-_ What at hen rn ne sn wepet Bis engen rmgarge ae In nen nee In m han, On EoLIIee te ne nern Ann ha teren en m nen Even en ae 3 a eng een TE Y “ 4 re ren mintatet- bene eerenp bein E uam atın Heat mean ut ne pennmne sap guar. a en reihen & sit namen = vp a Änstanguang ; et rer en = 5 I ren = be rnanar = i m | . | - ie ( “ Kurt El ri, \ E P „ 7 ww y & > j din: .. ttähigs . 14 Heegaet ir Hin 3.006 warden IHNEN 2 Voller vb ee en ey Wermenmmnen Do ee Vehhigcie a re 4 Hua, £ TUST AR SA rr nn a a I AS ET EN es ® ER EEE A ERÄTTE FES. . Ri /K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER, 2 ‚Rothenthurmstrasse, BB Fr 2 . / y S RE A Be ' Verlag von Alfred Hölder, x. er Hot- ag Univenitte-Duchhändier in ‚Hien, be u 182. 22, 2. „) Röfhenkifüinmstegese 1 ‚ k. K nalielahe: Hufkahnates in iR a. a IE z ... Vo . Dr. ARISTIDES BREZINA. Mit 4 Tafeln, Preis fl. 4. 80 — 9 Mark. PEN g .. Berg- und Re e 23, TAH: RBUO k. k. Borgakadenilön a Lee ee Pribram und der „ köalaleh Here re zu Schemmiz. 'Redacteur: % BR nr JULIUS RITTER VON HAUER, ' 2 k. k. Ober-Bergrath und Professor ander Bergakadeiie z zu Leoben, NE XXXlIll. Band, at Fortsetzung des Jahrbuches der k. k. Montanlehranstalt zu Ten) 7 Hole we i I nhalt: Deber die Erzlagerstätten des Härzes und die Geschichte des anf Tenseen geführten Bergbaues. Von Conrad Blömeke in Aachen, I. Heft. "Inhalt: Ueber die Erzlagerstätten des Harzes ‚und die Geschichte des auf Aeaahen geführten Bergbaues. Von Conrad Blömeke in Aachen. (Schluss.).— Vergleichende Sprengversuche mit gepressten Sprengpulver-Patronen und Dynamit. Von ‘Johann. Habermann, — Aufbereitungsanlage in Raibl. Von Demselben. — Quetsch-Walz- werk mit Gerüst aus Faeoneisen in Raibl, Von Demselben. — Geschmiedete und überschroppte Stahlwalzenriuge. Von Demselben. — Direet wirkende eincylindrige R Wassersäulmaschine mit Pumpe in Raibl. ‘Von Demselben. — Bericht der meteo- rologischen Beobachtungsstation. Leoben für das Jahr. 1884: Von Prof. Franz Lorber.— Analysen, ausgeführt im.chemischen Laboratorium des k. k. General Probiramtes in Wien im Jahre 1834. Zusammengestellt von-Dr. E, Priwoznik, III. Heft. Inhalt: Vergleichende Versuche über das Verschlämmen auf den Salzburger Stoss- °/ herde, dem rotirenden Kegelherde und dem Kehrherde. Von Karl v. Reytt, k, &K- Aufbereitungs-Ingenieur in Pribram. — Ueber die neueren -Systeme von Dampf- 7 kesseln für Stabilmaschinen. Nach H. Massart, Ingenieur in Lüttich. Mit 3 Tafeln. 5 IV, Heft. Inhalt: Ueber die “neueren Systeme von Dampfkesseln für Stabilmaschinen. Nach : H. Massart. (Schluss.) — Berichte über die montanistischen Unterrichts-Austalten; für das Studienjahr 1884/85. — Berichtigungen. Preis des completen Bandes (4 Hefte) 5 fl. 60. kr. = II M. 20 Pf. v4 Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstrasse 15, } ENTER ET N Jı PA 1585. VERHANDLUNGEN DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN GEOLDEISCHEN REICHSANSTALT. varsı Q Jahreceang 1885. Nr. 1 bis 18. (Schluss.) WIEN, 1885. ALFRED HÖLDER, K. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNNDLIL.ER, Rothenthurmstrasse 15. ee Verhandlungen fer E k. geologischen Reichsanstalt. R Jahressitzung am 20. Jänner 1885. Be i Inhalt: Bericht des Directors Hofrath Fr. Ritter v. Hauer. gl Jahresbericht des Directors Hofrath Fr. Ritter v. Hauer. | 3 Hochverehrte Herren! RN Da im Personalstande der Mitglieder der Anstalt im Laufe des . Jahres Aenderungen nicht eingetreten sind, so wende ich mich sofort 22 zu den im verflossenen Sommer durchgeführten Aufnahmsarbeiten. Zwei Sectionen waren in den Alpenländern und zwei in den Karpathenländern in Thätigkeit. Die folgenden Mittheilungen über die erzielten Ergebnisse sind zum Theile wörtlich nach den von den ope- rirenden Geologen mir gegebenen Aufzeichnungen, und ausführlicher ins- besondere bezüglich jener Untersuchungen, über welche Berichte in unseren Verhandlungen bisher nicht veröffentlicht wurden, zusammen- gestellt. Die I. Seetion, Oberbergrath Dr. G. Stache als Chef- und Fr. Teller als Sectionsgeologe, hatte sich theils mit Ergänzungs- und- Revisions-Arbeiten in den Tiroler Centralalpen, theils mit dem Be- ginne der Detailaufnahmen in Südsteiermark zu beschäftigen. Den ersten Theil dieser Aufgabe hat Herr Oberbergrath Dr. G. Stache selbst übernommen. Es handelte sich hiebei hauptsächlich um die Reambulirung solcher Terrainabschnitte, die noch vor dem Erscheinen der neuen Special- karte, also auf zum Theile ungenügender topographischer Basis zur Auf- nahme gelangt sind, andererseits aber auch um eine neuerliche Unter- suchung gewisser abnorm entwickelter paläozoischer Sedimente innerhalb der Centralalpen, deren richtige geologische Deutung erst jetzt auf Grund der Erfahrungen versucht werden kann, zu denen Stache’s Studien über die Gliederung der normalen altpaläozoischen Schiehtenreihe der Süd- alpen geführt haben. Das Terrain, in welchem sich Stache’s Revisions- touren bewegten, fällt auf die Blätter Zone 17, Col. VI (Hippach-Wilde Gerlos), Zone 16, Col. VI (Rattenberg), Zone 17, Col. V (Matrei) und Zone 16, Col. V (Innsbruck) der neuen Specialkarte, umfasst somit die K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 1. Verhandlungen. 1 *- = re yr ra Zul En Be an ie te © DR nn Ze er Pe FE IS + a? Ton 2 Verhandlungen. BAR N ” ji nördlichen Vorlagen der Zillerthaler Hauptkette und die Nordseite des re Brenners. In dem erstgenannten Gebiete beschäftigte sich Stache vor nehmlich mit jener Kalkablagerung, die von der obersten Decke der den Kern der Zillerthaler Masse umlagernden Schale von grünlichen Knoten- und Schiefergneissen nur durch eine geringmächtige Grenzsebipierzoneig 4 getrennt ist und somit den tiefsten Kalkhorizont des Gebietes darstellt. Es gelang Stache, innerhalb dieses Kalkzuges organische Reste Ba zufinden, welche im Zusammenhange mit gewissen stratigraphischen “A Analogien dahin führen, den fraglichen Kalkstein als dem „Erzberge Bronteuskalk* entsprechend und somit als obersilurisch zu betrachten Bei seinen Untersuchungen an der Nordseite des Brenner ver- suchte Stache andererseits die Beziehungen klar zu legen, welche zwischen den sicher als carbonisch erkannten Ablagerungen, wie jenen des Steinacher Joches, und den höheren Scehichtabtheilungen des noch ungenügend gegliederten alten Kalk-Grauwacken- und Schiefergebirges bestehen. Auch ı in diesem Arbeitsgebiete hat Stache neue Anschauungen gewonnen, über die jedoch erst nach Durcharbeitung des Gesammt- materiales berichtet werden kann. a Endlich hat Stache noch eine Reihe von Ergänzungstouren im Grenzgebiete der Hochschober-Gruppe gegen Kärnten (Blatt Lienz, Zone 18, Col. vi) unternommen, welehe ihn neuerdings in der wiederholt aus *. gesprochenen Anschauung bestärkten, dass man es in der älteren Gneiss- unterlage innerhalb der Centralalpen bei aller Mannigfaltigkeit der petro- % graphischen Entwicklung doch mit im Grossen gleichalterigen Bildungen zu thun habe: Einerseits mit einer Faeies, in welcher eruptive Magmen, andererseits mit einer Facies, in welcher krystallinische Sedimente über- B wiegen oder eventuell allein herrschen. Die Detailaufnahmen in Südsteiermark wurden Herrn F. Teller übertragen. Sie umfassen die Haupterhebungen der Sannthaler Alpen und deren südliche Vorlagen, also den Ostabschnitt des Blattes Eisenkappel- Kanker (Zone 20, Col. XI der neuen Specialkarte) und die Grenzbezirke des südlich anschliessenden Blattes Laibach (Zone 21, Col. XD). Der grösste Theil des untersuchten Gebietes besteht aus triadischen Ablage- rungen, die in ihrer unteren Abtheilung die normale Entwicklung er- kennen lassen, vom Muschelkalk aufwärts jedoch in jener einförmigen, vorwiegend durch Diploporen charakterisirten, theils kalkigen, theils dolomitischen Rifffacies auftreten, welche eine schärfere Gliederung so ausserordentlich erschwert. Im Bereiche der Hauptkämme des Gebirgs- stoekes schliessen wohlgeschichtete Dachsteinkalke mit Megalodonten die Schichtfolge ab. Im Norden und Süden des Hauptstockes der Sann- thaler Alpen treten in weithin streichenden Längsaufbrüchen ältere halb- krystallinische Schiefer und paläozoische Sehichtgesteine zu Tage; sie bilden im Norden, im Gebiete von Sulzbach, die Basis der flachge- lagerten, in Süd abdachenden mesozoischen Schiehtenreihe, im Süden | fällt dagegen ihre Verbreitung mit einer bedeutenden Längsstörung zu sammen, die auch noch innerhalb der aufruhenden triadischen Massen complieirtere Lagerungsverhältnisse zur Folge hat. Lias-, Jura- und Kreide-Ablagerungen fehlen in dem untersuchten Gebiete. Erst mit dem Beginne der Oligocänzeit greifen wieder marine Sedimente in's Innere dieses Gebirgsstockes ein. Im Hintergrunde des Nr. 1 Jahressitzung am 20. Jänner. Fr. v. Hauer, 5) Feistritzthales beobachtet man in der Tiefe der Thalsohle sowohl, wie in den steilabdachenden Seitenschluchten, in Höhen von 800 —900 Meter über derselben, auf obertriadischen Diploporenkalken auflagernd, Nummu- liten-, Orbitoiden- und Lithothamnien-Kalke mit der Fauna der Ober- burger Schichten. Dieselben ergaben hier eine reiche Ausbeute an Mollusken- resten, vorwiegend Bryozoen und Bivalven, und an Korallen. Ueber diesen kalkig-mergeligen Schichten, stets deren Verbreitungsgebiet theilend, konnten in grosser Ausdehnung dunkle Schiefer mit Fischschuppen nach- gewiesen werden, die als die Aequivalente der Fischschiefer von Wurzenegg zu betrachten sind. Von diesen transgredirenden Oligoeänbildungen räumlich scharf getrennt, treten dem Südrande des Gebirgsstockes entlang neogene Ab- lagerungen auf, die bekannten Tertiärsebilde von Stein in Krain, über deren sehr interessante Lagerungsverhältnisse — sie bilden eine nach Süden, gegen die Ebene von Oberkrain überkippte Mulde — Teller bereits an anderer Stelle (Verhandlungen 1884, p. 313) eingehender be- richtet hat. Die II. Section, Chefgeologe Oberbergrath Dr. Edm. v. Mojsiso- vies Seetionsgeologen M. Vacek und Dr. A. Bittner, setzte die Auf- nahmen in Obersteiermark fort und beendete im Anschlusse an die Arbeiten der vorhergehenden Jahre die Kartirung der benachbarten salzburgischen Gebietstheile. Herr v. Mojsisovies, welchem sich die Herren G. Geyer aus Wien und Dr. Johannes Walther aus Weida in Thüringen als Volon täre angeschlossen hatten, studierte insbesondere die nähere und weitere Umgebung von Aussee, sowie die Südgehänge des Dachstein-Gebirges in der Erstreckung von Annaberg im Salzburgischen bis Gröbming im Enns- thale, während Herrn G. Geyer die Hochfläche des Dachsteinmassivs zur selbstständigen Bearbeitung zugewiesen wurde. Als besonders inter- essante Ergebnisse in stratigraphischer Beziehung sind hervorzuheben: Die Constatirung einiger weiterer Fundorte von Eruptivgesteinen in Ver- bindung mit den Gypsstöcken und den Salzlagern der Werfener Schichten, das Eintreten der Reiflinger Plattenkalk- und Hornsteinkalk-Facies an der Stelle der obernorischen Hallstätter Marmore im Gebiete von Aussee und Mitterndorf und das Auftreten einer mächtigen Korallenriff-Ent- wicklung des Dachsteinkalkes auf der Südseite des Dachsteingebirges. Diese meistens direct auf den Wettersteindolomiten, an den wenigen Stellen, wo Raibler Schichten vorhanden sind, aber auf diesen auflagernde Riffmasse reicht stellenweise bis in die rhätische Stufe aufwärts und bildet mit Ausnahme der höchsten Gipfelpartien der DirndIn, des Hohen Dachstein und des Mitterspitz, welche atıs geschichteten Megalodonten- kalk bestehen, sämmtliche Hochgipfel auf der Südkante des Dachstein- gebirges. Bezüglich seiner Structur stimmt das Dachsteinriff vollständig mit den Südtiroler Riffen überein. Neben zahlreichen, in der Masse ver- theilten Korallen enthält der Riffkalk einzelne Schmitzen eines rothen, Cephalopoden (Arcesten) führenden Kalkes. Die zwischen der Schladminger Ramsau und dem Ennsthale auf- tretende, auf den älteren Karten dem Silur beigezählte Kalk- und Dolomit- zone ist, wie dies bereits Vacek im vorigen Jahre richtig, erkannt hatte, triadischen Alters und gehört dem Wettersteinkalke an, welcher hier ohne Intervention der Werfener Schichten über das alte Schiefergebirge L* N RE RL RE RT en > ; . wa‘ + pe 4 we - u 38 | a im g 4 Verhandlungen. £ Nr. 1 | übergreift. Die Werfener Schichten, welche etwas nördlicher noch ws F grosser Mächtigkeit erscheinen , keilen sich gegen Süden rasch in der M: BR Weise aus, dass zunächst die tieferen, quarzitischen, vielleicht noch dem Perm angehörigen Partien ausbleiben und die obersten Lagen am weitesten nach Süden reichen. Die verschiedenen jurassischen Denudationsrelicte der Dacbekakkaik Plateaugebirge (Todtes Gebirge, Dachsteingebirge) beanspruchen nament- lich wegen ihres transgredirenden Auftretens und ihrer gegenüber den an- grenzenden tieferen Distrieten abweichenden Facies-Entwicklung ein w sonderes Interesse. Das taschenförmige Auftreten der Hierlatz-Facies a Hohlraumsfüllung im älteren Gebirge erwies sich als eine sehr verbreitete Erscheinung, welche nicht blos auf Bildungen liasischen Alters beschränkt ist, sondern sich auch bei den typischen Localitäten der Klaus-Schiehten br in der Umgebung der Klaus-Alpe bei Hallstatt wiederholt. Stets treten in der Nähe solcher Vorkommnisse eigenthümliche, aus Dachsteinkalk- E \ Trümmern bestehende Breecienkalke auf, als deren Bindemittel nun an mehreren Punkten jurassischer Crinoidenkalk beobachtet wurde. Zu den bisher bekannten Vorkommnissen liasischer Hierlatzreste auf dem Dach- — stein-Plateau gesellte sich durch die fleissigen Untersuchungen des Herrn G. Geyer noch eine sehr bedeutende Reihe weiterer Punkte in dem . schwer zugänglichen Gebiete zwischen dem Hallstätter- und dem Gosau- 3 Gletscher. Bol Den zahlreichen Bruchlinien wurde eine besondere Aufmerksamkeit „a zugewendet. Ziemlich unerwartet stellten sich längs des Südgehänges der Dachsteinmasse viele disloeirende Brüche von ungleicher Erstreekung 4 heraus. Die Depression Hüttau-Annaberg entspricht ziemlich genau einem Querbruche mit gesenktem Westflügel. "Mitten durch das Todte Gebirge läuft vom Offensee eine Dislocationslinie auf das Südgehänge des Loser bei Alt-Aussee herüber. Hier tritt Senkung der östlichen Scholle ein. Einem Längsbruche entspricht die Linie Pötschen-Radling-Mitterndorf. Konnte bereits nach den Untersuchungen des letztverflossenen Jahres angedeutet werden, dass ein guter Theil der im Salzkammergute vor- handenen Brüche vor der Ablagerung der Gosaukreide entstanden ist, so kann nun für eine Anzahl anderer Dislocationen ein noch viel höheres, in die präliasische Zeit zurückreichendes Alter mit grosser Wahrschein- lichkeit angenommen werden. Herr M. Vacek setzte im Anschlusse an die vorjährigen Unter- suchungen in den Radstädter Tauern, sowie in den Umgebungen von Schladming und Gröbming die Aufnahmsarbeiten nach Osten fort. Das im Laufe des Sommers kartirte Gebiet entspricht so ziemlich dem orographischen Begriffe der sogenannten Rottenmanner Tauern oder, genauer umgrenzt, dem vereinigten Wassergebiete der vier Bäche, Palten, Liesing, Pöls und Golling. Dasselbe umfasst den grössten Theil des Blattes der Gen.-Stbs.-Karte St. Johann am Tauern (Zone 16, Col. XT), ferner grössere und kleinere Theile der Blätter Gröbming | und St. Nicolai (Zone 16, Col. X), Lietzen (Zone 15, Col. X), Admont und Hieflau (Zone 15, Col. XD), Leoben und Bruck a. d. Mur (Zone 16, Col. XD). Die Felsarten, welche an dem Aufbaue dieses Theiles der Central- alpen theilnehmen, sind vorwiegend krystallinische Schiefergesteine, Nr. 1 Jahressitzung am 20. Jänner. Fr. v. Hauer. 5 ausserdem Kalke jüngeren Alters, meist in inniger stratigraphischer Verbindung mit Schiefern von halbkrystallinischem Habitus. Die krystallinischen Gesteine selbst zerfallen in zwei stratigraphisch von einander unabhängige Gruppen, von denen die ältere, vorwiegend aus Gneissen und granatenführenden Glimmerschiefern bestehend, in unmittelbarem Anschlusse an die gleichen Bildungen im Süden von Schladming den ältesten Theil, den Grundstock des Gebirges, bildet. Diesem in NO. angelagert, also auf den Aussenrand des älteren Ge- birgskernes beschränkt, folgt als nächstjüngere Schichtgruppe ein mächtig entwickelter Complex von Quarzphylliten. Dieselben folgen nicht etwa regelmässig auf die höchsten Lagen der älteren Schicht- gruppe, sondern stossen zum Theil an schon sehr tiefe Lagen der Gneissabtheilung unconform an. Die jüngeren Kalke und Schiefer sind theils silurischen, theils carbonischen Alters und bilden zwei Schichtgruppen, die in ihrer Ver- breitung von einander vollkommen unabhängig sind. Die Silurkalke und die vielfach in deren Basis auftretenden dunklen, kieseligen Schiefer ragen nur in einigen Vorposten aus der Gegend von Eisenerz in das oben umschriebene Gebiet herein, und liegen unconform zum Theil über den verschiedensten Gliedern der Quarzphyllitgruppe, zum Theil über einer klippenartig durch die Quarzphyllite vorragenden Gneisspartie. Am interessantesten ist die Lagerung jener kalkig schieferigen, zum Theil graphitführenden Schicehtgruppe, deren Alter durch die im Pressnitzgraben darin gefundenen Pflanzenreste als das des unteren Carbon bestimmt erscheint. Diese cearbonische Schichtserie folgt in einem schmalen Zuge so ziemlich dem Aussenrande des ältesten Gebirg- kernes und zieht aus der Gegend von Irdning im Ennsthal durch das Palten- und Liesingthal in’s Murthal, einer alten Erosionsfurche folgend. Dieselbe lagert unconform, je nach Umständen auf Gneiss, auf Quarzphyllit, und am Südfusse des Reiting zum Theil auch über den schon vor Ablagerung der Carbonserie corrodirten Kalkmassen des Silur. Herr Dr. A. Bittner beendete zunächst die Revisionsaufnahmen in den Salzburger Kalkalpen mit der Begehung der bereits den Blättern Zone 15, Col. IX (Ischl und Hallstatt) und Zone 16, Col. IX (Rad- stadt) zufallenden östlichen Antheile des Tännengebirges, welche sich als ein überaus complieirt gebautes Terrain erwiesen , indem hier die nördlich vom Tännengebirge liegenden tektonischen Complieationen der unteren Lammergegend und die südlich des Tännengebirges nachge- wiesenen , ebenfalls sehr verwickelt gebauten Züge des Gebietes von Werfen sich vereinigen. Im südlichen Antheile wurde ausserhalb des Tännengebirges ein mächtiger Zug von Halobia-rugosa-Schiefer, als Fort- setzung der Vorkommnisse von w erfen (Immelaugebirge und Ellmau- alpe) constatirt, während diese Schiefer am Südabhange des Tännen- gebirges selbst entsprechend wie im Hagengebirge nur äusserst gering- mächtig vertreten sind. An der Nordabdachung des Tännengebirges wurde der Lias von der Duschenbrücke gegen SO. bis in die Abtenauer Gegend verfolgt und die Traunstein-Schoberstein-Gruppe als durch die am Nordfusse des Gebirges verlaufende Längsstörung vom eigentlichen Tännengebirge getrenntes Gebirgsstück. zugleich als Fortsetzung der ann - verschaffen. 6 Verhandlungen. N Sr N. f unteren Lammergegend, erkannt. An der nordöstlichsten Höhe dieser :B Berggruppe, der Pailwand , wurden Fossilien von Hallstätter Typus aufgefunden, die ihrer Lagerung nach aber fast gewiss jenen Schichten von Hallstätter Facies gleichstehen, welche bei Gelegenheit der Revisions- aufnahmen in den Salzburger Kalkalpen (vergl. Verh. 1884, Nr. 5,6 und 17) im Salzburger Hochgebirgskorallenkalke (Aequivalent des Haupt- dolomits oder Dachsteinkalks im BIELLEREN, Sinne) nachgewiesen mans Re konnten. “Nach Vollendung diesen, heilen wurde mit den Aufnalnadi ia), 0 den Kalkalpen des oberen Ennsgebietes, östlich von der Linie Tietz x Windischgarsten, und zwar zunächst in der Nähe von Gross-Reifling, Ä begonnen. Die stratigraphischen sowohl als die tektonischen Verhält- nisse erwiesen sich hier als wesentlich verschieden von denen der Salz- h burger Kalkalpen, dagegen als sich enge anschliessend an jene der niederösterreichischen Kalkalpen Bezüglich der stratigraphischen Glie- derung konnten somit Stur's Mittheilungen bestätigt werden; tektonisch ; stellt sich das Gebiet dar als ein complicirtes Kettengebirge , welcher Charakter selbst noch in den südlichen Hochgebirgsmassen der Enns- r thaler Kalkalpen auf’s Schärfste hervortritt. Als interessante Einzelheiten = wäre hervorzuheben die Auffindung eines an Pfychiten reichen Niveaus am Gamsstein bei Palfau (vergl. Verh. 1884, pag. 262) und das Vorkommen echter Hallstätter Kalke mit grossem Reichthum an Halobien und uch an Cephalopoden (vorherrschend Tropiten) in der Nähe von Landl bei ER; =“ Hieflau, welche sich nach Herrn Oberbergrath v. Mojsisovies as den Subbullatusschichten der karnischen Hallstätter Kalke zufalendd erweisen. 2: Die III. Seetion, bestehend aus dem Chefgeologen Bergrath K. M. Paul und dem Sectionsgeologen Dr. V. Uhlig, war mit der Aufnahme der Karpathen südlich von Bochnia-Wojniez bis zur ung ars ’ galizischen Grenze beschäftigt. Der südöstliche Theil dieses Gebietes, die Gegend vom Sandec und Piwniczna bis an die Klippenlinie bei Lublaa, wurde von Bergrath Pa 2 aufgenommen. Das Gebiet nördlich von Neu-Sandee, zu beiden Seiten a des Dunajec, bis Zbyzice erwies sich — mit Ausnahme des cretacischen Aufbruchs von Kleezani, einer ungefähren Fortsetzung der Aufbruchs- zone von Ropa und Ropianka — durchaus als alttertiär, und zwar sind hier die jüngeren oligocänen Glieder dieses Complexes vorwiegend. Auch das südlich von der Sandecer Diluvial-Ebene bis an die ungarische Grenze sich erstreckende Gebirge ist vorwiegend aus alttertiären Sand- steinen zusammengesetzt. Ob aber mittel- und obercretacische Bildungen hier gänzlich fehlen, oder ob diese nicht durch die unmittelbar an die neocome Klippenhülle sich anschliessenden Gesteine, wie sie beispiels- weise beim Bahnhofe Orlo entwickelt sind, repräsentirt seien, ist vor- läufig controvers, und werden erst weitere vergleichende Studien, die im Laufe des nächsten Sommers, womöglich gemeinschaftlich mit den anderen bei den Aufnahmen im Karpathen-Sandsteingebiete betheiligten Geologen, durchgeführt werden sollen, über diesen Punkt Klarheit R- Der Sectionsgeologe Dr. V. Uhlig konnte auf dem Gebiete des Blattes Bochnia zwei durch Petrefactenführung ausgezeichnete ee N Te un - ET EA = ur z Nr. 1 Jahressitzung am 20. Jänner. Fr. v. Hauer. 7 Neoeomzonen constatiren. Davon befindet sich die eine am Nordrande der Karpathen, während die andere ungefähr drei Meilen südlich davon verläuft. Das vor zwei Jahren entdeckte Neocomvorkommen der Liwocz- gruppe bei Jaslo ist als die östlichste Fortsetzung der letzteren Zone zu betrachten. Beide Neocomzonen haben ein ungefähr ostwestliches Hauptstreichen, welches von dem des Alttertiärs zum Theil ganz unab- hängig ist. Schichten der mittleren Kreide konnten nicht ausgeschieden werden: auf das Neocom folgen direet alttertiäre Bildungen. Im Bereiche des Alttertiärs wurden dieselben Abtheilungen unter- schieden, wie im Vorjahre, die oberen Hieroglyphenschichten, die Ciezkowicer Sandsteine und die Bonaröwka-Schichten. Die oberen Hieroglyphenschichten bilden das älteste Glied des Alttertiärs und sind bei Michalezowa und Rajbrot durch Nummulitenvorkommnisse ausge- zeichnet. Menilitschiefer erscheinen als heteropische Einlagerungen sowohl in den oberen Hieroglyphenschichten,, als auch im Ciezkowicer Sand- stein, in den ersteren vergesellschaftet mit den fischführenden Kalk- schiefern von Jaslo. Ausser den schon seit lange bekannten salzhältigen Miocän- schichten am Nordrande bei Bochnia konnten noch isolirte, trans- gredirende kleine Fetzen von Miocän im Innern der Karpathen bei Sandee und in Iwkowa bei Brzesko entdeckt werden, wo sie bisher gänzlich unbekannt waren. Sie erwiesen sich zum Theil als sehr fossil- reich und erscheinen von kleinen Lignitablagerungen begleitet. Im Bereiche des Diluviums war die Auffindung von nordisch- erratischen Silurblöcken mit /llaenus Chiron Holm im Mischschotter von Brzeznica bei Bochnia ‚von Interesse. Beachtung verdient ferner das bisher unbekannte, überraschende Vorkommen von Andesit, welcher an mehreren Punkten in Kamionna und Rzegocina bei Bochnia das Alttertiär durchbricht. Die IV. Section, Chefgeologe Dr. E. Tietze, Sectionsgeologen Dr. V. Hilber und €. Freiherr von Camerlander, hatte einerseits die Aufnahme des Blattes der Generalstabskarte Col. VI, Zone 22, Wieliezka, durchzuführen und andererseits, im Anschluss an die Auf- nahme in Galizien, jene in Schlesien zu beginnen. Den ersten Theil dieser Aufgabe übernahm Herr Dr. Tietze Das Blatt Wieliczka umfasst den nördlichen Karpathenrand zwischen Szwoszowice und Gdöw, das niedrige karpathische Vorland nördlich der Raba, und die höher ansteigenden Sandsteinberge südlich von letzterem Flusse. In der Nähe des Karpathenrandes wurden die zum Theil auch den früheren Beobachtern schon bekannten eretacischen Bildungen genauer verfolgt und im Osten des Gebietes durch Belemniten- funde sichergestellt. Sie werden aber auf der Karte künftig einen geringeren Raum einnehmen als früher, da ein grosser Theil des flachen Vorlandes aus oligocänen Sandsteinen und Schiefern besteht. Diese Letzteren müssen dem Üiezkowicer Sandstein der westlichen und dem Kliwa-Sandstein der östlichen Karpathen annähernd gleichgestellt werden. Auch in dem Gebirgstheil südlich der Raba nehmen Jüngere Karpathen-Sandsteine einen grösseren Raum ein, die zu ihnen ge- rechneten Schiefer zeichnen sich nicht selten durch Fischreste aus, für gewisse Gehilde daselbst werden aber wohl erst die in den westlich ANTEEER Ku 8 Verhandlungen. 4 angrenzenden Gebieten fortzusetzenden Studien eine genauere Alter deutung ermöglichen. Das Vorkommen nortdischer Geschiebe konnte Herr Baron v. Camerlander begann die Kartirung. krystallinischen Gesteine im nordwestlichen Schlesien, auf dem Gebie der Blätter Col. XVI, Zone 4, Jauernig-Weidenau und Zone 5, Fı waldau. In theilweiser Uebereinstimmung mit den früheren B achtungen konnte er in diesem Gebiete einen im Allgemeinen r mässigen Aufbau aus NO. streichenden Gneissfalten und deren, manch verschwundener Bedeckung von Gesteinen der Glimmerschieferformat . eonstatiren, während die Orographie der Sudeten durch den NW. ziehenden Hauptrücken beherrscht wird und die von demselben gegen die österreichische Seite abzweigenden Thäler in ihrem fast durch- wegs dem nordöstlichen Schichtstreichen folgenden Verlaufe v vorwaltend typische Erosionsthäler sind. Abweichungen von ı regelmässigen Aufbau erscheinen zumeist im nördlichen Gebiet legt sich zwischen Weissbach und Oberforst eine N. streichende Zone phyllitischer und amphibolitischer Bildungen an den regelmäs NO. streichenden, monoklinal aus Gesteinen der Gneiss- und Glimme f schieferformation aufgebauten Complex zwischen dem Hohen Hause und dem Krebsgrund. Ebenso zeigt das durch den Kalkzug Ramsau- Lindewiese-Setzdorf bezeichnete Gebiet einen verwickelten Bau, wie überhaupt an manchen Stellen das Auftreten einer Kalkpartie mit einer Störung des sonst regelmässigen Baues zusammenfällt. Sehon lange ist es bekannt, dass den Sudetenkamm hinauf, also nach SO. immer jüngere Schiehtglieder erscheinen, und wahrscheinlich ist es, \ zwischen Gneiss- und Glimmerschiefer einerseits und der Phyllit- und Devonformation andererseits eine schärfere Scheidung besteht a zwischen den beiden letzteren: doch wollte es Camerlander nicht gelingen, innerhalb seines Gneiss- und Glimmerschiefereomplexes eine weitere Gliederung nach Altersstufen durchzuführen, wie sie im Vor- Jahre in dem nur wenige Meilen entfernten preussischen Gebiete um den Klessengrund u. s. w. von Dathe durchgeführt wurde. Die von Camerlander ausgeschiedenen Glieder, über welche er bereits in seinen in den Verhandlungen publieirten” Reiseberichten Mitheiln gegeben hat, möchte er darum vorläufig nur als strueturelle Facies- bildungen betrachten , mehr in Uebereinstimmung mit den diesjährigen Untersuchungen von Stapff in dem nahen Eulengebirge. — Noch hebt er hervor, dass der oft behauptete Mangel an fremden Ein- lagerungen innerhalb des nordschlesischen Gneisses, zumal des grauen, srobflaserigen Biotitgneisses, wie z. B. die Kalkeinlagerungen im oberen Gossathale zeigen. kein absoluter sei. und dass es nicht thunlich er- scheine, die in älterer Zeit vielfach abgebauten, heute oft nur mehr durch die Berg- und Thalnamen in der Erinnerung erhaltenen Erz- lagerstätten als etwa nur dem Gebiete des Glimmerschiefess angehörig darzustellen. A Herr Dr. Hilber hatte die Aufgabe, die jüngeren Tertiärgeblde der galizischen Ebene weiter nach Westen am Nordfuss der schlesischen 4 Karpathen zu verfolgen. Die betreffenden Ablagerungen, dieernament- lich in den Umgebungen von Karwin, von Ostrau und von Troppau Ex Jahressitzung am 20. Jänner. Fr, v. Hauer. 9 studirte, bezeichnet er durchwegs als der zweiten Mediterranstufe ange- hörig. Bezüglich weiterer Details darf ich hier wohl auf seinen bereits in Nr. 17 der Verhandlungen von 1884 erschienenen Bericht verweisen. Haben, wie aus dem Vorhergehenden zu entnehmen ist, die Aufnahmsarbeiten im Laufe des Jahres ihren regelmässigen, befriedigenden Fortgang genommen, so war doch überdies die Thätigkeit der Mit- glieder der Anstalt vielfach auch dureh andere Aufgaben , sei es in rein wissenschaftlichem oder sei es in mehr praktischem Interesse, in Anspruch genommen. Ich selbst führte eine Untersuchung der durch ihre theilweise Ausfüllung mit Neubildungen von krystallinischem Gyps so interessanten Krausgrotte bei Gams in Steiermark durch und berichtete über die Ergebnisse dieser Untersuchung in einem Vortrage in der Sitzung der Section für Höhlenkunde des Oesterreichischen Touristen- Club am 3. December 1884, welcher soeben in der Touristen - Zeitung vom 15. Jänner 1885 veröffentlicht wurde. Weiter nahm ich, eingeladen von der Direetion der k. k. Ferdinands-Nordbahn, an den Arbeiten einer Commission in Mährisch-Ostrau Antheil, welche die erforder- liehen Massregeln zur Bewältigung des auf dem Felde des Wilhelm- Schachtes ausgebrochenen Grubenbrandes zu berathen hatte, und im September w ohnte ich der erhebenden Feier der E röffnung des Arlberg- Tunnels bei. Eine sehr erfolgreiche Reise endlich unternahm ich anfangs Öetober nach Bosnien, hauptsächlich zum Zwecke der Ausbeutung und des näheren Studiums der neuerlich entdeckten Fundstellen von Petrefacten der unteren Trias bei Sarajewo. Die überaus reiche Suite prachtvoller Cephalopoden, die ich mit freundlicher Unterstützung des Herrn Ingenieur J. Kellner daselbst sammelte und mit heimbrachte, hat das bewun- dernde Interesse aller unserer Fachgenossen hier erregt: sie wird noch mehrfach Gelegenheit zu weiteren Mittheilungen bieten, während ich über eine andere Frucht meiner Reise, die schöne Sammlung von bos- nischen Erzen, die ich Herın Oberbergrath B. Walter verdanke, bereits in unserer Sitzung am 18. November v. J. Nachricht gegeben habe. Herr Vice-Director D. Stur brachte längere Zeit in Leipzig zu, um an dem mit den reichsten Mitteln ausgestatteten botanischen Institute der Universität sich über die anatomische Struetur der lebenden Gefäss- Cryptogamen, nach dem neuesten Stande der Wissenschaft, zu orien- tiren. Von dem Direetor des Institutes, Herrn Geheimrath Prof. Dr. A.Schenk, auf das Freundlichste willkommen geheissen, von ihm und den beiden Assistenten, den Herren Dr. H. Ambronn und Dr. A. Thate, in jeder Weise in seinem Vorhaben gefördert, wurde es ihm möglich, an 60V mikroskopische Präparate aus der genannten Abtheilung der lebenden Pflanzenwelt anzufertigen, welche werthvolle Sammlung ein überaus wichtiges Vergleichsmateriale für das Studium der fossilen Pflanzen bilden wird. Einen weiteren Ausflug unternahm Stur nach Lunz, um daselbst aus einer von Herrn Haberfellner zusammengebrachten Sammlung fossiler Pflanzen der Lunzer Schichten die für unser Museum w ichtigsten Stücke auszuwählen. Mit der Präparirung dieser und der schon in den K.k, geolog. Reichsanstalt 1885. Nr.1. Verhandlungen. 2 10 nun durch volle 7 Wöreh unausgesetzt beschäftigt. Das Er eine Suite von mehr als 50V Schieferplatten mit den prachtvollst erh tenen Pflanzenresten, welche die ältere, seit etwa 12 Jahren in Museum aufgestellte Sammlung derselben Reste an Schönheit und ständigkeit der Stücke weit übertrifft. Im kommenden Frühjahre |] sichtigt Stur diese Sammlung in unserem Museum zur Aufstellung bringen und einer eingehenden Bearbeitung zu unterziehen. Auch seine Studien über die Grundwasserverhältnisse doß, feldes hat Stur, als Theilnehmer an den eommissionellen Erheh bezüglich der projeetirten Tiefquellen-Wasserleitung, eifrigst fort in der letzten Zeit wurde insbesondere der Austritt des Grund aus dem Steinfeldschotter in die Donau einer eingehenderen suchung unterzogen. Noch endlich hat sich Stur, einer Aufforderung der des Gleichenberger und Johannisbrunnen-Actienvereines folgen diesem Curort begeben und die erforderlichen Begehungen vorge: um ein Gutachten über die bessere Versorgung desselben mi und Nutzwasser abgeben zu können. Herr Oberbergrath von Mojsisovies unternahm eine Exeur in das Triasgebiet von Raibl und Pontafel zum Besuche der acht geologischen Aufnahmen beschäftigten Herren Dr. A. Böhm und C. Diener; weiter machte er, hauptsächlich zu praktischen Zwee Reisen nach Croatien, Istrien, Krain und Südsteiermark. Insbes aus Croatien aber brachte er eine reiche Suite von Fossilien au alten Schwefelbergbau von Radoboj, darunter eine Vogelfeder, Fische, Inseeten und Pflanzen für unser Museum mit heim. j Herr Ber grath Paul unternahm, mit vom hohen Unterrichtsmini nium ertheilten Urlaube, eine längere Reise zur Untersuchung der Petro- leumreviere Rumäniens, sowie derjenigen von Baku am ku Meere. ' In Rumänien wurden alle bedeutenderen Reviere, so die von Draganias, Colibasi und Monteoru in der nördlichen Walachei,. Solonez und Mojnesti in der Moldau, besucht. — Von besonderem Interesse ; erschien das Vorkommen von Draganias, woselbst an einem schon vor mehreren Jahren von Bergrath Paul zur Bohrung empfohlenen Punkte das Erdöl in einer Fontaine von 30-40 Meter Höhe aus dem Bohrloche hervorbrach, eine Erscheinung, die sich dann auch noch bei einigen anderen Bohrlöchern wiederholte. E . Verschwindend unbedeutend erscheinen freilich alle Erdölquellen Europas gegen die von Baku, welche Bergrath Paul im weiteren Ver- laufe seiner Reise besuchte. Hier ist das nach Erbohrung der Oelschichte _ eintretende selbstthätige Emporspringen des Erdäls in mächtigen, zuweilen monatelang anhaltenden Fontainen die Regel, wobei meist ein namhafter Theil der riesigen Production nicht seborgen werden kann und unbenützt > in’s kaspische 1 Meer abfliesst. Es soll übrigens hier selbstverständlich a auf die von Bergrati Paul gesammelten Daten volkswirthschaftlicher, I N statistischer und industrieller "Natur nicht näher eingegangen, sondern nur noch einiger rein geologischer Ergebnisse mit wenigen Worten gedacht werden. So gehört nach Bergrath Paul’s Beobachtungen das N VEN ch Nr. 1 Jahressitzung am 20. Jänner, Fr. v. Hauer, 11 Erdöl von Baku nicht, wie vielfach verbreitet ist, dem aralokaspischen Kalke, sondern einem, unter diesem letzteren liegenden Complexe weicher Thone und Sande an, dessen Liegendes noch nirgends erbohrt wurde. Das selbstthätige Emporspringen des Oeles ist keine „artesische“ Er- scheinung im eigentlichen Sinne des Wortes, indem die ölführenden 'Schiehten zu Baku nicht becken- oder muldenförmig gelagert sind, sondern wohl nur durch die Expansion der massenhaft angesammelten Gase zu erklären. Was die Art des Erdölvorkommens in Baku betrifft, so entspricht dasselbe den Anschauungen, wie sie von Paul und Tietze für die Naphthavorkommnisse der Karpathenländer wiederholt betont wurden, während für die Annahme der Existenz eigentlicher „Oelspalten“ (wie sie der sogenannten „Emanationstheorie* entsprechen würden) auch in Baku keine Belege gefunden werden konnten. Von Interesse erscheint die Position des Erdölreviers von Baku im Zusammenhalte mit demjenigen der Walachei. In beiden Fällen sehen wir Neogenablagerungen dort besonders ölreich, wo ausgedehnte Flysch- -zonen mit einer mehr oder weniger scharf markirten Bruchlinie ihr Ende erreichen. In Baku ist dies sehr deutlich; das dortige Oelrevier liegt genau in der Verlängerung der Streichungslinie des flyschreichen Kau- kasus, der bekanntlich am kaspischen Meere abbricht. In Rumänien erreicht ebenfalls die Flyschzone der Karpathen nördlich von Ploesti und Pitesti ihr Ende, und in dieser Gegend häufen sich auch die ein- zelnen Oelvorkommnisse in auffallender Weise. Die Uebereinstimmung könnte zufällig erscheinen, wenn sie nicht durch den Umstand einige Bedeutung erlangen würde, dass wir dasselbe Verhältniss auch am Nordrande des Apennin wiederfinden. Die Oel- vorkommnisse der Gegend von Parma, welche Bergrathı Paul im Laufe des vergangenen Jahres ebenfalls kennen zu lernen Gelegenheit hatte, treten auch in Neogenschichten auf, die ungefähr in der Verlän- gerung der Streichungslinie der apenninischen Flyschzone situirt sind. Den äussersten Rand der apenninischen Vorhügel gegen die norditalie- nische Diluvialebene bildet in der Gegend von Parma eine ziemlich weitverbreitete Zone blaugrauer, petrefaetenreicher Thone:; darunter liegt ein Complex von Sanden, Sandsteinen, Conglomeraten und Mergeln, in welchem das Petroleum vorkommt, und der seinerseits unregelmässig an die Argille seagliose und Serpentinme der apenninischen Flyschzone anstösst. Aus den ersterwähnten Hangendthonen wurde eine Suite von 25 Gasteropoden- und Bivalvenarten (vorwiegend Formen unseres Badener Tegels) gesammelt, von Herm Dr. Bittner bestimmt und unserem Museum einverleibt. Die eigenthümliche, in allen Karpathenländern beobachtete, bisher aber noch nicht genügend erklärte Thatsache des beinahe stetigen Zusammenvorkommens von Petroleum- und Salzquellen findet sich auch hier am Nordrande des Apennin wieder, indem in unmittelbarer Nachbarschaft des Oelreviers die Soolquellen von Salso magiore situirt sind. Die letzteren werden von Seite der italienischen Regierung exploitirt, während die Petroleumproduetion hier bisher noch zu keiner nennenswerthen Bedeutung gelangt ist. Eine fernere Reise unternahm Bergrath Paul in Begleitung des Herrn Dr. ©. Diener nach Szäcsäl in der Marmaros, woselbst im I%* a 12 Verhandlungen, eoeänen Flyschgebiete mit Erfolg auf Naphtha geschürft wird, und auch bereits eine ernsthafte Oelproduetion im Entstehen begriffen ist, die erle und dermalen noch einzige in Ungarn. Wiederholt wurde Bergrath Paul, wie in dem vorhergehen auch in diesem Jahre, von Seite des hohen k. und k. gemeinsa Finanzministeriums nach Tuzla in Bosnien berufen, um über Fortführung der dort im Gange befindlichen Bohrungen auf Salzsoole Kan zu ertheilen. Es hat nunmehr auch ein zweites na im Laufe dieses Monats soll ' regelmässige Sudbetrieb begiı So sind die Resultate der geologischen Detailstudien, die Bergra Dank dem Vertrauen, welches von hoher Seite denselben ent; gebracht wurde, wirklich zu praktischer Verwerthung gelangt. Endlich wurde Bergrath Paul im Sommer des vergang Jahres nach Bachmuth in Südrussland zum Studium des dortigen Saliı gebietes berufen und wird über dieses Objeet in einer unserer Sitreiaengg Y eine kurze Mittheilung machen. Herr Dr. Ti etze untersuchte das Braunkohlenvorkommen von Cajutz bei Adjud in der Moldau und gab über dasselbe in der Nr. 14 unserer vorjährigen Verhandlungen ausführlich Nachricht. Herr Dr. Vacek intervenirte als geologischer Sachversti : bei den Erhebungen über das Schlachthaus in Meidling, und über den evangelischen Frsdhof; in Wien, und Herr Dr. Bittner bei jenen über den Friedhof in Klosterneuburg und über die Neuanlage eines Friedhof zu Mariaschutz bei Schottwien. A Herr F. Teller wurde über Aufforderung der hohen k. k. Sta Fe halterei in Triest im Februar v. J. nach Parenzo entsendet, um d | Frage der Trinkwasserversorgung dieser Stadt und der nächstgelegenen Be. Gemeinden Abrega und Torre zu studiren. Eingehende Localerhebungen setzten ihn in die Lage, eine Reihe ceonereter "Vorschläge zu erstatten, deren Ausführung wenigstens eine theilweise Beseitigung des in diesen Karstdistrieten herrschenden Nothstandes in Aussicht stellt. j Eine andere Specialuntersuchung, welche Herr F. Teller ausser- halb des Rahmens der offieiellen Aufnahmen durchzuführen hatte, betraf den Thermalbezirk von Carlsbad, für welchen von der um die Interessen des Curortes unablässig besorgten Stadtvertretung, über specielle Initiative ihres Vorsitzenden, Herrn Bürgermeisters Eduard Knoll, die Her- stellung einer möglichst detaillirten geologischen Karte beschlossen wurde. Herr Teller hat mit den hiezu nothwendigen Untersuchungen bereits in den Monaten October und November begonnen, der gänzliche ah Abschluss der Arbeiten wird jedoch erst «im nächsten Jahre erfolgen DR können. = Herr H. Baron von Foullon besuchte nochmals den Arlberg und “2 vollendete seine schon im vorigen Jahre begonnenen Studien über die AR Gesteine und Mineralien dieses Gebietes. Die Ergebnisse derselben wird =. bereits das erste Heft unseres Jahrbuches für 1885 bringen. An diese ” Arbeit knüpfte sich aber sofort eine andere von nicht geringerem A Nr. 1° Jahressitzung am 20. Jänner. Fr. v. Hauer. 13 Interesse. Die Bauunternehmung G. Geconi begann nach Vollendung der Arlbergbahn die Traeirnng einer Bahn über die Tauernkette und ihrer Einladung folgend unternahm Foullon die geologisch-petro- graphische Untersuchung der Gesteinsvorkommen entlang der projec- tirten Linie: Schwarzach - Gasteiner Achenklamm , Gasteiner Thal, Hohe Tauern, Mallnitz, Möllthal, bis Sachsenburg. An das Studium der bei dieser Gelegenheit in reicher Menge gesammelten Materialien wird sich eine zusammenhängende petrographische Bearbeitung der Centralgneisse von Tirol und Salzburg, wie eines Theiles von Kärnten und Steiermark anschliessen. — Auch Foullon endlich nahm an einer von der k. k. Statthalterei angeordneten Commission über den Friedhof in St. Marx Antheil. Herr Dr. V. Uhlig erhielt ein Reisestipendium aus der Schlön- bach-Stiftung, um in München die in der dortigen paläontologischen Staatssammlung befindlichen Versteinerungen aus dem Neocom und den oberen Kreidehorizonten der nordwestlichen Karpathen (ehem. Hohen- egger’sche Samml.) studiren zu können. Es werden dieselben den Gegenstand einer monographischen Bearbeitung bilden, welche sich an dessen Arbeit über die Cephalopoden der Wernsdorfer Schichten an- schliessen wird. Eine fernere Reise wurde von Dr. V. Uhlig nach Pest unternommen, zum Zwecke der Besichtigung der an Kreidefossilien so reichen ehemaligen Coquand’'schen Sammlung. Herr Baron C. v. Camerlander beschäftigte sich mit Unter- suchungen in den weiteren Umgebungen von Brünn und Olmütz, über welche derselbe bereits theilweise in unseren Verhandlungen Nachricht gegeben hat: weiter machte er zum Behufe eines Vergleiches mit den Vorkommen in seinem Aufnahmsgebiete mehrere Exeursionen nach Preussisch-Schlesien. Herr Dr. Frauscher begab sich mit Hilfe eines vom k. k. Unter- richtsministerium erhaltenen Reisestipendiums nach München, um seine im vorigen Jahre begonnenen Arbeiten über alpine Eocänvorkommen fortzusetzen, bei welcher Gelegenheit ihm Herr Prof. Zittel, für dessen gütige Unterstützung er den lebhaftesten Dank ausspricht, auch die reiche Pauer’sche Sammlung der Fossilien von Kressenberg zur Bearbeitung anvertraute. Weiter beschäftigte er sich mit Untersuchungen in dem Salzburger Vorlande, insbesondere in der Wiener Sandsteinzone, und im Herbste unternahm er eine Reise in das eroatische Küstenland und nach Veglia zum Behufe der Aufsammlung von Fossilien für unsere Anstalt, die eine sehr reiche Ausbeute ergab. Herr Dr. A. Böhm vollendete seine schon im vorhergehenden Jahre begonnenen Studien über den Ennsthalgletscher, deren Ergebnisse demnächst zur Veröffentlichung gelangen werden, und weiter begann er, im Anschluss an die in unserem Jahrbuch (1883, S. 151) veröffentlichte Arbeit von T. Harada, über das Comelico und die westliche Carnia, die Detailuntersuchung der östlich angrenzenden Triasgebilde bis Raibl ; und im Anschluss wieder an dieses Gebiet führte Herr Dr. Diener eine Untersuchung der Triasablagerungen weiter im Osten bis gegen die Wochein durch, deren Ergebnisse bereits in dem soeben erschienenen 4. Hefte unseres Jahrbuches für 1884 veröffentlicht sind. 1 DT AT A De Ve ww. >. A >. „* F 4 we DE a ET a u see 5 r . en Au) ® . g BER) = 14 Verhandlungen. Ueber die von Seite des Comite zur naturwissenschaftlichen Durch- forschung von Böhmen ausgeführten geologischen Aufnahmen und die Musealstudien unserer Fachgenossen in Prag verdanke ich Herrn Prof. Dr. A. Fritsch die folgenden Mittheilungen. In den Monaten August und September 1884 unternahm Prof. Dr. J. Krej&i gemeinschaftlich mit Herrn Hüttendireetor Karl Feist- mantel die Untersuchung des Adlergebirges, sowie des Grulicher Schneeberges und der angrenzenden nordöstlichen Gegenden von Böhmen. Es wurde hiebei neuerdings constatirt, dass das Adlergebirge der nörd- liche Gegenflügel des sogenannten Eisengebirges ist, welches den nörd- lichen Rand des böhm.-mähr. Plateaus bildet, von demselben aber durch das Thal des Doubravaflüsschens getrennt ist. Der Bau des Adlergebirges ist im Allgemeinen derselbe wie der des Riesengebirges; dasselbe bildet nämlich mit dem Nordrande von Glatz, mit dem Reichensteiner Gebirge und der hohen Eule ein grosses, in der Mitte ausgewaschenes antiklinales Gewölbe. Diese Mitte nimmt ein sehr merkwürdiges Fjord der Kreide- formation ein, dessen steil gehobene Schichten darauf hinweisen, dass bedeutende Hebungen nach der Kreidezeit stattfanden. Mit dem Adlergebirge parallel gegen Südost geht durch das Gebiet der böhmischen Kreideformation eine Hebungslinie, an der an vielen Stellen das tieferliegende Perm zum Vorschein kommt. Diese Linie lässt sich vom Zwidinberge bei Königinhof durch das Thal von Miletin über Jarom&f und Opo&no, Pottenstein gegen Mährisch-Trübau verfolgen, wo dieselbe an die grosse Thalfutche anschliesst, die in nordsüdlicher Richtung das böhmisch-mährische Plateau begrenzt und dann über Schild- berg, Grulich, Habelschwert nach Glatz fortsetzt. Auch diese Thalbildung ist die Folge von Gebirgsdislocationen und ist namentlich auf die Bildung des Grulicher Schneeberges von Einfluss gewesen. Herr Prof. Laube untersuchte im verflossenen Sommer die west- liche Seite des Isergebirges zwischen dem Jeschkenkamm und der Tafelfichte. Herr Dr. A. Fritsch führte Detailuntersuchungen in den Teplitzer Schichten bei Teplitz, Lenesie, Laun, Libochowitz und Lobositz durch, besuchte auch das östliche Böhmen, wo er bei Absdorf die Spuren der Teplitzer Schichten sicherstellte, und entdeckte in den Iser- schichten bei Hohenmauth mehrere neue Fische, sowie den prachtvollen Krebs Podocratus. Die Verarbeitung des bei der Landesdurchforschung aufgesam- melten Materials beschäftigte eine ganze Reihe von Paläontologen. Herr Prof. Fritsch veröffentlicht eben das I. Heft des 2. Bandes der Fauna der Gaskohle, und machte umfassende Vorarbeiten über die Lurche und Haifische, sowie die Ganoiden der Gaskohle, indem bereits:über 20 Tafeln für dieselben gezeichnet sind. Herr Dr. Velenovsky beendete das IV. Heft der Flora der böhmischen Kreideformation in den Beiträgen von Mojsisovies und Neumayr und arbeitet gegenwärtig an den Coniferen. Museumsassistent Herr Weinzettl bearbeitete die Gastro- poden der böhmischen Kreideformation und wies aus sämmtlichen Schichten derselben 185 Arten nach. Phil. cand. Herr Pocta veröffent- lichte in den Abhandlungen der k. böhm. Gesellschaft der Wissen- schaften weitere Gruppen der Kreidespongien, nämlich die Tetractinelliden, Nr. 1 Jahressitzung am 20. Jänner, Fr. v. Hauer. 15 Monactinelliden, Caleispongien und Üeratospongien, sowie mehrere kleinere Mittheilungen über isolirt gefundene Spongiennadeln. Derselbe arbeitet gegenwärtie an den Rudisten Böhmens. Museumsassistent Herr J. Kafka bearbeitete die Östracoden und Cirripeden für die in Vorbe- reitung begriffene Monographie der Crustaceen der böhm. Kreideformation des Dr. A. Fritsch. Auch von Seite des galizischen Landesausschusses wurden wieder mehrere Geologen mit Specialaufnahmen betraut. So arbeitete, so viel mir bekannt wurde, Herr Dr. Lad. v. Szajnocha in der Gegend von Rabka, Tymbark , Myslenice und Wieliezka, Dr. Zuber setzte seine Studien in Ostgalizien" fort, während die Herren Dr. v. Dunikowski und H. Walter in Mittelgalizien und Herr Prof. Lomniezki in der Gegend von Kalusz beschäftigt waren. Ferner wurde Herr Prof. A. v. Alth seitens des galizischen Landesausschusses veranlasst, an Ort und Stelle die Angaben der Herren H. Walter und E. v. Dunikowski über gewisse Nummu- litenfunde in Ostgalizien zu prüfen, welche, wenn richtig, geeignet gewesen wären, die bisher geltende stratigraphische Gliederung der ostgalizischen Karpathen erheblich zu erschüttern. Es haben sich nun bei dieser, in Gemeinschaft mit den Herren R. Zuber, H. Walter und J. Bochenski vorgenommenen Untersuchung die Darlegungen und angeblichen Funde von H. Walter undE. v. Dunikowski als unrichtig und haltlos erwiesen, dagegen wurden neue Fossilfunde gemacht, welche die von €. M. Paul und E. Tietze begründete, von R. Zuber und F. Kreutz bestätigte Gliederung nur zu unterstützen geeignet sind. Was die Arbeiten in unserem Museum betrifft, so habe ich zusammen mit Herrn Baron v. Camerlander die Ordnung der Gesteinssuiten aus 10 weiteren geologisch-geographischen Gruppen voll- endet und zwar im Anschlusse an die in meinem vorjährigen Berichte aufgezählten Gruppen: Nr. 29. Das Gran-Ofen-Plattensee-Gebirge mit 120 Localitäten und ungefähr 400 Stücken. 30. Das Tokaj-Eperies- Gebirge 92 Localitäten, 660 Stücke. 31. Das Trachytgebirge des Vihorlat-Gutin- Zuges aus der Gegend von Homonna bis gegen Huszth 62 Localitäten, 360 Stücke. 32. Der südöstliche Theil dieses Zuges vom Durchbruch der Theiss bei Huszth bis in die Umgebungen von Nagybanya und Kapnik 44 Localitäten, 240 Stücke. 33. Das krystal- linische Gebirge an den Grenzen der Marmaros, Siebenbürgens und der Bukowina 45 Localitäten, 240 Stücke. 34. Die Karpathensandstein- Gebiete in Ungarn 105 Localitäten, 270 Stücke. 35. Nord-Siebenbürgen 30 Loealitäten, 90 Stücke. 36. Das ost-siebenbürgische Grenzgebirge 34 Localitäten, 150 Stücke. 37. Das süd-siebenbürgische Grenzgebirge 54 Localitäten, 180 Stücke und 38. das west-siebenbürgische Grenz- gebirge 165 Localitäten, 120 Stücke. Die bisher geordneten Suiten umfassen zusammen ungefähr 11.300 Stücke von 3300 verschiedenen Localitäten. i Die Aufstellung einer Auswahl von Stücken in Schaukästen unter Glas ist für alle bisher geor.Ineten Suiten durehgeführt, sie füllt. 23 Schränke, deren jeder 70 Stücke fasst. 16 Verhandlungen. Nr. 1 N Weiter möge erwähnt werden, dass die prachtvollen Reste des Re. Anthracotherium von Trifail, die wir Herm v. Mojsisovies ver danken und über welche Teller eine eingehende Arbeit geliefert hat, ebenso wie die eben daher stammende, schon in meinem vorigen Jahres. er‘ berichte erwähnte Palme (Sabal major) in unserem Museum zur Au- stellung gebracht wurde. Ueberaus zahlreich und werthvoll sind die Beiträge, die wir auch im abgelaufenen Jahre für unser Museum erhielten. k 4 Ohne in weiteres Detail über dieselben eingehen zu können, muss ich mich darauf beschränken, allen den geehrten Gönnern und Freunden der Anstalt, die uns durch Gaben interessanter Objeete erfreuten, unseren aufrichtigsten Dank darzubringen, und zwar den Herren Dr. C.Aberle, k. k. Regierungsrath in Wien, Giov. Arcangeli, Professor in Pisa, a E. Bäumler, Central- Director der Prager Eisen- Industrie-Gesellschaft R in Wien, Berndt, Berg-Direetor in Gottesberg, E. Brandis, 8. J., E Professor in Travnik, Baron Joachim Brenner in Wien, Gr. Buechi ch Be in Lesina, E. Cohen, Professor in Strassburg, F. Dworsky, Pro- Er fessor in "Trebitsch , E. Ebenführ er, Lehrer in Gumpoldskirchen, R.Gasperini in Spalato, Dr. Ad. Graczynskii in Jaslo, Dr. G. Ham- bach in St. Louis, A. Hartmann in Swansea, Th. Held in Aussig, R. Hörnes, Professor in Graz, Raf. Hoffmann in Wien, L. Ka- j mienski in Neumarkt, H. Keller, Ingenieur in Wien, J. Kellner, diplomirter Ingenieur in Sarajevo; G. Knaffl in Wien, 'H.Kravo el, Se Be. Director des Gymnasiums in Botzen, F. Kraus in Wien, Dr. 0. Lenz in Wien, 0. Lessmann in Tireu Jiu in Rumänien , 7. Lhotsky, =® Rn k.K. Bergrath i in Wien, K. A. Lossen, Professor in Berlin, J.Lunacek in Ober-Estergal, mL uszpinski, k. k. Finanzbeamter in Lemberg, Jos. Michael in Wien, A. Müller, Gruben-Ingenieur in Wieliezka, J. Muk, Director in Neusattel bei Elbogen, Dr. W.Neumann, k.k Universitäts-Professor in Wien, F. Baron Nikolies in Sarajevo, ae Direetion für Bau und Betriebserhaltung der Vest. Nordwestb ahn, J. Noth in Waldheim, Mor. Graf Patty in Szomolany, Dr. A. Pichler, Universitäts-Professor in Innsbruck , J. J. Pohl, Professor an der technischen Hochschule in Wien, 0. Polsk in Bodenbach, Dr. Pose- witz in Banka, die Direetion der k. ungarischen Bergakademie in Schemnitz, Ph. Schiller in Graupen, H. Schindler, General in Teheran, J. Seunik, Professor in Sarajevo, S. Stefaneseu, R. Freiherr v. Suttner in Stockern, A. Wagner in Leipzig, C. Wagner, Ingenieur in Landek, Wakral, Forstgeometer in Laas, Br. Walter, ÖOberbergrath in Sarajevo, Dr. H. Wichmann in Wien, Wimpessing‘er in Podersam, E. Ritter v. Wurzian, Direetor der Heinrichglückzeche in Dombrau, Dr. Zehenter in Kremnitz und K. A. Zittel, Universitätsprofessor in München. Unserer seits dagegen wurden unter Anderem Sammlungen abgegeben an die Volksschule in Feistritz am Wechsel, die Knaben- und Mädchen- schule zu Raudnitz in Böhmen, die Ackerbauschule in Jungbunzlau, die Gewerbeschule in Jaroslau, das erzbischöfliche Seminar und Gymnasium in Travnik, das Mariahilfer Real- und Obergymnasium in Wien und die Ackerbauschule in Kuttenberg. a, vi 2 N N N Nr. 1 Jahressitzung am 20. Jänner. Fr. v. Hauer. 1 h7( In dem chemischen Laboratorium wurden für 92 Parteien 152 Analysen und Proben für praktische Zwecke durchgeführt. Der bedeutende Aufschwung, welchen dieser Theil unserer Thätigkeit erfahren hat, liess es wünschenswerth erscheinen, einen neuen, etwas genauer speeifieirten Gebührentarif für die im Laboratorium auszuführenden Arbeiten einzuführen. Der von uns zusammengestellte Entwurf eines solehen fand die Genehmigung des k. k. Ministeriums und ist mit 1. Jänner |. J. in Wirksamkeit getreten. Was wissenschaftliche Arbeiten betrifft, so waren unsere Chemiker hauptsächlich mit petrographischen Untersuchungen beschäftigt. So lieferte unter Anderem der Vorstand Herr C.v. John eine demnächst in unserem Jahrbuche zu publieirende Arbeit über die von Herrn Dr. Wähner aus Persien mitgebrachten Eruptivgesteine, eine Arbeit, die sich jener anschliesst, welche er früher über die von Herrn Dr. Tietze in demselben Lande aufgesammelten Gesteine ausgeführt und veröffentlicht hatte; weiter bearbeitete er die von Dr. Tietze aus Lyeien mitgebrachten Gesteine, die ihm von Herrn v. Mojsisovies zu diesem Zwecke übergebenen Schiefer von Mitterberg, endlich die von Herrn Dr. Uhlig m "dessen diesjährigem Aufnahmsgebiete in den Karpathen entdeckten andesitischen Gesteine. — Von den Arbeiten des Assistenten Herım Baron v. Foullon über die Gesteine des Arlberg und der Gasteiner Tauern wurde bereits früher gesprochen, hier sei nur beigefügt, dass derselbe auch eine Untersuchung über einige Gesteine der Radstätter Tauern, dann mineralogische Arbeiten, wie über das Gediegen Tellur von Faezebaj u. s. w., zur Ausführung brachte. Nach dem von unserem Bibliotheks-Besorger Herrn Lieutenant J. Sänger zusammengestellten Ausweise wurden im Laufe des Jahres 939 Einzelwerke und Separatabdrücke in 980 Bänden und Heften, dann 607 Bände von Zeit- und Gesellschaftsschriften, darunter 20 neue Nummern, unserer Büchersammlung eingereiht. Mit Schluss 1884 um- fasst dieselbe 12.119 Einzelwerke mit 13.436, und 894 Zeit- und Ge- sellschaftsschriften mit 17.144 Bänden und Heften, zusammen also 13.013 Werke mit 30.580 Bänden und Heften. Neu in Schriftentausch getreten sind wir mit der Redaection des „Gornie* in Gorlice, der Geographischen Gesellschaft in Lübeck, der Bin minera e metalurgiea in Madrid, der Academia nacional de eiencias in Cordova , de Journal „Science“ in Cambridge, Massach. und der John Hopkins Universität in Baltimore. Unsere Kartensammlung vermehrte sich nach den Aufzeichnungen des Herın Jahn um 59 Blätter. Bezüglich unserer Druckschriften freue ich mich lebhaft, die in wenigen Tagen zu erwartende Vollendung eines neuen Bandes der Ab- handlungen anzeigen zu können; derselbe, als Nr. XI bezeichnet, enthält D Star: Carb dora der Sehatzlarer Schichten , I. Abtheilung: Farne, mit 50 Bogen Text, und 48 Doppeltafeln , von welchen die meisten mittelst Liehtdruck hergestellt sind. Mit der Herausgabe des Jahrbuches und der Verhandlungen sind wir vollkommen auf dem Laufenden. Die vier Hefte des ersteren für K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 1. Verhandlungen. 3 18 Verhandlungen. Dr; DA, : 1884, redigirt von Herrn v. Mojsisovies, deren Defiten soeben zur Versendung gelangte, enthalten Abhandlungen von den Herren : Fr. Ban sani, Dr. A. Bittner, Dr. A. Böhm, Dr. A. Brezina, C. Frei v. Camerlander, Dr. ©. Diener, H. Freih. v. Foullon, €. Ge Fr. v. Hauer, Ei'y. Hochstetter, C.v. John, Dr. R. Scharizer, Giov. Di Stefano, L. Tesseyre, Dr. E. Dietze, F. Toula, V. Uhlig, M. Vacek und J. Wagner. Bu Von den Ver handlungen,, deren Zusammenstellung Hr. Bergrath Paul besorgt, erschienen 18 Nummern mit Beiträgen von den Herren : N. Andrussow, F. Bieniasz, Dr. A. Bittner, J. Blaas, DR PX; Böhm, Dr. A. Brezina, C. Freih. v. Camerlander, 6. Cob IRRE cescu, H. Commenda, Dr. €. Diener; E..Do, E. Drası E. v. Dunikowski, H. Freih. v. Foullon, Dr. K. Frauscher, Th. Fuchs. .G.@eyer, Dr. M Gumploviez, M:w; Hantken, Pr. v. Hauer, Pr. Herbich, DrY. Hilber, Dr. RB: Hörnom ig Dr. E. Hussak, C.v. John, F. Karrer, H. Keller, Dr. & sn Ei M. Lechleitner, Dr. F. Löwl, M. Lomniczki, C.M. PawWl K.A. Penecke, Dr. H. Pohlig, Dr. Th. Posewitz, DEE. Bet A. Rzehak, Dr. F. Sandberger, A. Hont.:Schindler, Dr. @ Stache, Dr. M. Staub, D. Stur, Dr. L Szajnocha, F. Teller, Dr. E. Tietze, F. Toula, Dr. V. Uhlig, M. Vacek, H. Walter, Ba Dr. H. Wichmann, Dr. K. A. Zittel und Dr. R. Zuber. re Billig darf ich aber hier wohl n auf eine weitere Reihe "2 periodischen Druckschriften es von Mitgliedern der Anstalt ver- 3 fasst oder herausgegeben wurden. Dahin gehören das schöne Werk „Timbuktu“ von Dr. OÖ. Lenz, — die 4. Auflage meiner geologischen Karte von Oesterreich-Ungarın in Einem Blatt, die, herausgegeben von der A. Hölder'schen Buchhandlung, im Frühsommer erschien, — die m der Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Bd. 36, er- schienenen Abhandlungen von Dr. G. Stache über die Silurbildungen in (den Ostalpen, und von Dr. E, Tietze über die Gliederung des unteren Neogen in den österreichischen Ländern, — Stur's Beiträge zur Morphologie und Systematik der Culm- und Carbonflora in den Sitzungs- berichten der kaiserliehen Akademie der Wissenschaften, sowie de eben daselbst erschienene Abhandlung von Dr. Bittner über Mieropsis Veronensis, — desselben „Beiträge zur Kenntniss tertiärer Brachyuren- faunen in den Denkschriften der kaiserlichen Akademie u. s. w.* — Dahin gehören aber auch die im Laufe des Jahres erschienenen Hefte der von Ed. v. Mojsisovics und Dr. M. Neumayr herausgegebenen Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns und des Orient, nd zwar Bd. III, Heft 4, enthaltend: F. Wähner, Beiträge zur Kenntniss der tieferen Zonen des unteren Lias in den nordöstlichen Alpen, 2. Theil, und S. Brusina, Die Fauna der Congerienschichten von Agram in Croatien, — Bd. IV, Heft 1—2 mit J. Velenow ski, Die Floralder ze böhmischen Kreideformation, 3. Theil; K. A. Penecke, Beiträge zur en: Kenntniss der Fauna der slavonischen Paludinen-Schichten, 2. Theil und F. Teller, Neue Anthracotherienreste aus Südsteiermark und Dalmatien. Be Nr. 1 Jahressitzung am 20. Jänner. Fr. v. Hauer. 19 Noch darf ich es nicht unterlassen an dieser Stelle mit ehrfurchts- vollem Danke der hohen Auszeichnung zu gedenken, welche mir durch meine Berufung zum Mitarbeiter und Referenten über die naturwissen- schaftlichen Fächer, sowie Herrn Dr. Bittner gemeinsam mit Herrn F. Karrer, durch jene zum Mitarbeiter für das Werk Sr. k. u. k. Hoheit des durchlauchtigsten Kronprinzen Ru dolf, „Oesterreich-Ungarn in Wort und Bild“ zu Theil ward. Auch an anderen ehrenvollen Anerkennungen hat es uns nicht gefehlt. Ich erwälne von denselben die Verleihung des Ritterkreuzes des k. portugiesischen St. Jago-Ordens an Herrn Dr. E. Tietze, die Ernennung des Herrn Oberbergrathes v. Mojsisovics zum aus- wärtigen correspondirenden Mitgliede der geologischen Gesellschaft in London, und meine eigene zum Ehrenmitglied des naturforschenden Vereines in Brünn. Den lebhaftesten Dank sage ich schliesslich vor Allem meinen Freunden und Arbeitsgenossen an unserer Anstalt selbst, deren uner- müdete und aufopfernde Thätigkeit auch da nicht erlahmt, wo sie nur in der ruhmvollen Anerkennung der Fachgenossen und in dem Bewusst- sein getreuer Pflichterfüllung ihren Lohn findet, nicht minder aber auch unseren zahlreichen Gönnern und Freunden in der Nähe und Ferne, die unsere Arbeiten mit wohlwollender Theilnahme fördern und unter- stützen. Verlag von Alfred Hölder, k.k, Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15. Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 20. Jänner 1885. Inhalt: Eingesendete Mittheilungen: Fr. v. Hauer. Die Gypsbildung in der Krausgrotte bei Gams. A. Bittner. Bemerkungen zu einigen Abschnitten des „Antlitz der Erde“ von E. Suess. Dr. V. Uhlig. Zur Stratigraphie der Sandsteinzone in West- und Mittel- Galizien. C. v. Camerlander. Bemerkungen zu den geologischen Verhältnissen der Umgebung von Brünn. Literaturnotizen. E. Suess. NB. Die Autoren sind für den Inhalt Ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. Fr. v. Hauer. Die Gypsbildung in der Krausgrotte bei Gams. In dem durch seine Gosauablagerungen, sowie durch einzelne mineralogische Funde, Flussspath, Trinkerit , so wohlbekannten und in der Literatur viel genannten Gamsthale bei Hieflau in Steiermark wurde vor einigen Jahren eine räumlich nicht sehr ausgedehnte Grotte hauptsächlich auf Anregung des Herrn Franz Kraus zugänglich gemacht und später von ihm mit einer elektrischen Beleuchtung versehen. Ich hatte vorigen Sommer Gelegenheit, diese Grotte, die von den dankbaren Bewohnern des Ortes Krausgrotte genannt wurde, in seiner, sowie in Gesellschaft der Herren C. v. John und Dr. Bittner näher zu untersuchen. Eine Mittheilung, die ich über dieselbe in einer Sitzung der Section für Höhlenkunde des „Oesterreichischen Touristenelubs“ gab, ist soeben in der „Oesterreichischen Touristenzeitung“ erschienen. Einige Beobachtungen über das Vorkommen von Gyps in dieser Grotte erlaube ich mir aber, da sie mir ein speciell geologisches Interesse zu haben scheinen, auszugsweise auch hier mitzutheilen. Die Grotte, von welcher Herr Ingenieur Petersen auf meine Bitte eine vollständige Aufnahme anfertigte, liegt am Gehänge des so- genannten Anerlbauerkogels, unmittelbar am Eingang in die wilde Fels- klamm, welche den bezeichnenden Namen „in der Noth“ trägt, etwa 100 Meter über der Thalsohle. Das Gestein, in welchem sie sich be- findet, ist Crimoidenkalk, der nach den von Herrn Dr. Bittner später durchgeführten Aufnahmen den Hierlatzschichten angehört, unmittelbar auf rhätischem Dachsteinkalk aufliegt und von Klausschichten mit Posidonomya alpina überlagert wird, auf welehe dann weiter horn- steinreiche jurassische Aptychenkalke (Oberalmerkalke) folgen. Die K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr.2. Verhandlungen. 4 22 Verhandlungen. er Entfernung vom Eingang bis zur innersten zugänglichen Stelle im Wilezek- gang beträgt 170 Meter. Die Sohle am Eingang liegt in der Seehöhe von 615'8 Meter, der tiefste Punkt im sogenannten Elysium in jener von 595°6 Meter. Zwei grössere Räume, die sogenannte Haupthalle 53 Meter lang, 12—14 Meter breit und 7-14 Meter hoch, dann das unregelmässiger gestaltete und etwas kleinere „Elysium“ bilden den Yo Hauptreiz in touristischer Beziehung. Schöne Tropfsteingebilde sind an mehreren Stellen entwickelt. Die Ablagerungen von Gyps nun, welche unverkennbar als Neon s E bildungen betrachtet werden müssen, sind der Hauptsache nach auf ein Niveau zwischen ungefähr 6UV und 607 Meter Seehöhe innerhalb der Grottenräume beschränkt. Vom Eingang, dessen Sohle in der Seehöhe von 615'8 Meter gelegen ist, führt ein schmaler Gang mit fallender Sohle nach innen; bis zu 70 Meter, wo die Sohle die Seehöhe von = 606°2 Meter erreicht, bestehen die Neuabsätze, die man an Decke, Wänden und am Boden beobachtet, nur aus Kalkearbonat, theils krystallinischem Tropfstein, theils weicher weisser Kalkmilch ; in allen’: 0 Proben, die wir hier einsammelten, konnte Herr v. John nur Spuren von schwefelsaurem Kalk nachweisen. An der bezeichneten Stelle er- scheinen zuerst in der Sohle in einem rothen eisenschüssigen Thone kleine Partien von krystallinischem Gyps ausgeschieden und weiterhin OH findet sich das Mineral bald in mächtigen Massen, namentlich reichlieh ringsum an den Wänden in der Haupthalle, an ‘den Wänden und an. der Decke am Eingang zum Wilezekgang und am reichsten in den vor 2 deren Theilen des Elysium; es fehlt dagegen wieder in den hinteren, zu grösserer Höhe ansteigenden Theilen des Wilezekganges und wurde in den hinteren, unter 600 Meter herabsinkenden Theilen des Elysium nur in unbedeutenden Spuren gefunden. Was die Art des Auftretens be- ir. trifft, so findet sich der Gyps einmal auf der Sohle aufgelagert, von wo er an niederen Stellen bis an die Decke reichen kann, von welcher er aber meist durch einen schmalen Spalt getrennt ist; niedere Seiten- kammern sind oft ganz von dem Gyps ausgefüllt, dessen direeten Con- tact mit dem Kalkstein der Sohle man wiederholt beobachten kann; er ist dabei nur selten dicht und bisweilen etwas mergelig, sondern meistens bildet er lockere fein krystallinische Massen, die in den oberen Theilen oft in schöne Kıystallspitzen enden; andererseits aber findet man unser Mineral oft auch in rindenförmigen Ueberzügen an der Decke, die oft dieht mit dem Kalkstein, dem sie aufsitzen, verwachsen sind, und die nach aussen ebenfalls in wohl ausgebildete, bei. elektrischer Beleuchtung prachtvoll schimmernde Krystalle ausgehen. Vielfach beobachtet man, dass der Gyps nach seinem Absatz dureh die lösende Kraft des Wassers wieder angegriffen und theilweise entfernt wurde; von der Decke fallende Tropfen haben hin und wieder Röhren durch seine ganze Masse hindurch ausgehöhlt, und beinahe möchte man glauben, dass die Ablagerungen entlang den Wänden der Haupthalle nur die Ueberreste einer früher zusammenhängenden und nun zum grössten Theile wieder entfernten Gypsdecke bilden. Ein Gang, der von dem Elysium nach NO. fortsetzt, ist mit zum Theil fest verkittetem Sand und Gerölle erfüllt, welche den Typus gewöhnlicher Diluvialablagerungen zeigen, und noch sei erwähnt, dass Nr. 2: Sitzung am 20. Jänner, Fr. v. Hauer. 25 sich an der Decke und an den Wänden der Höhle, wo dieselben nicht von Kalk- oder Gypsneubildungen überkleidet sind, mehr weniger halb- kuglige oder beckenförmige Vertiefungen zeigen, die aber nicht, wie bei stattgehabten Auswaschungen, glatt gescheuert, sondern rauh er- scheinen. Sie machen den Eindruck, als wären sie durch Anätzung entstanden und erinnern einigermassen an die Decke in den aus- gelaugten Kammern der Soolwerke. Will man nun nach einer Erklärung für die Bildung der meines Wissens nach in keiner anderen Höhle unserer heimischen Gebirge beobachteten Gypsablagerungen suchen, so ist es vielleicht nicht zu gewagt, in erster Linie an eine warme Schwefelquelle zu denken, welche am Eingang der Noth unmittelbar unter der Krausgrotte ungefähr 10V Meter tiefer als der Eingang zur letzteren im Bachbett entspringt. Schon seit längerer Zeit den Bewohnern der Umgebung bekannt, gibt sich dieselbe durch die höhere Temperatur des Bachwassers, welches an dieser Stelle nie friert, durch aufsteigende Gasblasen und mitunter, wie es scheint, auch direet durch Schwefelwasserstoffgeruch zu erkennen. Wasser, welches wir an der Stelle der aufsteigenden Gasblasen schöpfen liessen, zeigte bei der von Herrn C. v. John vorgenommenen Unter- suchung in den verschiedenen Flaschen - einen wechselnden Gehalt, 286—306 M. G. im Liter, an festen Bestandtheilen; die Anwesenheit von freiem Schwefelwasserstoff, ferner von Schwefelsäure, Chlor, Kalk, Magnesia, Kali und Natron konnte darin nachgewiesen werden. Von einer quantitativen Analyse wurde, da die wechselnde Beimengung von Bachwasser in den einzelnen Flaschen die Erlangung eines befrie- digenden Resultates unmöglich machte, Abstand genommen. Man darf nun wohl als nicht unwahrscheinlich voraussetzen, dass die warme Schwefelquelle in früheren Zeiten, bevor sie ihren jetzigen Ausgang im Bachbett gefunden hatte, in den vielfach zerklüfteten Kalksteinen in höherem Niveau im Anerlbauerkogel eireulirte, die Hohl- räume der Grotte durch Anätzung der Kalksteine wenn auch nicht bildete, doch hin und wieder erweiterte und durch Umwandlung des kohlensauren in schwefelsauren Kalk die Gypsbildung veranlasste. Umbildung von Kalkstein zu Gyps durch die Einwirkung von Wässern oder Dämpfen, welche Schwefelwasserstoff enthalten, wurde bekanntlich häufig beobachtet. Gewöhnlich wird dabei auch das Auf- treten von schwefliger Säure beobachtet und kommt Schwefel, der aber in der Krausgrotte nicht gefunden wurde, zum Absatz. Von allen mir in der Literatur bekannt gewordenen analogen Vorgängen scheinen jene bei den Quellen von Aix in Savoyen nach den Schil- derungen von Bonjean'), die später von Murchison?) vollinhaltlich bestätigt wurden, am meisten geeignet, eine Erklärung auch für die Erscheinungen in unserer Krausgrotte zu liefern. Die eine dieser Quellen, die sogenannte St. Pauls- oder Alaun- quelle, welehe nach den neuen Untersuchungen von Wilm >) 3:74 Mgr. freien Schwefelwasserstoff enthält, kommt aus Höhlen zu Tage, in welche man der hohen Temperatur wegen — das Wasser hat 47—-48°, die !) Ann. d miner., 3me Sör., T. XVI, pag. 299. 2) Quart. Journ. of the Geol. Soe., V, pag. 173. 2) Compt. rend. d, Paris. Ak. 1878, Bd. LXXXVI, J, pag. 543. 4* Er N 12 an ae a ee ar in dei ‚ 2 „e a Ir 24 Verhandlungen. Luft 46° ©. — nur mit grosser Vorsicht eindringen kann. In einer ja auch als möglich voraussetzen kann, gebildet wurden, mag vor- dieser Höhlen, welche „la, grotte des serpents“* heisst, findet man eine grosse Menge, von rein-weissem Gyps, und die Bildung desselben wird der Einwirkung der Schwefelwasserstoff haltenden Dämpfe auf den Kalkstein der Grottenwände zugeschrieben; eben so ist ein grosser en Theil des Kalksteines, welcher die Grotte der sogenannten Schwefel- quelle bildet, und zwar gleichfalls durch die Dämpfe, in Gyps umge- wandelt. Murchison erhielt Musterstücke des Kalksteines, welche von der Oberfläche herein auf 2—3 Zoll diese Umwandlung erfahren hatten. Aber selbst auch die Kalksteine der Mauern der Dampfbäder, die in dem grossen Badeetablissement errichtet sind, werden an ihrer Ober- fläche rasch zu Gyps umgewandelt und durch eine Reihe von Beob- achtungen und Versuchen weist Bonjean nach, dass diese Wirkung | durch direete Oxydation des Schwefelwasserstoffes zu Schwefelsäure und Wasser, ohne vorherige Bildung von schwefliger Säure und ohne I: Absatz von Schwefel erfolgt. % Ein ganz analoger Vorgang lässt sich nun, namentlich für jene Partien des Gypses in der Krausgrotte, in welchen derselbe Ueber- rindungen über den Kalkstein bildet, voraussetzen. Ein von der Deeke abgeschlagenes Handstück, welches ich mit nach Hause brachte, ist in dieser Beziehung sehr belehrend. An der Bruchfläche zeigt es röthlichen, \ beinahe nur aus späthigen Stielgliedern zusammengesetzten Crinoiden- kalk, der von Adern von weissem krystallinischen Kalkspath durch- j setzt ist. An der Oberfläche sieht es aus wie ein verwitterter Crinoiden- kalk, doch bestehen die Körner hier aus Gyps. Die Spathadern ragen etwas über die Gesteinsfläche hervor, ganz ähnlich, wie man dies so oft an verwitterten Kalksteinen beobachtet, auch sie bestehen aber an der Aussenseite aus Gyps; wir haben es demnach hier mit einer wirk- lichen Pseudomorphose von Gyps naclı Crinoidenkalk und Klenz zu thun. Die hier nur ganz dünne Rinde von Gyps hat an anderen Stellen eine viel bedeutendere Mächtigkeit erlangt; ob aber die bedeutenden Massen des Minerales, die auch am Boden und an den Seitenwänden der Grotte zu beobachten sind, durchwegs nur durch die Dämpfe des eireulirenden warmen Wassers oder theilweise auch durch eine direete Einwirkung des letzteren, die man nach Versuchen von Bischof!) läufig dahingestellt bleiben. A. Bittner. Bemerkungen zu einigen Abschnitten des „Antlitz der Erde* von E. Suess. Nachdem der erste Band des neuesten grossen Werkes von Prof. E. Suess, umfassend die Bewegungen im äusseren Fels. gerüste der Erde und die Gebirge der Erde, als vollendetes Ganzes vorliegt und dieser I. Band als eine zweite, vielfach erweiterte Auflage von desselben Autors im Jahre 1875 erschienenem Buche „Ent- stehung der Alpen“ gelten kann, so mag es gestattet sein, an einige Abschnitte desselben, die sich auf uns naheliegende Gebiete, speciell auf die Östalpen, beziehen, einige Betrachtungen und Bemerkungen EEE ') Lehrb. d. chem. u. phys. Geol., II. Aufl., Bd. I, pag. 859. ” Ak Ta - BP) Zu ai Ye Ze BR >: #0 Nr. 2 Sitzung am 20. Jänner. A. Bittner. 2 anzuknüpfen. Von den Alpen ist ja Suess ausgegangen, als er zuerst seine Theorie des einseitigen, horizontalen Schubes der Gebirge mit positiven Belegen zu stützen unternahm. Auf die übrigen Gebirge der Erde ist diese Theorie erst in zweiter Linie anzuwenden und anzu- passen versucht worden. Die ganze Suess’sche Grundidee vom hori- zontalen Schube der Gesammtalpen nach Norden leitet sich von dreierlei Momenten her, nämlich von der gegen Norden convexen Bogengestalt des Alpengebirges, von der bereits von F. v. Hauer betonten schein- baren Abhängigkeit gewisser nordalpiner Autbruchslinien vom gegen- überstehenden Südrande der böhmischen altkrystallinischen Masse und von der Art und Weise der Faltenbildung in den sedimentären Aussen- zonen der Nordalpen. In allen diesen drei Momenten an sich aber wird man bei näherer ‚Betrachtung kaum einen zwingenden Beweis dafür finden können, dass die Alpen wirklich als Ganzes nach Norden ge- schoben worden sein müssen. Speciell das zweite und dritte Moment stehen und fallen mitsammen. Der schwächste Punkt von Suess’ Darstellung des horizontalen Schubes nach Norden lag ohne Zweifel darin, dass, während er annahm, es sei die horizontale Bewegung der Alpen als Ganzes erfolgt, dennoch von ihm nicht gezeigt werden konnte, dass und in welcher Weise diese Kraft auf die Südalpen, speciell auf die südalpinen Aussen- zonen, gewirkt habe. Es ist klar, dass Anzeichen des nördlichen Schubes, so lange sie nur in den Nordalpen beobachtet wurden, durchaus nicht als von einer schiebenden Bewegung der Gesammtalpen erzeugt be- trachtet werden müssen; sie können einfach auf die von den Central- alpen ausgehende laterale Pression zurückgeführt werden. Es war daher gewiss sehr übereilt, die wenigen sicheren teetonischen Beobachtungen aus den Südalpen, welche zufällig alle als von einer von Nord nach Süd, also ebenfalls von den Centralalpen nach aussen gerichteten Be- wegung herrührend gedeutet werden mussten, ganz einfach als Aus- nahmen von der Regel hinzustellen — ein recht heikler Begriff in solchen Dingen — während man doch von der in den Südalpen geltenden Regel selbst nichts wusste und deshalb auch nicht bestimmt wissen konnte, ob diese „Ausnahmsfälle* durch Erforschung des zwischen- liegenden Terrains sich nicht über kurz oder lang selbst als Regel für die Südalpen erweisen würden. Absehend von der hier gebotenen Vor- sicht, hat Suess pag. 56 seiner „Entstehung der Alpen“ erklärt, dass die Ostalpen als ein wahrscheinlich aus mehreren, von Süd oder Südost her aneinandergepressten, einseitigen Ge- birgsketten gebildetes Gebirge, dass also die südlichen Aussen- zonen der Ostalpen als von Süden her an die Centralalpen angeschobene, demnach gewissermassen selbständige Gebirgszüge zu betrachten seien. Für diese Anschauungsweise von Su ess haben sich insbesondere R. Lep- sius in seinem bekannten Werke über Südwesttirol und R. Hörnes in seiner Arbeit über die miocänen Meeresablagerungen Steiermarks 1882 mit vielem Eifer ausgesprochen und auch E. v. Mojsisovics hat sich dem Grundgedanken der Suess’schen Theorie, dem horizontal wirkenden Zusammenschube, der einseitigen Ausbildung und der Stauung der Alpenmasse an den vorgelagerten alten Massiven (Dolomitriffe, 1879, pag. 531) ausdrücklich angeschlossen. E. v. Mojsisoviecs und ee | Beer Bi ET Aa ART I 95 ne TraE Er Yır # 26 Verhandlungen. Nr. 2 Lepsius stimmen überdies darin überein, dass sie eine Bewegung von Süd nach Nord, die gleichzeitig von unten nach aufwärts erfolgt, an- nehmen, was der weiterausgebildeten Suess’schen Theorie von heute, die gar keine aufsteigenden Bewegungen anerkennt und speciell der heute von Suess vertretenen, auf die Südalpen bezüglichen Anschauung so vollkommen widerspricht, dass man wohl hierin den Grund sehen mag, aus welchem diese den Ansichten von Suess prineipiell so günstigen Anschauungen der beiden genannten Forscher in dem neuesten Suess’schen Werke die ihnen gebührende Rücksicht durchaus nicht gefunden haben. In der Zwischenzeit hat man durch die fortgesetzten Aufnahmen seitens der geologischen Reichsanstalt in Central- und Südtirol, in den angrenzenden lombardo-venetianischen Gebieten, sowie in der Herzego- wina !), vorzugsweise durch die Aufnahmsarbeiten von Teller, Vacek und mir selbst wieder einige bisher teetonisch wenig untersuchte Ge- biete in dieser Hinsicht etwas genauer kennen gelernt und die ehemals von Suess als Ausnahmsfälle betrachteten teetonischen Erscheinungen haben sich thatsächlich als Regel für die Südalpen erwiesen, so dass ich bereits im Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1880, pag. 435 und noch bestimmter Jahrb. 1881, pag. 367 die Meinung aussprechen konnte, dass die nördliche und die südliche Kalkzone der Ostalpen in gleicher Weise von der Centralzone beeinflusst und der Bau der Ostalpen dem- nach in gewissem Sinne doch — im Gegensatze zu den Ansichten von Suess, Lepsius, v. Mojsisovies und Hörnes — ein symmetri- scher sei. Diese Thatsache des symmetrischen Baues der Ostalpen, be- züglich welcher vor Allem nochmals hervorgehoben werden soll, dass sie sich nach den Untersuchungen von Teller?) bis an die Südab- hänge der krystallinischen Centralmassen hinein in übereinstimmender Weise geltend macht, lässt daher die Behauptung zu, dass einer von jenen Stützpunkten für die Suess’sche Anschauungsweise, und zwar jener, welcher aus der te u a & A E F fi ’ ii. 30 * Verhandlungen. Hier ist nun mancherlei einzuwenden. „Ist der Bruch ein Längs- bruch,“ so sollte man meinen, dass bei „Dislocationen aus vereinigter Senkung und tangentialer Bewegung“, vorausgesetzt, diese seien über- haupt als solche zu erkennen, zunächst untersucht werden müsste, ob dieser Bruch naeh der von Suess getroffenen Unterscheidung einer Ueberschiebung (einem Faltenbruche) oder einer Verwerfung (einem Tafel- bruche) entspreche. ‚Nachdem aber Suess hier immer nur von Längs- brüchen spricht, an denen ein Flügel „gesenkt“ sei, woraus hervorgeht, dass er sie von „Verwerfungen“ herleitet, denn an „Ueberschiebungs- 7 brüchen“ scheint nach ihm niemals „Senkung“ stattzufinden, so nimmt er wahrscheinlich an, dass bei „Dislocationen aus vereinigter Senkung und tangentialer Bewegung“ überhaupt gar keine Ueberschiebungsbrüche vorkommen, eine Voraussetzung, die auch im Rahmen der Suess’schen. Theorie erst sehr scharf begründet werden müsste, um eingesehen werden zu können. Denn, wenn man annehmen würde, was meiner Ansicht nach sehr nahe liegt, dass bei „Dislocationen aus vereinigter Senkung und tangentialer Bewegung“ auch Ueberschiebungsbrüche eintreten können — (denn man begreift ja sonst überhaupt gar nicht, was in dieser dritten Suess’schen Kategorie von Dislocationen die tangentialen Bewegungen zu thun haben, ausser wenn ein Eingreifen derselben erst nach voll- zogenen Senkungsbrüchen stattfinden darf, was aber wieder eine neue, erst zu erklärende theoretische Schwierigkeit begründen würde) — so könnte man sofort auch zugeben, dass das, was Suess hier unter dem neuen Namen „Rückfaltung“ einführt, eben gar nichts Anderes ist, als eine ganz gewöhnliche Ueberschiebung nach einer Wechselfläche, aber in einer der Hauptrichtung der Faltung entgegengesetzten Richtung, deren ausnahmsweises Vorkommen ja Suess, pag. 46, selbst zugibt, indem er sagt, dass in einem „nach Norden bewegten Gebirge ausser den nach Nord geneigten auch nach Süd geneigte Falten auftreten können“, Es liegt nicht im Entferntesten in meiner Absicht, auf diese Fragen weiter einzugehen; es sollte eben nur gezeigt werden, auf was für grosse Schwierigkeiten man hier stösst und wie wenig man in der Lage ist, hier theoretische Begriffe sofort auf die natürlichen Verhältnisse anwenden zu können. Es müsste wohl zunächst gezeigt werden, wie man in der Natur Längsverwerfungen von Ueberschiebungsbrüchen, Flexuren von Falten, Ueberschiebungen von „Rückfaltungen“, durch einfache tangentiale Be- wegung gebildete Dislocationen oder Gebirge von durch Senkung und tan- gentiale Bewegung gebildeten prineipiell und sicher zu unterscheiden im Stande sei, ehe man für diese rein theoretischen Distinefionen, denen die natürlichen Verhältnisse erst nachträglich angepasst werden sollen, eine all- gemeinere Beachtung und Anerkennung fordern kann. So lange das nicht nr geschehen ist, seht es schwerlich an, auf Grund dieser vielfach noch eh { s nieht vollkommen erläuterten Begriffe, beispielsweise die Südalpen als ein vorherrschend „rückgef altete s“ oder ein dureh Dislocationen mittelst combinirter tangentialer Bewegung und Senkung entstandenes Gebirge zu bezeichnen, im Gegensatze zu den Nordalpen, die etwa als nur durch tangentiale Bewegung allein gebildet zu denken wären. Suess E selbst gibt pag. 287 zu, dass die Nordalpen nicht frei zu sein scheinen von langen linearen Brüchen und während er S. 324 hervorhebt, dass die tectonischen Verhältnisse der Südalpen von denen der Nordalpen u +® Wr U, Sl Zu) Nr. 2 Sitzung am 20. Jänner. A. Bittner. 31 wesentlich verschieden seien, bemerkt er S. 326 doch wieder, dass die südalpinen Brüche auch tangentialen Ueberschiebungen und Verschie- bungen ausgesetzt waren, wobei er aber anzugeben unterlässt, ob hier etwa auch die „Rückfaltungen“ eine besondere Rolle spielen, wie das ja an der Südseite eines nach Nord geschobenen Gebirges zu erwarten wäre. Wenn nun überdies nach Suess, pag. 350, auch der Nordrand der Alpen vielfach über gesenktes Vorland hinübertritt, also ebenfalls „Sen- kungen überschiebt“, wenn man also im Süden wie im Norden die äussere Grenze der Alpen begleitende Senkungsfelder, innerhalb der Alpen sowohl gegen Süd wie gegen Nord in Bezug auf die Oentralaxe symme- trisch angeordnete Falten und Flexuren, Brüche und Ueberschiebungen nachweisen kann, — wenn zudem Flexuren und schiefe Falten, Ueber- schiebungen und Rückfaltungen ete. praktisch nicht unterschieden werden können, — wenn die ganze ‚ südliche Kalkalpenzone ebenso wie die nörd- liche gegen aussen von der Centralaxe des Gebirges geschoben erscheint, nieht aber ebenfalls nach Norden, wie Suess zuerst angenommen hatte, — wenn endlich das dinarische Alpensystem, welches noch in der „Ent- stehung der Alpen“ als einer der Strahlen des grossen Fächers der Östalpen fungirt, als ein ganz fremdartiges, nach Südwesten geschobenes Gebirge bezeichnet werden muss (pag. 636), also wieder eine Ausnahme - im grössten Massstabe bildet, — wo bleibt denn dann überhaupt jeder Beweis für den horizontalen Schub der Gesammtalpen gegen Norden ?! Wenn Suess pag. 351 die grossen Dislocationslinien der Südalpen als „Treppen der Absenkung“ bezeichnet, so kann man mit demselben Rechte die analogen Linien der Nordalpen als Treppen der Absenkung bezeichnen, was ja nach Suess pag. 352 von Seiten Lory’s bereits geschehen ist, wobei wieder hervorgehoben werden muss, dass Suess auch die Lory’sche Anschauungsweise für gewisse Theile der Nord- alpen, also wieder „ausnahmsweise“ zugibt (pag. 352). Es geht schliesslich aus der Suess’schen Darstellung selbst nicht einmal mit Bestimmtheit hervor, ob derselbe heute noch die Gesammtalpen nach Norden ge- schoben sein lässt und die Südalpen vorzugsweise durch „Rückfaltune ® sich gebildet denkt, wie man aus der Berufung auf pag. 182 vermuthen könnte, oder ob er die Südalpen mehr als ein eigenes, mehr oder weniger selbstständiges Gebirge, wie die angrenzenden dinarischen Alpen, betrachtet haben will. Diese Unsicherheit prägt sich auch in dem Aus- spruche pag. 354 aus, dass die Beziehungen der Alpen zu ihrem „Rück- lande“ sehr schwer zu erkennen seien. In der That scheinen dieselben keine wesentlich anderen zu sein, als jene zum „Vorlande“, und es bleibt endlich de facto nur noch der von Suess pag. 352 hervorgehobene „durchgreifende Unterschied“ (vergl. Citat oben!), der aber, wie gezeigt werden konnte, eigentlich auch kein Unterschied ist, sondern auf der Fietion beruht, dass man bei den Alpen eine nach Norden gerichtete äussere oder convexe und eine nach Süden gerichtete innere concave Seite prineipiell unterscheiden könne, für welchen prineipiellen Unter- schied aber keinerlei entscheidende Beweise beigebracht werden konnten. Wir kommen damit schliesslich wieder auf die Frage zurück, warum es denn überhaupt bogenförmig gekrümmte Gebirge gebe, und darüber scheinen wir doch eigentlich etwas ganz Bestimmtes zur "Zeit nicht zu wissen. 5*+ Na" it ai; POINT =? 7 var, a ea a as 2 nn 85 nn ©. s 97 wr 4 .r 32 ' Verhandlungen. Wenn aber, wie man vermuthen möchte, solche Gebirge viel- leicht schon in ihrer ersten Grundanlage eine bogenförmige Gestalt be- sassen, dann mag sich nach vollzogener Anlagerung mächtiger Sedi - mente zu beiden Seiten derselben, "wie dies ja bei den Ostalpen der Fall ist, sobald diese Sedimente in die Gebirgsfaltung (die dann nach = Allem, was man weiss, auch den heutigen Suess’schen Ansichten nach, symmetrisch von innen nach aussen wirkte) mit einbezogen wurden, > 2 immerhin eine Verschiedenheit in der teetonischen Gestaltung der con- 5 caven gegenüber jener der convexen Seite insoferne gezeigt haben, als die Faltenbildung an der letzteren offenbar weiteren Spielraum besass, sich: daher freier und regelmässiger entwiekeln konnte, als an der concaven Seite, wodurch allein schon vielleicht in hinreichender Weise die bisher nur als graduell erkannte Verschiedenheit in der Ausbildung solcher entgegengesetzter Aussenzonen sich erklären dürfte. Und dann kaum immerhin die faltende, mehr oder minder horizontal nach aussen wir- kende Bewegung oder der laterale Druck eine mehr oberflächlich wir- kende Kraft sein, wie auch Suess anzunehmen geneigt ist, ja es ist nicht einmal ausgeschlossen, dass dann überhaupt in erster Linie gar nicht bis auf jene tiefer liegenden, nach Suess senkenden Bewegungen, soweit die Gebirgsfaltung in Betracht kommt, refleetirt oder zurück- gegangen zu werden braucht. Dann würde man aber auch, da Suess ja selbst zugibt, dass Faltenbildung und Ueberschiebung als Phasen einer und derselben Erscheinung gar nicht ohne eine mehr oder weniger nach aufwärts gerichtete Bewegung gedacht werden können, wieder darauf zurückkommen, dass, wie F. v. Hauer bereits in Verh. 1883, pag. 135, hervorgehoben hat, bei der Gebirgsbildung denn doch Bewegungen nach aufwärts, d. h. Hebungen erfolgen. Und dann dürfte es doch schliesslich wieder darauf hinauskommen, dass das, was wir von der Gebirgsbildung zu sehen bekommen, gerade wieder vorzugs- weise die Hebungen und antielinalen Faltungen der sich zu Gebirgen formirenden Massen sind, während uns die letzten Grundursachen der- selben, mögen diese immerhin auf durch die Contraction des Erdinneren hervorgerufene Senkungserscheinungen zurückzuführen sein, nicht so un- mittelbar zum Bewusstsein gelangen. Es liegt mir aber nichts ferner, als auf derartige weitabliegende theoretische Speculationen näher einzugehen, denn der Zweck dieser Zeilen war nur, zu zeigen, inwieferne sich die Anschauungen von Suess seit dem Erscheinen seiner „Entstehung der Alpen“ geändert und in- wieweit sich dieselben den älteren von mir vertretenen Ansichten über den Bau der Östalpen genähert haben. Da die bereits sehr weit- gehende Uebereinstimmung aber aus dem Werke von Suess weniger klar hervortritt, als dies vielleicht im Interesse des rascheren Fortschrittes in diesen Fragen erwünscht wäre, so haben sich diese Bemerkungen weiter ausgedehnt, als ursprünglich beabsichtigt war, ohne aber deshalb irgend etwas Erschöpfendes bieten zu wollen. Ich darf mich wohl um- somehr der Hoffnung hingeben, dass die bereits bestehende grosse Ueber- einstimmung zu einer noch vollkommeueren werden wird, als ich ja auch in einer anderen Frage mich gegenwärtig der vollkommenen Zu- stimmung des Herm Prof. Suess zu erfreuen habe. Schon im Jahre 1876 hatte ich gelegentlich meines Habilitationsvortrages (vergl. Fuchs: Be. 2 CR ne se Be Nr. 2 Sitzung am 20. Jänner. Dr. V. Uhlig. 33 Ueber die Natur der sarmat. Stufe, Sitzgsber. d. k. Akad. 1877, LXXV, pag. 327) Ansichten über den Charakter der sarmatischen Ablagerungen geäussert, welche damals, wie ich bestimmt weiss, den Beifall von Prof. Suess nicht fanden; dieselben Ansichten sind später im Jahrb. d. k. k. geologischen Reichsanstalt 1883 von mir veröffentlicht worden und haben eine, wie ich glaube, um so ungerechtfertigtere Ablehnung von Seiten des Herrn Custos Th. Fuchs gefunden, als sie von dessen eigenen An- sichten nur unwesentlich abweichen. Fuchs selbst hat sich durch seine merkwürdigen Behauptungen bei dieser Gelegenheit, wie im Jahrb. 1883, pag. 139, gezeigt werden konnte, vor die Alternative gestellt, entweder meine Ausführungen in dieser Frage als richtig anerkennen oder zugeben zu müssen, dass unsere Tertiärliteratur unbrauchbar sei. Wie aus einem neueren Referate von Fuchs hervorgeht (Neues Jahrb. f. M., G. u. P., 1884, II, 381), scheint derselbe andauernd mehr zur letzteren Ansicht hinzuneigen. In seinem neuesten grossen Werke nun steht Prof. Suess, wie ich mit grösster Genugthuung constatire, ganz auf dem von mir in dieser Frage eingenommenen Standpunkte (pag. 416). Man darf daher wohl gespannt sein, was Fuchs gegenüber einer Autorität, die gerade in diesem Falle gewiss von grüsstem ‚Gewichte ist, sagen wird. Gegen- wärtig scheint es fast, als ob ich in dieser Frage Recht behalten würde, und wenn Fuchs ebenfalls auf seiner Meinung besteht, dann dürfte die Lösung des oben angeführten Dilemma allerdings eine überraschende sein. ‘ Dr. Vietor Uhlig. Zur Stratigraphie der Sandsteinzone in West-Galizien. Obwohl sich in den letzten Jahren zahlreiche Geologen dem Stu- dium der mittel- und westgalizischen Sandsteinzone gewidmet haben, bestehen doch über manche wichtige Fragen sehr weit auseinander- gehende Anschauungen, über welche bisher eine Einigung nicht erzielt werden konnte. Nachdem ich nun durch drei Sommer hindurch Gelegenheit gehabt habe, verschiedene Theile der westgalizischen Sandsteinzone kennen zu lernen und namentlich bei der diesjährigen geologischen Aufnahme manche wichtige und aufklärende Beobachtungen anstellen konnte, glaube ich den Versuch wagen zu dürfen, an die Lösung verschiedener strittiger Fragen heranzugehen. Allerdings würde ich die Veröffentlichung dieses Aufsatzes gern "bis nach Vollendung einer ein- schlägigen paläontologischen Arbeit verschoben haben, allein die über- hastige Art und Weise, mit welcher gegenwärtig an der Geologie der Karpathen, gewiss nicht zum Nutzen der Sache, gearbeitet wird, zwingt mich, "schon jetzt damit hervorzutreten. Das Gebiet, auf welches sich diese Zeilen beziehen, liegt ungefähr zwischen der Wasserscheide von Wislok und San im Osten und der Wasserscheide zwischen Dunajec und Raba im Westen; nur muss ich bemerken, dass mir einzelne, wenn auch verhältnissmässig unbedeutende Theile desselben nicht be- kannt worden sind. Die westgalizische Sandsteinzone besteht, wie schon öfter hervor- gehoben wurde, in ihrer nordsüdliehen Ausdehnung vom Nordrande bis zur südlichen Klippenlinie, aus drei orographisch und geologisch verschiedenen Gliedern. Nördlich von der Klippenlinie erscheint eine fast ausschliesslich aus massigem Sandstein zusammengesetzte Kette von mindestens 15 Kilometer Breite, welche die Klippenlinie in einem are Et Ku u u 4 ar ’ x Ka an REN air FE ER 4. DR re) - 34 Verhandlungen. ER 7 } regelmässigen Bogen begleitet und aus einer Reihe von ungefähr 1000 Meter hohen, wenig gegliederten Bergkuppen besteht. Nördlich davon folgt ein System von mehreren langgestreckten, schmalen, einander parallelen Bergzügen von meist 700—900 Meter Höhe, welche mit einem Streichen von SSO. oder SO. nach NNW. und NW. aus dem ” Br Saroser Comitat quer über die ungarisch-galizische Grenze in die Gegend BR: x von Gorlice und Gryböw sich erstrecken. Nach Westen zu nimmt das Streichen allmälig die westnordwestliche Richtung an, unter geic- zeitiger Verschmälerung des ganzen, übrigens nicht scharf begren- baren Gebirges, für welches ich mich bisher in Ermangelung eines anderen passenden Namens der Bezeichnung „Saros-Gorlicer Gebirge“ bedient habe. © Dem Saros-Gorlicer Gebirge ist nördlich vorgelagert das ubkar- pathische Hügelland, wo die Bodenerhöhungen nur ausnahmsweise u Bergzügen mit ausgesprochenem Streichen zusammentreten und durch- schnittlich nur die Höhe von 350—500 Meter besitzen. i Der orographische Gegensatz zwischen diesen drei eben ange deuteten Gebieten ist meist recht auffallend, namentlich die Grenze zwischen dem Saros-Gorlicer Gebirge und dem Hügellande ist eine scharfe und augenfällige, jedoch mehr im östlichen, als im westlichen Theile. Die geologische Verschiedenheit der drei Regionen, auf welche natürlich das orographische Verhalten zurückzuführen ist, erscheint auf den ersten Blick ziemlich gross, ist jedoch in Wirklichkeit, wie wir. sehen werden, doch nicht so bedeutend. I. Das vorkarpathische Hügelland. Dasselbe besteht zum weitaus grössten Theile aus alttertiären Ab- lagerungen ; Kreidebildungen treten daselbst nur in zwei schmalen, mehr- fach unterbrochenen Zonen auf, von welchen die eine den Nordrand des Gebirges einnimmt oder demselben doch sehr genähert erscheint, während die andere in einer Entfernung von 3—4 Meilen südlich vom Nordrande und in ungefähr OW.-Richtung verläuft. Die Kreide- bildungen, auf die ich hier nicht weiter eingehen will, gehören zum Theil bestimmt, zum Theil höchst wahrscheinlich dem Neocomien an. Mitteleretacische Ablagerungen fehlen hier vollkommen, wie ich bereits im Jahre 1832 nachweisen konnte. Das Alttertiär des Hügellandes lässt allenthalben zwei Haupt- abtheilungen wohl unterscheiden, eine untere, die sogenannten „oberen Hieroglyphenschiehten“ und eine obere, die Ciezkowicer Sandsteine und Bonaröwka-Schichten. Im östlichen Theile des Gebietes, das uns hier beschäftigt, sind beide Abtheilungen räumlich ungefähr gleich stark entwickelt, im westlichen Theile wiegt die obere entschieden vor. In Bezug auf die oberen Glieder des Alttertiärs hat meine heurige Auf- nahme nicht mehr viel Neues geboten. Es war schon durch die früheren Studien!) bekannt, dass die Ciezkowicer Sandsteine eine mächtige, aus massigen, mürben oder grusigen Sandsteinen und sogenannten „Kugelsandsteinen“ zusammengesetzte Schichtfolge bilden, in welche sich häufig rothe, grünliche oder schwärzliche Schiefer einschalten. Sie ') Verhandl. 1883, pag. 217; 1884, pag. 37—39. Zus nei u 0 U 24 udn 2 0 Nr. 2 | Sitzung am 20. Jänner, Dr, V. Uhlig. 35 führen zahlreiche exotische Blöcke, von denen ein Theil sicher aus dem Krakauer Gebiet stammt und enthalten von Versteinerungen am häufigsten Orbitoiden (Libuscha nach Szajnocha und Walter, Domini- kowice nach vorjährigen, Wisniez, Iwkowa, Rajbrot nach diesjährigen Funden) und Lithothamnien (Ryglice, Sietnica, Rzepienik, Zlota, Pogwis- döw bei Bochnia, Uszwica). Ausserdem erscheinem dem Ciezkowicer Sandstein in verschiedenen Niveaus echte, fischführende Menilitschiefer mit oder ohne Hornstein eingelagert, wonach sich das geologische Alter der Ciezkowicer Sandsteine ee als oligoeän ergibt. !) Die Menilit- schieferzwischenlagerungen sind meist nur auf sehr kurze Streeken hin verfolgbar, sie köilen sich oft sehr rasch aus und können auch in grossen Gebieten gänzlich fehlen. Am beständigsten und mächtigsten erweist sich jene Einlagerung von Menilitschiefer und Hornstein, welche knapp an der unteren Grenze gegen die Hieroglyphenschichten vorkommt, doch ist auch diese nicht überall entwickelt. Die Bonaröwkaschichten, meist schwarze Thone mit dünnbankigen kieseligen Sandsteinen, bilden nur eine Facies der Ciezkowicer Sand- steine, wie dies bereits wiederholt hervorgehoben wurde (1. c)% Dagegen konnten in Bezug auf die untere Abtheilung des Alt- tertiärs, die oberen Hieroglyphenschichten neuerdings wichtige Beob- achtungen gemacht werden. Es wurden diese Sehiehten früher von mir und Anderen meist kurzweg als „Bocän“ bezeichnet und ausgeschieden, weil man annehmen musste, sie seien die Fortsetzung jener Gebilde, die sich in Ostgalizien als „Eoeän“ erwiesen hatten und kein Grund vorlag, die Richtigkeit davon in Zweifel zu ziehen. Bereits vor 2 Jahren konnte ich hervorheben ?2) dass auch die oberen Hieroglyphenschichten Ein- lagerungen von fischführenden Kalkschiefern besitzen , die namentlich in der Umgebung von Jasto reichlich auftreten. Dieselben konnten später in Staszköwka bei Ciezkowice und neuerdings an mehreren Punkten in der Umgebung von Bochnia (Wisniez stary, W. maly, Chronow, Krölöwka) wiedergefunden werden und in der Bochniaer Gegend verbinden sich diese hellen Kalkschiefer, die ein sehr charak- teristisches Aussehen haben, mit echten typischen Menilitschiefern. Ausserdem erscheinen in Gierezycee und Buezyna bei Bochnia, in Biesiadki und Zlota bei Zalkiezyn (am Dunajee) und in Rajbrot bei Rzegoeina ziemlich mächtige, typische Menilitschiefereinlagerungen im Verbande der oberen Hieroely phenschiehten ohne Verbindung mit den Jaslöer Kalkschiefern. Wenn demnach zugegeben wird, dass man aus dem Vorkommen typischer Menilitschiefer auf oligoeänes Alter zu schliessen berechtigt ist, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass auch die untere, geognostisch unterscheidbare Abtheilung des Alttertiärs mindestens theilweise bereits dem Oligocän angehört. Wie sich weiter unten zeigen wird, steht uns in der Foramini- ferenfauna von Wola luzaniska, Szalowa, Rajbrot ete. noch ein weiteres Hilfsmittel zur näheren Horizontirung der oberen Hieroglyphenschiehten zu Gebote, wonach sich vielleicht erzeben wird, dass diese Schichten ‘) Verhandl. 1834, pag. 37, 38. ”) Verhandl. 1882, pag. 307, 36 Verhandlungen. Nr. 2 nicht nur dem untersten Oligocän, sondern vielleicht auch dem obersten Eoeän [der Oberregion des Horizontes des Nummulites Techichatcheffi, der oberen Partie der Priabona-Schichten] ') entsprechen. Eine strietere Lösung der Altersfrage kann freilich erst dann erfolgen, wenn sämmtliche paläontologische Hilfsmittel, welche uns die westgalizischen Karpathen in allerdings nur zu spärlicher Weise darbieten, ausgebeutet und nebst der angezogenen Foraminiferenfauna auch die Fischfaunen einer eingehenden paläontologischen Bearbeitung unterzogen sein werden. Dann wird es vielleicht auch gelingen, genauere Parallelen mit den ausserkarpathischen alttertiären Bildungen aufzustellen. Nur aufdiesem, dem paläontologischen Wege wird es möglich sein, weitere Fortschritte in der Stratigraphie der galizischen Sandsteinzone anzu- bahnen. Man hat sich bei den bisherigen geologischen Untersuchungen in den Karpathen meistens damit begnügt, die eretacischen von den tertiären Gliedern zu scheiden und hat sich für die ältere Abtheilung der letzteren gemeiniglich der Bezeichnung „Eocän* bedient. Man hat daher wohl nicht an einen strieten Parallelismus der „Eocän“ genannten Abtheilung mit dem Hauptnummulitenkalk oder der Pariser Stufe ge- dacht, sondern wollte damit wohl nur den Umstand zum Ausdruck bringen, dass diese untere Abtheilung stratigraphisch der Hauptsache nach unter den sicheren Oligocänbildungen gelegen ist. Für Westgalizien hat es sich nun gezeigt, dass auch die untere Abtheilung des Alttertiärs mindestens theilweise bereits zum Oligocän zu stellen ist, so dass es sich wohl empfehlen wird, für die oberen Hieroglyphenschichten die Bezeichnung „Eocän“ lieber gänzlich fallen zu lassen, um missverständlichen Auffassungen zu begegnen. Da auch in Ostgalizien „obere Hieroglyphenschichten* ausgeschieden - werden und diese nach den von mehreren Autoren gegebenen Beschreibungen mindestens der Facies nach von den westgalizischen verschieden sind, so wäre es wohl am passendsten, für die letzteren einen Localnamen zu wählen. Da nun aber in der letzten Zeit so zahlreiche Localnamen gegeben werden mussten, dass es auch dem mit der Geologie der Karpathen vertrauteren Geologen schwer fällt, die Bedeutung aller zu merken, so habe ich vorläufig davon lieber Abgang genommen. Für das Verständniss der westgalizischen Alttertiärbildungen ist die Art und Weise des Auftretens der Menilitschiefer, und zwar sowohl der jüngeren, wie der älteren, von der grössten Bedeutung. Wenn die Beschreibungen der ostgalizischen Verhältnisse richtig sind, dann bilden dort die Menilitschiefer der Hauptsache nach die regel- mässige Vertretung der unteren Oligocänetage, welche in stets gleich- bleibender Weise die dortigen eoeänen oberen Hieroglyphenschichten von den oberoligoeänen Magura-Sandsteinen trennt. ?) Dies ist nun im westlichen Mittelgalizien und in Westgalizien durchaus nicht der Fall, hier erscheinen die Menilitschiefer nur als schmale Einlagerungen sowohl im unteren, wie im oberen Oligocän, halten im Streichen manchmal t) Dies ist das, wie ich ausdrücklich bemerken muss, vorläufige Ergebniss einer paläontologischen Bearbeitung dieser Fauna, die ich demnächst zu Ende führen werde. ?) Einzelne Abweichungen beschreiben übrigens Paul und Tietze in den „Neuen Studien“, Jahrbuch d. geol. R.-A. 1879, pag. 287. Nr. 2 Sitzung am 20. Jänner. Dr. V. Uhlig. 37 meilenweit an, keilen sich aber ebenso oft sehr rasch aus, so dass sie dann auf der Karte mit Noth zur Ausscheidung gebracht werden können. Zuweilen fehlen sie selbst auf grösseren Strecken vollkommen und selbst bei grosser Mächtigkeit ist ihre Entwicklung gegen die der anderen Facies eine sehr unbeträchtliche. Schliesslieh möchte ich noch hervor- heben, dass die Facies, die das untere und obere Oligocän vertreten, nicht allenthalben zu derselben Zeit einander zu verdrängen brauchten, vielleicht entsprechen in einzelnen Gegenden die Ciezkowicer Sand- steine oder die Hieroglyphenschichten einer längeren Bildungszeit, als in anderen, es liegen wenigstens keine positiven Anhaltspunkte vor, um anzunehmen, dass die Aenderung allenthalben gleichzeitig vor sich gegangen sein mus. I. Saros-Gorlicer Gebirge. Die ältesten Schichten bilden hier die inoceramenführenden, krummschaligen, bläulichen Kalksandsteine der sogenannten Ropianka- Schichten. Alle Autoren, die in diesem Gebiete gearbeitet haben, stimmen darin überein, dass hier die Schichtfolge folgende ist: 1. Kalksandstein mit Inoceramen (Strzolka bei Walter und v. Dunikowski). ; 2. Rothe und grüne Thone mit grünlichen, manchmal glasigen, dünnbankigen Sandsteinen mit Hieroglyphen, gewöhnlich kurzweg „rothe Thone“ genannt. 3. Massige und grobbankige Sandsteine. Alle nehmen an, dass namentlich zwischen den Gliedern 1 und 2 sehr innige Beziehungen bestehen. Ausserdem kommen am nördlichen Rande des Saros-Gorlicer Gebirges einzelne unregelmässige Inseln von Menilitschiefer !) vor, die noch an einzelnen, sehr beschränkten Stellen von massigen Sandsteinen überlagert werden. Paul, Szajnocha und ich haben, gestützt auf die Ergebnisse der Arbeiten in Ostgalizien, angenommen, dass die Inoceramen-Sand- steine (1) in Verbindung mit den rothen Thonen (2) der unteren Kreide angehören, während die massigen Sandsteine (3) die mittlere und obere Kreide, ja auch das Alttertiär vertreten. Die Menilitschiefer wurden von Paul und mir als transgredirende Vorkommnisse betrachtet. Walter und v. Dunikowski?) hingegen gaben an, im Verbande der rothen Thone (2) Nummuliten aufgefunden zu haben, und sprachen auf Grundlage derselben die rothen Thone für unteres Eoeän, die Ino- ceramen-Sandsteine für obere Kreide, die massigen Sandsteine für oberes Eocän an. Sie gelangten dann zu nachstehender Schichtfolge : 1. Ropianka-Schichten oder Strzolka, obere Kreide. 2. Rothe Thone mit Numnmuliten-Sandstein, unteres Eocän. 3. Massige und grobbankige Sandsteine, oberes Eoeän. 4. Menilitschiefer, Oligocän. 5. Magura-Sandstein, jüngster Karpathen-Sandstein, Oberoligocän. {) Diese Menilitschiefer stimmen petrographisch keineswegs mit dem gewöhn- lichen Menilitschiefer überein, sondern erinnern in mancher Beziehung an die ober- ungarischen Smilno-Schiefer. Ich werde sie hier als @rybower-Schiefer von den gewöhnlichen Menilitschiefern des Hügellandes unterscheiden. °) Petroleumgebiet der westgalizischen Karpathen, 1883, pag. 92—96 ete. K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 2. Verhandlungen, [9 38 Verhandlungen. Die Nummulitenfunde Walter's und v. Dunikowski's inner- halb der rothen Thone würden eine Vertretung der Kreide in den massigen Sandsteinen selbstverständlich ausschliessen. Ich habe mich im vorigen Jahre den Angaben der genannten Autoren gegenüber vorerst unentschieden verhalten und es für nothwendig erachtet, ausführlichere Begründungen abzuwarten. !) Mit wie gutem Rechte dies geschehen ist, ergibt sich am allerdeutlichsten aus der letzten Notiz des Herrn R. Zuber?2), welche die wissenschaftliche Gewissenhaftigkeit der Herren Walter und v. Dunikowski bei Gelegenheit anderer Nummuliten- funde in einem — gelinde gesagt — sehr eigenthümlichen Lichte erscheinen lässt. Durch die heurigen Untersuchungen glaube ich mich nun in den Stand gesetzt, die vorliegenden Fragen einer Lösung entgegenzuführen, welche allerdings keiner von den bisher verlautbarten Anschauungen ganz entspricht. Die über den Inoceramen-Sandsteinen folgenden rothen und grün- lichen Thone können in der That trotz ihrer scheinbar so innigen Be- ziehungen zu den ersteren nicht mehr als eretacisch betrachtet werden, sondern sind bereits als alttertiär anzusehen. Im Hauptgebiete dieser eigenthümlichen Schichtfolge habe ich zwar auch heuer keine Num- muliten auffinden können, allen am Nordrande des Saros-Gorlicer Gebirges verläuft eine später näher zu besprechende Zone, die den Uebergang zum subkarpathischen Hügelland vorstellt, wo die rothen Thone regelmässig und an vielen Stellen Nummulitiden enthalten. Diese Zone steht nun an einzelnen Stellen in directem Zusammenhang mit den fraglichen rothen Thonen, wie in Tregoborze bei Sandee, oder min- destens in solcher teetonischer Verbindung, dass man auch für die eigentlichen „rothen Thone“ bestimmt nur tertiäres Alter in Anspruch nehmen kann. So sind die rothen, Nummuliten-Sandstein enthaltenden und mit oberen Hieroglyphenschichten verbundenen Thone und Schiefer von Pasierbiee bei Limanowa von den typischen rothen T'honen des Limanowa-Gebietes nur durch eine einfache und deutliche Mulde von jJüngerem Sandstein getrennnt, so dass ihre thatsächliche Zusammen- gehörigkeit deutlich erhellt. Ebenso gibt das Verhalten der rothen T'hone und der mit ihnen verbundenen eigenthümlichen Schiefer bei Lacko zu den sicher oligocänen Sandsteinen nördlich von der Klippenlinie weitere Sicherheit, dass die rothen Thone thatsächliceh nicht als eretacisch, sondern als tertiär anzuseken sind. Wenn nun auch das System der rothen Thone als, alttertiär gelten muss und eine Vertretung der mittleren Kreide im Saros-Gorlicer Gebiete auszuschliessen ist ®\, so kann doch keineswegs die von Walter und v. Dunikowski angegebene Schichtfolge und die von ihnen vorgeschlagene Deutung als die richtige betrachtet werden. Es handelt sich da in erster Linie um die Stellung der Grybower Menilitschiefer. Die letzteren kann man an mehreren Stellen direet an die Inoceramen- Schiehten angrenzen sehen oder findet sie von ihnen durch eine bald '!) Verhandlungen, 1883, pag. 244. ?) Verhandlungen, 1884, pag. 251, 252. ° ») Dies stimmt gut mit den Verhältnissen des Kreidezuges von Rzegocina, wo ebenfalls mitteleretacische Ablagerungen fehlen. Nr. 2 ’ Sitzung am 20. Jänner. Dr. V. Uhlig. 39 mehr, bald minder mächtige Lage von rothen Thonen getrennt. Auf den Menilitschiefern lagern entweder in selteneren Fällen Magura-Sand- steine auf oder es folgen über ihnen aberınals die rothen Thone, die ihrerseits wieder erst von massigen Sandsteinen gedeckt werden. Walter und v. Dunikowski schalten nun allenthalben zwischen die Inoceramen-Sandsteine und die Grybower Schiefer rothen Thon ‘ein, obwohl er, wie gesagt, nicht überall vorgefunden werden konnte und überdies schieben sie dann noch im Hangenden der rothen Thone, zwischen diese und den Grybower Schiefer, ein nicht näher beschriebenes „Eoeän“ ein, welches den massigen Sandsteinen, die sonst allent- halben über den rothen Thonen folgen, äquivalent sein soll. Die Un- möglichkeit dieser Schichtfolge, ihr entschiedenes Nichtvorhandensein habe ich in diesen Verhandlungen schon besprochen (1883, pag. 241; 1884, pag. 45) und kann mich daher darauf beschränken, abermals zu betonen, dass ich auch heuer wieder in der Gegend zwischen Kleezany und Limanowa (bei Sandec) die Grybower Menilitschiefer und die rothen Thone direct aneinandergrenzen und ineinander ein- greifen sah, ohne irgend ein dazwischentretendes „Eocän“. Man kann den Verhältnissen nur dann gerecht werden, wenn man annimmt, dass die Grybower Menilitschiefer und die rothen Thone ein- ander als gleichaltrige Facies örtlich vertreten. Die Grybower Schiefer besitzen ja thatsächlich ein nur locales Vorkommen, sie erscheinen nur am Rande des Saros-Gorlicer Gebirges und fehlen im Inneren des Ge- birges gänzlich, bis sie erst wieder im südlichen Theile desselben, bei Zboro und Bartfeld, als Smilnoschiefer zum Vorschein kommen. Wir müssen sie also füglich auch im Saros-Gorlicer Gebiete ebenso als locale Facies ansehen, wie im subkarpathischen Hügellande. An einzelnen wenigen Stellen, wie nördlich von Kleezany, vertreten sie das untere Oligocän ausschliesslich und werden direet von jüngeren Oligocänsand- steinen überlagert, südlich und westlich davon aber nimmt allmälig die Facies des rothen Thones immer mehr überhand. Es ist nicht möglich, hier auf weitere Einzelheiten einzugehen, deren Mittheilung erst bei der Detailbeschreibung des ganzen Gebietes erfolgen kann, ich muss mich hier mit dem Voranstehenden begnügen. Das Glied 4 der Schicht- folge von Walter und v. Dunikowski muss demnach mit dem Gliede 2, -das Glied 3 mit dem Gliede 5 verbunden werden. Die rothen Thone mitsamt den Grybower Menilitschiefern bilden im Saros-Gorlicer Gebirge das untere, Magura-Sandstein !) das obere Oligocän. Das Oli- gocän transgredirt hier, wie im Hügellande, über eretaeische Bildungen. Es mag namentlich den mit den eigenthümlichen Verhältnissen der Karpathen nicht näher Vertrauten sonderbar erscheinen, dass nun auch die rothen Thone, von denen doch alle Beobachter, wenn sie auch sonst uneinig waren, eine innige Anlehnung an die Inoceramen-Sand- ') Die Bezeichnung Magura-Sandstein wurde bekanntlich von Paul für jene jung- oligocänen, massigen, häufig grobkörnigen Sandsteine ertheilt, die das Terrain nördlich von der Arvaer Klippenlinie einnehmen. Die jungoligocänen Sandsteine unseres Gebietes gleichen diesen Magura-Sandsteinen petrographisch vollkommen, nur sind sie fast immer ganz feinkörnig. Ich glaube sie daher auch als Magura-Sandsteine bezeichnen zu können. Die gleichaltrigen Ciezkowicer Sandsteine sind, wie schon mehrfach hervor- gehoben, den Magura-Sandsteinen sehr ähnlich, zeigen aber doch mancherlei Verschieden- heiten, denen man durch einen besonderen Localnamen gerecht zu werden hat. 6* 40 Verhandlungen. steine angenommen haben, über die letzteren übergreifen sollen und es bedarf dies daher noch einiger Worte zur näheren Beleuchtung. Ich muss diesbezüglich darauf verweisen, dass auch in der Gegend von Rzegocina, am Liwoez, am Karpathennordrand, bei Bochnia und Dem-- bica, und ebenso im Klippengebiete, Kreide- und Oligoeänbildungen auf weite Strecken hin nicht nur vollkommen concordant gefaltet sind, sondern häufig ein so rascher Wechsel der verschiedenaltrigen Gehilde bei stets gleichbleibender völliger Concordanz der Schichten eintritt, dass man geneigt wäre, von Wechsellagerung zu sprechen. Ich war gerade heuer so glücklich, zwei Gebiete näher kennen zu lernen, wo diese Erscheinung in der deutlichsten und lehrreichsten Weise zu beob- achten ist, das Klippengebiet und die Gegend von Rzegocina, und ver- weise daher diesbezüglich auf die beiden diese Gebiete betreffenden Reise- berichte in diesen Verhandlungen, 1884, pag. 263—265 und pag. 318 bis 321. In den Klippen würde man die neocomen bunten Schiefer und die darauf folgenden Sandsteine ganz gewiss für im Verhältnisse der direeten Altersfolge stehend betrachten, wenn man nicht bestimmt wüsste, dass die letzteren stellenweise Nummuliten führen, und in der Gegend von Rzegoeina würden gewiss Viele die dort vorkommenden rothen und grünen Schiefer einerseits und die schwarzen Schiefer andererseits als mit einander in Wechsellagerung oder doch mindestens in innigem Ver- bande stehend betrachten, und doch lehren die vorhandenen Versteine- rungen, dass die schwarzen Schiefer dem Neocom, die bunten dem Oli- gocän angehören. Dasselbe Verhältniss liegt nun hier zwischen den ceretacischen Inoceramen-Sandsteinen und den oligocänen rothen Thonen und Gry- bower-Schiefern vor. Die Transgression der letzteren war natürlich leichter zu erkennen, als die der rothen Thone, die in ihrer Facies den Inoceramen-Sandsteinen manchmal so nahe kommen, dass die Unter- scheidung derselben sehr schwer wird. Dieser Umstand, sowie der oft sehr rasche und vielfache, aber bei schlechten Aufschlüssen oder in verrutschten Gebieten doch nicht gut verfolgbare Wechsel von Inoceramen- Schichten und rothen Thonen bedingte es, dass die Ausscheidung der ersteren auf den Karten zuweilen einen nur schematischen Werth besitzt. Paläontologische Angaben scheinen noch meinen Auseinander- setzungen über die rothen Thone und ihre Stellung im Unteroligoeän ent- gegenzustehen. Walter undv. Dunikowski bestimmen nämlich einige der aus ihren „Nummuliten-Sandsteinen“ herrührenden Nummuliten und belegen sie zum Theile mit Namen echt eocäner Arten. Dem gegen- über möchte ich vorläufig nur hervorheben, dass sehr viele dieser Be- stimmungen mit einem „ef.“ versehen und daher nicht völlig zweifellos sind. Nach der Beschreibung von Walter und v. Dunikowski haben auch ihnen stets nur kleine Species vorgelegen und es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass die Bestimmungen dieser Formen, soweit sie überhaupt möglich sind, bei erneuerter Durchsicht zu einem anderen Ergebnisse führen würden. Endlich muss ich noch bemerken, dass das Vorkommen einzelner Nummuliten überhaupt die betreffenden Schichten keineswegs zu eocänen stempelt. So fand ich heuer im sicheren oberoli- gocänen Magura-Sandsteine von Kleezany, welcher die dortigen Menilit- schiefer überlagert, mehrere deutliche Nummuliten. Nr. 2 ° Sitzung am 20. Jänner. Dr. V. Uhlig. A| Schliesslich ist auch noch die Möglichkeit zu erwägen, dass die rothen Thone, ähnlich wie die oberen Hieroglyphenschichten des Hügel- landes, vielleicht noch in die Zeit des obersten Eocäns hineinreichen. Was nun das Alter der Inoceramensandsteine (Ropiankaschichten t) anbelangt, so ist dies eine Frage, die nur auf dem paläontologischen Wege gelöst werden kann. Die ziemlich zahlreichen und manchmal nicht schlecht erhaltenen Inoceramen dieser Schichten werden wohl eine nähere Bestimmung gestatten, von welcher es ausschliesslich ab- hängen wird, welches geologische Alter man den fraglichen Schichten zuzuschreiben habe. Der südliche Theil des Saros-Gorlicer Gebirges bietet ähnliche Verhältnisse dar, wie der nördliche. Sichere Inoceramenschichten wurden daselbst bisher noch nicht aufgefunden. Die Aufbrüche gehen hier, wie es scheint nur bis zum Horizont des rothen Thones, der aber nur in seiner untersten Partie als solener erscheint. Nach oben stellen sich als vertretende Facies die Belovezsa-Schichten Paul’s ein. 2) Hier schalten sich den Belovezsa-Schichten und den rothen Thonen die Smilno-Schiefer ein. Man sieht diese Einschaltung sehr schön und deut- lich auf der Südseite des Kasztelikberges in Niklowa bei Smilno, wo das Vorkommen von Smilnoschiefer bisher nicht bekannt war. Sehr interessant und wichtig ist das Vorkommen des Fischschiefers in Stebnik bei Zboro, wo zu unterst Belovezsa-Schichten liegen, die von massigen Sandsteinen überlagert werden. Nachher erscheinen rothe Thone und eine dünne Bank von Menilitschiefer mit Fischresten, die abermals von einer riesigen Mächtigkeit von massigen Sandsteinen bedeckt wird. Hier haben wir also, ähnlich, wie im subkarpathischen Hügelland, eine Einschaltung von Menilitschiefer sowohl im unteren, als auch im oberen Oligocän zu verzeichnen, wobei sich jedoch die letztere Einschaltung nahe an die Grenze des unteren Oligocäns hält. >) II. Uebergangszone zwischen dem Saros-Gorlicer Ge- birge und dem subkarpathischen Hügellande. Dass man dieser Grenzzone bisher so wenig Beachtung geschenkt hat, ist der Hauptgrund, warum die Verschiedenheit in der Zusammen- !) Unter der Bezeichnung „Ropiankaschichten“ sind von mehreren Seiten und von Paul selbst so verschiedene Dinge zusammengefasst worden, dass dieser Ausdruck obsolet geworden ist und am besten ganz aufzugeben wäre, wie dies schon Vacek versucht hat. Nachdem die rothen Thone und die dieselben begleitenden und ersetzenden Schichten aus dem cretacischen Complex gestrichen werden müssen, ist es überhaupt nicht sicher erwiesen, ob in der Localität Ropianka selbst die Inoceramenschichten zu Tage treten. Jedenfalls erfreuen sie sich daselbst oberflächlich keiner mächtigen Ent- wicklung. Ebenso ist es nicht sicher, ob die verschiedenen als „Ropiankaschichten“ ausgeschiedenen inoceramenführenden Schichten thatsächlich gleichaltrig sind. Die Inoceramenschichten bei Rzeszöow und Dembica, welche sicher neocome Vorkommnisse im Westen mit den nocomen Schiefern »von Przemysl im Osten verbinden, können daher vorläufig mit einigem Recht als necom betrachtet werden. Die Inoceramen- schichten des Saros-Gorlicer Gebirges hingegen könnten der oberen Kreide angehören. Man könnte die letzteren am besten, um die schleppende Bezeichnung „Inoceramen-Schichten des Saros-Gorlicer Gebirges“ zu vermeiden, Schichten von Ropa nennen, nach der Loca- lität Ropa, wo diese Schichten ausserordentlich schön und typisch entwickelt sind. ?) Verhandl. 1883, pag. 237. ®) Die hier vertretene Stratigraphie der Sandsteinzone im Saroser Comitat ent- spricht der Hauptsache nach dem ursprünglichen Standpunkte Paul’s, welcher aber von ihm selbst bald aufgegeben wurde. Vergl. Jahrb. 1869, pag. 272. 49 Verhandlungen, j Nr. 3 setzung des Saros-Gorlicer Gebirges und des Hügellandes allen Beob- achtern so gross erschienen ist. Sie verläuft am Nordrande des Saros- Gorlicer Gebirges ungefähr über die Ortschaften Cieklin, Lipinki, Meeina wielka, Kryg, Ropiea polska, Bystra, Grödek, Wola luzanska, Szalowa. Weiter westlich zwischen der Biala und dem Dunajee konnte ich diese Zone als nicht in meinem Aufnahmsgebiete befindlich nicht verfolgen, erst wieder vom Dunajee nach Westen, wo sie über Tegoborze- Michalezowa, Katy, Wojakowa, Rajbrot, Rzegocina, Kamionna, Rybie, Pasierbiee sich hinzieht. Hier sieht man allenthalben die aus dem Hügel- lande bekannten oberen Hieroglyphenschichten verbunden mit rotlıen, grünlichen oder bläulichen Thonen, die diesen Schichten weiter nördlich vollkommen fehlen. Die rothen Thone enthalten bei kräftigerer Ent- wieklung zuweilen die grünen Sandsteine, die im Saros- Gorlicer Gebirge für sie so charakteristisch sind. Die oberen Hieroglyphen- schiehten verlieren in dieser Zone zuweilen, doch nieht immer, ihre typische Beschaffenheit, indem sie thoniger und kalkreicher werden, als dies sonst wohl der Fall ist und bekommen dadurch eine erhöhte petrographische Aehnlichkeit mit den Inoceramenschichten. Dies der Grund, warum gerade über diese Zone unter verschiedenen Beob- achtern die grösste Uneinigkeit herrscht, sobald nur nach petrographi- schen Merkmalen geurtheilt wird, was ja zuweilen leider nicht umgangen werden kann. Fast überall ist diese Entwicklung von Schichten begleitet, die reich sind an kleinen Nummuliten, Orbitoiden, zahlreichen kleineren Foraminiferen, Lithothamnien, Bryozoen u. dergl., welche Versteinerungen manchmal im Gesteine so sehr vorwiegen, dass ein förmlicher sandiger Kalkstein entstehen kann. Sie wurden gefunden in Cieklin, Kobylanka, Wola luzanska, Szalowa (Ropa), Michalezowa, Rajbrot, Rzegocina, Pasier- biec. Dass sie thatsächlich in dem geschilderten Systeme eingelagert sind, davon kann man sich vielerorts überzeugen, am besten in Wola luzanska, wo künstliche und natürliche Aufschlüsse bestehen, die ich heuer abermals untersucht habe, um über die Lagerung der betreffenden Fauna Sicherheit zu gewinnen. Das regelmässige Vorkommen dieser Fauna längs einer viele Meilen langen Zone, wo sie bald da, bald dort stets wieder- erscheint, während ihre Spuren nördlich und südlich davon fast gänzlich fehlen, beweist wohl, dass es gerade die Uebergangsfacies war, die ihrer Entwicklung besonders zusagte. Ueber das Alter dieser Fauna, die nach ihrer eigenthümlichen Stellung in der Uebergangszone zu Schlüssen sowohl über das Alter der oberen Hieroglyphenschichten, als auch der rothen Thone verwendet werden kann, wurden schon oben einige vorläufige Bemerkungen gemacht. Nicht unerwähnt darf es endlich bleiben, dass innerhalb der Uebergangszone in Rajbrot in den oberen Hieroglyphenschichten echte helle Menilitschiefer mit Fisch- resten und zahlreichen Ostracoden vorkommen, neben eigenthümlichen hellen, zuweilen hornsteinführenden Kalkschiefern, bezüglich deren ich auf meinen III. Reisebericht verweise. Die obere Abtheilung besteht längs der Grenzzone aus Sandsteinen, die nach Norden hin die Beschaffenheit der Ciezkowicer oder Kugelsand- steine, nach Süden hin die der Magurasandsteine annehmen. Dabei ist die Grenze bald eine sehr scharfe, bald ist sie verwischt und schwer zu ziehen. Par. "AR DEN Nr. 2 Sitzung am 20. Jänner. Dr. V. Uhlig. 43 Nördlich von der Grenzzone, die die Breite von nur einem oder zwei Autbrüchen besitzt, verschwindet aus der Zusammensetzung der unteren Abtheilung der rothe Thon vollkommen und die obere Ab- theilung hat die Beschaffenheit des Ciezkowicer Sandsteines, südlich von der Grenzzone verliert sich dagegen die Facies der oberen Hiero- slyphenschiehten und die rothen Thone erhalten ihre typische Be- schaffenheit, die Ciezkowicer Sandsteine erscheinen durch Magura- Sandsteine ersetzt. Die oberen Hieroglyphenschichten und die „rothen Thone“ ergeben sich also nieht nur theoretisch als Aequivalente des unteren Oligoeäns, sondern sie erscheinen thatsächlich durch ein Mittelglied, in welchem beide Facies gleichmässig vertreten sind, un- mittelbar mit einander verbunden. IV. Das Klippengebiet und seine Randzonen.!) Auch hier kann man im Alttertiär zwei Abtheilungen unterscheiden, wovon die obere aus massigen, zuweilen grobkörnigen und conglomerat- führenden Magura-Sandsteinen besteht, welche den eingangs erwähnten breiten Gürtel nördlich von der Klippenzone zusammensetzen. Die untere Abtheilung wird durch Conglomeratsandsteine mit Nummuliten, grobbankige Sandsteine und graublaue Kalksandsteine mit bläulichen Thonen ‚gebildet. Ob sie aber dem Alter nach genau der unteren Ab- theilung des Saros-Gorlicer Gebietes und des Hügellandes entspricht, oder vielleicht, wie man nach den Nummulitenvorkommnissen meinen könnte, etwas tiefer reicht, muss ich vorläufig vollkommen unentschieden lassen. Vielleicht wird das nähere Studium der betreffenden Nummuliten irgendwelche Anhaltspunkte gewähren. Am Nordrande der Magura-Sand- steinzone bei Malezyo und Richwald (bei Bartfeld) schalten sich den Magura-Sandsteinen an der Grenze gegen die untere Abtheilung fisch- führende Schiefer ein und daneben kommt ein Nummuliteneonglomerat oder Breecie mit echt eocänen Formen vor; da das Vorkommen jedoch ein sehr vereinzeltes ist, die Nummuliten sich da vielleieht nicht auf ursprünglicher Lagerstätte befinden und das Gestein nicht anstehend aufgefunden werden konnte, so gewinnt man auch dadurch keine sicheren Anknüpfungspunkte. Südlich von der Klippenlinie ändert sich abermals die Beschaffen- heit der unteren Abtheilung. Die obere besteht ebenfalls aus Magura- Sandstein, die untere dagegen aus schwärzlichen oder chocoladebraunen Schiefern mit einzelnen Sandsteinbänken und mit dunkeln nummuliten- führenden Conglomeraten, die aus denselben Gesteinen zusammengesetzt sind, wie die früher erwähnten Nummulitenconglomerate, nur- sind sie mit einer dunkeln Bindemasse versehen. (Smilno-Schiefer Stache’s in den betreffenden geologischen Karten.) Werfen wir nun noch einen kurzen Rückblick auf die obigen Darlegungen, so ergibt sich zunächst, dass sich das Alttertiär West- ‘) Vergl. den I. Reisebericht, Verhandl. 1884, pag. 263. Herr Bergrath Paul lässt es dahin gestellt sein, ob nicht gewisse Sandsteine nördlich von der Klippenzone (Verhandl. 1885, pag. 6) die mittlere und obere Kreide repräsentiren, während ich die Sandsteinzone nördlich von der Klippenlinie durchaus als alttertiär ansprechen zu müssen glaube. Auch wenn die erstere Anschauung die richtige wäre, würde dadurch die nachfolgende Gliederung im Wesentlichen nicht geändert werden, a A Dr a a R en { 2 44 Verhandlungen, Nr, 3 galiziens von der Klippenlinie bis zum Nordrande allenthalben in zwei Abtheilungen, eine obere und eine untere, zerlegen lässt. Ob nun diese Abtheilungen einander in den unterschiedenen Gebieten in der Weise, wie dies die nebenstehende Tabelle andeutet, wirklich vollkommen III. Saros- IV. Saros- I. Subkarpa- |IT. Uebergangs- Ä V. Nördliche | VI. Südliche | thisches Hügel-| zone zwischen un PR a Randzone des | Randzone des | land I. und III. 06, : ge, Sul. |Kjippengebietes | Klippengebietes Theil Theil Rene Ciezko- Ciezko- Magura- Magura- Magura: Magura- =n wicerSand-wicerSand-Sandsteine, Sandsteine Sandsteine Sandsteine a |..steine, | steine und | feinkörnig, | feinkörnig, | conglomerat- | conglomerat- 3 jüngere Meni-| Magura- grobbankig | grobbankig führend fuhrend '» litschiefer, |Sandsteime) oder massig | oder massig. ‚g ||rothe Schiefer ohne exotische 5 | und Bona- Blöcke coronata Münst. ®. Spondylus sp. nov. (dieselbe Art n spiralis Serr. 5. wie in Lapugy, mit den zahl- » spinescens Partsch. 2. reichen feinen, gedornten Rippen). serrata Hoern. 1. Ostraea cochlear Broce. 1. obeliscus Desmoul. 3. Plesiastraea Desmoulinsi M. Edw 1. Defrancei M. Edw. 1. St ylophora subreticulata. Reuss. 1. Syzygophyllia brevis Reuss. 1. Die mit einem Sterne bezeichneten Arten wurden bereits von Stephaneseo angeführt, welcher überdies noch folgende anführt, die in dem vorstehenden Verzeichnisse nicht vorkommen: ÖOonus Berghausi Micht. Dentalium Bouei. Desh. » Ighinai Micht. Lucina miocenica Micht. Fusus rostratus Olivi. Spondylus miocenicus Micht. Pleurotoma monilis Brocc. Hr Deshayesi Micht. Oerithium vulgatum Brong. Olypeaster scutellatus Serr. % echinoides Lam. Septastraea lasxilamella Mich. Buceinum costulatum Broce. Operculina complanata Orb. Turritella Archimedlis. Das meiste Interesse unter den vorerwähnten Ablagerungen nehmen wohl jedenfalls die Schichten mit Oerithium margaritaceum und plicatum in Anspruch. Die mit vorkommenden Conchylien, welche ohne Aus- nahme ausgesprochen neogene Arten sind, lassen es nicht zu, diese Schichten mit dem sogenannten Peetuneulussandstein und dem Oyr enen- mnergel Ungarns zu vergleichen, welche beide dem Oberoligocän (Casseler Horizont) angehören, und nöthigen uns, diese Schichten in’s Neogen zu stellen, wo sie nur mit den ältesten Schichten des Horner Beckens, mit den Schichten von Molt, verglichen werden können. Man kann hiebei wohl nicht umhin, an die kohlenführenden Ab- lagerungen des Zsilythales zu denken, welche mit jenen des Beckens von Bahna so Vieles gemein haben. Auch im Zsilythale treten nämlich diese kohlenführenden Ablagerungen mitten im krystallinischen Gebirge in einem abgeschlossenen Thalkessel auf, der nur durch eine enge Spalte mit dem offenen Lande communieirt und auch in den Ablagerungen des Zsilythales ist es auffallend, dass die neben dem Cerith. marga- 7 REEEN T TEE EUEE A 74 Verhandlungen. Nr. 3 ritaceum und plicatum vorkommenden Arten vielmehr auf Neogen als auf Oligocän weisen (Cerithium papaveraceum, Turritella turris, Cardium cf. turonicum, Venus ef. multilamella, Panopaea Menardi). Auch ist bemerkenswerth, dass die riesige, von Hofmann aus «dem Zsilythale beschriebene Oyrena gigas die grösste Aehnlichkeit mit der in den Schiehten von Merignae und Bazas so häufigen Oyrena Brongni- arti Bast. zeigt und wahrscheinlich mit derselben ident ist. Die Schichten von Merignac und Bazas sind aber ohne Zweifel jünger als das Ober- oligocän von Cassel und der Peetuneulus-Sandstein von Török Bälint. Es ist zwar allerdings richtig, dass neuerer Zeit durch Herbich und Hoernes das Vorkommen von Anthracotherium in den Tertiärab- lagerungen des Zsilythales nachgewiesen worden ist, doch möchte ich andererseits auch wieder auf eine Mittheilung Hofmann’s hinweisen, nach welcher man bei dem Baue der Eisenbahn nach Petroseny an der Verbindungsstelle des Zsilythales mit der Hätszeger Bucht, zwischen Merisor und Krivadia, in den Ablagerungen des Zsilythales einen Unterkiefer von Listriodon splendens fand. Listriodon ist jedoch eine Gattung, welche bisher nur in den älteren Neogenablagerungen mit der Fauna -von Sansan gefunden wurde, nieht aber im Oligocän mit Anthracotherien. Indem es daher immerhin sein mag, dass im Zsilythale auch wirklich oligocäne Schichten vertreten sind, scheint es mir doch wahr- scheinlich, dass die kohlenführenden Ablagerungen mit Cerithium mar- garitaceum vorwiegend etwas jünger sind und nicht sowohl mit den oberoligoeänen Schichten Ungarns, als vielmehr mit den Schichten von Molt und den kohlenführenden Schichten des Beckens von Bahna ver- glichen werden müssten. In beiläufig denselben Horizont gehören wahr- scheinlich auch der von Peters erwähnte Tegel mit Cerithium marga- ritaceum und Nerita pieta bei Gurahonz an der weissen Körös, das von Paul beschriebene Kohlenvorkommen im Baiza-Thale östlich von Grosswardein mit Cerithium margaritaceum, plicatum, lignitarum, Bucei- num miocenicum, ÖOstraea fimbriata und Melanopsis Hantkeni, sowie schliesslich die von Koch beschriebenen Schichten von Szent-Mihaly bei Klausenburg, welche ähnlich wie die Schichten des Zsilythales hauptsächlich aus rothen Thonen und Conglomeraten bestehen und Oerithium margaritaceum, moravicum, ()straea gingensis, Mytilus Haidin- geri u. 8. w. führen. Schliesslich möchte ich noch auf eine, wie es scheint, bisher wenig beachtete Mittheilung von Gorceix hinweisen?), nach welcher im nordwestlichen Thessalien bei Trikkala und von hier aus nach Norden bis auf macedonisches Gebiet marine und laeustre Miocänbildungen vor- kommen, welche stellenweise ausserordentlich reich an Petrefacten sind. Tournouör, welcher dieselben sah, erklärte sie für identisch mit den Vorkommnissen von Bazas und erwähnte speciell Cerithium margarita- ceum, plicatum und papaveraceum. Was die Ablagerungen des Zsilythales anbelangt, so wurden die- selben bereits vor langer Zeit von Stur für neogen erklärt, ja sogar Gorceix, Note sur lie de (os et sur quelques bassins tertiaires de l’ Eubee de la Thessalie et de la Macedonie. (Bull. Soc. geol. France, 1874, 398.) Nr. 3 Sitzung am 3. Februar. F, Sandberger. 75 für direete Aequivalente des Tegels von Lapugy angesprochen, indem er die paläontologischen Eigenthümlichkeiten dieser Schichten auf Rechnung ihrer abnormen Lage in einem fast ganz abgeschlossenen Gebirgskessel setzte. Diese Ansicht scheint mir wohl gegenwärtig nicht mehr haltbar zu sein und könnte man in dieser Beziehung namentlich auf das Becken von Bahna hinweisen, wo auch in einem abgeschlossenen Gebirgskessel neben kohlenführenden Neogen-Schichten mit Oerithium margaritaceum ganz normale Leithakalke und Badener Tegel mit einer ausserordentlich reichen Fauna vorkommen. Prof. Dr. Gustav C. Laube. Notiz über das Vorkommen von Chamiden und Rudisten im böhmischen Turon. Das Vorkommen von Chamiden und Rudisten in Böhmen war bisher, wie dies auch in Sachsen der Fall ist, nur aus den marinen Cenomanschichten, aus den Hippuritenkalken von Korytzan und Bilin und aus den Conglomeratschichten von Teplitz bekannt. Gewisse Hohl- eindrücke, welche im turonen Grobkalk des Weissen Berges bei Prag vorkommen, liessen nur vermuthen , dass dieselben etwa von Rudisten herstammen könnten. Die geologische Sammlung der deutschen Universität besitzt jedoch zwei wohlerhaltene Reste, welche unzweifelhaft dar- thun, dass diese Weichthiere auch im Turon in Böhmen vorhanden waren. Das eine Exemplar stammt aus dem turonen Grünsandstein (Zone des Acanthoceras Woolgari) von Woboran bei Laun, es ist ein Steinkern mit theilweise erhaltener Schale ohne Deckel, eine breite und lange Ligamentfurche geht vom Rande bis zu dem kurz ein- gerollten Wirbel. Die Art kann mit der von Herrn Teller beschriebenen Caprina (Plagioptychus) Haueri (Sitzungsberichte der kaiserl. Akad. d. W. LXXV. Bd., I. Abth. 1877) nicht identifieirt werden, ich bezeichne dieselbe als Caprina (Plagioptychus) Telleri, da ich sie für neu halte. Das andere Exemplar stammt aus demselben Grünsande von Czentschitz bei Laun. Es ist mit dem Deckel erhalten, aber etwas beschädigt. Die kegelförmige, dieke Schale, darauf ich wie auch auf dem flachen Deckel noch Spuren der verticalen Rippung erkenne, und an welcher ich an einer Stelle auch die charakteristische prismatische Structur zu sehen glaube, deutet auf Radiolites. Der im böhmischen und sächsischen Cenoman vorgekommene KRadiolites Germari Gein. (vergl. Geinitz Elbthalgebirge Taf. 37, Fig. 12) hat ausgesprochene Aehnlichkeit, doch ist die turone Form schlanker, gespitzter und weniger gekrümmt. Ich bezeichne die Art, welche ich gleichfalls für bisher nicht bekannt halte, als Radiolites inexpectus. F. Sandberger. Weitere Mittheilung über tertiäre Süss- und Brackwasserbildungen aus Galizien. Während des Jahres 1884 hat Herr v. Lomnicki in Lemberg seine Aufsammlungen in den von mir (Verhandl. d. k. k. Reichsanst. 1884, pag. 33 ff.) und von ihm daselbst (pag. 276) besprochenen Ab- lagerungen fortgesetzt und mir zu Ende des vorigen Jahres seine Aus- beute zur Bestimmung übersendet, Es haben sich dabei einige neue Resultate ergeben, welche mir nicht ohne Wichtigkeit zu sein scheinen und welche ich daher hier mittheile. Mit grosser Klarheit tritt jetzt zunächst hervor, dass es sich zum Theil um echte Brackwasser-, zuın K. k, geolog. Reichsanstalt 1865. Nr. 3, Verhandlungen, 12 16 Verhandlungen. Nr. 3 Theil um reine Süsswasser-Bildungen handelt. Zu den Brackwasser- Ablagerungen zählen die Fundorte Wyesocki, Bawraez und Zwaniee. Es wurden hier gefunden: Öerithltum (Potamides), mehrere Arten, wie es scheint, sämmtlich neu, aber leider ungenügend erhalten. Oorbieula sp., bereits in meiner früheren Notiz erwähnt. Tapes (Oncophora), scheinbar neue Art (s. Verhandl. 1883, pag. 209), wo nur zu berichtigen ist, dass ©. Mayer allerdings Tapes Partschii, jedoch ohne Ansicht des Schlosses und des Inneren über- haupt im Journal de Oonchyliologie, 1876, pag. 178, Pl. VII, Fig. 6, abgebildet und beschrieben hat. Planorbis cornu Brongn. var. 5 laevis Klein. FPaludina af. Wolfi Neum., neu auch von Zwaniec. Limneus armaniacensis Noul. Helix (Gonostoma) af. phacodes Thomae. „ (Coryda) af. bohemica Böttg. Sbrobiles lentieularis n. sp. aus der Gruppe des Str. elasmodonta Reuss sp. Oionella sp. Subulina minima n. sp., kleiner als $. minuta v. Klein. Da Herr Lomnicki sich wiederholt bestimmt dahin geäussert hat, dass diese Brackwasser-Schichten in ganz gleicher Lagerung wie die Süsswasser-Bildungen vorkommen, so würden, die Richtigkeit seiner Be- obachtungen angenommen, die früher von mir erwähnte Paludina und Melanopsis nur als „Vorläufer“ der analogen Arten in den unterplio- cänen Paludinen-Schichten anzusehen sein, worüber ich die Entscheidung Anderen überlassen muss. _ Als Süsswasser-Bildungen stellen sich dar die Fundorte Czechow, Barysz und Tarnopel, letzterer Ort mit z. Th. prächtig erhaltenen Fossilien. Beobachtet wurde: Planorbis cornu Brongn. var. 5 laevis Klein. Limneus armaniacensis Noul. R dilatatus Noul. Helix aff. obtusecarinata Sandb. Pupa miliolum Sandb. (Sansan). „ af. Iratiana Dupuy (desgleichen). „ af. impressa Sandb. Hydrobia perforata n. sp. | drei neue, schön erhaltene Hydrobien ® conulus n. sp. aus der Verwandtschaft von H. ven- s aculus n. sp., J trosa. Wenn hier weiter gesammelt wird und vor Allem neben den Steinkernen die oft viel “wichtigeren Schalenabdrücke sorgfältig auf- bewahrt werden, so wird sich wohl. eine ganz eigenthümliche und sehr interessante Fauna herausstellen, welche gleichmässig Anklänge an unter- und ober-, aber auch an mittelmiocäne zeigt und neben welcher wohl auch noch irgendwo charakteristische Wirbelthiere zum Vorschein kommen werden. Ich werde gerne wieder auf diese Bildungen zurück- kommen, wenn mir neue Funde aus ihnen vorgelegt werden. Die Nr. 3 Sitzung am 3. Februar. A. Pichler, 7 Nomenelatur ist wie stets die in meinem Werke „Land- und Süss- wasser-Conchylien der Vorwelt“ angewandte. A. Pichler. Notizen zur Geologie von Tirol. Längst bekannt sind die Silzergneise; südlich von Silz im ÖOber- innthale durch Abstürze und Steinbrüche erschlossen. Man könnte das Vorkommen fast als ein typisches in den Alpen erklären. Der Quarz feinkörnig, liehtgrau, ausgezeichnete Aggregarpolarisation, er bildet Lagen, die stellenweise anschwellen. Ebenso der Orthoklas, der auch in grösseren und kleineren Körnern vorkommt (Augengneis, Karlsbader Gesetz), seine Farbe ist weiss, Glanz auf den Spaltflächen ziemlich stark, Durchsichtigkeit bereits etwas getrübt; das Mikroskop zeigt hier und da trübe Flocken, stellenweise Caolinisirung. Der braune und grau- braune Biotit in Häuten und Lamellen, die sich um Quarz und Orthoklas schmiegen. Muscovit untergeordnet, etwas Pyrit. Plagioklas zeigt das vorliegende Präparat keinen. Das von mir beschriebene Vorkommen von Rauschroth und Rauseh- gelb in den Virgloriakalken am Bahnhof von Imst ist erschöpft. Die geologische Reichsanstalt besitzt Proben von mir. Der Beachtung empfehle ich die zahlreichen geritzten Geschiebe auf der Hochfläche von Seefeld und im Schotter am Südabhang des Tscherigant bis Karrössen, der hie und da durch die Böschungen der Landstrasse aufgeschlossen ist. Im Laufe des Sommers habe ich auch einiges Materiale von Horn- steinen verschiedener Formationen gesammelt. Die rauchgrauen und schwärzlichen „Kieselschiefer“ vom Virgel mit den dunklen Streifen sind wohl nur sehr feinzerriebener und wieder verfesteter Porphyrschlamm, in welchem allerlei eckige Stückchen von den Bestandtheilen des Porphyr liegen, kohlige Thonschlieren ziehen sich hinein, Kalk war nicht zu beobachten. In diesen Gesteinen fanden sich jene Kohlenschmitze und undeutlichen Pflanzenspuren, die man irr- thümlich der Steinkohlenformation zuschrieb. Das Gestein gehört in die Porphyrtuffe, welche bei Azwang grosse verkohlte Pflanzenschäfte enthalten. Bekannt sind die Knauer von rauchgrauem und grauem Hornstein in den Virgloriakalken. Sie sind oft ganz von Rissen durchsetzt, welche stängeliger Kalk erfüllt und von Adern weissen späthigen Kalkes. Der Quarz zeigt überall Flocken und Wolken von Thonmergel, eingestreut sind hier und da kleine Pyritwürfel. Ich habe Stücke vom Höttinger- ° graben im Karwendelthal untersucht. Die sehr feinkörnigen Hornsteine der Draxlehnerkalke sind dicht gemengt mit feinkörnigem Kalk, was das Mikroskop zeigt und die Salzsäure beweist. Die röthlichgelbe Farbe verdanken sie dem Eisen- oxydhydrat. (Stücke vom Achselkopf bei Innsbruck.) Ein interessantes Bild geben die Hornsteine aus den Kössener- schichten, welche Lage und Petrefacten des Sonnwendjoches charak- terisiren. Wir haben zweierlei Arten. Eine röthlichgraue feinkörmige, auf deren Bruch die Spaltflächen von Caleit schimmern, der, durch Salzsäure weggeätzt, Lücken hinterlässt. Die röthlichgraue Masse ist von Thon stark getrübt. Darin liegen Lagen milchblauen Chalcedons mit nieren- förmiger Oberfläche. Man unterscheidet da Schichten: Erst körniger lebhaft polarisirender Quarz, darüber eine faserige, ebenfalls lebhaft 12* 78 Verhandlungen. Nr. 3 polarisirende Quarzlage, dann die obige röthlichgraue Masse. Man fühlt sich an Glaskopfstruetur erinnert. Die zweite Art liegt ebenfalls im grauen Kalk; kleine Knauer; in einandergeschlungene Streifen, wie Gekrösstein; dann gehen einzelne Aeste in den Kalk und zeigen querconcentrische Ringe. Wie oben eine graue Grundmasse; der Querschliff zeigt unter dem Mikroskop radial faserige Kugeln von Quarz, zwischen denen feinkörniger Quarz lieg. Beides lebhaft polarisirend. Die grossen gelben Hornsteinknauer aus dem Oolith von S. Vigilio am Gardasee zeigen eine feinkörnige Masse von Quarz, in der einzelne verkieselte Stücke von Encrinitengliedern liegen; körnige Quarz- aggregate sieht man auch im anstossenden kreidigen Kalk. Bei einer anderen Varietät liegen grössere Stücke von Encrinitenstielen (weisser späthiger Kalk) in einer feinkörnigen Quarzmasse und sind im Dünn- schliff umgeben von einem Kranz faserigen Quarzes. Die braunrothen Hornsteine des Malm von Roveredo haben eine gleichmässig feinkörnige Quarzmasse mit Eisenoxydhydrat, die Risse und Spalten erfüllt Caleit. In den rissigen grauen Hornsteinen des oberen Jura (Aptychen- schiefer, Pertisau) beobachtet man eine feinkörnige Quarzmasse mit einer Anzahl thoniger Coneretionen, um welche sich manchmal ein lichterer, undeutlich faseriger Ring von Quarz legt. Der rothe von Namles zeigt einen Wechsel von unregelmässigen Streifen feinkörnigen wasserhellen Quarzes und flockigen Eisenoxydhydrates. Adern von weissem Quarz durchsetzen ihn. Interessant ist das Vorkommen des Hornsteines im blasigen Basalt. der Miniere della terra verde am Monte Baldo. In den oft kopfgrossen Blasen ist entweder Grünerde abgesetzt oder Hornsteine mit einer mehr oder minder mächtigen Rinde von Grünerde. Der Hornstein ist roth, gelb, braun, wo Grünerde in ihn hineinfliesst, grün, also gegen die Rinde. Die prächtig polarisirenden radialfaserigen Aggregate begrenzen sich wie die Zellen einer Bienenwabe; gegen die Grünerde sind sie kugelförmig und die Zwischenerde füllt flockige Grünerde, bis sie endlich das Feld ganz behauptet. R. Handmann. Ueber eine charakteristische Säulen- bildung eines Basaltstockes und dessen Umwandlungs- form in Wacke. Bei Theresienfeld unweit von Mariaschein in Nord-Böhmen findet sich am Fusse des Erzgebirges ein Basaltstock, der in mehr als einer Beziehung von Interesse ist. Derselbe zeigt zunächst eine schöne Säulenbildung von theils grösserem, theils kleinerem Umfange. Die eine (oberste?) Partie weist oft ziemlich polyedrisch ausgebildete, ganz consistente Säulenglieder auf; eine andere Partie zeigt überdies eine secundäre Säulenzerklüftung. Die dadurch entstandenen secundären Säulenglieder greifen fest in einander und zeigen eine glänzende Innen- fläche mit eigenthümlichen, mehr weniger parallelen Sprunglinien, — wohl ein trefflicher Beweis der einst zähflüssig gewesenen Basalt- masse. Das Basaltgestein selbst ist sehr dicht und homogen, besitzt nur selten einige grössere Einschlüsse von basaltischer Hornblende und hat eine dunkelschwarze Farbe. ‘ Nr. 3 Sitzung am 3. Februar. G. Teyläs. 79 Der Magnetnadel gegenüber erweist er sich polarmagnetisch. Eine zu Pulver zerstossene Probe des Gesteins konnte fast gänzlich vermittelst eines Magnetstabes ausgezogen werden. Die westliche Seite des Basaltstockes befindet sich grösstentheils im Verwitterungszustande, der ebenfalls sehr charakteristisch erscheint. Man findet hier eine theils halbverwitterte, theils schon gänzlich in limonitische Wacke umgewandelte Basaltmasse. Der halbverwitterte Basalt schliesst sehr viele mehr oder weniger kugel- oder auch walzenförmige Verwitterungsformen in sich, von etwa 10 bis 2 Cm. und darunter, die sich noch ziemlich consistent erweisen und an gewisse Coneretionen der Rothkalke und Graptolithenschiefer erinnern. Manche dieser Verwitterungskugeln zeigen eine schalige Structur. Was die Wacke betrifft, so hat dieselbe ein gelbliches Aeussere und fühlt sich etwas fettig an; vor dem Löthrohr schmilzt sie an den äusseren Kanten; sonst zerfällt sie sehr leicht und nur selten gelingt es, ein etwas grösseres Stück davon zu erhalten; einzelne, wenn auch kleinere Stücke, zeigen, auf einer heissen Platte getrocknet, eine ziemlich grosse Festigkeit und Consistenz. Eigenthümlich nun ist das Verhalten dieser Wacke, wenn dieselbe unter Wasser gebracht wird. Sie fängt nach kurzer Zeit an, sich unter Zischen und Knistern zu zerblättern, bis sie sich vollständig zu einem grobkörnigen Sande auf- gelöst hat; dabei entströmt dem in’s Wasser gelegten Stücke, oft mit einer gewissen Heftigkeit, die eingeschlossene Luft (?); daher auch wohl das zischende und knisternde Geräusch, in Rücksicht dessen diese Wacke als „Knisterwacke“ bezeichnet werden könnte. Untersucht man schliesslich die aufgelöste Masse genauer, so findet man grösstentheils schalige Fragmente und darunter eine grosse Zahl grauschwarzer und ockergelber Kügelchen, die nicht selten einen ganz geringen Durch- messer besitzen. Demgemäss zu urtheilen ist also die Mikrostruetur der Masse eine kugelig-schalige und diese dürfte auch schon als die ursprüngliche angesehen werden können. Ein Dünnschliff dieser Basaltart behufs mikroskopischer Untersuchung konnte noch nicht angefertigt werden. G. Teylas. Neue Höhlen in dem siebenbürgischen Erz- gebirge. Seit dem Jahre 1831 untersuche ich mit Unterstützung des mathem.- naturwissenschaftlichen Ausschusses der ungarischen Akademie in dem nördlichen Theil des Hunyader Comitats in den Kalkformationen der, die Wasserscheide der Maros und Teher Körös (Weisser Körös), sowie dieser und des Aranyos bildenden Gebirge vorkommende Höhlen, in welchen ich 32 bis jetzt noch nirgends erwähnte Höhlen gefunden habe, gleichzeitig sehr wichtige Daten liefernd zur Höhlenbildungs- theorie und zur Urgeschichte dieser Gegend. So wird es aus meinen Ausgrabungen zum erstenmal klar, dass der prähistorische Mensch nicht nur auf dem flachen Lande sein Lager aufschlug, wie dies die Tordoser, Nändor Valgäer, Devaer und andere von mir noch nicht veröffentlichte Fundorte zu beweisen scheinen, sondern dass er auch die mühsamer erreichbaren Nebenschluchten und Höhlenbildungen als Wohnung benützte. Die ersten Spuren des prähistorischen Menschen finden wir auf dem Wege von Budapest kommend hinter der Bahnstation Zam in einer 80 Verhandlungen. Nr. “ Höhle von Godinesd. In einer zweiten Höhle hier, wie auch in der Nähe von Goraszada, Boj, Danulesd vorkommenden Höhlen mit grossen Hoffnungen begonnenen Ausgrabungen blieben erfolglos, obwohl ich bei Felsö Boj eine prähistorische Lagerstätte entdeckt habe. Von hier aus fand ich nur in den, an der nach Brod führenden Poststrasse liegenden Höhlen Ueberreste des prähistorischen Menschen. Hier bewahrten die eine Felsenschlucht bildenden Anhöhen von Karäcsonyfalva (walachisch=Kreesungesd) und des Bergwerkes Boiera im Ganzen 6 Höhlen, die Ueberreste des Urmenschen. Die entgegen- liegenden Anhöhen, in denen diese Höhlen sich befinden, heissen alle beide „Magora*. Die meisten derartigen Gegenstände lieferte die rechte Kreesungesder Seite, wo die „Balogu* und „Sidu Celu d’insus“ (obere eingemauerte Höhle) genannten Höhlen den Schauplatz einer sehr ausgebreiteten Colonisation bildeten. Die auf der linken Boieraer Seite liegenden, unter dem Name „Sura“ (= Scheuer) bekannten Höhlen enthielten wenigere Küchenabfälle der Urbewohner und diese Funde bleiben in Bezug auf Reichthum und Varietät, sowie eulturhistorische Bedeutung hinter der Kreesungesder „Balogu“, welche letztere ich dem verdienstreichen Vorkämpfer der Geologie in Ungarn, meinem geehrten Professor Josef v. Szabo zu Ehren, „Szabö Jözsef-Höhle“ taufte. Auf Grund der Technik und des Materials der hier vorgekommenen Werke können wir mit Gewissheit behaupten, dass in der Szabo-Höhle ein Volksstamm der Neolith-Periode seinen Zufluchtsort hatte. Die weiteren Daten veröffentlichte ich in den mathem.-natur- wissenschaftlichen Mittheilungen der ungar. Akademie in Budapest. A.Heim. Zur Frage der „Glarner Doppelfalte“. Im Jahrbuch der k. K. geol. Reichsanstalt 1884, 34. Bd., II. Heft ist erschienen: „Beitrag zur Kenntniss der Glarner Alpen® von M.Va cek, mit einer Profiltafel. Meine Absicht, einige Localitäten, auf welche Herr Vacek ganz besonderes Gewicht legt, nochmals zu untersuchen, erwies sich mir im vergangenen Sommer wegen Ueberhäufung mit dringenderen Arbeiten als unausführbar und musste verschoben werden. Um nun durch zu langes Stillschweigen nicht der irrthümlichen Meinung Vorschub zu leisten, die Glarner Doppelfalte sei eine Hypothese gewesen, welche nun Herr Vacek zu widerlegen vermocht habe, erlaube ich mir die Bitte, Sie möchten durch Abdruck dieser Zeilen in den Publieationen der k. k. geol. Reichsanstalt Ihren geehrten Lesern folgende Mittbeilung machen: Das Blatt XIV der geologischen Karte der Schweiz in 1: 100.000, welches einen grossen Theil der Glarner Doppelfalte enthält, wird im Verlaufe dieses Winters und Frühjahres gedruckt, Profile und Text dazu im Verlaufe des Sommers 1385 druckfertig gestellt. Ich werde in diesen Publicationen, die zu den „Beiträgen zur geologischen Karte der Schweiz“ gehören, der Wissenschaft die schuldige Antwort auf den „Beitrag etc.“ und besonders auf die Profile des Herrn Vacek geben, indem ich die einschneidendsten Widersprüche derselben mit den That- sachen darlegen werde, ich habe aber nicht mehr die Absicht, dies in einer besonderen Arbeit zu thun. % Nr. 3 Sitzung am 3. Februar. E. Drasche. 81 E. Drasche. Chemische Untersuchung eines Minerals. Kürzlich wurde dem chemischen Laboratorium ein Mineral zur Analyse übergeben, das bezüglich seiner chemischen Zusammensetzung reges Interesse veranlasste. Die einzelnen Stücke sind mehr oder weniger weiss oder gelblich- weiss bis gelblich-braun gefärbt und zeigen beim Zerschlagen an den inneren Flächen ein dichtes amorphes Gefüge, das nur selten von dunklen eisenhaltigen Streifen durchzogen ist. Einige Stücke waren „gebrannt“ und zeigten eine fast rein weisse Oberfläche; diese hellere Färbung dürfte sich wohl daraus erklären, dass in dem Mineral organische Stoffe eingeschlossen sind, die beim „Brennen“ verflüchtigt werden. Das Mineral wurde seinem Aussehen nach als „Bauxit“ bezeichnet, bis die chemische Analyse klarlegte, dass es nicht zu diesem gehöre, sondern eine ganz eigenthümliche Zusammensetzung besitze. Die genaue Angabe der Localität blieb uns leider unbekannt und es sei hier nur erwähnt, dass sich das Mineral in der Nähe von Krems in Nieder-Oesterreich, und zwar in nicht unbedeutender Menge, zwischen alten krystallinischen Schiefern eingelagert vorfindet. Bezüglich der Analyse muss noch erwähnt werden, dass nur die rein weissen Stücke dazu genommen wurden und in diesen die Eisen- menge nicht bestimmbar war. Die Analyse ergab folgende Resultate: SEO En 1:30 Procent. Bisen# =. 5% Spur £ AO, 2, 00 .088.00 5 Gl EL n MO: Spur n RN Ira is IN ee 5 DOREEN D5:6D 5 PO 088 R Feuchtigkeit . 045 s Aus diesen direet gefundenen Resultaten kann Folgendes berechnet werden: StTO, ee aorocent Eisen “2. DE SPUR 8:05), Alg 272240927, 20.) 4, WER 1 AN Us RO, SL U Ed 5 or Ne MO 0. 0 SB R SU Ro ara IE Od BIO, Na, 2 104 20 MA9 Feuchtigkeit . . 045 - „ (Bei 100° C. entfernbar.) 8843 Procent 11:57 » Wasser und eine geringe Menge organ. Substanz a. der Differenz berechnet. 100000 975 82 Verhandlungen. Nr. 3 Das Pulver dieses Minerals mit Wasser längere Zeit in der Koch- hitze behandelt, gibt nichts Lösliches ab. Wurde jedoch das Mineral- pulver zuerst mässig geglüht und dann mit Wasser gekocht, so löst sich 0'64 Procent der Gesammtmenge. Die Lösung gibt eine sehr deutliche Schwefelsäurereaction. Vorträge. Dr. Carl Diener. „Ueber das Vorkommen von Hierlatz- Schichten in der Rofangruppe.“ | Die von Lechleitner in Nr. 11 der Verhandlungen der k. k. Geologischen Reichsanstalt beschriebenen Liasbildungen auf der Hoch- fläche des Sonnwendjoches im Unter-Innthale treten hier theils in der Faeies dichter grauer Kalke und Hornsteine, theils in der Facies weisser . oder rother Crinoidenkalke auf. Während die erstere Facies bisher ausser den Kieselnadeln von Spongien keinerlei Versteinerungen geliefert hat, sind die Crinoidenkalke durch ihren Fossilreichthum in hohem Grade bemerkenswerth. Insbesondere ist es eine Stelle unterhalb der eigentlichen Gipfelpyramide des Rofan (2257 M.) an der Ostseite des Gruben-See’s, welche zahlreiche Repräsentanten der typischen Fauna der Hierlatz-Schichten des Salzkammergutes enthält. Unter den hier aufgesammelten Petrefacten, meist Cephalopoden, gestattet ein wohl erhaltenes Exemplar von Aegoceras planicosta Sow. die Feststellung des geologischen Horizontes dieser Ablagerungen mit hinreichender Präeision. Demzufolge fallen die Liasbildungen der Rofan-Gruppe der Oberregion des unteren Lias zu, mithin demselben Niveau, das auch auf dem Dachsteinplateau durch Schichten in Hierlatzfacies vertreten wird. Von grösserem Interesse noch ist jedoch die vollständige Uebereinstimmung der Lagerungsverhältnisse. Auch auf der Hochfläche der Rofan-Gruppe sind die Hierlatzbildungen durch transgredirendes Auftreten über älterem Gebirge (hier Dachsteinkalk) charakterisirt, indem sie vielfach in Ver- tiefungen, Klüfte und Spalten ihres Liegenden eingreifen. Wie in den Hochplateaux des Ostens, der Dachsteingruppe, dem Todten Gebirge und Grimming, fällt daher auch hier der Abschluss der rhätischen Periode mit einer Lücke in der Sedimentbildung zusammen und bezeichnen die Hierlatzschichten den Eintritt einer neuen Transgression gegen das Ende der Zeit des unteren Lias. Nähere Details über diesen Gegenstand werden im nächsten Hefte des Jahrbuches der k. k. Geol. R.-A. zur Mittheilung gebracht werden. Dr. V. Uhig. Ueber eine Mikrofauna aus den west galizischen Karpathen. An mehreren Orten Westgaliziens (Cieklin, Kobylanka, Wola luzanska, Szalowa, Michalezowa und Biala bei Lososina, Rajbrot, Rzegocina)!) konnten in der unteren Abtheilung des Alttertiärs, den sogenannten oberen Hieroglyphenschichten Einschaltungen von Litho- thamnienkalken oder Kalksandsteinen nachgewiesen werden, welche eine ziemlich reiche, hauptsächlich aus Foraminiferen, Bryozo@n und !) Vgl. Verhandl. d. geol. R.-A. 1882, pag. 306, 1883 pag. 217, 1884, pag. 319. Nr. 3 Sitzung am 3. Februar. J. Noth. | 83 kleinen Brachiopoden bestehende Mikrofauna enthalten. Um neue An- haltspunkte für die Gliederung und Altersbestimmung des karpathischen Alttertiärs zu erhalten, wurde dieselbe einer näheren paläontologischen Untersuchung unterzogen, welche zu dem Ergebniss führte, dass von allen nachgewiesenen Thierresten nur die Nummuliten für die engere Altersbestimmung verwendbar waren. Es konnten Nummulites Tehichatcheffi, Boucheri, Budensis und semicostata (syn. Amphistegina semicostata) erkannt werden, auf Grund welcher man wohl berechtigt ist, die untersuchte Fauna als obereocän oder unteroligoeän anzusprechen. Das genaueste Aequivalent derselben dürfte wohl im mittelungarischen Bryozoönmergel Hofmanns, welcher der oberen Zone des Horizontes von Priabona (oberstes Eocän) ent- spricht, oder in dem auf die Bryozoönmergel folgenden und mit ihnen innig verbundenen Ofner Mergel (Untere Zone der Clavulina Szabo:-Schiehten Hantkens, unterstes Oligocän), zu erblicken sein. Für die Vertretung des echten Mitteleocäns liegen dagegen gar keine Anhaltspunkte vor. Das gewonnene Ergebniss stimmt mit der Thatsache ganz gut überein, dass die oberen Hieroglyphenschichten desselben Gebietes auch echte Menilitschiefer als Einlagerungen führen und aus diesem Grunde mindestens theilweise als Oligocän anzusprechen sind. Die obere Abtheilung des Alttertiärs Westgaliziens, die Ciezkowicer (Magura) Sandsteine und Bonaröwkaschichten, die ebenfalls Menilit- schiefer enthalten, dürften demnach etwa der tongrischen und aqui- tanischen Stufe entsprechen, was mit den gangbären Anschauungen in Uebereinstimmung steht. In paläontologischer Hinsicht ist besonders die Foraminiferenfauna, die namentlich in Wola luzanska gut entwickelt ist, von grossem Inter- esse. Es konnten darin zwei Gattungen entdeckt werden, die bisher fossil nieht bekannt waren und von denen auch in der Jetztwelt nur wenige Arten vorkommen, nämlich Carpenteria und Rupertia. Die erstere Gattung ist durch eine Art, die letztere durch zwei Arten vertreten, welehe eine nicht unwesentliche Aenderung der Gattungs- diagnose von Rupertia bedingen werden. Eine merkwürdige Form ist Truncatulina grosserugosa, welche dieselbe Beschaffenheit der Scheidewände zeigt, die vor kurzer Zeit von Franzenau und Andreae bei Truncat. Dutemplei nachgewiesen wurde. Auch die Brachio- poden (Argiope, Oistella, Thecidium und Terebratulina) sind bemerkenswerth. Die ausführliche Beschreibung wird im Jahrbuche erfolgen. J. Noth. Petroleumvorkommen in Ungarn. Die bisherigen Resultate der Schürfungen auf Petroleum in Ungarn haben nicht den Erwartungen entsprochen, welche man zu hegen berechtigt war. Die Uebereinstimmung der Gesteins- und Lagerungsverhältnisse jener Orte, an denen in Ungarn Oelspuren vorgefunden wurden, mit denen, die wir an den Hauptgewinnungspunkten von Oel in Galizien antreffen — liessen anhoffen, dass sich bei dem lebhaften Interesse, welches sich der ungarischen Petroleumfrage zuwandte, um so mehr eine lohnende Oelgewinnung ergeben würde, als Oberungarn selbst ein ausgezeichnetes Absatzgebiet für Petroleum bietet. K.k. geolog. Reichsanstali 1885. Nr. 3. Verhandlungen, 13 84 Verhandlungen, Nr. 3 An den Misserfolgen, oder ich darf wohl sagen Mangel an Rr- folgen, trugen jedoch nicht die geologischen Verhältnisse schuld, sondern lediglich übertriebene diskreditirende Freischurfspeeulationen und ver- fehlte Art und Weise des Schürfens, Positive Arbeitsleistung oder brauchbare Aufschlussarbeit wurde bisher an wenig Orten erzielt. Das Petroleumvorkommen in Ungarn ist im Wesentlichen an dieselben Formationsglieder gebunden, welche den Oelreichthum der Nachbarländer repräsentiren, nämlich an neocome — eocäne — oligo- cäne und neogene Gebilde der Karpathen-Sandsteingruppe. Nur ein Vorkommen von Oel und Bergtheer erregte mein besonderes Interesse, weil dasselbe in dolomitischen Kalken vorkommt, die direct dem Glimmer- schiefer eingelagert erscheinen. Ich lege Ihnen eine Probe vor. Der Fundort liegt im Szatmarer Comitat, südöstlich von Nagy- banya, 3 Kilometer südöstlich von dem Dorfe Monostor, am südöstlichen Abhange eines Bergrückens, dessen Massiv Glimmerschiefer ausmacht. Die Meereshöhe kann 600 Meter betragen. Der Glimmerschiefer ist in regelmässigen Platten geschichtet, fällt gegen SW. unter < von 45—60° und lässt an mehreren Stellen schneeweisse Dolomitkalke erkennen, die von blaugrauen und kirschrothen Thonen begleitet sind. Diese Zwischenlagen von Kalk machen den Ein- druck einer Ausfüllungsmasse grosser Spalten. Zwei derselben in einer Entfernung von 50 Meter auftretend, von der Mächtigkeit mehrerer Meter zeigen uns die Einschlüsse von Erdöl und Bergtheer in grosser Menge. An den Thonen erkennt man als unwesentliche Begleiter Schwefelkiese. Analoga hierzu fanden wir von Humboldt erwähnt. In den Comitaten Sarosz, Zemplin, Unghvar und Haromszek tritt das Petroleum in cretacischen Gebilden auf und finden sich an den Orten Komamik, Kriwa olyka, Luch, Sosmezö in der That Punkte, welche vermöge ihrer petrographischen und stratigraphischen Verhältnisse Aussicht auf Erfolg haben, doch nur in dem Falle, wenn die Schür- fungen nicht willkürlich angesetzt, wie in Luch, und bis in grössere Tiefen getrieben werden. Muss man ja doch in Galizien an den meisten Punkten über 200 Meter tief bohren, bevor man lohnende Mengen Oel erreicht. Das Vorkommen von Petroleum im Eoeän treffen wir in Közmerö- Szaezal, bei Udvarhely Zibo ziemlich verbreitet. In Szaczal, woselbst eine Tiefe von 200 Meter erreicht wurde, gewinnt man täglich 200 Kilo Oel. Dieses anscheinend unbedeutende Resultat ist immerhin ein sehr erfreulicher Beweis, dass überhaupt nennenswerthe Petroleummengen auf dem Südabhange des Comitates vorhanden sind und es nur auf richtige Auswahl der Schurfpunkte, billige, aber energische Arbeit ankommt, um auch in Ungarn günstige Resultate erzielen zu Können. Die reichen Oelausbisse in der nordöstlichen Marmaros, bei Dra- gomerfalva gehören zum grössten Theile der neogenen Salzthonformation an und sind bekannt durch die Veröffentlichungen von Dr. Tietze u. A. Dass die Arbeiten daselbst, wo es nicht an Capital fehlte, keine günstigeren Resultate lieferten, liegt an der unverantwortlichen Weise, mit der die Schürfungen betrieben wurden. In Dragomer hat keine Schürfung eine Tiefe von 200 Meter erreicht. Nr.3 Sitzung ‚am 3." Februar. J. Noth. -85 Weniger bekannt und noch gar nicht durch Bohrungen untersucht, sind die Petroleumvorkommnisse in den Trachyttuffen des Nagy-Banyer Beckens, sowie jene am Fusse des Matragebirges. 30 Kilometer westlich von Erlau (Hev. Com.) liegt die Ortschaft Röczk. Westlich von dieser Ortschaft erhebt sich der Grünsteintrachyt bis zu 500 Meter Höhe. Am Fusse des Hauptgebirges sind mioeäne Ablagerungen von Rhyolith und Trachyttuffen. Diese finden sich auf eine Erstreckung von mehreren Kilometern derart von Petroleum imprägnirt, dass, wenn man eine Handvoll des mürben Gesteines in’s Wasser legt, sogleich die Fäden des mineralischen .Oeles und das Irisiren der Oelhaut sichtbar werden. Ausserdem ist der Petroleumgeruch intensiv, den diese Tuffe besitzen. Nachdem nun diese Tuffe eruptiver Gesteine vermöge ihrer Poro- sität und sandigen Beschaffenheit ein vorzügliches Material zur Auf, saugung von Petroleum bilden, dieses aber bekanntermassen selten aus der Lagerstätte seiner ursprünglichen Bildung gewonnen wird, dürfen wir auch hier annehmen, dass sich unter den miocänen Ablagerungen der Tuffe ölbildende Formationsglieder befinden, die, wahrscheinlich durch eine Aufbruchswelle oder durch eine grössere Falte günstig zerklüftet, die Imprägnation des hangenden Gesteines veranlassten. Bei Schürfungen in diesen reich geschwängerten Tuffen müsste man besonders die Tectonik der Liegendschichten zu erforschen trachten. Gestatten Sie mir noch eine Probe Kaolin vorzulegen, welche ich einem neu erschlossenen Lager nördlich von Nagy-Mihaly‘ (Zempliner Comitat) entnommen habe, das trockene Lager ist an mehreren Stellen durch Bohrungen in einer Tiefe von 4—10 Meter unter der Erdober- fläche mit einer Mächtigkeit von 4—6 Meter aufgeschlossen. Dasselbe wird vom Besitzer Graf Sztaray bergmännisch aus- gebeutet, die reine weisse Porcellanerde wird an Porcellanfabriken geliefert, das gefärbte Material wird zu Ziegeln verarbeitet. Eigenthümlich ist der Chlorgeruch, welcher wohl dem Chlorgehalte der marinen. Ab- lagerungen seinen Ursprung verdankt. Vermischte Notizen. Prähistorische Geräthe von der Insel Pelagosa in Dalmatien. Von Herrn Professor R. Gasperini in Spalato erhielten wir nebst interessanten Fossilien auch ein Messer und eine Pfeilspitze aus Feuerstein, die derselbe in der oberflächlichen Humusschichte, welche den mittleren Theil der Insel Pelagosa bedeckt, aufgefunden, hatte. Seiner Mittheilung zufolge wurden an diesem Punkte schon: viele analoge Objecte ausgegraben, von welchen der grösste Theil sich im Besitze des Herrn A, Topich in Lissa befindet und auch gegenwärtig decke der Regen fortwährend neue Gegenstände auf. Eine systematische Ausbeutung der bezeichneten Schichte würde daher nach seiner Ansicht. gute Resultate ergeben. Samstag den 24. Januar 1885 starb zu Kensington, London, der ausgezeichnete Conchyliologe J. Gwyn Jeffreys im Alter von 75 Jahren. Seine Arbeiten haben wesentlich zu der Kenntniss der Lebensverhältnisse und der verticalen Verbreitung der Conchylien, sowie zur Kenntniss der Tiefsee-Fauna und hierdurch zu dem Verständnisse mancher schwieriger biologischer Fragen beigetragen. Noch in hohem Alter betheiligte sich Jeffreys im Jahre 1830 an der französischen Dredge-Expedition in der Bucht von Biscaja; der Verblichene war durch lange Jahre Schatzmeister der britischen geologischen Gesellschaft, 13* 86 Verhandlungen, Nr. Literatur-Notizen. F. v. Richthofen. Atlas von China. Orographische und geo- logische Karten. Erste Abtheilung: Das nördliche China. Erste Hälfte: Uebersicht. der Reisewege, Vorerläuterungen und Tafeln 1—12. Berlin 1885. Verlag von Dietrich Reimer. Um dieses Kartenwerk, welches einen integrirenden Theil des bekannten grossen Richthofen’schen Werkes über China bildet, gehörig zu würdigen, muss darauf hingewiesen werden, dass zur Zeit, als der Verfasser seine Reisen in China ausführte, genaue Karten von diesem Lande nicht vorlagen. Nur für die Küstenlinien besass „man in den Arbeiten der englischen Admiralität genaue Aufzeichnungen, während die Darstellung des Innern fast nur auf der Karte d’Anville’s beruhte, die 135 Jahre zuvor im Massstab von 1:2,000.000 auf Grund der Reisen der Jesuiten angefertigt wurde, So verdienstvoll aber auch diese Aufzeichnungen der Jesuiten gewesen sind, namentlich bezüglich der astronomischen Ortsbestimmungen vieler grösserer Städte, so war doch auf der betreffenden Karte die besonders für die Geologie so wichtige Gebirgs- zeichnung gänzlich verfehlt. Ausserdem lag freilich noch ein chinesisches Kartenwerk vor, welches, die Positionsbestimmungen der Jesuiten benutzend, sehr viel Detail bot, allein es war nur mit Schwierigkeiten zu verwenden, wie beispielsweise daraus hervor- geht, dass die chinesischen Schriftzeichen alle gleichmässig ohne Rücksicht auf den Rang der zu bezeichnenden Objecte ausgeführt waren, wodurch ein ganz unübersicht- liches Gewirr entstand. Es gibt einen Begriff von der nur bei grosser Liebe zum Gegenstande möglichen Geduld des Verfassers, wenn wir erfahren, dass derselbe schon während der Reise durch täglichen Gebrauch mit dieser Karte vertraut wurde, Auf ' einer Kritik aller dieser Daten in Verbindung mit den zahlreichen eigenen Wahrnehmungen basirt nun die gegenwärtig gebotene Darstellung. Dieselbe besteht aus einzelnen Kartenblättern im Massstabe von 1: 750.000, deren jedes eine Karte für sich bildet, so dass bisweilen das eine Blatt auf das Terrain des andern übergreift. Die meisten dieser Blätter umfassen jedes ein Areal etwa wie : das Königreich Bayern, einige noch mehr, woraus man am besten die Grösse der geleisteten Arbeit ermessen kann. Je zwei Blätter gehören dabei in der Weise zu- sammen, dass auf dem einen Blatt die Terraindarstellung, auf dem anderen die -geo- logische Colorirung gegeben wird. Für die Situationszeichnung wurde die ausgezeichnete Mitwirkung des Herrn Dr. Richard Kiepert, Sohn des berühmten Geographen, gewonnen. Doch hat der Verfasser jede zuerst von Herrn Kiepert mit Bleistift ange- . gebene Linie nachgezogen, so dass er allein für die endgiltige Form der Karten die Verantwortung übernimmt. Insbesondere gilt dies betreffs der steifen Gestalt der den chinesischen Karten entnommenen Flussläufe, deren Wiedergabe mit vollem Recht der oft auf für schlecht bekannte Gebiete beliebten geschlängelten Flusszeichnung vorge- zogen wurde, welche leicht den irrthümlichen Schein genauerer Aufnahme erweckt. Herr Himly, früher Dolmetscher beim deutschen Consulat in Shanghai, hat den Verfasser beim Eintragen der Schrift auf den Karten unterstützt. Es handelt sich um ungefähr 15.000 Namen, welche in einer angemessenen Transcription wiederzugeben waren. Durch 7 Monate hat Herr Himly mit dem Verfasser fast täglich 6—7 Stunden gearbeitet, um diese Aufgabe zu bewältigen. Auch daraus mag das Verdienst der vorliegenden Leistung ersehen werden.- Bei der Wahl der Farben für die geologische Colorirung wurde die Rücksicht auf Deutlichkeit obenangestellt, so dass besonders die grossen Transgressionen sofort zum Ausdruck kommen. < Eine ‘besondere Empfehlung dieses Kartenwerkes, welches den fundamentalen textlichen Arbeiten Richthofen’s über China sich würdig anschliesst, ist überflüssig. (E. T.) A. Penck. Pseudoglaciale Erscheinungen. (Ausland, 1884, pag. 641—646.) Der vorliegende Aufsatz ist ein sehr beachtenswerther Mahnruf an die Glacial- geologen, nicht aus dem Vorkommen des einen oder anderen der sogenannten Glacial- phänomene hin sofort auf eine einstige Vergletscherung zu schliessen, sondern den Beweis dafür möglichst allseitig durch Erwägung aller Verhältnisse zu erbringen. Gekritzte Geschiebe, Blocklehme und Felsschliffe sind die Beweismittel für Gletscher- thätigkeit, aber jede einzelne dieser Erscheinungen kann für sich allein auch auf andere Weise entstanden sein, wie dies durch eine Aufzählung „pseudoglaeialer“ Bildungen Nr. 3 Sitzung am 3. Februar. A, Penck. 