Washington. Annual Report of the Chief of Engineers of the Secretary of War for the Year 1876, Part I, II, III. (5329. 8.) Weis E. Ueber die Entwicklung der fossilen Floren in den geologischen Perioden. Berlin 1877. (6084. 8.) Wheeler M. Report upon geographical and geological Explorations and Sur- veys West of the 100:th. Meridian. Zoology V. Washington 1875. (1800. 4.) Wolf H. Die Steinwaaren auf der Wiener Weltaustellung im Jahre 1873. (Gruppe IX, Sect. I.) Wien 1877. (5577. 8.) Zepharovich V. von. 'Thuringit vom Zirmsee in Kärnten. Prag 1877. (6086. 8.) Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäte-Buchhändler in Wien. Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. E ur Sa Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 31. October 1877. Inhalt. Eingesendete Mittheilungen. D. Stur, Zwei Notizen über die Araucariten im nordöstlichen Böhmen, F. Toula, Beiträge zur Kenntniss der Grauwackenzone der nördlichen Alpen, — Reise-Bericht. Dr. O. Lenz, Reisebericht aus Ostgalizien. — Literatur-Noti- zen. Dr. E. Reyer, H. Höfer, geolog. Specialkarte von Sachsen, Dr. R. v. Drasche, Dr, A. Supan, Dr. A, Frit, V. v. Zepharovich, NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. D. Stur. Zwei Notizen über die Araucariten im nord- östlichen Böhmen. I. Med.-Rath Prof. Dr. Goeppert: Ueber Araucarien der productiven Steinkohlen-Formation. Aus einem Vortrage, gehalten in der 8. Wander-Versammlung der botanischen Section der schlesischen Gesellschaft für vaterländ. Cultur am 17. Juni 1877 zu Görbersdorf (Schles. Zeitung, 3. Juli). Prof. Goeppert lenkte zunächst die Aufmerksamkeit der Ver- sammlung auf die interessanten geologisch-paläontologischen Verhält- nisse, wodurch sich der zeitige Versammlungsort auszeichnet, auf die permische und productive Kohlen-Formation seiner Umgebungen, schil- derte die Beschaffenheit und Verbreitung ihrer einstigen Flora, deren Reste in der Steinkohle einen so ausserordentlichen Einfluss auf alle unsere Verhältnisse ausübten, gedachte auch der in den Kalksteinen enthaltenen Fische, sowie der viel selteneren Amphibien, die ihr ein- stiges Vorhandensein meist nur fast spukähnlich durch ihre Fährten in Abdrücken auf breiten Schieferplatten, vermischt mit rundlichen, durch Regentropfen verursachten kleinen Vertiefungen und Walchien- Zweigen, zurückgelassen hätten — wovon Exemplare, wie auch die K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 14. Verhandlungen. 33 238 Verhandlungen. Nr. 14 Abbildungen eines noch unedirten Werkes über dieselben vorgelegt wurden. Ausführlicher ging nun der Vortragende noch auf die ver- steinten, den Araucarien der Gegenwart ähnlichen Stämme ein, die in der so umfangreichen oberschlesischen Kohlen-Formation von ihm nur in einem Kohlensandsteinbruch bei Myslowitz, häufiger in dem Waldenburger Revier gefunden wurden. So kam bereits im Anfange dieses Jahrhunderts in dem Steinbruche der Aue bei Waldenburg ein versteinter Stamm von 30 Fuss Länge zum Vorschein, der aber in Folge des weiteren Abbaues desselben schon seit Decennien ver- schwunden und jetzt nur noch in der paläontologischen Partie unseres botanischen Gartens in einem mächtigen Stammreste vorhanden ist. Häufiger waren die versteinten Araucarien auf dem aus Kohlensand- stein bestehenden Buchberge bei Neurode, aus welchem noch 1840, nach dem der Gesellschaft vorgelegten Plane in drei verschiedenen Gruppen, an 70 1—15 Fuss lange, 1—2 Fuss dicke Stämme hervor- ragten, die aber jetzt gänzlich verschwunden, meist zu Bauten u. dgl. in der ganzen Umgegend verwendet worden sind. In den letzten Jahren wurden auf demselben, einen ganzen Wald bergenden, von mir im August 1875 besichtigten Terrain, Stämme von grossartigen Dimensionen, der eine fast bis zur Wurzel erhaltene in 56 Fuss Länge, ein anderer von 26 Fuss blossgelegt, von denen es zu wün- schen wäre, dass sie erhalten und von den Käufern derselben irgend wie entsprechend aufgestellt würden, obschon freilich das ungeheure, wohl 5—-600 Ctr. betragende Gewicht diess sehr erschwert. Meilen- weit erstreckt sich das Vorkommen aller dieser, wie es scheint, nur einer einzigen Art (A. Rhodeanus) angehörenden Araucariten auch noch bei Eula und Hausdorf, an welchem letzteren Ort der dem Schlosse gegenüber liegende Berg ganz daraus besteht. Der Besuch der von dem Vortragenden bereits 1858 beschriebenen umfangreich- sten Niederlagen versteinter Bäume in dem benach- barten Böhmen, namentlich bei Radowenz, Benda und auf dem Oberberge bei Slatina, die nach meinen Untersuchungen in einem an- sehnlichen Theile des nördlichen Böhmens, von Hronow an der Grenze der Grafschaft Glatz über Brenda bis Semil, also in einer ungefähren Länge von 10 Meilen und durchschnittlicher Breite von !/;—3 Meilen verbreitet sind, wurde angelegentlich empfohlen, da das nur 1 Meile von Adersbach und Weckelsdorf entfernte Radowenz, wo in dem dasigen Wirthshause Führer existiren, jetzt durch die Eisenbahn uns viel näher gerückt ist. Merkwürdigerweise waren alle an obigen Orten gefundenen, einst wohl treibholzartig abgelagerten Stämme kaum von 1 Meter Stärke; erst im vorigen Jahre ist in derselben Formation an der Aupa von dem fürstl. Lippe’schen Oberforstmeister Hrn. Baron v. Ulmenstein ein gewaltigerer Stamm von fast 7 Meter Umfang ent- deckt worden, von welchem der Vortragende der Section einen Quer- schliff mittelst eines Zeiss’schen sog. Demonstrations-Mikroskops vor- zeigt. Er gehört, wie alle anderen Stämme des böhmischen Gebirgs- zuges, dem Araucarites Schrollianus m. an, der eine sehr grosse Ver- breitung besitzt, indem u. A. auch die gegenwärtig noch auf dem Kyffhäuser zu Tage liegenden versteinerten Hölzer von dieser Art nicht zu trennen sind. Farne und Palmen, von denen alle wi, Nr. 14 Bericht vom 31. Oct. D. Stur. 239 Beschreibungen dieser von mir im August 1875 unter- suchten Gegenden sprechen, kommen darunter nicht vor. Kieselhölzer werden oft für Palmen gehalten, wenn ihre einst wahrscheinlich schon sehr verrotteten Holzbündel nicht bloss im In- nern von der Kiesellösung erfüllt, sondern auch gruppenweise dadurch von einander getrennt werden. Kurz ward noch des Versteinerungs- processes selbst gedacht in Beziehung auf die von dem Vortragenden schon 1836 veröffentlichten, jetzt schon zum Gemeingut gewordenen Beobachtungen. Die zartesten inneren Structur-Verhältnisse der Zellen und Gefässe füllt die eindringende versteinernde Flüssigkeit aus, wodurch gewissermassen ein Relief davon erhalten wird. Ihre organischen Wan- dungen können nun verschwinden , ohne Verdunkelung der einstigen Structur, welche das auf diesem Wege erhaltene Relief treu bewahrt, wie unter andern durch die prächtigen, erst jüngst in unserer Pro- vinz von Hrn. Wichle gefundenen opalisirten Stämme demonstrirt ward. In der Natur ist der nasse Weg der gewöhnlichste, ja viel- leicht einzig vorkommende, auf trockenem Wege vermag man sich aber davon eine Vorstellung mittelst eines einfachen Experimentes schnell zu verschaffen: man imprägnire Holz am instructivsten Schuppen von Kieferzapfen mit Eisenvitriol-Lösung, und verbrenne sie bis zur Vernichtung des ÖOrganischen, worauf die organische Form durch Eisenoxyd dargestellt, also in rother Farbe zurückbleibt. Nur Festig- keit fehlt dem Product, die auf diesem rapiden Wege nicht erreicht werden kann: der natürliche nasse Weg erfordert mehr Zeit, mehr als wir dazu anwenden, oder bezeichnender, zu erleben vermögen. Das Experiment wurde in der Versammlung mit genanntem Erfolge angestellt, wie auch durch Imprägnation mit anderen metallischen Salzen, wie z. B. durch salpetersaures Silber gewonnene Gebilde vor- gewiesen, welche letztere natürlich von regulinischer Beschaffenheit sind, zarter als jede Filigranarbeit. II. Betreffiend den oberwähnten, Hrn. Med.-Rath Prof. Dr. Goep- pert, durch den prinzlich Schaumburg-Lippe’schen Ober-Forstmeister, Herrn Baron v. Ulmenstein, mitgetheilten Fund von Araucarites Schrollianus Goepp. an der Aupa, erhalten wir in einem am 27. Sept. 1876 datirten Briefe von Seiner Durchlaucht dem Prinzen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe folgende eigenhändig geschrie- bene Mittheilung: „Eben sende ich an Herrn Hofgärtner Antoine 16 versteinte Araucariten-Stämme im Gewichte von 200 Zollcentner für den Kaiser- Garten in Wien, und habe noch einen Waggon kleinerer Stücke zu demselben Zwecke nachzusenden. Vielleicht besuchen Sie dieselben einmal bei Herrn Antoine im Kaiser-Garten, und geben ihm den genauen Namen der Stämme an (Araucarites Schrollianus Goepp.). Der Fundort ist Schwadowitz; genauer: mein Sedlowitzer und Wodolower Waldrevier, oder eigentlich: der Höhenzug desFaltengebirges oberhalb Schwadowitz.“ „Das Haupt-Thema meines heutigen Briefes trifft aber den fol- genden sehr interessanten Fund.“ „Ich lasse einen Weg bei Riesenburg zu einem Mergel- und Moorerde-Lager bauen, der sehr viel gesprengt werden muss im 33* 240 Verhandlungen. Nr. 14 Unteren Quader der Kreideformation. Dieser Quader wechselt dort ausserordentlich oft seine Structur, von der eines gröbsten Conglo- merates, mit faustgrossen, auch kopfgrossen Geröllen, bis zu feinem Sandstein, mit kalkigem, auch kieseligem Bindemittel. Dazwischen treten schieferig-thonige, rothe, graue, auch schwarze Schichten, feine Sandsteine; kurz, es herrscht ein steter Wechsel in der Beschaffen- heit der Gesteine. Vorwiegend ist jedoch weisser Quader-Sandstein. „Am Anfange des Weges hat sich nun im Quader ein 2 Meter starkes, furchtbar hartes Gestein gezeigt, bei dessen Bearbeitung die Bohr- und Sprengwerkzeuge sehr schnell stumpf wurden. Als Baron v. Ullmenstein hinkam, waren leider mehrere Schüsse bereits ab- gebrannt, und man sah nur noch einen, 1 Meter hoch aus dem ge- sprengten Wegplateau hervorstehenden Baumstamm, der mitten im Wege herausragte, und theils weggesprengt, theils verschüttet werden musste. Dieser Stamm wäre also nach der Aussage der Arbeiter im Durchmesser 2 Meter breit gewesen! Seine Länge, die noch im Ge- stein steckte, ist derzeit nicht zu sehen. „Am entblössten Ende hatte der Stamm Aehnlichkeit mit unsern verkieselten Araucariten-Stämmen, indem er mit silberglänzenden Kry- stallen bedeckt war; tiefer ist aber sein Aussehen mehr opalähnlich, und abweichend von den erwähnten Kieselhölzern. Ist er nun in der That ein Araucarites, der, schon verkieselt, in den Quader eingelagert wurde ?* Im obigen Vortrage unseres hochverehrten Veteranen ist nun diese Frage in der That dahin beantwortet, dass der im Quader ein- gelagerte Stamm dem Araucarites Schrollianus Goepp. angehöre, und in Folge davon hier auf zweiter Lagerstätte auftrete. Vielleicht ragte derselbe zur Zeit der Ablagerung des Quader-Sandsteins, noch auf- recht stehend, am Grunde des Kreide-Meeres hervor, und brauchte somit nicht weit transportirt zu werden, um vom Detritus, der den jetzigen Quader-Sandstein darstellt, umhüllt zu werden. F. Toula. Beiträge zur Kenntniss der „Grauwacken- Zone“ der nördlichen Alpen. Zwischen der der Hauptsache nach aus krystallinischen Schiefer- gesteinen gebildeten Centralkette und der aus mesozoischen Gesteinen aufgebauten Kalkzone, treten in den Nordalpen Schiefer, Sandsteine, Conglomerate und Kalke auf, die man als Ganzes unter dem Namen der nördlichen Grauwackenzone der Alpen bezeichnet. Ihre Gliederung war wegen Mangels an bezeichnenden Fossilresten nicht mit Sicherheit durchzuführen, doch wurden diese Gesteine als der silurischen Form zugehörig betrachtet und dem entsprechend auf der geologischen Uebersichtskarte von Franz Ritter v. Hauer zur Dar- stellung gebracht. Die Anhaltspunkte für diese Annahme bilden die bei Dienten im Pongau, in dem Eisenstein-Tagbaue „Nagelschmiede“ aufgefundenen Nr. 14 Bericht vom 31. Oct. F. Toula. 241 und von Fr. v. Hauer) bestimmten Versteinerungen, sowie die am Erzberg bei Eisenerz, hauptsächlich in Schwefelkies-Knollen des schwarzen graphitischen Thonschiefers eingeschlossenen Petrefakte, welche von Prof. Suess als obersilurisch bestimmt wurden. ?) Dieser Zone gehören nun auch als Endglieder der langen Reihe von Vorkommnissen die Gesteine an, welche zwischen dem Semme- ring-Sattel und Gloggnitz auftreten. Im Süden von den imposanten Kalkmassen der Rax und des Schneeberges trifft man unter den Wer- fener Schichten einen Zug von Schiefergesteinen, die neuerlichst von Herrn Prof. Tschermak eingehender studirt worden sind. °) Manches davon, sagt Tschermak, lässt sich mit dem verglei- chen, wasvon Theobald in Graubünden als Casanna-Schiefer bezeichnet wurde, woraus aber, wie ganz richtig hervorgehoben wird, nichts weiter folgt, als die zu wenig betonte Aehnlichkeit der älteren alpinen Sediment-Bildungen überhaupt. Hr. Prof. E. Suess sprach in seinen Vorlesungen wiederholt die Ansicht aus, dass in dem Schiefer-Conglomeratzuge Aequivalente der erwähnten Casanna-Schiefer vorlägen. In seiner so hochinter- essanten Arbeit über die Aequivalente des Rothliegenden in den Süd- alpen *) gibt Suess an, dass „ein ganz bestimmter Theil der alpinen Schiefer-Bildungen, welcher jünger ist als die Anthracit führenden Schichten der Tarantaise- oder der Stangalpe, mit diesem Namen zu bezeichnen sei.“ In dieser Gesteinszone der Nordalpen glückte es mir nun ganz vor Kurzem) bei Gelegenheit einer mehrtägigen Studien-Excursion längs der Bahnlinie an dem Rücken, der aus der Semmering-Gegend gegen Gloggnitz zieht, die ersten Pflanzenreste aufzufinden. Die betreffende Localität liegt im Westen von der Station Klamm unmittelbar an der Bahnlinie, bei der Brücke über den Wagner- graben. Hier fand ich dünnplattige, braun verwitternde, stark glim- merige Sandsteine mit dunklen, sehr feinkörnigen Thonschiefer-Zwi- schenmitteln von geringer Mächtigkeit. Auch grobkörnige Grauwacken fanden sich vor, welche, wie ich hier nur nebenbei erwähnen will, überraschend denjenigen Grauwacken gleichen, die am Grillenberge bei Payerbach in unmittelbarer Nachbarschaft des Spatheisenstein- Eisenglanz-Vorkommens auftreten. In einer der erwähnten Thonschiefer-Schichten, die von ganz geringer Mächtigkeit ist, liegen die Pflanzen-Versteinerungen, die in ihrem Erhaltungs-Zustande an die zuerst von Professor Suess bei 1) Mittheilungen von Freunden der Naturw., von W. Haidinger, I. Bd. 1876. Man vgl. auch M. O. Lipold, Die Grauwackenformation im Kronlande Salz- burg, Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. 1854, p. 369— 386. 2) Jahrbuch d. k. geol. R.-A. 1865, p. 271—273, in Stur’s Abhandl. über d. obersilurischen Petrefakte am Erzberg. ®) Man vgl. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1873, p. 62 u. 63: Die Zone der älteren Schiefer am Semmering. 4) Sitzungsb. d. kais. Akad. d. Wiss. in Wien, 56. Bd., p. 784. 5) Man vgl. die erste Notiz hierüber in den Verhandl. d. k. k. geol. R,-A, 1877, Nr. 12. 242 Verhandlungen Nr. 14 Tergove in Croatien!) entdeckten Pflanzenreste erinnern. Die bei Klamm aufgefundene Flora ist zwar sehr artenarm, doch sind die gefundenen Reste hinreichend, um eine genauere Altersbestimmung vornehmen zu können. Es sind nach den Bestimmungen, die Hr. Bergrath D. Stur vorzunehmen die Freundlichkeit hatte: Lepidodendron cf. Goepperti Presl., Calamites Suckowi Brong. Neuropteris gigantea Sternb. Neuerlichst fand ich neben diesen Formen noch schlecht erhal- tene Stücke von Sigillaria spec. ind. und zwar an einer anderen Stelle derselben Pflanzen führenden Schichte. Die wichtigste Art für die Altersbestimmung ist Neurop- teris gigantea Sternb. Herr Bergrath Stur bestimmte darnach die Pflanzen führende Schichte als der Carbon-Formation ange- hörig, entsprechend dem Horizonte von Schatzlar. Dieselben Gesteine fand ich auch bei Breitenstein im Westen und auch im Osten von dem Stationsplatze von Klamm. Das Liegende bilden weisse, wohlgeschichtete Quarzite, das Hangende die sog. grauen Schiefer, während die Grünschiefer im Hangenden der letzteren auftreten. Das Verhältniss der Forellensteine zu den grauen Schiefern ist ein derartiges, dass ich die Möglichkeit einer Alters-Uebereinstim- mung derselben mit Quarziten der Steinkohlen-Formation als höchst wahrscheinlich annehmen möchte. Auf den Schichten dieser Grauwackenzone liegt concordant ein mächtiger Kalkzug, der aus Steiermark her sich bis nach Gloggnitz verfolgen lässt. — Derselbe wird auf unseren Karten als Grauwacken- Kalk bezeichnet. Auch hierin waren bisher keinerlei Fossilreste ge- funden worden. Erst im vorigen Jahre fand ich in den schwarzen Kalken, die am Semmering-Joche auf den quarzitischen Schiefern — die mehr- fach mit den Sericitschiefern des Taunus verglichen wurden — die ersten sicheren Versteinerungen?). Es waren Pentacriniten-Stiel- glieder, deren grösste etwa 6, die meisten aber nur 4—5 Mm. Durch- messer haben und alle von gleicher Höhe sind. Von einer sicheren Bestimmung derselben konnte natürlich keine Rede sein, da sowohl Pentacrinus priscus Goldf. (Petr. germ. Taf. LIV, Fig. 7) aus dem Uebergangsgebirge der Eifel, als auch Pentacrinus propinguus Münst. von H. Cassian Aehnlichkeit haben. Die gleichhohen Glieder liessen übrigens gleich vom Anfange auf die jüngere Form schliessen. Heute möchte ich den Pentacrinus bavaricus Winkler als die wahrscheinlich damit übereinstimmende Form bezeichnen, worin ich noch durch zahl- reiche Exemplare dieser Art bestärkt wurde, welche ich Herrn 1) Sitzungsb. Bd. 57, p. 275. Ausserdem Stur, Foss. Pflanzen aus dem Schiefergebirge von Tergove in Croatien, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1868, p. 131. ®) Toula: Ein Beitrag zur Kenntniss des Semmering-Gebirges, Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1876, Nr. 14, p. 334. Nr. 14 Bericht vom 31. Oct. F. Toula. 243 Heinrich Zugmayr verdanke, der sie in den Kössener Schichten am Kitzberge!) gesammelt hat. Ausserdem fanden sich am Semmering- Sattel neben einigen Seeigelstacheln und wenigen schlecht erhaltenen Korallen nur noch viele unbestimmbare Pelecypoden- und Gastro- poden-Reste in Durchschnitten und Schalenbruchstücken. Von einer sicheren Altersbestimmung dieser dunklen Kalkschiefer konnte demnach keine Rede sein, und ich sprach daher nur die bei- läufige Meinung dahin aus, dass diese Gebilde jünger als silurisch sein dürften und vielleicht der devonischen Formation angehören könnten, wodurch eine Verbindung zwischen dem Mährischen und dem Grazer Devon angebahnt gewesen wäre. Das Auftreten von Fossilien in den durch seinen totalen Mangel an Versteinerungen bisher geradezu berüchtigten Kalken schien mir einer eingehenden Würdigung werth, und ich verwendete daher im heurigen Spätsommer manchen Tag auf die Verfolgung dieser dünn- plattigen Kalke, die ich auch in der That an gar vielen Punkten constatiren konnte. Ein Verzeichniss der Stellen, wo ich die Penta- eriniten-Kalke wieder auffand, habe ich unlängst in einer vorläufigen Notiz gegeben. ?) Allenthalben fand ich sie in dem Gebiete zwischen dem Sem- mering-Sattel im Westen und dem Raachberge im Osten, und zwar über quarzitischen Schiefern und Quarziten, — der Gyps führenden Formation, — und unter bald dunkel-, bald lichtgrauen, mehr oder weniger dolomitischen Kalken. Meist waren es auch hier ausser den Pentacriniten-Stielgliedern nur ganz undeutliche Schalenspuren, bis es mir endlich glückte, unweit der Papiermühle zwischen Schottwien und dem Dorfe Göstritz eine fossilienreichere Kalkschichte aufzu- finden, und zwar unter recht günstigen Verhältnissen, so dass ich in den ausstehenden Kalkbänken eine verhältnissmässig reichliche Ausbeute machen konnte. Das hier gesammelte Material besteht ausschliesslich nur aus Bivalven, es ist eine Fauna, die die grösste Aehnlichkeit mit der- jenigen hat, die von Prof. Suess, in seiner mit v. Mojsisovics her- ausgegebenen Arbeit über die Gebirgsgruppe des Osterhornes°), als die schwäbische Facies der rhätischen Stufe bezeichnet wurde. Die häufigsten und wichtigsten Arten von Göstritz sind neben anderen die folgenden: Anomia alpina Winkl. Myophoria Emmerichi Winkl. Pecten acuteauritus Schfh. 5 spec. (cf. liasica Stopp.) Avicula contorta Portl. Cardita multiradiata Emm. Leda percaudata Gümlbel. Anatina praecursor (Quenst. »„ cf. Borsoni Stopp. Oypricardia Marcignyana Martin. Mytilus minutus Goldf. Eine eingehendere Darstellung der Lagerungs-Verhältnisse zwi- schen den Bivalven-Schichten und den fossilienleeren dolomitischen ) Man vgl. über diese Localität: Der Führer zu den Excursionen ete., Wien 1877, p. 151. Diese Art ist bisher vom Kitzberge weder von Zugmayr selbst, noch von D. Stur in seiner Geologie der Steiermark angeführt worden. ?) Man vgl. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1877, Nr. 12, p. 195—197. ®) Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. 1868, p. 188 ff. 244 Verlıandlungen. Nr. 14 Kalken der Adlitzgräben und ihrer westlichen Fortsetzungen einer- seits, und der Pflanzen führenden Schiefer zu den Erz führenden Grauwacken und den grauen und grünen Schiefern andererseits, be- halte ich mir für eine spätere Gelegenheit vor. Vielleicht wird es mir bei weiterem Verfolg der Arbeit auch möglich sein auf das Verhältniss der Graphit-Vorkommnisse zu dem Complex der jüngeren paläozoischen Gesteine der Grauwackenzone eingehen zu können, eine Frage die gewiss nicht uninteressant ist, um so mehr als aus einem Briefe des Herrn k. k. Oberverwesers Schliwa in Reichenau, für dessen Mittheilung ich Herrn Prof. Suess zu Dank verpflichtet bin, — hervorgeht, dass vor längerer Zeit ausser mehreren anderen Orten auch ganz in der Nähe der Eisenbahnstation Breitenstein, also offenbar im Bereiche des Carbon, eine 3 Fuss mächtige Lage von krystallinischem Graphit gefunden wurde. Reise-Bericht. Dr. O. Lenz. Reisebericht aus Ostgalizien. Ueber den gewöhnlich als Devon gedeuteten rothen Sandsteinen des Dniester-Gebietes liegt fast überall ein Complex von Kalken, Mer- geln und Sandsteinen, welche verschiedenen Abtheilungen der Kreide- formation angehören und die, wie überhaupt alle Sedimentär-Bil- dungen des Dniesterthales, völlig horizontal den älteren Bildungen aufgelagert sind. Das unterste Glied dieser Kreideschichten ist eine petrographisch sehr charakteristische Ablagerung von grauen groben Sandsteinen, meist sehr kalkhaltig, in denen zahllose erbsen- bis bohnengrosse schwarze, geglättete Hornsteine enthalten sind; nach oben zu geht diese Schicht stellenweise in einen sandigen Kalkmergel über, der hie und da Feuersteine führt. Diese Ablagerung, wenig mächtig, und nur stellenweise wenige, schlecht erhaltene Petrefakten enthal- tend, wird gewöhnlich, und wohl mit Recht, dem Cenoman zugerechnet. Ich beobachtete diese immer sehr leicht wieder zu erkennende Schicht von der Bukowina (z. B. bei Okna an der bessarabischen Grenze) weit flussaufwärts über Zalesczyky, Horodenka, Czernelica etc. hinaus überall die paläolithischen Bildungen direct überlagernd; erst in der Nähe von Nizniow finden sich unter dieser Kieselschicht Bil- dungen anderer Art. In den Steinbrüchen von Nizniow, sowie weiter flussaufwärts bei Bukowna, liegt unter dem Cenoman ein harter splittriger Kalkstein von lichtgrauer Farbe, in dem Bänke auftreten, die eckige, scharf abgegrenzte Brocken eines dunklen Kalksteines enthalten, so dass das Ganze einen breccienartigen Eindruck macht. Dazwischen treten, besonders bei Bukowna, ziemlich mächtige Bänke eines rostgelben Kalkmergels auf, der zahlreiche, aber nicht gut erhaltene Versteine- rungen, besonders Gastropoden und auch kleine Bivalven, enthält; auch dolomitische Schichten finden sich nach unten zu an verschie- denen Punkten. Nr. 14 Bericht vom 31. Oct. Dr. E. Reyer. 245 Dieser ganze, unter der cenomanen Kieselschicht liegende Schichtencomplex ist von Prof. Alth neuerdings, und zwar auf Grund paläontologischer Funde, als zur Trias gehörig bezeichnet worden, und stützt sich dabei Prof. Alth besonders auf das an einigen wenigen Punkten angetroffene Vorkommen von einzelnen Gyroporellen. Abgesehen zunächst davon, dass Gyroporellen durchaus nicht als nur triadische Bildungen bezeichnend anzusehen sind, dass vielmehr Gyroporellen-Schichten in jeder Formation vorkommen können, und in der That auch schon in verschiedenen Formationen angetroffen worden sind, dass man ferner dieselben bis jetzt specifisch wohl kaum so genau unterscheiden kann, um aus ihnen auf das Alter der be- treffenden Ablagerung schliessen zu können — ist auch der Habitus der Gastropoden- und Bivalvenfauna durchaus nicht triadisch. Ich besuchte mit Bergrath Paul die Steinbrüche bei Bukowna, und wir konnten eine kleine Suite der schlecht erhaltenen Petre- fakten, meistens Steinkerne, sammeln; sie werden allerdings schwer specifisch zu bestimmen sein, aber Niemand konnte irgendwie einen triadischen Charakter an denselben wahrnehmen. Dass diese Schichten übrigens nicht mehr der Kreide angehören, ist mir auch wahrscheinlich, am ehesten kann man dieselben für jurassische halten. Die Frage kann nur auf paläontologischem Wege gelöst werden, und man muss abwarten, bis ein genügendes, sicher zu bestimmendes Material vorliegt, um das Alter der Bildungen be- stimmen zu können. Es wäre in der That von grösstem Interesse, in dem Dniestergebiet noch bisher unbekannte Formationen aufzu- finden; Silur und Devon, Kreide und Tertiär sind in der mannigfal- tigsten Weise entwickelt, und es ist ja durchaus nicht unwahrschein- lich, dass in diesen ausserkarpathischen Ablagerungen sich bei sehr genauen Untersuchungen noch andere geologische Ablagernngen finden werden, ebenso wie sich neuerdings in Folge der Untersuchungen von Paul und Tietze der Collectivname Karpathen-Sandstein in eine ganze Reihe einzelner Formations-Glieder auflöst. Literatur-Notizen. R. v. Drasche. Dr. E. Reyer. Beitrag zur Physik der Eruptionen und der Eruptiv-Gesteine. Wien 1877, bei Alfred Hölder. Das vorliegende Werk zerfällt in drei Theile. Der erste und zweite erörtern die physikalische Natur unseres Erdinnern, und suchen die Ergebnisse dieser Be- trachtungen auf die Erscheinung der Vulcane und ihrer Eruptionen anzuwenden. In der „Gedankenreihe I“ bespricht der in der Literatur bewanderte Autor die ge- wöhnlichen Erscheinungen der Absorption von Gasen durch feste und flüssige Körper und geht auf die sog. Spratz-Phänomene über, welche sich beim Erkalten von Metall- güssen beobachten lassen. Der Verfasser stellt sich nun die Frage, ob nicht auch ähnlichen Vorgängen die vulcanischen Eruptionen ihren Ursprung verdanken. Es werden nun dem Leser in klarer und übersichtlicher Form die Ansichten alter und neuer Forscher über diesen Punkt vorgeführt und schliesslich an der Ansicht fest- gehalten, dass das Eindringen von Wasser durch Spalten in grosse Tiefe möglich sei. Treffend widerlegt Dr. Reyer die Meinung früherer Forscher, dass sich in grossen Tiefen das Wasser von der glühenden Gesteinsmasse als Sphäroid abson- K. k, geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 14. Verhandlungen. 34 946 Verhandlungen. Nr. 14 dern müsse, indem diess nur möglich ist, wenn das Wasser eine bedeutend niedri- gere Temperatur besitze als die Umgebung, welcher Fall hier nicht vorliegen kann, indem dasselbe bei seinem Wege nach abwärts allmälig die Temperatur der Ge- steinswände annimmt. Das Wasser wird in Dampfform seinen Weg durch Diffusion, sowie in flüssiger Form durch Capillarität fortsetzen. Die in der Tiefe von dem Magma absorbirten Liquida erleiden durch die Hitze keine Dissociation, wenn sie, wie Wasser und Salzsäure, bei ihrer Synthese eine Contraction erleiden. Die Disso- ciation wird allerdings stattfinden, wenn das Magma durch Aufhebung des Druckes zur Eruption kommt; in dem kühleren Theil der Kraterwände findet dann eine Reassociation statt (zu dieser Betrachtung wurde der Autor wohl durch das seltene Auftreten von Wasserstoffgas bei Rruptionen geleitet). Dr. Reyer verfolgt nun nach der Kant-Laplace’schen Theorie die Entstehung des Erdballes aus dem kosmischen Nebel. Die Erkaltung der flüssigen Gesteinsmasse hatte eine Ausscheidung der in derselben absorbirten Gase zur Folge, welche indess nie ganz vollständig geschah; je tiefer- gehend die Erstarrung unseres Planeten eintrat, desto spärlicher wurden die Spratz- Erscheinungen, bis endlich die Gase nicht mehr genügende Tension besassen, um die überlastende Masse zu durchbrechen. In diesem Zustande befindet sich jetzt die Erde und, entgegengesetzt dem Ausspruche Humboldt’s, dass die Vulcane die Folge der Reaction des Erdinnern gegen die Oberfläche seien, erklärt sie Reyer analog der neueren Anschauungs- weise als Folgen von Dislocationen, über deren Entstehung übrigens keine Ansicht geäusert wird. Der Mond zeigt ganz dieselben Formen, wie ein erkalteter Metall- guss; da die Abwesenheit einer Atmosphäre im Widerspruche mit Reyer’s Theorie stehen würde, versucht der Autor folgende Erklärungsweise. Da bekanntlich auch feste Körper Absorption für Gase besitzen, so werden die von dem feurigflüssigen Magma ausgeschiedenen Gase wieder bei dessen Erkal- tung aufgenommen (?). Für die Erde wird eine ähnliche Reabsorption der Atmo- sphäre und des Wassers prophezeiht, welch letzteres auch schon durch Hydratbil- dungen verschwinden wird. „Gedankenreihe II“ beschäftigt sich mit der Anwendung der Absorptions- Theorie auf die Vorgänge während eines vuleanischen Ausbruchs. Die von Dana eingeführte Eintheilung in Strom- und Detritus-Vulcane wird als die zweckmässigste erklärt und diese beiden Arten durch die geringere und grössere Imprägnirung des Magma mit Gasen hergeleitet. Die Nähe von grossen Wassermassen wird als unum- gänglich nothwendig zur Entstehung von Vulcanen erklärt. Die Leichtflüssigkeit der Lava wird durch ihren grossen Absorptions-Coefficienten für Wasser bedingt, aus ihm und der specifischen Wärme der Lava erklärt sich die niedrige Temperatur derselben. Die Durchtränkung des Magma ist es auch, welche in Verbindung mit seiner Basi- eität krystallinische Ausscheidungen befördert, während dem Drucke nur wenig An- theil an derselben zugesprochen werden kann. Ist die Durchtränkung des Magma nicht so stark, um Detritus zu erzeugen, doch stärker, um das Ausfliessen continuirlicher Ströme zu gestatten, so entstehen Erscheinungen, wie sie Monticelli-Covelli als vom Vesuv rollende „glühende Krystallmassen“ beobachtete (die sog. Lavatrümmerströme der javanischen Vulcane, noch jetzt vielfach angezweifelt, doch thatsächlich beob- achtet, bilden ein treffendes Analogon zu denselben). Das Ende eines Ausbruches entsteht entweder durch Ortsveränderung der Hauptspalte oder wird durch die Erreichung einer wenig durchtränkten oder kiesel- säurereichen, also schwer ausbruchsfähigen „Magma-Schliere“ bedingt. (Dieser Er- klärung entspricht allerdings nicht die sehr allgemeine Thatsache, dass die kiesel- säurereichen Gesteine den älteren Eruptionen angehören. Ebenso befremden muss die Erscheinung, dass bekanntlich fast alle Vulcane des südost-asiatischen Vulcan- Gürtels sich jetzt im Stadium der Detritus-Vulcane’ befinden, ihre ältesten Erup- tionsproducte waren compacte Ströme, die Zeit der Lavaträmmer-Ströme bildete ein Uebergangs-Stadium zu den jetzigen reinen Aschen-Ausbrüchen, die ja nach Reyer die Folge einer sehr durchtränkten „Magma-Schliere“ sind. In der Natur finden wir somit im Grossen die Reihenfolge umgekehrt, wie sie Reyer’s Theorie ver- langt. Strom-Vulcane, wie sie unsere europäischen und isländischen Vulcane, Hawai, Bourbon etc., noch heutzutage sind, dürfen nach Allem, was wir auch über die ame- rikanische Vulcan-Kette wissen, nicht mehr zu den normalen Aeusserungen der jetzigen eruptiven Thätigkeit gezählt werden.) m Nr. 14 Bericht vom 31. Oct. H. Hoefer. 947 Nach einer eingehenden Discussion der Versuche, welche über die Volum- Verhältnisse erstarrter Flüssigkeiten gemacht wurden, schliesst sich der Verfasser der Ansicht bei, dass das Magma sich beim Erstarren zusammenziehe, da der Druck in höherem Grade als die Wärme gegen das Centrum zunimmt, glaubt der Autor an die Starrheit des letzteren. Dieses starre Magma wird nun durch Druckerleichterung — Entstehung einer Spalte — ausbruchsfähig. Der erumpirte Krystallbrei bleibt „durchglast“, wenn die Bewegungsmittel leicht entweichen können, so z. B. beim Contacte mit einem an Gebirgsfeuchtigkeit armen Wandgesteine. Werden die Liquida in der Tiefe zurück- gehalten, so entwickelt sich ein compactes, gut krystallinisches Gestein. Hiebei wird auf die Arbeiteu Judd’s über die alten Vulcane von Schottland und Schemnitz verwiesen. Die „Gedankenreihe III“, die sich weniger zu einer kurzen Besprechung, wie hier nur möglich, eignet, bespricht die texturiellen, chemischen und mineralogischen Eigenschaften der Gesteine, ihre Verbreitung nach Zeit und Raum, und sucht die Ergebnisse der Betrachtungen in Einklang mit den in den früheren Capiteln bespro- chenen Ansichten zu bringen. Eine Anzahl chromolithographischer Tafeln sollen das Gesagte bildlich er- läutern. Das tief durchdachte Werk zeichnet sich durch einen knappen, aber klaren Styl und logische Aneinanderordnung der Gedanken aus. Es sind der Gedanken so viel originelle vorhanden, dass der Verfasser füglich hätte der Versuchung wider- stehen sollen, sein Werk mit einer zu subjectiven Vorrede auszustatten, und mit einer Unzahl neu gebildeter Wörter zu bereichern, die im Vereine mit der eigen- thümlichen Orthographie nur das Lesen erschweren. K. P. H. Hoefer. Die Petroleum-Industrie Nordame- rika’s (Bericht über die Weltausstellung in Philadelphia 1856, 8. Heft, Wien 1877). Das vorliegende Werk enthält die Resultate der Studien, welche Herr Pro- fessor Hoefer im Auftrage des hohen Ackerbau-Ministeriums über die Verhältnisse der Petroleum-Industrie Nordamerika’s durchführte, und basirt zum Theil auf dem eingehenden, in den „Reports on the second geological survey of Pensylvania“ er- schienenen Berichte H. Wrigley’s über diesen Gegenstand, zum Theile aber auch auf eigenen Erhebungen, welche es dem Verfasser ermöglichten, in mehrfacher Bezie- hung über den Wrigley’schen Bericht hinauszugehen, denselben zu ergänzen und zu berichtigen. Die Arbeit zerfällt in sieben Hauptabschnitte, von denen der erste die ge- schichtlichen, der zweite die statistischen und öconomischen, der dritte die geologi- schen Verhältnisse behandelt. Diesem Abschnitte, der uns selbstverständlicherweise hier in erster Linie zu interessiren geeignet ist, entnehmen wir die folgenden Haupt- resultate: 1. Alle Petroleum-Vorkommen des östlichen Nordamerika’s gehören der paläo- zoischen Periode an. 2. Die verschiedenen Oel-Vorkommen liegen nicht im gleichen geologischen Horizont, ja nicht einmal in derselben Gruppe (eine auffallende Ana- logie hiermit stellt das Vorkommen unseres galizischen Petroleums dar, wel- ches in verschiedenen Etagen des Karpathensandsteins, vom Neocomien bis zum Oligoeän, ja sogar im neogenen Salzthon auftritt). 3. Die ältesten Oel führenden Schichten gehören der untersilurischen Trenton-Gruppe an; andere Petroleum- Niveaus entsprechen dem Obersilur und dem Devon, und selbst bis zu den unter- sten Gliedern der productiven Steinkohlen-Formation konnte Oelführung nach- gewiesen werden. Weiter hinauf, im Carbon, ist keine beachtenswerthe Oel füh- rende Schichte. 4. Ein Theil der Vorkommen zeigt das Oel an bestimmte concor- dante Schichten gebunden, ein anderer führt das Petroleum in Spalten; im ersteren Falle sind durchwegs die porenreichen Gesteine (Conglomerate, grobe Sandsteine, cavernöse Kalksteine) die hervorragenden Träger des Oeles; nur in vereinzelten Fällen auch Schieferthone, deren Oelführung jedoch nicht die Bedeutung der der obengenannten Gesteine erreicht. 5. In Canada, Ohio, Westvirginien ist es zwei- fellos, dass die Hauptmenge von Oel an den Rücken der Anticlinalen angehäuft ist, daher diese der sicherste Anhalt beim Schlürfen sind. Es ergab sich hiebei, dass die 34* 248 Verhandlungen. Nr. 14 sanftgewellten das Oel in hervorragenden Quantitäten führen, während in den stär- keren Aufbrüchen derselben Formation im Alleghanygebirge nur vereinzelte Spuren von Petroleum gefunden wurden. 6. Innerhalb einer Oelregion, welche das Oel in Schichten führt, liegen die einzelnen Niveaus nicht in gleicher Höhe, resp. sie sind nicht gleichalterig. 7. Tritt das Oel in Klüften auf, so ist es weder an eine For- mation, noch an den petrographischen Habitus der Glieder derselben gebunden. Diese Klüfte pflegen am Rücken der Anticlinalen zu erscheinen. 8. Die einzelnen Oel- gebiete von Pennsylvanien, Ohio, Westvirginien und Kentucky-Tennessee liegen west- lich vom Alleshanygebirge, und zwar zu diesem parallel; man hat in dem überein- stimmenden Hauptstreichen dieser Oelgebiete die westlichsten, und zwar sanften Anticlinalen des genannten Gebirgssystems vor sich. Was die Frage nach der Entstehung des Petroleums betrifft, so ist der Ver- fasser der Ansicht, dass man nur thierische Reste als Ausgangspunkt zur Erklärung der Petroleum-Genesis mit Sicherheit voraussetzen darf; aus ihnen hat sich unter Mitwirkung der Erdwärme durch eine allmälige Destillation unter entsprechendem Drucke das Rohöl gebildet. Die folgenden Abschnitte behandeln die Herstellung und Ausrüstung der Bohr- brunnen, den Transport des Rohöls, und die Erzeugung des raffinirten Petroleums. Der letzte Abschnitt, über die Verarbeitung der bei der Petroleum-Raffinerie ab- fallenden Nebenproduc,te hat Herrn Dr. M. Rothauer zum Verfasser, Lz. Geologische Specialkarte des Königr. Sachsen. Herausgegeben vom k. Finanzministerium. — Bearbeitet unter Lei- tung von Hermann Credner. Section Chemnitz, aufgenommen von Theodor Siegert und Joh. Lehmann, Bl. 96a u. 965 und 1 Heft Er- läuterungen. Die vorliegenden Karten bilden die ersten Resultate der im Jahre 1873 unter Leitung von H. Credner in’s Leben getretenen k. sächsischen geologischen Landes- Untersuchung. Diese im Massstabe von 1: 25000 ausgeführten und mit äquidistanten Horizontalparallelen von je 10 Meter Abstand versehenen Blätter, die sich bezüglich der Art der Darstellung genau an die Karten der preussisch-thüringischen Landes- Untersuchung anschliessen, gehören wohl zu dem Besten, was in dieser Hinsicht auf wissenschaftlichem sowohl, als auch auf künstlerischem Gebiet geleistet worden ist, Die lithographische Ausstattung ist vollendet schön; die Farbentöne, 56 an Zahl, sind durchsichtig, zart, gleichmässig, und die Farbengrenzen passen gegenseitig auf das Genaueste aneinander. Ein besonders in praktischer Beziehung sehr bedeutender Fortschritt besteht in der neuerdings in Norddeutschland üblichen Sorgfalt, welche man den jüngsten Formationen, den Alluvial- und Diluvial-Bildungen widmet, und so sehen wir denn auch auf den vorliegenden Karten eine äusserst detaillirte Special-Darstel- lung des Schwemmlandes, was für die Forst- und Landwirthschaft, sowie für die gesammte technische Industrie von einleuchtender Wichtigkeit ist. Zahlreiche, der Karte und dem Textbuch beigegebene Profile geben eine klare Anschauung des untersuchten Gebietes, noch menr aber die sog. abgedeckten Karten. Bei der Menge von geologischen Formationen und Formations-Gliedern, und den complieirten Lagerungs-Verhältnissen, wie sie auf Blatt 964 ‘der Section Chemnitz enthalten sind, gewährt eine solche, von den jüngeren Formationen be- freite Karte erst ein richtiges Bild von der geologischen Zusammensetzung, und es wäre nur zu wünschen, dass man sich zu der dankenswerthen Massregel entschliessen nn jedem Blatt des sächsischen Diluviallandes eine solche abgedeckte Karte zu geben. Dass der Text zu einer Specialkarte im Massstabe von 1:25000 ebenfalls ein specieller sein muss, ist natürlich; denn dadurch erst werden eine Reihe inter- essanter Beobachtungen gerettet, die sonst verloren gehen. Von besonders prakti- schein Werthe sind die dem Text beigefügten Tabellen über 332 Bohrlöcher, Brunnen u. dgl., durch deren Benützung die sonst Alles verhüllende Schwemmlands- Decke durchsichtig gemacht wurde. Hatten auch die Herren J. Lehmann und Th. Siegert, die mit der Aufnahme der Section Chemnitz betraut wurden, sowohl in der alten Naumann-Cotta’schen Karte (Section XV), als besonders in der trefflichen, im J. 1866 publicirten geogno- Nr. 14 Bericht vom 31. Oct. Dr. R. v. Drasche. Dr. A. Supan. 249 stischen Karte des erzgebirgischen Bassins von Naumann (1: 57600) treffliche Vor- arbeiten, so ist doch der Fortschritt in der Erkenntniss der geologischen Verhält- nisse dieses Gebietes ein sehr bedeutender; je grösser eben der Massstab einer Karte ist, um so grösser können die Anforderungen an Correctheit in Auffassung von Lagerungs-Verhältnissen und Darstellung der Verbreitung von geologischen Formationen sein. Die vorliegenden Karten aber entsprechen nach allen Richtungen den Anforderungen, die man beim heutigen Stande unserer Wissenschaft an derartige Publicationen stellen kann. Bekanntlich hat Naumann bis zum Ende seines Lebens mit grosser Zähigkeit seine Ansicht über die Kruptivität des Granulites vertheidigt und im Interesse dieser seiner Lieblingsidee zahlreiche Beobachtungen in dem sächsischen Granulitgebiet angestellt. Dagegen wird von Credner und den übrigen sächsischen Landes-Geologen der Gra- nulit als krystallinischer Schiefer, und zwar als Gneiss-Aequivalent interpretirt; dem entsprechend wird denn auch der Schiefermantel der sächsischen Granulitellypse mit seinen Garben- und Knotenschiefern als eine primitive Glimmerschiefer- und Phyllit-Formation aufgefasst und die früher angenommene Contactmetamorphose ausgeschlossen, K. P. Dr. R. v. Drasche. Die Insel Röunion im nörd- lichen Ocean. (Wien 1878.) Der Verfasser, der 10 Wochen auf den Mascarenen zubrachte, gibt eine Schil- derung seiner geologischen Beobachtungen auf den Inseln Reunion und Mauritius. Die Erstere zerfällt hauptsächlich in zwei Theile, deren westlicher von dem alten Vulcanmassiv des Pitou des Neiges eingenommen wird; dieses ist durch drei grosse, in enge Schluchten endende Kesselthäler tief aufgeschlossen; hier findet man als älteste Gesteine Gabbro, Olivinfels und Trachyt, während die neueren Erup- tionen alle olivinreiche Basaltlaten zu Tare förderten, unter denen sich auch En- krit-Gesteine vorfinden. Der Autor erklärt die Entstehung der Kessel durch die Wirkung der Erosion und bekämpft die Ansicht, als seien sie grosse Senkungs- gebiete oder Spaltenthäler. Der restliche Theil der Insel Reunion wird von dem noch thätigen Vulcane gebildet, über dessen Gastalt, Eruptionen und Veränderungen berichtet wird. Auch die neuesten Laven sind olivinreiche Basalte und Enkrite. Die Insel Mauritius ist der sehr zerstörte Rest eines mächtigen, aus Dolomit- Laven gebildeten Vulcans. Eine Reihe von steil nach Innen fallenden Bergen be- zeichnet die alten Abhänge. Das Innere der Insel wird von einer flachen Hoch- ebene eingenommen, auf welcher sich noch deutliche Krater und der Rest eines mächtigen Dolerit-Ganges, Pitou du Milieu genannt, erkennen lassen. Im Norden der Insel wechseln Corallenbänke mit Laven ab und geben Zeugniss, dass noch in geologisch junger Zeit Hebungen stattfanden. M. V. Prof. Dr. Alex. Supan. Studien über die Thal- bildungen des östlichen Graubündens und der Tiroler Central-Alpen. (Mittheilungen der k. k. geograph. Gesellschaft in Wien 1877.) Entgegen der bisher in Deutschland üblichen Art, in deductiver Form die Bildung der Gebirgsthäler als Folge hypothetischer Naturvorgänge darzustellen, unternahm es der Verfasser, durch eine sorgfältige Detail-Untersuchung der Thal- bildung in einem kleinen Theile der östlichen Centralalpen ein Materiale zu schaffen, aus welchem sich, wenn dasselbe in ähnlicher Art aus sämmtlichen Theilen dieses grossen Gebirges vorliegen wird, sodann auf dem Wege der Induction festbegrün- dete allgemeine Sätze über Thalbildung werden ableiten lassen. Der Verfasser wählte als Object seiner eingehenden Untersuchungen die Thäler des Oetzthaler und Venediger Massivs und deren nächster Umgebung, ins- besondere das Ober- und Unter-Engadin, sowie das Wippthal und den Brennersattel. Gestützt auf ein sorgfältiges Studium der geologischen Verhältnisse der Ge- gend bringt derselbe die äussere Beschaffenheit eines jeden Thalabschnittes in näch- sten Zusammenhang mit dem geologischen Bau der Umgebung, indem er die Un- 250 Verhandlungen. Nr. 14 gleichheit in der Ausbildung der aufeinanderfolgenden Thalpartieen aus dem Wechsel des inneren geologischen Baues der angrenzenden Gebirgsmassen ableitet. In Bezug auf die Thäler des Oetzthaler und Venediger Massivs kommt der Verfasser zu dem allgemeinen Resultate, dass die grösseren Querthäler dieser beiden Gebirgsmassen entgegen der vielverbreiteten Ansicht, wornach sie nur Erweiterungen von ursprünglichen Spalten wären, durchwegs reine Erosionsthäler sind, dass aber die Querthäler des letzteren Massivs, in Uebereinstimmung mit einer Verschieden- heit im Gebirgsbaue, in ihrer Entwickelung weiter vorgeschritten sind, als die der Oetzthaler Masse. Der Arbeit ist ein Kärtchen beigegeben, welches in schematischer Weise die geologische Beschaffenheit der Thäler des besprochenen Gebietes übersichtlich zur Anschauung bringt, sowie auch erläuternde Profile. Dr. A. Fri. Ueber einen neuen Saurier aus den Kalk- steinen der Permformation aus Braunau in Böhmen. Sitzungsb. der math.-naturw. Classe der k. böhm. Ges. d. Wiss. am 27. April 1877. Das Fossil, von welchem der mit einem dicken Schuppenpanzer versehene Thorax, eine Hinter-Extremität, und ein Theil des Schwanzes auf einer von Herrn Dr. Vrany aufgefundenen Kalkplatte erhalten sind, stimmt vielleicht mit dem von H. v. Meyer beschriebenen Osteophorus Römeri überein. Da aber die vorhandenen Materialien eine Identificirung bisher nicht gestatten, so wird für den neuen Fund der Name Chelidosaurus Vranyi vorgeschlagen. V. v. Zepharovich. Thuringit vom Zirmsee in Kärnten. (Zeitschrift f. Krystallographie und Mineralogie I, p. 371.) Ein chloritähnliches Mineral, welches in seiner Zusammensetzung dem Thu- ringit am nächsten verwandt und in morphologischer Beziehung von besonderem Interesse ist, wurde von Seeland im vorigen Jahre auf der Kärntner Goldzeche in der „Kleinen Fleiss“, am Zirmsee (2484 Meter) entdeckt. Es erscheint in Drusen- räumen eines wesentlich aus Feldspath bestehenden Ganggesteines im Centralgneiss theils in regelmässigen rhomboädrischen Formen, theils in unregelmässiger, keine bestimmte Deutung zulassender Gestaltung. In den beiden Arten von Formen sieht man zahlreich Messerschnitt ähnliche Spalten und oberflächlich zeigt sich häufig eine feine trianguläre Gitterung oder Täfelung mit Winkeln von 60°. Diese Formen sind durch Ausfüllung der Zwischenräume von zellig angeordneten Caleit-Lamellen ent- standen und wurden durch spätere Auflösung des Caleites freigelegt; bei regelmäs- siger Stellung der Caleit-Lamellen gegeneinander musste auch der zwischen den- selben abgelagerte Thuringit sich mit regelmässiger Begrenzung abformen. In aus- gezeichneter Weise bieten sich Gestalten dar, welche der Combination oR- BR goniometrisch vollkommen entsprechen, wie diess durch eine Vereinigung von drei Caleit-Lamellen mit einer vierten, nach dem —'/, R-Zwillingsgesetze zu erklären ist. — In den drusigen Poren der Feldspath-Unterlage des Thuringit bemerkt man stellenweise äusserst kleine diamantglänzende Täfelchen, welche sich als Anatas erwiesen. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 20. November 1877. Inhalt. Gedenktafel zur Erinnerung an Dr. U. Schloenbach. — Eingesendete Mitthei- lungen. Dr. A. Jentzsch, Ueber Baron v. Richthofen’s Lösstheorie. C. Rochata, Die alten Bergbaue auf Edelmetalle in Oberkärnten. H. Wolf, Die geologischen Aufschlüsse längs der Salz- kammergut-Bahn. — Vorträge. Dr. G. Stache, Geologische Uebersichtskarte der Küstenländer von Oesterreich-Ungarn. Dr. E. Tietze, Ueber Lössbildung und über die Bildung von Salzsteppen. — Literatur-Notizen. Arbeiten der ungarischen geol. Gesellschaft, Dr. A. Jentzsch, G. Seguenza, T. Taramelli, D. Santanelli, Pr.R. Jones, Dr. @. A. Koch, Dr.G.Laube. NB, Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Gedenktafel zur Erinnerung an Dr. U. Schloenbach. Der Vorsitzende, Hr. Hofrath v. Hauer, begrüsste die zur ersten diessjährigen Sitzung sehr zahlreich erschienenen Theilnehmer, und machte auf die von den Wiener Geologen zur Erinnerung an ihren dahingeschiedenen Freund Dr. U. Schloenbach gestiftete Gedenk- tafel aufmerksam, welche nunmehr im Sitzungssale der k. k. geol. Reichsanstalt angebracht ist. Dieselbe sollte ursprünglich in der Nähe von Bersaska im Banate, wo Schloenbach vom Tode ereilt wurde, aufgestellt werden; mannigfaltige äussere Umstände liessen es jedoch zweckmässiger erscheinen, dieselbe in der geologischen Reichsanstalt, an welcher der Verewigte so erfolgreich wirkte, zu bewahren. Eingesendete Mittheilungen. Dr. A. Jentzsch. Ueber Baron v. Richthofen’s Löss- Theorie. Eine nach Schluss der diessjährigen Geologen-Versammlung un- ternommene kleine Excursion nach Heiligenstadt bei Wien bot mir Gelegenheit, den Löss des Donauthales kennen zu lernen, und somit eine erneute Anregung, die jetzt so allgemeines Interesse erregende K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 15. Verhandlungen. By) 952 Verhandlungen. Nr. 15 Lösstheorie v. Richthofen’s an der Hand der Beobachtung zu prüfen. Ich fühlte mich dazu um so mehr verpflichtet, als ich selbst mich vor mehreren Jahren eingehend mit der Lössfrage beschäftigt habe und die von mir darüber ausgesprochenen Ansichten!) sich von mehreren Seiten einer beifälligen Aufnahme zu erfreuen hatten. Wenn Prof. v. Richthofen zeigt, dass der Wind die Verwit- terungsproducte der Felsen in Form von Staub davonträgt, und dass dieser sich in allen abflusslosen Gebieten zu einer bedeutend mäch- tigen und weithin ausgedehnten Masse anhäuft, welche alle charak- teristischen Merkmale des Löss besitzt, so wird schwerlich ein euro- päischer Geologe an der Wucht der beigebrachten Beweise zu rütteln vermögen. Im Gegentheil. Es dürfte wohl jeder mit Befriedigung den fesselnden und klaren Darlegungen folgen, welche uns ganz neue und überraschende Perspectiven über den subaerischen Aufbau con- tinentaler Becken eröffnen. Aber es erregt Bedenken und fordert zu sorgfältiger Prüfung auf, wenn v. Richthofen in Ost-Asien gewonnene Resultate auf Europa anwendet und so zu dem Schlusse gelangt, unser Erdtheil habe nach dem Rückzuge des Norddeutschland u. s. w. bedeckenden Diluvialmeeres eine Periode continentaler Erhebung gehabt, während welcher die jetzigen Lössterrains abflusslose steppenähnliche Gebiete waren. Es dürfte schwer sein, von der Jetztzeit so abweichende meteorologische Verhältnisse zu erklären. Denn wenn auch aus Gründen der Pflanzen- und Thiergeographie eine Hebung Europa’s um circa 600 Fuss angenommen wird, so dürfte eine solche wohl keinesfalls hinreichen, unser regnerisches Mitteleuropa in ein regen- armes Grasland zu verwandeln. v. Richthofen nimmt allerdings eine verhältnissmässig grössere Erhebung der Alpen in dieser Con- tinentalepoche an, so dass diese als Condensator wirken konnten. Die Erhebung der Alpen sei so gross gewesen, dass gerade dadurch die Gletscher das Maximum ihrer Entwicklung erreichen konnten. Es lässt sich nicht läugnen, dass diese Hypothese zugleich eine bequeme und einfache Erklärung der alpinen Eiszeit bietet. Auch ist sie von vielen, namentlich grossbritannischen Forschern eifrig ver- fochten worden. Aber bewiesen ist eine solche gewaltige Empor- hebung der Alpen keineswegs. Im Gegentheil scheint sich diese Hypothese schlecht zu vertragen mit den ejgenthümlichen Bezie- hungen zwischen marinem Pliocän und Erraticum am Südfusse der Alpen — Beziehungen, die in den letzten Jahren von Spreafico, Stop- pani, Gastaldi, Sordelli, Rütimeyer, Desor eingehend studirt worden sind. Ebenso bereitet die bekannte Relictenfaune der oberitalieni- schen Seen v. Richthofen’s Hypothese erhebliche Schwierigkeiten. Die grösste Ausdehnung der Gletscher fällt vielmehr annähernd zu- !) Ueber den Löss des Saalthales. Sitzungsb. d. Gesellsch. „Isis“ in Dresden, 1871, p. 148—150. Ueber das Quartär der Gegend von Dresden und über die Bildung des Löss im Allgemeinen. Giebel’s Zeitschr. f. gesammte Naturw., 1872, Bd. 40, p. 1—99, Taf. 1u.2. Ueber Löss südlich von Leipzig. Tagebl. d. Leipziger Naturforschervers. 1872, p. 128—129. Ueber die Systematik und Nomenclatur der rein klastischen Gesteine. Zeitschr. d. deutschen geolog. Gesellsch., 1873, p. 736— 744. Nr. 15 Sitzung vom 20. Nov. Dr. A. Jentzsch. 953 sammen mit der Periode des tiefsten Untertauchens des Landes, wie ich diess bereits früher angenommen und zur Erklärung der Eiszeit verwandt hatte'), noch ehe die oben erwähnten, diess bestätigenden Untersuchungen veröffentlicht waren. Auf eine europäische Steppenzeit scheinen allerdings auch Nehring’s Funde von Steppenthieren (Springmäusen) in der Provinz Sachsen hinzuweisen, wie schon Th. Fuchs betont hat. Wenn man jedoch bedenkt, dass ein und dieselben Quartärbildungen Thiertypen sehr verschiedener Himmelsstriche beherbergen, so wird man Schlüsse über Klima nicht auf einzelne Species gründen wollen. Kommt doch Mammuth und Rhinoceros neben Murmelthier, Lem- ming und Moschusochs, wie neben Bos primigenius und neben dem an indische Formen erinnernden Bos Pallasi vor, während der Löss der Gegend von Aussig in Böhmen nach den Untersuchungen von Prof. Laube sogar vom Steinbock Reste enthält! Ueberdiess wurden die betreffenden Steppenthiere in Höhlen und Spalten des Gypses gefunden, zusammen damit Knochen vom Rennthier, ein Hecht-Unter- kiefer, ein Entenschädel und einige Froschknochen, also eine Fauna, die wenig zu den von Prof. v. Richthofen vorausgesetzten Lebens- Bedingungen passt. Fassen wir nun speciell den Löss von Heiligenstadt bei Wien in’s Auge, so fällt uns zunächst auf, dass er durchaus nicht schich- tungslos (wie die meisten Lösse), sondern wohl geschichtet ist. Aller- dings sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Schichten nicht so gross, dass diese sich als besondere Bänke, wie etwa Thon und Sand, von einander abheben. Aber sie sind in der 8—9 Klafter hohen, scheinbar homogenen Masse deutlich nachzuweisen. Unter dem Löss liegt eine mächtige Schotterschicht, welche alle Charaktere einer Flussterrasse an sich trägt, wie eine solche dem Thalgehänge zu einfällt in einer bestimmten Höhe sich auskeilend. Während anderwärts der Löss meist direct auf Schotter liegt, ist hier eine Bank feinen Sandes zwischengeschaltet, der sich vom echten Löss durch nichts als das gröbere Korn unterscheidet, Derselbe feine Sand wiederholt sich in oberen Niveaus, und es finden sich alle Uebergänge von ihm bis zum typischen Löss. Die Dicke der durch ihre Korngrösse merklich unterschiedenen Löss- schichten schwankt zwischen 0'1 M. und mehreren Metern. Mitten im Löss finden sich einzelne Geschiebe, die stellenweise zu dünnen schotterähnlichen Nestern sich concentriren. Letztere können selbstverständlich nicht durch Wind entstanden sein. Trotz- dem widerspricht ihr Vorkommen nicht v. Riehthofen’s Theorie, da sie sehr wohl von den Gehängen durch temporäre (Regen-) Bäche herabgeschwemmt sein könnten, was v. Richthofen auch bezüglich ähnlicher Vorkommnisse in China annimmt. Dagegen ist die Schich- tung nicht durch Wind zu erklären. Denn dieser wechselt in der Stärke auf’s Aeusserste, so dass auf keinen Fall seine Intensität so lange constant bleibt, bis sich eine Schicht von einem Decimeter oder 1) Ueber die Ursachen der Eiszeit. Leonhardt u. Geinitz’ N. Jahrb. für Mineral., 1873, p. 28—32. 858 954 Verhandlungen. Nr. 15 gar einem Meter abgelagert hat. Wenn somit eine Schicht aus gleich- mässig grobem Material zusammengesetzt ist, so wäre die Ursache davon nicht die constante Intensität des einen Sonderungsprocess durehführenden Windes, sondern die gleichmässige Beschaffenheit des verarbeiteten Materials. Die Quelle des Letzteren müsste also perio- disch gewechselt haben, um die Lössschichten von Heiligenstadt zu liefern, während sie constant geblieben sein müsste, um andere, gleichmässiger zusammengesetzte Lösse zu liefern. Mit der Theorie eines weiten Transportes durch Winde verträgt sich diess aber wohl kaum. Nun kommt allerdings auch in China geschichteter Löss vor, der als Niederschlag abflussloser Binnenseen aufgefasst wird. Dieser ist aber von dem vorliegenden wohl wesentlich verschieden. Selbst ab- gesehen von seinem hohen Salzgehalt, der ausgelaugt sein könnte, müsste immer der bedeutende Kalkgehalt zurückgeblieben sein, der im chinesischen Seelöss so gross ist, dass er eine weissliche Färbung verursacht. Wenn wir das Auftreten unserer europäischen Seekreide in Betracht ziehen, werden wir es als sicher ansehen, dass auch in Europa in einem abflusslosen Lösssteppensee sich ein sehr kalkreicher Staubmergel absetzen musste, offenbar völlig verschieden von den Heiligenstädter Schichten. Auch anderwärts ist bekanntlich Schich- tung im Löss als Ausnahme nachgewiesen, z. B. in Sachsen, zu Chem- nitz bei Dresden und Niederjahne bei Meissen, und auch dort weist der Löss weder durch grösseren Kalk-Reichthum, noch durch sonstige Eigenthümlichkeiten auf seine Ablagerung aus Seen bin. Eine gewisse Schichtung des Wiener Lösses ist übrigens auch von Th. Fuchs beobachtet, welcher eine Einlagerung von Wiener Sandstein-Geschieben angibt, ausserdem aber auch in Nussdorf und Hungelbrunn je eine Einlagerung von Süsswasserconchylien constatirte. Diese Einlagerungen sind wohl unzweifelhafte Absätze aus stehenden Gewässern, und — übereinstimmend mit obigen Betrachtungen — hebt Fuchs hervor, dass die Wasserconchylien in Hungelbrunn in einer Bank von weissem kreideähnlichen Süsswasserkalk, und in Nuss- dorf in einer Schicht blaugrauen Silts mit Moosresten (Hypnum) ein- gebettet waren. In Summa: Seebildungen treten im Wiener Löss auf, aber nur untergeordnet, als fremdartige, völlig davon verschie- dene Bildungen. Trotzdem ist der Löss geschichtet (an der süd- lichsten Ziegelei). Noch weniger als die Schichtung ist die eigenthümliche Ver- breitung des Löss auf Grund der v. Richthofen’schen Theorie be- greiflich. Denn ebenso veränderlich wie die Stärke ist auch die Rich- tung des Windes. Wenn ein irgendwo vorhandenes Staubcentrum vom Winde erfasst wird, so muss der Staub sich auf ein grösseres Gebiet nahezu gleichförmig vertheilen und an allen vor erneuten Windan- griffen geschützten Stellen sich niederschlagen und anhäufen. Noth- wendig müsste er sich dann auf den mitteldeutschen Gebirgen (Erz- gebirge, Thüringerwald etc.) finden, welche mitten zwischen Löss- gebieten liegen, trotzdem aber frei davon sind. Ebenso frei von Löss ist das eigentliche norddeutsche Flachland. Denn das, was Einzelne hier dafür gehalten haben, ist Lehmmergel des oberen, an erratischen ‚ { $ | EEE FE ii. Nr. 15 Sitzung vom 20. Nov. Dr. A. Jentzsch. 255 Blöcken reichen Diluviums. Nur am Südrande des Gebietes liegt eine sich quer durch Deutschland ost-westwärts hindurchziehende schmale Lösszone, in welcher der Löss vielorts eine beträchtliche Mächtigkeit erlangt. Wirkte der Staubwind nur in dieser schmalen Zone? Derartig schmale Bahnen kennen wir nur bei Wirbelwinden (Oyklonen). Aber wenn diese auch entlang gewisser Linien (z. B. Flussthäler) sich be- sonders oft wiederholen, so sind sie doch nirgends ausschliesslich an solche Bahnen gebunden. Der Lösswind musste also auch über Nord- deutschland sich verbreitet haben, und da der Löss hier fehlt, so müsste er vom Wasser weggewaschen sein. Es müssten also (wenn wir v. Richthofen’s Auffassung weiter verfolgen) die jetzigen Löss- gebiete regenarme und abflusslose Steppen, die nördlicheren Gegenden aber regenreich und mit Abfluss versehen gewesen sein. Abgesehen davon, dass auch diese Annahme die Schärfe der Nordgrenze des Lössgebietes nicht genügend erklärt, müsste man auch nach derselben erwarten, hier und da in Norddeutschland auf den nicht seltenen, viele Meilen weit ausgedehnten, fast horizontalen Lehmplateaus noch Reste des Lössstaubes zu finden, was den seitherigen Beobachtungen nicht entspricht. Lenken wir nun von den äusseren Grenzen der allgemeinen Verbreitung den Blick auf die besonderen der einzelnen Lössgebiete! Da finden wir denn, dass der Löss keineswegs, wie man erwarten sollte, innerhalb der allgemeinen Grenzen überall da auftritt, wo die Terrainformen den frischen Staub vor erneuter Windwirkung schützten. Vielmehr sehen wir alsbald, dass der Löss mit ganz besonderer Vor- liebe an den Gehängen von Flussthälern auftritt. Diess ist so häufig der Fall, dass gerade dieser Umstand auf die Mitwirkung von stehendem oder fliessendem Wasser ganz besonders hinzuweisen scheint. Denn wenn abfliessendes Regenwasser der Ansammlung von Löss hin- derlich war, so müsste dasselbe doch an den Rändern der Fluss- thäler seinen zerstörenden Einfluss ganz besonders geltend machen. Oder floss in den jetzigen Flussthälern damals kein Wasser? Dagegen spricht doch der Umstand, dass die Gletscher nur dann das erratische Material in so colossalen Massen nach Bayern, Schwaben und Baden zu transportiren vermochten, wenn sie dort in beträchtlichem Masse abschmolzen. Bedeutende Gletscherbäche sammelten sich also auch im Rheinthal und dürften wohl kaum schon bei Basel vertrocknet gewesen sein. Die auch dort unzweifelhaft nicht ganz fehlenden Regengüsse konnten also den Löss noch leichter wegspülen, als in Norddeutschland. Trotzdem ist dieser gerade bei Basel nachgewiesen. Eine nicht geringe Zahl von Lössterrains ist nicht linear ent- lang Flussthälern, sondern flächenhaft ausgedehnt. Aber zum Be- weise, dass auch diese Gegenden der Schauplatz der Thätigkeit flies- senden Wassers waren, liegt auch dort überall der Löss direct auf Schottermassen mit z. Th. vortrefflich abgerollten Geschieben. Nun meint freilich v. Richthofen, diese Schottermassen seien völlig verschieden von dem überlagernden Löss. Doch lassen sich die fak- tisch constatirten Verschiedenheiten der chemischen Zusammensetzung wie der scharfkantigen Körnung des Lösses gegenüber den Kalkstücken 256 Verhandlungen. Nr. 15 des Schotters sehr wohl auch zurückführen darauf, dass das Material des Löss nicht vom Wasser geschoben, sondern völlig suspendirt ge- tragen wurde. Der in Heiligenstadt zwischen Löss und Schotter lie- gende feine Sand zeigt, obwohl verschieden vom Löss, doch ebenfalls sehr scharfeckige Körner von Quarz ete., untermengt mit zahlreichen Schüppchen von Glimmer. Wenn nun Gehängeschotter und Löss wirklich in zwei völlig getrennten Perioden abgesetzt wurden, wie kommt es dann, dass in so zahllosen Fällen der Löss sich so abgelagert hat, dass seine Grenzen sehr nahe mit denen des Schotters (norddeutsch Kies, Grand) zusammenfallen? Dieser auffällige Zusammenhang wird noch evi- denter durch die Uebereinstimmung der Wirbelthier-Faunen, und lässt beide Bildungen als Glieder einer und derselben Formation er- scheinen, die etwa in ähnlicher Weise genetisch verbunden sind, wie Steinsalz und Salzthon. Genau denselben Zusammenhang beobachten wir zwischen Schotter und Lehm, der bisweilen recht lössähnlich wird, an zahllosen Ge- hänge-Bildungen , deren regelmässiges Auftreten an der concaven Seite der Flusswindungen dieselben als unzweifelhafte Flussterrassen, resp. alte Thalstufen charakterisirt. Die in der Gliederung dieser Terrassen beobachtete Gesetz- mässigkeit ist so einfach als klar. Das mit Geschieben gepflasterte Bett des Flusses verschiebt sich im Mittellaufe desselben nach be- kannten Gesetzen seitlich und vertieft sich gleichzeitig, so dass der Schotter als Terrasse emporragt, die nur noch bei Hochfluthen vom Wasser bedeckt wird, welches den suspendirt gehaltenen Schlamm als Lehm niederschlägt. Je nach den örtlichen Verhältnissen kann an Stelle des gewöhnlichen Lehmes auch Sand oder Geschiebelehm treten; es kann endlich unter Umständen der Lehm auch völlig den Charakter des Löss annehmen. Dazu bedarf es weiter nichts, als einer nahezu vollständigen Schlämmung des Rohmaterials, wie sie durch ein län- geres gleichmässiges Fliessen herbeigeführt wird. Die petrographische Beschaffenheit des Löss wird leider noch sehr häufig falsch charakterisirt. So sagt v. Lasaulx, Petrographie 1875, p. 271: „Löss ist ein Lehm, der durch einen Gehalt an kohlen- saurem Kalke ausgezeichnet ist;* und selbst v. Hauer’s mit Recht so hochgeschätzte Geologie 1874, p. 46, sagt: „Besonders charakteri- sirt durch seine erdige, lockere Beschaffenheit und den Kalkgehalt ist der unter dem Namen Löss bekannte Lehm, der in grosser Ver- breitung in den Niederungen der Alpen und Karpathenländer vor- kommt.“ Dem gegenüber muss betont werden, dass der Kalkgehalt durch- aus nicht der einzige, ja nicht einmal der wesentliche Unterschied von Löss und Lehm ist. Löss unterscheidet sich auch petrographisch sehr von dem diluvialen Lehmmergel, dessen enorme Verbreitung für den Aufschwung des norddeutschen Ackerbaues von so tiefgreifender Bedeutung geworden ist. Charakteristisch für Löss ist die nahezu gleichmässige Korngrösse. Körner von über 0'5 Mm. fehlen fast völlig, und ebenso sind die feinen, Thon ähnlichen Elemente darin Nr. 15 Sitzung vom 20. Nov. Dr. A. Jentszch. 257 verhältnissmässig viel spärlicher als im echten Lehm, der reichlich Körner von über 1 Mm. Durchmesser enthält. Ich glaube in meinen früheren Abhandlungen den Nachweis ge- führt zu haben, dass die charakteristischen petrographischen Eigen- thümlichkeiten des Löss ausschliesslich Folgen dieser Körnung sind, und somit allen bei derselben Geschwindigkeit nahezu vollkommen geschlämmten losen Accumulaten zukommen müssen. Falls dieser Nachweis gelungen ist, kann die öftere Wiederkehr dieser ganzen Gruppe von Uharakteren ebenso wenig auffällig sein, wie das häufige Auftreten von Sanden, die sich unter einander kaum unterscheiden lassen, in den verschiedensten Gegenden. Und so verschieden die Entstehung der Sande ist, ebenso man- nigfach kann auch die der lössartigen Bildungen sein. Man muss für beide Wind, fliessendes und stehendes Wasser als mehr minder gleichberechtigte Agentien anerkennen, und bei jedem einzelnen Vor- kommen selbstständig bestimmen, welchen Antheil jeder der genannten Factoren an seiner Bildung genommen hat. Einen Anhalt bei der Lösung dieser Frage gewähren die organi- schen Einschlüsse. Diese schliessen allerdings für die eigentlich typi- schen Lössvorkommen die Annahme von Bildungen der hohen See völlig aus, und liefern für viele, ja die meisten und typischsten Löss- vorkommen den Nachweis allmäliger subaörischer Bildung. Aber für Herbeiführung des Materials durch Wind sprechen sie bei den Haupt- vorkommnissen Uentraleuropa’s keineswegs. Denn wie käme es sonst, dass wir von den grossen Säugethieren in der Regel nur einzelne Knochen oder Zähne im Löss finden, ganze Skelete aber nur aus- nahmsweise? Die Knochen des Mammuth sind so colossal, dass etwa vorhandene Raubthiere wohl schwerlich die Schenkelknochen , den Schädel u. dgl. fortschleppen dürften. Zudem finden wir Reste von Raubthieren nur sehr selten im Löss, und Zahnspuren derselben sind meines Wissens nirgend beobachtet. Das einzelne Vorkommen der meisten Knochen erklärt sich wohl am besten aus dem Wassertrans- port, ebenso der häufig zerbrochene Zustand derselben. Dasselbe gilt in verstärktem Masse von dem Vorkommen der Conchylien. Allerdings sind die bei Weitem meisten derselben Land- bewohner. Aber keineswegs deuten sie auf trockenes Clima, und keinesfalls können die Süsswasserschnecken an den Stellen der Löss- steppe gelebt haben, an denen man sie jetzt findet. Denn sie sind in viel höherem Grade, als die Landschnecken, gesellige Thiere. Und wo eine Süsswasserschnecke im Löss sich findet, da müsste man nach v. Richthofen’s Theorie eine förmliche, von der Umgebung sich deutlich abhebende Schicht von Seelöss erwarten mit Tausenden von Individuen, die dem eifrigen Sammler an der einmal aufgefundenen Stelle mindestens Hunderte von Exemplaren liefern würden, Statt dessen sind im Löss Sachsens durch Engelhardt, Fallen und mich unter Tausenden von Landschnecken nur 3 Süsswasserspecies an 4 Fundorten gefunden worden, und an jedem derselben nur ein oder ganz wenige Exemplare. Ebenso fand Al. Braun, der in umfassend- ster Weise sammelt, im Löss des Rheinthales neben 211,935 Land- schnecken nur 33 Wasserschnecken, die sich auf drei Fundorte 258 Verhandlungen. Nr. 15 vertheilen, also an dem einzelnen Fundort durchschnittlich 11 Exem- plare. Hätte Seelöss wirklich eine besondere Schicht gebildet, so würde Braun wohl unzweifelhaft mehr Wasserbewohner gefunden haben! Dagegen verträgt sich das sporadische Vorkommen aquatiler Species sehr gut mit der Ueberschwemmungs-Theorie, die mir — in den meisten Fällen — überhaupt alles das zur Genüge zu erklären scheint, was v. Richthofen als ausschliesslich für Windbildung spre- chend aufführt: das gleichmässige Korn, der (oft bemerkliche) Mangel an Schichtung, die capillare Textur, die senkrechte Absonderung, den Gehalt an verschiedenen Salzen, insbesonders Kalk, das fast aus- schliessliche Vorkommen von Landschnecken, die vollkommene FErhal- tung der zarten Schalen derselben, die Art der Verbreitung, die ge- ringe Abhängigkeit von den Bodenformen, das Sichanschmiegen an Gehänge, die vollkommene Gleichheit in mit einander entlegenen Ge- genden, und die (angeblich) gänzliche Verschiedenheit von den dar- unter und darüber lagernden Gebilden. Betreffs der weiteren Aus- führung dieser Theorie verweise ich auf meine Abhandlung in Z. ges. Naturw. 1872. Ich bin weit entfernt, alle lössartigen Bildungen auf eine und dieselbe Ursache — Ueberschwemmungen — zurückzuführen. Viel- mehr erkenne ich gern und freudig das grosse Verdienst an, das sich v. Richthofen durch die Einführung eines bisher fast un- beachtet gebliebenen Factors in die dynamische Geologie erworben ; und ich will es keineswegs bestreiten, dass derselbe Factor auch in Europa bei der Ablagerung gewisser Lössterrains thätig gewesen ist. Aber ich hoffe doch, durch die vorstehenden Zeilen gezeigt zu haben, dass die generalisirende Anwendung, welche v. Richthofen von seinen chinesischen Studien in Bezug auf Europa gemacht hat, und insbesondere die Hypothese von dem ehemaligen Steppen-Charakter Central-Europa’s noch weiterer Prüfung und eingehenderer Beweise bedarf, ehe dieselbe in der Wissenschaft als feststehende Doctrin auf- genommen werden kann! C. Rochata. Die alten Bergbaue auf Edelmetalle in OÖberkärnten. Ein umfangreiches Manuscript, welches der Genannte für das Jahrbuch der k. k. geol. Reichs-Anstalt eingesendet hat, gibt eine Uebersicht‘ aller geschichtlichen Daten, welche derselbe über die einst so blühenden und zahlreichen Bergbaue in Oberkärnten aufzufinden vermochte, zusammen mit eingehenden Untersuchungen, die er wäh- rend eines dreijährigen Aufenthaltes an Ort und Stelle anzustellen Gelegenheit hatte. Das Endergebniss seiner Untersuchungen ist, dass einer erfolgreichen bergmännischen Thätigkeit in Oberkärnten ein noch weites Feld offen steht, und dass eine richtig geleitete Wiederaufnahme derselben sehr anzuempfehlen sei. Als Objecte, welche in dieser Beziehung in erster Linie Berücksichtigung verdienen, bezeichnet er: die Zirknitzer-Baue auf Gold und Silber, den Kupfer- Nr. 15 Sitzung vom 20. Nov. H. Wolf. 359 Bergbau von Gross-Fragant, die Goldzeche zu Lengholz, und den Quecksilber-Bergbau bei Dellach. H. Wolf. Die geologischen Aufschlüsse längs der Salzkammergut-Bahn. Die Salzkammergut-Bahn zwischen Steinach im Ennsthal und Ried im Innviertel, durchschneidet vom letztgenannten Ort in einer nahe 100 Kilometer langen Linie zuerst das tertiäre Vorland der nördlichen Kalkalpenzone, mit dem Hausruckgebirg und die in diesem Vorland aufgeschwemmten Diluvial-Flussterrassen, bis sie in der Nähe von Gmunden die Zone des eocänen Wiener Sandsteins und damit auch die Moränen der Eiszeit erreicht. Die Bahn schneidet nahezu senkrecht diese Sandsteinzone und deren verschiedene, noch immer ungetrennte Altersstufen bis in die Nähe von Stein im Win- kel bei Traunkirchen. An diese Sandsteinzone schmiegen sich petrefaktenreiche, hydrau- lische Kalkmergel, hornsteinführende Aptychenkalke, rothbraune, Ammoniten führende Klauskalke, die in den tieferen Lagen Encri- niten- und Brachiopoden-reicher sind — an, um mit diesen gemeinsam scheinbar in Folge der bekannten allgemeinen horizontalen Verschie- bung der triadischen und rhätischen Massen in mehrfachen Knickun- gen und Faltungen unter die Kalkalpenzone einzufallen. Von Traunkirchen bis unter die Wände des Sonnstein’s sind diese Störungen unbedeckt von Glacialschutt sichtbar. Mit dem grossen Sonnstein-Tunnel werden der Haupt-Dolomit und die Megalodon- Kalke durchstossen, ob auch Gesteine der Lias und des unteren Dogger an seinem Nordende durchfahren wurden, darüber liegen keinerlei Andeutungen durch Petrefaktenfunde vor. Bei Ebensee erreicht die Bahn das alluviale Schwemmgebiet des Traunflusses, welches sie bis Ischl grösstentheils in Aufdämmungen durchzieht. Von da ab bis zum Hallstätter See ruht dieselbe gröss- tentheils auf Moränenschutt oder diluvialen Felsterrassen, nur am Nordende “es Sees ruht sie wieder auf sumpfigem Moorboden, welcher nach den Aussagen des Bergrathes Stapf Pfahlbauten deckt. Längs des östlichen Seeufers ist die Bahn theils in die fast senkrecht stehenden Felswände eingeschnitten, theils im Tunnel ge- führt, oder auf Stützmauern an diese Felswände gelehnt. Vielfach musste der an den Lehnen hangende Schutt entfernt werden, und dadurch wurden prachtvolle Gletscherschliffe an den Lithodendron- und Megalodonkalken sichtbar, welche gerade gegenüber von Hallstatt mehrere, viele Quadratmeter umfassende Flächen umfassen. Bei dem Orte Ober-Traun gewinnt die Bahn wieder das Schwemm- gebiet des Traunflusses, auf welchem dieselbe theils über Moorgründe bis zur Koppenschlucht dahinzieht. In der Koppenschlucht, welche der Traunfluss im starken Gefäll durchbraust, ist das Terrain für die Bahn grösstentheils durch Anschnitte der Lehnen und durch Um- legung einzelner Flussstrecken gewonnen wurden. Nur an der öster- reichisch-steierischen Grenze musste ein kurzer Tunnel im Dolomit getrieben werden, welcher hier einst eine weite Spalte enthielt, die K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 15. Verhandlungen, 36 260 Verhandlungen. Nr. 15 nun mit einem Conglomerat erfüllt ist. Dieses Uonglomerat ist be- zeichnend durch seine Gesteins-Trümmer, die es zusammensetzen. Im kalkigen Bindemittel liegen vornämlich wenig abgerollte Quarz- stücke, Thonschiefer und Glimmerschiefer -Stücke neben einzelnen Kalktrümmern. Das Vorkommen dieser der Unterlage der mesozoischen Kalke entnommenen Gesteinstrümmer, welche an der Oberfläche erst im Ennsthale und seinen im Süden liegenden Nebenthälern sichtbar wird, an der bezeichneten Stelle in der Koppenschlucht, kann nur dadurch erklärt werden, dass man annimmt, es habe hier eine auf- strebende Quelle aus der Bruchspalte, welche die Koppenschlucht dar- stellt, diese Trümmer direct aus der Unterlage emporgebracht (ich erinnere an das Vorkommen der Quellenkiesel am Dachstein), oder dieselben mussten durch Einschwemmung aus dem Ennsthal über die Höhe von Klachau und die glaciale Wasserscheide von Mittern- dorf längs der Kainisch-Traun erfolgen. Diess ist jedoch schwer an- nehmbar, da in diesem Falle die weicheren Thonschieferstücke auf diesem langen Wege wohl ganz zerrieben worden wären. Dieses Conglomerat wurde wegen der vielen Quarzkörner gerne zu Mühlsteinen verwendet. Von dieser Stelle Traunaufwärts bis Kainisch (Station Aus- see) liegt die Bahn hauptsächlich im Glacialschutt. Von der Station Aussee zieht sich die Bahn aufwärts längs der Kainisch-Traun ohne besondere Schwierigkeiten bis auf die Höhe des weit ausgedehnten Glacialgebietes zwischen Mitterndorf und Klachau, worin auch Moorböden von bedeutender Ausdehnung liegen. Bei Klachau, wo sich die Bahn längs des Grimmingbaches gegen das Ennsthal bei Steinach abzusenken beginnt, ist sie wieder in festes Gestein eingeschnitten. Es sind die dünnplattigen Gutten- steiner Kalke. Die rhätischen Kalke und Dolomite des Grimming ruhen in übergreifender Lagerung unter diesen unteren Trias- schichten derart, dass sie nahezu senkrecht auf denselben stehen, während diese selbst eine bedeutend weniger geneigte Lagerung zeigen. Von Klachau ab gegen die Mündung des Malstbaches ist die Bahn in die Dachsteinkalke eingeschnitten, erst an die letzt- genannte Stelle treten die Guttensteiner Kalke wieder an die Ober- fläche, und welchem hier ein Lager von krystallinisch-körnigem Gyps folgt. Von diesem Gyps-Vorkommen am linkseitigen Thalgehänge des Grimmingbaches, abwärts gegen Unterburg, werden mit zwei kleinen Tunnels weisse dichte Kalke durchfahren, die in unseren Karten als Hallstätter Kalk verzeichnet sind, und denen grobe Gosau-Conglo- merate aufruhen. Glacialschutt verhüllt in der kurzen Strecke von Unterburg gegen Steinach weitere Schichtfolgen der Trias, nur ganz nahe an Steinach selbst, in einem tieferen Einschnitte, wurden mergelige Schichtlagen bemerkt, welche, sehr verwittert, allenfalls als den Werfener Schiefern angehörig bezeichnet werden können. Der in das Ennsthal an der Mündung des Grimmingbaches vorspringende Felskopf, worauf Nr. 15 Sitzung vom 20. Nov. H. Wolf. 961 das”Schloss Neuhausjsteht, zeigt jedoch schon Thonschiefer mit eingelagerten schwarzen, späthigen Kalken, welche die Unterlage auch für obige Werfener Schiefer bilden, und welche in unseren Karten als silurische Kalke und Schiefer bezeichnet sind. Auf der ganzen Linie, deren geologische Verhältnisse oben in kurzen Zügen dargestellt wurde, sind besonders zwei Objecte bemer- kenswerth. Essind diess der Hausruck-Tunnel und der Sonnstein- Tunnel, und die daran sich schliessenden Einschnitte. Ueber beide liegen uns Mittheilungen des Herrn Ingenieurs Wagner vor, welche mit der Zusendung von Versteinerungen begleitet waren, wofür ge- nanntem Herrn unser bester Dank gebührt, um so mehr, da er Zeit fand, neben seinen Berufsgeschäften auch geologische Beobachtungen durchzuführen, über welche er noch selbstständig berichten wird. Aus der Mittheilung über den Hausruck-Tunnel, welcher das Hausruck-Gebirge unter dem mit Tanzboden bezeichneten Sattel zwischen den Bauerngütern Holzleithen und Gitmeyer durch- bricht, und aus den beigegebenen Profilzeichnungen und der Situation entnehme ich, dass dieser Tunnel 760 Meter lang und in die oberen sandigen Schichten des Schliers, welchen wir als Schlier von Ott- nang bezeichnen, eingebaut ist, und dass derselbe die Kohlenflötze, welche die Traunthaler Kohlengewerkschaft abbaut, mehrere Meter noch über sich hat. Die Bohrungen, welche am Ein- und Ausgang des Tunnels (Holz- leithen-Gitmeyer) vorgenommen wurden, um die Höhenlage des Tun- nels unter der Kohle zu fixiren, gaben für die einzelnen Schichten nach den Mittheilungen des bauleitenden Ingenieurs, Herrn Einaigl, folgende auf die Meereshöhe bezogene Fixpunkte: Eingang Mitte Ausgang (Holzleithen) (Tanzboden) (Gitmeyer) Bahnnivellette - - - - 610°6 mächtig 612-1 610'6 mächtig Gewölbescheitel des Tunnels - + .6169 — 6154 616°9 — OberesEnded.Schliers 6243 — — 6202 — Schwarzer Tegel - - - 6245 02 — 6206 04 Kohle bis - -» -» » -6269 24 — 6230 24 Blauer Tegel - - - -6275 06 = 6244 14 Kohle - : - - - - - 6298 2:3 — 6267 23 Folgt Schotter blauer "Tegel 627.9: 212 Fa folgt Schotter welcher über der Mitte des Tunnels an der Oberfläche eine Höhen- cote von 696, nach Wagner aber von 686 Meter nachweist, so dass im Scheitel des Tunnels eine 60—70 Meter mächtige Lage von Schotter, meist aus Quarzgeschieben mit Zwischenlagen von Sand be- stehend, über den Kohlenflötzen liegt. Wegen der starken Wasser- führung des Schotters darf die Kohle als schützende Decke über dem Tunnel längs der Trace desselben nur bis auf eine Entfernung von 20 Meter abgebaut werden, d. h. die Kohle musste von der Bahn eingelöst werden. 36* 962 Verhandlungen. Nr. 15 Herr Wagner constatirt noch, dass die Petrefakten führende Schicht von Ottnang in den Einschnitten bei Rackering und an der Haltstelle Hausruck bei Wappelshaus in gleichem Niveau zwi- schen 570 und 576 M. Seehöhe aufgedeckt wurde, und nimmt an, dass selbe in gleicher Höhenlage unter dem Hausruck-Tunnel hindurch- führt, somit bei 30—40 M. unter der Tunnelsohle zu liegen käme, und dass dieselbe in einem mehr thonigen Sand eingebettet ist, unter welchem erst die sandigen Thone, die man mit der Benennung Schlier belegt, erscheinen. Nach Angabe des Herrn Einaigl wurde im Rackeringer Ein- schnitt im Nullpunkte (Nivellette) ein alter irdener Topf mit Schädelfragmenten und anderen zertrümmerten Knochenresten, wel- chen Spiralen und Fibulen von Bronce beigegeben waren, ge- funden, aber von der Gendarmerie confiseirt und bei dem Bezirks- gericht Schwannstadt vor ungefähr 1!/, Jahr deponirt, welche unter- suchen sollte, ob nicht hier die Kennzeichen einer der neueren Zeit entstammenden Mordthat vorlägen. Vom Sonnstein-Tunnel und der demselben vorliegenden Strecke bis Stein im Winkel bei Traunkirchen gab Hr. Wagner in meh- reren Briefen, belegt mit Profilen und einer Situation seine Beobach- tungen uns bekannt. Die Versteinerungen jedoch, die in 4 verschiedenen kleinen Partieen einlangten, deuten alle darauf hin, dass nur die Jura- schichten , Klausschichten und jurasische Aptychenkalke, und die darauf folgenden Neocommergel Petrefakten führend sind, deren sichere Bestimmung jedoch, erst wenn eine grössere Menge derselben vorliegt, erfolgen kann. So hat namentlich schöne Suiten von denselben Stellen, wo Hr. Wagner sammelte, Oberbergrath Prinzinger in Ebensee acquirirt und sie dem Ischler Museum einverleibt. Auch scheint nach Graz Manches gelangt und Vieles selbst noch im Besitz des Herrn Wagner zu sein. Die Versteinerungen, welche nur eine Nummern-Bezeichnung, aber keine Fundorts-Benennung führen, deuten verschiedene Hori- zonte, denen sie entnommen sind, an; in den beigegebenen Profilen sind diese Horizonte nicht immer gut auseinandergehalten. Dennoch lässt sich nach den vorliegenden Stücken, wenn auch nicht ganz präcise, folgende Schichtreihe, welche in mehrfachen Faltungen sich wiederholt, als wahrscheinlich angeben. Nebst dem Hauptdolomit und Dachsteinkalkes des Sonnstein- tunnels: a) ein grauer späthiger Kalk ohne deutlich erkennbare Verstei- nerungen, angeblich aus dem Sonnsteingebiet. Dieses Gestein liegt jedenfalls unter sämmtlichen rothen Kalken und über dem Dolomit des Sonnsteines. b) Ein blassröthlicher, Brachiopoden führender Encrinitenkalk, eben- falls angeblich aus dem Sonnsteingebiet, welcher analog ist dem Gesteine aus den Schichten von Vils mit Ter. pala, DB. und Ter. antiplecta. c) Ein dunkelrother derber Kalk mit Encriniten ohne Fundorts- Bezeichnung, welcher den Klausschichten entsprechen dürften. Nr. 15 Sitzung vom 20. Nov. Dr. G. Stache. 263 d) Ein Hornsteinführender jurasischer Aptychenkalk mit Apt. lamel- losus und Belemniten. e) Hydraulische Kalkmergel, in welchen ziemlich häufig der Am. asterianus d’Orb, nebst einigen anderen, noch nicht näher bestimmten Arten, vorkömmt. f) Ein grünlicher, grauer, etwas sandiger Kalkmergel mit Sca- phyten und zahlreichen Belemniten. Es folgen nun die Mergeln des Wiener Sandsteines. Herrn Wagner würden wir gewiss noch sehr dankbar sein, wenn er die Fundstellen der uns übersandten Versteinerungen nicht im Profil, sondern in einer grösser gezeichneten Situation näher be- zeichnen wollte. Vorträge. Dr. G. Stache.e Geologische Uebersichtskarte der Küstenländer von Oesterreich-Ungarn. Der Vortragende legte einen Probedruck dieser von ihm bear- beiteten Karte vor und begleitete die Vorlage mit folgenden erläu- ternden Bemerkungen: Die Bearbeitung der Karte wurde mit der Absicht unternommen, dass dieselbe einem doppelten Zwecke dienen könne. In erster Linie soll die Karte eine cartographische Beigabe zu meiner für die Abhandlungen der k. k. geol. Reichsanstalt bestimmten monographischen Arbeit über die „Liburnische Stufe“ bilden, für welche überdiess 14 Petrefakten-Tafeln bereits im Druck vollendet vorliegen, während weitere 6 Tafeln sich noch in Arbeit befinden. In dieser Eigenschaft ist die Karte vor Allem so angelegt worden, dass die eigenthümliche Verbreitung des interessantesten Schichteneomplexes der Küstenländer, d. i. der die Karstkreide und das Nummuliten-reiche Eocän in langen, schmalen Strichen trennenden Süss- und Brackwasser-Ablagerungen der ältesten Eocänstufe oder Liburnischen Stufe in scharfen Zügen und doch in einheitlichem, leicht zu überblickendem Bilde hervortritt. Eine praktische Wahl der Farbentöne hat es ermöglicht, das Detail der Verbreitung fast vollständig wiederzugeben, trotz des kleinen (1 :1'008000) Massstabes, welcher in Rücksickt auf die bedeutende Längen-Streckung des Küstengebietes und auf die für den Ueberbliek nothwendige Vereinigung aller Verbreitungsgebiete der genannten Ablagerung in einem Kartenblatt nicht leicht vermieden werden konnte. Man vermag so in der That gleichsam mit einem Blick die schmalen Zonen festzuhalten, in denen diese Schichten die massigen Gebirgskörper der Kreideformation von Krain, Görz und Istrien um- säumen, und durch welche sie auf den westlichsten Inseln des quar- nerischen Gebietes, in dem dalmatischen Hauptverbreitungs-Gebiet zwischen Sebenico und Dernis, sowie auf Sabioncello, Lesina und Bua die engeren Steilfalten der Karst bildenden Kreidekalke markiren: es 264 Verhandlungen. Nr. 15 entgehen dabei um so weniger die Stellen, wo die Ablagerung eine etwas grössere Ausdehnung und Mächtigkeit erlangt, wie in der Ge- gend von Diavazza und Corgnale, und in dem Gebiet zwischen Car- pano bei Albona und Predubas. Da die Einleitung zu dieser speeiellen Monographie naturgemäss einen Ueberbliek über die geologische Zusammensetzung des Gebietes im Ganzen enthalten muss, und da auch die Schlussbetrachtungen über die geologische Entwicklungs-Geschichte der adriatischen Küste einer solchen über das Verbreitungsgebiet des Grenzcomplexes zwischen Kreide- und Nummuliten-Formation hinausgreifenden Orientirung nicht leicht entbehren können, lag es nahe, der Karte zugleich auch eine selbstständige Aufgabe beizumessen. Dieselbe kann in der That die Aufgabe erfüllen, ein deutliches Bild der Hauptzüge des geologischen Baues der Küstenländer von Oesterreich-Ungarn in ihrem Anschluss an die nächst anschliessenden Alpengebiete zu vermitteln. Die seit dem Erscheinen der grossen v. Hauer’schen Uebersichtskarte der ganzen Monarchie in dem vom Drauthal südwärts bis zur Adria reichenden Gebiete erlangten neuen Resultate geologischer Forschung sind darin natürlich nach Möglich- keit berücksichtigt. Es ist beispielsweise die Vertheilung der Formationen in Croa- tien und den Militärgrenz-Gebieten ostwärts von der Küstenlinie Fiume-Carlopago nach den neueren Aufnahmen von Stur und Tietze eingetragen, und in den Karawanken habe ich nach eigenen Beobach- tungen bereits die bedeutende Verbreitung paläozoischer Kalke an- gemerkt, ganz abgesehen von einer Reihe von Abänderungen und neueren Angaben im istrischen und dalmatischen Küstenland. Die Karte zeigt 14 sehr deutlich von einander sich abhebende Farbentöne und die denselben entsprechenden Formationsglieder und Gruppen sind in der Farbenerklärung durch etwas speciellere An- gaben erläutert, als diess bei Uebersichtskarten sonst wohl üblich ist. Auf der geographischen Grundlage finden sich bereits die neuen Eisenbahnlinien Divaca-Pola und Knin-Sebenico-Spalato eingetragen; überdiess sind im Schwarzdruck ziemlich zahlreiche, die Beurtheilung der Tektonik der Küstenländer erleichternde Angaben über Streichen und Fallrichtung der Schichten gemacht, sowie einige Merkzeichen für wichtigere Petrefakten-Fundorte. Die Karte wurde in der lithographischen Anstalt von F. Köke ausgeführt; dieselbe befindet sich daselbst im Druck und dürfte mit Anfang nächsten Jahres im Verlag von Alfred Hölder erscheinen. Dr. E. Tietze. Ueber Lössbildung und über die Bil- dung von Salzsteppen. Der Vortragende knüpft zunächst einige Bemerkungen an die früher zur Verlesung gebrachte Mittheilung des Hrn. Dr. Jentzsch. Ohne im Geringsten bestreiten zu wollen, dass manche der in Europa Löss genannten Bildungen fluviatilen Ursprungs oder über- haupt aus Wasser abgesetzt sein können, möchten doch einige Ein- wände gegen die Ansichten des Herrn Jentzsch gestattet sein. ce Sin ae te m cm Nr. 15 Sitzung vom 20. Nov. Dr. E. Tietze. 265 Wenn z. B. dieser Forscher im Löss von Heiligenstadt Andeutungen von Schiehtung wahrgenommen hat, so lässt sich daraus an sich noch kein stichhältiger Beweisgrund gegen die suba@rische Entstehungsart des Löss ableiten. Niemand hat je an der subaörischen Entstehungsart der Dünen gezweifelt, und doch liess sich in den Dünen der Wüste östlich Weramin in Persien, genauer östlich Hesar Guli auf dem Wege nach dem Siakuh zum Theil deutliche Schichtung wahrnehmen. Dasselbe beobachtete der Vortragende vielfach an solchen älteren Dünen der Masenderaner Küste des caspischen Meeres, welche wäh- rend der Winterszeit, wo das Wasser an dieser Küste in Folge der über das Meer hinwehenden Nordwinde steigt, dem Anprall der Wogen ausgesetzt sind, und desshalb deutliche Aufschlüsse ihres Baues erkennen lassen. Man kann hier auch auf die schönen Untersuchungen Forch- hammer’s (Geognostische Studien am Meeresufer, Neues Jahrbuch von Leonhard und Bronn 1841) verweisen, denen zufolge alle Dünen, die derselbe an den Küsten von Jütland beobachtete, geschichtet sind. Wenn also diejenige Formation, welche den unzweifelhaften Typus subaörischer Bildungen vorstellt, Schichtung zeigt, dann würde man sich auch bei lössartigen suba@rischen Bildungen über Schichtung nicht wundern dürfen. Wenn ferner der Umstand, dass im Löss bei Aussig in Böhmen Reste vom Steinbock gefunden wurden, betont wird, um zu zeigen, dass der Löss Mitteleuropa’s nicht mit dem Steppenlöss Asiens ver- glichen werden kann, so darf man darauf aufmerksam machen, dass die Varietät des Steinbocks, welche heute auf den persischen Gebirgen lebt, unter Bedingungen auftritt, welche recht wohl das Zusammen- vorkommen von Resten dieses Thieres mit Resten von ächten Step- penthieren begreiflich machen können. Der Vortragende hatte Gele- genheit, am Nordrande der persischen Salzwüste bei Dehi nemek ein dort geschossenes Exemplar eines Steinbocks zu sehen. Es scheint, dass diese Thiere bisweilen vom Alburs nach der Steppe herab- steigen, um ihr Verlangen nach Salz zu befriedigen. Dass die gewissen Kalkröhrehen, welche oft in der Lössmasse beobachtet werden können, und in welchen uns Spuren von Pflanzen- stengeln erhalten sind, auf eine suba@rische Entstehungsart des Löss hinweisen, hat v. Richthofen überzeugend auseinandergesetzt. Erst kürzlich bei Gelegenheit der Excursion, welche einige Mitglieder der deutschen geologischen Gesellschaft nach Schluss der allgemeinen Versammlung in die Umgebung von Brünn machten, hat der Vortra- gende solche Kalkröhrehen in kleinen Lösspartieen des Adamsthaler Gebirges beobachtet. Die Bäche dieses Gebirges führen gegenwärtig nur Schotter. Es ist nieht einzusehen, warum sie zur Diluvialzeit ein anderes feineres Materiale geführt haben sollten. Der Umstand, dass Bäche oder Flüsse Schotter führen, während die in ihrer Umgebung sich vorfindenden Lössmassen eben aus dem feinen Lössmaterial bestehen, lässt sich überhaupt sehr häufig beob- achten. Der Vortragende erinnert an einige ihm gerade durch seine 266 Verhandlungen. Nr. 15 letzten Reisen naheliegende Beispiele. Der Talar-Fluss in Masen- deran besitzt bei seinem Austritt aus dem Albursgebirge in der Ge- gend von Schirgah ein ziemlich breites Bett, welches ganz von groben Geröllen erfüllt ist, während an beiden Ufern mächtige Löss-Ablage- rungen in senkrechten Wänden von 30 Fuss hoch über das Flussbett aufragen. Aehnlich verhalten sich andere Flüsse Masenderan’s. Die Bistrica bei Stanislau in Ostgalizien führt, obwohl sie dort schon einige Meilen seit ihrem Austritt aus dem Gebirge zurückgelegt hat, noch immer kleinen Schotter, der Pruth führt solehen Schotter noch bei Ozernowitz in der Bukowina, obwohl er bereits vor Kolomea in Galizien die Karpathen verlassen hat. Es ist unmöglich, das Löss- material in der Umgebung dieser Flüsse mit dem Material, welches sie thatsächlich absetzen, in einen genetischen Zusammenhang zu bringen. Sogar die Ablagerungen, welche unsere Donau bei Wien absetzt und die, wie man sich bei einem Spaziergang nach dem alten Bette dieses Stromes jenseits der Donau-Regulirung überzeugt, aus Schotter oder aus Sand bestehen, sehen nicht wie Löss aus. Von diesen Flüssen ist also kein Löss abgesetzt worden. Nun meint freilich Herr Jentzsch am Schlusse seiner Aus- führungen, der Löss sei in vielen Fällen ein Ueberschwemmungspro- duct. Warum aber bei einer Ueberschwemmung, wo die Gewalt der Gewässer über das gewöhnliche Mass hinausreicht, die Absätze eines Flusses einen ruhigeren Charakter tragen sollen, als sonst, ist schwer vorzustellen. Diesen ruhigen Charakter der Lössabsätze schildern aber gerade die Darstellungen des Herrn Jentzsch über die Feinheit und Gleichmässigkeit der Körnung des Löss sehr zutreffend. Ueber- schwemmungen sind periodisch hereinbrechende Katastrophen. Man müsste, wenn der Löss solchen Katastrophen seine Entstehung ver- dankt, häufige Spuren von Unterbrechungen des Absatzes in demselben nachweisen können. Bei Gelegenheit einer Unterhaltung, die der Vortragende noch im vergangenen Jahre mit einem Freunde unserer Anstalt hatte, wel- cher nicht allein in Bezug auf geologische Beobachtung volle Glaub- würdigkeit verdient, sondern der sich speciell schon vielfach mit dem Studium von Diluvial-Bildungen befasste, und der vor einiger Zeit den unteren Theil der Donau bis zu ihrer Mündung bereist hatte, erfuhr er, dass die Lössbildungen daselbst noch eine sehr beträchtliche Höhe über dem Donaubett einnehmen. Würden sie Flussabsätze sein, dann müssten sie gegen die Mündung des Flusses zu sich dem Meeresniveau besser accomodiren, als diess der Fall zu sein scheint, oder man müsste eine seit dem Ende der Diluvialzeit eingetretene Hebung des Landes an der unteren Donau voraussetzen, welche den Strom zwänge, sich in seine früheren Absätze immer tiefer einzuschneiden, um in gleich- mässigem Gefälle das Meer zu erreichen. Vielleicht kommt man auch hier leichter über die Schwierigkeiten der Erklärung hinweg, wenn man ein allmähliges Anwachsen des Landes in jenen Löss- gebieten durch subaörische Zufuhr von festen Theilchen annimmt. Möglicherweise geben diese Bemerkungen Veranlassung zu einer Mittheilung über die hier erwähnte hochinteressante Beobachtungs- Thatsache, deren Publication bis jetzt vielleicht nur desshalb zurück- Nr. 15 Sitzung vom 20. Nov. Arbeiten d. ung. geol. Gesellschaft. 967 gehalten wurde, weil man Bedenken trug, dieselbe ohne Erklärung vorzutragen. Um noch gewisser Verhältnisse zu gedenken, welche mit einem Absatz des Löss aus Wasser nicht wohl in Einklang zu bringen sind, glaubt der Vortragende an die Beobachtungen erinnern zu müssen, die er in gewissen Theilen Croatiens gemacht hat. In seiner geo- logischen Darstellung der Gegend zwischen Carlstadt in Croatien und dem nördlichen Theil des Canals der Morlaeca (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1871, p. 44) hat er betont, dass man an verschiedenen Punkten zwischen Generalski Stol und Carlstadt gelben Löss auf den dortigen Kreidekalken lagern sieht, und zwar unter sehr eigenthümlichen Ver- hältnissen. Bei den Eisenbahn-Durchstichen nämlich, welche zur Zeit, als der Vortragende jene Gegenden bereiste, ganz frisch waren, liess sich erkennen, dass jene Kreidekalke eine zackig gerissene, in bizarre Kanten und Spitzen ausgehende Oberfläche besitzen, ähnlich wie jene gleichfalls vom Löss bedeckten Kreidekalke Unter-Krains, deren Verhalten Lipold (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1858) seiner Zeit bildlich dargestellt hat. Diese Oberfläche des Kalkgebirges wird nun vom Löss maskirt. Es wäre kaum denkbar, dass derartige, bis in’s kleinste Detail scharf geschnittene Reliefformen, wie man sie dort auf der genannten Oberfläche des älteren Gebirges erhalten sieht, und welche das Aussehen jener Oberfläche vor der Lössbildung dar- stellen, sich unter dem Einfluss von Gewässern hätten conserviren können, denn der Anprall und die Bewegung der Gewässer bringen ganz andere Terrainformen auf dem Boden derselben hervor. Der Vortragende glaubt mit diesen Auseinandersetzungen genü- gend dargethan zu haben, dass er kein principieller Gegner der Theorie vom Absatz aus der Atmosphäre sei. Er hat auch schon bei einem früheren Vortrage vor dieser Versammlung (Februar 1877) Gelegenheit genommen, sich für die Löss- und Schutt -Bildungen der abflusslosen Depressionen des persischen Hochlandes zu der v. Richthofen’schen Theorie zu bekennen. Er glaubt jedoch, vor einer zu raschen und weitgehenden An- wendung dieser Theorie auf zum Theil etwas andere Gebiete warnen zu müssen. Eine solche zu weit gehende Anwendung der Theorie vom Absatz aus der Atmosphäre erblickt er in den Ausführungen PoSepny’s über die Genesis der Salzsteppen und Salzablagerungen, die derselbe kürzlich unter dem Titel „Zur Genesis der Salzablage- rungen, besonders jener im nordamerikanischen Westen“, in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie veröffentlicht hat. Bei den meisten Salzsteppengebieten lässt sich die Anwesenheit salzliefernder Gesteine, oft sogar wirklicher Salzstöcke in der Umgebung nach- weisen, so dass kein Bedürfniss vorliegt, das Salz jener Steppen als auf dem Wege subaörischen Transports dorthin gelangt anzunehmen. Namentlich auch die Erklärung des Vorkommens älterer Salzlagerstätten, wie in den Alpen und Karpathen, in der von PoSepny versuchten Weise lässt sich durch manche Einwände angreifen. Diese Einwände hat der Vortragende niedergelegt in einem besonderen Aufsatze, betitelt: K. k. geol. Reichsanstalt 1877. Nr. 15. Verhandlungen, 37 268 Verhandlungen. Nr. 15 „Zur Theorie der Entstehung der Salzsteppen und der angeblichen Entstehung der Salzlager aus Salzsteppen“, welche für das 4. Heft des Jahrbuches der k. k. geol. Reichsanstalt bereits im Druck ist, worauf hier verwiesen wird. Literatur-Notizen. Arbeiten der ung. geologischen Gesellschaft. (Auszüge aus „Földtani Közlöny,“ Nr. 5—8, 1877.) I. Die Zink- und Galmei-Lagerstätten von Pelsöcz-Ardo. Von Livius Maderspach. Der alte Zink-Bergbau der Umgegend von Pelsöcz und Ardö, im Gömörer Comitate, dessen Anfänge sich bis in’s 17. Jahrhundert zurück verfolgen lassen, hat in jüngster Zeit raschen Aufschwung gewonnen, nachdem, namentlich seit Eintritt einer preussischen Gesellschaft, welche die früher auf die Halden gestürzten Galmei- erze zu verwerthen weiss, die bergmännische Emulation so rege geworden ist, dass seit dem Jahre 1876 im Gebiete der Triasformation von Gömör und Torna bereits über 1000 Freischürfe nachgesucht wurden. Ueber die Natur der Erz-Lagerstätten bietet der im Besitze der preussischen Gewerkschaft befindliche, bisher 38 Meter tiefe Roman-Schacht guten Aufschluss. Demgemäss hat man es hier mit einem Lagergange zu thun, dessen Ausfüllung aus einem breccienartigen Gemenge von Zinkblende und Galmei in rothem, mergligen Thon besteht. Derselbe ist den triasi- schen Kalk- und Dolomitschichten, welche von dort gegen Nord fallen, eingebettet. Ein zweiter Gang, westlich vom Roman-Schachte aufgeschlossen, hat ein mehr süd- östliches Streichen, so dass er den erstgenannten verquert. Im Lukovistya-Schachte folgt die Erzführung dem Contact zwischen Dolomit und Werfener Schiefer. Die Aufschlüsse bei Pelsöcz zeigen eine andere Schichtenfolge; das unmittelbare Lie- gende der Lagerstätte bildet hier ein sandiger, gelber Mergel. Das von diesen Lagerstätten gewonnene Zinkerz, Blende und Zinkspat enthält durchschnittlich 30—50 Perc. Zink, nebenbei wird auch etwas Blei und Silber gewonnen. Bisher wird das Rohmaterial nach Preussen geliefert. ll. Ueber eine Erdrutschung im Comitat Somogy. Von R. v. Inkey. (Vorgetragen in der Fachsitzung vom 9. Mai 1877.) Den Gegenstand des Vortrages bildet eine jener Erdrutschungen, wie sie die srosse Feuchtigkeit des vorigen Herbstes und Winters an so vielen Orten erzeugt hat; die besprochene Rutschung zog nur insoferne besondere Aufmerksamkeit auf sich, als durch sie ein Theil der Ortschaft Döröcske im Somogyer Comitate zerstört wurde. Der Vortragende constatirt, dass auch hier die Abrutschung aus Contacten zweier ungleicher Formationen stattfand; der Löss ist auf der aufgeweichten Ober- fläche des Congerien-Tegels in Bewegung gerathen, während gleichzeitig der Thal- bach, bis auf den Congerien-Tegel einschneidend, die Basis der Lössmasse unter- waschen hat. Das Thal von Döröcske zeigt vielfache Spuren früherer, zum Theile weit bedeutenderer Rutschungen. Ill. Bemerkungen zur geologischen Karte der Fruska Gora von Rochlitzer, nebst einigen Daten zur geologischen Kenntniss dieses Gebirges. (Eingesendet von Prof. Dr. A. Koch, Fachsitzung vom 6. Juni 1877.) Die in der Fachsitzung vom März d. J. vorgelegte geologische Karte der Fruska Gora erfährt hiemit einige Berichtigungen durch Prof. Koch, der gleich- zeitig die früher publicirten Ergebnisse seiner Forschungen auf diesem Gebiete durch einige ueue Daten bereichert. Ein Eruptivgestein von Vdnik hat sich als Olivin- Gabbro erwiesen, bestehend aus Labradorit, Saussurit, Diallag, Olivin und Magnetit; Nr. 15 Sitzung vom 20. Nov. Dr. A. Jentsch. 269 von einem derartigen Gesteine mag wohl ein Theil der Serpentinmassen der Fruska Gora herstammen. Ein anderes Gestein aus der Serpentinregion bestelit aus Biotit, Quarz und Andesin mit einem pyroxenartigen Mineral und eingesprengtem Pyrit; der Verfasser belegt es bis auf genauere Erforschung mit dem Namen Biotitzabbro. In den phonolithischen Gesteinen von Ledineze tritt der Titanit in kleinen honig- gelben Krystallen als constanter Gemengtheil auf. Ein fremder Einschluss, der sich im doleritischen Phonolith von Rakoviez fand, erwies sich als Quarztrachyt, wäh- rend ein ähnliches Gestein an der Südlehne des Gebirges am Belipotok anzu- stehen scheint. IV. Mineralogische Mittheilungen. (Von A. Schmidt, Sitzung vom 9. Mai 1877.) 1. Ueber die Umwandlungen des Galenit in Anglesit und hierauf in Lead- hillit, schliesslich in Cerussit werden mehrere Beispiele angeführt. Eine im Besitze des ung. National-Museums befindliche Stufe aus Carthagena zeigt eine Pseudo- morphose von Cerussit nach Anglesit. 2. Pyrostilpnit wurde neuerlich von Prof. Pejacsevics auf einem Freis- lebenit aus Hiendeleneina (Spanien) entdeckt. 3. Ebenderselbe beschreibt die Umwandlung durch Wasserverlust, die ein Wachsopal von Mogyoröd zeigt. 4. Herr A. Semsey beschreibt Apatit-Krystalle aus einem grobkörnigen Granit von Campo di St. Anna bei Rio di Janeiro. V. Der Wehrlit von Szarvaskö. Von Prof. J. Szabo. (Zweite Mittheilung, mit Phototypie des Dünnschliffes, Fachsitzung v. 6. Juni 1877.) Schon im Jahre 1875 hatte der Verfasser das Wehrlit benannte Gestein von Szarvaskö als ein aus Magnetit, Amphibol, Anorthit und einer Augitvarietät zusam- mengesetztes Eruptivgestein beschrieben und es in die Familie der Gabbrogesteine gestellt. Eingehendere Untersuchungen lassen nun zwei Varietäten unterscheiden: Olivingabbro und Feldspathgabbro. Olivingabbro bildet den Berg Kecskefark (Schwal- benschwanz) bei Szarvaskö !); er besteht aus Olivin, Diallag, Amphibol und Mag- netit in grobkörnigem Gemenge. Der Olivin, der den Hauptbestandtheil bildet, ist im Dünnschliffe beinahe wasserhell, in der Gasflamme zeigt er mit Gyps eine schwache Natriumreaetion und Spuren von Kalium. In Salzsäure löst er sich unter Kieselabscheidung; die Lösung auf Platindraht in die Gasflamme gebracht, zeigte ein blitzartiges Aufleuchten, dessen Spectrum ein continuirliches war. Der Diallagit kommt in lichtgrauen, blättrigen Tafeln vor, die oft bedeu- tende Grösse annehmen und häufig von Olivin und Magnetit durchwachsen sind. Auf Platindraht in die Bunsen’sche Flamme gebracht, schmilzt er nur an den Kanten und zeigt schwache Natriumfärbung. Durch Salzsäure wird er nicht angegriffen. Der Amphibol ist gelblichbraun und durchsichtig; vom Diallag unter- scheidet er sich durch starken Dichroismus; er tritt in regellosen Körnern ohne Kıystall-Umrisse auf. Magnetit zeigt sich in bedeutender Menge, meist in regellos sphäroidalen Körnern. Die Bestandtheile haben sich in der Reihenfolge Magnetit, Olivin, Diallagit, Amphibol ausgeschieden. Der Olivin bildet circa 40 Pere., der Magnetit 15 Perc. der Gesteinsmasse. Die chem. Analyse des Gesteins gibt 50:25 Pere. als in Salzsäure löslich und 4975 als unlöslich an. Der aufgelöste Theil besteht aus 295 Sil., 38:76 Fe,O,, 13:99 CaO und 22:85 MgO; der unaufgelöste hingegen aus 5779 SiO,, 50'10 Fe,O,, 3:02 CaO und 1474 MgO. — Der bedeutende Gehalt an Eisen erklärt die vielen Versuche, die in früheren Zeiten gemacht wurden, das Gestein als Eisen- erz zu benützen. Dem Gesagten zufolge ist das Gestein von Szarvaskö als Olivingabbro zu bezeichnen und der Sondername Wehrlit wäre als überflüssig zu beseitigen. 1) In Zirkels Min. Beschaffenh. der Miner, u. Gesteine, Leipzig 1873, pag. 218, wird der Name Szurraskö geschrieben und dieser Fehler hat sich in der Literatur des Auslandes fortge- pflanzt. Die richtige Schreibweise ist Szar vaskö(Hirschenstein). 37* 970 Verhandlungen. Nr. 15 VI. Ueber eine auffallende Thalbildung im Bihargebirge. Von Ludwig Löczy. (Mit Profiltafeln. Fachsitzung vom 16. Mai 1877.) Es werden hier jene im Bihargebirge häufigen Fälle besprochen, in denen der Fluss, anstatt seinen Lauf in den weichen Materialien der tertiären und quaternären Ablagerungen beizubehalten, anscheinend mühevoller einzelne vorspringende Cou- lissen des krystallinischen Grundgebirges durchbrochen und somit kleine Partieen desselben oberflächlich abgetrennt hat, anstatt sie zu umgehen. Solche Fälle lassen sich im Laufe des Maros und der Körös mehrfach beobachten und sind um so auf- fallender, als sie sich nicht durch Spaltenbildung im Grundgebirge erklären lassen. Ein schönes Beispiel bietet der Maros bei Soborsin, wo das Flussbett in harten Granit und Diorit eingegraben ist, wovon am linken Ufer jedoch nur ein schmaler Streifen abgetrennt ist, über den hinaus tertiäre Aufschüttungs-Massen sich sanft gegen das Bergthal senken. Der sehr gewendete Lauf des Flusses im krystallinischen Gesteine schliesst schon an und für sich jeden Gedanken an Spaltenbildung aus und es scheint demnach, dass es dem Fluss hier leichter geworden sei, den harten Granit auszuwaschen, als sich durch die lockeren Massen des Tertiärbodens hin- durchzuarbeiten. Zur Erklärung dieser Erscheinung beruft sich Löczy auf die Beschreibung, die Simonyi von dem Etsch im sog. Töll gibt. Hier sind es die mächtigen Schuttkegel des Ziel und des Töllbaches, welche das Wasser bis an das Gneisgebirge drängten, wo es denn genöthigt war, sein Bett in hartes Gestein zu graben. Nämliche Ursachen mögen auch hier vorwalten. In weichem Schuttmaterial wird dem Wasser immer wieder neues Material in den Weg gelegt, bis dass seine Kraft nicht mehr dazu ausreicht und er gezwungen ist, seitlich auszuweichen. Trifft er hingegen harten Felsen, so geht die Arbeit des Einschneidens zwar langsam, allein sie ist dauerhaft; die Uferwände bleiben so zu sagen unter jedem beliebigen Neigungswinkel stehen. F. T. Dr. Alfred Jentsch. Bericht über die geologische Durchforschung der Provinz Preussen im Jahre 1876. (Separatabd. aus d. Schriften der Physik.-öconom. Gesellschaft zu Königsberg, Jahrg. 1876.) In der vorliegenden Schrift hat sich der Verfasser die dankenswerthe Auf- gabe gestellt, eine erschöpfende Zusammenstellung über die neuerlichen Fortschritte der geologischen Länderuntersuchung, zunächst mit Bezug auf die Provinz Preussen zu geben. Nach einer allgemeinen Einleitung, die sich über Zweck und Methode dieser Forschungen verbreitet, vor Allem über die wissenschaftliche und praktische Bedeutung von Tiefbohrungen, wie sie im grossen Massstabe vom königl. Handels- ministerium unternommen wurden und mit beschränkteren Mitteln von der Physik,- öconom. Gesellschaft zur Durchführung gebracht werden sollen, folgt in übersichtlicher Darstellung ein reiches Detail über die Resultate der geologischen Untersuchungen des Jahres 1376. Da sich der Verfasser hiebei nicht bloss referirend verhält, sondern gleichzeitig Originalbeobachtungen und Frörterungen über verwandte geologische Verhältnisse in ferner liegenden Gebieten zur Darstellung bringt, so beansprucht die Arbeit auch in weiteren Kreisen Interesse, Eine besonders eingehende Besprechung findet das über die diluvialen Bildungen Norddeutschlands gesammelte Beobachtungs- material, die Arbeiten von Lossen, Gottsche, Credner ete. und des Verfassers eigene Untersuchungen im Gebiete der unteren Alle umfassend, die als eine vergleichende stratigrafische Studie werthvolle Beiträge zu einer einheitlichen Gliederung des nord- deutschen Diluviums liefert. Dr. A. Jentsch. Höhenschichten-Karte der Provinz Preussen. (Schriften der K. Physik.-öconom. Gesellschaft zu Königs- berg, XV. Jahrg. 1876.) Die Karte, im Massstabe von 1:1,850.000, gibt durch verschiedene Farben- töne 7 Ausscheidungen hypsometrischen Niveaus, und zwar 0-—100, 100—200, 200— 300, 300—400, 400—500, 500—700, 700—1060 rheinl, Fuss über der Ostsee. Die beigegebenen Begleitworte enthalten interessante Details über das Relief des Gebietes in seinen Beziehungen zu den geologischen Verhältnissen. ze Nr. 15 Sitzung vom 20. Nov. T. Taramelli. E. Jones. 971 A. B. G. Seguenza. Brevissimi cenni intorno le for- mazioni terziarie della Provincia di Reggio-Calabria. (Messina 1877, 31 8.) Eine vorläufige Mittheilung aus einer grösseren im Erscheinen begriffenen Arbeit über das Tertiär von Reggio. Die Axe des calabrinten Apennins besteht aus krystallinischen und Schiefer-Gesteinen, welche letzteren die paläozoische Epoche repräsentiren. Einzelne beschränkte Kalk-Vorkommnisse sind wahrscheinlich jura- sisch, doch sind von Fossilien bisher nur tithonische Nerineen bekannt geworden ; besser ist die Kreide und zwar speciell die Cenomanstufe vertreten. Die mächtigen Tertiärbildungen bedecken die Hälfte des Areals der Provinz und legen sich zonenförmig um die älteren Gesteine, hie und da weit in’s Innere des Landes hineinreichend, nur an wenigen Stellen durch isolirte Massen des älteren Gebirges in ihrer Continuität unterbrochen. An der Ostküste ist die Lagerung des Tertiärs eine sehr regelmässige und die Transversalthäler bieten ausgezeichnete Aufschlüsse der gesammten Reihenfolge. Im südlichsten Theile der Westküste, zwischen Cap Bova und Seilla dagegen zeigen die Schichten des ältesten und mitt- leren Tertiärs eine von der Richtung der Centralkette ganz unabhängige Anordnung. Zudem sind diese älteren Tertiärbildungen stark aufgerichtet, während die pliocänen Ablagerungen mit horizontaler Schiehtung nicht nur auf das ältere Tertiär, sondern auch auf. die meso- und paläozoischen Gesteine übergreifen, ja in isolirten Fetzen auch in grosser Höhe noch auf krystallinischem Gebiete angetroffen werden. Aus diesen Thatsachen und der im Weiteren ausführlicher behandelten ver- ticalen Verbreitung und dem Charakter der Organismen zieht der Verfasser den Schluss, dass die Reihenfolge der calabrischen Tertiär-Ablagerungen höchst wahr- scheinlich eine vollständige ist, dass ferner der unter den Zancleen liegende Gyps- horizont, da er sich in seiner Höhenlage eng an die tieferen Schichten anschliesst, noch dem Miocän beizuzählen sei, dass dagegen mit dem Zancleen selbst eine Periode ziemlich unvermittelt eintretender Senkung folge, welcher die fast vollständige Abwaschung der unmittelbar vorangehenden Horizonte (Messinien-Gypshorizont und Tortonien) zugeschrieben werden muss, so dass das Zancleen fast allenthalben auf weit älteren Etagen (von den Aequivalenten des Langhien nach abwärts) auflagernd angetroffen wird. T. Taramelli. Catalogoragionatodellerocce delFriuli. (Sep.-Abd. aus den Memorie della Classe di Scienze fisiche, matema- tiche e naturali della Reale Academia dei Lincei. Ser. III., vol. IL, 1877, 67 8.) Der Verfasser gibt hier einen beschreibenden Catalog, vorzüglich petrographi- schen Inhaltes, als Ergänzungsarbeit zu seiner in der Herausgabe begriffenen Karte Friauls und verweist hinsichtlich des geologischen und paläontologischen Details auf die Erläuterungen zu seiner Karte. Begleitet ist die hier erwähnte Arbeit von einem eolorirten Uebersichtskärtchen, einer Profiltafel und mehreren Ansichten landschaft- lichen Charakters. Es kann bier um so weniger auf den reichen Inhalt vorliegender Arbeit eingegangen werden, als derselbe vorzüglich beschreibender und erläuternder Natur ist, und man muss wohl mit desto grösserem Interesse dem Erscheinen des Hauptwerkes über die Geologie von Friaul entgegensehen, da demselben so umfang- reiche Ergänzungswerke vorausgesandt werden. A. B. D. Pantanelli. Dei terreni terziarii intorno & Sıena. Siena. Estratto dagli Atti della R. Academia dei Fisiocritici. Serie III., vol. I. fasc. VIL., 1877. Mit einem col. Kärtchen und einer Profiltafel. 16 S. Die Tertiär-Ablagerungen von Siena sind von Kreide und Infralias begränzt. Ihre tiefsten Schichten sind brackische Bildungen, in denen besonders Nassa Dijar- 272 Verhandlungen. Nr. 15 dinii häufig auftritt. Darüber folgt ein Wechsel von marinen, brackischen und Süss- wasser-Schichten. Sie führen Melania striata Broce., Melanopsis fllammulata Stef., Dreissena senensis Mayer, Cerithium einetum und vulgatum, Cardium edule; ferner besonders in den höheren Lagen Cer. turbinatum Br., und Cer. nodosoplicatum Hörn. Diesen brackischen und Süsswasser-Schichten entsprechen andere rein marine Schich- ten, nämlich die unteren Lagen der blauen Sande und blauen Mergel, von denen die ersteren durch Pectumeulus glyeimeris, Pleurotoma exoleta, Nassa semistriata, Venus umbonaria ete., die letzteren durch Pleurot. rotata und cataphracta, Arca dilwii, Cytherea multilammella u. A. m. charakterisirt erscheinen. Diese Bildungen sina abermals von Sanden und Mergeln bedeckt, welche eine höhere Stufe repräsentiren, der auch die berühmte Localität Coroneina beigezählt wird. Aus den diesem höheren Niveau zufallenden gelben Sanden kommen die zahlreichsten Reste von Wirbelthieren, als Rhinoceros etruscus, Bos etruscus, Eqwus Stenonis, Elephas meridionalis und Mastodon arvernensis, sowie Felsinotherium Gervaisi und Balaena etrusca. Auch der oben erwähnte Wechsel von Süss- und Brackwasser-Schiehten erreicht in seinen höchsten Lagen dieses Niveau. Die dieser Stufe zufallenden blauen Sande und Mergel enthalten eine ausserordentlich reiche Molluskenfauna. Ein noch höheres Niveau, welches als oberes Pliocän angeführt wird, ist nur durch gelbe Sande repräsentirt, welche paläontologisch nicht näher charakterisirt werden. Der Verfasser vertritt, wie aus Voranstehendem hervorgeht, die Ansicht, dass die gelben Sande, die blauen Sande und die blauen Mergel des Sienesischen nicht übereinanderfolgend liegen, sondern Tiefenzonen eines und desselben Meeres reprä- sentiren und dass innerhalb jeder einzelnen dieser Facies Aequivalente des älteren und mittleren, zum Theile auch des oberen Pliocäns nachweisbar seien, sowie, dass der Absatz des erwähnten Wechsels von Brack- und Süsswasser-Schichten gleich- zeitig mit den marinen Ablagerungen des älteren und mittleren Pliocäns in einer Lagune stattgefunden habe, als deren südliche Begränzung, eine Art von Lido, welcher über Volte, Siena und S. Giovanni verläuft, nachgewiesen wird. A. G. M. Prof. F. Rupert Jones. Lecture on the Antiquity of Man. London, 1877. In einem Schreiben an den Verfasser dieser Anzeige spricht sich Herr Prof. Jones dahin aus, dass er diese Vorlesung eher als ein „Resume“ der gesammten Ergebnisse der neuesten und bewährtesten Forschungen über diese Frage, als für eine Original-Arbeit angesehen wissen wolle, und dass er damit zunächst ein „Repertorium“ für jene zusammenzustellen beabsichtigt, die dieselbe eingehend studiren wollen. Diese Bestimmung ist denn auch im reichsten Masse erfüllt durch den Reichthum an Thatsachen, welche die erstaunliche Belesenheit und der uner- müdliche Sammelfleiss darin in schöner, übersichtlicher Ordnung niedergelegt hat. Wir bedauern, bei der Beschränkung des einer einfachen Anzeige selbstverständlich zuzuweisenden Raumes kaum mehr als eine allgemeine Uebersicht des reichen Inhaltes durch Aufzählung der einzelnen Abschnitte geben zu können; diese sind: I. Allgemeines: 1. Einleitung, 2. Geologische Thatsachen, 3. Erste Hebungs- Periode, 4. Inter-glaciale Senkung, 5. Zweite Hebungs-Periode, 6. Zweite Senkung und Schwankungen. II. Betrachtung der Beweise des Alters des Menschengeschlechtes: 1 Vorge- schichtlicher Torf und gleichzeitige Anschwemmungen, 15 Alluviale Anschwemmungen und Höhlen, 2. Dänemark, Rjöükme, Möddings, 3. Dänemark, Torfmoore (nebst den untermeerischen Torfmooren der Küste von Schoura, besonders ausführlich behandelt), 4. Schweiz (Pfahlbauten), 5. Paläozoische Höhlenbewohner, 6. Alter Fluss-Schotter, 7. Knochenhöhlen, 8. Glacialer Mensch, 9. Miozäner Mensch, 10. Glaciales und Nach- Glaciales in Nord-Amerika, 11. Alter des Menschen in Ostindien. III. Gesammt-Uebersicht. IV. Schluss. Die Anhänge enthalten tabellarische Uebersichten der englischen und schot- tischen Pliocän- und Tertiär-Gebilde nach Geikie, Pengelly und Wood und eine Darstellung der Veränderungen der Küsten von Britisch-Columbien nach G.M. Dawson, Eine schraffirte Karte zeigt die Ausdehnung des europäischen Fest- landes in der ersten Zeit der Eis-Periode; zu fernerer Erläuterung dienen vierzehn Nr. 15 Sitzung vom 10. Nov. Dr. G. Lanbe. 973 Diagramme, von denen die, welche die drei Perioden der dänischen Torfmoore (Fichte-Stein, Eiche-Erz, Buche-Eisen) darstellen, besonders interessant sind. Der Verfasser gelangt zu dem Schlusse, dass das erste Erscheinen des Men- schen in England mit der Zeit der zweiten grossen Hebung, oder kurz vor derselben, zusammengefallen sei, als das Klima der Eiszeit sich gemildert hatte; nach Leyell's Berechnung mindestens 90.000 Jahre vor Beginn der vor-historischen Periode. Bereits 1865 stellte Dr. Jalesner die Vermuthung auf, dass die ur-älteste Spur des Menschengeschlechtes in Ost-Indien (überhaupt in Ost-Asien) zu suchen sein dürfte und brachte die riesenhaften fossilen Thiere der Siwalik-Schichten in hypothetischen Zusammenhang mit den Sagen der Hindu-Mythologie. Bisher sind in Ost-Indien nur einige (paläolithische) Geräthe aus Quarzit im Laterit von Madras und Nord-Arkot durch Herrn Foote aufgefunden wurden. Prof. Jones (Pag. 23) stimmt mit vielen anderen Paläo-Anthropologen darin überein, dass der Gebrauch von steinernen Werkzeugen und Waffen nicht mit dem Ende der Stein-Periode plötzlich aufgehört, dass er vielmehr in Frankreich bis zu den Merovingern und in Irland bis zur Zeit der Königin Elisabeth sich erhalten habe, wie denn noch jetzt bei gesitteten Völkern Steine zu Werkzeugen und Geräthen der verschiedensten Art, und auch zum Schmucke benützt werden. Bemerkenswerth sind die Angaben (Pag. 7) über das Verschwinden mehrerer Thierarten der Britischen Inseln im Laufe der Jagdzeit. Der letzte Eber wurde im 17. Jahrhundert erlegt, der letzte Wolf in England 1306, in Schottland 1680, in Irland 1710. Martial erwähnt einen „caledonischen“ Bären aus Anlass der Thier-- gefechte im Circus. Der Biber lebte 1188 in Wales (Cardigan-Thire). Der Name des Bibers findet sich noch in mehreren englischen Orts-Benennungen (Beaver-Island, Beverley u. dgl. sowie der alt-wallisische Name des Bären („Arth“) in denen mehrerer nahe an Höhlen gelegener Orte (in Caerunarthen und Glamorgan-Shire). Das kurz- hörnige Rind (Bos longifrons) war, nach Prof. Owen, bereits vor der ersten Ankunft der Römer ein Hausthier der Ur-Einwohner Britanniens geworden. Dr. G. A. Koch. Ueber Eis-Krystalle in lockerem Schutte. Sep.-Abd. aus dem X. Hefte des N. Jahrb. f. Min. etc. Jahrg. 1877. Mit einer Tafel. Der Verfasser hat über das obige Thema gelegentlich in der Sitzung der k. k. geolog. Reichs-Anstalt vom 21. Nov. 1876 einen Vortrag gehalten und als vorläufige Mittheilung erschien damals in Nr. 14 der Verhandlungen ein kurzer Aus- zug. In den 24 Seiten des mit einer schön ausgeführten Tafel versehenen Separat- Abdruckes ist nun der Gegenstand detaillirt behandelt und spätere Beobachter finden datin auch ein Verzeichniss der bekannteren, allenthalben sonst zerstreuten Literatur- notizen. Wir verweisen hier auf die bereits in Nr. 14 der Verh., Jahrg. 1876, mitge- theilte Beschreibung der verschiedenen Formen, unter denen die meistens zu pris- matischen Bündeln aggregirten nadelartigen Eis-Krystalle hauptsächlich im Schutte des Hochgebirges auftreten, woselbst sie ganze Felder bilden. Nach der fast allzu ausführlich gehaltenen Beschreibung der mannigfaltisen Fisnadel-Gebilde versucht es der Verfasser, unter Benützung der vorhandenen Literatur eine physikalische Erklä- rung dieser Art der Eisbildung zu geben. Es reicht nach dem Verfasser keineswegs aus, eine jede Fisbildung in lockerem Schutte einzig und allein dem Luft- durchzuge in den durchfeuchteten Schutttheilchen oder der raschen Verdampfung des zwischen den einzelnen, stärker erwärmten Gesteins-Fragmenten vorhandenen Feuchtigkeits-Gehaltes zuzuschreiben. (Vergl. für letzteren Fall die bekannte Bildung von Sommer-Eis zwischen den Basalttrümmern von Komeik in Böhmen. Abh. d. Röhm. Ges. d. W., 1838) Dass letztere Umstände bei der Bildung der besprochenen Eisnadeln mitwirken konnten, wird wohl zugegeben, aber der Hauptsache nach bringst der Verfasser die Erklärung der Fisnadel-Bildung in Zusammenhang mit der bekann- ten und allgemein acceptirten Theorie der Bildung von Thau und Reif, welche seinerzeit von Wells zuerst aufgestellt wurde. Für die in Form von Eisnadeln vor sich gehende Reifbildung waren nicht nur die damals herrschenden Witterungs-Ver- hältnisse am Arlberge, sondern auch noch die allernächste Umgebung, die locale Beschaffenheit des Gesteins und des Schuttes, sowie eine Reihe von Nebenumstän- den ausserordentlich günstig. Der plötzliche Umschlag der Temperatur, welcher in der kalten, windstillen Nacht vom 17. auf den 18. October 1876 erfolgte, begünstigte 274 Verhandlungen. Nr. 15 in hohem Grade die Bildung von gefrorenem T'hau, der uns in der Form von zahıl- losen Eisnadeln so überraschend entgegentritt. In Japan, wo die gleiche Erscheinung beobachtet und beschrieben wurde, nennt man diese Eisnadeln „Ihimo-bashira,“ oder „Reifbalken“. Dr. @. Laube Tafeln zur Benützung beim Studium der Geologie und Paläontologie, gezeichnet von C. Tragau und G. Bruder. Prag, J. G. Calve’sche Buchhandl., 1877. Anfänger und Studirende, welchen es oft schwer fällt, die mannigfaltigen Formen fossiler Thier- und Pflanzenreste, die sie in den Vorlesungen kennen lernen, in der Erinnerung zu behalten, finden in den vorliegenden Tafeln eine recht zweck- mässige Zusammenstellung der wichtigsten Arten, die, wenn auch natürlicherweise nicht vollständig, so doch genügend reichhaltig ist, um dem gestellten Zwecke zu entsprechen. Die in diesem Atlasse gegebenen Abbildungen sind zwar in den meisten grösseren Lehrbüchern der Geologie und Paläontologie in ähnlicher Weise zu finden, solche sind aber gewöhnlich ziemlich kostspielig, während der billige Preis (2 fl. 50 kr.) der Laube’schen Tafeln dieselbe als eine allgemein leicht zugängliche, recht nützliche Publikation erscheinen lässt. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. N“ 16. Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung vom 4. December 1877. Inhalt. Eingesendete Mittheilungen. R. Hoernes, Beiträge zur Kenntniss der Ter- tiärablagerungen der Südalpen. O. Lenz. Zur Gypsfrage in Ostgalizien. O. Lenz. Petrefakten von der Loangoküste, R. Raffelt. Ueber einen Fund von 19 Zähnen von Ptychodus latissimus bei Tep- litz. — Vorträge. E. Döll. Der Meteoritenfall von Soko Banja bei Aleksinac. C. v. Hauer. Die Eisenquelle von Öberweidlingau. E. v, Mojsisovics. Vorlage der Schlussbände von Barrande,, Cephalopoden des silurischen Systems von Böhmen. — Literatur-Notizen. A. Jentzsch, L. Bellardi, A. Manzoni NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. FE ee Eu n — on - nn ausm — — Eingesendete Mittheilungen. R. Hoernes. Beiträge zur Kenntniss der Tertiär- Ablagerungen der Südalpen. II. Schioschichten in Südsteiermark. — In Nr. 9 der Verhandlungen 1877 habe ich eine kurze Mittheilung über die Schio- schichten von Belluno und Serravalle veröffentlicht, welche ich bei Gelegenheit der Aufnahmen im Sommer 1876 kennen gelernt hatte. An die Discussion der Fauna knüpfte ich die Bemerkung, dass die- selbe vollinhaltlich jene Ansicht bestätige, welche Herr Custos Th. Fuchs über die Vicentinischen Schioschichten geäussert hat: „Dass dieselben genau mit den von Manzoni vom Mte. Titano, sowie von Michelotti unter dem Namen „Miocene inferieure“ von Dego, Carcare und Belforte beschriebenen Tertiär-Bildungen übereinstimmen“ (Th. Fuchs, Die Stellung der Schichten von Schio, Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1874, Nr. 6, p. 130). Seither hat sich Fuchs in mündlichen Mittheilungen sowohl, als in einer tabellarischen Uebersicht der Neogen-Tertiär-Bildungen Oesterreich-Ungarns (im Führer zu den Excursionen der Deutschen geologischen Gesellschaft nach der allgemeinen Versammlung in Wien 1877, p. 105) dahin ausgesprochen, dass die Schichten von Dego und K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 16. Verhandlungen. 38 976 Verhandlungen. Nr. 16 Carcare vielmehr mit jenen von Gomberto und. Sanzonini zu paralle- lisiren seien. Ich erachte mich nicht für competent, diese Frage zu entscheiden, glaube aber doch, nachdem ich Gelegenheit hatte, in den typischen Schioschichten von Belluno und Serravalle so zahlreiche Formen zu beobachten, die Michelotti aus seinem Miocänio inferiore von den genannten Fundorten beschreibt, die Vermuthung ausspre- chen zu sollen, dass auch bei Dego und Carcare Schioschichten auf- treten, möglicherweise neben und auf den Gomberto-Schichten — es müsste denn sein, dass die Fundorts-Angaben in Michelottis „Etudes sur le Miocöne inferieur de Y’Italie septentrionale — 1861“ ganz unzuverlässig wären, worüber uns jedenfalls eine Publication Fuchs’, der wir mit Spannung entgegensehen, in Kurzem auf- klären wird. Ich habe ferner in meiner obenerwähnten Mittheilung hinsicht- lich der weiteren Aequivalente der Schioschichten bemerkt: „Ueber die von Fuchs a. o. a. O. gleichfalls erwähnten Beziehungen der Schioschichten zu der „Aquitanischen Stufe“, dem Horizonte des Cerithium margaritaceum, und den südsteierischen Braunkohlen-Ablagerungen mit Anthracotherium (Sotzkaschichten) glaube ich den Ausführungen Fuchs’ nichts beifügen zu sollen, die zeitliche Identität aller dieser Bil- dungen steht auch meiner Ansicht nach fest, bedarf aber noch des directen Nachweises, der am leichtesten durch die Untersuchung der südsteierischen marinen Unter-Miocän-Ablagerungen erbracht werden könnte.“ Ein günstiger Umstand erlaubt mir nun schon heute, die Be- stätigung dieser Ansicht geben zu können. Herr Stud. med. Paltauf hat in diesem Sommer in der Umgebung jenes Fundortes, von wel- chem Unger die „Sotzkapflanzen“ beschrieben hat, ein kleines Materiale aufgesammelt. Es sei hier bemerkt, dass die Benennung „Sotzka“ dem Fundorte selbst nicht zukömmt, sondern dem Aufent- haltsorte des Bergmannes, welcher Unger bei der Gewinnung seines Materiales behülflich war. — Die kleine Suite, welche mir Herr Paltauf übergeben hatte, wofür ich ihm meinen besten Dank aus- spreche, umfasst drei petrographisch und paläontologisch gänzlich verschiedene Vorkommen. 1. Dunkle, bituminöse, schieferige Mergel — offenbar das Gestein der Pflanzenreste führenden Sotzkaschichten. Aus dem- selben lagen einige fragmentär erhaltene Schalen einer kleinen Cyrena vor, wohl von ©. lignitaria R. stammend. 2. Sandige, weiche Mergel von gelblicher Farbe und grünes Conglomerat. Ich betrachte diese Gesteine und die aus ihnen stammenden Fossilreste als die erste sichere Andeutung von dem Vorkommen echter Schioschichten in der Südsteiermark. In dem gelben sandigen Mergel, der auch petrographisch ganz jenen Mergeln gleicht, wie ich sie z. B. in den Schioschichten von Serravalle beob- achten konnte, finden sich mittelgrosse Pectines in grosser Anzahl, in welchen ich wenigstens Pecten Haueri Michti. mit Sicherheit er- kennen konnte. Das Vorkommen des Pecten deletus hingegen kann ich vorläufig noch nicht behaupten, obwohl einige schlechte Fragmente vielleicht auf diese Art bezogen werden müssen. Aus dem grünen h h - j | Nr. 16 Sitzung vom 4. December, Ö. Lenz. 947 Conglomerat liegen mir mehrere Haifischzähne (Carcharias u. Lamna) vor — die Häufigkeit ihres Auftretens in den Schioschichten (Mte. Titano, Malta, Belluno etc.) ist hinlänglich bekannt, wenn sich auch hieraus kein stratigraphischer Nachweis ableiten lässt. 3. Aus Lithothamnienkalk liegen mir zahlreiche Austern- Fragmente (sämmtlich ohne Schloss) und eine sicher bestimm- bare Klappe des Peeten latissimus Droce. vor. Es beweist diess, dass in der in Rede stehenden Gegend der echte Leithakalk der zweiten Mediterranstufe auftritt, und möglicherweise den älteren Tertiär- schichten aufgelagert erscheint. Ueber die Lagerungsverhältnisse vermochte mir Herr Stud. med. Paltauf keine ausführlicheren Nachrichten zu geben, und ich ver- zichte darauf, auf dieselben einzugehen, da sie mannigfaltige Deu- tungen zulassen; — ich hoffe im nächsten Sommer Gelegenheit zu haben, diese Ablagerungen an Ort und Stelle einem eingehenden Stu- dium zu unterziehen. Es sei mir nur gestattet, schliesslich die Frage zu berühren, ob der Fischschiefer von Wurzenegg nicht ein Aequivalent der bitumi- nösen schieferigen Mergel sein könnte, die ich in meinen vorläufigen Mittheilungen über die Schioschichten von Belluno (vgl. Verhandlungen Nr. 4, 1877) besprochen habe, und welche in der Mulde von Belluno sich durch ein ausserordentlich häufiges Vorkommen von Fischschuppen auszeichnen. O. Lenz. Zur Gypsfrage in Ostgalızien. Die Frage über das Alter der mächtigen und ausgedehnten Gypslager Ostgaliziens, sowie die Beziehungen derselben zu der sog. Salzformation ist bekanntlich noch nicht abgeschlossen. v. Alth con- statirte in seiner ausführlichen Arbeit über die Gypsformation der Nordkarpathen-Länder (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1858, p. 143) die Lage des Gypses über den Nulliporen führenden Bänken des marinen Neogen und unter den sarmatischen Sanden und Tegeln; seitdem wurde vielfach der galizische Gyps der sarmatischen Stufe zugerechnet. In Nr. 12 der Verhandlungen der k. k. geologischen Reichs- anstalt vom Jahre 1875 bringt zuerst Baron Petrino einige Daten und Beobachtungen, die wohl deutlich genug für dessen Ansicht sprechen, dass der Gyps „als eine in die Mediterranstufe ein- geschobene Ablagerung und von gleichem Alter mit dieser“ zu be- trachten sei, und dass die ostgalizischen Gypsbildungen gleichalterig sind mit den an den Ausläufern der Karpathen aufgehäuften Salz- stöcken. Baron Petrino begründet seine Ansicht bekanntlich mit den Funden von Peceten Malvinae, P. duodecim lamellatus, Calyptraea chinensis, Corbula Gibba und Isocardia cor. in einem über dem Gyps liegenden Tegel (bei Michalköw am Dniesterufer). Während meiner Aufnahmsreisen in Ostgalizien im Sommer 1877 habe ich in dem Gypsgebirge bei Stanaelan eine ganz analoge Beob- achtung gemacht. 38* 978 Verhandlungen. Nr. 16 Der kleine Höhenzug im Nordosten von Stanislau zwischen Wolezyniec und Podluzce besteht aus folgenden Schichten von unten nach oben: Lichter, grauer Kalkmergel mit zahlreichen Petrefakten (Mucronaten-Kreide); mächtig. Sand, grau, grobkörnig, 5—6 Meter mächtig. Gyps mit Tegellagern, mächtig. Kalkstein, grau, porös, 6—8 Meter mächtig. Tegel, blaugrau. Berglehm. In dem Tegel nun hat Prof. Lomnicki in Stanislau neulich einen sehr interessanten und wichtigen Fund gemacht. Die Tegel sind nämlich stellenweise ganz voll von einer kleinen, sehr variablen Pectenart; die Exemplare sind zwar nicht alle gut erhalten, aber unter den vor Kurzem freundlichst eingeschickten Proben erkannte Herr Custos Fuchs doch sofort den Pecten scabridus Eichw., der nach Reuss (Die fossile Fauna der Steinsalz-Ablagerung von Wieliczka, Sitzb. der k. k. Akad. LV, 1, 1867, p. 141) identisch ist mit dem Pecten Malvinae Dubois, und in der That stimmen die bei Stanislau gefundenen Pecten vollkommen mit der bei Reuss (l. c.) gegebenen Beschreibung und Abbildung überein. Pecten scabridus Eichw. (Malvinae), eine der im Salzthon am meisten verbreitete Versteinerungen, die auch in den Mergeln und Kalken der Gypsformation nördlich von Troppau vorkommt, ist aber in der ersten Mediterranstufe (Horner Schichten) sehr ver- breitet und wird unter Anderem aufgeführt in den Schichten von Molt, in den Schichten von Loibersdorf und Korod, und in denen von Eggenburg. Eine andere, hierher gehörige interessante Angabe findet sich bei Barbot de Marny (Ergebnisse einer Reise durch Galizien, Volhynien und Podolien im Jahre 165, St. Petersburg 1866, Ref. in Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1867, p. 174). Derselbe beobachtete bei Czernokosizy und Lavalie Nulliporen-Kalksteine, welche den Gyps überlagern. Alle diese Thatsachen sprechen wohl ziemlich deutlich gegen das sarmatische Alter des galizischen Gypses und für eine Gleichalterig- keit desselben mit den Salzlagern. O.Lenz. Petrefakten von der Loango-Küste (West-Afrika). Von dem Mitgliede der Güssfeldt’schen Expedition an der Loango-Küste, Dr. Pechuel-Lösche, erhielt ich einige interessante Petrefakten zur Bearbeitung, die derselbe bei Landana und Cacongo (in Chiloango), ungefähr 5° 15° südlicher Breite, und 12° östlich von Greenwich gesammelt hat. Die Meeresküste besteht daselbst aus bis zu 50 Fuss ansteigenden Klippen und Felsen, die Steilabfälle eines sich nach Innen erstreckenden plateau-ähnlichen, hügeligen Terrains, welches das Vorland zu dem langen, im Allgemeinen in NS-Rich- tung verlaufenden westafrikanischen Schiefergebirge ist, wie ich diesen langen, nur aus Gneissen, Glimmerschiefern, Talkschiefern, Quar- ziten etc. bestehenden, als Sierra do crystal oder Sierra complida ver- Nr. 16 Sitzung vom 4. Dec. R. Raffelt. 979 zeichneten Gebirgszug nennen möchte. Während ich dieses Vorland am Gabun und Ogowe (1° nördlich bis 1° südlich) aus horizontal lie- genden kalkigen Sandsteinen, welche zahlreiche Kreidefossilien führen, bestehend fand, scheinen an den südlicheren Theilen der Küste an- dere Verhältnisse zu herrschen. Unter den gesammelten Petrefakten sind das Auffallendste einige Handstücke eines tief dunkelbraunen, sehr fein oolithischen, lockeren Gesteines, das nicht mit Säuren braust und sehr viel Eisenocker enthält. Darin sind allerhand Versteine- rungen, und zwar lassen sich sehr deutlich Korallenstöcke erkennen, ferner zahlreiche Exemplare einer Leda, Mactra, Tellina und Car- dium. Der Fundort ist Cacongo, 36 Meilen südlich von Point Padron. Nicht weit von Cacongo, bei Landana, sind vortrefflich erhaltene Fischreste gefunden worden. Auf einer grossen Platte eines licht- grauen, feinkörnigen, etwas thonigen Sandsteines befindet sich die in zwei Theile zerbrochene Wirbelsäule eines grossen Fisches; am Kopf sind noch die Zähne, Kiemenblättchen u. s. w. zu sehen, wenn auch zerdrückt und nicht mehr zusammenhängend. Ausserdem wurden gefunden eine Menge kleiner, trefflich erhaltener Zähne von Rochen, und Pflasterzähne, Stachelflossen ete.; auch ein echter Krokodilzahn, sowie ein Koprolith befindet sich darunter. Ebenfalls von Landana stammt der Steinkern eines sehr grossen Nautilus, der der Kreideformation anzugehören scheint. Die Gesteins- masse, welche die Nautilusschale ausgefüllt hat, besteht aus lichtem Kalkstein mit zahllosen kleinen Gastropoden und Bivalven. Südlich von der Congo-Mündung (oder vom Livingstone-Fluss, wie man jetzt diesen gewaltigen Strom nennen will), bei Ambrisette, sammelte Dr. Pechuel-Lösche einige Handstücke eines lichtgrauen, zahlreiche Ostreenschalen führenden Kalksteines, der die dortigen 20 Fuss hohen Klippen am Meeresstrand zusammensetzt. Die wenigen gesammelten Petrefakten zeigen, dass besonders in der Nähe von Cacongo und Landana eine reiche und interessante fossile Fauna zu finden ist, und wäre es sehr wünschenswerth, wenn Jemand dort umfangreichere Sammlungen und Beobachtungen an- stellen wollte. R. Raffelt. Ueber einen Fund von 19 Zähnen von Ptychodus latissimus Agassiz in einer Plänerkalkgrube in Settenz bei Teplitz. Während meiner Ferien hatte ich mir die Aufgabe gestellt, von den in meiner Heimath in ziemlich reichem Masse vorkommenden Versteinerungen der böhmischen Kreideformation eine Sammlung zu- sammenzubringen. Ich besuchte desshalb fleissig die Kalkbrüche von Loosch, Hundorf, Settenz und Turn, und beauftragte die Arbeiter, die vorkommenden Petrefakten für mich aufzubewahren. Ich war dabei so glücklich, die oben genannten 19 Zähne vom Pfychodus latissimus Ag. zu erhalten. Dieselben wurden ungefähr 8 Tage, bevor ich den Fundort besuchte, von den Arbeitern in einer Tiefe von circa 10 Metern 'in einer Kalkplatte mit den Wurzeln eingewachsen, die Kaufläche nach unten, in einer Schichte Brauneisen-reichen Let- tens eingebettet, aufgefunden. Diese Lettenschicht bildet zugleich die 280 Verhandlungen. Nr. 16 Sohle des Bruches. Nach Beschreibung der Arbeiter standen die Zähne in einer bogenförmigen Reihe, und zwar immer einige in einer Gruppe beisammen. Wahrscheinlich sind die in meinem Besitze be- findlichen 19 Exemplare nicht Alles, was zu finden gewesen wäre, besonders dürften den Arbeitern viele kleine Exemplare entgangen und mit Schutt vergraben sein. Die in meinem Besitze befindlichen Exemplare zeichnen sich vor allen, bis jetzt als Seltenheit in den böhmischen Kalkgruben immer nur einzeln in Kalk eingewachsen, aufgefundenen Exemplaren durch ihre bedeutende Grösse und vorzügliche Erhaltung, selbst der Zahnwurzel aus. Von den 12 grossen Exemplaren sind 3 vollständig sammt der Wurzel erhalten. Die 3 übrigen sind leider verletzt. Von den 7 kleineren Zähnen sind 5 vollständig und 2 bis auf Wurzel- fragmente vollständig erhalten. Herr A. Seifert (ein in weiten Kreisen bekannter Händler und Sammler) versicherte mich, dass er während mehr als 40 Jahren, in denen er die Kalkversteinerungen der Gegend fast allein und mit vieler Aufmerksamkeit gesammelt, nur wenige Mal so glücklich war, Ptychoduszähne zu finden, und auch in diesen Fällen erhielt er nur einzelne kleine, fest in Kalkstein eingewachsene Exemplare aus Hundorf. Meines Wissens existirt in den hiesigen öffentlichen und Privat- sammlungen nur ein einziges, zwar auch grosses, aber beschädigtes Exemplar; dasselbe ist im Besitze des Teplitzer Realgymnasiums und wurde demselben als grosse Rarität von einem der Kalkwerk- besitzer gespendet. Die Bestimmung der Zähne, als dem Pfychodus latissimus an- gehörig, habe ich nach der Abbildung und Beschreibung, die Herr Prof. Dr. Reuss in seiner „Kreideformation von Böhmen“ gegeben, und nach der von Herrn F. Oswald aus Oels (dem glücklichen Finder von 17 Ptychoduszähnen im J. 1851) in der Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft, Jahrg. 1851, erschienenen Be- schreibung dieser Zähne, und nach den von genanntem Herrn her- ausgegebenen Modellen seines Fundes vorgenommen. Zur genaueren Vorstellung meines Fundes gebe ich hier die Grösse, Form und Erhaltungsweise der einzelnen Exemplare. Nr. 1 ist das grösste und schönste Exemplar. Es hat im All- gemeinen, wie auch alle anderen grossen Exemplare, Rechtecksform, ist 50 Mm. lang, 42 Mm. breit. Die Höhe der Zahnkrone beträgt 23 Mm.; dieselbe ist vorzüglich erhalten und zeigt 6 scharfe Haupt- und zwei ebensolche, nur kleinere Nebenfalten. Die Hauptfalten sind an der Concavseite des Zahnes wellenförmig gekrümmt und enden in concentrisch gestellten Reihen von langgestreckten Höckerchen. Gegen die Mitte des Zahnes nimmt die Krümmung ab und geht auf der Convexseite in die entgegengesetzte über. Zwischen den Enden der Hauptfalten sind stumpfe Höckerchen eingeschoben. Um diese Falten ist ein Rand, der auf der Convexseite bis 15 Mm. breit, an der Con- cavseite fast ganz verschwindet. Auf Vorder- und Hinterseite ist der Rand von in concentrischen Reihen geordneten Höckerchen bedeckt, deren erste Reihen die Fortsetzung der auf der Concavseite befind- lichen Hauptfalten zu sein scheinen. Der breite Rand der Convex- Nr. 16 Sitzung vom 4. Dec. It. Raftelt. 981 seite ist mit Höckerchen besetzt, die in auf die Richtung der Falten senkrechten Reihen geordnet sind. Die etwa um ein Drittel kleinere Wurzel des Zahnes steckt in einem Markasitknollen. Dieser Zahn verdiente abgebildet zu werden, da er alle Einzelnheiten mit grösster Schärfe zeigt. Nr. 2 ist 50 Mm. lang und 41 Mm. breit. Die Höhe des Zahnes beträgt 31 Mm; davon kommen auf die Krone 20 Mm., auf die Wurzel 11 Mm. Er zeigt 5 Haupt- und 2 gut entwickelte Neben- falten. Im Uebrigen gilt bei diesem, wie auch bei 10 folgenden Exem- plaren (Nr. 3—12) die Beschreibung wie bei Nr. 1. Nr. 3 ist 47 Mm lang, 39 Mm. breit und 30 Mm. hoch; zeigt 6 Haupt- und 2 verkümmerte Nebenfalten. Die Wurzel ist theil- weise in Markasit eingehüllt. Nr. 4 ist 46 Mm. lang, 39 Mm. breit und 30 Mm. hoch. Er zeigt 6 Hauptfalten, welche jedoch ziemlich stark abgeschliffen sind. In Folge dieser Abnutzung tritt die faserige Substanz der Zahnkrone in Gestalt von fein punktirten Flächen an’s Licht. Die Nebenfalte der Convexseite ist durch eine Reihe in der Richtung der Hauptfalte langgestreckter Höcker ersetzt. Auf der Concavseite fehlt jede An- deutung derselben. Nr. 5 ist 46 Mm. lang, 40 Mm. breit, 26 Mm. hoch. Der Zahn hat 6 theilweise abgeschlossene Hauptfalten, aber keine Nebenfalten. Nr. 6 ist 46 Mm. lang. 39 Mm. breit, 30 Mm. hoch (Wurzel- höhe ist 11 Mm., Kronenhöhe 19 Mm.) Zeigt 5 Haupt- und 2 Neben- falten. Nr. 7 ist 45 Mm. lang, 40 Mm. breit. Höhe, da die Wurzel in einem Markasitknollen steckt, nicht genau messbar. Der Zahn zeigt 5 Haupt- und auf der Concavseite 1 Nebenfalte. Nr. 8 ist 46 Mm. lang, 39 Mm. breit und 28 Mm. hoch, und ist sammt der Wurzel ganz rein erhalten. Er hat 5 Haupt- und 2 Nebenfalten. Die Hauptfalten sind ein wenig abgeschliffen. Die bis jetzt beschriebenen Exemplare (Nr. 3—9) sind alle vollständig erhalten. Nr. 10. Dieses Exemplar ist leider Bruchstück. Der Bruch ist jedoch jedenfalls vor der Auffindung schon gewesen; es dürfte gerade die Gesteinslösung durch dieses sonst schön erhaltene Stück hindurch- gegangen sein. Er ist 48 Mm. lang, 40 Mm. breit und 30 Mm. hoch, gehört also zu den grossen Exemplaren der Garnitur. Er hat 5 Haupt- und 1 Nebenfalte auf der Concavseite. Die Convexseite ist abge- brochen. Nr. 11 und 12. Beide Exemplare sind verletzt. Ersteres ist 46 Mm. lang, 35 Mm. breit und 28 Mm. hoch, und hat 5 Haupt- falten. Letzteres ist 44 Mm, lang, 38 Mm. breit und 25 Mm. hoch, und zählt 6 Hauptfalten. Die nächsten 7 Nummern gelten der Beschreibung der gefun- denen kleinen Exemplare, die aber durch ihre eigenthümliche Form, schöne Erhaltungsweise ebenso die Beachtung verdienen wie die grossen Exemplare. Sie sind auch desshalb interessant, da, wie die Form zeist, unter ihnen die Vertreter beider Seiten des Kiefers vor- 989 Verhandlungen. Nr. 16 handen sind. Ausserdem passen je zwei der Exemplare so gut an einander, dass ich zur Annahme gekommen bin, dass dieselben auch im Kiefer neben einander gestanden, und dass man sich in Folge dessen in Stand gesetzt sieht, sich genauere Vorstellungen über die Zahnstellung bei den Ptychodus-Arten machen zu können. Ich beschreibe hier jedesmal zwei an einander passende Exem- plare, da dieselben sich auch durch fast gleicbe Form auszeichnen. Nr. 13 und 14 fast rhombisch. Die Seitenlänge beträgt 25 Mm,, die Höhe des Zahnes ist 20 Mm., rechts hinten zeigt der Zahn einen etwa 2 Mm. grossen Eckvorsprung. 5 Hauptfalten. Dasselbe gilt vom Zahn 14. 6 Hauptfalten. Nr. 15 u. 16 sind die kleinsten Zähne der Garnitur, auch fast rhombisch. Die Seitenlänge beträgt 17 und 18 Mm., die Höhe 14 und 15 Mm. Beide zeigen 5 Hauptfalten, ebenso beide eine nach rechts hinten vorspringende Ecke. Nr. 17 und 18 fast rhombisch; 25 Mm. Seitenlänge, Höhe 23 Mm. Diese Exemplare, die Concavseite und die vorspringende Ecke links, gehören also jedenfalls in die andere Hälfte des Kiefers. Je 5 Haupt- und 1 Nebenfalte. Nr. 19. Diess Exemplar reiht sich an die beiden vorhergehenden ; hat die Seitenlänge von 24 Mm. und ist 20 Mm. hoch. 5 Haupt- und 1 Nebenfalte. Da die im Vorhergehenden beschriebene Garnitur von Piychodus latissimus Ag. gewiss einem Thiere angehört, und eine Collection von 19 Exemplaren gewiss die grösste ist, die je in der böhmischen Kreide zusammen vorkommend gefunden wurde, und die einzelnen Exemplare sich ausserdem durch Schönheit der Erhaltung und Grösse besonders auszeichnen, so hielt ich es für meine Pflicht, meinen Fund zu be- schreiben und zur Kenntniss der Herren Paläontologen zu bringen. Möglicherweise gibt dieser Fund Aufklärung über die noch nicht bekannte Zahnstellung der Ptychodus-Arten. Ich füge hier noch eine kurze Beschreibung der Fundstätte dieser Zähne bei. Dieselbe ist der nördlich vom Galgenbusche bei Teplitz gelegene Kalkbruch des Hrn. Krauss in Settenz. Derselbe dehnt sich von Osten gegen Westen in einer Länge von 60 bis 70 Schritten aus und hat von oben nach unten folgende Schichten: Dammerde !/, Meter Letten 12/55... Zerklüfteter Kalk ER Letten ae Fester Kalk 2 x Letten BERNNE Fester Kalk 6 ” Letten, eisenreich, bildet die Sohle des Steinbruchs. Die Schichten fallen daselbst unter einen Winkel von ungefähr 10° in der Richtung von NO nach SW. Nr. 16 Sitzung vom 4. Dec. Ed. Döil. 283 Vorträge. Ed. Döll. Der Meteorsteinfall von Soko-Banja, nord- östlich von Aleksinat, am 13. Oct. 1877. Die Notiz, welche in Wien zuerst die „Deutsche Zeitung“ über einen Meteoritenfall im Feldlager desObersten Horwatowitsch genommen hatte, veranlasste mich, den Redacteur der serbischen illustrirten Zeitung, Herrn Theodor Ritter v. Stefanowitsch (Stefanovit) zu er- suchen, über diesen Fall Nachrichten einzuholen. Dank der eifrigen und erfolgreichen Verwendung dieses Herrn bin ich nun in der Lage, das Folgende zu veröffentlichen, und zwar einmal zwei Berichte von Augenzeugen, und ferner einige Bemerkungen, zu welchen mich ein Stückchen von den gefallenen Steinen, das ich gleichfalls dem Hrn. v. Stefanovit verdanke, ausserdem aber noch die geographische Lage des Fallortes veranlassen. Der erste Bericht ist im Neusatzer serbischen belletristischen Wochenblatte „Javor“ erschienen. Dort schreibt ein Augenzeuge: „Im Anfange des Monates October hatte ich Gelgenheit, den Fall eines Meteoriten zu beobachten. Es geschah diess in der Umgegend von Banja.') Der Tag war sehr angenehm, der Himmel sehr rein, als plötzlich gegen 2 Uhr Nachmittags ein donnerartiges Getöse hörbar wurde, das einem lebhaften Batteriefeuer glich. Dieses starke donner- artige Getöse endete mit einer starken Lufterschütterung, nach wel- cher eine bedeutende Anzahl von Meteorsteinen auf die Erde fiel. (In Banja wurden einige Stücke aufgehoben.) Nach einiger Zeit hörte dieser Meteorregen auf und bemerkten wir zu unserer grössten Freude, dass während dieser interessanten Naturerschemung sich kein Un- glücksfall ereignet hat. Die Meteorsteine sind von verschiedener Grösse. Einer von diesen Steinen, welcher im Orte Banja selbst vor einem Hause niedergefallen war und sich tief in die Erde eingrub, hatte ein Gewicht von 10 Oka’s.?) Ein zweites Stück wieder, welches von den Bewohnern des Dorfes Scherbanowaz (Serbanovat) nach Banja gebracht wurde (der Ort befindet sich unweit des Rtanjer Berges), hatte sogar 30 Oka’s, und ist dieser Stein der grösste von den bis jetzt aufgefundenen Meteoriten. Die Bauern in der Umgegend von Rtanj erzählen, dass einer dieser Meteorsteine die Grösse eines ge- füllten Mehlsackes hatte, beim Falle jedoch an einen Felsen stiess und in Stücke zerfiel.“ Soweit der Berichterstatter des „Javor“, durch dessen Darstellung man lebhaft an die ersten Nachrichten von dem Falle bei Knyahinya (1866, 9. Juni) erinnert wird. Der zweite Bericht enthält ein Schreiben des Hrn. v. Stefanovit an mich, ddo. 18. Nov. d. J., in welchem es heisst: „Herr Oberst Horwatowitsch (Horvatoviö), sowie Hr. Sava Pawlowitsch (Pavlovit), Assistent des Prof. Pantschitsch (Pan£i@) in Belgrad, hatten die Güte, !) Da es in Serbien sehr viele Banja gibt, ist in dieser Mittheilung der Bei- name Soko, welchen das in Rede stehende Banja führt, beigesetzt. D SL Oka—= Zu Pfund: K. k. geolog. RE ee 1877. Nr. 16. Verhandlungen. 9 284 Verhandlungen. Nr. 16 mir einige Daten über den Meteoritenfall einzusenden, die ich Ihnen im Nachfolgenden mitzutheilen die Ehre habe. Zu Ende des Monats September 1. J. stellte sich in den öst- lichen Bezirken Serbiens, namentlich im Aleksinater Kreise, ein hef- tiger unaufhörlicher Regen ein, der etliche 20 Tage dauerte. Plötzlich aber, wie auf einen Schlag, änderte sich das Wetter. Der 1. October (13. Oct. neuen Styls) brachte den Bewohnern des Aleksinader Kreises einen prachtvollen sonnigen Tag, der ihnen aber auch eine Ueber- raschung bereiten sollte, wie sie wohl selten vorkommt. Um 2 Uhr Nachmittags wurde plötzlich, wie es in dem Berichte aus Aleksinat heisst, unweit der Aleksinater Banja ein starkes Ge- töse hörbar, das uns wie Geschützfeuer vorkam. Es war, wie wenn zwei Salven nach einander gelöst würden, welchen eine Feuererschei- nung folgte, wie beim Zerplatzen einer Granate.e Ein dichter schwarzer Rauch erfüllte die oberen Luftschichten. Derselbe theilte sich in drei Säulen und ging allmählig in einen weissen Rauch über. Das Getöse dauerte an, wenn es auch nicht den ursprünglichen Charakter hatte, sondern mehr einem Gewehrfeuer glich. Die Luft schien erregt. Kurz nach jener ersten Erscheinung fielen Meteor- steine vom Himmel herab, und zwar nach Angabe des Hrn. Pavlo- vid in einem Umkreise von 1'/, Meilen Länge und '/, Meile Breite. Glücklicherweise ist kein einziger Unglücksfall zu beklagen. Es wurden folgende Meteorsteine aufgefunden: N 1. Ein 23 Oka wiegender Stein in dem Dorfe Serbanovii?), welcher sich 4 Fuss tief in die Erde eingegraben hatte. 2. Ein 15 Oka schwerer Meteorstein, welcher in der Nähe der Banjaer Weingärten herabfiel und sich 3 Fuss in die Erde eingrub.?) 3. 2 Meteorsteine bei Blandija. 4. 1 Stück im Gewichte von 2 Oka wurde bei Prevalat auf- gefunden. °) 5. Ein Meteorstein von geringerem Gewichte bei Gradit. 6. Mehrere Stücke verschiedener Grösse bei Dugopolje, sowie in dem Gebirge. *) Ein anderes, bloss 2 Oka schweres Stück wurde auf der Erde liegend aufgefunden. Dasselbe fiel auf einen Birnbaum und von diesem auf die Erde. Ein Mann, der sich unter dem Baume befand, hob das Stück auf und befühlte es. Er behauptet, der Stein wäre noch warm gewesen. Die bisher aufgefundenen Meteorsteine sind dem Belgrader naturhistorischen Cabinet übergeben worden und werden dieselben ') Mit dem vom „Javor“ erwähnten Meteoriten identisch. Statt Serbanovat wird häufig Serbanovöi gesprochen und geschrieben. : *”) Jedenfalls nicht mit dem im „Javor“ erwähnten Steine, der mitten in Banja vor einem Hause gefallen sein soll, zu verwechseln. ®) Prevala& und Gradi wurden nicht auf der Karte aufgefunden, sollen aber kleine Häusergruppen, westlich von Banja an der Strasse, ganz in der Nähe sein. *) Nach mündlicher Mittheilung fielen viele kleine Steine in dem Gebirge Djeviza Planina. A Nr. 16 Sitzung vom 4. Dec. Ed. Döll. 985 von Prof. Pan&it untersucht. Nach Angabe des Herrn Assistenten Pavloviü gehören die Steine den Chondriten G. Rose’s an. Uebrigens hatte Hr. Oberst Horvatovit die Güte, mir ein ganz kleines Meteorsteinstück zu übersenden, das ich für Sie bestimmt habe. Zum Schluss darf ich nicht unerwähnt lassen, dass Oberst Horvatovid& die wichtigsten Daten, sowie auch das Meteoritenstückchen vom Commandanten von Aleksinal, Hrn. Oberstlieutenant Prapor- tschetovitsch (Praportetovi@) erhalten hat, welcher Herr Zeuge der seltenen Naturerscheinung gewesen ist.“ Auch aus dieser freundlichen Mittheilung geht der ausserordent- liche Reichthum an gefallenen Stücken hervor, ähnlich wie es in rascher Zeitfolge bei Knyahinya (1866, 9. Juni), Pultusk (1868, 30. Juni) und Hessle (1869, 1. Jänner) geschehen ist. Es ergibt sich aber daraus auch zugleich das erfreuliche Resultat, dass dieser merkwürdige Fall nicht nur der genauesten Beobachtung begegnete, sondern auch mit nicht wenig zu rühmender Schnelligkeit Vorsorge getroffen worden ist, dass das darauf bezügliche Material gesammelt und im Interesse der Wissenschaft verwendet wird. Dass man bei dieser Aufsammlung nicht in engherziger, sondern in liberalster Weise vorgeht, dafür gibt der Umstand, dass ich in der Lage bin, diesen Bericht zu erstatten, den sprechendsten Beweis. Die Lage des Fallortes ist aus den Kärtchen 1 und 2 ersicht- lich, die nach der Karte des k. k. österreichischen Generalstabes an- gefertigt sind. In 2 erscheint das Gebiet, auf welchem bis jetzt Steine aufgelesen worden sind, durch eine Linie umgrenzt. N Köinae Das in meinen Besitz gekommene Stückchen Meteorstein ist ein Bruchstück von 15 Gramm Gewicht, und hat auf einer kleinen Stelle eine braune, matte, rauhe und dünne Rinde. Die übrigen Flächen sind uneben und lassen eine bläulichgraue, fast dichte Grundmasse erkennen, in welcher gelbbraune Flecken erscheinen. Viele Kugeln von der Grösse eines Hirsekornes bis zu der eines Hasenschrottes sind in dieser Masse eingewachsen und ragen theils über die Bruch- 39* 986 Verhandlungen. Nr. 16 flächen hervor, theils haben sie in dieser schalenförmige Eindrücke hinterlassen. Fein eingesprengtes Eisen und Magnetkies tritt sehr 20153 0.L-Grenwith- Djevica Pl. sparsam auf. Eine polirte Schnittfläche bietet folgenden Anblick: Die graue, matte Masse hat Glanz angenommen, die braunen Flecken, welche auf der Bruchfläche dem Steine ein sehr verwittertes Aus- sehen geben, erscheinen auch auf der Schnittfläche, zum Beweise, dass diese Flecken schon in dem Meteoriten vor seinem Falle ent- halten waren und nicht mit den Rostflecken, die an manchen Meteo- rıten nach dem Falle entstehen, zu verwechseln sind. Es verlaufen sich diese Flecken mit Ausnahme einer Stelle, wo sie scharfe Grenzen zeigen, in die graue Masse. Die Durchschnitte der Kügelchen sind fast alle ölgrün und gleichen dem Olivine, wenige sind weiss. An keinem derselben war jedoch die an den Kügelchen mancher anderer Meteoriten bekannte, excentrisch radiale Structur zu erkennen. Auch unregelmässig begrenzte Durchschnitte sind vorhanden von derselben Farbe und Härte. Das Eisen und der Magnetkies erscheint an den Kügelchen, in ihnen und in der Grundmasse, immer aber sehr spär- lich. Es gleicht in dieser Hinsicht und auch in seiner übrigen Be- schaffenheit dieser Meteorit am meisten dem Borkut')- Steine, was mir auch eine mit dem Stücke in der Hand in der klassischen ') Die Farbe des Borkutsteines wird als grau angegeben, die Stücke des Hof- mineralien-Cabinetes sind jedoch grau und braun gefleckt. Die in der Abhandlung über den Borkutstein angegebene Dichte 5'242, welche so auffallend von der Dichte aller übrigen Meteorsteine abweicht, noch dazu bei der Eisenarmuth des Steines, verlangt wohl nach einer neuen Untersuchung. D. — (Leydolt, Ueber den Meteor- stein von Borkut, Sitzungsb. der kais. W. Akademie 1856, XX. Bd., p. 400.) Nr. 16 Sitzung vom 4. Dee, ld. Döll. 287 Meteoriten-Sammlung des k. k. Hofmineralien-Cabinets vorgenommene Untersuchung bestätigte. Die schon oben erwähnte Stelle mit den scharf umgrenzten braunen Flecken zeigte bei Betrachtung mit der Loupe eine Structur, auf welche ich die Aufmerksamkeit lenken möchte, weil sie meines Wissens noch bei keinem Meteoriten gefunden worden ist. Es sind ganz kleine braune Flecken von der grauen Masse, die an dieser Stelle sandig erscheint, mehrmals schalenförmig umgeben, so dass diese Partie in ihrer Zusammensetzung sich am besten mit der des Erbsensteins vergleichen lässt. Ein anderer Punkt, auf welchen ich gleichfalls die Aufmerksam- keit lenken möchte, betrifft die Lage des Fallortes (20° 53° östlicher Länge von N der in die Verlängerung einer Zone fällt, welcher von den aus Oesterreich in den letzten 25 Jahren bekannt gewordenen 8 Meteorfällen 6 angehören, worunter der von Knyahinya, welcher den grössten bis jetzt bekannten Meteorstein geliefert, nebst gewiss mehr als 2000 kleineren. Dieser Umtand wird noch auffal- lender, wenn man erwägt, dass selbst innerhalb dieser fast 3 Längen- grade breiten Zone die Fälle sich gleichsam um bestimmte Meridiane reihen, und dass zwischen der westlichsten Grenze dieser Zone und dem nächsten Fundorte Arva mehr als 2 Grade liegen. Zur leich- teren Uebersicht folgen die erwähnten Fallorte nach den Längen- graden geordnet; es sind: Kaba (1857, 15. April) 21° 16‘, Kakowa (1858, 19. Mai) 21° 38‘ Knyahinya (1866, 9. Juni) 22° 30, Ohaba (1857, 10. Oct.) 23°50‘, Borkut (1852, 13. Oct.) 24° 17°, und Mezö- Madaras (1852, 4. Sept.) 24° 19‘. Daran schliesse ich noch das Meteoreisen von Lenarto (gefunden 1815) 21° 40‘. Verlängert man diese Zone nach Nord, so fallen in dieselbe die russischen Meteor- fälle Pultusk ) (1868, 30. Juni) 21° 23‘, Oesel?) (1855, 13. Mai) 22° 30‘, Bialystock (1827, 5. Oct.) 23° 10‘. Nach Süd erweitert ent- hält diese Zone, ausser dem Fall von Banja, die Fälle von Larissa (1827, 7. Juni) 22° 35‘,, Widdin 22° 25‘, und Seres (1818, Juni) 23° 25‘, also mit Ausnahme des Falles in Constantinopel, alle aus den Ländern der heutigen europäischen Türkei bekannten Fälle. Freilich regt die Thatsache, dass von allen den zuletzt genannten Fällen fast nichts bekannt geworden ist, gegenüber der Aufmerksamkeit, welche der Fall bei Banja gefunden hat, zu gar manchen Betrachtungen an. — Auch die Geschichte der Meteoritenkunde ist in gewisser Bezie- hung eine Culturgeschichte. Schliesslich drücke ich noch dem Herrn Theodor Ritter v. Ste- fanovit, dem Herrn Assistenten Pavlovit, vor Allem aber dem Herrn Obersten Horvatoviö und dem Herrrn Oberstlieutenant Praportetovit, Männern, welche, gleichsam die Hand am Schwert, ihr Interesse auch für den friedlichen Fortschritt bethätigten, meinen wärmsten Dank aus. !) v. Rath, Pultusk. = ®) A. Goebel, Oesel. Archiv für d. Naturkunde Liev-, Esth- und Kurlands, and I, 288 Verhandlungen. Nr. 16 Bergrath C. v. Hauer. Die Eisenquelle in Ober-Weid- lingau bei Wien. Am westlichen Ausgangspunkte des Thales, in welchem der oben genannte Ort liegt und hart am Fusse der dort das Thal begrenzen- den Anhöhen hat im Laufe des vergangenen Sommers Herr Raftl aus Wien eine schöne und wohleingerichtete Kaltwasser-Heilanstalt erbaut. Mehrere Quellen, die an verschiedenen Stellen des erwähn- ten Höhenzuges entspringen, gaben Veranlassung dazu, und durch zweckmässige, künstlich angelegte Leitungen ist der Zufluss der- selben zur Cur-Anstalt geregelt. Alle diese Wässer sind, wie sich aus den Absätzen in den Leitungs-Vorrichtungen ergibt, mehr minder eisenhältig. Insbeson- ders einer dieser Zuflüsse aber, der sich unter dem Niveau der Sohle des Thales sammelt, ohne bis an die Oberfläche aufzusteigen, enthält ein Wasser mit einem so auffällig grösseren Gehalt an Eisen, dass man die Quelle, wie auch die nachstehende Analyse zeigt, als eine specifische Eisenquelle bezeichnen kann, die sich auch als brauchbar für manche Curzwecke ergeben wird. Die quantitative Analyse dieses Wassers ergab nänlich folgen- des Resultat in einem Liter: 0:0120 Kieselerde und ein wenig organische Substanz. 0:0197 Eisenoxydul als Carbonat. 02535 Kalk 0'0460 Magnesia M; ie 0:0210 schwefelsaures Kalı. 0:0068 schwefelsaurer Kalk. 0:0166 Chlornatrium. 0'1435 Zweites Aequivalent Kohlensäure der Bicarbonate. 0:1350 Freie Kohlensäure. 0'6541 Summe der Bestandtheile. Das Volum-Gewicht des Wassers beträgt 1'00089. Der Gehalt an Eisencarbonat, welcher diesem Wasser seinen therapeutischen Typus verleiht, beträgt demnach in einem Pfunde = 7680 Gran 0'15 Gran. Diese Wässer, die wohl durch Berührung mit dem Wiener Sand- stein ihren Gehalt an fixen Bestandtheilen diesem letzteren entlehnen, enthalten in der That im Wesentlichen, wie die Untersuchung zeigt, die das Bindemittel der Wiener Sandsteine bildenden Verbindungen, die bekanntlich hauptsächlich Carbonate von Kalk, Magnesia und Eisenoxydul sind. Immerhin bleibt es aber bemerkenswerth, dass Wässer von verhältnissmässig so geringem Kohlensäure-Gehalt das Auflösungsvermögen besitzen, Quantitäten von fixen Stoffen aufzuneh- men, wie sie gefunden werden, während doch der Auflösungs-Process überhaupt nur unter Vermittlung freier Kohlensäure stattfinden kann. Es setzt dies lange Berührung mit dem aufzulösenden Mittel und demnach also einen weiten unterirdischen Verlauf der Wässer oder eine bedeutende stagnirende Ansammlung derselben gegenüber ihrem Auslaufgquantum voraus. Nr, 16 Sitzung vom 4. Dee. Dr. E. v. Mojsisovies. 289 Wenn man es passend finden sollte, nach den hydrostatischen Verhältnissen die Mineral-Quellen, je nachdem sie vermöge ihrer Steigkraft ausfliessen oder nach Erreichung einer gewissen Höhe unter der Oberfläche stagnirend bleiben, zu classificiren, und demnach sie etwa als Mineralquellen oder Mineralbrunnen zu bezeichnen, so ge- hört, wie angedeutet wurde, die in Rede stehende (Quelle in die letz- tere Kathegorie. Der Unterschied in den Verhältnissen der Mineralquellen, der eben berührt wurde, ist aber auch in anderer Beziehung von Bedeu- tung. Er scheint einen Einfluss zu üben auf die Constanz im Gehalte des Wassers an fixen Stoffen. Im Laufe der Untersuchung mancher- lei Mineralwässer hat sich mir die Beobachtung aufgedrängt, dass nur Quellen, welche vermöge ihrer Steighöhe einen continuirlichen Abfluss haben, auch in verschiedenen Zeiten eine Gleichförmigkeit in der Zusammensetzung erweisen. Jene Quellen dagegen, welche nur bis zu einem Niveau emporsteigen, aus welchen kein natürlicher Ab- fluss sich vermittelt, nehmen in ihrem Gehalte an fixen Stoffen sehr wesentlich ab, wenn aus ihrem Sammelbecken durch einige Zeit mehr Wasser entlehnt wird, als nachströmt. Und es liegt wohl nahe, dass dem so sein müsse. Manche Wässer der berühmtesten Mineralquellen gelangen daher in vorgerückteren Stadien der Füllungszeit mit einem entschieden geringeren Gehalte zur Versendung, wie im Beginne derselben. Um danach Mineral-Brunnenwässer in ihrer Zusammensetzung constant zu erhalten, müsste ihr Zuflussquantum ermittelt und über dieses hinaus dem Sammel-Reservoir durch Ausschöpfen nicht entzogen werden. Dr. E. v. Mojsisovies. Vorlage der Schlussbände von Barrande's Cephalopoden des silurischen Systems von Böhmen. Vier soeben ausgegebene Bände (3 Textbände, 1 Band mit Tafeln „ Nr. 461—544) haben die im Ganzen aus 6 Textbänden mit 3600 Seiten in 4° und 5 Tafelbänden bestehende zweite Abtheilung des grossen Barrande’schen Werkes über das silurische System von Böhmen zum Abschluss gebracht. Dieselbe ist ausschliesslich der Be- schreibung der Öephalopoden gewidmet. Es ist bekannt, dass die ausserordentlichen wissenschaftlichen Schätze, welche in den Silurschichten Böhmens begraben sind, erst durch die unermüdlichen und umfangreichen Aufsammlungen Bar- rande’s an das Licht gefördert worden sind. Die Zahl der beschrie- benen und benannten Cephalopoden-Arten, welche sich heute bis auf 1127 oder beiläufig die Hälfte aller überhaupt bekannt gewordenen paläozoischen Cephalopoden erhebt, erregt gleichwohl wegen ihrer Höhe die Bewunderung der gelehrten Welt. Indem der Vortragende den grossen Meister der descriptiven Paläontologie zur Beendigung einer der wichtigsten und lehrreichsten Abtheilungen seines Werkes von Herzen beglückwünscht , gibt 290 Verhandlungen. Nr. 16 er eine gedrängte Uebersicht des Inhalts der vorgelegten vier neuen Bände. Er bemerkt, dass die beiden Textbände IV und V, welche blos die Allgemeinheiten über die paläozoischen Cephalopoden enthalten, als ein wahres Grundwerk zu betrachten sind, welches künftighin bei jeder Arbeit über fossile Cephalopoden wird zu Rathe gezogen werden müssen. Die wichtigsten Abschnitte betreffen die Krümmungs-Ver- hältnisse, die Wohnkammer, die Mundöffnungen, die Epidermiden (Runzelschicht und Ritzstreifen), die Zusammensetzung der Schale, die secundären organischen Absätze, den Sipho, die Trunkatur, die Embryologie oder die Kenntniss des Embryonalendes. Eine Reihe von Tafeln dient speciell zur Erläuterung der verschiedenen Typen von einfacher und zusammengesetzter Mundöffnung, sowie zur Darstellung zahlreicher Embryonalenden von Nautiliden einerseits und Goniatiden und Ammonitiden andererseits. Die Hyatt’schen Untersuchungen erfahren insoferne eine Be- stätigung, als sich nun der allgemein giltige Satz aufstellen lässt: Es besteht nach der Beschaffenheit des Embryonalendes ein wesent- licher Unterschied zwischen den Nautiliden einerseits und den Gonia- tiden und Ammonitiden andererseits. Jene besitzen stets eine konisch auslaufende Endung (Calotte initiale) mit einer eigenthümlichen Narbe (eicatrix) in der Mitte derselben. Diese zeigen stets eine kugelför- mige Anschwellung (Eiblase, Ovisac). Barrande hält auch in dieser neuesten Publication seinen be- kannten Standpunkt gegenüber der Evolutionstheorie aufrecht. Fast auf jeder Seite seines Werkes weist er auf die Incongruenz der beobachteten Thatsachen mit den „Forderungen der Theorie“ hin. Das letzte generelle Capitel fasst alle vorgebrachten Einwände über- sichtlich zusammen. Auch an interessanten paläontologischen Novitäten fehlt es in den vorliegenden Bänden nicht. Der Vortragende hebt daraus hervor: die neue Gattung Mesoceras; die interessanten Abbildungen von Ascoceras mit Resten von Luftkammern am unteren Ende des Conchyls ausserhalb der Wohnkammer; die Vereinigung der Gattung Aphragmites mit Ascoceras; eine Reihe von Exemplaren von Cyrtoceras mit Farbenbändern; einen mit zwei spitzwinkeligen Lateralloben ver- sehenen Goniatiten (@. praematurus). Literatur-Notizen. A. B. Dr. A. Jentzsch. Beiträge zur Kenntniss der Bern- stein-Formation. (Sep.-Abdr. aus den Schr. d. phys.-ökon. Ges. in Königsberg. Bd. XVII. 8. S. 2 Tafeln mit Profilen.) Nach Feststellung der einzelnen Schichten in Bezug auf petrographische Beschaffenheit und geologisches Alter derselben, wendet sich der Verfasser zur Besprechung der merkwürdigen Schichtenstörungen im Bernsteinlande, wie sie in jüngster Zeit abermals, insbesondere bei Dirschkeim constatirt worden sind. Es hat sich hier gezeigt, dass, während die unteren Lagen regelmässig verlaufen, die oberen stellenweise weggewaschen oder in der wunderbarsten Weise mit den Diluvialschichten verbunden sind. Der Massstab dieser Störungen ist ein viel zu Nr. 16 Sitzung vom 4. Dee. L. Bellardi. 991 grossartiger, als dass man sie einfach durch Herabrutschen ursprünglich hochliegender Massen in der Nähe des Strandes erklären könnte. Der Haupttheil dieser Störungen ist vielmehr entschieden auf die Diluvialzeit zurückzuführen, wie unter anderem die in das Diluvium eingewachsenen Tertiärschollen und die Existenz grosser diluvialer Sandmassen, die ihr Materiale nachgewiesenermassen tertiären Schichten entnahmen, beweisen. Es können zur Erklärung dieser Störungen nicht etwa vertikal von unten wirkende Kräfte angerufen werden, sondern alle hier beobachteten Formen der Schichtenstörung weisen auf Seitendruck von horizontaler Richtung hin, der nur oberflächlich stattfand, so dass es nahe liegt, ihn auf schwimmende, resp. strandende Eisberge zurückzuführen. Für diese Erklärungsweise führt der Verfasser noch andere analoge Erscheinungen an, insbesondere die von Johnstrup geschilderten Schichtenstörungen der Kreide von Moenen und Rügen, die Verhältnisse am Contacte zwischen Kreide und Diluvium bei Lüneburg u. a. m. Es soll nun nicht im Geringsten bezweifelt werden, dass diese eigenthümlichen Verhältnisse der oberen Schichten der norddeutschen Tertiär- und Kreide-Ablagerungen sehr wohl auf diese Art entstanden sein mögen, doch scheinen solche oder sehr ähnliche Schichtstörungen weit allgemeiner verbreitet zu sein und es möge bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen werden, dass auf grosse Strecken hin an den höchsten Bänken südeuropäischer Tertiär-Ablagerungen, besonders schön an den Süsswasser-Ablagerungen von Megara am korinthischen Isthmus mannigfaltige Biegungen und Knickungen zu beobachten sind, während die tieferen Schichten völlig ungestört blieben. Herr Th. Fuchs hat in seiner Abhandlung über die griechischen Süsswasser-Bildungen mehrere Profile aus dieser Gegend mitgetheilt. un nun ist eine Erklärung durch strandende Eisberge vielleicht weniger nahe- iegend. A. B L. Bellardi. I molluschi dei terreni terziarii del Piemonteedella Liguria. (Parte II. Gasteropoda [Pleurotomidae]. 1877. 364 S. 9 Tafeln.) Der zweite Theil des grossen Bellardi’schen Werkes beschäftigt sich mit der Beschreibung der zahlreichen Formen aus der Familie der Pleurotomiden, und zwar werden aus derselben charakterisirt und abgebildet: Pleurotominae: Pleurotoma Lam. 45 Arten, Surcula Ad. 31, Genota Ad. 6, Cryptoconus Koeh. 2, Drillia Gray 78; Belinae: Beia Leach 3; Lachesinae: Lachesis Risso 1; Clavatulinae: Clavatula Lam. 65; Pseudotominae: Clinura Bell. 5, Pseudotoma Bell. 13; Borsoninae: Rouaultia Bell. 3, Borsonia Bell. 3, Dolichotoma Bell. 2, Oligotoma Bell. 6, Aphanitoma Bell. 7; Rhaphitominae: Clathurella Carp. 24, Homotoma Bell. 23, Daphnella Hinds 2, Mangelia Leach 14, Rhaphitoma Bell. 38, Atoma Bell 1 Art. Es ist bereits von anderer Seite (Verh. d. geol. R.-A. 1874, S. 248) darauf hingewiesen worden, von welch’ grosser Bedeutung das Werk des Herrn Professors " Bellardi insbesondere auch für die Conchyliologie des Wiener Tertiär-Beckens sei; auch hat der Verfasser selbst bereits bei der Untersuchung der ihm aus der Sammlung der k. k. geol. R.-A. zugestellten Pleurotomen Anlass genommen, einige berichtigende Bemerkungen (siehe Verh. 1874, pag. 155) zu veröffentlichen. Eine weitere Anzahl solcher Richtigstellungen findet sich nun in dem hier besprochenen Bande und sind dieselben in der Kürze folgende: Pleurotoma citima Bell. n. sp. steht sehr nahe der Wiener Form, welche Hörnes als Pl. monilis Broech. anführt und für welche R. Hörnes neuerdings (Schlier 1875) den Namen Pl. badensis vorgeschlagen hat. Pl. spiralis Hörn. wird als Varietät von Dolichotoma cataphracta angeführt. Pl. coronata Münst. Bezüglich dieser Art wiederruft der Verfasser seine in den Verhandl. der geol. R.-A. 1874, S. 156 ausgesprochene Meinung, dass Pl. coron. identisch sei mit Pl. scalaris Bell. et Michti und führt letztere Art unter dem neuen Namen P]. subcoronata ein. Pl. contigua Brocc. Hieher gehört ein Theil der Formen, die bei Hörnes als Pl. turricula Broce. beschrieben werden. Von Sureula intermedia Bronn. wird ein Theil als S. Mercatii Bell. ab- getrennt. K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 16. Verhandlungen. 40 292 Verhandlungen. Nr. 16 Surcula Reevei Bell. Der Verfasser zieht seine in Verhandl. 1874, S. 156 ausgesprochene Ansicht, dass S. Reevei und die lebende S. undatiruga Bio. synonym seien, zurück. Pl. subterebralis Hörnes vertauscht diesen Namen mit Surcula serrata Hörn. in litt. S. rotulata Bonn. Hierüber siehe Verhandl. 1874, S. 156. S. Coquandi Hörn. unterscheidet sich von der typischen S. Coquandi Bell. und nähert sich mehr der S. Lamarekii Bell. Doch stimmen die Wiener Exemplare der S. Lamarckii auch nicht vollständig ınit dieser Art überein. S. recticosta Hörn. wird zu S. consobrina Bell. gezogen. Genota ramosa Bast. Der grösste Theil der Wiener Exemplare nähert sich stark der G. Mayeri Bell. Drillia obeliscus Hörn. gehört wenigstens theilweise zu Dr. Allionii Bell., doch entspricht die Hörnes’sche Abbildung nicht der wahren Dr. Allionii Bell. Drillia pustulata Hörn. stimmt nicht genau mit der ursprünglichen Brocchi- schen Art überein. Pleurotoma Suessü Hörn. ist sicher auf Jugendexemplare von Drillia sigmoidea Bronn gegründet. Pl. interrupta Brocc. bei Hörnes ist nicht diese Art, nähert sich vielmehr der Clavatula taurinensis Mayer. Pl. gradata Defr. Die Wiener Form ist davon sicher verschieden. Pl. pretiosa Bell. beiHörnes weicht höchst wahrscheinlich von der ursprüng- lich mit diesem Namen belegten Form ab. Pl. concatenata Grat. bei Hörnes ist verschieden von dieser Art und nähert sich der P. Eichwaldi Bell. Pl. asperulata Hörn. Tab. XXXVI. Fig. 5 wird zu Clav. gothica Mayer gezogen. ” Pl. intorta. Brocc. Tab. XXXVI. Fig. 2 findet sich bei Pseudotoma praecedens Bell. eitirt, während Fig. 1 eine Mittelform zwischen Ps. praecedens und Ps. Bonel- lii bildet. Pl. (Pseudot.) brevis Bell. Die Wiener Form kann nur mit Vorbehalt zu dieser Art gestellt werden. Pl. spiralis Hörn. wird zu Dolichotoma cataphraeta Brocc. gezogen. Pl. festiva Doderl, ist synonym mit Oligotoma pannus Bast. spec. Pl. Heckelüi Hörn. ist gleich Oligotoma ornata Defr. spec. Pl. plicatella Hörn. ist Rhaphit. hispidula Jan, wornach der Druckfehler in Verhandl. der geol. R.-A. 1874, S. 157 zu corrigiren. Fusus harpulus Broce. bei Hörnes stimmt nicht ganz genau mit der typi- schen Rhaphit. harpula Broce. spec. überein. F.T. Dr. A. Manzoni. I BriozoifossilidelMiocened’Austria ed Ungheria. (ll. parte, con 17 tavole lithogr. Wien 1877.) Sep.-Abdr. aus dem XXXVI. Bande der Denkschriften der math.-naturw. Cl. der kais. Akademie der Wissenschaften. Die vorliegende Arbeit bildet die Fortsetzung der von Reuss begonnenen Studien über die Bryozoen-Fauna der Miocen-Bildungen Oesterreich-Ungarns. Aus dem reichen, einer langen Reihe von Localitäten entstammenden Materiale, das dem Verfasser zu Gebote stand, kommen die Familien der Celleporidea, Escharidea, Vincularidea und Selenaridea zur Beschreibung und Abbildung. Sie erscheinen in den genannten Ablagerungen mit 51 Species vertreten, von denen nur 14 als neu erkannt, die übrigen mit den von Reuss theils in seiner einleitenden Arbeit über diesen Gegenstand, theils in hinterlassenen Manuscripten beschriebenen Formen identifieirt wurden. Eine für die nächste Zeit in Aussicht gestellte Publication über die Gruppe der Cyelostomata wird die Untersuchungen über die miocenen Bryozoen Oesterreich-Ungarns zum Abschluss bringen. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. ae Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung vom 18. December 1877. Inhalt. Eingesendete Mittheilung. Dr. V. Hilber, Die Miocänschichten der Umgebung des Sausalgebirges in Steiermark. — Vorträge. (, v. Hauer, Krystallogenetische Beobachtungen. Dr. E. Tietze, Bemerkungen über die Tektonik des Albursgebirges in Persien. M. Vacek, Vor- lage der Karte der Sette Comuni. — Literatur-Notizen. G. Curioni, Dr. O. Boettger, Th. Fuchs, E. Favre, Dr. J. Szabö, R. Ludwig, O. C. Marsh, NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. MP = Sn m — — m mad — Eingesendete Mittheilung. Dr. V. Hilber. Die Miocän-Schichten der Umgebung des Sausal-Gebirges in Steiermark. Eine Subvention des hohen Unterrichts-Ministeriums gestattete mir, in diesem Herbste eine dreiwöchentliche Begehung der bezeich- neten Gegend vorzunehmen. Trotzdem über sie bereits eine ausge- zeichnete Arbeit von Dr. Rolle vorliegt, welche zudem von Bergrath Stur in dessen „Geologie der Steiermark“ mannigfache werthvolle Zusätze erfahren, fand ich doch ein erneuertes Studium derselben, mindestens der eigenen Belehrung wegen, von Interesse. Die Grenzen des untersuchten, 5—6 Quadratmeilen fassenden Gebietes bilden im Norden die Kainach, im Süden die Sulm, im Westen die Alpen und im Osten die Mur. Eine Insel älteren Gebirges zieht sich von der Lassnitz bis zur Sulm, der an seinem höchsten Punkte 654 Meter Meereshöhe erreichende Sausal. Er besteht aus Thonschiefer, welcher Qarz- linsen eingeschlossen enthält. Im südwestlichen Theile sah ich ihn in einen frischgrünen chloritischen Schiefer übergehen. Dort zeigen beide sehr schöne, im Profil treppenförmige Fältelung. Die Schiefer fallen weitaus vorwiegend unter zum Theil beträchtlichen Winkeln nach West. Weder sie, noch der ihnen eingelagerte in geringer Mächtig- keit und Verbreitung vorkommende Kalkstein haben Fossilien geliefert, welche die von Rolle auf Grund petrographischer Uebereinstimmung mit dem mährischen Devon vorgenommene Zutheilung zu dieser For- K. k. geol, Reichsanstalt 1877. Nr. 17. Verhandlungen, 41 294 Verhandlungen. Nr. 17 mation bestätigen würden. Die Schiefer setzen unter dem Tertiär durch und tauchen an einigen Stellen, bei Komberg sogar, wieder daraus hervor. An das Gehänge des Sausais setzen sich beiderseits die Neogenschichten an. Die Lagerung derselben ist, von localen Störungen abgesehen, horizontal. Die unterste aufgeschlossene Schichte ist der untere Sand von Hasreith an der Gleinz. Rolle fand darin ausser Balanen, Austern und Pflanzen die im Schlier von ÖOttnang bezeichnende Marginella Sturi R. Hörnes, wie sie nunmehr zu nennen ist. Die Reste sind hier spärlich; ich fand weder in dem groben Sand, noch in den zwischenbefindlichen Tegelschichten etwas Anderes, als schlecht erhaltene Blattabdrücke. Dieser untere Sand ist, wie Bohrungen gezeigt haben, nicht im ganzen Gebiete als solcher entwickelt, sondern anderwärts durch Tegel ersetzt. Zu entscheiden, ob. sein Horizont sich in einer Fauna der ersten Mediterranstufe im Liegenden des ganzen Schichtensystems verfolgen lässt, ist vorläufig noch nicht möglich. Das nächst höhere Glied bildet der Tegel von St. Florian, der zu Hasreith unmittelbar über dem Sande folgt. Es ist eine thonige, meist viel Sand und Glimmer führende Bildung, welche hauptsächlich die in Süd bis Ost von St: Florian gelegenen Kuppen zusammensetzt. Sie findet sich wieder anderthalb Meilen nordwestlich von genanntem Marktflecken, bei Pöls, unmittelbar über der Thal- sohle, sowie in gleicher östlicher Entfernung von jenem Orte bei St. Nicolay in Sausal. Der Tegel enthält eine individuen- und arten- reiche Fauna. Bezeichnend für ihn sind Pyrula cornuta Ag., Cerithium pietum Bast., C. papaveraceum Bast., Turritella gradata Menke, sämmt- liche Arten, welche im Wiener Becken aus den Horner Schichten in die von Grund übergehen, der ausgesprochenen zweiten marinen Stufe aber fehlen. Von diesen vier Arten kommen jedoch hier nur Cerithium pictum und Turritella gradata häufig vor. Von anderen Formen sind häufig: Buccinum Dujardini Desh., Pleurotoma ramosa Bast., Pl. aspe- rulata Lam., Pl. Jowanneti Desm., Cerithium lignitarum Eichw., Tur- ritella turris Bast., Natica redempta Micht., N. Josephinia Risso, Nerita pieta Fer., Corbula gibba Olivi, Tellina cf. donacina Linn., Ostrea digitalina Dub. u. v. a. Durch die drei Pleurotomen, welche auch die in Grund häufigsten sind, wird die Uebereinstimmung mit dieser Localität um so auffallender. Die Aehnlichkeit wird noch durch die eigenthümliche Facies unserer Schichten erhöht. Dem Verhältniss nach wechselnd ist ein Vorwalten von Buccinum Dujardini, Cerithium pietum, CO. lignitarum und Nerita pieta nicht zu verkennen. Auch Murex sublavatus Bast. ist nicht selten. Ja, an einem neu entdeckten Fundort kamen auf 384 Exemplare von Cerithium pietum 34 Duccinum Dujardini, 9 B. cf. miocenicum, 9 Nerita pieta und weitere 12 sp. in der Zahl von 6—1 vor. Eine ähnliche Vergesellschaftung pflegt man brakische Fauna zu nennen. Gewiss ergoss sich in die Bucht von St. Florian Süsswasser genug, um zur Erklärung auszureichen. Doch scheinen mir die von Lorenz und Th. Fuchs gemachten Beobachtungen, welche zeigen, Nr. 17 Sitzung vom 18. Dec. Dr. V. Hilber. 995 dass die Zersetzung organischer Stoffe im Meerwasser die Wirkung der Salze auf die Organismen neutralisire, aller Beachtung werth. Häufige Blattreste und Kohlenschmitzen stützen diese Erklärung im vorliegenden Falle. In den höheren, acephalenreicheren Schichten des Tegelgebildes verliert sich die beschriebene Eigenthümlichkeit vollständig. Ueber dem Tegel folgen bei „Kögerlbauer“ und „Kreuzpeter* Pflanzenschichten, bei „Plirsch“ fluviatile Bildungen. Zu Pöls dagegen überlagert ihn ein nächst höheres Glied der Schichtenreihe. Es ist der fossilreiche Mergel von Pöls, stark sandig, mit Glimmerschüppchen und einzelnen grösseren (Quarzkörnern. Er ist am Abhange, der sich in südöstlicher Richtung längs der Kainach hinzieht, in einem Bacheinriss aufgeschlossen. Die für den Florianer Tegel bezeichnendsten Grundarten fehlen, was mit ziemlicher Sicherheit behauptet werden kann, da dieser Fundort weit besser ausgebeutet ist, als irgend einer im Florianer Tegel. Das Cerithium lignitarum, das auch im Wiener Becken in die typische zweite Mediterranstufe übergeht, hat sich auch hier noch erhalten. Diese Schichte steht dem Leithakalk näher, als der Florianer Tegel. Möglicherweise vertritt sie sogar schon die unteren Theile des Nulliporenkalkes von Wildon. Wenn wir das Pölser Gehänge weiter hinansteigen, erreichen wir über einer dicht bewachsenen, aufschlusslosen Stelle den Kamm. Dort ist in einem Hohlwege eine Wechsellagerung von Sand, Sandstein, Schotter und Conglomerat sichtbar. Es kommen darin unter Anderem vor: Panopaea Menardi Desh., Cardium hians Broce., Pectun- culus pilosus Linn. in Steinkernen, sowie Schalen von kleinen Pecten Besseri Andrz. und Ostrea digitalina Dub. Stellenweise finden sich auch Pflanzenreste in schlechter Erhaltung. Diese Ablagerungen, meist versteinerungsleer, decken das ganze Terrain im Süden bis zur Lassnitz zu. Nach Osten verlaufen sie deutlich in den Leithakalk hinein. An der Uebergangsstelle liegt Sandstein, welcher, wie schon lange bekannt, bei Schwarzenegg reich an Cinnamomum-Blättern ist, während neuerdings am Kombergerkogel Thoneisenstein in Platten und Knollen darin gefunden wird. Riffartig ragt der Leithakalk noch beträchtlich höher empor. (553 Meter über dem Spiegel des adriatischen Meeres.) Seine Masse besteht vorwaltend aus Nulliporen. Auch Astraeen sind häufig, erreichen aber keine bedeutendere Ausdehnung. Stellenweise ändert das Ge- stein in eine weichere tuffartige Varietät ohne Fossilien und Litho- thamnien, aus deren Zerreibung dasselbe eben hervorging. Von da an folgt eine lange Zone von Leithakalk dem Ostrand des Sausals hinab nach Süden. In ihr sind Nulliporen selten, das Gestein ist stark sandig, stellenweise als Conglomerat entwickelt. Peecten latissi- mus Brocc. und Clypeastriden charakterisiren es. Bei Grötsch wechselt ein gelblicher sandiger Leithakalk direkt mit fossilreichen Sanden und Conglomeraten. Amphisteginen-Mergel sind ausser bei Schloss Freibichl am Buchkogel auf dem linken Murufer entwickelt, wo sich in der Er- streckung einer Meile von Weissenegg bis St. Georgen an der Stiefing 41* 296 Verhandlungen. Nr. 17 ein Zug Nulliporen-Kalksteins erstreckt. In ihm wiederholt sich die Amphisteginen-Schichte, welche noch durch das häufige Vorkommen von Pecten Reussi M. Hörnes ausgezeichnet ist, mehrfach. Aehnlich beschaffen ist bei Afram auch das Liegende der Kalksteinmasse: nur treten die Amphysteginen darin weniger hervor. Auf den tertiären Sedimenten liegen vielfach fluviatile Alluvionen und Gerölle als Andeutungen bedeutender Erosions- wirkung. Sie erreichen nämlich beträchtliche Höhen, doch nicht die höchsten Punkte des Buchkogels und des Sausal-Gebirges. Was von ihnen etwa noch der Belvederestufe angehört, was der Diluvialzeit, lässt sich, da aus ihnen noch keine Reste bekannt wurden, nicht bestimmen. Zum Schlusse mag eine Uebersicht der Schichtenfolge derjenigen in der Umgebung von Gamlitz gegenüber gehalten werden. Sausal: 1. Unterer Sand. 2. Tegel von St. Florian mit Kohlenschmitzen. 3. Mergel von Pöls, Sand und Schotter z. Th. 4. Oberer Sand und Schotter, Leitha-Sandstein, Conglomerat und Kalk. Gamlitz. 1. Tegel und Sande. 2. Cerithiensand und Kohlenflötz. 3. Conglomerat. 4. Leithakalk und Tegel. Aus diesem Vergleiche geht zugleich hervor, dass der Cerithien- sand von Gamlitz eine Aequivalent-Bildung des Florianer Tegels ist, wie diess Herr Bergrath Stur zuerst richtig erkannt hat. Desshalb ist auch die in meiner letzt erschienenen Arbeit über Gamlitz vor- kommende Abweichung von der Stur’schen Schichtfolge lediglich darauf zurückzuführen, dass der Herr Bergrath an irgend einer Stelle die Tegelfacies des Horizontes aufgeschlossen fand, während mir diese ebenso entgieng, wie jenem vortreftlichen Beobachter, der freilich viel weniger Zeit zur Verfügung hatte, der von mir geschilderte obere Tegel. Meine frühere Ansicht, es habe derselbe das herrschende Tegelgebilde von Gamlitz als Tegel von St. Florian dem Leithakalk und Üonglomerat untergeordnet, muss ich demnach hier zurück- nehmen. Vorträge. C. v. Hauer. Krystallogenetische Beobachtungen. VL Flächenreichthum der Krystalle. Das Auftreten einer gewissen Anzahl von Flächen ist bei vielen Krystallen aller Systeme eine sehr variable Erscheinung. Krystalle ein und derselben Substanz von verschiedenen Darstellungen herrührend, ja selbst aus der gleichen Lösung, also unter gleichen chemischen und sonstigen Verhältnissen entstanden, zeigen oft einen bemerkenswerthen Unterschied in ihrem INS T Sitzung vom 18. Dec. €, v. Hauer. 