87 gezeigt wird. Nur das Auftreten der Gesammtheit der einschlägigen Erscheinungen oder, wenn dies nicht der Fall, ein streng kritischer Vorgang, kann vor Trugschlüssen auf die Existenz vormaliger Gletscher bewahren. (A. Böhm.) A.Penck. Mensch und Eiszeit. (Separat-Abdruck aus dem „Archiv für Anthropologie“, Band XV, Heft 3, 1884. 188. u. 2 Tafeln.) Wenn man die Ergebnisse der anthropologischen Forschung mit den Resultaten der Glacialgeologie vergleicht, so gelangt man zu der merkwürdigen Thatsache, dass sich die Fundstellen von Resten und Werken des paläolithischen Menschen einer- und die Gebiete der alten Vergletscherungen andererseits gegenseitig ausschliessen. Die meisten Funde aus der älteren Steinzeit in Europa stammen aus Frankreich, weil dieses Land während der Eiszeit die ausgedehntesten gletscherfreien Areale besass. * Gletscherverbreitung und Auftreten des paläolithischen Menschen waren also mindestens gleichzeitige Phänomene; denn würde der Urmensch jünger sein als die Vereisung, so würde er entschieden auch das ehemalige Gebiet dieser letzteren besiedelt haben. Die jüngste grosse Eisausdehvung hat also der paläolithische Mensch nicht überdauert, aber am Saume derselben, und zwar noch in dem Gebiete der „verwaschenen Moränen- landschaft“, welche von einer früheren, noch grösseren Vereisung herrührt, tritt er an mehreren Orten auf, so bei Thiele, Weimar und Gera, bei Schussenried und Thayngen; seine Existenz fällt sonach in die letzte Interglnem]zeit und die Zeit der letzten Vereisung, Mit diesem Erkenntnisse stimmt’ das Vorkommen von Beier des paläoli- thischen Menschen auf Quartärschottern und im Löss überein. Jeder Vereisung ging eine grossartige Schotterablagerung als Einleitung voraus, und dem zu Folge lassen sich unter den quartären' Schottermassen überall mindestens zwei, an mehreren Orten aber auch drei verschiedene Systeme unterscheiden. Die älteren Systeme dieser Schotter sind mit Löss bedeckt, die jüngsten Schotter hingegen nie, weshalb die Lössbildung vor der letzten Vereisung vollendet gewesen sein muss. Da aber die älteren Moränen und Schotter von Löss bedeckt sind, so muss die ganze Lössablagerung in eine Phase der grossen Eiszeit fallen, „und wenn sich im Lösse an solchen Stellen, wo eine nach- trägliche Umlagerung ausgeschlossen ist, Reste von Menschen finden, so ist daraus mit Sicherheit zu schliessen, dass dieselben von einem Zeitgenossen der grossen Eiszeit, ‚d.h, des Wechsels von Glacial- und Interglacialzeiten, herrühren“. Dass dieser eiszeitliche Mensch als Vorläufer einen präglacialen, vielleicht ter- ‘tiären, gehabt habe, ist zwar wahrscheinlich, doch entbehrt diese Annahme bislang noch der thatsächlichen Stützen. Je weiter zurück der Ursprung des Menschenge- schlechtes verfolgt wird, desto seltener werden die sicheren Spuren, denn der Boden, auf welchem dieselben heute gesucht werden können, ist nicht mehr derselbe, wie zu jenen alten Zeiten, denn er ist steten Veränderungen unterworfen. Wo DenulJation erfolgte, werden wir vergebens nach Resten von Landbewohnern fahnden, und nur dem Umstande, dass während der Quartärzeit eine reichliche Accumulation auf dem festen Lande erfolgte, ist die Erhaltung von Resten des paläolithischen oder eiszeit- lichen Menschen zu danken. Eine sehr werthvolle Beigabe bilden die beiden Karten, deren eine die räum- lichen Beziehungen der Fundstellen des paläolithischen Menschen zu der Ausdehnung der ältesten und der jüngsten Eiszeit in Deutschland veranschaulicht, während die andere die eiszeitliche Gletscherverbreitung in ganz Europa zur Darstellung bringt. (A. Böhm.) A. Penck. Geographische Wirkungen der Eiszeit. Mit einer Höhenkarte der Schneelinie in Europa. (Verhandlungen d. IV. deutschen Geographentages zu München. Berlin 1884, pag. 66—84.) "Die Eiszeit bildet nicht nur ein interessantes Problem der historischen Klima- tologie, sondern auch ein solches für die Morphologie der Erdoberfläche, welch’ letzteres in den eigenthümlichen Reliefverhältnissen derjenigen Länder seinen Ausdruck findet, in welchen sich die Eiszeit durch ausgedehnte Vergletscherungen offenbarte. Dass die alten Gletscher wirklich gestaltend auf die Oberfläche der Länder einwirkten, wird durch viele Thatsachen erwiesen. Zweifellos ist es, dass die so mächtigen Grund- moränen der eiszeitlichen Gletscher grösstentheils dem Gletscherbette entnommen wurden, theils hier bereits vorhandenem losen Schutt, theils aber auch dem festen Gestein, und ferners, dass die Grundmoräne vielfach unter dem Eise bergan transportirt wurde; ist aber das letztere möglich und mnss man gleichzeitig zugeben, dass ein Gletscher an seiner Sohle erodirt, so ist auch die weitere Möglichkeit gegeben, dass ein Gletscher 88 "07, Verhandlungen; = Nr. 3 »beckenförmige Vertiefungen ausschürfe.. Die Möglichkeit eines’ Vorganges begründet aber nicht sofort auch dessen Wirklichkeit; weshalb erst durch genaue Untersuchung jedes einzelnen Seebeckens der ehemals vergletscherten Areale zu entscheiden ist, ob dasselbe ein Glacial-Erosionsbecken ist oder nicht. Ist die Frage, welche Kraft ein solches Becken erzeugte, einmal beantwortet, dann erwächst sofort die zweite, warum jene Kraft gerade hier oder dort in Wirksamkeit trat, so dass das Seenphänomen der Localforschung noch eine Fülle von Problemen darbietet; die Prädisposition zur Beckenbildung (bedingt durch geographische Lage und geologischen Bau) wird hierbei ganz‘ besonders in’s Auge zu fassen sein. Für das Alpenvorland ist der Nachweis -bereits gelungen, dass die grossen Randseen Producte der Glacialerosion sind; aber mit Bezug auf die Eiszeit stellen jene Seebecken doch nur einen geringen Theil des boden- gestaltenden Einflusses der alten Gletscher dar; das Material, welches uns in den Ablagerungen dieser Gletscher entgegentritt,, würde ausreichen , jene Seen viele Male auszufüllen; „die Seen bilden nur einen Theil des charakteristischen Reliefs, welches. ‘ Gletscher Ländern aufzudrücken vermögen“, Von den 136 Millionen Quadratkilometern der BoRanıken festen Erdoberfläche waren während der Eiszeit nahezu 30 Millionen vergletschert. Dieser ungeheuere Umfang der alten Vergletscherung scheint der Voraussetzung enormer Kältegrade zu bedürfen, doch lehrt ein genaueres Studium, dass die Depression der ‘glacialen Schneelinie gegen- über der heutigen im Mittel 1000 Meter nicht übersteigt, und dass somit die Temperatur- Erniedrigung während der Eiszeit im Mittel höchstens 6° betragen habe. Ein allgemeiner “Ueberblick über die heutige Lage der Firnlinie im Vergleich zu jener‘ während ‚der Eiszeit, lehrt die Eiszeit nicht mehr allein als Kälteperiode, sondern als grosse Verschiebung der Klimengürtel kennen, Das Klima Norwegens scheint solchermassen nach Süddeutschland verschoben, jenes der Alpen über das Mittelmeer- gebiet; auch in Wüstenländern zeigen sich an manchen Orten Spuren einer früheren grösseren Feuchtigkeit, und es liegt nahe, auch hierin eine a Wirkung ‘der grossen Eiszeit zu vermuthen, % Die beigegebene Karte, eine recht verdienstliche graphische Zusammenstellung, “bringt in sehr anschaulicher Weise den Verlauf der recenten und der glacialen Pu un (Linien gleicher Höhe der Schneelinie) in Europa zum Ausdruck. (A. Böhm.) A. Penck. Die Eiszeit in den Pyrenäen. (Separat-Abdruck aus den’ „Mittheilungen des Vereins für Erdkunde zu Leim: ‚1883. 69 8. und eine Karte.) Das eiszeitliche Glacialphänomen der Pyrenäsn entwickelte sich unter denselben Bedingungen, wie das heutige, und ist als eine Potenzirung des letzteren aufzufassen, ebenso, wie sich dies auch betreffs der Alpen und des deutschen Mittelgebirges ergab. Da die Pyrenäen heute viel 'kleinere Gletscher besitzen als die Alpen, so standen auch ihre eiszeitlichen Gletscher an Grösse weitaus hinter jenen der. letzteren zurück, - Während die alten Eisströme in den Alpen zu einem Inlandeise verschmolzen, welches fast das ganze Gebirge unter sich begrub, war, die Entwicklung der Gletscher -in den’Pyrenäen abhängig von der Grösse der einzelnen Thäler, in welchen sie lagerten ; auch fehlte den Pyrenäengletschern die Entwicklung auf dem Vorlande, welche bei den Alpengletschern die Abnahme der Intensität der Vereisung von West nach Ost so deutlich veranschaulicht. Von den drei grössten Pyrenäengletschern breitete sich nur der westlichste, der von Argel&s, eine kleine Strecke weit auf dem Vorlande aus, während die beiden anderen, der Garonnegletscher. und’ der Ariögegletscher gerade noch den Fuss des Gebirges erreichten; alle übrigen endeten in den Bergen “selbst. Die Eisströme der Nordpyrenäen sind mit einer einzigen Ausnahme tiefer herab gestiegen (bis 400—600 M.) als jene der Südseite (bis 800—1000 M.) und erreichten "auch eine grössere Länge als die letzteren (diese im Mittel unter 30, jene über 36 Km.); in der verschiedenen Intensität des Glacialphänomens auf beiden Pyrenäenseiten spiegeln sich eben genau die heutigen Verhältnisse, nur vergrössert, wieder. In den Mittel- pyrenäen -lag die alte Schneelinie auf der Nordseite in 1700 M. Höhe, auf der Südseite in nahezu 2000 M. Höhe; auch lässt sich nach dem bisherigen Stand der Kenntniss “bereits betonen, dass dieselbe auf der oceanischen Seite des Gebirges tiefer lag, als . auf der mediterranen, doch ermangeln zur genaueren Massbestimmung noch exacte’ Untersuchungen im Tetgebiete und am Canigon. \ Die heutige Schneelinie am Nordhang der Pyrenäen liegt im Westen -in 2500 M., im mittleren Theile in 2800 M. und im Osten über 2800 M. Höhe; die Herabdrückung der eiszeitlichen Schneelinie beträgt also im Mittel 1100 M, gegenüber Nr. 3° KR Sitzung am 3. Februar. A. Penck. 89 1500:M. in den Alpen. Da nun auch in den Pyrenäen selbst die Schneelinie im . Süden weniger tief herabgedrückt war, als im Norden, so würde dieses Ergebniss, wenn es noch durch weitere Untersuchungen, etwa in der noeh südlicher gelegenen Sierra Neyada, Stützen erhielte, zu der Anschauung führen, dass sich die Eiszeit auf die polaren Regionen beschränkte und die äquatorialen Gebiete nicht betraf. ‚Die westlichen Pyrenäen waren wegen ihrer geringen Höhe gar nicht ver- gletschert; aber zugleich mit den Anzeichen der Existenz ehemaliger Gleischer fehlen den Thälern dieses Theiles des Gebirges auch die ausgedehnten Schotterterrassen, ; welche die Thäler der Hochpyrenäen in ähnlicher Weise auszeichnen, wie jene der Alpen, Dagegen treten hier sehr häufig Erosionsterrassen auf, welche verrathen, dass. die Thalbildung in diesem Gebiete ebenso wenig continuirlich - erfolgte wie anderswo, Das westlichste der nördlichen Pyrenäenthäler, welches vergletschert war, ist das der Saison; es ist zugleich das erste, welches ausgezeichnete Aufschüttungsterrassen besitzt. Dieses Zusammenfallen von Schotterterrassen mit einstmals vergletschert gewesenen Gebieten, welches auch sonst schon beobachtet wurde, gewährt einen bedeutsamen Fingerweis auf die Ursache ihrer Entstehung. Auch das heute allenthalben beobachtete Zusammenfallen von Seeregionen mit den Moränengebieten, auf welches zuerst von Leblane hingewiesen wurde, wird in den Pyrenäen bestätigt. Die „centralen Depres- sionen“ des Alpenvorlandes finden sich in dem schönen Becken von Lourdes wieder, ferner an den Thalausgängen im Ossauthale und dem der Garonne, -sowie auch im Gallegothale auf der Südseite des Gebirges — freilich in einer den orographischen Verhältnissen und der geringeren Entwicklung des Glacialphänomens entsprechenden Modification. Wie manche der centralen Depressionen am Ausgange der Alpenthäler, beherbergen auch ihre Analoga in den Pyrenäenthälern keine Seen mehr, was sich auf den Umstand zurückführt, dass die hier früher vorhanden gewesenen Seen, von denen sich noch Spuren finden, bereits trocken gelegt worden sind. Der kleine See von Lourdes ist ein letzter Rest einer einstigen grösseren Wasseransammlung, und ist in dieser Beziehung ganz und gar mit dem Simmsee bei Rosenheim und dem Waging- Tachinger See nordwestlich von Salzburg zu vergleichen. Charakteristisch für die Pyrenäen, ebenso wie für die britischen und schottischen - Hochlande, ist die Häufigkeit der Cirkusbildung, welche auch in den Alpen wieder- kehrt. Solche Cirken treten entweder als kesselförmige Nischen an den Berghängen auf, oder sie finden sich an den Thalenden als amphitheatralische Erweiterungen derselben, wonach man Gehänge- und Thaleirken unterscheidet. Die ersteren gehen nie unter 1700 M. herab, die letzteren hingegen treten bereits in 1300—1700 M. auf; beide erweisen sich als alte Gletscherbetten und stellen „die charakteristisch erweiterten Wurzelpunkte von Eisströmen“ dar. 1700 M. war aber die Höhe der glacialen Schneelinie; es haben also nicht die Cirken etwa durch besondere Prädisposition die Gletscher bedingt, deren Spuren in ihnen auftreten, sondern es sind . umgekehrt die Gletscherwurzeln die Ursachen und die Cirken die Folgen. „Eine solche Beschränkung der Cirken auf das eiszeitliche Firngebiet lässt nur die Meinung auf- kommen, dass sie ein Werk der Gletscher selbst sind.“ Dass die Thalcirken auch in tieferem Niveau auftreten, liegt in der Natur der Sache; in ihnen wurzelten die Haupt- gletscher, während aus den Gehängecirken die seitlichen Zuflüsse kamen. Wie die Alpen besitzen auch die Pyrenäen einen grossen Reichthum an kleinen Hochseen, von denen die tiefsten in einer Höhe von 1550—1700 M. gelegen sind. Von dieser Höhenstufe an finden sich bis zu 2500—2600 M. die Wasserbecken ungemein zahlreich und treten sehr häufig in den oben. erwähnten Cirken auf oder auch in Reihen stufenföormig übereinander, wo dann in der Regel ein Gehängecirkus als Endpunkt einer solchen Reihe auftritt. Die Seen treten also immer unterhalb der Gletscherwurzeln auf, steigen jedoch nur selten bis in die Hauptthäler hinab, in deren Becken und Weitungen jedoch Anzeichen des einstigen Bestandes solcher Seen vorliegen. Die seen- reichen Regionen entsprechen also Bezirken, in welchen die nivellirende Thätigkeit des Wassers noch nicht so lange wirkt, wie weiter thalabwärts; sie geben Gegenden an, aus denen das Eis erst viel später: geschwunden ist, und ermöglichen sonach, dem Vorgange von James Geikie in Schottland folgend, ein letztes, postglaciales Stadium der Vergletscherung auszuscheiden; während desselben war das Gebirge so weit vergletschert, als die Seenreihen reichen, also von oben ‚herab bis auf eine Höhe von etwa 1550—1700 M. Die Firnlinie dürfte damals in den nördlichen Centralpyrenäen in ca. 2000 M. Höhe gelegen sein, und das Gebirge muss ungefähr in derselben Ausdehnung vereist gewesen sein, wie heute die Ostalpen. Sollten die letzteren einmal ihrer Firn- “und Eismassen beraubt sein, dann dürften sie in ihrem‘ EP > © 90 Verhandlungen. N, 3° Aussehen den heutigen Pyrenäen gleichen. Weil die heutigen Gletscher bei ihrem oseillatorischen Rückwärtsschreiten keine Becken hinterlassen, spricht man denselben die. Fähigkeit ab, Gesteinsbecken auszuschürfen; aber „das heisst von einem Flusse verlangen, dass er nach jeder Ueberschwemmung ein Thal gebildet haben soll“, Nicht in dem Oscillationsgebiete eines Gletschers — dem Analogon des Inundationsgebietes eines Flusses — löst sich dieses Problem, sondern in eisfrei gewordenen Ge- bieten, „und darin, jüngst ein solches geworden zu sein, besteht die grosse Bedeutung der Pyrenäen für die wichtige Frage der Glacialerosion“. (A. Böhm.) A. Heim. Handbuch der Gletscherkunde. Stuttgart 1885. 8°, 560 Seiten, mit zwei Tafeln und einer Karte. Dem Erscheinen des nunmehr vorliegenden neuesten Werkes des rühmlichst bekannten Schweizer Geologen wurde mit grosser Spannung und mit den höchsten Er- wartungen entgegengesehen; entbehrte doch die sonst so reichhaltige und besonders in neuester Zeit so sehr geförderte Gletscher-Literatur seit; verhältnissmässig langer Zeit eines zusammenfassenden Werkes, welches unser gesammtes Wissen von den Gletschern in einheitlicher Weise zur Darstellung bringt; denn seit Mousson’s schönem Buche „DieGletscherder Vorzeit“, Zürich 1854, war kein bemerkenswertheres ähnliches Werk über Gletseher mehr erschienen. Dazu kommt, dass der Verfasser, in einem so gletscherreichen Lande lebend, es schon früher verstanden hat, den Namen, den er sich auf allgemein-geologischem Gebiete erworben, auch auf dem engeren Felde glacialer Forschung zu Klang und Geltung zu bringen, so dass er mit vollem Recht an die schwierige Aufgabe herantreten durfte, deren Lösung in dem „Handbuch der Gletscherkunde“ angestrebt wird. Das Werk gliedert sich in zehn Abschnitte, in welchen der Reihe nach die Lawinen, die Gestalt der Gletscher, die Ernährung und das Material der Gletscher, die Bewegung der Gletscher, die Auflösung der Gletscher, die Theorie der Gletscher- bewegung, die Trümmer der Gletscher, die geographische Verbreitung und die klimatischen Bedingungen der Gletscher, die Schwankungen im Stande der Gletscher in historischer Zeit und die Gletscher der Vorzeit behandelt werden. In der Einleitung werden die Ursachen der Temperaturabnahme nach Meerhöhe und Polböhe, sowie deren Betrag erörtert und allgemeine Betrachtungen über die Schneeregion und die Bedeutung von Lawinen und Gletschern gepflogen. Der erste Abschnitt ist speciell der Betrachtung der Lawinen gewidmet, welche, ebenso wie auch die Gletscher, ein „wesentliches Moment zur Ausgleichung des Klimas der verschiedenen Höhenregionen und Jahreszeiten“ repräsentiren. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit der Gestalt der Gletscher.) Ein alpiner, skandinavischer und grönländischer Vergletscherungstypus wird unterschieden. Die beiden ersteren Typen sind vornehmlich durch den orographischen Bau des Gebirges bedingt, der letztere, das Inlandeis, ist hingegen von diesen in erster Linie quantitativ verschieden. Durch Abnahme der Vergletscherung würde der grönländische Typus je nach der Bergunterlage — Ketten- oder Plateaugebirge — entweder in den alpinen oder in den norwegischen Typus übergehen. Bei den Alpengletschern sind sowohl die Eisströme als auch deren Nährgebiete, die Firnmulden, scharf individualisirt, während bei den norwegischen Gletschern dies nur bezüglich der ersteren der Fall ist, deren stets mehrere einem gemeinsamen Firnreservoir entspringen.) — Nach einer Betrachtung über regenerirte Gletscher und über Gletscherseen folgen Angaben über die Dimensionen speciell der alpinen Vergletscherung. Hier wird als der tiefst- gehende Gletscher der Ostalpen der Mittelberggletscher in der Oetzthaler Gruppe angeführt, !) Zur Synonymik (pag. 39) sei bemerkt, dass in Kärnten die Gletscher nicht „Kess“ oder „Käss“, sondern „Kees“ heissen, und dass dieser Ausdruck auch in dem salzburgischen und tirolischen Antheil der hohen Tauern, sowie auch im Zillerthale üblich ist. Die Bezeichnung „Kahr“ für Gletscher findet sich in den Tauern nicht vor, es beruht dies jedenfalls auf einer irrigen Auffassung und Verallgemeinerung des localen Namens „Fuscher Eiskar“. 2) Dies gilt jedoch nur für die an der Küste gelegenen grossen Plateaugletscher von Folgefond, Justedal u. s. w., keineswegs jedoch für alle oder auch nur für die Mehrzahl der norwegischen Gletscher. Nach dem Inneren des Landes zu tritt der Plateau-Charakter des Gebirges etwas zurück und dort findet man in den Horunger Bergen, in der Umgebung des Tyin- und Bygdin-Sees, sowie in der Gruppe des Gald- höppig Gletscher, welche ganz unseren alpinen gleichen und so wie diese auch mit prächtigen Oberflächenmoränen versehen sind. DA een ad. 6 2 na 7 > ae Zend a AI Nr. 3 i Sitzung am 3. Februar. A, Heim, 91 dessen Zunge bis auf 1740 Meter herabreiche. Diese Angabe rührt jedoch noch aus älterer Zeit her, während später (1856) das Gletscherende von Sonklar zu 1834 Meter bestimmt wurde. Hingegen fand Lipold (1843) die Ausgangshöhe des Floiten- keeses in der Zillerthaler Gruppe zu 1549 Meter, Sonklar (1865) zu 1640 Meter und gegenwärtig beträgt dieselbe 1800 Meter, während der Mittelbergferner zur Zeit bereits in 1850 Meter sein Ende findet, Das Floitenkees ist also derjenige Gletscher, welcher in den Ostalpen am tiefsten zu Thal steigt. In dem Abschnitte über die Ernährung und das Material der Gletscher kommt der Verfasser an Hand mitgetheilter Tabellen zu dem Resultate, dass in den Alpen die jährliche Ernährung eines Gletschers auf der ganzen Sammelfläche im Mittel einer Schichte von wenigstens zwei Meter Firnschnee oder 1 Meter Firneis betrage und dass das Maximum des jährlichen ‚Schneefalles wahrscheinlich in den unteren Theil der Schneeregion falle. Bei der Aufzählung hoch gelegener meteorologischen Beobachtungs- stationen und dem Hervorheben des Mangels an solchen in den Ostalpen hat der Ver- fasser den Bestand der vorzüglich eingerichteten Observatorien am Hochobir und Wendel- stein, sowie der kleineren Stationen am Radhausberg, auf der Schmittenhöhe und am Untersberg übersehen. Der Uebergang von Hochschnee zum Firn und von diesem zu Firneis und weiterhin zu Gletschereis ist sehr anschaulich geschildert. Das Gletscher- eis wird als ein „körniges Aggregat von Eiskrystallen“ erkannt, „in gleicher Weise, wie der Marmor ein solches Aggregat von Kalkspathkrystallen ist“, Diese Krystallstructur, welche den Gletscherkörnern entspricht, geht durch die ganze Masse des Gletschers hindurch. Die Ausführungen über die Bandstructuren der Gletscher würden durch Beigabe einiger erläuternden schematischen Skizzen für den Nichtfachmann sehr an Deutlichkeit gewonnen haben. Die Bewegung der Gletscher bildet den Vorwurf des folgenden Capitels. Die Thatsachen der Bewegung werden unter Anführung älterer und neuerer Messungs- ergebnisse dargelegt, wobei auch bisher noch nicht publieirte Resultate der grossen Rhonegletscher-Vermessung verwerthet werden konnten. Bei dem Vergleich der Gletscher- bewegung mit jener eines Flüssigkeitsstromes gelangt der Verfasser aus den Folgen dieser Bewegung in Spalten und Structur zu dem Schlusse, dass der Gletscher sich auf Druck stets plastisch, auf Zug hingegen stets spröde verhalte und sonach die Eigenschaften von dieckflüssigen Massen besitze, bei denen die innere Reibung grösser ist, als die Cohäsion, im Gegensatze zu den zähflüssigen Massen, bei welchen das Umgekehrte stattfindet. In dem der Auflösung der Gletscher "gewidmeten Abschnitte sind besonders die Erörterungen der vielumstrittenen Frage nach der Abschmelzung der Gletscher durch die Erdwärme von Interesse. Durch theoretische Reflexionen wird als wahrscheinlich erkannt, dass bei mächtigen Gletschern eine solche Abschmelzung von unten das ganze Jahr hindurch und selbst bis über die Schneelinie hinauf stattfinde, während kleinere und spaltenreiche Gletscher wenigstens in der kalten Jahreszeit am Boden fest ange- froren sein können. Der Vorgang des „Kalbens“ der grönländischen Gletscher leitet zu einem Excurs über das Treibeis der Polargebiete, wobei das Feldeis (Packeis der arkti- schen, Floeberge der antarktischen Meere) zum Unterschiede von dem Gletschertreibeis („Eisberge“) geschildert wird. Die enorme Eisplatte der Südpolarregion mit ihrer 30 bis 100 Meter hohen verticalen Eiswand, welch’ letztere gewöhnlich als ein abge- brochener Gletscherrand angesprochen wurde, wird von dem Verfasser für ein vieljähriges Feldeis gehalten, welches in Folge der klimatischen Verhältnisse der Südhalbkugel solch’ eine ungeheuere Dicke erlangen konnte. Eine kritische Sichtung der zahlreichen bisherigen Gletscherbewegungs-Theorien im nächsten Abschnitte führt zu dem Ergebnisse, dass heute noch keine derartige Theorie existirt, welche in durchgreifender Weise allen einschlägigen Erscheinungen gerecht zu werden vermöchte. Sicher ist, dass die Bewegung der Gletscher sich aus Gleiten und Fliessen zusammensetzt, und dass das erstere lediglich ein Resultat der Schwere ist. Bei der fliessenden Bewegung spielt das Gletscherkorn eine bedeutende Rolle, jedoch nicht in dem Sinne der „thermischen Theorie“ Forel’s, welche in dem Kornwachsthum die hauptsächlichste Ursache der Gletscherbewegung erkennt, sondern nach Heim in umgekehrter Weise insoferne, als die Vergrösserung des Gletscherkornes vielmehr ein Nebenproduct der fliessenden Gletscherbewegung sei, während das Vorhanden- sein der Kornstructur überhaupt allerdings als eine wesentliche Mitursache dieser Be- wegung zu gelten habe, Die fliessende Bewegung kommt nach dem Verfasser zu Stande: a) durch partielle innere Verflüssigung durch Druck, 5) durch bruchlose Umformung vermöge Plastieität, welche jedoch von dem Vorhandensein einer Zertheilung des K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr.3. Verhandlungen, 14 Fa © de ME BD rt An ee 99 Verhandlungen. Nr. 3 Gletschers durch Haarspalten und Gletscherspalten abhängig ist, und endlich c) durch Zertheilungen und kleine Stellungsveränderungen, welche beständig mit Partialregelation abwechseln. Mannigfache Hinweise auf noch offen stehende Fragen, deren Beantwortung für eine zukünftige allseitige Durchbildung der Theorie der Gletscher von Wichtigkeit ist, werden späteren Untersuchungen zur Richtschnur zu dienen haben. \ Wir gelangen nun zu einem der interessantesten Abschnitte des ganzen Werkes, welcher sich zum grössten Theil mit der so brennenden und viel umfochtenen Streit- frage nach der Gletschererosion beschäftigt. Der Verfasser ist einer der lebhaftesten Gegner der Glacialerosion; deshalb widmet er derselben auch kein eigenes Capitel, sondern behandelt sie zusammen mit Moränen, Grundmoränen, Gletscher- und Gletscher- bach-Alluvionen aller Art unter dem zwar nicht neuen, aber ziemlich unglücklich ge- wählten Ausdrucke „die Trümmer der Gletscher“. Auf das Meritorische der diesbezüg- lichen Ausführungen einzugehen, muss sich der Referent an diesem Orte schon des Raumes wegen versagen. Der Schlüssel zu der Frage der Gletschererosion ist die Frage nach der Ent- stehung der Grundmoräne, Der Verfasser beantwortet dieselbe dahin, dass das Material der Grundmoräne theils von den Oberflächenmoränen herrühre, theils von dem schon vor der Vergletscherung in den Thälern angehäuften Schutt. Der Gletscher „ist ein Frachtschlitten, der Fluss aber ein wilder Flösser und Säger“. „Die Vergletscherung ist ein relativer Stillstand in der Thalbildung.“ Einen Anhang zu diesem Abschnitte bildet eine vergleichende Uebersicht der Wirkungen der Gletscher mit solchen anderer Agentien. Hierzu sei ergänzungsweise bemerkt, dass (ad pag. 403) dem Referenten auch aus Schutthalden roh geritzte und gerundete Blöcke bekannt sind, welche nicht aus Moränen herstammen, ferner (ad pag. 404), dass nicht nur Lawinen, sondern auch steile Schneefelder durch langsames Gleiten am Fels mitunter eine geschrammte Abglättung erzeugen (beobachtet am Reichenstein, Ennsthal), und dass an den vom Vieh herrührenden Schliffen auch öfters eine unregelmässige Kritzung beobachtet wird, welche theils von den Hufen und Hörnern, theils von an dem Fell haftenden Sandkörnchen herrührt. Der folgende Abschnitt bringt eine Uebersicht über die geographische Verbreitung und die klimatischen Bedingungen der Gletscher, aus welcher das Resultat abgeleitet wird, „dass die localen terrestrischen Einflüsse, d. h. die Vertheilung der Feuchtigkeit und der Temperatur in horizontaler und verticaler Richtung unvergleichlich mass- gebender sind, als alle kosmischen Erzeuger von Klimaschwankungen, so dass die letzten auf die Vergletscherung kaum je von wesentlichem oder entscheidendem Ein- flusse gewesen sein konnten“, Die beiden letzten Abschnitte behandeln die historischen Gletscherschwankungen und die Gletscher der Vorzeit, erstere vornehmlich auf Basis der schönen Untersuchungen und Studien von F. A. Forel und von E. Richter. Die neuesten Nachrichten über das Verhalten der Gletscherenden in den Alpen lassen erkennen, dass die grosse Rückzugsperiode der Gletscher, welche 1850 begann, nunmehr bereits ihrem Ende ent- gegengeht, indem im Jahre 1834 schon 12 vorrückende Gletscher bekannt waren und das Schwinden der übrigen an Intensität verliert. Das Wachsen scheint von West nach Ost vorzuschreiten, und es steht zu erwarten, dass dasselbe nach einer Reihe von Jahren wieder allgemein wird. Ob die Schwankungen vom Mittelalter bis 1850, deren Summe ein Wachsen bedeutete, blos eine kurze rückläufige Strecke in der Curve der gesammten Gletscherabnahme seit der Eiszeit sind, oder ob sie einer neuen Eiszeit ent- gegenführen, ist bis jetzt absolut nicht zu erkennen, Von den zahlreichen Theorien zur Erklärung der Eiszeit erfreut sich keine des Beifalls des Verfassers, welcher die Lösung dieser Frage vielmehr, und mit vollem Recht, gänzlich der Zukunft überantwortet. Der Verfasser erhebt keinen Anspruch auf literarische Vollständigkeit, was bei der enormen Ausdehnung der Gletscherliteratur und bei der Popularität, welche die- selbe insbesondere in England gefunden, wohl oder übel ein Ding der Unmöglichkeit wäre. Bei der Darstellung der geographischen Verbreitung begegnet man denn auch manch’ kleiner Lücke, insbesondere fehlen bei Afrika bezügliche Angaben von d’Abbadie, Ferret, Galinier und Rochet, bei Asien von Ashanin, Atkinson, Baber, Burnes, Corsky, Davidson, Korostowzew, Lydekker, Mdeartney, Milne, Muschketow, Poliakoff, Radde, Regel, Ryell, Stoliezka und Szemenow, bei Amerika von John Muir. Etwas ausführ- lichere Literaturnachweise wären erwünscht, wenigstens könnte jedem Abschnitte ein Verzeichniss der wichtigsten Fundamentalwerke und Abhandlungen (wie bei Credner's Geologie) vorangestellt sein. Dass das grosse neunbändige Werk von Dollfus-Ausset: „Materiaux pour l’&tude des glaciers“ auch nicht ein einziges Mal erwähnt ist, nimmt Nr. 3 Sitzung am 3. Februar. J. Blaas. 93 Wunder. Sehr schmerzlich wird ein ausführliches Register vermisst, welches den Ge- brauch des Werkes als Handbuch wesentlich erleichtern würde, Von der Beigabe der zumeist üblichen Abbildungen über Gletscher wurde mit vollem Recht Abstand genommen, denn „mit seltenen Ausnahmen sind dieselben ganz entsetzlich schlecht“. Vielleicht wäre es aber möglich, eine neue Auflage mit zwei oder drei Lichtdrucken nach Sella’schen Gletscherphotographien zu schmücken, denn bei dem ohnehin schon hohen Preis des Werkes dürfte eine kleine Mehrausgabe nicht mehr sonderlich in’s Gewicht fallen. Eine hohe Zier des Buches bildet die demselben bei- gelegte Karte des Aletschgletschers, hergestellt vom eidgenössischen topographischen Bureau, welche in der That „eine unübertroffene, wahrhaft classische Darstellung“ eines Alpengletschers genannt zu werden verdient. Aber auch das bewundernswerthe Darstellungsvermögen des Verfassers hat sich in diesem Werke wieder auf das Glänzendste bewährt. (A. Böhm.) J. Blaas. Ueber die Glacialformation im Innthale. I. Umgebung von Innsbruck. (Separ.-Abdr. aus der Zeitschrift des Ferdinandeum, IV. Folge, 29. Heft, Innsbruck 1885; 120 Seiten mit zwei Tafeln.) Angeregt durch die schönen Ergebnisse der Untersuchungen Penck’s, hat sich der Verfasser der verdienstlichen Aufgabe unterzogen, eine Detail-Aufnahme der quar- tären Bildungen des Innthales durchzuführen, deren erster Theil, die Umgebung Innsbrucks behandelnd, nunmehr in obiger Schrift vorliegt. Der Verf., welcher seiner eigenen Angabe nach den von Penck entwickelten Anschauungen anfangs ziemlich miss- trauisch entgegen kam, sah sich im Verlaufe seiner mit grosser Sorgfalt vorge- nommenen Studien gezwungen, denselben im Wesentlichen vollauf beizustimmen. Bewegt sich die Arbeit nördlich vom Inn auf bereits bekanntem Boden, so ist hingegen das Gebiet auf der rechten Thalseite erst durch den Verf. glacialgeologisch erschlossen worden, und es ist von Interesse, zu sehen, wie die beiderseits vorgefundenen Ver- hältnisse theils direct mit einander übereinstimmen, theils sich gegenseitig ergänzen. In einem Punkte aber gelangt der Verf. zu einer von der Penck’schen ab- weichenden Ansicht, nämlich bei der relativen Altersbestimmung zwischen den einzelnen Schotterablagerungen und den Vergletscherungen, denen sie zugehören. Penck hat an Hand ausgebreiteter Untersuchungen gezeigt, dass jeder Vergletscherung eine ge- waltige Ablagerung von Schottern unmittelbar vorausging und ihr eine minder gewaltige folgte, welche durch spätere Erosionsvorgänge leichter entfernt werden konnte und deshalb nur selten erhalten ist; er fasst die grossen Schottermassen bei Innsbruck als „untere Glacialschotter“ auf und betrachtet die sogenannte diluviale Nagelfluh, unter welcher noch niemals Moränen gefunden wurden, als jene nunmehr verfestigten Schotter, deren Ablagerung die erste bisher nachgewiesene Vergletscherung der Alpen einleitete. Blaas hingegen fühlt sich zu der Ansicht hingeleitet, dass dasjenige, was Penck als untere Glacialschotter bezeichnet, um bei der Penck’schen Nomenclatur zu bleiben, obere Glacialschotter seien, und er gelangt hierdurch auch zu einer im Detail etwas abweichenden Vorstellung des historischen Entwieklungsganges der Vereisungen des Innthales. Die Anhaltspunkte für diese Ansicht hat der Verf. auf einem räumlich sehr beschränkten Gebiete gewonnen, und zudem ist nach seinem eigenen Geständnisse die Deutung der Thatsachen oft zweifelhaft, weswegen denn auch der Verf. in richtiger Würdigung dieser Umstände seine mit grosser Vorsicht gegebenen Aeusserungen noch nicht als fixe Resultate betrachtet wissen will, da erst die Ausdehnung seiner Arbeiten auf eine weit grössere Strecke des Innthales solche zu liefern im Stande sein werde. Deshalb bezeichnet der Verf. die „unteren“ Glacialschotter Penck’s auch nicht als „obere“ Glacialschotter, wofür er sie hält, sondern bringt durch die Benennungen „ältere“, „mittlere“ und „jüngere Alluvion“ nur das gegenseitige Altersverhältniss der verschiedenen Schotter untereinander, nicht aber ihre Beziehungen zu den einzelnen Vergletscherungen zum unmittelbaren Ausdruck. Der Verf. hat unter der „älteren Alluvion“ Moränen, hingegen unter den ältesten Moränen niemals Schotter oder Conglomerate, sondern dieselben in dem untersuchten Gebiete stets direct dem Grundgebirge aufliegend gefunden und schliesst hieraus, dass die Schottermassen des Innthales jenen Vergletscherungen, denen sie zugehören, in ihrer- Ablagerung nicht vorangingen, wie Penck meint, sondern stets deren Rückzug bezeichnen. Dieser Schluss erscheint jedoch dem Ref. weder an sich stichhaltig, noch kann er demselben, insolange er nicht zwingend ist, beipflichten mit Rücksicht auf die 14* Fe 2 5 a aa en PERS rIFE er" a a a 4 x En EEE N ER REDE - r 94 Verhandlungen. Nr. 3 Consequenzen, zu denen er den Verf. nothwendiger Weise verleitet. Was das Meri- torische dieses Schlusses betrifft, so schliesst ja doch der Umstand, dass in der Um- gebung von Innsbruck unter den ältesten Moränen keine Schotter liegen, keineswegs aus, dass dies anderswo sehr wohl der Fall sei, und zwar gerade mit Bezug auf Moränen, welche derselben Vereisung angehören, wie diese, Und was das Auftreten von Moränen unter Blaas’ „älterer Alluvion“ betrifft, so folgt hieraus wieder nicht, dass die „diluviale Nagelfluh“ Penck’s kein „unterer“, sondern „oberer“ Glacialschotter der ältesten Vereisung sei, da durchaus nicht der Beweis dafür erbracht wurde, dass jene „ältere Alluvion“ der Stufe der diluvialen Nagelfluh entspreche. Geradezu be- denklich aber sind dieConsequenzen, welche jene vorläufige Ansicht von Blaas im Gefolge hat. Jene dreimalige Vereisung des Innthales, welche von Penck verfochten wurde, gibt der Verf, zu, doch spielen ihm hierbei die Verhältnisse seiner „mittleren Alluvion“ (untere Glacialschotter Penck’s) übel mit. Jene „mittlere Alluvion“ repräsentirt nämlich nach der Ansicht des Verf. keine „unteren“, sondern „obere“ Glacialschotter, und zwar „obere“ Glacialschotter der dritten Vereisung (jüngste Vereisung Penck’s). Nun finden sich aber auf jenen Schottern allenthalben mächtige Grundmoränen ent- wickelt, was natürlich erscheint, wenn man dieselben mit Penck als „untere“ Glacial- schotter betrachtet, sich aber nicht ohne weiteres damit vereinbaren lässt, dass jene Schotter während des Rückzuges dieser dritten Vereisung zur Ablagerung gelangt seien. Um diesem Widerspruch zu entgehen, sieht sich der Verf. genöthigt, eine „Os- eillation“ jener dritten Vereisung anzunehmen, so zwar, dass während des Rückzuges der Vereisung die Schotter zur Ablagerung kamen, welche hernach von dem wieder vorrückenden Gletscher mit Moränen bedeckt wurden. Geht man aber dem Ausmasse jener Oscillation mit Hilfe der Verbreitung jener „mittleren Alluvion“ (untere Glacial-- schotter Penck’s) nach, so findet man, dass die „Oscillation“ sich von der bayerischen Hochebene bis in die innersten Stammthäler hinein erstreckt haben müsste, dass man es somit in diesem Falle nicht mit einer, sondern mit zwei, nicht mit einer dritten, sondern mit einer dritten und einer vierten Vereisung zu thun hätte. Nach dem Rückzuge dieser letzteren (also der vierten) Vergletscherung siedelte sich der Mensch im Innthale an, welches durch die zugehörenden „oberen“ Glacial- schotter („jüngere Alluvion“ von Blaas) allmälig bis zu einer Höhe von 100M. erfüllt wurde. Die Erosion dieser „jüngeren Alluvion“ lässt der Verf. durch locale Gletscher geschehen, welche sich von den Seitenthälern oscillatorisch vorschoben. Wäre es richtig, dass Gletscher die Erosion jener Alluvion bewirkten, dann hätte man es hier, wie gleich gesehen werden wird, wieder mit einer neuen, einer fünften Vergletscherung zu thun. Denn wenn bei Innsbruck im Hauptthale Schotter von 100 M. Mächtigkeit abgelagert werden, musste sich der Hauptgletscher gewiss vollständig zurückgezogen haben, und wenn nachher bei Innsbruck auf der Thalsohle wieder ein Gletscher thätig war, so konnte dies nur der Hauptgletscher, nicht aber ein beim „allmäligen Abklingen“ der Vereisung oscillirender localer Seitengletscher gewesen sein. Es ist zwar sicher, dass schon lange bevor ein eiszeitlicher Inngletscher bis Innsbruck gedeihen konnte, dortselbst auf den Höhen locale Gletscher existirten, aber dass dieselben selbst während des Maximums der Vergletscherung an und für sich mit ihren Enden die Thalsohle hätten erreichen können,. muss nach unserer Kenntniss der Höhe der eiszeitlichen Schneelinie, sowie der Beziehungen zwischen der Höhenlage von Gletscherenden und Schneelinie entschieden in Abrede gestellt werden. Es müsste also der Hauptgletscher, nachdem im Innthale eine Schotterablagerung von 100 M. stattgefunden hatte, sich von Neuem entwickelt haben, so dass man dann in der That von einer fünften Verglet- scherung des Innthales sprechen könnte. Mit Rücksicht auf das räumlich beschränkte Arbeitsfeld, aus dessen Untersuchung so weitgehende Resultate abgeleitet wurden, er- scheint es demnach wohl geboten, die diesbezüglichen Ausführungen des Verf. vorläufig mit einiger Reserve zu registriren. Die mit grosser Genauigkeit gezeichneten Profile, sowie die Karte, bezüglich deren nur etwas mehr Nomenclatur wünschenswerth wäre, tragen sehr zum Verständ- nisse der sehr detaillirten Studien bei. Man darf den weiteren Untersuchungen des Verf. mit vielem Interesse entgegensehen. (A. Böhm.) J. Kusta. Ueber das Vorkommen von silurischen Thierresteninden TremoSnaerConglomeraten beiSkre). Die sogenannten Tfemo$naer Conglomerate, welche an einigen Orten Böhmens unter den Schichten mit Barrande’s Primordialfauna lagern, wurden von diesem Autor noch zur Etage BD, von Krejti hingegen ihrer Lagerungsverhältnisse wegen Nr. 3 | Sitzung am 3. Februar. O. Boettger. 95 schon zur Etage C gerechnet. Durch das Auffinden von Versteinerungen, namentlich von der aus C bekannten Orthis Romingeri, in einem mit thonigen Lagen ver- bundenen Sandstein, welcher den TfemoSnaer Conglomeraten gleichgestellt wird, gelang es dem Verfasser, die Auffassung von Krejdi zu bestätigen. Dadurch wird der Beginn des organischen Lebens noch unter den Horizont der Skrejer Schiefer versetzt. Der betreffende merkwürdige Fundort befindet sich am linken Ufer der Berounka auf der Anhöhe Na vrökach in dem der Gemeinde Tejtovit gehörigen Steinbruch. (E T.) M. Neumayr. Morphologische Studien über fossile Eehinodermen. Sitzungsber. d. kais. Ak. d. Wiss. LXXXIV, 1882. Mit 2 Tafeln. S. Loven. On Pourtalesia, agenusofEchinoidea. Kongl. Svenska Vetenskaps-Akad. Handlingar, Bandet XIX. Stockholm 1883. Mit 21 Tafeln. In der unter voranstehendem Titel erschienenen vergleichend-paläontologischen Arbeit gibt Prof. Neumayr pag. 169, Tab. II, Fig. 4 eine Beschreibung der bisher noch nicht in der Literatur bekannten äusserst merkwürdigen regulären Echiniden- form aus den Schichten von Set. Cassian, welche in den Wiener Sammlungen als Haueria princeps Laube mser, bezeichnet war. Da der Gattungsname Haueria (Verhandl. 1868, pag. 118) nicht beibehalten werden konnte, so wird die Form als Tiarechinus princeps Laube beschrieben. Dieser höchst sonderbare Echinide vereinigt nach Prof. Neu- mayr’s Untersuchungen Merkmale der Archäocidariden. Cidariden und Diadematiden bei mehr äusserlicher Aehnlichkeit mit den Saleniden. Er dürfte nach Neumayr am besten vorläufig bei den Archäocidariden unterzubringen sein. In seiner oben angeführten Monographie der recenten Gatiung Pourtalesia wird von S. Lov&n auch eine abermalige Beschreibung und Abbildung (pag. 11, Tab. XIII) dieser interessanten Echinidenform von Set. Cassian gegeben und nach den an den Wiener Originalexemplaren vorgenommenen Untersuchungen die von Prof. Neumayr gegebene Beschreibung vollinhaltlich bestätigt. Auch Loven erklärt Tiarechinus für den Vertreter eines ausgesprochen archäischen Typus. (A. B.) ©. Boettger. UeberOÖrygocerasBrus. Neues Jahrb. f.M. 1834, II, pag. 44. Bei Untersuchung der von Brusina in den Beiträgen zur Paläont. Oesterr.-Ungar., Band II, pag. 39, als Orygoceras nov. gen. beschriebenen merkwürdigen Süsswasser- schnecken kam Boettger zur Ueberzeugung, dass der Ausspruch Brusina’s, die Thiere von Orygoceras und jene der marinen Caeciden hätten anatomisch verschieden sein müssen, wohl nicht begründet sei, sicher aber nicht als Argument für die Abtrennung einer eigenen Familie Orygoceratidae genüge, sondern dass Orygoceras endgiltig der Familie Caecidae zugezählt werden müsse. Eine Beziehung zu den Cyclostomiden, wie sie Zittel in seinem Handbuche hervorhebt, findet Boettger ebenfalls nicht. Ferner schliesst Boettger hier die Mittheilung an, dass Oncomelania Hupensis Gredl, eine recente chinesische Art, der dalmatinischen Prososthenia Neum., speciell der Pr. Schwartzi von Ribari& überraschend nahe verwandt und mit ihr wahrscheinlich generisch identisch sei. (A. B.) O. Boettger. Ueber Melanopsis costata Neum.non Oliv. Ebenda pag. 46. Das isolirte Vorkommen von Melanopsis Parreyssi Phil., einer Art anscheinend aus der Verwandtschaft der vorderasiatischen M. costata Oliv. zu Grosswardein in Ungarn scheint nach Boettger von den österreichischen Paläontologen nicht gebührend berücksichtigt worden zu sein, woraus es sich erklären dürfte, dass Neumayr eine der verbreitetsten obermiocänen Melanopsiden von Repusnica u. a. slavonischen Fund- orten mit Mel. costata Oliv. identificirte. Boettger hat nun bei einer Vergleichung der lebenden Mel. Parreyssi von Grosswardein mit fossilen Exemplaren derselben Art von derselben Localität, sowie mit der Neumayr’schen M. costata gefunden, dass die Mel. costata Neum. vom Caplagraben in Slavonien möglicherweise als eigene Form gelten könne, die Mel. costata Neum. von Repusnica dagegen jedenfalls als var. costata Neum. zu Melanopsis Parreyssi gezogen werden müsse, da sie mit letzterer durch die fossile M. Parreyssi enge verknüpft erscheint, 96 Verhandlungen. Nr. 3 Der Vollständigkeit wegen sei hier beigefügt, dass (nachdem schon R Hoernes nachgewiesen, es stimme die M. costata Neum. aus Slavonien und Croatien mit M. costata Oliv. nicht überein), seither für die eroatische Art (vergl. Mojs. und Neum, Beitr. III, pag. 168 und IV, pag. 21) der Name M. croatica Brus. in Anwendung gebracht wurde. Auch die Radmanester M. costata Fuchs. ist, wie Brusina an erst eit. Stelle hervorhebt, von M. costata Oliv. sowohl als von M. costata Neum. verschieden und Brusina nennt sie deshalb M. Fuchsi Brus. (A. B.) ©. Boettger. Uebergang von Eratopsis zu Erato u. S. w. Ebenda, S. 136: Boettger wendet sich hier gegen die Trennung des von R. Hoernes und M. Aufinger aufgestellten Genus Eratopsis von der Gattung Erato, da gewisse Formen, insbesondere Er. Kimakowiezi und Er. transiens Boettg. nov. f. (von Lapugy) zwischen dem Typus von Zratopsis, E. Barrandei und Erato laevis vermitteln. Der Name Eratopsis sollte daher nach Boettger zum wenigsten als Gattungsname fallen gelassen werden, Boettger ergreift hier übrigens ausserdem die Gelegenheit, sich über das grosse Molluskenwerk von R. Hoernes und M. Auinger in Worten der höchsten Anerken- nung zu äussern und dasselbe geradezu als eine Arbeit von bisher unerreichtem und monumentalem Werthe zu feiern. (A. B.) G.Böhm. Geologisches und Paläontologisches aus Oberitalien. Zeitschrift. d. deutschen geol. Ges. 1884, XXXVI, pag. 180 und 190. Es wird hier pag. 180 ein neuer Fundort in der Kreide gegenüber Mte. Pin& bei Sta. Croce (Belluno) erwähnt, der zahlreiche gut erhaltene Versteinerungen umschliesst. Im Val Canossa bei Verona wurde in den grauen Kalken des Lias ein reiches Materiale, insbesondere an Bivalven gesammelt, deren Beschreibung angekündigt wird, Darunter befindet sich eine neue Gattung, die den Namen Durga führt und mit Pachy- risma und Cardium verwandt ist. (A. B.) C. F. Parona. Sopra aleuni fossili del Lias inferiore di Carenno, Nese ed Adrara nelle prealpi bergamasche. Estr. dagli Atti della Soe. Ital. di scienze naturali. vol. XXVII. Milano 1884. 12 S. Text in 8°. 1 Tafel. Der Verfasser, welcher sich seit mehreren Jahren mit dem Studium der Fauna des unteren lombardischen Lias beschäftigt, gibt hier Nachricht über die Einzelfaunen resp. Faunenbestandtheile dreier liocalitäten des Bergamasker Lias. Es sind die Orte Carenno, Nese und Adrara, der erste nahe dem Comersee, der zweite bei Bergamo selbst, der dritte im Osten der Provinz in der Nähe des Iseo-Sees gelegen. Das Materiale selbst wurde von den Herren Prof. A. Varisco und Dr. M. Rota in Bergamo gesammelt (man vergl. A. Varisco: Not. illustr. della Carta geol. dello Prov, di Bergamo, pag. 60, 62). Zu Carenno wird eine Fauna nachgewiesen, welche die innigsten Beziehungen zu dem bekannten Lias von Spezzia besitzt. Die Petrefacten sind zumeist sehr klein und verkieselt, Folgende Arten werden aufgezählt; Atractites Guidonii Men.?, Phyllo- ceras stella Sow. spec., Ph. eylindricum Sow. spec., Lytoceras artieulatum Sow. sp., Aegoceras comptum Sow. sp., Aeg. ventricosum Sow. sp., Aeg. Listeri Sow. sp., Arietites bisulcatus Brug. sp. Ar. Conybeari Sow. sp., Ar. rotiformis Sow. sp., Tro- pites ultratriasicus Canav., Spiriferina alpina Opp. Der untere Lias von Nese im Val Seriana hat in fleischrothem Marmor eine gesteinsbildende Art, Avicula Janus Menegh., geliefert., Dieselbe Art wurde von Parona auch in der Stoppani’schen Sammlung vorgefunden, und zwar auf einem Gesteinsstücke, das aus der Nähe von Breseia stammt. Es sei hier darauf hingewiesen, dass Curioni Geolog. pag. 264, Monotis megalota Mojs. aus unterem Lias von Brescia eitirt. Sollte es sich dabei nicht um etwas Aehnliches handeln ? Die dritte Localität, San Rocco di Adrara, hat zwei interessante Brachiopoden geliefert, die der Autor als Ter. gregaria Suess und als Rhynchonellina Hofmanni Boeckh abbildet und beschreibt. Zu ersterer Art sei bemerkt, dass Uhlig aus Sospirolo und ebenso H. Haas aus Südtiroler Lias verwandte Formen anführen. Die specifische Identification der merkwürdigen zweiten Art mit Rhynchonella Hofmanni Boeckh dürfte doch wohl nicht ganz unanfechtbar sein, wie ein Vergleich der beiden Tafeln bei Boeckh undParona sofort erkennen lässt. Ueberdies ist es ja für die ungarische Art Nr. 3 Sitzung am 3. Februar. H. Engelhardt. 97 nicht einmal sichergestellt, ob sie zu Rhynchonellina gehört. Es ist ein Irrthum (wahr- scheinlich veranlasst durch die positive Bemerkung Frauscher's, der Brachialapparat bei Ahyneh. Hofmanni sei „gefehlt gezeichnet“), wenn Parona glaubt, Eichenbaum und Frauscher hätten die generische Bestimmung der ungarischen Art rectificirt. Die Art vonAdrara, welche Parona abbildet, erreicht sehr bedeutende Dimensionen. Kleinere Exemplare erinnern stark an den von Lepsius aus rhätischen Kalken Südwesttirols beschriebenen generisch zweifelhaften Spirifer orthiformis. (A. B.) G. Leonardelli. Il Saldame, ilRego e la terradiPunta Merlera in Istria come formazione termica. Roma 1354. Mit dem Namen „Saldame“ bezeichnet man in Istrien einen lockeren, zerreib- lichen, tuffartigen Kieselsinter, der in unregelmässig begrenzten, oft complieirt ver- ästelten Adern und Schnüren den Karstkalk durchsetzt, stellenweise in solchen Mächtig- keitsverhältnissen, dass das für die Zwecke der Glasindustrie mit Vortheil zu ver- wendende Material Gegenstand eines planmässigen Abbaues werden konnte. Mit dem „Saldame“ in inniger Verknüpfung stehen fester cementirte, oft schichtweise abgesonderte, hie und da conglomeratische, quarzige und kieselige Massen, die den Localnamen „Rego“ führen, die letzteren stehen nach des Verfassers Mittheilungen schon von Alters her als Baumaterialien in Verwendung. Die genannten Vorkommnisse werden nun in der vorliegenden Arbeit unter Heranziehung der reichen einschlägigen Literatur ausführlich besprochen. Der Verfasser versucht hierbei den Nachweis zu führen, dass diese eigenthümlichen Bildungen Thermalproducte seien, welche theils innerhalb der Cireulationsbahnen des Thermalwassers, also in Form unregelmässiger Hohlraumsaus- füllungen, theils in oberflächlichen Mulden und Becken zum Absatze gelangt sind, Die diesbezüglichen Ausführungen erinnern jedoch so lebhaft an die auf demselben Boden entstandene und von ähnlichen Gesichtspunkten ausgehende ältere Theorie der Terra rossa-Bildung (Geyserite Taramelli’s u. A.), dass man dem hier berührten Erklärungsversuch auch in diesem neuen Gewande kein aufrichtiges Vertrauen entgegen zu bringen vermag. Die Discussion über die Genesis dieser fremdartigen Gebilde innerhalb der Karstformation dürfte durch die vorliegenden Untersuchungen jedenfalls noch nicht zum Abschlusse gelangt sein. (3) G. Capellini. Il Chelonio Veronese (Protosphargis Veronensis Cap.) seoperto.nel 1852 nel Cretaceo superiore presso Sant’ Anna di Alfaedo in Valpolicella. Memor. della Accad. dei Lincei, Ser. 3. Vol. XVII. Roma 1884. pp. 36, Taf. I—VI. Die vorliegende Abhandlung bringt die detaillirte Beschreibung und Abbildung der oft eitirten, ursprünglich auf einen Saurier bezogenen Knochenreste aus der Scaglia des Valpolicella, welche der Verfasser schon im Jahre 1882 (vergl. Rendiconto delle sessioni dell’ Acc. delle seienze dell’ Istituto di Bologna, pag. 46) als Reste einer grossen Schildkröte erkannt und zunächst mit der aus der oberen Kreide von Kansas bekannt gewordenen Protostega Cope verglichen hatte. Ein genaueres Studium des Fundstückes, das erst durch mühevolle Präparation der Unter- suchung zugänglich gemacht werden konnte, führte zu dem Resultate, dass sich diese Schildkrötenreste aus der Scaglia enger an die tertiären und recenten Sphargiden anschliessen, als an die vorerwähnte, einem sehr nahestehenden geologischen Niveau entstammende amerikanische Gattung. Der Verfasser erhebt sie in Folge dessen zum Typus einer neuen Gattung, die im Hinblicke auf ihre verwandtschaftlichen Beziehungen den Namen Protosphargis (Pr. Veronensis Cap.) erhält. Die sorgfältigen, den Gegen- stand wohl vollständig erschöpfenden Detailschilderungen werden durch eine Reihe trefflich ausgeführter Tafeln erläutert, die zunächst in einer Phototypie das Gesammt- . bild des interessanten Fundstückes, sodann die osteologischen Einzelnheiten (Wirbel, Rippen, Beckengürtel, Theile der Extremitäten und des Plastrums) und endlich eine Restauration dieses bis nun für europäische Meeresablagerungen ältesten Chelonier- Restes zur Anschauung bringen. (a) H. Engelhardt. Ueber bosnische Tertiärpflanzen. Ges. Isis, Jahrgang 1883. Dresden 1884. Abh. 11. pag. 85—88. Mit Taf. V. Den Gegenstand dieser Mittheilung bilden einige Pflanzenreste, welche General- major David v. Rhonfeld während des bosnischen Feldzuges bei Bjelo Brdo 98 Verhandlungen. Nr. 3 (SO von Visegrad auf dem Wege nach Priboj) gesammelt hat, Sie beziehen sich auf folgende Arten: Myrica hakeaefolia Ung. sp. y lignitum Ung. sp. Ulmus plurinervia Ung. Cinnamomum Scheuchzeri Heer ” lanceolatum Ung. sp. Lomatia australis nov, sp. Sapotacites ambiguus Btt. r tenuinervis Heer. Bumelia Oreadum Ung. Rhamnus Eridani Ung. Für eine nähere Altersbestimmung sind diese Reste nach des Verfassers Ansicht nicht ausreichend. Die Originalstäcke zu den hier gegebenen Beschreibungen und Abbildungen befinden sich in der geologischen Sammlung der tschechischen Universität zu Prag. (EIT.) L. Szajnocha. Zur Kenntniss der mitteleretacischen Cephalopodenfauna der Insel Elobi an der Westküste Afrikas. Denksehr. d. kaiserl. Akademie Wien. 49. Bd., 1884. Enthält die nähere Beschreibung der von Dr. O. Lenz aufgesammelten creta- cischen Cephalopoden der Insel Elobi. Es konnten 4 Formen unterschieden werden, die sämmtlich dem Formenkreis der altbekannten Schloenbachia inflata ange- hören, und zwar Schloenb. inflata, Lenzi n. f. inflatiformis n. f., Elobiensis n. f. Der Verfasser betrachtet die Hauptform, Schloenbachiain- flata als Leitfossil des untersten Cenoman und spricht die Kreideschichten von Elobi als Cenoman an. (V. U.) Wiadystaw Szajnocha. Studya geologiezne w Karpatach Galizyi zachodniey. I. Okolica Zyweai Bialej. Kosmos, Lemberg 1884, pag. 96. (Geologische Studien in den westgalizischen Karpathen. 1. Die Umgebung von Saybusch und Biala.) Da der Fe Inhalt diöser Arbeit in einer Notiz in diesen Verhandlungen 1884, pag. 54 vom Verfasser selbst mitgetheilt wurde, ist es wohl nicht nothwendig, auf diese ausführliche beschreibende Studie näher einzugehen, da die Mittheilung der Details einen zu grossen Raum in Anspruch nehmen würde, Es soll nur erwähnt werden, dass die Arbeit in fünf Capitel zerfällt, in welchen der Karpathenrand zwischen Biala und Andrychau, ferner die Saybuscher Bucht, das Gebiet der Sola zwischen Ciecyna, Rycerka und Ujsol und das Gebiet der Koscherawa und Lekawka im Detail besprochen wird. Im letzten Abschnitte werden die allgemeineren Ergebnisse zusammen- gefasst. Die Arbeit ist mit 5 Tafeln (in 8’) ausgestattet, welche Localprofile und geologische Karten enthalten. Die geologische Karte auf Tat. V betrifft die Gegend von Saybusch und weicht von der Darstellung in Hohenegger's grundlegendem Werke nicht erheblich ab. (VA0P) Wiadystaw Szajnocha. Przyczynek do znajmosei fauny Cephalopodöw zkarpackiegopiaskowca. XI. Bd. der math.- natur. Verhandl. der Krakauer Akademie. Krakau 1884. Der Verfasser beschreibt drei Formen aus dem Neocom des Karpathenrandes von Westgalizien, und zwar: Hamulina Uhligi Szajn. n. f. aus dem Neocom von Libiertöw bei Wieliezka, Maecroscaphites Yvani Puz. von Janowice bei Wieliczka und Scalaria sp.? von Libiertöw. Die erste von diesen Formen iden- tifieirt der Verfasser mit einem Exemplare, das von dem Referenten aus den Werns- dorfer Schichten beschrieben, aber, weil zu mangelhaft erhalten, specifisch nicht benannt wurde. Die zweite Art ist nicht als Macroscaphites Yvani zu bestimmen, sondern stellt sich als ein typischer Vertreter von Lytoceras receticostatum dar. Das vorliegende Stück bildet eine vollkommen geschlossene Scheibe von 7 Cm. Durchmesser; da nun die sämmtlichen überaus zahlreichen Exemplare von M. Yvani, die man bisher kennt, ausnahmslos schon beim Scheibendurchmesser von 5 Cm. evolut werden, darf das betreffende Stück nicht als M. Yvani angesprochen, sondern muss Nr. 3 Sitzung am 3. Februar. Ch, Velain, | 99 F zu Lytoceras recticostatum gestellt werden.) Die dritte Form, Scalaria sp.? ist wahrscheinlich identisch mit einer im Grodischter Sandstein häufigen Art, die der . Referent später ausführlich beschreiben wird. Ya) Fa m. Dr. Hassenpflug. Sur !’Ozok&rite, Ann. dela Soc. g&olog. 3 du Nord. XI, 1883—84, 4. Lief., pag. 253. Der Verfasser bespricht in Kurzem die bekannten Verhältnisse des Auftretens . von Erdwachs in Ostgalizien und berichtet zum Schlusse über einige Analysen bituminöser 2 Sandsteine und Schiefer, deren Ergebniss folgendes war: 2 - Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 Nr. 4 SA ÖBBEILNSUBBE EEE 4:24 3'38 4:08 500 In Säure unlöslicher Rückstand 5750 5904 58:78 59:13 a löslicher 4 42:50 40 94 41'22 40:87 SO 6'88 13:48 10:92 11:62 GROSSE. 1479 10:14 I Ne f Ein. x MON IEDıE 370 3:62 Oi H Löslicher Rückstand | Nu... 2l 115° = 11:09. ı 1:03 E SO Re 0:26 0:13 041 0:21 kr AL, 0,Fu0, 2:50 2:20 2:88 2:85 R Diese vier Analysen beziehen sich auf bituminöse Sandsteine, die folgenden Dar El zwei auf bituminöse thonige Schiefer. Die Probe Nr. 1 stammt aus den oberen Schichten, Nr. 2 aus der Tiefe von 60 Meter, P: Net Nr. 2 2 I. In Säure unlösliche, Bestandtheile 52:58 63:58 a a lösliche R 4742 3642 : Nr. 1 INT 2 Er Thon, Glimmer, Sand etc. . . ... 52:58 63:58 : Wasser» ua 8:60 5.51 3 SONO ee: 613 053 : AT OS DR nee 5'83 670 : BEROM EB er 2:80 4:08 CLONE 077 9:02 UNO ET 0:97 1:58 BROS: Ne 0:70 = Na, 0 rn 1:67 = N ee 0:15 Spuren co, 2 670 8:93 OR RER Ä 22 Spuren! — ‘ Orran Subst Asa fasto 01 5 Die Probe Nr. 2 stand in Berührung mit einem sehr bituminösen Sandstein. R (V. U.) & Achille Six. Leshydrocarburesnaturels de la serie du 7 petrole, Ann. de la Soc. g&ol. du Nord. XI. pag. 334. Der Verfasser schliesst sich in einem Vortrage über das Vorkommen des Erdöls der Anschauung an, dass das Erdöl als ein unter besonderen Verhältnissen uns erhalten gebliebener Zersetzungsrückstand ehemaliger organischer Substanzen zu betrachten sei. (V. U.) Ch. Velain. Les volcans, ceqwils sont et ceqwils nous apprennent. Paris 1584. Unter den jüngsten geologischen Schriften allgemeineren Inhalts, auf die wir auf- merksam zu machen haben, wollen wir auch der hauptsächlich auf der französischen Literatur basirenden Zusammenstellung Velain’s über die Vulcane gedenken. Nach dem Verfasser, der sich bereits durch selbständige Arbeiten über einzelne vulcanische !) Der Referent hat das betreffende Stück in seinen Beiträgen zur Geologie der westgalizischen Karpathen besprochen und als Lytoceras recticostatum auf- geführt. K. k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 3. Verhandlungen. 15 Er 100 Ne Verhandlungen. N Gebiete (z. B. Reunion) ausgezeichnet hat, lassen sich die vulcanischen Aeusserungen mit grosser Leichtigkeit erklären, wenn man sie auf einen inneren, für alle dies Erscheinungen gemeinsamen Gluthherd und auf die grossen Bewegungen der Erdrin zurückführt, welche durch die fortdauernde Erkaltung hervorgerufen werden. Auch die Nachbarschaft des Meeres erscheint dem Autor, ebenfalls in augenscheinlicher Ueber- Er: einstimmung mit vielen anderen Autoren, von Bedeutung für die Entwicklung dr Yo eruptiven Thätigkeit. Die Petroleumquellen werden wieder einmal ausschliesslich au diese Thätigkeit bezogen. Die gebirgigen Oberflächengebilde der Erde werden Er; positive, die oceanischen Depressionen als negative Relieferscheinungen bezeichnet, \ und dadurch dem Verständnisse näher gebracht. - Br; Die Schrift zerfällt in fünf Capitel, deren erstes sich mit der Definition der Ei, y Vulcane befasst, die in suba@rische und marine eingetheilt werden, während das zweite n Br ° Capitel die Fumarolen, Solfataren, Geysire und Salsen als flüchtige Emanationen und das on R dritte Capitel die Laven behandelt. Ein viertes Capitel bespricht die ee } Er: Verbreitung der Vulcane und ein kurzes Alfter die Ursachen des Vulcanismus. E. Tietze. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15, Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. 2 - Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 17. Februar 1885. Inhalt: Personalnachrichten. — EingesendeteMittheilungen: Th. Fuchs. Ueber die Fauna von Hidalmäs bei Klausenburg. Th. Fuchs. Miocän-Fossilien aus Lyeien. Dr. A. v. Klipstein. Ueber die Gosaukreide der Ladoi-Alpe bei Brixlegg. P. Hartnigg. Notizen aus dem Feistritzthale. Dr. S. Roth. Spuren vormaliger Gletscher auf der Südseite der Hohen Tatra. Dr. E. Marchesetti. Höhlenthiere aus der Umgebung von Triest. — Vorträge: D. Stur. Vorlage der Farne der Carbon-Flora der Schatzlarer Schichten. — Literaturnotizen: A. Koch. A. Franzenau. J. A. Krenner. A. Cathrein. E. Pri- woznik. S. Roth. V. Uhlig. E. Tietze. NB. Die Autoren sind für den Inhalt Ihrer Mittheilungen verantwortlich. Personalnachrichten. Der serbische Gelehrtenverein (Srpsko udeno druStvo) in Belgrad hat den Chef- geologen der Anstalt, Herrn Dr. Emil Tietze in Anerkennung der geologischen Arbeiten desselben über Serbien, Bosnien und Montenegro, zu seinem Ehrenmitgliede erwählt. Aus Petersburg wird der Tod des bekannten Geologen und Akademikers General Helmersen gemeldet. Der Verstorbene, der das hohe Alter von 82 Jahren erreichte, machte mit Alexander von Humboldt eine Forschungsreise in den Ural und erwarb sich 2 En des Corps des mines grosse Verdienste um die geologischen Aufnahmen in ussland, Am 16. Februar d. J., ist der Geh, Hofrath Dr. E. E. Schmid, Professor der Mineralogie und Geologie an der Universität Jena, gestorben. Eingesendete Mittheilungen. Th. Fuchs. Ueber dieFauna vonHidalmäsbeiKlausen- burg. In seinem diesjährigen Berichte über die geologische Speeial- aufnahme des Klausenburger Randgebirges !) erwähnt Professor A. Koch über den bekannten Koroder Schichten einen weiteren aus Sanden, Thonen, Sandsteinen und Conglomeraten bestehenden Schichteneomplex, welchen er mit dem Namen „Schichten von Hidalmäs* bezeichnet und von welchem er angibt, dass er ausserhalb seines Aufnahmsgebietes bei Hidalmäs reich an Versteinerungen sei, welche seine Zutheilung zur ersten Mediterranstufe rechtfertigen. !) Siehe: Földtani Közlöny, 1884, pag. 368. K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr.4. Verhandlungen. 16 5 9° DB Re a ee EL ale. al as; BR 5 \ IE L 1 £ e a di ie, 21 f . PL SER re 109 Verhandlungen. Nr. 4 L R Da ich nun in der Literatur über diesen Punkt keine näheren Angaben zu finden im Stande war, wandte ich mich brieflich an Professor Koch mit der Bitte, mir, wo möglich, nähere Aufschlüsse über den Gegenstand zu geben. Professor Koch hatte nun nicht nur die Güte, mir umgehend alle gewünschten Details mitzutheilen, sondern er war überdies so freundlich, mir gleichzeitig sämmtliche in seinem Besitze befindlichen Versteine- rungen von der in Rede stehenden Localität zu übersenden und mich zu ermächtigen die Resultate meiner Untersuchungen beliebig zu ver- öffentlichen, wofür ich ihm hiermit meinen verbindlichsten Dank aus- spreche. Ueber den Fundort der Versteinerungen schreibt Koch: „Die betreffenden Schichten sind an den Abhängen der über Hidalmäs sich erhebenden beiden Höhen, Djalu-Gras und Djalu-Corda benannt, gut entblösst und fallen unter 18—20° gegen N. O. ein. Sie bestehen hier vorherrschend aus gelben, mürben Sandsteinen, in welchen festere Sandsteine und Conglomeratbänke eingelagert sind. Die festeren Sandsteine zeigen Neigung zur kugeligen Absonderung, was deshalb bemerkenswerth ist, weil ich auch den Kugelsandsten des Feleker Berges bei Klausenburg für untermediterran zu halten geneigt bin, seit- dem Dr. Staub gezeigt hat (Földt. Közlöny, 1883), dass die kleine fossile Flora der Schichten vom Teleker Berge für das Alter der unter- mediterranen Schichten spricht; was umso wahrscheinlicher ist, da ja die Koroder Sande unterhalb des Feleker Berges in nächster Nähe wirklich vorhanden sind (am Costa cel mare). Der vorherrschend mürbe Sandstein zerfällt leicht zu losem Sande und dieser hält bis zum Rücken ‚ des erwähnten Berges an.“ „Am Djalu-Corda findet man dieselben Schichten aufgeschlossen ; hier ruhen sie deutlich auf gelblichgrauem, glimmerigem Tegel, den wir für Schlier halten, indem er blos Foraminiferen enthält.“ „Die Molluskenschalen finden sich in den Conglomeratbänken, besonders an den Grenzen zu dem mürben Sandstein und sind deshalb, besonders die Austernscherben, ziemlich abgerollt.“ Indem ich nun zur Aufzählung der Fossilien übergehe, muss ich rücksichtlich der letzten Anmerkung Koch’s nur bemerken, dass ich unter dem mir vorliegenden Materiale eigentlich nur die grossen Austern abgerollt finde, dass die übrigen Conchylien hingegen in Bezug auf die Seulptur ganz gut erhalten sind und eine sichere Bestimmung gestatten. 1. Cypraea sp. Nach Grösse und Gestalt ähnlich der C. pyrum G'mel., doch ist die Vorderseite mehr abgeflacht und der linke Mund- saum gerade und in der ganzen Länge bezahnt. 2. Oliva Dufresnei Bast. Hörnes zieht diese Art mit O. flammulata Lam. zusammen. Die vorliegende Form stimmt in Grösse und Gestalt vollständig mit der Bordeauxer Form überein, weniger mit der O0. flammulata Lam. des Wiener Beckens. 3. Terebra pertusa Bast. Stimmt sehr gut mit den Vorkomm- nissen von Saucats überein. Die Wiener Art dieses Namens ist um vieles grösser und hat 2 Knotenreihen. 4. Terebra striata Bast. Nr. 4 Sitzung am 17. Februar. Th. Fuchs. 103 3 5. Cassidaria echinophora Lam. h 6. Buccinum Veneris Fau). var. Etwas kleiner und mit ; stärkeren Rippen und Knoten als die Vorkommnisse von Bordeaux, dagegen sehr gut übereinstimmend mit der von Bellardi aus dem _ Grünsande von Turin abgebildeten Varietät B. ; 7. Buccinum baccatum Bast. (Fragment.) 8, Bucceinumternodosum Hilb., obwohl die vorliegende Form _ einige kleine Abweichungen zeigt, indem die Rippen etwas stärker und Ei weniger zahlreich sind, glaube ich sie doch mit dieser Art identifieiren om können. 9. Buceinum sp. 2 unvollständige Exemplare aus der Gruppe Bde B. Dujardini Desh., doch sind die Embryonalwindungen ganz glatt. Wahrscheinlich eine neue Art. | 10. Buccinum sp. ef. prismaticum Brocc. (Fragment.) | 11. Pollia taurinensis Bell. Eine sehr zierliche, bisher aus dem Mioeän Oesterreich-Ungarns noch nieht bekannte Art des Serpentin- - sandes von Turin. Sehr ähnlich ist auch Nassa Desnoyersi Bast. von Dax und Saucats. ; 12. Murex sublavatus Bast. 13. Fusus Burdigalensis Bast. & 14. Pyrula rusticula Bast. Er 15. Pleurotoma ramosa Bast. r 16. Pleurotoma sp. Eine sehr distinguirte glatte Fusus-förmige Art, am besten übereinstimmend mit einer mir von St. Paul bei Dax als Pleurotoma semimarginata Lam. und Pl. Borsoni Bast. vorliegenden Form. Ebenso ausserordentlich ähnlich den schmäleren Exemplaren der oberoligoeänen Pl. regularis Kon. Die Wiener Pl. semimarginata ist davon verschieden. 17. Pleurotoma sp. aus der Gruppe der Pl. asperulata, aber ‚kleiner, mit kaum angedeuteten Knoten. ir 18. Melanopsis aquensis Grat. 19. Cerithium margaritaceum Brocc. Scheint ziemlich häufig zu sein. | 20. Cerithium plicatum Brug. häufig. | 21. Cerithium lignitarum Eichw. (in Hörnes). Der richtige Name für diese Art ist, wie Tournouär nachgewiesen hat, O©. biden- datum Grat. 22. Cerithium papaveraceum Bast. 23. Cerithium moravicum Hoern. var. Die obere Knotenreihe ist etwas stärker als die untere. 24. Cerithium trijugatum Eichw. 25. Cerithium bicinetum Eichw. 26. Cerithium nov. sp. 27. Turritella cathedralis Brong. Obwohl mir von dieser Art nur die Spitze eines Gehäuses vorliegt, so ist dieselbe doch so charakteristisch, dass ich mich in der Bestimmung nicht zu irren glaube. 28. Purritella turris Dast. 29. Turritella Doublieri Meth. Eine für das ältere Miocän | des Rhonethales sehr bezeiehnende Art, bisher aus dem österreichisch- ungarischen Tertiär noch nicht bekannt, ya 16* 104 Verhandlungen. Nr. Ans 2 vr SA Y N 30. Oytherea erycinoides Lam. Br 31. Tapes sp. cf. vetula Bast. YA 32. Lucina columbella Lam., eine auffallend flache Porn, a ähnlich den Vorkommnissen von St. Maure in der Touraine. nr 33. Nucula Mayeri Hoern. EN 34. Pecten Rollei Hoern. ”. 35. Pecten sp. Fragment einer Art aus der Gruppe der P. Haueri Micht. R 36. Ostraeacyathula Lam. Sehr häufig, ganz übereinstimmend I und nicht zu unterscheiden von den Exemplaren von Weinheim. Ganz % ähnliche Formen kommen- allerdings auch in der schwäbischen Mollasse und bei Pöls vor. 37T. Ostraea aginensis Tourn. Eine für das Aquitanien Süd- F frankreichs sehr bezeichnende Art. Sie gleicht einer kleinen O. gin- = gensis mit etwas ausgehöhltem Schnabel und hält genau die Mitte E: zwischen der oligoeänen O. longirostris und der miocänen O gingensis. B Sie scheint sehr häufig zu sein, doch sind die Exemplare alle stark abgerollt. 0 38. Trochocyathus sp. 4 39. Lamna-Zahn. R N Wir haben mithin 36 Molluskenarten, von denen 29 specifisch bestimmt werden konnten. Aeusserst interessant ist es, die geologische Verbreitung dieser 29 Arten näher in’s Auge zu fassen. 1. Oliva Dufresnei Bast. Saucats, Carry — Salles. ä 2. Terebra pertusa Bast. Saucats — Salles. # 3: „. striata Bast. Saucats — Pöls. z 4. Cassidaria echinophora. Lam. Im Ganzen Miocän und Pliocän, t auch lebend. | 5. Buceinum Veneris Fauj. Saucats, Leognan, Turin, Eggenburg. 3 (1. Mediterranstufe.) 6. Buccinum baccatum Bast. Aquitanien, Saucats, Leognan, von den Schichten von Molt bis in die Grunder Schichten häufig; in jüngeren Horizonten äusserst selten (Enzesfeld ?). , 7. Buccinum ternodosum Hilb. Gamlitz, Feistritz. (Grunder Schichten.) 8. Pollia taurinensis Bell. Turin. 9. Murex sublavatus Bast. Leognan, Saucats — Salles. — Von den Schichten von Molt an im ganzen Mioecän. 10. Fusus Burdigalensis Bast. Saucats, Leognan, Turin, Gaudern- dorf bis in die Grunder Schichten. In jüngeren Schichten noch nicht nachgewiesen. 11. Pyrula rusticula. Bast. Allgemein verbreitet und häufig in den Ablagerungen der ersten Mediterranstufe bis in die Grunder Schichten. In jüngeren Ablagerungen selten. 12. Pleurotoma ramosa Bast. Oligoeän und ganzes Miocän, häufiger jedoch in den älteren Horizonten. 13. Pleurotoma Borsoni Bast. var. Dax, Leognan, Oligocän. 14. Cerithium margaritaceum. Broce. Aquitanien und erste Mediterran- stufe. Bereits in den Grunder Schiehten vollständig verschwunden. 15. Cerithium plicatum Brug. Wie zuvor. r BA; Sitzung am 17. Februar. Th. Fuchs. 105 16. Cerithium papaveraceum Bast. Aquitanien. Erste Mediterran- stufe, Grunder Schichten. In jüngeren Horizonten noch nicht nach- gewiesen. 17. Cerithium lignitarum Eichw. in Hoern. (recte bidentatum Grat.) Aquitanien, 1. und 2. Mediterranstufe. 18. Cerithium moravicum Hoern. Aquitanien, Grunder Schichten. In jüngeren Ablagerungen noch nicht nachgewiesen. 19. Oerithium trijugatum Eichw. Szukowce. 2. Mediterranstufe. 20. R bieinetum Eichw. Szukowece. 2. Mediterranstufe. 21. Turritella cathedralis Brong. Erste Mediterranstufe und Grunder Schichten sehr häufig. In jüngeren Ablagerungen äusserst selten. 22. Turritella turris Bast. Erste und zweite Mediterranstufe. 23. Turritella Doublieri Math. Aquitanien und erste Mediterranstufe. 24. Oytherea erycinoides Lam. Erste Mediterranstufe. 25. Lucina columbella Lam. Aquitanien, erste und zweite Mediterranstufe. 26. Nucula Mayeri Hoern. Erste und zweite Mediterranstufe. 27. Pecten Rollei Hoern. Erste Mediterranstufe. 28. Ostraea eyathula Lam. Oligocän, erste Mediterranstufe, Grunder Schichten. 29. Ostraea aginensis Tourn. Aquitanien. Resumiren wir das im Vorhergehenden Auseinandergesetzte, so finden wir, dass von 29 speeifisch bestimmten Arten 26 bereits an anderen Orten in aquitanischen Ablagerungen und in Schiehten der ersten Mediterranstufe nachgewiesen worden sind. Von diesen 26 Arten sind blos 9 ziemlich gleichmässig in der ersten und zweiten Mediterranstufe vertheilt. 4 Arten kommen wohl im ganzen Miocän vor, sind aber in den älteren Theilen unverhältnissmässig häufiger. 5 Arten reichen vom Aquitanien oder von der ersten Mediterran- stufe bis in die Grunder Schichten, sind aber jünger nicht bekannt. 8 Arten endlich sind bisher auf die erste Mediterranstufe und die aquitanischen Schichten beschränkt. Geht schon aus dieser Darstellung das ausserordentliche Ueber- wiegen der älteren Arten hervor, so wird dies vielleicht noch klarer, wenn wir einfach die Vertheilung der Arten auf die einzelnen Horizonte in’s Auge fassen. Hiernach kommen von den angeführten 29 Arten vor: Bein... a a ae Aquitanien . . RN Ice Horizont von Leognan, Turin und Gauderndorf . ee Grunder Schichten . . SEN >; Jüngere Mioeänschichten (Steinabrunn, Baden etc.) . . 14 Es geht hieraus hervor, dass die Fauna nahezu doppelt so viel Arten mit der ersten Mediterranstufe gemein hat, als mit der zweiten, Ja dass die letztere selbst gegen die aquitanische Stufe zurücksteht, eine Thatsache, die noch viel auffälliger wird, wenn man bedenkt, um wie viel artenreicher die zweite Mediterranstufe ist, als die erste. Wie mir Professor Koch mittheilt, werden die Schichten von Hidalmäs von Seite der ungarischen Geologen bisher mit den Grunder Schichten re 106 Verhandlungen, verglichen. Aus dem vorstehenden Verzeichnisse geht jedoch heryor, dass dieselben jedenfalls bedeutend älter sind und wohl am besten mit den tiefsten T'heilen der Hornerschichten, d. i. mit den Schichten von. Molt, in Parallele gesetzt werden. Von besonderem Gewichte ist ‚hierbei das häufige Vorkommen von Üerithium margaritaceum, welches bereits im Horizonte von Gauderndorf und Eggenburg sehr selten ist und in den Grunder Schichten noch niemals gefunden wurde. Bemerkenswerth sind ferner die mannigfachen Beziehungen, welche sich zwischen den Vorkommnissen von Hidalmäs und jenen der Tertiär- bildungen von Bordeaux zeigen, wobei ich namentlich das massen- hafte Vorkommen von Ostraea aginensis betonen möchte, da diese Art nach Tournouer charakteristisch für den Falun von Bazas ist (Aqui- * tanien)-und auch bei Montpellier in den gleichen Schiehten bankbildend auftritt (La Gaillarde). Was die Lagerungsverhältnisse der Schichten von Hidalmäs anbe- langt, so ist bereits eingangs erwähnt worden, dass dieselben nach den Untersuchungen Koch’s über den Koroder Schichten liegen, von denen sie streckenweise durch einen gelblichgrauen oder bläulichgrauen Mergel getrennt sind, der spärliche Foraminiferen enthält und von Koch mit dem Schlier verglichen wird. Das wichtigste Faetum mit Rücksicht auf die Lageruugsverhältnisse ist jedoch die Thatsache, dass in den Schichten von Hidalmäs ebenso wie in den Schichten von Korod jede Spur von Trachyttuff-Material fehlt, während unmittelbar über ihnen jener mächtige Complex von Trachyttuffen,, Mergeln, Sanden und Sandsteinen beginnt, welcher im nordwestlichen Siebenbürgen fast das ganze flache Hügelland die soge- nannte „Mezöseg“ zusammensetzt und von Koch daher mit dem Namen der „Mezösöger Schichten“ bezeichnet wird. Diese Mezöseger Schichten, welche auch die grossen Steinsalz- lager Siebenbürgens enthalten und ihrer Lagerung nach dem nieder- österreichischen und mährischen Schlier entsprechen, sind im Allgemeinen ausserordentlich arm an Fossilien, doch gelang es Koch dennoch, an mehreren Punkten in den höheren Theilen dieser Schichten Fossilien zu finden, welche durchaus auf zweite Mediterranstufe hinweisen. Nachdem mir diese Funde von grosser Wichtigkeit zu sein scheinen und bisher bloss im „Erdelyi Muzeum“, einer hier wenig gelesenen Zeit- schrift, publieirt wurden, halte ich es für angezeigt, die diesbezüglichen Angaben hier in Kürze zu reprodueiren. Der erste dieser Fundorte, der wohl bereits von Hauer und Stache in ihrer Geologie Siebenbürgens, jedoch ohne Namhaftmachung von Fossilien, erwähnt wurde, befindet sich bei Alsö-Hagymäs nördlich von Retteg an der grossen Szamos. !) Man sieht hier von unten nach oben nachstehende Schichtenfolge : 1. Grüner Trachyttuff. 2. Wechsel von harten Sandsteinbänken und sandig - mergeligen Schichten (Hauptlager der Petrefacten) 10°—2°. 3. Harte, schiefrige Sandsteinbank 1’—2'. 4. Conglomerat. ') Koch, A (si söo-Hagymäsi patak Köyületei, (Erdelyi Muzeum, III, 1876, 57.) Nr. 4 y Sitzung am 17. Febrmar. Th. Fuchs. 107 Die Fossilien, welehe hauptsächlich aus der Schichte Nr. 2 stammen, sind folgende: Üerithium cf. Zeuschneri. Oytherea Pedemontana. ; 5 scabrum. Isocardia cor. Buceinum sp. Cardium cf. turonicum. Trochus sp. Lucina Dujardint. Rissoa Partscht. „ eolumbella. Rissoina cf. nerinea. „ reticulata. Natica sp. ; Leda fragilis. Capulus sulcatus. Pectunculus pülosus. Fissurella graeca. g obtusatus. Corbula gibba. Arca barbata. „ carinata. „ elathrata. Venus ef. multilamella. Lithodomus avitensis. „ cf. fascieulata. Fecten cf. Malvinae. „ tslandienides. „*, ef. »Beusst. „ marginata. Östraea cochlear. Terebratula grandliis. Ein zweiter Fundort findet sich bei Solyomkö in der Nähe von Klausenburg, wo in einer sandig-schotterigen Trachytbreceie nachstehende Fossilien gefunden wurden: Ostraea cochlear. Öerithium cf. moravicum. Turritella turris. „.. marginalis. Natica. Als dritter Fundort endlich. ist Maros-Ujvär zu nennen, wo es Koch gelang in einem Stück petrefactenreichen Mergels mit Geröllen, aus den Hangenden des Salzlagers folgende Fossilien zu constatiren. !) Rissoa Lachesis h. Turritella cf. turris. „ ef. inflata Andrz. Bithynia curta. Alvania Veliscensis. Dentalium_ entalıs. Bulla convoluta. Natica sp. Trochus cf. patulus. Pectunculus pilosus. Br ef. miliarıs. Ervihia cf. podolica juvenis h. Cerithium scabrum h. = cf. pusilla juvenis h. Oonus f. Dujardini. Pecten Malvinae. Sealaria torulosa. Fossarus costatus. Th. Fuchs Miocän-Fossilien aus Lykien. Bereits vor längerer Zeit wurde mir von Dr. F. v. Luschan eine Anzahl von Tertiärfossilien übergeben, welche er im Jahre 1881 gelegentlich der österreichischen archäologischen Expedition nach Lykien, welche er als Arzt begleitete, gesammelt hatte und welehe mir in mehr- facher Beziehung so interressant erscheinen, dass eine kurze Mittheilung darüber wohl gerechtfertigt ist. !) Koch, Kövületek a marosujvari sötelepet fedö tälyagböl &s margaböl. (Er- delyi Muzeum, 11], 1876, 74.) 108 j Verhandlungen. Nr. re Die eine Suite dieser Fossilien, welche die Bezeichnung „Assar Alty am Felentschay“ trägt, stammt aus einem liehtgrauen, griesigen, halbharten Mergel, welcher nach von Luschan den Steilrand der Ebene von Kasch bildet, an welchem sie am Wege von Assar-Alty nach Kasch gesammelt wurde. Die Fossilien sind im Allgemeinen schlecht, oft nur in Steinkernen erhalten und liessen sich daher in vielen Fällen nur annähernd be- stimmen. Es sind folgende: Aturia Aturi Bast. 7 Fragmente. Conus extensus Partsch. 1 grosses Exemplar. Ringieula buccinea Desh. 5. Buccinum sp. cf. Pölsense Auing. 1. sp. cf. serraticosta Bronn. 1. Cohumbelle sp. cf. curta Bell. 2. Tritonium sp. 1 Fragment. Steinkern eines sehr grossen Fusus-artigen Gasteropoden, wahr- scheinlich einer Faciolaria Tarbelliana Grat. jedoch doppelt so gross r als die Exemplare von Grund. Rn Pleurotoma sp. cf. coronata Münst. 1. sp. ef. modiola Jan. 1. Xenophora oder A sp. 1 Fragment. Oylichna clathrata Defr. 1. Natica sp. cf. helicina Broce. ®. Dentalium sp. Bouei Desh. oder intermedium Hörn. 3 Fragmente. Pholadomya sp. In Grösse und Gestalt ähnlich der Ph. Vaticani Ponzi (Fossili del Monte Vaticano) doch scheint die Art weniger und entfernter stehende Radialrippen zu besitzen. Nucula sp. cf. nucleus 1. Stephanotrochus sp. cf. armatus Michel jedoch mit 6 Stacheln. 5. e Trochocyathus sp. 6. „ sp. 1. Die petrographische Beschaffenheit des Gesteines, der Gesammt- habitus der Fauna, vor Allem aber das häufige Vorkommen von Aturia Aturi erinnern ausserordentlich an Schlier, und machen es wahr- scheinlich, dass wir hier die erste Spur dieser bisher aus Kleinasien noch nicht bekannten Formation vor uns haben. Einigermassen fremd- artig sind nur der grosse Öonus extensus und die riesige Fasciolaria Tarbelliana? da derartige grosse Conchylien dem Schlier sonst im Allgemeinen fremd sind. Eine zweite Suite der von Dr. v. Luscehan gesammelten Fossilien trägt die Localitätsbezeichnung Seret und zeigt einen etwas abweichen- den Habitus. Die Fossilien kommen hier in einem blauen plastischen Tegel vor und sind vollkommen erhalten, ähnlich den Fossilien des Badnertegels. Nach den Mittheilungen, welche mir Dr. v. Lusehan über die Lage dieses Fundortes gab, kann wohl kein Zweifel sein, dass die von ihm „Seret“ genannte Localität identisch ist mit dem von Forbes (Travels in Lycia vol. II. 169) angeführten „Saaret“. Nach diesem Autor liegen diese Miocäenbildungen von Saaret (Seret) in einer Höhe von 2500‘ über dem Meere in einem engen Thale der Scaglia und bestehen zu unterst aus dunklen Thonen, darüber aus sandigem Mergel ee Nr. 4 Sitzung am 17. Februar. Th. Fuchs, 109 und zu oberst aus mächtigen Conglomeraten. Die Thone und Mergel unter dem Conglomerate sind reich an fossilen Conchylien von denen Forbes 32 Arten anführt, die zum Theile mit den von Luschan gesammelten übereinstimmen. Im nachfolgenden Verzeichnisse sind die bereits von Forbes angeführten Arten mit einem vorgesetzten Stern bezeichnet. *Conus sp. nov. Ganz übereinstimmend mit Exemplaren, welche das Mineralienkabinet von Manthelan in der Touraine, so wie aus den Serpentinsanden von Turin besitzt. Die ersteren sind als ©. Mercati Brocc., die letzteren als ©. diversiformis Desh. und ©. discors Micht. bestimmt, ohne jedoch mit diesen Arten wirklich übereinzustimmen. Es scheint mir eine neue Art zu sein am nächsten stehend dem eocänen diversiformis Desh. und dem plioeänen deperditus Brocc. jedoch mit Spiralstreifen auf der Spira und mit kleinen Knoten auf dem Embryonal- grunde. 28 Exempl. Conus extensus Partsch. Sehr genau übereinstimmend mit einem Exemplare aus St. Jean de Marsaque. 6 Ex. Conus Dujardini Desh. In der von R. Hörnes und Auinger angenommenen Fassung. 2 Ex. Conus Brezinai. R. Hörnes und Auinger. Ganz über- einstimmend mit Wiener Exemplaren. 1 Ex. OConus subraristriatus ÜÖosta, Sehr gut übereinstimmend mit Exemplaren an Lapugy. 6 Ex. Conus Puschi Micht. 1 Ex. Ancillaria glandiformis Lam. 7 Ex. Oliva sp. nov. Eine sehr grosse dieke Form. *Voluta rarispina Lam. Zahlreiche Fragmente. Mitra serobiculata Brocc. 1 Ex. *Terebra fuscata Brocc. 21 Ex. *Terebra pertusa Bast. Uebereinstimmend mit den Exemplaren _ des Wiener Beckens, bei denen die Rippen unterhalb der Binde in der Regel zu einer zweiten Reihe von Knoten anschwellen. 10 Ex. Columbella fallax. R. Hörnes und Auing. (= subulata Bell. non Broce.). 9 Ex. Eburna Brugadina Grat. 3 Ex. *"Ranella marginata Brong. 1 Ex. Strombus Bonelli Brong. 1 Ex. Rostellaria dentata Bast. 2 Ex. Ohenopus cf. alatus Eichw. 1 Fıgt. Murex Sedgwickii. Micht. 3 Frgt. Fasciolaria Tarbelliana Grat. 5 Fıgt. Pleurotoma sp. nov. cf. cingulata. 8 Ex. Pleurotoma cf. asperulata Lam. Von der gewöhnlichen Form dieser Art durch viel kleinere und zahlreichere Stacheln verschieden. Eine ganz ähnliche Form kommt jedoch auch bei Cabrieres vor und wurde von Fischer als Varietät der asperulata abgebildet und be- schrieben. Man könnte die Form allerdings auch ganz gut als neue Art auffassen. 22 Ex. Pleurotoma sp. Stimmt sehr gut mit der, neuerer Zeit von Bellardi abgebildeten Pl. interrupta Broce., doch soll nach Bellardi K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 4. Verhandlungen. rt ’ k; k 110 Verhandlungen. Nr. 4 und Brocchi die Sinusfurche auf dem letzten Umgange glatt sein, während sie an der vorliegenden Form gekörnelt erscheint. Die Art soll übrigens von der Hörnes’schen Pl. interrupta des Wiener Beckens verschieden und bisher nur aus dem Pliocän bekannt sein. 1 Ex. Pleurotoma Jouanneti Desm. 2 Ex. Fi cf. De Stefani Bell. 1 Ex. coronata Münst. bei Hörnes. 1 Ex. Oerithium sp. cf. alucoides Brocc. 3 Ex. Turritella sp. nov. 3 Ex. Natica redempta Micht. Sehr gross und dickackihil 13 Ex. Natica millepunctata Lam. 45 Ex. A Josephinia KRisso. 1 Ex. Dentalium Badense Partsch. 3 Frgt. pseudoentalis Lam. 1 Ex. Arca ef. Turonica Desh. 3 Frgt. Cardium cf. diserepans Bast. 3 Frgt. Pecten cf. Karalitanus Menegh. 7 Frgt Die Gesammtheit der Fauna spricht für die zweite Mediterran- stufe und würde hier wohl am besten mit der Fauna von Lapugy verglichen werden können, obwohl zugegeben werden muss, dass in ihr mehrfach fremde Elemente vorkommen, welche möglicher Weise dereinst dahin führen könnten, die Fauna in den Grunder Horizont zu stellen. Im Anschlusse an diese beiden Suiten möchte ich hier einer kleinen Sammlung von Mioeänfossilien gedenken, welche Dr. E. Tietze im Jahre 1882 ebenfalls bei Assar Alty am Felentschai sammelte und mir freundlichst zur Durchsicht überliess. Dr. Tietze war zu gleicher Zeit so freundlich, mir einige Daten über das Auftreten dieser Schichten zu geben, welche ich im Nachstehenden reprodueire: Dr. Tietze schreibt: „Die tertiären Mergel treten in mehreren Thälern Lykiens auf, in der Art, dass sie (abgesehen von Jüngeren, quaternären Bedeckungen) die Thalbecken ausfüllen und an den Gehängen jederseits noch eine Strecke weit hinaufreichen. Ich sah sie in dieser Weise im breiten Thale von Kassaba, dann im schmalen Thale des Fellentschai bei Assar Alty und endlich auch im Thale der Aktschai nördlich von Susur Dagh. Die Berge, welche jene Thäler umgrenzen, bestehen aus Nummulitenkalk , der freilich stellenweise auch mit noch älterem (eretaei- schem) Kalke durch unmerkliche Uebergänge verknüpft sein könnte.“ „Die Mergel sind stellenweise mit Conglomeraten und Sandsteinen verbunden. Die aus ihnen bestehenden Schichteneomplexe erinnern manchmal in ihrem Gesammthabitus an mergelige Flyschbildungen. Sie sind fast überall stark von Schichtenstörungen betroffen worden. An einigen Stellen fallen sie sogar scheinbar unter die Nummulitenkalke ein. In jedem Falle haben die Vorgänge, denen die Emporrichtung der lykischen Hochgebirge zu danken ist, zu einem wesentlichen Theile erst nach Absatz der bewussten Miocänmergel sich geltend gemacht. Ob es mehr diesen Vorgängen, oder ob es zum grösseren Theil späterer Denudation zuzuschreiben ist, dass die vorhandenen Portionen jener Mergel ganz isolirt erscheinen, ist vorläufig schwer zu ermitteln; doch ist j Nr. 4 Sitzung am 17. Februar. Th. Fuchs, al es immerhin eine bemerkenswerthe Thatsache, dass die Wasserscheide zwischen den, durch das Vorkommen jener Mergel ausgezeichneten Thälern, ausschliesslich aus den genannten älteren Kalken bestehen.“ Das Material, welches mir nun aus diesen Schichten vorlag, be- stand aus einer Suite von Gesteinsstücken, in denen die Fossilien in ziemlich schlechtem Erhaltungszustande, oft nur in Abdrücken und Stein- kernen erhalten waren. Das Gestein selbst war theils ein lichtgrauer Steinmergel, theils ein gelber, sandiger Mergel, theils ein eonglomera- ‚tischer Sandstein, ganz ähnlich den Gesteinen, wie sie z. B. die italieni- schen Schlierbildungen zusammensetzen. Die von mir unterschiedenen Fossilien sind folgende: Conus Tarbellianus Grat. 5 Ex. Mercati Brocc. 1 Ex. Steindachneri Hoern. Auing. 2 Ex. » sp., übereinstimmend mit der bei Seret verkommenden, dem 0. diversiformis Desh. ähnlichen Form. 1 Ex. Ancillaria glandiformis Lam. 4 Ex. Oypraea sp. 1 Ex. Miütra scrobiculata Brocc. 1 Ex. Terebra fuscata Brocc. 4 Ex. Cassis sp. cf. Neumayri B. Hoern. Pleurotoma asperulata Lam. var. (Dieselbe kleinknotige Varietät wie bei Seret.) 1 Ex. Natica millepumetata Lam. 1 Ex. »„ redempta Micht. 1 Ex. Cerithium Bronni Partsch. 1 Ex. Turritella cf. turris Bast. 1 Ex. Trochus cf. Dujardini Mayer (Touraine). 2 Ex. Pteropoden (Vaginella2), häufig. Corbula gibba Olivi cf. 1 Ex. Lucina cf. miocenica Micht., sehr gross. 1 Ex. u. :s2., kleine’Art. 1 Ex. Limopsis sp. 1 Ex. Leda sp. cf. fragilis Chemn. 1 Ex. Arca sp. Pecten (Janira) calabra Seg. 1 Ex. „ sp. cf. flavus Dub. 1 Ex. ar EP: Lunulites sp. Einzelkorallen. Der Charakter dieser Fauna ist ein ziemlich unerwarteter. Während nämlich der petrographische Habitus des Gesteins für Schlier spricht, zeigt die Fauna durchaus keine nähere Verwandtschaft mit der vorer- wähnten, von Dr. Luschan offenbar in der Nähe gesammelten Schlier- fauna von Assar Alty, sondern stimmt vielmehr mit der Fauna von Seret überein, welche ich zuvor mit jener von Lapugy verglichen. Ein für „Schlier“ sprechendes Element sind eigentlich nur die zahlreichen Pteropoden. — Bemerkenswerth ist ferner noch das Vorkommen der Janira calabra Seguenza, einer Art, welche bisher nur aus dem Helve- tien und Tortonien Calabriens bekannt war. » ”» 4? N N N ER TE ET 112 Verhandlungen. Nr. 4 Würde man versuchen, nach Analogie mit den italienischen Mioeän- bildungen die im Vorhergehenden geschilderten 3 Localitäten in eine Reihe zu bringen, so müsste man annehmen, dass der von Luschan ausgebeutete Aturienmergel von Assar Alty das tiefste Glied repräsentirt, dass die Mergel und Sandsteine, in welehen Tietze sammelte, darüber liegen und dass der Mergel von Seret mit seinen zahlreichen wohlerhaltenen Conchylien von tortonischem Gepräge das jüngste Glied dieser Schiehten- reihe darstellt. Die Conglomerate, welehe nach Forbes im Thale von Seret über diesen petrefactenreichen Mergeln liegelno, könnten dann die Aequivalente unseres jüngeren Leithakalkes sein. Bekanntlich sind in Cilicien Mioeänbildungen sehr verbreitet, welche vorwiegend kalkiger Natur sind, oft gewaltige Korallenriffe darstellen und sich durch einen ausserordentlichen Fossilienreichthum auszeichnen. Unter den von Tschihatscheff (Asie misieure) angeführten Arten kommen unter anderen auch nachstehende vor: Cardium Burdigalinum. ® Hoernesianum. Oytherea erycinoides. 3 undata. Venus islandicoides. Oerithium subplicatum. Pyrula Lainei. Strombus decussatus. Es sind dies lauter bezeichnende Arten der ersten Mediterranstufe, welche noch niemals in den Grunder Schichten, geschweige in jüngeren Ablagerungen gefunden wurden, und da auch die übrigen mit vor- kommenden Arten meist solche sind, welche mit Vorliebe in den älteren Theilen des Miocäns auftreten (Ostraea crassissima, O. Virleti, Pecten benedictus, Venus Aglaurae, Thracia plicata ete.) und die Cardita Jouanneti vollkommen fehlt, so kann man wohl mit Recht annehmen, dass ein grosser Theil des Cilieischen Mioceäns der ersten Mediterran- stufe zufällt. Andererseits ist ebenso bekannt, dass die von Russegger beiHudh in Karamanien gesammelten Tertiärfossilien (Cardita Jouanneti, Ranella marginata, Ancillaria glandiformis, Buccinum polygonum, prismati- cum, ete.) ganz den Charakter unserer zweiten Mediterranstufe an sich tragen und mit den entsprechenden Vorkommnissen des Wiener Beckens noch viel genauer stimmen als die Vorkommnisse von Seret. Russegger gibt nun auch ein genaues Profil der Mioeänbildungen von Hudh und es geht aus denselben hervor, dass Schichten mit den vorerwähnten Conchylien den obersten Theil der Ablagerung bilden, während der untere, bedeutend mächtigere, aus Sandsteinen und Con- glomeraten mit Ostraea longirostris (crassissima) besteht. Da nun die Ostraea crassissima auch in Cilieien an vielen Punkten bankbildend auftritt in Verbindung mit Fossilien, welche auf die ältere Mediterranstufe verweisen, so scheint es sehr wahrscheinlich, dass wir bis Hudh eine direete Ueberlagerung der ersten Mediterranstufe durch die zweite vor uns haben. “ % 4 2 En) er 1 A»; Wr Nr. 4 Sitzung am 17. Februär. A. v. Klipstein. 113 Dr. A. v. Klipstein. Ueber die Gosaukreide der Ladoi- alpe auf dem Sonnenwendjoch bei Brixlegg im Unter- innthal. Von Brixlegg ausgehend betritt man den bekannten grossen Berg- sturz des Rettengschöss gleich N. W. Asten und gelangt zwischen colossalen Felsblöcken, steilen Stiegen hinaufschreitend zu den Hütten der Ladoialpe, wo man mit dem Wald das seither überschrittene Felsenmeer von Kalktrümmern verlässt und in einer Höhe von ca. 4000‘ die Triften der Ladoialpe erreicht. Hier öffnet sich das Gebirge plötz- lich und bildet eine tiefe, von den aufsteigenden Steilwänden des Sonnenwendjochs halbkreisförmig umschlossene, sanft nordwärts an- steigende Bucht, in welcher sich zahlreiche dem Sonnenwendjoch ent- strömende Quellen zu dem wasserreichen Giessbach der Ladoialpe ver- einigen und in fortwährenden kleinen Cascaden am steilen unteren Gehänge herab dem Innthal zustürzen. Ehe wir uns zu den in diese Bucht hineingezogenen jüngeren Kreidebildungen wenden, wollen wir noch eines Profils gedenken, welches die vorerwähnten, wahrscheinlich dem Esinokalk angehörenden Steilwände am Pletzacher Kopf zunächst der Stelle bieten, wo der Weg nach der Ladoialpe dicht unter ihnen her führt. Nach der beigefügten Handzeichnung deutet das teetonische Verhalten der durch dieselben entblössten Massen auf gewaltige Störungen hin, welchen sie unterlagen. Die mächtigen, antielin sich begegnenden, von beiden Seiten steil auf- gerichteten Schichten sind durch in kurzen Distanzen aufeinander- folgende ungewöhnlich breite und durch die ganze Wandhöhe nieder- stürzende Verwerfungsklüfte getrennt. Obwohl dieses belehrende Bild von Schichtenstörung mit der Entstehung der es begrenzenden weit aus- gedehnten zertrümmerten Felshaufwerke nicht in unmittelbaren Zu- sammenhang gebracht werden kann, so bleibt die Möglichkeit colossaler Einstürze, welche die Disloeations-Katastrophen begleiteten, doch nicht ausgeschlossen. Noch ehe man den oberen Waldrand unter der Ladoialpe erreicht, trifft man auf mit Triaskalkblöcken sich vermengende Trümmer eines kieseligen dunkelgrauen Kalksteins voller Fragmente von Versteine- rungen, welche zwar wenig erhalten, doch den Charakter der Gosau- kreide nicht verleugnen und bald beim Heraustreten aus dem Walde nicht weit von den Alpenhütten der Ladoialpe stellenweise in schmalen Schichten anstehend gefunden werden. Die Triften der Ladoialpe in westlicher Richtung bis zu dem wasserreichen Ladoigraben über- schreitend, steht man plötzlich vor dieht zur Seite desselben am Fusse des westlichen Steilgehänges des Sonnenwendjochs hinziehenden, 80 bis 100° hohen Entblössungswänden, deren Untersuchung zum Uebersetzen, resp. Durchwaten des Grabens einlädt und auch zu lohnenden Er- folgen führt. Man befindet sich hier im Bereiche der echten, mit schmalen Schichten compaeten kieseligen Kalkes alternirenden versteinerungs- reichen Gosaukreidemergel, überfüllt mit zahllosen Repräsentanten ihrer Fauna, aber meist in Pygmäenformen auftretenden Arten. Ausgewittert aus den Mergeln, gewähren sie dem Sammler leicht aufzubringende reiche Ausbeute. ” RT, FE » EEE En v -. » I PER Ds ES BL IENN 4 ee Ann ren EEE Mn Ze u 3%, an 5 a (a 114 Verhandlungen. Nr, 4 Die Entblössungswände, welche sich wohl gegen 400-—-500 Sehritte nordwärts nach dem Innern der Bucht verfolgen lassen, bilden die der- selben zufallenden Gehänge einer gegen 100‘ über dieselbe ansteigen- den Terrasse, welche längs dem Fusse der Steilwände hinzieht und, scharf von diesen sich trennend, ziemlich genau die Grenzen der die Bucht erfüllenden Kreidebildung bezeichnet. Die Fortsetzung derselben um die Bucht herum an ihrer östlichen Seite hin lässt sich von ver- schiedenen Standpunkten aus auch ohne genauere Untersuchung ver- folgen und bestimmen. Der ältere (Trias-) Boden der tief in das Gebirgs- innere sich hinein erstreckenden Bucht scheint sich zu einer Mulde zu gestalten, in welcher die Kreideschichten sich absetzten. Ihr Aufsteigen in einer dem Fusse des älteren Gebirges folgenden Terrasse gestattet auf spätere Inundationen zu schliessen, welche die Zerstörung der mit den am Rande aufragenden Schichten früher in einem und demselben Niveau befindlichen, den grösseren Theil der Muldenmitte einnehmenden Ablagerungen zur Folge hatten. Eine Vergleichung der entblössten Schichten, sowohl in petro- graphischer als wie in paläontologischer Beziehung mit den Kreide- bildungen der Gosau führt zu dem Resultate, dass man es an der Ladoialpe mit den versteinerungsreichen, besonders mit Gasteropoden überfüllten blauen Mergeln des Edelbachgrabens, sowie mit dem Schichten- wechsel von Mergeln und kalkigen Sandsteinen verschiedener Schluchten am westlichen Rande des Gosaubeckens zu thun hat. Die diese Schichten- folge in der Gosau überlagernden sandigen Kalke und Conglomerate scheinen an der Ladoialpe gänzlich zu fehlen. Unbestimmt ist es ferner, ob die im Liegenden der blauen Mergel des Edelbachergrabens folgenden mit Sand und sandigen Mergeln alternirenden Mergel des Ressenberges, sowie die in noch tieferen Niveaus auftretenden grünlichgrauen, dann geschichteten Sandsteine der Gosau an der Ladoialpe auftreten, da der tiefere Theil der Mulde über die Bucht hin aus Mangel an Entblös- sungen keine Beobachtungen zulässt. Auffallen muss es, dass die in einem Niveau von nicht viel unter 4000‘ lagernden Kreideschichten der Alpe Ladoi eine ungleich be- trächtlichere Höhe als diejenigen des nachbarlichen Brandenberger Thales erreichen. Eine Erklärung der wohl nahezu um 1500 differi- renden Höhenunterschiede dürfte wohl, will man nicht zu den nach der Entstehung der jüngeren Kreidebildungen stattgehabten Dislocationen seine Zuflucht nehmen, in der Verschiedenheit der Terrainverhältnisse der Triasbildungen unmittelbar vor der Entstehung jener zu finden sein. Während nämlich das Brandenberger Thal damals schon dem Zutritt der Strömungen des Kreidemeeres geöffnet war und um Brandenberg eine beträchtlich sich ausdehnende kesselförmige Vertiefung bildet, welche den Kreidesedimenten, sowie auch der sie begleitenden Fauna eine ruhigere Ausbildung gestattete, bildet das Gebirge, über welches der Ladoigiessbach nach dem Innthal semen Lauf nimmt, steile Abstürze, an welcher die unteren Strömungen des Kreidemeeres ab- prallten und nur in ihrem oberen über 3000° sich erhebenden Niveau in die dort sich öffnende Bucht eindringen konnten, und deshalb auch hier nur leichteres, mehr zerkleinertes Material abzusetzen ver- mochten. | ER Nr. 4 Sitzung am 17. Februar. A. v. Klipstein.. 115 Wenn an den tieferen flacher niedergehenden Gebirgsabfällen noch isolirte Kreideabsätze hängen blieben, so dürften sie durch spätere __ Inundation wieder entführt worden sein. Mit dem abweichenden Ver- halten der Terrainverhältnisse zwischen der Alpe Ladoi und dem Brandenberger Thal werden wohl auch an beiden Orten sich ergebende Verschiedenheiten im Auftreten der Versteinerungen in Verbindung stehen, auf die wir nach Aufzählung der von der Alpe Ladoi aufge- brachten Arten am Schlusse unserer Ueberlieferungen noch zurück- Kuir Por, « kommen wollen. Durch die dankenswerthe Beihilfe des Herrn Stud. Atzwanger aus Rattenberg wurden wir in den Stand gesetzt, eine ziemlich zahlreiche Reihefolge der aus den Mergeln der Alpe Ladoi ausgewitterten Ver- steinerungen aufzubringen, welche wir durch das nachfolgende Verzeich- niss hier einführen: Oerithium Haidingeri Zekeli. Fusus cingulatus Sow. Mn fenestratum ,„ „ Reussi Zek. ja nitidum „ Ranella? Zek. 5 millegranum , Turritella rigida Zek. y debile e 2 difieilis d’Orb. “ intersectum y Omphalia conica Zek. b; speciosum h Rostellaria costata Sow. ; millegranum Var. Zek. Tritonium ceribriforme Zek. F rotundatum Zekeli. Pterocera angulata d’Orb. 7 exornatum # Delphinula aculeata Zek. = Muensteri (ex. juv.) Zek. sl, sp. ündet. 5 Hoeninghausi Keferst. Trochus plicato-granulosus Muenster. . cognatum Zek. Turbo indet. 5 speciosum? „ Cardium productum Sow. b 2 spec. indet. Lima Haidingeri Zittel. Nerinea flexuosa Sow. Rhabdophyllia tenuicosta Reuss. „ granulata Münster. Gyrosmilia Edwardsi Reuss. > gracilis Zek. Montlivaultia dilatata Reuss. Natica bulbiformis Sow. Placosmilia angusta Reuss. » engulata Ss Diploctenium lunatum Mich. Ex.juv. »„ Iyrata x Oladopora tenius Reuss. „ semiglobosa Zek. Asträa Simonyi Reuss. » indet. Pleurocora nov. spec. subtile-granu- Voluta torosa? Zek. lata nob. „ gradata Zek. Pleurocora nov. sp. reticulata nob. „ raricostata Zek, Placosmilia cumeiformis Miln. Edw. Diverse Var.: Var. lata et minima nob. Thamnastraea exaltata Reuss. 4 acutidens Reuss. 4 media Miln. Edw. FPolytremacis macrostoma Reuss. Aulopsammia Murchisoni Reuss. Placosmilia consobrina Reuss. Pleurocora rudis Reuss, u a Be er Sl > m 116 - Verhandlungen. Nr. 4 Wir haben oben schon darauf hingewiesen, wie die Kreide- ablagerung an der Ladoialpe aus von den oberen Fluthen des Kreide- meeres transportirtem mehr zerkleinertem leichtem Materiale besteht. Diese Thatsache findet auch Anwendung auf die von ihr umschlossene Fauna und erklärt sich für diese in ganz analoger Weise aus den Terrain- verhältnissen, wie wir es für den Bestand der Schiehtenbildung be- gründet haben. Dass indessen an der Ladoialpe fast nur ausschliessend kleine niedliche oder zu Pymäen umgewandelte Species auftraten, während dieselben in den Brandenberger Kreideschichten mit Arten von grösserem Umfange sich vermengen, so dass Brandenberg in dieser Beziehung dem Kreidebecken der Gosau näher steht, bleibt immerhin eine denkwürdige Erscheinung. So finden sich in der Gasteropodenclasse die Gattungen Oerithium und Nerinea fast nur durch die auch in der Gosau vorkommenden kleinen niedlichen Arten am Ladoi repräsentirt.' Von den grösseren Cerithien erhielten wir daher nur Oerithium Hai- dingeri und fenestratum. Beide sind bis jetzt in Brandenberg gar nicht und in der Gosau höchst selten vorgekommen, während sie sich am Ladoi ziemlich frequent und theils gut erhalten vorfanden. Von einigen anderen Gasteropodengattungen, wie zumal Natica, Turritella und Omphalia fanden sich auch Individuen von etwas grösserem Umfange vor. Andere Genera dieser Classe, wie besonders die Actaeonellen, welche in Brandenberg zu den frequentesten gehören, fehlen am Ladoi gänzlich, sowie überhaupt Individuen von grösserem Umfange und schwererem Gewichte selten sich einfinden. Es tritt dies zumal für die Gattung Nerinea recht auffallend hervor. Während in Brandenberg die grösseren Arten derselben sehr zahlreich sich einfinden, beschränkte sich am Ladoi ihr Vorkommen ausschliessend, und zwar in grosser Frequenz, auf die drei niedlichen Arten flexuosa, granulata und gracihs. Das Auftreten von Pygmäenformen zeigt sich am auffallendsten unter dem am Ladoi vorgefundenen Polyparien. Wir beobachteten nur wenige durch etwas grösseren Umfang ausgezeichnete Arten, wie z. B. Astraea Simonyi, Gyrosmilia Edwardsi. Fast alle anderen aufge- fundenen Species verschiedener Gattungen, wie Thamnastraea, Placos- milia, Diploctenium, Oladopora, Polytremacis, Aulopsammia sind zu zwerghaften Gestalten verurtheilt. Eigenthümlich erscheint auch noch das gänzliche Fehlen einer oder der anderen Gruppe der Gosaukreide-Fauna am Ladoi, während dieselbe mehr oder weniger frequent in den nachbarlichen Branden- berger Schichten repräsentirt sind. So treten in den letzteren sämmt- liche Rudistenspecies der Gosaubildungen in beträchtlicher Frequenz auf (wie wir bereits in der 3. Abtheilung unserer Beiträge zur geolo- gischen Kenntniss der Ostalpen, pag. 98, nachgewiesen haben), während wir am Ladoi nicht eine Spur derselben entdeckten. Die Bivalven scheinen nur in wenigen Arten durch vereinzelte nicht besonders erhaltene Exemplare vertreten zu sein, Cephalopoden und Brachiopoden aber, wie auch in Brandenberg, ganz zu fehlen. Zum Schlusse unserer geologisch-paläontologischen Notiz über das Vorkommen der oberen Kreide an der Alpe Ladoi wollen wir im Interesse der das Innthal heimsuchenden Alpenwanderer noch darauf aufmerksam machen, dass man im Aufsteigen nach derselben einige Nr. 4 Sitzung am 17. Februar. P. Hartnigg. 117 der anziehendsten Aussichtspunkte überschreitet. Es ist besonders eines von Wald entblössten Gebirgsvorsprunges zu gedenken, welchen man unterhalb der Waldgrenze nicht weit von den Ladoihütten erreicht. Von dieser Stelle aus erscheinen im Hintergrunde die Zillerthaler Alpen nahezu in ihrer vollen Längenausdehnung in der ganzen Pracht ihrer pittoresken Formen und ihrer ausgedehnten Gletscherfelder. Wir erinnern uns von keiner anderen Seite eines solehen anziehenden Bliekes nach dieser eine der ansehnlichsten Abtheilungen der Centralalpen einnehmen- den Gebirgskette gehabt zu haben. Im Mittelgrunde präsentirt sich von dieser Aussichtsstelle in beträchtlicher Ausdehnung das Gebirge der der Centralkette folgenden nördlichen Schieferzone, während man im Vorder- grunde einen weiten Ausblick über die dem Innthal unmittelbar sich anschliessende Gebirgsumgebung geniesst. P. Hartnigg. Notizen aus dem Feistritzthale in der Umgebung von Anger. Ich bin schon ein paar Wochen in Anger, erstlich um die Auf- schlussarbeiten beim Schwefelkies, welche sich recht günstig gestalten, einzuleiten, und zweitens, um für ein Eisenbahnprojeet Daten zu sammeln. Diese Eisenbahn soll von Feldbach über Iz, Anger und Birkfeld bis Rettenegg gebaut werden und das Feistritzthal erschliessen, wo nicht nur ein grosser Holzreichthum vorhanden ist, sondern auch viele nutz- bare Mineralien und Steine vorkommen. Ausser dem Schwefelkieslager bei Anger, welches westlich ober- halb dieses Marktes, beim Schlosse Waxenegg beginnt und sich nörd- lich bis zum Pointner im Naintschgraben erstreckt, kommen hier am Rabenwald grossartige Talksteinlager feinster Qualität vor, wovon jetzt schon über 500 Waggons jährlich versendet werden. Nördlicher treten bei Rossegg Graphite auf und sind unweit davon am Birnkogel und im Rossegger Graben Manganerze als Findlinge ge- troffen worden. Im obersten Naintschgraben, u. z. oberhalb Heilbrunn, ist ein alter Bergbau auf Magneteisenstein. Magneteisenstein kommt in mächtigen Lagern von Mitterbach über den Plankogel bis Kathrein II. Viertel vor. Am Ausflusse des Mitterbaches in den Gassenbach kommt bein Pöllerbauer ein 3 Meter mächtiges Graphitlager vor. Am Basteinerkogel bei Gassen ist ein alter verlassener Silber- bergbau. Ein zweiter verlassener Silberbergbau ist nördlich oberhalb Gassen am Knappensattel. Im Gassengraben kommen schöne reine Quarze vor. In Fischbach kommen ebenfalls reine mächtige Quarzlager vor. Bei Fischbach ist Kupferlasur gefunden worden. In Weissenegg ist in der Nähe des Feistritzgrabens uld nördlich von Birkfeld ebenfalls ein verlassener Silberbergbau. Der 6—7 Meter mächtige Lignit von Ratten ist ohnedies bekannt. Öestlich von Rettenegg am Kaltenegg- und Prinzenkogel arbeitet Herr Kurschel auf silberhältige Bleierze und Zinkblenden. Die Bleierze halten bis 0'4°/, an Silber. \ Silberreiche Bleierze treten im Rieglerviertel und Arzberg südöst- lich von Ratten auf. K.k, geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 4. Verhandlungen. 18 in in „a REEL EEE Weidau gelangen und von dem imposanten Amphitheater, das sich im 118 Verhandlungen. mi E Talksteine bei St Jakob im Walde. Ebendaselbst am weissen | Sandkogel findet man ein grosses Nest des feinsten weissen Quarz, sandes. Endlich kommt Graphit an vielen Orten und besonders in Kathrein | bei Ratten vor. Viel wichtiger ist jedoch das Auftreten von Nutzsteinen im Feistritzthale. 2. Gneisplatten von jeder Dimension und bis zu 1 Zoll‘ Dicke und. von grossem Quadrate werden bei Anger gewonnen. R Hochinteressant ist das ausgedehnte Auftreten von Granulit bei Anger, u. z. am westlichen Fusse des Rabenwaldkogels, Gemeinde Baierdorf. Hiervon liegen eine Anzahl loser Stücke von jeder Dimension herum, welche von Steinmetzen bearbeitet werden. In Koglhof ist ein Br unnentrog von 5 Hektoliter Fassungsraum. Man könnte auch grössere Sticke davon haben! Angrenzend mit dem Granulit ist der Granitgneis, wovon eben- & falls schöne Stücke gewonnen werden. Auch von diesem liegen viele lose Stücke von jeder Dimension herum. er Weisser krystallinischer Kalk ist bei Anger ober der Schlossruine Waxenegg, beim Pointner im Naintsehgraben und bei Koglhof. Grauer krystallinischer Kalk ist bei Birkfeld gegen Fischbach zu. Brauchbare Kalktuffe findet man in grossen Massen zwischen Birkfeld und Fischbach, sowie bei Koglhof und Ratten. Hübsche Sandsteine, woraus grosse Quadern erzeugt werden können, kommen im Kirchenviertel bei Ratten vor. Gesucht sind endlich die Mühlsteine vom Mühlsteingraben nörd- lich von Wenigzell. Dr. S. Roth. Spuren vormaliger Gletscher auf der Südseite der Hohen Tätra. - Bereits seit mehr als einem Decennium verfolge ich bei meinen Exeursionen in der Hohen Tätra die Spuren vormaliger Gletscher mit grosser Aufmerksamkeit und sammle die diesbezüglichen Daten. Ich bin zwar auch heute noch nicht in der Lage, diese meine Studie als abgeschlossen zu bezeichnen, doch damit mir nieht bald wieder eine unangenehme Ueberraschung. wiederfahre, ähnlich derjenigen, die mir Partsch’ Werk „Die Gletscher der Vorzeit“ bereitete , entschloss ich mich, das bisher gesammelte Material zusammenzustellen und zu ver- öffentlichen. Ich that das in einem ausführlichen Bericht, den ich an die ungarische Akademie der Wissenschaften einreichte, sowie in einem Vortrage, den ich am 7. Januar in der Fachsitzung der ungarischen geologischen Gesellschaft in Budapest hielt. ‚Und da ich die erzielten Resultate für ungemein interessant und wichtig halte, will ich es nicht unterlassen, dieselben wenigstens in ihren Hauptzügen auch an dieser Stelle mitzutheilen. Die deutlichsten und lehrreichsten Spuren einer vormaligen Glet- scherthätigkeit sind im Weisswasser-Thal zu finden und dasselbe kann in dieser Hinsicht als elassischer Boden angesehen werden. Wenn wir vom Rothen Lehm aus auf das schöne Plateau der Hintergrunde zeigt, unsere Augen auf die nächste Umgebung lenken, JE Nr. 4 Sitzung am 17. Februar. S. Roth. 119 bemerken wir links von unserem Standpunkte eine wallähnliche Er- hebung, die aus Granitblöcken von verschiedener Grösse und Form aufgebaut ist. Dieser regelmässig verlaufende Wall ist eine Seitenmoräne des einstigen Gletschers und die hier abgelagerten Granitblöcke und Trümmer, sowie die übrigen Gesteine sind aus dem hinteren Theil des Thales durch den Gletscher hierher transportirt worden, da an der ganzen Lehne nirgends Granit anstehend vorkommt. Und wenn wir den Verlauf der Moräne nach unten zu mit Aufmerksamkeit verfolgen, sehen wir, dass sie, den Sattel überschreitend, in das Liebseifen-Thal sich fortsetzt. Ein Theil des Gletschers muss also nach dieser Richtung seinen Weg genommen haben, während der andere Theil, der Hauptarm, im Weisswasser-Thal geblieben ist. Da aber die Einsattlung zwischen dem Renias und dem Stirnberg ungefähr 120 M. höher liegt, als das Flussbett des Weissen Wassers in dieser Gegend, so folgt daraus, dass der Gletscher, um diesen Sattel überschreiten zu können, wenigstens eine Mächtigkeit von 120 M. besessen haben muss. Auf dem in die Kupferschächte führenden und am Fusse des Stirnberges verlaufenden Fusssteig weiter fortschreitend, erblicken wir jenseits des vom Stirnberge herabkommenden Nebenthälchens zwei nahe auf einander folgende Querdämme, welche an der Berglehne ganz unmerklich beginnen und gegen das Weisswasser zu einen an Höhe und Breite immermehr zunehmenden Bogen bilden, der in seiner Mitte einen ziemlich tiefen Einschnitt trägt. Die äussere, convexe Böschung dieser Dämme ist steil, die innere hingegen verläuft sanft in ein um- schlossenes Becken, in welchem sich bei Regenszeit oft recht bedeutende Wassermassen ansammeln. Diese Dämme sind Stirnmoräne, und zwar jenes Gletscherarmes, der im Weissen See-Becken seinen Ursprung hatte, wie das aus dem Material der Moränen zu entnehmen ist. Granit, Quarzit, Kalk und Sandstein liegen wirr durcheinander und besonders die zwei ersten haben oft riesige Dimensionen. Durch den Einschnitt des Dammes flossen die Schmelzwasser des einstigen Gletschers ab. Noch weiter thalaufwärts gelangen wir am Fusse der Vordern Fleischbänke zur äussersten Grenze der Granitfindlinge. Der Verlauf dieser Grenzlinie zeigt uns den Weg des Weissen See-Gletschers und aus diesem entnehmen wir, dass der Gletscher nieht in der Richtung des Thalbeckens seinen Verlauf nahm, sondern durch den stärkeren Nachbar, den Grünensee-Gletscher, um circa 20° nordöstlich gedrängt wurde, aber auch das entnehmen wir zugleich, dass durch diese Ab- lenkung der aus den Vordern Kupferschächten kommende schwächste Arm gänzlich aufgehalten worden ist. Die erwähnten Moränen und Findlingsblöcke sind jedoch nicht die einzigen, sondern blos die auffallendsten Zeichen einer früheren Gletscherthätigkeit; mehr weniger deutlich erkennbare Spuren finden sich über die ganze Weidau vom Rothen Lehm an bis zum Durlsberg verbreitet, und wie mächtig die von den Gletschern abgelagerten Schutt- massen sind, kann man auf der prachtvollen Wiese am Tränkenbach sehen, welcher uns diese Ablagerungen bis zu einer Tiefe von mehr als 30 M. aufschliesst. Eine riesige Mittelmoräne, die durch die Vereinigung des Grün- see-Gletschers mit dem Weissensee-Gletscher gebildet wurde, zieht 18* al LS ana a ARE a ZW aEn 2 ink We m a an 8 P23 EEE a a 72 120 Verhandlungen. Nr. vH sich dem linken Ufer des Grünsee-Baches entlang und ist von dem Abfluss des Weissensee-Beckens und dem Tränken-Bach durchbrochen. Und da dieser Wall gegen 150 M. über dem Spiegel des Grünsee- Baches liegt, können wir uns leicht ein Bild von der Grösse und Aus- dehnung des einstigen Gletschers machen. Der Grünsee-Gletscher war der stärkste unter seinen Geschwistern, was übrigens ganz natürlich erscheinen muss, wenn wir bedenken, dass sein Becken die grösste Ausdehnung hat, von den höchsten Spitzen umgeben ist und auch heute noch die ausgedehntesten Schneefelder trägt. Der Riesenwall, der den Grünensee abschliesst, ist eine Stirnmoräne dieses Gletschers; und ähn- liche Stirnmoränen finden wir noch mehrere, wenn wir dem Grünsee- Bach — nach der Vereinigung mit dem Abflusse des Weissensee-Beckens Weisswasser genannt — entlang hinabschreiten. Die Oberfläche dieser Moränen ist meist mit riesigen "Granitblöcken bedeckt. Uebrigens ist die ganze Thalsohle oft in einer Mächtigkeit von mehr als 20 M. mit Gletscherschutt überlagert. Eine schöne Seitenmoräne dieses Gletschers finden wir an der Lehne des Ratzenberges unterhalb des weithin sichtbaren Wasserrisses. Dieselbe liegt ungefähr 150 M. über der Thalsohle und hat eine Länge von nahezu 1 Km. Die Höhe der Moräne beträgt am oberen Ende oft 12—14 M.; das Material derselben ist Granit, doch findet sich besonders am unteren Ende auch etwas Quarzit. Die „Weisse Wand“ ist eben- falls nichts anderes als eine Stirnmoräne, deren rechter Flügel durch das Wasser weggewaschen worden ist. Das lockere und sowohl seiner mineralischen Beschaffenheit, als auch seiner Grösse und Form nach sehr verschiedene Gestein, aus dem die Weisse Wand besteht, ist charakteristischer Gletscherschutt. Auch jener Rücken, der sich von der „Weissen Wand“ in die Zipfer Hochebene hinein erstreckt, scheint ein Produet der Gletscher zu sein. i Mächtiger und grösser als der Gletscher des Weisswasser-Thales, war der der Kohlbach. Jenes riesige Trümmerfeld, das am Kämmehen beginnt und in Form eines Halbkreises verlaufend den Räuberstein, Thurmberg, (das Stösschen, den Königsweg und den Lomnitzer Grat verbindet, erweist sich bei genauer Untersuchung wirklich als Gletscher- product, als was es bereits Sonklar vermuthete, und zwar als Stirn- moräne, in deren umschlossenen Becken die Christelau liegt. Der Gletscher besass hier eine Breite von über 1000 M., während seine Mächtigkeit gegen 100 M. betragen haben dürfte. Von anderwärtigen Gletscherspuren des Kohlbachthales will ich nur noch die riesige Stirnmoräne beim Feuerstein, dann die deutlich erhaltene Seitenmoräne am linken Ufer der Kleinen Kohlbach und schliesslich jene schönen Gletscherschliffe erwähnen, welche auf der höchsten Stufe des Treppchens auf der thalaufwärts geneigten Seite desselben sehr deutlich zu sehen sind. Das Felker Thal, obwohl es bedeutend kleiner ist, als das Kohl- bach- oder Weisswasserthal, hatte ebenfalls seinen Gletscher, der auch diverse Spuren zurückliess. Der Wall, welcher den Felker See begrenzt, ist eine Stirnmoräne und der der linken Thallehne entlang sich hin- schlängelnde Damm, dem ein ähnlicher auf der rechten Seite entspricht, ist ein Muster einer Seitenmoräne. Und wenn wir den Verlauf derselben Nr. 4 Sitzung am 17. Februar, S. Roth. 121 thalabwärts verfolgen, gelangen wir in einer Höhe von etwas über 1100 M. zu einer schon aufgeschlossenen Stirnmoräne, welche vorwiegend aus Granitschotter besteht, doch auch Gneis und granatenführenden Glimmerschiefer enthält. Der letztere stammt aus der Granatenwand und kann nur durch einen Gletscher auf seine gegenwärtige Lagerstätte gebracht worden sein. Die glatten Flächen, die an den Thalwänden in der Umgebung des Felker Sees zu sehen sind und früher als Gletscherschliffe angesehen _ wurden, scheinen, genauer betrachtet, in den Structur- und Lagerungs- _ — verhältnissen des Glimmerschiefers ihren Entstehungsgrund zu besitzen. = Das Mengsdorfer Thal hat ebenfalls sehr ausgedehnte Moränen, RK und da sich am Thalausgange dem Mengsdorfer Gletscher der westlich gelegene Mlinica-Gletscher anschloss, entstand durch die vereinte - Kraft dieser zwei Gletscher eine so grosse Moräne, wie sie in der R ganzen Tätra nicht ihres Gleichen findet. Die nördlich von der Station _ Csorba (Hochwald) liegende steile Anhöhe ist die Stirnmoräne dieser zwei Gletscher. Der Mengsdorfer Gletscher entfaltete seine Thätigkeit 3 mehr nach Osten, der Mlinicaer hingegen vorwiegend im Westen. Der ganze vorliegende Rücken ist aus Gletscherschutt aufgebaut. Ausser \ diesem gemeinsamen Werk der zwei Gletscher, das vielleicht aus der - ersten Zeit ihrer Thätigkeit stammt, hat jeder noch seine eigenen Producte: Der Mengsdorfer Gletscher erzeugte das beinahe 3 Quadr.-Km. grosse Plateau der Värta, das ganz aus Gletschersehutt besteht, ausserdem lagerte er an beiden Thallehnen Seitenmoränen ab, von denen besonders zwei deutlich zu erkennen sind: eine obere und eine untere. Die Höhe der oberen lässt darauf schliessen, dass dieser Gletscher eine Mächtig- keit von mehr als 100 M. hatte. Der Mliniea-Gletscher erzeugte eine ganze Reihe nacheinander folgender Becken, welche Torfmoore und Sümpfe einschliessen und nach Süden zu von einer Stirnmoräne umgeben sind. Die steile Südlehne dieser Stirnmoränen kann man von der zum _ Csorber See führenden Strasse von jener Stelle an, wo dieselbe bereits eine nordwestliche Richtung einschlägt, sehr deutlich sehen. Und wenn man sich der Mühe unterzieht, auf den steilen Rand hinaufzuklettern und auf dessen Rücken seinen Weg fortzusetzen, übersieht man die jenseits liegenden Becken mit ihren Sümpfen und Torfmooren. In jeder der bogenförmig verlaufenden Stirnmoränen befindet sich ein mehr weniger tiefer Einschnitt, der dem Schmelzwasser der Gletscher als Abfluss gedient haben mag. Ein Theil der Gletscherwasser dürfte sich aber schon von jeher in das Bett der diese Becken von Nordosten umgehenden Mlinica ergossen haben. Der Csorber See liegt ebenfalls in einem von allen Seiten abgeschlossenen Becken, dessen Wände aus Gletscherschutt bestehen und Moränen des Mlinica-Gletschers sind. Aehnliche, wenngleich weniger umfangreiche Gletscherspuren findet man auch in den oberen Theilen sowohl des Mengsdorfer als auch des Mlinica-Thales. Aus dem ersteren verdient besonders die nahezu 2 Km. lange Mittelmoräne erwähnt zu werden, welche von dem Glet- scher des Hauptthales und dem des Mengsdorfer Trümmerthales gebildet wurde und sich vom Popper-See bis zur Vereinigung des Seeabflusses, der Krupa, mit dem Wasser des Hauptthales hinzieht. Der Rücken dieser Moräne ist flach gewölbt, an mehreren Stellen sumpfig, an anderen a » re en nr BE Feng: ME a A? 1 El an u. Sn 11 Verhandlungen. Nr. e wieder von riesigen Granitblöcken bedeckt. Das Material derselben ist, soweit es aufgeschlossen, überall Gletscherschutt. Am oberen Ende dieser Moräne findet sich ein Einschnitt, der sehr wahrsebeinlich dem Gletscher des Trümmerthales oder vielleicht auch eine Zeit lang dem Popper-See als Abfluss gedient haben mag. Ziemlich gut erhaltene Seitenmoränen und riesige Findlingsblöcke findet man auch in den ‚noch weiter aufwärts liegenden Theilen des Thales. Aus dem oberen Mliniea-Thale erwähnt Kolbenheyer in seiner „Hohen Tätra* Moränen. Das grösste Thal der Südseite der Hohen Tätra ist das Koprova- Thal. In diesem sollten, seiner Ausdehnung nach zu urtheilen, die grössten Moränen vorkommen, doch verhält sich die Sache anders und wir finden auch gleich die Erklärung dieser Abweichung von der Regel, wenn wir bedenken, dass der westliche Theil dieses Thales nur an einzelnen Punkten die Höhe von 2000 M. erreicht und dass der grösste Theil der Thalsohle unter 1400 M. liegt. Die Verhältnisse waren also zu einer kräftigen Entwicklung von Gletschern weniger geeignet, doch finden sich auch hier ganz hübsch erhaltene Seiten- und Stirnmoränen. Die ersteren trifft man besonders auf der inneren Seite der Palenicza, doch zeigen sich auch auf der rechten Seite des Koprova-Baches deutliche Ueberreste. Stirnmoränen findet man weiter thalaufwärts, nachdem man, auf dem Fahrwege gehend, die über den Koprova-Bach ührende Brücke überschritten und ungefähr 500 Schritte zurückgelegt hat. Die erste Stirnmoräne hat von den Fluthen des Baches schon stark gelitten, um desto imposanter steht aber die nicht weit darauf folgende zweite, welche von riesigen eckigen Granitblöcken bedeckt ist. Den oberen Abschnitt des Thales zu untersuchen verhinderte uns des Wetters Ungunst. Schliesslich besuchten wir auch noch das vom Koprovathal west- lich gelegene Tychathal, doch konnten wir dort keine Gletscherspuren entdecken, was ebenfalls einerseits der Tiefe des Thales, andererseits aber den verhältnissmässig niederen Bergen der Umgebung (kaum 2000 M.) zuzuschreiben ist. Ausser diesen entschieden als Gletscherproduete anzusprechenden Gebilden zeigen sich aber noch eine ganze Reihe von Ablagerungen, deren Ursprung bisher noch nicht enträthselt ist. Hierher gehört die ganze Lehne, die sich am Fusse der Tätra ausdehnt und die aus Trümmergesteinen aufgebaut ist. Lange Zeit dachte man, dass diese unendlichen Schottermassen durch Wasser abgelagert worden sind, heute aber, wo man sieht, dass das Wasser höchstens eine zerstörende Wirkung auf diese Lehne ausübt, fängt man an, nach einer anderen Erklärung zu suchen und die Zahl derjenigen Forscher mehrt sich von Tag zu - Tag, die an die Stelle des Wassers das Gletschereis als Agens setzen. Doch müssten bei dieser Voraussetzung auch die Lehnen der Tätra als vergletschert angenommen werden, was übrigens ohne Weiteres geschehen kann, wenn man bedenkt, dass die Alpen zu jener Zeit nicht nur auf ihrer ganzen Oberfläche mit Gletschereis bedeckt waren, sondern dass sich dasselbe bis in die Nähe von München erstreckte und um die ganze Alpenkette einen zusammenhängenden Mantel bildete. Sitzung am 17. Februar. €, Marchesetti. 123 Dr. C. Marchesetti. Höhlenthiere ausder Umgebungvon Triest. So viel mir bekannt, wurden bisher in der ganzen Provinz des Kiüstenlandes noch nie Reste von Höhlenbären, sowie von anderen grösseren diluvialen Säugethieren gefunden. Dieses Fehlen troglodytischer Thiere am Südabhange der Julischen Alpen war umso befremdender, als die unweit der Landesgrenze liegende allbekannte Kreuzhöhle bei Laas sich bei den von Deschmann und Hochstetter angestellten Aus- grabungen so ausserordentlich reich an Resten vorweltlicher Thiere erwiesen hat. Es dürfte daher nicht uninteressant erscheinen, dass auch die Karsthöhlen in unmittelbarer Nähe der Stadt Triest solche Ge- schöpfe beherbergt haben, und zwar in ziemlich grosser Menge. Bei der Untersuchung der Höhlen von Gabrovizza, einem kleinen 1!/; Stunden von Triest entfernten Dorfe, fiel mir besonders eine auf, die nicht wie mehrere der Umgebung steil in die Tiefe stürzt, sondern sich nur langsam in den aus Rudistenkalke bestehenden Boden senkt und eine geräumige, 190 Meter lange Halle ohne Seiten- sänge darstellt. Diese Grotte öffnet sich in der Flanke einer bei 9 Meter tiefen Doline, mit einem etwa 10 Meter hohen gewölbten Portale, und erstreckt sich zuerst auf 49 Meter in südöstlicher Richtung, um dann plötzlich unter einem beinahe rechten Winkel nach S.-W. um- zubiegen. Noch eine kleine Weile senkt sich der Boden, um sodann dureh 68 Meter ganz eben fortzulaufen. Damit ist auch die tiefste Stelle der Grotte erreicht, die vom oberen Rande der Doline gemessen, 36 Meter in senkrechter Linie beträgt. Die Breite bleibt beinahe über- all gleich, zwischen 18 und 20 Meter. Sinterbildung fehlt in diesem ganzen Traete vollständig und der Boden besteht aus einem rothen, ziemlich festen Lehm, der in Folge des reichlich tropfenden Wassers meistens schlammig erscheint und stellenweise von kleinen nie trocknen- den Wasserlacken bedeckt ist. Plötzlich ändert sich jedoch die Scene, und mächtige Trümmer- haufen und zahlreiche herabgestürzte Stalaktiten treten uns als Zeugen einer gewaltigen hier stattgefundenen Zerstörung entgegen. Der Boden steigt hierauf sehr rasch auf, so dass das Ende der Grotte nur wenige Meter unter der Erdoberfläche zu liegen kommt, und wird zu- letzt etwas schwer zu begehen. Wahrscheinlich bestand hier ehemals eine zweite Oeffnung, die durch Inerustationen versperrt wurde. Die Stalaktitenbildung ist auf dieser letzten, 47 Meter langen Strecke, mit Ausnahme weniger Stellen sehr reichlich, und die Sinterdecke zeigt sich meistens sehr dick und erschwert eine systematische Untersuchung des darunterliegenden Lehmes. Die von Sinter freien Stellen nahe der rechten Wand der Grotte sind von einer losen schwarzen Humusschichte bedeckt, unter welcher sich der rothe plastische Höhlenlehm befindet. Meine Ausgrabungen beschränkten sich auf diesen letzten auf- steigenden Ast der Höhle und lieferten eine grosse Menge Knochen verschiedener Thiere, von welchen ich bisher folgende bestimmen konnte: Ursus spelaeus, Felis spelaea, Üanis spelaeus, Gulo spelaeus, Vulpes spelaea, Öervus Elaphus, O. capreolus, Meles vulgaris, Lepus variabilis, Putorius Erminea, Bos sp., Ovis sp. Sus scropha. 124 Verhandlungen, Nr. 4 Unter allen Bewohnern der Grotte war der Höhlenbär der häu- figste, da ich von dieser Art in wenigen Tagen 4 Schädel, 4 Ober- und 29 Unterkiefer, sowie 138 lose Zähne, unter welchen 38 Reiss- zähne, ausgegraben habe. Die Individuen sind von verschiedenem Alter, sowohl ganz junge mit kaum sprossenden Reisszähnen als auch alte mit abgenutzten Kronen. Von Felis spelaea habe ich leider nur einen Unterkiefer und einen Metatarsalknochen gefunden. Häufig dagegen sind die Fuchs- und Dachs- reste, während vom Hunde und vom Vielfrass nur wenige Ober- und Unterkiefer zum Vorschein kamen. Die Knochen dieser Thiere lagen theils in der Humusschichte, theils in dem Lehme bis auf etwa einen Meter Tiefe eingebettet. Ob- wohl lose und gewöhnlich durchmischt, zeigen sie doch keine Spur von einer Wetzung in Folge einer etwaigen Anschwemmung. Es dürften daher die Thiere an Ort und Stelle verendet und blos durch irgend eine Gewalt, die wahrscheinlich auch den nachträglichen Sturz der Steinmassen von der Decke bewirkt hat, durcheinander geworfen worden sein. Ebensowenig zeigten die Knochen irgendwelche Nagespuren. Noch hätte ich zu bemerken, dass beim Ausgraben der schwarzen Humusschichte, an verschiedenen Stellen mehr oder weniger ausgedehnte, einige Centimeter dieke Aschen- und Kohlenlager aufgefunden wurden. Bei diesen Feuerstellen lagen gebrannte Knochen, sowie zahlreiche Scherben von mit freier Hand sehr roh gearbeiteten Töpfen. Dieselben bestehen aus einem tiefschwarzen mit vielen Caleitkrystallen und Kohlen- stückchen durchsetzten Thon, und gleichen sehr den primitiven kera- mischen Produeten der Pfahlbauten und unserer Castellieri (Ringwälle). Trotz des eifrigsten Suchens gelang es mir aber nieht, irgend ein Stein- oder Knochen-Werkzeug zu entdecken. Ich wage daher kein Urtheil über das Alter dieser Manufaete abzugeben, bis nicht durch weitere Forschungen sichere Anhaltspunkte gewonnen sein werden. Vorträge. D. Stur. Vorlage derFarne der Carbon-Flora der Schatz- larerSchichten. (Beiträge zur Kenntniss der Flora der Vorwelt: Bd. II. Abhandlungen der k. k. geol. R.-A., Bd. XI, I. Abtheilung, pag. 1—418. Mit 49 theils lithographirten, theils in Liehtdruck erzeugten [XVIII bis XXV; XXV, b; XXVI—LXV]| Doppeltafeln und 48 Zinkotypien. Bei A. Hölder, Wien 1885. Preis 60 fl. ö. W.) Am Beginne der Zusammenstellung des Materials zur Carbon- flora der Schatzlarer Schiehten hoffte ich, diesen Theil der Carbonflora in einem Bande unserer Abhandlungen leicht unterbringen zu können. Doch die dankenswertheste Liberalität der hochverehrten Direetoren und Custoden fast aller Museen Mittel-Europas einerseits, und der lobenswertheste Eifer vieler ausländischer und inländischer Correspon- denten unserer Anstalt, ausgezeichneter Sammler, die theils als Direetoren und Beamte der zahlreichen in den Schatzlarer Schichten umgehenden Kohlengruben, theils als Gönner und Freunde der Wissenschaft die gegebene Gelegenheit ausbeuteten, andererseits — haben es dahin ge- bracht, dass die erste Abtheilung dieser Flora, die Farne allein, schon einen ansehnlichen Band füllt. b Sitzung am ]7. Februar. D. Stur 125 % Um eine Einsicht in diese ausserordentliche Vermehrung meines _ Materials zu gestatten, erlaube ich mir der Kürze wegen nur zwei F Beispiele aus der grossen Menge der Fälle specieller hervorzuheben. Ohne jeglicher Aufforderung, also aus freiem Entschluss, schickte _ Herr Francois Cr&pin, Directeur du Jardin botanique de Pitat in _ Brüssel, und zwar nach der Publication meiner Culm- Flora, eine grosse Kiste mit Dupetten der Pflanzen aus dem belgischen Carbon, unter der _ Bezeichnung: Distrib. Hort. bot. Bruzxell,, an unsere Anstalt. In dieser kostbaren Sammlung fand ich insbesondere Reste von fertilen ‚Farnen von bisher ungeahnter Erhaltung und habe ich darunter Exem- Bi gefunden, die einen wesentlichen Fortschritt in der Erkenntniss Organisation vieler Farnfruchificationen srmgalichten: Es lag sehr Eerenttich Neues geboten hat, die Hauptsammlung in Br üssel noch weit _ Wichtigeres bieten müsse. Meine Reise nach Brüssel im Sommer 1882 hat gezeigt, dass diese Annahme richtig war, denn ich habe Dank der _ Liberalität des Herrn Cr&pin aus der Hauptsammlung eine Menge wahrer Schätze entlehnen und benützen dürfen. An dieses Beispiel, wie eminente Museal-Custoden meine Be- mühungen unterstützt haben, gestatte ich mir unter vielen ein Beispiel _ eines intelligenten, für den Fortschritt der Wissenschaft eingenommenen _ Bergbeamten anzufügen. i Der Bergdireetor des auf dem Leopoldflötze bei Orzesche in Ober- schlesien umgehenden Kohlenbaues, Herr C. Sachse, hat trotz dem in _ der jetzigen Zeit auf jedem Kohlenmanne lastenden Drucke: Millionen, ja wenn möglich Milliarden von Centnern der besten und verkäuflichsten Kohle zu erzeugen, durch anderthalb Jahre fast täglich Zeit gefunden, auf die Halde seiner Grube zu gehen und die gestürzten Schieferthon- trümmer zu untersuchen, ob sie nicht Reste von Pflanzen enthielten, - die neue Aufschlüsse der Untersuchung bieten könnten. In dieser - erfolgreichen Periode hat nun Herr ©. Sachse, wie es aus unseren Einsendungsprotokollen zu entnehmen ist, 34 Kisten, jede Kiste 2 bis 4 Centner schwer, an unser Museum gesendet. Es waren darunter Platten - mit einem Quadratmeter Fläche und mehr. Durch diese anderthalb Jahre ‘habe ich meine tägliche Arbeitszeit, mit Meissel und Hammer _ bewaffnet, über dem Materiale aus dem Hangenden des Leopoldflötzes zugebracht und konnte das mir Gebotene kaum gewältigen. Ich habe die hochverehrten Namen aller jener Herren, Gönner und Freunde, denen ich die Mittheilung von Materiale, die Leihung von Öriginalien, kurz jegliche Förderung meiner Bestrebungen zu verdanken habe, bei jeder gegebenen Gelegenheit genannt und es erübrigt nur, hier in Kürze dem tiefgefühlten, verbindlichsten Danke Ausdruck zu geben. Es fällt mir nicht ein, auf die Details der vorgelegten Abhandlung einzugehen, da ich hier doch nur einen ungenügenden flüchtigen Auszug aus dem Ganzen wiedergeben könnte. Auf einige vorerst historische Thatsachen sei es mir erlaubt kurz einzugehen, die geeignet sind, die Antwort auf die Frage zu geben: warum in der letzten Zeit insbesondere das Studium der Culm- und Carbon-Pflanzen so ausserordentlich schwierig geworden war und woher es kam, dass viele Geologen K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 4. Verhandlungen. 19 126 Verhandlungen. der Ansicht hulüigen, dass man die Pflanzenreste zur Altersbestim- mung der sie enthaltenden Schichten und insbesondere zur Unter- scheidung specieller Niveaus innerhalb der Formationen nicht ver- wenden könne. Zu diesem Ziele hoffe ich zu gelangen, indem ich einen pracht- vollen Rest, den man momentan zu den besterhaltenen unserer mittel- europäischen Museen zählen kann, aus der grossen Menge vorliegender Fälle herausgreife. Dieser Rest ist auf meiner Tafel XX, Fig. 1, abge- bildet und ich darf wohl sagen, dass die Abbildung dieses Restes, wittelst photographischem Lichtdruck erzeugt, so ähnlich ist dem Originale, als irgend eine Copie es überhaupt sein kann. Das Originale selbst wird im Museum zu Strassburg schon seit dem Jahre 1828 auf- bewahrt und dasselbe wurde, wie die mit einem scharfen Instrumente eingekritzelte Aufschrift lehrt, von v. Koch in Saarbrücken ge- sammelt. Auf dem Originale klebt die Aufschrift : Sphenopteris Schlotheimii Sternb. fl. pr. Filieites adiantoides Schloth. Nachtr. z. Petref. Terrain houiller Duttweiler pres Saarbrücken, Prusse rhenan. Nun hat thatsächlich Brongniart, dessen gründliche Arbeiten auch heute noch die Bewunderung seiner Nachfolger erregen, dessen Angaben wir gewöhnt sind als möglichst festgestellt zu betrachten und zu schätzen, in seiner Hist. des veget. foss. I, pag. 193, Taf. LI eine Sphenopteris Schlotheimii beschrieben und abgebildet. Doch der Vergleich des Originals oder meiner Abbildung auf Taf. XX mit der l. e. von Brongniart gegebenen Abbildung lässt für den ersten Anblick kaum eine Aehnlichkeit im Detail wahrnehmen, so verschieden erscheinen Originale und Abbildung. Es bedarf erst eines detaillirten Studiums beider, um die volle Einsicht in die Thatsache zu erhalten, dass das erwähnte Strassburger Originale zweifellos in der Taf. LI Brongniart’s, aber sehr schlecht und ungenügend, abgebildet erscheint. Zu dieser Einsicht verhilft dem Beobachter vorerst die Betrachtung der äusseren Umrisse des Blattrestes, namentlich der Umstand, dass die Zahl und Grösse der Primärabschnitte (rechts 12, links ebenfalls 12) am Originale und in der Abbildung gleich sind, und dass diese durch- wegs aus einer identen Zahl von Seeundärabschnitten zusammengesetzt sind, wovon die nach unten gerichteten stets die grösseren, die oberen stets die kleineren sind. Weit einleuchtender beweisen die Identität des Originales und dessen Abbildung die an dem Originale vorhandenen zufälligen Be- schädigungen. Alle beschädigten Stellen des Originals sind auf der Brongniart'schen Copie, als uncopirbar, einfach weggelassen, und die in Folge davon in der Copie gelassenen leeren Räume entsprechen durchwegs den Beschädigungen des Originals auf's Genaueste, so dass nach einer solchen genauen Durchsicht des Originals respective Vergleich mit der Abbildung, auch nicht der geringste Zweifel übrig bleiben kann darüber, dass zu der allerdings ungenügenden Copie der auf meiner Taf. XX abgebildete Pflanzenrest des Strassburger Museums als Originale zu gelten hat. ” Nr. 4 i Sitzung am 17. Februar. D. Stur 127 Bei der bekannten Genauigkeit und Brauchbarkeit der Brong- _ niart’schen Abbildungen drängt sich die Meinung auf, dass dem _ Brongniart das Originale zu seiner Sphenopteris Schlotheimii bei der Anfertigung der betreffenden Abbildung nicht vorlag, sondern ihm nur eine ungenügende Copie desselben zur Verfügung stand. Die letztere Annahme ist um so wahrscheinlicher, als ich nachweisen konnte, _ dass Brongniart die mitgetheilten vergrösserten, die Gestalt der - Blattbreite erläuternden Figuren nicht nach dem Originale, sondern nach der mangelhaften Copie entworfen habe. Kurz: Brongniart hat eine Beschreibung und Abbildung der Sphenopteris Schlotheimii ge- liefert, ohne” das betreffende Originale benützt zu haben. 2 Die Folge davon war, dass alle jene Nachfolger Brongniart’s, die das Originale nicht gekannt haben, sich ausschliesslich auf die a gegebene Abbildung stützend, die Sphen opteris Schlotheimii nicht wiederfinden und wieder erkennen konnten. Von dieser Regel ist _ selbst Schimper, der langjährige, hochverdiente Custos des Strass- burger Museums, keine Ausnahme; denn als ich dahin kam, nach der Angabe Brongniart's das Originale aufzusuchen, war es ihm nicht bekannt und es gelang nur mit grosser Mühe, dasselbe aufzufinden. Wenn nun auch eine solche Pflanze, wie sie die ungenügende © Brongniart’sche Abbildung der Sphenopter Banlochecmie falsch darstellt, von den Nachfolgern nicht wieder gefunden werden konnte, blieb die auf dem Strassburger Originale erhaltene Carbon- pflanze” den Forschern nicht unbekannt , da sie in den Schatzlarer Schichten aller Steinkohlen-Becken eine nicht seltene Erscheinung ist. Namentlich war esDr. C. J. Andrae, der in seinen vortrefflichen Vorw. Pfl. auf Taf. X dieselbe Pflanze, die auf dem Strassburger Originale vorliegt, abbildet und beschreibt, aber natürlicher Weise nicht - unter dem richtigen Namen: Sphenopteris Schlotheimii Bgt., da ihm das Originale von Strassburg unbekannt und die Originaleopie dieser Art ungenügend abgebildet war, sondern unter dem falschen B: Namen Sphenopteris obtusiloba Bogt. Von diesen Andrae'schen, = auf der Tafel X enthaltenen Abbildungen stimmt namentlich die Fig. 4 _ mit jenem Theile meiner Taf. XX, Fig. 1, welcher eine gleich dieke - Hauptrhachis von 2 Mm. Breite besitzt. Hiermit ist es festgestellt vorläufig, dass die Pflanzenart des Strass- burger Originals von zwei Autoren mit zwei verschiedenen Namen belegt wurde, wovon der zweite: Sphenopteris obtusiloba Andrae jedenfalls falsch ist deswegen, weil mit dem Namen Sphenopteris obtusiloba Bgt. lange vorher schon eime ganz andere Pflanzenart er. des Carbons Brongniart bezeichnet und abgebildet hat. ; Dieser erste Fehler zeugte fort die nachfolgenden. Durch die an der Sphenopteris Schlotheimii haftenden Urfehler verführt, be- kr zeichnet nämlich der durch seine vortrefflichen Arbeiten sehr aus- 4 gezeichnete Beobachter und verdienstvolle Schriftsteller Andrae die : Blattspitze der echten Sphenopteris obtusiloba Bogt., die er auf seiner Taf. VIII prachtvoll abbildet, mit dem unrichtig gewählten Namen: Sphenopteris irregularis Sternbg., unter welchem Eu Sternberg eine viel jüngere Art aus dem mittelböhmischen Ober- h carbon bekannt gegeben hat, während aber die Blattmitte der 195 ER USA pn Da a a en IR lan var) De ar a 4 ! “ Li h EEG u Di a un Fe f z or 128 Verhandlungen. Sphenopteris obtusiloba Bgt. von Andrae mit dem Sphenopteris trifoliolata Artis sp. (Taf. IX, Fig. 2—4 falls unrichtig bezeichnet wurde. Auskerden hat Andrae mit Art noch eine dritte Pflanze vereinigt (Taf. IX, Fig. 1), die ich für selbständige Art (Diplothmema Westphalicum Stur) erklärt h Durch dieses Vorgehen wurden an die echte $ phenop vi obtusiloba Bgt. noch folgende Namen attachirt: \% ER Sphenopteris irregularis Andrae nec Öternb. trifoliata Andrae nec Artis sp. Diplothmema Westphalicum Stur. “An Hiermit erreicht man aber noch nicht das Ende der Verirrunge: denn man findet in den vortrefflichen Vorw. Pfl. Andrae’s auf Taf. | KIM den echten Filicites trifoliolatus Artis unter dem allerdi ings falschen Namen Sphenopteris nummularia Gutb. sehr schön abgebildet und ausgezeichnet ‘beschrieben. ee Hieraus ersieht man, dass ein angehender Naturforscher, im. Falle ihm die Sphenopteris ebtusiloda Bgt. zur Bestimmung. vorliegt und er nur die drei Werke: Brongniart's Hist. des veget. foss. Artis’: Antedil. Phytol. und Andrae’s Vorweltl. Pfl. eonsultirt, no wendiger Weise auf folgende Namen: a Sphenopteris Schlotheimii Bgt. er obtusiloba Andrae nec Dt. {7 TEE: B obtusiloba Bgt. en R irregularis Andrae nec Sternb. = irregularis Sternb. 5 trifoliolata Andrae nec Artis sp. = } trifoliolata Artis sp. i 5 nummularia AÄndrae nec Gutb. r e nummularia Gutb., z also auf neun verschiedene Namen stossen muss, wenn man das erst später »präcisirte Diplothmema westphalicum Stur unberück- sichtigt lassen will. 2 Es bleibt dem Anfänger kein anderes Heil, als entweder im Zweifel bleiben und einen neuen Fehler zu begehen, oder nach den verschiedenen Museen, wo die betreffenden Originalien aufbewahrt werden, also nach Strassburg, Paris, Bonn, Prag, London und Dresden, zu reisen, um sich darüber die Erfahrung einzuholen, was (die verschiedenen genannten Autoren unter den verschiedenen Namen gemeint haben, um entscheiden zu können, welcher von diesen neun verschiedenen Namen wahrheitsgemäss und wissenschaftlich und praktisch-nützlich für die zu bestimmende Pflanze angewendet werden solle. Doch muss ich ausdrücklich hervorheben, dass die obigen neun Namen bei der Benützung nur der obgenannten drei Autoren resultiren ; würde der Anfänger noch ‚andere ältere und jüngere Autoren in den Bereich der Consultation einbeziehen, seine Verlegenheit müsste sehr rapid wachsen. Wenn nun aber schon bei Benützung solcher classischer Werke, wie die genannten es sind, in welchen die Beschreibung durch mög- lichst gelungene Abbildungen unterstützt wird, solche Sehwierigkeiten — Sitzung am 17. Februar. D. Stur. 129 _ erwachsen, was muss man erst erwarten, wenn man zu jenen literarischen Mittheilungen zu greifen gezwungen ist, denen keine Ab- bildungen, auch keine Beschreibungen beigegeben sind und in denen man niehts weiter als Namen findet, zu deren Präcision auch nieht ein brauchbarer Buchstabe hinzugefügt wurde. Immerhin wäre es ein grosser Fehler, wenn man unter Hinweisung auf diesen thatsächlichen Zustand unserer literarischen Behelfe den Schluss ziehen wollte, die Pflanzen seien als Mittel für die Altersbestimmung der sie enthaltenden _Schiehten nicht zu verwenden. Wer von uns einen Rückblick auf den Zustand unserer Kenntniss 2.B. von den Cephalopoden vor etwa 35 Jahren macht, der wird sich’s zugestehen müssen, dass man damals mit den Cephalopoden nicht um ein Haar besser daran war. Was habe ich nicht Alles — um nur ein Beispiel zu nennen — mit der Anwendung des Namens: Ammonites tatricus Pusch versündigen müssen! Besieht man sich jedoch die damals bei der Anwendung des „Ammonites tatricus“ erzielten _ Resultate eingehender, so wird man mit Befriedigung gewahr, dass wir damals trotz den mangelhaften literarischen Behelfen nie weit vom Ziele schossen. Gegenwärtig geht es allerdings an, schärfere, be- stimmtere Grenzen in den Etagen der Formationen zu treffen. Aber welche Mühe unserer hervorragendsten Collegen war dazu nöthig, welche Auslagen für Aufsammlungen und für Publicationen mussten bestritten werden, bis es dem jetzigen hoffnungsvollen Nachwuchs ermöglicht _ wurde, von weltberühmten Professoren in bequemst-lehrreicher Weise die Cephalopoden gründlichst kennen und unterscheiden zu lernen und zur Erkennung der Lagerstätten zu benützen. Genau dasselbe gilt von der Verwendung der fossilen Pflanzen. Trotz dem bisherigen literarischen Zustande gelang es mir, viele Bestimmungen von Formationen zu treffen, die sich bis heute noch bewähren. Die Direction der k. k. geologischen Reichsanstalt hat es wohl - verstanden, in den aufeinanderfolgenden Jahren jede Gelegenheit aus- zunützen, um auch über fossile Pflanzen das möglichst umfangreichste, wissenschaftlich werthvolle Materiale zu gewinnen und wurde, wie ich oben erwähnt habe, hierbei von zahlreichen Gönnern und Freunden in anerkennenswerthester Weise unterstützt. Unsere Direetion fühlte sich hierzu um so mehr verpflichtet, als es kaum ein zweites Ländergebiet geben dürfte, in welchem, in gleicher Weise, fast alle Formationen durch pflanzenführende Ablagerungen vertreten wären, wie dies gerade in dem uns angewiesenen Gebiete der Fall ist. Wenn nun der Stand unserer Kenntniss von den verschiedenen fossilen Floren Oesterreichs mit dem Fortschritte, der beispielsweise bei den Cephalopoden ersichtlich ist, nicht gleichen Schritt einhalten konnte, so sind daran nicht nur die geringen Mitteln unserer Anstalt, mit welchen ein allseitiger Fortschritt "angestrebt werden muss, Schuld daran, sondern auch die Schwierigkeit gerade dieses Gegenstandes und am meisten wohl der Umstand, dass ich dem grossartigen Materiale gegenüber allein dastehe. Es wäre Undank, wenn ich es nicht ganz besonders hervorheben würde, dass mir die möglichste Unterstützung sowohl von Seite unserer Gönner und Freunde, als auch von Seite unserer Direetion stets zu 130 Verhandlungen. Theil geworden war. Die letztere hat mir meine Zeit und Geldsummen zur Disposition gestellt, die nöthigen Reisen auszuführen ; unsere Gönner und Freunde im In- und Auslande haben mir ihre Sammlungen geöffnet, die Originalien der älteren und jüngeren Autoren in liberalster Weise zur Benützung anvertraut. Jener und Diesen sage ich meinen besten Dank dafür. Hierdurch fühlte ich mich aber verpflichtet, dem Studium der Pflanzenreste meine ganze Zeit nahezu zu opfern. Da mir aber der hochachtbare Beruf eines Professors nicht zu Theil ist, kann ich nur auf dem schwierigen, zeitraubenden und kostspieligen Wege der Publication meine Errungenschaften mittheilen. Jedenfalls bin ich bestrebt, in einer leicht zugänglichen Form mein Ziel zu erreichen. Die vielen Urfehler in der Literatur nöthigen mich zur Behandlung des Gegenstandes in extenso, indem ich durch die Erfahrung es weiss, dass jeder nicht erörterte zweifelhafte Umstand, als verschwiegen betrachtet, bei nächster Gelegenheit hervorgeholt zu werden pflegt und zu Ausführungen führt, die auch das schon einmal Festgestellte abermals dem Zweifel preisgeben. Jedenfalls beseelt mich der Wunsch, bei meinen Arbeiten unsere literarischen Behelfe dahin zu bringen, dass unser hoffnungs- volle Nachwuchs nicht jene bittere Schule des Herausgrabens der Körnehen der Wahrheit aus dem sie bedeckenden Schutte durchzu- machen habe, die ich im Vorangehenden durch das Beispiel der Sphenop- teris Schlottheimil BDgt. eben skizzirt habe. Die in der vorgelegten Publication enthaltenen Daten über die Farne der Carbonflora der Schatzlarer Schichten sind übrigens schon geeignet, es als zweifellos hervorzuheben, dass die fossilen Pflanzen- reste in bester Weise geeignet sind, zu einer ausreichenden Charak- terisirung einzelner Schichtenreihen benützt zu werden. Der flüchtige Durchblick der Publication lässt Jedermann erkennen, dass die Schatz- larer Schichten, wenn man von einigen wenigen, an sich zweifelhaften und unverbürgten Daten, die ich im Texte gewissenhaft hervorgehoben habe, absieht, nicht eine einzige Art, weder mit der nächst tieferen, älteren Culm-Flora der Ostrauer und Waldenburger Schichten, noch mit den jüngeren Carbonfloren Central-Europas gemein- sam habe. Es genügt von den häufigeren, also überall vorhandenen und leicht findlichen Arten ein kleines Bruchstück, um das Vorkommen der Schatzlarer Schichten zu constatiren. Es sind dies jene Arten, die die weiteste Verbreitung zugleich besitzen und es ermöglichen, den Schatz- larer Schiehten-Complex, der ohne Zweifel die weit überwiegende Anzahl von mächtigen Koklenflötzen, also thatsächlich die grössten Massen von Steinkohle in Mitteleuropa in sich birgt, in Frankreich, Belgien, Deutsch- land, Oesterreich und England, auch Russland (Verh. 1878, pag. 219— 224) mit Sicherheit zu erweisen. Doch sind aber unsere Petrefacte nicht einseitig allein dazu bestimmt, jene Schichtenreihen, in denen sie auftreten, zu charakterisiren und zu deren Feststellung “und Wiedererkennung beizutragen. Sie haben einen weit höheren naturwissenschaftlichen Werth , wenn wir jedes einzelne davon als historisches Document betrachten, "welches den jedes- maligen Zustand der Entwicklung der organischen Welt in dem betreffenden Zeitabschnitte anzeigt. 131 Formationen bis auf den heutigen Tag sehr vollständig vor sich. - Bei dem Zustande unserer literarischen Behelfe über die fossilen _Pflanzenreste ist es selbstverständlich, dass wir mit der Erkenntniss der - Pflanzenwelt in dieser Richtung namentlich im Detail noch weit zurück sind. Der freundliche Leser der vorgelegten Publication wird finden, dass ich auch in dieser Richtung einen Fortschritt anzubahnen mich bemüht habe. f Es war wohl lange ausser Zweifel gestellt, dass Farne schon in den ältesten Formationen aufzutreten beginnen und, von da an durch alle Formationen bis zum heutigen Tage mehr minder reichlich vor- handen oder eigentlich erhalten, gelebt haben. Im Detail schien die Entwicklung der Farnwelt deswegen unzugänglich, als wir bei den - Farnen in Ermangelung von Fructificationen nur die Nervation der Blattspreite zum Thema unserer Studien machen konnten und die Nervation allein aber ungenügend ist, die Gattungen und Ordnungen der Farne zu präcisiren. Die so erhaltenen fossilen Gattungen der - Farne haben sich als unbrauchbar erwiesen für das Studium der Descen- _ denz der Farnwelt. 2 Meine Aufmerksamkeit wendete ich daher zu jenen Farnstücken, an denen ich Fructificationen bemerkte. Auf meinen Reisen waren es oft uralte Stücke, die unsere Väter gesammelt hatten, aus denen sie _ aber, weil sie vereinzelt oft auch schlecht erhalten waren, die möglichen - Consequenzen nicht ziehen konnten, die ich hervorsuchte. Bei den Aecquisitionen für unser Museum erschienen mir die fertilen Farnstücke _ als die werthvollsten. R In Folge dieser Aufmerksamkeit und freundlicher Unterstützung - meiner Gönner und Freunde erhielt ich aus dem Culm-Carbon eine Suite von fertilen Farnen zur Benützung, die weit besser war als das _ bisher benützte Materiale. Weit sei es von mir, zu denken, dass ich dadurch mehr als einen Fortschritt in dieser Richtung angebahnt habe. q So weit nun die bei dem Studium dieser Sammlung von Farn- Fruetificationen sich ergebenden Resultate heute begründet erscheinen, - zeigen sie, dass zur Culm- und Carbon-Zeit zwei heute noch lebende Farn-Familien, nämlich Ophioglossaceen und Marattiaceen vertreten waren. Eine dritte Familie, die Polypodiaceen, sind insofern zweifelhaft vertreten, als an keiner Fructification aus dem Culm-Carbon das zur Feststellung des Familien-Charakters nöthige Sporangium erhalten blieb, wenn auch sämmtliche übrige Charaktere der betreffenden fossilen Farn- reste dafür sprechen, dass dieselben die Familie der Polypodiaceen in der Culm-Carbonzeit zu vertreten hatten. Es ist nun vorerst zu constatiren, dass die Familie der Ophvo- glossaceen in der Culm-Carbonzeit und in der Jetztwelt nahezu in gleicher Anzahl von Gattungen und Arten vertreten erscheint und ferner hervor- e zuheben, dass nur die Grösse der Individuen in der Steinkohlen- formation imposanter war als sie gegenwärtig ist ar Ganz anders verhält sich in dieser Hinsicht die Familie der Marattiaceen. Als den Marattiaceen angehörig, habe im Umfange der ' & 2 192 Verhandlungen. Culm-Carbonflora 15 Gattungen mit zusammen 98 Arten feststellen können und damit einen auffälligen Gegensatz gegen die Jetztflora markirt, in welcher nur vier lebende Gattungen mit nur 23 Arten bekannt sind. Während wir nun die lebenden Marattiaceen erschöpfend kennen, ist dies mit den fossilen nicht der Fall und bei fortgesetzter Bemühung ist bei diesen eine Vermehrung der Gattungen und Arten zu erwarten. Hieraus folgt, dass die Culm-Carbonflora unvergleichlich reicher war an Marattiaceen als die Jetztwelt. g Abermals anders stellt sich das Leben der Polypodiaceen zur Culm-Carbonzeit einerseits und in der Jetztzeit andererseits dar. Im Culm-Carbon kenne ich bisher vier oder fünf Gattungen mit 109 Arten von Polypodiaceen, während in der Jetztwelt diese Familie in 58 lebenden Gattungen 2700 Arten aufweist. Hier liegt offenbar das gerade Gegentheil von dem vor, was uns bei den Marattiaceen eben entgegentritt: die Armuth der Culm-Carbonflora und der Reich- thum der Jetztwelt an Polypodiaceen. Familie Culm-Carbon Jetztwelt Gattungen Arten Gattungen Arten Ophioglossacen . . . 2 19 3 1% Marattiacen . . ..5B 98 4 23 Polypodiacen . . .. 4 .109 58 2700 Gleicheniacen. . . . fehlen leben Osmundaceen . .» . . fehlen leben Schizaeacen . .» .: . fehlen leben Diese dreierlei Resultate liessen sich mit anderen Worten folgend ausdrücken: Die Ophioglossaceen blieben von der Culm-Carbonzeit bis zum heutigen Tage gleich zahlreich vertreten und büssten im Verlaufe der Zeit nur an der Grösse der Individuen einiges ein. Die Marattiaceen sind im Culm und Carbon im Maximum ihrer Entwieklung sehon vorhanden und nehmen in der Richtung zur Jetztwelt so weit ab, dass wir sie gegenwärtig als die morituri zu bezeichnen haben. Die Polypodiaceen sind arm an Gattungen, reich an grossen, allgemein verbreiteten Individuen zur Culm-Carbonzeit; von da aus vermehrt sich die Zahl ihrer Gattungen und Arten und sie halten das heutige Antlitz der Erde an allen erdenklichen Standorten bald als baumartige Gewächse, bald_als winzige Kräuterchen in ihrem Besitze, so dass man mit Rücksicht auf die vorliegenden Thatsachen die Jetzt- welt als das Zeitalter der Pulypodiaceen zu benennen berechtigt wäre. Diese Thatsachen weisen darauf hin, dass der Fortgang der Ent- wicklung der Farnelasse verschiedenartiges Tempo innerhalb der ein- zelnen Familien zum Ausdrucke bringt, und zwar bemerkt man bei den Ophioglossaceen ein kaum merkliches Rückschreiten, insoferne als die Individuen jetzt kleiner sind als einst, während bei den Marattiaceen ein ausgesprochenes Rückschreiten in der Zahl der Gattungen, der Arten und gewiss auch Individuen zum Ausdruck gebracht ist, während end- lieh die Pulypodiaceen aus wenigzähligen Anfängen bei stetem Fort- schreiten in der Entwicklung eine Vermehrung der Gestaltung im Um- fange der Gattungen und Arten bemerken lassen. 4 r 4 Sitzung am 17. Februar. A. Koch, 133 ® Ob die Classe der Farne als Ganzes seit der Culm-Carbonzeit bis heute an Bedeutung gewonnen oder verloren hat, scheint mir nach _ den heute vorliegenden Thatsachen nicht entschieden. Merkwürdig ist es jedenfalls, dass nach den vorliegenden Daten im Culm und Carbon sich bisher keine begründbare Spur der heute lebenden Familien: - Gleicheniaceae, Osmundaceae und Schizaeaceae nachweisen liess. Nach dem ‚heutigen Stande unseres Wissens scheinen daher diese Farnfamilien nachcarbonischer Entstehung zu sein. ? Ueber den Zeitpunkt, in welchen das erste Auftreten der Classe der Farne, respective der schon im Culm-Carbon hoch entwickelten - Familien der Ophioglossaceen, Marattiaceen und Polypodiaceen einzustellen ‚sei, habe ich bei meinen Studien keine Anhaltspunkte gewinnen können. Ben man jedoch bedenkt, dass in der unendlich langen Zeit seit der 4 Ablagerung des Culm bis heute die Farne die Charaktere der Classe, die Marattiaceen, speciell die der Familie unverändert behielten, 'so muss man deren Anfänge weit zurück über jene Grenze versetzen, bis zu weleher uns überhaupt das organische Leben bekannt ist. Wenn ich daher aus der Silurflora der Etage H—h, in Böhmen !) nur Algen erhalten habe, so darf dies durchaus nieht dahin gedeutet _ werden, dass zur Ablagerungszeit dieser Schichtenreihe noch keine - Farne lebten. Die Beantwortung der Frage: wie haben die Vorgänger, d. i. _ die Anfänge der Classe der Farne ausgesehen, dürfte daher an der Thatsache, dass diese auch in den ältesten, organische Reste führenden _ Ablagerungen sich uns schon als fertige echte Farne präsentiren, scheitern. Die Beantwortung dieser Frage erscheint nur bei solchen _ Pflanzengruppen als möglich, die verhältnissmässig in weit Jüngeren Ablagerungen erst aufzutreten begonnen haben. Literatur-Notizen. Ir Dr. A. Koch. Die alttertiären Echiniden Sieben- bürgens. Separ.-Abdr. aus dem Jahrb. der kön. ung. geol. Anstalt, Bd. VII, Budapest 1885. Mit 4 lithogr. Tafeln und 86 S. Text. in 8°. Die in vorliegender Arbeit aus den en Schichten Re ange- _ führten Echinidenarten sind folgende: Cidaris subularis Arch., C. cf. spileccensis Dames, Cid. Porcsesdiensis nov. spec., Cid. Bielzi nov. spec. (beide nach k Radiolen aufgestellt), ? Cid. subacieularis Pavay, ©. spec. indet., Leiocidaris itala Laube sp., Porocidaris pseudoserrata Cott,? Hemicidaris Herbichi nov. spec. (Stachelfragmente), Cyphosoma ceribrum Ag., Coelopleurus equis Ag., Leiopedina Samusi Pavay, Psammechinus cfr. Gravesi Desor., 2 Psammechinus spec. indet., Conoelypeus conoideus Ag., Conoel. Acknerinov. spec. (mit elliptischer Basis wie ÖOvielypeus Dames), Echinocyamus piriformis Ag., Sismondia oceitana Des., 4 S. rosacea Leske sp., Scutellina nummularia Aq., Se. rotunda Forbes, Laganum transsilvanicum Pavay y, Seutella subtrigona nov, spec. (der Sc. subtetragon« ; Grat. ähnlich), Seutella spec. indet.; Echinanthus seutella Lam., Ech. Pellati Cott., Eeh. inflatus nov. spec. (dem Eehin. Pellati verwandt), Echinolampas giganteus — Pavay, Ech. (Clypeolampas) alienus Bittn., Ech. efr. globulus Laube, Ech. cfr. affinis 4Ag., E. Escheri Ag., Ech. cfr. silensis Desor.., Hemiaster nux Desor., Toxobrissus Lorioli Bittn., Schizaster lTueidus Laube, Sch. ambulaerum Desh. sp., Sch. Archiaei 5 Cott, Sch. vieinalis Ag., Sch. (Periaster) efr. Leymeriei Cott., Prenaster alpinus Desor., Gualtieria Damesi nov. spec., Macropneustes Hofmanni no». !) Sitzungsb. d. k. Akad. d. Wiss. Bd. LXXXIV, I. Abthlg. 1881, pag. 330. K,.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr.4. Verhandlungen. 20 m . u y Ben f ‘Tr ME \ Be [K] NIETEN Ve ee O6 % 134 Verhandlungen. Nr. spec., Euspatangus Haynaldi (Pavay) Hofm., Eusp. cerassus Hofm. nov. Eusp. transsilvanicus Hofm. nov. spec, Eusp. gibbosus Hof. nor. spec., Eusp. spec. indet., Eusp. efr. elongatus Ag. Eusp. Pavayi no». sp ec, Atelo spatangus transsilvanieus no». gen. nov. spec. N Die letztgenannte Art ist unzweifelhaft die weitaus interessanteste der gesammten Fauna, Sie ist bei sonst ausgesprochenem Spatangencharakter durch das vollständige — Fehlen der vorderen Porenpaare der vorderen paarigen Ambulacra ausgezeichnet. Diese 2 Erscheinung, die bekanntlich auch bei einigen anderen Spatangiden (Ayassizia, Para- brissus und Nacospatangus) nachgewiesen ist, steigert sich hier derart, dass sogar die gesammten Asselreihen der betreffenden Porenpaare vollständig verschwunden sind. Die merkwürdige Form hat sich in einigen Exemplaren im mitteleocänen oberen Grob- kalke (Niveau des Schizaster Archiaci, Prenaster alpinus etc.) gefunden, \ Eine Uebersicht der verticalen Verbreitung der Echiniden in den einzelnen Hori- zonten des siebenbürgischen Alttertiärs, sowie vergleichende Tabellen der früher von Hauer und Stache, sowie von Pavay gegebenen Aufzählungen erhöhen die Benützbarkeit der verdienstvollen Arbeit auch in geologischer Hinsicht. (A. B.) e A. Franzenau. Krystallographische und optische Untersuchungen am Amphibol des Aranyer Berges. Groth’s Zeitschr. f. Krystallog. u. Mineral., Bd. VIII, 1884, S. 568 bis 576, Taf. XI. i Die sehr kleinen, durchsichtigen Kryställchen zeichnen sich durch besonderen Formenreichthum aus und hat der Autor 5 neue Formen gefunden. (B. v. F.) J. A. Krenner. Ueber den Szaboit. Ebenda Bd. IX, 1884, Seite 255—264, Taf. IX. Die kritische Untersuchung des von A. Koch im Aranyer Trachyt aufgebundenen und „Szaboit“ genannten Minerals ergab in krystallographischer Hinsicht dessen Identität mit Hypersthen. Dagegen würde wohl die von Koch gegebene Analyse sprechen, allein ') es darf vielleicht angenommen werden, dass die Magnesia beim Eisenoxyd blieb, was ja be- kanntlich sehr leicht, im geringen Masse bei allen magnesiahältigen Silicaten bei der ersten Fällung, trotz Salmiakzusatz, immer geschieht. (B. v. F.) J. A. Krenner. Empleetit und dersogenannte Tremolit von Rezbänya. Földtani Közlöny. Budapest 1884, pag. 564. Der Autor gibt in dieser Abhandlung die Beschreibung und die von Herrn Jos. Loczka durchgeführte Analyse eines Minerals, das von Peters, der eine mineralo- gische Monographie von Rezbanya veröffentlichte, als Bismutin bestimmt wurde. Nach der chemischen Analyse Loczka’s stellt sich das fragliche Mineral jedoch als Empleetit heraus. Die Analyse ergab folgendes Resultat: Werthe für die Formel Cu, $. Bi, S, a SE EEE STHTNProcent Sr ars E RE U REN | Bir PN 63:20 EN Re Sa (il : Our HB a ee | Ag RO y Pl Beet “ 5 Fe a 4 3 } 100:00 100:00 Aus dieser Analyse leitet Herr Loczka die Formel Cu,$.Bi,$, ab, die dem Emplectit entspricht. Der von Peters erwähnte „Tremolit“ von Rezbänya stellt sich nach den Unter- suchungen Dr. Krenner’s als Wollastonit heraus, so dass Dr. Krenner meint, dass Tremolit an genannter Localität überhaupt nicht vorkommt und Peters Wollastonit für Tremolit angesehen hat. (v.J.) | 4 j u ) \ i ') Anmerkung des Referenten. Sitzung am 17. Februar. E. Priwoznik, 135 A. Cathrein. Neue Krystallformen tirolischer Mine- ralien. Groth’s Zeitschr. f. Krystallogr. u. Mineral., Bd. IX, 1884, 8. 353—867, Taf. XI u. XI, Fig. 1—18. N ablerz vomKogel bei Brixlegg. Die Krystalle sind durch das Fehlen des positiven Tetraöders ausgezeichnet. Es wurde auch ein für das Fahlerz neues Hexakistetraöder x (431) aufgefunden. j 2. Idokras von Canzocoli. Bei diesem so bekannten Vorkommen fand der - Autor die Pyramiden z (211) und i (312), welche am Idokras, von anderen Fundorten nicht selten, an jenem von Canzocoli bisher nicht beobachtet wurden. g- 3. Hornblende von Roda. Im Bande VIII, S. 221—224') wurde eine Mit- ; theilung über Hornblendekrystalle gemacht, welche einem Dioritporphyritgange ent- stammten. Ein ebensolcher Gang, der aber nicht den Grödener Sandstein, sondern _ Quarzporphyr durchsetzt, lieferte nun Krystalle, welche eine krystallographische Unter- suchung gestatteten. Es kann hier auf die Details nicht eingegangen werden, es sei _ aber namentlich auf die interessanten Zwillinge hingewiesen. Auch zwei, für die Horn- ' blende neue Formen n (031) und y ((1 10 1) wurden beobachtet. 4. Magnetit von Scalotta. Ueber dieses Vorkommen wurde am oben ange- führten Ort ebenfalls eine vorläufige Mittheilung gemacht. Die weiteren Untersuchungen an sehr reichem Materiale liefern den Nachweis mehrerer, für den Magnetit neuer Formen: Das Hexakisoctaöder y (971), Ikositetraöder z (944), k (522), Tetrakishexaöder e (970) und der Pyramidenwürfel f (530). Diese Krystalle dürften die flächenreichsten _ Combinationen des Magnetit sein. (B. v. F.) : A. Catbrein. Ueber den Orthoklas von Valfloriana in - Fleims. Ebenda, S. 368—377, Fig. 19 u. 20 auf Taf. XI. . Nach der Boah Fixirung der. eigentlichen Fundstätte und der Beschreibung der Art des Vorkommens folgen die Resultate der krystallographischen Untersuchung, aus denen hervorgeht, dass die Krystalle einige Formen, die am Orthoklas sonst selten — und zwei neue besitzen. Unter den vorherrschenden Zwillingen finden sich auch einfache _ Krystalle in dem Quarzporphyr, die geringere Dimensionen als die Zwillinge aufweisen _ und nach zweierlei Typen entwickelt sind, in welchen je verschiedene Flächen vorwalten. - Während bisher nur Zwillinge nach dem Carlsbader Gesetz bekannt waren, fand Cathrein auch solche nach dem Manebacher und Bavenoer Gesetz, endlich auch _ einen, bei dem y (201) Zwillingsebene ist A. Cathrein. Ueber Umwandlungspseudomorphosen von Skapolith nach Granat. Ebenda, pag. 378—385 mit 3 Fig. E B! Unter den Rollstücken krystallinischer Schiefergesteine der Brandenberger _ Ache fand sich in der Nähe beim Schloss Achenrain auch das eines Amphibolits, dessen glänzend schwarze Grundmasse zahlreiche graulichweise Punkte von 1 Mm. Durchmesser enthält. Die Form der Durchschnitte und Kerne unveränderter Substanz _ weisen auf Granat. Die eingehende Untersuchung lieferte den Nachweis, dass thatsäch- lich Pseudomorphosen nach Granat vorliegen. Als hauptsächlichste Neubildung erscheint Skapolith, als untergeordnete Epidot und Labrador, zu welchen sich etwas Magnetit gesellt, in dem der Ueberschuss des Eisens deponirt ist. (BEv.eR.) Analysen, ausgeführt im chemischen Laboratorium -desk.k. General-Probiramtes in Wien im Jahre 1883. Zu- sammengestellt von Dr. E. Priwoznik. Berg- u. Hüttenmännisches Jahr- buch der k. k. Bergakademien zu Leoben und Pribram u. der k. ung. Bergakademie zu Schemnitz. XXXIL Bd., I. Heft, 1884, pag. 32—48. Die vorliegende Zusammenstellung der im k. k. General-Probiramte durchgeführten Analysen bietet eine werthvolle Bereicherung der Kenntnisse der chemischen Zusammen- X setzung der österreichischen Erze und Hüttenproducte. Die Analysen sind übersichtlich = geordnet und daher leicht das den Leser speciell Interessirende ‚zu finden. Ohne in’s Detail eingehen zu können, will ich hier nur die wichtigsten untersuchten Producte "B anführen und muss im Uebrigen auf die Arbeit selbst verweisen. Von Eisenerzen iR wurden Spatheisensteine von Betlör, von Herrn F. Lipp und ein Rotheisenstein von N Rokycan von Herrn L. Schneider untersucht, ferner Manganerze aus der Bukowina von den Herren Dr. E. Priwoznik, L. Schneider, F. Lipp und Dr. H. Peterson. Von !) Kurzes Referat, diese Verhandlungen 1883, S. 248. 20* WER a Ai F “ in a a hi 2 0 ex 136 Verhandlungen. Nr. r j Hüttenproducten wurden von den genannten Herren untersucht Roheisen von Hieflau, Witkowitz, Friedauwerk, Fejerpatak, Neuberg, ferner Martin-Flussstahl, Bessemer- roheisen, Siemensofeneisen und andere Hüttenproducte der österr. Alpinen Montan- gesellschaft, darunter auch interessante wolframhältige Hüttenproducte. Interessant sind auch die von Herrn Dr. E. Priwoznik und L. Schneider durchgeführten Untersuchungen k von Cementkupfer, Rohkupfer und Rinnenschlamm bei der Kupferextraction aus Kies- bränden gewonnen, von der Bergbau- und Eisenhüttengesellschaft in Witkowitz, sowie die von den beiden oben genannten Herren durchgeführte Untersuchung der brasilianischen und bulgarischen Silbermünzen. Auf die anderen angeführten Analysen kann ich hier wegen Mangel an Raum nicht eingehen und verweise auf die Abhandlung selbst, 2) Dr. Samuel Roth. Beschreibung der Trachyte aus dem nördlichen Theile des Eperies-Tokayer-Gebirges. Föld- tany köslöny. Budapest 1884, pag. 529. In diesem Aufsatze gibt D. S. Roth eine sehr in’s Detail gehende Beschreibung der Andesite des Eperies-Tokayer -Gebirges, wobei er jedoch den Namen Trachyt für Gesteine anwendet, die entschieden Andesite sind. Der Autor klammert wohl oft neben dem Namen Augit oder Amphiboltrachyt den Namen Augit oder Amphibolandesit ein, nennt aber die Gesteine, wie schon der Titel des Aufsatzes zeigt, Trachyte und theilt die Gesteine auch als Trachyte ein. Referent glaubt, dass der Name Trachyt jetzt wohl so allgemein für Gesteine mit Kalifeldspath und Andesit für Gesteine mit Plagioklas, d. h. Kalknatronfeldspath, gebraucht wird, dass man wesentlich Plagioklas führende Gesteine nicht als Trachyte bezeichnen sollte. In den Beschreibungen der einzelnen Vorkommen ist sehr häufig durch genauere Untersuchungen nachgewiesen, dass die Feldspathe Glieder der Kalknatronfeldspathreihe sind, so dass wohl fast alle beschriebenen Gesteine entschieden als Andesite und nicht als Trachyte zu bezeichnen wären. \ Der Autor theilt die Gesteine nach ihrem localen Vorkommen in vier Gruppen ein. A. Trachyte des von Eperies nördlich liegenden Gebirges. Es sind dies durch- wegs Hornblendeandesite, von denen der von der Südseite des Straz granatführend ist. B. Trachyte zwischen Eperies und Dubnik. Dieselben enthalten theils Augit, theils Hornblende; ein Gestein (von Lama- niecz) Biotit. C. Trachyte aus der Umgebung von Kantz. Durchgehends augitführende Gesteine. D. Trachyte aus der Umgebung von Nagy-Szaläncz. Es sind dies ebenfalls durchgehends augitführende Gesteine. (C. v. J.) V.Uhlig. Ueber die Betheiligung mikroskopischer Organismen an der Zusammensetzung der Gesteine. Vor- trag, gehalten im Vereine zur Verbr. naturw. Kenntnisse. Wien 1885. Der Verfasser gibt eine kurze, von Abbildungen begleitete, die neueren Tiefseefor- schungen berücksichtigende Uebersicht über die grösstentheils mikroskopischen Foramini- feren, Spongien, Steinalgen, welche sedimentbildend auftreten. Diese populäre Darstellung wird von manchem Freunde der Wissenschaft mit Dank aufgenommen werden. (K.P.) E. Tietze. Ueber Steppen und Wüsten. Vortrag, gehalten im Vereine zur Verbr. naturw. Kenntnisse. Wien 1885. Theilweise im Anschluss an die bereits im Jahre 1877 in unserem Jahrbuche veröffentlichte Arbeit des Verfassers über Salzsteppen entwirft derselbe hier ein all- gemein gehaltenes Bild des physikalischen Charakters der Steppen- und Wüstengebiete und diseutirt namentlich ausführlich die Frage, ob seit historischer Zeit das Klima dieser Gebiete sehr wesentliche Veränderungen erlitten habe. Im Gegensatz zu gewissen, in neuerer Zeit von Th. Fischer, Tehichatscheff und Lenz vorgebrachten An- sichten fällt die Antwort auf diese Frage verneinend aus. MR) Var von n Alt ed Hölder, Vz Kk. Hof- und Tara Bienhazaiee in wien: Re 15. Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. x Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 3. März 1885. Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Hofrath R. v. Hauer Intendant des k. k. naturhist. Hof-Museums. — Eingesendete Mittheilungen: A. Bittner. Einsendungen von Petrefacten aus Bosnien. — Vorträge: D. Stur. Vorlage eines von Dir. E. Döll im Pinolith des Paltenthales gefundenen Thierrestes. A. Bittner. Aus den Ennsthaler Kalkalpen, Neue Fundstelle von Hallstädter Kalk. H. B. v. Foullon. Krystallisirter Schwefel von Truskawiec. Rosenrother Caleit von Deutsch-Altenburg. Caleit auf Kohle von Leoben. C. v. Camerlander, Aus dem Diluvium des nordwestlichen Schlesien. — Literaturnotizen: G. Stache. G. Böhm. P. Lehmann. C. Klein. J. Bachinger. St. Meunier. NB. Die Autoren sind für den Inhalt Ihrer Mittheilungen verantwortlich. Vorgänge an der Anstalt. Hofrath Dr. Franz Ritter von Hauer, Intendant des k. k. naturhistorischen Hof-Museums. Seine kaiserliche und königlich-Apostolische Majes- tät haben mit Allerhöchster Entschliessung vom 17. Februar 1. J. den ‘ Direetor der k. k. geologischen Reichsanstalt Hofrath Dr. Franz Ritter von Hauer zum Intendanten des k. k. naturhistorischen Hof- Museums allergnädigst zu ernennen geruht. Zufolge einer diesbezüglichen Mittheilung des k. k. Obersthof- meisteramtes an das k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht haben Seine Excellenz Herr Sigmund Freiherr Conrad von Eybesfeld als k. k. Minister für Cultus und Unterricht in einem hohen Erlasse, Z. 181, vom 22. Februar Il. J. an Hofrath von Hauer folgende Worte gerichtet: „Indem ich daher Euer Hochwohlgeboren von Ihrem Amte als Director der geologischen Reichsanstalt mit Ende des laufenden Monates enthebe, kann ich es mir nicht versagen, Euer Hochwohlgeboren für £ die in jeder Beziehung vortreffliche Leitung der Anstalt, welcher Sie die hohe im In- und Auslande gleich anerkannte hervorragende wissen- schaftliche Stellung in so umsichtiger und sachkundiger Weise zu wahren gewusst haben, meinen wärmsten Dank und die Versicherung F auszusprechen, dass ich Sie nur mit lebhaftem Bedauern aus Ihrem bisherigen Wirkungskreise scheiden sehe.