297 Flächenreichthum. Das Vorhandensein dieser in wechselnder Menge auftretenden Flächen repräsentirt sehr häufig nur eine ganz ephemere Ausbildung eines Krystalles während seines Wachsthumes. Ihr Auf- treten und Verschwinden wiederholt sich öfter während des Wachsens des Krystalles. Ganz im Allgemeinen gibt sich aber bei fortgesetzter Volumszunahme, wie ich schon in einer früheren Mittheilung anführte, vorwiegend die Tendenz kund, einfache Formen, flächenarme Gestal- ten zu bilden, also eine gewisse Anzahl von Flächen definitiv ver- schwinden zu lassen. Ein ferneres Charakteristikum für solche Flächen ist, dass ihr Parallelismus am Krystalle sehr häufig fehlt, ja oft gar nie zu beob- achten ist. Es gibt sonach ganz im Allgemeinen für Krystalle aller Systeme Flächen zu unterscheiden, die constant sind, und solche die variabel erscheinen bezüglich ihres Auftretens. Da nun an einem Krystalle die Flächen variabler Natur manchmal gänzlich fehlen, bald in ihrer vorwiegenden Anzahl vorhanden sein können, so bedingt diess häufig für Krystalle derselben chemischen und krystallographi- schen Species eine ganz ausserordentliche Mannigfaltigkeit in der Form. Nur in den allerseltensten Fällen dagegen, scheinen Krystalle den vollen Flächenreichthum zu zeigen, dessen Möglichkeit aus der Beobachtung des partiellen Erscheinens desselben an verschiedenen Punkten vieler Krystalle derselben Art ersichtlich wurde. Für die Verschiedenartigkeit in der Gestaltung der Krystalle trägt sonach der Einfluss der variablen Flächen zum mindesten nicht weniger bei, wie die Veränderungen in der Form, welche durch den wechselnden Mangel an Symmetrie, durch ungleiche Ausdehnung eines parallelen Flächenpaares bedingt werden. In conereten Fällen ist der Unterschied in der Gesammtzahl der einem Krystall möglichen Flächen und seiner constanten Flächen ein sehr bedeutender. Und da nun, wie erwähnt, alle Variationen vom gänzlichen Fehlen aller nicht constanten Flächen bis zu ihrem Auf- treten in numerischer Ueberwiegenheit stattfinden können, so ergibt sich um so mehr daraus, welche Mannigfaltigkeit der Formen eine einzige Art von Krystallen zeigen kann. Wohl findet sich unter den in den Laboratorien entstehenden krystallisirbaren Substanzen keine einzige, welche annähernd so zahlreiche Combinationen zeigen würde, wie manche Mineralspecies, aber in ihrer Gesammtheit bieten die krystallisirenden Laboratoriums-Präparate eine bei weitem grössere Mannigfaltigkeit der Formen dar, wie die Mineralkrystalle, und diess nicht allein wegen der grösseren Anzahl der chemischen Species, sondern auch wegen der Verschiedenheit derselben Species im Flächen- reichthum. Jede neu beobachtete Fläche an einem Mineralkrystall wird, und mit Recht, als eine nicht unwichtige neue Entdeckung für die Detail-Kenntniss der Krystallformen desselben betrachtet. In analoger Richtung liegt nun für das krystallographische Stu- dıum der Laboratoriums-Präparate ein fast nicht zu gewältigend scheinendes Gebiet vor für die die Kenntniss ihrer Formen ergänzen- den Forschungen. 298 Verhandlungen. Nr. 17 Es ist nämlich bemerkenswerth, dass man die Anzahl secundärer Abstumpfungs- und Zuspitzungs-Flächen, nie auch aus einer noch so grossen Anzahl von Krystallen, kennen lernen kann, wenn sie aus einer Darstellung herrühren. Diese Kenntniss completirt sich immer erst aus dem Resultate oft wiederholter Krystallisationen, wenn sie auch scheinbar unter ganz gleichen Verhältnissen stattfanden. Es ist in der That oft überraschend, wie trotz aller Beobachtungen, die an vielen Krystallen einer chemischen Species, und herrührend aus ver- schiedenen Darstellungen, gemacht wurden, dennoch im gegebenen Falle einer abermaligen Darstellung sich wieder Neues bezüglich ihres Flächenreichthumes ergibt. Es bezieht sich diess insbesonders auf Krystalle des monoklinen, rhombischen und triklinen Systemes. Die Erscheinungen in dieser Richtung sind so auffällig, dass man sich versucht fühlen möchte, anzunehmen, an Stelle jeder Kante und jeder Ecke solcher Krystalle könne unter Umständen wechselnd eine Fläche oder eine Combination solcher auftreten. Ein sehr grosser Unterschied im Flächenreichthum zeigt sich ferner zwischen Krystallen, die aus verschiedener chemischer Materie bestehen, aber doch analog zusammengesetzt sind und nicht nur demselben Systeme angehörig, sondern im engeren Sinne des Wortes isomorph sind, also in gemischten Verhältnissen unter abermaliger Beibehaltung derselben Grundform krystallisiren. Bei derlei Substanzen tritt jener interessante Fall ein, wenn man sie übereinander wachsen lässt, dass die flächenreichere Sub- stanz beim Ueberwachsen der flächenärmeren successive ihren Flächen- reichthum dennoch entwickelt, indem sich über den Ecken und Kanten des innenliegenden Kernes suceessive Flächen bilden, und im entgegengesetzten Falle das Umgekehrte eintritt. Für all das Gesagte liessen sich zahlreiche Beispiele der Beob- achtung anführen, wie sie sich aus einer vieljährigen Beschäftigung mit Krystallisations-Versuchen, und oftmaliger Wiederholung solcher mit ein und derselben Substanz ergaben. Diess würde aber hier zu weit führen und ich müsste hauptsächlich aus dem Gedächtnisse eitiren, da es mir bei Verfolgung dieser Erscheinungen mehr um Eruirung ihrer principiellen Seite als um krystallographisch detaillirte Präcisirung der Flächenbildung zu thun war. Einige concrete Fälle auffälligerer Art mögen dagegen erwähnt werden. Eine Mischung von Kupfer und Cobaltvitriol krystallisirt ge- wöhnlich in der einfachsten Form des triklinen Kupfervitriols, in welcher ein solcher Krystall nur sechs Flächen besitzt. An einer beträchtlichen Anzahl von Krystallen, die aus verschiedenen Darstel- lungen herrührten, hatte ich Gelegenheit, nach und nach zehn Ab- stumpfungsflächen aufzufinden, die wohl in keinem Falle gleichzeitig vollzählig vorhanden waren, aber ohne Hinzudenken der Parallelen als im einzelnen wirklich beobachtet, zu verzeichnen sind. Sehr auffällig ist nicht minder der wechselnde Flächenreichthum des Kalium-Cadmiumsulphates mit zwei Molekulen Wasser, selbst an Krystallen aus einer Darstellung. Ein Gemische von Kaliummagnium- mit Kaliumzinksulphat und sechs Molekulen Wasser krystallisirt in Nr. 17 Sitzung vom 18. Dec. Dr. E. Tietze. 299 einer sehr einfachen Form des monoklinen Systems, aber isomorph mit den sogenannten Doppelsulphaten der Magniumgruppe und zeigt in dieser Form auch nur sechs Flächen. An Krystallen des damit isomorphen Kalium-Magniumsulphates zeigen sich gleichzeitig vorhanden, so weit meine Beobachtung reichte, bis dreizehn Flächen, da die Parallele für eine derselben stets fehlte. Die quadratischen Krystalle von Caleium-Kupferacetat besitzen ge- wöhnlich nur sechs Flächen. Die Gesammtzahl aber der Flächen, die sie, wenn auch nie gleichzeitig, beobachten lassen, beträgt mehr als das doppelte, da die vierseitigen säulenförmigen Krystalle oft sechs- seitig und mit mehreren variablen Abstumpfungsflächen an den Enden auftreten. Forscht man nach den Ursachen, welche den Aufbau flächen- ärmerer oder vielflächiger Krystalle von ein und derselben Materie bedingt, so geräth man auf ein fast ganz dunkles Gebiet. Die Er- fahrungen hierüber rühren aus fast nur rein empirischen Versuchen her, Dass durch die Gegenwart von gewissen Substanzen in der Lösung einer zu krystallisirenden Verbindung Veränderungen der Form in einigen Fällen hervorgebracht werden können, habe ich schon in einer früheren Mittheilung erwähnt. Für das Auftreten mancher variablen Flächen scheint die Lage des Krystalles von einigem Einflusse zu sein, die er in seinem Ent- stehungsmomente einnimmt. Häufiger sind die Fälle, wo sich heraus- stellt, dass eine in der Lösung stattfindende partielle Auflösung des Krystalles beim abermaligen Wachsen desselben Veranlassung zur Entstehung variabler Flächen gibt. Unter allen Umständen erscheint es aber bemerkenswerth, dass noch innerhalb der streng geometrischen Gesetze, an welche der Aufbau der Krystalle gebunden ist, doch vermöge der Ungleichheit in der Ausdehnung der Flächen und ihrer wechselnden Zahl für so zahlreiche Variationen der Form Spielraum gegeben ist. Dr. E. Tietze. Bemerkungen über die Tektonik des Albursgebirges in Persien. Unter diesem Titel ist für das 4. Heft des Jahrbuchs der Reichs- anstalt ein Aufsatz des Vortragenden im Druck, von dessen Inhalt der Versammlung Mittheilung gemacht wird. Der Vortragende gibt zunächst eine Definition der Alburskette und ihres Verhältnisses zu den Ghilan- und Talysch-Alpen einerseits und zu dem Paropamisos andererseits, und charakterisirt das all- gemein landschaftliche Verhalten des Alburs, soweit es mit dessen geologischem Aufbau zusammenhängt. Als eine Eigenthümlichkeit dieses Gebirges im Vergleich mit unseren Alpen darf das seltene Vor- kommen von Gebirgsseen bezeichnet werden. Die etwaige tektonische Bedeutung der wenigen im Alburs vorkommenden kleinen Seebecken konnte bisher nicht ermittelt werden. Merkwürdig erscheint bisher die Position des grösseren der beiden Taar-Seen in der Gegend der Stadt Demavend mitten auf einem zwei Parallelketten verbindenden Querriegel. 300 Verhandlungen. Nr. 17 Im Anschluss an die bei einer früheren Gelegerheit der Ver- sammlung gemachten allgemeinen Mittheilungen über das Formations- Material, aus welchem der Alburs besteht, bespricht der Vortragende jetzt die Art der Vertheilung dieses Materials in jener Gebirgskette. Das Fehlen einer fortlaufenden Axe altkrystallinischer Felsarten, die allgemeine Verbreitung paläozoischer und unterjurassischer Schichten, die anscheinende Beschränkung des Auftretens von Melaphyr, Augit- und Labradorporphyr auf den westlichen Alburs, das sporadische Auftreten der vorläufig zum oberen Jura gestellten Bildungen, das anscheinende Fehlen der unteren Kreide und das Vorkommen der oberen Kreide in von einander sehr abweichenden Facies bieten wich- tige Momente zur Beurtheilung der geologischen Geschichte des be- sprochenen Gebietes dar. Der Vortragende gelangte zu der Ueber- zeugung, dass der Alburs das Resultat von seit langer Zeit zur Gel- tung gelangten Erdrinden-Bewegungen sei, deren Spuren sich jeden- falls bereits in der mesozoischen Periode erkennen liessen. Zur Mio- cänzeit habe das Gebirge schon in seinen Hauptumrissen als fertige Kette bestanden, wenn sich auch noch Schichtenstörungen nachweisen lassen, welche erst nach dieser Zeit eingetreten sind. Der Vortragende ging sodann über zur Besprechung der Strei- chungsrichtungen und Fallrichtungen, welche im Alburs zur Geltung kommen. Als das gewöhnliche Schichtstreichen darf die NW-SO-Richtung, und zwar genauer Stunde 8 bezeichnet werden. Das Fallen der Schichten geht in der Regel nach NO. Als bemerkenswerthe That- sache wurde erwähnt, dass die Streichungslinien der Gebirgskämme namentlich im östlichen Alburs oft nicht übereinstimmen mit dem Schichtenstreichen. Die Richtungen der Gebirgskämme werden häufig durch Bruch- linien bestimmt. Namentlich sind im Süden des Alburszuges grosse Bruchlinien wahrzunehmen. An manchen Stellen sind aber noch Spuren der längs dieser Bruchlinien in die Tiefe gesunkenen Massen zu beobachten. Parallel dem Alburs verlaufen südlich von demselben niedrige Trachytzüge. Der einzige echte Vulcan der Kette aber, der Dema- vend, steht auf der Nordseite des Gebirges. Sucht man nach Bezie- hungen, welche zwischen dem tektonischen Aufbau des Alburs und der Stellung des Demavend statthaben können, so erkennt man den eigenthümlichen Umstand, dass dieser Vulcan in der Interferenz- Region der von einander abweichenden Streichungsriehtungen der Kämme des westlichen und der Kämme des östlichen Alburs gelegen ist. Geringere Wichtigkeit legt der Vortragende dem Umstande bei, dass im Meridian des Demavend bei einem Erdbeben sich eine kleine Horizontal-Verschiebung der Gebirgsmassen in nordsüdlicher Richtung wahrnehmen liess. Jedenfalls haben derartige Horizontal-Verschie- bungen bisher einen nur unbedeutenden Gesammteffect zur Folge gehabt. Doch wird man schliesslich auch solchen unscheinbaren Thatsachen eine gewisse Aufmerksamkeit zuwenden müssen. Nr. 17 Sitzung vom 18. Dee. M. Vacek. 301 M. Vacek. Vorlage der Karte der Sette Comuni. Im Anschlusse an den Reisebericht vom 31. August d. J. (Verh. p- 211) besprach der Vortragende zunächst die tektonischen Verhält- . nisse der von demselben während des letzten Sommers geologisch aufgenommenen Gegend der Sette Comuni und deren unmittelbarer Fortsetzung nach Osten jenseits des Brenta-Canals, der Gegend süd- lich von der Mulde des Belluneser Beckens. Wie schon im Reiseberichte bemerkt worden, besteht die Land- schaft der Sette Comuni aus zwei gegen das krystallinische Gebirge hin stufenartig ansteigenden Absätzen, von denen der nördliche fast ebenso hoch über dem südlichen liegt, als dieser selbst über der nie- deren Tertiärlandschaft. Unter einem von 90° nur wenig abweichenden Winkel heben sich die Schichten im Hintergrunde der Tertiärlandschaft von Marostica bis zu einer Höhe von circa 4000 Fuss, biegen in dieser Höhe auf- fallend um und fallen sodann sehr sanft nach Norden ab bis an den Steilrand der nördlichen Stufe, der durch ein abermaliges schroffes Aufbiegen der Schichten gebildet wird, die sich bis zu einer Höhe von über 2000 Fuss über der bewohnten Mulde der Sette Comuni erheben. In dieser Höhe biegen die Schichten abermals scharf um und steigen, nachdem sie unmittelbar hinter dem Rande des Steil- abfalls eine flache Senkung durchgemacht, continuirlich nach Norden bis in die Gegend der hohen Cimen an, so dass wir am steil abge- brochenen Nordrande der Sette Comuni trotz des Umstandes, dass hier die Denudation am intensivsten gearbeitet, noch immer die höch- sten Spitzen der ganzen Gegend vorfinden. Aus der Gegend der hohen Cimen, ©. Dodici, C. Dieci, C. Gio- somalo, senkt sich das Terrain aber nicht nur nach Süden, sondern auch in gleicher Art nach Osten und nach Westen. Betrachtet man nämlich den mächtigen Schichtenkopf, der den Nordabsturz des Mte. Vezena bildet, so sieht man, dass sämmtliche Schichten nach Westen hin gegen Vezena sich stark senken. Macht man den Weg von Vezena nach Rotzo, dann überzeugt man sich, dass das westliche Fallen der Schichten auf dem ganzen Abhange des Mte. Vezena und Mte. Campolungo anhält und erst gegen die Cima di Rotzo sich die Schichten wieder ein wenig heben. Dessgleichen findet man, dass auf der Ostseite der hohen Cimen die grossen Schichtflächen der Berge Mte. Fossetta, Mte. Alpofın, Mte. Mandrielle, Mte. Fiara gegen das flache Senkungsfeld von Marcesina nach Osten abfallen, um in der Nähe des grossen Steil- abfalles, der den hochgelegenen Theil der Sette Comuni von dem Muldentheile bei Enego trennt, noch einmal ein wenig aufzubiegen. Der Steilabfall wird durch den die Mulde an der Nordseite be- gleitenden Höhenzug Cima di Rotzo, Mte. Erio, Mte. Interrotto, Mte. Longara, Mte. Meletta, Mte. Miela, Mte. Lambara bezeichnet. Der- K. k. geolog. Reichsanstalt 1877. Nr. 17. Verhandlungen. 42 302 Verhandlungen. Nr. 17 selbe streicht im westlichen Theile so ziemlich OW, wendet sich aber in der Nähe des Ortes Foza in einem weiten Bogen nach NO, so dass die Schichten im nördlichen Theile des Mte. Lambara so ziemlich rein nach Ost gegen Enego hin einfallen. Nach diesen Daten müssen wir uns den Bau des hochgelegenen Theiles der Sette Comuni in der Art vorstellen, dass wir den Rest eines grossen flachen Kuppelgewölbes vor uns haben, dessen höchster Theil durch die Gegend der hohen Cimen bezeichnet ist. Im Süden und Osten ist dieser Kuppelrest von einem flachen Senkungsfelde eingefasst, so dass die Schichten, bevor sie den Rand des Steilabfalls erreichen, ein wenig gegen diesen ansteigen. Dieses Senkungsfeld ist je weiter nach Osten um so bedeutender, und erreicht in der Gegend von Marcesina seine grösste Breite. Der Steilabfall lässt sich aus dem Gebiete der Sette Comuni sehr gut auf die andere Seite des Brenta-Canals verfolgen und erscheint hier sogar in Form einer verkehrt S-förmigen Schlinge, die am Abhange zwischen Primolano. und Tezze besonders durch das rothe Band der Ammonitenkalke sehr schön sichtbar ist. Die Höhen Col de Barchi, Col Lan, Mte. Avena erscheinen als die unmittelbare Fortsetzung des oben angeführten Höhenzuges, der mit der Cima di Rotzo beginnt. Auch die tiefere Stufe der Sette Comuni lässt sich in gleicher Ausbildungsweise, d. h. als einseitig gebaute Welle mit steilem Süd- gehänge und sehr allmälig abflachendem nördlichen Schenkel sowohl nach Osten hin bis in die Gegend von Serravalle, als auch nach Westen hin bis in die Gegend nördlich von Schio verfolgen. Im Osten bildet dieselbe den grossen Wall, der das Belluneser Becken im Süden begrenzt. Im Westen stellt sich der Mte. Sumano als ein durch Erosion sowohl, als die Wirkungen einer grossen Diorit-Eruption sehr gestörte Fortsetzung der südlichen Stufe der Sette Comuni dar. Als untergeordnete Erscheinungen, welche local die Regelmässig- keit des tektonischen Baues, wie er eben geschildert worden, einiger- massen modificiren, seien erwähnt: die partiell eingestürzte nordwest- liche Ecke des grossen Kuppelbaues im Norden der Sette Comuni, nämlich die Gegend des Mte. Dosso, ferner die beiden Senkungsfelder, welche durch das Val Seren und das Becken von Quero gekenn- zeichnet sind. Das ganze Gebiet, besonders aber der nördliche Theil der Sette Comuni, ist von einer grossen Anzahl tiefer Risse und wilder Ero- sionsthäler durchfurcht, die grossentheils in der NS-Richtung ver- laufen, und in deren Tiefe fast überall die Unterlage der Sette Comuni, ein rauchgrauer dichter Dolomit mit Megalodus triqueter Wulf. und Turbo solitarius Ben., zum Vorschein kommt. Dieser Dolomit wird nach oben zu allmählig licht, grobkörnig- krystallinisch, zuckerartig, und führt stellenweise einen breitrippigen Pecten, von welchem schon Prof. Neumayr in einer Mittheilung vom Nr. 17 Sitzung vom 18. Dee. M. Vacek. 303 Jahre 1871 (Verhandl. p. 165) Erwähnung thut. Eine leicht zugäng- liche Stelle, wo dieser Pecten, eine Lumachelle bildend, auftritt, kreuzt man an dem Fusssteige, der von der Cismon-Brücke im Brenta- Thale nach dem Col di Pray führt. Die obersten Lagen dieses zucker- artigen Dolomites wechseln mit Bänken eines stellenweisen rauch- grauen, oolithischen, an anderen Orten dichten weissen Kalkes. Er- steres ist der Fall im oberen Theile des Val d’Assa, das Letztere z. B. im Val Granezza. Diese untersten Kalkbänke enthalten sehr spärlich Reste einer diekleibigen Terebratula mit geripptem Stirn- rande und einem stark gebogenen, dieken Schnabel, welche in der Gestalt an Terebratula sphaeroidalis Sow. erinnert, sich aber durch durch die Art der Rippung des Stirnrandes wesentlich unterscheidet. Die Kalke verdrängen nach und nach den Dolomit ganz und bilden einen bis 200 Fuss mächtigen Complex, in welchem ohne eine bestimmte Regel krystallinische Kalke mit oolithischen Bänken wech- seln, und welcher hier ebenso, wie an der Etsch, ganz versteinerungslos zu sein scheint. Nur bei besonders günstiger Anwitterung bemerkt man stellenweise ein schmales Band entstanden durch Anhäufung eines sehr kleinen Chemnitzia-artigen Gastropoden. Nach oben hin werden die Kalke mergelig, und es schieben sich häufig Zwischenlagen eines dunklen Mergelschiefers ein. Die Farbe der Bänke wechselt und zwar in der Art, dass zu unterst liehtgraue, darüber dunkelgraue Bänke liegen, während die obersten Lagen theils gelb, theils braun, stellenweise auch blassroth werden. Diese obere Abtheilung der sog. grauen Kalke ist ziemlich versteine- rungsreich, insbesondere bildet eine der dunkelgrauen Bänke das Lager der bekannten Rotzopflanzen. Das Niveau der dunkelgrauen Schichten lässt sich in den meisten Fällen sehr leicht wiederfinden, doch sucht man in der Regel vergebens nach Pflanzenresten in dem- selben. Auch im Val d’Assa scheint das Vorkommen nur ein sehr beschränktes zu sein. Die Fauna der obersten Schichten ist vorwie- gend eine Plecypoden- und Brachiopoden-Fauna, die so vertheilt er- scheint, dass immer nur wenige Arten in einer Schichte beisammen sich finden, unter denen eine dominirt. So finden sich Bänke von Mytilus und Modiola, Gervillien-Bänke, Bänke mit Megalodus pumilus, Terebratula Renieri, Ter. Rotzoana, und zwar sämmtlich höher als das Niveau der dunkelgrauen Mergelkalke, welche die Pflanzen enthalten. Im tieferen Theile dieses letzteren Niveaus findet man häufig zwei Arten von Orbituliten, welche von Prof. Gümbel als Orbitulites praecusor und Orbit. eircumvulvata beschrieben sind, und etwas tiefer eine dünnschieferige Lage mit einer grossen flachen Astarte. Die- selben Arten von Orbitulites. Terebratula, Megalodus und Astarte finden sich auch in der oberen Abtheilung der grauen Kalke in der Um- gebung von Roveredo, und es setzt sich also die Schichtfolge, welche in dem Steinbruche bei Noviglio im Val Arsa so schön aufgeschlossen ist, in gleicher Weise bis in das Gebiet der Sette Comuni fort. Von Interesse ist wohl der Umstand, dass sich in der Sette Comuni neben der eben angeführten Fauna auch Spuren von Ammo- 42* 304 Verhandlungen. Nr.:17 niten in der oberen Abtheilung der grauen Kalke finden. So fand sich in den obersten Lagen dieser Abtheilung in Val Sella ein Am- moniten-Bruchstück, das, soweit sein Erhaltungs-Zustand eine Beur- theilung gestattet, mit solchen Varietäten des Stephanoceras crassum Sow. übereinzustimmen scheint, bei denen die Knoten an der Gabe- lungsstelle der Rippen nur geringe Ausbildung besitzen. Da Stepha- noceras crassum eine oberliassische Art ist, so würde die Ansicht Pro- fessor Zittel’s, nach welcher die Kalke mit Terebratula Renieri lias- sisch sind, allerdings einen neuen Beleg erhalten. Während nun an der Etsch sich über dem Complexe der grauen Kalke die mächtige Schichtfolge der Kalke mit Rhynchonella bilobata und Terebratula curviconcha aufbaut, findet man in den Sette Comuni unmittelbar über Bänken, welche Terebratula Renieri und Rotzoana führen, sonach ganz sicher dem Complexe der oberen grauen Kalke angehören, eine knollige Bank von etwa 2 Meter Mächtigkeit, in wel- cher theils Schmitzen eines rothen Crinoiden-Kalkes, theils kleine Nester einer Lumachelle von Schalen der Posidonomia alpina Gras eingelagert erscheinen. Der Lumachelle eingebettet fanden sich: Opelia fusca Quenst. Stephanoceras Brogniarti d’Orb. Phylloceras Zignodionum , SP. N. » > Terebratula curviconcha Opp. 5 Gefion 5 5 cf. Gerda n Bhynchonella adunca n 5 orthoptycha , 5 micula & ferner einige, wie es scheint, neue Arten von Brachiopoden. In der knolligen Bank eingebettet finden sich sonach die Aequi- valente der obersten Kalke mit Terebratula curviconcha, und es fehlt somit in der Sette Comuni die ziemlich mächtige Schichtfolge der gelben Kalke mit Rhynchonella bilobata ganz. Die weitere Schichtfolge ist in der Sette Comuni übereinstim- mend ausgebildet mit den Verhältnissen an der Etsch. Die rothen Ammoniten-Kalke lassen deutlich die 3 von Zittel unterschiedenen . Abtheilungen erkennen. Besonders heben sich die untersten, sehr mächtigen compacten Bänke von lichter, rothgelber Farbe von der darüber folgenden dünngeschichteten, ziegelrothen Lage ab. Sie führen eine ziemlich reiche Ammoniten-Fauna, doch sind die Stücke sehr schlecht erhalten und fest mit dem umgebenden Gestein verwachsen. Am leichtesten lässt sich noch eine glatte Lytoceraten-Form, die Baron v. Zigno als Zyt. Eudesianum d’Orb. bestimmt, erhalten. Nr. 17 Sitzung vom 18. Dec. G. Curioni. 305 Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir es in dieser untersten Ab- theilung der rothen Ammoniten-Kalke mit demselben Horizonte zu thun haben, der sich bei Madonna della Corona im Etschthale als das Lager des Peltoccras transversarium erwiesen hat. Der Biancone ist in der Sette Comuni viel mächtiger als an der Etsch, und haben sich aus demselben folgende Formen bestimmen lassen: Olcostephanus Astierianus d’Orb. sp. Lytoceras quadrisulcatum A 4 subfimbriatum Haploceras Grasianum 2 Phylloceras Rouyanım = 2 Thetys r N. Sp. a n Aneyloceras Villersianum Hoplites n. sp. Terebratula euganeensis Pict. Literatur-Notizen. F. v. H. G. Curioni. Geologia. (P. I. Geologia applicata delle Provincie Lombarde. P. II. Descrizione ragionata delle sostanze estrattive utili metalliche e terree raccolte nelle Provineie Lombarde. Milano 1377.) Mit dieser Publication hat der älteste und zweifellos verdienteste der Lom- bardischen Geologen eine Uebersicht der geologischen Beschaffenheit und der nutz- baren Producte des Minerälreiches eines Gebietes geliefert, mit dessen Untersuchung er ein langes Leben hindurch auf das Eifrigste beschäftigt war. In der That sind es aber auch beinahe durchwegs eigene Beobachtungen, Erfahrungen und selbstständig gebildete Ansichten, welche der Verfasser zur Dar- stellung bringt, und die Nüchternheit und Genauigkeit, welche ihn in vortheilhafter Weise gegenüber manchen seiner Landsleute auszeichnen, verleihen den ersteren einen bleibenden Werth, auch wenn die letzteren sich hin und wieder als irrig herausstellen sollten. Im ersten geologischen Theile, der auch für nicht specielle Fachmänner ver- ständlich gehalten ist, geht der Verfasser von den Profilen an beiden Seiten des Lago d’Iseo aus, an welchen die gesammten Schichtgesteine von der Kohlenformation bis zur oberen Kreide in klarer Weise entwickelt sind, und schliesst daran die Schilderung der einzelnen Stufen in ihrer Verbreitung durch das ganze Gebiet zwischen dem Lago maggiore und dem Gardasee. Mit besonderer Ausführlichkeit ist die Triasformation behandelt, und insbesondere den Fragen über den Muschel- kalk, die Stellung der Esino-Schichten u. s. w. sind eingehende Frörterungen ge- widmet, in welchen auch vielfach auf unsere eigenen Publicationen Rücksicht genommen ist, Beinahe aber möchte es scheinen, als ob Herr Curioni dieselben nur bis gegen das Ende der 60-ger Jahre genauer verfolgt und auf neuere Arbeiten wenig Rücksicht genommen hätte. Ohne in weiteres Detail eingehen zu können, wollen wir nur noch erwähnen, dass Herr Curioni sich mit grosser Bestimmtheit gegen die Existenz vor-dilu- 306 Verhandlungen. Nr. 17 vialer Gletscher am Südfuss der lombardischen Alpen ausspricht und nach sorg- fältiger Untersuchung der berühmt gewordenen Localität bei Rizzardi am Comer- See zum Schlusse kommt, die dortigen Ablagerungen mit Pliocen-Fossilien seien überhaupt kein Moränenschutt. Der zweite Theil des Werkes bringt eine Schilderung der sämmtlichen in der Lombardei vorkommenden Erze, dann nutzbaren Mineralien und Gesteine. Ueber nicht weniger als 958 einzelne Vorkommen wird hier Nachricht gegeben. Den vielleicht wichtigsten Theil des ganzen Werkes endlich bildet eine sehr schön ausgeführte geologische Karte der Lombardei im Massstabe von 1:172800, auf welcher mit 51 verschiedenen Bezeichnungen die Gebirgsarten und Formations- stufen zur Anschauung gebracht und ausserdem die Erzvorkommen durch besondere Zeichen markirt sind. F. v. H. Dr. O. Boettger. Clausilien-Studien. (Paläonto- graphica Suppl. 3. 1877.) Eine Monographie von allerhöchstem Werthe, in welcher der Verfasser die gesammten lebenden und fossilen Clausilien in ein System zusammenzustellen ver- sucht, wobei insbesondere die bezüglich der Descendenz und der Mutation der Formen durch das Studium der fossilen Arten sich ergebenden Thatsachen manche neue Anhaltspunkte boten. — Was diese letzteren betrifft, so gehören die ältesten bekannten Clausilien der Eocenformation an. Dieselben lassen sich insgesammt auf Sectionen (so bezeichnet der Verfasser die Unterabtheilungen, in welche das ganze Geschlecht zerlegt wird) zurückführen, die entweder noch jetzt die Tropenländer, besonders Asien, bewohnen, oder die doch wenigstens jetzigen asiatischen und afri- kanischen Formenkreisen am nächsten kommen. — In der Oligocen-Zeit gesellen sich dazu vorzüglich Anklänge an die jetzige Fauna von Syrien, an die des Kauka- sus und der Europäischen Türkei; im Miocen zeigen sich sogar schon vielfache Beziehungen zu siebenbürgischen und alpinen Formen. — Das Pliocen hat noch sehr wenige Clausilien geliefert, die sich theils an miocene Sippen anschliessen, theils eigenthümlich sind, wogegen dann, unvermittelt das mitteleuropäische Pleistocen eine Clausilienfauna besitzt, die mit jener der Jetztzeit durchwegs übereinstimmt. Bezüglich der allmäligen Entwicklung der Clausilien constatirt Herr Doctor Boettger (theilweise im Gegensatz zu früheren Anschauungen), dass die ältesten Arten kein Clausilium besassen, dass sich später ein anfangs bloss stielförmiges, dann zungenförmiges, endlich tief ausgeschnittenes Clausilium entwickelte, welches in einem weiteren Stadium S-förmig wird und sich endlich unten abrundet. Parallel diesen Abänderungen gehen dann auch solche der Lamellen und Falten an der Innenseite der Schale. — Ohne weiter auf die sehr werthvollen Beobachtungen ein- gehen zu können, welche der Verfasser an zahlreichen fossilen und lebenden Formen und Formengruppen gewann, wollen wir nur noch erwähnen, dass die Zahl der Sectionen, in welche er die sämmtlichen Clausilien eintheilt, vierzig beträgt. K. P. T. Fuchs. Ueber die Entstehung der Aptychen- kalke. (Sitz.-B. d. k. Akad. d. Wissensch. B. LXXVI, 1. Abth. Octob.-H. 1877.) Es erschien von jeher als eine sehr auffallende Thatsache, dass in den soge- nannten „Aptychenkalken“ die Aptychen, welche innere Hartgebilde der Ammoniten- thiere sind, in so grosser Häufigkeit vorkommen, während Ammonitenschalen in diesen Gebilden fehlen. Zur Erklärung dieser Erscheinung nahm man an, dass die Ammoniten, welche im Leben in der offenen See umhertrieben, nach ihrem Tode und nach der Verwesung des Thieres die schweren Aptychen in die Tiefe fallen liessen, während die leichten, luftgefüllten Gehäuse von den Wellen an das Ufer getrieben, in seichteren Stellen in den Strandsedimenten zur Ablagerung kamen. Im Gegensatze zu dieser Anschauung stellt Fuchs die Ansicht auf, dass das isolirte Nr. 17 Sitzung vom 18. Dec. E. Favre. Dr. J. Szabö. 307 Vorkommen der Aptychen überhaupt keine ursprüngliche Erscheinung, sondern nur eine secundäre, durch die chemische Auflösung des Ammonitengehäuses hervor- gebrachte sei, indem in allen diesen Ablagerungen zur Zeit ihrer Bildung auflösende, chemische Processe im Gang waren, durch welche alle Arragonitschalen und mithin auch die Perlmuttergehäuse der Ammoniten aufgelöst wurden und nur die aus Kalk- spath bestehenden Aptychen im Verein mit allen jenen Vorkommnissen zurück- blieben, welche der Wirkung auflösender Agentien kräftigeren Widerstand entgegen- setzen. Der Verfasser fügt eine Reihe von Beispielen bei, um zu zeigen, dass derartige submarine Auflösungsprocesse keine Fiction seien, sondern in der Natur wirklich stattfinden. E. T. E. Favre. Etude stratigraphique de la partie sud-ouest de la Crim6e. (Geneve 1877.) Der Verfasser gibt zunächst eine Besprechung der Formationen, welche das Gebirge der Krim zusammensetzen. Ein thoniger und mergliger, der unteren Jura- formation angehöriger Schiefer ist das älteste Glied der Krim’schen Schichtenreihe. Melaphyre, Diabase und Porphbyre haben diesen Schiefer vielfach durchbrochen. Der Autor hebt die Aehnlichkeit hervor, welche dieser Schiefer mit den unter- jurassischen Schiefern des Kaukasus bietet. In der Krim wird dieser Schiefer über- lagert von Sandsteinen und Conglomeraten, dann von Kalken, welche in mancher Hinsicht an die oberjurassischen Kalke der Dobrudscha erinnern, welche von Peters beschrieben wurden. Kreide- und Tertiärbildungen lagern sich nach Norden zu den jurassischen Schichten vor. Ihre Schichtenneigung ist sanft gegen Nordwest, während sie gegen Südost zu ihre abgerissenen Schichtenköpfe kehren. Die Kreide beginnt mit Neocom-Ablagerungen, in welchen sich unter anderen Fossilien auch Terebratula janitor findet. welche, wie sich herausstellt, ebensowohl dem oberen Jura als der unteren Kreide angehört. Die mittlere Kreide ist durch Mergel, die obere durch homogene Kalksteine repräsentirt. Die letztere entspricht im Alter genau der Kreide von Meudon und darf im gewissen Sinne auch als ein theilweises Aequivalent der Schichten von Mastricht angesehen werden. Das Tertiär beginnt mit Nummuliten-Schichten. Darüber kommen weisse Mergel, welche der Autor geneigt ist, mit den weissen Mergeln Croatiens und Slavoniens in Beziehung zu bringen. Der Bildung dieser Ablagerung scheint eine Bodensenkung vorangegangen zu sein. Dann ist ein Kalk mit Resten von Helix zu erwähnen. Erst über diesem Kalk kommen dann echt sarmatische Schichten mit Mactra podolica. Von Quaternär-Bildungen scheint ein rother Thon mit Resten von Elephas primigenius das Merkwürdigste zu sein. Die Schlussbemerkungen des Verfassers bieten in mancher Hinsicht vieles Interesse. Wir heben namentlich hervor, dass Herr Favre eine Discordanz zwi- schen Jura und Neocom constatirt, wie sie ähnlich in Armenier zu beobachten ist. Es haben vor Absatz des Neocom bereits Hebungen stattgefunden. Ferner ist der Umstand hervorzuheben, dass die Bruchlinie im Süden des Gebirges der Krim genau der grossen Bruchlinie im Süden des Balkan entspricht. K. P. Dr. J. Szabö. Die Geologie in Ungarn. (Liter.-Ber. aus Ungarn, 3. H,, Budapest 1877.) Eine kurze übersichtliche Darstellung der Entwicklungs-Geschichte unserer Wissenschaft in Ungarn seit 1847, in welchem Jahre A. Zipser bei der Versamm- lung der ungarischen Aerzte und Naturforscher zu Oedenburg zuerst den Vorschlag zur Gründung eines geologisch-bergmännischen Vereines machte. Die Idee kam Jamals der politischen Wirren wegen nicht zur Ausführung; erst im Jahre 1850 erfolgte unter Mitwirkung des damaligen Directors der k. k. geolog. Reichsanstalt, W. Haidinger, die Gründung der ungarischen geologischen Gesellschaft. Der Verfasser gibt ein Verzeichniss der in den Schriften der genannten Gesellschaft, 308 Verhandlungen. Nr. 17 sowie in denen der ungarischen Akademie, der naturwissenschaftlichen Gesellschaft und der (1868 gegründeten) kön. ung. geolog. Anstalt erschienenen, auf die Geologie Ungarns bezugnehmenden Arbeiten. Auch der 'Thätigkeit unserer geolog. Reichs- anstalt in Ungarn wird in anerkennendster Weise gedacht. M.V. R. Ludwig. Fossile Crocodiliden aus der Tertiär- Formation des Mainzer Beckens. (Cassel 1877. Verlag von Th. Fischer.) In einer reich ausgestatteten Abhandlung bringt der Verfasser die ausführ- liche und eingehende Beschreibung zweier Crocodiliden, deren Reste sich in der oligocänen Braunkohle zu Messel am Westfusse des Odenwaldes gefunden haben und zwar in einer Anzahl, die dem Verfasser gestattet, ein sehr vollständiges Bild des Skeletbaues der Thiere zu bringen. Die erstere der beiden beschriebenen Arten gehört durch ihren Zahnbau zur Gruppe der Aligatoren und erhielt den Namen Aligator Darvini. Dieselbe zeichnet sich aus durch einen niedrigen schmalen Kopf und schmale parabolische Schnauze. 21 Das Gebiss besteht aus jederseits 50 ungleichen, ovalen, im sagitalen Sinne scharf- kantigen Zähnen, von denen der erste und vierte des Unterkiefers in entsprechende Gruben des Zwischenkiefers eingreifen, wodurch sich die Form als ein Aligator erweist. Andererseits ist die Anordnung der Nuchal- und Cervicalschilde ähnlich wie bei den echten Crocodilen beschaffen und der Bau des aus drei Stücken be- stehenden Atlaswirbels erinnert stark an die Monitoren. Von besonderem Interesse ist der Nachweis des Verfassers, dass die von Hermann v. Meyer nach unvollständigen Resten aus dem Litorinellenkalke von Weissenau aufgestellten Arten: Crocodilus Brauniorum, C. Rathi, ©. medius und ©. Buchi nichts weiter als verschiedene Alterszustände des Aligator Darvini seien. Die zweite Art aus der Braunkohle von Messel gehört zur Gattung Croco- dilus und wurde ©. Ebertsi benannt. Dieselbe besitzt einen hohen, kurzen Kopf, und eine breite, parabolische Schnauze. Die Bezahnung besteht aus beiderseits 17 16 ungleich langen, flachgedrückt ovalen, scharfkantigen Zähnen, die der Länge nach stark gestreift sind, ein Charakter, durch welchen sich ©. Ebertsi von den meisten übrigen bekannten Crocodilen-Arten unterscheidet. Von (rocodilus Champsoides Owen, mit welchem er im Charakter der Zähne übereinstimmt, unterscheidet sich Crocodilus Ebertsi durch seine kurze breite Schnauze wesentlich. Die Angaben des Verfassers werden auf das Vollständigste erläutert durch sechzehn schön ausgeführte Doppeltafeln, welche derselbe ähnlich, wie dies seiner- zeit H. v. Meyer mit so viel Erfolg gethan, selbst nach der Natur gezeichnet hat. A. G. M. O.C. Marsh. Introduetions Succession of Vertebrate Life in Amerika. Dieser hoch interessante, vom Verfasser vor der American Assosiation for the Advancement of Science am 30. August 1877 zu Nashville (Tennessee) gehaltene Vortrag geht von der Annahme aus, dass die Evolutions-Theorie, als wissen- schaftlich festgestelltes Axiom, die einzige wahre Grundlage aller Naturforschung sei. Von den ältesten Wirbelthier-Spuren in Nord-Amerika an, den Resten von Fischen im älteren Devon (Schohariegrit), denen von Amphibien im Unter-Carbon, von Reptilien in den „Coal-measures“, und den zwei Unterkiefern eines dem austra- lischen Myrmecobius verwandten Säugethieres (Dromotherium), bis zur posttertiären Periode, geht der Verfasser alle Abtheilungen der Wirbelthiere nach ihren Ordnungen und wichtigsten Familien durch mit stetem, vergleichendem Rückblick auf die fos- sile Wirbelthier-Fauna Süd-Amerika’s, welche zum Theil aus einer Einwanderung aus Nord-Amerika (vielleicht veranlasst durch eine Erkältung des Clima’s am Schlusse Nr..17 Sitzung vom 18. Dec. O. C. Marsh. 309 der tertiären Periode) hergeleitet wird. Auch Wanderungen nach Asien über die einst durch Hebung trocken gelegte Behring-Strasse, und in entgegengesetzter Rich- tung von der Westküste Amerika’s nach der asiatischen Ostküste, sowie aus dem von Prof. Huxley hypothetisch angenommenen, seitdem vom Meer bedeckten Fest- land, werden vom Verfasser als wahrscheinlich aufgestellt. Auf Grund der im Mittel-Eocän des Westens häufigen Reste von Lemuridae, welche zum Theil den Aften Süd-Amerika’s analog sind, hält Prof. Marsh Nord-Amerika für die Geburtsstätte der Primates, wenn gleich im dortigen Pliocän und Postpliocän keine Spur dieser Ordnung vorkommt, und überhaupt dort keine Reste von anthropoiden Affen, oder von solchen der alten Welt bisher gefunden worden, während alle aus den Höhlen von Brasilien bisher bekannten Vierhänder — eine einzige Form ausgenommen — gegenwärtig dort lebenden Gattungen angehören. In Anwendung der Evolutions- Theorie (allerdings mehr oder minder hypothetisch) leitet Prof. Marsh die jetzt lebende Fischgattung Lepidosteus von dem Palaeoniscus des Carbon, Chimaera von dem Rhynchodus des Devon ab, führt die jetzt lebenden Squalidae auf paläozoische Formen zurück und glaubt bei Lepidosiren Andeutungen eines devonischen Urstammes zu finden. Die Amphibien werden durch die Labirynthodontes von den diesen nahe- stehenden Ganoid-Fischen abgeleitet. Die riesenhaften, mehrentheils auf den zwei Hinterfüssen einherschreitenden Dinosaurier gelten dem Verfasser als wahrschein- liche Ahnen der straussartigen Vögel. Bemerkenswerth ist, dass die Reste der mit Zähnen versehenen Vögel (Hesperornis, Ichthyornis u. s. w.) sich zusammen mit denen zahnloser Pterodactyli finden, und dass die riesenhafte Schildkröte Atlantochelys, gleich der jetztlebenden Gattung Sphragis, embryonale Kennzeichen aufweist. Nach Prof. Marsh sind Pterosaurus und Pterodactylus dem Stammbaume der Vögel gänzlich fremd, wenn auch ihnen in mancher Hinsicht ähnlich. Reste der in Europa so häufigen Gattungen Plesiosaurus und Ichthyosaurus sind bisher in Nord- Amerika nicht vorgekommen. Die drei Eocän-Süsswasser-Faunen der Säugethiere werden in aufsteigender Reihe durch Coryphodon, Dinoceras und Diplacodon charakterisirt, jene des Miocän in gleicher Ordnung durch Brontotherium, Oreodon und Miohippus. Im ungleichförmig aufgelagerten Pliocän erscheinen die ersten Typen jetzt lebender Gattungen, darunter in oberen Horizonten ein echter Eqwus, durch Zwischenglieder mit dem Eohippus des unteren Eocän verbunden. Wahr- scheinlich ist Zgwus aus Amerika in die alte Welt eingewandert. Als Ur-Typus der in den vorweltlichen Faunen Nord-Amerika’s vielfach vertretenen Hufthiere gelten dem Verfasser die Coryphodontida mit 5 Zehen und Reptilien-artigem Gehirn. Die nach-tertiären Reste von Elenn- und Rennthier deuten auf eine weitere Verbreitung nach Süden, als in der Jetztzeit. Zahlreich sind im Ober- und Post-Pliocän Reste riesiger Elephanten. Die des Mammuth finden sich in Menge in dem gefrorenen Boden von Alaska, reichen aber ostwärts nicht über das Felsengebirg und südwärts nicht über den Columbia-Fluss; jenseits dieser Grenzen nimmt eine, Nord-Amerika eigene Art der Gattung Elepkas ihre Stelle ein. Die in Europa so häufigen Gat- tungen Anoplotherium und Palaeotherium sind im Tertiären Amerika’s noch nicht vorgekommen. Die Ordnung Tillodontia vereinigt in sich die Kennzeichen der Huf- thiere, Nager und Fleischfresser. Die ersten Fleischfresser erscheinen im unteren Eocän (Coryphodon-Fauna), darunter Formen von der Grösse des Löwen Linnofelis und Oreocyon); im Miocän Machaerodus, Amphieyon und Hyaenodon, von denen Prof. Marsh vermuthet, dass sie zugleich mit den Zahnlosen nach Süd-Amerika und mit den Hufthieren nach Europa gewandert seien. Die erste Erscheinung des Menschen in Nord-Amerika verlegt der Verfasser in die pliocäne Periode, und vermuthet, dass derselbe in noch wildem Zustande über die damals noch nicht überfluthete Behring-Strasse von Osten her eingewandert sei und dann — vielleicht durch gewaltige vulcanische Ausbrüche vertrieben — sich nach Osten bis an die Gebirgskette gezogen habe. Am Columbia-Fluss fanden sich Spuren älterer Bewohner, die an Bildung weit die jetzigen übertroffen zu haben scheinen, von denen aber keine Tradition bis auf uns gekommen. Die Schädel der Race, welche die Hügel („Mound“) im Missis- sippi-Thal aufgeworfen hat, gleichen auffallend denen der Pueblo-Indianer und ihre Thongeschirre den Wasserkrügen der alten Peruaner. Wie im Eingang seines Vortrages, so nimmt Prof. Marsh auch bei den Fol- gerungen, mit welchen er denselben schliesst, die Evolutions-Theorie als Basis aller naturwissenschaftlichen Forschung an. Nach seiner Ansicht finden alle Entwicke- K. k. geolog. Reichsanstalt. 1877. Nr. 17. Verhandlungen. 43 310 Verhandlungen. Nr. 17 lungen und Fortbildungen ihren letzten Grund in der „Natural-Selection“ und gleichzeitiger Einwirkung climatischer und örtlicher Umstände. Am wichtigsten sind die Veränderungen, die das Gehirn an Grösse und Anzahl der Windungen durch- läuft. Nach Prof. Marsh ist die Urform des Zahnes ein Kegel und die des Fusses der fünfzehige Fuss der Sohlengänger. Man mag nun die Grundansichten des Verfassers theilen oder ablehnen, sein Vortrag wird immer durch die Menge der darin aufgezählten Thatsachen, sowie durch seine scharfsinnigen und geistreichen — wenn auch wohl noch eingehende und strengere Prüfung herausfordernden — Folgerungen stets als ergiebige Quelle der Belehrung und Anregung von hohem Werthe sein. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothentkurmstrasse 15, Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Schluss-Nummer. Inhalt. Die Kartensammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt. — Einsen- dungen für die Bibliothek. — Register. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Die Kartensammlung der k. k. geologischen Reichs- Anstalt. H. Wolf. Unsere Karten, das sind diejenigen, welche wir gegen Tausch mit unseren eigenen Publicationen oder als Geschenk erhielten?), wurden bisher in der Reihenfolge des Einlaufes, catalogisirt und nummerirt. Bei der stetigen Zunahme, in Zahl und Umfang, trat die Nöthi- gung ein, die bisherige Uebung aufzulassen und eine Neu-Ordnung durchzuführen, welche eine weitere Anhäufung von Uebelständen aus- schliesst. Ich glaubte das erstrebte Ziel am besten dadurch zu erreichen, indem ich die ganze Sammlung in geographische Gruppen schied, und jede Gruppe ausserdem in Fachabtheilungen sonderte, wie die auf folgender Seite angesetzte Tabelle zeigt. Jede Karte wird somit von nun an, mit der römischen Zahl der geographischen, und mit dem Buchstaben der Fach-Abtheilung, in welche dieselbe einzureihen kommt versehen, und bekommt ausserdem die fortlaufende Nummer des Ein- laufes, und zwar für jede geographische Gruppe von 1 angefangen. Bei der Eintheilung in geographische Gruppen ward die staat- liche und politische Abgrenzung der einzelnen Länder und Reiche erst in zweiter Linie berücksichtigt, nur will ich hier bemerken, dass t) Hiebei sind unsere Aufnahms-Seetionen und die hieraus reducirten, und für die Publication bestimmten Karten nicht inbegriffen, da diese dem Archiv an- gehören. K. k. geol, Reichsanstalt 1877. Nr. 18, Verhandlungen, 44 312 Verhandlungen. Nr. 18 Geographische Gruppen I. Weltkarten, Europa und die österreichisch-ungar. Monarchie. II. Oesterreich ob und unter der Enns und Salzburg, Tirol und Vorarlberg. III. Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien, Dalmatien. IV. Böhmen, Mähren, Schlesien. V. Galizien, Bukowina. VI. Ungarische Länder. VII. Deutsches Reich und Schweiz. VIII. Schweden, Dänemark und Norwegen. IX. England, Irland und Schottland, X. Frankreich, Belgien, Holland. XI. Italien, Spanien, Portugal. X. Russland. | XII. Türkei und Griechenland. XIV. Asien. XV. Afrika. XVI. Nord-Amerika. XVII. Süd-Amerika. XVIII. Australien. XIX. Oceanien und diverse andere Karten Fachgruppen innerhalb der geographischen Gruppen. a) Topographische, statistische und ethnographische Karten, Höhenschichtenkarten und Pläne. b) Geologische Karten und [0 ; Profile. d) Gruben-, Gang- und Flötzkarten und Profile. e) Bergrevier- und Massenlagerungs- und Schurfkarten. f) Technische Zeichnungen, statistische Tabellen. 9) Panoramen, Photographien, Landschaften und Ansichten. in Gruppe VI. Ungarische Länder nebst Siebenbürgen, Croa- tien und Slavonien auch die nun aufgelassene Militärgrenze inbegriffen ist; dass die Gruppe XII. Türkei und Griechenland auch die jetzigen Vasallenstaaten, Rumänien und Serbien, und auch das bis jetzt unabhängige Montenegro umfasst, ferner dass in der Gruppe XIV. Asien, die türkischen und russischen Pro- vinzen dieses Erdtheiles nicht, sondern in Gruppe XI. und XM. eingereiht erscheinen, und endlich dass Gruppe XVI. Nord- Amerika sich nur auf die Unionsstaaten und die englischen Colonien beschränkt. Dieser Gliederung der Kartensammlung steht ein alphabetischer Zettel und ein Gruppen-Katalog zur Seite, um die Auffindung der gesuchten Karten möglichst zu erleichtern. Unsere Kartensammlung enthält am Schlusse der nun erfolgten Neu-Ördnung 933 Kartenwerke mit 3825 Blättern der verschie- densten Grösse. Wie sich dieselben in den verschiedenen geographischen und Fachgruppen vertheilen, zeigt die nachstehende Tabelle. Nr. 18 Schluss-Nummer. 313 | Geographische Einzel n Blätter E > “ ı en 8 2 EIHRpen Fach-Gruppen ao u rn a 8 Oo Nr Karlen- | a bue d e f f 33 k werke | | : 9 3.8 — — — En — — — — un — ——— N o I | 41 363 140 _— 1 46 48 598 II 129 166 141 126 1 Part 33 494 III. 97 24 45 19 12 6 46 152 IV. 171 45 108 118 105 8 u 384 V 37 17 26 32 4 _ = 79 VI 157 63 109 162 45 23 7 309 VI. 115 1132,1,.7.272 114 93 13 19 624 VII. 8 16 74 _ — _ u 90 IX. 30 10 365 5 el — || ‚480 X. 18 1 89 10 | — — 2 102 x, 24 66 26 EN 1592 X. 17 35 36 1 ze 17 . 89 XIH. 17 So ne re 51 | | XIV. 2 — 5 ne - 1 6 XV. 7 Br el er alklds | | XVI. 25 32 24 —_ ı _ - 3 59 xVvI. 14 48 18 - _ = — 66 XVIl. 10 11 83 = — = ea rer li XIX. 4 38 — — u Gen — || 38 | | Il va | | Summe . | 933 1084 1594 587 261 140 159 3825 44* 314 Verhandlungen. Nr. 18 Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separatabdrücke. Eingelangt vom 1. October bis Ende December 1877. Acquoy J. &. R, Dr. Het Klooster te Windescheim en Zijn Invloed. II. Deel. Utrecht 1876. (5730. 8.) Alth A.v. Dr. Die Gegend von Nizniow und das Thal der ZIota Lipa in Ostgalizien. Wien 1877. (6133. 8.) Barrande J. Systeme Silurien de la Boheme. Vol. II. Texte IV, V. — Supplement Vol. I. Pl. 461—544. Texte Vol. II. Prague 1877. (33. 4.) Belgique. Statistique de la Belgique. Agriculture. Bruxelles 1871. (2120, 4.) Bellardi-Luigi. I Molluschi dei terreni tertiarii del Piemonte e della Liguria. Parte II. Roma 1877. (1008. 4.) Beneden van J. Description des ossements fossiles des Environs d’Anvers. Annales Tom. I. Part 1. Planches Tom. I. Part 1. Bruxelles 1877. (118. 2.) Berlin. Uebersicht über die Production der Bergwerke, Salinen und Hütten im preussischen Staate im Jahre 1876. (1882. 4.) Boettger Oscar Dr. Clausilienstudien. Beiträge zur Naturgeschichte der Vorwelt. Cassel 1877. (2123. 4.) Burgerstein Leo Dr. Beitrag zur Kenntniss des jungtertiären Süsswasser- Depöts bei Ueskueb. Wien 1877. (6134. 8.) Credner H. Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des Königreiches Sachsen (Section Chemnitz). Leipzig 1877. (6141. 8.) Dalmer C. Die ost-thüringischen Encriniten. Jena 1877. (6115. 8.) Favre M. Alph. Rappoxrt annuel du President de la Societe. Geneve 1877. (2113. 4.) Feistmantel Ottocar Dr. Ueber das Verhältniss gewisser fossilen Floren und Landfaunen unter einander, und zu den gleichzeitigen Meeresfaunen in Indien, Afrika und Australien. Caleutta 1877. (6102. 8.) Friess Jul. Dr. Isochromatische Curven, welche planparallele Platten ein- axiger Krystalle im linear-polarisirten Lichte zeigen. Olmütz 1877. (6119. 8.) Frie Anton Dr. Ueber die Wirbelthier-Fauna in der Vorzeit Böhmens. Prag 1877. 5 (6099. 8.) Fuchs Th. Ueber die Natur des Flysches. Wien 1877. (6122. 8.) Genth F. A. On some tellurium and vanadium Minerals. Philadelphia 1877. (6108. 8.) Grad Charles. Hypsometrie de la chaine des Vosges. Paris 1876. (6140. 8.) Groth P. Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie. II. Bd. 1. Heft. Leipzig 1877. (6142. 8.) Habermann Jos. Dr. Das Trinkwasser Brünn’s. Brünn 1877. (6107. 8.) Hall James. Illustrations of Devonian fossils ete. Albany 1876. (2119. 4.) Höfer Hans. Die Petroleum-Industrie Nord-Amerika’s. Wien 1877. (6130. 8.) Hilber V. Dr. Die Miocänschichten von Gamlitz bei Ehrenhausen in Steiermark. Wien 1877. (6132. 8.) King Clarence. Report of the geological Exploration of the fortieth Parallel. Vol. VI. 1876. (1800. 4.) Klein Michael. Sammlung merkwürdigster Naturseltenheiten des König- reiches Ungarn. Pressburg 1878. (6109. 8.) Knapp Arm. Jos. Der Afrika-Reisende Dr. G@. A. Schweinfurth. Wien 1873. (6124. 8.) Laube Gust. C. Dr. Tafeln zur Benützung beim Studium der Geologie und Paläontologie. Prag 1878. (2115. 4.) Lefevre Th. Excursions malacologiques a Valenciennes Soissons et Paris. Bruxelles 1877. (6138. 8.) — — Description de la Faune de l’Etage landenien inferieur de la Bel- giques. Bruxelles 1877. (6139. 8.) Nr. 18 Einsendungen f. d. Bibliothek. 315 Lyman Smith B. A Report of Progress for the first Year of the Oil Sur- veys. Tokei 1877. (6131. 8.) Linnarsson G. Om faunan i lagren med Paradoxides ölandieus. Stock- holm 1877. (6137. 8.) Locard Arnould M. Note sur les Breches osseuses des «nvirons de Bastia. Lyon 1873. (2118. 4.) Maier G. et Posepny F. Ueber die Kupfererz-Lagerstätte Rudjansk bei Nizny Tagilsk am Ural. Wien 1877. (6101. 8.) Makowsky Alex. Gutachten über die Unzulässigkeit der Anlage eines städtischen Frieähofes auf dem Militär-Exereierplatze in Brünn ete. Brünn 1877. (6118. 8. Manzoni A. Dr. I Briozoi fossili del miocene d’Austria ed Unehekie Wien 1877. (2116. 4.) Marsh O. C. Introduction and Succession of Vertebrate Life in America. New Haven 1877. (6120. 8.) Muspratt's theoretische, praktische und analytische Chemie ete. Band 5. Lieferung 27., Band 6, Lieferung 1—7. (2000. 4.) Naturforscher und Aerzte. Versammlung derselben zu München im Jahre 1877. (2124. 4.) Naumann C. F. und Zirkel Fr. Dr. Elemente der Mineralogie. Zehnte, gänzlich umgearbeitete Auflage. Leipzig 1877. (6111. 8.) Neumayr M. Dr. Bemerkungen über den russischen Jura. Wien 1877. (6121. 8. Nöggerath J. Dr. Ausflug nach ‚Böhmen und die Versammlung der De Naturforscher in Prag im Jahre 1837. Bonn 1838. (6110. 8.) Orth, Albert Dr. Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Bodeneultur. Berlin 1877. (6125. 8.) — — Ueber Untersuchung und kartographische Aufnahme des Bodens und Untergrundes grosser Städte. Berlin 1873. (6126. 8.) — — Landwirthschaft. — Die Boden- und geologischen Grundlagen. Berlin 1877. (6127. 8.) Pantanelli Dante Dr. Dei terreni terziari intorno a Siena. Memoria. Siena 1877. d (2114. 4.) Posepny Franz. Zwei römische Schöpfräder aus den Gruben von Verespatak in Siebenbürgen und 8. Domingos in Portugal. Wien 1877. (6098. 8.) Reiss. Ueber seine Reisen in Süd-Amerika. Berlin 1877. (6136. 8.) Röemer Ferd. Lethaea palaeozoica. I. Theil. Stuttgart 1876. (5600. 8.) Rosenbusch H. Mikroskopische Physiographie der massigen Gesteine. Stuttgart 1877. (6112. 8.) Rossitzer Steinkohlengruben. Geognostische Uebersichtskarte sammt Be- schreibung. Brünn 1877. (2112. 4.) Rziha Franz. Der Bergsturz bei Steinbrück. Wien 1877. (6117. 8.) Schmid E. E. Der Muschelkalk des östlichen Thüringen. Jena 1877. (6116. 8.) Schneider E. Neue Hängebögen. Wien 1877. (6103. 8.) Schrauf A. Dr. Atlas der Krystallformen des Mineralreiches. V. Lieferung mit 10 Tafeln. Wien 1877. (1167. 4.) — — Ueber Gismondin. Wien 1877. (6100. 8.) Seguenza G. Brevissimi cenni intorno le formazioni terziarie della pro- vincia di Reggio-Calabria. Messina 1877. (6123. 8.) Seligmann G. Beschreibung der auf der Grube Friedrichssegen vorkom- menden Mineralien. Bonn 1877. (6105. 8.) — — Mineralogische Notizen. Bonn 1877. (6106. 8.) Selwyn Alfred. Rapport des Operations de. 1875—1876. (5410. 8.) Simonin E. De l’emploi de l’ether sulfurique et du chloroforme ete. Tom.II. Partie 2. Paris 1877. (6114. 8.) Simony Friedrich Dr. Vier Landschaftsbilder aus dem Dachsteingebiete in Lichtdruck nach photographischen Aufnahmen. Wien 1877. (2121. 4,) Sonklar C. Edler von. Lehrbuch der Geographie für k. k. Militär-, Real- und Cadetenschulen. I. u. II. Theil. Wien 1876. (6143. 8.) Stache Guido Dr. Beiträge zur Fauna der Bellerophonkalke Südtirols. Wien 1877. (6135. 8.) 316 Verhandlungen. Nr. 18 Supan Alex. G. Dr. Studien über die Thalbildungen des östlichen Grau- bündens und der Tiroler Centralalpen. Wien 1877. (6129. 8.) Taramelli T, Catalogo ragionato delle rocce del Friuli. Roma 1877. (2117. 4.) Tehihatchef P. et Grisebach A. La Vegetation du Globe. Tome II. Fasc. 2 et 3. Paris 1878. (5650. 8.) Thalen Rob. Sur la recherche des mines de fer a l’aide de mesures magne- tiques. Upsal 1877. (2122. 4.) Volbehr Fr. Dr. Die Einweihungsfeier des neuen Universitäts-Gebäudes zu Kiel. Kiel 1876. (6104. 8.) Whitaker William. The geological Record for 1875. London 1877. (6113. 8.) Zeit- und Gesellschafts-Schriften. (Eingelangt im Laufe des Jahres 1877.) Alpenverein. Deutscher und Oesterreichischer. Zeitschrift. Band 7. Heft 2—3. 1876. Jahrg. 1877. Heft 1, 2. (468. 8.) — Mittheilungen. Jahrg. 1877. Nr. 1—5. (524. 8.) Amsterdam. Mijnwezen in Nederlandsch Oost-Indie. Jaarg. 5. Deel 2. 1876. (505. 8.) Annaberg. Annaberg-Buchholzer Verein für Naturkunde, Jahresbericht Nr. 4. 1876. (451. 8.) Apt. Societe litteraire seientifique et artistique. Memoires. Tome 1. Nr) 4.201877. (4. 8.) Augsburg. Naturhistorischer Verein. 24. Bericht. (6. 8.) Auxerre. Societe des sciences historiques et naturelles de l’Yonne. Bul- Ketiin, Vol2205 01877. 2 Vol.331.271807. (7 SU) Basel. Naturforschende Gesellschaft. Verhandlungen pro 1876. (9. 8.) Belfast. Natural history and Philosophical Society. Proceedings. Ses- sion 1875—76. (13. 8.) Berlin. Königl. preuss. Akademie der Wissenschaften. Monatsbericht, Jahrg. 1876 Nr. 9—12. Jahrg. 1877 Nr. 1—8, (237. 8.) — Deutsche geol. Gesellschaft. Zeitschrift. Band 28. Heft 3u.4. 1876. Band 29. Heft 1—2. 1877. RER Eh) — Abhandlungen zur geol. Specialkarte von Preussen etc. Band 1. Heft 4. 1876. Band II. Heft 1 u. 2. 1877 (506. 8.) — Atlas zu Band II. (1834. 4.) — Erläuterungen. Gradabtheilung 69 — Nr. 4 u. 5. Gradabtheilung 55 -- Nr. 52, 53, 58 und 59. Gradabtheilung 80 — Nr. 38—42. (312. 8.) — Gesellschaft für Erdkunde. Zeitschrift. Band 11. Heft 3—5, 6. 1876. Band 12. Heft 1—5. 1877. (236. 8.) — Verhandlungen. Band 3— Nr. 6—10. 1876. Band 4 — Nr. 1—7. 1877. (236. 8.) — Deutsche chemische Gesellschaft. Berichte. Jahrg. 9. — Nr. 16—18. 1876. Jahrg. 10. — Nr. 1—15. 1877. (452. 8.) — Physikalische Gesellschaft. Die Fortschritte der Physik im Jahre 1872. Jahrg. 28. 1876—77. (252. 8.) — Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preussischen Staate. Band 24. Liefg. 4—6. 1876. Band 25. Liefg. 1—4. 1877. (72. 4.) — Atlas hiezu. Band XXV. Tafel 6—12. (99. 2.) — Naturwissenschaftlicher Verein von Neu-Vorpommern und Rügen. Mit- theilungen. Jahrg. 8. 1876. (10. 8.) — (Giebel C. G. Dr.) Zeitschrift für die gesammten Naturwissen- schaften. Neue Folge Band 13 u. 14. 1876. (85. 8.) — Afrikanische Gesellschaft. Correspondenzblatt Nr. 19, 20. ns (537. 8. — Thonindustrie-Zeitung. I. Jahrg. 1877. (210. 4.) Bern, Naturforschende Gesellschaft. Mittheilungen pro 1876. (11. 8.) — Beiträge zur geol. Karte der Schweiz. Liefg. 14. 1877. (166. 4.) Nr. 18 Einsendungen f, d. Bibliothek. 317 Bologna. Accademia delle science. Memorie. Ser. III. Tomo VII. 1876. (85. 4.) — Rendiconto. Anno 1876—77. (254. 8.) Bordeaux. Societe Linneenne. Actes. Tom. 20. 1860. Tom. 29. 1873, Tom. 30. 1875. Tom. 31. Livr. 1-5. 1876—77. (16. 8.) Boston. Museum of Comparative Zoölogy. Annual Report for 1876. (23. 8.) -— Memoirs. Vol. V. Nr. 1: 1877. (180. 4.) — Soeiety of Natural History. Memoirs. Vol. II. Mr. 5. 1877. (4. 4.) — Proceedings. Vol. XVII. Part. 3 et 4. 1876. (19. 8.) — American Academy of arts and Sciences. Proceedings. Vol. XII. 1876—77. (18. 8.) Bregenz. Vorarlbergischer landwirthsch. Verein. Mittheilungen. Jahr 1877. Nr. 95—106. (437. 8.) — Museum-Verein von Vorarlberg. Bericht 16. 1875—76. (26. 8.) Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen. Band 5. Heft 2. 1877. (25. 8.) Brescia. Commentari dell’ Ateneo. Anno 1876, 1877. (255. 8.) Breslau. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. 54. Jahres- bericht. (28. 8.) Brody. Handels- und Gewerbekammer. Bericht für die Jahre 1871 bis 1876. (431. 8.) Brünn. Schlesische Gesellschaft für Ackerbau-, Natur- und Landeskunde. Mittheilungen. Jahrg. 1877. (121. 4.) — Naturforschender Verein. Verhandlungen. Band 14. 1875. (31. 8.) Bruxelles. Societe Malacologique de Belgique. Annales. Tome X. Annee 1875. (35. 8.) — Soeiete Belge de Mieroscopie. Bulletin Tom. 1. 1875. Annales Tom. 2. 1876. (549. 8.) — Societe Belge de Geographie. Bulletin. Anneel. Nr. 1—5. 1877. (550.8.) Budapest. Földtani közlöny Kiadja a Magyarhoni földtani tärsulat. Szäm 11 es 12. 1876. Szäm 1—9. 1877. (481. 8.) — Jahrbuch. Band IV. Heft I. 1877. (489. 8.) — K. Ungarisches National-Museum. Naturhistorische Hefte. Nr. 1—4. 1877. (553. 8.) — K. ungar. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. Jahr- bücher Band 5. 1875. (198. 4.) — Meteorologische Beobachtungen Jahrg. 1877. (186. 4.) Buffalo. Society of natural scieneess. Bulletin Vol. II. Nr. 3—4. 1876—77. (511. 8.) Bukarest. Societe geographique Roumaine Bulletin. Anul I. Nr. 9 bis 10. 1876. (542. 8.) Caleutta. Geological Survey of India Records. Vol. IX. part. 2-4. 1876. Vol. 10. part. 1—3. 1877. (482. 8.) — Memoirs. Vol. XI. part. 2. 1875. Vol. XII. part. 1, 2. 1876. (218. 8.) — Palaeontologicalndiea. Ser. X. Vol. I. Nr. 2. 1876. (10. 4.) — Asiatie Society of Bengal. Journal, history literature ete. Wol745> part. 1. Nr. 2. 1876. (38. 8.) — Journal, Physical seience. Vol. 45. part. 2. Nr. 3 1876. (39. 8.) — Proceedings. Nr. 8. 1876. (40. 8.) — Indien Meteorologieal Memoirs. Vol. I. part. I. 1876. Report for 1875. (124. 4.) Cambridge. Philosophical Society. Transaecetions. Vol. XI. part. 3. 1871. Vol. XII. part. 1 et 2. 1873—77. (13. 4.) — Proceedings. Vol.III. part. 1 et 2. 1876—77. (313. 8.) — Annual Report of the President of Harvard College pro 1875—76. (42. 8.) — (Harvard College.) Museum of Comparative Zoölogy. Memoirs. Vol. IV. Nr. 10. 1876. (180. 4.) 318 Verhandlungen. Nr. 18 Catania. Accademia gioenia di scienze naturali. Ser. III. Tomo 10. 1876. (88. 4. Cherbourg. Societe nationale des Seiences naturelles. Compte-Rend . pro 1877. (49. 8.) Colmar. Societe d’histoire naturelle.e Bulletin. Annde 16 et 17. 1875 bis 1876. (51. 8.) Danzig. Naturforschende Gesellschaft. Schriften. Neue Folge. Band 4. Heisl 2.1870: (52. 8.) Darmstadt. Verein für Erdkunde. Notizblatt. Folge III. Heft 15. 1876, (53. 8.) Davenport. Academy of Natural Sciences. Proceedings. Vol. I. 1867 bis 1876. (555. 8.) Dorpat. Naturforscher - Gesellschaft. Sitzungsberichte. Band IV. 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Ministerium für Cultus und Unterricht. Jahresbericht für 1376. (432. 8.) — K.k. Bergakademie zu Leoben und Pribram, und der königl. ungari- schen Bergakademie in Schemnitz. Jahrbuch Band 25. Heft 1-4. 1877. (217. 8. — K.k. Landwirthschafts-Gesellschaft. Verhandlungen und Mitthei- lungen Jahrg. 1877. Heft 3—10. (299. 8.) — K.k. statistische Central-Commission. Statistisches J a in rbuch für das Jahr 1874 Heft 3, 4, 6, 7, 8, 10. Für das Jahr 1875 Heft 1, 5, 6, 9, 11. Für das Jahr 1876 Heft 1. (202. 8.) — K.k. technisches und administratives Militär-Comite. Mittheilungen über Gegenstände des Artillerie- und Genie-Wesens. Jahrg. 1876. Heft 11—12. Jahrg. 1877. Heft 1—10. (301. 8.) — Streffleur’s Oesterreichische Militär-Zeitschrift. Band IV. Heft 11 u. 12. 1876. Jahrg. 18. Band I. Heft 1—10. 1877. (302. 8.) — Oesterr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen. Jahrgang 25. 1877. (77. 4.) — Der Bergmann, Blätter für Bergbau ete. Jahrg. 5. 1877. (199. 4.) — Ingenieur- und Architekten-Verein. Zeitschrift. Jahrg. 28. Heft 12. 1876. Jahrg. 29. Heft 1—10. 1877. (70. 4.) — Wochenschrift. Jahrg. II. Nr. 1-49. 1877. (207. 4.) — Akademischer Verein der Naäturhistoriker. Jahresbericht 5. 1875 bis 1876. (525. 8.) — Handels- und Gewerbekammer. Bericht pro 1875. (203. 8.) — Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Blätter. Jahrgang X. Nr. 1—12. 1876. (193. 8.) — Topographie von Niederösterreich. Band II. Heft 1, 2. (190. 4.) Medicinisches Doctoren-Collegium. Mittheilungen. Bd.II. Nr. 27. 1876. Band III. Nr.1— 27. 1877. (154. 4.) — Oesterreichische Monatsschrift für den Orient. Jahrg. II. Nr. 12. 1876. Jahrg. II. Nr. 1-11. 1877. (208. 4.) — Naturwissenschaftlicher Verein an der k. k. technischen Hochschule. B e- richt Nr. 1. 1877. (548. 8.) — Reichsgesetzblatt. Jahrg. 1877. (153. 4.) — 0Öesterr. Handels-Journal. Jahrg. XI. 1877. (201. 4.) — Gewerbe-Verein für Niederösterreich. Wochenschrift. Jahrg. 38. 1877. (296. 8.) Würzburg. Physikal. - mediein, Gesellschaft. Verhandlungen. Neue Folge. Band 10. Heft 3 u. 4. 1877. Neue Folge. Band 11. Heft 1, 2. (294. 8.) Yokohama. Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ost-Asiens, Mittheilungen 11. Heft. 1876. (196. 4.) Zagreb (Agram). Rad Jugoslavenske Akademijje znanosti i umjetnosti. Knjiga 37, 38, 39, 40. 1876—1877. (295. 8.) Zürich. Allgemeine schweizerische Gesellschaft für die gesammten Natur- wissenschaften. Neue Denkschriften. Band 27. Abth. 1. 1876. Band 27. Abth. 2. 1877. (55. 4.) Zwickau. Verein für Naturkunde Jahresbericht pro 1876. (497. 8.) Register. Erklärung der Abbreviaturen. G. R. A. —= Vorgänge an der An- stalt. — Mt. — Fingesendete Mittheilungen. — A.B. = Reiseberichte aus den Auf- nahms-Gebieten. — V. = Vorträge. — Mu. = Einsendungen an das Museum. — N. = Vermischte Notizen. — L. = Literatur-Notizen. !) A. Seite Abich H. Be überlden Kaukasus Vi. Neo 2 SS nr 29 .20026 » Mt. Nr. 2. - ERHORE DInore 5 Ueber einen Hügel bei Digala” am Ourmiasee. v. Nr. A E16 B. Barbot de Marny 7. INTIWT ER: 109 BellardiL. I en dei terreni en del Ponoaie e della Liguria (P. IL. Gasteropoda, LER) ENTEal6a nn: 291 Bergöl in Galizien. N. Nr. 4 - - : er hl Bittner Dr. A. Ernennung zum Praktikanken 6. R. N Ga: 89 » Die Tertiär- Bildungen von Bassano nach Schio. A.B. Nr. 12 207 r Das Alpengebiet zwischen Vicenza und Verona. A. B. Nr. 13. 226 Böckh J. Brachydiastematherium transsylvanieum Böckh. et Mst., ein neues N asydenneugenusf aus den eocänen hen Siebenbürgens. L. Na 2 54 > nenten zu de Be Da zur en Ad ones logischen Kenntniss des südlichen Bakony“ betitelten Arbeit. L. Nr. 10 172 Boricky E. Ueber Perowskit als mikroskopischen Gemengtheil eines für Böhmen neuen Olivingesteins, des Nephelinpikrites. L. Nr. 7 : 122 n Elemente einer neuen a le de ns und Gesteins-Analyse. L. Nr. SER ie) Boettger Dr. C. Clausilien-Studien. 1 A. 172% 2-27 27206 Budapest. K. ungar. gaolen Anstalt, _ Mitteilungen, a Nr rl = Vorträge. L. Nr. 9. - - See Nord! !) Bei den einzelnen Literatur-Notizen sind die Namen der Referenten durch die vorgesetzten Initialen bezeichnet. Es bedeutet: A. B. = Alex. Bittner; A. G.M. — Aug. G. Marschall; D. St —= Dionys Stur; E. T. = Emil Tietze; F. v. H. — Franz v. Hauer; G. St. = Guido Stache; H. W. = Heinrich Wolf; K.P. = Karl Paul; Lz. = Lenz; M. V. = Michael Vacek; R. H. = Rudolph Hoernes. 326 Verhandlungen. Nr. C. Cotta B. v. Geologisches Repertorium. L. Nr. 4. - »... eo... .0.. Curioni, G. Geologia (P. I. Geologia applicata delle royiieie lombarde. P. II. Descrizione ragionata delle sostanze estrattive utili metalliche e terre raccolte nelle provincie lombarde). L. Nr. 17. » » » 2... D. Deutsche geologische Gesellschaft, allg. Versammlung in Wien. Nr. 13° Doelter ©. Ueber die Eruptivgebilde von 'Fleims. nebst ne Beiierkunsgn über den Bau älterer Vulcane. L. Nr. 11 . Döll Eduard. Der Meteorsteinfall wu Soko- „Banjs nordöstlich von Alcksinad, am 15. October 1877. V. Nr. Eu a ashe Drasche Dr. R. v. Ueber eine eh des F usi- an v. N 5 Der Vulcan Iwa-Wasi-Yama in Japan. V. Nr. 51. Die Insel Reunion im nördlichen Ocean. L. Nr. 14 n ” F. Favre E. Etude stratigraphique de la partie sud-ouest de la Crimee. L. Nr. 16 Feistmantel K. Zum Trilobitenfunde bei Pribram. Mt. Nr. 2. - . Die Eisensteine in der Bus D des pohmi ehe Silur- gebirges. L. Nr. 11 - . - Feistmantel O. Geologische Mittheilungen aus Oaren Mt. I 1. er Fri© Dr. A. Zur Fauna der Gaskohle von Zabof bei Schlan, Kroucova bei Reno u. Tiremosna bei Dun sowie über die Sphärosideritkugeln » bei Zilov. 1 BR ER NE N IE ee 5 co 2 5 Ueber einen neuen ter aus den Kalksteinen der Permforma- tion aus Braunau in Böhmen. L. Nr. 14: » : » v2... 1, Frischauf- Prof. Dr. J. Die Sannthaler Alpen. L. Nr. 9 - - ...» oo. Fuchs Th. Studien über die jüngeren Tertiärbildungen Griechenlands. L. Nr. 5 Ueber die Natur der sarmatischen Stufe und deren Analoga in der $ Jetztzeit und in früheren geologischen Epochen. L. Nr. 11 5 Ueber die Natur des Flysches. 1: IN a oa > Ueber die Kräfte, durch welche die Meeres-Sedimente von der Küste gegen die Tiefe zu bewegt werden. Mt. Nr. 13: .». . = Ueber die Entstehung der Aptychen. L. Nr. 17...» » »- v2... G. Gamper J. Lazulith von Krieglach. V. Nr. 7 » » ee. 00000 Y Studien über Labradorite von Kiew. V. Nr. 8. » » ee... Anorthit vom Monzoni.. V. Nr. 8 "2. ee Geologische Specialkarte des Königr. San Me Nr. 14 - . Geyler Dr. H, u an fossile Pflanzen aus den obertertiären Ablagerungen Sieiliens. L. BI ON A se ae Gröger F. Der Ban zu Mies und die Ba nlenkangon Mt. Nr. 2. GE Gümbel Dr. W. Vorläufige Mittheilung über das Vorkommen der Flora m Fünfkirchen im sog. Grödener Sandstein Südtirols. ut IE Der Pechsteinporphyr in nen L. Nr. 6. . Gurlt Dr. A. Bergbau- und Hüttenkunde. L. Nr. 9. » » oc... 00. Hansel Vincenz. Die ea arme Beschaffenheit des TeneR pers der südl. Bukowina. Mt. Nr. N N ee ee ae DD a TEN niet Ne: Bei Tea Zauer Carl. Keyatelloginehfänhe Beobachtungen. V. Nr. 3, 4, 5, 6, 0 ilrf, 15, 57, 79, 90, 2 Der artesische Brunnen in Gaudenzdorf. V. Nr. 8: » . .. - 57 Die Eisenquelle in Ober-Weidlingau ie Wien. v Nr. 16 Hauer Franz R. v. Jahresbericht, G. R. A. N LEN ER Gedenktafel aı N Sn Dr. A. Schloenbach. G.R.A. Mr. NEN I re tz Noch „ 2] Seite Nr. 18 Register. 397 Seite | Heer Prof. Oswald. Ueber permische Pflanzen von Baundher in Ada ai L. ) IN re Ei ae rolnd ME F 49 | . Flora fossilis arctica. L. Nr.5 - - SIEH) schief 80 Hickmann A. L. Geologisch-montan. Karte des Königr. Böhmen. L. Nr. 9. : 157 Hilber Dr. Vince. Die Miocänschichten von Gamlitz n Ehrenhausen in Steier- mark. Mt. Nr. 10 7.0 2°. °. + 166 S Die Miocänschichten der Umgebung. des Sansal- -Gebirgen in Steiermark. Mt. Nr. 17 - - i 2 298 j Hochstetter F. v. Silursuiten. Mt. Nr.5 - - Be er Hoefer H Die Petroleum-Industrie Nord- Mnaan S. 7 Nr. 14: u Ve N DAR Hoernes Dr. R. Ein Beitrag zur Kenntniss fossiler Binnenfaunen. L. Nr.5 83 Fundorte von Versteinerungen des mittleren und oberen Jura in der Umgebung von Belluno, Feltre und Agordo. Mt. Nr.7. 110 Beiträge zur Kenntniss der Tertiär-Ablagerungen in den Süd- n $>] Alpen MEENLIS IE See» 145, 178 n Zur Geologie der Steiermark. Mt. Nr. 12. - - - - - . 198 5 Beiträge zur Kenntniss der oe engen Br Süg- Alpen. "Mt. INTHTORReT Le OnE I. Inkey R. v. Ueber eine Erdrutschung im Comitat Somogy. L. Nr. 15 - » » 268 3. Jentzsch Dr. A. Ueber Baron v, Richthofen’s Lösstheorie. Mt. Nr. 15 - 251 Höhenschichtenkarte der Provinz Preussen. L. Nr.15 - - -» 270 a Beiträge zur Kenntniss der Bernsteinformation. L. Nr. 16. 290 John Conrad. Erhöhung der Jahres-Remuneration. G. R. A. Nr.6 - » -» 8 Jones Prof. R. Rupert. Lecture on the Antiquity of Man. = Nr. 2% 000272 Judd J. W. Contribution to the study of volcanes. L. Nr. 6- - ea n K. Karrer Felix. Dedication seines Werkes „Geologie der Kaiser Franz Joseph- Hochquellen-Leitung“ an Se. k. und k. Hoheit den Durchlauch- tigsten Herrn Erzherzog Aarau Auoleh huldvollst geneh- migt. G. R. A. Nr. 7. SER SZ lc So Re ae EN ERBE 109 Se. k. und k. Apost. Majestät der Kae hat das Werk „Geo- logie etc.“ huldreichst anzunehmen, und Se. k. und k. Hoheit der Durchl. Kronprinz hat für die "Widmung desselben Werkes den anerkennenden Dank auszusprechen geruht. G.R.A. Nr. 10 161 Kayser Dr. Emanuel. Ueber primordiale und untersilurische Bl aus der argentinischen Republik. L. Nr.1- - » -» » 2... 27 Koch Dr. A. Bemerkungen zur geolog. Karte der Fruska en von Roch- litzer, nebst einigen Daten zur geolog. Kenntniss dieses Ge- birges. iR Nr: 15 ee ee el ee je Keihte . 268 Koch Dr. G. A. Kurze Erläuterungen zur Vorlage der geologischen Aral karte des Selvretta-Gebietes. V. Nr. 8 - - - - - - 137 ; Ein Beitrag zu den geologischen Aufnahmen im Rhätikon and der Selvretta- -Gruppe. Mt. Nr. 12. - - - 202 E Ueber Eiskrystalle in lockerem Schutte I Nr. 15 re en L. Laube Dr. G. C. Geologie des böhmischen Erzgebirges. L. Nr. 3 - - 2053 5 Tafeln zur Benützung beim Studium d. Sen u. Paläon- tologie. L. Nr. 15. - - 274 Lehmann J. Die pyrogenen Quarze in den Layenen. des ehem: N. Nr. 12 214 Lenz Dr. Oscar. Wiederaufnahme als Adjunet. G. R. A. Nr.6 -» » » ....2.89 5 Reisebericht aus Ostgalizien. A. B. Nr. 11—14 - - » - » 187 5 Zur Gypsfrage in Ostgalizien. Mt. Nr. 16. - 277 “ Petrefakten von der Loango-Küste (West- Afrika). Mt. Nr. 16 278 K.k. geolog. Reichsanstalt. 1877. Nr. 18. Verhandlungen. 46 398 Verhandlungen. Nrils Lepsius Dr. G. R. Geologische Karte des westl. Südtirol. L. Nr. 11. Liebe Dr. K. Th. Die Lindenthaler ae und andere diluviale Kno- chenfunde in Ostthüringen. L. Nr. 4 > - nennen er Loczy Ludwig. Ueber eine auffallende Thalbiläung im Bihargebirge. L. N. 15 Echinoiden an den NESBen, A aeerneon des weissen Körös- Tihales. L, Ne’ Tee a N ne a en Ludwig R. Fossile Orscodiliden aus der Tertiär- Formation des Mainzer Beckens: U. Nr; 17 8.02 200 se regeln Se tu SEND SE e n ” Maderspach Liv. Die Zink- und Galmei-Lagerstätten von Pelsöcz-Ardö, L. NR an a REN AT rs eemen Manzoni A. Lo Schlier di Ottnang nell'alta Austria e lo Schlier delle colline di Bologna. INT. AN ee ee Re Tee > I Briozoi fossili del Miocene d’ Adktria ed Ungheria L. Nr. 16. - Marsh O. C. Introductions successions of Vertebrate Life in Amerika. L. Nr. 1%. 02 JEGLICHE u SEHEN An SIE ASP LER TE SEEN) ed er Mojsisovics Dr. Edm. v. Vorlage der Schlussbände von Barrande’s Cepha- lopoden des silur. Systems von Böhmen. V. Nr. 16 » «0... Mösch Dr. Cas. Böieeheicht über meine diessjährigen geologischen Beob- achtungen. DaNr.g, ro Bea enge as vollen a IS Mouchtekoff J. Les volcans de l’Asie centrale. L. Nr.5 : -»- «2. ... N. Neugeboren J. L. Systematisches Verzeichniss der in den Miocänschichten bei DROTTLaDDEN in Siebenbürgen vorkommenden fossilen Corallen. L. Kr. Al Se N RE a a A Neumayr "Dr. M. Die Ammoniten der Kreide und die Systematik der Ammo- nitiden. IE: Nr. 2 . nr ehe a nl at a ee ae ie AT Fer ‘ Ueber einen Conglomeratgang im Carpathensandstein des Unghvärer Comitates in Ungarn. Mt. Nr.8. -» -» 2... hr Die Zone der Terebratula aspasia in den Südalpen. Mt. Nr. 11 ©. Ochsenius €. Die Bildung der Steinsalzlager und ihrer Mutterlaugensalze unter specieller Berücksichtigung der Flötze von Douglashall in der Egeln’schen Mulde L. Nr. 10 - - » rennen Oesterr.-ungar. Berg- und Hütten- Kalondt 239 1877, herausgegeben von der Redaction des „Bergmann“. L. Nr. 2 -» - ee... P. Pantanelli D. Dei terreni terziarii intorno a Siena. L. Nr. 15 » » - . » - Paul €. M. Bericht über die geologischen Aufnahmen in Ost-Galizien. V. Nr.2 n Petrefaktenfund im Karpathensandstein. A. B. Nr. 11 - - » » - Penck A. Nordische Basalte im Diluvium von Leipzig. L. Nr. 9. » » » » » Petrefaktenfund im Karpathensandsteine. N. Nr. 4- » . Pilar G. Ueber die geologischen Verhältnisse der Gegend von Badobe) in Grostien.V& Nr. %6. Suse de, Kerle trest ee re gerettet Kehmer er dene Pilide C. Ernennung zum fürstl. rumänischen a BE, G.R.A. Ne 6 Pirona G. A. Sopra una nuova specie di Radiolite. L. Nr.7 -» » . .... La provineia di Udine sotto I’ aspetto storico nature, Nee Plan für die diessjährigen (1877) Aufnahmen. G. R. A. Nr. 8 . . » .. .. Posepny FE. Ga aus dem Hochlande im Westen ke V. Nr; A, Anlage END BER Ne Lu TEL ET e EANSE nk are Ba e 3 Geologisches aus Utah. V.u NEO. 0. 1 an ae wertete: Selen R. Radimski V. Das Lignit-Vorkommen auf der Insel Pago. Mt. Nr.6-. » « - a Ueber den geologischen Bau der Insel Pago. — Hippuritenfund- ort bei Scardona in Dalmatien. Mt. Nr. 11- -» » 2... Seite 191 Nr. 18 Register. Raffelt R. Ueber einen Fund von 19 Zähnen von Ptychodus latissimus 4. in einer Plänerkalkgrube in Settenz bei Teplitz. Mt. Nr. 16 - - v. Rath G. Bericht über eine ls, Reise nach Ungarn im Herbst 1876. 4e Nr. U ulen eh, aha md a, ] Regulirung des Saveflusses, dann der Ent- und Bewässerung des Savethales in Croatien und Slavonien.. L. Nr.5 - - >». ee 00000. Reyer Dr. E. Baur zur Eh En Eruptionen und der Eruptivgesteine L. Nr. 14 Be Richthofen F v. Cha! ii Ro 10. A Haare Bo Rochata C. Die alten Bergbaue auf Bdelmetalle ; in Oberkärnten. Mt. Nr. 15 Römer F. Lethaea geognostica oder Beschreibung und Abbildung der u IR Gebirgsformationen bezeichneten Versteinerungen. L. Nr. 8 . . Rosthorn Franz Edler v. }. N. Nr. 10 . ; Roth Samuel. Die ZEUBUR en Sun der Faze- Kasboda- Moragyer- -Gebirgsmuges REN En el. Mean her ern ih aueh wa ee a yanrar .e . Rumpf J. Ueber Ba eche Magnesite. L. Nr. 4 - » » » » -» Ss. SEhloenbiaichLA. T: N. Nr. 5.usl ae) arten en Here a eier Schlüter €. Verbreitung der Cephalopoden in der oberen Kreide Nörddeutsch- noSol UNO Ta ee ent tee . Schmalhausen J. Die Pflanzenreste aus der Ureostate im Flussgebiete ds Ogur in Ostsibirien. L. Nr. 2 - Vorläufiger Bericht über die Bekultate lanskapischer Untersuchungen der Futterreste eines sibirischen Rhino- ceros antiquitatis seu tichorhinns. L. Nr.2- » » Schmidt A. Mineralogische Mittheilungen. L. Nr. 15 - . Schreiber Dr. Paul. “Handbuch der barometrischen Hohemessungen für In genieure. Forschungsreisende, Meteorologen etc. L. Nr. 9 - Schr oeckinger J. v. Sphärosiderite von sehr hohem Mangangehalte aus Un- garn. VEN Karen. EEE ER Aetfkeihte 5 Szmikit, ein neues Marsankulnhal, v. Nr. Posepnyt, ein neues Harz. V. Nr. 8. - - - Fluorit, als neues a ea in dem Queck- silberbergwerke zu Idria. V. . - Seeland F. Die geologischen Verhältnisse Kärntens. 1 Nr. Zu 007 ale Seguenza G. Brevissimi cenni intorno le Harutazanı terziarie provineia üi Reggio-Calabria. L. Nr. 15 - - Stache Dr. Guido. Verleihung des Titels und Charakters eines Ober- -Berg- rathes. G. R. A. Nr.5 - - - SR De ee Aufnahmen im West-Tirol. V. Nr. EI WE ÖOrientirungs-Touren im neh der 1. Sechn süd- und nordwärts vom unteren Vintschgau. A.B. Nr.12 Geologische ne ante der Küstenländer von DE reich-Ungarn. V. Nr. 15 «u a2 - Stur D. Pflanzenreste aus dem Rhät von Pälsjö in Schonen. Mt. Nr. D . Ernennung zum Vice-Direetor. @. R. A. Nr.6 -» » »..» - . Polirte Steinkohlen-Sandsteinplatte mit concentrisch Schaliger Aus- scheidung von Brauneisenstein. Mt. Nr. 9 A a a Zwei Notizen über die Araucariten im nordöstl. Böhmen. Mt. N. Suess Eduard. Die Zukunft des Goldes. L. Nr. 7: - : - 22 en0 0. Franz Ritter v. Rosthorn. Mt. Nr. 1 Sn a NL » ” n ” ” Supan Prof. Dr. Alex. Studien über die En nern > un Granbändens und der Tiroler Central-Alpen. L. Nr. 14 - 3 ae Szab6 Prof. J. Der Wehrlit von Szarvask6. L. Nr. 15 - - : - :-.... Die Geologie in Ungarn. L. Nr. 17»... - SEE n T. Taramelli T. Catalogo ragionato delle rocce delFriuli. L. Nr. 15 » - - » 271 330 Verhandlungen. Nr. 18 Seite Teller F. Ernennung zum Praktikanten. @G R. A. Nr 6 - -» -- 2... 89 » Ueber neue Rudisten aus der böhm. Kreideformation. L. ar LO Aufnahmen im oberen Oetz- und Passeierthale. A. B. N. “u. 281 Tietze Dr. E. Der Vulcan Demavend in Persien. V. Nr. 2: - 2... 41 5 Das persische Plateau südlich vom Alburs. V. Nr. 4... . »- 66 R Ernennung zum Geologen. G. R. A. Nr.5 -» » 2... 89 h Reisebericht aus Ostgalizien. A. B. Nr. 11 -» -»- » -» -.... 188 R Ueber Lössbildung und über die Bildung von Salzsteppen. V. Nr.i.19 \ 7 8 Se a RE ee SL Iren. 20 Sr DIEBE EEE 964 5 Bemerkungen über die Tektonik des Albursgebirges in Persien. NEST ER Be RI ADT: ae In, 299 Toula Fr. Geologische Untersuchungen im westlichen Theile des Balkan und in I angrenzenden Gebieten. Barometrische Beobachtungen. LE NIEREN ES NR LEEREN NR 155 5 Die eher Ablagerungen zwischen Donau u. Timok. L. Nr.11 190 » Petrefaktenfunde im Wechsel-Semmering-Gebiete. Mt. Nr. 12- : - 195 5 Beiträge zur Kenntniss der Grauwackenzone der nördlichen Alpen. MEINDL N Bekle Nasne We ae 340 x Vv. Vacek M. Ueber Reste von Mastodon aus tertiären AnaEeen Oesterreichs. VENEN TEN EN EN SEP SEE RAR N Lean nn ra A 52 r Ernennung zum Adjunkten. G. R. A. Nr.6 - «run. 89 s Ueber das Kreidegebiet in de V. Nr. RN ON 117 n Die. ‚Sette PomunıA. B.NT.la er a RN Eee er BR 211 Vorlage der Karte der Sette Comuni. V. Nr. 17 » -» 0... 301 Vierthaler Aue. Ricerche chimiche sui calcari del territorio di Triekte, L. NEON RSS REN Er UN ARTE ARREHIR EN: 172 w. Wessely Jos. Das Karstgebiet Milit. Croatiens und seine Rettung. L. Nr. 5: 84 Wolf H. Der Bergsturz von Steinbrück. V. Nr. 3: » » 2 2... 0... Sl x Ernennung zum Chef-Geologen. G. R. A. Nr.6 » - «nr. 89 3 Aufnahmen im österr. Podolien. V. Nr. 8 : » x... ren 137 a Die geolog. Aufschlüsse längs der Salzkammergut-Bahn. Mt. Nr. 15 259 2. ZJellenähnliche Structur im Graphit. N. Nr. 4.» » » » » „sin er. 71 Zepharovich V. v. Galenit von Habach in Salzburg. L.YNTASTON er een 173 Thuringit vom Zirmsee in Kärnten. L. Nr. 14. . - - - 250 Zigno Achille Bar. Annotazioni paleontologiche sopra i resti di un Sa, a scoperti nell’ arenaria miocenica del Bellunese. L. Nr. 2. » ». 43 Zittel K. A. Studien über fossile Spongien. L. Nr. 8. » » cr... 0. 142 Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. nn Hüttenberger Erzberg Verlag v. Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Univers.-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Die Insel Reunion (Bourbon) im indischen Ocean. Mit einem Anhange über die Insel Mauritius - von Dr. Richard v. Drasche. Mir einem Farbendruck, 7 heliögrenhlichen, 2 photolithographischen, 5 lithographischen Tafeln und in den Text gedruckten Holzschniiten. = Preis 10 fl. — 20 Mark. 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Hof- & Universitäts-Buchhändler in Wien Rothenthurmstrasse 15. ee 1878, VERHANDLUNGEN KAISERLICH - KÖNIGLICHEN GEOLOGISCHEN RBICHSANDTALT. Jahrgang 1878. Nr. 1 bis 18. (Schluss ) en WIEN, 1878. ALFRED HÖLDER K. K. HOF- UND UNIVERSITATS-BUCHHANDLER. Rothenthurmstrasse 15. Calıfernia Arademy f enter RECEIVED BY PURCHASE JULY 29, 1909 FROM DR. GUSTAV HAMBACH Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Inhalt. Jahresbericht des Directors der k. k. geologischen Reichs-Anstalt Hofrath Dr, Franz Ritter v. Hauer. Beilage: Mittheilungen der Geologen der k. ung. geol. Anstalt. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Jahresbericht des Directors Hofrath Fr. Ritter v. Hauer. Meine hochverehrten Herren! In einer Zeitperiode, in welcher unser ganzes Staatswesen mit den grössten Schwierigkeiten im Inneren sowohl wie nach Aussen zu kämpfen hat, in welcher beinahe jeder Einzelne, der demselben ange- hört, unter dem Drucke der Verhältnisse mehr oder weniger leidet, darf es wohl als ein beruhigendes Symptom bezeichnet werden, dass die wissenschaftliche Thätigkeit in ihren beiden Hauptrichtungen der Verbreitung und der Erweiterung der Kenntniss keinen Stillstand, keinen Rückschritt zu verzeichnen hat. Nur für einen speciellen Zweig dieser Thätigkeit, für die geolo- gische Landesdurchforschung in unserem Reiche, bin ich in der Lage durch meinen Jahresbericht diese Behauptung zu erweisen. Eine analoge Rückschau auf die Arbeiten und Erfolge unserer Lehr- und Unterrichts-Anstalten, unserer wissenschaftlichen Vereine und Gesell- schaften, unserer der Forschung gewidmeten Institute und Staats- Anstalten überhaupt aber, würde, so weit ich es zu überblicken ver- mag, ein kaum minder befriedigendes Bild erfreulichen Fortschrittes gewähren. Lassen Sie mich, meine Herren, bevor ich zu den Arbeiten selbst übergehe, mit einigen Worten die Veränderungen berühren, welche sich bezüglich des Personalstandes, dann bezüglich der Localitäten ergeben haben, in welchen unsere Anstalt untergebracht ist. Den zwei ältesten unserer Geologen wurde, und zwar Herrn Dionys Stur durch seine Nominirung zum Vice-Director, und Herrn K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 1. Verhandlungen. l b) Verhandlungen. Nr. 1 Dr. Guido Stache durch den ihm verliehenen Titel eines k. k. Ober- Bergrathes, eine wohlverdiente Anerkennung langjähriger, ebenso eifriger als erfolgreicher Thätigkeit zu Theil. Der Adjunct der Anstalt, Hr. Dr. O. Lenz, wurde von Seiner Majestät dem Kaiser durch Verleihung der grossen goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. Durch die Ernennung des Hrn. Bergrathes H. Wolf zum Chef- geologen, des Hrn. Dr. E. Tietze zum Geologen, des Hrn. M. Vatek zum Adjunkten, durch die Erhöhung der Bezüge des Assistenten Hrn. C. John, durch die Aufnahme der Herren Dr. A. Bittner und F. Teller als Practikanten, endlich durch die Rückkehr des Adjunkten Hrn. Dr. OÖ. Lenz aus Afrıka, wurde der Beamtenstatus wieder auf den normalen Stand, der durch die Verluste des vorigen Jahres ge- stört war, gebracht, und die Arbeitskraft der Anstalt nach allen Richtungen hin gefördert und erheblich vermehrt. Herr Dr. G. A. Koch, der während der Abwesenheit des Hrn. Dr. ©. Lenz uns zur zeitweiligen Dienstleistung zugewiesen worden war, wurde zum Professor am Gymnasium in Hernals ernannt. Der Volontär Hr. C. Pilide, nachdem er im Auftrage der Fürstl. Rumänischen Regierung seit dem Jahre 1875 behufs weiterer Ausbildung sich an den Arbeiten der Anstalt betheiligt hatte, kehrte, zum Fürstl. Rumänischen Landesgeologen ernannt, in seine Heimat zurück. Als Volontäre neu eingetreten sind dagegen die Herren Carl Tragau und Rud. Raffelt. Eine besondere Befriedigung gewährt es uns aber überdiess, dass die Herren Prof. Dr. Neumayr, Privat-Docent Dr. Waagen, Ministerial-Vice-Secretär F. Po$epny, Prof. Dr. @. A. Koch u. A. fortdauernd die Räume der Anstalt als Arbeitsstätte benützen und sich uns in der Verfolgung unserer Aufgaben auf das Eifrigste anschliessen. Was nun das Palais der Anstalt betrifft, so wurden durch den Neubau eines südöstlichen Flügels, welcher für die Lehrerbildungs- Anstalt und ein Staats-Gymnasium bestimmt ist, wesentliche Verän- derungen auch in den uns zugewiesenen Räumlichkeiten bedingt. Wir mussten die zwei südöstlichsten Säle, in deren einem die Sammlungen von Erzen und Bausteinen u. s. w. und in deren Anderem die geolo- gisch-paläontologischen Sammlungen aus den Karpathenländern auf- gestellt waren, abtreten. Dagegen wurden uns drei grosse Säle in dem ebenerdigen Mitteltract aus den bisher für das Laboratorium und für Dienerwohnungen benützten Räumlichkeiten hergestellt und schöne lichte Kellerräume, ebenfalls für die Aufstellung grösserer Objecte geeignet, adaptirt. — Für das Laboratorium wurden der frühere Turnsaal des Gymnasiums und einige anstossende Localitäten sehr zweckmässig eingerichtet, und in dem nordwestlichen Flügel erhielten wir zu ebener Erde, im Mezzanin und im ersten Stock eine grössere Anzahl von Räumlichkeiten zugewiesen, die nicht nur eine zweck- mässige abgesonderte Unterbringung unserer Bibliothek und unserer systematischen Sammlungen ermöglichen, sondern die auch, einem schon sehr lebhaft gefühlten Bedürfnisse nach erweiterten Arbeits- Nr. 1 Fr. v, Hauer. B} räumen für unsere Geologen abhelfen. Alle diese Umänderungen haben zwar momentan grosse Unbequemlichkeiten im Gefolge, erfordern viele Arbeit und verursachen bedeutende Auslagen auch für unser Budget, doch aber sind sie unzweifelhaft von grossen bleibenden Vor- theilen für die Anstalt begleitet. An Raum, der bereits allerorts sehr knapp geworden war, haben wir durch dieselben wesentlich gewonnen und ausserdem ist uns die Durchführung von Restaurirungsarbeiten in den von uns bisher be- nützten Theilen des Palais, Arbeiten, die in der That ohne Gefähr- dung der Sicherheit des Gebäudes selbst und der in demselben ver- wahrten wissenschaftlichen Schätze nicht länger aufgeschoben werden können, für das beginnende Jahr zugesagt. Die geologischen Detailaufnahmen wurden in Tirol sowohl, wie in Ostgalizien mit den gesammten uns zur Verfügung stehenden Kräften fortgesetzt. Mit den Untersuchungen im erstgenannten Lande, welche ent- sprechend der in den Blättern der neuen Generalstabskarte gegebenen Grundlage weit über die Landesgrenze hinaus auf Lombardisch- Venetianische Gebiete ausgedehnt werden müssen, — ein Vorgang übrigens, welcher auch zur Gewinnung einer richtigen Auffassung des in Tirol selbst gelegenen Theiles der Südalpen unbedingt geboten ist, — waren zwei Sectionen beschäftigt. Die erste derselben, bestehend aus Hrn. Ober-Bergrath Dr. G. Stache und Hrn. F. Teller durchforschte in der Zone der Üentral- kette einerseits das Hochalpengebiet in Süd und Ost von der Cevedale- Masse, das zwischen der Linie Soy-Joch Boladore im Veltlin und dem Adamello-Stocke eingeschlossen ist, und anderseits die nordwärts vom Etschlauf Schlanders- Meran gelegene Oetzthaler-Masse. Es wurde dabei die Aufnahme des Blattes Bormio und Passo del Tonale (Zon. 20, Col. III) von Hrn. Dr. Stache und jene des Blattes Sölden und St. Leonhard (Zone 18, Col. IV), welches im Wesentlichen das hintere Oetzthaler- und das hintere Passer-Gebiet umfasst, von Hrn. F. Teller vollendet, und weiter wurden theils zur Ergänzung frü- herer Untersuchungen, theils behufs einer vorläufigen Orientirung über die in den nächsten Jahren zur Aufnahme gelangenden Gebiete Be- gehungen in dem Terrain der Blätter Glurns, Meran und Tione- Adamello vorgenommen. Ein besonderes Augenmerk war bei diesen Untersuchungen auf die weitere Verfolgung der im vorigen Jahre entdeckten Eruptiv- gesteine in den Schichtcomplexen der Gneissphyllite und der Quarz- phyllite gerichtet, über welche inzwischen der erste Theil einer ein- gehenden Arbeit von den Herren Dr. Stache und ÜC. John in dem II. Hefte unseres Jahrbuches für 1877 erschienen ist. Nicht nur wurde die Verbreitung derselben in den diesjährigen Aufnahmsgebieten festgestellt, sondern es wurden auch einige neue, die ganze Gesteins- reihe ergänzende Glieder aufgefunden. Wichtig für die Gliederung und die Beurtheilung des Alters der mächtigen Kalk- und Dolomit-Complexe der Ortlergruppe versprechen einige südlich von der Königswand durch Dr. Stache gemachte Petrefactenfunde zu werden; sie sind von umso grösserem Werthe, je 1F . Verhandlungen. Nr. 1 schwieriger es ist, sichere Anhaltspunkte überhaupt für die stratigra- phische Gliederung der riesigen Gesteinsmassen der Oentralalpen zu gewinnen. Die zweite Section, bestehend aus dem Chefgeologen Bergrath Dr. v. Mojsisovics, und den Sectionsgeologen Hrn. M. Vatek und Dr. A. Bittner, setzte die Detailaufnahmen im südlichen Tirol und in den angrenzenden venetianischen Gebieten fort. Die Blätter, Zone 20, Col. V, Zone 21, Col. V, wurden gänzlich beendet. Die Blätter, Zone 22, Col. V und Zone 23, Col. IV, wurden neu in An- griff genommen und nahezu vollendet. Bergrath Dr. v. Mojsisovics nahm zunächst die Revision der letztjährigen Aufnahme des Cima d’ Asta-Stockes vor. Es ergab sich dabei, dass die Granitmasse des Cima d’Asta die krystallinischen Schiefer durchsetzt, und daher jünger als diese ist. Die älteren sehr lückenhaften Nachrichten liessen die Annahme zu, dass der Cima d’Asta-Granit ein den krystallinischen Schiefern normal eingefügtes Lager sei. An der Westseite der Cima d’Asta-Masse erscheinen zwischen Borgo und Roncegno Gänge von Granitporphyr im Thonglimmer- schiefer und westlich von Roncegno bricht eine kleine Masse von Hornblende-Granit durch den Schiefer. An der Ostseite der Cima d’Asta treten an mehreren Stellen im krystallinischen Schiefer Diorit- gänge auf. Der Granit ist durchgehends durch eine Zone krystallinischer Sedimentgesteine vom Quarzporphyr getrennt. Die Angabe der alten Karten, dass auf der Westseite der Granit mit dem Quarzporphyr in Contact trete, ist unrichtig. Neu ist die durch Dr. Bittner consta- tirte Thatsache von dem Auftreten mächtiger Verucano-Gebilde an der Basis des Quarzporphyrs im Gebiete der Cinque Valli und Sette Laghi. Die Vollendung der Aufnahmen im Quarzporphyr-Gebiet ergab Herrn Bergrath v. Mojsisovics die Gelegenheit nachzuweisen, dass eine Anzahl von Brüchen das Terrain durchsetzt, in Folge dessen sehr häufig stufenförmige Senkungen entstehen. Gänge wurden nir- gends beobachtet; alle diesbezüglichen älteren Angaben erwiesen sich als irrig. Herr VaGek führte die Neuaufnahme der Sette Communi und der östlich angrenzenden Districte bis zur venetianischen Ebene durch und gewann hierbei sehr interessante Details über die Gliederung der Juraformation. Ueberraschend ist das Vorkommen glacialer Geschiebe- massen von Granit, Quarzporphyr u. s. f. auf der Tafelfläche der Sette Communi. Herrn Dr. Bittner war die Aufgabe zugefallen, das berühmte Tertiärgebiet von Vicenza und die Ausläufer der Alpen zwischen dem Vicentinischen und der Etsch zu kartiren. Es gelang ihm nachzu- weisen, dass in den Tertiärschichten ein vollkommener Parallelismus bestehe, diesseits und jenseits der Bruchlinie von Schio. Vollkommen neu ist die Constatirung einer dolomitischen Facies im obersten Jura und in der unteren Kreide. Mit den Aufnahmen in Ostgalizien war eine Section, bestehend aus Bergrath C. Paul als Sectionsleiter und den Sectionsgeologen Dr. E. Tietze und Dr. O. Lenz, beschäftigt. Im Anschlusse an Nr. 1 Fr. v. Hauer. 5) die Arbeiten des vorigen Jahres gelangten die Generalstabsblätter Col. XXX, Sect. 10, 11 und 12, Col. XXXI, Sect. 10, 11 und 12, Col. XXXI, Sect. 10 und 11, und Col, XXXIII, Sect. 10 und 11 zur Auf- nahme. Die Arbeiten wurden in der Weise eingetheilt, dass Bergrath Paul und Dr. Tietze sich vorwiegend mit den karpathischen, Dr. Lenz mit den podolischen Bildungen des Dnjestergebietes beschäf- tigten. Ausser der eigentlichen kartographischen Aufnahme führten die Ersteren einen Generaldurchschnitt durch die ganze Breite der kar- pathischen Sandsteinzone von Munkacs bis Stry durch, untersuchten die Petroleumgebiete des Strythales und dehnten ihre Untersuchungen südwärts über die Grenze Galiziens hinaus bis in die Gegend von Kirälymezö in der Marmarosch aus. Als hauptsächlichstes Resultat ergab sich, dass gegen Westen die oberen — eocenen — Glieder der Karpathensandsteingruppe in auffallender Weise prävaliren, während die echten Ropiankaschichten in dem diessjährigen Terrain nur an sehr wenigen Punkten an die Oberfläche treten. Die untersuchten Petroleumvorkommnisse des Strythales erwiesen sich sämmtlich als dem Amphisylen-Schiefer angehörig. Von besonderem Interesse war die Auffindung einer Bivalvenfauna in den sonst so fossilienarmen Kar- pathensandsteinen bei Vereczke, unweit des Grenzkammes zwischen Galizien und Ungarn. Herr Dr. Lenz studierte im Detail die Gliederung der devo- nischen, cretacischen und neogenen Ablagerungen des Dnjestergebietes bei Horodenka, Nizniow etc. Beim letzgenannten Orte schaltet sich zwischen Cenoman und Devon jener Kalk mit zahlreichen, aber schlecht erhaltenen Fossilien ein, der von Prof. Alth für triadisch erklärt wurde; die von den Mitgliedern der III. Section an Ort und Stelle gemachten Beobachtungen und Aufsammlungen ergaben jedoch keine Stützen für diese Anschauung. Dagegen gewann Dr. Lenz mehrfache neue Belege für die Stichhältigkeit der schon von Baron Petrino ausgesprochenen Ansicht, dass die ausgedehnten Gypsmassen des bereisten Gebietes nicht, wie früher angenommen wurde, der sar- matischen, sondern der mediterranen Neogenstufe angehören, und wie er glaubt zum Salzthon in nahen Beziehungen stehen. Neben den eigentlichen Aufnahmen, welche die weitere Ausfüh- rung der geologischen Specialkarten des Reiches zum Hauptzwecke haben, wurden aber, so wie in früheren auch in diesem Jahre man- nigfaltige Untersuchungen zur Lösung wissenschaftlich wichtiger Auf- gaben und praktischer Fragen durchgeführt. So unternahm Herr Vice-Director D. Stur zur Förderung seiner Studien über die Floren der Steinkohlenformation eine genaue Ver- gleichung der Sternberg’schen Sammlung in dem Museum in Prag und fand an den zahlreichen Originalen Sternberg’s und Uorda’s seine Vermuthung vollkommen bestätigt, dass die als Lepidodendron, Lomatophloios und Lepidophloios beschriebenen Pflanzenreste völlig zusammengehören. Das gewöhnliche Zepidodendron ist der Lepidostro- ben tragende Fruchtzustand derselben Pflanze, deren Bulben tragen- der Stamm durch Lomatophloios oder das mit letzterem völlig idente Lepidophloios gebildet wird. — Von grösstem Werthe für Hrn. Stur’s Arbeiten sind ferner die Daten, die er bezüglich der Lagerungsver- 6 Verhandlungen. Nr. 1 hältnisse in dem Myslowitz-Gleiwitzer Revier in Ober-Schlesien, Dank dem freundlichen Wohlwollen, mit welchem die dortigen k. preussischen Montanbeamten ihm entgegen kamen, gewann. — Noch endlich leitete Hr. Stur bei Lunz in Oberösterreich Aufsammlungen an einem neuen von Hrn. Haberfellner entdeckten Fundorte von triassischen Pflan- zen ein. Herr Oberbergrath Stache setzte seine vergleichenden Studien über die paläozoischen Schichten der Nord- und Südalpen fort und besuchte zu diesem Zwecke namentlich die Umgebungen von Gilli, von Graz, dann die durch die neueren Entdeckungen Toula’s so wichtig gewordenen Schiefergebiete am Semmering. Ein Theil der Früchte dieser Untersuchungen wird in der sehr wichtigen Arbeit Stache’s: „Beiträge zur Fauna der Bellerophonkalke Südtirols“, von welcher die erte die Cephalopoden und Gastropoden umfassende Ab- theilung bereits erschienen ist, zu einem vorläufigen Abschluss gebracht. In gleicher Weise verfolgte Herr Bergrath v. Mojsisovics auf dem classischen Boden des Salzkammergutes seine nicht minder erfolg- reichen Studien über die Facieserscheinungen in den triassischen Schichtsystemen, welche, indem sie schon so vieles zu einem richtigen Verständniss eines der mächtigsten und interessantesten Glieder der Kalkalpen beigetragen haben, eine von Jahr zu Jahr mehr gesicherte Grundlage gewinnen; ausserdem besuchte derselbe die Umgegenden von Kaltwasser bei Raibl in Kärnthen, dann jene von Windischgarsten in Oberösterreich. Herr Bergrath H. Wolf bereiste die Trace der Salzkammergut- bahn, um die bei dem Bau derselben blossgelegten geologischen Auf- schlüsse kennen zu lernen; eine Uebersicht der Ergebnisse dieser Reise wurde bereits in unseren Verhandlungen publicirt, während wir eingehendere Details namentlich bezüglich der Bahnstrecke im Hausruckgebirge, und dann bezüglich des Spitzberg-Tunnels zwischen Gmunden und Ebensee Herrn Ingenieur Wagner verdanken. Die Herren Bergrath K. M. Paul und Bergrath K. v. Hauer hatten Untersuchungen in dem Kohlenrevier von Kladno, dann in den Umgebungen von Aspang durchzuführen, deren wenn auch an und für sich wenig bedeutenden Braunkohlenmulden, doch in Folge des in Aussicht stehenden Baues der Wien-Aspanger Bahn eine erhöhte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Herr Dr. A. Bittner unternahm im Auftrage und auf Kosten Sr. kaiserl. Hoheit des durchl. Hrn. Erzherzoges Leopold die Bearbeitung einer neuen geologischen Detailkarte der Höchstdemselben gehörigen Besitzungen in Niederösterreich in den nördlichen Umge- bungen von Baden. Dieselbe soll einer Monographie dieser Besitzungen von Herrn Hofrath M. Becker beigegeben werden. Unseren eigenen Arbeiten im Felde schliessen sich zunächst die Un- tersuchungen an, welche mit besonderer Subvention des k. k. Unter- richts-Ministeriums in einigen Gegenden von Oesterreich ausgeführt wurden. So erhielt Hr. Prof. Dr. R. Hoernes eine derartige Sub- vention zum Behufe eines eingehenden Studiums der Devongebilde in den Umgebungen von Graz, und eine andere ward Hrn. Prof. Dr. G. q Nr. 1 Fr. v. Hauer. 7 A. Koch zu Theil, um die Arbeiten im Rhätikon und der Selvretta- gruppe, die er in den vorigen Jahren für die geologische Reichsanstalt ausgeführt hatte, zu revidiren und zum Abschluss zu bringen. Von beiden genannten Herren sind vorläufige Berichte bereits in unseren Verhandlungen erschienen und sind weitere ausführlichere Mitthei- lungen in Aussicht gestellt. Ueber den sehr erfreulichen Fortgang der geologischen Arbeiten des Comit@ zur naturwissenschaftlichen Durchforschung von Böhmen in Prag verdanke ich Herrn Prof. Dr. A. Frit die folgenden Mittheilungen: Herr Prof. Krejci vollendete gemeinschaftlich mit Herrn Prof. Helmhacker die neuen speciellen geologischen Aufnahmen von Mittelböhmen, welche zunächst zur Herausgabe der geologischen Karte der Umgebungen von Prag dienen werden. — Nebstdem wurde das . sogenannte Fisengebirge zwischen Caslau und Chrudim mappirt und ein grosser Theil der dortigen Schiefer als der Silurformation ange- hörig erkannt. Herr Prof. Laube setzte seine Untersuchungen des Erzgebir- ges fort. Herr Prof. Dr. Fri@ unternahm zuerst einen Ausflug in die Berauner Gegend, woselbst er sehr interessante Saurierreste in den röthlichen Kalken der Dyas entdeckte. — Weiter untersuchte er die Fundorte von paläozoischen Thierresten im Pilsener Becken, welche sich, wie er nachweisen konnte, in zwei verschiedenen Horizonten vor- finden. Der tiefere, fast direct über den Silur-Schichten lagernd, ist der von Nyrschan und Tremosna mit der Gaskohle, welche die zahl- reichen Saurier, dann den zarten Acanthodes pygmaeus, GFampsonychus u. s. w. führt. Ein viel höherer Horizont mit den Sphaerosiderit- Knollen von Zilan, dem grosse Exemplare von Acanthodes und der riesige Amblypterus gigas angehören, entspricht den Schichten von Kounowa, in welchen neuestens ebenfalls Reste desselben Amblypterus vorgekommen sind. Hr. Ottomar Novak, Assistent am Museum, untersuchte die Insekten-führenden Cypris-Schiefer von Krottensee und fand daselbst Reste von Termiten, denen zu Folge diese Schichten ein höheres Alter zu haben scheinen als bisher angenommen wurde. Hr. Prof. Dr. Boriczky bereiste die Porphyrpartien in den Um- gebungen von Knin, Cholin, Merin, Stechowitz und "Eule und nahm sämmtliche im Moldauthale zwischen Lahoz (südwestlich von Stecho- witz und Kralup) in mehr als 100 Gängen und Stöcken auftretenden Eruptivgesteine, die vorwaltend aus Porphyr, Diorit und Diabas be- stehen, kartographisch auf. Von den meisten dieser Gesteine und ihrer Contactbildungen wurden Dünnschliffe hergestellt, deren Zahl bereits nahe 600 beträgt. Die meisten dieser Präparate sind bereits mikroskopisch untersucht, während die Herren Planinek und Strnad im Laboratorium des Hrn. Prof. Preis 13 neue chemische Analysen derartiger Gesteine ausführten. Auch bezüglich der Aufnahmsarbeiten der ungarischen geolo- gischen Anstalt erhielt ich durch die Güte des Directors derselben, Hrn. M. v. Hantken, die folgende Uebersicht: 8 Verhandlungen. Nr. 1 1. Hr. Chefgeologe K. Hofmann mit dem Hilfsgeologen Josef Stürzenbaum und Hrn. v. Inkey als Volontär nahmen im Bereiche des Bernstein-Günser-Gebirgszuges das Gebiet der folgenden Aufnahms- blätter der Specialkarte von Ungarn auf und zwar Col. XXI, S. 50, 51, Col. XXIL, S. 50, 51 und 52 (ungefähr 17 Quadrat-Meilen). 2. Weiter nördlich im Gebiete des Rosaliengebirges und seiner Ausläufer bearbeitete Hr. Sectionsgeologe L. Roth Theile der Blätter Col. XXI, S. 48, 49 und Col. XXO, S. 48 im Umfange von etwa 6 Quadrat-Meilen. 3. Hr. Sectionsgeologe J. Matyasowsky nahm die auf die Mur-Insel entfallenden Theile der Blätter Col. XXI, S. 60, 61, XXII, 60, 61 und XXIII, 59 bei 15 Quadrat-Meilen auf. 4. Hr. Chefgeologe S. Boekh war in dem südöstlichen Theile des Banater-Gebirges beschäftigt und vollendete die Aufnahme eines Theiles des zwischen der Almas (Nerathal) und dem Üsernathal lie- genden Gebietes der Blätter Col. XLV, Sect. 73, 74 und XLVI, 13, 14. 5. Hr. v. Hantken selbst machte Aufnahmen in der Umgegend von Berszaszka und Studien im Sikloser-Gebirge im Banate, dann im Gerecseer-Gebirge und im Bakony. — Eingehendere Nachrichten über die wichtigsten Ergebnisse dieser Aufnahmen und Untersuchungen, die ich Hrn. v. Hantken und Hrn. B. v. Inkey verdanke, folgen als Anhang am Schlusse meines Berichtes. Die schon früher erwähnten Umänderungen und Bauten in den Museum-Sälen der Anstalt, die jetzt erst theilweise zur Vollendung gelangen, machten es selbstverständlich unthunlich, die früheren Auf- stellungsarbeiten weiter fortzuführen oder neue zu beginnen; wohl aber wurden, so weit die uns disponiblen Mittel es gestatteten, Vor- bereitungen getroffen, um diese Arbeiten, sobald die Adaptirung der neuen Localitäten vollendet sein wird, wieder energisch in Angriff zu nehmen. — Insbesondere wurden viele Abtheilungen der Sammlungen nutzbarer Producte des Mineralreiches vorläufig schon von Herrn Bergrath Wolf, dem die Ordnung und Aufstellung derselben über- tragen wurde, gesichtet und zur definitiven Aufstellung vorbereitet. Auch bezüglich der Anordnung der systematischen Sammlungen, die nicht unter Glas zur Schau gestellt werden, sondern in Schränken mit Laden aufbewahrt zum Studium und zu Vergleichungen dienen, wur- den wesentliche Umänderungen begonnen. So habe ich selbst die Einreihung aller Mineralien von ausserösterreichischen Fundorten, die wir seit mehr als einem Jahrzehent acquirirt hatten, in die systema- tische Mineralien-Sammlung begonnen. Mit einer analogen Ergänzung unserer systematischen Petrefacten-Sammlung sind die Herren Bittner und Teller beschäftigt, sie haben dieselbe aber auch mit einer gänzlichen Aenderung des Planes der Anordnung selbst verbunden. Während nämlich diese Sammlung früher nach dem zoologischen Systeme auf- gestellt worden war, wird sie fortan, mehr entsprechend ihrer Aufgabe als Vergleichsmateriale bei unseren Studien zu dienen, aus einzelnen Localsuiten bestehen, die nach Massgabe ihres geologischen Alters an einander gereiht werden. iu Fr Nr. 1 Fr. v. Hauer. { Noch endlich habe ich alle Gebirgsarten, von welchen wir Dünn- schliffe besitzen — ihre Zahl beträgt bereits 1100 — zusammen mit den letzteren selbst zu einer besonderen Sammlung vereinigt, welche nicht nur die bisherigen mikroskopisch-petrographischen Studien, welche an der Anstalt durchgeführt wurden illustrirt, sondern auch ein wich- tiges und leicht zugängliches Vergleichungs-Materiale für weitere der- artige Studien bieten wird. Nicht minder reich als in früheren Jahren flossen die Beiträge, welche wir von allen Seiten zur Vervollständigung der Sammlungen unseres Museums erhielten. Nebst den reichhaltigen und werthvollen Aufsammlungen unserer Geologen bei ihren Aufnahmen und Reisen, und nebst freilich nur bescheidenen Suiten, die wir käuflich erwerben konnten, darf ich wieder eine lange Liste von Gönnern und Freunden unserer Anstalt aufführen, denen wir werthvolle Geschenke verdanken ; es sind die Herren: K. Freiherr v. Czörnig in Görz, Graf Monte- euceoli in Cilly, H. Rittler in Rossitz, Lefevre in Brüssel, K. Feistmantel in Nischburg, Lindström in Stockholm, Bergdirector Joh. Herman in Liebau, Dr. Klipstein in Giessen, J. Bubeni- ezek in Hudlitz, Dir. A. Mladek und Markscheider F. Bartonec in Östrau, Dr. Th. Zebrawski in Krakau, Forstmeister Ant. Müller in Friedeberg, J. Haberfellner in Lunz, A. Schütze in Walden- burg, Berg-Ingenieur S Lambl in Bras, General-Dir. Föhr in Mies- bach, k. k. Bez.-Hauptmann Kochanowski in Kimpolung, Bergdir. V. Radimski in Wies, Ingen. C. J. Wagner in Gmunden, Bergdir. C. Sachse in Orzeche, Dr. Oscar Böttger in Frankfurt, k. Berg- meister Moecke in Nikolai, Bergw.-Direct. Metschke in Myslowitz, Balt. Novak in Verbagno, Rud. Raffelt in Wien, G. Schlehan in Laibach, Ober-Bergeommissär R. Pfeiffer in Brünn, k. Bergmeist. A. Viedenz in Ratibor, Markscheider Ad. Plischke in Blattnitz bei Nyrschan, Pat. Vince. Gredler in Botzen, Fr. Stohandl in Neuhof bei Seelowitz, k. k. Ober-Bergverw. Fr. Babanek in Pfibram, Sehary in Prag, Prof. Bäumer in Wien, Jansekowitz in Klagenfurt, Reichsr.-Abgeordneten Deschmann in Laibach, ferner die Trifailer - Kohlengewerkschaft m Trifail, die Domänen- Direction der k. k. Staatseisenbahn-Gesellschaft in Wien, das Prinz Schaumburg-Lippe’sche Bergamt in Schwadowitz, und der österreichische Ingenieur- und Architekten-Verein in Wien. Speciell ein Geschenk noch, welches wir im Laufe der letzten Tage erhielten, möchte ich schliesslich besonders hervorheben, es ist die Sammlung der sämmtlichen Belegstücke, Schlämmproben und aus- gesuchten Fossilien, welche Herr F. Karrer bei Bearbeitung seines grossen Werkes über die Franz-Josef-Hochquellenleitung zusammen- brachte und nun wohl geordnet und genau etikettirt unserem Museum übergab. Diese Sammlung, die mehr als 1000 verschiedene Objecte umfasst, ist von umso grösserem Werthe, als einerseits Herr Karrer das gesammte Materiale selbst sammelte und präparirte, um bezüglich der Fundstellen volle Sicherheit zu erlangen, und als anderseits sehr viele Stellen, von welchen die Proben aufgenommen wurden, namentlich in den Stollen, Einschnitten u. s. w., seither vermauert oder ander- weitig verschlossen wurden und daher unzugänglich geworden sind. K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 1. Verhandlungen. 2 ” 10 Verhandlungen. Nr. 1 Die, wie ich schon in meinem vorigen Jahresberichte anzeigen konnte, begonnene Neuaufstellung unserer Bibliothek und unserer Kartensammlung wurde im Laufe des Jahres zur gänzlichen Voll- endung gebracht. Nebst dem schon früher in Verwendung gestandenen Bibliothek- Saale wurden 4 theils grössere, theils kleinere zusammenhängende Räumlichkeiten ausschliesslich nur zur Aufstellung unserer Bücher- schätze eingerichtet und der Obhut unseres Bibliotheksbesorgers Hrn. J. Sänger übergeben. — Im Laufe des Jahres verzeichnen die von demselben mit musterbafter Ordnung und Genauigkeit geführten Cataloge einen Zuwachs von 270 Einzelwerken mit 281 Bänden oder Heften und von 422 Bänden von Zeit- und Gesellschaftsschriften. Der Stand mit Ende 1877 beträgt 8346 Einzelwerke mit 9235 Bänden und Heften und 766 Zeit- und Gesellschaftsschriften mit 13.261 Bänden und Heften, zusammen demnach 9112 Nummern mit 22.496 Bänden und Heften. — Neu in Schriftentausch getreten sind wir im Laufe des Jahres mit der Redaction der „Termeszetvaj Füzetek“ in Buda- pest, dem „Verein für Erdkunde“ in Halle, der Redaction der „Thon- waaren-Industrie-Zeitung“ in Berlin, dem k. Ministerium des Inneren (für die „Annales du Musee d’histoire naturelle“) in Brüssel, mit der „Societ& de microscopie* ebendaselbst, mit der „Academy of natural sciences“ in Davenport, der „Natural history society“ in Milwaukee, . dem „Canadian Institute“ in Toronto, dem „Office of geological and geographical survey“ in Washington und der „Royal society“ in Sidney. Um die Bibliothek besser benützbar zu machen ist ein entspre- chendes Lesezimmer eingerichtet, auch werden die Werke gegen Re- cepisse nicht allein den Mitgliedern der Anstalt ausgefolgt, sondern auch mit möglichster Liberalität anderen Freunden der Wissenschaft ausgeliehen; — lebhafter Dank auch wurde uns dafür zu Theil, dass wir viele unserer Zeit- und Gesellschaftsschriften periodisch in den Lesezimmern des wissenschaftlichen Club zur allgemeinen Benützung auflegen. Auch die Ordnung der Kartensammlung wurde von Hrn. Berg- rath H. Wolf unter Mitwirkung der Herren E. Jahn und J. Sänger zur Vollendung gebracht. Da der erstere selbst in Nr. 18 unserer Verhandlungen nähere Nachrichten in Bezug auf diese Arbeit gibt, so begnügeich mich hier anzuführen, dass die Kartensammlung mit Ende 1877 933 Kartenwerke mit 3825 Blättern umfasst. Nicht inbegriffen in diesen Zahlen sind die von der Anstalt selbst ausgeführten Original- Aufnahmskarten, dann die aus denselben reducirten Special- und Uebersichtskarten der österreichisch-ungarischen Monarchie, die unser Karten-Archiv bilden. Schon früher wurde der Transferirung unseres Laboratoriums in ein neues für die Zwecke desselben vortreftlich eingerichtetes La- boratorium gedacht. Die Uebersiedlung selbst brachte nur eine kurze Unterbrechung in den Arbeiten hervor, die vor- und nachher mit grossem Eifer fortgeführt wurden. Der Vorstand Hr. Bergrath K. v. Hauer bereicherte weiter unsere wundervolle Sammlung von krystal- lisirten Laboratoriums-Präparaten; — lebhafte Anerkennung fand es, dass er in einer Reihe von Aufsätzen, die in unseren Verhandlungen Nr. 1 Fr. v. Hauer. 11 zum Abdruck kamen, die wichtigsten jener Beobachtungen veröffent- lichte, die er bezüglich der Genesis der Krystalle gelegentlich seiner Arbeiten anzustellen Gelegenheit fand. — Die von Hrn. John schon im vorigen Jahre begonnenen Untersuchungen der von Stache ent- deckten Eruptivgesteine des Ortlergebietes, wurden weiter fortgesetzt; auch sie haben in einer in unserem Jahrbuche erschienenen Publi- cation zu einem theilweisen Abschluss geführt. — Unter den für practische Zwecke durchgeführten Arbeiten nehmen stets die Unter- suchungen von Kohlen und Cokes den ersten Rang ein; auch hier aber wurden, bezüglich der für die Eisenindustrie in Verwendung kommenden Brennmaterialien in neuerer Zeit vielfach eingehendere Analysen verlangt. Der Phosphor- und Schwefelgehalt des Roheisens rührt nämlich, wie man sich überzeugt hat, nicht allein von den Eisensteinen, sondern oft auch von der Kohle her, und Aschenanalysen der Letzteren sind darum vielfältig zum Bedürfniss geworden. — Weiters wurden vielfach Erze, namentlich Zinkerze analysirt und mehr als in früheren Jahren chemische Untersuchungen von Baumaterialien durchgeführt. Sehr bedeutende Leistungen in Bezug auf die Herausgabe unserer Druckschriften haben wir für das abgelaufene Jahr zu verzeichnen. Drei grosse Publicationen sind in unseren Abhandlungen erschie- nen, und zwar nach der Reihenfolge der Ausgabe. 1. „Ueber österreichische Mastodonten und ihre Beziehungen zu den Mastodonten Europa’s“ von M. Vacek, mit 6 Bogen Text und 7 Doppeltafeln, als 4. Heft des VII. Bandes der Abhandlungen. 2. Das schon erwähnte Werk von F. Karrer: „Geologie der Kaiser Franz Josef Hochquellen-Wasserleitung“ mit 53 Bogen Text, 12 grossen Profiltafeln in Farbendruck, 4 desgl. Karten und Plänen und vier Tafeln mit Abbildungen von Petrefacten und archäologischen Gegenständen, welches für sich allein den IX. Band unserer Abhand- lungen bildet. Nicht allein für wissenschaftliche Arbeit selbst sind wir dem Herrn Verfasser zu dem lebhaftesten Danke verpflichtet, sondern derselbe hat auch, um uns die bei unserer beschränkten Dotation andernfalls kaum durchführbare Publication zu ermöglichen, im In- teresse der Wissenschaft sehr erhebliche materielle Opfer für die Herausgabe gebracht. — Die höchste Auszeichnung und Anerkennung ist dem Werke dadurch zu Theil geworden, dass Se. k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Kronprinz Rudolf mit aller- gnädigster Bewilligung Sr. Majestät des Kaisers die Widmung desselben anzunehmen geruhten. 3. „Die Culmflora der Ostrauer und Waldenburger Schichten“ von D. Stur, mit 57 Bogen Text, 4 einfachen und 23 lithographirten Doppeltafeln, dann einer Karte und Profilen in Farbendruck. Diese Abhandlung bringt als 2. Abtheilung von Stur’s Beiträgen zur Kennt- niss der Flora der Vorwelt den VIlI. Band unserer Abhandlungen zum Abschluss. — Näheres über dieselbe anzuführen darf ich unter- lassen, da der hochgeehrte Verfasser mir es freundlichst zugesagt hat, selbst noch in unserer heutigen Sitzung den so wichtigen Inhalt etwas eingehender zu besprechen. 9% 12 Verhandlungen. Nr.1 Das von E. v. Mojsisovics redigirte Jahrbuch der Anstalt und Tschermak’s mineralogische Mittheilungen brachten uns auch im abgelaufenen Jahre Arbeiten von grösstem Werthe, und zwar das Erstere von den Herren A. v. Alth, L. Burgerstein, Th. Fuchs, V..Hilber,...C, John, K!M. Paul, C"D..Pilide, (GH Sta D.Stur und E. Tietze und das Letztere von den Herren F. Becke, F. Berwerth, A. Brzezina, OÖ. Buchner, A. Des Cloizeaux, @.,Doelter,,A. Frenzel, '@.-W.C. Euchs, -R. -v- Drasens R.-Helmhacker, A, Koch, „E: Kreutz, L. Ludwigs HzE Mehner, R. Müller, E. Neminar, J. Niedzwiedzki, L. Pichler, A. Sadebeck, J. Sipöcz, G. Tschermak und.C. Vrba. Vom beginnenden Jahre angefangen werden die mineralogischen Mittheilungen nicht mehr im Anschlusse an unser Jahrbuch, sondern völlig selbstständig erscheinen. So werthvoll auch die bisherige Ver- bindung uns gewesen ist, so sehr müssen wir uns doch freuen, dass das ganze Unternehmen, wenn ich so sagen darf, unter unserer Pa- tronanz hinlänglich erstarkt ist, um fortan ohne weitere fremde Bei- hilfe auf eigenen Füssen stehen zu können. Wir wünschen demselben auch für die Zukunft das beste Gedeihen und werden nach besten Kräften bestrebt sein, dasselbe zu fördern. Für die von Hrn. K. M. Paul redigirten Verhandlungen haben ausser den Mitgliedern der Anstalt Beiträge geliefert die Herren: H, Abich, ıR vw „Drasche;'', E »Döll,.-K.x. Feistmanten O.: Feistmantel, ' Th.., Fuchs,‘ J. Gamper, ıF. Grosses C. W. Gümbel, V. Hansel,. V. Hilber, F. v. Hochstestter, R. Hoernes, K. Hoffmann, A. Jentzsch, v. Inkey, A.G.Koch, M. Neumayr, G. Pilar, F. Posepny, V. Radimski, R. Raffelt, J. Freih. v. Schrökinger, E. Suess, F. Toula und Prinz Wilhelm zu Schaumburg-Lippe. Weiter reiht sich unseren Publicationen der von mir und Hrn. Prof. M. Neumayr herausgegebene „Führer zu den Excursionen der deutschen geologischen Gesellschaft nach der. allgemeinen Versamm- lung in Wien 1377“ an. Derselbe enthält höchst werthvolle Arbeiten der Herren Al. Makowsky,. F. Karrer, Th. Fuchs, H. Zug- mayr und D. Stur, und F. Toula; die Drucklegung wurde aus einer von dem k. k. Unterrichts-Minister Dr. C. v. Stremayr gnä- digst bewilligten Subvention bestritten und das Büchlein selbst unseren Gästen bei der gedachten Versammlung als Festgabe vertheilt. Eine weitere selbstständige Publication von grossem Werthe ist die von Stache bearbeitete und in Hölder’s Verlag erschienene „Geologische Uebersichts-Karte der Küstenländer der österreichisch- ungarischen Monarchie“ und noch endlich darf ich wohl hier das Er- scheinen der zweiten Auflage meines Werkes: „Die Geologie und ihre Anwendung auf die Kenntniss der Bodenbeschaffenheit der österreichisch- ungarischen Monarchie“ erwähnen, von welcher fünf Hefte bereits ausgegeben sind, während die sechste (Schluss-) Lieferung in wenig Wochen vollendet sein wird. Dass die erste in 1550 Exemplaren ge- druckte Auflage dieses Buches in kaum 3 Jahren vergriffen war, liefert wohl einen höchst erfreulichen Beweis, welch allgemeine Theil- Nr. 1 Fr. v. Hauer. 13 nahme sich für unsere Wissenschaft nunmehr auch in unserem Vater- lande kund gibt. Diese Theilnahme aber trat nicht minder deutlich an den uns unvergesslichen Tagen der letzten Septemberwoche hervor, als wir die Mitglieder der deutschen geologischen Gesellschaft bei ihrer ausser- ordentlichen Versammlung in Wien willkommen heissen durften. Von allen Seiten wurden wir in unseren Bemühungen, unseren Gästen ihren Aufenthalt zu einem angenehmen und lehrreichen zu gestalten, auf das zuvorkommendste unterstützt. In Wien selbst stellten der Wissen- schaftliche Club und der Oesterreichische Ingenieur- und Architekten- Verein, ihre zu diesem Zwecke vortrefilich geeigneten Localitäten für die Sitzungen, wie für die geselligen Zusammenkünfte der Theilnehmer zur unbeschränkten Verfügung. Bei den geologischen Ausflügen im Salzkammergute, im Wiener-Becken entlang der Hochquellenleitung, in der neuen Welt bei Wiener-Neustadt, am Semmering, dann in den Umgebungen von Brünn in Mähren waren die Behörden und Verkehrs- Anstalten, Beamte und Privatpersonen in gleicher Weise zuvorkom- mend in Erfüllung aller Wünsche, welche die Excursionsleiter auszu- sprechen Gelegenheit fanden. Ein Ausflug nach Pest, zu welchem unsere geehrten Collegen, die hervorragendsten ungarischen Geologen eine specielle Einladung erlassen hatten, schloss in würdigster Weise die Unternehmungen der Versammlung, die ich wohl als den Glanzpunkt in der Geschichte unserer Anstalt im abgelaufenen Jahre bezeichnen darf. Beilage. Mittheilungen der Geologen der k. ungarischen geologischen Anstalt über ihre Aufnahmsarbeiten im Jahre 1877. 1. M. v. Hantken. Als Hauptresultate meiner Studien kann ich Ihnen die folgenden Daten mittheilen: Bei Berszäszka fand ich auf dem in der vortrefflichen Arbeit von Herrn Tietze mehrfach erwähn- ten Vernisko-Rücken, von wo man bisher keine Ammoniten kannte, den Amaltheus margaritatus in anstehenden Schichten und zwar in Gesellschaft der von Peters als Cardinia coreinna von Tietze als Cardinia gigantea angeführten Bivalve. Wie ich Ihnen schon vor 2 Jahren mittheilte, ist m dem Kozlastollen Nr. II. unmittelbar im Hangenden der Flötze von Herrn Hinterhuber derselbe mittel- liasische Ammonit gefunden worden. Aus diesen Beobachtungen geht wohl zu Genüge hervor, dass die Kohlenlager der Umgebung von Berszäszka, die in ihrer schon von Ihnen erkannten umgestürzten Lage jünger als die den Amaltheus margaritatus führenden Schichten sein müssen, nicht wie man es bisher annahm unterliasisch, sondern mittelliasisch sind. In den Liegendkalksteinen an der Sirinia fand ich auch Ammo- nites Rouyanus und auf dem anderseitigen Ufer der Sirinia ausser derselben Art auch noch Amm. Astierianus — ein Beweis, dass die dortigen schiefrigen, dunkleren Kalksteine den Rossfelder Schichten entsprechen. 14 Verhandlungen. Nr. Von Herrn Bergassistenten J. Muntean in Berszäszka erhielt ich ein Gestein aus der Gegend von Sviniza, welches man bisher dort nicht kannte. Es ist diess ein sandiger Schiefer mit Posidonomyen, wie sie in den Schiefern von Milanovatz auf der serbischen Seite vorkommen, die ich schon vor 24 Jahren dort kennen lernte. Ob diese Schiefer den Posidonomyen-Schiefer von Schnellersruhe entsprechen, müssen erst weitere Studien klarlegen, da die in den Milanovatzer Schiefern vorkommenden Posidonomyen nach mündlicher freundlicher Mittheilung des Herrn Tietze mit den in Schnellersruhe vorkommen- den nicht übereinstimmen. Bezüglich meiner Studien in dem Siklöser Gebirgszuge erwähne ich hier die Resultate der mikroskopischen Untersuchung der dort vorkommenden Kalksteine, namentlich in der Umgebung von Villany. Hier lagern über dolomitischen Gesteinen die schon von Herrn Lenz in Ihrem Jahrbuche erwähnten, den Baliner Schichten ım Krakauergebiete entsprechenden ammonitenreichen Kalksteinbänke, einige Meter mächtig. Ueber diese Schichten folgen weisse, dichte Kalke mit’ sehr undeutlichen organischen Resten. Diese Kalksteine zeigen im Dünnschliffe eine höchst eigenthümliche mikroolithische Structur, indem dicht gedrängt an einander im Durchmesser 0:1—0°5 Millim. messende Scheiben mit schalig und radialstrahliger Structur, neben einander liegen. Seltener erscheinen auch elliptische Formen. Diese Structur behaltet der Kalkstein im ganzen Verbreitungsgebiet, so weit ich dieses kenne, namentlich bei Villany, am Härsänyberge und weiter westlich in den Brüchen von Trinitas. Eine auffallend verschiedene Zusammensetzung zeigen die höheren gleichfalls dichten Kalksteine, wie sie namentlich schön in den Beremender Brüchen aufgeschlossen sind. Diese Kalksteine bezeichnete Herr Peters als Caprotinenkalk. Herr Hofmann, der mit der geologischen Aufnahme dieser Gegend betraut war, erklärt sie für Diceraskalke. Ich habe in diesen Kalken keine grösseren Versteinerungen vorgefunden, welche mich zu einem Schlusse bezüglich des geologischen Alters berechtigen würden. Ich will nur den Umstand hervorheben, dass diese Kalke, die äusserlich schwer von den vorigen Kalken zu unterscheiden sind, in ihrer mikroskopischen Zusammensetzung wesentlich von diesen abweichen. Die Dünnschliffe derselben zeigen eine Menge Foramini- feren und namentlich Textilarien, Miliolideen und Orbitulinen. Das- selbe zeigen auch die Caprotinenkalke des Bakony. Im Gerecseer Gebirge gelang es mir das Vorkommen einer bisher dort unbekannten Stufe der Jurabildung zu constatiren. Es sind diess Kalke des unteren Dogger mit Amm. Murchisonu, Amm. Fallax, Amm. ultramontanus u. s. w. Dieser Schichtencomplex nimmt das Plateau des Bänyahegy ein, an welchem die grossartigen Marmor- brüche angelegt sind. Die Brüche selbst sind alle in Liäs-Kalksteinen. 2. Herr J. v. Matyasovszky') schloss mit der geol. Aufnahme der Murinsel, d. h. des Theiles von Ungarn, der zwischen der Mur und !) Dieser und die folgenden Berichte übersetzt und eingesendet von Herrn B. v. Inkey. Nr. 1 Fr. v. Hauer. 15 der Drau eingeschlossen ist, seine bisherigen Forschungen im Westen Ungarns ab. Das Gebiet der sog. Murinsel, von ‘der steierischen Grenze bis zum Zusammenfluss der Drau und der Mur bei Lögräd, umfasst circa 16°5 DMeilen; drei Viertel dieses Gebietes, circa 12 OMeilen, fallen auf die fruchtbaren Niederungen des Drauthales, während '/, dessel- ben hügliges Tertiärland ist. Es liessen sich auf diesem Terrain folgende Formationen nachweisen: zwei Stufen der Neogen-Bildungen, die mediterrane und die pontische Stufe, ferner quaternäre Bildungen und Alluvium. Im gebirgigen Theile der Murinsel, unmittelbar an der steieri- schen Grenze, bei den Orten Slatnyak, Stanetinetz, Santavetz und Pernjak treten merglig-thonige Ablagerungen auf, die mit festen Bänken von Sandstein und ee Kalk wechsellagern. Die Schich- tenfolge, wie sie ein schöner Aufschluss am Fusse des Stanetinetzer Berges erkennen lässt, ist folgende: unmittelbar unter dem mergligen Thone der Oberfläche liegt eine mächtige Sandsteinbank, voll mit Pflanzenabdrücken, die jedoch zu schlecht erhalten sind, um genauer bestimmt werden zu können. Darunter folgen mächtige Kalkbänke mit dünneren röthlichen Thonmergelschichten wechsellagernd, dann kalkiger Mergel und sandige Einlagerungen. In den Zwischenlagen von rothen Mergeln an Knollen verschiedener Grösse und flache feste Einlagerungen vor, welche ganz aus Nulliporen bestehen. Doch auch die sandigen Einlagerungen bestehen fast ausschliesslich aus organischen Ueberresten, nämlich aus Foraminiferen-Schalen, unter denen die Amphistegina Haueri. die häufigste ist. Der dichte kalkige Mergel ist ganz frei von organischen Resten, während der feste bläuliche Kalk ebenfalls aus Schalen von Weichthieren aufgebaut erscheint. Alle diese Schichten sind concordant gelagert mit WNW. Streichen und flachem Einfallen nach SSW. Nach dem Zeugnisse ihrer organischen Ueberreste gehören demnach diese Schichten der Jüngeren Mediterranstufe an und sind als marine Küstenbildungen aufzufassen. Auf der Hauer’schen Uebersichtskarte sind diese Mediterran- Ablagerungen irrthümlich als sarmatisch bezeichnet. Ablagerungen mit sarmatischer Fauna fand jedoch Herr Matyasovszky auf der ganzen Murinsel nicht. Die Schichten der pontischen Stufe treten ebenfalls nur im Hügellande, sowie im nördlichen Theile des östlichen Plateau’s am rechten Murufer auf. Ihr Material besteht hier, wie im Allgemeinen in der Grazer Bucht aus Sand (mit Sandsteinbänken), sandigem Thone und Schotter. Fossilien sind darin äusserst selten. M. fand deren nur an 3 Stellen, in Stridan, Kerpetz und am Berge Cziganscak ; darunter waren am häufigsten die Unio Wetzleri und eine an die Öongeria Czjzeki mahnende Form. Stellenweise führen die Congerien- Schichten Lignite, so bei Stridan, Gibian, Dragoslavechreg und Peklenica. An beiden letztgenannten Orten wurde der Lignit früher abgebaut: die abbauwürdigen Flötze hatten 3—5’ Mächtigkeit, die Qualität der Kohle war sehr untergeordnet, trotzdem wurden in einem Jahre 100,000 Centner gewonnen. "Die Flötze liegen in blaugrauen 16 Verhandlungen. Nr. 1 Tegel eingebettet unter einer Schicht von röthlichen Schottern, ganz horizontal. Herr M. hält dies Vorkommen, dessen Ausbiss bei niedri- gem Wasserstande auch im Murbette sichtbar wird, für zusammen- hängend mit den Kohlenaufschlüssen bei Unter-Limpach, Keretye, Bazän und Budafa, wo die Kohle unter gleichen Verhältnissen auftritt. Es wäre dies ein Flächeninhalt von 12 [Meilen. Das Diluvium besteht hauptsächlich aus Sand, Schotter und Lehm; bei Bukovecz zeigt sich aber in einer Höhe von 684 Fuss, auf dem Wege von Tschakathurn nach Stridan, typischer Löss. Der Diluvial- schotter nimmt die tiefer gelegenen Stellen ein, während Sand und Lehm auf dem Plateau und den Lehnen vorkommen. Zu erwähnen wäre noch eine Bitumen-Quelle, die südwestlich von Peklenitza am linken Ufer des Pekla-Baches hervorbricht und schon vielfach Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen war (Dr. J. Rözsay 1863). Ihre Bildung hängt offenbar mit den Lignit- flötzen zusammen. 3. Hr. Dr. Karl Hofmann, J. Stürzenbaum und B. v. Inkey. Im An- schlusse an die bisherigen Arbeiten im Eisenburger Comitate, begann Dr. K. Hofmann, Chefgeolog, seine diesjährige Aufnahme mit der Durchforschung und Kartirung des östlichen Theiles der Rechnitzer Schieferinsel, in der Gegend von Güns und sich hierauf dem angren- zenden tertiären Hügellande zuwendend, vollendete er die Aufnahme der Blätter XXH. 52, XXI. 51, XXI. 50 der Generalstabskarte, wodurch sowohl nach Süd und Ost, als nach Nord der Anschluss an die Arbeiten früherer Jahre vollzogen wurde. Gleichzeitig unter- nahmen seine Begleiter die Herren J. Stürzenbaum, Hilfsgeolog und B. v. Inkey, Volontär, die Durchforschung der westlichen Theile des Gebietes bis an die österr.-ungar. Landesgrenze. (Blätter XXI. 50 und XXI. 51). Indem wir den Bericht über die mehrfach gemein- samen Arbeiten der genannten drei Geologen zusammenfassen, müssen wir in vielen Punkten auf den Bericht über die vorjährigen Aufnahmen derselben, denen sich die diesjährigen eng anschliessen, verweisen, Mit Ausnahme der bedeutenderen Anhöhen, welche einestheils im westlichsten Theile des Gebietes von den östlichen Ausläufern des Wechsel-Rosaliengebirges gebildet werden, anderntheils als Günser Berge das Ostende der Rechnitzer Gebirgsinsel bilden, besteht das zu besprechende Gebiet aus einem niedrigen Hügellande, welches, gegen die Raabebene weit geöffnet, nach Westen buchtenartig zwischen die Anhöhen der Güns-Bernsteiner und der Brennberger Gebirgszüge eindringt. Nach der Altersreihe der Formationen kommt zunächst die ob- erwähnte Abzweigung des Wechsel-Rosaliengebirges, die von Ober- Petersdorf bis Karl auf ungarisches Gebiet übergreift, in Betracht. Man kann diese Anhöhen als Landseer Berge bezeichnen. B. v. Inkey, der diesen Theil des Gebietes erforscht hat, fand sie ausschliesslich aus hochkrystallinischen Schiefern bestehend, welche nach der von Dr. Hofmann im vorjährigen Berichte aufgestellten Eintheilung, das untere Glied der primären Formation dieser Gegend bilden. Gneiss bildet die Hauptmasse und tritt in verschiedenen Varietäten, als Ya 7 "EG IA Nr. 1 Dr. K. Hofmann. 17 Augengneiss, granitischer Gneiss, protoginartiger (rneiss in grösseren Massen besonders im nördlichen Theile des Gebirges auf. Häufig ent- hält er untergeordnete Einlagerungen von Hornblende- und Chlorit- schiefer. Reiner Glimmerschiefer wechsellagert vielfach mit Grneiss und bildet um Landsee eine grössere zusammenhängende Masse. Am auflälligsten ist ein weisser harter Quarzit, der das ganze Schiefer- gebiet von Ost nach West durchschneidend von Neudorf bis Blumau, einen schroffen Höhenzug bildet (Haidriegel, Landseer Schloss- und Klosterberg) und in seiner Fortsetzung auf österreichischem Gebiete durch steile Kuppen angedeutet ist. Der Quarzit ist mehr minder feinplattig und besteht aus kryptokrystallinischem Quarz mit wenig feinen Talkblättchen; überlagert wird er von Glimmerschiefer, im Liegenden geht er stufenweise in grobkörnigen granitartigen Gneiss über. Dieser innige Verband mit den hochkrystallinischen Schiefern beweist, dass die Bezeichnung dieser Formation als Grauwacke, wie sie die Uebersichtskarte enthält, nicht statthaft ist. Die Streichrichtung aller dieser Schichten ist überwiegend NW, und West, mit SW. resp. S. Einfallen, doch sind lokale Störungen häufig. Dieselben Schichten treten noch in den tieferen Theilen der Gegend, im Rabnitzthale und bei Stoob, zu Tage. Herr Stürzen- baum fand auch hier ein vielfaches Wechsellagern von Gneiss und Glimmerschiefer. Die Gesteine der höheren Gruppe der primären Formation, halbkrystallinische Thonglimmerschiefer, Chloritschiefer und Kalk- glimmerschiefer treten im Bereiche der diesjährigen Aufnahmen nur bei Güns auf, wo, wie erwähnt, Dr. Hofmann die Untersuchung der östlichen Hälfte der Rechnitzer Schieferinsel beendete. Hierher gehört noch als äusserster Vorposten eine kleine Schieferpartie bei Kloster, NO. von Güns. In diesen östlichen Theilen sind, als tiefere Glieder, die Thonglimmerschiefer mit Einlagerungen von Kalkglimmer- schiefer überwiegend. Unmittelbar auf die Grundgebirge aufgelagert, treten Tertiär- schichten verschiedenen Alters auf. Als ältestes Gebilde unter diesen zeigt sich an der österreichischen Grenze die Fortsetzung der groben Conglomerate des vorjährigen Gebietes (von Piringsdorf bis Karl). Die tiefe Stellung dieser Schichten — unter dem oberen Mediterran, wurde abermals bei Ritzing beobachtet, Fossilien fanden sich aber nirgends, mit Ausnahme undeutlicher Pflanzenreste. Das obere Medi- terran, mit reichlichen Petrefacten tritt am Südabhange des Brenn- berger Gebirgszuges, bei Neckenmarkt in einem schmalen Streifen auf das Aufnahmsgebiet Dr. Hofmann’s über, es sind dies die oberen Schichten dieser Formation; sie bestehen hier aus Sand, Schotter, Conglomerat und Kalksteinen, mit untergeordneten Einlagerungen von thonigen und mergeligen Bänken. Die Schichten fallen sanft nach S. und SSW., also gegen die offene Bucht, ab. Unmittelbar daran schliesst sich hier eine schmale Zone von sarmatischen Ablagerungen: bei Horitschau beginnend zieht sie gegen Westen über Neckenmarkt, Lakenbach, Weppersdorf bis an die Landesgrenze und an das landseer krystallinische Gebirge, dem E. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 1. Verhandlungen. 3 18 Verhandlungen. Nr. 4 die Schichten bei Kobersdorf auflagern. Von hier an wendet sich die Zone nach S. und erfüllt, als breiter Streifen, den westlichen Theil der Drassenmarkter Bucht, südlich bis an die Schiefer des Günser Gebirges reichend. Die sarmatischen Schichten sind überwiegend san- diger und schotteriger Natur; in den tieferen Aufschlüssen zeigen sich vielfach sandige Thonschichten eingelagert. Bei Neckenmarkt bilden Kalkbänke mit reichlicher Cerithien- und Üardien-Fauna die tiefsten Glieder; dieselben treten auch noch weiter westlich, so bei Lakenbach, Tschurendorf und Kobersdorf in einzelnen Partien auf, werden hier jedoch immer schotteriger, so dass sie stellenweise ein Conglomerat mit kalkigem Bindemittel darstellen. Mit Ausnahme dieser Kalkschichten sind die sarmatischen Ablagerungen sehr arm an Petrefacten. An diese Gebilde anschliessend nehmen die Ablagerungen der pontischen Stufe vorwiegend den östlichen Theil unseres Gebietes ein. Bei Güns lagern dieselben unmittelbar auf dem Schiefer, während sie weiter nördlich die sarmatischen Schichten bedecken und hier, wegen der Aehnlichkeit des Materials, bei grosser Armuth an Versteinerun- gen oft schwer abzugrenzen sind. Es bestehen nämlich die Ablagerun- gen in ihrem westlichen Theile überwiegend aus Schottern und Sanden, im östlichen Theile hingegen nehmen merglige und thonige Schichten überhand. Im Allgemeinen wird das Material mit der Entfernung vom Grundgebirge immer feinkörniger. Fossilienfunde gehören hier zu den Seltenheiten; bei Doroszlö, südlich von Güns, fand Dr. Hof- mann Bruchstücke eines Mastodon-Kiefers. Die pontischen Ablagerungen werden theilweise, namentlich an den sanft ansteigenden linken Gehängen der Wasserläufe von diluvialem Schotter, Lösssand und Löss bedeckt; das Diluvium zeigt im Allge- meinen den Charakter von Flussablagerungen. Von Eruptivgebilden sind hier zwei Basaltmassen zu erwähnen: die erste bildet den Gipfel des Paulberges, westlich von Kobersdorf, nördlich von Landsee, die bedeutendste Erhebung des ganzen Gebietes; sie besteht aus norma- lem, stellenweise in rohe Säulen abgesonderten, auf dem Gipfel etwas schlakigen Basalt und enthält eine gangförmige Einlagerung von schönem grobkörnigen Dolerit. Das zweite Basaltvorkommen tritt im niedrigen tertiären Hügellande bei Ober-Pullendorf auf. Tuffbildungen fehlen bei den Eruptionspunkten gänzlich; für das Alter der Eruption haben wir demnach keine weiteren Anhaltspunkte, als die Beziehungen zu der grossen Vulkangruppe des südlichen Bakony, als deren äus- serste Vorposten unsere Basalte gelten mögen. Zu bemerken wäre nur, dass die umgebenden tertiären Schotter (theils sarmatisch, theils pontisch) keine Basaltgeschiebe enthalten. 4. Herr L. Roth v. Telegd, begann seine diesjährigen Auf- nahmsarbeiten im Westen des Oedenburger Comitates, am Rosa- liengebirge bei Forchtenau, und durchforschte von hier aus gegen Nord und Ost fortschreitend den nördlichen Theil dieses Gebirges selbst, sowie das Gebiet zwischen diesem und den Ruster-Bergen und dem Leithagebirge. Somit schliessen sich seine Aufnahmen an die von ihm im Jahre 1872 vollzogene Aufnahme der Blätter XXI, 49 und Nr. 1 L. Roth 19 XXI, 49 an, deren Gebiet anderseits gegen Süd an die diesjährigen Aufnahmen der Herren Dr. Hofmann und v. Inkey grenzt. Der ungarische Theil des Rosaliengebirges, nach Osten bis Forchtenau, Wiesen und Sauerbrunn reichend, besteht in seiner Haupt- masse aus Glimmerschiefer und Gneiss. Der Glimmerschiefer ist über- wiegend talkig ausgebildet und kann zum grossen Theil als Talk- glimmerschiefer bezeichnet werden. Er enthält untergeordnet Einla- gerungen von chloritisch-amphibolischen Schiefern, an einigen Stellen auch etwas Graphit. Auf dem Gipfel des „Krie Riegel“ (N. der Ro- salien-Kapelle) ist typischer Glimmerschiefer mit Granaten vorhanden. Der Gneiss, zum kleinen Theile Protogingneiss, tritt häufig mit Talk- schiefer wechsellagernd und durch Uebergänge verbunden auf. Un- mittelbar auf dem Glimmerschiefer lagern in einzelnen Kuppen und riesigen Schollen Quarzite und dolomitische Kalke. Quarzit, Quarz- schiefer und Quarzbreccie bilden z. B. die Gipfel des „Kogl“-Berges und des „Hohen Steins“ bei Wiesen. Aehnlich ist das Auftreten des meist dolomitischen Kalkes in der Gegend von Forchtenau und Wiesen. Zur Bestimmung des geologischen Alters dieser Schollen fehlen nähere Anhaltspunkte und wurden dieselben einstweilen nach dem Vorgange der Uebersichtskarte als Grauwacke bezeichnet. Jedenfalls sind sie jünger als die krystallinischen Schiefer. An diese alten Gebilde lehnen sich in Ost, längs der oben be- zeichneten Grenzlinie, grobe Schotter, mit oft riesigen Geröllen und Östrea-Bruchstücken, stellenweise auch Conglomerate. Diese Bildungen in Verbindung mit den Thon- und Mergelschichten der tiefern Gegend, die ebenfalls Ostreen enthalten, lassen sich längs dem Grundgebirge bis Sauerbrunn verfolgen. Auf dem Wege gegen den „Hochwald“ wird dieser Schotter von sarmatischen Schichten überlagert, während er bei Wiesen mit conglomeratartigen Nulliporenkalken in Verbindung tritt. Die Annahme, dass diese Ablagerung zur zweiten Mediterran- Stufe zu rechnen sei, erscheint demnach gerechtfertigt. Die mediter- ranen Schichten, die zwischen Forchtenau und Wiesen zu Tage treten und in ihren Mergel-Einlagerungen, besonders bei ersterem Orte, die bekannten Petrefacten-Fundstellen enthalten, lassen sich nach Osten über Mattersdorf, Marz-Rohrbach bis gegen Schattendorf hin verfolgen. Bei Mattersdorf sind sie reich an Versteinerungen. Im N. und NO. von Schattendorf, bei Baumgarten, tauchen sie abermals empor und ziehen sich einerseits nördlich bis gegen Zagersdorf, anderseits süd- östlich gegen Oedenburg bis zum sog. „Birnbaum-Waldl*. Hier wird der mediterrane Mergel von sarmatischem Mergel mit Cardium plica- tum Eichw. überlagert. Die Schichten der sarmatischen Stufe erreichen auf dem in Rede stehenden Gebiete ziemlich weite Verbreitung. Vom Grundgebirge durch die mediterranen Ablagerungen getrennt, treten sie an vielen Punkten, mächtig entwickelt und durch Fossilien wohl charakterisirt, auf. Ihr Material ist Sand, Schotter, Mergel, Kalksandstein und Con- glomerat. Bei Wiesen, an der bekannten Fossilien-Fundstätte begin- nend, ziehen sich die sarmatischen Ablagerungen in zwei Aesten nach N., resp. NO., indem sie im Sigloser Walde unter den pontischen Ablagerungen verschwinden, welche ihrerseits diese Gabelung verur- 3* 20 Verhandlungen. Nr. 1 sachen. Nach N. lässt sich der Zug über Wiesen bis in die Wein- gärten von Pötsching und im Eisenbahneinschnitte bis zur Station Neudörfl verfolgen, während der nordöstliche Zweig ununterbrochen bis Siglos und Krönsdorf streicht, und in seiner Fortsetzung noch nördl. von Siglos im „Pirschlinger Wald“ zu beobachten ist. In den Weingärten von Walbersdorf und Pöttelsdorf tritt ein weiterer Zug sarmatischer Gebilde auf, der ostwärts bis Baumgarten streicht. Die Fortsetzung desselben zeigt sich im N. bei Drassburg. Der dritte Zug endlich beginnt bei Zagersdorf und lässt sich südöstlich bis gegen Oedenburg hin verfolgen. Den grössten Raum nehmen auf unserem Gebiete die Schichten der pontischen Stufe (Congerien-Schichten) ein; hauptsächlich das Innere des Beckens ausfüllend, dringen sie auch buchtenartig zwischen ältere Formationen ein. Im Grossen zeigen diese Ablagerungen zweierlei Ausbildung: sie sind entweder, wie gewöhnlich, vorherrschend aus lockeren Materialien, Thon, Sand oder Schotter, aufgebaut, oder aber neben kalkigem Sand und Schotter als bisweilen sehr harte Conglo- merate entwickelt. Die ersteren Bildungen, deren Fauna die im Wiener-Becken so häufige Congeria spathulata und Melanopsis Vindo- bonensis enthält, zeichnen sich durch bedeutende Lignitvorkommen aus: bei Zillingthal ein Flötz von 4 Klft., bei Neufeld von 5 Klft. Mächtigkeit. Die Spuren dieses Lignites, mit Cong. spathulata und Cong. Partschi zusammen, finden sich auch bei Pötsching. Bei Drassburg überlagern die pontischen Schichten, als Conglomeratbänke mit Sand und Schotter wechsellagernd, die sarmatischen Schichten. Neben reichlichem Vor- kommen von Melan. Martiniana finden sich hier untergeordnet auch sarmatische Formen eingemengt. Das Gleiche beobachtet man in einem Steinbruche östlich von Klingenbach, wo in einer Sandabla- gerung unmittelbar unter einer Conglomeratbank Melan. Martiniana, Trochus Podalicus, Cong. triangularis und Cerithium disjunctum zu- sammen vorkommen. Nicht weit davon zeigen sich in den Schichten neben Melanopsis, Congeria und Cardium auch Foraminiferen einge- schwemmt. Die hier zu Tage tretenden Schichten kann man als den Gegenflügel der entsprechenden Schichten des „Föllig“-Berges be- trachten, der sich SW. bei Gross-Höflein aus der Ebene erhebt. Auch hier bestehen die Schichten aus kalkigem Sand, Schotter und dicken Conglomeratbänken, überwiegend mit Melan. Martiniana; ganz unter- geordnet findet man auch hier sarmatische Formen und Nulliporen eingemengt. Im Complexe der pontischen Schichten scheinen die lignit- führenden Schichten die jüngere Ablagerung darzustellen. Es treten ferner in diesem Gebiete vielfach Schotterablagerun- gen auf, über deren Stellung bei völligem Mangel an Petrefacten schwer zu entscheiden ist. Einige derselben dürften wohl dem Pliocän, andere dem Diluvium zuzuzählen sein. Das eigentliche Diluvium ist theils als echtes Löss, theils als schotteriger Thon entwickelt; jener bedeckt im Allgemeinen die sanfteren Gehänge und breitet sich in den tiefer gelegenen Theilen aus, während der Letztere bedeutend höher hinaufreicht und in dem Neogengebiete stellenweise die Gipfel der Hügel bedeckt. L r Nr. i K. Hofmann. 2] Herr J. Boeckh, begann seine Aufnahmsarbeiten im süd- östlichen Ungarn, im Comitate Szöreny. Als Ausgangspunkt für seine Forschungen wählte er zuerst Bosovies, später Bania, von wo aus er in süd-südöstlicher Richtung in das unbewohnte Waldgebirge eindrang, das sich hier schon zu bedeutender Mächtigkeit erhebt; hier kann der mit Detailaufnahmen beschäftigte Geolog seinen Zweck nur bei längerem Campiren im Freien ausführen. Das von Herrn Boeckh begangene Gebiet erstreckt sich auf eirca 3 Quadrat-Meilen, es enthält Gebilde aus der primitiven, der secundären, der tertiären und im geringeren Grade der quaternären Perioden, sowie der Jetztzeit. Südlich von Bania, längs einer Linie, welche Alt-Schoppoth mit dem süd-südöstlich von Bania gelegenen Berg Cincera verbindet und in dieser Erstreckung die Richtung West-Ost einhält, trifit man auf eine Zone krystallinischer Schiefer, und während sich nördlich von dieser Linie die tertiären Schichten erstrecken, welche als niedriges Hügelland das Becken von Almäs ausfüllen, erhebt sich südwärts der bezeichneten Linie das Terrain plötzlich und bildet eine bergige Ge- gend, als deren bedeutendste Punkte der Cioka sinului 956 m., der Domanyasa 972 m., der V. Kurmulitza 982 m. und der Tilva Gabru- lutzulun 992 m. Meereshöhe erreichen. Herr Boeckh hat unter den krystallinischen Schiefern südlich von Banja zwei Gruppen unterschieden. Die erste Gruppe wird von glimmerreichem Gneiss gebildet. Der Glimmer hat weisse, braune oder auch grünliche Farbe und ist im Gesteine überwiegend vorhanden, oft in solchem Masse, dass das Gestein an Glimmerschiefer erinnert. Das Gemenge von Quarz und Feldspath zeigt im Querbruche des Gesteines meist eine parallele Anordnung in Bezug auf den Glimmer. Rother, mehr-minder verwitterter Granat tritt im Glimmergneiss häufig auf, so z. B. am Cioka visurinilor, Intrevoi, Kraku otara u. s. w. — Bisweilen, jedoch nur selten, nimmt der Glimmergneiss ein dunkles, graphitisches Aussehen an, so z. B. südöstlich von Bania, an einzelnen Punkten des Vale mare (grosses Thal‘‘). Dieser Glimmergneiss, der theilweise gut ausgebildete Schiefer- structur besitzt, tritt auch in ziemlich mächtigen Bänken auf; doch verräth sich der Gneisscharakter stets an der oberwähnten Parallel- structur im Querbruche des Gesteines. Die Streichrichtung der Schichten ist überwiegend SW., bei nordwestlichem Einfallen. Abweichende Streichrichtungen kommen zwar, vermuthlich in Folge von Faltungen häufig vor, wie z. B. in einem Graben am Fusse des Kraku otara, oder am Abhange des Vale Soppotului deutlich zu sehen ist, allein im Allgemeinen ist die Fallrichtung eine nordwestliche. Der Fall- winkel ist ebenfalls schwankend, kann jedoch beiläufig auf 40—45° gesetzt werden, obschon auch Neigungen bis 65—70° vorkommen, An vielen Orten, jedoch immer nur in untergeordneten Massen, treten granitische Gesteine in enge Verbindung mit dem Gneisse. Dieselben zeigen den (Juarz und den Feldspath in grösseren Körnern entwickelt und in diesem Gemenge tritt weisser Glimmer stellenweise in ziemlich grossen Tafeln auf. Es ist dies z. B. im oberen Theile des schon er- wähnten Grabens am Fusse des Kraku otara der Fall. Eine dieser PP) Verhandlungen. Nr. 1 kleinen granitischen Partieen im Gneiss fand Herr Boeckh am Wege, der vom Vale mare bei Bania auf den Poeana hotzuluı, am Ostab- hange des Intrevoi führt; auch hier waren Granit und Gneiss innig miteinander verbunden. Herr Boeckh hält es für wahrscheinlich, dass diese kleinen, mit dem Gneiss so innig verschmolzenen Granitmassen nichts weiter als Ausscheidungen mit granitischer Textur darstellen, wofür das Ver- kommen am südwestlichen Abhange des Berges Luponya ein Beispiel liefert. In manchen Fällen jedoch mag der Granit auch wirklich eruptiv sein. — Der Quarz ist im Glimmergneisse oft in mächtigen Stöcken entwickelt. Die grösste derartige Masse beobachtete B. auf einem Ausläufer des Cioka visurinilor, wo der weisse Quarz einen Gang von 3'/;—4 m. Mächtigkeit, aber pur von geringer Erstreckung bildet. Auf dem Ostabhange des Intrevoi sind auch grössere Quarz- stöcke zu sehen. Auf dem Gebiete der Glimmergneisse kommen auch, wenn auch nur als die grössten Seltenheiten, amphibolhältige Gesteine vor. B. kennt bisher nur 4—5 Punkte, an denen derartige Gesteine, aber stets nur untergeordnet, auftreten. Einer dieser Punkte liegt süd- südöstlich von Bania, auf dem Berge Cincera, auf dessen westlichem Gehänge, der Mündung des Vale mica-Thales gegenüber B. ein, zwi- schen Gmneiss eingelagertes Amphibol-Plagioklas-Gestein fand. Quarz zeigt sich darin dem freien Auge nicht. Man hätte es demnach hier mit einem dioritartigen Gesteine zu thun. Obwohl dieses Vorkommen nur gering ist, bildet es doch die grösste Masse von Amphibol-Gestei- nen, die B. auf dem Gebiete des Glimmergneisses kennt. Im Liegenden dieser ersten Gruppe von krystallinischen Gestei- nen, in denen der granatführende Glimmergneiss überwiegt und die Amphibolgesteine zu den grössten Seltenheiten gehören, treffen wir auf die zweite Gruppe, in welcher hingegen amphibolhaltige Gesteine sehr verbreitet sind. Südlich von einer Linie, die, soweit B. sie ver- folgte, süd-südwestlich von Budaria, am Fusse des Berges V. orlovacia beginnt und sich in südwestlicher Richtung im SO. des Introvoi zwischen dem Cioka visurinilor und dem Cioka smulmi hinzieht, er- streckt sich jenes Gebiet, auf dem die Gesteine der zweiten Gruppe auftauchen. Auch hier treffen wir auf Gneiss, der indessen sehr häufig durch Aufnahme von Amphibol in Hornblendegneiss übergeht. Diese Gesteine haben oft ein verwittertes Aussehen, wobei die Färbung bräunlich wird; so z.B. in dem Theile, der Bania zunächst liegt. Der Glimmer des gewöhnlichen Gneisses in dieser Gruppe ist öfter grün- lich, gleichsam serpentinisirt, und dasselbe zeigt sich bei den Amphi- bolen der Hornblendeschiefer. Gmneisse mit lichtem Glimmer fehlen zwar nicht gänzlich, doch sind die Varietäten mit dunklem Glimmer bei Weitem überwiegend. Mit diesen dunkel gefärbten Gneissen oder Amphibolgneissen finden wir ferner durch ihre dunkelgrüne Farbe auf- fallende (Gesteine verbunden, die wir Amphibolite nennen wollen. Die- selben bestehen zunächst aus Amphibol und weisslichem Feldspath, — rother Feldspath ist nur selten zu beobachten, z. B. am Pojana Kurmulitza; — zu diesen Bestandtheilen tritt stellenweise schwarzer oder braungelber Glimmer sowie Quarz, in welchem Falle ein Ueber- Nr. 1 J. Boeckh. 93 gang zu Amphibolgneiss entsteht. Diese Gesteine zeigen zwar auch in den meisten Fällen deutliche Schichtung, allein dies Schieferstructur, die in den mit ihnen zusammenhängenden Gneiss- Varietäten noch gut ausgebildet ist, ist hier weniger deutlich, oder tritt auch ganz zurück. In diesen amphibolreichen Gesteinen ist die Lage des Feldspathes und des Amphibols in vielen Fällen derartig, dass der Querbruch des Gesteines Parallelstructur zeigt. Je mehr der Glimmer zunimmt, am so deutlicher wird die Schieferung dieser dunklen Ge- steine und umgekehrt, je mehr der Amphibol überhand nimmt, umso mehr tritt die Schieferstructur zurück, so sehr, dass man bisweilen ein dunkles, ungeschichtetes Gestein vor sich hat. Mit Zunahme der Hornblende scheint auch der Quarz zurückzutreten. Diese dunkel- grünen Amphibolite treten inmitten des braunen schieferigen Gneisses und des weniger Hornblende enthaltenden Amphibolgneisses derartig auf, dass sie zum Theil den Schichten der Gneiss-Varietäten normal eingebettet sind, zum Theil aber darin nur unregelmässige Partieen zu bilden scheinen. Alle diese Gesteine stehen mit einander in enger Verbindung und führen Quarz entweder nur in schmalen Adern oder auch in breiteren Bändern, wie z. B. am Cioka smulmi, im dunkelfärbigen Amphibolgneiss. Kleine Granatkörner findet man auch in den Gesteinen dieser zweiten Gruppe, doch im Ganzen selten und unbedeutend. Auch granitische Gesteine kann man an vielen Punkten in dieser Gruppe beobachten, sie bestehen jedoch meist nur aus Feldspath und Quarz. Glimmer zeigt sich darin nur selten und spärlich. Dieses granitische Gestein tritt meistens in schwachen Adern auf und bisweilen sind die aus Feldspath und Quarz bestehenden Bänder mit den Gneissschichten parallel gelagert, in anderen Fällen durchsetzen sie dieselben gang- artig in verschiedenen Richtungen; auch hier ist das Gemenge von Feldspath und Quarz in vielen Fällen nichts weiter als eine Aus- scheidung, in anderen Fällen jedoch gewiss eruptiver Entstehung. In dieser zweiten Gruppe krystallinischer Gesteine sind auch an manchen Punkten Serpentine in kleinen Massen vertreten, deren inniger Zusammenhang mit jenen schliessen lässt, dass sie aus ihnen entstanden seien. Sr nunisite Massen sind übrigens sowohl in den Graniten als in den Gneissen dieser Gruppe zu beobachten. An einigen Punkten enthalten die Schichten dieser Gruppe ge- ringfügige Einlagerungen von weissem oder lichtröthlichen krystallini- schen Kalk, so z. B. auf der rechten Seite des Versetz mare, am Cioka Prilipeionia u. s. w. — An mehreren Orten hat Herr B. auch Erzspuren im Gebiete der krystallinischen Schiefer entdeckt u. zw. manganreiches Brauneisenerz. Dasselbe tritt oft unmittelbar in Ge- sellschaft von krystallinischem Kalk auf, z. B. bei Versetz mare (Mor- mont), bei Cioka Prilipcionia, und es ist ohne Zweifel in die krystal- linischen Schiefer eingelagert, wie man an den genannten Orten leicht ersehen kann. Auch das Erzvorkommen zeigt an vielen Orten deutliche Schichtung, z. B. bei Mormont, so dass es als Lager auftritt, Herr B. fand, dass die Erzvorkommnisse dieser Gegend dort am häufigsten sind, wo auch der Serpentin am meisten entwickelt ist. 24 Verhandlungen. Nr. 1 Das Manganeisenerz ist meist von sehr guter Beschaffenheit, obwohl es sich aber an einzelnen Punkten, wie im Mormont, ziemlich mächtig erweist, so ist Herr B. auf Grund seiner bisherigen Beobach- tungen doch der Meinung, dass man es hier nicht mit Erzlagern von grösserer, ununterbrochener Erstreckung zu thun habe, sondern nur mit einzelnen, hier und da häufiger auftretenden Erzlinsen, die sich früher oder später auskeilen. Was die Streichrichtung der Schichten der zweiten Gruppe be- trifft, so zeigt sich diese auf den bisher durchforschten Theilen fast constant als nach N. oder NNO. gerichtet und nur ausnahmsweise kommt die Richtung NNW. vor. Die Fallrichtung ist ebenfalls beinahe ausschliesslich W. und WNW. Die Stellung der Schichten ist meist sehr steil, namentlich im westlichen Theile des Gebietes, wo der Fall- winkel im Allgemeinen 60—80° beträgt. Vergleichen wir daher die allgemeinen Streichrichtungen der beiden Gruppen von krystallinischen Schiefern, so zeigt sich, dass sie nicht parallel laufen, da die Streich- richtung der ersten Gruppe eine mehr westliche ist, sie bilden einen spitzen Winkel. Herr B. bemerkt ferner, dass, während die Tertiär- schichten südlich von Bania die Gruppe der Glimmergneisse berühren, im Südwesten dieses Ortes die amphibolreichen Gesteine ihre Grenze bilden, und zwar längs einer Linie, deren südwestliche Verlängerung die beiden Gneissgruppen von einander scheidet. Die Ablagerungen secundären Alters gruppiren sich längs zweier Linien und werden durch den krystallinischen Schieferzug des Cioka Raunilor von einander getrennt. Im östlicheren dieser Züge sind hauptsächlich Quarz-Sandsteine vertreten. Der Sandstein ist grau, braungelb, selbst röthlich und hat grobes Korn. Die Quarzkörner sind nicht alle gerundet, sondern auch oft als grössere, eckige Fragmente vorhanden, so dass der grobe Sandstein oft ein Mittel- glied zwischen Conglomerat und Breccie darstellt. Das Binde- mittel ist kieselig, wozu häufig noch Eisenoxydhydrat kommt. Diese Sandsteine, welche bisweilen Eisenkies führen, treten in mäch- tigen Bänken auf, allein die Schichten sind meistentheils stark zer- trümmert und liegen wie die Schollen eines Eisstosses auf den Gipfeln und den Flanken der Berge. Es giebt Varietäten, die sich sogar den Quarziten nähern. Diese Sandsteine bilden indessen keineswegs einen fortlaufenden Zug, sondern sind nur in grösseren oder kleineren Partieen den Schiefern aufgelagert in einer von SW. nach NO. ge- richteten Zone. Das Fallen derselben ist nach W. oder NW. unter Winkeln von 30—45°. Petrefacte sind im Sandsteine selbst nicht vor- handen. In den Sandsteinzügen zeigen sich an einer Stelle dunkle, glimmerführende Schiefer in deren Liegendem, nur einige Meter weit vom Grundgebirge entfernt, hat man Spuren einer anthracitischen Kohle gefunden. In den Schiefern hat Herr B. am südöstlichen Fusse des Cioka Raunilor Pflanzenabdrücke gefunden, die beim ersten An- blick an Palissya erinnern. Die Lagerung dieser Schiefer gegen den groben Sandsteinen konnte zwar nicht endgültig festgestellt werden, doch hält B. es für wahrscheinlich, dass die Schiefer dem oberen Theile des Sandsteincomplexes eingebettet seien. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass wenigstens der obere Theil dem untersten Lias Pr ag nal Nr. 1 J. Boeckh. > angehört; es wäre aber nicht unmöglich, dass den Sandsteinen, ganz oder zum Theil, ein höheres Alter zukomme. Im westlichen Zuge treten, unmittelbar auf die krystallinischen Schiefer aufgelagert, ähnliche Sandsteine auf, die auch hier mit grauen, glimmerführenden Schiefern verbunden sind. Hier konnte jedoch Herr B. keine organischen Reste entdecken; einige Pflanzen- abdrücke in den Schiefern waren zu schlecht erhalten, um eine Be- stimmung zuzulassen. Ueber den letztgenannten Gesteinen folgen am rechten Gehänge des Biger und Tilva lalki graue oder braune Sandsteine, die mit Säure stellenweise brausen. Sie enthalten bisweilen Glimmer. An manchen Stellen geht der Sandstein in Conglomerat über, wo dann die Quarz- geschiebe zuweilen selbst fussgrossen Durchmesser erreichen; im Ganzen sind sie aber doch feinkörniger als die Liegend-Sandsteine. In Gesellschaft der Sandsteine treten ferner graue, glimmerreiche sandige Mergel oder dunklere und festere sandige Kalksteine auf; letztere führen neben häufigem Quarz auch oft Glimmer. In den mergligen und kalkigen Varietäten dieser höheren Ablagerungen fand Herr B. auch Petrefacte: so namentlich neben Pojana lalka, am rech- ten Gehänge des Biger, wo in einem dunklen sandigen Kalke, der kleine Ostracoden enthält, die Terebratula grestenensis Suess häufig verkommt; auch Spiriferina rostrata Schl. sp. fand sich hier vor, und zwar in eben der Gestalt und Grösse, wie sie Prof. Suess aus den Grestener Schichten des Pechgraben beschreibt. (Brach. d. Kössener Schich. Taf. I. Fig. 8.) Ganz ähnliche Sandsteine, wie die hier be- schriebenen, kommen auch in NW. vom Biger, am Westabhange des Jidovinka vor, wo sie unmittelbar auf krystallinischen Schiefern lagern und Kohlenspuren enthalten. Ebendaselbst treten in einem höheren Niveau, als jene Sandsteine, Schichten eines glimmerführenden sandigen Mergels mit Amm. margaritatus auf. Die Anwesenheit des mittleren Lias ist daher sicher. Das mittelliassische Gestein ist manch- mal von einem eigenthümlichen tuffartigen Material durchmengt. Im westlichen Zuge der Liasablagerung, über den Grestener oder mittel- liassischen Schichten folgen meist graue, seltener röthliche oder gelb- liche Kalke mit weissen Kalkspathadern. Dieser Kalkstein, der zu- weilen bituminös wird, tritt uns in mächtigen Bänken oder aber in steilen Wänden ohne alle erkennbare Schichtung entgegen. Seine Fauna besteht namentlich aus Brachiopoden. Die Schluchten im oberen Theile des Thales von Berszaszka sind hauptsächlich in diesem Ge- steine eingeschnitten, das zwar auch an anderen Orten, doch gegen- wärtig in isolirten Theilen vorkommt. Auf dem Berge Pinza, bei Pojana Kiakovetz zeigt sich dieser Kalk in mächtigen Wänden von 50—60 m. Höhe; in seinem mittleren Theile ist er hier knollig. Auch auf den Bergen Biger und Tilva lalki bildet er ungeheuere Felswände über den oben beschriebenen unter- und mittel-liassischen Schichten. Im Allgemeinen muss dieser Kalk petrefactenarm genaunt werden, denn nur an einzelnen Stellen kommen Versteinerungen häufiger vor. In der letzten Zeit gelang es Herrn B. einige Fragmente von Ammo- niten aufzufinden, welche jurassischen Charakter zeigen u. zw. dem mittleren Theile des Dogger entsprechend; die Form gehört nämlich K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 1 Verhandlungen. 4 96 Verhandlungen. Nr. 1 in den Formenkreis des Stephanoceras Humphriesianus. Herr B. stellt demnach diese Kalke in den mittleren Dogger. Die Frage nach weiterer Unterabtheilung kann erst durch fortgesetzte Untersuchungen entschie- den werden. Ueber diesen Kalksteinen des mittleren Dogger folgen bei Jido- vinka, Biger, Tilva lalkı und Pinza unreine Kalke von rother oder grüngrauer, seltener gelber Farbe, mit dünner Schichtung; zum Theil sind sie mergliger Beschaffenheit und meist enthalten sie rothe Horn- steine. Zuweilen nimmt der Mergelgehalt so überhand, dass die kal- kigen Theile nur als Knollen in der Mergelhülle erscheinen. Diese Formation ist ausnehmend arm an Petrefacten, denn — mit Aus- nahme eines lamellosen Aptychen im grauen Kalke — konnte Herr B. bei genauestem Durchforschen weder in diesen Ablagerungen, noch in dem darauf liegenden ebenfalls dünngeschichteten hornsteinführenden grauen Kalk, etwas entdecken. -Der rothe Kalk mit rothen Hornsteinen erinnert an tithonische Ablagerungen; über das Alter des darauf folgenden grauen Kalkes, der mit jenem stratigraphisch innig verbunden ist, kann bisher noch keine Meinung geäussert werden: er kann eben so gut auch noch zum Tithon, als schon zur Kreide gehören. Zuletzt sei erwähnt, dass Herr B. noch einzelne kleinere Partieen jurassischer Ablagerungen weiter nach NW. fand, so z.B. ein kleines Vorkommen von Liasschichten SO. von Bania, am Südrande der Almäs, unmittelbar an der Grenzlinie, welche die beiden erwähnten Gneissgruppen scheidet; ferner ein kleines Kalkvorkommen bei Pojana Priszakan, das vermuthlich für Dogger angesprochen werden darf. Was die tertiären und noch jüngeren Bildungen des Almäser Bekens anbelangt, so konnte Herr B. dieselben bisher nur an zwei Punkten durchforschen, nämlich zwischen Bosovies und Prilipez, also nördlich von der Nera und ferner um das Dorf Bania herum. Die ter- tiären Ablagerungen, welche nordwestlich von Bosovics und bei Bania auftreten und das Becken der Almäas ausfüllen, bestehen zu unterst überwiegend aus mergligen thonigen Schichten, die übrigens mit grauen oder gelblichen Sanden wechsellagern, letztere gehen zuweilen auch in Schotter und Conglomerat über. Ueber diesen Schichten folgen Sande, Schotter und Conglomerate. Durch Eintreten von kalkigem Bindemittel entstehen im losen Materiale rundliche Knollen von verschiedener Grösse, gleich riesigen Bomben. Die Gerölle erreichen in diesem obern Theile der Ablagerung, namentlich um Bania herum, riesige Dimen- sionen, während dies in der Gegend von Bosovics nicht der Fall ist. Im Uebrigen hängen die beiden Gruppen so innig zusammen, dass sich ihre Trennung kartographisch nicht durchführen lässt. Dünne Kohlenschmitzen oder verkohlte Baumstämme enthält der untere Theil der Ablagerung häufig, bei Bosovics, an den Ufern des Minis-Baches und der Nera zeigen sich sogar mächtige Kohlenflötze. Nordwestlich von Bosovies finden sich in der unteren Abtheilung der Tertiärbildungen dünne, bituminöse Süsswasser-Kalkschichten mit kleinen Planorben und Limneen. Im Ganzen sind die Tertiärablagerungen hier sehr arm an Fossilien; nur nach langem Suchen gelang es Herrn B., namentlich im unteren Theil derselben, einige Petrefacte aufzufinden: Nr. 1 J. Boeckh. 97 es waren dies Fischknochen und Schuppen und ÖOstracoden, in der Gegend von Bania. Pflanzenreste zeigten sich verhältnissmässig häufiger, doch gehörten bessere Exemplare zu den Seltenheiten. In der Gegend von Bosovies, am linken Ufer des Minis-Baches, sowie weiter ostwärts neben der Nera-Brücke traf Herr B. auf eine gerippte Unio, die an die U. Wetzleri mahnt, in Gesellschaft von Melania Escheri, Neritina, Planorbis und Helix. Die Unio zeigt aber einige Eigenthümlichkeiten, die, wie es scheint, der Unio Wetzleri fremd sind, so dass man es vermuthlich mit einer neuen Species zu thun hat. Was bisher das Almäser Beken an palaeontologischen Belegen geliefert hat, charak- terisirt die Schichten als Süsswasserablagerungen und nur ein unbe- deutendes Vorkommen scheint von dieser Regel abzuweichen. Es ist unläugbar, dass der Charakter der Fauna dieser Schichten einigermassen auf die Congerienstufe hinweist, dennoch meint Herr B., dass dieselben der älteren Neogenzeit angehören. Er fand nämlich in den tieferen Abtheilungen der Almäser Tertiärschichten Rhyolithtuffe eingelagert, und gleichzeitig deutet auch die Beschaffenheit der dort auftretenden Kohle auf ein höheres Neogenalter. Diese Beobachtungen stimmen mit dem überein, was F. v. Hauer über die Tertiärablagerun- gen von Almäs sagt, dass dieselben nach Schlönbach’s Untersuchun- gen unserer marinen Stufe anzugehören scheinen. Ueber den eben betrachteten Ablagerungen folgen zwischen Bo- sovies und Prilipez grobe Schotter, in denen die einzelnen Gerölle selbst Kopfgrösse erreichen; das Material ist Quarz und andere Ge- steine des umgebenden Grundgebirges. Stellenweise mengt sich dar- unter braungelbes sandig-lehmiges Material und an mehreren Stellen liegt der Lehm auch über den Schottern. Diesen groben Schotter mit seinen Lehmen trennt Herr B. von dem darunter liegenden Schichten- complex und ist geneigt ihn für diluvial zu erklären. Er fand nämlich im Harniek-Thale im sandigen Lehme, der grobe Schotter enthält, ein zwar stark verwittertes aber deutlich erkennbares Fragment des Stoss- zahnes eines Elephanten. Es ist daher unzweifelhaft, dass im Becken von Almäs über den beschriebenen neogenen Süsswasserschichten auch noch jüngere Ablagerungen vorkommen. Zum Schlusse sei noch erwähnt, dass sowohl im Thale des Minis als auch im Vale mare bei Bania vielfach kleine Schotterablagerungen mit grossen Geröllen sichtbar sind, welche, mehrere Meter hoch über dem Wasserspiegel, zuweilen deutliche Terassen bezeichnen. Hier liegen vermuthlich altalluviale Bildungen vor. Die schönste dieser Terassen zeigt sich bei Bosovies, an der Mündung des Minis-Thales zwischen der Minis und der Nera, wo die Schotterlage über den Schichtköpfen der geneigten Kohlenausbisse horizontal aufliegt; das Material des Schotiers entstammt ebenfalls dem nahen Gebirge und enthält prächtig charakteristische Geschiebe. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. } [8 y er eu P { Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung vom 8. Jänner 1878. Inhalt. Vorgänge an der Anstalt. — Eingesendete Mittheilungen. C.J. Wagner, Geologische Skizze des Hausruck-Gebirges. F. Babänek, Ueber den feuerfesten Lehm von Drahlin. F. Seeland, Der Bergbau auf Rotheisenstein und Braunstein bei Uggowitz. — Vor- trag, D. Stur, Vorlage seiner Culm-Flora der Ostrauer und Waldenburger Schichten. — Litera- tur-Notizen. M.v. Hantken, Ch. Grad. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Vorgänge an der Anstalt. Seine k. und k. apostolische Majestät haben mit Aller- höchster Entschliessung vom 12. December 1877 dem Adjuncten der k. k. geologischen Reichsanstalt, Dr. OÖ. Lenz, die grosse goldene Medaille für Wissenschaft und Kunst allergnädigst zu verleihen geruht. Eingesendete Mittheilungen. C. J. Wagner. Geologische Skizze des Hausruck- Gebirges. Es ist schon in mehreren Schriften das Hausruckgebirge speeciell beschrieben worden, meist durch die in demselben verborgenen Kohlen- flötze angezogen, und ich glaube nur zur Vervollständigung der in frü- heren Schriften ausgesprochenen Daten jene Aufdeckungen zur Kennt- niss bringen zu sollen, welche durch den Bahnbau in diesen Gebilden gemacht wurden. Es soll daher das Folgende, wie schon erwähnt, mehr zur Vervollständigung des bereits Vorhandenen dienen, und ich werde nur der Uebersicht halber die früheren, bereits angeführten Daten in Kurzem zusammenfassen, um ein vollständiges Bild ent- wickeln zu können. Die Salzkammergut-Bahn gelangt bei Gmunden in tertiäre Ge- bilde und berührt selbe, ausser jüngeren Gebilden, ausschliesslich bis zu ihrem nördlichen Ende. Von Attnang 414 Meter über dem Meeres- spiegel (Kreuzungspunkt der Elisabeth- und Salzkammergut-Bahn) er- steigt die Bahn, um die am Hausruck gelegenen Kohlenwerke einzu- beziehen, die Wasserscheide bei Holzleithen und durchtunnelt selbe K. k. geolog. Reichsanstalt. 1578. Nr. 2. Verhandlungen. 5 30 Verhandlungen. Nr. 2 in einer Länge von 607 M. und Höhe von 612 M. über dem Meeres- spiegel, fällt dann von hier bis Ried bis zur Höhe von 488 M. Die Bahn bewegt sich somit von Attnang bis zur Tunnelmitte in einer Länge von 19,236 M. und der Eısteigung von 198 M., von hier weiter bis Ried in einer Länge von 14,400 M. und Erreiehung einer Tiefe von 163 M., wodurch die ganzen unteren Gebilde so ziem- lich blossgelegt wurden; nebstdem repräsentirt der Aufschluss durch die von der Station Holzleithen nach Thomasroith abzweigende Flügel- bahn eine Länge von 5817 M. Obgleich die durch die Bahn nothwendig gewordenen An- und Einschnitte nicht immer anstehende Gebilde aufdeckten, so wurden doch andererseits durch grössere Erd- und Fundirungs-Arbeiten die Gebilde insoferne blossgelegt, um sich eine bessere Charakteristik, be- sonders des Liegenden, vom letzten Kohlenflötz zu verschaffen. Wie aus den Terrainformen zu entnehmen ist, verräth das Ge- birge schon an seiner Oberfläche den tertiären Charakter seiner Ge- bilde, an seinem Fusse überdeckt von den Abflüssen der höher ge- legenen Schichten. In seinen oberen Partien ist das Gebirge nahezu durchgehends noch stark bewaldet, in den unteren flacheren gibt es den Feld- und Wiesengewächsen einen sehr nahrungsstoffreichen Boden, obgleich die eigentliche Humusschichte an den meisten Stellen eine ziemlich spär- liche, in Beziehung ihrer Höhe, genannt werden kann. Der Wasserreichthum des Gebirges ist nach unten ziemlich gross, die Lehnen oft sehr aufgeweicht, was sich meist auf die dem eigentlichen Gebirgsstock vorgelagerten abgestürzten, oder vielleicht besser abgeflossenen Gebirgstheile beschränkt, welche das Wasser von den durch sie gedeckten Kohlenschiehten zugeführt erhalten. Von der letzten Kohlenschichte nach oben ist eine rasche und bedeutende Wasserabnahme zu constatiren. Auf die das Gebirge bildenden Massen selbst eingehend, glaube ich am besten zu thun, der Einfachheit wegen die ganzen, bis jetzt bekannten Vorkommnisse im Hausruck-Gebirge in drei Gruppen zu theilen, und zwar in die oberste, die schotterigen Gebilde, in die mittlere oder Lignit führende, und untere oder thonig-sandige Gruppe (Schlier). Die oberste, die Schotterschichte, besitzt eine ziemlich mächtige Entwieklung und zeigt nur geringe Spuren von Uebergängen in mehr gebundenen Schotter, Conglomeratbänke scheinen in denselben sehr spärlich vertreten und von minderer Qualität. Die einzelnen Ge- schiebstheile bestehen vorwiegend aus Quarz, Gneiss, Granit, Kalk, und besitzen nahezu durchgehends eine geringe Grösse, was als Charakteristik dieser Geschiebs-Ablagerungen dienen kann, nebst ihrer starken Abrundung der Flächen, welche beide Momente diese Schotter- gebilde als tertiäre erkennen lassen. Diese Schotter-Ablagerungen sind dann meist durch Infiltration von eisenhältigen Wässern bräunlich oder gelb gefärbt. Das Liegende dieser Schotterschiehten im Hauptrücken bildet nun die eigentlich Lignit führende Schichte. Zu oberst liegt ein blauer Thon von geringer Mächtigkeit, der zugleich das Hangende en ; i wi an ai 1 u un u u a Nr. 2 Sitzung vom 8. Jänner. ©. J. Wagner, 31 des ersten Lignitflötzes ist, welches oft bis zu 0:5 M. Mächtigkeit be- sitzt und von demselben Thon nach unten abgeschlossen wird. Unter diesem, von blauem Thon eingeschlossenen ersten Lignit- flötz liegen dann entweder mehr schotterige oder wellsandartige Ge- bilde in dünnen Lagen wechselnd, in einer Gesammt-Mächtigkeit von eirca 12 M. und darüber, und schliesst nach unten eine Lage von gelbem Lehm an, der von blauem 'Thon unterlagert wird, welcher das Hangende des zweiten Lignitflötzes bildet, dessen Mächtigkeit oft über 4 M. beträgt und nach unten wieder von einem blauen Thon abgeschlossen wird, in welchem das dritte, letzte Kohlenflötz liegt, wel- ches ebenfalls oft eine Mächtigkeit von 3 M. erreicht. Die Grenze zwischen den Lignit führenden und den unteren thonig-sandigen Gebilden wird dann oft durch eine ziemlich mächtige gelbe oder weissgraue Thonschichte gebildet. Die Lignite wechseln in Beziehung ihrer Farbe zwischen licht- braun bis schwarz, der Bruch ist faserig, in den dichteren Partien muschelig, ebenso erscheint oft die Struktur vollkommen und lassen sich Stamm-Querschnitte erkennen, welche linsenartige Verdrückungen zeigen. Oefters erscheinen auch dünne Lagen von mehr blätterigen und stengeligen Pflanzen-Ueberresten, welche vollkommen im Harzgruss eingebettet sind, in welchen wohl auch Harz selbst, aber seltener, in grösseren Stücken eingeschlossen ist. Durch die Atmosphäre und unter Einwirkung von Frost zerfällt die Kohle vollkommen in kleine Sfücke, ebenso bei trockener Destillation derselben. Die Lignitflötze selbst bilden nach ihrer Lage die wasserfüh- rende Schichte, da sie beiderseits von Thonen eingeschlossen sind, welche durch die Thalbildungs-Bewegungen unterbrochen, theils unter einander, theils mit den Schotter-Gebilden in Verbindung stehen, daher selbe im Gebirge einen grossen Feuchtigkeitsgrad besitzen. Nach unten, sowie oben, bilden diese Lignitflötze ein mehr thonhaltiges, zäheres, aber weniger verwendbares Material, was wohl den Einflüssen der im Hangenden und Liegenden befindlichen Thone bei der Ablagerung zuzuschreiben ist. Diese, die Lignitflötze umgebenden Thonschichten besitzen in Berührung mit der Atmosphäre ein bedeutendes Blähungs-Vermögen, was sich auch noch durch die in den unteren Gebilden befindlichen Beimengungen beobachten lässt, aber nur in einem viel geringeren Grade auftritt. Unter dieser Lignit führenden Schichte treten dann die, die früheren Schichten an Mächtigkeit weit überreichenden, thonig- sandigen Gebilde auf, deren Mächtigkeit noch nicht bestimmt erscheint. Der ganze Unterschied unter den einzelnen Gebilden der letzten, zu unterst gelegenen Schichte liegt einzig in den bald vorherrschenden sandigen oder thonigen Ablagerungen, welche durch nahezu reine Sand-Ablagerungen von geringer Mächtigkeit, ebenso von rein tho- nigen Ablagerungen getrennt erscheinen. Zu unterst als Abschluss erscheint dann eine festere, stark thonige Ablagerung, der eigentliche Schlier. Es sind somit alle Ge- mengtheile der Ablagerungs-Producte der unteren, dritten Schichte 5* 39 Verhandlungen. u als gleich anzusehen, und ist der Unterschied nur in der Vertheilung derselben in Beziehung ihrer Quantität zu suchen. Alle diese Gebilde, von der dritten bis zur ersten, obersten Schichte, zeichnen sich meist durch eine nahezu vollkommen horizontale Ab- lagerung aus, und es erscheinen oft nur ganz geringe wellenartige Neigungen , welche aber schon späteren Einflüssen zuzuschreiben sind. Ich will somit nach dem Vorhergegan- genen versuchen, den charakteristischen Schnitt des Hausruck-Gebirges in Fig. 1 zu geben. Schotter Blauer Thon 1. Lignitilötz Blauer Thon Schotter mit Wellsand Gelber Thon Blauer Thon 2. Lignitflö'z Blauer Thon 3. Lignitflötz Blauer Thon Gelber Thon TIISSSS ER , REES x Thoniger Band Versteinerung führende Schichte Thoniger Sand Savdige Thone Lignit Schotter Schotter mit Wellsand Gelb. Thon Blauer Thon Schlier ‘= a1 FE N - u Nr.? Sitzung vom 8. Jänner. ©. J. Wagner. 33 Alle diese Gebilde kommen in einer grossen Ausdehnung vor, und am Hausruckgebirge das volle Profil, während in der Umgebung desselben als oberste Lage der Schlier allein erscheint, die übrigen beiden Schichten 1 und 2 entfernt sind, ohne aber die Höhe von 613 M. zu erreichen. Es sind somit die Gebilde der dritten Schichte auf ein bedeutendes Gebiet ausgedehnt, während die erste und zweite speciell über jene Theile des Hausruck-Gebirges ausgebreitet sind, welche die Höhe von 618 M. über dem Meeresspiegel überschreiten, und beträgt zu unterst eirca 1 Quadratmeile. Es lässt sich daher aus diesem Grunde das ganze Becken als zusammenhängend erkennen, und das Hausruck-Gebirge als letzten vollkommenen Rest der an dieser Stelle entwickelten Neogenfor- mation ansehen. Diese in der Natur an der Oberfläche der Erde bestätigte An- nahme wird aber durch einen die Thalbildung charakterisirenden Schnitt ebenfalls vollkommen unterstützt. Werfen wir einen Blick auf das bei Thomasroith aufgedeckte Profil (Fig. 2) des Hausruck- Gebirges, so werden die später stattgehabten Bewegungen, respective Abführung der Schicht 1 und 2, bei dem Rücktritt der Gewässer vollkommen klar. Es können daher nach diesen, auch in tieferen Lagen als 613 M., Fragmente der Schichte 1 und 2 erscheinen, jedenfalls aber nur als abgeflossene und nicht an dieser Stelle vom Wasser ab- gelagerte Massen. Die Art und Weise der Ablagerungen, sowie deren Perioden, sind auch noch durch eine weitere Aufdeckung, welche durch den Bahnbau erfolgte, erklärbar. Wie aus dem geologischen Längenprofil der Strecke, Kilo- meter 123—130, Hervorgeht, wurde daselbst eine horizontale Schichte im Schlier aufgedeckt, welche bis jetzt in dieser Höhe als die einzige erscheint, in welcher Meeresthiere abgelagert wurden. Ich fand zuerst die Schichte hei Rackering Kilometer 123/4, aus welcher ich leider nur wenig erhaltene Reste erhielt, da vorzüg- lich zu oberst viele Gastropoden vorhanden scheinen, welche aber alle wegen ihren zu dünnen, sehr weichen, nahezu vollkommen aufgelösten Kalkschalen keine kenntlichen Reste lieferten. Besser erhalten fand ich speciell in einer dünnen, mehr sandigen Schichte Peeten und einen kleinen Haizahn. Durch dieses Vorkommen aufmerksam gemacht, suchte ich über der Wasserscheide nördlich von derselben in der gleichen Höhe 570 bis 576, und fand selbe bei Wappelsham, Kilometer 130, wieder, was die horizontale Ablagerung noch präciser nachweist, als die Lignit- flötze, da in letzteren durch jüngere Bewegungen, gerade am Austritt aus dem Gebirgsstocke, viele Unregelmässigkeiten zum Vorschein kommen. In dieser correspondirenden, mehr sandigen Schichte, welche auch in Beziehung ihrer Gemengtheile mit der von Rackering voll- kommen gleich erscheint, fand ich ebenfalls. Diese Schiehte dürfte auch dieselbe bei Metmach (bei Ried) sein, in welcher sich viele Fischzähne, dann auch Panzerplatten von 34 Verhandlungen. Nrx® Psephophorus polygonus vorfanden, welche Localität ich leider nicht zu besuchen Gelegenheit hatte, ebenso gehört die bei Ottnang in das- selbe Niveau. Es erscheint somit diese Schiehte in der Höhe von 570—576 M. als die einer grösseren Pause der Ablagerungen, worauf ein erneuerter Schlierabsatz erfolgte. Dass eine gewaltige Bewegung und Strömung des Wassers mit Ausnahme der Zeit des Entstehens der versteinerungführenden Schichte stattgefunden habe, ist wohl aus den gleichförmigen, sehr feinen Ge- mengtheilen des Schliers zu ersehen. Es ist nur der Quarz vor- handen, welcher der Strömung der Wogen und der Brandung insoweit Stand hielt, dass er sich in Form von Körnern erhielt, alle übrigen Bestandtheile, wie Glimmer, talkige und thonige Gesteine ete., sind nur in ganz feiner Pulverform erhalten. Erst gegen Ende der Schlier-Ablagerung, respective mit Beginn der Ablagerung der Schichte 1 und 2, scheint eine mehr ruhigere Bewegung, vielleicht nur mehr Strömungen vorhanden gewesen zu sein, was auch im Rücktritt der Wassertiefe zu suchen sein wird, da daselbst auch Kalke und weichere Gesteins-Gattungen zwar selten, aber doch als Geschiebe erhalten sind; im Uebrigen herrschen auch im Geschiebe der Schichte 1 Quarz, Granit und Gneiss vor. F. Babänek. Ueber den feuerfesten Lehm von Drahlin nächst Pribram. Am südlichen Abhange des Brdy-Gebirges, nördlich von Pri- bram, zieht sich eine schmale Zone einer Lehm-Ablagerung in der Richtung von Osten gegen Westen, welche oberhalb der Ortschaft Deutschpasek beginnt, nördlich von den Dörfern Sadek, Drahlin bis gegen Obecenie verfolgt werden kann, eine Art Terrasse längs dem ganzen Gebirgsabhange bildend, und aus einer Ablagerung von feuer- festem Lehm bestehend, welcher seit vielen Jahren bergmännisch ge- wonnen wird, und aus dem bei der Pribramer Schmelzhütte feuerfeste Ziegel gemacht werden, demnach derselbe in technischer Beziehung von besonderer Wichtigkeit ist. Ueber das geologische Alter dieses Lehmes war man lange Zeit im Zweifel, bis erst die neuesten Aufschlüsse daselbst erkennen liessen, welcher Formation derselbe angehört. Oberbergrath Grimm hielt denselben für einen mächtigen, zersetzten Dioritgang'), in der Festschrift zur Tausendmeter-Feier des Adalbert-Schachtes in Pribram wurde derselbe zur Diluvial-Ablagerung gezählt, nach den neuesten Aufschlüssen dürfte derselbe jedoch zur Kreideformation zu rechnen sein. Es sind nämlich im vorigen Jahre behufs Erschürfung dieses Lehmes von Seite der Hlubo$er Domänen-Direction, welcher die Wal- dungen, wo der Lehm gewonnen wird, gehören, Schurfschächte ober- !) Jahrbuch der k. k. Bergakademie 1856, Bd. V. Duo Nr. 2 Sitzung vom 8. Jänner. F Babänek. 35 halb Drahlin und Sadek angelegt worden, mit welchen man theils Lehm, theils Sandsteine und Conglomerate aufgeschlossen hatte, welche Gesteine den Grauwacken-Schichten Pfibrams nicht angehören, viel- mehr zu einer jüngeren Formation gerechnet werden müssen. So wurde an einem Punkte ein lichtgrauer, feinkörniger, leicht spaltbarer Sandstein angefahren, welcher die grösste Uebereinstimmung mit dem Quadersandsteine der böhmischen Kreideformation zeigt. Die äusserst feinen Sandkörner sind mit einander durch ein gelblich- weisses, thonig-erdiges Bindemittel verbunden, in Folge dessen das Gestein im trockenen Zustande die graulichweisse Farbe annimmt und weiss abfärbt, wodurch sich dieser Sandstein von dem Grau- wacken-Sandsteine auffallend unterscheidet. Weiter östlich fand man mit einem anderen Schächtehen ein Conglomerat, aus etwas grösseren Quarzkörnern bestehend, welche mit demselben, früher angeführten Bindemittel verbunden waren, fer- ners einen grobkörnigen Sandstein als Uebergang des feinkörnigen zum conglomeratartigen. Auch diese Gesteine weichen von den Silur- Conglomeraten petrographisch vollständig ab, indem letztere mehr ein dunkelgraues, sandiges Bindemittel haben, oder als ein wirklicher Quarzit sich repräsentiren. Der Lehm ist geschichtet, und es wechsellagern mächtige Bänke von grünem, weissem, röthlichem, braunem und schwarzem Lehme, von denen der weisse am mächtigsten ist und stellenweise auf einem ziemlich festen grünen Lehme aufgelagert erscheint. Mit Ausnahme des röthlichen, eisenschüssigen Lehmes, in dessen Nähe ein schwaches, nicht abbauwürdiges Eisensteinlager aufgeschlossen wurde, sind die übrigen Sorten feuerfest und werden behufs Fabrikation von Ziegeln bergmännisch gewonnen. Wenn die gefärbten Lehme längere Zeit im Trockenen an der Luft liegen, so werden sie lichter gefärbt, und beim Brennen erhält selbst der schwarze Lehm eine weisse Farbe. Nicht unberührt kann gelassen werden, dass in dem weissen Lehme Einschlüsse von derbem, weissem Quarze vorkommen, was gleichfalls auf eine Sediment-Ablagerung deutet. Die Diluvial-Ablagerungen schliessen sich an dem südlichen Ab- hange des Brdy-Waldes unmittelbar dieser Formation an, und be- stehen grösstentheils aus gelbliehweissem, plastischem Lehme, welcher in bedeutender Mächtigkeit auftritt, und daher Ursache war, dass man obige Ablagerung des feuerfesten Lehmes, solange der Kreide-Sand- stein in dieser Gegend nicht bekannt war, zum Diluvium rechnete. Die Lagerungs-Verhältnisse dieses Restes der böhmischen Kreide- Formation sind durch die Schurfarbeiten nur theilweise aufgeschlossen und zu Tage nirgends sichtbar. Die Ablagerung nimmt ein bedeu- tendes Höhen-Niveau ein, und befindet sich auf der Pfibramer Grau- wacke in discordanter Lagerung. Nachdem die feuerfesten Thone Mittelböhmens nach Funden von Petrefakten in denselben als zur Kreide-Formation gehörig erkannt wurden, und der feuerfeste Lehm von Drahlin, vermöge der daselbst aufgeschlossenen Sandsteine, gleichfalls zur Kreide-Ablagerung gezählt werden muss, so dürfte er mit den feuerfesten Thonen Böhmens im Zusammenhange stehen und gleichzeitiger Entstehung sein. 36 Verhandlungen. Nr. 2 F. Seeland. Der Bergbau auf Rotheisenstein und Braunstein auf dem Kok, nordwestlich von Uggowitz. Die Gebirgs-Formation des Kok sammt Umgebung gehört wahr- scheinlich der Steinkohle an, welehe von rothen Schiefern, Sand- steinen und Trias-Dolomit überlagert wird. Zwischen rothen, schön marmorartigen Orthocerenkalken und dunklem Bergkalke finden sich in concordanter Stellung Rotheisen- und Braunstein-Lager, welche am Ende des vorigen Jahrhunderts an der Ostseite des Kok mit zwei kurzen Einbauen erschürft und in Abbau genommen wurden. Das gewonnene Erz, welches heute noch in 3—400 Tonnen Braunstein und 2—300 Tonnen Rotheisenstein vor dem Stollen auf der Halde liegt, war theilweise auf einem nun verwachsenen Alpenwege zum Hoch- ofen im Bombaschgraben bei Pontafel geführt und verschmolzen worden. Ein Wildbach hat diesen Hochofen weggerissen. 1806 wurden nach berghauptmannschaftlichen Urkunden die Lehen von Fürst Orsini-Rosenberg wieder begehrt, und gingen dann, ohne dass etwas gearbeitet wurde, auf Graf Renard, Graf Casimir Eszterhäzy und Canal’sche Concursmasse über. 1867 wurden sie von amtswegen gelöscht und vor 4 Jahren von L. Gioboenik aus Eisenerz mit Frei- schürfen gedeckt. Heute findet man noch an der Ostseite in 1920 Meter Seehöhe eine erhaltene Knappenhütte und zwei steinerne Hausruinen, dann einen 1920 M. hoch gelegenen Unterbau und höher unter der Kock- spitze (2000 Meter) einen zweiten Stollen in der Lagerstätte. Der Sattel und Uebergang zwischen Kok und Uggowitz-Alpe in den Malborgetgraben hat 1940 M. Seehöhe. Herr L. Globocnik schürfte nun auf der Westseite des Kok mit zwei Stollen. Er entblösste in beiden Stollen die Lagerstätte, welche im Liegenden schöne Rotheisensteine, 0'9—1'3 M. mächtig, im Han- genden aber Braunsteine, 0'9M. mächtig, mit einem sehr schwachen Schiefer - Zwischenmittel enthält. Im unmittelbaren Liegenden ist ‘dunkler Kohlenkalk (Bergkalk), und im Hangenden zunächst rother Schiefer und dann marmorartiger rother Kalk mit vielen Orhtocera- titen. Das Einfallen der Lagerstätte ist zwischen Stunde 13 und 15 unter 40—52 Grad. Die beim Schurfbau gewonnenen Erze liegen auf der Halde und zwar bei Stollen I eireca 30 Tommen Rotheisenstein und 25 Tonnen Braunstein; — bei Stollen II 300 Tonnen Rotheisenstein und 150 Tonnen Braunstein (Varvicit). Der Stollen I (1700 M. hoch) ist auf einem schönen Ausbisse von 1:3 M. mächtigem Rotheisenstein angesteckt und heute 152 M. lang. e Der Stollen IT ist 9:5 M. lang, streichend, in Rotheisenstein ge- trieben, und dann ist in 28 M. Länge ein flaches Gesenk abgeteuft, welches aus dem Rotheisenstein in Braunstein gelangte, weil das Ab- teufen unter flacherem Winkel getrieben wurde, als die Lager- stätte fällt. Beide Einbaue sind also bedeutend tiefer als die alten, östlich am Kok gelegenen Baue. Die Umgebung dieses Schurfes ist hübsch Nr. 2 Sitzung vom 8. Jünner. F. Seeland. 37 bestockter Waldgrund, während die Ostseite meist kahlen Alpen- grund zeigt, und fällt diese westseitige Lehne steil in den Malborget- Graben ab, während die Ostseite des Kok flach nach Uggowitz abdacht. Darum, und weil im Malborget-Graben schon eine Strasse be- steht, hat man die Lagerstätte auf der Westseite des Kok in Angriff genommen. Werden die Erze etwa 100 M. tiefer durch einen Unterbau gewonnen und mittelst Seilbremse zur Malborget-Strasse ge- bracht, so wird ihre Erhauung und die Förderung nicht hoch zu stehen kommen. Natürlich wären sie dann entweder an Ort und Stelle zu Ferromangan zu verschmelzen, was heute grosse Bedeutung für den Bessemer-Process hat, — oder aber per Bahn zu versenden, oder endlich als Erze zu verkaufen, Herr Globocnik hat bereits 3 Grubenmassen freigefahren, welche nach Stunde 5 gelagert sind und noch den obersten Schurfbau an der Ostseite des Kok einschliessen. Ueberdiess sind 18 Freischürfe über das Erzterrain gelegt. Die Analysen des Wiener Hauptprobiramtes zeigen folgende Bestandtheile der Eıze: A. Braunstein, I. 51°78 Proc, Mangansuperoxyd oder 40'19 Proc. Mangan Il. 591 » ” » x ” n II tan), 5 a n » 1 en Eu h 516 a 3 B. Rotheisenstein. 