“ Gleichzeitig haben Seine Excellenz der Herr k. k. Minister für Cultus und Unterrieht im hohen Erlasse, Z. 181, vom 22. Februar 1. J. K. k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr.5. Verhandlungen. 2A 138 Verhandlungen. an den Vice-Direetor der k. k. geologischen Reichsanstalt, Oberbergrath Dionys Stur, folgende Verfügung gnädigst herabgelangen lassen: „Indem ich sonach Hofrath von Hauer gleichzeitig mit Ende Februar 1. J. von der Direetion der Anstalt enthebe, beauftrage ich Euer Hochwohlgeboren mit der interimistischen Leitung der Anstalt.“ Dieses in den vorangehenden amtlichen Documenten näher be- zeichnete Ereigniss, welches für die geologische Reichsanstalt einen grossen, unersetzlichen Verlust bedeutet, hat in den Herzen sämmtlicher Mitglieder der Anstalt bange Gefühle erweckt. Um an dieses Ereigniss für sich und ihre Nachfolger ein wür- diges Andenken zu knüpfen , haben die Mitglieder der k. k. geologischen Reichsanstalt beschlossen, vorerst ein Porträt unseres Meisters, von ausgezeichneter Künstlerhand gemalt, zu stiften, welches den ent- sprechendsten Raum unseres Museums fortan zieren soll. Da aber dieses Zeichen unserer Verehrung wohl erst nach Verlauf von Monaten fertiggestellt werden wird, wurde beschlossen, eine: ERGEBENHEITS-ADRESSE DER MITGLIEDER DER K. K. GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT AN IHREN SCHEIDENDEN HOCHVEREHRTEN DIRECTOR D* FRANZ RITTER vo HAUER INTENDANTEN DES K. K. NATURHISTORISCHEN HOF-MUSEUMS. WIEN, 3. MÄRZ 1885 in unserer heutigen Sitzung zu überreichen, welche folgend lautet: Hochverehrter Herr Hofrath! Die Allerhöchst erfolgte Ernennung Euer Hochwohlgeboren zum Intendanten des k. k. naturhistorischen Hof-Museums hat gewiss die Ge- müther sämmtlicher Mitglieder der k. k. geologischen Reichsanstalt tief erschüttert. Es kann nicht anders sein, als dass die Allerhöchste Ernennung in uns Allen vorerst das Gefühl aufriehtiger Trauer erweckt. Denn in Folge davon wird von unserer Anstalt scheiden müssen unser allgemein verehrter Direetor, den wir seiner humanen wohlthuenden Strenge wegen hochachten und lieben mussten. Es scheidet von uns unser ge- wandter, bewährter Führer, dem wir gerne folgten, unser weiser Rath- geber, Gönner und Freund. Es beschleieht uns ferner das drückende Gefühl tiefer Besorgniss über das Scheiden eines hochachtbaren, weltberühmten Mannes der Wissenschaft, einer unverwüstlichen Arbeitskraft, deren Verlust für unsere Anstalt unersetzlich ist, umsomehr, als wir einen solehen Ver- lust nur in weiter Ferne zu erleiden fürchten konnten. Min: Sala sn eh LEER ande „> Palande ODE Zn Al Nr. 5 Sitzung am 5. März. D. Stur. 139 Wie es aber im menschlichen Leben so oft vorkommt, dass ein herber Verlust erhebend wirkt, sind wir thatsächlich mit Stolz erfüllt, dass aus unserer Mitte der Hervorragendste an die Spitze des glänzend- sten Institutes des Reiches gestellt wird, das Allerhöchst dazu bestimmt ist, in einem Prachtpalaste, mit colossalen Behelfen und ansehnlichen Mitteln ausgerüstet, für den Fortschritt der Naturwissenschaften zu wirken. Wenn wir ferner die Thatsache beherzigen, dass Sie, hochver- ehrter Herr Hofrath, mit unserer Anstalt seit ihren allerersten Anfängen innigst verwachsen sind, schöpfen wir daraus die zuversichtliche Hoffnung, dass Sie nun, an den Ihnen neu angewiesenen Platz übersiedelnd, unserer Anstalt und uns ein freundliches Andenken bewahren und nach Mög- liehkeit dafür einstehen werden, dass das Ihnen neu anvertraute Institut mit unserer unter Ihrer Leitung nahezu durch ein Menschenalter ge- standenen Anstalt, wie bisher seit langer Zeit, Hand in Hand brüder- lieh fortwirken möge zum Nutzen und Frommen unserer gemeinsamen Bestrebungen. Das hervorragendste Gefühl jedoch, welches uns am heutigen Tage beherrscht und diesem feierliehen Momente die Weihe verleiht, ist das Gefühl der Dankbarkeit. Und zwar ist es das Dankgefühl unserer Anstalt als Ganzes genommen, für die meisterhafte Führung der Agenden und die stets wohlwollende Unterstützung des Fortganges und der Lösung unserer Arbeiten, Aufgaben und Verpflichtungen, nicht minder aber das persönliche Dankgefühl eines jeden Einzelnen, wobei es _ charakteristisch ist, dass Jeder von uns, jung oder alt, auf dem Aus- R druck dieses Gefühles ganz besonders besteht. % In tiefster Dankbarkeit und herzlicher Ergebenheit \ Ihre aufrichtigen Verehrer die Mitglieder der k. k. geologischen Reichsanstalt. Folgen die Unterschriften. Herr Hofrath von Hauer bemerkt, dass er, tiefbewegt von den Beweisen der Freundschaft und Theilnahme, welche seine bisherigen — Collegen, die Mitglieder der Anstalt, ihm dargebracht hätten, nur % schwer die Worte finden könne, um seinen Gefühlen der Dankbarkeit an dieselben den richtigen Ausdruck zu geben. ‚ Habe, wie es in den wohlwollenden Worten Seiner Excellenz des Herrn Unterrichts-Ministers gesagt ist, die Anstalt unter seiner Leitung ihre hohe im In- und Auslande anerkannte Stellung bewahrt, so gebühre die Anerkennung dafür in erster Linie den reichen Kennt- nissen und der Thatkraft, dem Eifer und der Opferwilligkeit seiner ; Jüngeren Freunde, und könne er für sich ein Verdienst dabei in An- B. spruch nehmen, so bestehe es nur darin, dass er stets bestrebt gewesen sei, denselben in der selbstständigen Thätigkeit möglichst freien Spiel- raum zu gewähren und jedem einen Wirkungskreis einzuräumen, der seinen eigenen Neigungen am besten zu entsprechen schien. Die glänzende Auszeichnung und die schöne Aufgabe, fährt Herr v. Hauer fort, die ihm durch seine Ernennung zum Intendanten des 21* = 2 a % j y 7 @ Mr .. EN ER BET Ser [4 er ar u Er Eher ae TOT a a BE A = 140 Verhandlungen, k. k. naturhistorischen Hof-Museums zu Theil geworden sei, erfülle ihn mit Stolz und Freude. Werde auch diese Freude getrübt durch das Scheiden von seinem bisherigen ihm so lieb gewordenen Wirkungs- kreise, von seinen Freunden, deren Zuneigung und treue Anhänglich- keit er eben erst jetzt wieder in vollem Masse zu erkennen Gelegen- heit hatte, von der Anstalt selbst, an welche die Erinnerungen an alle Bestrebungen und Erfolge seines bisherigen Lebens geknüpft sind, so finde er doch Trost in dem Gedanken an die Solidarität der Interessen, welche die beiden grossen wissenschaftlichen Institute verbinde. Das Zusammenwirken beider zu gemeinsamer Arbeit werde er stets nach besten Kräften zu fördern bestrebt sein. — Indem er schliesslich den Mit- gliedern der Anstalt nochmals herzlichst Dank sage, denke er nicht daran, Abschied von ihnen zu nehmen; er hoffe vielmehr, in die Räume der Anstalt und ihre Mitte oft und als gerne gesehener Gast wiederzukehren. Eingesendete Mittheilungen. A. Bittner. Neue Einsendungen von Petrefacten aus Bosnien. Herrn Oberbergrath B. Walter verdankt die Sammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt neuerdings eine grössere Suite fossilführender Gesteinsstücke aus den Umgebungen von Majdan bei Varcar Vakuf und von Vare$. An erstgenannter Loealität verzeichnet die Uebersichts- karte nach den Beobachtungen von E. v. Mojsisovics bereits einen Zug von Werfener Schiefern an der Grenze gegen die nördlich an- stossenden Triaskalke. Gegenwärtig liegen vor: Vom Gebirgsrücken Debela Kossa, 1000 M. NW. von der Kupfergrube bei Majdan aus den oberen Schichten der 70 M. mächtigen Sandsteinetage sehr schön erhaltene, typische Exemplare von Posidonomya (Avicula) Olarai Emmr.; ferner vom Rücken Mekote und von Tomina dolina am Sinjakovo-Gebirge SO. und S. von der Kupfergrube bei Majdan mergeligkalkige und sandige Werfener Schiefer-Gesteine mit schlecht erhaltenen Petrefaetenresten, darunter besonders Avieuliden (efr. Avr- cula Venetiana v. Hauer). Von erstgenannter Stelle (Debela Kossa) liegen auch Stücke feinoolithischen Kalkes vor, welcher Fossilien führt und nach diesen sowohl, als nach seiner lithologischen Beschaffen- heit gewiss ebenfalls noch dem Werfener Schiefer, resp. den in den Südalpen so weitverbreiteten Oolithkalken desselben zufällt. Er liegt nach der Angabe des die Sendung begleitenden Verzeichnisses kuppen- förmig über den (Werfener) Sandsteinen. Seine Fauna scheint wie überall hauptsächlich aus glatten Myophorien, Myaciten und Gervillien, sowie aus kleinen Gastropoden zu bestehen. Die Werfener Schiefer von Vares sind ebenfalls bereits von E. Tietze aufgefunden worden und in den Grundlinien der Geol. von Bosn.-Herz. pag. 152 wird auch schon der Fund einer Naticella costata in denselben angeführt; seither hat auch Hofrath v. Hauer im Jahrb. 1884, pag. 753 des Vorkommens von Werfener Schiefern mit Myacites ef. Fassaensis bei Poto&i unweit von Vares gedacht. In der neuesten Einsendung vom Oberbergrath B. Walter liegen ebenfalls Werfener Schiefer aus dieser Gegend, und zwar vom Rande der Planina östlich von Vares gelbgraue glimmerige Gesteine mit Myophoria Sitzung am 3. März. D. Stur, 141 costata Zenk. und vom östlichen Gehänge unmittelbar bei Vares die _ bekannten charakteristischen Kalkplatten der oberen Werfener Schiefer, _ auch hier dicht erfüllt von Petrefaeten, die aber so schlecht erhalten sind, dass sie nicht näher bestimmt werden können ; Gastropodendurch- schnitte, wohl sicher auf Naticella costata Muenst. zurückzu- - führen, fallen darin am meisten auf. e Vares ist auch wegen eines anderen Fundes, nämlich jenes von _Hallstätter Kalken (vergl. Jahrb. 1880, pag. 321) eine interessante - Loealität. In der diesmal vorliegenden Gesteinssuite findet sich zwar nichts von diesem Niveau aus der nächsten Umgebung von Vares selbst, _ wohl aber aus einem nahegelegenen Gebiete, jenem der Ozren-Planina zwischen Vares und Serajewo, wodurch vielleicht eine Verbindung zwischen den Hallstätter Kalken von Vares und jenen von Serajevo _ (vergl. Jahrb. 1880, pag. 224) und der östlicher angrenzenden Gegen- den (Verhandl. 1881, pag. 27) hergestellt wird. Vom Reitwege zwischen Han Toplica und Han Ozren liegen Gesteinsproben vor von rothen _ Kalken, von denen ein Stück ganz bedeckt ist von Ammoniten- und Gastropodendurchschnitten, ohne dass nach diesen das Alter zu be- _ stimmen wäre; ein anderes Stück desselben Gesteines aber zeigt eine Bruchfläche ganz, belegt mit einer kleinen, fein- und diehtgerippten Halobia-artigen Bivalve. Eine zweite, specifisch verschiedene, ähn- liche Form erfüllt Stücke eines grauen Kalkes, welche derselben Loca- lität entstammen. Das merkwürdigste Vorkommen von dieser Localität aber ist ein Stück eines rothen, plattigen, kieseligen Kalkes mit einem Cephalo- _ podenreste, der, so viel die Erhaltung zu erkennen erlaubt, dem Arietites Seebachi Neum. (aus der zweitältesten Zone des alpinen Lias, jener des Aegoceras megastoma Gümb.) sehr nahe steht. Ein zweiter Cephalopodenrest (Abdruck) stammt aus hellröthlichem Kalke von der Bergwerkstrasse nach Dubostica, e. 42 Kil. N. von Vares („im - _ Vrajnkovcer Kalk“) und würde nach Dr. Wähner, der auch so freund- lich war, die obgenannte Art zu untersuchen, höchst wahrscheinlich mit Aegoceras calliphyllum mut. polyeyclum Waehn. aus der- selben unterliassischen Zone zu identifieiren sein. Es scheint demnach durch diese beiden Funde zum ersten Male durch Petrefacten nachgewiesener Lias aus Bos- nien vorzuliegen und es erübrigt uns nur, Herrn Oberbergrath B. Walter für die Ueberlassung dieser wichtigen Belegstücke zur Geologie Bosniens an unser Museum unseren besten Dank auszusprechen, an welchen sich die Hoffnung knüpfen möge, dass diesen Entdeckungen bald noch andere von derselben Wichtigkeit folgen möchten! Vorträge. v D. Stur. Vorlage eines von Dir. E. Döll im Pinolith von Sung, im Paltenthale Steiermarks, gefundenen Thierrestes. Es gehört stets zu meinen angenehmsten Aufgaben und Pflichten, _ wenn ich in die Lage gebracht werde wichtige Funde, gemacht von auswärtigen Gönnern, Freunden und Correspondenten unserer Anstalt, zur Werthschätzung und Beachtung vorzulegen. 142 Verhandlungen. Der heute vorzulegende Fund reiht sich an jene, heute schon für die Entwicklung unserer Kenntniss von der Centralkette der Alpen als wichtig anerkannte Funde, die ich vor zwei Jahren eirca die Ehre hatte vorzulegen, die Funde von Carbonpflanzen auf der Strecke Semmering, Bruck, Leoben, Mautern, die die hochgeehrten Herren: Prof. Fr. Toula und Bergingenieur F. Jenull gemacht hatten, die endlich Herr M. Vacek auf breitester Basis bereits weiter auszunützen Gelegenheit gehabt hatte. Der heute vorzulegende Fund stammt von einer noch etwas weiter nach West gerückten Stelle der Centralkette, aus dem wildromantischen Sung am Hohentauern bei Trieben im Paltenthale. Das betreffende (restein ist bekanntermassen ein ungemein grobkrystallinischer Pinolith, blätterig, und zeigt auf angeschliffenen Flächen die bis 1 Zoll langen Individuen in radiale Büschel gesammelt.') Dieses in älterer Literatur unter dem Namen Magnesit vom Sung bekannte Mineral findet sich bald unterhalb des Zusammenflusses des Ochselbaches mit dem Teichelbache in jener wilden Schlucht, „Sung“ genannt, durch welche die genannten Wässer ihren unterirdischem Ausweg finden. Von dem erwähnten Zusammenflusse durch den Sung abwärts schreitend, sieht man erst NO. fallende, schiefrige Kalke anstehend, auf welchen dann die fast schichtungslose Kalkmasse des Triebensteins lagert. Kurz darauf bemerkt man wild durcheinander geworfene herumliegende Blöcke des strahlig-grobkrystallinischen Pinoliths. Derselbe bildet hier offenbar eine stockförmige Masse, deren Grenzen gegen den Kalk der hohe Wald bedeckt. In einem der herumliegenden Blöcke hat nun Herr Director E. Döll das vorzulegende Petrefact bemerkt und den Felsen nach Wien geschleppt, um ihn unserem Museum zu eigen zu machen. Ich sage Herrn Director Döll unsern besten Dank dafür. Das Petrefact wurde erst von Herrn Dr. Teller so weit als möglich herauspräparirt, das Handstück vom Fels getrennt und was mittelst Schleifen und Poliren zur Deutlichkeit beigetragen werden konnte, gethan. Es wurde nämlich die Fläche, an welcher ursprünglich Herr Dir. Döll das Petrefaet beobachtet hatte, angeschliffen und so der richtige Einblick in dasselbe ermöglicht. Es scheint mir kaum einem Zweifel zu unterliegen, dass uns hier ein organischer Rest, und zwar eines Gasteropoden, möglicher Weise eines Bellerophon sp. vorliegt, wenn ich auch eine nähere Be- stimmung desselben für unmöglich halte deswegen, weil der grössere Theil des Petrefaets fehlt und nur der kleinere Theil im Handstücke des Pinoliths, das uns vorliegt, steckt, daher ein weiteres Zergliedern des Restes, namentlich ein Sagittalschnitt durch dasselbe, nicht zulässig erscheint. Jedenfalls ruft dieses Stück des Pinoliths vom Sung den Geologen zu, dass selbst die gröbste krystallinische Struetur eines Gesteins die Unmöglichkeit, Petrefaeten zu finden und die Nothwendigkeit sie darin zu suchen, nicht ausschliesst. 1) D. Stur, Geologie der Steiermark, pag. 92. Magnesit vom Sung, pag. 103 dessen örtliches Vorkommen. A Sitzung am 3 März. A. Bittner, 143 Herrn Dir. Döll sage ich für den interessanten Fund noch einmal unseren besten Dank. A. Bittner. Aus den Ennsthaler Kalkalpen. — Neue - Fundstelle von Hallstätter Kalk. Die Gliederung der im Gebiete von Gross-Reifling a. d. Enns - vertretenen mesozoischen Ablagerungen ist bereis in einem Aufnahms- berichte Verh. 1884, pag. 260 skizzirt worden. Ergänzend sei hier noch _ erwähnt, dass die obersten Reiflinger Kalkbänke stellenweise, so insbe- - sondere am Einflusse der Salza in die Enns, mit dünnblätterigen, weichen, grünlichen Mergeln wechsellagern, die bankweise ganz erfüllt sind von einer Daonella, die vorläufig nicht speeifisch bestimmt werden kann, jedenfalls aber in demselben stratigraphischen Niveau liegt, wie Daonella parthanensis Schafh. Sie kommt auch in den benach- barten Kalkbänken vor, ist aber aus diesen kaum zu gewinnen. Aus nahezu oder genau denselben Schichten von derselben Localität stammt auch Halobiaintermedia Mo;js. (Abhandl. der geol. R.-A. VII. Bd.). Das im oben eitirten Aufnahmsberichte erwähnte tiefere, Brachio- poden führende Niveau des Reiflinger Kalkes im Tiefengraben enthält ausser diesen Brachiopoden (Rh. efr. semiplecta Mstr. und Spir.- ferina Mentzeli Dkr.) von Öephalopoden insbesondere Ptychiten, zum Theile von bedeutender Grösse, leider fast immer nur in Bruch- stücken !) und Nautilen. Aehnliche, wohl auch gleich alte Gesteine der Gallensteiner Schlucht bei St. Gallen führen einzelne schwer auslös- bare Ceratiten von Muschelkalktypus. Die ebenfalls bereits (Verhandl. 1884, pag. 262) erwähnten ammonitenreichen Schichten des Gamssteins bei Palfau enthalten fast durchaus nur Ptychiten, welche thatsächlich von Ptychites Studeri und Ptych. flexzuwosus kaum zu unterscheiden sind, ihrem Niveau nach aber vorläufig noch unsicher bleiben. Gegen die südlich anschliessende Kalkhochgebirgszone redueirt sich, wie durch Stur’s Untersuchungen längst bekannt, die mächtige Schichtfolge der zwischen Reiflinger Kalk- und Hauptdolomit einge- schalteten mergeligsandigen Gebilde sehr bedeutend und man hat oft viele Mühe, zwischen einer unteren Dolomitmasse und dem oberen mächtigen Hauptdolomitniveau, welches hier fast durchaus in der Dachsteinkalkentwicklung auftritt, noch irgend eine geringmächtige Einlagerung mergeligschiefriger Gesteine nachzuweisen. Noch am zu- sammenhängendsten scheinen solehe im Norden unter der Kalkmauer der Tamischbachthurm-Buchsteingruppe vorhanden zu sein. Es treten hier in denselben ausser den überall typisch entwiekelten Reingrabener Schiefern mit Halobia rugosa Guemd. hie und da schon die charakteristischen oolithischen Gesteine auf, wie sie an vielen Orten in den Salzburger Alpen bekannt sind und auch die bezeichnenden Cidaritenkeulen dieser Niveaus erscheinen in einzelnen Exemplaren. Dieser nördliche Zug von Halobia rugosa-Schiefern des Hochgebirges verbindet sich über den Peternhals mit dem schon von Stur entdeckten Vorkommen in der Wandau bei Hieflau, welches Vorkommen durch !) Schon Stur, Geol. d. Steiermark, pag. 218 und 227, führt solche von hier an und E. v. Mojsisovies erwähnt Plewronautilus distinetus Mojs. von dieser Stelle (Cephal. der medit. Trias). a Ze he a Sr 144 Verhandlungen. Nr. 7 seine Einlagerungen von einzelnen Platten äusserst zähen petrefacten- reichen Kalkes (Wandaukalk Stur’'s) bemerkenswerth ist. Die Fauna des Wandaukalkes wurde bereits von Stur, Geol. d. Steierm,, pag. 246, bekannt gemacht; es sei bemerkt, dass der hier vorkommende Nautilus von E. v. Mojsisovics in seinen Cephalop. d. medit. Trias (Abhandlg. X, 279) als N. Wulfeni angeführt wird. Einzelne Partien des Wandaukalkes sind von Eisenkies ganz durchdrungen und dann zumeist mit Petrefacten ganz erfüllt, unter denen zierliche Cassianellen auffallen. j E- Aehnliche Entwieklung, aber noch stärkere Reduetion in der Mächtigkeit dieser Schichten herrscht in dem tiefen Auswaschungs- kessel des Gstatterbodens zwischen Buchstein, Tamischbachthurm und Gstatterstein. Nahe nordwestlich unter dem Hochscheibensattel treten petrefactenreiche mergeligsandige, rostgelb verwitternde Gesteine auf, welehe neben zahlreichen Exemplaren der Halobia rugosa Stein- kerne einer Cassianella (wohl der Art aus der Wandau) und eine Avicula (cfr. Av. Gea Orb., die von Stur aus seinen Aviculenschiefern des Kalkhochgebirges öfters eitirte Art) führen. In Gesteinsaussehen und Erhaltung der Petrefaeten stimmt diese Stelle auf’s Vollkommenste überein mit einer Localität der Salzburger Halobia rugosa-Schiefer (Oberschober bei St. Martin südlich vom Tännengebirge, angeführt in Verhandl. 1884, 359). In noch geringerer Mächtigkeit als am Hoch- scheibensattel trifft man das in Rede stehende Niveau auf dem Wege vom Gstatterboden zur Eggeralpe wieder (beim Butterbrünnl unter den oberen Kalkwänden), aber auch alle aus dem „Hinteren Winkel“ herab- kommenden Bachläufe führen zahlreiche Bröckehen der Reingrabener Schiefer und Carditaoolithe; unter den grösseren Bachgeschieben fallen besonders jene für Reingrabener Schiefer stellenweise charakteristischen sphärosideritischen Geoden auf, im denen die Halobia rugosa mit glänzend schwarzer Schale erhalten ist. Die unter den Halobia rugosa-Schiefern liegenden Niveaus sind im Gstatterboden, wie im ganzen Gesäuse wohl vorherrschend durch mächtige Massen heller Dolomite, sowie am Untersberge und anderen Orten im Salzburgischen, repräsen- sirt. Auch südlich der Enns fehlen die Schiefer nicht ganz, sind aber noch weniger mächtig und es muss daher schon als glücklicher Zufall erachtet werden, wenn man inmitten der grossen Dolomit- und Kalk- massen in diesen oft schwer zugänglichen Gebieten irgendwo auf einen Aufschluss derselben stösst. Ein solcher findet sich übrigens auch in der Tiefe des Erzbachthals bei der Eisenbahnstation Radmer oberhalb Hieflau; er ist sehr wenig mächtig, führt aber doch die Halobia rugosa und andere Petrefaeten. Sein Hangendes bildet der Dachstein- kalk des Hieflauer-Kogels, welcher die Fortsetzung der senkrecht auf- gerichteten Dachsteinkalkkette des Scheucheggs und Lugauers darstellt. Auch westlich vom Lugauer, in dem hochgelegenen Hüpflinger Kaar, oberhalb der Hüpflinger Alpe, wurde das Vorkommen von Reingrabener Schiefern (oder Aviculenschiefern) mit Halobienbrut führenden sphäro- sideritischen Knollen eonstatirt und hier treten auch hornsteinführende Knollenkalke mit Daonellen auf, die allem Anscheine nach den oberen daonellenführenden Reiflinger Bänken von Gross-Reifling selbst ent- sprechen. Dass auch noch westlicher, in dem von mir bisher nicht Sitzung am 3. März. A. Bittner. 145 begangenen Terrain, die entsprechenden Schieferniveaus nicht ganz fehlen, geht daraus "hervor , dass solche von den Herren Dr. Böhm U Ener gelegentlich einer Besteigung des Reichensteins unter den Be aecier en Terebratula gregaria Suess, Plicatula intusstriata Emmr., Lima spec. (praecursor Qu.?) und Pecten efr. BEWLeaur ieus Bchafk. gefunden. Die oberen, rhä- eeiger Weise, von Ortnöfdenliae überlagert, an welchen sich (local BE Arinkt) Gesteine mit Po sidonom 90 a Ipina Gras. (von Dr. Oberalmer Sehichten mit sehr seltenen Un chöh anlegen, welche Endlich von der bekannten Gosauausfüllung des Gamser Beckens über- lagert werden. Diese soeben erwähnten oberjurassischen Schiehten mit _ Inbegriff der Posidonomya alpina-Gesteine sind an anderen Stellen des bisher begangenen Gebietes nicht beobachtet worden; wo sonst Lias - auftritt, ist er zumeist nicht von oberjurassischen Bildungen begleitet, _ mitunter aber in äusserst verschiedenartiger lithologischer Ausbildung (zumeist wohl Hierlatzerinoidenkalke, aber auch rothe Adnether Kalke, - dunkle brachiopodenführende Kalke und Fleckenmergel, sowie kieselige und Spongiennadeln führende Gesteine, seltener gelbe Enzesfelder _ Arietenkalke) auf engem Raume entwiekelt. Eine solche Stelle liegt südlich der Gamser oninde am Bergstein östlich oberhalb Landl a. d. Enns. Hier sind alle die eben aufgezählten Ausbildungen lias- sischer Schichten neben einander zu finden. Das gesammte Lias-Vor- _ kommen scheint hier in unregelmässiger Weise mehrere zu einem ost- _ westlich verlaufenden Zuge gruppirte Kuppen von echten Hall stätter Kalken zu umlagern, während darunter und dazwischen vielfach Gypsmergel des Werfener Schiefers zu Tage treten, die stellen- weise von Guttensteiner Kalken und Rauckwacken begleitet sind, und _ über alle diese älteren Gebilde reichen die Gosauablagerungen der - Gamser Mulde mit den verschiedenartigsten Gesteinsentwicklungen hoch _ an die Abhänge, ja bis an die Kammhöhen hinauf, wie denn der i klotzige Gipfel des Bergsteins selbst (1214 Meter) vollständig aus mas- 7 sigen Rudistenkalken besteht. B Das eben erwähnte Hallstätter Kalk-Vorkommen vom Bergstein bei Landl ist wohl schon aus dem Grunde von Interesse, h weil zwischen dem Hallstätter Kalkgebiete von Aussee und jenem von Mariazell (Aflenz-Gollrad- Mürzsteg) echte Hallstätter Kalke bis jetzt _ nirgends nachgewiesen sind, wenn man von einem nicht hinreichend verbürgten Fundorte aus der Gegend von Windischgarsten absieht. Die Hallstätter Kalke des Bergsteins bei Landl sind bisher nur an einer K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr.5. Verhandlungen. 22 + hr Zu A ED 146 Verhandlungen. Nr. 5 E Stelle, am östlichen Ende des Zuges, nahe dem Bergsteingipfel, fossil- reich gefunden worden. Sie führen hier vorzugsweise Halobien in einer ansehnlichen Anzahl von Arten, darunter solche von sehr bedeutender Grösse. Es sind mancherlei interessante Formen darunter, die zum Theil gewiss auch Anknüpfungspunkte mit anderen Vorkommnissen der Hall- stätter Kalke bieten werden. Hervorgehoben sei hier nur eine Form, die ausserordentlich an die jurassische Posidonomya alpina erinnert; dieselbe scheint auch in der Hallstätter Facies der Salzburger Hoch- gebirgskorallenkalke (Rifffacies der Dachsteinkalke) sehr verbreitet zu sein, da sie bereits an zwei Punkten innerhalb derselben gefunden wurde (Tristlwand im Hagengebirge und Pailwand bei Abtenau, vergl. Verhandl. 1884, pag. 364). Auch ammonitenführende Bänke fehlen dem Hallstätter Kalke des Bergsteins nicht, die Ammoniten sind aber leider mit Kalkspath erfüllt und so spröde, dass sie beim Heraus- schlagen durchwegs in Grus zerfallen, weshalb sie nur äusserst schwer gewonnen werden können. Es herrschen unter ihnen Vertreter des Genus Tropites, ausserdem kommen mehr vereinzelt vor Sagemites (efr. eximius Mojs.), Trachyceras- und Arcestes- Arten. Sonst sind besonders Brachiopoden reichlicher vertreten, darunter wieder eine fast glatte Spiriferina, wie man sie bisher meines Wissens aus Hallstätter Kalken nicht kennt. Herr Oberbergrath E. v. Mojsisovies hatte die Freundlichkeit, mir mitzutheilen, dass das Hallstätter Vorkommen des Bergsteins seinen Petrefacten zufolge allem Anscheine nach den Sub- bullatus-Schichtenderkarnischen Hallstätter Kalke, also einer bisher nur von sehr wenigen Punkten bei Aussee bekannten Schichtgruppe, zufalle. H. Baron von Foullon. Ueber einen neuen Anbruch von krystallisirtem Schwefel bei Truskawieec in Galizien. In den ersten Decennien dieses Jahrhunderts ging bei Truskawiee ein Bergbau um, dessen Zweck wohl hauptsächlich die Gewinnung von Bleiglanz war, der dort mit Schwefel und Zinkblende in der Salz- formation vorkommt. Im Jahre 1836 war nach Pusch!) der Bergbau bereits erloschen. Der starke Rückgang der Bleipreise und das absätzige Vorkommen von Bleiglanz hätten wohl eine Wiedergewältigung des alten oder die Eröffnung eines neuen Bergbaues kaum je mehr veranlasst, aber behufs Gewinnung von Erdwachs wurden neuerlich Einbauten vorgenommen, die auch das Schwefelvorkommen anfuhren. Ueber Veranlassung des Herrn Chefgeologen Dr. E. Tietze spendete uns Herr Ingenieur . Müller eine reiche Suite, welche aus der Erdwachsgrube der Truska- wiecer Gesellschaft am Gehänge „Pomierki* stammt. Ueber das alte Vorkommen berichtete:J. Jonas?), der mittheilt, dass der Schwefel mit Bleiglanz und Galmei eimbricht. Pusch stellte die letztere Angabe richtig, das Zinkerz ist nieht Galmei, sondern schalige Blende. Als Muttergestein wird Mergel angeführt. Wenn man Mergel als ein ge Gemenge von Kalk und feinen thonigen Substanzen y Geognostische Beschreibung von Polen ete. I. Th., pag. 98. 2?) Ungarns Mineralreich ete. Pest 1820, pag. 60-65. Sitzung am 3. März. H. v. Foullon. 147 immt, so wäre diese Bezeichnung hier nicht ganz zutreffend, denn das tein besteht vorwiegend aus ziemlich reinem graubraunen Kalk, der ganische Substanz in wechselnder Menge enthält. Zwischen Trümmern ieses Kalkes liegen Stücke von thonigem Material in sehr wechselnder sse, Form und Menge. Theils auf Adern, theils in Hohlräumen erscheint häufig Schwefel, ersteren Falle als Ausfüllung, im letzteren als aufgewachsene Kıy- lle. Diese bilden drei deutlich unterscheidbare Generationen, was hon Jonas beobachtete, indem er die verschiedenen Farben der stalle hervorhebt. Die älteste Generation ist tief leberbraun bis fast schwarz. Die stalle erreichen eine ziemliche Grösse bis 1'/,; Cm, Länge nach der xe, die Mehrzahl ist weit kleiner, doch dürfte der grösste Durch- ser nie unter 2 Mm. herabsinken. Weitaus dominirend ist die Grund- amide, nach welcher häufig ein schaliger Aufbau stattgefunden hat. schen den einzelnen Wachsthumsperioden lagerte sich organische Substanz auf, welche die dunkle Färbung bewirkt. Verbrennt man solehe Individuen auf einem Platinblech, so bleibt, wenn man die Temperatur n icht höher steigert als zum Verbrennen des Schwefels nothwendig ist, ein schwarzbrauner Rückstand in erheblicher Menge. Erhitzt man nun zur Rothgluth, so verbrennt dieser mit Hinterlassung von einigen Kalk- 'stäubchen. Eine zweite Generation ist viel lichter in der Farbe, letztere aber ungleichmässig vertheilt. Oranggelb ist herrschend, leberbraune Flecke sind öfter zu beobachten. Folgende Formen wurden beobachtet: ce (001) n (101) p (111) i s.(113) Die gemessenen Winkel sind: E Berechnet nach Brezina') gemessen; Grenzwerthe. N... 62° 147539. 5 0|..,,620 18° —.620:27° Tage... 710 35° — 710 507 Be 450,10" 8. 20.0490 845020 Während bei der ersten Generation die Basis ganz fehlt, tritt sie hier, wenn auch nur in geringer Ausdehnung, fast bei allen Indi-. _ viduen auf. s ist bei ersteren klein, n überhaupt nur als feine Facette heobachtet, hier hält s schon häufig » das Gleichgewicht und » wird breiter. 1 Die dritte Generation ist schwefelgelb, so wie die zweite in Drusen auf der ersten, auf der ersten und zweiten aufgewachsen. _ Die Krystalle der dritten sind in den Drusen die kleinsten, nehmen der Zahl nach den zweiten Rang ein. Die der zweiten sind der Anzahl # 2 En die letzten, in den Grössenverhältnissen stehen sie an zweiter ‚Stelle. ; x !) Krystallographische Studien über rhombischen Schwefel. Sitzb. d. k. Akad. d. - Wissensch, W. 1869. Bd. LX, 1. Abth. Kr 22° uw Mr u“ | - a 148 Verhandlungen. Nr. 5 Berechnet nach Brezina gemessen ; Gronzurertlizn e!n 20.32 68% 145397 nr 5162 DE WEN 2 Pa EEE EU ER na a 3 1. N e:p P 7110 39° 58. eu. 71023 DED 36° A0' AT. 20... 360 36° —TEoe CIERS 45° 10°, 8"... 0... 450 17 Sa 9 260 29° 50% . "260 28° — 260 36 Hier gewinnt ce oft eine Dede Käch auch näpfchen- artige Vertiefung ist ziemlich häufig. s wird grösser als p, n hat sehr wechselnde Dimensionen, doch sinkt es niemals zur Facette herab. Bei der ersten Generation herrscht mehr ebenmässige Ausbildung vor, die Verbreiterung nach der -Axe ist niemals sehr erheblich. Bei der letzten geht sie schon so weit, dass man nach der 5-Axe säulenförmige Indi- vidnen beobachtet , wie denn überhaupt Verzerrungen hier die Regel sind. Die zweite Generation hält in dieser Richtung die Mitte. Jene Stufen, welche Bleiglanz enthalten, haben von Schwefel nur die dritte Generation auf- und eingewachsen. Solche führt Blum an), er fand in ihnen Einschlüsse von Bleiglanzkörnchen. Als begleitendes Mineral nennt Jonas (a. a. O. pag. 64) Kalkspath in Rhomboedern, „die so eingewachsen sind, dass sie eine der scharfen Ecken, als Spitze einer dreiseitigen Pyramide, sehen lassen, während die andere Hälfte des Krystalls eingewachsen ist“. Auf unseren Stufen 7 tritt kohlensaurer Kalk auch häufig auf, aber als Aragonit. Es sind tafelförmige Zwillinge nach dem Herrengrunder Typus. Der Prisma- winkel wurde mit 63° 52' gefunden, der theoretische Werth ist 630 44°. Auch sieht man auf der breiten Basis die beiden Axenbilder. Ansonst kommt noch farbloser, grobblätteriger Gyps vor. H. Baron von Foullon. Ueber rosenrothen Caleit von Deutsch-Altenburg. Im Frühjabre 1884 brachte Herr Regierungsrath Dr. Aberle Stufen von krystallisirtem rosenrothen Caleit von Deutsch-Altenburg nach Wien und schenkte Proben hiervon auch unserem Museum. Ueber das Vorkommen machte der, Herr Badearzt Dr. Sommer eine Mit- theilung, welche uns freundlichst zur Verfügung gestellt wurde. Nach dieser stammt der Caleit vom Altenburger Kirchberge, wo er westlich an der der Donau zugekehrten Seite auf einer Kluft einbrach. Der Kirchberg besteht, nach einer gütigen Mittheilung des Herrn Oberberg- rath Stur, aus altem Dolomit. Auf der genannten Seite des Berges ist ein Steinbruch angelegt worden und war das Gestein 10—12 Meter von der Oberfläche gegen den Berg zu verwittert und stark bröckelig. In diesem Steinbruche wurde die erwähnte Kluft angefahren, deren - Wände mit tropfsteinartigen Gebilden bekleidet, der hier aufsitzende Caleit mit Gerölle und rothem lehmigen Sand bedeckt waren. ’ In neuester Zeit schenkte uns Herr Anton Freiherr von Ludwigstorf grosse instructive Stücke dieses interessanten Vor- kommens, wofür wir bestens danken. Die die Kluftwände überkleidende Caleitmasse erreicht eine Mächtigkeit von 10 Cm., hat durchwegs sehr 1) Die Einschlüsse von Mineralien in krystallisirten Mineralien ete. Haarlem 1854, pag. 4. Nr. 5 Sitzung am 3. März. H. v. Foullon. 149 grobkrystallinisches, mitunter krummschaliges Gefüge und von der freien Innenseite ragen bis 3 Cm. hohe Rhomboederspitzen hervor. Die letzteren sind eigentlich Krystallstücke, denn man sieht deutlich, dass die schwach gewölbten Flächen der grossen Krystalle aus zahlreichen kleineren, parallel verwachsenen Individuen bestehen. Kleine, aufsitzende Rhomboeder ergaben einen Kantenwinkel von 100° 55°, welcher — 2 .R. entspricht, dessen berechneter Werth nach irby 101° 52° 50% ist.!) Die Krystallstöcke gehören derselben Form an, denn das Spaltungsrhomboeder stumpft die Kanten parallel ab. Die schön rosenrothe Färbung, die nicht sehr gleichmässig auf- tritt, rührt von organischer Substanz her, denn beim Erhitzen ver- schwindet sie sehr rasch, die Caleitstüicke werden schwarz. Glüht man nun, bis ein Theil der Kohlensäure entweicht, so wird die Substanz schneeweiss und lassen sich nur Spuren von Eisen nachweisen. Diese Färbung lässt wohl mit Recht annehmen, dass der Caleit hier ein Product der Lateralseeretion ist. Das Auslaugen von kohlen- saurem Kalk aus Dolomit und dessen Wiederabsatz als Caleit ist eine so häufige Erscheinung, dass es demnach ganz unnütz ist, hierüber weiter = ein Wort zu sagen. Der Dolomit des Kirchberges von Deutsch-Altenburg zeichnet sich im frischen Zustande durch eine blaue bis blaugraue Farbe aus (laut Bericht des Herrn Dr. Sommer), welche gewiss ebenfalls Er. organischer Substanz zuzuschreiben ist. We Ein weiterer Beweis für die Annahme des einfachen Wieder- 3 absatzes des durch Tagwässer gelösten Kalkes ist auch das Auftreten der tropfsteinartigen Gebilde und der noch zu beschreibenden Krystall- gruppen im veränderten Schwefelkies. Dieser letztere erscheint in stalak- titischen Röhrchen, Zäpfchen, vorhangartigen und ähnlichen Gebilden mit kleintraubiger Oberfläche. Die Substanz ist jetzt Brauneisenstein, Schwefelkies ist nur sehr selten erhalten. Aus den schlecht erhaltenen - Krystallformen möchte man auf Pyrit schliessen. Um solche Kiessta- —— laktiten sind nun wieder grössere Caleitmassen gelagert, die das all- _ mälige ringförmige Anwachsen erkennen lassen. Zuletzt erscheinen wieder grosse Spitzen von — !/, R., nur sind sie hier farblos oder schwach bräunlich. H. Baron von Foullon. Calecit auf Kohle aus dem Mün- zenberger Bergbau bei Leoben. Der Freundlichkeit des Herrn Bergdirectors M. Jaritz verdanken wir ein Stück Kohle, welches vom III. Mittellauf (westlich) des ob- genannten Bergbaues stammt. An einer Verdruckstelle sind Kohle, Liegend- und Hangendschiefer vermengt und die dazwischen befindlichen Klüfte mit Caleit ausgekleidet. Auch das Kohlenstück ist von einer Kluft durchzogen, die stellen- weise bis 3 Cm. weit wird. Die Wände sind mit farblosem Caleit über- zogen, ebenso hineingefallene kleine Kohlenstückcehen, die gewisser- massen Brücken von einer Seite zur anderen bilden. Die Caleitindividuen stehen alle parallel und mit der aufrechten Axe senkrecht auf der Unterlage. Gegen den freien Innenraum sind sie von gestreiften Rhom- boedern begrenzt, deren Kantenwinkel mit 64° 45° gefunden wurde. ') On the erystallography of Caleite. Inaug, Diss., Bonn 1878, 150 Verhandlungen. Nr’ Nach Irby') entspricht — */, R, (133), = (8445), ein solcher von ‚64° 53° 30°, es - also das Beobachtete wohl mit diesem identifieirt werden. An — */, R schliesst sich ein sehr steiles Rhomboeder, das aber durch die a nen Hinderung der benachbarten Individuen im Wachsthume nicht bestimmbar ist. Ausser diesen Krystallen kommen auf der Oberfläche des Kohlen- stückes noch ringsum ausgebildete vor, die offenbar auf einem feinen Klüftehen anschossen. Es sind theils einzelne Individuen, theils Gruppen, die alle so lose aufgewachsen erscheinen, dass die leiseste Berührung genügt, um sie abzulösen. Sie sind farblos, erreichen kaum je ein Millimeter Länge bei wenigen Zehnteln der Dicke. Caleitkrystalle, die in Kohle zum Anschuss gelangten, dürften nicht häufig genauer untersucht worden sein, und da dies nun geschieht, zeigt es sich, dass diese veränderten Verhältnisse auch richtig wieder zu der Ausbildung einer sonst sehr selten beobachteten Form führten. Die dünnen, fast nadelförmigen Kryställehen werden von 3 Rhom- boedern und einem Skalenoeder begrenzt. — 16R, (17 17 31), = (16 16 321), die selten beobachtete Form ist weit vorherrschend, daran schliesst sich — 2 R, (111), z (2241), endlich winzig klein wahr- scheinlich — '/, R, (110), = (1122). Zwischen — 2R und — 16 R schiebt sich ein Skalenoeder ein, dessen Flächen fast mikroskopisch klein und gestreift sind. In oseillatorischer, stufenförmiger Wieder- holung erscheint diese Form auf den Combinationskanten der jeweiligen oberen und unteren Flächen von — 16 R, diese vollständig abstumpfend, so dass man bei oberflächlicher Besichtigung der Krystalle an die An- wesenheit des Prisma denkt. Von dem Skalenoeder war nur ein Winkel messbar und steht der Werth desselben zwischen denen für R 13/, (1709), r”(43 8 35 8) und Rt, (704), = (61 51), nähert sich dem letzteren aber weit mehr. Die Winkelwerthe sind: Berechnet nach Irby: gemessen! Mittel Kante von —ı,R . .,. ...4. 12010 7° 10% 5, Dre Kıystall I —2BRr: + 16. Ru 24822, 23 ART 23° 15! —2R: + 1I6R . .. . .... 230157129072 Ser — 2R: + 16ER... .....2.20. 028009 127 Fee 230 18° —2R:+16,R... »...0.% .. 12307 120 re —2R:H16R..0. 7,0080 Do aa 230 35° Kıystall u —2R: + 16R.... .,0.2%. 2,2807 137712707 2207 —2R:.+16R . „0... ..280 9527 18277072 Er Krystall II —2R: +16R .. . ',:..... 25015219827 27,2 Pe im Mittel —2R: + I6R ... ..:0. 2307150127. . Eee !) On the erystallography of Caleite. Inaug. Diss. Bonn 1878. A u a Fa a 9 a BE Zu re a Nr. 5 Sitzung am 5. März. €. v. Camerlander. 151: Krystall I enaltunesthomboeder: — 2 R .. 720 16° 9... 20, .,2.,120 36‘ Krystall III a RK N ln Krystall I Bpaltungsrhomboeder: —IOR .. 49° 0'587” . . .....,49018° Krystall III —10R, Ha 051". 220220, 1408er — 2 R:— !,;, R 3 2 A NR >; |; Stumpfe Kante des Skalenoeder Ru, I in rar BR Die gemessenen Winkel für — !/; R undR 1, stimmen natürlich nur genähert mit den berechneten überein, was bei der Kleinheit und Beschaffenheit der Flächen leicht erklärlich ist. Bezüglich — 2R und — 16R kann kein Zweifel bestehen. Das Mittel des mehrfach gemessenen Kantenwinkels von — 2 R differirt nur um eirca 4° vom berechneten, im Maximum überhaupt nur um 9". — 16 R ist schwach gewölbt, und zwar verläuft die Scheitellinie der Wölbung entsprechend der Längsausdehnung der Fläche, also senkrecht auf die Kante zwischen — 2 R und — 16R. Dementsprechend geben manche Flächen mehrere Bilder, die bei der Einstellung der Zone der negativen Rhomboeder auf das zugehörige Prisma horizontal neben- einanderliegen. Es kann demnach wohl ein kleiner Fehler unterlaufen, indem nicht das entsprechende Bild justirt wird, was dadurch zu ver- meiden getrachtet wurde, dass immer zwei Flächen von — 2R tautozonal eingestellt wurden. Da die Bilderreihe auf — 16 R eine kurze ist, so kann der Fehler überhaupt nur sehr gering sein. Die Messungen sind mit unserem Instrument, mit zwei Fernrohren ausgeführt. Die beiden vom Krystall I zuerst angeführten halte ich für die besten, weil hier auf — 16 R nur je ein Bild erscheint, sie nähern sich dem berechneten Werth sehr oder stimmen mit ihm überein. An so kleinen Kryställchen ist es natürlich nicht möglich, die Spaltflächen dort anzubringen, wo man gerade wünscht, sondern müssen eben solche benützt werden, wie sie beim Zerbrechen der Individuen entstehen. Krystall I wurde in der Mitte, vom Krystall III am Ende ein Stückchen abgebrochen und die Winkel zu den in der Zone liegenden Flächen von — 2 R und — 16 R gemessen, wobei allerdings gerade minder gute in Combination gezogen er- scheinen und die Uebereinstimmung von berechneten und gemes- senen Winkeln nur eine genäherte ist, für die Constatirung der Lage der beiden anderen Rhomboeder halte ich sie jedoch für aus- reichend. C. v. Camerlander. Aus dem Diluvium des nordwest- lichen Schlesiens. Uebereinstimmend mit der Ausbildung des nordischen Diluviums als Randfacies im Bereiche des deutschen Mittelgebirges herüber von der Porta westphalica im Westen und im Osten längs der Nordab- dachung der galizischen Karpathen erwies sich dieselbe auch an den Abhängen und ; in dem Vorlande des Reichensteiner Gebirges und der nord- westlichen Ausläufer des Altvaters. Hier wie dort erscheinen eharakte- u ee Hast. ERTRERIB FIRE 152 | Verhandlungen. Nr. 5 ristisch der sehr rasche Facieswechsel, die geringe Mächtigkeit und der dadurch bedingte Mangel instructiver Profile, endlich das innige Anschmiegen an die bestehenden Züge des Reliefs, mithin das Fehlen jener im Bereiche des typisch entwickelten norddeutschen Diluviums so oft nachweisbaren Abhängigkeit orographischer wie hydrographiseher Details von den Gebilden des Diluviums. Als unterscheidend von den anderweitigen Randbildungen wird betrachtet: der relativ geringe Antheil von heimatlichem Materiale an den Bildungen des diluvialen Vorlandes, das für dasselbe nur wenig . bedeutsame Auftreten von Mischschotterbildungen, wie sie dureh die Untersuchungen von Hilber, Tietze und Uhlig für Galizien z. B. als so charakteristisch erkannt wurden und schliesslich die verhältniss- mässig geringe Höhe, bis zu welcher Spuren des glacialen Diluviums sich verfolgen lassen, während schon in dem nahen Waldenburg am Nordhange des Riesengebirges auf der westlichen und bei Jägerndorf zur östlichen Seite dieselben weit höher steigen. Diese Momente dürften im Zusammenhalte mit der erwähnten geringen Mächtigkeit ein Urtheil zulassen bezüglich der localen Ausbildung der in unser Gebiet herein- reichenden Zunge des nordischen Inlandeises. Der an der Zusammensetzung des Diluviums im nordwestlichen Schlesien in erster Linie betheiligte Complex von Geschiebe führenden Sanden (Sand- und Hahnberg bei Jauernig, Sandhübel ete.) mit unter- geordneten Lagen von Schotter und feuersteinreichen Kiesen (Jungfern- dorf-Rothwasser), seltener mit Einlagerungen von Thon bildet im Allge- meinen die Unterlage von Geschiebe führendem Lehm, dem auch wohl local Thon eingeschaltet ist. Der Geschiebe führende Lehm dürfte übrigens keineswegs dem Geschiebelehm des typischen, norddeutschen Diluviums entsprechen und überhaupt der nachträglichen Umlagerung ein beträchtlicher, gestaltender Einfluss zuzuerkennen sein. Ob eine Parallelisirung mit der unteren Abtheilung des norddeutschen Diluviums durchführbar sei, wie es auf Grund von Analogieschlüssen vielleicht anzunehmen, bleibe noch dahingestellt. Aus der Gegend von Gostiz (theils von der Grenze zwischen dem krystallinischen Gebirge und der Ebene, theils aus dem ersteren selbst) werden öfters Basaltblöcke erwähnt und bald als herstammend von bis nun verborgenen Kuppen in der nächsten Nähe, bald als echte Erratica gedeutet. Meine Begehungen des Terrains und Mittheilungen ortskundiger Forstmänner lassen mich diese erste, aus einer Arbeit in die andere aufgenommene Ansicht als unrichtig erkennen; aber auch die zweite Ansicht erweist sich als irrig; vielmehr ergab sich Dank der gütigen Untersuchung des Herrn v. Jo h.n die volle Uebereinstimmung dieser ver- einzelten Blöcke auf dem Wege zum Hohen Stein mit dem altbekannten Basalt von der Höhe zwischen Waldeek und Landeck. Indem somit im vorliegenden Falle den durch Penck, Klockmann, Eichstädt u. A. eingehend studirten Vorkommnissen entschieden nordischer, durchwegs von Schoonen hergeleiteter Basalte kein weiteres Beispiel nach Osten zu angereiht werden konnte, entsprechend den gleich negativen Resultaten von Orth und Liebisch für Preussisch-Schlesien — so ergibt sich andererseits die Annahme von einem — wohl jedenfalls fluviatilen — Zn ie A He Ah eh er, En“ ah = m a a ne A m a nd rain. ame > Zi nr Ze Ze Ei "RETAE EB Nr. 5 Sitzung am 3. März. G. Stache. 153 Transport aus den dem Inlandeise entgegenliegenden Gebirgen, z. Th, über heutige Bachläufe hinweg und auf beträchtliche Entfernung. ?) Inwieweit die Existenz von Torfmooren an dem Austritte von Thälern aus dem krystallinischen Grundgebirge in die diluviale Ebene mit der abstauenden Einwirkung einer vorgelagerten Eisbarre in gene- tischen Zusammenhang gebracht werden darf, möchte der Vortragende vorerst noch unentschieden lassen. Phänomene, für welche im nahen Eulengebirge jüngst Stapff (Jahrb. preuss. Land.-Anst. 1883, pag. 540) die Deutung als „Strand- linien eines diluvialen Meeres“ für zutreffend erachtet, wurden in den R Flanken der nordwestschlesischen Höhenzüge nicht beobachtet. A Bezüglich weiterer Ausführungen und” Ergänzungen wird auf eine . vorbereitete Arbeit über das nordwestliche Schlesien verwiesen. Literatur-Notizen. G. Stache. Ueber die Silurbildungen der ÖOstalpen mit Bemerkungen über die Devon-, Carbon- und Perm- schichten dieses Gebietes. Aus d. Zeitschr. d. deutsch. geol. n Ges. 1884. Eine der wichtigeren Arbeiten, welche in letzter Zeit über das österreichische Alpengebiet gemacht wurden, liegt hier vor uns. Sie hat den Zweck den gegenwärtigen Standpunkt eines Theils der Ergebnisse darzustellen, welche die langjährigen, mühe- n vollen und grundlegenden Untersuchungen des Verfassers über die paläozoischen Ab- lagerungen der Alpen zu Tage gefördert haben. Anfänglich waren es nur wenige Petrefactenfundstellen, welche auf die Vertretung der verschiedenen Formationen in diesen Ablagerungen einen Schluss gestatteten, und dieser Schluss fiel in der Regel insofern einseitig aus, als man nach derartigen vereinzelten Funden das Alter grosser Schichtencomplexe oder aller älteren Absätze einer ganzen Gegend bestimmte, während die thatsächliche Bedeutung der Funde für die Eintheilung der alpinen Gebilde eine | viel beschränktere war. Jetzt sind wir in der Lage dies zu erkennen und eine Ueber- sicht über die Mannigfaltigkeit und die relativ reichere Gliederung unserer paläozoi- schen Schichtencomplexe, insbesondere über diejenigen silurischen Alters, zu gewinnen. In der nördlichen Grauwackenzone ist das Untersilur paläontologisch allerdings noch nicht nachweisbar gewesen, es kann nur als stratigraphisch sichergestellt be- trachtet werden, dagegen ist das Ober-Silur gut markirt. Es besteht vorwiegend aus Thonschiefer mit Graphitschiefern und Kieselschiefern, welche Orthocerenkalk und einen durch Cardiola interrupta bezeichneten Horizont einschliessen. Die Stockwerke F—G des böhmischen Silur sind ebenfalls vertreten und local durch Bronteusreste kenntlich. Bei der Beschreibung der östlichen Grauwackenzone gibt der Verfasser eine E dankenswerthe Kritik der Arbeiten, welche sich mit dem Grazer Devon beschäftigt 3 haben. Dass dabei den Clymenienkalken von Steinbergen der ihnen gebührende, etwas voreilig bestrittene Platz im Ober-Devon gesichert bleibt, ist selbstverständlich. Aeltere devonische und silurische Gebilde sind bier ebenfalls vertreten. Namentlich die Byto- trephis-Schiefer und die Korallenkalke mit Heliolites interstincta, sowie die Schichten, in denen Pentamerus Knightii gefunden wurde, gehören in's Silur. Andere Korallen- kalke und die Gaisberger Chonetes-Schiefer mit Dalmanien werden in’s Devon gebracht. Die südliche Grauwackenzone zeigt eine besonders reiche stratigraphische Gliederung bei wechselnder Faciesausbildung. Schiefer mit Strophomena grandis und Graptolithenschiefer vertreten das Unter-Silur. Das Obersilur weist verschiedene Hori- zonte mit Orthoceren auf, in denen auch sonst eine nicht unbedeutende Fauna entdeckt wurde, Als Grenzschichten zwischen Devon und Silur werden ‘unter der Bezeichnung a 1) Ob 'etwa die aus anderen Theilen von Schlesien noch erwähnten, z. B. die von Glocker, Jeitteles, Urban aus der Gegend von Troppau angeführten Basalt- Blöcke in ähnlicher Weise ihres: nordischen Charakters zu entkleiden sein werden, darüber werden wir ja zum Theile bald von anderer Seite nähere Nachricht erhalten, K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr.5. Verhandlungen. 23 pr" 154 Verhandlungen. N. BA „Ueber Silur“ verschiedene, Korallen und Crinoiden führende Kalkbildungen aufgeführt, welche als Riffkalke gedeutet werden. Der Pentameruskalk des Monte Canale mit Pent. ef. conchidium gehört ebenfalls in dieses Niveau, ebenso wie der Seeberger Korallenkalk in Kärnten, dessen bekannte Fauna durch die Funde des Verfassers sehr vermehrt wurde. Gewisse Korallen- und Crinoidenkalke mit Favosites polymorpha und Stromatopora concentrica werden in’s Devon gestellt. Am Schluss des Aufsatzes folgen noch Bemerkungen über Carbon und Perm in den Alpen. (E. T.) Dr. G. Böhm. Beiträge zur Kenntniss der grauen Kalke inVenetien. Abdr. aus d. Zeitschr. d. Deutschen geolog. Gesellschaft. XXXVL Bd., Jahrg. 1884. Mit 12 Tafeln. 48 S. Text. Vorliegende Arbeit gliedert sich in zwei Hauptabschnitte, einen geologischen und einen paläontologischen. Ersterer zerfällt in 3 Capitel, deren erstes eine Darlegung der allgemeinen geologischen Verhältnisse der jüngeren mesozoischen Bildungen von Verona und Vicenza gibt, deren zweites über Excursionen des Verfassers im Veronesischen und in den Sette Communi berichtet, während das dritte endlich „Geologische Folgerungen“ enthält. Das erste dieser drei Capitel enthält ausser einer Liste vom Verf. in den grauen Kalken und in den gelben Kalken und Oolithen von S. Vigilio gesammelten Versteinerungen, welche Liste unsere Kenntniss dieser Faunen in höchst dankens- werther Weise vermehrt, nur sehr wenig an bisher unbekannten Daten, worunter Böhm selbst das Auftreten von Crinoidenkalken im grauen Kalke der Sette Communi besonders hervorhebt (CUrinoiden in demselben führt übrigens schon Prof. Neumayr an, wie Verf. selbst bemerkt). Das zweite Capiteli, die Excursionen des Verfassers behandelnd, enthält mancherlei neue und interessante Detailbeobachtungen, speciell aus den Umgebungen von Grezzana im Val Pantena, von Erbezzo, Rovere di Velo, Chiesanuova, Crespadoro und im Gebiete der Sette Communi. Besonderes Gewicht wird auch hier wieder auf die weder faunistisch, noch lithologisch scharfe Trennung der grauen und der gelben Kalke gelegt. Im dritten Capitel sucht der Verf. die Ansicht zu begründen, dass in den oberen Horizonten der grauen Kalke in den Sette Communi die gelben Kalke und Oolithe von San Vigilio, welehe im Hochveronesischen über den grauen Kalken ent- wickelt’sind, wenigstens theilweise mitvertreten seien. Wenn Böhm bei dieser Gelegen- heit den Namen „Erbezzo-Crinoidenkalk“ einzuführen sucht, so erscheint das mindestens überflüssig, da für dieses Niveau die bisher üblichen Ausdrücke „gelbe Kalke“ und „Oolithe von San Vigilio“ vollkommen bezeichnend sind und darunter nie andere Schichten verstanden wurden, als eben jene, die im Hochveronesischen „zwischen den grauen Kalken und den rothen Ammonitenkalken entwickelt sind“. Ausserdem steht für dieselben der Name Bilobataschichten Benecke's in Verwendung. Wenn Böhm übrigens seine neue Ansicht nur als eine nicht ausserhalb des Rahmens der Möglich- keit gelegene betrachtet haben wollte, so hätte es der langen diesbezüglichen Aus- einandersetzung wahrhaftig nicht bedurft, denn es wird durch dieselbe nichts bewiesen, ja nicht einmal der-Standpunkt, den der Autor selbst in dieser von ihm aufgeworfenen Frage einnimmt, vollkommen klargelegt. Das geht wohl am schärfsten daraus hervor, dass derselbe pag. 756 meint, die im westlichen Theile des Hochveronesischen auftreten- den Vigilio-Oolithe und gelben Kalke müssten dem Anscheine nach von den unter- lagernden grauen Kalken getrennt werden, obschon ein zwingender Beweis für eine solche Trennung allerdings bisher nicht erbracht scheine, während er pag. 758 wiederum der Ansicht ist, dass die gelben Kalke und Oolithe von San Vigilio vorläufig von den grauen Kalken nicht getrennt werden sollten. Dabei sei noch auf den Umstand: hin- gewiesen, dass der Verfasser selbst im Hochveronesischen fast überall die gelben Kalke und Oolithe von San Vigilio scharf von dem unterlagernden grauen Kalke: getrennt fand (man vergl. insbes. pag. 740). Auch wäre wohl die Literatur über die westlich angrenzenden ‘Gebiete, in denem die Rhynchonellenfauna der gedachten Ablagerungen einen immer constanter werdenden Horizont bezeichnet, bei allgemeinen Erörterungen von 'der.Art, wie. sie Böhm hier gibt, zu berücksichtigen gewesen. Für kartographische Darstellungen dürfte sich vorläufig wenigstens eine Trennung der grauen Kalke von den. gelben Kalken und Oolithen von S. Vigilio vortheilhafter erweisen, als ein Zu- sammenwerfen. beider und ein darauffolgender Versuch einer Ausscheidung der fossil- führenden Horizonte. der Gervillia Buchi und der Durga. Nicolisi, obschon mit dieser Bemerkung nicht gesagt sein soll, dass bei fortgesetzten, eingehenden Studien diese "a nr Rh ; a a A nr a Ay Fe ee Di Nr. 5 Sitzung am 3. März. G. Böhm. 155 beiden Horizonte — und vielleicht auch noch andere — nicht wirklich als verwend- bar sich herausstellen könnten. Aber gesetzt, das sei sogar schon erwiesen, sollen dann beispielsweise etwa die gesammten über dem Horizonte der Durga Nicolisi auftretenden mächtigen Massen der gelben Kalke und Oolithe von S. Vigilio ebenfalls noch diesem Durga- horizonte zugezählt werden?! Wenn endlich Böhm pag. 758 das Alter der grauen Kalke und der gelben Kalke sammt den Oolithen von San Vigilio als gänzlich zweifelhaft hin- stellt, so muss bemerkt werden, dass dasselbe wohl zum mindesten ebenso genau festgestellt sein dürfte, als jenes der von ihm citirten Ablagerungen von Sospirolo, Erto-Longarone und Vinica-Karlstadt. Nach dem Wissen des Ref. ist das Alter der in Rede stehenden Ablagerungen des Hochveronesischen wiederholt discutirt worden und die gegenwärtig darüber bestehende Ansicht dürfte, da die Hauptmasse dieser Ablagerungen nachgewiesener- massen unter den Murchisonae- und Bifrons-Schichten der Umgebung des Gardasees liegt, hinreichend sicher begründet sein. Wo man aber in diesen Gebieten eine Ver- tretung des Dogger zu suchen habe, das dürfte ebenfalls ziemlich scharf fixirbar sein, ‘ob eine solche Vertretung indessen an jeder einzelnen Stelle thatsächlich vorhanden sei oder nicht, das endlich wird wohl nur durch die Auffndung entscheidender Fossilien, keinesfalls aber auf speculativem Wege eruirt werden können. Der zweite Hauptabschnitt oder der paläontologische Theil der vorlie- genden Arbeit behandelt die in den grauen Kalken und in den gelben Kalken und ©olithen von San Vigilio vom Verf, gesammelten Fossilien. Es werden aufgezählt und besprochen: Orbitulites praecursor Gümb. | # cireumvulvata Gümb. | Pseudodiadema veronense nov. Sp. Diademopsis parvituberculatus nov. sp. Stomechinus excavatus Goldf. sp. (inel. | aus den gelben Kalken und deren Cri- St. rotundus Benecke). noidenkalken im Hochveronesischen, Rhynchonellae (af. Clesiana Leps.) Terebratula (aff. Taramelliüi Gem.) Perna Taramellii nov. spec.; Durgähorizont der grauen Kalke im V. Paradiso. Mytilus (Gervillia) mirabilis Leps. spec. In demselben Horizonte der grauen Kalke des Val dell’ Anguilla, in den Sette Communi und in Iudicarien, Diese der Form nach der Perna Taramellii sehr nahestehende. Art ist gewiss keine Gervillia, kann aber von Perna Taramellii äusserlich nur in typischen Exemplaren unterschieden werden. Astarte interlineata Lycett Crinoidenkalke des Hochveronesischen. Opisoma excavata nov. sp. Im Durgahorizonte des Val dell’ Anguilla bei Verona und in den Sette Communi. Verf. gibt hier zugleich eine Charakteristik des Genus Opisoma Stol. Opisoma hipponyx nov. sp. Sette Communi. e af. hipponyx nov. sp. Graue Kalke von Rotzo. In ihrer Form erinnern diese liassischen Opisomen lebhaft an gewisse Diceroeardien. Megalodon protractus nov. Sp. aus den grauen Kalken, e ovatus nov. SP. Durgahorizont im Val Paradiso. = pumilus Benecke n angustus nov. sp. Erratisch bei Enego in den Sette Communi. Durga nov. gen. Diese neue Gattung wird von Böhm zunächst mit Pachyrisma efr. Beaumonti Zeuschner verglichen, würde also (wenigstens nach Zittel) ebenfalls in die nächste Verwandtschaft der Megalodonten gehören. Bisher bekannt sind: D. Nicolisi nov. sp. Durgahorizont im Val Paradiso, Val Anguilla und in den Sette Communi. D. crassa nov. spec. In Gesellschaft voriger Art. D. trigonalis nov. spec. Mit dem vorigen Arten im Val Paradiso. Corbis Seccoi nov. spec. Aus den Crinoidenkalken des Hochveronesischen, DZueina spec. Im Durgahorizonte des Val Paradiso, Narica Paosi nov. sp. Im: Crinoidenkalke. Natica spec. | Chemnitzia Canossae nov. sp. | Im Durgahorizonte des Val Paradiso. 5 Paradisi nov. sp. J Durch. diese zahlreichen neuaufgefundenen und das erstemal beschriebenen und abgebildeten Arten erhebt sich der paläontologische Theil der Arbeit zu einem der 23* a ee) EEE HS UET TE 156 Verhandlungen. Nr. 5 | wichtigsten Beiträge für die Kenntniss der Fauna der liassischen Ablagerungen Ober- italiens und Südtirols. Insbesondere durch die Darstellung der zahlreichen Megalo- donten und ihnen scheinbar oder wirklich verwandter Gattungen (Opisoma, Durga) gewinnt man zum ersten Male einen Einblick in den Formenreichthum dieser Organismen, welche noch in dieser liassischen Fauna, gleichsam als Nachzügler der zahlreichen rhätischen Megalodonten, einen so hervorragenden Bestandtheil bilden. (A. Bittner.) Paul Lehmann. Neue Beiträge zur Kenntniss desEklo- gits, vom mikroskopisch mineralogischen und archäolo- gischen Standpunkte. Neues Jahrbuch für Min., Geol. u. Pal. 1884, pag. 83—115. Der Verfasser gibt zuerst in diesem Aufsatze ein Resum& über die bisher in der Literatur beschriebenen Eklogite und beschreibt dann mehrere nene in der Literatur noch nicht erwähnte Eklogitvorkommen und archäologische Eklogitbeile. Von den beschriebenen Eklogiten sei hier als ein österreichisches Vorkommen das den österreichischen Geologen schon lange bekannte Vorkommen aus dem Puster- thale bei Lienz in Tirol erwähnt. Der Verfasser bezeichnet das Gestein als den schönsten ihm bekannten Eklogit. Derselbe besteht aus Granat (mit Einschlüssen von Apatit, Magnetit, gelbem Zirkon und Smaragdit), Omphaeit (mit Einschlüssen einer farb- losen Substanz, die der Verfasser für Saccharit hält), Zirkon, Magnetit und Glimmer. (©. y. J.) C. Klein. Mineralogische Mittheilungen. X. Neues Jahrb. f.. Mineral. etc. Jahrgang 1884, Bd. I, pag. 234—258. Nr. 22 Perow- skit von Pfitsch in Tirol. Auf einer Titanitstufe dieses Fundortes fanden sich neben Titanit und Ripidolith einige kleine Perowskitkryställchen. Durch Messung, chemische und optische Prüfung ist die Natur des Minerals festgestellt. Die Kryställchen sind flächenreich und von verschiedenem Habitus. Die optische Untersuchung lehrte, dass dieses Perowskitvor- kommen gegen andere einen abweichenden Bau besitzt, bezüglich dessen auf das Ori- ginal verwiesen werden muss. (B. v. F.) J. Bachinger. Ueber ein Mineralvorkommen aus der Fusch. Tschermak’s mineralog. u. petrog. Mitth., Bd. VI, Heft 1, 1884, pag. 40—52. Der Autor beschreibt ausführlich die Minerale, welche ein Gestein zusammen- setzen, das nach den Ausführungen wohl sehr dem Albitgneiss ähnelt, wie solche von A. Böhm und dem Referenten wiederholt beschrieben wurden, Es ist die Epidot und rhomboedrische Carbonate enthaltende Varietät. Ausserdem werden Chlorit, Quarz, Turmalin, Hornblende, Muscovit, Titanit, Eisenglanz und Magnetit angeführt, welche auch in den erwähnten Vorkommen enthalten sind. (B. v. F.) Stanislas Meunier. Trait& pratique de pal&ontologie francaise. In klein 8° mit 815 in den Text gedruckten Abbildungen und 2 geolog. Kärtchen. Paris, bei J. Rothschild. Diese populär-wissenschaftliche Darstellung des Wissenswerthesten auf dem Ge- biete der Paläontologie, mit besonderer Berücksichtigung Frankreichs, bildet ein Glied in einer längeren Reihe von Werken gleicher Tendenz, die im Verlage von J. Roth- schild in Paris erscheinen. Das Werkchen zerfällt in drei Abschnitte, von denen der erste und umfang- reichste die fossile Thierwelt, der zweite die fossilen Pflanzen behandelt, während in einem dritten die wichtigsten und bekanntesten fossilführenden Localitäten Frankreichs, nach dem geologischen Alter der Faunen geordnet, dem Leser in kurzer, klarer und anschaulicher Weise vorgeführt werden. Die zahlreichen Abbildungen , sowie die beigegebenen zwei geologischen Kärt- chen erleichtern die Lectüre und Benützung des Werkchens ungemein, so dass dessen Zweck, dem Freunde des genannten Wissenszweiges als Leitfaden zu dienen, gewiss erreicht werden dürfte. (M. V.) Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15.. Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. er r % 2 - Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 17. März 1885. Inhalt: Eingesendete Mittheilungen: $S. Brusina. Bemerkungen über rumänische Paludinenschichten. Dr. L. v. Tausch. Ueber die Beziehungen der neuen Gattung Durga G. Böhm zu den Megalodontiden. A. Rzehak. Diatomaceen im Mediterrantegel der Umgebung von Brünn. D. Stur. Geschenke für das Museum der geologischen Reichsanstalt, — Vorträge: K. M. Paul. Das Salinargebiet von Südrussland. Dr. V. Uhlig. Vorlage des Kartenblattes Bochnia-Czchöw. — Literaturnotizen. A. Fritse,h, A. Alth, A. Seeck, W. Kellner, M. von Wolfskron, A. R, Schmidt, Ed. Jannettaz, J. Kusta, NB. Die Autoren sind für den Inhalt ibrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. S. Brusina. Bemerkungen über rumänische Paludinen- Schiehten mitBezug auf Professor G. Cobalceseu’s Werk: „Studii geologice si palzontologice asuprä unor TE&rä- muri Tertiare din unile Pärti ale Romäniei. (Mem. Geol. ale Scolei militare din Jasi, Mem. I, Bucuresci 1883.) Zu den Arbeiten von Fuchs, R.Hoernes, Neumayr, Porum- baru, Tournouär, Sinzow, weiter von mir und von Anderen, welche uns mit der höchst interessanten, ungewöhnlich formenreichen Mollusken-Fauna der jungtertiären Ablagerungen Südost-Europas bekannt gemacht haben, einer Süss- und Brackwasser-Fauna, welche vor noch 16 Jahren fast ganz unbekannt war, ist neuerdings ein sehr wichtiger Beitrag hinzugekommen, welchen wir Herrn Prof. G. Cobalcesceu zu verdanken haben. Diese Arbeit enthält nicht nur neue Formen, sondern auch neue Typen, welche uns wiederum beweisen, dass wir mit der Erforschung dieser Fauna noch immer erst in den Anfängen sind, und dass das Meiste noch auf weitere und ausgedehntere Forschungen harrt. Die in den „Geologischen Denkschriften der Militär - Schule zu Jassy“ erschienene Arbeit bildet einen stattlichen Band mit 18 Tafeln. Die Ausführung der Tafeln durch Heliographie verdient jedenfalls Anerkennung, obwohl wir die Bemerkung nicht unterdrücken können, dass bis heute weder Photographie noch Heliographie so weit gekommen sind, uns für kleine und winzige Gegenstände gut ausgeführte litho- graphische Abbildungen zu ersetzen. Natürlich haben alle Naturforscher, welche sich fern von den grossen Culturcentren befinden, mit mehr oder weniger Schwierigkeiten bei der Herstellung von Tafeln zu kämpfen; K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 6. Verhandlungen. 24 Jia 158 Verhandlungen. darum müssen wir uns auch mit minder befriedigenden Abbildungen zufrieden stellen. Solehe Abbildungen können aber auf die Dauer un- möglich ausreichen, wir müssen diese als provisorische betrachten, bis“ es möglich sein wird, sie durch bessere zu ersetzen. Wir glauben kaum, dass z. B. die Abbildungen 5—8 der ersten Tafel, oder 1—5 der neunten Tafel ihren Zweck erreichen. In der That, hätten wir nicht Gelegenheit gehabt, die Original-Exemplare zu den Abbildungen von Viviparaambigua, Hydrobia Oovurluensis, H. grandis, H. Becenensis zu Gesicht zu bekommen, so hätten wir nie die betreffen- den Arten erkannt. Dessenungeachtet sind aber Cobaleeseu’s Abbildungen meistens ganz brauchbar, was wir z. B. nicht von den photographischen (jedenfalls provisorischen) Bildern von Fontannes sagen kömen.!) Cobalcesceu's Werk zerfällt in zwei Theile, einen geologischen und einen paläontologischen. Die erste Abtheilung besteht aus einer Anzahl Abhandlungen, welche wir hier der Reihe nach anführen werden. — Zuerst finden wir einige Vorbemerkungen, sodann folgt eine ausführliche Terrainbeschreibung. j Die erste Abhandlung (pag. 7) beschäftigt sich mit den Paludinen- Schichten der unteren Moldau und des Parscovs.?2) Die zweite Ab- handlung (pag. 29) beschreibt die‘ sarmatischen Ablagerungen. Ein dritter Abschnitt (pag. 45) besprieht die sogenannte zweite Mediterran- Formation. Die vierte Abhandlung (pag. 62) bespricht die oligocene Formation und die fünfte und letzte (pag. 73) enthält eine sehr inter- essante Beschreibung der Schlamm-Vulkane des Parscovs, welche durch zwei lithographische Tafeln (17 und 18) sehr anschaulich dargestellt werden. Wir können uns nicht so weit einlassen, über diesen geologischen Theil des Werkes zu berichten, es sei uns aber erlaubt, etwas aus- führlichere Bemerkungen an die paläontologische Abtheilung anzuknüpfen. Das erste Capitel, zugleich Einleitung zum paläontologischen Theile, enthält allgemeine Betrachtungen über die gesammelten Fossilien. Wir wollen uns hier ebenfalls nicht aufhalten, es wird aber vielleicht nicht überflüssig sein, die Resultate, zu welchen Cobalcescu nach dem Ver- gleiche der rumänischen mit den slavonischen Paludinen- und Congerien- Schichten gekommen ist, nebenstehend auf pag. 159 vollinhaltlich wieder- zugeben. Nach dieser Uebersichts-Tabelle (pag. 92) folgt nun (pag. 93) die specielle Aufzählung und Beschreibung der bis jetzt gesammelten Formen. Wenn wir einen Vergleich der Mollusken-Fauna des Parscov mit jener Slavoniens, ohne Rücksicht auf die zeitliche Vertheilung, anstellen, so finden wir einerseits eine ziemlich grosse Uebereinstimmung der Gattungen Unio, Melanopsis, Vivipara u. 8. w., welche eine ziemliche Anzahl übereinstimmender und eine noch grössere Zahl nahe ver- wandter oder vicarirender Formen enthalten. Andererseits finden wir aber eigenthümliche Typen, und zwar einen grossen Formenreichthum der Cardiaceen. Während Kroatien und Slavonien an Formen der % !) F. Fontannes: Description sommaire de la Faune Malacologique des Forma- tions saumatres et d’eau douce du Groupe d’Aix dans le Bas-Languedoc, la Provence et le Dauphine. Lyon-Paris 1884. ?) Nach Cobalcescu wird die Gegend zwischen Bouzeoun und Slanie Parscoy benannt. U H D Nr. 6 Sitzung am 17. März. S. Brusina. 159 attung Adacna (welche wir von nun an mit R. Hoernes lieber I ‚ymnocardium Stol. nennen werden!) überaus reich ist, besitzen die Ablagerungen des Parscov eine ziemlich grosse Anzahl von Formen eines sehr eigenthümlichen und stark abweichenden Typus der Cardiaceen, auf welchen Cobalcescu seine Unter-Gattung Psilodon begründet hat. Diese Gattung, welche in Slavonien nur durch eine kleine Art meine Adacna (Psilodon) Vodopiei)?) vertreten ist, hat in Ru- mänien verschiedenartige und grosse Formen aufzuweisen. '@ | Poasos sono | Slavonien | Obere Paludinen-Schichten und Unionensande. Zone der Fosilleere Schichten des N; once We A } | Obere Paludinen- und fossilführende Schichten Schichten S nesi, Zone der V. Zelebori Ei... | zen Barboschı und Zone der V. Vuko- | tinovici nn y Schichte oder Schichte der Unio-Schichten des Parscov V. notha Lignitführende- u. Psilo- tlerö Palndinen- don-Zone ß Schichte oder V. strictu- Schichten Lithoglyphus und |rata und V. Dezmaniana- Schichte Psilodon-Zone Schichte Psilodon- | Untere Psilodon- Zone Meurer Erna | yrgsyarernate-Schlehte Schichte Untere Paludinen- | ’ \ ; Schichten ? V. Neumayri-Schichte Zone der Cohgerns i an spathulata | Congerien-Schichten | — Zone der Congeria fehlt rhomboidea | h Noch muss ich erwähnen, dass meiner Ansichtnach Cobalcescu, - was die Arten- oder Formen-Unterscheidung anbelangt, zu weit zu gehen scheint. Man kann uns einwenden, dass dies einfach die Folge der vom betreffenden Autor angenommenen Methode ist, welche also die eine oder die andere naturphilosophische Riehtung befolgt. Es wäre hier nieht am Platz, über diese Frage, welche ohnedies heute am wenigsten _ erledigt ist, einen Ausspruch zu thun, so viel steht aber fest, dass der _ objective Naturforscher sich hüten muss, individuelle Abänderungen mit _ wirklichen Formen, Unterarten, Arten, "oder wie man sie zu benennen beliebt, zu verwechseln. Eine scharfe, strenge und genaue Unterscheidung _ der Formen kann für die Wissenschaft nur fördernd wirken, was über diese Unterscheidung hinausgeht, kann nur zum Chaos führen. !) R. Hoernes: pag. 235. 2) E. v. Mojsisovies und M. Neumayr: Beiträge zur Palaeontologie Oesterreich- Ungarns und des Orients. III, Bd. Wien 1884, pag. 152. Note. Elemente der Palaeontologie (Palaeozoologie). Leipzig 1884, Er # 24* 160 Verhandlungen. Indem wir uns aber einerseits gegen jede unnatürliche Zersplitteru, der Formen erklären, müssen wir andererseits mit der Identificirung d. Arten sehr vorsichtig vorgehen. Jene Identifieirungen der fossilen Formen, welche z. B. Neumayr, ich und Andere mit der recenten Bythinia tentaculata L., Hydrobia stagnalis Bast., Lithoglyphus fuscus Zieg., Melanopsis costata Olivier, M. acicularis Fer, M. Esperi Fer., Neritina transversalis Zieg. u. 8. w. Vor genommen haben, haben sich später als falsch herausgestellt. Ebenso viel Vorsicht verlangt auch die Identifieirung der fossilen Formen einer Region, oder einer Formation, mit fossilen Formen eines anderen Landes, oder einer anderen Formation. So hat z. B. Professor Sinzow neuer- dings zwei neurussische Formen aus dem Sande von Lopüschna mit meiner M. Lanzaeana und M. sinjana aus Dalmatien identifieirt. Nun haben wir uns ebensowohl als Professor Sinzow selbst leieht über- zeugen können, dass diese Identificirung nicht zulässig ist. Um weiteren Verwirrungen vorzubeugen, erlauben wir uns darum statt M. Lan- zaeama Binz. non Brus.!) die Benennung M. Andrussowi Brus., und statt M. sinjana Sinz. non Brus.?) die Benennung M. Sinzowi Brus. vorzuschlagen. Professor Cobalcescu hat die besondere Güte gehabt, mehrere der von uns erbetenen rumänischen Fossilen, zum Zwecke direeten Ver- gleiches mit den slavonischen, uns zur Ansicht zu schicken, somit ist Referent im Stande, sich über einige der hier besprochenen Formen bestimmt auszusprechen. Dies thun wir nur im Interesse der Sache selbst, nachdem jede feststehende Bestimmung der Arten die Grundlage für alle geologischen und biologischen Folgerungen, welche man daraus ziehen will, bilden muss. Pisidium Jassiensis Oobal. (pag. 115, Taf. VIII, Fig. 4); wir glauben nicht, dass man diese Form von P. solitarium Neum. unter- scheiden kann. Auch P.Covurluensis (pag. 115, Taf. VII, Fig. 2) wird man mit der einen oder der anderen Art aus Slavonien identifieiren müssen. Melanopsis acicularis Fer. (pag. 122, Taf. IX, Fig. 6, 10). Nachdem wir einige Exemplare aus verschiedenen Fundorten zu ver- gleichen Gelegenheit hatten, so halten wir (angenommen, dass die be- treffenden Stücke nicht subfossil sind) die rumänischen fossilen Exemplare für wirklich mit der recenten M. acicularis identisch. Hier halten wir die Erklärung für angezeigt, dass die Congerien- und Paludinen- Schiehten Kroatiens und Slavoniens bis jetzt weder M. acicularis noch M. Esperi Fer. geliefert haben. Alles, was von uns und Anderen unter diesen Namen angeführt wurde, beruht auf falscher Bestimmung, wie wir es demnächst beweisen werden. Die einzige der M.acicularis und M. Esperi verwandte, ja gewissermassen zwischen diesen stehende Form, ist jene aus den Fundorten Kravarsko und Podvornica in Kroatien, ebenfalls früher von uns als M. acicularis angesehen, welche wir von nun an M. Friedeli Brus. benennen werden. Melanopsis Draghiceniani Üobal. (pag. 124, Taf. IX, Fig. 9) ist der slavonischen M. Sandbergeri Neum. sehr nahe verwandt; !) Berichte der Neurussischen Naturforscher-Gesellschaft (russisch). IX. Bd., Odessa 1884. Taf. IX, Fig. 1—2. ®) 1. c. Taf. IX, Fig. 3—4. Nr. 6 Sitzung am 17. März. S. Brusina. 161 möglich, dass man sie mit der eben erwähnten wird identifieiren müssen. Vivipara Berti Oobal. (pag: 125; Tax, Big, 1) 2 AlezandrientOobal.\ „ 125. ,.IX „.2) > Popescui Bla, ADB: en A x Murgescui EN EN 2 Damienensis En A 5 Porumbari N OB u a N Maracineni BB 33, 1280 - 3 S Du pimas una a. var lu 129° 5.5 X u. 876) ” Heleni ” ( n 129 ” x ” 1) * Heberti Ta Or a EA Sup >): Diese Formen sind interessante riesige Viviparen einer Gruppe, welche, wie es uns vorkommt, bei uns durch V. Pilari Brus. ver- treten ist. Ob alle die eben erwähnten Formen auch wirklich als solche zu betrachten sind, möchten wir sehr bezweifeln; es kommt uns vor, dass manche auf Kosten individueller Abänderungen aufgestellt wurden. Bevor wir aber nicht die Gelegenheit haben, die von Cobalceseu unter- schiedenen Formen in mehreren Individuen zu Gesicht zu bekommen, dürfen wir auch kein bestimmtes Urtheil fällen. Vivipara leiostraca Üobal. non Brus. (pag. 134, Taf. XII, Fig. 11) stimmt absolut nicht mit jener Form aus Slavonien überein, welche wir so benannt haben. Die unter diesem Namen zur Ansicht geschickten Exemplare weichen von solchen, welche uns Cobalcesceu als V. Sadleri Partsch mitgetheilt hat, nicht erheblich ab. Vivipara ambigua Üobal. non Neum. (pag. 136, Taf. XII, Fig. 2). Stimmt also nicht mit V. ambigua Neum., aber wohl mit einer Form aus Malino in Slavonien, welche wir schon vor Jahren V. Woodwardi Brus. benannt, und unter diesen Namen auch ver- schickt haben; obwohl wir bis heute keine Gelegenheit hatten, dieselbe zu veröffentlichen. Nicht nur was Statur und Form anbelangt, aber selbst der eigenthümliche Glanz und die von der betreffenden Erd- schichte herrührende ebenso eigenthümliche Farbe ist eine so vollkommen übereinstimmende, dass man die rumänischen von den slavonischen Individuen unmöglich unterscheiden kann. — Meine Benennung muss also auch für die rumänische Form Aufnahme finden. Vivipara bifarcinata Bielz (pag. 136, Taf. XI, Fig. 8) und V. strieturata Neum. (pag. 137, Taf. XIH, Fig. 3) stimmen ebenso mit slavonischen Exemplaren vollkommen überein. Dies können wir aber vorderhand noch nicht von V. Deömaniana (pag. 137, Taf. XII, Fig. 5) behaupten. Bythinia Heleni Cobal. (pag. 138, Taf. XIH, Fig. 8) " MNeumayri. 'y : .C, MAaBizr RENTE 280) f Vitzui a 5 ST IRRREN R conica a ne, ee Alle diese Formen möchten wir für eine und dieselbe Art halten, welche wahrscheinlich mit Tylopoma (Bythinia) Pilari Neum. aus Slavonien zu identifieiren ist. Sollte aber diese Identifieirung nicht zulässig sein, so sind wir doch geneigt, die vier eben erwähnten Formen 162 Verhandlungen. Nr. | 6 zu vereinigen und für diese eine Art den zuerst angeführten Namen Bythinia, d.h. Tylopoma Berti aufrecht zu erhalten. Bythinia tentaculata Oobal. non L. (pag. 140, Taf. XITL, Fig. 14). Wir haben unlängst erklärt, dass Alles, was man früher als B. tentaculata L. aus Dalmatien und Slavonien bestimmt hat, mit der recenten B. tentaculata L. nicht identisch ist; wir haben darum unsere fossile Art B. Jurinaci Brus. benannt.!) Die von Professor Cobalcescu beschriebene und abgebildete Form ist aber weder mit B. tentaculata L. noch mit B. Jurinaci zu verwechseln, sie stimmt mit DB. Vukotinovici Brus. vollständig überein. Hydrobiagrandis Cobal. (pag. 141, Taf. XIII, Fig. 15) ß Covurluensis „ (,„ 141. ,„ Xu zes Nach einer brieflichen Mittheilung des Autors selbst hat auf Taf. XIII eine störende Zahlen-Verwechslung stattgefunden; Fig. 15 stellt also richtig die H. grandis und Fig. 16 die H. Covurluensis dar; aber die unter der Tafel angegebene Erklärung ist vertauscht worden und muss darnach ausgebessert werden. HM. grandis halten wir nicht von H. Rossii Brus.?) aus Karlovitz (Karlovei) verschieden. H. Covurluensis ist sehr nahe verwandt oder möglicherweise auch ident mit 7. syrmica Neum. Hydrobia Becenensis Cobal. (pag. 142, Taf. XII, Fig. 17); wir können keine Unterschiede zwischen dieser und der schon längst bekannten Prososthenia (Hydrobia) sepulchralis Partsch aus- findig machen. Die Abbildung ist natürlich nicht besonders gelungen. Valvata Sulekiana Üobal. non Brus. (pag. 142, Taf. XIH, Fig. 18) stimmt ganz sicher nicht mit unserer slavonischen Art überein, darum möchten wir diese interessante Art, auf welche wir demnächst zurückkommen werden, Valvata Cobalcescui Brus. benennen. Lithoglyphus fuscus Cobal. (pag. 143, Taf. XIV, Fig. 1—8) eingulatus „ (,„. 18 ,, "AZWze 9) acutus „(PAD RE 10) r Michaeli \ ,„ »(y. 146, 2A 11). Dies sind lauter Lithoglyphi, welche auch in Slavonien zu finden | sind; wir möchten aber hier nicht mehr wie eine, höchstens zwei Arten ; anerkennen. In einer eben in Vorbereitung befindlichen Arbeit werden wir beweisen, dass jene fossile Form, welche wir seinerzeit mit dem recenten L. fuscus Zieg. identifieirt haben, wenn auch sehr nahe ver- wandt, doch nicht gleich ist; darum haben wir schon lange unsere Art als verschieden erkannt und Z. decipiens Brus. benannt. Lithoglyphus harpaeformis Cobal. (pag. 147, Taf. XIV, Fig. 14) ist höchst wahrscheinlich dieselbe Form, welche wir als L. amplus Brus.°) beschrieben haben. Diese flüchtigen Bemerkungen, welche wir im Interesse der Sache selbst gemacht haben, sollen nicht im Mindesten die grossen Verdienste, welche Professor G. Cobaleeseu mit der Herausgabe des schönen und BE Se a u ne oe u, > au Fr ” !) S. Brusina: Die Neritodonta Dalmatiens und Slavoniens nebst allerlei mala- kologischen Bemerkungen (im Jahrbuch der Deutschen malakozoologischen Gesellschaft, XI. Jahrg., Frankfurt a. M. 1884), pag. 53 (37). >) Journal de Conchyliologie XXVI, Paris 1878, pag. 351. ») Journal de Conchyliologie, XXVI, Paris 1878, pag. 351. ER TTER RT Fe > EAN Nr. 6 Sitzung am 17. März. L. v. Tausch. 163 höchst interessanten Werkes sich errungen hat, schmälern. Wir gratuliren Herrn Professor Cobalcescu und mit Ungeduld warten wir aufdie folgende Arbeit, welche Cobalcescu unsin Aussicht stellt (pag. 161), und welche uns wieder neue und ungeahnte Formen zur Kenntniss bringen soll. In einem Anhange endlich (pag. 160) beweist Cobaleeseu, dass die von ihm vorgeschlagene Benennung Psilodon vor Tournouär's (und nicht Tournoyer) Namen Prosodacna den Vorrang hat. Die von Professor Cobalceseu angeführten Gründe sind wirklich so triftig, dass Jeder für die Annahme des Gattungs-Namens Psilodon stimmen muss. Der Umstand, dass Psilodon noch im Jahre 1830 von Perty für eine Coleopteren-Gattung gebraucht wurde, kann auch kein Hinderniss sein, nachdem dieselbe Gattung im Jahre 1819 von Mae Leay Syndesus benannt wurde, und letztere Benennung natürlicherweise allgemeine Aufnahme gefunden hat. Dr. L. v. Tausch. Ueber die Beziehungen der neuen Gattung Durga G. Böhm zudenMegalodontiden, speciell zu Pachymegalodon Gümbel. Als vor wenigen Tagen die „Beiträge zur Kenntniss der grauen Kalke in Venetien“ von Dr. Georg Böhm (Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft, Bd. XXXVI, Jahrg. 1884) erschienen !), ver- legte ich mich mit um so grösserem Interesse auf die Lectüre dieser Abhandlung, als ich durch die Liebenswürdigkeit der Herren Prof. G.de Cobelli in Roveredo, M. Vacek und Dr. A. Bittner in Wien eine ziemlich reiche Sammlung von Fossilien aus den grauen Kalken Südtirols und den Sette Comuni besitze, deren Beschreibung sich aber durch andere, früher begonnene Arbeiten verzögerte und kaum vor dem kommenden Sommer in Angriff genommen werden kann. Durch die Aufstellung einer neuen Gattung „Durga“ seitens des Herrn Dr. Georg Böhm fühle ich mich jedoch veranlasst, schon jetzt folgende Bemerkungen zu veröffentlichen. In meinem Materiale befinden sich mehrere Exemplare einer Mega- lodusart, welche von den Herren Vacek und Bittner am Nordfusse des Monte Casale in der Sarca-Schlucht (Ecke gegen Bad Cumano) im anstehenden Gesteine gesammelt wurden, und welche vollständig mit Durga crassa G. Böhm übereinstimmen. Ein Exemplar mit beiden Klappen und ein zweites, welches zufällig in ganz ähnlicher Weise, wie das von Böhm (Taf. XX, Fig. 3) abgebildete, gebrochen ist, hätten geradezu als Originale für Böhm’s Abbildungen (Taf. XXI, Fig. 1, und Taf. XX, Fig. 3) dienen können. Als ich dieselben zum ersten Male zur Hand nahm — es war dies etwa vor einem Jahre — war mir sofort die bedeutende Aehnlichkeit mit Megalodus (Pachymegalodon) chamaeformis Schloth. von Podpee in Krain aufgefallen und hatte mich zu einem eingehenden Vergleiche beider Formen bewogen, welcher mir die Ueberzeugung verschaffte, dass dieselben, wenn nicht vielleicht identisch, so doch einander ausser- ordentlich nahestehend sind. Ich habe mich nun neuerdings mit der Sache befasst und zur grösseren Genauigkeit nochmals die Formen aus den grauen Kalken mit den Originalen von M. chamaeformis, welche sich !) Man vergl. das Referat in der vorangehenden Nr. 5 dieser Verhandl., pag. 154. ei er ae un > nt ” \ = rs us ” aa Ka Fr Ta 1 En Ba a Zu ee > Sl a © 2 er Ak er an N a a TE er Ph ® 164 Verhandlungen. Nr. 6 h in der Sammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien befinden, verglichen. Die Formen aus den grauen Kalken variiren etwas in der äusseren Gesammtform, in der Schalendicke, sowie in dem Verhältniss der beiden Felder zu einander, in welche durch den (2.) Kiel die hintere Abfall- fläche gebrochen wird, so dass es vielleicht bei reichlichem Materiale möglich sein wird, zwei Arten auseinander zu halten. Alle Individuen stimmen jedoch im Schlossbau, einzelne sogar in allen anderen Bezie- hungen so vollständig mit M. chamaeformis überein, dass nicht einmal eine specifische Trennung möglich erscheint. Um dafür den Beweis zu erbringen, werde ich die Gattungsdiagnosen Gümbel’s und Böhm’s einander gegenüber stellen und sie durch eigene Beobachtungen ergänzen. Die Schale ist bei beiden Formen diek, nach Gümbel mit grob lamellirten, eoncentrischen Streifen versehen, nach Böhm concentrisch gestreift und gerunzelt. Die hintere Abfallfläche, welche durch einen scharfen Kiel von dem vorderen Theile der Schale getrennt wird, ist bei M. chamaeformis nach Gümbel „durch einen (2.) ziemlich scharfen Kiel in zwei Felder gebrochen“, von denen das innere als „schmal“ bezeichnet wird. Genau so verhält es sich bei einigen Exemplaren der Formen aus den grauen Kalken, während bei anderen das innere Feld ganz klein und unbe- deutend wird, so dass man zum diesbezüglichen Theil der Gattungs- diagnose von Durga gelangt. Die Wirbel sind kräftig, nach vorn ein- gebogen. Das Ligament ist halb äusserlich, nach Böhm „äusserlich“. Die Differenz ist ja in diesem Falle keine bedeutende. Eine Lunula fehlt.') Bei beiden Formen ist in jeder Klappe ein starker Hauptzahn entwickelt — der Hauptzahn der linken greift vor den der rechten Klappe — überdies befindet sich ein kleiner Nebenzahn auf dem vor- deren Rande der Hauptzahngrube. Ein ganz deutlicher, zuweilen sogar kräftiger hinterer Seitenzahn ist stets vorhanden, womit wohl Herrn Dr. Georg Böhm’s Bemerkung (Zeitschr. der D. geol. Ges., XXXIV, 3, pag. 610)2) nicht ganz in Ein- klang zu bringen ist. Auch der vordere Seitenzahn fehlt bei beiden Formen nicht, an dessen „unterer Fläche ein kleiner accessorischer Muskeleindruck liegt.“ Der vordere Muskeleindruck ist genau, wie Böhm angibt, tief ausgehöhlt und liegt dicht unter dem vorderen Seitenzahn. Gümbel (l. e., pag. 376) bezeichnet denselben allerdings bei M. chamaeformis als „nicht sehr tief, breit“, was aber nur bei einem Exemplar theilweise zutrifft, während bei einem zweiten gerade das Gegentheil stattfindet. Der hintere Muskeleindruck der Formen aus den grauen Kalken entspricht vollkommen dem des M. chamaeformis. !) Nach Gümbel (Sitzungsb. der Akad. Wien, Bd. 45, I, pag. 376) ist zwar bei M. chamaeformis „das Mondchen klein, nicht scharf abgegrenzt“, in der That fehlt es aber vollkommen. ?) „Diese Art (Pachymegalodon chamaeformis) unterscheidet sich von Pachy- risma vor Allem dadurch, dass ein hinterer Seitenzahn nicht oder doch nur sehr schwach entwickelt ist.“ "Nr. 6 Sitzung am 17. März. L. v. Tausch. 165 j Zur deutlicheren Veranschaulichung wäre es vielleicht besser ge- wesen, das Gesagte durch Abbildungen zu erläutern, ich hoffe jedoch, auch ohne solche zur Genüge nachgewiesen zu haben , dass zum Min- desten an eine generische Trennung der Formen aus den grauen - Kalken von M. chamaeformis nicht gedacht werden kann, dass vielmehr ‚sehr wesentliche Gründe dafür sprechen, Durga erassa Böhm mit _M. chamaeformis Schloth. zu identifieiren. Unter allen Umständen folgt aber daraus der Schluss, dass die Gattung „Durga“ eingezogen und, wenn schon für diese von den übrigen Megalodonten etwas ‚abweichende Gruppe eine besondere Gattung aufgestellt werden soll, der ältere Name „Pachymegalodon Gümbel“ beibehalten werden muss. ?) F Durch die so gewonnenen Thatsachen dürfte ein nicht unwesent- - liches Moment auch für die Entscheidung der Frage über die verwandt- schaftlichen Beziehungen von Megalodus — Pachyrisma — Cardium ge- liefert worden sein; darüber ein Urtheil abzugeben, fühle ich mich hier nicht berufen. E Aber noch eine andere Folgerung ergibt sich daraus, die aller- dings mit der obigen Frage nichts gemein hat, die jedoch wichtig _ genug ist, um hier besprochen zu werden. Wie bekannt, stammen die Exemplare von M. chamaeformis aus Podpec bei Laibach aus Kalken, die in der Literatur als Raibler Schichten bekannt sind, von welchen ‚jedoch schon R. Hoernes?). vermuthete, dass sie dem Lias angehören. _ Gerade die Uebereinstimmung von M. chamaeformis mit den Megalodus- formen aus den grauen Kalken hatte mich im vorigen Sommer ver- anlasst, die Localität Podpee in Krain zu besuchen. Es ist dies eine Ortschaft südlich von Laibach, am Rande des Moores gelegen, wo die Kalkfelsen steil aus der Ebene emporsteigen. Ein mächtiger Steinbruch ist hier angelegt und seit Jahrhunderten wird für Laibach und seine - Umgebung hier der Bau- und Pflasterstein gewonnen. Die Kalke sind _ dunkelgrau, fallen steil nach Süd und enthalten Lagen von röthlichem Thon, in welchem eben die Megalodonten gefunden wurden. Ausserdem - sieht man in verschiedenen Etagen Lithiothisbänke, vollkommen ent- sprechend jenen, wie man sie allenthalben in den grauen Kalken Süd- _ tirols und Venetiens findet. Auch Durchschnitte von Megalodonten und einer glatten runden Terebratula mit diekem Schnabel und grossem Loch R sind nicht selten, aber es ist nicht möglich, ein nur halbwegs gut er- haltenes Stück aus dem Gesteine heraus zu präpariren. Mit grosser Mühe gelang es mir, zwei schlecht erhaltene Exemplare zu gewinnen. So weit eine Bestimmung überhaupt möglich ist, entsprechen sie .etwa der Terebratula Rotzoana Schanur. E za: 1) Es möge hier noch besonders hervorgehoben werden, dass diese Beziehungen zwischen Pachymegalodon und Durga allerdings bei unmittelbarem Vergleiche von Exemplaren beider Gattungen weitaus schärfer hervortreten als dann, wenn man für die eine oder die andere Gattung auf den Vergleich von Abbildungen beschränkt ist, in welcher Lage sich wahrscheinlich Herr 6. Böhm befunden hat. 2) R. Hoernes (Denkschr. d. k. Akad. Wien, Bd. 42, II. Abth., pag. 99): „®ümbel bezeichnet die schwarzen‘, rothstreifigen Kalke, aus welchen M. chumae- formis stammt, als Raibler Schichten; doch scheint es, als ob sie eher dem Lias an- gehörten, der in einem grossen Theile der Südalpen in einer ganz ähnlichen Pelecy- poden-Facies entwickelt ist.“ K. k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 6. Verhandlungen. 25 : E Per 0 m El ne > Ka a EP U ta Ban ZT er ht a \ 2 + EL RN EEE NT MALHETLRER VEORKENE HOHER ’ ‚ . 166 Verhandlungen. Nach all’ dem dürfte vielleicht gegenwärtig die Annahme nicht zu gewagt erscheinen, die Kalke von Podpee als ein Aequivalent der grauen Kalke Südtirols und Venetiens und somit als liasische Ablage- rungen zu betrachten. 2 A. Rzehak. Diatomaceen im Mediterrantegel der Um gebung von Brünn. 2 Der marine Tegel von Brünn zeichnet sich durch eine auffallende Armuth an Conchylien, überhaupt makroskopisch erkennbaren Fossilien aus; um so reicher sind submikroskopische und mikroskopische Ein- schlüsse, besonders Foraminiferen. Durch das optische Institut des‘ Herrn E. Thum in Leipzig werden wir nun auch das interessante, im österreichischen Tertiär bisher nur sehr selten constatirte Vorkommen von Diatomaceen und Radiolarien im Brünner Tegel kennen lernen. Bei Herrn Wasserwerks-Direetor G. Heinke hatte ich Gelegenheit, eine aus dem obigen Institute stammende „Typenplatte“ zu bewundern, welche nicht weniger als 140 Individuen von Diatomaceen, mit grösster Sorgfalt geordnet, enthält; unter diesen gibt es nieht nur zahlreiche neue Arten, sondern auch wahrscheinlich mehrere neue Gattungen. Sie stammen aus dem Tegel des südlichen Abhanges der „schwarzen Felder“, scheinen übrigens, wenn auch durchaus nicht häufig, in dem ganzen hiesigen Tegelvorkommen vorhanden zu sein. In dem Schlämmwasser einer kleinen Tegelprobe, die dem neu angelegten Eisenbahneinsehnitt der Brünn-Tischnowitzer Bahn entnommen war, konnte ich eine sehr schöne Diatomaceenform beobachten. Die wissenschaftliche Bearbeitung der Brünner Diatomaceen hat Herr Dr. Cleve in Upsala übernommen. D. Stur. Geschenke für das Museum der geologisehen Reichsanstalt. Aus dem Nachlasse des verstorbenen Geheimen-Sanitäts-Rathes Dr. Boschan in Franzensbad erhielten wir eine dreissig Stück ent- haltende Sammlung der Gebirgsarten vom Kammerbühl bei Franzensbad. Es sind vorerst die durchbrochenen Phyllite und Glimmerschiefer in unverändertem, ferner in gebranntem Zustande und deren Ver- witterungsproducte vertreten. Dann folgt eine Anzahl Formatstücke des Basaltes und der Lava nebst Lapilli. Endlich sind die Bomben zu er- wähnen nebst eingehüllten Einschlüssen der durchbrochenen Gebirgs- gesteine in den Tuffen. Wir verdanken dieses Geschenk der Witwe des Verstorbenen, der Geheimen-Sanitäts-Räthin Frau Marie Boscehan in Hietzing, und der freundlichen Vermittlung des Herrn Prof. Dr. Moeller in Mariabrunn. Herr Heinrich Keller, Commissärs-Adjunet der k. k. General- Inspection der österreichischen Eisenbahnen, übergab für unser Museum eine höchst werthvolle Suite von Inoceramen aus dem Stein- bruche von Muntigl bei Salzburg. Die grössere Anzahl der erhaltenen Platten ist mit grossen Schalen- resten desselben /noceramus bedeckt, welchen Herr Zugmayer am Fusse des Leopoldsberges gefunden und Jnoceramus Haueri genannt hat. Das grösste Exemplar darunter misst radial 30 Cm., ohne Nr. 6 Sitzung am 17. März. K.M. Paul, 167 vollständig erhalten zu sein, und sind hier beide Schalen übereinander liegend vorhanden; ein zweites Exemplar, mit dem harten Gestein fest verwachsen, ist etwas kleiner und misst immerhin auch 29 Cm. Beide diese grossen Exemplare des /noceramus Haueri verdienen deswegen eine besondere Beachtung, als ihre dieken Schalen ziemlich ‚reichlich bedeckt sind von zahlreicher Brut von Austern. Auf dem grösseren Exemplare sind die Austern winzig klein und papierdünn, -_ auf dem zweitgrössten sind die concentrisch und radial undeutlich ge- _ rippten Austernschalen grösser, bis 3 Cm. im Durchmesser messend. Eine Platte von Muntigl enthält einen /noceramus, welcher mit dem Imoceramus Cripsii die grösste Aehnlichkeit zeigt. Endlich ist noch ein letztes Plattenstück besonders deswegen her- - vorzuheben, als es ein ansehnliches Bruchstück einer dritten Inoceramen- - art enthält, welche sich dadureh auszeichnet, dass sie ausser der con- _ centrischen auch eine radiale Rippung besitzt, welche letztere dem _ Fossil einige Aehnlichkeit mit radial gerippten Limaarten verleiht. Ä Wir sind Herrn Commissär Keller für dieses werthvolle Geschenk zu dem grössten Danke verpflichtet. Vorträge. ä K. M. Paul. Das Salinargebiet von Südrussland. j Der Vortragende hatte im vergangenen Sommer Gelegenheit, das Salinargebiet Südrusslands, das im Laufe des letzten Decenniums rasch _ zu wirthschaftlicher Bedeutung gelangt ist, aus eigener Anschauung _ kennen zu lernen. Das Object liegt in der Provinz Jekaterinoslaw, zwischen den Flüssen Don und Dnieper, bei der Stadt Bachmuth, eirea 130 Werst (oder 20 geogr. Meilen) nördlich vom Azow’schen Meere und eirca 200 Werst südöstlich von der Handelsstadt Charkow, die als wichtigster Knotenpunkt der südrussischen Eisenbahnen allgemeiner bekannt ist. Die Gegend von Bachmuth stellt sich topographisch als ein sehr flaches, hügeliges Land mit sanften seichten Thalrinnen dar und trägt in Klima und Vegetation den unter dem Namen des „Steppencharakters“ bekannten Typus ziemlich ausgesprochen an sich, was einigermassen überraschend erscheint, da die geologische Zusammensetzung der Gegend keineswegs einförmig ist, sondern in ziemlich rascher Abwechslung ver- schiedenartige Gesteinsbildungen erkennen lässt, wie sie anderwärts normale Vegetations-Entwicklung zu bedingen pflegen. Künstliche Ent- waldung, sowie die Nähe der grossen Donischen Steppe, dürften hier mehr als die geologische Beschaffenheit des Untergrundes von Einfluss gewesen sein. Bachmuth liegt ungefähr in der Mitte eines von NW nach SO gestreckten Beckens, dessen Ränder aus Bildungen der Carbonformation bestehen; mehrere Bergbaue auf Steinkohle werden in diesen Bildungen betrieben. Das Innere des Beckens ist mit Ablagerungen ausgefüllt, die der Permformation zugezählt werden; es sind dies gegen die Becken- ränder zu Kalke, Sandsteine und Kupferschiefer, darüber, im Centrum des Beckens, bunte Letten, Gyps und Salzthon mit Steinsalzlagern. 25 * En da . 168 Verhandlungen, der een it meist ehr Tore Euldenkörnig, fast alles fällt gegen die Beekenmitte ein, und zwar in den älteren randlichen Bil- dungen etwas steiler, in der Muldenmitte sehr flach, so dass über das re] ative Niveau der hier entwickelten Ablagerungen kein Zweifel sein kann. Ganz unregelmässig liegen den erwähnten paläozoischen Bildungen einzelne Schollen jüngerer Ablagerungen mit meist nahezu horizontaler Schiehtenlagerung auf. Diese Schollen bestehen in ihrem tieferen Theile aus Orinoiden-Kalk und Kalksandstein (wohl Jura), in ihrem höheren aus weissem Kreidemergel mit Hornsteinknollen, ganz den Kreide- bildungen gleich, wie sie den österreichischen Geologen von den Dniesterufern in Galizien und der Bukowina bekannt sind. 1 Der Vortragende konnte bei seinem nur kurzen Aufenthalte in Bachmuth nach bezeichnenden Versteinerungen oder sonstigen beweis- kräftigen Belegen für die Genauigkeit der hier angeführten Formations- deutungen nicht suchen, sondern muss sich darauf beschränken, dies- bezüglich den auf der v. Helmersen’schen geologischen Karte dieser Gegend zum Ausdruck gebrachten Anschauungen zu folgen. Die ersten zwei Bohrungen auf Salz in diesem Gebiete, in welchem einige natürliche Salzquellen "schon länger bekannt waren, wurden im Jahre 1872 begonnen, und zwar bei Slaviansk (eirca 8 "Meilen nord- westlich von Bachmuth) und bei Bachmuth selbst. In Slaviansk fand man zu oberst Schwimmsand, darunter 210° permische bunte Letten, dann 175° Gyps mit Salzthon und dolomiti- schen Lagen, endlich (in "ungefähr er Tiefe von 400°) das erste Steinsalz- lager von 21’ Mächtigkeit, dann 10° Salzthon, dann ein zweites Salz- lötz von 10‘, darunter endlich ein nicht näher bestimmtes „dunkles Gestein“, in dem nicht weiter gebohrt wurde. In Bachmuth fand man unter dem Schwimmsande ebenfalls die bunten permischen Letten, darunter einen Wechsel von Gyps, Dolomit, Salzthon und Anhydrit, darunter in 420° Tiefe (also nahezu genau so wie in Slaviansk) ein erstes Salzflötz von 16!/,‘ Mächtigkeit, dann 52° Anhydrit mit Salzthon , endlich reines Steinsalz , in dem 147’ gebohrt wurde, ohne dessen Mächtigkeit zu durchteufen. Die Bohrung wurde 1874 beendet und sogleich in beiden Orten zum Baue von Salzsiedereien geschritten. Die Siederei in Bachmuth ist im lebhaften Betriebe; es sind hier seither mehrere Bohrlöcher abgeteuft worden, aus denen Salzsoole gepumpt und direct versotten wird. Der Vortragende konnte dieses Etablissement nieht näher besichtigen, kann daher Genaueres über die Anzahl der Bohrlöcher und deren Produetivität nicht angeben. Später wurde Prof. Jerofejeff von Seite der kaiserlich russi- schen Regierung mit dem näheren Studium dieses Gebietes betraut. Derselbe empfahl zum weiteren Salzaufschlusse zwei Punkte zu Boh- rungen, und zwar abermals Slaviansk (da die erste dortige Bohrung nicht bis auf das mächtige. Salzflötz hinabgebracht worden war) und Brianzöwka (NO von Bachmuth). Die Bohrung von Slaviansk verunglückte durch Brechen der Bohrstange und wurde eingestellt. In Brianzöwka wurde in 357° Tiefe 117° reines Steinsalz er- bohrt; dann nach 60° Salzthon und Anhydrit eine zweite Salzschichte % «& @ Bee Sitzung am 17. März. V. Uhlig. 169 von 30°, dann noch fünf verschiedene Steinsalzschichten von 20 bis 55’ - Mächtigkeit, welche durch Dolomitbänke von einander getrennt sind. Die Gesammttiefe des Bohrloches betrug 765‘, ohne die letzte Salz- schichte durchfahren zu haben. Ob alle hier genannten Salzlager wirk- _ liche regelmässige Flötze, oder vielleicht zum Theil nur unregelmässig begrenzte Salzkörper von beschränkterer Ausdehnung sind, bleibt aller- dings fraglich, doch deutet die nahe Uebereinstimmung der Bohrresultate von Slaviansk und Bachmuth einerseits, wie von Bachmuth und Brianzöwka andererseits, immerhin eine gewisse Regelmässigkeit der Ab- _ Jagerung an und kann mindestens für das mächtige Flötz eine ziemlich bedeutende reguläre Ausdehnung angenommen werden. Nach Beendigung der Bohrung in Brianzöwka bildete sich eine Gesell- schaft, um die 117° mächtige Schiehte bergbaumässig aufzuschliessen und zu exploitiren. Der Maschinschacht wurde 1881 beendigt und produeirt seither. Es sind nach verschiedenen Richtungen weite und hohe Horizontal- strecken im Flötze ausgerichtet, und der Vortragende konnte sich über- zeugen, dass sowohl im Streichen als im Verflächen (welches sehr flach nord- westlich gerichtet ist) nirgends eine Abnahme in der Mächtigkeit des Flötzes eintritt und dieses durchaus aus sehr schönem, reinem Steinsalz besteht. Das Salz wird in grossen Stücken gebrochen, passirt dann mehrere Verkleinerungs-Apparate und kommt zum kleineren Theile in etwa nuss- grossen Stückchen, zum grösseren Theile aber in Pulverform in den Handel. Die Production betrug im Jahre 1883 4 Millionen Pud (5 Pud = 1 Metercentner), gegenwärtig täglich 30 Waggonladungen. Die ma- schinellen und bergbaulichen Einrichtungen des gut geleiteten Unter- nehmens sind musterhaft, den neuesten Standpunkten entsprechend. Während, wie oben erwähnt, das mächtige Salzflötz gegen die Becekenmitte (die Stadt Bachmuth) zu, ziemlich gleichmässig anzuhalten scheint, dürfte es dagegen von Brianzöwka ostwärts (gegen den Becken- ‚rand zu) doch ziemlich bald auskeilen. Eine Bohrung, die in dieser ‚Richtung von einer anderen Unternehmung abgeteuft wurde, ergab in jener Tiefe, wo nach Massgabe der Schichtenstellung das grosse Flötz von Brianzöwka erwartet werden müsste, nur Salzthon mit Anhydrit und einzelnen Salzlagern von geringerer Mächtigkeit. Seither wurden nun noch an verschiedenen Punkten von Privat- unternehmern Untersuchungsarbeiten begonnen, von denen namentlich die Bohrungen in Stupki (drei Kilometer nördlich von Bachmuth) er- wähnenswerth sind. Hier traf eine von Herrn Ingenieur Tschernow angelegte Bohrung in 536‘ Tiefe die erste, schon aus Bachmuth be- kannte Salzschichte von 16!/,‘ Mächtigkeit, darunter Dolomitbänke mit Salzthon 10‘, dann die zweite Salzschichte, in welcher 48’ gebohrt und _ dann die Bohrung eingestellt wurde. Hier wird von einer holländischen Gesellschaft eine Schachtanlage begonnen. Jedenfalls ist dieses Salinargebiet, dessen Production in so kurzer ' Zeit eine so bedeutende Höhe erreicht hat, ein sehr beachtenswerthes und wohl geeignet, in naher Zukunft unter den europäischen Salz- produetionsorten eine sehr hervorragende Rolle zu spielen. Dr. Vietor Uhlig. Vorlage des Kartenblattes Bochnia- Czehöw. Im Gebiete des Kartenblattes Bochnia- Czchöw (Zone 6, Col. XXIII in 1:75.000) wurden folgende Ausscheidungen vorgenommen : EEE TE WDER Er R 2 Dee a ES ER BEE ah ED BA an NE Lama han 2 an 4 er 4 er 170 Verhandlungen, Nr. 6 P 1. Neocom. Schwarze Schiefer, Sandsteine und Conglomerate mit Belemniten, Aptychen, Ammoniten ete. 2. Fleckenmergel und Sandsteine. Neocom ? 3. Obere Hieroglyphenschichten. 4. Obere Hieroglyphenschichten mit bunten Schiefern und Num-- mulitenkalksandsteinen. BD 5. Menilitschiefer. 0 u 6. Cieszkowicer Sandsteine. 7. Bonaröwka-Schichten. 8. Magura-Sandsteine. 9. Miocäne Salzformation. 10. Salzgebirge. 11. Gyps. 12. Mioeäner Tegel mit Lignit. 13. Miocäner Sand. Diese Ausscheidung ERBE: nur im nörd- lichsten, bereits der Ebene angehörigen Theile des Blattes im Anschlusse an die Karte von Dr. V. Hilber vorgenommen. 14. Misch-Schotter aus nordischen und karpathischen Geschieben. 15. Löss. 16. Fluss-Schotter mit Tatragraniten. 17. Sand. 18. Lehm mit nordischen, erratischen Blöcken, 19. Erratische Blöcke. 20. Exotische Blöcke. 21. Alluvium. 22. Augit-Andesit. 23. Andesittuff. Ausführlichere Mittheilungen werden im Jahrbuche erfolgen. Literatur-Notizen. Dr. Ant. Fritsch. Ueber die Auffindung eines Menschen- schädels im diluvialen Lehm von Stfebichovie bei Schlan. (Aus d. Sitzungsb. der k. böhm. Gesellschaft d. W. 16. Jän- ner 1885.) Zu dem ersten Funde eines Menschenschädels im Diluviallehm von Podbaba (ibidem 1884, pag. 152) hat sich ein zweiter gesellt. Herr Duras in Jemnik wusste nämlich, dass im Ziegellehm des verstorbenen Müllers Landa vor 5 Jahren ebenfalls ein Menschenschädel gefunden worden war, und es gelang erst jetzt, diesen kostbaren Fund für das Prager Museum zu gewinnen. Der Fundort liegt unweit Strebichovie, Schlan S. am Fusse des Vinaficer Basaltberges und wurde in der dortigen Ziegelei der Schädel nebst einem grossen Knochen eines Rhino- ceros entdeckt. Der Schädel zeigt im Baue der Stirne eine grosse Aehnlichkeit mit jenem von Podbaba. (D. St.) Dr. Alojzy Alth. Opis geognostyczny Szezawnicy i Pienin. Rozprawy i Sprawozdan Wydz. matem.-przyr. Akademyi Umiejetnosci. Bd. XIII, Krakau 1885. 98 Seiten 8°. Die vorliegende Arbeit betrifft die Klippenzone zwischen Czorstyn-Szezawnica und Javorki und den schmalen, nördlich davon gelegenen Randstreifen und enthält eine genaue und ausführliche Beschreibung der Aufschlüsse, die sich in diesem Gebiete dem Geologen darbieten. Nach einem kurzen historischen Ueberblick und einer orographi- schen Beschreibung geht der Verfasser zunächst auf die Gegend nördlich vom Krosnica- x 1; er ns r = RYr Kin an “ Be: "Nr. 6 Sitzung am 17. März. M. v. Wolfskron. ai! E und Ruskabach ein, welche den nördlichen Randstreifen der Klippenzone bildet. Dann _ folgt die Beschreibung der Klippengegend südlich vom Ruskabach und in einem ferneren Capitel die Beschreibung der eigentlichen Penninen zwischen Özorstyn und Szezawnica. Die Arbeit schliesst mit einigen zusammenfassenden Bemerkungen, j Mit besonderer Ausführlichkeit wird die Czorstyner Klippe besprochen. Der Verfasser konnte die grauen Murchisonae-Mergel, die als Liegendes der weissen Crinoiden- kalke angegeben werden, an den beschriebenen Stellen nicht auffinden, dagegen ent- _ deckte er diese Schichten in einem kleinen Graben östlich von der Klippe. Gewisse _ diekbankige Sandsteine und Conglomerate, welche von den Wiener Geologen als alt- 2 “ Arthur Seeck. Beitrag zur Kenntniss der granitischen _ Diluvialgeschiebe in den Provinzen Ost- und West- _ tertiär betrachtet wurden, ist der Verfasser geneigt, zur Kreideformation zu ziehen. Es wird sich später Gelegenheit ergeben, ausführlicher auf diese umfangreiche, viele _ wichtige Details enthaltende Arbeit einzugehen. Ur _ preussen. (Inauguraldissertation.) Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesell. 1885, pag. 49. Nach einigen kurzen Bemerkungen über die Art des Vorkommens der Geschiebe E bespricht der Verfasser die Petrographie derselben. Er beschreibt: Muskovitgranit, Granitit, Amphibolgranit, Granit im engeren Sinne, Syenitgranit, sodann besonders ausführlich die durch ihre structurellen Eigenschaften ausgezeichnete, Rapakivi genannte Granitvarietät und den Granitporphyr. Die petrographischen Eigenthümlichkeiten dieser granitischen Diluvialgeschiebe Ost- und Westpreussens weisen auf finischen und äländi- schen Ursprung hin. Norwegische Gesteine, wie Rhombenporphyr, Zirkonsyenit, Basalt, Phonolit, welche den westlichen Theil der nordischen Glacialarea auszeichnen, fehlen in Ost- und Westpreussen, dagegen treten hier in zahllosen Varietäten finländische Granite und Gneisse, Rapakivis und Alandsgesteine auf, die im Westen so gut wie gar nicht vorkommen. Eine vermittelnde Stellung nimmt diesbezüglich das Gebiet zwischen Oder und Elbe ein. Auf Grund seiner Untersuchungen gelangte der Verfasser zu folgenden Aufstellungen : RN Die Glimmergranite konnten aus Mangel an Vergleichsmateriale nicht identi- fieirt werden. 2 Alandsgesteine sind sehr häufig; im einzelnen sind bekannt Alands-Granit, -Rapakivi und -Porphyr. Zahlreiche Geschiebe stammen aus dem finländischen Rapakivi-Gebiet, und zwar ‚sowohl aus dem westlichen Gebiet Satakunta, wie aus dem östlichen Gebiet. Bei dem Umstande, dass die Forscher, die sich mit der Erhebung der engeren Heimatsgebiete der Diluvialgeschiebe beschäftigt haben, bisher vorwiegend die Geschiebe sedimentärer Natur und von den krystallinischen meist nur die petrographisch auf- fallendsten berücksichtigt haben, muss die vorliegende Arbeit als willkommener Beitrag zur Kenntniss der nordischen Glacialbildung betrachtet werden. VAL W.Kellner. Der Bergbau in Tirol. Berg- und hütten- männische Zeitung von Kerl und Wimmer. 1884, S. 321—323, 329—331. Eine Zusammenstellung der Tiroler Montan- und Hüttenindustrie der Gegenwart “ nach Handelskammerberichten. BONERN M. Reichsritter von Wolfskron. Zur Geschichte des Lun- gauer Bergbaues mit besonderer Berücksichtigung von Ramingstein und Schellgaden. Mittheilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. XXIV. Vereinsjahr 1884. S. 133—250. Es werden hier hauptsächlich die Originalquellen für die Geschichte des Lungauer Bergbaues angeführt, eine ebenso mühevolle als- schätzenswerthe Arbeit. Auf eine geschlossene historische Darstellung musste der Autor in Folge unersetzlicher Lücken in den Acten, die durch wiederholte „Sichtung“ derselben herbeigeführt wurden, ver- zichten. Der erste Theil einer Geschichte des Lungauer Bergbaues ist von demselben Autor übrigens in der österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen (1884, Nr. 20, 21, 22 und 23) bereits erschienen. BIN EN { t Be \ 2 N “ F \ V a hi . + E Mn BE BE el aan Es 1 I en Sa u tt nn Tan 2) a 172 Verhandlungen. Bi, A. R. Schmidt. Ueber die Unterteufung des Gold berges in Rauris. Berg- und hüttenmänn. Jahrbuch der k. k. Berg- akademien ete. Bd. XXXI, 1884. S. 7—15, Fig. 6—8 auf Taf. I Es wird die Frage der Untertenfung ventilirt und einer solchen ein Bünstigen j Prognostikon gestellt, namentlich die Fortführung des Beuststollens me Va Ed. Jannettaz. Les roches. Description et analyse de 7 leurs eEl&ments min&ralogique et de leur structure. Klein- Octav mit 2 geologischen Karten und 215 in den Text gedruckten, theilweise colorirten Abbildungen. 2. Auflage, Paris, bei J. Rothschild, 1884. Das vorliegende Buch bildet einen Theil der bei Rothschild erscheinenden popu- lären Darstellungen verschiedener Wissenschaften. Es gibt, durch zahlreiche, gut aus- geführte Zeichnungen unterstützt, in übersichtlicher Weise die Grundbegriffe der Petro- graphie. Das Werk zerfällt in zwei Haupttheile. Im ersten Theil werden die allgemeinen Eigenschaften der Mmeralien und Gesteine und besonders Krystallographie und Mineral- optik ausführlicher behandelt. Im zweiten Theil folgt die genauere Beschreibung der einzelnen Gesteinstypen und der sie zusammensetzenden Mineralien. Das Buch kann als eine sehr gute Einführung in das Gebiet der Petrographie betrachtet und besonders solchen empfohlen werden, die, was ja heute für den Petrographen unerlässlich ist, sich über den mikroskopischen Charakter der Mineralien und Gesteine informiren wollen. DV J. Kusta. Neue Arachniden aus der Steinkohlenfor- mation von Rakonitz. Aus den Sitzungsberichten der k. böhm. Gesellsch. der Wissenschaften. Prag 1885. Mit 1 Tafel und 6 Seiten Text in 8°. Vorliegende Mittheilung enthält eine kurze Beschreibung ‘einiger neuer Arach- niden, welche vom Verf. in den unteren Radnitzer-Schichten der Steinkohlenformation bei Rakonitz, und zwar wieder in dem merkwürdigen Schleifsteinschiefer der Stein- kohlenwerke „Moravia“ gefunden wurden. Es sind dies 3 neue Gliederspinnen, welche als Anthracomartus minor, Anthracomartus affinis und Rakovnicia antiqua beschrieben werden und ausserdem ein sehr kleines Jugendexemplar von Cyclophthalmus senior Corda. Bei Gelegenheit der Beschreiburg der beiden Anthracomartus-Arten gibt der Verf. zugleich eine Aufzählung der bisher bekannten (6) Arten dieser Gattung, von denen eine aus Pr.-Schlesien, 3 aus Böhmen und 2 aus Nordamerika stammen. Rakovnicia antigua Kusta gehört vielleicht zu den Pseudoscorpionen, erinnert aber auch an die nordamerikanische Arthrolycosa antigua Harzger. Im Anhange berichtigt der Verf. einige Ungenauigkeiten, die bei der Abbildung seines T’helyphonus bohemicus (Ref.in Verh. 1884, pag. 370) sich eingeschlichen haben. Zum Schlusse wird eine Uebersicht der paläozoischen Spinnen Böhmens ge- geben, welche sich folgendermassen gestaltet: 1. Ordnung: Araneae. Palaranea borassifoliae Fritsch. Swinnd. 2. Ordnung: Anthracomarti. Anthr acomartus Krejeii Kusta. affinis Kusta. Rakonitz. minor Kusta. Eine Gliederspinne von Petrovie bei Rakonitz. Eine mit Kreischeria verwandte Art. ] Rak nik „ Architarbus R j Sc; 3% Ordnung: ? Pseudoscorpione. Rakovnicia antiqua Kusta. Rakonitz. 4. Ordnung: Pedipalpi.. Thelyphonus bohemicus Kusta. Rakonitz. 5. Ordnung: Scorpione. Cyelophthalmus senior Corda. Chomle, Kralup, Rakonitz. Scorpionfragmente von Nürschan und von Studnoves bei Schlan. (A. B.) ” Verlag ı von Alfred Holder, 23 K. Hof- Erg Tnvesie Buchhändler in n Wien, Rothoniie mu 15. Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. Verhandlungen der k. E geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 21. April 1885. F Inhalt: Vorgänge an der Anstalt. — EingesendeteMittheilungen:Dr.K.F. _ Frauscher. Ergebnisse einiger Excursionen im Salzburger Vorlande. A. Bittner. Diluvialer _ Süsswasserkalk von Baden. E. Hussak. Eruptivgesteine von Steierdorf. A. Rzehak. Ueber - das Vorkommen der Foraminiferengattungen Ramulina und Cyclammina in den älteren Tertiär- N schichten Oesterreichs. R. Handmann. Die Conchylienablagerung von St. Veit a. d. Triesting. Dr. H. B. Geinitz. Zur Geschichte des angeblichen Meteoritenfalles bei Zittau. A. Pawlow. - Der Jura von Simbirsk an der unteren Wolga. — Vorträge: F. Teller. Oligoeänbildungen im Feistritzthal. Dr. V. Uhlig. Der Verlauf des Karpathen - Nordrandes in Galizien. — _ Literatur-Notizen: A. Koch. C. F. Parona. A. Hofmann. L. v. Ammon. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Vorgänge an der Anstalt. Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster _ Entschliessung vom 7. März l. J. den Geologen an der geologischen - Reichsanstalt in Wien, Dr. Oskar Lenz, zum ordentlichen Professor der Geographie an der k. k. Universität Özernowitz mit den system- mässigen Bezügen allergnädigst zu ernennen geruht. Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschliessung vom 15. März 1. J. den Vicedireetor der geologischen Reichsanstalt, Oberbergrath Dionys Stur, zum Director dieser An- stalt mit den systemmässigen Bezügen der VI. Rangselasse allergnädigst zu ernennen geruht. 2 Eingesendete Mittheilungen. wre Dr. K. F. Frauscher. Ergebnisse einiger Exeursionen im Salzburger Vorlande, mit besonderer Berücksiehti- sung der Eocän- und Kreideablagerungen in der Um- gebung von Mattsee. Vorliegender kurzer Aufsatz soll eigentlich nur die Skizze einer grösseren Arbeit sein, welche, falls es die Zeit erlaubt, im Laufe dieses J ahres fertig g sestellt wird. Ursprünglich mich mit der Absicht tragend, eine Monographie über Mattsee und seine Umgebung zu schreiben, begab ich mich, um die Fossilien dieser Localität, welche sich grösstentheils im Besitze des K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 7. Verhandlungen. 26 ER u FW! 174 Verhandlungen. dortigen Stiftes befinden, mit solchen vom Kressenberge zu vergleichen nach "München. ‚Da mir aber hier der k. ‚Universitäts-Professor Dr. Karl lung vom Kressenberge übertrug, musste mein ursprünglicher Plan eing Aenderung erfahren. Im Besitze dieses reichhaltigen Materiales und nach Vollendung von Studien, welche einerseits im Terrain, anderseits in den Museen von Zürich , München, Salzburg , Linz, Wien u. 5. w. gemacht wurden, ist es mir jetzt ermöglicht, eine Revision der gesammten Eocänfauna der 'Nordalpen vom Sentis in der Schweiz bis an die Donau durchzuführen, wobei selbstverständlich Mattsee, das nur ein Glied einer“ langen Reihe "bildet, in den Hintergrund treten musste. 2 Da ich die Absicht habe, diese Arbeit ihres grossen Umfanges wegen in drei bis vier Abtheilungen durchzuführen, von welchen die erste, die Peleeypoden begreifend, bereits vollendet ist, und die geo- logische Detailschilderung der einzelnen Loealitäten der letzten Abthei- lung aufbehalten bleibt, so bezweeke ich mit dem gegenwärtigen kurzen Aufsatze hauptsächlich die geologischen Verhältnisse der Umgebung Mattsee’s zu erörtern, nachdem mir die hierüber vorliegenden Arbeiten von Lill, Bou&, Sedgwik und Murchison, Haidinger, Ehrlich, Morlot, Lipold und Hauer nicht erschöpfend genug zu sein erscheinen, und bei dieser Gelegenheit auch eine übersichtliche Besprechung des ganzen Salzburger Vorlandes zu geben. } Von derSalzach im Westen begrenzt, nördlich bis zum 48. Breiten- grade, östlich nicht ganz bis zum 31. Längengrade und im Süden bis zu den Kalkalpen reichend, ist dieses Land eigentlich nur eine Fort- setzung der bayerischen Hochebene und zeigt auch alle Eigenthümlich- keiten dieser, wie sie Guembel in seiner Besprechung des bayerischen Vorlandes !) so trefflich schildert. Es ist ein Gebiet, das von Geologen bis nun ziemlich stiefmütter- lich behandelt wurde, vielleicht weil die meisten dem geologisch mannig- faltiger gebauten Hinterlande grösseres Interesse entgegenbrachten, dann aber auch, weil bei einem verhältnissmässig grossen Arbeits- und Zeitaufwande denn doch nur verhältnissmässig geringe Resultate zu erwarten waren und die Bearbeitung dieses Theiles auch nicht gerade zu den leichtesten Aufgaben zählt, welche ein Geologe zu lösen hat. Das Gebiet selbst war zur Diluvialzeit in seinem ganzen Umfange vergletschert, und die Spuren dieser Vergletscherung zeigen sich daher auch überall in Form von diluvialen Conglomeraten, Schotter- und Sand- ablagerungen, von Glaciallehm, von Moränen, von noch fast intaeten Moränenseen, sowie von solchen, welche bereits zum Theile oder auch fast gänzlich der Vermoorung anheimgefallen sind. Alles was nicht See oder Moor ist, ist Culturland und Aufschlüsse finden sich fast nur in tief eingeschnittenen Gräben, oder in seichten. Steinbrüchen, alles Umstände, die es sehr erschweren, ein klares Urtheil über die geologischen Verhältnisse dieses Landstriches sich zu bilden, da es unter diesen Umständen sehr schwierig ist, den genauen Ver- lauf einer selbst sehr charakteristischen Sehichte mit absoluter Ge- nauigkeit anzugeben. 3 BE; Guembel: Bavaria I: Die geognostischen Verhältnisse der bayer. Alpen und der Donauhochebene; auch: Geogn. Beschr. d. bayr. Alp.-Geb. Gotha 1861. . Sitzung am 21. April. K. F. Frauscher. 175 Die Abgrenzung der verschiedenen geologischen Horizonte ist daher nur eine approximative, da es nur in den seltensten Fällen gelingt, ‚eine Grenze aufgeschlossen zu finden. Es kann nicht Aufgabe der folgenden Zeilen sein, eine detaillirte Beschreibung des gesammten Vorlandes zu liefern, sondern es sollen nur 3 ragen besprochen werden, deren richtige Beantwortung für das vor- liegende Gebiet von wesentlicher Bedeutung ist. d er Umgebung von Mattsee noch tiefer e Horizonte zu "age, als eocäne? Ö) Kann man im Salzburger Vorlande Anhaltspunkte „gewinnen, um dem,„Flysch“ ein bestimmtes geologisches Alter rnerkennen; ? c) Welchem geologischen Alter gehören die Conglo- merate, Sande, Schotter u.s.w. an, welche hier überall die älteren Schichten bedecken? Auf eine Beantwortung der erste Frage übergehend, beginne ich mit der Schilderung der Umgebung Mattsee's. E: Was zunächst die Eoeänschichten anbelangt, so bilden diese einen von SW. nach NO. streichenden Zug, der im SW. am Haunsberge bei St. Pongratz beginnend, im Teufels- und Fackelgraben E bei Seeham wieder aufgeschlossen erscheint, den Wartstein und Schlossberg bei Mattsee bildet, bei Ramoos am Nieder- trummer-See abermals zu Tage tr itt, und nun eine sich nach NO. achende Hügelkette bis in die Gegend von Diırnham zusammen- setzt. An dieser Localität ziemlich flach, etwa 40° Süd fallend, richten sich die Eoeänschichten bei Mattsee steil, etwa 75°, auf, stellen sich im Teufelsgraben senkrecht und am SW.-Hange des Hanns- _berges ist ihre Lagerung, obwohl in Folge der Zerklüftung sehr schwer constatirbar, wahrscheinlich auch ziemlich senkrecht bei durch- - wegs gleichem Streichen. 2 Merkwürdig ist ferner die Thatsache, dass in südwestlicher Ver- - längerung dieses Zuges auch der bayerische Kressenberg liegt, an welchem die Eocänschichten wieder nach S. respective SO. fallen; wir - haben es daher wahrscheinlich wit dem gleichen Zuge zu thun, wenn- gleich die Entwicklung des Eocäns am Kressenberg eine mächtigere und mannigfaltigere ist, wie dieses auf österreichischem Gebiete der Fall ist.) Die Eoeänschichten erscheinen am besten bei Mattsee am Wart- stein aufgeschlossen und ein genaues Profil weist hier vom Hangenden zum Liegenden folgende Schichten auf: 6. Weisslich-grüne, sehr dünne schiefrige Mergel mit Fucoiden coneordant auf der folgenden Schichte lagernd, Streichen h 7. und Fallen 75° S. in Ost. !) Ein kleiner Eocänaufschluss an der Laitenbachmühle in der Nähe des Schlosses Vachenbuel am NQ.-Fusse des Högel ist noch nicht näher untersucht. (Vergleiche Guembel: 1861, Geognost. Beschr. d. bayer. Alp.-Geb., pag. 651.) Auch ist in diesem Aufsatze auf die wahrscheinlich dem Bartonien angehörigen Eocän- ablagerungen am Nordfusse des Unterberges noch keine Rücksicht genommen. (Vergl. Guembel: ]. c. pag. 652.) EEE TER 26 * a) Treten entgegen der bisherigen Anschauung in AED Er 0, 1 la an LEHE Bin ah ale a As Hi hing 176 Verhandlungen, 5 Nr. 7 5. Rother, brauner bis bräunlich-grauer Sandstein mit grünliche Lagen, welcher die Hauptmasse des Berges bildet, in einer Mächtigk von etwa 50 Meter. Seine oberste Schichte ist etwas zersetzt, en zahlreiche Fossilien und bildet — eine wahre Lumachelle — a I obersten dritten Fossilen führenden Horizont. Der Wartstein bei Mattsee: 566 Meter. N Diluvium Besonders günstig ist er im Südwesten des Berges aufgeschlossen. Die Hauptmasse selbst enthält sehr wenige Fossilien, erst an der Basis treten wieder in Begleitung von Bohnerzen und Quarzkörnern fossiliene. reichere Partien auf, welche Ostrea rarilamella Dsh., Pecten Parisiensis Dsh., Echiniden und Nummuliten führen. Im unteren Drittel fand sich eine gelbe, sandige Zwischenlage, welehe leider wieder verschüttet und am Schlossberge, welcher ganz allein aus der Schiehte 5 besteht, abgearbeitet wurde: diese lieferte einige so trefflich erhaltene Fossilien (Peleeypoden), dass ich anfänglich geneigt war, selbe einer geologisch jüngeren Schichte zugehörig zu halten; durch genaue Untersuchung wurde aber ihr eocänes Alter fest- gestellt, wie denn überhaupt alle aus diesem Sandsteine stammenden Fossilien Einem Niveau angehört haben, welches, soweit mein Urtheil bis jetzt reicht, in das Parisian Mayer-Eymar’s zu setzen ist. . 4. Ist ein sehr kurzklüftiger, fossilienfreier Sandstein von hoch- gelber Farbe, welcher in unregelmässigen Nestern grauen Nulliporen- kalk eingelagert enthält, der technisch verwendet wird und daher sehr gut aufgeschlossen erscheint; seine Mächtigkeit beträgt ungefähr 20 Meter. h 3. Es folgt nun ein Complex von Schichten, welche Suess?) unter dem Namen obere Grünsande zusammenfasst. Sie sind sehr schön am N.-Fusse des Wartsteines in einer Mächtigkeit von 8 Meter aufge- 7 schlossen und bestehen aus einem Wechsel von hell- bis dunkelgrünen, je schwärzlichen, bald mehr sandigen, bald mehr kalkigen Gesteinen, sie j enthalten Austernbänke (@ryphaea Brongniarti Bronn und 5 Gr. Escheri M.-E.), sowie Cranien und bilden die zweite Fossi- r lien führende Schichte. “ 2. Darunter liegen liehtgraue Kalksandsteine mit grünen Körnern, mit vereinzelten, sehr schlecht erhaltenen Gasteropoden und dem Haupt- lager der Teredo Tournali Leym. in einer Mächtigkeit von etwa x 5 Meter — die erste fossilführende Schichte. !) Suess’ persönliche Reisenotizen, welche mir zur Verfügung standen, "Nr. 7 Sitzung am 21. April. K. F. Frauscher, 177 u Nun folgt eine Lücke. Es findet sich hier zum Theil Culturland, zum Theil tritt der See ganz nahe heran. Lipold!) führt die unter ‚obere Grünsande bezeichneten Schichten überhaupt nicht an, sondern bemerkt, dass unter den gelben Sanden, welche nach ihm Geschiebe _ von Nummulitenkalk enthielten, blauer Thon und darunter dunkelblau- ‚grauer sandiger Mergel mit Fossilien sich fänden und diese Schichten gelegentlich einer Kellergrabung aufgeschlossen worden seien. Was zunächst das Vorkommen von Geschieben des Kalksteines im gelben Sande anbelangt, so existirt dasselbe nicht, da es ja voraus- _ setzen würde, dass die Sande Jünger als die Kalke wären. Ueber die _ Richtigkeit der zweiten Behauptung Lipold’s bezüglich des Vorkom- mens “blauer Thone und dunkelblaugrauer Mergel konnte ich keine weiteren Belege sammeln. Hingegen erhielt ich aus Mattsee Oucullaea incerta Dsh., deren Schale im blaugrauen Sandsteine steckt. Vielleicht stammt diese aus Lipold’s Schichte 5, und würde dieses auch mit den Lagerungsverhältnissen stimmen. 1. Es folgen nun als tiefstes Glied lichte, glimmerhaltige Sand- steine und lichtgraue, sehr harte Cementmergel in unbekannter Mächtig- keit; die gelben Sandsteine enthalten Delemnittella mucronata d’Orb., die Cementmergel rostgelbe organische Einschlüsse von unbe- _ stimmbarer Beschaffenheit. Dieses ist das vollständige Profil vom Flysch bis zur Kreide- formation unmittelbar bei Mattsee. Dasselbe liesse sich wohl noch detaillirter behandeln, reicht aber in dieser Form für den vorliegenden Zweck vollkommen aus und lässt sich die horizontale Ausdehnung der _ meisten hier auftretenden Schichten auch noch weiter verfolgen. Was zunächst die Schicht 6 betrifft, welche bereits dem Flysch zugezählt werden muss, so lässt sie sich, wie neuerliche Abgrabungen _ an der Südseite des Wartsteines nachweisen, längs der ganzen Südseite des Wartsteines verfolgen; sie bildet auch, wie verschiedene Brunnen- . grabungen beweisen, den Untergrund bis zum Buchberge, hier freilich von Glacialschutt bedeckt; gegen Osten aber verschwindet sie unter einem sehr harten röthlichen Conglomerate (siehe unten) und Suess meint auch, dasssie, bei Schalkham abermals hervortretend, nun den Untergrund der sumpfigen Thalsohle gegen den Tannberg hin bildet; auch trifft man diese Schichte, ebenfalls eoneordant lagernd im Teufels- graben bei Matzing, westlich von Mattsee, und in ganz überein- - stimmender Weise liegen auch am Hannsberge südlich von der Nummuliten- _ formation mergelige Schichten. j 5 bildet im ganzen Streichen des Eocänzuges die Hauptmasse, stets von 4 begleitet; die sonst überall auftretenden Nulliporenkalke fehlen bis nun am Hannsberge vollständig, finden sich jedoch noch im = Teufelsgraben. R 3 findet sich östlich vom Wartsteine bei Ramoos, hier ebenfalls mit @ryphaea Brongniarti Bronn und einer etwas lichteren, härteren Lage von kalkigen Grünsanden, welche wohl noch Fossilien führt, welcher aber hier Nummuliten gänzlich fehlen; sonst wurde sie nirgends beobachtet; auch die Schichte 2 trifft man nur am Wartsteine aufgeschlossen. m = a a Irgn 2a BE !) Siehe Hauer; Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt, 1858, pag. 118. a ee ah Tu Ste al Da a ine 178 Verhandlungen. Nr. 7 F Die Schichte 1 besitzt eine ziemlich weite Verbreitung. Bei sehr wechselndem Streichen und Fallen lagert sie entschieden diseordant. Man trifft sie zunächst am Nunerberge, einem kleinen Hügel, nörd- lich vom Wartsteine, zwischen dem Ober- und Niedertrummer- See, ferner bei Aug und Ganzgrub im N. des letzteren; hier sind‘ es überall lichtgelbe etwas glimmerhältige Sandsteine, in welchen sich nicht selten Belemnitella mucronata d’Orb. findet, von welcher Species das Stift Mattsee über 100 zum Theile gut erhaltene Exemplare besitzt. Lipold rechnet die Sandsteine am Nunerberge zur Gosau- formation, jene von Aug und Ganzgrub jedoch zum Eoeän. Ich glaube, dass eine Trennung hier unstatthaft ist. Der petrographische Charakter des Gesteines ist an allen diesen Localitäten vollständig derselbe, auch die Lagerung am Aussenrande der Eocänzone dieselbe und alle diese Localitäten liegen überdies im gleichen Streichen. ; Schwieriger sind die Lagerungsverhältnisse bei Eisenharding in der Nähe von Graham am N.-Ende des Obertrummersees. Hier treten sehr harte, lichte Cementmergel auf, welche rostgelbe stengelige organische Einschlüsse von unbestimmbarer Beschaffenheit führen; diese bilden hier eine schon von Lipold!) beobachtete Anti- clinale bei einem Fallen der Schiehten nach NNW., bezüglich SSO.; etwas weiter nördlich sind sie wieder von lichtgelben glimmerhältigen Sandsteinen begleitet, wie an der Strasse nach Perwang zu sehen ist; auch diese von Lipold für Eocän gehaltenen Gesteine setze ich in’s cretasische Alter; sie für jurassisch zu halten, wie Suess meint, liegt kein Grund vor.?) Vergleichen wir nun dieses eben besprochene Profil über den Wartstein mit dem vom Kressenberge, wie es Guembel°) 1873 publieirte : Die Eoeänschichten erreichen am Kressenberge, die Grenzschichten zum Flysch und zur Kreide eingerechnet, eine Mächtigkeit von 2460 Metern, und liegt hier zuoberst im Süden Flysch, dann folgen Mergel, hierauf die eocäne Schichtenreihe, dann lockere Sandsteine und unbekannte Zwischenschichten und nun folgt der Bellemnitellenmergel. Entsprechend der grösseren Mächtigkeit ist auch die Entwick- lungsweise des Eocäns am Kressenberge eine mamnigfaltigere und er- scheinen manche Schichten, so zum Beispiel der Granitmarmor, die in Mattsee nicht vorhanden sind. Die Nulliporenkalke dieser Localität sind kein Aequivalent des Granitmarmors, nachdem sie in Mattsee unter der Hauptmasse des Eoeän liegen, welcher am Kressenberge Ferdinand-, Emanuel-Flötz und Maurer- schurf entsprechen, während nach Guembel der Granitmarmor den höchsten Eoeänhorizont des Kressenberges bildet. Sonst ist aber die Ueberem- stimmung, insbesondere was die Abgrenzung nach unten und nach oben anbelangt, eine so vollständige, dass sie nichts zu wünschen übrig lässt. Resumiren wir somit das Vorhergehende, so ergeben sich für die Beantwortung der ersten Frage folgende zwei Sätze: !) Siehe Hauer: ]. c., pag. 119. ?) Vergl. Suess: Das Antlitz der Erde, Bd. I, pag. 274. ®) Siehe Neues Jahrb. f. Mineralogie ete., 1873, pag. 300. » Nr. 7 ; Sitzung am 21. April. K. F. Frauscher. 179 1, In der Umgebung von Mattsee existiren unter den Eoeänschichten Kr eideschichten; diese treten am _ Nord-, resp. Aussenrandeder Eoeänzoneaufund gehören . der oberen Kreide an. Ob die auf die Kreideschiehten folgenden Eoeänschiehten 2 und 3 eine ältere Fauna enthalten als 4 und 5, wird eine genaue paläonto- ‚logische Untersuchung feststellen. 2. DieLagerungsverhältnissedesEoeänsin der Um- gebung von Mattsee sind ganz übereinstimmend mit _ denen des Kressenberges, insbesondere was die Ueber- und - Unterlagerung der Eoeänschichten anbelangt. Auf die Beantwortung der zweiten Frage übergehend, bemerke _ ich zunächst Folgendes: Die internationale Commission hat in der Sitzung vom 7. August 1883 er _ über Antrag Mojsisovies’!) einstimmig sieh dafür erklärt, das Wort „Flysch“ nur mehr als Faciesname gelten zu lassen. Dementsprechend _ verschwindet daher auch für das alpine Gebiet der Ausdruck Flysch- zone, ohne dass man bisher versucht hätte, einen anderen Namen für diese doch äusserst charakteristische und diesen einheitlichen Charakter von der Schweiz bis an die Donau fortwährend beibehaltende Zone zu » substituiren. Bei der Kürze des vorliegenden Aufsatzes ist es selbstverständlich - nicht möglich , die Altersfrage des Flysches für das nordalpine Gebiet _ zu erörtern, sondern sollen hier nur einige Profile gegeben werden, welche zeigen, dass die Ansichten Renevier’s und Favre’s, wie sie _ inder erwähnten Sitzung ausgesprochen wurden, in dem eingehend unter- _ suchten Gebiete des Vorlandes von Salzburg Bestätigung fanden. Ein vom Wartsteine bei Mattsee über den südlich gelegenen 796 Meter hohen Buchberg wird die Lagerungsverhältnisse des „Flysches“ an seiner N.-Grenze verdeutlichen. i Ich schieke hier voraus, dass der Gipfel des Buchberges aus einem Wechsel von Thonen und Sanden besteht, welche wahrscheinlich nichts Anderes als Zersetzungsproducte der Sandsteine und Mergel des „Flysch“ sind, dass sich ferner von W. und NW. her jungtertiäre und ‚diluviale Conglomerate ziemlich hoch am Berge hinaufschieben. In der Höhe von etwa 700 Meter setzen 2 Gräben an, der Kend- ling- und der Bothengraben, und hier kann man nun sehr hübsche % Aufschlüsse über den Bau dieses Berges gewinnen. — Die Schichten : sind hier vom Hangenden zum Liegenden folgende: 2 Wartstein Mattsee Moräne Buchberg En |. | S.looo De | 100 | KR | 60 ö B ‚See RI 500m N Kreide Eocän 1: 25000. 1) Vergleiche: 1883, Compte-Rendu des seances de la commission internationale de la Nomenclature geologique ete., Bologna, 180 Verhandlungen. Nr. 5. Zu oberst finden sich dünnschiefrige, mürbe, liehtgraue Sand. steine in unconstatirbarer Mächtigkeit. 4. Darunter liegen dunkelgraue, sehr mächtig entwickelte Schiefer thone. - 3. Es folgt nun ein Complex gelblicher , mergeliger Schiehten, in welchen eine etwa 10 Centimeter mächtige "Einlagerung von dunklen“ Schieferthonen vorkömmt. 2. Ist ein sehr fester, im Bruche splitteriger kieseliger Kalk. 2 1. Bei 1 tritt nun ein ganz eigenthümliches Conglomerat von vor- wiegend grüner Farbe auf, welches nach gütiger Mittheilung des Herrn John aus unregelmässigen Stücken eines lichten Kalkes, von Gneis, chloritischem Schiefer, Graphitschiefer, sowie aus Quarz, Biotit, welche ebenfalls aus einem krystallinischen Gesteine stammen, besteht. Ein eigentliches Bindemittel ist nicht vorhanden. Ein ganz gleiches findet sich auch am Kressenberge im gleichen Horizonte, sowie am Bolgen. Unter diesen Schichten liegen nun die Fucoidenmergel, welche bis zum S.-Fusse des Wartsteines reichen; nun beginnt die eocäne Schichtenreihe und dann folgt Kreide. f Ein weiter gegen Osten bei Gebertsham gezogener Dureh- schnitt gegen den hier gegen Süden vorliegenden Tannberg sieht diesem ganz analog aus. Am Nordabhange dieses langgezogenen Rückens, an welchem die Schichten des Flysches überall nach Süd fallen, hat man vor dem Jahre 1850 bei Lassberg auf Kohle geschürft und nach Ehrlich!) von oben nach unten zunächst graue, röthlich ver- witternde Mergel, dann ein 10 Centimeter mächtiges Flötz, hierauf Sand- stein und dann einen mürben grünlichen dunkelgrauen Mergel gefunden, welcher weisse Conchylien enthielt; bei der Länge der Zeit, welche seither verflossen, konnte ich keine” genaueren Daten über diesen Schurf in Erfahrung bringen. Die Eocänformation, deren allmäliges Einsinken man vom Gipfel des Tannberges sehr schön beobachtet, ist übrigens nordöstlich von Gebertsham nirgends mehr zu sehen. Der Flysch fällt überhaupt am ganzen Aussen-, resp. Nordrande überall nach Süd, liegt concordant auf der Nummulitenformation und wird sein Vordringen nach Norden auch überall durch diese begrenzt, wo sie vorhanden ist; es sind dies übrigens nur ganz analoge Ver- hältnisse, wie wir sie auch im benachbarten Bayern überall treffen, so am Högel, am Teisenberg, bei Neubeuern, bei Tölz undam Grünten. ’ ‚Der „Flysch“, welcher somit für dieses Terrain entschieden in das oberste eocäne Alter zu setzen ist, bildet im Salzburger Vorlande weitaus den Untergrund des grössten Theiles und machen sich in diesem Gebiete 3 Störungslinien bemerkbar, welche durchwegs von SW. nach NO. laufen: Der ersten dadurch bedingten Terrainwelle entsprechen Hauns- berg, Buchberg und Tannberg; !) Carl Ehrlich: Ueber die nordöstlichen Alpen, 1850. Linz, Mus.-Ber., XT, pag. 28. Sitzung am 21. April. K. F. Frauscher. 181 _ der zweiten, welche am wenigsten ausgeprägt erscheint, Hoch- gitzen, der Spielberg am Wallersee, sowie der Irrsberg bei Strasswalchen; B: der dritten Heub erg, Zifanken, Plaike und Colomansberg, und aus dem am N.-Fusse des Hoch gitzen beginnenden grossen - Salzburger Senkungsfelde ragt noch als eine grosse Scholle der Plain- b erg hervor. F- Ein von NW. nach SO. gezogenes schematisches Profil wird hier _ die Lagerungsweise erklären: _ Haunsberg Diluvium Hochgitzen Plain Heuberg Diluvium Nockstein I | | | | ; so. l R IIII I \ h { f \ III N ; ! f t N OR Zee AU — AN Flysch Flysch Diluvium Flysch Dolomit Die drei Störungslinien entsprechen hier wohl ebenso vielen von SW. nach NO. laufenden Bruchlinien, zu welchen noch eine vierte dort kömmt, wo der „Elysch“ an das Kalkgebirge anstösst. Conform dieser Auffassungsweise ist es daher, dass innerhalb der Flyschzone nirgends _ mehr das” Eoeän in dieser Entwieklunesweise auftritt, wie wir es bei Mattsee, am Kressenberge u. s. w. entwickelt finden, und werde ich vielleicht später noch einmal ausführlicher auf diesen Gegenstand _ zurückkommen. Der „Flysch“ fällt im ganzen Gebiete, locale Störungen ausge- . nommen, überall nach Süd, nur am Fusse der Hochgitzen und Heu- berges nach Nord. Die Hauptmasse des „Flysch“ ist somit im ganzen Salzburger Vorlande obereocän, ebenso wie im benachbarten Bayer n,indemgrössten Theileder Schweiz, Italiens ete. Das Inoceramen-Vorkommen in den Muntigler Steinbrüchen beirrt - mich in dieser Auffassungsweise gar nicht. Abgesehen davon, dass das _ Fehlen von Inoceramen in der Eoeän-Formation nur darauf beruht, - dass man alle inoceramenführenden Schichten zur Kreide stellt, ist bei _ Muntigl eine entschiedene Diseordanz vorhanden. Die hier vorkommenden Schichten sind theils mergelig, theils sehr harte graue Kalksandsteine, welche bei nordsüdlichem Streichen senkrecht stehen, und fand man die Inoceramen an der Grenze zwischen Mergel und Kalk. Der eine - der Inoceramen kommt dem Inoceramus Cripsi Mant. nahe, der andere _ ist eine grosse rippenlose Form. Fugger!) nennt den einen 7. Salis- burgensis, den anderen /. Monticuli. Bei dem Umstande, dass am benachbarten Hochgitzen, sowie am Plainberg die Schichten im Allgemeinen OW. streichen, ist die Dis- cordanz der Lagerung klar liegend. Ueberdies folgt hier dieSalzach in - ihrem Laufe einer höchst auffallenden Bruchlinie, längs welcher jeden- falls auch bedeutende horizontale Verschiebungen stattgefunden haben. a Ei a a u !) Herr Professor Eberhard Fugger wird übrigens über diese von ihm ge- machten Funde demnächst ausführlich publieiren. K.k. geolog. Reiehsanstalt 1885. Nr. 7. Verhandlungen. 97 BD an na ne Zn ab ya ein Auni u Mate Yrk) Haus ET 2a hs “ 4 182 Verhandlungen. Es können daher längs dieser ganz gut sich Inoceramenschichten finden, die man ja auch bei Glanegg wieder gefunden hat, welches im Streichen der Muntigler Schichten liegt. L Ausserhalb der Flyschzone steht nur mehr an zwei Localitäten. Sandstein an, und zwar an dem zwischen Oberndorf und Nuss dorf gelegenen Wachtberge ein lichtgrauer, etwas glimmeriger Sandstein an (h. 3'/, mit 60° NW.); ich habe in demselben keine Versteine- rungen gefunden und halte ihn bei seiner Aehnliehkeit mit dem Vor- kommen bei Aug u. s..w. für eretacisch; jedenfalls dürfte er weder eocän sein, noch der Flyschserie angehören; eine andere Auffassung wäre höchstens die, dass man es hier mit dem letzten der nach Ost reichenden Vertreter der älteren Molasse zu thun hätte, wie sie Guembel (l.e., 1861, pag. 676) charakterisirt.!) Der Aufschluss ist aber zu schlecht, um hier zu einem positiven Resultate gelangen zu können. Das Gleiche gilt auch von jenen mürben, lichtgrauen , ungeschichteten Sandsteinen, welche ganz an der nördlichen Grenze des Gebietes am Lielon, nördlich von Michelbeuren, aufgeschlossen sind. Auf die Beantwortung der dritten Frage übergehend, will ich mich ganz kurz fassen. | Das ganze Salzburger Vorland lag zur Diluvialzeit unter dem Salzachgletscher begraben und weisen daher auch alle Conglomerate, Schotter und lehmige Ablagerungen, welche in diesem Gebiete gefunden werden, auf ein diluviales Alter hin. Der Salzachgletscher fand das Land schon in den früher bespro- chenen Conturen vor, und es ist merkwürdig, wie genau die von ihm nach NO. ausgesandten Seitenzweige sich diesen Contouren angeschmiegt haben. Die Hauptmasse des Gletschers, der zur Zeit seiner grössten Ent- wicklung bis an den Adenberg reichte, folgte im grossen Ganzen dem heutigen Laufe der Salzach. "Seinen ersten Seitenarm schickte er auf unserem Gebiete zwischen Heuberg und Kühberg nach NO.; am Rücken des Heubergesfindet sich Glacialschutt; längs des ganzen Plainfelder Baches, sowie in der Umgebung von Dorf und Thalgau finden wir überall diluviale Ablagerungen, und hier vereinigte er sich wahrscheinlich mit einem der westlichen Zweige des Traungletschers. Ein zweiter Arm lief zwischen Heuberg und Hochgitzen gegen Neumarkt und Strasswalchen und ein Seitenzweig dieses Armes nach NW. gegen die Eglseen bei Schleedorf, ein dritter zwischen Haunsberg und Hochgitzen gegen Mattsee; der Wallersee, sowie das Seebecken um Mattsee sind echte Moränenseen, während das nunmehr beinahe gänzlich der Vermoorung anheimgefallene See- becken der Eglseen höchst wahrscheinlich einen Abdämmungs- See vorstellt. Sehr merkwürdig ist das Fehlen diluvialer Ablagerungen um Arnsdorf und am westlichen Fusse des Haunsberges von Wei- dach an gegen Norden; es finden sich hier an der Basis Mergel und darüber wohlgeschichtete Conglomerate, welche am Rücken des Hauns- berges selbst etwas gegen den Berg hineinzufallen scheinen, weiter westlich jedoch bei Ir lach flach nach Westen geneigt sind und erst ) Vergleiche auch Guembel, 1861, 1. c., pag. 679. N T Sitzung am 21. April. A. Bittner. 183 anf diesen liegt am Haunsberge echtes Diluvium , welches weiter nördlich bei Lauterbach bis in die Thalsohle herunter reicht; in der Nähe dieser kleinen Ortschaft findet man ein kalkiges Conglomerat, welches gekritzte Geschiebe enthält. __— Diluvial sind ferner auch der Hügel bei Lindach und der Todten- be rg beiOberndorf; an der Basis des letzteren liegt dunkler Lehm; ich habe nichts in demselben gefunden, halte ihn daher, weil er von älterem diluvialen Conglomerate überlagert wird, für jungtertiär; er erstreckt sich am Salzachufer bis in die Gegend von Letten sau; in dem um Obereching vorkommenden lichtgelben Lehm finden sich, wenn auch selten, gekritzte Geschiebe, dieser ist daher diluvial, und anch der tief eingeschnittene Oelinger Graben, welcher bei St. Georgen in die "Salzach mündet, entblösst dieses Diluvium sehr ‚schön ; in diesem Graben liegt jedoch” unter dem Diluvium sehr mäch- tiger blaugrauer Schotter mit sandigen Zwischenlagen und darunter Lehm (Schlier?). Anfangs der 50er Jahre fand man in diesem in Fer Tiefe von 36 Meter bei einem Schurfe gute Braunkohle , wurde aber ausgetränkt. Vielleicht reicht das Wildshuter?) Kohlenflötz bis hierher. Eine dritte Ausnahme von diluvialen Ablagerungen bieten die ‚sehr harten, röthlichen Conglomerate, welche einen bei Bayrham be- _ ginnenden und längs des Buchbergrückens bis Obernberg hinziehenden _ und sich dort an die Eocänformation anlehnenden Berg zusammensetzen und zum Theile auch von Diluvium bedeckt sind ; sie sind aufgeschlossen bei Bayrham, sowie am Buchberge. } Alles Andere, die eben besprochenen Vorkommnisse ausge- nommen, ist diluvial, die Conglomerate liegen überall unter dem Schotter. $ Da es nicht Zweck dieses kurzen Aufsatzes sein kann, mich hier über ältere und jüngere Glacial-Erscheinungen zu verbreiten ?), so - bemerke ich zum Schlusse nur noch, dass zur Diluvialzeit nur der Haunsberg in seinem südlichen Theile, der Tannberg, Plaike, Zifanken- und Colomansberg, sowie vielleicht auch der Hoch- gitzen inselartig aus der umgebenden Eismasse hervorragten,, sowie, dass es ausserordentlich merkwürdig ist, dass man, je weiter man nach Süden kommt, immer häufiger das sogenannte Gösauconglomerat oft in so grossen "Blöcken trifft, dass kleine Steinbrüche — so am Süd- abhange des Hochgitzen — in ihm eröffnet wurden, dass es aber im ganzen Gebiete nirgends anstehend gefunden werden konnte. j A. Bittner. Diluvialer Süsswasserkalk von Baden, _ eingesandt vom Herrn Lehrer E. Ebenführer in Gum- poldskirchen. Ueber den schon von A. Bou6 in seinem „gognostischen Gemälde Deutschlands“, 1829, pag. 490 angeführten und für alluvialen Kalk- tuff erklärten Süsswasserkalk von Baden in N. Oe. berichtet in neuerer Zeit F. Karrer in seinem grossen Werke über die Wiener Hoch- quellenleitung (pag. 199). Es ist diesem Berichte zu entnehmen, dass t) Siehe 1850: Jahrb. d, geol. Reichs-Anst , pag. 599 u 610. — 1861. Guembel, l. cc. pag. 773. >) Siehe 1885. Eduard Brückner: Die Vergletscherung des Salzachgebietes. Mittheilungen des D. in Oe. A-.V., Nr. 2, pag. 21. TE SE 27* Be i Er 184 Verhandlungen. Nr. 7 i 4 dieser Süsswasserkalk gleich neben den Ursprungsbädern am Wege zum Turnplatze an einigen Stellen anstehend getroffen wird. Karrer erklärt ihn (pag. 200) für diluvialen Alters. 19 Diese Ansicht würde ihre Bestätigung finden durch die Aufschlüsse, welche beim Baue des neuen Curhauses in Baden soeben gewonnen und von unserem Correspondenten, Herrn Lehrer E. Ebenführer n Gumpoldskirchen, untersucht wurden. Nach Herrn Ebenführer beobachtet man an dieser Stelle von oben angefangen: 1. 1—3 Meter Dammerde. 2. Weisse und gelbliche sandige Lagen (verwitterter Dolomit?) 4 mit Dolomitbrocken. 3. Löss, mit 2. zusammen stellenweise einen Meter mächtig. | 4. 20—30 Centimeter Lagen von ockerigen, mehr oder weniger festen Massen mit Planorbis. BE 5. "/;—2 Meter Süsswasserkalk mit Schnecken, Brocken aus Dolomit einschliessend. Hie und da ist der Kalk löcherig und ockerig. 6. Grünlicher, sandiger Tegel als Tiefstes. Die Neigung gegen die Ebene beträgt nach Herrn Ebenführer ca. 10—20°. Derselbe bemerkt ferner, dass dieser Süsswasserkalkscholle auch der Block bei der Sommerturnschule angehören dürfte, welcher durch Weganlagen im 1. Viertel dieses Jahrhunderts blossgelegt worden sein mag. Der ganze Aufschluss besitzt eine Länge von ca. 40 Meter und eine Breite von ca. 20 Meter. Herr Ebenführer war so freundlich, auch eine Anzahl von Gesteinsproben, die zur Illustrirung des oben mitgetheilten Profiles dienen, unserer Sammlung zu übergeben. Sie tragen Nummern entsprechend denen des Profiles und es sei Folgendes dariiber bemerkt: Probe 3. Löss mit Helix cfr. hispida Drap. und Succinea oblonga Drap. „ 4. Sehr lockeres Kalksinteragglomerat mit grusigem Materiale in den Zwischenräumen, enthaltend eine kleine Planorbis in zahl- losen Exemplaren. » 5. Von dieser Lage liegen drei Stücke vor, das eine bröcklig- unreines sinterigporöses Gestein mit Dolomiteinschlüssen, ockrig- braun und schwarz gefärbt; das zweite ähnliches, aber reineres und compacteres Gestein, beide mit zahlreichen Exemplaren der schon erwähnten kleinen Planorbis; das dritte endlich fester bräunlicher Süsswasserkalk mit zahlreichen grösseren und kleineren Dolomitbrocken von eckiger Gestalt, welche schalig umsintert sind; die Planorbis ist in diesem Stücke selten, zahl- reich dagegen eine kleine Paludina artige Schnecke, wohl eine Bythinia. „ 6. Das Liegende dieses Süsswasserkalkes ist grünlich-grauer sandiger Thon mit zahlreichen Dolomitbröckehen, wahrschein- lich ein umgeschwemmter Tegel. Darin ein Abdruck einer kleinen Löss-Helix, derselben Species wie sie im Löss über dem Süsswasserkalke häufig auftritt (fr. H. hispida Drap.). Damit scheint erwiesen zu sein, dass die angeführte Ansicht Karrer’s, der Süsswasserkalk von Baden sei diluvialen Alters, ihre volle Berechtigung habe. Ueber noch jüngere Süsswasserbildungen im Sitzung am 21. April. E. Hussak. 185 - Untergrunde der Stadt Baden wolle man des genannten Autors Mit- 'theilungen in diesen Verhandl., 1884, pag. 18 vergleichen. Hier erübrigt nur noch, Herrn Lehrer E. Ebenführer für die Ueberlassung der Belegestücke zu dem oben mitgetheilten Profil an unser Museum den besten Dank auszusprechen. E. Hussak. Ueber Eruptivgesteine von Steierdorf im Banat. i Vor längerer Zeit übersandte Herr Ingenieur Th. Lemprecht an - Herrn Öberbergrath D.Stur eine Anzahl von Eruptivgesteinen aus den _ liasischen Kohlenablagerungen von Steierdorf zur Bestimmung. Unter diesen erregte damals besonders das in Hohlräumen Ozokerit führende Eruptivgestein vom Aninaschachte mein Interesse, welches Gestein ich _ auch in diesen Verhandlungen, 1881, pag. 258, beschrieb und als Pikrit- _ porphyr bezeichnete. Inzwischen hat die löbliche Bergverwaltung der k. k. Staats- Eisenbahngesellschaft meinem Ansuchen um neuerliche Zusendung von Materiale auf das Zuvorkommendste entsprochen und bin ich nun in der Lage, auch über die übrigen Eruptivgesteine hier Bericht zu er- statten. Es lagen mir Gesteine zur Untersuchung vor aus dem Uterisch- schacht, Dullnigstollen und vom Gustavschacht, Thinnfelder Liegendflötz, IV., V. und VI. Lauf; die Aehnlichkeit aller dieser Eruptivgesteine ist eine sehr grosse, nur zeigt sich schon makroskopisch darin ein Unter- schied, dass die Gesteine aus dem Uterischschacht ziemlich reichlich Quarz führen, während derselbe denen aus dem Gustavschachte fehlt. Diese Eruptivgesteine wurden bisher als Eurite, Porphyre, Felsite bezeichnet (vergl. Kudernatsch, Sitzber. d. Wiener Akad. d. Wissensch., XXIH, 103, und Roha, Jahrb. d.k. k. geol. Reichsanstalt, 1867, 70); hierzu hat, wie aus den Beschreibungen von Kudernatsch hervorgeht, das reichliche Vorkommen von secundärem Quarz (Chalcedon ete.) die Veranlassung gegeben. Nur in einem Gestein, von dem es zweifelhaft ‚ist, ob es mit dem hier beschriebenen in Zusammenhang steht und welches mit dem Teplitzer @Quarzporphyr verglichen wird, werden Quarzkrystalle angegeben. Das Gestein des Uterischschachtes führt in einer diehten, dunkel- grauen Grundmasse, die vorherrschend aus frischen Plagioklasleistchen, Magnetitkryställchen, Augitkörnern und spärlich zwischen gestreuten, unregelmässigen, braunen Magnesiaglimmerblättehen zusammengesetzt ist, grössere Einsprenglinge lichtgrüner, frischer Augitkrystalle und ziemlich reichlich total zersetzte Krystalle, die in den Durchschnitts- formen sehr an Olivin erinnern. Das Zersetzungsproduct dieser ist bald ein bräunlichrothes, serpentinartiges, bald zeigen sich die Krystalle maschenförmig zersetzt, wobei die Maschen aus einem Carbonat (wohl Caleit), die zwischenliegenden Felder aus Chalcedon bestehen; als Ein- schlüsse finden sich opake, metallisch glänzende Octaederchen und selten frische Augitkörnchen. Auch mehr oder minder vollständige Pseudo- morphosen von Caleit kommen vor, es lässt sich aber nicht mit Sicherheit bestimmen, ob es solche nach Olivin oder nach einem Augitmineral sind, da selbst in den frischesten Gesteinen, in denen sogar die Augit- körner der Grundmasse vollständig zersetzt sind, der Plagioklas hin- gegen ganz frisch ist, kein Olivinrest beobachtet werden kann. Sehr ; Du I 6) 0 Ei a Un 186 Verhandlungen. Nr. $ bemerkenswerth sind noch die constant und ziemlich reichlich vorkom- menden makroskopischen Einspr englinge von Quarz in diesen Gesteinen. Der Quarz tritt theils in kleinen unregelmässigen, abgerundeten Körnern, theils in wohlerkennbaren Krystallen auf und führt zahlreiche farblose, dihexaödrische Glaseinschlüsse, ausserdem grössere mikrolithisch _ entglaste Glasfetzen, Zirkonkryställchen, Apatitnadeln und ganz krystal- linische „Steinporen“. Auch ein buchtenförmiges Eindringen der Grund- | masse in die Quarze ist nicht selten zu beobachten. 7 Alles dies spricht gegen die Einschlussnatur der Quarze in dc 9 Uterischschachter Eruptivgestein, welches einen „weissen Sandstein“ durchbricht; in den Gesteinen vom Gustavschacht hingegen fehlt der Quarz vollständige. Endlich sind noch als grössere, aber seltene Einsprenglinge Pseudo- krystalle von Hornblende, welehe denen häufig in basaltischen Gesteinen auftretenden gleichen, zu erwähnen. Durchschnitte, welche noch ziemlich deutlich die Form der Hornblendeschnitte aufweisen, zeigen sieh voll- ständig von winzigen Magnetitkryställchen, Augitsäulchen und spärlicher Feldspathmasse erfüllt; in der Mitte der Pseudokrystalle liegen noch frische, grüne, stark pleochroitische Hornblendereste. Die Eruptivgesteine aus dem Gustavschachte stimmen mit dem aus dem Uterischsehachte vollkommen in der Mikrostruetur überein, nur fehlt ersteren der Quarz und die Hornblende-Pseudokrystalle. Am frischesten unter den mir zur Untersuchung übergebenen Gesteinen ist das vom sustavschacht, VI. Lauf. In diesem tritt der Plagioklas etwas zurück, dafür aber eine trichitisch entglaste, zwischengeklemmte farblose Glas- basis auf; auch hier lässt sieh nicht mit Sicherheit nachweisen, von welchem Mineral die caleitreichen Pseudomorphosen, in denen hin und wieder frische Augitkörnchen liegen, stammen. Der Kieselsäuregehalt dieses Gesteines beträgt 46°53°/, Den mitgetheilten Beobachtungen nach sind die Gesteine aus dem Uterisch- und Gustavschachte als Melaphyre zu bezeichnen, angenommen, dass die grossen total zersetzten PADSRIENERBEE Olivin waren; hierfür spricht der geringe Kieselsäuregehalt, gegen eine solche Gesteinsbenen- nung aber der Quarzgehalt. Sollte an frischerem Materiale, als mir zu e }ebote stand, nachgewiesen werden können, dass die er wähnten Pseudo- morphosen von einem leicht zersetzbaren Augitmineral herrühren , und dies erscheint mir als das Wahrscheinlichere, so wären die Gesteine aus dem Uterischschacht als quarzführende, die aus dem Gustavschacht als quarzfreie Augitporphyrite zu bezeichnen. A. Rzehak. Ueber das Vorkommen der Foraminiferen- sattungen Ramulina und Oyelamminaindenälteren Ter- tiärschichten Oesterreichs. Die Gattungsbezeichnung Ramulina wurde zuerst von Wright (Report and Proc. Belfast Stat. Field Club, 1873—74, App., pag. 88) angewendet auf eigenthümliche, der nordirischen Kreideformation ent- stammende Mikrozo@n, die aus einem kalkigen, röhrenförmigen Gehäuse bestehen, welches ab und zu in ziemlich unregelmässiger Weise zu ein- fachen Kammern angeschwollen erscheint. Von diesen Kammern zweigen sich wiederum Röhren ab, die bei fossilen Exemplaren allerdings meist abgebrochen, daher nur sehr kurz sind. Sitzung am 21. April. A. Rzehak. 187 Er. Wie Brady (Rep. on the Challenger-voyage, Vol. IX) mittheilt, wurden vom „Challenger“ an mehreren Stationen des Süd- Paeifie, Nord- ‚Atlantie, an einer Station auch im Nord-Paeifie, die Gattung Ramulina eo nstatirt, und zwar in einer Form, die nicht nur mit einer schon früher von Brady als R. globilifera bezeichneten übereinstimmt, sondern auch möglicherweise mit den cretacischen Formen Wright's identisch ist. In dem Schlämmrückstande eines sandigen Mergels von Bruderndorf, welcher der bartonischen Stufe angehört, von Herrn E. Kitt]l gesammelt und mir freundlichst zur Durchsicht überlassen wurde, fand ieh neben anderen, sehr merkwürdigen Foraminiferen auch eine Form, deren - Charaktere vollständig mit denen von Ramulina übereinstimmen; es sind dies einzelne, meist unregelmässig elliptisch gestaltete Kammern _ mit zwei, seltener "drei oder vier Röhrenansätzen. Die mikroskopische Beschaffenheit der Schale ist genau wie bei Nodosaria, die Oberfläche in ganz ähnlicher Weise, mit spärlichen (weil grösstentheils abge- brochenen?) Stacheln verziert, wie bei der recenten R. globulifera Brady. Von letzterer unterscheidet sich unsere alttertiäre Form haupt- sächlich nur durch die vorherrschend ovale Gestalt der Kammern, durch viel spärlichere Verzweigung (bei den recenten Formen gehen manchmal von einer Kammer mehr als zehn Röhren aus, bei unserer selten drei, höchstens vier) und durch etwas bedeutendere Grösse. Letztere beträgt bei der recenten Form an vollständigen Exemplaren - 17 Millimeter, während bei unserer Art einzelne, nur einkammerige Fragmente fast eben diese Grösse erreichen. Ich bezeichne unsere Form als Ramulina Kitlir. | Die Foraminiferengattung Cyclammina (Brady 1876) stellt ein - nahezu symmetrisches, in einer nautiloiden Spirale eingerolltes, viel- - kammeriges Gehäuse vor, welches aus kieseliger Substanz aufgebaut _ ist. Nach ihrem inneren Baue ist Oyclammina der höchst entwickelte _- Typus unter sämmtlichen bekannten sandig-kiesligen Foraminiferen ; _ die Kammerwände der Schale sind nämlich ausserordentlich diek und von einem labyrinthischen Systeme von Canälen durchzogen. Die Oberfläche ist ziemlich glatt. In den jetzigen Meeren kommt Öyelammina in drei Arten ziemlich weit verbreitet, vorherrschend in Tiefen von 100—2900 Faden, vor; im fossilen Zustande war dieselbe bisher nicht bekannt. Die bekannte - äusserliche Aehnlichkeit jener Foraminiferen, die von Hantken als Haplophragmium acutidorsatum aus dem Klein-Zeller Tegel beschrieben - und von mir später auch im Oligocän von Nikoltschitz in Mähren ge- funden wurden (siehe Verh. d. geol. Reichsanstalt, 1881, Nr. 11), mit ? der Abbildung von Oyelammina nr Brady (Rep. on the voyage of H.M. S. Challenger Zoology, Vol. IX, Tab. XXXVIL, Fig. 9) veran- - lasste mich, einen Dünnschliff der ersteren anzufertigen. Meine Ver- - muthung bestätigte sich; der mikroskopische Schliff entspricht genau - den durch Brady (l. e., Fig. 12—14) angegebenen Verhältnissen bei Oyclammina ; die Uebereinstimmung ist eine so weitgehende, dass man die ungarische und mährische Oyelammina höchstens als Varietät der recenten, nur durch bedeutendere Dimensionen (bis 6°3 Millimeter gegen 1:5) und etwas weniger scharfen Rücken unterscheidbaren typischen Form von Oyclammina cancellata Brady wird auffassen dürfen. Ich 2 | F 2 ‚Beriehte (Verh., 1883, Nr. 12, pag. 170 ff.) nicht im vollen Einklange zu 188 Verhandlungen. Nr. "m untersuchte nebst den mährischen Exemplaren auch solche aus dem Kleinzeller Tegel; bei diesen ist das mikroskopische Bild besonders deutlich, weil alle Hohlräume mit opaker Pyritsubstanz erfüllt sind. Auch Haplophragmium rotundidorsatum Hantken gehört zu Cyclammina. R. Handmann. Zur Conchylien-Ablagerung von St.Veit a. d. Triesting. Es hat Herr Fr. Toula in den Verhandlungen der k. k. ‚geoli Reichsanstalt (1884, Nr. 12, pag. 219 ff.) die Tertiär-Ablagerungen von St. Veit a. d. Tr. etwas eingehender besprochen und daselbst unter Anderen Beobachtungen angeführt, welche mit meinem diesbezüglichen stehen schienen. Ich erlaube mir deshalb, hier zunächst zu bemerken, dass ich in meinem ersten Berichte nur die Absicht hatte, die Verhält- nisse im Allgemeinen zu schildern, insbesondere die Fundstelle als solche anzugeben und dass ich bei Erwähnung einzelner Conchylien mehr in einem Collectivsinne gesprochen habe, ohne die einzelnen ent- sprechenden Schichten zu bezeichnen. Dies sollte Gegenstand einer späteren Untersuchung sein, wenn die Schichten, wie ich hoffte, mehr aufgeschlossen sein würden. Als ich die Fundstelle im Herbste vorigen Jahres wieder besuchte, fand ich jedoch leider fast alle Gruben gänzlich verschüttet, so dass es mir nicht möglich war, die einzelnen Schichten und Inhalt derselben zu bestimmen. Um so erfreulicher erscheint es, dass Herr Toula dieselben noch rechtzeitig in Augenschein nehmen und näher untersuchen konnte. Soweit meine eigenen Beobachtungen reichen, kann ich die Angaben des Herrn Toula nur bestätigen, muss jedoch bemerken, dass mir auch einige Handstücke der weissen, sowie auch einer weisslichbraunen und einer bräunlichen Schiehte vorliegen, welche Cerithium pietum Bast. mit Neritina Pachü Partsch aufweisen. Dies zu einer etwaigen Berichtigung. Dr. H. B. Geinitz. Zur Geschichte des angeblichen Me- teoriten-Falles in Hirschfelde bei Zittau. Am 7. Februar 1885, Abends gegen !/,8 Uhr, hörte ein zwölf- jähriger Schulknabe, Reinhold Krosehwald, der vor der Thüre eines Hauses auf der Steinsgasse in Hirschfelde stand, einen Knall, welcher stärker als ein Flintenschuss gewesen sein soll. Während die Eltern des Knaben keine weitere Notiz davon nehmen, erzählt derselbe am folgenden Tage Herın G. E. Offermann, dessen Wohnhaus der Kroschwald’schen Wohnung gegenüber liegt, dass gestern Abends etwas auf sein Dach gefallen sei, und zwar mit einem heftigen Knall, aber auch da wird noch keine weitere Notiz davon genommen. Man wird erst Montag den 9. Februar durch den Fund eines Stückes Schiefer vor dem Offermann’schen Hause aufmerksam gemacht, dass derselbe von dem Saumbrette unterhalb der Firste abgetrennt worden war. Dies ist die Stelle, die von dem Meteorsteine getroffen worden sein soll, der nach Ausspruch des intelligenten Knaben vom Himmel herabgefallen sei, wiewohl ein Feuerschein weder von ihm, noch einem anderen Be- wohner Hirschfeldes zu jener Zeit beobachtet worden ist. Man findet ein Stück verkiestes Braunkohlenholz auf der Strasse und glaubt darin den gesuchten Meteorstein zu erkennen, wenn auch von einem unbefangenen Anwesenden schon damals die Aeusserung ke: NEN Br ei; Nr. 7 Sitzung am 21. April. H. B. Geinitz, 189 ausgesprochen worden sein soll, es möge ein anderer Knabe dieses Stück Braunkohle wohl auf das Dach geworfen haben. Von da an erregte dieser Fund das Interesse der Bewohner Hirschfeldes in hohem Grade, zumal schon am 10. Februar das Hirch- felder Wochenblatt und der Centralanzeiger in den Zittauer Nachrichten über diesen angeblichen Meteoriten berichtet haben sollen. Nachdem man so glücklich war, am 11. Februar noch ein zweites ähnliches Stück aufzulesen, wurden Sonntag den 15. Februar beide Stücke im Heidrich- schen Gasthofe öffentlich zur Ansicht ausgestellt, gegen Entnahme beliebiger Beiträge zur Verwendung derselben für das diesjährige Kinderfest. Trotzdem Herr Professor Friedrich, der von Zittau aus nach Hirschfelde geeilt war, um den Fund kennen zu lernen, ihn sofort für _ ein irdisches Schwefeleisen, einen Schwefelkies, erklärt hatte, kam doch der Stein nun in das Rollen, und Nachfragen nach dem Hirschfelder Meteoriten erfolgten von da an schriftlich und mündlich in grosser Zahl. Unter Anderem hat eine Anzeige dieses Falles in der Görlitzer Zeitung, wie mir mitgetheilt wird, schon am 20. Februar auch Herrn Dr. Theodor Schuchardt aus Görlitz zu Herrn Offermann geführt, um den Meteoriten zu sehen, als echt anzuerkennen und zu kaufen. Da diese Funde indess noch Sonntag den 22. Februar in einer Sitzung des Gewerbevereins vorgelegt werden sollten, hat sich Herr Offermann davon noch nicht trennen wollen, weshalb sich Herr Dr Sehuchardt zunächst nur mit einem, unter seinen Augen gefundenen Stückchen begnügt habe, um das Hauptstück erst am 23. Februar in Empfang zu nehmen. Bald darauf ist ein anderes Stück dieser vermeintlichen Meteo- riten durch freundliche Vermittlung des Herrn Carl Aug. Lange in Hirschfelde 'von Herrn Offermann unserem k. mineralogischen Museum in Dresden zugesandt worden. Dasselbe wurde jedoch schon am 58. Februar von hier als „Muster ohne Werth“ mit Bemerkungen an Herrn Offermann wieder zurückgeschickt, da es nichts anderes war, als ein von markasitischem Eisenkies durchdrungenes Stück Braunkohle. Die Verwunderung und der Aerger über diese Zurücksendung sind mir von Hirschfelde aus sehr offen ausgesprochen worden. Hatte doch Herr Dr. Schuchardt diese Steine als echte Meteor- steine anerkannt und noch am 26. Februar für ein 20 Loth schweres Stück derselben angeblich Mark 1'20 pro Loth an Herm Offermann gezahlt. Nach den mir gewordenen Mittheilungen ist das von Dresden zurückgesandte Exemplar am 11. März an einen Herrn aus Göttingen für 1 Mark übergegangen, wiewohl Herr Offermann demselben wahr- heitsgetreu gesagt hatte, dass man es in Dresden nur für Braunkohle mit Eisenkies gehalten habe. Wenige Tage darauf soll dann Herr Offer- mann von Göttingen aus eine Postkarte erhalten haben, worauf die Bitte ausgesprochen wird, der dortigen Universität wenigstens 50 Gramm davon abzulassen, welche man mit 1 Mark pro Gramm honoriren werde. Unterdessen war in ca. 40 Schritt Entfernung vom Offermann’schen Hause noch ein Stück dieser Art gefunden worden, welches abermals von Herrn Dr. Schuchardt für 60 Mark übernommen worden sein soll. Nach den wiederholten Versicherungen, die mir von Hirschfelde aus zugingen, wonach Herr Dr. Schuchardt die Echtheit dieser Funde als Meteoriten noch aufrecht erhalte, lag die Vermuthung sehr nahe, dass K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 7. Verhandlungen. 28 s; 190 Verhandlungen. BESTE a ba al Mid I de AT a a REIENTE, / a 5 ao j i doch ein wirklicher Meteorit von Hirschfelde an diesen eifrigen Sammler gelangt sein möge, während andere aus Unkenntniss in Hirschfelde dafür gehaltene Stücke in meine und andere Hände übergegangen waren. Zur Untersuchung dieser Frage begab ich mich am 17. März selbst nach Hirschfelde, wo ich Gelegenheit fand, nieht nur allein unter den Funden Herrn Offermann's , sondern auch von mehreren anderen Ein wohnern des Ortes theilweise noch Bruchstücke zu sehen, welche von jenen abgetrennt waren, die Herr Dr. Schuchardt erhalten und für Meteorsteine erklärt und erworben hat. Alles war holzige Braunkohle, welche sehr stark mit markasitischem Eisenkies imprägnirt war, von dem man oft noch zahlreiche deutlich rhombische Krystalle beobachten konnte, Vorkomm nisse, die in den benachbarten Braunkohlengruben sehr gewöhnlich sind. Hoffentlich hat nun ein wirklicher Meteorstein aus dem Dresdener Museum, den ich bei dieser Gelegenheit den betreffenden Bewohnern von Hirschfelde vorzeigte und erläuterte, zur Bekehrung von dem Ir thum, worin sich dieselben bis dahin, auf Grund der Aussage eines 12jährigen Knaben und der Autorität Herrn Dr. Schuchardt's, befanden, etwas beigetragen. r Nicht anders als alle übrigen vorher bezeichneten Exemplare ver- hielt sich ein Stück, das mir abermals durch freundliche Vermittlung des Herrn C. A. Lange während meiner Abwesenheit von Dresden durch Herrn Factor Gotth. Kroschwald, dem Vater des oben genannten Knaben, für unser k. mineralogisches Museum mit dem Bemerken zur Ansicht ge- schickt worden war, dieses gegen 43 Gramm wiegende Stück dem Museum für 50 Mark überlassen zu wollen, um dadurch zugleich den Namen des Sohnes Edm. Reinhold Kroschwald zu verewigen. Auch dieses Stück wurde am 19. März mit Dank an den Absender wieder zurückgesandt. Nachdem ich noch am 17. März Abends durch Herrn Professor Dr. Friedrich in Zittau erfahren hatte, dass selbst die Chemiker des Herrn Dr. Schuchardt, die Herren Dr. G. Klemm und Dr. Carl Riemann, in jenen Steinen vorherrschend Doppelt-Schwefeleisen (demnach Markasit- oder Pyrit) durch ihre chemische Analyse sehr richtig nachgewiesen hatten, man die Gesteine aber dennoch in Görlitz für Meteorsteine hielt, um sie als solche in den weitesten Kreisen zu verbreiten, schien es die höchste Zeit zu sein, dem mit jenen Hirschfelder Funden getriebenen Unfuge ein Ende zu machen, und dies um so mehr, als’einige Zeitungs- artikel, welche auch in Dresdener Tagesblätter übergegangen sind, uns die Ueberraschung brachten, dass man auch in Dresden den kosmischen Ursprung jener Hirschfelder Funde anerkannt habe und ein Zweifel über die Echtheit dieser Meteorsteine nicht mehr bestehe. Durch Veröffentlichung einer offieiellen Notiz „über den angeblichen Meteorsteinfall bei Hirschfelde* in Nr. 65 des Dresdener Journals, 20. März 1885, bin ich zugleich der Aufforderung einiger verehrter Fach- genossen zur Untersuchung dieser Angelegenheit an Ort und Stelle nach- gekommen und es war diese Veröffentlichung schon nach allen Rich- tungen hin geflogen, bevor mir diese Aufforderung zuging. Hier folgt nur noch eine Mittheilung über die Geschichte der Hirschfelder Falles. Schon jetzt scheint indess der jubelnden Hoffnung auf einen an- sehnliehen Gewinn aus den Hirschfelder Funden eine ziemliche Nüchtern- heit und Verlegenheit gefolgt zu sein, welche in den zahlreichen Rück- Dic% Sitzung am 21. April. A. Pawlow. 191 sel dungen des versandten Materials und selbst durch eingeleitete Klagen herbeigeführt worden ist. 5 A.Pawlow. Der Jura von Simbirsk an der unteren Wolga. E Die Ablagerungen der Umgebung von Simbirsk an der unteren Wolga haben eine Reihe bisher aus Russland noch nieht bekannter Bein und eine sehr vollständige Schichtfolge geliefert, auf welche ich hier aufmerksam machen möchte, da sie für den Vergleich mit den westeuropäischen Bildungen von Wichtigkeit sind. Die tiefsten Horizonte sind an der Wolga selbst ziemlich arm an Fossilien, eine reichere Fauna zeigen sie an den Ufern der Sura und _ ergeben sich als der Kellowaystufe angehörig ; der untere "Theil _ entspricht den Macrocephalusschichten, der obere ist durch Stephano- ceras coronatum und Oosmoceras Guilielmi als ungefähr dem mittleren Callovien angehörig charakterisirt. Ueber diesen Ab- lagerungen treten Schichten mit (ardioceras cordatum auf, ferner solehe mit Cardioceras alternans, welche sich beide von dem _ gewöhnlichen Typus des russischen Jura nicht wesentlich unterscheiden. Um so auffallender ist das nächstfolgende Niveau, dessen Fossilien _ meist für Russland neu und bisher nur aus der mitteleuropäischen und alpinen Provinz bekannt sind. Abgesehen von Cardioceras alter- nans finden sich mehrere Arten von Öycloten, wie Aspidoceras liparum, longispinum, Deaki, meridionale, ferner Hoplites Eudoxus und pseudo-mutabilis, also eine Fauna, welche mit der- jJenigen der westeuropäischen Kimmeridgebildungen übereinstimmt. Innerhalb dieser Schichtgruppe lassen sich noch weitere Unter- - abtheilungen erkennen, doch ist deren Scheidung noch nicht consequent durchgeführt; unten ist (ardioceras alternans noch häufig, in der _ Mittelregion kommen namentlich die Aspidoceras-Arten und ein _ Perisphinctes aus der Gruppe der Polyploken vor, zu oberst liegen _ die Hopliten. Diese Gruppirung zeigt merkwürdige Uebereinstimmung “mit derjenigen im Westen; die an Aspidoceras reichen Schichten entsprechen der Zone der Oppelia tenuilobata, während die - Hoplitenschichten ihrer Fauna nach nur mit dem oberen Kimmeridgien - verglichen werden können. j Dieselben Horizonte scheinen auch bei Orenburg vorzukommen, von wo Hoplites Kirghisensis, Aspidoceras longispinum und verwandte Formen stammen. Ueber . den Hoplitenschichten liegen bei Simbirsk wieder die normalen Glieder des Moskauer Jura, und zwar jene Bildungen, für welche Nikitin den Namen der Wolgastufe eingeführt hat. Un- mittelbar über den Hopliten folgen die Virgatusschichten, als unterer Horizont der Wolgastufe, während die obere Abtheilung dieser durch die Schichten mit Oxynoticeras catenulatum charakterisirt sind. Zuoberst endlich treten die bekannten, dem Neocom angehörigen Ino- ceramenthone von Simbirsk auf. Nach der Lagerung würden die Virgatusschichten dem allerobersten Theile der Kimmeridgestufe oder dem unteren Tithon entsprechen; für die noch höheren Schichten des Jura von Simbirsk dürfte dagegen eine Parallele mit mitteleuropäischen Bildungen noch nicht am Platze sein. 28% NEE OD 199 Verhandlungen, Nr. 7 Die Schichtfolge von Simbirsk wird durch die folgende Tabelle veranschaulicht: i Die Schichtfolge des Simbirsk’schen Jura. Inoceramenschichten von Simbirsk (Neocom oder Hils). A Catenulatenschichten (obere), (Obere Wolga- stufe D°) Kalkreiche Sand- Olcostephanus subditus Traut. steine von Kaschpur Olcostephanus kaschpuricus Traut. (im südlichen Theile Ozxynoticeras subelypeiforme Milasch, des Simbirsk’schen Belemnites curtus Eichw. Gouvernements) F- b. Catenulatenschichten (untere), (ObereWolga- ä stufe 5") E Olcostephanus subditus Traut. 177] Olcostephanus Okensis d’Orb. Sande, glauconitische 2 Oxynoticeras catenulatum Fisch. Sandsteine, Conglo- ar Perisphinctes ef. stenocyclus Font. merate 3 Perisphinctes F. Panderi d’Orb. <« a, a', a?. Virgatenschichten er Wolga- stufe «) Perisphinctes virgatus Buch. h Perisphinctes Quenstedti Rilr. Sande, Sandsteine Perisphinctes biplex Sow. ae : Bituminöse | Belemnites magnificus d’Orb. Bituminöse Schiefer Schiefer f Belemnites absolutus Fisch. Graue Thone vr IE m . Hoplitenschichten und Cyelotenschichten Hoplites pseudomutabilis Loriol. Hoplites eudoxus d’Orb. Hoplites Undorae n. sp. Aspidoceras liparum Opp. Aspidoceras Deaki Herb. Graue kalkhaltige ® Aspidoceras longispinum Sow. u) E Aspidoceras meridionale Gem. = Cardioceras alternans = Cardioceras sp. n. (cf. Kapfi IB 5) & 3 0°. As mänsschiokken (Oxford- „Stufe 0%) 8 e Cardioceras alternans Buch. Graue kalkhaltige © Aptychus sp. Thone E 1 Cephalopoden sind nicht zahlreich, häufiger Z e sind Bivalven: Nuchla, Pecten, Posidomya, g ai Aucella. 3 hd) o!. Cordatenschichten (Oxford-Stufe 0') Cardioceras cordatum Son. y Cardioceras tenwicostatum Nik. Cardioceras quadratoides Nik. Perisphinctes plicatilis Sow. Belemnites Panderianus d’Orb. Graue kalkhaltige Thone niten und Pflanzenresten, welche sich in steil aufgerichteten Schichten an die älteren Kalke der Steiner Alpen anlehnen“. Im verflossenen Sommer hatte ich Gelegenheit, diese alttertiären Transgressionsreliete R hinsichtlich ihrer Verbreitung, Lagerung und Fossilführung näher zu studiren und es ergab sich hierbei, dass daselbst zwei in ihrer Facies wesentlich verschiedene Ablagerungen vorliegen, und zwar ein tieferes - Foraminiferen, Korallen, Bryozoen und Pelecypoden führendes , vor- wiegend kalkiges Niveau, das paläontologisch mit den Oberburger Schichten verglichen werden konnte, und ein Complex von schiefe- rigen Hangendschichten mit Fisch- und Pflanzenresten, der petro- graphisch vollständig mit dem Fischschiefer von Wurzenegg und Prassberg?) übereinstimmt. Die genannten Ablagerungen er- weisen sich somit als Aequivalente der oligocänen Bildungen Süd- steiermarks. Den klarsten Einblick in die Lagerungsverhältnisse der Oligocän- ‚bildungen des Feistritzthales, und zwar sowohl in die Beziehungen der beiden vorerwähnten Hauptabtheilungen zu einander, als auch des ganzen Complexes zur älteren Gebirgsunterlage erhält man in der Tiefe der Thalschlucht selbst, und zwar unmittelbar unterhalb der in touristischen Schriften vielgenannten Naturbrücke Predassel. Die Feistritz, welche etwa !/, Stunde weiter thalaufwärts als ein starker Bach aus den Spalten des Kalkgebirges hervorbricht, hat sich hier in den diekbankig-klotzigen obertriassischen Kalken einen von senkrechten * Sitzung am 21. April. F. Teller. 193 zZ — ur he An der Wolga:; An der Sura: [a Si Thoniger Kalkstein (in Blöcke - = # | Rollstücke von unter- zerfallend) ; 5 Ss kellowayschen Fossi- | glimmerreicher Sand | Stephanoceras coronatumBrn. » = 3 |lien (oben) mit einer kleinen | Cadoceras stenolobum Nik. 1% 38 Geröllschichte Cosmoceras Gulielmi Sow. Ze endigend Belemnites subabsolutus hr 5 R i $ 2 | Steinkerne von Bival- Thone mit fossilienhaltigen 2 = 2 ven, Alveolen von Be- Concretionen grauen Kalk- ' 3 3 | lemniten (unten) steines N OR : | Re Cadoceras Elatmae Nik. Cadoceras Jurense Nik. i Thone und braune | Cadoceras subpatruum Nik. r Sande Stephanoceras cf. reetelobatum i% Whit. "08 ’ Simoceras priscus (N. Sp.) f F 3 » .. P Vorträge. | F. Teller. Oligocänbildungen im Feistritzthal bei u Steinin Krain. = Bei den geologischen Uebersichts-Aufnahmen in Oberkrain hat ® £ Vorkommen eocäner Ablagerungen constatirt — „kleine abgerissene A Partien von Nummuliten-Kalksteinen und sandige Mergel mit Peeti- A 3 ! Lipold!) im Feistritzthale nördlich von Stein ein eigenthümliches H D= ‘) Jahrbuch der geologischen Reichsanstalt, VIII, 1857, pag. 225 und Sitzungs- bericht desselben Bandes, pag. 373. ?) Vgl. Stur; Geologie von Steiermark, pag. 533, Ber. Saale ES Sa Ta Ze ED a a a an e f f ae RER ld Kia u 6 194 Verhandlungen, j “ag Fl Wänden begrenzten Felscanal ausgewaschen , der bei einer Tiefe or k ungefähr 30 Metern durchschnittlich nur 2 bis 3 Meter Breite besitzt. An einer Stelle, wo die beiden Uferränder besonders nahe aneinander treten, vermittelt ein zwischen die oberen Kanten der senkrecht in die Tiefe stürzenden Wände eingeklemmter Felsblock die Verbindung zwi- schen den beiden Thalseiten. Es ist das die vorerwähnte Naturbrücke. Gerade unterhalb dieses merkwürdigen Brückenüberganges ist die rechte Wand der Schlucht auf eine kurze Erstreckung hin in flachem Bogen ausgenagt und man kann an dieser Stelle ohne Schwierigkeit in den Thalgrund gelangen. Schon während des Abstieges beobachtet man an der Felskante zur Linken Fragmente von Nulliporenkalk auf dem Triaskalk aufsitzend, in der Tiefe der Schlucht angelangt hat man aber folgendes Bild vor sich; Zur Linken eine senkrechte 2 Klamm Feistritz Obertrias-Kalk Nulliporenkallk Fischschiefer Felswand von etwa 30 Meter Höhe, zur Rechten eine etwas niedrigere Klippe, an die sich, nur durch eine seichte Einsattlung getrennt, un- mittelbar das steil geböschte, bewaldete Thalgehänge anschliesst; zwischen der Wand und Klippe läuft der Abzugscanal der Feistritz durch. Die Wand zur Linken und der dem Bache zugekehrte Absturz der Klippe bestehen aus undeutlich geschichteten, weissen, stellenweise in’s Bläuliche spielenden obertriassischen Kalken. In der Mitte der Fels- klippe etwa sieht man eine steile Grenzlinie herabziehen, längs welcher sich dünnbankig gegliederte Nulliporenkalke mit einem Verflächen von 7 70° in Süd an den Triaskalk anlehnen. Die Grenzfläche ist eine so steile und schneidet mit solcher Schärfe durch, dass man zunächst geneigt ist, eine tektonische Diseordanz zwischen den beiden so ver- schiedenartigen Kalkbildungen vorauszusetzen. Eine solche ist nun, wie eine genauere Untersuchung des Aufschlusses zeigt, nicht vorhanden. Sitzung am 21. April. F. Teller, 195 Trias- und Nulliporenkalk sind so fest mit einander verlöthet, dass _ man leicht Handstücke schlagen kann, an welchen beide Gesteine in unmittelbar em Contact zu beobachten sind. An solchen Stücken sieht man nun, dass der dunkle Nulliporenkalk eigenthümliche Einsackungen in _ dem weissen Triaskalk bildet, die bekannten flaschen- und keulen- _förmigen Hohlraumsausfüllungen , welche den Wohnräumen von Bohr- muscheln, in unserem Falle wahrscheinlich von Arten der Gattung — Lithophagus entsprechen. Setzt eine Bruchfläche zufällig quer durch das _ kolbig verdickte Ende einer solehen Hohlraumsausfüllung hindurch, so erhält man je nach der Lage des Schnittes zur Achse der Keule ‚kreisrunde oder elliptische Partien von dunklem Nulliporenkalk, die ringsum von weissem Triaskalk umschlossen sind. Nicht selten beob- _ achtet man auch, der Grenze zunächst, Durchsehnitte diekschaliger _ Austern, welche unmittelbar dem von Lithophagen angebohrten Trias- _kalk aufsitzen: kurz, man gewinnt die Veberzeugung,, dass hier that- sächlich eine ' Auflagerungsgrenze Jüngerer mariner Litoralbildungen ‚gegen Triaskalk vorliege. Die Störung, welche die steile Aufrichtung der Nulliporenkalkbänke bedingt hat, muss somit das Gebirgsstück, dem der beschriebene Aufschluss angehört, als Ganzes betroffen haben. Von speeifisch bestimmbaren Petrefaeten kann ich aus den Nulli- _ porenkalken an dieser Localität nur einen Echinidenrest namhaft machen, in welchem Dr. Bittner den Ülypeaster Breunigii Laube ein bezeichnendes Fossil der Gomberto- Schichten zu erkennen glaubt. In den unregelmässig linsenförmig umrandeten, mergeligen Gesteinspartien, welche sich hie und da, besonders an dem unteren Rande des Auf. schlusses, zwischen die Nulliporenkalkbänke einschieben, liegen häufig Bivalven-Schalentrümmer,, vor Allem Fragmente von grossen Austern. Auf den angewitterten Flächen der Nulliporenkalke beobachtet man endlich zahlreiche Foraminiferen-Durchschnitte (kleine Nummuliten und _ Amphisteginen). Die mergeligen Einschaltungen im Nulliporenkalk vermitteln ge- wissermassen den Uebergang in die Facies, in welcher die Hangend- schichten der randlichen Riffbildungen entwickelt sind. Es ist das ein mächtiger Complex von grauen, dünnplattigen, leicht spaltenden Mergel- schiefern, der petrographisch vollständig mit den im Hangenden der Öberburger Schichten auftretenden Fischschiefern, den sogenannten Fischschiefern von Wurzenegg und Prassberg, übereinstimmt. Flossen- strahlen und Schuppen von Fischen, Blattabdrücke und verkohlte Pflanzen- stengel sind auch hier die häufigsten paläontologischen Einschlüsse. Die Fischschuppen weisen zum grössten Theile auf die Gattung Meletta hin, doch finden sich auch Cyeloid- und Ctenoid-Schuppen. Die Meletta- Schuppen sind oft von sehr grossen Dimensionen (0'009 breit, 0'007 hoch), stimmen aber sonst mit Meletta crenata Heckel überein. Die Schiefer sind reichlich mit Schwefelkies imprägnirt und neigen deshalb zu rostiger Verwitterung; sie liegen concordant über den Nulliporen- kalkbänken, in den tieferen Lagen beobachtet man wiederholt schmale, conglomeratische Schmitzen, mit vollständig abgerollten Kalkfragmenten, die neben den Fischresten Sehalentrimmer von marinen Bivalven und von Eehiniden enthalten. ES EEREREEUTEN) 196 Verhandlungen. Nr. 7 Die weichen Schiefergesteine bilden ein sanft geböschtes, be- waldetes Gehänge, das nur so weit aufgeschlossen ist, als die Unter- waschungen der Feistritz, welche bei hohem Wasserstand den ganzen Kessel oberhalb des Aufschlusses erfüllt, hierzu Veranlassung geben. Die felsige Klamm, deren Eingang der beigegebene Durchschnitt verquert, reicht nur noch eine kurze Strecke weit thalabwärts. An ihrem unteren Ende, das von den Holzknechten Mali Predassel ge- nannt wird, zum Unterschiede von der tieferen, schwerer zugänglichen Schlucht, bei der vorerwähnten Naturbrücke, welche den Namen Velki Predassel führt, bestehen die steilen Klippen, die den Felscanal be- grenzen, beiderseits aus Nulliporenkalk und noch weiter thalabwärts treten die Nulliporenkalke ganz auf das linke Ufer hinüber, während an dem rechten Ufer in einem niedrigen Steilrand die Fischschiefer aufgeschlossen sind. Auch im Baehbette selbst stehen hier die Fisch- schiefer an, sie treten in dem klaren Gebirgswasser als langhin- streichende dunkle Gesteinszüge sehr deutlich aus dem weissen Kalk- schotter der Feistritz heraus. In diesem tiefer gelegenen Abschnitte des Thales habe ich an einer Stelle, welche wir nach dem nahegelegenen Forstwärterhause KopiSa benennen wollen, in dem an der linken Thalseite entblössten tieferen, kalkigen Niveau eine reichere Fossilien- ausbeute zu Stande gebracht, welche eine directe Vergleichung dieses Horizontes mit den Oberburger Schiehten ermöglichte. Die Kalke bilden hier einen nackten, schildförmig gewölbten Felsbuckel, dessen Fuss vom Feistritzbache bespült wird. Sie fallen mit 40° in West und werden, wie man sich in dem kleinen Graben an dem oberen Rande des Aufschlusses überzeugt, von den Fischschiefern in der Weise über-- lagert, dass die hier anzuführenden Fossilien als den obersten Bänken der kalkigen Schichtreihe angehörig betrachtet werden können. Im frischen Zustande ist der Kalk hart, splittrig und von bläulich-grauer Farbe, durch die Verwitterung wird das Gestein stark aufgelockert, und erhält bei rauherer Oberfläche einen unebenen, erdigen Bruch. Das Gestein ist sodann als ein schmutzig-grauer mergelig-sandiger Kalkstein zu bezeichnen. In diesen sandigen Kalken habe ich nun folgende, der ungünstigen Erhaltung wegen nur zum Theile sicher be- © stimmbare Fossilreste gesammelt: Fischzähne (Sphaerodus, Lamma_ete.) Echiniden-Schalentrümmer. ? Cerithium trochleare Lam. Delphinula Scobina Brong. Cassis spec. Turbo spec. Dentalium spec. Ostraea gigantea Brand. Spondylus ef. eisalpinus Brong. Pecten Gravesi d’ Arch. Pecten spec. indet., 3 Arten, von denen zwei mit noch unbeschriebenen Arten sehr nahe übereinstimmen, welche Dr. Bittner in den Priabona- schichten des Vicentinischen Tertiärgebietes gesammelt hat. Unter diesen ist wieder eine Art als eines der auffallendsten Elemente dieser Fauna besonders hervorzuheben, ein mit 4 breiten, kräftigen Mittel- rn ER URT Be wie f a bei » Br % h \ ’ ' Sitzung am 21. April. F. Teller. 197 und einer randlichen Nebenrippe jederseits verzierter Peeten aus _ der Verwandtschaft des heute im Mittelmeer lebenden Pecten poly- morphus Br. Diese charakteristische Art scheint in den südsteieri- schen ‚Oligoeänbildungen eine ausgedehnte Verbreitung zu besitzen. Wie ich aus den im Museum der geologischen Reichsanstalt auf- bewahrten Materialien ersehe, hat Herr Director Stur diese Art am ‚Soteska-Berg (Prassberg) in Kalken, welche er den Gomberto-Sehichten gleichstellte, aufgefunden. Ich selbst konnte sie in den Oberburger "Schichten bei Gradisca beobachten. Pectunculus cf. pulvinatus Lam. | Oyprina spec. 2 Orassatella trigonula Fuchs. Stylophora annulata Reuss. ? Trochosmilia spec. 2 Arten. Trochocyathus spec. af. aequieostato v. Schaur. E Dimorphophyllia cf. oxylopha Reuss. Mycetophyllia multistellata Reuss Stylocoenia lobato-rotundata M. Edw. u. H. >; taurinensis M. Edw. u. H. Heliastraea eminens Reuss. Boueana Reuss. Dendropkyllia 7 nodosa Reuss. Pr we Ber ncis Haidingeri Reuss. Porites nummulitica Reuss. Bryozoen. Foraminiferen. Bivalven und Anthozoen bilden den Hauptbestandtheil der vor- liegenden Fauna. Die Anthozoen sind durch 14 Arten vertreten, von denen 3 mit Arten der Oberburger Schichten identifieirt, 2 als solchen - wenigstens sehr nahestehend bezeichnet werden konnten. Die Ueberein- stimmung ist hier eine so vollständige, wie sie nur zwischen gleich- artigen Ablagerungen aus der Umrandung eines und desselben Meeres- beckens stattfinden kann. Bezüglich der fisch- und pflanzenführenden Hangendschichten dieses Complexes ist die Uebereinstimmung mit den a Fischschiefern von Wurzenegg paläontologisch nicht mit derselben F Schärfe zu erweisen. Hier sind wir für eine Gleichstellung der beiden Horizonte einstweilen nur auf die Lagerungsverhältnisse beschränkt, diese aber sind in den Aufschlüssen bei Predassel und Kopisa gewiss 2 so klar, dass man an der Gleichalterigkeit des Fischschiefers im Feistritz- Ca thale mit dem im Hangenden der Oberburger Schichten auftretenden und in derselben Facies entwickelten Fisch- und Pflanzenreste führenden RS; Horizonte Südsteiermarks nicht zweifeln kann. Sr Der oligoeäne Sedimentlappen in der Tiefe des Feistritzthales h FE ETERI TEN hat eine ziemlich beträchtliche Ausdehnung; er reicht in der Richtung :4 des Thales von Predassel als dem nördlichsten Punkte, nach Süd bis B zu jener Stelle des Thalweges, an welcher derselbe die als Mecesnou- 2 plas bezeichnete Thalfurche verquert. Dem Einschnitte des Hauptthales entlang liegen die Entblössungen in dem tieferen kalkigen Niveau, während die höherliegenden Terrassen zu beiden Seiten der Hauptsache K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 7. Verhandlungen. 39 a u WR Telet ar at 4% | SEN rt 198 Verhandlungen. nach den schieferigen Hangendschichten zufallen. Dieser jüngere Schichfä complex setzt auch den grössten Theil des bewaldeten Kralov hrib zusammen und reicht von hier ab in den D ouskigraben, auf der gegen überliegenden Thalseite ebenso tief in den Korosca potok hinein. Auf der Terrasse zwischen Belathal und der Forstwärterhütte, in den obersten Lagen der vorerwähnten Fischschiefer , finden” 8 dünnplattig-schieferige Mergel mit kleinen Cerithien, Congerien und ver- drückten Bivalvensteinkernen, welche letzteren mit einiger Wahrscheinlich keit auf Cyrenen bezogen werden können. Die Congerien dieser Localitä stimmen vollständig mit den Formen überein, welche Bittner aus der mittleren Abtheilung der Hangendmergel des Trifailer Tagbaues zusammen mit Cardien, Cyrenen, kleinen Cerithien und Melanien gesammelt und als Congeria spec. indet. aus der Gruppe der lebenden Congeria polymorpha beschrieben und abgebildet hat (vergl. Jahrb. d. geol. Reichsanst., 1884, XXXIV, pag. 520, Taf. X, Fig. 21). Es liegen mir unter den schon von Lipold zwischen Bela und Kopa gesammelten Materialien sowohl die schlanken, langschnäbligen, wie auch die kürzeren, stumpferen Formen der von Bittner beschriebenen, ausser- ordentlich variablen Art vor. Die transgredirenden Oligocänsedimente des Feistritzthales schliessen somit nach oben mit brakischen Bildungen ab, die aller Wahrscheinlichkeit nach Aequivalente der südsteierischen Sotzka-Schichten darstellen. Man wird nicht fehlgehen, wenn man in diesen Vorkommnissen einen neuen Beweis für den von Stur Y) auf Grund phytopaläontologischer Untersuchungen betonten innigen Zu- sammenhang der Fischschiefer von Wurzenegg mit den brakischen Sotzka-Schichten erblickt. Es ist dieses Vorkommen von brakischen Sedimenten an den äussersten Rändern der transgredirenden Meeres- ablagerungen und der enge Schicht- und Faciesverband beider, gewiss auch in Bezug auf genetische Fragen von Interesse. Wir müssen aus diesen Verhältnissen für das vorliegende Gebiet auf einen sehr allmäligen Rückzug der oligocänen Meeresbedeckung schliessen, der schon mit den schlammigen, Fisch- und Pflanzenreste beherbergenden und conglomeratische Schmitzen einschliessenden Absätzen begann, die sich unmittelbar über den Nulliporenrasen ausbreiten, also mit der Bildung der sogenannten Amphysilenschiefer und, der sodann in weiterem gleichmässigen Fortschritte zu den sicheren brakischen Sedimenten, — der Aestuarienbildung — hinüberführte, die uns in den Bänken mit Congerien, Cyrenen und Cerithien vorliegt. Die unmittelbar auf obertriadischen Kalk transgredirenden Oligoeän- bildungen des Feistritzthales sind nicht allein auf die Vorkommnisse in der Thaltiefe beschränkt. Schon Lipold hat am linken Thalgehänge in bedeutender Höhe über der Thalsohle analoge Sedimentlappen in derselben übergreifenden Lagerung constatirt. Einer derselben liegt an der Südabdachung der Kopa, einem zwischen Feistritz- und Belathal vorspringenden Bergkegel in 200—250 Meter Höhe über der Thalsohle, der zweite in noch bedeutenderer Höhe im Hintergrunde des Douski- Grabens. Andere isolirte Vorkommnisse fand ich innerhalb der Fels- rippen, welche von dem als „na stenah“ bezeichneten Rande des Plateaus der Velka planina südlich vom Douski-Graben in’s Feistritz- thal hinabziehen. An das erstgenannte Vorkommen an der Kopa knüpft os R » Sitzung am 2]. April. F. Teller, 199 sich darum ein besonderes. Interesse, weil hier die transgredirenden Oligoeänbildungen mit einem technisch nicht unwichtigen Produete, dem bekannten Putzpulvervorkommen des Feistritzthales , das schon seit mehr als 40 Jahren Gegenstand lebhafter Privatspeculation ist, in Verbindung steht. Gegenwärtig wird an der Kopa an zwei unmittelbar übereinander liegenden Stellen gearbeitet. An dem höher gelegenen Punkte hat man den Schichtkopf einer mit 25° in S. 30. W. ver- flächenden Serie von Nummulitenkalkbänken vor sich, darunter eine dünne Lage von stark verwitterten Mergelschiefern und unter dieser einen etwa zwei Meter mächtigen Complex von grauen pyritreichen Thonen und braunen bohnerzartigen Bildungen, die unmittelbar auf Äh Bien. sandigem Triasdolomit aufliegen. Das "merkwürdig sste Glied dieser Schichtfolge bilden die dem Triasdolomit aufgelagerten thonigen "Schichten. Dieselben sind ganz erfüllt mit kugeligen Schweleikier coneretionen , die meist nur von Schrot- und Erbsengrösse sind, nicht ‚selten aber Kugeln von nahezu ein Decimeter Durchmesser darstellen. Der Pyrit ist theils noch vollständig frisch, zum grösseren Theile aber "in Brauneisenstein umgewandelt, ein Vorgang, der natürlich auch die Färbung der thonigen Matrix beeinflusst und zur Bildung rothbrauner, ‚mit Brauneisenstein-Kügelchen durchsprengter Massen führt, die man ‚direet als Bohnerze bezeichnen möchte. Als Begleiterscheinungen der ‚hier im lebhaftesten Gange befindlichen Umwandlungsprocesse treten die bekannten Haarsalz-Ausblühungen, daneben aber auch Linsen und ‚Nester von in grossen Krystallen anschiessendem Eisenvitriol auf. Inner- halb dieser in fortdauernder Umwandlung begriffenen Ablagerung findet sich nun in unregelmässig begrenzten Partien, in Schnüren, Putzen und 'Nestern das Rohmaterial des Feistritzer Putzpulvers, das wir also selbst nur als eine mit den Umwandlungsvorgängen in den Pyritthonen in _ Verbindung stehende Neubildung, keineswegs aber als ein organisches -Produet (Kieselguhr ete.) betrachten können. Das ziemlich fest ge- _ bundene, nicht selten etwas fettig anzufühlende Material zeigt auch im Bruche nicht selten noch die für &eschichtete feste Thone charakteristische - striemig-faserige Structur. In Bezug auf seine Färbung läuft es die _ ganze bunte Farbenscala durch, welche den Verwitterungsproducten ‚eisenhaltiger thoniger Mergel eigenthümlich ist. Die weissen, nur leieht rosaroth oder blass kirschroth geflaserten Varietäten repräsen- tiren das werthvollste Material. Durch einen etwas complieirteren Aufbereitungsprocess (Rösten, Stampfen, Schlämmen) werden übrigens ! auch die dunkleren, unreinen Varietäten, die sich äusserlich schon durch unentschiedene schmutzige Farben zu erkennen geben, nutzbar h- gemacht. ; Die das Putzpulver-Vorkommen beherbergende Schichtabtheilung wird unter Vermittlung der vorerwähnten dünnen Mergelschieferlage eoneordant von den Nummulitenkalkbänken überlagert, ruht aber selbst auf einer welligen, rundhöckerigen Basis von Triasdolomit auf. Wesentlich ergänzt wird dieses Bild durch den nur um wenige Meter tieferliegenden zweiten Aufschluss. Man steht hier vor einer künstlich aufgebrochenen Wand von Triasdolomit, an welcher die pyritischen Thone und die damit zusammenhängenden Umwandlungs- und Zersetzungsproducete als Füllung unregelmässig gestalteter, vielfach verzweigter Spaltenräume eg FE a a EB N ne ar an a Fr. 200 ‘Verhandlungen. Nr. di 1 i auftreten. Da nun diese Bildungen einerseits concordant von Nummuliten- kalk überlagert werden, andererseits wieder die Spalten und Uneben- heiten des älteren Grundgebirges füllen und ausgleichen, so wird man sie wohl in die Reihe der oligocänen Sedimente stellen, und zwar als einen die Transgression eröffnenden Absatz betrachten müssen. 2 Die oligocänen Bildungen im Hintergrunde des Douski- Grabens. sind insoferne von Interesse, als sie das höchst gelegene Vorkommen dieser Ablagerungen im Gebiete des Feistritzthales darstellen. Wenn man von der Höhe des Plateaus der Velka planina über die Alpe Dol in’s Feistritzthal absteigt, trifft man bereits in 1200 Meter Seehöhe den oberen Rand eines oligoeänen Sedimentlappens, der sich in steiler Schichtstellung an die von Dactyloporen- -Durehschnitten erfüllten Kalke- der oberen Trias anlehnt. In dem Einschnitt, der nördlich von dem zur Alpe Dol führenden Fusssteig in den Douski-Graben hinabzieht, ist dieser Jüngere Sehiehteomplex sehr gut aufgeschlossen. Er besteht "hier aus einem Wechsel von diekbankigen, harten, foraminiferenreichen Kalken mit dünner geschichteten, weicheren , mergelig-sandigen Ge- steinen. Es gelang mir auch hier, zahlreiche "Fossilreste zu sammeln, welche trotz ihrer ungünstigen Erhaltung dennoch hinreichen, die voll- ständigste faunistische Uebereinstimmung dieser Schichten mit dem bei Kopisa entwickelten kalkigen Niveau erkennen zu lassen. , Zunächst fanden sich auch hier Fischzähne. Von Anthozoen nur Trochocyathus cf. aequicostatus Schaur. spec. und die aus den Öber- burger Schichten beschriebene (von Kopisa bisher nicht bekannte) Hydnophora longicollis Reuss. Von Gastropoden unbestimmbare Stein- kerne von Natica und ein Dentalium. Von Peleeypoden dieselben Arten der Gattungen: Ostraea, Pecten, Pecetunculus, die wir oben von Kopisa namhaft gemacht haben, ausserdem eine kleine Cardıta, die ich mit Cardita Laurae Brong. vergleichen möchte und eine SPODIBSEH nicht bestimmte Zucina. Die als Aequivalente der Oberburger Schichten be zeichneten Sedimentlappen im Gebiete des Feistritzthales treten gegen- wärtig, wie wir gesehen haben, in den verschiedensten Höhenlagen auf: In der Tiefe des Feistritzthales zwischen den Höheneoten 500 und 600 — an der Südabdachung der Kopa in einer Seehöhe von ungefähr 850 Meter — im Douski-Graben endlich erreicht die obere Grenze der marinen Sedimentscholle eine Seehöhe von ungefähr 1200 Meter. Höhendiffe- renzen soleher Art können zwischen Abschnitten desselben Becken- randes, wenn dieselben mit Ablagerungen gleicher Facies bedeckt sind, gewiss nicht als präexistirend gedacht werden. Der Niveau-Unterschied zwischen den Korallenbänken bei Kopisa und jenen im Douski-Graben, der auf ungefähr 600 Meter veranschlagt werden kann, ist so be- deutend, dass wir uns das Bild des ursprünglichen Beekenrandes ohne Zuhilfenahme bedeutender Dislocationen auf keinen Fall reconstruiren können. Leider lässt sich über Richtung und Ausdehnung dieser hier mit aller Bestimmtheit vorauszusetzenden Störungslinien nichts Genaueres ermitteln, da die von der Störung betroffene ältere Gebirgsunterlage in weitem Umkreise der einförmigen kalkigen und dolomitischen Riff- facies der oberen Trias zufällt, und somit die für die Lösung tektonischer Complieationen wünschenswerthe Gliederung in untergeordnete Horizonte undurchführbar erscheint. Nr. 7 Sitzung am 2". April. V. Uhlig. 301 Dr. Vietor Uhlig. Ueber den Verlauf des Karpathen- -_ Nordrandesin Galizien. Wie die Arbeiten der Aufnahmsgeologen gezeigt haben, ver- läuft der Nordrand der Karpathen in Ostgalizien von SO. nach NW. _ vollkommen übereinstimmend mit dem regelmässigen und so scharf _ ausgesprochenen Streichen des Gebirges. In der Gegend von Dobromil verlässt die äussere Begrenzungslinie der Karpathen diese Richtung und wendet sich nach Norden in die Gegend von Przemysl, so dass das karpathische Gebirge zwischen diesen beiden Städten einen ziemlich _ weit nach Norden reichenden Vorsprung bildet. In Westgalizien verläuft die nördliche Randlinie im Allgemeinen von ONO. nach WSW., also fast entgegengesetzt der Richtung des Karpathenrandes in Ostgalizien. Der am weitesten nach Norden vorgerückte Karpathentheil liegt bei Ropezyce und zwischen Rzeszöw und Lancut. Unterzieht man jedoch‘ den Karpathen-Nordrand in Westgalizien _ einer näheren Betrachtung, so ergibt sich bald, dass er nur im Allge- meinen, im Groben von WSW. nach ONO. sich erstreckt, im Einzelnen erscheint der Nordrand durch die grossen, der Weichsel zufallenden Karpathenflüsse San, Wislok, Wisloka, Biala, Dunajee, Raba in Ab- schnitte zerlegt, deren nördliche Begrenzung von der allgemeinen Richtung abweicht. Der westliche Theil dieser Abschnitte springt jeweils stark nach Norden vor, während der östliche ungefähr in der Richtung von WNW. nach OSO. sich erstreckt, entsprechend dem geologischen Streichen. Es zeigt demnach jeder der grösseren Flüsse bei seinem Austritt aus dem Gebirge auf dem rechten Ostufer eine mehr oder minder steil vorspringende Bergpartie, während sich auf der westlichen Thalseite ein flaches, aus Sand und Löss des Terrassendiluviums bestehendes Gebiet ausdehnt. Die Flüsse Wislok, Wisloka, Biala, Dunajee und Raba!) zeigen dieses Verhältniss in ganz klarer und regelmässiger Weise. Diese gesetzmässige Verschiedenheit in der Ausbildung der Thallehnen der grossen Karpathenflüsse bei ihrem Austritt aus dem Gebirge, ist offenbar abhängig vom geologischen Bau der Karpathen. Das Schichtstreichen ist auch in Mittel- und Westgalizien von SO. nach NW. oder von OSO. nach WNW. gerichtet, es müssen 'daher der Reihe nach verschiedene Ketten und Züge längs des Nordrandes zum Ausstreichen gelangen, die bald aus härterem, bald aus weicherem Material zusammengesetzt sind. Dies gibt sich in der äusseren Begren- zung der einzelnen Abschnitte des Nordrandes, die durch den Austritt der genannten Flüsse hervorgebracht werden, deutlich kund. Die nach Norden vorspringende: Gebirgsgrenze in der westlichen Hälfte der je- weiligen Abschnitte liegt quer auf dem Streichen der Schichten, während die nach OSO. verlaufende Grenzlinie der östlichen Partie mit dem Streichen übereinstimmt. Auf die Abhängigkeit der Lage der Steilufer vom Verlauf der durchbrochenen Höhenzüge hat vor kurzer Zeit F. Kloekmann hingewiesen, welcher gezeigt hat, dass die Lage der Steilufer von der Richtung des Stromes und dem Streichen des durch- !) Der San verlässt das Gebirge bei Przemysl in ungefähr ostwestlicher Richtung, kann daher eine ähnliche Verschiedenheit in der Ausbildung der Thalränder nicht aufweisen. Eh Se ir RR ae ar Be a nd Ba En Spt: A, 202. Verhandlungen. ; Nr. u brochenen Höhenzuges abhängig ist, und dass sich das steilere Ufer aus mechanischen Gründen immer auf derjenigen Seite eines Stromes vorfinde, auf welcher dessen Richtung mit dem Streichen des Auronzg brochenen Höhenzuges einen spitzen Winkel einschliesst. !) Diesem Gesetze zufolge müssten die grossen Karpathenflüsse in Westgalizien, die zum grössten Theil einen mehr oder minder nordsüd- lichen Lauf besitzen, ihre Steilränder vorwiegend auf der Ostseite erkennen lassen, während wir in Wirklichkeit diesbezüglich bald das rechte, bald das linke Ufer bevorzugt sehen. Es rührt dies wohl daher, dass neben den von Kloekmann besprochenen unveränderlichen Ursachen auch andere, zufällige Verhältnisse mitwirken, wie das Nachsitzen der dilu- vialen und alluvialen Anschwemmungsproducte, welche die Wirksamkeit des Gesetzes beeinträchtigen und den Fluss zum Ablenken von der gesetzmässigen Richtung veranlassen. Am Aussenrand aber findet keine Abweichung von der Regel statt, alle Ströme zeigen da eine flache Westseite, eine gebirgige, steile Ostseite. Seit Baer das nach ihm be- nannte Stromgesetz aufgestellt hat, hat man der gesetzmässigen Lage der Steilränder stets viel Aufmerksamkeit zugewendet und verschiedene Ursachen zur Erklärung der in der Natur beobachteten Verhältnisse herbeigezogen. Hier liegt uns ein Beispiel vor, welches, wenn auch in kleinerem Massstabe, so doch deutlich erweist, dass bei der Ausbildung von gesetzmässig ungleichen Uferböschungen auch der geologische Bau, das Streichen der Schichten eine wichtige Rolle spielen kann. Literatur-Notizen. Prof. Dr. A. Koch. Bericht über die im Klausenburger Randgebirge im Sommer 1883 ausgeführte geologische Speeialaufnahme. Mit einem geolog. Profile auf der Tafelbeilage. Separatabdr. aus den Földtani Közlöny. XIV. Bd. 1884. S. 368—391. In dem aufgenommenen Gebiete erscheinen nur tertiäre, diluviale und alluviale Ablagerungen. I. Eocäne Bildungen. Sie gliedern sich in: E. 1. Untere bunte Thonschichten ohne Versteinerungen. E. 2. Perforata-Schichten mit Num. perforata und N. Lucasana, Austern, 2 Gryphaeen etc. 7 E. 3. Untere Grobkalkschichten, in der Tiefe als blauer Tegel mit Ostrea a eymbula (Ostreategel), höher als Kalk entwickelt, mit derselben Auster, Alveo- linen u. s. £. E.4. Obere bunte Thonschichten. Aus diesen sehr fossilarmen Schichten r stammt das oft erwähnte Brachydiastematherium transsilvanicum Boeckh. E.5. Obere Grobkalkschichten oder Klausenburger Grobkalkschicht- gruppe. Zuoberst petrefactenreich: Vulsella legumen, Ovula cf. gigantea, Cerithium cf. giganteum, Natica caepacea und N. sigaretina, Pholadomya cf. Puschi, Fimbria subpectunculus, - Echinanthus scutella, Leiopedina Samusi und zahlreiche andere Species, ') Jahrbuch d. kgl. preuss. geolog. Landesanstalt, 1882, pag. 178. Sitzung am 21. April. A. Koch, 203 ‚Nr. 7 - E.6. Intermedia - Schichten. Entwickeln sich allmälig aus dem vorigen 2 Horizonte, der obere Theil wird thonreicher. Nummul. intermedia und N, Fichteli, Dr. Pecten T'horenti, Schizaster pl. spec, und eine Anzahl anderer Nummulitenarten SR sind bezeichnend. FR.?. Bryozoön-Schichten in Gestalt eines bläulich-grauen Tegels. I, Oligocäne Bildungen. Sie gliedern sich folgendermassen : 50. l. Schichten von Höja. Gelblich-weisse, dichte, mergelige Kalke mit grossem Fossilreichthum, die Arten grösstentheils mit Sangonini und Castelgomberto übereinstimmend. Von Nummuliten N, intermedia und N. Fichteli, Besonders häufig sind Balanez. Die typische Entwicklung dieser Schichtgruppe ist eine ; beschränkte. 0.2. Schichten von M&ra (Gombertoschichten). Mergel, Sandsteine und hr Kalkmergel, letztere besonders reich an Scutella subtrigona Koch. 0.3. Schichten von Forgäcskut. Thone und Sande mit Kohlenspuren, Cyrena semistriata Desh. ist herrschend. 0.4. Fellegvärer oder Corbula-Schichten. Sandsteine und Thonmergel mit Er; Muschelbänken, die nur aus einigen Arten von Corbula und Corbulomya, sowie aus Cyrena semistriata bestehen. 0.5. Schichten von Zsombor. Kohlenflötzführende Thone und Sandsteinbänke, rothe und bläuliche Thone mit Cyrena semistriata, Cerith. margaritaceum und Cer. plicatum. 0.6. Schichten von Puszta St. Mihäly. Grenzschichten zwischen Aquitanien- und unterem Mediterranhorizonte. Kohlenschiefer und Thone. Ostrea cyathula und ÖOstrea gingensis, Cerith. margaritaceum und Cerith. af. moravieum, Cyrena cf. Brongniarti, C. aff. gigas Hofm., Mytilus Haidingeri und Mela- nopsis Hantkeni. III. Neogene Ablagerungen. . Koroder Schichten. Nur local fossilführend. . Schichten von Kettösmezö (Schlier). Sandigglimmerige Tegelschichten, die bisher nur Foraminiferen geliefert haben. . Schichten von Hidalmäs. Grobe Sande und Conglomerate, lose sandige und thonige Schichten, local mit reicher Fauna. . Mezöse&ger Schichten (obermediterrane Stufe). Schiefriger Tegel von ausserordentlicher Fossilarmuth (gegen die untere Grenze hie und da Fora- miniferen), daneben Quarzandesit- und Dacit-Tuffe, Sandsteine und kieselige Sandsteine, endlich Salzstöcke mit Gypslagen. Jüngere neogene Schichten, als die genannten sind, fehlen. ' IV. Diluviale und alluviale Ablagerungen; in ersteren hie und da Säuge- thierknochen. Die Ausführungen von Koch speciell über die neogenen Gebilde finden eine wichtige Ergänzung durch die in Nr. 4 dieser Verhandl. (1885, pag. !Ol), publieirten _ Untersuchungen von Th. Fuchs über die Fauna von Hidalmas. Wie Fuchs hervor- _ hebt, wurden die Schichten von Hidalmäs von Seiten der ungarischen Geologen bisher _ mit den Grunder-Schichten verglichen. Aus der Untersuchung der Fauna indessen folgert Fuchs, dass diese Schichten von Hidalmäs jedenfalls bedeutend älter sein und _ wohl am besten mit den tiefsten Theilen der Horner Schichten, i.e. mit den Schichten von Molt, in Parallele gesetzt werden müssen. Die Parallelisirung der Schichtfolge von Klausenburg würde demnach je nach dem individuellen Standpunkte immer =» wo vo _ noch eine recht verschiedene sein, wie sich das tabellarisch folgendermassen aus- ;- drücken lässt: E PET £ Parallelisirung nach den Parallelisirung nach E Sehichtfolge bei Klausenburg srladhen Geolicke Th. Fuchs ? oben 2. Mediterranstufe - Mezöseger Schichten Obermediterran Schlier von Niederöster- reich und Mähren Schichten von Hidalmäs . | Niveau von Grund . . .| Niveau von Molt Schichten von Kettösmezö . | Niveau des „Schliers“ . . | ? Schichten von Korod . . | Aelteres Mediterran . „ .| ? (A. B.) 4 Mu Y E F RN 2 Bi N T 2 204 Verhandlungen. Dr. A. Koch. Umgebungen von Klausenburg (Kolosvärn), Blatt Z. 18, Col. XXIX, 1: 75.000. (Erläuterungen zur geologischen Specialkarte der Länder der ungarischen Krone, herausgegeben von der königl. ungar. geol. Anstalt.) Budapest 1885. 24 S. Text in 80, Kr L Die geologische Zusammensetzung des Gebietes von Klausenburg ist aus mehrere Publicationen, von denen die neuesten von demselben Autor herrühren (vergl. voran- stehendes Referat) bekannt. Aeltere als tertiäre Schichten treten im Bereiche de dargestellten Blattes nicht auf. Die Gliederung, welche Koch bereits früher zu con- statiren hatte, erleidet auch in dieser neuesten Arbeit keinerlei wesentliche Aenderung. Im Oligocän erscheinen die früher angeführten sechs Niveaus auf drei zusammen- gezogen dadurch, dass die oberen vier (O,—0,) nur mehr Unterabtheilungen der 3. und obersten (aquitanis chen) Oligocängruppe bilden. Auch die Neogen-Serie weist die von früher her bekannte Gliederung auf, was besonders mit Rücksicht auf die differirenden Ansichten von Th. Fuchs (vergl. voranstehendes Referat) hervorgehoben sein möge. Diese Bemerkung bezieht sich ganz speciell auf die Stellung der Worin tegel von Kettösmezö, welche im Hangenden der Schichten von Korod und im Liegenden der Schichten von Hidalmäs angegeben und von den ungarischen Geologen dem „Schlier“ gleichgestellt werden. Diese Kettösmezöertegel besitzen bereits ihre eigene kleine Geschichte. Hofmann (Földt. Közl. 1879, 231 £.) gibt an, dass diese Foraminiferen- tegel den oberen Abschluss der Oligocän-Serie bilden ; sie würden daher in’s Liegende der Koroder Schichten fallen. Im Referate über die betreffende Arbeit von Hofmann (N. J. £.M. 1881, I, 97) führt Fuchs nach vom Autor erhaltenen Informationen einen Schlier-Horizont im Hangenden der Koroder Schichten ein, an derselben Stelle, welche Koch in allen seinen Arbeiten eben dem Foraminiferentegel von Kettösmezö (Schlier) anweist. Durch die Untersuchung der Fauna von Hidalmäs seitens Fuchs scheint die Parallelisirung der Kettösmezöer Schichten mit dem „Schlier“ wieder zweifelhaft geworden zu sein, um so mehr, als Fuchs (Verhandl. 1885, 106) nun thatsächlich die im Hangenden der Schichten von Hidalmäs auftretenden Mezöseger Schichten re Lagerung nach für Aequivalente des niederösterreichischen und mährischen „Schliers® erklärt. Es ist wohl zu hoffen, dass Prof. Koch im Verlanfe seiner weiteren er J reichen und dankenswerthen Studien Gelegenheit finden werde, auch diese bis jetzt dunklen Punkte zu erhellen. Weitere Capitel behandeln die weitverbreiteten diluvialen und alluvialen Bil- dungen, die letzten schliesslich sind den nutzbaren Mineralien und Gesteinen, sowie den Quellen- und Grundwasserverhältnissen gewidmet. (A. B.) 7 C. F. Parona. Sulla etä degli strati a brachiopodi della Croce di Segan in ValTesino. Estr. dai processi verbali della Societa Toscana “di Scienze naturali. 1885. 5 S. m 8°, Vorliegende Mittheilung bezieht sich auf die Brachiopodenfauna von Croce di Segan im Val Tesino (Südtirol), welche durch die Arbeiten von Parona und Canavari (Ref. in Verh., 1883, pag. 162) und von H. Haas (Ref. in Verh., 1884, pag. 187) bekannt geworden ist. In Folge der von einander unabhängigen Beschrei- bungen dieser Fauna durch die genannten Autoren haben sich sowohl Haas (Neues Jahrb. f. Mineralogie, 1885, Bd. I, pag. 168), als Parona veranlasst gesehen, auf den Gegenstand zurückzukommen. Haas kündigt einen Nachtrag zu seiner ersten Arbeit an, während Parona bereits in der vorliegenden Publication auf einen Ver- gleich der von ihm und von Haas von Croce di Segan (resp. Castel Tesin) beschrie- benen Arten eingeht. Rhynchonella Segamensis Par. steht der Rh. Briseis Gemm. äusserst nahe. Rh. Corradii Par. ist der Rh. faseicostata Uhlig sehr ähnlich, ohne aber nach Parona mit ihr vereinigt werden zu können, Rh. Corradii wurde nicht nur bei Croce di Segan und in den Vigilio-Oolithen des Hochveronesischen, sondern auch von Dr. Rossi in den Murchisonaeschichten des Mte. Grappa gefunden. Rh. Theresiae Par. könnte mit der Haas’schen Rh. Greppini vereinigt werden, diese Art ist aber nach Parona durchaus nicht identisch mit Oppel’s Art. Auch Rh. Theresiae kommt in den Murchisonaeschichten des Mte. Grappa vor. Terebr. Lossii Leps. bei Parona und Terebr. brachyrhyncha Schmidt bei Haas sind auch nach Parona ein und dasselbe, Parona hält aber die Haas’sche Bestimmung nicht für glücklicher als seine eigene. Sitzung am 21. April. L. v. Ammon. 205 Pygope ceurviconcha von Croce di Segan steht nach Parona der Oppel’schen Art jedenfalls näher als der Ter. aspasia Menegh. oder der Ter. Chrysilla Uhlig. [6 Waldheimia cf. Cadonensis E. Desl. von Croce di Segan entspricht der Wald- 'heimia Hertzii Haas. 0 Waldheimia gibba nov. wird für eine von Parona früher (Brach. ool. tab. XI, Fig. 10) als Jugendform zu Ter. eurviconcha gezogene Art eingeführt. : Pygope pteroconcha Gemm. wird als auch zu Croce di Segan vorkommend constatirt. Parona schliesst mit der Bemerkung , dass seine früheren Bestimmungen sich _ demnach als richtig erwiesen haben und dass mehrere Arten von Castel Tesino sich auch in den Murchisonaeschichten des Mte. Grappa mit sicher oolithischen Arten ver- gesellschaftet vorfinden. Was also das Alter der Fauna von Croce di Segan anbelangt, 'so könne er bei seiner früheren Ansicht stehen bleiben. Diese Fauna würde allenfalls dann für liassisch zu erklären sein, wenn man die vom Referenten (Bull. Com. Geol. 1883, pag. 245) vertretene Ansicht, dass die Klaus-, Murchisonae- und andere Schichten der veronesischen Voralpen mit den Bifronsschichten der lombardischen Voralpen - gleichalterig seien, gelten lassen wollte. — Daran, diese Ansichten gelten lassen zu _ wollen, kann aber gewiss Niemand denken, und das wohl umsoweniger, als dieselben vom Referenten überhaupt gar niemals ausgesprochen oder vertreten worden sind (man _ vergl. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1883, pag. 437). Von Seiten des Referenten ist vielmehr auf Grund des Vorkommens von Bifronsschichten bei Tenno (man vergl, _ auch die Original-Mittheilungen in Verh., 1831, pag. 52 und insbesondere pag. 272) in _ einer stratigraphischen Position, welche unmöglich weit von jener, welche die Murchi- _ sonaeschichten einnehmen, abstehen kann, behauptet worden, die Hauptmasse der ' gelben Kalke und der Vigilio-Oolithe des Hochveronesischen müsse noch liassisch sein, es ist aber fernerhin noch die Möglichkeit offen gelassen worden, es könnten gewisse obere Partien dieser Oolithe und gelben Kalke des Hochveronesischen selbst noch die - Murchisonaeschichten vertreten, speeiell da, wo diese in typischer Entwicklung fehlen. Jene Behauptung, die an und für sich — auch wenn die Bifronsschichten von Tenno - nicht da wären — schon dadurch gestützt wird, dass die Murchisonaeschichten selbst - über der Hauptmasse der Oolithe und grauen Kalke liegen, kann auch durch den Um- stand nicht beeinträchtigt werden, dass thatsächlich Rhynchonella Vigihi und Rh. ' Clesiana Leps., sowie wohl auch andere Brachiopodenarten (man vergl. hier die Arbeit von Parona selbst) bereits in den gelben Kalken und Vigilio-Oolithen auf- _ treten und aus diesen in den Murchisonae-Horizont aufsteigen. Dies ist gewiss ebenso wenig ausschlaggebend als der Umstand, dass beispielsweise die für die Klausschichten _ als bezeichnend geltende Terebratula eurviconcha Opp. bereits in den Murchisonae- schichten auftritt oder dass andererseits mit Teer. Aspasia Menegh. identische oder fast identische Formen aus dem unteren Lias in die Murchisonaeschichten hinaufreichen. _ Wenn aber der Nachweis sogar schon erbracht wäre, dass die Brachiopodenkalke von Croce _ di Segan ihrem Niveau nach den gelben Kalken und Vigilio-Oolithen des Hochverone- sischen oder den Brachiopodenkalken mit Ter. Lossii von Iudicarien vollkommen ent- _ sprächen, dann ist immer noch die Wahrscheinlichkeit, dass dieselben liassischen Alters seien, grösser als jene, dass man dieselben ohneweiters als mitteljurassisch betrachten _ dürfe, (A. B.) A. Hofmann. Säugethierreste aus der Stuhleck-Höhle. (Mitth. des ? _ naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark, Jahrg. 1884. In einer Höhle an dem Südostabhang des Stuhleck bei Spital am Semmering hat der Verfasser ein knochenführendes Lehmlager aufgedeckt, aus dem folgende R _ Säugethierreste bestimmt werden konnten: Ursus spelaeus, Ursus arctos, Lepus variabilis , Rangifer tarandus (?), Antilope rupicapra. Von besonders günstiger Er- % haltung war ein Schädel von Ursus arctos, der in vier verschiedenen Ansichten auf zwei Tafeln zur Abbildung gebracht wird. (ER) Dr. L. v. Ammon. Ueber das in der Sammlung des Regensburger - naturwissenschaftlichen Vereines aufbewahrte Skelet einer Jangschwänzigen Flugeidechse (Zhamphorhynchus longicaudatus). Correspondenzblatt des naturw. Ver. in Regensburg, 1884, XXXVIIH. Jahrg., Nr. 9—11, pag. 129 bis 167, mit 2 Tafeln. Der in der vorliegenden Abhandlung beschriebene Pterosaurier stammt aus den oberjurassischen Plattenkalken der Solenhofer Schichten, trägt aber keine genauere K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 7. Verhandlungen. 30 206 Verhandlungen, Fundortsangabe,; nach dem Gesteinsmaterial zu schliessen, dürfte das Stück ie den Steinbrüchen bei Kelheim oder jenen bei Pointen und Jachenhausen in d Oberpfalz entnommen worden sein. Der Fossilrest stellt ein mit Ausschluss der beiden Extremitätenpaare fast vollständiges Skelet eines langschwänzigen Pterodactyliers daı das mit dem von Münster beschriebenen Pterodactylus longicaudus Ahern derselben Art, welche später zur generischen Abtrennung der langschwänzigen Ptero saurier (Gattung Rhamphorhynchus) von den kurzschwänzigen (Gattung Pterodaety Veranlassung gegeben hat. Mit Rücksicht auf die fehlerhafte Bildung des von Münster gewählten Artnamens schlägt der Verfasser dessen Abänderung in Bram us. longicaudatus vor. Der besterhaltene Theil des Fossils ist der Schädel, den der Verfanser auch eingehendster Weise schildert. Es ergeben sich aus den diesbezüglichen Unter wieder eine Anzahl neuer Thatsachen zur Unterstützung der vornehmlich von Owen vertretenen Anschauung, dass der Schädel der Pterosaurier in seinen anatomischen Charak, {= teren weit mehr mit einem Reptilienschädel übereinstimmt, als mit dem Vogelkopfe, .ob- wohl gewisse Beziehungen zu dem letzteren nicht völlig in Abrede gestellt werden könn In Bezug auf den‘ Unterkiefer konnte der Verfasser die Existenz einer Symphysen constatiren. Interessant ist ferner der Nachweis deutlicher Halsrippen, die in ähnlicher Vollständigkeit noch bei keiner der bekannten Rhamphorhynchus-Arten beobachtet wurden. Die Gebilde, die H. v. Meyer bei Rh. Gemmingi als Halsrippen gedeutet hat, dürften als verknöcherte Sehnen zu betrachten sein. Mit dem achten Wirbel beginnt die Dorsolumbar-Region der Wirbelsäule, die sich aus 13 rippentragenden ur 2 als Lendenwirbel zu betrachtenden Elementen zusammensetzt. An der Zusammen- setzung des Kreuzbeins betheiligen sich drei (höchstens vier) Wirbel. An dem langen steifen Schwanz zählt man an 40 Wirbel, welche von den für die Schwanzwirbel Rhamphorhynchen charakteristischen verknöcherter Sehnenstreifen umgeben sind. V: Schultergürtel ist das der Brustplatte der Crocodilier ähnliche Sternum, ferner d grosse Coracoid und die Scapula erhalten. Die beiden letzten Knochen ähneln, schon Zittel nachgewiesen hat, in ihrer Gestalt den entsprechenden Knochen der Vögel. Der Beckengürtel ist von fragmentarer Erhaltung und bot nach Zittel’s eingehenden Untersuchungen über diesen Theil des Rhamphorhynehusskelets nur mehr wenig Interesse. Zwei Phototypien stellen das Fundstück in seinen natürlichen Verhältnissen dar. Wenn dieselben manche Details nicht mit jener Schärfe wiedergeben, die den sorgfältigen Schilderungen des Verfassers entsprechen würde, so mag das wohl zum Theil in der Kleinheit des darzustellenden Objeetes, zum Theil aber auch sicherlich in den Mängeln begründet sein, welche dieser an sich trefflichen Reproductionsweise heute immer noch anhaften. (F. T.) Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15. Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. b 1559. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 5. Mai 1885. Inhalt: Eingesendete Mittheilungen: M. Schlosser. Notizen über die Säuge- thierfauna von Göriach und über Miocänfaunen im Allgemeinen. N. Andrussow. Ueber das = Alter der unteren dunklen Schieferthone auf der Halbinsel Kertsch. Prof. A. Pichler. Zur Geologie Tirols. — Vortrag: D. Stur. Ueber die in Flötzen reiner Steinkohle vorkommenden Stein- und Torfsphärosiderit-Rundmassen. — Literaturnotizen: W.Deecke. S, Nikitin. F. Toula. J. N. Woldrich. Th. Tschernyschew. O. Novak. G. Bruder. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. Max Schlosser. Notizen über die Säugethierfauna von Göriach und über Miocänfaunen im Allgemeinen. (Einer brieflichen Mittheilung an Herrn Custos Th. Fuchs entnommen.) Aus der Braunkohle von Göriach bei Turnau in Steiermark haben in neuester Zeit R. Hoernes') und Fr. Toula?) eine Anzahl neuer u ie a Säugethier-,„Formen“ bekannt gemacht. Diese Angaben müssen mit einiger Vorsicht aufgenommen werden, denn es liegt doch sicher sehr nahe, dass eine so dürftige Fauna, wie diese es ist, nicht wohl in kurzer Zeit eine so wesentliche Bereicherung erfahren kann, und noch dazu durch Formen oder Arten, die nieht einmal in den doch so wohl durchforschten und durch die Fülle der verschiedenartigsten Reste aus- gezeichneten, im Alter ungefähr gleichstehenden Ablagerungen von Stein- heim und Sansan vorkommen. Es ist nun allerdings richtig, dass die Säugethierfaunen des mittel- europäischen Ober-Miocäns wirklich bereits zoogeographische Grenzen erkennen lassen, so finden sich in Sansan Antilopen und ist auch da- selbst der für das gleichalterige Steinheim so charakteristische Palaeo- mery& furcatus durch den sehr ähnlichen Dieroceros elegans vertreten. Es ist demnach die Möglichkeit, selbst die eine oder andere ganz neue Art zu finden, durchaus nicht ausgeschlossen, doch muss es unter allen Umständen gerechte Zweifel erregen, wenn von einer als so dürftig geltenden Localität in so kurzer Zeit eine solche Menge neuer Formen oder Arten bekannt gemacht werden und in der That ergibt auch schon !) Jahrbuch der k. k. österr. geolog. Reichsanstalt, 1882. ?) Verhandlungen der k. k. österr. geolog. Reichsanstalt, 1884, Nr. 8. K.k. geolog. Reichsanstalt 1885, Nr. 8. Verhandlungen, al Bat re eh RS SUN TE RER REN Da 208 Verhandlungen. eine oberflächliche Prüfung die Unhaltbarkeit der yon den genannten 1 Autoren gemachten Bestimmungen. Pe. Was nun zunächst die Dieroceros-Formen oder fer anlangt, sind die Genera Dicroceros und Palaeomeryx so nahe verwandt, d sie Rütimeyer!), wohl der beste Kenner der fossilen Ruminantier, zusammenstellt und sogar über die Species-Verschiedenheit des Pal meryx furcatus und des Dieroceros elegans kein ‚Urtheil abgibt. diesen beiden fügt nın Hoernes noch einen Dieroceros fallax n. f. Derselbe basirt auf Unterkiefern, die sich von dem Dieroceros elegans nur durch die Dieke der Zähne und durch die Länge der Zahnreihe im Vergleiche zu dem von Fraas untersuchten Exemplare des elegan. unterscheiden. Dieses letztere misst 78 Millimeter, Dieroceros fal ıw 84 Millimeter. Nach Rütimeyer — 1. e. pag. 90 — wechselt aber die Länge der Zahnreihe bei Dicroceros elegans um 17 Millimeter; das Minimum ist 75, das Maximum 92 Millimeter, die Durchschnittszah E ist 80, und auch die von mir gemessenen 23 Schädel von Ce capreolus der Münchener osteologischen Sammlung zeigen eine Differenz von 7'5 Millimeter. Das Minimum ist hier für die Unterkieferzahnreihe 60°5 Millimeter, das Maximum 68 Millimeter. Die Durchschnittszahl ist 63°2 Millimeter. Ich gebe hier die Resultate meiner Unteregehung + Unterkiefer- Öberkiefer- Zahnreihe M, Zahnreihe 65 Mm. 15 Mm. 58 Mm. ee; BB Se 59 R g alt 63 » 15 » 58 » Re » DAY 1497, 57 e g Jung 6l " N DON unvollkommene a 15 ? 57 e Schädel 65 % 145, BET. (6) DR: 145.7, 58 5 ER DD 615, g alt 61 5 14 x BB ai. d 3 1; Ba 8 61°5 ” 14 ” 97 ” 6) BB: 1 145 ., 59 R d N en 3 E, se g Jung 645 „ Tas iR 6057, gu 63 r 14 : 59 h 6) 605 „ 135% 575 „ dm 62 & 145 „ ER d 63 » 15 » 60:5 ” 6) 66 h 139%, 605 „ ö WV 64 n 14 ” 59 ” Ö 60817, Ta 55 5 öÖ I. Ist bemerkenswerth wegen der Höhe der Zähne. II. Der letzte Prämolar (Pr,) ist auffallend klein. III. Die Zähne sind merkwürdig hoch. Zahnwechsel soeben beendeil ; !) Beiträge zu einer natürlichen Geschichte der Hirsche. Abhandlungen der schweizerischen paläontologischen Gesellschaft, 1883, 1884, pag. 90. v ER Nr. 8 Sitzung am 5. Mai. M. Schlosser. 209 Da ich nicht mehr genau anzugeben weiss, wie weit der letzte _ Molar bei den mit „jung“ bezeichneten Exemplaren bereits durehgebrochen ist, so will ich dieselben nicht weiter berücksichtigen , sondern bezieht sich das Maximum und Minimum auf die übrigen “Exemplare. Abgesehen von der Grösse zeigen sich hier auch sonst noch Ver- - schiedenheiten, die man eonsequenter Weise geradezu als „novae formae“ _ bezeichnen müsste. Auf die von Hoernes erwähnte relative Dieke der _ Zähne, sowie die mehr oder minder starke Runzelung der Schmelzsehicht ist hiebei noch nicht einmal Rücksicht genommen, denn schon eine _ flüchtige Durchsicht einer Anzahl Individuen einer und derselben lebenden Art beseitigt jeden Zweifel über den Werth oder vielmehr _ Unwerth dieser Merkmale. Was das Fehlen oder die Undeutlichkeit ‚des Palaeomeryx-Wülstchens bei Dicroceros elegans anlangt, so möchte ich bemerken, dass dasselbe bei dieser Art augenscheinlich im Ver- schwinden begriffen ist, denn an den von mir untersuchten Stücken sind nicht einmal die Molaren ein und desselben Kiefers in dieser Beziehung _ gleich. Nichtsdestoweniger ist es für alle übrigen Cerviden — Palaeo- _ mery& — des Miocän sehr charakteristisch, scheint aber mit der Zu- nahme des Geweihes proportional zu verschwinden. Es lässt sich folgende Entwieklungsreihe aufstellen: Unter Miocän: Palaeomeryx div. sp., ohne Geweih, Wülstchen wohl entwickelt Steinheim: a Furcatus niedriges " ey H Sansan: Dicroceros elegans, höheres . R schwach oder fehlend Pliocän : Cervidae hohes, mächtiges F a fehlt. Da dieses Wülstchen bei allen Cerviden des Unter- und Mittel- Miocän mit Ausnahme von Dieroceros auftritt, so ist es als Genus- Merkmal recht wohl verwendbar. Bei Aufgeben eines so constanten Charakters hörte nothwendig all’ und jede generische Begrenzung auf und eine solehe wird doch von allen Zoologen zur Zeit noch aufrecht gehalten und hat auch sicher für eine jeweilige geologische Periode vollständige Berechtigung. Wenn nun, wie gezeigt, schon die von Hoernes aufgestellte nova forma nicht genügend begründet ist, so gilt dies noch mehr von den Dieroceros sp. und Dier. n. sp. cfr. fallax, welche Toula l. ce. ankündigt, denn dieselben basiren lediglich auf vereinzelten Individuen, eines sogar auf einem Milchgebissfragmente. Alle diese Stücke müssen zweifellos auf Dieroceros elegans bezogen werden — eine Ausnahme macht vielleicht sein Dicroceros minimus n. f., von dem indess bis jetzt nur der Name vorliegt; sollte derselbe etwa mit Palaeomeryx pygmaeus von Georgs- gemünd identisch sein? Soweit ich nach meinen Beobachtungen urtheilen kann, sind Palaeomeryx (Prox) furcatus und Dieroceros elegans wirk- lich speeifisch verschieden’), doch sind genetische Beziehungen zwischen beiden keineswegs ausgeschlossen. Der erstere scheint mehr auf den nördlichen Theil Mitteleuropas beschränkt gewesen zu sein, während das Verbreitungsgebiet des zweiten Frankreich und Oesterreich erst !) Mit den beiden Arten stellt Rütimeyer — 1. c., pag. 91 — noch Palaeomeryx- Scheuchzeri H. v. Meyer zusammen, als dessen Fundorte die ganze Molasse der Schweiz bis nach Württemberg und Bayern, sowie Weissenau bei Mainz angegeben wird. Wie ich aus den Zeichnungen in H. v. Meyer’s Manuscript ersehen konnte, sind unter diesem Namen mindestens zwei verschiedene Arten zusammengeworfen. 3l* 210 Verhandlungen. | Nr. 8 } etwas später auch Südbayern umfasste. Von bayerischen Loealitäten besitzt das Münchener Museum Exemplare von Freising und von Diessen am Ammersee. Die betreffenden Schichten sind die unteren Lagen des Dinotherium-Sandes. Es wäre nicht undenkbar, dass die erstere — kleinere und wohl auch ursprüngliche — Art sich nördlich der heutigen Donau länger behaupten konnte als südlich davon, wo sie nieht nur init ihrer stärkeren Zweigform, sondern auch sonst noch mit zahlreichen anderen Wiederkäuern, besonders Antilopen, zu conceurriren hatte. Die Anwesenheit dieser letzteren lässt überdies auch auf ein etwas trockeneres Klima schliessen. £ Zu Dieroceros fallax stellt Hoernes auch den von H. v. Meyer als Dorcatherium bestimmten Unterkieferrest (Palaeontographieca, Bd. VI, pag. 54, Taf. VIII, Fig. 4). Derselbe gehört indess zweifellos zu Hyae- moschus (= Dorcatherium) crassus, denn die für dieses Genus so charakteristischen Leisten sind ganz deutlich zu sehen, und überdies giebt auch Toula das Vorkommen von Hyaemoschus in Göriach an. !) Von Palaeotherium medium liegt ein Schneidezahn vor. Es wäre doch nicht ganz undenkbar, dass dieser fragliche Zahn, der allerdings sehr grosse Aehnlichkeit mit Palaeotherium besitzt, sich auf seeundärer Lagerstätte befände. Ausserdem ist es auch nieht ganz über allem Zweifel erhaben, ob nicht doch dieses Stück zu Chalieotherium gehöre. Nach Faleoner soll zwar Chalieotherium keine Ineisiven besitzen, doch bin ich versucht zu glauben, dass die in der „Fauna antiqua Sivalensis“ abgebildeten Reste von jungen Individuen herrühren. Die Gründe, welehe mich hierzu bestimmen, sind folgende: Für's Erste zeichnen sich die hinteren Zähne durch ihre ausserordentliche Frische aus; ferner hat der dritte Molar des Unterkiefers bei Ohalicotherium und dem so nalıe verwandten Aronto- therium stets drei Loben, während bei dem in Frage stehenden Stücke deren nur zwei vorhanden sind, wodurch es sehr wahrscheinlich wird, dass wir es hier eher mit dem zweiten als mit dem dritten Molaren zu thun haben. Ausserdem wäre bei den Originalen Faleoner’s die Zahl der Prämolaren nur drei, während Ohalicotherium eben sowie Bronto- therium doch sonst vier Prämolaren besitzt. Ausserdem differirt der als M, des Oberkiefers bestimmte Zahn so wesentlich von dem folgenden Molaren, sowohl der Form, als auch der Grösse nach, wie dies sonst niemals bei den Molaren der Ungulaten der Fall ist, und muss daher dieser angebliche M, wohl als Pr, oder vielleicht noch besser als D, bezeichnet werden. Endlich inserirt das Malar-Bein bei Drontotherium gerade oberhalb des ersten Molaren und daher wohl auch wahrschein- lich bei Ohalicotherium an der gleichen Stelle und nicht, wie die Zeich- nung angibt, erst oberhalb des zweiten Molaren. Es muss daher dieser Zahn wohl als M, gedeutet werden. ") In einer nachträglichen brieflichen Mittheilung fasst der Verfasser seine An- sichten über die fraglichen Dicroceros-Formen in folgender Weise zusammen: Dieroceros fallax n. f., ef. fallax und Dicroceros sp. ähnlich dem elegans sind unbedingt mit Dieroceras elegans zu vereinigen. Der Dicroceros n. sp. mit 73, 75 Millimeter Zahnreihe ist wahrscheinlich identisch mit fuwrcatus, ebenso der nur durch einen Milch- zahn repräsentirte Dieroceros? sp. Bezüglich des Dieroceros minimus.n. f. lässt sich nichts Sicheres angeben; für furcatus ist er doch etwas zu klein (63 Millimeter), für den Georgsgemünder Palaeomeryx pygmaeus aber ist er zu gross. — Auf keinen Fall hat er etwas mit Mieromeryx Flaurensianus zu thun, wie ich (Verfasser) irriger Weise einmal angegeben habe. Anm. d. Redaction. Sitzung am 5. Mai. M. Schlosser. 211 Ausser diesen Dieroceros werden für Göriach noch folgende Formen namhaft gemacht: ZFelis Turnauensis n. f.; Oynodietis (Eloeyon) Göria- chensis n. sp., Amphicyon sp., Hyaemoschus crassus, Hyotherium Söm- meringi, Palaeotherium medium, Bhinoceros af. austriaeus und af. minutus, Anchrtherium schienen Mastodon (angustidens) und Chali- comys Jägeri (2). Da die Fauna von Göriach so grosse Aehnlichkeit mit der von Steinheim, Sansan und anderer obermioeäner Loealitäten besitzt, so läge es doch wirklich sehr nahe, dass auch diese neueren Funde ebenfalls sich wenigstens zum grösseren Theile mit bereits bekannten Arten identifieiren liessen. Es wäre demnach zu erwarten, dass Felis Turnauensis dasselbe ist wie Felis media von Sansan. Ebenso ist es sehr wahrscheinlich, dass der Amphieyon sp. (af. intermedius) mit Amphieyon major vereinigt werden muss, wenigstens stimmt die Abbildung des ersteren ganz gut mit der von Gervais (Zool. et Pal. fr. pl. 28, Fig. 12) gegebenen, sowie mit der in Blainville’s Osteographie (pl. 14 oben links). “Der Or ynodictis Göriachensis freilich hat mit dem ÖOynodon Velaunum von Ronzon und Oynodietis Teptorhynchus mehr gemein als mit allen genauer bekannten Carnivoren des Ober-Miocäns. Er stellt eine Mittelform dar zwischen Lutra und Viverra und hat überdies noch Anklänge an die Gattung Öynodon. Wie gross die Aehnlichkeit mit H. v. Meyer's Stepha- nodon Mombachiense von Günzburg ist, der von dem echten Stepha- nodon von Mombach (= ZLutra Valetuni) durchaus verschieden ist, kann ich jetzt allerdings nicht angeben, doch wäre die Identität dieser Reste nicht ganz ausgeschlossen. Dass wir es im vorliegenden Falle mit einer neuen Form, die vielleicht sogar zu einer selbständigen Gattung erhoben zu werden verdiente, zu thun haben, ist sehr wohl möglich, denn die Zahl der bisher bekannten miocänen Carnivoren- Arten steht in gar keinem Verhältnisse zu der der übrigen Säugethier- Arten des Miocäns und lässt selbst die Kenntniss dieser wenigen Reste noch sehr viel zu wünschen übrig. Eine Monographie der fossilen Carnivoren ist ein dringendes Bedürfniss. Von Chalicomys kommen beide Arten in Güriach vor, wie ich an einer anderen Stelle — Palaeontographiea, Bd. XXXI, pag. 24 — gezeigt habe. Die Bestimmung von Rhinoceros-Zähnen bleibt immer eine miss- liche Sache, sofern nicht der ihnen in der Zahnreihe zukommende Platz mit Sicherheit ermittelt werden kann, und selbst dann noch lassen sich nicht ganz Fehler vermeiden, denn bei dem Mangel an hervorstechenden Charakteren gibt die relative Grösse das einzige Unterscheidungsmerkmal ab. Auf die Anwesenheit und Stärke des Bourrelet darf durchaus nicht viel Gewicht gelegt werden, da dasselbe selbst bei ein und derselben Species gar bedeutenden individuellen Schwankungen unterworfen ist. Was nun gar die in Rede stehenden, als Zrh. minutus beschriebenen Formen betrifft, so bedarf diese Gruppe überhaupt einer gründlichen Revision. Auf Grund eingehender Vergleiche zwischen den Säugethierfaunen von Eggingen, Weisenau und St. Gerand-le-Puy einerseits und denen von Steinheim, Günzburg, Georgsgemünd und Sansan andererseits komme ich zu dem Resultate, dass die den genannten Localitäten angeblich gemeinsamen Arten durchaus verschieden sind, und dass die von ET PET 3 ee a Frl nn A TB nn = ae LT DR Sn SE N dee a ar Reh m aa Ze Ne Fk rn Arena EEE VA ra u) ‘ Hi FE 212 Verhandlungen. H.v. Meyer und Fraas vorgenommenen Identificirungen von Fo des Obermiocän und solchen des Untermiocän auf Irrthümern beru So ist der Carnivor, welchen H. v. Meyer aus Günzburg unter di Namen Stephanodon Mombachiense anführt, total verschieden von dem- jenigen, welcher in Mombach und Weisenau vorkommt. Es ist vielmehr wahrscheinlich die gleiche Art, welche von Fraas — Steinheim, pag. 8 — mit Zutra Valetoni Geoffr. identifieirt worden ist, in Wirklichkeit aber dem Mustela taxodon Lartet aus Sansan sehr nahe kommt, wei nicht damit identisch ist. Die echte Zutra Valetoni — Stephanodon Mo bachiense findet sich nur in St. Gerand-le-Puy und im Untermiocän d Mainze" Beckens und wird wohl auch in Eggingen nicht fehlen. \ Eine Ausnahme machen nur die Rhinoceroten, beziehungsweise Aceratherium-Arten, welche sogar bis in’s Pliocän hinaufreichen. Do ist man gerade bei Bestimmung dieser meist sehr fragmentarisch Ueberreste gar leicht Irr thümern ausgesetzt, und ist selbst die Möglich keit nicht ausgeschlossen, dass manche dieser Stücke, besonders die isolirten Zähne, sich auf secundärer Lagerstätte befinden. Dies letztere gilt vielleicht auch für viele andere Säugethierreste des Tppelsheimer Dinotherium-Sandes. Die Säugethiere der Schweizer Molasse kenne i nur aus flüchtiger Durchsicht der Zeichnungen in H. v. Meyer’s Manu- seripten, sowie” aus dessen Notizen im neuen Jahrbuche. Den letzteren zufolge hat es fast den Anschein, als ob hier Ober- und Untermiocän- Faunen gemengt wären, doch dürfte auch hier bei sorgfältiger Prüfung die Existenz zweier verschiedener Faunen sich ergeben, wenigstens ist die Kohle von Elgg ausgezeichnet durch das Vorkommen von Mastodon, während die Schichten von Aarau Microtherium (Caenotherium) ent- halten und sich sonach als Aequivalente des Indusien-Kalkes von St. Gerand-le-Puy erweisen. 3 Aus dieser Verschiedenheit der Säugethierformen des Unter- und Obermioeäns darf indessen nicht der Schluss gezogen werden, dass zwei auf einander folgende Faunen niemals gemeinsame Formen auf- zuweisen hätten und nicht in genetischer Beziehung zu einander stehen könnten, das letztere ist vielmehr in hohem Grade wahrscheinlich, wenngleich auch manchmal durch Einwanderung fremder Formen der Charakter der Fauna gänzlich geändert sein kann. So zeigen zum Beispiel die Säugethier-Faunen des französischen Ober-Eocäns und Oligocäns noch grosse Aehnlichkeit untereinander, doch sterben neben lange fortdauernden Arten — Paloplotherium minus — andere allmälig aus, z. B. Anoplotherium, und schieben sich dafür neue ein — Hyopotamus. Der Grund für die Verschiedenheit der miocänen Säugethierfaunen dürfte wohl darin zu suchen sein, dass wir es immer nur mit räumlich und wohl auch zeitlich sehr beschränkter Ablagerung zu thun haben und dürfte überdies auch zwischen der Bildung der unter- und ober- miocänen Süsswasserschichten eine verhältnissmässig nicht allzu kurze Periode verstrichen sein, während welcher nur marine Sedimente ab- gesetzt worden sind. An solchen Orten, wo sich die gleichen Sehiehten über verhältnissmässig weite Gebiete erstrecken und als ununterbrochene Bildung erweisen, wie im Tertiär von Nordamerika oder den Siwaliks- Hügeln, haben sich auch für die Abstammungslehre schon höchst bedeutende Resultate ergeben. So hat Amerika fast die vollkommene N 8 r Nie. Andrussow. Ueber ‚geworfen worden waren, _ Pecten auffiel, der x diese Gerölle herrühren , rakkalk hatte ich so sorgsam und an so vielen Orten gesammelt, dass _ ich eine bedeutende Ablagerung mit solchen Versteinerungen innerhalb der _ Sehiehtenreihe der Tschokrakkalkstufe (%) nicht hätte übersehen können. Also bleibt nur die Möglichkeit, dass die Gerölle den, den Tschokrak- ni kalkstein unterteufenden , re Sitzung am 5. Mai. unteren dunklen Thonen angehören. N. Andrussow. 213 Geschichte des Pferdes, Indien die des Elephanten aufgeschlossen. Die Verschiedenheit der Faunen zweier mittelbar oder unmittelbar aufeinander folgender Schichten wird wirklich in vielen Fällen auf Wanderungen der einzelnen Formen zu setzen sein; dass während der ganzen Tertiär-Zeit ein reger Formenaustausch zwischen der alten und neuen Welt stattgefunden hat. das Alter Schieferthone auf der Halbinsel Kertsch. E: Während einer Excursion am 1. Juni 18%4, längs des Ufers des Azow’ schen Meeres beim Cap Tarchan, untere dunkle Thone !) entblösst sind, von dunkelgrauem diehtem Thonmergel, die von den Wellen an’s Ufer angetroffen. enge dünner und glänzender Conchylien, unter welchen mir ein glatter ein Pecten denudatus Reuss zu sein schien. Dieser Pecten sowohl, als auch andere in den Geröllen eingeschlossene Fossilien waren mir weder aus dem in der Nähe entblössten Tschokrak- kalkstein, noch aus seinen anderen Fundorten bekannt. Meine Bemühungen aber, jene Schicht zu entdecken, aus welcher hatten keinen Erfolg. _ ihre Lagerungsverhältnisse nur indireet schliessen. Erstens können diese Gerölle aus den Schichten, welehe den Tschokrakkalkstein überlagern, d.h. aus den oberen oder sarmatischen dunklen Thonen, nieht herkommen, _ da die letzteren nur sarmatische Conchylien enthalten. Auch im Tschok- es lässt sich sogar nachweisen, der unteren dunklen wo Tschokrakkalkstein und habe ich einige grosse Gerölle Diese Gerölle enthielten eine. Ich konnte daher auf Davon können wir uns leicht dureh die Betrachtung der Fossilien der Gerölle überzeugen. ieh folgende Formen nachweisen: Ostrea (Gryphaea) cf. coch- % lear Poli. *Pecten denudatus Reuss. Modiola sp. Oryptodon cf. sinuwosus Don. (kleine Exemplare). Natica cf. helicina (kleine Exemplare). Öhemnitzia obscura RBeuss —_ brevis Reuss aberrans Reuss = impressa Reuss Aporrhais sp. ieR ) Ueber Tschokrakkalk und untere Thone siehe Verhandl., Aufschluss wurde in meiner russischen Abhandlung: In jenen Stücken, die ich jetzt bei der Hand habe, kann Philine cf. punctata Adams. Bulla sp. *Spirialis globulosa Seg. *Limacina hospes Rolle. PoecilasmamiocenicakReuss. Serpularöhren, gewöhnlich am Pecten angewachsen. Foraminiferen (an den Dünn- schliffen unterscheidet man: @lo- bigerinen, Textillarien, Milioliden u. Ss. w.) *Problematische gegitterte Körper, wie im Sandthon (siehe unten). 1884, Nr. Il. Dieser „Geologische Untersuchungen auf der Halbinsel Kertsch in den Jahren 1882 und 1883° (Schriften der neuruss. Natur- forscher-Gesellschaft, Bd. IX, Heft 2, p. 22—24) beschrieben. 214 Verhandlungen, Besonders häufig, fast in unglaublicher Menge, treten die klei linksgewundenen Pteropoden, Spirialis und Limaeina, auf. Sie erfü mit ihren zarten, glänzenden Schalen das ganze Gestein. Diesell Pteropoden ') habe ich auch östlich vom Cap Tarchan in der Nähe Cap Chronevi gefunden. Hier sehen wir im steilen Meeresufer die folgende Schichtenreihe (von oben nach unten). 2) a) Dunkle (obere) Schieferthone mit dünnen, versteinerungsle re Zwischenlagen von dichtem Mergel unten, und mit, sarmatische Conchylien "enthaltenden , Sphärosideriteoneretionen oben. B k) Tschokrakkalkstein , mitunter sehr sandig und in Sandst übergehend, mit vielen Versteinerungen. Ich habe hier gesammelt: Lithothamnion sp. Oerithium Cattleyae Baily Pecten gloria maris Dub. =. scabrum Ol. Cardium subhispidum Hilb. Bulla sp. = multicostatum Br. Rissoa sp. N Oorbula gibba Ol. Buccinum restitutianum Font. SM Leda fragilis Chemn. Balanus sp. Mactra sp. Serpula, Spirorbis Donax sp. Bryozoa. t,) Unter dem Kalkstein liegt eine nieht mächtige Schicht von grauem sandigen Thone mitMilioliden, Spirialüs globulosaSegu. und eigenthümlichen, kalkigen, gegitterten Körpern vollgestopft, deren Bedeutung mir im Augenblick. unbekannt ist. In wenigen Exemplaren treten auch verschiedene winzige Gasteropoden, Bulla sp., Bruchstücke einer Leda und Stämmchen von Salicornaria sp., Orisia sp. und Seru- pocellaria elliptica Reuss auf. Nach unten geht dieser Thon in B: {,) versteinerungsleeren dunklen Schieferthon über, welcher eine. sehr bedeutende Mächtigkeit erreicht. Das Auftreten der Spirialis globulosa Segu. und der gegitterten Körper unter dem Tschokrakkalkstein in den obersten Schichten der unteren dunklen Thone beweist uns, dass auch die Geröllfauna diesem Horizont angehört. Diese Geröllfauna aber hat eine sehr grosse Aehnlichkeit mit der von Reuss beschriebenen Fauna der salzführenden Schichten von Wieliezka. In der That sind fast alle von mir aus den Geröllen sicher bestimmten Fossilien den Wieliezkaer Schichten eigenthümlich (Peeten denudatus, FPoecilasma miocenica und die Chemnitzia-Arten). Andere konnte ich wegen der geringen mir zur Verfügung stehenden Anzahl der Exemplare, oder weil sie schlecht erhalten waren, nicht genau bestimmen. Grösstentheils aber sind diese letzteren auch nahe verwandt und wahr- scheinlich identisch mit in den Wieliezkaer Schichten auftretenden Formen. Die Pteropoden (für deren Bestimmung ich hier Herrn Dr. E. Kittl meinen besten Dank aussprechen will) sind mit Wieliezkaer nicht Ei !) Unlängst habe ich aus Kertsch von einem eifrigen Liebhaber der Naturwissen- schaften, Herrn A. Herrmann, eine Probe gypshaltigen sandigen Kalkes erhalten, den er unweit des Dorfes Kop-Kotschegen, ungefähr 25 Kilometer südlich von Kertsch gefunden hatte. Dieser Kalk ist ganz mit Steinkernen von Limacina hospes Rolle erfüllt. Also haben wir jetzt drei Punkte, wo in der Umgegend von Kertsch die Pteropodenbildungen auftreten, j Sitzung am 5. Mai. N. Andrussow. 215 fisch, und dabei eine Art derselben aus oligocänen Schichten be- eben (Limacina hospes), während eine andere im Plioeän zu Hause (Spirialis globulosa). Das Vorkommen der Pteropoden aber stimmt r gut mit der Tiefseefaeies der hier zu betrachtenden Schichten über- und bildet auch einen der charakteristischen Züge der Salzformation aliziens und des ihr äquivalenten Schlier. i Die unteren dunklen Thone (Tiefseebildung) , welehe solche Irganismenreste beherbergen, die ihnen eine grosse Aehnlichkeit mit der eliezkaer Salzformation geben, liegen also unter den kalkigen und ıdig-kalkigen Tschokrakschichten (Seichtwasserbildung), welche eine zweiten mediterranen Stufe entsprechende Fauna enthalten. Nun en die Wieliezkaer Salzschichten, wie wir wissen, auch unter solchen dungen (dem gypsführenden Thon von Prokoeim und Sand von Bogucice !), velche der zweiten mediterranen Stufe angehören, also ein Aequivalent er Tschokkrakschichten bilden. Es stimmen demnach die stratigraphischen Verhältnisse bei Kertsch und Wieliezka ganz überein und kann man bi behaupten, dass die unteren dunklen Thone und die Wieliezkaer Salz- 4 mation isochrone Bildungen sind. Vor langer Zeit wurde die Auf- erksamkeit auf die engen Beziehungen dieser Formation zum soge- ten Schlier gelenkt, “und wenn die Ansichten über das Alter der Wieliezkaer Salzsehichten bis jetzt noch auseinander gehen, so ist die Lösung dieser Frage mehr von der Lösung jener anderen abhängig, ob der österreichische Schlier nur der unteren oder nur der oberen Medi- erranstufe angehört. Ich will nieht in die Discussion dieser Frage ’ eingehen; auch fehlen mir hierzu eigene Beobachtungen, aus welchen ich mir eine selbständige Ueberzeugung hätte bilden können. Jedoch kann ieh bemerken, dass die unteren dunklen. Thone eine unwiderlegliche Ver- wandtschaft mit dem Schlier besitzen. Ich erwähne Peeten "denudatus Be; Oryptodon cf. sinuosus Don, Poecilasma miocenica Reuss (Schlier _ von Troppau) und Pter opoden. Auch vermehrt sich diese Ver- wandtschaft durch das Vorkommen der Melettaschuppen. Solche Schuppen habe ich in den tieferen Thonhorizonten gefunden, und nament- lieh an zwei Punkten: 1. Zwischen Utsch-Eol- Kenegess” und Taschi- - Altschin, inmitten jener flachen Steppenebene, die den südwestlichen Theil der Halbinsel Kertsch bildet, und deren Boden fast nur aus unteren Thonen zusammengesetzt wird, und 2. nördlich von Theodosia im Bai- _ buga-Thal, wo diese T’'hone auch gut entwickelt erscheinen. Auf Grundlage der sowohl hier, als auch an anderen Orten von _ mir mitgetheilten Beobachtungen hat die Gliederung des Kertscher 2 Tertiärs die folgende Gestalt: EL Pontische oder Paläocaspische Stufe (bei Abich ?) (Con- gerienschichten Oesterreich-Ungarns). f,) Eisenthone und Brauneisenstein mit Dr. iniqwivalvis Desh., grossen Cardien und Vivipara Casaretto Rousseau. ') J. NiedZwiedzki, Beiträge zur Kenntniss der Salzformation von Wieliezka und Bochnia, 1883—1884. ) Einleitende Grundzüge der Geologie der Halbinseln Kertsch und Taman. Mem. _ de PAcad. Emp. des Se. de St.-Petersb., Serie 7, Tome IX, Nr. 4. K.k. geolog. Reichsanstalt. 1885. Nr. 8. Verhandlungen. 32 216 Verhandlungen. fi) Sehichten mit Dreissena subcarinata Desh. und Vivipara acha Desh. (Faluns von Kamyschburun und Burasch, Sand von Schichten mit Oardium Abichüi H. (Valenciennesiamergel, stein von Kamyschburun = Kalkstein von Odessa). II. Stufe des Kalksteins von Kertsch (e bei Abi e,) Sandig-kalkige Schichten mit Dreissena novorossica Sinz. Rn &) Sandig-kalkige Schichten mit Dreissena sub - Basterotüi Tourn Br Hydrobia margarita, pagoda Neum. ete. n e,) Baukalkstein von Kertsch mit Dosinia exoleta L. var., Üerithi } rubiginosum, disjunetum, Lucina sp.) Riissoen, Hydrobien , Scro Rn i cularia tellinoides Sinz, Ervillia minuta. je (IT = Grüner Thon unter dem Kalkstein von Odessa, Sand v iR Lopuschna mit Dr. sub-Basterotü, Schichten von Bogdanowka am er Bi: bei Nikolajew ; Schichten von Vargyas im Siebenbürgen mit //. ma A garita u. 8. W.) III. Sarmatische Stufe. d) Bryozoönkalk (Membranipora lapidosa Pall.) (bei Abich d). he; c) Lichtfarbige Schieferthone mit Cementmergel, Kalkstein von Kez. I: Distomean, Mactra, Cetotherium (bei Abich e). E db) Muschelreiche Kalkmergel. Muschelkalke. A E: Vineulariakalk von Petrovsk und Adschi-eli (bei Abich 5 zu Th.). Rn a) Obere dunkle Thone (bei Abich a zu Th.). B ge E R K; IV. Mediterrane Bildungen. B R s) Schichten mit Spaniodon major nov. sp. (Kalk von Argin-Tobetschik. Er Sand von Kojassan. Sandiger Thon von Kop-Kotschegen). a‘ “a k) Tschokrakkalkstein (s + k = Leythakalk u. s. w.) (bei Abich 2 he. zu Th.). BE £) Untere dunkle Thone mit Pteropoden in den oberen Horizonten und R Melettaschuppen in den unteren (£ = Wieliezkaer Salzforrmationi Schlier von Oesterreich), bei Abich a zu Th.). % 5 3 Prof. Adolf Pichler. Zur Geologie Tirols. h Im verflossenen Herbst habe ich meine Untersuchungen der Quarz- Pr, phyllite weiter nach Osten ausgedehnt. An der Brücke über die Trisanna bei Landeck ist ihnen ein Streifen Schiefer mit weissem Glimmer und Quarz ; eingeschaltet. Auch hier fanden sich die mikroskopischen Turmalinkrystalle, welche ich in dem von mir untersuchten Gebiet als Leitmineral gegen den eigentlichen Gneisglimmerschiefer der Oetzthalermasse bezeichnete. Das bezog sich selbstverständlich nicht auf die jüngeren Wildsehönauer- schiefer, welche ebenfalls Turmaline, wenn auch nicht in so schöner Ausbildung, enthalten. Dieses Vorkommen der mikroskopischen Turmaline dürfte es rechtfertigen, wenn man die Quarzphyllite eher mit den Wwild- schönauerschiefern als den Glimmerschiefern iu Zusammenhang bringt. Das Vorkommen der Glimmerdiabase am östlichen Abhang des Stein- acherjoches gegen die Sill wurde von mir constatirt. Die weitere Unter- suchung des Terrains übertrug ich dem Jesuitenpater Herrn Ludwig 3 j Sitzung am 5. Mai. W. Deecke. 217 net als Aufgabe. Es ist ihm gelungen, den Glimmerdiabas auch er westwärts an verschiedenen Punkten des Nordabhanges des Stein- joches anstehend zu entdecken, und zwar nicht blos die von mir ndene Varietät, sondern auch eine feinkörnige, fast diehte. Eine Ab- ndlung darüber nebst Analysen und mikroskopischem Detail stellt er Reiehsanstalt in Aussicht. Vortrag. N _ _D. Stur. Ueber die in Flötzen reiner Steinkohle vor- kommenden Stein- und Torfsphärosiderit-Rundmassen. Die betreffende Abhandlung wird in unserem Jahrbuche erscheinen. Literatur-Notizen. W. Deecke. Beiträge zur Kenntniss der Raibler schichten der lombardischen Alpen. Inauguraldisser- Eekion. Stuttgart 1885. Sep. aus dem neuen Jahrb. f. Min. ete. Bei- lageband III. 94 S. Text, eine Schichttabelle, eine Uebersichtskarte und 2 2 2 Profiltafeln. q Im Anschlusse an die kürzlich erschienene Arbeit von Prof. Benecke über Grignagebirge erhalten wir in vorliegender Abhandlung abermals einen äusserst chtigen und werthvollen Beitrag zur Kenntniss der lombardischen Trias. Br Verfasser gibt zunächst eine kurze historische Einleitung, in welcher er den _ Gang unserer Erkenntniss der alpinen Triasbildungen in zwei wesentlich verschiedene Perioden unterabtheilt, eine ältere und eine jüngere. Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet der Verfasser auch die über seinen speciellen Gegenstand — die Raibler Schichten der Lombardei — vorliegende Literatur. j Die erste Periode schliesst nach ihm mit dem Jahre 1879 ab, zu welcher Zeit _ durch die vereinigte Arbeit deutscher und italienischer Geologen die so klare -v, Hauer’sche Gliederung der lombardischen Triasbildungen zu allgemeiner An- -erkennung gelangt war. Mit dem Eingreifen von E. v. Mojsisovics (1880) beginnt auch in der Frage der lombardischen Raibler Schichten die zweite Periode, in welcher wir uns nach W. Deecke noch gegenwärtig befinden. Be. Durch die speciell in der Frage der lombardischen Raibler und Wengener - Schichten zwischen E. v. Mojsisovics und dem Referenten entstandene Controverse ‚angeregt, hat nun Verfasser speciell die westliche Lombardei und vor Allem die Berga- _ masker Alpen genau durchforscht, theilweise aber auch die östlicheren Vorkommnisse _ mit in den Kreis seiner Untersuchungen einbezogen. Als Ausgangspunkt wurde Val Brembana gewählt. er Im speciellen Theile wird zunächst 1. das Gebiet westlich vom Comersee er _ kurz berührt, und zwar nur auf Grundlage der vorhandenen Literatur; dann folgt A eine eingehende Schilderung der Raibler Schichten zwischen dem Comer- und dem _ Iseosee; (2. Raibler Schichten zwischen Lago di Como und Col di Zambla; 3. Raibler _ Sehichten zwischen Col di Zambla und Val Cammonica), endlich einige Mittheilungen über 4. die Raibler Schichten zwischen Iseo- und Gardasee. In den Capiteln 2 und 3 concentrirt sich die Hauptmasse der eigenen Beobachtungen des Autors und es sind dieselben daher als einer der bedeutendsten Beiträge zur Kenntniss der betreffenden Schichtgruppe nicht nur der lombardischen Alpen, sondern der Gesammtalpen überhaupt zu betrachten. Was östlich vom Iseosee liegt, das hat der Verfasser offenbar nur _ partiell auf flüchtigeren Touren, so weit es ihm zum Vergleiche nothwendig erschien, “ kennen zu lernen gesucht. = Auf das reiche Detail dieser Schilderungen, speciell der Raibler Schichten in E den Bergamasker Alpen, kann hier nur hingewiesen werden. Nur einige wenige Punkte seien hervorgehoben. Die Raibler Schichten der Grignagruppe werden in Ueberein- u te mit Benecke’s kürzlich erschienener Arbeit über‘ diesen Theil der lom- _ bardischen Alpen (vergl. Referat in diesen Verhandl., 1884, pag. 394) besprochen. i 32 218 Verhandlungen. Die Schichten mit Korallen und die schiefrigen Kalke mit Bactryllien, bei Aquate unweit Lecco anstehen und welche v. Mojsisovics mitsammt den x lich darüberfolgenden bunten Val Brembanaschichten für Wengenerschichten hält Deecke (pag. 442) für Raibler Schichten, welche ihrer Lagerung nacl tiefsten Raibler Plattenkalken entsprechen müssten. Wenn es erweisbar wäre, wie E, v. Mojsisovics annimmt, dieser Kalk bei Aquate nach Analogie de kommnisse in Val Trompia als Ausläufer der mächtigen Esinokalkmassen zu de ist, so wäre nach Ansicht des Referenten die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, ähnlich wie in Val Trompia die (südlich) unter diesem Kalke liegenden d Bactryllien führenden Kalke und Mergel dem Complexe der Daonella-Lommeli-Se entsprechen könnten. Aus diesem Complexe könnte dann auch das von E. v.Mo vies angeführte Traehyceras regoledanum in Stoppani's Sammlung stammeı vergl. hierüber auch Benecke, Grignagebirge, pag. 240). Hier ist jepene Punkt, der weiterer Aufklärung "bedarf. ‚ Im Brembothale bei Lenna gelang es dem Verfasser, Spuren des Buchen st Niveaus aufzufinden. Die Raibler Schichten in Val Brembano gliedern sich von unten nach auf in folgende vier Complexe: 1. Plattenkalke, 2. bunte tuffige Sandsteine, 3. reiche dunkelgraue Kalke und Mergel, 4. Gyps und Rauchwacken führende bu obere Abtheilung von Sandsteinen und Mergeln. Der Hauptfossilreichthum der Ra Schichten von Val Brembano concentrirt sich auf die Abtheilung 3 über den un bunten Val Brembana-Schichten. Eine ganze Reihe durch ihre besondere Fossilführ ; ausgezeichneter Bänke lässt sich in derselben noch unterscheiden, Weiter östlich im Val Serina und Val Parina herrscht noch eine ähnliche J wicklung wie im Val Brembana, doch redueiren sich schon im Val Parina die Tuff: steine etwas zu Gunsten einer mehr kalkigen Ausbildung dieses Horizontes. Noch we im Osten wird die Ausbildung der Raibler Schichten vorherrschend kalkig. Die reins Kalkausbildung fällt zugleich am weitesten nach Norden (Gegend von Clusone Val di Scalve); hier existirt gar kein Tuffmaterial in den Raibler Schichten. Auf die unteren Raibler Plattenkalke folgen in diesen östlicheren Anthei der Bergamasker Alpen zumeist unmittelbar die „Strati di Gorno“ mit ihrer reie Fauna in mächtiger Entwicklung, darüber noch fossilleere Wulstkalke und drus und dolomitische Lagen als Vertreter der westlicheren Rauchwacken und Gypse. dem Raibler Zuge des Monte Blum und Giogo di Castione sind speciell von Seiten italienischen Geologen vielfache Verwechslungen der Raibler Schichten mit dem un dem Esinokalke sich hier einstellenden Systeme der Wengener Tuffschichten vor gekommen. In diesem nördlichsten Gebiete der bergamaskischen Raibler Schichten auch eine Abtrennung eines untersten Plattenkalkniveaus nicht mehr möglich, ja selbst der Uebergang in die unterlagernden Esinokalke ein ganz unmerklicher (Pag. 484, 488). Die obere Grenze der Raibler Schichten dagegen besitzt einzelne bunte mergelige Bänke, sowie zuoberst noch Rauchwacken und Gyps. Erst bei Lovere tritt eine Gliederung und Entwicklung ein, welche sich der des Val Brembana wieder nähert und gleichzeitig einen Uebergang zur Ausbildung östlich des Iseosees vermittelt. ü Wie schon oben bemerkt, ist der nun folgende Abschnitt, welcher die Raibler Schichten des Gebietes östlich vom Iseosee behandelt, flüchtiger gehalten und auch gegen Einsprüche verschiedener Art keineswegs vollkommen gesichert. So sind zum Beispiele denn doch die Angaben der verschiedenen Beobachter, die über das Profil Zone-Toline berichtet haben, nicht ganz so übereinstimmend wie Verfasser pag. 496 darzustellen sucht. Die Annahme Deecke's ferner (die sich auch in | seiner Schichttabelle ausdrückt), als stammten die vom Referenten aus Val Sabbia eitirten Raibler Arten aus den bunten Val Sabbia-Schichten selbst und nicht aus den A an der Basis derselben auftretenden Kalkbänken, welche Verfasser den tiefsten Raibler Plattenkalken des Westens gleichstellt, ist unbegründet. Auch noch nach diesen neuesten Mittheilungen Deecke’s behalten wohl die älteren Angaben über Val Trompia und Val Sabbia, unter ihnen jene vom Referenten selbst, (über welche theilweise (Neues Jahrb. f. Min., 1884, I, pag. 207) abfällig geurtheilt wurde, als gehörten sie in die Kategorie unnützer Auseinandersetzungen auf wenig solider Basis), einen gewissen Werth, umsomehr, als dieselben auch auf Grund dieser neuesten Begehungen nur bestätigt werden konnten, Wenden wir uns nun zu den allgemeinen Resultaten, zu welchen der Verfasser gelangte, Von dem bekannten und zuletzt durch E. v. Mojsiso vies 1880 übersicht- lich dargestellten Facieswechsel innerhalb der lombardischen Buchensteiner und Wengener Schichten ausgehend, gibt der Verfasser eine vergleichende, durch eine” Sitzung am 5. Mai. W., Deecke. 219 elle veranschaulichte Uebersicht der innerhalb des Complexes der Raibler-Schichten Lombardei auftretenden regionalen Verschiedenheiten in der Ausbildung, indem ‚als einen fixen Horizont den unteren Plattenkalk annimmt, da dieser fast überall ı der Lombardei nachgewiesen und ein sehr constantes Niveau sei. Allerdings fehlt elbe im Val Trompia stellenweise ganz, sowie überhaupt jede Kalkeinlagerung vischen Wengener-, Lommeli- und Raibler-Schichten und ist an anderen Stellen der nicht von den höheren Raibler Kalken abtrennbar. Ueber diesen Plattenkalken vickeln sich die Raibler Schichten in vier verschiedenen Ausbildungsweisen ! - 1. rein tuffig im Val Trompia und Val Sabbia, 2. rein kalkig im Val di Scalve und Monte Blum, 3. tuffigkalkig in den Thälern des Brembo und der Pioverna, 4. als schwarze Schiefer und Bänderkalke im Westen des Lago di Como. Alle diese Ausbildungsweisen sind durch schmale Uebergangszonen vollständig inander verbunden. - Ein weiterer Abschnitt bringt Vergleiche der lombardischen Trias, speciell der bler Schichten, mit den gleichalterigen Bildungen der österreichischen Alpen, ‚besonders mit Raibl selbst. Die neuestens von Diener vorgenommene Gliederung der bler Ablagerungen findet die Zustimmung Deecke’s nicht. Bezüglich der Bedeutung Vorkommens von Arcestes Gaytani und Joannites cymbifor mis, auf welches ecke das grösste Gewicht zu legen scheint, sei auf den Aufsatz des Referenten in ‚diesen Verhandlungen, 1885, pag. 65, verwiesen. Nach der Fauna der lombardischen Raibler Schichten und nach ihrer Lagerung über dem Esinokalke würde man, wie der Verfasser weiter ausführt, diese Schichten bis vor Kurzem unbedenklich als Raibler Schichten bezeichnet haben. Heute, nachdem bei Raibl selbst die „Raibler Schichten“ auf zwei verschiedene Zonen vertheilt werden sollen, müsste nach Deecke eine genauere Vergleichung auf Grund des Vorkommens der Cephalopoden vorgenommen werden. Der einzige Cephalopode der lombardischen Raibler Schichten ist aber Nautilus Breuneri v. H., welcher sonst in der Trach.- Aonoides-Zone vorkommt. Demnach wäre wenigstens die obere Abtheilung der lombardi- schen Schichten den Torer Schichten oder den Raibler Schichten im Sinne Diener's gleichzustellen. (Wie man sieht, beginnen die Consequenzen der Diener’schen Namens- x _ übertragung sich bereits fühlbar zu machen. Der lombardische Nautilus ist übrigens seither von E. v. Mojsisovics als neue Art erkannt und mit dem Namen N. brem- banus belegt worden; da er auf die lombardischen Raibler Schichten beschränkt ist, verliert die oben erwähnte Parallelisirung ihren Werth.) Nach Deecke könnte man ‚sodann, der Auffassung Diener's folgend, die unteren Raibler Niveaus der Lombardei, - also den Plattenkalk und unteren Tuffsandstein, den Cassianer Schichten vergleichen, doch scheint Deecke hierzu kein zwingender Grund vorzuliegen. n Auch eine Vereinigung der Tuffsandsteine des Val Brembana und Val Sabbia mit den Wengener Schichten, wie E. v. Mojsisovics wollte, darf nicht vorgenommen werden. Für das tiefste Glied der Raibler Schichten, die Plattenkalke nämlich, würde Deecke die Möglichkeit eines Zusammen- fallens mit den Cassianer Schichten zugeben. (Dann würde allerdings zum mindesten die Hauptmasse der Raibler Schichten von Esino ebenfalls als Cassianer Schichten zu erklären sein.) Auf jeden Fall glaubt Deecke aus seinen Beobachtungen und Be- trachtungen den Schluss ableiten zu dürfen, dass die Bezeichnung Raibler Schichten für den in der Lombardei zwischen Esinokalk und Hauptdolomit liegen- den Complex nicht unberechtigt ist und deshalb wird diese Bezeichnung von ihm ‚auch von vorneherein angewendet und consequent festgehalten. Insoferne nun, als durch seine diesbezüglichen, sowie durch die gleichlautenden Resultate der Untersuchungen Benecke’s die vonE.v. Mojsisovics vorgenommene _ Vereinigung eines grossen Theiles der lombardischen Raibler Schichten mit den Wengener Schichten als unstatthaft nachgewiesen wird, insoferne kann man wohl auch behaupten, dass unsere Kenntniss von den lombardischen Triasablagerungen und speciell von den _ Raibler Schichten der Lombardei sich nicht mehr in jenem Stadium der zweiten Periode, ' wie Verfasser eingangs hervorgehoben hatte, sich befindet, sondern dass wir damit nach einer kurzen Unterbrechung wieder zu jener in der ersten Periode gewonnenen Kenntniss, respective auf den Standpunkt F. v. Hauer’s, zurückgekehrt sind. Und dies mag schliesslich umsomehr mit Nachdruck hervorgehoben sein, als Referent durch seine eigenen Untersuchungen die Richtigkeit dieses nunmehr auch von Benecke wnd von Deecke eingenommenen älteren Standpunktes zu erkennen und in seinen diesbezüglichen Publicationen in ganz entschiedener Weise zu vertreten Gelegenheit gehabt hat. (A. B.) y Pu? E 220. Verhandlungen. S. Nikitin. Allgemeine geologische Karte von R land, Blatt71, Kostroma, Makariev (ander Unsha), Tsehue] loma, Ljubim. Me&moires du Comite geologique, vol. II, Nr. I. St. burg 1885. Russisch, mit einem deutschen Auszuge. Das 71. Blatt der allgemeinen geologischen Karte Russlands (Massstab 1: 420. enthält die grössere, westliche Hälfte des Gouvernements Kostroma und einen des Danilow’schen und des Ljubim’schen Kreises im Gouvernement Jaroslaw. geologische Untersuchung dieses Blattes wurde im Jahre 1878 von Herrn Milaschewits begonnen und in den Jahren 1880—1882 von dem Verfasser fortgesetzt. Das Ge) wird durch die tief eingeschnittene Wolga in eine kleinere südwestliche und grössere nördliche und östliche Partie getheilt. Die älteste Ablagerung bildet die wahrscheinlich zur unteren Trias zu zähle Stufe der bunten Mergel. Dieselben werden höchst wahrscheinlich von Permkalke unterlagert, welche nördlich von der Kartengrenze, bei Soligalitsch, und südlich davon an den Wolga-Ufern bei Putschesh und bei Legkovo (Gouv. Wladimir) zum Vorsch kommen (vergl. d. Ref. über Tschernischew, Permkalk von Kostroma, p. 223). im nordöstlichen Russland so weit verbreitete Stufe der bunten Mergel besteht a mächtigen Lagern von Thonen, Sanden und Sandsteinen von röthlicher, grünlicher u bläulicher Färbung, ohne bestimmbare Versteinerungen. Die Oberfläche der ei. { Mergel ist eine wellenförmige. Murchison führte dies auf die nachträgliche, nach A lagerung der bunten Mergel erfolgte Denudation zurück und setzte voraus, dass die Lagerung eine vollkommen horizontale sei. Nikitin zeigt, dass das letztere stre genommen nicht der Fall sei, die bunten Mergel zeigen eine leichte Hebung, die obachtungen reichen aber nicht aus, um entscheiden zu können, ob die wellenförmige Oberfläche der bunten Mergel nicht" vielleicht auch mit ihrer Hebung zusammenhängt. Ihr Alter kann durch die Lagerungsverhältnisse bestimmt werden. Sie liegen unter- halb der Ceratiten-Schichten des Bogdo, die nach Mojsisovies den oberen Werfner- Schichten entsprechen, und oberhalb des Permkalkes, der nach Tschernischev vielleicht nur dem unteren Zechstein entspricht. Nikitin stellt daher die bunten Mergel zur unteren Trias und bemerkt, dass die unteren Grenzen dieser Bildung und der west- europäischen unteren Trias nicht streng gleichzeitig zu sein brauchen. Auf die bunten Mergel folgen die mächtig entwickelten Ablagerungen des oberen Jura, beginnend mit den unteren Kelloway-Schichten, der Zone mit Cadoceras Elatmae (Macrocephalen-Schichten). Es sind dies vorwiegend sandige Schichten, die am Flusse Unsha unterhalb der Stadt Makarjew aufgeschlossen sind, Nördlich davon verschwinden die unteren Kelloway-Schichten und erscheinen wieder nördlich von Kologriv an der Unsha. Da dieselben Schichten vom Verfasser in der Wetluga-Gegend nachgewiesen wurden und ebenso im Gouvernement Wiatka und im Petschoraland vorkommen, so lässt sich auf eine grosse, zusammenhängende Entwicklung des unteren Callovien ım Norden und Nordosten schliessen. Ein südliches Entwicklungsgebiet des unteren Callovien kennt man in den Gouvernements Rjasan, Nischni-Nowgorod, Elatma und Simbirsk, während in der dazwischen gelegenen Gegend westlich und südwestlich von der Unsha, im Jura von Ribinsk, Moskwa und Wladimir das untere Callovien gänzlich unbekannt ist. - Auf die Zone mit Cadoceras Elatmae folgt die Zone mit Cadoceras Milaschevici, welche aus grauen Thonen besteht und sich über das ganze, von jurassischen Ablagerungen eingenommene Gebiet innerhalb der Kartengrenze ausdehnt. Auf diese Zone folgen direct die Oxfordschichten ohne Einschiebung einer Fauna mit Quenstedtioceras Leachi, wie sie im Jura von Rybinsk und Rjasan zwischen der Zone mit Cadoceras Milaschevici und dem Oxfordien entwickelt ist. Die Oxfordstufe besteht aus der Zone des Cardioceras cordatum, die vorwiegend aus blauem, zuweilen mergeligem oder oolithischem plastischen Thon zu- sammengesetzt ist, und derZone des Cardioceras alternans, die ein Lager von dunkelgrauem bis schwarzem Thon bildet. Auf die Oxfordstufe folgt die untere Wolga-Stufe (Zone mit Perisphinetes virgatus), die durch harte, kalkige, graugefärbte, fossilreiche Thone vertreten wird und Phosphoritconcretionen führt. Awucella Pallasi kommt bankweise vor. Die obere Wolgastufe (Zone mit Olcostephanus nodiger) besteht aus einem sandigen, mit Eisenoolitkörnern ver- setzten Glaukonitgestein, Die obere Wolgastufe erscheint von schwarzen, fossilarmen, scharf abgegrenzten, neocomen Thonen bedeckt, welche petrographisch vollkommen identisch sind mit den Sitzung am 5. Mai. S. Nikitin. 221 = birsker Inoceramenthonen und mit den Neocomthonen der Gouvernements Moskwa und Wladimir. Bei Gawrilöwka an der Pissma ist ein von Milaschevitsch entdeckter neocomer, eisenschüssiger Sandstein vorhanden, welcher mehrere Fossilspecies enthält, zwar fünf ausschliesslich neocome Formen, darunter Oleostephanus umbro- atus Lah. und Inoceramus aucella, daneben drei Formen, die der oberen -Stufe und dem Neocom gemeinsam sind und endlich zwei Formen, die bis jetzt der oberen Wolga-Ablagerung gefunden wurden. Zwischen dem Neocom und den ertiären Schichten sind an einzelnen Orten geschichtete Sandsteine unsicheren ters eingeschaltet. Die posttertiären Bildungen beginnen mit Sässwasser-Schichten, welche schon _ Milaschevitsch nachgewiesen wurden und in Mittelrussland ziemlich verbreitet Sie enthalten häufig Acer platanoides und Quercus pedunculata | Mammuthreste. Man kann daraus auf ein gemässigtes Klima während der Vor- acialzeit schliessen. Unter den Bildungen der Glacialepoche ist zunächst der Ge- iebelehm zu bemerken, welcher fast das ganze Kartengebiet bedeckt; ausserdem tscheidet Nikitin noch unteren und oberen Geschiebe-Sand und ist geneigt, einzelne Geschiebe-Anhäufungen als Seiten- und Endmoränen aufzufassen. y Der vorliegenden Arbeit, in welcher im Anschlusse an des Verfassers Beschreibung Blattes 56, Jaroslaw, ein fernerer Theil des ausgedehnten Gebietes von Central- ssland in musterhafter Weise geologisch dargestellt erscheint, ist die geologische e des Blattes 71, sowie ein paläontologischer Theil beigegeben, welcher letztere auch selbständig erschienen ist, und in dem folgenden Referate besprochen wird. Fir 8. Nikitin. DieCephalopodenfauna der Jurabildungen des Gouvernements Kostroma. Denkschrift der k. mineralog. Gesellschaft, St. Petersburg 1884. 4°, 74 Seiten, VIII Tafeln. Kolgende Arten erscheinen näher nn Cardioceras Chamoussetti Orb., excavatum Sow., rotundatum, cor- U datum Sow., Rouilleri Nik., vertebrale Sow., tenwicostatum Nik., 2 Kostromense n. sp. alternans Buch., Bauhini Opp. Oxynoticeras catenulatum Fisch, subelypeiformis Milasch. Harpocer as punctatum Stahl. Cosmoceras Gowerianum Sow., cf. Gahlaeii Opp. sammt Aptychus, Jason Rein., @ulielmi Sow., Castor Rein., Tschernischevi Nik., ornatum. Schloth. Stephanoceras cf. macrocephalum Schloth., cf. lamellosum Som., cf. tu- midum Rein. Cadoceras Elatmae Nik., Tschefkini Orb., Milaschevici Nik. _ Perisphinctes curvicosta Opp., cf. euryptychus Neum., mosquensis Fisch, submutatus Nik., mutatus Traut., Bolobanowi Nik., mniowni- kensis Nik,, indogermanus Waag., Mar telli Opp., pli catilis Sow., chloroolithicus Gümb., Jeremejevi Nik., biplex Sow., Panderi Orb,, ER virgatus Buch. af. Stsehurovskii Nik. Olecostephanus stephanoides Opp., trimerus Opp., okensis Orb. af. sub- Zi ditoides Nik., nushensis n. sp., nodiger Eichw., Caschpur icus Traut., triptychus n. sp. _ Aspidoceras perarmatum Sow. Ei _ Peltoceras Arduennense Orb, Constanti Orb, Eugeni Rasp. Belemnites Beaumonti Orb., absolutus Fisch., Puzosi Orb., subextensus Nik., Panderi Orb. r ussiensis Orb., corpulentus n. sp. sE An die eingehende Beschreibung dieser Formen schliesst sich eine vergleichende _ Tabelle, welche die Faunen der einzelnen Zonen übersichtlich darstellt und die Ver- _ tretung der verschiedenen Formen in Mitteleuropa berücksichtigt. Es ist unmöglich, hier auf weitere Details einzugehen, da sonst die Tabelle selbst zum Abdruck gebracht werden müsste, es sei nur hervorgehoben, dass die Zone mit Cadoceras Elatmae mit den Macrocephalen-Schichten, die Zone mit Cadoceras Milaschevici mit dem oberen Callovien Westeuropas auffallend übereinstimmt, wie dies ja auch in anderen russischen Juragebieten der Fall ist. Das Gleiche gilt von der Zone mit Cardioceras _ cordatum, die ebenfalls mit der Cephalopodenfacies des untersten westeuropäischen Oxfordiens, den Cordatusschichten, die grösste Uebereinstimmung zeigt. Von grossem Interesse ist namentlich das Vorkommen zahlreicher, dem Jura von Kutch und West- _ europa gemeinsamer Planulaten der Plicatilis-Gruppe, die zum Theil aus Russland 222 Verhandlungen. noch nicht bekannt waren, ferner das Vorkommen mehrerer Peltoceras-& Zone des Cardioceras alternans enthält nur wenige bezeichnende Form denen zwei der bemerkenswerthesten Olcostephanus stephanoid trimervus in Westeuropa in der Zone der Oppelia tenuilobata vo om Aus der Zone des Perispincetes virgatws werden nur 4 Arten namhaf macht, dagegen ist die Fauna der Zone mit Olcostephanusnodiger reich und enthält namentlich zahlreiche Arten der Gattung Olcosteph Während die älteren Faunen mit den entsprechenden westeuropäischen so gut üb stimmen , zeigen die beiden obersten „Wolgastufen“, wie bekannt, ur sehr wen ziehungen zu Westeuropa. Se Eine zweite Tabelle dient zum Vergleich der Jurabildungen von Kostrom denen von Rybinsk, Elatma, Moskau, Rjasan, Simbirsk. Die Arten-Beschreibungen durch zahlreiche, treffliche Abbildungen erläutert. F. Toula. Ueber Amphieyon, Hyaemoschus und ceros (Aceratherium) von Göriach bei Turnau in Ste mark. Sitzber. d. kais. Akad. d. Wissensch. Wien 1834, xC. I. Abth., pag. 406—428, Taf. I—IV. Die vorliegende Abhandlung bildet einen neuen, schätzenswerthen Beitrag. Kenntniss .der Säugethier-Fauna der miocänen Kohlenbildungen von Göriach, welche der Verfasser erst kürzlich im Jahrbuch der geologischen Reichsanstalt (XXXIV 1884, pag. 385—402) eingehender berichtet hat. Die am angegebenen Orte beschrie Fossilreste bezogen sich auf Cynodietis (Elocyon?) Göriachensis T« Amphicyon spec, Dieroceros aff. elegans Lart., Dieroceros mini Toula, Hyaemoschus? Palaeotherium? und Rhinoceros. Die heute liegenden Untersuchungen bilden eine wesentliche Ergänzung zu den früheren führungen. Die spärlichen Reste von Amphicyon, welche dem Verfasser b vorgelegen hatten, wurden um zwei prächtige Fundstücke, ein grosses Schädelfragm und einen linken Unterkieferast vermehrt und hierdurch soweit vervollständigt, dass einen genaueren Vergleich mit den bereits bekannten Arten der Gattung eingegangen we konnte. Der Verfasser fand sich hierbei zur Aufstellung einer neuen Art, des Amp eyon Göriachensis veranlasst, die in der Grösse etwa die Mitte hält zwise Amph. major Fraas von Steinheim und Amph. intermedius Peters von Ei wald. Weitere neue Funde beziehen sich auf /yaemoschus crassus Lart. sp Von diesem Ruminanten aus der Gruppe der Moschiden, dessen Vorhandensein in Göriach bisher nur auf Grund eines isolirten Zähnchens vermuthet werden konnte, beschreibt der Verfasser nun einen nahezu vollständigen Unterkieferast. Die letzte Säugethierart endlich, bezüglich deren das paläontologische Material von Göriach eine wesentliche Ber eicherung erfahren hat, ist ein kleines Rhinoceros, welches der Ver- fasser mit Rhinoceros (A ceratherium) minutus Fraas (= Rhinoceros Steinheimensis Jäger) identifieirt. (E. Te J. N. Woldrich. Diluviale Arvicolen aus den Stram berger Höhlen in Mähren. Sitzber. d, kais. Akad. d. Wissensch. Wien 1884, XC. Band, I. Abthg., pag. 337—405. Mit 1 Tafel. In der „Öertova dira“ und der „Sipka“, zwei Höhlen in der Nähe von Stram- berg, hat Prof. MasSka an 9000 Stück "fossiler Unterkieferhälften und an 270 Stück fragmentarisch erhaltener Schädel aus der Familie der Arvicolinen gesammelt und an den Verfasser zur Untersuchung eingesendet. Da der erste Backenzahn des Unterkiefers“ einen der wichtigsten Anhaltspunkte für die Bestimmung der lebenden wie der fossilen Arvicolinen bildet, so lag in diesen Aufsammlungen ein sehr schätzenswerthes Materiale für das Studium des Zahnbaues der Arvicoliden im Allgemeinen, wie auch für die Entzifferung der in diesen Höhlen vertretenen Arvicola-Arten im Besonderen vor. Nach beiden Richtungen hin bewegen sich nun die vorliegenden mühevollen Unter- suchungen des Verfassers. q Ein näheres Eingehen auf deren Detail erscheint hier schon deshalb nicht am Platze, weil eine Darstellung desselben der vom Verfasser beigegebenen graphischen Erläuterungen durchaus nicht entrathen kann. Merkwürdig ist es, dass nach den Resultaten der Artenbestimmung die Arvicolidenfauna der Sipkahöhle” einen vorwiegend nord- und osteuropäischen Charakter zeigt, während in der Certova dira nordasiatische Typen für den Charakter der Fauna bestimmend sind. Der Verfasser vergleicht die Fauna der Certova dira mit der Mischfauna von Zuzlawitz und ist geneigt, beide für älter zu halten als die echte Steppenfauna der Sipkahöhle, a) D G. Bruder. 223 Tschernyschew Th. Der permische Kalkstein im Gou- rnement Kostroma. Verh. d. kais. mineral. Gesellsch. Peters- bu rg 1884, 53 pag. Mit 4 Tafeln. Die vorliegende Abhandlung enthält die Beschreibung des paläontologischen eriales, welches von Nikitin in der Umgegend von Soligalitsch und von Mila- chewitsch an den Ufern der Wolga (zwischen Putschesh und Katunki) in den mischen Kalken des Gouvernements Kostroma während der geologischen Aufnahmen diesem Gebiete gesammelt wurde. Aus den Darstellungen des Verfassers geht zu- nächst klar hervor, dass die Kalksteinschichten der beiden genannten Localitäten einem und demselben geologischen Horizonte angehören; die aus 19 Arten bestehende Fauna Kalksteines an der Wolga hat wit der reicheren Fauna von Soligalitsch 11 zum sehr bezeichnende- Arten gemein. In Bezug auf die stratigraphische Stellung des gesammten Complexes der mischen Kalke von Kostroma kommt der Verfasser dann zu folgenden Resultaten. dem unteren Zechstein Deutschlands theilt die Fauna der in Rede stehenden Ab- agerungen 21 Arten. Die übrigen, dem deutschen und englischen Zechstein fremden F ormen (es mögen als solche hier erwähnt werden: Strophalosia horrescens, Camaropho ria superstes, Bellerophon decussatus, Allorisma utorgana, Modiola simplicissima, Aviculopeceten Kokscharofi, Pecten ef. missourensis, Dielasma sacculus) sind anderwärts theils in ; rbonischen, theils in solchen Ablagerungen nachgewiesen worden, welche, wie die von Stache entdeckten paläozoischen Bildungen im Gailthal und den Karawanken, oder der von Marcou und Geinitz untersuchte Nebraska-Horizont C, den Ueber- gang vom Carbon zum Perm vermitteln. Der Verfasser schliesst daraus, dass die Fauna der Kalke von Soligalitsch und Putschesh älter ist, als die der unteren Horizonte des deutschen Zechsteins und so eine Verbindung herstelle zwischen den permischen Schichten Mittel- Deutschlands und dem oberen Horizont des Permo- Carbons. (E22) 3 ©. Noväk. Studien an Hypostomen böhmischer Tri- lobiten Nr. II. Sitzb. d. böhm. Ges. d. Wissensch. Prag 1884, 20 pag. Mit 1 Tafel. In einem ersten Berichte über diesen Gegenstand (vergl. dieselbe Zeitschrift, Aal, 1879) gelangte der Verfasser zu folgenden Schlusssätzen: l. Die Hypostome bieten ausgezeichnete generische Merkmale, da jede Gattung icrch eine besondere typische Form charakterisirt ist, Br; 2. Da die Hypostome mit ausgezeichneten generischen Merkmalen ausgestattet sind, so kann ihre Form in Fällen, in denen auch die übrigen Körperbestandtheile FR: übereinstimmen würden, als entscheidendes Gattungsmerkmal benützt werden, 2 Diese Sätze werden nun in dem vorliegenden zweiten Berichte an der Hand von Resten aus den Formengruppen der Gattung Harpes und Asaphus eingehender erläutert und es wird der Nachweis erbracht, dass beide Gattungen thatsächlich auf Grund der- Merkmale ihres Hypostomes sehr leicht auseinandergehalten werden können. _ Im Anschlusse an diese Untersuchungen veröffentlicht der Verfasser ein neues Ver- _ zeichniss der sämmtlichen, bis jetzt aus dem böhmischen Silurgebiete bekannt gewordenen Trilobitenhypostome. (N Georg Bruder. Die Fauna der Jura-Ablagerung von Hohnstein in Sachsen. Sitzber. d. kais. Akad. d. Wissensch. y and XCI. 1885. Der Verfasser, dem wir bereits zwei ebenso interessante, als wichtige Beiträge zur Kenntniss der merkwürdigen Jura-Ablagerungen im nördlichen Böhmen verdanken " Verhandl. 1881, pag. 277; 1882, pag. 325), hat nunmehr auch die zwischen Granit R als Hangendem und Quadersandstein als Liegendem eingeschalteten Jurabildungen von _ Hohnstein in Sachsen näher untersucht und die Ergebnisse seiner Studien in Form _ einer umfangreicheren, für die Denkschriften der kais. Akademie bestimmten Arbeit _ zusammengefasst. Gegenwärtig liegt nur ein kurzer Auszug aus dieser Arbeit vor, aus dem wir entnehmen, dass die Jurabildungen von Hohnstein aus zwei petro- _ graphisch verschiedenen Lagern bestehen, nämlich den schwarzen, bituminösen Hangend- a honen "und den darunter liegenden Merseln und Kalken. Die ersteren führen theils verkalkte, theils verkieste Fossilien des untersten Oxfordiens, der Transversariu s- _ und Bi armatus-Zone, während die Fauna der letzteren zum Theil der Zone des K.k. geolog. Reichsanstalt. 1885. Nr. 8. Verhandlungen. 33 Verhandlungen, Peltoceras bimammatum, zum Theil jener der Oppelia venne thümlich ist. Schichten der älteren Transversarius-Stufe liegen in Ueberkippung über den jüngeren Schichten des Bimammatus- 1 lobatws-Horizontes. Aus beiden Schichtgruppen werden zahlreiche, zun Fossilien, namentlich Cephalopoden, Gastropoden, Bivalven, Brachiopo ın namhaft "gemacht, welche nach Vorlage der paläontologischen Arbeit z Besprechung gelangen werden. R Wie die Jura-Ablagerungen Böhmens, sind auch die Sacl schwäbisch-polnischen Typus gebildet, sie sind Producte der Tiefsee davon sehr verschiedenen nordwestdeutschen Oxford- und Kimmeri - seichterem Grunde zum Absatze kamen. Aus dem Zusammenvorkommen von Fossilien in Hohnstein, welche sonst nur auf einen der beideı beschränkt sind, ergibt sich, dass hier nichtsdestoweniger ein Austausch stattgefunden habe, und zwar gehörten diese solchen Geschlechtern an, sowohl in Ablagerungen aus seichteren Meeren, als auch in solchen getroflen werden, Du Verlag von Alfred Hölder, k.k, Hot- nr Vniversitäts-Buchhändler i in han Rothenthurmstr > Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien, Se er he Ba EZ ur Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 30. Juni 1885. Inhalt: Vorgänge an der Anstalt. — Eingesendete Mittheilungen: A. Bittner. Ueber das Alter des Tüfferer Mergels und über die Verwendbarkeit von Orbitoiden zur Trennung der ersten von der zweiten Mediterranstufe. Ueber einen Aufschluss von sarmatischen Schichten bei Pfaffstätten. Ad. Hofmann. Beitrag zur Diluvialfauna der Ober- _— Steiermark. Ueber einige Petrefacte aus dem Sung im Paltenthale. A.R.Schmidt. Bemerkung _ über den rothen Sandsteinim Leuckenthale. Dr. E. v. Dunikowski. Einige Bemerkungen über dieGliederung des westgalizischen Karpathensandsteines. — Persönliches. — Literatur- “motizen:H. Vater. P. F. Reinsch. Dr. Küst. M. v. Hantken. P. Choffat. H. Haas. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Vorgänge an der Anstalt. In einem hohen Erlasse des hohen k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht vom 6. Juni 1885, Z. 6538, wurde der Direetion er- öffnet: dass der mit dem Titel und Charakter eines Chefgeologen be- kleidete Geologe der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien, Dr. Emil Tietze zum Chefgeologen, die Adjuneten Michael Vacek und Dr. Alexander Bittner zu Geologen, und der Praktikant Friedrich Teller, sowie der Assistent Heinrich Freiherr v. Foullon zu Ad- juneten an unserer Anstalt ernannt wurden; dass ferner der nunmehr rangälteste Chefgeologe, Oberbergrath Dr. Guido Stache, verständigt wurde, dass er fortan im Sinne der Allerhöchsten Entschliessung vom 3. Juli 1873 den Titel eines Vicedireetors zu führen habe. u Eingesendete Mittheilungen. A. Bittner. Ueber das Alter des TüffererMergels und über die Verwendbarkeit von Orbitoiden zur Trennung der ersten von der zweiten Mediterranstufe. Vor Kurzem hat R. Hörnes (Mittheilungen des naturw. Vereines für Steiermark, Jahrg. 1882, pag. 195 ff.) den Umstand, dass der so- genannte Tüfferer Mergel Sturs (Geol. der Steiermark, pag. 566 ff.) ein schlierartiges Aussehen und so weit bekannt, auch eine Fauna, welche der des Sehliers von Ottnang nahesteht, besitzt, als Aus- gangspunkt für die Beweisführung zu benützen gesucht, dass der Schlier K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr.9. Verhandlungen. 34 _ Y TFT RAN TER a I RAR 226 Verhandlungen. von Ottnang sicher der ersten Mediterranstufe angehöre, wie er ja se früher in Uebereinstimmung mit Th. Fuchs behauptet hatte. Ba darauf wurde (Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt, 1884, pag. 49 von mir gezeigt, dass der Mergel von Tüffer seiner stratigraphise Stellung nach nicht für älter als jene Schichten des Wiener Beck welche man der sogenannten zweiten Mediterranstufe zuzuzählen pfl erachtet werden könne. Seitdem hat sich ein theilweiser Umschwung auch in den Ansichten über das Alter des „Schliers“ vollzogen. R. Hörnes hat (in diesen Verh., 1884, pag. 305) vorgeschlagen, den Namen „Schlier* als Etagenbezeichnung gänzlich aufzugeben und. hat bei dieser Gelegenheit hervorgehoben, dass gerade der oberöster- reichische Schlier (und daher wohl auch der südsteirische, wenn m im Sinne seiner obeneitirten Arbeit rückschliessen darf) wahrschei lich der zweiten Mediterranstufe zufalle. R. Hörnes leitet allerdings seine Meinungsänderung zunächst von gewissen Beobachtungen in Re neueröffneten Ziegelei zu Walbersdorf ab, bezeichnet es zwar zugleich als vielleicht voreilig, an diese Beobachtungen theoretische Speeula- tionen zu knüpfen, kann aber dessenungeachtet jene soeben mitgetheilte Bemerkung über das wahrscheinliche Alter des oberösterreichischen Schliers nicht unterdrücken, für welehe Annahme sich übrigens nach ihm noch manche Anhaltspunkte geltend machen, die indessen vor- k läufig nicht angegeben werden. Nun scheint es allerdings nach einer unmittelbar darauf (Verhandl. 1884, pag. 373) von Fuchs über den- selben Gegenstand veröffentlichten Mittheilung, als ob jene von Hörnes an die Beobachtungen in der Ziegelei von Walbersdorf geknüpften Speeulationen insoferne wirklich voreilig gewesen wären, als Fuchs weder schlierartigen Charakter des Gesteines, noch Schlierfossilien (mit Ausnahme des sehr seltenen Pecten denudatus Reuss) in der Tegelgrube zu Walbersdorf beobachtet hat und diesen Tegel daher für gewöhn- lichen Badener Tegel erklärt, in welchem allerdings ungewöhnlicher- weise der Pecten denudatus vorkomme, welcher ja auch von anderen Stellen in der zweiten Mediterranstufe bei Wien, so von Forchtenau, wie Fuchs und Hörnes selbst anführen, bekannt ist.!) Da nun in Folge dieser neueren Beobachtungen von Fuchs jener erste Grund für Hörnes, den oberösterreichischen Sehlier für der zweiten Medi- terranstufe zufallend zu erklären, wieder recht wankend geworden ist, so darf man wohl um so eher eine gelegentliche Darlegung jener übrigen Anhaltspunkte, welche Hörnes zu seiner Meinungsänderung bewogen haben, erwarten. Immerhin verdient es als merkwürdige Thatsache verzeichnet und festgehalten zu werden, dass von unseren beiden ersten Tertiärgeologen der eine schlierartige Ablagerungen mit Schlierpetrefaecten da zu erkennen glaubt, wo der andere nichts als gewöhnlichen Badener Tegel sieht. # Ich habe im Jahrbuche, 1884, pag. 500, zu betonen Gelegenheit gehabt, dass Prof. E. Suess sich der von Fuchs und Hörnes ') F. Karrer, Hochquellenleitung, pag. 187, sagt: „Ganz eigenthümlich ist auch das Vorkommen einer Schale des ee denudatus Reuss“ im Badener Tegel des Wasserleitungsstollens Nr. 1 nördlich von Baden. Er tritt hier in Gesellschaft von Perna Soldani, Ostrea lamellosa, Porites inerustans u. a. A. auf. ‘“ Bericht vom 30. Juni. A. Bittner. 9227 % Nr. 9 _ vorgenommenen Zusammenfassung des „Schliers“ mit grösseren oder _ geringeren Antheilen der Hornerschichten zu einem einzigen Horizonte meines Wissens niemals angeschlossen habe. Das hat sich, wie aus - Prof. Sue ss’ soeben erschienenen grossen Werke „Das Antlitz der Erde“ — (pag. 397 und 454) hervorgeht, als richtig erwiesen. Was man vor Kurzem noch (Jahrb. 1884, pag. 504) als letzte Consequenz der An- _ siehten, welche von gewisser Seite über die Bedeutung des „Schliers“ vorgetragen wurden, kaum anzudeuten gewagt hatte, hat nunmehr dureh das Werk von Prof. Suess greifbare Gestalt gewonnen, die - Existenz eines Schliermeeres nämlich, „in der Gesammtheit seiner physischen Merkmale und als Merkmal einer selbstständigen Episode der Vergangenheit erfasst und verzeichnet“, eines Schliermeeres, in dem sich über ausserordentlich weite Strecken gleichförmiger, blau- grauer, häufig mit kleinen Glimmerblättehen durchstreuter Schlamm ablagerte, in welchem Aturia Aturi, Solenomya Doderleini und Pecten denudatus nebst einer geringen Anzahl minder charakteristischer Arten neben sehr viel Gyps, Bitter- und Kochsalz ein eintöniges, ersterbendes Dasein führten, bis sich Reste von Landpflanzen, namentlich vom Zimmtbaum, einzustellen beginnen, über denen die Zeit des neuen, zweiten Mediterranmeeres anhebt. Wir sind also heute, nachdem - _ R. Hörnes und Th. Fuchs die Gleichaltrigkeit des „Schliers“ mit der ersten Mediterranstufe bewiesen und .die längste Zeit hindurch fest- _ gehalten haben, R. Hörnes aber neuestens ziemlich unvermittelt (Verhandl. 1884, pag. 305) den oberösterreichischen Schlier zur zweiten Mediterranstufe zählen zu können geglaubt hatte, endlich und fast gleichzeitig mit Hörnes’ veränderter Auffassung bei der dritten und letzten Möglichkeit, oder vielleicht besser Gewissheit, bei jener näm- lich angelangt, nach welcher der „Schlier“ als Ablagerung einer eigenen Zeitperiode, die sich zwischen die erste und die zweite Mediterranstufe - einschiebt, zu betrachten wäre, eine Ansicht, welehe übrigens, wie schon erwähnt, von Prof. Suess von jeher gehegt worden zu sein scheint, wenn sie auch vorher nie in so präciser Weise ausgesprochen worden ist. Auf die Methode, mittelst welcher Prof. Suess die Richtigkeit dieser Ansicht zu begründen sucht, einzugehen, würde zu weit führen ; wer sich für diese Fragen interessirt, der wird die von Prof. Suess benützten Originalarbeiten gleichzeitig einzusehen nicht unterlassen. Hier soll nur die Art und Weise, wie Prof. Suess die südsteirischen Vorkommnisse für seine Theorie verwendet, berücksichtigt werden. In einer Anmerkung pag. 454 (Note 81) heisst es diesbezüglich: „In Süd- steiermark und Krain wird der Schlier wohl auch als „Mergel von Tüffer“ bezeichnet; nach Bittner’s Beobachtung nähert sich derselbe an einzelnen Stellen sehr den galizischen „Schichten von Baranow“ Hilber’s. Diese Bestätigung der hier vertretenen Ansichten ist um so erfreulicher, als sie von einem Beobachter herrührt, welcher diese Ansicht nicht theilt.“ Dagegen ist Folgendes zu bemerken: In meiner erwähnten Arbeit ist immer nur von den Seissusschichten Hilber's, welche bekanntlich die Baranower und die Kaiserswalder Schichten umfassen, die Rede. Aus dem Umstande aber, dass die Fauna des Tüfferer Mergels sich stellenweise jener der Seissusschichten Hilber's, 34* 228 Verhandlungen, Nr. RK “ welche nach den sehr eingehenden Untersuchungen dieses Aut bestimmt der zweiten Mediterranstufe zufallen, nähert, kann nimm mehr eine Bestätigung der von Prof. Suess über die Stellung Baranower Schichten Ostgaliziens, sowie über jene des „Schliers“ gehegten theoretischen Ansichten entnommen werden. Auch wäre @ nicht unwichtig gewesen, wenn Prof. Suess bei dieser Gelegenheit j angeführt haben würde , dass die Meinung von R. Hörnes vom „Scehlieralter“ der Tüfferer Mergel mit einigen nicht unwesentlichen Gründen bestritten worden sei und dass es vorzüglich die gleichmässige Ueberlagerung dieser Tüfferer Mergel durch sarmatische Schichten und das Fehlen einer genügenden Vertretung der mächtigen Ablagerungen der zweiten Mediterranstufe zwischen beiden Schichtgruppen war, welche gegen die Deutung des Tüfferer Mergels als „Schlier* in’s Treffen geführt werden konnten. Schon der Umstand allein, dass Prof. Suess weiterhin von eingefalteten sarmatischen Zügen im Tertiärvon Tüffer-Sagor spricht, würde, wie man hätte glauben sollen, die Nöthigung begründet haben, R. Hörnes’ Annahme, dass die „ältere Mediterranstufe“ der Tüfferer Bucht vorzüglich durch ihre Aufrichtung und gestörte Schichtstellung als solche zu erkennen sei, einer ernsthaften Prüfung bezüglich ihrer Stichhältigkeit zu unterziehen o oder doch zum Mindesten jene Ausführungen, die bereits gegen R. Hörnes’ Ansichten in dieser Frage (Jahrb., 1884, pag. 448 ff.) bei- gebracht worden sind, nicht gänzlich zu ignoriren. Das gesammte marine Miocän von Tüffer-Sagor bleibt indessen auch in der neuesten Darstellung von Suess „erste Mediterranstufe“ mit Ausnahme des Tüfferer Mergels, welcher „Schlier* bleibt, mögen auch fast die gesammten vorliegenden Literaturangaben dagegen sprechen und mag auch das Hauptargument von Hörnes durch dieselben als vollkommen unstichhältig erwiesen worden sein. !) Während, wie im Vorhergehenden gezeigt wurde, R. Hörnes die Ansicht, dass der „Schlier“ der „ersten Mediterranstufe“* angehöre, wenigstens theilweise aufgegeben hat und nunmehr denselben partiell zur „zweiten Mediterranstufe“ zu stellen geneigt ist, während gleich- zeitig Prof. Suess seine bereits früher vertretene Ansicht, dass der Schlier einem eigenen Horizonte zwischen der ersten und der zweiten Mediterranstufe entspreche, schärfer präcisirt hat, hat Th. Fuchs, dessen Ansichten in dieser Frage früher gänzlich mit denen von R. Hörnes concordirten ?), bisher dieser veränderten Sachlage gegen- !) Eine bemerkenswerthe Neuerung in diesen Fragen ist in dem Capitel über den „Schlier“ bei Prof. Suess zu verzeichnen. Das ist das Fehlen jeder Bemerkung über den ehemaligen „Schlier“ von Radoboj, welcher noch vor Kurzem eine so grosse Rolle gespielt hat (vergl. Jahrb., 1884, pag. 502). Während auf die Autorität von Suess hin Radoboj noch heute immer wieder als „Schlier“ citirt zu werden pflegt, sehen wir diese Localität nunmehr plötzlich aus der Schlierliteratur verschwinden, wahrscheinlich zur grossen Ueberraschung derjenigen, welche die noch vor Kurzem darüber propagirten Ansichten für positiv feststehend halten zu dürfen geglaubt hatten, Bezüglich Radoboj wolle man auch das, was F. v. Hauer zu wiederholtenmalen aus- gesprochen hat (so insbesondere im Jahrb,, 1868, XVII, pag. 41 ff.), vergleichen. ®) Es ist daher nicht wörtlich zu nehmen, wenn Suess (l. e., pag. 399) sagt, dass Hörnes und Fuchs Nachweise dafür geliefert hätten, dass der Schlier zwischen der ersten und der zweiten Mediterranstufe liege. Im Gegentheile hat Hörnes zwei grosse Abhandlungen geschrieben, eigens zu dem Zwecke, um die Aequivalenz des Schliers mit den Horner Schichten oder Theilen derselben zu erweisen ! a al al > ee aa 3 ER ar PS Zaren Bericht vom 30. Juni. A. Bittner. 229 über zwar insoferne nicht mit Entschiedenheit Stellung genommen, als aus seinen neuesten Publicationen nicht mit voller Schärfe hervorgeht, ob er bei seinen und den älteren Ansichten von R. Hörnes stehen _ falls aber scheint er zur Ansicht hinzuneigen, dass dem „Schlier“ !) und _ mit diesem dem Tüfferer Mergel innerhalb der miocänen Schiehtenreihe _ ein verhältnissmässig hohes Alter zukomme, d. h. dass derselbe älter ‚sei als der jüngere Leithakalk oder als die Ablagerungen der zweiten - Mediterranstufe überhaupt. (Verh. der k. k. geol. Reichs-Anst., 1884, - pag. 382.) Einen ganz neuen Anhaltspunkt zur Begründung dieser seiner Ansicht glaubt Fuchs in dem Auftreten und in der Vertheilung von - Orbitoiden innerhalb der mioeänen Ablagerungen gefunden zu haben. Nach seiner Darstellung (Verh., 1834, pag. 352) wären dieselben auf die Ablagerungen der ersten Mediterranstufe beschränkt. Fuchs beruft sieh hierbei auch auf ein von mir (Jahrbuch, 1884, pag. 575) nach- gewiesenes Orbitoiden-Vorkommen im unteren Mioeän bei Sagor. Wenn Fuchs bei dieser Gelegenheit hervorheben zu sollen glaubt (pag. 380), dass das Auftreten von Orbitoiden im Mioeän überhaupt keine so unge- wöhnliche Erscheinung sei, wie ich anzunehmen scheine, so muss be- merkt werden, dass ich nur von einem „ziemlich ungewöhnlichen“ _ Vorkommen gesprochen habe und ich kann nichts Besseres thun, als mich zur Rechtfertigung dieses Ausspruches auf Fuchs selbst zu be- E rufen, der ein von ihm seither nachgewiesenes Orbitoidenvorkommen bei Rohitsch-Sauerbrunn (ebenda, pag. 332) als „auffallend und be- _ merkenswerth“ bezeichnet, doch wohl aus keinem anderen Grunde, als weil dasselbe eben „ungewöhnlich“ ist, und zwar in einem solchen Grade ungewöhnlich, dass jenes Vorkommen von Sagor überhaupt das erste innerhalb des österreichischen Mioeäns nachgewiesene vorstellt und ‚dass es der ganzen, grossen Literaturkenntniss von Fuchs, die gewiss ‚allseitig ohne den geringsten Vorbehalt anerkannt wird, bedurfte, um einige wenige weitere analoge Vorkommnisse aus Südeuropa und Vorderasien anführen zu können, von denen einzelne wieder eben in Bezug auf ihr Alter gewiss nicht einmal unbestreitbar sind. 2) Auch Herrn Fuchs wird es nicht unbekannt geblieben sein, dass man ‚selbst heute noch ganz allgemein geneigt ist, Funde von orbitoiden- reichen Gesteinen gewöhnlich sofort nicht nur dem Eocän, sondern direet sogar bestimmten engbegrenzten Horizonten desselben zuzuweisen, eben weil das Vorkommen orbitoidenführender Gesteine ausserhalb !) Man vergleiche übrigens auch die Angaben von Fuchs in der Publication über die Fauna der Schichten von Hidalmas (Verh., 1885, pag. 101). Hier ist speciell der Schlier von Niederösterreich und Mähren erwähnt und dieser würde sich, wie es scheint, der zweiten Mediterranstufe enger anschliessen, als der ersten, obwohl er un- mittelbar auf Aequivalenten der Schichten von Molt liegt, welche ihrerseits wieder durch eine von den ungarischen Geologen für „Schlier“ erklärte Bildung vou den noch tiefer liegenden Koroder Schichten, die man immer für gleich alt mit den Loibers- dorfer Schichten, also für jünger als die Schichten von Molt, erklärt hat, getrennt werden. Die Verhältnisse gestalten sich demnach immer verwickelter! ?) Das bezieht sich speciell auf das Vorkommen von Orb. Gümbeli Seg. im „Tongrien“ Calabriens. (Vergl. Atti R. Acad. Lincei, Roma 1880, Vol. VI, pag. 39 etc.) 230 Verhandlungen. bestimmter Horizonte des Eocäns ganz allgemein für „ungewöhn- lich“ gilt. n: Auch den besonderen Nachdruck, welchen ich nach Fuchs (l. e pag. 382) darauf gelegt haben soll, dass das Orbitoidengestein Kotredesch-Sagor in den allertiefsten Miocänschichten hart an Grenze der Sotzkaschichten vorkomme, kann ich in der angezoge Stelle durchaus nicht finden. Ich würde mich daher auch nur freue können, wenn es Herrn Fuchs gelungen wäre, schon heute den exacten Nachweis dafür zu erbringen, dass dieselben nicht auf die tiefsten Miocänschichten beschränkt seien, sondern dass sie auch n in viel höherem Niveau, d. h. also zunächst im Niveau des Tüff Mergels, vorkommen. Diesen Nachweis aber halte ich vorläufig noch nicht für sicher erbracht, da es Fuchs keineswegs gelungen ist, vollkommen klar nachzuweisen ‚ dass die Foraminiferenmergel von Rohitsch - Sauerbrunn (man vergl. Stur’s Geologie der Steiermark pag. 573ff.), denen jene erwähnten Orbitoidenschichten angehören. sollen, wirklich ihrem Niveau nach dem Tüfferer Mergel gleich- stehen. Sollte es aber Fuchs zukünftig doch gelingen, was ich nicht für ausgeschlossen halte, die Aequivalenz der orbitoidenfähremal den Schichten von Sauerbrunn mit dem Tüfferer Mergel zu erweisen, so würde damit voraussichtlich mehr bewiesen worden sein als beabsichtigt war, d. h. Fuchs würde damit meiner Ansicht nach den Beweis erbracht haben, dass Orbitoiden auch noch in der zweiten Mediterranstufe vorkommen. Ich könnte mich dann seinem Schlusssatze, dass aus dem Vorkommen von Orbitoiden im Tüfferer Mergel hervorgehen. würde, es käme dem Tüfferer Mergel inner- halb der miocänen Schichtenreihe in der That ein höheres Alter zu, d. h. es sei derselbe älter als unser jüngerer Leithakalk oder als die Ablagerungen unserer zweiten Mediterranstufe über- haupt, nur bedingungsweise anschliessen, und zwar dann, wenn Fuchs hier unter „jüngerem Leithakalk* nicht: den gesammten Leithakalk der sogenannten jüngeren Mediterranstufe gemeint hat, sondern etwa nur jenen dritten und obersten Leithakalk, welcher nach einem gleichzeitig von ihm erschienenen Aufsatze (Ver- handl., 1884, pag. 378) über dem Badener Tegel liegt und durch diesen von einem mittleren Leithakalke, welcher den Grunder Schichten entsprechen soll, getrennt wird. Diesem GrunderLeithakalke aber fallen gegenwärtig nach Fuchs fast sämmtliche Leithakalkvorkommnisse des Westrandes des inneralpinen Wiener Beckens (Rauchstallbrunn, Pfaffstätten, Kalksburg?) zu, deren Ueberlagerung durch Badener Tegel vor nicht gar langer Zeit als Hauptargument gegen Stur's Ansicht, der Leithakalk liege über dem Badener Tegel, und zugleich als Hauptbeweisgrund für die Anschauung, dass Tegel und Leithakalke des inneralpinen Wiener Beckens nur Facies einer und derselben Zeit- periode seien, benützt worden war (man vergl. hier insbesondere Fuchs im Führer zu den Excurs. der Deutschen geol. Gesellsch., 1877, pag. 68 oder auch Zeitschr. der Deutschen geol. Gesellsch., 1877, pag. 673). Nun hat seinerzeit schon Ch. Mayer aus den diesbezüglichen Unter- suchungen von Fuchs und Karrer den Schluss ziehen zu können geglaubt, dass der Badener Tegel einen selbstständigen Zeitabschnitt über ‚air # NEE EERETEN IFDERTNG Nr. 9 Bericht vom 30. Juni. A. Bittner. 231 - dem Leithakalke repräsentire?), welche Ansicht aber (Verhandl., 1873, ag. 178) von Fuchs auf das Entschiedenste zurückgewiesen worden ist. Nach den neuesten eigenen Mittheilungen von Fuchs würde aber nieht nur jene Ansicht Ch. Mayer's ihre volle Berechtigung haben, sondern es würde ebenso auch die ältere Ansicht von Stur, welche so heftig und systematisch bekämpft wurde, wenigstens theilweise und insoferne wieder zur Geltung gelangen, als gerade jenen Leithakalk- lagen der Ziegelei von Möllersdorf und ähnlichen Niveaus zu Vöslau, Soos u. s. f., welche bereis Stur für seine Ansicht in’s Treffen führte, nunmehr von Fuchs selbst ein bestimmtes Niveau über dem Badener Tegel angewiesen wird (man vergl. hier insbes. noch R. Hörnes im Jahrb., 1875, pag. Tund D. Stur in Verhandl., 1874, pag. 136). Es scheint also doch zu einer Gliederung desinneralpinen Wiener Miocäns kommen zu sollen und wir haben innerhalb des- selben mit Fuchs vorläufig drei bestimmte Niveaus — Grund, Baden und oberster Leithakalk im Sinne Stur’s — zu unterscheiden. Wenden wir diese Gliederung auf die Tüfferer Bucht an, so lässt sich unge- zwungen der dort vorhandene oberste Leithakalk dem obersten Leitha- kalke von Wien, der Tüfferer Mergel dem Badener Tegel und der untere Leithakalk von Tüffer dem unteren oder Grunder Leithakalke des inneralpinen Wiener Beckens gleichsetzen und wir kommen also auch auf diesem Wege (vergl. Jahrb., 1884, pag. 499) wieder dazu, den theoretischen Horizont des „Schliers“ in der Auffassung von Suess nicht im Tüfferer Mergel, sondern erst in den tiefsten mioeänen Bil- dungen der Tüfferer Bucht, ähnlich wie bei Radoboj, suchen zu müssen, wenn man in diesen tiefsten Tüfferer Miocänbildungen selbst nicht gar noch Aequivalente der ebenfalls immer vielgestaltiger werdenden Schichten von Grund erkennen will. Immerhin scheint sich auch von diesem neuesten Fuchs’schen Standpunkte aus eine Verständigung in den theoretischen Ansichten anbahnen zu wollen, wenn auch vielleicht zunächst auf dem unlängst (Verhandl., 1885, pag. 55) von Tietze angedeuteten Wege des schliesslichen — zum mindesten par- tiellen — Zusammenfallens der älteren mit der jüngeren Mediterran- stufe und der Schichten ‚von Grund mit beiden. Auf jeden Fall aber ist auch auf Grund der neuesten Fuchs- schen Gliederung der zweiten Mediterranstufe der Vergleich mit den Tüfferer Ablagerungen in der soeben angeführten Weise der zunächst sich aufdrängende und ungezwungenste, und wenn nun Fuchs, wie schon oben bemerkt, unter „jüngerem Leithakalke“ in seinem Schluss- satze, 1. c., pag. 382, nur den über dem Badener Tegel liegenden Leithakalk gemeint haben würde, so könnte man der ersten Alternative !) Wie früher schon (Jahrb. 1859, X, pag. 174) M. Hoernes und Prof. Suess angenommen hatten! An dieser Stelle spricht M. Hoernes sogar aus, dass vom paläontologischen Standpunkte der Leithakalk mit den von Dr. Rolle sogenannten „Horner Schichten“ zu den ältesten Ablagerungen des Wiener Beckens gezählt werden müsse. Gewiss eine nicht uninteressante Reminiscenz! Auch noch im Jahre 1864 (Jahrb. XIV, pag. 513) erklärt M. Hoernes die Grunder Schichten und die Leitha- kalke für gleich alt und den Badener Tegel für jünger als beide! Auch F. Rolle hat bekanntlich ähnliche Ansichten über den Badener Tegel vertreten. Endlich ist hier auch Seguenza über das Miocän Calabriens (Lincei, 1880, VI, pag. 95) nachzusehen. . 4 - A 1 A a ER 232 Verhandlungen, seiner Schlussfolgerung zustimmen und zugeben, dass der Tüfferer Mergel demnach kein höheres Alter als der Badener Tegel besitze Sollte aber Fuchs unter „jüngerem Leithakalke* die gesammten Aequivalente der zweiten Mediterranstufe verstanden haben, so würde die Richtigkeit seiner Schlussfolgerung auf jeden Fall angezweifelt werden müssen, da das Vorkommen von Orbitoiden im Tüfferer Merge an sich keinesfalls für genügend erachtet werden kann, um die aus den klaren Lagerungsverhältnissen des Tüfferer Mergels hergenommenen Schlüsse über das Alter derselben auch nur im Geringsten zu entkräften oder gar umzustossen. Es würde dann eben nur bewiesen worden sein, dass Orbitoiden auch noch in den Ablagerungen der „zweiten Mediterran- stufe“ vorkommen. So viel dürfte aber bereits heute mit vollkommener Sicherheit behauptet werden können, dass, wenn es nicht angehen sollte, die erste und zweite Mediterranstufe auf Grundlage anderer, gewichtigerer ? Thatsachen auseinanderzuhalten , es mittelst Zuhilfenahme des blossen Vorkommens von Orbitoiden schwerlich gelingen werde. A. Bittner. Ueber einen Aufschluss von sarmatischen Schichten bei Pfaffstätten. E Vor Kurzem wurde ich durch Herrn Lehrer E. Ebenführer in Gumpoldskirchen darauf aufmerksam gemacht, dass in der Nähe von Pfaffstätten bei Baden seit einiger Zeit eine neue Ziegelei bestehe; aus derselben mitgebrachte Conchylreste wiesen auf sarmatisches Alter der daselbst aufgeschlossenen Tegelmassen hin. Ein dahin unternommener Ausflug bestätigte diese Vermuthung. Die Ziegelei, einem Herrn Ram- minger sehörend, liegt an der Badener Strasse , etwa 1400 Meter (Luftlinie) in nordöstlicher Richtung von Pfaffstätten, kaum weiter in nordwestlicher Richtung von Traiskirchen entfernt und i in einer Distanz von ca. 900 Meter in Südwest von der ehemaligen berühmten Ziegelei von Möllersdorf, deren Grube gegenwärtig verlassen und bis nahezu zum Rande mit Wasser erfüllt ist, während die dazu gehörigen Gebäude als Armenhaus verwendet werden. In dieser Möllersdorfer Ziegelei wurden seinerzeit (Jahrb., 1870, pag. 314) von Stur als oberste, nur mehr in sehr geringen Resten erhaltene tertiäre Ablagerung sarmatische Schichten nachgewiesen, und zwar in Form von plattigem, kalkigem Muschelsandstein, welcher Modiola volhynica, Erviha podolica, Rissoa inflata und angulata, Monodonta angulata und Serpula spec. führte. Auch R. Hoernes (Jahrb., 1875, pag. 10) bestätigte das Vorkommen eines ganz geringmächtigen Restes sarmatischer Schichten im Han- senden des marinen Tegels und „Leithakalkes‘ der Möllersdorfer Zaegelei. Zugleich wies er nahe südöstlich von derselben einen kleinen Aufschluss von Congerienschiehten nach, bezüglich dessen Lage und Verhalten gegenüber der Tegelgrube er (l. e., pag. 11) die Vermuthung aussprach, dass zwischen beiden Aufschlüssen eine Störungslinie durch- laufen müsse. Das muss wohl auch der Fall sein zwischen der Möllers- dorfer Ziegelei und der neuen Tegelgrube der Ramminger’schen Ziegelei bei Pfaffstätten, da die letztere bei kaum wesentlich ver- schiedener Höhenlage doch durchwegs, so weit der Aufschluss bis jetzt reicht (5—6 Meter), nur sarmatischen Tegel aufschliesst. Derselbe ist in seinen oberen Partien, wie zumeist der Fall, gelblich und röthliehbraun Bericht vom 30. Juni. A. Bittner. 233 ‚entfärbt, in grösserer Tiefe dagegen blaugrau. Seine durch die ganze ehtigkeit ziemlich gleichmässig vertheilte Fauna ist eine recht ärmliche, sser Cerithtum pietum kommen nur Ervilia podolicı und die sarma- tischen Rissoen-Arten häufiger darin vor. Es wurde hier gesammelt: _Buccinum duplicatum Sow., ein einziges Stück im Aushube der süd- A lichen Grube. _Oerithium pictum Bast. hh, in sehr schönen, grossen Exemplaren, meist B röthlich gefärbt. ';, rubiginosum Eichw., sehr selten (nur zwei Jugendexemplare). _ Rissoa inflata Andrz., häufig, meist in auffallend grossen Exemplaren. » angulata Eichw., ebenfalls zahlreich, aber minder häufig und “ weniger kräftig entwickelt. Es dürften ausser diesen beiden noch eine oder mehrere Arten von Rissoa nachweisbar sein. _ Hydrobia (Paludina) pl. sp., und zwar sowohl vom Typus der schlan- keren Formen (cfr. acuta Drap.), als auch von jenem der kurzen kugeligen (efr. H. immutata Frfld.). Bulla Eajonkaireama, Bast. nicht seltene, sehr kleine Stücke. - Ervilia podolica Eichw., häufig, oft noch mit beiden Klappen, aber 2 durchaus von geringer Grösse. 4 (ardium obsoletum Eichw., übereinstimmend mit Stücken von Gauners- : dorf; selten. 3 pl. spec., zumeist Brut, darunter ein Bruchstück mit ab- | wechselnd stärkeren und schwächeren Rippen, ähnlich ©. hians Broce., ein sehr kleines Exemplar einer ©. p/icatum Eichw. ähnlichen Form, ferner Berg die sich durch Hervor- treten eines Kiels dem C. Suessü Barb. nähern, endlich eine ganz merkwürdige, nur in einem ganz minutiösen Stücke r ? und einem Fragmente vertretene Form, welche als ein bis =: auf den scharfen Kiel ganz ungeripptes, glattes ©. Suessii N bezeichnet werden könnte. Modiola spec. Brut. : Nur etwa hundert Schritte vom südlichen Rande der Ziegelei gegen Süden entfernt, wurde in der Nähe des Canalüberganges unter- halb der Jonasmühle mitten in den Feldern eine kleine Sandgrube für den Bedarf der Ziegelei eröffnet, die an ihrer tiefsten Stelle vielleicht 2 Meter tief ist und mit Ausnahme der mehr mergeligen untersten Lagen durchwegs sandiges Material aufschliesst, welches in einzelnen Lagen bis faustgrosse Geschiebe führt. Der Sand ist lose oder zu con- eretionären Platten verbunden und erinnert lebhaft an die bekannten D en süschen Sande von Wiesen. In einzelnen Lagen, und zwar be- sonders in derjenigen, welche am reichsten an Geröllen ist (am besten - aufgeschlossen in der nordöstlichen Ecke der Grube), bemerkt man einen ansehnlichen Reichthum an Petrefaeten. Die Arten sind auch hier vor- wiegend sarmatisch, die grösseren fast durchwegs, aber doch nicht ausnahmslos, mehr oder weniger abgerollt, die kleineren und zarteren dagegen (Rissoen, zarte Modiolaschälchen) auffallend gut erhalten. Auch marine Einschwemmungen (stark abgerollte Turritellen, Carditen u. A.) fehlen nicht. Folgende Arten wurden hier gefunden: K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 9. Verhandlungen. 35 a es nr! ba ER LT NET rg > N 2 3 PR “ D ’ 234 Verhandlungen, Buccinum duplicatum Sow. n.s., meist etwas gerollt, fast dnrel au von der kurzen, gedrungenen Form, wie sie R. Hoernes im Jahrb., 1875, Taf. II, Fig. 3 abbildet. Kr Pleurotoma cfr. "Doderleini Hoern., in ziemlich zahlr ereiia zumeist abgerollten, aber auch in einzelnen wohlerhaltenen Stücken. Sie stimmen weniger genau mit der Beschreibung und Abbildung von M. Hoernes, auch nicht mit jener von R. Hoernes (Jahrb., 1875, pag. 69, Tab. II, Fig. 4), dagegen recht gut mit der Abbildung , welche Pilar (im Rad Tusoal Ak., XXVI, Tab. II, Fig. 20, 21) gibt. Das gilt besonders bezüglich der Spiralreife , von denen bei R. Hoernes Originalexemplare unterhalb der Einschnürung nur drei vo R handen sind, während die Pfaffstättener Stücke deren con- stant vier zeigen, zwischen deren beide obere und beide untere noch secundäre Reife sich einschieben, die hie und da fast die Stärke der primären erreichen, so dass man bei ein- zelnen Exemplaren von 5—6 Reifen sprechen könnte. Das scheint auch bei der von Pilar abgebildeten eroatischen Form der Fall zu sein und ähnlich verhält es sich bei Exem- plaren, die F. Teller in sarmatischen Schichten zu Stein in Krain sammelte, doch ist hier die Anordnung der Basal- reife wieder eine etwas andere, so dass in derselben keinerlei Constanz zu herrschen scheint. Bei den Steiner Exemplaren sind die Knoten sehr schwach entwickelt, während die Pfaffstättener auch in dieser Hinsicht den 3 eroatischen am nächsten zu stehen scheinen und das R. Hoernes’sche Original von Hafnerthal diesbezüglich das andere Extrem vorstellt. Die feine Spiralstreifung, welche die Art mit ihrer verwandten oder Stammform, Pl. Schrei- bersi, gemein hat, ist auch an den nicht abgeriebenen Stücken von Pfaffstätten deutlich erkennbar. Stark abge- riebene Stücke, bei denen die Einschnürung sehr schmal und der ober derselben liegende Wulst wenig auffallend geknotet ist, erinnern lebhaft an Pl. Sotteri Mich., die bekanntlich ebenfalls in sarmatischen Ablagerungen (Wiesen) auftritt. Verithium pietum Bast., häufig, fast durchwegs abgerollt. ” rubiginosum Eichw., im Gegensatze zum Tegel häufig, meist sehr abgerollt. f Phasianella spec., mehrere Jugendexemplare. Monodonta angulata Eichw.? gerolltes Bruchstück. Trochus spec., ein kleines Exemplar von der scharfeontourirten Gestalt des Tr. papilla, aber mit nur wenigen (3) und starken Spiralreifen ausser dem scharfen Unterrande. r Neritina spec. (Grateloupana?), durchwegs stark abgerollt, nicht selten. Rissoa angulata Eichw., in zahlreichen, durchwegs wohlerhaltenen, nicht abgerollten Stücken aus dem Sande ausgeschlämmt, während R. inflata hier viel seltener (nur wenige Jugendexemplare sind möglicherweise zu dieser Art zu stellen) aufzutreten scheint. Hydrobia cfr. acuta Drap., selten. Bulla Lajonkaireana Bast., wenige sehr kleine Exemplare. Yeiah Nr. 9 Bericht vom 30. Juni. Ad. Hofmann. 235 Solen subfragilis Bichw., ein Fragment. Ervilia podolica Eichw., auch hier häufig, zumeist grösser als im Tegel, stark abgerollt. (ardium obsoletum Eichw.? Bruchstücke. Lucina cfr. Dujardini Desh. Auf diese Art, die wiederholt aus sarmatischen Ablagerungen (Croatien, Rumänien) eitirt wurde, dürften sich mit grosser Wahrscheinlichkeit einige Klappen einer Lucina, welche ziemlich gut erhalten sind, beziehen lassen. Von Hilber wird (in Verhandl. 1883, pag. 176) Lucina dentata Bast. aus sarmatischen Schichten von Stein in Krain angeführt. _ Modiola efr. Letochae Hoern., ein sehr kleines Exemplar mit der ganzen Länge nach auffallend gekerbtem Schlossrande, den gut er- haltene Exemplare der M. volhynica Eichw. übrigens auch besitzen. » marginata Eichw.? Bruchstücke einer gestreiften Art. Das häufige Vorkommen der Pleurotoma cfr. Doderleini und der aus sarmatischen Ablagerungen des eigentlichen Wiener Beckens meines Wissens bisher nicht bekannten Lueina ist immerhin interessant genug, um diesen Aufschluss einer Erwähnung werth zu machen, abgesehen _ davon, dass die flache Lage des sarmatischen Tegels in so grosser Nähe der marinen Schichten der Möllersdorfer Ziegelei, an einer Stelle, an welcher wohl eher ein Aufschluss von ebenfalls marinem Tegel zu erwarten gewesen wäre, ein weiteres Beispiel in der Reihe der schon von Karrer betonten aussergewöhnlichen Unregeimässigkeiten in der Vertheilung und Lagerung der Tertiärschiehten des Gebirgsrandes bei Gumpoldskirchen zu sein scheint. !) Ihrer Fauna nach dürften die besprochenen Tegelmassen von Pfaffstätten wohl sicher dem tieferen sarmatischen Niveau des Rissoen- ‚tegels und Cerithiensandes entsprechen (vergl. Fuchs im Jahrb. der geol. R.-A., 1875, pag. 19—62), welches Niveau durch eine analoge Artenvergesellschaftung (Rissoa inflata und angulata, Cerith. pietum, Bulla Lajonkaireana, Ervilia podolica, Cardium obsoletum u. s. f.) ausgezeichnet zu sein pflegt. Damit stimmen auch die wenigen aus der Möllersdorfer Ziegelei bekannt gewordenen sarmatischen Arten überein. Die überwiegende Mehrzahl dieser Arten sind zudem solche, welche auch in den unterlagernden marinen Neogenschichten bereits mit Sicher- heit nachgewiesen sind. Ad. Hofmann. Beitrag zur Diluvialfauna der Ober- Steiermark. Die Funde von Säugethierresten im Terrassendiluvium der Ober- steiermark sind äusserst selten und bis jetzt nur auf Elephas prümi- genius Blumb. allein beschränkt. !) Die nächstgelegene Fundstelle sarmatischer Conchylien (abgesehen von der Möllersdorfer Ziegelei) ist die Umgebung von Thallern bei Gumpoldskirchen (Stein- brüche in den Materialgruben der Südbahn), woher von Stur gesammeltes Materiale im Museum der Anstalt liegt, und zwar sowohl lose Cerithien aus sandigen Schichten, als auch Cardien im Hernalser Tegel (vergl. R. Hoernes, Jahrh., 1874, pag. 53). Die hier vorkommenden Cardien schliessen sich enge an die Cardienformen der sarma- tischen Mergel von Trifail (Prapretau) und Hafnerthal in Südsteiermark. (Jahrb., 1884, pag. 497.) 35* TE SEN a En a ui pn an. . 236 Verhandlungen. Peters (Festschrift, pag. 52) erwähnt eines Stosszahnes dic Species, welcher oberhalb Leoben im geschichteten Diluvium gef wurde; eines weiteren Fundes derselben Art wäre zu gedenken wel innerhalb der Stadt Leoben in den Sechziger-Jahren bei einer aus An] eines Kellerbaues vorgenommenen Erdaushebung im Diluvialsche gefunden wurde und in der Sammlung der k. k. Be uf- bewahrt wird. . Der letzterwähnte Fund besteht aus zwei Bruchsioken eine Stosszahnes von beträchtlichen Dimensionen; die Durchmesser beiden Enden betragen 12 und !0 Centimeter bei einer Länge von 65 Centimeter. | Be Weiter verdankt die bergakademische Sammlung dem Herrm Direetor Kauth in Vordernberg einen sehr. interessanten Rest, näm- lich den eines Murmelthierschädels, welcher beim Baue der Eisenhütte nächst dem Bahnhofe St. Michael 6 Klafter unter dem Diluvialschotte er gefunden wurde. Leider lässt der Erhaltungszustand dieses Restes viel zu iin n übrig; es fehlen die Jochbögen, die Nagezähne, die Nasenbeine un d von den Backenzähnen sind. nur die zwei letzten beiderseits erhalten Die Kronen der Backenzähne sind bis auf etwa 1°5 Millimeter abgenützt und der dritte Backenzahn im rechten Oberkiefer wurde fast bis auf die Wurzeln abgekaut, so dass die innere dritte Wurzel ver- loren ging und der Backenzahn selbst als zweiwurzlig und zur Hälfte verringert erscheint. Was den Bau und die Grösse des Schädels anbelangt, so ist derselbe mit dem am Rainerkogel bei Graz gefundenen zum Verwechseln ähnlieh. Die Vergleichune der beiden Funde wurde mir vom Herrn Direetor Dr. S. Aichhorn in bereitwilligster Weise gestattet, wofür ich ihm an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank ausspreche. Die Grössenverhältnisse dieses Schädels, welche die eines Alpen- murmelchens übertreffen, möge folgende Tabelle näher beleuchten: Schädellänge vom Hinterrand der Nagezahnalveole bis A zum F. magnum . 86 Millimeter Länge vom Hinterrande der Nagezahnalveole bis z zum Br 0 Hinterrande der letzten Backenzahnalveole Er n Länge der Backenzahnreihe nach den Alveolenrändern gemessen .. ".. 2 kn 24.0.2 ve IE a Lücke‘ 79% 245 s Breite der Schnauze zwischen den Hügeln hinter der Zwischenkiefernaht . . 26°5 r, Breite des Gaumens zwischen dem vorderen Innenrande des ersten Molars (Gaumenbreite) . . 15 n Breite des Gaumens zwischen den hintersten Backen- zahnen . °. 105 : Breite zwischen den Spitzen des pr 00,2 ygomat. 0ss1s frontis eirca. . 42 a Geringste Breite des Schädels unmittelbar hinter dem Droe.Waygomat.: 2, 0 9 nr Re 2 3 Breite des Zoramen magnum. .„ nn ne H Höhe des Foramen magnum . 2 m 3 Bericht vom 30. Juni. Ad. Hofmann. 237 Der Schmelz der Backenzähne ist weiss. Durch Vergleich dieser Messungen mit jenen des K. Th. Liebe in „Das diluviale Murmelthier Ost-Thüringens und seine Beziehungen zum Bobac und zur Marmotte“ !) gelange ich gleichfalls zu demseiben Schlusse, nämlich, dass das Murmelthier von St. Michael der A. mar- motta näher steht als dem Dobac und dass dasselbe beide an Grösse übertraf und zur diluvialen A. marmotta oder A. primigenia Kaup. gerechnet werden müsse. Ad. Hofmann. Ueber einige Petrefacte aus dem Sung im Paltenthale. Durch die Publication des Vortrages des Herrn Director Stur in der Nr. 5 dieser Zeitschrift wurde ich angeregt, über einige Aufsamm- lungen aus dieser Localität zu berichten, umsomehr, als ich dieselbe bereits durch neun Jahre, und zwar jährlich zu verschiedenen Zeiten, besuchte und dem dortigen paläontologischen Vorkommen meine volle Aufmerksamkeit widme. Die Reste stammen theilweise aus dem Liegendkalke des Mag- nesitstockes, theilweise aus dem Pinolith selbst. Die im Liegendkalke vorgefundenen gehören, abgesehen von den häufig vorkommenden Crinoidenstielgliedern,, fast ausschliesslich den Korallen, und zwar Einzelkorallen an. Der Gneiss des Bösensteines wird am Ochselbache von dunkel- grauem Phyllit von geringer Mächtigkeit und dieser von einer Kalk- bank überlagert, in welcher die Korallen eingebettet sind. Die Bestimmung derselben kann nur mittelst Dünnschliffen er- reicht werden, denn die meisten sehen eher einer Coneretion als einem organischen Ueberreste ähnlich; sie zeigen nur selten Leisten und diese sind von den Wässern derart zerfressen, dass es gewagt wäre, die Gattung anzugeben. Die schon ziemlich bedeutende Zahl des aufgesammelten Materials (etwa 200 Stück), welches in der paläontologischen Sammlung der k. k. Bergakademie Leoben deponirt ist, wird hoffentlich einige be- stimmbare Schliffe liefern. Ausser den Korallen kommen in demselben Kalke auch Brachiopoden vor, meist aber nur im Querschnitt, selten dass eine Klappe entblösst ist. Ich sammelte solche, die an Terebratula und auch solche, die an Spiriferiden erinnern. Schliesslich beobachtete ich in diesem graulichen, leicht abwitter- baren Kalke auch eine Form, die einem Orthoceras angehören dürfte. Sie hat eine Länge von 20 Millimeter, der Durchmesser beträgt oben 5, unten 3 Millimeter. Behufs Constatirung einer Kammerung wurde derselbe durchschnitten; man gewahrt wohl den 1 Millimeter dicken Sipho, aber die Kammernwände scheinen verloren gegangen zu sein. Im Magnesit (Pinolith) beobachtete ich folgende Reste: in einem kleinkörnigen Pinolith etwa 6 Millimeter hohe Säule, die bei näherer Betrachtung des Querbruches die Gelenkfläche eines Crinoidenstielgliedes, höchst wahrscheinlich eines Poteriocrinus, zeigt. Der Durchmesser beträgt etwa 13 Millimeter, der des Nahrungscanal eirca 5 Millimeter. !) Zool. Garten, Jahrg. XIX, Heft II, 1878, pag. 6. Es Ge De a a a FD a SIR 2; ah", b er h ’ Y de 238 Verhandlungen. Nr. 9. Die Gelenkfläche erscheint radial gestreift, ganz ähnlich wie selbe Römer in „Lethaea geognostica“, T. 40, Fig. 135, abbildet. Die Oberfläche der Säule zeigt keine Zeichnung. j Im Jahre 1877 fand ich eine Rlıynchonella mit einem sehr feinen i Schnabel, leider ging dieselbe vor der Bestimmung. verloren. PR In einem grobkrystallinischen Magnesit ist ein Rest von runder“ kreisförmiger Form von einer etwa 45 Millimeter Länge, die Durch- messer oben 36, unten 33 Millimeter. Die Peripherie besteht aus einer abfärbenden grafitischen Masse, welche eine 6—8 Millimeter weisse Lage, respective Cylinder von weissen Magnesitkrystalloiden und dieser weisse Kranz solche von graulicher Farbe umschliesst Dieser Rest dürfte einer grossen Art eines Orthoceras angehören. rs re el: EIER r Pa X?7 ee a Da A.R. Schmidt. Bemerkung über den rothen Sandstein | im Leuckenthale. u. Bekanntlich ist die Ebene des Innthales von der Gegend zone Hall und Schwaz bis Wörgl an der Südseite von dem silurischen, Ge- n birge und nördlich von der grossen Alpenkalkformation begrenzt; das- selbe ist auch in der Längenfortsetzung dieser Gebirgszüge im Leucken- 7 thale von Lurch bis St. Johann und durch das Pillerseer Thal bis an die salzburgische Landesgrenze der Fall. j Im Innthale kann man die unmittelbare Grenze der benannten Formationen nirgends sehen, da sie entweder unter der Ausfüllung der Thalmulde liegen oder durch die auf beiden Seiten am Fusse der Ge- birgsabhänge eirca 300 bis 600 Meter hoch angehäuften Diluvialmassen und partiellen Tertiärablagerungeu verdeckt ist. Dagegen ist diese 14 Gebirgsscheidung im Leuckenthale an mehreren Punkten am südlichen B Abhange des aus Kalkstein bestehenden Kaisergebirges recht deutlich zu beobachten, besonders an der Weissach am Eingange in das Neu- berger Thal, im Seebache, Frattenbach, Agraben, Wibnerbach, Wochen- brunnerbach und Rettenbach, sowie auch im Stoeker- und Mühlgraben. Auf allen diesen Punkten zeigt sich der silurische rothe, dünngeschichtete und versteinerungslose Sandstein-Schiefer mit der, allen Gliedern der unterinnthalischen Grauwackengruppe eigenen Sehichtenneigung gegen Süden und der unmittelbar darauf gelagerte, rothe feinkörnige Trias-Sandstein mit nördlichem Verflächen unten das hohe Kaiser- gebirg einschiessend. Da in den bezüglichen geognostischen Karten beide Gesteine als ein und dieselbe Gebirgsart bezeichnet sind, so glaubte ich auf den sowohl in mineralogischer als geognostischer Beziehung wesentlichen Unterschied derselben aufmerksam machen zu sollen. Dieser rothe Schiefer kommt im Schwazer und Brixlegger Berg- revier als Einlagerung im gewöhnlichen Grauwackenschiefer wechsel- weise mit den erzführenden Kalkzügen vor, kann also schon deshalb nicht zum bunten Sandstein gehören. Dr. E. v. Dunikowski. Einige Bemerkungen über die Giiederung des westgalizischen Karpathensandsteines. Ich habe im Jahre 1881 und 1882 auf Grund geologischer Studien, die ich im Auftrage des galizischen Landesausschusses gemeinschaftlich mit Herrn Oberbergeommissär H. Walter im Grybow-Gorlicer und Nr. 9 Bericht vom 39. Juni. E. v. Dunikowski. 239 Neu-Sandecer Bezirke ausführte, die Ansicht zu begründen gesucht !), dass die bisherige Gliederung des Karpathensandsteines in unserem - Terrain nieht anwendbar sei. E Meine Behauptungen, dass die sogenannte mittlere Gruppe in diesem Gebiete gänzlich fehle, dass ferner die krummschaligen Sand- _ steinschiefer wahrscheinlich die obere Kreide repräsentiren, dass end- Jieh die rothen Thone und die massigen Sandsteine im Hangenden dieser Sandsteinschiefer keineswegs der Kreide, sondern dem Alttertiär angehören, wurden auf das entschiedenste bekämpft. ?) 3 Nachdem aber die Arbeiten der geologischen Reichsanstalt nach zwei Jahren auch auf das Gorlicer und Sandecer Gebiet ausgedehnt _ worden waren, ist man gegenwärtig (Verh., Nr. 2) zu folgendem - Resultate gelangt: d 1. Die sogenannte mittlere Gruppe fehlt in diesem Terrain gänzlich. 2. Die krummschaligen Sandsteinschiefer stellen wahrscheinlich die obere Kreide dar. j 3. Die rothen Thone und die massigen Sandsteine sind ganz entschieden dem Alttertiär, keineswegs aber der Kreide zuzuzählen. * Da nun somit meine ursprüngliche Auffassung in allen wesent- lichen Punkten bestätigt wurde, so erlaube ich mir nur einige Be- _ merkungen über die noch bestehenden Differenzen zu machen. E- Die rothen Thone und die massigen Saudsteine sollen theilweise dem _ Eoeän, grösstentheils aber dem Oligocän angehören. Ich gebe die Mög- — Jiehkeit dieser Annahme zu, da ich nur in den tiefsten Lagen dieses _ alttertiären Complexes einige eocäne Nummuliten (N. Lucasana, N. irre- qularis, N. granulosa) fand. Es scheint mir jedoch der praktische Nutzen und überhaupt die Durchführbarkeit einer Unterscheidung zwischen Eocän und Oligocän in einem Terrain, wo man tagelang _ suchen muss, bis man ein schlecht erhaltenes Fossil findet, sehr frag- lieh zu sein, und ich glaube, dass man sich hier mit der Feststellung des alttertiären Alters dieser Schiehten begnügen kann. Die andere noch bestehende Differenz in den Anschauungen - beruht darin, dass man die Menilitschiefer mit den rothen Thonen ver- bindet, indem man die Anwesenheit eines Mittelgliedes zwischen den Menilitschiefern und rothen Thonen negirt. Indem ich meine ursprüng- liche Angabe, dass in Ropa (gegenüber der Petroleumfabrik) und in Gryböw oberhalb der Eisenbahnbrücke ein dünngeschichteter Sandstein das Liegende der Menilitschiefer bildet, wiederhole, gebe ich zu, dass hie und da der Menilitschiefer das unmittelbare Hangende der rothen Thone bildet, doch glaube ieh noch immer das als eine locale Aus- nahme auffassen zu müssen. Dass der Gryböwer Schiefer schon petro- graphisch von dem eigentlichen Menilitschiefer verschieden sein sollte, kann ich nicht bestätigen. en !) Das Petroleumgebiet der galizischen West-Karpathen. Manz, Wien 1883. Dieselbe Arbeit ist bereits im Jahre 1882 in polnischer Sprache in der Zeitschrift ‚Kosmos“ (Lemberg) erschienen. ?2) Man wolle vergleichen: Verh. der geol. Reichs-Anst., Nr. 14, 1883, Nr. 3 und Nr. 9, 1884. — Jahrb., 1883, Heft IV, pag. 666. — Kosmos, 1884, V. Heft. etc. 1 240 Verhandlungen. a Nr. 9g Wie dem auch sei, so steht es fest, dass in diesem Terrain die „ mittlere Gruppe gänzlich fehlt und dass die rothen Thone nieht Neoeom, die massigen Sandsteine nicht mittlere und obere Kreide, sonlern Alt- tertiär repräsentiren. Persönliches. A la page 4 de son nouveau travail, M. Stur, parlant de mon etude sur des „Fructifieations de fougeres du terrain houiller“ et des questions de priorite qu’elle a fait naitre, declare qu’il avait envoy& ä M. Grand’Eury, a M. Renault et & moi le Nr. XII de ! Anzeiger der k. k. Akad. d. Wissenschaften contenant la liste de ses nouveaux genres. Il ajoute que M. Renault a dü avoir eonnaissance par M. Grand’ Eury de la ercation des genres Grand’ Eurya et Renaultia, et qui il est impossible d’admettre qu’il ne m’en ait pas averti. . Non seulement j’ oppose ä ces allegations la denegation la plus“ formelle, mais j’ ajoute que, par deux lettres en dates des-27 fevrier et 4 mars 1884, j’avais fait savoir a M. Stur que, ni M. Renault ni moi, nous n’avions recu le Nr. XII de V’Anzeiger, et que nous n’avions non plus, ni Yun ni Yautre, en connaissance par M. Grand’ Eury de la er&ation des genres Renaultia et Grand’Eurya. Jai dit publiquement d’ailleurs (Bull. de la Soc. g&eol. de France, t. XII, p. 366) que je n’avais pas en connaissance de cette note avant la publication de mon travail, et je ne reconnais pas A M. Stur le droit de douter de ma sineerite. Quil diseute et ceonteste mes observations pal&ontologiques, rien de plus legitime; quil se refuse, si bon lui semble a obeir aux Regles de la nomenelature votees par les Congres de 1867 et de 1881; mais je ne puis admettre qu’il formule _ contre moi une aceusation de mauvais foi, que je pourrais, a beaucoup plus juste titre, retourner contre lui. De plus, ä la page 241 de son nouveau volume M. Stur parle d’une note anonyme sur ses travaux publice en Angleterre, et il exprime opinion que cette note, confirmant sur plusieurs points mes idees et mes observations, ne peut avoir que moi pour auteur; il lui eüt ete facile de s’en assurer en me posant la question dans une des lettres qwil m’a &erites depuis lors pour me demander des empreintes de Fayolia ou me remereier de leur envoi. Il se serait epargne ainsi une insinuation malveillante, car j’aurais pu lui dire que cette note etait du& A la plume d’un paleontologiste du British Museum, M.R.K....., qui me pardonnera, je l’espere, de la designer iei trop clairement. De tels procedes sortent trop des limites eourtoises de la diseussion seientifique pour que je m’abstienne de protester contre leur emploi et de les livrer a l’appreciation de tous les savants impartiaux. Veuillez agr6er, je vous prie, Monsieur le Direeteur, l’expression de mes sentiments les plus respectueux et les plus d&voues. R. Zeiller Ingenieur en chef au Corps des Mines, Correspondent de la K. k. geol. Reichsanstalt. 43, rue des Rennes. r g: BT: } gt . De * : are 3” y ® Bericht vom 30. Juni. Heinrich Vater. 241 Literatur-Notizen. Heinrich Vater. Die fossilen Hölzer der Phosphorit- r des Herzogthumes Braunschweig. Inaugural-Dissertation 4. Starcke in Berlin. _ Diese gründliche Abhandlung über fossile Hölzer hat ein zweifaches Interesse für unsere eigenen Verhältnisse. Vorerst besitzen wir im sogenannten Gault des lichen Galiziens Phosphorit führende Ablagerungen, in welchen auch fossiles Holz ınt geworden ist. Zweitens ist diese Abhandlung unter unmittelbarem Einflusse _ Geheimrathes Prof. Dr. A. Schenk im botanischen Institute der Universität zig vom Autor durchgeführt worden, also unter Verhältnissen entstanden, die dafür hung ergeben , "dass die betreffende Probe von ee Erhaltung war, daher h zu keinem Ergebnisse führen konnte. Dies schliesst jedoch die Möglichkeit nicht ,‚ dass bei fortgesetzter Aufsammlung auch bestimmbare Stücke unserer Phosphorit- fölzer gefunden werden können und dann würde die vorliegende Abhandlung gewiss ı wesentlichem Nutzen für uns sein. Hier mag nur noch eine Aufzählung der in dieser werthvollen Abhandlung erörierten Holzarten Platz finden. Coniferen: Cupressinoxylon Goepp., » sequoianum Merckl. em, eretaceum, Pithyoxylon Kr., piceoides (cretaceum) Sp. Araucariozy ylon Kr. p. Pp., rn F. Keuperianum Ung. sp. er“: Monocotylen: 25 ; Palmoxylon Schenk, , # seleroticum SD. N., > n parvi fasciculosum SP. N,, ’ ge: > radiatum sp. N., fi - variabile sp. n. Rhizocauleae Sap.: Rhizocaulon Sap., nn najadinum sp. n Dicotylen: . Fegonium gen. n. (nec Ung,.), 4 ” dryandraeforme sp. N., BR - n Schenki sp. N., 4 Juglandinium Ung. em., 5 n longiradiatum sp. N., 2 » =D. Pi Plataninium Ung. em., = 5 subaffine sp. n Laurinium Ung. em., y = brunswicense sp. n n & Cornoxylon Conw., N; B: > myrieaeforme SP. N., E n ef. erraticum Conw., Sg 2 SU E: Carpinoxylon 9. n., z Ex ! " compactum sp. N SR = Taenioxylon Felix, * * ® varians Felix (eretaceum), x: E 7 sp. i (D. S.) " Er; a hr K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 9. Verhandlungen. 36 \ 242 Verhandlungen. P. F. Reinsch. Einige neuere Beobachtungen über die Zusammensetzung der Steinkohle. Dinglers polyt. Journ., Bd. 256, 1885, pag. 224—227. a Versuche, mikroskopische Präparate für die Untersuchung geeigneter zu machen, führten den Autor zur Entdeckung einer in der Steinkohle enthaltenen amorph Substanz, welche in Kalilauge löslich ist. Die Menge derselben ist in verschiedenen Carbonkohlen schwankend, hingegen überall von gleicher Eigenschaft. Es möge vorder- hand nur dieser ganz kurze Hinweis gegeben werden, da wohl weitere Mittheilungen zu erwarten und zu erhoffen sind. i B. v. RE Dr. Küst. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Radio- larien aus Gesteinen des Jura. Palaeontographica. Bd. XL, pag. 51, XX Tafeln. 4 Schon lange war es bekannt, dass gewisse Kalksteine und namentlich kieselige Kalksteine und Hornsteine Radiolarien enthalten, die im Dünnschliff erkennbar werden, man beschränkte sich aber, abgesehen von der bekannten Arbeit D, Pantanelli' s meist auf vereinzelte Andeutungen, ohne dass eine grössere umfassende paläontologische Darstellung dieser Vorkommnisse geliefert worden wäre.!) Diese Lücke hat der Ver- fasser in vorzüglicher Weise ausgefüllt, indem er nicht weniger als 234 Arten aus verschiedenen Stufen und Localitäten beschreibt. Es wurden 9 Gruppen von Gesteinen untersucht, die geologisch jüngsten sind Flysch von Teisendorf im Achthal und Neocom von Podbiel, Arvavaralja?) und Urschlau. 3 Unter diesen erwiesen sich am reichsten die Kalke von Arvavaralja (Unter- schloss) und Podbiel, die Urschlauer Kalke waren radiolarienarm. Auch die Hornsteine des Turons und Senons sind nach Küst arm an Radiolarien, sie enthalten haupt- sächlich Foraminiferen und Spongien und es scheint, dass sich die letzteren und die Radiolarien theilweise ausschliessen. Aptychenschiefer aus den Karpathen und Alpen, auf deren Radiolariengehalt Hantken und Steinmann aufmerksam gomngls haben, sind sehr reich an wohlerhaltenen Formen. Als nächste Gruppe von untersuchten Gesteinen führt der Verfasser tithoni- schen Hornstein und Jaspis vom Allgäu, Tirol und der Westschweiz auf. Im rothen Jaspis oder Eisenkiesel sind die Radialorien oft in solcher Menge vorhanden, dass die Schalen dicht gedrängt aneinander liegen und die rothe Farbe des Gesteines zumeist nur von dem die Höhlungen erfüllenden rothen Thoneisenschlamm herrührt, in den Hornsteinen dagegen sind Foraminiferen und namentlich Spongien besonders häufig und nur hin und wieder findet sich eine vereinzelte Radiolarie. Der rothe Jaspis dürfte dem wahren Radiolarienschlamm der grossen Tiefen der jetzigen Meere entsprechen. Man könnte die Hornsteine nach Küst gewissermassen als Spongientorf, die Jaspise als Radiolarientorf bezeichnen. Ausser Hornsteinen und Jaspisen aus anstehenden oberjurassischen Schichten wurden auch Gerölle aus der Nagelfluhe der Westschweiz untersucht, welche nichts Abweichendes darbieten, sondern gänzlich mit den ersteren übereinstimmen. Aus der grossen Uebereinstimmung, welche die von Pantanelli aus toskanischen, angeblich alttertiären Jaspisen beschriebenen Formen mit den ober- jurassischen erkennen lassen und ihrer gänzlichen Verschiedenheit von tertiären Radio- larien schliesst der Verfasser, dass vielleicht auch das Untersuchungsmaterial Pan- tanelli’s, wie die Hornsteine der Nagelfluhe, aus secundärer Lagerstätte herstammt, wie das auch in einzelnen Fällen Pantanelli selbst angiebt. Wie einzelne Horn- steine neben Spongien ausnahmsweise grössere Mengen von Radiolarien enthalten können, so kamen umgekehrt auch Jaspise vor, welche frei von Radiolarien sind und ‚ aur Spongien und Foraminiferen führen. Sehr radiolarienreich erwies sich der Horn- steinkalk aus dem Tithon von Cernajka in Serbien, der röthliche Kalkstein aus dem Tithon von Swinitza und Bersäszka, der rothe Mergelkalk von Sz. Läszlö im Baranyer Comitate, ferner die Hornsteine und dichten rothen Malmkalke von Arvavaralja, die Hornsteine aus dem Dogger vom Pivniceberge und aus der Nyagdaschlucht bei Piszke 3 (Graner Comitat). ‘ !) Es ist zu bedauern, dass der Verfasser die einschlägige Literatur nicht aus- führlicher besprochen und citirt hat, seine umfassende Arbeit hätte dadurch sehr gewonnen. # ?) Nicht Hryavaratja, wie es in der Abhandlung heisst. Nr. 9 Bericht vom 30. Juni. M. v. Hantken. 243 Die grösste Ausbeute an Radiolarien ergaben die Koprolithen, die in den Eisen- erzen der Umgebung von Gross-Ilsede bei Peine mit Ammonites torulosus und caprinus zusammen vorkommen. Mikroskopisch bestehen diese Koprolithen aus einer sehr feinkörnigen, fast homogenen Grundmasse von hellgelber bis brauner Farbe, in welche massenweise Spongienelemente, Radiolarien, einzelne Foraminiferen, Pflanzen- partikelchen und zahlreiche Sporen eingebettet sind. Der Erhaltungszustand wechselt nach dem jeweiligen Stande der Verdauung, manchmal ist alles Organische zu einem feinen Pulver zerrieben, manchmal sind die Schälchen mit dem feinsten Detail erhalten. Es lässt sich annehmen, dass die Radiolarien in den Koprolithen, deren Grösse die eines Gänseeies erreichen kann, sich bereits im zweiten oder dritten Darme befunden haben, da Thiere, die so grosse Koprolithen produeirten, nicht wohl von Radiolarien gelebt haben können. Die Radiolarien und Spongien der Koprolithen lassen sich durch Auflösen in Säuren bequem freimachen und bieten daher ein vortreffliches Untersuchungsmaterial. Aus dem mittleren Lias wurden rothe Kalksteine von Csernye im Vesprimer Comitat und vom Pivniceberg untersucht und als radiolarienführend befunden, ebenso ein liassischer Hornstein von Üsernye. Es enthalten demnach die Gesteine aller Abtheilungen der Juraformation mehr oder minder grosse Mengen Radiolarien. Trotz der grossen Anzahl der beschriebenen neuen Arten erwies sich das Häckel’sche System als so vollständig und umfassend, dass nur für zwei Formen neue Gattungen aufgestellt werden mussten (Podocapsa und Salpingocapsa). Nach der Form der Schalen lassen sich die Juraradiolarien den tertiären und lebenden Arten gut an die Seite stellen, nur in der Grösse und der Anordnung der einzelnen Theile bestehen so bedeutende Unterschiede, dass eine Identi- ficirung mit bekannten Arten nicht möglich war. Die Schalen der Jura-Radiolarien sind in den meisten Fällen massiger, grösser, etwas einfacher gebaut und weniger verziert und bewaffnet, wie die geologisch jüngeren Formen des Tertiärs und der Jetzt- welt. Die beschriebenen Arten erscheinen auf 20 Tafeln, meist in 3 Ofacher Ver- grösserung, abgebildet. (V. U.) M. v. Hantken. Ueber die mikroskopische Zusammen- setzung ungarländischer Kalk- und Hornsteine. Mathe- matische und naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. IH. Bd., Budapest 18835—1884, pag. 385—389. Die wichtigsten organischen Körper, die in der Zusammensetzung der vom Ver- fasser untersuchten Gesteine eine Rolle spielen, sind kalkabsondernde Algen, Foramini- feren, Radiolarien, Spongien, Echinodermen und Bryozoen. Unter den Kalkalgen sind hervorzuheben die Gattungen Lithothamnium, Munieria (ein neues Geschlecht) und Charca. Bekanrt ist das massenhafte Auftreten von Lithothamnien in gewissen alt- und jungtertiären Kalken; unter den vortertiären lithothamnienreichen Gesteinen sind hervorzuheben die obercretacischen Kalksteine von Tapolezafö, der Caprotinenkalk im Bakony und die Orbitulinenkalke von Unter-Lyobkova.. Munieria kommt in grosser Menge in einigen untercretacischen Kalksteinen im Bäkony vor. Char.a- Stengel treten in grösserer Menge in den quaternären Süsswasserkalken bei Piszke auf. Die Bedeutung der Foraminiferen, und zwar sowohl der grossen hochentwickelten Typen, wie der mikroskopisch kleinen, als Gesteinsbildner ist eine hervorragende, wie an vielen Beispielen aus dem Tertiär und älteren Formationen erörtert wird. Besonderes Interesse verdienen des Verfassers Bemerkungen über die Zusammensetzung der triadi- schen und rhätischen Kalksteine. So erwies sich der Dachsteinkalk im mittelungarischen Gebirge als auffallend foraminiferenarm. während Peters im Dachsteinkalk der Alpen zahlreiche derartige Formen entdeckt hat. Eine grössere Menge von Foraminiferen enthält dagegen der triadische Kalkstein von Barnaz im Veszprimer Comitate (mit Arcestes trinodosus). Die Radiolarien sind namentlich in den vortertiären Kalk- und Hornsteinen von Bedeutung; der Verfasser zählt eine Reihe von Beispielen auf, dieselben, welche bereits im Referate über die Arbeit von Küst, der sein Material an ungarischen Kalken und Hornsteinen Herrn Hantken verdankt, erwähnt worden sind. Unter den triadischen Kalksteinen sind namentlich die in der norischen Stufe auftretenden hervorzuheben, die sich stellenweise durch bedeutenden Radiolariengehalt auszeichnen. Spongiengerüste, namentlich Nadeln, wurden im ÖOfner Mergel nachgewiesen, ferner in zahlreichen liassischen und jurassischen Kalksteinen. Bryozoön treten nur in tertiären Gesteinen wahrhaft gesteinsbildend auf, wenn sich auch in seltenen Fällen in älteren Gesteinen hie und da grössere Mengen davon einstellen. (V. U.) i 36 * A a Fe id u el a Boy er, L BR 244 Verhandlungen. P. Choffat. Description de la Faune jurassique du Portugal. I Livr: Mollusques Lamellibranches. des travaux geologiques du Portugal. 