50°67 Proc. Eisen 0:66 ,„ Mangan 0:07@2, Phosphor, dann unlöslicher Rückstand (Kieselthon), eirca 17 Proc. lösliche Thon- erde, 4'/; Proc. Kalk und geringe Spuren Magnesia und Kupfer. Analysen beim Hochofen Prevali zeigen bei 100 Grad getrock- neter Substanz: I. Braunstein 45:32 Proc. Mangan (1. Sorte) 0°050 ,„ Phosphor Il. Braunstein 3459 „ Mangan (2. Sorte) 0'113 „ Phosphor I. Rotheisenstein 55°68 Proc. Fe aan, 0 Al 1285 ,„ Rückstand als Silieium. Herr Globocenik hat bereits 400 Otr. des Rotheisensteines in seinem Hochofen verarbeitet und bei 16 Proc. Kalkzuschlag mit 49 Proe. Ausbringen schönes Graueisen produeirt, welches sich auf den Frisch- feuern recht gut verarbeiten liess. Die Rotheisen- und Braunstein-Lagerstätte ist jedenfalls schön zu nennen, und scheint sowohl dem Streichen, als dem Verflächen nach anzuhalten, so dass auf viele Jahre Erze da sind. Ungünstige Umstände sind: die hohe Gebirgslage und beschwerliche Förderung; günstige aber: die Nähe der Tarvis-Ponteba-Bahn, und der heutige Werth der Manganerze. K. k. geolog. Reichsanstalt. 1878. Nr. 2. Verhandlungen. 6 38 Verhandlungen. Nr. Vorträge. D. Stur: Vorlage seiner Culm-Flora der Ostrauer und Waldenburger Schichten. (Beiträge zur Kenntniss der Flora der Vorwelt: II. Heft. Abhandlungen der k. k. geolog. R.-A. Bd. VIII. Pag. 106—472. Mit 27 lithografirten (4 einfachen, 23 Doppel-) Tafeln, 59 Zinkografien, ferner einer Revierskarte (Tafel A.) und den zu- gehörigen Profilen (Taf. B und C) in Farbendruck). Mit der Herausgabe dieses Heftes ist der VIII. Band der Ab- handlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt vollendet, und enthält derselbe im ersten Hefte die Culm-Flora des mähr.-schles. Dach- schiefers, im zweiten Hefte die Culm-Flora der Ostrauer und Walden- burger Schichten; somit sind in demselben alle brauchbaren und verwerthbaren Daten über die Culm-Flora unseres Gebietes und über die betreffenden, dieselbe enthaltenden Ablagerungen, die mir zu Gebote gestellt waren, deponirt. In Folge von Erörterungen von allgemeinerem Werthe und Inhalte, insbesondere über die Morphologie der in dieser Flora ver- tretenen Abtheilungen des Pflanzenreichs, im phytopalaeontologischen Theile, zu welchen ganz neue Daten benützt werden konnten, die zugleich unsere früheren Anschauungen zu berichtigen beabsichtigen — ist dieses zweite Heft umfangreicher geworden, als ich gehofft habe und wünschen konnte. Diese hier ausführlich gegebenen Erörterungen werden jedoch insoferne dem dritten Hefte zu Gute kommen, als im Angesichte derselben ich mich im dritten Hefte kürzer fassen werde können. Der Grundgedanke, der mich bei der Zusammenstellung meiner phytopalaeontologischen Arbeiten stets leitet und leiten wird, ist: von der Gestalt und der Grösse des Individuums oder seiner Theile, der vorkommenden Pflanzen, ein möglichst detaillirtes und getreues Bild zu schaffen. Der Phytopalaeontologe steht in dieser Hinsicht auf viel schlech- teren Füssen als der Zoopalaeontologe oder der Zoo- und Phytologe. Bei lebenden Pflanzen hat der Sammler die Gestalt und Grösse des Individuums vor sich; bei lebenden Thieren ist die Möglichkeit gegeben, auch von den seltensten Arten möglichst viele Individuen zusammenzubringen und der eingehendsten Untersuchung zu Grunde zu legen. Wir sind im Stande in einer Handvoll des Congerien- oder Cerithien-Sandes hunderte von Individuen der Melanopsis Bouei oder des Cerithium pietum herauszuklauben. Von fossilen Pflanzen erhalten wir in den älteren Formationen stets nur Bruchstücke und Trümmerhaufen, die überdiess in der Regel von abgestorbenen also todten Individuen stammen, die nach dem Absterben vertrocknet, entfrüchtet, entblättert oder mit eingeschrumpf- ten Blattresten bedeckt, eine Zeit lang noch an ihrem Standorte, dem Wechsel der Witterung ausgesetzt, stehen blieben. Endlich brachen sie unter der Last ihres Alters, ihrer Morschheit zusammen und die einzelnen Splitter derselben wurden vom Winde in den Bereich fliessender Wässer gebracht, diese führten sie den stehenden, süssen Nr. 2 Sitzung vom 8. Jänner. D. Stur. 39 oder salzigen Wässern zu, in deren Gebiete sie endlich oft nach lan- ger Maceration ihr Grab gefunden hatten. Diese Splitter müssen erst von fleissigen Sammlern aufgelesen, von uns sorgfältigst vom bedeekenden Gestein entblösst werden. Erst die so präparirten Splitter sollen zu grösseren Stücken der einzelnen Theile des Individuums zusammgefügt werden, aus solchen mühsam erreichten Stücken die Gestalt und Grösse z. B. eines einzigen Blattes eines Individuums errathen werden. Wahrlich eine mühsame Aufgabe, wenn sie mit der aufrichtigen Absicht, der Wahrheit und Wirklichkeit möglichst nahe zu treten, ausgeführt wird. Was würde ein Zoopalaeontologe z. B. sagen, wenn man ihm zumuthen wollte, dass er aus kleinen zerstreut gefundenen Bruch- stücken, die früher ihrer ganzen Gestalt nach nie gekannte Melanopsis vindobonnensis zusammenstellen solle ? Und doch treten fast nur solche Zumuthungen täglich an den Phytopalaeontologen heran. Es ist natürlich, dass bei so schwieriger Aufgabe die erreichten befriedigenden Resultate nicht sehr zahlreich sein können. Meine Bemühungen, die Gestalt und Grösse der Individuen oder deren Theile so genau als möglich kennen zu lernen, haben mich zu einigen Resultaten geführt, die ich hier kurz erörtern will. Betreffend zunächst zwei Arten der Gattung Sphenopteris, und zwar die Calymmotheca Stangeri und Calymmotheca Larischi enthielt das mir vorliegende Materiale aus den Ostrauer Schichten eine Suite von Bruchstücken, die auf den betreffenden Tafeln, um Raum zu sparen, zusammgedrängt abgebildet werden mussten. Ich habe diese Abbildungen herausgeschnitten und auf einem grossen Blattpapier den Versuch gemacht, aus denselben je ein Blatt zu reconstruiren, indem ich das Fehlende nach Maasgabe des Vorhandenen durch ideale Ein- schaltung zu ersetzen suchte. Diese construirten Bilder werden in unserem Museum ausgestellt zu sehen sein. Ich erhielt von jeder der beiden genannten Arten je ein Skelett, aus welchem zweifellos her- vorgeht, dass dieselben Blätter trugen, die mindestens meterbreit und zwei Meter lang sein mussten, und einen bis über 3°® dicken Blatt- stiel, also in der That Dimensionen besassen, wie ich solche an be- treffender Stelle angegeben habe. Bei einer ganzen Reihe von anderen Arten der fossilen Gattung Sphenopteris, und zwar bei Diplothmema Schützei, Diplothmema_ elegans und Diplothmema dicksonioides liessen sich nie solche Reste finden, die auf eine colossale Grösse des Blattes dieser Arten hätten schliessen lassen, und waren die auf den Schieferplatten dicht gehäuften Bruch- stücke derselben stets nur mit verhältnissmässig sehr dünnen Spindel- theilen im Zusammenhange. Lange fehlte mir jeder Anhaltspunkt über die Gestalt der Blätter dieser Arten eine klarere Einsicht zu bekommen, bis das Originale zu Diplothmema Schützei an die Reihe kam präparirt zu werden. An diesem Originale entblösste ich um einen offenbaren federkieldieken Stamm herumliegend die einzelnen winzig kleinen Blätter, die eine höchst merkwürdige Gestalt besassen: indem ihre nacktstielige Blatt- spreite in zwei divergente Sectionen getheilt erschien. 6*r 40 Verhandlungen. Nr Eine so merkwürdige Blattform liess hoffen, dass sie nicht ganz vereinzelt auftrat, und in der That führten fleissige Nachforschungen auf dem mühsamen Wege der Präparation zu der Erkenntniss, dass die genannten Diplothmema-Arten, alle, solche in zwei Sectionen ge- spaltene Blätter besassen. Dann fand ich auch den Stamm zu diesen Blättern, so dass ich ein möglichst genaues Bild der ganzen Pflanzen endlich erreicht hatte, — als ich plötzlich von einem Diplothmema durch die Herren Dir. A. Mlädek und Franz Bartonee so voll- ständige Reste aus den Ostrauer Schichten erhielt, wie man sie nur von noch lebenden Pflanzen in unseren Herbarien finden kann. An diesen Exemplaren sah man von dem Farn, den ich Diplothmema Mlädeki nannte, den Stamm und an diesem die angehefteten, so sehr merkwürdig gestalteten Blätter noch fast in der natürlichen Lage. Dieser äusserst günstige Erhaltungszustand bestätigte alle die früher auf mühsamstem Wege eroberten Thatsachen über den Habitus der Diplothmema-Arten. Wer diese in unserem Museum ausgestellten Darstellungen von Calymmotheca einerseits und Diplothmema andrerseits betrachtet, dem leuchtet ein, dass die nach den älteren Angaben so ganz „natürlich“ aussehende Gattung Sphenopteris, die verschiedenartigsten Farne um- fasste. Eine weitere Untersuchung der Blattformen und Früchte von Calymmotheca und Diplothmema lehrt ferner, dass die erstere ein Vorfahrer der Cyatheae sei, während man den Nachkommen der Diplothmemen sowohl nach der Fructification, als nach der Blattgestalt in der winzig kleinen Acrostichaceae: Rhipidopteris peltata J. Sw. zu suchen habe. Die oft erwähnten Bemühungen, die Gestalt und Grösse einzelner Farnblätter genau zu eruiren, zeigten mir ferner, dass in der Gattung Sphenopteris, ferner in den Gattungen Pecopteris und Alethopteris, Farne eingereiht wurden, deren Blätter womöglich noch grösser sein mussten, als die von Calymmotheca, die sich aber von den Blättern der letzterwähnten Gattung sehr wesentlich dadurch unterscheiden, dass an der Einfügungsstelle einer jeden Primär-, Secundär- oder Tertiär-Spindel, sich jene Farn-Phyllome einfanden, die wir früher mit den Namen: Aphlebia oder Schizopteris zu bezeichnen pflegten. Man hielt diese Phyllome bald für Blätter rankender Farne, die zufällig an den Spindeln der Farnblätter heraufkriechend, an diesen Spindeln ihre Blätter sehen liessen. Andere hielten sie für junge Farenpflänzchen, die parasitisch an der betreffenden Stelle hafteten, andere für an Ort und Stelle keimende Prothallien, die Geschlechts- organe erzeugende Generation derselben Art an der sie klebten. Meine Studien lehrten mich, dass diese merkwürdigen, auf den betreffenden Blättern mit stets wiederkehrender Regelmässigkeit auf- tretenden Phyllome, Stipulargebilde sein müssen. Diese Thatsache im Einklange mit der Beschaffenheit der höchst eigenthümlichen Früchte (siehe Senftenbergia und Oligocarpia) lehrten mich ferner, dass diese aphlebirten, oder Stipulargebilde tragenden Farnblätter die Vorfahrer sind der jetzt noch lebenden Marattiaceen. Und es brachte mich das Studium über die Grösse und Gestalt der Individuen, oder deren einzelner Theile, in die Zwangslage, die Nr. 2 Sitzung vom 8. Jänner. D. Stur. 41 Grundlagen auf denen unsere Kenntniss der fossilen Farne bis jetzt basirt wurde, völlig umzuarbeiten, und eine Skizze der Aufzählung der Fossilen-Farne zu versuchen, für welche, wie in der Phytologie der lebenden Farne, die Morphologie der Frucht den Ausgangspunkt bildet. Die Bemühungen die Gestalt und Grösse einzelner Individuen genau kennen zu lernen, haben mir auch bei den Diehotomeen, unseren Lepidodendren sehr gute Dienste geleistet. Wer die in natürlichem Massstabe gezeichneten Abbildungen zweier grösster, bei uns beobachteter Lepidodendron- -Stämme in unse- rem Museum aufmerksam betrachtet, dem muss unwillkürlich die Thatsache einleuchten, dass die in so wunderbar regelmässiger Weise mit den so complieirt gebauten Blattpolstern bedeckte Rinde, vom Beginne des Individuums bis zum Schlusse des colossalen Wachsthums desselben, die eine grosse Ausdehnung des ursprünglichen Umfanges des Stammes mit sich bringt, nothwendiger Weise einer Reihe grosser Veränderungen unterliegen musste. Die jetzigen vor unsern Augen wachsenden Bäume, deren Rinde in der ersten Jugend glatt erscheint, zeigen zumeist im Alter eine rissige, der jugendlichen ganz unähnliche Beschaffenheit, ausser in jenen Fällen, wenn die Bäume die äussersten Schichten der Rinde nach und nach abwerfen. Bei den Lepidodendren sehen wir gerade an ausgewachsenen Stämmen die Rinde in zierlichster und prächtigster Weise geziert und bedeckt mit den Blattpolstern, von denen die Blätter bereits mit einer Einlenkungsfläche (Blattnarbe) abgefallen waren. Diese Betrachtungsweise der Aeusserliehkeit der Lepidodendren ist allein schon geeignet auf die Wichtigkeit der Blattpolster im Leben dieser Pflanzen aufmerksam zu machen. Eingehende Studien lehrten mich, dass die Blattpolster der Lepi- dodendren in ihrer Gestalt und Grösse sehr bedeutender Veränderung fähig sind, indem sie am zapfentragenden Stamme (als Lepidodendron- Blattpolster) von ihrer ersten Jugend an sich um das Vierfache ver- grössern, folglich der Ausdehnung des Stammumfanges folgen können, dagegen an den Fruchtzapfen selbst (als Lepidostrobus-Blattpolster) so sehr in ihrer Gestalt verändert auftreten, dass man in ihnen nur mehr mit Mühe die ursprüngliche Grundform erkennt, aus welcher sie ent- standen sind. Zwischen diesen beiden extremen Gestalten der Blattpolster der Lepidodendren liegt fast in der Mitte der Blattpolster des bulbillen- tragenden Leepidodendron-Stammes (als Lepidophloios-Blattpolster). Man hat den ersten erwähten Zustand der Lepidodendron-Stämme mit flach an der Rinde aufliegenden Blattpolstern als eine eigene Gattung: Lepidodendron betrachtet. Den zweiten Zustand, den Frucht- tragenden Zustand als: Lepidostrobus bezeichnet. Für den dritten, der einiger, aber ganz unwesentlicher Veränderlichkeit in der Aeusserlich- keit fähig ist, je nach dem Erhaltungszustande mit den Gattungsnamen Lepidophloios, Lomatophloios, Ulodendron, Halonia und Cyelocladia belegt. Alle die letztgenannten Lepidodendren-Stämme sind dadurch aus- gezeichnet, dass sie in zwei oder vier auch acht Spirallinien (Para- 42 Verhandlungen. Nr. 2 stichen) geordnete, in Zwischenräumen übereinander folgende grosse Narben von ganz eigenthümlicher Gestalt und Beschaffenheit tragen, die man früher für Astnarben nahm. Der eingehende Vergleich der fossilen und lebenden Diehotomeen lehrt jedoch, dass die Aeste der lebenden Lycopodien nicht eingelenkt sind, somit auch wenn sie von den Stämmen abfallen, diess nicht anders als mit Gewalt durch Bruch der Aeste erfolgen kann. Diese Narben an Lepidodendren können somit nicht Astnarben sein. Meine vergleichenden Studien liessen mich in der gegenwärtig nur mehr sehr seltenen Erscheinung, dass das Lycopodium Selago und das Lycopodium lweidulum sogenannte Bulbillen (Brutzwiebeln, Brut- knöspen) trägt, die in der Achsel einzelner Blätter entstehen, nach ihrer Reife abfallen, und am Boden unter günstigen Verhältnissen Wurzeln treiben, sich fortentwiekeln und zu neuen Individuen heran- wachsen — das Analogon zu erkennen, und die sogenannten Astnarben für Bulbillennarben zu erklären, die nach abgefallenen Bulbillen übrig blieben. Da die Lepidodendren viel grösser sind als die winzigkleinen Lycopodien, so müssen bei den ersteren die Bulbillen im Verhältniss der Grösse, riesig gross gewesen sein und grosse Narben zurückgelassen haben. Betreffend dieBulbillen der Lepidodendren, sind wir allerdings noch nicht zur völligen Klarheit über deren Gestalt gelangt, und ich musste mich begnügen mit der Hindeutung auf einige sehr wenige Fälle, die ziemlich unvollständig sind. Wir hatten ja in unserer Wis- schenschaft darüber bisher noch keine Ahnung, dass solche Bulbillen existirt haben, wir haben sie daher auch nicht beobachtet, nicht be- achtet. Auch sind die Bulbillen nach ihrem Abfalle bestimmt zu grossen Individuen heranzuwachsen, wir können daher nur die ver- dorbenen, nicht lebensfähigen Bulbillen zu finden vorbereitet sein. Und so liefern die Resultate meiner Studien ein anderes Bild vom Lepidodendron als wir eines bisher besassen. Wie an den heu- tigen Dichotomeen, haben auch in der Culm- und Carbonzeit die Stämme der Lepidodendren bald Zapfen mit Sporangien getragen, die auf geschlechtlichem Wege die Vermehrung der Individuen ermöglichten, bald aber Bulbillen produeirt, die nach ihrem Abfalle auf dem Wege der Knospenbildung für die Vermehrung der Individuen Gelegenheit boten. Ob die Zapfen- und Bulbillen-tragenden Stämme auf einem Individuum gleichzeitig auftraten, ist noch nicht festgestellt. Diese kurze Erörterung über den Inhalt des pelaeontologischen Theiles des Heftes wird hinreichend sein einzusehen, dass das Volumen desselben nothwendiger Weise grösser ausfallen musste, als es mir lieb ist. Wenn ich nun auf die Geologie jener Ablagerung, in welcher die im Vorangehenden besprochene Culmflora gefunden wurde, und zwar speciell über die Ostrauer-Schichten zu sprechen komme, so ist es fast unmöglich hier in kürzester Weise auch nur das Wichtigste hervorzuheben. Nr. 2 Sitzung vom 8. Jänner. D., Stur. 43 Die Erörterungen über die Geologie der Ostrauer - Schichten musste ich wünschen, auf eine sichere Grundlage basiren zu können. Diese konnte ich nur in einer genauen markscheiderisch rich- tigen Darstellung der durch den Bergbau bisher aufgeschlossenen Verhältnisse der Flötze des Östrauer-Reviers erblicken. Glücklicher- weise ist in dieser Richtung durch eine lange Reihe von Jahren, im Östrauer-Reviere das Möglichste geleistet worden, indem die von dem gesammten Montan-Personale festgestellten Daten von Zeit zu Zeit, und zwar die Herren Ott, Jitinsky und Jahns gesammelt und in ausgezeichneten Reviers-Karten zusammengestellt und publieirt haben. Gegenwärtig fliessen alle die im Reviere eruirten Daten dem Freiherrl. Rothschild’schen Markscheider Herrn Heinrich Jahns zu und er war es allein, der mir die gewünschte Grundlage für den geologischen Theil dieses Heftes liefern konnte, und auch in einer entsprechenden Form, ganz geeignet zu diesem Zwecke, in meister- hafter Ausführung, bereitwilligst geliefert hat. Ausser der Revier-Karte Taf. A, wünschte ich einen Durchschnitt dureh die ganze colossale Längenausdehnung der Östrauer-Schichten : von Petrzkowitz an über M.-Östrau bis Peterswald, Orlau und Karwin, der, nebst Hilfsprofilen, auf den Tafeln B und © enthalten ist. Es ist diess der erste Durchschnitt, der sämmtliche bekannte Flötze des Reviers profilirt und das Verhältniss eines jeden Flötzes zu den übrigen klar darstellt. Um auch die Mächtigkeit der Schiehten- reihe zur klaren Einsicht zu bringen, hat Herr Jahns ein Profil ge- zeichnet, in welchem sämmtliche Flötze und Zwischenmittel, deren Aufeinanderfolge und Mächtigkeit, angegeben sind, aus welchen her- vorgeht, dass vom jüngsten Flötze im Centrum der Mulde und im Hermenegilde-Schacht herab bis zum 30‘ Flötze in Pfivoz (also mit Ausnahme der liegendsten Flötze des Anselm-Sachtes und des Reiche- Flötz-Erbstollens bei Petfzkowitz) die Mächtigkeit der Ostrauer Schich- ten markscheiderisch genau gemessen 1064 Klafter beträgt. Um diese eolossale Mächtigkeit der Östrauer Schichten leichter gewältigen und einer eingehenden Erörterung unterziehen zu können, habe ich die Gesammtmächtigkeit in fünf Flötzgruppen abgetheilt, und zwar in natürlicher Untereinanderfolge: V. Die hangendste Gruppe der Flötze in der Umgebung von M.-Östrau, und zwar vom Flötze Nr. 1 herab bis zum Leopoldflötze. IV. Flötzgruppe, umfassend die Flötze des Heinrich-Schachtes, vom Enna-Flötze herab bis ins Liegende des Flötzes X in Hruschau. III. Flötzgruppe in der Umgebung des Albert-Schachtes bei Hruschau, vom Hangenden des Franziska-Leitflötzes herab bis zum Rosa-Flötze. II. Flötzgruppe des Anselm-Schachtes und Franz-Schachtes bei Privoz vom Carl-Flötz abwärts. I. Liegendste Flötzgruppe im Reicheflötz-Erbstollen bei Petr'z- kowitz. Es ist ausser allem Zweifel hiermit festgestellt, dass die Han- gendste V. Gruppe auf der IV. Gruppe, diese auf der III. und diese auf der II. gelagert ist, so dass also, (bisher mit Ausnahme der lie- gendsten) die übrigen Gruppen eine ununterbrochene Reihenfolge der 44 Verhandlungen. Nr. 2 Flötze darstellen, wovon keines die Wiederholung eines andern Flötzes bildet, woraus wohl hervorgeht, dass von Petrzkowitz an bis M.-Ostrau die sämmtlichen Flötze die Glieder einer einzigen Mulde darstellen. Leider ist nur ein Theil der Mulde, ein schmaler Streifen der Östrauer Schichten, dem Bergbaue bisher zugänglich, der übrige grösste hoch mit der „Auflagerung“ bedeckte Theil der westlichen Hälfte der Mulde ist in einer Tiefe befindlich, die bisher wenigstens, der Ge- wältigung Trotz geboten hat. Auch östlich von M.-Ostrau ist nur ein schmaler Streifen des östlichen Flügels der Mulde dem Bergbaue bisher zugänglich geworden, und daselbst sind überdiess die Aufschlüsse noch sehr unvollständig; so dass hier die Erkennung der Aequivalente jener Flötzgruppen, die im Westflügel der Mulde genau bekannt sind, nur sehr langsam fort- schreiten kann. Die bisherigen Daten über die Flora und Fauna der einzelnen Flötzgruppen, die in den betreffenden Abschnitten ausführlich erörtert sind, lassen keinen Zweifel darüber: dass die Flötzgruppen von Peters- wald, und die Flötze des Sofien-Schachtes und der Umgebung von Poremba überhaupt, als Aequivalente der dritten, zweiten und ersten Flötzgruppe des Westflügels der Mulde darstellen. Bei Poremba liegt somit der Ostrand der Östrauer Mulde und es ist wichtig daran zu erinnern, dass man dort selbst in einer Tiefe von 200 Klaftern Porphyrtuffe erbohrt hat. Was man von da an, östlich von Orlau über Dombrau bis Karwin an Flötzen aufgeschlossen hat, das gehört der nächst jüngeren Schichtenreihe, den Schatzlarer- Schichten an und werden diese Vorkommnisse im dritten Hefte zur Erörterung gelangen. Folgende Tabelle enthält die Uebersicht der Gliederung des Culm und Carbon, wie solche aus meinen bisherigen Studien hervor- gegangen und gibt zugleich die Uebersicht dessen was bereits gemacht, und was noch fertig zu bringen ist. Der VIII. Band unserer Abhand- lungen enthält nämlich die Flora des Culm, und zwar im ersten Hefte die Flora des unteren, im zweiten die Flora des oberen Culm. Es ist somit das ganze Carbon noch zu bearbeiten und wird zunächst das Ill. Heft die älteste Flora des Carbon, nämlich die Carbon-Flora der Schatzlarer Schichten enthalten. "- u 2 Zu D. Stur. Sitzung vom 8. Jänner. Nr. 2 og snaJundıd SnJOnpo4g) Hopsispjuanoy ‘uopsusp ‘opnay Jasseanjy wor Soyjeyaapyoy sap pun yormwayurıyg ur (nweang) UOAR(T-I0Iu/) SOp WIOLY yDleayunıyg ur (nesıng) uoaa(-[e IM Sep TIOLI yoreayurıyg ur (nvaıng) UOAO(LT-A9IO "P #IO[J 'UaLS -[2g LT ute}spuvg-Z01puo] GSugag-usjnyg pun -uasaıy Oydsrur[w4sLay (A3UGSH-UOAIT BB yopIıq Ppuasor] sec)|sep Jopr!q opuasorg swa poanoNn 19q FJIop -SI91BAYIoy 'n Jaopsnuyy ‘Jiaquoqgis Taq JAaopneN KLOSSBAILY'Tmog snajundıb “ug apa nhwouopısoT) NS EIEIN EN smyonpo.T yıw urogspuws[.sz 2431007 »fwuouopısor Q arg 'Sajıpps-" °P BUNG g-WpW) AULIEH '] Beh -ua[yoy dapo yrutua]yoy| u aagoryasyaua-wıng = ER , TE & yDIOAyuRBıy 1 ü j Bi 5 1 = ji (ua}ıy DASLUNN ana padduus] u, srwronuom znom o 5 27014 °g-"] Jap BUND g-unn) antıejg "JJ| ausıstogg ur suom ‘osıa a | manpupg- aongıgsg Jap addnıs JaPtoyg :ure3spuvg 191001 | E -230]4 ‘wnyoog !uısse - 27074 °G Iap eunej-win) oywıeıay "I]] a neoseauuen usıyoryog aadınquapıu A us}ydlydg dOnBI]so er en ee el m — nara[ag LING J-UOgaR,) gute | pan | vINE J-UOAIV) Jassgassıg "yOIOIyUvadg-pION ( | & De R | :uarsjog !aojramyosg AOTAOY-UAJJOY aourm apeudysen, bOnB J-UogIe,) AuLıuy ‘wunydog !uaypagaeng wı -IUY-UBIQWO(T-NVBLIO) | saaypagIeeg sap BUNG J-PuRT ZI074 ap Troy aesajorL uayyoıyag aaaeızwyag uoyoryog a9arızyeyoag = | (we ah ie el ran | re & | e una 2 ı3pÄaH 'p ’A sanıy "n4pıey © | ® eg Jap us vongjg-noguv) Syunımıaı „209 oqnıg "uramejsıwg uszyaTyag 1azyImopuayo | | ; VE ER Ra He Ka ES ee engen | (SIqPH Pydstanfıs *) | pun ayosıurpwgsday sep 49pI[Lq Ppuodor] Sec) uagyoı tag 19zuaMopty ii IONDERT, Aropugonzago Neauorn- 7 aOnunosgAmt op n (ortoxtanurd Io) | LEILBIDEING 7 » sangmmasng jun Jun uenoad 5 a) ae as RT. 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Beiträge zur geologischen Kenntniss der Karpathen. (In ungarischer Sprache.) Der Verfasser gibt hier einige sehr interessante Beobachtungen, die er bei einer im vorigen Jahre unternommenen Excursionp in der Umgegend von Blatnieza im Thuroezer Comitate anzustellen Gelegenheit fand. Es zeigt sich daselbst Wetterling-Kalk mit den eigenthümlichen, so lebhaft an Triasformen erinnernden Gyroporellen, dann wurden bisher unbekannt gebliebene Nummuliten-Kalke beob- achtet, die vollständig mit jenen von Ofen übereinstimmen, gleich diesen kleine gestreifte Nummuliten, Orbitoiden, Bryozoen und Lithothamnien enthalten, und daher dem obersten Nummuliten-Horizonte in Ungarn angehören. Demselben Hori- zonte fällt auch der Nummulitenkalk von Potornya zu. — Eine tiefere Schichten- gruppe besteht aus ganz anderen Nummuliten-Bänken, mit ausgebreiteten Nummu- liten (N. granulosa, N. mamillate).,; sie entsprechen den Schichten mit N, spira aus dem Bakony. — Noch tiefer endlich folgen feste Nummuliten-Kalke mit punktirten Nummuliten (N. Sismondai, N. Lucasana), Alveolinen, vielen mikroskopischen Fora- miniferen u. s. w. — Derselben Etage gehören die Nummuliten-Schichten von Thurik im Liptauer Comitate an. E. T. Charles Grad. Recherches sur la formation des charbons feuilletes interglaciaires de la Suisse. Colmar 1877. Seit längerer Zeit kennt man Kohlen der Diluvial-Epoche bei Utznach, Wetzikon und Dürnten. Dieselben rühren nach dem Verfasser von Torfmooren her. Ausser verschiedenen Moosarten fanden sich in diesen Kohlen Reste von Pinus abies, Pinus silwestris, Pinus larix, Taxus baccata, Betula alba, Quercus vobur, Acer pseudoplatanus, Corylus avellana, Trapa natans, Phragmites communis u. Ss. W. Die Kohlen sind von blätteriger Beschaffenheit. An verschiedenen Localitäten, an welchen Hr. Grad diese Lagerstätten untersucht hat, sind die Kohlen bedeckt von Schutt mit erratischen Blöcken, und sie ruhen, sei es unmittelbar auf Molasse- Sandstein, sei es auf einem grauen Thon, welcher mehr oder minder grosse Kiesel einschliesst. An einigen Punkten will man unter der Kohle Steine mit Gletscher- streifen gefunden haben. Indessen scheint die glaciale Beschaffenheit der Ablage- rungen unter der Kohle weniger sichergestellt, als die der Ablagerungen über der Kohle. Die Beschaffenheit der Kohle scheint zum 'T'heil durch den Druck und die Bewegung ler Eismassen, welche sich seinerzeit über derselben befanden, bedingt zu sein. Die klimatischen Bedingungen, unter welchen sich jene Kohlen bildeten, waren allem Anscheine nach wenig verschieden von denjenigen, welche gegenwärtig in den betreffenden Theilen der Schweiz herrschen. Dafür spricht die Flora der Kohlen. Von wichtigeren Thieren, welche in den Kohlen-Ablagerungen gefunden wurden, sind: Elephas antiquus, Rhinoceros etruseus, Ursus spelaeus und Bos prüni- genius zu nennen. Das Mammuth scheint daselbst zu fehlen. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C, Fischer & Comp. Wien. v VIRTBYS N BAR n Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung vom 22. Jänner 1878. Inhalt. Eingesendete Mittheilungen, F. Toula, Ueber Devon-Fossilien aus dem Eisenburger Comitate. O. Lenz, Gabbro von der Westküste Afrika’s. R. Fleischhacker, Das Vorkommen mariner Fossilien bei Gleichenberg. Dr. V. Hilber, Die zweite Mediterranstufe bei Hartberg. Dr. G. Thenius, Untersuchung der Braunkohle und des feuerfesten Thones von Wilds- hut. — Vorträge, E. Döll, Notizen über Pseudomorphosen. Dr. E. Mojsisovics, Ueber die südtiroler Quarzporphyrtafel, A Bittner, Vorlage der Karte der Trediei Communi. F. Teller, Geologische Mittheilungen aus der Oetzthaler Gruppe. — Literatur-Notizen. F. Toula, Dr. J. Hann. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. Franz Toula. Ueber Devon-Fossilien aus dem Eisen- burger Comitate. (Gesammelt von Herrn Dr. K. Hofmann in Pest.) : Was das Vorkommen von Devon-Ablagerungen in den Ost-Alpen anbelangt, so kam dabei bis nun eigentlich nur das Vorkommen in der Grazerbucht in Betracht. „An keiner anderen Stelle der Alpen“, so sagt H. Hofrath v. Hauer in der jüngst erschienenen 3. Lieferung der zweiten Auflage seiner „Geologie“ (8. 263.), „ist die Devon- Formation mit Sicherheit nachgewiesen.“ Oberbergrath Stache glaubt zwar gewisse Gesteine im Osternigg-Gebirge hieher rechnen zu sollen (Jahrbuch 1873. S. 241, 242 und 247), Dr. Tietze spricht die Mög- lichkeit des Vorkommens von Devon-Schichten an der Südseite der Karawanken aus (Jahrb. 1870. S. 271, 272), Herr Bergrath Stur endlich ist geneigt (Geologie der Steiermark $. 112, 115 und 122) gewisse früher als silurisch bezeichnete Quarzite und Kalke des Wechsel-, Rosalien- und Leithagebirges für devonische Ablagerungen und für Verbindungsglieder zwischen dem Devon der Grazer Gegend und dem Devon von Mähren-Schlesien zu halten. Prof. Suess meint, K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 3. Verhandlungen, 8 48 Verhandlungen. Nr. dass vielleicht auch im nördlichen Ungarn (Zipser und Gömörer Comitate) Devon-Schichten vorkommen könnten. Was speciell das Grazer Devon anbelangt, so hat dasselbe in neuerer Zeit eingehendere Berücksichtigung gefunden. Bergrath Stur gibt in seiner Geologie der Steiermark eine eingehende Schilderung (S. 117—137) und theilt dieselben analog dem ausseralpinen Devon in drei Abtheilungen: 1. Thonschiefer und Quarzite mit Bythotrephis: Unter Devon. 2. Massiger Korallenkalk nach den von Ferd. Roemer untersuchten Fossilresten,) dem Eifler Kalk entsprechend: Mittel- Devon. Und 3. Plattige Kalke von Steinbergen mit Olymenien, Oypridinen und der Posidonomya venusta Münst: oberes und oberstes Devon. Diese letzte Etage hat besonders auch Dr. Tietze studirt (Verhandl. 1870. S. 134—136) und als mit der obersten Zone der devonischen Formation übereinstimmend gefunden. Eine weitere Gliederung dieser drei Hauptabtheilungen hat sodann bekanntlich Herr Dr. Clar vorgenommen (Verhandl. 1874. 8. 62) und 8 Etagen unterschieden, welche Herr Prof. R. Hörnes jüngst (Verhandl. 1877. S. 198), zum Theile wenigstens, etwas ab- weichend gedeutet hat. Vor allen einschneidend in die bisherige Auf- fassung der Verhältnisse, ist der gewiss interessante Hinweis auf die Thatsache, dass die Fossilreste der, nach den Bestimmungen v. Unger und F. Roemer, als dem Mittel-Devon entsprechend aufgefassten Korallen-Kalke vom Plawutsch, zum Theile obersilurischen Habitus besitzen. Hörnes wäre geneigt, „den Pentamerus-Korallenkalk vom Plawutsch als eine neue Facies der untersten Devon-Ablagerungen zu betrachten.“ Schon Stache hat es (l. c. 242) ausgesprochen, dass die Korallenfacies des Grazer Devon den Verdacht errege, „dass sich darin einst noch Obersilur finden werde.“ In der That kommen Anklänge zwischen obersilurischen und devonischen Arten auch ander- weitig vor, hat doch auf das hin Herr Dr. E. Kayser umgekehrt das Obersilur Böhmens (Et. F. G. H.) für Devon erklärt. (Vergl. Verhandl. 1877. 8. 216.) { Durch das von Prof. Hörnes constatirte Vorkommen von Cupressocrinus neben Rhodocrinus scheint die Entscheidung in Bezug auf die Altersfrage wieder nähergerückt und der älteren Auffassung, dass die betreffenden Schichten als Mittel-Devon zu betrachten seien, sich zuzuneigen. Durch die von R. Hörnes ausgesprochene Ver- muthung, dass der Semriacher Schiefer Clar’s, wenigstens zum Theil, als ein Aequivalent des Korallen- und Hochlantschkalkes aufzufassen sein dürfte, tritt die Frage in ein gewiss interessantes neues Stadium, indem auf diese Weise auch hier wenigstens theilweise eine Facies- Verschiedenheit an Stelle von Altersverschiedenheit gesetzt würde. 1) Heliolites porosa Gldf., Calamopora polymorpha Gldf., reticulata Edw. u. H. und cervicornis Edw. und H. Stomatopora concentrica Gldf. sp. Cyathophyllum caespitosum Gldf. und vermiculare Gldf. Oyathocuiros pinnatus Gldf. Chonetes. Hiezu würden nun neuerdings nach Prof. Rud. Hörnes noch die Genera kommen: Cupressocrinus, Rhodocrinus, Orthis, Leptaena, Pentamerus und Dalmanites. Nr, 3 Sitzung vom 22. Jänner. Fr. Toula. 49 Was die oben eitirte, von Herrn Bergrath Stur ausgesprochene Meinung über eine Verbindung des Grazer Devon mit dem mährisch- schlesischen Devon anbelangt, so glaubte ich eine Zeit lang im Sem- mering-Gebiete ein solches Verbindungsglied gefunden zu haben. Einen um so sicherern Fingerzeig, wo wir die Verbindung zu suchen haben, enthält dafür eine Mittheilung des Herrn Dr. K. Hof- mann in Pest (Verhandl. 1877. S. 16, 17) über ältere Sedimente in den östlichsten Ausläufern der cetischen Alpen. In der äussersten Schieferzone, die in der Form von grösseren und kleineren Inseln aus den Congerienschichten des Eisenburger Comitates aufragt, fand Herr Hoffmann im Kalkglimmerschiefer und in den Kalkeinlagerungen des Schiefer-Complexes sowohl, als auch in einer kleinen Dolomit-Parthie Crinoidenstielglieder und Korallenreste, und er sagt mit vollem Recht, dass es von Interesse sein werde, die Altersbeziehung dieses Complexes zu den alpinen Silur- und Devon-Gesteinen näher aufzuklären. Ich wendete mich nun, da mich die Sache in hohem Grade interessirte, an Herrn Dr. Hoff- mann mit der Bitte, mir die von ihm im Jahre 1875 gesammelten Fossilien zur genaueren Untersuchung überlassen zu wollen, welche Bitte mir in der freundlichsten Weise erfüllt wurde. Ich kam bei diesen Untersuchungen zu der Ueberzeugung, dass die betreffenden Versteinerungen führenden Gesteine im Eisenburger Comitate dem Devon angehören, und dass sie wenigstens zum Theile dem Eifeler Kalk, also der mittleren Abtheilung der rheinischen Devon-Formation oder der Korallenfacies des Grazer Devon ent- sprechen dürften. Dadurch erhalten wir, wie gesagt, eine neue Richtungs-Angabe für die Verbindung jener beiden weit getrennten Devon-Gebiete Oesterreichs. Diese deutet nicht auf einen einstigen Zusammenhang in der Richtung über das Wechsel-Semmering-Gebirge, sondern auf eine Entwicklung des Devon am östlichen Rande der Schiefer-Terrains hin. In der Richtung von SW. nach NO. liegt eine Reihe von Schollen aus Schiefergesteinen, die, wie Hofmann sagt, „als Zinnen einer versunkenen Nebenzone der Central-Alpen“ aus den Congerien-Schichten emporragen; sie verlaufen so ziemlich parallel mit den grossen Bruchrändern in der Wienerbucht. Die Fundstellen der Versteinerungen sind die folgenden: 1. In der Khofidischer Schieferinsel, am Kienisch-Berge und zwar am Östende des Rückens, im Südosten von Hannersdorf. 2. Am Hohensteinmaisberg bei Kirchfidisch. 3. Der Steinbruch im Harmischer Walde, im Süden von Kirchfidisch und im Osten vom Hohensteinmaisberg. Die weiteren Verbindungsglieder dürften zum grössten Theil unter den Congerien-Schichten begraben liegen, doch ist desshalb nicht die Hoffnung aufzugeben, dass doch noch, vielleicht in der Schiefer-Kalk-Scholle bei Güns, in der Oedenburg-Ruster Gegend, sowie vielleicht auch am Östrande des Leithagebirges, auf welches schon Stur in der oben eitirten Stelle hingewiesen hat, Devon- Schichten nachzuweisen sein werden. Herr Dr. Hofmann führt auch an (l. c. Seite 17), dass von Herrn Bökh am rechten Ufer des Donau-Durchbruches durch 8* 50 Verhandlungen. Nr. 3 die kleinen Karpathen, in den Dolomiten bei Deutsch-Altenburg Crinoiden-Reste gefunden wurden, die den Eisenburger Vorkommnissen ähnlich sind (eine nähere Bestimmung wage ich von diesen Entrochiten übrigens nicht zu geben), und dass auch in den Kleinen Karpathen selbst, wie er meint, nach dem Devon zu suchen sein dürfte. Im folgenden gebe ich die Liste der von Herrn Dr. Hoffmann gesammelten Versteinerungen nebst einigen Bemerkungen über dieselben. Am ergiebigsten war die Fundstelle am Hohensteinmais- berg bei Kirchfidisch. Hier fanden sich: 1. Favosites Goldfussi d’Orb. Nur ein einziges Stück, welches aber die polygonalen säulen- förmigen Zellen und die nahestehenden Scheidewände ganz gut er- kennen lässt. Auf 10%” kommen 7 solche Zellen, und etwa 20 Scheide- wände zu stehen. In einem lichtgrauen mürben, in ein gelbes Pulver zerfallenden Kalke. 2. Favosites reticulata Blainv. sp. 3. Entrochus (Oupressocrinus) abbreviatus Gldf. Es wird nicht häufig der Fall eintreten, dass man auf das Vor- kommen von Entrochiten gestützt eine Formationsbestimmung vor- nehmen kann, in diesem Falle aber, wo es sich um die, für das Devon so überaus bezeichnenden Orinoiden-Stielglieder mit fünf Nahrungs- kanälen handelt, ist es doch gestattet, und waren es in der That diese aus gewitterten und wohlerhaltenen Entrochiten, die hauptsäch- lich zur Formationsbestimmung führten. Es liegen sowohl die gewöhnlichen Stielglieder vor, als auch solche mit den vier Hilfsarmansatzflächen, sowie endlich auch die mit nur zwei Nahrungskanälen versehenen Hilfsarmgliederchen selbst. 4. Entrochi tornati Quenst. _ Quenstedt Crinoiden Taf. 112, Fig. 82—90. Gleichhohe Glieder mit verschieden weitem Nahrungskanal. 5. Entrochi impares Quenst. Quenstedt Crinoiden Taf. 112, Fig. 92—103. Liegen in Stücken mit grösserem und kleinerem Durchmesser ziemlich zahlreich vor. Auch die Grösse des centralen Nahrungskanales wechselt, bei einem grösseren Stücke ist derselbe sogar abgerundet fünfeckig erhalten, so wie es Quenstedt bei Fig. 92 abbildet. Immer aber sind die abwechselnd höheren und niederen Glieder bezeichnend. Ausserdem finden sich auch die 6. Zitzenknotige Entrochiten vor, wie sie Quenstedt (Crinoiden Taf. 112, Fig. 124—126) abbildet. Sie schliessen sich, was die Ungleich- heit der aufeinander folgenden Glieder anbetrifft, an die unpaaren glatten Formen an. Die Knoten sind an einigen Stücken auffallend grob und dick, dabei aber zahlreich im Kreise stehend, bei anderen aber ganz ebenso zierlich wie es Quenstedt (l. ec. 112, Fig. 129, 140) bei Entrochus (Actinoerinus) moniliferus Gldf. angibt (Petr. germ. I., Taf. 59, Fig. 10). Aber auch die von Quenstedt (l. c. Taf. 112, Fig. 127) als Actinoerinus cf. muricatus Gldf. bezeichnete Form ist ähnlich. Die wenigen losen Exemplare von Hohensteinmaisberg zeigen 9 spitze Knötchen. Die eine Gelenkfläche ist etwas concav und ET E.WE Nr. 3 Sitzung vom 22. Jänner. Fr. Toula. 51 lässt den von einer ringförmigen Wulst umgebenen kleinen Nahrungs- kanal erkennen. Die andere Fläche ist vollkommen eben. Die Radial- streifung ist sehr zart. Am Östende des Kienischbergrückens im Südosten von Hannersdorf fanden sich: 1. Heliolites porosa Gldf. spee. Nur ein Exemplar von unregelmässig knolliger Form, das nur auf eine kleine Erstreckung frei liegt. Die tief eingesenkten Zellen zeigen beim Anschleifen deutlich die 12 Wirtel Lamellen. Die zwischen den Sterngruben befindlichen Poren sind mit Kalk erfüllt und ragen in Folge der Abwitterung als kleine stumpfe Säulchen über die Oberfläche empor. 2. Cyathophyllum spec. (Aus der Reihe des Ü. ceratites Gldf. Petr. germ. I. Taf. XVIL., Fig. 2.) Eine Form, die durch die äusserlich scharf hervortretenden Längsstreifen an Cyathophyllum lineatum Quenstedt (Petref. Taf. 76, Fig. 29, 30) erinnert. 3. Entrochi impares Quenstedt. 4. Ein echter Schraubenstein, ganz ähnlich den Schraubensteinen von Rübeland am Harz, wie sie Schlotheim als Encrinus epithonius, Goldfuss aber als Oyathocrinus pinnatus (Petr. germ. Taf. LVII., Fig. 8) abbildete. 5. Von Brachiopoden liegt nur ein einziger, stark verdrückter Spirifer vor, der sich nicht näher bestimmen lässt. Es ist eine grössere Klappe, die von der Seite her zusammen- gedrückt ist. (Aehnlich ist die Form, welche Quenstedt, Brachiopoden Taf. 52, Fig. 17, aus dem unter Devon von Laubach bei Coblenz zu Spirifer ostiolatus stellt. Der Sinus ist tief und zieht sich bis an die Schnabelspitze hin, diese ist etwas eingekrümmt. Die Oberfläche ist fein gestreift. Aus dem Steinbruch im Harmischer Walde liegen uns ziemlich zahlreiche Stöckchen vor von Favosites reticulata Blainv. Sie sind in einem sehr feinkörnigen grauschwarzen Dolomit ein- geschlossen, lassen aber in Anschliffen die Struktur sofort erkennen. Unsere Stücke sind sehr feinzellig und schliessen sich an die knolligen Formen an, die Goldfuss von Bensberg in der Eifel beschreibt. Nachträglich erhielt ich ein Schreiben von Herrn. Dr. Hof- mann, worin es unter Anderem heisst: Das allgemeine Vorkommen, wie auch manche Analogien in der paläontologischen Beschaffenheit gegen das benachbarte Grazer und das sudetische Devon stimmen trefflich mit dem devonischen Alter überein, welches Sie unseren Eisenburger Schichten nach deren orga- nischen Resten zuerkennen. Es bahnen diese Vorkommnisse eine Verbindung zwischen dem Grazer und sudetischen Devon an und er- höhen die Wahrscheinlichkeit der Verbreitung der Formation in den Karpathenländern, wo ihr bekanntlich gewisse Gebilde, allerdings bis- her nur auf petrographische Aehnlichkeit und allgemeine Lagerung gestützt, zugezählt werden; sie lassen zugleich entnehmen, dass der 59 Verhandlungen. Nr.;3 Untergrund der Grazer Neogenbucht grossentheils durch devonische Ablagerungen gebildet werde. Es ist sehr bemerkenswerth, dass auch die Eisenburger Devon- bildungen zunächst auf primäre Gesteine folgen; sie reihen sich näm- lich in einer unserer Zone an die mit der Schieferhülle der Tauern- kette viel Aenlichkeit darbietende obere Abtheilung der Primär-For- mation der Gegend an und überlagern diese Bildungen direkt auf die Gebirgsinsel von Khofidisch. Sichere Vertreter des Silur der nördlichen alpinen Grauwackenzone und des böhmischen Gebietes fehlen auch hier, und es scheint mir kaum wahrscheinlich, dass wir diese in mehr veränderter Form in der Schieferhülle unserer Gegend zu suchen hätten. O. Lenz. Gabbro von der Westküste Afrika’. Bei meiner Rückreise von Gabun nach Europa legte der Dampfer an verschiedenen Küstenplätzen West-Afrika’s an, und ich benützte regelmässig diese Gelegenheit, um, wenn auch oft nur für einige Stunden, an das Land zu gehen. So hatte ich auch Gelegenheit, die nähere Umgebung von Monrovia, der Hauptstadt der Neger- Republik Liberia, flüchtig kennen zu lernen. An dem niedrigen, sumpfigen und äusserst ungesunden Meeres- ufer befinden sich nur die Waarenmagazine der dort handelnden Europäer, die Stadt Monrovia selbst liegt auf einem einige hundert Fuss hohen Hügel, und ist der Eindruck der villenartigen und isolirt stehenden Häuser kein ungünstiger. Nur wenige Minuten ausserhalb der Stadt erhebt sich ein etwas höherer Felsen, ein recht interes- santer Aussichtspunkt, und findet man überall auf dem Wege dahin anstehendes Gestein. Unregelmässig zerklüftete Felsmassen steigen überall inselartig aus dem mit üppiger, tropischer Vegetation be- deckten hügeligen Terrain empor, so dass es mir leicht fiel, einige Handstücke des frischen Gesteines zu schlagen, welches sich nach näherer Untersuchung als ein recht schöner und typischer Gabbro erwiesen hat; Serpentin beobachtete ich nirgends, doch ist dessen Vorkommen daselbst nicht unwahrscheinlich. Das Gestein ist im frischen Bruch dunkelgrün, deutlich körnig, durchaus nicht schieferig, ebensowenig ist eine porphyrische Ausbil- dung der Gemengtheile wahrzunehmen. Herr John war so freund- lich, einen Dünnschliff mikroskopisch zu untersuchen, und dieser ergab: Plagioklas in lichtgrauen, leistenförmigen Massen bildet den vorherrschenden Bestandtheil des Gesteines; Diallag in grossen tafelförmigen, lichtgelb gefärbten Krystallen; ausserdem eingesprengt Titaneisen. Die Felsen, auf denen Monrovia errichtet ist, bestehen demnach aus Gabbro. Nr. 3 Sitzung vom 22. Jänner. V. Hilber. 53 Beiträge zur Kenntniss der Tertiär-Ablagerungen der Steiermark. (Eingesendet durch Prof. Hoernes.) I. R. Fleischhacker. Das Vorkommen mariner Fossi- lien bei Gleichenberg. Auf dem Höhenzuge von Gleichen- berg gegen den Hoch-Stradenkogel zu fand ich in einem Weinberge folgende Suite von Petrefakten: Buceinum Haueri Micht. si Dujardini Desh. # coloratum Eichw. Cerithium pietum Bast. findet sich in allen von Dr. Hilber in seiner Arbeit: „Die Mioeänschichten von Gamlitz bei Ehrenhausen“ angeführten Varietäten. Cerithium lignitarum Eichw. Purpura stiriaca Stur, besonders bemerkenswerth, da sich diese Form, ausser in Kostey in Mähren, bisher nur in Gamlitz fand. Murex brandaris Lin. Var. Turritella gradata Menke. Melanopsis sp. Lucina sp. Diese Fauna stimmt vollkommen mit der von Dr. Hilber be- schriebenen Gamlitzer Fauna überein. In einer Schichte unmittelbar neben der obenerwähnten fand ich Tapes gregaria Partsch., Trochus podolieus Partsch. und Cerithium pietum Bast. Dass die aufgefundene Mioeänschichte nicht das Resultat einer von weit herkommenden Einschwemmung ist, beweist die gute Er- haltung der Sculptur bei den angeführten Fossilien, und es resultirt daraus das Vorkommen der Grunder Facies in einer Gegend, aus der bisher nur sarmatische Schichten bekannt waren. ll. Dr. Vincenz Hilber. Die zweite Mediterranstufe bei Hartberg in Oststeiermark. Herrn Bergeommissär Jauernigg verdanke ich ein 9 Cm. langes und 7 Cm. breites Handstück eines grauen, thonigen Sand- steins, welcher ganz erfüllt ist von denselben organischen Resten, die ich im 3. Hefte des Jahrbuches 1877 der k. k. geol. Reichsanstalt aus dem dem Leithakalke äquivalenten sandigen Tegel von Gamlitz beschrieben habe. Dasselbe wurde von Herrn Jauernigg im nord- östlichen Theile von Mittelsteiermark, zwischen Grafendorf und Seibersdorf (nördlich von Hartberg), aus dem Anstehenden los- geschlagen. Die Schalen sind, mit Ausnahme der Pecten-Fragmente, fast vollständig gelöst. Folgende Gattungen und Arten bin ich im Stande, zu erkennen: Murex sp. Undeutlicher Abdruck von den Umrissen des subla- vatus Bast. Pyrula eingulata Bronn. Abdruck. Lutraria sp.? Steinkern. 54 Verhandlungen. Nr. 3 Cardium hians Brocc. Steinkern. 3 turonicum Mayer. Steinkern. Lucina cf. multilamellata Desh. Abdruck. Unverkennbar dieselbe Art, welche ich aus Gamlitz unter dieser Bezeichnung anführte. Arca sp. Kleines Exemplar. Schale im Lösungs-Process be- griffen. Pecten sp. Ohrenlose Bruchstücke, die eine sichere Bestimmung so wenig zulassen, wie ganz ähnliche aus Gamlitz. Die erwähnten Arten stimmen bis in’s Einzelne so sehr mit den aus Gamlitz vorliegenden, und die Vergesellschaftung derselben, sowie der durch diese Umstände bedingte Habitus des Formatstückes sind so ident mit den Gamlitzer Vorkommnissen, dass über die Gleichheit beider Schichten kein Zweifel obwalten kann. Ganz genau genommen entspricht die von Grafendorf dem Ueber- gange zwischen Sandstein und Tegel auf der Weinleiten. Dieses Vorkommen beweist im Verein mit der voranstehenden Beobachtung v. Fleischhacker’s einerseits, dass auch im östlichen Theile Mittelsteiermarks die Sedimente der zweiten Mediterranstufe zu Tage treten, und andererseits, dass den in Gamlitz erkennbaren Stufen auch in ihren Facies eine weitere Verbreitung zukommt. Dr. G. Thenius. Untersuchung der Braunkohle und des feuerfesten Thones von Wildshut in Oberösterreich hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung und Verwendung zu industriellen Zwecken. Diese Braunkohle und dieser feuerfeste Thon finden sich in dem näehst Wildshut am rechten Salzach-Ufer gelegenen Bergbau, welcher seit 1775 mit wechselndem Erfolge und periodischer Stillstehung be- trieben wurde und mit unter die ältesten Bergwerke zu zählen ist. Das Flötz streicht von Westen nach Osten und verflächt sich von Süden nach Norden in Form einer grossen Mulde. Im Süden steht das Flötz 4:74 Meter über dem Salzach-Niveau, am tiefsten Punkte in der Mitte lagert es 3°79 M. unter dem Salzach-Niveau, und am nördlichen Ende steigt es wieder 18964 M. über den Wasserspiegel der Salzach. Gegen die östlichen Landes-Anhöhen ist das Flötz von keinem sehr grossen Umfange. Das Flötz besteht aus 4 Ablagerungen mit tauben Zwischenmitteln, am Fusse der Kirchberger Anhöhen bis durch die Salzach im Osten und Westen ist es abgerissen oder durch- brochen worden, und steht am westlichen, linken Salzach-Ufer im bairischen Hügellande in der Umgegend von Fridolfing wieder an. Die Auflagerung des Flötzes ist nicht gleichbleibend, indem die süd- östlichen Ausläufer nur aus zwei Lagern, die gegen die Salzach tiefer liegenden Flötze aber aus 4 Abtheilungen bestehen, welche ein stärkeres Zwischenmittel von Thon haben. Im mächtigsten Lager kommt folgendes Ablagern vor: Nr. 3 Sitzung vom 22. Jänner. Dr. G. Thhenius. 55 Vom Tage aus l.-Dammerdeni sense .e (erh ee. wa». 063 Meter 2. Schöttergeröllei. « «u. He 0.0... DO4 „ 3. Wellsand - oo. cr I 4. Blauer Thon mit Padsken. Ahdzibken Re | 5. Schwarzbrauner Tegel mit are "031: 6. Das erste Flötz mit -» » » » EEE Er 0 2. © re 7. Zwischentegel ’-. 17 u u 0 0 ao xl. 5 8. Das zweite Flötz mit - - - BR TYR zu 9. Durchschnittliches Ewischesinitiiik‘ SAT LEBTE EU 0 u Ce EB 10. Das dritte Flötz mit - - - . a ED 11. Durchschnittliches Anschehrättel RE N 12. Das vierte Flötz mit - - -»- » « «0. ...047 Summa der Teufe -» - - 13:08 NateR Der Bergbau wurde zuerst von dem k. k. Montanärar in An- griff genommen und mit geringer Mannschaft betrieben. Im Jahre 1826 war man bereits so weit vorgedrungen, dass man östlich den Durch- riss des Flötzes erreicht hatte, und gegen Nordwesten durch das sich immer mehr senkende Flötz in die tiefere Kohle gerieth, wo dann der Eindrang der Salzach und der Mosach, sowie der übrigen Tage- wässer das k. k. Montanärar bewog, die Grube gänzlich stehen zu lassen, weil man die unteren Flötze nicht ohne grosse Wasserhebungs- Maschinen gewinnen konnte. Der spätere Besitzer des Werkes, wel- cher dasselbe dem k. k. Montanärar abkaufte, erweiterte die Bauten und liess vom tiefsten Ablagerungspunkt durch eine dort aufgestellte Dampfmaschine die ersoffenen Schächte und Bauten auspumpen und abzapfen, so dass der Betrieb wieder hergestellt werden und man mit 60—80 Mann monatlich 6—8000 Ctr. Kohle gewinnen konnte, welche pro Tageseisenbahn bis an die Salzach geschafft und von dort per Schiff nach Wien gebracht wurden. Seit dem Jahre 1848 ver- mehrte der Einbruch der Salzachwässer in der dem Werke zunächst gelegenen Auen den Wasserandrang dergestalt, dass, obwohl man der Maschine zwei Saug- und drei Druckwerke angehängt hatte und der Gang der Maschine auf 100 Hub in der Minute beschleunigt wurde, das Wasser dennoch den weiteren Betrieb des Werkes unmöglich machte, so dass im Sommer 1853 das Werk bis zur damals projee- tirten Salzachregulirung einstweilen sistirt werden musste. Erst nach erfolgter Salzach-Regulirung war man im Stande, den Betrieb wieder zu eröffnen, und kann man jetzt mittelst einer Dampfmaschine nicht nur die Wässer vollkommen bewältigen, sondern auch den tieferen, noch sehr reichhaltigen Theil des Flötzes gewinnen. Gerade in dem tieferen Theile des Flötzes befindet sich die bessere Kohle, welche hinsichtlich ihrer Güte einer mittleren Steinkohle wohl an die Seite gestellt werden kann, und der sich vorfindende Thon sich vortrefflich zur Fabrication von feuerfestem Thon, resp. Steinen eignet, welche Versuche der Verfasser mehrfach damit angestellt hat, und die Aus- nützung dieses Werkes sich in dieser Richtung empfiehlt. K. k. geolog. Reichsanstalt. 1878. Nr. 3. Verhandlungen. 9 56 Verhandlungen. Nr. 3 Chemische Untersuchung der Kohlen. Dieselbe ergab folgende Resultate: Da a 7 Ne Omamalenr 1 2 3 4 Mittel Barsorczernat NV aSSere a a. 005 > 2.2 12-1 11'85 11-9 Asche SR >) 1825 17:86 1855 18:39 Coaks Er )or1e) Hied Ha 568 5675 Dichte ag 0 1:235 1'246 1'242 1'239 1'240 Elementar-Analysen der Kohlen. Eule Ne meememz er 2 3 4 Mittel Pärkosere nt 1 Kohlenstotwse 2 1220:2 9252:5 53:6 527 528 52-9 NVasserstoite sn er: 6°8 6°6 67 6°6 Asche : ls 178 7) 183 179 Saleretok und Stiekstoft 99:8 D1r8 98.00 3095 22:6 100.0 1000 1000 1000 1000 Bestimmung von Theer, Ammoniakwasser und Coaks der Kohlen. Neu memeserr ı 2 3 4 Mittel Parsorerernet Theer U EN Een" 515 5:5 HA 53 Ammoniakwasser . . . 245 DADOE NEDA:G 24:3 244 Coaks. . rer in: 58:78 588 58-5 58'6 ee ee ae 17 Das specifische Gewicht des Theeres von sämmtlichen Destilla- tionen beträgt im Mittel 0'965. Das Ammoniakwasser von sämmtlichen Destillationen aller Flötze wurde gemischt, mit Schwefelsäure neutralisirt und im Wasserbade eingedampft; 100 Theile Ammoniakwasser ergaben 0'055 Procent schwefelsaures Ammoniak. Destillation des Theeres zur Bestimmung der Rohöle und des Asphaltes. 700 Theile möglichst von Wasser befreiter Theer gaben bei der trockenen Destillation Rohes, leichtes Oel 12°5 Proc., spec. Gew. 0'870 „ schweres „ 93% 5 h = 0'890 Paraffinhaltiges „ DD be Asphalt 229 2% Gase, Wasseru.Verlust 281 „ 100°0 Theile. !) Alle Bestimmungen (mit Ausnahme der Wasser-Bestimmung) wurden an bei 100° ©. getrockneter Kohle vorgenommen. Nr. 3 Sitzung vom 22. Jänner. E. Döll. 57 Bei wiederholter Destillation und Reinigung der Rohöle mit Lauge und Säure ergaben 100 Theile Theer: Leichtes Photogenöl 6'25 Proc., spec. Gew. 0'825 Schweres Oel, Solaröl 1127 % 1 „8'840 Schmieröl BOOREN Paraffin IST, Verlust durch Behandlung der Rohöle mit Lauge 1200 „ Asphalt 21530485 Gase, Wasser und Verlust 2510 „ 85:32 Theile. Destillations-Verlust bei der Reinigung 14:03} 10000 Theile, Das Photogen- und Solaröl brennt mit schöner weisser Flamme, ohne den Docht zu verharzen. Das Paraffin ist sehr fest und De dend weiss, durchsichtig und geruchlos. Das Schmieröl ist von grün- liehbrauner Farbe und der Asphalt schön schwarz glänzend, zur Er- zeugung von Farben geeignet. Aschen- Untersuchung von sämmtlichen Kohlen aller Flötze. Die Asche von sämmtlichen Kohlen aller Flötze wurde ver- mischt und einer qualitativen Untersuchung unterworfen, wobei sich folgende Stoffe vorfanden: Eisenoxyd, Thonerde, Kalk, Magnesia, Kieselerde, Alkalien, Spuren von Chlor und Schwefelsäure. 100 Theile der Asche wurden mit Wasser ausgezogen, filtrirt und die erhaltene Lösung zur vollkommenen Trockene eingedampft und der Rückstand gewogen, um die in Wasser löslichen Bestand- theile dem Gewichte nach zu bestimmen; sie betrugen 1:15 Proc. Alkalien, Kali und Natronsalze, 100 Theile der mit Salzsäure behandelten Asche ergaben: 225 Proc. in Salzsäure lösliche Bestandtheile, wie Kalk, Eisen- oxyd u. Ss. w. 2, 2 unlösliche h Kieselerde, Sand, unver. Kohle. Vorträge. E. Döll. Notizen über Pseudomorphosen. Der Vortragende besprach mehrere von ihm aufgefundene Pseu- domorphosen. Aus dem Granite von Aschaffenburg stammt Limonit in der Form des Berylles; vanadinsaures Bleioxyd (Dechenit) von Nie- derschlettenbach in Rheinbaiern bildet Pseudomorphosen nach Bleiglanz- Oktaödern; Smaltit in der Form von Baryttäfelchen fand der Vortra- gende bei Johann-Georgenstadt in Sachsen. 9* 58 Verhandlungen. Nr.5 Dr. E. v. Mojsisovies. Ueber die südtiroler Quarzpor- phyr-Tafel. In längerer Erörterung und an einschlägigen Profilen zeigte der Vortragende, dass sich die südtiroler Porphyrformation in tektonischer Beziehung genau wie ein sedimentärer Schichtencomplex verhalte. Zahlreiche Verwerfungen und Bruchlinien durchsetzen das Gebiet. Einige derselben lassen sich in das östlich aufgesetzte Dolomitgebirge hinein verfolgen. Die angeblichen Gänge und Massendurchbrüche von Porphyr durch Porphyr erklären sich alle durch treppenförmige Ab- sitzungen an Verwerfungsspalten. Auch lässt sich die Annahme, dass die Oberfläche des Porphyrgebietes vor der Ablagerung des Grödener Sandsteines bereits ein contourirtes Hügelland gewesen sei, nicht auf- recht erhalten. Die jüngeren Bildungen liegen concordant auf dem Porphyr. Die scheinbaren Abweichungen sind durch tektonische Stö- rungen veranlasst. Das südtiroler Quarzporphyrgebiet ist ein mächtiges System von Tuffen und Laven, deren Eruptionsstellen vorläufig unbekannt sind. Der Vortragende weist nun auf die eigenthümlichen Verhältnisse der südlich von der Quarzporphyr-Tafel gelegenen Granitmasse der Cima d’Asta hin, welche er gelegentlich der Revision der Aufnahme im vorigen Sommer kennen gelernt hatte. Der Granit durchbricht den Thonglimmerschiefer und endet mit gabeHförmigen Spitzen, welche wie Gänge das Phyllitgebirge durchsetzen. Eine Reihe anderer Eruptiv- gesteine begleitet, gleichfalls in intrusiver Lagerung, den Granit. Es sind Diorite, Granitporphyre und Hornblendegranite. Diese locale Häufung intrusiver Eruptivgesteine lässt sich am natürlichsten mit der Annahme vereinbaren, dass die Cima d’Asta ein Herd intensiver eruptiver Thätigkeit gewesen sei. Die nächste Frage betrifft den Zeitpunkt der Eruptionen. Zuge- hörige Laven sind nicht bekannt, daher lässt sich mit Bestimmtheit nur sagen, dass der Durchbruch des Cima d’Asta-Granits nach der Ablagerung des Thonglimmerschiefers stattgefunden hat. Nun haben wir dicht benachbart eine alte Eruptionsstelle, deren Laven wir nicht kennen, und Laven, deren Eruptionspunkte uns un- bekannt sind. Beide sind jünger als der Quarzphyllit. Bereits Leop. v. Buch bezeichnete in prophetischer Weise den Cima d’ Asta-Granit als den „Granit des rothen Porphyrs“ und in der That sprechen die angedeuteten Verhältnisse sehr zu Gunsten einer solchen zeitlichen Zusammengehörigkeit. An der Peripherie des Quarzporphyrgebietes erscheinen ausser in der Cima d’Asta noch an mehreren anderen Punkten intrusive Eruptivmassen. So bei Klausen die bekannten Diorite, bei Brixen Granit, bei Meran Tonalit und im Adamello abermals Tonalit. Mit Sieherheit wird das Alter dieser Eruptivstöcke kaum je bestimmt wer- den können. Aber die Vermuthung, dass dieselben ebenfalls mit den Ergüssen der permischen Quarzporphyre Südtirols in nahem Zusam- menhange stehen, lässt sich schwer von der Hand weisen. Weitere Ausführungen über dieses Thema wird ein in nächster Zeit unter dem Titel „Die Dolomitriffe von Südtirol und Venetien“ zu Nr. 3 Sitzung vom 22. Jänner. A. Bittner. 59 veröffentlichendes Buch über die Geologie des südöstlichen Tirol ent- halten. A. Bittner. Vorlage der Karte der Trediei Communi. Um unnöthige Wiederholungen des bereits im Reiseberichte (Verhandlungen 1877, Nr. 13, pag. 226 etc.) Gesagten zu vermeiden, so sei mit Uebergehung der untersten fossilarmen, nur im Val Ronchi bei Ala und im Val Rivolto Hohldrücke vermuthlich rhätischer Gastro- poden führenden Dolomite zunächst bemerkt, dass die am Mte. Perto bei Campofontana in den obersten Lagen des Dolomits gefundenen Brachiopoden-Steinkerne den Gattungen Terebratula, Waldheimia und Spirifer zufallen; der Spirifer (allerdings nur in Fragmenten von Hohl- drücken erhalten) zeigt Verwandtschaft zu Sp. Münsteri Dav. und Sp. uncinatus Schafh.; eine der Terebrateln ist ohne Zweifel identisch mit der von Herrn Vacek (Verhandl. 1877, p. 303) aus dem Val Gra- nezza in den Sette Communi angeführten und mit Terebr. sphaeroidalis verglichenen Form, welche ebenfalls von der Grenze des Dolomits gegen den darüber folgenden Kalk stammt. Ueber die auf die Dolomite folgenden unten mehr lichtgefärbten und oft oolithischen, nach oben in die eigentlichen „grauen Kalke“ übergehenden Kalkmassen, die im ganzen Gebiete nur ungenügend (weil in den unzugänglichsten Felswänden der tiefen Thaleinrisse) auf- geschlossen sind, ist nur wenig mehr zu sagen. Die Flora der „grauen Kalke“ ist durch das ganze Gebiet bekannt; es möge genügen, die Fundorte Langri oberhalb Crespadoro, Mte. Alba, Pernigotti, Rovere di Velo, Mte. Pastello an der Etsch aufzuführen, um deren allgemeine Verbreitung darzuthun. Die nächsthöhere Etage, die unter dem Namen der „gelben Kalke“ angeführt wurde und von der es wahr- scheinlich ist, dass sie im Niveau mit den Rhynchonella bilobata- Schichten Benecke’s von Südtirol übereinstimmt, hat ausser den häufigen Rhynchonellen und den in deren Gesellschaft vorkommenden zum Theil bankförmig aufgehäuften Pentacrinitenstielen und einzelnen fast immer sehr schlecht erhaltenen Echiniden, nur wenig von anderen Fossilien geliefert. Bivalven, und zwar Pectines und Limen treten in diesem Niveau bei Rovere di Velo (an der Strasse gegen S. Vitale in Arco) und ferner bei der Österia Spiazzoi im Norden von Velo auf; Korallen wurden gefunden an der letztgenannten Localität, ferner am Aufstiege von Casa Rivolto zur Cima di Malera und (hier unmit- telbar unter dem Ammonitico rosso) bei Podestaria auf der Höhe der Lesinischen Berge. Die Rhynchonella, welche in den mehr mergeligen Schichten dieses Complexes hie und da auch verkieselt vorkommt, steht wohl am nächsten der sehr veränderlichen Rh. varians des obern braunen Jura in Schwaben und den von Quenstedt als Jugend- formen dieser und ähnlicher Arten gedeuteten Ah. Fürstenbergensis und Rh. Steinbeissi. Einzelne Exemplare ähneln auch sehr der Rh. triplicosa Qu. Was Quenstedt Brach. tab. 71, fig. 14 als Rh. Mantelliana vom Mte. del Cervo bei Verona abbildet, dürfte auch hierher gehören. Von Fundorten dieser eigenthümlich armen Fauna sind mir bekannt geworden: Mte. Alba bei Campofontana, die Nie- 60 Verhandlungen. Nr. 3 derungen im Westen und Nordwesten von Campofontana, der Aufstieg von Casa Rivolto zur Cima di Malera und der Sattel dieses Gebirgs- rückens gegen Val Campegna hinüber; die Umgebung der Osteria SpiazzoiÄ, der Rand des Plateaus im Osten der Malga Cengio rosso oberhalb Velo, ferner Rovere di Velo, der Weg von Rovere di Velo gegen Squaranto im Val Squaranto, der Ostabfall des Höhenrückens von Ohiesanova, die Umgebung von Tinazzi (Pentacrinitenbänke); bei der Malga Moscarda im Norden von Tinazzi, die Ostgehänge des obern Val Fredda, die Kalke der Cima Sportolle im Westen des Val Fredda, die Abstürze des Val dei Falconi bei Zulli unweit Erbezzo, die Um- gebung der prachtvollen unter dem Namen Buso di Vegia bekannten Naturbrücke im Val Marchiora, endlich die Strasse von S. Ambrogio nach Monte und Vesano (hier nur Pentacrinitenbänke). Diese Angaben werden genügen, um die Verbreitung dieses Horizonts als eine über das ganze Gebiet ausgedehnte darzuthun. Gegen oben kann man an zahlreichen Punkten einen ganz allmäligen Uebergang dieses Horizonts in den „ÜCalcare ammonitico rosso“ verfolgen, so insbesondere bei Campofontana und Chiesanova. An anderen Stellen liegt eine scharfe Grenze zwischen den „gelben Kalken“ und ihren Oolithen gegen die rothen Kalke; dies ist insbesondere der Fall bei Erbezzo SW., ohne dass man deshalb auf eine Lücke zu schliessen berechtigt wäre; hier trifft man in der Tiefe des Val dei Falconi zuunterst lichte Kalke und ausgezeichnete Oolithe, darüber graue Kalke, in denen an einer Stelle im nahen Val Marchiara eine Bank mit Megalodus pumilus Denecke, sowie mergelige Lager vom Aussehen des pflanzenführenden Horizonts liegen; darüber etwa in zwei Drittel der Höhe des Thaleinrisses folgt der mergelige Complex der „gelben Kalke“ mit den Rhynchonellen und Echiniden, über welchem sich noch eine mächtige Masse von z. Th. ausgezeichnet oolithischen Kalken mit Pentacrinitenbänken er- hebt. An der neuen nach Erbezzo hinaufführenden Strasse beobachtet man nun, dass diese Oolithe nach oben plötzlich ziemlich scharf ab- schneiden und von einem dichten rothen Kalke überlagert werden, in dem sich nur ein Stephanoceras cf. Deslongchampsii Orb. in mehreren Exemplaren fand. Höher wird der Kalk knotiger, nimmt die gewöhn- liche Structur des „Ammonitico rosso“ an und erweist sich durch das Vorkommen von Arten, wie Oppelia Holbeini Opp., Simoceras Benia- num Cat. u. a. als Vertreter der Zone des Aspidoceras acanthicum ; höher liegen auch Phylloceras ptychoicum (Quenst. und Terebr. diphya Col. und dann folgt der Biancone. Der oben als Stephanoceras cf. Deslongehampsii angeführte Ammonit stimmt mit keiner der von dieser Art sowie von der sehr nahestehenden St. rectelobatum Hauer existi- renden Abbildung so genau überein, wie mit Catullo’s Steph. lingui- Ferum aus dem „Calcare epioolitico inferiore“ von Malcesine. Benecke (geogn.-pal. Beitr. I. Ba., p. 176) eitirt diese Catullo’sche Abbildung zu St. rectelobatum Hauer, den er aus den Posidoniengesteinen Süd- tirols anführt. Welche immer nun auch die Synonymik dieser nahe verwandten Formen sein möge, so gelten doch beide als charakteris- tische Arten der Klausschichten und es dürfte daher kaum zu bezweifeln sein, dass wir in den untersten Bänken des „Calcare ammonitico rosso“ von Erbezzo thatsächlich eine Vertretung der Klausschichten Nr. 3 Sitzung vom 12. Jänner, A. Bittner. 61 haben, umsomehr, als im ganzen Gebiete des Hochveronesischen weder bisher jemals die Klausschichten in der Entwicklung als Posidonien- gesteine eitirt wurden, noch von mir als solche aufgefunden werden konnten. Es scheinen aber zwischen der Zone des Oppelia fusca und der des Aspidoceras acanthieum möglicherweise auch noch andere Zonen im rothen Ammonitenkalke des Gebietes vertreten zu sein, dafür spricht wenigstens der Fund eines Ammoniten aus der Gruppe der Macrocephalen, die sich mit keiner der beschriebenen Arten identifi- eiren liess, dem Stephanoceras chrysooolithieum Waagen aus den ost- indischen Macrocephalenschichten aber am nächsten steht. Sein Niveau ist allerdings nicht völlig sicher bekannt, doch lag er höher als die Bank mit Steph. cf. Deslongehampsii und bestimmt nicht höher als die Acanthieusschichten. Spuren des Klausniveaus sind noch von zwei anderen Punkten des begangenen Terrains bekannt geworden: von Pernigotti, wo in einem rothen Kalke mit grünlichen mergeligen Einschlüssen, der petrografisch ganz an das Gestein der Curvieonchaschichten von Rove- redo erinnerte, Crinoiden, Belemniten und ein Ammoniten-Fragment gefunden wurden, in dem ich trotz schlechter Erhaltung den Steph. Deslongchampsi zu erkennen glaube — und von Mte. Alba bei Cam- pofontana, dessen unterster Ammonitenkalk höchst wahrscheinlich das- selbe Niveau repräsentirt. Dazu käme denn noch der „Calcare epi- oolitico inferiore“ von Malcesine am Lago di Garda und vielleicht auch z. Th. der tiefste rothe Kalk der Sette Communi, aus welchem von Zigno (Verh. der geol. R.-A. 1869, p. 291) Lytoceras Eudesianum eitirt wird. Für die, wie es scheint, mangelnden Posidonien- und Curoieonchaschichten Südtirols wäre demnach in den Trediei Communi ein Aequivalent gefunden und da die „grauen Kalke* typisch vertreten sind, so liegt es nahe, die „gelben Kalke“ des Veronesischen mit den Schichten der Rhynchonella bilobata zu identifieiren. Ein eigenthümlicher Umstand ist die verschiedene Mächtigkeit der zwischen dem unteren Dolomite und dem rothen Ammonitenkalke liegenden Kalkmassen im Osten und Westen des Gebietes. Diese tritt am deutlichsten hervor durch einen Vergleich der Aufschlüsse in den beiden tiefsten Thaleinrissen, dem der Etsch und dem des Torrente d’Illasi. Während im letzteren (bei Selva di Progno etwa) nahezu zwei Drittel der Höhe von Dolomit gebildet wird, erscheint bei Peri an der Etsch der Dolomit nur ganz am Fusse des Gehänges und die ganze übrige erstaunliche Mächtigkeit bis zu der Schwindel erregenden Höhe der Madonna della Corona wird von Kalken und Oolithen ge- bildet, die also hier wohl mindestens dreimal so mächtig sind, als bei Selva di Progno. Es ist aber bestimmt nachzuweisen, dass ein grosser Theil der Zunahme der Gesammtmächtigkeit der Kalke auf die Zu- nahme in der Mächtigkeit gerade der obersten Schichten, also des hier als „gelbe Kalke“ bezeichneten Complexes zu setzen sei, wie denn diese umgekehrt noch weiter östlich vom Ilasithale nur mehr sehr schwach entwickelt anzutreffen sind und nach Herın Vacek’s Untersuchungen in den Sette Communi ganz oder nahezu ganz fehlen. Daran knüpft sich aber noch eine weitere Betrachtung. Bekanntlich hat Benecke die Oolithe von San Vigilio, in deren oberen Partien 62 Verhandlungen. Nr.’3 die Schichten mit Harpoceras Murchisonae liegen, den „grauen Kalken* gleichgestellt, obschon er gerade hier die Schichten der Rhynchonella bilobata, die sonst überall das Hangende der „grauen Kalke“ bilden, nicht nachzuweisen vermochte. Gegen diese Gleichstellung der Oolithe von S8. Vigilio und der „grauen Kalke“ hat sich später bekanntlich Zittel ausgesprochen, und zwar besonders aus dem Grunde, weil er es für wahrscheinlich halte, dass die Oolithe von S. Vigilio selbst mit den Schichten der Rhynchonella bilobata identisch seien, welche An- sicht weiter nichts als das locale Anschwellen einer Ablagerung — hier also der Oolithe — voraussetze. Aus dem vorher Angeführten geht nun hervor, dass ein solches Anschwellen der Schichten der Rynchonella bilobata oder der „gelben Kalke“ von Ost gegen West thatsächlich stattfindet, welcher Umstand wohl als Stütze für die Anschauung gelten darf, dass die „grauen Kalke“ oder ihre Aequiva- lente wirklich noch unter den Oolithen von S. Vigilio, deren Liegendes bisher nirgends angeführt wurde, zu suchen seien. Es genügt aber schon ein Blick auf die enorme Entwicklung des Kalkcomplexes an der Etschh, um die Erwartung zu rechtfertigen, dass die „grauen Kalke“ in den tieferen Theilen dieses Complexes wohl noch mehr als hinreichende Aequivalente finden dürften. Es mag mit Bezugnahme auf Prof. Zittels Erwähnung einer Spiriferina aus dem grauen Kalke Südtirols hier noch angeführt sein, dass auch in der Sammlung der k. k. geol. R.-A. unter älterem Materiale sich ziemlich zahlreiche Spiriferinen aus Südtirol befinden, die wohl nur aus den grauen Kalken stammen können. Was die über den „grauen Kalken liegenden Horizonte anbe- langt, so sei hier nur noch auf einen Umstand hingewiesen, der die ausserordentliche Uebereinstimmung, welche zwischen den veronesischen höheren Juraablagerungen und den Vorkommnissen des penninischen Klippenzugs der Karpathen herrscht (Neumayr, Jahrb. 1871, 488), noch um einen Zug vermehrt. Die in den Klippen auftretenden rothen Crinoidenkalke mit Stephanoceras Deslongchampsi, Oppelia fusca, Te- rebratula curviconcha ete. verschwinden nach Prof. Neumayr stellen- weise und dann verlieren die Klausschichten ihre petrographische Selbstständigkeit und sind in den Üzorstyner Kalken mitvertreten. Ganz dasselbe tritt nun nach oben Gesagtem auch im Veronesischen ein. Die Posidonienschichten scheinen hier nicht selbstständig ent- wickelt aufzutreten, der Klaushorizont bildet vielmehr die untersten Bänke des „Ammonitico rosso“, der dann die Gesammtheit der Zonen des alpinen oberen Jura — von der Bathgruppe angefangen — zu reprä- sentiren hat. Ueber das Tektonische des Gebietes ist ebenfalls schon im Reise- berichte das Wesentlichste mitgetheilt worden. Die dort erwähnten Querbrüche zeigen das Eigenthümliche, dass sie mit wenigen Ausnah- men einen tiefliegenden östlichen von einem höher liegenden westlichen Terrainabschnitt trennen. An günstig aufgeschlossenen Stellen lässt sich eine starke Schleppung der Schichten des Ostflügels nachweisen, so im Norden der Purga di Velo, wo der im Osten das Hangende bildende Biancone am oberen Jurakalke der westlicher liegenden Fels- wände aufgerichtet erscheint; ähnliches beobachtet man bei Chiesanova. Nr. 3 Sitzung vom 22. Jänner. A. Bittner. 63 Ganz demselben Vorgange ist ohne allen Zweifel die Aufrichtung der Schiosehichten von Magre, S. Vito, Malo und Isola di Malo längs des grossen Bruchrandes von Schio-Vicenza zuzuschreiben, welcher Bruch zugleich als der östlichste das ganze Gebirgsland gegen die Ebene von Thiene abschneidet. Ihm nahezu parallel, aber mehr in NNW. verlaufend, erscheint ein zweiter sehr bedeutender Bruch in der Linie Montechia—Castelvero— Bolea—Mte. Spitz, in dessen Westen die ganze Schichtmasse abermals um ein Beträchtliches höher liegt, während im Östen davon das eigentliche vieentinische Tertiärgebiet, nördlich eben- falls z. Th. durch Brüche gegen die Dolomite der recoarischen Grenz- gebirge abgegrenzt, in viel tieferer Lage sich ausbreitet. Aehnliche noch mehr rein nördlich verlaufende Störungslinien von gleicher Beschaffenheit constatirt man im Norden von Velo und bei Chiesanova, letztere bis zum Val Ronchi verfolgbar, an welche sich weiter westlich noch mehrere weniger ausgeprägte anschliessen, bis zum Val Fredda hin, dessen oberster Theil ein zwischen zwei Parallelbrücken hinabgesunkenes Stück Gebirge darstellt. Die Richtung der zuletzt angeführten Störungslinien ist wieder eine mehr nordnord- westliche, ebenso wie die der schon erwähnten Brüche im südwestlichen Theile des Gebietes in der Nähe des Mte. Pastello und Pastellette. Hier aber tritt eine der grössten Störungen des ganzen Gebietes auf, ein grosser in nordnordöstlicher Richtung verlaufender Bruch am linken Ufer der Etsch, weleher die unteren Dolomite in unmittelbare Berüh- rung mit den oberen Juraschichten bringt und aus dessen Combination mit den Störungen in nordnordwestlicher Richtung wohl die merk- würdige Aufrichtung der Schichten des Mte. Pastello und Pastellette sich erklärt, die demnach ebenfalls nichts weiter als eine Schleppung ist. Der Dolomit des linken Etschufers fällt ziemlich steil nach W. oder WNW. und unterlagert dergestallt die am rechten Ufer darüber sich aufbauenden jüngeren Massen, die ein völlig gleiches stark geneigt westliches Fallen besitzen. Der Lauf der Etsch zwischen Ossenigo und Ceraino entspricht demnach nicht dem Bruche selbst, sondern hat sich in den Dolomit, der sich im Westen des Bruches heraushebt, eingegraben. Als gewaltigste Terrainstufe, in gleichem Sinne gebildet wie beinahe alle übrigen von der Ebene von Schio hieher zu consta- tirenden, ist endlich der Hauptkamm des Mte. Baldo zu erwähnen, der über der Kreide und der Tertiärlandschaft von Ferrara di Mte. Baldo noch einmal die Dolomite auftreten lässt, in einer Sprunghöhe, mit der keine der früher erwähnten auch nur annähernd verglichen werden kann. Es ist nicht zu verkennen, dass die eigenthümliche, nahezu fächerförmige Anordnung der Hauptflussthäler des Gebietes wohl durch die nachweisbaren Hauptrichtungen der Brüche und Stö- rungen beeinflusst worden sein muss. Schliesslich sei noch erwähnt, dass auch der südwestlichste Ausläufer des Gebirgslandes bei San Am- brogio ausser mehrfachen schwächeren Querbrüchen eine Andeutung einer letzten knieförmigen Beugung zeigt, indem bei S. Georgio die weiter im Norden flachliegenden Schichten des Biancone und des Scaglia plötzlich steil gegen Süden einschiessen und in gleicher Stel- lung vom Tertiär überlagert werden, welches aber am Fusse der Höhen bereits wieder horizontal liegt. K. k. geolog, Reichsanstalt 1878. Nr. 3. Verhandlungen, 10 64 Verhandlungen. Nr. 3 F. Teller. Geologische Mittheilungen aus der Oetz- thaler-Gruppe. (Vorlage des Blattes Sölden-St. Leonhard.) Der Vortragende gibt zunächst eine gedrängte topographische Uebersicht über das ihm im Sommer 1877 zur Aufnahme zugewiesene Terrain, das den centralen Theil und die südöstliche Abdachung des Öetzthaler Massivs und den südlichsten Theil der Stubaier-Gruppe umfasst und geht sodann zur Besprechung der auf der Karte darge- stellten geologischen Verhältnisse über. Er betont, dass er bei der geologischen Gliederung und Mappirung dieses Gebirgsabschnittes ganz den allgemeinen Gesichtspunkten gefolgt sei, welche Oberbergrath Stache als Resultat seiner umfassenden Studien über die Horizonti- rung altersverwandter Schichteomplexe in einer Reihe werthvoller Pu- blicationen zur Darstellung gebracht hat. Von den petrographisch- stratigraphischen Hauptgruppen, in welche diesen Anschauungen zu Folge das gesammte Schichtenmaterial an der Basis der ältesten pa- laeontologisch fixirbaren Horizonte zerfällt, erscheinen in dem vorlie- genden Gebiete nur die untersten Abtheilungen entwickelt: die Gneiss- phyllitgruppe, das tiefste Glied der alpinen azoischen Bildungen, und die Kalkphyllitgruppe, das Aequivalent der erst weiter im Osten normal entwickelten Schieferhülle. Mehr als die Hälfte des ganzen Terrains fällt der älteren Gneiss- phyllitgruppe zu. Sie reicht aus dem Pitzthal über den Weisskamm in das Gebiet der beiden Quellflüsse der Oetzthaler Ache herüber und setzt nach NO. mit zunehmender Breite in den Stubaier Gebirgsstock fort. Eine zweite Zone liegt im Gebiete der Passer, südlich von Set. Leonhard, wo sie die Ulsen-, Kolben- und Matatzspitze und das von der Hochwartspitze beherrschte Terrain östlich von der Passer zusam- mensetzt. In beiden Gebieten ist der verbreitetste Gesteinstypus ein Gneiss mit zurücktretendem Feldspathgehalt und ausgezeichnet schie- feriger Textur, der durch zahlreiche Zwischenvarietäten einerseits mit feldspathreicheren, diekbankigen Gneissen, anderseits mit dünnschichti- gen echten Glimmerschiefern in Verbindung steht. Alle diese Abän- derungen bilden einen genetisch wie stratigraphisch so innig verbun- denen Schichteneomplex, dass jeder Versuch, einzelne Varietäten kar- tographisch auszuscheiden, zu unrichtigen Darstellungen führen würde. Wohl aber war es möglich, von den grossen Gebieten mit vorherr- schend gneissartiger Entwicklung Zonen abzutrennen, in denen die Glimmerschiefer vorwalten. Eine solche Zone verquert den Schnalserkamm und dringt über das Ramoljoch und Köpfle nach NO. bis in’s Gurglerthal vor; eine zweite Zone liegt am rechten Ufer der Gurgler Ache, am Fusse des Hangerer und der hohen Mut und beide finden ihre Fortsetzung in dem Glimmerschieferzug, der das obere Timmelthal verquert. Aehnliche Gesteinszüge von beschränkterer Ausdehnung durchsetzen die Gneisse zwischen Saltaus und Set. Martin. Ein wesentliches Glied der Gneissphyllitgruppe im hinteren Oetzthal und im Passeier bilden massige Gneisse mit lichtem Feldspath, weissem oder grünlich chloritischen Glimmer und wasserhellem bis bläulichem Quarz, die sich durch ihre lichtere Färbung und die schrofferen Formen Nr. 3 Sitzung vom 22. Jänner. F. Teller. 65 der Felsbildung überall leicht von den Phyllitgneissen abheben. Ihrer Struetur nach sind sie theils Flaser-, theils Stengel- und Knotengneisse oder Porphyrgneisse mit grossen scharf umrandeten Feldspathkrystallen; gewöhnlich finden sich alle diese Structurabänderungen in demselben Gesteinszug nebeneinander. Das interessanteste Vorkommen dieser Art durchschneidet der Thalzug zwischen Vent und Winterstall. In senkrechter Schichtstellung und mit nahezu OW. Streichen wechseln hier in 4 schmalen Zügen massige Flaser- und Porphyrgneisse mit Hornblendegesteinen und Phyllitgneissen ab, die letzteren immer in feinschuppiger, quarzreicher Ausbildung als Randzonen die massigen Gneisse begleitend. Nach West verschwinden sie unter den Eismassen des Mittelbergferners, nach Ost setzen sie mit verändertem Streichen in den Ventergrat fort, wo dieselben Gesteinstypen noch in einigen kleineren isolirten Vorkommnissen bekannt geworden sind. (Anichspitze nördlich vom Ramoljoch in Verbindung mit Hornblendeschiefern.) Von grösserer Ausdehnung sind die Vorkommnisse von lichten Flaser- gneissen im oberen Rettenbachthal, wahrscheinlich das Ausgehende eines grösseren von West her in das Gebiet eintretenden Zuges und jene im hinteren Windachthale, an dessen rechtem Gehänge, die sich in ihrer westlichen Fortsetzung in mehrere kleinere Züge zersplittern und endlich in einer schmalen Zone die mächtige Masse der Horn- blendeschiefer nördlich von Sölden bis in’s Jollesthal begleiten. Die ansehnlichste Entwicklung aber erreichen die Flaser- und Knoten- gneisse zwischen Set. Leonhard und Set. Martin im Passeier; sie streichen aus dem Pfistradthal gegen den Ausgang des Fartleisthales, tauchen auf dem rechten Ufer der Passer zwischen zwei Glacial- terassen wieder auf und setzen dann in einem sich rasch verschmä- lernden Zuge bis zur Falseralm im hinteren Kolbenthal fort. Sie be- anspruchen insofern ein höheres Interesse, als sie die nordöstliche Fortsetzung und somit die stratigraphischen Aequivalente der Porphyr- und Augengneisse des Ziel- und Schnalserthales zu bilden scheinen. Hornblendegesteine spielen in dieser Schichtgruppe eine unter- geordnete Rolle. Von den interessanten Eruptivgesteinen der Gneissphyllitgruppe, mit denen uns die jüngsten Untersuchungen des Herrn Oberbergrathes Stache bekannt gemacht haben, konnte im Bereiche der vorliegenden Karte nur ein Vorkommen nachgewiesen werden. Es bezieht sich auf eine nur wenige Klafter mächtige Lagermasse, welche hart an dem Wege von Vent nach Winterstall, ungefähr '/, Kilometer von dem letztgenannten Orte entfernt in Begleitung von quarzreichen, fein- schuppigen, grauen Gneissen ansteht. Die hier auftretenden Gesteine nähern sich wohl im äusseren Habitus gewissen körnigen Varietäten der Proterobase des Zwölferspitzgebietes, aber eine vorläufige mikro- skopische Analyse durch Herrn K. John ergab, dass sie eine grössere Verwandtschaft zu Gesteinen der Dioritreihe als zu den unter Prote- robas vereinigten Gesteinstypen besitzen. Im Bereiche der als Kalkphyllitgruppe zusammengefassten Bil- dungen, welche von der Brennerlinie her wie ein Keil zwischen die beiden Verbreitungsgebiete der Gneissphyllitgruppe im Oetz- und Passeierthal eingreift, wurden, abgesehen von den Kalkzügen und 10° 66 Verhandlungen. Nr. 3 Hornblendegesteinen drei lediglich auf petrographische Merkmale ge- gründete Zonen ausgeschieden, deren stratigraphische Bedeutung heute noch nicht festgestellt werden kann: Die Granatenglimmerschiefer, welche den Gurglerkamm zusammensetzen und in einem breiten Zuge durch das Seeberthal nach Schönau und über den Schneeberg in’s Ridnaunthal fortstreichen; die biotitführenden Flasergneisse an der Basis der Bänderkalke im Pfelders- und Ratschingsthal; endlich eine Zone lichter, grossblättriger, oft sehr quarzreicher Glimmerschiefer, welche im unteren Valtmar- und Varmazonerthal auftritt und von hier in nordöstlicher Richtung, die Passer zwischen Stuls und S. Leonhard verquerend, gegen den Jaufen fortsetzt. Zum Schlusse bespricht der Vortragende die tectonischen Ver- hältnisse des Gebietes und erläutert seine über diesen Gegenstand ge- wonnenen Anschauungen durch ein ideales Profil, demzufolge die Gneissregion zwischen der Gurgler Ache und dem oberen Pitzthal zu einem mächtigen Fächer aufgestaut erscheint, welchem südlich im Bereiche des Gurglerkammes, in Form einer nach Nordwest geneigten, parallel schenkligen Synelinale eingefaltet, die Gesteine der jüngeren Kalkphyllitgruppe vorliegen. Literatur-Notizen. E. Tietze. Franz Toula. Ein geologisches Profil von Ösmanieh am Arter, über den Sveti-Nicola-Balkan, nach Ak-Palanka an der NiSava. (Aus dem 75. Bd. d. 8.-B. d. k. Akad. d. Wiss. Wien, I. Abth. Maiheft 1877.) Als das Grundgebirge des von dem Verfasser untersuchten Theiles des Balkan am Sveti Nicola-Pass erweist sich ein Granit. Auch krystallinische Schiefer scheinen der beigegebenen Karte zufolge vielfach in jener Gegend verbreitet zu sein. Bei Belograd£ik treten permische Schichten auf, in welchen ein Brandschieferflötz und Pflanzenreste gefunden wurden. Diese Ablagerungen sind schwer zu trennen von gewissen braunrothen Conglomeraten, röthlichen Sandsteinen u. s. w., welche nach dem Verfasser bereits die untere Trias repräsentiren können. Jedenfalls kommen bei Belograd£ik unzweifelhafte Triasschichten vor, welche zum Theil Crinoiden, zum Theil Brachiopoden, wie Waldheimia vulgaris, Retzia trigonella, Spiriferina fragilis und Zweischaler, wie Lima striata, enthalten. Diese Auffindung von wahren Muschel- kalk-Bildungen gehört sicherlich zu den interessantesten Resultaten der Unter- suchungen des Herrn Verfassers im Balkan. In der Schlucht von Vrbowa fanden sich Fossilien des mittleren Dogger und des oberen Jura. Namentlich scheint die Zone des Aspidoceras acanthieum, die durch graublaue Kalke vertreten ist, reich an Fossilien zu sein. Die Kreidefor- mation ist durch Orbitolinenschichten vertreten. Zweifelhaft scheint die Stellung gewisser Nerineenkalke bei Isvor zu sein, welche Toula in dem von ihm auf Taf. IT gegebenen Profil (vgl. S. 66) dem Ur- gonien zurechnet, während er (vgl. S. 65) eine dieser Nerineen als Nerinea cf. Staszyzü bestimmt, welche den obersten Jura bezeichnen würde. Andererseits nimmt der Verfasser die hellen Kalke des Rabisberges (welche doch nach seiner Darstellung viel Aehnlichkeit mit den Nerineenkalken bei Isvor zu besitzen scheinen und ebenfalls Nerinea Staszyzii enthalten sollen, in der That für ein Aequivalent des Stramberger Jura’s. Hr. Toula glaubt, dass diese letzterwähnten Kalke mit den von mir der oberen Kreideformation zugewiesenen Kalken übereinstimmen, welche ich vom Stol nördlich Saidschar in Serbien seinerzeit beschrieben habe, und welche ich mit den Kalken der Starica bei Maidanpek in Serbien und bei Waitzen- Nr. 3 Sitzung vom 22. Jänner. Fr. 'Toula. 67 ried im Banat in Beziehung brachte. Abgesehen von der, wie es scheint strittigen Deutung aller dieser Kalke, würde es ein vom tektonischen Standpunkte immerhin recht bemerkenswerthes Factum bleiben, dass diese Bildungen sowohl bei Waitzen- ried als bei Maidanpek, am Stol und im westlichen Balkan überall mehr oder minder unmittelbar auf altkrystallinischen Bildungen ruhen, denn diess ist nach der Toula’schen Darstellung auch mit den Kalken des Rabisberges der Fall. Diese Transgression bleibt gleich auflällig, ob wir nun die betreffenden Bildungen dem oberen Jura oder der Kreide zurechnen, weil sowohl im Banat, als in Serbien und dem Balkan an andern Orten Formationen entwickelt sind, welche dem Alter nach zwischen den altkrystallinischen Bildungen und den oberen Jura- — bezüglich Kreidebildungen stehen. Für gewisse Theile des Bunater Gebirges und für die Gegend von Milanowatz in Serbien glaube ich nachgewiesen zu haben, dass dort oberjurassische Schichten und Schichten der unteren Kreide einschliesslich des Aptien noch an der Faltenbildung des Gebirges vollen Antheil nehmen. Dieser Umstand allein deutet eine eigenthümliche Selbstständigkeit der hier in Frage ge- zogenen Kalkbildungen an, welche überall einen ausgesprochenen Plateau-Charakter besitzen und an vielen Stellen sehr flache Lagerung aufweisen. Dass die betreffenden Kalke des Banats der Kreide angehören, ist bisher nicht bestritten worden. Nur hat Herr Fr. v. Hauer (Jahrbuch 1873) meine Deu- tung derselben als obereretacisch angezweifelt, und war im Hinblick auf die Unter- suchungen von Kudernatsch in der Gegend von Steierdorf, nach welcher Rich- tung die Kalke von Waitzenried sich nördlich fortsetzen, geneigt, ein untercretaci- sches Alter für dieselben anzunehmen. Jedenfalls spricht das Vorkommen von Radioliten in der Gegend von Waitzenried für Kreide. Ich glaubte nun die Fort- setzung dieser Kalke in Serbien in ähnlicher Weise der Kreide zurechnen zu müssen. Doch habe ich mich vielleicht über die Art dieser Fortsetzung getäuscht. Soll- ten einmal geologische Aufnahmen in Serbien gemacht werden, dann wird ja wohl Licht über diesen Punkt verbreitet werden. Herr Toula scheint übrigens ebenso wenig wie ich die Frage nach dem Alter jener Kalke als abgeschlossen zu betrachten. Wünschenswerth wäre zur Lösung derselben nach meinem Dafürhalten erstens die neue unbefangene Prüfung der Verhältnisse bei Maidanpek, wo an einer Stelle von mir unzweifelhafte, ungefähr unserer Gosau-Formation entsprechende Schichten mit Inoceramen gefunden wurden, welche sich zum Mindesten local zwischen den hellen Kalken und dem älteren, aus Ur- thonschiefern und krystallinischen Schiefern zusammengesetztem Gebirge befinden, und zweitens, und zwar hauptsächlich die Auffindung von entscheidenden und nicht bloss approximativ bestimmbaren Fossilien in den Kalken selbst. Es ist zu bedauern, dass die jetzt so ungünstigen äusseren Verhältnisse im europäischen Orient die Fortsetzung geologischer Untersuchungen in den Balkan- Ländern, an denen Hr. Toula mit solchem Erfolge betheiligt war, nicht gestatten, denn es stellt sich immer mehr heraus, wie viele wichtige Vergleichspunkte von solchen Untersuchungen auch für die österreichisch-ungarische Geologie zu ge- winnen sind. Lz. Dr. J. Hann. Temperatur im Gotthard-Tunnel. (Zeitschr. d. österr. Gesellschaft für Meteorologie, XIII. Bd., 1878, Nr.’ 2.) $ Der bei den Bohrungen im Gotthard-Tunnel beschäftigte Ingenieur F. M. Stapf hat ein reiches Material von Beobachtungen über Gesteins-, Wasser- und Lufttemperaturen im Tunnel, und von Bodentemperaturen an der Oberfläche längs der Trace gewonnen und die Resultate seiner Untersuchungen veröffentlicht unter dem Titel: „Studien über die Wärmevertheilung im Gotthard“, 1. Theil. Der schwei- zerischen naturforsch. Gesellschaft zu ihrer 60. Jahresversammlung in Bex gewidmet. Bern 1877. Die einzelnen Hauptabschnitte sind: 1. Mittlere Lufttemperatur an der Profil-Linie des Gotthar d- Tunnels. 2. Mittlere Boden-Temperatur an der Profil-Linie des Gott- hard-Tunnels. 3. Temperatur-Beobachtungen im Gotthard-Tunnel, und zwar: Beobachtungen der Temperatur der zusitzenden Wasser, der Lufttempera- 68 Verhandlungen. Nr. 3 turen im Stollen und der Gesteinstemperatur. Die letzteren wurden theils direkt beobachtet, theils aus den Lufttemperaturen berechnet, 4. Berechnung der Zunahme der Gesteins-Temperaturen nach dem Erdinnern. Aus der Gesammtheit der Gesteins-Temperaturen im Gotthard ergibt sich eine Wärme-Zunahme von 216° C. für 100 Meter oder eine Tiefenstufe von 45 Meter für 1° C. Wärmezunahme; die verticalen Abstände geben 2:07°C. für je 100 Meter. 5. Bei Berechnung der Zunahme der Wassertemperaturen zeigte sich, dass der Unterschied zwischen Gesteins- und Wassertemperaturen abnimmt mit zunehmender Gesteinstemperatur. 6. In der Tunnelscheitelstrecke zu gewärtigende Tempera- turen. Der Autor fand aus seinen Formeln mit Rücksicht auf die wahrschein- lichen Fehler derselben als Mittelwerth für die Gesteinstemperatur in der Tunnel- scheitelstrecke 32:8° C. + 151. Die höchste Gesteinstemperatur im Mont Cenis-Tunnel in 1607 Meter Tiefe war 295° C., die höchste bisher im St. Gotthard beobachtete war 27,4° C. in 1075 Meter Tiefe. Die Temperatur-Messungen reichten auf der Nordseite schon bis 4400 Meter, auf der Südseite bis 4100 Meter einwärts; die Tiefen über 1000 Meter ge- hören alle der Südseite an. Dr. Hann gibt nun im Anschluss an die Resultate der Beobachtungen im St. Gotthard eine Kritik der Schlüsse, die man an derartige Untersuchungen ge- knüpft hat, und kommt in Bezug auf das tiefste und bestuntersuchte Bohrloch, das von Sperenberg, zu dem Satz; Nach den Beobachtrngen im Bohrloch zu Sperenberg, welche zu den verlässlichsten ihrer Art gehören, ist die Wärmezunahme mit der Tiefe gegen das Erdinnere eine gleichförmige, und erfolgt im Verhältniss von 1°C. für je 337 Meter, oder die Wärmezunahme pro 100 Meter ist 2:97°, also recht nahe gleich 3° C. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung vom 5. Februar 1878. Inhalt. Vorgänge an der Anstalt. —Eingesendete Mittheilungen. Dr.E. Tietze, Zur Frage über das Alter der Liaskohlen von Bersaska. 0. Lenz, Die Beziehungen zwischen Nyirok, Laterit und Berglehm. H. Höfer, Erdbeben am 12. und 13, Dec. 1877. Dr. F. J. Wiik, Die geologischen Verhältnisse Finnlands. — Vorträge, J. v. Schroecekinger, Ueber die Erbohrung einer neuen Therme bei Brüx. Dr. M. Neumayr, Ueber isolirte Cephalopodentypen im Jura Mitteleuropa’s. K. Paul, Aufnahmen in Ostgalizien. — Literatur-Notizen. €. v. Et- tingshausen, H. Credner. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Vorgänge an der Anstalt. Se. Majestät der König von Sachsen hat dem Adjuncten der k. k. geolog. Reichsanstalt, Dr. Oskar Lenz, das Ritterkreuz I. Classe des Albrecht-Ordens verliehen. Eingesendete Mittheilungen. Dr. E. Tietze. Zur Frage über das Alter der Lias- Kohlen von Bersaska. Als ich meine geologischen und paläontologischen Mittheilungen aus dem südlichen Theile des Banater Gebirgsstockes (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1872, p. 35—142) veröffentlichte, musste ich mir ebenso- wohl der grossen Unvollständigkeit meiner Darstellung bewusst sein, als ich annehmen durfte, dass manche der von mir vorgeschlagenen Formations-Deutungen einer grösseren Präcision fähig seien. Ueber- raschen konnte es mich also nicht, wenn an dieser oder jener von meinen Deutungen Ausstellungen gemacht wurden, wie das auch in der That der Fall war. So z. B. wurden Bedenken laut gegen die Annahme, dass tra- chytische Gesteine das Banater Gebirge in der Nähe der Donau durchbrechen. Doelter indessen hat sich später mit einem Theil der fraglichen Gesteine beschäftigt, und obwohl er dieselben anders klassificirt, als ich es gethan (Doelter, Zur Kenntniss der quarz- führenden Andesite in Siebenbürgen und Ungarn, Min. Mitth. 1873), sie doch bei der Trachytgruppe gelassen. Wohl ist nicht zu läugnen, dass die Trachyte Ungarns meist im Gebiete der jüngeren Tertiärformation auftreten. Sie thun dies K. k. geolog. Reichsanstalt. 1878. Nr. 4. Verhandlungen. at 70 Verhandlungen. Nr. 4 eben, weil sie im Allgemeinen eine randliche Stellung der Zone der Gebirgs-Aufrichtung gegenüber einnehmen. Das Auftreten solcher Gesteine mitten in dieser Zone ist nun freilich etwas auffallend. Sehen wir uns aber die Stellung des Vultur in den Apenninen, oder gar die Stellung des Demavendvulkans im Alburs, die Stellung der sog. Montagnes rouges im mittleren Kaukasus an, dann verliert ein sol- ches Auftreten jüngerer Eruptivgesteine mitten im älteren Gebirge viel von seiner Absonderlichkeit. Der von mir selbst hervorgehobene Umstand, dass an der west- lichen Seite des aus Quarztrachyten bestehenden Treskowac an einigen Stellen das trachytische Material in Bänke abgesondert erscheint, welche derart geneigt sind, dass sie unter die jurassischen Ablage- rungen jener Gegend einzufallen scheinen, legte die Vermuthung nahe, dass man es hier doch wohl mit älteren Gesteinen zu thun habe, als dies Trachyte in der Regel sind. Nun aber ist im Gegen- satz zu einer älteren Ansicht Beaumont’s beispielsweise von Lyell gezeigt worden, dass Lavaströme in ziemlich geneigten Stellungen erstarren können. Solche in geneigter Stellung erstarrte, überein- ander geflossene Lavabänke können dann leicht das Aussehen von Schichten gewinnen, welche unter diejenigen älteren Gebirgsmassen einzufallen scheinen, welche dem Eruptionskegel in der Richtung der betreffenden Ströme vorlagen. Ich mache nur im Vorübergehen auf diese Thatsache aufmerksam. In Betreff der Kreidekalke von Weitzenried habe ich das Meiste zu leiden gehabt, vielleicht bis zu einem gewissen Grade mit Recht. Ich hätte jedenfalls die Art der Verbindung oder des etwaigen Zu- sammenhangs dieser Kalke mit den Caprotinenkalken der Gegend von Steierdorf untersuchen sollen. Doch erlaubten mir damals weder die knapp bemessene Zeit, noch andere Umstände, meine Excursionen auch bis dorthin auszudehnen. Uebrigens sind auch die Meinungen Anderer über diese Kalke und deren wahrscheinliche Aequivalente in Serbien und im Balkan nicht ganz übereinstimmend. Ich habe jüngst versucht, bei Besprechung der Beobachtungen des Herrn Toula im Balkan (Verhandlungen 1878, Nr. 3) einige Gesichtspunkte geltend zu machen, die für diese Frage in Betracht kommen. Hier wäre für Jemanden, der sich mit der Geologie Serbiens und des Banats be- schäftigt, und der Glück im Auffinden bezeichnender Versteinerungen besitzt, Gelegenheit zu wahrhaft erspriesslicher Thätigkeit gegeben. Auch das Verhältniss der in meinem damaligen Terrain auftretenden Orbitulitenschichten zu jenen Kalken musste ich wegen der räum- lichen Trennung der betreffenden Ablagerungen von einander im Zweifel lassen. Ich möchte bei dieser Gelegenheit künftige Forscher auf einen Punkt hinweisen, der vielleicht einige Aufklärung in dieser Hinsicht verspricht. Ich habe bereits in meinen „Mittheilungen“ (l. c. p. 84) darauf hingewiesen, dass in den von mir besuchten Gebieten die betreffenden Kreidekalke meist mehr oder minder unmittelbar auf altkrystallini- schen Gebilden ruhen, dass aber stellenweise, wie beim Kryssowitza- Thal, sandige Bildungen von geringer Mächtigkeit sich zwischen den Granit und die Kalke einschalten. Würde man in diesen Bildungen Nr. 4 Sitzung vom 5. Februar. Dr. E. Tietze, 71 bezeichnende Versteinerungen auffinden, dann wäre auch für die Altersdeutung der darüber folgenden Kalke schon etwas gewonnen. An manchen Stellen nördlich von Weitzenried wird es auch vielleicht gelingen, in der Grenzregion zwischen Granit und Kalk Orbitulitengesteine auf- zufinden. Zu suchen hätte man vielleicht am Berge Ciukaru Kreme- nitza, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt. In jedem Falle scheint eine neue Untersuchung und Bereicherung der Kenntniss der Fauna der Orbitulitenschichten des Banater Gebirges nicht ohne Interesse. Mit der Zeit wird sich vielleicht auch eine genauere Glie- derung in der Kreide auf dieser westlichen Seite des Gebirges durch- führen lassen. Auch meine Auffassung der rothen Knollenkalke in der Gegend von Bersaska und Swinitza als tithonisch war, wie ich gerne zugebe, durch zu wenige paläontologische Belege unterstützt, um unbedingt Glauben zu finden. Ueberdiess schienen diese rothen Kalke mehr äussere Aehnlichkeit mit den Czorstyner-, als mit den Diphya-Kalken zu besitzen. Nun hat freilich Neumayr gezeigt, dass in den Üzorstyner Kalken Formen aus der ganzen Schichtenreihe vom obersten Dogger bis hinauf zur Tithonstufe vertreten seien. Wenn man nun mit Neu- mayr annimmt, dass die älteren Niveau’s angehörigen Formen in diese Bildungen, welche dann als couches remaniees aufzufassen wären, eingeschwemmt seien, dann sind die Czorstyner Kalke doch auch Tithon; wenn man aber in denselben eine Vertretung des ganzen oberen Jura erblickt, so ist zum Mindesten Tithon dabei. Da mir vorläufig zwischen den Claus-Schichten der in Rede stehenden Gegend, und zwischen dem untersten Neocom keine andere Ablagerung, als eben jene rothen Knollenkalke bekannt sind, so möchte mir selbst scheinen, als ob man hier einen Repräsentanten des ganzen oberen Jura vor sich hätte. Doch müssten dann auch Fossilien in diesen Kalken gefunden werden, welche nicht allein den höheren, sondern auch tieferen Abtheilungen des oberen Jura ent- sprechen. Die wenigen Versteinerungen jedoch, die ich gesehen habe, waren Fossilien des Tithon. Nun ist es jüngst auch Hrn. M. v. Hant- ken gelungen, ein Fossil in den fraglichen Kalken zu entdecken, und dieses Fossil war (Verh. 1876, p. 21) eine Terebratula diphya. Hr. v. Hantken ist überhaupt der Einzige, welcher seit meinem Aufenthalte im Banat im Jahre 1870 sich wieder mit den geologi- schen Verhältnissen der von mir beschriebenen Gegend an Ort und Stelle befasst hat. Es gelang ihm z. B. jüngst, in gewissen Kalk- schiefern bei dem Flusse Sirinnia einen Ammonites Rouyanus und einen Ammonites Astierianus zu finden. Er schloss daraus, dass die dortigen schieferigen, dunkleren Kalksteine den Rossfelder Schichten entspre- chen. Bei der Zeit, die seit meinem Besuch jener Gegend verflossen ist, kann ich mir nicht mehr alle Einzelnheiten des geognostischen Aufbaues derselben vergegenwärtigen. Es scheint dem Hantken’- schen Funde gemäss, dass ich in der Sirinnia eine kleine Partie der Rossfelder Schichten, wie ich sie damals bei Swinitza und auf serbi- scher Seite an der Donau kennen lernte, übersehen habe, da ich dieselbe auf der Karte nicht ausschied. Dieselben müssten, wenn sie 11* 2 Verhandlungen. Nr. wirklich vorkommen, dem innersten Theil der Mulde der Sirinnia als jüngstes Glied angehören. Jedenfalls muss ich aber daran festhalten, dass von den drei Abtheilungen, in welche ich damals die untere Kreide in jener Gegend gliederte, und von denen die obere durch das Aptien von Swinitza, die mittlere durch das Barremien (Rossfelder Schichten) von Swinitza repräsentirt wird, die unterste jener Abtheilungen in der Gegend der unteren Sirinnia ganz vorwiegend auftritt. Ich möchte keinesfalls diese untere Abtheilung, welche zum grossen Theil aus compacteren, nicht selten Hornstein führenden Kalken mit untergeordneten, mehr schie- ferigen Lagen besteht, mit den eigentlichen Rossfelder Schichten zu- sammenwerfen. Versteinerungen, abgesehen von Aptychen, sind in dieser untersten Neocombildung jener Gegend viel seltener als ın den Rossfelder Schichten. Einen dem Ammonites Rouyanus nahe- stehenden Ammoniten habe ich damals bereits in diesem untersten Neocom gefunden. Ausserdem habe ich einen anderen dort gefun- denen Ammoniten mit Amm. Boissieri verglichen und abgebildet. Gerade dieses für die Fauna von Berrias bezeichnende Fossil stimmt durchaus zu den thatsächlichen Lagerungs-Verhältnissen; denn man sieht die fraglichen Kalke in der Gegend von Swinitza und auch am serbischen Ufer ihren Platz evident zwischen den rothen Tithonkalken und den Rossfelder Schichten einnehmen. Ich würde mich auch nicht wundern, wenn in diesem untersten Neocom ein Fossil vem Typus des Ammonites Astierianus gefunden wurde, weil bekanntlich dieser Typus (eine Species im älteren Sinne) sogar bis in den obersten Jura hinabreicht. Ich erinnere nur an den Amm. Groteanus. Es ist von mir besonders hervorgehoben worden, dass die Be- trachtung der besprochenen untersten Neocomkalke von der Betrach- tung der rothen oberjurassischen Kalke jener Gegend nicht zu trennen ist. Ich sah diese Gebilde wenigstens stets einen zusammen auftre- tenden Schichtenceomplex . bilden. Die wahren Rossfelder Schichten verhalten sich in ihrem Vorkommen viel selbstständiger. Ihr Vor- kommen schien mir auch ein beschränkteres zu sein. Nun ist in Nr. 1 dieser Verhandlungen (1878) hinter dem Be- richt des Herrn v. Hantken auch ein Bericht Boekh’s abgedruckt, in welchem aus einem Gebiet, welches nördlich von dem hier bespro- chenen gelegen ist, das Vorkommen gewisser Kalk-Ablagerungen be- schrieben wird, die möglicherweise den Kalken an der Sirinnia ent- sprechen. Ein rother Kalk erinnerte Herrn Boeckh an Tithon. Ein darauf folgender, Hornstein führender grauer Kalk war mit dem rothen Kalke „innig verbunden“. Nach Herrn Boeckh kann der graue Kalk, der wenig Petrefakten führt, und in welchen nur ein Aptychus gefunden wurde, ebenso gut auch noch zum Tithon als schon zur Kreide gehören. Es wird sich vielleicht seinerzeit herausstellen, dass er mit meinem untersten Neocomkalk übereinstimmt. An Ross- ielder Schichten scheint Hr. Boeckh dabei nicht gedacht zu haben. Ich hätte glauben können, dass es späteren Untersuchungen in dem damals von mir begangenen Terrain gelingen würde, mehr und genauere Unterscheidungen innerhalb der grossen, dort entwickelten Formationsreihe festzustellen. Namentlich bei den altkrystallinischen ie a \ Nr. 4 Sitzung vom 5. Februar. Dr. E. Tietze. 723 Schiefer- und den damit verbundenen Massengesteinen, deren Ver- schiedenheiten ich nur theilweise andeuten konnte, wäre mir das wünschenswerth erschienen. Statt dessen sehe ich, dass man von mir bereits Geschiedenes wieder zusammen zu fassen trachtet. Damit komme ich zur Hauptsache meiner heutigen Ausführung. In meiner oben citirten Arbeit habe ich in dem Capitel Lias (p. 50—69) die Meinung zu begründen gesucht, dass in der Gegend von Bersaska verschiedene Horizonte des Lias, und zwar sowohl unterer als mittlerer Lias vertreten seien, und habe die betreffenden Ausführungen durch die beigegebene Beschreibung einer Anzahl liassi- scher Versteinerungen (p. 101—132) aus jener Gegend zu illustriren gesucht. Die Kohlen. jener Gegend, wie sie z. B. durch die Gruben Kozla und Sirinnia aufgeschlossen sind, stellte ich in den unteren Lias, und hielt sie keinesfalls für jünger als die Thalassiten-Schichten Schwabens, als die Zone des Amm. angulatus. Meine Bestimmung des betreffenden Schichtencomplexes stützte sich zwar nicht auf die Auffindung von Cephalopoden, noch weniger hatte ich den Amm. an- gulatus selbst gefunden: allein die Zweischaler-Fauna, die ich damals vor mir hatte, schien meine Ansicht ausreichend zu begründen. Den mittleren Lias fand ich paläontologisch sehr charakteristisch an der Muntjana entwickelt, wo ich zwei Abtheilungen in demselben er- kannte, deren eine untere der Zone des Amm. margaritatus, genauer gesagt, hauptsächlich der Zone des Amm. Davoei, deren obere der Zone des Amm. spinatus von mir zugewiesen wurde. Daraus geht wohl hervor, dass mir das Auftreten mittel-lassischer Schichten bei . Bersaska bekannt war. In Nr. 1 der Verhandlungen der Reichsanstalt 1878 findet sich nun in der Beilage (p. 13) ein kurzer Bericht Hrn. v. Hantken’s, welcher in Bezug auf das Alter der Kohlen bei Bersaska angibt, dass dieselben „nicht, wie man es bisher annahm, unter-liassisch, sondern mittel-liassisch sind“. Hr. Hantken fand nämlich „auf dem in der vortrefflichen Arbeit des Hrn. Tietze mehrfach erwähnten Virnisko- Rücken, von wo man bisher keine Ammoniten kannte, Amaltheus mar- garitatus in anstehenden Schichten und zwar in Gesellschaft der von Peters als Cardinia concinna, von Tietze als Cardinia gigantea an- geführten Bivalve“. Dieser Fund dient dann zur Begründung der neuen Ansicht über das Alter der betreffenden Kohlen. Durch die Auffindung eines Ammoniten und speciell des Amm. margaritatus am Virnisko erfährt in der That unsere Kenntniss von den Verhältnissen jener Gegend eine höchst schätzenswerthe Berei- cherung. Mir persönlich wird damit jedenfalls eine angenehme Ge- nugthuung bereitet, insofern damit meine in der citirten Arbeit (p- 67 [33]) ausgesprochene Vermuthung über das Alter der Schichten des Virnisko durchaus bestätigt wird. Ich schrieb damals: „Diejenigen Schichten des Vrenetka- oder Virnisko-Rückens zwischen Kozla und Sirinnia, aus denen Peters die Pholadomya ambigua anführt, sind petrographisch den verwitterten Partieen der Margaritatus-Schichten an der Muntjana recht ähnlich.“ Ferner schrieb ich: „Man wird diese Schichten des Vrenecka-Rückens vielleicht mit den mittel-liassischen Absätzen der Muntjana in eine 74 Verhandlungen. Nr. 4 freilich nur theilweise Uebereinstimmung bringen können. Ein späteres genaueres Studium wird ergeben, ob die Cephalopoden der Muntjana hier fehlen oder nicht.“ Auf der folgenden Seite führte ich dann an, dass ausser der Pholadomya ambigua noch Terebratula numismalis, Rhynchonella tetraödra, Myacites unioides Quenst. und die echte Spiri- Ferina rostrata Schloth. sp. in diesen Schichten gefunden wurden, und setzte hinzu: „Es sind dies Arten, welche jedenfalls für mittleren Lias, mit einiger Wahrscheinlichkeit sogar für eine nicht allzu tiefe Abtheilung desselben sprechen.“ Die Deutung also, die ich den betreffenden Ablagerungen auf Grund der darin vorkommenden Zweischaler und Brachiopoden ge- geben habe, wurde jetzt durch den Fund Hantken’s völlig sichergestellt. Man könnte demnach glauben, dass bei Anwendung einer aus- reichend genauen paläontologischen Methode die Verwendung von Zweischalern und Brachiopoden zur Bestimmung engerer Niveau’s nicht immer zu Irrungen führt, und dass die Möglichkeit gegeben war, aus derartigen Fossilien den unter-liassischen Charakter meiner Thalassiten-Schichten von Kozla und Sirinnia mit derselben Wahr- scheinlichkeit zu erkennen, wie der mittel-liassische Charakter der Schichten des Virnisko auf Grund gleichwerthiger Anhaltspunkte richtig erkannt wurde. Schon F. v. Hauer und Foetterle hatten, wie ich in meiner Arbeit (p. 98) ausdrücklich erwähnte, die Kohlen führenden Schichten der Sirinnia als in überkippter Lagerung befindlich angenommen. Ich habe dann in meinen Bemerkungen zur Tektonik des bespro- chenen Gebirges nachgewiesen, dass man es in der Umgebung des Sirinnia-Thales bis nach der Gegend von Schnellersruhe aufwärts mit einer schief gestellten Mulde zu thun habe, deren westlicher Flügel überkippt sei. Die Flötze von Kozla und Sirinnia gehören diesem westlichen Muldenflügel an, die Schichten der Muntjana dagegen dem östlichen. Die Mitte der Mulde, in welcher das Schichtenfallen all- gemein ein westwärts gerichtetes ist, wird von Kalken des Tithon und des unteren Neocom ausgefüllt. Hantken selbst beruft sich in seiner neuen Mittheilung auf die überstürzte Lage des Lias der Sirinnia. Nun nehmen die mittel-liassischen Schichten des Virnisko ihre Stellung im scheinbaren Liegenden der Kohlen ein, d. h. sie 'sind zwischen das Kohlen führende Niveau und die Kalke des oberen Jura eingeschaltet, d. h. sie sind, eben weil die Lagerung dort eine überkippte ist, jünger als die Kohlen führenden Schichten, oder mit anderen Worten, die Kohlen führenden Schichten sind älter als mitt- lerer Lias. Das unter-liassische Alter der Kohlen von Bersaska würde nicht minder gut mit dem Alter anderer analoger Kohlen-Vorkommen über- einstimmen. Ich erinnere daran, dass Kudernatsch den Kohlen führenden Sandstein der Gegend von Steierdorf ursprünglich sogar für Keupersandstein ansah und ihn auf seiner Karte als unteren Liassandstein bezeichnete, sowie dass schon Rominger die Alpenkohle von Gresten in den unteren Lias stellte. Auch bei Fünfkirchen kann man von mittel-liassischer Kohle nicht sprechen. Die untersten Lagen des dortigen Kohlen führenden Schichtcomplexes sind nach Stur ' Nr. 4 Sitzung vom 5. Februar. Dr. E. Tietze. 75 wohl noch etwas älter als unterer Lias. Den oberen Lagen des- selben findet sich nach Peters eine Fauna eingelagert, welche der Zone des Ammonites angulatus entspricht. Dieser Ammonit selbst wurde dort gefunden und zwar in Gesellschaft einer Zweischaler- Fauna, welche durchaus mit der Zweischaler-Fauna meiner Thalas- siten-Schichten von Kozla übereinstimmt. Ich habe das in meiner Arbeit (l. ec. p. 63) auseinandergesetzt. In derselben Nummer der Verhandlungen, in welcher Herr Hantken seine interessante Mittheilung publicirt, finde ich auch eine Mittheilung des Herrn Boeckh, der in anderen Theilen des Banater Gebirges sehr wichtige Untersuchungen anstellte. Er beob- achtete Sandsteine, denen dunkle Schiefer und stellenweise sogar etwas Kohle eingelagert waren. Er hält es für wahrscheinlich, dass „wenigstens der obere Theil der Sandsteine dem untersten Lias angehöre, es wäre aber nicht unmöglich, dass den Sandsteinen ganz oder zum Theil ein höheres Alter zukomme.“* Ich erlaube mir zum Vergleich mit dieser Auffassung an die Worte zu erinnern, mit denen ich. mein Schluss-Resum& in dem Capitel Lias (p. 68) einleitete: „Wenn wir nunmehr Alles überblicken, was aus den vorangegangenen Auseinandersetzungen über das genauere Alter und die Gliederung des Lias von Bersaska hervorgeht, so zeigt sich, dass die Grestener Schichten bei Bersaska mit einem Conglomerat beginnen, dessen Alter vielleicht noch in die rhätische Zeit zum Theil hinabreicht, dass diese Conglomerate in Sandsteine übergehen, denen nach oben zu Kohlen- flötze eingelagert sind, dass diese Kohlenflötze wahrscheinlicherweise wenigstens zum Theil schon in die Aera des Ammonites angulatus mit ihrer Bildungszeit hineinreichen.“ Nun fand Hr. Boeckh „in einem höheren Niveau“ als es das der Sandsteine mit Kohlenspuren ist, Schichten eines Glimmer füh- renden, sandigen Mergels mit Amm. margaritatus. Also dort ist eine Trennung des unteren vom mittleren Lias durchführbar. Von Bedeutung ist von den Resultaten des Herrn Boeckh auch die ungefähre Horizontirung gewisser grauer, felsbildender Kalke, die vielleicht dem grauen Kalke mit Brachiopoden entsprechen, den schon Stur über dem mittleren Lias an der Muntjana beobachtete. Viel- leicht ergeben auch die fortschreitenden Untersuchungen, ob gewisse Kalke, die ich an den Felsen von Kirsia Kamenitzi und in der Dra- goselka beobachtete, welche Punkte einige Meilen nördlich der Donau liegen, hierher zu beziehen sind. Sie schienen mir (vgl. meine Notizen aus dem nordöstlichen Serbien, Jahrb. 1870, p. 572[6]) eine gewisse Selbstständigkeit des Auftretens im Vergleich zu andern Gliedern des Lias zu haben. Hr. Boeckh stellt diese Petrefakten-armen Kalke, aus denen er aber in der letzten Zeit einige Ammoniten erhielt, in den mittleren Dogger. Gilt dies als erwiesen, so wird man, sofern die Bedeckung jenes schwer zugänglichen Terrains mit dichtem Urwalde dies zulässt, nach einem Contactpunkte dieser Kalke mit den Posido- nomyen-Schiefern von Schnellersruhe zu suchen haben, deren Deutung als unterster Dogger bestritten wurde. Die relative Lagerung dieser beiden Ablagerungen wird dann unter Umständen zu weiteren Schlüssen führen. Jedenfalls haben die Untersuchungen des Herrn Boeckh 76 Verhandlungen. Nr. 4 schon jetzt einen wirklichen Fortschritt für die Geologie des Banates bezeichnet. Kehren wir aber zur Betrachtung des Lias, wie er unmittelbar an der Donau entwickelt ist, zurück. Aus dem Vorhergehenden ist wohl klar geworden, dass kein Grund vorhanden wäre, von der von mir vorgeschlagenen Altersdeutung der Kohlen bei Bersaska abzu- gehen, wenn wir es bloss mit dem v. Hantken’schen Funde am Virnisko zu thun hätten. Herr v. Hantken hat aber auch an einem andern Punkte einen Ammoniten gefunden. Er berichtete darüber vor zwei Jahren (Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1876, p. 21): „Aus den in den anstehenden Schichten gefundenen organischen Resten bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, dass die Kohlenflötze bei Bersaska jünger sind als die Fünfkirchener, und keineswegs dem unteren Lias angehören.“ Er fährt dann fort: „Ich fand nämlich in dem unmit- telbaren Hangenden der Kohlenflötze anstehend Versteinerungen, die in höheren Schichten, welche von Hrn. Tietze zum mittleren Lias gerechnet werden, auch vorkommen, und umgekehrt die als Cardinia gigantea angeführte Muschelart ist auch in den mittleren Schichten vorhanden, so dass eine Thalassitenzone, wie sie Herr Tietze in der Schichtenfolge von Bersaska aufstellt, nicht unterscheidbar ist. Auch erhielt ich von Herrn Director Hinterhuber einen Ammonitenab- druck aus dem unmittelbaren Hangenden aus dem Kozlaer Stollen, welcher ganz bestimmt dem A. margaritatus Brug. entspricht.“ Diesen Angaben gegenüber bin ich allerdings nicht frei von Verlegenheit. Ich bin kein so unbedingter Anhänger der Zonen- Theorie, dass ich nicht zugeben würde, es könnten gewisse Formen constanter sein, eine längere Lebensdauer besitzen als andere. Nament- lich bei Brachiopoden und Zweischalern mag man sich im Vergleich zu den höher organisirten beweglicheren Cephalopoden denken, dass sie manchmal durch eine Reihe von Ablagerungen ohne merkliche Veränderung hindurchgehen, innerhalb welcher Reihe bereits verschie- dene Generationen von Cephalopoden sich ablösten. So z. B. habe ich die als Pecten liasinus bezeichnete Form meiner Thalassiten- Schichten von Kozla von dem Pecten liasinus, wie er in den Margari- tatus-Schichten bei Bersaska vorkommt, nicht getrennt. Eine andere Muschel, nämlich Pecten aequivalvis, welche für den mittleren Lias bei Bersaska ebenso bezeichnend ist, wie in England, Frankreich und Deutschland, findet allerdings in den tieferen Lagen des Lias von Bersaska verwandte Vertreter, und Niemand, der an die Entwicklung des organischen Lebens im Sinne der Descendenzlehre glaubt, wird sich über eine derartige Thatsache wundern. Ich habe einen solchen Vorläufer des Pecten aeqwivalvis mit dem Namen P. Hinterhuberi be- legt und (l. c. p. 107) von dieser letzteren Art hervorgehoben, dass sie stärker gewölbt sei als P. aegwivalvis, und sich davon ausserdem durch grössere Ohren unterscheide. Aehnlich wie diese Kamm- muscheln lassen sich auch die Modiola-Formen von Kozla von denen des mittleren Lias bei genauer Prüfung im Ganzen recht gut unter- scheiden, eben wie man schon früher den Mytilus Morrisi des unteren Lias von der Modiola scalprum des mittleren Lias unterscheiden ge- lernt hatte. Es ist ja im Wesen der Sache gleichgiltig, ob man es Nr. 4 Sitzung vom 5. Februar. Dr. E. Tietze. 77 für zweckmässig hält, solche Unterschiede durch Namen zu fixiren, sofern man nur für die Veränderung der Form selbst den Blick nicht verliert. Ich will indessen nicht zu viel aus dem wiederholen, was ich schon in jener Arbeit gesagt habe. Jedenfalls erkannte ich in den Schichten, die ich die Thalassiten-Schichten von Kozla genannt habe, und welche sich besonders auch durch das Auftreten der Cardinia gigantea auszeichnen, eine Zweischaler-Fauna, wie sie in der Zone des Amm. angulatus vorzukommen pflegt. Wenn jetzt Hr. v. Hantken von der Auffindung der Cardinia gigantea in Schichten spricht, über deren Zugehörigkeit zum mittleren Lias wir einig sind, nämlich in den Schichten vom Virnisko, so ist das entweder ein Novum, welchem bisher keine Analogie aus dem mittleren Lias anderer Gebiete zur Seite steht oder die Bestimmung des Fossils beruht auf anderen paläontologischen Grundsätzen, als den von mir angewendeten, d. h. die Art wird in weiterem Sinne gefasst als in dem bisher üblichen. Um ein Missverständniss zu verhüten, welches aus der Fassung des zuerst erwähnten Hantken’schen Berichtes (Verhandl. 1878) her- vorgehen könnte, bemerke ich bei dieser Gelegenheit, dass ich selbst die Cardinia gigantea vom Virnisko-Rücken nie angeführt habe, Peters hat ebenfalls eine Cardinia concinna Sow. sp., hinter welchem Namen er C. gigantea mit Fragezeichen einklammert (s. das Citat in meiner Arbeit p. 75) nicht vom Virnisko, sondern von Kozla angeführt. Die Hantken’sche Angabe vom Vorkommen der Ü. gigantea am Virnisko ist also in dieser Beziehung vollkommen neu. Am befremdlichsten ist mir natürlich die Angabe von dem Auf- treten des Amm. margaritatus unmittelbar im Hangenden der Kohle bei Kozla.. Da sich das Vorkommen einer Anzahl unter-liassischer Arten, wie: Mytilus Morrisi, Ceromya infraliasica, Corbula cardioides und Cardinia gigantea ebendaselbst nicht abläugnen lässt, so hätten wir in der That in der Gegend von Bersaska eine der abnormsten Ablagerungen Europa’s vor uns. Unterer Lias und mittlerer Lias sind anderwärts paläontologisch von einander vielleicht ebenso ver- schiedene Ablagerungen als Zechstein und Kohlenkalk, und würde man heute einen echten Productus horridus zusammen mit einem echten Productus giganteus finden, so wäre das um kein Haar merk- würdiger als das Vorkommen des Amm. margaritatus in der ange- gebenen Gesellschaft. Leider hat Hr. v. Hantken die betreffenden Ammoniten, wie er angibt, nicht selbst gesammelt, leider ist das be- treffende Fossil auch nur ein, wie es scheint, unvollständiger Ab- druck. Sollte dasselbe eine genauere Prüfung zulassen, dann wäre zu untersuchen, ob es nicht doch ein Angulat ist, ob es nicht den Vergleich, sagen wir einmal beispielsweise, mit Aegoceras Oharmassei oder Aegoceras Moreanum zulässt. Man verzeihe meinen Zweifel. Es mögen ja manchmal Entdeckungen gemacht werden, welche dem her- gebrachten Systeme in dem einen oder anderen Zweige der Wissen- schaft zuwiderlaufen. Es liegt aber in der Natur der Sache, dass man Beobachtungen, welche diesem Systeme conform sind, mit grös- serem Vertrauen annimmt, als solche, welche einem Systeme, an das wir uns nun einmal gewöhnt haben, widersprechen. Dem Systeme K. k, geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 4. Verhandlungen. 12 78 Verhandlungen. Nr. 4 zufolge, welches ın Bezug auf die Gliederung der Jurabildungen Europa’s aus einer grossen Menge von Thatsachen von einer Reihe der trefflichsten Beobachter abstrahirt worden ist, würde es im Lichte jener Angabe beinahe scheinen, als ob die Natur bei Bersaska einen Fehler begangen hätte. Ist aber bei Bersaska ein Fehler gemacht worden, so möchte ich denselben vorläufig nicht der Natur in die Schuhe schieben. Die Verhältnisse des Lias bei Bersaska gehören freilich nicht zu den klarliegendsten, die Schwierigkeiten der Gliederung jener Bildungen nicht zu denen, welche man beim ersten Anlauf überwindet. Ich habe desshalb auch (l. c.p. 69) die Erwartung als eine müssige bezeichnet, als könnten sich für alle einzelnen Bänke des schwäbischen oder nord- deutschen Lias bei Bersaska Parallelen finden. Es war mir z. B. immer ein Räthsel, warum diejenigen Schichten der Muntjana, welche ich als Margaritatus-Schichten bezeichnete, ihren Einschlüssen nach mit Sicherheit nur die Zone des Amm. Davoei, d. h. die unteren Marga- ritatus-Schiehten repräsentiren, während concordant und anscheinend in Folge eines ununterbrochenen Absatzes über denselben. Schichten vom Alter der Zone des Amm. spinatus auftreten. Aber doch glaubte ich, dass man jene Schwierigkeiten der Gliederung bei einiger Auf- merksamkeit wenigstens zum Theil werde beseitigen können, und diesen Versuch habe ich in meiner damaligen Arbeit gemacht. Ist die Hantken’sche Auffassung richtig, und gibt es in dem Lias von Bersaska überhaupt keine Gliederung, dann war dieser Versuch aller- dings ein verfehlter. Ich habe damals schon hervorgehoben, wie ähnlich sich die Petrefakten führenden Horizonte jenes Lias in Bezug auf petrogra- phische Ausbildung und Erhaltungsart der Fossilien werden können, abgesehen etwa von dem grünen Tuffe der Muntjana, den ich zur Zone des Amm. spinatus rechne, und selbst was diesen anbelangt, so mögen sich Anklänge an den von ihm repräsentirten petrographi- schen Typus schon etwas tiefer in den Margaritatus-Schichten des- selben Bergabhanges finden. Bei dieser gleichartigen Ausbildung ver- schiedener Horizonte werden Stücke in Sammlungen leicht vermischt und verwechselt werden, und eine Suite von Versteinerungen aus Bersaska macht in der That den Eindruck, als ob dort ein buntes Gewirr unter-liassischer und mittel-liassischer Species zusammen vor- käme. Nun, wir kennen auch von anderen Gegenden Beispiele, dass eine bestimmte, in der äusseren Erscheinungsweise sich gleichblei- bende Facies vertical mehrere Niveau’s umfasst, ohne dass wir dess- halb die Gleichzeitigkeit aller innerhalb dieser Facies auftretenden Arten voraussetzen würden. Ich erinnere an die jurassischen Flecken- mergel, an die Adnether Schichten, welche bekanntlich beinahe den ganzen Lias, an die Hierlatz-Schichten, welche oft den unteren und mittleren Lias zusammen vorstellen; ich erinnere an die Hierogly- phen-Schichten des Aptien der Gegend von Teschen, welche sich nicht sehr leicht von den Hieroglyphen-Schichten des dortigen Neocom in Handstücken unterscheiden lassen. Bei allen derartigen Gebilden mag es in einzelnen Fällen schwierig sein, die verschiedenen Niveau’s Nr. 4 Sitzung vom 5. Februar. O. Lenz. 79 sogleich zu unterscheiden, in der Schwierigkeit der Aufgabe liegt aber kein Grund, die Unterscheidung zu unterlassen. Ich möchte die Aufmerksamkeit auch auf folgenden Punkt len- ken, der mir zur Beurtheilung der vorliegenden Frage nicht ganz ohne Bedeutung scheint. Wenn man am westlichen Flügel der in der Umgebung der Sirinnia entwickelten Liasmulde, d. h. am Vir- nisko und bei Kozla ein Gemisch unter-liassischer und mittel-liassi- scher Arten zu finden meint, wie kommt es dann, dass man an der Muntjana, welche am östlichen Flügel der Mulde gelegen ist, an wel- chem Gebirgsabhange die echten Thalassiten-Schichten von Kozla, wie es scheint, nicht aufgeschlossen sind (siehe meine Arbeit p. 62), wo also Verwechslungen und Vermischungen der Fossilien durch Menschenhand nicht so leicht passiren können, wie kommt es, frage ich, dass man an der Muntjana nie Cardinia gigantea oder die Cero- mya infraliasica in Gesellschaft der dortigen mittel-liassischen Am- moniten antrifft? i Ich bitte, mich nicht misszuverstehen. Es gibt wohl Wenige, die für Alles, was sie früher einmal geschrieben haben, später noch in unbeschränkter Weise einzustehen vermögen, und ich bin weit, sehr weit entfernt davon, mich zu diesen Wenigen zu rechnen. Vom rein persönlichen Standpunkte aus hätte ich auch zu den Mittheilungen des ‚Herrn v. Hantken schweigen können, weil derselbe seine Angaben in einer für mich sehr schmeichelhaften Form und mit grosser Cour- toisie vorgebracht hat, aber im Interesse der Sache selbst schien es mir in vorliegendem Falle angezeigt, meine conservativen Bedenken zu äussern. Ich schliesse mit dem Wunsche und der Hoffnung, es werde dem Eifer des Herrn Hantken gelingen, neues Material zu sammeln, welches in Verbindung mit den bereits erkannten That- sachen einer unparteiischen nochmaligen Prüfung der angeregten Frage als Grundlage dienen kann. Dann wird es gelingen, entweder eine paläontologische Anomalie endgiltig aus der Welt zu schaffen oder endgiltig zu fixiren. Wenn es dann nicht anders sein kann, werden wir den Eintheilungen des Jura, wie sie uns durch Quenstedt oder Oppel übermittelt sind, eine viel geringere generelle Bedeutung beimessen dürfen, als bisher. O. Lenz. Die Beziehungen zwischen Nyirok, Laterit und Berglehm. Je detaillirter und intensiver die geologischen Aufnahmen und Untersuchungen in den verschiedenen Ländern neuerdings ausgeführt werden, um so grösser wird die Sorgfalt, die man den gewöhnlich unter dem Namen Diluvium zusammengefassten Bildungen schenkt, um so grösser wird aber auch die Mannigfaltigkeit der Ausbildangs- weise, in der uns diese jüngste der geologischen Formationen ent- gegentritt. Es ist gewiss schon vielfach aufgefallen, dass die Diluvial-Bil- dungen in den einzelnen, oft räumlich gar nicht sehr weit von ein- ander entfernten Gebieten eine grosse petrographische Verschieden- heit zeigen, und der zunächstliegende Gedanke dürfte wohl der sein, 12* 80 Verhandlungen. Nr. 4 dass zwischen diesen Ablagerungen und dem darunter liegenden Ge- steinsgerüst ein genetischer Zusammenhang bestehe. Ein recht auf- fallendes Beispiel hierfür ist zunächst der Nyirok Ungarns. Bekanntlich ist derselbe, nach Szabö und Wolf, ein häufig blassroth gefärbter plastischer Thon, kalkfrei, ohne Petrefakten, und stets unter dem Löss liegend; er schliesst noch nicht ganz zerfallene Brocken des darunter befindlichen anstehenden Gesteines, und zwar vonTrachyten und Tuffen ein, als deren Zersetzungs- und Abschwem- mungs-Produkt er zu betrachten ist. Als eine Randbildung ist der Nyirok nicht auf das Thalgebiet beschränkt, wie der Löss, sondern begleitet die Trachyt- und Tuffrücken. Es kann demnach gar kein Zweifel sein, dass dieses local so eigenthümlich entwickelte Diluvium im engsten Zusammenhang mit der Verbreitung gewisser jüngerer Eruptivgesteine steht, welche die Gebirge zwischen Tokoy und Epe- ries bilden. Mit den Grenzen des Eruptivgebietes gegen andere geo- logische Bildungen hört auch die Verbreitung des Nyirok auf und die trachytischen Bergrücken und Gehänge sind gewissermassen in eine Kruste ihres eigenen zersetzten Gesteinsmaterials eingehüllt, die im Tokoyer Gebiete von hervorragender oenologischer Bedeutung ist. Ein anderes interessantes Beispiel von der Zusammengehörigkeit der jüngeren Schichten mit dem in der Umgebung anstehenden Ge- stein ist der Laterit. Dieses Gebilde, das seinen Namen von der ihm eigenthümlichen Farbe gebrannter Ziegel hat, ist bekanntlich ein durch den Einfluss der Atmosphärilien entstandenes Zersetzungspro- dukt gewisser Gesteine und bisher nur in den Tropenländern beob- achtet worden. Diese beschränkte geographische Verbreitung weist von selbst darauf hin, dass bei der Bildung des Laterits Verhältnisse eine Rolle spielten, wie sie in den aussertropischen Theilen unserer Erde nicht zu finden sind, und mit Recht hat man die häufigen und intensiveren atmosphärischen Niederschläge, sowie eine rascher und energischer vor sich gehende Verwesung und Zersetzung einer rei- cheren und mannigfaltigeren Flora damit in ursächliche Verbindung gebracht. Der Zusammenhang des Laterits mit dem darunter lie- genden Gesteinsgerüst (Gneiss, Granit, Thonschiefer, Schieferthon, thoniger Sandstein), ja sogar Uebergänge sind an den verchiedensten Punkten der Tropenländer beobachtet worden: in Ceylon, Ostindien, Hinterindien und China, ebenso wie in den östlichen Theilen Süd- amerika’s, besonders in Brasilien, woselbst der Laterit feste, eckige Quarzbrocken einschliesst, die der Zersetzung Widerstand geleistet haben, während die anderen Gemengtheile der krystallinischen Fels- arten sich zu jener ziegelrothen Masse zersetzt haben, die leicht an einem gewissen zellen- oder maschenartigen Gewebe zu erkennen ist, dessen Höhlungen durch eine thonige Substanz ausgefüllt sind. Unter diese, wenn auch öfters sehr weit ausgedehnten, aber doch räumlich beschränkt auftretenden Zersetzungsprodukte gewisser Ge- steine möchte ich auch ein Gebild rechnen, das nur in den östlichen Theilen unserer Monarchie beobachtet und überhaupt erst im Laufe der letzten Jahre vom Löss getrennt worden ist, ich meine den dem Nordrande der Karpathen vorgelagerten Berglehm. Nr. 4 Sitzung vom 5. Februar. O, Lenz. 81 Der Berglehm oder Blocklehm, wie ihn zuerst Baron Petrino eingeführt hat, ist bekanntlich ein auch petrographisch vom Löss zu unterscheidender Lehm, in dem organische Reste im Allgemeinen fehlen, abgesehen von einigen von Wolf gefundenen Schnecken, wie sie auch im Löss vorgekommen. Häufig bildet er eine auffallend schwarze Ackerkrume, und von seiner Eigenschaft, an steilen Ge- hängen in grosse Blöcke zu zerfallen, hat ihn Baron Petrino Block- lehm genannt. Da man aber bei diesem Namen leicht an darin eingeschlossene Gesteinsblöcke denkt und dies unwillkürlich wieder an Glacial-Er- scheinungen erinnert, so dürfte der von Paul gewählte Name Berg- lehm passender sein, der auch sehr gut dem Vorkommen dieses Ge- bildes entspricht, welches unabhängig von irgendwelchen Flussläufen die Hügel bedeckt und so ein wesentlich verschiedenes Verbreitungs- gebiet als der galizische Löss hat; auch fehlt dem Berglehm die für den letzteren so charakteristische Terrassenbildung. Beide Bildungen, Löss und Berglehm, führen Schotterbänke, aber während im ersteren grosse, deutlich abgerundete Gerölle ge- wöhnlich sind, führt der letztere nur kleine eckige Stücke der am -Karpathenrand auftretenden Gesteine, also richtiger Lagen von Ge- birgsschutt, aber nicht vom Flussgeröll. Obgleich die neuen Aufnahmen von den Karpathenländern noch nicht beendet sind, lässt sich doch bereits die Verbreitung des Berg- lehmes annähernd bestimmen. Bei Betrachtung der Paul’schen Uebersichtskarte der Bukowina, sowie der bis jetzt aufgenommenen Blätter des sich daran anschliessenden Theiles von Galizien ergibt sich, dass der Berglehm in einer dem Karpathenrand parallel strei- chenden Zone von einigen Meilen Breite sich erstreckt; nur,da, wo die dem Gebirge entspringenden Flüsse diese Zone durchbrechen, haben sich Lössterrassen gebildet. Man könnte nun wohl annehmen, dass der Berglehm einfach als das Zersetzungsprodukt der den Karpathen vorgelagerten neo- genen Ablagerungen, besonders der vielfach in ihren Lagerungs-Ver- hältnissen gestörten Salzthonformation, sowie der jüngeren, horizontal liegenden, neogenen Schichten zu betrachten sei, die gewissermassen in ihre eigene, im Allgemeinen wohl noch an ihrer ursprünglichen Stelle befindlichen Verwitterungskruste eingehüllt sind. Was die Mächtigkeit dieser Kruste betrifft, so wird dieselbe auf den flachen Gipfeln und Rücken der Hügel am grössten sein, während von den Gehängen infolge äusserer Einflüsse eine Be- wegung der zersetzten Masse in die Thäler stattfinden muss, wo die- selbe dann mit das Material zu den Lössterrassen geliefert hat. Es wird demnach die Mächtigkeit der Zersetzungskruste an den Gehängen im umgekehrten Verhältnisse zur Steilheit derselben stehen. Der Berglehm, ein zweifellos älteres Gebilde als der Löss, hat stellenweise eine grosse Aehnlichkeit mit gewissen thonigen Lagen des galizischen Neogens; nicht selten beobachtet man an tieferen Ein- schnitten einen allmähligen Uebergang des Berglehms in einen schmutzig blauen Thon, so dass man manchmal etwas im Zweifel sein kann, ob man nicht bereits echte tertiäre Lagen vor sich hat. 82 Verhandlungen. Nr. 4 Die stellenweise verschiedene Ausbildungsweise des Berglehmes wird natürlich abhängen von der petrographischen Beschaffenheit der Un- terlage; die besonders dicht am Karpathenrand darin auftretenden Lagen von nicht grossen eckigen Gesteinsbrocken aber bestehen aus Gebirgsschutt von festeren, der Zersetzung Widerstand leistenden Karpathengesteinen. Während beim Nyirok der Mangel an Kalk ganz erklärlich ist aus der Beschaffenheit des Muttergesteines, wird der Berglehm, und infolge dessen der Löss, von den mergeligen und lockeren kalkigen, neogenen Sedimenten mehr weniger mit Kalk im- prägnirt sein müssen. Das Verhältniss des Berglehms zum Löss dürfte nun derart sein, dass der erstere, sei es durch Wasser oder durch Wind, wahr- scheinlich durch beide Factoren, in die Thäler geführt und dort durch wiederholte, mehr weniger ausgedehnte Inundationen in jener Terrassen- form abgesetzt wurde, wie sich uns heute der galizische Löss dar- stellt. Die vorherrschend dicht am Karpathenrand im Löss auftre- tenden Geröll-Lagen von dem Gebirge angehörigen Sandsteinen können natürlich nur durch die zahlreichen, den Karpathen entsprin- genden Flüsse und Bäche mitgeführt und abgesetzt worden sein. Ebenfalls in die Reihe jener Zersetzungsprodukte, die wohl nicht allgemein als Diluvial-Bildungen aufgefasst werden können, da die Zersetzung schon vor dieser Periode begonnen und nach derselben sich noch fortgesetzt haben mag, darf man wohl auch die terra rossa des Karstgebietes rechnen, die von Tietze (Jahrb. d. k. k. geolog. R.-A. 1873, p. 42) als aus den thonigkalkigen Karstgesteinen hervor- gegangen aufgefasst wird. H. Höfer. Erdbeben am 12. und 13. Dec. 1877. Gewöhnlich pflegt man Erdbeben nur dann eingehender zu wür- digen, wenn dieselben vermöge ihres ausgedehnten Entwicklungs- Gebietes, vermöge ihrer grösseren Intensität erhoffen lassen, dass durch deren Studium verschiedene wichtige Elemente dieser Erschei- nung bestimmt werden können. Ich möchte mir erlauben, auf jüngst stattgehabte Erderschüt- terungen hinzuweisen, welche zwar vermöge ihrer Intensität kaum beachtet wurden, bei welchen auch das Studium eines dieser Erd- beben, allein betrachtet, sicherlich zu keinem nennenswerthen Resul- tate führen würde; die aber wegen ihrer Gleichzeitigkeit einer Beachtung und kurzen Besprechung werth sein dürften, Meinem Freunde, Hrn. E. Riedl, k. k. Bergeommissär in Cilli, verdanke ich folgende Privat-Nachrichtt — ddo. 13. Dec. 1877: „In letzterer Zeit, nahezu jede Nacht, wenn gleich schwache, doch deut- lich merkbare Erdbewegung im Markt Tüffer') (Untersteiermark). Geräusch nur am 10. bemerkt.“ Bald darnach las ich in der Klagenfurter Zeitung vom 16. Dec.: Aus Neumarkt (Öbersteier) schreibt man vom 13. d. M.: Heute 1) Derselbe Ort wurde am 4. April 1877 stark erschüttert; viele Zerstörungen an Gebäuden traten auf. Nr. 4 Sitzung vom 5. Februar. H. Höfer. 83 Nachts halb 12 Uhr hat eine heftige Erdbeben-Erschütterung statt- gefunden; die Richtung scheint von Norden gewesen zu sein.“ Ein Zufall wollte es, dass ich auf folgende Notiz, die dem „P. Naplö“ entnommen wurde, aufmerksam gemacht wurde; es heisst: „In der Nacht vom 13. auf den 14. d. M. (Dec.) wurden die auf der ‘ Insel Schütt gelegenen Ortschaften Ekel, Aranyos und Ocsa von einem Erdbeben überrascht. Der Stoss bewegte sich von der grossen Donau nach der Waag; die erste Erschütterung wurde um 7 Uhr Abends wahrgenommen, und war dieselbe von einem dumpfen Getöse begleitet; die zweite von Stössen und Geräusch begleitete Erschüt- terung wurde um 11 Uhr, die dritte um 2 Uhr Nachts verspürt; die letzte war sehr stark und von einem Kanonenschuss-ähnlichen Krache begleitet.“ Wenn auch die Zeitangaben, als nur beiläufige, nicht nachweisen lassen, dass die Gleichzeitigkeit bis auf Minuten genau übereinstimmt, so lässt sich als sicher hinstellen, dass die drei genannten Gebiete - ın derselben Nacht erschüttert wurden, und dass heftige Beben in Neumarkt und auf der Insel Schütt ziemlich gleichzeitig (11 Uhr 30 Min. und 11 Uhr!) stattgefunden haben. Es liegen uns somit von drei, räumlich weit entlegenen Punkten Nachrichten von nahezu gleichzeitigen Erschütterungen vor; zwischen diesen Centren war Ruhe. Diese drei Erschütterungsgebiete fallen sowohl in die südliche Kalkalpenzone, als auch in die Centralkette und in den zwischen den Alpen und den Karpathen gelegenen Donau- Schutt. Dass dieselben etwa einem Spalten-Systeme angehören würden, ist füglich nicht vorauszusetzen. Ist diese Gleichzeitigkeit Zufall oder ist sie durch irgend eine gemeinsame Ursache bedingt? Die vorliegenden Beobachtungen allein reichen nach meinem Dafürhalten unmöglich aus, um eine so weitgehende Frage, wie es die letztgestellte ist, zu beantworten. Doch die Thatsache als solche verdient der Vergessenheit entzogen zu werden, da wir möglicherweise die aufgeworfenen Fragen doch einmal lösen könnten, sobald uns eine Reihe analoger Beobachtungen vorliegt. In anderer Beziehung jedoch regt mich die Thatsache von nahezu gleichzeitigen Erderschütterungen an weiter entlegenen Punkten an, einige Resultate meiner bisherigen seismischen Studien anzu- deuten, um so mehr, als derartige Fälle, wie die drei erwähnten, nicht vereinzelt dastehen. Würden die Erschütterungen in Markt Tüffer, Neumarkt und Insel Schütt sehr intensiv gewesen sein, so dass sich ihre Erschüt- terungs-Gebiete berühren, so ist es bekanntlich bei mehreren neueren Seismologen Uebung, einem solchen ausgedehnten Beben nur ein Centrum zuzuschreiben; das Irrthümliche würde in diesem Falle keines Beweises bedürfen. Doch bevor ich auf einige derartige Beispiele übergehe, möge es mir gestattet sein, auf einige gleichzeitige oder fast gleichzeitige !) Die Uhren-Differenz ist nahezu !/, Stunde, 84 Verhandlungen. Nr. 4 Erderschütterungen innerhalb unserer österreichischen Alpen hinzu- weisen, welche auch als Materiale zu den bereits früher aufgewor- fenen Fragen angesehen werden können. Als im Winter 1857—58 Rosegg in Kärnten, am Südfusse der Centralalpen, häufig erschüttert wurde, waren gleichzeitig mit hef- tigen Beben daselbst auch solche in Lietzen (24. Dec.), und in Admont (25. Dec.), beide bekanntlich nahe der Nordgrenze der Central-Alpenkette gelegen, verspürt; von dem Inneren der Central- alpen selbst wurde in jenem Winter keine Erderschütterung ver- spürt. Fast gleichzeitig, höchstens einige Minuten später, als Belluno im Jahre 1873 zerstört wurde, bildete sich in Oberösterreich), in der Nähe von Wels, ein zweites Centrum, an demselben Tage, doch etwas später, wurden schwache Beben in Wien und Kapfenberg (Steiermark) beobachtet. Bei ausgedehnten Erdbeben pflegen, wie bekannt, hervorragende Geologen mit Vorliebe nur ein Centrum anzunehmen, kreisförmige Homoseisten einzuzeichnen und hieraus Werthe für die Herdtiefe, Fortpflanzungs-Geschwindigkeit u. s. w. abzuleiten; Werthe, welche für die Wissenschaft vom höchsten Interesse sind. Von den neueren Forschern, welche diesen Weg einschlugen, nenne ich Hrn. Carlv. Seebach und Hrn. A. v. Lasaulx; ersterem verdanken wir die höchst interessante Monographie: „Das Mittel- deutsche Erdbeben vom 6. März 1872“; letzterem eine ähnliche Ar- beit: „Das Erdbeben von Herzogenrath am 22. Oct. 1873“. Ich habe auf Basis des von den genannten beiden, um die Seis- mologie besonders verdienten Forschern gegebenen brauchbaren Leit- materiales ebenfalls Homoseisten gezogen, kam zu abweichenden Re- sultaten; bei keinem der beiden Beben wurde ich auf ein gemein- sames Centrum geführt. Für das mitteldeutsche Erdbeben (1872) erhielt ich viele einzelne geschlossene Curven (kreis- und ellipsen-ähnlich), welche vielen Centren entsprechen; so wird man auf Herde hingewiesen in der Umgebung von Suhl, Münchberg, Eger, Teplitz ?), Görlitz, Leisnig (Sachsen), Zwickau, Gneiz, Kösen, Rosleben, Erfurt u. a. m. Durch den von mir befolgten Vorgang fand ich auch, dass viele der Angaben von Seiten der Telegraphenämter, welche Herr v. See- bach, da sie mit einem, von einem Epic-Centrum aus gezogenen Kreise nicht übereinstimmten, anzweifelte, ganz gut verwerthet werden konnten und befriedigend mit den Werthen von Nachbarstationen übereinstimmten. Das Erdbeben von Herzogenrath (1373), welches nach meinen Untersuchungen von drei sich bei dem genannten Orte schneidenden ‘) Ich erläuterte dies eingehender in: „Das Erdbeben von Belluno ete.“ (Sitzb. d. k. Akad. d. Wiss., Dee.-Heft 1876.) ?) Die Homoseisten sind entsprechend der durch die Basaltausbrüche gekenn- en Dislocation auffallend in die Länge gestreckt; ihre Mittellinie fällt gegen örlitz. u a Nr. 4 Sitzung vom 5. Februar. Dr. Wiik. 85 Spalten ausging, wurde von einem secundären Beben bei Giessen begleitet. In vielen Berichten über grosse Erderschütterungen wird einer schwer erklärlichen Thatsache Erwähnung gethan, dass nämlich die Intensität an vielen Orten, entfernt von jener grössten Zerstörung, wieder aufleuchtete!); dies, sowie auch die Erscheinung der sog. Erd- bebenbrücken werden häufig vollends erklärt werden, wenn man in einem grossen Erdbeben die Summe von vielen Partialbeben er- kennen wird. Auch die sog. „Vorbeben“ gehören in gewisser Richtung zu dem Beweismateriale für die von mir verfochtene Anschauung. Ich hoffe, dass es mir meine Zeit bald gestatten wird, die vor- stehend angedeuteten Resultate meiner Studien über die Beben von Mitteldeutschland und Herzogenrath niederzuschreiben; doch schon aus den heute gegebenen Andeutungen geht hervor, dass die aus jenen beiden Erderschütterungen abgeleiteten Zahlenwerthe, welche nun fast in jedem Handbuche der allgemeinen Geologie Aufnahme fanden, angezweifelt werden müssen. Selbstverständlich ist damit die Richtigkeit der geistvollen Berechnungs-Methode v. Seebach’s nicht beeinträchtigt; sie wird jedoch in Folge des kleinen Erschütterungs- kreises eines Partialbebens schwieriger anwendbar, falls nicht bis auf Secunden genaue, vollends verlässliche Stosszeiten vorliegen. Fast alle Erdbeben mit grossem Erschütterungsgebiete werden künftighin entweder auf viele Partialbeben oder auf einen weithin ausgedehnten Herd, z. B. Spalten, zurückgeführt werden müssen. Dr. F. J. Wiik. Die geologischen Verhältnisse Finn- lands. (Aus einem Schreiben an Hrn. Hofrath v. Hauer, ddto. Helsingfors, 18. Januar 1878.) In einer Abhandlung, deren erster Theil (Ofversigt of Finlands geologiska förhällanden) als akademische Dissertation ausgegeben worden ist, habe ich meine seit mehreren Jahren fortgesetzten Unter- suchungen über die geologischen Verhältnisse Finnlands zusammen- gestellt, und erlaube mir, Ihnen folgenden kurzen Auszug davon mitzutheilen. Wie ich schon in einer vorigen Mittheilung (Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanstalt, Nr. 7, 1873) erwähnt habe, kann man die pri- mitiven Gesteine Finnlands, sowohl die metamorphischen, als auch die eruptiven, auf zwei Gruppen vertheilen, welche wahrscheinlich als zwei verschiedene geologische Formationen zu betrachten sind. Sie unterscheiden sich sowohl durch petrographische Verschiedenheit, als durch discordante Lagerung, wie z. B. in Messuby. Die ältere Bildung besteht vorzugsweise aus verschiedenen Gneissvarietäten nebst einem Granite mit schieferiger Structur (Gneissgranit = Lagergranit Gümbel's); die jüngere, aus krystallinischen Schieferarten von einem 1) Während des mitteldeutschen Erdbebens, z. B. in Viechtach und Hall. K. k. geolog. Reichsanstalt. 1378. Nr. 4. Verhandlungen. 13 86 Verhandlungen. Nr. 4 Granit (= Stockgranit Gümb.) mit weniger deutlicher Schieferung, aber gewöhnlich mit porphyrartiger Structur begleitet. Jede von diesen beiden metamorphischen Formationen lassen sich weiter in zwei Unterabtheilungen scheiden. Die Gneissformation oder die Laurentische Bildung besteht, wie man bei Nyslots finden kann, aus einem unteren Glimmergneiss und einem darüber liegenden Hornblendegneiss mit Pyroxen-Concretionen. Gewöhnlich sind doch diese Etagen, wie bei Helsingfors, durch die starke Aufrichtung nicht über, sondern neben einander gestellt. Die Schiefer-Formation lässt sich in eine vorzugsweise aus Glimmer-, resp. Thonglimmerschiefer (Staurolit-, Andalusit-, Ottrelit-Schiefer, nebst Felsitschiefer (Helle- flinta z. Th.), und in eine aus Chlorit-, resp. Talkschiefer nebst Quarzit bestehende Abtheilung vertheilen. Diese sind doch mehr unabhängig von einander, als die beiden Gneiss-Abtheilungen, und darum wohl als zwei verschiedene Formationen anzusehen. Was die geographische Verbreitung dieser Formationen betrifft, so lassen sie sich auf einige von SW bis NO streichende Zonen ver- theilen, wie schon v. Engelhardt (Geogn. Umriss von Finnland 1820) angedeutet hat. Das südöstliche Porphyr-Granit-Gebiet (dritter Syenit-Bezirk v. Engelhardt’s) besteht aus einem porphyrartigen Granit, oft als sog. Rapakivi ausgebildet, dessen leichte Verwitterung, wie es scheint, von einem etwas grösseren Eisengehalt des Orthoklases herrührt. Nicht selten enthält er auch Hornblende und wird dadurch zum Syenitgranite verwandelt, besonders an den Grenzen des Gebietes. Auch der Quarzporphyr bei dem Wuoxen-Flusse, der östlichen Grenze des Gebietes, und auf der Insel Hogland ist wohl nur als eine locale Modification des Granitporphyrs zu betrachten. Eine andere Zone, zum grössten Theile aus Gneiss und Gmneiss- granit bestehend, liegt zwischen der vorigen Zone und einer Linie über die Insel Aland und die Mitte des Päijäne-See gehend, und stimmt also ungefähr mit dem von Engelhardt sog. zweiten Granitgneiss- Bezirke überein. Das Hauptstreichen des Gneisses in diesem Gebiete ist WSW—ONO (60° N—70° OÖ). Das Territorium zwischen der genannten Linie und der ost- bothnischen Höhenstrecke (der zweite Syenit-Bezirk v. Engelhardt’s) besteht hauptsächlich aus Porphyrgranit und Syenitgranit, welche ge- wöhnlich in kleinen SSO-NNW streichenden Gebirgsketten auftreten. Auf der zu dieser Zone gehörenden Insel Aland gehen die Gebirgs- ketten ung. von N bis S. Der Granitporphyr geht hier zum Theil in Quarzporphyr über, welcher unter dem Mikroskop ein ähnliches Aus- sehen wie der von Rosenbusch aus den Vogesen beschriebene zeigt (Zeitschr. d. deutschen geolog. Gesellsch. Bd. XXVIIH, p. 369). ne Quarz ist nämlich oft schriftgranitartig im Orthoklase ver- theilt. Der Porphyrgranit ist von Gängen eines feinkörnigen Granites durchzogen, welcher also hier dieselbe Rolle wie der grobkörnige Pegmatitgranit in dem Gmeissgranite spielt. Auf einigen Gegenden Alands tritt dieser Granit in grossen stockförmigen Massen auf, welche von Porphyrgebirgen umgeben sind. Nr. 4 Sitzung vom 5. Februar. Dr. Wiik. 87 Das österbottnische Territorium ist meistentheils mit Alluvium bedeckt, aber soweit man sehen kann, ist es ein Gneissgranit-Terrain. Doch kommen hier wie in den vorigen Zonen einzelne Regionen von kry- stallinischem Schiefer vor. So z.B. erstreckt sich eine solche auf der Grenze des centralen Porphyrgranit-Gebietes und des südlichen Gneiss- granit-Bezirkes zwischen dem Päijäne-See und der Stadt Tammersfors, und geht davon in nordwestlicher Richtung nach der süd-österbott- nischen Grenze. Grösserı als diese Schieferzonen im westlichen Finnland ist die- jenige in Ost-Finnland, welche von dem nördlichen Strand des Ladoga- See’s in nord-nordwestlicher Richtung bis nach dem See Pielisjäwi streicht. Zu dieser Zone schliesst sich wohl auch das vorzugsweise aus Chlorit- und Talkschiefer nebst Quarzit bestehende Schiefer-Terri- torium in der Gegend des Uleä-See’s an. Ausser diesen grösseren Formationen kommen hie und da einige basische eruptive Bildungen, welche wohl in geologischer Beziehung von weniger Bedeutung sind als die obengenannten, aber in petrogra- phischer Hinsicht von grossem Interesse. Das specifische Gewicht einiger von diesen habe ich bestimmt. Es liegt zwischen den Grenzen 2'742 und 3'161, während die aciden Gesteine (Gneissgranit, Por- phyrgranit und Syenitgranit) ein spec. Gewicht = 2:580—2:736 zeigen. Das leichteste von den basischen Gesteinen ist ein dichter Diabas (spec. Gew. = 2'742—2'746), welcher einen Gang bei Sorda- wola bildet, dessen Sahlbänder aus dem sog. Sordawalite bestehen. Er ist wohl in geolog. Beziehung zu dem Diabase aus Walamo (spec. Gew. = 2:889—2'882) zu rechnen, und zeigt, wie dieser, unter dem Mikro- skope lange Apatit-Nadeln. Zum Walamo-Diabase schliesst sich in petrographischer Hinsicht der Olivin-Diabas (spec. Gewicht = 3'103) im westlichen Finnland an, welcher in grösseren Partieen den Gra- nitporphyr durchbricht, und auch auf der Insel Aland, doch nur als lose Steine, vorkommt. Er ist dem Olivin-Diabas aus Dalarne in Schweden (von A. E. Törnebohm beschrieben) ganz ähnlich und gehört ohne Zweifel zu derselben Formation, wie dieser. Hierher schliesst sich durch seinen Olivingehalt auch der Olivin-Gabbro aus Tyrvis (spec. Gew. = 2862), und der Olivin-Diorit aus Kuru (spec. Gew. = 3'161) an. Olivinfrei sind dagegen Diabas aus Kristinestad (spec. Gew. = 3'014), Gabbro aus Heinola (spec. Gew. = 2'949), Diorit- porphyr aus Berttula (spec. Gew. = 2'925), Uralitporphyr aus Hat- tula (spec. Gew. = 3'015), und Diorit aus Idensalmi (spec. Gew. = 3129). — Eine intermediäre Stellung zwischen den aciden und den basischen Gesteinen nimmt der Elaeolit-Syenit aus liwaara in Kuusamo ein, welcher sich zu den Orthoklas-Elaeolit-Gesteinen aus Portugal (Foynit), Ural (Miascit) etc. anschliesst. Eigentliche sedimentäre Formationen sind nicht als anstehendes Gestein in Finnland gefunden, aber die grosse Menge loser Steine von einem arkosartigen Sandsteine im westlichen Finnland und von einem untersilurischen Kalksteine auf Aland zeigen, dass diese Bil- dungen Reste einer cambrischen und untersilurischen Formation im südwestlichen Finnland sind, welche die silurischen Formationen Esth- lands und Nord-Schwedens verband. 11050 88 Verhandlungen. Nr. 4 Die posttertiären (quaternären) Bildungen sind, wie bekannt, zum Theil in langgestreckten Wällen (Asar) vertheilt, welche am wahrscheinlichsten als End- und Mittelmoränen anzusehen sind, doch durch Wasser mehr oder weniger umgebildet. Sie streichen vor- zugsweise theils normal, theils parallel mit der Hauptrichtung der Schrammen, nämlich NNW-SSO. Diese Richtung ist jedoch in den Umgebungen der grossen Bassins des bothnischen Meerbusens, der Näsijäwi- und Paijänne-Seen durch eine NS-, resp. NNO-SSW-Richtung gekreuzt, welches anzeigt, dass diese Bassins in einer späteren Periode mehr oder weniger auf das grosse Landeis einwirkten. Dass die orographischen Verhältnisse eine Einwirkung auf die posttertiären Bildungen ausgeübt haben, das kann man auf der Insel Aland sowohl im Kleinen wie im Grossen beobachten. Auf den kleinen, NS strei- chenden Porphyr-Kuppen zeigen die Schrammen in der Mitte die normale Richtung (ungefähr NS), aber auf der östlichen Seite eine östliche, auf der westlichen eine westliche Abweichung der Südenden der Magnetnadel. In Uebereinstimmung hiermit zeigt die grosse Insel, welche sich im Ganzen zum bothnischen Meerbusen wie diese kleinen Kuppen zu ihren Thälern verhält, in der Mitte eine NS-Rich- tung der Schrammen, auf den Seiten eine östl.-, resp. westliche Ab- weichung. Die orographischen Verhältnisse haben also zum Theil noch Einfluss auf die posttertiären Bildungen und sind ihrerseits auf den stratigraphischen Verhältnissen der primitiven Bildungen beruhend. Um die wichtigen stratigraphischen Streichlinien etwas bestimmter auszudrücken, habe ich sie (in dem zweiten Theile der oben genannten Abhandlung) auf krystallographische Zonenlinien, auf der Erde nach der sphärischen Projeetions-Methode aufgezogen, zurückgeführt. Diese Vergleichung zwischen orographischen, resp. stratigraphischen Linien und krystallographischen Richtungen ist wohl am nächsten nur for- mell, aber kann doch auch möglicherweise eine reale Bedeutung haben, wenn man von der von mehreren Verfassern angenommenen Ansicht ausgeht, dass die Erde einen festen Kern enthält. Wenn man nämlich annimmt, dass die Erstarrung der geschmolzenen Erde nicht auf der Oberfläche, sondern dem grossen Drucke zufolge im Centrum angefangen hat, so scheint es mir, dass der aus schweren Metallen, hauptsächlich wohl Eisen (resp. Magnetit und Pyrit) be- stehende Kern nicht ein krystallinisches Aggregat, sondern ein regel- mässiger Krystall werden musste. Wie dieses auch sein mag, können doch jedenfalls die Zonenlinien des regulären Systems als geologische Örientirungslinien angewendet werden; so z. B. wenn man, wie ich gethan habe, den Hexaöderpol 100 auf den Aequator an der West- küste Sumatra’s verlegt, in welchem Falle 010 an der Westküste Afrika’s und 100 an der Westküste Süd-Amerika’s zu liegen kommen, so kann das obengenannte Hauptstreichen der südfinnischen Gneiss- zone durch die Zonenlinie 110—136 (welche Linie auch conform mit dem Hauptstreichen des brasilianischen primitiven Gebietes geht), und ebenso das Streichen der ostfinnischen Schieferzone durch die Zonenlinie 110—136 ausgedrückt werden, und diese Linien zeigen in } "AT, Nr. 4 Sitzung vom 5. Februar. J. v. Schroeckinger. 89 auch ungefähr die Grenzen zwischen den genannten metamorphischen Zonen und dem centralen Porphyrgranit-Gebiete Finnlands an. Dieser Betrachtungsweise schliesst sich das sog. Pentagonal- System Elie deBeaumont’s an, aber hat, wie mir scheint, vor diesem den Vortheil, dass sie einfacher ist, und eine, wenn auch nur hypothetische Erklärung finden kann, Vorträge. J. v. Schroeckinger. Ueber die Erbohrung einer neuen Therme bei Brüx. Der gesammte Bergwerksbesitz der Dux-Brüx-Komotauer Braun- kohlen-Bergbau-Actiengesellschaft ging mit 1. Juni 1876 als Deckung eines fiscalischen Geldvorschusses, welchen die Gesellschaft nicht zurückzuerstatten vermochte, in das Eigenthum des Staates über. Dieser Bergwerksbesitz enthielt bei der Uebernahme 338 verliehene Gruben- massen und überdies 162 Freischürfe, durch welche 451 neue Massen gesichert waren. Die Kohlenmächtigkeit in diesem ganzen Massen- complexe ist, abgesehen von den zahlreichen, ringsum bestehenden fremden Schächten und Bohrlöchern, durch vier eigene Schächte und circa zwanzig eigene Bohrlöcher mit 11—30 Meter constatirt und kann im Mittel immerhin zu 20 Meter angenommen werden. Ein solches eigenes Bohrwerk wurde behufs Bauhafthaltung des Freischurf-Complexes in der Katastral-Gemeinde Tschausch und zwar auf der der Stadtgemeinde Brüx gehörigen Feldparzelle Nr. 1727 angelegt, welche mitten in der grossen Komerner Seemulde gelegen ist, so dass diese Bohrung über die Entwicklung der Liegendschichten des hier nur 56'90 Meter tief liegenden Kohlenflötzes einen vollkom- menen und mit geringen Kosten zu erzielenden Aufschluss versprach. Die Bohrung begann am 4. Jänner 1877, wobei schon in 2:5 Meter Teufe vom Rasen viel Tagwasser erschrottet und desshalb das Bohrwerk 3 Meter tief gemacht und ausgezimmert wurde. Nach Durchbohrung von zwanzig verschiedenen, in der folgenden Tabelle speeificirten Schichten stiess man am 15. Jänner 1877 in der Teufe von 56°90 Meter auf das Kohlenhauptflötz, welches man mit dem Freifall-Instrumente rasch fortschreitend in einer Mächtigkeit von mehr als 24 Meter bereits am 20. Jänner durcharbeitete. Hierauf folgten weitere 21 Schichten von Kohle, Kohlenschiefer, Schwefelkies, vorwiegend aber von verschiedenen Lettenarten, deren letzte grünlich mit Glimmersand gemischt war, worauf man in der Nacht vom 6, auf den 7. Februar 1877 nach Durchbohrung eines 8 Cm. mächtigen festen Lettensteines (armer Thoneisenstein) in der Teufe von 127:36 M. groben Quarzsand und mit diesem eine Quelle erbohrte,, welche einen Cubik-Meter Wasser von 18—19° R. lieferte, 6 Cm. über die Mündung des Bohrloches frei emporsprang, und in welcher sich sowohl die gleich unter dem Rasen aus dem Schotter zusitzenden Tagwässer, als auch die Wässer des Kohlenflötzes vereinigten. 90 Verhandlungen. Nr. 4 Auszug aus dem Bohr-Journal. x Mächti 'Teufe vom 2 Gesteinschichten uns Rasen Ka J Er % Meter 1 Dammerde . . Ey 0:50 0.50 2 Loser Quarzsand und Gerölle act 2:50 3.00 3 | Bituminöser sandiger Letten.. . . 1:00 4.00 4 Grauer. etteny nu ee, 9-40 13.40 5 Brauner) Wetten se me 6:30 19.70 6 Weisser Lettenstein. . . ... 0:11 19.81 7 Braunerälsettenuen or Er: 10° 29.81 8 Grauer Letten. . . ET 2:15 31.96 ) Weissgrauer Lettenstein . . : » | 0:06 32.02 10 Graueralettene tun eur Ser 8 40.02 11 Gelbgrauer Letten . . . .'.. 0:25 40.27 12 Bräunerslietten nt 770 47.97 13 Weissgrauer. Letten... . 2... 0:20 48.17 14 Grauenäluettenu ee 2:25 50.42 15 Kohlenschiefer. . . . A 1'76 52.18 16 Kohlentestiitt ua 2 ar DRM TEN 0:55 52.73 17 IKohlenschieferäu re 0:62 52.35 18 Lichtbrauner Letten . . eh 0:25 53.60 19 Schwarzer Letten mit Kohle ER 3:24 56.84 20 Schwetelkies reine Eee: 0:06 56.90 21 Kohlesreinzundatest 17:38 — 22 Kohlezunremn smilde nn 0:15 = Hauptflötz 23 Kohlerzeinwundstestr essen 7:10 81.53 24 iettenamit Kohlen un en 0:43 81.96 25 Kohleafest ass ma ee. 1:05 83.01 26 Kohlenschrefennm. ea ee 0:20 83.21 27 Schwefelkies ren . . .. 2...» 0:04 83.25 28 Kohlenschieternt zer u Ge ee 0:66 83.91 29 Weissgrauer Letten . . we 075 84.66 30 Brauner Letten mit Kohle Rees 0:50 85.16 31 Braunersbettenu "aa. 1:10 86.26 32 INVIeISSErAlsettens. N ee AUT 0:20 86.46 33 Brauner Betten. ua 06‘ 87.06 34 Weisser Letten .. A er ie07 3A 87.40 35 Kohle mild mit Letten ER Re 0:26 87.66 36 Weisser Letten. . . : 8:76 96.42 37 Weisser Letten mit Kohlenschiefer z 1:20 97.62 38 Grauer Letten . . 0:80 98.42 39 Weisgrauer Letten “mit “ Kohlen- streiten RE: 5 1:20 99.62 40 Weisser Letten . h 3:15 102.77 41 Weisser braungestreifter Letten . 175 104.52 423 Weisser Letten mit Schwefelkies . 0:15 104.67 43 Weissgrauer Letten . . . ... 13:53 118.20 44 Buntgrauer Letten . . 8:48 126.68 45 Grünlicher Letten mit Glimmersand 0:60 127.28 46 Fester Lettensten . . TERN 0:08 127.36 47 Röscher grober Quarzsand . rekehon 8:31 135.67 ||@neissstückchen von .derSobhle. Nr. 4 Sitzung vom 5. Februar. J. v. Schroeckinger. 91 Es wurde der Quarzsand noch über 8 M. weiter verfolgt, als aber vorkommende Gneissstückchen das Erreichen der Sohle unzwei- felhaft machten, die Bohrung mit 135°:67 M. gänzlich eingestellt. Die Erbohrung dieser Quelle machte nicht nur in Brüx und seiner Umgebung, sondern weit über diese Grenzen hinaus grosses Aufsehen, und es hiess die Quelle, deren Wasser schon dem Ge- scmacke nach von jedem Laien als alkalinischer Säuerling angespro- chen werden musste, gleich anfangs im Volksmunde der „Brüxer Sprudel“. Die Stadtgemeinde Brüx erbat sich von der Regierung die Ueberlassung dieses Bohrloches und erhielt dasselbe auch gegen ein- fache Vergütung der Kosten für die Bohrung vom Kohlenflötze ab- wärts, worauf am 20. Februar 1877 zur Sicherstellung der erbohrten Quelle und Beurtheilung ihrer Verwendbarkeit für Heilzwecke eine commissionelle Verhandlung gepflogen wurde. Die Commission beschloss sofort die Einführung eines 130 M. langen continuirlichon Röhrenstranges in das Bohrloch, um vorerst die oberen Wässer der Tiefquelle abzusperren und das Wasser möglichst rein zu gewinnen. Nachdem dies gelungen war, untersuchte der k. k. o. ö. Professor der Chemie an der deutschen Technik in Prag, Herr Dr. W. Gintl, in seinem Laboratorio die mitgenommenen Proben und gelangte zu folgendem Resultate. In 10,000 Grammen des Wassers von 1'0032 spec. Ge- wicht bei 262° C. waren enthalten: A. Bei Berechnung der kohlensauren Salze als neutrale Carbonate. Grammes Kohlensaures Natron » » » - - 147285 2 Kali oe 57563 Kohlensaurer Kalk - » » » » - 4.2467 Kohlensaure Magnesia - - - - - 08995 Kohlensaures Eisenoxydul : - - 02587 h Lithon - » . . » 0:0027 Schwefelsaures Kali - » »- » - - 0:6537 Chlorkalum - » - » » .... 06091 Phosphorsaure Thonerde - -» » » 00044 Kieselerde - - » » 0. 07929 Organische Substanz - - - » » » 03068 Summe der festen Bestandtheile 282590 Kohlensäure halbgebunden - » - 10'3880 h ee en Summe aller Bestandtheile - » 532871 B. Bei Berechnung der kohlensauren Salze als doppelt kohlensaure Verbindungen. Grammes Doppeltkohlensaures Natron - -» » 20'8422 Er Kali’. . ... 7.5916 92 Verhandlungen. Nr. 4 Grammes Doppeltkohlensaurer Kalk - » » 61152 Doppeltkohlensaure Magnesia - » 1'3706 Doppeltkohlensaures Eisenoxydul - 0:3567 Lithion - » » 00038 Schwefelsaures Kali - - - -» - » 06537 Chlorkalium - - - “let, je 1,0: Phosphorsaure Thonerd® 0. 00044 Organische Substanz - - - - » -» 03068 Kieselsäure -» » » > © . 2... . 07929 Kohlensäure - - - . .. 146401 Bei der summarischen Bostihnnmns der fixen Bestandtheile durch Verdampfen von 133675 Gr. des Wassers im Platingefässe und Trocknen des Rückstandes bei 180° C. bis zur Erzielung constanten Gewichtes wurde für 10,000 Gr. Wasser ein Gesammt-Rückstand von 1281 Gr. gefunden. Herr Prof. Dr. Gintl parificirt diese Quelle mit den Thermen von Ems, welchen sie nach der folgenden Uebersicht wohl am näch- sten kommt, obwohl die Emser Quellen durch höhere Temperatur und den Gehalt an Kohlensäure, Kali und Chlor noch immer bedeu- tend differiren. Emser Kessel- | Fürsten- | Felsen- | Brüx brunn brunn | quellen II Temperatur 46°C. | 35°C. | 39°C. || 262°. Kohlensaures Natron - - - - » » 13:98 14:35 14:16 1472 Kohlensaurer Kalk - - » » - - =» 1:63 1:60 1:04 4:24 Kohlensaure Magnesia - » » » - - 1:23 1:31 1:56 0:89 Kohlensaures Eisenoxydul - - - - - 0:02 0:01 0:02 9:25 Kohlensaures Lithion - - » + = Spur Spur 0:003 0:002 Schwefelsaures Kali - » -» - » - - 0:51 0:39 0'653 0'635 Chlornatrum - » » - >»... . 10:11 9:83 9:57 — Chlorkalium -» » » 2.00. — _- En 0:6091 Schwefelsaures Natron - - » +» - 0:008 0:20 0:05 — Kohlensäure halbgebunden - - - - — — Ian, 10'388 Freier Neue la = 944: u 933-u 10:22 14.640 | Kohlensaures Kalhn re: —_ —_ — 5:765 | Kieselerde - » » » =»... 0:47 0:49 0:001 | 0:792 Thonerde und Phosphorsäure - - - 0'012 0:004 0:001 | 0:004 | Von Herrn Prof. Dr. Gintl ist übrigens die Publication einer neuen Analyse des Wassers aus der correct gefassten Quelle zu ge- wärtigen, welche auch constatiren wird, ob nicht die bei der ersten Analyse gefundenen Spuren von Manganoxydul, kohlensaurem Kupfer, Arsen, Rubidium und Fluor nur von zugesessenen Kohlenwässern herrührten. Die neue Fassung der Quelle erlitt durch verschiedene, theil- weise sehr unangenehme Zufälle eine nicht unbedeutende Verzögerung Nr. 4 Sitzung vom 5. Februar. J. v. Schroeckinger. 93 und kann wohl auch heute mit Gewissheit noch nicht als völlig ge- lungen bezeichnet werden. Es wurde nämlich gleich bei der ersten commissionellen Besichtigung von den Sachverständigen als noth- wendig erklärt, das Bohrloch derart zu erweitern, dass vom Tage bis zum Kohlenflötze ein 237 Mm. weites Rohr aus genietetem, 3 Mm. starkem Walzeisen, und sodann vom Kohlenflötze bis auf den festen Lettenstein eine schmiedeiserne, verschraubte Röhrentour von 191 Mm. Lichtweite eingeführt werden könne. Die Commune Brüx liess die Nachbohrung nach diesem Plane beginnen und bestellte die Röhrentouren, deren Vollendung und hie- durch die Einführung sich aber sehr verzögerte, weil wegen Aus- waschung des alten Bohrloches wiederholte Verstopfungen durch Nach- fall eintraten und die bereits eingeführte Röhrentour in verschie- denen Teufen mehrmals wieder herausgenommen und reparirt werden musste, bis man endlich in 103 M. Teufe erkannte, dass das alte Bohrloch gänzlich verloren gegangen sei. Es wurde nun senkrecht weiter gebohrt und das neue untere Bohrloch mit ‘einem neuen ge- nieteten Rohre versichert, welches über 3 M. in die stehen gelassene geschweisste Röhrentour hineinragte. So gelang es, die Quelle am 16. Juli anzubohren, welche nun wieder voll und schön, leider aber nicht lange hervorsprudelte, denn schon im August traten Intermit- tirungen ein, welche zuerst einige Minuten, später Stunden, endlich selbst zwei bis drei Tage umfassten; im November aber brach der Sprudel plötzlich nicht aus dem Steigrohre, sondern an dem Umfange desselben heraus. Man entfernte hierauf die Kappe des Ausflussrohres, schnitt das letztere ab, um die Ausfluss-Oeffnung tiefer zu legen, erzielte aber auch hierdurch kein anderes Resultat, als dass das Wasser bald aus dem Steigrohre, bald neben demselben zu Tage quoll. Es wurde sofort zu einem neuen Versuche geschritten, indem man rings um das Rohr bis auf den Letten in der Absicht abteufte, das Rohr selbst in Cement zu fassen. Man teufte auch wirklich bis auf 6 M., hieb hier im festen Letten das Directionsrohr ab und legte in die dadurch blossgelegte Ringspalte zwischen diesem Rohre und der ge- schweissten Röhrentour Cementkränze ein, welche fest verkeilt wurden. Während des Abhauens des Directionsrohres rutschte aber die innere geschweisste und verschraubte Röhrentour um 110 Um. tiefer in das Bohrloch und wird in dieser Stellung nur durch die-2 M. in die Ringspalte hinabreichenden verkeilten Cement-Einlagen erhalten. Nachdem man den Schacht noch bis zu Tage mit Letten ver- -staucht hat, fliesst nun der Sprudel wieder aus dem Innern der Röhrentour in seiner ursprünglichen Stärke und Temperatur, nur riecht das Wasser noch merklich nach Schwefelwasserstoff. Diess war der Stand der Sache am 19, Jänner 1878, und es ist nun zu warten, ob derselbe sich erhalten oder ob neue Compli- cationen sich ergeben, welche denn doch noch eine neue Unter- suchung des Bohrloches bedingen würden, um die Ursachen der bis- herigen Störungen gründlich zu ermitteln. Die früheren Störungen mögen wohl nur in mechanischen Verstopfungen des Rohres durch Sand und Gerölle, welche erst durch die Steigkraft des Wassers K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 4. Verhandlungen. 14 94 Verhandlungen. Nr. 4 wieder überwunden werden mussten, begründet sein; jedenfalls war es gefehlt, das Bohrloch bei der Erweiterung nicht sogleich zu ver- rohren und dann erst die Steigröhren einzuführen, statt die letzteren zugleich als Versicherung des Bohrloches zu benützen, wodurch man schneller und wohlfeiler zum Ziele zu gelangen hoffte, hierin aber, wie die Thatsachen beweisen, mehrfache Täuschungen erfuhr. Dr. M. Neumayr. Ueber isolirte Cephalopodentypen im Jura Mitteleuropas. Der Vortragende theilte die Hauptresultate einer Arbeit mit, welche im Jahrbuche der k. k. geologischen Reichsanstalt erscheinen soll, und welche sich mit der Herkunft derjenigen Cephalopoden des mitteleuropäischen Jura beschäftigt, ‘welche auf Vorfahren aus dem- selben Gebiete nicht zurückgeführt werden können, somit unvermittelt auftreten. Nach einer längeren Auseinandersetzung über die Frage, ob in der Reihenfolge des Jura Lücken angenommen werden müssen, und bis zu welchem Grade der Vollständigkeit die Formen der einzelnen Abtheilungen des Jura uns bekannt sind, wurde gezeigt, dass ein namhafter Theil der isolirten Typen auf Einwanderungen aus der medi- terranen Provinz zurückgeführt werden müsse, während für die übrigen der Ort der Herkunft nicht fixirt werden kann. Diese letzteren Formengruppen, 30 an der Zahl, treten nicht regellos verstreut auf, sondern es lassen sich bestimmte Perioden, 7 an der Zahl, nach- weisen, in denen dieselben gruppenweise erscheinen. Nach der Art des Auftretens dieser Kategorie von unvermittelten Formen ist es im höchsten Grade wahrscheinlich, dass dieselben aus uns unbekannten Gebieten der Jurameere in der Weise ein- gewandert seien, dass jede Periode ihres Auftauchens einer grossen geologischen Veränderung entspricht, durch welche neue Communi- cationen zwischen bis dahin mehr oder weniger vollständig isolirten Meeresbecken hergestellt wurden. Im Uebrigen verweisen wir auf den Aufsatz, welcher im ersten Hefte des Jahrbuches für 1878 erscheinen soll. K. Paul. Aufnahmen in OÖstgalizien. Der Vortragende legte die von ihm und Dr. Tietze im letzten Sommer ausgeführten geologischen Karten der südlich von den Städten Stanislau und Kolomea gelegenen Karpathen-Gebiete vor. In dem, den Karpathen nordöstlich vorliegenden ebenen und hügeligen Lande sind unterschieden: Alluvium, Torf, jüngeres Terrassen-Diluvium, Löss, Lössschotter, Berglehm, Berglehmschotter, neogene Salzformation (jüngere Neogenbildungen treten in der Gegend nicht auf); im Kar- pathengebiete selbst sind in Uebereinstimmung mit den Aufnahmen der vorhergehenden Jahre unterschieden die drei Gruppen des oberen, mittleren und unteren Karpathensandsteins. In der oberen Gruppe, die hier im Vergleiche zu östlicheren Gegenden in auffallender Weise Nr. 4 Sitzung vom 5. Februar. K. Paul. 95 an Verbreitung zunimmt, sind die Gebilde der Menilit- oder Amphy- silen-Schiefer, und die denselben äquivalenten oder doch auf das engste mit ihnen verbundenen eocänen Sandsteine begriffen. Zwischen der oberen und mittleren Gruppe schaltet sich stellenweise eine noch nicht mit Sicherheit horizontirbare Etage ein, die, den untersten Kar- pathensandstein-Gebilden, den Ropianka-Schichten, petrographisch ziem- lich ähnlich, aus glasigen Sandsteinen und Hieroglyphen-reichen Lagen besteht, und als „jüngere Hieroglyphen-Schichten“ kartographisch ausgeschieden wurde. Die älteren Glieder der Karpathensandstein- Gruppe zeigen im Vergleiche zu den in den „Studien in der Sand- steinzone der Karpathen von K.M. Paul u. Dr. E. Tietze* (Jahr- buch der k. k. geolog. R.-A. 1877) mitgetheilten Resultaten wenig Neues. Nur was die Verbreitung der untersten Lagen (der Ropianka- Schichten) betrifft, so zeigt sich in den in Rede stehenden Gebieten ein sehr auffallendes Zurücktreten derselben; nur an wenigen Punkten, wo bedeutendere Falten- oder Verwerfungs-Linien von tief eingeris- senen Querthälern geschnitten werden, zeigen sie sich am Grunde dieser letzteren, ohne jedoch in zusammenhängenden Höhenzügen fort- zusetzen. Uebergehend auf die genetischen Verhältnisse der Ablagerungen des Gebietes, bemerkt der Vortragende, dass er sich in Beziehung auf die Lössbildung denjenigen Anschauungen anschliessen müsse, wie sie schon vor längerer Zeit von Baron O. Petrino (Verh. der k. k. geolog. R.-A. 1870, Nr. 5, und Mittheil. der anthropol. Ges. 1873, 3. Bd.), und später von Dr. A. ‘Jentzsch (Verh. d. k. k. geolog. R.-A. 1877, Nr. 15) über diesen Gegenstand ausgesprochen wurden; der den Nordrand der Karpathen begleitende Löss stellt nach dem Vortragenden ein prägnantes Beispiel einer fluviatilen Bildung dar; es soll jedoch damit nicht behauptet werden, dass nicht lössartige Gebilde anderer Gebiete im Sinne der v. Richthofen’- schen Theorie mit Recht als suba@risch bezeichnet werden können. Was den Berglehm betrifft, so ist der Vortragende so ziem- lich derselben Ansicht über die Bildungsweise desselben, wie sie auch Dr. Lenz (s. einges. Mittheil. in dieser Nummer der Verhandlungen) ausspricht. Ueber die Bildungsweise der Karpathensandsteine endlich hält der Vortragende an der Anschauung, dass man in denselben eine normale Detritus-Ablagerung, nicht aber, wie es einer neueren Theorie entsprechen würde, irgend ein Eruptiv-Gebilde zu erkennen habe, fest, und verweist in Beziehung auf diese Frage auf eine kurze Mittheilung, die er unter dem Titel „Ueber die Natur des kar- pathischen Flysches“ soeben im vierten Hefte des Jahrbuches der k. k. geolog. R.-A. 1877 publicirte. Schliesslich legte der Vortragende eine kleine Suite von Bivalven vor, die im letzten Sommer inmitten der Karpathensandstein-Zone, bei Vereczke, in den höchsten Lagen der Flyschgebilde gefunden worden waren. Es sind Oligocänformen, und zwar (nach freundlicher Bestimmung von Herrn Dr. Bittner): /socardia subtransversa d’Orb. 14* 96 Verhandlungen. Nr. 4 (sehr gut stimmend mit jüngeren Exemplaren aus dem Weinheimer oligocänen Meeressande), Oyprina cf. Morrisü, Cardita cf. Dunkeri und Tellina sp. Literatur-Notizen. Const. v. Ettingshausen. Die fossile Flora von Sagor in Krain. U. Theil, (Denkschr..d. kais. Akad. d. Wiss, Bd. XXXVIL, p. 162.) Der erste Theil der bezeichneten Arbeit war schon vor sechs Jahren in dem 32. Bande der akad. Denkschriften erschienen. Der nunmehr vorliegende zweite Theil enthält die Gamopetalen mit 58 Arten und Dialypetalen mit 126 Arten, von welchen Abbildungen und Beschreibungen gegeben werden. Da der Herr Verfasser die Mittheilung der allgemeinen Resultate, zu welchen seine Bearbeitung der überaus reichen fossilen Flora von Sagor geführt hat, für einen noch zu erwartenden dritten Theil seiner Publication in Aussicht stellt, so müssen wir uns hier vorerst wohl auch auf die Anzeige des Erscheinens des zweiten Theiles beschränken. Lz. H. Credner. Das Dippoldiswalder Erdbeben vom 5. Oct. 1877. (Aus dem L. Bd. d. Zeitschr. f, die gesammte Natur- wiss. f. Sachsen u. Thüringen.) Das erzgebirgische Erdbeben vom 5. Oct. v. J. wurde an 42 Orten beob- achtet; das Erschütterungsgebiet hat die Gestalt einer Ellipse, deren grössere Axe (Dresden-Zinnwald) in nordsüdlicher Richtung 5 geographische Meilen, die kürzere, WSW-ONO, die Ortschaften Dittersbach, Frauenstein, Liebstadt verbindend, 31/, geogr. Meilen misst; es ist demnach ein Flächenraum von etwa 14 geograph. Meilen erschüttert worden. Die Form der Erderschütterung war in dem am intensivsten betroffenen Areale, und zwar an 22 von 42 erschütterten Orten diejenige eines Stosses, aus 6 Ortschaften wurden zwei rasch aufeinander folgende Stösse gemeldet, an 6 an- deren Plätzen wurde ein Stoss mit nachfolgendem wellenförmigen Schwanken des Bodens bemerkt, während an einem Punkte der heftigsten Erdbebenäusserung das Haus der Betroffenen einer mit gewaltiger Erderschütterung verbundenen seitlichen, von W-O gerichteten Verschiebung unterworfen war. An einigen anderen Punkten wurde kein Stoss bemerkt, sondern eine wellenförmige Bewegung, ein leichtes Schwanken, ein Erzittern des Erdbodens, während im Dorfe Maxen nur ein unter- irdischer Donner wahrgenommen wurde. In Bezug auf die Zeitbestimmung der Erderschütterungen kann aus den ge- sammelten Daten nur constatirt werden, dass dieselben zwischen 4 Uhr 15 und 30 Minuten in der Frühe des 5. Oct. 1877 erfolgten. Was nun die geologischen Verhältnisse des Erschütterungs-Gebietes betrifft, so mag zunächst daran erinnert werden, dass den geologischen Bau Sachsens zwei Gebirgs- (Faltungs-) Systeme beherrschen: westlich von der Elbe haben wir das erzgebirgische System mit deutlich nordöstlicher Streichungs-Richtung, während die Gebirge der Lausitz mit ihrem fast senkrecht auf das Ezgebirge gerichteten nordwestlichen Streichen dem hercynischen Systeme angehören. Der Winkel nun, den die nordwestlich verlaufende Elbthalspalte mit der böhmischen Bruchspalte bildet, ein Gebiet, das einem von zwei Richtungen wirkenden seitlichen Drucke unterworfen und von zahlreichen Spalten netzförmig durchzogen ist, bildete den Schauplatz des jüngsten erzgebirgischen Erdbebens, das von Credner als eine Aeus- serung einer Berstung in Spannung befindlicher Gesteinsmassen oder der Verschie- bung eines von Spalten umgrenzten Gebirgskeiles aufgefasst wird. Es erscheint diese Auffassung um so mehr berechtigt, „als gerade in jenen Landstrichen die sprechendsten Beweise vorhanden sind, dass die gebirgsbildende seitliche Stauchung noch in den jüngsten geologischen Perioden sich bethätigte, als sie den Granit und den weissen Jura über die oberste Kreide schob und Tertiärschichten aufrichtete,“ Vgl. übrigens über die Elbthalspalte und die seitliche Ueberschiebung des Granites etc. in Suess, Entstehung der Alpen, pag. 93. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien, 1878. Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung vom 19. Februar 1878. Inhalt. Eingesendete Mittheilungen, Dr. E. v. Mojsisovics, Ueber die Dao- nella des Würzburger Hauptmuschelkalkes. R. Hoernes, Beitrag zur Kenntniss der sarmatischen Ablagerungen von Wiesen. Dr. V. Hilber, Hernalser Tegel bei St. Georgen. O. Lenz, Ueber polirte Felsen in den Betten einiger afrikanischer Ströme. — Vorträge. B. Potier des Eche |- les, Karten auf Hanfpapier und Baumwollstoff. G. Stache, Zur Fauna der Bellerophonkalke Süd- tirols. O. Lenz. Vorlage der geologischen Karten des Stanislauer Kreises. — Literatur- Notizen. Societä Toscana di Scienze naturali, O.Noväk, B. Renault. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. Dr. E. v. Mojsisovics. Ueber die Daonella des Würz- burger Hauptmuschelkalkes. Im „Neuen Jahrbuch“ von 1875 (p. 518) veröffentlichte Herr Prof. Sandberger die überraschende Nachricht, dass ihm aus den Diseites-Bänken in der Nähe des Hexenbruches bei Würzburg ein Gesteinsstück mit vier Exemplaren der echten Daonella Lommeli zu- gekommen sei. Mit der Redaction von Nachträgen zu meiner Mono- graphie über Duonella und Halobia beschäftigt, ersuchte ich kürzlich Herrn Prof. Sandberger um die Mittheilung dieses Stückes zu näherer Prüfung und Vergleichung, welchem Begehren in liebens- würdigster Weise entsprochen wurde. Ich sehe mich nun veranlasst, das Resultat meiner Untersuchung hier mitzutheilen, um etwaigen irrigen Folgerungen, welche die nicht widersprochene Angabe über das Auftreten der D. Lommeli im deutschen Hauptmuschelkalk für die Beurtheilung der mediterranen Triasbildungen nach sich ziehen könnte, vorzubeugen. Auf dem mir vorliegenden Stücke von Diseites-Kalk befinden sich auf der Schichtfläche Fragmente von fünf Exemplaren einer Daonella, über deren Zugehörigkeit in die Formengruppe der D. Lom- meli kein Zweifel sein kann. Der Erhaltungszustand ist ungünstig. Die feineren Details sind in ungleichem Masse durch Abwitterung verwischt, aber glücklicherweise sind an dem grössten Fragmente von 26 Mm. Länge und 15 Mm. Höhe zwei Rippen noch so weit deutlich erhalten, um die nahe Verwandtschaft der Würzburger Reste mit D. Lindströmi Mojs. aus Spitzbergen und D. dubia Gabb. aus K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 5. Verhandlungen. 15 98 Verhandlungen. Nr. 5 Californien erkennen zu lassen. Diese Formen unterscheiden sich von der derselben Formengruppe angehörigen D. Lommeli durch die ausser- ordentlich feine secundäre Streifung der Hauptrippen. Die Würz- burger Form übertrifft in dieser Beziehung womöglich die beiden ge- nannten Formen und entfernt sich dadurch noch weiter von der ver- gleichsweise grob gestreiften D. Lommeli. Nur eine der mir bekannten mediterranen Formen wiederholt diese feine Streifung der Hauptrippen. Es ist dies die Daonella Sturi Ben. sp., welche nach meiner Auffassung der alpinen Trias auch als eine Zeitgenossin der Würzburger Daonella zu betrachten ist. Die vorliegenden Fragmente sind zur Feststellung der Art- Charaktere leider ungenügend. R. Hoernes. Ein Beitrag zur Kenntniss der sarmati- schen Ablagerungenvon Wiesen im Öedenburger Comitaät. Im letzten Sommer besuchte ich zum Zwecke der Aufsammlung von sarmatischen Versteinerungen für die geologische Sammlung der Universität Graz den altberühmten reichen Fundort von Wiesen an der Bahn von Neustadt nach Oedenburg. Ausser der Erfüllung meines Vorhabens hatte ich auch Gelegenheit, einige nicht uninteressante Beobachtungen zu machen, welche in folgenden Zeilen besprochen werden sollen. Es ist bekannt, dass im Steinbruch bei der Station Wiesen fast ausschliesslich Gastropoden, im nahe gelegenen „Nussgraben“ hingegen fast ausschliesslich Acephalen der sarmatischen Fauna vorkommen — und es scheint, als ob hier nicht bloss ein Facies-, sondern auch ein Etagen-Unterschied obwaltet — in dem Sinne, als ob man es im Steinbruch mit jüngeren Straten zu thun hätte. Bemerkenswerth scheint mir, dass die obersten sarmatischen Schichten im Steinbruch abermals eine vorherrschende Acephalen- Fauna beherbergen. Die Gastropoden treten in ihnen sehr zurück, nur einzelne Exemplare von Cerithium pietum und Cer. disjunctum treten auf, während in einzelnen Lagen massenhaft Paludina acuta Drap. sich findet. Die Acephalen-Fauna zeichnet sich in diesen ober- sten Straten durch auffallende Kleinheit der Formen aus — es finden sich hier neben den gewöhnlichen sarmatischen Typen auch einzelne, welche bisher der Beachtung ziemlich entgangen sind. Bemerkenswerth erscheinen in erster Linie kleine Cardienformen, theils stark gewölbt, theils abgeflacht, die zwar mit Card. obsoletum Eichw. in genetischem Zusammenhang zu stehen scheinen, in mancher Beziehung aber sich weit von dieser Art entfernen und mit gewissen Formen der Congerienschichten Aehnlichkeit zeigen. In der Richtung sind es namentlich stark gewölbte Typen mit zurücktretender Seulptur, an welchen der hintere Schlosszahn schwach entwickelt ist oder ganz fehlt — es sind das die sarmatischen Vorläufer des C. macrodon Desh. und seiner Verwandten. Die flacheren, deutlich gekielten Typen hingegen leiten zu der Gruppe des Cardium carinatum Desh. und Cardium edentulum Desh. — es zeigen sich endlich auch Formen, die an der Grenze zu Ü. plicatum Eichw. stehen, und” jene eigen- thümlichen Typen mit einzelnen, stärker hervortretenden, gedornten Nr.5 Sitzung vom 19. Februar. R. Hoernes. 99 Rippen (Typus: Cardium Suessi Barbot), von welchen ich bereits eine bauchige Type aus dem Nussgraben bei Wiesen beschrieben habe. (Vgl. Tertiärstudien VI. Ein Beitrag zur Kenntniss der Neogenfauna von Südsteiermark und Croatien. Jahrb. d. k. k. geolog. R.-A. 1875.) — Ferner erscheint das Vorkommen einer kleinen Pholas in den in Rede stehenden oberen Schichten des Steinbruches von Wiesen be- merkenswerth — ich besitze nur eine einzige kleine Schale, welche grosse Analogie mit jener Form zeigt, die J. Sinzoff als Pholas dactylus Linn. var. pusilla Nordm. aus den südrussischen Ablagerungen der sarmatischen Stufe abgebildet hat. — Herr Custos Th. Fuchs erwähnt in dem „Führer zu den Excursionen der Deutschen geologi- schen Gesellschaft nach der allgemeinen Versammlung in Wien 1877, 72“ das Vorkommen einer Pholas in der Fauna der sarmatischen Stufe. Einer freundlichen brieflichen Mittheilung zufolge handelt es sich hier um das Vorkommen einer kleinen Art, die bisher in Bruch- stücken bei Pullendorf und Hauskirchen gefunden wurde. Interessant erscheint ferner das Vorkommen von Bryozoen in den tieferen, gröberen und gastropodenreichen Sanden und Sand- steinen des Steinbruches von Wiesen — es liegt mir übrigens nur ein Stämmchen vor, das noch dazu ziemlich abgerieben ist, aber wohl Hemieschara variabilis Reuss identifieirt werden kann, welche Art so häufig und enorm vielgestaltig in den sarmatischen Schichten von Kischineff sich findet. Bemerkenswerth erscheint, dass ich, trotzdem ich mir viele Mühe gab, nicht im Stande war, ein einziges Exemplar von Cerithium rubi- ginosum Eichw. in den Schichten des Steinbruches aufzufinden — ebenso wenig gelang mir dies in dem nahegelegenen Nussgraben, in welchem übrigens die Acephalen weitaus überwiegen. Ich habe bereits einmal Veranlassung genommen, ein häufiges Vorkommen des Cer. rubiginosum bei Wiesen in Abrede zu stellen. (Vgl. Tertiärstu- dien I. Fauna d. sarmat. Ablag. von Kischineff. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1874, p. 35.) — Heute kann ich meine damalige Angabe, dass diese Art bei Wiesen nicht sehr häufig sei, dahin erweitern, dass sie im Steinbruch und Nussgraben gar nicht, hingegen in ziemlich grosser Menge am Wege vom Bahnhof zur Ortschaft Wiesen, etwa o in halber Distanz sich findet. Die sarmatischen Schichten, die überhaupt in der Umgebung einen bedeutenden Flächenraum einnehmen, sind über Sauerbrunn bis Neudörfl bei Wiener-Neustadt zu verfolgen. Ein interessantes Vor- kommen findet sich in diesem Horizonte nächst Sauerbrunn: es sind rothgelbe Sand- und Schottermassen, welche vorwaltend aus gelben Kieseln gebildet werden. Auf den ersten Bliek möchte man die Ab- lagerung wohl dem Belvedere-Schotter zurechnen, wenn man aber näher zusieht, so bemerkt man in den nicht gerade häufigen Kalk- geröllen Vioa-Bohrungen, und zwischen dem groben Schotter zahl- reiche Austern-Fragmente, die von der sarmatischen Varietät der Ostrea gingensis Schloth. stammen. Unter den groben Schotterlagen treten auch feine gelbe Sande mit Cerithium pietum und Psammobia Labordei Bast., letztere in ziemlich kleinen Exemplaren auf. 15% 100 Verhandlungen. Nr. 5 Fuchs gibt in seiner oben erwähnten Zusammenstellung im Ex- eursionsführer das Vorkommen von. Psammobia Labordei in der sar- matischen Fauna bereits an. Nach seiner freundlichen Mittheilung besitzt das k. k. Hof-Mineralien-Cabinet diese Art aus zwei sarmati- schen Localitäten: 1) Wrbitz bei Tschaitsch in Mähren, 2) Hauskir- chen. In ersterer Localität scheint sie sehr häufig zu sein, in beiden ist sie jedoch fast um die Hälfte kleiner, als in den marinen Schichten '). Es scheint dieses Vorkommen bei Sauerbrunn desshalb von Bedeu- tung, weil die ganze Ablagerung jener des Belvedere-Schotters ausser- ordentlich ähnelt; auch hier kommen gelbe Sandlassen vor, die stellen- weise durch Thoneisenstein verkittet erscheinen. Es zeigt dies, dass Ablagerungen von rothgelbem, eisenschüssigem Schotter bisweilen noch der oberen Abtheilung der sarmatischen Etage angehören, die man ohne Versteinerungsfunde ohne Weiteres dem Belvedere-Schotter zuweisen würde, und gewiss auch an vielen Stellen bereits zugewiesen hat. Herr L. Roth v. Telegd, der im letzten Sommer in der in Rede stehenden Gegend die Aufnahme von Seite der kgl. ungarischen Landesanstalt durehführte, scheint diese Schotter-Bildungen für marin gehalten zu haben — wenigstens deutet hierauf der Bericht, welcher auszugsweise in Nr. 1 der Verhandlungen der k. k. geolog. R.-A. 1378 erschienen ist. Ich möchte mir hier auch eine Bemerkung über das Vorkommen der Congerien-Schichten bei Drossburg, Klingenbach und am Füllig- berg bei Gross-Höflein erlauben, von welehen Hr. v. Telegd die auf- fallende Angabe macht, dass sie sarmatische Formen „beigemengt“ enthalten. Nur an einer Stelle sagt er von Foraminiferen, dass sie „eingeschwemmt“* seien. Die Congerien-Schichten in der Gegend von Drossburg und Zemmendorf kenne ich ziemlich genau, sie führen Melanopsis Douei Fer., Mel. impressa Krauss, Mel. Vindobonensis Fuchs, Mel. Martiniana Fer., Congeria triangularis Partsch, Cong. Ch simplex Barbot, Cong. spathulata Partsch ete. — Da die gelben Sande dieser Straten auf einem ziemlich ausgedehnten Plateau sarmatischer Schichten lagern, welches vom Marxer Kogelberg bis Drossburg sich hinzieht, kann es nicht Wunder nehmen, einzelne ab- gerollte Oerithien zwischen den charakteristischen Formen der jün- geren Stufe zu erblicken. Die Mengung ist jedenfalls nur eine mechanische — auch die Melanopsiden sind zum grössten Theile stark abgerollt und die Congerienschalen zerbrochen. Es erhellt diese Ur- sache des Zusammen-Vorkommens der Conchylien diverser Etagen auch aus dem Umstande, dass Hr. v. Telegd am Fülligberg bei Höflein, dessen Schichten er als Gegenflügel des Vorkommens von Drossburg betrachtet, neben dem Auftreten einzelner sarmatischer Formen auch das Vorkommen von Nulliporen in den Congerien- Schiehten beobachtete — wir haben es hier gewiss mit späterer Um- lagerung und Einschwemmung zu thun. Die oben angeführten neuen Acephalenformen der sarmatischen ') Auch bei Löfflbach nächst Hartberg in Steiermark scheint diese Form in sarmatischen Schichten vorzukommen. (Vgl. Andrae im Jahrbuch d. k. k. geolog. R.-A. 1854.) } ee a a in nun Nr. 5 Sitzune vom 19. Februar. V. Hilber. 