4°, Lissabon 1885. Wie die geologisch-stratigraphischen Arbeiten des Verfassers über den Jura von Portugal!) eine bedeutende Erweiterung unserer Kenntniss der Juraformation bedi E haben, so wird, nach der vorliegenden Arbeit zu schliessen, durch die Bearbeitung der Versteinerungen des portugiesischen Juras auch die Paläontologie eine sehr erhebliche Bereicherung erfahren. In dem bis jetzt ausgegebenen ersten Hefte, welches 36 Seiten und 10 in Lichtdruck trefflich ausgeführte Tafeln in 4° umfasst, gelangt ein Theil der - Lamellibranchier zur Darstellung, und zwar die Gattungen Car dinia, Unio und Tri gon ia Die Gattung Cardinia spielt im portugiesischen Lias keine bedeutende Rolle, sie erscheint nur durch drei Arten, ©. concinna, af. unioides und "YPre vertreten. Die Gattung Unio, die bisher in Schichten älter als Purbeckien nicht Hokanne war, wurde vom Verfasser i in einer Etage Lusitaniens nachgewiesen, welche die Schichten zwischen Callovien mit Am. athleta und den Pterocerien umfasst und durch re Einschaltung von Süsswasserbildungen ausgezeichnet ist. Viele der in diesen Schichten eingeschlossenen Unionen zeigen einen schlechten Erhaltungszustand, einzelne Exemplare aber lassen die inneren Merkmale gut erkennen und stellen die GattnnenbenpeEe als eine zweifellose hin. Bei der rechten Klappe besteht das Schloss aus einem sehr starken Cardinalzahn und einem leistenförmigen hinteren Lateralzahn, die linke Klappe zeigt einen hinteren und einen vorderen Cardinalzahn. Die äussere Form und Anwachs- streifung wie bei den jetzt lebenden Formen, einzelne Exemplare lassen die Perlmutter- substanz gut erkennen, dagegen ist eine Corrosion der Wirbel nicht vorhanden. -Mit den Unionen des norddeutschen Wealden zeigen die portugiesischen Arten keine en Uebereinstimmung. Es werden im Ganzen 16 Species beschrieben, doch nur die Hälfte unter selbstständigen neuen Speciesnamen. Sie vertheilen sich auf 8 Loealitäten , aus deren näherer Prüfung und Besprechung hervorgeht, dass die Unionen in fünf Locali- täten mit rein fluviatilen Formen zusammen vorkommen, zwei andere enthalten die r Unionen in Gesellschaft von marinen oder brackischen Arten. ; Eine sehr reiche Entfaltung zeigt die Gattung Trigonia, von welcher 20 Arten, darunter 12 neue beschrieben werden. Sie vertheilen sich auf die Gruppen der Scaphoideae, Clavellatae s. str., Undulatae, Glabrae und Costatae. Der eigentliche Lias enthält in Portugal nach den jetzigen Forschungen keine Trigonien, erst auf der Grenze zwischen Lias und Dogger erscheinen vier Formen, im Bajocien kommt nur eine Species, die bekannte T. duplicata vor, ebenso hat das Bathonien nur eine Form geliefert, etwas reicher erweist sich das Callovien, die Hauptmenge der Formen tritt im Malm auf, da sich in dieser Abtheilung die Faciesverhältnisse für das Vor- kommen der Trigonien günstiger gestalten. Die Menge der vorhandenen Exemplare ist eine sehr bedeutende und diesem Umstande ist es zu verdanken, dass bei der ausser- ordentlichen Variabilität in Bezug auf Form, Grösse, Dicke und Sculptur eine unge- zwungene und naturgemässe Gruppirung in eine verhältnissmässig geringe Anzahl von Arten vorgenommen werden konnte. Möge es dem Verfasser ermöglicht sein, die Fortsetzung seines wichtigen, gross angelegten Werkes recht bald der Oeffentlichkeit zu übergeben. US !) Verhandl., 1880, pag. 291. de z, Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15. En he us A türen ner un Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 31. Aa 1885. Inhalt: Vorgänge an der Anstalt. — Eingesendete Mittheilungen: F. Toula. Ueber den marinen Tegel von Walbersdorf bei Mattersdorf. F. Toula. Ein neuer Aufschluss in den Congerienschichten bei Margarethen. Bergrath Lobe in Königshütte. Be nöhrungen ii im Steinkohlengebiete bei Loslau in Oberschlesien. — Reise-Briefe und Reise-Beric H. Baron v. Foullon. Bericht über den Verlauf einer Reise nach Griechenland. Dr. L. v. Tausch. Reisebericht über Thessalien. Dr. V. Uhlig. Czorstyn den 16. Juli 18855. C. M. Paul, Maköw den 22. Juli 1885. Dr. K. Tietze. Maköw den 22. Juli 1885. — » Literaturnotizen: Monographie des Ostrau-Karwiner Steinkohlen-Reviers. Dr. E. Hatle. Carl E. M. Rohrbach. J. S. Diller. R.D.M. Verbeek. H. Haas. — Einsendungen für die Bibliothek: Eingelangt vom 1. Jänner bis Ende März; vom 1. April bis Ende Juni 1885. NB. Die Autoren sind für den Inhalt Ihrer Mittheilungen verantwortlich. j' | Vorgänge an der Anstalt. Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster -Entschliessung vom 24. Juli 1. J. dem Bergrathe und Chefgeologen der geologischen Reichsanstalt, Carl Maria Paul, in Anerkennung seiner Verdienste um die Hebung des Bergwesens in Bosnien das Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens allergnädigst zu verleihen geruht. Seine Excellenz Herr Sigmund Freiherr Conrad v. Eybes- - feld, k. k. Minister für Cultus und Unterricht, genehmigte laut hohem Erlasse vom 3. Juli 1885, Z. 7583, die Aufnahme der Volontäre: Dr. Leopold Tausch und "Carl Freiherrn v. Camerlander, als Praktikanten an der k. k. geologischen Reichsanstalt. Eingesendete Mittheilungen. Franz Toula. Ueber den marinen Tegel von Walbers- dorf bei Mattersdorf in Ungarn liegen aus neuerer Zeit zwei Mittheilungen vor. Die erstere verdanken wir Herrn Prof. R. Hörnes (Verhandl. 1884, pag. 305), die zweite Herın Custos Th. Fuchs (Verhandl. 1884, pag. 373 ff). Während Hörnes nach dem häufigen Vorkommen des Pecten denudatus Rss — (angegeben werden noch Anatina Fuchsi, Tellina otinangensis, Brissopsis ottnangensis, Fisch- schuppen, Dentalium, Natica) — die betreffenden Ablagerungen geradezu K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 10. Verhandlungen, 37 ee‘, we ee A N er DE We NE x v w \ ir‘ rin TER ni. . ü 246 Verhandlungen. als Schlier bezeichnet und mit diesem nun als der zweiten Mediterran- stufe entsprechend hinstellt, hat Fuchs 1. ce. auf Grund reichhaltiger Aufsammlungen seinen Ausspruch dahin gethan, die Fauna stir vollkommen mit der des Badener Tegels überein. Fuchs bestreitet, Pecten denudatus das häufigste Fossil dieser Ablagerung sei, da er auch von Brissopsis ottnangensis, Anatina Fuch und Tellina ottnangensis keinerlei Anzeichen fand, so kommt er zu dem Schlusse, dass man den Tegel von Walbersdorf in keiner Weise mit dem Schlier vergleichen könne, sondern dass derselbe in Jeder Hinsicht ein einfacher Badener Tegel sei, in dem allerdings unge- wöhnlicher Weise der Peeten denudatus vorkomme. Bei Gelegenheit einer Studien-Exenrsion mit meinen Hörern in’s Rosaliengebirge besuchte ich auch die Ziegelei von Walbersdorf und nahm Aufsammlungen vor, welche wohl geeignet erscheinen, die ob- waltende Frage, ob Schlier oder Badener Tegel, der Lösung näher zu bringen. (Die in dem Fuchs’schen Verzeichnisse nicht enthaltenen , von mir gesammelten Formen sind mit einem * versehen.) q * Oxyrhina, cf. Desori Ag. 1 Ex. * Nautilus (Aturia) Aturi Bast. 1 Ex. Terebra fusiformis M. Hörn. 2 Ex. * Buccinum costulatum Brocc. 1 Ex. Cassidaria echinophora Lam. 3 Ex. Ka = Triton Apenninicum Sassi. 2 Ex. | * Murex Swainsoni Micht. 1 auffallend grosses Exemplar. Typhis fistulosus Bronn. 1 Ex. Chenopus alatus Eichw. 8 Ex. Pleurotoma turrieula Broce. 1 Ex. Scalaria scaberrima Micht. 1 sehr schönes Exemplar. Natica helicina Brocc. 19 Ex. Oorbula gibba Olivi. 6 Ex. * Tellina sp. (vill. T. ottnangensis R. Hörn.) 1 Ex. £ Pecten denudatus Reuss. 5 Ex. t Ostrea cochlear. Gmel. 10 Ex. * Pholadomya sp. (zerdrückt). 2 Ex. * Brissopsis ottnangensis R. Hörn. 1 Ex. Föhrenzapfen-Abdrücke. 2 Ex. Franz Toula. Ein neuer Aufschluss in den Congerietee schichten bei Margarethen in Ungarn. ’ Auf dem Wege von Siegendorf nach Margarethen kommt man an einer ziemlich ausgedehnten Wasserfläche („Sulzlacke“) vorbei. Man ist gerade jetzt damit beschäftigt, diese Fläche durch Entwässerung der Cultur zuzuführen. Zu diesem Behufe werden Einschnitte und ein eirca 250 Meter langer gemauerter Tunnel ausgeführt, um mit ihrer Hilfe das Wasser der Sulzlacke dem bei Margarethen vorbeifliessenden Bache und mit diesem dem Vulkabache zuzuführen. Die grösste Tiefe der Tunnelsohle wurde uns mit 17 Meter angegeben. bi Die betreffenden Arbeiten bewegen sich durchwegs in ganz mürben, lockeren, sandigen Schichten der Congerienstufe und konnte ich in dem Nr. 10 Bericht vom 31. Juli. Franz Toula. 247 - der Sulzlacke zu gelegenen Einschnitte die folgende Uebereinanderlagerung der Schiehten constatiren. Von Oben nach Unten treten auf: Meter 2 Eine Lage von eisenschüssigem Sand, durch eine Zwischen- 2.) schichte von gröberem Sand in zwei Abtheilungen geschieden 20 3. Sand und gelber Quarzschotter . . ..05 Hierin fanden sich:Melanopsis Vin dobonensi 23 Fuchs. (abgescheuert); Melanopsis aus der Formenreihe der Melanopsis Boue£i Fer.; Melanopsis spec. ill. neue Form) ähnlich der Melanopsis Martiniana Fer., aber nur 15 Millimeter lang; Congeria cf. Basteroti Desh. und Congeria subglobosa Partsch (nur in abgescheuerten Stücken). In dieser Schichte sollen aber auch sehr wohl erhaltene Exemplare von Oongeria subglobosa gesammelt worden sein. 4. Gelber und bläulicher, glimmeriger Sand (Silt-ähnlich), mit Nestern von zum grösseren Theile stark abgescheuerten Muscheln..). 2.2. 2:0 Cardien und Congerien. "Von Gastr opoden fanden sich: Neritina spe. — Melanopsis pygmaea, Partsch. (sehr häufig), Melanopsis af. Sturi Fuchs. — Melanopsis n. f. (ähnl. der Melanopsis avellana Fuchs). 5. Grober wohlgeschichteter Quarzsand mit vielen kleinen Congerien und.klemen Cardien. : ..... "0.2.2.0 Abgerollte Melanopsiden häufig. Die kleinen Congerien schliessen sich der Congeria Basteroti Desh. an. Von Melanopsis Vindobonensis Fuchs liegt aus dieser Schichte ein vollkommen wohl erhaltenes Exemplar vor. Feiner, humoser, glimmeriger Sand ohne Fossilien . . . 0'8 Grobkörnige Sande und Schotter mit vielen Exemplaren von Melanopsis Martiniana Fer... . ...0%6 8. Etwas lehmiger Sand . . . 220 9. Feiner Sand mit Melanopsis Vindobomensis. Fuchs. (Wasserführende Schichte des Einschnittes.) 10. Etwas lehmiger Sand bildet hier die Unterlage, doch scheint darunter wieder Sand und Schotter zu folgen. In dem durch Förderschächte zu Tage gebrachten Materiale wurden ausserdem gesammelt: Unio sp. (verwandt mit Unio pannonicus Neumayr). Cardium sp. Kleine zierliche an (ardium Karreri Fuchs anschliessende Form. Cardium, verschiedene Arten (anschliessend an: C. conjugens Partsch, aper tum Mnstr. ‚ plicatum Eichw. und secans Fuchs). Cardium n. sp. Eine kleine, sehr zierliche gerippte Form mit gekielter, rückwärts steil abfallender Schale. Von Melania ef. Escher Brongn. liegt nur ein stark abge- scheuertes Exemplar vor. Von Melanopsiden finden sich ausser den genannten Arten noch mehrere neue Formen. Darunter eine aus der Formenreihe Melanopsis 37* [sb er) wi > * a a a ie 5 Pur a Eh ne, 7 nt an, 948 ) Verhandlungen. Nr. 10 Bouei-Sturi, mit überaus zarten Farbenlinien. Auch eine Melanopsis Vindobonensis Fuchs. erinnernde kleine neue Form mit überaus zierlicher Fleckenzeichnung liegt in mehreren Exemplaren vor, % Bergrath Lobe in Königshütte: Controlbohrungenim Stein n- kohlengebiete bei Loslau in Ober-Sechlesien. (Aus einem Briefe an D. Stur.) Das grosse und erfolgreiche Interesse, welches Sie den geo stischen und paläontologischen Verhältnissen des obersehlesischen S kohlengebirges gewidmet haben, hat mich veranlasst, Ihnen vor einig Tagen einige Stücke Schieferthon aus einem Bohrloche bei Loslau, K Rybnik, übersenden zu lassen. Es ist daselbst in früheren Jahren grosse Anzahl von Steinkohlenfunden mittelst Bohrungen gemacht worden; man hat daselbst neben einer Menge von schwachen unabbauwürdigen Flötzen auch einige mächtigere von 1'5—8 Meter Stärke aufgeschlosse Bi ohne indessen den Horizont, in welchem man sich befindet, mit einiger Sicherheit bestimmen zu können. Neuerdings sind wiederum Controlbohrungen im Gande, welchd jedoch zu ungünstigen Resultaten geführt haben insofern, als sie die mächtigeren Flötze noch nicht haben finden lassen. Man bohrt mi Diamantkrone und hohlem Gestänge und bringt Kerne zu Tage, welche sämmtlich — bis jetzt von 4 Bohrlöchern — aufbewahrt sind. Durch die Bohrkerne ist festgestellt, dass das Einfallen der Schiehten am Kopfe derselben mit 12—15 Grad beginnend nach der Tiefe allmälig- bis zu 50 und auch bis zu 70 Graden wächst. Ich habe Interesse für diese Bohrungen und habe stets darauf hingewiesen, dass man sich bemühen solle, Pflanzenreste aufzufinden. Vor einigen Tagen bin ich nun selbst an Ort und Stelle gewesen, habe einige Bohrkerne auseinander geschlagen und Petrefacten darin bemerkt. Zunächst erlaube ich mir nun an Sie, hochgeehrter Herr, die Bitte zu richten, die übersendeten Stücke einer näheren Untersuchung freundlichst unterziehen und mir gütigst mittheilen zu wollen, welche Sehichtenreihe wir vor uns haben. D Im Auftrage des Herm Bergrathes Lobe hat nun am 3. Juni 1885 Herr Ingenieur Lubisch in Loslau Bohrkernstücke aus folgenden Tiefen eingesendet: 4 191 Meter Tiefe sandiger Schieferthon mit unbestimmbaren Pflanzen- trümmern. , 222 Meter Tiefe sandiger Schieferthon mit Calamitesramifer Stur. ? 237-2 Meter Tiefe feiner Schieferthon mit Sphärosideritkugeln. 241'4 Meter Tiefe feiner Schieferthon mit marinen Muschel schalen. 2 2691 Meter Tiefe sandiger Schieferthon mit Pflanzentrümmern. A Wenn ich nun diese wenigen Daten interpretiren soll, so ist jeden falls der Schieferthon aus der Tiefe von 237’2—-241-4 Meter als der Mi wichtigste Schichteneomplex zu bezeichnen, da dieser Schieferthon petro- graphisch und paläontologisch völlig ident erscheint mit dem im Ida- Schachte bei Hruschau in einer Tiefe von eirca 100—130 Meter durch- Bertcht vom 31. Juli. H. v. Foullon. 249 ihon. Die sten aus ost aus Ir Tiefe von 241° 4 Meter führen nämlich nicht nur Sphärosideritkugeln, sondern es sind darin zahlreiche Schalen von Tellinomya gibbosa St. und ein Abdruck von Spirifer glaber Mart. vorhanden. In den Bohrkernstücken aus der Tiefe von 222 Meter bei Loslau wurden überdies bemerkt Trümmer von dünnen Aststücken, die ich geneigt bin, für Oalamites ramifer Stur zu halten. Soweit also diese wenigen Daten Aufschluss ertheilen, hat das - vierte Bohrloch bei Loslau in der Tiefe von 222—241'4 Meter jeden- - falls die Ostrauer Schichten, und zwar höchst wahrscheinlich die dritte Flötzgruppe (siehe Culmflora IH, pag. 334) derselben verquert. i Mit dieser Feststellung stimmt sehr gut überein die Situation von _— Loslau zwischen den Ratibor-Rybniker einerseits und dem Östrauer _ Reviere andererseits, an welchen beiden Stellen, namentlich also bei — Pschow, Czernitz und Byrtultau im Norden (D. Stur, Reiseskizzen aus we. Ober-Schlesien , Verh. 1878, pag. 234), ferner auf der Strecke Orlau- Peträkowitz im Süden die Ostrauer Schichten bekannt und deren Flötze im Abbau stehen. Die Schatzlarer Schichten, die von Orlau östlich und im Norden - im Belk-Nikolayer Reviere abgebaut werden, sind wohl in der Gegend _ östlich von Loslau zu suchen. Reise-Briefe und Reise-Berichte. H. Baron v. Foullon. Bericht über den Verlauf einer Reise nach Griechenland. Seit Jahren mit der Untersuchung krystallinischer Schiefergesteine und dem Studium der Genesis derselben beschäftigt, liessen diese den Wunsch rege werden, jene Schiefergebiete kennen zu lernen, die, im Osten von Athen liegend, der Kreide angehören sollen. Von Seite der Direction der k. k. geologischen Reichs- anstalt wurde diese Absicht durch Verleihung eines Stipendiums aus der Sehloenbach-Stiftung nachdrücklich gefördert und durch ein solches vom hohen k. k. Ministerium für Cultus und Unter- richt nun auch die Möglichkeit geboten, die Reise in zweckdienlicher Weise auszudehnen. Herr Dr. Vietor Goldschmidt schloss sich der Reise an, die wir in ihrem ganzen Verlaufe gemeinschaftlich machten und werden wir die Untersuchungen zusammen durchführen. Selbstverständlich galten die ersten Unternehmungen der Gegend von Athen. Der Hauptzweck war die Aufsammlung geeigneten Mate- riales für das Studium der krystallinischen Schiefer und deren Genesis, - was trotz der zahlreichen Aufschlüsse doch keine einfache Arbeit war. Die wechselnde Zusammensetzung der Gesteine bedingt, wie überall, eine sehr verschiedene Widerstandsfähigkeit gegen den Einfluss der Atmosphärilien. Sammelt man also nur „frische“ Gesteine, so nimmt man eben die sehr quarzreichen Varietäten und Kalke mit, die Minerale führen, aus beiden ist kaum ein Aufschluss über die Genesis zu an Fr PIE TUE rr Aue, N 8 Ei 250 Verhandlungen. „ Nr. 10 erwarten. Das Hauptaugenmerk wurde deshalb den sandsteinartig a sehenden Gesteinen zugewendet und endlich auch, wenigstens scheinba ar, sehr verwittertes Material gesammelt. Inwieferne sich die daran geknüpften Hoffnungen, Aufschluss den Verlauf der „Metamorphose“ zu erhalten, verwirklichen wer lässt sich natürlich vor der eingehenden mikroskopischen Untersuchung nicht sagen. 2 Wir setzten die Reise nach Südost fort, besuchten Laurium: und die dortigen Gruben. Auch hier sammelten wir ein reiches petrographisches Material und werden auf Grundlage desselben ältere Angaben rich zu stellen in der Lage sein. Nachdem in der Fortsetzung nach Südost die Schiefer immer „höher“ krystallinisch werden, besuchten wir einige in dieser Richtung liegende Inseln der Cykladengruppe, und zwar eine nördlich gelegene, Tino, eine südliche, „Syphnos“ und als Ausgangspunkt das centrale Syra. Hier mussten bei der Aufsammlung der Gesteine auch die geo- logischen Aufnahmen durchgeführt werden. weil die älteren Angaben in dieser Richtung denn doch zu generalisirend und auch theilweise unrichtig sind. Die mangelhafte topographische Unterlage bildet freilich einen wunden Punkt in dieser Sache. Die ersten Begehungen von Syra und Syphnos klärten sofort die eigenthümliche Erscheinung auf, dass dem Reisenden, der von Nord nach Süd die Inseln durchwandert, dieselben als fast nur aus Marmor aufgebauten Bergen zu bestehen scheinen, während der vom Süd kommende Schiefermassen für die weit vorwiegende Gesteinsart hält. Die Erscheinung. ist in der Schichtfolge und den Lagerungsverhältnissen begründet und. werden diese später ausführlicher dargestellt werden. Y Mit lebhaftem Dankgefühle müssen wir der ausserordentlicheil Liebenswürdigkeit gedenken, mit welcher die königlichen Behörden, die Universität, Werksdireetionen und Beamte und viele Privatpersonen“ unserem Unternehmen Jede Unterstützung zu Theil werden liessen, wo- durch wir, namenilich auf den Inseln, mit verhältnissmässig geringem Zeitaufwande unsere Arbeiten durehführen konnten. Dr. Leopold Tausch. Reisebericht über Thessalien. Durch ein mir von der Direetion der k. k. geol. Reichsanstalt aus der Schloenbach-Stiftung verliehenes Stipendium wurde es mir er- möglicht, nach Beendigung meiner Ausgrabungsarbeiten in Pikermi auch einen Theil Griechenlands zu bereisen, um dort geologische Studien zu machen. ; Ich hatte ursprünglich beabsichtigt, die nördlichen Sporaden, also Skiathos, Skopelos ete. zu besuchen; nach meiner Ankunft in Volo stellten sich jedoch diesem Unternehmen namentlich durch den Mangel oder die Kostspieligkeit der Verkehrsmittei so bedeutende Hindernisse entgegen, dass ich von diesem Plane abging und es vorzog, so weit als möglich in jenen Theil Thessaliens vorzudringen, welcher sich zwischen den Aufnahmsgebieten von Prof. M. Neumayr und F. Teller befindet. | Ich behalte mir vor, nach Beendigung der petrographischen Unter- 8 suchung der mitgebrachten Gesteinsstücke einen genaueren Bericht über den geologischen Bau dieses Gebietes zu erstatten, wiewohl ich schon F : A Nr. 10 Bericht vom 31. Juli. Dr. L. v. Tausch. 251 im Vorhinein bemerken muss, dass bei der grossen Eile, mit welcher _ jeh zu reisen bemüssigt war, und bei der Unwirthlichkeit des Landes Bi selbst von einer detaillirten Aufnahme keine Rede sein kann. Vorläufig muss ich mich darauf beschränken, nur über den eingeschlagenen Weg und in gedrängtester Kürze über die gewonnenen Resultate Mittheilune zu machen. Von Volo ausgehend, begab ich mich nach Velestino, von hier _ über den Kara-Dagh nach Ayvali und Orman-Magoula, dann” quer über die Ebene nach Phersala und über den Alogopati nach Domokos und Ombriaki am nordöstlichen Ende des Nizero-Sees. Dann nordwestlich vordringend gelangte ich über Kaitza, Dhranitza und Smokowo bis nach Thrapsumi, von wo ich über die Ebene die Rückreise nach - Phersala, beziehungsweise Volo, antrat. | Was die Geologie des Landes betrifft, so wurde das Gebiet von Volo bis nördlich von Phersala schon von F. Teller besucht. Seinen 3 Ausführungen habe ich nur anzuschliessen, dass ich zwischen den Orten _ Pirsophli und Aivali nach S. einfallende dunkle Kalke mit deutlich _ ausgewitterten Rudistenschalen und bei Kara-Bairam, einem Dorfe nord- westlich von Aivali, schwach nach S. geneigte tertiäre Süsswasserkalke fand. Phersala liegt grösstentheils auf Serpentin, welchen man allent- halben in der Stadt anstehend finden kann. Er ist in eigenthümliche kalkige Sandsteine eingelagert, auf welchen Kalke liegen, die den Gipfel der Akropolis bilden und theilweise Anwitterungen von Rudisten- schalen zeigen. Südlich von Phersala führt der Weg nach Domokos über eine Scharte, in welcher man einen auffallenden Wechsel von Schiefern, Breecien, Serpentin und Marmor beobachten kann. Auf diesem Complex verschiedener Gesteine liegen nun wieder eretacische Kalke. Die Lagerungsverhältnisse sind hier, wie im ganzen übrigen _ Gebiet, sehr complieirt. Domokos liegt auf einem Berge, dessen Fuss Schiefer zusammen- setzen, welche nach oben in mergelige Sandsteine überzugehen scheinen. Den Gipfel bilden wieder Kreidekalke. Auf diesen Kalken führt der Weg bis zu den Bergen, welche den Nordrand des Nizero-Sees bilden. Zum See abwärts steigend gelangt man wieder zu demselben Complex von Gesteinen, welche in der Scharte bei Phersala anstehen. Hat man die Ebene überschritten, welche den Westrand des Nizero-Sees bildet, so ändert sich der bisherige Charakter des Landes. Man gelangt in Sandsteine, welche oft ganz und gar den Charakter unseres Flysch annehmen und auch als solcher bezeichnet werden müssen. Mit der Veränderung der Bodenbeschaffenheit geht auch die Aenderung des landwirthschaftlichen Bildes Hand in Hand. Hatte man bisher nur kahle Felsen oder Wiesenland vor Augen, so beginnt ober- halb Kaitza Eichen- und Buchenwald, welcher sich von hier meilenweit bis in den Pindus erstreckt. Im Flysch sind nicht selten mächtige Einlagerungen von Schie- fern und Serpentinen und auf demselben liegen bei Dhranitza und Smokowo Schollen von Kreidekalk. Erwähnenswerth sind noch die heissen Quellen von Smokowo, welehe in einer Schlucht im Flysch ent- rnsen, etwa eine Temperatur von 35—40' C. besitzen und SN, ent- alten. ee _ N RE TE ee EEE = RR DE a Ehe re per un 5 een gr ai > wur 5 A te Gr er Ve ’ rn % er Be; £ ö j 252 Verhandlungen. War das Streichen der einzelnen Berg- und Hügelketten bisher fast stets ein ostwestliches, so ändert sich dies bei Smokowo gänzlich. Hier biegen sie sich fast unter einem rechten Winkel nach Nord um, das Streichen wird ein nordsüdliches und man ist demnach im Gebiete des Pindus, dessen schneebedeckte Gipfel man in der Ferne erblickt. Leider war ich gerade hier gezwungen umzukehren und die Rückreise nach Wien anzutreten. Dr. V. Unhlig. Czorstyn, den 22. Juli -1885. Von den Versteinerungsfundorten der Neumarkter Klippengruppe konnte ich mit Hilfe des Herrn v.Kamienski, der mich in der freund- lichsten Weise unterstützt hat, alle auffinden mit Ausnahme von zweien. Von dem einen dieser beiden Fundorte liegen mehrere Exemplare vor, haben aber bei ihrem schlechten Erhaltungszustand und ihrer geringen Anzahl keinen besonderen Werth. Dagegen wäre es sehr wünschens- werth gewesen, den anderen Fundort kennen zu lernen. Von demselben besitzen wir zwar nur ein Stück, aber gerade dieses ist sehr interessant. Weder Herr v. Kamienski, noch dessen Arbeiter, mit denen ich ebenfalls gesprochen habe, erinnern sich an das betreffende Stück, welches petrographisch vollkommen mit dem Opalinus-Mergel überein- stimmt, jedoch einen Ammoniten enthält, der sich an eine liassische Gruppe enge anschliesst. Das Stück soll von Stare Bystre her- rühren ; Herr v. Kamienski und sein Arbeiter in Stare Bystre erinnern sich aber nicht, jemals in dieser Localität Fleckenmergel gefunden zu haben. Leider muss also dieses interessante Stück vorläufig unberück- sichtigt bleiben. Ich selbst konnte auf dem Territorium von Stare Bystre keinen Opalinus-Mergel auffinden. In Bezug auf die topographische Vertheilung der Klippen konnte ich sowohl in der Neumarkter wie in der Czorstyner Gegend viel Detail‘ nachtragen. In der ersteren war der Kalkfelsen von RogoZnik die westlichste überhaupt bekannte Klippe des penninischen Zuges. Ich konnte noch einen ganzen Zug von etwa 20 weiter westlich gelegenen Klippen, darunter eine aus Opalinus-Mergel bestehend, nachweisen. Auch in Maruszyna war eine Gruppe von etwa 10 Klippen nachzutragen. Ebenso wurden auch im Üzorstyner Zug neue Klippen vorgefunden. Hinsichtlich der Stratigraphie und der Zusammensetzung der Klippen wird den Arbeiten meiner Vorgänger kaum Erhebliches nach- zutragen sein, wohl aber in Bezug auf den geologischen Bau, sowohl der Klippen für sich, als auch des ganzen Klippenlinien-Aufbruches. Bei den kleinen „Diminutivklippen“ (Stache) kann von geologischem Bau kaum die Rede sein, wohl aber bei den grossen Felszügen, die sich fast stets nach einer gewissen Regel aufgebaut erweisen. Nur die grosse Klippe von Rogoznik folgt nicht der erkannten Gesetzmässigkeit. Von Norden nach Süden bestehen die grösseren Klippen aus: 1. weissem Crinoidenkalk, 2. rothen, wohlgeschichteten Czorstyner Kalken, 3. Tithon. Sodann folgt abermals dieselbe Schichtreihe, so dass das Tithon der ersten Schichtreihe an den weissen Crimoidenkalk der zweiten an- grenzt. Bei den grösseren Klippen, wie der Özorstyner, wiederholt sich diese Schichtfolge dreimal, bei der Falstiner sogar viermal. Dabei Bericht vom 31. Juli. Dr. V. Uhlig. 253 selbst die einzelnen Glieder einer Schichtfolge von einander trennen _ und dann geht die grosse Klippe in eine Gruppe von kleineren über. Diese Verhältnisse sieht man sehr klar beim grossen Falstiner Klippen- ‚stock. Folgende schematische Zeichnung, die übrigens den Verhältnissen der Klippe Stanköwka ziemlich genau entspricht, würde das Gesagte erläutern können. So weit ich es bis jetzt beurtheilen kann, zeigen sich die Klippen in einer unerwartet regelmässigen Weise gebaut und _ auch die kleineren Klippen lassen eine örtliche Vertheilung erkennen, die den beschriebenen Verhältnissen gut entspricht. Die Streichungs- riehtung der einzelnen Klippen fand ich in dem bisher untersuchten Gebiete viel gleichbleibender, als ich nach den mehrfachen diesbezüg- _ liehen Aeusserungen der Autoren, namentlich Neumayr’s, erwartet hätte. Querverschiebungen spielen beim Baue der Klippen ebenfalls eine Rolle. Sehr gut kann man dieselben im Falstiner und im Czor- styner Zuge verfolgen. Die beiden Kuppen, die beispielsweise den Czorstyner Schlossberg zusammensetzen, sind horizontal gegen einander verschoben und die Kluft erscheint mit geschleppten Stücken von Czorstyner Kalk erfüllt, der sich wie ein Gang zwischen weissen Cri- - noidenkalk und Tithon einschiebt. D Das Vorhandensein der Discordanz zwischen der Neocom-Hülle und dem Jura glaube ich bestätigen zu können. Im Neocomschiefer und -Mergel konnte ich nur wenige Versteinerungen auffinden, in den hellen Hornsteinkalken der Neumarkter Gruppe erhielt ich an mehreren Punkten bezeichnende Neocomformen. Die weissen Hornsteinkalke der Neumarkter Gegend gehören aus diesem Grunde und in Folge ihrer Verknüpfung mit den schiefrigen Neocomgesteinen wohl ausschliesslich der Neocomstufe an. In der Czorstyner Gegend, wie in den Penninen treten allerdings Hornsteinkalke auch in Verbindung mit jurassischen Czorstyner Kalken auf und enthalten imbrieate Aptychen. Ich hoffe, dass es möglich sein wird, sie von den Neocomen getrennt zu halten. Hervor- gehoben muss werden, dass an einzelnen Stellen die Discordanz zwischen Jura und Neocom verwischt erscheint, dass die Schichten beider For- mationen concordant einfallen und dass an einzelnen Stellen die neoeomen Schichten unter die jurassischen einschiessen. Dem eventuellen Vorkommen mitteleretaeischer Gesteine habe ich fortwährend mein Augenmerk zugewendet. Um den Gault im Falle K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 10. Verhandlungen. 38 m— Zum. z2 n - F u | d er # y NER REED ELSE ERE 254 t Verhandlungen. seines Auftretens leichter erkennen zu können, unternahm ich eine ver- gleichende Exeursion nach Turdosin in der Arva, wo ich die Gault- schichten bei der Dedina-Mühle aufsuchte. Bis jetzt gelang es ı nicht, im penninischen Klippenzuge ähnliche Gesteine aufzufinden, die, welche bei Dedina die Zardefurcatus-Bank begleiten. Alttertiäre Schichten, die ich schon im Vorjahre im Bereiche Klippen in ausgedehnter "Weise ausgeschieden hatte, habe ich a heuer wieder aufgefunden. Es sind dies Sandsteine vom Charakter des „Karpathen-Sandsteines“ und Conglomerate, die mir mit den Sulow Conglomeraten vollkommen identisch zu sein scheinen. Sehr häufig ent- halten die letzteren Bruchstücke des Neocomkalkes. Ein Block au weissem dolomitischem Kalkstein enthält Rudisten, wahrscheinliel Sphäruliten, und dürfte vermuthlich dem Schichtenverband des Chocal dolomits entstammen. Diese T'hatsache erweist sowohl das nach- ceretacische Alter des Conglomerats, als sie auch an sich bei dem seltenen Vorkommen von Rudisten in der nordkarpathischen Kreide Interesse verdient. Ausser dem Sulower Conglomerat tritt noch eine zweite Conglomerat- und Blockbildung auf, die sich mit mehr. schiefrigen Gesteinen zu verbinden pflegt, deren Alter mir noch problematisch erscheint. Ich habe sie bereits im Vorjahre als alttertiär ausgeschieden, hatte aber dafür nur mehrere Wahrscheinlichkeitsgründe. Vielleicht gelingt es mir noch, entscheidendere Thatsachen aufzufinden. Jedenfalls werde ich diese merkwürdigen Bildungen nicht aus dem Auge verlieren und die Möglichkeit erwägen, ob dieselben nicht vielleicht den ober- eretacischen Schichten des oberen Waaggebietes entsprechen könnten. Südlich von der Klippenzone breitet sich ein einförmiges Alttertiär- gebiet aus. Knapp an der Grenze gegen die Klippenzone erscheinen die Schichten dieses Gebietes steil aufgerichtet, ja meist nach Nord einschiessend. Oft nur wenige Schritte von der Grenze entfernt, fallen diese Gesteine steil nach Süd ein und legen sich immer flacher, je mehr man sich von der Klippenzone entfernt, bis sie schliesslich weithin fast horizontal liegen. Es macht dies, nebenbei bemerkt, nicht den Ein- druck, wie wenn hier die wirksame gebirgsbildende Kraft von Süden i gewirkt hätte, viel leichter kann man sich diese, allenthalben klar beobachtbaren Lagerungsverhältnisse entstanden denken durch einen von der Klippenlinie ausgegangenen Druck. An der Basis oder nahe der Tertiärschichten befindet sich eine Breceie mit vielen Nummuliten, die fast allenthalben leicht aufgefunden werden kann. Im Vorjahre beobachtete ich noch ein zweites, jüngeres Nummulitenniveau, das ich bis jetzt im. heurigen Gebiete nicht wiedergefunden habe. 4 Bei der gestrigen Exeursion entdeekte. ich innerhalb der Falstiner Klippenzone mehrere Trachytfragmente, die wohl sicher von einem bis- her unbekannten Trachyt vorkommen, analog dem von Szezawnica, Kluszkowee ete., herrühren. Hoffentlich gelingt es mir, bei den nächsten Ausflügen auf das Anstehende zu stossen. d C. M. Paul. Maköv, am 22. Juli 1885. Nach meiner Abreise von Wien am 18. Juni 1885 begab ich mich zunächst auf einige Tage nach Budapest, woselbst ich, wie immer, von unseren Fachgenossen Direetor Boeekh, Dr. C. Hofmann und von Matyasowsky auf das Zuvorkommenste aufgenommen und unterstützt, Bericht vom 31. Juli. Dr. E, Tietze. 255 die auf unsere Wissenschaft bezugnehmenden Objeete in der Budapester i Landes-Ausstellung studirte. 3 Meine eigentlichen Aufnahmen begann ich in der Umgebung von Rabka und gelangte hier östlich bis gegen MZanna dolna, nördlich und südlich bis an die Kartengrenze. Es sind hier ausschliesslich alttertiäre _ Glieder der Karpathensandsteingruppe, nämlich „obere Hieroglyphen- schichten“ (in mehreren Faeies) und Magurasandsteine entwickelt. 1 Die kartographische Begrenzung dieser beiden Glieder bildete die nieht schwierige, aber auch wenig anregende und lohnende Beschäfti- gung in dieser Gegend. F Von Rabka verlegte ich meine Hauptstation nach Maköv, woselbst ich am 17. Juli mit Herrn Chefgeologen Dr. Tietze zum Zwecke einiger - gemeinschaftlicher Verständigungstouren im Generalstabsblatte „Maköv“ zusammentraf, welches bekanntlich in seiner westlichen Hälfte Herrn Dr. Tietze, in seiner östlichen mir zur Kartirung zufällt. Mit besonderer Befriedigung kann ich constatiren, dass bezüglich der hier entwiekelten Bildungen zwischen Herm Dr. Tietze und mir vollkommen übereinstimmende Anschauungen erzielt wurden. Dr. E. Tietze. Maköv, den 22. Juli 1885. Wie Ihnen bekannt, habe ich mich bisher hauptsächlich in der Umgebung von Wadowice bewegt, nachdem ich anfänglich bei Skanina _ exeursionirt hatte. Etliche Tage war ich dann bei Andrychau. Dort habe ich beim Besuch der berühmten Kalklocalitäten von Andrychau und Inwald bedauert, dass der letztere ehemals, so reiche Petrefactenfundort gegenwärtig keine Ausbeute mehr gibt. Auch die Arbeiter erinnern sich zwar, dass früher dort zahlreiche Schnecken vorkamen, versichern - aber bestimmt, dass dergleichen sich heute nicht mehr finden, trotzdem = noch immer Kalk gebrochen wird. Hier in Maköv bin ich mit Herrn = Bergrath Paul zusammengetroffen und habe einige Excursionen an der Grenze unserer Gebiete mit ihm unternommen. "Wenn das unsichere | p: Wetter es gestattet, will ich Morgen über die Babia göra hinüber zu gehen anfangen, eine Partie, die sammt Beobachtungen eirca 4 Tage | in Anspruch nehmen dürfte. Später werde ich wahrscheinlich zunächst _ in die Gegend von Kalwarya gehen. A % Literatur-Notizen. Monographie des Ostrau-Karwiner Steinkohlen- tevieres. Bearbeitet und herausgegeben vom Berg- und @Hüttenmännischen Vereinein Mährisch-Ostrau. Teschen 1885, I. Band Text, I. Band Tafeln. "Mit wahrer Befriedigung und aufrichtiger Freude erfüllt uns die Durchsicht der obeitirten Monographie des Ostrau-Karwiner Steinkohlenrevieres, Es ist dies eine Publieation, die das angestrebte Ziel erreicht und unserem Montanistieum gewiss Ehre macht. Eine Uebersicht des Inhaltes des Textbandes wird genügen, die Wichtigkeit und zweckmässige Durchführung dieser Publication darzuthun : - I. Geographische und geschichtliche Skizze von Bergrath Albert Andree, U. Geognostischer Theil von Bergrath W. Jicinsky nebst paläontologischem An- hang von Markscheider Franz Bartoneec. III. Der Grubenbetrieb von Bergrath W. Jicinsky. 38* ne 256 Verhandlungen, Nr IV. Förderung in der Grube von Bergrath W. Jicinsky. a er A V, Förderung im Schachte von Ober-Ingenieur Josef Hybner. VI. Wasserhaltung von Ober-Ingenieur Josef Spoth und Dampfkessel von Ob ; Ingenieur Jos. Hybner. VII. Grubenwetterführung von Ober-Ingenieur Johann Mayer. VIII. Kohlenseparation und Verladung von Ober-Ingenieur Johann Mayer, IX. Weitere Verarbeitung der Kohle von Bergrath W. Jitinsky. X. Beschreibung der einzelnen Steinkohlengruben. - Die Grubenbetriebe des Freiherrn v. Rothschild: u d Grubenbetrieb Petikowie von Bergverwalter Ferdinand Bartsch. Be: Grubenbetrieb Hruschau von Ober-Ingenieur Josef Boehm. Be . Grubenbetrieb Jaklovec von Ingenieur W. Netas, Grubenbetrieb Tiefbau von Berg-Öber-Ingenieur Alois Mixa, Die Central-Coaksanstalt von Ober-Ingenieur Adolf Hamersky. : Grubenbetrieb Karolinenschacht von Berg-Ingenieur Hugo Scholz Grubenbetrieb Salomonschacht von Berg-Ingenieur Emanuel Balecar,. Coaksanstalt am Karolinenschachte von Berg-Ingenieur Rudolf Poko rny. Grubenbetrieb des Versuchs- oder Bettina- und des Eleonorenschachtes Dombrau von Berg-Ingenieur Johann Simätek. Die Grubenbetriebe der a. p. Kaiser Ferdinands-Nordbahn bei Mährisch-Ostran : Grubenbetrieb Franzenszeche in Piivoz von Ober-Ingenieur Franz Rus RR Grubenbetrieb Hruschau von Ober-Ingenieur Josef Spoth, ' Grubenbetrieb Heinrichsschacht bei Mährisch-Ostrau von Ingenieur Fran nz Brzezowsky. 7 Grubenbetrieb Michalkovie von Berg-Inspector Franz Ott. y Grubenbetrieb Johannschacht von Ober-Ingenieur Johann Fritd, Grubenbetrieb Polnisch-Ostrau am Zarubek von Ober-Ingenieur Joha Mayer. Die Grubenbetriebe Sr. Excellenz des Grafen Wilezek in Polnisch-Ostra u von Ingenieur Karl CiäZek. B- Die Grubenbetriebe der Zwierzina’schen Steinkohlengewerkschaft Josephi - zeche in Polnisch-Ostrau von Bergverwalter Franz Loos. Die Grubenbetriebe des Fürsten Salm in Polnisch-Ostrau von Markscheider Franz Bartoneec. Der Grubenbetrieb Heinrichs-Glückzeche der gräfl. Eugen v. Larisch 5 Mönnich’schen Erben in Peterswald von Berg-Director Eugen Ritter ‚ v. Wurzian. Die Grubenbetriebe der Gebrüder Guttmann und Ignaz Wondrätdek bei Poremba und Orlau: Grubenbetrieb Sofienzeche in Poremba von Berg-Ingenieur Heinrich M oe j Grubenbetrieb Orlau-Lazy von Bergmeister Anton Mein und In- ; genieur-Assistent Karl Jestrabek. Die Grubenbetriebe des Grafen Heinrich Larisch- Mönnich zu Ka von Bergmeister Wilhelm Hübner, 2 Die Gruben Sr. kaiserlichen Hoheit des Erzherzog Albrecht bei Poterswald und Karwin: Grubenbetrieb Albrechtschacht bei Peterswald von Berg-Ingenieur Moritz’ Stipanitz. Grubenbetrieb Gabrielenschacht in Karwin von Berg-Ingenieur Eduard Pfohl, Die Schürfungen der Oesterreichisch-Alpinen-Montangesellschaft in Orlau von Berg-Ingenieur Karl Prauza. Die Schürfungen der Vordernberger Radgewerke in Schönbrunn. Die Schürfungen der Freiherren v. Klein bei Elgoth und Privoz. XI, Kohlenverkehr und -Verschleiss von Bergrath W. Jitinsky. In diesem Abschnitte, pag. 433—436, verdient die Tabelle I, weiche Kohlenanalysen verschiedener Kohlensorten Europas, zum Zwecke eines Vergleiches der Ostrau-Karwiner Kohle gegen andere Kohlensorten, ent- hält, unsere besondere Aufmerksamkeit. XII. Statistik und Arbeiterverhältnisse von Bergrath W. Jicinsky. XIII. Montanbahnen von Berg-Ingenieur Theodor Andree. h XIV. Verzeichniss sämmtlicher Grubenbesitzer, Werksvorsfände, technischen und ad- ministrativen Beamten des Ostrau-Karwiner Steinkuhlenrevieres seit Beginn der Kohlengruben bis jetzt. ee Nr. 10 Wie diese Uebersicht es darthut, ist: die vorliegende Publication ein gutgeplantes vollkommen abgeschlossenes Ganzes, eine glänzende Beschreibung des wichtigsten öster- reichischen Steinkohlenrevieres. Möge dieses gewiss anregende Beispiel andere ähnliche Be zichmungen in’s Leben rufen. Bericht vom 31. Juli.‘ Dr. Ed. Hatle. 257 Dr. Eduard Hatle. Die Minerale des Herz ogthumsSteier- mark. Graz 1885, XXIV und 212 Seiten. 8°. 1 Die topographische Mineralogie, deren Literatur in keinem Lande der Welt an- nähernd so reich entwickelt ist als in Oesterreich-Ungarn, hat schon in ihren ersten - Anfängen neben einzelnen Specialarbeiten in periodischen Zeitschriften selbständige, über ganze Provinzen und Länder sich erstreckende Werke aufzuweisen gehabt; namentlich _ der Mineralreichthum Ungarns und Siebenbürgens hat eine eigene mineralogische Reise- _ literatur entstehen lassen, welche zum Theil Werke von hervorragender Bedeutung enthält. Als diese Literatur immer mehr anschwoll und ihre Benützung zu Nachschlage- - zwecken anfing umständlich zu werden, erschien in zwei Absätzen das grosse lexikalische Werk von Zepharovich, das jedoch trotz seiner ausserordentlichen Nützlichkeit leider nicht diejenige Verbreitung erfahren hat, die es verdient.) Für die Local- - forschung wurde dasselbe jedoch zum Ausgangspunkte neuer Detailarbeiten, welche bereits für zwei Länder Oesterreichs (Kärnten und Salzburg) und Ungarn ?) werthvolle Monographien ergeben haben. Nun erscheint in dem vorliegenden Werke auch die ' schöne mineralreiche Steiermark ausführlich behandelt, wozu dem Verfasser in seiner - Stellung am ]. st. Joanneum in Graz mit seiner ausgezeichneten Mineraliensammlung die beste Gelegenheit geboten war. } Das Buch Hatle’s ist nun auch dementsprechend nicht blos compilatorisch, sondern bringt eine überwiegende Menge neuer Funde, deren Kenntniss zum Theil der Mitwirkung zahlreicher, in Steiermark lebender Lehrer zu verdanken ist, welche durch einen Aufruf in einer pädagogischen Zeitschrift herangezogen worden waren. 2 Sehr dankenswerth ist die Aufnahme der gesteinsbildenden Mineralien, auch —_ en p/ wenn sie nur als accessorische mikroskopische Gemengtheile auftreten ; diese Neuerung gegenüber den älteren Werken ist schon. deshalb sehr passend, weil ein noch so u - untergeordneter Gesteinsbestandtheil fast immer an irgend einer Stelle in Folge günstiger — loealer Verhältnisse (Bildung von Klüften, Anreicherung ete.) zu einer selbständigen _ Entwicklung gelangt. ‚, Weniger günstig ist die Anordnung des Stoffes, welche nach Tschermak’s Lehrbuch der Mineralogie erfolgte. Für ein Nachschlagewerk ist die alphabetische An- ordnung doch die bequemste, da man dabei selten mehr als zwei Synonyma zu berück- sichtigen hat, so dass das Nachschlagen an zwei ganz bestimmten Punkten genügt, während in einem System das Auffinden eines Minerals ohne Benützung des Registers _ meist mit vielem Hin- und Herblättern verbunden ist. Dazu ist Tschermak’s Ein- theilung eine ganz inconsequente ; zum grösseren Theile lehnt sie sich an die alten, auf äussere Aehnlichkeit gegründeten Systeme an, während sie an anderen Stellen, so z. B. gleich in, der ersten Classe, Elemente, einen rein chemischen Eintheilungsgrund an- nimmt; dadurch entstehen ganz widernatürliche Trennungen und Verbindungen, welche für ein Nachschlagewerk doch zu vermeiden sind, wenn auch, wie im vorliegenden Buche, durch Orts- und Sachregister für die Orientirung vorgesorgt ist. Wenn man in einer topographischen Mineralogie schon von der alphabetischen Anordnung abgehen will, so gibt es nur eine sich naturgemäss darbietende Eintheilung und das ist die topographische; diese bietet den Vortheil, dass man der Beschreibung einer jeden Localität eine geologische Skizze vorstellen kann, wodurch die Mineral- paragenesis eine gewisse genetische Begründung erhält. Auch ergibt sich bei einer solchen Anordnung der Vortheil, dass die miteinander vergesellschafteten Mineralien nur einmal aufgezählt zu werden brauchen, während dies bei einer jeden anderen An- ordnung so oftmals geschehen muss, als die Zahl zusammen vorkommender Arten beträgt. !) Das Werk ist vor Kurzem in den Verlag von Friedländer in Berlin über- gegangen und dürfte in den Händen dieser rührigen Firma wohl zu neuem Leben erwachen. ?) Für letzteres in magyarischer Sprache und daher weiteren Kreisen schwer zugänglich. | 258 “ Verhandlungen. Nr. 10 Das Buch ist in einer klaren, angenehm lesbaren Sprache geschrieben; es in zu wünschen, dass die tüchtige feissige Arbeit ihrem Verfasser durch zahlreiche Ver- breitung die 'aufgewendete Mühe verlohne. (Brezina) 2 Carl E. M. Rohrbach. Ueber die Eruptivgesteine im Gebiete der schlesisch-mährischen Kreideformation. Inauguraldissertation und Separatabdruck aus Tschermak’s min. u. petr. Mitth. 1885. Mit einer Tafel in Farbendruck. k Der Autor gibt in der vorliegenden Arbeit zuerst eine Zusammenstellung der Literatur und bespricht die wichtigsten Ansichten der verschiedenen Forscher über die Natur der Eruptivgesteine der schlesisch-mährischen Kreideformation. Zur Beschreibung der einzelnen Gesteinstypen übergehend, werden zuerst die Teschenite behandelt. Der Autor gibt eine eingehende Beschreibung der einzelnen Mineralien, die die Teschenite zusammensetzen, und geht dann zu den einzelnen Vor- kommen derselben über, Besonders erwähnenswerth ist der Nachweis, dass alle vom Verfasser untersuchten Teschenitvorkommen keinen Nephelin enthalter und dass bei Angabe von Nephelin von älteren Forschern eine Verwechslung von Apatit mit Nephelin stattgefunden hat. Danach würde in dem petrographischen System die Gruppe der älteren Nephelin-Plagioklasgesteine bis auf Weiteres entfallen, da der Autor auch Teschenite von anderen Localitäten untersuchte und nirgends Nephelin nachweisen konnte. i Bei der Einzelbeschreibung der Teschenite theilt der Autor dieselben in zwei Gruppen, und zwar solche, bei denen die eisenhältigen Mineralien zuerst ausgebildet, und solche, bei denen die eisenhältigen Mineralien nach den eisenfreien ausgeschieden wurden. (Gesteine mit ophitischer Structur.) Der Hauptunterschied liegt also in der Ausbildung der Hornblende und des Augites, die bei der ersten Abtheilung der Gesteine entweder durchgängig in grösseren Einzelindividuen oder wenigstens ziemlich gut aus- gebildet sind, während die zweite Gruppe der ophitisch struirten Gesteine gut aus- gebildete leistenförmige Feldspathe und zwischen denselben krystallographisch schlecht entwickelte Bisilikate enthält. Der Verfasser führt dafür, speciell für den Augit, die Bezeichnung automorph und xenomorph ein, wobei, wie der Name schon andeutet, als automorph die zuerst ausgebildeten, gut entwickelten Augitkrystalle und als xenomorph die erst nach der Feldspathbildung entstandenen, krystallographisch schlecht entwickelten Augite bezeichnet werden. j Weiterhin beschreibt der Autor Olivingesteine, und zwar Pikrit von Ellgoth und basaltähnliche Gesteine, welche letztere bei bestimmt festgesetztem Alter vielleicht zum Theil als porphyrische Glieder des Pikrits werden- angesehen werden können, Als Anhang werden noch Teschenite aus dem Kaukasus und von Nagy-Köves in Ungarn beschrieben. Die ersteren sind frei von Nephelin, während das Gestein von Nagy-Köves sich als ein zersetzter zeolithreicher Phonolith . - ; Ach J. S. Diller. Fulgurite from Mount Thielson, Oregon. The American Journal of scienee, Third series. Vol. XXVII, New- Haven 1884, pag. 252—258. Mit einer Tafel. — Frank Rutley. On Fulgurit from Mont Blane, with a Note on the Bouteillenstein, or Pseudo-Chrysolite of Moldauthein in Bohemia. The Quarterly Journal of the geological society. Vol. XLI, part. 2, Nr. 162. London, 1. May 1885, pag. 152—156. Mit einer Tafel. In dem ersten Aufsatz beschreibt J. S. Diller Fulgurite, die besonders auf dem Gipfel des Mount Thielson, vornehmlich von Herrn E. E. Hayden gesammelt wurden. Das Gestein selbst ist ein Hypersthen-Basalt, der an einigen Stellen durch den Blitz geschmolzen ist. Die Blitzröhren sind inwendig, wie durch eine Zeichnung erläutert wird, mit einem Ueberzug von geschmolzenem Basalt ausgekleidet, der ein ziemlich reines Glas, das blos zahlreiche Gasblasen enthält, darstellt. Ausserdem finden sich noch zahlreiche einzelne Tropfen und Bläschen von geschmolzenem Basalt, die meist eine grünlich-braune Farbe besitzen. Um einen Vergleich zwischen dem Fulgurit Nr. 10 Bericht vom 31. Juli. R. D. M. Verbeek. 259 =. Tr , und’ dem Basalt in chemischer Beziehung machen zu können, hat Herr Professor 3 Clarke und Dr. Chatard sowohl den Ueberzug einer Bitzröhre (Fulgurit), der ein kaffeebraunes Glas darstellte, als auch die Grundmasse des Basaltes untersucht und _ dabei folgende Resultate gefunden : „ Fulgurite Grundmasse 5,9 STEH FR re Per ; 5504 ER: DE ran er mat see ee k 22:9 a 28:99 4:59 EEE NEN TEE 7'86 841 DO a en he 585 3:08 En reneher mas — 2:67 IN OR ee Aa ee —_ 2:16 Glünverlusme. ne an re 11 052 98:85 10023 Daraus ist ersichtlich, dass die chemischen Unterschiede zwischen dem Fulgurit _ und der Basaltgrundmasse nur sehr geringe sind. Blos der Magnesiagehalt des Ful- _ gurites ist etwas höher als der der Grundmasse, Der Autor ist der Ansicht, dass sich ® der Fulgurit hauptsächlich durch Schmelzung der Grundmasse und. theilweise, worauf der höhere Magnesiagehalt hinweist, des Hypersthens gebildet hat, da dieselbe am E leichtesten schmelzbar ist, während der schwerer schmelzbare Hypersthen nur weniger _ verändert und Feldspath, besonders aber der sehr schwer schmelzbare Olivin fast gar _ nicht angegriffen erscheint. £ Angeregt durch die besprochene Arbeit Diller's, hat Herr Frank Rutley _ die Fulgurite vom Gipfel des Dom du Goute, einem Berge der Mont Blanc-Gruppe, näher untersucht. Dieselben sind hier aus Hornblendegneiss gebildet und wurden von Herrn JamesEccles gesammelt. Sie sind als Ueberzug auf dem Gestein ausgebildet, - wobei die Schmelzung jedoch nie tiefer in das Innere des Gesteines drang. Der Ueber- zug selbst besteht aus einzelnen Kügelchen von braunschwarzem und weissem Glas, und zwar hat sich nach Ansicht des Autors das braunschwarze Glas durch Schmelzung der Hornblende, das weisse Glas durch Schmelzung des Feldspathes gebildet. Eine Mischung dieser beiden Gläser fand: nicht statt, was sich dadurch erklärt, dass sowohl die Schmelzung, als auch die Abkühlung sehr rasch erfolgte. An einzelnen Stücken haften _ an einer Stelle einzelne grössere Glastropfen und sind um dieselben zahlreiche kleinere Glaströpfehen angeordnet, welch’ letztere beim Blitzschlag selbst durch Verspritzen des geschmolzenen Gesteines gebildet wurden, Der Verfasser bringt mit diesen Fulguriten auch die Bouteillensteine von Moldau- thein in Zusammenhang, wenn er sich auch nirgends direct für die Bildung derselben durch Blitzschlag ausspricht. Er erwähnt nur die grosse Aehnlichkeit der beiden Gläser, die, was Mangel an krystallinen Einflüssen anbelangt, als ident bezeichnet werden _ müssen. Ob die Bouteillensteine wirklich nur Fulgurite sind, lässt sich demnach ent- schieden nicht behaupten, die Grösse einzelner derselben (z. B. bei den von Professor Dvorsky bei Trebitsch gefundenen), die oft bis zu Hühnereigrösse und noch mehr steigt, scheint dem Ref. dagegen zu sprechen. C.v.J. R. D. M. Verbeek, Krakatau. I. Theil. Batavia 1885. Seitens der königlich niederländischen Regierung im Wege des k. und k Ministeriums des Aeussern wurde uns eben vom k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht übergeben ein Exemplar des ersten Theiles eines Werkes, welches den Titel „Krakatau* führt und im Auftrage der königlich niederländischen Regierung von dem Bergingenieur R. D. M. Verbeek verfasst und in französischer Sprache gedruckt ist. Das ganze Werk, respective die Beschreibung des Vulcan Krakatau und dessen Eruptioren, wird 7 Abschnitte und eine mit „Notes“ überschriebene Rubrik umfassen. Der vorliegende erste Theil enthält vorerst den ersten Abschnitt, in welchem alle Daten gesammelt erscheinen, die man über den Krakatau vor seiner Eruption im Jahre 1883 gekannt hat. Der zweite Abschnitt erzählt über die Eruptionen vom 20. Mai bis 26. August 1883, der dritte Abschnitt aber über die grosse Eruption vom 26. bis 28. August 1883 und enthält die gesammelten Angaben über die nachträglichen Wirkungen. Die Rubrik „Notes“ enthält 153 Nummern von gedruckten oder schriftlichen und mündlichen Berichten, die der Autor bei seiner Zusammenstellung benutzt hat. 260 ' Verhandlungen. Nr. 1 0 H.Haas. Ütude monographiqueeteritiqgue desBrachio- podes Rhetiens et Jurassiques des Alpes Vaudoises et des contr&es environnantes. I. partie, Brach. rhötiens, hettangiens et sinemuriens. Mem. soc. Paleontologique Suisse vol. XI, 1885 pp. 66, 4 pl. E Die vorliegende Arbeit Rai die monographische Beschreibung der rhätischen und jurassischen Brachiopoden der Waadtländer Alpen auf Grundlage von Materialien aus dem Besitze des Herrn Prof. Renevier und des geologischen Museums von Lausanne. Der erste Theil der Arbeit enthält die Beschreibung der Formen des Rhätiens, Hettangiens und Sinemuriens. Aus der rhätischen Stufe liegen Brachiopoden von 6 Oertlichkeiten vor, das Hettangien ist durch 7, das Sinemurien durch 5 Oertlich keiten vertreten. Zu jedem Vorkommen sind einige von Prof. Renevier horrAhren En stratigraphische Bemerkungen beigefügt. Von rhätischen Arten werden beschrieben : Cyrtina Jungbrunnensis Petzholdt sp. Rhynchonella n, sp. Colombi Renev, Ter ebratula gregaria Suess. Cyrtina Jungbrunnensis ist identisch mit der bisher als Spi riferina“ uncinata bezeichneten Art. Petzholdt beschrieb im Jahre 1845 in seinen Bei- trägen zur Geognosie von Tirol eine Art vom Jungbrunnenbad bei Lienz als $ pirifer Jungbrunmensis. Die Beschreibung und die dem Texte eingefügte Abbildung lassen nach dem . Verfasser keinen Zweifel, dass Petzholdt’s Art mit Spirif. uncinata Schafh. den ip ist. Es muss demnach die ältere Bezeichnung aufrecht erhalten werden. Die Arten des Hettangiens und Sinemuriens sind: Spiriferina alpina Opp., Forelin. sp. Rhynchonella belemnitica Qu., gryphitica Qu, Deffneri Om \ plicatissima Qu, Maillardin. sp., acuta Sow. Terebratula punetata Sow., Renevi ierin. sp. Zeilleria perforata Piete, psilonoti Qu, Rehmanni Buch, Choffatin s. j Lingula sp. ind. Rhynchonella acuta, welche in Mitteleuropa erst im Mittel-Lias bekannt ist, erscheint hier schon im Unter-Lias. Sie bietet ein Beispiel für die zuerst von Neumayr erkannte Erscheinung, dass manche Formentypen in der mediterranen Provinz früher auftreten, als in der mitteleuropäischen. (V. U.) Einsendungen für die Bibliothek. „ Einzelwerke und Separat-Abdrücke. Eingelangt vom 1. Jänner bis Ende März 1885. Aichhorn S. Dr. Uebersicht der Schau-Sammlungen im naturhistorischen Museum des steiermärkischen landwirthschaftlichen Joanneums zu Graz. 1384. (9379. 8.) Baldacei L. u. Canavari M. La regione centrale del Gran Sasso d’Italia. Roma 1884. (9397. 8.) Bassani Fr. Dr. Ueber zwei Fische aus der Kreide des Monte S, Agata im Görzischen. Wien 1884. (9369, 8.) Benndorf Otto u. Niemann George. Reisen in rn und Karien. Wien 1884. (137. 2) Bettoni E. Dr. Prodromi della faunistica Bresciana. Brescia 1884. (9404. 8.) Böhm Aug. Dr. u. Lorie J. Dr. Die Fauna des Kelheimer Diceras-Kalkes. III; Abtheilung. Echinoiden. Cassel 1885. (2643. 4.) Conwentz. Bericht der Provinzial- Commission für die Verwaltung der Provinzial-Museen ete. Danzig 1885. (2653. 4.) Cope E. D. Synopsis of the Species of Oreodontidae. Philadelphia 1884. (9367. 8.) — — The Extinet Mammalia of the Valley of Mexico. Philadelphia 1884. (9368. 8.) ' Nr. 10 Einsendungen für die Bibliothek. 261 \ Credner H. Dr. Das sächsische Granulitgebirge und seine Umgebung. Leipzig 1884. (9366. 8.) h Czoernig Carl Freih. v. Die alten Völker Ober-Italiens ete. Wien 1885. Kl (9394. 8. fi Dames W. Vorlage eines Zahnes von Megalosaurus aus dem Wealden a 5 Deisters. Berlin 1884. (9380. 8.) c Diener Carl Dr. Ein Beitrag zur Geologie des Centralstockes der julischen 5 Alpen Wien 1884. (9361. 8.) J — — Mr. W. W. Graham’s Hochtouren in Sikkim, Gurhwal und Komaon. u Wien 1884. (2644. 4.) r — — Ueber den Lias der Rofan-Gruppe. Wien 1885. (9382. 8.) 2 Di- Stefano Giov. Dr. Ueber die Brachiopoden des Unteroolithes von Monte R San Giuliano bei Trapani (Sieilien). Wien 1834. (9372 8.) ; Dollo M.L. Premiere note sur le Simoedosaurien d’Erquelinnes. Bruxelles 1884. £ (9407. 8.) y Dupont E. La chronologie geologique. Bruxelles 1884. (9401. 8.) A 3 Foullon H. Br. v. Ueber die petrographische Beschaffenheit krystallinischer M Schiefergesteine aus den Radstätter Tauern ete. Wien 1884. (9362. 8.) Ss Fritsch Ant. Dr. Ueber die Auffindung eines Menschenschädels im diln- # vialen Lehm von Strebichovie bei Schlan. Prag 1885. (9406. 8.) in Groddeck A. v. Zur Kenntniss der Zinnerzlagerstätte des Mount Bischoff e% in Tasmanien. Berlin 1884. (9381. 8.) Di j Gümbel K, W. v. Dr. Geologie von Bayern. I. Theil. Grundzüge der Geo- Br logie. Cassel 1884. (9393. 8.) 5% Haaslacher A. Geschichtliche Entwicklung des Steinkohlenbergbaues im Be Saargebiete. Berlin 1884. (2651. 4.) fu „Halaväts Gyula. General-Index sämmtlicher Publicationen der ungar. geolog. : Gesellschaft in den Jahren 1852 —1882. Budapest 1884 (9395. 8.) 5 Hatle Eduard Dr. Die Minerale des Herzogthums Steiermark. I. Heft. > Graz 1884. (9376. 8.) 3 Hebert M. Sur les tremblements de terre du midi de l’Espagne. Paris 1885. | (2645. 4.) Heim Albert Dr. Handbuch der Gletscherkunde. Stuttgart 1885. (9375 8.) Be Jentzsch A. Ueber die Bildung der preussischen Seen. Berlin 1884. (9400. 8.) IA. Jordan B. Die Absatzverhältnisse der kgl. Saarbrücker Steinkohlengruben in i den letzten 30 Jahren. Berlin 1884. (2650. £.) Re Jüptner H. Freih. v. Bestimmung von Silicium in Eisen und Stahl. Ei: (Mittheilungen aus dem chem. Laboratorium zu Neuberg.) Wien 1884. (9383. 8.) ur Klebs Richard. Der Deckthon und die thonigen Bildungen des unteren 4: Diluviums um .Heilsberg. Berlin 1884. (9398. 8.) de R Koch H. Preisgekrönter Concurrenz-Entwurf für das Museum des Königreiches = # Böhmen. Prag 1884. (138. 2.) % Kusta J. Ueber das Vorkommen von silurischen Thierresten in den Tiemosnaer _ Conglomeraten bei Skry. Prag 1884. (9378. 8.) * G Lewis H. C. Notes on the Progress of Mineralogy in 1884. Philadelphia 1885. # » (9389. 8.) ; : Lomnicki A. M. Slodkowodny utwör trzeciorzedny na Podolu Galieyjskiem. v Lwöw 1884. (9377. 8.) - Loretz H. Ueber Echinosphärites und einige andere organische Reste aus dem N _ Untersilur Thüringens. Berlin 1884. (9359. 8.) | Lotti B. La miniera cuprifera di Montecatini (Val di Cecina) ei suoi dintorni. | Roma 1884. (9402. 8.) Lundgren B. Undersökningar öfver Brachiopoderna in Sverges Kritsystem. Lund 1885. (2654. 4.) Merecalli Gius. Sismologia.. — Sulla natura del terremoto ischiano del 28. Juglio 1883. Milano 1884. (9365. 8.) | — — Su aleune rocce eruttive comprese tra il Lago Maggiore e quello d’Orta. N Milano 1885. (9399. 8.) | Nicolis Enrico. Idrografia sotterranea nell’ alta Pianura Veronese. Verona 1884. ; (9388. 8.) | Negri Camillo Dr, Analisi dell acqua del Basso Acquar e di altre che si | trovano in relazione con Essa. Verona 1884. (9387. 8.) K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 10. Verhandlungen. 39 . 7 u a u N vr. w. Fr Fa a a a ee a ur nn a a, MH ET RER N j) y L 262 Verhandlungen, Parona C. F. Dr. Sopra aleuni fossili del Lias inferiore di carenno, nes adrara nelle prealpi Bergamasche. Milano 1884. (9384 Pohl J. J. Dr. Nachtrag zum Kataloge der Meteoriten-Sammlung. Wien ] 9396, Quenstedt F. A. Die Ammoniten der Schwäbischen Jura. Heft Be 1883) Text. (9403, Atlas. ö (355. Renault B. & Zeiller R. Sur l’existence, d’Asterophyllites phansroga Paris 1884. (2648 Scharizer Rud, Dr. Ueber Mineralien und Gesteine von Jan Mayı Wien 1884. (9370, ? Selwyn A. u. Dawson G. M. Descriptive sketch of the physical geography and Geology of the Dominion of Canada. Montreal 1884. (9385. 8.) . Simony Friedr. Dr. Beiträge zur Physiognomik der Alpen. Brünn 1884. (9364. 8.) Taramelli T. Spiegazione della carta geologica del Friuli (Provineia Be } Udine.) Pavia 1881. (9391. 8 — — Note illustrative alla carta geologica della Provineia di Belluno. Pavia 1883. 9398. 8) Tietze E. Dr. Ueber Steppen und Wüsten. Wien 1885. (9405. } Tinter Wilh. Dr. Reden, gehalten bei der feierlichen Inauguration der für das Studienjahr 1884—85 gewählten Rectors der k. k, technischen Hochschule. Wien 1885. ; (9409. 8. Uhlig V. Dr. Ueber das Vorkommen und die Entstehung des Erdöls. Berlin a (9373. 8) — — Ueber die Betheiligung mikroskopischer Organismen an der Fe setzung der Gesteine. Wien 1885. (9374. 8.) Vacek M. Beitrag zur Geologie der Radstädter Tauern. Wien 1884. (9363, 8.) Valle Gius. Sui geminati Ba del diopside di Val d’Ala. Memnria. Roma 1834. (2646. 4) Velain M. Ch. Les Volcans ce qu’ils sont et ce qu'ils nous re Paris 1884. (9360. 8.) Wagner J. Ueber die Wärmeverhältnisse in der Osthälfte des Arlbergtunnels. Wien 1884. (9371. 8.) Wang Jos. Motive des Fortbetriebes des Bohulib-Euler Goldbergbaues in Böhmen. Prag 1884. (2649. 4) — — Düvody pro pokra6oväni v tezb& zlatych dolü Bohuliby Jilovskych v Cechäch, Praze 1885. (2652. 4) Weiss. Ueber die Untersuchungen bezüglich der Stellung der Sigillarien im System. Berlin 1834. (9380. 8.) Woldiich J. N. Dr. Beiträge zur Fauna der Breceien und anderer Diluvial- gebilde Oesterreichs etc. Wien 1883. (9356. 8) — — Zur Abstammung und Domestication des Hauspferdes. Wien 1884. (9357. 8.) — — Zoogeographische Resultate der Durchforschung von Spaltenhöhlen im £ Böhmerwalde. Wien 1884. (9358. 8) Zahalka Cenek. Pryni zpräva v geologickych pomörech vySiny Brozanske, Krajina mezi Lovosicemi, Cizkovicemi a Lukavcem. Prag 1884. (9408. 8.) - Zeiller M. R. Cones de fructification de Sigillaries. Paris 1884. (9386. 8.) — — Sur des traces d’Insectes simulant des empreintes veg£tales. Paris 1884. (9390. 8.) Zeiller R. u. Renault B. Sur un Equisetum du terrain houiller superieur de Commentry. Paris 1885. (2647. 4.) Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-Abdrücke, Eingelangt vom 1. April bis Ende Juni 1885. Abromeit Joh. Ueber die Anatomie des Eichenholzes. Berlin 1884. (9423. 8.) Alth A. Dr. Opis geognostyczny szezawnicy i Pienin. Krakow 1885. (9416. 8.) Boehm G. Dr. Beiträge zur Kenntniss der grauen Kalke in Venetien. Berlin 1884. (9417. 8.) u a A Aa 1.0 er ah a Ze SEE ee Dar Ki] Br FE a gt a We En FE Einsendungen für die Bibliothek. ' 263 Buceich G. Ricerche preistoriche sull’ Isola di Lesina. Spalato 1885. (9446. 8.) Choffat Paul. ‚Sur la place ä assigner au Callovien. Lisboa 1885. (9422. 8.) Christiania.. Den Norske Nordhavs-Expedition 1876—1878, Zoologie XII, XIII, 1884/85. (2416. 4) j Chyzer Kornel Dr. Die Curorte und Heilquellen Ungarns. Ujhely 1885. 9445, 8, Corti Real J. A. Resposta & Sociedade Anti-Esclavista de B, a “ 9447. 8. Er. Credner. Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des ee en Blatt 4, 10, 11, 12, 25, 93, 136, 145, 148. Leipzig 1882/83. (6141. 8.) Dames W. Dr. Entgegnung an Herrn Dr. Baur. Leipzig 1885. (9420, 8.) : Deshayes G. P. Description des coquilles fossiles des Environs ‘de Paris. Tome I, II, et Atlas. Paris 1824/37. (2655. 4.) Favre Alph. M. Esperiences sur les effets des refoulements ou &crasements lateraux en geologie. Geneve 1878. (9440. 8.) Festschrift zur Feier des 5Ojährigen Stiftungsfestes des Gewerbevereines für _ Hannover. 1884. (9414. 8.) : Friesenhof G. Frh. Können Grubenkatastrophen verhütet werden ? Nedandez 1885. (9430. 8.) N Fritsch Ant. Dr. Fauna der Gaskohle und der Kalksteine der Permformation - Böhmens. Band II. H. 1. Prag 1885. (2279. 4.) Gaudry M. A. Sur les Hyenes de la grotte de Gargas, decouvertes par M. Felix Regnault. Paris 1885. (9412. 8.) — Nouvelle note sur les Reptiles Permiens. Paris 1884. (9413. 8.) i Groller v. Mildensee M. Topographisch-geologische Skizze der Inselgruppe _ Pelagosa im adriatischen Meere. Budapest 1885. (9410. 8.) f Groller Miksa. A Pelagosa szigetesoport topografiai &s földtani Väzlata, i _ Budapest 1884. (9411. 8.) Hatle Eduard Dr. Die Minerale des Herzogthums Steiermark. Graz 1885. (9448. 8.) Havre. Bibliographie geologique de la Normandie. Fasc. I. 1876. (9437. 8.) Hinde G. J. Dr. Description of a new Species of Crinoids with Artieulating - Spines. London 1885. (9441. 8.) Jannettaz Ed. Lesroches. Description— Analyse structure gisements—Emplois. Paris 1884. (5599. 8.) 2 Koch G. A. Dr. Ueber die Ursachen der Wildbachverwüstungen in Hallstatt. . ‘Wien 1885. (9438. 8.) Koehler Alb. Studien über Ester der Bernsteinsäure und Oxalsäure. Königs- berg 1885. (9425, 3.) Kusta Joh. Neue Arachniden aus der Steinkohlenformation von Rakonitz. Prag 1885. (9419, 8.) Leonardelli Gius. Il saldame il rego e la terra di punta merlera in Istria, come formazione termica. Roma 1884. (9442. 8.) 4 Lisbonne. Congres international d’Anthropologie et d’Arch&ologie prehistoriques. 3 Compte rendu. 1884. (9427. 8.) ef Lomnicki A. M. Geologiezne zapiski zokoliey Kalusza. Lwöw 1884. » (9443. 8.) % - Meunier St. Trait& de Pal&ontologie pratique ete. — Animaux et vegetaux fossiles de la France. Paris 1884. (9428. 8.) n% Nikitin S. Die Cephalopodenfauna der Jurabildungen des Gouvernements — Kostroma. St, Petersburg 1884. (2657. 4.) u Novak Ottomar. Studien an Hypostomen böhmischer Trilobiten. Nr. I. Prag 1884. (9439. 8.) = Pancritius P. Beiträge zur Kenntniss der Flügelentwicklung bei den Insecten. Königsberg 1884. - (9424. 8.) \ Paris. Statistigque de l’Industrie Minsrale et des appareils ä vapeur en France et en Algerie — 1883. (2611. 4.) Parona C. F. Sulla etä degli strati a brachiopodi della Croce di Segan in - Val Tesino. (V. d. Brenta.) Pisa 1885. (9434. 8.) Renard A. Recherches sur la composition et la structure des Phyllades Ardenais. Bruxelles 1884. (9421. 8.) 397 Verhandlungen. 264 RomanowskiG. Materialien zur Geologie von Turkestan. 1 u. burg 1880/84. Roth Samuel Dr. Die einstigen Gletscher auf der Südseite der H Budapest 1885. N Seeck Arthur. Beitrag zur Kenntniss ir granitischen Diluvialg den Provinzen Ost- und Westpreussen. Berlin 1885. : Sinner Ch. de. Les remplacants des explosifs dans les Min Lausanne 1885. Sterzel T. Zur Culmflora von Chemnitz-Hainichen. Cassel 1885. Strüver G. Contribuzioni alla mineralogia dei vulcani sabatini ete Taramelli. Osservazioni stratigrafiche sulla Valtravaglia. Milano 188 f Terletzki P. Anatomie der Vegetationsorgane von Struthiop teris Willd ete. Berlin 1884. St. Petersburg 1885. Wien. Statistisches Jahrbuch und Verwaltungsbericht der Stadt: \ Jahr 1883. Y Zeiller M. R. Sur les affinites du genre Laccopteris. Paris 1885. hr Zigno A. Br. de. Flora fossilis formationis Oolithicae. Vol. II, p Padova 1873/85. Zuber Rudolf. Studya geologiezne we Wschodnich Karpatach, IH. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 31. August 1885. Inhalt: Eingesendete Mittheilungen: Prof. Dr. M. Kispatie. Die Erdbeben Croatiens im Jahre 1883. G. Cobalcescn. Die geologische Beschaffenheit des Gebirges bei Buzeu. H. v. Foullon. Veränderte Eruptivgesteine aus den Kohlenbergbauen bei Kladno. — Reise- Berichte: A. Bittner. Zur Geologie des Untersberges. V. Uhlig. II. Reisebericht. — BE euotizen: B. A. de Zigno. Dr. J. Walther. Dr. K. v. Fritsch. G. Cotteau. r ietze NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. Pr. Dr. M. Kispatic. Die Erdbeben CroatiensimJahre 1883. Im Auftrage der croatischen Erdbebeneommission, die sich in Agram am 20. October 1832 unter dem Vorsitz des Herrn Jos. Torbar, w. Mitglied der südslavischen Akademie und Realschuldireetor, con- stituirte, verfasste ich dn nachfolgenden Bericht über die Erdbeben Croatiens im Jahre 1883. Der Bericht wurde in croatischer Sprache in ‚den Schriften der südslavischen Akademie (Rad jugoslavenske akademije knjiga, LXIX, 1884) veröffentlicht und wird hier, um ihn auch weiteren Kreisen zueänglich zu machen, in deutscher "Vebersetzung wieder- gegeben. Monat Jänner. 3. Jänner, um 9 Uhr V.-M. wurde in Kraljev Vrh (am nörd- lichen Fuss des Agramer Gebirges zwischen Bistra und Stubica) ein leises Vibriren in der Richtung von SO.—NW. in der Dauer von 3 Se- eunden beobachtet (Bericht vom Pfarrer Vetkovid). 13. Jänner, um 7 Uhr 12 Min. V.-M. in Sarajevo ein heftiges Beben durch mehrere Secunden in der Richtung von O.—W. (Zeitungs- berichte). Denselben Tag in Zjenica um 7 Uhr 30 Min. V.-M. und 8 Uhr 46 Min. V.-M. leichtere Stösse (Zeitungsberichte). Denselben Tag, um 8 Uhr V.-M. in Gr. Simun bei Agram ein ziemlich starkes Beben nr Jagic). 18. Jänner, um 11 Uhr 53 Min. in Travnik vernahm man ein 4 Secunden dauerndes Erdbeben. Das Beben war von einem unter- irdischen Rollen begleitet (Narodni list.). K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 11. Verhandlungen. 40 ” ET ed A Dr EEE ER # AI is EN a N \ h alte) a ae 5 de ea A ng ne nl A Pe Er Ma Bea 795 3 zn RE Aa EN rn N N an ua) ar in dos + Be a a har Ab YRTT 266 Verhandlungen. 24. Jänner, 7 Uhr 58 Min. V.-M. wurde in ganz Herzegowina starkes Erdbeben wahrgenommen. Richtung N. 2, Dauer 4 Secur An Zeitungen liefen Berichte von Mostar, Gacko, Nevesinje und Sto ein (Narodni list.). 26. Jänner, Erdbeben in Karin in Dalmatien ohne Zeit (Narodni list.). 27. Jänner wurden in Karin wieder zwei Erdbeben wa nommen, von denen das letzte besonders stark und andauernd Zeitangabe fehlt (Narodni list.). Monat Februar. ' ; 4. Februar, 7 Uhr 42 Min. N.-M. wurde in Agram ein zie starker Stoss, der nicht länger als 1 Secunde andauerte, wahrgenom Der Berichterstatter war zur selben Zeit im Theater und fühlte beim Stoss sichtlich in die Höhe gehoben. Nach Zeitungsberichten die Richtung des Stosses NO.—SW. Laut dem Bericht der ungarise Erdbebencommission (Statistik der Erdbeben in Ungarn im Jahre 18 Földtani Közlöny, XIV, 1884) erfolgte das Erdbeben um 7 Uhr 501), M 4 N.-M. (Budapester Zeit) und bestand aus einem wellenförmigen Stoss von der Dauer von 2—3 Secunden und west-östlicher Richtung. Dem Stosse ging ein Rollen voran, welches mit einem lauten Knall endete. 5. Februar, gegen 1 Uhr V.-M. im A gram sehr schwacher Stoss der nur von Wenigen wahrgenommen wurde. 11. Februar, um 9 Uhr 50 Min. V.-M. hörte man in Bad . oN ein starkes unterirdisches Getöse, das mit einem heftigen Erdbeben endete. Das Beben dauerte 1 Seeunde. Am Felde wurde nur das Getöse. wahrgenommen (Pfarrer Krempler). Dasselbe Beben wurde in der ganzen Pakracer und Krizer Gegend verspürt. In Maja und Glina war der Stoss so stark, dass die Mauern in den Häusern bersteten und die Inwohner sich in’s Freie flüchteten. In den Agramer Tagblättern wurde das Beben aus folgenden Ortschaliig 1 signalisirt: Sisak (Sissek), starkes Beben. | Cazura, 9 Uhr 45 Min. V.-M. ein verticaler Stoss von 2 Seenundari N: Pakrac, 9 Uhr 48 Min. V.-M. schwaches Beben ohne Getöse in der Richtung NW.—S0. . Voloder, 9 Uhr 50 .Min. V.-M. Vidusevae, die Erschütterung war so stark, dass die Glocken läuteten. Latinja, 8 Uhr 45 Min. V.-M. starkes Erdbeben mit untere schem Getöse durch 4 Secunden; die Erschütterung kam von NNOTZZE Gora, Erdbeben in der Richtung von SW. NO. ” Krup ain Bosnien, 9 Uhr 40 Min. Y. -M. ziemlich starkes Erdbeben. 21. Februar, um 6 Uhr 52 Min. V.-M. (6 Uhr 39 Min. nach Buda- pester Zeit) in Zeng (Senj) ein vibrirender Stoss von SW.—NO. durch 2 bis 3 Secunden (Prof. Mihajlovic). Monat März. E 6. März, um 3/,1 Uhr V.-M. in Kraljev Vrh zitterte -leise die Erde durch 4 Seeunden. Die Bewegung kam vom Agramer Gebirge (Pfarrer Veckovid). 2 Bericht vom 31. August. Prof. Dr. M. Ki$patie. 267 _ 31. März, um 1 Uhr 46 Min. V.-M. nach Budapester Zeit in Drnje an der Drau nächst Zakan) hörte man ein dumpfes Getöse und darauf ein schwaches Erdbeben. Das Getüse verbreitete sich von W.—0. Die ganze Erscheinung dauerte 2 Secunden. Dinje liegt auf alluvialem Sand und Gerölle (Pfarrer WimposSek). Monat April. 12. April, gegen 1/4 Uhr V.-M. in Kraljev Vrh wurde ein Stoss durch 2 Secunden verspürt. Fünf Minuten nachher wurde ein zweiter Stoss wahrgenommen, ebenfalls von 2 Secunden. Der Stoss und das ihn begleitende Getöse kam vom Gebirge her (Pfarrer Veökovic). F 21. April, um 10 Uhr 12 Min. N.-M. in Agram ein sehr leichtes Beben von 1 Secunde in der Richtung von 0.—W. In Sestine nörd- lich von Agram war der Stoss viel stärker. 28. April, um 2 Uhr 55 Min. V.-M. in Agram ein kurzer Stoss mit vorangehendem, sehr starken Getöse, so dass Viele erwachten. Denselben Tag, um !/,4 Uhr V.-M. in Kraljev Vrh Erdbeben von 3 Secunden mit vorangehendem unterirdischen Getöse. Die Bewegung hatte die Richtung von OÖ. nach W. (Pfarrer Veckovi£). 30. April, um O Uhr 46 Min. V.-M. in Agram ein schwacher Stoss. * Monat Juni. 1. Juni, um 6 Uhr 26 Min. N.-M. in Severin ein schwacher ‚Stoss von 2 Secunden Dauer. Dem Berichterstatter (E. Vranyezany) schien der Stoss vertical gewesen zu sein, während ihm Andere er- ‚zählten, dass er von SW. gekommen wäre. m. 2. Juni, um 4 Uhr 45 V.-M. in Severin ebenso ein Stoss wie der vorige; Richtung SW.—NO., Dauer 2 Secunden (E. Vranyeza ny). 21. Juni. um 4 Uhr V.-M. in Gr. Simun nächst Agram ein ‚schwacher Stoss von NO.—SW. Vor und nach dem Stoss nahm man ein unterirdisches Getöse wahr (Pfarrer Jagic) I ü Monat Juli. 4 23. Juli, um ®/,12 Uhr V.-M. in Agram ein sehr leises Beben in der Richtung von O.—W. In Kraljev Vrh wurden bei derselben Erschütterung zwei starke Stösse in der Dauer von 3 Seeunden wahr- _ genommen. F Monat August. 14. August, um 4 Uhr 33 Min. V.-M. in Serajevo und Visoka ‚starkes Erdbeben von wenigen Secunden (Narodni list.). 3 28. August, um 3 Uhr 4 Min. N.-M. in Agram ein starker Stoss _ ohne Getöse in der Richtung von SO.—NW. Nach Zeitungsberichten wurde dasselbe Erdbeben bemerkt in: j Samobor, um 3 Uhr 57 Min. N.-M. eine wellenförmige Erschütte- rung von 2 Seeunden in der Richtung von NW.—SO. (wahrscheinlich umgekehrt); vor dem Stoss hörte man ein unterirdisches Getöse. Sv. Nedelja (zwischen Samobor und Agram), um 3!/, Uhr N.-M. ‘eine Erschütterung von NO. Klanjac, gegen 4 Uhr N.-M. starkes Beben von 1 Secunde, 40* z , un = ia - wg! erne a RER a, ae RI Er". N? Mi: u au a Ey ee u 2 68 Verhandlungen. \ Monat September. 19. September, um 1 Uhr 15 Min. V.-M. in Severin ein wel - förmiger Stoss in der Richtung von S. oder SO. (E. a 25. September, um 9 Uhr 15 Min. N.-M. in Agram ein leise: Erzittern in der Richtung von SW.—NO., Dauer 1 Secunde. w 26. September, um 4 Uhr 25 Min. 30 Seeunden V.-M. in Agram ein unterirdisches Getöse mit nachfolgendem starken vertiealen Si und nebenbei ein starkes Rollen, Dauer 1!/, Secunden; Richt NO.—SW. b 28. September, um 4 Uhr 16 Min. N.-M. in Agram eine stern starke wellenförmige Erschütterung in der Richtung NO.—SW. ol ne Getöse; Dauer 2 Secunden. u Monat October. 10. October, um 10 Uhr 29 Min. V.-M. n Agram ein schwache Vibriren in der Richtung von NO.—SW., ohne Getöse; Dauer 1 Seeunde. Ueber dasselbe Erdbeben langten folgende Berichte ein: E Krapina, 10 Uhr 40 Min. (Budapester Zeit) V.-M. ein starker Stoss von O.—W., Dauer 3 Seeunden. Der Stoss war nur in den Häusern bemerkbar (G. KuStan, Telegraphenamt). Krapina-Töplitz, um 10 Uhr 45 Min. V.-M. ein Stoss ohn Getöse in der Riehtung von NO.—SW., Dauer 1—2 Seeunden (8: Kol lenz, Postbeamter). Zlatar, um 10 Uhr 47 Min. V.-M. ein starker und kurzer Stoss. in der Richtung von N.—S., Dauer 1 Seeunde, ohne Getöse (J. Kne- Zevid, Telegraphenbeanter). % Radoboj, um 10 Uhr 55 Min. V.-M. eine wellenförmige Er- schütterung durch 2 Seeunden in der Richtung von SW.—NO. (V. Bertid). Csakathurn, 10 Uhr 41 Min. V.-M. eine Erschütterung in der Richtung von SSW. _NNO. (Bericht der ung. Erdbebeneommission). 15. October, um 3/,12 N.-M. Budva (Dalmatien) ein starkes” Beben durch 8 Seeunden (Narodni list.). 24. October, um 7 Uhr 15 Min. (nach Budapester Zeit) N.-M. in Ozalj an der Kupa starkes Erbeben mit zwei schief gerichteten Stössen; der zweite Stoss folgte dem ersten nach einer Pause von 2 Se- eunden: jeder einzelne Stoss dauerte 1 Secunde. Die Richtung von. SW._.NO. zeigte eine hängende Lampe, die durch den Stoss in Schwin- gung kam, an; Thüren und Fenster klirrten (J. Muha, Lehrer). Denselben Tag, um 11 Uhr 12 Minuten 20 Secunden N.-M. mn Agram ein sehr starkes Erdbeben durch 2 Seeunden. Die Erschütte- rung war Anfangs vertical und endete mit einer wellenförmigen Be- wegung in der Richtung von NNO.—SSW.; vor der Erschütterung war ein unterirdisches Rollen zu vernehmen. Sused nächst Agram zur selben Zeit ein starkes Erdbeben. 4 Kraljev Vrh, um 11 Uhr 2 Au. N.-M. sehr starker Stoss von 3 Secunden. f Zabok, um 11 Uhr 2 Min. N.-M. ein sehr starker Stoss, dass alle Gegenstände in den Zimmern in Bewegung kamen (Pfarrer 1 Ivan san). FE. ı Bericht vom 31. August. Prof. Dr. M. Kispatic. 269 Dasselbe wie das nächstfolgende Erdbeben wird im Bericht der - ungar. Erdbebencommission irrthümlich für den 25. und 26. October angegeben. 26. October, gegen 4 Uhr V.-M. (Einige sagen um 4 Uhr 30 Min.) in Agram ein schwaches Beben. Dieselbe Nacht sollte noch ein dritter Stoss bemerkt worden sein. Monat November. ‘ 15. November, um 3/,2 Uhr N.-M. in Koska (westlich von Essek, - nördlich von Djakovar) ein sehr starker, beinahe verticaler Stoss in der - Riehtung von NW.—SO., Dauer 2 Seeunden. Viel stärker war der Stoss inHrkanovce, eine Stunde von Koska. Die Erschütterung wurde noch in Bizovaec und Bocunjaveci wahrgenommen (M. Lontare- vie, Gemeindebeamter in Valpo). 15. November, gegen °/,10 Uhr N.-M. in Travnik und in der Umgebung ein ziemlich starkes wellenförmiges Beben durch 5 Secunden in der Richtung von NO.—SW. Während der Erschütterung war ein unferirdisches Rollen zu vernehmen (Telegraphenamt). Nach „Narodni list.“ war das Beben um 9 Uhr 45 Min. in der Richtung von N.—S. 15. November, um 10 Uhr 50 Min. N.-M. in Zepde (Bosnien) starke Erschütterung von 6 Secunden in der Richtung von N.—S. (Narodni list.). Monat December. 7. December, zwischen !/, und 1/4 Uhr N.-M. in Agram eine sehr schwache Erschütterung. Denselben Tag, um 6 Uhr 24 Min. N.-M. in Lepoglava ver- nahm man zuerst ein unterirdisches Getöse und darauf folgte eine starke Erschütterung in der Richtung von SO.—NW. Stehende Lampen geriethen in eine solche Bewegung, dass sie beinahe umgefallen sind („Narodne novine“). 12. December, gegen 3 Uhr V.-M. in Agram eine ziemlich starke Erschütterung mit sehr kurzen und scharfen Schwingungen. Vor dem Erdbeben war ein Getöse zu vernehmen. Die Richtung war, wie auch bei den meisten übrigen Erschütterungen von NO.—NW. In Kraljev Vrh (Pfarrer Veckovic) wurde dasselbe Erdbeben um 1/,4 Uhr V.-M. durch 5 Seeunden beobachtet. Auch hier wurde zuerst das unterirdische Rollen vernommen und darauf erzitterte und vibrirte die Erde in der Richtung von O.—W. Denselben Tag wurden von Vielen in Agram gegen 4 Uhr V.-M. zwei leichte Erschütterungen wahrgenommen. 18. December. um 3 Uhr V.-M. in Kraljev Vrh eine schwache Ersehütterung (Pfarrer Veckovic). 19. December, um 11 Uhr V.-M. in Kraljev Vrh schwaches Beben (Pfarrer Veclkovic). 20. December, um 9 Uhr 13 Min. N.-M. in Agram eine sehr schwache Erschütterung. Ueber dasselbe Erdbeben liegen folgende Be- richte vor: Cazma, zwischen 9 Uhr und Y/,10 Uhr N.-M. ein sehr starkes Erdbeben, begleitet von einem unterirdischen Rollen. Die Richtung schien BE W ET RU TENT Fr 4 re ’ E ap a7 a SE ‘ Lu ARE TI TE a Ba a a an nn = Nr. 118 von NO.—SW. gewesen zu sein; Dauer 2 Seeunden. Die Möbel wankten E und das Geschirr klirrte („Narodne novine“). Raven (bei Krizevac), einige Minuten nach 9 Uhr N.-M. ein ziem- i lich starkes Beben dureh mehrere Seeunden in der Richtung NW. —S0. Die Fenster klirrten und die Wände krachten („Narodne novine*), Krizevae (Kreuz), um 9 Uhr 26 Seeunden N.-M. nach Buda- pester Zeit wurde ein Stoss und ein ziemlich starkes Vibriren in der Richtung von SW.—NO. wahrgenommen. Die Erschütterung dauerte 2 bis 3 Secunden. Dem Beben ging ein 1—2 Secunden andauerndes unter- irdisches Rollen voran (Prof. Straznicky). Belovar, um 9 Uhr 20 Min. N.-M. Schwingungen von NW. 80. durch 4 Seeunden. Vor der Er schütterung ein unterirdisches Rollen durch 2—5 Secunden (Telegraphenamt). Nach „Narodne novine“ war 2 j- Richtung von W. nach ©. Nart (bei Belovar), um 9 Uhr 40 Min. N.-M. starkes Erdbeben, begleitet von einem unterirdischen Rollen durch 4 Secunden. Die Gläser klirrten, hängende Gegenstände kamen in schwingende Bewegung. > Koprovnica, um 9 Uhr 19 Min. N.-M. starkes Erdbeben in der Richtung von SO.—NW. (NW.—SO?). Das Erdbeben war wellenförmig — und so stark, dass die Wände Sprünge bekamen. Das Beben begleitete ein unterirdisches Rollen („Narodne novine* Ludbreg, um 9 Uhr 20 Min. N.-M. eine heftige wellenförmige Erschütterung durch 4 Seeunden in der Richtung von N. nach 8. („Narodne novine“). “ VaraZdin, zwischen 9 Uhr 8 Min. und 9 Uhr 10 Min. N.-M. nach Budapester Zeit eine etwas mehr als momentane Erschütterung. Die Erschütterung kam von SW.—W. Die Thüren und Fenster klirrten. Vor der Erschütterung hörte man ein dem Wind ähnliches Sausen (Prof. Jurinae). Be Virje, um 9 Uhr 39 Min. N.-M. eine ziemlich heftige wellen- förmige Bewegung mit 3—4 hebenden Stössen, begleitet von einem fürchterlichen donnerähnlichen Getöse ; Richtung. SO.—NW.; Dauer 4 Secunden. Pendeluhren blieben stehen „Narodne novine“). Gjurgjevac, um 9 Uhr 18 Min. N.-M. wurden zwei Stösse, be- gleitet von einem unterirdischen Getöse, wahrgenommen. Richtung NO.—SW.; Dauer 3 Seeunden (J. Ruzic, Telegraphenbeamter). Nach einem anderen Bericht (J. Banjes) war die Richtung der Er- schütterung von S.—N. und die Dauer 6 Secunden, wobei man drei von unten kommende verticale Stösse zu unterscheiden vermochte, und nachher wurde ein windähnliches Getöse wahrgenommen. — Nach „Narodne novine* war die Erschütterung wellenförmig, dauerte 10 Seeunden und hatte die Riehtung von NW.—SO. Drnje und Botovo (bei Zakany an der Drau), um 9 Uhr 20 Min. N.-M. wurden zwei rasch nach einander folgende Stösse verspürt; Richtung NNO.—SSW ; jeder Stoss dauerte gegen 2 Secunden. Vor dem Beben hörte man ein unterirdisches Rollen. Thüren und Fenster klirrten ; an den Bauernhäusern öffneten sich die Thüren von selbst auf. Der Hammer von der Uhr in der Kirche brach und fiel hinunter. Kotoriba (Muwinsel), um 9 Uhr 22 Min. N.-M. starkes Erd- beben in der Richtung von W.—O. durch 3—4 Secunden mit rasch 270 Verhandlungen, | | | | Er. 11 _ nacheinander folgenden Stössen. Vor dem Beben hörte man ein unter- irdisches Getöse („Pester Lloyd“). Bericht vom 31. August. Prof. Dr. M. Ki$patie. 271 Cakovae (Ösakathurn), um 9 Uhr 25 Min. N.-M. wurde derselbe Stoss von einem im Erdgeschosse eines Hauses sitzenden, und von einem anderen im II. Stockwerke der Lehrerpräparandie im Bette liegenden Beobachter wahrgenommen. In der Parterrewohnung erzitterten blos die westöstlich liegenden Fenster, die nordsüdlichen dagegen nicht, und die Hängelampe gerieth nicht in’s Schwanken. Im II. Stocke der Präparandie aber war die Wirkung eine stärkere, alle Fenster und Thüren erzitterten, die Hängelampe gerieth i in eine hüpfende Bewegung, als ob sie von oben - her angerissen wäre; die Richtung des Stosses war von S.—W. (Bericht der ungar. Erdbebencommission). Curug (Csurgo), um 9 Uhr 7 Min. N.-M. nach Budapester Zeit (?) in der Riehtung von S.—W. ohne Geräusch. Ebenso wurde das Erd- beben in Zakany, Also-Doruboru, Legrad und Bares ver- spürt; in den beiden letzteren Orten mit Geräusch. Richtung in Bares S.—N. In Zala-Egerszeg war die Erschütterung geräuschlos und so ‚schwach, dass sie nur von Wenigen bemerkt wurde. In Fünfkirchen nahmen einige Beobachter die Erschütterung als einen leisen Doppel- stoss und gleichzeitig ein schwaches Sausen wahr; andere Beobachter bezeichnen die Erschütterung als absolut lautlos; die Richtung nach den Einen S.—N., nach den Anderen ©.—W. (Bericht der ungar. Erd- bebeneommission). 21. December, um O0 Uhr 36 Min. V.-M. in Virje eine leise Er- schütterung. — In Belovar sollte derselbe Stoss am 20. December um 1/12 Uhr Nachts stattgefunden haben (Prof. Fleischer), — Krizevaec, um Mitternacht vom 20. auf den 21. December ein schwacher Stoss (Telegraphenamt). — Koprovnica, gegen 1 Uhr N.-M. eine schwache Erschütterung (Bericht der ungar. Erdbebeneommission). Denselben Tag, um 4 Uhr 30 Min. V.-M. in KriZevaec eine dritte Erschütterung, welche schwächer als die erste, aber stärker als die zweite war (Telegraphenamt). Raven, gegen 4 Uhr V.-M. eine unbedeutende Erschütterung („Narodne novine*). Belovar, 4 Uhr 35 M. V.-M. eine schwache Erschütterung (M. Juranice). Koprovnica, gegen !/,5 Uhr V.-M. eine Erschütterung ähnlich der vom 20. December, aber viel schwächer („Narodne novine“). Virje, 4 Uhr 55 Min. V.-M. ein Getöse und schwacher Stoss („Narodne novine“). Gjurgjevae, gegen !/,5 Uhr V.-M. eine vibrirende Erschütterung durch 3 Seeunden in der Richtung von S.—-N. (J. BanjeS). Drnje, 4 Uhr 17 Min. V.-M. ein kurzer, viel schwächerer Stoss als der vom 20. December (J. Vimposek). 27. December, Nachts in Zepde (Bosnien) 3 Seeunden andauernde Erschütterung in der Richtung von NO.—SW. (Bericht der ungar. Erd- bebeneommission). Im Ganzen wurden im Jahre 1883 45 Erdbeben, die sich auf 37 Tage vertheilen, beobachtet. Die Erde erzitterte somit jeden a ee en Al. 212 Verhandlungen. Er 11 b zehnten Tag einmal, manchmal auch zwei- und dreimal. Die notirten Erdbeben vertheilen sich folgendermassen : Jänner (3., 13., 18., 24., 26., 27.) . .6 Erdbebentage mit 8 Erdbeben Februar (4, 15., 11, 21.). a E „4 R u März (6., ah, i RS 4 yz we April (12., 21. 18, 30) ee . De Mal. „ar : IE > » On Jun (d. 22 21). 3 S Bes: E Juli (23.) OS 1 & | " August (14., 28.). ee a 2 „ September (19., 20, 26, 28.) ar x „4 A October (10., 15,, 24, 25.) 4 3 Me u November (15.) & 1 R ER =, December (7., 12., 18., 19., 20. 1): 6 y E: a 37 Erdbebentage mit 45 Erdbeben In Agram wurden in demselben Jahre die meisten Erdbeben beobachtet. Es waren im Ganzen 16 Erdbebentage und zwar: 4. Februaı Hi) 5. Februar, 21. April, 28. April, 30. April, 23. Juli, 28. August, ; 23. September , 26. September, 28. September, 10. Öetober 24. October, 25. October, 7. December, 12. December und 20. December. Für alle diese Erschütterungen , mit Ausnahme de or letzten (20. December), haben wir den Herd auf der nord-östlichen Seite im Agramer Gebirge, in derselben Erdbebenspalte, aus welcher das grosse Erdbeben vom 9. November 1870 hervorging, zu suchen. Bei den meisten Erdbeben im Jahre 1883 ist in Agram dieselbe Richtung, nämlich von NO. nach SW., beobachtet und zweimal von 0.—W. Die Erschütterung vom 28. August ging in der Richtung von SO. nach NW., und wenn wir der Beobachtung Glauben schenken sollen, so kann die Ersehütterung von dem Endpunkt der Erdbebenspalte, welche das Agramer Gebirge östlich von Sv. Simun durchsehneidet und in die Save-Ebene hineingreift. Demzufolge müssten wir annehmen, dass der Ausgangspunkt der Erschütterungen“ längst der Erdbebenspalte von NO. nach ®. und SO. und wieder zurück nach NO. wanderte. Nur für die Er- schütterung vom 25. September wird die Richtung von SW.—NO. an- gegeben, und es ist leicht möglich, dass hier die Richtung entgegen- gesetzt war. E- Unter den Erschütterungen der Agramer Erdbebenspalte wurde nur diejenige vom 10. October im grösseren Gebiete, und zwar in ganz Zagorien, wahrgenommen. Ueber die Erschütterung liegen Berichte aus Krapina, Krapina-Töplitz, Zlatar, Radoboj und Csakathurn vor, und die beobachteten Riehtungen würden gut übereinstimmen und auf die erwähnte Erdbebenspalte hindeuten, mit Ausnahme derjenigen in Radoj, falls wir annehmen dürften, dass die Richtung der Ersehütterung in Zlatar statt von N.—S. von S.—N. war. } Der Ausgangspunkt der am 20. December in Agram wahr genommenen Erschütterung ist nicht im Agramer Gebirge, sondem weiter gegen Osten zu suchen. Agram war nur der äusserste Punkt, bis zu welchem sich die Erschütterung gegen Westen verbreitete. ar Bericht vom 31. August. G. Cobalcescen. 273 Gegen Osten reichte die Erschütterung bis nach Fünfkirchen und Zala-Egerszeg. Die stärksten Stösse wurden in Cazma, Krizevaec, Ko- provnica und Ludbreg wahrgenommen. Die Erschütterung war nur bis an die Drau von unterirdischem Rollen begleitet. Nur die Hälfte der beobachteten Richtungen deuten auf die Gegend zwischen Kalnik und Warasdin-Töplitz, wo wir den Ausgangspunkt der Erschütterung suchen könnten. Alle übrigen Richtungen divergiren so weit auseinander, dass wir sie nicht auf einen gemeinschaftlichen Erdbebenherd, ob wir das- - selbe als einen Punkt, eine Linie oder eine ganze Scholle auffassen, zusammenbringen können. Die dritte Erschütterung von etwas grösserer Verbreitung war die- jenige vom 11. Februar. Sie reichte von Krupa über Topusko, Glina bis nach Voloder. Die Ortschaften, wo die Erschütterung am stärksten zu vernehmen war, nämlich Topusko, Glina, Sissek und Cazma, liegen auf einer geraden Linie, in der unzweifelhaft auch der Erdbebenherd liegen muss. Es ist Schade, dass bei dem Erdbeben Angaben über Richtung gänzlich fehlen. Interessant ist endlich das Erdbeben, welches man am 15. November in Koska, Bizovac und Hikanovei verspürte. Es ist das in einem Gebiete ‘am Rand der slavonischen Ebene, wo die Erdbeben äusserst selten sind. Interessant ist dieses Erdbeben auch deshalb, weil es wahrschein- - lieh im Zusammenhange steht mit der Erdbebenspalte, welche im - Jahre 1884 Djakovar und ganz Slavonien durch längere Zeit beun- ruhigte. 4 G. Cobaleeseu. Ueber die geologische Beschaffenheit des Gebirges im Westen und Norden von Buzeu. Die zwischen der walachischen Ebene und dem Thale Niscov gelegene Gebirgskette der Istritza zeigt die nämliche Richtung, wie dieser Fluss selbst, und zwar von Westen nach Osten, das ist von seinem Ur- sprung bis zu seinem Vereinigungspunkt mit dem Buzeu. Bis an zwei Drittel seiner Länge vom Westen aus genommen, besteht dieser Gebirgszug vom Grunde bis zum Gipfel aus mächtigen Schichten eines Kalksteins eigenthümlichster Struetur. Derselbe ist weiss und ungemein zellenreich, zeigt ferner enge, bogenförmige Höhlungen, welche zur Annahme verleiten, als wären sie durch ein Gewirre kleiner direet vereinigter Muschelschalen, die sich nicht vollkommen aufeinander legen konnten und deren Höhlungen mit keinerlei Cement gefüllt ge- wesen waren, entstanden. Jedoch kann diese Schlussfolgerung nur mit Hinblick auf das all- gemeine Aussehen der Felsmasse Platz greifen, denn die darin enthaltenen Muschelschalen und ihre Bruchtheile haben jedwede organische Structur gänzlich verloren und erscheinen nur als ein Gemenge gekrümmter Blätter, die aus einem compacten, amorphen Stoffe bestehen. Gegen die Spitze hin aber und insbesondere am Rücken und auf dem nördlichen Abhange des Gebirges tritt der organische Ursprung der Felsmasse klar und unzweifelhaft zu Tage, und war ich im Stande, vollkommene Schalen von Mactra Fodolica, Oerithium rubiginosum, Üeri- thium pietum und Buccinum baccatum zu sammeln, von welchen das erstere, als das häufigste Petrefakt, hauptsächlich zur Bildung des in Rede stehenden Kalksteins beigetragen hat. K.K, geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 11. Verhandlungen. 41 Pay 274 Verhandlungen, Dermassen sind wir in der Lage mit Bestimmtheit anzunehm« dass der ganze Kalkstein von Istritza zu den sarmatischen Ablageru und vielleicht zu jenem höheren System gehört, welches, wie ich einer anderen Gelegenheit gezeigt, den oberen Theil der im Süden ı Jassy gelegenen Berge bilden. B Diese gewaltige Formation des Kalksteines von Istritza, deren Mächtigkeit wenigstens von 400 Metern ist, neigt sich gegen Nord und auf deren Sebichten gegen Tisau zu hinabsteigend, sehen wir un fähr in der Mitte des Abhanges, dass der Kalkstein von einem ander ebenfalls weissen, aber gröberen überdeckt wird. Die Schiehten ı letzteren sind fossilhältig und bestehen oft nur aus einer Species Dosinia, die sehr ähnlich scheint der Dosinia exoleta, welehe Abiech in der Halbinsel Kertsch, und zwar im höheren Systeme der dortigen sarmatischen Ablagerungen, vorgefunden hat und wo sie in Begleitung getroffen wird von Cerithium pietum , Cardium littorale und anderen Arten, die in den tieferen sarmatischen Schichten daselbst gänzlich fehlen. Wir müssen demnach mit Hinblick auf das Vorhandensein dieser Dosinia und das gänzliche Fehlen anderer Species den groben Kalk- stein von der Nordseite Istritzas mit diesen höheren Lagern in Kertsch in eine Parallele stellen. ” Im Süden am Fusse der Gebirgskette kommen unter dem Kalk- stein von Istritza die Salzablagerungen zum Vorschein, deren Vorhanden- sein nahe an der Oberfläche des Bodens sich durch Salzquellen und | Infloreseenzen bis gegen die Mitte des Weges nach Ulmeni kundgibt, wo sie von den Paludinen-Schichten bedeckt sind. Aus diesen Paludinen- Schichten ist auch das östliche Drittel der Istritza zusammengesetzt und dehnt sich dasselbe dann weiter aus, um den südlichen und öst- lichen Theil des Parseow zu bilden und sich im Becken von Rimnik fortzusetzen, woselbst diese Formation, wie wir es festgestellt haben, gegen Norden bis über die Dörfer Ventila-Voda, Kiojdenz, Tinospee Petreanu, Odobeasca und Dolhautzi sich noch hinzieht, um dann in die Moldau zu übergehen. Der sarmatische Kalkstein von Istritza endet gegen Osten in de . Nähe von Lieulesti, gegen Nordosten lenkt er hingegen linkerseits von Buzeu ab und bildet zum grossen Theil den Berg Botana, gegen Poli- ciori erst sein Ende nehmend, wobei er den am Gipfel der Istritza an den Tag gelegten Texturcharakter weiter fortbehält; gegen Norden endlich zieht sich derselbe über Nisevo hin und setzt fast durchwegs die mit der Istritza parallel laufende Bergkette zusammen, welche die Grenze der vom Flusse links gelegenen Thalsohle bildet und ihre Fort- setzung bis Gura Bisca, d. i. jenseits des Dorfes Cislau findet. Nach Westen hin dringt dieser Kalkstein gegen die Bergspitze Skiorul, sowie gegen Salcea und Fundul-Niscovulu& vor. Es war mir jedoch nicht möglich, festzustellen, welche Richtung er bis zum Eintritt in das Teleajiner Becken nimmt, ein Gebiet, über das uns zuerst Herr Pilide in einer Abhandlung (Jahrb. der k. k. geolog. R.-A. 1877. 27, pag. 131) Kenntniss brachte, und das ich ebenfalls jüngst durchforscht und worin, wie ich in einem anderen Berichte zeigen werde, die sarmatische Formation vorherrscht, und ihre Felsgebilde besondere Erscheinungen zeigen. Bericht vom-31. August. G. Cobalcescu. 275 Nördlich von Gura-Basca auf der Rechten des Buzeu und nördlich von Zaharesti, links dieses Flusses gelegen, lehnt sich der Kalkstein von Istritza an die Menilitschichten, deren senkrechte oder nahezu senkrechte und im entgegengesetzten Sinne geneigte Lagen bis an das Dorf Benga reichen. Sie übergehen auf die linke Seite des Buzeu, dehnen sich gegen Nordosten bis Broesti vorüber und hinauf gegen - Lopatari zu, wo sie, wie ich ein anderes Mal dargethan, den Magura- Sandstein tragen. Rechtsseitig von Buzeu bilden diese Ablagerungen - den Berg Cornorelul und lassen sich eine lange Strecke hin in’s Bisea- _ Beeken verfolgen. Auf diesem Gebiete sind überall die Menilitschichten reich an Petroleum. Dieselben werden ausgebeutet in Poenile, Maronesti, Tiega, Sibieiul, längs einer Zone, die sich von Süd-Süd-West gegen Nord-Nord- Ost hinzieht, und welche uns gleichzeitig auch die Richtung der Menilit- schichten-Serie vorstellt. Im Norden von Benga zeigen sich neuerdings die sarmatischen Ablagerungen und bilden einen Zug, der sich von “Osten nach Westen _ erstreckt. Oestlich dringt diese sarmatische Zone nicht weiter als bis in die Umgebung von Piatra-Moiseni, dehnt sich aber dafür im Westen durch das Bisca- und Teleajener Becken hin, um, nördlich von Campeni, in das obere der Dimbovitza zu übergehen. In der Buzeu-Region bietet die in Rede stehende sarmatische Zone petrographische Merkmale ganz anderer Art als jene, die sie im Istritzaer Gebirgszuge aufweist. Sie besteht daselbst aus Sandstein-, Thon- und Kalksteinarten, welche letzteren häufig mächtig sind. Der ganze Complex der Formation ist vertieal und insbesondere die Kalksteine sind sehr fossilreich und ent- halten in der Umgebung des Dorfes Patarlagi gut erhaltene Muscheln von Mactra Podolica, Cerithium pietum und Cor rubiginosum. In letzter Beziehung ist eine gewaltige verticale Bank unter dem Namen Peatra Smeulue bemerkenswerth ; dieselbe stellt uns gleichsam eine Mauer von 3 Meter Dicke und über 100 Meter Länge vor, welche fast durchwegs aus Cerithium rubiginosum, insbesondere aber aus Oeri- thium pietum zusammengesetzt ist. Gegen Süden kommt diese verticale Serie sarmatischer Ablagerungen mit den Menilitschichten in Berührung, im Norden dagegen mit einer thonigen Formation eigenthümlicher Be- schaffenheit, deren Alter festzustellen mir unmöglich war, da sie gar nicht fossilhältig ist und mit keiner anderen als mit sarmatischer Formation in Contact steht. Die Schichten dieser eigenthümlichen Formation sind von einer Beschaffenheit, mit der keine in den von uns gesehenen Ge- bieten befindlichen, oder von anderen Geologen in den Karpathen be- schriebenen Schichten etwas gemein haben. Wir erlauben uns auch daher diese Erscheinung provisorisch mit dem Namen: die „Thonformation von Nehoiasch“ zu bezeichnen. Diese Formation besteht aus gewaltigen Bänken einheitlichen Charakters, die, ohne mit anderen Gesteinsschichten abzu- wechseln, in Mächtigkeiten von Hunderten von Metern aufeinander- folgen. Der Thon, aus dem diese Schichten bestehen, ist mild, ab- färbend , hat einen unregelmässig muscheligen Bruch, und bildet mit Wasser keinen Teig, ist leicht, da ein Cubik-Deeimeter kaum ein Kilo- gramm wiegt, was seine Porosität beweist. Diese letzte Eigenschaft bekundet sich übrigens auch dadurch, dass dieser Thon stark an der 41* 276 Verhandlungen. . ir. a h Zunge klebt und in’s Wasser gestellt so reichlich Luftblasen entwickelt, dass hierdurch heftiges Brausen erzeugt wird. Die Farbe ist graulich- weiss, etwas in’s Bräunliche neigend. Von Säuren wird er ohne Effervescenz , nur unvollkommen angegriffen und besteht aus Kiesel- säure, Thonerde und Spuren von Kalk und Magnesia. Die Schichten und Bänke dieser gleichförmigen Ablagerungen sind sehr geneigt oder senkrecht, und streichen von Westen nach Osten. Gegen Süden trägt sie die sarmatischen Sehichten über sich, gegen Norden hingegen scheint sie mit den Menilitschichten in Contact zu kommen. Die Serie ihrer Lagerschiehten setzt sich ununterbrochen längs des Buzeu vom Dorfe Mlajet bis nach Nehoiasch fort. Links des Flusses dehnt sie sich nicht weiter ais auf einige Kilometer aus, hingegen zur Rechten, nämlich nach Westen, bildet sie den Boden "bis nahe am Ursprunge des Bisca Russulue. : In der Umgebung des Dorfes Nehoiasch beginnt der Magura-Sand- 3 stein, dessen Schichten und Bänke mit hartem 'schieferigen Thone ab- wechseln und eine Kette bilden, die sich gegen Nord-Nord-Ost hinzieht, um die Berge Zloia, Ivanec und einen Theil des zwischen dem Bisea-, Micä- und Slanikflusse gelegenen Gebirgszuges Resboiul zu bilden, und dann sich gemeinsam mit den Menilitschichten ohne Unterbrechung bei Monastirea, Gavanul, Virvul-Necula®, Alunisch fortzusetzen. Diese Fort- setzung nimmt dann durch das Milcover-Putnaer Becken ihren Verlauf und bildet da, wie wir bei anderen Gelegenheiten gezeigt, den Muntele Odobestilor, geht dann gegen Norden und erreicht endlich das Becken des Ostuzul und des Slanik. Schliesslich fügen wir noch hinzu, dass im Norden von Nehojasch das zwischen den Flüssen Buzeu, Cassocabach, Bisca-Micä und Bisca-Mare gelegene Gebiet bis gegen Virval Babei und Penteleu-Fusse einen ausschliesslich aus menilitischer Formation be- stehenden Boden zeigt. = Baron v. Foullon. Ueber veränderte Eruptivgesteine aus den Kohlenbergbauen der Prager Eisenindustrie- gesellschaft bei Kladno. ä Die beiden Basaltvorkommen des Salzberges bei Schlan und des Winaricer Berges bei Kladno nehmen schon ihrer Lage wegen ein Interesse in Anspruch ; sie gehören zu den südlichsten Vor- posten der gewaltigen böhmischen Basaltmassen. Ueber deren Zusammen- setzung hat Borieky') berichtet und muss hier ein Irrthum richtig gestellt werden. Die grünlich-gelben Kryställchen, die die Hauptmasse der Grundmasse ausmachen, sind nieht Amphibol, sondern, wie zahlreiche Auslöschungsbestimmungen beweisen, Augit. In unseren Proben vom Winaricer Berge fehlt der. Leueit fast vollständig, hingegen tritt auch hier Nosean auf, in beiden Vorkommen bilden Apatitsäulen die grössten Gemengtheile, während die kleinen Olivinindividuen sehr spärlich auftreten und zersetzt sind. Die bemerkbaren Unterschiede sind unbedeutend, so dass die Gesteine dieser Localitäten als ein noseanführender Nephelinbasalt anzu- rt sind. + De rn en ') Ba etiche Studien an den Basaltgesteinen Böhmens. Prag 1874. Basalt des Vinaricer Berges, pag. 62—63, Noseanit vom Salzberge bei Schlan, pag. 81—-82. Bericht vom 31. August. H. v. Foullon, DU neuerer Zeit wurden in den Kohlenbergbauen der Prager Eisenindustriegesellschaft mehrfach Eruptivgesteine überfahren, die trotz ihrer weitgehenden Veränderung als Basalte zu betrachten sind. Zum Vergleiche wurden obige eds Vorkommen in das Bereich der Untersuchung gezogen. Seit mehreren Jahren besitzt unser Museum ein äusserst instructives Beispiel des Durchsetzens eines Basaltganges durch Kohle. Wir verdanken dasselbe der Güte des Herrn Centraldirectors Bäumler, der ja jederzeit alle wissenschaftlich bemerkenswerthen Funde der Anstalt zukommen lässt. Der Basaltgang wurde im Mayrauschacht, 546 Meter westlich vom Schachte, 502 Meter unter Tag angefahren. Derselbe streicht nach 2", steht fast saiger, während das Flötz hier nur unter 8—10° einfällt. Die Localität liegt ungefähr 1'S Kilometer vom Winaficer Berge ent- _ fernt. Der Basaltgang ist ungefähr 42—47 Centimeter mächtig und, wie man auf den ersten Blick sieht, die Gesteinsmasse vollständie zersetzt. Sie bildet einen mittleren chocoladefarbenen Theil, in der zahlreiche, bis erbsengrosse, eisenschüssige Pseudomorphosen und ein Einschluss zersetzten Granites liegen. Links und rechts schliessen sich zwei, je 4—6 Centimeter breite, graulichbraun gefärbte Blätter an, die nur sehr wenige und kleine Pseudomorphosen enthalten; sie entsprachen wohl einer feinkörnigen Ausbildung. Endlich folgen beiderseits 3—4 Centi- meter breite Salbänder, die reichlich Kohlenpartikelehen enthalten. Von besonderem Interesse ist die beiderseitige Verkokung, die auf 15—20 Centimeter in stängligen Massen sichtbar ist, weil diese magere Kohle sonst nicht oder schwach backt. Trotz der weitgehenden Veränderung des ursprünglichen Gesteines zeigt das Umwandlungsproduet dennoch recht gut die Structur des Basaltes, und wenn man die zahlreichen Pseudomorphosen mit der Loupe besieht, so gewahrt man noch ab und zu solche mit ziemlich scharfen Rändern, deren Form deutlich auf Olivin weist. Die mikroskopische Untersuchung ergibt Folgendes: In einer farb- losen Grundmasse, die theils amorplı, theils schwach doppelbrechend ist und in letzterem Falle Aggregatpolarisation zeigt, liegen zahlreiche, vielfach gebrochene farblose Nädelehen, die für Apatit zu halten sind. Zahlreiche mehr weniger bräunlich gefärbte Körner. Diese gehören ihrem optischen Verhalten nach wohl rhomboedrischen Carbonaten an, obwohl man keine Spaltbarkeit beobachtet. Endlich sind noch Körner von Braun- eisen local in grosser Menge vorhanden. Mit verdünnter warmer Salzsäure behandelt, bleibt ein grauweisser Rückstand, der die Form der eingelesten Stücke behält, aber nun ziemlich leicht zerreiblich ist. In der Lösung lässt sich neben vorwaltenden Mengen von Eisenoxyd und Eisenoxydul auch eine erhebliche Menge von Kalk und Magnesia nachweisen, so dass obige Bestimmung der bräunlichen Körner hierdurch eine Bestätigung erhält. Der Rückstand besteht aus farblosen Splitterchen, Schüppchen und Säulchen, die isotrop, theils schwach doppelbrechend sind. Die Analyse ergab: Kieselsäure Br = 72:25 Percent Thonerde mit wenig Eisenoxyd —=41982 3 11'36 9943 Glühverlust vor dem Gebläse ” 278 Verhandlungen. Weder Kalk, noch Magnesia liessen sich nachweisen, es dur ; demnach noch geringe Mengen von, durch verdünnte Säure nicht ziehbarer Alkalien vorhanden sein. 1 Der unzweifelhafte Beweis, dass dieses verwitterte Gestein Basa war, ist allerdings nicht erbracht. Wenn man aber den Querschnitt des Ganges, wie er nun beschaffen ist, mit der Verwitterungskruste von Basalten, wie sie sich an solchen oberflächlich bildet, vergleicht, so fällt die gleiche Beschaffenheit sofort in’s Auge und hierauf wird man ja doch immer ein Gewicht legen müssen und können, denn gerade die Verwitterungsrinde der Basalte ist recht typisch und kommt ihr nur jene gewisser melaphirartiger Gesteine sehr nahe. Seit langer Zeit kennt ' man in den Basalten, wohl auch in Andesiten und Melaphiren die totale Umwandlung der Augite in rhomboedrische Carbonate, besonders die sogenannten Augitaugen verfallen ihr mit Vorliebe. Nach der Menge der verschiedenen Carbonate mag in dem Basalt der Augit nicht vor- gewaltet haben, der grossen Masse Eisenoxydul und Eisenoxyd nach zu schliessen muss derselbe aber eisenreich und ziemlich viel Magnetit | vorhanden gewesen sein. Auffallend ist die geringe Menge Thonerde in dem Ti rückstand gegenüber dem hohen Kieselsäuregehalte. Wovon die Thonerde abstammt, ob von Nephelin, Leucit, Nosean oder Feld- spath, entzieht sich natürlich ganz der Beurtheilung. Nach dem Basalt des Winaricer Berges zu urtheilen würde man ersteres annehmen sollen, nach den unten zu beschreibenden neueren Vor- kommen im Mayrauschachte ist letzteres wahrscheinlicher. Ein dem Kaolin ähnliches Thonerdesilieat ist a priori hier nicht zu er- warten, weil ja die Kieselsäure der Augite wesentlich zu deren Ver- mehrung beiträgt und ein Theil wohl als neugebildeter Opal oder Quarz vorhanden ist. Y In neuerer Zeit wurden auf einem Nordquerschlag des Maya ee schachtes, also in der Richtung gegen den Winaficer Berg, wieder einige mehr weniger mächtige Gänge, die azoische Schiefer durchsetzen, verquert. Auch von diesem Vorkommen verdanken wir der Güte des Herrn Centraldireetors Bäumler Proben. Dieselben präsen- tiren sich als ein deutlich körniges Gemenge von ziemlich gleichen Theilen dieker schwarzer Glimmertäfelehen und einem grünlich-gelben und graulich gefärbten Minerale, wenigstens hält man die kaum ver- schieden aussehenden Körner neben Glimmer für ein und dasselbe Mineral. In diesem Gemenge sind vereinzelt bis 4 Oentimeter grosse @Quarzbrocken mit scharfen Bruchrändern eingeschlossen. Die mikro- skopische Untersuchung lehrt, dass neben Biotit auch Feldspath und eine isomorphe Mischung rhomboedrischer Carbonate vorhanden sind. Der Biotit ist frisch, tiefbraun, besser ausgebildete Krystalle sind selten. Als zweiter Bestandtheil tritt Feldspath hinzu. Derselbe erscheint in grösseren trüben Leisten, theils sind sie einfach, theils polysynthetisch verzwillingt. Als dritter endlich farblose oder sehr schwach grünliche Körner des rhomboedrischen Carbonates. Hie und da sieht man aber auch scharf umrandete Partien dieser Substanz, die beobachtbaren - Formen weisen deutlich auf Augit. Auch im Feldspath und im Biotit tritt sie scheinbar als Einschluss auf. R = Be en a ee Bericht vom 3]. August. H. v. Foullon. 979 Die Menge des Carbonates ist eine wechselnde; während die grob- körnigeren Varietäten reich an demselben sind, sinkt er bei der feinkörnigen herab. Es wurde aus den Extremen dasselbe mit verdünnter warmer Salz- säure ausgezogen, wobei immer auch etwas Kieselsäure und Thonerde in - Lösung gingen. Die gefundenen Quantitäten des Eisenoxyduls, Kalkes und _ der Magnesia wurden auf die entsprechenden Carbonate umgerechnet. Grobkörnige Feinkörnige Varietät, er el ZDSTE Pereent . 2. 1-26 Pereent Thonerde . . ‚5:32 x ee N R Kohlensaures Eisenoxy dul. 11:60 5 TR 05) : Kohlensaure Magnesia . . TO1 5 013.8) x Kohlensaurer Kalk RR s LEEREN & Während in der ersteren Varietät 41'22 Percente Carbonate enthalten sind, enthält die zweite nur 24:10 Percente. In ersterer waltet das Kalk- _ earbonat vor und ist auch eine erhebliche Menge von Magnesiacarbonat bei- _ gemengt. In der zweiten dominirt das kohlensaure Eisenoxydul, das Mag- nesiacarbonat tritt stark zurück, was wohl jedenfalls von der ursprünglichen - Zusammensetzung des Gesteines und der dasselbe aufbauenden Minerale ab- - hängig ist, namentlich scheint der wechselnde Gehalt an Magnesiumearbonat auf sehr geringe Mengen von vorhanden gewesenem Olivin zu deuten. Es wäre das ein ganz ähnlicher Fall, wie in dem umgewandelten Basalt - in der Kohle, wo die mittlere Partie ziemlich reich an Olivin gewesen ist, während die feinkörnigen Randzonen sehr arm an solchen waren. Der Lösungsrückstand besteht nur aus Biotit und Feldspath. Die Besichtigung der Schliffe zeigt, dass viele Feldspathkrystalloide, trotz _ der Trübung doch ziemlich frisch sind, bei anderen geht die Verände- rung freilich weit. Es schien für die Mühe zu stehen, einen Versuch zu machen, ob sich nicht der frischere Feldspath rein gewinnen liesse. _ Mittelst "der Thonlet-Goldsehmidt'schen Lösung ae der grösste Theil des Glimmers abgeschieden und eine eine Partie Feldspath gewonnen, die schwerer als Labrador ist. 5 Von dem Rest wurde nun der zersetzte, leichte Theil abgetrennt und eine erhebliche Menge von Körnern gewonnen, die bei der Dichte —— 2:62— 2:63 suspendirt blieben. War es schon einigermassen überraschend, 2 eine verhältnissmässig grosse Menge gleich schwerer Substanz zu er- halten, was ja auch in dem gleichen "Verwitterungszustand begründet m sein konnte, so ergab das Resultat der Analyse den schlagenden Nach- weis, dass der so erhaltende Feldspath fast reiner Albit sein muss, dem allenfalls noch sehr kleine Mengen von Biotit, der mittelst des Elektromagneten nicht mehr herauszubringen war, anhaften mochten. Zur Analyse wurden 1 Gramm, zur Alkalienbestimmung 15 Gramm verwendet. z y Kieselsäure . . . . . 68:17 Percent Bisenosydhı 1.2. 2ER 2 Bhonerder + 7 Log h Maanesiar. 7.3 2... R EN Re ee). R Natron. 7; HA H all 72 e Glühverlust 2... ; 100:77 Pre De Pe EEE N # Fu I a | BEA a 1 a a DH a ne ea nun 4 q ‚1 ri N 280 Verhandlungen. Ausserdem liess sich Phosphorsäure nachweisen, aus 2 Gr. aber nicht mehr quantitativ abscheiden. Sie ist auf im Feldspath’e geschlossene Apatitsäulehen zurückzuführen. Es lässt sich nur wiederholen, dass der exaete Beweis, als die beiden veränderten Gesteine bestimmt Basalt gewesen, nicht bracht ist, der sich wohl auch aus der ermittelten Zusammensetz soleher Produete nieht leicht ableiten lassen wird. Für das Alter könn nur Lagerungsverhältnisse entscheidend sein, wogegen für die urspr liche Zusammensetzung direete und indireete Schlüsse aus den erh gebliebenen Bestandtheilen und den umgewandelten herangezogen werden müssen. Ueber das geologische Alter wissen wir nun allerdings nichts Anderes, als dass die Kohle und azoische Schiefer durchbrochen werden. Bei dem Vorkommen der ersteren Art sprachen die erhaltene Structur und andere Eigenthümliehkeiten so deutlich für Basalt, dass meiner Ansieht nach ein Irrthum ausgeschlossen ist. Liegt aber hier ein ra wandlungsproduet nach Basalt vor, so wird man gewiss nicht zu we gehen, auch das zweite Gestein dem Basalte zuzuzäblen, das woh wesentlich anders beschaffen ist, was aber wohl hauptsächlich v Erhaltungszustande abhängt. Der Gang in der Kohle ist wenig mäc und eireulirenden Wässern hier zugänglicher, als bei jenen, die in den azoischen Schiefern aufsitzen. Die letzteren sind fest, quarzreich, ent- halten nur wenig grünlichen Glimmer, viel Rutil und in der Nähe des durchsetzenden Eruptivgesteins scharf "ausgebildete farblose Rhomboeder von Carbonat. In den Basalten des Winaricer- und des Salzberges fehlt der Feldspath, es sind echte Nephelinbasalte, während in dem durch den Grubenbau erschlossenen Gängen Feldspathbasalte vorlägen, man müsste also eine andere Ausbildung des Magmas oder von den ge- nannten über Tag anstehenden Gesteinen unabhängige Eruption an- nehmen. i Auf Klüften in den azoischen Schiefern, die mit demselben Quer schlage erschlossen wurden, tritt tief schwarze, eisenhältige Zinkblende neben sehr wenig Pyrit auf. 5 R a‘ Reise-Berichte. A. Bittner. Zur Geologie des Untersberges. E Durch die vor einigen Jahren gemachten Funde von Nerineen am Nordabhange des Untersberges war bekanntlich die Frage nach einer weiteren Gliederung und Unterabtheilung der ehemals für Dachstein- kalk gehaltenen oberen Kalkmassen dieses Gebirgsstockes angeregt worden. Diese Frage schien sich aber äusserst schwierig gestalten zu wollen, seitdem man auch die am Geieregg-Firmian-Rücken auftretenden ° Rhynchonellen aus der Gruppe der Pedaten als oberjurassisch erklärt hafte, da sie in denselben Bänken mit den Nerineen vorkämen, wie zuletzt noch Frauscher (Jahrb. d. k. k. geolog. R.-A. 1883, pag.. 729) angibt. Ich habe bereits in unseren Verhandlungen 1883 und ebenso 1884 erklärt, dass dann die gesammte Masse des Untersbergplateau- | kalkes, trotz des Vorkommens der Nerineen, Dachsteinkalk sein müsse, | da mir das Auftreten der Pedaten im Verein mit der Lagerung an | she nenn ER Bericht vom 31. August. A. Bittner. 981 Bedeutung das Auftreten der Nerineen zu überwiegen schien. In den Ver- handlungen 1884 habe ich ferner hervorgehoben, dass globose Ammoniten im Kalke des Geiereggs und Hochthrons vorkämen, was nach der Unter- - suchung der wenigen im Salzburger Museum befindlichen, theilweise von - Prof. Fugger und mir gemeinschaftlich gesammelten Exemplare der- - selben durch Herrn Oberbergrath v. Mojsisovics bestätigt wurde. Auch auf das unbezweifelbare Vorkommen von Megalodonten ist bereits hingewiesen worden. | Neuerdings nun schien sich diese Frage dahin zuzuspitzen, ob denn wirklich Nerineen zusammen mit Pedaten und _Megalodonten im Kalke des Dopplersteiges und der - Steinernen Stiege, sowie anderer Localitäten des Firmian-Geieregg- Rückens vorkämen, oder ob vielleicht dieses Zusammen- vorkommen doch nicht so ganz sicher constatirt sei? Eine erneute zweitägige Begehung der betreffenden Stellen (das eine Mal in Gesellschaft des orts- und sachkundigen Führers Ebner ‚von Glanegg) hat nur das Resultat gehabt, dass bei sonst reich- liehem Vorkommen von Gasteropoden im Dachsteinkalke des Firmian-Geieregg-Rückens Nerineen nicht gefunden werden konnten, und eine abermalige genaue Durchsicht des reichen Materials ® im Salzburger Museum hat gezeigt, dass auch unter diesem Materiale, soweit es von jenen Stellen stammt, keine Spur von Nerineen _ enthalten sei. Das Zusammenvorkommen von Nerineen mit Pedaten ist dadurch wieder sehr zweifelhaft geworden, und auch die Bestimmung gewisser anderer von diesen Stellen (Dopplersteig, Steinerne Stiege) stammender Arten als nahe Verwandte oberjurassischer Formen (T'ylo- stoma spec., Chemnitzia spec., diverse Korallen) verliert dadurch bedeutend an Gewicht. Dass die als Rhynchonellia af. bilobata Gem. angeführte Form nichts sei als Brut von Ahymchonella amphitoma (Halorella) curvifrons Qu. und nahe verwandten Formen, ist von mir ebenfalls schon früher angeführt worden. Die ausserordentliche petrographische Aehnlichkeit und die daraus hervorgehende grosse Schwierigkeit einer Abgrenzung der Nerineenkalke gegen die Dachsteinkalke bleibt niehtsdestoweniger bestehen, doch kann man wohl heute unter der Voraussetzung, dass sich das Niehtvorkommen von Nerineen an den obgenannten Stellen bestätigt, eine gewisse Partie des Untersbergkalkes, und zwar eine annähernd dreieckige Scholle zwischen Grossem Brunnthale und Schossgraben — umfassend die Höhen und Abhänge des Abfalters und Sommerbuhels mit der Rehlack, die Umgebungen des Muckenbrünnls und der Schweigmülleralm, sowie die Kühsteinspitz-Wände und die Sausende Wand mit dem Hundsrucken und den Nordabfällen des Klingerkopfs und alle zwischen diesen Höhen liegenden Einrisse der Nordseite (also besonders den Weinsteiggraben und Grossen Wasserfall) — als Plassenkalk von dem die Haupt- masse des Untersbergplateaus bildenden Dachstein- kalke vorzüglich nach paläontologischen Merkmalen, also eben nach dem Auftreten der Nerineen, abtrennen, wenn auch eine scharfe Scheidung beider schon in Folge der sehr schwierigen Terrainverhältnisse und der übrigen bereits angegebenen Umstände nur mit sehr grossem Zeitauf- wande durchzuführen sein würde. Die spärlichen Liasvorkommnisse, K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 11. Verhandlungen, e 423 282 ' Verhandlungen. von denen jene oberhalb der Klingeralm vollkommen hierlatzartig als oft ganz dünne Gänge und Adern im an Megalodonten sehr reie Dachsteinkalke auftreten, sind zu dieser Trennung vollkommen un er- wendbar. E Sollte sich indessen bei weiteren Detailuntersuchungen oder in Folge glücklicher Funde, was ich prineipiell keineswegs als vollkommeı ausgeschlossen hinstellen möchte, zeigen, dass Nerineen doch, wie vor Kurzem so bestimmt behauptet wurde, in den Kalken mit Rhynchon pedata vorkommen, so würde ich ohne Rücksicht auf die den Nerin zugeschriebene stratigraphische Bedeutung meine ehemals (Verha lungen 1883) aufgestellte Behauptung, dass dann doch die ganze Plate kalkmasse des Untersberges nicht Plassenkalk, sondern Dachsteinkalk sei, aufrecht erhalten. Dr. Vietor Uhlig. II. Reisebericht. Nach Abschluss der geologischen Untersuchung der Neumark Klippengruppe wandte ich mich der Üzorsztyn-Falstiner Klippenzone z und unternahm im Anschlusse daran einige Touren in das Gebiet deı eigentlichen Penninen im engeren Sinne. In der Czorsztyn-Falstiner Klippengruppe konnte eine grosse An- zahl von zum Theil sehr interessanten und bisher nicht näher bekannten Klippen aufgefunden werden. Bei Krempach wurden mehrere Murchisonae- und Öpalinus-Schichten bestehende Klippen entdeckt theilweise grossem Versteinerungsreichthum, auf der Klippe Kreml wurde die Rogozniker Cephalopodenbreecie vorgefunden. Durch massige Entwicklung, regelmässigen Bau und grosse Ausdehnung zeichnen sie h die Falstiner Klippen aus, welche den“ eigenthümlichen Aufbau, der so vielen grösseren Klippen eigen ist und bereits im I. Reiseberichte be- ee wurde, in besonders auffallender Weise erkennen lassen. In der Falstiner Gegend wurden ausserdem mehrere Klippen beobachte die theils aus echtem Czorsztyner Kalk, theils aus jenen hellen Kalkei zusammengesetzt waren, die man als „helle Hornstein-Kalke, Aptychen- kalke und "Schiefer, hochkarpathische Facies (Neumayr)“ zu bezeichnen pflegt. Dieselbe Verbindung der versteinerungsführenden Jura-Sehichten mit Hornsteinkalken und Aptychenkalken und -Schiefern konnte auch bei mehreren Klippen der Penninen-Gruppe constatirt werden. Bald ver- binden sich mit den Czorsztyner Kalken ausschliesslich rothe und grüne Hornsteine und Aptychen-Schiefer, bald treten auch noch helle Horn- steinkalke hinzu. Bei der Klippe Safranöwka bei Szezawnica schalten sich in typische weisse Crinoidenkalke helle Hornsteine ein, bei der grossen Klippe Rabstein bei Lesnitz bilden Murchisonae- Sehichten die Basis, darauf folgen helle Hornsteinkalke, sodann grünliche Hornsteine und Aptychen- Schiefer, in welehen zwei Partien von weissem Crinoiden- kalk stecken; endlich folgt eine mächtige Entwicklung von rothen und grünen Hornsteinen und” zu oberst liegen typische” ammonitenreiche Ozorsztyner Kalke. Es konnte demnach in der That vielerorts eine innige Verbinduni der Hornsteinkalkfacies mit versteinerungsführenden Jura-Schichten. wahr- © genommen werden. Es wird danach anzunehmen sein, dass nur ein Theil der hellen Hornsteinkalke dem Neöcom angehört, ein anderer dagegen Jura-Schichten vertritt. Die Entscheidung, ob neocome oder a rn Fi en I a Bericht vom 31. August. Dr. V, Uhlig. 283 jurassische Hornsteinkalke vorliegen, ist allerdings sehr schwierig und “wohl nur dann mit Sicherheit durchzuführen , wenn genügende Ver- ‚steinerungen vorliegen. In der Penninengruppe wurde wider Erwarten eine Reihe von Crinoidenkalkklippen entdeckt, die leider nur allzu schwer zugänglich sind und in Folge dichter Bewaldung nur sehr ungenügende Aufschlüsse darbieten. An mehreren Stellen wurde im weissen Crinoidenkalk ein Gestein mit zahlreichen Exemplaren einiger Rhynchonella- und Tere- -bratula-Arten aufgefunden, ein Vorkommen, analog dem von Uj-Kemeneze und Dolha, doch nicht von gleicher Schönheit. E Im Choesdolomit von Haligocs und Lipnik wurden Partien aufge- funden, die gänzlich aus Milioliden und Alveolinen und Korallen zu- sammengesetzt sind. Sehr häufig treten auch Dactyloporiden, seltener _ einzelne Gastropoden und Bivalven auf. ’ Von grosser Bedeutung für die Deutung und Auffassung der Klippen- - hülle erwies sich ein Aufschluss bei Krempach. Knapp an neocome Kalke _ und Schiefer legt sich daselbst ein Conglomerat mit zahlreichen Aptychen vom Typus des Apt. Didayi an. Dieses Conglomerat enthält Blöcke evidenter Jura-Gesteine (Crinoidenkalk, Ozorsztyner Kalk) und verbindet sich mit Sandsteinen vom Typus der „Karpathensandsteine“. Hier er- scheint die Verbindung von „Karpathensandsteinen* mit den bekannten _ Neocomgesteinen der Klippenhülle sehr klar und es ist der betreffende Re; Aufschluss bei Krempach in dieser Hinsicht dem von F. v. Hauer be- x schriebenen von Ujak ganz an die Seite zu stellen. Nördlich von der eigentlichen Klippenzone folgt ein Band von Kalksandsteinen, Schiefern und grobbankigen Sandsteinen, die mit dem Neocom in Verbindung stehen, ohne direct als solches angesprochen werden zu können. Vielleicht gehürcn sie höheren Kreidehorizonten an. Versteinerungen konnten darin - bis jetzt nicht aufgefunden werden. Südlich vom Neocom der Klippen- none folgt sehr scharf abgegrenzt das Alttertiär, allenthalben reich an Nummuliten-Breecien, ohne Dazwischentritt einer ähnlichen Zone, wie im Norden der Klippen. Ein schematischer Durchschnitt durch die Klippen- zone nimmt demnach etwa folgende Gestalt an. Es. Alttert. Neoe. Jura Neoc. Jura’Neocom ob. Kreide? Alttert. N. An mehreren Punkten wurden ferner innerhalb der Klippenzone Alttertiär-Sandsteine und -Conglomerate mit Nummuliten (Sulower Con- glomerat) aufgefunden, die leider petrographisch den eretacischen ausser- ‚ordentlich nahe stehen. Einen für den Druck in den Verhandlungen bestimmten Reisebericht werde ich nach Besichtigung der so wichtigen Lublauer Gegend vorzulegen so frei sein. Herr Dr. L. Tausch nimmt seit 23. Juli an der Aufnahme der Klippen den regsten Antheil. 42* FR en » 2 EEE TEE TUE EEE EERE w. 4 zu Ge = TEE 7 + Be Di EG ee EEE is, a 3 . EOEF EN OPFARTSAz- a? Ze a a ER Ne nz ao = a VE EN ER N EEE RE ER Er ei Fe BuzEN, WERE 284 Verhandlungen. Literatur-Notizen. Eben erhielten wir et die gütige Vermittlung Seiner Excellenz des E 4 Hans Grafen Wilczek die vierte und fünfte Lieferung des zweiten Bandes ( nannten Werkes. j Hiermit ist also das grosse Werk des berühmten Autors, dessen Voller seitig mit grossem Interesse erwartet wurde, abgeschlossen und es wird si Jemand finden, der, rückblickend auf die Schwierigkeiten, die auch dem reic] Privatmanne bei einer derartigen Publication entgegentreten, nicht geneigt 2 Verdienst anzuerkenner und demselben für die viele Erleichterung, die das Studium der Floren des Lias und Jura darbietet, den Dank zu votiren möchte. Vom Standpunkte unserer Bedürfnisse und Studien erscheint uns alles das, der Autor für die Kenntniss und Feststellung der ausseralpinen Floren gethan weit hinter dem zu stehen, was derselbe über die Flora der grauen Kalke Veronesischen und Vicentinischen festgestellt hat. Daher wenden wir auch di speciellen und für uns wichtigsten Theile des Werkes unsere Aufmerksamkeit % um von den langjährigen Untersuchungen und Erfahrungen. des Autors ‚möglichst profitiren, Der Autor lehrt uns, dass in den Südalpen im Gebiete der grauen Kalke i folgenden Fundorten die angeführten Pflanzenarten gefunden wurden: € I. Vajo del Paradiso. e Cycadospermum Boehmianum Z. : M II. In saxo calcareo griseo ad Val d’Assa prope Rotzo in septem com- munibus Provinciae Vicentinae. Ur Trevisania furcellata Z. Zamites Rotzoanus Z. Equisetites veronensis Z. Otozamites Vicentinus Z. Odontopteris Ungeri Z. > Mantellianus Z. Dichopteris Visianica Z. „ Molinianus Z. Cycadopteris Brauniana Z. ee Bunburyamus Z. heterophylla Z. Sphenozamites lanceolatus Z. Heeri Z. r adiantifolius Z. * Phlebopteri. is polypodioides Bgt. # Rossüi -Z. Laccopteris Rotzoana Z. Cı ycadospadix Pasinianus Z. Danaeites Heeri Z. Cycadospermum Rotzoanum Z. Yueeites Schimperianus Z. Blastolepis Otozamitis Z. Pterophyllum platyrachis Z. ” acuminata Z. „ venetum Z. u falcata Z. III. Ad montem Raut in provincia Veronensi. Equisetites Bunburyanus Z. Danaeites Brongniartiana Z. Androstrobus italicus Z. Cr IV. In calcareo scissili griseo vel lutescente in loco dicto a Pernigotti prope San Bortolamio in Valle Tanara provinciae Veronensis. Confervites veronensis Z. Pterophyllum platyrachis Z. Phyllotheca equisetiformis Z, Zamites Goepperti Z. Equisetites Bunbury yanus 2. ” kRibereiroanus Z. veronensis Z, Otozamites Heerü Z. Cı yclopter is minor Z, ; veronensis Z. Odontopteris Ungeri Z. or Massalongianus Z. Oycadopteris Brauniana Z. sn Saportanus Z, * Sagenopteris cuneata Morr. Ma 7 Bunburyanus Z. ” angustifolia. Cycadeospermum euspidatum Z. Bericht vom 31. August. A. de Zigno, 285 iearea cinereofusca ad Bienterle prope Selva di Progno et Montem Alba prope Campo Fontana provinciae veronensis, Equisetites veronensis Zign. Dichopteris microphylla Z. Cycadopteris undulata Z. > heterophylla Z. Yuceites Schimperianus Z. Zamites Ve ae Z. Marana in provineia Vicentina. Erle. ypodites erenifolius Goepp. undans Goepp. # Phlchöpteris contigua L. H. * Camptopteris jurassica Goepp. In saxo calcareo griseo ex stratis superioribus ad Vallem Zuli- ' aniprope Rover£ di Velo in provincia Veronensi theca Brongniartiana Z. Pterophyllum platyrachis Z. ; equisetiformis Z. venetum Z, etites Bunburyanus Z. Ptiloph yllum grandifolium Z, Hymenophyllites Leckenbyi Z. Ottozamites Feistmanteli Z. Dichopteris Visianica Z. a Molinianus Z. 23 Paroliniuna Z. > Nathorsti Z. angustifolia Z. = Canossae Z. 5 rhomboidalis Z. en Trevisani Z. 5 Cycadopteris Brauniana Z. ren; Bunburyanus Z. Bo; heterophylla Z. Sphenozamites Geylerianus Z. M Iarzaria Paroliniana Z. Podozamites Zeillerianus Z. Protorhipis asarifolia Z. Re rigidus Z, } genopteris reniformis Z. Cycadospadix Pasinianus Z. a Goeppertana Z. Cycadeospermum dissectum. eichenites elegans Z. “ Carruthersi Z. wceites Schimperianus Z. f VIIb. Scandolara. Cyeadopteris Brauniana Z. Heeri Z. Yuccites Schimperianus Z. Pterophyllum venetum Z. Otozamites Feistmanteli Z. Cycadospadix Pasinianus Z. In diesen Verzeichnissen sind alle jene Arten, die der Autor als gemeinsam ‚festgestellt hat, die nämlich einerseits in den alpinen grauen Kalken, andererseits aber in den für oolithisch geltenden Ablagerungen Englands oder Frankreichs vorkommen ; sollen, mit einem Stern * bezeichnet. Es sind dies folgende: Polypodites erenifolius Goepp. Gristhorpe. undans Goepp. Phlebopteris eontigua L. H. 5 polypodioides By. Scarborough. Camptopteris jurassica Goepp. Matzdorf in Schlesien. Sagenopteris cumeata Morr. Gristhorpe et Scarborough. Otozamites Bunburyanus Z. Clougthon. Sphenozamites Rossii Z. Morestel. Fans nur 8 Arten. Ki Es ist wohl natürlich, dass man gerade diese gemeinsamen Arten bei der Fest- ‚stellung des Alters der grauen Kalke ganz besonders zu berücksichtigen hat. Sucht an in den Angaben des Autors eine Belehrung über diese Arten, so findet man, dass die fünf ersten Arten: Polypodites erenifolius Goepp. = undans Goepp. ‚Phlebopteris contigua L. M. » polypodioides By. Camptopteris jurassica Goepp. Pr ” 286 Verhandlungen. aus den alpinen grauen Kalken nicht abgebildet wurden. Diese fünf inne T sich also vorläufig unserer Beurtheilung. Weiterhin ist Sagenopteris cumeata vom Autor abgebildet wohl zu ma haft erhalten. Von Otozamites Bunburyanus findet man auf Taf. XXXVII acer Exemplare aus den grauen Kalken abgebildet, die aber alle von der Abbildung d Leckenby (Oolit. Plants from Scarborough in Quart. Journ. Geol. Soc. London, 2 1864, Taf IX, f.3) von der für ident erklärten Otopteris tenuata Bean dadurch abweichen, dass sie vorne völlig abgerundet und mit kräftigen, minder zahl- reichen Nerven versehen erscheinen, während die Reste aus den grauen Kalken deut ı spitz sind und dichtere Nervation zur Schau tragen. Ob endlich der Sphenozamites Rossii, wiees Saporta meint, thats: lich in Morestel auftritt, entzieht sich unserer Beurtheilung gänzlich, da Sapo j (Fl. jurass. de la France, II, Taf. 114) die Zigno’sche Abbildung einfach copirt. Nach dem Vorangehenden sind daher diese 8 Arten, auf welche man sich bei der Feststellung des geologischen Alters der grauen Kalke vom phytopaläontologisch Standpunkte berufen könnte, nicht über jeden Zweifel erhaben und können daher auch nicht vorläufig die Meinung stützen, die Flora von Rotzo, respective die grauen K der veronesischen und vicentinischen Südalpen seien dem Oolith einzureihen. Die übrige, weit überwiegende Anzahl der Pflanzenreste der Flora der grauen Kalke sind bisher als diesen grauen Kalken eigenthümlich zu betrachten und dalez ungeeignet, bei der Feststellung des Alters der grauen Kalke mitzusprechen, z Man kann daher wohl ruhig erwarten, dass die Frage über das Alter der grauen Kalke und deren prachtvoller Flora, die auf dem Wege der phytopaläontolo- gischen Untersuchung nicht gelöst werden konnte, durch die im Gange befindliche n zoopaläontologischen Arbeiten ausser allem Zweifel gesetzt werden wird. Was hier vorzüglich hervorzuheben ist, das ist das grosse Verdienst des Ku p um die Kenntniss der überaus prachtvollen Flora der grauen Kalke, einer ganz be- sonderen, höchst beachtenswerthen Specialität der Südalpen, die durch die sorgfältigste Untersuchung und gelungene Abbildungen den Fachmännern in einer glänzenden Form zur Benützung vorgelegt erscheint. (D. St.) I Ä Mr Er Dr. Johannes Walther. Die gesteinsbildenden Kalkalgen des Golfs von Neapel und die Entstehung structurloser Kalke. Abdruck aus der Zeitschr. d. deutschen geolog. Gesellschaft, Jahrg. 1885, pag. 229—357. Der Verfasser hat einen Aufenthalt an der zoologischen Station von Neapel vor- zugsweise zu biologisch-faunistischen und geologischen Studien benützt, und diese sodann auf geologischem Gebiete weiter verwer thet. Was er davon zu einem gewissen Abschlusse bringen konnte, wird in der vorliegenden, anregenden Schrift veröffentlicht. & Eine kurze Sedimentskizze des Golfs von Neapel wird zunächst vorangeschickt. Psammitische Ablagerungen, aus der Erosion der Tuffe entstanden, sind das Haupt- sediment des Golfes: nur da, wo Lavaströme an’s Meer reichen, ist hartfelsiger Strand; die Südküste bildet bekanntlich der dichte Kalk der Sorrentiner Halbinsel, welche 4 zumeist auf chemischem Wege abgetragen wird, während die Brandung an den Tuff- küsten hauptsächlich mechanisch wirkt. Ein kilometerbreiter Gürtel nächst der Küste ist Tuffsand, entfernter von derselben wird derselbe allmälig feiner und geht in dunkeln Schlamm über, der das Hauptsediment des Golfes bildet. Innerhalb des Schlammgebietes finden sich Kalksedimente, die von hohem Interesse sind. Es sind in denselben chemisch niedergeschlagene Kalke nicht beobachtet worden, sondern zumeist Detrituskalke. Drei 7 Punkte des Golfes sind es insbesondere, die solche Kalksedimente führen. Sie liegen in einem Gebiete von circa 100 Meter Seetiefe, erheben sich aber über dasselbe bis zu 30 Meter unter dem Wasserspiegel. Sie bestehen aus Kalkalpen (Lithothamnium, Litho- A phyllum) und Bryozoön, zwischen denen zahlreiche Echinodermen, Crustaceen, Mollusken und Coelenteraten leben. Detrituskalke sind auf diesen submarinen Kalkplateaus sehr verbreitet. Die Entstehung und Ansiedlung dieser submarinen Kalkplateaus („Seccen“ mit einem Localausdrucke) sucht Verfasser auf das Vorhandensein submariner, vulca- nischer Klippen zurückzuführen, auf denen diese Seecen in derselben Weise aufzusitzen scheinen, wie die analogen miocänen Nulliporenkalke von Syrakus auf Lavamassen aufruhen, Verfasser schildert nun das Thierleben einer dieser Seccen, welche ganz aus Lithothamnium ramnulosum und L. racemus besteht und hebt besonders hervor, wie ı Er. 11 Bericht vom 31. August. Dr. J. Walther. 287 zahlreiche hartschalige Bewohner dieser Algenbauten von den Algen selbst umschlossen _ und eingehüllt zu werden pflegen, so dass die Form der Algenknollen dadurch oft ver- ändert wird; in die Zwischenräume der einzelnen Knollen setzt sich sodann Kalkdetritus, der sowohl von den auf dem Algenlager lebenden, als auch von den darüber flottiren- den Organismen herstammt; Bryozoön vermitteln die Verfestigung der Algenknollen untereinander und der abgestorbenen Algen mit ihrer Unterlage. Kräftig vegetirende ‚derartige Algenlager werden weniger Lücken, somit auch weniger zugeschwemmten Detritus haben als schwächer vegetirende. Abgestorbene Algenknollen zeigen oft das Innere verändert, von unorganischem Gefüge, ähnlich cavernösem Süsswasserkalke. Durch von Herın Schweceger in München ausgeführter Analysen wurde erhoben, dass recente Lithothamnien von Neapel auf 82 und 85 Percent kohlensauren Kalkes 6 und 5 Percent organischer Substanz enthielten, während eine Probe tertiären Nulliporenkalkes von Syrakus auf 98 Percent kohlensauren Kalkes nur 0'28 Percent organischer Substanz aufwies. Verfasser frägt sich deshalb, was aus der Cellulosesubstanz dieser fossilen Litho- thamnien wurde und beantwortet diese Frage dahin, dass dieselbe chemisch, und zwar höchstwahrscheinlich in Kohlensäure, umgesetzt wurde. Das Meerwasser und (nach Trocken- legung) das Regenwasser fand beim Eindringen in das Gestein allenthalben diese Kohlen- “ säure vor, absorbirte dieselbe und löste und veränderte den kohlensauren Kalk des Algenlagers seiner ganzen Masse nach so, dass aus organisch struirtem Algenkalke schliesslich dichte, structurlose Kalke entstanden. Derartige Umwandlungen kann man - thatsächlich in den Nulliporenkalken der Latomien von Syrakus beobachten. Auf Grund dieser Vorgänge lässt sich nach dem Verfasser der Satz aufstellen: „Wenn in einem geschlossenem Lithothamniumlager von grösserer. Mächtigkeit Wasser ceireuliren kann, so muss der Algenkalk seine Structur verlieren und wird in einen structurlosen Kalk umgewandelt.“ Diese Metamorphose wird nicht vor sich gehen, wenn die Cireulation des Wassers durch gewisse Umstände verhindert wird oder auch, wenn das mit Kohlen- säure angereicherte Wasser den Kalk rasch wieder verlassen kann. Solche Verhältnisse können sich nach dem Verfasser bei sehr dünnen Bänken phytogenen Ursprunges finden, ferner da, wo sehr viel Kalk- und Schlemmdetritus beigemengt ist, endlich da, wo einzelne _ Algenknollen im Detrituskalk liegen. In allen diesen Fällen hat nach des Verfassers Ansicht das durchsickernde Wasser nicht Zeit, mit der im Gestein vorhandenen Kohlen- säure angereichert auf dasselbe zu wirken — es sickert weiter und nachdringendes Bi Wasser findet keine Kohlensäure mehr vor, wird daher auch nur unbedeutende Structur- _ veränderungen hervorrufen können. Als Beispiele hierfür werden pliocäne Nulliporen- kalke von Girgenti aufgeführt. Verfasser schliesst also, dass Lithothamnienkalke nur dann ihre Structur verlieren und krystallinisch werden, wenn sie in einem geschlossenen Algenlager von grösserer Mächtigkeit auftreten, dass sie aber in diesem Falle auch mit Nothwendigkeit ihre Structur verändern und verlieren müssen, dass da- gegen einzelne Lithothamnien in trefflicher Weise erhalten bleiben können. Daraus leitet Verfasser den weiteren Schluss ab: Das in Kalkgesteine einudringende Wasser bringt nicht immer die zu einer Metamorphose nöthige Kohlensäure mit, sondern findet dieselbe im Gesteine vor; und diejenigen Kalkablagerungen, welche phytogen sind, werden nothwendigerweise umkrystallisirt, während nmichtphytogene Kalke meist verkittet und verfestigt, aber nicht structurlos werden. Verfasser will damit allerdings nicht in Abrede stellen, dass auch nichtphytogene Kalke auf wässerigem Wege umkrystallisiren können, aber er möchte darauf hinweisen, dass es eben auch innerhalb der Kalkgesteine selbst Kohlen- säurequellen geben kann, und dass man nicht unbedingt ungemessene Zeiträume zu Hilfe nehmen muss, um die Entstehung dichter Kalke durch Kohlensäurezufuhr von aussen zu erklären, da viel Kohlensäure in Kurzem das bewirken kann, was durch geringe Mengen in „geologischen“ Zeiträumen bewirkt wird. Verfasser wirft nun eine weitere Frage auf: Wie liegen die Verhältnisse, wenn mächtige Bänke von Kalkalgen mit eben solchen Bänken von Kalkdetritus wechsellagern? Dass die ersteren krystallinisch werden, ist nach dem Gesagten leicht einzusehen, aber werden auch letztere verändert? Nach seinen Erfahrungen neigt der Verfasser der Ansicht zu, dass solche Zwischenlagen wohl verkittet und verdichtet werden, dass sie aber ihre Entstehung aus Detritus immer auf dem Schliffe erkennen lassen. Hier geht Verfasser auf geologische Thatsachen und Beobachtungen in älteren Kalkablagerungen über, und zwar aut Fälle, in denen man fleckig struirte, offenbar detritogene Bänke mit dichten, structurlosen Bänken wechsellagern sieht. Er stellt die Frage denn so: Wie können krystallinische Kalke ohne Structur mit struirten Kalk- nl £ a “ % v £ F R er 4 el > ER an | more u Wr: 4 rn Er RE. A ne a en ERTL ' rt } ARTE Fe Kr 288 Verhandlungen. bänken wechsellagern ? Und müssen wir zur Lösung dieser Frage unbekannte Urss oder gar einen chemischen Kalkabsatz annehmen ? Verfasser prüft nun die structurlosen, dichten Kalke des Dachsteingebirges ihre Entstehung. Aus den Schilderungen, die Suess gibt, sowie aus eigenen Erfahrunge statuirt er zunächst, dass in den Dachsteinkalkgebieten Kalke von verschiedener stehung mit einander vergesellschaftet auftreten. Er bezeichnet sie als kora detritogene, psammogene Kalke und als Kalke von möglicherweise phytogener stehung, deren Vorhandensein eben erst erwiesen werden soll, Innerhalb der bankten Kalke wechsellagern korallogene und detritogene Kalke mit mächtigen Kalkmassen, die unter dem Mikroskope keine besondere Structur erkennen lassen. Ihreı genetischen Erklärung bereitet der Umstand die meiste Schwierigkeit, dass sie e mit struirten Bonken wechsellagern. Warum soll die eine Bank ihre Structur verlo haben, die andere nicht, wenn die eindringenden Tagewässer mit ihrer Kohlensäure Umwandlungsprocess bewirken? Alle Beobachter sind nach dem Verfasser darüber ei dass die Dachsteinkalke keine Tiefseebildung, sondern eine korallenähnliche, organii: Bildung sind und die Auswaschung der Rinnen und Taschen, in denen sich "stellenw: die Hierlatzbildungen ablagerten, spricht ebenfalls dafür, dass schon zu Beginn d Liaszeit der Dachsteinkalk hartes Gestein und der Brandung zugänglich war. Ve sucht aber noch mehr nachzuweisen; nämlich, dass der Dachsteinkalk, d. h. wohl die betreffenden fraglichen Bänke desselben, als hartes Gestein riffähnlich entstand, dass” er während seiner Entstehung schon hart war. Anhaltspunkte, um diesen Beweis zu führen, bieten dem Verfasser die Megalodonten und die sogenannten „schwiximendlagg bunten Scheiben“, von denen Suess spricht. ni Die Dachsteinbivalven sind in den dichten Bänken häufig und Verfasser moi 2 dass sie vielleicht ähnlich gelebt hätten, wie die Tridaenen der Gegenwart und andere koralliophile Arten, die häufig von Kalkalgen und Korallen umwachsen und einge- schlossen werden. Dafür scheint die schwere Ablösbarkeit der Schale vom une Gesteine zu sprechen. Wo sie sich leicht lösen lassen (Echernthal), da stecken sie nach dem Verfasser meist ausnahmsweise in detritogenem Sediment. In psammogenen Gesteinen lösen sich nach des Verfassers Ansicht die Fossilien durchwegs leichter. Das spräche also auch gegen eine psammogene Entstehung der dichten Megalodonten führenden Dachsteinkalkbänke. Aber auch die Existenzbedingungen | dieser Thiere selbst sind mit einer psammogenen Sedimentirung nicht in Einklang zu bringen. Ihre kräftig entwickelte Schale deutet auf Küsten- oder Riffbewohner oder N auf Bewohner gröberer Sandbildungen. Im Schlamme würden diese dicken, schweren Schalen so tief eingesunken sein, dass sie ausser Bereich des durch ihre Siphonen er reichbaren Athem-, resp. Nahrungswassers gekommen wären. Die Kon San de der Megalodonten verlangen feste, steinige Unterlage und ihre dieken Schalen do auf einen Aufenthalt in bewegtem Wasser, 4 Die grellziegelroth oder ockergelb gefärbten „schwimmenden Scheiben“ im Dach- v. steinkalke, insbesondere in den oberen Bänken desselben, erklärt Verf. der Mehrzahl nach für Ausfüllungen ursprünglicher Höhlungen durch Schlammsediment. Brachiopoden kommen hie und da allein vor und sind dann einander parallel so orientirt, wie lebende; der erste Blick lehrt nach dem Verf., dass sie in solchen Höhlungen gelebt haben! Solche Verhältnisse hat nach dem Verf. schon Fuchs im Auge, wenn er die Starhem- berger Schichten als isolirte Ansiedlungen von Tiefseebrachiopoden in ehemaligen Riff- höhlungen der Dachsteinkalke erklärt. Auch das Vorkommen derartiger Lücken im Dach- steinkalke spricht nach dem Verf. dafür, dass dieser Kalk nicht psammogen, sondenm dass der dichte, weisse Dachsteinkalk schon während seiner Entstehung hart und fest war, In Allem also, in dem Reichthume an grossen Mollusken, in dem Erhaltungszustande derselben, in den bunten Flecken resp. Lücken und nicht weniger in der Structurlosig- keit dieser dichten Kalke selbst findet Verf, Stützen für seine Annahme, dass diese. Bänke phytogen seien, und zwar dass sie aus lithothamniumähnlichen Kalkalgen ent- standen. Gerade die Structurlosigkeit ist ihm ein wesentlicher Beweis für seine Hypothese, Diese structurlosen Bänke wechsellagern nun aber mit korallogenen, mit detri- togenen Bänken. Ihre Fossilien und ihre Einlagerungen verlangen die Annahme, dass auch sie eine Structur besessen haben. Da nun jene anderen Bänke noch eine treffliche Structur besitzen, so müssen gewisse Umstände gewaltet haben, durch welche gerade nur diese Bänke structurlos wurden, Die reiche Kohlensäurequelle in den aus Kalkalgen aufgebauten Bänken kann als Ursache angenommen werden, dass gerade diese Bänke ihre Structur vollständig verloren haben. Krystallinische Bänke ohne Struetur können also dann mit struirten Kalken wechsellagern, wenn in den n N Bericht vom 31. August. Dr. J. Walther. 289 betreffenden Bänken reiche Mengen Kohlensäure enthalten waren und dieskonntenurdannderFallsein, wenn jene Bänke ausKalkalgen _ gebildet waren. Die Dachsteinkalke sind ein Beispiel solcher Kalkbänke von gemischter Ent- stehung; korallogene, detritogene, psammogene Kalke wechsellagern im Complex der- selben mit dichten, structurlosen Bänken, bezüglich deren sich die Hypothese aufstellen lässt, dass sie phytogen seien. Sind sie das, so ist ihre Structurlosigkeit nicht wunder- \ bar, sondern nothwendig. Wenn also korallogene, detritogene, psammogene Kalke mit _ phytogenen wechsellagern, so werden jene verkittet und verfestigt, diese aber umkry- stallisirtt, denn das eindringende Wasser metamorphosirt vornehmlich solche Bänke, in denen es Kohlensäure vorfindet. So weit die Ausführungen des Verfassers. Seine Theorie mag an und für sich ganz richtig und annehmbar sein; der Versuch aber, sie sofort zu verallgemeinern und - sodann auf die Dachsteinkalke anzuwenden, kann nicht in jeder Beziehung als geglückt Es bezeichnet werden. Zunächst würde Ref. an jener Stelle pag. 343, wo Verf. in’s All- gemeinere übergeht, vom biologisch-faunistischen Standpunkte aus die Frage einfliessen lassen: In welcher Weise können überhaupt Bänke von Kalkalgen mit Bänken von Kalkdetritus wechsellagernd gedacht werden? Dabei wäre darauf zu verweisen, dass ja Verf. selbst gerade für die Kalkalgenlager von Neapel nur feste Unterlage sucht. Dann müsste man fragen: Können Kalkalgenlager als vollkommen regelrecht geschichtete Bänke von grosser Ausdehnung mit anderen Sedimenten wechsellagernd gedacht werden? Und hier können wir auf die Dachsteinkalke übergehen. Die ausgezeichnete Schichtung der Dachsteinkalkmassen — und nur um diese geschichteten Dachsteinkalke handelt es sich hier! — scheint dem Ref. direct gegen eine Entstehung gewisser Bänke derselben als ursprünglich feste Kalkalgenlager zu sprechen, da solche schwerlich mit ebenen, schichtflächenartigen oberen Begrenzungen, sondern vielmehr wohl und mit unebener Oberfläche gedacht werden können. Die Megalodonten und „schwimmenden Scheiben“ - reichen ebenfalls nicht aus, die ursprüngliche Festigkeit dieser „phytogenen“ Kalkbänke zu erweisen. Die schwere Ablösbarkeit der Schalen ist an und für sich kein Grund, und das umsoweniger, als auch die Megalodonten der detritogenen Gesteine des Echernthales, die Verf. als Ausnahmen anführt, zumeist Steinkerne sind. Die Dickschaligkeit der Megalodonten macht den Schluss nicht unbedingt nothwendig, dass sie gerade in Kalk- algenbänken gelebt haben sollten; es ergibt sich daraus nur die Folgerung, dass sie überhaupt Strand-, vielleicht auch Riffbewohner gewesen seien. — Verf. gibt ja selbst zu, dass sie auch gröbere Sandbildungen bewohnt haben können und in solchen werden sie auch in Folge ihres Gewichtes nicht eingesunken sein. Eine Nothwendigkeit, aus dem Vorkommen der Megalodonten auf eine steinige Unterlage zu schliessen, liegt also durchaus nicht vor. Noch weniger beweisen die „schwimmenden Scheiben“ und die Brachiopoden- nester. Die vom Verf. citirte Meinung von Fuchs über die Starhemberger Schichten beruht auf einer ganz falschen Auffassung. Die echten Starhemberger Schichten sind gar nichts als anders gefärbte dünne Zwischenlagen wohlgeschichteter Dachsteinkalk- bänke, aber nicht im Entferntesten Brachiopodennester in Riffhöhlungen. Wenn sich Fuchs diesbezüglich auf Suess beruft, so hat er denselben vollkommen missverstanden. Suess hebt ausdrücklich hervor, dass die Starhemberger Schichten dünne, öfters sich wiederholende Lagen in den Dachsteinkalken, geradezu Zwischenlagen derselben und sozusagen Colonien der Kössener Schichten (im Sinne Barrande’s) seien (Brachiopoden der Kössener Schichten, Wien 1854, pag. 4). Ganz ähnliche Angaben über den Charakter der Starhemberger Schichten machen Stur (Geolog. d. Steiermark, pag. 375) und H. Zugmayer (Jahrb. geol. R. A., 1874). Eine weitere, hier hervorzuhebende Eigen- thümlichheit der Starhemberger Schichten, auf welche ebenfalls schon Stur und Suess verwiesen, ist, dass ihre Brachiopoden öfters, als das sonst bei solchen der Fall zu sein pflegt, zerbrochen oder doch in beide Klappen auseinander gefallen sind. Regelrechte Zwischenlagen dickgeschichteter Dachsteinkalkbänke aber und Höhlungs- ausfüllungen in massigen Riffkalken sind zwei weitverschiedene Dinge. Aber auch wenn der Verf. hier vorzugsweise die Pedata-Einlagerungen im Auge gehabt haben sollte, so ist auch für diese die Natur ursprünglicher Nester in Riff-, resp. Algenkalkhöhlen nicht sehr wahrscheinlich. Die parallele Anordnung der Schalen beweist nichts; auch ein linsenförmiges Zusammenschwemmsel solcher Brachiopoden wird ganz gewiss zumeist parallel geordnete Schalen zeigen und thatsächlich kommen in_den „Pedatennestern“ eben so häufig Anhäufungen ganzer Schalen, als Anhäufungen von Einzelklappen streng parallel geordnet vor, ohne dass man deswegen aus der parallelen Anordnung von K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 11. Verhandlungen. 43 2 a ER En 390 Verhandlungen, Einzelklappen in diesen „Nestern“ oder besser „Linsen“ auf ursprüngliche Sessha dieser Brachiopoden an diesen Stellen zu schliessen einen Grund hätte. Diese kommnisse beweisen also durchaus nicht, dass ursprüngliche Lücken im dichter gewachse: Algenkalke vorhanden waren, resp. dass eben wegen des Vorhandenseins sole Lücken diese Bänke nicht detrito- oder psammogen gewesen sein können. Also ı der Reichthum an grossen, schweren Mollusken, noch der Erhaltungszustand derse noch die bunten Flecken und „Nester“ in diesen Bänken sind zwingende Beweise die Annahme, dass diese Bänke als feste, phytogene Massen entstanden sein mi und was nun ihre Structurlosigkeit anbelangt, so würde es nach dem Ermessen Ref, selbst bei vollkommener Festhaltung der ursprünglich Theorie des Verfassers, genügen, anzunehmen, dass diese Bänke als Kal detritus gebildet seien, um genau dieselben Vorbedingungen — also pflanzliche stehung und deshalb Kohlensäurereichthum — zu erhalten, welche für die Umwandlı fester Algenkalke zu structurlosen Kalken angenommen wurden. Also auch detritog Bänke sollten, woferne sie nur ausschliesslich oder vorherrschend aus Kalkalgendetr gebildet sind, "doch wohl durch Umkrystallisiren structurlose Kalke liefern können ist schwerlich ein Grund beizubringen, warum sich in dieser Richtung feste, ursp lich gewachsene Kalkalgenbänke von Kalkalgendetritusbänken irgendwie wesen unterscheiden sollten. Urd wenn man demnach die Wahl hätte, die vom Verf. beh delten problematischen Dachsteinkalkbänke der einen oder der anderen der b Kategorien beizählen zu sollen, so wird man vielleicht immerhin in Anbetracht der a gezeichneten Schichtung der ganzen Massen und der häufig, besonders gegen ob auftretenden Mergelzwischenlagen eher geneigt sein dürfen, sich für detritoge Bildung derselben zu entscheiden. Damit soll aber — wie schon oben betont wurde nicht ausgesprochen sein, dass die Theorie des Verf. nicht an und für sich ganz rich sein könne, ja es soll nicht einmal behauptet werden, dass in den Dachsteinkalkm selbst — vielleicht näher den Rifikalken — nicht wirklich Kalke vorkommen könnten auf welche des Verf. Hypothese wirklich vollkommen anwendbar ist, sondern nur Verallgemeinerung in dem vorliegenden Falle und speciell ihre Ausdehnung über Gesammtcomplex der wohlgeschichteten Dachsteinkalke erscheint dem Ref. nicht ' länglich begründet zu sein, (A. B.) Dr. K. v.Fritsch. Carl Ritter'sZeichnungen des Loph kos auf der Nea Kaimeni, Santorin. (Sep.-Abdr. a. d. Mitth, des Vereines für Erdkunde. Halle a. S. 1883.) fe Zwei von der Hand Carl Ritter’s 1837 entworfenen Skizzen‘) des wei Bimsteinhügels (Lophiskos) am Ufer der „Vulcanobucht“ der Nea Kaimeni bieten d Verfasser willkommene Gelegenheit, auf Grund der Prüfung älterer und neuerer richte und Ansichten der eigenen Meinung über Wesen und Entstehung des in der Zeit zwischen dem 27. Januar und dem 10. Februar des Jahres 1866 durch die Lava des „Georgios“ überdeckten, geologisch hochinteressanten Gebildes Ausdruck zu geben. Fouque's nach Literaturangaben und mündlichen Berichten verfasste Be- schreibung schildert den im Hintergrunde der einstigen, von Südost in die Nea Kaimeni eingreifenden Bucht der Schwefelquellen sich erhebenden Lophiskos als einen gerun- deten Hügel von 30 bis 40 Meter Durchmesser und ungefähr 10 Meter Höhe mit senk- rechter zwei Kellereingänge (ausgehöhlte Magazinsräume) zeigenden Abgrabungswand gegen Süd. Es wird dabei hervorgehoben, dass die zusammensetzende Gesteinsmasse nur aus hellgrauen, sehr porösen und locker verbundenen kleinen Bimstein-Bröckelchen bestand und in Gestalt und Farbe fremdartig (wie vom Himmel gefallen) gegen die schwarze Umgebung der (in der Periode 1707 bis 1711 ausgeströmten) die steilen Bucht- ränder bildenden Lavamassen sich abgehoben habe. Der jähe Abfall und der starke Unterschied zwischen dem Hügel und der Umgebung in Gestalt und Farbe kommt auch auf der Ritter’schen Skizze zum Ausdruck. Aus den schon länger bekannten Berichten über den Beginn des Ausbruches von 1707 (Handschrift Albs’, Bericht Delenda m u —- G ') Aus dem reichen Schatze von Zeichnungen C. Ritter’s, welche sich im Be- sitze des Herrn Wilhelm Ritter in Halle befinden, werden die beiden in Rede stehenden Skizzen der Temsky-Freytag’schen Verlagsbuchhandlung zur Herstellung von Facsimiles für „die Länderkunde der fünf Erdtheile“* überlassen. Die Redaction der obgenannten Mittheilungen für Erdkunde verdankt die dem Aufsatz beigegebenen Copien der Ritter’schen Zeichnungen diesem Umstande. Bericht vom 31. August. Gustave Cotteau. 291 N in Ross’ Inselreise Bd. I und P&que'sche Urkunden-Combination in Reiss und Hübel's _ Santorin), insbesondere aber aus dem von Fouqu& über die Eruption von 1707 ver- öffentlichten (aber nicht ausreichend gewürdigten) Mottraye’schen Berichte (Erzählung eines griechischen Priesters vom 27. August 1707) geht nach K. v. Fritsch klar _ hervor, dass man im „Lophiskos“ einen Ueberrest der 1707 zuerst über dem Wasser- spiegel sichtbar gewordenen „weissen Insel“, von deren Felsen in den ersten Tagen ihres Erscheinens Austern und lebende Seeigel aufgelesen worden sind, vor sich hatte, Die gegenüber einer Andeutung von Edward Forbes (1843) bezüglich der Möglich- keit eines gewaltsamen Sinkens des die „eine dünne Muschel führende Schicht Seeboden“ einschliessenden Bimstein-Tuffmasse umgebenden Meeresbodens von Reiss und Stübel (Santorin, pag. 83) ausgesprochene Ansicht, dass im „Lophiskos“ eine gehobene Scholle _ älteren Ursprunges sichtbar geworden sei, hält der Verfasser für eine zu gezwungene und nicht mehr nothwendige Erklärung. Ebenso kann sich der Verfasser mit der ıvon Fouqu& vertretenen Ansicht nicht befreunden, dass der „Lophiskos“ ein Rest eines bei Einsturz des Kessels von Santorin dislocirten Theiles einer Tuffdecke vom Alter des Tuffes von Thera sei. Dagegen spricht, abgesehen sowohl von der durch v. Seebach hervorgehobenen Verschiedenheit des Bimsteins des Lophiskos und jenes der weissen Tuffdecke der Caldera, wie von dem verschiedenen Erhaltungszustand der im Tuff ein- geschlossenen Molluskenschalen, jedoch besonders der Umstand, dass die vonK.v. Fritsch vertretene Ansicht, wonach der Golf von Santorin wiederholten Explosionen seine Ent- stehung verdanke, wobei die Ausblasung eines kleinen Kraters, wie er auf Santorin _ auf den Laven von 1707 wirklich beobachtet wurde, der Anfang sei, — begründeter erscheint, als die Einsturztheorie Fouqu&'s. Die Ansicht, dass der Bimstein des Lophiskos auf Lava von 1707 und nicht auf solcher von 1573 oder auf noch älterer auflagerte, stützt der Verfasser auf das durch den Mottraye’schen Bericht erweisbare Emportreiben älteren Meeresgrundes durch heftige Wasserwirbel beim Ausbruch von 1707 und auf das beglaubigte Bestehen einer Untiefe in jener Gegend des Golfes vor diesem Ausbruch. Die an beschränkte Ausgangspunkte gebundenen, aufsteigenden Strömungen (die von dem griechischen Priester dem französischen Reisenden geschilderten Wasserwirbel) warfen Bimstein- haufen und umgelagerte Muschelschichten auf die neu ausgeflossene Lava, welche sich an der alten Untiefe stauen und durch Anschwellen ihrer Erstarrungskruste das um- gelagerte Sediment des alten Meeresbodens über den Wellenspiegel emporschieben konnte, Schliesslich wendet sich der Verfasser gegen die Theorien, welche vulkanische Hebung voraussetzen ; auch die Hebung einzelner Schollen älteren Gesteines durch ein- gezwängte Lava, wofür die Verhältnisse des _Lophiskos Stütze sein sollten, ist bisher nicht nachgewiesen. Injeetionen in Schichtungsklüfte und Absonderungsfugen erscheinen ‘ demselben auf Ungleichheit im Druckverhältniss zwischen der in einer Eruptionsspalte stehenden Gesteinsmasse und der Belastung des Nachbargesteins zurückführbar. Mit der Ansicht, dass die Erfindung der „Laccoliten“ noch ernsterer Prüfung bedarf, dürfte der Verfasser nicht allein stehen und es wird vielleicht nicht die Minderzahl unter den Geologen sein, welche dem Schlusssatz der interessanten Schrift zustimmt. „Wer Vulkane ohne vorgefasste Meinung untersucht, wird weder Laccoliten noch riesige vulkanische Einsturzkratere wahrnehmen. Diese beiden Theorien verdienen ebensowenig bleibende Geltung als die Lehre der „Erhebungskratere“. (G. St.) Gustave Cotteau. Die Echiniden der Stramberger Schichten. Palaeontographica Supplement. II, 5. Abtheilung, 40 pp., 11080, 5 Taf. in 2%. Anschliessend an die Monographien der Cephalopoden, Gastropoden und Bivalven der Stramberger tithonischen Korallenkalke, liegst nunmehr auch die Bearbeitung der Echiniden var, ausgeführt von dem ausgezeichneten Echinidenkenner G. Cottean. Die Echinidenfauna von Stramberg besteht aus folgenden 28 Arten, die sich auf 15 Geschlechter vertheilen: Metaporhinus convezus (Cat.) Cotteau. Collyrites carinata Des Moul. Pachycelypeus semiglobus (Goldf.) ‚Des. Pseudodesorella Or SE (Cott.) Etall . Holectypus corallinus Orb. > orificiatus (Schloth.) Lor. Pyrina icaunensis (Cott.) Lor. Pygaster Gresslyi Des. 43 * er Verhandlungen. 292 Cidaris glandifera Goldf. „ carinifera Ag. 5 Blumenbachi Münst. Re strambergensis Cott. n. sp. 5 propinqua Mü. en gibbosa Cott. n. sp. „: marginata Goldf. ” subpunctata Cott. n. sp. Sturi Cott. n. sp. Rhabdocidaris maxima (Miü.) Moesch. Diplocidaris Etalloni Lor. Hemicidaris Agassizi (Röm.) Dames > erenularis Ag. Ri Zitteli n. sp Cott. Acrocidaris nobilis Ag. Pseudodiadema pseudodiadema (Lam.) Cott. R) florescens (Ag.) Lor. subangulare (Goldf.) Cott. . Pedina "sublaevis Ag. Stomechinus perlatus (Desm.) Des. Nur 5 Arten, Cidaris strambergensis, gibbosa, sub Sturi, Hemicidaris Zitteli, haben sich als neu erwiesen, mit Einschluss des auch in Frankreich vorkommenden Hemicidaris zZ i sich in anderen ungefähr mit Stramberg gleichalterigen tithonischen Localitäten ur und Algeriens vor, nämlich: Metaporhinus convezus, Pachyelyp eus se globus, Colly rites carinatus, Holectypus orificiatus, Cidaris difera, carinifera, Rhabdocida: ris mazima, Acrocidarisn Von diesen letzteren sind nur drei Formen, Metaporhinus convezus, elypeus semiglobus und Hemieidaris Zitteli auf das Tithon besch die anderen 6 Arten kommen auch in geologisch älteren Ablagerungen vor. Nicht weniger als 18 Arten hat die Stramberger Echiniden-Fauna mit de schieden corallinen Ablagerungen des oberen Jura gemeinsam, einige davon, Cidaris Blumenbachi, propingua und marginata, Hemieid erenularis und Agassizi, Acrocidaris nobilis, Pseudodia pseudodiadema, Pedina sublaevis und Stomechinus perlatu hören zu den am weitesten verbreiteten und bezeichnendsten Species der oberj schen Korallenkalke und zeichnen sich nicht nur durch weite geographische Verbre sondern auch durch grosse Langlebigkeit aus. So beginnt Pedina sublaevis Frankreich bereits in Oxfordien, ja selbst im Callovien, und ist sehr gemein im ält Corallien (Cale. & chailles) und im Kimmeridgien und das Nämliche gilt von Ston chinus perlatus, Hemicidaris crenularis, Acroeidaris nobilis Holectypus corallin.us. . Aus der Darstellung von Cotteau geht demnach hervor, dass die Echi fauna von Stramberg mit den älteren jurassischen Echiniden durch i innige Bezie verknüpft ist. (V. U) Dr. E. Tietze. Der geologische Bau der österreie schen Küstenländer. Aus d. Monatsbl. des wiss. Club, Wien 18 Eine populäre Darstellung, welche zunächst den Zweck hat, die Eigenthümlie keiten der landschaftlichen Scenerie und der wirthschaftlichen Verhältnisse unse Küstenländer als zum Theil von dem geologischen Aufbau derselben bedingt hinzustelle und so das Verständniss zu fördern für die innigen Beziehungen, die sich zwischen Menschen und dem Boden, den er betritt oder bewohnt, so vielfach ergeben. Br: En” (K. Pie Verlag ve von Altred Hölder, = "3 Hof- und Universe Buchhändler in Wien, Boten De Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. . R- 4 . Der‘ Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 30. September 1885. Inhalt: Todesanzeige: C. Fallaux +. — Eingesendete Mittheilungen: G. Geyer. Ueber die Lagerungsverhältnisse des Lias in den östlichen bayerischen Kalkalpen. — Reise-Berichte: Dr. E. Tietze. Ueber ein Vorkommen von Granit inmitten der galizischen Flyschzone. Dr. V. Uhlig. Reisebericht aus der Tatra. — Literaturnotizen: E. Fugger u.C.Kastner. R.Gasperini. BohdanErben — Einsendungen für die Bibliothek. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Todesanzeige. Cornelius Fallaux 7. Am 29. August d. J. starb zu Friedek in Schlesien Cornelius Fallaux, pensionirter erzherzoglicher Bergver- walter, einer jener verdienten Männer, welche als Schüler und Arbeits- genossen Hohenegger’s mitgewirkt haben an jenen hochwichtigen Arbeiten, durch welehe unsere Kenntnisse und Anschauungen über die Deutung und Gliederung der nordwestlichen Karpathensandsteingebiete aus dem Stadium vager und schwankender Muthmassungen zu festen wissenschaftlichen Grundlagen gelangten. Wir brauchen wohl kaum zu erwähnen, dass wir hiebei Hohenegger's geologische Karte der schlesischen Nordkarpathen, sowie die nach Hohenegger's Tode von Fallaux herausgegebene Karte des Krakauer Gebietes meinen. Fallaux hat sich sowohl bei der Aufsammlung der wichtigen, diesen Publieationen zu Grunde liegenden Fossilreste, als auch bei der Redaction der Karten in hervorragendster Weise betheiligt und es wird das Hinscheiden des verdienten Mannes in geologischen Kreisen sicher ebenso schmerzliche Theilnahme erregen, wie in den Kreisen seiner engeren Fachgenossen, die in ihm den tüchtigen Bergmann, den pfliehteifrigen Beamten betrauern. Eingesendete Mittheilungen. Georg Geyer. Untersuchungen über die Lagerungs- verhältnisse des Lias in den östlichen bayerischen Kalkalpen. Die Untersuchungen über den alpinen Lias, welche der Verfasser während der letzten Sommer auf dem Todten Gebirge und auf dem Dachstein angestellt hatte und deren Ergebnisse sich nicht allein auf K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 12. Verhandlungen. 4 u eh a un Tr N re Fr al ae N = 3, 294 VerhandInngen. Nr die Constatirung der fraglichen Sedimente, sondern auch auf die gegen- seitigen Beziehungen der liassischen Facies bezogen, sollten im Laufe des heurigen Jahres auf ein weiteres Gebiet ausgedehnt werden. Ein dem Verfasser von der löblichen Direetion der Anstalt aus der Schloenbach'schen Reisestiftung verliehener Betrag wurde dazu verwendet, um zu beobachten, inwieweit die für das Salzkammergut gefundenen Gesetze auch für das Gebiet der ostbayrischen Kalkalpen giltig seien, wofür die, schon durch die Guembel’schen Aufnahmen nachgewiesene grosse Verbreitung des Lias im Berchtesgadner Lande. reichliches Vergleichsmaterial zu bieten versprach. Nachdem es von vorneherein wünschenswerth schien, die bayrischen Verhältnisse mit jenen des Salzkammergutes in Verbindung zu bringen, wurden vorerst die dazwischen , noch auf österreichischem Boden “ liegenden grossen Kalkstöcke des Tennen- und Haagengebirges einer eingehenden Aufnahme unterzogen. Es folgte sodann die Begehung des Berchtesgadner Hochgebirges, insbesondere der Gözlgruppe, des östlichen Königsseer Gebirges, des Steinernen Meeres, des Watzmannstocks, der Hochkaltergruppe und der ausgedehnten Hochfläche der Reiter Alpe, wobei zahlreiche % und nitunter ausgedehnte Partien liassischer Gesteine, in verschiedenen Facies ausgebildet, auf der Karte eingezeichnet und im Allgemeinen constatirt werden konnte, dass die betreffenden Ausscheidungen der Guembel'schen Karte dem Lias eine zu grosse Ausdehnung zu- weisen. 4 Zum Schlusse erachtete es Verfasser als zweckentsprechend seine Beobachtungen noch auf die weiter westlich situirte Gruppe des Sonn- wendjoch am Aachen See auszudehnen, um den gewonnenen all- gemeinen Schlüssen eine breitere Basis zu "verleihen. | Wie im Salzkammergut, bildet auch in den zu besprechenden Gebieten der Dachsteinkalk das Grundgebirge für die unter dem Namen Hierlatz Schiehten verstandene Facies des alpinen Lias. Die von Öberbergrath v. Mo) Jsisovies als Korallenriff erkannte südliche Zone massiger Kalke, an die sich im Norden die geschichtete Facies anlehnt, setzt aus dem Dachsteingebirge gegen Westen fort und bildet zunächst den grössten Theil des gewaltigen Tennengebirges, dessen rasch abfallende, nördliche Coulissen aus geschiehteten Kalken bestehen, während die daran anschliessende ungeheure Plateauwüste grösstentheils massig ist. Hin und wieder trifft man auf den höheren Köpfen der kahlen Hochfläche undeutlich in Bänke gesonderte Partien, welche als Denudationsreliete aufzufassen sind. Demnach fällt das heutige, durch Erosion fortwährend modellirte Relief stellenweise mit der Riffböschung zusammen. Das Riff setzt über die Erosionsschlucht des Pass „Lueg“ un- unterbrochen in das Haagengebirge fort, bildet dessen südlichen Rand und tritt als breite Masse in das Steinerne Meer über. Die von Dr. Bittner constatirten, von v. Mojsisovies als Riff erkannten massigen Gipfelkalke des Hohen Göll stehen durch eine nordsüdlich verlaufende, beiderseits von geschichteten Kalken begrenzte Brücke mit dem grossen Riff des Steinernen Meeres und Haagengebirgs in direeter Verbindung. Bericht vom 30. September. G., Geyer, 295 Auch die auf dem Steinernen Meer vorkommenden isolirten ge- schichteten Partien können auf Denudationsreste zurückgeführt werden. Mit dem Steinernen Meer scheinen die ausgedehnten Riff- massen ihr westliches Ende gefunden zu haben. Die Fortsetzung des Gebirges in den Leoganger Steinbergen, zeigt nur geschiehtete Dach- steinkalke. Auch der Stock des Watzmann und der lange Grat des Hochkalter weisen überall die bezeichnenden Bänke der geschichteten Facies auf. Allein in dem nördlich vorgeschobenen Plateau der Reiter Alpe tritt uns ein weiteres Riff entgegen, welches über dem Dolomit von Unken und Lofer hoch aufragend, den ganzen westlichen Abfall des Gebirges und einen guten Theil der Hochfläche einnimmt. Auch hier fallen die entsprechenden geschichteten Dachsteinkalke, welche das Plateau bilden, vom Riff, also nach Ost, ab. Da auch der nördliche Theil des Lattengebirgs massige Structur aufweist, erscheint somit das ganze Berchtesgadner Land von einem Kranz von Riffen umgeben, wobei das Riff des Untersbergs die Ver- bindung mit jenem des Hohen Göll vermittelt. Dass auch die von Mojsisovies erkannte Möglichkeit, die Dachsteinkalke des Salzkammergutes in zwei mächtige Stufen (carnische und rhätische Dachsteinkalke) zu trennen, für die ostbayrischen Alpen giltig sei, konnte Verfasser an vielen Stellen nachweisen. Auch hier kann ein tieferer, kleine Megalodonten führender Horizont, lichter, häufig rothadriger Kalke unterschieden werden, welche sehr oft merk- würdige, matt gelblichweisse, parallel structurirte Bänke einschliessen, in denen kleine Gasteropoden häufig sind. Darüber folgen dichtere, dünkler gefärbte Kalke. meist voll rother Schmitzen und Einschlüssen von bunten Bänderkalken, welche den rhätischen Dachsteinkalk von Mojsisovies repräsentiren. Sie werden durch einen bestimmten Horizont, in welchem die Dachstein- bivalven das Maximum ihrer Verbreitung gefunden zu haben scheinen, von den carnischen getrennt, und führen nur die Wirbel und Schlösser der grossen Dicerocardien sowie Durchschnitte hochgethürmter Chem- nitzien. Ueber dem Dachsteinkalk folgt genau so wie im Salzkammergut die Transgression der mittleren oder oberen Zonen des unteren Lias. Allein dadurch, dass die liassischen Ablagerungen des bayrischen Hochgebirges noch in grösserer Mächtigkeit erhalten sind, wurde es nicht nur möglich, die relativen Beziehungen der einzelnen Facies untereinander, sondern auch. die wahre Natur der eigenthümlichen taschenförmigen Vorkommnisse der Hierlatz-Schichten klarer zu er- kennen, als dies auf dem Dachstein selbst möglich war. In unzähligen Fällen haben sich — wie dies allerdings schon in den östlichen Gebieten beobachtet worden war — die Spaltausfüllungen der rothen Hierlatz-Crinoidenkalke als Wurzeln erwiesen, womit bereits denudirte liassische Ablagerungen in das Dachsteingrundgebirge eingriffen. Der feste Dachsteinkalk hat diese oft fossilreichen Wurzeln vor weiterer Zerstörung bewahrt. Was die wechselseitigen Beziehungen der. verschiedenen Facies des Lias anbelangt, konnte an mehreren Punkten eine gegenseitige 44* 296 Verhandlungen, Ueberlagerung derselben nachgewiesen werden. Es folgten der nach von unten nach oben über dem Dachsteinkalk : braun un I rothe Crinoidenkalke (Hierlatz-Facies), rothe, knollige Platten- kalke‘(Adnether Facies) und dann hornsteinreiche, graue merp Gesteine (Fleckenmergel-Facies). Es wäre jedoch voreilig, diese Erkenntniss zu vera x da die Vertheilung des Lias im Grossen für eine facielle Differen zirung sprieht, deren Ursache höchst wahrscheinlich in den Tiefen- verhältnissen zu suchen ist. Dieselbe Erscheinung der gegenseitigen Ueberlagerung verschied Facies wird dann in vielen ‚Fällen auf eine Verschiebung der Uferli und die damit in Zusammenhang stehende Veränderung der physika schen Bedingungen zurüickzuführen sein. Noch plastischer als im Salzkammergut tritt uns diese Vertheilung der Liasfacies im Königsseer Gebiete entgegen. Während die tiefsten Stufen des Gebirges von den weichen, dunklen liassischen Mergeln allein überkleidet werden, leuchten überall von den höheren Berg- terrassen die rothen Kalke unter dem grünen Vegetationsteppich hervor, und was die liehten mürben Crinoidenkalke und Brachiopodenbreeeien des echten Hierlatz anbelangt, sind auch sie an eine bestimmte Höhen- zone — an die höchsten Grate und Gipfelkuppen des Gebirges — ge i bunden. & Diese Thatsache ist geeignet ein Licht auf das hohe Alter unserer Alpen zu werfen. Uebergehend auf die Ergebnisse der einzelnen Untersuchungen, muss zunächst bemerkt werden, dass auf dem Plateau des Tennen- gebirges, trotz mehrfacher Dur chquerung desselben, keine sicheren Lias- spuren gefunden wurden. Die Liasvorkommnisse scheinen somit auf die von Dr. Bittner am Nordabhange nachgewiesenen dunklen Kalke be- schränkt zu sein. Die grösste Alpe des Tennengebirges, der weite grüne Kessel von Vorder- und Hinter- Pitschenberg, verdankt ihre Existenz nicht dem Auftreten des Lias, sondern einem Aufbruch von Dolomit, der durch die grosse Verwerfer ng des Schartgrabens (bei Stegenwald) mitten auf dem Dachsteinkalkplateau an die "Oberfläche tritt. 5: Um so grössere Verbreitung findet der Lias auf dem Haagen- gebirge. Das bekannte Vorkommen der Kr atzalpe lässt sich in kleinen Taschen und Nestern einerseits bis in die Thalsohle von Golling ver- folgen, anderseits findet es seine Fortsetzung in den übereinanderliegenden, durch "Wände aus Dachsteinkalk getrennten Terrassen des Höllriegel, der Reinanger Alpe und Fierlinger Alpe und erstreckt sich in isolirten Denudationsrelieten über die Gr inalpe, Neukaser Alpe, den Hochwies- kopf (2185 Meter), dann über die Hiefel-Alpe, Rothwand-Alpe und das B. Jagdhaus „Hochwandl“ weit hinein in die ungeheure Steinwüste des Haagengebirzes. Auf der Reinanger Alpe sind alle drei Facies des Lias übereinander vertreten. E Die grösste Verbreitung besitzt der Lias in dem östlichen Königs- seer Gebirge, auf den Stufen, womit das Haagengebirg gegen den Königssee abstürzt. Zwei grosse Partien, theils den dunklen Mergeln, theils dem rothen Adnether Plattenkalk angehörig, breiten sich einerseits über die Gotzen- Bericht vom 30. September. G, Geyer. 297 und Regen - Alpe, anderseits über die Königsthal-, Königsberg- und Priessberg-Alpe aus und verzweigen sich bis auf die Höhen des Lah- feld und “Fagstein. j Letztgenannter Berg, an dem die Erosion eben erst den Dach- steinkalk blosszulegen beginnt, ist noch förmlich inerustirt mit rothem Lias und bietet sonach heute dasselbe Relief als zur Liaszeit. Die höchsten Gipfel : a 2348 Meter , Hochsattel 2115, Reinersberg 2214 und Schneibstein 2275 dagegen, sind förmlich über- zogen mit langgestreckten in Spalten oder "schmalen Rinnsalen abge- lagerten Zügen von Hierlatzschichten , die sich auf das Haagengebirg gegen die Graflingschimmel- und Hinter-Schlum-Alpe fortsetzen, theils _ der rothen, theils der weissen Crinoidenkalkfacies angehörig. Die weitere nördliche Fortsetzung des Lias findet am Torrener Joch eine Unterbrechung. Eine Störungslinie von ausserordentlicher Be- deutung für die Tektonik sowohl als fir die orographischen Verhältnisse dieses Gebirges, scheidet das Plateau des Haagengebirges vom Riff des Hohen Göll. Weit im Osten auf dem Tennengebirg, wo die Werfner Schiefer am Schoberstein zu aussergewöhnlicher Höhe emporgehoben sind, beginnend, trennt sie längs des Nordfusses der „Tennen“ die steil einfallenden Dachsteinkalke vom Werfner Schiefer oder dem unteren Dolomit, kreuzt bei Golling die Salzach und läuft durch das Blüntau- thal, wo nach Dr. Bittner och Werfner Schiefer aufgeschlossen werden, an den Südrand des Torrener Joches. Auf dem Joche selbst sind nur _ Spuren, unter der Königsberg-Alpe dagegen mächtige Aufschlüsse von & Werfner Schiefer. Die Bruchlinie setzt von hier über Dorf Königssee in den Watzmannstock über und trennt den Dolomit des düsteren Klinger- __ kopfs vom Watzmann. Allein als ob die Spannung der faltenden Kräfte damit noch nicht erschöpft worden wäre, strahlt unter spitzem Winkel aus dem Torrener Bruch eine zweite Störungslinie aus und nimmt ihren Weg vom Königssee durch das Thal der Eiscapelle zum Pass Trischübel empor, am Hundstod, hoch oben auf dem Steinernen Meer, vorüber und jenseits hinab längs des Südgehänges der Hocheisspitzen zum Hirsehbichl. Dieser Verwerfung verdanken Watzmann und Hochkalter , zwei - teetonisch innig verbundene Gebirgskämme , ihre grosse relative Höhe. Ueber dem durch den Bruch zur Sehartenhöhe von Trischübel gehobenen Dolomit bauen sich noch Hunderte von Bänken des Dachsteinkalkes auf bis zur Schönfeld- und Watzmann-Hochspitze 2714 Meter, dem höchsten Punkt der Gegend. Unter steillem Winkel fallen dann die Platten des Dachsteinkalkes vom grossen und kleinen Watzmann gegen die zweite Bruchlinie ein, woselbst am Klingerkopf zum zweiten Mal der Dolomit emportritt. Wie aus den Untersuchungen meines Freundes Dr. Carl Diener, welcher im Laufe des verflossenen Sommers das Triasgebiet von Berchtes- gaden einer eingehenden Aufnahme unterzog, hervorgeht , tritt weiter nördlich keine grosse Störung mehr auf. Der Dolomit des Klingerkopfs wird von den Werfner Schiefern und dem Haselgebirg unterteuft, welche einen wesentlichen Antheil des weiten Thales einnehmen. Zurückkehrend zur Betrachtung der liassischen Gebilde, mögen nun die durch den Torrener Bruch von ihrer Fortsetzung auf dem # 0 “ 3 DE i u RE N ERE Zn an Ba A ne Por: A Tr da re a N N ge 298 Verhandlungen. Haagengebirg getrennten Hierlatz-Schichten des Hohen Göll erwäl werden. Es sind nur schmale, aber langgedehnte Spaltausfüllungen, dich rothen Kalkes, theilweise auch lichte Crinoidenkalke, welche f: durchwegs O- Wstreichend über den Göllgipfel und dann längs Archenköpfe und des Hohen Brett hinlaufen. Dass auch den Dachsteinkalken des Steinernen Meeres vie- fach liassische Gesteine auflagern, wurde schon von Guembel in sein „Bayrischen Alpengebirge“ mitgetheilt, allein die Ausdehnung, wel in der zugehörigen Karte den Liaspartien zugewiesen wurde, ist im Allgemeinen eine zu grosse. en" Eine grüne Rasenterrasse, mitten in den ee Wänden Laub-Alpe gegen den Obersee, bezeichnet den Verlauf einer liassische Ablagerung, welche den Lias des Haagengebirges mit jenem Gebi des Steinernen Meeres verbindet, in welchem die Hierlatz-Schichten Maximum ihrer Entwicklung finden. Es ist dies der reichgegliederte Stock des Funtense etauern 2554 Meter, doppelt interessant dadurch, dass an seinem Fusse, am östlichen Ufer des F untensees, durch einen Bruch Werfner Schiefer und Dolomit an die Oberfläche des Plateaus emporgehoben wurden. Die weitere Verfolgung dieser Verwerfung, deren ostwestlicher Verlauf Be- ziehungen zu dem Bruche von Trischübel vermuthen lässt, ist dadurch sehr erschwert, dass in seiner Fortsetzung zu beiden Seiten der Störungs- linie nur Dachsteinkalke emportreten. Viel schärfer angedeutet dagegen ist eine zweite, ebenfalls durch Aufbruch von Werfner Schiefer mitten im Dachsteinkalk hoch oben im Gebirge gekennzeichnete Störung, welche vom Obersee durch die tiefe, schmale Felsgasse der Landthal- und Seelein-Alpe in nördlicher Richtung fortstreicht. Berücksichtigt man noch den Torrener Bruch, so ist das östliche Königsseer-Gebirg als eine westlich zum Königssee absinkende Scholle zu betrachten. Wenn man die Riffgrenze als heteropische Grenze auffassen darf, hat man hier die im Salzkammergut häufige Erscheinung vor sich, "dass Bruchlinien mit heteropischen Grenzen zu- sammenfallen. j In Folge seiner grossen, jede Vegetation ausschliessenden Höhe und wegen der reichen Gliederung seiner Kammlinie, gewährt der Funtenseetauern die lehrreichsten Lias-Aufschlüsse auf dem Steinernen Meere. Breite Streifen von rothen Liaskalken liegen hier a end aber A dem Dachsteinkalk der flachen Südgehänge, “erheben sich bis 10 Meter mächtig auf der höchsten Schneide und laufen als Spaltausfüllungen in blutrothen Gängen auch über die steilen Nordwände hinab. 4 In dem Kar, das sich zum Funtensee hin absenkt (Stuhlgraben), - werden die Hierlatz-Schiehten noch von grauen, hornsteinführenden Brececien und Liaskalken überlagert. Eine zweite interessante Stelle ist das nahe an dem Uebergang zur Ramseider Scharte gelegene „rothe Mandl“, dessen kleiner, über die weite Plateaufläche wenig emporragender Hügel derart von einigen Liasbändern umschlungen wird, dass man zunächst versucht Nr. 12 Bericht vom 30. September. G. Geyer. 299 wäre, an eine Ueberfaltung zu denken. Allein die weitere Fortsetzung der Hierlatz-Schichten über den „Schönbichl“ bis gegen den Hunds- tod lässt wieder die transgredirende Art der Ueberlagerung klar er- kennen. Mit der Bruchlinie des Hundstod abschneidend, zieht dann der _ rothe Lias über die Diersbachscharte und das Seehorn hinab in’s Weiss- bachthai, woselbst graue Liasgesteine eine ausserordentliche Verbreitung finden bis zum Hirschbichl und zur Seisenbergklamm. Die Liasvorkommnisse des Watzmann beschränken sich, von - kleinen taschenförmigen Absätzen der Hierlatz-Schichten auf der Falz- schneide abgesehen, auf ein zusammenhängendes Gebiet, das sich von der Kührein-Alpe und Herrenrein-Alpe bis zur Schappach-Alpe hinab und zum Bruch des Klingerkopfs erstreckt. Es lagern hier die dunklen Kieselkalke des Spongien-Lias, theils unmittelbar auf Dachsteinkalk, theils auf den knolligen Bänken der Adnether Schichten. Das breite Plateau der Reiter-Alpe trägt nur auf der Reiter- Alpe selbst eine wenig ausgedehnte, aus einer groben Breccie, gelb- lichem Crinoidenkalk und weichem, grauen Mergel bestehende liassische Decke. Das Ramsauer Steingebirge mit dem Hochkalter bildet eine nach Nord-West, gegen den Bruch am Hintersee geneigte Flexur von Dachsteinkalk, auf welcher einzelne liassische Streifen hoch hinauf reichen. Während in den steilen Gräben bis zur Thalsohle herab Dach- steinkalk aufgeschlossen ist, tragen die dazwischen liegenden Rücken vielfach unterbrochene Decken von echtem, fossilführenden Hierlatz- Crinoidenkalk, welchem dann am Bergfuss die graue Mergel-Facies folgt. Letztere verbindet sich über den Hirschbichl hinweg mit den mächtigen Ablagerungen im Weissbachthale — überall abgeschnitten durch den Bruch, welchen wir vom Torrener Joch über Dorf Königssee und den Klingerkopf schon bis zur Schappach-Alpe verfolgt haben. Dieser Bruch durchschneidet das Weissbachthal unmittelbar hinter der Klamm, woselbst zu Folge diagonaler Störungen und durch hetero- pische Einschaltung von Hallstätter- und Zlammbachschichten sehr eomplieirte Verhältnisse geschaffen werden, und wendet sich um den Fuss des Hochkalter in das Ramsauer und Hintersee-Thal. Die Aufschlüsse reichen hinter Ramsau noch bis zum Werfner Schiefer hinab, über welchen sich der Dolomit der Mühlsturzhörner und des Lattengebirges — beide durch einen Querbruch getrennt — erhebt. Höchst wahrscheinlich bilden die Werfner Schiefer auch die mit Geröll verschüttete und versumpfte Ebene von Hintersee. In ihrer weiteren Erstreckung läuft die Bruchlinie nun gerade über den Hirsch- bichl und schneidet dort den Bruch von Trischübel. Es erscheint somit die Gruppe des Watzmann und Hochkalter — eine nach Nord und Nord-West geneigte Scholle — nördlich und süd- lich von zwei bogenförmigen Bruchlinien begrenzt, welehe einander am Torrener Joch und am Hirschbiehl schneiden. Endlich mögen noch die Lagerungsverhältnisse des Lias der Rofangruppe, sofern sie nicht schon aus den Darstellungen Guembel's, Pichler's, Lechleitners und Dr. Diener's (Jahrbuch d. geolog. R.-A. 1885, Heft 1) bekannt geworden sind, Erwähnung finden. ei ee f SE S ENENT I, ee 9 U u { u a ; r 300 Verhandlungen. Dieselben gehören wohl zu den schönsten in den Nordalpen lassen mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Fortsetzung auf den H des Karwendelgebirges erwarten. Ueber dem breiten, aus Wetters dolomit bestehenden Fussgestelle des Rofan, baut sich der g mächtige Dachsteinkalk in Form eines langen Grates auf, dessen Gipf Hochiss 2296 Meter, Spieljoch, Rofan 2257 und Sonnwendjoch an den Kamm nur wenig überragen. Ueber diesem Relief gelangte der Lias zur Ablagerung, d unterster Horizont — Oberregion des unteren Lias, wie im Salzkamm gut — auf höchst charakteristische Weise transgredirt. %. Eine grosse Zahl von Spaltausfüllungen ziehen sich durch Kar südlich vom Hochiss, über die Mauritz-Alpe, durch das Kar Gruberlacken-Alpe und über den Grat des Sonnwendjoch in nord-s licher Richtung hin, Ueberreste einst mächtigerer Ablagerungen, wo on uns nur eine besser erhalten blieb. Dieselbe reieht von der Mauritz-Alpe in nord-östlicher Richtung durch eine Hochgebirgsmulde bis über den Rofan hinaus. i Die Gesteine, welche an dem Aufbau dieser zusammenbängenden Liasdecke Antheil nehmen, sind von unten nach oben: braune Crinoid kalke, rothe Plattenkalke, rothe, grün gefleckte Mergelschiefer, endlich eine stellenweise aus sehr grossen Trümmern bestehende, Hornstein brocken führende, mächtige Breceie, deren Bestandtheile mitunter der abgerundet sind, dass förmliche Uebergänge zu Conglomerat hergestell sind. Letztere bilden z. B. den Grat des Rofan, dessen Gipfel Dachsteinkalk- wie eine kleine Insel aus dem weichen Liasgeste herausragt. Die grauen geschichteten Plattenkalke mit den Hornsteinknollen endlich, welche Sich über dem Lias noch bis 250 Meter mächtig in dünnen zerborstenen Mauern am Rothspitz und Spieljoch erheben, Berge, deren Physiognomie so ganz an die castellartigen Gipfel des Toser. bei Aussee erinnert, gehören wohl dem Oberen Jura an. Die Detailschilderung der interessanten Verhältnisse auf dem Sonnwendjoch möge einer grösseren Arbeit über die Lagerungsverhältnisse des nordalpinen Lias vorbehalten bleiben, in welcher Verfasser die an den typischen Localitäten eines weiten Bezirkes gesammelten Erfahrungen niederzulegen gedenkt. Reise-Berichte. Gate Dr. E. Tietze. Ueber ein Vorkommen von Granit im mitten der galizischen Flyschzone (de dato Würb one 20. August). Seit Abfertigung meines letzten Berichtes habe ich meine dies- jährigen Begehungen in Westgalizien beendigt. Zu den in dieser Zeit untersuchten Gebieten gehört insbesondere die Gegend um Isdebnik, Lanckron und Kalwarya. Das über die Gliederung der dortigen Kar- pathensandsteine zu Sagende behalte ich mir vor, später mitzutheilen. Für diesmal will ich die Aufmerksamkeit nur auf ein eigenthümliches Vorkommen von Granit lenken, welches ich in der Nähe von Bugaj bei Kalwarya beobachtete. na Feten en > TORE ee on oe Le RE ne ad a br ZEN Tr a a Bericht vom 30. September. E. Tietze. 301 Südlich der Strasse, die vom Klosterberge von Kalwarya nach _ Lanekron führt, sieht man in den Schluchten in der Nähe der Eisen- bahn (es ist die Strecke Skawina-Sucha der Transversalbahn) dunkle Schiefer, welehen ziemlich magere Thoneisensteine untergeordnet sind den Halden der ehemals hier betriebenen Eisensteingruben gemacht - wurden, von Fallaux und Hohenegger den Wernsdorfer Schichten zugetheilt wurden. Im Bereich dieses Schiefergebiets nun trifft man - überraschender Weise in einer der Schluchten einen deutlichen frischen - Granit mit dunklem Glimmer und blassröthlichem oder weissem Feld- spath, von welchem bisweilen einzelne grössere Krystalle gleichsam _ porphyrisch in der kleinkörnigeren Grundmasse ausgesondert liegen. - Der Aufschluss dieses Granits lässt sich längs des betreffenden Baches auf eine Strecke von 10—12 Klafter verfolgen; es darf aber hervor- gehoben werden, dass sich dieser Aufschluss nieht etwa landschaftlich _ dureh besondere Felsformen oder dergleichen besonders auszeichnet, sondern ausschliesslich durch das Einschneiden des Baches bewirkt wird. Leider lässt sich ein directer Contact des Gesteines mit den Schiefern der Umgebung nicht beobachten, da die Aufschlüsse zunächst ober- und unterhalb des Granits nur die die letzteren auch oberflächlich bedecekenden Verwitterungslehne blosslegen, doch sah ich etwas nordwestlich von der beschriebenen Stelle einen Block desselben Gesteins von einigen Cabik- _ metern Grösse aus den Schiefern herausragen. ® Es braucht kaum besonders hervorgehoben zu werden, dass wir es hier nicht mit einem grossen Block "des nordischen Erraticums zu thun haben, von welchem ich übrigens Spuren bis in diese Theile des kar pathischen Gebiets hinein fand. Schon die petrographische Beschaffen- heit des Granits schliesst einen Vergleich mit den wohlbekannten dunkel- rothen Graniten und den übrigen Gebilden des nordischen Glaeialdilu- viums aus, ganz abgesehen davon, dass nordische Blöcke von solchen eolossalen Dimensionen sich am galizischen Karpathenrande nirgends finden. Ganz augenscheinlich gehört das erwähnte Vorkommen vielmehr zu den sozusagen autochthonen krystallinischen Gesteinen, welche sich an verschiedenen Stellen längs der ganzen schlesisch- ealizischen Flysch- zone finden, mit ähnlichen Vorkommnissen i im Bereich des alpinen F Iysch in Vergleich zu bringen sind, und auf welche bei Besprechung der so- x genannten exotischen Blöcke wiederholt die Aufmerksamkeit der ver- ehrten Fachgenossen gelenkt wurde. Was das hier geschilderte Auftreten eines derartigen exotischen krystallinischen Gesteins besonders bemerkenswerth macht, ist seine Grösse und Masse, mit welcher selbst die meisten der grösseren Blöcke des Habkerngranits der Schweiz, soweit mir das nach Studer's und Kaufmann’s Mittheilungen erinnerlich ist, sich nieht entfernt messen könnten. Man hat bei dem in der Nachbarschaft vor Kurzem beendeten Bahnbau über 100 Cubikmeter nach Mittheilung des betheiligten Ingenieurs von unserem Granit zu Bauquadern u. s. w. entnommen, ohne dass man dabei dem äusseren Ansehen nach eine wesentliche Verminderung der hervortretenden Masse bewirkt hätte. Ein weiteres Entnehmen des Materials wurde auch nur aufgegeben, nieht weil die noch zu gewinnende Quantität zu unbedeutend er schienen wäre, sondern weil das Gestein im Vergleich K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr, 12, Verhandlungen, 45 und welche auf Grund von Fossilfunden, welche vor längerer Zeit auf u Se u Zu En \ ee DB SEE DE Be nl a De ra ie a h re a " a 4) 5 302 Verhandlungen. zu den bequemer verwendbaren Sandsteinen von Kalwarya zu fest weil seine Bearbeitung grade für die Zwecke des Bahnbaues zu m selig war, so vortrefflieh es sieh auch sonst für solehe monumentsz Arbeiten (Grabsteine u. s. w.) verwenden liesse, für welche man in Krakau den Granit der viel entlegeneren Tatra herbeizieht. Es kann sich nur um die Frage handeln, ob wir es hier einer anstehenden Klippe einer älteren Felsart oder mit einem un heurem Block zu thun haben. Direet ist diese Frage durch Beobach nicht zu entscheiden, ich bin aber fast geneigt, die erstgenannte Ey tualität für die wahrscheinlichere zu halten, da im zweiten Falle d ziemliche Isolirtheit des Vorkommens inmitten der Schiefer schwer erklären wäre. Man sollte nämlich meinen, dass dann auch klein Blöcke in grösserer Zahl in der Umgebung der betreffenden Locali bemerkt werden müssten, während ich doch nur einen solchen Blo zu Gesicht bekam. Das schliesst zwar nicht aus, dass etwa in den be- nachbarten Waldparcellen versteckt sich noch etliche solcher Keine = Blöcke werden finden lassen, aber ich erhielt doch den Eindruck, dass dies nicht oft geschehen werde.!) Es ist auch vielleicht in gewissem Sinne gleichgiltig, wie wir die vorliegende Frage beantworten, denn ein Block von so enormen Dimensionen, wie es der Granit von Bugaj sein müsste kann nicht leicht von weither an Ort und Stelle gebracht worden sein, so dass wir in gleichzeitigem Anbetracht der verschiedenen Gesichtspunkte, die ich schon bei früheren Gelegenheiten über die exotischen Blöcke der Karpathen auseinandergesetzt habe, immer wieder zu der Idee eines alten Gesteinswalles geführt werden, der, mannigfach zusammengesetzt, an der Stelle eines Theiles der heutigen Sandsteinzone sich befand und bei der Ablagerung des Flysch theils verdeckt, theils zerstört wurde. Anders kommt man mit den bewussten Erscheinungen nicht zu- recht, ausser man lässt mit Kaufmann einen Theil der exotischen Blöcke durch Metamorphose im Flysch entstehen. Ich will bei dieser Gelegenheit hervorheben, dass mir die Bemer- kungen, welche Hilber in dem soeben ausgegebenen letzten Hefte unseres Jahrbuches (pag. 424) bei Besprechung der Gegend von Rop- ezyce über die exotischen Blöcke der Karpathen macht, in keinem sehr wesentlichen Gegensatze zu dieser meiner Ansicht zu "stehen scheinen, wie man das aus den Worten Hilber’s fast herauslesen könnte. „Ge- ringere Schwierigkeiten als dieser Meinung“, schreibt nämlich Hilber, „stellen sich der blossen Voraussetzung einer nahe gelegenen Ursprungsstelle der erwähnten Fremdlinge, ihrer Weiterwälzung durch die Uferströmungen und Einbettung in die Sedimente entgegen.“ Wie es die betreffenden Capitel meiner, zum Theil im Verein mit Paul heraus- gegebenen Schriften über Galizien (Studien in der Sandsteinzone 1877, Neue Studien 1579, Gegend von Lemberg 1882) deutlich zeigen, war es eben in diesen Schriften versucht worden, die Nähe der Ursprungs- stellen für die exotischen Blöcke darzuthun und diese Ursprungsstellen als im Bereich der heutigen Sandsteinentwieklung, namentlich auch als in der Gegend des Nordrandes derselben, einschliesslich des heutigen '‘) Man muss sich hüten, Bruchstücke des Granits, die beim Transport von der bewussten Schlucht bis zum Bahnkörper verloren gingen , für selbstständige Find- linge zu halten. ; Bericht vom 30. September. V. Uhlig. 303 Verbreitungsbezirks eines Theiles der miocänen Salzformation befindlich zu zeigen. Die Art der Verbreitung der exotischen Blöcke führt dann von selbst zur idealen Bebdneirieion einer älteren Gesteinszone in der Gegend des Auftretens dieser Blöcke, von welcher Gesteinszone ich, nebenbei gesagt, annahm, dass sie zum Theil erst während der Miocän- zeit verschwunden sei. Hilber sagt also über den Ursprung der Blöcke genau dasselbe, wie ich, nur mit wenig veränderter Stylisirung. Wenn es num Jemandem lieber ist zu sagen, vier sei gleich zwei mal zwei, s zu sagen zwei mal zwei sei vier, so kann man das schliesslich woselbst Herr Baron v. Camerlander thätig ist. In dessen Begleitung - besiehtigte ich unter Anderem den kürzlich wieder in Betrieb gekommenen Goldbergbau bei Freiwaldau, sowie die Gegend bei Kaltenstein, auf _ welche Herr v. Camerlander mich besonders aufmerksam gemacht hatte. Ich bin dafür sehr dankbar, denn die dort sichtbaren Contaet- _ verhältnisse zwischen krystallinischem Kalk und einer Art von graniti- schem Gestein sind sehr merkwürdige. Ich spreche nicht von den Mineral- _ bildungen in der Contactzone, sondern von dem Verhältniss der Durch- _ dringung des Kalkes durch "Granit. Nicht allein dringen granitische ’ Keile in den Kalkstein , sondern es finden sich in dem "letzteren rings begrenzte flachere Kuchen von Granit eingeschlossen , die keineswegs als Geschiebe gedeutet werden können, ein Vorkommen, welches wohl _ an die vor einigen Jahren von Th. Fuchs an einem Punkte der Donau oberhalb Wien gemachten Beobachtungen erinnert. Ich will aber Herrn v. Camerlander, der diesen wichtigen Punkt entdeckt hat, nicht vorgreifen. Wir dürfen seiner Zeit eine anregende Mittheilung darüber, sowie über die genau studirten Verhältnisse des oberwähnten Gold- vorkommens erwarten. Von hier aus begebe ich mich noch auf einige Zeit nach der Marmarosch, ehe ich meine Reise beendige. . Dr. Vietor Uhlig. Reisebericht aus der Tatra. Den Verfügungen des Herrn Directors entsprechend, wurden un- gefähr 14 Tage für Touren in der Tatra verwendet. Von Zakopane aus konnten in dieser Zeit 3 Exceursionen, von Javorina schlechten Wetters wegen nur 2 Exeursionen unternommen werden. Diese Excur- sionen wurden nicht auf alle Theile der Tatra gleichmässig vertheilt, sondern es wurde ein kleineres Gebiet zwischen dem Koseielisker Thal im Westen und dem Bystrathal (Eisenwerk Zakopane) im Osten genauer begangen, da nur dann zu erhoffen war, einen näheren Einblick in die geologische Zusammensetzung der Tatra zu gewinnen. Einen wichtigen Antheil an der Zusammensetzung des Tatragebirges bei Zakopane nehmen zwei mächtige Dolomitzüge, bezüglich deren Folgendes ermittelt werden konnte. Wenn man von Süden nach Norden diese Dolomitzüge verquert, so trifft man im Süden zunächst eine mit eigenthümlichen dolmitischen Wacken und Schiefern beginnende Dolomit- zone an, auf welche ein zusammenhängendes Band von rothen und grünlichen Schiefern, Sandsteinen und dolomitischen Wacken folgt. Diese 45* 304 Verhandlungen. Schiefer sind an der Gesteinsgrenze mit den liegenden Dolomiten durch Wechsellagerung verknüpft. In der hangenden Partie der ungefä 30 Meter mächtigen Schieferzone schalten sich zahlreiche Kalk- Kalksandsteinbänke mit rhätischen Versteinerungen ein. (Terebrat. garia, Mytilus minutus, Plicat. intusstriata und Ostrea Haidir ziemlich häufig.) Darauf folgt abermals doiomitischer Schiefer, breeeiö Dolomit und endlich ‚die hangende nördliche Dolomitzone. Diese Ver- hältnisse wiederholen sich in grosser Regelmässigkeit in dem gan: Gebiete zwischen dem Bystra- und dem Mala taka Thale. Herr Oberbe rath Stache hat die unteren Dolomite als „obere Triasdolomite*, rothen Schiefer und Mergel als „bunte Keupermergel®, die rhätisch Schichten als solche ünd die oberen Dolomite als „Choesdolomite“ Ausscheidung gebracht. Anhaltspunkte für die Deutung dieser Dolomi bieten nur die rhätischen Bänke. Da die hangenden Dolomite di letzteren regelmässig überlagern und nördlich von den hangenden Dolomiten abermals das Rhätische zum Vorschein kommt, glaube ich diese Dolomite nicht als eretacisch, sondern eher als rhätisch betrach ben zu sollen. Welchen stratigraphischen Umfang man der unteren Partie der rothen Schiefer und den liegenden Dolomiten zuzuschreiben habe, ist unsicher. Man könnte mit Herrn Öberbergrath Stache die untere Hälfte der rothen Schiefer als „obere Keupermergel“, die liegenden Dolomite als „obere Triasdolomite ansprechen; man könnte aber auch gestützt auf die Thatsache der innigen Verknüpfung der bunten Schiefer mit rhätischen Schichten, die gesammten bunten Schiefer als rhätisch und die liegenden Dolomite als „Hauptdolomit* im Sinne der Alpen- geologen ansehen. Versteinerungen konnten im Dolomite nicht auf gefunden werden. Trotz ihrer Mächtigkeit scheinen diese Dolomite nur locale Gebilde zu sein, da sie an gewissen Stellen gänzlich fehlen, wo auf die ältesten rothen Quarzite sofort die bunten Schiefer, das Rhätische und der Lias, folgen. Die Jura-Schiehten sind namentlich im westlichen Theil der Kalk zone schön entwickelt, in dem von mir und Dr. Tausch besuchten Gebiete konnten Grestener Sandsteine und oberer Jura beobachtet werden. Der letztere besteht im Wesentlichen aus einer mächtigen Ablagerung heller diekbankiger Kalke, die häufig ein eigenthümliches fleekenmergel- artiges Aussehen annehmen ; diesen Kalken erscheinen eingeschaltet: Dolomite , weisse und rothe- Crinoidenkalke, schiefrige Kalke, ähnlich“ den Czorszty ner Kalken mit Belemniten,, Schiefer, Kalke und Conglo- merate mit Gastropoden, Korallenkalke u. derel. Am Gewont bei Zakopane ist die Aufeinanderfolge der Juraschielten folgende: a) Fleckenkalke in grosser Mächtigkeit, aufruhend auf Quarziten des Rothliegenden. b) Fleekenkalke mit Einschaltung mehrerer mächtiger Bänke von weissem und rothem Crinoidenkalk , der petrographisch mit dem on sprechenden Gestein der pennin. Klippen genau übereinstimmt; mit einzelnen Brachiopoden, unter denen ich eine Vilser Form zu erkennen F glaube. (Mittlerer und oberer Dogger.) c) Fleckenkalke, die Spitze des Gewont zusammensetzend. } d) Helle Korallenkalke mit grossen Austern, Ammonitendurch- schnitten, Belemniten und kleinen Versteinerungen, wohl Tithon. a Nr. 12 Bericht vom 30. September. V. Uhlig. 305 Diese Gliederung ist jedoch keine allgemein giltige. Der nächste _ Bergzug östlich vom Gewont lässt wieder andere Jurafacies, wie _schiefrige Kalke vom Aussehen der Üzorsztyner, mit Ammoniten, Aptychenschiefer, dolomitische Kalke u. dergl. erkennen. Es scheint also im Bereiche der Juraformation eine grosse Mannigfaltigkeit der Gesteinsentwicklung, bei verhältnissmässig geringer Versteinerungsführung zu herrschen. Bei näherer Untersuchung würde es wohl gelingen, mehr Versteinerungen aufzufinden und eine allgemeinere Gliederung der Kalk- massen durchzuführen oder mindestens die wichtigsten Facies in ihren Hauptentwicklungsgebieten richtig auszuscheiden. Sehr bemerkenswerth sind die Lagerungsverhältnisse unter welchen die Jurabildungen angetroffen wurden. Im Mietusia-Thale liegen die - jurassischen Fleckenkalke unregelmässig auf älterem Dolomit. Im Mietusia- Gebiete treten zwei schmale Züge von Crinoidenkalken mit kleinen Brachiopoden und Aptychenschiefern riff- oder klippenartig hervor. Sie sind durch neocome Schiefer (mit Am. cf. eryptoceras) von einander getrennt. Das südlichere Riff ist auf drei Seiten von Neocombildungen umgeben, nur im Süden fehlt das Neocom und man sieht hier die Auf- lagerung der jurass. Crimoidenkalke auf dem älteren Dolomit. Die geologischen Verhältnisse dieser Partie sind sehr schwierige und müssten sehr detaillirt studirt werden, um völlig richtig erfasst werden zu können. Wohl noch eisenthümlicher ist das Auftreten der Jurabildungen an der Grenze gegen den Gneiss. Die Grenze zwischen Gmeiss und Jura ver- läuft nicht einfach geradlinig; schon Herr Oberbergrath Stache hat das Auftreten von Gneissinseln im Jurakalke beobachtet und die wichtigsten auf der geologischen Karte fixirt. Ihre Zahl ist jedoch eine noch grössere und es zeigt sich, dass die Jurakalke direct flach unter den Gneiss einfallen und von demselben überlagert werden. An den Abhängen des gerade hier gut aufgeschlossenen Gebirges sieht man förmliche Jura- kalkkeile in den Gneiss eingreifen und umgekehrt und glaubt ähnliche Verhältnisse hier wiederkehrend zu beobachten, die an der Gneissgrenze im Finsteraarhornmassiv in der Schweiz beobachtet wurden. Leider war es nicht möglich, mehr als eine eintägige Exeursion für dieses höchst interessante Gebiet zu widmen und ich möchte daher mit einem definitiven Urtheil zurückhalten, da ja bei so kurzer Begehung Täu- schungen nicht ausgeschlossen sind, doch steht soviel ohne Zweifel fest, dass die Verhältnisse abnorme sind und einer näheren Untersuchung im hohen Masse werth wären. Die Kreidebildungen treten an Bedeutung hinter den Juraschichten zurück. In der Koscielisker Gegend wurden sie bereits von Herrn Ober- bergrath G. Stache eingetragen, sie treten aber auch im Gebiete der grossen Juramassivs auf, welche an der Gmeissgrenze entwickelt sind. Sie bilden daselbst zahlreiche unregelmässig begrenzte Partien, welche die Niederungen zwischen den Juraplateaus ausfüllen. Am Gewont- abhange liegen sie concordant über den hellen als Tithon gedeuteten Korallenkalken. Sie bestehen aus bläulich-grauen, gelblich verwitternden Mergelschiefern, welche am Gewont eine Austernbank und eine Lage mit ziemlich zahlreichen, in Limonit und Pyrit verwandelten Ammonitiden enthalten. Es konnten neben mehreren schlecht erhaltenen Ammoniten ein gut bestimmbares Exemplar von Ammonites Mayorianus, ferner a EEE Sa er ur ER aa DE NLA BR BE I Te ae ie a a 7, 306 Verhandlungen. Baculites sp., Ammonites cf. Charrieri oder Emerici, Ammonites cf. ol r formis aufgefunden werden, Formen, die auf Aptien oder selbst Gault schliessen lassen. r Die alttertiären Bildungen der Tatra bestehen, wie bekannt, aus einem schmalen Band von Nummulitenkalk und -Conglomerat, welches den Nordrand der Tatra gegen das nördlich vorliegende Sandstein- gebiet scharf abgrenzt. Auf dem Nummulitenkalk ist ein System von schwarzen Schiefern und plattigen Sandsteinen concordant aufgelagert, welches ein durchaus gleichartiges Ganze bildet und daher unter ‚einer Ausscheidung zusammengefasst werden muss. In der Gegend von Javorina konnten schlechten Wetters wegen nur zwei Ausflüge ausgeführt werden, welehe nur untergeordnete Details AR ergaben. Literatur-Notizen. E. Fugger und ©. Kastner. Naturwissenschaftliche Beob- achtungen aus und über Salzburg. 1318. Text in 8°, 12 Text illustrationen und 2 Tafeln. Salzburg, im Verlage von H. Kerber, 1885. Unter voranstehendem Titel veröffentlichen die um die naturwissenschaftliche, speciell um die geologische Landes-Durchforschung vn Salzburg hochverdienten und unermüdlich thätigen beiden Autoren eine ganze Reihe von Mittheilungen und Beob- achtungen, welche gewiss, dem in der Vorrede ausgesprochenen Wunsche der Verfasser entsprechend, allseitiger freundlicher Aufnahme in den betheiligten Kreisen begegnen und zu weiteren Forschungen anregen werden. Es seien aus diesen Mittheilungen folgende Einzelheiten hervorgehoben: l. Salzburger Scheelite (pag. 1—4). Ein neues Scheelitvorkommen, das 1883 im Seelenkar des Krimmler Achenthales entdeckt wurde und von welchem das Salzburger Museum bisher sechs Krystalle, darunter zwei von besonderer Grösse, er- halten hat, die gleichzeitig beschrieben werden. 2. Geologie der Stadt Salzburg (pag. 5—20). Dieses Capitel behandelt in eingehender und erschöpfender Weise die Hauptdolomit- und Dachsteinkalkvorkomm- nisse des Kapuziner- und Festungsberges, die Gosauablagerungen des Almstollens und des Rainberges, die (neogenen ?) Conglomerate des Rain- und Mönchsberges, sowie die in der Umgebung dieser felsbildenden Massen auftretenden jüngeren, diluvialen und alluvialen Ablagerungen des Weichbildes der Stadt Salzburg. Besonders eingehende Berücksichtigung finden die interessanten kohlenführenden Gosaubildungen des Rain- berges, welche bekanntlich eine ungemein grosse Anzahl von Petrefacten geliefert haben, deren Aufsammlung grösstentheils dem Eifer des Regierungsrathes Prof. Aberle zu danken ist, 3. Spuren der Eiszeit im Lande Salzburg. (pag. 20—62). Ein Lieb- lingsthema der Verfasser, welche iu diesem Abschnitte, einem der ausführlichsten, alles zusammengestellt haben, was bisher über glaciale Ablagerungen im Gebiete des Landes Salzburg bekannt geworden ist. 4. Die Steinbrüche von Bergheim und Muntigl. (pag. 62—83). Die grossen Flyschsteinbrüche von Muntigl sind neuestens durch die von Fugger und Kastner daselbst gemachten Funde zahlreicher, theilweise riesiger Inoceramenreste zu einer gewissen Berühmtheit gelangt und das mit Recht, da ja Petrefactenfunde im Bereiche des Flyschgebieies der Nordostalpen noch immer zu den grössten Seltenheiten gehören. Die Verfasser besprechen in vorliegender Schrift in eingehendster Weise die Aufschlüsse der Flyschzone zu beiden Seiten der Salzach und der Saalach, in der näheren Umgebung von Salzburg. Hervorgehoben sei, dass auch zwischen beiden Flüssen Flyschbildungen stellenweise erhalten sind und zwar nicht nur am Lieferinger Hügel, sondern auch am rechten Saalachufer im Bereiche des Walserberges. Die in der nörd- lichen Nachbarschaft der Stadt Salzburg bei Bergheim, Maria-Plain, Lengfelden und Muntigl aufgeschlossenen Flyschablagerungen besitzen durchwegs ein Streichen von ostwestlicher Richtung, bei zumeist sehr steil aufgerichteter bis überkippter Schicht- stellung. Das gilt auch für die Muntigler Aufschlüsse selbst, welche die Verfasser, wohl mit gutem Rechte, auf Grund ihrer Inoceramenfunde keineswegs von den Bericht vom 30. September, E,. Fugger und C. Kastner. 307 _ benachbarten, in jeder Beziehung identischen, wenn auch bisher fast. durchwegs petre- _ factenleeren Fiyschvorkommnissen trennen, wie das unlängst von Frauscher (Verhandl. 1885, 181) versucht worden ist, welcher" (allerdings auf Grund höchst unglücklich ge- wählter Argumente) den Hügel’ von Muntigl allein zu Kreide macht, während die übrigen benachbarten Flyschmassen nach ihm grösstentheils obereocän sein sollen. _ Dabei stützt er sich hauptsächlich darauf, dass die Muntigler Flyschgesteine im Gegen- satze zu den benachbarten Flyschaufschlüssen nordsüdlich streichen sollen und ver- bindet dieselben sogar in kühner Weise mit den Inoceramenführenden Gosauablagerungen von Glanegg am Untersberge, die nach seiner Ansicht im Streichen der Muntigler Schichten liegen, daher wohl ebenfalls nordsüdliches Streichen besitzen müssten. Diese ganze _ Argumentation wird allein schon durch den Umstand hinfällig, dass, wie Fugger & - Kastner in vorliegender Arbeit angeben und wie Ref. aus eigener Anschauung, bestätigen kann, die Flyschablagerungen von Muntigl ebenso ostwestlich streichen, wie die - benachbarten Flyschbildungen des Hochgitzen, von Bergheim, Maria-Plain u. s. f. Nach- dem das Argument von der „entschiedenen Discordanz“ solchergestalt hinfällig geworden, so dürfte Herr Dr. Frauscher, wenn er an seiner Auffassungsweise auch weiterhin unbeirrt festzuhalten beabsichtigt, wohl sein zweites, vorläufig in Reserve gehaltenes Argument, jenes nämlich, dass die Inoceramen für Kreidealter nicht beweiskräftig seien, ‚herbeizuziehen sich genöthigt sehen. Bis dahin haben wir gar keinen Grund, anzunehmen, dass diese Flyschmassen nicht ebenfalls, so wie jene von Muntigl, Kreide sein können. Die beiden auffallendsten Inoceramenformen (man vergl. auch diese Verh. 1885, 166) des Muntigler Bruches werden von Fugger und Kastner als Jn. Salisburgensis n. sp. und J monticuli n. sp. beschrieben und abgebildet. Ausserdem werden von diesen und den benachbarten Fiyschaufschlüssen zahlreiche andere, zumeist ihrer Natur nach problematische Reste unter verschiedenen generischen Namen (Caulerpa, Chondrites, Cylindrites, Palaeodictyon, Hormosira, Taenidium, Hydrancylus, Ceratophycus, Halymenidium, Taonurus, Helminthoidea eve.) beschrieben und angeführt, theilweise auch zur Abbildung gebracht. 5. Der Glasenbach bei Salzburg (pag. 83—87). Das durch einen im Jahre 1882 ausgeführten Strassenbau in der Glasenbachschlucht gewonnene Profil wird hier geschildert. Es sind rhätische, liassische, jurassische, Gosauschichten und diluviale Bildungen aufgeschlossen worden, leider zumeist in sehr gestörten Lagerungsverhältnissen. 6. Geologische Wanderung über Grubbach ins Lammer- thal (pag. 87—98). Dieser Abschnitt enthält zahlreiche interessante Mittheilungen über die oberjurassischen und neocomen Gebilde, sowie über die Gypsmassen des Grubbacher Gebietes und der Weitenau, endlich über die Muschelkalke und Werfener - Schiefer des Lammerdurchbruches. 7. Die Petrefacten des Untersberges (pag. 98—127). Die zahlreichen im Museum Carolino-Augusteum in Salzburg aufbewahrten, vom Untersberge stam- menden oder sonst in der Literatur aus dem Untersberggebiete im weiteren Sinne auf- geführten Petrefacten werden hier systematisch aufgezählt. Ein Verzeichniss der geologischen Literatur des Untersberges geht voran Die Aufzählung der Petrefacten erfolgt nach Formationen geordnet und zwar: Werfener Schiefer (Hammerstiel, Gartenau, Reichenhall); — Wettersteinschichten (Local. Gasetz bei Berchtesgaden nach Gümbel); — Raibler resp. Carditaschichten; — Hallstätter Schichten (Local. Priesterstein und Kälberstein bei Berchtesgaden); — Dachsteinkalk (Megalodus, ver- schiedene Gasteropoden, Aulacoceras, Atractites, Arcestes aus der Gruppe der Subum- bilicati, Nautilus spec.); — Lias; — Jura; — Neocom (von Schellenberg); — Gosau, Glanegser Schichten und Nierenthaler Schichten (getrennt angeführt, sehr reiche Petre- factenlisten, besonders der Glanegger Schichten); — endlich Nummuliten-Schichten und Cementschichten (ebenfalls getrennt). Hiezu sei bemerkt, dass „Dimerella Gümbeli Zitt.“ schwerlich im Lias, sondern vielmehr im Dachsteinkalk einzureihen wäre. Auch das Petrefactenverzeichniss des „Jura“ erfordert eine Bemerkung. Abgesehen von den Korallen sind in demselben mehrere Arten enthalten, die ganz bıstimmt dem Dachsteinkalke zufallen, so Rhyn- chonella firmiana Fr., Rh. nov. sp. aff. pedata und die folgenden zwei Rhynchonellen vom Dopplersteige und der Steinernen Stiege, ferner Ihynchonellina cf. bilobata Gem., die, wie Ref. schon wiederholt hervorgehoben hat, nichts ist als Brut von Rh. firmiana Frauscher (recte Kh. amphitoma curvifrons Qu.) und verwandten Arten, endlich der in Gesellschaft dieser Rhynchonellen auftretende „Pecten verticillus. Sto'.“ und ebenso wahrscheinlich auch Z’ylostoma «af. ponderosum Zitt. und Chemnitzia cf. Gemmellaroi Zitt. Mit Bezugnahme auf des Ref, letzte Mittheilung über diesen 308 Verhandlungen. gegebenen Liste von Jurapetrefacten keine Nerineen aus dem Beıeiche des Firmianrüc uE Luer werden, mit Ausnahme von en inea SBPD. indet. (Nr. 3), die als auch im G als erwünscht bezeichnet werden darf, 8. Die Bodentemperaturen im Leopoldskroner Moor N Sa burg (pag. 125—131). (Von E. Fugger und A. Petter). Das Ausströmen brennb: Gase im Leopoldskroner Moor seit dem Jahre 1879 war Veranlassung dazu, d Messungen über die Temperaturen im Torfboden angestellt wurden, welche in Bohrlöchern ein Jahr hindurch fortgesetzt worden sind. Aus diesen Beobachtun scheint nur das eine mit Bestimmtheit hervorzugehen, dass die Temperatur im Torf boden in unbedentender Tiefe ziemlich viel höher ist als die Lufttemperatur und da diese höhere Temperatur dem chemischen Processe der Vertorfung zuzuschreiben ist. Es erübrigt zum Schlusse nur, der Wunsch auszusprechen, dass es den Aut gegönnt sein möge, recht bald eine weitere Folge ihrer ebenso inhaltsreichen als anreg geschriebenen Mittheilungen und Studien zu veröffentlichen. (A R. Gasperini. Contributo alla conoscenza geologica del Dilu dalmato. Estratto dall’ Annuario dalmatico anno II. Zara, Tipog di Spiridione Artale 1885. E Unter obigen Titel bringt der Professor der Naturgeschichte an der Ober-Real- schule zu Spalato, Herr Gasperini, im zweiten Bande des Jahrbuches von Dalmati en einen interessanten Beitrag zur geologischen Kenntniss des Diluviums dieses Landes, worüber bislang nur wenige Beobachtungen vorliegen. Beim Bau der neuen Strasse zwischen der Hafenstadt Macarsca und Duare, entdeckte man nämlich eine beträcht- liche Anzahl von Knochen grosser Landsäugethiere , deren Arten theils ausgestorben sind, theils heute nicht mehr in Dalmatien leben Der Umsicht des ausgezeichneten Bauleiters jener Strasse, des Ingenieurs Herrn Kaıl Cicin, welcher den wissenschaft- lichen Werth jener fossilen Reste genau zu würdigen verstand, verdankt der Verfasser das Material zu seiner Arbeit. Der Fundort liegt auf der Höhe des Berges, der Vrulj überragt, etwa 20 Kilometer von Macarsca entfernt, und heisst „Dubei*, Es ist ein. von Süden nach Norden gerichteter Einschnitt, den man in 404 Meter Seehöhe und gegen 120 Meter Länge für die Strasse ausführte. Das blossgelegte Terrain zeigt zu unterst Sand, darüber Thon, über diesen die knochenführende Kalkbreccie, endlich dichten. h Kalk. Während die Knochenbreccien Dalmatiens gewöhnlich in Kalkfelsspalten. und die R Knochen selbst in sehr fragmentarischem Zustande sich finden, bildet sie zu Dubei ein ausgedehntes Lager, worin die Fossilen sehr vollkommen erhalten sind. Es liessen sich mehr oder weniger genau bestimmen: 1. Die Spitze eines Stosszahnes vom. Elephanten, wahrscheinlich #. primigenius Blumb.; 2. zwei sehr gut erhaltene obere Molarzähne von Rhinoceros Merckii Jäger: 3. Bruchstücke vom Geweihe, Knochen der vorderen und hinteren Extremität und ein Fragment des letzten unteren Backen- zahnes von Cerphus elaphus fossilis Cuv.; 4 ein einzelner Molarzahn von Capra sp? ; 5. Eck- und Backenzähne von Ursus spelaeus Blumenb. Eine entsprechende Einleitung über die bisherigen Erfahrungen und Publicationen bezüglich des dalmatinischen Diluviums, sowie eine Zusammenstellung der bisher constatirten Arten der Diluvial- Fauna jenes Landes, und einige passende Schlussbemerkungen hinzu, vervollständigen die recht lesenswerihe Abhandlung. Dr..B5 Bohdan Erben. Analyseneiniger böhmischer Minerale. Deutsche Uebersetzung aus ‘dem in den Sitzungsberichten der König lichen böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften erschienenen Aufsatz. Prag 1885. ; Der Verfasser hat zuerst die Kalkmagnesia-Carbonate von Kolozruhy untersucht, die in einem Feldspathbasalt vorkommen und bisher immer als Dolomite resp. Miemit bezeichnet wurden. Nach seinen chemischen Analysen stellt sich heraus, dass nur ein Theil der erwähnten Carbonate als Dolomit bezeichnet werden kann, während die anderen dolomitische Kalke oder direct Caleit sind. Weiters beschreibt er die Thon- erde und Eisenoxydsulphate von Webrschan (Bızvany). Dieselben stellen weisse, theil- weise auch etwas gelblich gefärbte, schuppig körnige, mikrokrystalline Aggregate dar. Das speeifische Gewicht derselben beträgt 1'72, die Härte eirca ]. Ausserdem sind von derselben Localität auch noch dichte erdige, schwefel- bis eitrongelbe Sulphate unter- — sucht worden, die ein specifisches Gewicht ven 2'038 besitzen. Nr. 12 Bericht vom ‚30. September. Rohdan Erben. 309 Die chemische Untersuchung dieser Sulphate ergab folgende Resultate: IR: IRT- Mikrokrystalline Dichte erdige weisse Sulphate gelb gefärbte Sulphate SO. u am la 21878888 Percent 3790 Percent A ON aka en 154 } Fe.0.. 175 he FeoO a 0:34 7, COS ES puLen: Spuren EOS ea. 1 0:39 125; 11H, 5, EOS nn DR AA 5 3Dr.0Uur unl. Rückstand . . . . . Spuren alla sn 100:90 Percent L00'16 Percent Aus diesen Analysen berechnet sich für I die Formel (Al, Fe,) (SO), + 15 agu und für II die Formel (Fe, Al,) (SO,), + 15 agu, wonach I eine dem Alunogen (Keramohalit) ähnliche Zusammensetzung, II direct die Zusammensetzung des Ihleits hat. Der Autor beschreibt ferner einen feinfaserigen Baryt mit ausgesprochener Glas- kopfstructur von Mies (Stiibro), der im Gegensatz zu gewöhnlichem Baryt die Flamme eines Bunsen’schen Brenners sogleich intensiv gelblichgrün färbt, wie eine flüchtige Baryumverbindung. Endlich gibt der Verfasser noch eine genauere chemische Untersuchung eines Comptonites von Katzenburg bei Leitmeritz. Die chemische Zusammensetzung desselben führt auf die Formel (&0,), Al,O,.RO.(H,0) 2!],. Bemerkenswerth ist es, dass, wie schon Damour erwähnt hat, nicht alles Wasser bei einer bestimmten Temperatur entweicht, sondern, wie die Versuche Erben’s zeigen, verschiedene Mengen beim allmäligen Steigern der Temperatur sich verflüch- tigen. Bis 150° C. bleibt das Gewicht constant, bei 190° C. verliert er 1'85 Percent, bei 200° C. 2:08 Percent, bei 280° C. 5'265 Percent Wasser. Das andere Wasser ent- weicht erst bei Rothgluth. Es ist daraus zu ersehen, dass nicht die ganze Menge des Wassers als Krystallwasser angesehen werden kann. (e ) Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-Abdrücke, Eingelangt vom 1. Juli bis Ende September 1885. D’Achiardi Ant. Della Trachite e del porfido quarziferi di Donoratico presso Castagneto nella Provincia di Pisa. Pisa 1885. (9505. 8.) — — Tormalinolite del Bottino nelle Alpi Apuane. Pisa 1885. (9506. 8.) — — Diabase e diorite dei Monti del Terriccio e di Riparbella. (Prov. di Pisa.) Pisa 1885. (9535. 8.) ‘ Bassani Fr. Sulla probabile esistenza del Gen. Carcharoden nel Mare Titonico. Milano 1885. (9450. 8.) Becke F. Ueber die bei Czernowitz im Sommer 1884 und Winter 1884/85 stattgefundenen Rutschungen. Wien 1885. (9482. 8.) Beggiato Dr. Commemorazione letta da Paolo Lioy nell’ adunanza del 22 Giugno 1883. Vicenza 1885. (9469. 8.) Bericht der Central-Commission für wissenschaftl. Landeskunde von Deutsch- land für 1884—1885. München 1885. (9530. 8.) Böhm Aug. Dr. Die alten Gletscher der Enns und Steyer, Wien 1885 (9455. 8.) Boehm Georg. Ueber südalpine Kreideablagerungen. Berlin 1885. (9531. 8.) Brezina A. Dr. Die Meteoritensammlung des k. k. mineralogischen Hof- cabinetes in Wien am 1. Mai 1885. (9479. 8.) Broeck E. van den. La Constitution geologique du Territoire de la feuille d’Aerschot, etc. Bruxelles 1885. (9534. 8.) Brunnlechner A. Beiträge zur Charakteristik der Erzlagerstätte von Littai in Krain. Wien 1885. (9485. 8) Canaval R. Dr. Die Goldseifen von Tragin bei Paternion in Kärnten. Wien 1885. (9478. 8.) K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 12. Verhandlungen. 46 Pr = ar 4 Tyan U AR Dee) Betr t w. \ ’ a u P r ’ D I u Rr: 310 Einsendungen für die Bibliothek. Choffat Paul. Description de la Fauna Jurassique du Portugal. Mollusq Lamellibranches Lisbonne 1885. (2658 Credner Hermann. Die obere Zechsteinformation im Königreich Sachsen, Leipzig 1885. (9462. 8.) — — Uebersicht über die geologische Zusammensetzung und Gliederung der bis zum Jahre 1885 aufgenommenen Theile von Sachsen. Leipzig 1885. (9517. 8. Deecke W. Beiträge zur Kenntniss der Raibler Schichten der lombardischen Alpen. Stuttgart 1885. (9491. 8.) Dewalque G. Compte rendu de la session extraordinaire de la Be geolo- gique de Belgique Tenue a Liege les 26, 27 et 28 Aoüt 1883. (9532. 8) — — Stries glaciaires dans la Valles de le: — Filons granitiques et poudingues de Lammersdorf. Liege 1885. (9536. 8) Draghicenu M. Studii geologice, technice si agronomice eu privire particula asupra Mineralelor Utile. Bucaresti 1885. (9474. 8.) Dunikowski E. v. Dr. Ueber Permo-Carbon-Schwämme von Spitzbergen. Stockholm 1884. (2665, 4.) Ebeling Max. Die Saugorgane bei der Keimung endospermhaltiger Samen. Berlin 1884. (9465. 8.) Edler Robert. Acetophenon-Derivate. Karlsruhe 1884. (9514. 8) Erben Bohdan. Analyse nekterych Cöskych Mineraluw. Praze 1885. (9493. 8. Y — -— Analysen einiger böhmischer Minerale. Prag 1885. (9494. 8.) Favre Ernest. Revue geologique Suisse, pour l’ann&e 1884, XV. Geneve 1885. 6818. 8. Fellner Stephan. Die geographische Verbreitung der Pflanzen Br a Wien 1885. (9502. 8.) Festschrift zur lO0jährigen Jubelfeier der Justus Perthes, geogr. Anstalt 1785—1885. München 1885. (2670. 4) Foullon H. Br. von. Ueber die Gesteine und Minerale des Arlbergtunnels. Wien 1885. (9457. 8.) Frech Fritz. Die Korallenfauna des Oberdevons in Deutschland. Berlin 1885. 9468, 8.) Fritsch K. v. Dr. Carl Ritter's Zeichnungen des Lophiskos Bar, der Ri Ä Kaimeni, Santorin. Begleitworte. Halle 1885. (9460. 8.) Genth F. A. and Rath G. vom. On the Vanadates and Yodyrite, ete. Philadelphia 1885. - (9473. 8.) Gillieron Dr. Protokoll der Excursion der schweiz. geologischen Gesellschaft im Jahre 1884. Luzern 1885. (9518. 8.) Groddeck A. v. Dr. Ueber das Vorkommen von Quecksilbererzen am Avala- Berge bei Belgrad in Serbien. Berlin 1885. (2667. 4.) — — Bemerkungen zur Classification der Erzlagerstätten. Leipzig 1885. (2668. £.) — — Ueber Lagergänge. Leipzig 1885. (2669. 4.) Grodnitzky. R. Ueber das Elsässer Petroleum. Karlsruhe 1884. (9513. 8.) Gruner H. Dr. Gewinnung und Verwerthung phosphorsäurehaltiger Dünge- mittel. Berlin 1855. (9500. 8.) GümbelK.W. v. Dr. Geologie von Bayern I. Th., 2. Liefg. Kassel 1885.(9244. 8.) — — Uebersicht über die geologischen Verhältnisse des Regierungsbezirkes Oberbayern. München 1885. (9463. 8.) Hahn F. G. Dr. Die Städte der norddeutschen Tiefebene in ihrer Beziehung zur Bodengestaltung. Stuttgart 1885. (9525. 8.) Hatle Eduard. Die Minerale des Herzogthums Steiermark. Graz 1884. (9576. 8.) Hilber Vince. Dr. Die Randtheile der Karpathen bei Debica, Ropezyce und Läneut. Wien 1885. (9483. 8.) Hirschwald Julius Dr. Das mineralogische Museum der königl. technischen Hochschule. Berlin 1885. (9497. 8.) John C. von. Ueber die von Herrn Dr. Wähner aus Persien mitgebrachten Eruptivgesteine. Wien 1885. (9456. 8.) Kast H. Dr. Ueber eine Acetophenondisulfosäure und einige Derivate derselben. Karlsruhe 1884. (9512. 8.) Katzer Bedrich. 7Zprävy spolku geologick6ho v Praze. Rotinik 1885. — Cislo 2. Praze 1885. (9472. 8.) Kjerult Th. Grundfjeldsprofilet ved Mjösens sydende. Kristiania 1885. (9503. 8.) Koenen A. von. Comparaison des Couches de 1’Oligoc&ne superieur et du Miocene de l’Allemagne Septentrionale ete. Liege 1885. (9521. 8.) 5 12 Verhandlungen. 3ll e* Koken Ernst. Die Fischotolithen der norddeutschen Oligocän-Ablagerungen etc. Berlin 1884. (9467. 8.) j Kokscharow N. von. Materialien zur Mineralogie Russlands. Band IX, — 8. 81-272.) St. Petersburg 1885. (1698, 8.) Kornhuber A. Dr. Ueber einen neuen fossilen Saurier aus Lesina, Wien 1873. 2676. 4.) — — Ueber den Aetna. Wien 1883. (0027. 8.) — — Ueber Corsica. Wien 1884. (9528. 8.) i Kusta Jan. Prispevky k roz&leneni uhelnopermsk@ho souvrstvi stredodesköho. Praze 1885. (9537. 8.) Lasaulx A. v. Ueber die optischen Verhältnisse des Korund. Bonn 1885. (9461. 8.) Lehmann J. Untersuchungen über die Entstehung der altkrystallinischen Schiefergesteine etc. Breslau 1885. (9526. 8.) - Lewis C. H. Erythrite, Genthite and Cuprite from near Philadelphia 1885. (9508. 8) — — Marginal Kames. Philadelphia 1885. (9524. 8.) Lindström G. List of the fossils of the upper Silurian Formation of Gotland. Stockholm 1885. (9533. 8.) Lotti B. Granito e iperstenite nella formazione serpentinosa dei Monte Livornesi. Roma 1885. BENI507 8) — — La creta e l’eocene nei dintorni di Firenze. Pisa 1885. (9509 8.) Luedecke O. Ueber Thüringer Mineral-Vorkommnisse (Orthit, Datolith, Albit, Anatas.) Leipzig 1885. (9486, 8.) < Lundgren B. Anmärkningar om Spondylusarterna i sveriges Kritsystem. Stockholm 1885. (2659. 4.) Be: Merealli Gius. Il terremoto sentito in Lombardia nel 12. Settembre 1884. Milano 1885. (9515. 8.) . Möenfahrt der geographischen Gesellschaft zu Greifswald am 11. und 12. Juli 1885. (9529. 8.) Ki Monographie des Ostrau-Karwiner Steinkohlen-Reviers. I. II. Text und _ Tafeln. Teschen 1885. (2664. 4.) z Nehring. Ueber die Schädelform und das Gebiss des Canis jubatus Desm. _ Berlin 1885. (9490. 8.) % Niedzwiedzki Jul. Beitrag zur Kenntniss der Salzformation von Wieliczka mund Bochnia. — III. Lemberg 1884. (8121. 8.) Omboni Giov. Penne fossili del Monte Bolca. Venezia 1885. (9495. 8.) Pax Ferd. Dr. Monographie der Gattung Acer. Leipzig 1885. (9492. 8.) Petri Karl Dr. Ergebniss entomologischer Excursionen im Gebiete Schässburgs. 2.885, (2663. 4.) Pettersen Karl. De norske kyststrogs geologi. IV. Kristiania 1884. (9451. 8.) Pocta Philipp. Beiträge zur Kenntniss der Spongien der böhmischen Kreide- formation. 1—3. Abthg. Prag 1883/85. (2662. 4.) — —- Ueber Spongiennadeln des Brüsauer Hornsteines, Prag 1884. (9487. 8.) — — Ueberisolirte Kieselspongien nad eln aus derböhm, Kreideformation. Prag 1884. (9488. 8.) — — Einige Bemerkungen über das Gitterskelet der fossilen Hexactinelliden. Prag 1833, (9489. 8.) Pokorny Alois Dr. Zur Erinnerung an Joseph Grailich. Wien 1885. (9453. 8.) Prestwich Jos. Underground Temperatures, conductivity of Rocks, ete. London 1885. (9470. 8.) Putnam Ch. E. Elephant Pipes and Inscibed Tablets of the Mound-Builders. Davenport 1885. (9452. 8.) Quenstedt F. A. Die Ammoniten des schwäbischen Jura. Text und Atlas, Heft 6—7. Stuttgart 1885. (9403. 8.) (355. 4.) Reinhardt M. O. Das leitende Gewebe einiger anomal gebauten Monocotylen- wurzeln. Berlin 1884. (9466. 8.) Rzehak Ant. Bemerkungen über einige Foraminiferen der Oligocänformation. Brünn 1885. (9498. 8.) — — Die geognostischen Verhältnisse Mährens in ihrer Beziehung zur Wald- vegetation. Brünn 1885. (9499. 8.) Schenzl G. Dr. Ueber die Niederschlags-Verhältnisse in den Ländern der ungarischen Krone. Budapest 1885. (2675. 4.) 46 * 312 Einsendungen für die Bibliothek. Schleiermacher A. Ueber die Abhängigkeit der Wärmestrahlung von Temperatur und das Stefan’sche Gesetz. Darmstadt 1885. (9511. Sehmidt C.Dr. Die Thermalwässer Kamtschatkas. St. Petersburg 1885 2674. — — Ackererde und Untergrund des Gutes Nikolajewsk und BEA.-e; Dorpat 1835. (9522 u. 9523. 8) Schneider Fr. Dr. Ueber den vulcanischen Zustand der Sunda-Inseln und der Molukken im Jahre 1884. Wien 1885. (9477. 8.) Schneider Leop. Ein Beitrag zur Kenntniss der Wolfram-Eisen-Legirungen. Wien 1885. (2666, : 4) Schram Wilh. C. Katalog der Bibliothek der histor. statistischen Section. Brünn 1885. (9475. Spielmann Joh. Ueber den elektrischen Leitungswiderstand der Ko Wien 1885. (9501. 8.) Stach Fried. Ritt. v. Die Edelmetallbergbaue Faczebaja und Allerheiligen in der Umgebung von Zalathna. Wien 1885. (9464. 8) Stelzner Alf. Ueber Nephelinit vom Podhorn bei Marienbad in Böhme Wien 1885. (9484. 8, Struever Giov. Contribuzioni alla Mineralogia dei Vulcani Sabatini. Parte I. Memoria, Roma 1855. (2660, 4 „ Stur D. Ueber die in Flötzen reiner Steinkohle enthaltenen Se und Torf-Sphärosiderite. Wien 1885. (9481. Tamann Gustav. Ueber die Dampftensionen von Salzlösungen. La 155, ‘ Taramelli T. & Merecalli. Relazione sulle osservazioni fatte durante om viag nelle regioni della Spagna colpite dagli ultimi terremoti. Roma 1885. (9516, an Teglas Gabriel. Neuere Funde von Ursus Spelaeus Blumb. in Ungarn. Budapest 1884. (9458. 8.) — — Urgeschichtliche Funde im Hunyader Comitat. Budapest 1884. (9459. 8.) Teschen. Erzh. Cameral-Direction. Ueber den Einfluss der Luftdruckschwankungen auf die Entwicklung von Schlagwettern. Teschen 1885. (2673. 4.) Tietze E. Dr. Der geologische Bau der österreichischen Küstenländer. Wien Fr (9454. 8. — — Beiträge zur Geologie von Lykien. Wien 1885, (9510. 8.) Verbeck R. D. M. Krakatau I, Partie. Batavia 1885. (9496. 8.) Villa Battista. Rivista geologica sulla Brianza. Memoria. Milano 1885. (9504. 8.) Wittram Th. Zur Berechnung der speciellen Störungen der kleinen Planeten, St. Petersburg 1885. ‚(9519. 8.) Woldrich Joh. N. Diluviale Arvicolen aus den Stramberger Höhlen in Mähren. Wien 1884. (9449. 8.) Zeiller M. R. Determination, par la flore fossile, de l’äge relatif des couches de houille de la Grand’ Combe. Paris 1885. (2661. 4.) Zeiller R. Note sur la flore et sur le niveau relatif des couches houilleres de la Grand’ Combe (Gard). Paris 1884. ° (9471. 8.) Zigno Achille de. Sopra uno scheletrofossile di Myliobates, esistente nel Museo Gazola in Verona. Memoria. Venezia 1885. (2671. 4) — — Due nuovi peseci fossili della famiglia dei Balistini, scoperti nel terreno Eöceno del Veronese. Napoli 1884. (2672. 4) Zittel K. A. Handbuch der Paläontologie I. Band, II. Abth. 4. Liefg. München 1885. (5854. 8) Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15 Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. N re er u wg “ ._ mer — u em ann - Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung vom 3. November 1885. Inhalt: Todesanzeige: C. Feistmantel f. — Eingesendete Mittheilungen: €. L. Griesbach. Geologische Notizen aus Afghanistan. L. v. Loeffelholz. Vibrationsrisse = im Kalkstein. C. v. John. Olivingabbro von Szarvaskö, F. Teller. Ein neuer Fundort # triadischer Cephalopoden in Süd-Steiermark. G. Tegläs. Die Höhlen bei Boieza in Sieben- % bürgen. — Vortrag: Ed. Suess. Ueber schlagende Wetter. — Literaturnotizen: F. v. % Richthofen. J. Niedäwiedzki. G. Böhm. A. de Zigno. C. A. Purschke. George F. Kunz. A. Franzenau. W. Branco. St. Olszewski. A. Rzehak. N NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. N DZ m nn —— Todes-Anzeige. Abermals haben wir den Abgang eines Mannes aus der Reihe jener hochachtbaren Beamten unseres Montanisticums zu verzeichnen, die neben ihrem eigentlichen schweren Berufe sich der Beobachtung geologisch und paläontologisch wichtiger Thatsachen widmen und in dieser Thätigkeit eine lohnende Orientirung in eigenem Wirkungskreise und angenehme Erholung von den Geschäften suchen und finden. Carl Feistmantel, den 14. Februar 1819 zu Prag geboren, ein vor- - züglieher Schüler des akad. Neustädter Gymnasiums und des technischen Instituts daselbst, 1833 an der fürstl. Fürstenberg’schen Herrschaft als Eisenhüttenbeamter angestellt, hatte nach der Reihe an den Eisenhütten Althütten, Neuhütten, Neu-Joachimsthal, Roztok und Bras in Böhmen gedient, stets sein Augenmerk darauf richtend, die Umgebung des je- weiligen Aufenthaltsortes gründlich kennen zu lernen. Ganz besondere Sorgfalt wendete er auf das Studium der Lagerungsverhältnisse der Carbonschichten, jener Becken Mittelböhmens, die sich an das Rad- nitzer Becken gruppiren, und sein Verdienst ist unsere heutige Kenntniss von dieser wissenschaftlich ebenso wie industriell hochwichtigen Kohlen- ablagerungen. Seine Verdienste wurden auch gerne anerkannt. Der Verstorbene war Mitglied des-naturh. Vereines „Lotos“, des mont. Vereines für das Erzgebirge, corresp. Mitglied der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften, Correspondent der k. k. geolog. Reichsanstalt und Mit- glied des Comites zur naturh. Durchforschung Böhmens. Im Jahre 1878 ging der Verstorbene nach 4Vjähriger Dienstzeit in Ruhestand, um seine wissenschaftlich werthvolle Thätigkeit von Prag aus mit beachtens- werthem Erfolge fortzusetzen. Im Frühjahre 1884 im Auftrage des obgenannten Comitöcs nach dem Glatzer-Gebirge excurirend, kam er K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 13. Verhandlungen. 47 314 Verhandlungen. g N 18 erschöpft zurück. Kränkelnd schrieb er noch den darauffoleendih Winter Du seine Beobachtungen aus dem südwestlichen Theile des böhm. Silur- gebirges nieder. Am 14. Juni hat ein erster Schlaganfall seiner Thätig- keit, am 29. September ein zweiter seinem Leben im 66. Lebensjahre ein Ende bereitet. Ein freundliches Andenken seiner Thätigkeit, Rubel seiner Asche! } Eingesendete Mittheilungen. . C. L. Griesbach. Geologische Notizen aus Afghanistan. Aus einem Briefe an Herrn Hofrath v. Hauer, dto. Meschhed (Khorassan, Persien), 29. August 1885. Es wird morgen gerade ein Jahr sein, seit ich Simla verliess, um mich der Afghan Boundary-Commission anzuschliessen, welehe sich in Quetta versammelte. Seitdem sind wir in Afghanistan und an der Turkeiiig Grenze kreuz und quer gezogen und heute noch lässt sich gar nichts ver- muthen, was auf den baldigen Abschluss unserer politischen Verhand- lungen mit den Russen deuten würde. | Was es Geologisches in der Herat-Provinz und in Badkhis zu thun gab, habe ich gethan, und um die Zeit zu verwenden, unternehme ich jetzt eine Reise in Persien. Kommt es dennoch zu einer gemein- samen anglo-russischen Grenzbestimmung, dann kehre ich zurück, anderer Weise aber will ich kreuz und quer über das „Elburz*-Gebirge ziehen und womöglich bis zum Araxes arbeiten, um Herrn v. Abich’s a Localität der Permo-Carbonschichten zu sehen. Damit wird es wohl F Ende December werden und will ich dann entweder nach Herat zurück- kehren, wo ich unser Lager verliess, oder wenn das nach Indien gezogen ist, gedenke ich über Shiraz ete. und Bushir nach Bombay zu gehen. Einstweilen aber habe ich einige Monate schöner Arbeit vor mir. F Nach Allem, was ich bis jetzt in der Herat-Provinz und in Khorassan gesehen habe, scheint die ganze Kette der sogenannten „Elburz“-Gebirge zusammengehörig zu sein und ist dieselbe sicherlich mit der grossen Wasserscheide des Herat-Thales continuirlich. In der letzteren Localität ist es nicht so sehr eine Kette, als eine Reihe von solchen, die als grosse antielinale Falten nebeneinander stehen und sich in mehr oder weniger ost-westl. Richtung nach Khorassan hinüberziehen. Oestlicher stehen dieselben unzweifelhaft mit dem Hindu Kush in Verbindung und durch denselben mit den nordwestlichen Himalayas. E Es ist bemerkenswerth, dass in Afghanistan, soweit ich es beob- achten konnte, die grosse central-asiatische Wasserscheide südlich von Herat auch eine grosse geologische und alte Grenze bildet. Südlich der- selben fand ich nichts älteres als Kreide, als Hippuritenkalk entwickelt; die Verhältnisse sind ungefähr richtig in meinem Bericht über Kandahar (1881) beschrieben worden. Nördlich der Wasserscheide dagegen fand ich eine continuirliche Reihe von Formationen, von unterm Koblenkalk (vielleicht Devon ?) bis in’s oberste Tertiär vertreten. Formationen : 7 - thierreste. schichten; Gypslager und Nester. Rothe und lichte Thone mit Loess- Sandsteine und loser Sand mit mächtigen | Loess-Ablagerungen. Schlecht erhaltene Säuge- | Bis Sitzung am 3. November. C. L. Griesbach. Pliocän 12 ne Fa Br re Be in nf bar han ZB Re 5 Per ee ee 315 In grosse Abtheilungen gefasst und ohne Detail fand ich folgende , Entspricht wohl den , Manchhars und Si- waliks von Indien, Grosse Mächtigkeit von rothen und grünen Thonen. Erdige Kalksteine. Enthalten in den oberen Lagen miocäne Fossilien. Salz- lager. | Miocän Eocän ? j Inoceramus - Schichten ; meistentheils Fleckenmergel und Kalksteine mit Kreide- Fossilien. Mariner Kalkstein; viele Fossilien. Kreide IR Lichte Sandsteine und „grit“ mit ma- rinen Kalksteinen. — Pflanzen in den Ge- steinen. „Red grit group“; grosse Mächtigkeit von rothen Sandsteinen, Conglomeraten, Breceien, vulcan. Tuffgesteinen und zwischen- | gelagerten Eruptivgesteinen, meistentheils > Melaph. Mehrere Horizonte von Brachiop. Kalksteine. | 8, Grüne und graue Schiefer, Sandsteine und Conglom. mit „Bohlderbeds“; dünne Kohlenflötze. Schlechte Pflanzen-Abdr. In der Davendar-Kette (östlich von Herat) und in den Jam-Ketten (Khorassan) wechsellagernd mit harten Kalksteinen, die Brach., Bival. und Fusulinen führen. De Jura und Lias Trias Permisch Entspricht wohl den Gondwanas von Indien, denen sie auch in litho- logischer? Hinsicht sehr nahe kommen. 9, Dichter grauer Kalkstein in grosser =. Mächtigkeit mit untergeordneten Schiefern. In den höheren Lagen Fenestella, Productus semireticulatus, Athyris Roysii etc. etc. Bildet das unterste Glied der grossen: Falten des Davendar, Doshatch, Bizd und anderer Ketten. ee a HDi | Carbon Devon? Kuling-Schichten von Kashmir Durch diese Reise in Central-Asien und Persien ist meine Himalaya- Arbeit wohl unterbrochen worden, und mein Bericht noch immer im „Werden“ begriffen, aber trotzdem bin ich sehr mit dieser Gelegenheit zufrieden, die Gesteine des Elburz zu sehen. Dieselben bieten so viele Anklänge zu unseren indischen Vorkommnissen. - Vorfinden von marinen Fossilien mit Pflanzen in Schichten wichtig, die offenbar unseren Gondwanas entsprechen. L. v. Loeffelholz. Vibrationsrisse im Kalkstein. Die Erscheinung zeigt sich als eine das ganze Gestein durch- setzende eigenthümliche Zersplitterung desselben, welche selbst bis in die kleinsten Theile sich fortsetzt, so dass ein etwa faustgrosses Hand- stück meistens mehrere mit blossem Auge wahrnehmbare feine Sprünge, Namentlich ist das 471* FE A nr | Er rt y ra ir Bar 316 Verhandlungen. die Loupe deren noch feinere zeigt, die sich beim Zerschlagen auch dadurch offenbaren, dass das sonst sehr harte Gestein in der Richtung dieser Risse zerspringend leicht in kleine scharfkantige Fragmente zerfällt. & Dass diese kleinen Risse sich nicht mit Kalkspath ausfüllen, geht aus deren Feinheit hervor. Bei den grösseren Sprüngen dürfte dies ihrer Neuheit oder auch ihrer, der Cireulation mineralhaltiger Gewässer entzogenen Lage zuzuschreiben sein. Solche Haarrisse durchziehen das Gestein nicht in paralleler oder fächerförmiger Riehtung , wie eine gleichmässig wirkende Kraft — Hebung oder Senkung” der Gesteinsmassen — sie wahrscheinlich ver- ursacht hätte, sondern durchziehen ganz unregelmässig dasselbe. Aelcr Kalkspathadern, die wahrscheinlich bei Hebung der Alpen entstanden, werden häufig von den neueren Rissen durchquert. Diese Risse zeigen sich sowohl an dem weissen (Dolomit) Br grauen Kalk, dessen Bergtrümmer oft als hunderte von Metern lange Hügel das Max Josefs-Thal bei Schliersee erfüllen und offenbar den beiden Thalwänden entstammen. Ebenso finden sie sich in dem an- stehenden Gestein des Angelgrabens und nach der grossen Trümmer- halde (Kahr) zu schliessen, welche sich von der nahen Brecher-Spitze herabzieht, die nur aus kleinen Gesteinsfragmenten besteht, dürfte E deren ganze Masse gleicherweise zerklüftet sein. A Das Unfertige, die steilen Formen des Brecher-Spitz-Bergzuges, die noch gegenwärtig starke geologische Wirkung (Erosion im oberen, Anschwemmung und Murrenbildung im unteren Thaltheile) seiner beiden Wildbäche lassen vermuthen, dass die jetzige Lagerung dieses Bere massivs jüngeren Datums als die Alpenbildung ist und sich noch in einem verhältnissmässig rasch ändernden Vebergangsstadium befindet. Ganz ähnliche Haarrisse zeigen die Kalkblöcke des vielleicht erst vor einigen Jahrhunderten erfolgten Bergsturzes im Rainthal der Zug- spitze, dessen Schuttmasse die „Blaue Gumbe“ abgedämmert hat. Diese Haarrisse scheinen daher von der heftigen Erschütterung der abstürzenden Felsmassen beim Aufschlagen herzurühren, wobei das harte, spröde Gestein durch die Erschütterung und Schwingungen der ganzen Masse bis in’s Innerste mit jenen Vibrations- oder Erschütterungs- Rissen durchsetzt wurde. !) ‘!) Nur bei harten, spröden Gesteinen werden sich durch Stürze oder sehr hef- tige explosionsartige Erdbebenstösse (Ischia 1883?) solche Vibrationsrisse deutlich aus- bilden können. Einer Mittheilung nach finden sich solche auch im Granit, wenn dieser durch sehr starke Sprengschüsse auf einmal gesprengt wird, wo dann das Gestein bei der späteren Bearbeitung sich so durchsetzt von mit blossem Auge unsichtbaren Rissen erweist, dass es zu technischen Zwecken unbrauchbar ist, daher die Sprengung zuerst mit einer kleinen Ladung erfolgt, welche nur einige Risse erzeugt, die dann durch mehrere folgende stets grössere Ladungen nach und nach erweitert werden. Nach diesem zu schliessen, dürften hoch abgestürzte Granite und ähnliche Gesteine gleichfalls Vibrationsrisse aufweisen. — Durch praktisch ausgeführte Fallversuche mit verschie- denen Gesteinen könnte man dies übrigens nicht unschwer ermitteln. Gewaltige plötz- liche Erschütterungen, wie sie die grossen Ladungen der heutigen Panzergeschütze mit sich bringen, scheinen auch das Metall allmälig mit solchen Haarrissen zu durchsetzen, ! welche dann das schon öfters vorgekommene plötzliche Zerspringen derselben zur Folge haben, obwohl diese die Sicherheitsproben mit viel grösseren als der Gebrauchsladung überstehen müssen. r Sitzung am 3. November. C. v. John. Sur Nr. la E Das Vorhandensein solcher Zerklüftungen dürfte es ermöglichen, ehemalige Bergstürze nachzuweisen, selbst aus früheren geologischen Perioden, wie z. B. manche Marmore, deren Risse sich später wieder - verkitteten, darauf hinweisen. Bestätigt sich diese Annahme, so muss, wie ja auch mehrfach andere Erscheinungen darthun, die Gegend des Max Josef-Thales der Schauplatz grossartiger Bergmassen-Bewegungen zewesen sein, welche sich südlich bis über den Spitzing-See erstreckten. Dr. Penck weist ‚in seinem Werke („Letzte Vergletscherung“ ete. 1882) ebenfalls auf eine grosse, erst in jüngerer nacheiszeitlicher Periode stattgehabten Veränderung der dortigen Gebirgsgegend aus dem Grunde hin, als der _ mächtige Inngletscher dort nicht, wie sonst überall, über die niedrigeren _ Querspalten der Voralpen einen Gletscherzweig herabsandte, woraus er schliesst, dass damals — zur Eiszeit — die tiefe, jetzige Querfurche des Spitzing-See- und Max Josef-Thales noch nieht bestanden habe, sondern erst nach dieser Zeit die frühere hohe Scheidewand entfernt wurde. ?) Bi Die jetzigen Alpen zeigen sozusagen nur noch das Skelet einer gewaltigen Erdkrustenbewegung. Humus, Lehm und die weicheren neneren Gesteinsschichten, welche den Boden der Alpen vor deren - Hebung jedenfalls überlagerten und oft in den Falten eingezwängt oder in hohe Gipfellagen versetzt wurden, bildeten naturgemäss die vorge- _ zeichneten Rinnen der bei der grösseren Höhe und Steilheit der ur- sprünglichen Gebirgsfalten auch anfänglich viel mächtigeren Erosion und entfernte die weichen Schichten aus den Falten, die oft wohl den härteren als Stütze dienten und nach ihrer Entfernung den Zusammen- — sturz der letzteren zur Folge hatten. C. v. John. Olivingabbro von Szarvaskö. K; Vor einiger Zeit wurde mir dureh Herrn Bergingenieur Noth ein Gestein von Szarvaskö übergeben, mit der Anfrage, was für ein Ge- stein dasselbe sei und welche technische Ver wendung dasselbe eventuell finden könnte. k Bei näherer Untersuchung desselben im Dünnschliffe unter dem Mikroskope stellte sich dasselbe als ein Olivingabbro heraus. Es ist also jedenfalls ident mit dem sogenannten Wehrlit von Szarvaskö, der nach den Untersuchungen des Herrn Prof. J. Szabö?) nichts Anderes ist als ein Olivingabbro. Bei näherer chemischer Untersuchung stellte sich heraus, dass dasselbe sehr titanreich ist und wurde deshalb eine genauere Unter- suchung durchgeführt, die folgende Resultate ergab: !) Die charakteristischen Trümmerhügel im Max Josefs-Thal, die wenig aus- gebildeten Schluchten der Giessbäche, die steilen Bergformen, die fast senkrechte Schichtenstellung der Nagelspitz und den Föhrensölden und die ganz verschiedene mehr liegende Lagerung der Schichten auf der zwischen beiden befindlichen Brecher- spitz sind solche Anzeichen. Würde der Schliersee durch Gletscher errodirt, so kann die in selben befindliche Insel nur von einem nacheiszeitlichen Bergsturz herrühren. ?) J. Szabö, A Wehrlit Szarvasköröl. Földtani Közlöny, Budapest 1877 und Verhandl. der k. k. geol. Reichsanstalt. Wien 1877, pag. 269. az: Bu RE NE RArAPi Feen gEr, . f I ER U RTERIER Ei y ni; 318 Verhandlungen. Nr. 13 BVO: 3 ERTEILEN 77 95 DOM TRAGE In Os 0, Pa DO EA TIosare 1,0, A ee ir) AR Bey OÖ: je. ER N Er, BON ee ur Wi :Uer er SOZD & GO RS ee en Mar E AST n MO ee Be N 99:37 Procan Der verhältnissmässig hohe Titangehalt deutet darauf hin, dass nicht Magneteisen, sondern Titaneisen einen der Hauptbestandtheile des Gesteines bildet. Damit stimmt auch überein, dass die Einwirkung selbst grösserer Stücke des Gesteines auf die Magneinis nur. eine, 1 sehr geringe ist. 5 Es ist also das Gestein von Szarvaskö als ein Titaneisen führen- der Olivingabbro zu bezeichnen. 4 Wenn man dem Titansäuregehalt nach schliesst, so dürfte der Gehalt an Titaneisen beiläufig 12—15 Procent betragen. F, Teller. Einneuer Fundort triadischerCephalopoden in Südsteiermark. (Auf Grund einer Einsendung von Herrn Berg- rath E. Riedl in Cilli.) Es ist aus den Darstellungen Zollikofer’s über die geologischen Verhältnisse Untersteiermarks (Jahrb. geol. Reichsanst., 1859, Band X, pag. 152) und aus Sturs Geologie der Steiermark (Graz 1371, pag. 160) bekannt, dass zu beiden Seiten der ostwestlich streichenden, breiten Aufbruchszone paläozoischer Schiefer und Sandsteine, der“ sogenannten „Gailthaler Schiefer“, welehe das Sannthal zwischen Tremmersfeld und der Mündung des Retschitzbaches bei Tüffer ver- quert, und zwar nördlich und südlich von den diesen mittleren Auf- bruch flankirenden Triasbildungen, noch einmal schieferig-sandige Sedi- mente zum Vorschein kommen, welche auf Grund petrographischer Analogien als Aequivalente der Gailthaler Schiefer gedeutet und kartirt worden sind. Der südliche der hier berührten Parallelzüge ist jener von Trifail-Tüffer, der nördliche bildet das aufschlussarme, waldige Hügelland, an dessen Nordfusse die Stadt Cilli liegt. Bezüglich der Gesteine des südlichen Nebenzuges, welche die unmittelbare Unterlage des Nordflügels der Tertiärmulde von Tüffer- Sagor bilden, haben bereits Stur und Höfer Ansichten geäussert, welche die ältere Deutung dieser Gebilde als Gailthaler Schiefer als recht unsicher erscheinen lassen. Stur spricht auf Grund seiner Unter- suchungen die Ueberzeugung aus, dass sich innerhalb ' dieser Schiefer Aequivalente des Fischschiefers von Wurzenegg und Prassberg, somit oligoeäne Bildungen werden nachweisen lassen, während Höfer in diesem Gesteinszuge triadische Schichten, und zwar Aequivalente des Lunzer Sandsteines, vermuthet. Eine ausführliche Darlegung des Sach- verhaltes und einige bemerkenswerthe neue Beobachtungen über diesen fraglichen Schieferzug hat erst jüngst Bittner in einer Studie über‘ die Tertiärablagerungen von Trifail-Sagor (Jahrb. geol. Reichsanst., 1534, pag. 476) mitgetheilt. D\ = T “ #| = z = % Ei 2 » 8 Nr. 13 Sitzung am 3. November. G. Tegläs. 319 Gegen die Deutung des nördlichen Parallelzuges, der Schiefer in - der Umgebung von Cilli, sind bisher noch keine Bedenken laut geworden. Unsere Anschauungen fussen diesbezüglich noch auf den Darstellungen Zollikofer's, welcher in einem Profile entlang dem Ostufer der Sann nördlich von Cilli (loc. eit. pag. 162) die dunklen mit kalkigen Bänken wechselnden Schiefergesteine im Liegenden des südlich verflächenden _ Kalkriffes, das von der Schlossruine gekrönt wird, als Gailthaler Schiefer, den Kalk des Schlossberges selbst als Gailthaler Kalk be- zeichnet. Vor Kurzem hat nun Herr Bergrath E. Riedl, Vorstand des Bergrevieramtes in Cilli, von dessen unablässigen und erfolgreichen Bemühungen um die Erforschung des Bodens und der Geschichte seines " Amtsbezirkes das unter seiner Leitung stehende Localmuseum von Cilli beredtes Zeugniss gibt, in den Schiefern im Liegenden der Kalke des - Schlossberges einen Petrefaetenrest entdeckt, der wohl geeignet ist, die - bisher geltenden Anschauungen über das geologische Alter auch dieses Zuges von Schiefern und Kalken wesentlich umzugestalten. Das mir vor- liegende Petrefact ist ein wohlerhaltenes Trachyceras, und zwar Tr. julium Mojs. Das Stück stimmt in jeder Beziehung und zufälliger _ Weise auch in der Art seiner Erhaltung so vollständig mit dem von _ E. v. Mojsisovies (Die Cephalopoden der mediterranen Triasprovinz Taf. XIII, Fig. 3) abgebildeten Original von Prezzo in Judicarien überein, dass über die Richtigkeit der Identifieirung mit dieser Art nicht der mindeste Zweifel obwalten kann. Nach Mojsisovies ist Tr. Jjulium bisher aus dem schwarzen schieferigen Daonellenkalk von Prezzo (Judicarien), aus den rothen Kalken des Mte. Clapsavon (Friaul) und von. Felsö Ors (Bakonyer Wald) bekannt und bildet eine bezeichnende Cephalopodenform der Zone des Tr. Archelaus. Wir können daher auf Grund dieses vereinzelten Fundes schon heute mit Sicherheit schliessen, dass die von Zollikofer als dem weiten Begriffe. der Gailthaler Schichten untergeordneten Schiefer und Kalke im Liegenden des Kalkriffes des Cillier Schlossberges der Trias, und zwar dem Niveau der Wengener Schichten, zufallen. Nach den von Herrn Bergrath E. Riedl getroffenen Massnahmen - ist zu erwarten, dass wir bald über ein reicheres Materiale von diesem gewiss sehr bemerkenswerthen Fundpunkte verfügen werden. e Gabriel Teglas. DieHöhlen beiBoiczain Siebenbürgen. Eben vor einem Jahre hatte ich die Ehre, die ausgedehnte Magura- Höhle von Karacsonyfalva (Kreesonyesd), die Szabö Jözsef-Höhle (Balogn) vorzustellen; jetzt sei es mir gestattet, über die Scheunen ge- “ nannter Höhlen der an der boiczalen Seite sich erhebenden und eben- falls Magora genannten Kalkmasse zu referiren, indem ich bemerke, dass es mir gelungen, auch in diesen die Spuren des Aufenthaltes des Urmenschen zu entdecken und dass ich in der grossen Monographie den orientirenden Zeichnungen auch die Illustrationen jener Spuren beifügen werde. In der Literatur kommen diese Höhlen bei mir am ersten n Erwähnung, und meine nähere Mittheilung über diese Höhlen erschien in dem mathematisch-naturwissenschaftlicehen Berichte der ungarischen ‘ Akademie der Wissenschaften (Jahrgang 1883, II. Band, 6. bis 7. Heft). au 320 Verhandlungen. Der zu den Scheunen (Csür) zuführende Weg kann von Boieza aus nicht direct betreten werden. Wir thun besser daran, wenn durch den wildromantischen Engpass: Jutre Piatra einen Um von einer halben Stunde machen. Von hier aus unternehmen wir eii mühsamen Gebirgsweg zur südlichen Seite der Magoera und nach Stunde gelangen wir zur obersten Scheuer. Die oberste „Osür“ (Scheu ist nur ein unmerklicher Riss und sind auch in diesen weder Tropfst bildungen, noch paläontologische oder archäologische Funde zu mach Mittelst einer Strickleiter gelang es mir, zur zweiten Höhle hin zu klettern. Aus einem schmalen Vorgauge kommen wir in die eige liche Höhle, wo uns eine schöne Stalagmitgruppe — vom Volke Al genannt — empfängt. Dieser zusammen 65 Meter langen Tropfstein- höhle sei mir gestattet, den Namen des Herrn Universitätsprofessors Baron Loraud v. Eotveo, Referenten des constanten naturwissagg schaftlichen Comites der ungarischen Akademie beizulegen. Im vorderen Theile dieser Höhle gelang mir auch, die Spuren ‘ vorgeschichtlichen Menschen nebst Hausthierknochen” zu entdeck Neben den schlecht gebrannten ungeschmückten Topfscherben liegen dünnere, mit Graphit oder Röthel glasirten Scherben herum. Am häu- figsten sind die mit Fingernägeln eingedrückten und eingeritzten Tirade 7 Ausser einigen Jaspissplittern fand “ich kein Steinwerkzeug vor. Ein wenig abwärts gelangen wir in eine sonderbare Grotte. Ausser ihren zwei parallelen gegen Süden gelegenen Eingängen hat dieselbe ein nach südwärts gelegenes Portale. Im grossen Saale ist der Bodeı felsig; aber beim südwestlich gelegenen abschlüssigen Ausgange fanden wir viele polirte graphitische Topfscherben. Durch einen langen Steingang kommen wir an die nächste und der Reihe nach letzte „Osür“ ‚ welehe wieder ziemlich hoch liegt. Prä- historische Artefaeten, und namentlich Thonscherben, kamen auch hier vor. Diese räumliche Höhle möge zu Ehren des Herrn Grafen Kuno Gera, Ehrenmitglied der ungarischen Akademie, den Namen: „Graf Kuno Gera- Grotte“ tragen. Die drei letztgenannten Höhlen dienten den neolitischen Menschäll als Behausungen und auch im Jahre 1848/49 fanden die walachischen Insurgenten ihren Zufluchtsort. 4 es - % Vortrag. Ed. Suess.. Ueber schlagende Wetter. \ Gross und edel sind die Bestrebungen, welche zur Besserung der Lage der arbeitenden Classen an vielen Orten und unter verschiedenen Formen hervortreten, und wenn auch die Ergebnisse gar oft hinter den Erwartungen zurückbleiben , darf darum nicht verzagt werden. Den Bemühungen , welehe auf die Linderung der Folgen von Unfällen ge- richtet sind, stehen aber jene noch voran, deren Ziel die Verhütung” solcher Unfälle ist. Seit Jahren haben die Explosionen in den englischen i Kohlengruben dort die grössten Anstrengungen erweckt, um ein s0 furchtbares Uebel, wenn nicht zu beseitigen, doch abzuschwächen, und die schweren Unelücksfälle, welche sich seither aus der zunehmenden Entwicklung des” Steinkohlenbergbaues in vielen anderen Ländern, Sitzung am 3. November. Ed. Suess. 321 leider auch in Oesterreich, ergeben haben, sind die Veranlassung zu einer - immer tiefer eindringenden Erforschung des Wesens dieser Katastrophen geworden. Eine Unzahl von mehr oder minder begründeten Vermuthungen taucht hervor, sobald diese wichtige Frage einen neuen Anstoss erhält, _ aber ein wirklicher Fortschritt in der Erkenntniss und folglich auch eine Hoffnung, die Mittel zur Verhütung zu finden, ist nur durch direete - Experimente zu erhalten. Solche Experimente sind nicht nur kostspielig, sondern auch in einzelnen Fällen für den regelmässigen Betrieb einer - Grube ausserordentlich hemmend, und es finden sich aus diesem Grunde nur selten die glücklichen Umstände vereinigt, unter welchen eine erfolgreiche Reihe von Versuchen möglich wird. Wir haben in der That bis jetzt nur zwei grosse Versuchsreihen zu verzeichnen. Die erste ist jene, welche auf Kosten der deutschen Regierung im vergangenen Jahre auf der Grube „König“ bei Neunkirchen, Regierungsbezirk Trier, über die Explodirbarkeit von Steinkohlenstaub ausgeführt worden ist. Zu diesem Zwecke wurde ein künstlicher Stollen in der Länge von 51 Meter mit Beobachtungsfenstern an der Seite erbaut, und es zeigten sich in der That selbst bei der Abwesenheit von Grubengasen ausserordentlich heftige Explosionen. Die grosse Gefahr, welche in dem Vorhandensein von trockenem Steinkohlenstaub, und zwar sowohl in seiner eigenen Explodirbarkeit, als in der Entwicklung von schweren Rauchschwaden durch denselben liegt, ist durch diese Experimente ausser Zweifel gesetzt. Leider ist aber durch dieselben noch kein Mittel gegeben, um staubreiche Gruben von dieser Gefahr zu befreien. Eine zweite grosse Reihe von Versuchen nach anderer Richtung ist im Laufe dieses Sommers in Oesterreich auf den Gruben S. kais. Hoheit des Herrn Erzherzogs Albrecht in Karwin, auf Anregung des Cameral- Directors Ritt. v. Waleher, durch die dortige intelligente Beamten- schaft in einer Weise ausgeführt worden, welche Jedermann, der an diesen Dingen Antheil nimmt, zu dem lebhaftesten Danke verpflichten muss. An denselben waren insbesondere Bergrath W. Köhler, Schichtmeister Ed. Pfohl, der Vorstand des chemischen Laboratoriums in Trzynietz Ritt. v. Mertens (für die Analysen) und Forstadjunet Jankowski (für die barometrischen Beobachtungen) betheiligt. Diese Experimente, zu welchen der gesammte Bergbau in der betreffenden Grube zu wieder- holten Malen gänzlich ausser Betrieb gesetzt worden ist, haben eine wichtige strittige Frage in einer bestimmten Weise gelöst und bezeichnen einen höchst bemerkenswerthen Fortschritt in der Kenntniss der schlagen- den Wetter. Ueber diese Versuche will ich es unternehmen zu berichten. Man hat seit langer Zeit wahrgenommen, dass in Quellen, aus welchen Kohlensäure emporsprudelt, durch eine Verminderung des Luft- druckes, also bei sinkendem Barometerstande, eine gesteigerte Ent- wicklung von Kohlensäure bemerkbar wird, so dass z. B. die Säuer- linge von Carlsbrunn in Schlesien bei sinkendem Barometerstande in gesteigerte Wallung gerathen. In den Jahren 1859 und 1860 hat Dr. Cartellieri in Franzensbad durch eine lange Reihe von Beob- achtungen gezeigt, dass der Auftrieb der Quellen in einem verkehrten K. k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 13. Verhandlungen. 48 322 Verhandlungen. Verhältnisse zu dem Luftdrucke steht, so zwar, dass bei gemindertem Luftdrucke die Lieferung und die Wallung der Quellen sich steigern. Am 10. November 1359, als ein ausserordentlich hoher Luftdruck ein- getreten war, hörte sogar die gasreiche Franzensquelle ganz zu Bios auf und zeigte kein Lebenszeichen, bis nach wenigen Tagen das Barometer wieder zu sinken begann. Zu gleicher Zeit, am 11. November, war bei hohem Barometerstande auch die Lieferung der Sauerwässer zu Homburg ausserordentlich zurückgegangen und sie steigerte sich“ erst wieder, als dieser sich verminderte. Und nicht nur an gasreichen Quellen wird diese Wirkung des Barometerdruckes bemerkt; der Vulean Stromboli in den liparischen oder, wie sie früher genannt wurden, äolischen Inseln, befindet sich fortdauernd in einem Zustande mässiger Dampfentwicklung, welche sich jedoch steigert, sobald der Barometer- druck nachlässt, und aus diesem Grunde wird die Dampfsäule des Stromboli von den Schiffern als ein Wetteranzeiger betrachtet. Dieser Zustand der Dinge dauert wahrscheinlich schon durch sehr lange Zeit an, denn schon Plinius erzählt, dass aus dem Rauche dieses Vulcans die Umwohner im Stande sind, dass Wetter drei Tage vorherzusagen, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Homer’sche Sage vom König Aeolus, welcher die Stürme gefesselt hält, auf diese selbe Erscheinung zurückzuführen sei. Die Vermuthung, dass der Luftdruck von Einfluss auf die Ent- wicklung der schlagenden Wetter sei, ist von englischen Praktikern mehrmals geäussert worden und reicht bis in das Jahr 1852 zurück, wo sie von dem Inspector für Nord- und Ost-Lancashire Jos. Diekinson ausgesprochen wurde. In der lehrreichen Sitzung des englischen Parlamentes vom 21. Juni 1378 hob der Abgeordnete für das Kohlengebiet von Newcastle upon Tyne, J. Cowen, hervor, dass solche Explosionen selten allein erscheinen; zwei oder drei pflegen sich unmittelbar zu folgen, und es sei Grund vorhanden, zu glauben, dass sie durch irgend einen rascheren Wechsel in der Atmosphäre verursacht seien; wenn Stürme an das Land treten, seien sie häufig von solchen Explosionsfällen be- gleitet. Ja, Cowen ging damals schon so weit, dass er die Regierung aufforderte, sie solle an die einzelnen Gruben des Landes in ähnlicher Weise wie an die Seehäfen telegraphische Nachriehten senden , sobald man einen Sturm oder einen Wechsel in der Witterung zu befürchten habe. Diese Ansicht von dem Einflusse des Luftdruckes auf die Ent- wieklung der schlagenden Wetter wurde auch seither von den englischen Fachautoritäten festgehalten und es sind auf vielen englischen Gruben Barometer aufgestellt worden, während sich die französischen und deutschen Fachmänner zum grössten Theile ablehnend verhalten haben. Die Gegner gingen nämlich von der Meinung aus, die Wetter seien im Flötze unter viel zu hohem Drucke enthalten, als dass eine Verschieden- heit im barometrischen Drucke von irgend einer bemerkbaren Wirkung auf das Ausströmen sein könne. Auf diese Frage beziehen sich die Untersuchungen in Karwin. Das Gebiet, in welehem diese Beobachtungen vorgenommen wurden, umfasst den grössten Theil dererzh. Gabriela-Zeche. Dieser Theil erhält seine frischen Wetter durch den Gabriela-Förderschacht, während der 500 Meter gegen West gelegene Hauptwetterschacht als ausziehender ENT. 13 Sitzung am 3. November. Ed. Suess. 323 Schacht dient. Auf dem letzteren war während der ganzen Dauer der Versuche ein Guibal-Ventilator von 704 Meter Durchmesser in Betrieb; "in neuester Zeit wurde ein solcher von 1? Meter Durchmesser eingebaut. Die Flötze der Gabriela-Zeche gehören zu den östlichsten und zunächst an dem Rande der Karpathen gelegenen Theilen des Ostrau- Karwiner Revieres und sind nach Stur’s paläontologischen Unter- suchungen ohne Zweifel zu den hangendsten Ablagerungen des dortigen Kohlengebirges zu rechnen. Diese Zeche grenzt unmittelbar an das Revier des Johann-Schachtes, auf welchem sich das schwere Unglück vom 6. März d. J. ereignete. Die Lagerung der Flötze ist eine ziemlich flache. Ich habe dieselben vor Kurzem an einem Sonntag Mittag be- sucht, nachdem die Arbeit durch sechs Stunden geruht hatte. Die frisch gehauene Fläche vor Ort liess in ihrer ganzen Ausdebnung ein Knistern und Blasen und leichtes Pfeifen vernehmen, so dass das Ausströmen des Grubengases an der ganzen Fläche sich nicht nur durch die bekannten Erscheinungen in der Lampe, sondern auch dem Gehör verrieth. Viele der Wassertümpel an der Sohle befanden sich in leichter Wallung, indem die Gase von unten her durch dieselben heraufperlten. Die älteren Arbeitsflächen waren dagegen still und es ist eine über- einstimmende Erfahrung, dass das Flötz in den dem Abbau zunächst liegenden Theilen sich in längerer oder kürzerer Zeit seines Gasgehaltes entledigt und dann auch keine Gefahr mehr birgt. Aus diesem Grunde ist es auch der Bau der frisch in das Flötz eindringenden Strecken, welcher die grösste Vorsicht fordert und ist in dem ganzen Revier von Östrau-Karwin zum Zwecke der Wetterführung der Doppelbetrieb der Grundstrecken eingerichtet. Das ausströmende Grubengas folgt dem durch die Ventilation erzeugten Wetterzuge, aber locale Ansammlungen, namentlich am First und im alten Mann, sind unvermeidlich. Ich komme nun zu den Versuchen selbst. Die bekannteste unter den Arbeiten, welche zur Unterstützung der von den englischen Fachleuten gehegten Meinung veröffentlicht wurden, ist die von Rob. Scott und W. Galloway in den Proc. Roy. Soc. für 1872) enthaltene Abhandlung über den Zusammenhang zwischen Gas-Explosionen in den Kohlengruben und der Witterung. In dieser Abhandlung werden die in den Jahren 1368, 1369 und 1870 in Eng- land vorgekommenen Explosionen mit dem Stande des Barometers an dem ziemlich central zu den Gruben gelegenen Stonyhurst-Observatorium bei Preston verglichen. Die Zahl der verzeichneten Explosionen ist eine sehr grosse; sie beträgt für 1868 154 (davon 44 schädliche), für 1869 200 (47 schädliche) und für 1870 196 (67 schädliche). Nichtsdesto- weniger ist es klar, dass eine solche Vergleichung kein ganz scharfes Ergebniss liefern kann, und zwar schon darum nicht, weil der that- sächliche Eintritt einer Explosion von dem Hinzutritte einer direeten Zündung zu der vorhandenen gesteigerten Gefahr abhängig ist; auch war eingestandener Massen zu jener Zeit in vielen dieser englischen Gruben nur eine mangelhafte Ventilation vorhanden, so dass die schla- genden Wetter durch einige Tage sich sammeln und oft erst einige Zeit ‘) Auch Zeitschr. d. österr. Gesellsch. f. Meteorol., VII, 1872, pag. 196—203, Taf. IV. 48* 324° Verhandlungen. nach dem wirklichen Beginn des gesteigerten Ausflusses zur Explosion gebracht werden mochten. } Unter den ähnlichen deutschen Arbeiten führe ich jene von Nasse an, in welcher jedoch nur die aus einem Brandfelde entweichenden Gase mittelst der Sicherheitslampe abgeschätzt wurden. }) 2 Um aber wirklich klar und überzeugend zu sein, mussten die Beob- achtungen unabhängig gemacht werden von jenen Zufällen, welche die thatsächliche Explosion herbeiführen und auf fortlaufenden thatsächlichen € Gasmessungen beruhen. Zu diesem Zwecke musste parallel mit baro- metrischen Beobachtungen eine längere Reihe von Analysen der ent- wickelten Luft an einer ausreichend und regelmässig ventilirten Grube ausgeführt werden. Diese mühsame Arbeit ist auf der Gabriela- Zeche in Karwin ausgeführt worden. Man hat zuerst in der grössten Tiefe, in 230 Meter, einen Barographen angebracht und sich von der nahen Uebereinstimmung der Schwankungen des Luftdruckes zu Tage und in der Grube überzeugt. Sodann wurde in einer langen Reihe von Analysen nicht nur die Beschaffenheit der entwickelten Luft in dem Halse des Ventilators täglich festgestellt, sondern es wurden auch, da der Ventilator auch auf den alten Mann wirkt, in einem selbstständigen Apparate die Wetter des Carlsflötzes gesammelt und in einer zweiten Reihe von mehr als täglichen Analysen ihre Zusammensetzung ermittelt. Diese Versuche wurden Anfangs Juni d. J. begonnen und dauern heute noch fort. Ein von der erzh. Cameraldirection in Teschen auf Grund der Beobachtungen vom 5. Juni bis 13. Juli veröffentlichter erster Bericht hat gezeigt, dass, so oft der Quecksilberstand im Baro- meter sinkt, zugleich der Gehalt an explosiven Gasen in der Grube und im Ventilator steigt.°) Die seitherigen Beobachtungen, deren gra- phische Darstellung von der Cameraldireetion gütigst mitgetheilt wurde, bestätigen. dieses Ergebniss auf das Schlagendste. Es ist dasselbe in dem Berichte folgendermassen ausgedrückt: 1. Der Gasgehalt der Grubenluft nimmt im Allgemeinen bei steigendem Luftdruck ab und bei fallendem Luftdruck zu. 2. Der Gasgehalt steigt umso intensiver, je steiler die Luftdruck- curve abfällt; er nimmt umso schneller ab, je steiler die Luftdruckeurve ansteigt. 3. Die Entwicklung der schlagenden Wetter ist nicht von der absoluten Tiefe des Luftdruckes abhängig. 4. Folgt auf ein steiles Ansteigen der Luftdruckeurve ein weniger steiles oder hält sich der Luftdruck, nachdem er sein Maximum erreicht hat, längere Zeit gleichförmig auf seiner Höhe, so tritt ein langsames Steigen des Gasgehaltes ein. Nimmt nach einem scharfen Barometerfall die Intensität des Falles ab oder hält sich die Luftdruck eurve, nachdem sie ihr Minimum erreicht hat, längere Zeit auf einem niedrigen Niveau, so tritt eine langsamere Abnahme des Gasgehaltes ein. Es entspricht daher nicht immer dem Maximum, resp. Minimum der Barometercurve das Minimum, resp. Maximum der Gascurve. — 1) Zeitschr. f. Berg-, Hütten- und Salinenwesen. 1877, 8. 277—279. ?) Ueber den Einfluss der Luftdruck-Schwankungen auf die Entwicklung von Schlagwettern. Bericht über die in Bezug auf diese Frage in der erzh. Albrecht’schen Steinkohlengrube bei Karwin, Oesterr.-Schlesien, angestellten Versuche. 4°. Teschen 1885; herausgegeb. v. d. erzherz. Cameraldirection, Nr. 13 Sitzung am 3. November. Ed. Suess. 325 Nicht zufrieden mit diesen wichtigen Erfahrungen, schritt man zu einer weiteren Reihe von Versuchen. Die Grube wurde ausser Betrieb gesetzt, der Luft zuführende Schacht geschlossen und die saugende Thätigkeit des Ventilators wurde- fortgesetzt. Zum ersten Male wurde dieses Experiment am 20. Juni Mittags begonnen und durch 27 Stunden fortgesetzt. Um dieselbe Tourenzahl des Ventilators zu erhalten, musste der Dampfdruck vergrössert werden. Der Luftdruck in der Grube sank binnen 5 Minuten um 2°5 Millimeter; der Gehalt an Grubengas stieg am Ventilator (welcher auch auf den alten Mann wirkt) um 83 Procent, am Carlsflötze aber um 40 Procent. Bei späteren Versuchen erreichte man in der Grube eine barometrische Depression von 4 Millimeter, der Ventilator versagte und in einem Falle stieg der Gasgehalt am Carlsflötze sogar um 135 Procent. Diese künstlich in der Grube herbeigeführte barometrische De- pression von 2'5 bis 4 Millimeter ist allerdings gering im Vergleiche zu den natürlichen Schwankungen des Luftdruckes, welche jahraus jahrein vor sich gehen, aber der rasche Eintritt derselben ist für den beschleunigten Ausfluss der Gase nicht nur aus dem alten Mann, sondern auch aus dem Flötz massgebend. Von den fünf grösseren Unglücksfällen der letzten Zeit fallen vier in Perioden besonderer barometrischer Depression. Das Unglück zu Poln.-Ostrau am *. October 1884 trat ein, während das Barometer in 48 Stunden um 11 Millimeter sank. Die Explosion zu Karwin am 6. März 1885 in dem an den Gabriela-Schacht grenzenden Revier erfolgte am zweiten Tage eines barometrischen Sturzes, der in drei Tagen 16 Millimeter betrug. Jene zu Saarbrücken am 18. März 1885 erfolgte ebenfalls am zweiten Tage eines barometrischen Falles von etwa 15 Millimeter „und jene zu Clifton Hall am 18. Juni 18%5 trat bei Beginn eines barometrischen Sturzes ein. Das Unglück zu Dombrau am 7. März 1885 wird hauptsächlich _ dem Kohlenstaube zugeschrieben. Zu diesen fünf Unglücksfällen gesellt sich nun aus den allerletzten Tagen jener von Szekul im Banat vom 29. October d. J., 9 Uhr Morgens. Obwohl mir nähere Angaben noch nicht bekannt sind, mag erwähnt sein, dass am 28. zu Hermannstadt um 7 Uhr Früh der Barometerstand 7542 Millimeter betrug, am 29. 750'6, am 30. 749'8. Es ist überflüssig, die Tragweite der Experimente von Karwin eines Weiteren darzulegen. Sie bestätigen die Anschauungen der eng- lischen Fachmänner und die von Cowen im Jahre 1878 vor dem englischen Parlamente ausgesprochenen Ansichten, und es ist vorauszu- setzen, dass sie in anderen Ländern, in welchen diese. Ansichten bisher nicht getheilt wurden, eine Aenderung der Meinung herbeiführen werden. Sie zeigen die grosse Wichtigkeit des Barometers für den Stein- kohlen-Bergbau. Die Isobarenkarten, deren Veröffentliehung von Jahr zu Jahr eine grössere Ausdehnung annimmt, und welche das Vor- schreiten der Minima des barometrischen Druckes über Europa von Tag zu Tag verzeichnen, werden in Zukunft bei keiner der Verwaltungen solcher Gruben zu fehlen haben. Schon ist auf den erzherzoglichen Gruben zu Karwin die Vorschrift in Wirksamkeit, dass bei dem Heran- nahen einer barometrischen Depression an allen gefährlichen Arbeits- De le Te ET Bay Ehe EN Ta imra 3 7 \ CM: SURE a 326 Verhandlungen. punkten die Schussarbeit zu untersagen ist und bei steigender Ge die Arbeit gänzlich eingestellt wird. Diese Vorschrift wird allgemeine Geltung erlangen müssen , alle jene Personen, welche die Experimente zu Karwin angeregt, fördert oder ausgeführt haben, an ihrer Spitze der durchlauchti Besitzer selbst, mögen das befriedigende Bewusstsein empfinden , der grössten Gefahren des Bergbaues allerdings nicht gänzlich geban aber doch ein Zeichen der herannahenden Gefahr sichergestellt u dadurch aller, Wahrscheinlichkeit nach manchen schweren Unglücksf für die Zukunft verhütet zu haben. Literatur-Notizen. F. v. Richthofen. Atlas von China. Erste Abtheilung. Tafeln 13 bis 26. Berlin 1885. Wir erlauben uns, unsere Leser auf die soeben erschienene, i2 Blätter enthaltende Fortsetzung des grossen chinesischen Kartenwerkes Richthofen’s aufmerksam zu machen. Ueber den Plan und die Bedeutung des Werkes konnte bereits in Nr. 3 dieses Jahr- ganges der Verhandlungen (pag. 86) berichtet werden, (ED) J. Niediwiedzki. Beitrag zur Kenntniss der Salzfor- mation von Wieliezka und Bochnia. III. Lemberg 1884. Dieser dritte Theil der Arbeit des Verfassers schliesst die schon früher in diesen Ver- handlungen (1883, pag. 244; 1884, pag. 297) referirten Abschnitte der Auseinandersetzung über Wieliezka und Bochnia ab. Da seine frühere Schilderung des Salzgebirges von Wieliezka dem Verfasser zu allgemein schien, will er dieselbe hier durch eine eingehendere Dar- stellung einer ausgewählten Partie vervollständigen und bespricht die Lagerungsverhält- nisse, die sich im „Querschnitt durch den Franz Josefschacht“ beobachten lassen. Diese Besprechung gipfelt in einer Polemik gegen die früheren, von Hrdina und Paul ver- tretenen tektonischen Anschauungen über Wieliczka, ohne dass man dabei aber die eigenen Ansichten des Verfassers über die Tektonik des Salzgebirges in einem deutlichen Bilde zu erkennen vermöchte. Der Wassereinbruch von Wieliczka soll weder durch An: ritzung des Liegenden, noch des Hangenden erfolgt sein. Zahlreiches Detail macht dieses Schlusscapitel der Studien des Verfassers ebenso werthvoll, wie die früheren Abschnitte (E. T.) G. Böhm. Ueber südalpine Kreideablagerungen. Sep. Abdr. aus der Zeitschr. d. Deutschen geolog. Gesellsch. Bd. XXXVIL 2. Heft, 1885, pag. 545—549. ‚ Es ist bekannt, dass östlich vom Piave der veronesische „Biancone“ einer Rudisten- facies Platz, macht, in welcher nicht nur der Biancone selbst, sondern auch noch höhere Horizonte vertreten sind, dass aber zum Mindesten im Bellunesischen noch darüber Mergelschiefer der Scaglia entwickelt sind. Die wenig zahlreichen Versteinerungsfund- orte innerhalb der Rudistenkalke sind zum grossen Theile in neuerer Zeit von Prof, Pirona in Udine entdeckt worden, so insbesondere die Localität Col dei Schiosi bei Polcenigo (vergl. diese Verh., 1884, 64). Böhm besuchte diesen Fundort und fand hier in weissem Korallenkalke Nerineen, Janira Zitteli Pir., eine.grosse Caprina. eine kleine Caprotina (?), ausserdem Diceras, sowie Sphaeruliten Auch an einer zweiten, benachbarten Stelle, an der Costa Cervera, fand Böhm neben Nerineen ebenfalls Diceraten, welche aber von dem Diceras des Col dei Schiosi ganz verschieden sind. Sicher ist, dass diese sonst für jurassisch gehaltene Gattung hier mit Sphaerulites in derselben Schichte auftritt. i Längst bekannt sind die Kreidefossilien vom Lago di Sta. Croce, die in den Sammlungen gewöhnlich als vom Mte. Pine herstammend angegeben werden; sie sind nach Böhm wohl zumeist auf der Schutthalde östlich am See gesammelt. Die südlicher liegenden Brüche sind fast steril. Ueber dem Rudistenkalke, auf der Plateauhöhe, liegt Scaglia. Im Westen findet man ergiebigere Fundorte. So insbesondere beim Orte Callo- niche ober Cima Fadalto. Der Steinbruch hier liefert ausser zahlreichen Exemplaren von Actaeonella gigantea besonders eine weitere actäonellenähnliche Form, die vielleicht 4 Nr. 13 Sitzung am 3. November. A. de Zigno. 327 zu Chemnitzia gehört, eine Chemnitzia Paosi nov. spec, eine naricaartige Schnecke und zahlreiche andere Typen, die Verfasser gelegentlich zu beschreiben gedenkt. Von bekannten Arten fanden sich hier: Actaeonella gigantea Orb,, Act. laevis Orb., Hippurites cornuvaceinum Br und Caprina Aguilloni Orb Die kleinen Sphaeruliten der Ostgehänge finden sich auch im Bruche bei Calloniche wieder. Böhm parallelisirt deshalb nicht nur die Vorkommnisse von Calloniche, sondern auch die Kalke der Ost- gehänge der Gosauformation Auch über den Kalken von Calloniche lagert unmittelbar _ die Scaglia. (A. B.) A. deZigno. Due nuovi peseci fossili della famiglia dei Balistini scoperti nel terreno eoceno nel Veronese. (Mem. della societä italiana delle scienze, tom. VI, ser. III. Napoli 1884) 4° 8 Seiten mit 2 Tafeln. Fossile Teleostier aus der Verwandtschaft des lebenden Balistes sind aus den veronesischen Eocänablagerungen schon seit langer Zeit bekannt Auf einen derartigen Rest vom Mte. Bolca, der schon in der Ittiolitologia Veronese (1796) zur Abbildung gelangte, hat Blainville die Gattung Palaeobalistum gegründet. In jüngerer Zeit (1857) berichtete Massalongo über einen ähnlichen Fund in den Brüchen des Mte. Postale und brachte dafür die neue Gattung Protsbalistum in Vorschlag. Die vor- liegenden Untersuchungen geben nun eine schärfere Charakterisirung des letztgenannten Genus, und zwar auf Grund des Originales vom Mte. Postale und machen uns zugleich mit einem zweiten Vertreter derselben Gattung bekannt, der erst in jüngster Zeit am Mte. Bolca aufgefunden wurde. Die hierhergehörigen Fischreste sind von oblonger Gestalt, vorne hoch, nach hinten mehr weniger rasch abfallend. Es sind zwei Rückenflossen vorhanden, eine vordere, kräftige Stachelflosse und eine hintere mit weichen Strahlen. Die Brustflossen (nur an _ einer Art beobachtet) bestehen aus je 2, die Bauchflossen aus 1—3 starken Stachel- strahlen. Anal- und Caudalflossen sind weichstrahlig. Die Mundöffnung ist eng und weit nach abwärts gerückt. Von den Zähnen sind die vorderen stumpfconisch und leicht gekrümmt, die hinteren dagegen abgeplattet mit länglichem gerundeten Umriss. Aus diesen Merkmalen ergeben sich sowohl gegen Ostracion und Balistes, wie auch gegen die fossile Gattung Palaeobalistum genügend scharfe Unterschiede. Als Typus der Gattung Protobalistum ist der schöne, von Massalongo be- nannte Rest vom Mte. Postale, Pr. imperiale, zu betrachten, von dem wir hier das erste Mal eine Abbildung und sorgfältige Beschreibung erhalten. Daran schliesst sich sodann die zweite, kleinere Art vom Mte. Bolca, welche vom Verfasser unter dem Namen Pr. Omboni vorgeführt wird. (ERSTE) A.de Zigno. Sopra uno scheletro fossilediMyliobates esistente nel museo Gazola in Verona. (Estr. dal Vol. XXI delle Memorie dell’ Istituto Veneto di seienze lettere ed arti. Venezia 1885.) 4‘, 13 Seiten mit 1 Tafel. Die Rochengattung Myliobates, welche im heutigen Mittelmeere nur durch zwei Arten vertreten ist, besass zur Tertiärzeit eine viel grössere Verbreitung und Formen- mannigfaltigkeit. Aus den Tertiärablagerungen Italiens sind bisher allein 18 Arten be- kannt geworden, von denen 8 auf die eocänen und miocänen Bildungen Venetiens ent- fallen. Die fossilen Arten wurden bisher durchaus auf isolirte Zahnplatten und Schwanz- stacheln gegründet, das in der vorliegenden Abhandlung beschriebene und abgebildete Fundstück ist der erste vollständig erhaltene Fossilrest dieser Gattung. Der aus dem eocänen Kalk des Mte. Bolca im Veronesischen stammende Rest misst vom Rostrum bis zur Schwanzspitze 0'49, die rhombische Körperscheibe hat bei einer Länge von 0'17 einen Querdurchmesser von 0'24. Der Körper ist von der Unterseite sichtbar, so dass also Zahnplatten, Schultergürtel, Brust- und Bauchflossen in situ der Untersuchung zugänglich sind. Die Wirbelsäule ist ihrer ganzen Länge nach erhalten. Der Vergleich mit fossilen Myliobates-Resten und mit den lebenden Vertretern der Gattung ergab eine genügende Anzahl von unterscheidenden Merkmalen, um die Aufstellung einer neuen Art, M. Gazolai, zu rechtfertigen. Im Anhange an die Schilderung dieses schönen Fundstückes gibt der Verfasser noch von zwei Myliobates-Resten Nachricht, die in den oligocänen, an Fisch- und Pflanzen- resten so reichen Mergelkalken von Chiavön aufgefunden wurden. Es sind Fragmente von Schwanzstacheln, welche auf zwei neue Arten M. Clavonis und M. leptacanthus bezogen werden. (F. T.) . 50. Band. Wien 1885.) 8 Seiten mit 1 Tafel. Nr. 13 328 — Verhandlungen. C. A. Purschke. Clemmys sarmatica n. sp. aus dem Tegel von Hernals De Wien. (Denksehr. d. kais. Akad. d. Wiss. Die Grundlage der vorstehenden Abhandlung bildet ein in seinen wesentlichs ten Theilen wohlerhaltener Schildkrötenpanzer aus den sarmatischen Ablagerungen des Wiener Beckens, welcher aus der an schönen Wirbelthierresten sehr reichen Sammlung des verstorbenen k. k. Kriegscommissärs Letocha in das geologische Museum de Wiener Universität übergegangen ist. Der Rest besteht aus Rücken- und Bauchpanzer, die durch Synostose mit einander verbunden sind. Der Rückenschild ist oval und mässig gewölbt, der Bauchschild gross, an der Unterseite convex und unbeweglich. Der Panzer war mit hornigen Schuppen bedeckt, deren Grenzeindrücke an der Oberfläche des knö- chernen Gehäuses überall sichtbar sind. Die Länge des ganzen Panzers wird mit 20, die Breite mit 1215, die Höhe mit 8 Centimeter angegeben. Form und Anordnung der Platten folgen im Allgemeinen dem für die Emyden charakteristischen Typus, dem auch. die geringe Wölbung des Rückenschildes und der Verlauf der Grenzlinie zwischen Rand- und Seitenschuppen auf den Marginalplatten entspricht. Die Entscheidung der Frage, ob dieser Rest zu Emys oder Clemmys zu stellen sei, fällt, abgesehen vom Gesammt- habitus, schon wegen der knöehernen Verbindung beider Schilder, sowie wegen der Grösse und Unbeweglichkeit des Plastrons unbedingt zu Gunsten der letztgenannten Gattung aus. = Zu den bisher bekannten fossilen Emyden zeigt diese interessante Art keine nähere Verwandtschaft. Dagegen besteht nach des Verfassers sorgfältigen Untersuchungen eine ausserordentlich nahe Uebereinstimmung zwischen dieser sarmatischen Form und der recenten (lemmys caspica. Nur in einer Beziehung, in der Neigung der Costal- platten zur alternirenden Keilform, besitzt die Art aus dem Tegel von Hernals ein eigenthümliches, an den Testudiniden-Charakter anklingendes Merkmal. In allen übrigen Stücken ist die Uebereinstimmung eine so vollkommene, dass man die Clemmys caspica als einen directen Nachkommen der sarmatischen Art, für welche die Benen- nung Cl. sarmatica in Vorschlag gebracht wird, betrachten muss. Durch diese gene- tischen Beziehungen gewinnt der bezeichnete Fossilrest insofern wieder eine besondere Bedeutung, als hierdurch neuerdings auf den engen Connex hingewiesen wird, der zwi- schen der sarmatischen Fauna und jener des heutigen Caspi-Gebietes besteht. ’ Zum Schlusse seiner klar und übersichtlich gehaltenen Detailschilderungen gibt der Verfasser einen kurzen Ueberblick über die bisher aus den Miocänbildungen des Wiener Beckens bekannt gewordenen Schildkrötenreste. Diesem zufolge erscheint die Gattung Trionyx in Bezug auf Arten- und Individuenzahl am besten vertreten (Tr. Vindobonensis Peters, Tr. Partschii Fitzinger und Tr. spec,), von Emys (Clemmys) liegen nur wenige Reste vor (E. Loretana H. v. M. und Cl. sarmatica Purschke), die Gattung T’estudo ist durch eine einzige Art (T, praeceps Haber- landt) vepräsentirt. Hierzu kommt noch der völlig aberrante, den heutigen Lederschild- kröten (Sphargidina) nahestehende Psephophorus polygonus H.v M Zwei grosse Gruppen, die der Chelyda und Cheloniida fehlen bisher noch voll- ständig. et) George F. Kunz. Ueber drei Meteoreisenmassen von Glorieta Mountain bei Canoneito, Sante Fe County, New Mexico. American Journal, Band 130, pag. 235— 238. Tafel 3—6. 1885. Während der Boden der alten Welttheile zumeist schon zu einer Zeit durchwühlt wurde, wo noch die Einwohner auf einer sehr niederen Stufe der Cultur standen, besitzt insbesondere Nordamerika sehr ausgedehnte Landcomplexe, welche erst in den letzten vier bis fünf Decennien urbar gemacht wurden, also zu einer Zeit, wo die Bevöl- kerung intelligent genug war, um ungewöhnliche Funde vor Zerstörung zu bewahren. Daher kommt es, dass unter den bekannten Eisenmeteoriten der Procentsatz der im Amerika gefundenen weitaus grösser ist, als nach dem Verhältnisse der Meteorsteine (die meist nur unmittelbar nach dem Falle aufgehoben werden können, weil sie im Boden bald verwittern) geschlossen werden könnte. Es sind nämlich bekannt: 272 Meteorsteine, davon aus Nordamerika 34 —= 12 Procent, 141 Meteoreisen, „ 5 84 = 60 Auch die merkwürdigsten an Eisenmeteoriten beobachteten Erscheinungen sind an amerikanischem Eisen aufgefunden worden; bekannt ist der durchlöcherte grosse Tueson-Ainsa-Ring in der Sammlung von Washington, welcher von Wilhelm Haidinger abgebildet wurde, sowie die natürliche Trennungsfläche an einem Eisen von Coahuila Nr. 13 Sitzung am°3. November. W. Branco. 329 (Bolson de Mapimi), worüber Referent eine Mittheilung gemacht hat. Eine der letzteren ganz ähnliche Erscheinung beschreibt Kunz in dem oben erwähnten Aufsatze. Er erhielt von der in der Ueberschrift angeführten Localität drei Eisenmassen von beziehungs- weise 67, 52 und 24 Kilo, welche ihrer Form nach Bruchstücke einer grösseren Masse sind. Leider ist die Beschreibung, welche Kunz von den Stücken gibt, so undeutlich und sind die beigegebenen Lithographien so mangelhaft (sie sind nach Photographien gemacht, welche, zwei von jedem Bruchstücke, das Hof-Mineraliencabinet Herrn Kunz verdankt), dass man über mehrere der wichtigsten Punkte im Unklaren bleibt. Nach einer Skizze der reconstruirten Form auf pag. 236 des obengenannten Aufsatzes haben die Theile 2 und 3 jedenfalls keine gemeinsame Berührungsfläche, sondern lassen zwi- ‚schen sich einen etwa 20 Centimeter breiten Raum frei. Ob 1 mit 2, beziehungsweise l mit 3, direct in Flächencontact stehen, lässt sich nicht entscheiden. Kunz sagt nur im Allgemeinen, dass die Bruchflächen mit Rücksicht auf die Grösse der Fragmente sehr eben (dean kann auch glatt heissen) sind, obwohl die Ränder etwas unregelmässig sind. Nach den Photographien zu urtheilen, scheint kein Aneinanderliegen nach Flächen statt- zufinden. Andererseits sollen die Bruchflächen sich scharf von den mit Piezoglypten bedeckten übrigen Theilen der Oberfläche unterscheiden. Das Eisen, das einen hohen Nickelgehalt besitzt (11'15 Procent), zeigt auf einer geätzten Fläche Widmanstätten’sche Figuren von mittlerer Breite und Einschlüsse von löcherigem Schreibersit oder Troilit, welche denen des Eisens von Victoria West ähnlich sind. (Brezina.) A. Franzenau. Beitrag zur Kenntniss der Schalen- structur einiger Foraminiferen. Sep. aus „Termeszetrajzi Fü- zetek“. (Abhand. kgl. National-Museums.) Vol. IX, 1885, pag. 151—153. ‚Vergl. diese Verhandl., 1884, ‚pag. 323. Der Verfasser bespricht nochmals die Beschaffenheit der Scheidewände Trunca- ‚tulina Dutemplei Orb. — Heterolepa simplex Franz. — Pseudotruncatulina Dutemplei Andr. Er erwähnt ferner, dass zwei weitere Arten, Truncatulina grosserugosa Gümb. und Rotalia Girardana Rss., denselben mikroskopischen Bau der Scheidewände erkennen lassen wie Trunct. Dutemplei.‘) Die für „Heterolepa“ bezeichnende Schalenstructur scheint unter den Rotalideen nicht selten zu sein, doch lässt sich über den systema- tischen Werth derselben ers: dann entscheiden, wenn eine grössere Anzahl von Detail- untersuchungen vorliegen wird. (V. U.) W. Braneo. Ueber einige neue Arten von Graphularia und über tertiäre Belemniten. Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ge- sellsch. XXX VII. Bd., pag. 422—432. 1885. Die Gattung Graphularia wurde von Edwards und Haime für gewisse aus dem Londonthon stammende Fossilien aufgestellt, welche sich als innere Achsentheile von Alcyonariern erwiesen haben. Bei der Familie der Pennatuliden, zu welcher die Gattung Graphularia gehört, ist die Achse ein langes, stab- oder griffelföürmiges Gebilde, welches in Folge dieser seiner Gestalt im fossilen Zustande fast stets nur in Bruch- stücken vorkommt. Das Gefüge der Achse ist radial-strahlig und zugleich concentrisch und erinnert daher stark an Belemniten-Scheiden. Gewisse Angaben über das Vorkommen tertiärer und cretacischer Belemniten sind denn in der That auf Graphularien zurück- zuführen. Die Artenunterschiede sind bei diesen einfachen stabförmigen Gebilden sehr geringfügige, sie beziehen sich auf die Form des Querschnittes und die Anordnung von Längsstreifen. Es werden zuerst die bisher bekannten Arten, Graphularia incerta Edw.-Haime, Wetherelli Edw.-Haime desertorum Zitt., ? senescens Tate, Robinae Mac Coy, ambigua F. Roem., sodann folgende neue Arten beschrieben : Graph. Beyrichi und @Graphularia sp. aus dem Septarienthon von Hermsdorf, Graphularia sp. aus den Miocän von Baden bei Wien, Graph. Brauni aus dem Meeressand von Alzey. Die Möglichkeit der Verwechslung von Graphularien mit Belemniten veranlasst den Verfasser, die bisherigen Angaben über das Vorkommen ter- tiärer Belemniten kritisch zu prüfen. Er gelangt dabei zu dem Ergebnisse, dass in keinem Falle echte tertiäre Belemniten vorlagen. Die betreffenden Vorkommnisse erwiesen sich entweder als den Belemniten verwandte Gattungen (Belemnites rugijer von Ronca, = Bayanothentis Mun. Chalm.), oder als Pteropoden (Belemnites lan- ceolatus Boll) oder endlich als Graphularien. (V. U.) 1) Für Truncatulina grosserugosa wurde diese Thatsache vor kurzer Zeit vom Referenten hervorgehoben ; vergl. diese Verhandl., 1885, pag. 83. K. K. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 13. Verhandlungen. 49 330 Verhandlungen, St. Olszewski. Die Rohölgruben in Kryg bei Gorlice „Görnik“, Bd. IV, Nr. 13, pag. 96 und 110. Gorlice 1885. r f Dem Redacteur der galizischen Zeitschrift für Petroleumindustrie „Görnik® danken wir eine Notiz über das Oelterrain von Kryg iu Westgalizien, ein Te welches seit Kurzem eine hervorragendere Stellung einzunehmen beginnt. Die Ausfü des Verfassers stehen in vollkommenem Einklange mit der kurzen geologisc schreibung, welche der Referent bisher über die Gegend von Gorlice veröffent] Hieroglyphen-Sandsteine, rothe und bläuliche Thone, massige, mürbe Sandsteine ( wicer Sandsteine) und Menilitschiefer setzen die betreffende Gegend zusammen Streichen ist ungefähr ostwestlich, das Fallen südlich. Das Streichen der ölführe: Sandsteine ist dementsprechend ebenfalls ungefähr ein ostwestliches. (V. A. Rzehak. Bemerkungen über einige Foraminife der Oligocänformation. Verhandl. nattrforsch. Verein. er XXIL. Bereits im Jahre 1881 hob der Verfasser den Umstand hervor, Oligocänthone Mährens eine Foraminiferenfauna einschliessen, deren bezeichnendste For zu den sandig-kieseligen Foraminiferen gehören. In der vorliegenden Notiz bespric { der Verfasser folgende Formen aus dem mährischen Oligocänthon : Cornuspira polygyra Rss. Diese Art besitzt kieseliges Gehäuse, gehört ‚dahe Ammodiseus, und ist.höchst wahrscheinlich identisch mit Ammodise. incertus Or Ammodiscus gordialis Park.-Jon. Für diese Form schlägt der Vermsuee ie: zeichnung Glomospira vor. Haplophragmium acutidorsatum Hantk. Gehört zu der im fossilen Zus: noch nicht bekannten Gattung Cyclammina. Höchst wahrscheinlich sind auch Hup phragmium placenta Rss., Nonionina affinis Rss., Haploph. rotundidorsatum Ha ” Haploph. ineisum Stache zu Cyelammina zu stellen. Rhabdammina? eine Form, die sich an Rh. linearis Br. anschliessen d en e Druckfehlerberichtigung. In Nr. 11 der Verhandlungen sind in Folge des Umstandes, dass der betreffende Artikel vom Rei. nicht selbst corrigirt werden konnte, mehrere unliebsame Druckfel stehen geblieben. So ist zu lesen: $ pag. 286, 2. 9 v. u. „Kalkalgen“ anstatt „Kalkalpen“ Se 28 71 ON.00: Schwager“ » „Schwecger“ ». 1288, Zu 28V. ey % ß $ : “ ea a 2 SE e | Scherben“ % „Scheiben“ „289, 2.24 v. &) „2897026 v2 0% „nur« Kundı: ” Verlag von Alfred Holder, ‚k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler i in Wien, ‚Rothenthurmstr. 15. 7 Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. 1885. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 17. November 1885. Inhalt: Eingesendete Mittheilungen: J. Niedäwiedzki. Bisherige Ergebnisse der Tiefbohrung in Kossoeice. A. Rzehak. Ueber das Auftreten der Gattung Epistomina im Eocän Nieder ee: — Vorträge:Dr. A.Rodler. Das Knochenlager und die Fauna von Maragha. Dr. Tietze. Na aus dem nordöstlichen Ungarn. — Literaturnotizen: M. Neumayr. u A. Penecke. F. Schröckenstein. FE. Sandbereer. F. Becke. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. J. Niedzwiedzki. BisherigeErgebnisse der Tiefbohrung in Kossoeice bei Wieliezka Die Tiefbohrung, welche auf meinen Vorschlag von Seiten des k. k. Salinen-Aerars auf Gründen des Dorfes Kossocice westlich von Wieliezka vorgenommen worden war, um thatsächliche Aufklärung zu bringen über die vermuthete westliche Fortsetzung der Wieliezkaer Salzlager !), erreichte vorigen Monates die Tiefe von 227°5 Meter und brachte dabei wichtige, und zwar günstige Anfschlüsse. Der 20 Meter tiefe Bohrschacht deckte, nach Durchfahrung einer 1’5 Meter mächtigen Alluviallage, einen grauen zum Theil mergeligen Thon auf, welcher durch parallele Einstreuungen von Sand und Glimmer- schüppehen stellenweise dünnschichtig erschien und etliche festere Mergel- knauern eingelagert enthielt. In diesem Thone fanden sich neben spärlichen Landpflanzenresten, nämlich Stengeln und Blättern von Laubbäumen, in geringer Anzahl auch Foraminiferen-Schalen vor, welche den Gattungen Globigerina, Polymorphina und Tru ncatulina angehören. Seiner Beschaffenheit, sowie seiner stratigraphischen Lage nach (als Liegendes von Sanden, welche denen von Rajsko und Bogueice entsprechen), ist somit der Thon des Rohrschachtes als eine östliche Fortsetzung des bei Swoszo wice Schwefel führenden, thonig-mergeligen Schiehtensystems anzusehen, aus welch’ letzterer Ablagerung ebenfalls Landpflanzenreste und marine Molluskenschalen bekannt sind. Nach den mir vorliegenden amtlichen Bohrjournalen hielt der graue Thon im Bohrloche, ohne marcantere Aenderungen aufzuweisen, bis zur Tiefe von 2045 Meter an, in welcher Tiefe sich ein etwas 1!) Siehe meinen „Beitrag zu Kenntn. d. Salzformation v. Wieliezka u. Bochnia“ pag. 113. K.k. geolog. Reichsanstalt. 1885. Nr. 14. Verhandlungen. 50 u a ee N ra a 5 ty 1 1 : A ha j 1 332 Verhandlungen. sröberer zusammenhaltender Sand oder mürber Sandstein einstellte 1 welcher, abgesehen von dünnen Zwischenlagen von Thon bis 210 Meter anhielt. Aus dieser Sand- oder Sandsteinlage erhielt man auch fasrigen Gyps- und kleine Brocken von Anhydrit. Von 210 Meter an kam ein „Salzthon“ zum Vorschein, welcher von körnigem Steinsalz, Gyps und Anhydrit — letzterer in der Ausbildung als Gekrösestein — stark durch wachsen erschien, und von nun an bildete das mit dem Bohrlöffel heraus geholte schmandige Wasser eine stark gesättigte Soole. F Aus dem Umstande, dass der Bohrschmand aus den allerletzten Metern der Bohrung dünnflüssie war und von gröberen festen Theilen fast nur Brocken von reinem grobkrystallinischen Steinsalz und Anhydrit enthielt, sowie aus der Art des Fortschreitens der Bohrung wird geschlossen, dass man bei der jetzigen Tiefe des Bohrlochs — 2275 Meter zu Ende October — eine von Anhydrit durchwachsene Steinsalzlage durchfährt. Jedenfalls ist also bereits durch das bisherige Bohrresultat das Fortstreichen der Wieliezkaer Salzlager bis nach Kossocice hin ganz zweifellos constatirt und die künftige Ausdehnung des Wieliezkaer Berg- baues nach dieser Richtung hin gesichert. e A.Rzehak. Ueber das Auftreten der Foraminiferen. gattung Epistomina Terguem im Eocän Nieder- De Terhe Epistomina in zwei Arten fand ich in zwei Schlämmprobeill die mir von Herm E. Kittl freundliehst zur Untersuchung überlassen wurden ; die eine dieser Proben stammt aus Bruderndorf in N.-Oesterreich, und ist "bartonischen Alters, die andere vom Waschberge bei Stockerau, ihrer Stufe nach nieht ganz genau bestimmt. An ersterem Orte sind die Epistominen sehr selten, klein und nieht sehr günstig erhalten; in der Probe vom Waschberge dagegen sind sie recht häufig und ideal entwickelt. Sie erreichen hier einen Durchmesser von 1 Millimeter, bleiben jedoch gewöhnlich kleiner, besitzen eine stark glänzende Ober- fläche und in der Regel auch noch die sonst häufig fehlende letzte Septalfläche. Die peripherische, spaltförmige Mündung ist auf der letzten Kammer stets ausserordentlich deutlich zu sehen ; auf den älteren Kammern ist sie gewöhnlich vernarbt, manchmal jedoch, wie auf einem Exemplare aus Bruderndorf, noch durch ziemlich tiefe Furchen angedeutet. Die gewöhnliche Pulvinulinenmündung auf der letzten Septalfläche konnte ich bei keinem einzigen Exemplare beobachten; auch die Lage der Mündung in der Mitte der Unterseite der letzten Kammer oder der letzten Septalfläche, wie sie Terquem (Bull. Soc. geol. 1882, 3. ser. t. XL tab. II, f. 12—16) und Uhlig (Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt 1383, pag. 760 ff.) bei mesozoischen Epistominen nachgewiesen haben, wurde hier nicht beobachtet. Auf der vorletzten. Septalfläche ist stets eine kleine, länglich-runde Mündung vorhanden; diese entsteht aber offenbar erst durch nachträgliche Resorption eines Theiles des Septums, nachdem bereits eine neue Kammer, mit marginaler Mündung, gebildet worden ist. Letztere Mündung ist "bei Epistomina die normale, und die andere ist entgegen der Ansicht Brady’s (Challanger foram. 17 pag. 700), als „Supplementärmündung“ zu bezeichnen. 5 Nr. 14 Sitzung am 17. November. Dr. A. Rodler. 333 Vorträge. Dr. A. Rodler. Das Knochenlager und die Fauna von Maragha. Die ersten Nachrichten über das Vorkommen fossiler Säugethier- reste in der Nähe der Stadt Maragha, östlich vom Urmiasee in der persischen Provinz Azerbeidjan verdanken wir der Khanikoff'schen Expedition in die persisch-russischen Grenzlande. Khanikoff sandte einen Theil seiner Funde an Abich, der unter denselben einen Equiden bestimmte, welcher eine unbedingte Identifieirung mit Hippotherium gracile nicht zulasse, demselben aber doch sehr nahe stehe; ferner sei das Genus Oervus mit Sicherheit vorhanden, während undeutliche Pachy- dermenreste vielleicht auf Mastodon zu beziehen seien. Abich war ursprünglich geneigt, die Fauna von Maragha in das Niveau der sub- appeninen Knochenlager zu stellen (Abich, Ueber das Steinsalz und seine geologische Stellung im russischen Armenien. Paläont. Theil. St. Petersburg 1857, pag. 28), gibt aber an einer späteren Stelle seines Werkes der Vermuthung Raum, es könne sich vielleicht doch nur um eine Diluvialfauna handeln (l. ce. pag. 86). f Dieser Ansicht schloss sich Brandt an, welcher im Jahre 1870 Knochen beschrieb, die er durch Göbel, den Chemiker der Khani- koff’schen Expedition, erhalten hatte (Brandt, Ueber die von Magister Adolf Göbel etc. gesammelten Säugethierreste. Denkschrift des Naturforschervereines zu Riga. Riga 1870). Brandt fügt der Abich’schen Fossilliste hinzu: Canis lupus, Hyaena sp., Bos bison, Rhinoceros tichorhinus, bestätigt das Vorkommen von Cervus und bezeichnet den von Abich als Onager fossilis beschrie- benen Equiden schlechtweg als Eguus Caballus. Brandt hält die Fauna von Maragha für ein zeitliches Aequivalent der Eisperiode des Nordens und bringt den von ihm constatirten Bison in Zusammenhang mit den von den assyrischen Königen gejagten riesigen Stieren. (Brandt, Zoogeogr. Beiträge, pag. 130). Waren diese Angaben geeignet, die Fauna von Maragha hart an die Schwelle der Gegenwart zu versetzen, so musste es lebhaft über- raschen, als im Jahre 1881 Grewingk in einem Schreiben an Dr. Tietze (Verh.k.k. geol. R.-A., 1881, pag. 296) mittheilte, dass auch die Universität Dorpat Knochenreste aus Maragha besitze, und dass dieselben durchwegs Pikermiformen seien: Hipparion, Helladotherium, Tragoceros, Rhinoceros non tichorhinus und vielleicht Mastodon. Grewingk lässt die Frage offen, ob die Brandt-Abich’schen Thierreste einem jüngeren Vorkommen entsprechen, oder ob. wir hier _ den schon aus Indien bekannten Fall des Zusammenvorkommens echter Equiden mit Hipparion vor uns hätten. - Im Jahre 1884 besuchte Pohlig auf seiner persischen Reise Maragha und nahm Ausgrabungen vor. - Nach seiner vorläufigen Mit- theilung (Verh. geol. R.-A. 1884, pag. 282) enthalten die knochen- führenden Mergel von Maragha Hipparion, Rhinoceros oder Aceratherium, Elephas oder Mastodon, Tragoceros und grössere Antilopen, Hyaena und vielleicht auch einen kleineren Equiden, Cervus und grosse Rumi- nanten — also wieder Pikermithiere, untermischt mit jüngeren Formen. 50* j £ ! ide Pohlig’s Funde bewogen den unermüdlichen Förderer persischer 334 Verhandlungen. Forschung, Dr. Polak durch einen Europäer in Täbriz, Herrn Theodoı Strauss Ausgrabungen in Maragha vornehmen zu lassen, deren Aus- beute Herr Hofrath von Hauer für das kaiserliche naturhistorisch 2 Hofmuseum erwarb. Sie bestand durchwegs aus Elementen der Fau von Pikermi : Hipparion, Rhinoceros, Aceratherium, Mastodon und verschie- denen Selenodonten. Die ausserordentliche Schönheit dieser Funde vers anlasste Herrn Hofrath von Hauer, die Entsendung eines Geologe nach Maragha in Aussicht zu nehmen. Herr Dr. Polak erklärte sich. bereit, der Expedition mit Rath und That an die Hand zu gehen u ihr alle seine reichen persischen Beziehungen zu eröffnen. Ueber Vorschlag g meines verehrten Freundes, Herın Teller, wurde ich mit der Mission betraut — eine hochheızige, von Herrn Hofrath Dr. Decastello ange- regte Gabe Seiner Durchlaucht des Fürsten Johann Adolf Schwarzen- berg und die Verleihung eines Betrages aus der Schlönbaeh-Stiftung durch Herrn Direetor Stur lieferten den Grundstock des Reisefonds — mein Vorstand, Herr Professor Suess, bewilligte den nöthigen Urlaub — und so konnte ich im Sommer, durch Dr. Polak und Dr. Tietze nach Täbriz empfohlen, meine Reise antreten. Es sei mir ge- stattet, auch an dieser Stelle allen den genannten Herren meinen wärmsten Dank zu sagen, ebenso Herrn Theodor Strauss in Sultana- bad, dessen freundschaftlicher und uneigennütziger Beihilfe ich den Erfolg meiner Reise zum grossen Theile verdanke. | "Wenn man von Täbriz kommt, betritt man das Gebiet des. knochenführenden Mergels etwa eine Meile nördlich von Maragha. Die Ablagerung hat eine ganz bedeutende Ausdehnung, nach Südost er- streckt sie sich nahezu fünf Meilen von der Stadt. Sie liegt theils auf sebilden, die der miocänen Salzformation zuzurechnen sind, theils auf einem mesozoischen Kalkgebirge, in dem die Zone der Oppelia tenui- lobata mit Sicherheit, tiefere Neocomglieder wahrscheinlich vertreten sind, theils auf Eruptivgesteinen des Sahend. i Die Landschaft ist ein typisches Lössterrain. Die Bäche, die vom Sahend zum Safıtschai, dem grössten, aber im Sommer in seinem Unter- laufe ebenfalls wasserleeren Nebenflusse des Urmia-Sees herabkommen, haben sich steilwandige enge Schluchten eingerissen, die aber dennoch nirgends die Unterlage blosslegen. Stellenweise ist die Mächtigkeit der Ablagerung auf mehr als fünfzehn Meter zu schätzen. Der typische Knochenmergel ist zumeist von rothbrauner Farbe und ziemlich sandig. Daneben gibt es aber vielerlei Uebergänge zum echten Steppenlöss, so dass man in Verlegenheit geriethe, zu sagen, wo der Knochenmergel aufhört und der Löss anfängt. Landeonchylien fehlen, was aber bei deren Seltenheit im persischen Steppenlehm nicht befremden kann. Hie und da sind mächtige Bänke eines fluviatilen Schottercon- glomerates in den Mergel eingeschaltet, eine solehe Bank konnte ich auf etwa eine Meile hin verfolgen. Die Knochen finden sich sowohl über als unter derselben. Der Schotter besteht aus jenen Eruptiv- gesteinen , die weiter oben im Sahend anstehen, und gleiche Gerölle sind es, die man zuweilen vereinzelt in dem Mergel findet. Auch Bimsstein ist ein nicht eben seltenes Vorkommen, ebenso Gyps- krystalle. KT a a Bed Re Le 1. 2 Zu 200; A DE { \ r Nr. 14 Sitzung am 17. November. Dr. A. Rodler. 335 Vereinzelte Hipparionzähne und Phalangen von Equiden, die in den wasserlosen Bachbetten umherliegen,. führen auf die Spur der Knochenlager. Verfolgt man dieselbe, so findet man bald da und dort die Hänge mit weissem Knochenstaub übersät. Die Fossilien liegen in Nestern, gewöhnlich nur wenige Individuen an einer Stelle, deren Reste in einem kleinen Häufchen kreuz und quer durcheinander liegen, so dass man gewöhnlich genöthigt ist, einen grossen Theil zu opfern, um nur Weniges unversehrt zu erhalten. Diese Verhältnisse sind auch der Grund, dass es schwer halten dürfte, voll- ständige Skelette aus Maragha zu erhalten, umsomehr, da der Trans- port auf Tragthieren die Beförderung von Blöcken, die ein gewisses Gewieht überschreiten, nicht gestattet. Mehrere solche Knochennester zusammen scheinen einen Complex zu bilden, der sich durch eine gewisse Einheitlichkeit der Fauna aus- zeichnet. So überwiegen in der Schlucht Karakend, östlich von Maragha, die Rhinoceroten, ebenso in den unteren Fundorten der südöstlich gelegenen Schlucht Kopran. In dem oberen Theile dieser Schlucht spielen die Selenodonten die Hauptrolle, ebenso in dem Fundorte Räsad, eine halbe Meile nördlich von der Stadt, an den Hängen jenes Hügels der im Mittelalter wahrscheinlich die berühmte Sternwarte Hulaku- Khans trug. Hipparion findet sich fast überall,, Raubthierreste fand ich nur zusammen mit Wiederkäuern. Der Erhaltungszustand der Knochen ist sehr wechselnd. Liegt ein Knochennest allzu hart an der heutigen Oberfläche, so muss man wegen der Brüchigkeit der Knochen und wegen der durch die Insolation be- dingten Härte der fest zusammengebackenen Kruste das Arbeiten häufig aufgeben. In der Tiefe sind die Knochen zumeist besser; die kurzen, spongiösen Knochen, insbesondere die Wirbel, sind freilich fast überall zu Grunde gegangen. Ebenso sind die Wiederkäuerschädel fast durch- wegs schon in situ zerbrochen, meistens ist die Stirn um die Zapfen eingedrückt und der Schädel im Diastem abgebrochen. Was die Zusammensetzung der Fauna anlangt, so spielt Hipparion die Hauptrolle. Kommt wohl auch die grössere Widerstandsfähigkeit der Equidenzähne in Betracht, so ist es doch immerhin bemerkenswerth, dass ich auf einer Orientirungstour in der Schlucht Kopran — ohne einen Spatenstich — binnen wenigen Stunden unter 154 Zähnen nicht weniger als 123 Hipparionzähne auflas. Sehr häufig sind auch Pachydermen — wohlerhaltene Reste von Rhinoceroten und Aceratherium, ab und zu Mastodon. Das kleine Mastodon von Pikermi ist jedenfalls vorherrschend, daneben scheinen aber andere Reste auf das Vorhandensein einer grösseren Species hinzuweisen. Von Selenodonten scheint so ziemlich dieselbe Thiergesellschaft vertreten zu sein, wie in Pikermi. Kleine Antilopen überwiegen, Gazella brevicornis, Palaeoreas Lindermayeri sind nicht selten. Daneben er- scheinen Tragoceros und Helladotherium, sowie Stirnzapfen von Antr- dorcas. Ob auch echte Cerviden vorhanden sind, ist gegenwärtig nicht zu entscheiden, Geweihreste solcher traf ich an keiner Stelle. Boviden sind aber vertreten. Sus erscheint zuweilen mit den Rhinoceroten vergesellschaftet — unter den Raubthieren, die sich, wie nicht anders zu erwarten, am 336 Verhandlungen. seltensten finden, kann ich Hyäne mit Sicherheit nennen, ausserdem fand ich den Schädel eines anderen Genus, den ich aber selbstver- ständlich im Interesse des Transportes von der Matrix nicht befreite, Jedenfalls ist der Grundstock der Fauna die Thiergesellschaft von Pikermi — inwieweit jüngere Elemente vorhanden sind, wird sich erst nach Ankunft und Präparation meiner Aufsammlung entscheiden lassen. Sicher ist es, dass sich neben Hipparion gracile — und zwar oft an denselben Stellen — ein zweiter Equide von geringer Grösse findet, wahrscheinlich dasselbe Thier, dessen Zähne Abich als Onager anführt. | Auch das Vorkommen von Elephas möchte ich nicht unbedingt in Abrede stellen. Auf jeden Fall ist die Fauna des Knochenmergels von Maragha eine einheitliche, sollte es sich auch herausstellen, dass jüngere Equiden, Boviden oder Rhinoceroten einen der Fauna von Pikermi fremden Zug darin bilden. Vorläufig werden wir wohl am besten tun, die Fauna von Maragha 4 schlechtweg als pliocän zu bezeichnen — für Pikermi im Sinne von Th. Fuchs unterpliocänes Alter angenommen. Da,es nunmehr ziemlich allge- mein anerkannt ist, dass die Kluft zwischen Anchitherium und Hipparion viel grösser ist, als jene zwischen Hipparion und Eqguus, so hätte das Zusammenvorkommen von Aipparion mit jüngeren Equiden nichts Be- fremdendes. Erst nach Präparation meiner Aufsammlung wird es möglich werden, zu beurtheilen, inwiefern etwa die Fauna von Maragha eine Brücke bildet zwischen den attischen und indischen Faunen und ob wir hier neues Licht erhalten über die regionale Vertheilung von Antilopen und Hirschen, sowie über den Ursprung der Boviden, das interessanteste Problem, das sich an die Siwalikfauna knüpft. Die Divergenz zwischen den älteren und den jüngeren Mitthei- lungen über die Fauna von Maragha aufzuklären, bin ich nicht im Stande. Einerseits erscheint es mir unwahrscheinlich, dass sich unter meinen Funden von irgend einer bestimmten Loealität ein geschlossener Complex von diluvialen Thieren herausschälen sollte — andererseits scheinen die Mittheilungen von Goebel an Brandt (l. ce. pag. 8) auf eine gleiche Art des Vorkommens der von ihm gesammelten Reste mit dem der Pikermiformen hinzudeuten. Das Wahrscheinlichste ist es wohl, dass die von Brandt und Abich beschriebenen Funde einer der obersten Lagen des Deposits von Maragha entstammen. Damit steht im Einklange eine Mittheilung von Herrn Strauss, derzufolge sich hoch oben in der Schlucht Kopran einmal ein Oberschenkelknochen von 4 riesigen Dimensionen und ein Stosszahn, wie er sonst nicht vorkomme, gefunden habe. Die Existenz einer Diluvialfauna wäre an und für sieh nieht un- wahrscheinlich, zumal da ich nördlich ‚von Täbriz sichere Moränen constatiren konnte und auch Pohlig eine solche sah, somit wenigstens für das westliche Persien die berechtigte Reserve, die Tietze gegenüber der Annahme einer. Vergletscherung Persiens beobachtete, aufgegeben werden kann. Die Höhlen in der Nähe. von Maragha erwiesen sich freilich als künstliche Grotten und eine imposante Höhle bei Kuschaischh 2 Meilen südlich von Maragha, war knochenleer. Sejid-Abad, auf das Tietze in seiner sorgfältigen Darstellung der jüngeren Bildungen Nord- persiens besonders aufmerksam macht, konnte ich leider nieht besuchen. Nr. 14 Sitzung am 17. November. Dr. E. Tietze. 337 Das Material zu der mächtigen Ablagerung von Maragha ent- stammt offenbar den ungeheuren Massen von vulcanischem Detritus, die der Sahend lieferte. Pohlig bezeichnet die Ablagerung als fluviolaeu- strin — und in der That legen die eingelagerten echten Flussschotter und die Ebenheit der Oberfläche, aus der die Denudation gegen den See zu tafelförmige Berge herausmodellirt hat, diese Annahme nahe. Anderer- seits möchte ich aber doch bei dem völligen Mangel an Schichtung, bei der Salinarität des Deposits, bei der Vertheilung der Knochenreste die Vermuthung einer genetischen Verwandtschaft der Bildungen von Maragha oder eines Theiles derselben mit dem heutigen Steppenlehm nicht als ganz undiscutirbar bezeichnen. Ich gedenke bei einer anderen Gelegenheit diese Erscheinungen zu erörtern und möchte an dieser Stelle nur hervorheben, dass die Verhältnisse am Urmia-See jene An- schauungen über den Öberflächencharakter des iranischen Hochlandes vollkommen bestätigen, die Tietze in seiner Abhandlung über die Entstehung der Salzsteppen geäussert hat. Wenigstens in historischer Zeit ist in den Verhältnissen um Maragha keine wesentliche Veränderung eingetreten — die Lage der Stadt auf Schuttmassen, die die Gewässer des Sahend bei ihrem Austritt in die Ebene abgelagert haben, ist eine physisch begründete. Das ganze Ostufer des Urmia-Sees dürfte kaum eine Stelle auf- zuweisen haben, die bei geschützter Lage so reichliches und in geringer Tiefe zu erlangendes Wasser besässe, wie Maragha. Diesem Wasser- vorrath verdankt die alte Capitale von Mongolenkhanen und Perser- königen ihre Entstehung — ihm verdankt sie ihre grünen, fruchtreichen Gärten, freilich aber auch die schweren Fieber und die mannigfachen typhoiden Krankheiten, die ihre Bewohner dahinraffen. Dr. E. Tietze. Einige Notizen aus dem nordöstlichen Ungarn. Da ich gegen Ende August dieses Jahres Gelegenheit hatte, einen Ausflug in das nordöstliche Ungarn zu unternehmen und dabei einige Beobachtungen zu machen, welche zur Ergänzung unserer Kenntnisse von den betreffenden Gebieten dienen können, so will ich in Folgen- dem eine kurze Mittheilung darüber geben. Es handelt sich übrigens nur um eine Anzahl von minder wesentlichen Einzelheiten, die als Material für künftige Studien dienen können, nicht um die Aufhellung prineipieller Fragen, wie ich gleich vorausschicke. Zunächst besuchte ich die mir schon von früher her im Allge- meinen bekannte Gegend von Körösmezö in der Marmarosch. Hier sind in den letzten Jahren Spuren von Petroleum gefunden worden, die auch bereits an zwei, allerdings etwas unbequem gelegenen Punkten zu Aufsehlussarbeiten Veranlassung gegeben haben. Der eine dieser Punkte liegt am östlichen (linken) Ufer der Theiss in der Nähe der ersten grösseren Krümmung dieses Flusses, nicht weit nördlich von Körösmezö, der andere am nördlichen (rechten) Gehänge des Laszezyna-Baches, etwas nordöst- lich der Hauptmasse der Häuser des Fleckens, so dass die beiden Punkte das von dem Unterlauf des Stebna-Baches durchflossene Gebiet in der Mitte zwischen sich liegen haben. Die in dieser Gegend aufgeschlossenen Schichten gehören der oberen Abtheilung der Karpathensandsteine an, wie dies schon in unserer 338 Verhandlungen. geologischen Karte dieses Galizien benachbarten Gebietes zum Ausdruck 5 gekommen ist. Wir haben hier einen Wechsel von dünnschichtigen grauen oder blaugrauen Sandsteinen mit ebenso gefärbten sandigen gröberen Schiefern vor uns, welche Bildungen sich durch einen nicht gänzlich. unbedeutenden Kalkgehalt auszeichnen, der sich auf Klüften und Sprüngen des Gesteines allenthalben durch Bildung von weissen Kalkspathadern kundgibt. Ein gewisser Glimmergehalt und eine flachkrummschalige Struetur der Sandsteine ist für diese Schichten ebenfalls charakteristisch, alles Eigenschaften, welche den letzteren, abgesehen von dem Fehlen. der Hieroglyphen, eine grosse äussere Achnlichkeit mit der sogenannten. Strzolka der neocomen Teschener Schiefer oder der eretacischen Ropianka- schichten verleihen, wie wir vor etlichen Jahren gleich beim ersten An- treffen dieses Gesteinstypus gerade bei Körösmezö im Sommer 1876 denn auch geneigt waren, wenigstens theilweise an das Hervortreten eretacischer Bildungen zu denken (Jahrb. geol. R.-A., 1877, pag. 91). Die Schichten am Laszezyna-Bach vermochten wir zwar von den oberen Karpathensandsteinen noch nicht zu trennen, für gewisse, weiter südlich bei Wolowetz entwickelte ähnliche Bildungen schien uns jedoch die Zugehörigkeit zur Kreide nicht unwahrscheinlich. Auf der Karte haben indessen Herr Paul und ich doch schliesslich alle Bildungen um Körös- mezö beim oberen Karpathensandstein gelassen, und die Forschungen : der nächsten Jahre haben diesen Vorgang gerechtfertigt. Sehon im Sommer 1877 (Verhandl. geol. R.-A., 1877, pag. 189) konnte ich die Zugehörigkeit der fraglichen Pseudo- Strzolka zum Eoein sogar speciell für Körösmezö mit Sicherheit annehmen. In den „neuen Studien“ (Jahrb. geol. R.-A., 1879, pag. 288) haben dann Paul und ich ausdrücklich die grössere Bedeutung betont, den dieser, wie sich herausstellte, nicht selten die sogenannten Marmaroscher Diamanten oder Dragomiten führende Gesteinstypus, den ich auch bei Brustura in der Marmarosch in Verbindung mit Menilitschiefern beobachtet hatte, gegen die ungarische j Seite der Sandsteinzone zu gewinnt. 4 Solehe Sehiehten sah ich nun diesmal noch an solehen Stellen in der Umgebung von Körösmezö, wo ich sie früher aus Mangel an verfügbarer Zeit nicht eonstatiren konnte, so z. B. westlich von dem genannten Flecken in der Schlucht des Hawrylez, wo die ebenfalls an das Auftreten der Ropiankaschichten gemahnenden vielfachen Knickungen des ganzen Gesteinscomplexes sehr deutlich wahrzunehmen sind, obwohl das vorwiegende Schiehtenfallen daselbst doch ein südwestliches ist, entsprechend der allgemeinen Regel in diesem Theil der karpatbischen Sandsteinzone. Desgleichen treten die fraglichen Schiefer und weissge- äderten dünnschichtigen Sandsteine weiter westlich noch im Stanislawa- Bache auf, wenigstens längs dessen nördlicher, gegen die Theiss zuge- kehrten Hälfte, während allerdings im oberen Theil desselben Bach- gebietes mit den höher aufragenden Bergen der oligocäne Magurasand- stein zur Herrschaft kommt. Südwestliches Einfallen der Schiehten zeigte sich auch im grössten Theil des Stanislawa-Thales als Regel, doch wurde bei der Einmündung dieses Baches in die Theiss das entgegen- gesetzte Fallen nach NO beobachtet. Etwas weiter westlich von dieser Einmündungstelle wurde bei der Brücke, die dort über die Theiss führt, indessen schon wieder südwestliches, hier ziemlich flaches Fallen mit « $ } Nr. 14 Sitzung am 17. November. Dr. E. Tietze. 339 17 Grad Neigung bemerkt, woraus sich im Hinblick auf das nordwest- südöstliche Streichen der Schichten mit Leichtigkeit, trotz einer kleinen ‚Lücke in den Aufschlüssen, die ungefähre Lage des hier durchsetzenden Sehiehtensattels ermitteln lässt. Ein soleher Sattel ist in der That nicht blos local am Stanislawa- _ potok vorhanden, sondern lässt sich auf eine längere Erstreekung von hier bis südöstlich über Körösmezö hinaus verfolgen. Die beiden früher genannten Punkte an der Theiss und am Laszezyna-Bache, auf welchen Petroleumbohrungen vorgenommen worden sind, liegen südöstlich, also in der ungefähren Streichungsfortsetzung der Schichten an der Einmündungs- stelle der Stavislawa, an welcher das nordöstliche Fallen zu sehen ist, und befinden sich ebenfalls im Bereich nordöstlich fallender Schichten. Am Theissufer bei der erwähnten Flusskrümmung liest man das Streichen der Bänke in Stunde 102/, und ein nordöstliches Fallen von 44 Graden ab und am Laszezyna-Bache ist ein Fallen nach derselben Richtung an verschiedenen Stellen zu beobachten, wie das auch schon früher (Jahrb., 1877, pag. 91) bemerkt worden war. Die betreffenden Auf- schlussarbeiten des Erdöls haben sich also in unserem Falle nicht so an die Nähe der Scheitellinie des Schichtensattels gehalten, wie das unter Berücksichtigung aller obwaltenden Verhältnisse hätte geschehen können. Die in unseren „neuen- Studien“ (Jahrb. geol. R.-A., 1879, pag. 302) erwähnten Erfahrungen lassen aber die Regionen tektonischer Sättel (ich betone das Wort tektonisch, weil in manchen Kreisen bei dem Ausdruck Sattel gern an gewisse, rein orographische Verhältnisse gedacht wird) als besonders aussichtsreich innerhalb überhaupt durch Oelführung ausgezeichneter Gebiete erscheinen, und damit wird die Praxis zunächst noch zu rechnen haben, wenn uns auch eine befrie- digende theoretische Erklärung des angegebenen Verhaltens zur Zeit noch nicht vorliegt‘), und wenn auch nicht ausgeschlossen erscheint, wie das Herr Oberbergrath Bruno Walter vermuthet, dass erweiterte Erfahrungen den Schiehtenmulden dereinst ein grösseres Recht auf Be- rücksichtigung verschaffen werden. In jedem Falle aber hat man sich hier wie so vielfach anderwärts allzu ängstlich an die nächste Nähe der oberflächlich vorhandenen Spuren gebunden. !) Bezüglich des gleichfalls einem Sattel angehörigen Ozokeritvorkommens von Boryslaw in Galizien hat Paul (Jahrb. geol. R.-A., 1881, pag 163) eine akade- mische Erklärung versucht, welche von der Voraussetzung ausgeht, dass „die relativ höheren Schichten des Sattels, grösserer Spannung unterworfen als die tieferen, auch mehr Zerklüftungserscheinungen zeigen müssen als letztere“, wonach dann in grösseren Tiefen, „wo die Schichten zusammengedrückter, die Zerklüftungserscheinungen unter- geordneter sein müssen, die Erschliessung weiterer namhafter Ozokeritmengen nicht wahrscheinlich“ ist. Wollte man diese für den Sattel von Boryslaw und das dortige Erdwachs gewiss berechtigte Anschauung auf die Verhältnisse der Oelführung im All- gemeinen anwenden, so würde man mancherlei Bedenken zu widerlegen haben. Vor Allem müsste nachgewiesen werden, warum principiell oder doch in gegebenen Fällen die Zerklüftungserscheinungen in der Beugungsregion eines Sattels bedeutender sein sollen als in der Beugungsregion einer Mulde. Wenn man eine Gerte, sagen wir bis zum Zerbrechen umbiegt, so dürften unter sonst gleichen Verhältnissen die Bruch- erscheinungen die nämlichen sein, gleichviel ob das Biegen und Zerbrechen bei einer Beugung nach oben oder bei einer Beugung nach unten erfolgt. Nur die Richtung der Convergenz der Zerklüftungsspalten würde principiell bei einer Mulde entgegengesetzt erscheinen als bei einem Sattel, ein Verhältniss, auf welches Paul allerdings Werth zu legen scheint, ebenso wie auf den Umstand, dass die Berstungsregion der Sättel unter gewissen Bedingungen dem Bergbau oft zugänglicher sein dürfte als die Muldentiefen, K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 14. Verhandlungen. 51 340 Verhandlungen. Nr. 14 Diese Spuren sind überdies, wie nicht verhehlt werden darf, voran sehr mächtigen. Am Theissufer sind allerdings die dort anstehenden. Sandsteine vielfach mit Oel imprägnirt und riechen nach solehen be m Zerschlagen ; auch wurden aus dem dort angelegten, übrigens nicht zu genügender Tiefe niedergebrachten Bohrloch kleinere Quantitäten von, Petroleum bereits gewonnen. Der äusserst geringe Gasauftrieb indessen, d ich daselbst beobachtete, konnte wenigstens für diese Stelle nicht als sehr ermuthigend gelten. Etwas besser sind die Spuren, welche am Nordgehänge des Laszezyna-Thales die dortige Schacht- und Bohranlage veranlasst haben, allein da das betreffende Gehänge ein evidentes Rutsch- terrain ist, wie schon die zahlreichen, von älteren Abrutschungen her- rührenden Terrainbuckel längs der ganzen Berglehne beweisen, und wie sich das auch bei den Arbeiten fühlbar gemacht zu haben’ scheint, so erschien mir die Wahl auch dieses Punktes keine sehr glückliche. Aufschlusspunkte, welche mehr die Nähe der Scheitellinie des be- sprochenen Sattels aufsuchen würden, hätten bei der gegebenen Terrain- gestaltung jenen Uebelstand leicht vermeiden und sich zudem in einer für die nothwendige Communication bequemeren Lage befinden können, insofern man sich dann sowohl in der Nähe der fahrbaren Strassen be- funden, als auch nicht nöthig gehabt hätte, jedesmal einen Fluss zwischen diesen Strassen und den bergmännischen Anlagen zu haben. Im Ganzen lässt sich deshalb sagen, dass die bisherigen Er- fahrungen noch nach keiner Richtung hin ausschlaggebend für das Urtheil über den Werth des in Rede stehenden Petroleumvorkommens sind, und dass es jedenfalls gerathen erscheint, eine eventuelle Unter- nehmung bei Körösmezö nicht auf die Dauer durch bergrechtliche Deekungen ausgedehnter Gebiete allzu sehr finanziell zu belasten. Um meine Erinnerungen von dem geologischen Aufbau dieser Gegend wieder aufzufrischen, verfolgte ich noch ein Stück weit wieder die mir von früher her wohlbekannte Strasse nach dem Tartaren-Pass zu, welche sich, den Laszezyna-Bach verlassend, etwa 4 Kilometer östlich von Körösmezö plötzlich nach Norden wendet. Ich sah hier zu- erst noch nordöstliches Fallen, welches dann einigemal in kurzen Inter- vallen wechselt, ehe es in das südwestliche reguläre Fallen dieser Gegend überging. Wie Paul und ich schon in unseren älteren Studien (1877, 1. e. pag. 91 und 119) kurz erwähnten, treten hier überall ° Schiefer vom Habitus der Menilitschiefer mit Sandsteinbänken in Wechsel- lagerung auf, ohne indessen alle typischen Varietäten des Gesteins- complexes in ähnlicher Verbindung zu zeigen, wie wir sie auf der galizischen Seite der Karpathen kennen. i Ein anderes Querprofil gegen Norden zu, von der Verbreitungszone der kalkspathführenden und krummschaligen oberen Eoeänbildungen ausgehend, bietet der etwa 5 Kilometer nordöstlich von Körösmezö in die Theiss mündende Duzena-Bach, an dessen Gehängen nach einer kleineren Unterbrechung in den Aufschlüssen zunächst von Sandsteinen über- und unterlagerte Menilitschiefer mit bereits südwestlichem Fallen auftreten, welche indessen gleich allen Menilitschiefern im oberen Theiss- gebiet (vergl. Neue Studien, 1879, pag. 217) ohne Einlagerung gestreifter Hornsteine oder von Hornstein-Lagen überhaupt befunden wurden. Weiter thalaufwärts folgen im Liegenden dieser hauptsächlich durch ihre ’ Nr. 14 Sitzung am 17. November. Dr. E. Tietze. 341 dunklen blätterigen Schiefervarietäten mit weissen, gelblichen und roth- braunen Beschlägen repräsentirten Menilitschiefer sicher obere Hiero- glyphenschichten mit grünen kieseligen Sandsteinen und meist grünlichen Thonen. Leider konnte ich hier das T'hal nebst seinen Verzweigungen nicht weit genug verfolgen, um zu ermitteln, ob wir es im weiteren Liegenden sicher mit Sandsteinen der mittleren Karpathensandsteingruppe zu thun haben, von denen wir in unserer älteren Karte einen mächtigen Zug südöstlich vom Panter-Pass über die Czarna Klewa bis in die Gegend der Duzena sich erstreckend ausgeschieden und in der betreffenden Beschreibung (Jahrb., 1879, pag. 212) erwähnt hatten. Die Schwierigkeit liegt, wie schon damals bemerkt wurde, darin, dass die betreffenden Sandsteine nieht mehr typisch dem Jamna-Sandstein gleichen. In südlicher Richtung verfolgte ich den Laszezyna-Bach aufwärts bis in die Gegend der Klause Kozmieska. Dieser Weg geht, nachdem er sich von der Strasse nach dem Tartarenpass abgezweigt hat, allerdings nur zu Anfang eine Strecke lang nordsüdlich und später mehr nach Südosten zu, wobei er sich natürlich mehr dem Schichtenstrichen an- schliesst, doch gelangt man auf demselben doch schon aus dem Bereich der an der unteren Laszezyna anstehenden Gebilde hinaus in eine andere Schichtenreihe. Dieselbe besteht aus einer eigenthümlichen Vergesell- schaftung von Gesteinstypen, welche theils an die Menilitschiefer und die mit denselben verbundenen Sandsteine, theils an obere Hieroglyphen- schichten erinnern. Die den Menilitschiefern verwandten Bildungen zeigen, ohne indessen echte Hornsteinlagen zu führen, bei geringerer Blätterigkeit vielfach den kieseligen Charakter der sogenannten Smilnoschiefer, Grünliche kieselige Sandsteine mit Hieroglyphen vertreten den Typus der oberen Hieroglyphenschichten und rothe und grüne Thone sind namentlich in dem höheren Theile des Thallaufes mit den genannten Schichten vielfach verbunden. Diese Vergesellschaftung von Gesteinstypen, die sich sonst viel- fach dem Alter nach trennen lassen, insofern wenigstens in den nörd- licheren Theilen der ostgalizischen Karpathen die oberen Hieroglyphen- . schichten mit den bunten Thonen ein tieferes Glied den Menilitschiefern gegenüber vorstellen, ist allerdings keine neue Erscheinung für uns und konnte für andere Gebiete der Ostkarpathen schon gelegentlich unserer „neuen Studien“ im Jahre 1879 besprochen werden. Ebenso darf bezüglich der früher erwähnten Pseudo-Strzolka des oberen Theiles der Sandsteinzone nicht verschwiegen werden, dass eine bestimmte Horizontirung dieses mehr nach der "ungarischen Seite der Karpathen zur Geltung gelangenden Gebildes zur Zeit noch grossen Schwierigkeiten unterliegt. Schon Vacek sprach (Jahrb. geol. Reichsanst., 1881, pag. 198 u.200) von durch Wechsellagerung vermittelten Beziehungen ähnlicher Ablagerungen theils zu den oberen Hieroglyphenschichten, theils zu den Menilitschiefern, wenn er auch im Allgemeinen und der Hauptsache nach die letztern für jünger hielt, als die Strzolka ähnlichen Lagen. Hinzufügen will ich dem Gesagten schliesslich noch die Erwähnung der auffallenden Thatsache, dass in der Gegend der oberen Laszezyna ziemlich constanst eine Abweichung des Schichtenstreichens von der hier sonst gewöhnlichen nordwest-südöstlichen normalen Richtung beobachtet 51* 342 Verhandlungen, Nr. 14 wurde, insofern nahezu meridionales Streichen bei steiler Schichtenstellung, eventuell bei westlichem Fallen, sich geltend macht. Soviel über meine diesmaligen Wahrnehmungen bei Körösmezö, welche dereinst für eine genauere Aufnahme dieses Gebietes vielleicht verwendbar sein mögen, insofern die geologische Kartirung der Sand- steinzone der Karpathen zur Zeit, als die geologischen Aufnahmen in der Nachbarschaft der Marmarosch 'statthatten , noch nicht mit der Aus- scheidung der verschiedenen Facies der oberen Karpathensandsteine sich befasste. Auch in die Gegend des Iza-Thales südöstlich Szigeth gelangte ich wieder bei meiner diesmaligen Reise. Interessant war mir zunächst das Auftreten sicherer Menilitschiefer, die man am linken Iza-Ufer bei der Brücke zwischen Sajo und Ros- zavnia gut aufgeschlossen findet, so dass also Oligocängebilde auch in diesem Theil der Marmarosch keineswegs fehlen, wie dies noch von Riehthofen (Jahrb. geol. Reichsanst., 1859, pag. 438) für einen grossen. Theil des nordöstlichen Ungarn vermuthete. Es sind hier braune Schiefer mit hellen, bläulich-weissen Ver- witterungsbeschlägen besonders auffallend entwickelt, welche mit Bänken eines mürben Sandsteins wechsellagern. Auch feinblätterige dunkle Schiefer kommen vor, treten jedoch der Masse nach zurück, und ausserdem trifi man deutliche, dunkler und heller gestreifte Hornsteine , welche zwa nieht vollkommen mit dem schwarz und weiss gebänderten Hornet der galizischen und schlesischen Menilitschiefer übereinstimmen, sich“ aber im Aussehen demselben ziemlich nähern. Den Schiefern sind stellen- weise Sphärosideritknollen lagenweise eingebettet und ausserdem findet man zu einer schwarzen glänzenden Kohle umgewandelt vereinzelt Fragmente fossiler Hölzer. Es ist bemerkenswerth, dass hier in so weiter Entfernung vom Nordsaume der Karpathen gerade solche Gesteinstypen des Menilitschiefercomplexes wieder zur Geltung ge langen, welche wie die braunen Schiefer und die Hornsteine schon an der ungarisch-galizischen Grenze und im oberen Theissgebiet sehr zurücktreten. . Das Auftreten fossiler Hölzer ist indessen eine rein locale Er- scheinung und entspricht einigermassen dem von mir schon im Jahre 1875 (Verh. d. geol. R.-A., pag. 324) bei Dragomir beobachteten un- bedeutenden Braunkohlenvorkommen und dem dor tigen Vorkommen ver- kieselter Stämme. Die grünen trachytischen Tuffe, welche ich damals als der Be bürgischen Palla entprechend erwähnte und welche hier überall in der Gegend zur Strassenbeschotterung verwendet werden, sah ich diesmal noch an mehreren Punkten, so z. B. gleich südlich der Strasse zwischen Sajo und dem von Jod kommenden Thale. Hinter Dragomir, an einer Stelle des südlichen Thalgehänges, findet man diese Palla mit sandigen trachytischen Tuffen verbunden, welche verkohlte Pflanzenspuren führen und sehr bäufig Einschlüsse von Klümpchen eines grünlichen Thones ent- halten, wie man siein manchen Karpathensandsteinen, sowiein Sandsteinen der miocänen Salzformation findet. Die Verbindung mit derartigen Ab- lagerungen beweist für die Palla einen Absatz unter Wasser entsprechend der Annahme, die bereits Richthofen (Jahrb., 1859, 1. e. pag. 437) BEN. 142 De! BERFTY HU u MT 4 De . Sitzung am 17. November, Dr. E, Tietze. 343 - für die trachytischen Tuffe des nordöstlichen Ungarn im Allgemeinen aufgestellt hatte. ‘Die Petroleum führenden Schichten der miocänen Salzformation von Dragomir, welche ich 13878 (wie ich einschalten zu dürfen glaube, auf eigene Rechnung und ohne dazu von Jemanden aufgefordert zu sein) untersucht und kurz beschrieben hatte, habe ich diesmal nicht mehr zu sehen Gelegenheit gehabt. Ich begab mich zuerst über Sellystie in die Gegend von Szaczal weiter nach Osten, die Gegend von Dragomir für die Rückreise lassend, inzwischen eingetretenes sehr ungünstiges Wetter indessen verhinderte die Ausführung des ursprünglichen Planes. Die Arbeiten auf Erdöl sind übrigens, wie ich höre, daselbst, abgesehen von einiger Vertiefung der bereits vorhanden gewesenen Schächte, nicht viel weiter gediehen, als ich sie vor sieben Jahren verlassen hatte. Es gereicht mir zur besonderen Befriedigung, dass Herr Julius Noth in einem kürzlich zu Pest gehaltenen Vortrage (siehe Allgemeine österreichische Chemiker- und Techniker-Zeitung, 1885, pag. 587 und 588) die geologischen Verhältnisse dieser Localität augenscheinlich ganz ähnlich aufgefasst hat wie ich, denn ob die der Salzthongruppe zu- gezählten Schichten stellenweise noch ein klein wenig über den Iza-Fluss ‚auf dessen rechtes, im Allgemeinen von trachytischen Gesteinen be- herrschtes Ufer hinüberreichen oder nicht, bedingt wohl keine wesent- liche Differenz in unseren Anschauungen. Ob Noth das Oelvorkommen von Dragomir für zukunftsreich hält oder nicht, kann ich indessen seiner Darstellung nicht mit Sicherheit entnehmen. Das Vorkommen von Szaczal wenigstens scheint der Genannte als sehr versprechend an- zusehen, und in der That, man "müsste in vielen Fällen die Idee einer Ausbeutung unserer karpathischen Oelschätze aufgeben, wollte man Spuren, wie sie zu Dragomir und Szaczal vorkommen, wunbeachtet lassen. Eine gewisse Gefahr des Misslingens müssen ja die meisten derartigen Versuche auf sich nehmen, aber därin liegt kein Grund, solche Versuche zu unterlassen. So ist denn auch bei Szaezal in neuester Zeit eine sehr ernst- hafte Thätigkeit von Seiten einer capitalskräftigen Unternehmung ent- wickelt worden, wodurch bereits Erdöl in stellenweise nicht ganz un- bedeutender Menge zum Aufschluss gebracht wurde. Dasselbe gehört ähnlich, wie ich das seinerzeit schon für Dragomir angab, zu den schwereren Sorten.. Leichtflüssige Oele scheinen sich bisher nicht ein- gestellt zu haben. Wir werden wohl auch bald erfahren, ob durchgängig befriedigende Quantitäten vorhanden sind, wenn es auch nicht gerade zu Springquellen kommt. BIER Die Schichten, in denen sich hier bei Szaczal die erwähnten Spuren finden, sind graue mürbe Sandsteine und graue sandige Thone, bei denen ich vorläufig nieht mit Sicherheit entscheiden möchte, ob sie noch zu der weiter westlich, namentlich am Südrande des Iza-Thales entwickelten miocänen Salzformation oder schon zum Oligocän gehören. Ihr Habitus ist wohl ein etwas älterer als der der Schichten der Salz- formation, allein derselbe stimmt auch nicht vollständig mit den mir be- kannten Varietäten der oligocänen Sandsteine überein. Dass die Grenzen zwischen Mioeän und Oligoeän in dieser Gegend etwas verwischt sind, ging übrigens schon aus meiner älteren Notiz über Dragomir hervor. 344 br. Verhandlungen. führende Strasse, so trifft man am Fusse des höher ansteigenden Gebirges zunächst rothe Thone in bedeutender Entwieklung, ‘eine Thatsache, die um so bemerkenswerther ist, als solche Thone in einigen der westlicher gelegenen Parallelprofilen wie im Valle larga zu fehlen scheinen. Es muss vorläufig dahingestellt bleiben, welches Alter diese Thone besitzen, doch ist ihre Zwischenstellung zwischen den bei Szaczal anstehenden (die Karten schreiben V. Caieloru) im höheren Gebirge auftreicndäil Eoeän ganz evident. i Die Zugehörigkeit dieser das höher ansteigende Gebirge zusammen- setzenden Schichten zum Eoeän !) wird durch Nummuliten bewiesen, welche man in gewissen grobkörnigen, fast conglomeratischen Sandsteinen “oder auch kalkigen braunen Gesteinen der Bachgeschiebe, kaum einige hundert Schritt oberhalb Szaezal, bemerkt. Diese Geschiebe entstammen einem Complex von Sandsteinen, Conglomeraten und Schiefern,‘ von welchem die letzteren sehr viel Glimmer enthalten und nieht selten sogar Ein- schlüsse von Quarzgeröllen oder anderen Fragmenten des von hier nicht allzu entfernten krystallinischen Gebirges aufweisen. Die conglo- meratischen Lagen der Sandsteine schliessen ebenfalls Stücke von Glimmerschiefer und Chloritschiefer ein, so dass diese Schichten ein den gewöhnlichen Karpathensandsteinen gegenüber einigermassen ‚fremd- artiges Aussehen bekommen. | In den Schiefern, die dicht unterhalb der Brücke an auf. welcher die Strasse vom linken auf das rechte Ufer des Baches über- | geht, fand sich eine Lage festen Conglomerats eingeschaltet, aus.welcher ich einen ziemlich grossen, flachen, glatten Pecten erhalten konnte. Aus einer ähnlichen Lage stammt, dem Gestein nach, ein lose im Bachbett gefundenes grosses gewölbtes Cardium, das vielleicht mit 0. gratum 4 Desh. zu vergleichen ist. = Das Vorkommen von Nummuliten., welches übrigens schon den Herren v. Hauer und v. Richthofen aus dieser‘ Gegend bekannt war, scheint an einzelne Bänke gebunden zu sein, denn man wird einen Theil der zugänglichen Aufschlüsse vergebens nach solchen Fossilien durchsuchen. Auch v. Hauer (l. e. Jahrb., 1859, pag. 434) fand sie nur in Geschieben des Iza-Thales zwischen Dragomir und Sellystie, Riehthofen dagegen sagt ausdrücklich (1. ec. pag. 435), dass er eine grosse Anzahl von Nummuliten in den Sandsteinen gefunden habe, die sich über die Pässe des Gebirges hinüber vom Iza-Thal nach Sieben- bürgen zu hinziehen. F. v. Hauer erwähnt übrigens auch das Vor- kommen von Nummulitenkalk östlich von Szaezal, und Herr Tngenene ‘) Ich. habe bei dieser kurzen und, wie ich gerne zugestehe, unvollständigen Dar- stellung auf ein jüngst erschienenes Heft, betitelt: Etude sur les terrains petroliferes de Kovacs von Cambresy (Paris 1884) weiter keine Rücksicht nehmen zu sollen geglaubt, da der ‚Verfasser sich auch seinerseits nur sehr wenig mit den geologischen Verhältnissen unseres Gebietes und der darauf bezüglichen Literatur vertraut zu machen für nöthig fand, wie vielleicht aus folgender Stelle hervorgeht (l. c. pag. Il): „Im | Iza-Thal constatirt man von Neuem die ölführende Eocänformation, aber an der Basis findet sich der Karpathensandstein, den bis jetzt die meisten Geologen in’s Neocom, das ist in die obere Kreide, stellen.“ Das Auftreten cretacischer Karpu ikensuii ist jedoch bis jetzt in der Nähe der Iza nicht nachgewiesen, Nr. 14 Sitzung am 17. November. Dr. E. Tietze. 345 Julius Noth, der kurz vor mir Szaezal besuchte, fand, wie aus einer von ihm freundlichst gemachten Einsendung hervorgeht, in einem fein- conglomeratischen Gestein im anstehenden Felsen bei der Gabelung des Baches im Draganela-Thal ebenfalls kleine Nummuliten. Das be- - treffende Gestein wird dort nach ‚seiner Mittheilung von Menilitschiefer ähnlichen Gebilden überlagert. Von Petroleumspuren in dieser älteren eocänen Sehiektenreihe ist mir nichts zu Gesicht gekommen, wenn ich auch nicht leugnen will, dass man bei längerem Aufenthalt in der Gegend dergleichen hätte entdecken können, wie dies Herrn Noth gelungen zu sein scheint. Sollte man geneigt sein, auf dieses vermuthete relativ ältere Oelniveau besonders zu reflectiren, dann würde es sich ja übrigens wohl empfehlen, dasselbe directer anzugehen und’ es nicht unter einer mehr oder minder mächtigen jüngeren Bedeckung aufzusuchen, wie sie in der Umgebung der heutigen Bohrungen das Terrain zusammensetzt. Das Vorkommen des Erdöls scheint sich jedenfalls in dem be- sprochenen Gebiet innerhalb der jüngeren Schichtenreihe, die sich am Iza-Thal, insbesondere auf dessen südlicher Seite, hinzieht, vorwaltend zu documentiren. Da in der Gegend von Jod und südlich von Sajo, west- lich Dragomir die oligocänen- und neogenen Schichten zu breiterer Aus- dehnung gelangen als weiter östlich, und da dort ebenfalls Spuren von Erdöl, sowie, wenn man darauf Werth legen will, von Salz- und Schwefel- quellen als nicht seltenen Begleiter des Erdöls bekannt sind, so möchte 8 empfehlenswerth sein, bei künftigen bergmännischen Versuchen auch diese Punkte in’s Auge zu fassen. Schliesslich mögen noch einige Worte über die Gegend von Luh nordöstlich von Unghvar hier, Platz finden. Nachdem man, von Unghvar - kommend, "die Zone der Trachyte und namentlich den hier sehr charak- teristisch entwickelten „bunten Trachyttuff“ Stache’s (Jahrb. geol. R.-A., 1871, pag. 419) mit seinen auffallenden ziegelfarbigen Einschlüssen passirt hat, gelangt man in die Zone der Karpathensandsteine, welche - hier zum grösseren Theil einst Paul unter Zugrundelegung eines Durch- schnittes längs des Ungh-Flusses zwischen Gross-Berezna und Uszok (Jahrb. geol. R.-A., 1870, pag. 245) beschrieben und als eine wieder- holte Reihe von Aufbrüchen älterer schieferiger Gesteine, die vom Magura- sandstein überlagert werden, im Allgemeinen wohl schon damals richtig dargestellt ‚hat. Die schieferigen Gesteine wurden damals als Ropianka- und Belowesza-Schichten bezeichnet, die ihrerseits bei dem damaligen Stande der Wissenschaft als ein zusammengehöriger Schichteneomplex gedeutet wurden.. Meine Beobachtungen waren bezüglich der nur auf der Durchreise nach dem eigentlichen Reiseziel passirten Punkte viel zu flüchtig, um die Frage zu entscheiden, ob hier echte cretacische Ropianka-Schichten auftreten. Mit Sieherheit lässt sich aber behaupten, dass wenigstens ein Theil jener schieferigen Bildungen zu der Ablage- rung gehört, die wir heute als obere Hieroglyphenschichten bezeichnen. Bei Kostrina passirten wir einen deutlichen Sattelaufbruch dieser Schichten, ein tektonisches Verhältniss, das auch schon aus Pau Us s Beschreibung und Zeichung hervorgeht. .. Etwas anders sehen die Schiefer aus, die bei Luh selbst anstehen. Sie sind dunkelgrau und merglig, sowie von weissen Kalkspathadern { N Be A a a i « rw 346 Verhandlungen. durchzogen, zeigen jedoch meist keinerlei Krummschaligkeit und sind auch nicht glimmerig. Trotzdem möchte ich dieselben noch am ‚ehesten gerade mit echten Ropiankaschichten , wie Paul es gethan hat. Der Letztere hält übrigens, wie er mir freundlichst mittheilt, diese Ansicht nicht mehr aufrecht. | Ich befinde mich mit meiner Deutung, wie ich nebenher erwähne auch in ziemlicher Uebereinstimmung mit Vacek, der in dieser Zone der Karpathen bis gegen Uszok hin das Auftreten j jüngerer Bildungen annimmt. Wenige hundert Schritt oberhalb der Brücke, die zwischen Stawna und Luh in der Nähe des letzteren Ortes über den Unghfluss geht, sind am linken Ufer desselben etwas oberhalb der Schmiede Entblössungen . \ dieser Schiefer zu beobachten, welche hier in Stunde 11 streichen bei sehr steiler Aufrichtung. In einer kleinen Schlucht am nördlichen Thalgehänge des hier ostwestlich verlaufenden Flusses sieht man dafür trotz der kurzen Entfernung dieses Punktes vom Flusse schon ein Streichen der dort anstehenden Bänke des Magurasandsteins in Stunde 9 bei nordöstlichem Fallen, und in dem westlich der oben genannten Brücke mündenden, von Norden herkommenden Bache eine Strecke lang aufwärts ‚gehend "sieht man an zwei Stellen dieselben Schiefer wie am Unghflusse bei sehr steilem nordöstlichen Fallen in Stunde 10!/, streichen. { Diese Schiefer sind der Sitz eines Erdölvorkommens, welches Pe der Südseite des Unghflusses bereits an einigen Stellen zu gegenwärtig. wieder aufgelassenen Gewinnungsarbeiten Veranlassung gegeben hat. Es hat übrigens nur eines der hier angelegten Bohrlöcher, nach den mir ertheilten Auskünften, eine ansehnlichere Tiefe (etwas über 100 Meter erreicht, die anderen Anlagen sind hinter diesem Bohrloch sehr zurück- geblieben, wie es denn einige kleinere Schachtabteufungen gibt, welche nur 4 oder gar nur 2 Meter Tiefe besessen haben. In Anbetracht dieses Umstandes, der bei der steilen Aufrichtung des Schiefers, die ein Auf suchen grösserer Tiefen verlangt, sehr zu berücksichtigen ist, ist der geringe Erfolg der bisherigen Arbeiten allerdings noch nicht entschei- dend, um dem ganzen Vorkommen jede Bedeutung abzusprechen, wenn auch vor allzu kühnen Hoffnungen gewarnt werden mag. Paul (Jahrb. d. geol. R.-A., 1870, pag. 246) schreibt darüber : „Der Schieferpartie bei Luch gehört ein leider nieht sehr hof reiches Petroieumvorkommen an. Das Petroleum tritt am Ufer des Unghflusses aus echten Ropiankaschichten hervor; der Zufluss ist jedoch sowohl bei der natürlichen Quelle, als auch in einem unweit derselben an- gelegten Schacht nicht bedeutend und sehr wechselnd, und es ist wegen der nahezu senkrechten Stellung der Schichten ein bedeutender Erfolg von einem tieferen Abteufen des Schachtes auch kaum vorauszusehen.“ Ich habe nun die Spuren am Unghflusse keineswegs so unbe- deutend gefunden, sondern mich im Gegentheil von einem wenigstens während der Zeit meiner Anwesenheit daselbst sehr reichlichen Aus- # fliessen des Oels überzeugt (Paul spricht allerdings von wechselnder Stärke des Zuflusses), sofern nur mit der Hacke “der Schiefer etwas 4 gelockert wird, indessen ist es durchaus berechtigt, die steile Schiehten- stellung der Schiefer als einen schwerwiegenden Uebelstand hervor- 4 zuheben. . Nr. 14 Sitzung am 17. November, M. Neumayr. 347 Vermuthlich im Hinblick auf jene schönen Oelspuren hat übrigens auch J. Noth') sich nieht ganz absprechend über die betreffende Loealität geäussert. Er schreibt (Allgemeine österreichische Chemiker- und Technikerzeitung; Oentral-Organ für Petroleumindustrie. Wien 1885, pag. 593): „Luh verdient immerhin Beachtung und ist einer jener Punkte, welche für Unternehmungen mit entsprechendem Capital empfohlen werden können.“ So bin denn auch ich der Ansicht, dass Industrielle, denen grössere Mittel zur Verfügung stehen und die etwas riskiren wollen, immerhin noch einige Opfer für diesen Punkt bringen mögen. Die bestehenden Anfänge auch der ungarischen Petroleumförderung zu vergrössern, muss ja als ein erstrebenswerthes Ziel und als eine ehrenvolle Aufgabe bezeichnet werden, so lange die zunächst hauptsächlich auf die galizi- schen Vorkommnisse begründete Oelproduction der Monarchie noch so weit wie gegenwärtig hinter den Anforderungen des Consums zurückbleibt. Literatur-Notizen. M.Neumayr. Die geographische Verbreitung der Jura- formation. Denkschrift d. k. Akademie. 50. Bd., 1885, pag. 86. Seit dem vor 25 Jahren erfolgten Erscheinen der bekannten Arbeit Marcou’s „Lettres sur les roches du Jura“, hat Niemand den Versuch unternommen, das verstreute Material über die Verbreitung der Juraformation zusammenzutragen, eine übersichtliche Darstellung der geographischen Verbreitung derselben zu geben und die daraus erfolgenden induetiven Schlüsse zu ziehen. Seither ist die Zahl der Beobachtungen stark angeschwollen, und wir haben seitdem hauptsächlich durch die Arbeiten Neumayr's selbst viele richtige Anschauungen über die zoogeographischen, faunistischen und biologischen Ver- hältnisse der Juraperiode gewonnen. Wenn es der Verfasser nunmehr unternimmt, auch die geographische Verbreitung der Jurasedimente, die Vertheilung von Wasser und Land zur Jurazeit kritisch zu besprechen, so füllt er damit eine sehr wesentliche Lücke ‚aus und zeigt uns das Ziel, welchem wir beim Studium aller Formationen nachzu- streben haben. Die vorliegende Arbeit ist so reich an Detail und an daran angeschlossenen Dar- legungen und Folgerungen, dass es unmöglich ist, bei dem knappen Raume, der hier zur Verfügung steht, ein einigermassen ausführliches Referat zu liefern, wir müssen uns auf die Mittheilung des Ganges der Untersuchung und die Wiedergabe der wichtigsten Ergebnisse beschränken. Um zu richtigen Vorstellungen über die ehemalige Vertheilung von Wasser und Land zu gelangen, ist es unstatthaft, einfach die marinen Vorkommnisse der betreffenden Periode auf der geologischen Karte aufzusuchen und die äussersten derselben mit einer als Küste betrachteten Linie zu umziehen, wie dies bei den bisherigen Versuchen meist geschehen ist. In diesem Falle übersieht man nämlich die ungeheuere Wirkung der Denudation. Ob man die einzelnen, gegenwärtig jurafreien Partien, namentlich die archaischen Massen, als ehemalige Festländer zu betrachten habe oder nicht, dies muss in jedem Falle besonders entschieden werden, und zwar auf Grundlage der geologisch- tektonischen Verhältnisse, sowie des Charakters der Rand-Sedimente und ihrer Faunen und Floren, die bald als wahre Küstenbildungen, Conglomerate, Korallenkalke ete,, bald als pelagische Tiefseebildungen erscheinen. Die Detailausführungen beginnt der Verfasser mit dem süddeutschen Jura und seinen Ausläufern. Es ist bekannt, dass aus dem Hauptbecken ein Arm über Regensburg und Passau nach Mähren, Schlesien und Polen führt. Das sudetische Jurameer verbindet sich mit dem sächsischen, dessen Ablagerungen uns in der Nähe der sächsisch-böhmischen Grenze erhalten sind, das sächsische mit dem norddeutschen. Die wichtigsten Fragen, die sich da ergeben, sind: Stand der norddeutsche und sächsische Jura mit dem süd- deutschen in directer, offener Meeresverbindung, und war das böhmische Massiv wirklich ein Festland? Die letztere Frage wird bejaht, dafür spricht der völlige Mangel von !) Der Aufsatz desselben ist inzwischen auch separat (Pest 1885) erschienen. K. k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 14. Verhandlungen. 