101 Schichten von Wiesen werden durch Hrn. Dr. Fleischhacker in Graz beschrieben werden, welchem ich das betreffende Materiale zu diesem Zwecke übergeben habe. Die detaillirte Untersuchung der kleinen Nebenformen des Cardium obsoletum in den sarmatischen Schichten erscheint namentlich desshalb von Werth, weil wir nur durch sie Aufschluss über den genetischen Zusammenhang mit den so zahlreichen und aberranten Cardienformen der Congerien-Schichten erhalten können. Beiträge zur Kenntniss der Tertiär-Ablagerungen der Steiermark. (Siehe Verh. Nr. 3.) III. Dr. Vincenz Hilber. Hernalser Tegel bei St. Geor- sen, Wildon ©. In der östlichen Hälfte von Mittelsteiermark nehmen auf den vorhandenen Karten die Congerien-Schichten eine hervorragende Stelle ein; ihre Farbe deckt fast ausschliesslich das Gebiet westlich von der Gleichenberger Gegend bis zur Mur, ohne dass dort sarmatische Schichten in der That ganz fehlten. Die erste bezügliche Erwähnung macht Hr. Prof. Peters in den Verhandlungen der geolog. Reichsanstalt 1869: Dr. ©. Clar fand Cerithium pietum Bast. und Cardium obsoletum Eichw. in einer dem für Congerien-Tegel gehaltenen Thon eingelagerten Sandschichte südlich von Kirchbach (Graz 8.0.). Im vorigen Herbsie machte ich eine einschlägige Beobachtung südwestlich von der Clar’schen Stelle in der Nähe von St. Georgen. Die Wand gegen das Murthal bildet dort Leithakalk. In dem etwas nördlicher gelegenen Wiesenmar’schen Steinbruche sah ich ihn unmittelbar überlagert von Belvedere-Schotter. Aus diesen Schichten beschreibt Peters einen Dinotherium-Zahn (Mitth. d. naturw. Ver. f. Steiermark 1871). Auch er bemerkt, dass dieselben den Leithakalk zum Theil ohne Dazwischentritt sarmatischer Schichten überlagern. Die Erosion hat sie hier noch zur Tertiärzeit beseitigt. Unweit davon blieben sie erhalten. Nordöstlich von St. Georgen, im südlichen Theile von Kurzragnitz, fand ich nämlich im Bette des der Stie- fing zueilenden Baches einen grauen, stellenweise ockerig gefärbten Tegel anstehen. Derselbe, ganz erfüllt von Anneliden-Röhrchen, ent- hält ausserdem ein (ardium-Fragment, sowie zwei Modiola-Steinkerne. Der eine derselben, ein Seulptur-Steinkern, lässt sich durch seine deut- lichen Rippen als Modiola marginata Eichw. bestimmen, wodurch der Tegel als der sarmatischen Stufe zugehörig erwiesen ist. Höher am Gehänge folgen Lehm und Schotter, die Ablagerungen der Congerienzeit. O. Lenz. Ueber polirte Felsen in den Betten einiger afrikanischer Ströme. Eine ganze Anzahl von dem atlantischen Ocean zuströmenden westafrikanischen Flüssen durchbricht in ihrem meistens ostwestlich gerichteten Unterlauf eine lange, niedrige Gebirgskette, die im All- gemeinen, von NS streichend, aus krystallinischen Schiefern mit mäch- tigen, eingelagerten Quarzitmassen besteht und die ich mit dem Namen westafrikanisches Schiefergebirge bezeichnen möchte. Während ihres 102 Verhandlungen. Nr.5 Laufes durch das Gebirge bilden sich in den Flüssen zahllose, oft äusserst heftige Stromschnellen, Katarakte und selbst Wasserfälle, und da in manchen Theilen des westlichen äquatorialen Afrika die natür- lichen Wasserstrassen die einzigen Communicationswege sind, so kann man sich vorstellen, wie schwierig, zeitraubend und kostspielig das Reisen für den Europäer in jenen Gegenden wird. Am grossartigsten sind diese Verkehrs-Hindernisse im Congo, aber auch bei anderen Flüssen, dem Ouanza, Quillu, besonders aber auf dem Ogowe, sind die Strömungen und Wirbel des Wassers so heftig, dass es der grössten Anstrengungen bedarf, um darüber hinweg zu kommen, und man oft Hunderte von Menschen nöthig hat, um die grossen und schweren Canoes mit dem umfangreichen Waarenmagazin, welches der Reisende aus Mangel an einer gangbaren Münze mit sich zu führen genöthigt ist, am Lande über die unpassirbaren Stellen hinzu- schleppen. Während meiner geologischen Untersuchungen innerhalb des Stromschnellen-Gebietes des Ogowe fiel mir die Erscheinung auf, dass die Felsen in und zu beiden Seiten des Flussbettes, soweit sie vom Wasser bespült werden, vollkommen mit einem dunkelbraunen, dünnen, firnissartigen Ueberzug bedeckt waren, so dass sie von Weitem einen glänzenden Schimmer zeigen. Es ist durchaus keine Verwitterungs- Kruste, sondern eine angesetzte, aus zahlreichen, äusserst dünnen Blättehen bestehende Kruste von dunkelbraunem Eisenoxyd, dessen oberste, beständig der Wirkung des Wassers ausgesetzte Lage metal- lisch glänzend ist. Auffallend war mir dabei das Fehlen dieser Kruste an den am Ufer auftretenden Felspartien, wo das Wasser ruhig und ohne starke Strömung floss, sowie an denjenigen Theilen der Gesteine, welche durch höhere Lage dem Einfluss des Wassers entzogen sind. Beson- ders deutlich zeigte sich diese Kruste bei den Gneissen und dem schönen granatreichen Glimmerschiefer, wie er allgemein im Apinschi- . Land vorkommt. Auch in gewissen Stromschnellen des Nil, besonders aber an den von Capitän Tuckey im Anfang dieses Jahrhunderts besuchten Yellala-Fällen des Congo ist diese Erscheinung beobachtet worden, worauf bereits Humboldt aufmerksam macht, und letzterer con- statirte gleichfalls in dieser Weise polirte Syenitfelsen am Orinoco. Darwin beobachtete etwas Aehnliches in einigen in den atlantischen Ocean mündenden brasilianischen Flüssen, wo diese Kruste fast ganz schwarz ist, „so dass die Felsen wie mit Reissblei polirt aussehen“, und nach chemischen Untersuchungen von Berzelius aus Mangan- und Eisenoxyd besteht. Darwin (Reise eines Naturforschers p. 14) sagt, dass er keine genügende Erklärung für diese Erscheinung anzugeben wisse; für die westafrikanischen Ströme möchte ich auf folgende Verhältnisse auf- merksam machen. Die älteren krystallinischen Gesteine fand ich überall bedeckt mit einer wahrscheinlichen diluvialen Decke eines intensiv gelbgefärbten, stark eisenschüssigen, lehmigen Sandes, in welchem grosse Blöcke von Brauneisenstein gebettet sind. Diese, 1 Meter Durchmesser errei- Nr. 5 Sitzung vom 19. Februar. Bar. Potier des Echelles. 103 chenden Blöcke bestehen aus einer zahllosen Masse erbsen- bis boh- nengrosser Brauneisenstein-Conceretionen, in ihrem Aussehen häufig von unseren Bohnerzen nicht zu unterscheiden; sehr oft fand ich die Blöcke zerfallen, und dann war der Boden weithin mit diesen ein- zelnen, deutlich abgerollten braunen Bohnerzen bedeckt. Die Flüsse selbst führen ungeheure Mengen eines feinen weissen Quarzsandes mit zahlreichen Glimmerblättchen, und jährlich beim niedrigen Wasserstand während der trockenen Zeit bilden sich aus- gedehnte, mehrere Meter über den Meeresspiegel hervortretende Sand- bänke, die auch nach unten zu tief hinabgehen. Das stark wirbelnde und an die Felsen reibende Wasser wird also eine Masse von harten Quarzkörnern suspendirt enthalten, ebenso wird Brauneisenstein darin mitgeführt, welch letzterer auch dureh Rutschungen, Winde, Regen- wasser an die flachen Felswände gebracht werden wird. Es scheint mir nun recht wohl denkbar, dass durch Reibung der scharfen Quarz- körner ein dünner, glänzender Ueberzug von Brauneisenstein an den Felsen hervorgebracht werden kann. Die Verbreitung dieser Eisen- massen ist so ungeheuer gross, dass die Erscheinungen im Congo, Ogowe und anderen Flüssen recht wohl auf dieselbe Ursache zurück- geführt werden können. Vorträge. Bar. Potier des Echelles. Karten auf Hlanfpapier und Baumwollstoff. Die zahlreichen Uebelstände, welche sich bei dem Gebrauche aufgespannter Karten im Freien fühlbar machen, sind zu bekannt, um noch einer Erörterung zu bedürfen. Speeciell bei geologischen Studien macht sich die geringe Handsamkeit und Widerstandsfähigkeit der cachirten Karten schwer fühlbar. Gründliche Abhilfe bieten die in der Sitzung vom 19. Februar d. J. vorgeführten Karten auf Hanf- papier und Baumwollstoff. Ersteres wird in besonderer Güte und Sorgfalt in der Papierfabrik Schlögelmühle für den Gebrauch der k. k. Armee erzeugt, bei welcher „Hanfpapier-Karten“ schon seit ungefähr neun Jahren im Gebrauche sind und jederzeit allen Anfor- derungen, die man überhaupt an eine Kriegskarte stellen kann, voll- ständig entsprochen haben. Das Papier hat einen gelblichen Ton, ist sehr dünn, leicht, geschmeidig, gegen Brüche an den gefalzten Stellen, sowie gegen Wind und Wetter ‚ausserordentlich widerstandskräftig, wie die vorgezeigten und vorgenommenen Proben es bewiesen. Das Hanfpapier, welches den feinsten Druck sehr rein und zart wieder- gibt, würde sich nicht allein zu Karten, sondern ebenso sehr zu Tafeln für wissenschaftliche Darstellungen und Werke eignen, und gegenüber dem hiezu verwendeten starken, schweren und spröden Papier entschiedene Vortheile bieten. Hanfpapier und Karten auf selbem sind — obwohl das k. k. geographische Institut die Bestel- lungen auf solche seitens der mit dem Kartenverschleiss betrauten Buch- und Kunsthandlungen gewiss sehr gerne effecetuiren würde, merkwürdigerweise dem grossen Publikum, wie den direet bethei- ligten nichtmilitärischen Kreisen bisher unbekannt geblieben. 104 Verhandlungen. Nr. 5 Nicht minder ist diess der Fall betreffs der Karten auf prä- parirtem Baumwollstoffe, welche die Widerstandsfähigkeit und prak- tische Handsamkeit der Hanfpapier-Karten ganz unglaublich über- treffen und beinahe unverwüstlich sind. Die vorgeführten Proben er- regten mit Recht allseitiges Staunen, und sei nur erwähnt, dass „stra- pezirte“ Stoffkarten gezeigt wurden, welche längere Zeit im kochenden Wasser gelegen hatten, mit Seife gewaschen waren, ohne wesent- lich gelitten zu haben. Nebst den Vorzügen der Unverwüstbarkeit, wie des leichten, bequemen Gebrauches vereinen die Stoffkarten aus- serordentlich reinen und scharfen Druck, sowohl in Schwarz wie in Farben, und dürfte mit ihnen das Vollkommenste in praktischen Karten um so mehr erreicht sein, als die Karten billiger sind als die aufgespannten gleicher Gattung. Leider sind auch Stoffkarten noch nicht im Handel, doch werden dieselben binnen Kurzem in Lech- ner’s k. k. Universitäts-Buchhandlung (Graben) zu bekommen sein. Schliesslich sei noch erwähnt, dass es Oscar Kramer in Wien gelungen ist, den präparirten Baumwollstoff lichtempfindlich herzu- stellen und auf demselben unter Anderem Gruberkarten zu fixiren, welche an Schärfe der mittelst Oyanotyp-Verfahrens hergestellten Zeichnung wie an Widerstandsfähigkeit auch den kühnsten bergmän- nischen Wünschen entsprechen. G. Stache. Zur Fauna der Bellerophonkalke Süd- tirols. In ganz ähnlicher Weise, wie der paläozoische Charakter dieser Fauna durch die bereits bekannt gemachte Vertretung der Cephalo- poden und Gastropoden gekennzeichnet ist, wird derselbe auch durch die Bivalven und Brachiopoden zum Ausdruck gebracht. Wegen des nach Vollendung der Tafeln für die beiden ersten Beiträge noch hin- zugekommenen neuen Materials hat sich die Nothwendigkeit heraus- gestellt, für die allem Anscheine nach sich noch reichhaltiger gestal- tende Fauna einen dritten Beitrag in Aussicht zu nehmen. Dieser wird ausser dem neuen Material auch einige erwünschte Ergänzungen zu bereits abgebildeten Formen durch vollständiger erhaltene Indivi- duen liefern und überdiess die allgemeinen Schlussfolgerungen ent- halten. Nach dem bis jetzt vorliegenden Material lässt sich das Bild der ganzen Mollusken-Fauna in folgenden Hauptzügen wiedergeben. Die Cephalopoden haben bisher nur durch evolute, mit Knoten oder Dornen verzierte Nautilen eine charakteristische Vertre- tung. Die bisher bekannt gewordenen Formen (Nautilus Hoernesi, N. cruw, N. Sebedinus und N. fugax) gehören einer wahrscheinlich an Abänderungen reichen, durch die deutliche mediane Eintiefung der Convexwand bemerkenswerthen Gruppe an, welche sich durch N. Hoernesi ausserordentlich nahe an den im Carbon sehr weit ver- breiteten Formenkreis des N. tuberculatus Sow. anschliesst. Eine dem N. fugax sehr verwandte Form brachte Dr. Waagen aus der indi- schen Trias mit. Unter den Gastropoden nehmen die Bellerophonten an Indi- viduenzahl und Mannigfaltigkeit der Gestalt allein eine hervorragende Nr. 5 Sitzung vom 19. Februar, G. Stache. 105 Stelle ein. Sie geben allein schon der Fauna ein paläozoisches Ge- präge. Ihre Verwandtschaften reichen bis in’s Devon. Neu ist die Gruppe ‘der unsymmetrisch gebauten Formen. Ausser dem bereits auf Grund von Steinkernen früher beschrie- benen Bellerophon peregrinus Laube finden wir folgende neu benannte und beschriebene Formen: Bellerophon Ulrici St., B. Jacobi, B. cado- ricus, — mit etwas unsymmetrisch ausgebildeten Seiten: Bell. fallaz, B. Sextensis, B. Gümbeli, — mit ausgesprochen unsymmetrischem Bau: Bell. Janus, B. Comelicanus, B. pseudohelix, und B. Mojsvari. Von untergeordneter Bedeutung sind die übrigen Gastropoden : Turbonilla montis erucis, Natica cadorica, N. pusiuncula, N. comeli- cana, Catinella depressa Gümb. sp., Pleurotomaria sp. ete. Unter den Bivalven sind die Peetiniden und Aviculiden, und darunter mehrere hier noch nicht beschriebene Mittelformen zwischen beiden Familien besonders verbreitet. Auch hier schlägt der paläo- zoische Typus durch. Die Verwandtschaft mit carbonischen Formen ist vorherrschend. Unter dem neueren, in der im Druck befindlichen Abtheilung noch nicht berücksichtigten Material findet sich ein zwi- schen Aviculopecten papyraceus M’Coy und FPecten granosus Bow. stehendes, ziemlich wohlerhaltenes Exemplar. Die permische Dack- vellia cf. ceratophaga Schloth. sp. steht vom Typus nicht weiter ab, als manche der bei King und Geinitz unter diesem Namen mitin- begriffene Varianten. Im Ganzen sind folgende Conchiferen beschrieben und abgebildet: Hinnites erinifer, Pecten (Entolium) Tirolense, Peeten (? Vola) praecursor, Peeten pardulus, Pecten (Aviculopeeten) cf. Coxanus Meek., Aviculopecten Trinkeri, Comelicanus, Gümbeli, — Avicula ein- gulata, striatocostata, filosa, Bakvellia cf. ceratophaga,; ferner: Mytilus (Aucella) cf. sguamosus Sow., ? Nucula sp., Nucula cf. Beyrichi Schaur., ? Leda sp., ? Schizodus cf. truncatus King, Olidophorus sp., Leptodomus (Sanguinolites) sp., ? Anthracosia ladina, ? Cardinia sp., ? Pleurophorus sp., Edmondia cf. radiata Hall, Edmondia cf. rudis M’Coy, endlich ? Allo- risma Tirolense — und einige andere fragliche Formen. Die Schwie- rigkeit, unvollkommen erhaltene Bivalven richtig zu orientiren, hielt mich nicht ab, des vollständigeren Bildes wegen auch Zweifelhaftes zur Kenntniss zu bringen. Die Brachiopoden zeigen trotz der sehr bemerkenswerthen localen Besonderheiten ein noch bestimmteres paläozoisches Gepräge. Vorherrschend sind nichtpunktirte Spiriferiden und zwar solche Formen, welche den Gattungscharakter von Spirifer und Spirigera in nicht vollständig reiner und klarer Ausbildung zeigen. Eine kleine Gruppe grosser, fast gleichklappiger, mit ohrenartigen Fortsätzen versehener oder breit geflügelter Formen hat zwar ganz die Tracht der echten Spiriferen, aber es fehlt die Abgrenzung einer typi- schen Area, andererseits ist aber auch ein besonders abgegrenztes Loch für den Haftmuskel nicht vorhanden, wie bei Spirigera. Trotz einer gewissen Analogie mit Spirigera phalaena aus dem spanischen Devon muss der merkwürdige kleine Formenkreis vorläufig bei Spirifer belassen werden. Vielleicht führt die Auffindung und Untersuchung eines ausreichenderen Materials zur Begründung einer besonderen Untergattung. Ausser dem Typus der Gruppe Spir. vultur wurden K. k. geolog. Reichsanstalt. 1878. Nr. 5. Verhandlungen. 16 106 Verhandlungen. Nr. 5 noch besonders abgetrennt: Sp. ladinus, insanus, megalotis und Sp. Haueri. Eine zweite, ebenfalls zu Spirifer gestellte Gruppe ist durch Formen angedeutet, welche in der allgemeinen Gestalt an die Gruppen des Spi- rifer laevigalus, des earbonischen Sp. glaber oder die Formenreihe der liassischen Spiriferina rostrata erinnern. Auch hier ist die Abgrenzung von Arealfeldern zu Seiten einer hohen dreieckigen Stielöffnung nicht recht deutlich, was zum Theil mit der mangelhaften Erhaltung zusam- menhängen dürfte. Wir stellen vorläufig eine kleine Anzahl von im Bau der Schale sehr analogen Formen in diesen Formenkreis mit Spirifer cadoricus an der Spitze, und zwar folgende: Spirifer cf. striofer, Sp. dissectus, sowie Sp. Sextensis, welcher eine besondere Nebengruppe repräsentirt. Auch hier ist das Auftreten von Mischtypen und Uebergängen zwischen den einzelnen Formen und eine Hinneigung zu Spirigera wahrscheinlich. Die speciellere Trennung nach kleinen besonderen Merkmalen schien zwecekmässig, damit eventuell für eine Absonderung von der Gattung Spirifer oder die Aufstellung einer verbindenden Reihe bei der voraussichtlichen Vergrösserung des Materials bereits Anhaltspunkte gegeben sind. In noch deutlicher ausgesprochener Weise als bei den beiden genannten Gruppen tritt der in der Ausbildung einer Sinusfurche oder eines vollkommenen Sinus auf beiden Klappen gelegene Localcharakter bei der an Individuenzahl und Variationen wahrscheinlich reichsten Gruppe hervor. Diese Gruppe wird als Formenkreis der Spirigera Janiceps aufgeführt. Der genannte Typus der Gruppe schliesst sich an die von de Verneuil aus dem asturischen Devon zusammen mit Spiri- gera phalaena Phil. sp. (Terebr. hispanica de Vern.) abgebildeten Spi- rigera-Arten (Terebratula Ferronensis und Campomanesi) viel näher an, als an die earbonischen Formen von Spirigera concentrica und Spir. ambigua. Die Formen des Bellerophonkalkes haben einen vom Pentagonalen mehr in’s Trigonale hinneigenden Umriss, sowie einen weniger abgestutzten Schnabel und ein viel kleineres Loch als die ana- logen spanischen Formen. Beyrich’s Bemerkung, dass man in den oben eitirten Arten und der verwandten und zusammen vorkommenden Terebr. Oollettii de Vern. einen Vorläufer der Muschelkalk-Trigonellen finden könne, passt bis zu einem gewissen Grade auch auf die oben genannten und vielleicht noch mehr auf die dazu gehörige scharf- rippige, siebenseitige Terebr. (Spirigera) Ezquerra de Vern. Allerdings gilt dies, insofern die Trigonellen des Muschelkalks zu Spirigera ge- hören und nicht zu Retzia. In den Formen des Bellerophonkalkes wäre dann eines der wahrscheinlich weit zahlreicher vorhandenen Bindeglieder einer langlebigen grossen Formenreihe gegeben. Der Formenkreis unserer Spirigera Janiceps scheint ein ziemlich reicher zu sein. Wir trennen als Varianten, worunter möglicherweise eine oder die andere sich später als verschiedene Altersstufe dieser oder jener Abänderung ergeben kann: Sp. confinalis, Sp. per«cuta, bipartita, Sp. pusilla, Sp. papilio Sp. aquilina, Sp. Archimedis. Abgesehen von diesen drei Spiriferiden-Gruppen kommen verein- zelt Reste vor, welche mit gewissen, zu Sp. lineatus gestellten Spiri- Nr. 5 Sitzung vom 19. Februar. G. Stache. 107 feren grössere Aehnlichkeit haben. Ueberdies ist das vereinzelte Auf- treten eines mit Faltrippen auch im Sinus der grossen Klappe ver- sehenen, wahrscheinlich in die Verwandtschaft des carbonischen Sp. duplicosta Phill. gehörigen Spirifer (Bruchstück) und das durch die Erhaltung eines Arealstückes mit Pseudodeltidium angedeutete Vor- kommen einer Üyrtia zu erwähnen. In ganz deutlicher Weise illustriren auch die Vertreter der Familie der Strophomeniden den paläozoischen Charakter der Fauna. Neben zwei Streptorhynchus-Arten (Streptorhynchus Pichleri und Strept. tirolensis), welche dem Formenkreise des carbonischen Strept. ere- nistria sich näher anschliessen als dem permischen Strept. pelargonatus, sind die Gattungen Orthis, Strophomena und Leptaena vertreten. End- lich ist auch die Familie der Productiden durch einige Reste aus der Gruppe der striati vertreten. Einer derselben (Productus cadoricus) zeigt die fast vollkommene Convexseite der grösseren Klappe und erinnert an Prod. arcuarius de Kon. und zum Theil auch an Prod. Wortheni Hall. Untergeordnet und von geringer Bedeutung ist die Vertretung der Rhynchonelliden und zweifelhaft noch das Erscheinen von Lingu- liden. Es ist auch der Horizent des Gesteines, aus dem diese Formen stammen, nicht mit völliger Sicherheit als zu dem Bellerophonten füh- renden Hauptcomplexe gehörig erwiesen. Von hervorragendem Interesse ist das Auftreten von einer zu der Gruppe der Fusulinen, wenn auch vielleicht nicht direet zur typi- schen Gattung Fusulina im engeren Sinne gehörenden kleinen Fora- miniferenform in dem Streptorhynchus und Productus enthaltenden Gestein des hinteren Afferergebietes (Ruefenberg). Die sehr kleine dick linsenförmige Form erinnert in der äusseren Gestalt wohl eher an einen kleinen Nummuliten als an kugelige oder tonnenförmige kleine Fusulinen. Der innere Bau und die Schalen- structur ist jedoch vielmehr derjenige der Fusuliniden. Die von Eichwald (Leth. Rossica 1855—61, vol. I, p. 352, Taf. XXII, Fig. 16) beschriebene und abgebildete carbonische Gattung Orobias steht unserer Form demnach am nächsten. Dieselbe gehört nach Brady zu Fusulina und wir stellen demnach bis zur systemati- schen Bearbeitung der Fusulinen die Form des Bellerophonkalkes als Fusulina (Orobias) Gümbeli n. f. zu den Fusuliniden. Die Beschrei- bung und weitere Untersuchung bleibt meinem geehrten Freunde, Herrn Prof. Gümbel, für seine Arbeit über die Foraminiferen und Ostracodenfauna des Bellerophonkalkes reservirt. Die Thatsache, dass auch durch diese interessante Beobachtung der innigere Zusammenhang der Fauna der Bellerophonkalke mit den Faunen des an ihr Verbreitungsgebiet nahezu anstossenden Distriete der kärntnerischen, an Fusulinen reichen Obercarbon markirt wird, scheint mir eine neue Bestätigung zu sein für die Meinung, dass wir es hier mit einer alpinen Facies der obersten Permformation zu thun haben. Dass die Fauna mit der nordwärts von den Alpen entwickelten Zech- steinfauna so wenig Aehnlichkeit besitzt, darf nicht wundern. Es sind eben die Faunen zweier getrennter Provinzen; dagegen dürfte die Wahrscheinlichkeit, dass man in den Südalpen zwischen dem Ober- (62 108 Verhandlungen. Nr. 5 carbon und dem Bellerophon-Horizont noch Faunen auffinden wird, welche die Herkunft der Fauna des Bellerophon-Complexes und ihren paläozoischen Charakter erklären, keine geringe sein. Mag man nun den Südtiroler Bellerophon-Horizont noch zur Trias ziehen oder mag man denselben in meinem Sinne ansehen, der- selbe wird jedenfalls eine ziemlich prägnante Grenzschicht für die Entwicklungs-Geschichte der paläozoischen Faunen der carnischen Localprovinz nach oben bleiben. Er bildet jedenfalls auch einen erwünschten Anhaltspunkt für den Abschluss der paläozoischen Schich- tenreihe der Südalpen bei dem Versuche, ihre Gliederung festzu- stellen und mit Hülfe dieser Gliederung nach den Alters-Aequivalenten in den paläozoischen Gebieten der krystallinischen Centralmasse und der nördlichen Kalkvorlage zu suchen. Meine Studien in den paläozoischen Complexen der Alpen bringen mir seit der Entdeckung des Grapholitenschiefer-Horizontes in Kärnten in jedem Jahre neue Anhaltspunkte für eine solche verglei- chende Gliederung. Wenn man bedenkt, dass es einer fast dreissig- jährigen Arbeit einer grossen Zahl gewiegter Forscher und eifriger Sammler bedurfte, um den heutigen Standpunkt unserer Kenntnisse von der Gliederung der mesozoischen Schichtenreihe der Alpen zu erreichen, wird man es begreiflich finden, dass ein Einzelner in wenigen Jahren auf einem wegen seiner Schwierigkeit und des Mangels an Vorarbeiten bisher fast unbetretenen Gebiete zu einer in ähnlicher Weise speeialisirten Gliederung noch nicht gelangen konnte. Es darf als ein befriedigender Erfolg angesehen werden, dass jedes Jahr neue Thatsachen bringt, welche dafür sprechen, dass diese langwierige Arbeit einer lösbaren Aufgabe gewidmet wird. O. Lenz. Vorlage der geologischen Karten des Sta- nislauer Kreises in Ostgalizien. Der Vortragende legte die im vorigen Sommer aufgenommenen Karten vor, welche das Gebiet zwischen den Flüssen Dniester im Norden, Pruth im Süden und der dem ersteren zuströmenden Bistritza im Westen umfasst. Die Karten gehören zum grössten Theile dem galizischen Hügellande an, und nur im Süden, da wo dieselben an die Aufnahmsgebiete der Herren Paul und Tietze grenzen, ragen einzelne Partien eocänen Karpathen-Sandsteins in dasselbe herein; nach Osten zu aber bilden die vorgelegten Blätter die Fortsetzung der von Herrn Wolf im östlicehsten Theil der Monarchie begonnenen und bis zur russischen Grenze reichenden geologischen Aufnahmen. Trotz. dieser wenig bergigen und monotonen Beschaffenheit des Ter- rains sind doch innerhalb desselben eine ganze Reihe von Forma- tionen und Formationsgliedern enthalten, die freilich zum grössten Theil nur in den tieferen Einrissen des Dniesters und seiner Neben- flüsse entblösst sind und von demVortragenden einzeln besprochenwurden. Literatur-Notizen. Societä Toscana di Scienze naturali. (Processi verbali, Sitzung vom 13. Jänner 1878.) Die neue, von Th. Fuchs aufgestellte Theorie der Flyschbildung, welche auch bereits in unserem Jahrbuche (1877, 4. Heft) durch Paul eingehende Nr. 5 Sitzung vom 19. Februar. Societa Toscana etc. 109 Besprechung fand, gab in der Jännersitzung der toscanischen Gesellschaft der Naturwissenschaften Veranlassung zu einer lebhaften Debatte. Dr. ©. de Stefani macht zunächst Mittheilung über eine neue Schrift von Th. Fuchs, „Ueber die Schichten vom Charakter des Sarmatischen“, und knüpft hieran einige Bemerkungen über die Arbeit desselben Autors, „Ueber den Flysch“. Fuchs zählt zur sogenannten Flyschzone der Apenninen die gesammte, grössten- theils fossilführende Schichtenfolge zwischen Tithon und oberen Eocän, welche 6 oder 7 Horizonte umfasst, citirt dann zur Stütze seiner im Weiteren zu entwickelnden Anschauungen die Studien von Studer über den triassischen Macigno von Elba, von Pareto über die paläozoischen Bildungen von Corsica, und von Gastaldi über die Conglomerate von Piemont, die miocänen Alters sind. In Bezug auf jene Bildungen, welche der Zeit nach dem Schweizer Flysch entsprechen, also dem Eocän, und die sich in den Apenninen in drei Unterabthei- lungen gliedern, gelangt Fuchs zu folgenden Sätzen: 1. Im Flysch finden sich niemals reine Kalke, noch Conglomerate von grös- serem Korn oder zarte Mergel. 2. An Fossilien führt der Flysch nur Algen, Wür- mer, Fische und Cephalopoden, und es fehlen Bänke von Bivalven, Briozoen Corallen ete., ebenso Lignitflötze. 3. Der Flysch des nördlichen Apennin steht in keiner Beziehung zu einem ehemals existirenden Gebirge, dessen Denudation das Material zu seinem Aufbau geliefert haben könnte. Zur Stütze seiner Beobachtungen über die eruptive Natur dieser Gesteine führt er noch an: 4. Ihren Zusammenhang mit Serpentinen. 5. Die Gegenwart erratischer Massen, die im Apennin selten auftreten oder ganz fehlen sollen. De Stefani bemerkt nun: ad 1. Im Flysch des Apennin begegnet man auf Schritt und Tritt Kalke, welche zahlreichen Kalköfen Rohmaterial liefern, und Mergelschiefern, die von der Grube weg ohne Weiteres zur Ziegelfabrication verwendet werden (Chianti, M. Pisano ete.), und was die Conglomerate betrifft, so haben die italienischen Geo- logen schon vor langer Zeit erkannt, dass der Macigno, der bis jetzt als ein Glied der Flyschbildungen im Apennin gilt, ein wahrer Sandstein ist, bestehend aus ab- gerollten grösseren und kleineren Fragmenten. Das bestätigt sich überall, wo man sog. Macigno findet. ad 2. Gegen den zweiten Satz könnte man ausser den von Fuchs aufge- zählten Fossilien, und abgesehen von den fossilreichen Kalken der mittleren Kreide anführen: Die Kalke des unteren Eocäns mit Briozoen, Corallen und Foraminiferen, die Bivalven und Gastropoden ähnlich jenen des Sandsteines von Fontainebleau aus dem Macigno von Porreta und die Lignite des Macigno, auf die wiederholt Abbau- versuche gemacht wurden (Val di Lima). ad 3. Es ist bekannt, dass der Flysch des nördl. Apennin sich rings um ein seit dem Lias bestehendes Gebirgsstück, die sog. Catena metallifera. abgelagert hat, und dass er ausser den wahrscheinlich aus den Alpen stammenden Geröllen wirklich deutliche Fragmente der Felsarten der Catena metallifera und anderer, ehemals exi- stirender Gebirgsabschnitte umschliesst (siehe Pareto, Omboni, Bianconi, Cocchi, Lavi, Pilla, Meneghini etec.). ad 4. Serpentine finden sich wohl in der Zone des oberen Eocäns, aber nicht in älteren Horizonten. Sie beweisen durchaus nichts für den eruptiven Ursprung der Kalke, Schiefer und Conglomerate, die mit ihnen wechsellagern. ad 5. Die erratischen Vorkommnisse im Flysch, welche nach Fuchs im Apennin selten sind oder fehlen, sind im Gebiete des toscanischen und ligurischen Apennin unbekannt. De Stefani fügt noch hinzu, dass wohl einzelne italienische Geologen bis heute der Meinung sind, dass die sog. argille scagliose eruptiven Ursprungs sein können, obwohl andere dieser Anschauung nicht beipflichten, und glaubt, dass höch- stens über diesen Gegenstand noch eine derartige Discussion möglich sei. Bosniaski erwidert auf die Mittheilungen Stefani’s, dass seine Studien in den Karpathen die Deductionen des Th. Fuchs bestätigen. Er sei geneigt, anzu- nehmen, dass an der Bilaung des Flysch, besonders in den Karpathen, die Schlamm- vulcane keinen geringen Artheil genommen haben und gibt zur Bekräftigung dieses Satzes eine Aufzählung der Fumarolen (?), Mineralquellen und anderer Emanations- Phänomene, die man doch zweifelsohne als ein Zeichen vulcanischer Thätigkeit an- sehen müsse. 110 Verhandlungen. Nr, 5 Prof. Stoppani, vom Vorsitzenden eingeladen, seine Meinung hierüber zu äussern, beruft sich auf das, was er über diesen Gegenstand in geologischen Ar- beiten allgemeineren und specielleren Inhalts veröffentlicht hat. Er habe immer an der Ansicht festgehalten, dass Mineralquellen, Gas-Emanationen, Petroleum, bren- nende Quellen, ete. mit dem Vulcanismus in Beziehung stehen. Er gibt zu, dass man der Thätigkeit und den Bildungen der Schlammvulcane in der Folge noch eine grosse Bedeutung wird zuerkennen müssen, ohne sie aber so weit verallgemeinern und der Anschauung beistimmen zu wollen, dass der toscanische Flysch auf eine solche Entstehung zurückzuführen sei, wie Fuchs annimmt, zumal gewisse Gesteine, wie der Macigno, als echte Sandsteine auf einen anderen Ursprung hinweisen. Bei dieser Gelegenheit macht Prof. Meneghini darauf aufmerksam, dass die Fossilfunde in diesem Macigno, unter anderen jene von Poretta, für dieses Gestein jede andere Bildungsart als marine Ablagerung ausschliessen. A. B. Ottomar Noväk. Beitrag zur Kenntniss der Bryo- zoen der böhmischen Kreideformation. Mit 10 Taf., 50S., Sep.-Abdr. aus dem XXXVN. Bd. der Denkschr. der math.-naturw. Classe der kais. Akad. d. Wiss., Wien 1877. Seit der ersten Arbeit über böhm. Kreidebryozoen in Reuss’ Versteinerungen der böhm. Kreideformation 1845—46 sind die aus diesen Ablagerungen stammenden Formen der genannten Thierclasse wenig mehr berücksichtigt worden, Reuss hatte sein Material für Bryozoen fast ausschliesslich aus der Umgebung von Teplitz und Bilin bezogen, aus welchen Localitäten Hr. Novak nichts erhalten konnte, obschon eine Revision der Reuss’schen Arten, da die Abbildungen des genannten Werkes den heutigen Anforderungen nicht mehr entsprechen, ein dringendes Bedürfniss ge- wesen wäre. Die von Herm. Noväk beschriebenen und angeführten Bryozoen- Formen vertheilen sich auf 45 Arten, weiche in den einzelnen Niveau's der böhm. Kreide in sehr unregelmässiger Art verstreut auftreten. Von den dem Cenoman zugezählten Schichtgruppen hat nur die ofen die der Korycaner-Schichten, zahlreiche Reste geliefert; als wichtigste Fundorte werden hier Kolin, Zbislav, Velim, Zehuschitz, sowie Weisskirchlitz und die Schillinge bei Bilin, vor Allem aber der Kalkmergel von Kamajk nächst Czaslau angeführt. Sehr arm an Bryozoen hat sich die Turonstufe in Böhmen erwiesen; sowohl aus dem unteren Gliede, den Weissenberger-, als auch aus dem oberen, den Mal- nicer-Schichten, sind nur spärliche und meist schlecht erhaltene Reste bekannt geworden. Dagegen ist der Reichthum wieder grösser im Senon. Hier haben insbeson- dere die Iserschichten in den Sandsteinen von Mscheno und in den Mergeln von Brandeis an der Adler reichlicheres Materiale geboten, die Gruppe der Teplitzer- Schichten aber hat sich in den Plänern von Rosenthal und Hundorf, sowie in den Mergeln von Laun und Raudnitz als bryozoenführend erwiesen. In den obersten beiden Complexen dagegen fehlen die Bryozoen bis jetzt vollständig. Die angeführten Formen vertheilen sich im Systeme, wie folgt: Cheilostomata. B. Tubuliporidea. A. Hippothoidea. 3. Gatt. Stomatopora Bronn. 1. 1. Gatt. Hippothoa Lamx. mit 2 Spec. 4. „ Proboscina Orb. 5. B. Membraniporidea. C. Entalophoridea. 2. Gatt. Membranipora Blainv. mit 5. Gatt. Entalophora N. 8 Sp. k Be 6. „ Spiropora Lamx. 1. 3. Gatt. Lepralia Johnst. mit 2 Sp. 7. ,„ Melicertites Roem. 1. C. Escharidea. 8. „. Multelea Orb. 1. 4. Gatt. on au: a 1 Art, D. Frondiporidea. BIN: iflustra Or : 0. 5 Semieschara Orb. 1. En Be anen His. Ei Cyelostomata. A. Diastoporidea. 1. Gatt. Berenicea Lamx. 2. 11. Gatt. Heteropora Blainv. 5. 2. „ Diastopora Lamx. 1. 12. ,„ Petalopora Lonsd. 2. E. Cerioporidea. Nr. Sitzung vom 19. Februar. B. Renault. 111 oO D. Stur. B. Renault. Sur la structure des Sphenophyl- lum et sur leurs affinit@es betaniques. (Ann. des science, nat. 6e Serie, Bot. T. IV., Cahier 5, p. 277—311, Taf. 7—9, 1877.) Der Autor übergibt hier abermals eine wichtige Reihe seiner Untersuchungen über die verkieselten Pflanzenreste von Autun und von Saint-Etienne der Oeffent- lichkeit, Sie erörtern die Structur-Verhältnisse der Sphenophyllen, und zwar der Stengel sowohl, als deren Fruchtähren, in meisterhafter Weise. Auf 3 Tafeln sind in 23 Figuren die mikroskopischen Präparate, die die erörterten Verhältnisse ent- nehmen lassen, sorgfältig dargestellt, und diese Präparate, resp. die Zeichnungen, sind ein wahrer Schatz für die eingehende Kenntniss über das Sphenophyllum, für welche man dem Autor zu grossem Danke verpflichtet ist. Nach den ausführlichen Angaben zeigen die Stengeln der Spheno- phyllen keine Centralhöhle, sondern einen centralen dreistrahligen Holzkörper, dessen Beschaffenheit ausführlich erörtert wird. Renault zeigt, dass die Inter- nodiallinien der Sphenophyllen ebenso wie die der Calamiten nach meiner Auffas- sungsweise, die drei Internodialquirle besitzen, und zwar vorerst den Blatt- quirl (siehe in Fig. 1 auf Tafel 7: g und g‘), dann den Astquirl (ibid. m), wel- cher bekanntlich bei Sphenophyllum über dem Blattquirl situirt ist, und den Wur- zelknospenquirl (ibid. »), der unter dem Blattquirl dadurch bemerkbar wird, dass man dort selbst (siehe Fig. 1 auf Taf. 7 und Fig. 8, Taf. 9: 0) einzelne oder mehrere haarförmige Wurzelgebilde daran haften sieht. Die Aehre der Sphenophyllen (Taf. 9, Fig. 9) besitzt nur mehr eine Spur des Holzkörpers; sie zeigt quirliggestellte Blätter, die nicht abwechselnd, son- dern senkrecht übereinander zu folgen scheinen. Von höchstem Interesse sind die weiteren Daten über Sporangien, die von zweierlei Geschlecht sind. Die einen sind Macrosporangien, enthaltend Macrosporen, die anderen dagegen Microspo- rangien, mit einer grossen Anzahl von Microsporen erfüllt. Die Sphenophyl- len tragen hiernach auf einer und derselben Aehre beiderlei Sporen in getrennten Sporangien. Leider ist in Folge der Erhaltungsweise des zum Dünnschliff verwendeten Bruchstückes die Stellung der Sporangien nicht völlig klar (Malheureusement le mauvais etat de conservation de l’&chantillon rende impossible la certitude sur ce point). Ein Macrosporangium und ein Microsporangium erscheinen in einer solchen Lage zum Blattquirl, dass man sie für achselständig zu halten geneigt wäre, während ein zweites Microsporangium an ein Blatt so angepresst erscheint, dass es daselbst breitgedrückt klebt. Am Schlusse der speciellen Erörterung der Thatsachen stellt der Autor fol- sende Fragen: Die nun abermals vermehrte Kenntniss von der Beschaffenheit des Spheno- phyllum-Stengels und von der wahrscheinlichen Organisation der Fruchtähren des- selben bestätigt sie eine von den ausgesprochenen Meinungen der Autoren über die systematische Stellung, die diese Pflanzen einnehmen sollen ? Ist sie in der Lage insbesondere die Stellung der Sphenophyllen bei den Lycopodiaceen zu bekräftigen und weiter zu begründen ? „In dieser Familie könnten nur jene Lycopodiaceen die zweierlei Speren tragen (Selaginella und Isoetes) Anhaltspunkte für diesen Vergleich bieten. „Aber die Structur des Stengels bei Selaginella zeigt keinerlei Beziehung mit jener, die das Sphenophyllum geboten hat. Wenn irgend welche Beziehung zwi- schen beiden bestehen, so ist es die: dass Selaginella ebenso wie das Sphenophyllum auf einer und derselben Aehre Macrosporen und Microsporen trage, und hierauf ist die verwandtschaftliche Annäherung beider beschränkt. „Was noch Isoetes betrifft, ist die Differenz dieser Gattung von der erörterten fossilen, noch frappanter sowohl in Hinsicht auf die Fructification, als auch in Hinsicht auf den Stamm.“ Nach einer kurzen Erwähnung des Vergleichs von Sphenophyllum mit den Marsileaceen schreibt der Autor weiter noch Folgendes: „Es erübrigt in der Familie der Rhizocarpeen die Tribus der Salviniae. C. E. Bertrand war der erste, der mich darauf aufmerksam gemacht, es könnten Analogien zwischen Salvinia und Sphenophyllum existiren.“ „Man weiss, dass der Stengel der Salvinien Internodien zeigt mit drei blät- terigen abwechselnden Quirlen; eines der drei Blätter ist jedoch in einen Büschel von Wurzeln reducirt, die anhaltend unter den Wasserspiegel ge- taucht sind, während die beiden andern horizontal auf der Wasserfläche schwimmen. 112 Verhandlungen. Nr. 5 « Die Holzaxe besteht aus drei Fibrovasalsträngen, wie bei Sphenophyllum, die um- geben ist nach aussen von einem Ringe von Luftlacunen, die allerdings dem Spheno- phyllum mangeln“ (bei Equisetum jedoch auch vorhanden sind), „aber diese waren auch keine so ausgesprochenen Wasserpflanzen, wie die Salvinien. Beide haben überdies deutliche und getrennte Macro- und Microsporangien.“ „Fernere eingehendere Studien über die erörterte fossile und lebende Gattung mögen erweisen, ob die Analogien zwischen beiden auch noch weiter verfolgt werden können; indem man jenen Veränderungen Rechnung zu tragen haben wird, die noth- wendig erfolgen müssten, wenn die Salvinia ihre heutige precäre Stellung verlassen, strauchartig wachsen und eine Landpflanze werden sollte.“ Der Autor stellt hier weitere vergleichende Studien über Sphenophyllum und Salvinia in Aussicht. Wir können ihm dafür nur dankbar sein, wenn er dieselben durchführt; denn diese werden unsere Kenntniss von den beiden genannten Gat- tungen sicherlich nur fördern können, da sie bisher unerörterte Beziehungen zur Sprache bringen müssen. Doch dürfte es angezeigt sein, hier schon zu bemerken, dass bei Salvinia das dritte Blatt des Blattquirls in ein wurzelartiges Gebilde meta- morphosirt erscheint, währerd bei Sphenophyllum die Blätter also der Blattquirl als solcher unverändert fortbesteht, und die Wurzeln, wenn solche sich entwickeln, aus den latenten Knospen des dritten Internodialquirls hervorbrechen, worin ein sehr wesentlicher Unterschied zwischen Salvinia und Sphenophyllum vorliegt. Da diese Abhandlung meine Meinung: das Sphenophyllum sei eine Calamariae, nicht erwähnt, muss ich annehmen, dass sie vor der Veröffent- lichung meiner beiden letzten Arbeiten über dieses Thema dem Drucke übergeben worden war. Ich kann mir das Vergnügen jedoch nicht versagen, darauf aufmerksam zu machen, dass Renault in der vorliegenden Abhandlung an seinen Präparaten den wichtigsten Charakter des lebenden Equisetum-Stengels und des Calamarien-Stammes überhaupt: die drei Internodialquirle sowohl am Stengel (Taf. 7, Fig. 1, m, g und n), als auch an der Fruchtähre des Sphenophyllum (Taf. 9, Fig. 9, m, g und n) nachgewiesen, und dämit den Beweis geliefert hat dafür: dass das Spenophyllum eine Calamariae sein müsse und keine Lycopodiacee sein könne. Als der wichtigste Charakter des Sphenophyllum, gegenüber den übrigen Calamarien wird der Umstand hervorgehoben, dass der kantige Sphenophyllum- Stengel keine Centralhöhle besitze, sondern von einem kantigen Holzkörper ein- genommen sei. Man vergisst jedoch, dass die Aeste lebender Equiseten sehtr häufig oder sogar stets, je nach der Art, die Centralhöhle ent- behren, und dann oft kantig werden, auch einen kantigen Holzkörper besitzen. Man vergisst die so sehr wichtigen Arbeiten Milde’s über das Equisetum, die zeigen, dass der Querschnitt eines vierkantigen Astes vom Equisetum ar- vense I. (siehe dessen Tafel II, Figur 38«) himmelweit verschieden aussieht von dem Querschnitte eines mit einer Centralhöhle versehenen Hauptstammes der- selben Art, und zwar von einem und demselben Individuum abgenommen (Taf.1I, Fig. 26); und dass allerdings die Stengel-Querschnitte der dünnsten gefüllten Aeste des Equisetum Telmateia Ehrh. (Taf. IV, Fig. 6), des Equisetum pratense Ehrh. (Taf. VIII, Fig. 22) weit mehr Analogie mit den von Renault gegebenen Quer- schnitten des Sphenophyllum-Stengels zeigen, als mit den Querschnitten der zuge- hörigen, mit einer Centralhöhle versehenen Hauptstämme der respectiven Arten und derselben Individuen. Wenn trotz den eigenthümlich aussehenden Querschnitten, die gefüllten Aeste und die mit einer Centralhöhle versehenen Hauptstämme der verschiedenen ge- nannten Equiseten-Arten nicht nur zu einer und derselben Art gehören, sondern auf einem und demselben Individuum auftreten, kann unmöglich bei Sphenophyllum, die eigenthümliche Gruppirung der Elemente, aus welchen der Stengel des- selben besteht, und die dieselben sind, wie bei den lebenden Equiseten, ein Hinder- niss bilden, das Sphenophyllum für eine Calamarie zu erklären und zu balten. Man hat noch überdiess zu erwarten, dass weitere Untersuchungen von Querschnitten dickerer Stämmechen der Sphenophyllen auch bei diesen noch die Centralhöhle nach- weisen werden, wie das ein von mir erörterter Fall über das Sphenophyllum der Culmflora in Aussicht stellt. Das Gleiche gilt von dem Vorkommen von zweierlei Sporen und Sporangien auf einer und derselben Aehre eines Sphenophyllums, nachdem aus Renault'’s Arbeiten es hervorgeht, dass bei den fossilen Calamarien ebenfalls zweierlei Sporen vorhanden gewesen seien. Berichtigung. In Nr. 2 d. Verh. p. 30, Z. 1 v. o. ist zu setzen 710 M. statt 607 M. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. 2° 12 = FAN) a l RIB Rn IEDN Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung vom 5. März 1878. Inhalt. Eingesendete Mittheilungen. Dr. E. Tietze, Die Funde Nehring’s im Diluvium bei Wolfenbüttel und deren Bedeutung für die Theorien über Lössbildung. O. Lenz, Zur Geologie der Goldküste. K. John, Chemische Untersuchung einer Kohle und verschiedener silber- haltiger Bleiglanze aus Persien. — Vorträge. Dr. C. Clar, Mittheilungen aus Gleichenberg. C. v. Hauer, Die Mineralquellen von Ischl. A. Bittner, Das Tertiär von Marostica. — Litera- tur-Notizen. H. Credner, E. Kalkowsky, O. Novak), R.L. Jack u. J. Horne, A. Neh- ring, K. Th. Liebe, H. Abich, H. Habenicht, A. Nathorst. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. Dr. E. Tietze. Die Funde Nehring’s im Diluvium bei Wolfenbüttel und deren Bedeutung für die Theorieen über Lössbildung. Vor einigen Tagen erhielten wir die neue Arbeit von Alfred Nehring, betitelt: „Die quaternären Faunen von Thiede und Wester- egeln, nebst Spuren des vorgeschichtlichen Menschen“. (Aus dem Archiv für Anthropologie Bd. X und XI, Braunschweig 1878.) Da die Funde des Herrn Verfassers in jüngster Zeit die Auf- merksamkeit auf die Diluvial-Bildungen der Umgebung von Wolfen- büttel gelenkt haben, so freuen wir uns, in dem vorliegenden Heft eine zusammenfassende und ergänzende Darstellung der betreffenden Untersuchungen vorliegen zu sehen. (Siehe frühere Arbeiten des Ver- fassers in Giebel’s Zeitschr. für die gesammten Naturw., Berlin 1875 undı1s76, Bd. 11. 13,.14;) Die betreffenden Reste liegen im Löss, welcher einige aus Gyps bestehende Hügel überlagert, in denen Steinbrüche im Betriebe sind. Von Thiede führt der Verfasser beinahe 30 Arten verschiedener Thiere an, unter denen sich ausser den gewöhnlichen Lössschnecken (Helix hispida, Pupa muscorum, Suceinea oblonga) Reste vom Pferd, K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 6. Verhandlungen. 17 114 Verhandlungen. Nr. 6 vom Rennthier, Rhinoceros tichorhinus, Elephas primigenius, einige Raubthiere und namentlich Reste von Lemmingen, dann auch von Myodes torquatus, Arvicola gregalis u. s. w. befinden. Die Lemminge sind namentlich im unteren Theile der Ablagerung vertreten (neben vereinzelten Rennthieren und Eisfüchsen), in den mittleren Schichten kommen sie noch mit Pferd, Rhinoceros und Elephant zusammen vor, nach oben verschwinden sie. Die Lagen, welche sich unmittelbar unter der Ackerkrume befinden, haben schon mehrfach Funde der jüngeren Steinzeit (Aexte etc.) geliefert. Von grossem Interesse ist aber, dass der Verfasser auch in den tieferen Lagen sichere Spuren des Menschen (Reste von Herdfeuer und Feuersteinwerkzeuge) auf- fand, welche die gleichzeitige Existenz des Menschen mit jenen Lem- mingen und Rennthieren erweisen. Viel reichhaltiger, als die Funde bei Thiede sind die von Westeregeln, welcher Fundort von Nehring ganz systematisch aus- gebeutet wurde. Hier hat der Verfasser ein umfangreiches Materiale gesammelt, welches mehr als 30 Arten von Säugethieren repräsentirt. Es finden sich darunter Fledermäuse, Spitzmäuse, vereinzelte Reste von Raubthieren (Hyäne, Löwe, Wolf, Eisfuchs, Bär, Dachs), und namentlich Nagethiere, vom Hasen abgesehen, lauter grabende Nager, welche unterirdische Höhlen, und zwar in offenen, steppenartigen Ge- genden zu bewohnen pflegen. Unter diesen ist Arctomys bobac zu nennen. Der Verfasser setzt auseinander, warum er diese Reste nicht auf das alpine Murmelthier beziehen könne. Ausserordentlich zahl- reich sind Zieselreste (Spermophilus altaicus), Springmäuse und Arvi- cola-Arten vertreten. Auch Lemming, Hase und Pfeifhase (Lagomys) fehlen nicht. Pferd, Rennthier, Reste von Bos und Antilope (?) sind nachgewiesen, sowie auch schliesslich einiger Knochen von Rhinoceros Merki und Elephas primigenius gedacht wird. Hirsch und Reh wurden von der Betrachtung ausgeschlossen, weil die betreffenden, im Berliner Museum befindlichen Reste von Westeregeln, keinen fossilen Charakter hatten und daher wohl dem dortigen Diluvium nicht angehören. Herr Nehring hat auch denjenigen Merkmalen seine Aufmerksamkeit ge- schenkt, welche auf etwaige Abänderungen in der Form der Skelet- theile schliessen lassen, die sich im Laufe der Zeiten bei einzelnen Säugethier-Formen herausgebildet haben könnten. Die Anhänger der Descendenzlehre werden ihm dafür Dank wissen. So erscheint bei- spielsweise die Beobachtung vom Vorhandensein eines gut entwickelten Trapezium in der Handwurzel bei einem Exemplar vom Pferd von Interesse, weil dadurch eine Hinneigung zu Hipparion angedeutet wird; nicht minder wichtig sind die Beobachtungen beim Zahnbau von Spermophilus. Von Vögeln hat der Verfasser 11 Arten aus Westeregeln be- kannt gegeben, unter denen sich Enten, Hühner, Tauben, Lerchen, Trappen, namentlich aber auch Reste von Fringilla und Hirundo be- inden. Auch ein Geyer kommt vor. Fischreste scheinen äusserst selten zu sein. Eine Unterkiefer- hälfte vom Hecht wurde gefunden. Zahlreich sind an gewissen Stellen Reste von Lurchen, welche zu Rana, Bufo und Hyla (?) gehören. Nr. 6 Sitzung vom 5. März. Dr. E. Tietze. 115 Mollusken sind bisher durch 7 Arten vertreten, unter welchen 6 Schnecken, theilweise bekannte Lössschnecken sich befinden. Auf das Vorkommen von Insecten kann nicht allein aus dem Vorkommen zahlreicher Insectenfresser (Fledermäuse, Schwalben) ge- schlossen werden, auch gewisse Spuren, wie Rinnen und Streifen, auf Knochen wurden hierher bezogen. Mitten unter all diesen Resten finden sich nun auch Spuren des Menschen. Feuersteinsplitter, Holzkohlenstückchen, die von dünnen Zweigen, etwa von Sträuchern, herzurühren scheinen, dann gewisse Zertrümmerungen von Thierknochen sind die Anhaltspunkte für die Annahme, dass Menschen von niederer Culturstufe, der sog. paläo- lithischen Zeitperiode angehörig, hier gelebt haben oder, wie der Verfasser meint, als umherstreifende Jäger zeitweise in jene Gegend gekommen sind. Von hoher Bedeutung ist nun der Nachweis des Verfassers, dass die in Rede stehende Fauna, was die überwiegende Zahl der Arten und der Individuen anlangt, den Charakter einer Steppenfauna an sich trage und dass dieselbe auf Verhältnisse hinweise, die ihr Ana- logon in der Jetztweli am meisten in Südwest-Sibirien finden. Der Verfasser unterscheidet dabei zwischen solchen Thieren, welche zur ständigen Bevölkerung jener norddeutschen Steppe gehörten, und sol- chen, welche bei Gelegenheit von Wanderungen dort erschienen. Als Zeit der Ablagerung nimmt der Verfasser für die Fauna von Thiede und Westeregeln die sog. Postglacialzeit an. Mitteleuropa habe damals ein continentales Clima besessen, und Westeuropa scheine zu jener Zeit eine viel continentalere Gestalt gehabt zu haben. „Seine West- grenze fiel wahrscheinlich mit der sog. Hundertfadenlinie zusammen, sein Süden besass eine feste Landverbindung mit Nordafrika.“ Erst später trat in der neolithischen Zeit an die Stelle der Steppenfauna eine Waldfauna, wie die in den obersten Schichten neben neolithi- schen Alterthümern ausgegrabenen Reste vom Reh, Edelhirsch, Wild- schwein und Biber andeuten. Diese Waldfauna „führt uns in die Zeiten des Cäsar und Taeitus hinüber.“ So zutreffend immerhin die Schlüsse des Verfassers in Bezug auf den Charakter der von ihm aufgefundenen Fauna und in Betreff des Clima’s jener Epoche sein mögen, so auffällig bleibt es andererseits, dass Herr Nehring die wichtigen Consequenzen, welche in Bezug auf die Art der Entstehung des Löss sich im Sinne der v. Richt- hofen’schen Theorie aus den Verhältnissen von Thiede und Weste- regeln ergeben, nicht selbst zieht. Ihm gelten die Lössmassen, welche sich im Abraume der Gypsfelsen von Thiede und Weste- regeln finden, noch immer als Süsswasser-Bildungen. Da die be- treffenden Felsen, wie es scheint, sich in ziemlicher Höhe über den heutigen Thalläufen jener Gegend erheben, so nimmt er Ueberchwem- mungen zu Hilfe, um die Ablagerungen zu erklären. Nur an einigen Stellen seiner neuesten Arbeit (z. B. p. 54) spricht er auch von Sand- stürmen, die vielleicht an dem Absatz des Löss mitbetheiligt gewesen sein könnten. Der einzige Umstand, der vielleicht für die Ueberschwemmungs- theorie sprechen könnte, scheint in der Thatsache zu liegen, dass 17% 116 Verhandlungen. Nr. 6 z.B. im Löss von Thiede einzelne Stücke von plutonischen Gesteinen aufgefunden wurden, wie sie im Harz vorkommen. Es wäre wich- tig, derartigen Stücken in Zukunft grössere Aufmerksamkeit zu- zuwenden, denn da die Existenz des diluvialen Menschen in jener Gegend nachgewiesen ist, so wäre man zur Frage berechtigt, ob die betreffenden Stücke nicht ebenso gut durch Vermittlung des Men- schen bei Thiede ausgestreut sein können, als wohl die zahlreichen Feuersteinsplitter dies sind, welche ebenfalls im Löss von Thiede vorkommen. (Siehe Giebel’s Zeitschr. 1. e. 1875, p. 4.) Herr Neh- ring hat auch etwa ein Dutzend Kreide-Belemniten daselbst im Löss gesammelt. Es ist wohl nicht nöthig, auseinanderzusetzen, wie zahl- reich die geognostischen Fälschungen sind (um den Ausdruck zu ge- brauchen), welche der Mensch durch verschiedene Arten seiner Thä- tigkeit hervorbringt. Man erinnere sich beispielsweise an gewisse Fundorte von Ammoniten und anderen Versteinerungen im Himalaya, von denen sich nachträglich herausgestellt hat, dass die betreffenden Versteinerungen einer abergläubischen Sitte in jenen Ländern entspre- chend durch Pilger und Wanderer auf die betreffenden Stellen ge- bracht worden sind; man erinnere sich des Ansehens, in dem Ver- steinerungen seit alter Zeit in China stehen, und man wird es möglich finden, dass auffallend geformte Versteinerungen, wie Belemniten, schon in den frühesten Zeiten die Aufmerksamkeit der Menschen er- regen, von diesen zu irgend welchen Zwecken getragen und dann in die Festlands- Absätze der betreffenden Gegenden hineinkommen konnten. Damit soll keine Hypothese aufgestellt werden, was ja ohne persönliche Kenntniss der örtlichen Verhältnisse in einem so heiklen Falle äusserst gewagt wäre, es soll nur eine der Möglichkeiten ange- deutet werden, wie sie einer fortgesetzten Untersuchung an Ort und Stelle vorschweben können. Jedenfalls hebt Herr Nehring selbst hervor, dass die betreffenden Ablagerungen „nicht in einem regel- rechten Flussbette entstanden sind“, sowie dass die überwiegende Menge der gefundenen Thiere Landthiere sind. Der vereinzelte Rest von einem Hecht kann sehr gut von der Mahlzeit eines Vogels herrühren. Wie übrigens selbst auf suba@rischem Wege Fische in Ablage- rungen kommen können, beweist der Fischregen in Singapore, über welchen Castelnau (compt. rend. 1861, p. 880) berichtet hat, und dessen Entstehung auf Tromben zurückzuführen war. Ich gebe übri- gens zu, dass derartige Fälle wohl zu den vereinzelten gehören, und dass sie nur im äussersten Nothfall zur Erklärung geologischer That- sachen heranzuziehen sind. Wenn aber Jemand, beispielsweise wie Herr Jentzsch (Verh. d. k. k. geolog. R.-A. 1877, p. 253) der Ansicht wäre, dass das Vor- kommen von Fischen und Amphibien überhaupt zu den in Steppen und Wüsten herrschenden Lebensbedingungen nicht passt, so wäre u. A. auf den interessanten Aufsatz von D&sor (Le Sahara, ses differents types de döserts et d’oasis, bull. soc. se. nat. Neufchätel 1864; vgl. auch geolog. magazine 1864, p. 32) hinzuweisen, aus dem hervorgeht, dass sogar in den artesischen Brunnen der Sahara Fische Npsto.." Sitzung vom 5. März. Dr. E. Tietze. 117 aufgefunden wurden. Das sind biologische Daten, mit denen man rechnen muss. Auch in Persien können in manchen vom Albursge- birge kommenden Wasseradern noch in einiger Entfernung vom Ge- birge, wo diese Wasseradern bereits in das Gebiet der ebenen Steppe eingetreten sind, Fischehen aufgefunden werden, so wie dort gewisse Frösche, Eidechsen und Schildkröten geradezu zur Steppenfauna ge- rechnet werden müssen. In Bezug auf die Reste vom Hecht und von Fröschen also, welche bei Westeregeln gefunden wurden, kann man sich getrost der Auffassung Nehring’s anschliessen, welcher aus dem Vorkommen derselben kein Bedenken gegen die Annahme eines Steppenelimas für die Zeit der betreffenden Lössbildung ab- geleitet hat. Die Gründe indessen, welche Nehring für den fluviatilen Ursprung dieses Löss in’s Treffen führt, erlauben viel eher eine abwehrende als eine zustimmende Erörterung. Der Verfasser meint einmal (Zeitschr. für d. ges. Naturw., 11. Bd., p. 2), dass die horizontale Schichtung, welche im Löss von Thiede sich erkennen lasse, auf eine Ablagerung aus verhält- nissmässig ruhigem Wasser schliessen lasse. Dieses ruhige Wasser würde nun wohl mit der Ueberschwemmungs-Theorie nicht recht zusammen- passen. Man sieht daraus, welche Schwierigkeiten die Annahme eines fluviatilen Ursprungs der betreffenden Lössmassen in sich selbst findet. Ich habe kürzlich (Verh. d. k. k. geolog. R.-A. 1877, p. 265) darauf hingewiesen, dass Schichtung nicht als Beweis gegen die subaörische Entstehungsart des Löss genommen werden könne. Die Art und Weise ferner, wie der Löss bei Thiede und Westeregeln ‚nach den Beschreibungen und Zeichnungen Nehring’s auf der unregelmässig zackig zerrissenen Oberfläche der Gypsfelsen auflagert, erinnert sehr an die Art, wie an manchen Punkten in Krain und Croatien die dor- tigen Kreidekalke vom Löss bedeckt werden. Ich habe (l. c. p. 267) die Meinung ausgesprochen, dass derartige Oberflächenreliefs unmöglich unter dem Anprall und der Bewegung der Gewässer sich hätten er- halten können. Es sind das Reliefformen, wie sie unter dem Einfluss der Gesteins-Verwitterung und der Atmosphärilien sich bilden mussten, und wie sie dann durch das von den Luftströmungen allmälig ab- gesetzte Lössmateriale conservirt wurden. Auch die vorzügliche Art der Erhaltung der von Herrn N eh- ring gefundenen Reste spricht nicht für einen Absatz derselben aus Wasser. Namentlich ist der Umstand bemerkenswerth, dass bei vielen neben einander liegenden Skelettheilen deren Zusammengehörigkeit zu denselben Individuen festgestellt wurde. Sogar bei grösseren Thieren, wie bei Pferd und Rennthier, wurde dergleichen beobachtet. Nach den Vergleichungen des Verfassers können manche der kleinen Knochen, wie z. B. von Nagethieren, von sog. Raubvögel-Gewöllen herrühren (Raubvögel pflegen nach ihren Mahlzeiten die Knöchelchen und Härchen der verspeisten Thiere in Form von Gewöllen auszuwer- fen). „Denken wir uns“, sagt der Verfasser, „dass die damalige Land- schaft eine Steppe bildete, so hatten die Raubvögel weit und breit gar keinen andern Punkt für ihren Horst, als eben unsere Gypsfelsen. Neben den Nestern und in der Nähe ihrer Lieblingsplätze, wie sie jeder Raubvogel hat, häuften sich die Abfälle der Mahlzeiten, sowie 118 Verhandlungen. Nr. 6 die ausgeworfenen Gewölle. Dass die Raubvögel die letzteren vor- zugsweise an bestimmten Lieblingspunkten auswerfen, habe ich oft beobachtet.“ Nun hat der Verfasser derartige Anhäufungen z.B. bei dem von ihm in der Zeichnung mit y bezeichneten Punkte gefunden. Solche Anhäufungen aber würden unter dem Einflusse von Hoch- wasserfluthen, von denen Herr Nehring an anderen Stellen seiner Arbeit spricht, nicht beisammen geblieben sein. Ueberdiess pflegen Raubvögel ihre Nester und Horste nicht im Inundationsgebiet von Flüssen zu haben. Dieser Umstand allein spricht gegen die fluviatile und somit für diesuba@rische Entstehungsart der fraglichen Lössbildungen. Die Untersuchungen des Herrn Verfassers sind also nicht allein vom paläontologischen und anthropologischen Standpunkt und vom Stand- punkte der Climatologie der Vorzeit interessant, sie gewinnen durch die Beweise, die er unbewusst für die v. Richthofen’sche Löss- theorie beigebracht hat, eine eminent geologische Wichtigkeit. v. Richt- hofen hat in der That, ehe ihm die Nehring’schen Funde bekannt waren oder bekannt sein konnten, auf den Steppencharakter Mittel- europa’s zur Zeit der Lössbildung aus der Existenz und der Beschaf- fenheit des subaörischen Löss geschlossen. Er hat zudem ausdrück- lich darauf hingewiesen, dass das Clima dieser europäischen Steppen ein kälteres gewesen sei, und dass die Niederschläge damals, obgleich nicht zahlreich, so doch bedeutender und gleichmässiger vertheilt als in den meisten asiatischen Steppengebieten gewesen sein dürften, und dass, wie aus der Anwesenheit gewisser Diekhäuter geschlossen werden könne, diese Steppen den Charakter von Grassteppen besassen (China, I. Bd., p. 168—172). Sowie also v. Richthofen aus der Art der Ablagerung auf den physikalisch-geographischen und celimatischen Charakter, der zur Zeit der Ablagerung herrschte, schloss, so wird man umgekehrt aus dem nunmehr von Nehring nachgewiesenen celimatischen und phy- sikalisch-geographischen Verhalten des betreffenden Gebietes in einem bestimmten Zeitabschnitt auf die Bildungsweise der Ablagerungen dieses Gebietes in jener Zeit schliessen dürfen, ein Schluss, wie er von Liebe, der sich bei Gera mit ähnlichen Untersuchungen befasste, wie Nehring bei Wolfenbüttel, in der That auch gemacht wurde. Ob man nun bei der Lössbildung unbedingt und immer an Steppen denken müsse, bleibt freilich dahingestellt. Es handelt sich ja nur darum, den Schwerpunkt dieser Bildung zu fixiren. Jedenfalls wirken die Löss bildenden Agentien auch heute noch in Europa fort, selbst dort, wo man nicht wohl von einer Steppe sprechen kann, wenngleich nicht in dem Massstabe, wie in einer solchen. Die Zahl der Beobachtungen in dieser Richtung ist freilich keine grosse. Doch erinnere ich an die Notiz von Cohn (Neues Jahrb. 1866, p. 250) über die bei Südwind gefallene gelbe Staubschicht auf Schnee bei Breslau, an eine andere Notiz (ebendaselbst p. 249) über gelben Schnee bei Kasan, an die Mittheilung Stur’s (Verh. d. k. k. geolog. R.-A. 1872, p. 184) über gewisse, aus feinen Glimmer- und Quarz- theilchen bestehende dünne, recente Bodenschichten auf den Abhängen der Kalkalpen, welche, weil sie dem benachbarten Gebirge ihrer Natur nach fremd sind, nur durch Wind dort gebildet sein können. Nr. 6 Sitzung vom 5. März. O0. Lenz. 119 Es ist durchaus begreiflich, dass eine Theorie, wie die vom fluviatilen Ursprunge des Löss, unter deren Herrschaft man lange Zeit gestanden, und welche selbst noch die jüngere Generation der heutigen Geologen von den Kathedern her übernommen hat, nicht ohne Widerstand aufgegeben wird, aber es ist bezeichnend für die Unzulänglichkeit dieser Theorie, dass genauere Beobachter schon in früheren Jahren in einzelnen Fällen zu Ansichten gelangten, wie sie sich der Theorie von der durch atmosphärische Agentien be- wirkten Entstehung des Löss sehr gut accomodiren. Schon Professor Fraas (Württemb. Jahreshefte 1862, p. 61) erkannte die Schwierig- keit, die Verwitterungsproducte der Gesteine von den lössartigen Bil- dungen zu trennen und die verschiedenen Diluvialmassen demgemäss zu classifieiren. Von den kaum etwas verwaschenen Schichten bis zum reinen Lehm, dem man seinen Ursprung nicht mehr ansieht, schien es ihm tausendfache Uebergänge zu geben. Er machte darauf auf- merksam, dass z.B. an der Winterhalde bei Cannstatt die Zähne und Knochen der Nashorne und Elephanten ebenso in dem reinen Keuper- schutt, als in dem bis zur letzten Verwitterung vollendeten Lehm gefunden wurden. Es sei zum Schluss gestattet, auf einige ältere Notizen hinzu- weisen, welche mit den Untersuchungen Nehring’s in Beziehung ge- bracht werden können. Bereits Troschel hat (Verhandl. d. naturh. Vereins d. Rheinlande und Westphalen 19. Bd., Sitzb. p. 192) über zahlreiche, durch Dechen im Löss von Mayen in der Eifel gefundene Reste von Murmelthieren Nachricht gegeben, die an Grösse die lebenden Murmelthiere übertreffen. Peters (Jahrb. d. k. k. geolog. R.-A., Verh. Nr. 13, 3. Nov., p. 118) erkannte Reste kleiner Nagethiere (Sorex, Arvicola) im Löss von Nussdorf bei Wien. ÖObschon hier Murmelthiere nicht nachgewiesen wurden, erinnern, wie es scheint, die Verhältnisse doch in gewissem Sinne an Westeregeln. Dass in früherer Zeit auch in Alpengegenden Murmelthiere eine grössere Ver- breitung besassen, geht schon aus einer älteren Mittheilung v. Hai- dinger’s über die Auffindung derartiger Reste in Steiermark in den Berichten der Freunde der Naturwissenschaften hervor. Hier wären auch die Angaben Oskar Schmidt’s über Murmelthiere bei Graz (Sitzb. d. Akad. d. Wiss, Wien, 53. und 54. Bd.), und diejenigen F. v. Hauer’s (ebendaselbst 53. Bd.) zu vergleichen. O. Lenz. Zur Geologie der Goldküste in Westafrika. Zu den auf meiner Rückreise von Gabun nach Europa flüchtig berührten Küstenplätzen gehört auch die Goldküste, also das jetzt den Engländern gehörige Gebiet um Cape Coast Castle, Fort Elmina, Acera, Christiansburg ete. Diese ursprünglich von Dänen und Hollän- dern besetzten Gegenden sind auch insofern von historischem Inter- esse, als hier von deutscher Seite der erste und bis jetzt auch letzte Colonisations-Versuch gemacht wurde, indem der grosse Kurfürst von Preussen einige befestigte Plätze mehrere Jahre hindurch besetzt hielt. Der Goldreichthum von Guinea ist schon lange bekannt, und die Araber des Mittelalters führten bereits dieses Gold nach Europa, ebenso wie die Portugiesen. Es findet sich ein feiner Goldstaub, der 120 Verhandlungen. Nr. 6 mit zahlreichen, selbst Erbsengrösse erreichenden Körnern gemengt ist. Der Goldreichthum dieser Gegenden ist trotz der Jahrhunderte fortgesetzten Ausbeutung gewiss nicht unbedeutend, die Gewinnung des Goldes aber durch die Eingebornen das primitivste, was man sich denken kann, indem man den goldhaltigen Sand und Thon ein- fach in Calabassen abschlämmt, wobei eine Menge verloren gehen muss. Die Verfälschung des Goldstaubes seitens der Neger ist heut- zutage ebenso Regel, wie es schon vor Jahrhunderten der Fall war, und die Raffinirtheit dabei geht so weit, dass sie mit einer, einer bes- seren Sache würdigen Mühe und Sorgfalt die kleinen, in dem Staub vor- kommenden Körner ausbohren, die so entstandene Höhlung sehr ge- schickt mit Kupfer oder Messing ausfüllen und dann wieder sorgfältig verschliessen! Ueber die eigentliche Lagerstätte des Goldes sind, trotzdem diese Küste nun schon so viele Jahrhunderte bekannt ist, bis jetzt noch keine auf geologische Untersuchungen basirte Angaben vorhanden; das Einzige, was mir bekannt geworden ist, sind die dankenswerthen Mittheilungen und Untersuchungen von Wiebel in Hamburg (Das Gold der Goldküste, besonders das von Elmina, Vortrag in der geogr.- geolog. Seetion d. naturw. Ver. Hamburg 1852), sowie eine Mitthei- lung Merian’s (Bericht d. Verhandl. d. naturforsch. Gesellschaft in Basel, V, p. 99, 1843) über die von Missionar Rus mitgebrachten Handstücke. Aus allen über das Goldvorkommen Guinea’s gesammelten Daten seht hervor, dass das Gold überall aus einem rothen, eisenschüssigen, Gerölllagen führenden Thon gewaschen wird, sich also überall auf secundärer Lagerstätte befindet; interessant ist die Mittheilung, dass auch das Gold im Stromgebiet des Senegal und des Gambia, das besonders bei den Orten Dambagnagney und Kenieba (Wiebell. ce. p- 103) gewonnen wird, in einem ganz ähnlichen rothen, sandigen Thon vorkommt. Ebenso ist dieser rothe Thon westlich vom Aschan- teegebiet bei Cape Palmas angetroffen worden. Es hat demnach den Anschein, dass das ganze niedrige, den im Innern auftretenden Ge- birgen vorgelagerte Küstenland zwischen den Flüssen Niger und Senegal, ein sehr ausgedehntes Terrain, vielleicht mit localen Unterbrechungen von diesen goldführenden Thonen, die wohl sehr jugendlichen Alters sein dürften, bedeckt ist, was andererseits auf die petrographische Gleichmässigkeit des im Innern befindlichen Berggebietes schliessen lässt. Unter den anstehenden Gesteinen beobachtete ich bei Acera dicht am Meere einen grobkörnigen, intensiv rothen, etwas thonigen Sandstein mit fussmächtigen Zwischenlagen eines sehr groben Quarz- serölles. Die Schichten fallen sehr deutlich unter einem Winkel von einigen 40° nach Nordosten ein. Bei dem absoluten Mangel jeder Ver- steinerung und dem isolirten Vorkommen dieser Felsen, ohne das Hangende oder Liegende irgendwie wahrnehmen zu können, ist es kaum möglich, dieselben einer bestimmten Formation zuzureihen; solche Ablagerungen können überall vorkommen; beim ersten Anblick Sn En 5 c Nr. 6 Sitzung vom 5. März. K. John. 121 dieser Schichten denkt man allerdings unwillkürlich an gewisse deutsche Triasbildungen. An einigen anderen Punkten dieser Küste, etwas weiter nach Innen zu, treten echte Gneisse und Granit auf, besonders häufig und verbreitet, z. B. im Gebiete der Aschantees 'und am Fluss Volta, ein schöner schwarzer Hornblendeschiefer mit zahlreichen, stellenweise ziemlich grossen Granaten. Es hat also den Anschein, dass die ursprüngliche Lagerstätte des westafrikanischen Goldes in dem Gebiet hornblendeführender, krystallinischer Schiefer zu suchen ist, wie dies auch in anderen Theilen der Erde, z. B. am Ural, der Fall ist. K. John. Ohemische Untersuchung einer Kohle und verschiedener silberhältiger Bleiglanze aus Persien. Herr Dr. Tietze hat von Persien verschiedene nutzbare Minera- lien mitgebracht, darunter auch verschiedene Bleiglanze und Kohlen, deren chemische Untersuchung ich hier mittheilen will. Die Bleiglanze kommen in Quarzen eingesprengt vor, die mehr weniger von Adern von Calcit durchdrungen sind. Der Bleiglanz von Schahabdulasim unweit Teheran erscheint in einzelnen gut entwickelten Krystallen in einer quarzigen Masse ein- gesprengt. Derselbe enthält, auf das vorhandene Blei berechnet, 0:075 Proc. Silber. Das durch Cupellation erhaltene Silberkorn zeigte eine etwas gelbliche Farbe und löste sich in Salpetersäure unter Hinterlassung von schwarzen Flöckchen auf, so dass auf das Vor- handensein von Gold geschlossen werden kann. Leider war die Menge des mir zu Gebot stehenden Materials so gering, dass eine wirkliche Bestimmung desselben nicht möglich war. Ein anderer Bleiglanz ven Kuhrud (zwischen Isfahan und Kaschan) ergab einen Gehalt von 0'055 Proc. Silber, auf das vorhandene Blei berechnet. Der Bleiglanz vom Jurtibaba bei Tasch im östlichen Alburs, der in kleinen Körnern reichlich in Quarz eingesprengt erscheint, enthält 0:101 Proc. Silber, der von Baft bei Kerman, der in grösseren derben Partieen ebenfalls mit Quarz gemengt vorkommt, 0'012 Proc. Silber, und endlich der von Gondarun in den Gebirgen zwischen Isfahan und Chonsar), der in einem von grösseren Adern von wohlkrystallisirtem Caleit durchzogenen Quarz eingesprengt erscheint, enthält 0'135 Proc. Silber (der Silbergehalt ist immer auf die vorhandene Bleimenge pro- centisch bezogen). Der Silbergehalt der meisten dieser Bleiglanze ist ein genügen- der, um unter gewissen Umständen eine rentable Gewinnung des Silbers neben Blei zu ermöglichen. Die Kohle von Hif (zwischen Kaswin und Teheran) ist eine schöne glänzende Schwarzkoble, die nur sehr wenig Asche enthält, und eine bedeutende Menge von sehr schönem, festen Coaks gibt. Wie die folgende Untersuchung zeigt, schliesst sich dieselbe, was Qualität anbelangt, unseren besten Kohlen an. K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 6. Verhandlungen, 18 122 Verhandlungen. Nr. 6 Die Untersuchung derselben gab folgendes Resultat: Wasser... . .. .. 9:4 Proc; Schon 2 4.4 an 0 Ausbringbare Coaksmenge Dane Calorien' A ee ee Vorträge. Dr. ©. Clar. Mittheilungen aus Gleichenberg. Die behufs der nun vollendeten Süsswasserversorgung von Glei- chenberg zahlreich vorgenommenen Bohrungen haben gezeigt, dass der Trachyt des Kurortes, aus dem die Mehrzahl seiner Säuerlinge entspringt, von dem viel umfangreicheren Trachytstock der Gleichen- berge (Reithaufen und Bschaidkogel) durch einen Streifen sarmati- scher Schichten getrennt ist, deren Sande eben die neue Wasser- leitung speisen, so dass beide Massen gesondert aus ihrer gemein- samen Bedeckung von Sedimenten auftauchen. Dieser Umstand wird durch das verschiedene tektonische Verhalten dieser Sedimente zu ihrem eruptiven Untergrunde in der unmittelbaren Umgebung der beiden Trachytinseln zu einiger Bedeutung gebracht, indem die rings um den Stock der Gleichenberge herrschende Horizontalität der Schichten im Kurorte insoferne fehlt, als nicht nur eine durch Neu- bauten an vielen Punkten aufgeschlossene, mit den Conchylien der sarmatischen Stufe erfüllte Kalkbank den Trachyt in unmittelbarer Bedeutung mantelförmig umhüllt, sondern auch die nachfolgenden Mergel und Sande allerdings nur auf eine kurze Strecke ringsum dasselbe auswärts gerichtete Fallen erkennen lassen und auf eine secundäre Hebung des Trachytes des Kurortes deuten. Derselbe ist von dem Basalttuff des Röhrlkogel durch eine nur wenig mäch- tige, aber durch einen Cerithiensandstein am Nordfusse des ge- nannten Hügels wohlcharakterisirte Schichtenfolge getrennt, und noch am Fusse des Hochstradenkogels steht bei bair. Köhldorf Basalttuff an, der die Fortsetzung der Tuffdecke von Gleichenberg bilden dürfte, während der bekanntlich über eine Unterlage von Tuff ausgebreitete Basaltstrom des südlich aufragenden Plateau’s von Hochstraden selbst den ganzen, viele Hundert Fuss mächtigen sarmatischen Schichten- complex überlagert. Der schon im Hochstraden auftretende Wechsel von Tuff und Basalt entwickelt sich am schönsten in der noch süd- licher gelegenen Masse von Klöch, und z. B. zeigt das Profil des Seindlberges, der auf dem Wege von Jörgen nach Klöch überschritten wird, eine doppelte, mit Tuff beginnende horizontale Wechsellagerung desselben mit Basalt, während eine Schlackenbreccie mit rothem Bindemittel den mit Weinbergen bedeckten Rücken des Berges bildet. Auch der Basalt des Steinberges bei Hainfeld im Raabthale wird von Tuff unterlagert, der dann, wie bekannt, im Felsen der Riegersburg allein auftritt, welcher die vier Meilen lange Linie der Eruptiv- gesteine von Gleichenberg nach Norden abschliesst. Dieser mit steiler, scharfer Kante in Form eines Schneepfluges nach Norden und stufen- Nr. 6 Sitzung vom 5. März. €. v. Hauer. 123 förmig nach Süden abfallende, die Gegend nördlich der Raab domini- rende Tufffelsen wird aber begleitet von einer in der Sohle des von Westen einmündenden Grazbach-Thales anstehenden porösen Schlacke, während beide Gehänge von mächtigen Tufflagern gebildet werden, die im nördlichen Gehänge NW, im südlichen SW fallend mit dem SO fallenden Tuften der Riegersburg sich zwanglos zu einem jetzt durch die Erosion in drei Theile getrennten Aschenkegel vereint denken lassen. Im Gegensatze zu der längs der Gleichenberger nordsüdlichen Spalte wenig oder nicht geneigten Schichtstellung treten östlich im Tuffgebiete von Kapfenstein namhafte Störungen auf, welche die Tuff- decken sammt ihrer sarmatischen Unterlage mit 30—40° nach NW fallen lassen — und mit denen vielleicht das Wiederauftreten des Paläozoischen jenseits der nahen Landesgrenze bei Krottendorf (Neu- haus S) im Zusammenhange steht, welches in dem ganzen ausge- dehnten Hügellande zwischen Graz und Gleichenberg vermisst wird. Bezüglich des petrographischen Charakters der Gleichenberger Basalte ist die schon von Partsch gemachte Unterscheidung in eine dichte und eine körnige Varietät, die übrigens gewöhnlich in Gesell- schaft auftreten, jedenfalls festzuhalten, denn der körnige Basalt ent- hält zwei verschiedene Feldspathe, reichlichen Augit und in mehreren Dünnschliffen gar keinen Olivin, ein Bestandtheil, der auch im dichten Basalt nur spärlich vertreten ist, welcher nur einen wasserhellen, mit dem hellgelben Infiltrationsrande der grösseren Individuen im Handstück leicht für Olivin zu haltenden Feldspath neben dem in beiden Varietäten massenhaft vertretenen Magneteisenkörnern aufzu- weisen hat, während eine deutliche glasige Grundmasse beiden Abän- derungen fehlt. C. v. Hauer. Die Mineralquellen von Ischl. Die nachstehende Arbeit wurde in Folge einer freundlichen Ein- ladung der Herren Dr. Hermann Stieger und Dr. Fürstenberg Namens der Ritter v. Wierer’schen Badestifts-Verwaltung und der Kur-Commission in Ischl ausgeführt. Der Kurort Ischl besitzt drei „prononeirte Mineralquellen“ von wesentlich verschiedenem therapeutischen Charakter, wenn auch in einer Beziehung eine Analogie besteht, insoferne alle drei Quellen mehr minder Chlornatriumhältig sind. Sie werden als die I. „Schwe- felquelle“, II. „Klebelsbergquelle*, und II. „Maria Louisenquelle* bezeichnet. Die beiden ersten entspringen tief im Innern des Salz- berges von Ischl. Ihr Auslauf wurde erst durch die dort getriebenen Stollenbaue erschlossen. Nach einer mir vom Herrn k. k. Oberberg- verwalter Aigner gemachten Mittheilung liegt der Ursprung der Schwefelquelle 1681 Meter entfernt vom Mundloch des Leopoldstollens, und der der Klebelsbergquelle im Kaiserin Theresia-Horizonte 2551 Meter vom Mundloch entfernt gegen das Innere zu. Die erstere Quelle dringt aus einer etwa 1'!/); Quadratmeter grossen Fläche empor, und es beträgt ihr Zufluss 200 Eimer in 24 Stunden. Das Vorhandensein dieser durch einen sehr hohen Hydrothion-Gehalt 18* 124 Verhandlungen. Nr. 6 charakterisirten Quelle ist schon seit längerer Zeit bekannt. Auf die Existenz der Klebelsbergquelle ist erst in neuerer Zeit von der Mon- tanbehörde die Aufmerksamkeit gelenkt worden. Sie bildet somit eine hochwichtige neue Acquisition für den Kurort. Auch diese Quelle salinischer Natur soll zeitweilig Hydrothion enthalten. Zur Zeit meiner Anwesenheit fand ich aber das Wasser völlig frei davon. Die Maria Louisenquelle liegt '/, Stunde westlich vom Kurorte entfernt, ist schön in Stein gefasst und mit einem Brunnentempel überwölbt. Die Quelle besitzt keine Steighöhe, um zum Abfluss zu gelangen, und wäre sonach im Sinne der von mir proponirten Bezeichnung ein Mineralbrunnen. Das Wasser, gleichfalls salinischer Natur, ähnelt einer verdünnten Soole. In der That wurde dieses Wasser einst vor Entdeckung des mächtigen Ischler Salzstockes zur Gewinnung von Kochsalz versotten. Die Ischler Quellen sind kalt; das Wasser von allen dreien, am Ursprunge geschöpft, zeigte sich vollkommen klar und farblos. Der Geschmack ist der eines Gemisches von Glaubersalz und Kochsalz, doch überwiegt der Geschmack des letzteren. Beim Erwärmen der Wässer zeigt sich ohne Ausnahme ein Entweichen von Kohlensäure, und es bilden sich Niederschläge der Carbonate von Calcium und Magnesium. Das Wasser der Schwefelquelle trübt sich rasch beim Erhitzen durch den reichlich sich ausscheidenden Schwefel. Nach stattgefundener Erwärmung zeigt sich keine Reaction auf Schwefel mehr; dieses Wasser enthält somit keine fixe Schwefelverbindung. Bezüglich des Volumgewichtes ergab sich, dass Gramme 1 Liter der Schwefelquelle . . . . 101759 1 ,„ .» Klebelsbergquelle . . . 100457 1 ,„ des Maria Louisen-Brunnens 1004°50 wiegt. In je 1 Liter Wasser wurden folgende Mengen fixer und gas- förmiger Bestandtheile in Grammen gefunden: TI I. | LI, Klebels- | Maria- Schwefel- berg | Louisen- Quelle Quelle Quelle | Schwefelsäure » - - 2.2 2 ce en. 23200 0 2916 00820 Chloritı-U ent are ne ae ee 9:6105 3:0360 3:0526 Kalkar en een Te lon a Wer: 0:5409 0:1092 01429 Magnesia » >...» RE BO; ENGEM 0:3100 01765 0'0468 VEN IL RO EN RR EEE wet, 0:0134 0:0102 Spur INATTONER nette ehherde, Dei ter kell ie gienteikjer ie) 11:9516 3:0923 3:2709 Schwefelwasserstoff - »- » - - 00... 0:0592 Kohlensäure ver: les u lea 0.0932 0:1326 02946 Nr. 6 Sitzung vom 5. März. ©. v. Hauer. 125 Durch Erhitzen des Wassers wurde als Niederschlag erhalten: I 101 III. Kohlensaurer Kalk . . . 00920 0:0152 0:1976 Kohlensaure Magnesia . . Spur 00113 0:0109 Der Abdampf-Rückstand im Ganzen betrug . . . 224500 6'0546 6°0446 In unwägbarer Menge liessen sich als vorhanden nachweisen : Kieselerde, Thonerde, Eisen, Jod, organ. Substanz. Die nachstehende Tabelle gibt die mit Wahrscheinlichkeit als vorhanden im Wasser anzunehmende nähere Gruppirung der ange- führten Bestandtheile, für je 1 Liter in Grammen berechnet: . er T. II. 1941, Fixe und gasförmige a Klee Maria Schwefel- ber da Verbindungen ere> DUDERE = Quelle Quelle Quelle IKOhlensauter Kalk Ne Ss. 0:0920 0:0152 0:1976 Macnesiam en a. nee Spur 0:0113 0:0109 Schwefelsaur en Kalk marke ee Dan len 04596 0:2445 0:0782 ® Kal ma an te er: 0:0247 0:0188 Spur E Natron a 41258 | 02749 | 00710 Chlor-Magnium - - » - » 2.20. 07323 0:4061 0:0985 EN atrium re Be ee en ee ie 17:0056 51186 55801 Summe der fixen Stoffe - - - - 22:4400 6:0894 60363 Halbfreie Kohlensäure - - - »- - «0. 004094 0:0126 0:0926 Freie Kohlensäure : » - » -» - 2.2... 0:0124 0:1074 0:1094 Schwefelwasserstoff - - - - - = 2... 0:0592 — — Summe aller Bestandtheile - - - 22:5520 62094 62383 Nicht unwahrscheinlich ist es, dass ein Theil der Schwefelsäure, welche als mit Natron verbunden angenommen wurde, an Magnesia gebunden ist, wonach entsprechend weniger schwefelsaures Natron und Chlormagnium vorhanden wäre. Allein es fehlt jeder Anhalts- punkt, um diesem Verhältnisse einen numerischen Ausdruck zu geben. Der sehr beträchtliche Gehalt von Hydrothion in der Quelle I ist ermöglicht durch die niedrige Temperatur des Wassers (+ 10°R.). Das Vorhandensein von Hydrothion in dieser Quelle ist insofern auf- fällig, als die beiden anderen Quellen, welche aus ganz ähnlichen, dem Salzstocke angrenzenden Kalkschichten enistrumen; keine Spur davon bemerklich machen. In diesen Schichten sind, wie mehrfach herbst wurde, Bestandtheile des eigentlichen Salzgebirges nesterweise angehäuft vorhanden, wornach sich der Gehalt der in Rede stehenden Quell- wässer leicht erklärt. Ein markanter Unterschied derselben gegenüber den im Ischler Salzberge auf künstlichem Wege erzeugten Salzsoolen ergibt sich in 126 Verhandlungen, Nr. 6 ihrem beträchtlichen Gehalte an Bicarbonaten, welche in den .etz- teren nahezu gänzlich fehlen. Es deutet dieser Umstand an, dass die Quellwässer als „Säuerlinge“* die gedachten Kalkschichten durch- dringen, und daher nicht nur die darin enthaltenen, leichter lös- lichen Verbindungen, wie Chlornatrium, Glaubersalz, Bittersalz ete., und den im Chlornatriumhältigen Wasser beträchtlich löslichen Gyps daraus aufnehmen, sondern auf das Kalkgebirge selbst auflösend ein- wirken. Noch muss erwähnt werden, dass im Rayon des Ursprungs der Schwefelquelle Schwefelkiese vorkommen, wie Herr Aigner mir mit- theilte, und er ist der Ansicht, dass aus der Zersetzung dieser der Hydrothiongehalt der Quelle herrühre, ein Vorgang, der sehr dadurch an Wahrscheinlichkeit gewinnt, weil, wie eben besprochen wurde, Kohlensäurehältiges Wasser mit den Kiesen in Berührung kommt. Ein fernerer Unterschied in der Zusammensetzung der im Ischler Salzberg erzeugten Soolen mit jener der Mineralquellen ergibt sich beim Vergleiche des Verhältnisses in der Menge des aufgelösten Chlornatriums zu dem Quantum der übrigen, gleichzeitig aufgelöst vorhandenen Bestandtheile. Die Untersuchung von 2 Soolen aus dem Ischler Salzberg, und zwar I. Soole aus dem Lebenau-Werk, erzeugt mit continuirlicher Wässerung, und Il. drei Jahre alte Soole, erzeugt mit gewöhnlicher Wässerung (Jahrb. d. k. k. geolog. R.-A., XIV. Bd., p. 257) hatte mir für 100 Theile des fixen Rückstandes folgende Zusammensetzung ergeben: T: 1. Chlornatrium‘., „295.067 90:34 Andere Bestandthelle 4.94 9:43 100 Theile des fixen Rückstandes der Mineralquellen enthalten dagegen nach den angeführten Analysen: I. 1. II. Chlornatrium '.... .. .- 7579 7:84:06 92-45 Andere Bestandthele . 2421 1594 7:55 Es ergibt sich hieraus, dass das Wasser der Maria Louisen- quelle (II.), wie schon früher erwähnt, am meisten einer verdünnten Soohle ähnlich ist, und zwar einer solchen, wie sie durch gewöhn- liche Wässerung, d. h. durch einen Process erhalten wird, bei wel- chem die Wässer lange Zeit hindurch mit den auszulaugenden Ge- birgsschichten in Berührung bleiben. Diese Verhältnisse sind von specieller Wichtigkeit auch für die Beurtheilung der Quellen in therapeutischer Beziehung, und die eventuell sich daran knüpfenden Nutzanwendungen. Ein näheres Eingehen bezüglich der Werthschätzung der Quellen in dieser Richtung läge aber ausserhalb des Bereiches meiner Com- petenz. Die gegenwärtige Leitung des Kurortes entwickelt einen seltenen Eifer und bietet alle Mittel auf, um die hier gegebenen natürlichen Factoren für Kurzwecke zur besten Verwerthung zu bringen; was ge 4 € Nr. 6 Sitzung vom 5. März. A. Bittner. 127 sonach aus den angeführten analytischen Daten für die balneologische Praxis gefolgert werden kann, wird insbesonders durch Hrn. D. Stie- ger, gegenwärtigen Leiter der Kuranstalt, die beste Interpretation erhalten. Es gereicht mir aber zur angenehmen Pflicht, ihm wie Herrn Dr. Fürstenberg und Herrn Bürgermeister Koch meinen Dank auszudrücken, dass es mir gegönnt war, ein Schärflein zu ihren Bestrebungen für die Hebung des schönen Kurortes Ischl beitragen zu können. A. Bittner. Das Tertiär von Marostica. Das Vicentinische Tertiärgebiet zerfällt in zwei scharf getrennte Bezirke, einen grösseren westlichen und einen weniger ausgedehnten östlichen; der erstere, das eigentliche Vicentinische Eocängebirge um- fassend, ist seit langer Zeit Gegenstand der eingehendsten Unter- suchungen gewesen, der östliche dagegen ist etwas weniger berück- sichtigt worden, und es sind grösstentheils nur einzelne durch ihren ausserordentlichen Petrefakten-Reichthum ausgezeichnete Localitäten, welche seit jeher in der Literatur einen Namen haben — Sangonini, Salcedo, Laverda, Crosara. Die Linie, welche die beiden Tertiärgebiete trennt, ist eine ungewöhnlich scharf hervortretende, sie ist schon von Schauroth in ihrer Bedeutung erkannt und als Bruchlinie von Schio-Vicenza hervorgehoben worden. In der That erreichen an ihr die am wei- testen nach Süden vorgeschobenen Ausläufer der Alpen, das Vicen- tinische Hochland, die Berischen Hügel und die Euganeen mit einem Schlage ihr östliches Ende, um im Osten davon unter wesentlich ver- schiedenen Lagerungs-Verhältnissen und ein gutes Stück weiter nach Norden gerückt, ihre Fortsetzung zu finden. Während von dem aus Biancone bestehenden Südabhange des Monte Scandolara (zwischen Schio und Valdagno) sich gegen Süden eine mächtige Hügellandschaft vorschiebt, die aus flach gelagertem Eocän besteht, unter dem die Scaglia bis gegen Malo hinab sichtbar bleibt, sowie dieselbe am Südrande der Colli Berici abermals dar- unter auftaucht, und während man andererseits im Norden der Scan- dolara bereits an dem zur rechten Seite des Torrente Gogna gegen die Strasse Schio-Torrebelvicino vorgeschobenen Höhenrücken durch Triasdolomit hinab den Thonglimmerschiefer erreicht, beginnt östlich vom Torrente Gogna in gleicher Breite mit jenen alten Gesteinen das Eocän mit steiler Schichtstellung in einem schmalen Saume den Fuss des Tretto zu begleiten,‘ ist durch das weite Auswaschungsthal des Astico unterbrochen und taucht jenseits desselben bei Carre, Chiuppano und San Donato wieder aus der Ebene und unter den Schuttmassen des Torr. Astico hervor, sich jenseits der Linie Calvene- Lugo-Breganze zu einem breiten Saume entfaltend, der aber gegen die Brenta hin sich ganz allmälig wieder zu einem sehr schmalen Streifen zusammenzieht. Sehr auffallend ist die vielfach von der des eigentlichen Vicen- tinischen Tertiärs differirende Ausbildungsweise der Marosticanischen Tertiär-Ablagerungen. Während man im Vicentinischen an den meisten 128 Verhandlungen. Nr. 6 Orten zu unterst den Tuffhorizont des Mte. Spilecco beobachtet, fehlen in den untersten Horizonten des östlichen Gebietes Tuffe nahezu gänzlich, sind indessen doch noch in den westlichsten Gegenden nördlich von Schio, und zwar hier petrographisch ausserordentlich an die Tuffgesteine des Spileceo-Horizontes erinnernd, vorhanden. Es verdient aber wohl bemerkt zu werden, dass auch im Vicentinischen die Tuffe des Spilecco sich gegen Süden auskeilen und dass in den südlichsten Ausläufern der Veronesischen Tertiärbildungen — es sei hier insbesondere die Umgebung von Ilasi, Castagne, Marcelise und Montorio Veronese genannt — Tuffe in diesem Niveau bereits gänz- lich fehlen, wie sie denn auch vom Südrande der Colli Berici nicht bekannt sind. Es kann somit kaum dagegen etwas geltend gemacht werden, wenn man in den tiefsten, hier die Scaglia unmittelbar über- lagernden weissen, grösstentheils mergeligen und tuffige Einschlüsse führenden Kalken die Aequivalente des Spilecco-Tuffes sehen will, und ganz gleichbeschaffene Gesteine sind es auch, die im Reiseberichte (Verhandlungen 1877, p. 209) als Zwischenschichten von Valrovina, Val S. Floriano etc. erwähnt worden sind. Sie überlagern hier die Scaglia völlig regelmässig, und werden selbst wieder ebenso concor- dant von den jüngeren Schichten überlagert. Als solche folgen zu- nächst, wenigstens im Osten sehr constant auftretend, wenig mächtige mergelige Lagen mit grossen flachen Nummuliten, Serpula spirulaea und Cancer punctulatus, und darüber der feste Nummulitenkalk, der sich durch seine Einschlüsse an Nummuliten als Vertreter des Haupt- Nummulitenkalk-Complexes der westlicheren Gebiete kennzeichnet. Was darüber auftritt, ist eine ungeheure Masse von vorwaltend mer- geligen Gesteinen, die erst gegen oben einem Wechsel an Kalken, Mergeln, Tuffen und Basalten Platz machen. Dieser letzterwähnte Complex entspricht nach seinen organischen Einschlüssen vollkommen den ‚Schichten von Castelgomberto; es sind Corallenkalke (prachtvoll bei San Luca), Gastropoden führende Tuffe (Natica erassatina, Tro- chus Lucasianus ete. von Molvena), und alle übrigen Ausbildungs- formen des Gomberto-Niveau’s hier ebenfalls nachweisbar. Bekannt- lich gehören in der Umgebung von Montecchio maggiore, Mte. Viale und Castelgomberto die fossilführenden Horizonte vorwaltend den obersten Lagen der mächtigen Kalkmassen an, welche hier allenthalben sich über dem mergeligen Complexe von Priabona aufbauen. Anderer- seits sind die Gombertoschichten des Marosticanischen von einer viel mächtigeren Masse mergeliger Gesteine unterlagert, welche besonders gegen oben die sog. Fauna von Laverda führen, die im westlichen Terrainabschnitte nicht bekannt ist. Es liegt daher wohl sehr nahe, eine Vertretung des oberen Theiles der Laverdamergel in den unteren Partieen des Gombertokalk-Complexes, in den tieferen Partieen der Laverdamergel dagegen ein Aequivalent der Priabona-Schichten zu suchen. Die Hauptbasalt- und Tuffmasse !), welche über den Gom-. berto-Schichten des Marosticanischen folgt, hat im Westen der Schio- Linie kein Analogon, es müsste denn der Basalt des Mte. dei Schiavi 1) S. 210 der Verh. 1877 heisst es, dass diese Basaltmasse gegen Osten sich immer mehr ausbreiten; in der That aber ist das Umgekehrte der Fall. a Nr. 6 Sitzung vom 5, März. A. Bittner. 129 bei Castelgomberto hieher zu zählen sein; doch werden die Schio- schichten von San Urbano und Sovizzo von dem obersten Niveau der Gomberto-Schichten durch eigenthümlichen grellblauen, zum Theil rothgefleckten und wie gebrannt aussehenden Mergel getrennt. Die vollständige Concordanz, welche die Schichten des Tertiär- gebietes von Marostica gegenüber der Scaglia und untereinander er- kennen lassen, macht es ebenfalls nicht nur höchst wahrscheinlich, dass hier eine lückenlose Vertretung der gesammten, im Westen der Schiolinie nachgewiesenen Horizonte vorhanden sei, sondern sie führt auch zu dem Schlusse, dass hier zwischen Kreide und Eocän eine Lücke nicht bestehe. Vom Standpunkte der Lagerungs-Verhältnisse aus lässt sich demnach kaum eine Unterstützung für die neuerdings von Hebert ausgesprochene Ansicht erwarten, dass das unterste Eocän im Mittelmeergebiete fehle, während andererseits zwischen un- terem und mittlerem Eocän des anglo-pariser Beckens eine den tief- sten Vicentinischen Eocängliedern entsprechende Lücke angenommen werden müsse. Die Tabelle bei Hebert (Bollet. Real. Comit. Geolog. d’Italia 1877) stellt das folgendermassen dar: Vieentino Paris Nummulitenkalk von S. Giovanni Kalk mit Turritella imbricat., Fusus Ilarione scalarinus etc. Postale-Kalk mit cerith. gomphoceras Alveolinenkalk und Fischschiefer von fehlt Bolca Spileccoschichten fehlt fehlt Unteres Eocän des Pariser Beckens Es muss sich wohl bei Betrachtung dieser Zusammenstellung sofort die Frage aufdrängen, ob nicht doch trotz der verschiedenen Ausbildungsweise die Alveolinenkalke, Fischschiefer und Spileccotuffe dem unteren Eocän des Pariser Beckens äquivalent sein könnten ? Denn, wollte man consequent in der Darstellungsweise H&bert’s verfahren, so würde ja wohl auch das wieder von dem Vicentinischen sehr verschiedene friaulische und istrische Eocän durch eine Lücke in der Uebersicht der Vicentinischen Ablagerungen zu repräsentiren sein, während es doch kaum etwas weniger Unerwartetes geben kann, als dass auf die so. verschiedenen Facies der istrischen und der Vicentinischen obersten Kreide eineebenso verschiedene Ausbildung der tiefsten Eocänschichten folgte, auf die littoralen Rudistenkalke des K. k, geolog. Reichsanstalt. 1878. Nr. 6, Verhandlungen, 19 130 Verhandlungen. Nr. 6 Istrischen eine Süsswasser-Ablagerung, auf die pelagische Facies der rothen Scaglia dagegen eine marinen Charakter an sich tragende unterste Eocänstufe. Ueber die Tektonik des Marosticanischen Tertiärstrichs ist das Wesentlichste bereits im Reiseberichte mitgetheilt worden. Es sei hier nur noch erwähnt, dass gegen Westen die Ueberkippung des ältesten Tertiärs eine so bedeutende wird, dass die Schichten ziem- lich flach unter die Scaglia des Hochgebirgs-Abhanges einfallen, so zwischen Calvene und S. Donato, und ganz ebenso in dem schon längst durch Pasini bekannten Profile von S. Orso bis Schio. Hier liegen aber in unmittelbarer Nähe dieser überbogenen untersten Schichten im Süden die obersten Horizonte, der Basalt und die ihn überlagernden Schioschichten, in entgegengesetzter Richtung, nach Süd, einfallend. Es ist daher wohl kein Zweifel darüber mög- lich, dass die Faltung hier bis zur Entstehung eines Bruchs im der Synclinale des Knies mit gleichzeitiger Ueberschiebung des hangenden Flügels vorgeschritten sein muss. Dasselbe gilt auch wohl noch für die Strecke S. Donato-Calvene. Diese Verhältnisse erinnern sehr an das bekannte Profil vom Torrente Maso im Valsugana. Es stellt sich somit eine vollständige Analogie der tektonischen Verhältnisse einerseits im Osten der Schiobruchlinie, andererseits im Osten der Brenta heraus; hier wie dort ist ein Bruch, der das vor- liegende tertiäre Hügelland vom Gebirge trennt, und der sich gegen Osten hin ausgleicht, nachweisbar; hier wie dort senkt sich längs dieses Bruches das Tertiärland gegen Westen herab bis zu einer bestimmten Linie, die bei Schio-Vicenza in so äusserst markanter Weise hervortritt, an der Brenta dagegen schon wegen der geringen Breite des Tertiärzugs selbst bei Weitem weniger bemerkbar wird. Schliesslich möge noch des nicht uninteressanten Umstandes gedacht sein, dass die Orte Semonzo, Borso, Possagno, deren Lage vollkommen dem Längsbruche im Osten der Brenta entspricht, sowie das schon jenseits der Piave gelegene Valdobbiadene häufig von Erd- erschütterungen heimgesucht werden. Insbesondere wird bei einem dieser Erdbeben — vom 20. Juli 1836 — nachdrücklich hervor- gehoben, dass gerade die Ortschaften am Abhange dieses Gebirges, a Borso und Possagno, besonders grossen Schaden erlitten aben. Literatur-Notizen. F.v.H. H.Credner. Der rothe Gneiss des sächsischen Erzgebirges, seine Verband-Verhältnisse und geneti- schen Beziehungen zu der 'archäischen Schichtenreihe. (Zeitschr. d. deutschen geologischen Gesellschaft 1877, p. 757—1792.) Wenn auch bezüglich der neuerlich so vielfach erörterten Frage des rothen Gneisses die Ansichten nicht mehr sehr wesentlich auseinander gehen, und wenn namentlich heute kaum irgend Jemand mehr für eine eruptive Entstehungsweise der grossen Masse des rothen Gneisses des Erzgebirges eintreten dürfte, so ist es doch gewiss sehr erwünscht, in der vorliegenden Schrift diese Frage noch einmal im Zu- Nr. 6 Sitzung vom 5. März. E. Kalkowsky. O. Noväk. 131 sammenhange nach allen Richtungen hin erörtert und wohl zu einem endgiltigen Abschluss gebracht zu sehen. Wie es auch der Titel anzeigt, beschäftigt sich der Verfasser nur mit dem Vorkommen des rothen Gneisses im sächsischen Erzgebirge; demungeachtet kann es kaum einem Zweifel unterliegen, dass die Schlussfolgerungen, zu welchen er gelangt, auch auf die Vorkommen im böhmischen Erzgebirge, sowie in den böhmisch-bairi- schen Urgebirgsmassen überhaupt volle Anwendung finden. Die Abhandlung zerfällt in drei Abschnitte, und zwar: I. Petrographische Charakteristik des erzgebirgischen rothen Gneisses, II. Entwickelung der neueren Ansichten über die geologische Stellung des rothen Gmeisses, und III. Darstellung der Lagerungs-Verhältnisse des rothen Gneisses zu den übrigen archäischen Schich- tencomplexen des Erzgebirges und natürliche Folgerungen hieraus. Als Endergebniss seiner Untersuchungen nun führt Herr Credner an, dass der Begriff rother Gneiss offenbar häufig zu weit aufgefasst wurde, indem man den- selben auf granitische und granitoidische Gebilde ausdehnte, denen eine durchgrei- fende Lagerung und zum Theil auch eruptive Entstehung nicht abgesprochen werden kann; — dass dagegen der wirkliche rothe Gmeiss flötzartige oder linsenförmige Einlagerungen und mehr weniger mächtige Schichtencomplexe zwischen den anderen Gneissen und Glimmerschiefern des Erzgebirges bildet, dass er durch regelmässige Wechsellagerung oder allmäligen Uebergang innig mit den benachbarten archäischen Schichten verknüpft ist, und dass er Schieferung und Schichtung erkennen lässt, welche mit jener der im Hangenden und Liegenden auftretenden anderen archäischen Schichten vollkommen übereinstimmt. „Der rothe Gneiss des sächsischen Erzgebirges, sowie des sächsischen Mittel- gebirges ist demnach ein normales Glied der archäischen Schichtenreihe jener Ge- biete, und zwar, wie Schichtung und Wechsellagerung beweisen, sedimentären Ur- sprunges.“ E. T. E. Kalkowsky. Gneiss-Formation des Eulenge- birges. Leipzig 1878. Da die Gneiss-Formation des Eulengebirges in Schlesien bisher, wie der Ver- fasser sich ausdrückt, zu sehr als „einförmige Gneissmasse“ in der Literatur behan- delt wurde, so schien eine erneute Untersuchung dieses Gebietes neue Ergebnisse zu versprechen. Wohl lassen sich im Gneisse mancher deutscher Gebirge mancherlei petrographische Verschiedenheiten erkennen. Die Trennung der betreffenden For- mationen in Etagen begegnet aber mancherlei Schwierigkeiten. Im Eulengebirge liessen sich nun zwei Stufen der Gneiss-Formation unterscheiden, von denen die obere noch eine Faciesbildung aufweist. Die untere Stufe zeichnet sich im Gegensatz zur oberen durch den Mangel an Amphibolit-, Serpentin- und Kalklagern und Erzgängen aus, der Gneiss dieser Stufe führt dunklen Magnesiaglimmer und hat im Allgemeinen schuppige Textur, der Gmneiss der oberen Stufe ist flaserig und führt entweder Magnesiaglimmer allein oder solchen zusammen mit Kaliglimmer, wonach sich die beiden Facies begrenzen lassen. Auch die mikroskopische Untersuchung zeigte be- stimmte Unterschiede dieser Gneiss-Varietäten. Der Verfasser trennt dann die Besprechung der betreffenden Gneiss-Formation noch nach einzelnen geographischen Gebieten, deren jedes seine Besonderheiten auf- weist. Die Hauptstructurlinien des Eulengebirges stellen sich als Verwerfungs- Spalten heraus, zu denen merkwürdigerweise die seit. längerer Zeit bekannten kleinen Partieen von Culm im Gebiete des Eulengebirgs-Gneisses in einem be- stimmten Verhältniss zu stehen scheinen, insofern diese Culm-Conglomerate längs dieser Verwerfungslinien sich finden. Auch spricht der Verfasser von „Colonien“ der unteren Gneissstufe in der oberen. F. v. H. Noväk Ottomar. Fauna der Cyprisschiefer des Egerer Tertiärbeckens. (Sitzb. d. k. Akad. d. Wiss. Bd. 76, 1. Abth. Im Auftrage der naturhistorischen Section des böhmischen Museums besuchte der Herr Verfasser die wichtigsten und interessantesten Fundorte der von Reuss 195 132 Verhandlungen. Nr. 6 und Jokely ausführlich geschilderten Cypris-Schiefer oder Cypris-Mergel des Egerer Beckens, und gibt nun hier eine Uebersicht der Ergebnisse seiner Aufsammlungen. Das grösste Interesse unter denselben erregen jene Fossilien, welche sich in der Ablagerung von Krottensee in einer nur 4—8 Centimeter mächtigen bräunlichen Schichte vorfanden. Nebst der überhaupt in den Öyprisschiefern häufigen Cypris angusta, spärlichen Molluskenschalen, und dem Lebias Meyeri Ag. wurden hier Ab- drücke von Vogelfedern, dann eine grössere Zahl von Insectenresten, etwa 25 Arten, die den Ordnungen der Hemipteren, Neuropteren, Dipteren, Hymenopteren und Co- leopteren angehören, aufgefunden. 19 dieser Arten werden in der Abhandlung be- schrieben und abgebildet. F.v.H. R. L. Jack und John Horne. Glacial-Drift in den nordöstlichen Karpathen. (Quarterly Journ. of the geol. Society, Vol. XXXII, p. 673.) Die Verfasser heben hervor, dass bisher nur sehr wenige Daten, die sie aufzählen, über das Vorhandensein von Gletscherspuren in den Karpatben in der Literatur vorliegen. Zu dem Zwecke, um solche aufzusuchen, bereisten sie die Thäler der Theiss und des Pruth, und wenn sie auch daselbst Glacial-Ablagerungen in geringerer Verbreitung entwickelt fanden, als sie erwartet hatten, so glauben sie doch genügende Beweise dafür festgestellt zu haben, dass das Theissthal von einem Gletscher erfüllt war, der namentlich in den unteren breiteren Theilen des Thales seinen Schutt zurückliess, von dem es aber vorläufig zweifelhaft blieb, ob er bis zur grossen ungarischen Ebene herabreichte oder nicht. A. Nehring. Die quaternäre Fauna von Thiede und Westeregeln, nebst Spuren des vorgeschichtlichen Men- schen. (Archiv für Anthropologie, Bd. X u. XI, Braunschweig 1878.) Ueber den Inhalt dieser Arbeit siehe Eingesendete Mittheilungen in dieser Nummer der Verhandlungen. E. T. K. Th. Liebe. Das diluviale Murmelthier ÖOst- Thüringens und seine Beziehungen zum Bobak und zur Marmotte. (Aus dem Zool. Garten Jahrg. 19, Heft II, 1878.) Die Untersuchungen des Verfassers beziehen sich auf ein ähnliches Arbeits- Gebiet, wie diejenigen Nehring’s (s. Einges. Mitth.). Herr Liebe hat eine grös- sere Zahl von Murmelthierresten im Diluvium der Gegend von Gera aufgefunden, welche ihm Veranlassung gaben, die Bezienungen dieser diluvialen Murmelthiere zu unserem alpinen Murmelthier einerseits und zu dem sibirischen Bobak andererseits zu untersuchen. Er kommt zu dem Ergebniss, dass die fossilen Murmelthiere von Gera grösser waren, als es die Individuen der beiden genannten lebenden Arten sind, dass sie aber sonst in ihren Eigenschaften zwischen beiden in der Mitte stehen, desshalb könne man das ostthüringische fossile Murmelthier als die Stammart der beiden lebenden Arten ansehen. Auch Herr Liebe schliesst aus den Funden bei Gera auf den Steppencha- rakter der Landschaft, in welcher jene Thiere lebten, und deutet übrigens sehr richtig an, dass man den Begriff der Steppe, soweit er zoologisch und botanisch ist, nicht auf Ebenen beschränken dürfe, da nicht selten auch Gebirge einen wahren Steppencharakter besitzen. Liebe führt aus, dass das diluviale Deutschland ein Steppenland war mit einem rauhen Klima, analog dem der Steppen am Altai. Der Verfasser deutet übrigens, wie wir schliesslich bemerken, die Löss-Ablagerungen jener Gegenden bereits im Sinne der v. Richthofen’schen Theorie. E. T. H. Abich. Ueber die Lage der Schneegrenze und die Gletscher der Gegenwart im Kaukasus (melanges phys. et chim. tirös du bull. de Yacad. imperiale de St. Pöters- bourg t. 8). Der Verfasser gibt zunächst eine Darstellung der räumlichen Vertheilung des permanenten Hochgebirgsschnee’s und seiner Gletscher in der Gesammt-Ausdehnung Nr. 6 Sitzung vom 5. März. H. Abich. H. Habenicht. 133 des Kaukasus. Die absolute Lage der Schneegrenze im Kaukasus ist eine sehr wechselnde, weil dieses 156 geographische Meilen lange Gebirge den Einflüssen der stärksten meteorologischen Gegensätze unterliegt, wie schon aus seiner Stellung zwischen zwei Meeren und verschiedenen Steppengebieten geschlossen werden darf. Am höchsten Gipfel des Kaukasus, am Elbrus, ergibt sich ein mittlerer Werth für die Schneegrenze zu 10,885 Fuss. Der für die unteren Endpunkte der Gletscher am Elbrus gefundene Mittelwerth beträgt 8216 Fuss. Den Mittelpunkt der zweiten Hauptregion von Gletschern und permanenten Schneefeldern bildet der Kasbek, wo die wahre Lage der Schneegrenze noch nicht mit Sicherheit festgestellt ist. Eine dritte Hauptregion umfasst die hohen Züge der Schiefersysteme von Perekitel und von Bogoz in Dashestan, die vierte Hauptregion ist die des Schachdag, süd- östlich von Daghestan. und 10 geographische Meilen vom caspischen Meere ent- fernt. Hier fand Abich die Schneegrenze in 10,374 engl. Fuss Seehöhe. Als mittleren Ausdruck für die Schneegrenze des Kaukasus findet Abich nach Vergleich der verschiedenen diessbezüglichen Angaben 10,600 Fuss. Es finden übrigens je nach den Localitäten sehr bedeutende Abweichungen von dieser Zahl statt, und die Extreme der Schneegrenze nach unten und oben zeigen eine Differenz von 3200 Fuss. Die betreffenden Verhältnisse erinnern im westlichen Kaukasus an die Schneegrenzen-Verhältnisse des südlichen Europa, im östlichen Kaukasus an die- jenigen der unter dem Einfluss eines continentalen Klima’s stehenden Gebirge Asiens. Interessant sind die Schwankungen, denen die Ausdehnung einzelner Gletscher unterworfen ist. Seit einigen Jahren macht sich in der Westhälfte des Kaukasus eine Rückzugsperiode der Gletscher geltend, wie sie in den Alpen seit etwa 15 Jahren Gegenstand des Befremdens gewesen ist. Noch im Jahre 1849 constatirte Abich eine merkliche Vorwärtsbewegung verschiedener Gletscher des Kaukasus. Man sah damals, wie uralte Waldbestände von den Eismassen erfasst und dem Schuttmaterial der Gletscher incorporirt wurden. Seit dem Anfange der sechsziger Jahre ist aber entschieden ein Zurückweichen dieser Gletscher bemerkbar. Nun ist es aber höchst seltsam, dass die Gletscher des Kasbek, von denen es eine Zeit lang schien, als ob sie sich der allgemeinen Rückzugsbewegung anschliessen würden, begonnen haben, ein entgegengesetztes Ver- halten zu zeigen. Namentlich ist es der Defdoraki-Gletscher, welcher in dieser Be- ziehung ‘besondere Aufmerksamkert verdient. Da die Zunahme dieses Gletschers, wenn sie einen gewissen Grad erreicht, früheren Erfahrungen gemäss durch Abbre- chen des Gletscherkopfes zu verheerenden Katastropher führen kann, zu denen die Verstopfung des Terek-Thales gehört, längs dessen bekanntlich die grosse Militär- strasse von Wladikawkas nach Tiflis eine Strecke lang hinführt, so ist das Studium der betreffenden Erscheinungen auch von eminent praktischer Bedeutung. Desshalb haben sich auch schon Facheommissionen mit dieser Angelegenheit befasst. Abich schlägt nun vor, dass derartige Untersuchungen nicht, wie bisher, nur auf die untere Entwicklungsregion des Gletschers beschränkt bleiben mögen, sondern dass eine umfassende Erforschung auch der vom Hochschnee eingenommenen Gipfel- region des Kasbek damit verbunden werde. Wollte man das Verhalten des Defdoraki-Gletschers mit Gletschern der Alpen in ungefähren Vergleich bringen, so würden, meint Abich, die berüchtigten Rosen- thaler- und Vernagt-Gletscher der Oetzthaler-Gruppe zu nennen sein, insofern die Bewegung dieser Gletscher in sehr variablen Zeitverhältnissen die stärksten Extreme abwechselnder Vorwärts- und Rückwärtsbewegung durchläuft. H. Habenicht. Karte von Europa während der beiden Eiszeiten, Petermann's geogr. Mitth. 1878, Heft II. Der vorliegende Versuch, die in der Literatur zerstreuten Angaben über die Ausdehnung der alten Gletscher und die Verbreitung der nordischen Geschiebe kar- tographisch darzustellen, ist als eine recht werthvolle und instructive Arbeit zu be- zeichnen. Die Verbreitung des Löss und des Tschernosem ist in der Karte eben- falls ersichtlich gemacht worden. In den Begleitworten kommt der Verfasser zu dem Schlusse, dass der europäische Löss unter dem Einflusse eines feuchten, an Niederschlägen reichen Klima’s abgesetzt wurde. Sehr interessant ist der Nachweis, dass die Ufer des Glacialmeeres gegen- wärtig nicht in gleicher Höhe liegen, woraus der Schluss gezogen wird, dass nicht 134 Verhandlungen. Nr. 6 das Meer sich aus irgend welchen kosmischen Ursachen zurückge- zogen, sondern dass die terra firma seit der Eiszeit sich, und zwar stellenweise bedeutend, gehoben habe. D. St. Dr. A. @. Nathorst. Beiträge zur fossilen Flora Schwedens, und zwar: Ueber einige rhätische Pflanzen von Pälsjö in Schonen. (Deutsche, vom Verfasser revidirte Ausgabe.) Stutt- gart, Schweizerbart’sche Verlagshandlung (E. Koch) 1878. Mit 10 lithogr. Tafeln. Sehr erfreulich ist es, hier mittheilen zu können, dass dieses ursprünglich in schwedischer Sprache geschriebene, in unseren Verhandlungen 1876, p. 95 ausführ- lich besprochene Werk nunmehr, zur Bequemlichkeit der deutschen Geologen, auch in deutscher Sprache erschienen ist. ee —— — Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. yealle 5 ee Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung vom 19. März 1878. Inhalt. Eingesendete Mittheilungen, Th. Fuchs, Zur Flyschfrage. Dr.E.Tietze, Ueber das Vorkommen von Eiszeitspuren in den ÖOstkarpathen. R. Hoernes, Vorkommen des Antracotherium magnum in der Kohle des Schylthales. — Vorträge. Prof. v. Hochstetter, Ueber einen neuen geologischen Aufschluss im Gebiete der Karlsbader Thermen. ©. Lenz, Geolo- gische Mittheilungen aus West-Afrika. A. Bittner, Vorkommen von Hallstätter Petrefakten im Piestinger Thale und an der hohen Wand. — Literatur-Notizen. Dr. A. Fric, E. Riedl, Dr. A. Kathrein, H. Höfer, Pfahlbauten in Oderberg, H. Engelhardt, L. Roth v. Telegd, M. Stephanesco. Th. Fuchs, A. Müller, G. A. Pirona, G. Bianconi, A. Issel, F. Bassani, Dr. F. Senft. — Einsendungen für die Bibliothek. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. Th. Fuchs. Zur Flyschfrage. In meiner Arbeit, welche im vorigen Jahre unter dem Titel „Ueber die Natur des Flysches“ in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie erschien und in welcher ich den Nachweis zu führen suchte, dass die grosse Anzahl abnormer Eigenthümlichkeiten, welche diese merkwürdige Gebirgsbildung auszeichnet, sich nur unter dem Gesichts- punkt vereinigen lasse, dass man dieselbe nicht als eine Detritusbil- dung, sondern als ein Product eruptiver Thätigkeit betrachte, hatte ich u. A. auch die Frage aufgeworfen, ob die mannigfachen Wülste und Protuberanzen, die man so überaus häufig auf der Oberfläche der Flyschbänke anträfe, und die gemeinhin mit unter dem Gesammt- namen der „Hieroglyphen“ einbegriffen würden, nicht mit dieser eruptiven Natur der Formation zusammenhingen. Eine Reihe von Untersuchungen, welche ich nun im verflos- senen Herbste in den Flyschbildungen der Wiener Umgebung unter- nahm, haben mich in dieser Beziehung zu wahrhaft überraschenden Resultaten geführt, und wenn ich früher die Flyschbildungen nur mehr in allgemeiner und unbestimmter Weise mit eruptiven Vor- gängen in Verbindung brachte, so glaube ich jetzt den ganz be- stimmten und concreten Nachweis liefern zu können, dass mir in K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 7. Verhandlungen. 20 136 Verhandlungen. Nr. 7 dieser Formation thatsächlich gar nichts Anderes als ein System von eruptiven Effusiv-Decken einer wirklichen und wahrhaftigen „Koth- lava“ vor uns haben, in welchem die harten Bänke gewissermassen die einzelnen Ströme darstellen, während die dazwischen gelagerten halb weichen Mergelschiefer wahrscheinlich aus dem Materiale ge- bildet wurden, welches sich aus der bei der Eruption entstandenen Trübung des Meeres niederschlug. In der That sind die Spuren des „Geflossenseins“, welche man an den Flyschbänken beobachten kann, so allgemein verbreitet, so augenscheinlich, und ich möchte sagen handgreiflich, dass sich gewiss Niemand bei unbefangener Betrachtung des Gegenstandes der zwin- genden Gewalt dieser Thatsachen wird entziehen können. Nicht nur sind alle die vorerwähnten Wülste und Protuberan- zen, welche in so wunderbarer Mannigfaltigkeit fast alle Flyschbänke bedecken und seit jeher zu den charakteristischen Kennzeichen dieser Formation gerechnet wurden, in augenscheinlichster Weise eine ein- fache Flusserscheinung, sondern auch die innere Structur der ein- zelnen Bänke lässt gar keinen Zweifel darüber übrig, dass dieselben einmal ihrer ganzen Masse nach im Flusse gewesen. So ist es mir z. B. gelungen, die bestimmteste Ueberzeugung zu gewinnen, dass die scheinbare Schichtung, welche sich so häufig in den Flyschbänken zeigt und durch die lagenweise Vertheilung von Glimmerblättchen oder Kohlenpartikelchen hervorgebracht wird, nicht das Mindeste mit einer wirklichen, durch successiven Absatz hervor- gebrachten Schichtung zu thun hat, sondern einfach eine Parallel- structur ist, welche in der im Flusse befindlichen plastischen Masse unter der Wirkung des Druckes hervorgebracht wurde, wie denn diese Structur auch alle Uebergänge zeigt, von einer linearen Anord- nung der Partikelchen, welche den Eindruck macht, als ob sie mit Hülfe eines Lineales gemacht worden wäre, bis zu äusserst compli- cirten Falten- und Schlingen-Bildungen, welche stets mit den äusser- lich sichtbaren Fliesswülsten correspondiren und nur als Stauungs- Erscheinungen in einer innerlich bewegten plastischen Masse, niemals aber als unregelmässige Absätze aufgefasst werden können. Ganz ähnliche lineare Parallelstructuren, Faltungen und Schlin- genbildungen sind nicht nur in den altkrystallinischen Eruptiv- gesteinen eine ganz gewöhnliche alltägliche Erscheinung, sondern sie kommen auch in ganz derselben Weise wie im Flysche auch in Por- phyren und Trachyten (Rhyolithen) vor. Ieh gedenke alle diese Beobachtungen demnächst in einer grös- seren, von mehreren Tafeln begleiteten Abhandlung ausführlich und erschöpfend zu behandeln unter dem Titel: „Ueber die Fluidal- structur des Flysches“. Mitten in diesen Arbeiten begrifien erhalte ich eine Arbeit aus der Feder des bekannten Karpathenforschers C. Paul, welche im letzten Hefte des Jahrbuches der k. k. geologischen Reichsanstalt er- schien und den Titel führt: „Ueber die Natur des Karpathen- Elysches*. Die ganze, ziemlich umfangreiche Arbeit soll offenbar eine Widerlegung meiner über den Flysch ausgesprochenen Ansichten sein, Nr. 7 Sitzung vom 19. März. Th. Fuchs. 137 obwohl der Verfasser sich in seinen Ausführungen ausschliesslich auf sein eigenstes Studiengebiet, die Karpathen, bezieht und nur den Nachweis zu liefern sucht, dass die von mir aufgestellte Theorie, wenigstens auf den Flysch der Karpathenländer, keine Anwendung finden könne, dieser vielmehr ohne Zweifel eine regelmässige Detri- tusbildung sei, deren besondere Eigenthümlichkeiten ihre Erklärung in besonderen äusseren Umständen finden müssten. Obwohl es mir nun für den Augenblick nicht möglich ist, alle in dieser Arbeit erhobenen Einwände eingehender zu erwidern, so glaube ich es doch der Persönlichkeit des Autors, sowie der ausser- ordentlichen Sachlichkeit seiner Ausführungen schuldig zu sein, wenig- stens auf einige derselben in Kürze zurückzukommen. Vor allen Dingen muss ich mich wohl jenem bedenklichen Widerspruche zuwenden, welchen Hr. Paul in meinen Publicationen über diesen Gegenstand entdeckt hat, und diess hauptsächlich aus dem Grunde, als dieser Widerspruch thatsächlich vorhanden ist und sehr leicht gerechte Bedenken gegen die Objectivität meiner Beob- achtungen überhaupt erwecken könnte. Ich habe nämlich im Jahre 1872 im den Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt eine kurze Notiz veröffentlicht), in wel- cher ich gegen die Carpenter’sche Auffassung des Flysches als Tiefseebildung polemisirend u. A. bemerkte, dass sich in den Sand- steinen des Flysches sehr häufig das Phänomen der falschen Schich- tung zeige. In meiner neueren Arbeit heisst es dagegen, dass die Flyschsandsteine niemals das Phänomen der falschen Schichtung zeigen. ‘ Hier ist nun allerdings ein so schroffer contradictorischer Wider- spruch vorhanden, dass ein Ausgleich unmöglich erscheint. Gleichwohl ist die Sache in Wirklichkeit nicht gar so schlimm. Als ich im Jahre 1572 die vorerwähnte Notiz schrieb, lag mir noch nichts ferner, als an eine eruptive Bildung des Flysches zu denken, und ist es wohl natürlich, dass ich die vorerwähnte Parallel- structur der Flyschsandsteine für eine wirkliche Schichtung hielt, wie dies auch gegenwärtig noch ganz allgemein von Seite der Geo- logen geschieht. Alle Unregelmässigkeiten in dieser Structur mussten mir daher consequenter Weise als Folgen des Wellenschlages, mithin als eine Art falscher Schichtung erscheinen, und zwar um so mehr, als ich damals auch die wulstigen Unebenheiten auf der Öber- fläche der Bänke grösstentheils für besondere Arten von „ripple- marks“ hielt. Als ich im weiteren Verlaufe meiner Studien die complicirten: Arten dieser Störungen und namentlich die so wunderbar ver- wickelten Schlingenbildungen kennen lernte, wurde es mir allerdings klar, dass hier von einer Wirkung des Wellenschlages nicht die Rede sein könne, sondern dass hier ein ganz anderes Phänomen vorliege, welches vollständig mit den bei eruptiven Bildungen so häufig auf- tretenden inneren Structur-Erscheinungen übereinstimme. ) Fuchs, Zur Naturgeschichte des Flysches, (Verh. d. k. k. geolog. R.-A. 1872, p. 22.) 20% 158 Verhandlungen. Nr. 7 Eine wirkliche und typische falsche Schichtung, d. h. eine An- ordnung des Materiales nach geraden Linien, welche die Flächenaus- dehnung der Bank unter einem mehr oder minder steilen Winkel durchschneiden, habe ich in den Flyschbildungen thatsächlich niemals beobachtet. Es geht aus dieser Darstellung hervor, dass es sich in dem vor- liegenden Falle keineswegs um das Abläugnen einer früher behaup- teten Thatsache, sondern ebenso wie bei den Wülsten nur um eine andere Auffassung derselben Erscheinung, ja dass es sich, strenge genommen, sogar nur um dasselbe Phänomen handelt. Was nun die meritorischen Einwendungen betrifft, welche Paul gegen meine Anschauungen erhebt, so bewegt sich ein grosser Theil derselben in dem versuchten Nachweise, dass die von mir dem Flysch zugeschriebenen Eigenthümlichkeiten demselben in Wirklichkeit gar nicht zukommen, und führt derselbe namentlich mehrere Beispiele an, wo in den karpathischen Flyschbildungen normale Conglomerate, Versteinerungen führende Bänke, ja sogar auch dünne Kohlenflötze auftreten. Diesen Ausführungen gegenüber kann ich nur auf eine Stelle in meiner Arbeit hinweisen, welche folgendermassen lautet: „Indem ich nun im Vorhergehenden bemüht war, jenen Com- plex von Eigenthümlichkeiten hervorzuheben, durch die sich die Flyschbildungen von normalen Sediment-Gesteinen unterscheiden und gewissermassen als eine abnorme Gesteinsbildung documentiren, muss ich wohl zur Vermeidung von Missverständnissen schliesslich noch ausdrücklich bemerken, dass ich hiebei ausschliesslich den Flyschin seiner typischen Entwickelung vor Augen hatte, und dass ich sehr wohl weiss, dass sich dieselbe nicht unter allen Umständen in jener absoluten Weise aus- drückt, als es nach meiner Darstellung vielleicht den Anschein haben sollte.“ Es geht aus diesem Passus wohl zur Genüge hervor, dass die von Paul angeführten Beispiele nichts enthalten, was in meiner Ar- beit nicht ausdrücklich eingeräumt war. Sollte Herr Paul jedoch glauben, dass das Vorkommen von Conglomeraten, Versteinerungen und Kohlenflötzen eine eruptive Ent- stehung des Flysches geradezu ausschliesse, so muss ich gestehen, dass mir eine solche Auffassung nicht recht verständlich wäre. Seit wann dürfen denn in eruptiven Gesteinsbildungen keine Conglomerate, Versteinerungen und Kohlenflötze vorkommen? Die mächtigen Basaltdecken Islands schliessen zwischen sich die Braunkohlenflötze des Surturbrandes ein, die Porphyre des Roth- liegenden sind überall, wo sie auftreten, auf das Innigste mit mäch- tigen Sandstein- und Öonglomerat-Bildungen vergesellschaftet, das reiche Petrefaktenlager von Ronca liegt zwischen zwei mächtigen Basaltdecken in einer wenig mächtigen Schichte von Basalttuff und diese Beispiele liessen sich ganz beliebig vermehren und ergänzen. Was soll denn diesen Thatsachen gegenüber die Behauptung: im Flysch kommen Versteinerungen vor und deshalb kann er nicht eruptiv sein ?! Nr. Sitzung vom 19. März. Th. Fuchs. 139 —] Das Vorkommen von Conglomeraten, Kohlenflötzen und Verstei- nerungen schliesst die eruptive Bildung des Flysches nicht im Ent- ferntesten aus, wohl aber wären diejenigen, welche in dem Flysche nach wie vor nur eine gewöhnliche sedimentäre Detritusbildung sehen, verpflichtet nachzuweisen, warum in diesen ungeheuren und weitver- breiteten Gebirgsbildungen die zoogenen Kalksteine, wie es bisher scheint, vollständig fehlen, Conglomerate so selten vorkommen, und bei der allgemeinen und massenhaften Verbreitung von Algen und Anneliden alle anderen Thierclassen nur ausnahmsweise gefunden werden? Diese Erklärung zu geben, hat Paul jedoch nicht einmal vermuthungsweise versucht. Herr Paul wirft ferner auch die Frage auf, warum ich bei der Behandlung der Fossilienführung des Flysches die Fische und Cepha- lopoden von einem anderen Gesichtspunkte aus betrachte als die an- deren Thierclassen, nachdem dieselben doch auch dort, wo sie gegen- wärtig gefunden werden, gelebt haben müssten. Meine Antwort hierauf ist einfach die, dass Fische und Cepha- lopoden eben schwimmende Thiere sind und als solche von der Bodenbeschaffenheit weniger beeinflusst werden als wie Korallen, Bryozoen, Brachiopoden u. dgl.; wenn Herr Paul jedoch meint, dass die Fische und Cephalopoden doch auch dort gelebt haben müssten, wo sie gegenwärtig gefunden werden, so kann ich dem im Allgemeinen wohl nur beistimmen, obwohl es mir von meinem Standpunkte aus richtiger erscheinen würde, zu sagen, dass sie dort gestorben sind. Herr Paul wendet sich auch gegen mein Argument, welches ich von der eigenthümlichen Erhaltungsweise der Fucoiden her- genommen, und meint, eben der Umstand, dass dieselben gleichsam wie körperliche Dendriten in der Flyschmasse stecken, beweise, dass dieselben sehr allmählig vom Sediment verschüttet wurden, da sie ja von einem Schlammstrome sofort niedergedrückt und zerrissen worden wären. — Dem ist nun doch nicht ganz so. Wären die Algen- rasen, so wie Paul meint, langsam und allmälig verschlämmt worden, so wären sie höchst wahrscheinlich in dem Maasse, als sie allmälig verschüttet wurden, auch allmälig abgestorben und verfault, und so würde von ihnen gar nichts übrig geblieben sein. Jedoch gesetzt auch den Fall, die Algen hätten sich erhalten, so würden wir im besten Falle schliesslich eine Mergelmasse vor uns haben, welche von unten nach oben regelmässig von den Algenstämmchen durchbrochen wäre, wobei die sämmtlichen Algenrasen eine beiläufig parallele Stellung haben müssten. Von alledem ist jedoch in der Natur durchaus nichts zu sehen. Man sieht vielmehr immer nur einzelne isolirte Algenrasen, welche vollkommen regellos kreuz und quer in der Schlammmasse stecken, wobei jeder kleine Algenrasen offenbar ein vollständiges Individuum repräsentirt, welches von seiner Unterlage losgelöst und in die bewegte Schlammmasse eingewickelt wurde. Dass die einzelnen Algenrasen so überaus vollständig erhalten sind und ihre dünnen Zweigchen so frei in die Mergelmasse hineinstecken, ist allerdings etwas auffallend, doch darf man dabei nicht aus dem Auge lassen, dass die Fucoiden mitunter eine fast knorpelige Consistenz haben, dass die darüber geflossene Schlammmasse offenbar in sehr 140 Verhandlungen. Nr. 7 dünnem breiartigen Zustande sich befand, und dass schliesslich im Wasser, besonders im Meerwasser, alle Druckerscheinungen ja ausser- ordentlich vermindert sind. Vollkommen unverständlich ist mir jedoch, was Paul mit den von ihm publieirten Analysen eigentlich beabsichtigte. Die Flysch- formation besteht aus Sandsteinen, Mergeln, hydraulischen Kalken, grünen Schiefern, Gabbro und Serpentinen, mithin aus einer Menge der verschiedenartigsten Substanzen, welche nicht ein einziges ge- meinsames, chemisches Merkmal besitzen. Wie will man also diese Sache auf chemischem Wege behandeln? Was würde Paul wohl sagen, wenn Jemand behaupten wollte, die Bozener Quarzporphyre könnten unmöglich eruptiv sein, weil die Laven des Vesuv, des Aetna, Stromboli und Haekla eine vollkommen abweichende chemische Zu- sammensetzung zeigten ? Die Sache hat aber noch eine andere Seite. Warum hat Paul die Flyschmergel anstatt mit den Producten einiger caspischer Schlammvulkane nicht lieber mit den argille scagliose und den marne fragmentarie verglichen, denen doch selbst auch er geneigt ist, einen eruptiven Ursprung zuzugestehen? Würde er dies ‚gethan haben, so würde er zwischen diesen Substanzen gewiss eine so grosse Aehnlichkeit gefunden haben, als er nur immer wünschen kann. Geht ja die Uebereinstimmung dieser Bildungen so weit, dass De Stefani, der im Uebrigen meine Flyschtheorie mit demselben Eifer bekämpft wie Paul, allen dagegen erhobenen Einwänden ungeachtet noch in seinen neuesten Enuneciationen dieselben für vollkommen identische Sachen erklärt, und damit, wie ich glaube, bis zu einem gewissen Grade auch im Rechte ist. Jedenfalls sind die argille scagliose und die marne fragmentarie einerseits und die schisti galestrini des Fly- sches andererseits so nahe stehende Dinge, dass sie nothwendiger- weise einen ganz Ähnlichen Ursprung haben müssen, und ich De Ste- fani nur vollkommen beistimmen kann, wenn er behauptet, was von den argille scagliose gilt, müsse auch vom Flysch gelten und ebenso umgekehrt. Besonderen Anstoss scheint Herr Paul an meiner Auffassung der Klippen als fremder Blöcke in riesigem Massstabe zu nehmen, und zwar ist es namentlich der mitunter allerdings ausserordentlich grosse Umfang derselben, welcher ihm eine derartige Erklärung aus- zuschliessen scheint. Wenn ich nun auch nicht im mindesten daran zweifeln will, dass ein Theil der Klippen wirklich anstehendes Ge- birge ist, namentlich in jenen Fällen, wo dieselben fortlaufende, zu- sammenhängende Hügelzüge bilden, so sehe ich doch in allen jenen Fällen, wo die Klippen nachweislich isolirt sind, nicht den mindesten Grund, von meiner Anschauung abzugehen. Die Grösse allein scheint mir kein Hinderniss zu sein; denn wenn wir sehen, dass die arm- selige Salse von Sassuolo Blöcke von 2—4 Fuss Durchmesser mas- senhaft aus grosser Tiefe heraufbefördert, dass in den sächsischen Porphyren Gneissmassen von beinahe einem Quadrat-Kilometer Ober- fläche gehoben und zu einer Breccie zertrümmert wurden, so ist thatsächlich kaum abzusehen, wie gross die Lasten sein müssten, an. Nr. 7 Sitzung vom 19. März. Th. Fuchs. 141 die von heraufdringenden Gebirgsmassen nicht mehr bewältigt wer- den könnten '). Sehr bedauerteich, dass Hr. Paul einen Punkt nur sehr oberflächlich gestreift hat, welcher, mir gerade von besonderer und ganz entschei- dender Bedeutung zu sein scheint, ich meine das selbstständige Auf- treten und die materielle Unabhängigkeit des Flysches von den älteren, zunächstgelegenen Gebirgen. In der That, in allen Fällen, in denen man wirkliche Sediment- Bildungen vor sich hat, hält es nicht schwer, die Bezugsquelle des Materiales in den zunächst gelegenen älteren Gebirgsbildungen zu finden und wechselt die Zusammensetzung des Terrains, je nachdem das angrenzende Grundgebirge an Kalk, Gneiss, Porphyr u. s. w. besteht, in entsprechender Weise ab, so ist es in den Pliocän- Bildungen der Mediterranländer, in allen tertiären Becken-Ausfül- lungen, in den Gosauschichten, in der böhmischen Kreideformation und in allen ähnlichen Fällen. Nur der Flysch macht hievon eine Ausnahme, er mag sich an Kalkgebirge, oder an granitische Urgebirge anschliessen, oder aber ganz isolirt auftreten, so ist ihm diess voll- !) Es ist in dieser Richtung ausserordentlich interessant in Naumann'’s Geognosie vol. I. das Capitel über Geotektonik zu lesen. So heisst es daselbst p- 920 u. A. folgendermassen : „So beschreiben Lyell und Murchison Trachytfelsen von Siou bei Au- villae, welche ganz colossale Schichtenfragmente des dortigen Süsswasser-Kalksteines umschliessen; die einzelnen Trümmer sind zum Theile 50—60 Fuss lang und zeigen mitunter eine ebenso auffallende Form der Lage. Ebenso berichtet Boue von dem Granite der Pyrenäen, zumal der Gegend von Cierp und Pouzae, welcher hausgrosse Schiefer- und Kalkstein-Blöcke umschliesst, dasselbe ist in Sachsen der Fall mit dem Granite und Granulite der Gegend zwischen Rochlitz, Luntzenau und Burg- städt, wo diesen eruptiven Gesteinen Fragmente des Glimmerschiefers von mehreren Tausend Fuss Länge eingesenkt sind; ja, der Granit von Eibenstock enthält Schie- ferinseln von stundenlanger Ausdehnung, welche nach allen ihren Verhältnissen gar keine andere Erklärung gestatten, als dass sie wirklich eolossale Fragmente oder rückständige Fetzen des von dem Granite durchbrochenen Schiefergebirges sind.“ Ebenso wäre hier auch an jenes bekannte, von F. v. Hauer zuerst beschrie- bene Vorkommen am Sessaberge bei Körösmezö in den ÖOstkarpathen zu erinnern, wo mitten im Gebiete des Karpathen-Sandsteines ein echtes melaphyrartiges Erup- tivgestein auftritt, welches ungeheuere Blöcke von Kalkstein umschliesst. Herr v. Hauer spricht sich über das Vorkommen folgendermassen aus: „Aus dem rings herum herrschenden Karpathen-Sandstein bricht hier eine kleine Partie eines dioritischen Gesteines hervor, und dieselbe enthält ungeheuere Blöcke von Kalkstein eingewickelt. Einer dieser Blöcke war eben im Abbau begriffen, als wir die Stelle besuchten; auf drei Seiten zeigte er sich von dem dioritischen Ge- stein umgeben, nach unten zu hatte er noch das Ansehen einer anstehenden Fels- masse. Dass man es aber wirklich nur mit Blöcken, die auf secundärer Lagerstätte sich befinden, zu thun hatte, dafür sprach namentlich auch, dass auf der Halde des Bruches Stücke ganz anderer Kalkstein-Varietäten, als: rothe Crinoidenkalke, rothe, dichte Kalksteine (wohl Klippenkalk) u, s. w. von schon früher gewonnenen Blöcken umherlagern. Der weisse Kalkstein wurde schon an Ort und Stelle seinem petro- graphischen Ansehen nach für Stramberger Kalk gehalten; die Untersuchung der Petrefakten, die wir mitbrachten, bestätigte diese Bestimmung vollständig.“ — Ww. Hauer und v. Richthofen, Bericht über die Beoneirele Uebersichtsaufnahme im nordöstlichen Ungarn im Sommer 1858. — Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanstalt X, 1859, p. 60.) Sind dies nun nicht echte Blockklippen in einem unzweifelhaften Eruptiv- gesteine?! 142 Verhandlungen. Nr. 7 ständig gleich. Er behält unter allen Umständen genau dieselbe materielle Zusammensetzung, und zeigt niemals einen Bezug seines Materiales aus dem zunächstgelegenen Grundgebirge. Die Ausnahmen von dieser Regel, wo wirklich Gerölle aus dem angrenzenden Gebirge eingeschwemmt vorkommen, sind so überaus selten, dass sie die all- gemeine Regel eher bekräftigen als erschüttern. Zum Schlusse noch eine Bemerkung. Herr Paul scheint einen Passus in meiner Arbeit so aufgefasst zu haben, als ob ich meine Anschauungen auf die östlichen Karpathen nicht anzuwenden und dieses Gebiet, welches sein eigentlichstes und “ speciellstes Arbeitsgebiet ist, gleichsam von vornherein hors de combat zu stellen suchte. Es ist dies natürlich nicht im Entferntesten der Fall. Ich hatte bei der angezogenen Bemerkung hauptsächlich nur die Magurasandsteine im Auge, welche in den östlichen Karpathen besonders entwickelt sind und gewöhnlich noch unter der Bezeich- nung „Karpathen-Sandstein“ mit inbegriffen werden, obwohl sie etwas vom Flysche vollkommen Verschiedenes sind und eine ganz gewöhn- liche sedimentäre Detritusbildung darstellen. Es liegt hier ein ganz ähnlicher Fall vor, wie mit der italieni- schen Bezeichnung „Macigno“, welche nicht nur auf die Sandsteine des Flysches, sondern ebenso ganz allgemein auch auf gewöhnliche, miocäne Sandsteine angewendet wird, die mit dem Flysche gar nichts Anderes zu thun haben, als dass sie das Material zu ihrer Bildung aus demselben bezogen. Wo in den östlichen Karpathen wirklicher Flysch mit Fliess- wülsten, Fucoidenmergel und fremden Blöcken vorkommt, da muss von demselben selbstverständlich Alles gelten, was vom Flysche über- haupt gilt, und weit entfernt die Tragweite meiner Theorie irgendwie einschränken zu wollen, hoffe ich vielmehr, in nicht allzu ferner Zeit zeigen zu können, dass Alles, was ich bisher vom Flysche speciell be- hauptet, sich auch noch auf eine Reihe anderer Bildungen anwenden lasse, welche nach den Anschauungen der herrschenden Schule bisher immer als detritäre Sedimentbildungen gegolten. Dr. E. Tietz. Ueber das Vorkommen von Eiszeit- spuren in den Ostkarpathen. Der sich jährlich mehrende Besuch fremder Geologen in unseren österreichischen, geologisch so vielgestaltigen Gebirgen und Hoch- gebirgen darf als ein erfreuliches Zeichen der T'heilnahme betrachtet werden, die nicht allein dem meist so complicirten Aufbau dieser Gebirge und den wichtigen, hier für manche Zweige des geologischen Wissens zu gewinnenden Grundlagen, sondern auch den Bestrebungen der österreichischen Geologen selbst zugewendet wird. Die Berührungen von Forschern verschiedener Nationen miteinander, die Anwendung der reichen, anderwärts gesammelten Erfahrungen, welche fremde Gelehrte in unseren Bergen anstreben, können nur befruchtend für die Wissenschaft wirken, sie werden zur Vermittlung von Meinungen dienen, welche die Einseitigkeit der Vorstellungen ausschliessen, wie Nr. 7 Sitzung vom 19. März. Dr. E. Tietze. 143 sie mit der Isolirung bei wissenschaftlichen Arbeiten nur zu sehr zu- sammenhängt. Während nun die fremden Besuche bis jetzt hauptsächlich den Alpen gegolten haben, sind die Karpathen etwas weniger berück- sichtigt worden. Es war deshalb bedeutsam, von der Reise zweier schottischer Geologen zu erfahren, die einen der entlegensten Theile der Karpathen zum Gegenstande ihres Studiums machten. Die Herren Jack und Horne nämlich haben kürzlich unter dem Titel: „Glacial Drift in the North-Eastern Carpathians“ im Quaterly Journal (1877, p.673—681) eine Notiz über das Vorkommen von Eiszeitspuren in den Ostkarpathen mitgetheilt. Im Allgemeinen zwar, meinen die Autoren, seien die Spuren von Glacial-Drift in den östlichen Karpathen selten, aber es sei zweifellos, dass das Theissthal von einem Gletscher erfüllt wurde, der 45 englische Meilen Länge besass. Die Autoren sind nur im Zweifel darüber, ob dieser Gletscher auch bis in die ungarische Ebene vordrang oder nicht. Da ich in den letzten beiden Jahren mich jeden Sommer einige Monate in den Ostkarpathen aufgehalten und bei dieser Gelegenheit nicht allein die galizische Seite dieses Gebirges kennen gelernt, son- dern auch die ungarische Seite desselben an verschiedenen Punkten besucht habe, ohne die Anschauung von einer ehemaligen bedeutenden Vergletscherung dieses Theiles der Karpathen zu gewinnen, obwohl ich bei meinen Exeursionen mich nicht auf den Besuch der Post- strasse zwischen Szigeth und Kolomea beschränkte, da ferner auch Herr Bergrath Paul bei seinen Untersuchungen in demselben Ge- birge ebenso wenig ausgedehnte Glacial-Ablagerungen aufland, so halte ich es für angezeigt, die citirte, in der vorigen Nummer der Verhandlungen von anderer Seite referirte Notiz mit einigen Worten zu besprechen. Ich bin dazu sogar einigermassen genöthigt, weil man Herrn Paul oder mir einen Vorwurf daraus machen könnte, so wichtige Fragen, wie die über das Vorkommen und die Ausdehnung von Gla- cialspuren in den von uns begangenen Terrains übersehen zu haben. Dabei möchte ich zunächst einige Angaben richtig stellen, welche die Verfasser in Bezug auf die bereits früher aus den Karpathen bekannten Glacial-Ablagerungen gemacht haben. Es ist richtig, dass solche Ablagerungen, welche auf eine Vergletscherung der höchsten Gipfel der Karpathen in der Eiszeit schliessen lassen, von der hohen Tatra bekannt sind. Irrthümlich aber ist es, dass derartige Ab- lagerungen aus der Umgebung von Przemysl bekannt sind. Die Angaben Niedzwiedzki's, auf welche sich die Verfasser beziehen, sind augenscheinlich missverstanden worden. Der Umstand, dass bei Przemysl Löss vorkommt, mit Resten von Elephas primigenius, ist offenbar noch kein Beweis für die ehemalige Anwesenheit alter Gletscher in jener Gegend, man müsste denn heute noch geneigt sein, die Lössbildung mit Gletschern in Zusammenhang zu bringen. Wäre übrigens das Auftreten des Löss unter die Beweise von Gla- cialwirkungen einzureihen, dann hätten die Verfasser ihre Reise, welche, wie aus S. 675, Z. 15 des Quaterly Journal hervorgeht, „mit der Absicht“ unternommen wurde, Glacialspuren in den Karpathen K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 7. Verhandlungen. 21 144 Verhandlungen. Nr. 7 aufzufinden, füglich sparen können, denn das Vorkommen von Löss sowohl auf der galizischen als auf der ungarischen Seite ist in der Um- gebung der Karpathen seit langer Zeit in ausgedehntem Masse bekannt. Der Umstand ferner, dass bei Przemysl Diluvialbildungen vor- kommen, in welchen Blöcke von rothem Granit, Orthoklasporphyr, Gneiss und Diorit liegen, wie das bereits den Herren Stur und Wolf bekannt war, beweist doch eben nur, dass wir es dort mit nordischem, sogenanntem erratischen Diluvium zu thun haben. Es sind das sämmtlich Gesteine, ‘die den Karpathen fremd sind, und wie man sie auch im erratischen Diluvium der norddeutschen Ebene antreffen kann; ein Beweis für die einstige Vergletscherung der Karpathen bei Przemysl selbst kann aus dem Vorkommen dieser Blöcke nicht abgeleitet werden. Indessen scheinen die Verfasser das Hauptgewicht auch weniger auf dieses, wie sie sagen, „als erratisch beschriebene“ Diluvium zu legen als auf eine andere Ablagerung von Lehm, in welcher sich zahlreiche gerundete Blöcke eines hellen Jura- kalksteins finden. Niedzwiedzki selbst hat übrigens diese Bil- dungen keineswegs als Eiszeitspuren angesprochen. Er hat den Nach- weis geführt, dass in der Umgebung von Przemysl unter den Kar- pathen-Sandsteinen versteckt sich Juraklippen befinden, und das Vor- kommen der betreffenden Blöcke mit diesen Klippen in Beziehung gebracht. Ausserdem aber kommen, wie auch Paul und ich (Jahrb. d. k. k. geolog. R.-A. 1877) betont haben, gerundete grössere Ge- schiebe dieses hellen Jurakalksteins in den Schiefern des Neocoms jener Gegend eingelagert vor. Nichts ist begreiflicher, als dass solche Geschiebe in den Verwitterungslehm der Berggehänge und in die Diluvial-Bildungen des Sannthales hineingeriethen, ohne dass dazu die Hilfe von Eis und Gletschern nöthig gewesen wäre. Von einer Eiszeit bei Przemysl also kann man durchaus nicht sprechen. Dagegen sind wir selbst, Paul und ich, die Ersten gewesen, welche der Kenntniss sicherer Eiszeitspuren in den Karpathen, wie sie in der Tatra zweifellos sind, die Kenntniss ähnlicher Spuren aus einem anderen Theile der Karpathenkette hinzugefügt haben (Verh. d. k. k. geolog. R.-A. 1876, p. 296), und zwar fanden wir solche Spuren an der Üzerna Hora in den Ostkarpathen, d. h. an jenem Berge, an welchem sowohl der Pruth als die Quellbäche der weissen Theiss ent- springen. Freilich liegt dieser Berg ziemlich entfernt von der von Szigeth nach Kolomea führenden Poststrasse, welche von den genannten beiden Autoren benutzt wurde. Diese Strasse verlässt die Theiss bei Körös- mezö und trifft den Puth erst bei Tartarow. Die höchsten, aller- dings ziemlich schwer zugänglichen Theile des Laufes beider Flüsse wurden also von jenen Autoren nicht untersucht, obwohl doch gerade die höheren Partieen der Karpathen am nächsten in’s Auge gefasst werden mussten, wenn man nach Spuren ehemaliger Vergletscherungen suchen wollte. Die Czerna Hora besitzt eine Seehöhe von 6200 Fuss, während die höchste Stelle, welche die Herren Jack und Horne bei ihrem Wege erreichen konnten, der Tartarenpass bei Jablonica, nur 848 Meter hoch ist. Wir haben in unseren Studien in der Sandsteinzone der Kar- pathen (Jahrb. d. k. k. geolog. R.-A. 1877, 1. Heft, p. 55—58 ne Nr. 7 Sitzung vom 19, März. Dr. E. Tietze. 145 unserer Arbeit) eine ziemlich genaue Beschreibung des Vorkommens von Glacialspuren an der Özerna Hora, und zwar von der Alpe Za- roslak zu geben versucht, auf die hier verwiesen werden kann. Wenn den schottischen Autoren diese Beschreibung, sowie auch die ganze Arbeit, welche sich direct auf das von ihnen bereiste Gebiet bezieht, entgangen ist, so ist das sehr verzeihlich, weil zwischen dem Er- scheinen unserer Arbeit und der Redaction ihrer Notiz gewiss eine sehr unbedeutende Zeit verstrichen ist. Es soll also in dieser Rich- tung kein Vorwurf erhoben werden, aber der Feststellung der Wahr- heit wegen dürfte es erlaubt sein, hier darauf hinzuweisen, dass wir in dem citirten Passus unserer Arbeit die untere Grenze des Glacial- schuttes in einer Höhe festgestellt haben, die nicht unbedeutend die Höhe des höchsten, von den Herren Jack und Horne in dieser Gegend erreichten Punktes übertrifft, und dass wir ausserdem aus- drücklich davor gewarnt haben, gewisse Erscheinungen, welche sich in tiefer gelegenen Theilen des Gebirges beobachten lassen, mit Gla- cialspuren zu verwechseln. Wir haben ausdrücklich betont, „dass die unserer Betrachtung zugänglich gewesenen Thatsachen keineswegs eine übertrieben grosse Ausdehnung der alten Gletscher auf jenem Gebirge nach abwärts vermuthen lassen. Diese Ausdehnung ging nicht viel unter die heu- tige Grenze von Krummholzregion und Waldregion herab.“ Diese obere Grenze der Waldregion an der Alpe Zaroslak aber muss auf mindestens 4300 Fuss geschätzt werden. Dort an der Alpe Zaroslak auf der Nordseite der Czerna Hora, am Ursprung des Pruth, war in der That ein Gletscher entwickelt, dessen in Form von deut- lichen End-, Mittel- und Seitenmoränen angehäuftes Schuttmaterial unserer Beobachtung nicht entgehen konnte. Ebenso wenig fehlten die anderen Kriterien von Glacialspuren, wie Gletscherschrammen u. dgl. Wenn nun die genannten beiden Autoren bei Lonka an der Theiss Sandsteinblöcke beobachtet haben, die sie für Glacial-Drift halten, und dazu (p. 678) bemerken, dass sich auf diesen Blöcken keine Schrammen oder Streifen finden liessen, vermuthlich weil die dortigen glimmerführenden Sandsteine solche Spuren nicht conser- viren konnten, so liefern die Sandsteine der Czerna Hora, die wir (l. c. p. 86 [54]) als grobkörnig und sehr viel weissen Glimmer ent- haltend beschrieben haben, den Beweis, dass derartige Gesteine sehr gut im Stande waren, Gletscherstreifen zu conserviren, wenn nämlich überhaupt solche da waren. Andererseits haben wir in jener Arbeit unsern Standpunkt dahin präcisirt, dass das blosse Vorkommen gekrizter, gestreifter oder polirter Steine für sich allein noch gar keinen Beweis für das Vor- kommen von Glacialspuren abgeben könne. Wir sagten (l. c. p. 88 [56]): „Wollten unsere Leser sich mit Beweismitteln, wie die angedeuteten, begnügen, dann könnten wir ohne Schwierigkeit die einstige Ver- gletscherung der Karpathen fast bis an ihren Fuss am Nordrande derselben nachweisen.“ Wir haben für diese Behauptung Beispiele aus der Gegend von Zabie und aus der Gegend von Kutty angeführt. Was hätten die beiden schottischen Geologen, welche im Thale der 21* 146 Verhandlungen. Nr. 7 Theiss alle möglichen Schutt-Ablagerungen für Glacial-Drift gehalten haben, erst gesagt, wenn sie den von uns beschriebenen polirten und gekrizten Felsen nördlich von Zabie am ÜUzeremosz gesehen hätten. Die Verfasser heben selbst hervor, dass sie von Körösmezö gegen den Kamm des Gebirges zu aufwärts keine Glacialspuren mehr gesehen haben. Nun, ich habe dort auch keine gesehen, ebenso wenig an dem imposanten Pietros östlich von Körösmezö, noch an den Quellen der schwarzen Theiss bei Tisezora und Apszeniec. Die Vergletscherung scheint also im Sinne der Autoren erst unterhalb der karpathischen Wasserscheide begonnen zu haben, um dann einen 45 Meilen langen Eisstrom zu bilden. Das ist um so merkwürdiger, als dieser Gletscher auf der Südseite der Gebirgskette sich ausdehnen musste, während die Verfasser auf der Nordseite, am Pruth, wie sie selbst sagen, keinerlei Eiszeitspuren entdecken konnten. Es liegt aber gar kein Grund zu der Annahme vor, dass die Karpathen zur Eiszeit auf ihrer Südseite ein kälteres und feuchteres Klima gehabt hätten, als auf der Nordseite. Ich kann also diesen Auseinandersetzungen nach nicht umhin, zu betonen, dass Eiszeitspuren in den Ostkarpathen in der von den Herren Jack und Horne angenommenen Ausdehnung nicht vor- kommen, dass aber solche Spuren in relativ geringer Ausdehnung in der That vorkommen und zuerst von Herrn Paul und mir nach- gewiesen wurden. R. Hoernes. Vorkommen des Anthracotherium magnum in der Kohle des Schylthales in Siebenbürgen. Vor Kurzem erhielt ich durch die Güte des Herrn Dr. Fr. Her- bich in Klausenburg einen Sängerzahn aus der Braunkohle des Schylthales zur Bestimmung eingesendet. Dieselbe schien mir anfangs unmöglich, da mir momentan zwar Cuvier’s und Blainville’s, nicht aber Kowalewskys Monographie des Genus Anthracotherium zu- gänglich waren. Nach Vergleichung der vortrefflichen, durch Kowa- lewsky gegebenen Abbildungen aber konnte ich mich davon über- zeugen, dass wir es mit einem vorletzten Molar des rechten Unter- kiefers von Anthracotherium magnum (oder einer anderen Anthraco- therien-Art) zu thun haben. Das Vorkommen des Anthracotherium magnum in der Kohle des Schylthales illustrirt, wie kaum nöthig zu bemerken, die Parallele zwischen derselben, der Kohle von Trifail in Südsteiermark, der unter- basaltischen Kohle in Böhmen, der Kohle von Miesbach in Südbaiern WASUT: Vorträge. : Hofrath Prof. Dr. Ferd. v. Hochstetter. Ueber einen neuen geologischen Aufschluss im Gebiete der Carlsbader Thermen. Der Vortragende erinnert zunächst daran, dass er schon vor mehr als 20 Jahren bei Gelegenheit der officiellen geologischen Aufnahmen Nr. 7 Sitzung vom 19. März. F. v. Hochstetter. 147 in der Umgebung von Carlsbad den geognostischen Verhältnissen dieser Stadt und ihrer berühmten Thermen besondere Aufmerksam- keit gewidmet habe, ‘und im Laufe dieser Untersuchungen zu Resul- taten ‚gelangt sei, welche die damals bestehenden Anschauungen über die Lage der genannten Thermen und ihre Beziehung zu den geognostischen Verhältnissen des Grundgebirges wesentlich modificirten. In einer diesen Gegenstand erläuternden Abhandlung, welche der Vortragende im Jahre 1856 veröffentlichte, wurde nachgewiesen, dass der „Hoff’schen Quellenlinie“, dem ältesten Versuch einer theo- retischen Erklärung der Lage und Vertheilung der Carlsbader Thermen, keine geologische Bedeutung zukomme, dass dieselbe viel- mehr nur eine topographische Berechtigung besitze, indem sie bei- läufig die Richtung bezeichnet, in welcher im Allgemeinen die Mineral- wässer von Carlsbad liegen. Auch die schon einen wesentlichen Fort- schritt bezeichnende Hypothese v. Warnsdorff’s, derzufolge die Thermen auf einer Hauptgangspalte an der Grenze zweier altersver- schiedener Granite, eines älteren grobkörnigen und eines jüngeren feinkörnigen hervortreten, verloren ihren wichtigsten Stützpunkt durch den Nachweis, dass neben jenen in ihrer Structur so auffallend ver- schiedenen Granittypen noch eine dritte Varietät existire, der sog. Carlsbader Granit, welcher sowohl in seiner Structur als auch räum- lich durch sein Auftreten in der Thalsohle im eigentlichen Herde der Thermal-Erscheinungen den Uebergang zwischen den beiden anderen extremen Ausbildungsformen vermittelt. Ein sorgsames Studium der Absonderungs-Verhältnisse im Carls- bader Granite hatte ergeben, dass derselbe von einem System paral- leler Klüfte und Spalten durchsetzt wird, in deren Richtung sich ge- wisse constante Relationen feststellen liessen. Sie folgen nämlich einer Hauptzerklüftungs-Richtung in Stunde 8—10 (NW-SO), und einer zweiten Zerklüftungs-Richtung in Stunde 2—4 (NO-SW). Beide Richtungen treten an allen Felspartieen der Thalwände, in den sie durchsetzenden Quarz- und Hornsteingängen, im grössten Massstabe endlich in den Thalbildungen an der Gebirgs-Oberfläche hervor. Diese Thatsachen gaben den Ausgangspunkt für eine ungezwungene geotektonische Erklärung der Lage und Vertheilung der heissen Quellen an der Oberfläche. Sie lässt sich in folgenden Sätzen zu- sammenfassen: Die Carlsbader Thermen liegen in zwei paral- lelen Quellzügen auf zwei parallelen Gebirgsspalten, der Sprudel- hauptspalte und der Mühlbrunn-Nebenspalte, welche demselben Ge- setz der Richtung folgen, wie die Hauptzerklüftung des Granits in Stunde S—10 (NW-SO), und in ihrer Entstehung auf diese zurück- geführt werden müssen. Das Centrum der heissen Wasser-Eruption, der Sprudel, liegt im Kreuzungspunkte der Sprudelhauptspalte und der durch den Tepelabschnitt längs der alten Wiese repräsentirten zweiten Zerklüftungs-Richtung;; alle übrigen Quellen sind Nebenquellen auf Seiten- und Nebenspalten, welche ihr Wasser theils einer mehr directen, theils einer mehr indirecten Communication dieser Spalten mit der Sprudelhauptspalte verdanken. Von grösstem Interesse für die erörterte Frage war ein geo- logischer Aufschluss, der in jüngster Zeit bei der Demolirung des 148 Verhandlungen. Nr. 7 Hauses zum weissen Adler auf dem Marktplatze zu Carlsbad erzielt wurde. Zwischen dem Sprudelgebiet und dem Schlossbrunn, am Fusse der Schlossbergterrasse, wurde in einer Breite von 15—20 Me- tern eine Felspartie blosgelegt, die sich als ein von Aragonitsinter- Bildungen durchsetztes, sehr hornsteinreiches Granittrümmer-Gestein darstellt. Die schwefelkiesreichen Granite zu beiden Seiten dieser Gesteinszone, welche nordöstlich eine steilaufragende, von zahlreichen individualisirten Hornsteingängen durchsetzte Granitfelsmasse bilden, verhalten sich zu dieser Zone wie die Salbänder einer mächtigen, von Granit-Hornsteinbreccie erfüllten Gangspalte, innerhalb deren Thermalwasser überall cireulirt. Auf allen Spalten und Klüften inner- halb dieser Zone beobachtet man die Absätze des Thermalwassers in Form von Aragonitsinter, theils in mächtigen, bis 1!/, Meter dicken Sprudelsteinschalen von grosser Ausdehnung, theils in dünneren Schnüren und Adern, und überall dringt noch jetzt warmes Wasser und warmer Dampf hervor, so dass die ganze Gesteinszone eine er- höhte Temperatur besitzt. Da sich aus der Lagerung der grossen, hier aufgeschlossenen Sprudelsteinschale, sowie aus der Richtung der Hornsteingänge am Stadtthurmfelsen mit Sicherheit schliessen lässt, dass diese Thermal- zone sich einerseits gegen NW in der Richtung gegen den Schloss- brunnen, und andererseits in südöstl. Richtung gegen das eigentliche Sprudelgebiet im Bett der Tepl fortsetzt, so gewinnt die von v. Hochstetter schon im Jahre 1856 ausgesprochene Ansicht, dass in dieser von NW-SO verlaufenden Richtung eine grosse, tiefgehende Gebirgsspalte — die Sprudelhauptspalte — liege, auf welcher der Haupterguss des Carlsbader Thermalwassers stattfindet, ihre volle Bestätigung. Der neue Aufschluss liegt geradezu auf der Sprudel- hauptspalte und erhält dadurch eine besondere Bedeutung. Eine eingehende Darstellung der durch die Untersuchung dieses Aufschlusses gewonnenen Resultate wurde in einer demnächst in den Denkschriften der k. Akademie erscheinenden Abhandlung gegeben. O. Lenz. Geologische Mittheilungen aus Westafrika. Der Vortragende besprach zuerst die auf den Inseln in der Bai von Corisco auftretende Kreideformation. Die kleinen, zu Spa- nien gehörigen, etwas nördlich vom Aequator gelegenen Inseln Big- und Small-Aloby, sowie Corisco, bestehen aus horizontal liegenden Schichten eines plattenförmig abgesonderten lichten, kalkigen Sand- steines, der sich in östlicher Richtung bis an das Festland fortsetzt und an den Mündungsgebieten der Flüsse Muni und Munda constatirt wurde. Die Schichten führen zahlreiche Abdrücke von zum Theil sehr grossen Ammoniten, von denen die Mehrzahl dem Ammonites inflatus mit seinen zahlreichen Varietäten entspricht. Die grossen aufgeblähten Formen mit Kiel und zahlreichen Knoten beweisen also, dass die Ablagerungen den oberen Abtheilungen des Gault zuzu- rechnen sind. Ein gut erhaltenes Bruchstück eines grossen Amm. inflatus, welches von der Fish-Bay, südlich von Mossamedes (in Ben- guela) stammt, beweist, wie weit nach Süden hin diese Kreide- Nr. 7 Sitzung vom 19. März. O. Lenz. 149 Ablagerungen sich zu erstrecken scheinen. Neben den Cephalopoden findet man noch selten kleine, schlecht erhaltene Zweischaler, sowie zahlreiche verkohlte Pflanzenstengel, die aber gleichfalls nicht zu be- stimmen sind. Eigenthümlich für diese horizontal liegenden Sandsteine von Elobi (engl. Aloby) sind zahlreiche, nach allen Richtungen führende Spalten, welche durch einen dunkelbraunen, ungemein harten und festen Eisensandstein ausgefüllt sind; selbst dünne Lagen von reinem Eisenoxyd kommen vor. Die Mächtigkeit der Ablagerung ist natür- lich nicht zu bestimmen; die Inseln selbst ragen nur bis zu 10 Meter über den Meeresspiegel empor. Eine diluviale Lehm-Ablagerung findet sich nicht, sondern die Humusdecke liegt direct auf dem cre- tacischen Sandstein. Ueber demselben liegt in Gabun eine gegen 2 Meter mächtige Ablagerung eines weissen Kalksteines, der stellenweise ganz angefüllt mit Petrefakten und vielfach mit Caleitadern durchzogen ist. Gastro- poden und Zweischaler, Krebsscheeren, Theile von Echiniden etc. sind sehr häufig, aber sehr schwer ist ein vollständiges Exemplar zu bekommen und zu bestimmen; das Ganze macht einen eocänen Eindruck. Die Ablagerung fand ich nur auf Gabun beschränkt, aber ähnliche Bildungen treten auch weiter südlich an der Loango- küste auf. Diese gleichfalls horizontal liegenden tertiären Schichten nun werden von einem Gebilde bedeckt, das eine ausserordentliche Ver- breitung hat. Ein tiefgelber, eisenschüssiger Lehm, ohne Schichtung, stellenweise sogar weisse Mergelknollen führend, also dem Löss sehr ähnlich, in welchem Concretionen eines cavernösen Brauneisensteines eingebettet sind, erstreckt sich längs der Gabunküste bis tief in das Innere hinein; ebenso wurde derselbe zu beiden Seiten des Ogowe beobachtet und noch weit im Inlande gefunden, selbst die Vorberge des westafrikanischen Schiefergebirges überziehend. Vielfach, besonders auffallend in Gabun, sind die oft 1 Meter Durchmesser führenden Concretionen vollständig zerfallen in kleine bohnerzähnliche Körner von Brauneisenstein, die in zahlloser Menge den Boden bedecken. Irgendwelche Thierreste konnte ich in diesem Lehm nicht entdecken, weder Lössschnecken oder Säugethierreste; die ganze Ablagerung dürfte demnach mit dem, was man allgemein unter dem Namen Diluvium aufführt, zu vergleichen sein. Es würde dann in dieselbe Zeit auch die Bildung der Ogowe-Seen und das Zurückziehen des Wassers in seine jetzigen Betten fallen. Zwischen der ungefähr 30 Meilen im Innern befindlichen Mündung des R. Ngunie in den ÖOgowe und der Küste befinden sich zu beiden Seiten des letzteren eine Anzahl mehr weniger grosser Seen, die noch jetzt durch einen Zu- und Abflusscanal mit dem Ogowe in Verbindung stehen. Die Scheidewand zwischen See und Fluss ist oft, wie z. B. im Ininga- Gebiete, eine schmale, höchstens 10—15 Meter hohe Mauer von diesem gelben, lössartigen Lehm. Zahlreiche Blöcke von Schiefern liegen auf diesem Damm zerstreut, die eine früher sehr bedeutende Wasser- masse, welche wahrscheinlich das ganze Gebiet von Gabun bis Ncomi (Kamma) umfasste, herabtransportirt und abgelagert hat. Unwillkür- lich denkt man bei Betrachtung dieses dunkelgelben Lehmes mit 150 Verhandlungen. Nr. 7 seinen zahlreichen cavernösen Eisenconcretionen an den Laterit Östindiens, der nach allen Schildernngen eine ähnliche Beschaffenheit hat, wie diese westafrikanische Bildung. Es scheint nun in diesem Falle evident, dass diese lössartigen Ablagerungen als ein Product von Ueberschwemmungen des Ogowe aufzufassen sind; immer aber wird man bei diesen fluviatilen Lehm- absätzen sich fragen müssen, warum heute nicht noch ähnliche Er- scheinungen sich beobachten lassen. Der Ogowe setzt gegenwärtig ungeheuere Mengen des reinsten Quarzsandes ab und zwar nicht bloss in seinem Oberlauf, sondern noch weit hinab in seinem Unter- lauf. Nur einige Meilen von seiner Mündung in den Ocean nach Innen zu zeigen sich während der trockenen Zeit ausgedehnte Sand- bänke und keine Spur eines lehmigen Absatzes, während die Lehm- Dämme, welche die Seen von dem Ogowe trennen, durchaus keine Spur von sandigen Schichten führen. Mit dem gegen 40 Meilen im Innern liegenden Okota-Land hat man die ersten Ketten eines langgestreckten Gebirgszuges erreicht, der, in dem tiefsten Winkel des Meerbusens von Guinea bei dem Camerun-Gebirge beginnend, sich weit nach Süden bis in die portu- giesische Provinz Angola hinein erstreckt und überall im Allgemeinen die gleiche Zusammensetzung zeigt. Die ganze, aus einer Reihe paralleler Züge bestehende Kette ist von einem Complex von krystallini- schen Schiefergesteinen zusammengesetzt, die unter einem steilen Winkel nach Osten einfallen; beim Vorwärtsdringen von West nach Ost geht man beständig über die Schichtenköpfe der Formations- glieder, so dass das Ganze der Typus eines einseitigen Gebirges ist. Zu unterst, also im Okota-Land, liegt ein Complex von dünnschich- tigen, lichten, feinkörnigen Schiefern mit wenig Glimmer, stellenweise Talk führend; an einem Punkt wurde eine mächtige eingelagerte Linse von reinem Speckstein gefunden. Einlagerungen von ziemlich mächtigen Bänken eines rothen und weissen Quarzites sind nicht selten, ebenso wie in der darüber liegenden Gruppe von schönen typischen granatführenden Glimmerschiefern, die besonders im Apin- schi-Land sehr mächtig entwickelt sind und bis an die Grenzen des Okande-Landes reichen. Daselbst aber herrscht ein violettrother, eisenreicher, harter und schwerer Schiefer vor, der mit dem Eisen- glimmer-Schiefer (Itabirit Brasiliens) die grösste Aehnlichkeit hat. Schon beim Fluss Ofue, der die Grenze des Okande-Landes mit dem Fangebiet bildet, beginnen die darüber liegenden mächtigen, schwar- zen, kieselschieferartigen Gesteine, die selbst bis zu den Wasserfällen von Ndume im Aduma-Land, wo das ganze Gebirge durchquert ist und die Ebene wieder beginnt, beobachtet wurden. Granit wurde nirgends anstehend gefunden, dagegen Handstücke verschiedener schöner Granitarten gesammelt, welche von grossen erratischen Blöcken stammen, die zu einer Zeit, als das Bett des Ogowe ein viel grösseres war, aus dem Innern herabgeführt wurden. Für dieses lange Ketten- gebirge, das auf den Karten gewöhnlich als Sierra complida und Sierra do Crystall aufgeführt wird, dürfte der Name westafrikani- sches Schiefergebirge nicht unpassend sein. m n D P Nr. 7 Sitzung vom 19. März. O. Lenz. 151 Von mineralischen Ausscheidungen sind interessant eine Anzahl kugeliger Drusen, deren Inneres mit schönen, zum Theil gelben (Citrin) und röthlichen Quarzkrystallen besetzt ist; die Ober- fläche dieser Drusen ist mit einem eigenthümlichen, erhabenen, bienenwaben-ähnlichen Netzwerk überzogen. Gefunden wurden die- selben ebenfalls auf secundärer Lagerstätte beim Dorf Ngunie im Neomi-Gebiet, unterhalb der Mündung des Rembo Ngunie; ihr ursprüng- liches Vorkommen dürfte in dem vielfach zerklüfteten schwarzen Schie- fergesteine oberhalb des Okande-Landes zu suchen sein. Auffallend waren die innerhalb des Stromschnellen-Gebietes des Ogowe vorkommenden polirten Felsen (vgl. Verh. d. k. k. geolog. R.-A. 1878, p. 101), eine Erscheinung, die bereits von Humboldt und Darwin in südamerikanischen Flüssen constatirt und auch an anderen afrikanischen Flüssen (Congo, Nil) beobachtet worden ist. Es dürfte zurückzuführen sein auf die Reibung der zahlreichen, in dem strudelnden Wasser suspendirten scharfen Quarzkörner, an den mit stark eisenschüssigem Lehm überzogenen Felsen; die Polirung und der Glanz der Felsen wird also durch einen dünnen Ueberzug von Eisenoxydhydrat hervorgebracht. Aeusserst interessant und einer genaueren geologischen Unter- suchung sehr bedürftig ist ein ausgedehntes Vulcangebiet. Das- selbe besteht zunächst aus dem mehr als 100 deutsche Meilen be- deckenden vulcanischen Terrain der Camerun- und Rumbi-Berge, deren höchste Spitzen, von Burton und Mann bestiegen, mehr als 13,000 Fuss hoch sind. Es wurden 28 Krater gesehen; die Lava- Ergüsse sind immer nach Süden gegangen, und die aus Asche und Schlacken bestehenden Ränder der Krater sind nach dieser Richtung hin niedriger und zeigen einen Einriss. Rauch wurde noch an ver- schiedenen Punkten constatirt, so dass diese riesige Vulcanmasse als im Solfatarenzustand zu betrachten ist. In den dreissiger Jahren soll noch ein Ausbruch stattgefunden haben, doch fehlen genaue Nachrichten darüber. An dieses Camerun-Gebiet schliessen sich in südwestlicher Richtung die vulcanischen Inseln Fernando Po, Principe, Thom& und Anobom an, und wenn man die Linie, welche alle diese Punkte verbindet, verlängert, so berührt dieselbe St. Helena, so dass man hier eine sehr lange Vulcanreihe vor sich hat. Der Clarence Pic von Fernando Po ist über 10,000 Fuss hoch; man will auch an ihm noch manchmal Rauch und Feuerschein bemerken; dagegen sind die Berge auf den übrigen Inseln niedriger. Die kleine Insel Anobom scheint nur aus einem einzigen Vulcan zu bestehen, dessen Krater in einen See verwandelt ist. Von der Loango-Küste, zwischen 3—5° s. B., wurden dem Vortragenden durch Dr. Pechuel-Lösche, dem Mitglied der Güss- feld’schen Expedition, verschiedene Petrefakten und Gesteine zuge- schickt (vgl. Verhandl. d. k. k. geolog. R.-A. 1877, p. 278), die be- weisen, dass dort sehr interessante Sachen vorkommen. Ein dunkel- braunes, lockeres, oolithisches, sehr thoniges Gestein enthält deutliche Korallenstöcke, sowie zahlreiche Exemplare von Leda, Mactra, Tellina und Cardium. Bei Landana wurden vortrefflich erhaltene Fischreste gefunden; darunter die Wirbelsäule und der Kopf eines grossen K. k. geolog. Reichsanstalt. 1878. Nr. 7. Verhandlungen, 22 152 Verhandlungen. Nr Fisches; ferner Zähne von Rochen, Pflasterzähne, Stachelflossen; auch ein echter Krokodilzahn, sowie ein Koprolith befindet sich unter den eingeschickten Gegenständen. Ebenfalls von Landana stammt der Steinkern: eines grossen Nautilus; die Masse, welche die Schale ausgefüllt hat, führt zahlreiche kleine Gastropoden und Bivalven. Südlich vom Congo, bei Ambrisette, wurde ein lichter Kalkstein ge- funden mit zahlreichen Ostreenschalen; die Klippen am Meeresstrand bestehen aus diesem Gestein. Die portugiesischen Provinzen Angola und Benguela, ob- gleich seit Jahrhunderten bekannt, sind doch geoiogisch noch sehr wenig untersucht. Nach verschiedenen Mittheilungen von Reisenden sind Granite und Schiefergesteine (die letzteren enthalten die schon lange bekannten reichen Kupfererzminen) vorhanden, ebenso vulcanische Bildungen. Horizontal liegende Kalksteinschichten, die wohl als Fortsetzung der Tertiärbildungen von Ambri- sette zu betrachten sind, wurden mehrfach beobachtet; Steinsalz und Asphalt kommt mehrfach vor, aber Niemand weiss, in welcher Weise, die Eingeborenen verhindern den Zutritt zu den Steinsalz- lagern. Das Auftreten der Gault-Ammonitenführenden cre- tacischen Schichten südlich von Mossamides ist bereits er- wähnt worden. Der Vortragende hat auf der Rückreise nach Europa flüchtig einige Küstenpunkte besucht, und so gut es in der kurzen Zeit mög- lich war, einige geologische Beobachtungen gesammelt. Bei Old- Calabar wurde säulenförmiger Basalt gefunden, der dem Camerun- Gebirge angehört; eine mikroskopische Untersuchung des Dünn- schliffes (seitens des Herrn John) zeigte viele kleine, aber deutliche plagioklastische Feldspäthe, einzelne Augitkrystalle und viel Magnetit; Olivin wurde in den untersuchten Stücken nicht beobachtet. Dicht bei Monrovia, der Hauptstadt der Neger - Republik Liberia, wurde anstehend ein sehr schöner typischer Gabbro beob- achtet (vgl. Verhandl. d. k. k. geolog. R.-A. 1878, p. 52). Der Dünnschliff zeigte unter dem Mikroskop Plagioklas in lichtgrauen, leistenförmigen Massen, sehr vorherrschend; Diallag in grossen tafel- förmigen , lichtgelb gefärbten Krystallen; ausserdem eingesprengt Titaneisen. Serpentin wurde nicht beobachtet, aber dessen Vorkommen ist nicht unwahrscheinlich. An der Goldküste bei Accra und Christiansburg wurden anstehend gefunden Schichten eines groben, rothen Quarzsand- steines mit Zwischenlagen von grossen Quarzgeröllen; die Schichten fallen unter einem steilen Winkel nach Nordosten ein. Der absolute Mangel an Petrefakten lässt kaum eine Deutung dieses isolirten Vor- kommens zu; es wurden aber am Munifluss (Bai von Corisco) und Como (Gabun) gleichfalls geneigte Schichten eines solchen rothen Sandsteines beobachtet, und ebenso existiren Handstücke desselben Gesteines vom Congo, so dass es den Anschein hat, als ob früher eine zusammenhängende Ablagerung dieses Sandsteines bestanden habe, die aber jetzt nur noch an vereinzelten Punkten constatirt werden kann. Die petrographische Aehnlichkeit mit gewissen deutschen Trias- gesteinen ist allerdings vorhanden, aber es wäre zu gewagt, eine Nr. 7 Sitzung vom 19. März. A. Bittner. 153 solche Bestimmung auszusprechen, ohne irgend welche Anhaltspunkte, ohne Hangendes und Liegendes zu kennen. Das in der Goldküste gefundene Gold (vgl. Verh. d. k. k. geo- log. Reichs-Anstalt 1878, Nr. 6, p. 119) wird aus einem rothen sandigen Thon gewaschen, der eine sehr bedeutende Verbreitung besitzt. Das ganze Gebiet von Liberia bis einschliesslich Senegam- bien ist mit diesem jungen Gebild bedeckt, dessen Goldreichthum be- sonders im Aschantigebiet schon seit Jahrhunderten bekannt ist und auch ausgebeutet wird. Die ursprüngliche Lagerstätte des Goldes sind zweifellos die sehr viel Hornblende-Gesteine führenden Gebirge, die nicht weit von der Küste bereits beginnen und eine Reihe ostwestlich streichender Gebirgszüge bilden. Das Gold ist demnach auch in Westafrika, wie anderwärts, an gewisse krystalli- nische Schiefergesteine gebunden, die durch zahlreiche Hornblende führende Schichten ausgezeichnet sind. A. Bittner. Vorkommen von Hallstätter Petrefakten im Piestinger Thale und an der Hohen Wand bei Wiener Neustadt. Da die Fundstellen von Hallstätter Petrefakten in der Nähe von Wien bisher sehr vereinzelt geblieben sind, so möge auf ein Vor- kommen dieser Art aufmerksam gemacht werden, dessen, so viel mir bekannt, bisher noch nirgends erwähnt worden ist. Dieses Vor- kommen liegt im ‚Piestinger Thale, kaum eine halbe Stunde von dem altbekannten Fundorte Hörnstein entfernt. Im Südosten des Dachsteinkalkzuges der Vordermandling, deren Abhänge die berühmte Localität für Kössener und Starhemberger Schichten „beim Kaisersteffel“, und die neuerlich von Herrn H. Zug- mayer entdeckten Bonebed-Vorkommnisse oberhalb Peisching tragen, treten noch mehrere schwächere Dachsteinkalkzüge in paralleler Richtung auf, zunächst der Dörenberg, der wohl als östliche Fort- setzung des Kressenbergs zu betrachten ist und sodann zwischen jenem und den Abhängen der Hohen Wand ein schwacher klippiger Kalkkamm, welcher ebenfalls durch seinen Reichthum an Starhem- berger und Kössener Petrefakten ausgezeichnet, schon längst als Localität „Hiesel“ oder „im Brand“ in der Literatur einen wohlklin- genden Namen führt. In der östlichen Fortsetzung dieser und der Dörenbergkette liegen im Süden von Wopfing zwei kaum scharf ge- trennte bewaldete Höhenzüge, die jedenfalls noch aus Dachsteinkalk bestehen, da an ihrem Ostende nahe dem Ufer des kalten Gangs von Herrn Zugmayer Starhemberger Einlagerungen gefunden wurden. In ihrer weiteren Fortsetzung nach NO erhebt sich am linken Ufer ein Kalkzug, welcher schon aus der Ferne durch seine südöstliche Begrenzung, eine steile, grösstentheils überhängende Felswand auf- fällt. Eine Verbindung dieses Kalkzuges mit dem am rechten Ufer liegenden Dachsteinkalke ist durch eine kleine, zwischen Strasse und Fluss mitten in der Thalniederung gelegene Kuppe angedeutet, die übrigens bei den Bahnarbeiten noch theilweise abgetragen wurde, Im Nordosten reicht dieser steile Kalkzug nur bis zu einem tief ein- 22* 154 Verhandlungen. Nat) gerissenen Graben, welcher, von Norden herabkommend, unterhalb der Ortschaft Mühlthal in den kalten Gang mündet. Die Niederungen zwischen diesen einzelnen Kalkzügen sind beinahe durchgehends von einem wenig aufgeschlossenen grauen Mergel oder kalkigmergeligen Gesteine erfüllt, welches bei Wopfing als Cementmergel abgebaut wird und nach Brachiopodenresten und sehr spärlichen Ammonitenfunden wohl grösstentheils dem Lias zugezählt werden muss. Gosaugesteine fehlen in dieser Gegend ganz oder nahezu ganz. Die muthmasslichen Lias- gesteine erfüllen sowohl die Niederung von Wopfing als jene von Mühlthal, vereinigen sich oberhalb des NO-Endes des Wopfinger Kalkzuges und reichen von da in die Hörnsteiner Mulde hinüber, werden aber an den höheren Abhängen von einer mächtigen Decke jungtertiären Conglomerates und Schotters überlagert, der von Mühl- thal abwärts eine Strecke weit die linksseitigen Gehänge des kalten Gangs allein zusammensetzt und unter welchem sodann die Dach- steinkalkmassen von Starhemberg auftauchen, an die sich unmittelbar die Piestinger Gosaubildungen anlehnen. Vom NO-Ende des Wopfinger Kalkzuges nun bemerkt man am linken Abhange des Mühlthaler Grabens mitten aus dem Walde einen kleinen isolirten Felsen aufragen, den man unbedingt für die jensei- tige Fortsetzung des rechtsseitigen Kalkzuges halten würde. Er be- steht indessen aus einem gänzlich verschieden aussehenden Gesteine, das sogleich lebhaft an die Hörnsteiner grauen Hallstätter Kalke er- innert, und durch seine Petrefaktenführung sich auch thatsächlich als Hallstätter Kalk zu erkennen gibt. Die Fauna ist unbedingt eine reiche zu nennen, sie besteht aus Cephalopoden, Brachiopoden, spärlichen Gastropoden und Crinoiden. Ausser Fragmenten von Aulacoceras und Orthoceras fanden sich ziem- lich zahlreiche Ammoniten, welche Herr Bergrath v. Mojsisovices zu bestimmen die Güte hatte. Die Genera Phylloceras, Pinacoceras und Arcestes sind vertreten. Als häufigste Form ist das kleine Pinaco- ceras insectum v. Mojs. zu nennen. Ausser diesen sind Bruchstücke von KRhabdoceras vorgekommen, und Herrn Zugmayer, welcher diese Localität unlängst besuchte, gelang es auch, ziemlich wohlerhal- tene Exemplare eines Cochloceras aufzufinden, welches wohl mit Cochl. canaliculatum v. Hauer identisch sein wird. Ein besonderes Interesse aber beansprucht dieser Fundort durch seinen aussergewöhnlichen Reichthum an Brachiopoden. Die beiden, auch von Hörnstein bekannten Arten Spirigera Strohmayri Suess und Iehynchonella longicollis Suess finden sich hier wieder; erstere ist wohl das häufigste Fossil überhaupt. Dazu kommen noch drei weitere von den von Prof. Suess in seiner Monographie der Hallstädter Bra- chiopoden (Denkschriften IX, 1855) beschriebenen Arten, so dass von den 9 Species, welche in jener Arbeit aufgeführt werden, fünf sich hier wiederfinden, wodurch wohl dieser Fundort als der reichste der bisher in der Literatur erwähnten Fundorte von Hallstätter Brachio- poden erscheint. Dazu kommen noch zwei nicht beschriebene For- men. Die erste davon ist eine sehr eigenthümliche; sie ist von Hörn- stein schon seit längerer Zeit bekannt und liegt im Hof-Mineralien- Cabinet unter dem Namen Koninckina quadrata Suess ; bereits Laube Nr. 7 Sitzung vom 19. März. A. Bittner. 15 eitirt dieselbe in seiner Cassianer Arbeit. Sie ist bei Mühlthal häufig und erfüllt ganze Gesteinsstücke für sich allein; allerdings ist sie ihrer grossen Dünne und Gebrechlichkeit wegen nur schwer in vollständigen Exemplaren zu erhalten. Ausser dieser kommt — eben- falls nicht selten — eine grosse, stark gebuchtete, in die Breite gezogene, mit flachen, verschwommenen Falten gezierte Rhynchonella vor, die mit keiner bekannten Art verwechselt werden kann. Sie weicht in Gestalt, Grösse und Ornamentirung auffallend von den drei übrigen Rhynchonellen der Hallstätter Schichten, die sämmtlich glatt sind, ab. Prof. Suess erwähnt übrigens in der Einleitung zu seiner Arbeit über die Hallstätter Brachiopoden, dass ihm vom Steinberg- kogel Bruchstücke einer sehr grossen grobgefalteten Rhynchonella bekannt seien. Ausser den erwähnten Brachiopoden-Arten scheinen bei Mühlthal — nach einzelnen Fragmenten zu schliessen — noch mehrere andere vorzukommen. Bezüglich der Vertheilung der Organismen wäre zu bemerken, dass sich eine solche in einzelne Bänken, wenigstens nach den um- herliegenden losen Gesteinsstücken, aus denen das gesammelte Mate- riale stammt, vermuthen lässt. So scheinen die grossen Rhyncho- nellen aus einer besonderen Bank zu stammen, aus einer anderen die Koninckinen, die Mehrzahl der kleineren Brachiopoden aus wieder anderen, während in den dunkleren, vorzüglich Ammoniten führenden Kalkstücken von Brachiopoden nur die kleine Ahynchonella retrocita aufzutreten scheint. Ich lasse nun ein Verzeichniss der von diesem Fundorte bisher bekannten Arten folgen: Aulacoceras spec. Orthoceras spec. Phylloceras debile Hau. » Sp. Pinacoceras insectum Mojs. 5 oxyphyllum Mojs. 5 spec. (jung, aus der Gruppe der Oxyphyllen). Arcestes tornatus Br. sp. »„ imtuslabiatus Mojs. » nov. spec. (aus der Gruppe der Intuslabiati). Rhabdoceras Suesstii Hau. Cochloceras canaliculatum Hau. Gastropoden-Durchschnitte. Waldheimia Ramsaueri Suess. Spirigera Strohmayri Suess. b) b) D) van. Rhynchonella laevis Suess. 4 aff. retrocita Swess. > longieollis Suess. nov. spec. ” Koninckina quadrata Swess mser. „ spec. (jung, aus der Gruppe der Galeati). Aa „ Pptychodes Mojs. Crinoiden-Reste. Bei dieser Gelegenheit möge noch eines zweiten, nicht ganz uninteressanten Vorkommens Erwähnung gethan sein. In älteren Arbeiten der k. k. geologischen Reichsanstalt findet man mehrfach Angaben über das Auftreten von Hallstätter Kalken auf der Hohen Wand bei Wiener Neustadt. Es seien hier insbesondere die Angaben Czizeks erwähnt, welche den Wandkalk geradezu als Hallstätter Kalk bezeichnen. In der Gliederung der Trias-, Lias-, und Jura-Bildungen der nordöstlichen Alpen von Fr. v. Hauer, Jahrbuch 1853, wird p. 726 des Auftretens von Halobienschichten auf der Wand bei Stollhof ge- 156 Verhandlungen. Nr. 7 dacht. M. Hoernes citirt im der Abhandlung über die Gastropoden und Acephalen der Hallstätter Schichten (Denkschr. IX, 1855) Mo- notis salinaria als auf der Wand bei Stollhof vorkommend. Diese An- gaben verlieren sich später, und das Vorkommen von Hallstätter Fossilien auf der Wand scheint verschollen zu sein. Im vorigen Jahre gelang es mir indessen, Belege dafür zu finden, dass diese älteren Angaben durchaus nicht übergangen zu werden verdienten. Es kommen nämlich unter den Blöcken, welche den Fuss der Wand bedecken, typische Halobienschichten vor, ins- besondere an zwei Stellen, auf der Maiersdorfer Viehweide und in der Nähe des Lattergrabens. Herr Bergrath v. Mojsisovics hatte die Freundlichkeit, auch diese Fossilien zu untersuchen, und die Art als Halobia distineta Mojs. zu bestimmen. Es ist dieselbe Art, welche an dem schon längst be- kannten Fundorte für Hallstätter Schichten — beim Steinbauer im Miesenbachthale — in Gesellschaft von Ammoniten auftritt. Be- kanntlich ist die Maiersdorfer Viehweide der Ort, wo in den von der Wand herabgestürzten Blöcken häufig eine grosse Rhynchonella, die in der Literatur bald als Ih. amphitoma var. Br., bald als Rh. pe- data Br., bald als Rh. ancilla Suess mser. angeführt wird, gefunden wurde. Diese in den Ablagerungen des mittleren und oberen Trias und vielleicht auch des Lias auftretende Form scheimt hier in un- mittelbarer Nähe der Halobienschichten zu liegen, ja unter dem Ha- lobiengesteine selbst finden sich einzelne Stücke, in denen auch zahl- reiche Exemplare einer Rhynchonella vorkommen, die man ohne Wei- teres für Jugendexemplare der Rh. pedata ansehen möchte, um so mehr, da auch das Gestein, in dem die grossen Rhynchonellen auf- treten, ganz dasselbe ist. Ueber das Niveau dieses höheren, weitver- breiteten Vorkommens der Rh. pedata herrscht grosse Unsicherheit. Prof. Suess gibt in der Einleitung zu seiner Abhandlung über die Brachiopoden der Kössener Schichten (Denkschr. VII, 1854, p. 34) an, dass die Pedata-Schichten am Dachstein einem ziemlich tiefen Horizonte des Dachsteinkalkes anzugehören scheinen. Gümbel (Geogn. Beschr. des bair. Alpengebirges p. 228) sagt, dass die Rh. amphitoma am Jennergipfel und am Barmsteine in Gesellschaft von Hallstätter Ammoniten auftrete. Herr Zugmayer citirt (Führer zu den Excursionen der deutschen geolog. Gesellschaft 1877, p. 134) die Ih. pedata aus den bunten Mergelkalken, die bei Piesting und Waldegg dem Dachsteinkalke eingelagert sind. Ganz ähnliche bunte Mergel- kalke finden sich aber auch häufig am ganzen Südostabsturze der Wand, ohne dass mir übrigens gelungen wäre, das genannte Fossil darin aufzufinden. Dagegen wurde an einer Stelle in solchen bunten Kalken eine Koninckina, die, abgesehen von der viel geringeren Grösse, der oben erwähnten K. quadrata des Hallstätter Kalkes sehr nahe steht, gefunden, und in nächster Nähe dieses Gesteins in röth- lichgrauem Kalke eine kleine verkieselte Rhynchonella, die wieder der in der Gesellschaft der Halobia distineta vorkommenden Rhyn- chonella überaus ähnlich sieht. Bergrath Stur führt (Führer p. 179) die Rh. amphitoma noch aus einigen anderen Localitäten an und auf der Wand an, unterscheidet Nr. 7 Sitzung vom 19. März. A. Bittner. 157 sie von einer älteren triadischen Form, ist indessen (Geol. d. Steier- mark p. 377) nicht geneigt, ihr irgend eine Bedeutung für die Alters- bestimmung des Wandkalkes beizumessen, während er (l. c. p. 378) auf Grund einer Anzahl anderer Petrefakten nachweist, dass der Wandkalk als eine Facies des unteren Lias, speciell des Hierlatz- kalkes anzusehen sei. Es scheint nun allerdings aus dem Vorkommen von Halobienschichten an der Wand hervorzugehen, dass die Bezeich- nung als Hierlatzkalk nicht auf die gesammte Masse des Wandkalkes ausgedehnt werden dürfe. An und für sich ist das Auftreten auch tieferer Niveau’s im Wandkalke nichts Unerwartetes, da ja ebenso im Südwesten wie jenseits der Wand im Miesenbachthale Werfener Schiefer auftritt, wie denn auch an einzelnen Stellen der Wand selbst schwarze Kalkschiefer zu finden sind, die nach ihrem Aussehen und ihrer allerdings ärmlichen Petrefaktenführung möglicherweise dem Niveau der Reingrabner-Schiefer oder Aviculenschiefer Stur’s an- gehören könnten. Die Angabe von Bergrath Stur, dass unterer Lias im Wandkalke ebenfalls vertreten sei, leidet darunter um so weniger, als ich selbst an einer Stelle des vorderen Abhangs der Wand ober- halb Frankenhof rothe Kalke auffand, in denen sich neben Belem- niten, Lytoceras-Fragmenten und einem noch nicht bestimmten Phyl- loceras ein Ammonit fand, der dem Harpoceras serpentinum Rein. spec. sehr nahe steht und jedenfalls auf oberliassisches Alter der betref- fenden Schicht hinweist. Die ohnehin nicht übermässig klaren Ver- hältnisse der Wand werden durch diese wenigen und ungenügenden Eunde jedenfalls noch complicirter, aber das kann nicht Wunder Die Vorderm andli ng Le Faymann ed SLLLU17777 N R - Kap NUN an Luna K [3 h ai 9 GL: ray Srenderg, um B, unulz AR. 2 2; Im gun 7} 3, x alla tunen; nd PA Sm“ S Kagstler a ZZTIIND S ak Ink Pr ln = Alb HG, AST NU107.71077077770 Se, rn, er 2 ZERRUU NE, E Ze AL Ss 207 eg, D Zum, 194 zZ Vorberge > 7 E 7 ZERS g); SL. ß S der Wand) SR RIENNLULTT> NULL ne Hole au, une By m - A % u, pt! and z Ss mm RB, z Kl de, = % & = 3 S S N > Ss FNINTLLIDNIN "raum ungen’ der Nager lm [f RN) nv Jr 3 N) Del ud“ Mama’ f nehmen in einer Gegend, in welcher das unvermitteltste Neben- und Durcheinander-Auftreten aller denkbaren Formationsglieder zu der Regel gehört. Es genügt hier, auf Hörnstein hinzuweisen, wo ja ebenfalls mitten aus Lias- und Jura-Ablagerungen klippenartig iso- lirte Felsen von Hallstätter Kalk aufragen. 158 Verhandlungen. Nr. 7 Eigenthümlich genug ist übrigens der Umstand, dass, so wie in der Fortsetzung des Streichens der Wopfinger Dachsteinkalke im NO plötzlich eine kleine Partie Hallstätter Kalkes auftritt, so anderer- seits in der Fortsetzung der zum Theil aus Hallstätter Kalken be- stehenden Wand die Dachsteinkalke von Starhemberg und Piesting liegen. Die gegenwärtig naheliegendste Erklärung für diese Erschei- nung ist wohl in dem Umstande zu suchen, dass die im Wesentlichen NO streichenden einzelnen Höhenzüge der Wiener’ Neustädter Alpen durch zahlreiche Querbrüche von nordwestlicher Richtung unterbro- chen und zerstückt sind, wie sich denn solche Querbrüche thatsäch- lich an einzelnen Stellen ganz überzeugend nachweisen lassen. Literatur-Notizen. K. P. Dr. A. Frit. Studien im Gebiete der böhmi- schen Kreideformation. Die Weissenberger und Mal- nitzer Schichten. (Archiv der naturw. Landesdurchforschung von Böhmen, IV. Bd., Nr. 1, Prag 1873.) Die vorliegende Arbeit behandelt, als Fortsetzung der im ersten Bande des Archivs der naturwissenschaftlichen Landesdurchforschung von Böhmen von dem- selben Verfasser erschienenen Bearbeitung der beiden tiefsten Glieder der böhmi- schen Kreidebildungen, der Perucer und Korycaner Schichten, die nächstjüngeren Glieder. Die Arbeit zerfällt in 3 Hauptabschnitte. Der erste derselben gibt eine all- gemeine Charakteristik der Schichten. Die Weissenberger Schichten (sonst Plenersandstein, Planer des weissen Berges, Opuka etc. benannt) werden weiter gegliedert in die drei Stufen der Semitzer Mergel, Drinower Knollen und Wehlo- witzer Plener. In Beziehung auf das geologische Alter der Weissenberger Schichten bemerkt der Verfasser, dass Vergleichungen der böhmischen Kreidegebilde mit fran- zösischen und englischen nur sehr allgemein versucht werden können, die Weissen- berger Schichten beiläufig dem unteren Turon entsprechen dürften, viele Arten ent- halten, welche in der Craie chlorite vorkommen, und in Bezug auf die Fische den Horizont der Kreide von Leves in England repräsentiren. Das Hauptleitfossil ist Inoceramus labiatus. Ueber den Weissenberger Schichten liegen die Malnitzer Schichten, welche in ihrer typischen Entwicklung (bei Malnitz und Laun) aus drei Lagen bestehen: dem Grünsandstein von Malnitz, den Launer Knollen, und der Malnitzer Avellanen-Schichte. Im Hangenden der Malnitzer Schichten folgen dann die Isersandsteine und Teplitzer Schichten. Ueber das Aequivalent der Malnitzer Schichten in Frankreich und England zu sprechen, bezeichnet der Verfasser als noch nicht an der Zeit. Der zweite Hauptabschnitt der Arbeit gibt die Beschreibung der im Gebiete der Weissenberger und Malnitzer Schichten untersuchten Localitäten und eine tabel- larische Uebersicht der in diesen Schichten aufgefundenen Petrefakten. Es würde uns wohl etwas zu weit führen, auf die zahlreichen und werthvollen hier mit- getheilten Detailbeobachtungen einzugehen. Als ein in wissenschaftlichen Publicationen ungewohnter Vorgang erscheint es, dass Hr. Dr. Fri& alle früheren, die in Rede stehenden Gebiete behandelnden Publicationen vollständig ignorirt. Man kann sich infolge dieses Vorganges kein Urtheil darüber bilden, welche Resultate neu, welche der Literatur entnommen oder doch auf dieselbe fussend gewonnen sind. Auch dort, wo die Anschauungen des Verfassers von denen früherer Beobachter abweichen, wäre eine Rechtfertigung dieser Abweichungen einer einfachen Ignorirung älterer Beobachtungen vorzuziehen. Von allen früheren Mittheilungen üher böhmische Kreidegebiete kann man doch wohl nicht behaupten, dass sie „auf allzu flüchtigen Reise-Findrücken beruhen“, wie Hr. Dr. Friö in seiner Vorrede bemerkt. . Der dritte (paläontologische) Hauptabschnitt gibt ein kritisches Verzeichniss der in den Weissenberger und Malnitzer Schichten vorkommenden Versteinerungen. In einer Schlussbemerkung gibt der Verfasser seine Ansichten über die Parallelisirung der böhmischen Kreidegebilde mit denen Norddeutschlands. Der Nr. 7 Sitzung vom 19. März. E. Riedl. H. Engelhardt. 159 Verfasser glaubt, dass sich die Zonen, welche Dr. U. Schloenbach für die böh- mischen Kreideschichten aufgestellt hat, nicht alle halten lassen. K. P. E. Riedl. Das Schwefelkies-Vorkommen des Sannthales. (Oesterr. Zeitschr. für Berg- u. Hüttenw. 1878, Nr. 50.) Der Verfasser beschreibt die einzelnen, in der Gegend von Piereschitz-Sche- lesno gemachten Kiesaufschlüsse, und hebt schliesslich hervor, dass jene Porphyr- Arten, an welche diese Kiesvorkommnisse gebunden sind, nicht allein in der Um- gebung der bisher erschlossenen Kiesstöcke auf bedeutende Erstreckung fortsetzen, sondern in diesem Reviere ganze Gebirgsketten zusammensetzen, welche der Schür- fung ein weites, bisher intactes Terrain bieten. Der Verfasser ist der Ansicht, dass man es hier mit einer ganzen Reihe von Kiesstücken zu thun haben dürfte, von denen wir heute erst einen kleinen Theil, und diesen bloss in seinen obersten Zonen kennen, und dass in dieser Gegend alle Bedingungen vorhanden seien, um für die hier erst seit Kurzem in’s Leben getretene Kiesgewinnung eine sehr gedeih- liche Entwicklung voraussehen zu können. K. P. Dr. A. Cathrein. Die geognostischen Verhält- nisse der Wildschönau. (Zeitschr. d. Ferdinand. 3, F. 21, B.) Im Anschluss an die von Pichler (Jahrb. d. k. k. geolog. R.-A. 1869) über dieselbe Gegend gemachten Mittheilungen gibt der Verfasser hier eine recht über- sichtliche Darstellung des geologischen Baues der „Wildschönau“ genannten Land- schaft in Tirol. Auf zwei Durchschnitten (vom Inn bis zum Kelbach, und von Nie- derau nach Wörgl), sowie im Contexte der Arbeit sind unterschieden: Thonglimmer- schiefer, Wildschönauer Schiefer, Schwazer-Kalk, Buntsandstein, Muschelkalk, Keu- per (untere Cardita-Schichten), Diluvium, Alluvium und Eruptivgesteine (Gabbro, Chloritgabbro, Diallagserpentin). K. P. H. Höfer. Die Felsentöpfe bei Pörtschach in Kärnten. (Jahrb. f. Min. 1878.) Der Verfasser beschreibt den unter dem Namen des „Hexenkessels“ bekannten Riesentopf und noch zwei andere ähnliche Vorkommnisse am Westgehänge des Pirker Bergrückens, bespritht hierauf die zur Erklärung der Riesentöpfe oder Fel- sentöpfe im Allgemeinen aufgestellten Ansichten, und kommt zu dem Schlusse, dass für die Pörtschacher Riesentöpfe, sowie für die meisten anderen Fälle (falls nicht in einem gegenwärtigen Wasserlaufe eine noch näher gelegene Ursache gegeben ist) die Erklärung durch Gletscherbäche die befriedigendste sei. K. P. Pfahlbauten in Oderberg. (Mähr.-Schles. Grenzbote 17. Febr. 1878.) Nach dem genannten Blatte wurden beim Baue der Gasanstalt auf der Nord- bahnstation Oderberg zwei Reihen 3'5 M. von einander entfernte, parallel lau- fende, 60—90 Cm. starke Eichenbäume blosgelest, die vollständig horizontal lagen. Oberhalb dieser Hölzer lag eine circa 30 Cm. starke Schichte Holz, welche sich mit dem Spaten wie Lehm schneiden liess. Unterhalb dieser Schichte wurden), eine Menge kleinere Pflanzenreste gefunden, darunter Schalen von Haselnüssen und Ge- treidekörner. Drei Meter tiefer stiess man abermals auf hartes Holz. Ob man es hier wirklich mit Resten von Pfahlbauten zu thun habe, müssen wohl erst weitere Erhebungen sicherstellen. D. St. H. Engelhardt. Tertiärpflanzen aus dem Leit- meritzer Mittelgebirge. Ein Beitrag zur Kenntniss der fos- silen Pflanzen Böhmens. Mit 12 lithographirten Tafeln. Nova Acta der kaiserlich Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher. Bd. XXXVII, Nr. 4. Herr Bergverwalter Castelli in Salesl hat im Laufe mehrerer Jahre aus dem beim Abbau der Salesler Glanzkohle oftmals sich stückweise ablösenden Deck- gebirge eine grosse Anzahl tertiärer Pflanzenreste gesammelt, die das Materiale zu der vorliegenden Abhandlung bilden. Diese Vorkommnisse stammen aus den Basalt- tuffen des Grosspriessener (Binower) Thales, die nicht besonders mächtige, vielfach K. k, geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 7. Verhandlungen, 23 160 Verhandlungen. Nra7 gestörte Flötze einer guten Braunkohle eingelagert enthalten. Ergänzt wurde das Materiale durch Pflanzen-Vorkommnisse im Berge Holaikluk. Ein drittes Materiale wurde auf einem von Prof. Laube entdeckten Fundorte bei Schüttenitz, „Pfarr- busch genannt, in einem harten Sandsteine gesammelt. Die Tertiärflora aus dem Tuffe von Salesl hat 22 Arten geliefert, die vom Holaikluk 61 Arten, die des Süsswasser-Sandsteines von Schüttenitz 30 Arten er- geben. Die Schüttenitzer Flora schliesst sich jener von Altsattel und Reut im Winkel an, in den tiefsten und ältesten tertiären Braunkohlen-Sandsteinen auftre- tend. Die Flora von Salesl und Holaikluk ist jünger, den über dem Sandsteine lagernden Basalttuffen angehörig. H. Engelhardt. Fossile Pflanzen des Süsswasser-Sand- steins von Tschernowitz. Ein neuer Beitrag zur Kenntniss der fossilen Pflanzen Böhmens. Mit 5 lith. Tafeln. Nova acta der kais. Leop.