52 f „Schichten südlich vom Südrande des böhmischen Massivs, welche Schichten in Folge | 'Lias wahrscheinlich machen. Auch die erstere Frage wird nach ausführlicher Motivirung ‘keine Inseln, ebensowenig das französische Centralplateau. Ob das archaisch-paläozoische “ wallis und Irland gehörten, lässt sich noch nicht entscheiden. Für England und Scho - worauf ununterbrochene Absätze bis zur Kreide erfolgten. In den Kelloway- und Oxford- - Lagen eine sehr geringe. Zur Zeit der Kelloway- und Oxford-Stufe fand eine Communi- 348 Verhandlungen. Nr. 1 Jurabildungen unter der transgredirenden Kreide — mit Ausnahme der Gegend von. Sternberg und Khaa — und ferner die Zusammensetzung der Lunzer und Grester ihres brackischen Charakters die Nähe eines Festlandes zur Zeit der oberen Trias und des im bejahenden Sinne entschieden. Der Verfasser stützt sich dabei auf die faunistise Verwandtschaft des sächsisch-böhmischen mit dem fränkisch-schwäbischen Jura, auf den pelagischen Charakter gewisser Kalkbildungen, die isolirten Jurapartien und die dureh Denudation entstandenen Reliefverhältnisse des süddeutschen Stufenlandes. Ob der Harz, gleich dem Thüringer und Frankenwald, der Rhön, dem Spessart u.s. w. vom Ja2az meere überfluthet war oder nicht, lässt sich gegenwärtig nicht sicher entscheide Schwarzwald und Vogesen bildeten, wie die neueren Untersuchungen ergeben en 3 Gebiet im nordwestlichen Frankreich überfluthet war, oder ob es eine beschränkte Insel bildete, oder ob es die Reste eines grossen Festlandes darstellt, zu welchem auch Corn- land bildet hauptsächlich Judd den Gewährsmann. Gestützt auf dessen Ausführung nimmt Neumayr das Vorhandensein einer Wales-, einer Penin- und einer Grampian- Insel an. In der Gegend der Ardennen bestand ebenfalls eine grössere Festlandsmasse, wie aus der Lagerung des Wealden und der Kreide auf altem Gebirge und aus dem Umstand hervorgeht, dass selbst die Ausläufer dieser Insel bei Boulogne und London nur vom oberen Jura, beziehungsweise der Bathstufe bedeckt werden. u Im folgenden Abschnitte erörtert der Verfasser den Ursprung der mechanischen Sedimente in Mitteleuropa. Im Lias herrschen im Allgemeinen die mechanischen Sedi- mente vor, im oberen Jura zoogene Kalke. Die mächtigen Sandmassen der Iuxemburgischen Angulaten-Schichten werden auf die Ardenneninsel bezogen. Die mächtigen Thonmassen des Mittellias und der Allgäu-Schichten in Süddeutschland konnten weder von Osten noch von Westen zugeführt werden Der Verfasser sucht sie durch eine von Nord her kommende, schlammreiche Meeresströmung zu erklären. Die kalkreichere Beschaffenheit der jüngeren Jurasedimente erklärt sich durch das stärkere Uebergreifen des Meeres über früheres Festland zur jüngeren Dogger- und Oxford-Zeit und die dadurch bedingte geringere, und in grössere Ferne gerückte Entwicklung mechanischer Sedimente. Er, Zu den interessantesten Abschnitten der ganzen Arbeit gehört der über den borealen Jura. Die Ablagerungen desselben begannen mit Makrocephalen-Schichten, schichten ist die Uebereinstimmung mit Westeuropa eine sehr grosse, in den höheren cation mit Westeuropa über Popiläni und die Gegend von Lublin statt, welche später vollkommen unterbrochen wurde. Ebenso bestand eine Communication zwischen dem südöstlichen Russland und Kaukasien. Die Begrenzung des enorm grossen, über ganz Centralrussland, Sibirien, Kamtschatka, die Aleuten, den nordwestlichen Theil von Nordamerika, Spitzbergen, den östlichen Theil von Grönland sich erstreckenden arktischen e Meeres bildete demnach im Westen die grosse skandinavisch-finnische und eine supponirte westrussische Insel, im Süden die südrussische, sodann die turanische Insel und der Nordrand des „sino-australischen Festlandes“, im Osten der „nearktische Continent* mit Westgrönland. Lem sino-australischen Festland fällt das Altaigebiet, China, Hinterindeuze 3 die malayische Inselwelt und der grösste Theil von Australien zu, wo der Jura entweder fehlt oder durch Binnenbildungen mit Kohlen vertreten ist. Der nearktische“ Continent bestand aus dem westlichen Grönland und dem ganzen jurafreien Gebiete zwischen den Black Hills von Dakota, dem Gulfe von Florida, dem Eismeere und dem Atlantic Den dritten grossen Continent der "Jurazeit bezeichnet Neumayr als den brasilianisch-a aethiopischen. Mehrere, hier nicht näher ausführbare Gründe machen es wahrscheinlich, dass das archaische Gebiet von Südamerika mit Centralafrika eine zusammenhängende — Festlandsmasse gebildet haben. Amerika zeigt nur auf seiner Westseite und in Mexico, Afrika nur im Atlasgebiete, auf der Ostküste (Mossambique, Mombassa) und in West- Madagaskar marine Jurabildungen. Einen Zweig des brasilianisch-äthiopischen Continents bildete die indo-madagassische Halbinsel, Südafrika, Ostmadagaskar und Dekan umfassend. Der indische Jura stand mit dem tibetanischen und dieser mit dem borealen in Meeres- verbindung, ebenso stand der indische Jura mit dem westeuropäischen in directer Ver- bindung. Es ist wegen Raummangels nicht möglich, auf die Verbreitungsverhältnisse der aussereuropäischen Jurabildungen hier näher einzugehen, es muss dieshezusn auf die es Arbeit selbst verwiesen werden. PEIENEEENERN ri Fin rate Nr. 14 Sitzung am 17. November. M. Neumayr. 349 Grosses Interesse bieten namentlich für die österreichischen Geologen die Aus- führungen über den alpinen Jura. Im Gebiete des alpinen Jura scheidet Neumayr eine Reihe von Inseln aus, so das spanische Centralplateau der Meseta, die corsische, - die kroatische (orientalisches Festland) und die thracische Insel. Die Meseta nimmt eine ähnliche Stellung als Festland ein, wie das böhmische Massiv. Die Existenz der corsischen Insel kann aus der geologischen Zusammensetzung von Corsica erschlossen werden. Die kroatische Insel, deren Aufstellung hauptsächlich in der Beschaffenheit der kohlenführenden _ Liasbildungen von Fünfkirchen, des Banats und der Balkanländer begründet ist, lässt sich nach ihrem Umfange nicht scharf begrenzen, doch hat sie ohne Zweifel zur Liaszeit die grösste Ausdehnung erreicht. Dass eine Festlandsscheide zwischen dem „alpinen“ und dem „ausseralpinen“ Jura bestanden habe, wird aus mehrfachen Gründen zurück- gewiesen. Die krystallinischen Centralketten der Alpen und Karpathen bildeten keine "Landrücken. Für die Westalpen kann dies als ganz sicherstehend betrachtet werden, es beweisen dies die Juravorkommnisse auf dem Gipfel der Aiguilles rouges, in der Tarentaise, am Nufenenpass, im Berner Oberland etc. Für die Ostalpen und Karpathen ist es mindestens sehr wahrscheinlich. Dagegen fehlt es nicht an Anzeichen, dass in den Alpen und Karpathen namentlich zur Liaszeit kleinere Gebiete festen Landes bestanden haben, die zur Zeit des oberen Jura in Folge der grösseren Ausdehnung der Meeresbedeckung inundirt wurden. Die Transgression der unterliassischen Hierlatz-Schichten in den Ostalpen, die Beschaffenheit der liassischen Grestener Sandsteine in den Karpathen spricht für das Vorhandensein kleiner Inseln, deren Existenz aber zur Zeit des oberen Jura nicht mehr nachweisbar ist. Als Gebiete, die erst zur Zeit des oberen Jura inundirt wurden, sind die Balearen, Sardinien, Calabrien und die Dobrudscha zu betrachten. Ueberblickt man die Verbreitungsverhältnisse des Jura, so drängt sich zunächst der tiefgreifende Unterschied auf, der in der Verbreitung des Lias im Gegensatz zum oberen Jura besteht. Dem ungeheueren Areal des borealen Jura fehlt der marine Lias vollständig. Im ausserborealen Europa fehlt der Lias im östlichen Norddeutschland, Schlesien, Böhmen, im ausseralpinen Polen, im Passauer und Brünner Gebiet und in der Donetzregion. Aus ganz Asien ist der Lias nur im Kaukasus und in Japan nachgewiesen. Wo überhaupt in der nördlichen Hemisphäre Verschiebungen im Stande des Wassers zur Jurazeit nachgewiesen werden können, treten dieselben in einer allgemeinen "Zunahme des Meeres im oberen Jura dem Lias gegenüber hervor. Mit dieser Verschiebung im Stande von Wasser und Land lässt sich in der ganzen Erdgeschichte nur das gewaltige Uebergreifen der oberen Kreide und nach entgegengesetzter Richtung der enorme Rückzug des Meeres um die Mitte der Kohlenformation und auf der Grenze zwischen Kreide und Eocän vergleichen. Nicht plötzlich, sondern allmälig und nicht überall zur selben Zeit bahnten sich die Fortschritte des übergreifenden Meeres an. Ihr Maximum erreichte die Transgression des oberen Jura in der Zeit der Oxfordstufe. Nachher macht sich namentlich in Mitteleuropa eine Abnahme des Wasserstandes bemerkbar, wie dies im Auftreten ausgedehnter Korallenbildungen und brackischer Ablagerungen (Purbeckschichten) zum Ausdruck gelangt. Nachweise über die Grösse und topische Vertheilung von Transgressionen müssen von entscheidendem Einfluss sein auf die Lösung der so viel besprochenen Frage nach den Ursachen der Verschiebung von Wasser und Land. Aus dem einen hier erörterten Falle können sich nun freilich sehr weitgehende Schlüsse nicht ergeben, es würden hierzu ganze Reihen von Beobachtungen erforderlich sein. Nur so viel scheint sich mit Sicherheit zu ergeben, dass die Zunahme der Wasserbedeckung auf der nördlichen Hemisphäre nach Ablauf der Liaszeit nicht für die Annahme von säcularen Bewegungen des Festen spricht. Eine über eine ganze Halbkugel sich erstreckende Vergrösserung und Ausdehnung des Meeres kann man sich schwer durch continentale Senkung entstanden denken, viel eher wird man diese Verschiebung einer Bewegung des Flüssigen zuschreiben können. Auch auf die Erkenntniss der Ursachen der marinen Verschiebungen müssten thatsächliche Beobachtungen von Transgressionen von Einfluss sein. Hierzu müssten wir aber unbedingt die Verbreitung des Jura auf der südlichen Halbkugel genau kennen, was bis jetzt nur in äusserst unzulänglicher Weise der Fall ist. Nur soviel lässt sich schon jetzt sagen, dass eine Verlegung der Erdaxe nicht als Ursache betrachtet werden kann, denn unter dieser Voraussetzung müssten auf der genügend bekannten Nord- hemisphäre manche Gebiete ein entschiedenes Ansteigen, andere ein deutliches Zurück- gehen des Wasserspiegels erkennen lassen, was nicht der Fall ist. Das Studium der Verbreitung der Jurabildungen muss auch auf die Entscheidung der Frage nach dem Umfange der Veränderungen, welche Festländer und Meeresbecken 52* ne u u er ae ee a a u en a B . - ad i 350 Verhandlungen. im Verlaufe der Erdgeschichte erleiden, schwer in’s Gewicht fallen. Betrachtet man Gruppirung ‘von Land und Meer zur Jurazeit von diesem Standpunkte aus, so erke man, dass dieselbe den Ansichten derjenigen nicht entspricht, welche oft wiederh intensive Veränderungen voraussetzen, dass sie aber ebensowenig der Annahme d« Beständigkeit der Festlandsmassen und der grossen Meeresbecken günstig ist. Ei weitere Frage, die sich hier erhebt, ist, ob die Vertheilung von Wasser und Land bestimmenden Einfluss auf das Klima ausübt. Neumüayr ist geneigt, diese Frage zu ve neinen, da es sich zeigt, dass die durch das Klima bedingte Verbreitung zahlreicher mariner Gattungen zur Zeit des oberen Jura dieselbe bleibt, wie zur Liaszeit, trotz der inzwischen eingetretenen Transgression. Endlich entsteht noch. die Frage, ob und in welcher Weise ein Einfluss der damaligen Vertheilung von Wasser und Land auf die heutige Verbreitung der Landorganismen bemerkbar ist. Diesbezüglich wird eine Ent- scheidung erst möglich sein, wenn auch für die Kreide- und Tertiärzeit ähnliche Studi vorliegen werden. a Zwei Karten, von denen die eine die Vertheilung von Land und Meer zur Jur: r, zeit, die andere die Transgr ession des oberen Jura darstellt, erläutern die topographischen Auseinandersetzungen über die unterschiedenen Festländer, Inseln, Meere und Meeresstrassen, Einzelne ausländische Versteinerungen, die dem Verfasser zur näheren Prüfung zuge- kommen sind, erscheinen anhangsweise beschrieben und auf einer Tafel abgebildet. m Wie bei der Arbeit über die klimatischen Zonen der Jura- und Kreidezeit, so fasst Neumayr auch hier die Einzeldaten über Verbreitung, Flora, Fauna und Gert charakter der Jurasedimente zu einem Gesammtbilde zusammen. Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, dass dieser inductive Weg der richtige, wenn auch langwierige und mühsame ist, der uns allmälig der Lösung allgemeiner Fragen näher bringen und uns von deductiver, aprioristischer Speculation befreien wird. Die Zahl der vorhandener Lücken, die man im Interesse der behandelten Fragen gern schon ausgefüllt sehen möchte, ist allerdings noch ziemlich ansehnlich, der Verfasser hütet sich aber auch nach Möglichkeit vor zu weit gehenden Schlüssen und weist stets selbst auf etwaige Lückenhaftigkeit der Prämissen hin. Wenn auch die nachfolgenden Beobachtungen manche Einzelheiten an dem Bilde ändern werden, das uns der Verfasser mit ebenso bewun- derungswürdiger Detailkenntniss, als Einblick in die Wechselbeziehungen der Erschei- nungen entworfen hat, so scheint doch unsere Kenntniss schon so weit vorgeschritten zu sein, um die Grundzüge der hier gegebenen Darlegung als richtig betrachten zu können, Weitergehende Folgerungen wird man allerdings erst ziehen können, wenn einmal auch für andere Formationen ähnliche Studien bestehen werden. Es wäre lebhaft zu wünschen, dass Prof. Neumayr auf dem von ihm eingeschlagenen Wege bald Nachfolger finden möge, die für andere Formationen leisten, was er uns für die Juraformation geboten hat, (V. IST K.A.Penecke. Das Eocän des Krappfeldes in Kärnten. Aus dem XC. Bande der Sitzungsberichte der kais. Akad. d. Wissen- schaften. I. Abthlg., Nov.-Heft, Jahrg. 1884. 45 Seiten, 1 Karte, 1 Profil tafel und 3 Petrefactentafeln. Die seit dem Jahre 1821 bekannten, schon von Karsten, später von Kefer- stein besprochenen Eocänyorkommnisse von Guttaring, deren Alter aber erstF.v.Hauer 1847 fixirte, werden hier zum ersten Male monographisch behandelt. Das Grundgebirge wird von Gneiss und Glimmerschiefer, paläozoischen Phylliten, im Süden auch von Te kalken, welche Werfener Schiefer und Grödener Sandsteine zur Unterlage haben, gebildet. In den Triaskalken fehlten bis vor Kurzem Versteinerungen, neuestens fand Prof. Höfer darin eine Rhynchonella semiplecta (?), was nicht gegen die alte Ausscheidung dieser Kalke als Guttensteiner Kalke sprechen würde. Ueber diesen älteren Ablagerungen ist im Gebiete des Krappfeldes zunächst Kreide zam Absatze gelangt, der Hauptmasse nach petrefactenarmer Inoceramenmergel mit Inoceramus Cripsi, Radiolites angeoides und Chondrites Targioni, hie und da Feuersteinknollen führend, petrographisch recht lebhaft an nordalpinen Flysch erinnernd. Im Inoceramenmergel treten stellenweise grobe Sand- steine und Hippuritenkalke auf. Die Quarzsandsteine führen einzelne Korallen und Rudisten (Radiolites Mortoni und Sphaerulites angeoides); als fossilreich bekannt ist der in den Liegendpartien des Inoceramenmergels auftretende Hippuritenkalk von Althofen, Herr Adjunct A. Hofmann in Leoben hat daraus eine ansehnliche Anzahl von Versteinerungen gesammelt, von denen Cyeloliten und andere Korallen, einige Bivalven, vor Allem Hippurites cornwvaccinum, Sphaerulites angeoides und Sph. cr. styriacus, Plagioptychus Agwilloni, endlich von Gasteropoden Nerinea Buchi und Actaeonella gigantea hervorzuheben sind, i PRTEe Nr. 14 Sitzung am 17. November. K. A. Penecke, 351 _ Die hier vertretenen Ablagerungen sind nach ihren Fossileinschlüssen demnach als Gosau- kreide zu bezeichnen, wenn auch ihr Hauptgestein, der Inoceramenmergel, mit den ge- _ wöhnlichen Gosaumergeln petropraphisch nicht gerade übereinstimmt, sondern mehr flysch- artig entwickelt ist. } Die Eocänbildungen des Krappfeldes überlagern theilweise die Kreide, theilweise liegen sie (im Norden) transgredirend auf dem paläozoischen Schiefer. Es sind nur mehr kleine Erosionsreste davon erhalten, von denen zwei (Sonnberg und Kleinkogel-Dobran- bergzug) eine reichgegliederte Schichtfolge aufweisen. Im südlichen Muldenflügel des Sonnberges ist die Schichtfolge nachstehende: l. Rothe Liegendthone mit Schotter- und Conglomeratbänken. 2. Modiola-Mergel mit meist sehr schlecht erhaltenen Petrefacten, worunter am häufigsten Modiola cfr. erenella Desh. 3. Flötzmasse; zwei bis drei Glanzkohlenflötze mit Brandschiefer-Zwischenlagern, welche Brackwasserconchylien führen: Faunus combustus Brongt. und f. undosus Brongt., Melanopsis nov. spec., Planorbis spec., Oytherea Zamberti Desh. 4. Gasteropodenmergel. Dem Modiola-Mergel ähnlich, aber mit zahlreichen gut erhaltenen Fossilien, unter denen einzelne Gasteropoden (Turritella Fuchsi, Cerith. mutabile, Cer. Canavali nov. sp. und Natica perusta) neben einer gryphaeaartigen Auster (Ostrea Canavali nov. sp.) dominiren. Daneben ein Nummulit (Num. contortus Desh.), Serpula spirulaea, Modiola cerenella Desh., Cyrena Veronensis Bay., Faunus combustus und F. undosus, Fusus longaevus ete. etc. 5. Nummulitenmergel. Die Fossilführung ändert sich, Nummuliten nehmen überhand, während Mollusken zurücktreten. Orbitoides Fortisii, Operculina Karreri nov. Sp., Nummul. complanatus, perforatus, Lucasanus, contortus und exponens, da- neben noch Natica Vulcani und Cerith. Canavali. 6. Nummulitenkalk. Entwickelt sich allmälig aus den obersten Lagen des Nummulitenmergels. Neben Nummuliten viele Echiniden und Mollusken : Alveolina longa, Num. complanatus, perforatus, contortus und exponens, (Conmoelypeus conoideus, Echinolampas cf. Suessi, Pygorhynchus Mayeri, Linthia Heberti, Ostrea rarilamella, Velates Schmiedeliana, Ovula gigantea etc. 7. Variolarius-Schichten. Nur am Sonnberge noch erhalten als wenig mächtiger Sand mit festen Sandsteinbänken, die mit kleinen Nummuliten (nach Bantken Num. variolarius) erfüllt sind. An den übrigen Localitäten des Krappfeldes fehlen einzelne oder ganze Reihen von Gliedern dieser Serie, resp. werden durch andere Gesteinsentwicklung ersetzt. An einer Stelle schaltet sich in die obersten Partien des Nummulitenmergels eine Lage feinen Sandes ein mit gut erhaltenen Echiniden (Echinanthus tumidus Ag., Linthia scarabaeus Lbe., L. Heberti Cott. und Ottiliaster pusillus nov. gen. nov. spec.). Aus der Vergleichung der einzelnen Profile ergibt sich eine Gliederung des Krapp- felder-Eocäns in zwei Horizonte, einen unteren, theilweise brackisch entwickelten und einen oberen, rein marinen, an Nummuliten reichen Horizont, doch so, dass gegen Norden die brackischen Einflüsse sich weitaus stärker, auch im verticalen Sinne, geltend machen, als weiter südlich. Die Fauna des Krappfeldes besitzt die grösste Aehnlichkeit mit jener von Roncä; Cyrena veronensis, Natica vulcani, die Faunus-Arten, Cer. mutabile u. a. sind beiden gemeinsam. Von den Ablagerungen des Pariser Beckens bieten die Sables inferieurs die meisten Anklänge. Jedenfalls ist die Fauna des Krappfeldes eine alteocäne, Der paläontologische Theil gibt eine Darstellung der in den geschilderten Ab- lagerungen enthaltenen Gesammtfauna. Es werden namhaft gemacht: 6 Nummuliten, 1 Operculina, 1 Alveolin«, 1 Orbitolites und ] Orbitoides; 11 Echiniden; 2 Serpeln; 1 Terebratel; 25 Bivalven; 1 Dentalium ; 29 Gasteropoden ; ] Nautilus, sowie Crustaceen- und Fischreste, im Ganzen an 85 Arten. Als neue beschrieben erscheinen: Operculina Karreri, ausgezeichnet durch auffallend starke Querrippung. Ottiliaster pusillus; von Echinolampas-Typus, aber vorderes Ambulaerum mit nur je einer Reihe einfacher Poren, ohne Porenpaare. Die Form steht wohl am nächsten der Gattung Eolampas Duncan und Siaden von Sind. Ostrea Canavali, gryphäenartig, verwandt der Ostrea cymbiola. Arca Rosthorni ; sehr kleine, gegittert-sculpturirte Art. Corbula semiradiata, an Naera radiata erinnernd, doch nur vorn radialgerippt. Turritella Fuchsi, der T. imbricataria Lam ziemlich nahestehend. Natica Ottiliae, kleine, ziemlich indifferente Form, ähnlich N. Woodi. Keilostoma Rosthorni, ähnlich gewissen Arten des untersten Eocäns von Belgien. Melanopsis (2) Reineri, meist zerdrückt und daher generisch unsicher. E42. a nn © 352 ö Verhandlungen. Cerithium Canavali, an Cer. funatum Mstır. anschliessend. Nautilus Seelandi, sehr breite, aufgeblähte Form, Myliobates Haueri, nahestehend dem M. goniopleurus Ag. Alle neubeschriebenen Arten, mit Ausnahme des Nautilus Seelandi, sind auf den drei beigegebenen Petrefactentafeln zur Abbildung gebracht, ausserdem noch Spondylus asiaticeus Arch. und Teredo (Kuphus) gigantea Lin. Sp. Ausserdem ist der Abhandlung ein Kärtchen der nordöstlichen Ecke des Krappfeldes im Massstabe von 1: 75. 000, sowie eine Tafel mit Profilen beigefügt. (A. B) Franz Schröckenstein. Ausflüge auf das Feld der Geo- logie. ‚Geologisch-chemische Studie. der Silicat-Gesteine. Wien 1885. E Octav. 116 Seiten. : Der Verfasser gibt in diesem Aufsatze zuerst eine Zusammenstellung der chemischen Analysen der wichtigsten die Gesteine zusammensetzenden Mineralien. Er theilt dieselben nach den Hauptbasen, die sie enthalten, in 6 Gruppen ein, (Thonerde-Silicate, Thonerde- Kalk-Silicate, Talkerde-Silicate, Talk-Kalk-Silicate, Talk- Kalk-Thonerde-Silicate und Talk- Thonerde-Silicate) und stellt sie bei jeder Abtheilung wieder nach der Kieselsäuremenge zusammen, indem er zuerst bei den fünffachen, vierfachen und so absteigend bis zu den Singulo- und Sub-Silicaten die einzelnen Analysen anführt. Der Autor stellt nun von verschiedenen Gesichtspunkten aus die einzelnen Gruppen der Minerale in Tabellen zusammen und findet, dass manche Mineralien in verschiedenen Gruppen erscheinen, während chemisch gleiche Gebilde verschiedene Namen als Mineral führen. Dies erklä sich übrigens, wie der Verfasser selbst zugibt, durch die herrschende Mineral-Nomenclatur, die nicht ganz ausschliesslich auf chemischer Grundlage durchgeführt ist, sondern bei j der wohl auch physikalische Eigenschaften (Krystallform) berücksichtigt werden müssen. Weiterhin benützt der Autor diese Zusammenstellungen, um in tabellarischer Form zu zeigen, wie durch Aufnahme von Kieselsäure ein Mineral in das andere übergeht, wie ein Mineral als durch Mischung aus anderen Mineralien entstanden, gedacht werden kann und wie endlich Mineralien oder Mineralgruppen zerlegt werden können i in Gruppen anderer Minerale. Diese Zusammenstellungen sind wohl recht interessant, scheinen dem Referenten jedoch, so lange dieselben auf dem Papiere blos als möglich dargostellä werden, kaum eine Bedeutung zu besitzen. Ebenso wie bei den Mineralien, hat nun der Autor auch die Gesteinsanalysen nach dem Kieselsäuregehalt geordnet und ebenfalls Unisilicate, Anderthalb-Silicate ete. unterschieden, weiterhin sind die Analysen nach dem Verhältniss der Basen zu einander geordnet in mehreren Tabellen übersichtlich zusammengestellt. Endlich gibt der Autor eine Zusammenstellung verschiedener Gesteine, die er durch Aufnahme von Kieselsäure, oder auch Wasser, in andere Gesteine übergehen lässt. Der Verfasser glaubt dadurch bewiesen zu haben, dass die saureren Gesteine immer aus basischen entstanden sind. Der Referent kann sich damit nicht einverstanden erklären, denn die Möglichkeit beweist noch nicht die Thatsache. Es müssen durch zahlreiche petrographische Untersuchungen solche Umbildungen direct bewiesen werden, die immer nur in diesem Sinne stattfinden müssten, um einen solchen allgemeinen Satz aufstellen zu können. In dem Schlusscapitel gibt der Autor seine Ansichten über die Entstehung der Gesteine. Er nimmt an, dass die ersten Massengesteine sehr basisch gewesen sind, weil SiO,, Al,O,, CaO und MgO einen sehr hohen Erstarrungspunkt haben, während die Alkalien, Wasser, Schwefel und die meisten Säuren schon bei viel niedrigerer Temperatur noch flüssig sind. Die ersten Gesteine sind also Anorthit-Olivin- Gesteine gewesen. Erst bei weiterer Abkühlung schlugen sich Alkalien, Kohlensäure, Chlor, Schwefelsäure, Wasser etc., in Form entsprechender Verbindungen nieder, wobei zugleich Kalk und Magnesia gelöst wurden und das Materiale für spätere Kalk- und Dolomitbildung gaben, während dabei ebenfalls frei gewordene Kieselsäure entweder im ursprünglichen Gestein blieb und eine Ansäuerung stattfand, oder mit den Alkalien in. löslicher Form weggeführt wurde und andere Gesteine saurer und alkalienhältig machte, Beim Einsinken einzelner Schollen der anfangs dünnen Rinde der Erde, erfolgte dann eine Erweichung durch die Hitze des Erdinnern und fand dabei eine Umkrystallisirung statt, so dass sich Minerale höherer Silicatstufen bilden konnten. Ohne auf diese Theorie näher einzugehen, glaubt Referent, dass dieselbe durch die chemischen Zusammenstellungen allein, die der Autor gibt, nicht genügend gestützt erscheint. Zum Schlusse gibt der Autor seine Ansicht über die Schiefergesteine im Verhältniss zu den Eruptivgesteinen, wobei er annimmt, dass, wie sich aus den chemischen Tabellen ergibt, gewisse Verhältnisse der Basen gegenüber der Kieselsäure für die Eruptivgesteine charakteristisch sind, so dass ALPEN EIN FEN ü Sitzung am 17. November. F. Becke. 353 "Nr. 14 er gewisse Schiefergesteine als Umbildungsproducte von Massengesteinen ansieht, eine Ansicht, die Referent entschieden nicht theilen kann. (€. v. J.) Fr. Sandberger. Unter suchung enüberEr „gänge. I. Heft mit 4 Tafeln, pag. 159—431. Wiesbaden 1885. Dem 1882 erschienenen I. Hefte ist nun das II. gefolgt, welches wieder eine reiche Fülle interessanter Untersuchungsresultate bringt, die gewiss geeignet sind, die vollste Beachtung der Geologen und praktischen Bergleute zu finden, mögen selbe welch’ immer gearteten Standpunkt gegenüber Sandberger's Theorie einnehmen. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass durch die neuerlichen Beobachtungen der Theorie auch weiteres Beweismaterial zugeführt wird und die Nothwendigkeit hervortritt, die Unter- suchungen zu verallgemeinern, deren wissenschaftliches und praktisches Interesse doch niemand in Abrede stellen kann. Als Grundlage können die mustergiltigen Monographien Sandberger's dienen, deren das vorliegende Heft wieder zwei bringt: Der Wenzels- gang im Frohnbachthale bei Wolfach und die Erzgänge im Quellgebiete der schwarz- “ wälder Kinzig, besonders im Witticher Thale. Von ihnen gilt dasselbe, wasF.v.Hauer in seinem Referate über-das I. Heft (diese Verhandlungen 1882, pag. 35—36) gesagt, es sind Musterarbeiten. _ Nach einer kurzen Einleitung kommen folgende Erzvorkommen zur Darstellung: ' Erzgänge in krystallinischen und geschichteten Gesteinen; Zinnsteingänge im Lithionit- Granit, ‚ Zinnsteingänge in anderen Graniten, Zinnsteingänge im Gneiss, Glimmerschiefer, Phyllit und in anderen jüngeren Gesteinen. Anderweitige Gänge in Granit, Gneissen, Glimmerschiefern und Phylliten. Erzgänge in geschichteten Formationen. Erzgänge in Jüngeren Eruptivgesteinen. Hierauf folgen die oben angeführten Monographien. Obwohl auch mehrfach österreichische Vorkommen behandelt werden, so nament- lich Joachimsthal, wollen wir dennoch darauf verzichten einen zusammenfassenden Aus- zug zu geben, weil hierbei nothwendiger Weise eine Reihe von Detail’s übergangen werden müssten, die uns ebenso beachtenswerth erscheinen als das Ganze und auch für den Gegner der sogenannten Lateral-Secretions-Theorie reiche Belehrung bringen. Diese Theorie fliesst sozusagen ganz von selbst nebenher, nirgends wird sie aufdringlich vor- geschoben und es ist ein nicht hoch genug anzuschlagendes Verdienst Sandberger's, dass er nicht die Untersuchungen einer mit weitem Blick erhaschten Theorie wegen modelt, sondern auf Grundlage eingehender, hochinteressanter Beobachtungen theoretische Folgerungen zieht. Es geschieht dies alles so einfach, natürlich, dass jeder, dem die wahre Naturforschung und der Bergbau am Herzen liegen, das Buch mit inniger Freude studiren wird. Hoffentlich finden die Untersuchungen recht bald ihre Fortsetzung. (B. v. F. - F.Becke. Notizen aus dem niederösterreichisehen Waldviertel. Tschermak’s mineralogische und petrographische "Mittheilungen. B. VII, 1885, pag. 250255. Unter. diesem Titel lenkt der Autor ihm neu bekannt gewordene Funde aus der genannten Gegend zu beschreiben, um so seine bekannte Arbeit zu vervollständigen. Granophyr von Marbach, gesammelt von Professor Pichler. Nach Letzterem bildet dieses Gestein °/, Stunden donauaufwärts von Marbach bei dem Orte Loja, am Wege zu einer Graphitgrube, zwei nahe senkrecht stehende, WO streichende Gänge im Gneiss. In einer aschgrauen schimmernden Grundmasse liegen zahlreiche, 3—4 Milli- meter grosse Feldspathe und spärlich dünne Glimmerschuppen. j Die Grundmasse besteht hauptsächlich aus Mikropegmatit, Feldspath, wahr- scheinlich Orthoklas und aus wenigen dünnen Biotitschuppen. - Das älteste Mineral sind spärliche blassgelbe Zirkone, sodann folgt Biotit, der vielfach in ein grünes chloritisches Mineral umgewandelt ist, wobei aber die sonst so häufig auftretende Epidotbildung fast gänzlich fehlt. Selten ist primäre dunkelgrüne Hornblende. Die porphyrischen klaren Feldspathe sind theils Orthoklas, theils Mikroklin, die trüben wohl Plagioklas, In der Grundmasse treten ab und zu Aggregate feinstängeliger lichtgrüner Hornblende auf; sie können eben so gut fremde Einschlüsse als Neubildungen nach einem verschwundenen Pyroxen sein. Auffallend ist das Fehlen von Erzkörnern und die Seltenheit des Apatit. Granophyr war bisher aus dem Waldviertel nicht bekannt. Pilit-Kersantite. Bei Spitz an der Donau fand Professor Pichler ein - dunkelgraues, fast schwarzes Gestein mit porphyrischer Structur, welches sich als Pilit- Kersantit erwies. "hielt und führt eine Reihe von Versuchen an, die bestätigen, dass im „Kelephyt“ ein 354 Verhandlungen. Auch das Gestein, welches an der Strasse zwischen Steinegg und Set. Leonha im Granulit auftritt und das als normaler Kersantit beschrieben war, ist nach neu lich von Becke gesammelten Proben ein Pilit-Kersantit. Pyroxen-Amphibolit vom „Aschauer“. Unweit der Strasse von Schiltig: amt nach Gföhl fand Professor Pichler am Waldrande, W. vom Bauernhofe „Aschau einen losen Block eines Gesteines, welches aus brauner Hornblende, die vielfach lichtgrünem Augit verwachsen ist, Granat, beiderlei Feldspath, Quarz, Titaneisen, Ap und Titanit zusammengesetzt ist, Dasselbe ähnelt in Structur und Aussehen der mengtheile vielfach den weiter nördlich vorkommenden Diallag-Amphiboliten d 7 Granulitgebietes, ‘ Ueber „Kelephyt“, Schrauf. Im Neuen Jahrb. f. Min. ete. 1884, Bd. II, 21—26 hat Schrauf im weiteren Verfolge seiner Beobachtungen über den „Keleph vi Vorkommen von der Reutmühle beschrieben. Becke glaubt aus dem Umstande , das Schrauf die frühere Beschreibung in „Die Gneissformation des niederösterreichischen Waldviertels“ (pag. 323—326) nicht eitirte, diese übersehen habe, oder für unrichtig Spinell vorkommt. F Es obwalten hier offenbar Missverständnisse und da Referent das Material und Präparate beider Forscher aus eigener Anschauung kennt, so möge es gestattet einige aufklärende Bemerkungen beizufügen. Becke hat in seiner Abhandlung (Tschermak’s mineralogische und petrographische Mittheilungen. Bd. IV, 1884) pag. 324—326 das Vorkommen der Reutmühle beschrieben, auf Tafel II zeigt uns Fig. 1 einen Pyrop mit der Hülle, Fig. 2 einen Theil der letzteren. In Beck Fig. 1 unterscheidet man im Centrum den Pyrop, hierauf eine radialstrahlige und endlich eine körnige Hülle. Genau dieselbe Reihenfolge geben Schrauf Figuren (a. a. O. pag. 22), der Pyrop ist mit P, die radialstrahlige Hülle mit k und die körnige mit « bezeichnet, auf die as ein schmaler körniger Kranz ß folg! der uns hier weiter nicht interessirt. k und a fallen also bei beiden Autoren zusammen und sollen die einzelnen Partien mit diesen Buchstaben hier bezeichnet werden. %k besteht nach Becke aus einem Gemenge von mindestens zwei Mineralen, unter denen der Spinell (Picotit) bestimmt wurde. «& besteht aus drei Mineralen: 1. blassgrüne oder bräunliche Körner von Hornblende, bestimmt durch stellenweise beobachtete Spaltbarkeit und optische Beobachtungen. 2. Bronzitkörner, sie scheinen die Hauptmasse der Zone auszumachen, ihre Natur wurde aus Spaltungs- und optischer Erscheinungen abgeleitet. 3. Selten auftretende Körnchen, die für Diallag gehz werden. Der Picotit ist also auf die Zone k beschränkt, d. h: hier ist er nach Beck Untersuchungen ein wichtiger Bestandtheil. So viel sich Referent erinnert, treten namentlich in den Karlstättener Vorkommen gut erkennbare Picotitkörnchen auch in «auf. Schrauf b-schreibt nun die Zone «, als aus lichtbräunlichen kleinsten Körnchen bestehend und dieser Umstand scheint zu dem oben erwähnten Missver- ständnisse Veranlassung gegeben zu haben, indem hierbei Becke an den von ihm nachgewiesenen Picotit dachte und voraussetzt, Schrauf’s Angabe über deren Doppel- brechung beruhe auf einer Täuschung. Den ist natürlich nicht so, sondern die bei Becke aus blassgrünen oder bräunlichen Iornblendekörnchen, Bronzit und Diallag bestehende Zone « besteht bei Schrauf nur aus bräunlichen Körnchen, die stark doppelbrechend sind (wenn auch etwas weniger als der noch frische Olivin) und im Uebrigen alle jene Eigenschaften besitzen, wie sie Schrauf anführt. Jede sichtbare Spur von Picotit fehlt dieser Zone und für die Zurechnung der lichtbräunlichen Körnchen zu Enstatit, Pyroxen, Amphibol fehlten „die zwingenden Beweise“, weil eben Form- entwickelung und Spaltrisse nicht zu beobachten sind. 2 Ob diese „braunen Körnchen“ Schrauf’s mit einem der von Becke beob- achteten Minerale der Zone « direct zu identifieiren wären, oder als ein viertes Mineral aufzufassen seien, könnte vielleicht der directe Vergleich beider Präparate ergeben. (B. v. F.) Vor von n Alfrı 77 Hölder, = k. Hof- a Universitäts-Buchhändleri in Wien, Rothenthurmstr. 15. Druck von Gottlieb Gistel & Comp, in Wien, Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung vom 1. December 1885. Inhalt: Eingesendete Mittheilungen: F. Teller. Fossilführende Horizonte in der oberen Trias der Sannthaler Alpen. V. Hilber. Zur Frage der exotischen Blöcke in den Karpathen. — Vorträge: A. Penck. Ueber interglaciale Breceien der Alpen. A. Bittner. Ueber die Plateaukalke des Untersberges. — Literaturnotizen: R. Zuber. H. Hatch. A. Cathrein. A. Brunlechner. E. Kalkowski. G. Bruder. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. F. Teller. Fossilführende Horizonte in der oberen Trias der Sannthaler Alpen. Der ausgedehnte triadische Gebirgsstock der Sannthaler Alpen, der sich im Grenzgebiete von Steiermark, Kärnten und Krain zu Gipfelhöhen von '2300—2500 Meter erhebt, galt stets als eines .der einförmigsten , paläontologisch unfruchtbarsten Triasterritorien der Süd- alpen. Während in der oberen Trias des nördlich vorliegenden Gebirgs- walles der Petzen und des Hochobir schon frühzeitig petrefactenreiche Niveaus nachgewiesen werden konnten, — ieh erinnere hier nur an die bekannten Gastropoden-Kalke von Unterpetzen und Fladung und an die Schichten mit Zalobia rugosa und Carnites floridus, die sogenannten Lagerschiefer der dortigen Bleibergbaue, — sind im Bereiche der Sannthaler Alpen, deren Kenntniss uns Lipold und Rolle von Kärnten und Steiermark, Peters von Krain aus erschlossen haben, bisher nirgends fossilführende Schichten bekannt geworden, welche eine schärfere Gliederung der mächtigen obertriadischen Kalk- und Dolomit- massen dieses Gebietes ermöglichen würden. Im Verlaufe der dies- jährigen Aufnahmsreisen bot sich mir nun die günstige Gelegenheit, in dem genannten Triasgebiete an zwei Punkten paläontologisch fixirbare Niveaus constatiren zu können, deren weitere Verfolgung nicht nur in stratigraphischer Beziehung, sondern zugleich auch in Rücksicht auf die Auffassung der teetonischen Verhältnisse dieses Ge- birgsstockes von Interesse sein dürfte. Der erste und wichtigere dieser beiden Fundpunkte liegt in der ‚breiten, tief eingesenkten Jocheinsattlung im Süden des Oistrizza un- mittelbar südlich von dem für die Besucher dieses hervorragenden und leicht zugänglichen Gipfels von dem Sannthaler Alpen - Club K.K. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 15. Verhandlungen. ? 53 356 Verhandlungen. Nr. 1 erbauten Schutzhause „KoroSica“. Zwischen den hellen, diekbankig sich gliedernden Kalk- und Dolomitmassen des Oistrizza- -Hauptkammes i m Nor den und den aus demselben Gesteinsmaterial aufgebauten ee abstürzen des Versid im Süden streicht hier eine Schichtfolge durch, aus einem wiederholten Wechsel von dunklen bituminösen, häufig dure re Hornsteinlagen gebänderten Plattenkalken mit gelblieh-braunen A, schiefern und Pietra-verde-Bänken besteht, eine weichere Gesteinszone darstellend, deren Existenz eben die Bildung der sanften, mit Alpen- weiden bedeckten Einsattlung inmitten des vegetationsarmen Kalkhoch- gebirges bedingt. Die verticale Gliederung der genannten Schichtfolge beobachtet man am besten in dem tief eingesenkten Kessel Ost von sedlo“, an dessen Südrand der rothmarkirte Touristenweg von m Korosiea-Hütte nach Leutsch hinführt. Man unterscheidet hier in dem | mit 15—20° in Süd verflächenden Complex zwischen riffartig hervor- tretenden Barren von plattigem, bituminösen Hornsteinkalk deutlich eine dreimalige Einschaltung von weicheren , schieferig-mergeligen Ge- steinslagen, deren jede nach oben mit einer lebhaft grünen, schon von ferne auffallenden Pietra-verde-Bank abschliesst. Ueber der dritten und höchsten dieser grünen Gesteinsbänke, in deren Niveau der vorerwähnte Touristensteig an einer Hirtenhütte vorbei durchzieht, folgt eine oberste Plattenkalklage, die von hier aus als fortlaufende 'Gesteinszone nach West hin bis an die Nordabstürze des Versiöplateaus zur sogenannten Njiva zu verfolgen ist. Hier erscheint dieselbe am Fusse der schroffen Wand ‘des Dedee (2020 Meter der Spee. K.), in gut geschichteten, wellig gebogenen Bänken unter den Schiehtkopf der hellen Plateau- kalke hinabtauchend, trefflich aufgeschlossen. An dieser Stelle, also innerhalb der obersten , stark bituminösen,, bräunlich-schwarzen Kalk- bänke der geschilderten Schichtfolge fand ich versteinerungsreiche Lagen, aus denen sich folgende Fossilreste gewinnen liessen: Trachyceras Archelaus Laube. Monophyllites wengensis (Klipst) Mojs. Lobites nov. spec. Diese Art, welche einer von E. v. Mojsisovies (Cephalopod. d. mediterr. Tri iasprovinz. Taf. XXXIX, Fig. 12) aus den Wengener Schichten Judicariens beschriebenen, ebenfalls noch unbenannten Form nahe zu stehen scheint, bildet einen der häufigsten Cephalopodenreste in dieser kleinen Fauna. Ohemnitzia cf. longissima Münster. Daonella Lommeli Wissm. spec. Posidonomya wengensis Wissm. Neben der normalen Form mehrere grosse, auffallend langgestreckte Schalen. Perna Bou£&iv. Hauer. @ervillia spec. div. Mehrere theils glatte, theils mit kräftigen con- centrischen Runzeln verzierte Arten, deren einige mit noch unbe- schriebenen Formen aus den Tuffen des Frombachgrabens (Schlern) übereinstimmen dürften. Alle diese Reste stammen aus einem einzigen Gesteinsblock von ungefähr 0'3 Cubikmeter Inhalt, dem aus dem Anstehenden gebrochenen Fragment einer Bank, repräsentiren also die Fauna eines einzigen Horizontes, in dem man unschwer die Vertretung der typischen N. 16 Sitzung am |. December. F. Teller. 357 _ Wengener Schichten der Südalpen erkennt. In untrennbarer Ver- bindung mit diesen von marinen T'hierresten erfüllten dickplattigen Kalksteinen stehen bitumenreichere Kalkschiefer mit Voltzia Fötterlei Stur. Ob die tiefere, durch Einschaltung von Pietra-verde-Bänken aus- gezeichnete Abtheilung der vorliegenden Schichtfolge als ein Aequivalent der Buchensteiner Schichten aufzufassen sei, vermag ich vorläufig noch nicht zu entscheiden. Es kann hier nur darauf hingewiesen werden, dass dieser tiefere, durch die vorerwähnten Einlagerungen gut charak- terisirte Schiehteomplex, so weit meine Erfahrungen reichen, an keiner anderen Stelle der Sannthaler Alpen wiederkehrt, während die bitumi- nösen Plattenkalke und Kalkschiefer der oberen Abtheilung in der Östhälfte dieses Gebirgsstockes in grosser Ausdehnung nachgewiesen werden konnten. So beobachtete ich dieselben an der Ostseite der Oistrizza, an der Basis ihres gewaltigen, dem Logarthale zugekehrten Sehichtkopfes von Obertriaskalk, auf der ersten Gehängstufe oberhalb der Klemenschegg-Alpe, wo sie auf Dolomiten des Muschelkalkes aufruhen, — sodann südlich von der KoroSica in dem Sattel, der die obertriadi- schen Kalk- und Dolomitmassen des Versi@ und der Kopa von jenen des Konj scheidet, — ferner in bedeutender räumlicher Ausdehnung auf den südlichen Ausläufern des Plateaus der Steiner Alpen, im Bereiche der Mala und Velka planina. Von dem Sattel nördlich des Konj streichen die dunklen Plattenkalke der Wengener Schichten einerseits dem Fuss der imposanten Wandabstürze dieses Felsgrates folgend in die Feistritzer Bela hinab, wo ich entlang des oberen Randes der Schutthalden, welche dem Fusse der Wand vorliegen, Platten mit gut erhaltenen Resten der Voltzia Fötterlei Stur gesammelt habe, andererseits treten sie ent- lang der Leutscher Bela direet mit den Vorkommnissen auf der Höhe des Plateaus der -Mala und Velka planina in Verbindung. Aus der Tiefe der Leutscher Bela steigen die dunklen Plattenkalke dieses Horizontes aber auch nordwärts in’s Gebirge auf. Sie sind in ununterbrochenem Zusammenhange bis zum einsamen Berggehöfte Planinsek zu verfolgen und setzen von hier, die östlieh von der Oistrizza sich ausbreitende Plateaumasse in weitem Bogen umgürtend, bis in’s obere Sannthal fort. Wie an “dem Nordfusse der Oistrizza, liegen sie auch der Ost- und Südgrenze ihres Verbreitungsgebietes entlang über einer mächtigen Serie von Dolomiten,’ die als Aequivalent des Muschelkalkes betrachtet werden müssen, zum Theil aber vielleicht auch die Buchensteiner Schiehten in sich schliessen. Die Kenntniss dieses in Folge seiner besonderen petrographischen Ausbildung leicht zu verfolgenden Horizontes ermöglicht erst die Auf- fassung der teetonischen Verhältnisse dieses Gebietes. Die Osthälfte der Sannthaler Alpen, die wir hier zunächst im Auge haben, stellt, in ihren Gesammtumrissen betrachtet, eine ausgedehnte Plateaumasse dar, welche in der Richtung von Süd nach Nord in mehreren Stufen ansteigt, von denen zwei, die besonders scharf markirt sind, zugleich tectonische Bedeutung besitzen. Legt man in der genannten Richtung ein Profil durch die Plateaumasse hindurch, das von der ÜÖerna dolina in Krain ausgehend über die Steiner Alpen, den Konj und die Platte des Versi 53* ALTE a a a Eee a 358 Verhandlungen, zur Oistrizza läuft und von dort in’s Logarthal absteigt, so erhält man folgendes Bild. 4 Im Süden, in der Gegend von Zaga in der Cerna dolina, liegt über einem ostwestlich streichenden, tiefen Aufbruch von alten Serieit- und Hornblendeschiefern,, »in denen sich die Kaolingruben dieses Seiten- thales der Steiner Feistritz bewegen, zunächst Werfener Schiefer mit Myophoria costata, über dem sich eine mächtige Folge von Kalken und Dolomiten des Muschelkalkes aufbaut. Die letzteren bilden als nach Süd gewendeter Schichtkopf den mässig steilen Südabfall der Plateaumasse. Mit der Kante des Plateaus erreicht man, in einer Höhe von 1500 Meter etwa, den Horizont der dunklen Plattenkalke und Voltzien führenden Kalkschiefer, die wir als Aequivalente der Wengener Schichten erkannt haben. Sie bilden die Basis und zugleich auch die nährende Grundlage des ausgedehnten Weidegebietes der sogenannten Steiner Alpen, der Mala und Velka planina, jener beiden grossen Hirteneolonien, welche durch die Zahl und die alterthümliche Bauart ihrer Hütten ein so merkwürdiges, das Interesse eines jeden Gebirgs- wanderers fesselndes Bild darbieten. Die sehr flach in Nord geneigten Bänke bituminösen Kalkes werden unmittelbar nördlich von dem grösseren der beiden Hütteneomplexe von rein weissen, dolinenreichen Dactyloporenkalken überlagert, die, mit dolomitischen Bänken wechselnd, zunächst zur Alpe Dol sich absenken, dann aber rasch über Erzenik zum schwer gangbaren Grat des Konj ansteigen. Die Dactyloporen- kalke bilden hierbei eine flache Mulde, an deren Basis in der Einsatt- lung nördlich des Konj die Wengener Schichten der Steiner Alpen ein zweites Mal, nun aber der Aufbiegung der aufgelagerten Dactyloporen- kalke entsprechend, mit südlichem Verflächen zum Vorschein kommen. Mit dieser Einsenkung erreicht man die erste bedeutendere Ab- stufung in der Profillinie der Plateauoberfläche, und es wird hier zu- gleich klar, dass dieselbe mit einer Längsstörung zusammenfällt. Denn nördlich von der schmalen Zone der Wengener Schichten, die im Sattel zwischen Konj und Kopa durchstreichen, folgen mit flachem Südfallen, also scheinbar unter die dunklen Plattenkalke hinabtauchend, wieder dieselben hellen dactyloporenführenden Kalke und Dolomite, die wir eben in flachmuldiger Auflagerung auf dem Horizont der Wengener Schichten beobachtet haben. Diese höheren, obertriadischen Kalke und Dolomite bilden in der Fortsetzung des Profiles nach Nord eine rasch “ansteigende, wellige, von Karrenfeldern und Dolinen durchnagte Platte; es ist dies jener Abschnitt des Plateaus, den wir früher als Platte des Versi@ bezeichnet haben. An ihrer oberen Kante angelangt, blickt man nun in jene Senkung hinab, in welcher die Schutzhütte Korosica liegt, und wir stehen hier vor der zweiten, tieferen Stufe im Plateauprofil, in deren Tiefe, ebenso wie in der Einsenkung nördlich des Konj, als Basis der Dactyloporen- kalke eine schmale Zone von Wengener Schichten hervortritt, jene Zone, deren paläontologische Einschlüsse den Ausgangspunkt dieser Mittheilung bilden. Wie in der Einsattlung zwischen Konj und Kopa, werden auch hier die an der Basis des nordwärts gekebrten Schichtkopfes der Versi&-Platte hervortretenden Wengener Schichten ihrerseits wieder scheinbar von jüngeren Kalkmassen unterteuft. Die Kalke und Dolomite fanderkunde von Europa herausgegeben unter fahmännifder Mitwirkung Bee von Alfred Kirchhoff. Mi. t vie fen Abbildungen in Schwarzdrud, jowie Karten und Tafeln in Farbendrud. Br Bollftandiga in 2 Bänden, BE I. Sand: Erfheint in ca. 50 wödhentfihen Sieferungen a 90 Pf. — 54 Ar. Europa. I. &eil, ng von Prof. Dr. A. Kirchhoff. — Überficht über Mittel-Enropa von Prof. Dr. — Das a Reich von Prof. Dr. d de — er von ID. Sam: Erfheint in ca. 50 wöhentlihen Lieferungen a 90 If. — 54 Ar, Europa. II. Geil. nkreich, beitifye Infeln, Dänemark, Skandinavien und nordifche Infeln ‚don eof. Dr. A. Wen. — Rußland von Prof. Dr. 3. Rein und Dr. Ed. Petri. — Rumänien Derlag Derlag von 1886. von $. Tempsky, Pras. 35° Bitte ummmenden. u St, N ae aaO AOET 1 DE EL BE SRS En 25 1 a 3 ra Ta a ß EHE 27 4,2, Bf L « x) nr RN RR Kid Ahihiasses dates LARA LA LLL ALU a1 LLITTT ILL TITTTTITPTITTTTTTTTETITTTT PITITTTITITTTTITTTTTTTTTITTTIPTLTITETPEITTTTTTTELTITT EL EDTETTEETEITTEET.PPPTTETTTTTTITTTTTITITTTEELETIELLTITTEETTT DT ELLI ULLI TITTTITIUETFL IPTTTTUOTTPITTITTTITTTTITTITTTTTTITTLITTTTTTTTTLLTEITTTETTITTITTLITTTTITTTTTITITTTTONTTTTLLLDTTLLILLELTLITTTTTTDTLLLLLLLLTDLDDTLLLLTIITTTTTTTTDLLILLLTTERDIENTTLLLLLLLINTTTTTTILLLLLTTLLTLLLLDLLLTTTCLLLLDLLDLLLLL TR UTTTTLLLTTITLLLTT Deutfchland ift die Geburtsftätte der modernen wilfenfchaftlichen Länderkun N. v. Humboldt und 8. Ritter haben wir diejen Ruhm zu verdanfen. Sie brachte beide, jeder nad) feiner Art, in muftergiltigen Werfen zur Erkenntnis, daß die Wijjen von den Ländern nichts Anderes fei, als die urfächliche Verknüpfung unzähliger Einzel heiten, welche den Jubegriff eines jeden Landes ausmachen zu einem georditeien Ganzen Unfere neuere Litteratur hat vorzügliche Darftellungen einzelner Länder a Sufgutei die im Geifte jener beiden Altmeifter gehalten find, aber eine Sefammtländerkunde der Erde, wie fie Ritter unternahm, ohne fie vollenden zu können, wurde nicht wieder verfuch t Heutzutage wäre e3 überdies für einen einzelnen Gelehrten unmöglich, die erftaunlich angewachjene Mafje des länderfundlichen Stoffs dermaßen zu bemältigen, daß ein d gezenwärtigen SKenntnisumfang vollentjprechendes, durchaus quellenmäßig begründe Lchrgebäude der Länderfunde daraus erjtände. Sogar vereinte Kräfte würden jchwer nit gutem Erfolg folh Wagnis über fih nehmen; und wieviel Bände wären bie erforderlich, da doc Ritter mit den 21 Bänden feiner monumentalen „Erökunde" nicht die Länderfunde Afrikas und Afiens erjchöpfte ! j Dem vorliegenden Werke liegt ein viel befheidenerer Plan als der einer Erneuerung des itterfhen Unternehmens zu Grunde. Es beabfihtigt nidt nur für den Geographen von Fad, fondern aud für den weiten Kreis der Gebildeten die Erde nah) der Wannigfalkigkeit ifrer r SFändergeflaften umrigweife, aber dabei fireng wiffenfhaftlih zu fhildern. Wir möchten deu deuffhen Bolke Heimat und Fremde vorführen in adgerundefen Bildern des Wefens jeglichen Fandesd. Hd. der Grundzüge fowohl feiner Kafur als aud) der doppelten Beziehung der Bemciil 2 zu ihr, der paffiven wie der akfiven. 2 Die vielen Sehr- und Kandbücder der Geographie werden alfo Hiemif Reineswegs um n neues vermehrt, ebenfowenig aber foll die Bahf derjenigen 23erke vergrößert werden, welde [22 in einfahen Hdilderungen von Sand und Leuten aefallen. Am meiften fÜwebt uns das. Beifpiel von Elifee Keclus’ Geographie universelle vor; nur will diefe deutfhe Fänderkunde ihren Gegenfland bei weiten nit fo umfangreih wie das franzöfifhe Werk behandeln, ade ’ mit gleihem Streben nad wiffenfhaftliher Gründlidkeit und Anparteifihkeit, in gemeinver- fändfiher Spradie, unterftüht durd reihlihe Beigabe von Karten, Sandfhafts- und Dolkstypen, Soweit irgend möglid, wird unfer Bud) jedes Sand von einem Aundigen Bechaditer dargefiellt bringen, der es aus eigener Anfdauung Kennen gelernt hat. Was ihm dabei unvermeidfid an äußerer Einheitfihkeit mangeln wird, muß ihm durd) die Yerläßlihkeit und Lebendigkeit einer nit auf blogem BSüherfiudinm berufenden Schilderung zu gute Bommen. Die Namen der Mitarbeiter, welde für die vorliegende Länderkunde gewonnen wurden, 4 Bürgen dafür, daß der Berfud, dem oben geßennzeichnefen Ideal nadizufireden, nit ganz miß- 4 fingen wird. And wenn dasfelde nad dem der menfhlihen Kraft gefegten Mae fowie nah dem derzeitigen Stand unferer Senufnis von der Erde auch gewig nicht in jeder Beziehung erreicht werden kann, fo möchte felöt ein nur teilweifes Gelingen nnferer Nation gerade jehl willkommen fein, wo fie ernftfafter denn je Befkredt if, ifre alte Firende an den Herrfihkeifen der weiten Welt zu einem eindringenderen Perftändnis der irdifhen Heimat in Nähe uud Ferne 7 zu vertiefen. Bellellungen übernimmt jede Buhhandlung, und ift $ Sieferung 1 14 in denfelben zur Einfihtnaßme vorrathig. LLLLIITTIETTITTTEUITTEUTTUITTTIHTETITTTITTUNTUFFTTTITSTITTTUIOITEITEETTTITTITTEITTIETTTTT een DLITLITTITTTTEWEFTTTTTTTTETTETTTTITSPTTTITTTTUTTITTTTITTTELTIIT TEE TTIEITTEIITTTEELTTITTTITTETTPETTITTTTITITTTTTIITTTTETITTTITTTESTTTITITTPTTITTIITTITITTETTE TE FIITTTTTITTTTIITEITTTEERINTETRITPETTTTTTFELTTITEELTIITTTTTTTLLIITVTITTIITTTTLLTITTTIITTT TTLLLTTITETTTITRTTLITTTTITSTTERTTIPTTIRTTRFRITIISFFFIFRFFFITRUIRHFRRIENEEN % PUR REN FREE ERATE ETF DET TARTRRTRR NE ROOL ET FR FPKERTRER PR eTEORWTIETRTERTOTET TAT ERTTTRTHLITTKC KERNE EEE TE TREE. RE TETTEETAERTERTIONTTRARE TH NTTTRTTT TeTETREEREENEPTTTTRRTTRERETEETEETLKERETERREEEERERTNIEICKEEERERGRRETRAETERKEAERE RAINER METVANNERNLTENAECHENN eseseses ee | = EIS PATE FOTTTTTITTERTEGTTILOELTITTTISLLLLTTTTLLITLLLTLLKODSTLLTDITLLTITTITLLTTLTLLLEALLLLLLLDTTLLTLTDTTLLLTDDLLLHLTITLLTHTTTTLLLTTLLLLLTTTLLTTLLTLLLLLLLLLLITHIDTTEKTHTIHLRT TLLLLTTLELTTITTLTRDDT LIDL KTRTTTTLITLLKLLTILTTDTATDLLLEITTTITTLTRLLILLLTTEN TER LTTKERRLLITTLRKTIT TEL LENITKELTITLGLLITLELT LEITERN ET LITETKETTTMALLLODLLLLTTL KL UT III III TEIL EI TFT ITITETTINE En [1 2 DIT NSTLTENHTNRTEITTTFITTIUPINPPPTTSTIUTTTTIITTTIITTTTTIIITTUTTTTITTTTTTTTETTTTTTTTTTTILTTTTPTTITLTTTTTTUTTTTTLTITT ULLI ETTTTTTTTILTTILTTTTTTTTTLTITTTEITTTTITTTITTTTTTTTTLTTTTTTITTTTTETTTRTTLLTTTTTTTTTTTTTTTTTLLTLLLTTTLLTITTRLTTFILTTTITTTTILTITTTITTTITTE TEOTBTTITINTRRRNPPITITTEERHTPERUTITPIRTEITITTIFTITE TOP PORT oleitung zu vorftehender „Länderkunde von Europa“ ift erfhienen: Allgemeine Erdkunde von Dr. Iul. Hann, Dr. $. von Hodjfetter und Dr. A. Pokoeny. Nene erweiterte Ansgabe. Ler. 8°. 1010 Eeiten mit vielen Abbildungen und Karten. " = Anfenitt: Aftronomifce und phyffche Geographie von Dr. 3. Sau. — I. Abfhnitt: Die sehe Erdrinde nad) ihrer Bufommenfehung, iyrem Bau und ihrer Bildung (Geologie) von Dr. Ferdinand pam Sohftetter. — II. Abjchnitt: Die Erde als Wohnfig der Pflanzen, Chiere und SUR (bio- : Be fogiiche Geographie) von Dr. Alois Pokorny. \ oc. 45 M. = 27 fl. — Su folidem Halbfranzband 52 M. = 31 fl. 20 fr. — Au in 50 en 90 en — 54 fr, oder in 3 Abteilungen (I. Preis 13 M. 50 Bf. = 8 fl. 10 fr., IT. Preis 13 M. 50 Br = 8 fl. 10 fr., II. Preis 18 M. — 10 fl. 80 fr.) zu Dezichen. 7 » E Beftellzettel F: zum Abjchneiden und Einjenden an eine Buchhandlung. {R Y 1 | | RER Unterzeichnete fubjeribiert hiermit auf: | Aanderkunde von Europa E herausgegeben unter fahmännifher Witwirkung j bon $| Alfred Kirchhoff. Bollftändig in 2 Bänden (je ca. 50 Kieferungen a 90 Pf. — 54 Er.) Ort und Datum Dame und Stand : Rt. Hofbucdruderei A. Haafe, Prag. uyag uı swoimim Snldos uoa aydvaboroyd aauıa YpIT) av “zjohzsgog m qudjsguy 3goadsuoygvaynne Sitzung am 1. December. F. Teller. 359 des Oistrizza-Hauptkammes, welche zweifellos das jüngste Glied der ‚hier entwickelten triadischen Schichtreihe darstellen, fallen nämlich in ‚mächtigen Bänken mit flacher Neigung in Süd, also scheinbar unter ‚die in der Tiefe der Korosica-Senkung aufgeschlossenen (Buchensteiner ? und) Wengener Schichten ein. Zwischen den Kalken des Oistrizza- Hauptkammes und den Wengener Schichten der KoroSiea setzt somit eine zweite, der früher geschilderten Störungslinie analoge, nur wie es scheint _ noch etwas tiefer greifende Dislocation ein, und es ist somit auch die Bildung dieser Terrainabstufung auf eine Längsstörung zurückzuführen. Mit dem Oistrizza-Gipfel erreicht man die oberste Kante der, wie wir _ gesehen haben, an zwei Längsstörungen sich abstufenden Triastafel. Von hier in's Logarthal absteigend, gelangt man, wie das auch die hier gegebene Deutung der teetonischen Verhältnisse fordert, an - der Basis des Schichtkopfes der Oistrizzakalke ein drittes Mal in das - Niveau der Wengener Plattenkalke, und zwar oberhalb der Klemenschegg- Alpe, sodann nach Ueberschreitung einer Stufe von Muschelkalk-Dolomit _ in Werfener Schiefer, die ungefähr mit der Terrasse des genannten Alpen- bodens zusammenfallen. Aber auch hier setzt wieder eine kurze Längs- _ störung ein, denn der letzte Theil des Abstieges in's Logarthal führt nochmals durch die Dolomite des Muschelkalkes, unter dem tiefer ab- ‘ wärts im Hauptthale bei dem Gehöfte Plessnik ein zweites Mal die _ Werfener Schiefer mit Naticella costata hervortreten. ‘ Der zweite Fundort obertriadischer Petrefaeten im Bereiche der Sannthaler Alpen, über den ich hier zu berichten habe, bietet vorläufig ledig- _ lieh paläontologisches Interesse. Es handelt sich hier um Funde in losen Kalkblöcken,, welche aus nicht vollkommen sicher bestimmbaren Hori- - zonten der Nordabstürze des Grintouz stammen und die den colossalen - Schuttstrom aufbauen, der den weiten Thalgrund der Unter-Seeländer Kocna erfüllt, ja sogar das Hauptthal verquert und an dem Fusse der westlichen Gehänge des Seebaches zu einem ansehnlichen Hügel sich 4 aufgestaut hat. Die Kirche von S. Oswald und der Pfarrhof stehen auf dieser geologisch jungen Terrainerhebung zur Rechten des Thales. Schon Peters hat in seinem Berichte über die Aufnahmen in _ den Karawanken (Jahrb. geol. Reichsanst., 1856, Bd. VII, pag. 672) H darauf aufmerksam gemacht, dass sich im Gebirge der Koöna in den zumeist ganz ungeschichteten, gelblich-grauen, stark dolomitischen Kalken, welche über dem dolomitisch ausgebildeten Muschelkalk folgen, undeut- liche Versteinerungsspuren finden; er bemerkte nur einen einzigen deut- lichen, besser erhaltenen Rest, eine grosse Ohemnitzia, deren Beschrei- bung M. Hoernes in Aussicht genommen hatte. Im verflossenen Sommer nun wurde in Ober-Seeland in nächster Nähe des Casinos, im Bereiche des vorerwähnten Schuttkegels der unteren Kocna, der Bau eines neuen Schulhauses in Angriff genommen ; hierbei wurden während der Grund- aushebung und später zum Behufe der Gewinnung von Werksteinen zahl- reiche grössere Blöcke gesprengt, von denen einige sich so reich an Petrefacten erwiesen, dass die Arbeiter aus freien Stücken diese fremd- artigen Einschlüsse zu sammeln begannen. Herr Oberstlieutenant Baron Ried, ein kenntnissreicher und begeisterter Freund der Natur, der mit seiner Familie den Sommer in Ober-Seeland zubrachte und mich ge- gelegentlich eines flüchtigen Aufenthaltes in dieser Station zuerst auf ne ee 7 TE EN ee ; ET a a a HE Ten Ze a a ne nein D AR u 0X, FINE Y Ei a) F 360 Verhandlungen. diese Funde aufmerksam gemacht hat, gelangte in kurzer Zeit, t durch die Arbeiter, theils auf Grund eigener Bemühungen in den B« einer kleinen, aber recht mannigfaltigen Gastropodenfauna, welche den ersten Blick schon vielfache Analogien mit den bekannten F3 von Esino und von Unter-Petzen erkennen liess. Die Mehrzahl der Form war jedoch durch eine reiche Ornamentirung ausgezeichnet, und auch u den Chemnitzien traten im Gegensatze zur Fauna von Esino die gl: Formen an Häufigkeit weit hinter die verzierten Arten zurück. Einzel Sticke zeigten noch deutliche Farbenzeichnung. Da mir die von H Baron Ried erworbene Suite augenblicklich nicht zugänglich ist, so muss ich mich hier darauf beschränken, einige Mittheilungen an jen e Fossilreste zu knüpfen, die ich selbst im Spätherbste als kärgliche Nach- lese aufgesammelt habe. Das Gesteinsmaterial der petrefactenführenden Blöcke ist the ein rein weisser, oft nahezu körnig erscheinender Kalkstein, ähnlich jenem von dem Fossilfundpunkte an der Marmolada, theils ein gelblieh- grauer, bis licht lederbrauner durch Einstreuung fremder Gesteinselemente breccienartig ausgebildeter Kalk, der gewöhnlich ausserordentlich klüftig und darum für die Fossilgewinnung sehr ungünstig ist. Auf diese let Gesteinsvarietät beziehen sich die in der folgenden Liste mit einem vorgesetzten Sternchen bezeichneten Fossilreste. R Arcestes nov. spec. aff. esinensis E.v. M. Unter den aus der mediterranen Triasprovinz beschriebenen Arcesten steht die vor- liegende Art der eitirten Form von Esino jedenfalls am nächsten. Sie besitzt jedoch noch schmälere Windungen, flacher gewölbte Seiten und einen schmäleren Externtheil als die verglichene Art. #=Asteroconites radiolaris nov. gen., nov. spec. Ein Belemnitide aus der Gruppe der Aulacoceratinen, der durch den ausgezeichnet radialstrahlig-blättrigen Aufbau des Rostrums und den mit Längs- rippen verzierten, jedoch der Asymptotenfurchen entbehrenden Phragmokon eigenthümlich charakterisirt erscheint. An der Ober- fläche des Rostrums ziehen breite, auf ihren Rücken abgeplattete, durch tiefe Einfurchungen getrennte Längsrippen herab, so dass der Querschnitt die Figur eines-Zahnrades gibt. Dasselbe Bild, nur in zierlicherer Anlage, bietet der kreisförmige Querschnitt des Phragmokon dar. Der strahlig-blättrige Auf bau“ des Rostrums steht mit den zahnartigen Vorsprüngen in dessen Querschnitten in engster Correlation. In Bezug auf die äussere Verzierung des Rostrums besitzt dieser interessante Rest eine gewisse Aehnlichkeit mit Aula- coceras sulcatum v. Hauer. Eine ausführlichere Begründung der an Aulacoceras und Atractites anschliessenden neuen Gattung wird an anderer Stelle gegeben werden. | mnitzia aff. Escheri Hoern. Eine directe Identifieirung mit der genannten häufigsten, aber zugleich ausserordentlich variablen Art von Esino wage ich nicht vorzunehmen, da mir nur ein einziges Stück aus den Kalken von Öberseeland vorliegt. Die nahe Ver- wandtschaft beider Formen fällt jedoch auf den ersten Blick auf. Uhemnitzia spec. div. Mehrere spitze, schlanke und eine plumpere bauchige Form, die sich sämmtlich durch zierliche Ornamentirung auszeichnen. J | | | Uh RS a u Er BR Bars Be | 1 Dr dl Wr L JBEi a aD PL En Nr. 15 4 Sitzung am ]. December. V. Hilber. 361 _ Holopella spec. : Naticopsis spec. Steinkerne einer grossen Art, die in Gestalt und Dimensionen an die von Hoernes aus den Kalken des Fladunger Bergbaues (Obir I) beschriebene Natica lemniscata erinnert. Trochus spec. Turbo nov. spec. Eine Form mit stark aufgeblähten, bauchigen Win- dungen von der Tracht des Turbo Imperati Stopp.; sie ist je- doch von bedeutenderer Grösse und ausserdem durch eine deutliche Spiralstreifung charakterisirt. Aus derselben Gattung liegt noch eine zweite neue, einer anderen Formengruppe angehörige Art vor, die in ihrer Örnamentirung an den von Hoernes aus den Kalken von Unter-Petzen beschriebenen Turbo subcoronatus erinnert, sich jedoch durch ein gleichmässig ansteigendes, kaum abgestuftes Gewinde wesentlich von der genannten Art unterscheidet. ÖOyprina cf. esinensis Stopp. *Opis?nov. spec. Eine kleine diekschalige, stark aufgewölbte Bivalve mit kräftig eingerolltem Wirbel und einer mehr weniger scharf ausgeprägten Kante an der Hinterseite. In jeder Klappe nur ein r Schlosszahn. Die glatten späthigen Schalen erfüllen einzelne Ge- : steinsblöcke in einer derartigen Häufung, dass es nur schwer ge- | lingt, wohlerhaltene Exemplare herauszupräpariren. Die generische Stellung dieser Reste ist sehr unsicher, sie dürften überhaupt kaum in eine der bestehenden Gattungen eingereiht werden können. Hinnites spec. Ausser den hier aufgeführten Fossilresten und in ihrer Gesellschaft beobachtet man häufig Korallen (Omphalophyllia spec.) und Spongien, Reste, deren nähere Bestimmung hier vorläufig ohne Belang ist. Aus der vorstehenden Liste wird genügend klar, dass die Fauna der Kalk- blöcke von Ober-Seeland im Gesammthabitus den Charakter der Faunen von Esino und vom Unter-Petzen trägt, dass sie aber zu zahlreiche eigen- thümliche Formen aufweist, um auf Grund so spärlichen Materiales für strengere Parallelisirungen verwerthet werden zu können. Das Niveau, _ aus dem diese Materialien stammen, ist noch nieht mit wünschens- werther Schärfe zu präeisiren, es dürfte aber nach der petrographischen Gliederung der Gesteinszonen an der Nordseite des Grintouz in geringer Höhe über der oberen Grenze des Muschelkalkes zu suchen sein. V. Hilber. Zur Frage der exotischen Blöcke in den Karpathen. In Nr. 12 der diesjährigen „Verhandlungen“ nimmt Herr Chef- geologe Dr. _E. Tietze an meiner nachfolgenden Aeusserung über die exotischen Blöcke des von mir untersuchten Karpathenstückes Anstoss: „In ähnlicher Weise, wie die Kalksteintrümmer für die vormalige Existenz - freier Juraklippen, sprechen diese Gesteinsfragmente für das einstige - Vorhandensein unbedeckter altkrystallinischer Massen. Nehmen doch Paul und Tietze, ähnlich wie Studer und Kaufmann für die Schweizer Alpen einen noch zur Mioeänzeit am Aussenrande der Karpathen vor- handenen Wall alter Gesteine an.!) Geringere Schwierigkeiten, als !) Bis hierher von Tietze nicht eitirt. z EL ala 2 Be a a ne eidg, a er a he en ae aa x 362 Verhandlungen. dieser Meinung, stellen sich der blossen Voraussetzung einer nahe ge legenen Ursprungsstelle der erwähnten Fremdlinge, ihrer Weiterwälz durch die Uferströmungen und Einbettung in die Sedimente entgegen. Tietze behauptet nun, dass er, „wie es die betreffenden Ca meiner“ (Tietze’s) „zum Theil im Verein mit Paul herausgegeb Schriften über Galizien (Studien in der Sandsteinzone, 1877; N Studien, 1879; Gegend von Lemberg, 1852) deutlich zeigen“, ver: habe, „die Nähe der Ursprungsstellen für die exotischen Blöcke zuthun“. Ich sage nach Tietze genau dasselbe wie er, nur mit w. geänderter Stilisirung. Ob diese Angabe berechtigt ist, soll aus dem Nachfolgenden hervorgehen. In den „Studien“ ist nur auf den Jahrbuch-Seiten 45, 46 und 90 die Rede von den exotischen Blöcken. Weder über ihre Herkunft, noch die Art ihrer Ablagerung findet sich das Geringste. In den „Neuen Studien“ erscheinen exotische Blöcke nur auf den Seiten 229 und 2 genannt, in beiden Fällen ohne Bezug auf unsere Frage, im we übrigens blos als ein zudem nicht ganz richtiger Hinweis auf die „Studien“. In der Arbeit über Lemberg kommen die Worte exotise e Blöcke gar nicht vor. ; Was Tietze augenscheinlich gemeint hat, sind seine und Paul’s Ausführungen über „die fremdartigen Gesteinselemente, welche sich in den verschiedenen Theilen der Sandsteinzone der Karpathen als Ge schiebe finden, und welche dann namentlich in gewissen, zur Salz formation gehörigen Conglomeraten eine bedeutende Rolle spielen“2), und deren Ursprung in einem erst zur Miocänzeit verschwundenen be: steinswalle am nördlichen Karpathenrande gesucht wird.?) Tietze’s Ausführungen gehen dahin, dass die Bestandtheile gewisser Oonglomerate aus der Nähe ihres Fundortes stammen und auf das Vorhandensein eines erst zur Neogenzeit verschwundenen Gesteinswalles hindeuten, die meinigen aber dahin, dass bezüglich der in den Thonen eingelagerten exotischen Blöcke „sich der blossen Voraussetzung einer nahe gelegenen Ursprungsstelle der erwähnten Fremdlinge, ihrer Weiterwälzung durch die Uferströmungen und Ein- bettung in die Sedimente geringere Schwierigkeiten entgegenstellen“, als der Meinung Tietze’s hinsichtlich jener Geschiebe, nämlich seiner Annahme eines Gesteinswalles. Die Unterschiede beider Meinungen sind also: 4 Tietze hatte die angeführten Trümmer gar nicht als exotische Blöcke bezeichnet; ferner habe ich des Tietze’schen Gesteinswalles entbehren zu können vermeint®), endlich die Art angegeben, wie ich mir den Mechanismus der Einlagerung vorstellte, worüber Tietze’s Er Jahrb. R.-A. 1885, pag. 424. ?) „Neue Studien“, pag. 291. A 3) " Studien“, pag. 67—70, 69-72, 76—78; „Neue Studien“, 246, 250, 25, 291; „Lemberg“, 70—71; Verhandlungen, 1879, 153. #) Freilich sagt Tietze: „Die Art der Verbreitung der exotischen Blöcke führt dann von selbst zur idealen Reconstruction einer älteren Gesteinszone in der Gegend des Auftretens dieser Blöcke“ (Verhandl., 1885, Nr. 12, pag. 303), um die Gleichheit unserer beiderseitigen Ausführungen nachzuweisen. Nun braucht aber eine Gesteins- ge zone nicht auch ein Gesteinswall zu sein; ferner kann man sich das Auftreten der älteren Gesteine auch als ein klippenähnliches vorstellen. Sitzung am ]. December. A. Penck. 363 Nr. 15 Arbeiten nicht ein Wort enthalten, wenn ich auch zugebe, dass er sich den Vorgang in gleicher Weise gedacht habe. Man wolle nun mit diesen Thatsachen die Worte Tietze's ver- gleichen: „Hilber sagt also über den Ursprung der Blöcke genau dasselbe, wie ich, nur mit wenig veränderter Stilisirung. Wenn es nun Jemandem lieber ist, zu sagen, vier sei gleich zwei mal zwei, als zu sagen, zwei mal zwei sei gleich vier, so kann man das schliesslich nicht verhindern. Ich finde nur nicht, dass der eine dieser Sätze grössere oder geringere Schwierigkeiten mache, als der andere.“ Wie weit ich übrigens entfernt war, mir mit jener Erklärung ein Verdienst zuzuschreiben, geht aus dem Wortlaute und besonders aus dem Beisatze hervor: „(Diese Erklärung . . . ‚) welehe vielleicht auch schon von anderer Seite versucht worden ist.“ !) Vorträge. Albrecht Penck. Ueberinterglaciale Breecien der Alpen. Interglaeiale Ablagerungen spielen eine hochwichtige Rolle für die Auffassung der Eiszeit als klimatologisches Problem, und sie ver- dienen daher "eingehende Beachtung und sorgfältige Beschreibung. In dieser Hinsicht sind die neueren Mittheilungen, welche A. Böhm und Blaas über die Höttinger Breccie bei Innsbruck gemacht haben, _ von um so grösserem Werthe, als beide Autoren das Studium der Ab- - lagerung von der Ansicht ausgehend begannen, dass die Breceie als präglaciale Bildung zu betrachten sei, und die von mir geschilderte - Unterteufung derselben durch Moränen sich als eine nachträgliche An- lagerung auffassen liesse. Eine eingehende Untersuchung des nördlichen ' Innthalgehänges bei Innsbruck führte aber sowohl A. Böhm, als auch, - unabhängig von ihm, J. Blaas zur Bestätigung der von mir dargelegten Lagerungsverhältnisse, Beide beobachteten gleichfalls eine unmittel- - bare Auflagerung der ungestörten Breceie auf echten Grundmoränen, _ und J. Blaas hat neuerlich in zwei sauber ausgeführten Modellen die - einschlägigen Thatsachen zur Anschauung gebracht. ; Das. eine dieser Modelle stellt das Mittelgebirge unmittelbar im - Norden von Innsbruck dar. Man sieht hier als 100 Meter mächtige Bildung die rothe, in zahlreichen Steinbrüchen aufgeschlossene Breceie an der Kante und am oberen Abfalle des Mittelgebirges, und sieht darunter auf eine Entfernung von circa 600 Meter einen Moränenstreifen, welcher in drei grossen Wasserrissen, nirgends aber deutlicher, als im Weiherburger Graben durchschnitten und von der Brececie bedeckt ist. !) Näher als Tietze’s Ausführungen stehen den meinigen, wie ich erst jetzt gewahr werde, diejenigen Bergrath Paul’s, welcher (Jahrb. R.-A., 1877, pag. 444) die „exotischen Blöcke“ für zusammengeschwemmt hält, sie indess ebenfalls, aber nur zum Theile, von einer Gesteinszone (jedoch nicht einem Gesteinswalle) am Karpathenrande ableitet. Der Hinweis Paul’s auf das verschiedene Herkommen der Blöcke scheint mir vollkommen berechtigt; denn wir kennen in den Gesteinen derselben krystallinische Massengesteine, krystallinische und halbkrystallinische Schiefer, Tuff, Steinkohle, tithonischen Kalkstein und Nummulitensandstein (?). Wie ich bereits angedeutet (Jahrb. R.-A., 1885, pag. 424), dürfte bei der Erklärung der exotischen Blöcke auch auf das merkwürdige Vorkommen der „Steinrundmassen“ in der schlesischen Steinkohle (Stur, Jahrb. R.-A., 1885, pag. 613—648) Bedacht zu nehmen sein. K.k. geolog. Reichsanstalt. 1885. Nr. 15. Verhandlungen. 54 ‚bis 40 Meter weit überhängend gewesen sei, bevor die Moräne abge 364 Verhandlungen. Dieser Moränenstreifen begleitet genau (den Abbruch der Breecie wiederholt alle Ein- und Ausbuchtungen desselben, so wie es bei einem echten geologischen Ausstriche der Fall ist, und wie es bei einer Anlagerung nur dann der Fall sein könnte, wenn angenommen würd. 2, dass auf eine Entfernung von 500 Meter die Breceie allenthalben 2 lagert wurde. Ein derartiges Ueberhängen der Breceie aber ist ım so undenkbarer, als dieselbe an Stellen, wo sie durch die rück schreitende Erosion des Weiherburger Grabens um einige Meter unter- minirt wurde, bald nachgebrochen ist, so dass die von mir = gletscherung, Taf. II, Fig. 1) als überhängend gezeichnete Beceienpartie bereits herabgestürzt ist. Ueberdies widerspricht die Contaetfläche, wie schon von mir und Böhm ausgeführt wurde, durchaus der Annahme, einer nachträglichen Unterpressung der Moräne unter die Breceie. e Das zweite in kleinerem Massstabe gehaltene Modell von Blaas gibt einen Ueberblick über die Lagerung der Breceie, überhaupt. Es. tritt die als Mittelgebirge erscheinende rothe Breecie, von der auf die Berghänge beschränkten weissen Breceie gesondert, entgegen, und diese räumliche Trennung erscheint deswegen wichtig, weil nur die rothe Breeeie am Innthale und im Höttinger Graben im Hangenden von Moränen erscheint, während die weisse Breecie die Fundstelle der von Unger als tertiär und jüngst von v. Ettingshausen als diluvial‘ beschriebenen Flora enthält, deren mir aus eigenen Gründen unbekannt gebliebene Lage aus dem Modelle zu entnehmen ist. Gerade aber hin- siehtlich dieser Fundstelle ist zu bemerken, dass dieselbe im Hangen- den jener Partie der weissen Breceie entgegentritt, wo durch Böhm, Brückner und mich erratische Blöcke \ind gekritzte Geschiebe auf gefunden worden sind, so dass also auch von dieser Stelle durch corre- spondirende Beobachtun gen erwiesen ist, dass sie in das Hangende von Glacialbildungen gehört, so dass also auch über die Altersbeziehungen der Flora aus stratigraphischen Gründen kein Zweifel herrschen kann. Neben dieser Stelle sind am Modelle auch alle anderen hervor- gehoben, welche das Verhältniss von Moränen und Breecie zeigen, darunter namentlich die Auflagerung der Breecie auf Tegel mit Pinus pumilio am Oelberge (Blaas, a. a. O., pag. 33), ferner die Auflagerung an der Weiherburg, so dass also Gelegenheit gegeben ist, alle für die Altersbeziehungen der Breccie wichtigen Localitäten zu überblicken und den Eindruck des schönen Bildes von Innsbruck, von Würthle und Spinnhirn in Salzburg in’s Körperliche zu übersetzen. Ich habe seiner Zeit bereits ausgesprochen (Vergletscherung, pag. 252), dass die der Höttinger Breccie durchaus gleichende Wimbach- breecie bei Berchtesgaden gleichalterig mit der selben, also interglacial sei. £s gereichte mir im Vorjahre zur grössten Freude, diese Muth- massung durch Beobachtungen bekräftigen zu können. Ich fand eine Stelle, wo die untersten Breeeienpartien aufgeschlossen sind. Dieselben sind hier voller gekritzter Geschiebe, welehe in einer festen, ursprüng- | lich, wie es scheint, schlammigen Masse eingebettet sind. Diese Beob- 4 achtung wurde seither von A. Böhm, Ed. Brückner und A. Stelzner bestätigt. Ich habe darüber schon eingehend berichtet (Zur Vergletscherung der Deutsch. Alpen, Leopoldina, 1885 ; Das Land Berchtesgaden, Zeitschr. Sitzung am 1. December. A. Penck. 365 _ des Alpenvereins, 1885), und ein weiterer Bericht ist von Ed. Brückner zu erwarten. Bei der Revision meiner Beobachtungen, welche ich in den letzten Jahren ausführte, kam ich auch wieder zu der Ablagerung von Wall- gau im Isarthale, die ich nach erneuter Untersuchung lieber als ein _ sehr grobes Conglomerat bezeichnen und daher nicht mehr bei den interglacialen Breccien aufführen möchte. Es handelt. sich hier nämlich nicht um einen verfestigten Schuttkegel, sondern um ein altes Flussgeröll, bestehend aus meist sehr grossen Rollsteinen von Wetter- steinkalk, welches dem Gehänge eines aus Hauptdolomit bestehen- den Berges angelagert ist. Dasselbe gleicht durchaus dem Gerölle der heutigen Isar und dürfte daher am besten als das Rudiment eines alten Flusslaufes zu bezeichnen sein, welcher nahe an 100 Meter über dem heutigen lag. Alle übrigen Angaben über die Ablagerung von Wallgau habe ich wieder bestätigt gefunden; wieder sah ich gekritzte Geschiebe von ihr in den Moränen der Gegend, so dass sie in Bezug auf die letzteren als präglacial zu gelten hat, wieder fand ich Gerölle krystalli- nischer Gesteine neben dem vorwaltenden Wettersteinkalke, so dass sich von Neuem die Frage aufwarf, wie diese Geschiebe in die Kalkalpen gelangten. Sind sie von einem uralten Flusse bei einer ganz anderen Configuration des Landes über den Seefelder Pass gebracht, oder ge- schah dies durch einen alten Gletscher ? Die Lagerungsverhältnisse der groben Nagelfluh machen die letztere Annahme äusserst wahrscheinlich. Es setzen sich nämlich die Moränen, welche am Fusse der Ablagerung als Auskleidung des Thales aufge- schlossen sind, in Wasserrissen, welche die Conglomeratterrasse zer- theilen, so weit fort, dass sie unmittelbar unter der Terrassenkante erscheinen, weiterhin mangeln, wie nebenstehend dargestellt, ordentliche Anschnitte; aber in allen Entblössungen zeigt sich ein zähes, graues Material, welches gleich echten Grundmoränen zu fortwährenden Rutschungen Veranlassung gibt. Weiterhin endlich, dort, wo die alte Flussterrasse sich an das dolomitische Thalgehänge anbaut, treten unter ihr jene eigenthümlichen Grusmassen auf, welche jene Grundmoränen auszeichnen, die unmittelbar auf Hauptdolomit auflagern. Hiernach kann es als unzweifelhaft gelten, dass die Wallgauer Nagelfluh gleichfalls zwischen Moränen lagert. Aehnliche Profile finden sich bei Laufen an der Salzach, an der Stefansbrücke an der Brennerstrasse, bei Tölz an der Isar; hier aber ist es der Glacialschotter der letzten Vergletscherung, welcher zwischen den Moränen stratigraphisch , also als Interglaeial- gebilde, erscheint, während er genetisch und zeitlich eine Dependenz der Vergletscherung ist. In den Wallgauer Aufschlüssen hingegen lagert ein Schotter zwischen den Moränen, welcher bereits vor dem Eintritte der letzten Vergletscherung cementirt war, daher nicht als Glacial- schotter gelten kann. Er erscheint vielmehr stratigraphisch wie geolo- gisch als ein Interglacialgebilde, und die Wallgauer Aufschlüsse reprä- sentiren einen neuen Typus, welcher bisher noch nicht bekannt war. Man hat nunmehr neben den interglacialen Breccien der Alpen, welche durch die Ablagerungen von Höttingen und Wimbach dargestellt werden, neben den interglacialen Kohlen der Schweiz, in deren Liegendem das Auftreten von Moränen mit Sicherheit constatirt und jenen des Algäu, 54 * Ay, 2% E r x Ri NE BIETEN RAN SEEN ER ER ‘ h r . f ’ + he 366 Verhandlungen. wo jüngst noch Herr Nikitin aus Petersburg Moränen unter Kohlen constatirte, auch interglaciale Flussschotter, die von Wallgau. A. Bittner. Ueber die Plateaukalke des Untersberges. Das vom Vortragenden über die älteren Ablagerungen (inelusive Carditaschichten) des Untersberges Mitgetheilte ist grösstentheils bereits” bei früherer Gelegenheit in diesen Verhandlungen publieirt worden | und kann deshalb hier auf Verh. 1883, pag. 200 verwiesen werden. Es ist bekannt, dass die Plateaukalke des Unter sberges und des Nordabhanges desselben bis vor nicht allzulanger Zeit (man vergl. Gümbel, Bayr. Alpengebirge, pag. 348) als Dachsteinkalk angesehen wurde, da man sowohl Dachsteinbivalven in ihnen (Gümbel, Sitzgsb. kais. Äkad., XLV, pag. 371), als auch Liasablagerungen über ihnen (Gümbel, "Bayr. 'Alpengebir 8, pag. 458) nachgewiesen hatte. Vor einer Reihe von "Jahren jedoch war es dem Eifer des Regierungsrathes Prof. Dr. Aberle gelungen, Gesteinsstücke mit Nerineen-Auswitterungen vom Nordabhange des Untersberges zu erhalten. Die ersten Einsendungen solcher Stücke an die k. k. geol. Reichsanstalt datiren wohl schon vom Jahre 1873 her und es wurden dieselben von Stur sofort als Plassen- kalk bezeichnet. Erst im Jahre 1881 bei Gelegenheit der in Salzburg tagenden Naturforscher-Versammlung wurde diesen Funden erhöhte Auf- merksamkeit geschenkt und bei einer Excursion in’s grosse Brunnthal (vergl. Verh. 1882, pag. 7), an welcher unter Anderen Hofrath F. v. Hauer und die Herren Gümbel und Zittel aus München theilnahmen, eine beträchtlichere Ausbreitung der Nerineenkalke, zugleich auch eine Unterlagerung durch Crinoiden und Brachiopoden führenden Lias im Einrisse des grossen Brunnthales constatirt. Die Herren Professoren E. Fugger und C. Kastner in Salzburg warfen sich nun mit er- höhtem Eifer auf die Aufsammlung von Petrefacten aus diesen Niveaus, deren Bestimmung grösstentheils oder ausschliesslich in München von dem besten Kenner tithonischer Petrefacten, Herrn Prof. K. Zittel, durchgeführt wurde. Auf Grund dieser Begehungen, Aufsammlungen und Bestimmungen nun erweiterte sich sehr rasch der Verbreitungs- bezirk der nerineenführenden Plassenkalke am Nordabhange des Unters- berges und bereits in der ersten der in diesen Verh. 1882, pag. 157 erschienenen Publieationen Fuggers über diesen Gegenstand figuriren ausser der ursprüglichen Fundstelle, der sogenannten Rehlack, als Haupt- | fundorte für Jurapetrefaeten bereits der Dopplersteig und die Steinerne Stiege am Firmianrücken. In einer zweiten Publieation Fugger's, die gemeinsam mit Kastner in demselben Jahrgange unserer Verhandl. (pag. 279) veröffentlicht wurde, sind die Kalke des gesammten Firmian- rückens bis über die Steinerne Stiege und den Dopplersteig hinauf als Plassenkalke verzeichnet. Hier begann man aber plötzlich auf Schwierig- keiten zu stossen. = Der Firmianrücken des Untersberges ist längst bekannt als Fund- stätte der grossen Rhynchonellen aus der Gruppe der Pedaten, die man bisher nur aus Dachsteinkalken oder noch älteren triassischen Bildungen kannte. Fugger und Kastner betonen nun ausdrücklich, dass die grosse gerippte Ahynchonella pedata des Firmianrückens von dem be- kannten Vorkommen von Stegenwald im Passe Lueg fast nur der Färbung nach zu unterscheiden sei, nichtsdestoweniger aber dem oberen “ a en & x er a ne a N Sitzung am 1. December, A, Bittner. 367 Jura angehören müsse, da die mitvorkommenden Gasteropoden als jurassisch bestimmt worden waren; am Dopplersteige kämen diese Rhynchonellen sogar mit Itierien und Cr yptoplocus zusammen vor. Auch die grosse glatte Rhynchonella pedata des Firmianrückens, sowie die _ Brut derselben (als Rhynchonellina cf. bilobata aufgeführt) wurden dem- nach für oberjurassisch erklärt. Das war der Stand der Frage, als ich im Jahre 1883 die Be- gehung des Untersberges in Angriff nahm. Es ergab sich dabei zunächst _ die Unmöglichkeit, die Plateaukalke nach petrographischen Kennzeichen unterabzutheilen. Die Bestimmung der Jurapetrefacten, auch derer, welche vom Firmianrücken stammten, konnte, als von einer Autorität vom Range Zittel’s ausgehend, nicht angezweifelt werden, die Nach- richten über ihr Vorkommen und ihre Vertheilung lauteten ebenfalls ganz bestimmt. Andererseits sprach die Lagerung über einer durchlaufenden Terrasse von Cardita-Schichten mit grosser Entschiedenheit dafür, dass auch Dachsteinkalke in den Plateaukalken vertreten seien; die Auf- findung ganz sicher erkennbarer Durchschnitte von Megalodonten sowohl im Südosten und Osten als im Norden des Plateaus, hier in ganzen Bänken, kam weiter dazu; dass das Vorkommen der grossen Rhyncho- nellen aus der Gruppe der Pedaten (für welche ich mir vor Kurzem, Verh. 1884, pag. 107 den Genus- oder Gruppennamen Halorella vorzu- schlagen erlaubt habe) für Dachsteinkalk geradezu beweisend sei, in dieser Ueberzeugung habe ich nach den in den übrigen Salzburger Kalkhoch- gebirgen gemachten Erfahrungen (man vergl. auch Verh. 1884, pag. 110, 111 ete.) auch nicht einen Augenbliek geschwankt; zu alledem wurden endlich auch Durchschnitte globoser Ammoniten in den Plateaukalken des Untersberges gefunden. !) Alle diese Umstände zusammengenommen bewogen mich , unter der selbstverständlichen Voraussetzung, dass alle die publieirten Be- stimmungen jurassischer Arten verlässlich und die Angaben über die Verbreitung dieser Arten richtig seien, in Verh. 1883, pag. 203 die Meinung auszusprechen, dass auf Grund der Lagerung und des Vor- kommens sicher obertriassischer Fossilien die gesammte Masse des Plateaukalkes des Untersberges dann doch trotz des Mitvorkommens oberjurassischer Arten für Dachsteinkalk gehalten werden müsse. Die Ueberzeugung von der Untheilbarkeit dieses Kalkes nach dem Gesteins- charakter haben späterhin auch Prof. Fugger und Oberbergrath v. Mojsisovies gewonnen; beide waren indessen geneigt, dem Vor- kommen der Nerineen mehr Gewicht beizulegen, als jenem der Pedaten !) Auch eines erst: im heurigen Jahre gemachten Fundes sei hier gedacht. Er stammt von der Steinernen Stiege und bezieht sich auf das Vorkommen einer Spirigera, die an Grösse der Spirigera oxycolpos der Kössener Mergel nicht nachsteht, von 5». oxycolpos sich aber durch stärkeren Sinus und auffallender geschwungene Seitenränder unterscheidet und in dieser Beziehung zu vermitteln scheint zwischen der Kössener Form und jener Spirigera nov. spec., welche im Kalke der Hohen Wand bei Wiener- Neustadt vorkommt und von mir Geolog. Verh. von Hernstein, pag. 142 angeführt wurde. Es sei bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen, dass schon Suess (Brach. d. Köss. Sch.) Spirigera oxycolpos als zweifelhaft im Dachsteinkalke der Umgebung von Hall- statt vorkommend anführt und dass eine ausgezeichnete kleine Spirigera vom Typus der Spirigera oxycolpos auch im Salzburger Hochgebirgs-Korallenkalke (vergl. Verh. 1884, pag. 110) auftritt, 2 fr a ee en Fi Nr. 15 2 “ I" 368 3 Verhandlungen. und Megalodonten im Vereine mit der Lagerung, und Beide traten d nach für die Ansicht ein, dass dann die gesammte Plateaukalkma des Untersberges für Plassenkalk zu halten sei. Erst nachdem Ol bergrath Mojsisovies vom Vorkommen globoser Ammoniten in dies« Kalkmasse sich persönlich überzeugt hatte, war er bereit, auch and Vertretung des Dachsteinkalkes in derselben zu glauben. Um aus die schliesslich unlösbar erscheinenden Widersprüchen herauszukomm dazu schien sich am Ende nur mehr ein Auskunftsmittel zu bie jenes nämlich , unter gleichzeitigem Anzweifeln der absoluten Ver lichkeit einzelner der bisher publieirten Bestimmungen oberjurassische 1 Arten und der Angaben über das Zusammenvorkommen solcher mit sicher obertriassischen Arten, durch eine Neubegehung der entsprechenden Dis- triete den Nachweis zu versuchen, ob solche Petrefacten wirklich zu- sammen vorkämen oder ob das vielleicht doch nicht vollkommer sicher erwiesen sei? R. Dieser einzige und letzte Ausweg lag schon deshalb nahe, weil es mir bei meinen ersten Begehungen ebenfalls nirgends gelungen w: S triassische und jurassische Petrefaeten vergesellschaftet aufzufinden. Das Hauptaugenmerk war demnach auf das Vorkommen von Nerineen an solehen Stellen, von denen Dachsteinkalkpetrefacte vorlagen, zu Fick Eine sehr genaue zweitägige Begehung der betreffenden Stellen führte nun zu dem Resultate (vergl. hierüber auch Verh. 1885, pag. 281), dass am Firmianrücken mit Einschluss der Steinernen Stiege und des Dopplersteiges, als an den kritischen Punkten, ein Zusammen- vorkommen von sicher jurassischen Petrefaeten, also speciell von Nerin mit den daselbst häufig auftretenden Pedaten oder Halorellen nich eonstatirt werden konnte, obwohl andere Gasteropoden daselbst zahl- reich angetroffen wurden. Auch eine erneute Durchsicht der Aufsammlungen des Salzburger Museums hat dazu geführt, zu constatiren, dass Nerineen vom Bereiche des gesammten Firmianrückens in demselben nicht vor- handen sind. Auf Grundlag ge dieses, wenn auch nur negativen Resultates konnte vorläufig die Muthmassung aufgestellt werden, dass thatsächlich die sicher obertriassischen Halorellen mit den Nerineen nieht vergesell- schaftet aufzutreten scheinen, dass also die Literaturangaben über ein derartiges Zusammenvorkommen einer Ueberprüfung bedürftig sind, sowie dass die Bestimmungen gewisser vom Firmianrücken stammender Arten als oberjurassischer Fossilien (also besonders der Halorellen, ferner von Ohemnitzia cf. Gemellaroi, Tylostoma af. ponderosum u. s. f., worüber man auch Verhandl. 1885, pag. 307 vergleichen wolle) ebenfalls einer Ueberprüfung bedürfen werden. Es liegt mir nun, wie ich besonders hervorheben zu sollen glaube, nichts ferner, .als mit diesen Bemerkungen die Verdienste, welche die Professoren Fugger und Kastner durch ihre Untersuchungen und Aufsammlungen sich erworben haben und ebenso jene, welehe Prof. Zittel durch die Bestimmung der ihm ein- gesandten Fossilreste sich um die Erforschung dieser Verhältnisse er- warb, und welche ich bereitwilligst anzuerkennen nicht im Geringsten zögere, irgendwie verkleinern oder abschwächen zu wollen. Sollten sich oben geäusserte Muthmassungen bestätigen, so würde eben nur ein sehr kleiner Theil Jener Angaben und Bestimmungen als irrthümlich erkannt worden sein und selbst dieser Irrthum würde durchaus nieht Nr. 15 Sitzung am 1. December. A. Bittner. 369 auf Rechnung der dabei betheiligten Personen, sondern ganz bestimmt auf Rechnung der thatsächlich in der Natur vorliegenden, äusserst schwierigen Verhältnisse zu setzen sein. Es kann ja auch heute, selbst vorausgesetzt, dass die Dachsteinkalke und Plassenkalke des Unters- berges zwei vollkommen altersverschiedene Niveaus vorstellen, die Trennung derselben durchaus nicht als irgendwie erleichtert angesehen werden, sie bleibt nach wie vor eine der schwierigsten Aufgaben, da die lithologische Gleichartigkeit beider Gesteine eine ganz aussergewöhn- lich grosse ist, da die Gesteine auf weite Strecken hin sehr fossilarm, oft nahezu fossilleer sind und da auch die wenig zahlreichen Vor- kommnisse oder Ueberreste liassischer Ablagerungen, so weit man die- selben bisher kennt, durchaus keinen Anhaltspunkt bieten, um eine Grenze zwischen Dachsteinkalken und jurassischen Kalken ziehen zu können. Vorläufig wurden in ziemlich schematischer Weise, so weit das nach den Petrefactenfunden durchführbar war, gewisse Partieen der Plateaukalke, und zwar am Nordabhange zwischen Brunnthal und Klinger- alm und gegen Süden bis in die Umgebung des Abfalterkopfes reichend (vergl. Verh. 1885, pag. 231) als Plassenkalke ausgeschieden. Für die Abgrenzung der die rechtsseitigen Gehänge des unteren grossen Brunn- thales bildenden Plassenkalke gegen die als Dachsteinkalke aufzufassenden Kalkmassen des Firmianrückens hat sich kein bestimmter Anhaltspunkt auffinden lassen; selbst an Stellen, wo Lias vorliegt, sind die Verhält- nisse äusserst schwierige, so beispielsweise an der Aurikelwand, wo sowohl die östlich über dem Liasvorkommen sich erhebenden Kalke des Abfalterkopfes als die westlich tiefer liegenden Kalke Nerineen führen. Hier zieht jedenfalls eine Querbruchlinie, welche schon im ersten Aufnahmsberichte für diese Stelle angenommen wurde, dureh. Abgesehen davon ist aber auch die Annahme, dass schon vor der Ablagerung des Plassenkalkes die Liasbildungen des Untersberges wieder nahezu gänz- lich abgetragen worden sein müssen, nicht mehr zu umgehen. Auch die Umgebung der Klingeralm, welche bei meinen ersten Begehungen nicht berücksichtigt worden war, hat keinerlei Aufschlüsse ergeben, welche Licht in diese schwierigen Verhältnisse bringen würden. Die Alm selbst steht noch auf Dachsteinkalk, welche am Wege von hier gegen die Vier Kaser ausserordentlich reich ist an Megalodonten, welche hier ganze Bänke erfüllen. Der östlich benachbarte und nahezu gleichhohe Rücken über der Sausenden Wand (Hundsrücken) dagegen muss schon dem _ Plassenkalke zugezählt werden, obschon gerade hier keine Nerineen gefunden werden konnten; wohl aber treten hier bankweise diceraten- artige Bivalven auf, wie sie auch östlicher um die Schweigmüller- vulgo Seppenalm verbreitet sind. Auch hier scheint die Grenze zwischen Dach- stein- und Plassenkalk mit einem Querbruche zusammenzufallen. Die Vor- kommnisse von Liaskalken bei und südwestlich von der Klingeralm bieten einiges Interesse, da sie wie am Hierlatz in ganz unregelmässigen Taschen und gangartigen Spaltausfüllungen der Dachsteinkalke auf- treten. Das Hauptstreichen dieser Vorkommnisse ist ein ostwestliches, es sind zumeist röthliche Crinoidenzerreibsel, mit nur seltenen Ein- schlüssen von Brachiopoden. Die Spalten des Dachsteinkalkes, in denen sie sitzen, sind oft nur zollbreit und vielfach verästelt, so dass man leieht Handstücke schlagen kann, in denen beide Gesteine vertreten x N De u N ehr a a 370 Verhandlungen. sind. Stellenweise bemerkt man auch rundliche Einstülpungen des Crinoidenkalkes oder eines gelblichen Kalkmergels in den hellen Da 'h- steinkalk nach Art von Bohrmuschelaushöhlungen. Ä Bei dieser Gelegenheit muss ich mir erlauben, einige Worte zur Richtigstellung hinzuzufügen gegenüber gewissen Bemerkungen, welch e Dr. ©. Diener vor Kurzem in seiner "Mittheilung über den Lias de Rofangruppe (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt 1885, pag. 28) gemacl hat. Nachdem derselbe nämlich das Auftreten der Hierlatzschichten i m Gebiete des Sonnwendjochs und im Salzkammergut besprochen hat, äussert er sich auf pag. 35 (9) folgendermassen:„Auchindengrossen Plateaugebirgen der Salzburger Alpen scheinen Hier latzschichten keineswegs zu fehlen. Wenigstens ver danke ich Herrn L. Purtscheller in Salzburg die Mit- theilung über ein Vorkommen von rothen, den Dach steinkalken streifenfürmig eingelagerten Liaspartien aufder Hochfläche des Tännengebirges.“ Nun weiss man bereits durch die Untersuchungen von Schafhäutl, Lipold und Gümbel, also seit geraumer Zeit, dass Hierlatzschichten den grossen Plateaugebirg gen der Salzburger Alpen thatsächlich keineswegs fehlen ; man weiss auch ziemlich allgemein, dass von Lipold im Jahre 1850, also in dem Jahre, mit welchem die Aufnahmen der k. k. geol. Reichs- anstalt begannen, die Hierlatzschichten an der Kratzalpe des Hagengebirges entdeckt wurden; es ist ferner seither dieses Vorkommen unzählige Male angeführt worden und zwar sowohl in Schriften specielleren als in solchen allgemeineren Inhalts; Stur hat dasselbe in seiner Geologie der Steier- mark direct als zweiten Hauptfundort der Hierlatzschichten, welcher nur dem Hierlatz selbst nachsteht, bezeiehnet und 55 Species von da nam- haft, gemacht; Gümbel hat die Kratzalpe als einen jener Punkte genannt, wo die Hierlatzschichten in ihrem Normaltypus vertreten sind; endlich hat F ugger typische Hierlatzschiehten auf dem Unters- berge nachgewiesen, über deren Fauna erst in allerneuester Zeit in unserem Jahrb. (1883) von Frauscher berichtet wurde. Alles dies scheint Herrn Dr. C. Diener vollkommen unbekannt geblieben zu sein.!) Aber abgesehen davon entsteht die Frage, worauf denn die Bestimmung des von Herrn L. Purtscheller aufge- fundenen, von Diener für Lias erklärten rothen Kalkes sich stützt? Petrefaeten hat Herr Pu rtscheller, wie er selbst mir mitzutheilen so freundlich war, darin nicht gefunden, dass man aber nicht die geringste Ursache habe, rothe, dem Dachsteinkalke streifenförmig ein- selagerte petrefactenleere Partien zunächst für Hierlatzschiehten oder für Lias überhaupt zu erklären, weiss ebenfalls Jedermann, der sich einmal mit diesen Ablagerungen beschäftigt hat; in erster Linie wäre hier an Starhemberger Schichten zu denken. Auch Lipold sind diese rothen Einlagerungen im Dachsteinkalke des Tännengebirges nicht unbekannt geblieben, wie sich Herr Diener durch Nachlesen der betreiien An Arbeit leicht hätte überzeugen können (Jahrb. d. k. k. geol. Reichs-A. 1) Wie aus Diener’s Literatureitaten hervorgeht, hat derselbe die Literatur T allgemeineren Inhalts nur bis 1879 — Dolomitriffe von E. v. Mojsisovies — zurück- * verfolgt. Da nun in diesem Werke zufällig von den Hierlatzschichten der Kratzalpe und der Salzburger Gebirge überhaupt nichts erwähnt wird, so blieb Diener natürlich in Unwissenheit darüber, dass solche existiren. E ch en he u Te Sitzung am 1. December. A. Bittner. 371 - 1851, U. pag. 79.) Herr G. Geyer endlich, der im heurigen Sommer die von Herrn Purtscheller entdeckten rothen Einlagerungen zu unter- suchen Gelegenheit hatte, hat gefunden, dass gerade diese Vorkommnisse “nicht für Lias erklärt werden können. Die Priorität Diener’ in Sachen der Lias-Entdeckung, so weit dies das Tännengebirge anbetrifft, zerfällt also in nichts. Herr Diener kommt aber, nachdem er das Auftreten von Hier- latzschichten in den Salzburger Kalkhochgebirgen solchergestalt erwiesen zu haben meint, auch speciell noch auf den Untersberg zu sprechen und sagt hier Folgendes: „Es hatte ferner Herr Oberbergrath v. Mojsisovies die Freundlichkeit, mir einige Gesteinsproben vom Dopplersteig am - Untersberg zu zeigen, welehe Professor Fugsger kürzlich: eingesendet Oo ’ o > hatte und die auf höchst eigenthümliche Verhältnisse daselbstschliessenlassen...In den eingesendeten Formatstücken dieses weissen Kalkes. . . finden sich nun an der angewitterten Aussen- - seite Sehmitzen von rothen Crinoidenkalken des Lias, die mit ganz unregelmässiger zackiger Trennungsfläche in das blendendweisse - Grundgestein eingreifen. Auf einem dieser Schmitzen von Crinoiden- kalk finden sich überdies Rollstücke von Quarzkrystallen — meist polysynthetische Zwillingsstöcke — eingesprengt, die ohne Zweifel aus einem archaeischen Gebirge stammen. Ihr Vor- kommen an dieser Stelle ist um so frappirender, als die Liasbildungen des Untersberges am Dopplersteig offenbar dem nördlichen jener beiden Züge von Hierlatzschichten angehören, welche die beiden Randzonen der nördlichen Kalkalpen begleiten, während der Zwischenraum derselben durch Liasablagerungen der Fleckenmergel- und Plattenkalk-Facies ein- genommen wird (vgl. v. Mojsisovies „Dolomitriffe ete.“ pag. 87). Unter diesen Verhältnissen dürfte die Annahme eines Transportes jener krystal- linischen Gesteine aus der Centralkette auf erhebliche Schwierigkeiten stossen und vielleicht eher an eineHerkunft derselben aus denarchaeischen@ebietenimNordenderAlpenzudenken sein“. Herr Diener hat also hier auf einem Handstücke zwei nicht unwichtige Entdeckungen gemacht; erstens hat er Liasbildungen am Dopplersteige, und zwar in transgressiver Lagerung, aufgefunden und zweitens hat er es zum Mindesten als wahrscheinlich darzustellen ver- sucht, dass die in diesen Liasbildungen auftretenden gerollten polysyn- thetischen Quarzkrystalle aus den archaeischen Bildungen im Norden der Alpen stammen. Würde Diener sich darauf beschränkt haben, zu bemerken, dass die in Rede stehenden rothen Schmitzen möglicherweise Lias sein könnten, so würde keinerlei Anlass zu irgend einer Bemerkung vorliegen. Diener erklärt aber jene rothen Schmitzen für Crinoidenlias, hat also offenbar Crinoidenreste in ihnen beobachtet. Ueberdies enthalten seine ein- leitenden Worte, speciell der Passus über die höchst eigenthüm- lichen Verhältnisse, welche am Dopplersteige zu herrschen scheinen, einen sehr deutlichen Vorwurf gegen alle Jene, die den Untersberg nieht nur an Handstücken, sondern in der Natur zu untersuchen Gelegenheit hatten und denen diese „höchst eigenthümlichen Verhält- nisse“ an dem so oft betretenen Dopplersteige merkwürdigerweise ganz und gar entgehen konnten. Das war die Veranlassung für mich, auch K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 15. Verhandlungen, 55 I Bl er 372 Verhandlungen. Diener’schen Entdeckungen bildet, etwas genauer anzusehen. Es hier zunächst constatirt, dass sich Diener eine poötische Freihe erlaubt, wenn er pag. 55 (9), Z.9 v. u. von einer Mehrzahl solel Stücke 'sprieht , auf denen die gewissen rothen Schmitzen sich fi sollen. Der Brief von Professor Fugger, vom 19. November 1884 dat welcher die in Rede stehende Einsendung begleitete, liegt vor; es is darin die Rede von vier Stücken mit Gasteropoden vom Dopplerste Es sind die Stücke Nr. 9346, 9347, 9349 und 9350 des Salzbur; Museums Carolino-Augusteum. Die drei letzteren enthalten keiner rothen Anflug mit Ausnahme von 9350, welches einige Spuren roth mergeligen Beschlages zeigt, an dem sonst nichts weiter beobach werden kann. Das einzige , Stück, um welches es sich hier handelt u auf welches sich die Beobachtungen Diener's beziehen, ist das, welche die Nummer 9346 trägt. Die meinerseits vorgenommene genaue Be- sichtigung dieses Stückes nun ergab ein höchst merkwürdiges und über- raschendes Resultat. Es zeigte sich nämlich, dass weder vo 1 Crinoiden,nochvon polysynthetischen Quarzkrystallen | an diesem Stücke auch nur diegeringsteSpur vorhanden ist. Baron Foullon bestätigte dieses Resultat noch speciell für die Quarzkrystalle. Es ist nun wohl nicht anzunehmen, dass Dr. Diener die Örinoidenreste sowohl als die polysy nthetischen (uarzkrystalle her- ausgelöst und besonders aufbewahrt hat. Dann stehen wir vor der Thatsache, dass dieselben auch zur Zeit, als er das Stick besichtigte, an demselben nieht vorhanden gewesen sein können und es entsteht die Frage, was denn Herr Diener für Crinoidenreste und für poly- synthetische Quarzkrystalle gehalten haben mag? Die Lösung diese Frage ist ebenso einfach als überraschend: die Crinoidenreste Dieners sind offenbar nichts als Durchsehnitte von Kalkspathkrystallen, die poly- synthetischen Quarzkrystalle Diener's aber sind ebenfalls (an der Oberfläche der rothen Schmitzen anhaftende, etwas abgerundete) Kalk- spathkrystalle.!) | Es dürfte sich also Herr Diener auch in diesem Falle sehr be- deutend geirrt haben, und es dürften somit, da die Voraussetzungen seiner Schlüsse wegfallen, auch seine Entdeekungen,, sowohl jene des Auftretens transgredirender Hierlatzschichten am Dopplersteige des Unters- berges, als auch die eines Transportes archaeischer Gesteine in die Alpen von Norden her während der Liaszeit gegenwärtig noch als nicht ge- macht zu bezeichnen sein. Denn, wo keine Crinoiden sind, da ist kein Crinoidenlias auf Grund derselben nachweisbar und wo keine Quarz- gerölle sind, da kann auch auf keinen Transport solcher aus archaeischen Gebieten im Norden der Alpen geschlossen werden. Herr Diener hat also — und das sei hier nachdrücklichst eonstatirt — weder das Auftreten von Hierlatzschiehten in den Salzburger Kalkgebieten überhaupt, noch das transgredirende Auftreten derselben am Untersberg ‘) Baron H. Foullon theilt folgendes über diese Krystalle mit: Die auf der rothen Masse aufsitzenden Krystalle sind ausschliesslich Caleit. Einzelne grössere Krystalle sind längs der Spaltrisse, jedenfalls durch Lösung der Substanz, rinnenartig ausgehöhlt und sehen so auf den ersten Blick wie eine Verwachsung parallel neben- einander lagernder Individuen aus. a Ne 1 1 2 ak Klang nn JE y 2 EB EEE BA KEITEN, \ Sitzung am 1. December. H. Hatch. 373 _ entdeckt. Und wenn am Dopplersteige selbst, ja wenn an dem Hand- stücke Nr. 9346 sogar das transgredirende Auftreten liassischer - Bildungen zukünftig constatirt werden sollte, Herr Diener wird sich die Priorität für diese Entdeckung auf Grund seiner hier besprochenen Angaben nicht anzueignen in der Lage sein! Rothe Schmitzen und Adern in oder auf weissen Kalken sind eben noch nieht Crinoiden- _ lias, ebensowenig, wie petrefactenleere, rothe Einlagerungen in Dach- steinkalken Hierlatzschichten sind, und wenn man schon auf Hand- stücken Liastransgressionen entdecken will, so müssen es doch zum Mindesten solche sein, wie sie vom Vortragenden gleichzeitig aus der Gegend der Klingeralm des Untersberges vorgelegt werden konnten. Mit den voranstehenden Bemerkungen gegen Diener's Lias-Nachweise in den Salzburger Kalkhochgebirgen soll zweierlei erreicht werden, einmal soll an einem eclatanten Falle gezeigt werden, wie man durch Ignoriren des bereits Vorhandenen und Bekannten auch heute noch täglich die schönsten Entdeckungen machen kann und zweitens soll eine entschiedene Verwahrung dagegen eingelegt werden, dass diese „Ent- deckungen“, die zum Theil gar keine sind, zum Theil aber von Anderen schon längst zuvor gemacht wurden, Herrn Dr. C. Diener — und sei es auch nur im Referatentheile irgend einer touristischen Zeitschrift — als sein geistiges Eigenthum gutgeschrieben werden! Literatur-Notizen. Dr. R. Zuber. Diekrystallinischen Gesteine vom Quell- gebiete des Üzeremosz. Tschermak’s mineralog. u. petrogr. Mitth. Bd. VII, 1885, pag. 195—199. Von den in der Marmaros und der Bukowina anstehenden krystallinischen Gesteinen greift ein kleiner Theil nach Galizien über, die der Autor untersuchte. Der grösste Theil seines Materials stammt vom Perkalab-Bache, an welchem die besten Aufschlüsse zu finden sind. Dieser Bach bildet den Hauptzufluss des weissen Czeremosz und die Grenze zwischen Galizien und der Bukowina. Den untersten Horizont der krystallinischen Masse bilden Glimmerschiefer, welche aus wechsellagernden schmalen Quarz- und Muscovit-Schichten bestehen. Sie sind auf- fallend arm an accessorischen Mineralen. Zwischen den Lagen dieses Glimmerschiefers treten an einigen Stellen mächtige Einschaltungen eines quarzitischen Gesteins auf, welches undeutlich geschichtet, nur in kleinen Partien schiefrig, ungemein fest und von grünlich-grauer Farbe ist. Die chemische Untersuchung des Herrn Schramm lehrt, dass ein Gemenge von Quarz und Orthoklas vorliegt. Unter dem Mikroskope erkennt man Quarz und selten kleine Glimmerblättchen, vorwiegend Biotit, in einer Grundmasse von felsitischem Charakter. Es wird als Hälleflinta bezeichnet. Stellenweise geht das Gestein in Gneiss über, der auch Plagioklas führt. Die höheren Horizonte werden vorwiegend von krystallinischen „Thonschiefern“ gebildet, unter denen ein dunkelgrauer bis schwarzer Phyllit hervortritt. Ziemlich oft finden sich zwischen den krystallinischen Gesteinen Einschaltungen von Kalkstein, dessen Habitus im hohen Masse an einige paläo- und mesozoische Kalke der Alpen, besonders an den Silurkalk aus der Umgebung von Leoben, erinnert, Untergeordnet sind endlich Quarzite und mulmige rothe Schiefer, welch’ letztere wahrscheinlich Zersetzungsproducte anderer Gesteine sind. (B. v. F.) H. Hatch. Ueber den Gabbro aus der Wildschönau in Tirol und die aus ihm hervorgehenden schiefrigen Ge- steine. Tschermak’s mineralog. u. petrogr. Mitth. Bd. VIL, 1885, pag. 75 —87. 55 * ET GEL N u ehr Der wi 1 er BE . ı 374 Verhandlungen, A. Cathrein. Ueber Wildschönauer Gabbro. Ebeı pag. 189— 194. Da der letztere Autor eine eingehende Arbeit in Aussicht stellt, ee ine Reihe von Fragen Gegenstand der Controverse sind, so soll hier vorläufig nur E Abhandlungen verwiesen werden. Ein eingehendes Referat wird nach dem Ersck der Publication erfolgen. (B. v A. Brunlechner. Mineralogische Notizen. Jahrb. d. na Landes-Museums von Kärnten. 7. Heft, pag. 227—231. 2 A. Neue Mineralfunde in Kärnten. Es werden neue Fundstellen angegeben für: Asbest, Amphibol, Biotit, B Caleit, Chalkopyrit, Chrysotil, Dolomit (mit Analyse von Hofbauer), Galenit, Gre Granat, Hämatit, Kupfer, Limonit, Markasit, Muscovit, Orthoklas, Pyrit, Quarz, Thuringit, Turmalin, Zinkblende und Zoisit. : B. Analysen von Siderit. Es wurde ausgezeichnet krystallisirender Eisenspath von Wölch und minder ausgebildeter von Lölling der Analyse unterzogen. Ersterer enthielt neben Y5'10°/, F carbonat, 2:11°/, Mangancarbonat, 2'19°/, Magnesiumcarbonat und 059°, fremder E ß schlüsse (Muscovithäutchen) nur Spuren von Calciumcarbonat. Der letztere neben 94: Eisencarbonat, 3°22°/, Magnesiumcarbonat, 0'25°/, fremder Einschlüsse, 178%, Calı carbonat. Zutreffend wird in der letzteren Beimengung die Ursache der mangelhaf Ausbildung gesucht, da die Grundrhomboederwinkel von den isomorph gemisch Carbonaten bei Eisen und Caleium die grösste Differenz besitzen. (B.v. F. E. Kalkowsky. Elemente der Lithologie für Studirende bearbeitet. Heidelberg 1886. Der Zweck des Buches ist: die reichen Resultate der neuesten For i vollen Umfange, aber möglichst knapper Form den Studirenden zugänglich zu mach ein Programm das auch seine Erfüllung findet. Die Lithologie als die „Lehre von Gesteinen“ wird als ein Theil der allgemeinen Geologie betrachtet, gewissermassen Gegensatze zur Petrographie, der „Beschreibung der Felsen“, ein Grundsatz, der die Abfassung des Werkes massgebend war. Dasselbe zerfällt in einen allgemeinen u einen eingehenden Theil. In dem ersteren wird mit prägnanter Kürze Alles hierher Gehör; in einer Weise dargestellt, wie wir sie leider nicht immer begegnen. Es wird nämlich mit vollster Offenheit nur das als Wahrheit hingestellt, was als solche zu erkennen und die so zahlreichen Lücken unseres Wissens werden nicht durch, den betreffenden Au or am besten zusagende Hypothesen ausgefüllt, die den Studirenden nicht immer als solche kenntlich sind. Auch gewisse werthlose Ableitungen aus gemachten Beobachtungen finden. die richtige Charakterisirung. > In dem „eingehenden Theile“ werden die einzelnen Gesteins-„Familien“ einer Haupttheilung in „anogene“ und „katogene“ nach chemischen Prineipien gruppirt. Es ist selbstverständlich, dass die so sehr schwankende chemische Zusammensetzung innerhalb ein und derselben Gesteinsfamilie allein nicht als Grundlage einer Gesteins eintheilung dienen kann, sondern die mineralogische Zusammensetzung, Structur, das geologische Alter u. s. w. zu Hilfe genommen werden müssen. Unter solchen Umständen ist es natürlich, dass die hier geübte Anordnung von der üblichen nur wenig abweicht E Bei jeder Familie ist durch die Anführung einer Reihe Analysen extremer Glieder die chemische Zusammensetzung ausgedrückt, es werden die mineralogische Zusammensetzung mit Berücksichtigung der Eigenthümlichkeiten der betreffenden Minerale, die Structur, Coneretionen und Secretionen, Lagerung, Absonderung, Uebergänge, Arten der Gesteine, Zersetzung, Contacterscheinungen,, Genesis und Tuffe behandelt. Auf eine Definition der einzelnen Gesteinsarten ist verzichtet, weil der Autor von der richtigen Ansicht aus- seht, dass Lithologie nur mit Gesteinen in der Hand studirt werden kann. Bei dem knappen Raume, in dem der riesige Stoff gefasst ist, war es selbstverständlich geboten, weitläufige Darstellungen zu vermeiden, trotzdem sind alle wichtigen und nothwendigen Thatsachen angeführt. j Während unsere Kenntniss der anogenen Gesteine als ein bereits wohlgeschlossenes Ganzes zu betrachten ist, existiren in jener der katogenen noch gewaltige Lücken. Wenn nun auch durchaus nicht behauptet werden kann, dass wir wesentlich neue Mimeral- combinationen kennen lernen werden, so ist doch noch ein sehr grosser, ja weitaus der "Nr. 15 Sitzung am l. December. G. Bruder. 375 grössere Theil der Vorkommen dieser Gesteine ununtersucht. Was das für die endgiltige Eintheilung zu bedeuten hat, braucht hier nicht erst ausgeführt zu werden. Seit der letzten Abfassung der einschlägigen Lehr- und Handbücher hat sich unser Wissen so wesentlich bereichert und jeder Lithologe wird sich wohl seine eigene Eintheilung geschaffen haben. Uns scheint die Frage keineswegs so weit geklärt, um einer jetzt aufgestellten Eintheilung jenen Werth: beilegen zu können, wie wir ihn der der anogenen Gesteine beimessen müssen, d. h. dass sie eine solche Beschaffenheit besitze, derzufolge nur noch unwesentliche Aenderungen vorgenommen werden. Nach unserem Dafürhalten ist der Zweck der hier gewählten Eintheilung in erster Linie der, das bekannte Material in einer gewissen Ordnung den Studirenden vorzuführen und dieser ist erreicht. DieThatsachen sind von den Ansichten strenge geschieden und wo gerechter Zweifel am Platze, ist er auch rückhaltslos ausgesprochen. Diese Lithologie wird für jeden Studirenden ein sehr werthvolles Lehrbuch sein; jene, welche sich mit der Untersuchung der katogenen Gesteine befassen, wird es in puncto Eintheilung und Nomenclatur zu kritischen Vergleichen anregen und so auch in dieser Richtung Früchte tragen. (B. v. F.) G. Bruder. Die Fauna der Juraablagerung von Hohn- stein in Sachsen. Denkschriften d. kais. Akademie. 50. Band, 1885, pag. 1—51, 5 Tateln. Die in Nr. 8 dieser Verhandlungen, pag. 223 angekündigte Arbeit Bruder’s über den Jura von Hohnstein liegt nunmehr in ihrer ausführlichen Form vor. An die Jura- bildungen in Nordböhmen und in Sachsen knüpft sich in doppelter Beziehung ein erhöhtes Interesse. Nimmt die Lagerungsweise zwischen Granit und Quadersandstein, im Liegenden des ersteren, und im Hangenden des letzteren, die Aufmerksamkeit des Tectonikers in Anspruch, so verdienen die Fossileinschlüsse und die sich daraus ergebenden faunistischen und paläogeographischen Beziehungen nicht weniger Beachtung. Die vor- liegende Arbeit berücksichtigt vorwiegend die paläontologische Seite. Die geologischen Aufschlüsse sind nach Bruder gegenwärtig mangelhafter als zu der Zeit, wo sie von Cotta einer eingehenden Würdigung unterzogen wurden, der Verfasser fusst daher in geologischer Beziehung auf den Angaben des genannten Forschers. Unter dem Granit folgt in Hohnstein nach den Aufschlüssen der Hohnsteiner Werksteingrube: l. Die sogenannte „rothe Lage“, bestehend aus rothem, weissem und gelbem Thone, mit 30—45° Neigung unter den Granit einschiessend, 14—20 Meter mächtig. 2. Die schwarze Lage, aus schwarzem, bituminösem Thon bestehend, welcher oft Pechkohle und viele Versteinerungen enthält. Mächtigkeit 1—8 Meter. Aus diesem Niveau führt Bruder eine Reihe von Versteinerungen auf, darunter Peltoceras Geinitzi n. sp., Perisphinctes plicatilis, Oppelia semiplana, Harpoceras eanaliculatum, Amaltheus alternans und tenuwiserratus, einige Gastro- poden und Bivalven, Versteinerungen, die die Einreihung der schwarzen Thone in's Oxfordien erfordern. 3. Mergel mit festen Kalksteinknollen, 1—8!/, Meter mächtig. Sie enthalten eine ziemlich reiche und bezeichnende Fauna, Spongien erscheinen begleitet von @ryphaea dilatata, mehreren Terebrateln, Rhynchonellen und Seeigeln, darunter Hemicidaris erenularis und Collyrites bicordata. Die Mergel mit Kalkknollen entsprechen demnach der Stufe des Am. bimammatus und Cidaris florigemma (Corallien), in Spongitenfacies. 4. Fester dunkelgrauer Kalkstein, aus lauter unzusammenhängenden Massen bestehend. Enthält sehr zahlreiche Versteinerungen, darunter besonders Ammoniten, Gastro- poden und Bivalven, welche die Zugehörigkeit zur Tenuilobatenzone (Kimmeridgien) erweisen. Von Ammoniten sind namentlich gut vertreten Aspidoceren (A. binodus, longispinus, acanthicus, liparus, intermedius), Planulaten, Olco- stephanus (stephanoides, repastinatus, Frischlini, Strauchianus). Weitere bezeichnende Formen sind Oppelia Holbeini und Reineckeia pseudo- mutabilis und Eudozus. 5. Das folgende Glied, ein Sandstein mit einzelnen Kalkknollen, ist bereits eretacisch, es findet sich darin Exogyra columba. Vergleicht man diese Schichtfolge mit der von Sternberg in Böhmen, so ergibt sich viel Uebereinstimmung. Der dunkelgraue Werkkalk der Tenuilobatenzone von Hohn- stein (4) findet sich mit denselben petrögraphischen Merkmalen und einer sehr nahe- stehenden Ammonitenführung in Sternberg wieder. Dem Mergel mit Spongien, Brachiopoden K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 15. Verhandlungen. 56 u ei en ee il A 2) endlich ist ren dem an 'abgesonderten, tief dunkelblauen Merk kalk von Sternberg. An der Basis der Ablagerung finden sich sowohl in „Böhme in Sachsen rothe Thone und sandige, a nnisohe. Schichten, welche in's Ca eingereiht werden. "So Zieht man die Faunen des sächsisch-böhmischen Malms und die der gleichzeitig en Bildungen in den benachbarten Theilen Mitteleuropas in Vergleich, so fällt sofort « die. grosse Uebereinstimmung mit Süddeutschland, der Schweiz und Polen in's Auge, geringer sind die Beziehungen zu den räumlich viel näher gelegenen Juraablagerunge Schon die Entwicklung des Oxfordiens entspricht mehr den gleichaltrigen süddeutschen, mährischen und polnischen Ablagerungen, als den Hersumer Schichten, die in \ Nord deutschland dieses Niveau einnehmen; noch auffallender ist dieses Verhältnis ; in 4 nächst höheren Horizonten mit ihren "Spongiten- und Ammoniten-Faunen. Während in Sachsen und in der sächsisch-böhmischen Grenzgegend eine Spongien- und nachher Ammonitenfacies in grösseren Meerestiefen entwickelte, kamen in Norddeutsch koralline Bildungen in verhältnissmässig seichtem Wasser zur Ablagerung , ar mi sächsisch-böhmischen nur wenige Species gemeinsam haben. ö 1 Die nachgewiesenen Species, darunter auch einige neue, erscheinen im paläonto- j logischen Theile der Arbeit sorgfältig beschrieben. Die Abbildungen beziehen sich erwünschter Weise nicht nur auf die neuen, sondern auch auf einzelne bereits bekann Arten. Die neuen Arten sind: Be - Aspidocerasintermedium, Zwischenform zwischen Aspid. Tongispinum und acanthicum. Peltoceras Geinitzi, Oppelia gigantea. Trigonia Cottae. Cucullaea Hohnsteinensis. a Terebratula saxwonica. AR Den Schluss der interessanten und verdienstvollen Arbeit bilden vergleichen: Tabellen über das Auftreten der nachgewiesenen Species in den verschiedenen Jur gebieten und über die dem Hohnsteiner Jura äquivalenten Schichtgruppen. 0 DJ !) Vergl. diesbezüglich Neumay er's Geogr. Verbreitung der Jurasedimente., © Refera, diese Verhandl., 1885, pag. 347. : Er um Hiereh eine Beilage von F..Tempsky, Verlagshandlung in 1 Prag. Bm nun nn nn mn m Verlag von Alfr ed Hölder, "= k. Hof- ARE Universitäts-Buchhändler i in Wien, Rothenthurmstr. A Druck von Gottlieb. Gistel i & Comp. in Wien. 16u.17. - Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung vom 22. December 1885. \ Inhalt: Todesanzeige: C. J. Andrae f. — Eingesendete Mittheilungen: E. Tietze. Zur Frage der exotischen Blöcke in den Karpathen. F. Toula. Süsswasserablagerungen mit Unionen in der Neulinggasse in Wien. R. Handmann. Zur Süsswasserkalkablagerung in Baden. R. Handmann. Ueber Neritina Prevostiano Pf. F. Sandberger. Fossile Binnen- eonchylien aus den Inzersdorfer Schichten von Leobersdorf in Niederösterreich und von Baden. K.A. Penecke. Notizen über einige Formen aus den Paludinenschichten von Krajowa in Rumänien. H. Haas. Bemerkungen bezüglich der Brachiopodenfauna von Castel - Tesino. E. Kittl. Die fossile Säugethierfauna von Maragha. — Vorträge: J. N. Woldiich. Ueber eigenthümliche Graphit- Croncretionen von Schwarzbach, H. v. Foullon. Quarze aus _ Carrara. — Literatur-Notizen: G. C. Laube. F. Löwl. J. Noth. €. v. Ettines- - hausen. E. Nicolis und C. F. Parona. F. Bassani. P. Choffat. Chr. Gruber. Alf. Stelzner, Th. Tschernischew. G. Meneghini. D. Stur. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Todesanzeige. ‘Schon am 8. Mai 1. J. hatte der Tod einen Mann der Wissen- schaft von unbeschreiblichen Qualen erlöst, der in früheren Jahren unser Arbeitsgenosse war, und der später bis zum Tode ein lebhaftes Interesse für unsere eigenen Arbeiten bewahrt hatte. Seiner Excellenz dem königlichen wirklichen Geheimrathe Dr. H. v. Dechen verdanken wir die Mittheilung jenes, von Prof. Ph. Bertkau in der 42. Generalversammlung des naturh. Vereins der preuss. Rhein- lande, Westfalens und des Reg.-Bez. Osnabrück am 26. Mai 1885 zu Osnabrück gehaltenen Vortrages: Carl Justus Andrae, in welchem ausführliche Daten über das Leben und Wirken des Dahin- geschiedenen gegeben werden. Hier soll jenes Abschnittes seines Lebens gedacht werden, der mit unseren eigenen Arbeiten innig verknüpft war. Im April 1851 trat Andrae seine Reise nach Siebenbürgen und die benachbarten Gebiete, über Wien und Pest an; seine Studien und Aufsammlungen dortselbst haben die Monate Juli bis September in Anspruch genommen Das Gesammelte wurde nach Wien gesendet und bei uns durch volle 2 Jahre auch bearbeitet. Hier schrieb Andrae seine Beiträge zur fossilen Flora Siebenbürgens und des Banates, die in den Abhandlungen unserer Anstalt, Bd. II, Abth. 3, mit XII Tafeln er- schienen. Die Originalien zu den Abbildungen sind Eigenthum des Berliner Museums geworden. K, k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 16 u. 17. Verhandlungen. 57 die Grundzüge der Feststellung der Begrenzungen der in diesem 378 Verhandlungen, Er Im Sommer 1853 und 1854 war Andrae mit geognostisch Aufnahmen im Gebiete der 9., resp. der 14., 18 und 19. Sectio Generalquartiermeister-Stabskarte von Steiermark und Illyrien im trage des geogn.-mont. Vereins für Steiermark in Graz besch Der ausführliche Bericht über diese Aufnahme wurde in unserem buche in den Bänden 1854 und 1855 publieirt. Auch heute noch biete auftretenden Formationen nach Andrae’s Angaben beibeha Schon weit früher hatte sich Andrae dem erfolgreichen Stud fossiler Pflanzen ergeben und schrieb im Jahre 1843 eine Di tation: De plantarum 5 generibus in statu fossili repertis in lithanthra Vettinensium et Lobejünensium fodinis. Später finden wir ihn an de Herausgabe des grossen Werkes: Die Versteinerungen des Steinkohlei gebirges von Wettin und Lobejün von E. Fr. Germar mit bethe Vom Jahre 1849 an finden wir im Faseciculus sextus und Folgende dieses Werkes erst einzelne Beschreibungen der Pflanzenarten mi folgendem Zusatz signirt: Hujus descriptionis autor est Dr. Andrac später sind sämmtliche Beschreibungen der Pflanzenreste von Andra unterschrieben. Hier bereits ist die Tendenz Andrae’s klar ersichtlich, « | grössten, besten, das meiste wohlerhaltene Detail bietenden Platten m fossilen Pflanzenresten abzubilden und möglichst ausführlich und pre ei zu beschreiben. | Nach der Rückkehr nach Deutschland von Wien 1855 und na ch dem es ihm gelungen war, in Bonn ein bescheidenes Plätzchen z finden, säumte Andrae nicht, zu seinen Lieblingsarbeiten zurückzu kehren. Die Bestimmung der reichen Sammlung von Carbonpflan: des Eschweiler Bergwerksvereines liess in ihm den Entschluss rei die neuen und weniger bekannten oder verkannten fossilen Pflan formen durch eine ausführliche Darstellung in Wort und Bild be kennen zu lehren. So entstand der Plan zu dem vortreffliehen We Vorweltliche Pflanzen aus dem Steinkohlengebirge der preuss. R lande und Westfalens. Schade, dass von diesem Werke nur 3 He publieirt wurden, die Herausgabe "der übrigen, z. Th. schon vorgerichteten, an der Ungunst der Verhältnisse scheiterte. In allen den genannten Publicationen trachtete Andrae, die bisher sehr mangelhaft gefassten fossilen Pflanzenarten besser zu fassen, zu von ihm als neu erkannten Arten bestmögliche Abbildungen und präcise Beschreibungen zu liefern — und diese seine Wirksamkeit war es, die dankbare Nachahmer fand, auch auf unsere Studien über die vorweltlichen Pflanzen regenerirend wirkte. Dieser Wirksamkeit Andrae's sind wir jedenfalls zu Danke verpflichtet und wollen seinen Bemühungen ein freundliches Andenken bewahren. f Folgende merkwürdige Worte aus einem freundlichen Briefe Seine Excellenz des Herrn v. Dechen vom 13. October 1885 zu Bonn ver- dienen wohl, erklärend, hier noch beigefügt zu werden: B „Andrae hatte kein Glück ; alle seine Projeete, sich eine bessere” Lebensstellung zu erwerben, scheiterten !* u en Dr re re A EA, BE a eu Ey Nr. 16/17 Sitzung am 22. December. E. Tietze. 379 Eingesendete Mittheilungen. © Dr. E. Tietze. Zur Frage der exotischenBlöcke in den Karpathen. ‘ In den von mir gemeinschaftlich mit Herrn Paul im Jahrbuch der geolog. Reichsanstalt 1377 publieirten Studien in der Sandstein- zone der Karpathen wurde (l. ec. pag. 122 [90] bis 126 [94] eine Aus- _— einandersetzung über die fremdartigen Gesteine gegeben, welche sich in den nachjurassischen Ablagerungen des karpathischen und sub- - karpathischen Gebietes, und zwar vorzugsweise im Bereich der miocänen Salzformation Ostgaliziens finden. Andere Bemerkungen über denselben Gegenstand finden sich dieser Arbeit einverleibt auf pag. 45 [13], wo unter Hinweis auf Hohenegger's Mittheilungen die exotischen Blöcke bei Grudek in Schlesien erwähnt werden, ferner auf pag. 69 |37] bis =712[40], pag. 76 [44], pag. 90 [58) bis 91 [59] (auf letzterer Seite im Anschluss an gewisse Beobachtungen. F. v. Hauer's), pag. 96 [64]. In der Sitzung der geologischen Reichsanstalt vom I. April 1879 _ (Verhandl. pag. 153) habe ich in einem Vortrage über die Thalgebiete _ des Opor und der Swica in Galizien denselben Gegenstand nochmals ' ausführlich behandelt, und wurde das bei dieser Gelegenheit Gesagte _ den wieder im Verein mit Paul von mir veröffentlichten Neuen Studien in der Sandsteinzone der Karpathen (Jahrbuch der geolog. Reichsanst. 1879, pag. 291 [103] bis 294 [106] beigefügt. In der letzteren Arbeit _— kommen unter Anderem auch auf pag. 273 und 275 mit unserem Gegen- - stande in Beziehung zu bringende Mittheilungen vor. In dem allgemeinen - Theil meiner Abhandlung über die geognostischen Verhältnisse der Gegend von Lemberg (1882) habe ich mich dann (pag. 64 und 65, 73 und 75 der Abhandlung) auf die bei den erwähnten früheren ' Gelegenheiten gemachten Folgerungen bezogen. Eine Bemerkung über ' die Auffindung eines etwas grösseren Glimmerschieferbrockens in der mittelkarpathischen Sandsteinzone ist endlich meiner Mittheilung über die Gegend von Rozpucie (Verhandl. der geolog. Reichsanst. 1880, pag. 258) eingeschaltet worden, und über das Vorkommen gewisser grüner Breecien in verschiedenen Niveaus der Sandsteinzone habe ich mich auch in einer „Mittheilung über einige Flyschbildungen* (Verhandl. 1881, pag. 285) geäussert. Ich schicke das Alles voraus, um darzuthun, dass mich das Auftreten jener merkwürdigen Gesteine seit meiner Betheiligung an den Arbeiten in Galizien wiederholt beschäftigt hat, so dass ich in meinem Reisebericht vom 20. August dieses Jahres (Verhandl. geolog. Reichanst. 1885, Nr. 12), in welchem ich über das Vorkommen eines Granitfelsens im Bereich der westkarpathischen Sandsteinzone bei Kalwarya sprach, zum Mindesten einigen Grund hatte, mich auf jene Beschäftigung zu berufen. Soweit in jenen früheren Mittheilungen aus den darin besprochenen Daten allgemeinere Folgerungen gezogen wurden, liefen dieselben in erster Linie darauf hinaus, für jene fremdartigen Gesteine ein Ursprungs- gebiet anzunehmen, welches sich in der jeweiligen Nähe ihres heutigen Auftretens befindet und sich mit Theilen des heutigen karpathischen und subkarpathischen Gebietes deckt. Insbesondere für den Nordrand der Karpathen oder die demselben zunächst benachbarten Räume wurde 57* m: ES .- a a > har Se DE Belsn ann 3 0 „FT AN a a an > 380 Verhandlungen. die einstige Existenz eines erst während der Mioeänzeit verschwund Gesteinswalles angenommen, welcher, aus verschiedenen Formati elementen zusammengesetzt, bei seiner schon während der Ablagerung des Karpathensandsteines begonnenen Zerstörung das Material für jene Fremdlinge, die demnach nur scheinbar solche sind, hergab. Des Wei wurden die betreffenden Erscheinungen, soviel ich glaube, zum e Mal eingehender als im inneren Zusammenhang mit ähnlichen Ersch nungen des Alpensystems stehend betrachtet und auf die Analogie hin- gewiesen, welche zwischen den exotischen Blöcken und den aus fremd. artigen Gesteinselementen bestehenden vielfach miocänen Conglomerate 1 der Karpathen mit den exotischen Blöcken und einem Theil der Nagel fluh in den Alpen besteht. Nun hatte vor Kurzem Herr V. Hilber (Jahrb. geol. R.-A. 1888 pag. 424) bei Besprechung solcher fremdartiger Gesteine, die er randlichen Theil der Karpathen bei Debica beobachtet hatte, Ansicht geäussert, dass sich der Vorstellung, diese Fremdlinge stammt von „einer nahe gelegenen Ursprungsstelle“ her, „geringere Schwierig- keiten* entgegenstellen, als jenen soeben reprodueirten Folgerungen. Ich wieder hatte mir erlaubt, in meinem Reiseberieht über den Granit von Kalwarya zu finden, dass Herın Hilber’s Ansicht sich bezüglich jener nahegelegenen Uısprungsstelle mit der in den oben eitirten A handlungen entwickelten Meinung vollständig decke. Schon kam m das Bedenken, dass ich das vielleicht in zu drastischer Weise aus- gedrückt haben könnte, als Hilber eine soeben in Nr. 15 dieser Verhandlungen abgedruckte Notiz verfasste, welche mir die Vr zeugung verschaffte, mich in dieser Angelegenheit wohl noch nicht deutlich genug ausgesprochen zu haben. Hilber hält in dieser Notiz die Annahme eines Gegensatzes zwischen unsern beiderseitigen Anschauungen aufrecht. Er thut aber dann noch ein Uebriges, indem er behauptet, diese Anschauungen bezögen sich überhaupt auf verschiedene Dinge; was ich bei jenen früher eitirten Ausführungen besprochen hätte, sei eben nicht dasselbe, was er durch seine Erklärungen in seiner Bedeutung erläutert habe. Seine Erklärung habe sich auf die eigentlichen exotischen Blöcke be- zogen, ich hätte mich dagegen nur mit den Fremdlingen der kar- pathischen Conglomerate beschäftigt. So wenigstens muss ich mir den Inhalt seiner Ausführungen deuten. Ist aber diese Deutung richtig, dann hatte logischer Weise wieder Hilber Unrecht, als er in seiner Arbeit über den Karpathenrand bei Debica seine Erklärung des Auftretens der besprochenen Fremdlinge der meinigen gegenüberstellte, denn wenn wir nicht einen und denselben Gegenstand im Auge hatten, so konnten wir ja dabei zu keinen Meinungsdifferenzen über einen speciellen Punkt gelangen, er hatte folglich auch keine Veranlassung, dieselben zu betonen, und dann bestand erst recht kein Gegensatz zwischen uns. Ich bin also nicht im Stande, in den diesmaligen Ausführungen des genannten Forschers etwas Anderes als eine nicht gerade noth- wendige Haarspalterei zu erblicken; doch bestimmen mich gewisse Gründe, welche in den eigenthümlichen Entwicklungsverhältnissen der &eologischen Bestrebungen bei uns liegen, über die von Hilber geübte % Kritik nicht mit Stillschweigen hinwegzugehen. E 5 Ä | | u Nr. 16/17 Sitzung am 22. December, E. Tietze. 381 Ueber die angeblichen Unterschiede unserer Meinungen drückt sich der Genannte jetzt unter Anderem wie folgt aus: „Tietze hatte die angeführten Trümmer gar nicht als exotische Blöcke bezeichnet, ferner habe ich des Tietze’schen Gesteinswalles entbehren zu können vermeint, endlich die Art angegeben, wie ich mir den Mechanismus - der Einlagerung vorstellte, worüber Tietze's Arbeiten nicht ein Wort enthalten, wenn ich auch zugebe, dass er sich den Vorgang in gleicher Weise gedacht habe.“ Wir hatten in den neuen Studien (l. e. pag. 291) geredet von den „fremdartigen Gesteinselementen, welche sich in den verschiedenen Theilen der Sandsteinzone der Karpathen als Geschiebe finden, und welche dann namentlich in gewissen zur Salzformation gehörigen Con- glomeraten eine bedeutende Rolle spielen“, und es ist völlig zutreffend, wenn Hilber jetzt diesen Passus eitirt, um sich auf denselben zur _ Mlustrirung unserer Darlegungen zu berufen, aber es ist doch seltsam, wenn er heute annimmt, dass unter jenen „fremdartigen“. Gesteins- elementen die sogenannten exotischen Blöcke nicht mit gemeint waren oder vielleicht gar nicht gemeint sein konnten. Zu dieser Ansicht ist der Genannte auch erst jetzt gelangt. Seinen verdienstvollen „Studien in den ostgalizischen Miocängebieten“ (Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1882) ist bekanntlich ein ausgedehntes Literaturverzeichniss über die in Galizien gemachten Arbeiten Anderer beigegeben, in welchem in knapper Referatform auch über den Inhalt der betreffenden Aufsätze jeweilige Bemerkungen gemacht werden. Unter den auf diese Weise angeführten Arbeiten finden sich auch die „Studien in der Sandsteinzone“, und Herr Hilber schreibt darüber (l. e. pag. 219) unter Anderem wörtlich Folgendes: „Aus den fremdartigen Bestandtheilen der Conglomerate der Salzformation, einem in der Bukowina an analoger Stelle an- stehenden mesozoischen Gestein, den exotischen Blöcken im Eocän der Karpathen wird auf eine noch zu Beginn des Neogens anstehende Gesteinszone am Nordrande der ostgalizischen Kar- pathen geschlossen.“ Damals hat demnach Hilber schon aus der ersten von mir und Paul über die karpathische Sandsteinzone publi- eirten Arbeit etwas herauszulesen vermocht, was er heute weder in dieser noch in den späteren Schriften aufzufinden vermag. Damals ist ihm auch der subtile Unterschied, den er heute (Verh. 1835, pag. 362, siehe die Anmerkung) zwischen Gesteinszone und Gesteinswall macht, noch nicht auffällig geworden, denn damals hat er referirend das Wort Gesteinszone für das von uns benützte Wort Gesteinswall gesetzt und damit beide Ausdrücke als für den vorliegenden Fall gleichwerthig genommen. . Dass Hilber heute Differenzen herauszufinden im Stande ist, welche gewöhnlichen Lesern entgehen dürften, beweist auch seine Bemerkung, die Erwähnung der exotischen Blöcke unsererseits in den „neuen Studien“ (Jahrb. 1879) auf pag. 293 sei „ein nicht ganz richtiger Hinweis auf die Studien“ von 1877. Es mag sich aus der Zusammen- stellung der betreffenden Sätze hier ergeben, wie sich die Sache ver- hält. Der betreffende „Hinweis“ in den neuen Studien lautet: „Auf die Analogie, welche zwischen unseren Conglomeraten der Salzformation..... und den Conglomeraten der bunten Nagelfluhe in der Schweiz besteht, 382 ‘ Verhandlungen, sowie auf die Analogie, welche in dem Vorkommen ganz fremdartig exotischer Blöcke in gewissen Ablagerungen des Karpathensandstein. einerseits und des alpinen Flysch andererseits gefunden werden da haben wir in unseren ersten Studien ganz besonders hingewiesen.“ Stellen in den älteren Studien, für welche dieser Hinweis spe gilt, befinden sich auf pag. 124 und 125 des Jahrbuchs 1877 ur lauten: „Man könnte im Hinbick auf die fremdartigen Elemente d Salzformationsconglomerates sich fast an die Verhältnisse der so nannten Nagelfluh der Schweiz erinnern ete.“ Ferner: „Wenn schon für die zum Theil sehr grossen exotischen Blöcke, wie sie in dem Eocän der Karpathen, z. B. an der Olsa oberhalb Teschen, auftreten und wie sie von uns auch in Ostgalizien bei Tartarow nachgewies wurden, welche ja in gewissen VorkommnissenimFlysch der Schweiz ebenfalls ihr Analogon finden, nur sch eine Erklärung in der aus vielen Gründen noch sehr ungenügenden H pothese ihres Transportes durch Eismassen der Eoeänperiode gefun werden kann, dann glauben wir eventuell derartige Vermuthung erst recht ablehnen zu müssen, wenn’ es sich um die Erklärung Ursprunges der Geschiebe in unserer karpathischen Salzforma handeln sollte.“ Was war da in jenem Hinweis, der sich auf « bereits stattgehabte Betonung der Analogie mit, ‚den Schweizer ver“ hältnissen bezog, „nicht ganz richtig“ ? Es ist ja völlig wahr, dass bezüglich der fremdartigen Geschiebe 0 elemente in den karpathischen und subkarpathischen Ablagerungen wir das Hauptgewicht auf die in den eigentlichen Conglomeraten ent- haltenen Steine gelegt haben und dass wir unter diesen wiederum vor nehmlich die Conglomerate der ostgalizischen Salzformation ‘bei unserer Betrachtung bevorzugten, weil es ein nicht unnatürliches Verfahren ist, beil allgemeineren Folgerungen zuerst an die eigenen Beobachtungen anzu- knüpfen. Würde aber Herr Hilber in der Lage gewesen sein, jene Ablagerungen persönlich kennen zu lernen, so würde er mir ohne Bedenken "Recht geben, da die Masse der speciell sogenannten exofi- schen Blöcke in den Karpathen zusammengenommen, nach Allem, was bis jetzt darüber bekannt ist, fast verschwindet im Vergleich mit der Menge fremdartigen Materiales, welches in jenen Conglomeraten auf- 4 gespeichert liegt, welche bei Stoboda Rungurska nicht "unbeträchtliche Berge (bis zu 760 Meter Seehöhe) bilden. ; Eine scharfe Grenze zwischen den sogenannten exotischen Blöcken und den oft sehr grossen Elementen jener Conglomerate gibt es zudem nicht, wenn man auch im Allgemeinen unter exotischen Blöcken Gesteins- massen von ansehnlicher Grösse verstehen wird, womit sich dann theil- weise die Vorstellung verbinden kann, dass dieselben auch in einem nicht conglomeratischen Gesteinsmittel sich befinden. Die Isolirtheit der- artiger Gesteinsmassen in einem andersartigen Ablagerungsmedium ist keine nothwendige Eigenthümlichkeit für „exotische Blöcke“. Sonst dürfte man ja bei dem Vorkommen an der Olsa in der Teschener Gegend , wo solche Blöcke massenhaft nebeneinander auftreten, jene Bezeichnung nicht anwenden. 2 Jedermann wird der Ansicht zustimmen dürfen, dass die altbekannten grossen Blöcke von verschiedenen krystallinischen Felsarten, welchemanim "Nr. 16/17 NN A Er Be, “. ii Ze PTT ii a u 5 Sitzung am 22. December. E. Tietze. 383 Flysch des Bolgen in den bayerischen Alpen findet, und welehe Lyell (Prineiples, 10. Edition, Vol. I, pag. 210) mit den Habkerengraniten der Schweiz hinsichtlich ihrer Fremdartigkeit verglich, etwas den exotischen - Blöcken durchaus Analoges sind, und doch hat Gümbel (Geognostische Beschreibung des bayerischen Alpengebirges, Gotha 1861, pag. 625) diesen Ausdruck nicht speciell dafür verwendet, indem er sie nur „fremd- artig*“ nennt und sie als einem dem Flysch eingeschalteten „Riesen- eonglomerat“ entstammend bezeichnet. Auch die miocänen Conglomerate der Superga bei Turin mit ihren fremdartigen Blöcken hat Lyell ohne Weiteres ganz gleichwerthig und unter denselben Gesichtspunkten mit den anderen von ihm besprochenen Fremdlingen des Tertiärgebirges abge- handelt. Endlich verweise ich auf Uhlig, der speciell in den von ihm untersuchten Theilen der Karpathen zwischen den Geröllabsätzen mit fremdartigen Gesteinen und anderen exotischen Vorkommnissen keinen besonderen Unterschied macht und sich auf das von uns beschriebene Conglomerat von Sloboda Rungurska bei seinen Ausführungen ausdrücklich - bezieht (Jahrb. geol. R.-A. 1883, pag. 501). Auf die Art der Bezeichnung solcher Fremdlinge kommt es eben so genau nicht an, wenn wir uns auch heutzutage oft daran zu erinnern Gelegenheit haben, dass bei geologischen Fragen speciell in Worten und neuen Namen das Heil gesucht wird. Wenn deshalb Gümbel, um bei einem der letztangeführten Fälle einen Augenblick zu verweilen, durch das Auftreten und "die Beschaffenheit jener „fremdartigen“ Ge- steine zu der Vermuthung gebracht wird (l. e. pag. 626), dass zwischen dem bayerischen Wald und den Alpen einmal ein jetzt gänzlich zer- störter Urgebirgsrücken vorhanden gewesen sein mag, eine Vermuthung, die, wie man sieht, zu unseren später gefassten Ansichten über den alten Gesteinswall im karpathischen Gebiet ebenso stimmt, wie zu den seinerzeit von uns angerufenen Ansichten einiger Schweizer Geologen über die entsprechenden Verhältnisse des Flysch- und Molasse-Vorlandes der Schweizer Alpen, so ist sein Schluss ganz ebenso gleichberechtigt bei der Bezeichnung jener Trümmer als Gemengtheile eines Conglomerates, wie wenn er dieselben als exotische Blöcke beschrieben hätte. Es genügte eben, sich über die Bedeutung der „Fremdartigkeit“ jener Gesteinstrümmer Rechenschaft zu geben. Die Grösse der fremdartigen Blöcke im Conglomerate von Sloboda Rungurska und Laczyn in Ost-Galizien ist zwar mit der Mächtigkeit der Felsstücke am Bolgen nicht zu vergleichen, ist jedoch immerhin recht ansehnlich und, wie mir scheint, meist erheblich bedeutender als die Grösse der Trümmer, welche Hilber in den von ihm untersuchten Gebieten des Karpathenrandes beobachten konnte und die ihm die Gelegenheit zu seinem Exeurs über die „exotischen Blöcke“ gaben. Ich sah bei den angegebenen Orten und namentlich an dem Berge südlich von Sioboda Rungurska unter kleineren, melonen- oder kürbisgrossen Geschieben sehr häufig Blöcke von 20 bis 30 Kubikfuss Inhalt. 5 Der 9 Ohne dass diese Zahlen angegeben worden wären, ist die bedeutendere Grösse der betreffenden Geschiebe doch gleich anfangs besonders betont worden, wie denn aus- drücklich erwähnt wurde, dass man dieselben eben ihres Umfanges wegen unmöglich ans den aus kleineren Fragmenten bestehenden Geschiebebildungen der älteren Karpathen- sandsteine jenes Gebietes ableiten könne. Dr a ae A NEN a u m a ie { : ER 384 Verhandlungen. Umstand wiederum, dass solehe fremde Blöcke bisweilen in 'einem weicheren, nicht durchgehends conglomeratischen Gestein eingebe sind, trifft völlig zu für die grünen psammitischen, faust- bis ki kopfgrossen Geschiebe, welche, wie das in den älteren Studien beschrie wurde (Jahrbuch 1877, pag. 69), in dem Salzthon von Delatyn zerstr liegen. Was Hilber in seinem Aufsatze über die Randtheile der pathen bei Debica (Jahrb. geol. R.-A. 1885, pag 423) „von Trümm fremder und in der Nähe nicht anstehend bekannter Gesteine“ anführt das sind auch nur Geschiebe, welche meist nicht mehr als „Kopfgröss erreichen (l. e. pag. 422, Zeile 2 von unten) und dabei oft sehr gut gero sind (vergl. auch 1. e. pag. 417 und 418). In grösseren „dieken Platte: scheint nur tithonischer Kalkstein daselbst aufzutreten. Der A bemerkt aber ausdrücklich, dass solche Platten „seltener“ sind. Au die von Niedzwiedzki in der Gegend von Wieliezka beobachte seither auch mir selbst bekannt gewordenen Blöcke und Gerölle, welche sich Hilber bei seinen Bemerkungen bezieht, sind viel unan- sehnlicher als die Blöcke des Conglomerates von Sioboda Rungursk und sehr oft nicht erheblich grösser als jene fremdartigen grünen schiebe, die wir 1877 aus den Ropiankaschichten am Pruth besehrie haben. > oder entfernteren Ursprungs von Geschiebeblöcken machen will, bi aber die Grösse und Masse der letzteren doch einen nieht unwichtig Factor. Von diesem Gesichtspunkte aus darf man sich demnach sage dass Hilber's für die Erweiterung unserer Kenntniss des angeregten Gegenstandes sonst gewiss sehr verdienstliche Beobachtungen zur Stützung unserer (ich muss das betonen) beiderseitigen Annahme von der Nähe der Ursprungsstelle jener Fremdlinge, die sich in den nachjurassischen Formationen der Karpathen finden, keine grössere Garantie bieten als die älteren von Paul und mir mitg setheilten Daten. Für die Deductionen über die Herkunft soleher Fremdlinge ist es dagegen bis zu einem gewissen Grade gleichgiltig, ob man dieselben als „eigentliche“ exotische Blöcke bezeichnet, wie das Hilber in seinem grösseren Aufsatz (Jahr- buch 1855, pag. 423, Zeile 25) für die Blöcke im karpathischen Eocän gutheisst, oder ob man dieselben für uneigentliche exotische Blöcke hält, wie dies für die Blöcke im miocänen Conglomerat Ost-Galiziens ge- wünscht zu werden scheint, und im Sinne jener Aeusserung gerade auch - für die von Hilber selbst beschriebenen Blöcke gilt, da dieselben nach den Angaben dieses Autors nicht im Eoeän, sondern im Neocom auftreten. Wie schon Eingangs erwähnt wurde, gehört zu unseren Deduetionen bezüglich des Auftretens jener Fremdlinge die Annahme eines alten Gesteinswalles längs der Erstreekung der karparthischen Sandsteinzone, welcher erst während der Miocänzeit bis auf einige wenige anstehend gebliebene Reste verschwand. Wir haben als solche Reste gewisse Felsen bei Krasna in der Bukowina angesprochen, welche mein Mitarbeiter Bergrath Paul daselbst beobachtet hatte, und wir haben des Weiteren aus gewissen Beobachtungen Coquand's, wie ich glaube mit gutem — Grund, geschlossen, dass auch noch in Rumänien am Rande der Flysch- zone sich Ueberbleibsel jenes heute zerstörten Walles befinden. Man wäre berechtigt im Westen Galiziens auch die oberjurassischen, noch inmitten -.-2 Nr. 16/17 Sitzung am 22. December. E, Tietze. 385 von Fiyschbildungen auftauchenden Kalke von Inwald und Andrychau hierher zu rechnen, wie ich heute hinzufüge, nachdem ich das betreffende Gebiet soeben aus eigener Anschauung kennen gelernt habe. Gerade indem wir uns die Nothwendigkeit der Annahme eines solchen Walles vergegenwärtigten, mussten wir ja für die fremdartigen _ Gesteine einen Ursprung in der Nähe ihres heutigen Vorkommens vor- aussetzen. Die ganze Tendenz unserer Ausführungen lief darauf hinaus, 7 und indem wir nach anstehenden Resten jener Zone im Bereiche des karpathischen Gebietes suchten, haben wir der genannten Voraus- setzung, wie ich meine, den stärksten Ausdruck gegeben. Eben des- wollen. halb war es mir vollkommen unerfindlich, warum Hilber seine „Vor- aussetzung von einer nahe gelegenen Ursprungsstelle der erwähnten Fremdlinge“ in einen Gegensatz zu unseren Ausführungen hat bringen So viel ich indessen aus des genannten Autors neuester Enun- ciation (aber erst aus dieser) herauslesen kann, stösst sich derselbe - hauptsächlich an dem Worte Gesteinswall, welches wir für jene - Gesteinszone gebrauchten. Wenn wir mit jenem Worte hätten aus- drücken wollen, dass jener Wall genau wie ein Festungswall ausgesehen habe, dann hätten wir freilich mehr gesagt als wir wussten, und dann N wären die Ausstellungen, die jetzt vorgebracht werden, berechtigt. Jenes Wort, welches kritisch genommen allerdings einem etwas engeren Begriff entspricht als das blosse Wort Gesteinszone, war indessen in dem Sinne, in welchem jeder Unbefangene einen derartigen Vergleich verstehen wird, meiner Ueberzeugung nach durchaus am Platze und hätte höchstens durch das von Gümbel in dem analogen Fall der bayerischen Alpen gebrauchte Wort „Rücken“ ersetzt werden können. Ich kann mir nämlich das Auftreten der fraglichen Gesteinszone, wohlverstanden, soweit sie das Material für die exotischen Blöcke und die erwähnten Conglomerate geliefert hat, doch nur in der Form einer Erhebung denken, welche von der Brandung bespült wurde, und es ist dabei zunächst prineipiell - gleichgiltig, ob jene Erhebung räumlich durchwegs und während einer längeren Zeit einen festländischen, bezüglich insularen Charakter besass oder vielleicht hie und da etwas unter den Wasserspiegel untertauchte. Eine ganz unter den Tiefen des Meeres verborgene blosse Gesteinszone, welche dem Anprall des bewegten Wasseıs nicht ausgesetzt ist, liefert eben keine Geschiebe, keine Blöcke oder sonstwie geartete Trümmerbildungen auf sedimentärem Wege. Hilber meint ferner, man könne ja nicht wissen, ob jene Gesteins- zone nicht klippenförmigen Charakter besessen habe. Ein Wall kann natürlich auch Lücken haben, und wenn diese Lücken zahlreicher wurden, dann konnte in unserem Falle statt eines geschlossenen Walles auch ein Zug von Klippen entstehen. Ein solcher Klippenzug ist schliesslich auch ein Wall. Indem wir von der allmäligen Zerstörung. des betreffenden alten karpathischen Walles sprachen, liegt Ja überdies für jeden Leser die Vermuthung nahe, dass während jener Zeit, in welcher die Zerstörung schon grosse Fortschritte gemacht hatte, das Auftreten der Reste jenes Walles ein klippenförmiges sein konnte, wie denn die genannten wenigen heut zu Tage anstehenden Ueber- bleibsel thatsächlich als Klippen betrachtet werden müssen. Ich sehe K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 16 u. 17. Verhandlungen. 58 386 Verhandlungen. also auch hier keinen Ben satz zu unserer Anschauung. Wir habe en eben die Specialfrage, wann, wo und wie jener Rücken das Aussehe einer Reihe von Klippen besass, zunächst offen gelassen, ganz wie d ie Hilber noch heute thut, und indem wir das Wort Wall gebrauchter bedienten gerade wir uns einer neutralen Ausdrucksweise, welche keiner Richtung hin ein Präjudiz schuf und mit der nicht mehr g wurde, als unter den gegebenen Umständen gesagt werden musste 0 konnte. Der Ausdruck Klippen wäre überdies etwas verfänglich gewesen, wenn er ohne Stellungnahme zu den bekannten Ansichten Neumayr’s über eine eigenthümliche tektonische Entstehungsweise der südliche n karpathischen Klippen benützt worden wäre. Heute, a Gelegenheit gefunden habe (Jahrb. geol. R.-A. 1882, pag. 70), di Ansichten abzulehnen, kann ich mich in meinem Sinne desselben Ki: dings bedienen. Ich gestehe übrigens gerne die Vorstellung. ein, dass jener R: alpino-karpathische Rücken, bezüglich dessen ich der Vermuthung zu neigte, es habe derselbe für die merkwürdige Differenzirung der alpin« karpathischen Bildungen gegenüber den ausserhalb der Alpen und Karpathen sichtbaren Verhältnissen eine gewisse theilweise Bedeutung besessen, sich zeitweise einer nicht gar so stark unterbrochenen tinuität erfreut habe. Für Galizien haben sich ja gerade in den letzten Jahren die Beobachtungen der besprochenen sogenannten exotischen Vorkommnisse sehr vermehrt, so dass die Lücken zwischen den bis bekannten Punkten des Auftretens dieser Vorkommnisse immer kon werden. ? Ausser an die schätzbaren Beobachtungen Hilber’s selbst, er ich nur an die hierhergehörigen Mittheilungen Niedzwiedzki’s über Przemysl und Wieliczka und an gewisse Angaben von Zuber (z. B. Jahrb. geol. R.-A. 1882, pag. 364 und 366) und Uhlig (Verh. geol. R.-A. 1883, pag. 216, Jahrb. geol. R.-A. 1883, pag. 500—502). Von den allgemeiner bekannten Vorkommnissen in Schlesien will ich hier nicht weiter sprechen. Ich mache jedoch darauf aufmerksam, dass 2 in Mähren Analoges zu finden ist, wie denn schon vor langer Zeit (Karsten’s Archiv, 1844, pag. 76) Beyrich von einem im Flysch- - gebiet auftretenden Conglomer at an der Stupawa berichtet hat, in welchem „Blöcke krystallinisch-schiefriger Gesteine zusammengekittet“ liegen, deren Ursprung damals in den böhmisch -mährischen Gebirgen vermuthet wurde. Die mährischen Kalkklippen werden des Weiteren für unsere Frage Berücksichtigung verdienen. Auch in den Aufsätzen Rzehak’s (Jahrb. geol. R.-A. 1878 u. 1879) wird sich einiges auf die Sache Bezügliche finden lassen. In Oesterreich kennt man seit Langem die exotischen Blöcke vom Waschberge bei Wien. Weiter westlich auf der rechten Donauseite ist dann das Auftreten solcher Blöcke bereits durch Morlot (Erläuterungen zur geologischen Uebersichtskarte der nord- östlichen Alpen 1847 pag. 9297) bekannt geworden und F.v.Hauer hat über einen Theil dieser österreichischen Vorkommnisse ebenfalls Bericht ° erstattet (Ueber die Eocängebilde im Erzherzogthum Oesterreich und Salzburg, Jahrb. geol. R.-A. 1858, pag. 109 u. 110), unterstützt durch eine petrographische Untersuchung , welche Hochstetter an ro krystallinischen Felsarten jener Blöcke vornahm. Dass auch das ö rt Mann: RZ A Zah er 2. 2 Sitzung am 22. December. E. Tietze. 387 Denkmal L. v. Buch's bei Losenstein (vergl. Jahrb. geol. R.-A., 1857, pag. 179, ferner die Separatschrift von F. v. Hauer und M. Hoernes iber das Buch-Denkmal, Wien 1858) in einem vermuthlich exotischen Granitblock , allerdings im Bereich des Lias befindlich, besteht, ist bekannt. Diese Findlinge der österreichischen Alpen führen uns hinüber nach Bayern, dessen exotische Vorkommnisse im Flysch ihrerseits die Verbindung mit den hier zu vergleichenden und von uns bereits früher verglichenen Verhältnissen der Schweiz herstellen. Es ‚soll mit diesen kurzen, durchaus nicht vollständigen Hinweisen zunächst nur an die grosse räumliche Ausdehnung des fraglichen Phänomens erinnert werden, wir sehen aber auch, dass sich in der ganzen kar- pathisch- alpinen Flyschzone von Rumänien (wovon vorhin schon die ‚Rede war) bis zur Schweiz kein Gebiet findet, welches die Spuren jener Erscheinung nicht aufweist, und es ist die Hoffnung nicht unbe- _ rechtigt, dass insbesondere durch die nähere Untersuchung der con- glomeratischen Lagen des Flysch und der ihm räumlich zunächst ver- -bundenen Theile des Neogen noch manche ergänzende Daten gewonnen werden dürften, durch welche die Kette der bereits bekannten, für - unsere Betrachtung verwendbaren Vorkommnisse immer enger ge- schlossen wird. Ganz sonderbar hat mich die Bemerkung Hilber's berührt, dass meine Arbeiten über den „Mechanismus der Einlagerung“ jener fremden Gesteine in die nachjurassischen karpathischen Bildungen „nicht ein Wort enthalten“, während er (Hilber) diesen Mechanismus erklärt _ habe, worin dann eine weitere Verschiedenheit unserer beiderseitigen Ausführungen erblickt wird. Hilber gibt nur zu, dass ich mir diesen Mechanismus „in gleicher Weise gedacht“ haben könne, wie er. ; Was hat nun aber dieser Autor zur Erläuterung der betreffenden Vorgänge gesagt? Nichts weiter, als dass er bezüglich jener Fremd- linge von einer „Weiterwälzung durch die Uferströmungen und Ein- bettung in die Sedimente“ gesprochen hat, was wohl unter den von uns in dieser Frage gemachten Voraussetzungen etwas Selbstverständ- liehes ist und für mich um so selbstverständlicher erscheinen konnte, als ich die z. B. bei Lyell (wenn auch unter Bedenken) vorfindliche Idee einer Mitwirkuug glacialer Vorgänge bei jenen Dingen ausdrücklich - _ perhorreseirt hatte. „Eingebettet“ in die Sedimente mussten jene Blöcke freilich werden, sonst wären sie nicht darin, und wenn Hilber von _ Uferströmungen spricht, so scheint er sich damit doch eigentlich der Vorstellung anzupassen, welche jene heute an der Oberfläche grössten- theils zerstörte Gesteinszone als eine einstige der Brandungswelle aus- gesetzte Erhebung, also als aufragenden Wall betrachtet wissen will. Ich hätte ja über die Art des Absatzes von Conglomeraten oder überhaupt — Geschiebebildungen im Bereich mariner Sedimente ganz absonderliche Ansichten hegen müssen, ich hätte von den gewöhnlichen Vorstellungen über diesen Gegenstand abweichen müssen, wenn ich es für nöthig hätte halten sollen, über den „Mechanismus“, der dabei eine Rolle spielt, etwas Näheres zu sagen, aber um das zu sagen, was Hilber in dieser Hinsicht gesagt hat, dazu schien mir eine besondere An- strengung nicht erforderlich. 58* ee re En Fe Art A RN, u REN TEE ae En re Ze u vor ET EEE 388 Vorkandinhebk‘ Nr. 164 17 Für ein marines Sediment aber haben wir, Herr Paul und ich, den Flysch doch immer gehalten, und es mussten erst die vielen Fa hn genossen noch erinnerlichen Ansichten von Th. Fuchs über die erup Natur des Flysch auftauchen, denen zufolge die exotischen Blö sammt den grossen karpathischen Klippen nur Auswürflinge sein soll um nöthig zu finden, jenen unseren Standpunkt besonders zu beto und für die sedimentäre Ablagerungsweise auch der exotischen Blö zu plaidiren, wie dies Herr Paul in seinem Aufsatz über die Natu r des karpathischen Flysch (Jahrb. geol. R.-A., 1877, pag. 444—445) dann auch gethan hat, und zwar, nebenbei bemerkt , unter ausdrück- lichem Hinweis nicht allein auf die „eigentlichen“ exotischen Blöcke, a, sondern auch auf die fremden Elemente der Conglomerate, da wir eben alle diese Fremdlinge unter demselben Gesichtspunkte aufzufassen uns bemüssigt fanden. Später lag keine Veranlassung mehr vor, auf der- artige Auseinandersetzungen zurückzukommen. % Im Einzelnen gibt es dabei auch unter der Voraussetzung des rein sedimentären Ablagerungsprocesses der bewussten Fremdlinge- natürlich noch mancherlei Fragen, die sich auf die Erklärung localer Besonderheiten der verschiedenen Vorkommnisse beziehen. Wenn ich“ in dieser Hinsicht bestimmte Ansichten publieirt hätte und wenn Herr Hilber über dieselben oder jeweilig analoge Fälle abweichende An- sichten vorgetragen hätte, dann könnte man von Meinungsdifferenzen zwischen uns sprechen , mit der blossen Annahme einer „Einbettung“ der Blöcke in die Sedimente, die der Eine ausspriebt und die aus den Ausführungen des Anderen selbstverständlich hervorgeht, wird man solche Differenzen zu begründen nicht im Stande sein. Es liegt dem Zwecke dieser heutigen Ausführungen ferne, auf die angedeuteten localen Besonderheiten näher einzugehen, in dieser Hinsicht ist auch Vieles nicht spruchreif genug, ich will deshalb nur darauf“ hinweisen, dass es freilich bestimmte Gründe haben muss, warum in dem einen Falle die Blöcke zahlreicher und in Vergesellschaftung als conglomeratisches Haufwerk vorkommen und im anderen Falle verein- zelter aufzutreten scheinen, obschon das letztere sich bisweilen durch unzulängliche Beobachtung erklären könnte und dass es auch seine Gründe haben muss, warum sie in dem einem Falle, wie z.B. bei Tartarow in der Pruthgegend, in einem Sandstein liegen, im anderen in thonig schieferigen Lagen eingebettet sind, wie das nicht selten wahr- genommen wird. Solche Verschiedenheiten widersprechen jedoch keines- falls den allgemeinen Annahmen, die wir gemacht haben und auf die ich in den vorstehenden Zeilen erläuternd zurückgekommen bin und lassen sich vielleicht schliesslich auf die jeweilige orographische und geologische Beschaffenheit der von den Brandungswellen einst bespülten Massen und auf die Natur der betreffenden marinen Strömungen wenig- stens theilweise zurückführen. Eigentliche Conglomeratbildung ist an- scheinend nicht überall nothwendig die Folge der Einwirkung des — bewegten Meeres auf eine in der Zerstörung begriffene Küste oder Klippe. An der steilen Calvados-Küste der Normandie findet bekanntlich einigermassen ähnlich, wie das für die vaches noires östlich von Dives gilt, das Abstürzen grosser jurassischer Gesteinsmassen statt, welche dann Sitzung am 22. December. E. Tietze. 389 in Form grösserer Blöcke dem durch Abwaschung langsam zurück- tretenden Ufer vorliegen und aus den Wellen stellenweise als Block- _ klippen hervortauchen. Ich habe jene Küste im Herbste 1878 besucht und wenigstens an den von mir betretenen Stellen westlich des Dünen- zuges von Lion sur mer nicht beobachtet, dass in der Umgebung der dort freilich selteneren Blöcke ein bemerkenswerther Absatz grösserer — Gerölle stattfindet. Was ich an der Basis jener Falaisen sah, war auffallender Weise meist ziemlich fein zerriebener Sand. Auch bei Helgoland scheinen ja vorzugsweise Sandablagerungen sich in der Nähe der klippenförmig aufragenden Insel zu bilden. Derartige That- sachen leiten vielleicht zu der Vorstellung, dass sich unter gewissen - Umständen auch in früherer Zeit ganz ohne das Eintreten absonderlicher Vorgänge Ablagerungen gebildet haben können, welche das Vorkommen _ grösserer Blöcke oder sogar stehen gebliebener Klippen inmitten eines - nicht eonglomeratischen Gesteins aufweisen. Das öftere Fehlen von Conglomeraten um die eigentlichen karpathi- schen Klippen auf der Ungarn zugewendeten Seite der Sandsteinzone, wie sie uns insbesondere auch durch Neumayr's und Stache’s Arbeiten | bekannter geworden sind, hat man bisweilen (vergl. Fuchs, Sitzb. Akad. Wiss. 1877, Ueber die Natur des Flysches) als Argument gegen die Auffassung benutzt, jene Klippen seien schlecht und recht einmal wirklich vom Meer bespülte Klippen gewesen. Wir sehen nun, dass ; dieses Argument kein unbedingt stichhaltiges ist. Zudem wissen wir ja, dass das Material mancher Conglomeratbildungen auf den Gerölltransport von in das Meer mündenden Flüssen zurückgeführt werden kann. Es ist selbstverständlich, dass dieser Gesichtspunkt für jene Klippen, die - zur Entwicklung von Flüssen keinen Raum boten, in Wegfall kommt. Man kann auch den letzterwähnten Gedanken in den Kreis der Vor- stellungen ziehen, welche sicn local bei der Frage der exotischen \ Blöcke aufdrängen. Nur noch einige Bemerkungen will ich zur Vermeidung weiterer Missverständnisse machen. Wenn in den auf die bewussten angeblichen Fremdlinge bezüglichen Arbeiten von der Nähe des Ursprungsgebiets der betreffenden Geschiebe ge- sprochen würde, so braucht damit natürlich nicht die Annahme verbunden zu werden, dass der anstehende Fels seinerzeit an genau derselben Stelle sich befunden habe, an welcher heut’ solch ein Block liegt. Abgesehen nämlich von der seit lange erwiesenen Möglichkeit des Transportes selbst grosser Felsstücke durch die Wogen auf einige Entfernung hin, kommt auch der Umstand in Betracht, dass Blöcke, die einmal in ein Sediment eingebettet sind, nachträglich alle die Bewegungen und Raum- verschiebungen mitmachen müssen, welchen das betreffende Sediment in Folge der Gebirgsbildung unterworfen wird. Dieser letztere Fall kann wohl häufig eine sogar grössere Bedeutung erlangen als der ersterwähnte, namentlich wenn es sich um recht umfangreiche Blöcke handelt. Es ist aber dennoch klar, dass damit der allgemeine Satz von der engen räumlichen genetischen Beziehung zwischen jenen Fremdlingen und dem gewissen von -uns supponirten Wall oder Rücken an Sicherheit nichts verliert. Wenn ferner stellenweise unter jenen Fremdlingen, die man wegen ihres mit bekannten Gesteinstypen meist nicht übereinstimmenden . ; i Pal 277 = a a ve a a N ee A FE a RER! a ee ee (2 390 Verhandlungen. Gesteinen der Umgebung wegen auch weiter so nennen kann, sich Elen finden, die an bekannte T'ypen erinnern, so möchte ich solcher Ausna wegen noch nicht daran denken, dass die betreffenden Geschiebe Blöcke von den Punkten abstammen, an welchen solch ein bekanı Typus ausserhalb der Flyschzone ansteht. Es ist mir beispielsweis wahrscheinlicher, dass der von Uhlig unter jenen exotischen Findli südlich von Tarnöow entdeckte Kohlenkalk an der Zusammenset des „Walles* mitbetheiligt war, als dass er aus der Gegend Krzeszowice bei Krakau stammt. Was endlich den supponirten Wall in seinen Beziehungen zu dem verschiedenen Blockmaterial anlangt, so ist noch zu erwähnen, dass die Verbreitungserscheinungen der Blöcke und Gerölle in Verbindung mit der Art des Auftretens der anstehenden Ueberbleibsel es allerdings ziemli gewiss machen, dass jener Rücken in der Nähe des Nordrandes Aussenrandes der Karpathen verlief, es bleibt aber dabei selbstverständl nicht ausgeschlossen, dass stellenweise diesem Hauptrücken parallel auch mehr gegen das Innere der Sandsteinzone zu sich vereinzelte Er- hebungen befunden haben können. Jedenfalls sind einige der beob- achteten Vorkommnisse, wie der bei Rozpucie gefundene Glimmerschiefer, schon zu weit vom Karpathenr ande entfernt, um direet auf jenen Rücken bezogen werden zu können und für die aus der Marmarosch erwähnten Vorkommnisse ist es selbstverständlich, dass sie der für den kar- pathischen Aussenrand reconstruirten Gesteinszone nicht angehört haben. Auf weitere und ausführlichere Erörterungen des hier wieder einmal berührten interessanten Gegenstandes kann ich heute wenigstens, wo es sich nur um die Begleichung von hoffentlich für mein zukünftiges Ein- vernehmen mit meinem diesmaligen Gegner belanglosen Missverständ- nissen handelt, nicht eingehen. Ich habe auch nieht die Absicht, auf eine etwaige Fortsetzung rein persönlicher Auseinandersetzungen m dieser Angelegenheit mich einzulassen. Hoffentlich werden spätere, ins- besondere auch den mit den Karpathen beschäftigten Geologen an’s Herz zu legende Untersuchungen weiteres Material zur Behandlung eines Problems beibringen, von dessen befriedigender Lösung aueh Diejenigen Vortheil ziehen werden, die sich mit der Geschichte der Entstehung unserer Gebirge befassen. Franz Toula. Süsswasserablagerungen mit Unionen in der Neulinggasse. (Wien, II. Bezirk.) 5 Einer meiner ehemaligen Hörer, Herr Ingenieur Julius Berger, brachte mir vor einiger Zeit mehrere von ihm in der Neulinggasse (III. Bezirk, Haus-Nr. 5). gesammelte Fossilien: Unio, Helix, a Er fand dieselben in dem Aushub, der bei Gelegenheit einer Canal- ausmauerung bei dem bezeichneten Hause zu Tage gefördert wurde, und. machte mir folgende Angaben über die Verhältnisse: Unter einer 15— 20 Centimeter mächtigen Krume folgt 40— 60 “ mächtiger Localschotter, darunter von 100—200 i mächtig werdender Lehm (Löss) mit vielen Kalkconeretionen und zahlreichen Bruchstücken von Gastropoden- schalen, worunter am häufigsten Helix hipida. Nr. 16/17 Sitzung am 22. December. R. Handmann. 391 Unter dieser Schichte tritt braunsehwarzer humöser Sehotter auf. Leider war der Aufschluss nach wenigen Tagen verbaut, so dass ‚ieh über die Verhältnisse nichts Weiteres mittheilen kann. In Bezug auf die vorliegenden Fossilien wäre nur zu erwähnen, ‚dass die Unionen in zwei Formen vorliegen. F Die eine, welche man an Unio (Hyridella Sw.) batavus Lam. anschliessen kann, hat eine glatte Wirbelgegend, ähnlich so, wie Epag. 2815, Taf. XXXVII, Fig. 2) anführt. Ausser dieser einen, dünnschaligen Form, deren vorderer Rand gleichmässig abgerundet ist, finden sich noch gedrungenere Schalen mit schön ausgeprägten Runzeln in der Wirbelgegend und mit einer diesen - entsprechenden flachen Einsenkung der Schalenoberfläche. Der Wirbel ist etwas weiter nach vorne gerückt, das Schloss ist kräftiger und die Schalen verbreitern sich nach rückwärts, Eigenschaften, die sich ebenso scharf ausgeprägt bei gewissen gedrungenen Formen von Unio tumi- dus Retz. wiederfinden. Diese Runzelung allein ist übrigens wenig bezeichnend, da sie sich bei sehr verschiedenen europäischen Arten individuell scharf ausgebildet findet, während andere Individuen voll- kommen glatt erscheinen, wie ich mich bei Vergleichung der europäischen lebenden Arten im zoologischen Hof-Cabinet überzeugte. Unter den vorliegenden Stücken findet sie sich auch an einem sehr zartschaligen stark verlängerten kleinen Exemplare. { Von Helix liegen zwei Exemplare einer grösseren Art vor, welche als Helix Turonensis Desh. bezeichnet werden kann. Die Farben- bänder sind noch kenntlich. Lymnaeus liegt in einem kleinen wohlerhaltenen Exemplare vor, das mit Z. Zelli Hoernes ganz wohl übereinstimmen würde. Prof. Suess in seinem: „Der Boden von Wien“ führt pag. 66 das _ Vorkommen von Unio und Helix im Belvedere-Sand an. Niedzwiedzki (Jahrb. 1869, pag. 8) erwähnt das Vorkommen von Lymnaeus sp. neben anderen Süsswasserformen aus dem im Liegenden eines lössähnlichen Lehmes mit Schotterbänken auftretenden Süsswasserkalke aus dem IX. Bezirke. Soeben erfahre ich von Herrn Berger, dass er derartige Süss- wassergebilde bei der Canalausmauerung in der Gusshausgasse, in der Flucht der eben dort im Bau begriffenen Häuser wahrgenommen habe. R.Handmann.S.J. Zur Süsswasserkalk-Ablagerungin Baden. In den Verhandlungen der k. k. geologischen R.-A. 1885, Nr. 7, pag. 183 ff. besprach Herr Dr. A. Bittner das Vorkommen des Süss- wasserkalkes bei Baden und wurde derselbe der Ansicht Karrer's gemäss als Diluvialgebilde erklärt: Die Conchylien, die ich in den Kalkblöcken (in der Nähe des Turnplatzes) gefunden, scheinen diese Ansicht zu bestätigen. Es findet sich nämlich in diesen Ablagerungen mit Succinea und Planorbis auch noch eine Conchylienart, die für eine Melania zu halten ist. Dieselbe erinnert sehr stark an Melania Hollandri Fer., welche noch jetzt z. B. in den Gewässern von Krain bei Laibach und in auffallend vielen Varietäten angetroffen wird. Spricht dies auch für eine Identifieirung unserer fossilen Art _ dasHoernes auch für Undio atavus Fartsch (Hoernes, Mollusken, II, 392 Verhandlungen. mit der soeben genannten noch lebenden, so zeigt sie doch ei Versehiedenheiten; besonders fällt sie zum Unterschiede von der letzt durch die Kleinheit der Schale und Gedrungenheit des Spindelb auf. Da die als Melania Hollandri bezeichneten Formen nicht alle berechtigt erscheinen, diesen Namen zu führen, und m Wissens die Badener Form unter den lebenden Varietätenformen ı vertreten ist, so erscheint es angezeigt, hier eine Trennung vorzunehm Ich habe daher auch vor einigen Jahren bereits Exemplare dieser mit der Bezeichnung „Paludina Badensis“ an die geolog. Rei anstalt überschickt. Dieser Name ist demnach in Melania Bade umzuändern. Herr Dr. Bittner erwähnt in seinem Berichte (pag. I auch einer Probe kleiner Planorben mit einer kleinen Paludinaarti Schnecke (Dythinia?). Vielleicht dürfte diese letztere die hier I sprochene Melania sein. Die mir vorliegenden ziemlich zahlreie Exemplare lassen noch die Farbenbänder und an der bräunlich-röthliche Schale die frühere schwarze Oberfläche erkennen. R.Handmann.S.J. Ueber Neritina Prevostiana Pf. Neritina Prevostiana Pfeifer findet sich bekanntlich Melanopsis acicularis Fer. (= D’Audebardii Prev.) und ande: Conchylienarten ziemlich häufig im Thermalwasser der Vöslauer Qu vor. Das Gewinde ist erhaben, die Farbe auf der Innenseite bläuli weiss, auf der Aussenseite schwarz-dunkelviolett; nicht selten beme man, besonders gegen den Mundsaum der letzten Windung hin, zierliches Farbennetz von violetten Ziekzacklinien. Unter den Tertiäreonchylien, die ich vom Herrn G. Sch wartz Edlen v. Mohrenstern erhalten, befindet sich nun auch ein Exempl: einer (etwas weiss verkalkten) Neritina aus Vöslau, die, der Gest und Zeichnung nach, ganz mit der soeben beschriebenen Neritina vostiana identisch erscheint; das Gehäuse ist jedoch etwa doppelt gross, als das grösste der noch jetzt im Thermalwasser von Vösla vorkommenden Neritinen. Man könnte hier deshalb die Vermuthung aussprechen, dass in einer früheren Zeitepoche Verhältnisse geherrscht, die der Entwicklung viel günstiger gewesen als jetzt und dies dürfte besonders in Hinsicht des Temperaturunterschiedes angenommen werden. Zu einem ähnlichen Resultate gelangt man wohl auch, wenn man die Tertiärformen des Wiener Beckens mit denen in Vergleich zieht, die in tropischen oder wenigstens wärmeren Gegenden aufgefunden werden. a Letztere tragen den Charakter einer volleren Entwicklung, während die ersteren darauf hinzuweisen scheinen, dass. sie unter dem Einflusse einer viel kälteren Zone gestanden. Es muss jedoch hier noch bemerkt werden, dass die von mir (Jahrb. 1882, IV, 4) beschriebene Neritina, Brenneri von Kottingbrunn bei Vöslau (Congerienschichten). dureh ihre Grösse, Gestalt und Farbe auf Neritina Prevostiana hin weist, wenn auch an der Schale von Neritina Brenneri keine Zeichnungen zu entdecken sind. Möglicherweise gehören beide zusammen und entstammen der grösseren Form; N. Drenneri würde dann in der Mitte stehen und zeigen, dass der Einfluss der kälteren Periode schon frühzeitig wirksam gewesen. en pe A Te Ei ne Fear a ah N Br Kar Sitzung am 22. December. F. Sandberger. _ 393 = F. Sandberger. Fossile Binnen -Conchylien aus den u rüorte: (Congerien-) Schichten von Leobersdorfin Niederösterreich und aus dem Süsswasserkalke von en Herr R. Handmann in Kalksburg hat mich um die Unter- suchung einer Anzahl fossiler Formen gebeten, welche er an den _ genannten Fundorten gesammelt hatte md unter welchen sich neben "mancherlei unvollständig erhaltenen auch sehr gut bestimmbare und _ interessante befinden, die zum Theile ganz neu oder für das Wiener q Becken neu sind. Es sind die folgenden: 1. Archaeozonites laticostatus Sandb. Flacher, ungekielt _ und mit breiteren Rippen verziert als der obermiocäne A. costatus (Land- und Süssw.-Conch. d. Vorw., pag. 634). 2. Helix, ähnlich der H. insigni s Schübl. (Das., pag. 650) von Steinheim. 3. Helix, ähnlich der H. sylvestrina ‚Zieten (Das., pag. 651) ' von Steinheim. 4. Pupa, in Statur ähnlich der Pupa triplicata (Das,., 1% pag. 502) von Wiesbaden. '# 5. Triptychia limbata Sandb. (Das., pag. 703), schon von _ _Aecs bei Komorn bekannt. u ng 14 ) EETEEN ET “ 6. Triptychia bacillifera Sandb. (Das., pag. 598), seither nur obermiocän von Undorf bei Regensburg bekannt. 2, 7. Carychium,n. sp. leider an der Mündung verletzt. 8. Planorbis cornu Brongn. var. Mantelli Dunk. schon mehrfach aus Inzersdorfer Schichten bekannt. i 9. Planorbis subangulatus Fhil. bisher nur lebend aus dem Mittelmeergebiete und den kaukasischen Ländern angeführt. 10. Planorbis mieromphalus Fuchs, ähnlich P. Kraussi - Klein (Land- u. Süssw.-Conch. d. Vorw., pag. 646) von Steinheim (Baden). “r 11. Planorbis (Segmentina) Haueri Stoliczka, seither nur aus Ungarn in gleichem Niveau bekannt (Baden). 12. Valvata adeorboides Fuchs, desgl. 13. Nematurella pupula Sandb, n. sp. | 14. Hydrobia oostoma Sandb. n.sp. mit rein eiförmiger, vor- gezogener Mündung. } 15. Melania Escheri Brongn. var. dactylodes Sandb,, der lebenden M. dactylus Lea von Bohol (Philippinen) noch ähn- licher als die obermioeäne Varietät rotundata (Land- und Süssw.-Conch. d. Vorw., pag. 573, Taf. XXVIII, Fig. 14b) von Mösskirch. 16. Melanopsis Martiniana Fer. in zahlreichen Varietäten. 