-Carol. Deutschen Akademie d. Wiss. Bd. XXXIX, Nr. 7. Hinter dem Dorfe Tschermowitz (bei Kommotau, auf der Strasse nach Kaa- den), am Fusse des Purberges in Steinbrüchen aufgeschlossen, brieht ein zu Stein- metz-Arbeiten verwendeter sog. „Trappsandstein“, ein fein- bis grobkörniger Quarz- sandstein, der stellenweise conglomeratartig wird, und bald weicher, bald quarzit- ähnlich und sehr fest in der Umgebung des Berges auftritt. In diesem Sandsteine treten in dessen unteren Schichten vereinzelt, in den oberen dagegen massenhaft grosse Stamm-, Ast- und Rindenstücke, Früchte, Zapfen und Blätter auf. Ausser den vom Verfasser selbst gesammelten Stücken dieser Pflanzenreste haben solche, die die Frau Baronin Korb-Weidenheim in Wernsdorf, ferner die Herren Ca- stelli und Held gesammelt haben, als Materiale zur vorliegenden Abhandlung gedient. Die Flora des Sandsteins von Tschernowitz enthält 32 Arten, und dieselbe ist mit der Tertiärflora von Altsattel einerseits und von Schüttenitz andererseits als gleichzeitig zu betrachten. K. P. L. Roth v. Telegd..e. Ein neues Cardium aus den Congerienschichten. (Ed. sep. e „Termeszetrajzi fuzetek“ Vol. II, Part. 1, 1878.) Die unter dem Namen Cardium ceristagalli beschriebene und abgebildete Form stammt aus den Congerienschichten der Gegend von O-Kurd, nördlich von Fünfkirchen, liegt in glimmerigem Sand zusammen mit Card. Schmidti, Cong. trian- gularis und Cong. rhomboidea, und ist dem Card. hungaricum Hoern. zunächst verwandt. K. P. M. Stephanesco. Note sur le bassin tertiaire de Bahna (Roumanie). (Extr. du bull. de la soc. g&ol. de France, 3e serie, t. V, p. 387.) Mit Befriedigung begrüssen wir jede Erweiterung der geologischen Kenntniss unserer verhältnissmässig noch so wenig bekannten südöstlichen Nachbarländer. Die vorliegende kleine Arbeit bietet in dieser Beziehung einen recht schätzbaren Beitrag. An der Westgrenze Rumäniens, bei Bahna, nördlich von Vereiorowa, ent- deckte Hr. Stephanesco ein bisher unbekanntes, beinahe ganz von azoischen Bildungen eingeschlossenes 'Tertiärbecken. M. Huot (Bull. soc. geol. de France, le ser., t. X) und d’Archiae (Hist. d. Progr. de la geologie t. II) hatten nur von Tertiärbildungen östlich vom eisernen Thor (bei Skila oder Schela Cladovi) gespro- chen. Von den aus dem Becken von Bahna aufgezählten Fossilien kommen die meisten (22) in den marinen Mediterran-Ablagerungen unseres Wiener Beckens vor. Nur eine allerdings mit Fragezeichen aufgeführte Art, nämlich Congeria subglobosa Partsch, welche zusammen mit Cerith. plicatum Brug., Buccinum miocenicum Mich., Pleurotoma spinescens Partsch, Pleur. Jouwanetti Des Moul., Natica helicina Brocchi und Ostrea crassissima Lam. in der höheren Abtheilung der Ter- tiärschichten von Bahna liegen soll, stimmt nicht gut in diese Vergesellschaftung. Weiters gibt Hr. Stephanesco eine Notiz über die Zusammensetzung des linken Donauufers südlich von Verciorowa, in der Gegend des eisernen Thors. Von Verciroowa gegen Turn-Severin gehend, trifft man zunächst Glimmerschiefer, dann A Nr. 7 Sitzung vom 19. März. A. Müller. G. A. Pirona. 161 hinter der Eisenbahnstation von Verciorowa eine Lage schmutzig weissen, festen. muschelig brechenden Kalksteins. Dann kommt eine Folge von harten Sandsteinen, Conglomeraten und schwarzen oder rothen Schiefern mit unbestimmbaren Pflanzen- resten. Diese Schichten hält der Verfasser für untersilurisch oder cambrisch. Dann _ gelangt man wieder an eine mächtige Masse von Glimmerschiefer und Gneiss. Alle diese Lagen setzen auf das andere Ufer, nach Serbien, fort. Die Felsen, welche die Cataracten beim eisernen Thor zusammensetzen, sind Glimmerschiefer. Diese halten nun südostwärts bis gegen Gura Vaii an, dann folgen wieder jüngere (tertiäre) Ge- bilde, die jedoch mit denen von Bahna nicht zusammenhängen und gegen Schela Cladovii fortsetzen. K. P. Pr. Albr. Müller. Ueber die anormalen Lage- rungs-Verhältnisse im westlichen Basler Jura. (Basler naturw. Ges.) Der Verfasser kommt nach eingehender Schilderung der sehr eigenthümlichen tektonischen Verhältnisse des in Rede stehenden Gebirges (namentlich der west- lichen Fortsetzung der nördlichen Ketten) zu dem Schlusse, dass der Gebirgsbau der Juraketten nicht als die Wirkung eines einmaligen oder eines wiederholten, aber in gleichem Sinne von Süden, resp. von den Alpen ausgehenden Seitendruckes betrachtet werden dürfe, sondern als das Resultat vielartiger, zu verschiedenen Zeiten theils aus der Tiefe, theils durch Seitendruck erfolgter Actionen, zu denen dann noch die späteren Erosionswirkungen hinzutreten. K. P. Th. Fuchs. Die geologische Beschaffenheit der Landenge von Suez (mit Karte). (Denkschr. d. k. k. Akad. d. Wiss. Bd. XXXVIN, 1877.) Im Gegensatze zu der Anschauung früherer Forscher nimmt der Verfasser an, dass der angebliche Miocänfels von Chalouff nichts als eine quaternäre Gypsbank mit eingeschlossenen Blöcken von Miocänkalk sei, dass ein das Mittelmeer vom rothen Meer trennender tertiärer Grenzwall nicht nachweisbar, die Landenge ganz aus quaternären Bildungen zusammengesetzt sei; jedenfalls ein bei Berücksichtigung der bekannten grossen Faunen- Verschiedenheit der beiden Meere sehr überraschendes und interessantes Resultat. A.B. @. A. Pirona. Sulla fauna giurese del Monte Cavallo in Friuli. Estratto del vol. XX delle Memorie del Reale Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti. Venezia 1878. 62 Seiten. 1 Tafel mit color. Kärtchen und Profilen, 8 Petrefakten-Tafeln. Die von dem Autor bereits in seiner Schrift „La provincia di Udine sotto l aspetto storico naturale“ 1877 angekündigte Beschreibung der Nerineenfauna von Polcenigo liegt nun vor. Der Fundort dieser Fauna liegt am Südfusse der Kreidekalk- massen des Monte Cavallo und wird durch einen Aufbruch der Kreideschichten, welche sich in nordnordöstlicher Richtung von der Kirche La Santissima bei Pol- cenigo bis zum Eingange des Thales San Tommaso erstreckt, gebildet. Die Fauna setzt sich folgendermassen zusammen: Belemnites 1sp., Actaeonina 3 sp., Pseudo- melania 1 sp., Itieria 13 sp., Ptygmatis 11 sp., Nerinea 24 sp., ÜOryptoplocus 6 sp., Cerihrum 5 sp., Trochus 1 sp., Turbo 1 sp., Natica pl. sp., Neritopsis 1 sp., Nerita 1 sp., Pileolus 1 sp., Diceras 4 sp., Cardium 1 sp., Pachyrisma 1 sp., ? Mytilus 1 sp. Aus dieser Aufzählung ergibt sich, dass von 76 Arten, unter denen nur 11 als neu beschrieben werden, mehr als zwei Drittel zur Gruppe der Nerineen gehören. Die grösste Menge derselben sind bereits vom Plassen, von Inwald, von Wimmis und besonders von Palermo bekannt. Der Verfasser zählt daher diese Fauna zum untern Tithon. Zahlreiche Corallen, welche an gleicher Localität auftreten, hat Prof. Achiardi zur Bearbeitung übernommen. Die Fauna von Polcenigo ist dess- halb von grösstem Interesse, weil sie bisher die einzig bekannt gewordene Corallen- Facies der Tithonstufe im festländischen Italien darstellt. Als ausserordentlich anerkennenswerth verdient hervorgehoben zu werden, dass sämmtliche Arten der Fauna von Polcenigo auf den beigegebenen 8 Tafeln ab- 23* 162 Verhandlungen. Nr. 7 gebildet erscheinen, ein Vorgang, der gewiss in nicht geringem Masse die Verglei- chung und Parallelisirung dieser Fauna mit verwandten zu unterstützen und zu er- leichtern geeignet ist. A. B. G. Bianconi. Considerazioni intorno alla for- mazione miocenica dell’ Apennino. Estr. dalla ser. II, t. VIII, delle memorie dell’ Academia delle scienze dell’ Istituto di Bologna 18412720785, 1. Taf, Von den sehr einfachen stratigraphischen Verhältnissen des am Torrente Samosgia gelegenen Monte Velio ausgehend, unternimmt der Verfasser, sich auf seine in früheren Schriften publieirten Anschauungen berufend, den Nachweis zu führen, dass das Miocän im Apennin eine unvergleichlich grössere horizontale und verticale Verbreitung besitze, als man gewöhnlich anzunehmen pflegt. Für ihn ge- hören zum Miocän der Schlier von Paderno, S. Vittore, Montecuculo u. s. f., die Molasse von Vergato, die Macignos von Porretta und Granaglione, die Sande und Molassen von Loiano und Vado, die „Sanddünen“ von Monzone, Gaiano u. a. O,., die Maecignos von Sestolo und Comone — kurz, ausser wirklich unzweifelhaft jün- geren Bildungen ein sehr grosser Complex bisher stets als älter angesehenen Ab- lagerungen, namentlich aber auch ein namhafter Theil, vielleieht die Hauptmasse des als apenninischer Flysch zusammengefassten Terrains. Der Verfasser verhehlt sich allerdings (p. 10) hierbei nicht, dass diese Parallelisirungen ohne Zweifel als willkürliche und unmögliche Annahmen, die mit dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft durchaus unvereinbar sind, gelten werden. Und es lässt sich aller- dings kaum verkennen, dass wenigstens die grösstentheils nur aus der petrographi- schen Zusammensetzung hergenommenen Gründe, die er für seine Ansichten bei- bringt, für sich allein kaum geeignet sein dürften, für dieselben wesentliche Stützen abzugeben. A. B. A. Isse. Appunti paleontologici I. Cenni sui Myliobates fossili dei terreni terziariiitaliani. Estr. dagli Annali del Mus. Civ. di St. Nat. dı Genova, vol. X, 1877, 28 Seiten. Holzsch. im Text. Nach einer eingehenden Darlegung der gegenwärtigen Kenntniss sowohl der lebenden als fossilen Arten des Gen. Myliobates werden folgende Arten aufgeführt und beschrieben: M. ligustieus n. sp., aus unterpliocänem Thon von Fruttuoso bei Genua. M. Strobeli n. sp., von Mulazzano im Parmesanischen, Pliocän? . M. amgustidens E. Sism., Pliocänmergel von Baldichieri bei Asti, auch bei Bologna und in Toscana. M. Bellardii n. sp., Miocän von Carcare, M. Testae Philippi, wahrscheinlich von Ragusa in Sicilien. M. sutwralis Ag., diese aus dem Sheppey-Thone stammende Species wird von Lawley aus dem Toscanischen eitirt. M. gramulosus n. sp., Pliocän von Bacedasco im Parmesanischen. M. microrhyzus Delf., ursprünglich aus Leognan, von’ Lawley für Toscana eitirt. ?_M. punctatus Ag., für diese gilt das bei M. sutwralis Bemerkte. M. apenninicus Costa, soll von Mormanno in Süditalien stammen. M. Sternbergi Ag., nach einem Exemplare im Prager Museum, das aus dem Brentathale stammt. A. B. F. Bassani. Ittiodontoliti del Veneto. Estr. dagli Atti della Societä Veneto-Trentina di scienze-naturali residente in Padova, vol. V, fasc. II, 1877. Enthält eine Aufzählung der bisher aus dem Venetianischen bekannt gewor- denen Fischzähne sowohl secundären als tertiären Alters. 6 Arten werden als neu beschrieben, darunter sind 1 Aetobates, 2 Myliobates, 1 Carcharodon, 1 Oxyrhina Nr. 7 Einsendungen f. d. Bibliothek. 163 und 1 Otodus. Die Abbildungen derselben sollen in einem demnächst folgenden Werke gegeben werden. Die Anzahl der aufgeführten Arten ist schon eine recht ansehnliche, es sind 54 tertiäre, sich auf 13 Genera, und 14 secundäre, sich auf -7 Genera vertheilende Species bekannt. Auffallend ist, dass 8 Arten zugleich in secundären und tertiären Ablagerungen vorkommen, zwei davon, Carcharodon angu- stidens Ag. und Oxyrhina paradoxa Ag., werden sogar aus oberem Jura und Ter- tiär genannt. Dr. F.Senft. Synopsis der Mineralogie und Geognosie (U. Abth. Geognosie, Formationenlehre), Hannover 1878. Der vorliegende, die Formationenlehre umfassende Band zerfällt in zwei Ab- schnitte. Der erste behandelt die Entwicklungs-Geschichte der Formationen im All- gemeinen, der zweite die specielle Beschreibung der einzelnen Formationen, von den azoischen bis zu den Alluvial-Formationen. Als Anhang ist ein Verzeichniss der- jenigen Werke, welche bei der Bearbeitung der Synopsis, namentlich der Atmo- sphäro-, Hydro- und Petrographie benützt wurden, sowie ein Sachregister beigefägt. Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separatabdrücke. Eingelangt vom 1. Jänner bis Ende März 1878. D’Achiardi Antonio. Minerali Toscani. Pisa 1877. (6157. 8.) — — Sull’ origine dell’ .acido borico e dei borati. Pisa 1878. (6235. 8.) Agassiz L. et Broeck Vanden E, Eitude sur les Foraminiferes de la Barbade ete. Bruxelles 1876. (6216. 8.) Bassani F. Ittiodontoliti del Veneto. Padova 1877. (6221. 8.) Benecke E. W. Dr. Geognostisch-paläontologische Beiträge. Bd. I und II sammt Tafeln. München 1868—76. (6196. 2.) Bertrand Em. De la mesure des angles diedres des cristaux microscopi- ques. Paris 1877. (2126. 4.) Beyrich. Ueber jurassische Ammoniten von Mombassa, Berlin 1877. (6151. 8.) — Ueber einen Pterichthys von Gerolstein. Berlin 1877. (6222. 3.) \ Bianconi G. G. Considerazioni intormo alla formazione miocenica dell’ Apennio. Memoria. Bologna 1877, (2128. 4.) Bihet O. Note sur le puits artesien creuse aux ateliers du Grand-Central- Belge a Louvain. Paris 1876. (6159. 8.) Brady H. B. et Broeck Vanden E, Une vraie Nummulite Carbonifere. Bruxelles 1874. (6211. 8.) — — Monographie des Foraminiferes, Carboniferes et Permiens. Bruxelles LSTZu ib (6217. 8.) Brandt’sche Gesteins-Bohrmaschine, beschrieben von J. C. Wagner in Gmun- den 1877. (2125. 4.) ' Broeck Vanden E, Sur les alterations des depöts quaternaires par les agents atmospheriques. Paris 1877. (2131. 4.) — — Les foraminiferes des rouges pliocenes de la Belgique. Bruxelles 1876. (6197. 8.) — — Note suppleinentaire aux considerations sur les deviations scalari- formes des planorbis complanatus de la Mare de Magnde. Bruxelles 1872. (6198. 8.) — — Notes sur une Excursion scientifigues en Suisse. Bruxelles 1876. (6199. 8.) — — Sur l’examen des fossiles recueilles dans les sondages de la province d’Anvers. Liege 1874. (6200. 8.) — — Liste des Mollusques recueillis aux environs d’Arlon et de Virton. Bruxelles 1873. (6201. 8.) — — Note sur l’alteration des roches quaternaires des environs de Paris par les agents atmospheriques. Paris 1877. (6202. 8.) — — Quelques considerations au sujet d’un travail de M. Davidson sur les terebratules des terrains tertiaires de la Belgique. Bruxelles 1874. (6203. 8.) 164 Verhandlungen. Nr. 7 Broeck Vanden E, Notes on the Mollusca of the Post-Pliocene formation in Acadia. Bruxelles 1874. (6204. 8.) — — Note la presence de l’argile Oligocene sous les sables pliocenes du Kiel. Bruxelles 1875. (6205. 8.) — — Rapport sur une excursion faite le 16 juillet 1874 au Bolderberg. Bruxelles 1874. (6207. 8.) — — Rapport sur l’excursion faite par quelques membres de la Societe mala- cologique de Belgique les 28 et 29 mai 1871. (6208. 8.) — — (Considerations sur les deviations scalariformes des planorbis compla- natus de la Mare de Magnde. Bruxelles 1872. (6209. 8.) — — Quelques considerations sur la decouverte dans le calcaire Carboni- fere de Namur etc. Bruxelles 1874. (6212. 8.) — — ÖObservations sur la Nummulites planulata du Paniselien. Bruxelles 1874. (6213. 8.) — — Note sur les Foraminiferes de T’argile des Polders. Bruxelles 1876 bis 1877. (6214. 8.) — — Apergu sur la Geologie des environs de Bruxelles. Bruxelles 1876. "(6218. 8.) — — Seconde lettre sur quelques points de la Geologie de Bruxelles. Lille 1877. (6219. 8.) — — Liste des Foraminiferes du Golfe de Gascogne. Bordeaux 1875. (6220. 8.) Credner H. Das Dippoldiswalder Erdbeben vom 5. October 1877. Leipzig 1878. (6225 8.) Dames W. Dr. Die Echiniden der vicentinischen und veronesischen Ter- tiärablagerungen. 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(2127. 4.) — — Notice sur les travaux scientifiques. Paris 1877. (2128. 4.) — — La Craie de Crimde comparee ä celle de Meudon etä celle de l’Aqui- taine. Paris 1877. (6190. 8.) — — Notes sur le terrain Cretace du departement de l’Yonne. Paris 1876. (6191. 8.) — — Sur la position exacte de la zone & heterodiadema libycum. Paris 1376. (6192. 8.) Herbich F. und Neumayr M. Dr. Beiträge zur Kenntniss fossiler Bin- nenfaunen. Wien 1875. (6172. 8.) Hiladisch. In Oderberg Pfahlbauten? M.-Ostrau 1878. (2139. 4.) Höfer H. Die Felsentöpfe (Riesenkessel) bei Pörtschach in Kärnten. Stutt- gart 1878. (6153. 8.) Hoernes R. Dr. Die Fauna des Schliers von Ottnang. Wien 1875. (6166. 8.) — — Anthracotherium magnum Cuv. aus den Kohlen-Ablagerungen von Trifail. Wien 1876. (6167. 8.) — — Tertiär-Studien. VI. Ein Beitrag zur Kenntniss der Neogen-Fauna von Süd-Steiermark und Croatien. Wien 1875. (6168. 8.) Nr. 7 Einsendungen f. d. Bibliothek. 165 Issel A. Appunti paleontologici. II. Cenni sui Myliobates fossili dei ter- reni terziarii italiani. Genova 1877. (6232. 8.) Kalkowsky E. Dr. Die Gneissformation des Eulengebirges. Leipzig 1878. (6233. 8.) Kelb Mich. Die Soolequellen von Galizien. Wien 1876. (6169. 8.) Koch Ant. Dr. Neue Beiträge zur Geologie der Frusca Gora in Ostsla- vonien. Wien 1876. (6170. 8.) Koninck G. de. Recherches sur les fossiles pal&ozoiques de la Nouvelle- Galles du Sud (Australie). Texte et Atlas. Bruxelles 1876—77. (5949. 8.) Kvassay Eugen v. Ueber den Natron- und Szekboden im ungarischen Tieflande Wien 1876. (6171. 8.) Lemberg J. Ueber Silicat-Umwandlungen. Dorpat 1877. (6187. 8.) Liebe K. Th. Das diluviale Murmelthier Ostthüringens und seine Bezie- hungen zum Bobak und zur Marmotte. 1878, (6223. 8.) Macpherson J. ÖOfitas de las cercanias de Biarritz. Biarritz 1877. (6194. 8.) Major Forsyth. Considerazioni sulla Fauna dei mammiferi pliocenici e post-pliocenici della Toscana. Pisa 1877. (6185. . 8.) Matyasovszky J. es Inkrey Bela. 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(2136. 4.) — — Cronaca subappeninna o abbozzo d’ un quadro generale del periodo glaciale. Roma 1875. (2137. 4.) — — I Tevere ed il suo Delta. Memoria. Roma 1876. (6229. 8.) Posepny F. Die magnetische Declination und die Isogonen im Bereiche der österr.-ungar. Monarchie. Wien 1878. (6189. 8.) 166 Verhandlungen. Nr. 7 Quenstedt F. A. Petrefaktenkunde Deutschlands. Korallen. 5. Bd., 2., 3. u. 4. Heft, (957. 8.) Tafeln hiezu. Leipzig 1377. (354. 4.) Rath G. vom. Ueber die sog. octaödrischen Krystalle des Eisenglanzes vom Vesuv. Bonn 1877. (6148. 8.) — — Ueber die Krystallisation des Goldes. Bonn 1877. (6149. 8.) — — DUeber eine neue krystallisirte Tellurgold-Verbindung. Berlin 1877. (6150. 8.) — — Vorträge und Mittheilungen in der niederrheinischen Gesellschaft für Natur und Heilkunde. Bonn 1877. (6155. 8.) — — Ueber eine seltsame Verwachsung von Bournonit-Krystallen. Bonn 1877. (6156. 8.) Reiss W, Die Erforschung der Flüsse Perene und Tambo in Peru, ausge- führt im Jahre 1376 von A. Werthemann. Berlin 1878. (6231. 8.) Reyer Ed. Dr. Beitrag zur Physik der Eruptionen und der Eruptivgesteine. Wien 1877. (6162. 8.) Roth Justus. Studien am Monte Somma. Berlin 1877. (2140. 4.) Schmidt Carl Dr. Die Wasserversorgung Dorpats. Eine hydrologische Untersuchung. Dorpat 1876. (6186. 8.) — — Hpydrologische Untersuchungen. XXIII. Das Wasser des Baikal-Sees. Dorpat 1877. (6188. 8.) Schneider Dr. Geologische Uebersicht über den holländisch-ostindischen Archipel Wien 1876. (6177. 8.) Senft Ferd. Dr. Synopsis der Mineralogie und Geognosie. II. Abthei- lung Geognosie, II. Hälfte. Hannover 1378. (6096. 8.) Smithe Frederick. On the Occurrence of Plicatula laevigata of d’Orbigny in the Middle Lias of Gloucestershire. Gloucestershire 1877. (6227. 8.) Stache Guido Dr. und John C. Geologische und petrographische Bei- träge zur Kenntniss der älteren Eruptiv- und Massengesteine der Mittel- und Ost- Alpen. Wien 1877. (6178. 8.) Stöhr E. Ueber die Radiolarien-Fauna aus den sog. Tripoli-Schichten von Grotte in Sieilien. München 1877. (2145. 4.) Struckmann C. Ueber die Fauna des unteren Corallen-Oolithes von Volk- sen am Deister, unweit Hannover. Berlin 1877. (6224. 8.) Stur D. Vorlage der Culm-Flora der Ostrauer und Waldenburger Schichten. Wien 1878. (6234. 8.) Sydney. Rules and List of Membres of the Royal Society of New South Wales. Wales 1877. (6228. 8.) Szabö Jos. Dr. Die Geologie in Ungarm. Budapest 1877. (6152. 8.) Terquem O. Essai sur le classement des animaux qui vivent sur la Plage et dans les Environs de Dunkerque. Paris 1877. ‘ (6195. 8.) Tietze E. Dr. Ueber Quellen und Q@wellenbildungen am Demavend und dessen Umgebung. Wien 1875. (6179. 8.) Toula Fr. Geologische Untersuchungen im westlichen Theile des Balkan und in den angrenzenden Gebieten. Wien 1877. (6183. 8..) Vukotinovie L. von. Die Tertiärschichten in der Umgebung Agrams. Wien 1874. (6180. 8.) Walter Bruno. Die Erzlagerstätten der südlichen Bukowina. Wien 1876. 6181. 8.) Websky M. Ueber die zufälligen Färbungen, welche die Be Gattungen der Mineralgruppe der Zoolithe zeigen. Berlin 1877. (6145. 8.) — — Ueber Beryll von Eidsvold in Norwegen. Berlin 1877. (6146. 8.) — — Ueber Hormquecksilber von el Doctor in Mexico. Berlin 1877. (6147. 8.) Whitaker William. The Geologieal Record for 1874. (6113. 8.) Wien. K. k. Ackerbau-Ministerium. Statistisches Jahrbuch für 1876. Wien 1877. „(8405. 8.) - Woldrich J. N. Dr. Hercynische Gneissformation bei Gross-Zdikau im Böhmerwald. Wien 1875. (6192. 8.) Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien, Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung vom 2. April 1878. Inhalt. Eingesendete Mittheilungen. Th. Fuchs, Zur Frage der Aptychenkalke. 0. Lenz. Ein itabiritähnliches Gestein aus Westafrika. — Vorträge. R. Hoernes, Erdbebenstu- dien, H. Hauenschild, Ueber die rundlichen Eindrücke an der Oberfläche der Meteoriten. G. Stache, Die geologischen Verhältnisse des Gebietes zwischen Bormio und Passo del Tonale. — Literatur-Notizen. A. Penck, L. Strippelmann, S. Rieger, Dr. R. v. Drasche, Dr. Th. Wolf, Dr. A. Fritsch. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mitiheilungen. Th. Fuchs... Zur Frage der Aptychenkalke. Durch Zufall fällt mir eine kleine Publication des Herın Le Hon in die Hände, welche unter dem Titel „Notes sur les Aptychus“ im Jahre 1870 im Bulletin de la societe geologique de France er- schien, und in welcher der Verfasser in sehr überzeugender Weise den Nachweis führt, dass die Aptychen Deckelstücke der Ammoniten seien. In der Discussion, welche sich an die Ausführungen des Ver- fassers knüpfte und welche sich hauptsächlich um das getrennte Vor- kommen von Aptychen- und Ammoniten-Gehäusen drehte, kommt nun folgende Stelle vor: „M. Caper pense que le test des ammonites, &tant tres mince, a pu 6tre transporte fort loin, c’est dans les depöts de pleine mer, comme la majolica, que les aptychus sont le plus nombreux, c’est, au contraire, dans les depöts eötiers qu’abondent les ammonites. De plus, dans les couches riches en aptychus, on ne trouve guere que des aptychus, des huitres et des anomyes; le test des autres fossiles a et& dissous.“ Es scheint mir nun äusserst interessant zu sein, dass bereits vor 8 Jahren ein anderer Beobachter auf die merkwürdige Thatsache aufmerksam machte, dass in den Aptychenkalken regelmässig nur die schwer löslichen Kalkschalen (Austern, Anomien ete.) erhalten K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr.8. Verhandlungen, 24 168 Verhandlungen, Nr. 8 seien, und die Abwesenheit der leicht löslichen Gehäuse auf einen Auflösungsprocess zurückführt. Es scheint mir diese Aeusserung namentlich desshalb ein besonderes Gewicht zu besitzen, als Herr Caper, wie aus dem Vordersatze hervorgeht, durch diesen Umstand keineswegs das isolirte Auftreten der Aptychen erklären will, sondern die erwähnte Erscheinung ohne allen Bezug darauf als eine selbst- ständige Thatsache anführt. — Dass er dies thut, hat seinen Grund wohl hauptsächlich darin, dass er nicht daran dachte, dass Gehäuse und Deckel des Ammonitenthieres unter Umständen auch aus ver- schiedenen Substanzen bestehen könnten, was jedoch nach analogen Vorkommnissen bei anderen Mollusken durchaus nicht befremden kann und durch das bekannte Verhalten der Ammoniten in den Solen- hofener Schiefern sogar direkte bewiesen wird. Oo. Lenz. Ein itabırıtähnliches Gestein aus dem Okande-Land (West-Afrika). Das interessanteste Glied des westafrikanischen Schiefergebirges (vgl. Verhandl. d. k. k. geolog. R.-A. Nr. 7, 1878, p. 148) ist eine im Okandeland auftretende, ziemlich mächtige Ablagerung eines Schiefergesteines, das nur mit dem Eisenglimmerschiefer und Itabirit Brasiliens verglichen werden kann. Das Okandeland befindet sich einige 60 deutsche Meilen im Innern mitten innerhalb der Region der Stromschnellen des Ogowe. Der letztere durchbricht bei seinem ostwestlichen Laufe das im All- gemeinen von Nord nach Süd streichende Schiefergebirge und ent- blösst in seinem Bett die Schichten, welche deutlich unter einem sehr steilen Winkel nach Osten fallen. Das in Rede stehende Gestein liegt auf einer mächtigen Schicht rothen und weissen Quarzites, welcher vielfach als Einlagerung in den darunter befindlichen mächtigen granatreichen schönen Glimmer- schiefern des Apinschi-Gebietes auftritt. Ueberlagert wird es wieder von Quarzit, oder richtiger, es geht durch immer stärkeres Vorherr- schen des Quarzes in denselben über. Was die petrographische Beschaffenheit des Gesteines betrifft, so ist dasselbe von violettrother Farbe, von bedeutender Schwere und grosser Härte und besteht aus einem körnig-schieferigen Gemenge von Quarz, Eisenglanz, Eisenglimmer und Magneteisen. Der Quarz ist sehr vorherrschend und besteht aus zusammenhängenden parallelen Lagen von weisslichgrauen, runden Quarzkörnern. Der Eisenglimmer tritt in glänzend schwarzen Blättchen zerstreut im Quarz auf; auf seinen stark glänzenden Blätterlagen sieht man vielfach einen dünnen rostrothen Ueberzug von Eisenoxyd. Dieses letztere bildet auch zu- sammenhängende parallele, mit den Quarzschichten alternirende Lagen, so dass das Gestein auf dem Querbruch aus einem Wechsel von ziemlich breiten rothen und weissen Streifen besteht, zwischen denen einzelne glänzende Blättchen von Eisenglimmer hervorleuchten. Magnet- eisenstein ist in kleinen Partikelehen durch das ganze Gestein ver- breitet und äussert sich durch eine lebhafte Irritation der Magnet- nadel, wenn man grössere Handstücke dieses Itabirites in die Nähe Nr. 8 Sitzung vom 2% April. R. Hoernes. 169 der Boussole bringt. Die der Atmosphäre ausgesetzten Theile des Gesteines sind mit einer dünnen Kruste von Eisenoxydhydrat über- zogen; auch ist die Oberfläche unregelmässig und rauh verwittert in Folge der Verschiedenheit, mit welcher die eisenhaltigen Theile des Gesteines und der Quarz den äusseren Einflüssen Widerstand zu leisten im Stande sind. Accessorische Bestandtheile, wie sie in den Itabiriten und Eisenglimmerschiefern Brasiliens z. B. auftreten (Gold, Talk, Chlorit, Eisenkies, Strahlstein), fand ich in den westafrikani- schen Gesteinen nieht. Dünnschliffe, welche von denselben gemacht wurden, zeigten durchaus nichts Auffallendes. Aehnliche Gesteine sind im Allgemeinen von nur wenig Loca- litäten bekannt. Zuerst in den Schiefergebirgen Brasiliens in Ver- bindung mit dem Itacolomit gefunden, wurde später ein Eisenglimmer- schiefer in Südcarolina (Nordamerika) constatirt, und dann in Frank- reich (Depart. Var), und in Portugal (Provinz Tras-os-Montes) ähn- liche Gesteine aufgefunden. Auch in Deutschland am Soonwald, zwi- schen Gebroth und Winterburg, ist ein echter Eisenglimmerschiefer gefunden worden. Das vorliegende Gestein ähnelt aber mehr dem echten Itabirit Brasiliens, wie er den Pie von Itabira in der Sierra da Piedada bei Sabara bildet, und wie er auch in den silurischen Schiefern von Sutton in Canada vorkommt. Die Mächtigkeit des Itabirites im Okande-Land ist bedeutend, die Schichtung desselben sehr deutlich, indem er ein völlig regelrecht gelagertes Glied des ganzen westafrikanischen Schiefergebirges bildet. Er tritt nicht häufig bergbildend auf,.sondern zeigt sich in Form schrofter, zackiger, niedriger Felsen, die aus dem Flussbett hervor- ragen und unangenehme Passage-Hindernisse bilden; in der Ebene von Lope aber (mittlerer Theil des Okande-Landes) ist er fast überall durch jüngere diluviale Lehmschichten bedeckt, und nur stellenweise treten die scharfen Schichtköpfe des Gesteines aus dieser Umhüllung hervor. Es ist gewiss nicht ohne Interesse, ein, wie es scheint, auf der Erde sehr wenig verbreitetes Gestein im Innern von Westafrika, von dessen geologischem Bau bisher so gut wie nichts bekannt war, auf- treten zu sehen. Vorträge. R. Hoernes. Erdbeben-Studien.') Der Vortragende erörtert zunächst die weitgehende Verschieden- heit der Ansichten, die noch heute über die Ursachen der Erdbeben geäussert werden. Er glaubt, dass Erderschütterungen durch sehr verschiedene Ursachen erzeugt werden können, und dass man haupt- 1) Unter diesem Titel wird im 3. Heft des Jahrbuches eine ausführlichere Mittheilung über das Erdbeben von Belluno vom 29. Juni 1873, das Erdbeben von Klana im Jahre 1870 und die Erdbebenlinie von Villach erscheinen. 24* 170 Verhandlungen. Nr. 8 sächlich drei grosse Gruppen von seismischen Erscheinungen zu unter- scheiden habe, nämlich 1. Durch Einsturz unterirdischer Höhlen her- vorgerufene Schall- und Erschütterungs-Erscheinungen (z. B. Dollinen- fälle im Karstterrain) — es sind dies Erdbeben, die selten eintreten und sehr localer Natur sind. 2. Vuleanische Erdbeben, die mit thä- tigen oder anscheinend erloschenen Feuerbergen in nachweisbarem Zusammenhang stehen; sie sind an das Vorhandensein eines vuleani- schen Schlundes gebunden, zeigen in eminenter Weise den Explo- sionscharakter, und treten namentlich heftig vor grossen Eruptionen auf, nahen aber ihrem Ende, sobald der Paroxysmus seinen Höhe- punkt erreicht hat. 3. Die meisten grossartigsten und verbreitetsten Erdbeben aber sind weder als Erdsturz-Erscheinungen, noch als ver- suchte vulcanische Eruptionen zu betrachten (letzteres wird schon durch die geringe Tiefe des Angriffspunktes der seismischen Kraft dargethan) — es sind Erscheinungen, die nachweislich, wie Credner und Bittner gezeigt haben, mit der Gebirgsbildung in unmittelbarem Zusammenhang stehen, und die man daher als tektonische Erdbeben bezeichnen könnte. Der Vortragende begründet seine Meinung, dass weitaus die meisten Erdbeben durch theils verticale, theils horizontale Bewegung von grösseren oder kleineren Theilen der Erdoberfläche herbeigeführt werden, durch Erörterung dreier Beispiele. Hinsichtlich des Erdbebens von Belluno vom 29. Juni 1873 zeigt er, dass die von Bittner nachgewiesenen Stosslinien Capo di Ponte-Perrarolo und Collalto-Sta Croce-Puos thatsächlich mit Quer- brüchen zusammenfallen, von welchen sich der letztere auch als eine ausgezeichnete Verschiebungslinie herausstellt, an welcher eine bedeu- tende horizontale Bewegung des angrenzenden Terrains stattgefunden hat. — Die Höfer’schen Ausführungen über das Erdbeben von Bel- luno stimmen weder mit den Beobachtungen Bittner’s, noch mit . den Ansichten des Vortragenden, — der Letztere bezeichnet sowohl die pleistoseisten Kreise, als die Adria und Laibacherspalte Höfer’s als willkürliche Annahmen, und zeigt, dass die durch Höfer ange- führten geologischen Belege für die beiden Spalten theils auf irrig ge- deuteten Stellen älterer Schilderungen, theils auf Beobachtungsfehlern früherer Autoren beruhen. Der Vortragende glaubt, dass das Erd- beben von Belluno ein guter Beweis für die Unzulässigkeit der See- bach’schen Homoseisten-Speculation sei, und dass von vornherein auch von den genauesten seismographischen Zeitbestimmungen kein befriedigendes Resultat erwartet werden dürfe, weil die tektonischen Erdbeben stets von einer Bruchlinie, nie von einem Focus ausgehen. Als zweites Beispiel wird das Erdbeben von Klana bei Fiume 1570 erörtert, über welches wir Herrn Bergrath D. Stur eine aus- führliche Arbeit (im Jahrb. d. k. k. geologischen Reichsanstalt 1871) verdanken, in welcher vor Allem eine genaue Chronik der voran- gegangenen und nachfolgenden Erschütterungen zu finden ist. Der Vortragende zeigt, dass man auf Grund derselben berechtigt ist, für das Jahr 1870 ein Wandern der Stosspunkte auf einer Schütterzone anzunehmen, die aus der Umgebung von Görz und Gradiska über Klana und Fiume in die Gegend von Ottocae bei Zengg läuft und Nr. 8 Sitzung vom 2. April. R. Hoernes. 171 auf eine grosse Strecke mit jener Bruchlinie zusammenfällt, die Stache als Spalte von Buccari geschildert hat. Nach der Meinung des Vortragenden würde der Bau der Südalpen ganz allgemein von einigen wahren Verwerfungen beherrscht, indem auf Brüchen im Strei- chen des Gebirges ein Absitzen der südlichen Schollen stattgefunden habe. Bisweilen seien Schichten in hängender Stellung auf dem Bruche stehen geblieben, und es fände sich jene Art der Störung, welche die Nordamerikaner als monoklinale Falten zu bezeichnen pflegen; — es bedürfe dann nur einer geringen nachträglichen hori- zontalen Verschiebung, um das Umkippen der geschleppten Schichten zu bewirken, wie uns ein solehes in den widersinnischen Falten des Val Sugana und des istrianer Karstes vorliege. Der Vortragende glaubt, dass die häufigsten Erdbeben in den Südalpen, welche auf der oben erwähnten Zone stattfinden, die sich gegen Asolo und Bassono verfolgen lässt, wo sie mit der schon von Berti angenommenen Schütterzone zusammenfällt, in ähnlicher Weise hervorgebracht werden, wie die meisten Erdbeben in Unter-Italien, bei welchen Suess in so ausgezeichneter Weise das Wandern der Stosspunkte nachwies. Der Vortragende spricht die Meinung aus, dass an der Innen- seite der grossen Kettengebirge häufig Erderschütterungen auf peri- pherischen Bruchlinien sich ereignen, — wahrscheinlich hervorgerufen durch das Absitzen der inneren Zone auf wahren Verwerfungsspalten. In den Südalpen wie in Unter-Italien und auf Sieilien machen sich ausserdem noch zahlreiche Radiallinien geltend, die häufig Sitz wie- derkehrender Erdbeben sind. Suess hat dieselben für die Umgebung des Tyırrhener Meeres auf die Vulcangruppe der Liparen zurückführen wollen; der Vortragende glaubt, dass wir es auch in Unter-Italien bei den Radialstosslinien nieht mit einem Ausfluss vulcanischer Kraft, sondern mit grossen Querbrüchen zu thun haben. Wissen wir doch durch die liehtvollen Ausführungen Reyer’s über die Physik der Eruptionen, dass der Vulcanismus der Erde nicht im Stande ist, die oberen Schichten derselben zu zerbrechen, sondern dass er von der Gebirgsbildung abhängig ist und durch diese geschaffene Spalten be- nützen muss, um sich bemerkbar zu machen. Die Radialstosslinien in den Südalpen aber, die Stosslinie vom Lago d’Iseo, Lago di Garda, Lago di Croce, die Villacher Linie, die Linie Triest, Adelsberg, Cilli u. s. w. zeigen nach der Meinung des Vortragenden, dass sie nicht mit vulcanischen Vorgängen in Zusammenhang gebracht werden dürfen. Diese Radiallinien seien höchst wahrscheinlich theils Querabgren- zungen jeweilig in Senkung begriffener Schollen (denn bald dieser, bald jener Theil der Erdoberfläche folgt der ungleichen radialen Contraetion des Erdinnern, die in Folge der Abkühlung fort und fort stattfindet), theils Scheidelinien zweier, in horizontaler Verschiebung begriffener Gebiete. Der Vortragende erörtert endlich die Stosslinie des Erdbebens von 1384, welches Venedig, die Umgebung von Udine und jene von Villach verheerte, die häufigen Erderschütterungen von Raibl und Tarvis, die auf derselben Radiallinie stattfinden, und den schon von Suess nachgewiesenen Zusammenhang dieser Erdbebenlinie mit I Verhandlungen. Nr. 8 der Mürzlinie, der Thermallinie von Wien und der Kamplinie einer- seits (z. B. Erdbeben von 1490); mit den Erdbeben-Erscheinungen westlich von der Mürzlinie, in der Gegend von Hieflau, Admont, Windischgarsten ete. andererseits (z. B. Erdbeben von 1857). Er zeigt, dass mit der Villacher Linie, einer ausgezeichneten Radiallinie der Südalpen, die Mürzlinie und eine Linie, welche von Leoben über Mautern und Kalwang sich in die Gegend von Alt-Aussee und Ischl verfolgen lässt, in seismischem Zusammenhang stehen, und dass die letzteren, parallel der eigenthümlichen Bruchlinie Gmunden, Windisch- Garsten-Mödling und dem Südrand des böhmischen Massiv, als Stauungsbrüche im Sinne Suess’ zu betrachten sind. Weiterhin aber tritt noch die Thermalspalte von Wien, ein ausgezeichneter Quer- bruch, sowie die Kamplinie, deren tektonische Bedeutung uns heute noch gänzlich unbekannt ist, bisweilen in Concurrenz mit seismischen Erscheinungen an der Villacher Linie. Nach der Meinung des Vor- tragenden liesse sich dieser Zusammenhang von seismischen Linien verschiedener tektonischer Bedeutung am einfachsten durch die An- nahme erklären, dass eine bewegte Scholle der Erdoberfläche ihre Bewegung anderen mittheilt und dieselbe sich durch mehr oder minder heftige Erschütterung an den Bruchrändern kundgibt. H. Hauenschild. Ueber die rundlichen Eindrücke an der Oberfläche der Meteoriten. Die äussere Gestalt der Meteoriten, welche ihre ursprüngliche Form beibehalten haben, zeichnet sich durch das sehr häufige Auf- treten von rundlichen Eindrücken aus, die man gemeinhin Finger- Abdrücke genannt hat, In der That kann man sich von den äusserst charakteristischen Eindrücken am leichtesten eine zutreffende Ana- logie herstellen, wenn man schwarzes Wachs mit den Fingern leise knetet. Die mehr oder weniger tiefen Eindrücke, welche die Finger- spitzen auf der weichen Masse hinterlassen, entsprechen in Form und Grösse ganz den Höhlungen und Vertiefungen an der Oberfläche der Meteoriten. Daubree hat mehrere Reihen von Versuchen angestellt, die Erklärung der Entstehungsursache dieser charakteristischen Erschei- nung experimentell nachzuweisen. Nach einer Reihe misslungener Versuche mittelst der Spitze einer Knallgas-Löthrohr-Flamme und Anwendung plötzlicher sehr hoher Temperaturen, wurde er durch Herrn Story Maskelyne auf die Eindrücke an prismatischen Pul- verkörnern aufmerksam gemacht, welche sich nach dem Abfeuern von Kanonen häufig unverbrannt vor dem Feuerschlunde finden. Diese Eindrücke entsprechen vollkommen denen der Meteoriten. Daubre6e erklärte diese Eindrücke als Erosions-Formen, entstanden durch Gas- wirbel an der Oberfläche, und bildete durch Verbrennung von Pulver in luftleerem Raume, wobei deutliche Gaswirbel sichtbar wurden, die gleichen Eindrücke nach. Dann brachte er an Zinkstücken durch Verbrennung von Pulver im Sebert’schen Löffel bei 1000 Atmosphäre Druck die nämliche Erscheinung hervor. Nr. 8 Sitzung vom 2. April. H. Hauenschild. 173 Mit der mechanischen bohrenden Wirkung der Gaswirbel, welche entstehen, indem die Meteoriten mit einer Geschwindigkeit von 20 bis 30 Kilometer per Seeunde in die Atmosphäre eindringen, dabei erglühen und aussen theilweise schmelzen und dadurch die Luft com- primiren, welche, nach allen Seiten auszuweichen suchend, eine heftig wirbelnde Bewegung und bohrende Wirkung ausüben muss, denkt sich Daubr&ee noch die chemische Wirkung der comprimirten Luft verbunden, herrührend von der Verbrennung oder Oxydation gewisser Bestandtheile des Meteoriten. !) Die durch die erodirende Wirkung der bohrenden Wirbel ent- standenen Substanzverluste findet Daubree als jenen meteorischen Staub wieder, welcher bei Meteoritenfällen oft als länger bestehender Rauchschwanz sich zeigt. Maskelyne?) erwiderte hierauf, dass er der mechanischen Wirkung der Gaswirbel, wenn schon wirklich welche entstünden, keineswegs die Erzeugung der Unebenheiten und rundlichen Eindrücke der Meteoriten zuschreiben könne, er glaubt vielmehr, dass die Un- gleichartigkeit der Masse der Meteoriten und damit deren verschiedene Wärmeleitungs-Fähigkeit an verschiedenen Stellen die Ursache dieser Erscheinung sei. Es entstehen nach ihm dadurch Spannungs-Verhält- nisse, welche, verbunden mit der verschiedenen Schmelzbarkeit der Meteoriten-Bestandtheile, das Lossplittern und Abtrennen von Theil- chen der Oberfläche bewirken. Der chemischen Wirkung der ver- brennlichen Bestandtheile schreibt er gar keine nachweisbare Realität zu, weil die kohlehaltigen Meteoriten von Ovifak nicht mehr ausge- graben erscheinen, als die von Jowa Pultusk ete., während andererseits gerade die compacteren und weniger oxydirbaren die meisten Erosionen aufweisen. Wäre die Erosion von kleinen Wirbelwinden erzeugt, so müssten sich Spuren der drehenden Wirkung in einer wirbelähnlichen Vertheilung oder Zeichnung finden. Daubr&e setzte indessen seine Versuche durch Verbrennen von Pulver und Dynamit in geschlossenen Stahlkammern fort und erzeugte am Eisen und Stahl wieder ganz charakteristische Eindrücke, und hält demnach seine Erklärungsweise aufrecht. °) Mir war seit längerer Zeit an Portland-Cement-Klinkern eine, wie von Erosionen herrührende wellenförmige, grubige Oberflächen- Contour aufgefallen, sie erinnerte mich lebhaft an die Oberfläche der Meteoriten, und nachdem ich die diessbezüglichen Erklärungs-Versuche von Daubre&e zur Hand bekam, trat mir die Analogie noch auffal- lender vor Augen. Es war auch nicht schwierig, die Provenienz der Finger-Abdrücke an Portland-Cement-Klinkern zu erklären und zu constatiren. Es zeigten sich nämlich jedesmal nur eine oder zwei aneinander grenzende Flächen corrodirt und die genauere Untersuchung im Ofen selbst ergab, dass diese Flächen stets der Seite zugekehrt waren, von 1) Compt. rend. T. LXXXII, p. 949. ?) Philosophical magazine, ser. 4, vol. 2, Nr. 9, p. 126. ®») Comipt. rend. LXXXIV, p. 413, 526, t, XXXV, p. 115, 253, 314. 174 Verhandlungen. Nr. 8 welcher die Speiseluft mit grösster Vehemenz sich ihren Weg durch die weissglühenden, in halbweichem Sinterungsstadium sich befindenden Massen bahnen musste. Um eine Temperatur von eirca 2000° zu erzielen, ist es näm- lich nothwendig, mit möglichst scharfem Zuge zu arbeiten, die Luft entweicht durch den Schornstein mit einer Temperatur von etwa 1200° und saugt dadurch hinter sich die Speiseluft äusserst energisch an. Diese trifft aber in ihrem Wege auf die den Ofenquerschnitt fast völlig sperrenden weissglühenden Cement-Klinker und muss ähnlich wie das Wasser eines über Felsblöcke strömenden Wildbaches eine Anzahl Krümmungen machen und dadurch faktisch Wirbel erzeugen, deren erodirende Wirkung dann an jenen Stellen der Klinker sichtbar wird, welche solchen Wirbeln ausgesetzt waren. Diese Stellen sind nun immer auf der Seite, von woher die Luft angesaugt wird, also der Auskarröffnung zugewendet. Eigenthümlich ist auch, dass selbst das kleinste Detail, welches noch unter der Loupe bemerkbar ist, den Meteoriten-Abdrücken vollkommen entspricht, und dass man bekannt- lich die durch die Erosion verlorene Substanz als Staub wiederfindet, der in äusserst feiner Vertheilung sich zwischen die Fugen der Klinker anlegt. Dieser Staub ist indessen nicht zu verwechseln mit der jedem Cement-Techniker bekannten Erscheinung des Zerfallens der Klinker, welches einem chemisch-physikalischen Spannungszustande in Folge ungesättigter Silicatbildung zugeschrieben wird, denn gerade die normal zusammengesetzten schärfstgesinterten und homogenen Massen zeigen sich am deutlichsten erodirt. Prof. Suess, welchem ich solche charakteristische Stücke zeigte, schickte eines derselben an Herın Daubr&e. Dieser legte dasselbe der Akademie in Paris vor!) und constatirte eine völlige Ueberein- stimmung mit den charakteristischen Eindrücken an Meteoriten, und legte zur. Bestärkung der Analogie noch einen Meteoriten von Pultusk vor, dessen Höhlungen ganz genau denen in der „imitation artificielle“ entsprechen. Damit wäre durch ein häufiges Vorkommen in einem industriellen Processe eine cosmologische Erscheinung vollkommen erklärt, und wir sehen die Wirkung rascher Luftströme auf glühende Massen, welche ihnen ausgesetzt sind, gleichviel ob die Masse sich bewegt oder die Luft, auch ohne Anwendung von Tausenden von Atmo- sphären-Ueberdruck das nämliche charakteristische Gepräge des Aus- bohrens und Aushöhlens tragen, und können schliessen, dass ähnliche Wirkungen der bewegten Luft sich im Laufe geologischer Zeiträume auch an Gesteinen unserer Erdrinde vollzogen haben mögen und all- mälig noch vollziehen. Auch „aör cavat lapidem non vi sed saepe cadendo.“ G. Stache. Die geologischen Verhältnisse des Ge- bietes zwischen Bormio und Passo del Tonale. Unter Vorlage der geologischen Aufnahme dieses Gebietes (Mass- stab 1: 75000) besprach der Vortragende die verschiedenartigen alten 1) Compt. rend. LXXXV], p. 517. a ar te Nr. 8 Sitzung vom 2. April. L. Strippelmann. A. Penck. 175 Eruptiv- und Massengesteine, sowie die stratigraphischen Hauptgruppen, welche auf dieser Karte ausgeschieden werden konnten. Von beson- derer Wichtigkeit für die Erkenntniss der Tektonik war die V erfolgung der durch Kalkzüge (Bänderkalke, weisse krystallinische Kalke und Kalkglimmerschiefer) ausgezeichneten Schichteomplexe \Kalkphyllit- gruppe). Dieselben zeigen in ihren Hauptverbreitungsgebieten besondere locale Eigenthümlichkeiten. Ihre constante Position über den quar- zitischen, knotig oder lamellar ausgebildeten Serieit- oder Taikglimmer- gneissen (Arolla- Gneiss), und ihre locale Vertretung durch Thonglim- eeniefer und echte Quarzphyllite ist in diesem Gebiete mehrfach sehr deutlich zu erkennen. Es gewinnt sogar den Anschein, als ob diese Gruppe dort, wo sie mächtiger entwickelt ist, wie im Grebiete zwischen Sulden und Martell oder im Sobretta-Stock in ihrer oberen Abtheilung ein Alters-Aequivalent der Grünschiefer und Grünwacken- zone und der damit enger verknüpften untersten Abtheilung von schie- ferigen, krystallinischen und sandigen Kalkschichten sein könnte, welche zur Unterlage der Hauptmasse der Ortlerkalke und Dolomite gehören. Da die Möglichkeit, den Complex der Ortlerkalke geologisch zu orientiren, wenn auch nicht specieller zu gliedern, durch die Aus- sicht auf bessere Petrefaktenfunde, neuerdings näher gerückt ist, so ist damit dann auch zugleich eine beiläufige Altersbestimmung für diese Schichtenreihe zu hoffen. Literatur-Notizen. Lz. Albrecht Penck. Geognostische Karte von Mittel- europa (mit erläuterndem Texte, nebst einer Profiltafel und vier Kärtchen über die Verbreitung der Meere früherer Zeiten). Die vorliegende, für Studirende bestimmte Karte, eine Zusammenstellung nach der v. Hauer’schen Uebersichtskarte der österr.-ungar. Monarchie und v. Dechen’s Karte von Deutschland. sowie nach englischen und französischen Karten, gibt selbst auf diesem kleinen Massstab eine ziemlich richtige Vorstellung von der Vertheilung der geologischen Formationen in Mitteleuropa mit 13 verschie- denen Farben (Diluvium und Alluvium ist weiss gelassen). In Betreff der techni- “schen Ausführung fällt auf, dass die Farben, besonders da, wo mehrere auf einen kleinen Raum zusammengedrängt sind (z. B. beim Harz), nicht immer scharf ge- trennt sind; indess wird Niemand Detail auf einer solehen Karte suchen. Der bil- lige Preis (1'/, Mark) erleichtert die Anschaffung für Jeden, den es interessirt, einen ungefähren Begriff von der geologischen Zusammensetzung Mitteleuropas zu erhalten. K. P. L. Strippelmann. Die Tiefbohrung auf Stein- kohlen zu Malkowitz bei Schlan in Böhmen. (Zeitschr. d. berg- und hüttenm. Vereins für Steiermark und Kärnten, Nr. 3—6, Februar und März 1578.) In 2195 Tagen wurde bei Malkowitz ein Bohrloch von 1857 Fuss Tiefe (mit 24 Zoll Anfangs- und 7'/, Zoll Enddurchmesser) niedergestossen. Bei circa 1800 Fuss Tiefe erreichte man Silursehichten. Das Ergebniss der Bohrung in praktischer Beziehung war ein negatives. Zwar wurde unter dem Rothliegenden die produktive Steinkohlenformation in bedeutender Mächtigkeit nachgewiesen, jedoch keine abbau- würdigen Flötze in derselben aufgeschlossen. Es erscheint hiedurch (sowie auch K. k. geolog. Reichsanstalt. 1878. Nr. 8. Verlıandlungen. 25 176 Verhandlungen. Nr. 8 durch das sehr ähnliche Resultat des „Humboldt-Schachtes“) der Beweis hergestellt, dass das mächtige sog. Liegendflötz keine zusammenhängende, durch das ganze Steinkohlen-Terrain verbreitete Ablagerung sei, doch meint der Verfasser, dass hie- durch die Hoffnung nicht auszuschliessen sei, dass sich das nördliche Revier nicht dennoch an anderen glücklicher gewählten Punkten als abbauwürdige Flötze führend erweisen werde. ‘ S. Rieger. Ein Beitrag über mineralogische und geo- logische Vorkommnisse in den Umgebungen von Eisen- kappel in Kärnten. (Jahrb. d. österr. Touristen-Club IX.) Der Verfasser gibt ein Verzeichniss von Mineralien, Gebirgsarten und Petre- fakten, welche im Jahre 1876 durch die Reiner'sche Bergverwaltung in Kappel ge- samme!t und von Herrn F. Seeland in Klagenfurt bestimmt wurden. Die Samm- lung umfasst 107 Nummern und liefert namentlich werthvolle Beiträge für die mine- ralogische Topographie des bezeichneten, so interessanten Gebietes. K. P. Dr. R. v. Drasche. Fragmente zu einer Geologie der Insel Luzon. (Wien 1878.) Der Verfasser, welcher erst vor Kurzem die Wissenschaft durch die Mitthei- lung seiner zahlreichen und werthvollen geologischen Beobachtungen auf den Inseln Reunion und Mauritius bereichert hat, gibt nun in dem vorliegenden Werke die Fortsetzung der Resultate seiner erfolgreichen Forschungsreise. Im nördlichen Theile von Luzon, einem schwer zugänglichen Gebirgslande, wo Hr. v. Drasche auch mehrfache Berichtigungen der vorliegenden geographi- schen Karten vornehmen musste, unterschied derselbe alte Formationen (Chlorit- schiefer, Protogyngneiss, Diorit ete.), ferner einen Complex von Sandsteinen und Conglomeraten (die sog. Agnoschichten) von wahrscheinlich ziemlich jungem geologi- schen Alter, vulkanische Bildungen (Trachyt, Rbyolit, Dolerit), Tuffe, Corallenriffe und Breccien aus Corallenkalk und jungvulkanischen Gesteinen. Die letzteren sind stellenweise hoch gehoben und beweisen eine bedeutende Hebung des Landes in jüngster Zeit. Im mittleren Theile der Insel, welchem der cultivirteste Theil des Landes angehört, herrschen vulkanische Bildungen verschiedenen Alters (Diorit, Diabas- Gabbro, Trachyte) und sedimentäre Tuffe vor. Im südlichen Theile von Luzon scheinen, wie im mittleren, die sämmtlichen Formationsglieder zwischen den krystallinischen Schiefern und dem Eocän zu fehlen. Die zahlreichen neuen Daten, die uns Hr. v. Drasche in seinen bisherigen Werken mittheilte, lassen uns mit Spannung den Resultaten einer neuerlichen Reise entgegensehen, welche der unermüdliche Forscher noch im Laufe dieses Jahres zur Vervollständigung seiner Studien nach den Philippinen anzutreten beabsichtigt. Lz. Dr. Theodor Wolf in Guayaquil. GeognostischeMit- theilungen aus Ecuador: der Cotopaxi und seine letzte Eruption am 26. Juni 1877. Dr. Wolf hatte 2'/, Monate nach dem furchtbaren Ausbruch des Cotopaxi am 26. Juni v. J. Gelegenheit, diesen Riesenvulkan der äquatorialen Anden nicht nur zu umgehen, sondern auch bis zum Kraterrand zu besteigen. Es haben die an- gestellten Beobachtungen und Untersuchungen desshalb einen um so grösseren Werth, als es selten einem Geologen vergönnt ist, so kurze Zeit nach der Eruption eines südamerikanischen Vulkanes an Ort und Stelle die Wirkungen und hervor- gebrachten Veränderungen mit eigenem Auge sehen zu können. Nach einigen topographischen Bemerkungen, in denen besonders auf die für das Verständniss der Oro- und Hydrographie des Cotopaxi so wichtigen „Que- bredas* oder „Huaicos“, das sind tiefe Schluchten mit fast senkrechten Wänden, aufmerksam gemacht wird, bespricht der Verfasser den geologischen Bau und die alten I,avaströme dieses höchsten der thätigen Vulkane auf der Erde. Das feste, Nr. 8 Sitzung vom 2. April. Dr. A. Fritsch. 177 zusammenhängende Material des Cotopaxi besteht nur aus Lavabänken von wech- selnder Mächtigkeit, mit schlackiger und poröser Oberfläche, die fast durchgäng.g aus dem obersten Krater geflossen sind und untereinander durch Lagen von Schutt- massen mit eckigen Lavastücken, von schneeweissem Bimssteinsand, von dunklen Rapilli und feiner, zu Tuff erhärteter Asche getrennt sind. Während bekanntlich Boussingault die Vulkane der Anden durch Heraus- schieben fester Andesitblöcke mit Bildung von Hohlräumen entstehen lässt und die Existenz echter Lavaströme leugnet, weist Wolf in Uebereinstimmung mit Reiss und Stübel die Bildung des Cotopaxi durch „einfache An- und Aufhäufung der ausgeschleuderten und ausgeflossenen Materialien um den zum vulkanischen Herd führenden Canal (den späteren Krater)“ an einer Reihe von Beispielen nach. Nach einem kurzen Rückblick auf die historische Thätigkeit des Cotopaxi gibt der Verfasser eine ausführliche Schilderung des Ausbruches vom 26. Juni und bespricht die einzelnen Erscheinungen: die Detonationen, die auf an verschie- denen Orten erfolgende unterirdische Explosionen zurückgeführt werden, so dass man an einem Orte ein Geräusch wahrnimmt, an einem anderen nicht; die Lava- eruption, welche nicht, wie gewöhnlich, von einer Seite des Kraterrandes aus erfolgte, sondern die im Krater befindliche flüssige Lava „sprudelte über“ und ergoss sich gleichmässig vom ganzen Kraterraud abwärts rund um den Gipfel herum. Dem Lavaerguss folgten die so furchtbaren Wasser- und Schlammfluthen, hervor- gebracht durch das plötzliche Schmelzen der den Gipfel bedeckenden Schnee- und Eismassen, die nun in Form von gewaltigen Katarakten über dessen Steilgehänge herabstürzten und die furchtbarsten Verheerungen hervorbrachten. Den Schluss der Eruption bildete ein längere Zeit andauernder Aschenregen; Wolf fand die Asche bestehend aus Plagioklas- und Amphibol-Fragmenten, Magneteisen und amor- phen, bimssteinähnlichen Körnchen. Es folgt nun die Schilderung der im August v. J. vorgenommenen Umgehung und Besteigung des Cotopaxi, dessen Gipfel bekanntlich einige Jahre vorher zuerst von Reiss und Stübel erklommen worden sind. Indem wir auf die sehr inter- essante Schilderung dieser Besteigung verweisen, machen wir darauf aufmerksam, dass Wolf sowohl, wie auch früher Reiss und Stübel, zahlreiche directe Beweise dafür fanden, dass die Schlammströme nur dem durch die glühend-flüssige Lava verursachten Schmelzen der Eis- und Schneehülle des Gipfels zu verdanken sind. Wolf schildert die Besteigung des 5943 Meter hohen Kraterrandes als nicht so ungeheuer beschwerlich, wie man es sich vielleicht vorstellt; eine gewisse Athem- Beschwerde wurde beim Gehen allerdings fühlbar. Die Lufttemperatur war !/, Meter über dem Boden der höchsten Lavascholle —2° C.; aber im Schutze einiger Felsen betrug dieselbe + 27° C., so dass der ganze Eruptionskegel durchwärmt scheint. Schliesslich bespricht der verdienstvolle Verfasser noch die Produkte der neuesten Eruption, die Lava, Asche, Rapilli ete., sowie die entströmenden Gase. Die Lava rechnet er zur sog. Fladenlava, mit der die jüngsten Ergüsse mehr Aehn- lichkeit haben, als mit der sog. Schollenlava, und meint in Bezug auf die Menge der ausgeflossenen Lava, dass wenn man sich dieselbe in einen einzigen grossen Strom vereinigt denkt, derselbe 1000 Meter Länge, 200 M. Breite und 50M. Höhe haben, also 10 Mill. Cubikmeter aufweisen würde! Sehr interessant sind die Unter- suchungen Wolf's über die Gasausströmungen am Gipfel des Cotopaxi. Seit Hum- boldt wird bekanntlich allgemein angenommen, dass die südamerikanischen Vulkane kein Chlor und keinen Chlorwasserstoff ausstossen. Dem entgegen fand Wolf un- gefähr 400 M. unterhalb des Kraterrandes und von da an nach oben zu mit zuneh- mender Häufigkeit nur Chlor- und Chlorwasserstoff-Exhalationen, wäh- rend an den unteren Gehängen deutlich Schwefelwasserstoff und schwefelige Säure eonstatirt wurden. Die Exhalationen der neuen Lava bestehen nur aus reinem Wasserdampf mit atmosphärischer Luft. A. B. Dr. A. Fritsch.‘ Die Reptilien und Fische der böhmischen Kreideformation. Mit 10 lithograph. Tafeln und 66 Holzschnitten, 46 8. Text. Prag 1878. Eine Neubearbeitung der Reptilien und Fische der böhmischen Kreide schien dem Verfasser geboten durch das grosse Materiale, welches die Arbeiten des Comite’s für Landesdurchforschung zu Tage gefördert haben, da durch dasselbe nicht allein 178 Verhandlungen. Nr. 8 so manche Lücken in der Kenntniss der Organisation dieser Arten ausgefüllt, son- dern auch viele neue Details über die Verbreitung derselben in horizontaler und verticaler Richtung gewonnen wurden. Bezüglich der beschriebenen Reptilien stellte sich heraus, dass die Originale zu der von Reuss (Denkschr. d. k. Akad. 1865) aufgestellten Gattung Aptychodon thatsächlich zu dem Genus Polyptychodon Owen gehören, von welchem sie Reuss nur des scheinbaren Mangels von Falten an der Zahnkrone wegen getrennt hatte. Ein als Iguanodon ? Exogirarıım nov. sp. beschriebenes Knochenfragment ist alles, was die böhmische Kreide seit Reuss’ oben eitirter Arbeit an neuen Reptilien- resten geliefert hat. Desto reicher ist bekanntlich die Fischfauna. Die Squalinen sind durch 13 Genera mit 34 sämmtlich schon von Agassiz, Geinitz, Giebel, Münster und Reuss beschriebenen Formen von Zähnen vertreten. Neu für Böhmen ist der Rest einer Chimaera furcata nov. sp. Zu den von Agassiz und Reuss beschriebenen Arten der Ganoidengenera Pyenodus, Phyllodus, Sphaerodus und Gyrodus kommt als neu Dercetis Reussii Fritsch, von weleber Art Prof. Reuss ebenfalls schon einige Reste abbildet. Als sehr fraglich figurirt in der Liste böhmischer Ganoiden ein Semionotus. Dagegen wurden von den höchst interessanten Maeropoma speciosum Reuss seither zahl- reiche Exemplare aufgefunden, so dass es Prof. Fritsch wagen konnte, eine Restau- ration dieser Art vorzunehmen, von welcher Taf. III ein Bild gibt. Ein hauptsäch- lich durch seine Grösse von den übrigen Stücken abweichender Kopf wird als Ma- cropoma forte Fr. angeführt. Unter den Knochenfischen verdient besonders auf die Bereicherung unserer Kenntniss einzelner Arten hingewiesen zu werden, insbesondere des Osmeroides Le- wesiensis Ag., Enchodus halocyon Ag., Halec Sternbergi Ag. und Beryx Zippei Ag. Als neu beschrieben erscheinen hier Halee Laubei und Alosa bohemica Fr. Eine Tabelle veranschaulicht schliesslich die Verbreitung der aufgezählten und be- schriebenen Arten in den einzelnen Etagen der böhmischen Kreideformation. Verlag von Allred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung vom 30. April 1878. Inhalt. Eingesendete Mittheilungen. K. M. Paul, Zur Flyschfrage. D. Stur, Ad vocem: Halobia und Monotis von der Hohenwand bei W. Neustadt. C. v. Hauer, Krystallogene- tische Beobachtungen (VIl). — Vorträge. Frhr. v. Schroeckinger, Dietrichit, ein neuer Alaun aus Ungarn. R. Hoernes, Ueber das Vorkommen des Genus (onus in den marinen Neogen- Ablagerungen der österr.-ungar. Monarchie. D. Stur, Geologische Verhältnisse des „Humboldt- schachtes“ bei Schlan. — Literatur-Notizen. R. Hoernes, Verbeek. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. K. M. Paul. Zur Flyschfrage. In der vorletzten Nummer dieser Verhandlungen (Nr. 7, 1878) bringt Herr Th. Fuchs eimige neue, auf die Theorie der Flyschbil- dung Bezug nehmende Bemerkungen, die ich um so weniger mit Still- schweigen übergehen darf, als ich bereits einmal (Jahrbuch d. k. k. geolog. Reichsanstalt 1877, 4. Heft) in die Discussion dieser Frage eingetreten bin, und sich der grösste Theil der erwähnten Bemer- kungen direkt gegen meine Ausführungen richtet. Zunächst theilt Hr. Fuchs mit, dass er namentlich durch das Studium der dem Flysch eigenthümlichen Wülste und Protuberanzen zu dem Resultate gelangt sei, dass wir in der Flyschformation „ein System von eruptiven Effusiv-Decken einer wirklichen und wahrhaf- tigen Kothlava vor uns haben, in welchem die harten Bänke gewisser- massen die einzelnen Ströme darstellen, während die dazwischen ge- lagerten halbweichen Mergelschiefer wahrscheinlich aus dem Materiale gebildet wurden, welches sich aus der bei der Eruption entstandenen Trübung des Meeres niederschlug.* Eine nähere Motivirung dieser Anschauung verspricht Hr. Fuchs in einer grösseren, von Tafeln begleiteten Abhandlung zu geben. Diese müssen wir daher wohl erst abwarten, bevor wir weiter in das Meritorische der Sache eingehen können. Eines aber kann wohl heute schon dazu bemerkt werden. K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 9. Verhandlungen, 26 180 Verhandlungen. Nr. 9 Der Flysch besteht, wie Jedermann weiss, aus einem Wechsel von festen Sandsteinbänken mit Mergeln verschiedener Art. Diese letzteren theilt Fuchs in seiner ersten, auf diesen Gegenstand Bezug nehmenden Arbeit (Ueber die Natur des Flysches, Sitzb. d. k. Akad. d. Wiss. 1877, 1. Abth.) in solche, die dem Albarese, und in solche, die den Argille scagliose (nach seiner Ansicht dem Typus einer Erup- tivbildung) entsprechen, und bemerkt (l. c.p. 22), dass die an beiden Varietäten zu beobachtenden Erscheinungen sich „als Contractions- Erscheinungen beim Uebergange aus dem breiartigen in den festen Zustand erklären.“ Auch auf p.5, s. A., erklärt Fuchs diese Mergel als aus einem ursprünglich halbflüssigen, eruptiven Mergelbrei ent- standen. Jetzt sollen wieder diese Mergel aus der Trübung des Meeres sich niedergeschlagen haben, während die festen Bänke (also wohl die Sandsteine selbst, an denen ja auch die vielbesprochenen Wulstigkeiten auftreten) das eigentliche Eruptions-Materiale dar- stellen. Die Verschiedenheit dieser beiden Anschauungen liegt auf der Hand; wir können trotz der noch ziemlich kurzen Lebensdauer der Fuchs’schen Flysch-Theorie bereits eine nicht ganz unwesentliche Wandlung derselben constatiren. Bei Arbeiten auf dem Gebiete der topischen Geologie kommt es allerdings häufig vor, dass der unerwartete Fund eines bezeichnenden Fossils, die Untersuchung eines bisher unbekannten Aufschlusspunktes u. dgl. rasche Aenderungen der herrschenden Ansichten hervorrufen, und man wird es wohl keinem Geologen zum Vorwurf machen können, wenn er sich genöthigt sieht, in solchen Fällen eine oder die andere Angabe oder Deutung zurückzuziehen. Bei Theorien aber, die, wie die hier in Rede stehende, bestimmt sind, die Grundprineipien all- gemeiner Anschauungen umzustossen, rufen derartige rasche Modi- ficationen immer den Eindruck des Unfertigen hervor und wirken nicht besonders vertrauenerweckend. Ich gehe nun zu den weiteren, direkt gegen meine Arbeit „Ueber die Natur des karpathischen Flysches“ sich wendenden Ausführungen. Im Jahre 1872 hatte Fuchs behauptet, dass sich in den Sand- steinen des Flysches sehr häufig das Phänomen der falschen Schich- tung zeige; im Jahre 1877, dass die Flyschsandsteine dieses Phä- nomen niemals zeigen. In der neuesten Arbeit nun (Verhandl. 1878, Nr. 7, p. 137) wird in längerer Erörterung der Nachweis zu liefern gesucht, dass diese beiden Behauptungen nicht im Widerspruche stehen. Ich überlasse es der Beurtheilung unparteiischer Leser, zu entscheiden, inwieferne dieser Nachweis gelungen ist oder überhaupt gelingen konnte. Ich meinerseits halte den Gegenstand für die vor- liegende Frage ganz irrelevant, und hatte ihn daher in meiner eitirten Arbeit nur ganz nebenbei in einer Anmerkung berührt. Das, was man gewöhnlich unter „falscher Schichtung“ versteht, ist meiner An- sicht nach eine erst nach Erhärtung der Schichten zu festen Ge- steinsbänken eingetretene Erscheinung, die somit in Fragen, die sich auf das frühere Stadium der bezüglichen Gesteine, auf deren erup- tive oder sedimentäre Genesis beziehen, nicht in Rechnung kommen kann. Nr. 9 Sitzung vom 30. April. K. M. Paul. 181 Bezüglich der von mir in den verschiedensten Etagen des kar- pathischen Flysches nachgewiesenen normalen Conglomeratlagen, Fos- silien und Kohlenflötze meint Hr. Fuchs, dass dieselben nichts be- weisen; wenn derselbe aber in den die Hauptstützen seiner Theorie zusammenfassenden Schlusssätzen seiner ersten Arbeit sagt, dass „Conglomerate vollständig fehlen“ (p. 21) und „im Flysche sind noch niemals Kohlenflötze gefunden worden“ (p. 22), so beweisen meine Angaben mindestens so viel, dass die angeblichen Thatsachen, welche die neue Theorie stützen sollen, nicht durchgehends vollkommen richtig sind. Allerdings bleibt hier als letztes Refugium noch immer der Einwand übrig, die von mir gemachten Angaben be- ziehen sich nicht auf wirklichen typischen Flysch. Ich habe diesen billigen Einwand vorausgesehen, und daher in meiner eitirten Arbeit (p. 19) ausdrücklich betont, dass in den Karpathen so gut wie gar kein Flysch übrig bleiben würde, wenn man alle diejenigen Bildungen der Karpathensandstein-Zone, deren Verhältnisse mit den Fuchs'- schen Angaben nicht stimmen, von dem Begriffe ausschliessen wollte. Uebrigens sind gerade die fossilienführenden oberen Teschner Schiefer und Wernsdorfer Schichten so typischer, hieroglyphenreicher Flysch, als er nur gewünscht werden kann, und die die Klippen umhüllenden Gesteine kann Hr. Fuchs, der ja die Klippen selbst noch immer für eruptive Auswürflinge hält, wohl auch nicht ausnehmen wollen. Dass über, unter und zwischen echten Eruptivgesteinen fossilien- führende Lagen vorkommen können, oder dass Tuffe (Sedimentgesteine, die ıhr Materiale aus Eruptivgebilden entlehnten) Petrefakte führen, sind alte Thatsachen, auch ist es nicht gerade unmöglich, dass aus- nahmsweise in eine wirklich eruptive Masse irgend ein organischer Rest hineingerathen, und unter besonders günstigen Verhältnissen conservirt bleiben konnte; dass aber Melaphyre, Trachyte, Basalte, oder die Auswurfsmassen der heutigen Schiammvulkane selbst als besonders petrefaktenreiche Gesteine bezeichnet worden wären, ist mir bisher nicht vorgekommen. Die enorme Menge von Anneliden und anderen Thieren niederer Ordnungen, die uns in den sogenannten Hieroglyphen der typischen Flyschbänke erhalten sind, das (um mich eines von Fuchs selbst 1372 gebrauchten Ausdruckes zu bedienen) „zwar einförmige, aber intensive, animalische Leben“ derselben wird immer eine mit der Annahme einer eruptiven Genesis der betreffenden Bänke schwer zu vereinigende Thatsache bleiben, selbst wenn die Reste anderer Thierklassen wirklich so ausserordentlich selten wären, wie Fuchs behauptet, wie es jedoch thatsächlich in den Karpathen nicht der Fall ist. Wenn also Hr. Fuchs einige Beispiele von in naher Ver- gesellschaftung mit Eruptivgebilden auftretenden, fossilienfüh- renden Bänken anführt, und daran die Frage knüpft: „Was soll denn diesen Thatsachen gegenüber die Behauptung: im Flysch kommen Versteinerungen vor und darum kann er nicht eruptiv sein?“ so dürfte diese Frage in den vorstehenden kurzen Erwägungen ihre Er- ledigung finden, abgesehen davon, dass ich eine solche Behauptung überhaupt gar nicht ausgesprochen habe. Nicht ich war es, der das Vorkommen von Conglomeraten, Kohlenflötzen und Versteinerungen 26* 182 Verhandlungen. Nr. 9 als direkte Beweismittel für die vorliegende Frage aufgestellt hat. Hr. Fuchs selbst hat diese Dinge hervorgesucht, indem er in seiner ersten Arbeit das gänzliche Fehlen der ersteren und die ausser- ordentliche Seltenheit der letzteren behauptet; ich untersuchte nur die Richtigkeit dieser Angaben und kam zu dem Resultate, dass es sich in diesen Beziehungen im Gebiete der Karpathensandstein-Zone durchaus nicht so verhalte, wie Hr. Fuchs meint. Weiter wollte ich nichts beweisen, das aber habe ich, wie ich glaube, auch wirklich bewiesen. Ganz ähnlich verhält es sich mit den von mir publicirten Ana- lysen, deren Zweck Hrn. Fuchs so „unverständlich, erscheint. Herr Fuchs hatte von der ausserordentlichen kehnlichkeit der Flyschbil- dungen mit den Materialien, die aus Schlammvulkanen ergossen werden, gesprochen. Ich untersuchte nun, ob die äussere, sowie innere Aehnlichkeit solcher Gesteine wirklich eine so auffällige sei, dass man irgend welche Schlüsse daraus ableiten könne. Dieser Ge- dankengang scheint mir ziemlich einfach, und dürfte wohl der Mehr- zahl unserer Fachgenossen nicht unverständlich sein. Dass ich — was Hr. Fuchs ebenfalls tadelt — nicht die Argille scagliose und marne fragmentarie, sondern die Producte caspischer Schlammvulkane zum Vergleiche heranzog, ist wohl ebenfalls gerechtfertigt; als Ver- gleichsobject mussten sichere Eruptivgebilde gewählt werden, wie es die letzteren sind, nicht solche, deren eruptive Genesis zwar mehr- seitig behauptet und zugestanden, doch nichts weniger als erwiesen ist. Ich hege durchaus nicht, wie Hr. Fuchs zu glauben scheint, die naive Ansicht, dass der Flysch desswegen nicht eruptiv sein könne, weil seine chemische Zusammensetzung von der sicherer Eruptiv- gesteine abweiche, und habe auch etwas Derartiges nirgends aus- gesprochen. Es hatte sich in diesem Falle, wie in dem obenberührten, für mich nur darum gehandelt, die von Hrn. Fuchs als Stützen seiner Theorie angeführten Umstände einer möglichst objectiven Prü- fung zu unterziehen. Diese ist übrigens gerade in diesem Falle mehr als in allen anderen zu Gunsten der Fuchs’schen Angaben aus- gefallen, indem sich die chemische Zusammensetzung einiger Sand- steine der der Schlammlaven wirklich ziemlich ähnlich erwies. Aller- dings zeigten dagegen die Mergel so gut wie keine Analogien mit letzteren. Ich stimme Hrn. Fuchs im Uebrigen vollständig bei, wenn er der chemischen Zusammensetzung allein keine direkte Be- weiskraft für die in Rede stehende Frage zuerkennt. Ein weiterer Theil der Controverse bezieht sich auf die Erhal- tungsweise der Fucoiden. Ich hatte behauptet, dieselben müssten sehr langsam und allmälig von feinem Sediment eingeschlossen worden sein, Hr. Fuchs dagegen beharrt bei seiner Ansicht, dieselben seien von eruptiven Schlammströmen überschüttet worden. Ein solcher Schlammstrom konnte aber, wie ich glaube, niemals von allen Seiten gleichmässig umhüllend auf die Algen wirken, sondern musste, wenn er auch noch so weich und breiartig, die Druckwirkung durch das Meerwasser noch so sehr abgeschwächt war, immer einen einseitigen Druck auf die Algenrasen ausüben, und diese zarten Organismen daher jedenfalls von oben her oder seitlich zusammenballen. Wenn aa SE Ak =; ee ee ee A an Nr. 9 Sitzung vom 30. April.. K. M. Paul. 183 man aber beispielsweise die Zoophycosformen des Flysches betrachtet, deren Lappen stets in ihrer natürlichen Ausbreitung erhalten sind, scheint wohl jede einseitige Druckwirkung vollständig ausgeschlossen. Hr. Fuchs meint, dass die Algenrasen, wenn sie langsam verschlämmt worden wären, in demselben Maasse auch allmälig abgestorben und verfault sein würden, und nichts von denselben übrig geblieben wäre. Dieses Argument scheint mir nun wohl noch weniger haltbar, als alle übrigen. Fucoiden gibt es nicht nur im Flysch, sondern in zahlrei- chen anderen sicheren Meeres-Ablagerungen, wo sie überall verfault und verschwunden sein müssten, wenn die obige Anschauung richtig wäre. Ausserdem zeigt der Besuch jeder phytopaläontologischen Sammlung eine Reihe von in den sichersten Sedimentbildungen con- servirten pflanzlichen Oganismen, die an Zartheit den Flyschfucoiden durchaus nicht nachstehen. Ich erinnere hier nur beispielsweise an die feinen Wurzelfasern von Calamites Sucowii aus Eschweiler, die Sphenophyllen- und Asterophylliten-Blättchen aus den böhmischen Steinkohlen-Ablagerungen, die Archaeocalamiten-Blättchen aus dem mährischen Culm-Dachschiefer, die Cystoseiriten aus den Neogen- mergeln von Radoboj etc. Solche Reste hätten doch dem Abfaulen ebenso wenig Widerstand entgegensetzen können, als die Chondriten der Flyschmergel, von denen ausserdem Fuchs selbst sagt, dass sie „mitunter eine fast knorpelige Consistenz haben,“ In Beziehung auf diese Frage möchte ich auch daran erinnern, dass in den festen Sandsteinbänken des Flysches, welche die von Fuchs als Hauptbeweise für eruptive Genesis betrachteten Wulstig- keiten (sog. „Flusswülste“) enthalten, Fucoiden verhältnissmässig selten sind — nur Zosephycos findet man darin etwas häufiger, Chondriten nur sehr vereinzelt — während das Hauptlager dieser letzteren stets feine, meist hydraulische Mergel sind, an denen ich die erwähnten Wülste und Protuberanzen bisher niemals beobachtet habe. Warum sollen diese Fucoidenmergel nun trotzdem Schlammströme sein ? Was die karpathischen „Klippen“ betrifft, die Hr. Fuchs für erup- tive Auswürflinge hält, so wendet sich der Genannte namentlich gegen den Einwand, den ich aus der manchmal sehr bedeutenden Grösse der Klippen herleitete, und gibt einige in der Literatur enthaltene Bei- spiele von ebenfalls sehr grossen Trümmern, die von Eruptivgebilden umschlossen sind. Diese sind aber theils nichts anderes als rück- ständige Schollen einer durchbrochenen Decke (wie die angeführten Schieferinseln Sachsens), und keineswegs Auswürflinge; theils sind sie (wie die Beispiele von Siou und Körösmezö) in Trachyt oder Mela- phyr, also in wirklichen krystallinischen Eruptivgesteinen eingeschlossen. Mit solchen haben aber die die Klippen einhüllenden Sandsteine, Mergel und Schiefer gar nichts gemein, daher sie von Fuchs selbst ja auch nur als ein ungefähres Analogon der Bildungen von Schlamm- vulkanen aufgefasst werden. Von den Auswürflingen dieser letzteren gibt aber Fuchs selbst nur ein Beispiel von Blöcken von 2—4 Fuss Durchmesser, was keinen sehr imponirenden Eindruck macht. Uebri- gens ist die Grösse der Klippen nicht das einzige Bedenken, das gegen die Fuchs’sche Auffassung derselben spricht. Ich kann hier alles dasjenige nicht wiederholen, was ich in meiner mehrfach erwähnten 184 Verhandlungen. Nr. 9 Arbeit über diesen Gegenstand und über die exotischen Blöcke (denen Hr. Fuchs die Klippen zuzählen möchte) und deren wahrscheinliche Genesis gesagt habe. Leider lässt Hr. Fuchs in seiner letzten Arbeit dieses letztere, sowie die Mehrzahl meiner gegen seine Theorie er- hobenen Einwände unberücksichtigt. Jedenfalls aber müssten, wie ich glaube, die älteren, in der Literatur vorliegenden Ansichten über die Klippenbildung zuerst eingehend erörtert und widerlegt werden, bevor eine neue diesbezügliche Theorie wissenschaftliche Berechti- gung erlangen kann. Hr. Fuchs bedauert im weiteren Öontexte seiner Ausführungen, dass ich „das selbstständige Auftreten ‚and die materielle Unabhän- gigkeit des Flysches von den älteren, zunächstgelegenen Gebirgen“ nur „sehr oberflächlich gestreift“ habe. Ich glaube aber gerade in dieser Beziehung nicht nur in meiner letzten Arbeit, sondern auch in früheren Mittheilungen meine Ansicht sehr deutlich dahin aus- gesprochen zu haben, dass diese Unabhängigkeit in den Karpathen keineswegs ausgesprochen sei, indem ich („Grundzüge der Geologie der Bukowina“ p. 36 und „Natur des karpathischen Flysches“ p. 20 und 21) ausdrücklich hervorhob, dass das Vorwiegen kalkiger Ent- wicklung der älteren Glieder der Karpathensandstein-Zone, die weiter im Norden in vorwiegend sandiger und schieferiger Facies entwickelt sind, längs des Randes der karpathischen Kalkgebirge und der Klippen vielfach zu beobachten ist. Hiemit ist doch ein Zusammenhang des constituirenden Materials mit dem zunächstgelegenen Grundgebirge sicher genug angedeutet. In einer schliesslichen Bemerkung verwahrt sich Hr. Fuchs dagegen, dass er (wie ich nach einer auf p. 20 seiner ersten Flysch- Arbeit enthaltenen Bemerkung angenommen hatte) seine Theorie nicht auf die östlichen Karpathen ausdehnen wolle, indem er erklärt, bei der angezogenen Bemerkung hauptsächlich nur die Magurasandsteine im Auge gehabt zu haben. Die Bezeichnung „Magurasandstein“ hatte ich für die Sandsteine des Gebirgszuges der Arvaer Magura (welcher, wie bekannt, mitten in den Westkarpathen liegt) aufgestellt. Diese Gesteine haben ihre Hauptverbreitung im Arvaer Comitate, im Tren- cziner Comitate, und in den an die genannten Gebiete grenzenden Theilen von Galizien und Schlesien (in letzterem Lande wurden sie als Grudecker Sandsteine bezeichnet). Weiter gegen Osten finden sie sich noch deutlich entwickelt im Saroser Comitate, nehmen wei- terhin ab, kommen noch auf der Czernahora vor, fehlen aber in der Bukowina bereits gänzlich. Dass man einen so vorwiegend westkarpathischen Gesteinstypus meine, wenn man von den „östlichen Karpathen“ spricht, konnte ich selbstverständlich nicht vermuthen. Schliesslich kann ich nicht umhin, zu betonen, dass die sämmt- lichen neueren Ausführungen unseres geschätzten Fachgenossen (welche überdiess nur einen kleinen Theil der von mir gegen die neue Flysch- theorie erhobenen Einwände berühren) mich nicht veranlassen können, meine Ansichten über den Gegenstand zu modifieiren. So wenig ich aber auch meinerseits hoffen darf, Hrn. Fuchs zu meinen An- schauungen zu bekehren, so hielt ich es doch für meine Pflicht, so Bee: j Ä u Pu ZZ | But 5 At Ten a 5 “a Deal ı De EEE ee SB A il I hl de a de > 0 7 ir nk ae Di Zn . Nr. 9 Sitzung vom 30, April. D. Stur. ©. v. Hauer. 185 viel es mir möglich ist, beizutragen zur Abwehr einer Theorie, die, ebenso schwankend in ihren Stützen als in ihrer Ausführung, nur zu sehr geeignet ist, Anfänger und solche, die nicht Gelegenheit haben, durch eigene Anschauung in den so ausgedehnten und schwer zu be- reisenden Karpathensandstein-Gebieten sich ein eigenes Urtheil über die Sache zu bilden, auf vollständig falsche Wege zu lenken. Hat doch ein Anhänger der Fuchs’schen Theorie in einer Sitzung der Toscanischen Gesellschaft der Naturwissenschaften bereits von Fuma- rolen in den Karpathen gesprochen! D. Stur. Ad vocem: Halobia und Monotis von der Hohenwand in der Neuen-Welt bei W. Neustadt. In unseren Verhandlungen 1878, p. 155 und 156 wird die in unserer älteren und, wie bekannt, vielfach veralteten Literatur ent- haltene Angabe vom Vorkommen von Halobia und Monotis auf der Hohenwand bei Stollhof (besser orientirt ist der Fundort folgender- massen anzugeben: Kante des»Plateaus der Hohenwand, Frankendorf NW) wieder aus der Vergessenheit hervorgeholt, welcher dieselbe aus Pietät gegen die betreffenden, bereits verstorbenen, gewiss verdienst- vollen Männer stillschweigend überantwortet war — ohne dass bei dieser Gelegenheit die betreffenden Stücke der im Jahre 1850 von Mannlicher und mir gesammelten und vorhandenen Petrefakte zu Rathe gezogen worden wären. Um diese nothwendig gewordene Correction evident zu machen, und ähnlichen, unnütze Zweifel erregenden Bemerkungen vorzu- beugen, bin ich genöthigt zu erklären, dass für Halobia Lommeli ein Petrefakt angesehen worden war, welches man nunmehr besser für Lima Haueri Stol. erklären kann, und dass zur Angabe der Monvtis salinaria auf der Hohenwand ein kleines Bruchstück, wahrscheinlich einer Avicula inaequivalvis Sow. Veranlassung gegeben hatte. Vorläufig, bis es gelingen wird, besseres Materiale von diesem Fundorte zu sammeln, als das alte vorhandene in der That ist, wird es daher gut sein, das Verzeichniss der Petrefakte dieses Fundortes gelten zu lassen, welches der freundliche Leser im: Führer zu den Excursionen der deutschen geolog. Gesellschaft nach der allgemeinen Versammlung in Wien 1877, p. 178 mitgetheilt findet. Carl von Hauer. Krystallogenetische Beobachtungen. vn. Einfluss, der auf die Farben mancher Krystalle ge- übt werden kann. Die Krystallisation, wenn sie langsam vor sich geht, wie etwa bei freiwilliger Verdunstung von wässerigen Lösungen, bewirkt wie bekannt, eine sehr scharfe Trennung verschie- dener Substanzen. Die entstehenden Krystalle assimiliren sich nur - von dem ihrer Materie homogenen Stoffe, so zwar, dass oft aus sehr unreinen Laugen in dieser Weise Krystalle von ausgezeichnet reiner chemischer Zusammensetzung sich herausbilden können. WERE VE 186 Verhandlungen. ‚Nr. 9 Selbst wenn Farbstoffe organischer Natur in der Lösung vor- handen sind, aus der sich Krystalle absetzen, so gehen diese nicht in den Körper der letzteren über oder wenigsten nicht in der Art, um den Krystallen eine gleichförmige Färbung zu verleihen — Ver- suche, die mannigfaltig angestellt wurden, um für gewisse optische Zwecke geeignete Objecte zu erhalten. Es geht in dem gedachten Falle das Krystallwasser unter Ausscheidung des gelösten Farbstoffes in den Krystall über. Nur wenn sich diese die Lösung färbenden Stoffe in der Mutterlauge zu reichlich angesammelt haben, oder bei etwas präcipitirterer Krystallisation werden Partikel jener Stoffe in ungleicher Vertheilung in die sieh bildenden Krystalle mechanisch eingeschlossen. Die gleichförmige Färbung eines für sich farblosen Krystalles oder die Veränderung der Farbe eines von Natur aus gefärbt er- scheinenden lässt sich daher in genannter Weise nicht erzielen. Allein auf anderen Wegen lässt sich dennoch künstlich ein Ein- fluss auf die Färbung mancher Krystalle oder auf Nuancirungen ihrer natürlichen Farben nehmen. Dieses Mittel ist gegeben durch die Mischung der Lösungen isomorpher Verbindungen. Das Gebiet für künstliche Färbungen von Krystallen beschränkt sich daher lediglich auf je eine Gruppe iso- morpher Substanzen. Je grösser die Anzahl der zu einer solchen Serie gehörigen Verbindungen ist und je mannigfaltiger die Färbung derselben im isolirten Zustande ist, ein um so grösserer Spielraum ist natürlich gegeben, durch ihre Mischung Krystalle verschiedener Färbungen zu erhalten. Eine gewisse Grenze für die Abstufungen mancher Farbe, die aus einer Mischung von Lösungen resultirt, ist durch die Differenz der Löslichkeit der in ihnen enthaltenen Verbin- dungen gesteckt. Die zahlreichste und in Rücksicht der Farben mannigfaltigste Serie 'isomorpher Verbindungen ist die der Doppelsulphate der sog. Magniumgruppe. Die aus Mischungen dieser Sulphate zu erhaltenden Krystalle bieten in ihrer Gesammtheit ein wunderbares Farben- schema dar. In der angedeuteten Weise kann aber auch den Krystallen von einer gewissen Farbe mehr Durchsichtigkeit verliehen werden, indem man nämlich die Lösung derselben mit jener einer isomorphen farb- losen Verbindung vermengt. Durch Mengung der Lösungen der Doppelsulphate von Cobalt, Nickel, Kupfer-Kalium oder Ammonium mit einer Lösung der ent- | sprechenden Zinksulphate erhält man Krystalle von ausgezeichneter Durchsichtigkeit. Von dem quantitativen Verhältnisse der beigemengten Zinksulphate hängt die Abstufung der Originalfärbung der früher er- wähnten Metallverbindungen ab. Da die Differenz in der Löslichkeit des Nickel- und Zink-Kalium- sulphates eine sehr fühlbare ist, so tritt bei Mengung dieser die früher angedeutete Grenze für die Verdünnung der Farbe des er- steren ein. Welches auch immer das quantitative Verhältniss dieser beiden Verbindungen in der zur Krystallisation gebrachten Lösung ist, vermöge der schwereren Löslichkeit der Nickel - Verbindung Nr. 9 Sitzung vom 30. April. C. v. Hauer. 187 concentrirt sich dieselbe in den entstehenden und wachsenden Kry- stallen in der Art, dass nach Verdunstung eines gewissen Quantums der Lösung eine Nickelfreie Mutterlauge resultirt. Es ist somit eine bestimmte Minimalgrenze für den Gehalt an Nickelsulphat, in einem solchen Krystalle, der aus zwei isomorphen Verbindungen besteht, gegeben. Ich habe dieses Verhalten etwas ausführlicher berührt, da es eine Rolle beim Zusammenkrystallisiren aller isomorphen Verbindungen spielt und der Annahme widerspricht, dass isomorphe Verbindungen in jedem beliebigen Mischungs-Verhältnisse zusammen krystallisiren können. Ein Gemenge der Cobalt- und Nickelsulphate, die complemen- täre Farben repräsentiren, gibt, insbesonders wenn noch Zinksulphat beigemengt wird, fast farblose, etwas lichtgrau gefärbte Krystalle. Eine Lösung von Cobalt- und Kupfersulphat setzt ausgezeichnet schöne violette Krystalle ab etc. Die Gruppe der Alaune lässt Krystalle mit mancherlei Misch- lingsfarben darstellen. Gewöhnlicher Alaun mit sehr wenig Chromalaun gemengt gibt leicht amethystfarbige Krystalle, mit etwas stärkerem Zusatz von Chromalaun aber durchsichtige, im durchfallenden Lichte violette, im reflektirten prachtvoll rubinrothe Krystalle etc. Ferrid- und Cobaltid-Cyancalium gemengt geben orangegelbe Krystalle. Magnium-Kaliumsulphat, in dem ein Theil des letzteren durch Kaliumchromat ersetzt ist, liefert ausgezeichnet durchsichtige, gelbe Krystalle, die vollständig den specifischen Habitus des reinen Doppel- sulphates haben. Das Gleiche zeigt die entsprechende Magnium- Ammonium-Verbindung. Diese Thatsache erscheint noch insoferne bemerkenswerth, als Magnium-Kalium-Sulphat und Chromat nicht isomorph sind. Ein Gemeiüge von Eisen- und Kupfersulphat mit ein wenig Cobaltsulphat gibt stahlgraue Krystalle. Die Mischungen der Oxalate von Chromoxyd-Ammonium-Kalium oder Natrium mit den entsprechenden Oxalaten des Eisens geben Krystalle eigenthümlicher Mischlingsfarben bei angewandtem geringen quantitativen Verhältniss der ersteren. Manche der hier beispielsweise angeführten Verbindungen dürften zur lllustration optischer Doktrinen ausgezeichnete Objecte bilden. Auch bezüglich der Krystallgestalt bieten die aus einem Gemische isomorpher Verbindungen hervorgehenden Krystalle recht interessante Erscheinungen dar. Die meisten Beobachtungen auch in dieser Richtung lassen sich in der zahlreichen Reihe der Doppelsul- phate der Magniumgruppe und in jener der Vitriole anstellen. In den Gebilden aus Mischungen dieser Verbindungen ist es durchaus nicht immer die überwiegendere Quantität der einen, welche massgebend ist für die Form des Mischlingskrystalles. Nur bei sehr grossem Ueberschuss einer Verbindung im Gemische zeigt sich, dass die resultirenden Krystalle den typischen Habitus dieser annehmen. K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 9. Verhandlungen. 27 188 Verhandlungen. Nr. 9 Gemenge der Doppelsulphate des Eisens mit irgend einem an- deren der hieher gehörigen aus der Magniumgruppe liefern, wenn auch erstere in nicht äquivalentem quantitativen Verhältnisse vor- handen sind, stets Krystalle von der Form, die ihnen in isolirtem Zustande eigen ist. Die Gestalt der Eisen-, Kalium- oder Ammonium- Sulphate erweist sich hervorragend dominirend. In Mischlings-Krystallen aus Magnium-Kalium-Sulphat und dem analogen Zink-Sulphat erscheint/ die typische Form jeder einzelnen Verbindung verschwunden, sie ‘repräsentiren nur eine sehr einfache sechsflächige Gestalt, wenn die relativen quantitativen Verhältnisse der componirenden Verbindungen nicht sehr erheblich verschieden sind. Dieses letztere Verhalten zeigen viele Krystalle aus Mischungen von Verbindungen der gedachten Gruppe. Resultirende Krystalle aus Mischungen der Vitriole zeigen durchweg flächenärmere Krystalle als die componirenden Verbindungen für sich. Dass bei dem Uebereinanderwachsen isomorpher Verbindungen die die Hülle bildende stets successiv ihre specifische Form zur Entwicklung bringt, habe ich in den in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie der Wissenschaften publicirten Mittheilungen an- geführt. Einschlüsse in Krystallen. Volum der Lösungen. Was Eingangs bezüglich von Farbstoffen erwähnt wurde, die sich in einer Flüssigkeit befinden, aus welcher sich Krystalle absetzen, gilt in gleicher Weise von anderen, in der Lösung vorhandenen amorphen oder krystallisirbaren Substanzen, deren Ausscheidung wegen Ueber- lastung der Flüssigkeit damit beginnt. Alle Versuche im Labora- torium zeigen nämlich, dass aus einem Gemische von Lösungen ver- schiedener Körper die ihnen entsprechenden Krystalle neben einander entstehen und wachsen können, ohne sich mit ihrer Materie wechsel- weise zu verunreinigen. Nur bei mehr präcipitirter Krystallisation und wenn quantitativ von den einzelnen Stoffen so viel vorhanden ist, dass die Lösung nicht mehr als eine bloss etwas verunreinigte zu betrachten ist, ist Veranlassung gegeben, für die bereits entstan- denen oder neu entstehenden Krystalle, Einschlüsse von heterogenen Stoffen zu bilden. Man sieht dann genau dieselben Erscheinungen, wie sie viele der natürlich entstandenen Mineralkrystalle darbieten, von welchen die mikroskopischen Untersuchungen zeigen, dass sie in regelloser Vertheilung fremde Einschlüsse theils amorpher, theils kry- stallinischer Natur enthalten. Gleichwohl sind derlei Krystalle oft schön symmetrisch und überhaupt so ausgebildet, wie man es voraus- setzt, dass es nur bei sehr ruhiger Krystallisation aus reinen Lösungen möglich sein könne. Es geht daraus hervor, dass alle derlei Einschlüsse enthaltenden Mineralkrystalle aus Medien hervorgingen, welche beträchtliche Quan- titäten fremder Substanzen enthielten — ein Schluss, der übrigens schon a priori zu ziehen wäre im Hinblick darauf, welcher umständ- lichen und sorgfältigen Operationen es bedarf, um in den Labora- torien chemisch reine Lösungen irgend einer Verbindung in grösserer Menge darzustellen. Nr. 9 Sitzung vom 30. April. Frhr. v. Schroeekinger 189 Dass eine raschere Krystallisation nicht für alle Körper aber den Aufbau wenig gut entwickelter Krystalle bedingen müsse, diess beweisen die Fabriksprocesse, worauf ich bereits in einer früheren Abhandlung hingewiesen habe. Erst neulich erhielt ich durch die Güte des Herrn Professor Ulrich in Hannover zollgrosse Bittersalzkrystalle aus einer Fabrik in Stassfurth. Diese Krystalle, welche durch Abkühlung heiss gesät- tigter Laugen erhalten werden, zeigen den Typus dessen, was unter schöner Krystallbildung, unter genauer Orientirung in der Zusammen- setzung der kleinsten Theilchen zu einem Krystall verstanden wird. Sie sind vollkommen klar ohne Einschlüsse von Mutterlaugen oder Hohlräumen, durchsichtig und mit ganz correct entwickelten End- flächen. Bei vorsichtigster Krystallisation im Laboratorium gelingt es nie, annähernd diess Salz in solcher Vollendung der Gestalt bei gleicher Grösse zu erhalten. Ganz Aehnliches zeigen Kalisalpeter, gelbes Blutlaugensalz etc. Diese Substanzen bekunden nichts weniger als eine besondere Krystallisationsfähigkeit. Es unterliegt danach kaum einem Zweifel, dass die Grösse des Volums der Lösung, aus welcher sich Krystalle absetzen, von Bedeutung ist für ihre gute Entwicklung. Und zwar scheint das Volum der Lösung für die gute Ausbildung von Kry- stallen von grösserer Bedeutung für leicht — als für schwer lösliche Körper zu sein. Die aus Fabriksprocessen hervorgegangenen Krystalle sind, wie gross sie auch sein mögen, doch nur das Resultat eines sog. ersten - Anschusses. Die Krystalle derselben Verbindungen, welche man in einem ersten Anschusse im Laboratorium erhält, sind ganz ebenso gut ausgebildet, wie erstere, nur sind sie viel kleiner. Erst bei ihrem Wachsenlassen, und sei es auch langsam bei freiwilliger Verdunstung der Lösung, treten Mängel in der Entwicklung auf. Das grosse Volum einer Flüssigkeit braucht zur Abkühlung eine geraume Zeit, und in dem Masse entstehen auch grössere Krystalle. Während der Abkühlung einer heiss gesättigten Lösung findet ohne Unterbrechung nur Zufuhr von Masse zur Vergrösserung der entstehenden Krystalle statt. Alle störenden Einflüsse, welche die Erhöhung der Temperatur für im Wachsen begriffene Krystalle hervorbringt, sind bei dieser Operation ausgeschlossen. In diesen Verhältnissen dürfte die Grösse des Volums der Lösungen bezüglich ihres Einflusses auf gute Krystallbildungen zum Theil ihre Erklärung finden. Endlich sind auch kalte Lösungen bei grösserem Volum für äussere Temperaturschwankungen nicht sofort empfindlich. Vorträge. Freiherr v. Schroeckinger. Dietrichit, ein neuer Alaun aus Ungarn. “Durch die Güte des Herrn Bergrathes Szmik erhielt ich in ziemlicher Anzahl ein neuerlich in Felsöbanya häufig vorkommendes 27 190 Verhandlungen. Nr. 9 Mineral unter der Bezeichnung „Zink-Alaun“. Dasselbe bildet zumeist braungelbe oder schmutzigweisse Aggregate feinfaseriger Nadeln von nicht bestimmbarer Krystallform als Ausblühungen und Ueberzüge auf einer derben, gleichartigen Unterlage. Theilweise treten büschelförmig gehäufte Partien von sehr feinen Nadeln auf, welche schneeweiss, seidenglänzend und bis 33 Mm. lang sind. Der Ge- schmack ist atramentös, mehr ginem Vitriol als einem Alaun ähnlich, die Härte der festen Bestanätheile beträgt 21; es löst sich das Mineral im Wasser leicht und vollständig auf, schmilzt auch unter fortwährendem Aufblähen in seinem Krystallwasser, welches jedoch erst beim Erhitzen über 250° C. gänzlich verschwindet. Analysen dieses Minerals, welche im Probirgaden des k. ungar. Bergamtes zu Felsöbanya und später im Museum der mineralogischen Lehrkanzel des Herrn Prof. Dr. Schrauf in Wien vorgenommen wurden, deuteten zwar unzweifelhaft auf einen Zink-Alaun, waren jedoch zu wenig vollständig, und ich sah mich zur Erlangung einer genauen Analyse veranlasst, abermals die Güte des k. k. Hütten- chemikers in Pfibram, Hrn. Dr. Dietrich, in Anspruch zu nehmen. Das Ergebnisss dieser genauen und wiederholten Analyse war folgendes: Gefunden °%%, Berechnet °/, ZnO 370 ZnO 81:00 882 e0° 311 | 12 ggg Au0s: 103.00, = 1112 UnOlaA ee 450, 320'00 = 34:86 MgO 0:33 23H,0 41400 = 45:10 AL,O; — 1092 9180 100.0 SO; — Buyer! H,O — et 100:32 Hiernach ergibt sich die Formel: ZNSO, + Al, 350, + 23H; 0, und es stellt sich das Mineral als ein etwas entwässerter Zink-Alaun dar, in welchem FeO und MnO einen Theil des Zinkes vicariren, Diese neue Species erhält im Systeme Dana’s die Stelle neben dem Alphonit Glock. Ich nenne das Mineral als Anerkennung der vielen, von Herrn Hüttenchemiker Dr. Dietrich für mich ausgeführten Mineralana- lysen — Dietrichit. Ueber das Vorkommen dieses neuen Minerals theilte mir Herr Bergrath Szmik mit, dass dasselbe ein Product neuerer Zeit ist, und sich erst seit etwa 14 Jahren gebildet hat. In der ärarischen urossgrube zu Felsöbanya ist als Folge der frühern Abbaumethode durch Feuersetzen im Jahre 1864 ein grosser Bruch niedergegangen, welcher in bedeutenden Längsstrecken des Hauptganges und des ihm fast parallelen Leppener Ganges alle früher befahrenen oberen Läufe bis auf den siebenten Lauf unzugänglich machte. Be nn a a R [1 Nr. 9 Sitzung vom 30. April. R. Hoernes. 191 Der Leppener Gang ist ein Nebengang im Hangenden des Haupt- ganges, welchem er dem Verflächen nach in der Teufe zusitzt. Vor dem Bruche bestand im Leppener Gange eine Fahrung aufwärts nach dem sog. Stadtstollen, wo beide Gänge durch eine 30 Meter lange Verquerung verbunden waren. Durch diese Verquerung ging ‚bereits vor dem Bruche ein ziem- lich starker warmer Luftzug, welcher nach dem Bruche sich zwar in der Stärke verminderte, in der Temperatur aber erhöhte, dass jetzt der menschliche Organismus dort nicht über 15 Minuten auszuhalten vermag. In jenen Stellen dieser Verquerung, an welchen kein Wasser durchsickert, bildet sich das neue Mineral am First, an der Sohle und an den Wänden in solcher Menge, dass die Strecke kaum mehr zu passiren ist und mit der Zeit der gänzlichen Verschliessung ent- gegengeht. R. Hoernes. Ueber das Vorkommen des Genus (Üonus in den marinen Neogen-Ablagerungen der öster.-ungar. Monarchie. Seitdem durch M. Hoernes im dritten und vierten Bande der - Abhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt eine Schilderung der fossilen Gastropoden und Pelecypoden des Wiener Beckens gegeben wurde, haben sich in den verschiedenen Sammlungen Wiens, nament- lich im k. k. Hof-Mineralien-Cabinet, eine grosse Anzahl neuer, durch M. Hoernes nicht geschilderter Formen angesammelt, und es er- schien die Nothwendigkeit, dieselben in einem Nachtrag zu dem grossen Molluskenwerk zu beschreiben, um so dringender, je mehr sich das neue Material anhäufte. Zugleich wurden einzelne Mängel des angeführten Werkes, namentlich was die Identification der Formen des Wiener Beckens mit italienischen Typen betraf, immer mehr ersichtlich, und vor Allem haben die neueren Publicationen Bellardis gezeigt, dass es, sollen wir in unserer Kenntniss der Tertiär-Versteinerungen nicht hinter den Paläontologen anderer Länder zurückbleiben, nothwendig. sei, auf Grund der neueren Anschauungen und vor Allem auf dem Wege der schärferen Trennung der einzelnen Formen eine vollständige kritische Beschreibung der österreichischen Vorkommen zu geben. Der Vortragende hat in Gemeinschaft mit Hrn. M. Auinger, welcher bereits seinem Vater durch lange Zeit bei der Ordnung der reichen Sammlung fossiler Conchylien im k. k. Hof-Mineralien-Cabinete zur Seite gestanden ist, und seither die eingelaufenen Nachträge systematisch einzuordnen oder als neu zu beschreiben bemüht war, .es unternommen, in dem oben angedeuteten Sinne eine Fortsetzung und Ueberarbeitung der „fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien“ auszuarbeiten. Es musste jedoch, wie bereits angedeutet, der Umfang und In- halt der Arbeit aus ganz anderen, neuen Gesichtspunkten geplant werden. Zunächst konnte die Beschränkung auf das Gebiet des Wiener Beckens im engeren oder weiteren Sinne nicht von .Vortheil sein, da gerade weit entlegene Fundorte, wie Lapugy, Bujtur; Neme- 192 Verhandlungen. Nr. 9 sest u. s. f. in neuerer Zeit überaus reiche Ausbeute an vortrefflich erhaltenen Conchylien geliefert hatten, welche von M. Hoernes nur zum geringsten Theile berücksichtigt werden konnten. Der neuen Schilderung sollen in geographischer Beziehung ihre Grenzen durch jene der Monarchie gegeben sein. Andererseits musste eine-gewisse Beschränkung hinsichtlich der Etagen Platz greifen, deren Fossilreste beschrieben werden sollen. In M. Hoernes’ fossilen Mollusken des Wiener Beckens erscheinen ausser den Conchylien der ersten und zweiten Mediterranstufe Suess’ auch ein Theil der sarmatischen Conchylienfauna und jener der Congerien- schichten und Paludinenschichten beschrieben und zur Abbildung ge- bracht. In letzter Zeit hat von vielen Seiten (der Vortragende erin- nert an die zahlreichen Publicationen von Neumayr und Paul, Fuchs, Herbich, Brusina u. A.) unsere Kenntniss dieser jün- geren Oonchylienfaunen eine wesentliche Bereicherung erfahren. Die Formenzahl, die uns in den jüngeren, brackischen und lacustren Neogen-Ablagerungen bisher bekannt geworden ist, erscheint sehr gross, und doch müssen wir die Wahrscheinlichkeit zugeben, dass jede neue Fundstätte diese Zahl nicht unwesentlich bereichern wird. Ein Versuch, die Conchylien dieser Ablagerungen in das geplante Sammel- werk mit aufzunehmen, schien aus dem Grunde verwerflich, weil neuere Publicationen fortwährend die im Zuge begriffene Arbeit überholen und schon vor ihrer Vollendung’ als antiquirt darstellen würden. Nach einiger Zeit wird es vielleicht erspriesslich sein, auch die Brack- und Süsswasser-Conchylien der österr.-ungar. Neogen-Ablagerungen einer zusammenfassenden Darstellung zu unterziehen; es wird dies aber wohl am besten von Seite jener Autoren geschehen, die sich mehr als der Vortragende mit diesem Gegenstand beschäftigt und zuerst die Descendenz-Theorie als Leuchte in dem scheinbaren Chaos der viel- gestaltigen Formen angewendet haben, indem sie zugleich einen ausgezeichneten paläontologischen Nachweis für die Richtigkeit der Dar win’schen Lehre lieferten. Die älteren Miocän-Ablagerungen (Etage der Schioschichten, Ac- quitanien) mussten schon aus dem Grunde unerörtert bleiben, weil aus ihnen bisher kein nennenswerthes Material vorliegt — es konnte sich daher der Vortragende bei seinen in Gemeinschaft mit Herrn Auinger begonnenen Untersuchungen auf die „marinen Gastro- poden der ersten und zweiten Mediterranstufe der österr.-ungar. Monarchie“ beschränken, die später auch auf die Pelecypoden derselben Ablagerungen ausgedehnt werden sollen. Hinsichtlich der Brachiopoden dürfen wir wohl der Hoffnung Raum geben, dass auch ihre monographische Bearbeitung, die ja schon seit längerer Zeit begonnen wurde, endlich vollendet und veröffentlicht werden wird. Die praktische Verwendung als Bestimmungswerk erforderte die Eintheilung des Stoffes in der von dem Vortragenden und Herrn M. Auinger begonnenen Arbeit, welche im 2. Bande der Abhand- lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt zur Veröffentlichung gelangen soll, conform mit jener der „fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien“ vorzunehmen. Der Vortragende ist sich wohl bewusst, Nr. 9 Sitzung vom 30. April. R. Hoernes. 193 dass das zoologische System, welches in denselben eingehalten wurde, längst veraltet ist, und würde gerne das auch von Bellardi accep- tirte System Chenu’s anwenden (obwohl ihm auch dieses keineswegs in jeder Hinsicht zu genügen scheint); — allein es soll die begon- nene Arbeit eben vor Allem die Ergänzung des bereits Vorhandenen liefern, und schon im Interesse des Lesers musste die alte Systematik in der Haupteintheilung beibehalten werden. Es liegt übrigens in der Absicht des Vortragenden, die neuere Systematik in einer Bespre- chung, die jedem Genus (nach älterer Fassung — nach neueren An- schauungen zumeist mit „Familie“ gleichbedeutend) vorangeschickt werden soll, zu erörtern und am Schlusse der Diseussion jeder Haupt- gruppe, der Gastropoden, sowie der Pelecypoden eine Uebersicht nach dem neuen Systeme zu geben, so wie er es bereits in seiner Darstel- lung der Fauna des Schliers von Ottnang versuchte. — Die Namen der von Adams und Chenu angewandten Genera und Subgenera sollen auch neben den bisher nach der Deshayes’schen Systematik üblichen in Klammern angeführt werden. Der Vortragende discutirt nun in Kurzem das Vorkommen des Genus Conus in den österr.-ungar. Neogen-Ablagerungen, und gibt zunächst eine kritische Uebersicht der bisher bekannten neunzehn Arten: 1. Oonus betulinoides Lamk. gehört zu Dendroconus, es mussten mehrere Formen als neu von der Type abgetrennt werden. 2. Conus Aldrovandi Broce., stimmt nicht genau mit der italie- nischen Form, die jedoch in unseren Ablagerungen, z. B. in Ritzing, typische Vertreter hat. Jene Form, welche M. Hoernes als Conus Aldrovondi bezeichnete, erhält den Namen Conus Karreri, beide ge- hören dem Subgenus Lithoconus an. 3. Conus Berghausi Michti., stimmt nicht mit Michelottis Conus Berghausi, gehört zu Dendroconus, und wird künftig den Namen ©. Vaceki führen. 4. Conus Juscocingulatus Bronn, umfasst zwei Formen, die eine von Bujtur, die Type Bronn’s, gehört zu Chelyconus, die andere, welche den Namen Moravicus erhalten soll, gehört zu Lithoconus. 5. Conus Mercati Brocc., gehört zu Lithoconus, — die Identität mit der italienischen Type Brocchis kann nur als wahrscheinlich, keineswegs als sicher betrachtet werden. 6. Conus clavatus Lamk., die Exemplare aus dem Wiener Becken dürften lediglich auf missbildete Exemplare anderer und zwar ver- schiedener Arten zurückzuführen sein. 7. Conus ponderosus Broce., wurde zu Bhizoconus gestellt, ist eine variable Art, von welcher mehrere Varietäten unterschieden werden müssen. 8. Conus Noe Broce., stimmt nicht gut mit den italienischen Formen, und kann nur als Varietät dem C. Noe angereiht werden. 9. Conus raristriatus Bell. et Mich., ist keineswegs mit der ita- lienischen Art ident, die zu Lithoconus gehören dürfte, während die österreichische Form nunmehr den Namen Chelyconus Enzesfeldensis tragen soll. 194 Verhandlungen. Nr. 9 . 10. OConus avellana Lamk., gehört zu Chelyconus, eine verwandte Form musste als (onus Johannae abgetrennt werden. 11. Conus pelagieus Broce., ist aus der Zahl der im Wiener Becken vorkommenden Arten zu streichen. Das angeblich aus dem Badener Tegel stammende Original in M. Hoernes’ foss. Moll. d. Tert.-Beck. von Wien ist gewiss recent. Es stammt aus der alten v. Hauer’schen Sammlung, und rührt gewiss so wenig aus dem Badener Tegel her, wie die Exemplare von Cerithium margaritaceum, die in der Sammlung der Reichsanstalt mit dieser Fundorts-Angabe aufbewahrt werden. 12. Conus ventricosus Bronn, dem recenten Chelyconus achatinus zunächst verwandt. (©. vindobonensis Partsch und einige andere Formen sind als selbstständig abzutrennen. 13. Conus Tarbellianus Grat. 14... Hauers, Partsch | richtig unterschiedene, ins- 19.050 $Puschi”Mächtt gesammt zu Leptoconus 16. ,„ extensus Partsch gehörige Formen. 17. „ antediluvianus Brug. ) 18. Conus Dujardini Desh., muss nach Gesammtgestalt und Sculptur in zwei verschiedene Formen getrennt werden, die beide zu Leptoconus gehören. Der im Badener Tegel vorkommenden Form verbleibt der Name Dujardini, für die in Gainfahrn, Enzesfeld etc. häufige wird der Name Brezinae vorgeschlagen. 19. Conus catenatus Sow., gehört zu Leptoconus, eine verwandte Form musste als Leptoconus Berwerthi abgetrennt werden. Es wurden ferner mehrere Formen mit bisher an österreichi- schen Tertiär-Ablagerungen noch nicht bekannten recenten oder fos- silen Typen ident erkannt. Es sind: ° 1. Dendroconus Loroisi Kiener, stimmt ganz mit der im indi- schen Ocean lebenden Form, die nach manchen Conchyliologen nur eine Varietät des Conus figulinus Linn. sein soll. 2. Dendroconus subraristriatus da Costa, aus dem portugiesischen Tertiäir von Cacella beschrieben, zahlreich und mit ausgeichneter Farbenzeichnung zu Lapugy. Die Färbung, nicht aber die Gestalt stimmt ziemlich mit dem recenten Conus betulinus Linn. aus dem in- dischen Ocean. 3. Lithoconus cacellensis da Costa, ein Exemplar von Lapugy, stimmt genau mit der Abbildung dieser Art aus den portugiesischen Tertiär-Ablagerungen. 4. (Conus Sharpeanus da Costa), 2 Exemplare von -Steinabrunn zeigen, dass wir es wohl nur mit einer Varietät des Leptoconus Tar- bellianus zu thun haben. 5. Chelyconus mediterraneus Hwass. Unter dem Formenkreis des Chelyconus ventricosus und vindobonensis finden sich auch Exem- plare, die zu dem verkümmerten recenten Vertreter Oh. mediterraneus hinüberführen. Einzelne Exemplare können geradezu mit dieser Art identificirt werden. Ausserdem wurde eine Reihe neuer Formen erkannt und be- schrieben, von welchen manche ein weitergehendes Interesse besitzen. So erinnert Dendroconus Mojsvari nov. form. an den recenten Suma- Nr. 9 Sitzung vom 19. März. A. Bittner. 195 trensis des indischen Oceans, während Dendroconus austriacus und Reussi sich eher den central-amerikanischen Arten: Dendroconus pyri- formis Reeve und patrieius Hinds anschliessen. Rhizoconus Tscher- maki schliesst sich eng an die recenten Arten: Khizoconus Nemo- canus Hwass und regularis Sow. an. Die vielgestaltige Gruppe von Chelyconus transsylvanicus, Sturi, Lupuggensis und Suessi, welche in Lapugy in grosser Farbenpracht auftritt, vermittelt den Uebergang zwischen den recenten, zu Hermes gestellten Formen, aus der Gruppe des Hermes nussatella L. und den lebenden Chelyconen, welche dem vielgestaltigen Formenkreis des Chelyconus magus L. angehören. Es erscheinen, wie das nachstehende Verzeichniss zeigt, 1 Ste- phanoconus, 12 Dendroconi, 9 Lithoconi, 9 Leptoconi, 3 Bhizoconi, 18 Chelyconi, im Ganzen also 52 Formen des Genus Conus oder der Familie „Conidae“ in den marinen Ablagerungen der ersten und zweiten Mediterranstufe Suess im österreichischen Kaiserstaate. Verzeichniss der im österreichischen Neogen auftretenden Conusformen. 4. Stephanoconus. 4. Oonus extensus Partsch. 1. Conus Stachei n. f. „. antediluvianus Brug. B. Dendroconus ENT Dujardini Desh, 1. Conus betulinoides Lamk. 8 Brezinae n. f. 2. „ Mojsvari n. f. „ catenatus Sow. 3.» Gainfahrensis n. f. { ENERM Neugeboreni n. f. E. Rhizoconus. DI. austriacus N. f. De rheusstunaf: 7 8 ) 0 eanaH Conus Tschermaki n. f. n„ "Bühnen T. » ponderosus Broce. DRS » . Daciae n. f. „ Loroisi Kien. = Vaceki n. f. F. Chelyconus. GREEN Vöslauensis n. f. 11. „ subraristriatus Costa. IE Hochstetteri n. f. . Conus avellana Lamk. „ Johanmae n. f. = Transsylvanicus n. f. 2...8tum nf. Ottiliae n. f. Lapugyensis n. f. » Fuchsi n. f. Noe Broce. var. » Neumayri n.f. Suessi n. f. 1 2] = C.. Lithoconus. 4 5 6 2 &. Tietzei n. f. 9. „. praelongus n. f. 10 11 12 13 Conus Aldrovandi Broce. Karreri n. f. S ; Br nz sis n. f. 5 Mercati Broce. . En en m; Bet | £ hungaricus nf. arsch a - In » moravicus n. f. n vındobonensis Lartsck. „ eacellensis Costa. „ Mariae n. f. 14.0, ventricosus bronn. SERNPNRWOH D. Leptoconus. 25. „ rotundus n. f. 1. Conus Tarbellianus Grat. 16 Schroeckingeri n. f. 2 u. Hawueri Partsch. 17. „ mediterraneus Hwass. 3. „ FPuschi Michti. 18. „ olivaeformis n. f. Bei der Aufstellung der Formen war selbstverständlich das Be- dürfniss schärferer Unterschiede massgebend, welches der Vortragende an dem Beispiel des Oonus ventricosus und Conus vindobonensis er- örtert. Weinkauff hat bekanntlich beide Formen zu Ü. mediter- raneus einziehen wollen. Geht man in dieser Weise vor, so gelangt K. k. geolog. Reichsanstalt. 1878. Nr. 9. Verhandlungen. 28 i 196 Verhandlungen. Nr. 9 man zu einer grossen Sammelgruppe, welcher man mit demselben Rechte auch zahlreiche recente Formen einverleiben müsste. Der Vor- tragende sah sich genöthigt, zunächst den leicht unterscheidbaren Vindobonensis von ventricosus zu trennen. Ersterer hat in Conus guinacus, letzterer in Conus achatinus seinen lebenden Repräsentanten. Ferner mussten Formen abgetrennt werden, welche, wie Conus Mariae, etwa dem lebenden CO. fulmen Reeve entsprechen würden, und solche, welche den Uebergang zu Oonus mediterraneus bilden. Die angeführten recenten Formen, denen noch manche anzureihen wären, wie ©. Adan- soni Lamk., C. nigropunctatus Sow., haben gewiss ihre gemeinsame Wurzel in der polymorphen Gruppe des ©. ventricosus und vindo- bonensis, und sind mit derselben durch Uebergänge verbunden; wollte man sie aber desshalb unter einem Artnamen vereinigen, so würde man sich des Mittels berauben, ihre Descendenz festzustellen. Conus mediterraneus, die einzige Conusart des Mittelmeeres, ist nur ein ver- kümmerter Nachfolger dieser Gruppe. Allgemeine Kleinheit der Form, die nur selten unter local günstigen Verhältnissen an die Grösse der verwandten Arten hinanreicht, Neigung zur Missbildung kennzeichnen die Mittelmeerspecies, die als verkümmerter Zweig der Formenreihe zu betrachten ist. Der Vortragende erörtert endlich den Nutzen, welchen ihm die Farbenspuren gewährten, welche auf zahlreichen Conen von Lapugy und Bujtur erhalten blieben. Es mag für die Benützung der in Vorbereitung begriffenen Publication zur Bestimmung ohne Farben- erhaltung vorliegender Schalen unangenehm sein, wenn die Färbung als vorzügliches Merkmal der Formen betrachtet wurde — allein wir sind eben gezwungen, in derselben allein das Mittel zur Erkenntniss der Verwandtschaft mit den recenten Formen zu suchen. Allerdings ist neben der allgemeinen Form auch die Färbung bei Oomus in hohem Grade variabel, allein Beides hat doch seine Grenzen. Jeden- falls muss zugegeben werden, dass die Scheidung der einzelnen fos- silen Formen bei diesem Genus ungleich grössere Schwierigkeiten macht, als bei irgend einem anderen, und schon aus diesem Grunde sieht sich der Vortragende gezwungen, zu betonen, dass die Resultate auch seiner Untersuchungen keineswegs als endgültig feststehend zu betrachten sind, dass vielmehr von der Beobachtung grösseren Mate- riales, namentlich von Farbenexemplaren, noch vielfach Berichtigungen zu erwarten sind. ‘ Vorläufig war der Vortragende bemüht, die einzelnen Formen so scharf als möglich auseinander zu halten, da nur auf diesem Wege das Ziel der modernen Paläontologie, die Aufhellung der Descendenz zu erwarten steht. D. Stur. Geolog. Verhältnisse des Jemnik-Schachtes der Steinkohlen-Bergbau-Aktien-Gesellschaft „Hum- boldt“ bei Schlan im Kladnoer Becken. Der betreffende Bericht wird in unserem Jahrbuche erscheinen. In demselben wird ausführlich nachgewiesen, dass die bei 422 Meter Teufe aufgeschlossene Schieferthon-Ablagerung mit fünf Kohlenbänken, Nr. 9 Sitzung vom 30. April. R. Hoemes. 197 das obere Radnitzer Flötz oder das Kladnoer Hauptflötz repräsentire, Demnach ist die zweite ähnliche Schieferthonlage mit zwei Kohlen- bänken bei 475 Meter Teufe des Schachtes der Repräsentant des unteren Radnitzer Flötzes. Da nun das Kladnoer Hauptflötz den Kohlenreichthum des Reviers enthält, so hat auch der Jemnik-Schacht im Niveau der ersterwänten Schieferthon-Ablagerung die meiste Hoff- nung, zum Ziele zu gelangen. Es ist zu hoffen, dass das hier, wie an vielen anderen Stellen des Kladnoer Beckens in sehr reducirter Mächtigkeit auftretende Flötz dem Streichen und insbesondere dem Fallen nach, wieder bald seine volle Mächtigkeit erlangen wird, da der Schacht, die Hauptcharaktere des Kladnoer Hauptflötzes, näm- lich die den Baceillarites problematieus Feistm. führenden Opuka-Zwi- schenmittel, noch bei Jemnik als vorhanden nachgewiesen hat. Literatur-Notizen. R. Hoernes. Die fossilen Säugethier-Faunen der Steiermark. (Separat-Abdr. a. d. Mitth. d. naturw. Ver. f. Steier- mark 1877.) Seitdem durch E. Suess die Aufeinanderfolge verschiedener Säugethier- Faunen im Becken von Wien genauer erforscht und geschildert wurde, war die Möglichkeit gegeben, in den an Säugethierresten so reichen Ablagerungen der Steiermark diese zeitlichen Verschiedenheiten ohne grosse Schwierigkeit aufzu- suchen und festzustellen. Mit Ausnahme von D. Stur’s Geologie der Steiermark begegnen wir jedoch keiner einheitlichen Darstellung, so dass der Versuch einer solchen nicht ungerechtfertigt erscheint, zumal die neueren Erfahrungen über das geologische Alter der steierischen Tertiär-Ablagerungen zum Theil nicht unwesent- lich von den Stur’schen Ansichten abweichen. Der Verfasser erörtert zunächst das Alter der Sotzkaschichten gegenüber den Kohlen-Ablagerungen von Eibiswald und Wies, und stellt die Anthracotherien-Fauna der südsteierischen Braunkohlen-Ablagerungen in die Etage der Schioschichten, während er geneigt ist (nach den bisherigen Resultaten der Untersuchungen Dr. Hil- ber's in der Bucht von St. Florian), die Kohle von Eibiswald und Steieregg mit ihrer reichen, durch Peters beschriebenen Säugethier-Fauna dem Horizonte von Grund einzuverleiben, der so häufig an der Basis der zweiten Mediterranstufe koh- lenführend auftritt. Die Kohle von Fohnsdorf gehört nach dem Verfasser vielleicht dem Leithakalk-Niveau, jene von Voitsberg der sarmatischen Stufe an, die Säuge- thier-Fauna ist jedoch in der letzteren dieselbe wie in der Eibiswalder Kohle. Aus dem Belvedereschotter werden zahlreiche Funde aufgezählt, und das Zugrundegehen eines grossen Skelettes von Mastodon longirostris beklagt, welches bei Luttenberg aufgefunden, aber nur in Fragmenten aufbewahrt wurde. Die Fauna von Baltavar wurde in der Steiermark bisher ebenso wenig nachgewiesen, als jene des Arnothales — auch von der Diluvial-Fauna werden nur wenig Säugethierreste aus dem Schwemm- land: Elephas primigenius von Leoben und Rhinoceros tichorhinus von Steinberg genannt, während hinsichtlich der Höhlenvorkommen ihre bisher nur oberflächliche Ausbeutung bedauert wird. Es gewähren die steiermärkischen Höhlen deshalb ein grosses Interesse, weil bei einigen bereits nachgewiesen werden konnte, dass sie zu gleicher Zeit von den diluvialen Säugethieren und vom Menschen bewohnt wurden, der ihre Knochen zerschlug, um das Mark zu verzehren, oder sich Werkzeuge aus denselben bereitete. — Auch der controversen Darstellungen von Schmidt und Aichhorn hinsichtlich der Thierreste der Grebenzen-Alp wird gedacht, und die Entscheidung späteren Untersuchungen vorbehalten, die freilich, da ein Theil des Materiales in Graz — der andere in Klagenfurt aufbewahrt wird, nicht leicht anzu- stellen sein werden. 28* 198 Verhandlungen. Nr. 9 Den Schluss der Mittheilung bildet eine Uebersichts-Tabelle zur Orientirung über das chronologische Verhältniss der steiermärkischen Säugethier-Faunen zu jenen der nächstliegenden Gebiete. R. Hoernes. Das Erdbeben von Belluno am 29. Juni 1873 und die Falb’sche Erdbebenhypothese. (Separat-Abdr. a. d. Mitth. des naturw. Ver, f. Steiermark 1877.) Der Autor gedenkt zuerst der zahlreichen Literatur, welche wir über das Erdbeben von Belluno besitzen, erörtert sodann die Lage der Ortschaften, welche besonders hart vom Erdbeben betroffen wurden, und die durch Bittner nachge- wiesenen Stosslinien, deren Zusammenfallen mit thatsächlichen Querbrüchen er bei den geologischen Aufnahmen 1876 ersehen konnte. Die Annahmen Höfer’s werden bezweifelt und die Bittner’schen Untersuchungen und Resultate bestätigt. Der Autor unterscheidet nach den verschiedenen Ursachen mehrere Categorien von Erd- erschütterungen, als: Einsturzerdbeben, vulkanische Erdbeben und tektonische Erd- beben, welch’ letztere die zahlreichsten und häufigsten seien und im Zusammenhang mit der Gebirgsbildung stünden. Hinsichtlich des Erdbebens von Belluno wird die Meinung ausgesprochen, dass dasselbe mit einer horizontalen Verschiebung der an- erenzenden Gebirgstheile an der Bruchlinie von Sta. Croce zusammenhienge. Dem Falb’schen Verzeichniss der Stösse von Belluno wird der Vorwurf gemacht, dass es für die Periodieität der Erscheinung willkürlich präparirt sei, indem Falb starke Stösse, welche mitten zwischen Hochfluthen fallen, den Angaben Bittner’s gegen- über einfach ableugnet. Es wird sodann dem Zweifel an der Flüssigkeit des Erd- inneren Rechnung getragen, der schon seit Langem aus der „Präcession und Nuta- tion“ von den Astronomen abgeleitet wird, und endlich hauptsächlich auf Grund der Reyer’schen Ansichten über den Vulkanismus der Erde der Schluss gezogen, dass von einer förmlichen Ebbe und Fluth des glJühend flüssigen Erdinneren im Sinne Falb’s nicht die Rede sein könne, da dasselbe ja durch Druck verfestigt sei. E. T. Verbeek. Eocän von Borneo. Paläontologie von Nie- derländisch-Indien, Jaarboek van het Mijnwezen in Nederlandisch Oost- Indie, Zesde Jaargang, Tweede Diel, 1377. Mit Vergnügen müssen wir die Fortschritte begrüssen, welche in neuester Zeit für die geologische und paläontologische Wissenschaft auch in der fernen Inselwelt des südöstlichen Asiens angestrebt und erreicht werden. Den Anregungen des Herrn Verbeek hat man es zu danken, dass in dieser Richtung grössere An- strengungen gemacht worden. In diesem Augenblick haben, wie es in der Einlei- tung zu vorliegender Paläontologie heisst, nicht weniger als 12 europäische Paläon- tologen indische Versteinerungen zur Bearbeitung in Händen, unter welchen Heer, F. Römer, Geinitz, Rupert Jones genannt werden. Zunächst wird in dem vorliegenden Theil des Jaarboek eine Arbeit über die Eocänformation von Borneo begonnen, an welcher die Herren Verbeek, Dr. O.Bött- ger, Dr. Geyler und Dr. v. Fritsch betheilist sind. Der Abschnitt über die Gliederung der Eocänformation auf Borneo wurde hier weggelassen, weil bereits im „Jaarboek“ 1874 und 1875 diesbezügliche Aufsätze Verbeek’s vorliegen. Dagegen wird in vorliegendem Bande die von Herm Böttger durchgeführte Beschreibung der fossilen Mollusken der Eocänformation Borneo’s publieirt. Unter denselben figu- riren 18 Arten Gastropoden. Viel zahlreicher sind die Pelecypoden vertreten, welche zu den Gattungen Teredo, Teredina, Psammosolen, Siliqua, Panopaea, Corbula, Anatina, Tellina, Oytherea, Sunetta, Venus, Cypricardia, Cardium, Corbis, Lucina, Cardita, Nucula, Arca, Avicula, Lima, Pecten, Spondylus und Ostrea gehören. Die Brachiopoden sind durch eine Terebratula vertreten. Zehn Tafeln Abbildungen sind der Beschreibung der Versteinerungen beigegeben. In demselben Bande des „Jaarboek“ gibt Herr Verbeek auch Mittheilung über eine geognostische Recognoseirung durch Bengköelen in Palembang auf Sumatra. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. RıT ‘ N Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 31. Mai 1878. Inhalt. Vorgänge an der Anstalt. — Eingesendete Mittheilungen, J. Bar- rande, Geologische Stellung der Stufen #, @, H des böhmischen Silurbeckens. K. de Stefani, Das Verhältniss der jüngeren Tertiärbildungen Oesterreich-Ungarns zu den Pliocänbildungen Ita- liens,. R. Hoernes, Vergleichung italienischer Conus-Formen mit solchen des österr.-ungar. Neo- gen. Prof. Dr. @. Laube, Notiz über das Alter der auf den Abhängen des Teplitzer Schlossberges zerstreut liegenden Quarzitblöcke. Dir. Schütze, Ueber das angebliche Vorkommen von Sphenop- teris distans in Manebach. Dr. C. O. Cech, Notiz zur Kenntniss des Uranotils. Dr. E. Tietze, Einige Bemerkungen über die Bildung von Querthälern. H. Höfer, Die Erdbeben von Herzogen- rath und die hieraus abgeleitete Zahlenwerthe. -—Einsendung für das Museum. E.v.Roehl, Flora der Zeche Carnlingen bei St. Avold in Lothringen. — Notiz über die Feier des 50jährigen Bestehens der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. — Literatur-Notizen, G. Tschermak, Dr. W. Dames, Dr. F, Herbich, F. Schmalhausen, NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Vorgänge an der Anstalt. Plan für die diesjährigen Aufnahmen. Wie in den vorhergehenden Jahren werden auch während des laufenden Sommers die geologischen Detailaufnahmen einerseits in den Alpen-, andererseits in den Karpathenländern vorschreiten. Die Aufnahmen in Tirol und, soweit erforderlich, in den an- grenzenden schweizerischen und italienischen Gebieten sind, wie im vorigen Jahre, an zwei Sectionen vertheilt. Die erste Section (Hr. Oberbergrath Dr. G. Stache als Chef- geologe, Hr. F. Teller als Sectionsgeologe) wird im Gebiete der Centralalpen zunächst die Aufnahme des im vorigen Jahre be- gonnenen Blattes Tione und Adamello beenden und weiter die Blätter Meran und Cles in Angriff nehmen. Nebstbei wird Herr Öberbergrath Stache auch einige Zeit auf die Fortsetzung seiner Studien über die paläozoischen Gebilde der Ostalpen verwenden. Die zweite Section (Hr. Bergrath Dr. v. Mojsisovics als Chefgeologe, die Herren M. Vacek und A. Bittner als Sections- geologen) wird die Aufnahme der südlichen Nebenzone der Sediment- RK, k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 10. Verhandlungen. 29 200 Verhandlungen. Nr: 410 gesteine in Tirol auf den Blättern Avıo und Valdagno, Sette communi, Lago di Garda, Rovereto und Riva fortsetzen. Die dritte Section (Herr Bergrath ©. Paul als Sectionsleiter, die Herren Dr. E. Tietze und Dr. OÖ. Lenz als Sectionsgeologen) wird die Aufnahmen in Ostgalizien in den Gegenden von Stry, Bolechow, Halies etc. fortführen. Herr Bergrath Paul und Herr Dr. E. Tietze werden ausserdem einige Zeit zu vergleichenden Studien im Karpathensandsteingebiete Siebenbürgens und der Marmaros verwenden. Herr Vicedirector Bergrath Stur wird auch in diesem Jahre seine Studien über die Steinkohlenformation fortsetzen, Die Gesellschaft für Erdkunde in Berlin hat anlässlich ihres 5Ojährigen Jubiläums den Direetor der k. k. geolog. Reichs- anstalt, Herrn Hofrath Dr. F. v. Hauer, zum Ehrenmitgliede, den Geologen der Anstalt, Herrn Dr. E. Tietze, zum correspondirenden Mitgliede ernannt. Eingesendete Mittheilungen. J. Barrande. Geologische Stellung der Stufen F,G,H des böhmischen Silurbeckens. (Schreiben an Herrn Director F. v. Hauer, ddo. Prag, 15. Mai 1878.) Le hasard vient de me faire connaitre la note, que vous avez recemment publice dans votre „Geologie der österr. -ungar. Monarchie“ (2&me edition, p. 713). Vous reproduisez dans cette note la substance de votre rapport du 30 Septembre 1877 (Verhandl. Nr. 15) sur la communication faite le 27 Septembre par M. le docteur Em. Kayser ä la r&union gene- rale de la Societ& göologique allemande, A Vienne. Selon votre rapport, M. le doct. Kayser affırme: „Que les faunes des ötages F, @, H de Boh&me montrent dans „leur ensemble un caractere d&vonien si prononce que, malgre quel- „ques traits rappelant la periode silurienne, elles doivent &tre comp- „tees, sans restriction (unbedingt), comme devoniennes. Ües tages „representant un membre profond des formations de cette periode et „vraisemblablement, ils doivent &tre consider6s seulement comme un „facies du Spiriferen-Sandstein, döpose dans une mer pro- „fonde, en connexion avec des roches calcaires.“ J’ignore si, en cette occasion, M. le doct. Kayser a expose les preuves palöontologiques de sa conception, car vous ne les avez nullement mentionnöes, Ainsi, „le caractere devonien prononce“ des faunes de mes ötages F, G@, H reste & dömontrer pour ceux qui, comme moi, ne connaissent l’assertion de M. Kayser que par votre rapport. a *Nr. 10 Bericht vom 31. Mai. J. Barrande. 201 Cette dömonstration exige avant tout des tableaux comparatifs des fossiles connus et aussi de bonnes figures des especes nouvelles du Spiriferen-Sanstein, qui reprösentent celles de mes ötages F, @, H et qui sont jusqu'iei inconnues du publique scientifique et de moi en particulier. Selon votre note, vous n’avez pas pu passer sous silence les vues de M. le doct. Kayser, parce qu'elles n’ont eprouv& aucune contradietion de la part des göologues allemands r&unis A Vienne. Permettez-moi, de vous signaler une contradietion, dont vous apprecierez comme moi la haute importance et l’opportunite. Elle dörive deM. Carl Aug. Lossen, l'un des plus honorables collögues de M. le doct. Kayser, dans les travaux d’exploration du Harz. M. Losssen a publi& dans la Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft XXIX—3, vers la fin de 1877, c.äd. peu de temps avant ou apres la communication de M. Kayser ä& Vienne, un mömoire exposant les r6ösultats, generaux de cette ex- ploration göologique, qui semble toucher A sa fin. Sur un tableau synoptique, plac@ vis-A-vis la p. 625 du volume eite, ces resultats sont clairement formulös par la serie des for- mations pal&ozoiques, rang6es dans 3 colonnes verticales, montrant a la fois leur ordre de superposition et la correspondance des depöts locaux de diverses apparences, dans les 3 contrees principales du Harz, savoir: Unterharz — SO Oberharz — NW Oberharz. Or, ce tableau constate, que la section inferieure de cette serie se compose des formations groupees il y a longtemps par M. le Prof. Beyrich, sous le nom de Hercynisches Schiefergebirge et considör6es par ce savant comme constituant un &quivalent des etages F, G, H de Bohöme. Cette section a fourni vers sa base Cardiola interrupta avec des plantes et, vers son sommet, des Graptolites & une seule range de cellules (Monoprion Barr.). La groupe hereynien est nettement söpare par M. Lossen des formations d&voniennes superposdes et groupes sur le m&me tablean, savoir en remontant:! 1. Normales Unterdevon, place immeödiatement au-dessus du groupe hereynien et comprenant le Spiriferen-Sandstein. 2. Mitteldevon superpose au normales Unterdevon et eomprenant le Stringocephalenkalk, dans Unterharz et Cal- ceola-Schiefer und Kalk, dans NW Oberharz. Les superpositions indiqudes par M. Lossen sont fondees sur les faits &etablis par l’observation et exposes dans le texte de ce m&moire ou des pröcedents du m&me geologue. Ainsi, sur la p. 615, M. Lossen constate que, dans 4 contrees du Harz, on connait une faune du de@vonien inferieur normal et du type du Spiriferen-Sandstein, repr6ösent& par la formation qu'il nomme: Hauptquarzit des Unterharzes. Il ajoute, que cette formation repose presque toujours immediatement sur les couches du 29% 909 Verhandlungen. Nr. 10 groupe hereynien, que M. leProf. Beyrich a döeclar& equivalent des ötages F) @, H de Boheme. En presence de ces autoritös, une simple assertion de M. le doct. Kayser peut-elle nous convainere; que les m&mes e&tages FF, @, H constituent un &quivalent du Spiriferen-Sandstein? En terminant votre note cite, vous voulez bien faire remar- quer, en des termes t@moignant de votre hautes bienveillance pour moi, que je n’ai pas encore exprim& mon opinion au sujet de la nou- velle conception de M. le doct. Kayser. En vörite, je me crois dispense de discuter les arguments de ce savant, puisquils me sont entierement inconnus. Par le m&äme motif, je ne pretends nullement m’etablir juge entre le doct. Kayser et ses contradicteurs. Mais vous concevrez, que la discordance entre leurs vues doit disparaitre, avant la discus- sion de toute autre question. Dans tous les cas, je saisis cette occasion pour declarer sans hösitation, qu’en ce qui concerne la position de mes 6tages FG, H, dans la serie verticale des terrains pal&eozoiques, je maintient mes vues primitives, exposees dans ma Notice pr&liminaire en 1846 et reproduites dans ma Defense des Colonies — Ill, en 1865. En d’autres termes, je persiste A regarder les faunes de ces 3 etages comme siluriennes, malgre leurs annexions quelconques, jusqu’ici mal connues, avec les faunes devoniennes, qui suivent dans l’ordre vertical, ou qui forment peut-etre une serie verticale-parallele. Vous pouvez vous rappeler que, dans mon interpretation des Colonies, jai admis en principe la coexistence partielle de 2 grandes faunes, qui considerees dans leur ensemble, sont cependant succes- sives. J’ajoute, au sujet de la position de mes etages F) G, H, que mes convictions, au lieu de s’aftaiblir, se sont confirmöes et corro- borees par mes observations successives, durant les longues annees de mes recherches en Boheme. Karl d& Stefani. Das Verhältniss der jüngeren Ter- tiärbildungen Oesterreich-Ungarns zu den Pliocänbil- dungen Italiens. Vor Kurzem hat Hr. Th. Fuchs eine wichtige Arbeit über die jüngeren Tertiärbildungen des Wiener Beckens und des ungarisch- steierischen Tieflandes publieirt (Geol. Uebers. d. jüng. Tert. d. Wie- ner Beckens u. d. ungar.-steier. Tieflandes, Wien 1877), in welcher diese Bildungen mit denen Italiens verglichen werden. Was diejenigen italienischen Bildungen betrifft, die Fuchs für miocän erklärt, so muss ich bemerken, dass es wohl noch nicht voll- kommen sichergestellt sei, ob die Lignitflötze von Montebamboli und die miocänen Kalksteine von Rossignano wirklich, wie Fuchs glaubt, jünger seien als die sog. tortonische Stufe; im Gegentheile scheinen die ersteren sogar älter als diese. Ich will jedoch hier namentlich von denjenigen Bildungen sprechen, die Fuchs als pliocän bezeichnet, ohne jedoch so ausführlich in den Gegenstand einzugehen, wie ich Nr. 10 Bericht vom 31. Mai. K. de Stefani. 203 dies bereits an einem anderen Orte gethan habe (Atti de Soc. Tosc. di sc. nat. Vol. Il, 1876). Mit Recht stellt Fuchs die Schichten von Casino und die an- deren, diesen entsprechenden Bildungen Italiens unter alle typischen, pliocänen Marinschichten, daher auch unter die Süss- und Brack- wasserschichten mit Potamides etruscum M. etec., welche mit diesen abwechseln. Jedoch werden die Schichten von Casino noch immer für pliocän erklärt, ein Ueberrest einer älteren Anschauung, welche auf der Annaume basirte, die Schichten von Casino und die marinen Plioeänschichten enthalten gleiche Faunen. Es ist jedoch im Gegen- theile die Säugethierfauna dieser beiden Ablagerungen gänzlich ver- schieden, und von ungefähr 20 Molluskenarten der Casinoschichten kommt nur eine Helix und die noch lebende Valvata piscinalis Mül. auch in den darüberliegenden Pliocänschichten vor. Da jetzt nun die Marinschichten Italiens (fast grösstentheils Subapennin genannt) und der Crag Englands als typisch pliocän betrachtet werden, so können wir nur solche Schichten als pliocän bezeichnen, welche eine gleiche Fauna mit den obengenannten Bildungen besitzen, und müssen die Schichten von Casino, welche eine ganz verschiedene Fauna enthalten, ausschliessen. Die Schichten von Casino wurden von Gaudry, welcher sie unlängst untersucht hat, für älter erkannt, als diejenigen von Mont- pellier, in welchen man zum grössten Theil die Fauna der italieni- schen Pliocänbildungen findet. Jenen am ähnlichsten sind die Bil- dungen von Pikermi in Griechenland. Es ist bekannt, dass auch diese Bildungen, bisher immer als miocän bezeichnet, eine reiche und gut studirte Säugethierfauna haben, welche ganz verschieden ist von derjenigen des italienischen Pliocän. Dennoch hält sie Fuchs (Studien über die jüngeren Ter- tiärbildungen Griechenlands, Wien 1877) für pliocän, da sie höher als die Meeresschichten von Pireo liegen, die der Genannte als pliocän bezeichnet. Dieselben bestehen aus dichtem Kalkstein, welcher einen grossen Theil der Bausteine für Athen liefert, und „Steinkerne von Petrefakten“ oder „kreidige, unkenntliche Conchylien“ enthält. Fuchs beschreibt einige der letzteren, welche sich sowohl im Mioeän als im Pliocän finden, Die gutstudirte, bisher allgemein für miocän erklärte Säugethierfauna scheint mir jedoch beweiskräftiger zu sein als die erwähnten, schlecht erhaltenen Conchylien, und die Studien von Fuchs dürften wohl nicht genügen, um die Anschauung, dass die Schichten von Pikermi wie die von Casino miocän seien, umzu- stossen. Andere Bildungen, welche Aehnlichkeit mit jenen von Casino und den toscanischen Congerienschichten haben, sind die Congerien-, Paludinen- und Belvedere-Schichten Oesterreich-Ungarns. Diese haben, wie Fuchs bemerkt, eine fast gleiche Säugethierfauna; aber selbst wenn man die Fauna der jüngsten dieser Bildungen — des Belve- dereschotters — betrachtet, findet man keine einzige Art der typi- schen Pliocänbildungen. Fuchs führt zwar Mastodon Borsoni an, ich finde diese Angabe jedoch in Vacek’s jüngsterschienener, aus- gezeichneter Arbeit, welche alle bis jetzt in Oesterreich-Ungarn ı 204 Verhandlungen. Nr. 10 bekannt gewordenen Mastodontenreste aufführt, nicht bestätigt. Einige miocäne Binnenmollusken (Dreissena plebeja Dub., Unio atavus Partsch, Pisidium priscum Eich.) finden sich auch in den Süsswasserschichten Italiens; man darf jedoch nicht vergessen, dass sogar aus der aqui- tanischen Stufe und noch älteren Bildungen sich einige Conchylien im Pliocän Italiens erhalten haben. Die Säugethierfauna der genannten Schichten zeigt vielmehr grosse Aehnlichkeit, stellenweise sogar Uebereinstimmung mit der Fauna der Hipparionschichten von Casino, Pikermi und Alcoy. Auch die Gesammtheit der Molluskenfauna, nämlich das Prä-. valiren der Congerien und Cardien, die Gestalt der Melanopsiden und Paludinen ete., Merkmale, welche alle im wirklichen Pliocän fehlen, zeigt die Uebereinstimmung, welche zwischen den Congerien- und Paludinenschichten Oesterreich-Ungarns und den unter dem Pliocän liegenden Brack- und Süsswasserschichten von Casino und anderen Orten Italiens, besteht. Ich vermuthe sogar, dass die sog. Congerienschichten Italiens ein wenig jünger sind als die Congerienschichten Oesterreich-Ungarns, und vielleicht besser den von Neumayr und Paul so gut studirten Paludinenschichten Slavoniens entsprechen; wenigstens führt mich die Aehnlichkeit mehrerer Molluskenformen zu diesem Zweifel. Ich ziehe die Belvedere-Stufe (die übrigens von Neumayr, wie mir scheint, nicht mit Unrecht, für den Paludinenschichten äquivalent gehalten wird) nicht in Vergleich, da deren Molluskenfauna nicht bekannt ist. Nach allen angeführten Gründen muss man auch die Conge- rienschichten, die Paludinenschichten und den Belvedere-Schotter Oesterreich-Ungarns als miocän bezeichnen, und kann dieselben nicht mit italienischen Pliocänbildungen parallelisiren. Ich habe hier nicht jene Schichten Dalmatiens erwähnt, welche Brusina und Fuchs Melanopsis-Mergel oder Melanopsis-Schichten nennen, welche nach Brusina höher liegen als die Paludinen- schichten, und daher von ihm als pliocän betrachtet werden (Foss. Binnen-Moll. aus Dalm., Croat. u. Slav. 1374). Dieses scheint richtig zu sein wegen der Uebereinstimmung einiger Mollusken-Arten (Staliva prototypica, KEmmericia „ Nematurella) mit solchen der pliocänen Süsswasserschichten Italiens, sowie auch wegen der gemeinsamen Ver- wandtschaft dieser Molluskenfaunen mit den in jenen Gegenden lebenden recenten Faunen. Noch sind den Pliocänbildungen Italiens gleichzustellen die Diluvialbildungen von Bribir in Croatien, in welchen man Mastodon Arvernensis gefunden, und welche Fuchs — ich weiss nicht aus wel- chem Grunde — mit den Belvedereschotter-Bildungen zusammenstellt, obwohl sie eine andere Fauna haben. Mit Ausnahme der Bildungen von Bribir und sehr wahrschein- lich der Melanopsis-Schichten Dalmatiens, gehören die übrigen, hier in Rede stehenden Ablagerungen in’s Miocän, und haben sicher nichts gemein mit den wirklichen Pliocänschichten von Italien, Belgien und England. Man kann daraus schliessen, dass zur Zeit, als das Meer noch den grössten Theil des heutigen Italien bedeckte, das Donauthal a e » Nr. 10 Bericht vom 31. Mai. R. Hoernes. 205 bereits trocken lag und jene Wässer verschwunden waren, aus wel- chen die Congerienscichten abgesetzt worden waren, Tabellarische Uebersicht der Pliocän- und Obermiocän-Bildungen Oesterreich-Ungarns und Italiens. | Oesterreich-Ungarn | Italien Aequivalente | Schichten von Bribir Süsswasser-Schichten Marine- und Süsswas- mit Mastodon Arver- | von Arno, Sieve, Ser- | ser-Bildungen v. Mont- S nensis. chio, Magra- und Leffe- | pellier, Meeresschichten, Ex Melanopsis - Mergel thäler. Biot, Tunisien, Algerien © | Dalmatiens. Meeres-Schichten. ete. m Brackische Schichten Crag von England, [ee mit Potamides u. Dreis- | Belgien, Dänemark, Nor- senen v. Siena, Chian- | mandie etc. ciano etc. =: Belvedere - Schichten Casino-Schichten. Thone von Pikermi, S | und -Sand. Schichten von Cucuron, le Paludinen-Schichten. Alcoy u. anderswo, mit y Congerien-Tegel und Hipparion gracile Kaup. © | -Sand. Diestianische Stufe v. & Belgien. R. Hoernes. Vergleichungitalienischer (onus-Faunen mit solchen des österr.-ungar. Neogen. Herr Prof. L. Bellardi war so freundlich, mir anlässlich meiner in Gemeinschaft mit Herrn M. Auinger durchgeführten Un- tersuchung der in den österr.-ungar. Neogen-Ablagerungen vorkom- menden Conus-Formen eine Suite italienischer Typen dieses Genus zur Vergleichung zu übersenden. Ich fühle mich hiedurch um so mehr zu Dank verpflichtet, als so Gelegenheit geboten wurde, sicher bestimmte italienische Formen zum Ausgangspunkt der Vergleichung zu machen. Es sei gestattet, die Resultate dieser von Herrn Auinger und mir vorgenommenen Vergleichung in dem nachstehenden Verzeichnisse der übersandten Formen in Kurzem anzudeuten. 1. Conus Aldrovandi Broce. Colli astesi, Plioc. sup. Allgemeine Form, Gestalt des Gewindes und insbesondere der Basis entsprechen nicht so sehr jenen Exemplaren von Ritzing, die wir noch am meisten mit der Abbildung in Brocchi’s Conchiologia fossile subapennina übereinstimmend gefunden haben, sondern viel- mehr derjenigen, welche M. Hoernes als Conus Aldrovandi be- schrieben hat, und die wir nunmehr als €. Karreri bezeichnen wollen. 906 Verhandlungen. Nr. 10 2. Conus antiquus Lamk. Torino-Superga, Mioc. med. Diese Form kam in unserem Tertiär bisher noch nicht zur Beobachtung. 3. Conus Derghausi Michti. Colli tortonesi, Mioc. sup. Bereits in einer früheren Mittheilung (vgl. Verhandlungen Nr. 9, p. 193) habe ich bemerkt, dass die Form des Wiener Beckens, die bisher unter dem Namen Conus Berghausi begriffen wurde, von der italienischen Art verschieden ist. Ich kann nun nach Vergleichung der typischen, von Herrn Bellardi eingesendeten Formen des Berg- hausi bestimmt erklären, dass die nunmehr unter dem Namen (©, Vaceki zu bezeichnende Form zwar der italienischen Art verwandt, aber leicht zu unterscheiden ist. Das Gewinde des Conus Berghausi ist fast eben, nur die Spitze etwas vorgezogen, während die Spira bei ©. Va- ceki etwas mehr erhoben und die Spitze derselben nicht vorgezogen ist. Auch erscheint der letzte Umgang bei (©. Berghausi ausseror- dentlich breit — etwa dreimal so breit als der vorhergehende, wäh- rend bei ©. Vaceki das Gewinde aus fast gleich breiten Umgängen besteht. 4. Oonus betulinoides Lamk. Vezza presso Alba, Plioc. infer. Stimmt nicht mit jener Form, die wir als Conus betulinoides zu betrachten gewohnt sind, dagegen sehr gut mit ©. Cacellensis du Costa, von welchem wir auch ein typisches Gehäuse von Lapugy kennen. 5. Conus bisulcatus Bell. et Michti. Colli astesi, Plioc. super. Diese ausgezeichnete, gekrönte Form scheint unseren Tertiär- lagerungen gänzlich zu fehlen. 6. Conus Brocchii Bronn. (0. deperditus Broce.) Colli astesi, Plioc. super. Diese Form, wohl ein Nachkomme des ©. Dujardini, ist aus unseren Neogen-Bildungen bis nun nicht bekannt geworden. 7. Conus Mercati Broce. Colli astesi, Plioc. super. Die Unsicherheit, in welcher wir uns rücksichtlich dieser Form und der als ident mit derselben betrachteten Wiener-Art befinden, ist durch das von Bellardi übersandte Gehäuse nicht behoben wor- den. Wir möchten dasselbe für zur Gruppe des ©. vindobonensis Nr. 10 Bericht vom 31. Mai. R. Hoernes. 9207 gehörig halten, was von der durch M. Hoernes als ©. Mercati be- zeichneten Form des Wiener Beckens gewiss nicht gelten kann. Vorläufig muss daher die Identität der bis nun als Conus Mer- cati bezeichneten Form mit der italienischen Type stark bezweifelt werden. 8. Conus Noe Broce. Torino - Superga, Mioc. med. zeigt, dass diese Art auch im italienischen Tertiär ziemlich variabel auftritt und unser Conus Noe recht gut als eine Varietät der Broc- chi’schen Art betrachtet werden kann, von der er sich durch einige unwesentliche Merkmale unterscheidet. 9, Conus ablitus Michti. Torino-Superga, Mioc. med. Diese Form wurde bei uns bis nun nicht beobachtet. 10. Conus ponderosus Broce. Colli astesi, Plioc. super. Stimmt recht gut, bis auf höchst untergeordnete Merkmale mit unserem Ü. ponderosus. 11. Conus pyrula Broce. Vezza presso Alba, Plioe. infer. Die betreffenden Exemplare haben mich überzeugt, dass es sich um eine durch gelbbraune, auf der ganzen Schale auftretende Längs- flammen wohl charakterisirte Art handelt, welche bei uns nicht vorkömmt. Die allgemeine Gestalt ist unserem ©. Mariae nicht un- ähnlich, doch tritt bei diesem die Umfangskante etwas mehr hervor, und ist überdies die Farbenzeichnung eine ganz verschiedene. 12. Conus striatulus Broce. Colli astesi, Plioc. super. Diese Form ähnelt sehr einer in unseren Tertiär-Ablagerungen vorkommenden, die wir als Varietät des (. ponderosus aufgefasst haben. Die Identität dürfte nicht leicht sichergestellt werden können. 13. Conus textilis Linn. Colli astesi, Plioc. super. Diese, jedenfalls dem recenten Conus (Cylinder) textilis nahe verwandte Form zeigt auch mit Varietäten unseres Ü. Suessi von Lapugy einige Aehnlichkeit, — sie mag den Uebergang von den miocänen Chelyconus - Typen aus der Gruppe des Suessi zu den recenten Cylinder-Formen aus der Gruppe des textilis bilden. K. E. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 10. Verhandlungen, 30 208 Verhandlungen. Nr. 10 Ich kann nicht umhin, schliesslich noch einmal Herrn Professor Bellardi meinen besten Dank für seine liberale Unterstützung aus- zusprechen. Prof. Dr. @. C. Laube. Notiz über das Alter der auf den Abhängen des Teplitzer Schlossberges zerstreut liegenden Quarzitblöcke. Auf den Abhängen des Teplitzer Schlossberges, zwischen dessen Phonolitkuppe und der am Fusse auf dem Porphyr abgelagerten Kreide finden sich zahlreiche Blöcke eines weissen, sehr feinkörnigen (Quarzites , oftmals mit eigenthümlicher Glättung der Aussen- seite und mit verschiedenen Löchern und Hohlräumen versehen, lose im Boden verstreut. Der grösste dieser Blöcke liegt auf einem Felde nahe dem Mayerhofe Dabrawitz, die meisten auf dem südwestlichen Abhange des Berges, doch waren sie ehedem bis nach Schönau hinab verbreitet, wurden jedoch nach und nach aus den Feldern beseitigt. Schon längst beachtet, hatten sie, da ihr eigentliches Lager unbe- kannt war, und sie offenbar Ueberbleibsel einer ausgedehnteren Ab- lagerung sind, welche hinweggewaschen wurde, verschiedene Deutung erfahren. Gumprecht (Beiträge zur geol. Kenntniss Sachsens und Böhmens) glaubt diese Blöcke dem Quadersandstein zuzählen zu müssen, A. E. Reuss dagegen (Die Umgebung von Teplitz und Bilin, p. 128 ff.), welcher diese Gebilde genau bespricht und sehr ausführ- lich beschreibt, hält sie für Gebilde der Braunkohlen-Formation. Endlich betrachtet Krej@i (Arbeiten der geolog. Section der böhm. Landesdurchf. I,p. 76) diese überall im böhm. Mittelgebirg im Bereiche der Bakulitenthone auftretenden Quarzitblöcke als Reste von zerstörten Chlomeker-Schichten, spricht sie also gleichfalls der Kreideformation zu. — Im Jahre 1872 theilte ich in den Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt p. 232 die Auffindung der Baculiten-Schichten am süd- östlichen Abhange des Teplitzer Schlossberges mit. Bei einer späteren ' Excursion in dieser Gegend machte ich die Erfahrung, dass den ge- dachten Baculitentlionen typischer, wenn auch petrefaktenleerer Braunkohlensandstein aufgelagert ist, welcher Quarzitblöcke enthält, glaubte jedoch meine schon damals gebildete Meinung über den Ur- sprung der erwähnten Quarzitblöcke noch nicht aussprechen zu sollen, da möglicherweise die ganz gewiss für andere Orte berechtigte An- schauung Prof. Krej&i’s noch immer für die auf der Westseite des Berges gelegenen Blöcke Gültigkeit haben konnten. Jüngst fand ich nun auch in einem auf der Südwestseite des Schlossberges neu angelegten Steinbruch ein belehrendes Profil auf- geschlossen. Wenn man beim letzten Hause der Pragerstrasse in Schönau den Steig gegen den Schlossberg hin einschlägt, hat man Gelegenheit, zuerst die Rudisten-Conglomerate auf dem Porphyr, dann weiter oben die entblössten Teplitzer Pläner zu überschreiten. Wendet man sich von da noch höher hinauf zu einem durch die rothe Färbung seiner Berghalde sehr auffallenden Steinbruche, so findet man in der Sohle desselben die Baculitenthone aufgeschlossen, und darauf liegt ein feiner, weisser, lockerer Sand, welcher ganz so Nr. 10 Bericht vom 31. Mai. Dir. Schütze, 209 wie oben erwähnt, auf der anderen Seite des Berges Bänke des fein- körnigen Quarzites enthält, die nun zu Bruchsteinen gewonnen wer- den. Bedeckt ist das Ganze von einem dunkelrothen, nach unten zu etwas buntstreifigen Letten, worauf die Ackererde liegt. Auch die obersten Partien des Sandes sind da, wo sie unmittelbar unter der Dammerde liegen, rothgefärbt, und ‘gehen nach unten zu durch bandstreifige Lagen in weisse Massen über. Ich habe mich allezeit nach etwaigen organischen Spuren um- gesehen, konnte aber nur einen sehr unvollkommenen Pflanzenabdruck auffinden, dem man allenfalls als Arundo Göpperti Mstr. sp. eine fragliche Deutung geben könnte. Trotzdem ist wohl kein Zweifel, dass man es auch hier mit Braunkohlensandstein zu thun hat. Ich wenigstens habe diese Ge- bilde weder bei Leitmeritz, noch bei Aussig, noch an irgend einer andern Stelle, wo sie anstehen, anders als hier gesehen; und ich finde hiedurch Reuss’ Vermuthung zur bestätigten Thatsache er- hoben. In der geologischen Karte müsste demnach fernerhin um den Teplitzer Schlossberg zwischen Kreide und Phonolith ein schmaler Saum Braunkohlensandstein eingetragen erscheinen. Die rothe Fär- bung des Hangenden des besagten Sandsteins scheint mir auch einiges Interesse zu verdienen. Ich wurde daran gemahnt, dass an vielen Stellen, wo der Basalt sich auf den Braunkohlensandstein legt, wie z. B. bei Aussig, die oberste Lage nicht gefrittet, wohl aber roth gefärbt erscheint. Es wäre hienach wohl denkbar, dass auch hier einmal eine heisse, aufgelagerte Auswurfsmasse die rothe Farbe des Lettens und Sandes erzeugte, und man wird daran gemahnt, sich einen feinen Tuff oder Schlackenmantel zu denken, welcher den ge- genwärtigen Schlossberg-Phonolithkegel als Kern umhüllte, der aller- dings spurlos verschwunden ist, wie ja. auch der früher gewiss weit verbreitete Braunkohlensand bis auf die Blöcke hinweggeschwemmt wurde. Dir. Schütze. Ueber das angebliche Vorkommen der Sphenopteris distans in Manebach. (Aus einem Briefe an D. Stur.) Seit Sie durch Ihre Reisen und die dabei geübte Durchmuste- rung der Sammlungen festgestellt, dass die Ostrauer-Waldenburger Schichten nirgends mehr in Deutschland und erst in grosser Entfer- nung im westlichen Frankreich auftreten, hat unser Liegend-Zug wegen der sehr localen Verbreitung seiner Flora ein doppeltes Inter- esse für mich erlangt, und daher auch habe ich auf jede Notiz, welche darauf Bezug hat, sorgfältig geachtet. Als nun OÖ. Heer in Leonhard und Geinitz’s Jahrb. 1877, p- 812 sich auf Ihre Berichterstattung über das Vorkommen fossiler Pflanzen im Robertthal auf Spitzbergen und im östlichen Sibirien be- ziehend, darauf hinweist, dass Sph. distans zu Manebach vorkäme, so nahm ich mir sofort vor, Herrn Hofrath Prof. Dr. Schmid in Jena zu bitten, mir ein Verzeichniss der in Manebach vorkommenden fos- 30* 210 Verhandlungen. Nr. 10 silen Pflanzen mitzutheilen, um daraus zu erkennen, ob wirklich eine solche Flora, wie die vom Paul-Schacht, dort existirt habe. Herr Schmid theilte mir nun in Folge dessen mit, dass der Kammerberg-Manebacher Kohlenbau stillsteht und auf keine neue Aufnahme hoffen darf. Nach dem Material im Jenaer Museum sind daselbst vorgekommen: Neuropt. acutifolia Brg. Cordaites principalis @. a aurieulata Brg. Cardiocarpus Cordai Br. ceingulata Göpp. Schizopt. lactuca Pr. Cyatheites Schlotheimiü Göpp. Adiantites giganteus @. „ Candolleanus Göpp. Cal. Suckowi Bgt. = Miltoni Art. „ Oistii Bot. „ arborescens Schl. „ approsimatus Bot. oreopteridis @. „ eannaeformis Schloth. Alethopt. Pluckenetiüi Schl. Asteroph. eqwisetiformis Germ. » . aqwilina @. Sphenophyllum angustifolium Germ. 5 decurrens Br. Thomii M. = pteroides Br. Annularia longifolia Bögi. Odontopteris obtusa Br. u carinata St. Hymenophyllites spinosa @. Selaginites Erdmanni Germ. Er fügt hinzu: „Sehen Sie aber dieses Verzeichniss als ein pro- visorisches an, nicht nur bezüglich der Synonymen, sondern auch einiger Arten.“ Herr Schmid will dasselbe erst mit der von der Bergakademie zu Berlin angekauften Sammlung des Bergmeister Mahr in Ilmenau vergleichen. Endlich sagt er, dass Sphen. distans oder elegans unter den Pflanzenformen, die seit 20 Jahren von Ilmenau in seine Hände gelangten, sich nicht vorgefunden hätten. Dies glaubt man um so lieber, als aus dem vorstehenden Ver- zeichniss die Aehnlichkeit der Manebacher, resp. Ilmenauer Flora mit der Wettiner sofort in die Augen springt. In diesen Schichten kann keine Sphen. distans vorkom- men, selbst im untersten Flötz nicht, wie O. Heer angibt. Nach Geinitz’s Steinkohlen Europa’s kommen am Kammerberge bei Mane- bach irberhaupt nur 5 schwache Flötze vor, von denen 3 bauwürdig sind; diese schwache Ablagerung kann selbstverständlich nur eine Etage repräsentiren, hier, wie es scheint, die höchste der productiven Abtheilung, in welcher bereits ein Palaeoniscus auftritt (Geinitz, St. Europas, S. 105). OÖ. Heer hat sich durch die Angabe von Brogniart irre leiten lassen. Brogniart hat aber offenbar selbst nicht gewusst, wo Ilmenau liegt, denn er gibt bei Sphen. distans beim Vorkommen an a Ilmenau en Silesie (!). Das Brogniart’sche Stück wird wohl ganz unzweifelhaft aus Schlesien stammen, falls sich seine Fund- orts-Angabe auf ein in seine Hände gelangtes Stück bezieht und der Ort Ilmenau durch irgend welche Verwechselung hinzugekommen sein; ich kann augenblicklich nicht nachforschen, ob der Brogniart- sche Irrthum auf einer älteren irrthümlichen Angabe des Fundortes beruht. — (Sternberg sagt: in schisto lithantracum Germaniae et Silesiae; Schlotheim: Breitenbach unweit Schleissingen; Geinitz gibt an, Schlothheim habe sie entdeckt im Kohlengebirge bei Mane- Nr. 10 Bericht vom 31. Mai. Dr. €. ©. Cech. 911 bach unweit Ilmenau. Red.) Göppert gibt als Fundorte für Sphen. distans an: ad Ilmenau et ad Waldenburg in Silesia. Das Hinaufreichen einer Pflanze aus der Culmflora in das eigent- liche Carbon, wenn es an und für sich auch nicht absolut unmöglich ist und thatsächlich bezüglich einiger Species erwiesen ist, wäre wenig- stens in Betreff der Sph. distans hiermit als Irrthum nachgewiesen. Wenn dies irgendwo als wahrscheinlich zu vermuthen wäre, $o wäre doch Waldenburg der Ort, wo eine solche Verbreitung in verticaler Richtung hätte stattfinden können, weil Sph distans hier nicht selten ist; aber auf unserem Hangend-Zuge ist ja bis jetzt keine Spur davon entdeckt worden. Möglicherweise lässt sich später dasselbe von Sph. elegans sagen; die wenigen, ihr ähnlichen Bruchstücke aus unserem Hangend-Zuge und von Zwickau werden wohl nicht ihr, sondern einer anderen Species angehören, die Geinitz und Gutbier nicht im Stande waren, zu unterscheiden, Dr. ©. ©. Cech. Notiz zur Kenntniss des Uranotils. Ich habe seinerzeit in den „Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, Jahrg. II, p. 505%“ über den von mir aufgefundenen und von Herrn Prof. E. Boficky beschriebenen Uranotil eine Mit- theilung veröffentlicht. Da nun in dem „Jahrbuche für Mineralogie 1870, p. 870“ bei dem Artikel „Uranotil“ meine Eingangs erwähnte Mittheilung unberücksichtigt geblieben ist, so sehe ich mich veran- lasst, über die Genesis der Auffindung und Bestimmung dieses speci- fisch österreichischen Mineralfundes einige Worte hinzuzufügen. Das massenhafte Auftreten des dunkelblauen Fluorits bei Wel- sendorf in Baiern war bereits seit Decennien bekannt. Obzwar nun sowohl Wyrouboff (Bull. de la soc. de natur. & Moscou, XXXIX, 3), als auch Schönbein (Naturf. Ges. zu Basel II, 408) die auf dem Welsendorfer Fluorit auftretenden gelben, sammtartigen Be- schläge als ein besonderes Charakteristikon dieses Minerals feststellten, so blieb die Natur dieses Begleiters des Fluorits dennoch unauf- geklärt. Die Entdeckung des Uranotils verdanken wir erst jenem Um- stande, dass der Welsendorfer Fluorit seit Jahren in grossen Mengen nach Oesterreich verfrachtet wurde, wo man ihn als Zuschlag beim Hochofenprocesse mit grossem Vortheile verwendete. In den gräflich Waldstein’schen Eisenhüttenwerken zu Sedletz an der bairischen Grenze hatte ich Gelegenheit, das sporadische Auf- treten der gelben, sammtartigen Beschläge auf dem daselbst zum Verhüttungsprocess verwendeten Welsendorfer Fluorit zu beobachten, und es gelang mir durch die Güte des Herrn Freyn, in den Be- sitz von einigen Stücken Fluorit zu gelangen, welcher in Drusen und Aederchen jene feinen, gelben Krystallnadeln des neuen Minerals (circa 20 Gr.) enthielt. Da ich damals wegen Umbau des Instituts-Laboratoriums nicht in der Lage war, die Untersuchung des neuen Fundes zu verfolgen, so übernahm Hr. E. Borficky freundlichst die Bestimmung des Mine- rals und legte in den „Schriften der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaft“ jenen Bericht nieder, der, ohne durch meine Mitthei- 212 Verhandlungen. Nr. 10 lungen in den „Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft“ completirt zu werden, auszugsweise in das „Jahrbuch für Mineralogie“ überging. Aus dem hier Mitgetheilten ist ersichtlich, dass wir die Kennt- niss des Uranotils, sowie vieler anderen Minerale, dem Umstande verdanken, dass es in Nachbarländer zu Zwecken der chemischen Industrie exportirt, zu eingehenden, für die Wissenschaft interessanten Untersuchungen Veranlassung gab, während es in der eigenen Heimat ungekannt geblieben. Der Uranotil gehört demnach, obzwar sich sein Fundort in Baiern befindet, in die Reihe specifisch österreichischer Mineralfunde. Dr. E. Tietze. Einige Bemerkungen über die Bildung von Querthälern. Unter diesem Titel wurde ein Aufsatz für das Jahrbuch über- geben, welcher zunächst an die Verhältnisse der Querthalbildung in den Karpathen und im persischen Alburs anknüpft, um zu zeigen, dass jene Thalbildung im Wesentlichen der Erosion zu danken sei, und dass die Annahme von Spaltenbildung zur Erklärung vieler Quer- thäler überhaupt unzulässig sei. Wenn z. B. Peschel in seinen Problemen der vergleichenden Erdkunde sich auf Beispiele bezieht, wo Flüsse in viel niedrigerem Niveau entspringen, als es der mitt- leren Höhe der von jenen Flüssen durchbrochenen Gebirgsketten ent- spricht, um darzuthun, dass in solchen Fällen die Flüsse nothwendig Spalten vorfinden mussten, um jene Ketten durchsetzen zu können, so wurde dabei wohl ein nicht unwesentliches Moment übersehen, welches für die Auffassung von Thälern in Betracht kommen kann, nämlich das ihrer geologisch-geschichtlichen Entwicklung. Die Quell- gebiete solcher Flüsse brauchen nicht immer ein niedrigeres Niveau eingenommen zu haben, als das der von den Flüssen durchbrochenen Gebirge, insoferne diese Gebirge bisweilen erst später gehoben und gefaltet wurden, als das Quellgebiet jener Flüsse. Diese letzteren hatten somit Zeit und Gelegenheit, sich in die betreffenden Gebirgs- ketten einzuschneiden, als die Ketten sich noch im Anfange des Ent- stehens befanden, und die betreffenden Querthäler wurden vertieft ın dem Masse, als die Gebirge sich zu den heutigen Höhen langsam erhoben. Auf diese Weise lassen sich, sofern man nur alle kata- klysmatischen Hypothesen ausschliesst, auch die von Peschel citirten Fälle aus Nordamerika erklären, wenn man die von Dana aufge- stellten Ansichten über die dortige Gebirgserhebung und das An- wachsen der Continente berücksichtigt. Unter der Voraussetzung also, dass manche Flüsse auf älteren Festlands-Erhebungen entspringen, und sich später in das diesen Festländern anwachsende Vorland eingruben zu einer Zeit, als dieses Vorland von den hebenden und gebirgsbildenden Kräften erfasst wurde, darf man annehmen. dass in vielen Fällen das ältere Stück Festland in der That auch aus älteren Gesteinen zusammengesetzt sein wird, als die von den Flüssen durchbrochenen Ketten, welche später gehoben wurden. Diese Annahme findet in manchen Verhältnissen der euro- Nr. 10 Bericht vom 31. Mai. R.v. Roehl. 213 e päischen Gebirge ihre Bestätigung und zeigen sich namentlich manche altkrystallinische Massive als Wasserscheiden. Andererseits ist aber auch der Fall denkbar, dass gewisse, von relativ jüngeren Gesteinen eingenommene Gebiete früher zu grösseren Höhen gehoben wurden, als Gebiete, in welchen relativ ältere For- mationen herrschen, was dann natürlich ebenfalls auf die Lage der ursprünglichen Wasserscheiden einwirkt. Auch derartige Beispiele werden in dem vorgelegten Aufsatz kurz zu erläutern gesucht. Im Sinne dieser Anschauungen, welche sich, was die grosse Bedeutung der Erosion gerade für Querthalbildung anlangt, an die beispielsweise v. Rütimeyer und Supan überzeugend vertretenen Meinungen anschliessen, gewinnen manche Wasserscheiden eine Be- deutung, die sich wesentlich über die einer rein topisch-geographi- schen Thatsache erhebt. ü Hans Höfer. Die Erdbeben von Herzogenrath (1873 und 1877) und die hieraus abgeleiteten Zahlenwerthe, Eine für das Jahrbuch bestimmte Abhandlung, in welcher der Verfasser die über die gedachten Erdbeben vorliegenden Beobach- tungen discutirt, wobei er zu Resultaten gelangt, die von jenen der früheren Bearbeiter theilweise wesentlich abweichen. Einsendung für das Museum. E. v. Roehl. Flora der Zeche Carlingen bei St. Avold in Lothringen. Geschenk des Herrn Major v. Roehl in Metz. Die Sendung enthält im Ganzen 20 Gesteinsplatten mit Pflanzenresten und zwar mehr minder wohlerhaltene Stücke folgender Arten: Calamites Cistil Bgt. (Steinkerne). Bruckmannia-Aehre (nicht deutlich). Asterophyllites sp. (Blattquirle). Diplothmema latifolium Bgt. sp. n nummularıum Andrae nec Gutb. „ palmatum Sch. Asterotheca cf. marattiotheca Gr. E. Hawlea abbreviata Bgt. sp. Oligocarpia arguta Bot. sp. Phthinophyllum avoldense Stur. Neuropteris tenuifolia Bgt. Cordaites cf. intermedius Gr. E. - sp. Poacordaites ef. linearis Gr. E. Lepidodendron Goepperti Presl. Lepidophyllum. Sigillaria — Steinkern. > — Blätter. Stigmaria ficoides St. (grossnarbig). Nach dem Inhalte dieser Flora an Arten lässt sich das Kohlen-Vorkommen bei St. Avold als den Saarbrücker-Schichten angehörig betrachten. Das vorzüglichste Niveau bestimmende Petrefakt ist die Neuropteris tenuifolia Bgt. Die neue Art Phthinophyllum avoldense Stur steht in Hinsicht der Fructification dem Ph. debile St. sp. am nächsten, die sterile Blattspreite ist nicht beuaart. 214 Verhandlungen. Nr. 10 Notizen. Die Feier des 50jährigen Bestehens der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Zur Feier des 50jährigen Bestehens der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin welche am 30. April und 1. Mai d.J. in Berlin stattfand, war auch die k.k. geologische Reichsanstalt eingeladen worden, einen Vertreter zu entsenden. Von Seiten der Direetion unserer Anstalt war Dr. E. Tietze mit dieser Vertretung be- traut worden. Ausserdem hatte auch die hiesige geographische Gesellschaft eine ähnliche Einladung erhalten und hatte ihren Präsidenten, Herrn Hofrath v. Hoch- stetter, als Vertreter nach Berlin entsendet. Die Feier bestand zunächst in einer Festsitzung am Abend des 30. April und in einem Festmahle am Abend des 1. Mai, und verlief unter allgemeiner Theiinahme der wissenschaftlichen Kreise Berlins auf das Glänzendste. Der Festsitzung im Saale des Rathhausgebäudes, in welcher unser ehemaliges Mitglied, der jetzige Präsident der Gesellschaft für Erdkunde, Freiherr v. Richt- hofen, ein Bild der Entwicklung der Gesellschaft in längerer Rede gab, wohnten Seine Kais. Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preussen, sowie der Erbprinz von Sachsen-Meiningen bei. Es gelangten nach der Rede des Präsidenten die Adressen und Glückwunschschreiben der fremden geographischen Gesellschaften, welche bei der Feier vertreten waren, zur Verlesung. Auch von Seiten des Vertreters der geologischen Reichsanstait wurde dem Präsi- denten Freiherrn v. Richthofen ein Glückwunschschreiben übergeben. Dem Festmahle, welches im grossen Saale des Kroll’schen Etablissements stattfand, wohnten die Mehrzahl der in Berlin beglaubigten Gesandten und diplo- matischen Vertreter, unter Anderen auch der österreichisch-ungarische Botschafter Graf Kärolyi bei. Die Aufnahme, welche die beiden österreichischen Vertreter allseitig fanden, war überaus liebenswürdig und darf als ein Ausdruck der guten Beziehungen ange- sehen werden, welche den regen Verkehr zwischen den wissenschaftlichen Kreisen Deutschlands und Oesterreichs seit jeher charakterisiren. Am 2.Mai wurde den Delegirten die Auszeichnung zu Theil, von Ihren Kai- serl. und Königl. Majestäten zur Soiree in’s königliche Palais befohlen zu werden. Am 4. Mai fand noch eine Sitzung der Gesellschaft statt, in welcher der Vertreter der geologischen Reichsanstalt vom Präsidium dazu aufgefordert, einen Vortrag über die geologischen Verhältnisse der Umgebung des Demavend hielt. Damit waren die Festtage zu Ende, welche allen Theilnehmern an der Feier in steter und angenehmster Erinnerung bleiben werden. Literatur-Notizen. G. Tschermak. Die Glimmergruppe, I. Theil. (Sitzungsber. d. kais. Akademie d. Wiss., LXXVI. Bd., I. Abth., p. 97, Juli-Heft 1877.) Nach einem ähnlichen Plane, wie er der vor “Jabren veröffentlichten Be- arbeitung der Feldspathe, sowie der Augit- und Hornblende-Gruppe zu Grunde liegt, unternahm es der Verfasser, jene ungemein wichtige Reihe von Mineralien, welche unter dem Namen Glimmer zusammengefasst werden, und welche bisher noch un- vollkommen erforscht waren, unter Benützung der heutigen schärferen Methoden zu studiren und zu untersuchen. Die Abhandlung beginnt mit einer kurzen historischen Darlegung der bis- herigen Kenntniss, und behandelt sodann die physikalischen Rigenschaften der ver- schiedenen Glimmergattungen. Während früher der Kaliglimmer (Museovit) für rhombisch, der Magnesiaglimmer (Biotit) für hexagonal oder rhomboädrisch gehalten wurden, ergibt sich aus den Beobachtungen des Verfassers, dass allen Glimmern ein monosymmetrisches (monoklines) Kıystallsystem zukömmt. Nicht nur die Form i | | | n E A A u A un Nr. 10 Bericht vom 31. Mai. Dr. W. Dames. 215 der Krystalle spricht dafür, sondern das optische Verhalten beweist dies unwider- leglich. 2 Jene Linie, welche den Winkel der optischen Axen halbirt (erste Mittellinie), ist nämlich nicht senkrecht zu der Ebene der vollkommenen Spaltbarkeit, sondern sie weicht von dieser Senkrechten ab, und zwar bei manchen um einige Minuten bis zu einem halben Grad, bei anderen mehr, bis zu 6/,°, welcher Fall bei dem Margarit eintritt. Die genannte Mittellinie bleibt aber in allen Glimmern parallel der Symmetrie-Ebene, wie es dem monoklinen System entspricht. Der Winkel der optischen Axen ist zuweilen klein, wie bei manchen Biotiten, doch wurde kein Glimmer gefunden, welcher unzweifelhaft einaxig wäre. Die Ebene der optischen Axen liegt bei den einen Glimmern senkrecht zur 'Symmetrie-Ebene, also in der längeren Diagonale des aufrechten Prisma. Sie werden mit Reusch Glimmer der ersten Art genannt. Hierher gehören der Museovit oder eigentliche Kaliglimmer, dessen kieselreichere Varietät als Phengit bezeichnet wird, ferner der Paragonit oder Natronglimmer, der Margarit, Lepidolith, endlich der Anomit, unter welchem neuen Namen der Verfasser die Magnesiaglimmer erster Art versteht, welche bisher nur vom Baikalsee und von Greewood fournace bekannt sind. Bei anderen Glimmern ist die Ebene der optischen Axen parallel der Sym- metrie-Ebene: Glimmer der zweiten Art. Hierher gehört der Zinnwaldit, Phlogopit, Lepidomelan und der Meroxen. Unter diesem von Haidinger vorgeschlagenen Namen begreift der Verfasser die Glimmer vom Vesuv und alle ähnlichen Biotite. Die Kıystallformen der Glimmer zeigen alle sehr deutlich die monokline Symmetrie, doch wurde vordem eine falsche Auffassung der Formen dadurch herbeigeführt, dass sie sich auch auf ein rhombisches Axensystem, endlich auch auf ein rhomboedri- sches beziehen lassen, denn der Winkel, welchen die aufrechte und die Längsaxe mit einander bilden, ist fast genau 90° und der Winkel des aufrechten Prisma, welches allerdings noch nicht beobachtet wurde, beträgt fast genau 60°. Der Ver- fasser zeigt aber, dass das Krystallsystem nach der Symmetrie und nicht einzig nach den Krıystallwinkeln zu beurtheilen ist, da ja die letzteren nicht mit mathe- matischer Genauigkeit bestimmbar sind. Eine Discussion dieses Satzes wird aber nicht ausgeführt, weil die optischen Verhältnisse dies im vorliegenden Falle über- flüssig erscheinen lassen. An dem Meroxen und an dem Muscovit wurden zahlreiche neue Winkelmes- sungen ausgeführt und auch Zwillinge beobachtet, welche ähnlich wie die Karls- bader Feldspathzwillinge in rechte und in linke Zwillinge eingetheilt werden. Sehr wichtig sind auch die Mittheilungen bezüglich der Gleitflächen, welche durch Schlag und Druck im Glimmer hervorgerufen werden, und welche früher allgemein für Krystalllächen gehalten worden sind. Die Abhandlung enthält ferner zahlreiche Bestimmungen der Axenwinkel, der Dispersion und des Diehroismus bei den ver- schiedenen Glimmergattungen. Die zweite Abtheilung der Arbeit, welche die che- mische Zusammensetzung der Glimmer behandelt, soll demnächst erscheinen. A.B. Dr. W. Dames. Die Echiniden der vicentinischen und veronesischen Tertiär-Ablagerungen. (Aus dem 25. Bde. der Palaeontographica, 100 Seiten, XI Tafeln. Cassel 1877.) Die vorliegende Arbeit bezeichnet einen ausserordentlichen Fortschritt in der Kenntniss des vicentinischen und veronesischen Tertiärgebietes nicht allein in fau- nistischer, sondern auch in stratigraphischer Beziehung. In ersterer Hinsicht ergibt sich der Fortschritt, den die Kenntniss der vicentinischen Echiniden seit Laube gemacht, am besten aus der Thatsache, dass anstatt den 638 von Laube ange- führten Arten nunmehr von Dr. Dames bereits deren 104 namhaft gemacht, zum grossen Theile auch neu beschrieben und auf einer stattlichen Reihe von Tafeln abgebildet erscheinen. Vor Allem interessiren zwei mit neuen Gattungsnamen belegte Formen, Ovi- -clypeus, ein merkwürdiges Bindeglied mit Charakteren der Gattungen Echinolam- pas, Conoelypeus und Echinanthus, aus den Kalken von S. Giovanni llarione stam- mend, — und Jlarionia, durch seine eigenthümliche Peristombildung von den nächstverwandten Gattungen Pygorhynehus und Echinanthus abweichend, von Laube bereits als Echinanthus Beggiatoi beschrieben. Ausser diesen wäre eine Reihe von Gattungen namhaft zu machen, die bisher im vicentinischen Tertiär K. k. geolog. Reichsanstalt. 1878. Nr. 10. Verhandlungen. 31 216 Verhandlungen. Nr. 10 Vertreter nicht besassen. So Pyrina, welches ceretacische Genus bisher nur aus dem Eocän der Pyrenäen von Cotteau angeführt worden war; Laganum und Pygo- rhynchus, die Laube aus dem vicentinischen Tertiär ebenfalls nicht kannte; Pa- laeopmeustes Ag., welches recente Genus nunmehr in den Schioschichten einen früh- zeitigen Vertreter gefunden hat; Metalia Gray, eine Gattung, die sogar zwei, wenn- gleich seltene Arten bei Vicenza aufweist; Gwalteria mit einer neuen Species; end- lich Brissus und Breynia. Ausser diesen Formen finden sich eine ganze Anzahl von anderen schon früher vertreten gewesenen Gattungen zufallenden Formen, deren Aufzählung hier zu weit führen würde. Alles in Allem gewinnt das Bild der vicentinischen Echinidenfaunen ein von dem durch die Laube’sche Monographie gebotenen, ziemlich abweichendes Aus- sehen. Der Verfasser gibt deshalb zum Schlusse eine vergleichende Tabelle, aus der er das überraschende Resultat herleitet, dass von den 68 von Laube erwähnten Arten nur 30 in der von diesem gegebenen Gattungs-, resp. Artenfassung belassen werden konnten, also 38 Aenderungen erforderlich waren, Dabei ist nun allerdings jede kleinste Aenderung mitgezählt; wenn man indessen die zahlreichen Aenderun- gen, die nur den Gattungsnamen betreffen, also für die scharfe Fixirung der Form grösstentheils von untergeordnetem Werthe waren, in Abrechnung bringt, so verrin- gert sich jene Zahl bereits auf circa 24, unter denen dann noch so manche zweifel- hafte und vom Verfasser selbst unentschieden gelassene Fälle inbegriffen sein werden, So sei beispielsweise nur darauf hingewiesen, dass die Zubeziehung der Stacheln von Cidaris calamus Laube zu Leiocidaris itala kaum unbestreitbar wäre, wenn sich nachweisen liesse, dass (id. calamus, wie es wahrscheinlich ist, aus dem Schiohorizonte stammt. Ebenso scheint noch nicht jeder Zweifel darüber behoben zu sein, ob der Laube'sche Echinanthus Wrigthii nicht doch vielleicht einer noch unbeschriebenen Art angehört, die der obengenannten sehr nahe stehen würde. Der stratigraphische Theil der Abhandlung verwerthet die Echiniden zur Unterscheidung der einzelnen Schichtgruppen des vicentinischen und veronesischen Tertiärs, und kommt zu dem Resultate, dass sich 5 getrennte Faunen unterscheiden lassen: 1. Die Fauna der Tuffe des Mte. Spilecco und der Kalke des Mte. Postale. 2. Die Fauna der Kalke und Tuffe von S. Giovanni Ilarione. 3. Die Fauna von Lonigo, Priabona und Verona. 4, Die Fauna von Montecchio maggiore und Castelgomberto. 5. Die Fauna von Schio und Collalto di Monfumo. Dieses Resultat weicht im Wesentlichen von der Laube’schen Gliederung nur darin ab, dass die beiden mittleren der 6 Gruppen Laube’s zu einer der Fauna von Lonigo und Priabona zusammengezogen erscheinen. Als besonders vorzüglich charakterisirt erscheinen in dieser Eintheilung die 2., 4. und 5. Fauna. Die erste ist bisher sehr arm und nicht genügend charakterisirt, zudem verdienen die Tuffe von Spileecco wohl von den Kalken des Postale, in denen verschiedene Elemente vertreten sein können, getrennt gehalten zu werden. Die Fassung der dritten Fauna bildet wohl den schwierigsten Punkt in diesem Thema, schon aus dem Grunde, weil darin zwei Facies-Entwicklungen zusammen- gezogen sind, welche, was Echiniden anbelangt, sehr wenig Gemeinsames haben. Ja, Referent glaubt auf Grund einer mit Hülfe der Dr. Dames’schen Monographie vorgenommenen Durchbestimmung des reichen Materials der k. k. geolog. Reichs- anstalt zu der Vermuthung berechtist zu sein, dass möglicherweise in den Echi- nidenführenden Schichten von Verona und Lonigo ausser den Aequivalenten der Schichten von Priabona auch noch jene der Schichten von S. Giovanni Ilarione enthalten sein mögen. Aeusserst interessant sind ferner die Vergleiche mit den altersgleichen Schichten anderer Gebiete und die Schlussresultate, welche sich auf die Verbreitung der einzelnen Faunen beziehen. Schliesslich möge noch eines merkwürdigen Ausspruches gedacht werden, den der Verfasser in der Einleitung Seite 6 thut, und der im Wesentlichen darin gipfelt, dass die Echiniden ihrer scharfen und wohl charakterisirten Artenbegren- zung wegen schwerlich jemals als Stütze der Descendenztheorie werden Verwerthung finden können. Diese Präcision der Artbegrenzung mag wohl für die isolirten Typen und artenarmen Formengruppen, auch auf die vicentinischen Echiniden angewendet, ihre volle Richtigkeit haben, für Genera aber, wie die vielgestaltigen un: Nr. 10 Bericht vom 31. Mai. J. Schmalhausen. 217 Echinolampas, Echinanthus, Conoclypeus oder Schizaster so etwas zu behaupten, möchte denn doch gewagt sein. Nach diesen zu urtheilen, würde man eher zu dem Schlusse geneigt sein, dass auch die Echiniden keine Sonderstellung in der übrigen organischen Welt einnehmen. K. P. Dr. F. Herbich. Geologische Beobachtungen in dem Gebiete der Kalkklippen am Ostrande des sieben- bürgischen Erzgebirges. (Budapest 1878.) Während die Eruptivgesteine des siebenbürgischen Erzgebirges bereits viel- fach den Gegenstand eingehender Studien und Untersuchungen gebildet haben, waren die sedimentären Bildungen dieses Gebietes bisher wenig gekannt. Die Sandsteine hatte man einfach als „Karpathensandsteine* bezeichnet (eine Benennung, die sehr wenig ausdrückt, und von Herbich sehr richtig als „asylum ignorantiae“ be- zeichnet wird); die sehr verbreiteten Kalkbildungen des Terrains gelten im All- gemeinen als Jurakalke. Was 'die Sandsteine betrifft, so giebt nun der Verfasser eine Reihe von Daten, welche es sehr wahrscheinlich erscheinen lassen, dass dieselben zum grössten Theile cretacisch sind. In den Kalkgebilden weist der Verfasser Trias-, Jura- und Neocombildungen nach. Sehr interessant ist u. A. die auffallende Uebereinstim- mung, welche die Entwicklung der oberen Trias mit der vom Nordrande der kar- pathischen Kalkzone (Pareu Kailor in der Bukowina) bekannten, zeigt. K. P. Dr. F. Herbich. Das Szeklerland mit Berück- sichtigung der angrenzenden Landestheile, geologisch und paläontologisch beschrieben; mit 32 lithogr. Tafeln und 1 Karte. (Mitth. aus dem Jahrb. d. k. ungar. geolog. Anstalt, V. Bd., 2. Heft, 1878.) Das vorliegende, ziemlich umfangreiche Werk, welches eine Fülle der werth- vollsten Beobachtungs-Daten enthält, und zweifellos einen sehr namhaften Fort- schritt unserer Kenntniss der ostsiebenbürgischen Karpathenländer bezeichnet, zer- fällt in zwei Hauptabschnitte. Der erste, topographische, behandelt die oro- und hydrographischen Verhält- nisse des Gebietes in kurzer Uebersicht. Der zweite, geologische, gibt eine ein- gehende Beschreibung der geologischen Zusammensetzung des in Rede stehenden Landestheiles, nach Formationen geordnet. Besonders ausführlich und reich an neuen und wichtigen Daten ist die Behandlung der Malm- und Tithon-Bildungen (die sehr schön ausgeführten Petrefakten-Tafeln gehören zu diesem Abschnitte) — und der auf die Karpathensandstein-Bildungen Bezug nehmende Theil. Die Kar- pathensandsteine werden beinahe durchgehends der Kreideformation zugezählt. Da Referent noch im Laufe dieses Sommers die durch Herbich’s Untersuchungen so wichtig gewordenen Sandsteingebiete Ostsiebenbürgens selbst zu bereisen gedenkt, so behält sich derselbe eine eingehendere Besprechung und Würdigung der in vor- liegendem Werke niedergelegten Daten und Resultate für eine spätere Mitthei- lung vor. D.St. J.Schmalhausen. Ein fernerer Beitrag zur Kennt- niss der Ursastufe Ostsibiriens. (Melanges physiol. et chimi- ques tir&es du Bull. de !’Acad. imp. des sciences de St. Pötersbourg, BomzR%,®/so. Nov. 1877.) Seit der ersten Publication des Autors (Verh. 1877, p. 41) über den gleichen Gegenstand sind dem geologischen Museum der Akademie in St. Petersburg Samm- lungen mit Pflanzenresten aus verschiedenen Gegenden des südlichen Theiles des Jenisseiskischen Gouvernement zugegangen, welche sämmtlich aus anstehendem Ge- steine genommen wurden. 31* 918 Verhandlungen. Nr. 10 Zuerst vom Bergingenieur Lopatin aus einem Berge an der Mündung des Flusses Trifonova in den JenisseiÄ, nahezu 10 Meilen stromaufwärts von der Fundstätte am Ogur gesammelt. Andere Fundorte von Pflanzen der Ursastufe finden sich weiter südlich längs dem Laufe des Zu-Flusses Abakan. Eine sehr reiche Fundstätte ist der Berg Issyk am rechten Ufer des Abakan, nahe seiner Mündung in den Jenissei; ausserdem sind hierher gehörige Pflanzenreste am Flusse Beja und am See von Beisk gefunden worden. Am Issyk-Berge sind die anstehenden Schichtenreihen aufgeschlossen: zu unterst liegt gehobener, älterer, rother Sandstein, mit dem untergeordnete grünliche Sandsteine wechsellagern; darauf folgen die an der Oberfläche des Berges an vielen Stellen zu Tage tretenden helleren, grünlichen Sandsteine mit Einlagerungen von untergeordnetem Kalke und groben Sandstein; darüber lagern T'honschiefer und Sandstein mit Steinkohlenflötzen verschiedener Mächtiskeit. In der Nähe der Kohlenlager wurden die Pflanzenreste gesammelt. Das Oyclostigma, wurde nur am Ogur und bei Trifonova gefunden. Die Sandsteine im Liegenden der Kohlenlager enthalten Knorria, Lepido- dendron, Bornia, Oyclostigma, Cordaites-Blätter und von Farnen nur Stammstücke und Blattstiele. In den Thonschiefern sind dagegen nur Farnblätter, während die erstgenännten fehlen. Der Autor spricht das Bedenken aus, ob die Thonschiefer mit den Kohlenlagern nicht vielleicht einem höheren Niveau angehören, da sie die Sandsteine überlagern und mit diesen nur Bormia und Cordaites gemein haben. Ueberdies sind die Farne nicht ident mit jenen aus der Ursa-Stufe. In der That lässt sich eine Analogie der Flora des Thonschiefers vom Issyk- Berge mit der Flora des Culm-Dachschiefers nicht verkennen. Der Autor bildet unter dem Namen: Triphyllopteris Lopatini einen Farnrest ab, der sich von Ar- chaeopteris Tschermaki nur durch etwas grössere Dimensionen einzelner Theile un- terscheidet. Ebenso ist ein zweiter Farn: Neuropteris Cardiopteroides Schmalh. eine Form, die zwischen Cardiopteris frondosa Goepp. sp. und Cardiopteris Hoch- stetteri Ett. sp. in der Mitte steht. Endlich ähnelt nach der vorliegenden Abbil- dung auch der als Sphenopteris sp. (Taf. II, Fig. 19) bezeichnete Farnrest so sehr in Gestalt und Erhaltung den im Culm-Dachschiefer häufigen Resten des Adiantides antiguus Ett. und Adiantides Machaneki Stur, dass es wohl thunlich erscheint, die Hoffnung zu hegen, dass man, nach besseren Stücken dieses Issyker-Fossiles, eine oder die andere der letztgenannten Culm-Dachschiefer-Arten darin erblicken wird können. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. I VA } N EN Yin EN ar) ME DEN EN NE? RD OQERZIHEE var? OS DD & PD} SS d &) PLOT ER NNTF ap NL Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 30. Juni 1878. Eu Inhalt. Eingesendete Mittheilungen. D. Stur, Ein Beitrag zur Kenntniss der Culm- und Carbon-Flora in Russland. A. Bittner, Ueber den Kalkstein der Hohen Wand. Hoernes und Hilber, Sarmatische Ablagerung bei Fernitz. V. Hilber, Ueber Sculptursteinkerne. Th. Fuchs, Zur Berichtigung. — Reise-Bericht. D. Stur, Reiseskizzen aus Oberschlesien. — Literatur-Notizen. B.v. Cotta, K. A. Zittel, K.k. Ackerbau-Ministerium, C. W. Peach, NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. D. Stur. Ein Beitrag zur Kenntniss der Culm- und Carbon-Flora in Russland. Herr Valerien v. Möller, Professor am kais. russischen Berg- Institute in St. Petersburg, eben beschäftigt, eine eingehende Ab- handlung über die Fusulinen der Steinkohlenformation Russlands herauszugeben, hat mir eine Suite von fossilen Pflanzenresten, die im genannten Institute aufbewahrt werden, nach Wien zur Ansicht eingesendet. Diese angenehme Gelegenheit, einige Steinkohlenpflanzen aus Russland genau kennen zu lernen, verpflichtet mich einerseits Herrn v. Möller zu sehr grossem und aufrichtigen Danke, wie auch andererseits zur Publication meines Resultates der Unter- suchung. Ich gebe die mir auf diesem Wege vorliegenden Thatsachen ohne Weiteres, indem der freundliche Leser sich die etwa nöthige Orientirung aus Geinitz’s: Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder Europa’s, Bd. I, p. 390, sehr leicht nachholen kann. Die mir eingesendeten Steinkohlenpflanzen stammen aus drei oberflächlich sehr weit von einander gelegenen und getrennten Kohlen- gebieten: 1) aus dem Steinkohlengebiete Südrusslands, dem Kohlen- bassin am Donetz; 2) vom Westabhange des Urals; 3) vom Ostab- hange des Urals. K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 11. Verhandlungen. 32 TR a N 220 Verhandlungen. Nr. 11 I. Kohlenbassin am Donetz. A. Pflanzenreste mit der allgemeinlautenden Fundorts- angabe „Ukrainsk, Charkow*: 1e2) Calamites ramifer Stur. 17—19. Lepidodendron Veltheimianum St. . 23. Lepid. Veltheimianum St. (in 6 Parastichen Bulbillen- narben tragend). 26. R (mit grosser Bulbillennarbe). Diese Pflanzenreste sind in einem gelblichgrauen, porösen Sand- stein enthalten, in welchem die verschwundene Kohlensubstanz von Brauneisenstein oder Ocker ersetzt erscheint. Der Calamites ramifer ist ganz echt; das Lepidodendron Veltheimianum liegt in Stammstücken vor, an denen drei verschiedene Erhaltungsweisen vorkommen, die genau den üblichen in der Grauwacke von Magdeburg entsprechen. Die Narben tragenden Stammstücke erinnern sehr lebhaft an die gleichen Vorkommnisse in Landshut und Hainichen. B. Pflanzenreste vom Kirchdorfe Petrowskoje, Charkow. 1—2. Calamites ramifer Stur. 5—6. & ostraviensis Stur. au. N approximatiformis Stur. 10. approximatus Byt. ex parte. 16, 20—22. Lepidodendron Veltheimianum St. 24— 25. 5 = (Bulb. tragend). 27. = 5 (Steinkern d. Bulb- narbe). Diese Suite ist in demselben ockerigen Sandsteine, wie die vorige, sehr wohl erhalten. Die Calamiten liegen alle in ganz charakteristi- schen Stücken vor, und habe nur zu erwähnen, dass Nr. 9 des Cala- mites approximatiformis einen grösseren Umfang zeigt, als die mir bisher bekannt gewesenen Stücke. Nr. 21 von Lepid. Veltheimianum zeigt sehr grosse Bätzchen des Gesteines, das da zwischen den Blatt- polstern und die Rinde an der Stelle der Blattnarbe eingedrun- gen war. C. Pflanzenreste vom Kirchdorfe Uspenskoje bei Lugan, Ekaterinoslaw. 8. Calamites approximatiformis Stur. Die untere Spitze des Stammes in demselben ockerigen Sand- steine, wie die vorangehenden. D. Pflanzenreste von Lugan, Ekaterinoslaw. 3—4. Calamites cf. Suckowü Bot. 13. Glockeria marattioides Goepp. 14. Hawlea n. sp. 1) Nummern der betreffenden Sammlung. Nr. 11 Bericht vom 30. Juni. D. Stur. 22] Der ungenügend erhaltene Calamit Nr. 4 ist in einem Jlicht- weissen Sandsteine, die übrigen Reste in einem grünlichschwarzen, muscheligbrechenden Schiefer erhalten, der durch Verwitterung ocker- fleckig wird. Die Glockeria marattioides Goepp., die der erwähnte Schiefer in sehr guter Erhaltung führt, ist eine für die Schwado- witzer Schichten höchst charakteristische Art, die ich bisher nur in diesem Schichtencomplexe gefunden habe. Sie spricht dafür, dass an betrefiender Stelle die genannte Schichtenreihe jedenfalls vor- handen sei. -E. Ekaterinenskaja Stanitza, Ekaterinoslaw. Auf einem Stücke, Nr. 12, desselben muscheligbrechenden, ockertleckigen Schiefers, wie der von Lugan ist, sind folgende Reste erhalten: Calamiten-Aehre vom Typus der Bruckmannia. Volkmannia-Ast. Sphenophyllum sp. Alle die erwähnten Reste stimmen völlig mit solchen der Schwa- dowitzer-Schichten. Insbesondere gilt dies von dem überaus kräf- tigen Sphenophyllum, das man in Schwadowitz mit der Glockeria marattioides Goepp. zu finden pflegt. F. Pflanzenreste vom Kirchdorfe Gorodischte bei Sla- vianoserbsk. Schieferstück Nr. 15, von lichtgelbbrauner Farbe enthält Reste von folgenden Arten: Neuropteris gigantea St. Odontopteris cf. macrophylla Goepp. Lepidodendron Phlegmaria St. (dünner Zweig). Die Neuropteris gigantea St. in einzelnen lose herumliegenden Abschnitten, erfüllt die ganze Masse des Schiefers ganz genau in der- selben Gestalt und Weise, wie man dies in Oberschlesien bei Örzesche und bei Schatzlar und Waldenburg so häufig zu sehen be- kommt. Dieses Vorkommen ist so sehr charakteristisch, dass da kein Zweifel darüber übrig bleiben kann, dass an dem Fundorte Gorodischte bei Slavianoserbsk die Schatzlarer Schichten an- stehend seien. li. Westabhang des Ural-Gebirges. G. Dorf Brodt, Fluss Isset. 28. Diplothmema ef. ruthaefolium Eichw. 29. Cardiopteris cf. nana Eichw. ex parte. 30 u. 32. Lepidodendron Volkmannianum St. 31. Farnstiele, unbestimmbare. 32* 299 Verhandlungen. Nr. 2m Entscheidend für die Altersbestimmung der betreffenden Schich- ‘ tenreihe, die diese Reste führt, halte ich das Lepidodendron Volk- mannianum St., das Eichwald unter dem Namen Lepidodendron Glincanum in besonderer Erhaltung kennen gelehrt hatte. Die ganz eigenthümliche Blattstellung der russischen Reste, die völlig ident ist mit der des Lepidodendron Volkmannianum St., führt mich dazu, anzunehmen, dass beide ident seien. Die übrigen vorliegenden Pflanzenreste sprechen nicht gegen die Annahme, dass an diesem Fundorte Ostrauer-Schichten anstehen. Das Diplothmema cf. ruthaefolium Eichw. erinnert sehr lebhaft an Diplothmema elegans Dgt. sp.; der zu Cardiopteris gerechnete Rest dürfte höchstwahrscheinlich völlig ident sein mit der von mir aus den Waldenburger-Schichten beschriebenen und abgebildeten (I, Taf. XI, Fig. 6) Cardiopteris sp. Der Schiefer der Ostrauer-Schichten von Brodt ist glänzend schwarz, anthrazitisch, daher petrographisch völlig verschieden von dem Gestein der Ostrauer-Schichten am Donetz. H. Bezirk Ilimsk. Eine petrographisch abermals ganz abweichende Suite von Ge- steinsstücken enthält leider nur unsicher bestimmbare, weil fragmen- tarisch erhaltene Reste folgender Arten: Rhodea cf. Stachei Stur. Adiantides cf. tenwifolius Goepp. Lepidodendron Veltheimianum St. a Volkmannianum St. Das betreffende “estein ist ein weicher Lettenschiefer von gelb- licher oder grauer Farbe mit mehr minder hellrothen Flecken. Ich halte dafür, dass an diesem Fundorte Ostrauer-Schichten an- stehen dürften. I. Fluss Koswa, Gubaschinskaja Pristav. Das Stück Nr. 38 eines glänzenden, schwarzen, anthrazitischen Schiefers enthält einen fragmentarisch erhaltenen Rest, den ich für Stigmaria inaequalis Goepp. zu bestimmen und anzunehmen geneigt bin, dass es den Ostrauer-Schichten entnommen sei. K. Bezirk von Utkinsk. Genau dasselbe Gestein, wie das unter H erörterte, enthält unbestimmbare Trümmer von Pflanzen. ill. Ostabhang des Ural-Gebirges. L. Fluss Bulanasch, Zufluss des Irbit. Auf einer grossen Schieferplatte von schwarzgrauer Farbe ist der Stamm eines Lipidodendron Volkmannianum St. (L. Glincanum Eichw.) erhalten, woraus hervorgeht, dass an dem betreffenden Fund- orte Ostrauer-Schichten anstehen. Nr. 11 Bericht vom 30. Juni. D. Stur. 293 M. Vier Werst nördlich vom Fluss Bobrowka, Zufluss des Irbit. 46. cf. Rhodea Stachei Stur. 48, 50—54. Lepidodendron Veltheimianum St. 49. Stigmaria inaequalis Goepp. Das betreffende Gestein ist ein schwarzer, glänzender, anthra- zitischer Schiefer, in welchem das Lepidodendron Veltheimianum un- verkennbar auftritt, daher derselbe wohl auch nur den Ostrauer- Schichten angehören dürfte. Herr v. Möller hat mir durch die Einsendung der voranerör- terten Pflanzensuiten Gelegenheit gegeben, nach sorgfältiger Unter- suchung derselben das ältere, von Geinitz erlangte Resultat: dass im Gebiete der russischen Steinkohlen-Formation Culm vorkomme, zu bestätigen und weiter zu begründen. Keine von den mir vorliegenden Suiten deutet auf die ältere Abtheilung des Culm, auf den mährisch-schlesischen Culm-Dach- schiefer ; dagegen enthalten alle die aufgezählten Culmsuiten solche Arten, die für die Ostrauer-Schichten bezeichnend sind. Die obere Abtheilung des Culm, die Ostrauer-Schichten, sind hiernach sowohl am Donetz, als auch im Westabhange und im Ost- abhange des Ural-Gebirges entwickelt vorhanden. Während von den beiden Gehängen des Ural nur solche Pflan- zensuiten vorliegen, die auf Ostrauer-Schichten hindeuten, macht hiervon das Steinkohlen-Bassin am Donetz eine sehr beachtenswerthe Ausnahme. Am Donetz treten über den Ostrauer-Schichten zwei verschie- dene, sicher erkennbare echte Carbon-Floren auf. Vorerst weist das Schieferstück von Gorodischte unweit Sla- vianoserbsk, dass daselbst eine Schichtenreihe mit der echten Carbon- Flora der Schatzlarer-Schichten auftritt. Ferner zeigen die Pflanzensuiten im grünlichschwarzen Schiefer von der Ekateri- nenskaja Stanitza und von Lugan, dass dort die über den Schatzlarer-Schichten folgenden Schwadowitzer-Schichten, die ich bisher nur aus der Umgebung von Schwadowitz in Böhmen ge- kannt hatte, entwickelt sein müssen. Hieraus lässt sich heute schon muthmassen, dass die Gliederung des Donetzer-Steinkohlenreviers in Südrussland eine ganz ähnliche sein muss, wie die im böhmisch-niederschlesischen Steinkohlen-Becken. Uebersieht. 1. Oberes Carbon: bisher in Russland nicht nachgewiesen. 2. Unteres Carbon: Schwadowitzer-Schichten: am Donetz an der Ekaterinens- kaja Stanitza und bei Lugan. Schatzlarer-Schichten: am Donetz bei Gorodischte unweit Slavianoserbsk. 224 Verhandlungen. Nr. 11 3. Oberer Culm: Östrauer- und Waldenburger-Schichten: Am Donetz im Ukrainsk bei Petrowskoje, und bei Uspenskoje bei Lugan; ferner am Westabhang des Urals: bei Brodt am Fluss Isset, im Bezirke Ilimsk, im Guba- schinskaja Pristav am Koswa-Flusse und im Bezirke von Utkinsk; am Ostabhange des Urals: am Flusse Bulanasch und nördlich vom Flusse Bobrowka (beide Zuflüsse des Irbit). 4. Unterer Culm: Durch die mir vorliegenden Pflanzen in Russ- land nicht erwiesen. Dr. A. Bittner. Ueber den Kalkstein der Hohen Wand. Schreiben an Herrn Dir. v. Hauer, ddo. Hainfeld 29. Mai. Da die Frage über das Alter des Kalkes der Hohen Wand bei Wiener-Neustadt wieder einmal angeregt worden ist, so erlaube ich mir, Sie durch Einsendung eines kleinen Beitrags zu behelligen, zu- gleich um Aufnahme desselben in die Verhandlungen ersuchend, In den Verhandlungen 1877, p. 155 wurde darauf hingewiesen, dass an einer Stelle der Hohen Wand rothe oberliassische Kalke zu finden seien. In Gesellschaft dieser kommen nun auch graue und gelbröthliche Gesteine vor; da in diesen aber keine massgebenden Petrefakten gefunden wurden, so konnte darauf um so weniger Ge- wicht gelegt werden, als das Vorkommen sich als ein sehr be- schränktes erwies, und was die Lagerung betrifft, ausser allem Con- tact mit der Masse des Wandkalks zu stehen schien. Immerhin konnte es als Fingerzeig dienen, auf ähnliche Vorkommnisse zu achten. Unlängst nun fand ich an einer zweiten Stelle und zwar bei dem obersten der Wandhäuser, am Maiersdorfer Wandwege ebenfalls anstehende rothe, Belemniten führende Kalke in Verbindung mit grauen petrefaktenarmen, fleckenmergelartigen Gesteinen. In nächster Nähe und, wie es scheint, diese Gesteine unterlagernd, liegt ein sehr un- bedeutendes Vorkommen von rhätischen Schichten, und zwar ist es das typische Korallengestein der bekannten Localität „Hiesel“ oder „Brand“ bei Peisching, derjenigen Localität also gerade, an welcher Rhätschichten zunächst der Wand und sozusagen in Verbindung mit deren Masse anzutreffen sind. So wenig aufgeschlossen nun auch diese Gesteine, und so spärlich auch ihre Fossilreste sein mögen, so genügt doch ihr 'Zusammenauftreten, welches die vollstän- digste Analogie mit der Art und Weise des Auftretens dieser Schich- ten in der ganzen Umgebung bietet, um, wie ich glaube, zur Evi- denz zu beweisen, dass auch die Höhe der Wand einmal ganz oder theilweise von rhätischen und jurassischen Bildungen bedeckt ge- wesen sein muss, und dass diese weicheren und wenig mächtigen Ablagerungen sich hier an geschützten Stellen ebenso gut erhielten, wie allenthalben in den Winkeln und Mulden zwischen den einzelnen Dachsteinkalkzügen der angrenzenden Bergketten. Die Lagerung des in Rede stehenden Complexes über dem „Wandkalke“ ist unbezwei- Nr. 11 Bericht vom 30, Juni. R. Hoernes u. V. Hilber. 9325 felbar und die Erhaltung dieser isolirten kleinen Partie erklärt sich im speciellen Falle wohl am besten durch die Annahme, dass die- selbe sich in eingeklemmter Lagerung zwischen zwei der Spalten befinde, die in der Richtung N 20°W die Wand durchsetzen, besonders in dieser Gegend, am Heiligensteine, prachtvoll zu beobachten und von Verwerfungen und Verschiebungen der ganzen Masse, inclusive der Kreide begleitet sind. Es wird nach dem Gesagten erlaubt sein, die Frage nach dem Alter des Wandkalkes von Neuem zu stellen. Das Rhätvorkommen wird zu dem Schlusse berechtigen, dass ein Theil des Wandkalkes Dachsteinkalk sein werde. Für einen anderen und, wie ich jetzt glaube, weitaus den grössten Theil dürfte durch die Auffindung norischer Halobienschichten ein Anhaltspunkt gewonnen sein. Allerdings stammen diese Halobien bisher nur aus Blöcken, doch können diese an keiner anderen Stelle ihren Ursprung haben, als eben auf der Wand, und ich habe mich bei, wenngleich erfolg- losem Suchen nach dem Anstehenden immer wieder von der grösst- möglichsten Sicherheit dieser Abstammung überzeugen können, da die Hauptmasse des Wandkalks gerade über den Stellen, wo die Halo- bien gefunden wurden, eine derartige petrographische Beständigkeit und eine so ausserordentliche Uebereinstimmung mit dem Gesteine der Halobienblöcke besitzt, dass man bei jedem Schlage die Halobien darin zu sehen erwartet. Zudem ist des Zusammenvorkommens der Halobien mit der Khynchonella pedata bereits Erwähnung gethan worden, und es sei nur noch ergänzend hinzugefügt, dass in ein- zelnen der Pedatenblöcke ganze Anhäufungen auch anderer Bivalven vorkommen, deren Anstehendes übrigens ebensowenig aufzufinden ge- lang, als das der Halobien. Es sind eben in beiden Fällen sehr beschränkte Vorkommnisse, deren Nachweis in den grösstentheils un- ersteiglichen Felsabstürzen der Wand vielleicht noch lange das Ziel frommer Wünsche bleiben wird. R. Hoernes und Vincenz Hilber. Sarmatische Ablage- rungen bei Fernitz, SSO von Graz. Bei einer Excursion am 19. Mai gelang es uns, in nächster Nähe von Graz das Vorkommen der sarmatischen Stufe zu con- statiren. Die Höhen des Fernitzberges und der Rücken von Freu- denegg (südlich von Hausmannstetten) werden fast ausschliesslich von sarmatischen Schichten gebildet, die hier vorwaltend aus gelbem eisenschüssigen Sand und zwischengelagertem Tegel bestehen. Nur am Schloss Pfeilerhof findet sich eine grössere Auflagerung von Belvedere-Schotter. Im Sarmatischen beobachteten wir zwei Versteinerungsfundorte: 1. :Beim Kegler-Bauer, NO von Fernitz, SO von Haus- mannstätten, in einer Reihe von Aufschlüssen längs eines Hohlweges, in gelbem Sand, Schalenexemplare; Cerithium pietum Bast., Mactra podolica Eichw., Ervilia podolica Eichw., Tapes gregaria Partsch, Cardium obsoletum Eichw., Modiola marginata Eichw. 2. Beim Bergschuster, auf der Höhe des Fernitzberges, NO von Fernitz, SO von Hausmannstätten, in verhärteten Mugeln 296 Verhandlungen. Nero tt (von den Bauern „Klopfsteine* genannt), des gelben, etwas thonigen Sandes, als Steinkerne und mit ockerigem Pulver erfüllte Hohldrücke: Trochus pietus Eichw., Mactra podolica Eichw., Tapes gregaria Partsch, Cardium plicatum Eichw., ©. obsoletum Eichw., C©. cf. obsoletum Eichw. (n. form.), Modiola Volhynica Eichw., M. marginata Eichw. Die als ©. cf. obsoletum angeführte neue Form zeichnet sich durch weniger zahlreiche, bisweilen gedornte Rippen aus, die durch breite, ebene Zwischenräume getrennt werden. Es ist dies eine der so häufigen, aber bis nun wenig beachteten Nebenformen der sar- matischen Cardien, die zur Descendenz jener der Congerienschichten von Bedeutung sind. In nicht anstehendem festen, blaugrauen, mergeligen Sandstein fanden wir auf der Strasse bei Pfeilerhof in wohlerhaltenen Schalen: Mactra podolica Eichw., Donax lucida Eichw., Cardium obsoletum Eichw., C. plicatum Eichw. und Modiola Volhyumica Eichw., — daneben auch Nulliporenknollen — Beides vielleicht aus einem Brunnen, was sowohl das feste blaugraue Gestein, als die frischen glänzenden Schalen anzudeuten scheinen, Jedenfalls wird durch dieses Vorkommen auf dem Fernitzberg und dem Rücken Freudenegg der Vermuthung Raum gegeben, dass nicht die Ablagerungen der Congerienschichten, wie bisher ange- nommen wurde, sondern jene der sarmatischen Stufe zum grössten Theile das Terrain südöstlich von Graz zusammensetzen. Die Stur’sche Karte der Steiermark gibt hier allenthalben „Con- gerienlehm und Tegel“ an, was bei dem ähnlichen petrographischen Charakter der beiden Ablagerungen nicht zu verwundern ist, zumal gerade dieser Theil der Karte auf Grund gänzlich veralteter Unter- suchungen ausgearbeitet wurde. Dr. Vincenz Hilber. Ueber Sculptursteinkerne. Herr Custos Th. Fuchs erwähnt in seiner sehr interessanten Abhandlung: „Ueber die Entstehung der Aptychenkalke“ (Sitzber. d. kais. Akad. 1877) eigenthümlicher, mit der Oberflächen- sculptur des verschwundenen Fossils versehener Steinkerne, welche nicht in der gewöhnlichen Weise lose im Hohlraum liegen, sondern von dem Muttergestein eng umschlossen werden. Herr Fuchs hebt hervor, dass die Schale zu einer Zeit gelöst worden sein musste, als das umgebende Material noeh genügend weich und nachgiebig war, um das Nachrücken desselben zu gestatten, aber dennoch hinreichende Steifheit besass, dass der Steinmantel dem Steinkern als Negativ dienen konnte. Hier darauf zurückzukommen, werde ich namentlich durch die ausgezeichneten Steinkerne dieser Art aus dem Gamlitzer-Tegel ver- anlasst. Ich habe ihrer in den „Miocänschichten von Gam- litz“ (Jahrb. d. k. k. geolog. R.-A. 1877, p. 259) nur kurz Erwäh- nung gethan (— „Steinkernen, welche aber nach Wegführung der Schale meist den Abklatsch der Höhlung angenommen haben —). Vor Allem fällt an denselben auf, dass die dünnschaligen Bivalven, wie Thracia ventricosa Phil., Fragilia fragilis Linn., Lucina Bericht vom 30. Juni. Dr. V. Hilber. 2927 Nr. 11 ef. multilamellata Desh., Venus islandicoides Lam. die angeführten Erscheinungen weit besser zeigen, als die dickschaligen, was nament- lich bei der Gegenüberhaltung der letztangeführten Art mit Venus umbonaria Lam. in die Augen springt. Von Venus islandieoides fan- den sich Steinkerne, an welchen Muskeleindrücke, Mantelrand und -bucht deutlich sichtbar sind und von den aufgepressten Zuwachs- streifen überzogen werden, so dass ein solcher Steinkern ein Bild der Aussen- und Innenseite der Schale zugleich gibt. Auch Gastropoden zeigen solche Eigenthümlichkeiten nicht selten; doch eignen sich hiezu nur Formen, deren Lumen eine der Oberfläche ähnliche Gestalt hat, wie Pyrula, Turritella u. a.; die Steinkerne von Pyrula geometra Bors. im Sandstein der Gamlitzer Weinleiten unterscheiden sich durch das quadratische Gitter sehr deutlich von denjenigen der Pyrula eingulata Bronn mit ihren schmalen Längs- und breiten, bandförmigen Querstreifen, zwischen denen fei- nere Linien wohl bemerkbar. Auch die ]. ec. aus dem Tegel ange- führte Turbinella labellum Bors.? ist ein schöner Seulptursteinkern. Im Leithakalke ist dieses Vorkommen seltener. Nur in den zwischengelagerten klastischen, aus Kalkschalen und Nulliporengrus entstandenen Partien tritt es um so häufiger auf, je feiner das Mate- rial ist. Namentlich beobachtete ich dasselbe an Resten aus einem etwas sandigen Gesteine dieser Art von Puschendorf in Krain, welche mir Hr. Direetor Dr. S. Aichhorn vorzulegen die. Güte hatte. Ein Steinkern von Pyrula geometra war mit guter Sculptur versehen, während andere von Venus islandieoides nur in der Nähe des Schalenrandes und -Rückens einige (positive) Abdrücke von Zu- wachsstreifen zeigten; eine ähnliche Unvollkommenheit muss ein- treten, wenn die Schalen, senkrecht aufgestellt, umhüllt wurden oder bei normaler Flachlage der Druck von der Seite wirkte. Auch Stein- kerne von Venus Aglaurae M. Hoern. non Bbrogn., welche Herr Prof. Hoernes im Leithakalke von Eisenstadt sammelte, zeigen die charakteristische Sculptur ihrer Oberfläche. - Es sei mir noch gestattet, den Ideen des oben genannten Ge- lehrten über die Entstehung der besprochenen Steinkerne folgend, einige weitere Ausführungen derselben zu geben. Kalkschalen lösende Agentien gibt es im Verlaufe des Processes vom Werden des Schalthieres bis nach seinem Einschlusse in irgend eine Ablagerung gar manche. Fuchs erwähnt 1]. c. (zu anderem Zwecke) die in der Meerestiefe absorbirte Kohlensäure, welche den durch die Tiefsee-Expeditionen dargelegten häutigen Zustand der Molluskenschalen aus grosser Tiefe ebenso bedingt, wie sie den rothen Thonschlamm der Meeresgründe als Rückstand gelöster Foramini- feren-Schalen verursacht; derselbe Schriftsteller nennt ferner eine parasitische Spongie, welche am Strande liegende Molluskenschalen löst. Ebenso führt Oscar Schmidt in den „Spongien des adria- tischen Meeres“, p. 67 an, dass Soberites domuncula Nardo, einer der gemeinsten Schwämme der Adria, sich auf Schneckenhäusern an- siedle, in welchen einige Arten von Pagurus wohnen, die Gastro- podenschale nach und nach auflöse und gänzlich umschliesse, so dass der gefangene Einsiedler absterbe. K, k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 11. Verhandlungen. 33 2328 Verhandlungen. Nr. 11 Es ist klar, dass alle diese Factoren nicht geeignet sind, Sculp- tursteinkerne zu schaffen, weil zu diesem Behufe die Schale allseitig eingehüllt, ein Hohldruck derselben vorhanden sein muss. Auch so lange sich die Absätze noch unter Wasser befinden, sind die Bedingungen hiezu nicht günstig. Nur bei beträchtlicher Meerestiefe dürfte in diesem Falle Kohlensäure zu den Schalen ge- langen können. Nichts spricht dafür, dass die in ziemlich seichtem Wasser gebildeten Muschelbänke von Gamlitz später abyssische Tiefen erreichten. Aber abgesehen davon sind, wenn auch die Schalen be- reits gelöst, noch andere Bedingungen zur Entstehung des Sculptur- steinkernes nöthig, Sehr treffend führt Fuchs an, dass, wenn das umschliessende Sediment zu weich ist, Steinkern und Matrix mitein- ander verfliessen und jede Spur des vorhandenen Conchyls ver- schwindet. In einem etwas höheren Stadium der Erhärtung, welches ein Verfliessen nicht mehr gestattet, wird, wie ich mich durch Versuche mit künstlichen Steinkernen und Hohldrücken aus Glaserkitt von ver- schiedenen Consistenzgraden überzeugte, der Steinkern zwar Ein- drücke von der mit der negativen Sculptur versehenen Höhlung an- nehmen, jedoch auch solche ertheilen, die erhabenen Reifen etwas zurückdrängen, wie ja zwei weiche oder überhaupt gleich widerstands- fähige Körper sich beim Druck auf einander immer gegenseitig defor- miren; es werden also jene oft bewundernswerth scharfen Sculptur- bilder auf dem Steinkern nicht entstehen können. Dies beweist erstens, dass das Material des Abdruckes schon einen ziemlich hohen Grad von Festigkeit besass, als die Schale gelöst war und der neuerliche Abdruck erfolgte, und zweitens, dass der Steinkern weniger erhärtet war, als der Steinmantel. Dass letz- teres sehr häufig der Fall ist, weiss Jeder, der Tertiärconchylien aus dem Muttergestein losgelöst und das Innere derselben gereinigt hat. Der ganze Vorgang wäre demnach in der Regel folgender- massen zu denken: Die Schichten werden trocken gelegt, das allmälig fester wer- dende Gestein wird von kohlensäurehältigem Circulationswasser durch- zogen; dieses greift die Conchylienschalen oberflächlich an und ver- wendet den erhaltenen kohlensauren Kalk zur Verkittung und Ver- festigung des Muttergesteins. Der Steinmantel wird dadurch härter, während der durch den Rest der Schale geschützte Steinkern weicher bleibt. Unter dem durch die Schwerkraft verursachten Drucke rückt, wie dies Fuchs ebenfalls darthut, das umgebende Material nach (— welches sogar schon beliebig hart sein kann, um bei ausreichen- dem Drucke diese Bewegung zu gestatten, namentlich wenn es genü- gend Thon enthält, nach Baltzer „Glärnisch‘ —) und prägt dem Steinkern die Sculptur der Oberfläche der gelösten Schale auf. Dünn- schaligere Formen werden bessere Abdrücke annehmen, weil die Ge- stalt ihres Steinkerns dem Hohldrucke ähnlicher ist, und eine gerin- gere Verschiebung der Gesteinsmasse zu innigem Contacte ausreicht. Eine andere, weit seltenere Bildungsweise ähnlicher Steinkerne findet durch eine Art von Ausfüllungs-Pseudomorphose statt. An Steinkernen von Cardita-Arten aus dem Leithakalk bemerkte ich eine Nr. il Bericht vom 30. Juni. Th. Fuchs. D. Stur. 2929 ealeinirte, feindrusige Oberfläche, welche die am normalen Steinkern höchstens am Rande angedeuteten Rippen bis zum Wirbel hinauf zeigt. Hier hat Kalkspath den Raum zwischen Steinkern und Hohl- druck ausgefüllt; doch ist in diesem Falle von deutlicher Sculptur nicht die Rede. Eine ganz ähnliche Erscheinung habe ich auch an Modiola marginata Eichw. aus einem sarmatischen Tegel beobachtet; hier war infiltrirter Eisenocker das Zwischenmittel, Th. Fuchs. Zur Berichtigung. In der Replik, welche Herr Paul in Nr. 9 der Verhandlungen in Angelegenheit der Flyschfrage veröffentlichte, finde ich u. A. fol- genden Passus: „Das, was man gewöhnlich unter falscher Schichtung versteht, ist meiner Ansicht nach eine erst nach Erhärtung der Schichten zu festen Gesteinsbänken eingetretene Erscheinung, die somit in Fragen, die sich auf das frühere Stadium der bezüglichen Gesteine, auf deren eruptive oder sedimentäre Genesis beziehen, nicht in Rechnung kom- men kann.“ Hier existirt nun, wie ich sehe, ein grosses Missverständniss, indem der Verfasser offenbar die falsche „Schichtung“ mit der fal- schen „Schieferung“ verwechselt. Unter „falscher Schichtung“ versteht man wie ich glaube, ziemlich allgemein jene, fast in allen littoralen und fluviatilen Sandbildungen vorkommende Erscheinung, nach wel- cher die einzelnen Sandkörnerlagen nicht parallel zur allgemeinen Schichtung liegen, sondern entweder ganz unregelmässig verlaufen oder aber die Richtung der Bänke unter einem mehr oder minder steilen Winkel durchschneiden, eine Erscheinung, welche davon her- rührt, dass die einzelnen Bänke durch allmälige seitliche Anspühlung gebildet werden. Die falsche oder transversale „Schieferung“ ist freilich etwas ganz anderes. Ich glaube, dass diese Auffassung die ziemlich allgemein verbrei- tete ist, auf alle Fälle hat sie aber immer meinen Darstellungen zu Grunde gelegen, wie ja aus dem Zusammenhange wohl mit hinläng- licher Deutlichkeit hervorgeht. Reise-Bericht. D. Stur. Reiseskizzen aus Oberschlesien über die oberschlesische Steinkohlen-Formation. Nachdem ich den österreichischen Antheil an dem grossen pol- nisch-schlesischen Steinkohlenbecken nach Möglichkeit durchstudirt, theilweise auch dargestellt!) hatte, musste in mir der Wunsch rege 4 t) Culm-Flora des mähr.-schles. Dachschiefers Heft I; und Culm-Flora der Östrauer- und Waldenburger-Schichten Heft II, im VIII. Bande der Abh. d. k. k. geolog. R.-A. 1877. 33* 230 Verhandlungen. Nr.’11l werden, auch den übrigen, weit grösseren Theil dieses Beckens kennen zu lernen. Die Vorbereitungen zu einer solchen Reise hatte ich lange vor- dem schon begonnen, indem ich an den Geheimen Bergrath Meitzen in Königshütte mich im Jahre 1875 brieflich um Mittheilung von Petrefakten aus der Umgebung der mächtigen Sattelflötze gewendet, zur Antwort erhielt, dass, mit Ausnahme der bekannten marinen Muschelreste, die unter dem tiefsten der mächtigen Sattelflötze ge- wöhnlich angetroffen werden, das Vorkommen von Petrefakten, nament- lich Pflanzenresten, ein äusserst seltenes sei, und nur gelegentlich neuer Schachtabteufen solche hie und da bemerkt wurden. Dies er- klärte mir das gänzliche Fehlen der Pflanzenreste aus der Umgebung der Sattelflötze in der Goeppert’schen Sammlung zu Breslau. Bergrath Meitzen hatte jedoch die Güte, zu erwähnen, dass Örzesche im Nicolaier-Reviere sehr reich sei an Pflanzenresten, und dass ihm Herr Director ©. Sachse als solcher bekannt sei, der den fossilen Pflanzen seine Aufmerksamkeit schenke. Es war natürlich, dass ich mich dann im Verlaufe der Zeit an diesen gewendet habe, und bei ihm ein überaus freundliches Entgegenkommen fand. Von Orzesche aus haben sich dann meine Bekanntschaften nach und nach über ganz Oberschlesien verbreitet. Ausser den genannten gebührt das grösste Lob für freundliches Entgegenkommen, that- sächliche Hilfeleistung im der Aufsammlung der Pflanzenreste und der Uebermittlung derselben an unser Museum den königlichen Berg- revier-Beamten, den Herren Bergmeistern und Berg-Assessoren: Vie- denz, Möcke I und Lobe. Ihnen habe ich es zu danken, dass ich heute ausser den schon genannten mit folgenden Herren in rege Verbindung trat: Hoffmann, Möller, Rzehulka, Broja, v. Vül- lers, Heger, Kreuschner, Kosmann, Junghann, Bronder, v.Schwerin, C.Mäauve, Insp. G.Mauve, Aschenborn, Egels, Mentzel, Fliegner, Metschke, Wiester, Lucke, und dieser Verbindung manchen Aufschluss, manchen werthvollen Fund ver- danke. Im Namen des Museums unserer Anstalt und in meinem eigenen bringe ich hier allen den genannten hochverehrten Herren den aufrichtigsten Dank für die überaus freundliche und ausgiebige Hilfe und Unterstützung bei meinen Studien. Oberschlesien ist ein geologisch genauestens untersuchtes, kar- tographisch bestens dargestelltes und eingehendst beschriebenes Land, von dessen montanistisch-geologisch-paläontologischen Verhältnissen man sich in bequemster und kürzester Weise volle Kenntniss ver- schaften kann. Wer die Römer’sche geologische Karte von Ober- schlesien, die zugehörigen Profile und die zugehörigen Erläuterungen durchstudirt hat, wird dem Obengesagten völlig zustimmen müssen. In einem dergestalt bekannten, an interessanten Vorkommnissen sehr reichen Lande kann man in kürzest zugemessener Zeit sehr viel sehen, noch mehr lernen und studiren, als anderswo. Dies gilt Nr. 11 Bericht vom 30. Juni. D. Stur. 231 hauptsächlich auch von jener oberschlesischen Speeialität: der Stein- kohlen-Formation. Ausser der eingehenden Abhandlung Schütze’s (in Geinitz’s Geologie der Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder Europa’s, p- 237) über das oberschlesische Steinkohlengebirge in Preussen und Oesterreich (nebst Karte von Jahns) liegen ausführliche markschei- derisch - kartographische Darstellungen dieses Flötzgebirges von C. Mauve (Flötzkarte des oberschlesischen Steinkohlengebirges zwi- schen Beuthen, Gleiwitz, Nicolai und Myslowitz) vor, dessen Ueber- sichtsblatt in neuerer Zeit eine erweiterte Auflage in: O, Degen- hardt’s Karte des oberschlesisch-polnischen Bergdistrictes erlebt hat. Nebst den Karten und Profilen, die der Oberbergamts-Markscheider, Herr G. Hörold, für den Atlas zur Römer’schen Geologie von Oberschlesien geliefert hat, liegt noch von demselben Verfasser die Karte von den Bergwerken und Hütten in Oberschlesien vor (2. Aufl. 1878), enthaltend die Position sämmtlicher concessionirten Gruben- felder. Endlich der als Anhang in der eben citirten Geologie publi- eirte Aufsatz des Oberbergraths Dr. Runge über das Vorkommen und die Gewinnung der nutzbaren Fossilien Oberschlesiens. Alle diese Publicationen zusammen genommen ermöglichen eine vollständige Orientirung über das Auftreten der Steinkohlen-Formation in Oberschlesien. Trotz diesem erwähnten grossartigem, wissenschaftlichen Mate- riale, trotz den colossalen vielfachen -und vielseitigen Arbeiten des Herrn Geh. Medicinalrathes Dr. H. R. Goeppert scheint das Stu- dium über die Gliederung der Steinkohlen-Formation in Oberschlesien noch nicht zu einem Endresultate gelangt zu sein. „Eine monogra- phische Bearbeitung der fossilen Flora des oberschlesischen Stein- kohlen-Gebirges, wie wir sie für andere Kohlenbecken besitzen, fehlt leider noch, und ist das für eine solche erforderliche Materiale erst durch den bisher nur ungenügend bethätigten Eifer von Sammlern in Oberschlesien selbst zusammenzubringen. Erst mit Hilfe einer solchen Monographie wird es möglich sein, das oberschlesische Stein- kohlengebirge in Betreff seines organischen Charakters mit andern deutschen Kohlenbecken und namentlich mit demjenigen Niederschle- siens eingehend zu vergleichen® — sagt Römer in seiner Geologie von Oberschlesien, p. 75. Ja selbst die gewiss musterhaften markscheiderischen Arbeiten über Oberschlesien lassen in Hinsicht auf die Aufeinanderfolge der Flötze und Flötzgruppen, in Folge von unvollendeten Gruben-Auf- schlüssen vorhandene Lücken, die ihrerseits zu mehrfachen Meinungen über Aequivalenz oder Verschiedenheit der Flötzgruppen, auch ganzer Flötzzüge, Veranlassung geben. So sagt Runge in seiner vortrefillichen Abhandlung (p. 483) ausdrücklich: „Wir müssen es als eine offene Frage betrachten, ob unter den Orzescher-, Lazisker- und Nicolaier-Flötzen die mächtigen Flötze von Zabrze, Königshütte und Rosdzin noch vorhanden sind oder nicht; Karsten hielt sie für liegende; vielleicht entspre- chen die Lazisker Flötze dem Niveau der mächtigen Flötze.“ Weiterhin (p. 496) sagt Runge, die Flötzpartie des 232 Verhandlungen. Nr. dA Ratibor-Rybniker-Reviers betreffend: „Wie sich diese Schichten zu dem Nicolaier und dem Zabrze-Myslowitzer Flötz- zuge verhalten, steht nicht fest.* Mit Ausnahme der Flötz- partie von Peterzkowitz bei Mähr.-Ostrau, die Runge für unzweifel- haft älteste und liegendste Flötze des oberschlesisch-polnischen Stein- kohlenbeckens hält, war man bisher über die Stellung der übrigen Flötzgruppen und -Reviere zu einander völlig im Unklaren. Gerade in dieser Richtung, in der Aufhellung und Klarmachung der gegenseitigen Stellung einzelner Flötze, einzelner Flötzgruppen und der einzelnen Kohlenreviere untereinander konnte ich hoffen, durch die Ausdehnung meiner Studien nach Oberschlesien nützlich sein zu können. Gegenwärtig, wo es nach dem Zeugnisse und Er- fahrung meines hochverehrten Freundes Director A. Schütze in Folge meiner Studien über den Waldenburger Liegendzug, respective über die Flora der Waldenburger Schichten, genügt, aus der Umgebung irgend eines Flötzes zu Waldenburg ein einziges Stück Schiefer mit einem bestimmbaren Pflanzenreste zu sammeln, um sagen zu können: ob das betreffende Flötz dem Liegend- oder Hangendzuge von Waldenburg entspricht, durfte ich in der That eine solche Er- wartang hegen. Diese Erwartung wurde vollends erfüllt. Eine ganz kleine Sen- dung wohlbestimmbarer Pflanzenreste aus dem Ratibor-Rybniker Reviere reichte aus, das, was mittelst Studium der Lagerungsverhält- nisse, auch mittelst markscheiderischen Arbeiten nicht zu entscheiden war, zu bestimmen, dass das dortige Steinkohlen-Gebirge den Ostrauer Schichten angehöre, also ebenso alt sei, wie das Steinkohlen-Gebirge von Peterzkowitz über M.-Ostrau bis an Orlau hin, oder wie der Waldenburger Liegendzug. Die Einsendungen aus Orzesche, überhaupt die mir während dem verflossenen Winter zugekommenen Pflanzen- reste aus dem Nicolaier Revier enthielten durchwegs jüngere Reste, die mit voller Entschiedenheit dafür sprechen, dass die Flötz- gruppen dieses Reviers sämmtlich weit jünger als die des Ratibor- Rybniker Reviers seien und die Schatzlarer Schichten repräsentiren; dass ferner zwischen diesen beiden letztgenannten Revieren — Ratibor und Nicolai — ein völlig gleiches Verhältniss bestehen muss, wie das ist zwischen dem Ostrauer Reviere einerseits und dem Orlau-Kar- winer Reviere andererseits, oder wie das ist zwischen dem Hangend- und Liegendzuge in Waldenburg. Auch das ist mir theilweise nach den Aufsammlungen der Herren Freiherr v. Richthofen und Dr. Guido Stache aus frü- heren Jahren, ferner aus Einsendungen neuesten Datums, klar ge- wesen, dass der grösste Theil jener Flötze, wie die der Katharina- Grube bei Ruda, das Antonienflötz der Gottessegen-Grube bei Antonienhütte, und der Lythandra-Grube im Beuthener Walde, ferner die Flötze südlich von Zalenze, südlich von Kattowitz, bei Janow und südlich von Myslowitz, sämmtlich den Schatzlarer Schichten angehören, wie der Flötzzug des Nicolaier Revieres; dass somit die letzteren Flötze als Aequivalente der ersteren zu gelten haben werden, die Ablagerung beider einem und demselben grossen Zeitabschnitte der Steinkohlen-Formation angehöre. Nr. 11 Bericht vom 30. Juni. D. Stur. 233 Aus den Umgebungen der Sattelflötze allein wollte es nicht gelingen, "ein ausreichendes Materiale zu stellen. Von allen Seiten kamen übereinstimmende Angaben über Nichtvorkommen von Petre- fakten. Herrn Lobe gelang es zuerst, aus mir bisher unbekannten Händen zwei Stücke Schiefer zu erobern, und zwar vom Blücherflötz auf Jacob-Schacht der Königsgrube des Königshüttner Sattels, auf welchen Pflanzenreste erhalten waren, die mich darüber belehrten: dass das Blücherflötz schon den Ostrauer Schichten angehöre. Kurz darauf erhielt unsere Anstalt eine Sendung mit Pflanzenresten aus dem Gebiete des Zabrzer Sattels, und zwar von Herrn Director Berg- rath Broja. Diese Sendung enthielt Pflanzenreste aus drei verschie- denen Horizonten. Die erste liegendste Suite enthielt eine Art aus dem Mittel zwischen dem Heinitz- und Schuckmann-Flötze, und die zweite hangendere zwei Arten aus dem Mittel zwischen dem Schuck- mann- und Einsiedel-Flötze, welche drei Flötze hiernach ebenfalls den Östrauer Schichten anzugehören schienen. Die dritte Pflanze, gesammelt bei Poremba über dem Georgflötze, war eine ganz charak- teristische Pflanze der Schatzlarer Schichten, woraus ich den Schluss zu ziehen vermochte, dass das Georgflötz (= Paulusflötz, — Valeska der Florentiner Grube) bereits der jüngeren Gruppe der Flötze zuzurechnen sei und den Beginn der Ablagerung der Schatz- larer Schichten bedeute. Obwohl das so erhaltene Resultat, betreffend die Sattelflötze vom Einsiedelflötze abwärts, in Uebereinstimmung stand mit dem von Sternberg angegebenen Funde eines Lepidodendron Volkmannia- num St. bei Zabrze, und mit dem Vorkommen der marinen Fauna im Liegenden der Sattelflötze, die völlig ident ist mit meiner zweiten marinen Culm-Fauna der Ostrauer Schichten (im Idaschachte bei Hru- schau), so mochte ich doch noch Zweifel hegen, da gerade die mir zur Disposition gestellten Pflanzenreste solche waren, deren Bestim- mung sehr zweifelhaft bleibt, sobald sie nicht ganz besonders gut erhalten sind. Diese Zweifel wurden auf meiner Reise durch Oberschlesien gänzlich beseitigt. Es gelang mir nicht nur an allen aus der Um- gegend der Sattelflötze stammenden Halden, die ich besuchen konnte und fand (die Berge werden nämlich in der Grube meist als Versatz angewendet), Pflanzen und auch Thierreste zu sammeln, die völlig aus- reichen zur vorläufigen sicheren Feststellung des Alters der eigentlichen mächtigen Sattelflötze, sondern es gelang mit ausgezeichneter und nicht genug zu lobender Hilfe des Herrn Director Junghann der Königshütte, auch ein detaillirteres Profil über die Reihenfolge der Schichten vom Liegenden des Sattelflötzes bis zum Heintzmann- flötze herauf festzustellen, in welchem nicht nur die vorkommenden Thier- und Pflanzenreste genau horizontirt sind, sondern auch eine grössere Mannigfaltigkeit im Wechsel der Gesteine vorliegt, als man bisher eine solche anzugeben pflegte. Da nun der Bann gebrochen ist, der die Meinung aufrecht hielt, dass die Sattelflötze und deren Nebengesteine versteinerungslos seien, da im Gegentheile durch die Thätigkeit und Vorliebe eines hervorragenden Einheimischen im Hugoschachte der Königshütte der Beweis geliefert 234 Verhandlungen. Nr. 11 wurde, dass die verschiedenartigsten Petrefakte sogar in vielen ver- schiedenen, einzelnen Schichten in der Umgebung der Sattelflötze auftreten — wird in dieser Angelegenheit eine Wendung eintreten, und hoffentlich in kürzester Zeit aus allen Ecken und Enden der Sattelflötze ein weit vortrefflicheres Materiale angehäuft werden, als das mir momentan zur Disposition stehende. Immerhin bringe ich heute schon im Folgenden das mir vorlie- gende wissenschaftliche Materiale kurz zur allgemeinen Kenntniss, und habe ich dafür folgende Beweggründe. Erstens: mögen alle die einzelnen Herren Einsender einsehen, dass auch ihre geringste Mühe nicht unnütz verloren ging, sondern nach Möglichkeit jede mir mitgetheilte Thatsache ausgenützt wurde, um das anzustrebende Bild über die Verhältnisse der Steinkohlen-Formation in Oberschlesien möglichst zu vervollständigen. Zweitens: mögen die betreffenden Herren ersehen, dass mit der angewendeten Mühe in der That eine Klärung der Anschauungen erzielt worden ist, indem gerade die Hauptfragen über das relative Alter einzelner Flötzgruppen, die bis- her und lange noch in der Zukunft auf bergbaulich-markscheideri- schem Wege unbeantwortet zu bleiben hatten, heute schon völlig sicher entschieden sind. I. Daten aus dem Ratibor-Rybniker Revier. 1. Annagrube bei Pschow. Wahrscheinlich die liegendste, bisher aufgeschlossene Flötzpartie des Ratibor-Rybniker Kohlenreviers mit Archaeocalamites radiatus Bogt., junger Ast. Lepidodendron Veltheimianum St. 2. Charlotte-Grube bei Czernitz. Aus der oberen Bank des Egmontflötzes, die aus Cannelkohle besteht, als auch aus dem unmittelbaren Hangendschiefer dieser Bank im Südschachte: Modiola Carlottae Römer. Anthracomya cf. elongata Salt. Gein. Es ist dies dasselbe Vorkommen, über welches Römer in seiner Geologie von Oberschlesien p. 76 berichtet hat. Beim Abteufen des Erbreichschachtes wurden aufbewahrt aus der Tiefe von 113 und 117 Meter je ein Ast von Lepidodendron Veltheimianum St. Im Hangenden des Charlotteflötzes kommt vor: Stigmaria inaequalis Goepp. Aus dem Liegenden des Charlotteflötzes, und zwar aus dem viefsten Querschlage, der vom Erbreichschachte nach Osten getrieben wurde, erhielt ich: Calymmotheca cf. Stangeri Stur. divaricata Goepp. Stigmaria inaequalis Goepp. Nr. 11 Bericht vom 30. Juni. D. Stur. 23 Oo 3. Leogrube an der Bahnstation ÜÖzernitz. Unweit von der genannten Bahnstation am älteren westlichen Schachte der Leogrube wird zeitweilig ein Steinbruch betrieben, der einen Sandstein aufschliesst. Der Sandstein ist gelblich und enthält sehr zahlreiche, 8-10 Cm. dicke Zwischenschichten eines tuffartigen, vielen rothen Feldspath enthaltenden weichen Sandsteins. Dieses Vorkommen hat mich an das Vorkommen der rothen Porphyrtuffe im Steinbruche bei Peterswald erinnert. (II, p. 50.) Die das Leoflötz umgebenden Gesteinsschichten sind sehr petre- faktenreich, und zwar führt der im Hangenden höher lagernde Sand- stein reichlich das . Lepidodendron Veltheimianum St. Dieses Vorkommen ist so sehr ähnlich dem Vorkommen dieser Pflanze in der bekannten Magdeburger Grauwacke (Sammlung in Berlin), dass man die betreffenden Stücke der beiden Lagerstätten nicht zu unterscheiden vermag. Das unmittelbare Hangende des Leoflötzes, ein grauer, poröser Schiefer, ist sehr reich an sehr wohlerhaltenen Resten folgender Arten: Calamites ostraviensis Stur . Senftenbergia aspera Bgt. sp. Sphenophyllum tenerrimum Ett. m. Lepidodendron Veltheimianum St. Diplothmema distans St. 5 Rhodeanum St. 5 affıne L. et H. Stigmaria inaequalis Goepp. Calymmotheca divaricata Goepp. Aus dem Liegenden des Leoflötzes fielen mir nur zahlreiche Wurzeln der Stiymaria auf. 4. Hoym-Grube bei Byrtultau. Aus dem Liegenden des Hoymflötzes, und zwar aus dem Mittel zwischen Hoym-Niederflötz = Carolusflötz und dem Östenflötz, im grauen, schieferigen Sandsteine: Calamites ramifer Stur. Im Liegenden des ÖOstenflötzes wird eine 70" mächtige Schichte von schwarzem Schiefer angegeben, in welchem ich auf der Halde des Goldammer-Schachtes fand: Modiola Carlotae Römer. Anthracomya cf. elongata Salt, Gein. Auf der Halde des mittleren Schachtes fand ich ein Schiefer- stück mit Diplothmema affine L. et H., Pflanze und Schieferstück ähneln völlig dem Hangenden des Leoflötzes. 5. Mariahilf-Grube bei Byrtultau. Aus der Umgebung des Mariahilfflötzes wurde auf den Halden gefunden: Archaeocalamites radiatus Bgt. Calamites ramifer Stur. Lepidodendron Veltheimianum St. K. k. geolog. Reichsanstalt. 18786. Nr. 11. Verhandlungen. 34 236 Verhandlungen. Nr. 11 Das Stück der letztgenannten Art ist ein Bulbillennarben tragender Stamm, völlig von der Gestalt, wie ich einen solchen aus dem Tief- baue von Witkowitz (I, Taf. XXI, Flg. 2) abgebildet habe. 6. Johann-Jacob-Grube bei Niedobuschitz. Aus dem südlichen Schachte dieser Grube erhielt ich: Sigillaria amtecedens Stur. Lepidodendron Veltheimianum St. 7. Beatenglück-Grube bei Niewiadom. Wahrscheinlich die jüngste Flötzpartie des Ratibor-Rybniker Reviers. Beim Abteufen des Schachtes wurden aus dem Hangenden des Gellhornflötzes aufbewahrt: Calymmotheca ef. Larischi Stur (nicht ausreichend). Lepidodendron Veltheimianum St. Sigillaria Voltziı Bgt. e antecedens Stur. RER \ Stigmaria inaequalis Goepp. Die Flora und Fauna aus der Umgebung der verschiedenen Flötze, die im Ratibor-Rybniker Reviere in den genannten Gruben ab- gebaut werden, enthält somit folgende Arten: Archaeocalamites radiatus Bgt. Calamites ramifer Stur. „ ostrawiensis Stur. Senftenbergia aspera Bgt. sp. Lepidodendron Veltheimianum St. Rhodeanum St. Sphenophyllum tenerrimum Ett. m. Diplothmema distans St. „ affıne L. et H. Calymmotheca cf. Stangeri Stur. x cf. Larischi Stur. ” Sigillaria antecedens St. hr Voltzii Bgt. 3 sp. Stigmaria inaequalis Goepp. Modiola Carlotae Röm. 5 divaricata Goepp. Anthracomya cf. elongata Salt. Gein. Säimmtliche Pflanzen-, als auch Thier-Arten dieses Verzeich- nisses sind ganz bezeichnend für die Ostrauer Schichten. Die zwei Thierreste bezeichnen meine dritte Culm-Fauna der Östrauer Schichten. Es fehlen bisher gänzlich solche Arten, die auf ein höheres. oder tieferes Niveau hindeuten würden. Hieraus folgt unzweifelhaft, dass die Steinkohlen-Ab- lagerung des Ratibor-Rybniker Reviers den Ostrauer Schichten angehört. Um zu bestimmen, welcher von den fünf verschiedenen Flötz- gruppen des Ostrauer Reviers etwa die Flötze des Ratibor-Rybniker Reviers entsprechen, scheinen mir die Aufsammlungen noch nicht auszureichen. Der Calamites ostraviensis allein lässt darauf schlies- sen, dass, da derselbe bisher nur in der vierten und fünften Flötz- gruppe gefunden wurde, im Ratibor-Rybniker Reviere die obere Pe I n Nr. 11 Bericht vom 30. Juni. D. Stur. 237 Partie der Ostrauer Schichten vorliegen dürfte, womit auch das Vor- kommen der dritten Culm-Fauna übereinstimmen würde. Il. Daten aus dem Zuge der Sattelflötze von Zabrze über Königshütte, Laurahütte bis Rosdzin. 8. Umgebung des Zabrzer Sattels. Nach Sternberg’s Angabe ist vor vielen Jahren Lepidodendron Volkmannianum St. bei Zabrze gefunden worden. Obwohl keine nähere Fundorts-Angabe beigefügt wurde, das betreffende Stück im Prager Museum auch nicht vorliegt, ist diese Angabe an sich sehr zweifelhafter Natur. Die fol- genden Daten widersprechen jedoch der Möglichkeit eines solchen Fundes in Zabrze nicht. Herr Bergrath Broja hat unserem Museum aus dem Mittel zwischen dem Heinitzflötze unddem Schuckmannflötze, und zwar aus dem Querschlage nach dem Schuckmannflötz, der 200 Meter Sohle der Königin Louise-Grube eingesendet: Stigmaria inaequalis Goepp. Auf der Halde, die aus dem genannten Querschlage gefördert wurde, also aus dem Mittel zwischen Heinitz- und Schuckmannflötz, konnte ich selbst folgende Pflanzen sammeln: Archaeocalamites radıiatus Bgt. sp. Calamites ostraviensis Stur. Calamites ramifer Stur. Lepidodendron Veltheimianum St. Herr Bergrath Broja hat ferner gesendet aus dem Einsiedel- Querschlage, und zwar aus dem Mittel zwischen Schuckmann- flötz und Einsiedelflötz, des Ostfeldes der Königin Louise- Grube (70 Klafter Sohle): Sigillaria cft Voltzü Bgt. Stigmaria inaequalis Goepp. 9. Umgebung des Königshüttener Sattels. Unter allen den Daten, die ich aus dem Zuge der Sattelflötze erhalten konnte, ist jener Aufschluss der wichtigste, den ich Herrn Director Junghann der Königshütte zu verdanken habe. Dieser Aufschluss wurde während dem Abteufen und querschlägigen Vor- gehen innerhalb des Hugo-Schachtes der Gräfin Laura-Grube auf- gezeichnet und die betreffenden Belegstücke mit Petrefakten gesam- melt. Ich selbst habe auf der betreffenden Halde, die zufällig isolirt aufgeschüttet wurde, so viel als möglich gesammelt. Ich gebe hier den erhaltenen Durchschnitt, der mit dem Heintzmannflötz be- ginnt, und schalte in betreffenden Schichten die in denselben bisher gefundenen Petrefakten ein. 1. 3:00 Heintzmannflötz. 2. 415 grauer Sandstein. 3. 0:15 Kohle. 34* 238 ernrnn 10. 24. 25. Verhandlungen. NT; 91 8:00 sandiger Schiefer mit Versteinerungen. 020 Kohle. :00 fester Sandstein. ‘00 Schiefer. 80 grauer, fester Sandstein. 20 Seifenschiefer mit Kohlenschmitzen. ‘80 Schiefer mit Petrefakten: Archaeocalamites radiatus Bgt. Calamites Oistiiformis Stur. 1 1 6 0 1 n ostraviensis Stur. Diplotihmema cf. latifolium Bgt. ex parte. Calymmotheca Linki Goepp. . Schlehami Stur. Cyatheites ef. silesiaceus @oepp. Neuropteris Schlehani Stur. Diuhoschi Stur. Lepidodendron Veltheimianum St. (Lepidostr.) 1:00 Pelagieflötz. 1:00 Schiefer. 1:40 grauer Sandstein. 1030 weisser Sandstein. 1:30 Schiefer mit Pflanzen (angeblich Calamiten). 1:50 schwarzer Schiefer mit Anthracomya sp. Dieser Schiefer bricht in 2—3 Cm. dicken Stücken, die voll sind, in allen Theilen des Ge- steins mit der erwähnten Anthracomya. 0:20 Kohle, 8:00 grauer Sandstein. 0.20 Brandschiefer. 0:70 Raubflötz (oberste Bank des Sattelflötzes so ge- genannt). 8:80 Sattelflötz. 18—20” Sandstein. 7—8"” Schieferthon mit Thoneisensteinknollen, und mit Phillipsia und Goniatiten in Schwefelkies. Diese Schichte führt die bekannte marine Muschelfauna. 80°” harter Schiefer (kalkig-sphärosideritisch) mit mari- ner Fauna. Die Kalkschalen der Muschelreste sind in dieser sehr harten und spröden Bank fast völlig ver- schwunden. 26°® Kohle (sog. Muschelflötz). Fester Sandstein im Sumpfe des Schachtes. Dieser Durchschnitt lehrt also, dass ausser der bekannten, Sphä- rosideritknollen führenden Schieferthonschichte mit wohlerhaltenen marinen Thierresten unter dem Sattelflötze auch noch in einer sehr harten sphärosideritischen Bank diese Thierreste vorkommen, von welchen Herr Director Junghann eine grosse Sammlung besitzt. Ferner lehrt dieser Durchschnitt, dass im Hugoschachte über dem Sattelflötze und unter dem Pelagieflötze eine Schichte mit sehr Nr. 11 Bericht vom 30. Juni. D. Stur. 239 vielen Anthracomyen und eine mit Pflanzen vorkomme, welche beide bisher nicht genügend ausgebeutet wurden. Endlich lehrt dieser Durchschnitt, dass auch noch über dem Pelagieflötze und unter dem Heintzmannflötze in der Schichte Nr. 10 eine reichartige Flora auftritt. Eine Erweiterung und Vervollständigung dieses Durchschnittes habe ich nur noch von Herrn Bergassessor Kosmann darin er- halten, als nach seiner Versicherung ein tiefschwarzer, sehr dünn spaltender, manchem Dachschiefer ähnelnder Schiefer, den wir auf der Halde des Krugschachtes bemerkt haben, das Hangende des Heintzmannflötzes bildet. Ich habe diesen Schiefer als petrefakten- führend wiederholt noch zu erwähnen. Auf der Halde des Bismarckschachtes der Königsgrube habe ich dieselbe Pflanzenschichte Nr. 10 des Hugoschachtes mit folgenden Pflanzenresten gesammelt: Archaeocalamites radiatus Bgt. Calamites Qistiiformis Stur. Cyatheites ef. silesiacus Dgt. ex parte. Nach einer Mittheilung des Herrn Geh. Bergrathes Meitzen kommen im Bismarckschachte im Hangenden des in zwei Bänke ge- theilten Sattelflötzes Sigillarien sehr häufig vor. Ich sah davon nur Steinkerne auf der Halde. Auf der Halde des Krugschachtes der Königsgrube fand ich in Begleitung des Herrn Assessors Kosmann von bestimmbaren Pflan- zenresten folgende Arten: Sphenophyllum tenerrimum Ett. ın. Calymmotheca cf. Schlehani Stur. Von Herrn Bergmeister Lobe eingesendet erhielt ich vom Blücherflötz auf Jacobschacht der Königsgrube: Lepidodendron Veltheimianum St. (auch Lepidostr.) Sigilaria cf. Voltzii Bgt. 10. Umgebung des Laurahüttener Sattels. Auf den Halden des Centralschachtes der Caroline- Grube, nördlich bei Kattowitz, habe ich in dreierlei Gesteinen Funde von Petrefakten gemacht. Erstens: in einem schwarzen Schiefer (wie Schichte Nr. 16 auf Hugoschacht): Anthracomya sp. Bellerophon sp. Das Exemplar der letzterwähnten Art, die eigross gewesen sein durfte und mit starken Zuwachsfalten versehen war, ist leider unvoll- ständig. Zweitens: in einem Pflanzenschiefer (wie Schichte Nr. 10 des Hugoschachtes) : Archaeocalamites radiatus DBgt. sp. Calamites Cistiiformis Stur. r ostraviensis Stur. 240 Verhandlungen. Nr. 11 Diplothmema cf. latifolium Bot. ex parte. Lepidodendron Veltheimianum St. Sigillaria ef. Voltzii Bgt. (Steinkern.) Drittens: in dem tiefschwarzen, dünnblätterigen Schiefer (der das Hangende des Heintzmannflötzes bildet): Lepidodendron Veltheimianum St. (Lepidostr.) y Rhodeanum St. Auf der Halde des Pauline-Schachtes der Caroline- grube bei Kattowitz fand ich vorerst in einem grauen Sandstein- blocke: Calamites Cistüiformis Stur (cf. II, Taf. IV, Fig. 6); dann in dem tiefschwarzen, dünnblätterigen Schiefer (Hangend des Heintzmannflötzes im Hugoschachte): Lingula sp. Lepidodendron Veltheimianum St. (Ast.) Ausserdem habe ich bei Besichtigung der Privatsammlung des hochw. Herrn Kreisvicarius Bronder in Beuthen von der Caro- line-Grube bei Kattowitz ein sehr wohlerhaltenes Exemplar des Lepidodendrnn Veltheimianum St. im schwarzen, feinen Schiefer (feiner Abdruck der wohlerhaltenen Rinde) zu sehen bekommen; ferner hat derselbe fleissige Sammler eine sehr werthvolle Suite der roth- gebrannten Schiefer aus dem Brandgebirge zwischen Caro- linegrube und Boguschitz aufbewahrt, auf welchen folgende Arten wohlerhalten sind: Lepidodendron Veltheimianum St. Sigillaria Eugemü Stur. 2 Rhodeanum St. Stigmaria inaequalis Goepp. Sigillaria amtecedens Stur. 11. Umgebung des Rosdziner Sattels. In nordöstlicher Richtung von Kattowitz gelangte ich vorerst zur Halde des Georgschachtes. In einem zum Theil ver- brannten Schiefer, der der Pflanzenschichte Nr. 10 im Hugoschachte völlig ähnelt, und den ich im südwestlichsten Theile der Halde an- traf, sammelte ich: Calymmotheca Linkiü Goepp. Lepidodendron Rhodeanum St. und Neuropteris Schlehani Stur. Anthracomya sp. Lepidodendron Veltheimianum St. Weiter östlich fand ich die Halde der Abendsterngrube sehr stark verwittert, nur stellenweise erhielten sich noch grosse Blöcke eines schieferigen, dünnblätterigen, feinen, dichten Sandsteines, dessen Spaltflächen bedeckt waren mit dicht abgelagerten Fetzen von Pflanzentrümmern. Zwischen diesen Fetzen sind stellenweise sehr wohlerhaltene Trümmer einzelner Arten, die eine genaue Bestimmung zuliessen. Diese erkannten Arten sind folgende: Sphenophyllum tenerrimum Ett. m. (sehr häufig). Calymmotheca Stangeri Stur. 5 Linkiüi Goepp. Lepidodendron Veltheimianum St. Nr. 11 Bericht vom 30. Juni. D. Stur. 24| Das Sphenophyllum ist in gleicher Weise wie im Idaschachte bei Hruschau mit ausgebreiteten, abgefallenen Blattquirlen sehr wohl- erhalten. Auf einer solchen dünnen Platte mit Pflanzenfetzen bemerkte ich mehrere Individuen einer kleinen: Lingula sp. Die vorangehenden Funde auf der Sattellinie zwischen Zabrze und Rosdzin wurden alle innerhalb der Ablagerung der eigentlichen mächtigen Sattelflötze gemacht, und zwar in der Region zwischen dem Einsiedelflötze im Hangenden und dem Sattelflötze im Liegenden. Zur leichteren Verständigung über die vorangehenden Angaben und Uebersicht, wie die einzelnen Sattelflötze im Verlaufe der Sattellinie von Zabrze bis Rosdzin benannt wurden, möge folgende Zusam- menstellung dienen: Zabrzer Königshüttener Laurahüttener Resdziner Sattel Sattel Sattel Sattel ee 4 Hoffnungflötz Flötz 67” Kohle Binsredlfiötz { Blücherlöta Klötz 51“ Kohle Schuckmannflötz Gerhardtflötz Fannyflötz Oberflötz Heinitzflötz Heintzmannflötz Glücksflötz Redenflötz Pelagieflötz Paulineflötz Pochhammerflötz Sattelllötz Carolineflötz Niederflötz. Die Flora und Fauna aus der Umgebung dieser Sattelflötze enthält nach obigen Angaben folgende Arten: Archaeocalamites radiatus Bgt. Calamites ramifer Stur. h Qistüiformis Stur. ostraviensis Stur, Sphenoph yllum tenerrimum. Ett. m, Diplothmema cf. latifolium Bgt. ex parte (II, Taf. XVI, Fig. 6). Calymmotheca Stangeri Stur. 2 Linkiü Goepp. cf. Schlehani Stur. Cyatheites cf. silesiacus Goepp. Neuropteris Schlehani Stur. Diuhoschi Stur. Lepidodendron Veltheimianum St. H Rhodeanum St., Sigillaria antecedens Stur. B Eugenü Stur. . Voltzii Bgt. Stigmaria inaequalis Goepp. Bellerophon sp. (gross stark gerippt). ‚Anthracomya sp. Lingula sp. Sämmtliche Pflanzenarten dieses Verzeichnisses sind als ganz besonders bezeichnende Arten der Ostrauer Schichten bekannt, woraus hervorgeht, dass die sämmtlichen Sattelflötze, deren 242 Verhandlungen. Nr.. 11 Namen und Vorkommen in der Gegend der einzelnen Sättel die vor- angehende Tabelle verzeichnet, den Ostrauer Schichten ange- hören. Es ist sehr wichtig, hervorzuheben, dass von diesen bis jetzt innerhalb der Sattelflötze gesammelten 18 Pflanzen-Arten 9 Arten solche sind, die bisher nur in der fünften und vierten, höchstens auch noch in der dritten Flötzgruppe der Ostrauer Schichten ge- funden wurden. Hieraus ziehe ich den Schluss, dass die fünf bis sechs Sattelflötze von Oberschlesien nur die hangendere jüngere Hälfte der Ostrauer Schichten repräsentiren. Von grossem Gewichte für diese Feststellung ist die Thatsache, dass die marine Mollusken-Fauna, wie ich sie im Idaschachte bei Hruschau an der Grenze zwischen der dritten und vierten Flötz- gruppe der Östrauer Schichten vorkommend kennen gelehrt habe (IH, p. 335), auch in Oberschlesien zum letzten Male unter dem Sattelflötze in der 30zölligen Schieferthon-Schichte mit Sphärosiderit- knollen auftritt — und diese Thatsache würde den obigen Satz dahin präcisiren, dass die oberschlesischen Sattelflötze auf der Linie Zabrze- Rosdzin in der That der vierten und fünften Flötzgruppe der Ostrauer Schichten entsprächen, womit noch ferner die Thatsache stimmt, dass innerhalb der Sattelflötze allerdings noch Anthracomyen (III. Culm- Fauna) auftreten, ‘aber die rein marinen Gattungen der II. Culm- Fauna, wie Phillipsia, Goniatites ete., gänzlich fehlen. Wenn nun die Sattelflötze die 5. und 4. Flötzgruppe der Östrauer Schichten repräsentiren, so wird man wohl jene Flötze, die man im Liegenden des Sattelflötzes in der Königsgrube (Römer'’s: Geol. v. Oberschl. p. 464), und im Liegenden des Carolineflötzes im Laurahüttener Sattel (ibidem p. 467) erbohrt hat, als Repräsen- tanten der tieferen Flötzgruppen der Ostrauer Schichten betrachten müssen. 17. Der Heinitzschacht bei Beuthen. In diesem Abschnitte über die Linie der Sättel muss ich noch jene Funde erörtern, die ich mit Herrn Insp. G. Mauve am Heinitz- schachte bei Beuthen gemacht habe. Im jüngsten Theile der Halde, der aus den tiefsten, mit dem Heinitzschachte erreichten Schichten aufgeschüttet wurde, bemerkte ich jenen tiefschwarzen, dünnblätterigen Schiefer, der nach Angabe Kosmann’s in der Königsgrube das Hangende des Heintzmannflötzes bildet. Dieser Schiefer führt, wie am Üentralschachte des Laura- hüttener Sattels, Aeste und Lepidostroben von Lepidodendron Veltheimianum St. Aus dem ältesten Theile der Halde, also aus Schichten, die man unter dem Muschelkalke und bunten Sandsteine im Steinkohlen- Gebirge verquerte, sammelte ich: Calamites ramifer Stur. K ostraviensis Stur. Volkmannia-Aeste. Nr. 11 Bericht vom 30. Juni. D. Stur. 243 Asterophylliten- Aeste. Sphenophyllum dichotomum Germ. Kaulf. Diplothmema cf. latifolium bgt. ex parte. n cf. furcatum Bgt. Neuropteris Schlehani Stur. Lepidodendron Veltheimianum St. = Rhodeanum St. Drei Arten hiervon, und zwar: Sphenophyllum dichotomum Germ. K. Diplothmema cf. latifolium Bgt. ex parte. Neuropteris Schlehani Stur. sind im obersten Theile der Ostrauer Schichten häufig; eine Art, das Sphenophyllum cf. furcatum Bgt., ist eine Pflanze der Schatzlarer Schichten. Hieraus liesse sich der Schluss ziehen, dass der Heinitz- schacht zu oberst vielleicht noch einen kleinen Theil der Schatzlarer Schichten tangirt habe, während die tiefere, flötzführende Partie die obersten Flötze der Ostrauer Schichten repräsentire, und dass mög- licherweise der tiefste Theil des Schachtes schon im Hangenden des Heintzmannflötzes angefahren sei. Leider lassen sich diese Funde nicht mit Sicherheit weiter aus- nützen, da man bei keinem Stücke das genaue Vorkommen im Schachte eruiren kann. Sorgfältige Aufsammlung liesse die Möglichkeit einer genaueren Feststellung zu. Ill. Daten aus dem Hangenden der Sattelflötze. A. Nördlich von der Sattellinie Zabrze-Rosdzin, 13. Gräflich Henckel’sche Grube Radzionkau unweit der Bahnstation Scharlei. Die Aufschlüsse bei Radzionkau sind noch im Ganzen sehr un- vollständig. Immerhin war man geneigt, vorläufig anzunehmen, dass die in den Bohrlöchern dieser Grube erreichten, ziemlich mächtigen Flötze den Sattelflötzen entsprächen. Ich war daher nicht wenig überrascht, auf den Halden dieser Grube, die noch sehr frisch sind, statt solchen Pflanzen, die inner- halb der Sattelflötze an der Sattellinie zu finden sind, nur solche Arten zu sammeln, die sonst nur in echten Schatzlarer Schichten zu finden sind. Ich fand: Calamites approximatus Bgt. Oligocarpia erenata L. et Hutt. Sigillaria cf. elegans Bgt. Nach dieser kleinen Flora muss ich annehmen, dass die bis- herigen Aufschlüsse der Grube Radzionkau noch keines von den Sattelflötzen getroffen haben, sondern sich ganz und gar in Schatz- larer Schichten bewegen, allerdings mit der Hoffnung, dass im Lie- genden die Sattelflötze folgen werden. 14. Ignatzgrube beiZagorze, Bendzin OSO in Russ.-Polen. Herrn v. Schwerin, Bergdirector in Kattowitz, habe zu ver- danken eine kleine Suite von Pflanzenresten aus dieser Grube, die K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 11. Verhandlungen. 35 244 Verhandlungen. Nr. Al im Sphärosiderit enthalten sind, Es sind Stücke des Stammes und der Aeste von Lepidodendron Phlegmaria St. Hieraus folgt, dass diese Grube noch im Umfange der Schatz- larer Schichten sich bewege, die Flötze derselben daher als Reprä- sentanten der Sattelflötze nicht gelten können. B. Südlich von der Sattellinie Zabrze-Rosdzin. 15. Schmiedeschacht bei Poremba. Herr Bergrath Broja hat unserem Museum aus dem Abteufen des Schmiedeschachtes bei Poremba im Pachtfelde der Königin Louise- Grube, und zwar aus dem Hangenden des Georgflötzes, ein schönes Exemplar einer Pflanze geschickt, die man an allen Halden der Schatzlarer Schichten zu treffen gewohnt ist. Es ist dies das Diplothmema latifolium Bgt. Dieser Fund reicht völlig aus, vorläufig festzustellen, dass mit dem Georgflötze, welches durch ein circa 60 Ltr. mächtiges, das Veronicaflötz führendes Bergmittel von dem obersten Sattelflötze (Ein- siedelflötz) getrennt erscheint, die Ablagerung der Schatzlarer Schichten begonnen habe. Vorläufig, bis genauere Daten vorliegen werden, wird man also circa im Niveau des Veronicaflötzes die Grenze zwi- schen den Ostrauer Schichten (Sattelflötze) und den Schatzlarer Schichten (Hangendflötze) sich denken können. 16. Katharina-Grube bei Ruda. Vor vielen Jahren haben die Herren Dr. Freiherr v. Richt- hofen und Dr. G. Stache an der Katharinagrube das Diplothmema latifolium Bot. gesammelt und damit festzustellen ermöglicht, dass das Katharina- flötz ebenfalls schon den Schatzlarer Schichten an- gehört. Die unter 15 und 16 aufgeführten Daten erweisen die That- sache, dass die im Hangenden der Sattelflötze und zwischen den Sätteln von Zabrze und Königshütte abgelagerte Flötzpartie, die man weiter östlich nicht kennt, den Schatzlarer Schichten, und zwar als älteste Flötzgruppe derselben, angehört. 17. Antonienflötz der comb. Gottessegengrube bei Antonienhütte. Aus der Umgebung des Antonienflötzes in der Gottessegengrube habe bisher nur spärliche Reste erhalten von Lepidodendron Phlegmaria St. Sigillaria Horowskyi Stur. Nr. 11 Bericht vom 30. Juni. D. Stur, 245 18. Antonienflötz der Steinkohlengrube Lythandra im Beuthenerwalde. Etwas zahlreicher ist das Materiale über die Flora des Anto- nienflötzes der Lythandragrube, woher folgende Arten vorliegen: Calamites Schützei Stur. Sphenophyllum dichotomum Germ. K. Diplothmema latifolium Bot. 19. Ferdinandgrube bei Kattowitz. In der Privatsammlung des h. Herrn Kreisvicarius Bronder in Beuthen fanden sich aus der Ferdinandgrube folgende Pflanzen- reste: ' Cyatheites silesiaeus @oepp. Alethopteris Lonchitica bgt. Oligocarpia grypophylla Goepp. sp. Sigillaria elegans Bgt. (wie in Radzionkau). 20 Zalenze bei Kattowitz. Mit dieser Bezeichnung versehene Pflanzenreste enthält unsere Sammlung: Diplothmema latifolium Bot. Senftenbergia ophiodermatica Goepp. sp. Neuropteris tenuifolia Bgt. 21. Eisensteingruben bei Radoschau. , Herr Director Aschenborn im Carlshofe zu Tarnowitz hat eine sehr hübsche Sammlung der Pflanzenreste, die in den Sphäro- siderit-Knollen der Radoschauer Gruben auftreten. Ich konnte bei ihm bestimmen und theilweise auch für die Sammlungen unserer An- stalt mitnehmen: Calamites Cistii Bgt. (mit gezackten Rippenlinien). e Schützei Stur. Diplothmema latifolium Bgt. sp. geniculatum Germ. Kaulf. 2 obtusilobum Bot. Calymmotheca Sachsei Stur n. sp. Oligocarpia erenata L. et H. s Aschenborni Stur n. sp. R grypophylla Goep». Neuropteris tenuifolia Bot. Alethopteris Lonchitica Bgt. Lonchopteris Baurü Andrae Lepidodendron Phlegmaria St. » 22. Vietorgrube in der Gemeinde Zalenze. Ein sehr schön gesammeltes Stück einer Sigillaria verdanken wir Herrn v. Schwerin aus dieser Grube: Sigillarıa cf. Dowrnaisı Bgt. 246 Verhandlungen. Nr. 11 23. Sigmundflötz der Agathegrube bei Kattowitz. Herr Bergmeister Lobe hat mir aus dieser Grube eingesendet: Calamites Schatzlarensis Stur. 24. Agnes- und Amandagrube zwischen Kattowitz und Janow. Die in älteren Sammlungen hier und da aus dieser Grube auf- bewahrten Stücke Schiefers mit Pflanzenresten sind von ausserordent- lich guter Erhaltung. Leider ist diese Grube nunmehr verlassen, auch deren Halden völlig verwittert. In der Goeppert’schen Sammlung in Breslau wurden aufbe- wahrt von da: Oligocarpia Karwinensis Stur. Neuropteris conjugata Goepp. In der Sammlung des Kreisvicarius Bronder in Beuthen fand ich von dieser Grube vor: Diplothmema latifolium Bot. Oligocarpia Essinghii Andrae. n nervosum Bgt. Sigillaria elegams Bgt. 35. Steinbruch bei Janow. Herr Director v. Schwerin hat mir aus diesem Steinbruche im gelblichen Sandsteine eingesendet das Lepidodendron Goepperti Presl. 26. Eisensteingrabungen bei Janow, unweit Myslowitz. Die Sphärosiderite der Umgegend von Janow aus dem Myslo- witzer Walde sind berühmt durch besonders scharfe Ausprägung der Gestalt und Nervation der Pflanzenreste, die sie gewöhnlich in sehr reichlicher Menge enthalten, und sind die Vorkommnisse in der Regel desswegen auch in den Sammlungen sehr stark vertreten. In der Sammlung des Herrn Bronder in Beuthen konnte ich folgende Arten in den Sphärosideritknollen bestimmen: Volkmannia — Aehre undeutlich. Alethopteris Lonchitica Bgt. Annularia — Blattquirle. Oligocarpia grypophylla Goepp. sp. Sphenophyllum dichotomum Germ. K. Lepidodendron Goepperti Presl. Von der Eisensteinförderung im Myslowitzer Walde bei Janow hat ferner Herr Director v. Schwerin unserer Anstalt geschenkt: Oligocarpia grypophylia Goepp. (mit Aphlebia). Neuropteris gigantea St. > cf. Schlehani Stur. Lepidodendron Phlegmaria St. 27. „Kattowitzer Halde“, Steinbrüche SW der Beategrube. In diesen Steinbrüchen ist ein gelblicher Sandstein aufge- schlossen, der reich ist an Steinkernen von Stämmen verschiedener Nr. 11 Bericht vom 30. Juni. D. Stur, 947 Pflanzen, von welchen die Kohle verschwunden, zum Theil von Eisen- oxydhydrat ersetzt ist. In den Sammlungen der Herren: Bronder in Beuthen. und Hüttenmeister Fliegner in Kattowitz habe von diesem Fundorte gesehen: Calamites Schatzlarensis Stur. Calamites approximatus Art. 5 Suckowii Bgt. Lepidodendron: Phlegmaria St. 28. Fundflötz der Susannegrube bei Janow. Herr v. Schwerin hat in dieser Grube sehr fleissig sammeln lassen. Die von ihm eingesendete Suite enthält in prächtigster Er- haltung: Calamites Schützei Stur. Diplothmema furcatum Bgt. “ latifolium Bgt. (sehr gross). Hawlea erassirhachis Stur. Senftenbergia trachyrrhachis Goepp. sp. Oligocarpia cf. rotundifolia Andrae. 5 Karwinensis Stur. Cardiocarpon — Fruchtstand. Herrn Bergmeister Lobe verdanken wir aus dieser Grube: Lepidodendron Phlegmaria St. Sigillaria ef. Horovskyi Stur. (Lepidophloios acuminatus Weiss.) 29. Emanuelsegengrube bei Kotuschna, Kreis Pless. Herrn Bergmeister Möcke II gelang es, aus dem Hangenden des Emanuelsegenflötzes im Marieschachte zu erhalten: Calamites Qistii Bgt. Neuropteris cf. heterophylla Bgt. 30. Wessola, SW von Myslowitz. \ Von dieser Localität habe in der Sammlung des Kreisvicarius Bronder gesehen: Asterophyllites sp. Hawlea crassirhachis Stur. Diplothmema fureatum Bgt. Oligocarpia Essinghi Andrae. 5 nummnularium Andrae. Sigilaria Horowskyi Stur. Cyatheites silesiacus Goepp. 31. Pepitagrube in der Gem. Schloss Myslowitz (Janow). Herr Director v. Schwerin hat unserer Sammlung von da mit- getheilt: Neuropteris cf. acutifolia Bgt. 32. Locomotivgrube bei Brzenkowitz, Myslowitz S. Von demselben wurde gesammelt in dieser Grube: Calamites Cistii Bgt. 33. Grundmannsflötz der Eisenbahngrube bei Brzenkowitz. Die Erhaltung der Pflanzenreste ist hier eine ebenso vortreff- liche, wie auf der Agnes-Amanda-Grube, in einem grauen Schiefer- 948 Verhandlungen. Nr: 14 thone, auf welchem die Spreite der Blätter dunkelbraun oder sogar lichttabakbraun mit dunkleren Nerven aufliegt. In unserer Samm- lung liegen aus älterer Zeit einige Stücke des Schieferthones von da; dann kam noch ein weiteres Materiale dazu durch die Güte der Herren: Director v. Schwerin und Bergmeister Lobe, so dass mir nunmehr folgende kleine Flora aus dieser Grube vorliegt: Annularia — Blattquirle. Diplothmema latifolium Bot. Zobelii Goepp. sp. Oligocarpia Karwinensis Stur. x Essinghi Andrae (in Früchten). > cf. rotundifolia Andrae. 4 Schwerini Stur n. sp. S grypophylla Goepp. sp. Neuropteris gigantea St. Lonchopteris rugosa Bgt. 34. Consolidirte Wandagrube (früher Przemsa). Herrn Bergdirector Metschke verdanke ich die Zusendung eines grossen Stammes aus dieser Grube, den man auf den ersten Anblick für eine Knorria, also einen Steinkern von Lepidodendron ansehen möchte. Sorgfältigere Besichtigung des Stammes zeigt jedoch, dass derselbe umhüllt sei von einem Abdrucke einer äusseren Rinde, die aber mit der Aeusserlichkeit eines Lepidodendron keine Aehnlichkeit hat. Auch die Oentralaxe ist verschieden von der Ge- fässaxe der Lepidodendren. Es dürfte ein Farnstamm sein, den ich | später ausführlich beschreiben und abbilden werde. Aus dieser Grube vom Przemsaflötze, und zwar aus dessen oberster Bank, liegen mir noch ferner vor: Lepidophloios acuminatus W. Sigillaria elongata minor. Bgt. Die in den 19 verschiedenen Localitäten (von 15—34) gesam- melten Pflanzenarten lassen sich in die folgende Flora zusammenfassen : Calamites Cistii Bgt.‘) Diplothmema nummularium Andrae nec 5 Suckowü Bgt. * Gutb. * = approximatus Bgt. ex parte. n Zobelüi Goepp. sp. * 5; Schützei Stur. * Calymmotheca Sachsei Stur n. sp. * 5 Schatzlarensis Stur. Oyatheites silesiacus G@oepp. * Volkmannia — Aehre. Hawlea erassirhachis Stur. * Annularia — Blattquirle.. Senftenbergia ophiodermatica Goepp. Sp. Asterophyllites sp. trachirrhachis Goepp. sp. * Sphenophyllum dichotomum Germ, K..* Olig gocar pia ef. (Sph.) rotundifolia An- Diplothmema latifolium Bgt. sp. * drae sp. » nervosum Bot. sp. * = Essinghi Andrae sp. n obtusilobum Bgt. sp. * ea Aschenborni Stur n. sp. a geniculatum Germ. Kaulf. > Schwerini Stur n. sp. furcatum Bgt. sp. * ; Karwinensis Stur. 1) Die mit einem * bezeichneten Arten sind gemeinsam mit der im IV. Ab- schnitte aufgezählten Flora der Nicolaier Reviers, siehe p. 252.) Nr. 11 Bericht vom 30. Juni. D. Stur. 249 Oligocarpia erenata L. et H. * Lonchopteris Baurii Andrae. n grypophylla Goepp. sp. * Cardiocarpon — Fruchtstand. Alethopteris Lonchitica Bot. Lepidodendron Phlegmaria St. * Neuropteris ef. acutifolia Bot, (Lepidophloios acuminatus W.) * 5 gigantea St. * Lepidodendron Goepperti Presl. * % conjugata Goepp. Sigillaria elegams Bgt. 5 cf. heterophylla Bgt. > cf. Dournaisiüi Bgt. * Ri tenuifolia Bot. * var Horovskyi Stur. cf. Schlehani Stur. = elongata minor Dyt. * Lonchopteris rugosa Bgt. * Mit Ausnahme von zwei oder drei Arten, die nur einzeln und in etwas veränderter Gestalt auch in der obersten Flötzgruppe der Östrauer Schichten auftretend bemerkt wurden, ist die über vierzig Arten enthaltende Flora der Hangendflötze in Oberschlesien, die Carbonflora der Schatzlarer Schichten, so wie wir dieselbe heute aus Orlau-Karwin, aus Schatzlar, aus dem Waldenburger Han- gendzuge, aus Saarbrücken, Westphalen, Belgien und Nordfrankreich kennen. Es ist sehr beachtenswerth die Thatsache, dass wir hier in Oberschlesien zum zweiten Male, bei regelmässiger concordanter Lage- rung die Flora der Schatzlarer Schichten, über der Flora der Ostrauer Schichten, nämlich über der Flora der oberschlesischen Satteltlötze, folgen sehen, hier somit die volle Bestätigung dessen vorliegt, was in Waldenburg in so einleuchtender Weise in die Augen fällt: dass nämlich daselbst über dem die Flora der Ostrau-Waldenburger Schichten führenden Waldenburger Liegendzuge der Waldenburger Hangendzug lagere, der die Schatzlarer Flora birgt — woraus wohl nunmehr unwiderruflich die Aufeinanderfolge dieser beiden Floren und ihr relatives Alter dahin präcisirt erscheint, dass die Flora der ÖOstrauer Schichten die ältere, die Flora der Schatzlarer Schichten die unmittelbar folgende jüngere Flora sei. In den andern erwähnten Orten und Gegenden, an welchen die Schatzlarer Schichten entwickelt sind, ist eine solche Aufeinander- folge nicht möglich zu beobachten, weil dortselbst die Ostrauer Schichten fehlen. IV. Daten aus dem rundum von jüngeren Ablagerungen isolirten Nicolaier Reviere. 35. Antonsglückgrube bei Gross-Dubensko. Die in dieser Grube abgebaute Flötzpartie ist die westlichste und wahrscheinlich auch die älteste des Nicolaier Reviers. Aus dem Hangenden des Glückflötzes erhielt ich: Calamites ramosus Artis. Neuropteris tenuifolia Bgt. Diplothmema nervosum Bgt. sp. Lonchopteris rugosa Bgt. n Schlotheimiüi Bgt.sp.(Ovig.) Sigillaria elongata Bot. Oligocarpia cerenata L. et H. R 5 minor Bgt. cf. Schizopteris pinnata Gr. E. Aus dem Liegenden des Glücksflötzes bisher nur ein unbestimmbarer Steinkern von Sigillaria. Verhandlungen. Nr. 11 36. Gruben bei Belk. Die nachfolgende Pflanzensuite wurde vor Jahren von Dr. Fr. v. Richthofen und Dr. G. Stache gesammelt, und zwar im Schie- ferthon: Bruckmannia Sachsei Stur. Diplothmema latifolium Bgt. sp. Sphenophyllum dichotomum Germ. K. * Diplothmema Schlotheimiüi Bgt. (Orig.) nummularium Andrae sp. Hawlea crassirhachis Stur. Lonchopteris rugosa Bgt. Röhli Andrae. ” nec Gutb, cf. dentieulatum Bgt. sp. Sigillar iaesirobus sp. ” Im Sphaerosiderit enthaltene Arten: Oyatheites silesiacus Goepp. Sp. Neuropteris ef. auriceulata Bgt. Sigillaria ef. contracta Gold. Diplothmema obtusilobum Bot. sp. latifolium Bygt. sp. furcatum Bgt. sp. ” ” 37. Leopoldgrube bei Orzesche. Das Hangende des Leopoldflötzes bei Orzesche ist sehr fleissig untersucht durch die unausgesetzten Bemühungen des Directors Herrn C. Sachse, und ist gewis bisher als die am besten ausge- beutete Lagerstätte Oberschlesiens zu betrachten. Es ist daher ganz natürlich, wenn das Verzeichniss der Flora des Leopoldflötzes viel reichhaltiger ist als von anderen Fundorten. Nach den bis Mitte Juni 1878 mir eingesendeten Stücken zählt die Flora des Leopold- flötzes folgende Arten: Calamites Sachsei Stur (mit zugehörigen Bruckmannia- und Volk- manmia-Aehren und Astero- phylliten). ramosus Artis (sammt Bruck- x manmia-Aehren). 4 Suckowii Bgt. 23 Cistü Bgt. 5 Schützei Stur. Sphenophyllum dichotomum Germ. K. (kurzgliederig). n sp. (langgliederig). Annularia minima Stur n. Sp. Diplothmema cf. dentieulatum Bot. sp. nummularium Andrae sp. nec. Gutb. 5 obtusilobum Bgt. sp. s nervosum Bgt. sp. im Sphä- rosiderit). " latifolium Bgt. (mit Dorn- spitzen). Schatzlarense Stur. Sphenophyllifolium Stur. Calı ymmotheca Ooemansıi Andrae sp. A Sachsei Stur. 5 n. Sp. Bezüglich der Sigillarien, und zwar S. ‚elongata Byt. Senftenbergia trachyrrhachis Goepp. Sp. Oligocarpia crenata L. et H. a pulcherrima Stur. Hawlea cerassirhachis Stur. Megaphytum sp. Neuropteris gigantea St. sp. (sehr grosse Abschnitte). Alethopteri iS Datrkirge Bot. ” Grandini Bgt. Lonchopteris rugosa Bögt. Artisia transversa St. Lepidodendron Phlegmaria St. (im Sphärosiderit). Goepperti Presl. Lepidophloios sp. Lepidostrobus-Axe. sp. (verkiest, klein). Sig gillaria elongata major Bgt. > minor Bgt. cf. lepidodendrifolia Bot. Davreuxi Bgt. Dowrnaisi Bgt. Si gillar iaestrobus (prachtvoll). Cordaites sp. Poacordaites-Stamm. ” ” in beiden Varietäten, habe ich Folgendes zu bemerken. Nr. 11 Bericht vom 30. Juni. D. Stur. 951 Diese Sigillarien kommen massenhaft und ausschliesslich in zwei circa 12 Cm. dicken Bänken im Hangenden des Flötzes vor. Die eine liegendere Bank trennt von der übrigen Masse des Flötzes eine circa 36 Cm. dicke Kohlenbank ab. Die andere hangendere bildet das eigentliche Hangende des Flötzes. Je nachdem nun diese oberste Kohlenbank abgebaut wurde oder stehen blieb, sieht man in den Strecken die Firste bald aus der einen, bald aus der anderen dieser beiden Sigillarien-Bänke bestehen. In beiden Fällen bietet die Firste die Ansicht von Millionen von Sigillarien-Stämmen, die bis 70 Cm. breit und oft mehrere Klafter lang, kreuzweise übereinander liegend, Stamm an Stamm dicht abgelagert sind. Es ist bemerkenswerth, dass armsdicke Sigillarien-Aeste kaum zu sehen waren, wenigstens sehr selten sein müssen. Auch sind die Sigillarien so ausschliesslich vorhanden, dass man nur an einer Stelle einige Calamiten, an einigen anderen Stellen Lepidodendron-Stämme neben den massenhaft auftretenden Sigillarien bemerkte. Diese beiden Sigillarienbänke sind in dem neuesten Aufschlusse der Grube durchwegs in der Firste vorhanden, und man hatte die- selben vor Jahren auch in allen älteren, jetzt abgebauten Theilen der Grube gekannt. Ich selbst konnte während der Befahrung der Grube diese beiden Schichten auf einem Raume von circa 700 M. Länge und 400 M. Breite übersehen. Die jetzt bekannte Ausdeh- nung der Sigillarien-Schichten in der Leopoldgrube umfasst eine Fläche, die 1500 M. lang und 500 M. breit ist. 38. Bradegrube bei Mokrau. Aus dem Hangenden des Burghardtflötzes, das auch in den Gruben Burghardt und Napoleon bei Mokrau abgebaut wird, habe bisher von der Bradegrube folgende Pflanzen, und zwar im Sandsteine eingebettet, erhalten: Calamites Cistiüi Bgt. Artisia transversa St. Lepidodendron Phlegmaria St. Sigillaria-Steinkern. 39. Napoleongrube bei Mokrau. Herr Director v. Schwerin hat mir zwei Stücke Kohle mit der Spungillopsis carbonica Geinitz von da übergeben (siehe Geinitz’s Geologie der Steinkohlen p. 261). 40. Mokraugrube bei Mokrau. Aus dem Hangenden des Albertinenflötzes habe er- halten: Calamites ramosus Artis. Siphenophyllum dichotomum Germ. K. Lepidodendron Phlegmaria St. (Aspidiaria). Sigillaria cf. elongata Bgt. 41. Augustenfreudegrube bei Ober-Lazisk. Diese Grube lagert so ziemlich im jüngsten aufgeschlossenen Theile des Nicolaier Reviers. Aus dem Hangenden des 1:5 Meter K, k. geolog. Reichsanstalt. 1378. Nr. 11. Verhandlungen. 36 959 Verhandlungen. Nr. 11 mächtigen Augustenfreude-Flötzes liegen mir vor (vom fürstl. Pless’- schen Obersteiger A. Oppermann gesammelt): Megaphytum sp. Cordaites sp. Lepidodendron Goeppertanum Presl. Stigmaria ficoides St. 5 Phlegmaria St. 42. Trautscholdsegengrube bei Mittel-Lazisk. Im Hangenden des Heinrichsflötzes wurde bisher gesammelt; Lepidodendron Goepperti Presl. (Lepidophl.) 43. Martha-Valescagrube bei Mittel-Lazisk. Aus dem Hangenden des Oberflötzes hat man bisher nur einen Steinkern von Sigillaria eingesendet. 44. Neue Hoffnunggrube bei Mittel-Lazisk. Das Hangende des Fundflötzes ist ein grauer, nicht deutlich geschichteter, mehr massiger Letten, der, in’s Wasser getaucht, sehr bald zu einem Brei zerfällt. Dieser Letten ist die Fundstätte von mancher Pflanze, die man anderwärts stets in Stücke zerbrochen er- hält, die aber hier in grösseren zusammenhängenden Stücken des Blattes zu finden ist, aus welchen auf die Gestalt der ganzen Blätter geschlossen werden kann. Vorläufig erhielt ich daraus sehr schöne und werthvolle Stücke von folgenden Pflanzen: Neuropteris tenuifoha Bgt. Diplothmema latifolium Bot. sp. Lonchopteris rugosa Bot. Cordaites sp. 45. Heinrichsglückgrube bei Wyrow. Das Hangende des Niederflötzes in dieser Grube ist ausge- zeichnet durch sehr geeignete Erhaltung sonst sehr seltener Pflanzen, und es wäre wünschenswerth, dass diese Lagerstätte ebenso fleissig ausgebeutet werden möchte, wie das Hangende des Leopoldflötzes in Örzesche. Geliefert hat das Hangende des Niederflötzes bisher fol- gende Arten: Bruckmannia Sachsei Stur. Diplothmema nervosum Bgt. sp. Diplothmema Zobelüi Goepp. sp. Oligocarpia grypophylla Goepp. sp. “ furcatum Bgt. Neuropteris gigantea St. = Schatzlarense Stur. Sigillaria n. sp. 5 Schloth. Bgt. sp. (Orig.) n; cf. lepidodendrifolia Bot. „ latifolvum Bgt. sp. Cordaites sp. Aus den verschiedenen (unter 35—45 aufgezählten) Fundorten von Pflanzenresten im Nicolaier Reviere liegt mir somit folgende Ge- sammt-Flora vor: Spongillopsis carbonica Gein. Calamites Oistüi Bgt. * Calamites Sachsei Stur. H Schützei Stur. * # ramosus Artis. Sphenophyllum dichotomum Germ. K.* r Suckowii -Bgt.* ') > sp. ‘) Die mit einem * bezeichneten Arten sind gemeinsam mit der im III. Ab- schnitte aufgezählten Flora, siehe p. 248. > u Til Nr. 11 Bericht vom 30. Juni. D. Stur. 253 Annularia minima Stur. Neuropteris gigantea St. * Diplothmema ef. dentieulatum Bot. sp. = ef. auriculata Bgt. - furcatum Bgt. sp. * tenwifolia Bot. * = Zobelii Goepp. sp. * Alethopteris Davreusi Bot. nummularıum Andrae sp. Grandini Bgt. nee Gutb. * Lonchopteris rugosa Bgt. * . obtusilobum Bgt. sp. * a Röhli Andr. = Schlotheimii Bot. sp. Artisia transversa St. (Orig.) Lepidodendron Phlegmaria St. * , nervosum Bygt. sp. * Goepperti Presl. * a latifolium Bgt. sp. * (Lepidophloios acuminatus W.)* n Schatzlarense Stur. Lepidostrobus-Axe. 5 Sphenophyllifolium St. sp. (verkiest, klein). Calymmotheca Coemansıi Andrae. Sigillaria' elongata major Bgt. 3 Sachsei Stur, * & rn minor Bgt. * n. sp. 3 cf. lepidodendrifolia Bgt. C yatheites silesiacus Goepp. sp. * 5 ef. contracta Gold. cf. Schizopteris pinnata Gr. BP. n N. Sp. Senftenbergia trachyrrhachis Goepp. * ix Davreuzi Bgt. Oligocarpia cerenata L. et H. * Dournaisi Bgt.* - pulcherrima Stur. Sigillariaestrobus sp. r grypophylla Goepp. sp. * Stigmaria ficoides St. Hawlea crassirhachis Stur. * Corduites sp. Megaphytum sp. Poacordaites-Stamm. Diese nach der bisherigen Aufsammlung 52 Arten enthaltende Carbonfiora des Nicolaier Revieres ist ebenfalls die Carbonflora der Schatzlarer Schichten, in welcher nur eine Art auftritt, die man bisher vereinzelt in den Östrauer Schichten gesammelt hat. Diese Carbonflora des Nicolaier Reviers hat 24 Arten gemeinsam mit. der im dritten Abschnitte aufgezählten Flora der (die Sattelflötze überlagernden) Hangendflötze südlich der Zabrze - Rosdziner Sat- tellinie. Es ist gewiss nur ein Zufall, dass diese beiden Floren nur 24 Arten Pflanzenreste mit einander gemeinsam haben, und ich bin ganz sicher dessen, dass sich die Zahl der gemeinsamen Arten bei weiterem Aufsammeln sehr rapid vermehren wird. Ebenso unterliegt es keinem Zweifel, dass die in Folge fleis- sigen Sammelns sehr reich gewordene Flora des Leopoldflötzes auf dieses Flötz des Nicolaier Reviers nicht allein beschränkt ist, dass vielmehr an allen Fundorten dieses Reviers, besonders aber in der Heinrichsglückgrube, in der Neue Hoffnunggrube und in der Antons- glückgrube sich ebenso interessante Suiten von Pflanzen sammeln liessen, wie die aus Orzesche ist, die wir dem ganz besonderen Fleisse des Directors C. Sachse zu verdanken haben. Das auf die vorangehenden Daten und die bisherigen mark- scheiderischen Darstellungen basirte Resultat dieser Unter- suchung lässt sich, wenn man wegen Mangel an Raum mit Worten sparen muss, vielleicht am zweckentsprechendsten und kürzesten durch den beiliegenden Durchschnitt zur Anschauung bringen. Dieser 36* D&D TU m SS va „ v [6) Ss » waprapsarn murg en else Acht. eg DE fung "n Bmpg Bruno ee Enpymy == veyyamyp$ 4 nos Er u P GR det 2 eypprps 30] E & 1 Verhandlungen. Nr. 11 Durchschnitt verlauft von SW nach NO und durchschneidet das schles.-polnische Steinkoh- lenbecken in der Richtung der Orte Hoscialko- witz, Oderberg, Loslau, Rybnik, Belk, Nicolai, Kattowitz, Rosdzin, Zagorze, Col. Dabrowa, Golonog — in einer nur wenig gebrochenen Linie. Derselbe ist allerdings im Ganzen ideal gehalten, schmiegt sich aber nach ‚Möglichkeit an die Thatsächlichkeit, ohne jedoch die Vorkommnisse von Buntsandstein und Muschelkalk zu berücksichtigen, die zur Auflagerung rechnen. Dieser Durchschnitt bringt im Südosten zuerst die älteste Partie der Flötze bei Hoscialkowitz und Koblau (I. und II. Flötz- gruppe der Ostrauer Schichten) in ihrer sehr gestörten Auflagerung auf dem Culm- Dachschiefer. Dann folgt die aus der Ebene der Auflagerung hervortretende flötzführende Partie des Ratibor-Rybniker Reviers, die nach den vorläufigen Daten etwa die II. bis V. Flötzgruppe der Ostrauer Schichten zu umfassen scheint. Aehnlich wie im Centrum der Mährisch-Östrauer Mulde sind bei Ryb- nik die Flötze muldig gelagert, und bisher allerdings nur der nördlichste Rand dieser Mulde aufgeschlossen, so dass bis hierher der Durchschnitt fast völlig ident ist mit dem von mir von Petrzkowitz bis Michal- kowitz mitgetheilten, mit dem Unterschiede, dass ein grosser Theil des Zwischengebietes von der Oderberg-Loslauer Auflagerung be- deckt und unbekannt ist. Wie nun in der Fortsetzung des eben- erwähnten Durchschnittes bei Orlau discor- dant gelagert in Ost die Schatzlarer Schich- ten folgen, genau so gelagert folgen durch die Rybnik-Belker Auflagerung von dem Ratibor-Rybniker Revier getrennt, die in Südost oder Ost einfallenden Flötze der Schatzlarer Schichten des Nicolaier Reviers. Diese bilden eine Mulde, deren jüngste be- kannte und bisher aufgeschlossene Schichten Tinte dr Sättel und Flötze in der Gegend bei Mitter-Lazisk zu liegen kommen, von wo an abermals ein entgegengesetztes muldiges Fallen in W oder SW eintritt. Ich muss auch hier bemerken, dass der Durchschnitt die Nicolaier Mulde nur sehr seitlich tangirt. Gewiss ist anzunehmen, Ey nn ee 7 Er Be N \ Nr. 11 Bericht vom 30. Juni. D. Stur. 955 dass der grössere und jüngere Theil dieser Mulde weiter im Süden bei Sohrau und Pless, leider tief unter der Auflagerung, lagert, und dass das eigentliche Centrum dieser Mulde, welchem auch unser Orlau- Karwiner Revier angehört, irgendwo in der Umgebung von Pless zu suchen sein dürfte. Jenseits der „Auflagerung“ des Klodnitzer Thales folgen die „Hangendflötze“ südlich der Linie der Sättel, und zwar sowohl die südlich von Kattowitz situirten, als auch die nördlich davon aufge- schlossenen, durchwegs mit südlichem oder südwestlichem Falle. Aus dieser Lagerung, wie aus der Flora, die sie bergen, muss man an- nehmen, dass diese Flötze bis zum Georgflötz hinab den liegenden Theil der Schatzlarer Schichten darstellen. An der Linie der Sättel kommen abermals die Östrauer Schichten an die Tages-Oberfläche oder wenigstens in ihre Nähe. Sie führen die mächtigen, die V. und IV. Ostrauer Flötzgruppe vertretenden Sattelflötze, wovon im Zabrzer Sattel 5, im Königshüttener und Laura- hüttener Sattel je 6, im Rosdziner Sattel nur mehr 2 Flötze auf- treten (siehe oben p. 241), während in ihrem Liegenden noch die Repräsentanten der älteren Ostrauer Flötzgruppen im Königshüttener und Laurahüttener Sattel mittelst Tiefbohrungen constatirt wurden. Nördlich von der Linie der Sättel folgt abermals eine muldige Lagerung der Schatzlarer Schichten (Radzionkau, Zagorze) über Östrauer Schichten; diese Mulde nimmt jedoch geringere Dimensionen in Anspruch, als die Nicolai-Kattowitz-Plesser Mulde der Schatzlarer Schichten. Jenseits der Schatzlarer Schichten-Mulde von Zagorze und Rad- zionkau, bei Col. Dambrowa in Russisch-Polen, gelangen die Ostrauer Schichten abermals an die Tagesoberfläche, und es scheint sich ihre Ausbreitung sehr weit im N und NO auszudehnen, gewiss über die berühmten Fundorte mariner Thierreste bei Koslowagora'!) und Go- lonog?) hinaus. Da das mächtige einzige Flötz bei Dabrowa als Aequivalent der Sattelflötze gilt, so wäre in ihm die V.—IV. Flötz- gruppe der Ostrauer Schichten bei M.-Ostrau repräsentirt. Die tie- feren flötzführenden Liegendschichten, zu denen ich eben auch die beiden Localitäten Golonog und Koslowagora zähle, würden die II. bis I. Flötzgruppe zu repräsentiren haben, in welchen bekanntlich die I. marine Culm-Fauna in verschiedenen Horizonten wiederholt auftritt. Koslowagora und Golonog wären somit mit dem Fundorte mariner Mollusken im Erbstollen bei Peträkowitz, oder mit dem glei- chen Vorkommen an der Oder bei Koblau, bei Schönbrunn, oder am Eduardtiötze bei Privoz zu vergleichen. Die bekannte, Sphärosiderit führende Schieferthonlage mit Phillipsia, Goniatites etc. im Liegenden der Sattelflötze wäre endlich ident mit der gleichen Lage im Ida- schachte bei Hruschau (U, p. 335), an der Grenze zwischen der III. und IV. Flötzgruppe. Kurz, die schlesisch-polnische Steinkohlen-Mulde ist mit zweierlei Schichtenreihen erfüllt. Die ältere Schichtenreihe, die Ostrauer 1) Römer's Geologie von Oberschlesien p. 78. ?) Ibidem p. 78. 256 Verhandlungen. Nr. 11 Schichten, erfüllen den Fond der Mulde. Erst nach der völlig been- deten Ablagerung dieser Schichten, nachdem theils in Folge von Schichtenstörungen, theils von Auswaschungen die ursprüngliche Ober- fläche dieser ersten Ablagerung umgeformt war, erfolgte in den Mulden dieses neuen Terrains theils concordant, theils discordant die Ablagerung der zweiten Schichtenreihe, der Schatzlarer Schichten, genau so, wie viel später, über beiden endlich die Absätze der Trias abgelagert wurden. Da sich nun die Floren dieser beiden, das schlesisch-polnische Becken erfüllenden Schichtenreihen sehr wohl unterscheiden, geben sie das sicherste, zugleich am leichtesten handzuhabende Mittel, das Auftreten dieser Schichtenreihen local und in gegebenen Fällen fest- zustellen, auch dann noch, wenn der directe Nachweis und Aufschluss mittelst Bergbau nicht entscheiden kann und Zweifel übrig lassen muss. Die Herren Einsender der gefundenen Petrefakte an unser Museum haben es mir ermöglicht, an 45 verschiedenen, zum Theil kritischen und sehr zweifelhaften Punkten solche Altersbestimmungen vorzunehmen, an deren Richtigkeit kein Zweifel mehr möglich ist. Die Herren mögen aus diesem Resultate mit Genugthuung ersehen, dass nach der gehabten Mühe nunmehr kein Zweifel darüber exi- stiren kann, dass das Ratibor-Rybniker Revier aus viel älteren Schichten zusammengesetzt ist, als das discordant angelagerte Nico- laier Revier, dass ferner die Lazisker Flötze sehr hoch über den Sattelflötzen lagern, und dass man diese Sattelflötze bei normaler Lagerung und Entwicklung der Steinkohlenformation, und wenn vor- her keine Auswaschung stattgefunden hat, jedenfalls, wenn auch in einer unbekannten Tiefe, unter den Lazisker Flötzen verhoffen muss. Was noch unklar und nicht bis zur Evidenz sichergestellt ist, das ist ebenso leicht, wie die übrigen erörterten Fälle, zur Entschei- dung zu bringen, wenn die Herren, die bisher so viel Interesse für die Sache gezeigt haben, an solchen unklaren Stellen fleissig sam- meln und das Gesammelte einsenden wollen und dabei den Erfah- rungssatz berücksichtigen, dass man bei sorgfältigem Suchen und Beobachten überall so viel Petrefakte findet, als man deren zur Ent- scheidung benöthigt. Einer auffälligen Erscheinung, die im schlesisch-polnischen Becken sich dem Beobachter aufdrängt, seien noch einige Worte ge- widmet. Es ist diess die Thatsache, dass in der oberen Abtheilung der Ostrauer Schichten über der obersten Lage der II. Culmflora mit marinen Thierresten (im Idaschachte und an der Basis der Sattel- flötze) bei Col. Dabrowa nur ein mächtiges Flötz vorhanden sei, im Rosdziner Sattel schon zwei mächtige Flötze auftreten, in den übrigen Sätteln 5—6 Flötze zu treffen sind, während im Rybnik-Ratiborer Reviere in demselben Umfange der Ostrauer Schichten schon viel zahlreichere Flötze auftreten, bei M.-Ostrau aber die V. u. IV. Flötz- gruppe zusammen 29 bauwürdige Flötze bergen. Diese Erscheinung ist auf die Ostrauer Schichten und das schlesisch-polnische Becken nicht beschränkt. Bei einer früheren Gelegenheit habe ich darauf aufmerksam machen können, dass die Schatzlarer Schichten in Westphalen 150, NT. 11. Bericht vom 30. Juni. D. Stur. 957 im Waldenburger Revier circa 40, im Schatzlarer etwa 25, in Schwa- dowitz nur mehr 5, in Straussenei nur ein einziges bauwürdiges Flötz führen. Es ist somit auch im niederschlesisch-böhmischen Becken für die Schatzlarer Schichten ein Wechsel der Anzahl der bauwür- digen Flötze von 1—40 constatirt. Es besteht zwischen diesen Erscheinungen in Oberschlesien und Niederschlesien nur der wesentliche Unterschied, dass in Oberschle- sien die Verkleinerung der Zahl der Flötze die vorhandenen Flötze im Verhältnisse sehr mächtig werden lässt, während im niederschle- sisch-böhmischen Becken an die geringe Anzahl der Flötze auch eine geringgewordene Mächtigkeit gebunden ist. Hieraus folgt der Erfahrungssatz, dass in einem und demselben Zeitabschnitte des Culm und Carbon an verschiedenen Stellen oft eines und desselben Beckens eine sehr ungleiche Anzahl von Flötzen und Bergmitteln mit selır wechselnder Mächtigkeit beider abgelagert werden kann. Einerseits colossale, andererseits sehr geringe Mäch- tigkeiten oder gänzliches Fehlen der Kohle und ebenso grosse oder geringe Mächtigkeiten der Bergmittel können da miteinander wech- seln, und überdies die Mächtigkeiten der Kohle mit Geringfügigkeit - der Bergmittel und umgekehrt combinirt sein. Aus diesen Thatsachen folgt von selbst die Unhaltbarkeit jener Feststellung, die nach dem Vorhandensein oder Fehlen der Kohlenflötze ein und dasselbe Steinkohlengebirge der productiven Steinkohlenformation oder dem Culm, zuweisen, und dabei nicht die Bauwürdigkeit oder Nichtbauwürdigkeit eines Gebirges, sondern das Alter desselben bestimmen will. Das Vorhandensein oder gänzliche Fehlen von Kohlenflötzen ist in allen Niveaus der Steinkohlenformation möglich und erwiesen, und von der Aufeinanderfolge der Zeiten völlig unabhängig, daher auch als Kriterium für Altersbestimmung nicht brauchbar. Literatur-Notizen. Bernhard v. Cotta. Die Geologie der Gegenwart. Fünfte umgearbeitete Auflage. Leipzig 1378. Inhalt und Plan dieses anregenden Buches sind unseren Lesern wohl schon seit dem Erscheinen der ersten Auflage (1866) bekannt. Eine besondere Anempfeh- lung desselben scheint uns bei dem grossen Erfolge, den es erzielte, ebenfalls kaum mehr am Platze. Wir begnügen uns daher, zugleich mit dieser Anzeige dem hoch- verehrten Verfasser, dem grossen Meister populärer Darstellungsweise, die besten Glückwünsche darzubringen zu der neuen Bearbeitung seines Werkes, in welcher die wichtigsten Fortschritte, welche unsere Wissenschaft in den letzten Jahren er- zielte, volle Berechtigung gefunden haben. A. B K. A. Zittel. Studien über fossile Spongien. 2. Abtheilung: Lithistidae. Aus den Abhandlungen der k. bair. Akad. d. Wiss. I. Cl., XIII. Bd., 1. Abth., München 1878, 90 Seiten, 10 Tafeln. Als zweite Abtheilung von Prof. Zittel’s spongiologischen Studien ist soeben ein Werk erschienen, welches zum ersten Male eine vollständige Monographie einer bisher nur sehr wenig bekannten Ordnung der Schwämme, jener der Lithistiden, 258 Verhandlungen. Nr. 11 enthält. Die Kenntniss fossiler Lithistiden war bisher eine äusserst beschränkte; den ersten sicheren Nachweis von der Existenz solcher verdankt man O0. Schmidt, demselben Forscher, welcher 1870, durch die Untersuchung mehrerer atlantischer Arten veranlasst, für diese Formen eine selbstständige Ordnung errichtete. Seither wurde von Carter und Pomel die Kenntniss der hieher gehörigen Organismen er- weitert. Die äussere Gestalt der Lithistiden ist trotz des soliden steinartigen Schwamm- körpers äusserst variabel und erweist sich auch hier als von secundärer Wichtig- keit für die Systematik. Es gibt unter ihnen festgewachsene und, wie es scheint, auch freie. Von den früher behandelten Hexactinelliden unterscheiden sie sich im Allgemeinen durch ihre viel diekeren Wandungen und das dichtere Gewebe des Kieselskelets. Nach dem Vorhandensein einer oder mehrerer Magenhöhlen lassen sie sich als monozoische und polyzoische Formen betrachten. Bei einer gewissen Anzahl von Gattungen ist indessen die Frage nach der mono- oder polyzoischen Natur schwierig zu lösen; es sind solche, bei welchen die einfache Magenröhre durch eine Anzahl von Verticalröhren ersetzt ist; man kann sie als Beispiele von „syndesmotischen* Formen ansehen, bei denen jede Person nur in Verbindung mit mehreren anderen zu existiren vermag. Noch schwieriger stellt sich die Individualitätsfrage bei den becher- und rasenförmigen Schwämmen, die wahrscheinlich als polyzoische Formen, welche aber in ihrer äusseren Erscheinung einem Einzelindividuum gleichen, und einem solchen in gewissem Sinne auch gleichartig sind, anzusehen sein werden. Jedenfalls er- scheint bei ihnen das Vorhandensein einer einfachen Magenröhre als zweifelhaft, und so bilden sie den Uebergang zu denjenigen Formen, bei welchen eine solche entschieden ganz fehlt und. ihre Rolle von einer Anzahl kleiner Mündungen oder auch feiner Poren übernommen wird. Bei einer letzten Gruppe endlich herrscht vollkommene Astomie. Ebenso mannigfaltig ist die Ausbildung des Wassercircu- lationssystems bei den Lithistiden. Das feste, steinartige Skelet bedingt, dass die Lithistiden zu den dauerhaf- testen und widerstandsfähigsten Spongien gehören. Ein grosser Theil der ehe- maligen „Petrospongien“ gehört hieher. Doch ist der Erhaltungszustand der fos- silen Formen ein wechselnder. Gewisse Localitäten der oberen Kreide Deutschlands haben die prachtvollsten fossilen Lithistidenskelete geliefert. So günstige Fälle aber sind selten. Meist ist der Schwammkörper mit Feuersteinmasse erfüllt, die ein- zelnen Skeletelemente sind durch Zufuhr von Kieselerde verschmolzen, oder die Ske- letelemente sind durch Hohlräume ersetzt u. s. f. Unter den oberjurassischen Formen zumal gibt es auch zahlreiche verkalkte Lithistiden, welche merkwürdige Thatsache vom Verfasser schon in der ersten Abtheilurg der Studien über fossile Schwämme ausführlich erörtert wurde. Zur Unterabtheilung des reichen Formengebietes der Lithistiden benützt der. Verfasser vornämlich wieder die Skeletnadeln, welcher Ausdruck übrigens hier, da die Nadelform fast nie vorkommt, durch „Skeletelemente“ oder „Skeletkörperchen“ zu ersetzen ist. Nach der Form dieser Elemente zerfallen die Lithistiden in vier Gruppen: Tetracladina mit vierstrahligen Skeletkörperchen. Durch gewisse Formen mit der nächsten Gruppe verbunden. Megamorina mit ungewöhnlich grossen und langgestreckten, fast nie vier- strahlig gebauten Skeletelementen. Anomocladina mit unregelmässig ästigen Skeletkörperchen, deren Aeste in einem knotig verdickten Centrum zusammenstossen. Eine kleine, vielleicht die Stammgruppe der Tetracladinen. Rhizomorina mit zierlichen, unregelmässig verästelten, vielzackigen Elementen. Sie bilden die Hauptmasse der Lithistiden. Nach einer kritischen Besprechung der neuesten, von Schmidt, Claus und Carter ausgehenden Systeme der Spongien gelangt Prof. Zittel zu dem. Schlussresultate, dass es unter den Kieselschwämmen nur die Hexactinelliden seien, welche eine nähere Verwandtschaft zu den Lithistiden bekunden ; ausser ihnen nur noch eine ausgestorbene Gruppe von Kalkschwämmen. Die geologische Verbreitung und die ausserordentliche Constanz, mit der sie ihre Skeletmerkmale aus den frü- hesten Erdperioden her beibehalten haben, spricht für das hohe Alter dieser Gruppe, die als besondere, den Hexactinelliden gleichwerthige Ordnung angesehen werden und ihren Platz im Systeme zwischen den Pachytragiden, Geodiniden und Ancori- Nr. 11 Bericht vom 30. Juni. K. k. Ackerbau-Ministerium. C. W. Peach. 9259 niden einerseits und den Hexactinelliden andererseits erhalten muss. Die bereits erwähnten 4 Familien zerfallen, wenn man neben den Merkmalen der eigentlichen Skeletkörperchen in zweiter Linie die Oberflächennadeln und das Canalsystem, und in dritter Linie auch die äussere Form berücksichtigt, wieder in mehrere Sectionen und in zahlreiche Gattungen. Die lebenden Lithistiden sind fast ausschliesslich Bewohner grösserer Tiefen zwischen 75 und 374 Faden und finden sich häufig in Gesellschaft von Hexactinel- liden, welche aber in noch bedeutenden Tiefen hinabzugehen pflegen. Die paläo- zoischen Formationen haben bisher erst eine sichere Gattung (Aulocopium) zgelie- fert; in Trias und Lias fehlen sie ganz; dagegen hat der braune Jura von Krakau zwei Arten. Sehr zahlreich treten sie in den Spongitenkalken des weisssen Jura auf. In der unteren Kreide spärlich vertreten, im Cenoman wiederum in zahlrei- chen Arten vorhanden, erreichen sie ihren Höhenpunkt in der oberen Kreide, wo ihr Formenreichthum geradezu erstaunlich ist. Doch ist der Jura- und der Kreide- formation keine einzige Gattung gemeinsam. Nach Ablauf der Kreideformation finden sich in Nordeuropa nur mehr vereinzelte Spuren von Lithistiden, dagegen hat Pomel aus Oran eine reiche miocäne Lithistiden-Fauna beschrieben. Wie von den Hexactinelliden ist — der Lebensweise entsprechend — unsere Kenntniss auch von den fossilen Lithistiden eine noch äusserst beschränkte. K. k. Ackerbau-Ministerium. Die Mineralkohlen Oester- reichs,. 2. gänzlich umgearbeitete Auflage. Wien 1878. — Die Eisenerze Oesterreichs und ihre Verhüttung. Wien 1878. Beide Werke, aus Anlass der Pariser Ausstellung herausgegeben, verdanken ihre Entstehung den Verfügungen des Herrn k. k. Ackerbau-Ministers Grafen zu Mannsfeld; die Daten lieferten die k. k. Bergbehörden, und wurden unter voller Berücksichtigung der reichen vorhandenen Literatur für das erstere Werk von Herın k. k. Oberbergeommissär R. Pfeiffer in Brünn, und für das zweite von Herrn Bergeommissär F. Zecher bearbeitet. Die Redaetion besorgte Herr k. k. Ministerialrath A. Schauenstein. Dass unter diesen Verhältnissen eine durch Reichhaltigkeit sowohl wie Ver- lässlichkeit der Angaben hervorragende Darstellung zu Stande kam, ist selbstver- ständlich, aber auch die zweckmässige Anordnung und Gruppirung des Stoffes werden gewiss allerorts die vollste Anerkennung finden. Die Schilderungen umfassen entsprechend der gegenwärtigen staatsrecht- lichen Eintheilung nur die Vorkommen der im Reichsrathe vertretenen Länder, dem- nach mit Ausschluss jener der ungarischen Krone; dieselben sind zunächst nach Kronländern, und was die Mineralkohlen betrifft, weiter nach dem Alter der For- mationen, denen sie angehören, geordnet. Die Angaben umfassen für jedes Vor- kommen: die bergmännisch wichtigsten geologischen Daten, — die Zeit der Ent- stehung des Bergbau- oder Hüttenbetriebes, — die Schilderung der bedeutenderen Werks-Unternehmungen, — die Ausdehnung der Grubenmassen, der Freischürfe u. s. w., — die Art des Bergbaubetriebes, die wichtigsten Einbauten, Vorkehrungen zur Förderung, Wasserhaltung und Wetterführung, — die Zahl und den Durch- sehnittsverdienst der Arbeiter, — die Jahreserzeugung in den Jahren 1874, 1875 und 1876, — die Gestehungskosten und Werkspreise, — die Transport- und Ab- satz-Verhältnisse, dann noch bezüglich der Kohlen den Heizwerth, Aschengehalt und besondere Eigenschaften, welche auf den Werth derselben Einfluss haben und bezüglich der Eisensteine den Eisengehalt, dann die Art des Hüttenbetriebes, bei dem dieselben Verwendung finden. Ausführliche Register erleichtern das Aufsuchen der einzelnen Localitäten oder Werke, über welche der Leser Belehrung sucht. Beiden Büchern sind zahl- reiche Holzschnitte zur Erläuterung wichtiger Vorkommen, dem Eisensteinbuch überdies noch zwei Uebersichtskarten, die eine die Alpenländer, die zweite Böhmen, Mähren und Schlesien umfassend, beigegeben. D. Sturr. ©. W. Peach. On the Circinate Vernation, Fructification, and Varieties of Sphenopteris affinis and on Staphylopteris (?) Peachii of Etheridge and Balfour, a K. k. geolog. Reichsanstalt 1373. Nr. 11. Verhandlungen. 37 260 Verhandlungen. Nr. ıl Genus of Plants new to British Rocks. (Quat. Journ. of the geol. Soc. London, Vol. XXXIV, Nr. 133, 1878, p. 131 mit Taf. VII und VII.) Zu den in dieser Abhandlung ausgesprochenen Meinungen über die Staphy- lopteris (?) Peachii möchte ich noch die Ansicht beifügen, dass ich weder den dortselbst auf Taf. VIII, Fig. 1a und 1 dargestellten Fruchtstand, der an sich der kleinere ist, noch den grösseren in Fig. 2 und 3 abgebildeten für ident halten könnte mit jenem Farnfruchtstand, den ich im Hefte I. Taf. XVII, Fig. 2 copiren liess, und im Heft Il, p. 149, Calymmotheca minor benannt habe. Allen den bisher mir bekannten Indusien der Calymmotheca fehlt ein breiter Fond an ihrem Grunde, indem sie trichterförmig sich gegen den Fruchtstiel verengen. Dagegen besitzen die provisorisch Staphylopteris Peachii benannten Indusien einen ausgebreiteten horizontalen Fond, der an den Blüthenboden der Compositen entfernt erinnert, und von welchem, resp. dessen Aussenrande, die einzelnen Klappen der Indusien senk- recht aufsteigen und erst zu oberst mit den Klappenspitzen zusammenneigen. Diese letztere Eigenschaft lässt die Indusien der Staphylopteris (?) Peachii viel ähnlicher erscheinen mit jenen merkwürdigen Resten aus dem Culm von Roth- waltersdorf in Niederschlesien, die Geheimrath Göppert unter dem Namen Cala- thiops Beinertiana (Flora der Perm. form. Palaeontogr. XII, p. 268, Taf. LXIV, Fig. 4—5) beschrieben und abgebildet hat. Die Steifheit und Dicke der Klappen und deren grössere Anzahl, die breite Basis der Indusien sprechen für sehr nahe Verwandtschaft, die noch augenfälliger wird, wenn man die Originalien selbst unter- sucht, die später O. Feistmantel unter dem Namen Psilophyton robustius Feistm. nec Daws. (Zeitschr. d. D. geolog. Gesellsch. 1873, Taf. XVII, Fig. 59) leider sehr unvollkommen abgebildet hat. Staphylopteris asteroides Lesqu. (Geol. surv. of Illinois IV, Taf. XIV, Fig. 7) zeigt einen ganz fremdartigen Habitus und kleine Indusien, die in circa 5 Klappen aufspringen, und ebenfalls einen weiten Fond am Grunde besitzen. Wie es gekommen ist, dass diese Pflanze mit jenem äusserst zweifelhaften Reste, den Brongniart unter dem Namen Filieites polybotrya bekannt gemacht hat, und den Pres] zur Aufstellung einer neuen Gattung Staphylopteris ' benützt hat („an inflorescentia seu panicula fructifera cujusdam Botrychio vel Aneimiae ana- logae plantae?“), in eine Gattung gebracht werden konnte, ist mir allerdings nicht klar, da es mir unmöglich scheint, dass die eitirte Fig. 7 und die zu derselben ge- stellte Fig. 8 den Fruchtstand einer Art darstellen. Die Staphylopteris asteroides Lesqu. muss offenbar in zwei Gattungen und zwei Arten zerlegt werden, wovon uns nur die in Fig. 7 dargestellte Art interessiren kann, und die gewiss eine neue Gattung darstellt, die nahe verwandt sein dürfte mit Calymmotheca. Aus dieser Auseinandersetzung folgere ich, dass der Name Staphylopteris für den amerikanischen Indusienstand mit Unrecht gebraucht worden war, und dass daher C. W. Peach mit Recht nur fraglich diesen Namen für seinen Farn- fruchtstand in Anwendung brachte, der meiner Ansicht nach besser und zweckent- sprechender Calathiops Peachi genannt werden sollte. Endlich erachte ich es für nothwendig, hervorzuheben, dass das Indusium der Calymmotheca, entgegen der Meinung Mr. Carruther’s, gar keine Aehnlich- keit mit dem Indusium der Hymenophylleen besitzt, indem der Calymmotheca das fadenförmige Receptaculum gänzlich fehlt, somit ein Vergleich nur mit Sphaeropteris möglich wird. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 31. Juli 1878. Inhalt. Eingesendete Mittheilungen,. A. Nehring, Die quaternären Ablagerungen von Thiede und Westeregeln, M. Neumayr, Bemerkungen zur Gliederung des oberen Jura. G. Laube, Die Stufen F, G und H des böhmischen Silurbeekens. R. Hoernes, Menschen als Zeitgenossen des Höhlenbären in der Mixnitzer Höhle. A. Bittner, Conularia in der Trias. — Reise-Berichte. K. M. Paul, Dr. O0. Lenz. — Literatur-Notizen. B. Renault, Koch und Kürthy. — Einsendungen für die Bibliothek. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. Dr. A. Nehring. Die quaternären Ablagerungen der Gypsbrüche von Thiede und Westeregeln. Eine Entgeg- nung an Dr. A. Jentzsch und Dr. E. Tietze.'!) Die Untersuchungen, welche ich seit dem Jahre 1873 in den Gypsbrüchen von Thiede (°/, Stunden nordwestlich von Wolfen- büttel), und seit dem Jahre 1874 in den Gypsbrüchen von Wester- egeln (etwa in der Mitte zwischen Magdeburg und Halberstadt ge- legen) auf häufig wiederholten Excursionen angestellt habe, hatten anfangs wesentlich den Zweck, die in den dortigen quaternären Ab- lagerungen begrabenen Thierreste zu erforschen und dadurch den Charakter der ehemaligen Fauna unserer Gegend festzu- stellen. Diese Forschungen waren von dem besten Erfolge begleitet, einerseits weil an den genannten beiden Fundorten in den letzten Jahren gerade die ergiebigsten Fundschichten neu angeschnitten waren, andererseits aber wohl auch desshalb, weil ich die Nachgra- bungen durchweg eigenhändig vorgenommen und die betreffenden Erdschichten der subtilsten Durchsuchung unterworfen habe. Ich darf es hier wohl hervorheben, dass ich in den Hauptfundschichten über- 1) Diese Entgegnung erfolgt verhältnissmässig spät, weil ich erst die Auf- schlüsse einer neuen Abgrabung im Thieder Gypsbruche abwarten wollte; diese Ab- grabung ist erst jetzt (6/7. 1878) ziemlich beendet. bye K. k. geolog. Reichsanstalt 1378. Nr. 12. Verhandlungen. 38 262 Verhandlungen. Nr. 12 haupt nicht mit Hacke und Spaten, sondern mit einem kleinen Taschenmesser gearbeitet und einen Absatz nach dem andern vor- sichtig weggestoehen habe, wobei ich die losgestochene kleine Erd- masse auf der linken Handfläche einer genauen Durchsicht unter- warf. Manche Fossilreste habe ich erst zu Hause durch Sieben und Schlemmen der mitgenommenen Probestücke gewonnen. Auf diese,Weise ist es mir gelungen, ein so umfangreiches und wohlerhaltenes Material von Fossilresten aus den genannten Ablage- rungen zu gewinnen, dass in Bezug auf die bisher minder beachtete quaternäre Mikrofauna wohl wenige Privatsammlungen mit der mei- nigen concurriren können. Jedenfalls lässt mein Material, da ich von den Arbeitern nur wenige Stücke acquirirt und auch für diese immer die Fundstelle genau constatirt habe, an Zuverlässigkeit wenig oder gar nichts zu wünschen übrig. Bei meinen fortgesetzten Untersuchungen boten sich mir neben dem paläontologischen allmälıg auch noch andere Gesichtspunkte dar. Der Charakter der Faunen gestattete wichtige geographische und geologische Schlüsse, mancherlei Fundstücke "wiesen auf eine früh- zeitige Anwesenheit des Menschen hin, schliesslich erhob sich beson- ders noch die Frage nach der Entstehungsweise der Ablage- rungen. Es ist sehr natürlich, dass ich die letztere Frage nicht gleich von vornherein in jeder Hinsicht richtig beantwortet habe. Denn einerseits herrscht ja bekanntlich über die Entstehung des Löss und der ihm nahe verwandten Ablagerungen unter den anerkann- testen Autoritäten noch eine grosse Meinungsverschiedenheit, an- dererseits sind die von mir untersuchten Ablagerungen überhaupt nicht aufeine einzige Entstehungsursache zurückzuführen, auch finden dem Niveau nach Unter- schiede statt, so dass ich erst im Laufe der Jahre, und nachdem ich alle Schichten von oben bis unten kennen gelernt habe, zu einer mich befriedigenden Ansicht über die betreffenden Ablagerungen gelangt bin. Herr Dr. E. Tietze hat meine Funde für wichtig genug ge- halten, um dieselben einer eingehenden und ausführlichen Bespre- chung in den Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 1878, Nr. 6, p. 113—119 zu würdigen und „ihre Bedeutung für die Theorien über Lössbildung“ hervorzuheben. Ich bin erfreut gewesen, dass meine 4—5jährigen Untersuchungen, welche ich (ich darf es wohl behaupten) mit der grössten Sorgfalt, unter bedeutender kör- perlicher Anstrengung und mit Aufwendung von viel Zeit und Geld durchgeführt habe, den Beifall des Herrn Dr. Tietze gefunden haben, wie sie auch sonst vielfach in ihrer wissenschaftlichen Bedeu- tung anerkannt sind. Der Schwerpunkt derselben liegt vorläufig auf dem faunistischen Gebiete. Das Wesentliche, welches ich in dieser Hinsicht constatirt habe, besonders das, was sich auf die Steppenfauna von Westeregeln bezieht, werde ich stets auf- recht erhalten müssen; über viele andere Punkte kann man verschie- dener Ansicht sein, und ich werde es Niemand übel nehmen, wenn er in diesem oder jenem Punkte von meiner Auffassung abweicht, vn Nr. 12 Bericht vom 31. Juli. Dr. A. Nehring. 963 zumal ich selbst im Laufe der letzten Jahre Manches anders, wie früher, aufzufassen gelernt habe. Ich werde daher mit Herrn Dr. Tietze, welcher das Haupt- resultat meiner Untersuchungen als richtig anerkannt hat, leichter übereinkommen, als mit Herrn Dr. Jentzsch, welcher den Steppen- charakter der von mir bei Westeregeln constatirten Quaternär-Fauna und die von mir darauf gegründeten Schlüsse in Frage gestellt hat.') Ich wende mich zunächst gegen Herrn Dr. Jentzsch und werde versuchen, das Hauptresultat meiner Untersuchungen gegen seine Einwendungen zu vertheidigen. I. Jentzsch sagt a. a. O. Folgendes über meine Funde: „Auf eine europäische Steppenzeit scheinen allerdings Nehrings Funde von Steppenthieren (Springmäusen) in der Provinz Sachsen hinzu- weisen, wie schon Th. Fuchs betont hat. Wenn man jedoch bedenkt, dass ein und dieselben Quartärbildungen Thiertypen sehr verschie- dener Himmelsstriche beherbergen, so wird man Schlüsse über Klima nicht auf einzelne Species gründen wollen.“ „Kommt doch Mammuth und Rhinoceros neben Murmelthier, Lemming und Moschusochs, wie neben Dos primigenius und neben dem an indische Formen erinnernden Bos Pallasi vor, während der Löss der Gegend von Aussig in Böhmen nach den Untersuchungen von Prof. Laube sogar vom Steinbock Reste enthält! Ueberdiess wurden die betreffenden Steppenthiere in Höhlen und Spalten des Gypses gefunden, zusammen damit Knochen vom Rennthier, ein Hecht- Unterkiefer, ein Entenschädel und einige Froschknochen, also eine Fauna, die wenig zu den von Prof. v. Richthofen vorausgesetzten Lebensbedingungen passt.“ Diese Einwendungen gegen die Beweiskräftigkeit meiner Funde sind nicht ohne Geschick zusammengestellt, trotzdem kann ich sie nicht als triftig anerkennen. Es würde den Umfang dieser Mitthei- lung überflüssig vermehren, falls ich eine ausführliche Widerlegung geben wollte; ich kann den Leser, welcher sich für die Sache näher interessirt, auf meine letzte grössere Publication über „die quaternären Faunen von Thiede und Westeregeln“ etc. (Braunschweig 1378, Vie- weg, Separ.-Abdr. aus d. Arch. f. Anthrop.) verweisen, wo ich p. 48 bis 60 die Frage nach der Zusammengehörigkeit und nach dem Cha- rakter der Fauna von Westeregeln ausführlich besprochen habe. Ich fasse hier an dieser Stelle meine Widerlegung nur kurz in folgende Sätze zusammen: 1. Der Steppencharakter der Fauna von Wester- egeln wird nicht nur durch die Springmäuse (Alactaga jaculus), welche Jentzsch nennt, sondern auch durch die daneben gefun- denen Ziesel (Spermophilus altaicus und guttatus), das Steppen- murmelthier (Arctomys bobac), den kleinen Pfeifhasen (Lagomys 1) Vgl. diese Verhandlungen 1877, Nr. 15, p. 253. 38* 964 Verhandlungen. Nr. 12 pusillus), durch mehrere osteuropäische Wühlmaus-Arten, durch die wilden Pferde bewiesen. 2. Dass diese Thiere in der Gegend des Fundortes einhei- misch waren, und dass ihre Reste auf primärer Lagerstätte liegen, erhellt einerseits aus der zum Theil grossen Individuenzahl (17 Springmäuse, circa 16 Ziesel, zahlreiche Arvicolen und Pferde), sowie aus dem Vorherrschen der jugendlichen Individuen, anderer- seits aus der vorzüglichen Erhaltung und der Zusammengehörigkeit der Skelettheile. (Uebrigens liegen die betreffenden Fossilreste nicht eigentlich in „Höhlen und Spalten des Gypses“, was so aufgefasst wer- den könnte, als ob es zusammengewürfeltes Zeug wäre, sondern sie finden sich in den sandig-lehmigen Kluftausfüllungen, welche meistens sehr breit sind und so vollständig mit einander zusammenhängen, dass eine Vergleichung des Niveaus sehr leicht ausführbar ist.) 3. Unter den sonstigen Mitgliedern der Fauna ist keines, wel- ches mit dem Steppencharakter derselben im Widerspruche stände; Fledermäuse, zumal die nachgewiesenen Arten, kommen zahlreich in den osteuropäischen und asiatischen Steppen vor, ‚ebenso Wölfe, Dachse, Iltisse, Hasen, Trappen, Enten, Lerchen, Finken, Schwal- ben etc. Auch Grasfrösche und Kröten sind in den Steppen nicht selten, zumal scheint die Knoblauchskröte (Pelobates fus- cus), deren Reste ich nachträglich noch aus den Ablagerungen von Westeregeln in mehreren Exemplaren constatirt habe, in den Steppen- gebieten an der untern Wolga, z. B. bei Sarepta, häufig zu sein.) Endlich gibt es Hechte genug in den Gewässern der Steppen. Man muss bei dem Worte „Steppe“ nur nicht gleich an eine Wüste denken. 4. Mit der ständigen Steppenfauna von Westeregeln mischten sich zeitweise Sommergäste aus Mittel- und Süddeutschland (Hyäne, Löwe), zeitweise Wintergäste aus dem Norden (Lemming, Eis- fuchs, Rennthier ?), ein Verhältniss, welches sich analog noch heute in den Steppengebieten von Südsibirien finde. Was aber die aus- gestorbenen Arten (Elephas primigenius, Ihinoceros tichorhinus, Bos primigenius) anbetrifft, so können auch sie sehr wohl in gewissen Jahreszeiten, zumal während der üppigen Vegetationsperiode der Steppenpflanzen, die Steppe betreten haben, gerade wie es noch jetzt ihre Verwandten thun. — Alle diejenigen Arten, welche nicht der ständigen Fauna angehören, sind nur in wenigen Exemplaren ver- treten. 5. Wenn Jentzsch darauf hinweist, dass überhaupt „ein und dieselben Quartärbildungen Thiertypen sehr verschiedener Himmels- striche beherbergen“, dass Mammuth und Rhinoceros neben Murmel- thier, Lemming und Moschusöchs“ vorkommt etc., und dass „man Schlüsse über Klima nicht auf einzelne.Species gründen“ könne, so habe ich dagegen Folgendes zu erwidern: Es kommt zunächst sehr 1) Vgl. Leydig, Die anuren Batrachier. Bonn 1877, p. 80. ?) Diese nordischen Gäste deuten auch mit Entschiedenheit darauf hin, dass die Gegend von Westeregeln damals unbewaldet (oder sehr schwach bewaldet?) war; denn die Lemminge und Eisfüchse meiden stets den Wald, auch das Rennthier betritt ihn nur vorübergehend. Nr. 12 Bericht vom 31. Juli. Dr. A. Nehring. 965 auf die Thierarten an, ob man Schlüsse hinsichtlich des Klimas auf sie gründen kann. Diejenigen Arten, welche ein ansäs- siges Leben zu führen pflegen, verdienen das meiste Ver- trauen, sie müssen als Ausgangspunkt für die Beurthei- lung des Klimas betrachtet werden, zumal wenn sie in grosser Individuenzahl und in jugendlichen Exemplaren vorkommen ; die übrigen Arten, welche entweder zeitweise oder regelmässig zu wandern pflegen, werden erst in zweiter oder dritter Linie berück- sichtigt werden dürfen. Wenn Mammuth und Rhinoceros neben Murmelthier, Lemming und Moschusochs vorgekommen sind, so fragt es sich erst noch, ob alle diese Thierreste an dem betreffenden Fundorte (welcher nicht genannt ist) in gleichem Niveau und auf primärer Lagerstätte ge- legen haben, ob das Murmelthier identisch ist mit dem Alpenmurmel- thier oder mit dem Bobak, ob nicht Lemming und Moschusochs als vereinzelte Wanderer in der betreffenden Gegend zu betrachten sind. Erst wenn man diese Fragen beantwortet hat, kann man weitere Schlüsse ziehen. Wenn Laube echte Steinbockreste im Löss bei Aussig ge- funden hat, so ist das nur ein Beweis, dass der Steinbock in der Vorzeit nicht auf die Alpen beschränkt war, sondern zeitweise (etwa in den schroffen Wintern der Steppenzeit) auch die böhmischen Ge- birge betrat. Uebrigens könnten die betreffenden Fossilreste, wenn dieselben nicht aus sehr charakteristischen Skelettheilen bestehen, möglicherweise nicht vom Alpensteinbock, sondern vom sibirischen Steinbock oder gar vom Argali herrühren; im letzteren Falle dürften sie sehr wohl in eine Steppenfauna hineinpassen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Herr Dr. Jentzsch mir sagen wollte, auf was für ein Klima er aus der Quater- närfauna von Westeregeln zurückschliesst. Irgend ein Klima muss doch wohl zur Zeit ihrer Existenz geherrscht haben. Ich selbst kann vorläufig aus jener Fauna nur auf ein Steppenklima zu- rückschliessen, ein Schluss, welcher durch das Vorkommen von Springmäusen, Zieseln, Pfeifhasen, Steppen-Wühlmäusen, wilden Pfer- den, Saiga-Antilopen an anderen Fundorten Mittel- und Westeuropas gestützt wird.!) Natürlich wird dabei eine andere Gestalt Europas, eine grössere Ausdehnung nach Westen und Nordwesten, ein Zusam- menhang mit Afrika, ein Vorherrschen trockener Luftströmungen etc. für jene Steppenzeit vorausgesetzt werden müssen. ?) IM. Ich wende mich nun gegen Herrn Dr. Tietze. Der Haupt- tadel, welchen derselbe gegen mich gerichtet hat, besteht darin, dass 1) So z. B. Springmäuse bei Gera, Ziesel bei Gera, Quedlinburg, Steeten, Eppels- heim, Weilbach, an mehreren Orten in Frankreich und England, kürzlich auch noch von mir constatirt bei Thiede und Nussdorf, Pfeifhasen bei Thiede, Goslar, Steeten, Di- nant, in Frankreich und England, kürzlich von mir auch bei Nussdorf nachge- wiesen. 2) Vgl. meine oben eitirte Abhandlung über Thiede und Westeregeln. p. 64. 266 Verhandlungen. Nr. 12 ich „die wichtigen Consequenzen, welche in Bezug auf die Art der Entstehung des Löss sich im Sinne der v. Richthofen’schen Theorie aus den Verhältnissen von Thiede und Westeregeln ergeben, nicht selbst gezogen habe.* Hiergegen habe ich Folgendes zu bemerken: 1. Die Ablagerungen von Thiede und Westeregeln bestehen keineswegs aus typischem Löss'), sondern sie haben nur zum Theil, und zwar bei Westeregeln in grösserer Ausdehnung als bei Thiede, einen lössartigen Charakter; ich konnte daher die v. Richthofen’sche Lösstheorie, welche mir bei meinen früheren Publicationen noch nicht einmal bekannt war, nicht ohne Weiteres auf sie anwenden. 2. In meiner letzten Publieation habe ich für die Ablagerungen von Westeregeln bereits eine Mitwirkung von Wind- und Flug- sand angenommen. (Vgl. S. 51, Z. 24 v. o., und Note 1, Z.3, ferner S. 54, 2.3 v. 0.) Ich wäre auch noch etwas ausführlicher auf diesen Punkt eingegangen, wenn es der Zweck des Anthropol. Ar- chivs und der von der Redaction desselben mir zugemessene Raum nicht verboten hätten; ich musste mich damit begnügen, die geologi- schen Resultate meiner Untersuchungen nur anzudeuten. 3. Ich will Herrn Dr. Tietze gerne zugestehen, dass der Wind oder der von ihm bewegte Sand und Staub bei Bildung der mittleren und oberen Schichten von Westeregeln, sowie auch einiger Schichten von Thiede eine wichtige Rolle gespielt hat; wenn aber Tietze die ganzen Ablagerungen nach der v. Richthofen’schen Theorie sich entstanden denkt, so ist das ein entschiedener Irrthum, wie er bei eigener Untersuchung der Fundstellen selbst erkennen würde. Auch darf man nicht Thiede und Westeregeln ohne Weiteres zusammenwer- fen; aus meiner äusserlichen Zusammenstellung beider Fundorte folgt noch nicht, dass beide auch denselben faunistischen und geo- logischen Charakter haben. Meine jetzige Ansicht von der Sache, welche durch eine nochmalige Excursion nach Westeregeln?) und durch mindestens 10 neuerliche, zum Theil recht erfolgreiche Ausflüge nach Thiede sich herausgestellt hat, ist etwa folgende: ') Ich habe allerdings an manchen Stellen meiner bisherigen Publicationen die betreffenden Ablagerungen mit dem Ausdruck „Löss“ bezeichnet, sowohl der Kürze wegen, als auch weil sie zum Theil einen lössartigen Charakter haben; doch sind von mir auch die Abweichungen nicht verschwiegen worden, z. B. Zeitschr. f. d. ges. Naturw., 48. Bd., S. 181, Anm., Die quat. Faunen von Thiede und Wester- egeln, S. 3, 8, 9. ?) Ich bin jetzt zehn Mal dort gewesen und habe im Ganzen 24 Tage auf diese Excursionen verwendet; auf der letzten habe ich noch emige neue Species gefunden, z. B. Planorbis carinata, Myodes torguatus, welche mir bisher ent- gangen waren, welche aber auch wirklich sehr selten bei Westeregeln vorzukommen scheinen. Nr. 12 Bericht vom 31. Juli. Dr. A. Nehring. 267 1. Die Ablagerungen von Thiede können an meiner Haupt- fundstätte (Ostwand des Gypsbruches') in drei Etagen getheilt werden. Die oberste, welche unter der Ackerkrume beginnt und bis circa 14 Fuss tief hinabreicht, hat im Ganzen einen lössartigen Charakter, welcher am reinsten bei circa 12 Fuss Tiefe hervor- tritt; in letzterem Niveau zeigen die Ablagerungsmassen eine hell- gelbe Färbung, einen starken Kalkgehalt, eine röhrige Structur, ein feines Korn, kaum eine Spur von Schichtung, wenig oder gar keine Plastieität, enthalten auch nicht selten Lössconchylien, wie Pupa muscorum, Suecinea oblonga, Helix-Arten. Die obersten Partien dagegen (1—9 Fuss tief) sind durch kohlige Stoffe mehr oder weniger dunkel gefärbt, etwa graugelb oder bräunlich, ja, es findet sich darin eine Partie, welche im feuchten Zustande ganz schwarz erscheint ; doch ist die sonstige Beschaffenheit lössartig, wenngleich der Kalk- gehalt durch die Sickerwässer fast ganz weggeführt ist. An einer Stelle (etwa 7—S Fuss tief) fanden sich zahlreiche Holzkohlen, welche von Eichen herzurühren scheinen. Von fossilen Knochen war in diesen Lagen wenig vorhanden; bis S Fuss Tiefe fanden sich Reste eines starken Dos, bei 10 Fuss kamen die ersten Mammuthreste zum Vor- schein, und zwar nicht weit von einer Stelle, welche vor mehreren Jahren bei eirca 12 Fuss Tiefe das Skelet eines Löwen geliefert hatte, Diese oberste Etage, welche so hoch liegt, dass ihr Niveau von der Oker wohl nur bei sehr hohem Wasserstande hätte erreicht werden können, mag unter wesentlicher Einwirkung des Windes gebildet sein; daneben dürften aber locale Wasserfluthen bei starken Regengüssen mitgewirkt und hie und da ein kleines Steinchen dazwischen geführt haben. Die zweite Etage reicht etwa von i4—22 Fuss; der Löss- charakter verliert sich allmälig nach unten zu, die Ablagerungen zeigen den Charakter eines stark kalkhaltigen Diluvial- mergels mit sehr vielen Feuersteingeschieben und son- stigen theils abgerundeten, theils scharfkantigen Steinen (Kiesel- schiefer vom Harz, Stückchen Plänerkalk, Granit, Quarz ete.). Be- merkenswerth ist ein etwa 20 Pfund schwerer rother Granit- block, welcher bei circa 16 Fuss Tiefe zum Vorschein kam und noch jetzt zur Hälfte in der Wand steckt; ferner hebe ich ein Stück- chen Beyrichien-Kalk hervor, welches ziemlich abgerundet ist, aber einen gut erhaltenen Abdruck einer Rhynchonella plicatella Kloeden enthält, ferner eine Ostrea, welche möglicherweise aus dem weissen Jura nördlich vom Harze stammt; endlich eine Anzahl von kleinen, ') Der Thieder Gyps scheint übrigens nicht zum Buntsandstein zu ge- hören, wie ich (allerdings mit?) nach v. Strombeck bisher annahm, sondern zum Zechstein, ebenso wie der von Westeregeln. An beiden Fundorten findet sich steil aufgerichtet neben dem Gyps ein Gestein (nebst angrenzenden Thonschichten), welches kaum anders als zum Zechstein gerechnet werden kann. Herr v. Strom- becek, welcher kürzlich 'Thiede zusammen mit mir besuchte, sprach sich dort auch in diesem Sinne aus. 268 Verhandlungen. Nr. theilweise stark abgeschliffenen Belemniten, welche wahrscheinlich mit Bel. ultimus oder minimus aus dem Gault identisch sind. !) Diese Gesteinsstücke und Versteinerungen sind auf keinen Fall durch den vorhistorischen Menschen an Ort und Stelle gebracht, wie Herr Dr. Tietze vermuthet, sondern sind von fliessendem Wasser eingeschwemmt, und zwar sehr wahrscheinlich von der Oker, welche damals noch in einem weniger vertieften, zeitweise wohl auch west- lich abgelenkten Bette dahinfloss und bei Hochwasser einen lehmig- sandigen Detritus nebst grösseren und kleineren Steinen zwischen die Thieder Gypsfelsen führte. Dieses Gesteinsmaterial be- steht theils aus zerstörtem nordischem Diluvium, theils aus fortgeschwemmten Gesteinen desHarzes und seiner Vorberge. Selbst die menschlichen Feuerstein-Werkzeuge, welche ich sowohl früher, als auch kürzlich wieder in diesen Ablagerungen gefunden habe), scheinen mir nicht unmittelbar durch den Men- schen an den Fundort gebracht, sondern durch die Kraft fliessenden. Wassers eingeschwemmt worden zu sein, doch so, dass sie aus sehr geringer Entfernung (vielleicht nur wenige Schritte weit, z. B. aus der unmittelbaren Umgebung der damals frei stehenden Felsen) her- beigeführt wurden; denn dass sie nicht weither geschwemmt sind, beweist ihre durchaus scharfkantige Gestalt. Auch die Thierknochen, sowie die sporadisch vorkommenden Holzkohlenstückchen machen meistens den Eindruck, als ob sie durch Wasser an ihre Lagerstätte gebracht seien; da sie jedoch keine Spur von Abschleifung zeigen, und die zusammengehörigen Skelettheile selten weit von einander ge- trennt liegen, so müssen sie aus der nächsten Umgebung stammen. Ich muss also annehmen, dass die mittleren Schichten (welche freilich eine deutliche Schichtung nur selten hervortreten lassen, aber doch in ihrer Gesammtheit eine mehr oder weniger deutlich abgegrenzte Schicht oder Lage bilden) im Wesentlichen durch fliessendes, süsses Wasser, und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach durch Hochwasserfluthen der Oker gebildet worden sind. Den thierischen Resten nach charakterisiren sie sich durch zahlreiche und meistens wohlerhaltene, aber oft durch kalkige Con- cretionen zusammengebackene oder inerustirte Reste von Klephas pri- migenius und Bhinoceros tichorhinus; daneben sind ziemlich häufig Reste von einer Bos-Art und von Zyuus caballus, selten Reste von Hyaena spelaea und Cervus tarandus vorgekommen. Ich möchte sie nach dem Hauptfossil als Mammuth-Schichten bezeichnen. Die dritte Etage, welche etwa bei 22 Fuss Tiefe beginnt, reicht bis in den Grund der Gypsklüfte hinein, d. h. 30—35, auch wohl stellenweise 40 Fuss tief. Sie umfasst diejenigen Schichten, welche ich schon früher mehrfach als Lemmings-Schichten be- zeichnet habe; denn sie werden in der That durch das zahlreiche ) Die Bestimmungen dieser letztgenannten Fundobjecte verdanke ich der Freundlichkeit der Herren Dr. Lossen und Dr. Dames in Berlin. 2) Vgl. d. quat. Faunen v. Thiede u. Westeregeln, 8. 5. Be ee. Nr. 12 Bericht vom 31. Juli. Dr. A. Nehring. 969 Vorkommen von Lemmingsresten ceharakterisirt. Der Uebergang von der zweiten zur dritten Etage ist zwar kein ganz scharfer, doch kann ich jetzt auf Grund der letzten Abgrabung mit Sicherheit behaupten, dass Lemmingsreste nur sporadisch in die unteren Mammuthschiechten hineinreichen, und ebenso Mammuth- (resp. Nashorn-) Reste nur sehr sporadisch in den oberen Lemmingsschiehten zu beobachten sind. Am zahlreichsten sind die Reste von Myodes lemmus, dem gemeinen Lem- ming'), zumal in den oberen Lagen, seltener (und meistens etwas tiefer liegend) diejenigen von M. torquatus, dem Halsband-Lemming. Ausser den Lemmingen findet sich Arvicola gregalis ziemlich häufig; nicht selten sind Reste von alten und jungen Eisfüchsen, von alten und jungen Rennthieren, vereinzelt und, wie es vorläufig scheint, auf die oberen Lemmingsschichten beschränkt, zeigen sich Reste von Eguus, von Arvicola ratticeps, Arvicola amphibius?), von einer Lago- mys-, einer Lepus-, einer Spermophilus- und einer Fledermaus-Art. Was die äussere Beschaffenheit der Lemmingsschichten an- betrifft, so charakterisiren sie sich durch starken Sandgehalt und deutliche, horizontale Schichtung. Die einzelnen Schichten sind durchweg sehr dünn (2—3 Cm.), und zwar wechselt gewöhnlich eine stark sandige Schicht von gröberem Korn mit einer feinsandigen oder geradezu lehmigen Schicht ab. Hie und da liegen auch grössere abgerundete Steine (ich habe welche gefunden, die 200 Gramm wogen) dazwischen, doch nie so zahlreich und so gross wie in den Mammuthschichten. Uebrigens ist der Kalkgehalt der Lemmingsschichten ziem- lich bedeutend, und es finden sich nicht selten, besonders um die fossilen Knochen herum, kalkige Coneretionen. Die Lemmingsreste habe ich theils häufchenweise gefunden, so dass sie den Eindruck machten, als ob sie aus Eulengevöllen herrührten, theils kamen sie vereinzelt vor. Nach meiner jetzigen Ansicht sind diese Schichten wesent- lich durch die Wirkung von Hochwasserfluthen ent- standen; doch mag es sein, dass der Wind in den zwischen zwei Ueberschwemmungen liegenden Pausen, welche wohl meistens in die trockene Sommerszeit fallen mochten, häufig ein ansehnliches Quantum von Sand und Staub über die in der Lemmingszeit waldlose Gegend hinweggetrieben und theilweise zwischen den T'hieder Gypsfelsen ab- gelagert hat, so dass dann abwechselnd Wasser und Wind ihre Wirkung ausübten, und das Wasser die vom Winde auf- gehäuften Sandmassen nachträglich nivellirte und schichtweise ordnete. Ich gebe also auch für Thiede eine Mitwirkung des Windes zu, hauptsächlich für die oberste Etage, theilweise auch für die un- 1) Diese Reste liessen sich mit demselben Rechte auf den obischen Lemming (M. obensis) beziehen, welcher im Skeletbau, abgesehen von einer etwas geringeren Grösse, ganz mit dem gemeinen Lemming übereinstimmt. ?) Arv. nivalis, die Schneemaus, welche ich glaubte bei Thiede gefunden zu haben, muss ich vorläufig zurückziehen, da der betreffende Unterkiefer jetzt als ein jener Art ähnelnder, aber richtiger zu A. amphibius zu rechnender von mir er- kannt ist. K. k. geolog. Reichsanstalt. 1373. Nr. 12. Verhandlungen. 39 270 Verhandlungen. Nr. 12 terste; in der mittleren dagegen habe ich bisher keine Spur derselben beobachten können. 2. Gehen wir jetzt zu Westeregein über! Hier glaube ich die Mitwirkung des Windes bei Aufschichtung der betreffenden Ablagerungsmassen in bedeutenderem Umfange als bei Thiede an- nehmen zu dürfen; doch liegt die Sache auch hier so, dass gewisse Schichten wesentlich als das Produkt von Ueberschwem- mungen, andere wesentlich oder ganz als das Produkt des Windes anzusehen sind. Ich habe bei meiner letzten Exeursion mein Augenmerk hauptsächlich darauf gerichtet, Anhaltspunkte für die eine oder andere Entstehungsweise zu gewinnen, und bin zu der Ansicht gekommen, dass man nur dann den verschiedenen Beobach- tungen Rechnung tragen kann, wenn man die untersten Schichten von den mittleren und obersten trennt. Die untersten (eirca 20 bis 30 Fuss tief) lassen sich in ihrer regelmässigen Schiehtung, welche abwechselnd sandige und thonige Lagen erkennen lässt, ohne wesent- liche Einwirkung von Wasser, und zwar nicht nur von localen Regenwasser-Fluthen, sondern von umfangreicheren Ueberschwem- mungen kaum erklären. Dazu kommt das Vorkommen von Ge- steinsstücken, von tertiären Conchylien, sowie von einer Üyelas (cor- nea?), und einer Planorbis carinata, also von Fundobjeeten, welche schwerlich anders als durch Einschwemmung an Ort und Stelle ge- bracht sind. Diese untersten, lehmig-sandigen Schichten von Westeregeln, welche, abgesehen von ihrem Kalkgehalte, nichts Lössartiges an sich haben, scheinen übrigens nicht mit den un- tersten Schichten von Thiede gleichalterig, sondern jünger zu sein. Die eigentlichen Lemmingsschichten fehlen bei Westeregeln; Lemmingsreste kommen nur sporadisch vor, ohne sich an ein gewisses Niveau zu halten, woraus zu folgen scheint, dass die Ablagerungen von Westeregeln erst entstanden sind, als die Lem- mingszeit vorbei war, und Lemminge nur noch zuweilen als Winter- gäste bis in unsere Gegenden vordrangen. Man könnte also die un- tersten Schichten von Westeregeln, welche zahlreiche Reste von Rhi- noceros tichorhinus, Equus caballus, Cervus tarandus, Hyaena spelaea und bisweilen auch von Elephas prümigenius geliefert haben, mit dem unteren Theile der Thieder Mammuthschichten gleichstellen. Reste der alsbald zu nennenden Nager und Fledermäuse sind in ihnen ver- hältnissmässig selten. !) Die mittleren und oberen Partien der Ablagerungen von Westeregeln tragen einen mehr oder weniger lössartigen Cha- rakter an sich, ohne dass sie aber geradezu als Löss bezeichnet werden könnten; sie lassen allerdings die meisten Eigenschaften des Löss erkennen, unterscheiden sich aber von ihm durch ein viel grö- beres Korn. Auch die stellenweise hervortretende Schichtung ist Etwas, was dem typischen Löss zu fehlen pflegt. Ich möchte die betreffenden Ablagerungsmassen von Westeregeln als ein Mittel- ding zwischen Löss und Flugsand bezeichnen. 1) Vgl. d. quat. Faunen von Thiede und Westeregeln, S. 49, 51. Nr. 12 Bericht vom 31. Juli. Dr. A. Nehring. 971 Von der wesentlich subaörischen Entstehungsweise derselben bin ich jetzt überzeugt, habe dies ja auch schon in meiner letzten Publi- cation angedeutet. Für diese Auffassung sprechen u. A. folgende Umstände: 1. Das ziemlich hohe Niveau der betreffenden Schichten über dem jetzigen Niveau des nächsten Flusses (der Bode). 2. Die petrographische Beschaffenheit derselben. 3. Die eingeschlossenen Fossilien stammen fast ausnahmslos von Landthieren, zum grossen Theil von charakteristischen Steppen- thieren, welche auf ein Steppenklima und somit auf subaörische Sand- und Staub-Ablagerungen zurückschliessen lassen, wie sie Hr. v. Richt- hofen in den abflusslosen Steppengebieten Central-Asiens in gross- artigem Massstabe beobachtet hat. 4. Die wenigen Spuren von der Thätigkeit des Wassers in den betreffenden Ablagerungsmassen lassen sich auf locale Ueberfluthungen, welche durch starke Regengüsse entstanden sind und von der Höhe des Egeln’schen Berges her gegen und zwischen die Gypsfelsen von Westeregeln sich ergossen haben, ohne Bedenken zurückführen. Was die Thierreste der mittlerenund oberen Schich- ten anbetrifft, so finden sich (ausser zahlreichen Lössschneekchen) hauptsächlich Reste von Steppennagern (Alactaga, Spermophilus, Arctomys bobac, Lagomys pusillus, mehrere Arvicola-Arten) und von Fledermäusen; am zahlreichsten waren dieselben in einer Tiefe von 12—18 Fuss, weiter nach unten und nach oben kamen sie nur sporadisch vor., Dagegen fanden sich neben den Resten der Steppen- nager in den mittleren Schichten noch Reste von Rhinoceros tichor- hinus, Cervus tarandus und anderen sog. Diluvialthieren, fehlten aber nach meinen bisherigen Beobachtungen nach oben zu gänzlich. Hiernach möchte ich mir den Schluss gestatten, dass die mitt- leren und obersten Schichten von Westeregein mit dem oberen Theile der zweiten und mit der ganzen ersten (obersten) Etage von Thiede gleichalterig sein dürften.) Nehmen wir an, dass die eigentlichen Lemmingsschichten von Thiede der Glacialzeit oder bei Annahme von zwei Glacialzeiten der zweiten Glacialzeit angehören, so würden die mittleren und oberen Schichten von Thiede und die sämmtlichen Schichten von Wester- egeln der Postglacialzeit angehören, deren Haupttheil für Mittel- und West-Europa eine continentalere Gestaltung und für gewisse Gegenden ein trockenes Steppenklima mit sich führte. Diese Hypothese hinsichtlich einer ehemaligen europäischen Steppenzeit, welche ich ganz unabhängig von anderen Forschern auf Grund der Westeregeler Quaternär-Fauna aufgestellt habe?), stimmt 1) Wenn bisher bei Thiede Springmäuse gar nicht, Ziesel nur in schwachen Spuren sich gefunden haben, so kann das locale Gründe haben. Unser Oberthal mag wohl auch in der Steppenzeit an beiden Flussufern etwas Baumwuchs gehabt haben und somit für den Aufenthalt von Springmäusen wenig geaignet gewesen sein. 2) Vrel. Ausland 1876, S. 938, 1877 S. 596. Sitzber. d. Berliner Gesellsch. f. Ethnologie vom 21. Oct. 1876, S. 4, und vom 16. Dec. 1876, S.28 ff. Gera 1377, Ss. 218—223. 39* 272 Verhandlungen. Nr. 12 sehr gut zusammen mit den Resultaten, welche mein verehrter Freund und College, Herr Prof. Dr. K. Th. Liebe in Gera, durch seine gleichartigen Untersuchungen in Ost-Thüringen erlangt hat!), sie wird auch gestützt durch das Vorkommen fossiler Steppenthiere an vielen anderen Fundorten Mittel- und Westeuropas, und sie wird noch mehr gegen etwaige Einwendungen gesichert werden, wenn erst noch zahlreichere Fundorte hinsichtlich ihrer Mikrofauna sorgfältig untersucht worden sind. ?) Ein sehr merkwürdiges Zusammentreffen aber ist es, dass un- gefähr um dieselbe Zeit, wo Hr. v. Richthofen auf Grund seiner Beobachtungen in China den Löss für eine suba@rische Bildung abflussloser Steppengebiete erklärte und aus dem europäi- schen Löss auf eine ehemalige Steppenzeit zurückschloss, bei Gera und noch deutlicher bei Westeregeln der direkte Beweis für jenen Analogieschluss in Gestalt einer echten Steppenfauna an’s Tages- licht gefördert wurde. Uebrigens erlaube ich mir nur noch zu con- statiren, dass mein verehrter Freund, Prof. Liebe, die subaö- rische Bildung der Ablagerungen in Ost-Thüringen, welche er als Flankenlehm oder als Löss der Nebenthäler bezeichnet, schon im Jahre 1871 behauptet, und in dem schon damals verfassten, wenn auch erst später publieirten Texte zur geologischen Speecial- karte der Section Gera auseinandergesetzt hat. Freilich wird Herrn v. Richthofen stets der Ruhm bleiben, die Theorie von der subaä@rischen Bildung des Löss und der ihm analogen Ablagerungen in allen Details eingehend erörtert, von dem umfassenden Standpunkte der vergleichenden Geographie aus verwerthet und ihr durch wiederholte energische Vertheidigung einen sicheren Platz in der Wissenschaft erobert zu haben. Ich selbst bin von der Richtigheit der v. Richthofen’schen Lösstheorie voll- kommen überzeugt; man darf sie nur nicht übertreiben und nicht Alles, was man früher durch Wasser erklärt hat, auf den Wind zu- rückführen. Das Wasser will auch sein Recht haben! Dr. M. Neumayr. Bemerkungen zur Gliederung des oberen Jura. Die letzten Hefte der Bulletins de la soeciete gevlogique de France enthalten einige interessante Aufsätze über die Gliederung des oberen Jura, die mir hier einige Bemerkungen nothwendig zu machen scheinen. Ich wende mich zunächst einer Notiz von Herrn Prof. Hebert zu: „Quelques remarques sur les gisements de la Terebratula !) Liebe, 17. u. 18. Jahresber. d. Gesellsch. v. Freunden d. Naturwiss. in Gera 1875 u. 1878. Arch. f. Anthrop. IX, S. 155 ff. Zoolog. Garten 1878, 2. Heft. 2) Ueber die Mikrofauna von Nussdorf werde ich bald einige interessante Mittheilungen machen können, und zwar auf Grund des Materials, welches mir das k. k. Hof-Mineraliencabinet durch Vermitlung des mir freundlichst gesinnten Herrn Dr. Th. Fuchs zur Untersuchung übersandt hat. Nr. 12 Bericht vom 31. Juli. Dr. M. Neumayr. 273 janitor“‘), in welcher der Verfasser meine Angaben über das Vor- kommen von Terebratula janitor in den Schichten mit Aspidoceras acanthieum in Siebenbürgen in Zweifel zieht; er gibt an, die von mir gesammelten Fossilien seien lose aufgelesen worden, es sei daher die Verwechslung verschiedener Horizonte möglich gewesen. Herr Prof. Hebert scheint dabei übersehen oder vergessen zu haben, dass ich in meiner Arbeit nur solche Formen aus der Schicht mit Terebratula janitor eitire, die ich mit dem genannten Fossil in einem und demselben Blocke zusammen gefunden habe. ?) Uebrigens haben meine früheren Angaben in neuerer Zeit eine schlagende Bestätigung gefunden durch das äusserst interessante Werk des unermüdlichen Erforschers Siebenbürgens, Herrn Dr. Her- bich, über das Szeklerland °), auf das ich hier die Aufmerksamkeit lenken möchte. Herr Herbich hat in neuerer Zeit die Localität Gyilkos-kö genau nach Schichten ausgebeutet und theilt aus der Schicht mit Terebratula janitor eine lange Liste von Versteinerungen mit, aus der ich hier nur die Ammoniten reprodueire: Phylloceras saxonicum Neum. Oppelia Handtkeni Herb. Benacense Cat. Perisphinctes Ulmensis Opp. $ Bekasense Herb. Er subpunctatus Neum. tortisulcatum Orb.*) > Tantalus Herb. Haploceras tenuifalcatum Neum. * oxypleurus Herb. e Fialar Opp. Aspidoceras acanthicum Opp. Oppelia Holbeini Opp. & microplum Opp. r Erycina Gem. 5 longispinum Sow. . compsa Opp. n liparum Opp. in Kochi Herb. R Raphaeli Opp. n„ Dugilis Neum. Waagenia?) harpephora Neum. „ . Mikoi Herb. a Beckeri Neum. „ Schwageri Neum. % Verestoica Herb. 5 Karreri Neum. Terebratula janitor Pict. Ueberlagert werden diese Schichten von weissen und rosenfar- bigen Kalken mit Terebratula moravica und Khynchonella Astieriana u. Ss. W. Ich glaube, dass diese Daten eine weitere Discussion überflüssig machen; wer sich diesen Thatsachen nicht fügen will, hat die Auf- gabe, deren Unrichtigkeit an Ort und Stelle nachzuweisen. Uebrigens füge ich, um alle Missverständnisse zu vermeiden, noch einmal bei, dass ich weit entfernt bin, zu glauben, dass Ter. janitor auf diesen einen Horizont beschränkt sei, sondern sie ist offenbar ein Fossil von sehr grosser Verticalverbreitung, das dem oberen Jura und un- teren Neocom gemeinsam und dessen Vorkommen folgendes ist: 1) Bulletins de la societe geologique de France 1878, serie 3. vol. 6, p. 108. 2) Fauna der Schichten mit Aspidoceras acanthiceum. Abhandl. der k. k. geolog. R.-A. 1873, Bd. V, Heft 6, p. 219. ®) Dr. Franz Herbich, Das Szeklerland. Separatabdr. a. d. Mitth. d. Jahr- buches der k. ungar. geolog. Anstalt 1878. *) Statt Phyll. tortisulcatum muss gesetzt werden Phyll. Silenus Fontames. 5) Von Herbich als Aspidoceras eitirt; ich habe kürzlich für die Gruppe des Asp. hybonotum eine eigene Gattung Waagenia aufgestellt. (Jahrbuch d. k. k. geolog. R.-A. 1878, p. 70.) 274 Verhandlungen. Nr. 12 1. Schichten mit Aspidoceras acanthieum: Voirons nach Favre, Gyilkos-kö in Siebenbürgen. !) 2. Zone der Oppelia lithographica (unteres Tithon): Palermo. 3. Zone des Perisphinctes transitorius (oberes Thiton): Stram- berg, Südfrankreich. 4. Unteres Neocom: Südfrankreich, Ruhpolding in den bairischen Alpen, Krim. Eine andere Bemerkung gilt dem Aufsatze von Herrn Tom- beck über die Stellung der Schichten mit Oppelia tenuilobata. Dieser so verdiente Forscher, dem wir schon eine Reihe interessanter Daten verdanken, hat durch seine unermüdlichen Bemühungen in der Haute Marne eine Anzahl von Cephalopoden-Horizonten entdeckt, die es möglich machen, die corallenführenden Schichten dieser Gegend mit den typischen Cephalopoden-Bildungen desselben Alters, wie sie in Südwest-Deutschland und in der Ostschweiz auftreten, in Zusam- menhang zu bringen. Die Cephalopoden-Horizonte von Herrn Tombeck sind fol- gende: Schichten mit Belemnites unicanaliculatus und Peltoceras bimam- matum zu unterst; darüber Schichten mit Oppelia trieristata, compsa, Perisphinctes Tiziani; diese beiden Schichten liegen unter dem „Coral- lien inferieur“. Ueber dem Corallien inferieur liegt dann an der Basis des „Corallien compacte“ eine dritte Ammonitenschicht mit Har- poceras Marantianum, Oppelia Holbeini, Perisphinctes Ernesti, Pelto- ceras bimammatum und Aspidoceras eucyphum. Herr Tombeck parallelisirt nun diese Schicht mit Perisphinctes Tiziani und den höheren Horizont mit Perisphinctes Ernesti, Aspi- doceras eucyphum u. s. w. mit der Zone der Oppelia tenwilobata, und folgert daraus, dass das „Corallien“ sowohl in der Haute Marne, als in anderen Gegenden der Zone der Oppelia tenwilobata eingelagert sei, dass speciell das Corallien inferieur einen „Accident“ in dieser bilde. Ich kann mich dieser Deutung nicht anschliessen; dieselbe be- ruht offenbar auf der Identifieirung der Schicht mit Oppelia trieristata, compsa und Perisphinctes Tiziani mit den Tenuilobaten- Schichten, eine Parallelisirung, die durch die Fossilien durchaus nicht gerecht- fertigt wird. Perisphinctes Tiziani und Oppelia trieristata sind charak- teristische Formen der Zone des Peltoceras bimammatum?), während Oppelia compsa zwar ihr Hauptlager in den Tenuilobaten-Schichten hat, aber mit gewissen Formen tieferer Schichten zu nahe verwandt und zu schwer von denselben zu unterscheiden ist, als dass ich auf dieses Citat grossen Werth legen möchte. Die genannten Cephalo- poden weisen bestimmt auf die Zone des Peltoceras bimammatum. ) In Siebenbürgen in der Oberregion der Acanthicus-Schichten (Zone der Waagenia Beckeri). 2) Sur la position vraie de la zone Ammonites tenuilobatus dans la Haute- Marne et ailleurs. Bulletins de la societe geologique de France 1878, ser. 3, vol. 6, p. 6—13. ®) Perisphinctes Tiziani ist meines Wissens nur ein Mal, und zwar mit Un- recht, aus den Tenuilobaten-Schichten citirt worden. Nr. 12 Bericht vom 30. Juni. Dr. G. Laube 975 Der höchste Cephalopoden-Horizont enthält Harpoceras Marnu- tianum Oppelia Holbeini, Perisphinctes Ernesti, Peltoceras bimammatum und Aspidoceras eueyphum, wie Herr Tombeck bemerkt, ein Ge- misch von Formen der Zone des FPeltoceras bimammatum und der- jenigen der Oppelia tenwilobata. Es mag das sein; aber ich will nur auf einen Punkt aufmerksam machen, dass die Mehrzahl der Formen und alle leicht bestimmbaren Typen für die Zone des Pelt. bimam- matum sprechen, während für die Tenuilobaten-Schichten zwei sehr schwer erkennbare Arten angeführt werden können. Wie dem auch sei, zwei Sachen scheinen mir aus den inter- essanten Funden von Herrn Tombeck mit Sicherheit hervorzugehen, dass unter dem Corallien inferieur keine Spur von Tenuilobaten- Schiehten vorhanden ist, und dass ferner die typischen Cephalopoden der Zone der Oppelia tenwilobata in der Haute Marne, wenn über- haupt vorhanden, erst über dem Corallien compacte zu suchen sind. Ein dritter Aufsatz, der hier zu erwähnen ist, rührt von Herrn Dieulafait her); ich kann demselben nicht in alle Einzelheiten folgen, da ich mit einem grossen Theil der eitirten Localitäten nicht vertraut bin. Eine Hauptstütze seiner Auffassung bildet die eben als unrichtig nachgewiesene Identifieirung der Schichten mit Opp. trieri- stata mit den Tenuilobaten-Schichten durch Tombeck; ausserdem scheinen die Faunen der beiden Zonen des Peltoceras bimammatum und der Oppelia tenwilobata, und ebenso die Pholadomyen- und die Badener-Schichten fortwährend verwechselt. All diese Punkte, wie auch die Identifieirung der Effinger-Schichten mit den Bimammatus- Schichten, die Verkennung des Profiles von Oberbuchsiten u. s. w., ferner die willkürliche Deutung der Angaben in der Echinologie hel- vetique werden wohl von eompetenterer Seite richtig gestellt werden. Es wird nach all dem begreiflich erscheinen, dass ich in den verschiedenen, hier eitirten Aufsätzen keinen Anlass fand, meine bis- herigen Anschauungen zu modifieiren, ja die Angaben von Herrn Tombeck bieten sogar eine auffallende Bestätigung derselben. Uebri- gens wäre es vielleicht gut, wenn die Gegner dieser Auffassung sich nicht nur mit den ihnen günstig erscheinenden Punkten aus der Geo- logie Frankreichs beschäftigen wollten, sondern auch anderen Auf- schlüssen in denselben Gegenden ihre Aufmerksamkeit zuwenden, und z. B. es von ihrem Standpunkte aus zu erklären versuchen würden, wie es kömmt, dass die Aequivalente der lithographischen Schiefer von Solenhofen bei Cerin über den Schichten mit Exogyra virgula und mit Cyprina Brogniarti liegen. Dr. Güst. Laube Die Stufen F, G und H des böhmi- schen Silurbeckens. (Schreiben an Herrn Hofrath v. Hauer ddo. Prag, 19. Juni.) Der in der letzten Nummer der Verhandlungen der k. k. geo- logischen Reichsanstait abgedruckte Brief unseres ehrwürdigen Nestors, !) Bulletins de la societe geologique de France 1878, 3me. ser., vo VI, p111. Etude sur les etages compris entre l’horizon de I’ Ammonites transversarius et le Pterocerien en France et en Suisse. 276 Verhandlungen. Nr.712 Herrn Barrande, bestimmt mich, Gelegenheit zu nehmen, auch Ihnen meine Ansichten über die eigenthümlichen Verhältnisse unserer obersten Siluretagen, wie ich sie schon wiederholt Fachgenossen aus- gesprochen habe, mitzutheilen. Wie Sie selbst wissen, habe ich zu verschiedenen Malen, wo die Frage über diesen Gegenstand in den Geologen-Versammlungen angeregt wurde, die Möglichkeit zugegeben, dass die obersilurischen Etagen F, G, H ein Aequivalent unterdevoni- scher Ablagerungen sein könnten; und gerade diese letzte Erörterung des Gegenstandes auf der Geologen-Versammlung in Wien gab mir Veranlassung, die Vermuthung auszusprechen, dass etwa die gewun- denen Kalke in F, eine Discordanz der Schichten andeuten dürften. Als ich aber hierauf eben in Gesellschaft des Herın Dr. Kayser das Profil nach Kuchelbad beging, haben wir übereinstimmend die Ueberzeugung gewonnen, dass eine solehe Annahme unbegründet ist, dass die Öoncordanz sämmtlicher Schichten bis einschliess- lich H den ununterbrochenen Absatz derselben unzwei- felhaft machen, demnach die Ablagerungen des böhmi- schen Silurs als Glieder eines zusammengehörigen Ganzen aufgefasst werden müssen. Dennoch aber muss ich gestehen, dass ich seinerzeit ausser- ordentlich überrascht war, als ich in der Sammlung des Herrn Lan- desgeologen Dr. ©. Koch und im Museum zu Wiesbaden Versteine- rungen aus den unterdevonischen Schichten Nassau’s — namentlich Goniatiten — sah, welche mit unseren einheimischen aus G@ nicht nur grosse Aehnlichkeit hatten, sondern mir zum Theil sogar iden- tisch zu sein schienen. Rechne ich nun noch dazu, dass die devonische Fauna im Allgemeinen sich inniger an die obersilurische böhmische anschliesst, als diese an die der Etage E, dass sich namentlich durch die Bemühungen Dr. Kayser’s eine Anzahl Versteinerungen auf- finden liessen, welche im Unterdevon, wie im böhmischen Obersilur vorkommen; dass ferner nirgendwo — wenigstens in Europa nicht — ein Aequivalent unserer obersten Etagen festgestellt werden konnte; so kann ich nicht umhin, diesen Umständen eine Berechtigung und Geltung einzuräumen, wornach in der That diese Etagen dem Unterdevonischen in die Nähe gerückt werden. Und doch verdient dem gegenüber das, was Herr Barrande im Capitel seiner Defense des Colonies II, p. 267 ff. „Connexion entre les etages F, G, H et les depöts devoniens“ auseinandersetzt, die vollste Beachtung. Es lässt sich nicht läugnen, dass trotz der von F an hinzutretenden, an das Devonische gemahnende Formen eine Continuität des silurischen Charakters in den Ablagerungen bei H besteht. Andererseits halte ich auch die bisher bekannt gewordene Anzahl von in beiden Ablagerungen vorkommenden Arten nicht für ausreichend, um die Uebereinstimmung der Etagen F. G, H mit dem Unterdevon als „unbedingt“ hinstellen zu können. Ich bin vielmehr nach und nach zu folgender Anschauung über die Gestaltung unserer silurischen Verhältnisse gekommen. Die Existenz der Barrande’schen Colonien halte ich für un- zweifelhaft erwiesen. Meine letzten Bedenken darüber, dass in den Einschlüssen des Ee, in Dd, auch der Gesteinscharakter änderte, | R 2 u Nr. 12 Bericht vom 30. Juni. D. G. Laube. 277 wurden zerstreut, als ich in den Colonien auch dunkel gefärbte Quarzite, also das Gestein fand, und zur Ansicht gelangte, dass die dunkle Farbe wohl von feinzertheilten Graptholitenresten herrühre. Die Colonien, welche von Herrn v. Barrande selbst als Beweise für Einwanderungen von Aussen her angeführt werden, sind aber nicht die einzigen solcher Erscheinungen. Auch das massenhafte Auf- treten der Orthoceren in Ee,, das ebenso plötzliche Auftreten von Goniatiten in F, das Verschwinden und Wiedererscheinen von Nau- tilen u. s. w. kann nicht anders als durch Wanderung erklärt wer- den. Ein Vergleich der in unserem Silur auftretenden Fauna mit jener aus Nordamerika, England und Skandinavien aber lässt unzweifelhaft erkennen, dass viele sehr auffällige Gattungen der Tri- lobiten und Cephalopoden in letzteren früher bemerkbar werden, als in Böhmen, und ohne auf Details eingehen zu wollen, erinnere ich nur daran, dass dort überall die Graptholiten früher vorhanden sind, als bei uns, dass Skandinavien im Untersilur seinen Vaginaten-Kalk hat u. s. w. Aus solchen Betrachtungen bildete sich bei mir die Ansicht, dass die böhmische Silurfauna überhaupt etwas später als in den genannten Provinzen zur Entwicklung kam, und es scheint mir nicht unwahrscheinlich, dass sie sich vermöge ihrer Abgeschlos- senheit wiederum länger halten und selbstständig weiter entwickeln konnte, als anderwärts. Nehmen wir nun an, dass dieses der Fall war, so ist, meiner Ansicht nach, gut möglich, dass, während die Ablagerungen am Rhein u. s. w. schon den Charakter des Unter- devon anzunehmen begannen, in Böhmen noch die Verhältnisse der Silurformation dauerten, wobei immerhin ein Austausch einzelner Be- wohner durch Wanderung gedacht werden kann, bis natürlich einer- seits das böhmische Becken zum Abschluss kam und sein eigenthüm- liches Gepräge behielt, während andererseits die devonische Formation ausserhalb Böhmens sich weiter entwickelte. Diese Annahme würde die silurische Form unserer Ablagerungen, sowie das Auftreten von devonischen Thierresten in denselben wohl erklärlich machen. Eine derartige Anschauung nun würde daher den obersten Silur- schichten in Böhmen den Charakter einer Uebergangs-Formation, wie sie die tithonische Etage und die rhätische Formation bildet, vindi- eiren, die man allenfalls in analoger Weise als „böhmische Etage“ bezeichnen könnte. Ich bin weit entfernt, mehr als meine persönliche Anschauung Ihnen ausdrücken zu wollen, und glaube, dass so lange unsere Silur- fauna — wenn gleich in den Hauptsachen, Dank dem unermüdlichen Fleisse des Herrn Barrande, bekannt — noch nicht vollständig veröffentlicht ist, über diesen Gegenstand nicht endgiltig abgesprochen werden kann. Soweit aber mir eine Beurtheilung des Bekanntgewor- denen möglich war, dürften nach dieser meiner Ihnen entwickelten Anschauung auch andere, weit erfahrenere Geologen beizupflichten geneigt sein. K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 12. Verhandlungen. 40 278 Verhandlungen. Nr. 12 R. Hoernes. Spuren vom Dasein des Menschen als Zeit- genossen des Höhlenbären in der Mixnitzer Drachen- höhle. Die Höhlen der Steiermark waren bis nun wiederholt Gegen- stand der Untersuchung mit der Intention, den Nachweis von der Coexistenz des Menschen und der glacialen Raubthiere zu liefern. Von Unger und Haidinger wurden bekanntlich in der Badel- höhle bei Peggau zwei Werkzeuge gefunden, deren Natur Unger jedoch verkannte.'!) Er hielt das eine für ein abgerolltes Geschiebe eines Röhrenknochens irgend eines grösseren Thieres, das andere für das Nagelglied eines grossen Raubvogels, „vielleicht des Gryphus antiquitatis*. Die beiden Werkzeuge wurden später auf Anregung der Baronin Fanny v. Thinnfeld aus der Sammlung des Johanneums hervorgesucht und durch Peters ihre Natur erkannt.) — Die Geschichte dieser abermaligen Entdeckung findet sich auch zugleich mit der topographischen Beschreibung der Drachenhöhle, der Peggauer- höhlen und der Badelhöhle in den Mittheilungen des naturwissen- schaftlichen Vereines für Steiermark durch G. Graf Wurmbrand geschildert.°) Es erscheinen daselbst auch die beiden Werkzeuge ab- gebildet, doch erhalten wir keinen sicheren Nachweis über das Vor- kommen des diluvialen Menschen in diesen Höhlen, es führt Wurm- brand nur interessante Daten über eine Grabung an, die er an der Fundstelle jener Werkzeuge unternahm. Wurmbrand schreibt: „Der Boden war noch zumeist mit einer bröcklichen Sinterschicht bis zu 7 Cm. bedeckt. Ihr folgt der mit Knochen und eckigem Ge- schiebe ebenso vermengte Lehm auf 43 bis 70 Cm. Den Felsboden bedeckt endlich eine eigenthümlich blättrige, sehr compaete Lehmab- lagerung, deren Schichten von einer schwärzlichen Substanz durch- zogen sind, die beim Glühen auf Platinblech sich nicht als verbrenn- bar erwies, auch unter dem Mikroskop nur formlose Körper zeigte, so dass ich sie nicht für eine Culturschichte, also nicht für die Reste organischer Bestandtheile halten möchte“. — Werkzeuge oder sonstige Spuren des Menschen fanden sich nicht vor, dagegen eine Menge von Knochen und Zähnen des Ursus spelaeus, unbestimmbare Wieder- käuerreste, ein Schneidezahn eines Hirsches, Nagespuren der Höhlen- hyäne u. s. f£ — Hinsichtlich der oben erwähnten schwärzlichen Schichten schaltet Wurmbrand folgende Note ein: „Herr Prof. Peters, der die Ergebnisse einer im Mai 1870 vorgenommenen Ausgrabung von der Baronin Fanny v. Thinnfeld erhalten hatte, war anfangs selbst der Meinung, dass die schwärzliche Substanz Theilehen von Holzkohle enthalte. Allein die Untersuchung greifbarer Splitter vor dem Löthrohre zeigte ihm, dass sie der Mineralspecies Pyro- lusit angehören, sowie denn die dunkelgefärbten, mit feinen Kalksinter- ) F. Unger in der steiermärk. Zeitschrift. V. Jahrg. 2. Heft. ?) K. F. Peters in den Mittheilungen der Wiener anthropologischen Gesell- schaft, Heft 3, pag. 76 und Grazer Tagespost vom 3. April und 15. Mai 1870. ®) G. Graf Wurmbrand. Ueber die Höhlen und Grotten in dem Kalk- gebirge bei Peggau; Mitth. d. naturw. Ver. f. Steiermark, 1871, pag. 407. Nr. 12 Bericht vom 31. Juli. R. Hoernes. 979 schichten abwechselnden Lagen durchwegs einen sehr starken Mangan- gehalt erwiesen. Da die beiden Werkzeuge keine Spur von Manganschwärzung, sondern völlig denselben Erhaltungszustand zeigen, wie die im Lehm zahlreich vorkommenden Knochen und Zähne vom Höhlenbären, mit denen sie ja Unger gefunden zu haben erklärte, so zweifelt Prof. Peters nicht daran, dass sie wirklich aus der Lehmschicht unter der Sinterdecke stammen, in der sich zwischen den obersten und unteren Lagen weder Unterschiede der Masse, noch der organischen Reste bemerkbar machen“. Sonach erscheint es durch die Ausführungen Wurmbrand’s wenigstens in hohem Grade wahrscheinlich gemacht, dass der Mensch gleichzeitig mit dem Höhlenbären die Höhlen bei Peggau bewohnt habe; wenn dies auch nicht zur Evidenz bewiesen werden konnte, so dass Wurmbrand mit Recht bemerkt, dass seine Resultate in Hinsicht auf den anthropologischen Charakter dieser Höhlen nicht gerade günstig seien. Wir haben übrigens auch sonst Nachrichten von Spuren mensch- licher Bevölkerung der steiermärkischen Höhlen zur Glaeialzeit. Eine Höhle am nördlichen Steilgehänge des Erzberges, westlich von der Wildalpe und östlich von Krimpenbach in Obersteiermark, wurde von Dr. A. Redtenbacher untersucht, sie lieferte zahlreiche Knochen und Zähne des Ursus spelaeus. Redtenbacher macht darauf aufmerksam, dass mit Ausnahme der Phalangen kein Knochen ganz und jeder grössere Röhrenknochen längs gespalten sei. Es scheint hiedurch die Vermuthung nahe gelegt, dass man sich daselbst an einem vorhistorischen menschlichen Wohnplatz befindet, doch war ‘es unmöglich, irgend eine Spur von Steinwerkzeugen oder sonstigen Geräthschaften zu finden.) — Auf Grund dieser Thatsachen habe ich bereits an anderer Stelle geäussert, dass den anthropologischen Forschungen in den Höhlen der Steiermark bei dem Vorhandensein sicherer Spuren von der Gegenwart einer prähistorischen Bevölkerung, die Zeitgenosse des Ursus spelaeus war, ein weites Feld dargeboten sei. Am 1. Juni d. J. gelang es mir einen weiteren Nachweis für diese Ansicht in der bekannten Drachenhöhle im Röthelsteine bei Mixnitz zu erhalten. In Begleitung des Hrn. Dr. R. v. Fleischhacker durchwanderte ich die Höhle, welche sich durch ihre hohe Lage über dem Murthale (nach Wurmbrand 1292° über dem Orte Mixnitz) und ihren weiten Eingang, dessen Höhe bei 15° und dessen Breite 12° beträgt, aus- zeichnet. Wenn irgendwo, mussten in dieser weithin sichtbaren Höhle Spuren einstiger Ansiedlung vermuthet werden. Der Boden der Drachenhöhle, welche 240° sich in den Röthel- stein erstreckt, ist zum grössten Theil mit dem bekannten, rothgelben Höhlenlehm bedeckt, nur der dem Eingange zunächst liegende Theil weist eine starke Bedeckung von abgestürzten Felstrümmern auf. Er ist deshalb von unberufenen Höhlenjägern fast unberührt geblieben, während der mittlere Theil der Höhle, in welchem der Höhlenlehm !) Verhandlungen d. k. k. geolog. R.-A. 1874, Nr. 1, pag. 16. 40* 280 Verhandlungen. Nr. 12 frei an der Oberfläche liegt, vollständig durchwühlt wurde. Der Kno- chenreichthum der Drachenhöhle soll seit langem bekannt sein, und gewiss ist, dass Wurzelgräber bis in die neueste Zeit, in welcher sie von wissensdurstigen Touristen abgelöst wurden, keinen Quadratfuss im mittleren Theile bei ihrem planlosen Suchen nach Knochen unbe- rührt und undurchwühlt gelassen haben. Es möchte schwer halten, abgesehen von kleinen Splittern in den oberen Lehmlagen, noch Knochen zu finden — freilich erstreckt sich die Devastation nur in geringe Tiefen. Im letzten Theile der Höhle, welcher nur durch zwei, über herabgestürzte Felsmassen führende Leitern zu erreichen ist, sind die Aufgrabungen weniger häufig vorgenommen worden und hier bietet sich noch immer Gelegenheit, mehr oder weniger zahlreiche und gut erhaltene Skelettheile des Höhlenbären zu erhalten. Am 1. Juni d. J. gewannen wir in diesem hinteren Theile der Höhle, in der Nähe der Gedenktafel, welche dem einstigen Besuche des Erz- herzogs Johann gilt, durch eine flüchtige Aufgrabung mehrere Unter- kieferäste und zahntragende Oberkieferfragmente, sowie zahlreiche einzelne Zähne von Ursus spelaeus nebst verschiedenen Röhrenknochen, Rippen, Phalangen und anderen Skelettheilen von jungen und alten Individuen desselben. Bei einem kurzen Besuch der Höhle am 1. Juli des Jahres 1377 hatte ich auch am letzten Ende der Höhle (von welchem sich noch ein niedriger Spalt weiter ins Innere des Berges zieht) einzelne Zähne und Knochen des Höhlenbären gefunden, die dorthin wohl nur durch Einwirkung des Wassers verschleppt worden sein konnten. Von anderen Thieren als Ursus spelaeus konnte ich im inneren Theile der Mixnitzer Höhle keine sicheren Reste entdecken; im mittleren Theile waren Nachsuchungen vergeblich, da nirgend ein von den Vorgängern verschonter Raum zu entdecken war. Wir machten daher weiter vorne einen letzten Versuch, unmit- telbar hinter einer Barriere von grossen Felstrümmern, welche den ersten, vom Tageslicht vollkommen erleuchteten Höhlentheil ab- schliesst. Es gelang uns daselbst auch durch Hinwegräumen mehrerer Steine auf eine unberührte Culturschichte zu stossen. Ueber einer etwa 0'6 Meter mächtigen Decke aus bröckeligem Sinter und eckigen, oft sehr grossen Felstrümmern, lag eine dunkelbraune, fast schwarze, unregelmässige, bis 15 Centim. mächtige Schicht, welche Holzkohlen und angebrannte Knochen enthielt. Beide fanden sich auch sehr zahlreich in der unmittelbar dar- unter lagernden braunen Lehmschicht. Die Knochen, von welchen die Röhrenknochen fast alle zerschlagen waren, gehörten fast ausnahmslos dem Ursus spelaeus an, einige stammen wohl von einem freilich nicht näher bestimmbaren Ungulaten. Die dunkle Färbung und grös- sere Consistenz liess die Reste sehr leicht von den Knochen aus dem rothgelben Lehm im Inneren der Höhle unterscheiden. Vom Höhlenbären fanden sich unter anderem Phalangen, meh- rere zusammengehörige Halswirbel, und ein unteres Ende eines rechten Humerus, die einem aussergewöhnlich grossen Individuum angehört haben mussten. Am Oberarm beträgt das Mass vom inneren zum äusseren Condylus volle 16 Centimeter, was auf eine ganz colossale } | j | | i | | DE 2 me Nr. 12 Bericht vom 31. Juli, A. Bittner. 98] Grösse des Thieres schliessen lässt. Ich glaube auf das Zusammen- vorkommen der Halswirbelsäule (deren Atlas stark angebrannt ist) mit anderen Skelettheilen des aussergewöhnlich grossen Individuums (neben welchem auch Reste mehrerer kleinerer vorliegen) Gewicht legen zu sollen, weil hieraus mit grosser Wahrscheinlichkeit hervor- geht, dass nicht später aufgesammelte Knochen zufällig in die Feuer- stelle gelangten, sondern es sich um ein erlegtes, an Ort und Stelle zubereitetes Thier handelt, mit anderen Worten, dass die Feuerstelle wirklich von Menschen herrührt, die Zeitgenossen des Höhlenbären waren. Werkzeuge wurden bis nun bei der flüchtigen Versuchsgrabung nicht aufgefunden, doch denke ich, dass auch diese direeten Beweise für die Anwesenheit des paläolithischen Menschen in der Mixnitzer Drachenhöhle bei weiterer Untersuchung entdeckt werden mögen. Unser vor kurzer Zeit gegründeter anthropologischer Verein in Graz beabsichtigt in nächster Zeit eine Exeursion nach Mixnitz zum Zwecke weiterer Untersuchungen zu machen, — ich werde nicht ermangeln seinerzeit über die Resultate derselben zu berichten. A. Bittner. Conularia in der Trias. Das Pteropodengenus Conularia galt bekanntlich lange Zeit für ausschliesslich paläozoisch, besonders nachdem sich eine Nachricht D’Orbigny’s betreffend das Vorkommen einer Art im oberen Lias Englands als irrthümlich erwiesen hatte. (Siehe hierüber Barrand’s Syst. Sil. vol. III. pag. 5 ete.) Aber im Jahre 1856 tritt wiederum eine Angabe auf (Bull. Soc. ol. XIII, p. 186), dass die Gattung Conu- laria denn doch im Lias von l’Aveyron noch vertreten sei. Es war demnach wohl zu erwarten, dass auch in der Trias Vertreter dieses Geschlechts sich finden würden und in der That hat unsere alpine Trias dergleichen aufzuweisen. Das bisher vereinzelte Exemplar einer Conularia, welches hier erwähnt sein soll, ist nicht vollständig erhal- ten; es besitzt eine Länge von 40 Mill. Sein Durchschnitt ist ein genau quadratischer mit abgestumpften Ecken. Die Verjüngung gegen die Spitze ist eine sehr allmählige, die Gestalt daher eine ungewöhn- lich schlanke; die grösste Breite einer Seitenfläche beträgt 5’/, Mill., die geringste" 3'/, Mill. Die Spitze konnte in dem harten Gesteine nicht blosgelegt werden. Die Seitenflächen sind eben, ohne Mittel- rinne oder Kiel, die vier Kanten, an denen sie zusammenstossen, be- sitzen einen schwach einspringenden Winkel, wie er beinahe bei allen übrigen Arten ebenfalls aufzutreten pflegt. Die Ornamentirung besteht aus scharfeingeschnittenen, °/, Mill. von einander entfernt stehenden Linien, die gegen das breite Ende unter einem sehr stumpfen Winkel con- vergiren und sowohl gegen die Kanten als gegen die Mittellinie der Flächen etwas breiter und tiefer erscheinen. Ihre Breite ist etwa 4 bis 5 Mal geringer als die der Zwischenräume. Sie vereinigen sich nicht in der Mittellinie, sondern bleiben getrennt. Auf der blosgelegten Seitenfläche correspondiren sie am schmäleren Ende in der Mittellinie, gegen das breitere Ende, dagegen beginnen sie zu alterniren, wodurch die Mittellinie selbst schärfer hervortritt. An der Grenze je zweier Seitenflächen bildet der einspringende Kantenwinkel einen trennenden 282 Verhandlungen. Nr. 32 Raum zwischen den beiderseitigen Linien und hier alterniren sie durchaus. Es sind also im ganzen Umfange acht Systeme solcher Linien zu unterscheiden. Von einer longitudinalen Ornamentirung ist gar nichts zu bemerken. Was die Erhaltung anbelangt, so hat das Exemplar das Aussehen eines Steinkernes; nur in den Einschnitten der Querlinien sitzt etwas lichtbräunlich gefärbte fremdartige Substanz von anscheinend horniger Beschaffenheit, so dass das Ganze den Ein- druck von Kammerung hervorbringt, die aber gewiss nicht vorhan- den ist. Dieses Stück stammt aus dem Kalke der Hohen Wand bei Wr. Neustadt und zwar fand es sich in einem losen Blocke auf der Maiersdorfer Viehweide, genau an der Stelle, wo Halobia distineta Mojs. gefunden wurde und in einem petrographisch vollkommen glei- chen Gesteine. Reise-Berichte. C. M. Paul. Aus den östlichen Karpathen. Dem festgestellten Reiseplane gemäss verwendete ich die erste Zeit der diesjährigen Sommer-Campagne gemeinschaftlich mit Herrn Dr. Tietze zu einer Studienreise in die Karpathensandstein-Terrains des ostsiebenbürgischen Grenzgebirges, Gebiete, welche durch Dr. F. Herbich’s Cephalopodenfunde eine ähnliche Bedeutung für ‘die Karpathengeologie erlangt haben, wie die schlesischen Karpathen durch Hohenegger’s Resultate. Von Herrn Dr. Herbich selbst bei den meisten unserer Touren freundlichst begleitet, besuchten wir die Gegenden von Tohan, Kron- stadt, Zajzen, Zagon, Kowaszna, den Ojtosz-Pass und die*unter dem Namen der Kaszon bekannte Landschaft. j Ohne auf die näheren Details dieser für uns sehr instructiven und in mehrfacher Beziehung höchst interessanten Reise hier näher eingehen zu wollen, kann ich doch nicht umhin, jetzt schon mit einiger Befriedigung zu betonen, dass die Gliederung der siebenbür- gischen Karpathensandsteine in mehrfacher Beziehung eine über- raschende Analogie mit derjenigen zeigt, wie wir sie für die Buko- wina und für Galizien aufstellten. In dieser Weise kommt die festere Basis, welche durch Her- bich’s erwähnte Fossilfunde für die Deutung mindestens eines grossen Theiles der siebenbürgischen Karpathensandsteine gewonnen ist, auch den nördlicheren Flyschgebieten zu Gute. Näheres über diesen Gegenstand beabsichtigen wir im Herbste oder Winter dieses Jahres zur Publication zu bringen. Von Siebenbürgen begaben wir uns in die Gegend von Stry und Bolechow in Ostgalizien, um von hier die Untersuchung des Nordabhanges der Karpathen im Anschlusse an die vorjährigen Auf- nahmen fortzusetzen. Leider waren aber in Folge mehrwöchentlichen Iegenwetters die auch bei günstigeren Witterungs-Verhältnissen oft Nr. 12 Bericht vom 31. Juli. O. Lenz. 283 schwer zu bereisenden Karpathenthäler derartig unzugänglich, dass vor Wiederherstellung der zerstörten Brücken und Wege an ein tie- feres Vordringen in denselben nicht zu denken war. Wir kehrten daher nach einigen kleineren Touren am Gebirgsrande nach Ungarn zurück, um von Huszt aus das in das diesjährige Aufnahmsterrain fallende Stück der Marmaros in Angriff zu nehmen. Die Aufnahme dieses Gebietes, d. i. der Gegenden von Ökermezb, Szinever, Tocska, Maydanka, Felsö-Bisztra, Toronya, Keleezeny, Iszka ete., ist nun- mehr vollendet, und zwar beging Hr. Dr. Tietze die östlichen, ich selbst die westlichen Gebietstheile. x Bis gegen Okermezö herrschen hier ältere, von Okermezö nord- wärts mittlere Karpathensandsteine, letztere mit einzelnen eingefal- teten Partien eocäner Sandsteine und Schiefer, die endlich am ungarisch-galizischen Grenzkamme allein herrschend werden. Die nach Angaben der Ortsbewohner bei Ökermezö auf den älteren Uebersichtskarten eingezeichnete Jurakalkpartie muss wohl gestrichen werden; dieselbe erwies sich als recente Kalktuffbildung, wie deren in der Gegend mehrere vorkommen. Sie besitzen für die ganz kalkarme Gegend einige wirthschaftliche Bedeutung. Aus der Marmaros begaben wir uns über die Wasserscheide bei Wiszkow über Ludwigewka und Weld$Sis wieder an den Nordrand der Karpathen, und beabsichtigen die Untersuchung desselben vom Strythale _ aus fortzuführen, und zwar wieder in der Weise, dass Hr. Dr. Tietze die östlichen Gebietstheile aufnimmt, während ich selbst die west- licheren begehe. O. Lenz. Reiseberichte aus Ostgalizien. 1. Zwischen den Orten Jezopul und Podluce erstreckt sich halb- kreisförmig ein niedriges, aber ziemlich steil nach der Bistrica zu ab- fallendes Gebirge, dessen Zuzammensetzung von grossem Interesse ist. Es besteht aus völlig horizontal liegenden Ablagerungen von Kreidemergel, Gyps, Kalk und Letten, welche Bildungen freilich fast überall von Berglehm bedeckt sind; aber an dem steilen Westrand sind durch die Bistrica sämmtliche Schichten sehr deutlich entblösst. In einer der letzten Nummern der Verhandlungen der k. k. geolo- gischen Reichsanstalt vom vorigen Jahre hatte ich in einer Notiz der Funde von marinen Petrefaeten erwähnt, die Prof. Lomnicki in Stanislau in einem den Gyps überlagernden Tegel gemacht hatte und die für das geologische Alter dieses grossen Gypszuges von Bedeutung waren. Ich habe nun sofort nach meiner Ankunft in Stanislau eine Excursion nach Podluce unternommen und fand folgende Ver- hältnisse. Zu unterst liegt lichtgrauer Mergel, die bekannte Lemberger Kreide, die bei Wolzyniee (1 Stunde NO von Stanislau) in süd- westlicher Richtung ihre Grenze erreicht und dann in der erwähnten Richtung überhaupt nicht mehr auftritt. Die Schichten sind reich an Versteinerungen, besonders Delem. mucronata, Ananchites, Trochus ; sehr häufig sind auch ziemlich grosse und sehr zierliche Foramini- feren. Ueber der Lemberger Kreide folgt eine mächtige Gypsmasse, 284 Verhandlungen. Nr. 12 beide Formationen getrennt durch eine 4—5 Fuss mächtige Sand- schicht, in der ich keine Versteinerungen fand. Der Gyps ist, wie bemerkt sehr mächtig, krystallinisch, von einzelnen dünnen Bänken Fasergyps durchsetzt und sind zahlreiche Steinbrüche darin angelegt, da man sonderbarer Weise hier den Gyps zu den Grundmauern der Häuser verwendet. Ueberlagert wird der Gyps von einer gegen drei Fuss mächtigen Kalkbank, aber in der Weise, dass beide Bildungen in einander übergehen. Ich fand überall in den unteren Lagen des Kalkes noch zolldicke Streifen von Fasergyps, der letztere vom Kalk durch eine sehr dünne Schicht von Tegel getrennt. Dieser Tegel selbst nun überlagert dann den Kalk, ist 6—8 Fuss mächtig und bildet dann das Liegende des weitverbreiteten Berglehmes. Die obersten Lagen des grünlich grauen Tegels bestehen überall aus einer höchstens zwei Zoll dieken Lage einer lichtgelben, fettigen Erde und darüber liegt gleichfalls eine sehr dünne Schicht glänzend- weissen Mergels, dann erst kommt der Berglehm; die lichtgelbe Schicht fand ich stellenweise sandreicher und dann zu einer Art lockeren Sandstein verhärtet. Der unter dem Tegel und über dem Gyps liegende Kalkstein ist grau, porös und sehr zerklüftet; es ist jedenfalls derselbe, den ich weiter östlich, bei Tlumaz, gleichfalls den Gyps überlagernd angetroffen habe; dort waren an einem Punkte die zahlreichen Höhlungen des Kalkes mit gediegenem Schwefel ausgefüllt. In dem Tegel nun, und zwar nicht blos in dem den Kalk über- lagernden, sondern auch in die höchstens zolldieken Lagen, die den im Kalk auftretenden Fasergyps von diesem trennen, fanden sich zahl- reiche Pecten, und zwar ist es Pecten scabridus (= Malvinae). Ich habe bereits in erwähnter Notiz in den Verhandl. der k. k. geolog. Reichsanstalt auf die Verbreitung und das Vorkommen dieser sehr bezeichneten Peetenart hingewiesen. Der Gyps, der Kalk und der Tegel gehören jedenfalls zusammen und bilden ein Formationsglied und nach dem so häufigen Vorkommen .des FPecten scabridus muss man den ganzen Complex der unteren Mediterranstufe zurechnen. Auch das Vorkommen von Schwefel, der ja auf den Gypsbänken sehr häufig sich findet, in dem den Gyps überlagernden Kalk bei Tlumaz spricht für die Zusammengehörigkeit beider Bildungen; da bei Podluce aber auch der Peetenführende Tegel im Gyps auftritt, so muss auch der Tegel als die oberste Lage unter-mediterraner Abla- gerung aufgefasst werden. Die Verhältnisse in dem Gebirge von Wolzyniec-Podluce sind ausserordentlich klar und deutlich, wie das nachstehende Profil zeigt: — Berglehm. — Tegel mit Pecten scabridus. —= ob., gelbe u. weisse Tegelschicht. — Kalkstein. —= Gyp8. — Fasergyps im Kalkstein e mit dün- nen, Pectenführenden Tegellagen. = Sand. = Lemberger Kreide. Bi .. Nr. 12 Bericht vom 31. Juli. B. Renault. A. Koch u. A. Kürthy. 285 Der Erhaltungszustand der Versteinerungen in dem sehr weichen Tegel ist nicht immer ein sehr guter, aber nach längerem Suchen findet man schon vollständige mit Ohren versehene Pecten scabridus; daneben kommen noch mehrere andere kleine marine Zweischaler vor, die erst näher untersucht werden müssen. Literatur-Notizen. D. Stur. Bernard Renault. Recherches sur la structure et les affinit&es botaniques des Vögötaux silicifi6s re- cueillis aux environs d’Autun et de St. Etienne. (Publication de la sociöt& Eduenne.) Autun 1878. Ire. partie. Mit 30 Taf. gr. 8°. Eine sehr erfreuliche Nachricht glaube ich allen Freunden der Phytopaläon- tologie mitzutheilen, indem ich das Erscheinen des obeitirten Werkes notifieire. Die werthvollen Arbeiten B. Renault’s über die anatomische Structur der zu Autun und St. Etienne verkieselt gefundenen Pflanzenreste waren bisher schwer zugänglich und zerstreut. Die Societe Etienne hat es übernommen, dieselben ge- sammelt und in ein Ganzes verschmolzen herauszugeben. Der vorliegende Band ist der erste Theil dieser Publication, die dem Andenken Adolphe Brongniart's, des eigentlichen Gründers der Phytopaläontologie, gewidmet ist. Die Societe Etienne erwirbt sich durch diese Publication unsere freundlichste Anerkennung. Dieser erste Theil enthält, ausser einleitenden Worten über das Wesen der Verkieselung der Pflanzenreste, folgende Abschnitte: 1. Ueber die Annularien und Asterophylliten aus der Klasse der Equisetineen. 2. Ueber die Zygopteris, Botryopteris und Anachoropteris aus der Klasse der Farne. 3. Ueber die Lycopodien und Sphenophyllen. Der zweite Theil wird enthalten ausführliche Daten über Myelopteris, Sigil- laria elegans, Sigillaria spinulosa, über Calamodendren und Gymnospermen. A. Koch und A. Kürthy.. Petrographische und tekto- nische Verhältnisse der trachytischen Gesteine des Vlegyäsza-Stockes und der benachbarten Gebiete. (Sep. aus dem Jahrbuche des siebenbürgischen Museums-Vereines.) Die Verfasser haben die Gesteine des mächtigen, an der Grenze zwischen Ungarn und Siebenbürgen, zwischen die krystallinischen Gebirge Bihar und Meszes eingeschlossenen Trachytstockes der Vlegyäsza einer erneuten eingehenden Unter- suchung unterzogen. Auf Grund der mineralogischen und chemischen Zusammensetzung unter- scheiden sie in diesem Gebiete vier Gesteinstypen, welche aller Wahrscheinlichkeit nach vier verschiedenen Eruptionen entsprechen, und zwar: 1. Quarz-Orthoklas-Trachyt, wahrscheinlich das älteste Gestein. 2. Quarz-Andesite oder Dacite. Sie bilden im Vlegyäsza-Stock selbst eine überaus mächtige, einheitliche, eruptive Masse, welche hier nirgends mit sedimen- tären Tuffen, Conglomeraten oder Brececien in Verbindung steht. — Dagegen sind die im siebenbürgischen Becken so weit verbreiteten Palla-Schichten als Tuffe glei- cher Quarz-Andesite zu betrachten, welche zahlreichen submarinen Vulkanen (die en eines solchen ist der Csiesö-Berg, nördlich bei Retteg) ihren Ursprung ver- anken, 3. Amphibol-Andesite, die wahrscheinlich jünger sind als die Daeite, und die theils in normaler, theils in grünsteinartiger Ausbildung vorkommen. Endlich Yan 4. Labrador-Augit-Trachyte, die das jüngste Glied der ganzen Reihe dar- stellen. K. k. geolog. Reichsanstalt. 1875. Nr. 12. Verhandlungen. 41 236 Verhandlungen. Nr. 12 Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separatabdrücke. Eingelangt vom 1. April bis Ende Juni 1878. Alth A. Dr. Slösunki topograficzno - geologiezne kolei Tanowsko-Lelu- chowskiej, Krakow 1877. (6243. 8.) Babanek Fr. Die nördlichen Theile des Trentschiner Comitates. Wien 1866. 6283. 8.) Bertrand M. Em. Sur la leadhillite de Matlock. Paris 1878. De 4.) Bertrand et Groth. Ungewöhnliche Form des Chlornatrium. — Zinnober von Californien ete. 1878. (6261. 8.) Bischof. Beitrag zur Kenntniss der Pleuromoia Corda aus den oberen Schichten des bunten Sandsteins zu Bernburg. Cassel 1855. _ (2156. 4.) Bittner A. Dr. Ueber Phymatocarcinus speciosus Reuss. Wien 1877. (6255. 8.) Bölsche W. Dr. Ueber die Gattung Prestwichia H. Woodw. und ihr Vorkommen in der Steinkohlenformation des Piesberges bei Osnabrück. (6272. 8.) — — Beiträge zur Paläontologie der Juraformation im nordwestl. Deutsch- land. Osnabrück. (6274. 8.) — — Ueber einige Korallen aus der westphälischen Kreide. Osnabrück. (6273. 8.) Cermak Jos. Die Braunkohlen-Ablagerungen von Handlova. Wien 1866. (6282. 8.) Cotta B. von. Die Geologie der Gegenwart. 5. Aufl. Leipzig 1878. (4304. 8.) Coy M. C. (Victoria). Prodromus of the Palaeontology of Victoria; or figures and descriptions of Vietorian organic Remains. Decade V. Melbourne 1877. (6297. 8.) Credner H. Dr. Ueber die Arbeiten und Publicationen der geol. Landes- Untersuchung von Sachsen. Berlin 1878. (6270. 8.) Desor E. Les constructions Lacustres du Lac de Neuchätel. 1864. (6289. 8.) Doelter C. Dr. Der Vulcan Monte Ferru auf Sardinien Wien 1877. (2153. 4.) — — Bemerkungen über den Werth der Mineral-Analysen. Graz 1878. (6258. 8.) — — TV. Ueber Diopsid. Wien 1878. (6296. 8.) Drasche R. von Dr. Fragmente zu einer Geologie der Insel Luzon (Phi- lippinen). Wien 1878. (2146. 4.) Dumortier et Fontannes F. Description des Ammonites de la zone a Ammonites Tenuilobatus de Orussol ete. Lyon 1876. (6291. 8.) Fontannes F. Etudes stratigraphiques et paleontologiques pour servir & l’'historie de la periode tertiaire dans le bassin du Rhöne. I. et II. Lyon 1875 bis 1876. (6290. 8.) Fritsch Ant. Dr. Die Reptilien und Fische der böhmischen Kreidefor- mation. Prag 1878. (2159. 4.) Glückselig A. M. Das Vorkommen von Mineralien im Egerer Kreise Böh- mens. Karlsbad 1862. (6288. 8.) Haidinger W. und Patera A. Ueber den Hauerit. Eine neue Mineral- species aus der Ordnung der Blenden. Chemische Analyse des Hauerits. Wien 1847. (2157. 4.) Hansel V. Rutile von Modriach. Graz 1877. (6259. 8.) Hauer Fr. Ritter v. Ueber die geognostischen Verhältnisse des Nordab- hanges der nordöstlichen Alpen zwischen Wien und Salzburg. Wien. (6287. 8.) — — Die Geologie und ihre Anwendung auf die Kenntniss der Bodenbe- schaffenheit der österr.-ungar. Monarchie. II. Auflage. Wien 1878. (5424. 8.) Hayden F. V. Report of the United States geological Survey of the Ter- ritories. Vol. XI. Washington 1877. (171. 4.) — — Ninth annual Report of the United States geological and geogra- phical Survey of the Territories etc. Washington 1875. (5731. 8.) Nr. 12 Bericht vom 31. Juli. Einsendungen f. d. Bibliothek. 287 Hergt Otto Dr. Die Valenztheorie in ihrer geschichtlichen Entwicklung und jetzigen Form. Bremen 1878. (2152. 4.) Hess Edm. Dr. Ueber die zugleich gleicheckigen und gleichflächigen Po- lyeder. Cassel 1876. (6240. 8.) Höfer Hanns. Beiträge zur Kenntniss der Trachyte und der Erzniederlage zu Nagyäg in Siebenbürgen. Wien 1866. (6284. 8.) — — Analysen mehrerer Magnesia-Gesteine der Obersteiermark. Wien 1866. (6285. 8.) Humphreys A. A. and Abbot H. L. Report upon the Physies and Hy- draulics of the Mississippi River ete. Washington 1876. (1995. 4.) Issel Arturo. Nuove ricerche sulle caverne ossifere della Liguria.. Memo- ria. Roma 1878, (2151. 4.) King Clarence,. Report of the geological Exploration of the fortieth Pa- rallel. Descriptive Geology II. Washington 1877. (1800. 4.) Knapp J. A. Baron Ferdinand v. Mueller. Eine biographische Skizze. Wien 1878. (6295. 8.) Koch A. Dr. III. Mineralogisch-petrographische Notizen aus Siebenbürgen. 1877. (6260. 8.) . Köppen A. Zum 50jährigen Jubiläum des Akademikers Gregor v. Hel- mersen. 1878. (6277. 8.) Lang Otto H. Beiträge zur Physiographie gesteinsbildender Mineralien, 1877. (6237. 8.) — — Granit aus erratischem Gneisse von Wellen bei Bremen. 1877. (6238. 8.) Laube G. Dr. Der Aetna. Prag 1877. (6276. 8.) Legrand Dr. La nouvelle Societe Indo-Chinoise ete. Paris 1878. (6269. 8.) Lenz O. Dr. Geologische Mittheilungen aus Westafrika. Wien 1878. (6267. 8.) — — Notizen über den alten Gletscher des Rheinthales. Wien 1874. (6268. 8.) Liebe K. Th. Die Lindenthaler Hyänenhöhle. II. Stück. Gera. (6294. 8.) Löwensohn in Fürth. Glas-Krystall-Modelle nach Dr. Langhans. Preis- verzeichniss. Fürth 1878. (6247. 8.) Ludwig R. Fossile Krokodiliden aus dem Oligocän des Mainzer Tertiär- beckens. Darmstadt 1876. (6275. 8.) Manzoni A. M. Bryozoaires du pliocene superieur de 1’Ile de Rhodes. Meulan 1878. (2149. 4.) Morris John. Geological Notes Explanatory of the Section of the Earth’s Crust. London. (2158. 4.) Müller Karl. Untersuchungen über einseitig frei schwingende Membranen und deren Beziehung zum menschlichen Stimmorgan. Cassel 1877. (6242. 8.) Muspratt’s theoretische, praktische und analytische Chemie. Band VI. Lie- ferung 15, 16. (2000. 4.) Nardo Domenico G. Dr. Annotazioni illustranti. 54 Speeie di Crostacei ecc. Venezia 1869. (2147. 4.) — — Sull’ antipate dell Adriatico ecc. Venezia 1877. (6249. 8.) — — Sulle materie organiche di origine Marina che servono 0 che potreb- bero servire alla concimazione de nostri terreni agricoli. Venezia 1875. (6250. 8.) — — (Cenni storico-eritiei sui lavori pubblicati specialmente nel nostro secolo ecc. Venezia 1875. (6251. 8.) — — Sopra una pietra di origine e di provenienza incerte ecc. Venezia 1877. (6252. 8.) — — Bibliografia eronologica della fauna delle provineie Venete ecc. Vene- zia 1877. (6253. 8.) Netwald J. Chemische Untersuchung des jod- und bromhältigen Mineral- wassers zu Hall bei Kremsmünster. Linz 1853. (6280. 8.) New Jersey. Geological Survey. 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Wien. 3 Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 31. August 1878. Inhait. Eingesendete Mittheilungen, v. Richthofen, Bemerkungen zur Lössbil- dung. Dri. E. Reyer, Reiseskizzen über das Smrekouz-Gebirge. F. Toula, Ein neues Vor- kommen von sarmatischen Bryozoen und Serpulenkalk bei Hundsheim, — Neue Ansichten über die systematische Stellung d, Dactyloporiden. R. Hoernes, Zur Geologie der Steiermark. — Reise- Bericht. Dr. @. Stache, Neue Beobachtungen in der paläozoischen Schichtenreihe des Gail- thaler Gebirges und der Karawanken. — Literatur-Notizen. A. Sehrauf, P. Hunfalvy, D. Brauns. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. v. Richthofen. Bemerkungen zur Lössbildung. Die Bildungsart des Löss ist in der letzten Zeit wiederholt in den „Verhandlungen“ zur Sprache gebracht worden. Da dabei mehr- fach auf meine eigene Erklärungsweise Bezug genommen ist, so möge es mir gestattet sein, in kurzen Bemerkungen theils einigen nicht ganz richtig verstandenen Deutungen, theils den zu Ungunsten meiner Theorie erhobenen Einwendungen zu begegnen. Um zunächst auf das Historische einzugehen, erlaube ich mir eine Berichtigung der Ansicht, welche ich der ausserordentlich lehr- reichen und klaren Darstellung von Herrn Dr. Nehring') zu ent- nehmen glaube, als ob ich die Theorie einer atmosphärischen?) Bil- dung des Löss zum ersten Male gleichzeitig mit seiner wichtigen Entdeckung der Steppenfauna bei Thiede und Westeregeln , also in dem ersten Bande meines Werkes „China“ ausgesprochen hätte. Ich gewann die Ansicht, als ich im April 1870 in den ungeheueren, auf grosse Anhöhen sich erstreckenden Ablagerungen des Löss in 1) Diese „Verhandlungen“. 1878, p. 272, 2) Herr Prof. Dr. Grisebach hat (Göttinger Gelehrte-Anzeigen 1377, Nr. 28) die mir richtig scheinende Bemerkung gemacht, dass der Ausdruck „atmosphärisch“ besser und treffender sein dürfte, als der der englischen Literatur entnommene „subaörisch“, dessen ich mich früher bediente. K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 13. Verhandlungen. 42 290 Verhandlungen. Nr. 13 der chinesischen Provinz Honan, südlich vom gelben Fluss, wanderte. Ich gab ihr damals sofort Ausdruck und bin später mehrfach darauf zurückgekommen. ') Mehrere verehrte Fachgenossen haben mich zu Dank ver- pflichtet, indem sie in verschiedenen Zeitschriften meine Ansichten im Auszug wiedergaben. Da dies jedoch nur in Kürze geschehen konnte, so ist es gekommen, dass Andere, welchen das ausführliche Original nicht zu Gebote stand, meine Theorie nicht ganz verstanden und so darstellten, als ob ich die Zusammenhäufung feiner erdiger Theile durch Wind als das einzige Agens bei der Bildung des Löss betrachtete. ?) Ich möchte es daher ganz besonders betonen, dass ich die Bil- dung des Löss auf einer kahlen Fläche unter allen Umständen für eine Unmöglichkeit halte. Selbst in den geschützten Hoblkehlen auf der Leeseite eines Gebirges wird das Zusammenwirbeln von Staub- massen für sich allein niemals eine Lössablagerung hervorbringen, Einerseits wird, da die klimatischen Verhältnisse grosser Steppen- gebiete sich in der Theilung des Jahres in zwei durch die Bildung einer Cyklone und einer Antieyklone charakterisirte Perioden kenn- zeichnen, mit seltenen Ausnahmen eine Leeseite bald wieder in eine Windseite verwandelt werden. Andererseits aber kann auch in Kesseln mit steilen Wänden Löss aus der Aufhäufung von Staub allein nicht entstehen. Denn für seine Bildung ist Vegetation und zwar, wie es scheint, die gleichmässige, niedrige Vegetation der Gras- steppe unbedingt erforderlich. Der Wald der Grashalme hält den herabfallenden Staub fest; die Graswurzeln geben dem fortwach- senden Boden die gleichmässige capillare Struktur. Es ist. ferner von einigen Seiten nicht beachtet worden, dass ich dem Regen, ohne dessen periodischen Fall die Steppenvegetation — bis auf die wenigen Stellen, wo die Sickerwasser von Flüssen und Seen dafür hinreichen — nicht denkbar ist, eine nicht unbedeutende 1) Die Theorie wurde zum ersten Male veröffentlicht in meinem Letter on the provinces of Honan and Shansi, Shanghai 1870, p. 9—10. Auf diese Stelle bezog ich mich in einem „Peking den 20. Juli 1870“ datirten Brief an Herrn Hofrath v. Hauer („Verhandlungen“ 1870, p. 243). Einen "Auszug gab Peter- mann („Mittheilungen“ 1871, p. 428). Kingswill schrieb schon bald darauf eine Entgegnung (Quart. Journ. Geol. Soc. London, Nov. 1871). Eine ausführ- lichere Darstellung, bei der ich die Theorie auf die Steppen der Mongolei an- wandte, gab ich in meinem Letter on the provinces of Chili, Shansi, Shensi ete., Shanghai 1872, Fol., p. 13—18, und in einem zweiten Briefe an Herrn v. Hauer (Si-ngan-fu den 10. Jan. 1872, abgedruckt in den Verhandlungen 1872, p. 153—160); ferner in einem Vortrag bei der Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft in Wiesbaden (1873) und in der Versammlung der Bri- tish Association in demselben Jahre. Eine weitläufige Behandlung des Gegen- standes geschah allerdings erst in meinem Werke „China“, 1877, Bd. I, p. 56 bis 139, und hier erst wagte ich die Theorie auf den Löss von Asien überhaupt, sowie von Europa und von Amerika zu übertragen. ”) Dies gilt z. B. von einem ©. H. H. unterzeichneten Verfasser im „Aus- land“, 1878, p. 99, welcher die Theorie verwirft, ohne jedoch Gegen-Argumente zu bringen. Auch Hr. Dr. Nehring scheint von dieser missverstandenen Deutung auszugehen und mir z. B. die Voraussetzung der Mitwirkung des Wassers abzu- sprechen. r. 13 Bericht vom 31. August. v. Richthofen. 29 »91 mechanische Rolle bei der Bewegung fester Massen in den Steppen zuschreibe. Ich habe das Herabspülen des Detritus von den Berg- gehängen wiederholt als einen sehr wesentlichen Factor bezeichnet, dessen Bedeutung jedoch von den Umgrenzungen der Becken gegen deren Mitte sich zugleich mit den Neigungswinkeln vermindert und end- lich gleich Null wird. Von Sandsteingebirgen z. B. wird Sand herab- gespült, welcher sich in der Nähe der Beckenränder theils in Lagen ausbreitet, theils den Löss verunreinigt. Einen noch deutlicheren Beleg geben die Anhäufungen von scharfkantigem oder wenig gerun- detem Schotter, welche sich als deutliche, schwach geneigte Lagen in wechselnden verticalen Abständen von den Gehängen gegen das Innere der Becken hinein erstrecken und mit der Entfernung von jenen allmälig an Mächtigkeit abnehmen, um entweder als eine nur durch zahlreiche Lössmännchen bezeichnete Zunge weithin fortzu- setzen oder ganz zu verschwinden. Es werden dadurch, wie Pum- pelly mit Recht hervorhebt '), Perioden gesteigerten Niederschlags angezeigt. Selbstverständlich werden in solchen Zeiten auch die transpor- tirende Kraft des in Kanälen fliessenden Wassers und dessen Ueber- schwemmungs-Wirkungen sehr viel grösser gewesen sein, als während des trockenen Klima’s, und es konnten dadurch manche "scheinbare Anomalien im Aufbau der festen Massen herbeigeführt werden. Ein dritter Factor, welcher kaum hinreichende Würdigung er- fahren hat, ist die saigernde Thätigkeit des Windes, indem er, gerade wie ein Strom fliessenden Wassers, durch starkes Umwälzen des Materials die feineren Theilchen fortführt und die gröberen liegen lässt, wobei die Grösse der widerstandsfähigen Theile in jedem ein- zelnen Falle von der Stärke des Windes abhängen wird. Ich suchte zu zeigen, dass nach Entfernung der lössbildenden Bestandtheile Flugsandwüsten zurückbleiben, durch noch weitere Sai- gerung aber Kieswüsten entstehen, die sich bei etwas Regen leicht in Kiessteppen verwandeln und die Unterlage von Löss abgeben können. Durch die sehr verschiedene Art, in welcher die angeführten Factoren ineinander greifen, werden sich vermuthlich fast alle Er- scheinungsformen des Löss erklären lassen. So können durch perio- dischen Wechsel des Windes, indem er über eine bestimmte Stelle einer Steppe in einer Jahreszeit von einer Seite leicht weht und nur fruchtbaren Staub herbeiführt, in der zweiten aber von der anderen heftiger weht und feinen Sand zuführt, ausserordentlich dünne Wech- sellagerungen entstehen, welche die Steppenvegetation am Gedeihen nicht hindern. Dies entspricht dem Vorkommen, welches Dr. Neh- ring in den tiefsten Gebilden bei Thiede und Westeregeln fand und selbst als ein Mittelding zwischen Löss und Flugsand erklärt. Es liegt daher kein Grund vor, für solche, mit einer gewissen Schich- tung versehenen Gebilde, einen von dem des reinen Löss wesentlich verschiedenen Ursprung anzunehmen. 1) Bei einer Besprechung der in Rede stehenden Theorie in the Nation 1878, 14. April. 42* 292 Verhandlungen. Nr. 13 In kleinerem Massstabe können solche Wechsellagerungen z.B. in der Nähe sandiger Flussbette oder in einigem Abstand von dem Fuss von Sandsteinbergen leicht entstehen. Dass auch Ueberlage- rungen von Löss durch Dünensand im grössten Massstabe vorkommen, wird durch die heutigen Vorgänge im Tarym-Becken vielfach be- wiesen. Zur Beurtheilung der Verhältnisse, wie sie namentlich in Europa auftreten, muss auch in Betracht gezogen werden, dass das Areal der ununterbrochenen Steppenfläche, über welche sich der atmosphä- rische feste Niederschlag ausbreitet, von erheblichem Einfluss auf die Natur der Ablagerung sein wird. Die erste Lössbedeckung geschah zum Theil auf ebenflächig ausgebreiteten festen Schichten, wie z. B. Kies und Schotter. In solchem Falle wird, wenn die Gebirge weit entfernt sind, der Löss von der Grenze seiner Unterlage an eine reine Beschaffenheit haben, d. h. die Merkmale seiner typischen Ausbildung zeigen. Zum Theil aber — und dies ist in China fast allgemein der Fall gewesen — begann die Lössbildung auf dem sehr unebenen Boden zerrissenen Gesteins. Daher kam anfangs, überdies bei dem allmäligen Uebergang von einem feuchten in ein Steppen- klima, die spülende Thätigkeit des Wassers zu vorherrschender Gel- tung. Anhäufungen von scharfem Schotter, mit thonigen Bestand- theilen reichlich vermengt, das Ganze roth gefärbt und schwach cementirt, bilden daher in China fast ausschliesslich die Unterlage des Löss. Bei fortschreitender Ausfüllung wurden die geringeren Unebenheiten verdeckt, die Oberfläche nahm eine gleichförmigere Gestalt an. Die spülende Thätigkeit des Wassers hielt sich daher mehr an die Ränder, wirkte aber doch periodisch bis in die mittleren Theile der immer noch kleinen Becken. Erst wenn auch grössere Unebenheiten verdeckt waren, und die Ausfüllung sich mit sanft ge- schwungener Oberfläche über einen grösseren Raum ausbreitete, wurde die Lössbildung in der Mitte der Becken reiner, während am Rand Schotteranhäufungen derselben Art, wie diejenigen am Boden, fortdauernd, aber mit periodisch gesteigerter oder verminderter In- tensität gebildet wurden. Dem am meisten typischen Löss, welcher sich dadurch auszeichnet, dass er bei fast gänzlichem Fehlen hori- zontaler Absonderungsflächen in der Tiefe von mehreren hundert Fuss noch dasselbe gleichmässig feine Korn, dieselben Wurzelröhrchen und dieselben Anhäufungen von Landschnecken führt, wie im den höheren Theilen, kann man nur gegen die Mitte der grossen Becken hin finden. Herr Dr. Tietze beobachtete in Persien grosse Lössvorkommen und konnte ihnen die in Europa gesehenen vergleichen. Daher stimmte er dem atmosphärischen Ursprung unbedenklich bei, und hat dafür von verschiedenen Orten bemerkenswerthe Beweise beigebracht. In Deutschland hat man es meist mit Becken von geringem Durchmesser und mit Ablagerungen von geringer Dicke zu thun, welche zu- weilen nur den Anfangsstadien derjenigen in China entsprechen und sehr häufig abnorme Verhältnisse bieten. Zu den mancherlei Umständen, welche die Reinheit der Erscheinung beeinträchtigen, kommen überdies die Ueberreste von Baumwurzeln und die den Ir 2 . D u Nr. 13 Sitzung vom 31. August. v. Richthofen. 293 obersten Lagen des Löss zuweilen eigene dunkle Humusfärbung, welche z. B. Dr. Nehring bei Tbiede bis zur Tiefe von 12 Fuss fand. Von einem dieser wenig typischen Vorkommen, welche in Europa die richtige Erklärung so schwer machten, geht Herr Dr. Jentzsch bei seinen Erörterungen aus, welche ihn zur Verwerfung der atmo- sphärischen Entstehung für den europäischen Löss führen. !) Für die Ablagerung bei Heiligenstadt, am Fusse des Kahlen- berges bei Wien, würde man von vornherein eine Verunreinigung durch Sand als wahrscheinlich anzunehmen haben, und dieselbe ist in der That durch Dr. Jentzsch nachgewiesen worden. Die von ihm gezogene Folgerung, dass die Einlagerung des Sandes auf Ab- satz aus Wasser hindeute, hat schon Dr. Tietze durch den Ver- gleich mit der bei Dünen vorkommenden Schichtung hinfällig ge- macht.?). Was die „schotterähnlichen Nester“ betrifft, so werde ich bei ähnlichen Lagerstätten in China solche an anderer Stelle vielfach zu beschreiben haben. Auf diesen wenig glücklichen Ausgangspunkt gestützt, überträgt nun Herr Jentzsch seine Theorie von dem Niederschlag des Löss aus Ueberschwemmungswässern auf ganz Europa. Die Argumente, deren er sich bedient, sind wesentlich negativ. Eines derselben, wel- ches die von Nehring gefundene Steppenfauna als angeblich nicht beweiskräftig hinstellt, ist von diesem selbst glänzend widerlegt worden. °) Ein anderes beruht in der Annahme, dass der Löss, wenn er atmosphärischer Entstehung wäre, sich über das Erzgebirge, den Thüringer Wald u. s. w. ausbreiten müsste. Die Anschauung, dass die Kämme dieser Gebirge zu den „vor erneuten Windangrifien ge- schützten Stellen“ gehören *), wird allerdings von Denen, welche sie bestiegen. haben, kaum getheilt werden. Allenthalben in den Ge- genden der oberflächlichen Steppen bleiben die Kämme der Gebirge kahl, bis der Löss der angrenzenden Becken über sie hinauswächst und sie gänzlich vergräbt. — In einem dritten Argument wird darauf hingewiesen, dass die norddeutsche Ebene frei von Löss ist. Dieser Umstand lässt sich aber durch die Ueberschwemmungs-Theorie viel weniger erklären, als durch diejenige der atmosphärischen Bildung. Denn bei Annahme der letzteren lassen sich manche locale Einflüsse verschiedener Art annehmen; grosse Trockenheit z. B. macht ebenso wie grosse Feuchtigkeit die grasbedeckte Salzsteppe unmöglich. — Endlich wird darauf hingewiesen, dass der Löss vielfach in Flussthä- lern auftritt und daraus geschlossen, dass seine Entstehung nur mit den in diesen Thälern fliessenden Gewässern zusammenhängen könne. Doch ist es leicht ersichtlich, dass bei dem Trockenerwerden des Klimas die grossen, für Insalation und Ausstrahlung am meisten ) Physikalisch-ökonomische Gesellschaft in Königsberg, XVII. Jahrgang, 1877, p. 161 fl., und diese Verhandlungen 1877, p. 251 fl. 2) Verhandlungen 1877, p. 265. 2) a. a. O. p. 263—265. *) Verhandlungen 1877, p. 254. 294 Verhandlungen. Nr... empfänglichen Thalweitungen die ersten, für Steppenbildung geeig- neten Stellen sein mussten. Die petrographischen Figenschaften des Löss lässt Herr Jentzsch unerörtert. Als das wesentlichste Merkmal gilt ihm das gleichmässige Korn. Er knüpft daran die kühne These „dass die charakteristischen petrographischen Eigenthümlichkeiten des Löss ausschliesslich Folgen dieser Körnung sind und somit allen bei derselben Geschwindigkeit nahezu vollkommen geschlämmten losen Accumulaten zukommen müssen“. Sehr richtig ist der Satz, dass nicht immer gleichartige Gebilde in derselben Weise entstanden sein müssen. Wenn aber für eine so eigenartige Formation, wie diejenige des Löss, die Entstehung aus Salzsteppen in einem halben Continent als erwiesen gelten kann und wir dieselbe Formation, in nahezu demselben Zeitalter gebildet, über einen grossen Theil der Fortsetzung dieses Continentes verbreitet sehen, so liegt der Schluss auf gleichartige Entstehung am nächsten. Wenn nun die im Osten giltige Theorie auch alle für den Löss des Westens charakteristischen Erscheinungen zu erklären vermag und überdies eine so wesentliche Stütze erfährt, wie dies durch Dr. Nehring’s ausgezeichnete Forschungen geschehen ist,!) so muss denen, welche eine abweichende Theorie aufstellen, zunächst die Auf- gabe zufallen, zu beweisen, dass dieselbe die Erscheinungen ebenso gut oder noch besser zu erklären vermag. Die Annahme, dass der europäische Löss aus Wasser abgesetzt sei, hat die folgenden Eigenschaften desselben damit in Einklang zu bringen: 1. die petrographische, stratigraphische und faunistische Ver- schiedenheit des Löss von allen früheren und nachfolgenden Gebilden, deren Absatz aus Wasser zweifellos ist; 2. die petrographische Homogenität des Löss in seinem ganzen Verbreitungsgebiet auf dem europäisch-asiatischen Continent, im Gegensatz zu jedem anderen, nicht in der Tiefsee abgesetzten Sedi- mentgebilde der letzten Perioden ; 3. die Abhängigkeit der Verbreitung vom DBodenrelief, bei gleichzeitiger Unabhängigkeit von der Meereshöhe: 4. die (bis auf die locale und verschiedengradige Vermischung mit Sand, und zwar Flugsand nach unserer Theorie) vollkommene Gleichmässigkeit des Kornes; 5. das Vorkommen von beinahe ausschliesslich eckigen Quarz- körnern im reinen Löss; 6. den vollkommenen Mangel an wirklicher Schichtung; 7. das Vorkommen von Lagen eckigen Schotters, welche sich gegen die Mitte der Becken allmälig auskeilen: ‘) Diese systematischen, schichtenweise ausgeführten Untersuchungen, deren hohe geologische Bedeutung zuerst Herr Dr. Tietze (Verhandlungen 1878, p. 113 ff.) zu würdigen verstand, werden gewiss durch ihren grossen Erfolg zu weiteren Ar- beiten nach derselben Methode anregen. Für die Geschichte der klimatischen Aen- derungen und der damit verbundenen. geologischen Vorgänge und faunistischen Zustände sind die interessantesten Ergebnisse daraus zu erwarten. Nr. 13 Bericht vom 31. August. v. Richthofen. 295 8. die capillare Structur, mit im Ganzen senkrechter Stellung der Röhrchen ; 9. die senkrechte Absonderung: 10. das reichliche Vorkommen von kohlensaurem Kalk und anderen Salzen; 11. die Einmengung zahlloser Gehäuse von Landschnecken, mit fast vollständigem Ausschluss von Wasserschnecken und die vollkom- mene Erhaitung der gebrechlichsten Schalen der ersteren; 12. das allverbreitete Vorkommen von Säugethieren, welche heute den Steppen eigenthümlich oder doch auf grosse Grasflächen angewiesen sind, bei fast gänzlichem Ausschluss von Fischen oder Wasserschildkröten. Es würde endlich die Aufgabe gestellt werden müssen, eine mit dem Absatz des Wassers verträgliche Theorie für die Nivellirung grosser Continentalgebiete durch salzhaltige Steppenausfüllungen herbeizubringen. Denn wenn diese durch atmosphärische Processe noch heute entstehen, so sind die durchschnittenen Steppenausfüllun- gen, wie sie sich am Rand der Mongolei nachweisen lassen und als Löss zu erkennen geben, mit Sicherheit in derselben Weise entstan- den. Nimmt man hingegen für diese Lössmassen einen andern Ur- sprung an, so muss derselbe auch auf die Steppenablagerungen anwendbar sein. Wenige Geologen haben Löss in so grossem Umfang beob- achtet, wie Raphael Pumpelly und Carl Peters, Ersterer im nördlichen China, Letzterer in Ungarn und der Dobrudscha. Beide haben ihn durch Absatz aus Wasser zu erklären gesucht, und Beide haben jetzt ihre vollständige Ueberzeugung von seiner atmosphärischen Entstehung ausgesprochen.) Die Frage der Entstehung des Löss leitet zu derjenigen über den Ursprung mancher anderer lössähnlichen Gebilde. In dem ersten Band meines Werkes über China hatte ich mich zu weitläufig über ersteren verbreitet, um auch noch die letzteren, wie ich beabsichtigte, in Betracht zu ziehen. Ich hoffe dies zum Theil in den folgenden Bänden nachholen zu können, wo auch die locale Beschreibung der einzelnen Lössbecken und damit mancher an die unvollkommenen europäischen Vorkommnisse erinnernden Arten des Auftretens Platz finden wird. Die lössähnlichen Gebilde sind theils solche, welche wie die schwarze Erde Süd-Russlands?) einen wahrscheinlich analogen Ursprung bei abweichendem äusseren Charakter haben; theils solche, welche bei verschiedener Entstehungsart ein lössartiges Ansehen besitzen. Dahin gehören die Absätze in den Ueberschwemmungs- gebieten der Flüsse und in Aestuarien. Besonders wenn, wie inner- halb des Hwang-ho, zerstörter Löss das vom Wasser herabgeführte Materiale ist, können die Ablagerungen ein dem wirklichen Löss sehr ähnliches Ansehen erlangen. In dem Boden der durch jährlichen ') Pumpelly in The Nation, 1877, Apr. 4. und 11. — Peters in Allg. Augsburger Ztg., 1877, Nr. 150. ?) S. darüber Fr. Schmidt in Zeitschrift d. deutsch. geolog. Gesellschaft, 1877, p. 830 und 836. 296 Verhandlungen. Nr- 13 Absatz erhöhten Niederungen, bringen die Gräser eine capillare Struktur hervor. Aber dieselbe besteht nur aus den feinsten thonigen Bestandtheilen des Löss, mit Ausschluss der eckigen Quarzkörner; die kleinen Glimmerschüppchen liegen horizontal, und es fehlt der Kalkgehalt, um die capillaren Röhren zu festigen; daher ist auch die Neigung zu senkrechter Absonderung nur sehr unvollkommen vorhanden. In Aestuarien kann der Schilfwuchs ebenfalls Hohlräume der Wurzeln zurücklassen; doch scheint hier, neben den eben genannten und manchen anderen Abweichungen, die Aussonderung oxydirten Eisens einen besonderen, dem Löss nicht eigenthümlichen Charakter hervorzubringen. Die merkwürdigste Erscheinung fortschreitender Bodenbildung bietet, nächst dem Löss, der Laterit, welcher den Tropen eigen- thümlich ist, und auf den ich ebenfalls an einer anderen Stelle, auf Grund mehrfacher Beobachtungen, näher einzugehen gedenke. Aber auch in unserem gemässigten Klima dürfte das Wachsen des trockenen Bodens durch die von der Vegetation aufgehaltenen festen atmosphärischen Niederschläge einen interessanten Gegenstand der Untersuchung bilden.!) Kann auch die Erhöhung nur sehr viel lang- samer geschehen, als in,den abflusslosen Steppen, wo die Atmosphäre meist mit dichtem Staub erfüllt ist, und eine Hinwegführung der Masse nach dem Meere nur durch die Luftströmungen geschehen kann, so wird doch das Studium der sich darbietenden Erscheinungen manchen wichtigen Aufschluss über eine Classe für die Existenz des Menschen und der organischen Welt überhaupt besonders wichtiger geologischer Vorgänge bieten und zugleich lehrreich für die Kenntniss der Bildung des Löss sein. Dr. E. Reyer. Reiseskizzen über das Smrekouz- Gebirge. Auf meiner Rückreise von Tirol besuchte ich mit meinem Freunde Canaval das Gebiet Schwarzenbach in Südkärnten. Aus v. Hauer’s Uebersichtskarte ersieht man, dass sämmtliche Gebilde dieser Gegend OSO streichen. Ein etwa eine Stunde breiter Streifen schiefriger und vollkrystallinischer Gesteine streicht in der besagten Richtung und tangirt mit seinem Nordrande Schwarzenberg. Nördlich und südlich von diesem Streifen trifft man Gailthaler- Schichten, rothen Sandstein, Trias-Kalke und endlich die eozänen Gebilde des Smrekouz mit vorherrschend vulkanischer Facies. Binnen einer Woche hatte ich mit meinem Freunde folgende Thatsachen gesammelt: ') Das Wachsen des Culturbodens, besonders auf Wiesen, ist bereits beob- achtet worden, z. B. von Darwin (Transact. geol. Soc. of London, Ser. II, V. 1840, p. 505) und Kinahan (Geol. Mag. VI, 1869, p. 263 und 348); doch haben Beide bei ihren Erklärungsversuchen die Zuführung fester Bestandtheile aus der Atmosphäre ganz ausser Acht gelassen. Die Erdanhäufungen über Culturschichten und das Wachsen thonhaltigen Waldbodens auf Quarzsand sind besonders in Betracht zu ziehen. J ’ . i Nr. 13 Bericht vom 31. August. Dr. E. Reyer. 297 Der Smrekouz ist nicht, wie ich erwartet hatte, ein mächtiger Eruptions-Gang, sondern ein gefaltetes System von eruptiven Breccien, Tuffen und Eruptivgesteinen, Kalkbänken, Mergeln und Schiefern des Eozän. Die Eruptiv-Breceien und Tuffe beherrschen der Masse nach das Gebiet; nur untergeordnet treten die zugehörigen Eruptivgesteine auf, welche insgesammt der Textur nach eher als Porphyre, denn als Trachyte zu bezeichnen sind. Sehr interessant ist der Verband zwischen den Tuffen und den Sedimenten. ‘Sie wechsellagern und sind untereinander durch Uebergänge verbunden. Da sieht man typische Porphyrtufte (Thonstein-Porphyre) und Gebilde, welche mit der „Pietra verde“ verwechselt werden können, allmälig übergehen in Schiefer und Mergel und in letzteren eingeschaltet trifft man da und dort eine Numulitenkalkbank. Auf drei Wegen habe ich dies Gebiet gekreuzt und immer die- selbe mannigfaltige Wechsellagerung beobachtet. Nirgends aber habe ich eine mächtige stockförmige Masse des Eruptivgesteines gefunden. Ueber die Sedimente, welche zwischen diesen Gesteinen und den azoischen Gebilden liegen, habe ich nichts zu bemerken. Der Streifen azoischer Schiefer und eruptiver Gesteine, welcher wie bemerkt im Süden von Schwarzenbach sich ost-westlich erstreckt, hat hingegen meine Aufmerksamkeit angezogen. Als älteste Glieder erscheinen Diorite und Quarz-Diorite in Wechsellagerung mit Diorit- Gneiss. In letzterem Gesteine treten sehr häufig schwarze Flecken und Streifen auf, welche durch Uebergänge mit der Hauptmasse des Gesteines verbunden sind. Es sind Schlieren, welche ihre dunkle Färbung einem reichlichen Gehalte an Hornblende und dunklem Glimmer verdanken. Das Streichen und Fallen dieser Schlieren wurde bestimmt und stimmte mit dem Streichen und Fallen der benachbarten Dioritgneisse überein. Wir sind also zu der Aussage berechtigt, dass beide Gesteins- arten miteinander wechsellagern. Ueber diesen Gesteinen folgt Thonschiefer. Und nun zu den vollkrystallinischen Eruptivgesteinen: Auf der Uebersichtskarte ist ein etwa 5 Meilen langer Zug von Granit eingetragen; an einer:Stelle auch Syenit ausgeschieden. Es war zu entscheiden, in welchem Verhältnisse diese Gesteine zu den Schiefern stehen. Sind sie eingelagert oder brechen sie durch ? Stimmt das Fallen der Schlieren überein mit dem Fallen der Schiefer oder kreuzt es dasselbe ? An einem ungünstigen Orte wurden die ersten Beobachtungen angestellt (bei Zelcher), nur undeutliche Schlieren von geringer Er- streckung konnten nachgewiesen werden. Diese fielen gegen den Schiefer ein. Waren nicht nachträgliche Dislocationen an der Grenze dieser zwei Gesteine eingetreten, so musste offenbar die Granitmasse jünger sein als der Schiefer. Die Untersuchungen der folgenden Tage bestätigten diese erste Folgerung als richtig. Wir waren so glücklich zwischen Zelcher und Koprein Contact und Zertrümmerungsbreceien zu beobachten. K. k. geolog. Reichsanstalt. 1578. Nr. 13. Verhandlungen. 43 298 Verhandlungen. Nr Im Contacte der grossen Granitmasse mit dem Thonschiefer hat dieser felsitischen Charakter angenommen und fast alle Schich- tung verloren. Dann folgt eine Strecke von etwa 1 Kilom., auf welcher man unglaubliche Massen von Schiefertrümmern im Granit einge- bettet findet. Die Scherben zeigen durch ihre Anordnung oft deutlich die Richtung des Empordringens der eruptiven Gebilde an. Vom Minutiösen bis zum Gigantischen sind alle Grössen der Schiefer- trümmer vertreten. Bald hat man einen Granitteig vor sich in dem zahllose Schie- ferstückehen eingeknetet sind, bald tritt die Masse des Schiefers so vor, dass man die Beschreibung umkehren und sagen muss: der Schiefer ist nach allen Richtungen durchschwärmt von einem Granit- eäder. - Genug auf weite Erstreckung hin ist der Schiefer in der Nähe des Granites zertrümmert und mit demselben durchknetet und von ihm durchschwärmt. Am letzten Tage beobachtete ich den Syenit und Granit auch als Gänge im Gailthaler Schiefer. Der Schiefer ist in der Nähe der Gänge als Fleck- und Knotenschiefer ausgebildet. Ueber das Verhältniss von Granit und Syenit endlich ist zu bemerken, dass beide einander schlierig durchflechten. Bald beob- achtet man weisse Schlieren im dunklen Gestein, bald dunkle im » lichten, bald eckige dunkle Partien im Granit. Man kann also durch- aus kein Gestein als das jüngere bezeichnen. Beide stehen mitein- ander in Verband. Es waren vom Anfang an schlierige Massen, welche erstarrten und dann wieder von schlierigen Massen gleicher Art durchbrochen wurden. Desshalb erscheinen beide Gesteinsarten bald als coexistent, bald als verschiedenalterig. Nur an drei Orten erst habe ich. diesen schlierigen Gangzug durchquert. Die fernere Aufnahme soll zeigen, ob diese Granitmassen auch jünger sind, als die Trias, ob sie villeicht gar zusammenhängen mit den eozänen Porphyren des Smrekouz? Ferner steht die Frage offen, ob die berühmten Erzvorkommnisse dieser Gegend mit dem nachgewiesenen riesigen Eruptionsgang zusammenhängen. Mein Freund Canaval wird die Gegend montanistisch, ich dieselbe geologisch untersuchen. Wir werden die Ergebnisse gemein- sam publiciren. Franz Toula. Ein neues Vorkommen von sarmatischem Bryozoen- und Serpulen-Kalk am Spitzerberge bei Hundsheim. In dem ersten Hefte der „geologischen Studien in den Tertiär- bildungen von Wien“ von Th. Fuchs und Felix Karrer (Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. 1868, Seite 276) beschrieb Fuchs die Tertiär- Ablagerungen in der Umgebung von Pressburg und Hainburg. Dabei kam er an mehreren Stellen auf eigenthümliche sarmatische Bildun- gen zu sprechen, die durch das häufige Auftreten von Bryozoen und von Serpula charakterisirt sind. Es waren die ersten Funde dieser Art in der sarmatischen Stufe der Umgebung von Wien. Dieselben | Nr. 13 Bericht vom 31. August. F. Toula. 299 sollen in Kürze erwähnt werden. In dem oolithischen, plattigen Kalkstein bei dem Dörfehen Karldorf (zw. Theben und Pressburg) fanden sich neben den bezeichnendsten sarmatischen Fossilien „mehrere Exemplare von Celleporenknollen“, so wie eine nesterweise vorkom- mende, eigenthümlich zellige Kalkbildung, die sich schliesslich als aus incrustirten Serpula-Convoluten bestehend ergab. Eine Bildung wie sie ähnlich von Herrn Director Hantken bei Pest-Ofen, in sarma- tischen Ablagerungen, mehrfach aufgefunden worden war. Aber auch am rechten Donauufer und zwar bei Wolfsthal, fand Fuchs ein ähnliches Vorkommen. Hier enthielten die oolithischen Kalksteine zwar keine Bryozoen, wohl aber dieselbe Serpula. Hier wie dort tritt das sarmatische Gestein unmittelbar über dem Granit auf. Ein drittes Vorkommen endlich führt Fuchs von Deutsch- Altenburg an. Hinter dem Park des Badehauses tritt an der Donau Cerithien-Sandstein, und weiterhin darüber, eine aus Sand und Tegel bestehende Ablagerung auf, in welcher sich eine, im Tegel liegende, linsenförmige, aus zwei Schichten bestehende Serpula-Ablagerung findet. Sie besteht ausschliesslich aus einer fein runzeligen Serpula „von der Dicke einer Rabenfeder*“ und ist sicher als sarmatisch bestimmt, da sie in blauem plastischen Tegel mit Ervilia podolica liegt. Bei einem Ausfluge, den ich jüngst in die Hundsheimer Berge unternahm, um die älteren Kalke daselbst zu besichtigen — ein Unternehmen, das nur sehr geringe Erfolge lieferte — hatte ich auch Gelegenheit die Neogen-Ablagerungen am Pfafien- und Hundsheimerberge, so wie auch die am Westende des niederen Spitzerberges zu berühren. Der Pfaffenberg besteht bekanntlich aus grauen weissaderigen Kalken. Dieselben streichen hora 7 und Fallen mit 50° nach Süden ein. Auch Breccienkalke treten auf. In den sackartigen Klüften der Kalkschichtenköpfe liegen marine Breccienkalke, Nulliporenbreccien, die viele eckige Bruchstücke des dolomitischen Kalkes umschliessen und Ostrea und Pecten enthalten. Aber auch grosse zusammenhängende Massen von Nulliporen- kalk liegen auf den alten Kalkriffen, welche in einigen grossen Stein- brüchen aufgeschlossen sind. Der grösste derselben liefert den soge- nannten „Altenburger-Stein“, einen feinkörnigen, festen, gut bearbeit- baren Breccienkalk („Leitha-Conglomerat“), der in Blöcken von fast beliebigen Grössen gebrochen werden kann. (Am Werkplatze liegen 4 Meter lange Monolithe.) Die vertikalen Klüfte, welche die Masse durchsetzen, erleichtern den Abbau, der freilich zur Zeit fast ganz unterbrochen ist. Das Gestein ist nicht sonderlich reich an Versteinerungen. . Ausser den häufigen Schalen von Ostrea und Pecten, finden sich noch ziemlich häufig Steinkerne von Conus. Eine häufige Erscheinung sind sehr grosse und schöne nesterförmig auftretende Nulliporen- Rosetten und grosse Bryozoenkugeln. An mehreren Stellen konnte ich folgende Vergesellschaftung der Organismen beobachten. Eine Nulliporen-Rosette umgeben von einer ca. 1 Cm. mächtigen Bryozoen- (Cellepora-)Schichte, deren äussere Partie von einer Serpula vielfach 43* 300 Verhandlungen. Nr. 13 durchzogen erscheint. Diese letztere ist vielfach gewunden, bis 2 Mm. dick und mit gedrängt stehenden Runzeln bedeckt. Sie lässt sich durch nichts von der im nachfolgenden zu besprechenden Serpula in dem sarmatischen Kalke am Spitzerberge unterscheiden. Im Süden von Hundsheim, zwischen diesem Orte und dem grossen Dorfe Prellenkirchen, erhebt sich aus der Ebene ein niederer, am Nordabhange bewaldeter, nach Süden hin aber kahler, von West nach Ost streichende Bergrücken aus der Ebene, welcher der Spitzer- berg genannt wird. Er besteht aus denselben Kalken wie sie auch am Pfaffen- und Hundsheimerberge auftreten. Am Westende dieses Rückens steht ein graublauer dolomitischer Kalk an, der nach oben zu lichter und sehr dünnplattig wird und in, stellenweise etwas gefältelte, schieferige Kalke übergeht. Diese dünn- plattigen Kalke stimmen petrographisch auf das beste mit den schieferigen Kalken überein, die am Eingange von Neudorfan der March anstehen und auch die Hügel an der March zusammensetzen. (Die Kalkschiefer am Eingange von Neudorf liegen auf einer quarzreichen Schichte, einer förmlichen Quarzitbreccie, mit glimmerig-thonigem Bindemittel, die ihrerseits wieder auf dünnplattigen Mergelschiefern liegt.) Diese schieferigen Kalke erinnerten mich auf das lebhafteste an die Pentacriniten führenden schieferigen Kalke im Semmering- gebiete. Von Fossilresten konnte ich leider in diesen älteren Kalken ausser undeutlichem Crinoiden (in einer Gesteinschichte am Hunds- heimerberge) nichts auffinden. Dieses Vorkommen von Crinoiden ist übrigens schon vor längerer Zeit von Böckh constatirt worden. Auf dem dunklen Kalk des Spitzerberges liegt nun am west- lichsten Ende des Berges, nahe an dem Feldwege, der an einer kleinen Kapelle vorbei führt und in die Fahrstrasse von Altenburg nach Prellenkirchen einmündet, das Eingangs erwähnte Vorkommen des sarmatischen Bryozoen- und Serpulen-Kalkes.. Zu unterst liegt hier eine Breccie, in der auch viele Sandsteinbrocken eingebettet vorkom- men, darüber ein röthlich grau gefärbter, fast dichter Kalk und über diesem die Reste einer Bryozoen-Serpulen-Schichte. Es sind nur noch einige kleine Lappen dieses fast ausschliesslich aus Serpulen- und Bryozoen bestehenden Kalk-Gesteins erhalten geblieben, welche sich auch eine Strecke weiter nach Südosten hin vorfinden. Als sarmatisch wird diese Bildung charakterisirt durch das Vorkommen von Modiola Volhynica und von kleinen Cardien (aus der Formenreihe des Cardium obsoletum) in Steinkernen. Die Uebereinstimmung der so überaus häufigen Serpula mit der Form aus dem Nulliporenkalk vom Pfaffenberg wurde schon er- wähnt. Mein verehrter Freund Herr Custos Theodor Fuchs ist der Meinung, dass es wohl dieselbe Form sei die er seinerzeit bei Deutsch-Altenburg, Karldorf und Wolfsthal aufgefunden hat. Neu ist dagegen das Auftreten der Bryozoen. (Lepralia?) Dieselben er- innern in mehrfacher Beziehung an die von Eichwald (Leth. Ross. UI. Seite 38, Taf. II Fig. 17) als Pleuropora lapidosa Pallas sp. abgebildete und beschriebene Form. Diese Art findet sich nach Eich- wald im südlichen Russland weit verbreitet (Kertsch, Taman und in Nr. 13 Bericht vom 31. August. F. Toula. 301 der Krimm). Die von mir gefundenen Stücke zeigen halb dutenförmig gefaltete blättrige Zellenstöcke. Mit Ausnahme eines einzigen kleinen Stückes, zeigen alle anderen Exemplare die Seite ohne Zellmündungen. Hier zeigt sich die für die russische Art bezeichnende Form der länglich tonnenförmigen Zellen und die Dichotomie der gekrümmten Zellreihen. Das erwähnte Stückchen mit den Zellmündungen ist leider stark abgewittert, so dass sich von demselben keine genaueren Angaben machen lassen. Das Zusammenvorkommen von Bryozoen mit Serpula, Modiola volhynica und Cardium ef. obsoletum, erscheint mir nicht ohne Inter- esse. Wobei ich nur noch erwähnen will, dass die genannten Bival- ven nur in wenige Exemplare vorliegen. + Es schliesst sich das Vorkommen am Spitzerberge recht schön den von Director Hantken aus der Gegend von Ofen und Pest, von Bergrath Stur von Nändor in Siebenbürgen und von Custos Th. Fuchs bei Karldorf gemachten Funden an. Am schönsten ist wohl die Uebereinstimmung mit Nändor, von wo Lepralia tetragona Reuss angegeben wird, eine mit unserer Form auf jeden Fall nahe verwandte Art. Franz Toula.. Neue Ansichten über die systematische Stellung der Dactyloporiden. Herr Prof. Zittel schrieb mir jüngst über die Ergebnisse ein- gehender Untersuchungen, die er an eigenthümlichen eylindrischen Körpern, aus Kalkmergeln der unteren Kreideformation, vorzunehmen ‚die Freundlichkeit hatte, welche ich aus der Gegend von Pirot mit- gebracht habe. Eine Stelle dieses Briefes ist von allgemeinem Inter- esse und soll deshalb, mit Genehmigung des Autors, hier angeführt werden. „Die Betrachtung Ihrer Fossilreste gab mir Veranlassung, mich über die Stellung der Dactyloporiden genau zu orientiren. In einer Notiz der Comptes rendus hat Munier Chalmas die Dactyloporen für Kalkalgen erklärt und auf ihre Aehnlichkeit mit gewissen Coral- linen, wie Cymopolia, Acetabularia etc. hingewiesen. "Da im hiesigen Herbarium die Gattung Oymopolia Lamk. fehlt, und diese nach der vortrefflichen Abbildung in Lamouroux’s Ex- position meöthodique des genres de Tordre des Polyp. pl. XXI ff. zunächst in Betracht käme, so ersuchte ich meimen Freund Professor Ascherson in Berlin um Zusendung eines Exemplares dieser Gat- tung. Meinem Wunsche wurde bereitwilligst entsprochen, und zu meinem Erstaunen zeigte mir der erste Blick auf den astigen Cymo- polienstock ein aus zahllosen aneinander gereihten Dactyloporiden- Gliedern bestehendes Gebilde. Die Uebereinstimmung der Segmente von Cymopolia barbata Lamk. mit Dactylopora ist geradezu erstaun- lich und ohne weitere Erörterung für Jedermann überzeugend. Ob- wohl nun der Name Dactylopora Lamk. älter ist als jener von Lamou- roux, so dürfte sich doch empfehlen, dem letzteren den Vorzug zu geben, da er den gesammten Organismus bezeichnet, während Dac- tylopora sich nur auf Fragmente desselben bezieht.“ 302 Verhandlungen. Nr. 13 Diese gewiss sehr interessante Mittheilung bewog mich, den Aufsatz von Munier Chalmas zu studiren. Er findet sich in den Comptes rendus von 1877, II. Sem., Bd. 85, p. 814, und ist betitelt: „Pflanzenpaläontologische Betrachtung über die Kalk-Algen der Gruppe der Siphonees vertieillees (Dasycladees Harv.), welche mit Foramini- feren verwechselt wurden.“ Munier Chalmas macht in dieser kurzen Abhandlung zu- nächst aufmerksam auf den von Decaisne schon 1842 gelieferten Nachweis, dass eine gewisse Zahl von marinen Organismen, die bis dahin zu den Zoophyten gerechnet wurden (Halimeda, Udotea, Peni- cillus, Neomeris, Uymopolia, Calaxaroura, Corallina ete.) in Wirklich- keit wahre Algen seien, und geht sodann daran, nachzuweisen, dass auch eine zahlreiche Serie fossiler Gattungen, die von den älteren Autoren zu den Polypen, von den jetzt lebenden aber zu den Fora- miniferen gerechnet wurden, in das Pflanzenreich gestellt werden müssen. „Die vergleichenden Studien, die ich — sagt Munier Chal- mas — an Dasycladus, Cymopolia, Acetabularia und Neomeris an- stellen konnte, bestätigten mir, dass die Dactyloporen, Acivularia und Polytrypa gleichfalls Algen sind und den oben genannten Gattungen sehr nahe stehen.“ Er meint aber auch noch, dass die Genera Oymopolia und Polytrypa vereinigt werden müssen. Die in mehreren Figuren gegebenen Darstellungen von Quer- schnitten der Polytrypa elongata Def. und der Uymopolia rosarium, sowie die durch Säure blossgelegten, als Sporenbehälter aufzufas- senden Ring-Zellen beider Formen sind vollkommen überzeugend. Munier Chalmas fasst unter dem Namen Syphonees verti- lets alle jene Algen mit grünen Sporen zusammen, welche von Har- vey zu der Familie der Dascycladeen gerechnet wurden, sowie alle fossilen Gattungen, die sich an Lavaria, Olypeina, Polytrypa, Acivu- laria, Dactylopora und Uteria anschliessen. Es sind dies etwa 50 Gattungen, welche aus der Trias, Jura, Kreide und aus der Tertiär- formation bekannt wurden. In den gegenwärtigen Meeren, sagt er, scheinen sie im Nieder- gange begriffen zu sein, indem bisher nur 7 Gattungen beschrieben wurden, und zwar: Dasycelades, Halicoryne, Cymopolia (mit den Unter- gattungen Polytrypa und Decaisnella), Polyphysa, Acetabularia, Neo- meris und Bornetella. Wenn die organische Materie der genannten Formen zerstört wird, so bleibt fast immer ein Skelet übrig, welches aus Kanälen, kreisförmig gestellten kleinen Zellen und grossen Fructifications- Zellen besteht. Dieses Skelet ist bei den fossilen Formen, welche durch viel reichlichere Kalkabsonderung ausgezeichnet sind, ganz be- sonders schön ausgebildet, und war die Ursache der Einreihung der fossilen Formen bei den Foraminiferen. Auf Grund seiner bisherigen Studien stellt Munier Chalmas ein neues System auf, das er als kein endgiltiges bezeichnet, da noch weitere eingehendere Untersuchungen der lebenden Formen vorge- - nommen werden müssen. In einer späteren Mittheilung stellt Mu- BR bie (Di Nr. 13 Bericht vom 31. August. F. Toula. 303 nier Chalmas die eingehende Begründung der neuen Gruppen und Gattungen in Aussicht. System der verticillaten Syphoneen. Die fossilen Gattungen sind mit * bezeichnet. Halycoryne Harvey d. Decaisnella M., Chalm. Olpema Mich. ® BE . Larvaria Defr. . Dasycladus Agardh. | 3 , . Cymopolia Lamk. ** | G Kagmonore Defr. T. Cymopolidae Parkeria M. Chalm d. Karreria M. Chalın. . Hermitella M. Chalm. e. Polyirypa Defr. . Polyphyra Lamlks. . Acetabularia Lamk. . Briardina M. Chalm. * . Acicularia d’Arch. * . Orioporella M. Chalm. * . Thyrsoporella Gümb, * . Gümbelina M. Chalm. * IV. Dactyloporidae. 14. Dactylopora Lamarck. * 15. Neomeris Lamk. 16. Bornetella M. Chalm. 17. Terquemella M. Chalm. * 18. Maupasina M. Chalm. * 19. Zittelina M. Chalm. * 20. Uteria Mich. * 21. Hagenmulleria M. Chalm. 22. Carpenterella M. Chalm. SO BWUM II. Acetabularidae III. Thyrsoporellidae Mu ih ok oo mN V. Neomeritae Gümbel’s Untergattung, Haploporella, mit welcher auch Prof. Zittel in seiner Paläontologie (S. 32) Prattia d’Arch., Marginoporell« Park. und Larvaria Defr. vereinigt, findet sich in dem neuen System als Larvaria mit Cymopolia Lamk. vereinigt; nach der Eingangs an- geführten Mittheilung Prof. Zittel’s müsste aber auch die als eigene Gruppe aufgestellte Dactylopora mit Oymopolia vereinigt werden, ja für diesen Namen geradezu der Name der auch in den heutigen Meeren lebenden Cymopolia gesetzt werden. Die Gattung Petrascula Gümbel aus dem oberen Corallien fehlt in dem neuen System, vielleicht ist sie unter einem der neuen Namen angeführt. Vor Allem fällt jedoch der Abgang des Namens Gyroporella Gümbel auf, um so mehr, als gerade diese Gattung nicht nur für die alpinen Formationen von ganz besonderem Interesse ist, nach Öberbergrath Stache’s Funden tritt sie im Gailthaler Gebirge schon in der Dyas auf (Gümbel in den Verh. 1874, p. 79), — sondern auch diejenige Form ist, für welche die Zugehörig- keit zu den Kalk-Algen zuerst nahegelegt und von einigen Forschern am längsten festgehalten wurde. Gümbel führte ja noch 1871 die Gattung Diplopora Schaf- häutl unter den „Nulliporen des Pflanzenreiches“ auf und stellte sie erst 1872 als Gyroporella unter die „Nulliporen des Thierreiches*. (Mojsisovics: Diplopora oder Gyroporella? Verh. 1874, p. 236.) Munier Chalmas dürfte sie mit einem neuen Namen (Gürmbelina?) versehen haben. 304 Verhandlungen. Nr. 13 Die Deutung der Dactyloporiden als Kalk-Algen hat aber noch andere Schlüsse, ausser den systematischen, im Gefolge. Die Corallinen sind in den heutigen Meeren Seichtwasser-Be- wohner. Es würde demnach der Schluss erlaubt sein, dass Gesteine, an deren Zusammensetzung Dactyloporiden sich betheiligten, als Seicht- wasser-Bildungen aufgefasst werden müssen. Dactyloporiden, vor allen die Gyroporellen, spielen nun aber in vielen unserer alpinen Kalk- massen eine hervorragende Rolle (Schlern-Dolomit, Wettersteinkalk), und würde auf diese Weise der, von v. Richthofen aufgestellten, und neuerdings von Mojsisovics mit so vielem Erfolge vertretenen Korallenriff-Theorie eine neue hochwichtige und geradezu überzeu- gende Stütze geboten. Ganz ähnlich so wie heute die Nulliporenrasen in der Brandungszone, die verzweigten Kalk-Algen aber an weniger exponirten seichten Stellen der Südsee-Riffe überaus üppig gedeihen, so dürften in der Vorzeit auch die Gyroporellen-Stöckchen in seich- tem Wasser vegetirt haben. R. Hoernes. Zur Geologie der Steiermark. I. Vorkommen von Leithakalk mit Congerienschichten bei Glei- chenberg. Bei einer in Begleitung des Herrn Dr. R. Fleischhacker in der Umgebung von Gleichenberg unternommenen Excursion wurde an der Basis des aus sarmatischen Schichten aufgebauten Höhenzuges von St. Anna, SO vom Hoch-Straden, Leithakalk und zwar typischer Nulliporenkalk mit Ostreen und Pectines, sowie Krabbenresten an- getroffen. Es scheinen sonach die Ablagerungen der zweiten Medi- terranstufe Stur’s im Gleichenberger Revier in ziemlicher Ausdeh- nung aufzutreten (vgl. die Notiz Stur’s über Pecten latissimus von Waldra, Geologie der Steiermark p. 632, und R. Fleischhacker, Das Vorkommen mariner Fossilien bei Gleichenberg, Verhandl. 1878, Nr3, p.253). Südwestlich vom Prödi-Berg, an der Stelle, an welcher die von Feldbach nach Straden und Radkersburg führende Strasse den Höhenrücken überschreitet, trafen wir in wenig mächtigen, glimmer- reichen und sandigen Mergeln, die zwischen sarmatischem Kalkstein und Belvedere-Schotter lagern, zahlreiche Schalen der Congeria trian- gularis Partsch. Es zeigt diess, dass die miocänen Bildungen von Gleichenberg viel mannigfaltiger sind, als bisher angenommen wurde. Auch ist die sarmatische Stufe aussergewöhnlich schön entwickelt. Oolithische Nubecularien-Kalke, Mergel, deren Schichtflächen mit Cardien und Modiolen bedeckt sind, Bivalvenkalke und Cerithiensande wechseln vielfach mit einander. In faunistischer Beziehung sei das Vorkommen mehrerer neuer Cardien, sowie einiger Melanopsis-Arten (M. aquensis Grat. und M. cf. costata Oliv.) in den Cerithien-Sanden erwähnt. Herr R. Fleischhacker beabsichtigt in diesem Sommer eine Detail- Untersuchung der sarmatischen Bildungen von Gleichenberg vorzu- nehmen, die gewiss zu interessanten Resultaten führen wird. ar ds BETEN Nr. 13 Bericht vom 31. August. R. Hoernes. 305 ll. Vorkommen der sarmatischen Stufe in Thal, westlich von Graz. Das Auftreten sarmatischer Bildungen in nächster Nähe, SO von Graz (bei Fernitz), konnte ich unlängst constatiren (Verh. Nr. 11, p. 225) — es macht übrigens bereits Stur auf das wahrscheinliche Vorkommen sarmatischer Schichten in der nächsten Umgebung von Graz aufmerksam (vgl. Geologie von Steiermark p. 634). — In dem westlich vou Graz gelegenen, fast rings von aus devonischen Kalken aufgebauten Höhen umschlossenen Thalkessel zwischen Steinberg und Plawutsch, waren bisher von tertiären Bildungen nur Süsswasser- Ablagerungen nicht näher bestimmbaren Alters („Schichten von Rein und Köflau“), sowie Belvedere-Schotter bekannt. — Im vorigen Jahre lenkte Herr Dr. V. Hilber meine Aufmerksamkeit auf ein Stück mergeligen Gesteines, in welchem sich Hohldrücke und Steinkerne von gethürmten, nicht näher . bestimmbaren Gastropoden-Schalen fanden, und welches er in einem isolirten Block beim Uebergange von Thal nach Judendorf beobachtet hatte. Am 14. Juli d. J. fand ich nun bei den Orten Oberbücheln und Winkeln dasselbe Ge- stein anstehend: einen hellen, mergeligen Kalk, der petrographisch vollkommen dem Süsswasserkalk von Rein gleicht (und auch wohl von Rolle mit demselben verwechselt wurde), ausgezeichnet durch zahllose Hohldrücke und Steinkerne des Cerithium pietum Bast. Dass wir es thatsächlich mit sarmatischen Bildungen zu thun haben, lehrt ein Tegelvorkommen bei Oberbücheln mit zahlreichen Schalenexem- plaren von Cerithium pietum Bast., Paludina acuta Drap., Rissoa in- flata Andz., Neritina sp., Cardium obsoletum Eichw., Cardium plicatum Eichw. etc. An der Fortsetzung dieser sarmatischen Schichten im Becken von Köflach selbst ist wohl kaum mehr zu zweifeln, und wird sich durch das Studium derselben wohl ein neuer Anhaltspunkt zur sicheren Horizontirung der steierischen Süsswasser- und Braunkohlen- Bildungen ergeben. li. Ausgrabungen in der Mixnitzer Höhle. Eine frühere Mittheilung ergänzend, sei bemerkt, dass die daselbst (Nr. 12 der Verhandlungen p. 278) angeführten Thatsachen bei einer am 26. Juni d, J. von Seite des anthropologischen Vereines in Graz nach der Drachenhöhle unternommenen Excursion durch eine etwas ausgedehntere Grabung bestätigt gefunden wurden. Werk- zeuge wurden indess auch diesmal nicht aufgefunden, doch zeigten mehrere der aufgesammelten Knochen diverse Spuren menschlicher Eingriffe —: Schlag und Schnittmarken, wenngleich nicht sehr deut- lich und nicht über jeden Zweifel erhaben. Auch über der Sinter- schicht, ‘welche die untere Feuerstelle bedeckte, fanden sich Knochen im Höhlenlehm. Diese aber zeigten eine sehr verschiedenartige Er- haltung und mögen sich zum grössten Theile auf Secundärer Lager- stätte finden. Ein Theil dieser über der Sinterdecke gefundenen Knochen zeigt eine ganz eigenthümliche Beschaffenheit, die Färbung ist grünlich, zum Theil intensiv blaugrün, und eine flüchtige, che- K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 13. Verhandlungen. 44 306 Verhandlungen. Nr. 13 mische Untersuchung, welche Herr Prof. Dr. C. Doelter anzustellen so freundlich war, zeigte, dass man es mit einer türkisartigen Sub- stanz zu thun habe. Reise-Bericht. G. Stache. Neue Beobachtungen in der paläozoischen Schichtenreihe des Gailthaler Gebirges und der Kara- wanken. Bei den Excursionen, welche ich vor Beginn der Aufnahms- touren im Gebiete der Adamello-Gruppe im Anschluss an meine bis- herigen Studien in den paläozoischen Gebieten in Begleitung des Herrn Sectionsgeologen Teller machte, ergaben sich in mehrfacher Riebtung nützliche und erwünschte Resultate. Zunächst konnte ich Herrn Teller mit dem grösseren Theile der von mir selbst in den paläozoischen Schichten des Gailthaler Gebirges und der Karawanken entdeckten Fundorte bekannt machen und damit den Besuch einiger neuerer Fundpunkte verbinden, auf welche ich während des verflossenen Winters durch Einsendungen des Herrn k. k. Bergrathes Seeland in Klagenfurt und des Herrn . Bergverwalters Fessel in Assling (Oberkrain) aufmerksam wurde. Herr Teller ist durch diese Touren in die Lage gesetzt, im Interesse unseres Museums die Aufgabe, einen Theil seiner Zeit der Ergänzung der von mir selbst aus den verschiedenen paläozoischen Horizonten der genannten Gebiete bisher zusammengebrachten Petrefaktensuiten zu widmen, auch in den nächsten Jahren weiter zu verfolgen. I. Ueber einige neue silurische und carbonische Petrefaktenfundorte des Gailthaler Gebirges und der Karawanken. Unter den als silurisch erkannten Localitäten hebe ich drei hervor, um einige Bemerkungen daran zu knüpfen — 1) den Kok- berg bei Uggowitz, 2) das Kankerthal, und 3) den Seeberg bei Seeland. Vom Kokberg waren im Laufe des verflossenen Winters von Herrn Bergrath Seeland einige Stücke von rothem Orthoceratiten- kalk und schwarzem Kalk und Schiefer eingesendet worden, welche gleichfalls gut erhaltene Orthoceratitenreste enthielten. Bei Gelegenheit der Präparation dieser Stücke fand ich im Nebengestein einige andere Reste, welche es mir wahrscheinlich machten, dass diese Orthoceratitenführenden Gesteine einem obersilu- rischen Horizont angehören, und dass die Localität, von welcher sie stammen, grösere Ausbeute versprechen müsse und eines speciellen Besuches werth sei. Besonders waren es ziemlich wohl erhaltene Trilobitenreste (des schieferigen Gesteins), zumeist zu Oromus gehörig, welche meine Aufmerksamkeit auf den Fundort lenkten. Ueberdies zeigte der schwarze Kalk u. A. auch eine Cardiola und der rothe Nr. 13 Bericht vom 31. August. G. Stache. 307 Orthoceratitenkalk Reste von Plumularia, welche auf einen obersiluri- schen Horizont deuteten. Der Umstand, dass an der Grenze der Graptolithenschie- ferzone am Östanig in der Nähe der Feistritzer Alpe rothe Kno- tenkalke auftreten, welche den eingesendeten rothen Orthoceratiten- kalken gleichen, unterstützte diese Ansicht. Auch auf dem Durch- schnitte über die Plecken, welchen ich (Paläoz. Studien etc. p. 78) behandelte, hatte ich rothe Kalke und dunkle orthoceratitenführende Kalke mit Spuren von Trilobitenresten kennen gelernt und für diese Schichten bereits ein obersilurisches Alter als wahrscheinlich an- genommen. Der Besuch des Kokberges war nun zwar insofern von Er- folg begleitet, als die Auflagerung der rothen Orthoceratitenkalke sammt den etwas tieferen dunklen, weichere Thonsehieferpartien enthaltenden Kalksteinbänken mit einer vorzugsweise durch die Genera Cromus und Bronteus charakterisirten Trilobitenfauna auf dem Schicht- complex, dem der Graptolithenschiefer des Osternig angehört, sich nachweisen liess, aber er entsprach doch nicht ganz den daran ge- knüpften Erwartungen. Sowohl die rothen Orthoceratitenkalke, als die tieferen dunklen Kalkschichten, an welche das Vorkommen der Eisen- und Manganerz-Lager des Kokberges gebunden erscheint, zeigen zwar an mehreren Punkten einen etwas grösseren Petrefakten- reichthum, jedoch ist wegen der Beschaffenheit des festen Gesteins die Gewinnung gut erhaltener Reste eine mühsame und zeitraubende. Immerhin ist die Localität wichtig und günstig genug, und es steht zu erwarten, dass man bei fortgesetzter Arbeit daraus eine inter- essante Fauna werde gewinnen können. Die Schichtenstellung am Kokberg zeigt Extreme — man be- merkt völlig senkrechte Aufrichtung neben fast horizontaler Lage der Schichten. Letztere kommt vorzugsweise auf der Nordseite vor. Hier liegen die rothen Orthoceratitenkalke und der dunkle Trilobitenhori- zont ziemlich flach über einem Complex von schwarzen und grauen kieseligen, dünngeschichteten Sandsteinen, welche mit Thonschiefer und Kieselschieferlagen wechseln und schon in geringer Entfernung von den Schichtenköpfen des Kalkes steil aufgerichtet erscheinen. Dem Gegenflügel dieses in mehreren Steilfalten aufgebrochenen tieferen Complexes gehört allem Anscheine nach der Graptolithenschieferhori- zont des Osternig-Berges an. An der Flanke des Kokberges ge- lang es jedoch nicht, diesen Horizont oder ein noch tieferes petre- faktenführendes Niveau aufzufinden. Es ist somit hier vorderhand nur die Etage E und F der Barrande’schen Silurreihe sicher- gestellt. Das zweite Vorkommen von Silurschichten, welches ich hier mit einigen Worten berühren will, gehört den Karawanken an. Dasselbe ist an zwei Punkten im Gebiete des Kankerthales nachgewiesen, von denen der eine auf der krainischen Seite, der andere eine gute Stunde jenseits der Grenze in Kärnten liegt. Den ersten dieser Punkte hatte ich bereits im Jahre 1876 bei Gelegenheit einer Tour in das untere Kankergebiet entdeckt. In der Schuttvorlage des vom Grintonz gegen die Thalstrecke zwischen 44* 508 Verhandlungen. Nr. 13 dem Saplotny-Graben und den 7 Brücken sich erstreckenden und in mehrere Zweige sich spaltenden Koschna-Rückens fand ich weisse bis lichtgelbe Kalkblöcke mit Petrefakten-Auswitterungen, von denen einige beim Zertrümmern eine nicht unbedeutende Anzahl verschie- dener Reste und zwar vorherrschend kleinen Brachiopodenformen, daneben auch Bivalven, Korallen, FEchinoiden-Stacheln und ganz selten auch unvollkommene Bruchstücke von Trilobiten zeigten. Der erste Eindruck, den die Fauna machte, war der einer älteren paläo- zoischen Brachiopodenfacies, in welcher einzelne Strophomenidenformen vorherrschen. Einen Theil des Materials hatte ich zu weiterer Prä- paration mitgenommen, den Rest des reichhaltigsten Blockes verwahrte ich abseits von der Strasse an geeigneter Stelle, um ihn vor dem Schieksal der Zertrümmerung zu Strassenschotter zu bewahren. Die diesmalige Tour durch das Kankerthal wurde unternommen, um wo- möglich die Schicht, aus der diese Blöcke stammen, anstehend zu constatiren und ihre relative Position zu bestimmen. Leider gelang dies auch diesmal nicht nach Wunsch. Es gelang mir zwar, die beim ersten Besuch zurückgelassenen Stücke des zertrümmerten Blockes wieder aufzufinden, aber unsere Bemühung, die betreffende Kalkbank aufzusuchen, scheiterte an der Ausdehnung der hier dem festen Gestein vor- und aufliegenden Schuttmassen. Dagegen war Herr Teller so glücklich bei der Fortsetzung unserer Tour durch das Kankerthal nach Seeland in den nächst der Sägemühle bei Perkaischah (der Generalstabskarte) anstehenden hell- grauen Kalken eine in den Hauptfaunen mit derjenigen der Blöcke der Koschna-Ausläufer ganz übereinstimmende Brachiopodenfauna zu entdecken. Ich glaube, dass das nun von diesen beiden Punkten zusammengebrachte Material genügen wird, um den Horizont dieser Schicht genauer zu bestimmen und damit für die Altersbestimmung eines grossen Theiles der Kalkcomplexe der Steiner-Alpen einen festen Anhaltspunkt zu gewinnen. Vor der Hand behält bei mir der Eindruck, dass die Brachiopodenfauna dieser Kalke eine silurische sei, das Uebergewicht. Natürlich kann erst die genaue Durcharbei- tung des Materials zu völlig sicheren Schlüssen führen und ich will die Möglichkeit einer Repräsentation des Devon nicht völlig aus- schliessen. Bezüglich meines nochmaligen Besuches des Seeberges, welcher sich mit der Tour durch das Kankerthal nach Seeland leicht ver- binden liess, füge ich meinen früheren Auseinandersetzungen über dieses Gebiet nur einige Bemerkungen hinzu, welche sich auf die Unterlage der Seeberger oberen Kalkmasse beziehen. Die Crinoiden- kalke des Seeberges, deren unterdevonisches oder obersilurisches Alter und wahrscheinliche Aequivalenz mit der Kalkfacies von Koujeprus durch die allmählige Ergänzung der bisher daraus gewon- nenen kleinen Fauna sich noch sicherer nachweisen lassen wird, liegen auf einer mächtigen Schichtenfolge von alten Thonschiefern und Sandsteinen, welche auf dem Sattel zwischen Seeland und Vellach eine von SW nach NO streichende, im mittleren Aufbruch etwas gestörte Antiklinale bilden, auf deren nördlichen Flügel die Kalkmasse des Seeberges und des Vellacher Storschiz-Vrch aufsitzt. m. Nr. 13 Bericht vom 31. August. G. Stache, 309 Innerhalb dieses nördlichen Flügels des alten Schiefercomplexes liegen einige ziemlich mächtige, wie es scheint linsenförmig sich aus- keilende Kalkmassen. Man durchschneidet dieselben beim Abstieg durch die vom Seebergwege in den Seelander-Thal-Kessel verlaufen- den Gräben. Diese tieferen Kalkcomplexe sind stellenweise in der Form der dünnplattigen Bänderkalke ausgebildet, welche an der Nordseite des Gailthaler-Gebirges über den älteren Phylliten liegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Complexe von alten Thonschiefern und Kalken ein Aequivalent untersilurischer Schichten seien, ist demnach ziemlich naheliegend und es wird dieser Umstand auch für die Deu- tung der in den inneralpinen Gebieten über den Gneissphylliten zur Entwicklung gelangten Complexe der durch Bänderkalke ausge- zeichneten Phyllit und Schiefer-Gruppen in Betracht zu ziehen sind. Es bleibt mir übrig, noch einige Bemerkungen über die neueren Fundpunkte von carbonischen Schichten zu machen, welche wir kennen lernten. Zunächst hebe ich hervor, dass wir fusulinenführenden Schich- ten der carbonischen unter dem Niveau der Uggowitzer-Breccie fol- genden Reihe an einigen bisher noch nicht aufgeführten Punkten constatiren konnten. Es sind dies: 1. die unter der Breccie liegenden Kalke im Graben von Malborgith; 2. eine im Hangend der Erzlagerstätten des Reichenberger Bergbaues (bei Assling) auftretende mächtige Bank eines zum Theil durch Quarzkörner verunreinigten Kalkes, der ausserordentlich reich ist an grossen kugligen Fusulinenformen ; 3. mehrere andere Punkte des Durchschnittes längs der Erzstrasse von Assling nach dem Reichenberg beiderseits von dem dolomitischen Kalk des Gola Pe@, in denen ich bereits bei meinem ersten Besuch 1876 das Vorkommen von Fusulinen constatirt hatte. Es fanden sich nämlich Fusulinen sowohl in den grauen zum Theil fein breccienartigen Kalken, welche südlich abwärts vom Gola Pe@ zwischen den mehrfach verdeckten carbonischen Schiefern und Quarziten und den bunten Breccien mit dem oberen permischen Dolomit liegen, als auch nördlich davon in dem zwischen den steil aufgerichteten Quarzconglomeraten und Quarziten von Ulgovic und schwarzen carbonischen Kalken oberhalb Kubiza liegenden auch an anderen carbonischen Fossilresten reichen Schiefer- und Sandstein- complex mit kalkig-thonigen Zwischenlagen. 4. Die Kalke auf der ersten Gehängstufe über Birnbaum nordwestlich von Assling; 5. fu- sulinenführende Kalke im Hangenden der Erzlager an der Sigunschoza (Seleniza-Gebiet); 6. graue Kalke mit Fusulinendurchschnitten, welche im Kankerthal in der Nähe der carbonischen Schiefer und Sand- steine zwischen Fuchs und Podlog auftreten. Ausser dem schon bezeichneten Fundorte von Carbonfossilien nächst Kubiza besuchten wir in Begleitung der Herren Bergverwalter Fessel und Hatmann Bawi@ auch die Fundpunkte am Beichenberg selbst und bei Kokosch, von wo die interessantesten Stücke der kleinen Sammlung stammen, welche durch die freundliche Vermittlung des Herrn Verwaltungsrathes A. Wollheim von Herrn Fessel an die geologische Reichsanstalt im vorigen Winter eingesendet wurde. 310 Verhandlungen. Nr. 13 Diese Sammlung enthält eine Anzahl interessanter neuer Formen und es steht zu erwarten, dass durch die freundlichen und eifrigen Bemühungen der oben genannten Herren trotz der relativen Selten- heit gut erhaltener Exemplare das Material dieser interessanten oberkrainischen Carbonfauna sich bald genügend vermehren wird, um uns ein vollständigeres Bild der Fauna liefern zu können. 2. Die Stellung der Uggowitzer Kalkbreccie innerhalb der im Gail- thaler- und Karawanken-Gebirge vertretenen Aequivalente der Perm- formation. Unter den Schichteomplexen, welche mir besondererer Aufmerk- samkeit werth schienen, hebe ich denjenigen hervor, welchen in seiner unteren Abtheilung als eine local verschieden mächtig entwickelte Facies eine Breccienbildung angehört, welche ich bereits in meinen „paläozoischen Studien“ unter dem Namen „Uggowitzer Breccie“ in die Permformation eingereiht habe. Ich hatte schon damals ausrei- chende Gründe, diese bei oberflächlicher Betrachtung sehr auffällig an jüngere Breccienbildungen, wenn auch nicht gerade an Diluvial- breccien erinnernde, stellenweise sehr mächtige und ausgezeichnete Breccie als eine locale, einem Theile des Rothliegenden äquivalente Ablagerung anzusehen. Die Touren, welche mich mit Herrn Teller durch die tiefen Einschnitte des Malborgetha-Baches und des Ugue-Baches führten und in ganz besonders deutlicher Weise auch der von mir gleichfalls schon früher besuchte Durchschnitt, welchen der nordsüdliche Verlauf des Feistritzflusses durch die nördlich von Neumarktl gelegene Teufelsschlueht darbietet, bestätigten in höchst befriedigender Weise die auf Grund meiner ersten Touren im Gailthaler-Gebirge und in den Karawanken gewonnene Auffassung. Ich will in Kürze angeben, was man auf den drei genannten Wegen auf die Frage der Stellung der „Uggowitzer Breccie“ bezügliches sehen kann. Im Malborgether Einschnitt liegt dem aus älteren und zwar grossentheils obersilurischen Schichten bestehenden Abschnitt des Kokberges gegen die Linie des Canalthales ein sehr bedeutender Complex von vorwiegend hellen dolomitischen Kalken und Dolomiten vor. Es ist die Masse des Hoch-Brenach und Guckberges. Die Schichten zeigen mehrfach Wölbungen, Faltungen, Brüche und locale Verwerfungen aber das Hauptverflächen des ganzen Complexes ist deutlich ein südliches bei westnordöstlicher Streichungsrichtung. Auf der Südseite des Canalthales wird dieser dolomitische Complex ganz deutlich von dem grossen Zuge von Buntsandstein mit dem Werfener Horizont überlagert, welcher aus dem Schlizabach durch das Wolfsbachthal nach Pontafel streicht und dort das Bett des Fellaflusses durchquert. Ein verhältnissmässig schmales Terrain nördlich von dem Dolomit- und Kalkcomplex des Hoch-Brenach gegen die rothen obersilurischen Orthocerolithenkalke des Kokberges zu, ist durch Wald und Gebirgsschutt verdeckt und zeigt keine deut- lichen Aufschlüsse. Sandsteine, Schiefer und Quarzeonglomerate, wie sie in der wohlentwickelten Schichtenreihe des Carbon etwas weiter Nr. 13 Bericht vom 31. August. G. Stache. 311 westlich, zwischen dem Weissen Bach und dem Nanfeld auftreten, kommen in einzelnen Aufbrüchen unter dem Kalkcomplex hervor und liegen in Blöcken und als Gehängschuttpartien in dem verdeckten Gebiete herum. Der Kalk- und Dolomitcomplex, den man im Malbor- gether-Graben durchschneidet, könnte demnach schon den Lagerungs- verhältnissen nach ohne grossen Zwang als ein Aequivalent der Permformation allein, oder der obersten Abtheilung des Carbon und der permischen Reihe aufgefasst werden. Innerhalb dieses Complexes nun treten theils als ungleich- förmig vertheilte Partien innerhalb mächtiger dolomitischer Kalk- schichten theils -regelmässiger bankförmig abgesondert, Kalkbrec- cien auf, welche ganz und gar der Uggowitzer Breccie entspre- chen. Sie zeigen als vorwiegenden Bestandtheil die alten rothen Orthocerenkalke des Kok, ausserdem eine Reihe verschiedenfarbiger anderer alter Kalke besonders Fusulinenkalke des Carbon, zum Theil auch weisse Quarzknollen und ein kalkigsandiges oft roth gefärbtes Bindemittel. In diesem Bindemittel treten Fusulinen auf, ebenso wie auch in dem über dem Breceienführenden Horizonte liegenden oberen Dolomiten. In sehr auffallender Weise sind diese bunten, aber vorwiegend durch rothes Material ausgezeichneten Breceien im Uguethal zwischen den Sägemühlen und dem bei Uggowitz anstehenden Dolomit ent- wickelt. Das Auffallende liegt in der fast horizontalen Lagerung, in der ausgezeichnet dickbankigen Schichtung und der grossen Mächtigkeit. Die horizontale Schichtung, welche der ganze Complex der Breccien- bänke zunächst den Sägemühlen zeigt und auf eine grössere Strecke hin thalabwärts beibehält, kann, sobald man den Umstand nicht in Betracht zieht, dass in den Alpen nicht selten dieselbe Schicht in unmittelbarster Angrenzung in senkrechter Stellung und horizontaler Lage erscheint und sobald man den auffallend gelagerten Complex nicht weiter gegen sein Hangendes verfolgt, allerdings zu dem Ge- danken führen, dass man es mit einer jüngeren, wenn auch nicht gerade mit einer quartären Ablagerung zu thun hat. Gegen ein sehr jugendliches Alter spricht schon der ganze Habitus der Ablagerung, besonders die schmalen rothen Schieferlagen, welche hin und wieder die dicken Breccienbänke trennen. Verfolgt man nun aber die ganze Ablagerung beim Abstieg gegen Uggowitz mit einiger Aufmerksam- keit, so fallen ganz deutlich folgende Thatsachen in die Augen. Erstens nehmen Breccienbänke gegen den Dolomit von Uggowitz zu, welcher die Vorlage gegen das Canalthal und die directe Fort- setzung des oberen Fusulinenführenden dolomitischen Kalkes von Mal- borgeth bildet, allmählig eine geneigte Stellung an und fallen mit dem selben Fallwinkel wie die nächstliegenden dolomitischen Schichten südwärts. Zweitens ist die Grenze zwischen Breccie und Dolomit nicht verdeckt, sondern man sieht direct die unterste Schicht des . Dolomitcomplexes Schichtfläche auf Schichtfläche. der obersten der Brececienbänke aufliegen. Drittens endlich wird die nahe Zusammen- gehörigkeit und das relativ höhere Alter der Breccienablagerung hier auch noch dadurch illustrirt, dass in den untersten Dolomit- 312 Verhandlungen. Nr. 18 schichten selbst das Breccienmaterial in der Form von streifenför- migen oder mächtigeren unregelmässig linsenförmigen Breecienpartien nochmals wieder erscheint. Dass der Complex von hellen zum Theil stark dolomitischen Kalken und Dolomiten, in welchen das Canalthal eingeschnitten ist, von der Buntsandsteinzone überlagert wird, welcher bei Pontafel in die Thalsohle tritt, ist ausser Zweifel. Es bleibt daher bei logischen Schlüssen die Annahme, dass dieser grosse Fusulinenführende Kalk- und Dolomitcomplex des Canalthales mit den damit eng verknüpften Breceienbänken hier eine besondere Facies der alpinen Permformation repräsentire, das Nächstliegende. Eine andere Deutung liesse sich nur durch eine verkünstelte Con- struction der Tektonik herstellen. In sehr befriedigender Weise nun werden die Verhältnisse der alten bunten Breccien des Gailthaler Gebirgsgebietes, durch den Durchschnitt des Feistritzflusses bei Neumarktl in den Karawanken illustrirt. Hier ist nämlich ihre Auflagerung und enge Verknüpfung mit den Kalken der Steinkohlenformation evident, sowie ihre Zuge- hörigkeit zu einer Schichtenfolge von rothen Sandstein, Quarzcon- glomerat und Schiefer, welche mit der normalen Facies des Roth- liegenden petrographisch übereinstimmt. Es folgt hier nämlich von Nord nach Süd: 1. Eine mächtige Masse steilgestellter Bänke von Quarzit und Quarzconglomeraten der Steinkohlenformation. 2. Sandsteine mit dünnen Bänken von Quarzconglomerat und dunklen Thonschiefern mit Lagen von Kalksandstein und Kalkknollen. Diese letzteren Schichten enthalten verschiedene Reste einer Carbonfauna und zahlreiche Fusulinen. 3. Eine mächtige Folge von lichtgrauen und dunklen Kalken bildet das oberste Glied des Carbon. Dasselbe enthält in seinem oberen Niveau Bänke eines dunkelgrauen bis schwarzen Kalkes, welcher durch grosse kuglige Fusulinenformen ausgezeichnet ist. Durch diese Kalkmasse, deren Schichten steil aufgerichtet, wie die- jenigen ihrer Unterlage mit einer Neigung von 60—70° nach Süd fallen, windet sich der Feistritzfluss in enger Schlucht, welche als Sehenswürdigkeit der Umgebung von Neumarktl unter dem Namen „Teufelsschlucht“ bekannt ist. Ueber den etwas weniger steil ge- neigten obersten Schichten dieser Kalkmasse liegt 4. die Schichten- reihe, welche in ihrer untersten Abtheilung, die mit der Uggowitzer Breccie ganz analog ausgebildeten Breccienbänke einschliesst. Dieselbe besteht aus mehreren petrographisch verschiedenen Gliedern und zwar aus a) einer mächtigen klotzigen Kalkbank, welche durch zahlreiche Quarzkörner und grosse Quarzgerölle bereits stellenweise einen conglomeratischen Charakter zeigt; b) mehreren durch rothe sandsteinartige bis schiefrigthonige Zwischenlagen getrennte Bänke einer bunten Kalkbreccie, von denen besonders die unteren Bänke noch zahlreichere Quarzgerölle einschliessen; c) roth- gefärbten Quarzconglomerat und rothen Sandsteinbänken, welche mit weicheren rothen Sandstein- und Thonschieferlagen wechseln. Letztere nehmen nach oben überhand und bilden eine einförmigere Schichten- masse, auf welcher 5. eine nicht sehr breite Zone von hellen zum Theil dolomitischen Kalkschichten lagert, welche den über der Nr. 13 Bericht vom 31. August. G. Stache. 313 Breccie von Uggowitz im Canalthal liegenden dolomitischen Kalken gleichen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der ganze über dem schwarzen carbonischen Fusulinenkalk liegende Complex Rothliegendes und Zechstein repräsentire, ist wohl eine sehr grosse. Zwischen der Aus- bildung der äquivalenten Schichtenfolge im Gailthaler Gebirge und in diesem Theil der Karawanken läge bei dieser Annahme vorzugs- weise nur darin, dass dort die ganze Permformation über den Grenz- breccien ganz überwiegend in einer Kalk- und Dolomitfacies ausge- bildet ist, während sich hier zwischen der Breecie und dem nur im obersten Horizont entwickelten dolomitischen Kalk eine Reihenfolge von der normalen Entwicklung des Rothliegenden sehr nahe entspre- chenden Schichten ausbilden konnte. Nahe der Grenze zwischen der angeführten Schichtenfolge der Permformation bei Neumarktl und den hier die Trias repräsentiren- den Complexen, deren Lagerungsverhältnisse und Gliederung weniger klar sind und eines noch specielleren Studiums bedürfen, erscheinen Porphyritdurchbrüche. Vorläufig muss ich ein weiteres Eingehen auf das Verhältniss der Trias zu den älteren Schichten im Innern des Gailthaler-Gebirges und der Karawanken übergehen, da die Beobachtungen über diesen schwierigen und complicirten Gegenstand noch nicht ausreichen. Indem ich diesen Bericht schliesse, kann ich nicht umhin, die Herren, welche bei Gelegenheit dieser Touren in Kärnten und Krain so freundlich waren, an den von uns verfolgten geologischen Zwecken in verschiedener Richtung ihr Interesse zu bethätigen, besonders die Herren Bergrath Seeland in Klagenfurt, Luckmann, Director der Oberkrainischen Montanindustrie-Gesellschaft in Laibach, Director Panz und Bergverwalter Fessel in Sava, Director F. Pichler und Bergverwalter Dorotka in Neumarktl, endlich Hutmann Bawit in Kokosch am Reichenberg bei Assling unseres besten Dankes zu versichern. Die geologische Aufnahme im Adamello-Gebiet, welche ich in Gemeinschaft mit Herrn Dr. A. Teller seit dem 23. Juli von Mal& aus begonnen habe, ist mit bedeutenden Schwierigkeiten ver- bunden, unter denen das ungünstige Wetter keine der geringsten ist. Literatur-Notizen. A. Schrauf. Ueber die Tellurerze Siebenbürgens (Zeit- schr. f. Krystallographie etc. 1878, p. 209). Die noch immer sehr ungenügende Kenntniss der so interessanten Tellur- Mineralien Siebenbürgens veranlasste den Verfasser, eine umfassende Reihe von kry- stallographischen Untersuchungen über dieselben durchzuführen, welche zu sehr wichtigen Ergebnissen bezüglich der Morphologie der einzelnen Species führten. Am ausführlichsten wird der Sylvanit behandelt, für welchen das monokline Kıystall- system definitiv festgestellt wird, — weiter folgen der Krennerit (Weisstellur), der Nagyagit und die Tellursilber, Mineralien, von welchen sich zwei Species unter- scheiden lassen, der Hessit (Tellursilberglanz), der dem tesseralen System angehört und mit Argentit isomorph ist, und eine neue Species, Stützit (Tellursilberblende). K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 13. Verhandlungen. 45 314 Verhandlungen. Nr. 13 die mit Diserarit und Kupferglanz isomorph ist. Die chemische Untersuchung frei- lich nur minimaler Mengen, die hierzu verfüglich waren, erlaubt die Formel Ag,Fe anzunehmen. Der Fundort des einzig bekannten, in der Universitäts-Sammlung in Wien aufbewahrten Stückes ist wahrscheinlich Nagyag. P. Hunfalyy. Literarische Berichte aus Ungarn, I. Bd. 1577, U. Bd., Heft 1, 1378. (Budapest.) Ein gewiss glücklicher und reichen Erfolg versprechender Gedanke ist es, den die vorliegende Publication verwirklicht. Sie stellt sich zur Aufgabe, eine nähere Kenntriss der gegenwärtig so regen wissenschaftlichen Thätigkeit in Ungarn durch Auszüge aus den Fachschriften der wissenschaftlichen Vereine und Akademien - aus selbstständigen Werken, dann durch bibliographische Notizen, dem grossen, mit dem ungarischen Idiome nicht vertrauten wissenschaftlichen Publikum in deutscher Sprache zugänglich zu machen. Gewissermassen als Einleitung bringen die ersten Hefte grössere Aufsätze von allgemeinstem Interesse zur Orientinng, so Bd. 1, Heft 1: Skizze der Cultur- zustände Ungarns von W. Fraknoi — Die ungar. Akademie der Wissenschaften von Dr. A. Greguss. Heft 2: Ungarns Thätigkeit auf dem Gebiete der Natur- wissenschaften von Kol. Szily. Heft 3: Die Geologie in Ungarn von Dr. J. Szab6. Bd. 2, Heft 1: Das ungar. National-Museum von Fr. Pulszky u. s. w. Dr. D. Brauns. Die technische Geologie oder die Geo- logie in Anwendung aufTechnik, Gewerbe und Landbau. Halle 1878. In dem vorliegenden Werke ist der, wie wir gleich hinzufügen wollen, nach unserem Erachten sehr gelungene Versuch gemacht, den eine praktische Anwendung zulassenden Theil unserer Wissenschaft in geschlossener, abgerundeter Weise zur Darstellung zu bringen. Einerseits bietet dasselbe dem Techniker, dem Industriellen und Landwirthe Belehrung eben über jene Partien der Geologie, welche für ihn von unmittelbarer Bedeutung sind, andererseits wird es aber auch den Geologen vom Fach vielfältig bezüglich jener Fragen orientiren, welche von Seite der Praxis so häufig an ihn gestellt werden. Der erste Abschnitt, $. 1—125, behandelt die Bestandtheile und den Bau der Erdrinde. Den Mineralien, welche einen wesentlichen Antheil an der’ Zusammensetzung der Gebirgsarten nehmen, diesen letzteren selbst, sowie den tektonischen Verhält- nissen der Schicht und Massengebirge, den Gängen u. s. w., ist hierbei eine aus- führlichere Darstellung gewidmet, während mehr theoretische Fragen dem Zwecke des Ganzen entsprechend nur so weit es zum Verständniss unerlässlich schien, be- rührt werden. Der zweite Abschnitt, 8. 126—220, behandelt die Geologie in ihrer Anwen- dung auf die Ingenieur-Arbeiten im weitesten Sinne. Er zerfällt in drei Kapitel: 1) die Erdarbeiten, 2) die Tunnelbauten, und 3) die technischen Arbeiten zur Regu- lirung des Wassers. Der dritte Abschnitt, S. 221—386, führt den Titel: „Die Geologie als Hülfs- mittel zur Beschaffung und Verwerthung nutzbarer Stoffe.“ Es werden hier behan- delt 1) die Baumaterialien, 2) der Bergbau und die ihm verwandten Industrie- zweige, 3) specielle Industriezweige, wie Salmiak-, Alaun- und Schwefelsäure-Berei- tung, mineralische Heilmittel und Gifte, Mineralwässer, Polirmittel, Mühlsteine, ra und Edelsteine u. s. w., und 4) die landwirthschaftliche Verwerthung des 3odens. Ein ausführliches Register erhöht wesentlich die Brauchbarkeit des ganzen Buches, welches wir Allen, welche über die Anwendung der Geologie im praktischen Leben Belehrung suchen, bestens anempfehlen. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse In. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 30. Sept. 1878. tungen. Dr. E. Tietze, Das Petroleum-Vorkommen von Dragomir in der Marmaros. — Reise- Bericht. OÖ. Lenz. Reisebericht aus Östgalizien. — Literatur-Notiz. €. Doelter. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. Carl von Hauer. Krystallogenetische Beobachtungen. VII. Krystallisations-Verhältnisse des Bittersalzes. — Eine der mächtigsten und wunderbarsten Veränderungen in dem Kry- stallisations-Vermögen einer Substanz, welche durch das gleichzeitige Vorhandensein einer anderen heterogenen, in ihrer Lösung hervor- gebracht wird, zeigt sich, wenn man einer Lösung von Bittersalz ein wenig einer solchen von Borax beimengt. Diese, im Nachstehenden näher geschilderten Einwirkungen machen sich mit gesetzmässiger Constanz bemerkbar, wie ich mich durch vielfältig wiederholte Ver- suche überzeugt habe. Die Darstellung eines Bittersalzkrystalles mit gut ausgebildeten Endflächen aus der reinen Lösung dieser Verbindung gelingt nur bei einer sehr mässigen Grösse desselben. Eine halbwegs deutliche Aus- bildung in dieser Beziehung ist eigentlich nur an Krystallen zu beob- achten, welche einem „ersten Anschusse* entstammen, die sich dem- nach als isolirte Individuen beim Erkalten einer heiss gesättigten Lösung oder beim freiwilligen Verdunsten einer nicht ganz gesät- tigten Lösung gebildet hatten und in beiden Fällen unberührt be- lassen wurden, bis nicht eine Incrustation durch andere, neu sich bildende Stammkerne stattfand. K. k. geolog, Reichsanstalt 1878. Nr. 14. Verhandlungen. 46 316 Verhandlungen. Nr. 14 In solcher Art entstandene Krystalle zeigen öfter an dem der Flüssigkeits-Oberfläche zugekehrten Theile eine correcte Ausbildung, namentlich wenn der Krystallisations-Process auf die zweitgenannte Art eingeleitet worden war. Versucht man aber die Krystalle nun, sei es durch öfteres Umwenden oder durch suspendirtes Wachsen- lassen zur Entwicklung ringsum zu bringen, so gelingt dies unter gar keinen Umständen. Die Krystalle, werden in dem Masse an ihren Enden unvollkommener, als sie an Volum zunehmen, und nur die Prismenflächen erhalten sich regelrecht. An Stelle der Zuspitzungs- flächen der rhombischen Prismen bilden sich Hohlräume, einsprin- gende Winkel, einzelne Zacken, die ungleich in ihrer Ausdehnung fortschreiten, so dass der Typus eines einheitlichen Krystallindivi- duums daran gänzlich verloren geht. Dieses Resultat tritt ganz un- fehlbar ein, welche Vorsicht man auch immer gebraucht, um die Volumsvergrösserung, langsam und ungestört vor sich gehen zu lassen. Im Vergleich mit dem Verhalten anderer krystallisirbarer Körper gibt sich sonach in unzweideutigster Weise zu erkennen, dass das Bittersalz in die Olasse der mit wenig intensivem Krystallisations- Vermögen begabten Verbindungen gehöre. Alle diese Verhältnisse ändern sich nun in wahrhaft über- raschender Weise, wenn die Lösung von Magniumsulphat mit ein wenig Boraxlösung versetzt wurde. Die Einwirkung dieser Beimen- gung ist eine so mächtige auf das Bittersalz, dass dieses nunmehr in seiner Krystallisations-Fähigkeit den diametralen Gegensatz dessen zeigt, wie wenn aus seiner reinen Lösung krystallisirend. Vergleicht man die Krystalle, die je aus reiner und boraxhältiger Lösung ent- stehen, so ist kaum eine Aehnlichkeit zwischen beiden ausser jener zu erkennen, welche sich aus den Winkelwerths-Bestimmungen ergibt, so sehr difteriren sie in den meisten der übrigen physikalischen Eigen- schaften. Die aus boraxhältiger Lösung entstandenen Krystalle kenn- zeichnen sich zunächst durch ihren gänzlich verschiedenen Habitus. Sie bilden sehr kurze und dicke Prismen, während die aus reiner Lösung entstehenden stets langgestreckt, und daher schon bei klein- stem Volum nadelförmig sind. Bei gleicher Länge der Prismen be- sitzen in Folge dessen die aus boraxhältiger Lösung entstandenen Krystalle zumeist das Zwanzig- und Dreissigfache im Gewicht, wie die aus reiner Lösung abgesetzten. Erstere sind ausserdem auf- fällig durchsichtiger, härter und wohl auch dichter, Der markan- teste Unterschied zeigt sich aber in der gesammten krystallinischen Ausbildung. Erstere Krystalle bilden den Typus dessen, was man unter Schönheit in der räumlichen Begrenzung durch Krystallflächen versteht, im Gegensatz zu den an ihren Enden stets verstümmelten Prismen, als welche sich grössere Bittersalzkrystalle, wenn aus reiner Lösung entstanden, onne Ausnahme erweisen. Ich habe solche Kry- stalle zu einer Grösse von einigen Zollen im Durchmesser heran- wachsen lassen, und sie conservirten ihre schöne Flächenumgrenzung ohne einen Defekt zu zeigen. Ja, jeder absichtlich noch so verstüm- melte Krystall ergänzt sich, in die boraxhältige Lösung gebracht, in kürzester Zeit, und adoptirt hiebei Flächen, die er früher nicht be- sass oder bringt andere zu bedeutendem Vorherrschen, wenn beides Nr. 14 Bericht vom 30. Sept. €. v. Hauer. A177 die geringste Stoflaufnahme zur raschen Ergänzung des Krystalles involvirt. In gleicher Weise ergänzt sich jeder noch so mangelhaft aus- gebildete Krystall, welcher aus einer Lösung von Bittersalz entstand, in die boraxhältige gebracht, in sehr kurzer Zeit. Hierbei gewahrte ich 2 Phänomene, welche für jeden Krystallogenetiker, wenn je über- haupt einmal beobachtet, zu den allerseltensten gehören, die sich bei Verfolgung der Vorgänge während des Aufbaues von Krystallen be- merken lassen. Es zeigte sich nämlich, dass an aus reiner Lösung entstandenen Bittersalzkrystallen, welche mit ihre ganze Masse durch- setzenden Sprüngen behaftet waren, wenn, in die boraxhaltige Lösung gebracht, beim Weiterwachsen sich die Sprünge nicht fortsetzten. Man bemerkt überhaupt an solchen Krystallen eine deutliche Ab- grenzung der neu entstandenen Hülle gegen den Kern, vermöge der höheren Durchsichtigkeit und Gleichförmigkeit in der Aggregation der Materie. Die zweite Erscheinung, welche für die ausserordentlich gestei- gerte Krystallisationsfähigkeit des Bittersalzes vermöge der gedachten Einwirkung Zeugniss gibt, bestand in folgendem Resultate: Krystalle von Bittersalz aus gewöhnlicher Lösung entstanden, mit tief einsprin- genden Winkeln an ihren Enden, so dass sie nur mehr ein Conglo- merat von durch juxta-position an einander gereihten Individuen bil- deten, wurden ausnahmslos in der boraxhältigen Lösung mit einer krystallischen Hülle umgeben, welche sofort alle einspringenden Winkel zum Verschwinden brachte und den eingelegten Kern zu einem prachtvoll ausgebildeten Krystall-Individuum umwandelte. Ich habe in der vorhergehenden Nummer dieser Mittheilungen Erwähnung gemacht von Bittersalz-Krystallen, die in einer Fabrik zu Stassfurth bei der Verarbeitung der Abraumsalze erhalten werden und sich durch besondere Schönheit auszeichnen, so dass etwas dem ähnliches im Laboratorium nie zu erhalten ist. Ich vermuthete, wie sich nunmehr zeigte, fälschlich, das grosse Quantum der Laugen, welches zur Krystallisation gebracht wird, möchte von begünstigendem Einfluss sein auf die Krystallentwicklung. Wohl macht sich dieser Umstand geltend auf die Grösse der Krystalle, die sie innerhalb einer gewissen Zeit erreichen, keineswegs aber im gegebenen Falle auf die Correctheit ihrer Ausbildung, die, aller Wahrscheinlichkeit nach, durch das Vorhandensein von borsaurem Natron in den Abraumsalzen bedingt sein möchte. Thatsächlich haben die gedachten Krystalle vollkommen denselben originellen Ha- bitus und alle sonstigen Eigenschaften wie die aus boraxhältiger Lösung entstandenen Bittersalzkrystalle. Da die aus der Fabrikation herrührenden Krystalle, wie natür- lich nur an dem nicht aufsitzenden Ende Ausbildung zeigten, so ver- suchte ich dieselben durch weiteres Wachsenlassen unter öfterem An- wenden zur völligen Ausbildung zu bringen. Es zeigte sich hierbei, dass sie in einer Lösung von reinem Bittersalz wohl an Volum zu- nahmen, aber zu ganz unförmlichen Massen sich gestalteten, indem die fehlenden Endausbildungsflächen nicht nur sich nicht ergänzten, sondern auch das vorhandene, gut ausgebildete Ende durch nicht 46* 318 Verhandlungen. Nr. 14 orientirt sich ansetzende Masse verstümmelt wurde. In die borax- hältige Lösung gebracht, fand die Ergänzung in schönster Ausbil- dung sofort statt. Genau dasselbe Resultat ergab sich bei Versuchen mit Krystallen, welche schon vom Beginne an aus boraxhältiger Lösung entstanden waren. Kurz, alle Versuche zeigten, dass Bitter- salz-Krystalle, die aus reiner Lösung entstanden waren, in der borax- hältigen Lösung fortwachsen, unter ausnahmsloser schönster Ausbil- dung, dass aber das Umgekehrte nicht stattfinde. Die Anomalie dieser Verhältnisse erscheint noch um so auffälliger durch die That- sache, dass in oft wiederholten Versuchen sich das Resultat ergab, dass in Beziehung der schönen Ausbildung der Flächen am hervor- ragendsten Krystalle erschienen, die aus reiner Lösung entstanden, zu beliebiger Grösse herangezogen, und dann in boraxhältiger Lösung so lange fortwachsen gelassen wurden, bis die Hülle des neuen An- schusses alle ihre Defecte, namentlich in den Endausbildungen, zum Verschwinden gebracht hatte. Die Ergebnisse dieser gesammten Versuche wurden absichtlich etwas detaillirter erörtert, weil sie einen Beleg für alles, was ich in früheren Mittheilungen über Unterschiede in der Intensität der Kry- stallisationsfähigkeit gesagt habe, in prägnantester Weise geben. Und um so interessanter ist diese Differenz, weil sie hier an ein und derselben Substanz beobachtet werden kann. Alle die hier erwähnten Krystallisations-Erscheinungen wieder- holen sich, wenn man Bittersalz, mit chromsaurer Magnesia gemengt, zur Krystallisation bringt. Das reine Gemenge für sich krystallisirt schlecht, so wie die Krystalle etwas grösser werden, ausgezeichnet schön aber, und mit gleichem Habitus wie das Bittersalz, aus mit wenig Borax gemengter Lösung. Die Versuche ergaben, dass in beiden Fällen den Lösungen nur wenig Borax zugefügt werden dürfe, so dass letzterer nicht zum Auskrystallisiren kommt. Den Abgang der durch Verdunstung des Lösungsmittels auskrystallisirenden Bittersalzmasse kann man succes- sive durch Zusatz gesättigter Lösungen von reiner schwefelsaurer Magnesia ersetzen, wonach das geringe Quantum von Borax fort in Lösung bleibt und continuirlich seine Wirkung übt, welche Anzahl von Krystallen man auch immer entstehen lässt. Bei der ausserordentlichen Verschiedenheit, die sich im Kry- stallisationsprocesse selbst und dem Resultate desselben zeigt, je nachdem in reiner oder boraxhältiger Lösung derselbe vor sich geht, wäre es nahe gelegen, zu vermuthen, aus beiden Lösungen möchten in ihrer chemischen Zusammensetzung verschiedene krystallische Pro- dukte entstehen. Allein die eben früher beschriebene continuirliche Einwirkung einer und derselben Menge von Borax, und der Um- stand, dass aus reiner Bittersalzlösung entstandene Krystalle in der boraxhältigen Lösung fortwachsen, schliessen die Möglichkeit oder mindestens die Wahrscheinlichkeit aus, dass sich eine chemische Ver- bindung des Bittersalzes mit Borax bilde, welche isomorph mit er- sterem sein müsste. Der direkte Versuch zeigte, dass sich in den betreffenden Krystallen Spuren von borsaurem Natron nachweisen Nr. 14 Bericht vom 30. Sept. C. v. Hauer. 319 lassen, wohl herrübrend von einem mechanischen Einschluss kleiner Partikel desselben. Einen ähnlichen, aber doch bei Weitem nicht so intensiven Einfluss, wie Borax, übt schwefelsaures Natron auf die Krystalli- sation des Bittersalzes aus. Es wäre danach wohl auch möglich, dass das in den Stassfurther Abraumsalzen enthaltene Glaubersalz die Bedingung für die Bildung der erwähnten schönen Bittersalz- krystalle ist. Die schwefelsaure Magnesia krystallisirt in beliebigen Men- gungsverhältnissen mit dem isomorphen Nickelvitriol. Ebenso auch in wechselndem Mengungsverhältniss mit Cobaltvitriol, in der Form des ersteren, wiewohl dieser mit schwefelsaurer Magnesia nicht iso- morph ist. Die vier isomorphen Verbindungen Magnium - Nickelsulphat, Magnium-Cobaltsulphat, Magniumsulphat-Chromat und Magniumsul- phat kann man nun beliebig übereinander wachsen lassen — eine Krystallsuite von ganz ausgezeichneter Schönheit. Um schliesslich diese Krystalle ringsum von schönen Flächen begrenzt zu erhalten, lässt man die äusserste Hülle in boraxhältiger Lösung von Bittersalz sich bilden. Auch ist zu beobachten, dass die nickel- und cobalt- hältigen Krystalle nicht in unmittelbare Berührung mit der Lösung von schwefel-chromsaurer Magnesia gebracht werden dürfen, sondern dass man sie erst mit einer Hülle von schwefelsaurer Magnesia muss sich überkrystallisiren lassen, widrigenfalls Bildungen von ein wenig chromsaurem Nickel- oder Cobaltoxyd entstehen, welche die Kry- stalle verunreinigen. Schliesslich ist noch zu erwähnen, dass alle diese Krystalle, wenn man sie hinlänglich lange in den boraxhältigen Lösungen von schwefelsaurer oder schwefel- chromsaurer Magnesialösung sich ver- grössern lässt, successive den früher beschriebenen eigenthümlichen Habitus der Form annehmen, inden ungleich weit mehr Krystall- masse zur Verdickung der Prismen, wie zu ihrer Verlängerung sich aggregirt. Unmittelbar nach dem ersten Anschusse von Bittersalzkrystallen aus boraxhältiger Lösung ist diese typische Form oft eine derart prononcirte, dass die Prismenflächen fast ganz fehlen, wodurch sie für das Auge kaum als Bittersalzkrystalle erkenntlich werden. Die schönsten, best ausgebildeten Krystalle von schwefel-chrom- saurer Magnesia entstehen ebenfalls, wenn man diese Verbindung erst aus reiner Lösung anschiessen, zu beliebiger Grösse wachsen, und dann in boraxhältiger Lösung sich ergänzen lässt. Die aus der reinen Lösung entstandenen Krystalle zeigen nämlich in dem Masse, als sie an Volum zunehmen, genau dieselben verstümmelten Endaus- bildungen, wie Bittersalzkrystalle. Derivate des Eisenoxydul-Magnesiasulphates — Die schwefelsauren Salze von Eisenoxydul und Magnesia krystalli- siren in wechselnden quantitativen Mengungs-Verhältnissen und er- scheinen, wie bekannt, in der Form des Eisenvitriols. Die Gestalt aller dieser Krystalle erweist sich aber als eine an Flächen ärmere, wie die des Eisenvitriols. Unter Beibehaltung derselben Form kry- 320 Verhandlungen. Nr. 14 stallisirt nun diese Doppelverbindung und zwar in sehr variablen relativen Mengen mit Zink-, Nickel-, Cobalt-, Kupfer-, Mangan-Vitriol und mit Mischungen dieser Vitriole. Als Resultat dieser möglichen mannigfaltigen Mischungen ergibt sich eine Serie von Krystallisations- Produkten, die eine ganz wunderbare Variation in der Farbe reprä- sentiren, und auch der Flächenreichthum der resultirenden Krystalle aus den verschiedenen Mischungen zeigt sich als ein wechselvoller. Doch fand ich unter Hunderten solcher Krystalle keinen einzigen, der nicht eine einfachere Form, wie der Eisenvitriol, gezeigt hätte, Lässt man Krystalle des letzteren in der Lösung eines der genannten Vitriolgemenge fortwachsen, so verschwinden sofort einige seiner Flächen. Versetzt man die gesättigten Lösungen dieser verschiedenen Mischlingsprodukte mit so viel Zinkvitriol oder schwefelsaurer Magnesia, als sie noch etwa aufzunehmen vermögen, so resultiren lauter Lösun- gen, welche für Krystalle jeder der Combinations-Mischungen gesät- tigt erscheinen. Man kann daher in beliebiger Reihenfolge die sämmtlichen Gemenge von Eisenoxydul-Magnesiasulphat mit den Vitriolen übereinander wachsen lassen. Die Krystalle erscheinen bei richtiger Behandlung während ihres Wachsthums gut durchsichtig, und es ist somit die Möglichkeit gegeben, Krystalle zu erhalten, die im durchfallenden Lichte einen in ihrer Art einzigen Farbenreich- thum zeigen. Vermöge des geringen Unterschiedes in den Löslichkeits-Ver- hältnissen, welche die Gemische von Eisenoxydul-Magnesiasulphat mit den Vitriolen haben, und der, wie erwähnt, durch Zusatz von ein wenig Magniumsulphat oder Zinkvitriol ausgeglichen werden kann, ergeben sich die möglichen Farben-Variationen in einem weit grös- seren Umfange wie bei Mischungen der isomorphen Doppelsulphate der Magniumgruppe, deren Löslichkeit eine erheblich verschiedene ist. Aus Mischungen von Kupfervitriol mit Eisen-, Zink-, Cobalt- und Nickelvitriol zu ungefähr gleichen Theilen entstehen anfänglich stets trikline Krystalle‘), genauer bezeichnet Kupfervitriol-Krystalle, die nur sehr wenig von der zweiten Substanz enthalten. Später resultiren durchwegs aus allen diesen Mischungen Krystalle von der Form des Eisenvitriols. Ich muss hierbei eine frühere Angabe corrigiren, die sich in der Nummer VI. dieser Mittheilungen „über den Flächenreichthum der Krystalle“ eingeschlichen hat. Es heisst daselbst, dass die Mischungen von Kupfervitriol mit den eben früher angeführten Vitriolen in der einfachsten Form des ersteren auftreten, was nicht richtig ist, das Thatsächliche ist, wie es hier angegeben wurde. Diese Krystalle sind allerdings in ihrer Form gewöhnlich noch einfacher als jene aus den @emengen von Eisenoxydul- und Magne- siasulphat, so zwar, dass die Bestimmung des Krystallsystems, wel- chem sie angehören, auf krystallographischem Wege nicht mit Sicher- heit zu ermitteln schien. In der That hat Dr. Brzezina in Folge ') Wie dies schon Rammelsberg nachgewiesen hat. Nr. 14 Bericht vom 30. Sept. €. v. Hauer. 391 von Messungen, die er an mehreren solchen, von mir dargestellten Krystallen ausführte, der Ansicht sich zugeneigt, dass sie triklin seien. !) Alle Zweifel sind aber in dieser Richtung durch das Verhalten der fraglichen Krystalle in Lösungen von Eisenoxydul-Magnesiasul- phat beseitigt, welches ich beobachtete. Die Krystalle wachsen darin fort und sind somit isomorph mit letzterem und mit Kisenvitriol. Lösungen von schwefelsaurem Manganoxydul im Gemische mit den Sulphaten von Magnesia, Cobalt, Nickel und Zink liefern, wenn ersteres vorwaltet, ebenfalls Krystalle in der Eisenvitriolform. Sie erscheinen meistens tafelförmig und unterscheiden sich daher in ihrem Habitus auffällig von den Krystallen der anderen, früher er- wähnten Vitriolgemische. Insbesonders gilt dies von den Krystallen, die aus den Sulphaten von Mangan und Magnesia bestehen. Ich habe, wie aus dem Vorstehenden hervorgeht, die ihrer chemischen Zusammensetzung nach mannigfaltig wechselnden Kry- stalle, welche aus den Mischungen der Vitriole resultiren, in drei Gruppen gesondert. Wiewohl sämmtliche Glieder der Gruppen iso- morph sind und über einander, wie auch in wechselnden quantita- tiven Verhältnissen gemischt krystallisiren können, so ist die Son- derung doch insoferne berechtigt, als sich je die Glieder der einen Gruppe durch einen eigenthümlichen, ihnen gemeinsamen Habitus der Form von den Gliedern der anderen Gruppen unterscheiden, wie dies am betreffenden Orte angedeutet wurde. Dass diese Krystallformen aber bis zu einer gewissen Grenze nieht blos Gebilde zufällig auf- tretender Krystallverzerrungen sind, geht zur Evidenz aus dem Um- stande hervor, dass wenn man den Krystall der einen Gruppe in der Lösung der Krystalle einer anderen Gruppe fortwachsen lässt, er suc- cessive den typischen Habitus der letzteren annimmt. Aehnliches habe ich schon früher für andere isomorphe Gruppen nachgewiesen, und damit findet der Satz: dass der Habitus der Form und gewisse Abweichungen von der Symmetrie der ideal construirten Gestalt durchaus nicht immer etwas Zufälliges seien, eine neue, in zahlrei- ‚chen Fällen sich wiederholende Bestätigung. Lässt man Mischlingskrystalle aus je zwei Gliedern der drei Gruppen entstehen, so zeigen sie resultirende Mittelformen der zwei Typen in manchen. Fällen, in anderen Fällen aber erweist sich die Form der einen Gruppe als dominirend. Dies letztere ist aber kei- neswegs immer von dem relativ quantitativen Mischungs-Verhältniss abhängig. Die sämmtlichen Verbindungen, welche aus den Mischungen der Vitriole hervorgehen, erweisen sich als mit hoch entwickeltem Krystal- lisations-Vermögen begabt. Die Krystalle zeigen bei sehr bedeutender Grösse noch eine selten schöne, makellose Ausbildung, und klare Durchsichtigkeit. Sie sind endlich durchweg luftbeständiger und weniger oxydationsfähig (die eisenhältigen) als der Eisenvitriol. !) Meine krystallogenetischen Notizen in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie der Wissenschaften. 329 Verhandlungen. Nr. 14 Dr. E. Tietze. Das Petroleum-Vorkommen von Dra- gomir in der Marmaros. Das Vorkommen von Naphthaquellen bei Dragomir, welcher Ort an der Iza, etwa 5 Meilen südöstlich von Szigeth gelegen ist, wurde bereits in dem bekannten Berichte der Herren Fr. v. Hauer und Baron v. Richthofen (Jahrb. d. k. k. geolog. R.-A. 1859, p. 459) erwähnt. Da ich gerade in jüngster Zeit vielfach Gelegenheit hatte, mich mit der geognostischen Natur der Naphtha-Vorkommnisse Gali- ziens bekannt zu machen, so schien mir ein Besuch jener. auf der ungarischen Seite der Karpathen gelegenen Vorkommnisse von be- sonderem Interesse, insofern aus den bisherigen Literatur-Angaben sich nicht entnehmen liess, welcher der in Galizien als Petroleum führend erkannten Etagen das Vorkommen von Dragomir angehörte. Dieser Besuch bot mir Gelegenheit, manche bisher unbekannte Einzelheiten in der Natur des Naphtha-Vorkommens von Dragomir und in der geognostischen Zusammensetzung jenes Gebietes zu erkennen, welche einer kurzen Mittheilung an dieser Stelle werth sein mögen. Zunächst constatire ich, dass bei Dragomir auf der linken, süd- lichen Thalseite der Iza die miocäne Salzformation in ganz typischer Weise entwickelt ist, wie ich sie vom Nordrande der Karpathen her kenne, und welcher dort die Petroleum-Vorkommnisse von Boryslaw, Truskawiec, Solotwina und Laczyn augehören. Trachyttuffe, nament- lich grüne, der siebenbürgischen Palla ähnliche Gesteine kommen in vereinzelten Partien auch auf dieser Seite des Thales vor, 2. B. etwas vor Sellystie, dicht an der Strasse. Denselben kommt aber eine geringere räumliche Verbreitung zu, als sie den älteren Karten gemäss einnehmen würden. Das Petroleum ist der Salzformation untergeordnet, nicht den Trachyttuffen. Es sprechen übrigens bereits die oben genannten Autoren von einem „grauen Letten“, dem die Naphthaquellen angehören. Dass dieser Letten aber als ein Produkt von Schlammvulkanen gedeutet werden könnte, wie in dem oben citirten Bericht vermuthet zu wer- den scheint, dafür habe ich keine Anhaltspunkte gefunden. Wir haben es hier mit hellgrauen Thonen und sandig thonigen Mergeln zu thun, denen Gypse und zumeist dünnere Lagen eines in der Regel mürben, etwas Glimmer führenden, der Farbe nach bläu- lichgrauen Sandsteins untergeordnet sind. Diese Gebilde sind in den kleinen Schluchten, welche gleich östlich von Dragomir vom süd- lichen Thalgehänge herabkommen, gut aufgeschlossen, z. B. gleich oberhalb der Kelemeniasza genannten Localität. Die Gypse sind auch durch einen an dieser Localität abgeteuften Schacht angefahren worden. An einer Stelle, unweit südlich von Kelemeniasza beobachtet man plötzlich Schiefer, welche durchaus den Habitus von Gesteinen an sich tragen, die wir sonst in der Gruppe der Menilitschiefer an- zutreffen gewöhnt sind. Es sind dünnblätterige, brechliche Schiefer mit gelben oder weisslichen Verwitterungsbeschlägen auf den Spalt- flächen. Diese Schiefer bilden aber hier evident nur eine Finlage- rung, noch dazu von nur geringer Mächtigkeit in der Salzformation. u TERN”, Nr. 14 Bericht vom 30. Sept. Dr. E. Tietze. 323 Es scheint überhaupt, als ob der in gewissen Gesteinsvarietäten der Menilitschiefer zum Ausdruck gelangte Typus sich hie und da in schwachen Nachklängen in der miocänen Salzformation wiederholen würde. Ich erinnere an das Vorkommen solcher Schiefer im Bereich der Salzformation bei Delatyn, von denen Paul und ich in unseren - Studien in der Sandsteinzone der Karpathen (Jahrb. d. k. k. geolog. R.-A. 1877, p. 69) gesprochen haben, ein Vorkommen, welches uns damals in vielfache Zweifel und Bedenken versetzte. Die Sache selbst ist an sich nicht uninteressant, weil sie an- deutet, dass trotz der in der Art der Verbreitung beider Formationen sich ausprägenden Discordanz doch eine allmälige Verknüpfung der physikalischen Bedingungen stattgefunden hat, unter welchen diese Formationen zum Absatz gelangten. Das Streichen der Gesteinsschichten der Salzformation von Dra- gomir ist ein von WNW nach OSO gerichtetes. Das Fallen war an den beobachteten Stellen ein nördliches, bezüglich nordöstliches. Allerdings fand ich das Einfallen eine Strecke südlich von Keleme- niasza einmal umgewendet. Doch entsprach diese Umwendung des Fallens nur einer relativ unbedeutenden Faltung, da sich bald wieder das regelmässige Fallen einstellte. Mit dem höheren Ansteigen des Gebirges im Süden stellt sich Karpathensandstein ein. Es ist'ein gelblicher, ziemlich feinkörniger, etwas glimmeriger Sandstein. Fr. v. Hauer und v. Richthofen haben die Sandsteine dieser Gegend zum Eocän gestellt. Aus den petrographischen Eigenschaften des fraglichen Sandsteins ergab sich auch nach den neueren Erfahrungen, die über Karpathensandsteine vorliegen, kein Grund bei den Sandsteinen von Dragomir an dieser Deutung zu rütteln. Auf der rechten, nördlichen Thalseite der Iza fand ich jenseits des von Quartärbildungen ausgefüllten Thalgebietes zwischen Dra- gomir und Sellystie die Salzformation nicht mehr anstehend. Die höher ansteigenden Berge bestehen hier in der That aus Trachyt. Dagegen sah ich weiter östlich beim Dorfe Sellystie und zwar wiederum auf der südlichen Thalseite, also in der Streichungsfort- setzung der miocänen Salzformation von Dragomir abermals die zu dieser Formation gehörigen Gesteine. Im Bereiche dieser Formation nun zeigen sich an verschiedenen Orten Naphthaspuren. Ja sogar im Flussbett der Iza treten solche nach ganz oberflächlicher Schürfung mitten im Alluvialschotter her- vor. Die Naphtha gelangt in diesen Schotter natürlich aus der dar- unter liegenden Salzformation. Diese Thatsache beweist immerhin eine ziemlich starke Imprägnation des Terrains mit Kohlenwasser- stoffverbindungen. Bei Dragomir hat man bereits an einigen Punkten Versuche gemacht, das Petroleum zu gewinnen, und wurde dort in der That schon Oel gefördert, welches indessen zu den schwereren Sorten ge- hörte. Wenn diese Versuche bis jetzt zu keinem grossen Gewinn- resultat geführt haben, so liegt der Grund davon wahrscheinlich nicht in der Unabbauwürdigkeit des Terrains, sondern theils in der Wahl der Versuchspunkte, sowie in dem Umstande, dass man mit den K. k. geolog. Reichsanstalt. 1873. Nr. 14. Verhandlungen. 47 324 Verhandlungen. Nr. 14 betreffenden Schächten noch nicht die gehörige Tiefe erreicht hat. Die Verhältnisse sind im Gegentheil so einladend, wie irgend an- derswo an Punkten, an denen man schliesslich mit Erfolg Petroleum aufgeschlossen hat. Bei Kelemeniasza war ein Schacht abgeteuft worden, der zur Zeit meiner Anwesenheit daselbst nur 27 Klafter Tiefe erreicht hatte. Derselbe hatte in den oberen Teufen bereits Oel in einiger Menge, aber noch nicht von bester Qualität geliefert. Tu der Tiefe war man bereits auf stark salzhältiges Wasser gekommen, ein Umstand, der erfahrungsmässig in anderen Petroleum-Revieren, z. B. in Mraänica, als ein nicht ungünstiges Vorzeichen gilt. Ich halte es desshalb für keinesfalls gerechtfertigt, die Ver- suche in Kelemeniasza schon jetzt aufzugeben. Viel günstiger und hofinungsreicher erschieh mir indessen eine andere, mehr in der Nähe des Flusses am Abhange der Hügel gelegene Localität, Namens Pecora. Dieser Punkt befindet sich etwa auf dem halben Wege von Dragomir nach Sellystie. Hier hat man in der 34. Klafter Ozokerit angetrofien. Die Menge des Erdwachses war allerdings noch nicht ergiebig genug, das Vorkommen aber von Ozokerit überhaupt in dieser Gegend, und zwar im Bereich derselben Formation, der das Erd- wachs in Borystaw angehört, verdient die grösste Aufmerksamkeit. Wenn man weiss, wie unregelmässig das Auftreten des Ozo- kerits z. B. in Boryslaw ist, wo der eine Schacht ein überraschend gutes Resultat liefert, während unweit davon die diesbezüglichen An- strengungen vergeblich sind, so kann man weitere Nachforschungen in dieser Richtung nur herbejwünschen, die möglicherweise zur Ent- deckung reicherer Wachsmengen führen. Selbst ein missglückter Ver- such sollte nicht abschrecken, sofern der betreffenden Unternehmung hinreichendes Capital zur Verfügung stünde. Vollkommen aussichtslos dagegen erscheinen mir die Hoffnungen auf abbauwürdige Braunkohle, die man sich in dieser Gegend auf. Grund einiger unbedeutender Spuren gemacht zu haben scheint. Der Merkwürdigkeit wegen erwähne ich übrigens bei dieser Gelegenheit das Vorkommen verkieselter Baumstämme in den Thonen der Salz- formation. Ich selbst sah einen soleben einige hundert Schritt süd- lich von Kelemeniasza in der Schlucht des dortigen kleinen Baches. Auch des Auftretens einer kalten, stark Schwefelwasserstoff haltenden Quelle südöstlich von Kelemeniasza kann gedacht werden. Die Quelle tritt noch im Bereich der Salzformation auf und scheint ähnlich wie die Naphthaquellen dieser Gegend unabhängig von den Trachyten der Nachbarschaft zu sein. Reise-Bericht. O. Lenz. Reiseberichte aus Ostgalizien. 1. _ Die bisherigen Untersuchungen erstreckten sich besonders auf die Dniestergegend zwischen der uralten Stadt Halicz und dem Dorfe Koropiec am linken Dniesterufer ; in nördlicher Richtung aber waren es die hoch hinaufreichenden Thäler der Ziota Lipa, sowie des Koro- piec- und Barysz-Baches, welche genauer untersucht wurden. en Ab. Nr. 14 Bericht vom 30. Sept. ©. Lenz. 395 Von besonderer Wichtigkeit war die Feststellung der Grenzen jener vorherrschend aus Kalksteinen bestehenden Ablagerungen, die stellenweise zwischen dem Cenoman und dem rothen devonischen Sandstein entwickelt sind, und die von Prof. Alth als zur Trias ge- hörig betrachtet wurde. Das Auftreten dieser interessanten Bildung ist kein sehr ausgedehntes, und beschränkt sich auf das Dniesterthal zwischen Dolhe und etwas östlich von Nizniow; ausserdem treffen sich dieselben Ablagerungen wieder im mittleren Theile der Zlota Lipa bei Korzowa. Ein neu angelegter Steinbruch dicht bei Nizniow zeigte unter dieser wahrscheinlich jurassischen Bildung rothen, devonischen Sand- stein; es ist dies der äusserste westlichste Punkt, wo die paläozoischen Schichten auftreten. Von grossem Interesse war auch die Feststellung des Verhält- nisses des grauen Lemberger Kreidemergels, der als Senon gilt, zu der schneeweissen Kreide, die gleichfalls nur eine beschränkte Ausdehnung besitzt, und deren Grenzen nach Westen zu genau fixirt werden konnten. Diese schneeweise Kreide wird fast überall, wenigstens in den tieferen Einschnitten, von cenomanem Sandstein unterlagert, während mehrfach deutlich constatirt werden konnte, dass sie älter ist, als der Lemberger Kreidemergel, so dass dieselbe wohl dem Turon entsprechen dürfte. Tertiäre Bildungen in grosser Mannigfaltigkeit und bedeutender Mächtigkeit wurden vielfach untersucht. Der so weit verbreitete Gyps tritt fast überall in Begleitung einer Schicht blauen Tegels, sowie einer darüber liegenden, mehrere Fuss mächtigen Kalksteinbil- dung auf. Im Tegel und Gyps wurde bereits im vorigen Jahre Pecten Malvinae gefunden; heuer fand ich auch bei Wiktorow in dem der ganzen Bildung zugehörigen und stets das oberste Glied bildenden Kalkstein einen solchen Pecten Malvinae. Die Mächtigkeit des den Gyps überlagernden blauen Tegels und Kalksteins nimmt übrigens in der Richtung von Ost nach Westen zu. Während zwischen Tlu- macz und Wolzyniec (bei Stanislau) diese Schichten sehr unbedeu- tend entwickelt sind, waren dieselben bei Wiktorow (bei Haliez) mehr als Klafter mächtig. Bei Lany (nördlich von Mariampol), wo Gyps, Tegel und Kalkstein gleichfalls zusammen vorkommen und dort den grauen Kreidemergel bedecken, fanden sich in dem Kalkstein zahl- reiche kleine Gastropoden. Interessant und ungemein reich an Versteinerungen ist eine tertiäre Bildung bei Baranow in der Zlota Lipa (auch bei Lany tre- ten diese Schichten auf), die unter dem Gyps zwischen diesem und der schneeweissen Kreide liegt. Sie besteht aus Sanden und Sandsteinen, die voll sind von gut erhaltenen grossen Terebratula, mehreren Arten Pecten, Isocardia, Cor- bula etc. Von ganz besonderer Wichtigkeit aber ist das Auftreten einer mehrere Meter mächtigen Ablagerung von schwarzem, krystallinischen Dolomit, der Cyathophyllen enthält. Diese Ablagerung steht in Ver- bindung mit dem rothen paläozoischen Sandstein, gehört überhaupt noch zum Devon und wird direkt von Kreide überlagert. Auch ergab 47* 396 Verhandlungen. Nr. 14 sich, dass stellenweise die obersten devonischen Schichten Kalkstein- bänke führen, die mit dem Sandstein wechsellagern. Das Vorkommen des schwarzen, dolomitischen Stinksteines beschränkt sich auf den mittleren Theil der Ziota Lipa bei den Orten Zablatow und Kor- sowa. Prof. Alth erwähnt diese Bildung auch bereits in seiner -Ar- beit über die Umgebung von Nizniow. Interessant gleichfalls war die in einer Schlucht bei Nizniow beobachtete Erscheinung, dass das unterste Glied jener wahrschein- lich jurassischen (nach Alth triadischen) Bildung, welches den rothen devonischen Sandstein überlagert, aus einem Conglomerat bestand, zu dessen Bildung jener schwarze Dolomit das meiste Material gelie- fert hat. Von jüngeren Bildungen ist hervorzuheben ein Conglomerat von kleinem Flussschotter, das ein eisenhartes Gestein bildet und an der Basis der diluvialen Ablagerungen auftritt. Bei Ladzkie, am Eingang in die Ziota Lipa, wo diese Bildung besonders schön zu sehen ist, ruht sie direkt auf der cenomanen Kieselschicht. Ausser diesen podolischen Bildungen tritt in den süd- westlichen Theilen meines heurigen Terrains noch Salzthon auf, der überall an den das Karpathengebirge getroffenen Faltungen theil- genommen hat und meistens unter ziemlich steilem Winkel dem Ge- birge zufällt. Von Kalusz an, wo diese Bildung die mächtigen Salzlager ent- hält, kann man diesen Thon verfolgen in südöstlicher Richtung bei Bednarow und Majdan, und noch weiter bis ganz in die Nähe von Stanislau. Bei Rybno und Paziecna, nur eine halbe Stunde nordwest- lich von Stanislau, tritt der Salzthon in den Schluchten auf und die karpathischen Bildungen sind hier von den immer hori- zontal liegenden podolischen Ablagerungen nur durch das Thal der Bistritza getrennt. Auch im Thal des Lukiewbaches (süd- westlich von Halicz) kommen beide Bildungen sehr nahe aneinander vor, indem die noch bei Sapahow auftretenden podolischen Gypse bis dicht an den Salzthon von Bednarow reichen. Literatur-Notizen. C. Doelter. La Determinazione dei Minerali petro- graficamente piü importanti mediante il microscopio. Guida all’ analisi mieroscopica delle Rocce, versione di G. E. Pozzi. Torino 1878. Von dem im Jahre 1876 bei A. Hölder in Wien erschienenen Werkchen Doelter's ist soeben eine italienische Uebersetzung durch den Turiner Mineralogen Pozzi ausgeführt worden. Der Uebersetzer betont in einer Vorrede, dass bei der Entwickelung der mikromineralogischen Studien in Italien der Wunsch nach einer kurzen Uebersicht der mikroskopischen Eigenschaften der Mineralien in italienischer Sprache sich ergeben habe, welchem er durch die vorliegende Uebersetzung am besten zu genügen glaubt; die italienische Ausgabe enthält mehrere passende Ver- änderungen und Zusätze, die die Fortschritte dieser Disciplin nothwendig gemacht und die vom Verfasser selbst durchgeführt wurden. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C, Fischer & Comp. Wien. ? \ IS AV > ar A ERTEVZ3 NNATID NERS Pu en ” Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 31. Oct. 1878. Inhalt. Eingesendete Mittheilungen: D. Stur, Sphenophyllum als Ast auf einem Asterophylliten. D. Stur, Zar Kenntniss der Fructification der Noeggerathia foliosa. F. Kolb, Bericht über die Ablagerung des Grund- und Plattelkohlenflötzes in TremoSna. O0. Lenz, Gypstegel und Süsswasserkalkstein in Ostgalizien. E. Hussak, Ueber den sogenannten Hypersthen-Andesit von St. Egidi in Untersteiermark. A. Sigmund, Petrographische Studie am Granit und Orthoklas- porphyr der Umgebung von Predazzo. — Reisebericht: M. Vacek, Die Umgebungen von Rove- redo in Südtirol. — Literaturnotizen: H. Abich, E. Naumann, J. Chavanne, K. A. Zittel, H. Höfer. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. D. Stur. Sphenophyllum als Ast aufeinem Asterophyl- liten. Mit ganz besonderer Freude beeile ich mich, allen meinen ver- ehrten Collegen und Freunden der Phytopalaeontologie hier die Mit- theilung zu machen, dass es mir eben gelungen ist, auf einer ganz besonders werthvollen Schieferplatte, wohl erhalten, sogar Frucht- ähren tragende Reste von Sphenophyllum, als Aeste eines Asterophyl- liten herauszupräpariren. Der Asterophyllit selbst, den ich auf andern Platten mit Cala- mites 'Sachsei Stur in solcher Gruppirung habe, dass es unmöglich ist anders anzunehmen, als dass derselbe die Aeste dieses Calamiten darstellt, trägt sehr häufig, wie zahlreiche Stücke in unserer Samm- lung lehren, directe, Aehren vom Typus der bekannten Bruckmannia- Aehren. Auf der erwähnten Platte habe ich nun einen solchen Astero- phylliten-Ast, in einer Länge von ca. 30°" entblösst, dessen unterster Theil ca. 13M"- breit ist, und an dem ich 21 ca. 15m. hohe Inter- nodien zähle. Am 5. Internodium von unten zweigt ein Ast ab, der 55m. lang, eine endständige Volkmannia-Aehre trägt, die ca. 13m. dick und 15°=. lang ist und deren Fruchtblätter in zwei Zipfel E. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 15. Verhandlungen. 48 328 Verhandlungen. Nr. 15 gespaltet sind. Der die Aehre tragende Ast ist in kurze Internodien eingetheilt und von seiner Basis bis unmittelbar an die Aehre hinauf beblättert, und zwar sind es echte Sphenophyllum-Blätter, von der Gestalt, wie solche das Sphenophyllum dichotomum Germ. Kaulf. aus- zeichnen, die seine Internodiallinien zieren, Am 10. Internodium von unten zweigt ein zweiter Ast von dem Asterophylliten ab, der 16°”- lang erhalten, 21 Internodien zählt, wovon ein jedes einen Quirl von Sphenophyllum-Blättern trägt, eben- falls von der Gestalt wie am Sphenophyllum dichotomum Germ. Kaulf. Das 15. Internodium des Asterophylliten ist von der Volkmannia- Aehre des ersten Sphenophyllum-Astes bedeckt, und nicht heraus- präparirbar, ausser ich wollte diese Aehre zerstören. Trotzdem kann es kaum anders sein, als dass von diesem 15. Internodium ein dritter Sphenophyllum-Ast abgeht, der ca. 3:5 = lang ebenfalls eine ganz gleiche Volkmannia-Aehre trägt, die ohne der abgebrochenen Spitze 14°®- lang ist. Ausser dem 3 Sphenophyllum-Aeste tragenden Asterophylliten liegen noch zwei weitere Asterophylliten auf derselben Platte, wovon ein jeder je einen Sphenophyllum-Ast trägt, und zwei Volkmannia- Aehren, deren Zusammenhang mit einem Aste nicht erhalten ist. Es sei noch beigefügt, dass ich die Reste zweier weiterer Volkmannia- Aehren zerstören musste, um das auf der Platte nun vorliegende Detail sichtbar herausmeisseln zu können. Alle die erwähnten Thatsachen liegen klar und zweifellos auf der sehr gelungen präparirten Platte zur Besichtigung, so dass der schwerwiegende Satz: das Sphenophyllum ist ein Ast von Asterophyllites als vollkommen bewahrheitet dasteht. Nachdem ich im II. Hefte in Fig. 10 und 11 gezeigt habe, dass der Asterophyllit nur ein verkleinertes Bild eines Calamiten ist und, dass echte Calamiten, dann die Asterophylliten- und Volkmannien- Aeste, Bruckmannia- und Volkmannia-Aehren tragen, folglich zusam- mengehören; zeigt die oben besprochene Platte, dass auch das Sphe- nophylium einen Ast eines Asterophylliten, folglich eines Calamiten darstellt, und eine Volkmannia-Aehre trägt. Sphenophyllum ist daher keine besondere Pflanzengattung, sondern der Macrosporen tragende Ast eines Asterophylliten, respective eines Calamiten. Es ist dies die beste Bestätigung jener Antwort, die ich auf die Frage gegeben habe: Ist das Sphenophyllum eine Lycopodiaceae? Heute ist es nicht mehr möglich auf die völlig abweichende anatomische Structur des verkieselten Restes von Sphenophyllum hinzuweisen, um die generische oder sogar familielle Verschiedenheit des Sphenophyllum zu erweisen. Heute ist es Thatsache: dass die Calamarien auf den verschieden beblätterten Aesten eines und des- selben Individuums so grosse Verschiedenheiten in der anatomischen Structur aufzuweisen haben, wie man solche in der lebenden Vege- tation, sogar in verschiedenen, weit von einander abweichenden Fa- milien zu finden gewohnt ist. Herrn Director C. Sachse, der das Materiale der so wichtigen Platte geliefert hat, mein bester Dank. a a a Br" Nr. 15 Bericht vom 31. Oct. D. Stur. 3239 D. Stur. Zur Kenntniss der Fructification der Noeg- gerathia foliosa St. aus den Radnitzer Schichten des oberen Carbon in Mittel-Böhmen. Eben erhalte ich durch die freundliche Güte des Herrn Grafen Gaston de Saporta eine sehr interessante Abhandlung betitelt: Observations’ sur la nature des vög6taux reunis dans le groupe des Noeggerathia (Extrait des Comptes rendu des seances de l’Academie des Sciences, tom. LXXXVI seances des 25 mars, 1. et 8. avril 1878). Der Autor zeigt im Verlaufe dieser Abhandlung, wie man nach und nach zu der typischen Noeggerathia foliosa St. von Radnitz andere sehr verschiedene Pflanzenreste hinzugestellt hat, die von dem erwähnten Typus ganz verschieden seien. Es werden von den, zu den Noeggerathien gerechneten Pflanzenresten einige als Farne, einige als Salisburiae, und eine Art als eine „Subconiferae“ bezeichnet, während die typische Noeggerathia foliosa, die lange vor dem schon Brongniart (Tableau p. 65) mit Zamia verglichen hatte, geradezu als eine Oycadeae angesprochen wird. Es ist nicht möglich die interessante Auseinandersetzung hier dem Wortlaute nach wiederzugeben; dieselbe wird jeder, den sie betrifft, mit Vergnügen lesen können. Betreffend die Zuweisung der Noeggerathia foliosa zu den Cycadeen erwähnt der Autor, dass bisher zwar diese Zuweisung von keinem Verfasser angezweifelt worden ist, dass aber auch die Charaktere, deren Vorhandensein für eine Öycadee spricht, bisher nicht hinreichend präcisirt worden seien. Dem Autor lagen zwei schöne Exemplare der Noeggerathia von Radnitz vor, wovon nach seiner Meinung das eine die echte N. foliosa St. darstellt (Syn. N. Haidingeri Vis. et N. Sennoneri Vis.), während das andere mit der N. rhomboidalis Vis.') identificirt werden müsse. „An diesen beiden Arten sind alle die Charaktere der Gestalt, der Nervation und der Insertion der Abschnitte exact gleich jenen, die man an den entsprechenden Theilen fossiler und lebender Cyca- deen beobachtet. Unter den fossilen sind die Sphenozamiten diejenigen, die vorzüglich mit einer bemerkenswerthen Treue die Züge- der Noeggerathia wiedergeben. Es ist nicht richtig dass die Abschnitte der N. foliosa und der andern Arten vom gleichen Typus horizontal auf der Rhachis inserirt seien: die Insertion ist lateral, d. h. sie findet statt an beiden Rändern des Blattstiels und in Hinsicht auf dessen Länge genau so wie bei lebenden Zamia- et Ceratozamia-Arten ; nur sind die fossilen Abschnitte, die eine gewisse Geschmeidigkeit verrathen, und deren Stellung eine mehr schiefe ist, ziemlich regel- mässig eingefaltet an der Basis, wodurch sie eine von der Wirklich- keit verschiedene Insertion simuliren. Die Abschnitte der N. foliosa 1) Prof. Roberto de Visiani: di alcuni generi di piante fossili, studii. Venezia 1875. Estr. dal Vol. XVIII delle Memorie dell’Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti. Taf. I-VIII. Visiani hat von den ihm mitgetheilten Resten der Noeggerathia foliosa von Radnitz, eben so viele Arten gemacht als ihm Bruchstücke vorgelegen sind. 48* 330 Verhandlungen. Nr. 15 sind an ihrer Oberfläche glatt und durchzogen von feinen, zahlreichen, gleich dicken, parallelen Nerven, die trotzdem schwach divergiren, indem sie sich gabeln; aber die Aeste der Nervengabel bleiben parallel oder fast parallel wie bei Zamia, deren Arten sich am meisten dem palaeozoischen Typus nähern. Die Nerven der Noeggerathia enden etwas verdickt und gestutzt am Rande der Abschnitte, wodurch dieser etwas gefranst erscheint, wie bei Zamia und Sphenozamites. Die Ner- vation ähnelt jener bei Macrozamia. Und so verbindet sich alles dahin, die Noeggerathien vom Typus der N. foliosa von Radnitz als Reprä- sentanten der wahren Üycadeen zur Zeit der mittleren Steinkohlen- periode zu betrachten.“ So glatt wie die Zuweisung der Noeggerathia foliosa zu den Cycadeen vom Autor dargestellt wurde, ist sie es durchaus nicht. Es ist sehr zu bedauern, dass der geehrte Autor nur die Publi- cationen von Sternberg, Goeppert, Schimper und Visiani über Noeggerathia foliosa zu kennen scheint, und ihm eine wichtige Abhandlung über die Fructification der Noeggerathien entgangen ist, wohl aus dem Grunde, weil diese auch bei Schimper in seinem Trait& unberücksichtigt geblieben ist. Diese wichtige Abhandlung: über Noeggerathia foliosa St. hat Hofrath Geinitz schon im Jahre 1865, im „Neuen Jahrbuch“ p. 391 einrücken lassen. Ein kurzgefasster Text erklärt die auf Taf. II in Fig. 1 u. 2 gegebene Abbildung. Hier handelt es sich vorzüglich um die Fig. 1, die den Fruchtstand der Noeggerathia foliosa darstellt. Geinitz sagt 1. c. wörtlich: „Dieser Fruchtstand entspricht ganz den Erwartungen, die man sich nach den Untersuchungen Brongniart's über die Familie der Noeggerathien und nach der Stellung, die er derselben unter den nacktsamigen Dicotyle- donen angewiesen hat, davon machen konnte.“ „Breite blattartige Fruchtblätter, deren oberes freies Ende zer- schlitzt, befestigen sich mit einer keilförmig zusammgeschnürten Basis an einer gemeinschaftlichen Axe und dienen auf ihrer inneren Seite als Träger einer grossen Anzahl elliptischer Früchte, deren unteres Ende in einen dünnen Stiel verlauft, wie dies an der Fruchtgattung Rhabdocarpus, die wir schon früher auf Noeggerathia zurückgeführt haben, längst bekannt ist.“ „Diese Fruchtkapseln lassen eine etwas unregelmässige halb- kreisförmige Anordnung wahrnehmen, welche im Allgemeinen dem äusseren Umfange des Fruchtblattes entspricht. Im vorgerückten Alter sind sie rundlich oder verkehrt eirund mit etwa 4 Mm: Durch- messer nach ihrer Breite.“ „Man wird durch Lage und Ausbildung dieser Früchte sehr an die Coniferen erinnert, insbesondere an Voltzia, bei welcher indess nur 2 Samen unter jeder Fruchtschuppe vorhanden sind, während bei Noeggerathia eine weit grössere Anzahl zur Entwicklung gelangt.“ Die Kenntniss von dieser, allerdings sehr kurzgefassten, trotz- dem aber sehr verdienstvollen Abhandlung, die die Grundzüge der Fructification der Noeggerathia zum erstenmale feststellt, hätte den Autor der in Sprache stehenden Publication in seinen Schlüssen vor- Nr. 15 Bericht vom 31, Oct. D. Stur. 331 sichtiger gemacht, namentlich noch dann, wenn derselbe den so ab- gebildeten Fruchtstand, mit der Stellung der Samenknospen an der Fruchtschuppe von Cupressus sempervirens verglichen hätte. In unserem Museum hatte ich schon im Jahre 1863 ein weit vollständigeres Materiale über den Fruchtstand von Noeggerathia foliosa (Geschenk des Herrn Zupönsky) zusammengebracht, als jenes ist, welches Hofrath Geinitz zu der obigen Abhandlung benützen konnte, Trotzdem habe ich die in der oben citirten Abhandlung ausge- sprochene Ansicht, die hie und da wie das Material unvollständig ist, gelten lassen. Sie befriedigte ja vorläufig, und machte dem von mir hochgeachteten Veteranen Brongniart viel Freude. Auch sah ich kein Periculum in mora vor uns einerseits — und konnte ja auch ich kein endgiltig entscheidendes Resultat andererseits bieten. Heute, im Angesichte der neuesten Publication über die Noegge- rathia foliosa, und in Erwartung ausführlicher Arbeiten über .Dolero- phylleae, die Graf Saporta in Verbindung mit B. Renault und Gr. Eury (Sur le nouveau groupe palaeozoique des Dolerophyllöes: Comptes rendus des seances de l’Academie des Sciences, t. LXXXVLH, seance du 9 sept. 1878) zu publiciren im Begriffe steht, darf ich die mir vorliegenden Thatsachen über die Blattreste und den Frucht- stand von Noeggerathia foliosa nicht länger unpublicirt lassen. Es hat bisher noch niemand das untere Ende des Blattes von Noeggerathia foliosa kennen gelehrt. Nur die Kenntniss von der An- heftungsstelle des Blattes berechtigt zur Behauptung, dass man ein Blattvorsich hat. Auch ich habe nur einen einzigen derartigen Rest bisher, der eben zeigt: dass der eigentliche Blattstiel, also das untere Ende der bisher gekannten Reste von N. foliosa ca. 5®- breit und ca. 8C®- Jang, und die Anheftungsstelle bis auf 10—12M”- erwei- tert sei. Die vorliegenden Reste der N. foliosa sind also wahre fieder- *heilige Blätter. Die Abschnitte erster Ordnung sind zu unterst am Blattstiel kleiner und oval, in der Mitte grösser, mehr oder minder auffällig keilförmig, in die Basis verengt, zu oberst abermals kleiner und oval, so dass sie je nach ihrer Stellung verschieden gestaltet erscheinen. Die Nervation ist nur in seltenen Fällen gut sichtbar, da die Nerven in der Masse des Blattes versteckt verlaufen. Noch seltener ist das äussere Ende der Nerven zu entnehmen, die etwas verdickt und abgestutzt, vor dem äussersten Rande des Abschnittes enden. Die Insertion der Abschnitte am Blattstiele ist allerdings etwas schief und lateral, so dass man an der Oberseite des Blattes den Blattstiel kaum bemerken kann, während derselbe auf der Unterseite deutlich hervortritt. Diese Erscheinung wird veranlasst durch die Eigenthümlichkeit der Abschnitte, dass sie mit dem Aussenrande am Blattstiele herablaufen. Gegen die Spitze des Blattes ist das Herab- laufen des äusseren Blattabschnittrandes an der Rhachis deutlicher; im unteren Theile des Blattes ist diese Erscheinung kaum merklich. Die Insertion der Blattabschnitte der N. foliosa mit dem deutlich am Blattstiel herablaufenden äusseren Blattabschnittsrande 339 Verhandlungen. Nr. 15 scheint mir daher wesentlich verschieden zu sein von der Insertion bei. Zamia und Ceratozamia, während sie analog ist der Insertion insbesondere bei Uycas gracilis Miq., Oycas celebica Miq., ferner bei Bowenia speetabilis Hook., dann bei Macrozamia spiralis Mig. und Macrozamia Miquellii F. Muell. Die Gestalt der Fruchtblätter des ährenförmigen Fruchtstandes der Noeggerathia foliosa hat Geinitz schon richtig IV vr vy beschrieben: sie sind bis 2°”. breit, ca. 13—15 “m „00: '} hoch, also queroval, am oberen Rande zerschlitzt, , er } und in eine ca. 2m. breite Basis keilförmig zusam- na ‚mengezogen und zeigen eine ähnliche Nervation wie die Primärabschnitte. ne enanks An ihrer äusseren, unteren Fläche zeigen sie foliosa St. von Radnitz. die Anheftungsstellen für die „Früchte“, die Geinitz mit Rhabdocarpus vergleicht. Es überrascht nicht wenig, wenn man die ziemlich grosse Anzahl der Insertionen dieser Früchte, die in der Regel 17 beträgt, genau entblösst wahrnehmen kann. Noch über- raschender ist die Regelmässigkeit ikrer Position, wenn man von diesen 17 Insertionen die 5 innersten die Eckpunkte eines Fünfeckes einnehmen, und neben dem Fünfeck rechts und links noch je 3 Paare solcher Insertionen postirt sieht, indem 2 und 2 davon im Radius der Nervation des Fruchtblattes übereinander stehen. Die „Früchte“ selbst sind trotz colossaler Compression nahezu dick in fester bituminöser Kohle versteint, 3M”- breit, ca, 4 m. lang. Dass die Compression in der That eine starke war, das beweist die Thatsache, dass sehr oft die Früchte tief in die Fruchtblätter eingedruckt erscheinen. Der Fruchtstand im comprimirten Zustande ist eine ca. 2°m- breite, dichte Aehre, es liegen mir mehrere davon vor, und das längste Stück dieser Fruchtähre, dessen oberes Ende erhalten, unteres abge- brochen ist, misst 13 m- An der Axe dieser Fruchtähre dürften die querovalen Frucht- blätter ebenfalls, wie die Abschnitte am Blattstiel zweizeilig, abwech- selnd, aber so gegeneinander gekehrt also in opponirter Stellung verharrt haben, dass daraus eine zusammengedrückte zweizeilige Aehre (Spica compressa et disticha) entstand mit in jeder Zeile sich ziegeldachartig deckenden Fruchtblättern. In je einen Hohlraum, der zwischen zwei untereinander folgenden Fruchtblättern entstand, ragten die „Früchte“ von der Unterfläche des oberen Fruchtblattes herein. Zu diesen merkwürdigen Daten über die Fructification der Noeggerathia foliosa habe ich auch noch die am allerwenigsten erwartete Nachricht über die Position der Fruchtähre zuzufügen. Die Fruchtähre der Noeggerathia foliosa nimmt die Spitze des Blattes ein. Unter dem mir vorliegenden Materiale besitze ich einen Rest, der den Blattstiel der Noeggerathia foliosa darstellt und ist derselbe in der Länge von ca. 8m. erhalten. Am unteren Theile dieses Blattstiels haften kleine ovale Ab- schnitte, wie sie diese Art am oberen Ende des Blattstiels gewöhnlich trägt, in der Zahl 6 und von einem siebenten ist die Anhaftungsstelle 1 Mm. z Nr. 15 Bericht vom 31. Oct. D. Stur. 333 erhalten. Von unten nach oben nimmt der Abstand der Blätter von einander nach und nach ab, bis über dem siebenten Blatte das erste Fruchtblatt auftritt, und noch höher oben die Basis der Fruchtähre ganz normal entwickelt ist, mit deutlichen Anheftungsstellen für die Früchte, deren Eindrücke in die Fruchtblätter ebenso wie an den bisher besprochenen Aehren zu sehen sind. Die Fructification der N. foliosa ist somit eine blattständige die Spitze der Blätter einnehmende Aehre; die Frucht- blätter sind metamorphosirte Blattabschnitte erster Ordnung; sie tragen auf ihren äusseren, unteren Flächen die „Früchte“, die in der Zahl 17 gewöhnlich vorhanden, eine merkwürdig regelmässig symmetrische Anordnung auf den Fruchtblättern wahr- nehmen lassen; die „Früchte“ sind eiförmige Körper von ca. 4m Länge und 3M"- Dicke, die nach unten in einen kurzen Stiel verjüngt, an den Fruchtblättern haften. Diese von Geinitz für Früchte genommenen, eiförmigen, ziem- lich grossen Körper, sind. in allen mir vorliegenden Fällen, wo sie sich als unzweifelhaft zu der Fruchtähre gehörig documentiren, dick, in bituminöser glänzender Kohle erhalten, und ich halte dafür, dass deren Deutung die grösste Schwierigkeit für die richtige Auffassung der Noeggerathia foliosa involvirt. Wenn man diese Körper unbefangen betrachtet, so zeigen sie die grösste Aehnlichkeit mit den Sporangien von Botrychium und Helminthostachys, weniger mit jenen von Ophioglossum; kurz sie ähneln dem Sporangium der Ophioglossaceen. Für mich ist speciell die Aehnlichkeit mit dem Sporangium von Helminthostachys deswegen eine grössere, als ich in den Hohldrücken, die diese Körper in den Fruchtblättern zurücklassen, mehrfach einen vertikalen Riss abge- drückt bemerke, der etwa als der Riss des reifen Sporangiums der N. foliosa zu gelten hätte. Für den Fall, dass die auf dem Fruchtblatte haftenden Körper als Sporangien aufzufassen seien, in Folge davon die Noeggerathia ein Farn und zwar eine ÖOphioglossaceae wäre, ist das Blatt ein Analogon des Blattes von Botrychium, oder von Rhacopteris panieuli- fera Stur, deren Sporangium überdiess fast dieselbe Gestalt und Grösse besitzt; und da bei den Ophioglossaceen die Stellung des Fruchtstandes wandelbar erscheint, (siehe Culmfl. Heft I. p. 721 das über Botrychium lanuginosum Wallr. gesagte) auch bei den Osmu- daceen die Früchte bald an der Basis, bald in der Mitte, bald end- lich auf der Spitze des Blattes auftreten, so hätte die Stellung der Fruchtähre der Noeggerathia an der Spitze des Blattes, nichts Un- passendes an sich, namentlich wenn man die Fruchtähre von Helmin- thostachys und zwar ihre Gestalt im allgemeinen und ihre Position ins Auge fasst. Ja selbst auch die so regelmässig symmetrische Position der einzelnen Sporangien auf dem Fruchtblatte und die zweizeilige oppo- site Stellung der Fruchtblätter würde ein einigermassen vermittelndes Analogon in der zweizeiligen Fruchtähre des Botrychium aufzu- weisen haben. 334 Verhandlungen. Nr. 15 Will man diese Körper an den Fruchtblättern der Noeggerathia foliosa mit Geinitz für Samen erklären, dann ist allerdings mög- lich ein Versuch die Noeggerathia foliosa St. mit den lebenden Cyca- deen zu vergleichen. Doch stosst der Vergleich des Fruchtstandes der Cycadeen mit der Fruchtähre der Noeggerathia, die auf der Spitze des Blattes situirt ist, allsogleich auf grosse Schwierig- keiten. DieFruchtblätterder NoeggerathiamüsstendieCarpophyllen darstellen. Nun sind aber die Oarpophyllen bei den lebenden Cyca- deen direct am Stamme, d. h. an der Axe des Fruchtzapfens ange- heftet, und stellen einfache metamorphosirte Blätter (Spa- dix) dar, an deren Rande (Üycas) oder unteren Fläche (Macrozamia, Dioon.) die Samen stets in sehr geringer Zahl inserirt sind. Bei Noeggerathia sind aber die Fruchtblätter Primärabschnitte des Blattes, und tragen zahlreiche Samen in regelmässig symmetrischer Position. Ueberdies steht diesem Vergleiche sehr schwierig der Um- stand entgegen, dass auf dem fruchttragenden Blatte der Noeggerathia foliosa die unteren Primärabschnitte nicht metamorphosirt, und nur die obersten zu Carpophyllen verändert erscheinen. Dieselbe Schwierigkeit bleibt zu bewältigen, wenn man die „Früchte“ der N. foliosa für Pollensäcke und die Fruchtblätter für Androphyllen erklären wollte. Die Pollensäcke der lebenden Cycadeen sind überdies viel kleiner und viel zahlreicher, und ganz unregelmässig postirt. Der eben gelieferte Nachweis, dass die gewöhnlich vorkommen- den Reste der Noeggerathia foliosa die fiedertheiligen Blätter dieser Pflanze darstellen, macht deren Vergleich mit den Coniferen un- möglich, und bliebe nur die Analogie der mit mehreren „Früchten“ bedeckten Fruchtblätter mit der Fruchtschuppe von Cupressus semper- virens etwa hervorzuheben. Ueberblickt man die hier mitgetheilten Daten über die N. foliosa so wird man gestehen müssen, dass heute deren Vergleich mit den Farn, speciell mit den Ophioglossaceen, im Falle man die „Früchte“ für Sporangien erklärt, am glattesten sei. Wäre andererseits heute erwiesen, dass die „Früchte“ der N. foliosa Samen seien, was nicht der Fall ist, dann wird man in dieser Pflanze aller- dings einen Vorgänger der heutigen Cycadeen erblicken können, der aber im Detail so ganz und gar von den lebenden Cycadeen verschieden ist, dass man den- selben in einer eigenen Familie, am besten: Noegge- rathiae Bgt., zwischen die Farn und Cycadeen stellen müsste. Diese Details werden genügen, bis es mir möglich sein wird sie ausführlicher und von Abbildungen begleitet zu publieiren, und dürften überdiess ausreichend sein zu zeigen, wie die Bestimmung fossiler Pflanzenreste, nur nach deren Blattorganen, den Beobachter zu falschen Annahmen leicht verführen kann; und wie es sehr noth- wendig ist, alle unsere Bestimmung der versteinerten Pflanzen auf deren Früchte zu basiren. - N“ Nr. 15 Bericht vom 31. Oct. F. Kolb. 335 Franz Kolb. Bericht über die Ablagerung des Grund- und Plattelkohlenflötzes in Tremoäna bei Pilsen. Vorwort. Zur Zeit, als ich imSommer 1875 das Pilsener Becken besucht habe, hatte sich eine Controverse darüber erhoben, ob im Specialbecken von TfemoSna nur ein Flötz oder zwei Flötze vor- handen seien. Einerseits wurde behauptet, dass zwei Flötze abgelagert wären. Andererseits zeigten die damaligen, obwohl sehr ausgedehnten Bergbauaufschlüsse, überall nur ein Flötz. Ich hatte damals festgestellt, dass das im Nachfolgenden als Grundflötz aufgeführte Flötz das obere Radnitzer Flötz sein müsse, nachdem dasselbe nach Aufsammlungen des Herrn Kolb im Hangenden, die Radnitzer Flora des Hangendschiefers führe, über- dies auch noch das Schrammflötzchen eingelagert enthalte mit dem so sehr charakteristischen Baceilarites problematicus Feistm. (Siehe Verh. d. k. k. geolog. R.-A. 1874, pag. 205—206.) Erst im Verlaufe des Sommers 1878 hat sich in Tfemosna Ge- legenheit ergeben, einen Aufschluss zu erzielen, den Herr Kolb im Nachfolgenden beschreibt und zeichnet, und welcher nun ausser Zweifel stellt, dass im Tremosnaer Specialbecken über dem allgemein verbrei- teten und ausgedehnt abgelagerten Grundflötze, oder dem oberen Radnitzer Flötze local noch ein Plattelkohlenflötz aufgela- gert auftritt. Es ist dieses Blattelkohlenflötz offenbar dasjenige Flötz, für welches ich den Namen Pilsener Firstenflötz vorgeschlagen habe. D. Stur. Auf beigeschlossenen Skizzen sind zwei Profile verzeichnet, wovon das erste die Ablagerung des Grundflötzes, vom Thonschieferrücken unweit der ehemaligen Oleumhütte bis nahe zu der Aerarialstrasse, soweit überhaupt dasselbe unterirdisch aufgeschlossen ist, mit einer Längenausdehnung per 1600 Meter, und die zweite die Ansicht der ‚Ablagerung des Grund- und Plattelkohlenflötzes vom Magdalenen- Schachte aus in der Richtung zum Barbara-Schachte und Bohrloch Nr. 50 in einer Ausdehnung per 600 Meter darstellt. Behufs Constatirung des Plattelkohlenflötzes habe ich von dem Punkte in der Bremsstrecke Nr. 30, wo das Hauptflötz abgerissen vorkommt (siehe Profil 2) zwei Steigstrecken im Tauben getrieben, und zwar zuerst die untere in der Richtung nach « am Sohlengestein in einer Länge per 68 Meter und dann nach Vollendung dieser die obere in der Richtung nach e grösstentheils im Sandstein und im Schieferthon. Da nun in der unteren Strecke weder eine Spur vom Grund- noch vom Plattelkohlenflötze vorhanden war, wurde der Weiter- betrieb derselben eingestellt, ein Bohrversuch zur First « geführt, welcher in der Höhe per 9'/, Meter das Plattelkohlenflötz mit 550 Millimeter Mächtigkeit constatirte und auf Grund dieses Resultates wurde dann die zweite Strecke, sogenannte Bremsstrecke Nr. 30, unter einem Winkel von 28 Grad angeschlagen und damit 10 Meter vor dem ersten Bohrversuch a in bezeichneter Höhe b dasselbe Flötz mit derselben Mäctigkeit erreicht. Um mir nun die Gewissheit zu verschaffen, ob nicht das untere Flötz mit dem obern zusammenhängt und dass vielleicht das letzte blos in K. k. geolog. Reichsanstalt, 1878. Nr. 15. Verhandlungen. 49 Nr. 15 Verhandlungen. 336 Be 2 R £ PA on ob Mt ar of oO PR eh a N MT CH LH 2 N ER Age NE: ee a x A ker Sapeenii) 77 Borwpepbay pe Pranbec Pr poritment -Zue] IP 009 = 4yPeyPg-euojepse 104 8 + 87 U Ur Is9ApıoN yoeu 4sopnS uoA Aruyas "II = ea mern +2 oo eg Er TE uote Pe PrEH E SnE FrenglondE a er rer ‚Zue] 2090W 009T =9 + 7 'y u 3saM Yoeu 359 UoA uaypreıysgdneg wur Yytuyos "I Nr. 15 Bericht vom 31. Oct. F. Kolb. 337 Folge einer Hebung in eine höhere Lage gebracht worden wäre, habe ich noch weitere vier Firstbohrversuche c, d, e und f in der Brems- strecke Nr. 30 ausgeführt und es stellte sich nun heraus, dass das Plattel- kohlenflötz das Grundflötz überlagert und dass dasselbe gegen die Tiefe zu an Mächtigkeit abnimmt und sich zuletzt auskeilt. Beim letzten Versuche Nr. VI f in der Förderstrecke Nr. Il, welche im gleichen Horizonte der Füllortssohle liegt, wurde in senk- rechter Richtung das obere Flötz nur mehr mit einer Mächtigkeit von 8 Zoll constatirt. Da man nun durch diese Versuche die Gesteinsschichten, das Materiale und die Mächtigkeiten derselben, sowohl zur First als zur Sohle genau kennen gelernt und diese es möglich machten, eine rich- tige Skizze anfertigen zu können, aus welcher zu ersehen, dass man es hier nicht mit Einem, sondern mit zwei getrennten Kohlenflötzen zu thun hat, so komme ich zu dem Schlusse, dass die Bildung des Plattelkohlenflötzes nicht gleichzeitig mit dem Grundflötze vor sich ging, sondern eine Ablagerung etwas jüngeren Ursprunges sei. Das Grundflötz (siehe Profil I) hat sowohl im Streichen als im Verflächen eine mulden- und sattelförmige Ablagerung. Die bis jetzt bekannte geringste Kohlenmächtigkeit beträgt 2, diehöchste 4?/,, Meter. Das Hauptstreichen desselben ist von Ost nach West in hora 17 + 6° oder in der Richtung von Deutschbris nach Kottiken ; das Hauptver- flächen ist von NW nach SO. Das Plattelkohlenflötz ist sehr reich an organischen Ueberresten, namentlich: Pflanzen, Koprolithen, Fischen, Krebsen etc. und kommen die meisten dieser Abdrücke in der untersten Lage, Plattel Nr. Il, vor. O. Lenz: Gypstegel und Süsswasserkalkstein in Ost- galizien. Die ausgedehnte und stellenweise sehr mächtige Ablagerung von Gyps, welche sich parallel dem Nordrande der Karpathen von der Bukowina an im nordwestlicher Richtung bis in die Lemberger Ge- gend erstreckt, ist in dem Gebiete zwischen Tlumacz, Stanislau und Haliez von einem blauen Tegel bedeckt, welcher stellenweise zahl- reiche Peeten scabridus führt; die Mächtigkeit dieses Tegels nimmt in der Richtung von Nordost nach Südwest, also nach den, den Karpathen vorgelagerten Salzthonablagerungen hin, zu. In Stanislau und zwi- schen Victorow (südlich von Halicz) und Bednarow treten beide Tegel dieht nebeneinander auf, an ersterem Orte z. B. nur durch die Bi- strica getrennt und es hat fast den Anschein als gingen sie ineinander über. Da im Salzthon von Wieliczka Peceten scabridus gleichfalls eine häufige und charakteristische Versteinerung ist, so kann man wohl kaum zweifeln, dass der Dniester-Gyps (wie man diese Ablagerung kurz bezeichnen kann) und der Salzthon gleichalterig sind, wodurch das stellenweise Auftreten von Gyps in dem letzteren erklärt wird. Dieser Gypstegel wird nun fast überall von einer nur wenige Fuss mächtigen Kalksteinschichte bedeckt. Der Kalk ist von licht- grauer Farbe, stellenweise sehr porös, bei Tlumaez fand sich ein An- flug von gediegenem Schwefel darauf; häufig bildet er keine zusam- 49* 338 Verhandlungen. Nr. 15 menhängende Bank, sondern ist in Stücke zerbrochen, immer aber fand ich ihn an den den Gyps bedeckenden Tegel gebunden. Während meines vorjährigen Aufenthaltes in Ostgalizien gelang es mir nicht, irgend einen Anhaltspunkt für das Alter dieses Kalk- steines zu erhalten, heuer dagegen fand ich aufeiner gemeinschaftlich mit Prof. Lomnicki in Stanislau unternommenen Excursion in die Zlota Lipa beim Orte Lany, denselben Kalkstein mit zahlreichen ZLimneen etc., so dass meine frühere Vermuthung Bestätigung erhielt, dass wir es hier mit einer sehr ausgedehnten Süsswasserbildung zu thun haben. Da dieser Kalkstein überall unter dem Löss liegt, so ist der- selbe natürlich keine recente Bildung, wie es andererseits der Süss- wasserkalk ist, welchen ich bei Scianka am Dniester beobachtete. In demselben finden sich Schalen von Helix etc., seinem Aussehen nach aber ist es doch nur ein sehr compacter Kalktufl. An der Ober- fläche ist er auch ebenso porös wie dieser und führt Pflanzenstengel eingeschlossen, nach unten zu wird er dichter. Dieser Süsswasserkalk findet sich an beiden Seiten des kleinen in den Dniester einmündenden Baches, welcher durch den Ort Scianca geht, wird von Humusboden bedeckt, während darunter die Kreide- formation (weisse Kreide und Cenomaner Sandstein) und weiterhin das hier sehr mächtige Devon folgt. Eugen Hussak. Ueber den sog. Hypersthen-Andesit von St. Egidi in Untersteiermark. Unter den mir kürzlich von der k. k. geologischen Reichs- anstalt freundlichst zur mikroskopischen Untersuchung übersandten Gesteinsschliffen südsteierischer Eruptivgesteine befand sich auch das obenbezeichnete von St. Egidi. Dieses Gestein wurde früher schon von Niedzwiedzki (in Tschermak’s Mineral. Mittheilungen 1872, p. 253 ff.) mikroskopisch untersucht, analysirt und als ein Hyper- sthen-Andesit bezeichnet; dessenungeachtet schien es mir gerathen, dieses seiner Mineralcombination nach höchst interessante Gestein, welches auch bisher noch an keinem anderen Orte als bei St. Egidi aufgefunden wurde, nochmals einer genauen mikroskopischen Unter- suchung zu unterwerfen. Die Grundmasse dieses Gesteines hat einen echt augit-andesiti- schen Charakter, und ist gerade so struirt, wie die der Santorin- laven oder der echten Augit-Andesite Ungarns, wie von Bohumitz, Ober-Kemencze, Tallya, Hladonitze u. A.; es ist ein mit braunem Glas getränkter, aus zahllosen, zarten, liehtgrauen Augitsäulchen und spärlicheren, farblosen Feldspathleisten gebildeter Mikroli- thenfilz. In dieser so beschaffenen Grundmasse liegen nun zahlreiche, makroskopisch ausgeschiedene Plagioklase und Säulchen jenes im Dünnsehliffe lichtgrün werdenden Minerals, welches Niedzwiedzki nach Spaltbarkeit der Duürchschnitte, Pleochroismus und Lage der optischen Hauptschnitte als Hypersthen bezeichnete. Die Plagioklase erreichen oft die Grösse von 1 Mm. und sind überaus reich an braunen, bläschenführenden Glaseinschlüssen, es sind Te ER Nr. 15 Bericht vom 31 Oct. A. Hussak. 339 dies „die Hohlräume mit Bläschen“, die Niedzwiedzkia.a. 0. anführt (vgl. Zirkel, Mikrosk. Beschaffenh. d. Min. u. Gest, p. 446); die dichtgedrängten Glaseinschlüsse bilden meist eine breite Zone, so dass z. B. in einem 1 Mm. langen und 070 Mm. breiten Plagioklase nur ein 0‘40 Mm. langer und 0'20 Mm. breiter, einschlussfreier, die Zwillingsstreifung deutlich zeigender Kern übrig blieb. Sanidiın zeigte sich ziemlich selten. Olivin fehlt dem Gestein gänzlich. Ferners sind noch rechteckige, impelluecide Magneteisenkörner als gleichmässig vertheilt in der filzigen Grundmasse zu erwähnen. Was nun das lichtgrüne, säulenförmige Mineral betrifft, so be- zeichnet es Niedzwiedzki aus folgenden Gründen als Hypersthen: „Der zweite Gemengtheil bildet theils unregelmässig, theils geradlinig begrenzte prismatische Längs- und rhombische Querschnitte von grünlichgrauer Farbe. Erstere zeigen continuirlich Spaltungen parallel der Längsrichtung. „Die oft dem Quadrate sich nähernden rhombischen Quer- schnitte zeigen ausser der einem Pinakoid entsprechenden Spaltbar- keit noch eine unvollkommenere prismatische. Entscheidend er- scheinen die optischen Merkmale; übereinstimmend mit Tscher- mak’s „Untersuchungen über die Amphibol- und Pyroxengruppe“ zeigen die Prismen einen kaum merkbaren Dichroismus, und es liegen in den Längsschnitten die optischen Hauptschnitte so, dass einer der Längsaxe parallel geht, der andere darauf senkrecht steht.“ Dazu möchte ich nach einer genauen mikroskopischen Unter- suchung einiger ebenfalls von der k. k. geologischen Reichsanstalt herrührender Originalpräparate Folgendes bemerken: Die Querschnitte dieses lichtgrünen Minerals sind constant acht- eckig, zeigen jedoch vorherrschend die Pinakoidflächen ausgebildet, weshalb sich diese Durchschnitte sehr dem Quadrate nähern, da die Säulenflächen zurücktreten, eine Erscheinung, die gerade vielfach an Augiten der Augit-Andesite beobachtet wurde (vgl. Zirkel, Mikro- skopical Petrography p. 222). Die Spaltbarkeit ist an allen Querschnitten eine entschieden prismatische, fast rechtwinkelige, von einer pinakoidalen konnte über- haupt nichts wahrgenommen werden, geschweige denn, dass sie allein ausgebildet ist, oder über die prismatische vorherrscht; desshalb zeigen auch die Längsschnitte eine der Längsaxe parallel gehende Spaltungsrichtung, wie dies an jedem Augitlängsschnitte zu beob- achten ist. Der Dichroismus dieser Durchschnitte ist in der That ein kaum merkbarer, und auf dies stützt sich ebenfalls Niedzwiedzki; jedoch müsste dieses Mineral gerade, wenn es ein Hypersthen wäre, einen starken Pleochroismus aufweisen, wie dies Tschermak in seinen vortrefflichen Studien „Ueber Pyroxen und Amphibol“ in seinen Mineralog. Mittheil. 1871 angibt. Endlich stehen in den klinadiagonalen Längsschnitten die opti- schen Hauptschnitte nicht senkrecht aufeinander und besitzt das Mineral daher keine gerade, sondern eine schiefe Auslöschung, wie es einem monoklinen und nicht einem rhombischen Augit zukommt; 340 Verhandlungen. Nr. 15 der Auslöschungswinkel ist in diesen Schnitten ein sehr bedeutender, er wurde bei der Untersuchung im Stauromikroskope als 24—30° be- tragend gefunden. Manchmal zeigen jedoch die Längsschnitte eine den rhombischen Krystallen gleiche optische Orientirung; dieses sind dann Längs- schnitte aus der Zone OP: ©P&; bald jedoch ist auch an einigen Schnitten parallel der Längsaxe der Auslöschungswinkel ein sehr ge- ringer, 2—5° betragend, was davon herrührt, dass die Durchschnitte ein wenig gegen Po geneigt sind. Wenn man alle diese Punkte zusammenfasst, ergibt sich ent- schieden, dass das in Frage gestellte lichtgrüne Mineral ein gewöhn- licher Augit und kein Hypersthen ist, folglich auch das Gestein von St. Egidi als ein gewöhnlicher Augit-Andesit zu bezeichnen und der Name „Hypersthen-Andesit“ aus der Petrographie auszumerzen ist. Zum Schlusse möge noch erwähnt werden, dass auch der Kiesel- säuregehalt, der in diesem Gestein nach der Analyse Niedzwiedzkis 61'37 Proc. beträgt, ausgezeichnet mit dem ebenfalls sehr hohen, zwischen 57—62 Procent schwankenden SiO,-Gehalt anderer echter Augit-Andesite übereinstimmt (vgl. Zirkel, Mikroskop. Petrograph. p. 222 und 228). Alois Sigmund. Petrographische Studie am Granit und Orthoklasporphyr der Umgebung von Predazzo. Als Resultate einer im mineralogischen Institute der Univer- sität zu Graz unter Leitung des Herrn Prof. Dr. C. Doelter aus- geführten petrographischen Untersuchung des Granits und Orthoklas- porphyrs der Umgebung von Predazzo gebe ich hiemit einen Ueber- blick ihrer Ergebnisse, welche ausführlich demnächst im Jahrbuche dargelegt werden sollen. Der Granit von Predazzo, wie er am rechten und linken Thal- gehänge des Avisio unweit Mezza-Valle einerseits, am rechten des Travignolo andererseits ansteht, ist bezüglich seiner petrographi- schen Beschaffenheit und Entstehungsweise kein einheitliches Ganzes. Denn erstens schwankt sowohl die mineralogische Zusammensetzung des Gesteins hinsichtlich des den Feldspath und Quarz begleitenden dritten mineralogischen Gemengtheils, als auch die Struktur des Ge- steins in den einzelnen, schon von früheren Forschern erkannten Gängen zwischen der mittel- oder feinkörnigen, echt granitischen, und der des porphyrartigen Granits. Zweitens weisen einerseits die in den (Quarzen einiger Granitgänge in ansehnlicher Fülle vorhan- denen Flüssigkeits-Einschlüsse auf eine Bildung des Gesteins bei Ge- genwart einer reichlichen Wassermenge, während andererseits — und dies verleiht dem Granite von Predazzo heute seine ausserordentliche Bedeutung — die in den Quarzen mancher dieser Granite in ziem- licher Menge auftretenden, zum Theil äusserst prächtigen Glasein- schlüsse neben wenigen unzweifelhaften Flüssigkeits-Einschlüssen eine der der Melaphyre sehr ähnliche Entstehungsweise vermuthen lassen. . Diese Glaseinschlüsse sind wohl die ersten, welche in einem Gra- nite mit untrüglicher Sicherheit nachgewiesen wurden. Nr. 1b Bericht vom 31. Oct. M. Vacek. 341 Ueber die reiche Gliederung des Fleimser Porphyrs und dessen petrographische Beschaffenheit ist man im Grossen und Ganzen durch treffliche Werke orientirt; meine Arbeit bietet einen Beitrag zur Detail-Kenntniss der petrographischen Beschaffenheit des Liebenerit- Orthoklas-Porphyrs und Orthoklas-Porphyrs aus der Umgebung von Predazzo; es ergab sich, dass die geologisch zusammengehörigen, früher als „Porphyrit“ bezeichneten Gesteine mineralogisch in zwei sehr verschiedene Gruppen zerfallen, erstens in Liebeneritgesteine, zweitens in quarzführende Orthoklasgesteine, die dem älteren Granit sehr nahe stehen. Reise-Bericht. M. Vacek: Die Umgebungen von Roveredo in Südtirol. Westlich anschliessend an das Gebiet der Sette comuni wurde mir im heurigen Jahre von dem Chef der zweiten Section, Herrn Bergrath v. Mojsisovicz, das Blatt Roveredo-Riva der General- stabskarte zur geologischen Aufnahme zugewiesen. Das in diesem Blatte dargestellte Gebiet umfasst die Gegend zwischen dem oberen Asticolaufe und Val Lagorina, ferner, mit Ausnahme der nördlichen Ausläufer, den Zug des Orto d’Abrano sowie die nördliche Hälfte des Monte Baldo, wie sie sich durch den tiefen Einschnitt des Val Aviana von der südlichen Hälfte orographisch scheidet. Das Blatt umfasst sonach die nächsten Umgebungen von Roveredo, ein durch die Arbeiten des Herrn Prof. Benecke in geologischen Kreisen wohlbekanntes Gebiet, welches die Daten zur ersten allgemeiner angenommenen Eintheilung des südtiroler Jura lieferte. Ich brauche wohl nicht an dieser Stelle auf die bekannte Ein- tkeilung näher einzugehen und möchte nur bezüglich der Oolithe von Cap St. Vigilio bemerken, dass dieselben im Baldo eine grosse Ver- breitung haben und, wie dies ruhige Profile, z. B. zu beiden Seiten des Sornethales, östlich von Brentonico, mit aller Klarheit beweisen, über dem pflanzenführenden Horizonte von Noriglio liegen. Die ammo- nitenführende Lage, welche übrigens zwischen Torri und Cap St. Vigil nicht in, sondern über der grossen Masse der Oolithe liegt, konnte ich bisher im Sornethale nicht auffinden, wiewohl die Oolithe auch hier so wie bei Torri nach oben zu dieselbe petrographische Beschaffen- heit annehmen, d. h. zu röthlichen Kalken von krystallinischem Aus- sehen werden. Die Schwierigkeit der Auffindung einer nur etwa einen Fuss dicken Lage, wie sie die Fauna von Cap St. Vigil einschliesst, erklärt sich hauptsächlich daraus, dass man es im Sornethale nur mit Schichtköpfen zu thun hat, während an der Strasse von Cap St. Vigil nach Torri die Schichtflächen auf weite Erstreckung zu Tage liegen. Die Beobachtungen im Monte Baldo stimmen sonach mit jenen überein, welche Herr Prof. Lepsius im westlichen Theile von Süd- tyrol in Betreff der Lagerung dieser Oolithe gemacht, sowie auch jenen, die Herr Prof. Zittel aus dem Central-Apennin mitgetheilt hat. 342 Verhandlungen. Nr. 15 Auffallend bleibt der Umstand, dass die Oolithe, welche im Monte Baldo und Orto d’Abrano zwischen Norigliohorizont und Am- monitenkalk eine mächtige Ablagerung bilden und beim Aufbaue dieser beiden Gebirgsmassen eine hervorragende Rolle spielen, in der süd- lichen Mulde der Sette comuni ganz fehlen, so dass hier unmittelbar auf Bänke mit Terebratula Rotzoana der rothe Ammonitenkalk folgt. Die ersten Spuren dieses Horizontes finden sich in der nördlichen Mulde der Sette comuni südlich der ‘C. Mandriola und C. Vezena und setzen von da, sich dem ausgeprägten oolithischen Charakter, den sie im Baldo besitzen, immer mehr nähernd, sowie an Mächtigkeit zu- nehmend, über Lavarone und Folgaria nach dem Etschthale und Monte Baldo fort. Der Ammonitenkalk ist im ganzen nördlichen Baldo, noch mehr aber im Zuge des Orto d’Abrano stark reducirt, sowie auch der Bian- cone. Hingegen steht die Mächtigkeit der Scaglia im grellen Gegen- .satze zu jener des Biancone, zumal im Zuge des Orto d’Abrano. Wäh- rend z. B. unter der höchsten Spitze des Zuges, dem Bondone Cor- nicello, die Mächtigkeit der Scaglia, die sich hier wegen der ruhigen Lagerung gut abschätzen lässt, über 500 Fuss beträgt, hat man Mühe den Biancone am Fusse der Scagliamasse nachzuweisen, so dass es scheint, als würde hier die Scaglia theilweise stellvertretend für Bian- cone auftreten. In den Sette comuni ist das Umgekehrte der Fall. Bei Gallio z. B. lagert geradeso wie am Bondone Cornicello über der Scaglia ein Fetzen Eocän zum Beweise, dass man es an beiden Orten mit der vollen Mächtigkeit der Scaglia zu thun hat, und doch dürfte die Mächtigkeit der Scaglia bei Gallio kaum 100 Fuss erreichen, Das Eocän findet sich in dem östlich vom Etschthale gelegenen, an die Sette comuni grenzenden Gebiete nur in einem kleinen Fetzen zwischen Folgaria und St. Sebastiano. Grosse Verbreitung und eben- solche Mächtigkeit erlangt es dagegen in den Bergzügen westlich des Etschlaufes im Monte Baldo und Orto d’Abrano, an deren Zusammen- setzung es sogar einen sehr wesentlichen Antheil nimmt. Es sind grossentheils mächtige Nummulitenkalke, denen sich Bänke von Ko- rallen-, manchmal auch Nulliporenkalk, seltener und zwar meist in den obersten Partien Bänke von sandigen Mergeln einlagern. Ein wich- tiges und fast nie fehlendes Glied des Eocänen bildet aber ein mäch- tiges Tufflager, welches sich zwischen die eocänen Massen einschiebt, und zwar in der Art, dass die grössere Masse der eocänen Kalke über den Tuffen liegt, während die untere Partie in der Regel nır geringe, überdies von Stelle zu Stelle wechselnde Mächtigkeit hat. Ausnahmsweise scheint diese untere Partie des Eocäns ganz zu fehlen, so dass dann die Tuffe unmittelbar auf Scaglia zu liegen kämen. Immerhin sind solche Fälle schwer zn beurtheilen, weil der lockere Tuff am Ausgehenden immer stark verwaschen ist und daher seine untere Grenze undeutlich. An vielen Stellen, wo ich ursprünglich annehmen musste, dass die Tuffe unmittelbar auf Scaglia liegen, habe ich mich an günstigen Punkten von dem Vorhandensein einer, wenn auch nur wenige Schuh mächtigen, eocänen Kalkbank zwischen Tuff und Scaglia überzeugen können. Die Tuffe zeigen sich überall da, wo sie von den Wasserläufen frisch angerissen sind, sehr schön geschich- Nr. 15 Bericht vom 31. Oct. M. Vacek. 343 tet, insbesondere z. B. im Bachbette unmittelbar östlich von Bezagno und an vielen Stellen im Thale der Sorne. Auch finden sich stellen- weise Einlagerungen von dunklen Mergelschiefern mitten in den Tuffen, so z. B. an einer Stelle unmittelbar am Wege oberhalb Tierno, besser aber noch am Wege von Valle nach Panone nördlich von Loppio. Alle Biegungeu, Knickungen und Faltungen, die an den öst- lichen Abhängen des Monte Baldo sowohl, als Orto d’Abrano in grosser Anzahl sich finden und die Untersuchung sehr erschweren, machen diese eocänen Tuffe mit, und da sie bei ihrem lockeren Gefüge leicht zerfallen, begünstigen sie die Denudation der darüberliegenden Eocän- massen in sehr hohem Grade, ein Umstand, der auch die Unter- suchung keineswegs erleichtert. Nach den Darstellungen über die tektonischen Verhältnisse in den Bergzügen westlich des Val Lagorina, welche Herr Prof. Benecke gegeben hat, bekommt man die Vorstellung, dass wir es an den ÖOst- abhängen des Monte Baldo und Orto d’Abrano mit einigen sehr ein- fachen Absitzern zu thun haben, welche gegen die Höhe stufenartig übereinander ansteigen, also mit einigen isolirten Schollen sedimen- tärer Massen, welche ohne weiteren Zusammenhang einer eruptiven Basaltmasse eingebettet sind. Das Profil auf pag. 6 des I. Th. der geognostisch - paläontologischen Beiträge bringt diesen Gedanken auch unverkürzt zum Ausdrucke und weckt so unwillkürlich die Vor- stellung, dass hier die basaltischen Eruptionen mit den tektonischen Störungen im ursächlichen Zusammenhange stehen. Bei näherer Untersuchung aber ergibt sich, dass die tektonischen Verhältnisse bei Weitem complicirter sind, als sie in den Profilen des Herrn Professor Benecke und ebenso, soweit sie unsere Gegend be- treffen, in den Profilen des Herrn Prof. Lepsius dargestellt er- scheinen, und dass die geschichteten Tuffe, die nur ein Glied der Sedimentreihe bilden, wie alle übrigen im Baldo und Orto d’Abrano vertretenen Formationsglieder, sich jenen Kräften gegenüber, welche die tektonischen Verhältnisse der beiden Bergzüge bedingen, ebenso passiv verhalten, wie alle übrigen Sedimente. Wo Störungen derart, wie sie Herr Prof. Benecke für den ganzen Osthang des Orto d’Abrano und Monte Baldo als stehende Regel annimmt, auftreten, erweisen sie sich bei näherer Untersuchung stets nur als rein localer und beschränkter Natur und zwar nicht als Absitzer, sondern als wirkliche Ueberschiebungen, entstanden durch Zerreissen von über- stürzten Wellen, welche letztere sich, wenn man derartige Störungen weit genug verfolgt, schliesslich immer in ihrer Vollständigkeit ein- stellen. Ein sehr klares Beispiel dieser Art bietet z. B. der Abhang, der sich über Besagno bis in die Nähe von Brentonico zieht. Aus- genommen den stark denudirten nördlichsten Theil, fallen die Schich- ten über den Abhang steil nach Osten und je näher man gegen Brentonico geht, desto jüngere Formationsgruppen legen sich an, bis in der Nähe des Ortes Brentonico selbst die Platte vom unteren Eocän- kalk, die östlich von Cruzano unter die Tuffe einschiesst, mit steiler Biegung wieder auftaucht und continuirlich unter dem Orte Brento- nico weg nach der nächsten Terasse sich hinaufzieht. Auf der Eocän- platte zieht sich auch die hier nicht denudirte Tufflage continuirlich K. k. geolog. Reichsanstalt 1978, Nr. 15. Verhandlungen. 50 344 Verhandlungen. Nr. 15 von Cruzano bis in den Sattel hinter dem Castell Brentonico und von da weiter gegen Castione, so die Verbindung herstellend zwischen den vom Loppiothale aus betrachtet ganz isolirten Tuffmassen von Bezagno und Castino. Aehnliche Fälle wiederholen sich an den östlichen Gehängen des nördlichen Monte Baldo und südlichen Orto d’Abrano, welche hiedurch einen sehr complieirten Bau erhalten, während die Westgehänge bei- derseits sehr ruhige Lagerungsverhältnisse zeigen. Dies gilt insbeson- dere von dem Westhange des Monte Baldo, wo die Schichten als riesige Platten von der Spitze bis in den Gardasee hinein sich verfolgen lassen. Aehnlich, wiewohl nicht mehr so ganz ungestört, ist der West- hang des Orto d’Abranozuges. Dieser wird von zwei parallelen, merk- würdigerweise aber nicht mit dem NO—SW-Verlaufe der Hauptwelle des Orto d’Abrano correspondirenden, sondern genau N—S verlau- fenden Brüchen durchsetzt, bei denen die westliche Bruchlippe über die östliche überschoben ist, so dass also die westlichen Bruchmassen ein Stück weit auf den Abhang hinaufgeschoben erscheinen. Die höhere der beiden Bruchlinien beginnt nahe unter dem Bondone Cor- nicello im obersten Theile des Val Donego und scheint in gerader Linie bis in die Gegend von Terlago fortzusetzen. Dolomit und un- tere gelbe Kalke stossen hier unmittelbar an Scaglia und Eocän. Da die Letzteren einen guten Wiesengrund abgeben, die Ersteren jedoch in der Regel steril, im besten Falle mit dürftigem Gestrüppe bedeckt sind, geniesst man von der Spitze des Bondone Cornicello den höchst belehrenden Anblick, wie an einer geraden Linie, die quer über alle Runsen hinwegsetzt, der Wiesengrund haarscharf abschneidet, um einer dürftigen ‚Knieholz-Vegetation Platz zu machen. Der tiefere Bruch wird durch das enge Thal bezeichnet, in dem die Orte Calavino, Lasino, Stravino, Cavedine liegen. Die Verschiebung scheint hier nur eine sehr geringe zu sein, indem man aus grauen Kalken des Noriglio-Horizonts auf der Ostseite des Thälchens an der Westseite wieder in dieselben Kalke kommt. Wenn man die Daten, die sich aus dem Fallwinkel der Schichten am Ostabhange des Thälchens, der Breite dieses letzteren und der durchschnittlichen Mächtigkeit des Noriglio-Horizontes ergeben, zusammenhält, so müssten auf der Westseite des Thälchens schon jüngere Schichten auftauchen, wenn keine Hebung der westlichen Bruchlippe stattgefunden hätte. Das Thal scheint übrigens durch Gletscherthätigkeit stark erweitert zu sein, indem hoch hinauf, auf dem Ostabhange nach dem Bondone Cornicello sich die prachtvollsten Gletscherschliffe an allen Stellen finden, von denen die Wässer den Schutt geräumt haben. Ueber den Bau des Ostabhanges des Orto d’Abrano gibt am besten ein Profil Aufschluss, welches man sich aus der Gegend von Calliano in nordwestlicher Richtung quer über die Bastornada und den Bondone Cornicello gelegt denken kann und welches sich in der Natur ohne Schwierigkeit beobachten lässt. Steigt man vom Bondone Cornicello in’s Val di Cei abwärts, so sieht man in nordöstlicher Richtung etwa in der Gegend oberhalb Cimone eine vortretende Wand, welche uns den Ostabhang des Hauptrückens’ des Orto d’Abrano im Querrisse darstellt, und sieht, wie hier die Schichten in weiten Bogen Nr. 15 Bericht vom 31. Oct. M. Vacek 345 umkehren und allmälig gegen den Berg einfallen. Das gleiche Ein- fallen der jüngeren Schichten, insbesondere der Scaglia, die durch ihre rothe Färbung einen leicht aus der Ferne zu verfolgenden Ho- rizont abgibt, lässt sich am ganzen Abhange des Hauptrückens bis unter den Stivo, den südlichsten Hauptgipfel des Kammes, mit grosser Klarheit verfolgen. Das Valle di Cei entspricht einer hochgelegenen Synklinale, welche sich von hier aus bis in das Thal von Ronzo ohne Unterbrechung fortsetzt und von eocänen Bildungen ausgefüllt ist. Aus dem Valle di Cei heben sich die Schichten abermals nach der dem Bondone Corvicello vorgelagerten Bastornada und bilden eine grosse Welle, deren prächtigen Querriss man aus’ der Gegend von Calliano leicht beobachten kann. Diese Welle liegt etwas tiefer als jene des Hauptrückens, hat aber einen ähnlichen Bau, da auch hier der Östschenkel viel steiler ist, als der Westschenkel. Gegen die Etsch biegen die Schichten noch einmal etwas auf, und bilden jenen Vorsprung, den Herr Prof. Benecke aus der Ge- gend von Nomi beschrieben hat. Dieser Vorsprung gehört strenge genommen tektonisch nicht mehr zum d’Abrano, sondern ‘schon zum jenseitigen Abhange des Val Lagorina, da er seine unmittelbare Fortsetzung in dem kleinen Eocänlappen bei. Volano ündet. Das | Gleiche gilt auch von den Eocänschroffen zwischen Isera und Ravaz- zone, sowie jenem Stücke des östlichen Monte Baldo, welches aus der Gegend von Mori aus gesehen, so klare und ruhige Lagerungsver- hältnisse zeigt und auf Tafel I. 1. c. bei Benecke abgebildet ist. Alle diese Gebirgstheile erscheinen nur als die letzten, durch den Lauf der Etsch zufällig abgetrennten Fetzen jenes grossen Mantels sedi- mentärer Massen, welcher sich um den krystallinischen Kern von Recoaro herumlegt und in seiner ganzen Ausdehnung zumal nach Westen hin sehr ruhige Lagerungsverhältnisse zeigt. Erst westlich dieses Bezirkes ruhiger Lagerung fängt das ausgesprochene ND—SW- Streichen der Wellen an, welche den Monte Baldo und Orto d’Abrano zusammensetzen und das auffallend Uebereinstimmende haben, dass sie siämmtlich nach SO überkippt erscheinen, während die NW-Ab- hänge verhältnissmässig flach und ruhig gebaut sind, eine Erscheinung, die an das bekannte Factum aus den Nordalpen erinnert, dass hier die Wellen vorherrschend nach NW überkippt sind. An der Etsch treffen zwei verschiedene tektonische Bezirke aneinander, von denen der westliche sehr gestörte Lagerungsverhältnisse bei vorherrschender NO—SW- Richtung der zumeist nach SO überkippten Wellen zeigt, während im östlichen sich ruhige Lagerungsverhältnisse finden und das Strei- chen der Wellen, wo solche auftreten, ein vorherrschend ostwestliches ist. Die Höhen entlang dem Val Lagorina bieten sonach in tektoni- scher Hinscht ein ganz besonderes Interesse insofern, als hier die Einflüsse verschiedener tektonischer Centren, deren jedes einen ge- wissen Bezirk übereinstimmender tektonischer Erscheinungen zu be- herrschen scheint, einander begegnen, und zwar so, dass der Etsch- lauf strenge genommen, nicht die Grenze der beiden Bezirke bildet, sondern diese grossentheils westlich des Flusslaufes am Fusse der Höhen des Baldo und d’Abrano verläuft, 50* 346 Verhandlungen. Nr. 15 Literatur-Notizen. E. T. Herman Abich. Geologische Forschungen in den kaukasischen Ländern. 1. Theil. Eine Bergkalkfauna aus der Araxasenge bei Djoulfa in Armenien. Wien 1878. Die vorliegende Arbeit eröffnet eine Reihe in zwangsloser Folge aufeinanden folgen sollender Monographien, in welcher der Verfasser die Ergebnisse seiner langjährigen Studien in den kaukasischen Ländern zur Veröffentlichung bringen will. Diese Mo- nographien werden geologischen, physikalisch-geographischen und paläontologischen Inhaltes sein, und bietet die gewählte Behandlungsform für den vielumfassenden Stoff eine zweckmässige redactorische Freiheit. Eine Verarbeitung des reichen Beob- achtungsmaterials, etwa in einem allgemeinen Werke über die Geologie des Kau- kasus würde „bei der mangelhaften Natur der verbindenden Glieder die einheitliche Behandlung des Ganzen zum Nachtheile der genauer erforschten Gebiete allzusehr beeinträchtigen.“ Der Verfasser, der seinen Aufenthalt bekanntlich seit einiger Zeit von Tiflis zu uns nach Wien verlegt hat, hebt besonders hervor, wie er erst „an einem Orte, wo alle für wissenschaftliche Arbeiten nothwendigen Erfordernisse und Hilfsmittel im reichsten Masse vorhanden sind“ zur endgiltigen seit lange beabsichtigten Redac- tion seiner umfassenden Darstellungen über den Kaukasus schreiten konnte, Die Bergkalkfauna von Djoulfa, welche in der Abich’schen Abhandlung durch 11 Tafeln und 31 in den Text gedruckte Holzschnitte illustrirt wird, weist theils Fossilien auf, wie sie in allen Welttheilen für den Kohlenkalk bezeichnend sind, theils gewisse bisher noch unbekannt gewesene Glieder solcher Formenreihen von Brachiopoden, deren Grundtypen mit bekannten Arten aus dem Bergkalk über- einstimmen, theils aber auch Formen, die eine grosse Hinneigsung zu Arten etwas jüngerer Formationen bekunden. Ein eigenthümlicher Productus, dessen Aehnlichkeit mit dem Productus horridus des Zechsteins auffällt, kommt in grosser Individuen- zahl vor, und ausserdem treten Cephalopoden auf, welche an triadische Formen er- innern. Es ist nach der Meinung des Verfassers unzweifelhaft, dass das fragliche Schichtensystem in Armenien, dem die beschriebene Fauna angehört, eine Grenzbil- dung zwischen der carbonischen und der permischen Formation darstellt. Jedenfalls hat diese armenische Bergkalkfauna Beziehungen zu der indischen im Saltrange, wo das Zusammenvorkommen von Ammoniten, Goniatiten und Cera- titen von Waagen hervorgehoben wurde, wie nicht minder Beziehungen zu der artinskischen und timanischen Bergkalkfauna erkennbar sind. E. T. Dr. Edmund Naumann. Ueber Erdbeben und Vul-. kanausbrüche in Japan. Aus den Mittheilungen der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ost-Asiens. 15. Heft. August 1878. Yokohama. Die Ueberlieferungen, welche in dem Aufsatze des Verfassers eine Zusammen- stellung und Besprechung finden, gehen bis in das dritte Jahrhundert vor Christus zurück. Indessen erst vom 7. Jahrhundert angefangen, werden die betreffenden Auf- zeichnungen der Japanesen zahlreicher und zuverlässiger. Der Verfasser gibt in chro- nologischer Folge eine Aufzählung der grösseren Erdbeben in Japan und behandelt dann ausführlicher das Erdbeben von Shinshin im Jahre 1847 und das Erdbeben des Jahres 1854. Er zählt dann die Erscheinungen auf, welche nach den Beobach- tungen der Japanesen den Erdbeben vorhergehen oder dieselben begleiten und gibt dann Berichte über die Ausbrüche des Asamayama, des Fujiyama, des Unsengatak und der Inselvulkane des Jdzu-Meeres und des Sazuma-Meeres. Von Interesse sind endlich die allgemeinen Schlussbemerkungen. In denselben werden die allgemeinsten Züge des Gebirgsbaues Japans dargelegt, der durch zwei sich kreuzende Gebirgssysteme verschiedener Richtung bedingt wird. Es wird ferner der Zusammenhang dieses Gebirgsbaues mit den seismischen Erscheinungen, die anscheinende Periodieität der letzteren und das auffällige Zusammentreffen mancher Erdbeben mit Sternschnuppenschwärmen erörtert. Auch das Zusammentreffen von Erdbeben mit Störungen des Gleichgewichts der Atmosphäre scheint erwiesen. Eine Nr. 15. Bericht von 31. Oct. Dr. Josef Chavanne. 347 Gesetzmässigkeit in der Aufeinanderfolge der vulkanischen Ausbrüche oder eine Bezie- hung derselben zu grösseren Erdbebenperioden konnte dagegen aus den vorhandenen Daten nicht abgeleitet werden. Dr. Josef Chavanne. Die Sahara oder Von Oase zu Oase, Bilder aus dem Natur- und Volksleben in der grossen afrikanischen Wüste. Soeben sind Lieferung 13—20 erschienen und ist damit das Werk zum Ab- schluss gelangt. Der Verfasser führt in diesen Lieferungen den Leser durch die bis- her kaum ihrem Namen nach bekannten Gebiete der westlichen Sahara, wir durch- ziehen das Draaland, durchqueren die Dünenregion der Igidi und die öde Tanes- ruft, und gelangen durch die „Leib der Wüste“ genannte Landschaft nach der sagenreichen Wüstenstadt Timbuktu. Von hier aus unternehmen wir Ausflüge in das Bergland Aderer, an die Dünenküsten des atlantischen Oceans, und an den Senegal, und brechen hierauf nach Osten auf, um durch das Land der Auelimeriden-Tuareg und die Fallahtastaaten das an Naturschönheiten überreiche Alpenland der Wüste Air zu erreichen. In rascher Folge begleiten wir Dr. Nachtigal in ein zweites hoch- interessantes Alpenland der Sahara, nach Tibesti, und nach Südosten weiterziehend durchqueren wir die unermesslichen Weidengründe der Nomadenstämme im Norden Wadai's, um später all die Gefahren und Mühsale der Durchquerung des libyschen Sandmeeres kennen zu lernen. Die Ankunft in der grossen, an Alterthumsbauten so reichen Oase Chärgeh versetzt uns in einen ganz neuen Abschnitt der Sahara. Wir durchziehen die libyschen Oasen und besuchen die im Alterthume berühmte und geheiligte Stätte des Orakels, des Jupiter - Ammon-Tempels in der Oase Siuah, wandern in der grossen Depression Nord-Afrikas nach Westen, um über die Oasen Audschila und Marahdeh wieder an den Ausgangspunkt unserer grossartigen Wüsten- reise nach Tripoli zu gelangen. — Was der Verfasser sich zur Aufgabe gestellt hat, — eine lebensvolle und richtige Vorstellung über die Sahara zu vermitteln, den vielgestaltigen Naturcharakter der einzelnen natürlichen Regionen derselben, das Leben, die Sitten und Gebräuche ihrer Bewohner, den Lesern in lebendiger Schilde- rung vor Augen zu führen, — hat er mit seinem Werke erreicht. Doch auch der Fachmann wird im Anhange interessante Daten und Notizen zur weiteren Verwen- dung finden. Ein umfangreiches alphabetisches Register ist zum Schlusse dem inter- essanten Buche beigegeben. Die Verlagshandlung (A. Hartleben) hat auch eine Band- ausgabe desselben soeben veranstaltet, u. zw. geheftet für 6 f.ö.W.= 10M, 80 Pf., in Original-Prachtband für 7 fl., 50 kr. 6. W. = 13 M. 50 Pf. A.B.K. A. Zittel. Studien über fossile Spongien, 3. Ab- theilung: Monactinellidae, Tetractinellidae und Calei- spongiae. Aus den Abhandlungen der k. bayer. Ak. d. Wissensch. II. Cl. XII. Bd., 2. Abth., München 1878, 48 S., 2 Taf. An die in den früher erschienenen Arbeiten über fossile Spongien behandelten Ordnungen der Hexactinelliden und Lithistiden schliessen sich in dieser dritten Abtheilung der spongiologischen Studien neben den kleineren Ordnungen der Mo- nactinelliden und Tetractinelliden die wichtigen Caleispongien an. Von den fünf Schmidt’schen Familien der Monactinelliden sind es beinahe nur Arten der Suberitiden, welche im fossilen Zustande im Jura und in der Kreide angetroffen wurden. Das bohrende Genus Cliona scheint möglicherweise schon im Silur vertreten zu sein. Auch die Tetractinelliden haben bis jetzt nur spärliche fossile Reste geliefert, doch sind Nadeln derselben bereits im unteren Kohlenkalke nachweisbar. Die Caleispongien sind bisher nach der Autorität bedeutender Spon- giologen im fossilen Zustande nicht angetroffen worden und Häckel’s und Carter’s Meinung ging sogar dahin, dass bei der grossen Zartheit und Zerstörbarkeit der Skelettheile derselben der Mangel an fossilen Formen dieser Gruppe ganz erklär- lich und zu erwarten sei. In seiner eben erschienenen Arbeit weist Prof. Zittel aber nach, dass ein grosser Theil die von O.Schmidt als Vermiculaten, vom Ver- fasser selbst früher als Onleispongia fibrosa bezeichneten fossilen Spongien an keine andere Gruppe sich anschliessen lasse, als an die der Kalkschwämme. Dieselben 348 Verhandlungen. Nr. 15 finden sich allerdings zuweilen auch im verkieselten Zustande, doch sprechen alle Umstände dafür, dass sie ursprünglich aus Kalknadeln zusammengesetzt gewesen seien und erst später in Kieselerde umgewandelt wurden. Die Hauptmasse der fos- silen Caleispongien lässt sich ungezwungen in keine der drei Häckel’schen Familien — Ascones, Leucones und Sycones — einreihen; die Syconen sind durch eine einzige im obern Jura vorkommende Gattung fossil vertreten; die kalkigen Faserschwämme schliessen sich zwar am nächsten durch den identischen Verlauf ihrer Wassercanäle an lebende Leuconen an, die eigenthümliche Anordnung der Spiculae in Faserzüge, in denen sie in paralleler Richtung zur Längsaxe der Faser, wie Pfeile in einem Köcher, dicht aneinander liegen, scheidet sie aber von diesen, sowie von den bei- den anderen Gruppen und veranlasste Prof. Zittel für dieselbe eine besondere Familie — Pharetrones — aufzustellen. Im Gegensatze zu den Hexactinelliden und Lithistiden finden sich die Pharetrones gesellig und in grösserer Menge nur in Ablagerungen littoralen Ursprungs — dasselbe gilt für die lebenden Caleispongien — am häufigsten in mergeligen und sandigen Gesteinen in Gesellschaft von Gastro- poden, Pelecypoden, Brachiopoden, Bryozoen und Echinodermen. Die ältesten sind aus dem rheinischen Stringocephalenkalke bekannt. Bei St. Cassian und an der See- landalpe bei Schluderbach treten sie reich entwickelt in 13 Gattungen auf. Im Rhät und Lias sind nur spärliche Reste bekannt. Aus dem französischen Unter- und Grossoolith, sowie von Balin dagegen stammen zahlreiche hieher gehörige Formen. Die Spongitenkalke des oberen Jura sind arm an Kalkschwämmen, das Terrain & chailles, das Coralrag von Nattheim und der Amberger Kieselkalk wiederum ent- halten deren in Menge. In der Kreide erreichen die Pharetronen die Höhe ihrer Entwicklung; sie liegen massenhaft in verschiedenen Horizonten des Valanginien, Neocom und Aptien, sind vortrefflich erhalten im Cenoman von Essen, Le Mans and Cambridge und finden sich ebenfallsnoch in grösserer Anzahl in der Maestrichter Tuffkreide. L.Z. Höfer Hanns. Die Kohlen-undEisenerzlagerstätten Nordamerikas. (Bericht über die Weltausstellung in Philadelphia 1876. XXI Hft., Wien, Commissionsverlag von Faesy und Frick 1878.) Nach einer kurzen Uebersicht der geologischen Verhältnisse Nordamerikas, die durch eine in Farbendruck ausgeführte geologische Uebersichtskarte erläutert wird, gibt der Verfasser Allgemeines über die Kohlensorten, die bekanntlich, was wenigstens die Kohlenfelder des Ostens als der wichtigsten betrifft, in zwei Grup- pen getrennt werden: Anthrazite und bituminöse Kohlen. Es folet dann die Beschreibung der einzelnen grossen Kohlenfelder Nordamerikas, und zwar: 1. das acadische Kohlengebiet mit bituminöser Kohle, 2. und 3. die Anthracitgebiete von Neu-England und Pennsylvanien, 4. das appalachische, 5. das Michiganer, 6. das centrale und 7. das am Missouri gelegene Kohlenfeld: die letztgenannten führen sämmtlich bituminöse Kohle. Hieran schliest sich die Beschreibung der Triaskohlen von Virginien und Nordcarolina, sowie die vor der Hand noch nicht so wichtigen Kohlengebiete des Westens, eine Statistik der Mineralkohlen schliesst die erste Hälfte des Buches. Die Eisenerzlagerstätten Nordamerikas finden sich vorherrschend an der atlantischen Seite und sind an die älteren Formationen gebunden. Die wichtigsten Eisendistriete sind folgende: 1. Die Adirondak Mountains mit Magneteisenstein. 2. Die Magnetite von New-York (Hudson River) und New-Jersey; beide Vorkommen sind laurentisch. 3. Die Magnetite, Hämatite und Limonite von West-Virginien, Nord-Carolina und Tennessee. 4. Die Eisenlagerstätten von Missouri (bearbeitet von F. Posepny, der den Staat Missouri für das eisenreichste Gebiet der Union er- klärt). 5. Die Eisenerze am oberen See (Michigan). 6. Die Cornwall-Grube im Le- banon-County (Pennsylvanien). 7. die silurischen Eisenerze in Great-Valley (Appa- lachen). 8. Die Sphärosiderite der Steinkohlenformation. Auch dieser Theil des Buches schliesst mit einer Statistik der nordamerikanischen Eisenproduktion. Ausser der erwähnten geologischen Karte sind noch sechs Tafeln mit Profilen ete. zur Er- läuterung der einzelnen Kohlen- und Eisenvorkommnisse beigegeben, so dass das Ganze eine sehr übersichtliche dankenswerthe Zusammenstellung nordamerikani- scher Montanindustrie bildet. = Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. a 2 ae I NY ARIEV EN 3 N Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 19. Nov. 1878. Inhalt. Vorgänge an der Anstalt. — Eingesendete Mittheilungen: €. Doel- ter, Die Eruptivgesteine des westlichen Südtirol. O. Lenz, Analyse eines Lateriteisensteines. Dr. Boricky, Erklärung über Dr. €. O. Cech’s „Notizen zur Kenntniss des Uranotil.“ J. Kusta, Die Brandschiefer von Herrendorf. R. Raffelt, Geologische Notizen aus Böhmen: I, Neue Fundstelle für Tertiärpflanzen, II. Aluminit von Mühlhausen. — Vorträge: J. v. Schroeekinger, Ein fal- sches Meteoreisen, €. v. Hauer, Die Ofner Bitterquellen. Dr. E. Tietze, Die Ansichten Kayser’s über die hereynische Fauna und die Grenze zwischen Silur und Devon. Dr. V. Hilber, Gletscher- spuren zwischen Sulm und Drau. Literaturnotizen: H. Credner, L. Lesquereux, ©. Heer, E. Vanden Broeck, G. Zwanziger. — Einsendungen für die Bibliothek. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Vorgänge an der Anstalt. Die Herren Dr. V. Hilber und Dr. R. Fleischhacker sind als Volontäre an der Anstalt eingetreten. Eingesendete Mittheilungen. C. Doelter. Die Eruptivgesteine des westlichen Süd- Tirols. (Aus dem Werke „Das westliche Süd-Tirol“ von Prof. Dr. R. Lepsius. — Berlin 1878.) Während die Eruptivgesteine des östlichen Süd-Tirols schon von zahlreichen Forschern untersucht wurden, ist dies weit weniger der Fall für die des westlichen Theiles von Tirol. Man muss dem Verfasser dankbar sein, dass er sich der Mühe unterzogen, auch diese weniger bekannten Vorkommen einer genauen Untersuchung unterworfen zu haben. Sie; zerfallen in folgende Abthei- lungen: 1. Tonalit und Granit. Alter: Azoisch. 2. Quarzporphyr. Alter : Rothliegendes. 3. Mikrodiabas. Alter : Röth, Buchensteinerkalk, Wengerschichten. 4. Porphyrit. Alter: Muschelkalk und Buchensteinerkalk. 5. Nonesit. Alter: Raiblerschichten. K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 16. Verhandlungen. öl 350 Verhandlungen. Nr. 16 Währeud also in Südosttirol die triadischen Eruptivgesteine einer Etage angehören, ist dies nach Lepsius ganz und gar nicht der Fall, ein Resultat, welches einigermassen überraschend ist.!) besonders da nach der Beschreibung die basischeren Gesteine mit den Südtiroler Melaphyren vollkommen übereinstimmen; letzten Namen vermeidet Lepsius ängstlich und ersetzt ihn durch den Ausdruck Mikrodiabas. Neu ist, dass das Muttergestein der in Tirol und im Veneti- anischen so viel verbreiteten Pietra Verde ein Porphyrit sein soll, ich möchte darauf hinweisen, dass in Südost-Tirol die Untersuchung der Pietra Verde zu Buchenstein und Wengen nur ergeben hat, dass jedenfalls ein quarzführender Porphyr (oder Porphyrit) das Muttergestein der Pietra Verde ist, und dass zwei von mir aus- geführte Analysen jener Vorkommen einen hohen Kieselsäuregehalt ergaben,?) dass demnach die Sache noch nicht abgethan erscheint. Das wichtigste Resultat der Studien des Verfassers ist der Nach- weis von Contactbildungen an der Grenze des Tonalits und des Mu- schelkalkes, er stellt als Resultat seiner Untersuchungen folgende Sätze auf: 1. Der Tonalit-Stock des Adamello ist ein passives Gebirgsglied. 2. Die Triaskalke sind da, wo sie in Berührung mit dem Tonalit kommen, zu Marmor umgewandelt. 3. Die Ursache der Metamorphose liegt im Tonalit selbst. 4. Je näher dem granitischen Gesteine, um so stärker ist die Umwandlung. 5. Die Triaskalke sind am Contact mit Silicaten erfüllt: Quarz, Glimmer, Orthoklas, Turmalin, Hornblende, Augit, Fassait, Ge Vosuvian, Epidot, Wollastonit (ferner auch Eisenkies). Die Trochiten des Muschelkalkes haben sich im Marmor er- en doch nur in den vom Tonalit entferntesten Punkten. Lepsius zieht aus Satz (1) den Schluss, dass der Tonalit nicht als heisse Lava in Contact mit den Triaskalken treten konnte; es sei kurz bemerkt, dass das Wort passiv hier in ganz anderem Sinne ge- braucht wird, als das sonst üblich, und zwar in einem Sinne der geeignet ist Verwirrung der Begriffe herbeizuführen; bis jetzt ver- steht man darunter mit Suess?) solche Massen, von denen nachge- wiesen ist, dass sie lange nach ihrer Bildung eine Erhebung erlitten haben, d. h. solche, die keinen Finfluss auf die Bildung eines Ge- birges gehabt haben, demnach sind alle alpinen Eruptivgesteine passiv; und ist es befremdend, dass Lepsius die jüngeren als Laven geflos- senen Eruptivgesteine active nennt, während er für die älteren Gra- nite, die nicht in Strömen geflossen, keine übergreifende Lagerung, überhaupt eine verschiedene Bildungsweise besitzen sollen, und im festen Zustande zu Tage gelangt sein sollen, den Namen passiv verwendet. ‘) Nach einer Mittheilung des Herın Bergrath v. Mojsisovies dürfte dasselbe jedoch einigermassen zweifelhaft sein. ?) Vergl. auch Leonhard’s Jahrbuch 1873, 8. Heft. °) In diesem Sinne wird dieser Ausdruck auch vom Einsender in seinem letzten Werke gebraucht, Nr. 16 Bericht vom 19. Nov. C, Doelter. 351 Lepsius schliesst nun, dass der Tonalit unmöglich triadisch sein könne, daher die Contactproducte, die allerdings ihre Entste- hung dem Tonalit verdanken, viel später nach der Bildung des letz- teren entstanden; der Nachweis des azoischen Alters ist jedoch nicht derart, dass er vollkommen überzeugend wäre. Wenn ich nun aus dem Vorkommen von Contaetproducten nicht, ohne eine nähere Unter- suchung an Ort und Stelle ausgeführt zu haben, das jugendliche Alter des Tonalits behaupten möchte, so muss ich doch immerhin bemerken, dass bei der Analogie der Verhältnisse im Val Bondol mit denen von Fleims, auf die Lepsius selbst hinweist, eine solche Dedue- tion nicht allzu gewagt wäre; verwahren muss man sich jedoch gegen den sonderbaren Schluss, dass, nachdem die Verhältnisse am Contact von Tonalit und Kalkstein so klare seien (?), es keinem Zweifel unter- liegen könne, dass auch die analogen Eruptivgesteine von Predazzo azoisch wären; die Kühnheit dieses Ausspruches kömmt nur der gleich, mit welcher Lepsius behauptet, es seien die Lagerungsverhält- nisse an letzterem Orte noch ungenügend bekannt, und überhaupt von Geologen nicht untersucht. Anknüpfend daran bemerkt Lepsius, dass jüngere Eruptivgra- nite nicht existiren, während doch. gerade die Studien der letzten Jahre die Ansicht der jüngeren Granite wesentlich unterstützt haben.') Man muss dem Verfasser dankbar sein, auf die Analogie der von ihm aufgefundenen Contactbildungen mit denen des östlichen Tirols aufmerksam gemacht zu haben; jedoch hätte er die daran geknüpften Deductionen besser unterlassen sollen. Um die Bildung der Contactproducte des Tonalits zu erklären, nimmt Lepsius an, dass die Granitfurche ca. 20.000° unter dem Glimmerschiefer und anderen Schichten gelegen und später (zur Tertiärzeit) in festem Zustande gehoben wurde, und dass seine etwas höhere Temperatur in Berührung mit den Triaskalken Anlass zur Bildung von Contact- mineralien gegeben habe. Diese etwas complicirte Erklärung dürfte wohl nicht gerade viei Anhänger finden. Jedenfalls müsste das azoische Alter des Tona- lits über allen Zweifel erhaben sein, aber selbst in diesem Falle dürften dann noch andere Erklärungsweisen vor der Lepsius’schen den Vorzug haben. O. Lenz. Chemische Analyse eines Laterit-Eisen- steins aus Westafrika. Unter den Oberflächenbildungen in den tropischen Theilen Afrikas nimmt, was horizontale Ausdehnung betrifft, ein stark eisen- schüssiger sandiger Lehm mit zahlreichen, oft sehr grossen Concre- tionen von Brauneisenstein, die hervorragendste Stellung ein. Es gehören diese Schichten zu jener Gruppe von Bildungen, die auch in den tropischen Theilen Asiens und Amerikas eine grosse Rolle spielen und allgemein mit dem Namen Laterit bezeichnet werden. In Afrika ‘) Sigmund constatirte im Granit von Predazzo Glaseinschlüsse. 51* 352 Verhandlungen Nr. 16 scheint die Verbreitung des Laterites mit derjenigen der krystalli- nischen Schiefer zusammenzufallen, wenigstens beobachtete ich dies in dem westlichen Theile dieses Continentes, und nach den Berichten zahlreicher Reisenden in Ostafrika werden die eisenschüssige rothe Erde und die Eisensteinconcretionen immer in Verbindung mit Gneiss etc. genannt. Indem ich auf eine demnächst erscheinende ausführlichere Arbeit über den westafrikanischen Laterit verweise, mag hier zunächst eine Analyse eines Lateriteisensteines Platz finden; chemische Untersu- chungen dieser Bildung, obgleich dieselben nichts Absonderliches ergeben, dürften bis jetzt sehr wenig vorhanden sein. Das untersuchte Stück Lateriteisen stammt von einer grösseren Coneretion, von denen zahlreiche in dem sandigen, tiefgelben Lehm am Strande des Aestuariums von Gabun stecken; hier dürfte die Lateritbildung aber nicht mehr'auf primärer Lagerstätte sich befinden wie weiter im Innern auf den Gipfeln und Gehängen des westafrikanischen Schiefergebirges, sondern es ist bereits einumgeschwemmiter Lateritlehm. Die chemische Untersuchung einer Probe dieses Laterit-Eisen- steins, welche von Herrn John im Laboratorium der k. k. geolog. Reichs-Anstalt ausgeführt wurde, ergab folgende Resultate: 15°82°/), in Salzsäure unlöslicher Theil, und zwar besteht derselbe aus: 10°40°/, Kieselsäure; 5-42°/, Thonerde; 1582 12'40°%/, Thonerde; 58:02°/, Eisenoxyd; Spuren von in Salzsäure löslicher Kieselsäure und Mangan; 2:45°%/, Wasser, bei 100° ©. entweichend ; 1295°%/, Wasser, beim Glühen der bei 100° C. getrockneten Sub- stanz entweichend; 101'64 Dichte = 3'466, Der chemischen Zusammensetzung nach ist dieser Laterit-Eisen- stein also ein mit etwas Silicat und Thonerdehydrat verunreinigter Brauneisenstein. Der in Salzsäure unlösliche Theil besteht, wie nach obiger Analyse zu schliessen ist, aus einem Gemenge einer kaolinartigen Substanz mit Quarz. Der in Salzsäure lösliche Theil dagegen ist wesentlich Eisenoxydhydrat und Thonerdehydrat. Das Eisenoxyd ist höchst wahrscheinlich als H,Fe, 0, = H, Fe, 0, Fe, 0, stein vorhanden. Die 58:02°/, Eisenoxyd binden dann 9'79°/, Wasser. In welcher Hydratform die Thonerde vorhanden ist, lässt sich wohl schwer angeben, da die kleinsten Fehler in der Bestimmung ‚ wie im Brauneisen- Br. 16 Bericht vom 19 Nov. ©. Lenz, 355 des Wassergehaltes wesentlich auf die Formel des Thonerdehydrates ein- wirken würden. Da Schwefel und Phosphor in diesem Laterit nicht vorhanden sind, so ist derselbe jedenfalls ein gutes Eisenerz. Es ist bekannt und durch zahlreiche Reisende in allen Theilen des afrikanischen Continentes bestätigt, dass die Eingeborenen, so tief auch sonst ihr Standpunkt in Bezug auf die Ausbildung der Handwerke ist, doch recht geschiekte Schmiede sind und sich das Eisen selbst zu bereiten wissen. Dazu dient nun der leicht zu be- handelnde Lateriteisenstein. In gleicher Weise wird auch in Indien und Brasilien aus diesem Zersetzungsproducte gewisser Ge- steine, wie man diese Bildung gewöhnlich auffasst, Eisen dargestellt. In Indien wird derselbe, da wo er in grösseren Mengen vorkommt, selbst als bequem zu bearbeitender Baustein benützt und ebenso fand ich den Lateriteisenstein bei Hafenbauten in Gabun und als Grundsteine zu Häusern daselbst verwendet. Brof; Dr. Böricky,. Erklärung über Dr. C. Ol .Gech’s „Notizen zur Kenntniss des Uranotil.“ (Ber. d. d. chem. Ges. zu Berlin, Jahrg. III. pag. 307 u. 305 und Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanst. in Wien. 1878. Nr. 10. pag. 211.) In Nr. 10 der Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt findet sich pag. 211 eine von Dr. C. O, Cech stammende „Notiz zur Kenntniss des Uranotil“* vor, welche sich auf eine seiner Mittheilungen über denselben Gegenstand in den Berichten d. d. chem. Ges. zu Berlin, Jahrg. III. pag. S05 beruft, sich darüber beschwert, dass letzt- genannte Mittheilung im N. Jahrb. für Min. bei dem Artikel Uranotil unberücksichtigt geblieben ist und über die Genesis der Auffindung und Bestimmung dieses Minerals einige Worte hinzuzufügen ver- spricht. Ob Herrn Dr. Cech’s „Notizen zur Kenntniss des Uranotil* zur Kenntniss des genannten Minerals irgend einen wirklichen Beitrag liefern, ob sein an das N. Jahrb. f. Min. gestelltes Verlangen um Berücksichtigung seiner Notizen irgend eine Berechtigung hat, wird jeder Fachgenosse zu beurtheilen wissen, der sich die Mühe nimmt, Herrn Dr. Cech’s Notizen untereinander und mit meiner Originalab- handlung über den Uranotil zu vergleichen. In den Ber. d. d. chem. Ges. zu Berlin, Jahrg- III. pag. 307 gab Herr Dr. Cech folgendes Referat: „In der am 12. März 1870 abgehaltenen Sitzung der naturwissenschftl. Section des böhmischen Museums besprach Herr Prof. Dr. Boricky neuere Minerale und neue Fundorte derselben ..... Nachdem interessante Minerale vorge- zeigt wurden, besprach er (Prof. Boricky) eingehend die Eigen- schaften und Zusammensetzung eines bisher unbekannten | Minerals, welches im Flussspathe von Wölsendorf sporadisch vorkömmt....* Als meine Abhandlung über den Uranotil in den Sitzungsbe- richten der k. böhm. Ges. der Wiss. (27. April 1570) erschienen war, referirt Herr Dr. Cech in den Ber. d. d. chem. Ges. zu Berlin, Jahrg. III. pag. S05 folgendermassen: „Nachdem ich (Dr. Cech) in 354 Verhandlungen. Nr. 16 Nr. 6 dieser Berichte l. J. den Fund eines neuen uranhaltigen Mine- rals signalisirte, ist es mir nun möglich, nach einer Analyse des Herrn Prof. Dr. Boricky des vom Herrn Freyn und mir entdeckten Minerals und nach erfolgter Bestimmung desselben durch Herrn Prof. Krejti Näheres über diesen Fund mitzutheilen. Das Mineral ist von Herrn Prof. Krejti als Uranotil... in die mineralo- gische Literatur eingeführt worden.“ Hierauf gibt Herr Dr. Cech den vollständigen Auszug meiner Originalabhandlung über den Uranotil, in welchem er selbst meinen Rechnungsfehler bei Zerlegung der chem. Formel wahrheitsgetreu abschreibt, ohne jedoch die Existenz dieser meiner Abhandlung mit einem Worte zu berühren. Wer diese zwei Notizen des Herrn Dr. Cech untereinander und mit meiner Originalabhandlung vergleicht, ersieht, dass hier mit dem Namen des Herrn Prof. Krejli ein zu rügender Miss- brauch geschehen ist, da letztgenannter hochgeschätzter Herr gar nicht in die Lage kam, an der Bestimmung des Uranotils irgend einen Antheil zu nehmen. Und die letzte Notiz des Herrn Dr. Cech (Nr. 10 der Verhandlg. d. k. k. geolog. R.-A.) registrirt in Betreff des Auffindens des Uranotils nur das, was ich in der Einleitung meiner Abhandlung mit wenigen Worten erwähnt, aber zur Kenntniss des genannten Minerals liefert sie gar keinen Beitrag. Da sie sich jedoch auf das unrichtige Referat des Herrn Dr. Cech in den Ber. d. d. chem. Ges. beruft und ihrer Form nach zu divergirenden Deu- tungen Anlass geben könnte, so finde ich mich zu folgender Erklärung veranlasst: Herr Dr. Cech hat sich an der Bestimmung des Uranotils in keiner Weise betheiligt; ihm gebührt aber das Verdienst, mir das damals unbekannte Mineral zur Untersuchung gebracht zu haben. Was das Auffinden des Minerals bei dem Eisenhüttenwerke zu Sedlec anbelangt, so bin ich nicht in der Lage zu entscheiden, ob dies ein Verdienst des Herrn Dr. Cech oder des Herrn Freyn, gew. Assistent zu Sedlec ist, da die Angaben beider Herren in diesem Punkte nicht übereinstimmten. Folglich kann der historische Hergang des Auffindens nur in der Art und Weise, wie ich ihn in der Einleitung meiner Ab- handlung angab, als correct angesehen werden. J. Kusta. Der Brandschiefer von Herrendorf bei Ra- konitz. Von den Steinkohlenflötzen der Herrendorfer „Carboninsel“ im Schlan-Rakonitzer Becken handeln folgende Schriften: Die Abhandlung des Prof. Dr. A. E. Reuss: „Ueber die geo- gnostischen Verhältnisse des Rakonitzer Beckens in Böhmen“, 1858, wo es lautet: „Eine zweite breitere Zone von Steinkohlengebilden, von der vorigen!) durch einen Streifen von Rothliegendem von wech- selnder Breite getrennt, verläuft nördlich von Vole$na über Prilep, ‘) Nämlich von der südlichen der sonst vom Rothliegenden überlagerten Stein- kohlenformation, die am nordöstl. und südl. Rande des Schlan-Rakonitzer Beckens entwickelt ist und sich von Kralup a. d. Moldan über Kladno, Rakonitz, Lubna, Hostokrej, Seiwedl, Voracen bis zum Dorfe Horovie erstreckt. Nr. 16 Bericht vom 19. Nov. J. Kusta. 355 Herrendorf etc.“ „Ihr gehören die oberflächlichen Kohlenflötze von Herrendorf.“ Doch zählt Reuss dieselben zu einem höheren Niveau der Kohlenformation (nicht aber zu dem des Hredler Brandschiefers). Bergrath M. D. Lipold, welcher ebenfalls auf Grundlage seiner Untersuchungen eine Monographie über das Schlaner und Rakonitzer Becken: „Das Steinkohlengebiet im nordwestlichen Theile des Prager Kreises“ im Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt 1862 herausgab, erklärt sich betreffs des Herrendorfer Flötzes, das ausserhalb seines Aufnahmsgebietes lag, für die Ansicht des Reuss. Dr. H. B. Geinitz, der das Rakonitzer Becken auch selbst be- suchte, macht zwar in seinem Werke: „Die Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder Europas“ 1865 von dem Herrendorfer Flötze keine Erwähnung, beschreibt aber den bereits bekannten Brandschiefer von Hredl und Kounova (am Fusse des Zbanes, ebenfalls im Rakonitzer Becken). In dem illustrirten Werke des Dr. OÖ. Feistmantel: „Die Versteinerung der böhmischen Kohlenablagerungen“ 1864 wird weder das Herrendorfer Flötz, noch seine Versteinerungen angeführt; doch wird hier zwischen dem nördlichen oder hangenden und dem süd- lichen oder liegenden Flötzzuge die Grenze angegeben und zwar über Kolesovic, Senomat, Volesna, Rakonitz etc. und somit das Herren- dorfer Flötz zu dem Hangenden zugezählt. Im gleichen Sinne schreibt Prof. J. Krej@i in dem neuesten (9.) Hefte seiner Geologie: „Geologie Cili nauka o titvarech zemskych* 1878: „Bei Herrendorf und Veclau nördlich von Rakonitz wurden hoch über den Grundkohlenflötzen kleine, ca. 18zöllige Kohlenflötzchen durch Abbau entdeckt, die wahrscheinlich Analoge des Schlaner Hangendtlötzzuges sind.“ Endlich ist das kleine Herrendorfer Kohlengebiet in den geolo- gischen Landkarten als zum Carbon angehörend und zum Unterschiede von dem nördlichen liegenden und den Brandschiefer führenden Koh- lenflötze von Hredl bezeichnet, so in der schönen geologischen Karte der österreichischen Monarchie von Ritter v. Hauer und in der von der k. k. geolog. Reichsanstalt colorirten Generalstabskarte. Auf meinen geologischen Excursionen gelang es mir Anhalts- punkte zur Beurtheilung des geologischen Niveaus des Herrendorfer Flötzes zu gewinnen, indem ich gefunden habe, dass das Herrendorfer Kohlenflötz von einer schwachen Brandschieferschichte, die hie und da ziemlich zahlreiche Fischreste enthält, überlagert und begleitet wird. (In dem Jahresprogamme der Rakonitzer Oberrealschule 1878 habe ich darüber die erste Notiz veröffentlicht.) Wenn auch, wie aus den neuen Forschungen hervorgeht, die Trennung des Rothliegenden von der Steinkohlenformation in Böhmen sehr wenig scharf ist (s. die Geologie von Ritter v. Hauer), wie vor Allem die concordante Lagerung beider Formationen und das Vorkommen reicher, in dem Nyraner Gasschiefer von Prof. Dr. A. Fri& entdeckten Saurier- und Fischfauna beweist, welehe von der echten Steinkohlenflora (nach Forschungen des Bergrathes Stur) nicht nur begleitet, sondern auch bedeckt wird, so belehrt uns doch die Entdeckung des Brandschiefers bei Herrendorf, dass die Grenze 356 Verhandlungen. Nr. 16 der „Schwarte“ im Rakonitzer Becken südlicher liegt, als bis jetzt angenommen wurde und dass auch das Herrendorfer Flötz demselben geologischen Niveau angehört, wie die nördlicher liegenden, von ähn- lichem Brandschiefer überlagerten Flötze von Hredl, Mutejovic und Kounova im Rakonitzer und die von Stern, Tufan und Lotous im Schlaner Becken, die man bis jetzt allgemein zum Rothliegenden stellt. Die vermeintliche Steinkohleninsel von Herrendorf redueirt sich nun blos auf ihren kleineren westlichen Theil, der aus den kaolini- schen Sandsteinen (Prileper Steinbrüche) besteht, die sich da unmit- telbar auf das Urgebirge anlegen, wie es zwei bei Prilep zu Tage kommenden Inselchen, die eine aus einem schönen, festen, grobkör- nigen Granite zuweilen Diorit und Thonschiefer, die andere lediglich aus Thonschiefer bestehend, beweisen. Die Schichtenfolge der Herrendorfer Schächte (Brüder Fanta) ist (nach Mittheilung des Herrn Verwalters Lambl) folgende: Dammerde he. era Te 1 Dm. 8 Cm. Thoniger Schiefersandstein . . ...... 10M. - E— Derselbe, im Ganzen dunkler . . . . BM. —_ — Schieferthon sus. Et en En — 4 Cm. Thonschiefer mit Kohlenpartikeln . . . — 5 Dm. — Koble, durch 5 Cm. starkes Zwischenmittel (Betten) getrennt > 1 nase _ 6 Dm.. 5 Cm. Dunkler Schiefertthoın . . . _ 5Dm. — Zusammen ' 16 M. 8 Dm.. 7 Cm. Dann folgt Sandstein. Der unter dem 15 Meter mächtigen Sandsteine liegende Schie- ferthon ist, wie ich gefunden habe, ein Brandschiefer oder wenigstens ein Analogon desselben. Derselbe ist von thoniger Beschaffenheit, im Ganzen grau, zuweilen auch dunkelbraun und enthält auf einzelnen Stellen verschiedene Fischfragmente wie zahlreiche gebogene Stacheln, einige Arten von Schuppen, spärliche Zähne und ausserdem Ko- prolithen und Concretionen von Eisenkies, in den auch sichtliche Pflanzenfasern umgewandelt erscheinen. Die Stacheln gehören der Gattung Acanthodes an. (Vollständiges Exemplar von Acanthodes gracilis ist z. B. in Lethaea geogmostica von F. Römer 1876 abgebildet.) Von den Zähnen sind die sporadisch vorkommenden sogenannten Diplodus-Zähne auffallend, die der Haifischgattung Xenacanthus Decheni Beyr. angehören. | Vom besonderen Interesse sind zwei kleine Schuppen von Am- blypterus, die ich da gefunden habe und die sich (nach Mittheilung des Herrn Prof. Dr. Frit) als solche bewährt haben. Dass der Herrendorfer Brandschiefer bis jetzt keine wissen- schaftliche Beachtung gefunden hat, wird seinen Grund vor Allem ie oe geringerer Mächtigkeit und minder auffallendem Habitus haben. Auch aus dem Vergleiche der Schichtenfolge der Schächte am Fusse des Zbänes (bei Hredl, Mut&jovice und Kounova) mit der von Be > Nr. 16 Bericht vom 19. Nov. J. Kusta. 357 Herrendorf erhellt die Identität des geologischen Horizontes jener Flötze mit diesen. Wie das Kohlenflötz am Fusse des Zbänes, ebenso ist das von Herrendorf durch ein schwaches Zwischenmittel getheilt, erreicht auch die durchschnittliche Mächtigkeit von 60 Cm. und ist ebenfalls durch eine schwache Lettenschichte von dem höher liegen- den Brandschiefer getrennt, der dann unmittelbar vom Schieferthon und dann von den mit Schieferthon abwechselnden Sandsteinen über- lagert wird. Somit ist die Grenze der das Hangendtlötz überlagernden Schwarte, wie wir uns bei Herrendorf überzeugt haben, südlicher zu suchen, als man bisher angenommen hat. Aus der Entstehung des Brandschiefers geht nämlich hervor, dass derselbe gegen die seichten Ufer ehemaliger Seen, da die Ueber- reste von Wasserthieren in dieser Richtung immer sel- tener werden müssen, mehr und mehr abnehmen muss, und zwar im Ganzen in demselben Verhältnisse, in wel- chem in dieser Richtung die Kohlenflötze, nämlich die Reste der Landvegetation zunehmen, biser am Rande des Beckens in den gewöhnlichen Thonschiefer übergeht. Dafür spricht auch folgende Erscheinung. Vergleichen wir nämlich die Mächtigkeit des Brandschiefers der einzelnen Fundstätten in der Richtung von Norden gegen Süden, so finden wir, dass dieselbe gegen Süden zu abnimmt. Indem nämlich der Brandschiefer bei Tufan im Schlaner Gebiete die Mächtigkeit von 12 Zoll erreicht (vergl. Lipold „das Steinkohlengebiet“ ete. im Jahrb. der k. k. geolog. R.-A. 1862) und am nördlichen Rande des Zbänes, bei Kroutov noch 8 Zoll be- sitzt, misst derselbe bei Hredl 3 Zoll und bei Herrendorf nicht ein- mal 2 Zoll, wo er schon in die grauen, minder bituminösen Thon- schiefer übergeht, bis er endlich am Rande des Beckens seinen Cha- rakter vollständig einbüsst und wahrscheinlich durch ein Analogon vertreten wird. Was die Herrendorfer fossile Flora, die bis jetzt noch nirgends beschrieben worden ist, anbelangt, so fand und bestimmte ich folgende Arten: Calamites approximatus Bgt. Oalamites cannaeformis Schlot. Asterophyllites longifolius Bgt. Annularia sphenophylloides Zuk. Sphenophyllum Schlottheimii Bgt. Oyatheites arborescens Göpp. Sigillaria tesselata Bgt. Stigmiaria ficoides Bst. Araucarites carbonarius Göpp. Araucarites Schrollianus Göpp. Carpolithes. Die Versteinerungen erscheinen im Ganzen undeutlich erhalten und sind mit Ausnahme von Stigmaria ficoides spärlich. K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 16. Verhandlungen. 52 358 Verhandlungen. Nr. 16 Interessant dürfte das Vorkommen der Sigillaria tesselata (blos in einem Exemplare) bei Herrendorf sein, die sonst im Schlan-Rako- nitzer Becken nicht entdeckt wurde. Araucarites carbonarius ist in Faserkohle, in die hier auch die Calamiten übergehen, umgewandelt und Araucarites Schrollianus ist in grösseren oder kleineren Bruchstücken auf der Oberfläche des ganzen hiesigen permischen Gebietes eine gewöhnliche Erscheinung. Die kleinen, braunen Curpolithen kommen zahlreich in einer das Kohlenflötz unmittelbar bedeckenden dünnen Schichte vor. Aus dem neuen Maschinenschachte bei Herrendorf, den man eben abzuteufen anfängt, hoffe ich ein grösseres Material von Fossilien zu erlangen. Das Rothliegende von Herrendorf hat auch seinen Kalkstein. Der permische Kalkstein, der besonders in Nordböhmen entwickelt ist und charakteristiche Vertebratenreste führt und auch im Schlaner Gebiete bei Dechkov, Lotous, Tufan, Knovis, Klobuk und Peruc ein ganzes Flötz bildet (s. Geinitz: „Steinkohlen“ etc., Lipold: „Das Steinkohlengebiet“ und Krejci: „Archiv für d. naturw. Durchf. von Böhm. 1869“), erlangt auch eine obwohl geringere Entwickelung im Rakonitzer Becken. Von demselben wird, ausser bei Reuss (1858), wo eine Bemerkung „von Üoncretionen eines meist mergeligen Kalk- steines“ aus der Umgebung von Kroschau enthalten ist, nirgends eine Erwähnung gemacht. Der permische Süsswasserkalk bildet auf der nördlichen Seite von Kroschau („Vgortnäch“ — „in den Gärten“, „U skalky“, „Na väpenici“) bis gegen Herrendorf ein ca. 1 Dm. mächtiges, in einzelne, meist tafelförmige Stücke zerfallenes Flötz, das sich unter der Damm- erde und einer ca. 1 M. starken Thonschichte verbigt. Den kalkhaltigen Sandstein von Krupa und Mut£jovic führt schon Reuss an. Nördlich von Kroschau verräth sich der kalkhaltige Boden auch dadurch, dass in ihm die kalkliebenden Pflanzen, wie Klee, Luzerner- klee, und besonders Esparsette, besser gedeihen als in der übrigen kalkarmen Rakonitzer Gegend. Der Kalkstein von Kroschau, der auch zum Gebrauche gebrannt wird, ist gewöhnlich thonig, aber auch krystallinisch und von grün- licher Farbe. Seine zuweilen längeren Krystalle, vom Habitus eines Aragonites sind strahlenförmig zu Kugeln gruppirt. Versteinerungen habe ich, mit Ausnahme eines kleinen Calamiten, undeutliche Fischschuppen und eines Kiemendeckels bis jetzt noch nicht gefunden. Zweifelsohne zieht sich das beschriebene Kalkflötzchen unter den Kreideformationsschichten des Zbän-Plateaus aus dem Rakonitzer Becken in das Schlaner Gebiet, wo es mit der oben angeführten Kalkschichte, die auch hier wie im Rakonitzer Becken in der Nähe des Brandschiefers vorkommt, wahrscheinlich zusammenhängt. ei Nr. 16 Bericht vom 19, Nov. R. Raffelt. 359 R. Raffelt. Geologische Notizen aus Böhmen. E Eine neue Fundstätte für Tertiärpflanzen im Leitme- ritzer Mittelgebirge. Der betreffende Ort liegt nördlich von dem als Luft-Curort und wegen seiner schönen Aussicht von den Leitmeritzern gut gekannten Orte Kundraditz, am Westabhange des Winterberges, an einer Zufluss- rinne des Czersinger Baches mitten im Walde. In der Nähe ist eine Quelle, die unter dem Namen „Das frische Brünnel“ bei den Be- wohnern der Umgegend bekannt ist. Eine kleine Strecke unter derselben sind die Pflanzen und wohl auch Thierreste führenden Schichten durch die erodirende Wirkung des Bächleins in einer Mächtigkeit von ungefähr 6 Metern entblösst. Die Umgebung besteht, nach den den Bach erfüllenden Basaltblöcken zu schliessen, aus Basalt oder Basalt-Conglomerat, welches Gestein auch der geologischen Karte nach, der ganzen Gegend zukommt. Die Pflanzenführenden Schichten werden voh zwei Gesteinsarten gebildet, und zwar von einem im frischen, feuchten Zustande mit dem Messer leicht in dünne Platten spaltbaren weichen, braunen Brandschiefer und aus einem graubraunen ebenfalls gut spaltbaren Polierschiefer. Auf der Schnittfläche und auf mit dem Fingernagel geritzten Stellen zeigt der Brandschiefer einen starken Wachsglanz, ähnlich wie Cannelkohle. Beim Austrocknen wird derselbe zäh und. lässt sich weniger gut spalten als im frischen Zustande. Sowohl der Brandschiefer als auch der Polierschiefer führen Pflanzenreste;; doch ist ersteres Gestein reicher an denselben. Obwohl die Schichten sehr zerbröckelt sind, so lässt sich doch ihre Fallrichtung beobachten. Dieselben streichen von NON nach WSW, und sind unter einem Winkel von ungefähr 25° gegen NNW geneigt. Auf diese Schichtenstellung dürfte auch der Umstand zurückzuführen sein, dass der Waldbestand gegen den Czer- singer Bach zu langsam rutscht.!) In den Spalten des Brandschiefers findet man reichlich Gyps, theils in kleinen Kryställchen, theils auch mehlig und derb. Von der wohl ziemlich artenreichen Flora, die hier begraben ist, habe ich bis jetzt folgende Species mit schon aus anderen Floren bekannten identificiren können. Libocedrus salicornioides Endl. sp. Detula prisca Ettingsh. Carpinus pyramidalis Gaudin. Ulmus Bronni Unger. Blätter und Frucht. Alnus castaneaefolia Unger. Acer trilobatum A. Braun. Blätter und Flügelfrucht. Acer cerenatifolium Ettingsh. Planera Ungeri Ett. Blätter und Zweigbruchstück mit Blättern. !) Nach Aussage des Kundraditzer Forstadjunkten. 360 Verhandlungen. Nr. 16 Oinnamomum polymorphum A. Braun sp. ef. Fieus asarifolia Ettingsh. Carya bilinica Ettingsh. cf. Acacia coriacea Ettingsh. Ausserdem noch eine Dalbergia, dann Qwuercus sp. Phragmites u. a., was ich nicht näher bestimmen konnte. Am häufigsten von diesen Resten fand ich Cinnamomum sp., dann Reste von Ahorn, Birken, Buchen und Ulmenarten. Ausserdem finden sich unter dem von mir gesammelten Materiale 2 Stück mit Knochenresten wahrscheinlich vom Frosch, so dass man vielleicht bei Sammlung grösserer Mengen des Materials auch inter- essante Thierreste finden dürfte. Das Alter der Schichten bestimmt sich nach den Pflanzenresten als miocän. 1: Aluminit von Mühlhausen bei Kralup. Gelegentlich eines Ausfluges nach Mühlhausen und Kralup fand ich, bei der Untersuchung der dort anstehenden, durch ihre eigen- thümlichen Verwitterungsformen und das öftere Auftreten von Kohlen- schmitzen, sehr interessanten Quadersandsteinpartie, in einem Stollen oberhalb des ersten Tunnels der Staatsbahn ein weisses nierenför- miges Mineral, welches ich als Aluminit bestimmte. Die durch Herrn Conrad John im Laboratorium der k. k. geo- logischen Reichsanstalt ausgeführte chemische Analyse erwies meine Bestimmung als richtig und ergab folgende Resultate: TRonerder 0.20.84 DE | Schwefelsäure. .. 23:15. . ... .23:23 nach der Formel, Wasser... 2.7.2.2, 47501... 400 .%.00417:01 | welches Resultat ziemlich genau der Formel des Aluminites Al, 0; SO; + 9H, 0= A, 0,.3SO 2 (AL, 0:03 H, 0) } + 21H, O entspricht. Ausserdem fand ich an diesen Quadersandsteinfelsen besonders reichlich in der Nähe von Lobet in den von kleinen Kohlenschmitzen und thonigen undeutliche Pflanzenreste führenden Schichten unter- brochenen, grobkörnigen Partien desselben reichliche Ausblühungen eines Salzes, wahrscheinlich von Alaun, dessen technische Gewinnung sich vielleicht rentiren würde, da der Sandstein ziemlich reich an demselben zu sein scheint. Vorträge. J. v. Schroeckinger. Ein falsches Meteoreisen. In dem Programme der Communal-Oberrealschule in Elbogen für das Schuljahr 1877/78 erklärt der dortige Professor Herr Adolf Nr. 16 Bericht vom 19. Nov. J. v. Schroeckinger. 361 Pöllner eine im Juli 1877 im Ziegenrücken- Walde bei EI- bogen gefundene ca. 3 Kg. schwere Eisenmasse für meteorischen Ur- sprungs. Diese Fisenmasse zeigt an der Oberfläche eine der Rinde mete- orischer Eisen sehr ähnliche Kruste, hat ein specifisches Gewicht von 6'325, grauen Strich, stahlgraue Bruchfläche, eine Härte von 5°5, und wird, ohne selbst magnetisch zu sein, vom Magnete stark angezogen. Die von Herrn Pöllner ausgeführte chemische Analyse ergab: Graphit »- - - VL, Fe (in heisser HC unlöslich) ... .0:865°% Sn. “ale n,7 14969), Fe (in Den Hol löslich) 02.94.8780], 99-952°/, Von Ni und Co zeigt sich keine Spur, was jedoch Herrn Prof. Pöllner in der Behauptung, dass die Masse Meteoreisen sei, nicht beirrte, weil nach seiner Ansicht der Gehalt an Ni in den bisher bekannten Meteoreisen ein sehr schwankender ist und bis 0'23°/, (Hommoney Creck) sinkt, es also gar nicht unmöglich sei, dass es auch Meteoreisen ohne allem Halt an Ni gebe. Diese Eisenmasse ging in den Besitz des Herrn Rudolf Ritter von Haidinger über, welcher mir dieselbe im Frühjahre 1878, jedoch ohne der Mittheilung, dass bereits eine Untersuchung stattgefunden, freundlichst überliess. Ich fand nun das Ansehen und die physikalischen Eigenschaften ganz conform mit der erst im Juli 1878 erschienenen Publication Herrn Pöllner’s. Eine qualitative Analyse, welche Herr Bergrath Patera vorzu- nehmen die Güte hatte, zeigte ebenfalls keine Spur von Ni und Co, und ich verzichtete auf eine quantitative Analyse, als mir die polirte Schnittfläche der Masse die Structur von Eisendamast zeigte. Dieses Verhalten wird von Herrn Pöllner ebenfalls, jedoch mit der Abweichung aufgeführt, dass er die damascirten Figuren erst erhalten habe, als er die polirte Schnittfläche mit H Cl ätzte, während bei mir diese Structur sogleich nach dem Poliren hervortrat und nach der Aetzung verschwand, weil die Fläche sich oxydirte. Es ist sonach diese Masse nach meiner Ansicht nur eine soge- nannte Eisensau, worauf auch der grosse Gehalt an Graphit und Zinn deutet, welch’ letzteres im böhmischen Erzgebirge so häufig vor- kömmt. Carl von Hauer. Die Ofner Bitterquellen. Schon seit geraumer Zeit kennt man in der Ebene des Lägy- mänyos, etwa eine halbe Stunde von Ofen entfernt, das Vorkommen von an Bittersalz und Glaubersalz ungemein reichen Wässern. An keinem Punkte besitzen diese Wässer eine Steigkraft um über das Niveau der Ebene empordringend zu einem Abflusse zu gelangen. 362 Verhandlungen. Nr. 16 Die meisten der zur Zeit hier vorhandenen Brunnen sind durch künstliche Grabung entstanden. Sechs derselben, ausgezeichnet durch reichliche Ansammlung von Bitterwasser, und zum Theil durch besonders hohen Mineral- gehalt, sind im Besitze der im Mineralwasserfache berühmten Firma Mattoni & Wille. Das Wasser dieser Brunnen bildete speciell den Gegenstand der im Nachstehenden angeführten Untersuchung. Bemerkenswerth ist zunächst dass, wiewohl die Aufgrabungs- punkte sämmtlich innerhalb eines Rayons von sehr geringer Aus- dehnung liegen, die sich ansammelnden Wässer in den einzelnen Brunnen wenn auch nicht qualitativ, so doch quantitativ eine sehr beträchtliche Verschiedenheit zeigen. Ausserdem varürt auch quantitativ der Gehalt des Wassers in den einzelnen Brunnen in verschiedenen Jahreszeiten in nicht uner- heblicher Weise. Seit geraumer Zeit werden von Seite der Localverwaltung perio- dische Bestimmungen des specifischen Gewichtes der Wässer ausge- führt zu dem praktischen Zwecke, um dieselben in Zeiten, wo sie reichhaltig sind, in Füllung zu bringen. Etwas gesetzmässiges hat sich aber hiebei bezüglich der Variationen im Gehalte der Wässer nicht ergeben. Im Allgemeinen wird dagegen durch diese Beobach- tungen die schon mehrfach von mir hervorgehobene Thatsache be- stätigt, dass stagnirende Mineralwässer weit grösseren Schwankungen in der Zusammensetzung unterworfen sind, als solche welche hin- längliche Steigkraft besitzen, um einen continuirlichen Abfluss zu bilden. Durch Bestimmung des specifischen Gewichtes ist ferner consta- tirt worden, dass wenn den Brunnen durch Auspumpen ein beträcht- liches Wasserquantum entzogen wird, das nachströmende Wasser sich meist reicher im Mineralgehalte erweist, als das früher einige Zeit stagnirend gebliebene. Im Nachstehenden ist das Ergebniss der Analyse von der im Mineralgehalte reichsten, der „Stefansquelle“ I., und der im Gehalte ärmsten, der „Hildegardequelle“ II., angeführt. Gehalt in je einem Liter in Grammen: T; H: Magniumsulphat . . . . . 18:396 5'299 Natriumsulphat u „N ur. 14.596 8:347 Caletumsulphat. ms Fat 0722 1'812 Natriumehlerid we sera 2.656 1:123 Natriumearbonat . . 2.2. 1'233 2.774 Caleiumbicarbonat . . . . _ 0'450 Magniumbicarbonat . F = 0'295 Kieselsäure ir. u. m 0:021 0014 Summa . . 43°624 20'114 Spec. Gew. des Wassers . . 10348 1:0160 Die Gesammtmenge der Kohlensäure überwiegt um einiges die Menge der ganz und halb gebundenen Kohlensäuren. a Nr. 16 Bericht vom 19. Nov. C. v. Hauer. 363 Die Temperatur der Wässer beträgt + 9 — 10°R. Bezüglich des Wasserreichthumes der Brunnen ist durch den Versuch an einem derselben (der sogenannten „Deäkquelle*) erprobt worden, dass täglich 60—70 Eimer aus demselben durch eine Saug- pumpe genommen werden können, soviel beträgt demnach die tägliche Nachströmung. e Fernere Details bezüglich der Zusammensetzung des Wassers der übrigen Brunnen anzuführen, bietet kein besonderes wissenschaft- liches Interesse. Es genügt anzuführen, dass sie dieselben, sie als Bitterwässer charakterisirenden, Bestandtheile enthalten, sowie dass das Gesammt- quantum der letzteren in den Wässern der einzelnen Brunnen inner- halb der durch die obigen Analysen gegebenen Grenzen liegt. Das Hauptinteresse bei diesem Mineralwasservorkommen würde sich an die Beantwortung der Frage knüpfen, aus welchen Schichten der beträchtliche Gehalt an Sulphaten und Natriumchlorid in diesen Wässern stammt. Der Menge und Qualität der in ihnen aufgelösten Bestandtheile nach müsste man aufeinen Contact derselben mit einem von sehr durch Sulphate verunreinigten Salzvorkommen schliessen, wie es an manchen Orten als Begleiter des Steinsalzthones auftritt. Die aus den das Ischler Salzgebirge begleitenden Schichten ent- springenden Quellen haben z. B. qualitativ eine ähnliche Zusammen- setzung, nur quantitativ überwiegt bei weitem dort der Natriumchlo- ridgehalt. Allein die geologischen Verhältnisse der näheren und ferneren Umgebung ergeben keinen directen Nachweis für das Vorhandensein von mit diesen leicht löslichen Salzen imprägnirten Schichten. Herr Bergrath C. M. Paul, der das Terrain kürzlich besich- tigte, ist vielmehr wie er mir freundlichst mittheilte, der Ansicht, dass „die Ofner Bitterquellen, deren Aufteten, insoweit es beobachtet wurde, auf das Gebiet der Donaualluvialablagerungen, nahe an deren Rande gegen die Grenze des Kleinzeller Tegels, beschränkt zu sein . scheint, ihren Mineralgehalt dem trachytischen, aus den Weitzner und Graner Gebirgen stammenden Materiale der genannten Alluvionen ver- danken. Soweit bekannt, stimmt auch das Verbreitungsgebiet der Quellen mit dem Rayon überein, in welchem solches Material im Donaualluvium constatirt werden kann.“ Sicher ist, dass das Wasser selbst keinen tieferen Ursprung hat, sondern im Alluvialschotter sich sammelt. Hierdurch findet die früher angeführte etwas überraschende Thatsache, dass das nach dem Auspumpen nachströmende Wasser, wenn diese Operation längere Zeit nicht vorgenommen wurde, reicher im Mineralgehalte ist als das in den Brunnen stagnirende, ihre ein- fache und naturgemässe Erklärung. Im Vorstehenden wurden vorzüglich nur jene Daten angeführt, welche in wissenschaftlicher Beziehung von einigem Interesse sind. Was nun schliesslich die praktische Seite des Unteruehmens, welches die oben genannte Firma hier etablirt hat, betrifft, so ist es bekannt, dass die Ofner Bitterwässer Gegenstand eines weit verbreiteten Ex- portartikels in die fernsten Zonen aller Welttheile bilden. In letzterer 364 Verhandlungen. Nr. 16 Richtung möge nur noch angeführt werden, dass bezüglich der Fas- sung der Brunnen, der Reinhaltung derselben und der Manipulation bei der Füllung wahrhaft musterhafte Einrichtungen bestehen. Dr. E. Tietze. Die Ansichten Emanuel Kayser's über die hercynische Fauna und die Grenze zwischen Silur und Devon. Der Vortragende bespricht das neue Werk: Die Fauna der äl- testen Devonablagerungen des Harzes von Dr. Emanuel Kayser (Berlin 1878, aus den Abhandl. zur geol. Specialkarte von Preussen). Dieses in faunographischer Beziehung überaus werthvolle Werk ist auch für die österreichische Geologie von näherem Interesse, insofern gewisse Ablagerungen des Harzes als gleichaltrig hingestellt werden mit den obersten Etagen des böhmischen Silur. Weil nun jene Abla- gerungen im Harz von dem Verfasser als unterdevonisch aufgefasst werden, so gelten ihm auch die obersten Schichten des böhmischen Silur als devonisch. Der Vortragende gestand diese Gleichaltrigkeit zu, konnte aber nicht umhin gegen die Zuzählung der betreffenden Schichten zur Devonformation Bedenken zu äussern. Da die Ausfüh- rung dieser Bedenken indessen mehr Raum erheischt als in den Ver- handlungen dafür zur Verfügung gestellt werden konnte, so wird dieser Vortrag im Jahrbuch der Reichsanstalt zum Abdruck gelangen. Dr. Vincenz Hilber. Gletscherspuren zwischen Sulm und Drau in Steiermark. Das Viereck Gamlitz-Witschin-St. Johann-Klein gibt die unge- fähre Verbreitungsgrenze grosser krystallinischer Blöcke an, welche den mediterranen Hügeln der Gegend auflagern und sich besonders häufig in den engen Thalschluchten derselben finden. An mehreren Punkten ist eine Sand und Glimmer führende Lehmablagerung auf- geschlossen, in welcher Blöcke und Geschiebe verschiedener Grösse, kantig und rund, eingebettet sind. Von Sichtung und Schichtung des Materials ist keine Spur, so dass die Deutung als Gletscherschutt gerechtfertigt erscheint. Auch die Thatsache, dass die Blöcke am Grunde der Thäler (z. Th. in der Lehmablagerung) vorkommen und aufwärts die verschiedensten Niveaus bis zur Spitze des 635 Meter Meereshöhe erreichenden Kreuzberges innehalten, dürfte die Ansicht unterstützen, dieselben seien als Sedimente eines mächtigen Gletschers zu betrachten. Von getritzten Geschieben ist nur eines betont worden, welches Herr Prof. Hoernes am Ottenberge auffand (Verh. 1877, S. 201). Die Blöcke sind meist gerundet, selten eckig. Sie be- stehen aus plattigem oder schieferigem, zuweilen sehr glimmerreichem Gneiss, pegmatitartigem Turmalingneiss (auch mit Granaten), weissem Granat führendem Gneiss, Hornblendeschiefer und anderen Felsarten, wie sie ganz ident den krystallinischen Gebirgszug der Landsberg- Schwanberger Alpen (mit der höchsten Erhebung von 2136 Metern in der Koralpe) ausmachen. Erratische Geschiebe von Krinoidenkalk und grosse plattige Trümmer von treppenartig gefälteltem Thonschiefer Nr. 16 Bericht vom 19. Nov. Dr, V. Hilber. 365 verrathen, dass der Gletscher die Südwestausläufer des Sausalgebirges, welchem diese letzteren zwei Gesteine entstammen, passirte. Weiter gegen die Alpen ist der vormalige Weg des Eisstromes nicht durch Blöcke markirt, doch zeigen sich dieselben wieder beim Austritt des Stullmegg-Flusses und der Lassnitz zum Theil in Gletscherlehm gehüllt. Einen anderen Weg haben die gleichfalls auf dem Koralpenzuge heimischen Blöcke von theilweise enormer Grösse genommen, welche sich auf dem Nordabhange des Radelgebirges finden, auch auf seinem bis 1051 Meter ansteigenden Kamme zerstreut liegen und sogar auf dessen Südgehänge, so weit es vom Bergrücken zu überblicken war, hinabreichen. Unter den verschiedenen Gesteinen, aus welchen sie bestehen, ist ausser dem auch hier auftretenden Turmalingneiss na- mentlich Eklogit auffallend, weil derselbe in der gleichen Ausbildungs- weise auf dem Südostabfalle der Koralpe ansteht. Dass diese Blöcke gla- cialer Natur sind, geht, abgesehen davon, dass das Innere des Radel- zuges aus Glimmerschiefer und Phyllit besteht, wieder aus der auf der Südseite des Kapunerkogels aufgedeckten Lehmablagerung mit den darin liegenden Trümmern verschiedener Gesteine hervor. Während die Blöcke an dem Westflügel der windischen Büheln einem in der Eiszeit nach OSO hinabgleitenden Koralpengletscher ihre Beförderung verdanken, weis:n die Blöcke des Radels auf einen Gletscher hin, der den einstigen Firnfeldern der Koralpe nach SSO entstieg (was ausserdem durch verschleppte Blöcke im Hochgebirge selbst dargethan wird), gegen das in der Richtung seiner Bewegung befindliche Radelgebirge eindrängte, das zwischenliegende Thal mit Eis erfüllte und dann über den Radel hinabtloss in’s Thal der Drau. Literatur-Notizen. Lz. H. Credner.. Elemente der Geologie. Vierte ver- besserte Auflage. (Leipzig, W. Engelmann, 1878.) Wenn ein Lehrbuch innerhalb sechs Jahren vier Auflagen erlebt, so ist dies das sicherste Zeichen für die Brauchbarkeit desselben; ein den neuesten Standpunkt unserer Wissenschaft berücksichtigendes Lehrbuch war thatsächlich ein Bedürfniss und Credner’s Elemente der Geologie sind ein würdiges Analogon zu den „Ele- menten der Mineralogie“ von Naumann, dem berühmten Vorgänger Credner's an der Leipziger Universität. Die neueste, vierte Auflage dieses Lehrbuches, das übrigens, wie alle in Deutschland erschienenen geologischen Bücher, vorherrschend für Norddeutsche ge- schrieben ist und norddeutsche Verhältnisse berücksichtigt, hat Alles, was bis zur jüngsten Zeit an neuen Beobachtungen und neuen Theorien erschienen ist, aufge- nommen, auch sind die Literaturverzeichnisse, welche bereits in der dritten Auflage sich finden, entsprechend erweitert worden. In Bezug auf die Literaturangaben mag darauf hingewiesen werden, dass nur die neuesten und wesentlichsten Werke angegeben sind; bei der grossen Fülle von literarischen Neuigkeiten kann es natürlich auch vorkommen, dass Eines oder das Andere der Berücksichtigung entgangen ist, wie beispielsweise in dem Capitel „Steinkohlenformation“ die neuesten grossen und äusserst wichtigen phytopalaeontologischen Arbeiten Stur’s. In Bezug aber auf die Vertheilung und Anordnung des Stoffes, sowie hinsichtlich des reichen Inhaltes mit den zahlreichen und charakteristischen Abbildungen bleiben Credner’s Elemente eines der besten neueren Lehrbücher der Geologie. K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 16. Verhandlungen, 93 366 Verhandlungen. Nr. 16 D. Stur. Leo Lesquereux. Üontribution to the fossil Flora of the Western Territories II. The Tertiary Flora. Washington 1878. (Report of the United States Geological Survey of the Territories. F. V. Hayden, Volume VI.) Mit 65 Tafeln Quart. Unter den vielen colossalen, prachtvoll ausgestatteten und rasch nacheinander in Wien anlangenden Publicationen der United States Geological Survey, nimmt einen hervorragenden Platz ein der Band, dessen Titel oben vorgestellt ist. Die sehr hübsch und geschmackvoll ausgeführten Zeichnungen auf den zahl- reichen lithografirten Tafeln, die selten nur Bruchstücke, meist möglichst vollständig erhaltene Blattreste in reicher Auswahl darstellen, der sorgfältig durchgearbeitete Text dieser Publication, verrathen dem Leser, dass der Autor mit voller Kenntniss der europäischen Literatur, und mit dem Vorhaben nur Brauchbares aus dem reichen Materiale auszunützen, an die schwere Arbeit ging. Heer im V. Bande seiner Flora arctica, p. 10, die Wichtigkeit der vorlie- genden Abhandlung anerkennend, sagt: „In Nordamerika herrschte längere Zeit über die geologische Stellung der lignitführenden Ablagerungen grosse Unsicherheit, welche daher rührte,. dass man alle Lignitlager, welche über ein ungeheuer grosses Ländergebiet verbreitet sind und in Schichtencomplexen vorkommen, die viele Tausend Fuss Mächtigkeit haben, zusammenwarf und derselben Periode zutheilte. Durch die treffliche Arbeit von: Prof. L. Lesquereux über die tertiäre Flora von Amerika ist endlich Licht in dieses Dunkel gekommen. Er hat gezeigt, dass in diesen Lienitbildungen des Fluss- gebietes des Mississippi vier Gruppen zu unterscheiden sind, von denen die unterste (erste) dem Eocen, die drei anderen aber dem Miocen Europas entsprechen.“ Der Autor beschreibt aus diesen vier Gruppen der Lignitbildung 329 Arten, wovon an zweihundert der ältesten Gruppe angehören, die die weiteste Verbreitung und zugleich die grösste Mächtigkeit besitzt. Unter den beschriebenen und abgebildeten Pflanzen findet man eine erkleck- liche Zahl solcher, die der Autor mit aus europäischen und auch österreichischen Ablagerungen des Tertiär bekannt gewordenen Arten identifieirt hatte. Letztere haben in hervorragender Weise meine Wissbegierde erregt, indem diese es sind, die die Mittel an die Hand geben könnten, in den vier Gruppen der amerikanischen Lignitablagerung eine oder die andere der bei uns sicherer festgestellten Stufen unseres Tertiär zu erkennen. Ich habe daher gerade die mit ursprünglich österreichischen Namen vom Autor belegten Blattreste einer sorgfältigeren Vergleichung mit unseren Resten, deren Ori- ginalien meist in unserem Museum vorliegen, unterzogen. Die bei dieser Vergleichung erhaltenen wichtigeren Daten mögen hier gedrängt folgen. Lastraea polypodioides? Ett, (T. IV. Fig. 11—12). Die amerikanischen Reste zeigen jedenfalls einen grösseren Farn als der von Monte Promina ist. Die Zähnelung des Blattrandes ist in Fig. 12 ganz verschieden von der der dalmatinischen Pflanze, bei welcher auf jeden Primärnerv je nur ein Blattrandzahn entspricht. Die Secun- därnerven der Dalmatiner Pflanze sind deutlicher und weiter von einander entfernt. Pinus palaeostrobus Eftt. (T. VII, Fig. 25—30). Die Häringer Pflanze hat genau so schmale Blätter, wie sie dargestellt sind. Es sind das gewiss die Blätter und nicht etwa die von der Blattsubstanz befreiten Nerven der Blätter, da man an jedem den Mittelnerv deutlich sehen kann. Die amerikanischen Reste, die mehrmal breitere Blätter haben, müssten einer andern Art angehören. Smilax grandifolia U. (T. IX, Fig. 5). Unter dieser Benennung hat Unger Blattreste von verschiedener Gestalt, aus verschiedenen Stufen des Miocän verei- nigt. Hier mag nur erwähnt sein, dass der amerikanische Rest; von dem Radobojer- nn verschieden sei und besser mit den Blättern aus der Wetterau und aus Bilin stimme. ; Myrica acuminata U. (T. XVII, Fig. 1—4). Die Blätter von Mississippi sind durchwegs minder lang, wenn auch gleich breit als die von Sotzka. Myrica (Dryandra) Brongniarti Ett. (T. XVII, Fig. 15). Das amerikanische Blatt hat mit den in Häring sehr häufig vorkommenden Blättern, die sehr wohl erhalten sind, nichts gemein. Meiner Ansicht nach wäre dieser Rest besser zu Calli- coma microphylla Ett. (Bilin) zu stellen. Nr. 16 Bericht vom 19. Nov. L. Lesquereux. 367 Alnus Kefersteinii Goepp. (1. XVII, F. 6—7). Diese Art ist leider in Hin- sicht auf Blätter von unseren Phytopalaeontologen unzureichend gefasst; die ame- rikanischen Blätter scheinen am besten mit dem Blatte Unger's aus Bilin zu stimmen. Carpinus grandis U. (T. XIX, Fig. 9, T. XLIV, Fig. 8, 9, 10). Der ameri- kanische Blattrest T. XIX, Fig. 9, ist ganz zweifelhaft, weil unvollständig erhalten ; die anderen, T. XLIV, Fig. 8, 9, 10, abgebildeten liessen sich besser vielleicht für Carpinus pyramidalis G. halten. (Siehe Goeppert, Fl. v. Schossnitz in Schle- sien T. XIII.) Fagus Feroniae U. (T. XIX, Fig. 1, 2, 5). Die Abbildungen der amerikani- schen Reste stimmen allerdings einigermassen mit der in der Flora von Bilin, Tafel XVI. Fig. 1, gegebenen; diese ist jedoch ganz verschieden von den in derselben Flora. T. XV, Fig. 14, 15 und 19 abgebildeten Blättern, welche mit den von Unger für Fagus Feroniae erklärten, zusammen fallen. Die amerikanischen Blätter sind daher nicht mit den Namen F\ Feroniae U. zu belegen. Quercus sclerophylla U. (T. XXI, Fig. 5). Der hieher bezogene amerikanische Blattrest zeigt einen völlig verschiedenen Umriss von den Parschluger Blättern, deren grösste Breite nie unterhalb der Mitte des Blattes auftritt. Quercus Drymeja U. (T. XIX. Fig. 14), ein zu unvollständiger Blattrest, um bestimmt mit den zahlreichen Blättern von Sotzka für ident erklärt werden zu können, umsomehr als dessen Fundort in die jüngste amerikanische, lignitische Gruppe fällt, während Sotzka die Basis des Miocän bildet. Planera Ungeri Ett. und Planera longifolia Lx. (T. XXVI, Fig. 4, 5, 6, 7). Wenn ich die gegebenen Abbildungen der Vorkommnisse dieser Pflanze in der ame- rikanischen Lignitablagerung, mit unseren Funden und deren Abbildungen, insbe- sondere mit den vielen Figuren in v. Ettingshausen Flora von Wien (T. II. Fig. 5—8) und in Koväts fossile Flora von Erdöbenye (T. V, Fig. 1—12) vergleiche, kann mir kein Zweifel darüber übrig bleiben, dass die Reste der Planera diesseits und jenseits des Oceans ident seien. Der Autor hat es versucht, die ihm vorgelegenen Blätter in zwei Arten zu trennen. Die in der Flora von Wien gegebenen Abbildungen liessen sich sehr leicht in drei Formenreihen gruppiren, eine vierte könnten die Blätter von Erdöbenye dar- stellen. So wie die Sache heute vorliegt, stimmen die Figuren 4, 5, 6 aus Amerika besser zu dem, was wir heute Planera Ungeri Ett. nennen, während die Fig. 7 mehr abweicht. Bei uns haben wir die Blätter der Planera Ungeri in den Ablagerungen von der jüngeren Mediterranstufe bis in die sarmatische Stufe (Bilin, Parschlag, Erdöbenye, Tällya) gesammelt. Die Angaben der Funde aus älteren Ablagerungen sind unrichtig; woraus wohl gefolgert werden muss, dass die jüngste Stufe der amerikanischen Lignitablagerung beiläufig in die Ablagerungszeit der genannten Stufen unseres Neogen falle. Ficus Jyn® U. (T. XXVII, Fig. 6). Das Blatt aus Amerika hat keine Aehn- lichkeit mit dem Blatte von Sotzka, das Unger ursprünglich so benannt hat; es fehlt der charakteristische Umriss und der lange Stiel, was wohl auch von den später zu Ficus Jyn& U. bei uns gezogenen Blättern gilt. Fieus dalmatica Ett. (T. XLIII, Fig. 3--5). Die Fig. 4 stimmt in der That sehr mit der Abbildung des von M. Promina gefundenen Restes, jedenfalls besser als mit der Stereulia laurina Ett. von Sotzka, deren Blatt etwas schmäler, sonst aber sehr ähnlich ist. Auch der Fig. 3 abgebildete amerikanische Rest dürfte dazu ge- hören, während Fig. 5 sehr abweicht. Ficus tiliaefolia A. Br. (T. XXX, Fig. 123, T. XLIII, Fig. 8) und Dom- beyopsis grandifolia U. (T. XLVIL, Fig. 6). Blätter von der unter den vorgestellten Namen gemeinten Gestalt, die wir nach Heer zu vereinigen gewohnt sind, die Lesquereux hier wieder zutrennen versucht, erscheinen in unseren Ablagerungen von den Sotzka-Schichten aufwärts bis zu den jüngsten Lignit-Ablagerungen des Wiener Beckens (Zillingsdorf und Neufeld) und eignen sich so lange zu Niveaufest- stellungen nicht, bis wir sie nach den verschiedenen Horizonten, in welchen sie auf- treten, zu unterscheiden gelernt haben. Ficus asarifolia Ett. (LXI. Fig. 18—21). Die Biliner Blätter sind grösser und ihre Primärnerven stärker, auch der Umriss ist mehr rundlich, in welchem der Medianus den längeren Durchmesser darstellt, während bei den amerikanischen Blättern der Medianus den kürzeren Durchmesser des fast nierenfürmigen Umrisses repräsentirt. Fox 99° 368 Verhandlungen. Nr. 16 Laurus primigenia U. (T. XXXVI, Fig. 5, 6, 8). Die zu diesem Namen gezo- genen amerikanischen Blätter haben gar keine Aehnlichkeit mit den Sotzka-Blät- tern, die Unger vorgelegen waren. Sie sind kleiner, ihre Seitennerven sind viel kürzer und gehen unter viel grösserem Winkel an den Blattrand. Cinnamomum lanceolatum U. (T. XXXVI, Fig. 12). Dem amerikanischen Reste fehlen die wichtigsten Theile, die beiden Endspitzen des Blattes, ohne wel- chen eine Identifieirung mit den Sotzka-Blättern unmöglich ist. Dieser Rest kann mit eben so viel Recht zu C affine gestellt werden, das seinerseits sehr gut zu den Blättern passen dürfte, die von M. Promina zu €. polymorphum gestellt wurden. Diospyros Wodani U. (T. LIX, Fig. 13). Ob der amerikanische Rest, an dem deutlich sechs Kelchzipfel erhalten sind, mit dem Reste von Radoboj, von dem Unger sagt: calice quinguefido, wirklich ident ist oder nicht, kann ich nicht ent- scheiden, da die beiden Originalien in unserer Sammlung nicht vorhanden?sind. Callicoma mierophylla Ett. (T. XLIIL, Fig. 2, 3, 4). Die Biliner Blätter sind durchwegs schmäler, als die aus Amerika und ist darin eine leicht fassbare Ver- schiedenheit ausgedrückt, die um so beachtenswerther ist, als T. XVII, Fig. 15, unter dem Namen Myrica Brongniarti ein Rest abgebildet ist, der nach der Zeich- nung näher steht zu Callicoma mierophylla Bit. Berchemia multinervis A. Br. sp. (T. LII, Fig. 9, 10). Dieses Blatt hat der Autor vorerst Berchemia parvifolia genannt, und es ist Schade, dass er von dieser ersten Ansicht abging. Wenn man das Blatt, das Unger aus den Sotzka-Schichten von Arnfels beschrieb, mit den aus jüngeren Schichten von Bilin gleichbenannten vergleicht, so sieht man eine grosse Verschiedenheit in beiden, so dass die Hoff- nung, die Berchemien-Blätter aus den verschiedenalten Ablagerungen unterscheiden zu können, berechtigt erscheint. Die amerikanischen Blätter sind kleiner, haben we- niger eng gestellte Nerven und einen ovalen, beidendig etwas zugespitzten Umriss, der sie vor anderen bekannten auszeichnet. Eucalyptus heringiana Ett. (T. 59, Fig. 10). Die Nervation der Phyllodien von Häring, wo sie sichtbar ist, zeigt stets beiläufig die angegebene mässige Steil- heit der in Folge davon kurzen Seitennerven, während die amerikanischen sehr steil aufsteigende, daher sehr lange Nerven besitzen. . Hienach wären somit nur folgende acht Arten der amerikanischen Lignitabla- gerung als ident mit solchen aus unseren sicherer horizontirten Stufen gemeinsam: 1. Smilax grandifolia Unger in Amerika in der I. und III. Gruppe; bei uns in Bilin, 2. Alnus Kefersteinii Gepp. in Amerika in II. Gruppe; Bilin. 3. Carpinus pyramidalis G. in Amerika in IV. Gruppe; jüngere Mediterran- Stufe: Szwoszowiee, Schossnitz; sarınatische Stufe: 'Tallya, Mo&är, Breitensee, Hernals. 4. Planeri Ungeri Ett. in Amerika in IV. Gruppe; jüngere Mediterran-Stufe: Biliv, Parschlug, Schlossnitz, Szwoszowitze; sarmatische Stufe: Tallya, Erdöbenye, Gossendorf. 2 5. Fieus dalmatica Ett. in Amerika I. Gruppe; Monte Promina in Dalmatien. 6. Fieus tiliefolia A. Br. in Amerika, I., II, III. Gruppe: bei uns durch alle Stufen. 7. Cinnamomum affine Lx. in Amerika, I. Gruppe; M. Promina. 8. Callicoma microphylla Ett. in Amerika III. Gruppe; bei uns in Bilin. Wenn ich daher die zuverlässigsten von diesen Daten hervorhebe, so zeigt die I. amerikanische Gruppe zwei Arten mit Monte Promina und die IV. amerika- nische Gruppe drei Arten mit der jüngeren Mediterran-Stufe und der sarmatischen Stufe gemein, woraus für uns so ziemlich die Orientirung gegeben ist, dass die amerikanische Lignitablagerung eirca mit M. Promina begonnen und bis in den An- fang der sarmatischen Stufe gedauert haben mag. D. Stur. ©. Heer. Flora fossilis arctica (die fossile Flora der Folarländer). Bd. V. 1878. Zürich. Mit 45 Tafeln. Seit dem 5. Febr. 1877, an welchem Tage der IV. Band der Flora fossilis aretica in Wien eingetroffen war, sind kaum 1!/, Jahre vergangen, und schon liegt heute der V. Band derselben Flora in Wien vor mir. Dieser ansehnliche Band enthält vier besondere Abtheilungen und behandelt der gefeierte Autor in denselben Folgendes: r 2 a Nr. 16 Bericht von 19. Nov. O. Heer. 369 I. Die miocäne Flora des Grinnell-Landes. II. Beiträge zur fossilen Flora Sibiriens und des Amurlandes. III. Miocäne Pflanzen von Sachalin. IV. Fossile Pflanzen von Novaja Semlja. Das Materiale zur ersten Abhandlung haben: Capitän H. W. Feilden und Dr. E. Moos gesammelt, in der Nähe des Cap Murchison, des Grinnell-Landes, in einem Thale, welches durch eine Hügelkette getrennt ist, vom Discovery-Hafen. Erst zwei Tage bevor die beiden Schiffe der unter Sir G. S. Nares Leitung ste- henden Nordpolexpedition diese Gegend verlassen sollten, hatte Feilden diese Localität, mit einem bis 30 Fuss mächtigen Braunkohlenflötze, und dasselbe beglei- tenden pflanzenführenden Schiefern entdeckt. Das eine Schiff „Diseovery“ war ein volles Jahr ganz in der Nähe, und hätte aus dieser Schlucht sowohl ein treffliches Brennmaterial, als auch eine für die wissenschaftliche Erforschung des hohen Nordens unschätzbare Sammlung holen können, wenn die Entdeckung früher gelungen wäre, Trotz der kurzen Sammelzeit, enthält das Materiale 30 Arten miocäner Pflanzen, deren jede den Autor zu sehr interessanten Erörterungen veranlasst hat. Sehr anziehend ist der Vergleich dieser miocänen Flora mit der heutigen Vegetation, die an gleicher Stelle des Grinnell-Landes jetzt lebt, und aus 59 Arten besteht. Mit Ausnahme der zwergartigen Weide sind alle die übrigen Arten kleine Alpenkräuter, während die miocänen Pflanzen des Grinnell-Landes grossentheils Sträucher und Bäume gebildet haben. Die zweite Abhandlung ist in den Memoires de l’Academie imp. des sciences des St. Petersbourg VII. Serie, Bd. XXV. Nr. 6 erschienen und enthält folgende sechs Abtheilungen. 1. Nachträge zur Jura-Flora des Gouvernements Irkutsk. 2. Jura-Pflanzen aus der arctischen Zone Sibiriens. 3. Fossile Pflanzen von Atyrkan. 4. Tertiäre Pflanzen vom Tschirimyi-Felsen. 5. Miocäne Pflanzen aus Südwest-Sibirien. 6. Tertiäre Pflanzen aus dem Amurlande und der Mandschurei. Die dritte Abhandlung in denselben Memoires Nr. 7 erschienen, handelt über die miocäne Flora der Insel Sachalin. Beim Durchblättern der 15 Tafeln, auf welchen die Flora von Sachalin abge- bildet ist, frappirt die Taf. II den Beschauer am meisten. Auf derselben sind zwei Nilsonien, N. serotina und N. pyginaea, und eine Salisburia, Ginko adiantoides ab- gebildet, die beide an sibirische jurassische und an europäische rhäthische Pflanzen sehr lebhaft erinnern. Auf dem im Fig. 1 abgebildeten Schieferstücke liegt eine dieser Nilsonien, neben Populus aretica und beweist dieses Beisammenvorkommen, dass man es hier in der That nicht mit rhätischer oder jurassischer, sondern mit einer tertiären Flora zu thun hat. Die vierte Abhandlung über fossile Pflanzen von Novaja Semlja stelit eine formenarme Flora, die durch die Gleichförmigkeit der Reste auffällt, dar. Es sind das Cordaites-artige Blätter in unvollständigen Bruchstücken erhalten, nach welchen es dem Autor gelang, die betreffende Ablagerung dem Carbon in weitestem Sinne einzureihen, A. B. Ernest Vanden Broeck: Esquisse göologique et pal&ontologique des depöts pliocenes des environs d’An- vers, Bruxelles 1876—1878. 296 S. Nachdem bereits früher (vergl. Ref. in Verhandl. 1873 p. 202) von H. Miller und E. Vanden Broeck die lebende Foraminiferenfauna der belgischen Küste geschil- dert worden war, wenden sich die Verfasser nunmehr den mikroskopischen Thier- resten des Crags von Antwerpen zu. Die bisher vorliegenden beiden Hefte dieser Studien enthalten aus der Feder Vanden Broeck’s eine sehr eingehende Darstellung der stratigraphischen Verhältnisse der Antwerpener Cragablagerungen, welche Dar- stellung durch den Reichthum der in derselben gegebenen Daten in jeder Beziehung weit über den Rahmen einer „Skizze“ hinausreicht. Die von Vanden Broeck angenommene Gliederung dieser Ablagerungen stellt sich folgendermassen dar: 370 Verhandlungen. Nr. 16 Untere Etage = Systeme diestin = Crag noir = Untere Sande von Antwerpen. CGraggris=Mittlere Sande Obere Etage = Systeme sealdisien = | Crae a ee Sande von Antwerpen. Die bisher gebräuchliche Hauptscheidung in ein Systeme diestien und ein Systeme scaldisien würde ausdrücken, dass die beiden Gruppen der oberen und mitt- leren Sande untereinander enger verbunden sind, als die mittleren mit den unteren. Das ist aber nach den Untersuchungen Vanden Broeck’s durchaus falsch, da im Gegentheile zwischen den beiden oberen Gliedern eine viel schärfere Scheidelinie liegt, als zwischen den beiden unteren, Deshalb verwirft der Autor die alte Einthei- lung ganz und schlägt als Ersatz ganz einfach eine Unterabtheilung der Gesammt- ablagerungen in untere, mittlere und obere Sande vor. Die unteren Sande werden wieder in drei nahezu gleichaltrige „Zonen“ ge- schieden, in die: 1. Schichten der Panopaea Menardi mit der Fauna von Edeghem. 2. Schichten des Peetunculum pilosus, sonst auch schwarze oder Glauconit- sande genannt, 3. Schiehten der „Grünsande“ oder besser „sables graveleux“, zu denen auch die eisenschüssigen Sande von Diest (Bolderberg) gezählt werden. Die Unterlage der tiefsten Plioeänschichten sind die oligocänen Thone von Boom, deren Septarien häufig von Pholaden angebohrt erscheinen, welcher Umstand sowie eine allgemeine Abwaschung des Thones selbst als voller Beweis für eine während der Miocänzeit stattgefundenen Unterbrechung in der Ablagerung selten kann. Die Fauna der Schichten mit Panopaea Menardi ist vorwiegend eine Molluskenfauna; nur wenig Ciripedien und Korallen sind aus ihr bekannt; häufig dagegen sind Foraminiferen. Die Sande mit Peetumeulus pilosus stellen nach Vanden Broeck eine mit den Panopaeensanden nahezu altersgleiche Ablagerung von mehr littoralem Charakter dar; der Beginn der Ablagerung der Panopaeensande reicht indessen doch etwas weiter zurück (Fauna von Edeghem), alsjener der Pectuneulus-Schichten. Diese besitzen eine Fauna, in welcher Lamellibranchier gegenüber den Gastropoden überwiegen; auch in ihnen treten mit Ausnahme der Foraminiferen alle übrigen niederen Thierklassen sehr zurück, zahlreich dagegen sind in ihnen die Reste von Delphiniden und /iphiiden, während mit wenigen Ausnahmen echte Cetaceen nur in den mittleren Sanden gefunden worden sind. Auch Chelonier, Fische und Vögel kennt man aus den Pectunculus-Schichten. Die Sande von Diest sind wiederum als eine der gesammten Masse des unteren Niveaus entsprechende dritte Facies von noch ausgesprochenerem littoralem Charakter zu betrachten. Die sogenannten „grünen Sande“ dagegen repräsentiren kein bestimmtes Niveau, sondern stellen durch nachträgliche Infiltration hervorge- rufene Abänderungen der ursprünglichen Sedimente dar, welche Abänderungen mehr oder weniger tief in die Nähe der unteren Schichtgruppe hinabreichen. Der Name „grüneSande“ muss daher als Niveaubezeichnung gestrichen werden. Doch verbreiten sich littorale Bildungen von der Facies der Diest-Sande — sables graveleux — zum Schlusse der Ablagerung der unteren Schichtgruppe über das ganze Becken. Der auf Grundlage der mit äusserster Sorgfalt angefertigten Petrefaktenlisten durchgeführten Vergleiche mit dem englischen Crag und den recenten Vorkommnissen sei entnommen, dass die Percentzahl der aus der Fauna der unteren Antwerpener Sande gegenwärtig noch lebenden Arten im Mittel 47 beträgt. Zu der Darstellung der Verhältnisse der mittleren Sande übergehend, hebt der Verfasser hervor, dass die Unterabtheilung des Dumont’schen Systeme scaldisien nach der Färbung der Ablagerung in einen grauen und einen rothen Craq ein schwerer Missgriff gewesen sei, der dazu führte, dass man beide Stufen fortwährend verwechselte, indem man sich nur an die durchaus nicht beständige Farbe hielt, woraus sich schliesslich Fossillisten ergaben, die für beide Stufen nahezu identisch waren. Die bisher über die Vorkommnisse des Scealdisien von Antwerpen publieirten Fossilverzeichnisse sind daher nach Vanden Broeck nahezu völlig werthlos. Aus seinen neueren Untersuchungen dagegen geht mit grosser Schärfe hervor, dass die Nr. 16 Bericht vom 19. Nov. E. Vanden Broeck. >71 beiden oberen Horizonte des Antwerpener Crags sehr erhebliche Verschiedenheiten zeigen, die sogar so weit gehen, dass Vanden Broeck für den Fall, als man die beiden Namen „Diestien“ und „Scaldisien“ beibehalten wollte, die mittleren Sande dem unteren Systeme zuzuzählen geneigt ist. Die mittleren Sande beginnen mit einer Art von Uebergangsschichten, die besonders durch das Vorkommen der Cardita senilis, einer Form des englischen Corallin-Crags, ausgezeichnet ist. Darüber folgt, enge verbunden, die Zone der Sande mit Isocardia cor, von deren Molluskenfauna sich 60°/, schon in den unteren Sanden, 70°, noch in den heutigen Meeren finden. Neben den Schichten des Isocardiacor erscheinen als gleichaltrige Faciesgebilde die Bryozoensande, das Hauptlager der Terebratula grandis, mit ihrem ausserordentlichem Reichthume an Resten echter Cetaceen, Phociden und Fischen. Die Oberfläche der mittleren Sande ist einer weitgehenden Abwaschung, von einer Verschwemmung der Conchy- lien begleitet, ausgesetzt gewesen, ehe sich die oberste Abtheilung des Antwerpener Crags darüber ablagerte. Die Hauptmasse der oberen Antwerpener Sande ist auch unter dem Namen der Sande des Trophon antigquum eingeführt worden. Von der Mollus- kenfauna dieser jüngsten Schichten finden sich 27°/, schon in den unteren, 37°, in den mittleren Sanden, während 74°/, noch heute leben. Die Fauna der oberen Sande hat einen nördlicheren Charakter als jene der beiden vorhergehenden Stufen. Die oberen Sande entsprechen nach Vanden Broeck nicht der Gesammtmasse des englischen Red-Crags, sondern nur den tieferen Horizonten desselben. Der Uebersicht der Hauptresultate sei noch entnommen, dass die Anordnung der Ablagerungen des Antwerpener Craqs eine derartige ist, dass die ältesten Sedi- mente im Osten des Beckens liegen und gegen Westen desselben sich immer jüngere und jüngere darüberlagern. Diese Vertheilung zeigt nach Vanden Broeck, dass die Ablagerung von einer langsam von Osten gegen Westen und Nordwesten vorschrei- tenden Senkung begleitet war, und dass die ältesten Schichten bereits wie der trocken gelegt zu werden begannen, während die Sedimentirung der jüngeren noc h andauerte, Ein ganz besonderer Nachdruck wird vom Verfasser auf die eigenthümlichen secun- dären Umwandlungen gelegt, durch welche insbesondere die ehemals als /eigenes Niveau betrachteten „sables verts“ ihre jetzige Beschaffenheit erhielten. Eingehende Vergleichungen mit den Parallelbildungen des übrigen Europa, zahlreiche am Schlusse der Arbeit beigefügte Nachträge und Berichtigungen erhöhen die Genauigkeit der in diesem inhaltsreichen Werke enthaltenen Angaben und eine topographische Karte der Umgebung von Antwerpen erleichtert wesentlich die Orientirung. G. A. Zwanziger. Beiträge zur Miocänflora von Liescha. (Aus dem Jahrbuche des naturhist. Landes-Museums von Kärnten, XII. Heft. Klagenfurt 1878.) Mit 23 Tafeln. Das naturhistorische Landesmuseum von Kärnten hat sich ein grosses Verdienst um die Kenntniss der fossilen Flora von Prevali erworben, indem es den Autor vor- liegender Abhandlung in das Braunkohlenwerk von Liescha mit dem Auftrage gesendet hat, die daselbst vorkommenden Pflanzenreste aufzusammeln. In Folge dieser Sendung konnte der Autor 36 Arten fossiler Pflanzen, als dieser Flora angehörig nachweisen. Ueber die vorliegende Arbeit äussert sich Prof. Heer, der sämmtliche Zeichnungen und den Text durchgesehen hatte, folgend: „Ungers kleine Abhandlung über Prevali liess an dieser Stelle eine interessante Flora vermuthen, welche nun hier in einem viel deutlicheren und vollständigen Bilde entgegentritt, daher die Veröffentlichung dieser Arbeit die Kenntniss der Ter- tiärflora bereichern und zu neuen Forschungen in dieser Landesgegend aufmuntern wird.“ Dieser Aeusserung des berühmten Forschers zu Folge, können wir uns nur freuen über das Gelingen der lobenswerthen Bemühungen und Bestrebungen des naturhistorischen Landes-Museums von Kärnten. 312 Verhandlungen. Nr. 16 Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separatabdrücke. Eingelangt vom |. Juli bis Ende September 1878. D’Achiardi Ant. Coralli eocenici del Friuli. Pisa 1875. (6327. 8.) Angelin N. P. Iconographia erinoideorum in stratis sueciae silurieis Fossi- lium. Holmiae 1878. (120. 2.) Bittner Alex. Dr. Die Brachyuren des vicentinischen Tertiärgebirges. Wien 1875. (2161. 4.) Brauns D. Dr. Die technische Geologie in Anwendung auf Technik, Gewerbe und Landbau. Halle 1878. (6360. 8.) Duvalque @. Sur l’allure des couches du terrain cambrien de l’Ardenne, etc. (6319. 8.) Dybowsky W. Die Chaeteliden der ostbaldischen Silur-Formation. Dorpat 1878. (6298. 8.) Ferussae Br. de. Bulletin general et universel des annonces et des nou- velles seientifiques. Tome I—IV. Paris 1823. (6309. 8.) — — Bulletin des sciences mathematiques, astronomiques, physiques et chi- miques. Tome I—VIl. Paris 1824—1827. (6310. 8.) — — Bulletin des sciences medicales. Tome I—XI. Paris 1824—1827. (6311. 8.) — — Bulletin des sciences historiques, antiquites philologie. Tome I—-VII. Paris 1824 -—1827. (6312. 8.) — — Bulletin des seiences agricoles et economiques. Tome I—VIH. Paris 1824—1827. ? (6313. 8.) — — Bulletin des sciences geographiques ete. — Economie publique, voyages. Tome I—X]I. Paris 1824—1827. (6314. 8.) — — Bulletin des sciences technologiques. Tome I--VII. Paris 1824—1827. (6315. 8.) — — Bulletin des sciences militaires.. Tome I—IV. Paris 1824 — 1827. (6316. 8.) — — Bulletin des sciences naturelles et de geologie. Tome I—XXVII. Paris 1824—1831. (6317. 8.) Fugger Eberhard. Die Mineralien des Herzogthums Salzburg. 1878. (6326. 8.) Glöser M. Die Anwendung des abgekürzten Rechnens auf unvollständige Decimalzahlen. Wien 1878. (6354. 8.) Gosselet J. M. Le systeme du poudinque de Burnot. Paris. (6321. 8.) — — Etude sur le terrain carbonifere du Boulonnais. Paris 1873. (6322. 8.) Gretschel H. Katechismus der Meteorologie. Leipzig 1878. (6336. 8.) Gümbel C. W. Die geognostische Durchforschung Bayerns. München 1877. (2167. 4.) — — Die in Bayern gefundenen Steinmeteoriten München 1878. (6339. 8.) - — Einige Bemerkungen über Graptolithen. München 1878. (6340. 8.) — — Bemerkungen über das Vorkommen von Pflanzenresten in den Schichten von Fünfkirchen in Ungarn und von Neumarkt in Südtyrol. München 1877. (6341. 8.) Harpe Ph. Dr. Note sur les Nummulites des Alpes oceidentales. Lausanne 1877. (6353. 8.) Hawes Geo. W. et Hiteheock C. H. The Geology of New Hampshire. Part IV. — Mineralogy and Lithology. Concord 1878. (6333. 8.) Herzfeld H, Paroxybenzaldehyd. Berlin 1877. (6307. 8.) Hirschsohn E. Beiträge zur Chemie der wichtigeren Harze, Gummiharze und Balsame. St. Petersburg 1877. (6302. 8.) Hussak E. XVI. Mikroskopische Beobachtungen. (Helminth, Zirkon, Schlacke). Wien 1878. (6335. 8.) Nr. 16 Einsendungen f. d. Bibliothek. 373 Issel A. 7Zeolite ed Aragonite, ete. Roma 1878. (6329. 8.) — — Di aleune fiere fossili del Finalese. Genova. 1878. (6300. 8.) — — Rame nativo epigenico sopra un dente di squalo e frustoli die piante eonvertiti in Limonite. Roma 1878. (6356. 8.) — — Appunti paleontologiei. Ritrovamento del genere Machaerodus sugli Apennini Liguri. Genova 1877. (6357. 8.) King Clarence. Omithology and Paleontology. Volume IV. Washington 1877. (1500. 4.) Koner W. Zur Erinnerung an das fünfzigjährige Bestehen der Gesellshaft für Frdkunde zu Berlin. 1878. (6334. 8.) Koninck L. G. Dr. Sur une nouvelle espece de erustace du terrain houiller de la Belgique. Bruxelles 1878. (6325. 8.) Kfiiz2 Martin Dr. O nekterych Jeskynich na Morav& a jich podzemnich vodach. Brn& 1878. (6350. 8.) Kuntze Otto Dr. Zur ältesten Geschichte der Pflanzen. Leipzig 1878. (6346. 8.) Lasaulx A. von. Ueber das optische Verhalten und die Kıystallform der Tridymites. Breslau 1878. (6338. 8.) Lechleitner Ch. Ueber den rothen Sandstein an der Grenze der Central- und nordtirolischen Kalkalpen. Innsbruck 1878. (6347. 8.) Liebe K. Th. Dr. Die Brutvögel Ostthüringens und ihr Bestand. Gera 1878. (6337. 8.) Malaise C. Description du Terrain Silurien du centre de la Belgique. — Memoire. Bruxelles. 1873. (2166. 4.) — — Note sur la description du terrain silurien du centre de la Belgique. Bruxelles 1873. (6318. 8.) Mantovani P. et Ponzi G. Alla Costituzione geologica del suolo romano. Roma 1878. { (6348. 8.) Mantovani P. et Panebianco R. Antologia su di aleuni scritti. Roma 1878, (6349. 8.) Manzoni A. et Gastaldi. Considerazioni geologiche a proposito del Pen- tacrinus Gastaldi della molassa die Montese. Bologna 1878. (6323. 8.) Manzoni A. Dr. et Mazzetti G. Echinodermi nuovi della molassa mio- eenica di Montese nella provincia di Modena. Pisa 1877. (6324. 8.) Marchesetti ©. Dr. Descrizione dell’ isola di Pelagosa. Trieste lt £ Mueller G. Untersuchungen über Mikrometer-Schrauben ete. Berlin 1878. Napp Richard. Die Argentinische Republik. Buenos - Aires En u S Neugeboren J. L. Systematisches Verzeichniss der in den a Ba Bujtur unweit Vajda-Hunyad vorkommenden fossilen Tertiär - Bivalven - Gehäuse. Hermannstadt 1878. (6352. 8.) Neumann Ant. Ueber Phosphorescenz durch Insolation und Wärme und deren Verhältniss zur Fluorescenz. Wien 1878. (6328. 8.) Nitzelberger A. Ueber Diamagnetismus. Wien 1878. (6344. 8.) Ostwald W. Volumchemische Studien über Affinität. Dorpat 1877. (6503. 8.) Pahlen Alexis. Monographie der baltisch-silurischen Arten der Brachyo- poden-Gattung Orthisina. St. Petersburg 1877. (2162. 4.) Pencek Albrecht. Studien über lockere vulkanische Auswürflinge. Leipzig. 1878. (6299. 4.) Pettersen Karl. Ueber das Vorkommen des Serpentins und Oliviofels im nördlichen Norwegen. (6331. 8.) Präcisions-Nivellement in und um Wien. (2165. 8.) : Quenstedt A. F. Petretactenkunde Deutschlands. Korallen. V. Bd., 5. Heft. Leipzig 1878. (947. 8.) Atlas hiezu (354. 4.) Reimer C. L. Ueber die Aldehyde mehrbasischer aromatischer Oxysäuren. Berlin 1878. (6305._8.) Rolker M. E., The Allouez Mine and Ore Dressing as practiced in the Lake Superior Copper Distriet. Philadelphia 1878. (6335. 8.) K. k. geolog. Reichsanstalt. 1378. Nr. 16. Verhandlungen. 54 374 Verhandlungen. Nr. 16 Rosenfeld M. Mittheilungen aus dem chemischen Laboratorium. 'Teschen 1378. (6345. 8.) Schebek Edm. Dr. Böhmens Glasindustrie und Glashandel. Quellen zu ihrer Geschichte. Prag 1878. (6342. 8.) Schotten C. Die bei der Einwirkung von Chloroform auf die Kresole in alkalischer Lösung entstehenden Homosalicyl- und Homoparoxybenz-Aldehyde und die zugehörigen Säuren. Berlin 1878. (6308. 8.) Stelzner Alfred Dr. Beiträge zur Geologie und Paleontologie der Argen- tinischen Republik. Cassel 1376. (2164. 4.) Stoppani Antonio. Paleontologie Lombardo ete. IV. Serie. Livr. 55, Nr. 10. Milan 1878. (352. 4.) Taramelli Torquato. Del granito nella formazione serpentinosa dell’ apen- nio Pavese. Milano 1878. (6332. 8.) Thiesen Max. Ueber die Verbreitung der Atmosphäre. Berlin 1878. (6306. 8.) Tschermak G. Die Glimmergruppe. I. Theil. Wien 1877. (6330. 8.) Vietoria. Reports of the Mining Surveyors et Registrars. March 1878. (1749. 4.) Washington (Hayden). Report of the United States geologieal Survey of the Territories. Vol. VII. 1878. (175. 4.) — — Annual Report of the Chief of Engineers to the Secretary of War. Year 1877. Part 1. 2. (5329. 8.) Wien. K. k. Ackerbau-Ministerium. Der Bergwerksbetrieb Oesterreichs im Jahre 1877. Heft III. (5405. 8.) — — — — Die Eisenerze Oesterreichs und ihre Verhüttung. 1878. (6358. 8.) — — — — Die Mineralkohlen Oesterreichs. II. Auflage. 1878. (6359. 8.) Zigno de. Sur les Sireniens fossiles de l’Italie. 1877. (6333. 8.) Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. DEN IRIBV3 Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 3. u. 17. December 1878. Inhalt. Vorgänge an der Anstalt. — Eingesendete Mittheilungen: H. Rittler, Das Kohlenvorkommen ıon Dolni-Tuzla in Bosnien. O. Junghann, Neuere Unter- suchungen über die geologischen Verhältnisse der Lauragrube in Ober-Schlesien. Dr B. Kosmann, Aufschlüsse bei Königshütte. Lobe: Anthracomyen bei Slakwow in Russisch-Polen J. KuSta, Zur Kenntniss der Steinkohlenfiora des Rakonitzer Beckens. Dr V. Hilber, Der Fundort Mühlbauer im Florianer Tegel. K. John, Haloysit von Tüffer. — Vorträge: J. v. Schroeckinger, Zwei neue Harze aus Mähren. Dr. R. v. Drasche, Ueber den geologischen Bau der Sierra Nevada. F. Teller, Ueber die Aufnahmen im unteren Vintschgau und im Iffingergebiete. Dr. A. Bittner, Der geologische Bau des südlichen Baldogebirges. Dr. E. Reyer, Zur Tektonik der Eruptivgesteine. R. Fleischhacker, Ueber neogene Cardien. F. Groeger, Diamanten-Vorkommen in Südafrika. — Literaturnotizen: Ch Brongniart, C. Struckmann, J. v. Matya- sowsky. H. Credner. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Vorgänge an der Anstalt. Hofrath Fr. v. Hauer wurde von dem französ. Unter- richts-Ministerium zum Öfficier de l’Instruction publique ernannt. Eingesendete Mittheilungen. H. Rittler. Das Kohlenvorkommen von Dolni Tuzla in Bosnien. Das Städtchen Dolni Tuzla liegt am Jallaflusse, dessen Thal, welches von O nach SW sich erstreckt, in der Nähe des Städtchens gegen dreiviertel Stunden breit ist, und nördlich von den Ausläufern der Majevica Planina und Medvenjk Pl., südlich von dem Tuzlanska Brdo begrenzt wird. Die Thalsohle, so wie die das Thal einrahmenden Höhen bestehen aus Gebilden der Tertiärformation, Sandstein, Schiefer- thon, Tegel. Eine halbe Stunde westwärts von der Stadt trifft man am linken Ufer der Jalla eine von dem Gebirgsbache Kreka tief eingeschnittene Schlucht, in welcher ein Braunkohlenflötz dem Verflächen nach zu Tage tritt, dessen Vorkommen theils im Bachbete und höher hinauf an den Schluchtwänden genau untersucht werden kann. Das Flötz verflächt mit 6—10 Grad von SO nach NW unter die Thalsohle und K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 17. Verhandlungen. By) 376 Verhandlungen. Nr. 17 fand ich die totale Maximalmächtigkeit mit 4!/, Fuss vor. Das Flötz ist jedoch durch ein taubes Zwischenmittel von '/,—1 Fuss Mächtig- keit in zwei Bänke getheilt, von denen die Unterbank 1'/,—2 Fuss, die Oberbank 1'/, Fuss reine Kohle führt. Die totale Kohlenmächtig- keit beträgt somit 3—3!/, Fuss. Die Hangendschichten bestehen aus rothgebranntem Schieferthon oder Letten, der stellenweise eine ganz schlackige Textur aufweist. Das Flötz untersetzt jedenfalls das Haupt- thal der Jella und wird dort ruhiger und mächtiger abgelagert sein, als gegen den Ausbiss, woselbst mehrere Verwerfungen zu beobach- ten sind. Diese Ansicht, dass das Flötz das Thal untersetzt und am jen- seitigen Thalgehänge muldet, wird durch den Umstand zur Genüge bestätigt, dass die rothgebrannten, sehr charakteristischen Hangend- schichten an diesem Thalgehänge mit dem entsprechenden Verflächen wieder zu Tage treten. Die streichende Ausdehnung scheint eine bedeutende zu sein und dürfte das Jallathal in seiner ganzen Er- streckung ein tertiäres Kohlenbecken darstellen. Die Kohle selbst hat einen glänzend schwarzen Bruch, ist auch in jenen Partien, welche der Einwirkung der Atmosphärilien aus- gesetzt sind, ziemlich fest und ist zu den bessern Gattungen zu rechnen. Ist auch diesem Kohlenvorkommen in Folge seiner geringen Mächtigkeit für das Allgemeine keine all zu grosse Bedeutung bei- zumessen, so besitzt es doch für die dortige Gegend mit Rücksicht auf die in Dolnj und Gornj Tuzla vorkommenden Salzquellen, eine nicht zu unterschätzende Wichtigkeit. Bei dem Mangel an billigem Holz in der Nähe von Tuzla, wird diese Braunkohle einen sehr entsprechenden Brennstoft für die Salz- siedereien abgeben. Sowohl in Gornj als Dolni Tuzla treten im Orte selbst Salz- soblen in Brunnen aus, welche 5—7 Klafter Tiefe haben dürften, zudem haben einige aus der Majevica Planina kommende Bäche einen salzigen Geschmack. Nach dem Auftreten der Salzsohle in den Brunnen scheint das Haselgebirge (oder Steinsalzlager) unter den Braunkohlenflötzen zu liegen. Ich besuchte den Salzbrunnen in Dolnj Tuzla, der jmitten in der Stadt liegt, und konnte dort nachstehende, annähernd richtige Daten sammeln. Die Salzquellen sind Staatseigenthum, und deren Ausbeute an Private verpachtet. Die türkische Regierung hat es nicht der Mühe werth gefunden dieses Terrain durch genaue geologische Unter- suchungen oder Bohrungen durchforschen zu lassen, obgleich die Ver- pachtung der Salzsohle eine Einnahmsquelle für den Staat bildete, die durch eine grössere Production erhöht worden wäre. Gerade letzteres Motiv hätte zu Versuchen anspornen sollen, — dazu aber waren die türkischen Funktionäre zu indifferent und zu indolent; und hatte Einer von ihnen thatsächlich den Ernst Berg- bauobjekte nutzbringend zu machen, so wurden demselben von der Regierung keine Mittel bewilligt. Nr. 17 Bericht vom 3. u. 17. Dec. Dr. ©. Junghann. 377 Die Rohsohle wird einfach mittelst Kübeln von '!/, Eimer Fas- sungsvermögen durch Menschenkraft an Stricken herausgezogen. Die Brunneneinfassung und Brüstung ist von Holzbalken hergestellt, in denen die auf- und abgehenden Stricke tiefe Furchen ausgewetzt haben. Diese Kübel werden in grosse Tonnen entleert, welche 17'8 Cubik- fuss fassen; in diesen Tonnen wird die Rohsohle an die rings um den Brunnen situirten Sudhütten abgegeben. Eine solche Tonne ent- hält 12—12°/, Zoll-Ctr. roher Sohle und ergibt versotten 65— 70 Zoll-Pfd. Salz. Die Rohsohle hat demnach eine Löthigkeit von 51/,, nahezu 6°. — Per 10 Stunden werden 26—27 Tonnen —= 463—480 Cubikfuss Rohsohle zu Tage gefördert und ist der Brunnen nach Entnahme dieses Quantums so ziemlich erschöpft. Der Zufluss per Stunde beträgt demnach 52—54 Cubikfuss. Die Rohsohle wird in flachen Kupferpfannen von 4—4!/, Fuss Durchmesser abgedampft und verdampft eine Pfanne per Tag 178 Cubikfuss Rohsohle, welche 65—70 Zoll-Pfund Salz geben. . Den Holzverbrauch konnte ich nicht ermitteln, doch dürfte derselbe in Geldwerth ausgedrückt '/;—°/, kr. per Pfund Salz betra- gen. Ein Towar = 100 Occa Buchenholz zahlten die Salzsieder damals mit 4—4/, Piaster loco Brunnen. An Pacht an den Staat zahlten die Salzsieder bis Georgi per Tonne Rohsohle = 17°8 Cubikfuss 8'/, Piaster, von Georgi abwärts 11!/, Piaster, das ist per Pfund Salz 1'3—1'75 kr. Die Gestehungskosten per 1 Zoll-Pfund Salz dürften sich bei der dortigen, sehr primitiven Manipulation, inclusive Pacht auf 25 bis 3 kr. stellen. Der Verkaufspreis war damals 1 Piaster per Occa. Der Holzpreis ist wegen des beschwerlichen Transportes aus den Gebirgen für die dortigen Verhältnisse sehr hoch, — doch fiel es Niemandem ein, die eine halbe Stunde von der Stadt zu Tage tretende Braunkohle zu benützen. Die jährliche Total-Production der Salzbrunnen in Ober- und Unter-Tuzla dürfte sich auf 10.000 Ctr. belaufen. Jedenfalls ist dieses Terrain sehr interessant und einer genauen Untersuchung werth, was gewiss nicht unterlassen werden wird. Dir. Otto Junghann. Neuere Untersuchungen über die geologischen Verhältnisse der Gräfin Lauragrube im Königshüttener Sattel in Ober-Schlesien. (Aus brieflichen Mittheilungen und Einsendungen von Petrefakten an D..Stur.) Ueber den ferneren Fortgang meiner Untersuchung über die geologischen Verhältnisse des Kohlengebirges auf Gräfin Laura- grube habe mitzutheilen, dass im Hangenden der bereits bekannten, marine Versteinerungen führenden Schichte, welche aus zwei Gliedern besteht (siehe weiter unten Schichte 2 und 3), neuerdings eine neue Kalksteinschicht constatirt werden konnte, welche im Verein mit einer darüber folgenden Schicht von sandigem Schiefer palaeontologisch dadurch charakterisirt ist, dass sie neben der Lingula mytiloides Sow 55* 318. Verhandlungen. Nr. 17 Roem. eine Discina sp. führt, während die höhere Schieferlage viele Pflanzenreste, auch eine Anthracomya enthält. Das bereits früher mitgetheilte Profil (siehe: D. Stur, Reise- skizzen aus Ober-Schlesien. Verh. 1878. p. 237, 238) zwischen Sattel- und Muschelflötz kann also jetzt in einzelnen Theilen genauer speci- fieirt werden und zwar vom Muschelflötz aufsteigend. 1. Muschelflötz, 26 Centim. Kohle. (Früher Schichte 25.) 2. Dolomitischer Kalkstein (früher Schichte 24) mit marinen Muschelresten stark durchsetzt, 1 Meter. 3. Weicher Kohlenschiefer mit Thoneisensteinen (früher Schichte 23) und mit Phillipsien, Goniatiten und Orthoceratiten in Schwefel- kies 4:5 Meter. 4. Dolomitischer, sandiger und kohliger Kalkstein mit Lagen von Thoneisenstein und Schiefer enthaltend: Lingula mytiloides Sow. Roem. Discina Junghanni Stur.*) Oalamites cf. Cistiiformis Stur. 5. Sandiger Kohlenschiefer, feinkörnig und splittrig. mit: Anthracomya cf. elongata Salt. Gein. Archaeocolamites radiatus Dgt. sp. (Aeste auch beblättert.) Asterophyllites sp. Sphenophyllum tenerrimum Ett. m. Diplothmema cf. latifolium Bgt. sp. n dicksonioides Goepp. sp. distans St. sp. Calı ymmotheca Stangeri Stur. ef. Rothschildi Stur (sehr kleinblättrig). Senftenbergia ef. Larischi Stwr (kleines Bruchstück). Aphlebia (ziemlich gross). Neuropteris Schlehani Stur. A cf. Diuhoschi Stur. 3 sp. (kurze breite Abschnitte). Lepidostrobus Veltheimianus St. Lepidophyllum (lang und schmal). Cardiocarpon sp. Stigmaria inaequalis Goepp. 'Die Analyse (der Schichte 2) des dolomitischen Kalksteins ergab: 20:50 Ca.Co;. 8:55 Mg.Cos. 35:10 Fe.Co;. 5:35,.Al,.00;. 1'34 Mn.O,;. 0:19 .P3..0;. 27:60 Sand. Aeusserlich sofort auffallend ist, dass die Schichte, deren Flora eben aufgezählt wurde, durch Sphenophyllum tenerrimum Ett. m. der- *) Grösser als Discina nitida Phill. und queroval, überdies mit hervortretenden Leisten, die bis über einen Millimeter von einander entfernt, concentrisch verlaufend die durchbohrte Schale zieren. Nr. 17 Bericht vom 3. u. 17. Dec. Dr. B. Kosmann. 379 artig durchsäet ist, dass man es fast in jedem grösseren Stücke findet; dass die Calamarien und Farne nur in zarten Stücken auf- treten, grosse Stämme gänzlich fehlen und dass die unterste Lage des pflanzenführenden Schiefers in grosser Menge Blätter von Lepido- dendron Veltheimianum St. und Rinden-Stücke der Stigmaria inaequalis führt. Endlich ist noch bemerkenswerth, dass in der oberen Abthei- lung dieses Schiefers Lepidostroben massenhaft auftreten. In jener Schichte, die in dem oben ceitirten Durchschnitte mit Nr. 10 bezeichnet ist (über dem Pelagieflötze), zwischen dem Sattel- und Heintzmannflötze, dessen damals bekannte Flora dortselbst auf- geführt wurde, haben sich zwei weitere Arten finden lassen: Diplothmema distans St. Calymmotheca” Stangeri Stur. Ganz neu ist ein dritter, Pflanzenreste führender Horizont zwischen Gerhard- und Blücherflötz. Diese pflanzenführende Schichte ist durch massenhaftes Auftreten von grossen Stämmen des Lepidodendron Veltheimianum St. sofort kenntlich und durch unglaubliche Massenhaftigkeit des Vorkommens von Neuropteris- Resten ausgezeichnet. Bisher wurden in dieser Schichte zwischen ' Gerhard- und Blücher - Flötze folgende Pflanzen beobachtet: Diplothmema cf. latifolium Bgt. exp. Neuropteris Schlehani Stur. Lepidodendron Veltheimianum St. Lepidodendron Rhodeanum St. (auch Lepidostr.) Cordaites sp. ungenügend. Trigonocarpon sp. Aus unsern hangendsten Schichten über Blücher- und Hoff- nungsflötz habe ich noch wenig Gelegenheit gehabt, die Gebirgs- schichten zu untersuchen. Einige Bruchstücke, welche seither aus einigen Ueberhauen unterhalb dem Hoffnungsflötze und oberhalb desselben gefunden sind, und die einem Asterophylliten angehören, versprechen hier reiche Ausbeute an Pflanzen. Dr. Bernhard Kosmann. Die neueren geognostischen und palaeontologischen Aufschlüsse auf der Königs- grube bei Königshütte. (Separatabdr. aus: Zeitschr. des Ober- schlesischen Berg- und Hüttenmännischen Vereines. 1878.) Es möge hier, anschliessend an die Mittheilung des Herrn Dir. OÖ. Junghann, die eben aufgeführte Notiz erwähnt, und so eine kurze Uebersicht der neueren Studien über die beiden Nachbargruben : Gräfin Lauragrube und Königsgrube gegeben sein. Dr. Kosmann, angeregt durch die beiden Abhandlungen Stur’s: Die Culmflora der Ostrauer- und Waldenburger-Schichten (Abh. d. k. k. geol. R.-A., Bd. VIH.) und Studien über die Steinkohlenformation in Ober-Schlesien und Russland (Verh. 1878. Nr. 11), hat eifrigst im Gebiete der Königsgrube zu sammeln und beobachten angefangen und gibt derselbe nun in der citirten Notiz die bisher erlangten Resultate seiner Bemühung. Der wichtigste Fund sei hier ausführ- licher erörtert. 350 Verhandlungen. Nr. 17 In dem westlichen Felde der Königsgrube ist der Bahnschacht II. bis zu 190 Meter Tiefe vertieft worden, und ist in einer 187 Meter tiefen Sohle ein Querschlag vom Schachte in’s Hangende nach Nord angesetzt worden, welcher bei 1300 Meter Länge den Freundschaftsschacht erreichen soll. Während mit dem Bahnschachte das Sattelflötz in 51°60 Meter Tiefe in einer Mächtigkeit von 7'85 Meter durchsenkt worden, ist in dem Schachtsumpfe ein 1—1°50 Meter Flötz, das sogenannte Flötz VI, angefahren worden. Das Flötz VII liegt mithin 130 Meter unter dem Sattelflötze. Beim Streckenbetriebe wurde das Hangende dieses Flötzes bis 60°": hoch mitgewonnen. Dieser Hangendschiefer des Flötzes VII erwies sich als Petrefakten führend. Indessen hat sich das Vorkommen von Petrefakten nicht auf diesen Horizont von geringer Mächtigkeit beschränkt erwiesen, sondern haben sich auch am Umbruchsorte des Babnschachtes II dieselben Petrefakte gefunden und zwar in der Mächtigkeit von nahezu einem Meter. — Unter den Pflanzen sind zu nennen: Archaeocalamites radiatus Bgt. sp. Sphenophyllum tenerrimum Eitt. m. Calymmotheca cf. Larischi Stur. Unter den Thierarten glaubte F. Römer bestimmen zu können: Bellerophon Uri. Posidonomya sp. Modiolopsis sp., eine der Modiola Carlotae nahestehende Art. Bergmeister Lobe: Vorkommen von Anthracomyen bei Slawkow in Russisch-Polen. Auf der Halde eines unter Wasser stehenden Schurfes fand ich einen schwarzen Schiefer, in welchem in grosser Menge Anthracomyen auftreten. In einem Schieferthon desselben Horizontes fand ich ferner Streptorhynchus erenistria. Die eingesendeten Anthracomyen sind identisch mit der Anthra- comya cf. tellinaria Goldfuss von Perzkowitz. Auch das Gestein ist von gleicher Beschaffenheit. Es mehren sich somit auch im Gebiete der Öberschlesischen Sattelflötze, woselbst früher nur eine einzige Schichte mit Petrefakten bekannt war, von Tag zu Tag die Horizonte, in welchen Thier- und Pflanzenreste auftreten; eine Erscheinung, die völlig ident ist mit dem wiederholten Auftreten derselben Petrefakte innerhalb der Ostrauer- Schichten im Ostrauer Reviere. I. Kuita. Zur Kenntniss der Steinkohlen-Flora des Rakonitzer Beckens. Die Steinkohlen-Flora des Rakonitzer Beckens wird in folgenden Schriften behandelt: D. Stur: Beiträge zur Kenntniss der Steinkohlen-Flora des Beckens von Rakonitz. Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs-Anstalt, 1860. ER RREREN 65 Nr. 17 Bericht vom 3. u. 17. Dec. J. Kusta. 381 Dr. H. B. Geinitz: Steinkohlen Deutschlands ete., 1865. Karl Feistmantel: Beitrag zur Kentniss der Steinkohlen- Flora in der Umgebung von Rakonitz. Lotos, 1872. Dr. ©. Feistmantel: Die Versteinerungen der böhm. Kohlen- ablagerungen. 1874. J. Krejti: Geologie &ili nauka o ütvarech zemskych. 1878. Das Verzeichniss der Steinkohlenpflanzen des Rakonitzer Beckens von Stur enthält 53 Arten, das von Geinitz 27, das von K. Feistmantel 36 und endlich das von OÖ. Feistmantel (und Krejöi) und zwar aus den Fundorten „Moravia“ und „Spravedlnost‘“ bei Rakonitz, dann aus Lubna, Pfitina (Hostokrej), Mutejovic und Kounova 80 Arten. Gestützt auf die für die Artenbestimmung nothwendige Litera- tur, die mir zu Gebote stand, wie vor Allem auf die illustrirten Werke von Grafen K. Sternberg (Flora der Vorwelt etc.), Gutbier (Abdrücke u. Verstein.), Göppert (Die foss. Farrnkräuter : Die Gattungen foss. Pflanzen), Lindleyand Hutton (TheFossilFlora of Great Britain), Ettingshausen (Flora von Stradonitz, Flora von Radnitz), Römer (Lethaea geognostica) u. a. habe ich mich auf Grundlage meiner Beobachtungen zur Veröffentlichung nachstehender Zusätze und An- merkungen zu der Rakonitzer Carbon-Flora entschlossen. Ohne die in den oben angeführten Werken und Aufsätzen von Stur, Gei- nitz, K. Feistmantel, OÖ. Feistmantel und Krejti enthalte- nen Verzeichnisse von Pflanzenspecies, die ich fast alle bei Ra- konitz auch selbst gefunden habe, zu wiederholen, will ich blos die für die einzelnen (mitunter auch neuen) Fundorte und für das ganze Rakonitzer Becken neuen Arten anführen. „Moravia“ Steinkohlen - Gewerskchaft bei Rakonitz. Die Pflanzen, die ich da gesammelt und bestimmt habe, gehö- ren dem aus drei Flötzen bestehenden Hauptpflötze (Liegend-Flötze) an und stammen grösstentheils aus den Zwischenmitteln desselben. Das Rakonitzer Hauptflötz entspricht nach K. und O. Feist- mantel und Stur dem oberen Radnitzer Flötze. Neu aufgefundene hiesige Species (alle vom Johann-Schachte) sind folgende: Annularia radiata Bot. Sphenopteris obtusiloba Bgt. Sphenopteris muricata Bot. Neuropteris angustifolia Bot. Alethopteris Mantelli Göp. Sagenaria microstigma O. Fst. Sigillaria alternans L. & H. Sigillaria ornata Bgt. Sigillaria alveolaris Bgt. Was die Alethopteris Mantelli G@öp. anbetrifft, so entspricht die- selbe genau der bei Lindley & Hutton (The Foss. Flora, auf Pl. 145 Vol. II.) befindlichen Abbildung (dem oberen Theile der Pecopteris Mantellı L. u. H. und der von Göppert (Die foss. Farrn.) gegebenen Beschreibung. 3823 Verhandlungen. Nr. 17 Auf der Halde desselben Schachtes habe ich einen grossen, fast einen halben Meter langen, mit einem Schopfe langer Blätter versehenen Sigillarien-Zapfen (Sigillariaestrobus) gefunden und den- selben dem Herrn Dr. Frit in Prag gegeben. In dem Zwischenmittel der I. und Ill. Flötzbank (Johann- Schacht) kommen aufrecht stehende Stämme vor, die sich als Sigillaria alternans L. & H. erwiesen. Auf dem einen halben Meter langen und einen viertel Meter dicken Stamme, den ich aus der „Moravia“ erhalten habe, kann man deutliche Folgen eines auf den Quersenitt senkrechten Druckes, nämlich eine bäuchige, quergerunzelte Form der Rinde mit quer ausgezogenen Blattnarben beobachten. Eine für die „Moravia“ charakteristische Erscheinung sind die Noeggerathien und Rhacopteriden. Häufig kommt hier und zwar in dem grauschwarzen Schieferthone (Zwischenmittel der I. und II. Flötzbank) im Tagabraum die Noeggerathia foliosa St. vor. Die Racopteris Raconicensis Stur (Noeggerathia intermedia K. Feistm.) erscheint spärlich in einem gelblichen feinen Sandstein, der (nach Mittheilung des H. Verwalter Michälek) die oberste Schichte des Zwischenmittels der II. und III. Flötzbank und zwar im Tagabraume der „Moravia“ und in dem Moritz-Schachte (wo jetzt nicht mehr gebaut wird) bildet. Aus derselben Schichte stammt die Noeggerathia speciosa Eitt., die schon von Geinitz von daselbst in sein Ver- zeichniss aufgenommen wurde. Wahrscheinlich in dieser Schichte wurde auch die schon von Geinitz aus der „Moravia“ angeführte Rhacopteris elegans Ett. sp. (Spheneopteris asplenites Gtb., Asplenites elegans Ett.) gefunden. In diesem Sommer fand ich endlich auf der Halde des Johann- Schachtes schöne doppeltgefiederte Wedel, die ich von Rhacopteris elegans Ett. sp. auf den ersten Anblick nicht zu unterscheiden wusste. Die Lagerstätte derselben ist, nach der Angabe des Verwalters H. Michälek, die unterste Schichte des Zwischenmittels der II. und IH. Flötzbank (eines grauweisslichen Schieferthones). Unter diesen Rha- copteriden, die ich an die hochlöbl. Direction des geol. R.-Anstalt geschickt habe, lassen sich Anzeichen von drei neuen Arten nach- weisen. Diese neuen Rhacopteris-Arten dürften möglicherweise geeignet sein dienaheVerwandtschaftvon Rhacopteriselegans Ett. sp.und Rhacopteris Raconicensis Stur zu erweisen, von denen die erste Dr. OÖ. Feist- mantel zu den Sphenopteriden und die letzte zu Zamieen gestellt hatte. (Vergl. auch OÖ. Feistmantel: On some Fossil Plants from the Damuda Series etc. — The Journal Asiatic Society of Bengal, 1876.) In dem meist grobkörnigen kaolinischen Sandsteine des von den „Moravia“-Kohlengruben östlich gelegenen „Voznä“ sind nicht selten Contouren von über drei Meter langen und bis halben Meter breiten zusammengedrückten Baumstämmen von Sagenarien, Sigilla- rien und von verhältnissmässig mächtigen Calamiten zu beobachten. Ich habe in diesem Sandsteine ein grosses Exemplar von Lepidoden- dron Laricinum St. und ein von Sagenaria obovata St. mit schön Nr. 17 Bericht vom 3. u. 17. Dee. J. Kusta. 383 erhaltenem Rindenabdrucke und in einem Letten daselbst eine Ale- thopteris erosa Gtb. (Asplenites lindsaeoides Ett. gefunden). In einer Schlucht am Senecer Bache unweit von Bulovka kommt Sagenaria obovata St.“ in Sphaerosiderit umgewandelt vor. „Krteläk“ (eine Feld-Flur bei Lubna). Rakonitzer Bergbau-Act.-Gesellschaft. Dasselbe lieferte folgende, alle dem Hauptflötze angehörende Arten: Calamites approximatus Bgt. Calamites Suckowi Bgt. Sphenopteris muricata Dt. Alethopteris Pluckeneti Schl. sp. Sphenopteris bifurcata St. Lepidodendron dichotomum St. Stigmaria ficoides Bgt. Cordaites borassifolia Ung. Die Kohle von Krteläk ist voll von Stigmaria, Sigilla- rien, Carpolithen, Calamiten und faserigem Anthracit und liefert somit einen unmittelbaren Beleg gegen die Richtigkeit der Theorie Mohrs von der Entstehung der Steinkohle aus Meeres- pflanzen. (Verg. Dr. K. Mohr: Geschichte der Frde.) Ein neuer Fundort und zwar von Farrenkräutern ist auch der verlassene Steinbruch am schwarzen Bache bei Rakonitz gegen Lubna zu. Der graue, dem Rothliegenden angehörende Sand- stein enthält in einer rothen Lettenschichte eine Menge von Uyathei- tes undulatus Ett. In Lubna (Graf Nostiz’scher Bergbau) wird blos auf ein Han- gendflötz gebaut. Die Einreihung dieses Flötzes wie der Hangend- flötze des Rakonitzer Beckens überhaupt unter die fünf Schichten, in welche D. Stur das Kladnoör Becken in seinen, in den Jahr- büchern und Abhandlungen der k. k. geolog. R.-Anstalt ver- öffentlichten Arbeiten eintheilt, hängt von der weiteren Unter- suchung ab. In Lubna habe ich eine neue Art: Sphenopteris muricata Bgt. gefunden. Schön erhalten erscheint hier Sphenopteris acutiloba St. Von da stammt auch ein grosses Exemplar von Lepidodendron lari- cinum St., welches ausser den kleineren querrhombischen Blattnarben eine grosse rundliche Astnarbe besitzt und dadurch dem Uloden- dron majus St., wie es Sternberg und Lindley & Hutton abbil- den, ähnlich wird. Hostokrej (auch Pfitina). Bergbau der Herren Vondrätek und Gutmann.) Auf den verlassenen Halden des schwachen Oberflötzes (Fort- setzung des nördlichen oder hangenden Flötzzuges?) habe ich gesammelt: Sphenophyllum sawifragaefolium St. Alethopteris erosa Gtb. Oyatheites undulatus Ett. Lepidodendron laricinum St. Stigmaria ficoides Bgt. Cordaites borassifolia Ung. K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 17. Verhandlungen. 56 384 Verhandlungen. Nr. 17 Von den Liegendflötzen stammen folgende, für Hostokrej neue Arten. Annnularia radiata Bgt. Sphenophteris cf. Höninghausi Bgt. Hawlea pulcherima Corda. Neuropteris flexuosa St. Neuropteris angustifolia Bot. Sagenaria aculeata St. Sagenaria microstigma O0. F't. Bergeria rhombica Presl. Sigillaria distans Gein. Petrovie, ein bis jetzt unberücksichtigter Fundort: Oyatheites arborescens Göp. Sagenaria undulata St. Sigillaria alveolaris Bot. Stigmaria ficoides Bgt. Cordaites borassifolia Ung. Herrendorf (auch ein bis jetzt unberücksichtigter Fundort. Firma: Brüder Fauta). Das Herrendorfer Flötz ist, wie ich dafür halte, als Fortsetzung der Kounover Schichten anzusehen. (Siehe meine Abhandlung: Ueber den Brandschiefer von Herrendorf. Verh. Nr.16.) Endgiltigen Auf- schluss darüber werden uns wohl die Arbeiten unserer Specialisten geben. Von den Pflanzen habe ich hier gesammelt: Calamites approximatus Bgt. Calamites cannaeformis Schlt. Asterophyllites longifolius Bgt. Anmularia sphenophylloides Znk. Sphenophyllum Schlottheimi Bgt. Sigillaria tesselata Bgt. Stigmaria ficoides Bt. Nebsdem Carpolithes, Araucarites carbonarıus Göp. und Arau- carites Schrollianus Göp. Hervorzuheben ist das Vorkommen der Sigillaria tesselata Bgt., die man auch von Nyran anführt. In dem Hredler Brandschiefer habe ich in Eisenkies umge- wandelte Fragmente von Alethopteris aquwilina Göp. gefunden und endlich aus einem nicht erruirten Fundorte bei Rakonitz Alethop- teris longifolia Göp. (Asplenites longifolius Ett.) erhalten. Somit ist die Steinkohlen-Flora des Rakonitzer und (mit Ausnahme der Bergeria rhombica Pr. und Sigillaria alveolaris Bgt.) des ganzen Schlan-Rakonitzer Beckens durch folgende neue Arten vermehrt worden: Annularia radiata Bot. Sphenopteris muricata Bot. Neuropteris angustifolia Bgt. Alethopteris longifolia Göp. Alethopteris Mantelli Göp. DBergeria rhombica Pr. Nr 17 Bericht vom 3. u. 17. Dec. Dr. V. Hilber. 385 Sigillaria ornata Bgt. Sigillaria tesselata Bgt. Endlich gehören hieher die drei neuen Arten von Rhacop- teriden, deren Specialisirung erst nach besseren Funden, als die heute vorliegen, erfolgen kann. Dr. Vincenz Hilber. Der Fundort „Mühlbauer“ im Flo- rianer Tegel. Durch einen von Graz aus zu diesem Zwecke unternommenen Nachmittagsausflug lernte ich die genannte Localität kennen, von welcher mir bis dahin nur eine Fossiliensuite vorlag (Jahrb. 1878, 528). Die Fundstelle befindet sich in dem kleinen Raume zwischen „Kögerlbauer“ und der Strasse Hofmühle-Michelgleinz. Der Aufschluss entstand durch Abgrabung bei Anlage des Gehöftes Mühlbauer und bildet eine lange niedrige Wand, welche die horizontale Lagerung der Schichten sehr schön wahrnehmen lässt. Fossilien sind häufig, ihr Erhaltungszustand grösstentheils ausgezeichnet. Nur in mehreren vor Jahren bei einem Zubaue losgebrochenen, an der Luft erhärteten Blöcken waren einige Schalen gelöst. Ob die im Joanneum nieder- gelegten Exemplare von genau derselben Stelle stammen (was bei einem Vergleich der folgenden mit der citirten Liste nicht der Fall scheint), kann ich nicht angeben ;, doch sah ich keine andere Ent- blössung in unmittelbarer Nähe. Meine Aufsammlung ergab: Krabbenscheeren, Conus sp. ind., Voluta rarispina Lam. (Steinkern), Terebra Basteroti Nyst, Buceinum n. sp., cf. miocenicum Micht., serraticosta Bronn, coloratum Eichw., R Dujardini Desh., Cancellaria cancellata Linn., Cerithium pietum Bast., 5 theodiscum Rolle, Natica helicina Brocc., „sp. iMd., Dentalium sp. ind., Solen subfragilis Eichw. (2), Corbula carinata Duj., R N. SP., Thracia ventricosa Phil., Lutraria oblonga Chemn., Ervilia pusilla Phil., Tellina donacina Linn., Venus (Clementia) Ungeri Rolle, Öytherea n. SP., Cardium hians Brocc., a turonicum Mayer, ” n » 3836 Verhandlungen. Nr. 17 Arca dilwii Lam., Pinna Brocchii Orb., Spatangidenreste. K. John. Halloysit von Tüffer. Vor einiger Zeit wurde von Herrn Bergdirector Ihne in Hrast- nigg ein Mineral an Herrn Hofrath F. von Hauer geschickt, das mir zur chemischen Untersuchung übergeben wurde. Dasselbe kommt nach Angabe des Herrn Bergdirectors Ihne „im Felsitporphyr *) des Tüfterer Zuges, anscheinend gangförmig, mächtig, rein und von grosser Längenausdehnung“ vor. Das Mineral erscheint in unregelmässigen Knollen von ver- schiedener Grösse, die in der Mitte häufig einen halbdurchsichtigen steatitähnlichen Kern haben, nach aussen hin in eine reinweisse, fettig anzufühlende Masse übergehen, die oft noch ganz kleine Körner der halbdurchsichtigen Varietät einschliesst und am Rande meist in eine erdige bröckliche Substanz übergeht. Der Uebergang ist ein ganz allmäliger, so dass eine scharfe Grenze der Varietäten nicht gemacht werden kann. Das Mineral klebt heftig an der Zunge und ist hie und da an einzelnen Stücken von lichtrosafarbenen Adern durchzogen. Es wurden die verschiedenen Varietäten so viel als möglich rein ausgesucht und eine chemische Analyse derselben vorgenommen. Die Resultate derselben waren folgende: I. Halbdurchsichtige Varietät. SO, DE: 0,0 Se Be AB Br BR 0 Rn A a Saalerı, A, 9’.(b182100%. CC). EN se DD H,0, (über 100°C. entweichend) . . . 13:05 °,, 100°48 Dichte 2 2 4a a ee E O I. Weisse compacte Varietät. DUO NEN Er N 3 BEE AO 3302227 H,O (bis 100° C. entweichen) . . . 1497 %, H,0 (über 100° C. entweichend) . . . 1323 %, 99.90 II. Weisse erdige Varietät. SO: een a A) AO: ra RR 34:53 °)% H,0 (bis 100° C. entweichend) . . . 12:30 9, H,0 (über 100° C. entweichend) . . . 13:50 °], 100.40 Aus diesen Analysen stellt sich heraus, dass das Verhältniss der Kieselsäure zur Thonerde in allen Fällen dasselbe, nämlich 2: 1 *) Felsitporphyr Zollikoffer’s, Hornfelstrachtyt Stur’s. m. Nr. 17 Bericht vom 3. u. 17. Dee. Dr. V. Hilber, 387 ist, so dass ohne Rücksicht auf den Wassergehalt die Formel der vorhandenen kieselsauren Thonerde = A1,0,28i0, —= Al,Si,O0, ist. Was nun den Wassergehalt anbelangt, so ist derselbe ein ziem- lich schwankender und zwar enthält die halbdurchsichtige, den Kern der Knollen bildende Varietät den grössten Wassergehalt, die anderen Varietäten geringere Wassermengen, so dass man annehmen kann, dass die letzteren durch Verwitterung, d. h. durch Wasser- abgabe aus der halbdurchsichtigen Abart entstanden sind. Um ein Urtheil über die leichte Verwitterbarkeit des Minerals zu haben, wurde das feine Pulver desselben längere Zeit an der Luft stehen gelassen, wobei der Wassergehalt bis auf 21°5°/, herabsank. Bemerkenswerth ist jedoch der constante Wassergehalt des bei 100° getrockneten Minerals, der beweist, dass ein Theil des Wassers chemisch fester gebunden ist und eine Art Kern vorhanden ist, an den sich je nach Umständen mehr oder weniger Wasser anlagert. Berechnet man die chemische Zusammensetzung des bei 100° C. getrockneten Minerals, so ergiebt sich folgendes Resultat: SiO, ” . . . . . . . 2} . . “ 46°43 um ENSUR STR en IR RE A eh 2 PR H,O ae RN en ah Sr En ELLE 2 100:00 Diese Zusammensetzung führt zur Formel Al,8:,0, + 2H;0, welche genau der Kaolinformel entspricht, die 46°40°/, SiO;, 39:68]; Al,O; und 13'92°/, H,O verlangt. Da nun die physikalischen Eigenschaften des Minerales selbst aber auf Kaolin gar nicht passen und das Wesentliche jedenfalls das Verhältniss von Thonerde zur Kieselsäure ist, so kann man dieses Mineral wohl am besten zum Halloysit rechnen, wenn dessen Zusam- mensetzung auch nicht genau auf die von Rammelsberg angegebene Formel Al,Si,0, + 4 H,O stimmt. Bemerkenswerth ist es, dass auch dieser Halloysit mit trachy- tischen Gesteinen zusammen vorkommt, wie dies auch schon Herr Dr. Tietze*) von einem halloysitartigen Mineral, welches er unter dem Namen Milanit in seiner Arbeit über die geologischen Verhältnisse des nordöstlichen Serbien beschreibt, besonders hervorhebt. Vorträge. J. von Schroeckinger. Zwei neue Harze aus Mähren. Herr Bergverwalter Hanns Muck in Mährisch-Trübau beehrte mich mit der Einsendung zweier fossilen Harze, welche in dem seiner Leitung anvertrauten Kohlenbergwerke der Gebrüder Steinbrecher vor- kommen. Das der Kreideformation eingelagerte Kohlenflötz ist durch ein Zwischenmittel in ein oberes und unteres Flötz getheilt, *) Dr. E. Tietze. Geologische Notizen aus dem nordöstlichen Serbien. Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt 1870. 388 Verhandlungen. Ne. streicht ziemlich genau von N. nach S. in einer Länge von 14 Km. zwischen Neudorf und Uttigsdorf und fällt widersinnisch (10—12°) nach Westen ein. Die wesentlichsten Einbaue befinden sich dermal in Neudorf, welches etwa 6 Km. nordwestlich von Mährisch-Trübau gelegen ist, Ihr unmittelbar Hangendes ist schwarzer Letten mit überlagerndem Plänersandstein, während das Liegende durch einen Sandstein gebildet wird, welcher anfänglich von der Kohle stark inprägnirt, später röth- lichbraun und endlich weiss mit einem starken thonigen Bindemittel erscheint. Die beiden eingesendeten Harze aus diesem Kohlenvorkommen haben ein ganz verschiedenes Aussehen und finden sich auch an ver- schiedenen Orten, indem nämlich eines, welches ich vorläufig mit A bezeichnen will, nur in der Kohle des Unterflötzes eingesprengt vorkömmt, während das andere (B) nur in der Kohle des Ober- flötzes eingebettet gefunden wird. Das Harz A des Unterflötzes, welches in verschiedener von 1 Mm. bis zu3 Cm. wechselnder Grösse der Kohle theils eingesprengt, theils derselben salbandförmig eingelagert ist, zeigt theils schmutzig gelbe trübe, theils durchsichtige, weichselharzähnliche, lichtbraungelbe und glattglänzende Partien. Sein specifisches Gewicht beträgt 1.9025, die Härte aber schwankt zwischen 1 bis 2. Bei der chemischen Untersuchung, welche abermals Herr Hüttenchemiker Dr. Dietrich in Pfibram zu übernehmen so freund- lich war, löste von diesem Harze Alkohol 14°/, und Aether 40°/, mit Hinterlassung eines schmutzig gelbbraunen Rückstandes. In Schwefel- säure löst sich das Harz zu einer dunkelrothbraunen Flüssigkeit, aus welcher es durch Wasser flockenartig abgeschieden wird. Salpeter- säure oxydirt dasselbe und es scheidet sich nach Verdünnung mit Wasser eine gelbe Harzsäure ab, welche sich in Alkohol mit gelber Farbe löst und mit Kalilauge behandelt, ein rothbraunes nach Moschus richendes Resinat bildet. Auf 120° erwärmt wird das Harz tiefgelb, bei steigender Temperatur immer dunkler und erscheint bei 260° tief dunkel. Der Schmelzpunkt liegt zwischen 290—310° und es wird das Harz, wenn unter Luftabschluss geschmolzen, bernsteinähnlich und fast undurchsichtig. An der Luft erhitzt entwickelt es terpentin- ähnlichen Geruch und es verbrennen reine Stücke mit russender Flamme fast ohne Rückstand. Die trockene Destillation liefert eine dicke, ölartige, gelbe und grünschillernde Flüssigkeit von stechend aromatischem Geruche, welche, wenn länger der Luft ausgesetzt, sich bräunt, somit durch Aufnahme von Sauerstoff weiter verharzt. Der Colophonium- Rückstand ist sehr spröde, leicht zerreiblich, fast schwarz, opak und von lebhaftem Glasglanze. Derselbe löst sich kaum merklich in Kalilauge, wenig mehr in Alkohol, leicht aber in Aether und Benzol; er schmilzt schon bei 80°, entwickelt bei höherer Erhitzung angenehm _ aromatischen Geruch wie Fichtenharz und verbrennt mit stark russen- der, leuchtender Flamme. Nr. 17 Bericht vom 3. u. 17. Dec. J. v. Schroeckinger. 389 Das Mittel aus vier quantitativen Analysen ergab: Kohlenstoff = 7922 °/, Wasserstoff = 957 °/, Sauerstoff = 1121 °, 10000 °%, woraus unter Berechnung von C20 = 240 = 80:00 ?°], H.23 ='128 — 19:34 9), 0 = 32 = 1066 °% sich als empyrische Formel ergibt: 029 H?® 02 Herr Dr. Dietrich erklärt aber selbst die Formel für nahezu werthlos, weil das Verhalten dieses Harzes gegen die Reagentien und insbesondere seine Löslichkeit darauf hindeuten, dass hier ein Gemenge mehrerer Harze vorliege. Auch die Analyse des ölartigen Destillates, welche 83:52 °/, Kohlenstoft, 8:81 °/, Wasserstoff und 7:67 °/, Sauer- stoff lieferte, begründet die Annahme, dass dies ein Gemenge sauer- stoffhaltiger und sauerstofifreier Kohlenhydrate sei. Weitere Untersuchungen, sobald hinlängliches Material zur Ver- fügung stehen wird, dürften näheren Aufschluss geben. ich nehme jedoch keinen Anstand dieses Harz als Species auf- zustellen und nenne dasselbe nach dem Herrn Bergverwalter Muck Muckit. Das Harz B, welches in dem Oberflötze in ziemlich grossen Stücken vorkommt, die sich aus der sie umgebenden Kohle zumeist leicht loslösen lassen, hat ganz das Aussehen des von Schrötter „Walchowit“ genannten Retinites, ist jedoch noch mehr blassgelb- lich, dabei wachsglänzend, hat muschlichen Bruch und sein sp. Gewicht schwankt zwischen 1’,,,; und 1’yso- Die ätherische Lösung hinterlässt ein weisslich gelbes Harz- pulver, welches von Kalilauge fast gar nicht angegriffen wird, sich durch Salpetersäure leicht höher oxydirt, von warmer Schwefelsäure leicht gelöst und aus dieser klaren rothbraunen Lösung durch Ver- dünnung mit Wasser grösstentheils unverändert abgeschieden wird. Bei 150° werden die einzelnen Stückchen klar, weich und elastisch, bei 250° aber tiefdunkelbraun, backen zusammen und schmelzen bei 230° zu einem nach dem Erkalten durchsichtigen gelben Harze, welches sich nach seinem äusseren Ansehen wenig von Suceinit unterscheidet. Die trockene Destillation liefert eine ölartige braungelbe Flüssigkeit von stechend aromatischem Geruche, beinahe gar keinen Theer und sehr wenig einer wässerigen Flüssigkeit. Bei der Behandlung dieser Destillationsproducte mit Wasser, nimmt letzteres eine organische, der Fettsäuren-Reihe angehörige Säure auf, welche wegen Substanzmangel vorläufig nicht näher unter- sucht werden konnte. Als Destillationsrückstand blieb ein undurch- sichtiges braunschwarzes glänzendes Harz, welches selbst in kochen- dem Alkohol unlöslich, in Aether aber zum grössten Theile leicht löslich war. An der Luft erhitzt, verbrennt das Harz mit leuchtender stark russender Flamme und hinterlässt je nach der Reinheit des ver- 390 Verhandlungen. Nr brannten Materials 1'5 bis 43 °/, Asche; auch liessen sich neben 0'4 °/, Stickstoff Spuren von Schwefel nachweisen. Obwohl Herr Dr. Dietrich auch dieses Harz für ein Gemenge mehrerer Hydrocarbonate hält, was schon an und für sich jede chemische Formel problematisch machen muss, stellte derselbe behufs einer Vergleichung mit dem jedenfalls nahestehenden, ebenfalls in eine Formel gepressten Walchowit folgende Formel auf: 018 H:®: 0? zu welcher er folgendermassen gelangte: Gefunden: Berechnet: Kohlenstoff 73:04 °/, OEE- 216 =17826 Wasserstoff 9:84 °/, 16% 28 2103407 II Sauerstoff 11:98 °,, Oi 927 — 112605 R SUENaU BE ah 276 100.00 100°00 wobei der nur infiltrirte Stickstoff unberücksichtigt blieb. Schrötter stellte für seinen Walchowit bei einem Halte von 80-24 C, 10:66 H und 8'92 O die Formel: 01% 1° O auf und es ist sonach unser Harz B jedenfalls reicher an Sauerstoif als der Walchowit, gegen welchen dasselbe auch in den anderen Bestandtheilen etwas varıirt. Immerhin ist das Verhalten bei der trockenen Destillation, welches fast gar keinen Theer und nur sehr wenig wässeriges Destillat lieferte, auffallend und deutet auf höhere Oxydation in Folge des Ver- lustes von Kohlenwasserstoff, und ich kann mich nicht entschliessen, das Harz B einfach mit dem Retinite zusammenzuwerfen, sondern möchte dasselbe vorläufig als eine jedenfalls zu distinguirende Varietät betrachten, und nach dem Fundort Neudrofit nennen. Sobald hinreichendes Material vorhanden, wird die Untersuchung auch über die Bestand- theile dieses Harzes fortgesetzt werden. Uebrigens signalisirte bereits Herr Professor Niezwiedzki das Vorkommen eines solchen Retinites aus der Gegend von Mährisch- Trübau auf Grundlage einiger Bruchstücke in der mineralogischen Sammlung der k. k. geolog. Reichsanstalt, welche dem Walchowite gleichen und deren Etiquette als Fundort: die Kohle aus der Kreide- formation bei Mährisch-Trübau bezeichnet, ohne dass über die Pro- venienz dieser Acquisition bis jetzt sich Näheres erheben liess. Dr. R. von Drasche. Ueber den geologischen Bau der Sierra Nevada in Spanien. Das höchste Gebirge Spaniens, die Sierra Nevada mit Höhen bis 3545 Meter, bildet einen Theil der andalusischen Gebirgskette, welche sich von Gibraltar bis zur Ostküste der Halbinsel verfolgen lässt. Dieses Gebirge ist einem Hochplateau aufgesetzt, das sich nördlich gegen den Guadalquivir abdacht. Die Sierra bildet eine westlich steilabfallende, kaum 15 Meilen lange Gebirgskette mit süd- südwestlich-nordnordöstlichem Streichen. Im Osten löst sie sich in niedrige kurze Rücken auf. Gleich im Westen, wo die Sierra durch die zweitausend Fuss hohe Ebene (Vega) von Granada begrenzt ist, erheben sich die Nr. 17 Bericht vom 3. u. 17. Dec. Dr. R. v. Drasche. 391 höchsten Gipfel: der Mulahacen und der Veleta, von welchen Punkten sich das Gebirge langsam nach Osten abdacht. Ganz deutlich lässt sich die Sierra in eine Üentralkette and in ihr beiläufig parallel laufende südliche und nördliche Vorberge zerlegen. Die südlichen, welche durch tief eingerissene Längsthäler von der Üentralkette geschieden sind, werden selbst wieder durch Querthäler in die Sierras Lujar, Contraviesa und Gador getheilt. Weniger deutlich ist die Trennung der Centralkette von den nördlichen Vorbergen. Eine der hervorragendsten tektonischen Erscheinungen ist hier das plötzliche Versinken letzterer längs einer nordsüdlich verlaufenden Linie. Der Vortragende unterscheidet auf der demnächst zu publizi- renden geologischen Uebersichtskarte folgende Abtheilungen. 1. Thonglimmerschiefer setzt den centralsten Theil der Central- kette zusammen, von zahlreichen Quarzlinsen durchzogen; oft sehr granatführend. 2. Talkglimmerschiefer und Kalke: Concordant auf 1. aufgela- gert; jedoch nie mit 1 Uebergänge zeigend. Der Talkschiefer setzt oft grosse Strecken allein zusammen; wechsellagert anderseits häufig mit den Kalken, ja selbst mit Gyps. Die grossen Bleiglanz führenden Kalkstücke im Süden dürften dem Schiefer eingelagert sein. Im Westen und Norden verschwinden die Talkschieferr und machen Breccien- Dolomiten und verschiedenen Kalkvarietäten Platz. Diesen Kalken sind hier Sandsteine und buntfärbige Mergel eingelagert, welche indess auch im Süden der Centralkette unter ähnlichen Verhältnis- sen auftreten. Die Kalke sind oft von Brauneisenstein durchdrungen und setzt dieses Erz oft ganze Berge zusammen. 3. Jurakalk tritt als isolirte Klippe aus der Vega von Granada auf, Braune kristallinische Kalke mit zahlreichen Hornsteinknauern, von Petrefakten wurden nur Crinoidenstiele gefunden. Weiter im Westen treten dieselben Kalke bei Antequera in der Provinz Ma- laga petrefaktenführend auf. 4. Die miocäne Blockformation. Geschichtete, schlierartige sehr sandige Mergel, in welchen colossale Mengen von Gesteinsblöcken, der Sierra entstammend, eingelagert sind. Durch Vorwiegen der Blöcke entstehen wild durcheinander geworfene moränenartige Massen. Die Mergel enthalten undeutliche Fossilien: Pecten, Tellina etc. vom Typus der Schlier-Fauna. Die Blockformation lagert mit oft sehr steiler Schichtstellung discordant auf den Kalken zwischen Farque und Alhendin am West- abhange der Sierra ; sie ist als Deltabildung eines dem heutigen Genil ent- sprechenden Flusses zu betrachten, der sich in das miocäne Meer ergoss. 5. Die Gypsformation der Vega de Granada breitet sich im Westen der Sierra aus und besteht aus zum Theil steil aufgerichte- ten Mergel und Gypslagern ohne Fossilien. Diese Formation wurde von Silvatop erst für miocän, dann für triadisch gehalten. Letzterer Auffassung kann sich der Vortragende nicht anschliessen. 6. Die Lithothamnienkalke in einzelnen zerstreuten Fetzen der Gypsformation aufgelagert, wenige Meter mächtige, kreidige Kalk- steine, die ausser Lithothamnien zahlreiche Bruchstücke von Pecten Zitteli, Ostrea und Briozoen enthalten. K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 17. Verhandlungen. 57 392 Verhandlungen. Nr. 17 7. Die Guadixformation. Schön horizontal geschichtetes Zer- störungsmaterial aus den Schiefer- und Kalk-Gebirgen. Bei Guadix erfüllt sie 300 Meter mächtig das Senkungsgebiet. An den alten Bruchwändern als Conglomerat ausgebildet, wird das Material in der Mitte lössartig. Die Formation ist versteinerungslos und wahrschein- lich eine fluviatile, stellenweise vielleicht eine Binnensee-Bildung. 8. Alhambra-Conglomerat. Horizontal geschichtete 100 Meter mächtige rothe Conglomerate mit eisenhältigem Bindemittel die Berge bei Granada zusammen und lehnt sich an die Blockformation. 6 und 7 gehören dem jüngsten geologischen Zeitalter an. Der Schichten- bau der Sierra ist einfach. Die Centralkette ist ein Gewölbe mit NNO. SSW. Axe. Die Talkschiefer-Kalk-Zone legt sich im Süden mit südlichem Fallen an. Am Westabhange fallen die Schichten allseitig nach Aussen und bilden so eine halbe Kuppe mit dem Mulahacen als Centrum. Die letzte Hebung der Sierra geschah frühestens in Ober-Miocän-Zeit. Was das Alter der Schiefer-Gesteine der Sierra betrifft, so hält der Vortragende aus Gründen, auf die hier nicht näher ein- gegangen werden kann, die Thonglimmerschiefer für paläozoisch, die Talkglimmerschiefer und Kalke für triadisch. F. Teller. Ueber die Aufnahmen im unteren Vintsch- gau und im Iffingergebiete bei Meran. Am Schlusse der diesjährigen Sommeraufnahmen wurde dem Vortragenden von der Leitung der I]. Section der nördlich und östlich der Etsch liegende Abschnitt des Blattes Meran (Zone 19. Col. IV.) zur geologischen Mappirung zugewiesen. Der Westabschnitt dieses Gebiets umfasst die nördliche Vorlage des Oetzthaler Gebirgsstockes, die sich in der topographisch scharf umschriebenen Texelgruppe noch einmal in die Firn- und Eisregion erhebt, um dann steil zur Längsdepression der Etsch abzudachen. Sie erscheint durch drei parallele Thalsysteme gegliedert, das Schnalser-, Ziel- und Spronserthal, welche als quere, nahezu senkrecht auf die nordöstliche Hauptstreichungs-Richtung verlaufende Erosionsfurchen, überall, wo nicht glaciale Schuttmassen das Grundgebirge verhüllen, ausgezeichnete geologische Profile geben. Der günstigste Aufschluss dieser Art ist längs des neuen Fahr- weges entblösst, der an der linken Seite des Schnalserbaches von der Thalmündung nach Ratteis führt. Er durchschneidet einen steil nach NNW. einfallenden Schichtcomplex, in dem die phyllitischen und massigen Gesteine der Gneissphyllitgruppe in ihren mannigfaltigsten Abänderungen in Wechsellagerung treten. Der auffallendste Gesteins- typus ist der am Thalausgang anstehende dickbankige Flasergneiss, in welchem, gewissermassen porphyrisch ausgeschieden, zollgrosse Krystall-Individuen und ausgebildete Zwillinge von mattbläulichem Orthoklas eingebettet liegen, die ohne Abrundung ihrer Kanten von Glimmerlamellen umschlungen werden. Damit in Verbindung stehen echte Augengneisse mit grünlichem, talkigem Glimmer und graue Streifen- gneisse mit lenticularen Quarz- und Feldspath-Knoten. Mit diesen Nr. 17 Bericht vom 3. u. 17. Dec. F. Teller. 393 massigen Gesteinen wechsellagern dünnergeschichtete, graue, fein- schuppige, oft sehr quarzreiche Gneisse, dunkle biotitreiche Phyllit- gneisse, Glimmer- und Amphibolschiefer, die letzteren oft mit grauen granatführenden Gneissen zu schönen gebänderten Varietäten zusam- mentretend. Die phyllitischen Gesteine bilden entweder nur schmale, kaum fussbreite Straten zwischen den dickbankigen Augen- und Flasergneissen, oder unterbrechen dieselben auf grössere Erstreckung, wobei sich dann nur hie und da eine einzelne Bank’ von porphy- rischem Augengneiss oder knotigem Streifengneiss einschaltet. Wech- sellagerungen der letzteren Art finden sich längs der niedrigen Fels- stufe, auf welcher die Ladurnser - Aecker liegen, während in dem schluchtförmig verengten Thalausgang, über den sich rechts das Schloss Juval erhebt, die massigen Gneisse überwiegen. Ein zweiter breiter Zug von Flasergneissen, in dem die schiefrigen Einlagerungen nur eine untergeordnete Rolle spielen, beginnt am Ende der Ladurnser Glacialterasse und reicht bis an den Rand der Schuttbildungen von Ratteis. Der nun folgende Abschnitt des Schnalserthales verläuft durch einen mächtigen Complex von Phyllitgneissen mit Hornblendeschiefer- lagen, der in seiner Einförmigkeit lebhaft an die Verhältnisse im hin- teren Oetzthal erinnert. Die breite Zone von Gesteinen der Kalk- phyllitgruppe, welche aus dem oberen Passeier, quer über die Gurgler Eisfelder nach Südwest streicht, erreicht das Schnalserthal nicht. Sie scheint in dieser Richtung rasch an verticaler Mächtigkeit abzunehmen, da sie auch im Zielthal nur bis in das Niveau des Rotheckferners absteigt. Die Lager von Bänderkalken und Amphibolgesteinen, welche am Abhang des Langthaler-Joches gegen Lazins und in der Hochwild- spitze zusammen mit den sie trennenden Phylliten eine bedeutende Mächtigkeit repräsentiren, streichen schon in der nahe liegenden Gruppe der Hochweisse und des Lodner aus. Dagegen scheinen die granatführenden Glimmerschiefer des oberen Pfossenthales, welche nahe an der verlassenen Sägemühle unterhalb Mitterkaser (Fuss des Zwölferspitz) den Gneissen des Schnalsergebietes auflagern, noch dieser Schichtengruppe anzugehören, die offenbar mit den in der südwest- lichen Fortsetzung ihres Streichens liegenden Bänderkalken und Phyl- liten des Schlandernauner Thals einen stratigraphischen Horizont darstellt. Die Augengneisse am Ausgange des Schnalserthales bilden weiter in SW. den steilen Felsabsturz, der von Tiss bis zur Latscher Brücke das linke Etschufer begleitet und dann der Strasse entlang, nur hie und da durch kleine Vorlagen von Glacialschutt unterbrochen, bis Kastelbel verfolgt werden kann. Nach NO. keilen sie sich an den grösstentheils aus Phyllitgneiss bestehenden Gehängen über Naturns rasch aus. ' Kleinere Züge von Augengneiss streichen an mehreren Stellen an dem Gebirgsrande zwischen Naturns und Partschins aus (Weilgrub). Dagegen lässt sich der breite Zug von grossflaserigen Gneissen unmittelbar vor Ratteis als ein zusammenhängendes an Mäch- tigkeit an- und abschwellendes Lager weit nach NO. verfolgen. Seine grösste Breite erreicht er im Zielthal, wo er an dem oberen Rande der Felsstufe, über welche der Zielfall herabstürzt, anhebt und über zwei weitere Thalstufen bis zur Alpe „im Gand“ hinaufreicht, in 57* 394 Verhandlungen. Nr. 17 seiner ganzen Erstreckung nur an drei Stellen von schmalen Zügen phyllitischer Gneisse unterbrochen. Ein weiteres nur wenig mächtiges Lager von Augengneissen in Verbindung mit Phyllitgneissen und Amphibolschiefern streicht in ONO Richtung bei der oberen Kuhalpe durch. Die Gesteine des Hauptgneisszuges im oberen Zielthal stimmen nicht mehr vollständig mit jenen des Schnalserthals überein. Sie sind kürzer geflasert, vom Typus der sog. Granitgneisse und die porphy- rische Ausscheidung grosser Orthoklaskrystalle, die selten von Glim- merflasern umrandet werden, ist auf einzelne bankartig vertheilte Straten beschränkt. Ueber Tschigol und hintere Röthelspitz reichen diese Gesteine in einem verschmälerten Zuge in’s Gebiet der Spron- serseen, die malerisch zwischen den zu Rundböckern abgeschliffenen Gneissen des terassenförmig abgestuften Thalhintergrundes eingebettet liegen, scheinen sich aber auf dem Grünjoch in Phyllitgneissen aus- zukeilen. Erst in der Thalsohle des Kolbenthales vor der Falser- Alm, stossen wir wieder auf härtere Flasergneisse, die nach NO. zwischen S. Leonhard und S. Martin das Passeierthal verqueren. Ein stratigraphisch höheres Niveau nehmen die feinlamellaren, und kleinknotigen Muscovitgneisse ein, welche, zwischen der Penauder- alpe und dem Hofe Ratschill, südlich von S. Martin, dickbankige Gesteinslager zwischen Phyllitgneissen, Glimmer- und Thonglimmer- schiefern bildend, von West her in unser Gebiet eintreten. Im Penau- derthal aufsteigend, verquert man diese Gneisse das erste Mal dort, wo man den versumpften Weideboden der obersten Alphütten betritt; sie wiederholen sich zwischen quarzreichen, feldspatharmen Phyllit- gneissen in der nächsthöheren, kesselförmig erweiterten Terasse dieses Thalgebietes, und bilden dann als eine etwa 800° mächtige Lager- masse den gegen S. steil abgebrochenen Schichtkopf des- Penauder- jochs, in der Jochscharte von Glimmerschiefern überlagert. An dem nach Süd folgenden stark geneigten Gehänge wechseln sie zwischen Eck und Ratschill wiederholt mit Glimmer- und Thonglimmerschiefern. Durch Aufnahme eines grünen talkigen Glimmers zwischen die dünnen Quarz - Feldspathlamellen werden sie hier den Arollagneissartigen Gesteinen an den Gehängen über Schlanders ähnlich. Die im unteren Spronserthal und an dem Gebirgsrand zwischen Gratsch und Algund in Verbindung mit Thonglimmerschiefern und graphitischen Thonschiefern auftretenden Pegmatite, welche auf der sorgfältig gearbeiteten Detailkarte über die Umgebung von Meran (1: 36.000, N. Jahrb. f. Mineral. 1875) von Prof. C. W. Fuchs inner- halb der hier herrschenden Phyllitgneisse ausgeschieden wurden, lassen sich weiter nach NO. verfolgen und streichen an dem rechten Passer- gehänge zwischen Saltaus und Meran an zahlreichen Stellen aus. Sie stehen hier mit augengneissartigen Gesteinen und chloritischen und talkigen, glimmerführenden Quarzwacken in Verbindung. Es ist im höchsten Grade wahrscheinlich, dass diese Gesteine zusammen mit deu Glimmer- und Thonglimmerschiefern der hinteren Masulschlucht und den Bänderkalken und Schörlpegmatiten des Plattenjochs einen zusammenhängenden Schichtcomplex repräsentiren, der als Randbildung der Tonalitgranite des Iffinger den älteren Phyllit- und Massengneissen als selbstständige Gruppe gegenübersteht. Ihre Zusammenfassung zu Nr. 17 Bericht vom 3. u. 17. Dec. F. Teller. 395 einer zusammengehörigen Gesteinszone, wie sie auf der älteren Karte des Tiroler montanistischen Vereins vorgenommen wurde, dürfte sich wohl in der Folge vom geologischen Standpunkte aus rechtfertigen lassen. Das interessanteste Studienobject in der Umgebung von Meran bilden die in der älteren Literatur wiederholt berührten und neuerdings in der oben citirten Abhandlung von H,. C. W. Fuchs ausführlicher besprochenen Verhältnisse in der Naifschlucht. Von der steil in die Tiefe gehenden Grenze der Tonalitgranite des Iflinger stösst hier eine flach gelagerte, nur in den untersten Partien gestörte Schichtgruppe ab, die sich aus drei in vollkommenster Concordanz stehenden Glie- dern aufbaut: Einem unteren mächtigen Tuffniveau, dem Aequi- valente der Tuff- und Sedimentbildungen an der Basis der Porphyre in der Umgebung von Bozen, einem mittleren System von Porphyrdecken, und den horizontal geschichteten Grödener Sandsteinen des Naifjochs. An der Basis dieses Schichtsystems liegt am Ausgange der Naif- schlucht unter den Vernauer Höfen eine Scholle von Thonglimmer- schiefer, welche zusammen mit den aufgelagerten dickschichtigen Tuffen, Breceien und Conglomeraten und den untersten Porphyrdecken gegen die mit Schutt bedeckte Tonalitgrenze einfällt. Thonglimmer- schiefer von der gleichen petrographischen Beschaffenheit erscheinen mit ziemlich flacher Lagerung auf der Höhe des Missensteiner-Joches an der Grenze der Tonalit-Gesteine des Plattinger und setzen von hier in’s Sägebachthal fort, wo sie in einem tieferen Aufriss kurz vor dem Gehöfte Windlahner deutlich gegen die Tonalitgranite einfallen. . Man wird nach dem Gesagten die Thonglimmerschiefer am Eingange in die Naifschlucht keinesfalls mit den aufgelagerten Tuffbildungen zu einem Horizont vereinigen dürfen, wie H. Fuchs wahrscheinlich zu machen sucht. Sie repräsentiren nur eine abgerissene Scholle von einer ehemals zusammenhängenden Randzone, die durch das Einsinken der Tonalit-Granitmasse des Iffinger längs einer durch Naif- und Sägebachthal verlaufenden Störungslinie zerstückt und an der Berüh- rungsgrenze sammt den zunächst auflagernden Bildungen nach abwärts geschleppt wurde. Der bedeutende Niveauunterschied zwischen den Thonglimmerschiefern in der Naifschlucht und jenen auf der Höhe des Jochüberganges gestattet einen annähernden Schluss auf die Sprung- höhe der vorliegenden Dislocation, der gegenüber sich eine Verzerrung der Grenzschichten in dem angegebenen Sinne nur als eine seichte und oberflächliche Störungs-Erscheinung darstellt. Die Bruchlinie der Naifschlucht bildet ein Analogon zu den von Herrn Bergrath v. Mojsisovics geschilderten tektonischen Verhältnissen im unteren Villnöss, wo die nördliche aus Thonglimmerschiefer bestehende Thalwand an der Grenze der Porphyre des Grödener Gebietes in die Tiefe gesunken ist. Doch scheint sie mit einer anderen Störungslinie im Zusammenhange zu stehen, mit jener grossartigen als Giudicarienspalte bekannten Dislocation nämlich, die am Lago d’Idro beginnt und durch Val Rendena und Val di Sole nach Nord- ost fortsetzt. Im Val Rendena wird diese Bruchlinie geradezu von denselben geologischen Horizonten flankirt, im Osten von den letzten Ausläufern der Bozner Porphyre und Verrucanobildungen, im Westen 396 Verhandlungen. Nr. 17 von den granitischen Gesteinen des Adamello und ihren östlichen Randbildungen. Ein Ineinandergreifen der Porphyre des Haflinger Plateaus und der Tonalitgranite des Iffinger, wie es Herr Dr. C. W. Fuchs auf seiner in ihren Grenzverhältnissen so zuverlässigen Karte zur Dar- stellung bringt, ‘konnte ich in der Naifschlucht nirgends beobachten. Auf dem nahe der Grenze beider Gesteine verlaufenden Saumpfade zwischen Gsteir und dem Naifjoch sieht man allerdings in höchst auffallender Weise Zungen von Tonalitschutt in schmäleren und breiteren Erosionsrinnen in die Porphyre hineinreichen, so dass der Weg auf eine längere Erstreckung hin in raschem Wechsel an- stehendes Porphyrgestein und scharf abgegrenzte, zungenförmige Ausläufer der weissen Schutthalde des vorderen Iffinger durchschneidet. Ein apophysenartiges Ineinanderdringen anstehender Gesteinsmassen dagegen, konnte ich nirgends constatiren. Die Porphyre stossen viel- mehr, so weit man dies beobachten kann, scharf von der steilen Tonalitgrenze ab. A. Bittner. Der geologische Bau des südlichen Baldo- Gebirges. Das Gebiet des südlichen Baldo (in sich begreifend den nord- westlichen Theil des Blattes Zone 23. Col. IV. und den östlichen Abschnitt des Blattes Zone 23. Col. III. der General-Stabs-Karte) zerfällt schon orographisch in zwei scharf geschiedene Theile, einen östlicheren, der eine niedrige Vorstufe darstellt und einen weit höheren westlicheren, der den Hauptkamm des Mte. Baldo bildet. Der östliche und niedrige Zug zeichnet sich durch seine ausserordentlich ein- fachen Lagerungsverhältnisse aus. Von den tiefsten hier aufgeschlossenen Schichten bis hinauf in verhältnissmässig junges Tertiär liegen alle Formationsglieder in diesem Gebiete in grösster Ungestörtheit über- einander. Im nördlichen Theile des auf dieses Gebiet entfallenden Antheils des Etschthales und im Val Aviana ist der Hauptdolomit in grosser Mächtigkeit aufgeschlossen ; er senkt sich gegen Süden allmälig herab und erreicht in der Nähe von Rivalta und Brentino die Thalsohle. Ueber ihm folgen zunächst helle Kalke mit Brachiopoden- Durchschnitten, zum Theil mit oolithischer Textur. Ganz ähnliche Gesteine setzen die Gesammthöhe der Felsabstürze bis zu den Biancone - Terassen zusammen. Es ist merkwürdig, dass hier, schon vom Val Aviana angefangen nach Süden, die eigentlichen sogenannten „grauen Kalke“, d. h. der Horizont der Schichten von Noriglio und Rotzo, kaum mehr in ihrer typischen Entwicklung nachweisbar sind. Die von den liassischen (und unterjurrassischen ?) Kalken gebildeten Felsabstürze lassen am rechten Etschufer nahezu an jeder Stelle drei übereinander sich aufbauende Mauern unterscheiden, zwischen denen zwei mehr oder minder deutliche Terassen durchziehen, welche weicheren Gesteinen ihren Ursprung verdanken. Die untere dieser Terassen entspricht ganz ohne Zweifel dem Horizonte der Noriglio- Schichten, aber selbst da wo man sie kreuzen kann, also im Val Aviana, oder unterhalb Madonna della Corona, ist man nicht im Nr. 17 Bericht vom 3. u. 17. Dec. A Bittner. 397 Stande, die typischen grauen mergeligen Gesteine besser entblösst aufzufinden; es sind hellere weisslichgelbe, mehr kalkige Schichten, mit zahlreichen Durchschnitten ungewinnbarer Brachiopoden und Gastro- poden, die man hier als Vertreter der „grauen Kalke“ anzusehen gezwungen ist. Darüber nehmen ähnliche, zum Theile auch sehr grell- gelb gefärbte Kalke und weisse Oolithe die Hauptmasse des Gesteins ein, wechselnd mit mehr mergeligen grauen oder gelblichen Schichten, in denen Auswitterungen von Crinoidenstielen, Cidaritenstacheln und kleine Rhynchonellen sich finden. Insbesondere ist eine dieser Mergelein- lagerungen mächtiger entwickelt und giebt der oberen der vorher erwähnten Terassen ihren Ursprung. Was über ihr bis zur Kante des Plateaus noch folgt, ist nahezu ausschliesslich reiner Oolith. Ueber diesem liegt, wie überall die scharfe Kante des Plateaus bil- dend, der „Ammonitico rosso“, in dessen tieferen Lagen local bekannt- lich Transversarius-Schichten nachgewiesen worden sind, und darüber der Diphyakalk; es folgt eine Zone von Alpenweiden, durch den leicht verwitterbaren‘ Biancone gebildet; darüber erheben sich die Scaglia und die Felsmauern der unteren Eocänkalke. Die Scaglıa ist hier zum Theile in analoger Weise entwickelt, wie jenseits der Etsch bei Breonio und Sta. Anna, als ammonitenführender Knollenkalk nämlich; von Echiniden ist nur Cardiaster italicus häufiger. An der Grenze zwischen der Kreide und dem Eocän ist an sehr vielen Stellen ein Tufthorizont nachweisbar ;, an anderen Stellen sind die untersten Bänke des Eocäns kalkigmergelig und enthalten tuffige Einschlüsse; sie gleichen petrographisch ganz den Gesteinen desselben Horizonts in den veronesischen Bergen, z. B. bei Castell Illasi und bei Castagne oberhalb Marcelise; hier wie dort führen sie kleine amphisteginenartige Num- muliten und Operculinen. Aber auch eine dritte Ausbildungsweise der Grenzschichten fehlt nicht, scheint ebenso wie im Vicentinischen mehr auf den Norden beschränkt zu sein. Bei einer in Gesellschaft des Herrn M. Vacek vorgenommenen Begehung des Altissimo di Nago gelang es uns, auch die typischen Spileccoschichten mit ihren Rhynchonellen, Terebrateln und Lamnazähnen hoch oben am Ostgehänge dieses Berges aufzufinden, unzweifelhaft dürften dieselben auch unmittelbar beim Orte Nago nachzuweisen sein, wie man sie ja auch noch weiter nörd- lich bei Trient schon seit längerer Zeit kennt (vergl. Suess Gliederung des vicent. Tert.-Gebgs. Sitzber. d. kais. Ak. d. Wiss. LVU, 1868, p. 270). Die untere Grenze des Eocäns erweist sich also als genau dieselbe wie im Vicentinischen und Veronesischen. Was darüber folgt, ist selten gut aufgeschlossen. Es sind zunächst feste Kalke, in denen die grossen Nummulitenformen des vicentinischen Hauptnummuliten- kalks vorkommen. Ueber ihnen setzt ziemlich constant ein Tuff- und Basaltniveau durch. Die oft mächtiger entwickelten höher folgenden Kalke sind durch ihre häufigen Einschlüsse von Nulliporen aus- gezeichnet. Zu oberst werden die Gesteine mergeliger und grusiger, enthalten hie und da zahlreiche Orbitoiden und Operculinen nach Art der Priabona-Schichten, und beginnen endlich mit blauen und braunen Mergellagen zu wechsellagern, die sich nach und nach selbstständig entwickeln. Einzelne Schichten derselben sind erfüllt mit Bryozoen, andere stecken voll kleiner Nummulinen, ähnlich wie die ganz ana- 398 Verhandlungen. Nrl7 logen Bildungen bei Laverda. Hie und da lassen sich auslösbare Petrefacte gewinnen und diese erlauben wieder eine annähernde Altersbestimmung. Das Wenige, was gesammelt werden konnte, redu- eirt sich grösstentheils auf Pectines und Echiniden. Ein ziemlich reiche Ausbeute versprechender Fundort liegt bei Pannone im Norden oberhalb Loppio westlich von Roveredo, innerhalb des von Herrn Vacek aufgenommenen Gebietes. Die obersten, mergeligen Partieen des Eocäns enthalten hier Pectines und Spondylus-Arten, die zunächst an solche aus den Schichten von Priabona erinnern; doch findet sich darunter besonders häufig auch Pecten arcuatus Michti, der für die Sangonini-Tuffe und Laverda-Mergel des Marosticanischen so bezeich- nend ist; dann die grossen gryphaeenartigen Austern des Val di Lonte bei Vicenza und — im Allgemeinen etwas höher — Echiniden, unter ihnen insbesondere Clypeaster, die man zum Theile wohl für identisch mit Ülypeaster Breunigi Laube aus den Gomberto-Schichten halten darf. Die mitvorkommenden, wenn auch schlecht erhaltenen Euspatangen erinnern ebenfalls an die Arten dieses Genus, welche in der Gesammtheit der Echinidenfauna der Schichten von Castelgom- berto eine hervorragende Stelle einnehmen, also besonders an Eusp. ornatus. Es lässt sich nun zwar eine entschiedene Gliederung und Parallelisirung auf Grund dieser dürftigen Petrefaktenfunde wohl nicht vornehmen; das petrographische Aussehen und der Habitus der Fauna spräche sehr für Laverda-Schichten; Peeten arcuatus ist in ‚diesen geradezu Leitfossil, doch wird er auch aus höheren Niveaus, von Hörnes neuerdings (Jahrbuch XXVII. p. 18 ff.) aus Schioschichten von Belluno angegeben ; im Vicentinischen ist er dagegen aus eigent- lichen Gomberto-Schichten kaum bekannt. Die Clypeaster dagegen scheinen im Vicentinischen tiefer als in Gomberto-Schichten nicht vor- zukommen; im Marosticanischen erscheinen sie auch schon in etwas älteren Schichten. Alles in Allem gerechnet wird man schliessen dürfen, dass im Eocän des Mte. Baldo auch die höhere oder oligocäne Gruppe des Vicentinischen Eocäns vertreten sei. Diese obersten Eocänschichten erfüllen die Mulde, welehe sich östlich unter dem Hauptkamme des Baldo hinzieht und welche im Norden von aus- gedehnten Alpenweiden, in ihren tieferliegenden südlichen Theilen dagegen von einem Theile der weithinzerstreuten Häusergruppen der Ortschaft Ferrara di Mte. Baldo eingenommen wird. Der östliche Fuss des Baldo-Hauptkamms ist mit kolossalen Massen zum Theile conglomerirten Gehängschutts überdeckt, unter welchem die Eocänbildungen nahezu in der ganzen Erstreckung ver- borgen liegen. Riesige Blöcke der Gipfelgesteine, — nahezu aus- schliesslich schöne weisse Dolomite — liegen über die Alpenweiden verstreut. Nur in tiefeingerissenen Gräben kommt die tertiäre Unter- lage zum Vorschein, so insbesondere nördlich und südlich von der Alne Mezzom, noch auf österreichischem Boden hart an der italienischen Grenze. Die vom Mte. Cerbiol herüberziehenden obersten mergeligen Schichten mit Peeten arcwatus, Euspatangen und Clypeastern biegen hier plötzlich scharf auf und richten sich am Fusse des Baldo steil in die Höhe. Gegen die Höhen des Baldo aufsteigend trifft man hie und da noch über ihnen die Köpfe der tieferliegenden festern Eocän- Nr. 17 Bericht vom 3. u. 17. Dee. A. Bittner. 399 kalke, mit ebenfalls sehr steilem östlichem Einfallen oder nahezu senkrecht stehend. Es fehlt aber darunter Kreide und Jura, ja nicht einmal die Möglichkeit ihres Vorhandenseins ist vorhanden, denn einige Schritte schon über dem erwähnten festen FEocänkalke steht bereits Hauptdolomit an. Diese Verhältnisse lassen sich gegen Süden bis in die Nähe von Ferrara verfolgen; erst ganz nahe diesem Orte an der Stelle, wo die Gehänge des Baldo von einigen sehr tiefein- schneidenden Gräben durchfurcht werden, hat man Gelegenheit, am Fusse des Hauptkamms auch ältere als eocäne Schichten zu beobachten. Eine schroffe Wand begleitet hier auf. eine geringe Strecke hin den Fuss des Baldo; sie besteht in ihren inneren Partien aus den „gelben Kalken“, nach aussen legen sich senkrecht stehende Platten des Ammonitico rosso und Diphyakalk an, weiterhin Biancone in sehr gewundener, steiler Schichtstellung, sodann Scaglia mit überkippter Lagerung und unter dieser erscheint noch eine Spur des bereits erwähnten kalkigmergeligen ältesten Focängesteins des Spilecco- horizonts. Nur wenig weiter östlich steht man schon wieder auf dem flach westlich fallenden östlichen Flügel der Eocän - Mulde. Die Schlucht im Westen oberhalb Ferrara entspricht einer bedeutenden Querstörung. Während nördlich von derselben eine eocäne Niederung liegt, erhebt sich im Süden viel höher ein unregelmässig kuppiges Hügelland, das durchaus aus Oolithen und „gelben Kalken“ mit ihren Crinoidenbänken — an einer Stelle (in der Nähe von Maje, Coltri W) auch mit Belemniten — besteht und eine aus dem geradlingen Ver- laufe des Hauptkamms nach Osten vorgeschobene Masse älterer Schichten darstellt. An der Grenze dieses Juraterrains gegen die entsprechend verschmälerte Eocän - Zone ist keine Aufrichtung des Eocäns nachweisbar, die Lagerung des Jurakalks selbst ist keine klare. Von dieser Partie und von den weiterhin noch zu erwähnenden Süd- abstürzen des Baldo abgesehen, stellt sich nahezu die ganze übrige Masse des Baldogebirges als ein überaus mächtig entwickeltes System jener Kalke dar, die wiederholt als „gelbe Kalke“ und „Oolithe von S. Vigilio* angeführt wurden. Diese ganze Masse fällt gegen den Garda-See ein und zwar im Süden flacher, im Norden steiler, wobei das Hauptstreichen der Schichten jenes des Kammes unter einem sehr spitzen Winkel schneidet. Dem entsprechend kommen in der Tiefe der wilden Schluchten zwischen den Hauptgipfeln schon Kalke zum Vorschein, welche man wegen ihrer hie und da häufigen Durch- schnitte grosser Terebrateln und riesiger Chemnitzien vielleicht als Vertreter der „grauen Kalke“ wird ansehen dürfen. Darunter erscheint an den Ostgehängen der Hauptgipfel der Hauptdolomit. Derselbe ent- hält hie und da einen ziemlich bedeutenden Reichthum an Fossilien, - Dactyloporen, zierliche Rissoen- oder Turitellenartige Gastropoden, Mytili, grosse flachrippige Pectines, besonders aber Brachiopoden, von denen eine Art auffallend an Ter. gregaria der Kössener-Schichten erinnert. Leider ist alles nur in Steinkernen erhalten. Die „gelben Kalke“ haben auch hier ihre mergeligen Zwischenlagen; graugelbe, mergelige und sehr kieselreiche Bänke treten ebenfalls hie und da in ihnen auf; in diesem gelang es eine formenarme, aber individuen- reiche Rhynchonellenfauna aufzufinden, welche an jene der Tre- K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 17. Verhandlungen. 55 400 Verhandlungen. Nr. 17 dici Communi erinnert und mit derselben wohl identisch sein mag. Es sind Formen darunter, die auf’s Vollkommenste mit der neuer- lich von Lepsius aus diesem Niveau beschriebenen Ah. Olesiana über- einstimmen, andere nähern sich in hohem Grade der in denselben Schichten vorkommenden Rhynch. Vigilii Lepsius. Die Westgehänge des Mte. Baldo sind über alle Massen eintönig; auf Stunden hin bewegt man sich nahezu auf einer und derselben Schichtfläche der „gelben Kalke“, die nur hie und da in einzelnen der wilden, steilwandigen, von den Hauptgipfeln geradlinig zum See herabziehenden Schluchten tiefer aufgerissen sind. Die obersten Schichten sind auch hier sehr reich an Trochitenbänken, grossentheils oolithisch und stellenweise aus einem wahren Zerreibsel von Conhyltrümmern bestehend, unter denen sich Brachiopoden, Cidariten und schön verzierte Pleurotomariaartige Gastropoden erkennen lassen. Höhere jurassische Schichten liegen nur hie und da noch am Fusse am Ufer des Sees; Kreideschichten sind nur an zwei Stellen längs des Ufers nachweisbar, an den schwachen Vorgebirgen bei Malcesine und Torri, und hier liegen auch noch wenige dürftige Reste eocäner Schichten; eine dritte ähnliche Stelle scheint der mit Schutt überdeckte Küstenvorsprung zwischen Cassone und L’Ascensione zu bilden mit der vorliegenden, wahrschein- lich aus Eocän bestehenden kleinen Insel Trimelone. Gegen das Südgehänge des Hauptkamms zeigt sich eine Wen- dung im Streichen und die Schichten des „gelben Kalks“ fallen hier von der Höhe des Hauptkammes an auf eine Strecke weit ebenso flach nach S, wie oberhalb des Sees gegen West. An den steilen Felsabstürzen oberhalb Caprino und Pesina erfolgt jedoch eine plötz- liche knieförmige Knickung der gesammten Masse, ausserhalb welchen die hier den Fuss des Gebirges bildenden Biancone-, Scaglia- und Eocänschichten widersinnisch gegen das Gebirge einschiessen. Einen ganz allmäligen Uebergang aus dieser überkippten ostwestlich strei- chenden Stellung in das westliche Einfallen des Hauptkamms kann man ausserondentlich schön am Südwest- und Westgehänge des Mte. Belpo beobachten, an welchen die einzelnen Formationsglieder, schon durch ihre verschiedene Färbung weithin kenntlich, gleich abblättern- den Schalen sich anlegen, um in eine flache, nordsüdlich .gestreckte Mulde überzugehen, deren nördliches Ausgehendes eine bedeutende Strecke über das Dorf Montagna di Mte. Baldo hinaus verfolgt werden kann. Der westliche Flügel dieser Mulde ist übrigens durch Abtra- gung der oberen Schichten gestört, so dass hier die glacialen Schutt- massen mit ihren Quarzporphyr- und Granit-Blöcken unmittelbar auf der ausgewaschenen Oberfläche des gelben Kalks und des Ooliths von 8. Vigilio aufruhen. Bei dieser Geiegenheit möge auch der berühmten Jurafund- stelle des Caps S. Vigilio mit einigen Worten gedacht werden. Bei einem gemeinschaftlich mit Herrn Vacek dahin unternommenen Aus- fluge überzeugten wir uns, dass die immer noch gebräuchliche Zusammenstellung der „Oolithe von S. Vigilio“ mit den „Murchi- sonae“-Schichten eine nicht völlig zutreffende sei, weil sie der An- sicht Raum zu geben geeignet ist, dass die Murchisonae-Schichten Einlagerungen in den Oolithen darstellen. Dass dies nun doch eigent- Nr. 17 Bericht vom 3. u. 17. Dee. A. Bittner, 40] lich nicht der Fall sei, wird im Gegensatze zu der Darstellung Be- necke’s schon von Waagen (Zone des Am. Sowerbyi pag. 53) hervor- gehoben. Die Murchisonae-Schichten liegen thatsächlich über der Hauptmasse des am Cap S. Vigilio wie anderwärts mächtige Fels- wände bildenden weissen Ooliths und gehören einem Complexe rother, gelblicher, weisslicher und buntgefärbter Gesteine an, die man viel- leicht mit eben so viel Recht dem nächsthöheren Horizonte der Be- neeke’schen Eintheilung, den Curviconcha-Schichten nämlich, gleich- stellen könnte. Allerdings liegen in dem geringmächtigen Zwischen- raume, welcher die Murchisonae-Schichten von den hier ebenfalls entwickelten Posidoniengesteinen trennt, noch einige wenige hellere, zum Theil auch oolithische Lagen, aber auch in den Brüchen, als deren oberste Lage die Murchisonae-Bank erschlossen ist, stehen einzelne Bänke an, deren eigenthümlich grusiges, helles Gestein den Verdacht erweckt, dass seine Masse aus winzigen Posidonienschalen oder Zer- reibsel solcher bestehe. Wie wenig übrigens die Terebratula curvi- concha und verwandte Arten thatsächlich geeignet sind, als niveau- bezeichnende Fossilien für engbegrenzte Zonen verwendet zu werden, das geht wohl daraus hervor, dass in der Schicht des Steph. fallax selbst eine Form gefunden wurde, die von der Oppel’schen Abbildung der Ter. curviconcha absolut nicht zu unterscheiden ist, während aus einer nur wenig im Niveau verschiedenen Lage ein Stück stammt, das der liassischen Ter. Aspasia zum Verwechseln ähnlich sieht. Jedenfalls wird der Richtigkeit der Auffassung nicht geschadet, wenn man hervorhebt, dass der Begrift „Curviconcha-Schichten“ ein weiterer sei als jener der „Klaus-Schichten“ oder „Posidonia-alpina-Gesteine*“, und dass auch die Schichten mit Ammon. Murchisonae dem unte- ren Theile jenes Complexes bunter. Marmore angehöre, welcher erst über einem ausserordentlich mächtigen Systeme hellgefärbter, zum grossen Theile oolithisch ausgebildeter Kalkmassen, deren Altersstel- lung bisher nur unzureichend fixirt ist, zur Entwicklung gelangt. Etwas entfernt vom Südrande des Mte. Baldo ragen aus den glacialen Schuttmassen noch zwei felsige Kuppen auf, die aus terti- ären Bildungen bestehen. Die tiefsten hier aufgeschlossenen Schichten sind wohl die, welche man am Wege von Cavajon nach Incaffi trifft, mergelige Lagen mit kleinen Nummulinen und spärlichen Exemplaren des Pecten arcatus, sowie Macropneustes-Fragmenten; darüber folgen einige Lagen festen Grünsands mit zahlreichen Seutellendurch- schnitten, Bänke harten Nulliporenkalks, deren Schichtflächen zum Theil ganz überdeckt sind mit flachrippigen breitgerundeten Pectines, wie sie in den Schioschichten aufzutreten pflegen, und zu höchst eine mächtige Masse schön weissen, grossentheils aus Echinodermen-Zer- reibsel bestehenden Kalkes. Der östliche niedrige Zug des Baldogebirges wird an der Strasse Ceraino-Caprino unterbrochen; seine Fortsetzung bilden die isolirte Kuppe des Castells von Rivoli und: weiterhin die Felspartien der Berner Klause, welche anderseits in unmittelbarem Zusammenhange mit den oberen jurassischen Bildungen (Oolithen und gelben Kalken) des Mte. Pastello stehen. Der grosse Bruch im Osten der Etsch, welcher den Dolomit von der jurassischen Unterlage des Plateaus von 58* 402 Verhandlungen. Nr. 17 Sta. Anna und Breonio scheidet, scheint also schon nördlicher, etwa in der Gegend von Dolce, sich ausgeglichen zu haben. Es ist schon bei Gelegenheit der Vorlage der Karte der Tredieci Communi (vergl. Verhandl. 1578, p. 59) darauf hingewiesen worden, dass der im Allgemeinen sehr einfache geologische Bau dieses Gebirgs- landes durch zwei Factoren beeinflusst wird, nämlich durch grosse in westöstlicher Richtung streichende Faltungen und durch nord- südlich verlaufende Brüche. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass in jenem Gebiete die Falten als Längsfalten, die Brüche aber als Querbrüche aufgefasst werden müssen. Nicht so klar ist das im Westen der Etsch. Der Schichtenfall im Süden des Baldo ist zwar ein westöstlich streichender, aber er geht allmälig in das westliche Einfallen des Baldohauptkammes über. Die nordsüdlichen Brüche, welche das Gebiet durchsetzen, haben die Eigenthümlichkeit gemein, dass ihre östlichen Flügel tiefer liegen als die westlichen und dass demnach das ganze Gebirge als ein von O gegen W sich zu immer bedeutenderen Höhen erhebendes System von einzelnen Stufen erscheint; schon die Sprunghöhe des Etschbruches übertrifft die aller östlicheren um ein Bedeutendes und wird selbst noch weit überragt durch jene des Baldobruchs, welcher in so gewaltiger Höhe über dem Tertiär den Hauptdolomit noch ein- mal zu Tage bringt. Dieser letztere Bruch aber erweist sich deutlich als aus einer schiefen Falte hervorgegangen und diese Entstehungsweise in Ver- bindung mit der dadurch bedingten steileren Schichtstellung drückt diesen westlichen Abschnitten des Gebirges den Charakter selbst- ständiger Gebirgsketten auf, welche ein zum Hauptstreichen des Gebirges senkrechtes, nordsüdliches Streichen angenommen haben. Dr. E. Reyer. Zur Tektonik der Eruptivgesteine. Der Vortragende zeigt ein Experiment vor, welches die Tek- tonik der massigen Ergüsse illustrirt: Ein schlieriger Gypsbrei wird durch eine Oeffnung eines Brettchens gepresst. Die Massen nehmen jene Lagerung an, welche bei den massigen Ergüssen in der Natur beobachtet werden kann. Je nach der Consistenz des Gypsbreies und je nach der Neigung der Unterlage erhält man Kuppen, Decken, Ströme, endlich die Com- binationen von Decke und Quellkuppe. Der Vortragende verweist darauf, dass bei dieser Gruppe von Eruptionserscheinungen diejüngerenErgüsse sich inund unter- halb der älteren ausbreiten (intensive Ergüsse). Die Ausführung dieses Themas folgt im zweiten Hefte des Jahrb. für 1879. Robert Fleischhacker. Ueber neogene Cardien. Prof. Hörnes führt im Jahrbuch der geolog. Reichs-Anstalt 1375, Tab. II, Fig. 20 aus den sarmatischen Ablagerungen von Wiesen ein kleines Cardium an, welches sich an Cardium obsoletum Eichw. > Nr. 17 Bericht vom 3. u. 17. Dec. F. Gröger, 403 anschliesst, bei dem sich aber der hintere Rand erweitert und eine Kante zeigt. Prof. Neumayr weist (Öongerien- und Paludinenschichten Slavoniens, Abh. der geolog. R.-A.Bd. VII, Heft3, S. 22) darauf hin, dass diese sarmatischen Cardienformen zu Congerien-Cardien führen und nennt als solche: B dium carinatum Desh., ©. subcarinatum Desh., C©. Auingeri Fuchs., ©. modiolare Rouss., ©. edentulum Desh., ©. acardo Desh., ©. en Dayern, ©. speluncarium Neum,, ©. Orioi vacense Neum. und (Ü. undatum Rouss. Bei den meisten der kleinen Cardienformen aus Wiesen sehen wir die Erscheinung, dass eine oder mehrere Rippen hervortreten und gezähnelt sind. Bei andern tritt eine Verkümmerung der Seitenzähne, besonders des hinteren Seiten- zahnes ein. Alle diese Formen sind durch Uebergänge mit einander verbunden. Unter dem von Prof. Hörnes gesammelten reichen Material aus Wiesen befand sich eine einzige Form, bei der alle Rippen dicht mit kleinen Dornen besetzt sind. Gestalt des Gehäuses und Einrich- tung des Schlosses sind die gleichen, wie beim typ. ©. obsoletuwm Eichw. Unter den Cardien, die von Prof. Neumayr aus Wiesen gc- ° sammelt wurden, fanden sich noch 2 Formen, bei denen alle Rippen mit Dornen besetzt sind, die aber auch in der Form von (©. obsoletum abweichen. Hieher gehörig ist der Abdruck eines Cardium von der Türkenschanze, welcher 3 hervortretende Rippen erkennen liess, analog ©. Snessi Barb., ferner Formen aus Nussdorf, bei denen fast alle Rippen gezähnelt sind, mit einer Einrichtung des Schlosses, die an ©. macrodon erinnert, endlich Formen aus Fünfhaus aus einer von H. Letocha gesammelten Suite, die zum Theil nur wenige geordnete Rippen tragen und durch ihre eigenthümliche Form und die mangel- hafte Entwicklung der Bezahnung sich am weitesten von (. obsoletum entfernen. Andererseits trifft man auf sarmatische Ablagerungen, in denen keine der hier erwähnten Formen sich befinden, und es scheint, dass diese Entwicklung des typus CO. obsoletum Eichw. auf eine Alters- diffterenz der betreffenden Schichten zurückzuführen sei. F. Gröger. Diamanten-Vorkommen in Süd-Afrika. Herr Gröger bringt die Resultate zur Kenntniss, welche Herr Frederic W. North im South Staffordshire and East Worcestershire Institut der Berg-Ingenieure am 5. September vorgelegt, unter dem Titel: „Kimberley Diamond Mine, South Africa,“ und die auch das Mining Journal unter 14. und 21. September veröffentlicht hat. Diese Beschreibung der Kimberley Diamanten-Grube ist darum von Interesse, weil wir in dieser den ziffermässigen Nachweis finden, dass die Reichhaltigkeit an Diamanten gegen die Tiefe sehr bedeutend zunimmt, und durch Aufführung der Resultate einer achtjährigen Arbeit constatirt erscheint, dass der Reichthum an Diamanten inner- halb des schlottartigen Depöts eigenartig vertheilt ist. Dieser Schlott, welcher annähernd eine Ellipse bildet mit dem Achsenverhältnisse von circa 200 und 250 Meter — ist von nahezu senkrecht abfallen- den Gesteinswänden begrenzt, welche aus den in dieser Gegend weit verbreiteten Schiefergesteinen bestehen. 404 Verhandlungen. Nr. 17 Gröger weicht von der in dieser schönen Arbeit niedergelegten Darstellung im Wesentlichen nur in der Erklärungsweise ab — wie diese eigenartige Vertheilung des Diamantenreichthums innerhalb der Ausfüllungsmasse dieses Schlottes zu Stande gekommen sei, indem er glaubt, der Anschauung den Vorzug geben zu sollen, dass diese ungleichförmige Vertheilung der Diamanten in dieser Masse im We- sentlichen einem Separations-Processe zuzuschreiben sei, der ähnlich demjenigen — mittelst welchem der Metallgehalt armer Erze in den Aufbereitungsstätten der Bergwerke concentrirt wird. Literatur-Notizen. Charles Brongniart. Ueber fossile Insecten. Der Herr Verfasser übersendet uns eine Reihe von Separatabdrücken seiner letzteren Publicationen, von welchen wir hervorheben: 1. Ueber die Bohrlöcher, die von Käfern aus dem Geschlechte Hylesinus in einem Stücke Coniferenholz aus der Kohlenformation von Autun gemacht wurden, — dann über durch Bostrichus bewerkstelliste Bohrlöcher in einem Coniferenholz des Gault von Pas du Calais. 2. Ueber einen Arachniden (Attoides eretiformis), die einzige bisher bekannt gewordene tertiäre Spinne von Aix in der Provence. 3. Eime Notiz über Dipteren aus den Teritär - Schichten von Aix in der Provence, Chadrat in der Auvergne, dann von Oeningen und Radoboj. 4. Drei Notizen und eine Abhandlung über Orthopteren aus der Familie der Phasmeen, die im Terrain „suprahouillier‘‘ von Commentey (Allier) gefunden wurden. Dieselben erhielten den Namen Protophasma Dumasii zu Ehren von J. B. Dumas; dieselben sind die einzigen bisher bekannten fossilen Repräsentanten der genannten Familie. — Der Verfasser hebt als sehr bemerkenswerth hervor, dass die bisher bekannt gewordenen Inseeten der Kohlenformation eine so auffallende Aehnlichkeit mit jetzt lebenden Insecten darbieten, während die fossilen Pflanzen derselben Periode von den jetzt lebenden so weit abweichen. Nach diesen Insecten zu urtheilen, - herrschte zur Zeit der Kohlenformatien ein feuchtes Tropen-Clima. M.N. C. Struckmann. DerobereJurainder Umgegend von Hannover. Eine palaeontologisch-geognostisch-statistische Darstellung. Hannover 1878. (4) 169 Seiten Text und acht Petrefactentafeln. Wer sich je ernstlich mit der stratigraphisch-palaeontologischen Untersuchung einer Schichtgruppe beschäftigt hat, weiss, dass eine gründliche und befriedigende Erforschung selbst eines ziemlich eng umgrenzten Flächenraumes nicht in wenigen Wochen und Monaten zu Stande gebracht werden kann. Dieses Resultat ist nur für denjenigen erreichbar, der durch Jahre auf der Formation wohnt, die er studiren will, der jeden freien Augenblick benützt, um immer und immer wieder zu suchen und zu sehen; der jeden auch unbedeutenden Aufschluss oftmals besucht hat, bis er in einem Gebiete fast jeden Stein kennt und selbst mit den kleinsten Einzel- heiten vertraut ist. Dann nur ist es möglich ein klares und abgeschlossenes Bild zu geben und eine Arbeit zu liefern, die den Leser von der Richtigkeit bis ın’s Detail überzeugt und als zuverlässig gelten kann. Ein solches Werk von bleibendem Werth ist das Struckmann’s über den oberen Jura von Hannover, welches sich den besten Localmonographien würdig zur Seite stellt, und überdies durch die sehr guten Tabellen zum Vergleich mit an- deren Bildungen desselben Alters ein über den unmittelbaren Gegenstand hinaus- gehendes Interesse gewinnt. Die Ablagerungen, welche unterschieden und in einem geologischen Vorbericht geschildert werden, sind folgende: Nr. 17. Bericht vom 3. u. 17. Dec. J. v. Matyasowsky. 405 1. Oxford- oder Hersumer-Schichten. Korallenonlith 2. Unterer Korallenoolith. 3. Oberer Korallenoolith oder Zone des Pecten vorians. (bisher mittlerer Korallenoolith.) 4. Zone der Terebratula humeralis (bisher oberer Korallenoolith). d. Untere Nerineen-Schichten oder Zone der Natica globosa. . Obere Nerineen-Schichten oder Zone der Neri- nea tuberculosa. . Zone der Nerinea obtusa. . Zone des Pteroceras Oceami. . Virgula-Schichten. Unteres Kimmeridge Mittberg-Kimmerdge m — ©) eoie oEnS | Oberes Kimmeridge 10. Zone des Ammonites gigas. Portland 11. Einbeekhäuser Plattenkalk. 12. Purbeckmergel und Serpulit. Aus dieser Schichtfolge führt Struckmann 415 Thierformen an, deren Vor- kommen und genaues Lager man durch die eigenen Untersuchungen des Verfassers kennen gelernt hat, während nur 36 Arten in der Literatur eitirt sind, die derselbe nicht selbst gefunden hat. Unter den vorkommenden Versteinerungen sind die Gastropoden am stärksten vertreten (133), nächstdem die Bivalven (116), Korallen (32), Seeigel (25), Fische (27), Reptilien (12). Auffallend schwach sind im Ver- gleiche zu anderen Gegenden im oberen Jura von Hannover die Cephalopoden mit 14 Arten vertreten, von denen überdies die Hälfte auf die Hersumer - Schichten beschränkt ist. Der palaeontologische Theil entliält theils Beschreibung, theils kritische Be- sprechung noch ungenügend bekannter, in ihrer Deutung zweifelhafter oder in ihrem Vorkommen in dieser Gegend neuer Arten, von welchen viele auf gut ans- geführten Tafeln abgebildet sind. Als neue Formen sind festgestellt: Echinobrissus Damesi, Modiola Hannoverana, Phasianella Kimmeridiensis, Chemnitzia Sancti Antonii, Trochus Calenbergensis, Chemnitzia Lorioli. Den Schluss des Werkes bilden Vergleiche zwischen dem oberen Jura Han- novers und demjenigen anderer Gegenden, speciell mit Württemberg, Aargau, Nefu- chatel, der Haute-Marne und Boulogne-sur-mer; die Parallelen stützen sich auf Tabellen, welche in sehr ausgedehntem Maasstabe, mit grosser Sorgfalt angelegt und mit groser Sorgfalt durchgeführt sind. Auf die Einzelnheiten dieser Vergleiche hier einzugehen, ist nicht möglich, wir empfehlen sie aber, wie das ganze treffliche Werk, jedem, der sich für den oberen Jura interessirt, zu eingehenden Studien. J. v. Matyasowsky. Ein fossiler Spongit aus dem Kar- pathensandsteine von Kis-Lipnik im Säroser Comitate. (Ed. sep. e „Termeszetrajzi füzetek* Vol. II, p. IV, 1878.) Der Verfasser zollt zunächst den Arbeiten unserer geologischen Reichsanstalt über Karpathensandsteine in freundlichster Weise anerkennende Würdigung, giebt hierauf einen kurzen Auszug aus der Mittheilung von Paul und Tietze über die in Rede stehende Gegend, und beschreibt schliesslich ein besonders schönes, bei Kis- Lipnik aufgefundenes Exemplar jenes eigenthümlichen Fossils, welches, aus einem Netzwerke regelmässiger Hexagone bestehend, bereits wiederholtin allen Etagen der Karpathen- und Wienersandsteine, sowie auch in älteren Bildungen (z. B. in der Arva im Dogger) beobachtet, und gewöhnlich mit dem Namen des „bienenwaben- artigen Hieroglyphen“ bezeichnet wurde. Der Verfasser hält dieses Vorkommen für generisch übereinstimmend mit einer von Dr. W. v, d. Mark (Palaeontograph. B. XXII) aus der westphälischen Kreide beschriebenen Amorphozoa, und schlägt für dasselbe den Namen Glenodictium carpathicum vor. Eine sehr gelungene Abbildung ist der Arbeit beigefügt. Es mag hier am Platze sein, daran zu erinnern, dass vor längerer Zeit in einer Sitzung der geologischen Reichsanstalt durch Hrn. v. Hoch- stetter ein ähnliches Fossil aus dem Wienersandsteine vorgewiesen wurde, bei welchem aber die Hexagone nicht, wie bei dem Lipniker Exemplare, durch einfache Leisten, sondern durch Reihen kleiner Kügelchen gebildet wurden. 406 Verhandlungen. Nr. 17 Lz. H, Credner. Das Oligocän des Leipziger Kreises. (Zeitschr. d. deutschen geologischen Gesellschaft, 1878, p. 615.) Der Südostflügel der sächsisch -thüringischen Oligocän-Bucht gliedert sich folgendermassen : 1. Unter-Oligocän: lichte Sande, Kiese und Thone mit Braunkohlenflötzen. 2. Mittel-Oligocän: dunkelgraue und grünlichgraue Thone und Sande mit marinen Conchylien. 3. Ober-Oligocän: lichte Sande, Kiese und Thone mit Braunkohlenflötzen, 1. Das gegen 100 Meter mächtige Unter-Oligocän zerfällt wieder in die 1. Stufe der Knollensteine und 2. Stufe der Braunkohlenflötze. In der ersteren ist das Vorkommen von knolligen Alunit-Coneretionen neu und sehr interessant; von Versteinerungen sind aus dieser Stufe Pflanzenreste bekannt, die von Engelhardt beschrieben und zum Ober-Oligocän gerechnet worden sind; aus den jedenfalls massgebenderen Lagerungsverhältnissen muss Credner aber die pflanzen- führenden Thone von Göhren zum Unter-Oligocän rechnen. Die zweite Stufe des Unter-Oligocän führt mehrere A, 5, stellenweise auch 9 Meter mächtige Braunkohlenflöütze, die an zahlreichen Orten abgebaut werden. Auch diese Ablagerung enthält zahlreiche Pflanzenreste, besonders häufig die Seguoia Couttsiae Heer, die nach Schenk den wesentlichsten Antheil an der Bildung der Kohlen genommen hat. . 2. Das Mittel-Oligocän, welches in der gründlichen und ungemein klar geschriebenen Arbeit Credner’s ganz besonders berücksichtigt wurde, wird in drei Stufen getrennt: 1. unterer Meeressand, 12—15 Meter mächtig, mit zahlreichen marinen Mollusken, unter denen besonders Aporrhais speciosa Schloth. var. Marge- rini Beyr. sehr häufig ist. 2. Der Septarienthon, 10 Meter mächtig, gleichfalls mit zahlreichen marinen Versteinerungen, die ungleichmässig in den Thonlagen ver- theilt sind 3. Der obere Meeressand, 10—15 Meter mächtig, ohne organische Reste. 3. Das Ober-Oligocän besteht aus schneeweissen Quarzsanden, Kiesen und plastischen Thonen in zusammen einer Mächtigkeit von 30—85 Meter. Dieser Schichten-Complex, der in petographischer Hinsicht dem Unter-Oligocän gleicht und bisher auch nicht von diesem getrennt wurde, bildet den Untergrund der Stadt Leipzig und der angrenzenden flachen Höhenzüge; wie im Unter-Oligocän treten auch hier Braunkohlenflötze auf, die aber meistens nicht abbauwürdig sind. Das wichtigste Resultat der Credner’schen Arbeit, welche mit einer Be- schreibung der fossilen Fauna des Mittel-Oligocänes und einigen allgemeinen Be- trachtungen über die Lagerungsverhältnisse des Oligocänes im nordwestlichen Sachsen schliesst, ist: dass in der Umgegend von Leipzig über der unteroligocänen sog. norddeutschen Braunkohlen-Formation und von dieser durch das marine Mittel-Oligocän getrennt, eine zweite, jüngere Braunkohlen-Formation auftritt, die wegen ihrer Lage im Hangenden des Mittel-Oligocänes als Ober-Oligocän bezeichnet worden ist. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15. Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien. ih VIRIB ae: Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Schlussnummer. Inhalt. Vorgänge an der Anstalt. Einsendungen für die Bibliothek. Druckschriften der k. k. geolog. Reichsanstalt. — Preisverzeichniss der von der k. k. geolog. Reichsanstalt geologisch-colorirten Karten: A. Neue Specialkarten im Massstabe von 1:75000; B. Specialkarten im Massstabe von 1:144000; ©. Generalkarten im Mass- stabe von 1: 188000; durch Farbendruck veröffentlichte Uebersichtskarten. — Register. Vorgänge an der Anstalt. Die schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau hat anlässlich der 75. Jahresfeier ihrer Stiftung den Direktor Hofrath v. Hauer zum Ehrenmitgliede und die Ühefgeologen Bergrath Stur und Öberbergrath Stache, sowie den Geologen Dr. Tietze zu correspondirenden Mitgliedern ernannt. Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separatabdrücke. Eingelangst vom 1. October bis Ende December 1. J. Abich H. Geologische Forschungen in den kaukasischen Ländern. I. Thl. Wien 1878. 2179. 4.) Albertini L. E, Le Perou en 1878. — Notice historique et statistique suivie du Catalogue des Exposants. Paris 1878. (6389. 8.) Alpenverein, Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Alpenreisen. Leipzig 1878. (6395. 8.) Barrande Joachim. Cephalopodes. — Etudes generales. — Extraits du systeme silurien du centre de la Bohöme. Vol. II. Texte V. Prague 1877. (6362. 8.) Bauschinger M. Essais de Resistance des fontes, fers et aciers de l’usine de Reschitza (Hongrie.) ete. Vienne 1878. 2172. 4.) Blanford H. F. Meteorology of India. The Indian Meteorologist's Vade- mecum. Caleutta 1876. (6394. 8.) Bou& A. Dr. Ueber die unterirdischen grossen Wasserläufe ete. Wien 1878. (6421. 8.) — — Erklärungen über einige Details der europäischen Türkei. Wien 1878. (6422. 8.) Budapest. Les eaux minerales de la Hongrie, — 1878. (6388. 8.) Calderon S. Don. Enumeracion de los vertebratos fössiles de Espana. Madrid 1877. (6408. 8.) K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 18. Verhandlungen. 9 408 Verhandlungen. Nr. 18. Calderon S. Don. Resena de las rocas de la 1sla voleänica Gran Canaria. Madrid 1878. (6409, 8.) — — (ontribuciones al estudio de la fosforita de Belmez. Madrid 1878. (6410. 8.) — — Ofita de trasmiera, (Santander.) Madrid 1878. (6411. 8.) — — Resela geolögica de la provincia de Guadalajara. Madrid 1874. (6412. 8.) — — On the fossil vertebrata hitherto discovered in Spain. 1877. (6413. 8.) — —- Estudios geolögicos de Espana Madrid 1875. (6414. 8.) Chapitres. D’une philosophie pour tous essai sur le Gouvernement de la Vie. Poitiers 1878. (6390. 8.) Chavanne J. Dr. Die Sahara oder von Oase zu Oase. Bilder aus dem Natur- und Volksleben in der grossen afrikanischen Wüste. Wien 1878/9. (6364. 8.) Cordella A. La grece sous le Rapport geologique et mineralogique. Paris 1878. (6267. 8.) Credner Hermann Dr. Elemente der Geologie. IV. Auflage. Leipzig 1878. (6397. 8.) Danckelman A. von und Lenz O. 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Darst „ III. vergriffen. ” ” $) ” ” an = Et % = „ IV. mit 85 N ee . ei “ = NA 5 en S2:506 ee a en a = VII. „ 44 5, a 5 il R ee ” ” „ >} Der vierte Band enthält ausschliesslich: Dr. M. Hörnes. Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien. II. Bd. Der achte Band enthält: D. Stur. Beiträge zur Kenntniss der Flora der Vorwelt. I, Bd. Der neunte Band enthält: F. Karrer. Die Geologie der Kaiser Franz Josef Hochquellen-Wasserleitung. ö Alth Dr. Alois v. Ueber die paläozoischen Gebilde Podoliens und deren Versteine- rungen, I. Abtheilung: Mitz5NlithreTatelne 7 ee ee „9 a eh Andrae Dr. ne Beiträge zur fossilen Flora Siebenbürgens und des Banates. Mit 12 lith. He OD. Or EN EN De NH ar 70 De RE Dec „5.84 „11.68 Buuzel Dr. Em. Die Reptilfauna “der Gosauformation in der, Neuen Welt bei Wr.- Neustadt. 7Mit.BAltthogt,alatehiv ee aere nA OR ee | Ettingshausen Dr. Const. Freih. v. Beitrag zur Flora der Wealdenperiode. Mit 5 NEN TA LE ae aa. Dear soo De ar, oe og „266 3, + OB — — Ueber Paläobromelia, ein neues fossiles Pflanzengeschlecht. Mit. 2 lith. Tafeln „ 1.6 3,0208 — — Begründung neuer oder nicht genau bekannter Arten der Trias- u. Oolithflora. Mit BlIOn Tate In ee Me en N ER I SR RR „ .3.20 — — Die Steinkohlenflora von Stradonitz. Mit 6 lith. Tafeln & 22164 5.28 — — Pflanzenreste aus dem en an Mergel von Heiligenkreutz bei Kremnitz. > & Mit. ZIEH AALEN er Te ne Seele all RR Ns ee a or el — . — Die tertiäre Flora von Häring in Tirol. Mit 31 lith. Tateln REN m AR.T2 „29.44 — — Die Steinkohlenflora von Radnitz in Böhmen. Mit 29 lith. Tafeln . . „ 13.12 „. 26.24 Er Kornhuber Dr. A, Ueber einen fossilen Saurier aus Lesina. Mit 2 lithogr. Doppel- ! EL a ee DO äe oosa racoe a her N Kudernatsch Joh. Die Ammoniten von "Swinitza. Mit 4 lith. Tafeln nel?) 4.24 Laube Dr. 6. €. Die Echinoiden der Österreichisch-ungarischen oberen Tertiärablage- rungen. Mit 4 lithogr. HER. ET LH AD oe a Re ee 9. 2.0 nen one Mojsisovies Dr. Ednı. v. Das Gebirge um Hallstatt. I. Theil. Die Mollusken-Faunen der Zlambach- und Hallstätter-Schichten. 1. Heft mit 32 lith. Tafeln. ... 2... ... Re DeC9e EEE „.20.— . „ 40.— u BE EN 2,80: \2.8 7,1606 3 _- — une die” "triadischen Pelecypoden- Gattungen Daonella und Halobia. "Mit 5 "lit. id EEE RE Rn RR ER ADRIAN ERS R0 a e Neumayr Dr. M. Die a A der Oolithe von Balin bei Krakau. Mit ; ZTAUCRO FATAL ER NEE ee ER nr A — — Die Fauna der Schichten mit Aspidoceras acanthicum. Mit 13 lithogr. Tafeln. a — — u. Paul M. Die Congerien- u. Paludinenschichten Slavoniens und deren Faunen. r MITROA OEL ADATEIN ee Re ER „218 IB » Peters Dr. K. Zur Kenntniss der Lagerungsverhältnisse der oberen Kreideschichten an ; 3 einigen Localitäten der östl. Alpen. Mit 1 lith. Tafel. . . a A Pettko Joh. v. Die geologische Karte der Gegend von Schemnitz. Mit 1 lith. Karte . ee la Redtenbacher A. Die Cephalopodenfauna der Gosauschichten in den nordöstlichen h Alpen-2Mit INCH o Br. Tate lm Be re Fe lilo= Mu Reuss Dr. A. E. Die geognostischen Verhältnisse des Egerer-Bezirkes und des Ascher- % gebletesuneBohmen, Niıt 1 PTith.FRarteene ur: wi 36 ON Stur D. Die Culmflora des mährisch-schlesischen Dachschiefers. Mit 17 lithographirten NENNE Re ade ao re ee oo se Bl F — — Die Culmflora der Ostrauer und Waldenburger Schichten. Mit ‘37 lith. Tafeln „.40.— u. „. 80.— A Vacek M. Ueber österr, Mastodonten und deren Beziehungen zu den Mastodontenarten - ne. Europais=Mita7 Jıthogr. TatelnY ee ee SEE n 1... „n 24.— a: Zekeli Dr. E. Die Gastropoden der Gosaugebilde. Mit 29 lith. Malen. De Dal OS 225020) s . Jahrbuch der k.k. geol. Reichsanstalt. Jahrg. 1850, 1859, 1861/2 bis ine]. 1866 pro Bd. & „ 5.25. . „ 19.50 ; 2 : 2 % „ 1867 bis ol ee nn EN ei 2 5) 5) ) 4 General-Register der ersten 10 Bände ..... N, Seh der Bände 1120 7... u... FREE Kir EN ” n - Verhandlungen der k-ok. geologischen Reichsanstalt. 1867—1878 . . „pro Jahrgang dA „ 3.—.., 6— Fuchs Th. Geologische Karte der Umgebung Wien’s. Mit Erläuterungen und drei lith, EI her dom nero Vor TORONTO EB Br dogs. ‚9,08 6 Duo > Haidinger W. Naturwissenschaftliche Koh rg etc. U. Band mit 80 lith. Tafeln ...... wu. ou Se 18.08.27 2 EEE IITsBand mit 887 Liih Tatela m oa ee a | Iv. Band mit 30 lith. Tafeln . » . N ne re, 1 ee N }. 7, (1A „ 48.32 Separat-Abdruck aus diesen Abhandlungen, Reuss Dr. A. Die fossilen Polyparien des Wiener Tertiär-Beckens. Mit 11 lith. Taf. . „ >»... 10.— — — Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien. KIN BONS En ee ae hal AL Rue ae CE A cuern., m 'B.DR .. a EN PRO se ee a a a een ee et: nn 2,80. „ 560 NINE Fe ar ee ae ana, ou u N, te Br. 31,00% „. 8.20 VS Banu En Ren TE SE tee ee ha schen ee Bell Br, # DIT BRnde rer er ie een ae n 2.42% n 434 Hauer Fr. v. u. Dr. M. Neumayr. Führer zu den Excursionen der Deutschen geol. Gesell- schaft nach der allgem. ea in Wien 1377. Mit 2 lith. Tafeln und 2 lith. Karten DU che Le een dar, Kutalog der Ausstellungsgegenstände bei "der "Wiener Weltausstellung 1873 ir: A 1 Kenngott, Dr. 6. A. Uebersicht der Resultate Tre eoglecler Forschungen in den Jahren ET ee Ra er En OD. >, 1350=LBBL: % 22... a car N NO ee een... 5.25 OA N eee Be a a re SE dee nenn 2ul2 0 m 4.24 Im Verlage von Alfred Hölder in Wien sind ferner erschienen: Hauer Fr. v. Die Geologie und ihre Anwendung auf die Kenntniss der Bodenbeschaffenheit der österr.- ungar, Monarchie. 2. vermehrte Auflage mit 691 Holzschnitten . . . . 2 LO NED: Mojsisovies, Dr. Edm. v. Die Dolomitriffe von Südtirol und Venetien. Beiträge zur Bildungsgeschichte der Alpen. Mit der geolog. Karte der tirol.-venetianischen Hochländer in 6 Blättern wa 1:75. Fa, 30 Lichtdruckbildern und 110 Holz- SCHUIHORWEAN. En, x ° le A EEE BIO 1 Preis-Verzeichniss der von der k. k. Geologischen Reichs- anstalt geologisch colorirten Karten. A. Neue Speeialkarten im Massstabe von 1:75000. Geld- Geld- ' Geld- Titel der Karte betrag |Nr.| Titel der Karte | Petrag |Nr.) Titel der Karte | Petrag f. I: | Tirol. | | 18 | II. Ill. Ursprung. . | S-| . [11 Kaplitz Est le 10 LE Na ern | 15 Füssen . E a EN xt. Steyeregg © 2|50J11 . Stanislau . Se 18 In I. Nauders 7 |50|13 Enns u. Steyer »|| 2 | 50-[12 Ib: ran s Zul: 19 Glurns . Sure 14 Weyer . R | 6 | 50 J10 Tysmienica . 3) 50 15 Ober- Ammergau 5| . 10 Lotschauu. Gmünt | S Kolomea 2% 16 Zirl-Nassereith n ne ph Weitrau.Zwettel| 2 | 50 |12 Kuty . 3 | 50 17 j " Oetz-Thal 4| . ]12 |\XII.Ottenschlag 3ı\ . |13 |({XXXII.Mareniczeni. j 2 | 50 18 SGldEent „2.2 211282, Sta NAMEN ea © 3 , 50 [14 Szipot ...|| 2.| 50 15 Achenkirch. . . 5 a ee! Gamingu. M.-Zeil 6 | >) | Kirlibaba . . | 3 | 50 16 Innsbruck .. .| 5| . 110 Drosendorf . SEITE Rodna Nova | 2| . 17 Matrei .....| 6|50j11 Horn 750 7 Tarnopol . . I 250 ZONE Bozen... 6 12 |\XIII. Krems 4150| 8 Trembowla . | 3 | 50 21 Borgo er HOF KS St. Pölten. 5150| 9 Buezacz .. | 3|. 22 Sette Comuni. .|| 6 | 50 [14 Br. Aegidi.ere 56. 110 Jagielnica . | 5 | 50 15 E Kufstein = 2762 | Ob.-Hollabrunn | 5 11 |\yxxır Zalesezezyki | 5 | 50 2OINNI.Bieye . .. „|| 5.5012 Tulln es l33l, 2 112 Sniatyn .. | 3| . 21 | Belluno .. 5| . [13 [|XIV.Baden u. Neutengb. | 5 | 50 [13 Davideni . . 3% 15 | VII.Lofer u,$t.Johann| 6 | 50 [14 Wr.-Neustadt . | 6 | . |14 Wikow Werschny | 3 | . 15 Aspang ....| 5 15 Kimpolung . | 4| -»- 11 Mistelbach . . | 3 16 Dorna-Vatra | 2 | 50 Ober- und Nieder- 12 xy, Unt. A| I 8 7 Podwoloczyska | 2 | 50 R 13 " Wien BEE 3 8 Skalat I 2 j-50 Oesterreich. 14 Eisenstadt De lea Kopyezynce. | all 11 Hohenau . . 1 SEO, Borszezöw | DI las 13 |VIII. Mattichhofen . | 4 | 50 [12 Marchegg. . -| ı| . [11 ‚Mielnica . . ET 11 Bassaur ..%% ‚ 5/50]13 U einbure B 2 | 50 [1a |(AXX IV Ogernowitz . | 2| - 12 Schärding 2 ee Altenburg. . - | 2 | . 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InBentun Br ZO) 611381 B-N Buchers 7 7, u 42.112150 70 6 olitschier 2 12160 3/5017 indischgratz . . . ||. |70 5150| 398 ° ; z er” 7 Schärding . . . . .|.140 1/70j18 Marburg . ee 17 4. = Die ganze Karte 135 8 Rreistadtit een. 2.2160] 231% Friedau .. lol] g ZIEL ee 160 2. Caporetto u. "Canale . 150 Eye 10 Krems 2...%. .....|60|" ‚5160 5 |Krainburg ... . . .|. 70 4/50 V. Ungar 11 Stockerau . .. . . .|60 4,5022 |” | Möttnig u. ci . -|. |zo 5,50 a nENLnE | 12 \E| Molaczka .... .||. 60] 3[50]28 &n Windisch- Feistritz .1.[70) 5/50) > r Banane ee Re En Gorz = = > ill. 120002160 „B|u (-Bkalitz nl rol:d, 2 TER 13 |& E 60 4,5012 © | Laibach . |] 0 öl. pl Malaczk 70 3/50 ya BJ Binz. . „2... ..|.|60|. 8.86% @| Weizelburg .....|1..70) Also] ls] I persnen © ee 15 =>) Amstetten... . . .|\. 60 3|. DB | Landstras ... .|.|50 9 3 urg „nl BreeNge re 16 E St. Pölten... 2.110160 4. Triest |. [70 DR 3 m en || 70 = F izalsıj wien. 1... 7. 223160 5. Laas u. Pinguente . . |70 450 Bi; Bee ECHINI IT er | 70 450 18 Pressburg . .... . .||. 60) 4150130 Möttling. . . . 20) . 3150| Isl | wu 2» Sloleesalen 19 Gmunden ..... . \40 4. Cittanuova u. Pisino . 150 2150 1 Se Sa Eee alle 1 20 Windischgarsten.. . ||. |60 55083 Fianona u. Fiume . |). 70 3 9 En EN 70 ze 21 Waidhofen . .. .|.|6ol 5150|33 Novi u. Fuseine . . |. 501 3|. 3 = San RS Ren 8150 PP} Maria-Zell. . ... .|.|60| 6/5034 Dignano. ..... |. 1501 1120| Fi, en 2 93 Wiener-Neustadt.. . |. 60) 5/5013 Veglia u. Cherso. . ||. 70) 2). 5 = Ze Zah, Barss 201 2 X 24 Wieselburg ... .|.)60 2|. Ossero BR |. |50 1 6 N VUSEALE 0 85 / 25 Hallstatt . . - ..../40| 4. Die ganze Kater 121 1 Namjesto 701 150 96 Spital am Pyhrn .||.140 gr. 9 R J 70 5150 08 Mürzzuschlag . |.|60| 4/50 5 osenberg u. Kubin : 29 Aspang ..... 60| 4150 01° Neusohl . 70 ae Eee a E | ——|— IV. Böhmen, 4 Altsohl . 70| 3125 29 Die ganze Karte m 5 Balassa- Gyarmath . 701 3]. Schluckenau -. . . ||. 501 ı).| 68 Nasen RBAET. : 2 As R 2. Hainspach ee 12050 ul 1P agura-Gebirge . . Il. Salzburg Metschen er | 70 5150 : ») Käsmark 1 Poprad En Sn 2 Dittmoning . .. .|. 130) ıl. Reichenberg . . . „||. 70) 5j50| 913] | Dobschau E 70) 4/30 3 Reaper oa Neustadt . - . . „|. 'r0| 4l.| |4/2 | Rima-Szombath 70) 3,30 5 Salzburg ......|.|40) 3|. Neudekw. „05 2.32% 114100] 21 7ole 26 e| Eülek 1. ana 70| 1/76 BE Mhalgau.. ....... AO AN Komotau ......l.|20l ©5|00[ 65 | Erlauezunanze 70| 2,50 7 |» | Hopfgarten. . ,.. .|:|s0o| 3). Leitmeritz. . -. .|.|0o| 6|. 1 Lublö . eek 50) 2/50 8 a Saalfelden. ....|.la0| 4. Jungbunzlau. . . . ||. |70| 5150 E Leutschau. ..... 701 3]. 9 IS! Radstadt . . . ||. 140 4. ee RA) 6150 3 Schmölnitz u. Ro- 10 ai Zell im Zillerthale . . 140 2|50]10 Braunau 202 TO senau . . je [TO eSgA 11 |®| Zell in Pinzgau . ../40) 4l5oltı Rger .......)|.[70l 5/.| [4 | Szendrö ... 70|.0 4 12 1,5 | Radstädter Tauern. ||. |40) 4150]12 bubenzu. 2. .2...1..|70/72 41501516 Miskolez 70) 8]. 13 St. Leonhard . . .|.|30|1 ıl. SiPras .......|.[70l 5lö0ol \6| | Mezö-Kövesda .. .||.|70) 1/50 14 | gerereoken We 1171130) 1 Pi Brandeis . - ...|.|70 4. 1 Bartfeld. ... . 170 150 15 Gmunda Para 180] & | Königgrätz . .. .|.|270) 4. 2 Eperies Su ai 13. i —zalecl16 |32% Reichenau. -. .. .||. 70 4. 3 Kaschau. % 12.5 13 Die ganze Karte. .| |. 39150 EN a he Sätoralja -Ujhely . 701 4150 | &|Püsen.......).|z0ol 3/50 [5) | Tokay... TON III. Steiermark und |) SllBeraunlenene se Tale 6 Hajdu Böszörmeny . 70 3]. Illyrien. 20 Beneschau. - . ..|.|70| 4.| 2 Snina . en, 2: E | 21 Chrudim u. Caslau. |. |70| 3160 13 Ungshvär. . .... .||- 70) 4|. 1 Schladming . . . . ||. |50 11. P2 Leitomischl . . . .. |. |z0| 3150| 4 Kiräly- -Helmecz . . |. |70| 1/50 p) Rottenmann . . . .||. [70| 4150123 Klentsch ... ..... 1.501 1/75| 7/2 Lutta .n a) Te 3 |@ | Bruck u. Eisenerz .||. |70| 4,50]24 Klattau ......|.1701 450) "4 Niäny-Verecky.. . . || |70 1170 4 ,» | Mürzzuschlag . . . ||. [70 3150)25 Mirotitz . ||» ]70 4. Die ganze Karte. .||- |.) 185 5 |® | Grossglockner . . . ||. |50 1| . 126 Tabor “llzoluesale e 6 |S$ Ankogel..... .||. |50 1| . 127 Deutschbrod . |. |70 2: 7 |3 | Ober-Wölz ./. |70| .3/50]28 Bistrau “2. .1»160| 1160 8 | | Judenburg . .\. |rol 3!50}89 Schüttenhofen . . . |. |70| 2150 9 =) TaZ EN el |. 170 3150130 Wodnian r.%....%0 211.270 4|. 10 Ober-Drauburg . . |. |70 350131 Neuhaus ur | 170 UN. 11 Gun di 7O 3\50132 Zerekwe. ......||. |50 4. 1 | €. Generalkarten im Masse von 1:288.000 der Natur; 4000 Klafter — I Zoll ete. -— - I. Administrativ-Karte v. Lombardie und Venedig V. Siavonien und Militär- Ungarn; 18 Blätter . .||. |. | 74195 über die Landesgrenze . | 4 30|. gränze; 1 Blatt . . |./50) 4/50 Il. Lombardie und Venedig | 2 = VI. Croatien und Militär- in 4 Blättern | II. Siebenbürgen grenze; 13 Blätter ı1nzA Blättern. 7 2 3. 17|. 2000 =1Zol. . .\3l. 128 — bis zur Landes- BEENZON a > 4|.| 16|.| IV. Banat in 4 Blättern. . || 2120| 12).| VIl. Dalmatien in 2 Blätter 6000 Zoll 7 i 4. Die geologisch colorirten Karten werden von der k. k. geologischen Reichsanstalt auf Bestellung geliefert; auch werden schwarze Karten geologisch colorirt. Dureh Farbendruck veröffentlichte Uebersiehtskarten im Verlage von A, Hölder, k. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler. Geologische Vebersichtskarte der Österr.-ungar. Monarchie. Nach den Aufnahmen der k. k. geologischten Reichs= anstalt von Er, Ritter v.“Hauer. Massstab\1::576000..12 Blatter no vo ee oe fl, 4.— Geologische Karte der österr.-ungar. Monarchie. Nach den Aufnahmen der k. k. geologischen Reichsanstalt von Fr. Ritter v. Hauer. Massstab 1:2,016000,. 3. Auflage. 1 Blatt . ... 2222 2 rn or een“ Sr Geologische Uebersichtskarte der Küstenländer von Oesterreich-Ungarn. Nach der Aufnahme der k, k. geologischen Reichsanstalt und eigenen, neueren Beobachtungen von Dr. G. Stache. 1 Blatt .... A 2 a Dee u a Register. Erklärung der Abkürzungen. G. R. A. = Vorgänge an der Anstalt. — Mt. = Eingesendete Mittheilungen, — A. B. = Reiseberichte aus den Aufnahms- Gebieten. — V. = Vorträge. — Mu. — Einsendungen an das Museum. — N. = Vermischte Notizen, — L. = Literatur-Notizen. !) A. Seite Abich H. Ueber die Lage der ern und der Gletscher der Gegen- wart im Kaukasus. L. Nr. BC a on Re 132 Geologische Forschungen in ER kankasischen Ländern. L. Nr. 15 346 Babanek F. Ueber den feuerfesten Lehm von Drahlin nächst Pribram. Mt. Nr.2 34 Barrande J. Geologische Stellung der Stufen F. G. H. des böhmischen Siluxbeckens. Mt. Nr 10). = zue Ka 2 ee ie 200 Bassani F., Ittodontoliti del Veneto. L. Nr. 7 - -- 22000. 162 Bianconi G. Considerazioni intorno alla formazione miocenica dell’Apennino TEEN NT N An tee en EN re Lane Dre Nele 162 Bittner A. Vorlage der Karte der Trediei Comuni. V. Nr.3 » +. 59 = Das Tertiär von Marostiea. V. Nr. 6: » »- --».. 200.0. 127 > Vorkommen von Hallstätter Petrefacten im Piestinger Thale und an der hohen Wand bei Wr.-Neustadt. V. Nr. 7 - .... ‚53 - Ueber den Kalkstein der hohen Wand. Mt. Nr. 11: - » . - » 224 n Conularia in. der Trias. Mt! Nr. 121° 1 u ann 281 „ Der geologische Bau des südlichen Baldogebirges. V. Nr. 17 - 396 Boricky Dr. Erklärung über Dr. C. OÖ. Cech’s Notizen zur Kenntniss des UÜra3nouls MENT OT re EEE ee re 353 Brauns Dr. D. Die technische Geologie oder die Geologie in Anwendung auf Technik, Gewerbe "und Landbau. L.Nr.13 - - - - » 314 Brongniart Charles. Ueber fossile Insecten. L. Nr. 17: : 2... .. 403 !) Bei den einzelnen Literatur-Notizen sind die Namen der Referenten durch die vorgesetzten Initialen bezeichnet. Es bedeutet: E. T. = Emil Tietze; Lz. = Lenz; A. B. = Alex. Bittner; F. v. H. = Franz v. Hauer; D. St. = Diouys Stur ; Babr Karl Paul: K. k. geolog. Reichsanstalt 1878. Nr. 18. Verhandlungen, 61 494 Verhandlungen. Nr. ©. Cathrein Dr. A. Die geognostischen Verhältnisse der Wildschönau. L. Nr. 7 Cech Dr. C. ©. Notiz zur Kenntniss des Uranotils.. Mt. Nr. 10.» .» . - Chavanne Dr. Jos. Die Sahara oder von Oase zu Oase. Bilder aus dem Natur- und Volksleben in N grossen afrikanischen ne SON eier Cie Var lhranege es a ke te Biete Clar Dr. ©. Mittheilungen aus Gleichenberg.. UNO 9 0 En oo Cotta Bernh. v. Die Geologie der Gegenwart. L. Nr. er ee de a Credner H. Das Dippoldiswalder Erdbeben vom 5. October 1877. L. Nr. 4 Der rothe Gneiss des sächsischen Erzgebirges, seine Verband- Verhältnisse und genetischen Beziehungen zu der archäischen Schiehtenreihe\.. 1. Nr'ao ger wke I gre: Elemente der Geologie. "Vierte verbesserte Auflage. L. Nr. 16 das Oligocän des Leipziger Kreises. L. Nr. 17.» ...... D. Dames Dr. W. Die Echiniden der vicentin. und verones. Tertiär-Ablagerungen. I ENTE ee AN Doelter C. La determinazione dei minerali petrograficamente piu’ importanti mediante il mieroscopio. Guida all’ es nz a 29068, versione di G. E. Pozzi. L. Nr. 14 . - . . -« Die Eruptivgesteine des westl. Südtirols NT: 16 a UR .0> 70 Döll’E. Notizen über Pseudomorphosen. Vs Nr. #9. Zur re Drasche Dr. R. v. Fragmente zu einer Geologie der Insel Luzon. L. Nr Ueber den geologischen Bau der Sierra Nevada in Sn ke NG u Wo or an oo one Du and, oa ” Engelhardt H. Tertiärpflanzen aus dem Leitmeritzer Mittelgebirge. L. Nr. Fossile Pflanzen der Süsswasser-Sandsteine von Techernowitz KENTET Own Jos Kor Kre Oy One oe dur Ettingshausen Const. v. Die fossile Flora von Sagor in Krain. L. Nr. ” F. Feier des 50jährigen Bestehens der Gesellschnft für Erdkunde in Berlin. N. Nr. 10 Fleischhacker R. Dr. Das Vorkommen mariner Fossilien be Sunabas MENT le ee er n Volontär an der Anstalt. G. R. A. Ne Ueber neogene Cardien. V. Nr. 17: -»-.-..» Friö Dr. A. Studien im Gebiete der böhm. RI EDAUNN. De Meat berger und Malnitzer Schichten. L. Nr. 7. - . » - Die Reptilien und Fische der Drum: ae 1; Nr. Fuchs Theodor. Zur Hilyschfrage... Mt. Nu u 2) 2a le 5 Die geologische Beschaffenheit der Tandenee von Suez. L. NEN EEE ne WE a Sn are Sn > Zur Frage der Aptychen. Mt. Nr. 8 - >» » ne... Ss Zur Berichtigung: „Mt. Nr. 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II = 22 M,, in Halbfranzband: fl. 11.50 = 23 M. Hierzu erschien in dritter, verbesserter Auflage: Geologische Uebersichtskarte der .Oesterr.- Ungar Monarchie von Franz Ritter von Hauer Director der kais. kön. geolog. Reichsanstalt. Blatt von 63 Centim. Höhe und 92 Centim. Breite, Kunstdruck in 21 Farben. Preis in Umschlag gebrochen oder flach fl. 6 = Mk. 12. Auf Leinwand aufgezogen in Mappe fl. 7 = Mk. 14. Für Käufer von „HAUER, GEOLUVGIE“* tritt der ermässigte Preis von fl. 5.— für brochirte und fl. 6.— für auf Leinwand gespannte Exemplare ein und ist jede Buchhandlung in den Stand gesetzt, die Karte zu diesem Preise gegen Einsendung des dem genannten Werke beigehefteten Bestellzettels zu liefern. REISE in ‘ns eRrpuachen Aequatorial-Provinz und Kordofan im Jahre 1874-76 von Ernst Marno. 2. Auflage. Mit 30 Tafeln, 33 Text-Illustr. und 4 Gebirgs-Panoramen. Preis 3 fl. = 6 Mk., eleg. gebunden 4 fl. = 8 Mk. Eine geologische Reise in den westlichen Balkan und die benachbarten 6ebiete. Unternommen im Spätsommer 1875 von Dr. Franz Toula. Mit einer Karte. Preis fl. 1.20 = Mk. 2.40. Der Hit {tenberger Krzbern nnd seine nächste te. Umgebung Von F. Seeland Inspeetor und Direetions-Mitglied der Hüttenberger Eisenwerks-Gesellschaft. Mit 5 Tafeln und einer geolog. Karte in Farbendruck. Preis fl. 1.809 = Mk. 3.60. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Ilof- & Universitäts-Buchhändler in Wien Rothenthurmstrasse )ö. pe Tas 12 Er De 2 37 „“ .\ RE 7 En : I & u > 24 Aut AUAU VF OVIENGVESL | Hl. 3 1853 10007 6707 Fun A een nrüraehtaRAIa Banana aTyr 2 Fr 75 2‘ af u > er re Beh sadıı an LITE Dr LT: Dr en a aa STH meh