17. Melanopsis-Formen aus der Verwandtschaft der M. seripta Fuchs. | In Bezug auf die Abgrenzung fossiler Formen zu Arten kann nicht nachdrücklich genug auf die meisterhafte Darstellung Ross- mässler’s (Iconogr., Bd. III, Hft. 1 u. 2) für die Varietäten-Reihe der lebenden M. Du fourii verwiesen werden, sie wird sicher leiten. E Bemerkenswerth war auch noch ein neues Oarychium aus den _Cerithienschiehten von Kottingbrunn, da diese bisher im Wiener Becken unbekannte Gattung nun also dur ch zwei Arten in demselben vertreten K. k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 16 u. 17. Verhandlungen. 59 Vi LIU EL RE N Ta Bist n WS RE WACH a a 7. 2% RE N NR EZ EOE SE ung 394 Verhandlungen. erscheint. Zweifellos werden weitere Nachforschungen des Herrn Ha mann zu Leobersdorf von grossem Erfolge begleitet sein und w ich später über dieselben berichten. K. A. Penecke. Notizen über einige Formen aus de ji Paludinenschichten von Krajova in Rumänien. j Der Güte meines hochverehrten Freundes, des Prof. End v Graff, verdanke ich nachbenannte Fossilien aus den von Porumba (Kitudes geologique des environs de Craiova) geschilderten Fundort ter aus der Umgebung von Krajova. Es sind dies: Unio Bielzi Üekelius (=U. ptychodes Brus) „ Condai Porumb. »„ procumbens Fuchs (?) » . Brusinai Pnk. Vivipara Oraiovensis Tourn. r bifarcinata Bielz, R Graffinov. form. a turgida Bielz. So klein diese Liste ist, so fühle ich mich dennoch veranla einige Worte darüber mitzutheilen, weil einige der Formen A 88 Interesse beanspruchen. B Was zuerst die Unionen betrifft, so ist Undo Brusinati für Rumänien neu. Er wurde bis jetzt nur in den slavonischen Paludinen schichten beobachtet (Horizont der Viv. Sturi von Sibin). Un den Exemplaren von U. Oondai Por. sind bedeutend grössere Stücl als siePorumbaru abgebildet, namentlich eine Klappe ist von besonder Grösse und Stärke und erinnert sehr an Unio Nouskaensis P von Novska; die mit einem ? aufgeführte U. procumbens ist ei geschlossene "Doppelschale, die etwas grösser und schlanker ist, als die von Porumbaru abgebildete; da das Schloss nicht sichtbar, bin iel über das Stück im Unklaren. Jedoch die zwei letztangeführten Viviparaformen sind die eigentlichen Veranlasser dieser Zeilen. Sie werfen nämlich ein ne es Licht auf die Formenreihe der Vivipara-Pilari-rudis-Novka ensis, deren Descendenzverhältnisse bis jetzt unklar waren. Neumayr') und der Verfasser’) dieser Zeilen schlossen mit Reserve diese Formenreihe an Viv. Deömanniana an, hauptsächlich auf Grund der Aehnlich- keit der Embryonalspitze und der oberen Windungen. Die Angehörigen dieser Formenreihe unterscheiden sich jedoch auffallend von allen übrigen so mannigfaltigen Viviparaformen der Paludinenschiehten durch ihre Grösse, durch die Stärke und Dicke der Schale und durch die rasche Breitenzunahme der Windungen. Diese Merkmale sind aber auch Eigenthimlichkeiten der Vivipara Grafi und turgida und auch alle übrigen Verhältnisse stellen es schon auf den ersten Blick ausser Frage, dass wir es hier mit Angehörigen ') Die Congerien- und Paludinenschichten Slavoniens etc. Abhandl. d. geolog. Reichsanst. Bd. VII., Hft. 3. & 4) Beiträge zur Kenntniss der Fauna der slavonischen Paludinenschichten, Mojsisovics undNeumayr's Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns Sie ” Bd. IV. Ar En Sitzung am 22. December. H, Haas. 395 Gliedern derselben zu thun haben. Auf die Verwandtschaft der Viviparaturgida mit V. Pilari macht bereits Porumbaru ]l. c. aufmerksam, indem er sagt: „Species _ affinis P. Pilari Brusina, sed brevior et ne anfractu non concavo, basi non producto et carinis minus acutis distincta.“ In der That ver- ‚hält sich V. turgida zu V. Pilari, wie etwa Viv. bifareinata zu V. strieturata. Ihre Kiele sind viel schw ächer, an manchen Exemplaren sehr schwach entwickelt und diese letzter en zeigen das erste Stadium des Auftretens der Kiele in dieser Formenreihe. i Die andere der beiden, die noch unbeschrieben ist und für die ich den Namen Vivipara Graffi vorschlage, ist die ungekielte Stamm- form unserer Reihe. In ihrer allgemeinen Gestalt erinnert sie, abgesehen von der Grösse und Stärke der Schale und der rascheren Breiten- = zunahme, an Viv. Fuchs‘, namentlich an die stärker gewölbten Zwischenglieder der Viv. N euma yriund V. Fuchsi. Sie ist kegel- q förmig, besteht aus 5 gleichmässig und rasch sich erweiternden, ge- £ - wölbten, glatten Umgängen, von denen der letzte beiläufig die Hälfte - der Höhe der ganzen Schale einnimmt, und die vom Culminationspunkte der Wölbung gegen aufwärts etwas 'abgeplattet ist. Die Mündung ist oval, die Aussenlippe scharf, die Innenlippe aufgewachsen, dick. Die Stärke der Schale ist eine beträchtliche, Höhe der Schale 29 Millimeter, grösste Dieke 20 Millimeter, Höhe der Schlusswindung 15 Millimeter, Sehalendicke der Aussenlippe eirca 13/, Millimeter (bei Viv. Fuchst 1% eirca ®/, an derselben Stelle). An sie schliessen sich die schwachgekielten Exemplare der V. _ turgida auf das engste an. Auch sie besitzt im Vergleich zu den übrigen glatten Formen der Paludinenschichten, die in der Regel etwas kleiner sind, als ihre seulptirten Abkömmlinge, eine bedeutendere Grösse, wenn sie sich auch nicht mit ihren Enkeln, der V. rudis und Novskaensis messen kann. Aus dem obigen geht hervor, dass sich unsere Formenreihe bereits viel früher, als es bisher angenommen wurde, ab- zweist und bereits mit einer selbstständigen, glatten Stammform beginnt, die sich vielleicht an V. Fuchsi oder Neumayri an- schliesst. Unsere Reihe wird demnach repräsentirt durch die Formen: Viv. Novskaensis rudıs Piari | turgida ». Grafü H. Haas. Bemerkungen bezüglich der Brachiopoden- fauna von Castel-Tesino. In Bezug auf meine briefliche Mittheilung im neuen Jahrbuche für Mineralogie, 1885, 1. Bd., und die Notiz von Herrn C. F. Parona in Pavia in der Processi verbali della Societa toscana di Scienze 59* N TS 396 Verhandlungen. Nr. 16/1 7 naturali, 1885, die Brachiopodenfauna von Castel-Tesino, respective von der Croce di Segan, betreffend, erlaube ich mir Folgendes zu bemerk Seitdem meine briefliche Mittheilung erschienen ist, habe ich noch einiges Material mehr beschaffen können, bin auch über d Frage mit Dr. Parona in Briefwechsel gewesen. Letzterer blei dabei, dass seine als T'erebratula Lossil Lepsius bezeichnete bipli Terebratel keine 7. drachyrhryncha Schmid ist, während ich seither durch die Liebenswürdigkeit des Herrn Professors Dr. Lepsius in Darmstadt in die Lage gekommen bin, eine grössere Anzahl von Zossii. Typen untersuchen zu können. Dadurch bin ich mehr denn je ve anlasst worden, bei meiner erst geäusserten Ansicht, dass meine Biplieaten zum Sehmid’schen Typus gehören, zu bleiben, wenn ich auch gerne zugeben will, dass meine Formen und die Parona’schen Stücke, wenn nicht identisch, so doch sehr nahe miteinander verwandt sind, wobei ich aber nochmals betonen muss, dass die betreffenden‘ Stücke der Sehmid’schen Art zweifelsohne bedeutend näher stehen, als der Lepsius’schen Species. Was nun die von Parona als Waldheimia cf. Cadomensis Des- longchamps bestimmte Art betrifft, welche mit meiner Art Waldheimia Hertzüi identisch sein soll, so gibt mir mein italienischer Fachgenosse zu, dass seine Stücke meiner Form viel näher stünden, als der Species, Deslongch amps’. Von dieser letzteren Art sind mir seinerzeit viele Stücke durch die Hände gegangen und ich kann auf das Bestimmteste behaupten, dass Waldheimia Hertzii durchaus keine Beziehungen mit der Deslongcehamps’schen Species hat. “a Pygope curviconcha Oppel sp. ist unter den mir zur Untersuchung” vorgelegenen Pygope-Arten nicht vertreten. Was von meinem Materiale zu Pygope gehört, ist durchwegs entweder zum Aspasia-Typus oder zu Pygope Chrysilla Uhlig zu stellen. Bei der Bestimmung der letzteren Exemplare konnte ich Uhlig’s Originale benutzen. Uebrigens schliesse ich mich voll und ganz der Bittner’schen Ansicht (Verhandl. d. k. k. geol. Reichs-Anst., 1885, pag. 205) an, welche dieser Autor bei Anlass des Referates über die obenerwähnte Parona’sche Notiz aus- spricht, dass nämlich das Vorkommen von Pygope curviconcha Oppel sp. in den betreffenden Schichten kein allzugrosser Werth beigemessen werden darf, zumal ich vollkommen davon überzeugt bin, dass zwischen dieser Species und P. Aspasia Menegh. wie auch P. Ohrysilla Uhlig sehr intime Beziehungen herrschen und dass P. curviconcha ebensowenig als Leitform für einen bestimmten Horizont, etwa im Sinne der Zonen Oppel's, aufgefasst werden darf, als dies nach Canavari (I Brachio- podi degli Stralia 7. Aspasia etc. Reg. Acad. d. Lincei, Roma 1879/80, pag. 7) für P. Aspasia zulässig ist. Die Bestimmung meiner als Rhynchonella fascicostata Uhlig be- zeichneten Stücke halte ich ebenfalls für richtig; auch scheint mir durch den Umstand, dass ich auch hier Uhlig’sche Originale betrachten konnte, ein weiterer Zweifel an meiner Definition ausgeschlossen zu sein. r Was schliesslich Rhynchonella Greppini Oppel betrifft, so sind meine, als solche bestimmte Exemplare von Castel-Tesino so sehr identisch mit typischen Formen vom Hierlatz aus meiner eigenen und 2 u Nr. 16/17 Sitzung am 22. December. E. Kittl. 397 - der Strassburger und Münchener Sammlung — letztere habe ich bei meiner Anwesenheit in München 183 im Herbste eigens mit den in Frage kommenden Stücken verglichen — dass auch hier ein Irrthum meinerseits nicht wohl möglich ist. Von meiner Ueberzeugung, dass diejenige Localität bei Castel- Tesino, von welcher die meiner Arbeit zu Grunde liegenden Formen stammen, liasischen Alters ist, kann ich daher nicht abgehen, umsomehr nicht, als ich inzwischen noch von diesem Orte kommende Rhynchonellen ‚untersuchen konnte, die ich zu Rh. gryphitica Quenst. sp., also zu einer typisch unterliassischen Species zu stellen geneigt bin. Darauf und auf noch andere Umstände, welche für meine Ansicht sprechen, werde ich in meinem Nachtrag zurückkommen. Wenn nun. wie aus der Notiz und den an mich gerichteten Briefen Parona’s hervorgeht, dieser Autor in Folge seiner erneuten Unter- suchungen dennoch dabei verharren muss, dass die von ihm untersuchte Brachiopodenfauna einem höheren Niveau als meine entspricht, so kann ich nur annehmen, dass beide Suiten nicht von ein und derselben Localität stammen, und muss an die Möglichkeit glauben, dass einmal in der Nähe von Castel-Tesino verschiedene, Brachiopoden führende Jurahorizonte aufgeschlossen sind, und dass ferner die in Frage kommen- den Arten sich in diesen entweder in identischen Formen oder doch wenigstens in nahe verwandten und sehr ähnlichen Exemplaren wieder- finden, einer Ansicht, welcher auch Parona, wie er mir schreibt, zu- zuneigen scheint. Genauere geologische Untersuchungen an Ort und Stelle werden diese Verhältnisse sicherlich klarstellen lassen. E. Kittl. Die fossile Säugethier-Fauna von Maragha in Persien. Ueber Anregung des Herrn Dr. J. E. Polak wurden in den letzten Jahren mehrmalige wissenschaftliche Reisen nach Persien unternommen, wobei den auch schon von älteren Reisenden erwähnten Lagern fossiler Säugethierreste bei Maragha östlich vom Urumiah-See eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde. So nahm im Jahre 1884 Dr. H. Pohlig dort eine grössere Ausbeutung vor, worüber derselbe in den Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt !) berichtet; er gibt dort einige vor- läufige Bestimmungen. Spätere Ausgrabungen, welche Herr Dr. Polak noch in demselben Jahre durch F. Th. Strauss vornehmen liess, ergaben eine Ausbeute, welche nach gehöriger Präparirung eine uner- wartet schöne Collection darstellt; es befinden sich darunter zwei aus- gezeichnete Schädel von Rhinoceronten, ein Schädel von Hipparion und Anderes. Herr Hofrath Franz Ritter von Hauer hat diese Funde als Intendant des k. k. naturhistorischen Hofmuseums für das genannte Museum erworben. Es liess sich darunter Folgendes bestimmen: Hyaena cf. ewimia Wagner |Reisszähne des Unterkiefers]. Mastodon Pentelici Wagner |ein Oberkiefer und einzelne Zahnreihen], Rhinoceros Schleiermacheri Kaup. |ein prachtvoller Schädel und Fragmente diverser anderer Skelettheile]. ") Dr. H. Pohlig, Geolog. Untersuchungen in Persien. Verhandl, d. k. k. geolog. Reichsanstalt 1884, pag. 281—82. % Se a ae Pa Tr ER Ey ke Fa Fra at ie Y e 398 Verhandlungen. Nr. 16) 0 Aceratherium sp. |ein ziemlich wohl erhaltener Schädel ohne Tag kiefer|. } Hipparion gracile Kaup. |ein fast vollständiger Schädel ohne Unter. - kiefer, zahlreiche Unterkieferfragmente, lose Zähne und verschiedene andere Knochen]. Ta Hipparion n. f. |unvollständige Zahnreihen und einzelne Zähne. Helladotherium Dwvernoyi Gaud. Lartet |Oberkiefer-Molaren , Extremi- = tätenknochen]. Antidorcas Rothi (Wagner)? |isolirte Stirnzapfen]. Tragocerus? sp. |isolirte Molaren]. Kleinere unbestimmbare Antilopen, |diverse Zähne und Kr Pohlig’s Liste stimmt insoferne mit der meinigen ganz überein, als er mit wenigen Ausnahmen dieselben Gattungen anführt; Elephas” und Cervus, die von dem genannten Autor allerdings nur als zweifelhaft angeführt werden, fehlen in unserer Collection und glaube ich annehmen zu sollen, dass namentlich Elephas auch in der Pohlig’schen Sammlung gefehlt habe, und nur durch eine, übrigens leicht erklärliche Verwechslung mit Mastodon angeführt wurde. Sollte diese Gattung aber wirklich auch bei Maragha in fossilem Zustande gefunden worden sein, so könnte dieselbe ja aus noch jüngeren Ablagerungen stammen, als s diejenigen, welche die oben zusammengestellte Fauna enthalten. Während Pohlig das Alter der Knochenlagerstätte von Maragha durch die Bezeichnung „lössartige Pliocänmergel fluviolacustrischer Entstehung“ charakterisirt, ergibt sich dasselbe nach unserer Liste nun noch genauer als dem Horizonte von Pikermi entsprechend. Wie man nämlich ersieht, setzt sich die Fauna von Maragha mit einer einzigen Ausnahme (d.i. einer wahrscheinlich neuen Hrpparion-Form) nur aus Elementen zusammen, welche man bereits von Pikermi genau kennt. Lartet, Suess und andere Autoren haben früher die Fauna von Pikermi als obermiocäne bezeichnet; im Jahre 1878 führte Gaudr y') dieselbe noch als Jüngste Miocän-Fauna an, wogegen Th. Fuchs?) ein Jahr später in überzeugen der Weise dargethan hat, dass man die Fauna von Pikermi als ältere Pliocän-Fauna zu betrachten habe. Neuerdings betrachtet Dames?°), welcher uns Hirsche (Cervus Pentelici Dames) "als seltenes Element der Fauna von Pikermi kennen lehrte, die Fauna von Pikermi als pliocän schlechtweg. Diese Anschauungen über das Alter der Fauna von Pikermi gelten wohl auch für jene von Maragha. #]| Unsere Collection stammt von Fundorten, welche nach Strauss Angaben meist bis 1!/, Meilen östlich und südöstlich von Maragha liegen, wie Kopran, Kopran-Mescha, Zad-Baschi; doch ist auch eine nord- westlich von Maragha gelegene Loealität, nämlich Räsät, vertreten. Der Erhaltungszustand der Knochenreste ist an all’ diesen Locali- R täten genau derselbe, wie bei Pikermi; damit die Aehnlichkeit noch 1 FT 4 Palaeoreas Lindermayeri (Wagner), |Stirnzapfen und einzelne Zähne ne). !) Gaudry, Enchainements du monde animal; I. Mammiferes tertiaires, pag. 5. ?) Th. Fuchs, Ueber neue Vorkommnisse fossiler Säugethiere ete. Verhandl. d. k. K. geol. Reichsanst. 1879, pag. 56 u. f. ») W.Dames, Hirsche und Mäuse von Pikermi in Attica. Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1883, pag. 92 u. f. } f | ans Nr. 16/17 Sitzung am 22. December. Joh, N. Woldfich. 399 ‚grösser werde, ist auch bei Maragha, genau so wie bei Pikermi, die Matrix der Knochen ein röthlicher Lehm, der nur in Persien etwas _ sandiger zu sein scheint, als bei Athen. % Aus einem von Strauss an Dr. Polak am 23. Mai dieses Jahres gerichteten Schreiben geht hervor, dass neuerdings eine eirca 6 Meilen ‘östlich von Maragha gelegene Localität, und zwar Ketschava am _ Murditschai, mit Erfolg ausgebeutet wurde. B: Im Laufe dieses Sommers hat nun Herr Dr. J. E. Polak eine neue Expedition, für welche insbesondere auch Fürst Johann Adolph zu Schwarzenb erg eine namhafte Subvention gütigst bewilligte, zur - weiteren Ausbeutung der, wie es scheint, sehr ergiebigen fossilen Knochen- lager bei Maragha ausgerüstet : die Leitung der Arbeiten hat Herr Dr. Alfred Rodler, der zu diesem Zwecke im Juli dieses Jahres nach _ Persien abreiste, übernommen, und wir dürfen wohl mit grossem Interesse den Resultaten derselben entgegensehen. !) Vorträge. Dr. Joh. N. Woldiich: Ueber eigenthümliche Graphit- — — — Coneretionen aus Schwarzbach in Böhmen. r. In seiner „Geologie“ führt Fr. R. v. Hauer an: Man kann nicht ohne Berechtigung voraussetzen, dass die Graphite, welche vielfach in den krystallinischen Schiefern der Primärformation eingeschlossen sind, die letzten Reste uralten Pflanzenlebens und ebenso die krystallinischen Kalksteine solche. uralten Thierlebens darstellen. Tschermak sagt in seiner Mineralogie, dass die Entstehung des Graphits sowohl auf nassem als auf trockenem Wege möglich ist. Bischof, der bekanntlich eben- falls für den organischen Ursprung des Graphites der Primär- - formation eintritt, sagt, dass selbst der reinste Graphit, wie jener von Wunsiedel , noch Spuren von Asche enthält, dass aber die Asche im Graphit auf seinen Ursprung aus organischen Substanzen schliessen lässt. 2 In der That muss, wenn unsere Ansichten über die organische Ent- — wieklung und über die Wechselbeziehungen derselben zu der unorganischen Natur riehtig sind, einst der gesammte Kohlenstoff in Form von Kohlen- _ dioxyd in der Atmosphäre vorhanden gewesen und durch organische Thätigkeit unter Einfluss des Lichtes in feste Pflanzenkohle überführt worden sein. Es ist jedoch noch nicht gelungen, im Graphit unzweideutige Spuren organischer Structur nachzuweisen und wird dies zweifelsohne wegen des hohen Alters desselben, wegen der Einfachheit der einstigen Organismen und wegen der Veränderungen, welche die Gesteine der _ Primärformation erlitten, nicht leicht möglich sein. Auch die Unter- suchungen J. Szombathy’s?) mit Hausenblasenabgüssen von Bruch- flächen eines sibirischen Graphits, ergeben nur Vermuthungen über Ri; zellenähnliche Struetur im Graphit. % !) Herr Dr. A. Rodler hat inzwischen bereits eingehender über die Resultate seiner Reise nach Maragha berichtet. (Vgl. Verh. 1885, Nr. 14, pag. 333—337). KR Anm. d. Red. 78 ?) Berichte des naturwissenschaftlichen Vereines an der k. k. technischen Hoch- schule. Wien 1877, pag. 13. a Re che m he Fer f BT, AUF AT EEFTIE % ne a ee ic ar he A ? 400 Verhandlungen. Bei der Wichtigkeit dieses Themas sei es mir gestattet, über eine einschlägige Beobachtung zu berichten, die ich vor zwei Jahren in Schwarzbach in Böhmen gemacht habe, als ich die dortigen Graphit- werke besichtigte. Unter dem zu Tage beförderten Nebengestein bemerkte ich nun an einigen Handstücken kleine, mehr weniger abgerundete Grapl t- linsen von 1—2 Millimeter im Durchmesser in einer gelben, thonigen Masse eingebettet, die sich bei näherer Untersuchung ganz mit winziereg Graphitstückehen erfüllt zeigte. Dünnschliffe, welehe ich verferti zeigten, dass diese Linsen Gr aphiteoneretionen sind, mit einer allerdin; gs etwas merkwürdigen Struetur; in der Mitte befindet sich gewöhnlich eine Gruppe mehr weniger dicht stehender Graphitstückehen, dann folgt ein aus dicht aneinander gedrängten Graphitschüppehen beste hen Kreis und dann ein zweiter solcher Kreis, zwischen beiden findet man stellenweise und undeutlich eine radiale Anordnung der Graphitschüppchen, die an eine organische Structur mahnt, ohne dass dies indess sicher behauptet werden könnte. Die Stücke dieser Concretionen und der Raum zwischen den beiden nn der Schüppchen ist mit einer opaken, milchweissen Substanz ausgefüllt, die schon für das freie Auge an dem Dünnschliffe von der Umgebung ab- sticht. Diese Substanz zeigte nun eine eigenthümlich gekörnelte Struetur und ich war geneigt, dieselbe für organische Substanz zu halten. Da mir die Sache nicht unwichtig schien, sendete ich eine Probe und die Dünnschliffe an Er NN u den Herrn Oberbergdireetor Dr. v. a Thonig-kieselige weiche Masse mt Gümbel in München und erhielt die 1 Graph hen durel an EerLen raphitschüppchen durch- foleende Nachrieht: b Graphitschüppchen. HB Zum Voraus bemerke {oh ET er dass die Dünnschliffe nicht hinreichend dünn sich erwiesen haben. Doch machte ich von dem mir anver- trauten Gute keine weiteren Versuche, dieselben dünner zu schleifen, und habe mir nur erlaubt, sie mit Chloroformübergiessung durchsiehtiger zu machen. In den kugeligen Coneretionen, um deren nähere, etwa organische Struetur es sich ja handelt, fand ich allerdings, abgesehen | von der kugelig schaligen Anordnung der Graphitschüppehen, eine ein- | fache undeutliche radiale Anordnung der übrigen Beimengungen, welche — meiner Ansicht nach — nicht abweicht von der bei kugeligen Aus- scheidungen sonst wahrnehmbaren Vertheilung der zusammensetzenden Mineralien. Dagegen ist der milchweisse, opake Bestandtheil — und dieser ist es, wie ich glaube, der Sie stutzig machte — sehr eigen- thümlich zusammengesetzt. Zunächst bemerke ich, dass diese Substanz sicher nicht amorpher | Quarz ist, sondern eine Seiner k oder Steatit-artige Substanz. Die- | selbe zeigt eine sehr eigenthümliche gekörnelte Struetur, die allerdings einige Aehnlichkeit mit den einer kieselschaligen, unperforirten Fora- ıninifere. Dass es nicht Querschnitte von Röhrchen sind, die sich als feine Körnchen präsentiren, geht daraus hervor, dass nach allen e u i| i 7 4 Ich halte mich durch vergleichende Untersuchungen überzeugt, dass diese an organische Structur grenzende Beschaffenheit der ‚weissen Substanz, die der durch Pseudomorphosen-Processe erzeugten -_ Steinmark gleich ist, vielleicht ein Steatit-artiger mineralischer Körper ist. In der Beschaffenheit des Graphits, seiner Form und Vertheilung, _ vermag ich ebensowenig irgend etwas deutlich Pflanzliches zu er- kennen.“ E Aus dieser mir freundlichst übermittelten Antwort geht hervor, - dass Herr Dr. v. Gümbel die Möglichkeit einer organischen Natur der besprochenen Concretionen nach beiden Richtungen hin nicht aus- schliesst, sich aber mehr der Ansicht für eine rein mineralische Be- -schaffenheit anschliesst. Ich habe aus dem geringen, mir zur Verfügung gestandenen Materiale noch einige äusserst dünne Schliffe angefertigt, konnte aber zu keinem positiven Resultate gelangen. Ich wartete noch auf ein weiteres ähn- - liches Materiale, da indess kein solehes mehr zu Tage kam, muss ich _ mich auf den vorstehend besprochenen Befund, welcher vielleicht später einmal von Belang sein könnte, beschränken. h Die linsenförmige Form des Hauptlagers und sein Verhalten zum Liegenden ist übrigens geeignet, die Annahme für Reste uralten Meeres- thierlebens im Liegenden (Urkalk) und darauf lagernde linsenförmige - Reste uralten Meerespflanzenlebens (Graphit) wahrscheinlicher zu machen ; _ ebenso dürften auch die den harten Graphit begleitenden Pyrite nicht dagegen sprechen. Der Graphit, welcher in der herzynischen Gneisformation des Böhmerwaldes äusserst häufig, aber meist in schwachen Lagen ver- breitet ist!), kommt in Schwarzbach in Bayern bis zu 15 Metern Mächtigkeit vor, welche, zufolge freundlicher Mittheilung des Herrn Bergdireetors Friedr. Balling, nordöstlich, nach Stunde 3 streichen und gegen Nordwest unter 70—85° verflächen. Das Hauptlager ist im Streichen linsenförmig und bis 15 Meter mächtig, verschwächt sich aber auch stellenweise bis auf einige Centimeter. Das Hangende ist Gneiss, das Liegende Urkalk. Der Gneis wird unmittelbar über der Lagerstätte von Brauneisenstein und der Graphit, besonders der harte, von Eisenkies begleitet. f Auch neben der Meierei Olsov soll in dieser Gegend eine Graphit- lagerstätte, und zwar im Granit aufgeschlossen worden sein. Der Schwarz- bacher Graphit zeichnet sich durch besondere Schwärze und Glanzfähigkeit aus, wie man an den vorliegenden Proben sieht. Die feinste Sorte dient zur Erzeugung von feinen Bleistiften. Der verunreinigte Graphit wird durch Verkleinern und Schlemmen raffinirt, doch steht diese Raffinade der feinen, weichen und milden Naturwaare weit nach. Der meiste Graphit geht nach England, aber auch Oesterreich-Ungarn und Russ- land verbrauchen ansehnliche Quantitäten. Die fürstl. Schwarzenberg’schen Werke, mit den neuesten Trockenpressmaschinen versehen, produeiren Jährlich bei 6 Millionen Kilogramm Naturgraphite, wovon 28 Procent Primawaare sind, und an 3 Millionen Kilogramm Raffinaden. Es sei !) Siehe meine Abhandlung: Herzynische Gneisformation bei Grosszdikau im Böhmer walde. Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanstalt. Wien 1875. Bd. XXV. 3. Heft. K.k. geolog. Reichsanstalt. 1885. Nr. 16 u. 17. Verhandlungen. 60 Eee EEE ER Zei RT mi (URL Dale Ds er > op 2 Re ne % 402 Verhandlungen. dies hier darum erwähnt, weil unsere Lehrbücher meist noch nur von den Graphitgruben des benachbarten Mugrau sprechen, die heute nis mehr in Betracht kommen. H. Baron v. Foullon. Quarze aus Carrara. i a Der Güte des Herrn Vieedirectors Oberbergrath G. Stache danken wir eine sehr schöne Suite von Quarz aus Carrara. T sind es lose Krystalle, theils auf Marmor aufgewachsene Gruppen v bekannter Ausbildung. Das von Haidinger beobachtete een Prisma (1120) konnte "nicht sichergestellt werden. !) Von Interesse ist das Mitvorkommen von Dolomit. Nach G. J erv erscheint er „in cristalli romboedrici minutissimi“, hier sind es mittelbar neben Quarz aufgewachsene, bis 1 Centimeter Durchmes aufweisende, sattelföürmig gebildete Rhomboeder. Die diese Stücke a bauenden Individuen sind nicht sehr klein, die Dimensionen sink kaum je unter 1 Millimeter herab. Der Hohlraum, in welchem grösseren Quarze unmittelbar auf dem Marmor aufgewachsen erschein ist mit einer ungefähr 1 Millimeter dieken Kruste ausgekleidet, wele aus winzigen Öaleitkryställchen besteht, in denen kleine Quarzindivid ıen theils eingebettet, theils aufgelagert sind. + Die letzte Bildung ist der Dolomit in den erwähnten Stücken nd wenigen kleinen Einzelindividuen, er ist durch eine eigenthümliche perl l- artige Farbe und ebensolchen Glanz ausgezeichnet. “ Literatur-Notizen. y “ G.C. Laube. Ein Beitrag zur Kenntniss der Fische des böhmischen Turons. Sep. aus d. 50. Bande d. Denksehr. d. kais. Akad. d. Wiss. Wien 1885. Mit 1 Doppeltafel und 2 Zinko- graphien im Text. U Die ehedem als unterer Pläner, neuerdings: von Fritsch als Weissenberger Schichten bezeichnete turonische Etage der böhmischen Kreideformation, die an dem linken Ufer der Moldau bei Prag ansehnliche Höhenzüge zusammensetzt und hier in zahlreichen Steinbrüchen für die Bauten der Landeshauptstadt ausgebeutet wird, hat durch ihren Reichthum an wohlerhaltenen Fischresten seit Langem schon die Aufmerk- samkeit der Paläontoiogen erregt. Schon Agassiz beschrieb aus diesen Ablagerungen einen Fischrest, Beryx Zippei, später hat uns Reuss mit zwei neuen Arten aus diesem Niveau bekannt gemacht; Fritsch konnte aus diesem Horizonte bereits 23 Arten namhaft machen, zu denen noch ein von demselben Autor später beschriebener Rest der Gattung I stieus und der in den älteren Listen übersehene Ptychodus latis- simus Ag. hinzukommt. Aus den genannten Ablagerungen, die man mit Rücksicht auf ihre Fossilführung auch als „Fischpläner“ zu bezeichnen pflegt, hat der um die Erforschung seines Heimat- landes unablässig bemühte Verfasser neuerdings zwei vorzüglich erhaltene Fischreste erworben, deren Schilderung den Gegenstand der vorliegenden Mittheilung bildet. Die- selben stammen aus dem unmittelbar vor dem Reichsthor gelegenen Steinbrüchen des Stiftes Strahow und beziehen sich nach des Verfassers Untersuchungen auf zwei Arten, deren eine, Protelops Geinitzi Laube als Vertreter einer neuen Gattung der gegen- wärtig im Erlöschen begriffenen Familie der Elopiden erscheint, während die andere mit einem aus cretacischen Ablagerungen bereits bekannten Fisch, Osmeroides Lewe siensis Mant. sp., identificirt werden konnte. | | | i | | ') Briefliche Mittheilung Haidinger’s an @. Rose in dessen: Ueber das x Krystallisationsgesetz des Quarzes. Berliner Acad. 1846, pag. 15. Siehe hierzu auch: P. Groth: Die Mineraliensammlung der Universität Strassburg. 1878, pag. 100-101. ?) I tessori sotteranei dell’ Italia. Turin 1874, Bd. II, pag. 332337. Dolomit pag. 336. ee |# A 28 # 5. P| & d ar $ M % v LI Nr. 16/17 Sitzung am 22. December. F. Löwl. 403 Die neue Gattung Protelops Laube besitzt, wie durch den Namen angedeutet werden soll, ihre nächsten Verwandten in dem lebenden Geschlechte Elops und in der von Heckel aufgestellten fossilen Gattung Elopopsis. Sie theilt mit beiden die schlanke hechtförmig gestreckte Gestalt, ist aber durch weniger tief gespaltenen Mund und kürzere kräftigere Kieferäste ausgezeichnet. In der Bezahnung weicht Protelo ps von beiden genannten Gattungen wesentlich ab. Oberkiefer, Unterkiefer und Gaumenbein tragen hier kräftige, in mehrere Reihen geordnete Hechelzähne, während man im Kiefer von Elopopsis eine einzige Reihe starker conischer Zähne, bei Elops dagegen auf allen Knochen der Mundhöhle dichtgedrängte Borstenzähne beobachtet. Mit Elopopsis _ hat die neue Gattung den starken, ungetheilten Anfangsstrahl der Brustflosse gemein, ein Merkmal, das andererseits wieder einen wichtigen Unterschied gegenüber der durch _ eine weichstrahlige Brustflosse charakterisirten recenten Gattung begründet. r Was nun den zweiten, als Osmeroides Lewesiensis bestimmten Fischrest betrifft, so wurde derselbe vom Verfasser deshalb eingehender behandelt, weil das ihm _ vorliegende Exemplar an Vollständigkeit der Erhaltung alle bisher beschriebenen Fund- _ stücke weitaus übertrifft und hierdurch Gelegenheit bot, manches bisher ungenügend Beobachtete zu ergänzen und zu berichtigen. Besonders lehrreich erwiesen sich in dieser Beziehung die Wangen- und Kiefergaumenpartie, wie man überhaupt aus der vorliegenden Schilderung das erste Mal eine befriedigende Vorstellung von dem Kopfbau dieses in den mitteleuropäischen Kreideablagerungen so weit verbreiteten Fisches gewinnt. In Betreff der vielumstrittenen systematischen Stellung von Osmeroides Lewesiensis kommt der Verfasser zu dem Schlusse, dass die fossile Art den Salmoneiden zuzuzählen sei, wie das auch Agassiz, gestützt auf die äussere Aehnlichkeit des Fisches mit dem lebenden Osmerus, durch die Wahl des Namens anzudeuten versucht hat. (FT) F. Löwl. Die Granitkerne des Kaiserwaldes bei Marien- bad. Prag 1885. (8°, 48 Seiten mit 18 Holzschnitten im Text und 2 lithogr. Tafeln.) Der erste Theil der vorliegenden, sehr anregenden Studie (pag. 1—31) enthält eine detaillirte, durch zahlreiche Durchschnitte erläuterte Schilderung der geologischen Zusammensetzung des Kaiserwaldes, jenes Gebirgsstückes, das als westlicher Ausläufer des Karlsbader Gebirges die Südost-Begrenzung der Tertiärmulden von Falkenau und Eger bildet. Die Gneisse, Glimmer- und Hornblende-Schiefer dieses Gebietes erscheinen nach des Verfassers Darlegungen in ihrem Schichtenbau von einer Anzahl granitischer Intrusionskerne abhängig, die gewöhnlich nur mit ihrem Scheitel aus der Schichtgesteins- umhüllung auftauchen. Wo die Erosion auch die Flanken eines solchen Granitkernes blossgelegt hat, erhält man das bekannte Bild einer steil aufstrebenden, ringsum von Schiefer ummantelten Kuppe, wie es aus anderen Granitterritorien so oft zur Darstellung gebracht wurde. Die Granitkerne selbst bestehen theils aus dem vorwiegend feinkörnigen, plagioklasreichen Erzgebirgs- (Zinn-) Granit, theils aus dem schwerer verwitternden, grobkörnigen Gebirgsgranit. Der erstgenannten Gesteinsart fallen der Judenhau- und Lobser-Kern zu, aus Gebirgsgranit bestehen dagegen die Granitkuppe von Marienbad und die Intrusionskerne von Perlsberg, Liebau, Kirchenbirk und Prösau. In der Um- randung der aus Gebirgsgranit bestehenden Kerne kommt die intrusive Natur dieser Kuppen zu klarem Ausdrucke. Man beobachtet hier einerseits wohlentwickelte Contact- j _ höfe, die sich deutlich in zwei (zusammen an 7—-800 Meter mächtige) Zonen gliedern lassen: Eine innere mit undeutlich schieferigem Andalusit- und Fibrolithglimmerfels und eine äussere, in deren Bereich der Glimmerschiefer durch knoten- und kornförmige 4 Concretionen ausgezeichnet ist, — andererseits innerhalb der Granitkerne selbst unregel- _ mässig begrenzte zerknitterte und zerfetzte Schieferlappen, die in Structur und Zusammen- setzung auf den ersten Blick energische Contactwirkungen erkennen lassen. Fast aus- schliesslich auf den grobkörnigen Granit beschränkt erscheint die Bildung von Apophysen und Lagergängen; besonders interessant ist in dieser Beziehung nach des Verfassers Beobachtungen das Gebiet des Perlsberger Kerns, wo die Ramificationen des Gebirgs- granites im Schiefer so mannigfaltig werden, dass die Grenzregion hie und da einer Breccie von Schieferschollen mit granitischem Bindemittel gleicht. Im Bereiche des Erz- gebirgsgranits sind die Anhaltspunkte für die Begründung des intrusiven Charakters der Eruptivmassen weit spärlicher; doch wurden auch hier, und zwar in der Umgebung von Sandau und Miltigau, Grenzglimmerschiefer beobachtet, die durch reichlichen Andalusit- gehalt, durch die verworrene Anordnung der Glimmerblättchen und endlich durch die Ausscheidung knotenförmiger Concretionen auf Contactwirkungen schliessen lassen. 60* tr Verhandlungen. 404 Der ansehnlichste unter den granitischen Gebirgskernen des Kaiserwaldes ist Judenhaukern. der vom Ostrand des Egerer Beckens nach West bis in die Gegend Sangerberg reicht. Die kleine, ringsum von Hornblendeschiefer umschlossene Graniti im Steinbruchwalde bei Sangerberg erscheint nur als eine Dependenz der Masse Judenhaukerns. Eine Scholle von Greisen, welche nördlich von Königswart nahe d Scheitel dieser ausgedehnten flachen Granitkuppe zu Tage tritt, betrachtet der Verfas als die Axe des Judenhankerns. Dieselbe wird von einem Mantel feinkörnigen Erzgebirgs S: granites umlagert, auf welchen, die äusserste Umwallung bildend, Varietäten von gröberem Korn, aber noch immer vom Typus des Erzgebirgsgranites, folgen. Die theils aus Glimmer-, theils aus Hornblendeschiefer bestehende Schichtgesteinsumhüllung fällt von dem Granit- kern nach Aussen ab, erweist sich also als vom Relief der Granitkuppe abhängig. De regelmässige , domförmige Aufbau des Granitkernes und seiner Schieferhülle wird nur an der dem Pillen zugekehrten Flanke durch einige Störungslinien unterbrochen. Der Judenhaukern ist hier an mehreren parallelen, mit Quarzmasse erfüllten Verwerfungs- spalten staffelförmig nach SW. hin abgesunken. Be, Im Süden des Judenhaukernes liegt nur eine einzige Granitkuppe, jene von Marien- bad, die sich durch einen völlig regelmässigen Gewölbebau auszeichnet. Im Norden beobachtet man dagegen eine grössere Anzahl granitischer Kerne, von denen einzelne eine complieirtere Tektonik aufweisen. Es gilt dies insbesondere von dem Perlsberger und Kirchenbirker Kern, die einen eng zusammengepressten Sattel geschichteter Gesteine zwischen sich schliessen , dessen Flanken in steiler Aufrichtung beiderseits unter die Granitkerne hinabtauchen. Im Scheitel dieser Antiklinale tritt das tiefste Glied der krystallinischen Schichtenreihe dieses Gebietes, ein schiefriger Gneis, zu Tage, der nur an einer Stelle, und zwar in der westlichen Umrandung des Lobskernes, mit dem Granit selbst in Verbindung tritt. An dieser Stelle ruht er in derselben Weise auf dem Granit auf, wie anderwärts die Glimmer- und Hormblendeschiefer und ihre durch den Contact veränderten Aequivalente. Der Lobskern, der nächst dem Judenhaukern die grösste räumliche Ausdehnung besitzt und wie dieser aus Erzgebirgsgranit sich aufbaut, scheint demnach in einem tieferen Niveau zu liegen, als die übrigen Granitkerne des unter- suchten Gebietes. \ Die in sehr anschaulicher Form und, wie besonders hervorgehoben zu werden verdient, völlig objectiv vorgetragenen Detailschilderungen, aus denen hier selbstver- ständlich nur die wesentlichsten Daten mitgetheilt werden konnten, führen den Verfasser zunächst zu dem Schlusse, dass der Kaiserwald im Vergleiche zu den benachbarten Gebirgsketten des Erzgebirges und des Böhmerwaldes ein ganz eigenthümliches und fremdartiges Gepräge besitze. „An die Stelle regelmässiger, weithin fortstreichender Sättel und Mulden treten dicht Seschaarte Schieferkuppeln mit jüngeren, also intrusiven Granitkernen.“ In dem nun folgenden zweiten Abschnitte der vorliegenden Studie (pag. 31—48) betritt der Verfasser das Gebiet theoretischer Erörterungen. Die An- schauung, dass das granitische Magma in präexistirenden, durch tektonische Vorgänge geschaffenen Hohlräumen zur Erstarrung gelangt sei, erscheint ihm mit der Gestalt der Intrusivkerne des Kaiserwaldes unvereinbar. Die Schieferkuppeln mussten vielmehr durch ihre eigenen Granitkerne aufgetrieben worden sein. „Das zähflüssige Magma wurde durch die tieferen Horizonte der Erdrinde in den Hornblende- und Glimmerschiefer injicirt, quoll hier durch radiale Intrusion zu flachen Kuppeln auf und gab so zur Hebung und Wölbung der hangenden Schichtenreihen Anlass.“ Besonders bestärkt wird der Verfasser in dieser Auffassung durch die morphologische Uehereinstimmung der Granitkerne des Kaiserwaldes mit den Trachytkernen des Coloradoplateaus, Gilbert’s Lakkolithen. An | der Hand der einschlägigen Arbeiten amerikanischer Geologen sucht der Verfasser den Nachweis zu führen, dass eine solche Uebereinstimmung in Bezug auf die wesentlichsten j Punkte thatsächlich bestehe. Selbst die für die Structurform der Lakkolithe bezeichnende ebene Grundfläche glaubt er für die Granitkerne des Kaiserwaldes voraussetzen zu dürfen. Doch liest gerade in Betreff dieses sehr wichtigen Structurmerkmales der sogenannten Lakkolithen aus dem Granitterritorium des Kaiserwaldes keine einzige, die supponirte Analogie unterstützende Beobachtung vor, ein Umstand, der von gegnerischer h Seite gewiss nicht ohne Berechtigung gegen die Ausführungen des Verfassers geltend gemacht werden könnte. | In weiterer Verfolgung der beregten Ideen gelangt der Verfasser naturgemäss in | entschiedenen Gegensatz zu den von Prevost und Suess vertretenen Anschauungen über das rein passive Verhalten des Eıuptivmagmas. Unter Hinweis auf die Verbreitung 3 der Basaltergüsse im böhmischen Mittelgebirge und die Lage der durch Dutton ge- 1 schilderten Eruptivherde in der Westhälfte des Coloradoplateaus sucht er darzuthun, dass die Ausbruchsstellen des Magmas nicht immer von der Lage der Hauptverwerfungs- $ u 4 Eh ni ah a a Th A RR Berne ta A a a ee & Nr. 16/17 Sitzung am 22. December. E. Nicolis e C. F. Parona. 405 spalten abhängig sind, wie das die Theorie fordert. Das Magma wurde eben nicht aus- - schliesslich in Spalten injieirt, sondern musste auch im Stande gewesen sein, zusammen - hängende, geschlossene Schollen der Erdrinde gewaltsam zu durchbrechen. Unter dieser _ Voraussetzung könnte aber die Auftreibung mächtiger Schichtengewölbe durch Intrusions- - kerne nicht mehr als eine unfassbare Vorstellung bezeichnet werden. Inmitten der Bestrebungen zum weiteren Ausbau der Prevost'’schen Theorie der Passivität des _ Magmas werden also hier Ansichten laut, welche für eine theilweise Rückkehr zur _ älteren Lehre von den Erhebungskrateren oder wenigstens innig a zusammenhängenden Vorstellungen eintreten. (F. T.) 4 J. Noth. Ueber die bisher el kn Resultate und die Aussichten von Petroleumschürfungen in Ungarn. Budapest 1885. Dieser Aufsatz enthält die Wiedergabe eines vom Herrn Verfasser gelegentlich _ des montanistischen und geologischen Congresses zu Budapest gehaltenen, auch in der Allgemeinen österreichischen Chemiker- und Techniker-Zeitung abge'ruckten Vortrages. _ Auf den Inhalt desselben konnte sich der Referent bereits in Nr. 14 dieser Verhandlungen (1885, pag. 337 ete.) beziehen, weshalb wir uns hier mit einer einfachen Anzeige be- gnügen wollen. Es sei nur noch erwähnt, dass die Ansichten Noth’s über die Ver- hältnisse von Boryslaw in einigen Stücken von den bisherigen Anschauungen abweichen. Namentlich das sackartige Eindringen der miocänen Salzformation in die Liegendgesteine _ derselben im Bereich des dortigen Schichtensattels, wie es die Profilskizze auf Seite 7 zur Anschauung bringt, erscheint als eine Neuerung gegenüber den früheren Auffassungen, welche eine nähere Darlegung der betreffenden Beobachtungen wünschenswerth gemacht hätte. Doch lag dies wohl ausserhalb der Absichten des Verfassers, da derselbe die Ver- hältnisse jenes galizischen Fundorts nur zum Vergleich mit seinen Mittheilungen über Ungarn herangezogen hat. ‚(E. T.) C. v. Ettingshausen. On the fossil Flora of Sagor in Carniola. Im quaterly journal. London, November 1885. Vergl. 'Sitzb. d. Akad. Wiss. Wien. 91 Bd., 1. Abth. Der Verfasser, welcher kürzlich der Wiener Akademie der Wissenschaften den letzten Theil seines Werkes über die fossile Flora von Sagor zum Druck übergeben hat, stellt hier in summarischer Weise die wichtigsten Ergebnisse jener Arbeit zusammen. Danach lieferte Sagor bis jetzt 170 Gattungen mit 387 Arten fossiler Pflanzen. Diese fassers zeitlich verschiedene Floren eintheilen. In dieser Flora gibt es Typen, welche an Australien, Neuseeland, an Nord-Amerika, speciell theilweise auch an Californien und _ Mexico erinnern. Andere Typen weisen auf Brasilien oder Chili, wieder andere auf Indien, China, Japan, noch einige endlich auf Afrika hin. (E. T.) \. E. Nicolis e C.F.Parona. Note stratigrafiche e paleon- tologiche sul giura superiore dellaprovineia diVerona. Estr. dal Boll. della Soc. Geolog. Italiana. Vol. IV. anno 1885. Roma. - 978. Text in 8, 2 Profil- und 2 Petrefactentafeln. e Die beiden um die Erforschung der geologischen Verhältnisse des italienischen Alpen- gebietes, speciell wieder jener der Provinz Verona, unermüdlich thätigen Autoren lassen - ihren zahlreichen diesbezüglichen Arbeiten (vergl. u. A. diese Verh. 1882, pag. 48; 1883, - pag. 82, 162) diesmal eine sehr wichtige Abhandlung über die Ablagerungen des oberen Jura folgen, über jenen Schichtencomplex, welchen man seit langer Zeit als (veronesischen) „Ammonitico rosso“ zu bezeichnen gewohnt ist. Dieser Complex enthält in den Mti. _ Lessini (östlich der Etsch) bekanntlich in seinen tiefsten Lagen auch noch die g Aequivalente der Klausschichten (Sch. mit Posidon. alpina), während westlich von der Etsch, besonders am Ufer des Gardasees, diese Posidonomyen-Schichten in litho- n4 logisch verschiedener Ausbildung unmittelbar unter dem Complex des „Ammonitico 2 r0sso“ lagern. Die complete Serie des „Ammonitico rosso“ hat eine Mächtigkeit _ von circa 20 Metern und ist von den „gelben Kalken und Oolithen“, auf welchen ia _ sie concordant aufruht, durch eine scharfe lithologische und faunistische Grenze getrennt, . während sie.gegen oben äusserst unmerklich in die untere Kreide (Biancone) übergeht. Die Masse des veronesischen „Ammonitico rosso“ enthält nach den neuesten Mit- I theilungen von Nicolis und Parona folgende Faunen und stratigraphische Horizonte: WR 1. Schichten mit Peltoceras transversarium. Die zuerst von Neu- _ _ mayr aus dem Veronesischen angeführten Transversarius-Schichten werden nunmehr Formen lassen sich in zwei unmittelbar aufeinanderfolgende, nach der Ansicht des Ver- " 406 Verhandlungen. in weiterer Verbreitung nachgewiesen, so an mehreren Punkten der Umgebung \ In Spiazzi-Coltri (Madonna della Corona) und Ferrara di Mte. Baldo, ferner am Mte. Timarol- bei Grezzana, am fossilreichsten aber bei Zulli-Broje unweit Erbezzo. Zwischen den Transversarius-Schichten und den Acanthicus-Schichten existirt aber ein ganz allmäliger f Uebergang, auch in der Fauna, so dass sich in gewissen Lagen beide Faunen mischen, Aspidoceras acanthicum wird von Nicolis und Parona bereits als in den Trans versarius-Schichten selbst vorkommend angeführt, andererseits geht Posidonomya alpin in diese Schichten hinauf. Eine scharfe Trennung ist also nirgends vorhanden und ee sei bei dieser Gelegenheit auf eine, wie es scheint, wenig bekannte Mittheilung U. Schlön- bach’s in diesen Verh. 1867, pag. 255 hingewiesen, wonach Peltoceras transversarium. von Verona eigentlich nicht diese Form, sondern P. Touwcasanum sein und in den Acanthicus-Schichten selbst auftreten würde, Letzteres würde im Lichte der neuesten Auseinandersetzungen von Nicolis und Parona noch keineswegs als veraltete Angabe zu betrachten sein. 2.Schichten mit Aspidocer as acanthicum. Hier ist es den Verfassern) nicht gelungen, eine Scheidung in die beiden von Neumayr aufgestellten Zonen (jene der Oppelia tenuilobata — und jene des Aspidoc. ([Waagenia] Beckeri) durchführen zu } können. Aus der Fauna dieser Schichten heben die Verf. besonders hervor: Phylloceras isotypum, Oppelia tenwilobata (nur an einer Stelle gefunden), Simoceras Herbichi, Aspidoec. acanthicum und Uhlandi, ferner eine sieilianische Art, Phyll. Empedochis Gem., ein neues Harpoceras und eine neue Rhynchonella. 3. Tithon. Den neueren Untersuchungen von Nicolis und Parona ist es geglückt, im veronesischen Tithon zwei Horizonte zu unterscheiden, einen unteren, vor- züglich rothgefärbten mit untertithonischer Fauna, und einen oberen, weissgefärbten, bianconeartigen mit einer von der des unteren Horizontes verschiedenen Fauna. Die reichste Localität für die untere Fauna ist Lubiara am Fusse des Mte. Baldo, schon aus früheren Publicationen der Verf. bekannt. Unter den 42 Species dieser Fauna sind 18, welche aus den Acanthicus-Schichten aufsteigen. Der obere Horizont ist besonders fossil- reich zu Quarti oberhalb Asnello (bei Rovere di Velo) und am Mte. Timarolo bei Grezzana. Von den 51 Arten seiner Fauna sind nur 10 mit dem unteren Horizonte gemein- same, 13 dagegen zugleich Arten der Acanthieus-Schichten, 5 solche des Neocoms. Im Uebrigen ist diese Fauna eine Mischfauna von Formen des älteren und des jüngeren Tithons. Diese Fauna des oberen Tithonhorizontes von Verona kann nach Ansicht der Verf. daher wielleicht als ein weiterer Beweis für die stratigraphische und paläonto- logische Einheitlichkeit der Tithonbildungen überhaupt gelten. ‘ Aus den stratigraphischen Detailschilderungen (pag. 13—24) sei Nachstehendes hervorgehoben: Zunächst die Entdeckung einer eigenthümlichen Fauna von kleinen Ammoniten, Gasteropoden und Bivalven in den Posidonomya alpina-Schichten bei Torri am Gardasee, welche Fauna wahrscheinlich gleichaltrig ist der von Parona beschrie- benen Fauna der Posidonomyen-Schichten von Camporovere in den Sette Communi, welche aber auch Anklänge besitzt an die von Uhlig beschriebene Fauna der Klippe Babieczöwka in Westgalizien. Am Mte. di Ime (zwischen Fontana und Bocchetta di Naole) westlich von Coltri-Spiazzi an den Baldogehängen wurden Harpoceras Murchi- sonae und andere Arten der Fauna von San Vigilio gefunden, und zwar in einem Gesteine vom Aussehen der „grauen Kalke“ und in Gesellschaft der Rhhynchonella Clesiana Leps. ; weiter nördlich mitten im Bereiche der Oolithe und „gelben Kalke“ mit Penta- . eriniten und Rhynchonellen fanden sich kleine Perisphineten (?) und Gastropoden der Fauna von San Vigilio. Posidonomyengesteine konnten an den gesammten östlichen Gehängen des Mte. Baldo nicht nachgewiesen werden, dagegen gelang es, wie schon oben hervorgehoben wurde, die Transversarius-Schichten vom Etschabsturze bei Madonna della Corona bis in’s Val Aviana zu verfolgen und fast allenthalben folgendes Profil zu constatiren. j Liegendes: Die gelben Oolithe mit Rhynch. Clesiana, Crinoiden etc. = EEE 6—8 Meter compacte Marmore, — Vertretung der Posidonomyenschichten ? 3—4 Meter rothe Kalke mit Kiesel und seltenen Belemniten. 1 1—2 Meter graurother Kalk mit Peltoceras transversarium. u 5—-6 Meter rothe Kalke mit gemischter Fauna und vorherrschend grossen Ammoniten. 1—2'5 Meter knollige, rothe Kalke mit Phyll. ptychoicum, Terebrateln etc. 0'5—1'5 Meter weisse Kalke in dünnen Schichten, mit Ter. triangulus. Hangendes: Kreidebiancone, 3 Stellenweise, so bei Spiazzi und Masi di Ferrara, ist der Zwischenraum zwischen den Transversarius-Schichten und dem Tithon ein noch geringerer. 5 Nr. 16/17 Sitzung am 22. December. Fr. Bassani. 407 Im Osten der Etsch behalten diese oberen Schichten (des „Ammonitico rosso“ im weiteren Sinne) ihre Mächtigkeit bei, während bekanntlich die unterlagernden älteren Horizonte an Mächtigkeit beträchtlich abnehmen. Bei Zulli-Broje (Erbezzo) wird der gelbe Kalk und Oolith zunächst überlagert von 6 Meter mächtigen rothen Kalken (Hori- zont des Stephanoc. Deslongchampsi, vergl. Verhandl. 1878, pag. 60), darüber lagern 1:5 Meter kieselführende rothe Schichten mit Belemniten, sodann 1'’5 Meter gelbrothen Kalkes mit der Transversarius-Fauna; in den höher folgenden 12 Meter mächtigen rothen Kalken wurden gegen oben Phylloe. tortisulcatum und Phyll. Silenus gesammelt ; darüber endlich erscheinen weisse Lagen mit Terebr. diphya etc. Interessant sind ferner auch die Detailprofle vom Mte. Timarolo bei Grezzana, von Stallavena-Alcenago und von Quarti-Asnello bei Rover& di Velo. Der zweite Hauptabschnitt der Arbeit (pag. 25—97) enthält die Darstellung der einzelnen Faunen, und zwar: 1. Die Fauna der Zone des Peltoceras transversarium und der Uebergangsschichten zwischen diesen und den Acanthicus-Schichten. Es werden daraus 43 Arten namhaft gemacht, davon sind neu Aspidoceras Nicolisi Par. (verwandt mit Asp. Raphaeli Opp. und Asp. Uhlandi Opp), Simoceras Zullianum Par. (verwandt $S. Doublieri Orb.), Natica oxfordiensis (eine grosse Art) und Terebratula Pellegrini (verwandt T. carpa- thica Zitt.). 2. Die Fauna der Schichten mit Aspidoceras acanthieum. Unter den 19 aufge- führten Arten befinden sich zwei neue: Harpoceras veronense Par. (aus der Gruppe des H. insigne Schübl) und Rhynchonella Nicolisi Par. 3. Die Fauna des Tithon. Aus dieser (hier vereinigten Fauna) von 84 Arten heben die Autoren besonders hervor: Atractites Nicolisi Par. (früher als Aulacoceras angeführt) als ersten Repräsentanten dieser Gattung in so jungen Ablagerungen; einen neuen Belemniten, B. calcarata Par.; ferner das Vorkommen von Lytoceras Liebigi, sowie einiger sicilianischer Arten und einer thibetanischen Form (ZLytoe. af. Orsinii Gem., Simoceras Gemmellaroi Di Stef.,, — Olcostephanus af. Cautleyi Opp); ausserdem einige neue Bivalven (Neaera Boehmi, Modiola carinata) und die Auffindung der Terebr. janitor, neben welcher auch alle übrigen Terebrateln dieser Schichten zu Pygope gehören; auch Terebrat. Euganeensis Pict. wurde bereits in dieser Fauna vorgefunden, und Ter. nıeleata erscheint hier ebenfalls noch; die einzige auftretende Rhynchonella ist die rippenlose Rh. lucernaeformis Gemm., eine sicilianische Art. Die Arbeit wird begleitet von 2 Profiltafeln und von 2 Petrefactentafeln, auf welch’ letzteren ausser den neubeschriebenen Arten auch noch eine Anzahl anderer (Belemn. Schloenbachi Neum., Phylloceras plicatum Neum., Ph. tortisulcatum Orb. und Perisph. Regalmicensis Gemm. (von allen dreien die Lobenlinie), Pecten Pilatensis E. Favr., Terebr. (Pygope) 2 spec. indet. und Rhynchonslla capillata Zitt. aus den Transversarius-Schichten; — Belemnites tithonius Opp., Perisph Köllikeri Opp. juv., Pholadomya acuminata Hartm., Pygope nucleata Schl., P. rupieola Zitt., P. janitor Pict. und P. rectangularis Pict. aus dem oberen Tithon) abgebildet erscheinen. (A. B.) Fr. Bassani. Avanzi di pesei oolitieinel Veronese. (Soc. ital. di sc. nat. Milano. 1885. vol. XXVIIL) So zahlreich in den „oolithischen“ Ablagerungen der Provinz Verona die Pflanzen, Mollusken und Korallen sich vorfinden, desto sparsamer sind die Fische vertreten; — nur hie und da sind einige Zähne zerstreut, selten ein Skelet und dies verstümmelt und unförmlich; — es ist bekannt, dass Plagiostomen, Pyenodonten und Lepidoten fast immer wenige Spuren hinterlassen, _ Die „oolithischen“ Fische des Veronesischen gehören zu den Cestraciontiden (gen. Strophodus), zuden Lamniden (gen. Sphenodus), zu den Lepidostiden (gen. Lepidotus) und zu den Pyenodonten (gen. Mesodon, Gyrodus, Pye- nodus, Stemmatodus und Coelodus. In Bezug auf Lagerung dieser Fische bieten Strophodus tridentinus, Sphenodus impressus, Lepidotus maximus, Lep. palliatus und Me- sodon gigas Analogien mit dem Ober-Oolith des Boulonnais, von Hannover und Württemberg. Strophodus tenuis, Mesodon Bucklandi und Gyrodus trigonus scheinen dem Gesteine nach aus dem Niveau von Rotzo zu stammen. Wenn das richtig ist, so würden nach Bassani diese drei Arien eine neue Stütze zu Gunsten der von Baron Zigno vertretenen Ansichten über das Alter der Flora von Rotzo geben. (Man vergl. hier das Ref. in Verh. 1885, 284.) (A. S.) 408 * Verhandlungen. Fr. Bassani. Sull’ etä degli strati apeseci di Castell N vazzo nel Bellunese. (Boll. Soc. geolog. ital. Roma 1885, vol. I Die in den Fischschichten von Castellavazzo vorkommenden Reste bezi auf Scopeliden (Saurocephalus lanciformis Harl), auch Lepidosteiden Zähne entsprechen durch die Dicke der Krone dem Sphaerodus crassus Ag Zähne dieser Gattung finden sich fast immer vereinzelt und haben unter sich eine Aehnlichkeit, die ihre Bestimmung sehr erschwert. Hierzu dient als Beispiel der Verg zwischen Lepidotus maximus Wagn. des Tithon, L. neocomiensis Ag. Neocom, L, globulosus Pict et. C. des Mittelgault und des L. crassus. Senon. — Daher beschränkt sich Verfasser, nur die nächste Verwandtschaft der in stehenden Zähne anzugeben.) — Die Chondropteren sind vertreten durch die Lam (Oxyrhina Mantelli Ag. Ox. subinflata 49.) und durch die Heterodont -(Ptychodus latissimusAg., Pt. mammillaris Ag. Pt. polygyrus Ei Mortoni Ag. und Pt. 2 spec. ind.). Prof. Bassani erklärt die Fischzähne von Castellavazzo für Seine el aus dem böhmischen und sächsischen Pläner, und in Folge dessen die Fischschich besagter Localität für den Ablagerungen der Oberkreide des Veronesischen (Brioneo, Giorgio, Sant Ambrogio) entsprechend. (A. S. I: g P. Choffat. Recueilde monographies stratigraphiq sur le Systeme ceretacique da Portugal. I. etude. Lisbon 1885. 4°, pag. 68. + Haben sich des Verfassers hervorragende und höchst erfolgreiche Arbeiten. portugiesischem Boden bisher vorzugsweise der Juraformation zugewendet, so lie; uns nunmehr auch über die Zusammensetzung der Kreideformation ausführliche richte vor. Jn dem bisher herausgegebenen Hefte erscheinen die stratigraphischen hältnisse der Kreideformation der Gegend von Lissabon, Cintra und Bellas darge die paläontologische Beschreibung der Fossilien wird für später in Aussicht gest In der Gegend von Lissabon sind nur die Schichten der oberen Kreideformat beobachtbar, während in der Umgebung der Serra di Cintra und in der Gegend vor Bellas die ganze Kreideformation zur Entwicklung gelangt. Die Serra di Cintra bil ein ostwestlich gestrecktes Granitmassiv von ]0 Kilometer Länge und 5 Kilome Breite und liegt 22 Kilometer nordwestlich von Lissabon. An die Granitkette schli sich südlich stark metamorphosirte Kalke des Malm an, auf welchen die Kreideschich aufruhen. Nördlich von der Serra di Cintra folgt ein doppelter Gürtel von Jura- Kreideschichten in sehr gestörten Lagerungsverhältnissen. Die Gegend von Bellas sch! sich östlich an. die Kette von Cintra an, die daselbst auftretenden Jura- und Kr schichten werden nach drei Richtungen von te:tiären Bildungen umgeben, nach Ost stehen sie mit dem Jura und der Kreide der Serra di Cintra in Verbindung. wichtigste Unterschied in der Ausbildung der Juraformation in den genannten Gegen« besteht darin, dass in der Serra di Cintra die Schichten älter als Aptien durch marine Kalke gebildet werden, während sie in der Gegend von Bellas hauptsächlich durch Sandsteine mit Landpflanzen vertreten sind. Die geologisch älteste Kreidestufe zwischen dem Malm und dem Valanginien“ bezeichnet der Verfasser als Infravalanginien. Das letztere bildet wohl sicher e Aequivalent der Berriasschichten, es schien jedoch aus mehreren Gründen nicht räth- lich, diese Bezeichnung auf das noch dürftig bekannte portugiesische Infravalanginien. n direct zu übertragen. Im Infravalanginien wurden 3 Unterabtheilungen unterschieden; zu unterst liegen die „unteren Kalke“, dann folgen die Foraminiferenschichten, durch das häufige Vorkommen von Orbieulina" infravalan gi niensis ausgezeichnet und endlich die Schichten mit Cyprina infravalanginiensis. Das Infravalanginien enthält eine Anzah von Versteinerungen, namentlich Gastropoden und Bivalven; 3 Arten, Natica Pilletun Corbula afl. Edwardi, Orbiculina infr avalanginiensis kommen auch in den obersten Schichten des portugiesischen Jura vor, Corbula inflexa ist mit dem obersten Jura Centraleuropas gemeinsam. £3 Wie das Infravalanginien ist auch das Valanginien eine vorwiegend kalkige Bildung, doch schalten sich häufig einzelne Sandsteinbänke ein. Zu den bezeichnendsten . | Fossilien gehört die bekannte Natica Leviathan und Nerinea Guinchoensis. "2 In der Gegend von Bellas besteht diese Stufe aus Sandsteinen, deren Flora von o: Heer beschrieben wurde, x ! # n DW +» al % z ui Narr EEE RE TEE be 5 ET VO, 5 u ware er LE TLEE 12 Fe Ka Br Pr ku A De re ei . "N ‘ “ U ds Y v y - “ - %r { , f “ . 16/17 Sitzung am 22. December. Chr. Gruber. 409 4 Be Im Hauterivien lassen sich fast überall von unten nach oben folgende vier Unterabtheilungen erkennen: l. Kalke mit Ostrea rectangularis; 2 3 2. Kalkmergel mit Ostrea Couloni; wu Bi: 3. Toxaster-Mergel; 4. Kalke mit Crioceras Lusitanicum. Im Hauterivien wurden 150 Arten aufgefunden, wovon 15 auch im Valanginien und Br! auch im Urgonien vorkommen. In der Gegend von Bellas wird das Hauterivien ge durch ungefähr ]0 Meter mächtige fossilreiche rothe Kalke gebildet, die namentlich _ Purpuroidea und Pterocera in grosser Menge enthalten. pr « Das Urgonien besteht im Gebiete der Serra di Cintra aus mächtigen, gelblichen - Kalken, welche in ihrer Hauptmasse nahezu fossilleer sind, aber doch einzelne Lager j von Nerineen , Requienien und Korallen enthalten. In der Gegend von Bellas ist die Y . kalkige Requienien-Facies nur an der Basis des Urgonien entwickelt, die obere Partie y besteht aus mergeligen Schichten. Auf das Urgonien folgt ein ungefähr 200 Meter mächtiger Verband von Sandsteinen und eingelagerten Kalken, die Schichten von _ Almargem, die nach ihrer stratigraphischen Stellung das Aptien und die untere Hälfte des Albien vertreten. Die Kalksteine enthalten einige marine Conchylien, die Sand- steine dagegen Landpflanzen, die ebenfalls von Heer beschrieben worden sind. D. Zwischen den Schichten von Almargem und dem Cenomanien folgen ferner Schichten ‚von mergeliger Natur in einer Mächtigkeit von ungefähr 300 Metern, deren _ — — stratigraphische Stellung noch etwas zweifelhaft ist. Sie entsprechen nach Choffat wahrscheinlich dem spanischen Urg-Aptien Coquand’s. Es lassen sich darin von unten nach oben folgende vier Horizonte unterscheiden : 1. Niveau des Sphenodiscus Uhligi; = ae 2. „des Sphaerulites Verneuili; \ ge „ der Ostrea af. Africana; \ 4. „der Pterocera cefr. incerta. \ Die Schichten mit Sphenodiscus Unligi bestehen aus mergeligen Kalken und -—— _Mergeln und enthalten sehr zahlreiche Fossilien, darunter auch die Schloenbachia h — inflata. Wenn man demnach die Schichten mit Schl. inflata nach Barrois g _ als cenoman betrachtet, dann müsste diese ganze Schichtfolge bereits dem Cenomanien _ einverleibt werden. Das eigentliche Cenomanien besteht in Portugal aus einer - Folge von Kalken, die ein natürliches zusammengehöriges Ganze bilden und in der _ Umgebung von Lissabon am besten entwickelt sind. Der Verfasser unterscheidet darin das Rotomagin und das Carentonin. Das erstere ist 10 Meter mächtig und besteht | aus wenig compakten, versteinerungsführenden Kalken. Am bezeichnendsten sind: | = Nautilus Munieri, Neolobites Vibrayanus, Acanthoceras Rhoto- — magense, Pterocera cf. incerta, Strombus inornatus und Ostrea eolumba. Das Carentonin weist eine Mächtigkeit von. 15—25 Meter auf. Die Basis _ bildet eine Bank mit Gastropoden und Bivalven, worauf Rudistenkalk mit zahlreichen ee Sphaerulites Sharpei und Ichthyosarcoliten folgen. E Der Arbeit sind mehrere Profile und die Detailbeschreibungen der einzelnen - Durehschnitte beigegeben, welche einen näheren Einblick in die Lagerungsverhältnisse und die Zusammensetzung der portugiesischen Kreideformation gewähren. (V. U.) = Chr. Gruber. Das Münchener Becken. Ein Beitrag zur —— pliysikalisehen Geographie Südbayerns. Stuttgart 1885. Verlag von Engelhorn. ii Dieser Aufsatz gehört zu der Sammlung von Forschungen zur deutschen Landes- _ und Volkskunde, welche von R. Lehmann herausgegeben werden. Die geologische ? Zusammensetzung des behandelten Gebietes wird im Anschluss an A. Penck’s Unter- - suchungen geschildert. Vorwaltend betheiligen sich daran Schotterabsätze „Huvioglacialen 5 Charakters“. Für Wasser meist in hohem Grade undurchdringliche Tertiärschichten liegen an der Basis des Schotters. Die Betrachtung der Moor- und Heidelandschaften an ‚der mittleren Isar ergibt die Abhängigkeit derselben von den eigenthümlichen Grund- « wasserverhältnissen , die mit der Zusammensetzung des Terrains in Verbindung stehen. _ Bei den Moorlandschaften ist die Schotterbedeckung über den undurchlässigen Schichten eine nur dünne. Hier decken sich die Koten des Grundwasserspiegels mit den Koten des Terrains. Die Haidelandschaften sind durch das Auftreten des durchlässigen Schotters in grösserer Mächtigkeit bedingt. Eine interessante Darlegung der Eigenthümlichkeiten der K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 16 u. 17. Verhandlungen. 61 @ E 410 Verhandlungen. Be; 16/1 . va Isar in dem beschriebenen Gebiet beschliesst den Aufsatz. Nicht unwichtig sind Studien, welche sich auf den Inhalt der Geröllbänke von Flüssen beziehen, und deshalb erlauben wir uns speciell die Angabe hervorzuheben, dass unter 210 Rollsteinen der Isar in einer Kiesbank bei Erching sich nur 8 krystallinische und tertiäre Bruchstücke befind während alle übrigen aus sehr verschiedenen nordalpinen Kalken bestanden. (E. T.) Alfred Stelzner. Beiträge zur Geologie und Paläonto- logie der argentinischen Republik. Geologischer Theil. Cassel und Berlin 1885. Das von dem Verfasser untersuchte Gebiet gliedert sich in die Pampa, in Ri die Cordillere und in solche Erhebungen, welche entweder als Vorketten der Cordillere oder als „Pampine Gebirge“ bezeichnet werden dürfen. Die Pampa besteht der Haupt- sache nach aus Löss, die pampinen Sierren setzen sich vorzugsweise aus krystalli- nischen Schiefern zusammen, neben welchen nur noch Granite eine grössere Bedeutu erlangen, während jüngere Gebilde daselbst zwar selten ganz fehlen, aber doch mit einer bescheidenen Rolle sich begnügen. Die Cordillere, welche die argentinische Republik von Chili scheidet, ist ein Kettengebirge von unsymmetrischem Bau, dessen Längsaxe aus Graniten, Quarzporphyren und etwas krystallinischem Schiefer besteht, an welche sich nach Osten Thonschiefer und Grauwacken anlagern, die ihrerseits von rhätischen, cretacischen und tertiären Sedimenten bedeckt werden. Endlich folgen noch silurische Kalke, die einige Vorketten der Öordillere bilden. Auf der westlichen Seite der Cordillere gibt es der Hauptsache nach nur mesozoische und känozoische Sedimente, sowie jüngere vulcanische Gesteine, welche letztere den ganzen chilenischen Steilabhang ‚bilden. Der Steilabfall ist bei der Cordillere wie bei den pampinen Sierren auf der westlichen Seite. Ihm steht nach Osten eine staflelförmige Abdachung gegenüber. De Es würde zu weit führen, von dem in 23 Capitel gegliederten Werke auch nu fr eine ungefähre Uebersicht des Inhaltes zu geben und wir wollen uns begnügen, einige. 5 Punkte hervorzuheben. Es sind die archäischen Gesteine durch Gneisse, Urschiefer und Granite vertreten. x Das Silur scheint vorzugsweise durch seine untere Abtheilung repräsentirt zu sein. Die Steinkohlenformation ist im Gebiet der argentinischen Republik nicht bekannt, Dyas und Trias sind unsicher. Einige augenscheinlich nicht allzu bedeutende Vorkommen von Kohle gehören einem Schichtencomplexe an, der der rhätischen Formation beigezählt werden muss. In diesem Schichtencomplex kommt auch Petroleum vor. Gewisse Porphyre wurden nach Darwin’s Vorgange lange für metamorphosirte mesozoische Sedimente gehalten, eine Ansicht, die Stelzner bekämpft, indem er annimmt, dass die Cordillere während der Jura- und Kreidezeit der Schauplatz einer regen vulcanischen Thätigkeit war. Der Jura ist in dem beschriebenen Gebiet hauptsächlich durch unteren Dogger und unteren Malm in bezeichnender Weise vertreten. Doch macht der Verfasser darauf auf- merksam, dass heute die Existenz aller Stufen des Jura in Südamerika nachgewiesen sei, so dass die alte Ansicht L. v. Buch’s von dem Fehlen dieser Formation in Südamerika nunmehr als gänzlich überwunden gelten kann. Die Kreideformation zeichnet. sich in der Provinz Tucuman durch eine zukunftsvolle Petroleumführung aus. Gewisse in Brasilien und der argentinischen Republik weit verbreitete Sandsteine gehören vermuthlich dem Eocän an. Auch jüngere Tertiärschichten sind vertreten. Unter den Bemerkungen, die der Verfasser über die jüngeren Eruptivgesteine seines Gebietes macht, mögen diejenigen über die jüngeren Granite und Diorite ganz besonders Denjenigen zur Durchsicht em- pfohlen werden, welche bei der Namengebung bezüglich der Eruptivgesteine sich unglück- licher Weise immer an das geologische Alter derselben zu halten gewöhnt sind. Das | ausführliche und reichhaltige, den Erzlagerstätten gewidmete Capitel wird für viele Andere von grossem Nutzen sein. Hinsichtlich der Entstehung der argentinischen Löss- bildung, in welcher jene zum Theil auch durch Burmeister's hochverdienstliche Forschungen bekannt gewordene merkwürdige Säugethierfauna vorkommt, in welcher die Geschlechter Megatherium und Glyptodon auftreten, schliesst sich Stelzner im Wesent- | lichen der Richthofen’schen Lösstheorie an. Hervorgehoben mag bezüglich der quartären Bildungen noch werden, dass sich an einigen Punkten geborstene Gerölle beobachten liessen, welche der Verfasser, abgesehen vom Gesteinsmaterial, den zerspaltenen Geröllen im norddeutschen Diluvium ähnlich — findet. Den Lesern dieser Verhandlungen sind die Mittheilungen F. v. Hauer's über die merkwürdigen Geschiebebildungen von Schleinz und Pitten erinnerlich (Verh.1870, pag. 145), 1 welche hier auch in Vergleich gezogen werden könnten. Der Verfasser sieht die von ihm beobachteten Berstungserscheinungen als Producte der periodisch erfolgenden Er- wärmung und Abkühlung an. E | I Ex / REN I ETTIR, En w ” EEE Re Tem ae a Be re Sitzung am 22. December. @. Meneghini. 411 Eine geologische Karte ist der Arbeit zur Erläuterung beigegeben, von welcher Arbeit wir hier mit besonderer Befriedigung Kenntniss genommen haben, da dieselbe im _ Vereine mit den dazu gehörigen paläontologischen Beiträgen für die geologische Kenntniss ‚eines grossen Theiles des südamerikanischen Continents von grundlegender Bedeutung ‚sein dürfte. (E. T.) Th. Tschernischew. Die Fauna des unteren Devon am Westabhange des Urals. St. Petersburg 1885. Der Verfasser schliesst sich bezüglich der a zwischen Silur und Devon den "Ansichten F, Kayser’s an und gelangt bei dem Vergleich der von ihm beschriebenen - Faunen des Urals mit den entsprechenden paläozoischen Faunen anderer Gebiete zu dem Schlusse, dass die Kalksteine von der oberen Belaja dem Horizonte f, Barrande's in Böhmen und dem Delthyris-shaly-limestone der unteren Helderberggruppe in Nord-Amerika entsprechen, dass ferner die Schiefer- und Quarzsandsteine der Sigalga vermuthlich dem Harzer Hauptquarzit und dem Oriskany-Sandstein Nordamerikas parallelisirt werden _ dürfen und dass die Kalksteine an der oberen Juresan und an der oberen Ufa faunistisch _ an die oberen Wieder Schiefer im Harz, sowie an die Ober-Helderberggruppe in Nord- amerika zunächst erinnern. Der Verfasser begründet, und das sei schliesslich noch her- _ vorgehoben, seine Auffassung über die seit einiger Zeit strittige, schwer zu ziehende _ Grenze von Silur und Devon zum Theil durch den historischen Standpunkt. Die An- sichten Barrande’s, welche in dieser Richtung wohl auch Bedeutung haben, werden dabei freilich nicht weiter zur Geltung gebracht. Wenn übrigens, wie es den Anschein hat, die Zutheilung des Hereyn und damit der oberen böhmischen Stockwerke zum Devon _ allgemein durchdringt, so mag man sich darüber beruhigen, da es in einer solchen das eigentliche Wesen der Sache minder berührenden Formfrage doch hauptsächlich darauf ankommt, dass die an der weiteren Untersuchung des Gegenstandes betheiligten Forscher sich einer gemeinsamen Sprache bedienen. (E. T.) # G. Meneshini. Nuove Ammoniti dell’ Appennino cen- Eirale raccolti dal Rev. D. A. Moriconi. Atti della Soc. tose. di Se. Nat. Pisa Memorie, vol. VI. fase. 2. 1885. pag. 363—382, 3 Taf. > Die beschriebenen Fossilien stammen äus der Umgebung von Rocchetta (Provinz Ancona) und werden von Rev. D. A. Moriconi gesammelt. Ueber die geologischen Verhältnisse dieser Gegend wurden dem Verfasser von Herrn M. Canavari einige Bemerkungen zur Verfügung gestellt, denen wir folgendes entnehmen: Die Umgebung von Rocchetta bildet die am weitesten nach NW hinausgeschobenen Vorberge der San- _ vicino-Gruppe; sie wird durch den Sentino durchschnitten und gut aufgeschlossen. _ Es galt bis vor Kurzem für den Centralappennin als Regel, dass daselbst sämmtliche _ Juraniveaus zwischen dem oberen Lias mit Aegoc. Taylori und dem Tithon fehlen. In den Bergen von Rocchetta folgt jedoch auf den oberen Lias die Fauna der Schichten mit Harpoceras Murchisonae, vertreten durch die Species: Hammatoceras fallax Ben Stephanoceras Bayleanum Orb. Sphaeroceras polyschides Waag. und sodann die Fauna der Posidonomya alpina-Schichten mit kleinen Cephalo- _ poden, einigen Gastropoden und Posidonien. " Die folgenden Horizonte zwischen diesem und dem Tithon sind nicht sicher ver- # 3 treten, doch sind Andeutungen vorhanden, dass auch diese nicht ganz fehlen.. Im San- ir — vieno wurde ein Exemplar von Perisphinctes patina Neum, einer Species der n Macrocephalen-Schichten lose aufgefunden, in der Gegend von Rocchetta einige neue Sphaeroceras, die auf dasselbe Niveau hindeuten. Ferner könnten Peltoceras (?) retroflexum, eine der als neu beschriebenen Formen und Nautilus giganteus Orb. möglicherweise das Oxfordien vertreten. Das Tithon ist reich an schön erhaltenen Ammoniten, unter denen Aspidoceras, BN: Perisphinctes, Simoceras vorherrschen. Als Arten, die bisher nur im oberen 3 Tithon gefunden wurden, sind zu erwähnen Lytoceras municipale und Olcoste- phanus Groteanus Opp. Eine Art ist neu, Aspidoc. Moriconii Menegh. Es folgt das fossilarme Neocom und dann die Scaglia, welche nebst den bezeich- nenden Echiniden einige Sphäruliten und Radioliten enthält. Aus dieser Darstellung ergibt sich, dass in den gleichartigen Kalkmassen des Oentralappennin jurassische Niveau’s vertreten sind, die bisher unbekannt waren und die man weder nach petrographischen Merkmalen, noch nach den stratigraphischen Verhältnissen, sondern nur durch eingehende paläontologische Studien nachweisen kann, (le Verhandlungen. Folgende Arten erscheinen näher beschrieben und abgebildet: Aus dem oberen Lias: Coeloceras cf. Braunianum, H (Lillia) cfr. Mercati Hau. Hildoceras (Lillia) dilatum n. sp. ] (Lillia) eirratum n. sp. Hildoceras retrorsicosta Opp. Aus dem Malm: Olcostephanus ? cfr. Stenonis Gemm., admirandum Zitt., Simoceras sp. ind., Simoceras efr. Catr Simoceras efr. Volanense Opp. Peltocer as ? retroflexum n. doceras Moriconii.n. sp. Re Unter den neuen Arten sind namentlich die beiden letzteren v« Peltoceras retroflexum zeigt auf den inneren Umgängen gerade, auf Umgange dagegen winkelig gebrochene Rippen, wie sie als regelmässige Ss Ammonitenschalen noch nicht bekannt sind. Dagegen kommt eine ähnliche Seu selten an verletzten Stellen von Ammonitengehäusen vor und Referent mö mit Rücksicht darauf, sowie die Verschiedenheit der Seulptur auf deni innere “der Vermuthung Raum zu geben sich erlauben, dass in Peltoceras? ret ofl ein pathologisches Exemplar vorliege. (V. D. Stur. Die obertriadischeFloraderLunzer$el Schichten für an der Zeit, eine genauere ee der betreffenden Fioren na In der hier vorliegenden vorläufigen Mittheilung werden aus den Lunzer Se ch aus dem Schiefer von Raibl 18 Pflanzenarten aufgezählt. Es unterliegt nach Stur’s An sicht keinem Zweifel, dass die Flora der Lunzer Schichten mit der der Let ident ist. Die Lagerstätte des bituminösen Schiefers von Raibl hält der Verfasser noch wie bereits vor langer Zeit für älter als die Lagerstätte der Lunzer Flora. rührt die grosse Verschiedenheit der beiden verglichenen Xloren weniger von Altersdifferenz als von den abweichenden Bedingungen ihrer Standorte her. B3 Be werng von nAensd Hölder, x k. Hof- nal Universitäts- Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 1 Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien, GR 2 BA BE a a N a a Ps 4 nv Fr 4 “ ’ h‘ f + 1585. - Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. S Schlussnummer. i Inhalt: Vorgänge an der Anstalt. — Einsendungen für die Bibliothek: Einzelwerke und Separatabdrücke. Zeit- und Gesellschaftsschriften. — Register, Vorgänge an der Anstalt. Der Chefgeologe Dr. Emil Tietze wurde von der schottischen geographischen Gesellschaft in Edinburgh zum Ehren-Correspondenten gewählt. Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-Abdrücke. Y NR Eingelangt vom 1. October bis Ende December 1885. 3 Bosnia. Geschäftsbericht der Gewerkschaft pro 1883, 1884. Wien 1884/85. 3 2685. 4.) ve | Bruder Georg. Die Fauna der Jura-Ablagerung von Hohenstein rn le ; Rn Wien 1885. (2680. 4.) Yo i Budapest. Landesausstellung 1885. Die Vergangenheit und Gegenwart der 0 königl. ungar. naturforschenden Gesellschaft. Budapest 1885. (9548. 8.) 3 = — Beschreibung der Curorte u. Heilquellen des königl. ungar, Aerars, 1885. j (9560. 8.) hr 4 — Speeial-Katalog der VI. Gruppe: Geologie, Bergbau u, Hüttenwesen. 1885. hi (9562. 8.) — Hochofen-Gesellschaft österr. ungarische. 1885. (9571. 8.) u — Borsoder Gewerkschaft. 1885. (9572. 8.) 1% Christiania. Den Norske a 1876—1878. XIV. Zoologi. 2416. 4. = - Cope E. D. The "Relations between the Theromorphous m ME Monotreme Mammalia. 1885. (9549. 8.) i$ Credner Hermann. et ungen zur geologischen Specialkarte des König- = reichs Sachsen. Blatt: 29, 30, 41, 57, 124, 125, 129, 135, 137, 146, 147, 151, 152. Leipzig 1884. (6141. 8.) E — — Die geologische Landesuntersuchung des Königreiches Sachsen. Leipzig 2 we 1885. (9552. 8.) 4 — — Das sächsische Granulitgebirge und seine Umgebung. Leipzig 1884. (9553. 8.) / E — — Erläuterungen zur geolog. Specialkarte des Königreiches Sachsen, Blatt: 23, 30, 41, 57, 124, 125. 129, 135, 137, 146, 147, 151, 152. Leipzig 1884. (6141. 8.) 1 Dewalque G. Compte rendu de la Reunion Extraordinaire de la Societe . geologique de Belgique etc. Liege 1882. (9583. 8.) K.k. geolog. Reichsanstalt 1885. Nr. 18. Verhandlungen. 62 414 Verhandlungen. 24 Festschrift der naturwissenschaftlichen Gesellschaft „Isis“ in 13 og Feier ihres 50jähr. Bestehens am 14. Mai 1885. Dresden 1885. Finetti Joh. R. von. Cisternen, — Studie über deren rationelle A Wien 1885. - r Frazer A. M. Mömoire sur la Bor de la Partie Sud-Est a7 sylvanie. Lille 1882. Frohwein E. Beschreibung des Bergreviers Dillenburg. Bonn 1885. Fugger E. u. Kastner C. Naturwissenschaftliche Studien und Babe u aus und über Salzburg. 1885. (9541. Hoernes Rudolf Dr. Elemente der Paläontologie (Paläozoologie). re 96 Hoernes R. Dr. u. Leonhard G. Dr. Grundzüge der Geognosie. u IV. Auflage ]. Liefg. Leipzig 1885. Kalkowsky E. Dr. Elemente der Lithologie, für Studirende bearbeitet berg 1886. — — Ueber Struvit von Homburg. Leipzig 1885. Katalog über ausgestellte Gegenstände von den Berg- und Hattenwerka österr.-ungar. Staats-Eisenbahn-Gesellschaft. Budapest 1885. (2682. Kerpely Ant. v. Die Eisenindustrie Ungarns zur Zeit der Landes-Ausstelln 1835. Budapest 1885. (9568. Kraus B. Dr. Bericht über die internationale hygienische Ausstellung 188 London. Wien 1885. 2686, Kronstädter Bergbau- und Hütten-Actien-Verein. Budapest 1885. a “ Lanzi Matteo Dr. La forma dell’ Endocroma nelle Diatomee, Osservazio: Roma 1885. (2681. Lehmann J. Dr. Untersuchungen über die Entstehung der altkrystallinisch Schiefergesteine ete. Text u. Atlas. Bonn 1884. (2679. Lotti B. La cereta e l’eoceno nei dintorni di Firenze. Pisa 1885. (9542. 8, Mojsisovies E. v. Dr. Ueber die Structur des Sipho bei einigen triadisch L Ammoneen. Stuttgart 1885. (9547. 8.) Nasse R. III. Der technische Betrieb der königl. Steinkohlengruben bei Sa brücken. Berlin 1885. - (2678. 4.) Netto L. Dr. Conference faite au Muscum National ete, Rio de Janeiro 1885. 9540, 8.) Niceolis E. e Parona C. Note stratigrafiche e paläontologiche Giura Superiore della Provineia di Verona. Roma 1885. (9556. 8.) Noth J. Ueber die bisher erzielten Resultate und die Aussichten von Petroleum- schürfungen in Ungarn. Budapest 1885. (9559. 8.) Obach Theob. Ueber Drahtseilbahnen. Budapest 1885. (9570. 8.) Palffy Jos. Der Goldbergbau Siebenbürgens. Budapest 1885. Pelseneer Paul. Notice sur un Crustace de la Craie Brune des Environs de Mons. Bruxelles 1885. (9538. 8.) Penck Albr. Dr. Zur Vergletscherung der deutschen Alpen. Halle 1885. (2684. 4.) — — Die deutschen Mittelgebirge. Berlin 1885. (9581. 8.) — — Die erdgeschichtliche Bedeutung der Südpolarforschung. Berlin 1885. (9582. 8.) Powell J. W. (Secretary of the Smithsonian Institution.) Bureau of Ethnology. II. Annual Report 1880/81. Washington 1883. (2577. 4.) Quenstedt Fr. Aug. Handbuch der Petrefactenkunde. Text u. Atlas. III. Auf- lage. Tübingen 1885. 9579. 8.) Roth Justus. Allgemeine und chemische ‘Geologie. II. Band, 2. Abthg. Berlin 1885. (6682. 8.) Sandberger Fridolin Untersuchungen über Erzgänge I. II. Heft. Wiesbaden 1882/85. (9580. 8) Schindler Carl. Die Forste der in Verwaltung des k. k. Ackerbau-Ministeriums stehenden Staats- und Fondsgüter. Wien 1885. Text (9545. 8.)2 Atlas (139. 2) Schlömilch ©. Dr. Fünfstellige logarithmische und trigonometrische Tafeln. Braunschweig 1880 (9577. Lab. 8.) Szüts Elias. Kleinere Details über die nasse Aufbereitung. Budapest 1885. | | (9566, 8.) 4 Einsendungen für die Bibliothek. 415 . Vega u. Bremiker C. Dr. Logarithmisch-trigonometrisches Handbuch. VI. Auf- _ Berlin 1876. (9578. Lab. 8.) . Velain M. Ch. |]. Le Permien dans la region des Vosges. 2, Les roches tiques, ete. 3. Diabase Andesitique, ete. Paris 1885. (9554. 8.) — — Les Cataclysmes volcaniques de 1833; Ischia, Krakatau, Alaska. Paris h (9555. 8.) Zillner F. V. Geschichte der Stadt Salzburg. 1885. (9557. 8.) Zeit- und Gesellschafts-Schriften. Eingelangt im Laufe des Jahres 1885. Abbeville. Societ& d’&mulation. Memoires. Ser. 3. Vol. III. 1884. (1. 8.) _ Alpenverein. Deutscher und Oesterreichischer. Zeitschrift. Jahrg. 1884. Heft 3. (168. 8.) - — Mittheilungen. Jahrg. 1885. (524. 8.) Amsterdam. Koninklijke Akademie van Wetenschappen, Verslagen etc, Natuurkunde. Deel XIX, 1884, Deel XX, 1884. (245. 8 ) 2 — Jaarboek voor 1883. (333. 8.) er — Verslagen, etc. Letterkunde, Deel I, 1884. (334. 8.) — Processen-Verbaal. 1883/84. (485. 8.) — Jaarboek van het Mynwezen in Nederlandsch Oost-Indie. XIII. Jaarg. 1884, 2, XIV. Jaarg. 1885, 1. (505. 8. ) f Auxerre (Yonne). Societe des sciences historiques et naturelles. Bulletin. Vol. 38321,2, WER) | Baltimore. American Chemical Journal. Vol. 6. Nr. 5—7. 1884/85. Vol. 7. Nr. 2, 3. 1885. (638. 8.) h; Bamberg Naturforschende Gesellschaft. Bericht Nr. 13. 1884. (8. 8.) Basel. Naturforschende Gesellschaft. Verhandlungen. Theil 7. Heft 3. 1885. A (9. 8. 4 Belfast. Natural history and Philosophical Society. Proceedings. a . 1884—85. (13. 8.) 4 Belgrad. Serbische gelehrte Gesellschaft. Mittheilungen. Band eg 57, 59-61, 1871/85. 62. 1885. (338. 8.) Berlin. Königl. preussische Akademie der Wissenschaften. Sitzungsberichte. N. 40, 54. 1884/85. (257. 8.) — Abhandlungen aus dem Jahre 1884. (3. £.) — König]. preussische geologische Landesanstalt. Abhandlungen. Band V. Heft 2—4. 1884. Band VI. Heft 1—2. 1884. Band VII. Heft 1. 1885. (506. 8.) — Atlas zu den Abhandlungen. Band IV. Heft 4. 1884. Band V. Heft 2. 1884. Band VI. Heft ]. 1884. (1834. 4.) — Erläuterungen. Gradabtheilung 55, Nr. 24, 30, Gradabtheilung 56, ; Nr. 19, 23, 24, 25, 29, 30, Gradabtheilung 57, Nr. 19, 20, 21, 25, 26, 27. 1883/84. _ Gradabtheilung 56, Nr. 34, 35, 36, 40, 41, 42, 46, 47, 48, Gradabtheilung A0SNTEINEL2: - Gradabtheilung 71, Nr.7, 8, 13, 14. 1884/85. XXIX. Lieferung. Gradabtheilung 45, _Nr.13, 14, 15, 19, 20, 21, 25, 26, Alle (312. 8.) — Königl. preuss. geologische Landesanstalt und Bergakademie. Jahrbuch für 1883. (603. 8.) — Deutsche chemische Gesellschaft. Berichte. Jahrgang XVII. 1885. (452. Lab. 8.) — Deutsche geologische Gesellschaft. Zeitschrift. Band 36. Heft 3—4. 1884. Band 37. Heft 1—2. 1885. (232, 8.) — Gesellschaft für Erdkunde. Zeitschrift. Band XIX. Heft 3, 4, 5. 1884. Band XX. Heft I. 1885. (236. 8.) ) — Verhandlungen. Band XI. Nr. 4—10. 1884. Band XII. Nr. 1-3. 1885. 236. 8.) — Physikalische Gesellschaft. Fortschritte der Physik. ee 34. B°: Abthg. 1884. (252. 8.) — Thonindustrie-Zeitung. Jahrg. IX. 1885. (210. 4.) $ — Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preussischen Staate. Band XXXIII. 1885. (72. 4.) — Hierzu Atlas Band XXXIH. 1885. (99. 2.) 62* N nd & r EN A 1885. a Berlin. Production der Bergwerke, Salinen und Hütten im Pretssischeı im Jahre 1884. L Bonn. Naturhistorischer Verein der BR ei "Rheinlande ER Verhandlungen. Jahrg. 41. 2. Hälfte 1884... Jahrg. 42. 1. Hälfte, 1885 5 Boston. American Academy of arts and sciences. Proceedings. Vol, Part. 1, 2. 1883/84. Fa — Society of Natural history. Proceedings. Vol. XXII. Part. 2 Br '— Memoirs. Vol. IH. Nr. 8—10. 1884. Bregenz. Landwirthschafts-Verein von Vorarlberg. Mittheilung on; p — Museums-Verein. Bericht 23. 1883/84. Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen. Band IX. 1885. "Brescia. Commentari dell’ Ateneo. Anno 1884. Breslau. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. Ja hresb 62. 1885. » Bruxelles. Academie Royale des sciences, des lettres et des beaux ie Belgique. M&moires: Tome 45. 1884. - — Me&moires couronn&s. Tome 45—46. 1883/84. — Bulletins. Annte 52. T. 6. 1883/84. Annee 53. T. 7—8. 1883784. — Me&moires couronne&s. Collection in 8°. Tome 36. 1884. — Annuaire. 1884, 1885. > -—— Musee Royal d’histoire naturelle de Belgique. Annales. Tome XI. 1885. — Soeiete Royale Belge de Geographie. Bulletin. Nr. 6. Nr. 1-5. 1885. — Soeiete Belge de Microscopie. Bulletin. Tome XI, Tome XII, Nr. 1. 1885. Annales. Tome IX—-X. 1883,84. iR: a — Societe Malacologique de Belgique. Annales. Tom. XV. 1880. Tom. XVII 1883. Tome XIX. 1884. ie — Service de la Carte geologique du Royaume. Texte Explicatif pro 188 BE a7. 8). Budapest. Kiadja a Magyar tudomänyos Akademia. Közlemenyek. XVIN—XIX. 1883/84. (380. 8) — Ertekezösek a termeszettudomanyok etc. XIV. Kötet I—VIII. Szam 1884. 383, 8, — Ertekezösek a mathem. XI. Kötet I—IX. Szam 1884. Ge A 3 — K. ung. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. Jahrbücher. Band XII, XIII, X1V. 1884/85. " (198. Zi _ Königl. ungar. geologische Anstalt. Mittheilungen aus dem Jahrbuche. Band VII. Heft 2—4. 1885. (625. 8. in — Erläuterungen: Blatt, Z. 17, C. (644. 8) — Földtani közlöny kiadja a magyarhoni Re Täarsulat pro 1885. XV. (481. 8.) — Magyar kir. földtani Intezet. Evkönyve. Kötet VII. Füzet3. 1884. (489. 8.) 79 — Mathematische und naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. Band II. 1833— 1884. (646. 8.) — Meteorologische Beobachtungen an der königl. ungar. Central- Anstalt pro 1885. (186, 4) — Ungarisches National-Museum. Naturhistorische Hefte. Bi VII. Heft 1-4. 1884. Band IX. Heft 1-2. 1885. (553. 8) Buenos Aires. Academia Nacional des ciencias. Boletin. Tomo VI. 4 1884. Tomo VII. 1—4. 1884. Tomo VII. 1. (635. 8.) Bucarest. Societatea geografica Romana. Bulletin. Anul VI, part 1. 1885. (542. 8) < nn BB Einsendungen für die Bibliothek. 417 _Caen. Soeist6 Linnsenne de Normandie. Bulletin. Vol. VII. 1882/83. (37. 8.) r Caleutta. Asiatic Society of Bengal. Journal. History, literature etc. Vol. 53, 2 BB Nr. 2—4. 1883. Vol. 53, part. Nr. 1—2. 1834. Vol. 54, part. 1. Nr. 1—2. (38. 8) — Journal (Natural Science). Vol. 52, part. 2. No. I—4. 1883. Vol. 53, 7 art. 2. Nr. 1-3. 1884. (39. 8.) — Proceedings. Nr. 1—11l. 1884. Nr. 1—5. 1835. (40. 8.) R — Geological Survey of India. Records. Vol. XVII, part. 4. 1824. Vol. XVIII, Dart, 1-3. 1885. (482. 8.) — Memoirs. Vol. XXI. 1, 2. 1884. (218. 8.) — Palaeontologia Indica. Ser. X. Vol. III, part. 2-5. 1884. Ser. XIV, vol, I, part. 4. 1884. Ser. XIII, Fas. 3—4. 1884. Ser. IV. Vol. I, part. 4. 1885. 10. 4.) — Report on the Meteorology of India in 1832. Br 4.) Cambridge. (Harvard College.) Annual Report of the President and Treasurer m 1883/84. (42. 8.) — Museum of Comparative Zöology. Annual Report for 18%3/84. (23. 8.) — Memoirs. Vol. X. Nr. 3. 1884. (180. 4.) u — Bulletin. Vol. VII. Nr. 2—11. 18824. Vol. XI. Nr. Il. 1885. Vol. XIl. © Nr..l. 1885. (463. 8.) e” — Philosophical Society. Proceedings. Vol. V, part. 1—3—4. 1824/85. (313. 8.) — Transactions. Vol: XIV, part. 1. 18°5. (13. 4.) — Science. An lllustrated Weekly Journal. Vol. IV—V. 1885. (636. 8.) Cassel. Palaeontographica, berausg. v. W. Dunker und K.A.Zittel. Band 31. Let 3 u. 4. 1885. (56. 4.) Chambery. Academie des sciences, belles-lettres et arts. Documents Vol. V. n 1884. (47. 8.) Chur. Naturforschende Gesellschaft "Graubündens. Jahresbericht. Jahrg. OXX VI. 1882/83. Jahrg. XXVIII. 1883/84. (50. 8.) Cineinnati. Society of natural history. Journal. Vol. VII. Ny. 4. 1885. Vol. VANDENTS 13. 1885. (565. 8.) ; Dames W. u. Kayser E. (Berlin.) Paläontologische Abhandlungen. Band II. Heft 4—5. 1885. Band III. Heft 1. 1885. (227. 4.) Danzig. Naturforschende Gesellschaft. Schriften. Nöue Folge. Band VI. Heft 2. 1885. (52. 8.) Darmstadt. Verein für Erdkunde, und mittelrheinischer geologischer Verein. _ Notizblatt. IV. Folge. Heft 5. 1884. (53. 8.) -— — -Dorpat. Archiv für die Naturkunde Liv-, Esth- und Kurlands. Biologische Naturkunde. II. Ser. Band X. Liefg. 1. 1884. (57. 8.) — Sitzungsberichte. Band 7. Heft 1. 1834. (62. 8.) Dublin. Royal Dublin Society. Scientific Transactions. Vol. III. Nr. 4—6). 1884/35. (218. 4.) .: — Proceedings. Vol. IV. part. 5—6. 1881,85. (63. 8.) Emden. Naturforschende Gesellschaft. Jahresbericht. 1883/84. (70. 8.) Erlangen. Physikalisch-medieinische Soeietät. Sitzungsberichte. Heft 16. . 1884. (543. 8.) St. Etienne. Societe de ’Industrie Minerale. Bulletin. Tome X]1I. Livr. 3—4. Er. Tome XIV. Livr. 1—2. 1885. (243. 8.) — Atlas. Tome XII. Livr. 3—4. 1884. Tome XIV. Livre 1—2. 1885. (66. 4.) — Comptes rendus mensuels. 1885. (589. 8.) ei Frankfurt a. M. Physikalischer Verein. Jahresbericht. 1883/84. (262. 8.) — sSenckenbergische naturforschende Gesellschaft. Bericht. 1884. (316. 8.) Freiberg. Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen auf das Jahr 1885. (211. &.) j Freiburg. Naturforschende Gesellschaft. Berichte über die Verhandlungen. Band VIII. Heft 2—3. 1884. (74. 8.) Br St. Gallen. Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Bericht über die Thätig- keit pro 1882/83. (75. 8.) Na Geneve. Bibliothöque universelle ex Revue Suisse. Archives etc. Tom. XIH— XIV. 1885. (474. 8.) ı' A — Societ&E de Physipue et d’histoire naturelle.e M&moires. Tome XXVII. Partie 2. 1883/84. (20. 4.) 418 Verhandlungen. Für 1883. Heft 14. 1884/85. Glasgow. Geological Society. Transactions. Vol. VII. part. 2. u Görlitz. Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften, Neues FRE sches Magazin. Band 60. Heft 2. 1884. Band 61. Heft |. 1885. (348. 8) Göttingen K. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg-Augusts- Universität. Nachrichten aus dem Jahre 1884. (82. 8.) — Abhandlungen. Band 31. 1884. (21. 4) hs Gotha (Petermann). Mittheilungen aus Justus Perthes’ Er Anstalt. Band 31. 1885. 4) — Ergänzungshefte. Band XVIII. 1885. ' a3 Graz. K.k. Steiermärkischer Gartenbau-Verein. Mittheilungen. Neue Folge, Band IV. 1885. (538. 8) — Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. Mittheilun gen. : ahrgang 1884. (83. 8) — Steiermärkisch-landwirthschaftliches Joanneum. Jahresbericht 73. 1884. 95. 4. Greifswald. Geographische Gesellschaft. Jahresbericht II. 1883/84. Be 8 E Groth. Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie. Band IX. Heft 5—6. 1884. Band X. Heft 1—6. 1885. . (557. 87 Güstrow. Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg, Archi RE, Jahrg. 38. 1884. (145. 8) Halle a. S. Kais. Leopoldinisch-Carolinische Deutsche Akademie der Natur- forscher. Leopoldina. Heft XX. Nr. 23—24. 1884. Heft XXI. Nr. 1—18. 1885. 29,4) — Naturforschende Gesellschaft. Abhandlungen. Band XVI, Heft g ae) (22. £&) — Bericht pro 184. (84. ae — Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen und Thüringen. Zeitschrift. Band III. Heft 4—6. 1884. Band IV. Heft 1--3. 1885. (85. 8) Hamburg. Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen. Band VII. Heft 1—3. 1884. (23. 2): — Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung. Verhandlungen pro 1878/82. (595. 8.) Hannover. Gewerbe-Verein. Wochenschrift für Handel und Gewerbe. Jahrg. 1885. (161. 4.) — Ingenieur- und Architekten-Verein. Zeitschrift. Band XXXI. 1885. (69. 4.) — Naturhistorische Gesellschaft. Jahresbericht 33. 1882/83. (24. 4.) Harlem (La Haye). Societ£ Hollandaise des sciences, Archives Neer- landaises des sciences exactes et naturelles. Tome XIX. Livr. 4—5. 1884. Tome XX, Livr, 1—3. 1885. (878) Harrisburg. Second geological survey of Pennsylvania pro 1884. P, Vol. III. PS AANDEr ER RR (540. 8.) “Havre. Societe geologique de Normandie. Bulletin. Tome IL—IX, 1873 bis 1882. (652. 8.) Heidelberg. Naturhistorisch-medieinischer Verein. Verhandlungen. Neue Folge. Band III. Heft 4. 1885. r (263. 8.) Helsingfors Finska Vetenskaps-Societetens. Öfversigt XXVI. 264. 8. — Bidrag. I. 39—42. 1884/85. (266. 8.) — Acta. Societatis scientiarum Fernicae. Tomus XIV. 1885. (92. 4.) Hermannstadt. Siebenbürgischer Karpathen-Verein. Jahrbuch. Jahrg. V. 1885. (628. 8.) — Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften. Verhandlungenu.Mit- ) theilungen. Jahrg. 35. 1885. (88. 8.) 5) — Verein für siebenbürgische Landeskunde. Archiv. Band 19. Heft 3. 1884. Band 20. Heft 1. 1885. (95. 3) re | Hunfalvy Paul (Budapest). Ungarische Revue. Jahrg. 1884. Heft8 bis 10. (604.8) | Iglo (Kesmärk). Ungarischer Karpathenverein. Jahrbuch. Jahrg. XI. Heft 3—4. 1884. Jahrg. XII. 1885. (520.8) = Einsendungen für die Bibliothek. 419 ‚ Indianapolis. Departement of Geology and Natural History. Annual Report. 634. 8.) r “ Innsbruck. Naturwissenschaftlich-medicinischer Verein. Berichte. Tele XIV. Heft 1883/84. (480. 8.) Jekatarinaburg. Societe Ouralienne d’Amateurs des sciences naturelles. ME nlletin. Tome VII, livr. 4. 1884. i (512. 8.) Bit Jena. Medicinisch-naturw. Gesellschaft. Zeitschrift. Band XVIIL. Heft 2—4. 1855. Band XIX. Heft 1. 1885. (273. 8.) "3 Kiel. Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein. Schriften. Bd. VI, - Heft 1. 1885. (92. 8.) Kiew. Mittheilungen der Universität. Band XX1V. Nr. 7—12. 1884. Band XXV. R Nr. 1—7. 1885. Gr 8.) Erpenhann. Academie Royale de Copenhague. Oversigt. Nr. 2-3. 1884. N. 1. 1885. (2er. 8.) — Me&moires. Vol. I. Nr. 9—11. 1884. Vol. II. Nr. 6—7. 1885. as: 4.) E Klagenfurt Mittheilungen über Gegenstände der Land-, Forst- und Haus- _ wirthschaft. Jahrg. 42. 1885. (130. 4.) : Bi Köln. Der Berggeist. Zeitschrift für Berg-, Hüttenwesen u. Industrie. Jahrg. XXX. 1885. (76. 4.) # — (Gaea). Zeitschrift zur Verbreitung naturw. u. geograph. Kenntnisse. Bd. XXI. | (324. 8.) e: “ Königsberg. Physikalisch-ökonomische Gesellschaft. Schriften. Jahrg. 25. Abthlg. 1 u. 2. 1884 (27. 4.) Königehütte (Kattowitz). Oberschlesischer Berg- und Hüttenmännischer Verein. Zeitschrift. Jahrg. XXIV. 1885. (214. 4.) 'Krakow. Akademija Umiejetnosei w Krakowie. Rozprawy. Tom. XI. 1884. 554,8) u — Pamietnik. Tom. IX. 1884. (205 4.) t Kristiania. Archiv for Mathematik og Naturvidenskab. Bind 10. Heft 1--2. 3 1384. (547. 8.) Lausanne. Societ@ Vaudoise des sciences Naturelles. Bulletin. Vol. XX, Nr. 91, 92. 1885. (97. 8.) Leipzig. Königl. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. Berichte. Bd. 35. Be Heft 1. 188. Band 36 Heft 1, 2. 1884. Band 37. Heft 1, 2. 1885. (98. 8.) (0 — Abhandlungen. Band XIN. Nr. 1—4. 1884/85. (500. 8.) | " — Berg- und Hüttenmännische Zeitung. Jahrgang 44. 1885. (74. 4.) De - — Journal für praktische Chemie, redig. v. Hermann Kolbe. Band 31 u. 32. 1885. (447. 8.) A — Museum für Völkerkunde. Bericht pro 1884. (526. 8.) ag — Naturforschende Gesellschaft. Sitzungsberichte. Jahrgang IX. 1882. Jahrg. XI. 1884. (544. 8 Liege. Societe Royale des sciences de Li6ge. Memoires. Tome XII. 1885. (101. 8.) - — Soeiete geologique de Belgique. Annales. Tome XI. 1883/84. (529. 8.) Lille. Soeiet& geologique du Nord. Annales XII, livr. 1- 2-4. 1885. (539. 8.) Linz. Museum Francisco-Carolinum. Bericht 43. 1885 (100, 8.) 1 — Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Ens. Jahresbericht 14. . 1884. (517. 8.) Lisboa. Sociedade de Geographia. Boletim. Ser. IV. Nr. 10—11. 1883. Ser. V. N. 1—5. 1885. (552. 8.) Lisbonne. Section des travaux geologiques du Portugal. I. 1885. (62. 4.) London. Royal Geographical Society. Proceedings. Vol. VII. 1885. Wo 8.) — Royal Institution of Great Britain. Proceedings. Vol. XI, Part. ]. 1885. LE DARR) — Royal Society. Philosophical Transactions. Vol. 175. n 1—2. 1884/85. (65. 4.) — Fellows 1884. (64. 4.) — Proceedings. Vol. 37. Nr. 232—234. 1884. Vol. 38. Nr. 235—R38. 1885. (110, 8.) — Geological Magazin Vol. II. 1885. (225. 8.) 1109 — Geological Society. Quarterly-Journal. Vol. XLI. Part. 1—4. 1835. (230. 8.) \ — List 1885. (229. 8.) ‘— Linnean Society. Journal. Botany. Vol. 21. Nr. 134—137. (112. 8.) Nr. 28, 29, 30. 1884. ; 7 4 Ba: y Re 3 ae 420 “ Verhandlungen. a: London. — — Journal. Zoology. Vol. 17. Nr. 103. Vol. 18. N. 5 Vol. 19. Nr. 108. hi; — List 1884—85. 0 — Transactions. Botany. Vol. II. Part 8 1884. Zoology. Vol, IL, Pa 13, 14. 1884. Zoology. Ill. Part. 2, 3. 1885. — Mineralogical Society, MineralogicalMagazineand Journal. — (Nature.) A weckly illustrated Journal of scienze. Vol. XXXI SURRAIL, (32 St. Louis. Academy of Science. Transactions. Vol. IV. Nr. 3. 1884. (120. 8 Lund, Universitets Ars-Skrift. Acta. Tom. XIX. 1832/83 Tom. XX a Lüneburg. Naturwissenschaftlicher Verein. Jahreshefte 1883/84. Nr, 9.( G N: Lwoöw. Czasopismo polskiego towarzystwa przyrodniköw imienia Ku rnik Kosmos. Rocznik X. Zeszyt 1—b. 1885 Lyon. Academie des sciences, belles lettres et arts. Mimoirei 1883/84. — Soeiet& d’Agrieulture ete. Annales. Tome V. 1882. Madrid Comision del Mapa geolögico de Espaüa. Boletin, Tomo 1884. he — Revista Minera y Metalurgica. Tomo III. 1885 — Sociedad geogräfica de Madrid. Boletin. Tomo XVIII—XIX. 1885. ( Magdeburg. Naturwissenschaftlicher Verein. Jahresbericht. 1882/84. FR Mannheim. Verein für Naturkunde. Jahresbericht. 50. und 51. 1883 Mans. Soeiste d’agrieulture, sciences et arts de la Sarthe, Bra To XXX. 1. 1885. 8.) Le Mans. a Philotechnique du Maine. Bulletin. 3. Ann&e Nr, 1-4. 1883. 4. Annee. Nr. |. 1884. (630. 8.) Melbourne. Society of Vietoria. Transactions. Vol. XX, 1884. Vol. XXI. 1885. "1181, 93 — (Vietoria). Reports of the Mining Registrars for 1884. (229. £u — Mineral Statisties. Report. 1883 { (230. 4.) Metz Soeiet& d’histoire naturelle. Bulletin. Ser. 2. Cahier 16. 1884. (133. 8.) — Verein für Erdkunde. Jahresbericht. pro VI. VII. 1883/84. (581. 8.) Milano. Reale Istituto Lombardo di scienze e lettere. Rendiconti. Vol, XVI. 1883. (278. 8.) — Memorie, Vol. XV. Fase. 2, 3. 1884. (97. 4.) — Societä Italiana di scienze naturali. Atti. Vol. XXVII. Fasc, 1—4. 1884] (277. 8.) Modena. Societä dei Naturalisti, Atti. Ser. II. Vol, I. II. III. (279. 8. Mojsisovies E. v. et Neumayr M. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich- Ungarns und des Orients. Band V. Heft 1. 1885. (221 u. 222. 4) Mons. Societ& des Sciences, des Arts et des Lettres du Hainaut, Memoires, Ser. IV. Tome VIII. 1885. (139. 8.) Moscou, Societe Imperiale des naturalistes. Bulletin. Tome 59. Nr. 1—3. 1884. (140. 8.) Moutiers. Academie de la Val d’Isere,. Recueil des M&moires et Docu- ments. Vol. IV. livr. 1. 1884 (366. 8.) München. K. b. Akademie der Mech: Ss . Jahrg. 1854. Heft 3—4. Jahrg. 1885. Heft 1— 3. (141. 8.) Nancy. Acad&mie de Stanislas. M&@moires. Ser. 5. Tome I. 1884. (143. 8.) Napoli. Societä Africana d’Italia. Bollettino. Anno IV. Fasc, 1—4. 1885. (629. 8.) Neuchatel. Sociöte des sciences naturelles. Bulletin. Tome XIV. 1884 (144. 8) New Haven (Sillimann). American Journal of scienze and arts. Vol. XXIX bis XXX. 1885. (146. 8) — Conmnectient Academy of arts and sciences. Transactions. Vol. VI. part, 1-2. 1884. (153. 8) Newcastle. North of England Institute of Mining and Mechanical Engimeers, | Transactions. Vol. XXXIV. part. 1-6. 1885. (602. 8) - > N r. 18 Einsendungen für die Bibliothek. 421 Be New-York. American chemical Soeiety. Journal. Vol. VI. Nr. 8, 9, 10. 1884. % Pi: VII Nr. 1. 1885. (578. 8.) — American geographical Society. Bulletin. Nr. 3—4. 1884. (148. 8.) — American Journal of Mining. Vol 39 and 40. 1885. (75. 4.) — American Museum of Natural History. AnnualReport. pro 1884/85. (152. 8.) — Lyceum of Natural history. Annals. Vol. III. Nos 1, 2. 1883. (147. 8.) Nürnberg. Naturhistorische Gesellschaft. Abhandlungen. Band VII. 1884. (150. 8.) Odessa. Schriften der neurussischen naturforschenden Gesellschaft. Band IX, Heft 1, 2. Band X. Heft 1. 1885. (502. 8.) Offenbach. Verein für Naturkunde. Bericht 24. u. 25. 1882—1884. (151. 8.) Osnabrück. Naturwissenschaftlicher Verein. Jahresbericht pro 1883/84. 487. 8. Padova. Societä Veneto-Trentina di scienze naturali. Atti. Vol. IX. 1884. (592. 8.) — Bullettino. Tomo III. Nr. 3. (593 8.) D Palaeontographica von W. Bere . K. Zittel. Band 31. Liefg. 5 u. 6. 1885. (56. 4.) Palermo. Societä di acclimazione ed agricoltura in Sieilia. Giornale ed Atti. Vol. XXIV. Nr. 9-12. 1884. (413. 8.) — Societä di scienze naturali ed economiche. Giornale. Vol. XVI. 1883/84. (105. 4. / Paris. Annales des mines ou reeueil de m&moires ete. Tome VI. livr. Ee 1884. Tome VII. livr. 1—3. 1885. Tome VII. livr. 4. 1885. (214. 8.) : — (Hebert M.) Annales des sciences geologiques. Tome XV. Nr. 1. 1884. Tome XVI. Nr. 1—2. 1884. (516. 8.) — Journal de Conchyliologie. Tome 23. Nr. 1-4. 1883. (221. 8.) — Revue des cours seientifiques de la France et de l’Etranger. Tome XXXV bis XXXVL 1885. (81. 4.) — Revue universelle des mines, de la metallurgie etc. Tome XVI. Nr. 3. 1884. Tome XVII. Nr. 1—3. 1885. Tome XVIII. Nr. 1—2. 1885. (535. 8.) — Soeciete geologique de France M&moires. TomeIlI Nr. 1—2, En (67. 4.) Bulletin. Tome IX. Nr. 7. 1881. Tome X. Nr. 7. 1882. Tome XI. Nr. 8. 1883. Tome XII Nr. 4—9. 1884. XIII. Nr. 4—5. 1885. (222. 8.) — Soeiet& de g&ographie. Bulletin. Ser. I. Tome 3—20. 1825—1833. Ser. II. Tome 1-20. 1834—1843. Ser. III. Tome 1—14. 1844— 1850. Ser. IV. Tome 12 —13. 1857. Ser. IV. Tome 17—18. 1859. Ser. IV. Tome 19—20. 1860. Ser. V. Tome 7—8. 1864. Ser. V. Tome 10. 1865. Ser. V. Tome 13—14. 1867. Ser. V. Tome 17—18. 1869. Ser. V. Tome 20. 1870. Ser. VI. Tome 1—2. 1871. Ser. VI. Tome 5—6. 1873. _ Ser. VI. Tome 8. 1874. (499. 8.) — Societe Mineralogique de raue, Bulletin. Tome I—-VI. 1878—1834. - Tome VIII. Nr. 4—7. 1885. (653. 8.) — Nouvelles archives du Museum d’histoire naturelle. Ser. II. Tome VI. Fase, 1-2. 1884/85. (43. 4.) rn Penzance. Royal geological Society of Cornwall. Transactions. Vol. X, part VII. 1885. (590. 8.) St. Petersbourg. Acad&mie Imperiale des sciences. Bulletin. Tome XXX. ‚Nr. 1—2. 1885. (45. 4.) — Me&moires. Tome XXXJI. Nr. 4—13. 1884. (46. 4.) St. Petersburg. Acta Horti Petropolitani. Tomus VIII. Fasc. 3. 1884. Tomus - IX. Fase. 1. 1884. (493. 8.) ö — Annalen des physikalischen Central-Observatoriums. Jahrg 1883. Theil I—I. 139. 4.) — Arbeiten des kais. botanischen Gartens. Band. XIII. Fase. 5 1885. (493. 8.) — Berg-Ingenieur-Corps. Gornaj-Journal. Jahrg. 1885. Nr. 1—10. (389. 8.) — Comite göologique. Bulletin. T, II. Nr.8-10. 1884/85. T. IV. Nr. 1—4. 1884,85. (637. 8.) — Me&moires. Vol. II. Nr. I. 1885. (238. 4) — Russische geographische Gesellschaft. Berichte. Band XX. 1884. Band XI. 1885. (393. 8.) — Jahresbericht über die Thätigkeit pro 1884. (394. 8.) K.k. geolog. Reichsanstalt. 1885. Nr. 18. Verhandlungen. 63 422 Verhandlungen. Philadelphia. Academy of Natural sciences. Proceedings. Part 2- - Part: 1—2. 1885. Re — Journal. Vol, IX. part 1. 1884. < Tin — American Institute of ‚Mining Engineers. Trans actions. Vol. : N — American Philosophical Society. Proceedings. Vol. XXL. Nr. — Journal of the Franklin-Institute Vol. 89 et 90. 1885. Pisa. Societa Malacologica Italiana. Bollettino. Vol. X. Fogli 9 Vol. XI. Fogli 1. 1885. — Societä Toscana di scienze naturali. Atti. Vol. IV. Fase, 3. 18 — Processi Verbali. Vol, IV. 3 Pola. K.k. Hydrographisches Amt. Mittheilungen. Band XIII. 188 — Kundmachungen für Seefahrer pro 1885. ak Prag. K. k. Sternwarte Astronomische, magnetische und meteorolo ji obachtungen. Jahrg. 45. 1884. geologischen Abtheilung. Band IV. Nr. 2, 1883. — Deutscher polytechnischer Verein. Technische Blätter. I, Heft 4. 1884. Jahrg. XVII. Heft 1—2. 1885. — (Lotos.) Jahrbuch für Naturwissenschaft. Band 34. 1885. Saint-Quentin. Societe Academique des sciences, arts, bellen-lathres, et Industrie. Travaux. IV. Serie, Tome V. 1884. mt Regensburg. Königl. bayer. botanische Gesellschaft, Flora o. allgem. I Zeitung. Jahrg. 42. 1884. — Naturwissenschaftlicher Verein. Correspondenzblatt. Jahrg, 38. 18 2 = 68. 8.) Riga. Naturforscher-Verein. Correspondenzblatt. XXVII. Roma. R, Accademia dei Lincei. Rendiconti. Vol I, Fase. Be — Memorie. Vol. XIV, XV, XVI, XVII, 1833/84. R } — Bollettino del Vuleanismo Italiano. Anno X, Fasc. 9-12 1883. Anno iX Fasc. 1-9. 1885. (538. | — (omitato geologico d’Italia Bollettino. Vol. XVI. 1885. (323. — Societä geografica Italiana. Bollettino. Ser II. Vol. X. 1885. (488. : Rouen Academie des sciences, belles-lettres et arts, Preeisan aly tique Annte 1882/83. 00 Salem. Peabody Academy of science. Annual Report. 1874 to 1884. (461. Salzburg. Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Mittheilungen. Verei Eng jahr XXIV. 1884. (174. 8) Schweiz. Allgemeine schweizerische Gesellschaft für die gesammten Natur- wissenschaften. Neue Denkschriften., Band 29, Abth 1. 1884. (55. 4.) “ .— (Luzern) Naturforschende Gesellschaft, Verhandlungen. 67. Jahres versammlung. Jahresbericht 1883/84. (9. 8.) .— Paläontologische Gesellschaft. Abhandlungen. Vol. XI. 1884. (202. 4) Stockholm. Kongeliga svenska Vetenskaps - Akademiens. Handlingar. Band 18. 1880. Band 19. 1, 2. 1881. .(103. 4.) — Öfversigt. Bd. 38, 39, 40. 1881—83. (286. 8.) — Lefnadsteekningar. Band 2. Heft 2. 1883. (287. 8.) — Bihang. Band 6. 1, 2. 1880/82. Band 7. 1, 2. 1882. Band 8. an 2 1883. — Geologiska Föreningens Förhandlingar. Band VII. Heft 6— 2 1884. 633. 8). — Sveriges geologiska Undersökning. Nr. 4, 10, 61, 62, 88, 91. er an 8, 87, 98,095, 96.1 1885: a — Afhandlingar. Nr. 63, 64, 66. 1834, Nr. 69, 70, 72, 73. 1885. (ob 4.) Stuttgart. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Jahrg. 1885. Band I Heft 1—3. Jahrg 1885. Band , Heft 1—3. Beilageband IH Heft 1—3. 1884/85. (231. 8.) Sydney. Royal Society of New South Wales. Journel. Vol, XVII, 1884 Vol. XVIIL. 1885. (560. 8.) Teplitz. Der Kohleninteressent pro 1885. V. Jahrg. (220. E Einsendungen für die Bibliothek. 423 Tiflis. Materialien für Geologie vom Kaukasus pro 1879—1883. (569. 8.) Torino. Reale Accademia della seienze. Memorie., Ban II. Tomo 36. 1885. (119. 4.) — Atti. Vol. XX, disp. 1-6. 1884. (289. 8.) — Club Alpino Italiano. Bollettino. Vol. XVIII. Nr. 51. 1884. (492. 8) Toronto. Canadian Institute. Proceedings. Vol. II. Fase. 1—3. 1884. R Vol II. Fasc. 1—2. 1885. (554. 8.) - — Toulouse. Acad&mie des sciences, Bu GEIDE DEE et belles-lettres. M&moires. Ser. 8. Tome V. 1-3. 1883. (180. 8.) ie Tschermak. mMineralogische und petrographische Mittheilungen. Band 6. > Heft 1. 1884. Band 7. Heft 1—3. 1885. (483. 8.) 'Udine. R. Istituto teenic. Annali. Ser. II. Anno 3. 1885. (477. 8.) Upsaliae. Nova acta R. Societatis Seientiarum. Vol. XII. Fasc. II. 1885. (111. 4.) Utrecht. Nederlandsch meteorologisch Jaarbock, voor 1884. (147. 4.) « — Provineial Utrechtsch-Genootschap van Kunsten en alonnsebanpen: Aantee- keningen. 1882— 1883. i (290. 8.) Br. — Verslag pro 1882— 1884. (291. 8.) B Vicenza, Academia Olimpica. Atti. Vol. XVII. 1882. (438. 8.) r, Washington. Departement of the Interior. Report of the U. St. geological - Survey of the Territories. Vol. III. 1884. (224. 4.) 2 — Bulletin. Nr. 2—6. 1883/84. (564. 8.) I". — (Powell J. W.) Department of the Interior. United States geological Survey. _ Annual Report. III. 1881/82. (240. 4.) — Monographs. Vol. III—-V. 1882/83. (241. 4.) A — Hierzu Atlas. (136. 2.) s — Department of Agrieulture, Report 1883. (#10. 8.) — Engineer Department U. S. Army. Annual Report of the Chief of En- gineers etc. for the year 1883, part. 1—3, for the year 1884, part. 1—4. (586. 8.) — Smithsonian Institution. Annual Report ofthe Board of Regents _ for the year 1882. (185. 8.) 7 Wellington. New Zealand Institute Transactions and Proceedings. Vol. XVII. 1885. (510. 8.) Wien. Kais. Akademie der Wissenschaften, Sitzungsberichte, math.-naturw, €. I. Abth. Band 90. Heft 1—5. 1884. Band 91. Heft I—5. 1885. Register zu den ' Bänden 86—90. (233. 8.) — Sitzungsbericht math.-naturw. Cl. IT. Abth. Band 90. Heft 3—5. 1884. | Band 91. Heft. 1—5. 1885. Band 92. Heft 1. 1885. (234. 8.) — Sitzungsberichte math.-naturw. Cl. IH. Abth. Band 90. Heft 1-5. 1884. _ Band 9]. Heft 1--5. 1885. (532. 8.) — Sitzungsberichte, philos.-histor. Cl. Band 108. Heft 1—3. Band 109. "Heft 1-2. Band 110. Heft 1. (310. 8.) | — Denkschriften. Philosoph.-hist. Cl. Band 35. 1885. (159 4.) | — Denkschriften. Mathem.-naturw. Cl. Bar 49. 1885. (68. 4.) — Almanach. Jahrg. 1885. (304. 8.) Be; — Anzeiger. Jahrg. 1885. (235. 8.) — K.k. Ackerbau-Ministerium. Statistisches Jahrbuch. Heft 3. Liefg. 1—2. 1884. Heft 1. 1885. (576. 8.) | — K.k. Bergakademie zu Leoben und Pribram und der königl.-ungar. Berg- akademie zu Schemnitz. Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch. Band XXXI. Heft. 4. 1884. Band XXXIII. Heft 1—3. 1885. (217. 8.) — K.k. Central-Anstalt für Meteorologie ete. Jahrbuch. Neue Folge. Band XX. 1885. (150. 4.) — K. k. Gartenbau-Gesellschaft. Illustrirte Garten-Zeitung. Band X. . 1885. (298. 8.) — K. u. k. geographische Gesellschaft. Mittheilungen. Band 27. 1885. (187. 8.) — K. k. geologische Reichsanstalt. Abhandlungen. Band XI. Abth. 1. (60, 79, 80, 4.) — Jahrbuch. Band 35. 1885. (215, 226, 238, 241, 429, 596, 598, 8.) — Verhandlungen. Jahrg. 1885. (216, 227, 239, 242, 430, 597, 599, 8.) — K.k. Landwirthschafts-Gesellschaft. Verhandlungenu. Mittheilungen pro 1885. (299. 8.) 63 Verhandlungen, a a Wien. K.k. Militär-geographisches Institut. Mittheilungen. Baı — K. k. Statistische Central-Commissioa. Oesterr. Statistik, und VII. Heft 1. 1884. Band VIII. Heft 1—3. 1884. Band IX. Heft 13. . Band X. Heft 4. 1885. & Bis" — K, k. Technisches und administratives Militär-Comite, Mitthe: E, Jahrg. 1885. , — K. k. Zoologisch-botanische Gesellschaft. Ver Band {X I 1884. Register 1871—18 : — Anthropologische Gesellschaft. Mittheilungen. Band XIV. Heft 1 Br Band XV. Heft 1. 1885. — Gewerbe-Verein für Niederösterreich. Wochenschrift. J ahrs, : — Handels- und Gewerbekammer. Bericht pro 1884. — Medieinisches Doctoren-Collegium. Oesterr. Zeitschrift für pra kunde. Band XI. 1885. (dö4. 4 — ÖOesterr, Gesellschaft für Meteorologie. Zeitschr if t. Band XX, 1885. 330. 8 — Oesterr. Handels-Journal. Jahrg. XIX. 1885. 01. — 0Oesterr. Ingenieur- und Architekten-Verein. Wochenschri = % _Jahı 1885. — Zeitschrift. Jahrg. XXXVII. 1885. @ — Oesterreichischer Touristen-Club. Touristen-Zeitung.Bd.V. 1885. (226. — Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen. Jahrg. XXXII. 18 (En: — Organ des Club österr. Eisenbahnbeamter. Oesterr. Eisenbahn-Z a“ Jahrg. VIII. 1885. sr DICHTE — Reichsgesetzblatt. Jahrg. 1885. (153. — Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. Schrif Band 25. 1884/85. — Wissenschaftlicher Club. Jahresbericht 1884—85. : En — Monatsblätter. Band VI, VII. 1885. 68 Kr Wiesbaden. Nassauischer Verein für Naturkunde. Jahrbücher. F be 1884. % Würzburg. Physikalisch-medieinische Gesellschaft. Verhand lun ge = Folge, Band XVIII. 1884. — Sitzungsberichte. Jahrg. 1884. (40 Yokohama. Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Osta Mittheilungen. Heft 32, 33. 1885. En Zagreb. Rad jugoslavenske Akademije znanosti i umjetnosti. Knjiga 69— — Viestnik hryatskoga Arkeologickoga Druätva. Godina VII. Br. 14. 583. 8. Zürich. Naturforschende Gesellschaft. Vierteljahresschrift. Jahrg. 26—2 1881— 1884. (199. 8. , Zwickau. Verein für Naturkunde. Jahresbericht pro 1884. (497. 8.) Register. H Erklärung der Abkürzungen: G. R. A. — Vorgänge an der k. k. geo- logischen Reichsanstalt. — 7 = Todesanzeige. — an B. = Aufnahms-Berichte. — Mt. — Eingesendete Mittheilungen. — V. = Vorträge. — N. = Notizen. — L. — g _ Literatur-Notizen. | BE ne BR th Dr. Al. Opis geognostyezuy Szezawnicy 1. Benin nn o ee ee Ir D: Am mon Dr.L. v. Ueber das in der Sammlung des Regensbur ger Natur wissenschaft- 4 lichen Vereines aufbewahrte Skelet einer er Flug- E.- eidechse. L. NN.7... Analy sen, ausgeführt im chemischen Laboratorium "des k. k. General-Probir- amtes in Wien. — Zusammengestellt von Dr.E. Priwoznik L.Nr.4 Andrä Gare Justusı-r., Nr. 167u. 17 22°. Andrussow Nic. Ueber das Alter der unteren dunklen Schieferthone auf der Halb- Er insel Kertsch. Mt. N.8 .... 2.0... 4.‘ er. Bachinger J. Ueber ein Mineral-Vorkommen aus der Fusch. L. Nr.5 .... 156 Bassani F. Avanzi di peseci oolitici nel Veronese. L. Nr. 16/17 . 407 I E 5 Sull’ etä degli strati a pesci di Castellavazzo nel Bellunese. 1% Nr. is? 408. “ 74 Becke F. Notizen aus dem niederösterreichischen Waldviertel. L. Nr. 14 . . 353 FR Bittner A. Bemerkungen zu einigen Abschnitten des „Antlitz der Erde“ von ; Br SUos4 MEIINE AR Bat RENT 24 % n Zur Stellung der Raibler Schichten. Mt. Nr. 3 : N IR. \ = Neue Einsendungen von Petrefacten aus Bosnien. Mt. Nr. al 140 R N 5 Aus den Ennsthaler Kalkalpen. Neue Fundstelle von Hallstätter { | NEN Nee 143 | A Diluvialer Süsswasserkalk von Baden, eingesandt vom n Herrn. Lehrer | E. Ebenführer in Gumpoldskirchen. MESNLAG 3 183 = Ueber das Alter des Tüfferer Mergels und über die Verwendbarkeit von Orbitoiden zur Trennung der ersten von der zweiten Medi- terranstutes MESINTE NER N a A: 225 !) Bei den einzelnen Literatur-Notizen sind die Namen der Referenten durch die vorgesetzten Initialen bezeichnet. Es bedeuten: A. B. = Alexander Bittner. — y” _A.S. — Adolph Senoner. — B. v. F. = Baron v. Foullon. — €. v, J. = Conrad I v. John. — D. S. und D. St. = Dionys Stur. — E. T. — Emil Tietze. — F.T. = 2 Friedrich Teller. — G. St. = Guido Stache. — K.P. — Carl M. Paul. — M. V. - Michael Vacek. — V. U. = Victor Uhlig. 426 2 DE ee en bahn 5 Ueber einen Aufschluss von sarmatischen "Schichten bei Piafstätlen f Mt. Nr. 9. ER asnntäraee Fe Sr SR NRER . Zur Geologie des Untersberges. IM B. Nr. 11 ee Br N: Ueber die Plateaukalke des Untersberges. V. Nr. 15 ...... Blaas J. Ueber die Glacialformation im Innthale. L. Nt.3....... un Böhm G. Geologisches und Paläontologisches aus Ober-Italien. L. Nr.3. . a Beitrag zur Kenntniss der grauen Kalke in Venetien. L. Nr. 5. ; Ueber südalpine Kreide-Ablagerungen. L. Nr. 13 ........ Böttger O0. Ueber Orygoceras Brus- L. NT. 3... mern 2 5 Ueber Melanopsis costata Neum. non Oliv. IL. Nr.) 3 So r Uebergang von Eratopsis zu Erato. L.Nr.3 ..... ER Branco W. Ueber einige neue Arten von en und über tertiäre Belemniten. / Naar Bruder Georg. Die Fauna der J ura-Ablagerung von Hohnstein i in "Sachsen. E "Nr. 8 Die Fauna der Jura-Ablagerung von Hohnstein in Sachsen. L. Nr. 15 na Brunnlechner A. Mineralogische Notizen. L. Nr 15... . . 222 SB 4 Brusina S. Bemerkungen über rumänische Paludinen-Schichten mit Bezug auf "m Be Prof. G. Cobalcescu’s Werk: Studii geologice si palwontologice asuprä unor Terämuri Tertiare din unile Pärti ale Romäniel,. Mt. IN a a nla Hai te, Ye ee n, Se Her 4 6 Camerlander €. v. Bemerkungen zu den geologischen Verhältnissen der Um- gebung von Brünn Mt. Nr. 2 . Aus dem Diluvium des nordwarthe hen Schlesienst v. Nr. 5 EI Praktikant der k. k. Geologischen Reichs-Anstalt G. R.A., Nr 10... 245 Capellini G. Il Chelonio Veronese (Protosphargis Veronensis Cap.) 'scoperto nel 1852 nel cretaceo superiore presso Sant’ Anna di Alfaedo in Valpolicella. I: Ne. 3:7 .24% mn ce 2 2 ee At: Cathrein A. Neue Krystallformen tirolischer Mineralien. ” Nr. 4 & Ueber den Orthoclas von Valfloriana in Fleims, L. Nr.4... ” ” ” ” IoNT ARE N > Ueber Wildschönauer Gabhro. Br Nr. 1. & Choffat F. Description dela faune jnrassique du Portugal, I. "Mollusques lamelli- branches. L. Nr.9.. Recueil de monographies statigraphiques sur le systeme erstacique du Portugal. L. Nr. 16/17. . . Cobalcescu G. Ueber die geologische Beschaftenheit des Gebirges im "Westen und Norden von Buzen. Mt. Nr. Il... Be Cotteau Gust. Die Echiniden der Stramberger Schichten. Er Nr. ER. . 29 n > Deecke W. Beiträge zur Kenntniss der Raibler Schichten der \ombardiecheng x Alpen; It Nr) 8A. Le 2er A RNEeIE N) ir AlzE Diener Dr. Carl. Ueber das Vorkommen von Hierlatz- Schichten in der Kofanı \ gruppe. V. Nr. 3. SEIT Diller J. S. Fulgurite from Mount Thielson, Oregon. 'L. N. 10... 7 Drasche E. Chemische Untersuchung eines Minerals, Mt. N. 3... .... 8L Dunikowski Dr. E. v. Einige Bemerkungen über die Gliederung des west- ° galizischen Karpathensandsteines. Mt. Nr. 9... ... 238 « Engelhardt A. Ueber bosnische Tertiärpflanzen. L. Nr.3 . 2.2. 2.2.... 97 Erben Bohdan. Analyse einiger böhmischer Minerale. L. Nr. 12 2 . 2.308 Ettingshausen (. v. On the fossil flora of Sagor in Carniola. L. Nr. "16/17. 405 Nr. 18 Register. 427 I Ä YG 4 j f 28 F. Seite rg Co mess ent 2 ea 1293 Be BistMantel Carl +..Nr. 13... "in 2... 313 _ Foullon H. B. v. Ueber einen neuen Anbruch von krystallisirtem Schwefel bei E; y Truskaviee in Galizien. V. Nr.5 . . warm... . 146 7 n Ueber rosenrothen Caleit von Deutsch-Altenburg. V. Nr.5.. 148 Caleit auf Kohle aus dem Münzenberger Bergbau bei Leoben. VAN Va A 149 n Ernennung zum Adjuncten der k. nt geol. Reichsanstalt. 6. ir INTEL ee Tae EEN, 225 = Bericht über den Verlauf einer Reise nach "Griechenland. ASBENT IR. 249 5) Ueber veränderte Eruptivgesteine aus den Kohlenbergbauen der Prager Eisen-Industrie-Gesellschaft bei Kladno. Mt. Nr. 11 276 R: Quarze aus Carrara. V. Nr. 16/17... . 402 Franzenau A. Krystallographische und optische Untersuchungen am "Ainphibol Im des Aranyerberges. L. Nr.4 .. 134 5 Beitrag zur Kenntniss der Schalenstructur € einiger 'Foraminiferen. A TRENTU la A 329 Frauscher K. F. Dr. Ergebnisse einiger Exeursionen im "Salzburger "Vorlande, s mit besonderer Berücksichtigung der Eocän- und Kreide- E> Br Ablagerungen in der Umgebung von Mattsee. Mt. Nr.7 173 Fritsch Anton Dr. Ueber die Auffindung eines Menschenschädels im diluvialen j Lehm von Strebichovie bei Schlan. L. Nr.6 .. 170 FritschK. v.Dr. Carl Ritter’s Zeichnungen des ae auf der Nea Kaimeni, Sartorın.. Lı, Ne, Mer er 290 Fuchs Theod. Tertiärfossilien aus dem Becken \ von Bahna (Rumänien). Mt. Nr. 3 79 5 Ueber die Fauna von Hidalmas bei Klausenburg. Mt. Nr.4 .. . 101 > Miocän-Fossilien von Lykien. Mt. Nr.4. . 107 Fugger E. und C. Kastner. Naturwissenschaftliche Beobachtungen aus und übern Salzbure, Bea N lo er er @. Gasperini J. Contributo alla conoscenza geologica del Diluviale dalmato. L. i INES 308 “ Bainitz Dr.H.B. Zur Geschichte des "angeblichen Meteoritenfalles“ in , Hirschfelde 3 bei Zittau, Mt. Nr.7 .. 188 Beyer Georg. Untersuchungen über die Lagerungsverhältnisse“ des "Lias in n den östlichen bayerischen Kalkalpen. Mt. Nr. 12... 203 | Griesbach C. L. Geologische Notizen aus Afghanistan. Mt. Nr. 18: 3l4 — @ruber Chr. Das Münchener Becken. Ein Fe zur eher Geographie Südbayerns. L. Nr. 16/17 .. . 409 | or Haas H. Etude monographique et eritique des Brachiopodes rhötiens et jurassiques des Alpes Vaudoises et des contrees environnantes. L. Nr. 10 . . . . 260 E | Fr AR oa ungen bezüglich der a von Castel Tesino. Mt. B: NE lbsus se 395 8 ni HandmannR. Ueber eine Uiataklarietische Säulenbildung eines ‚s Basaltstockes und 2 dessen Umwandlungsform in Wacke. Mt. Nr. 3. . . 718 p | ” Zur Conchylien- „Ablagerung von St. Veit a. d. Triesting. "Mt. Nr. 7 188 er 5 Zur Süsswasserkalk- Ablagerung in Baden. Mt. Nr. 16 u. 17. . 391 Ueber Neritina Prevostiana cf. Mt. Nr. 16 u. 17 ...... 392 Hantken M. v. Ueber die mikroskopische Zusammensetzung ungarländischer a Kalk- und Hornsteine. L. Nr.9. .. 243 Hartnigg F. Notizen aus dem Feistrizthale in der Umgebung v von ı Anger. Mt. NEmAs a. N SENDE EEE 2 Me EREILT, Hassenpflug Dr. Sur ’Ozokerite. D Nr. 3 ER 99 - Hatch H. Ueber den Gabbro aus der Wildschönau in Mirol “ aus an hervorgehenden schiefrigen Gesteine. L. Nr. 15. . . 2 22 2.. öl, 2 2 N iR] 428 Verhandlungen. Hatle Dr. Eduard. Die Minerale des Herzogthums Steiermark, L. Nr. 10:0 nu Hauer Franz v. Jahresbericht G. R.. A. Nr.]. . RN Er R Die Gypsbildung in der Krausgrotte bei Gams. Mt. Nr. 2 % Ernennung zum Intendanten dar kais. naturhistorischen Museen. Ergebenheits-Adresse der Mitglieder der k. k, geologische Reichsanstalt an denselben. G.R.A. N.5 .... „2 72 Heim A. Zur Frage der Glarner „Doppelfalte“. Mt. Nr.3. ...... Me, BR. „ Handbuch der Gletscherkunde. L. Nt.3 . 2.2.2... wa en Helmersen’Gonerali t.u Nr. Aun m c +} Hilber V. Zur Frage der exotischen Blöcke : in "den "Karpathen. Mt. Nr. 15 a Hofmann Ad. Säugethierreste aus der Stuhleck-Höhle. L. Nr. 7. ; e Beitrag zur Diluvialfauna der Ober-Steiermark. Mt. Nr. 9. Y . Ueber einige Petrefacte aus dem Sung im Paltenthale. Mt. Nr.9 . Hussak E. Ueber Eruptivgesteine von Steierdorf im Banat. Mt. Nr.7 .... J. er Jannettaz Ed. Les roches. Description et analyse de leurs el&ments mingralogique et de leur strueture. L; Nr.6 .. ... ... Se Jieffireys:d. IGwyn. Te NIS Eee Ren. Li vr DR John €. v. Olivingabbro von Szarvaskö. Mt. Nr. 13.22... 0 er K. er Kalkowsky E. Elemente der Lithologie für Studirende bearbeitet. L. Nr. „er 3 4 Kellner W. Der Bergbau in Tirol. L, Nr. 6%. . vr... De Kri$patic Prof. Dr. M. Die Erdbeben Croatiens im Jahre 1883. Mt. Nr. 11. Kittl E. Die fossile Säugethier-Fauna von Maragha in Persien. Mt. Nr. 16u. Wü Klein C. Mineralogische Mittheilungen (Perowskit von Pfitsch in Tirol). L. Nr. 5 Klipstein Dr. A. v. Ueber die Gosaukreide der Ladoialpe auf dem Sonnenwend- joch bei Brixlegg im Unter-Innthal. Mt. Nr.4 ..... Koch Dr. A. Prof. Die alttertiären Echiniden Siebenbürgens. L. Nr. 4... S Bericht über die im Klausenburger Randgebirge im Sommer 1883 ausgeführte geologische Special-Aufnahme. L. Nr.7....... Umgebungen von Klausenburg RED. Blatt Z. Bo: Col. XXXIX, 1:'75:000: LIE. 7%. 7.2 ua e ne n Krenner J. A. Ueber den Szaboit. L. Nr. 4 Er, Emplectit und der sogenannte Tremolit von Rezbänia. % "Nr. 4. Kunz Geor ge F. Ueber drei Meteoreisenmassen von Glorieta Mountain bei Canoneito Sante Fe County, New Mexico. L. Nr. 13... . Kusta J. Ueber das Vorkommen von silurischen Thierresten in den Tremosnaer Conglomeraten "bei Skrej. L. Nr.3 2... 20 Neue Arachniden aus der Steinkohlenformation in Rakonitz, L. Nr.6 | ” ” L. Laube Prof, Dr. Gust. Notiz über das Vorkommen von Chamiden und Rudisten im böhmischen "Turon. Mt. Nr, 3. . Le re “ Ein Beitrag zur Kenntniss’ der Fische des böhmischen Porons,, Ir Nr 16 wall . Lehmann Carl. Neue Beiträge zur Kenntniss des Eklogits, vom mikroskopisch- mineralogischen und archäologischen Standpunkte. L. Nr. 5. Lenz Dr. Oscar. Ernennung zum Professor der Geographie an der k.k. Universität Czernowitz. GR. A, Nr. Va nn ee 3 Leonardelli G. Il Saldame, il Rego e la terra di Punta Merlera in Istria come formazione.termica. L..Nt., 3 U % 2... u. m Lobe Bergrath. Controlbohrungen im Steinkohlengebiete bei Loslau in Ober- schlesien. Mt. Nr. 10 3 Loeffelholz L. v. Vibrationsrisse im Kalkstein. "Mt. "Nr. 13 Loven S. Ueber Pourtalesia, a genus of Echinoidea. L. Nr. 3. Löwl F. Die Granitkerne des Kaiserwaldes bei Marienbad. 1B% Nr. 16 \ u. Bi 429 Seite Mährisch- OstrauerBerg-und HüttenmännischerVerein. en des Ostrau-Karwiner Steinkohlen-Reviers. L. Nr. 10. . ; 255 far chesetti Dr. C, v. Höhlenthiere aus der Umgebung von Triest. Mt. Nr. 4. 123 _ Meneghini G. Nuovi Ammoniti dell’ Appennino centrale, raccolti dalRev. D. A. Moriconi. L.. Nr. 16 u. 17... Se] E _ Mennier Stanisl. Traite pratique de pal&ontologie nn L. Nr. Es ln) N. 2 _ Neumayr M. Morphologische Studien über fossile Echinodermen. L. Nr.3. .. 9 N Die geographische Verbreitung der Juraformation. L. Nr. 14 . . 347 Nicolis E.eF.Parona. Note stratigrafiche e paleontologiche sul Giura superiore E: della provincia di Verona. L. Nr. 16u.17 ...... 405 Niedzwiedzki J. Beitrag zur Kenntniss der Salzformation von Wieliczka und Br- i Bochmia. DENT las} 326 NE > Bisherige Ergebnisse der Tiefbohrung in n Kossocice bei Wieliczka. e f MI ONTE ARE 5 331 _Nikitin S. Allgemeine geologische Karte ‘von "Russland. Bl. 71. Kostroma, ; Makariev etc. L. Nr.8 .. 220 j & Die Gun chadenelan der J urabildungen des Gouvernements Kostroma. . MENT-8,: a eg I SAN Noth J. Petroleum-Vorkommen in Ungarn. 'Y. Nr. 3. a m 08 ” Ueber die bisher erzielten Resultate und die Aussichten von Petroleum- schürfungen in Ungarn. L. Nr. 16u. 17 . 408 2 N Oväk O. Studien an Hypostomen böhmischer Trilobiten, 5 "Nr. 8. ee ee 223 P. 2 Parona C. F. Sopra alcuni fossili del Lias inferiore di Carenno, Nese ed Adrara nelle prealpi bergamasche. L. Nr.3 . 96 E 5 Sulla etä degli strati a Brachiopodi della Croce "di | Sogan in n Val 5 “Tesino. L. Nr.7 .. Ar . 204 PaulK.M. Das Salinargebiet von Südrussland. V. Nr. EN : a et LO =” . Verleihung des Franz Josef-Ordens,. G. R. A. Nr, 10% ran Reisebericht. Makov. A.B. Nr. 10. . . N 220 Pawlow A. Der Jura von Simbirsk an der unteren Wolga. Mt. Nr. 7 el N Penecke RK. A. Das Eocän des Krappfeldes in Kärnten. L. Nr. 14... .. . 350 | n Notizen über einige Formen aus den Paludinenschichten von Krajova 3 IneRUmangene Mg Ne Insum Ile Mo te . 394 Penck A. Pseudoglaciale Erscheinungen. L. Nr. DENE RE LE 5 Mensch und Eiszeit. L. Nr.3 .. RE De RE Geographische Wirkungen der Jiszels EB) Near ne MAN Sg Ai Die Eiszeit in den Pyrenäen. L. Nr. 3 . a ee 9 Ueber interglaciale Breceien der Alpen. V. Nr. 15° ee er er Pichler A. Notizen zur Geologie, vonu.Lirok, ME Nr 30.0 2 a at X Zur Geologie Tirols. Mt. Nr.8.. . NEE BASE Prähistorische Geräthe aus Dalmatien. N. "Nr. ae en re 85 Purschke C. A. ee sarmatica n. sp. aus dem Tegel von Hernals bei Wiene WINK la... DEE 1 Meer A NE . 328 R. Reinsch P. F. Einige neuere Beobachtungen über die Zusammensetzung der Steinkohle. L. Nr.9. . N a er en ee RAR ı © Richthofen F. v. Atlas von China. L. Nr. I 86, 326 Rodler Dr. A. Das Knochenlager und die Fauna von Maragha. Mt. N.14 .. 333 | Rohrbach Carl E. M. Ueber die Eruptivgesteine im Gebiete der schlesisch- | mährischen Kreideformation. L. Nr. 10 .. 0258 K.k. geolog. Reichsanstalt. 1885. Nr. 18. Verhandlungen, 64 Stache G. Ueber die Silurbildungen der ÖOstalpen mit Bemerkungen über die 430 zu ee ehe, ni AN eh we » Tokapeı Gebirges. L. Nr. 4 3 Rüst Dr.!) Beiträge zur Kenntniss der fossilen Radiolarien aus Gesteinen N: Nr!) Rzehak A. Diatomaceen im Mediterrantegel der Umgebung. von Brünn, "Mt. H Ueber das Vorkommen der Foraminiferengattungen Ramuhna u Cyclammina in den älteren Tertiärschichten Oesterreichs. Mt. Nr. 7 5 Bemerkungen über einige Foraminiferen der Oligocänformation. L.Nr. 1 3 Ueber das Auftreten der Foraminiferengattung Epistomina Te T im Eocän Nieder-Oesterreichs. Mt, Nr. 14... . 7.) 0 ie ii. 14 Ss. i u Sandberger Fr, Weitere Mittheilung über tertiäre Süss- und Brock moasl aus Galizien. Mt. Nr3 .. 2.5 1 h Untersuchungen über Erzgänge. m Nr, ara ER u Fossile Binnen-Conchylien aus den Inzersdorfer "(Gongerien.) Schichten von Leobersdorf in Niederösterreich und aus dem Süs wasserkalke von Baden. Mt. Nr. 165u. 17. . 5 Schlosser Max. Notizen über die Säugethierfauna von Göriach und über Miocän- ER faunen im Allgemeinen. Mt. Nr.8 ........ 2. Al Schmid Dr’. EB. 7. Nr. dire Be Schmidt A. R. Ueber die Unterteufung des Goldberges in ı Rauris. %. B Re DH Bemerkung über den rothen Sandstein im Leuckenthale. Mt. Nr. I 238-3 Schröckenstein Franz. Ausflüge auf das Feld der Geologie. L. Nr 14... 35 Seeck Arthur. Beitrag zur Kenntniss der granitischen Den in den Provinzen Ost- und Westpreussen. L. Nr.6 . . RAR Six Achille. Les hydrocarbures naturelles de la serie du petrole. L "N. 5% Ne Devon-, Carbon- und Permschichten dieses Gebietes. L. Nr.5 . } Ernennung zum Vicedirector der geologischen Reichsanstalt. @.R, ME Nr gen 2 ee een an 10 PR Stelzner Alfred. Beiträge : zur r Geologie und Paläontologie der argentinischen Republik, L. Nr. 16u.17 . 3 Stur D. Vorlage der Farne der Carbon-Flora der 'Schatzlarer Schichten. V. Nr.4 Vorlage eines von Dir. E. Döll im Pinolith von Sung im Paltenthale Steiermarks gefundenen Thierrestes. V. Nr.5 . . Geschenke für das Museum der geologischen Reichsanstalt. Mt. Nr. 6. Ernennung zum Director der k. k. geologischen Reichsanstalt. G.R. A. NT Seh Ueber die in Flötzen reiner Steinkohle vorkommenden 'Stein- und Torf- sphärosiderit-Rundmassen. V. Nr.8... Die obertriadische Flora der Lunzer Schichten und "des "bituminösen Schiefers von Raibl. L. Nr. 16/17. ee De ee Suess E. Das Antlitz der. Erde. u. Nr. 2 20, Won. Son 2 N De oS Ueber schlagende Wetter. V. Nr. 13 . . { Szajnocha L, Zur Kenntniss der mitteleretacischen Cephalopodenfauna der Insel Elobi an der Westküste Afrikas. L..Nr.3. . H Studya geologiezne u ‚Karpatach Galizyi zachodniey. L. Nr. 3 ö Przyöznek do zuajmosei fauny Cephalopodow z karpatiego pias- kowca. DL; 'N.8 2 a 2 RS 7 Er T. Tausch Dr. L. Ueber die Beziehungen der neuen Gattung Dirga G. Böhm zu den Megalodontiden, speciell zu Pachymegalodon Gümb. Mt. Nr, 6 R Praktikant der k. k. geologischen Reichsanstalt, G. R. A. Nr, W Reisebericht über 'Thessalien A... B. Nr. 10) > 2 !) Irrigerweise als Küst in obiger Abhandlung aufgeführt. Register. r eglas Gabriel. Die Höhlen bei Boieza in Siebenbürgen. Mt. Nr. 13... .. G. Neue Höhlen in dem siebenbürgischen Erzgebirge. Mt. Nr. 3 aller F. Oligocänbildungen im Feistritzthale bei Stein in Krain. V. Nr. 7... : Ernennung zum Adjuncten der k. k. geologischen Reichsanstalt. @.R. A. I TE So re A EN BER N ed oe n Ein neuer Fundort triadischer Cephalopoden in Süd-Steiermark. Mt. en se Rn ER rel a 02,2 Yan TE 5 Fossilführende Horizonte in der oberen Trias der Sannthaler Alpen. KREBS HET Re Re ee a tale in yore Tietze Dr. E. Ernennung zum Ehrenmitglied des serbischen Gelehrten vereins (Srpsko uteno drustvo) in Belgrad. G. R. A. N. 4 ..... b 5 Ueber Steppen und Wüsten. L.Nr.A . . 2... 2220. Ss Ernennung zum Chefgeologen. G. R, A. Nr. 9... ..... ö R Reisebericht aus Maköw (22. Juli) A.B. Nr. 10 ...... 4 „ Der geologische Bau der österreichischen Küstenländer. L. Nr. 11 % n Ueber ein Vorkommen von Granit inmitten der galizischen * Flyschzone (Würbenthal 20. August.) A. B. Nr. 12...... 3 n’ Einige Notizen aus dem nordöstlichen Ungarn. Mt. Nr. 14 . 5 Zur Frage der exotischen Blöcke in den Karpathen. Mt. Nr. 1617 n Ernennung zum Ehrencorrespondenten der schottischen geogra- phischen Gesellschaft in Edinburgh. G.R.A. Nr. 18. .... Toula F. Ueber Amphicyon, Hyaemoschus und Rhinoceros (Aceratherium) von B- Goriach. bei Tarnau in Steiermark. L, Nr. 8. AL zZ 2.mn ” Ueber den marinen Tegel von Walbersdorf bei Mattersdorf i in Ungarn. TEN IE ELBE RE te ee el RR er Red ee „ Ein neuer Aufschluss in den Congerienschichten bei ee delen in Rot ar DM EN On eh ee A ne n Süsswasser - Ablagerungen mit Unionen in der Neulinggasse (Wien, ; SEBEZITR) MEN ELOE U. EN Re a ee ren 2 er arächer Th. Der permische Kalkstein im Gouvernement Kostroma. L. INT N ee ae e\ Die Fauna des unteren Devon am Westabhange des Urals, ENEFHRO Un I nr El.sh ol air an ah 20% ih U. ‚Uhlig Dr. neror. Zur Stratigraphie der Sandsteinzone in Westgalteion. Mt. Nr.2 Ueber eine Microfauna aus den westgalizischen Karpathen. V. Be Bere oe a N RI RE BORD Me Ueber die Betheiligung mikroskopischer Organismen an der Zusammensetzung der Gesteine. L Nr.4 ......... n Vorlage der Kartenblätter Bochnia-Czchöw. Y. Neo Ueber den Verlauf des Karpathen-Nordrandes in Galizien. vw. 3 NE RR AUT Br A EN OR ok | E Reisebericht Czorstyn. A. B. Nr. I ..... ” ” r Reisebericht IT. A. B. Ne IT. y a Vv Vacek. ar zum Geologen der k. k. geologischen Reichsanstalt. @. R. A. y DR, N ee Se ROLLER HERNE DISFMILS ENG € ‚Vater Heinr. Die fossilen Hölzer der ar des Herzogthums Braun- SCh were, ar NE On Here. a te Velain Ch. Les volcans, ce qu’ils sont et ce qu'ils nous 'apprennent. T Nr. 3 Berbeek R. D, M. Krakatau, L. Nr. 10 .....». a ee Verhandlungen. ww. Walther Dr. Johannes. Die FRE NNHR Kalkalgen des Golf v ‚und die Entstehung structurloser Kalke. Woldfich J. N. Diluviale Arvicolen aus den Stramberger Höhlen $% LSNr2Bw: 5: 2 D ‘ Veber eigenthümliche Graphit-Coneretionen a aus Böhmen. V. Nr. 16u.17...... gaden. L. Nr. : 2. Zeiller R. Protest über Priorität. Mt. Nr. 9 . h de Be A. Baron. Flora fossilis formationis ooliticae. 1 "Nr. 11, ” . Due nuovi pesei fossili della famiglia dei Ba nel terreno eoceno nel Veronese. L. Nr. 13 . a Sopra uno schelettro fossile di en esiste Gazola in Verona. L. Nr. 13 . . Zuber Dr. R. Die krystallinischen Gesteine vom Quellgebiete der Oxer NEBEN. 22 A a RC Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 13 z s > „ Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien, für Studirende iäasbeilet von 7 nte ae raalogie- Dr: Ernst KOESEN: er: . 8 Mark, in Lwd. geb. 9M.20Pf. Bi. den aöhneilen 'Fortschritten der Lithologie fehlte es an einem Tehsdahe, ie reichen Resultate der neuesten Forschung in vollem Umfange, aber möglichst Form den Stadirenden zugänglich macht.. In obigem Buche hat der Verfasser alle sicheren und. allgemein. anerkannten Resultate zur Darstellung zu während der Speculation nur wenig Platz eingeräumt. wurde, Dasselbe fällt { ra und WER allen, die. sich mit Geologie und Mineralogie be- I e 3 = F Br S. Glogau, B Buchhandlung in in Leipeig: 5 iz Gratis und franco co versende „ Kr | 0835; ee Bibliothek des FHofrath Dr. Richter. Te Be ET == ä ; va = r: > Vena von. Alfred ‚Hölder,. K.k..Hof- Er Unfvoräitsts-Bachhändler, b Wien, Rothenthurmstrasse 15. der orten m ee mioeänen Mediterranstufe in 1er Ästerreichich- ER ET ungarischen Monarchie 0 a IR. Hoernes und Mi. Auinger. >23 3. 0.4..und 5. Lieferung. t je 6 lithographirten Tafeln. .Gross-Quart. — Preis ä fl. 8 — 16 M. "Die, Fortsetzung dieses’bedentenden," paläontologischen Werkes, dessen erste ei Lieferungen. im XII, Bande der: „Abhandlungen der k.K. geologischen Reichs- ‘ "anstalt“ in Wien veröffentlicht wurden, wird in. Folge Uebereinkommens mit letzterer R en. von obigen. Lieferungen angefängen »icht mehr. in deren „Abhandlungen“, j dern in meinem Verlage "als ‚selbstständige ‚Publication erscheinen. A Nachdem nun obige 3. Lieferungen aus dem XI. Bande. der „Abhandlungen“ ausgeschieden wurden, wird dieser Band nochmals neu zur Ausgake gelangen und n Stelle der, „Gasteropoden“ andere in Vorbereitung befindliche Arbeiten: enthalten. Ich erlaube mir insbesondere alle jene Akademien, wissenschaftlichen Institute, sellschaften und ‚Bibliotheken auf diese Veränderungen aufmerksam‘ zu ‚machen, che die ersten drei Lieferungen im Dedications- oder Tauschwege; direct von. der’ “ k. geologischen’ Reichsanstalt empfingen- und. dieses wichtige, jedem Paläontologen entbehrliche” Werk ‚vollständig‘ zu besitzen wünschen., ' "BEITRÄGE Paatge Desterreich- Ungarns und des Orients, 4 : EV N. Pe Naumayı Rz : Bti= | "° Band-V, Heft I. Mit Tafel /I—VIIL., Er Inhalt: J. Velenovoky, Die Flora der böhmischen Kreideformation. (IV, Th.) Preis des completen Bandes (4 Hefte) 20 fl.—= 40 Mark. | a Ä wor, Ener anlage und natw. Seltenheiten. Be Ehe “g: nn mn oRrınen arme onm, - DRUCK VON 6 mie Dr Rn ne “Gy N 3 FA . : — ’ Fr N ge 43 ae ’R z = a . z ze 4 ep ar, f . > ee +2 LEN - Zr SIE ER a} IDEE ee s 4,4 >. \ ARTE Bea X \ERLICH-KÖNIGLICHEN en Ya Jahrgang 1886. N Lhis 18, .(Schluss,) WIEN, 1886. ALFRED HÖLDER, K. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER, Rothenthurmstrasse 15. ran u nn. Be ige “ Soeben erschien: 2. u“ _ Tabellen zur _ ” — / ® u Verlag von Alfred U mölder —— I nn a erschien: ee a oe MITTHEILU) » ... „Hetausze Fri | G; TSCHERMAR. x = (Neue Folge), ae E ACHTER BAND, ven‘ 5 I. u. II. Heft. (Mit 1 Harke; 15 Zinkographien and ea; 1) INHALT: I. Analysen ‚einiger. Mineralien und Gesteine aus “in Brüssel II.-Die vulcanischen Ereignisse ‘des Jahres 1885. 21: ©. W. C. Fuchs. II]. Ueber einige trachytische Gesteine ‚von; Von Franz Eigel, (Miteiner“ Karte.) "IV, Ueber emige - pontinischen Inseln. Von Franz Eigel, -V, Diabasporphyrit. der Stadt Petrosawodsk im Olonetzer Gouvernement. Von Con (Mit Tafel I). VI Die Auswurfsblöcke des Monte Somma. Von aus Döbeln i. S. (Mit 15 Abbildungen im Texte.) VII es vom Ifinger. Von R, Pfibram, Literatur, Soeben erschien - der k. k. Bergakademien zu Leoben und Prüm. E, und der königlich ungarischen Bergakademie zu Sche Redacteur: Julius Ritter von Hauer, k. k. Ober-Bergrath und Professor an der Bergakademie zu Leoben, XXXIV. BAND, (Als Fortsetzung des Jahrbuches der K.k. Moutanlehranstalt zu 4. Heft. Mit ı Tafel, INHALT: XI. Ueber das Stadium. der Bewegungen der Erdrinde "mit deren Beziehungen ‘zum Auftreten schlagender Wetter. Von De Chance Lallemand und Chesnean.-Taf. IV. XI. Ueber den Einfluss der Messlatten auf die Genauigkeit der. Lattenmessfingen längs gespannter Von Franz Lorber. XIII. Berichte über die .montanistischen DU Anstalten für das Studienjahr )885/6. 1856. VERHANDLUNGEN DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN GEOLÜGISCHEN RBICHSANDTALT. Jahrgang 1886. Nr. 1 bis 18. (Schluss.) WIEN, 1886. ALFRED HÖLDER, K. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER, Rothenthurmstrasse 15. A | - Verhandlungen der k. Jahressitzung am 19. Jänner 1886. Inhalt: Jahresbericht des Directors D. Stur. Jahresbericht des Directors D. Stur. Hochverehrte Herren! Das eben verflossene Jahr 1885 brachte in den Verhältnissen der k. k. geologischen Reichsanstalt grössere Veränderungen, als solche am Beginne desselben vorhergesehen werden konnten. Diese Veränderungen nahmen ihren Anfang schon im Februar und wurden auf den Verlauf nahezu des ganzen Jahres, schrittweise fortschreitend, vertheilt. Der am 18. Juli 1884 erfolgte Tod unseres unvergesslichen Freundes Ferdinand v. Hochstetter !), respective die Nothwendig- keit, die durch seinen Abgang leergewordene Stelle neu zu besetzen, hatte zur Folge, dass Seine kaiserliche und königlich Apostolische Majestät mit Allerhöchster Entschliessung vom 17. Februar 1885 den Director der k. k. geologischen Reichsanstalt Hofrath Dr. Franz Ritter v. Hauer zum Intendanten des k. k. naturhistorischen Hofmuseums allergnädigst zu ernennen geruhten. Die Vorgänge, die in Folge dieser Ernennung an unserer Anstalt und im Kreise der Mitglieder desselben stattfanden, sind Ihnen allen, meine Herren, gewiss noch frisch im Gedächtnisse.?) Die in schmeichel- haftesten Worten ausgedrückte Anerkennung der Verdienste und Bedauern über das Scheiden aus dem bisherigen Wirkungskreise von Seite Seiner Excellenz des damaligen Herrn k. k. Ministers für Cultus und Unterrieht, Herrn Sigmund Freiherrn Conrad v. Eybesfeld; die Ergebenheitsadresse der Mitglieder der k. k. geologischen Reichsanstalt an ihren scheidenden hochverehrten Direetor Dr. Fr. Ritter v. Hauer; der Ausdruck der Gefühle der Dankbarkeit an seine bisherigen Collegen, die Mitglieder der ‚ Anstalt für die ihm dargebrachten Beweise von Freundschaft und !) Jahrb. d. k. k. geolog. R.-A, 1884, 34. Bd., IV. Heft. ?) Verh. d. k. k. geolog. R.-A. 1885, pag. 137. K. k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 1. Verhandlungen. Y ]l ER EN EEE ET 2 BEE m ar Zn ED rn en 2 I a se ET, ar ” EURE ERT, 2) D Bet i 2) Verhandlungen, Zu Theilnahme; endlich der Beschluss der Mitglieder der k. k. geologische wi Reichsanstalt, ein Porträt unseres Meister s, von ausgezeichneter Künstlerhand gemalt, zu stiften, um an dieses Ereigniss für sich und ihre Nachfolger ein würdiges Andenken zu knüpfen , welches den ent- sprechenden Raum unseres Museums fortan zieren soll, sind die Haupt- momente dieser ergreifenden Vorgänge. Nur in Hinsicht auf die Durchführung dieses letzterwähnten Beschlusses sei es mir erlaubt, das seitdem Geschehene zur Kenntnis“ zu bringen. Einer der grössten und hochgeachtetsten österreichischen Künstler, Professor Canon, hatte es gerne übernommen, das Porträt unseres. Meisters zu malen. In einer überraschend kurzen Zeit war dasselbe thatsächlich auch, zu unserer allergrössten Zufriedenheit, fertiggestellt und ziert nun den runden Eingangsaal unseres Museums, ein wahres Kunstwerk , dessen Werth durch den bald darauf erfolgten höchst betrübenden Tod des unver gleichliehen Künstlers für uns doppelt erhöht erscheint. Um die Bedeutung des Porträts jedem Besucher unseres Yon klarzustellen, enthält ein unter dem Porträt gestelltes Grossfolio-Leder- blatt folgende in Gold ausgeführte Aufschrift: DER KATSERLICH KÖNIGLICHEN GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT ALS EIN ANDENKEN AN DAS FÜNFUNDDREISSIGJÄHRIGE WIRKEN IHRES MITBEGRÜNDERS, WISSENSCHAFTLICHEN LEITERS UND ZWEITEN DIRECTORS DES HERRN FRANZ RITTER von HAUER INTENDANTEN DES KAIS. NATURHISTORISCHEN HOFMUSEUMS GEWIDMET VON DESSEN GETREUEN VEREHRERN, DEN ANSTALTS-MITGLIEDERN DES JAHRES 1855. In dem hohen Erlasse des k. k. Ministers für Cultus und Unter- richt, Z. 181, vom 22. Februar v. J. wurde ich mit der interimistischen Leitung der Anstalt beauftragt. Seine.k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschliessung vom 7. ir v. J. den Geologen an der geologischen Reichsanstalt in Wien, . Oskar Lenz‘, zum ordentlichen Professor der Geographie an der k ‘k. Universität Czernowitz mit den system- mässigen Bezügen allergnädigst zu ernennen geruht. 1 Durch diese ehrenvolle allerhöchste Ernennung unseres hoch- geehrten, gegenwärtig in Afrika reisenden Collegen, dessen Wirksam- keit an unserer Anstalt wir ein freundliches Andenken um so leichter zu bewahren in der Lage sind, als derselbe, ein glücklicher Sammler, unser Museum mit mehreren werthvollen Suiten von Petrefaeten be- reichert hat, ist also eine zweite stabile Beamtenstelle an unserer 1 Anstalt freigeworden. E ra nen ea a ea are al ner > Jahressitzung am 19. Jänner, D, Stur. Ei Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entsehliessung vom 15. März v. J. den Vice-Direcetor der geologischen Reichsanstalt, Oberbergratli Dionys Stur, zum Director dieser Anstalt mit den systemmässigen Bezügen der VI. Rangelasse allergnädigst zu ernennen geruht. | Die durch diese Allerhöchste Gnade Seiner k. und k. Apostolischen Majestät mir zu Theil gewordene Auszeichnung, an die Spitze einer der ersten wissenschaftlichen Institute Oesterreichs gestellt worden zu ‚sein, hat mich hochgeehrt, zugleich hochverpflichtet. Mit vom tiefst- gefühlten Danke erfülltem Herzen habe ich diese Stelle in pflicht- treuestem allerunterthänigstem Gehorsam eingenommen, mit dem Bewusst- sein, dass ich allein nicht im Stande wäre, unsere Arbeiten und Aufgaben in wünschenswerthem Fortgange zu erhalten, unseren Ver- pfliehtungen zu entsprechen — also hierzu jedenfalls die altbewährte Hilfe benöthige — und zwar nicht minder die Hilfe unserer aus- wärtigen hochverehrten Gönner, Freunde und Correspondenten, als die Hilfe sämmtlicher Mitglieder, Collegen und Freunde an unserer Anstalt. In diesem Bewusstsein habe ich die werthvollsten Leistungen eben so, wie die kleinsten Beiträge zur Lösung unserer Aufgaben nach Gebühr hochzuschätzen, die Verdienste eines jeden Einzelnen anzuerkennen wissen und zur Geltung zu bringen bemüht sein. Folgten meine unterthänigsten Vorschläge zur Besetzung vorerst der vacant gewordenen stabilen, später der provisorischen Stellen an unserer Anstalt. In gnädigster Erledigung der ersteren wurde der Direetion in einem hohen Erlasse des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht vom 6. Juni 1885, Z. 6538, eröffnet: Dass der mit Titel und Charakter eines Chefgeologen bekleidete Geologe der k. k. geologischen Reichsanstalt, Dr. Emil Tietze, zum Chefgeologen, die Adjuneten Michael Vacek und Dr. Alexander Bittner zu Geologen und der Praktikant Friedrich Teller, sowie der Assistent Heinrich Freiherr v. Foullon zu Adjuneten an unserer Anstalt ernannt wurden; dass ferner der nunmehr rangälteste Chef- geologe, Oberbergrath Dr. Guido Stache verständigt wurde, dass er fortan im Sinne der Allerhöchsten Entschliessung vom 3. Juli 1373 den Titel eines Vice-Direetors zu führen habe. Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschliessung vom 24. Juli 1885 dem Bergrath und Ohefgeologen der geologischen Reichsanstalt, Carl Maria Paul, in Anerkennung seiner Verdienste um Hebung des Bergwesens in Bosnien das Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens allergnädigst zu verleihen geruht. Diese Allerhöchste Ordensverleihung, wohl die höchste Auszeichnung, die einem Collegen von uns zu Theil geworden ist, hat einen ganz besonderen hohen Werth vom Standpunkte unserer Anstalt, als dieselbe in Anerkennung der Verdienste um die Hebung des Bergbaues erfolgt ist. Mein hochgeehrter Vorgänger im Amte, hat bei Gelegenheit des Jahresberichtes für das Jahr 1884!) nieht versäumt hervorzuheben: dass Herr Bergrath Paul wiederholt von Seite des hohen K. und k. !) Verh. 1885, pag. 12. 4 Verhandlungen. gemeinsamen Finanzministerium nach Tuzla in Bosnien berufen wurde, um über die Fortführung der dort im Gange befindlichen Bohrungen auf Salzsoole Rathschläge zu ertheilen. Die Bohrungen haben ein glück- liches Resultat ergeben, es wurde ein grosses Sudhaus, die Franz Josephs-Saline errichtet, der regelmässige Sudbetrieb begonnen, und eine praktische Verwerthung der Bodenschätze Bosniens eingeleitet. Mir erübrigt nur noch, der lebhaftesten und dankbarsten Freude über die Allerhöchste Auszeichnung unseres geehrten Collegen Ausdruck zu verleihen. Seine Excellenz Herr Sigmund Freiherr Conrad v. Eybes- feld, k. k. Minister für Cultus und Unterricht, genehmigte laut hohem Erlasse vom 3. Juli 1885, Z. 7583, die Aufnahme der Volontäre: Dr. Leopold v. Tausch und Carl Freiherr v. Camerlander, als Praktikanten an der k. k. geologischen Reichsanstalt. Mit diesen kurz skizzirten Personal-Veränderungen im Schosse unserer Anstalt, wurden fast gleichzeitig im hohen k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht Veränderungen bemerkbar, die für unsere Anstalt hohe Bedeutung erhalten sollten. Schon Anfangs Mai, also zu einer Zeit kurz nach der erfolgten Unterbreitung meiner Vorschläge: zur Besetzung der vacanten Stellen an der Anstalt, hatte mir unser hochverehrter Gönner und bisheriger Referent, Herr Hofrath Lucas Ritter v. Führich, die Nachricht mit- getheilt, dass das Referat der geologischen Reichsanstalt in die Hände des Herrn Vincenz Grafen Baillet-Latour übergeben worden sei. So gross meine Besorgniss, um das Schicksal unserer eigenen Angelegenheiten, in Folge der unerwarteten Veränderung in unserem Referate, sein musste, unverhältnissmässig grösser war die Freude über die schrittweise, ruhige, den Bedürfnissen unserer Anstalt ent- sprechende Abwicklung derselben und aus dankbarem Herzen fliesst mein ergebenster Dank für die durchgeführte Erledigung der wichtigsten, schwierigsten und dringendsten Fälle. Am 5. November 1885 trat eine Veränderung in den höchsten Personen des hohen k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht ein. An die Stelle Seiner Excellenz des Herın Sigmund Freiherrn Conrad vonEybesfeld folgte Seine Excellenz Dr. Paul Gautsch v. Frankenthurn als k. k. Minister für Cultus und Unterricht , in dessen Händen nunmehr die Schicksale unserer Anstalt gelegt erscheinen, von dessen Wohlwollen die fernere Entwicklung unserer Anstalt ab- hängt. Wir hegen die lebhafteste Hoffnung, dass Seine Excellenz die wirklichen Bedürfnisse und Desiderien unserer Anstalt nach Gebühr würdigen und sich bewogen fühlen wird, ‚dort zu fördern, wo wir einer mächtigen Hilfe dringend bedürfen. Am 2. Decemher 1885 folgte abermals eine wichtige Personalver- änderung. An die Stelle des “Herrn Sections-Chefs, Carl Fidler, folgte Herr Dr. Arthur Graf v. Enzenberg als nunmehriger Sections-Chef im k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht. Herrn Sections-Chef Fidler bewahren wir ein tief in unseren Herzen wurzelndes Andenken, für unwandelbare Gewogenheit und freundliche Sorge um das Wohlergehen unserer Anstalt. Dem Herrn Seetions-Chef Grafen v. Enzenberg nähern wir uns ehrerbietigst mit Jahressitzung am 19. Jänner. D. Stur. 5 der angenehmen Hoffnung, dass er, dem Montanwesen und der Natur- - forschung lange schon nahestehend, auch unsere Anstalt in den Kreis seiner Gewogenheit einzubeziehen sich bewogen finden wird. Die letzten Tage des abgelaufenen Jahres brachten uns endlich die Nachricht, dass das Referat unserer Anstalt abermals in die be- währten Hände unseres hochgeehrten Gönners, des Herrn Hofrathes Lucas Ritter v. Führich übertragen wurde. Wenn man sich die Mühe nimmt, die eben in flüchtigen Umrissen gezeichnete Situation mit jener zu vergleichen, als unser Altmeister W. Haidinger am 7. October 1866 in den bleibenden Ruhestand !) zurückgetreten und Dr. Franz v. Hauer zu seinem Nachfolger ernannt worden war, so wird man eines grossen Unterschiedes zwischen Einst und Jetzt gewahr. Ich kann diesen Unterschied nicht kürzer fassen, als wenn ich unseren Altmeister selbst sprechen lasse ?): „Und dann, die Arbeiten der k. k. geologischen Reichsanstalt „lagen ja immer in Euren Händen, meine jüngeren, kraftvolleren „Freunde. Was während meiner Amtsführung als Director geschah, „ist ja immer durch Euch in’s Werk gesetzt worden. Man wird in „der Entwicklung meinen Abgang nicht vermissen.“ Unter dem Nachfolger Haidinger’s, sahen wir die Direction unserer Anstalt in gewohnten und bewährten Händen; wir konnten uns unseren Speeialstudien zuwenden und waren an dieses ungestörte Arbeiten so sehr gewöhnt, dass uns eine jede anderweitige Beschäftigung als eine Arbeitsstörung vorkam. Nie hatte ich den Gedanken gedacht, es könnte etwa je der Fall eintreten, dass ich die Direetion unserer Anstalt übernehmen sollte. Stets hoffte ich endlich arbeitsunfähig ge- worden, mit unserem allgeehrten Direetor abzutreten und die Leitung der Anstalt auf jüngere Kräfte übergehen zu sehen. Nachdem es nun anders gekommen war, blieb mir die Mühe übrig, die, durch in stiller Zurückgezogenheit gepflogene Beobachtung und Wahrnehmung des Ganges unserer Angelegenheiten gewonnene Erfahrung, durch eingehendere Studien unserer wichtigsten Actenstücke zu vermehren und ein volies Verständniss der Bedürfnisse unserer Anstalt - anzustreben. Während dem Fortgange dieser geschichtlichen Studien geschah es nun, dass Seine kaiserliche und königlich Apostolische Majestät unser allergnädigster Herr und Kaiser, in der mir am 16. April 1885 allergnädigst gewährten Audienz, Gelegenheit zu nehmen geruhten in den huldreichsten und wohlwollendsten Aus- drücken, das lebhafteste Interesse für den „Nachwuchs der geologischen Reichsanstalt“ allerhöchst zu bekunden. Die Allerhöchste Frage: was im Interesse der Sicherung unseres Nachwuchses zu geschehen habe , musste nothwendiger Weise meinen Eifer für die begonnenen Studien nur noch lebhafter gestalten. Das Resultat dieser Studien, heute mitzutheilen, halte ich für erspriesslich für das Verständniss jener Massnahmen, die ich hohen Orts zu unter- breiten hatte. !) Jahrb. der k. k. geol. R.-A. 1866, XVI. Verh., pag. 123. ?) Ibidem, pag. 124. ei a > 6 Verhandlungen. Nach dem allerersten Entwurfe zur Bildung einer k. k. geologi i 2 schen Reichsanstalt, welchen Seine Excellenz der Herr Minister für Landeseultur und Bergwesen Ferd. Edler von Thinnfeld am. 22. October 1849 der Allerhöchsten Sanction vorgelegt hatte!), sollte die geologische Reichsanstalt eines systemisirten Praktikanten-Status entbehren, da es dortselbst sub 4 wörtlich heisst: “ Zu Hilfeleistungen bei den geologischen Forschungen und Auf- nahmen dürften am erfolgreichsten junge Beamte und Praktikanten der Aerarial-, Berg- und “Hüttenwerke verwendet werden, womit. der grosse Vortheil verbunden wäre, dass dieselben. hierbei Gelegenheit fänden, sich für ihren normalen Dienst weiter und mit Nutzen für denselben, auszu- bilden.“ Dem entsprechend wurden thatsächlich laut der hohen Ministerial- Verl ordnung vom 15. August 1850, Z. 8073/1211, IIT.,M.f. L.u. B. nachstehende Montanisten für die Jahre 1850—1 zür Dienstleistung der EA u Reichsanstalt zugewiesen : Friese Franz, Rossiwal Josef, Prinzinger Heinrich, h Hubert Alois, ; 2 Seeland Ferdinand. A Es mag hier gleich die Bemerkung folgen, dass diese einstigen Zöglinge der geologischen Reichsanstalt heute allgemein bekannte, im eifrigsten Staats- oder Privatdienste graugewordene, hochangesehene Männer sind, dass aber Keiner von Allen an unserer Anstalt länger verblieb, sondern jeder zu dem „normalen Dienste“ zurückgekehrt war. Für die zwei nächsten Jahre 1852—3 wurden Ferdinandv. Lidl, Vietor Ritter v. Zepharovich und Johann Joke&ly zur Dienstleistung an der geologischen Reichsanstalt einberufen. Es ist sehr bemerkenswerth, dass von diesen drei Bergpraktikanten jeder länger an der Anstalt verblieb, als es ursprünglich beabsichtigt war: v. Lidl trat nämlich erst nach vier Jahren in Privatdienst; Zepharovich wurde erst nach sechs Jahren, zum Professor der Aenerelosie in Krakau ernannt; Jokely diente sogar volle 10 Jahre ° bei uns, trat im Jahre 1857 als Hilfsgeologe in förmlichen Verband mit“ der Anstalt und wurde erst, nach Vollendung werthvoller Aufnahms- arbeiten insbesondere in Böhmen, die auch heute noch von den an- gesehensten lebenden Geologen für ganz vortrefflich gehalten werden, im Jahre 1862 Professor am Polytechnikum in Pest. Die Erklärung für diese Erscheinung gab Director W. Haidinger in seiner unterthänigsten Eingabe vom 30. April 1861, Z. 149, woselbst es wörtlich zu lesen ist: „Im Jahre 1853 wurde die geologische Reichs- anstalt, nach Ansichten, welche den bei der Gründung derselben be- folgten gerade entgegengesetzt waren, von dem Montanisticum getrennt. Die Anstalt fand nun zwar bei dem Ministerium des Innern Schutz und 3estand, aber jenes frühere Verhältniss wurde so plötzlieh und ein- dringlich gestört, (dass den damals an der Anstalt zurückgebliebenen re Net ') Jahrb. der geol. R.-A. 1850, pag. I—5. 4 14 Jahressitzung amı- 19. Jänner, D. Stur, 7 drei Bergwesenspraktikanten, die Zeit dieser Verwendung nicht nur nicht zum Vortheile, sondern zum Nachtlheile gereichte, indem es für sie unmöglich wurde, zum praktischen Dienst bei dem Montanärare zurück- zukehren. v. Lidl trat nach mehreren misslungenen Versuchen in Privat- dienste, v. Zepharovich erhielt die Professur der Mineralogie in Krakau; dem dritten, Joke&ly, gelang es nach neunjähriger Dienstzeit blos deshalb nicht, eine Anstellung beim Montanärar zu finden, weil er-bei einer von diesem getrennten Anstalt in Verwendung steht.“ Im Jahre 1854 meldeten sich der einheimische Dr. K. Peters und der Ausländer Dr. Ferd. Hochstetter, also Zöglinge von Uni- versitäten als Volontäre an der Anstalt und wurden gerne gesehen, nach- dem der Zufluss der Hilfeleistung von Seite des Montanärars gänzlich versiegt war. Doch schon am 3. April 1854 ergaben sich Schwierig- keiten wegen der Aufnahme Hochstetter's als Praktikanten der geologischen Reichsanstalt. Laut hohem Erlasse vom 15. April 1854, Z. 3308, wurde Hochstetter's Verwendung „nur mit der Voraus- setzung gestattet, dass hieraus keinerlei Folgerungen für die Zukunft abgeleitet und seiner eigenen Erklärung gemäss hierauf keine Ansprüche an eine Aufnahme in den Personalstand der geologischen Reichsanstalt gegründet werden. Selbst in dem Falle, wenn ihm die Leitung einer Aufnahmssection übertragen werden sollte, ihm nicht die Bezüge eines Chefgeologen, sondern nur jene eines Hilfsgeologen zugestanden werden können.“ Im Jahre 1857, als es sich abermals darum handelte, einen Aus- länder, den Dr. Guido Stache als Praktikanten in Verwendung zu nehmen, wurde im Erlasse des hohen Ministerium des Innern vom 24. März 1857, Z. 2234 der Direcetion der geologischen Reichsanstalt Folgendes eröffnet : Eau aaluiın 0,0 © „nicht entgegengetreten werden will — diess doch nicht zur Regel „werden darf. Vielmehr wird das Augenmerk darauf zu richten sein, „dass die für die Anstalt erforderlichen jungen Kräfte dureh „Beiziehung tauglicher Bergwesenspraktikanten ge- „wonnen werden, zumal die höhere wissenschaftliche Ausbildung „geeigneter Individuen dieser Kategorie, mit in den hauptsächlichsten „Zwecken gelegen ist, welche durch die Errichtung der k. k geo- „logischen Reichsanstalt erreicht werden wollten.“ „Es kann auch keinem Zweifel unterliegen, dass unter den „Bergwesens-Praktikanten sich Persönlichkeiten werden ausfindig „machen lassen, welche die nöthigen Fähigkeiten zu einer derartigen „Verwendung besitzen, uud der Berufung zu derselben um so bereit- „williger Folge leisten werden, als eine entsprecherde Dienstleistung „bei der k. k. geologischen Reichsanstalt, wie die bisherigen Er- „fahrungen auch thatsächlich darthun — auf ihr ferneres Fortkommen „in welch’ immer Richtung jedenfalls nur förderlichen Einfluss nehmen „kann.“ „eh ersuche daher E. W. auf die Sicherstellung des Nach- „wuchses der k. k. geologischen Reichsanstalt aus diesem Kreise 8 Verhandlungen. „einheimischer jüngerer Kräfte besonders bedacht zu sein und mir die- „Jenigen Anträge vorzulegen, welche geeignet sein dürften, der geo- "logischen Reichsanstalt einen ausreichenden Nachwuchs an solchen | „geeigneten inländischen Kräften für die Zukunft zu sichern.“ Dieser direeten Aufforderung des h. k. k. Ministerium des Innern entsprach der Direetor W. Haidinger in seiner Eingabe vom 4. April 1857, Z. 322, und unterbreitete die Anträge zur Heranbildung inlän- dischen Nachwuchses aus dem Montanistieum für die geologıeune Reichs- anstalt. Die Anträge gipfeln in folgenden Hauptpunkten : 1. Es werden an der geologischen Reichsanstalt Vorträge und. praktische Verwendungen in Museo und auf geologischen Exeursionen einzuleiten sein. 2. Es werde zu derselben jährlich eine kleine Anzahl absolvirter Bergakademiker oder jüngerer Montanbeamten an die geologische Reichs- anstalt einberufen. 3. Es wurde nach vorläufiger Besprechung mit den Betreffenden eine Skizze eines Programmes der Vorträge und Gegenstände fest- gestellt: Von Mitgliedern der Anstalt sollte Fr. v. Hauer die Geologie der Schichtgebirge mit besonderer Rücksicht auf Oesterreich; Fr. Foetterle die Geologie der Lagerstätten nutzbarer Mineralien, vor- | züglich in Oesterreich ; Carl v. Hauer die analytische Chemie mit Be- ziehung auf die Zusammensetzung inländischer berg- und hütten- männischer Produete, Freiherr v. Riehthofen die Petrographie in- ländischer Gesteine vortragen. Von auswärtigen Theilnehmern haben sich bereitwillig erklärt zu tradiren: O. Freiherr v. Hingenau, Berg- recht und National-Oekonomie in montanistischer Beziehung; E. Suess Paläontologie; Josef Grailich Mineralogie; Rittinger Constructions- lehre der montanistischen Mechanik. Es ist offenbar, dass dem Altmeister W. Haidinee bei der Skizzirung dieser Anträge als Ideale: eine Hochschule für Berg- und Hüttenwesen in Verbindung mit der geologischen Reichs- ° anstalt vorgeschwebt habe, wie seitdem ein solches Schwesternpaar in Berlin; die geologische Landesanstaltund Bergakademie, gegründet wurde. Diese Antragstellung der Direetion hatte die unerwarteteste Erledigung zur Folge. In einem Erlasse vom 6. Oct. 1857, Z. 8215, wurde der Direetion die Zuschrift des hohen Finanzministeriums vom 19. Aug. 1857, Z. 3002, mitgetheilt, -in welcher unter Billigung der Zweckmässigkeit dieser Anträge „rücksicehtlich der Zuweisung Junger Montanistiker zur geologischen Reichsanstalt keine bestimmtenZusicherungen zu machen dasselbein der Lage sei“ und forderte die Direction zu einem Gutachten auf, „ob bei den prekären Aussichten auf die Zuweisung von Bergakademikern und Bergbeamten in Hinblick auf etwa aus andern Kreisen vor- handene Theilnehmer die beantragten Lehreurse mit der Aussicht auf Erfolg für die Sicherung geeigneter Personalkräfte für die geologische Reichsanstalt einzuführen wären. t „ Erst im Jahre 1861, in einem Erlasse vom 9. April. Z. 866, wurde . a1 ’ . D u 2; die Frage des „Nachwuchses“ der geologischen Reichsanstalt in den ? » to) f Nr. 1 _ Jahressitzung am 19. Jänner. D. Stur. 9 Vordergrund gestellt bei Gelegenheit der Besetzung einer Praktikanten- stelle durch den Inländer Dr. “Ferd. Stoliczka dem nachheri igen berühmten indischen Geologen, der inmitten der eifrigen Aus- übung seines Berufes im Jahre 1874 im Himalaya den Tod fand. In diesem hohen Erlasse liest man Folgendes: „Ebenso bin ich nicht abgeneigt, auf den Antrag, für die hier- „durch in Erledigung kommende Stelle. eines Praktikanten den F. „Stoliezka in Verwendung nehmen zu dürfen, für den Fall einzu- „gehen, wenn sich die Direction bei Erstattung dieses Vorschlages „die Bestimmung des h. o. Erlasses vom 24. März 1857, Z. 2234, „gegenwärtig gehalten hat, wonach bei Verleihung derartiger Stellen „zunächst auf taugliche Bergwesens-Praktikanten Rücksicht „zu nehmen ist. In dieser Beziehung sehe ich daher der vorläufigen „Aufklärung entgegen.“ Die geforderte Aufklärung gab W. Haidinger am 23. April 1861, Z. 149, indem er darauf hindeutete, dass die an der Anstalt wirkenden Montanisten nieht wieder in den Montanärardienst rückein- treten dürfen. Unter diesen Verhältnissen sei es erklärbar, dass keiner der absolvirten Bergakademiker sich angeregt findet, als Volontär bei der geologischen Reichsanstalt einzutreten, woselbst des geringen Wechsels halber die Aussicht auf eine definitive Unterkunft beinahe völlig ent- zogen ist. Schliesslich hat Herr W. Haidinger erklärt: die Ansicht, dass durch die in Antrag gebrachten Vorträge an der Anstalt unter allen Umständen das Ziel erreicht werden dürfte, aufrecht erhalten zu müssen 24. Dec. 1851,27. 823). Nach wiederholten Aufforderungen einerseits und Erklärungen andererseits gerieth das Experiment: durch Vorträge und prak- tische Verwendung im Museo und auf Exceursionen aus dem Kreise der Montanistenden Nachwuchs für die geo- logische Reichsanstalt heranzuziehen, — in Fluss. Beide Theile, einerseits die hohen Ministerien und das Mon- tanisticum, andererseits die geologische Reichsanstalt, waren bemüht, in einer für sie ehrenvoller Weise das Experiment durchzuführen ; denn einerseits wurden die nöthigen Geldmitteln und lernbegierige junge Montanisten geliefert, andererseits war man bemüht, im Hörsaale sowohl als in der Natur jede Gelegenheit zur Belehrung derselben auszunützen. Von Seite desh. Finanzministeriums wurde am 30. Oct. 1862, 2.581382 der Plan W. Haidinger's über Eröffnung eines höheren seologisch- montanistischen Unterrichtes gebilligt und eurrentirt, am 16. Febr. 1863, Z. 875, der Direetion notifieirt, dass der Finanzminister die Verfügung getroffen hat, einige junge Montanisten an die geologische Reichs- anstalt einzuberufen. Ferner wurde im h. Erlasse, Z. 1734, der Direetion kundgegeben, dass, laut einer Mittheilung des k. k. Finanzministeriums der . Anstalt aus der Verwendung der Montanisten keine pecuniäre Belastung erwachsen wird. Endiich langte die Nachricht ein, dass (h. Erlass vom 11. März 1863, Z. 9186 des F.-M.) folgende Montanisten an die geolo- gische Reichsanstalt einberufen wurden : K.k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 1. Verhandlungen, u IE Fer Bm . 10 Verhandlungen. Sternbaclhı, Freih. v., k. k. Schiehtmeister. PoSepny Fr. E xspectant. Rücker Friedr. Cermak Josef Rachoi Josef Winkler Beniamin Horinek Ant. n Babänek Franz e Hertle Ludwig, Pr aktikant. OÖ. Freiherr v. Hingenau und Prof. E. Suess wurden ersucht, den Besuch ihrer Vorlesungen den Montanisten zu gestatten. Am 14. Mai 1863, Z. 22151 F. -M., wurden den Montanisten Reise- pauschalien bewilligt, um bei der geologischen Landesaufnahme mit- wirken zu können. Be. Am 3. September 1863, Z. 6671, wurde der Direetion notifieirt, dass ferner noch Ed. Windakie wiez aus Wieliezka für den Winter einberufen wurde. : Nach Rückkehr von den Aufnahmen hatten überdies die Mon- tanisten eigene Sitzungen abzuhalten, in welchen sie sich gegenseitig. ihre geologischen Erfahrungen mittheilten , worüber abgefasste Proto- kolle dem Finanzministerium vorgelegt wurden (l. d. E. vom 2. Febr. 1864, 2.4858 F.-M.). Am 11. Februar 1864, Z. 4854 F.-M., wurden die Montanisten eingeladen, die Vorlesungen des ausserordentlichen Prof. E. Suess im li. Semester zu frequentiren, die Prüfung zu legen, und wurden dem Menue. die Collegiengelder angewiesen. Im Sommer 1864 waren die Montanisten sämmtlich so weit ein- geschult, dass ihnen Theile der Aufgabe der geologischen Landesaufnahme zur selbstständigen Durehführung anvertraut werden konnten, und sie diese Aufgaben auch mit Erfolg ausführten. Ueberdies hatten sie die Aufgabe übernommen, über sämmtliche Bergbaue des aufgenommenen Gebietes ausführliche Berichte zu liefern. Wer immer in die Thätigkeit dieses ersten, in den Jahren 1863—1864 durehgeführten Montanisten - Curses an unserer Anstalt Einsicht genommen und sich von den Leistungen der Einzelnen unparteiische Kenntniss verschafft hat, der musste gestehen, dass dem Versuche voller Erfolg auf dem Fusse folgte und fühlte sich Seine Ex- cellenz, der Herr Finanzminister v. Plener bewogen, in einem h. Erlasse vom 21. März 1865, Z. 11370, der Direetion unserer Anstalt mit — folgenden Worten seine Befriedigung auszudrücken: „Ich kann übrigens nicht umhin, der 1. Direetion über das „Bemühen, um eine erspriessliche geologische Ausbildung der ein- „berufenen Montanisten meine Anerkennung auszudrücken.“ Sn Ya BE Sen In Folge dieser Thatsache hat das h. k. k. Finanzministerium schon am. 20. Juli” 1864, also schon vor der Rückkehr der Montanisten von den Aufnahmsarbeiten , Z. 35796, eine zweite Einberufung der Mon- tanisten an die geologische Reichsanstalt angeordnet, zu Folge welcher folgende Herren im Herbste 1864, gerade als die erste Partie abbe- rufen wurde, in Wien einlangten: E 2 A A i y EN, R : Jahressitzung am 19. Jänner, D, Stur, . 11 Hinterhuber Otto, Göbl Wilhelm, Raczkiewiez Matthäus, Böckh Johann, Gröger Franz, Neupauer Otto, Edler v., Ott Adolf, Gesell Alexander. j Auch mit dieser zweiten Montanisten-Partie wurde das Ex- periment in gleicher Weise durchgeführt und ist der zweiten überdies noch laut h. Erlass vom 25. April 1865, Z. 17980 F.-M., gestattet worden, unter Anführung des Bergrathes Franz Foetterle eine Verwendungs- reise in die Steinkohlenwerke : Fünfkirchen, Drenkowa, Steierdorf, Doman, “zekul und Reschitza-Eisenwerk, dann zu Aussig, Teplitz, Kladno, Wotwowitz, Brandeisl, Radnitz und Schwadowitz in Böhmen und Rossitz in Mähren unternehmen zu dürfen, deren Kosten vom h. k. k. Finanz- ministerium vollständig gedeckt wurden, und hatten die Montanisten die Verpfliehtung, ausführliche Berichte über diese Reise dem Ministerium vorzulegen. Ausser den Reisepauschalien zur Betheiligung an der Landes- aufnahme erhielt die zweite Montanisten-Partie laut h. Erlasses vom 31. März 1866, Z. 13156, die Bewilligung zu einer Kohlen-Ver- wendungsreise nach Ostrau, Karwin und Oberschlesien unter Führung Foetterle's. Um kurz zu sein, erörtere ich summarisch, dass laut h. Erlasses vom 12. Dee. 1866, Z. 54408, und vom 11. Febr. 1867, Z. 1037, die dritte Montanisten-Partie an der geologischen Reichsanstalt aus folgen- den Einberufenen bestand: Höfer Hans, Bergakademiker, Mayer Rudolf, r Langer Emil, 3 Hofmann Josef, Y Pallausch Alois, Berggeschworner, Pfeiffer Rudolf, n Das Experiment wurde auch mit dieser dritten Partie von ein- berufenen Montanisten ganz in gleicher Weise und mit gleichem Erfolge durchgeführt. Schliesslich mag hier noch des hohen Erlasses vom 14. Decem- ber 1870, Z. 34706, gedacht werden, in welchem der Direetion der geologischen Reichsanstalt erwidert wurde, dass das Finanz-Ministerium dermalen nicht in der Lage sei, eine Zutheilung von Exspeetanten an diese Anstalt zu verfügen. Dass dieses grossartige, kostspielige und fir die dabei Thätigen mühsame Experiment den Betheiligten einen grossen Nutzen brachte, wird Niemand leugnen wollen. Den Einberufenen selbst wurde Gelegen- heit auf breitester Basis sich auszubilden geboten, und es mag mir gestattet sein, hier einzuschalten, «ass dieselben bei jeder Gelegenheit, in persönlichem oder briefliehem Verkehre, des Aufenthaltes an unserer Anstalt sich stets dankbar erinnern, Das Montanistieum hat x Lr} Se Dad 1» Verhandlungen. unstreitig einen grossen Gewinn darin zu verzeichnen, dass die Ein- berufenen gerade in jenem Theile ihres Wissens der bis dahin nicht eingehend genug cultivirt werden konnte, eine grosse Bereicherung und eine namhafte Erweiterung ihrer Erfahrung, ihres Gesichtskreises er- fahren haben. Es sind die Zöglinge der geologischen Reiehsanstalt aus den Jahren 1850—52 und aus den Jahren 1863—68, in deren Händen das heutige Montanisticeum ruht, die die Directoren und Oberheasii des Privatbergbesitzes zum grossen Theile geliefert haben. ‘ Auch die k. k. geologische Reichsanstalt hat durch das ‚regel Leben in den Jahren 1863—68, durch die Vermehrung junger, frischer Arbeitskräfte, für deren Arbeiten die nöthigen Auslagen der Anstalt keine ‚peeuniäre Belastung verursachten, entschieden gewonnen, überdies hat sie sich durch die in keiner Weise remunerirten Vorträge ihrer. Mitglieder ihre Zöglinge jedenfalls zu Dank verpflichtet. RR Was das grossartige Experiment aber nicht erreicht hat) und was es zu erreichen bestimmt war, das ist die Vermehrung, respective Sicherung des „Nachwuchses“. Vergeblich sucht man auch nur einen von den während dem. Experimente geologisch ganz vortrefflich eingeschulten Montanisten in + den Reihen der Mitglieder unserer Anstalt. Nicht einmal ein schüchterner | Versuch liegt in den Acten vor, dass einer der Genannten den Willen auch nur vorübergehend gehegt hätte, an der geologischen Reichsanstalt einzutreten. Dass den Montanistenzöglingen die volle Befähigung nicht abging, wird wohl daraus ganz klar, "dass Hans Höfer Professor an der Berg- akademie in Leoben, Fr. Posepny in Pribram wurde, dass endlich Johann Boeckh gegenwärtig als Director der königl. ungari- schen geologischen Anstalt seit mehreren Jahren fungirt. Die Ursache , warum das Experiment mit den einberufenen Montanisten nach allen möglichen anderen Richtungen bestens Beniteie hat, nur für die geologische Reichsanstalt kein wesentliches Emolument, insbesondere keinen „Nachwuchs“ schuf, kann daher nicht im Mangel an erworbenen Kenntnissen, auch nicht im Mangel an Lust für geologische Aufnahmen und wissenschaftliche Arbeiten liegen, da ja einzelne von den Einberufenen einschlägige Arbeiten als Professoren oder der genannte Director der ungarischen geologischen Austalt ganz speciell zu ihrem Lebensberufe gemacht haben. Um meiner Untersuchung über die Ursache der Mangelhaftigkeit des „Nachwuchses“ der geolgischen Reichsanstalt den Anschein von © Einseitigkeit zu benehmen, habe ich nicht ermangelt, auf dieGeschichte der Wirksamkeit der einzelnen Mitglieder unserer An- stalt ganz speciell einzugehen und erlaube mir das Resultat dieser Studien in einer Uebersichtstabelle darzustellen. Die Tabelle enthält die Dauer der Wirksamkeit sämmtlieher Mit- slieder unserer Anstalt seit deren Gründung, also im Verlaufe von 36 Jahren actenmässig zusammengestellt. Es ander alle jene Mitglieder der Anstalt in die Tabelle aufgenommen, die, wenn auch nur sehr kurze | Zeit, bei uns verweilten, aber trotz dieser kurzen Wirksamkeit hervor- ragende Zeiehen ihrer Arbeit in unseren Karten. Drucekschriften und Acten zurückgelassen haben. Nr. 1 Jahressitzung am 19. Jänner. D, Stur, 13 Um die Tabelle möglichst handlich zu machen, wurden hoch- - geehrte Namen: Simony, Ehrlich, Kudernatsch, Madelung, Stelzner, F. Kreutz u. A. in dieselbe nicht aufgenommen, da es deren Trägern nie einfiel, bei uns lange zu bleiben oder a priori nur ein kurzer Aufenthalt zum Zwecke der Orientirung in unseren Arbeiten beabsichtigt war. Die Tabelle weist trotzdem mit Schluss des Jahres 1885 39 zeit- weilig an unserer Anstalt beschäftigte Mitglieder aus, woraus her- vorgeht, dass im grossen Ganzen auf jedes Jahr der Eintritt eirca eines Mitgliedes sich vertheilt. Abgesehen von jenen Mitgliedern der Anstalt, die heute den Stock des Status unserer Anstalt bilden und jenen, die sämmtlich schon im ersten Jahre nach der Gründung unserer Anstalt, also im Jahre 1850 ihre Wirksamkeit an derselben eröffnet hatten: W. Haidinger, Fr. v. Hauer, Johann CZiZek, Franz Foetterle, M. V. Lipold, I: Str und H. Wolf, enthält die oberste Colonne Namen, die wohl zu den verdienstvollsten und berühmtesten unserer Zeit gehört haben, noch gehören oder auf dem besten Wege, es zu werden, sich be- finden. Sie sind der Reihe nach, wie sie eintraten, die Folgenden: Vietor Ritter v. Zepharovich, gegenwärtig Professor in Prag; Dr. Karl Peters, als Professor der Geologie in Graz 1881 ver- storben; Dr. Ferd. Hochstetter, als Intendant des k. k. naturhistori- schen Hofmuseums 1854 verstorben; Dr. Freiherr v. Riehthofen, Professor der Geographie in Leipzig ; - Dr. Ferdinand Stoliezka, als indischer Geologe 1874 ver- storben ; Dr. Ferd. Zirkel, Professor in Lemberg, gegenwärtig Geheim- rath und Director des mineralogischen Institutes in Leipzig; Dr. Carl Zittel, Director des königl. paläontologischen Institutes in München; Dr. Urban Schloenbach, als Professor in Prag während Aus- übung seines Berufes als Geologe 1870 im Banate verstorben ; “Dr. Melehior Neumayr, Professor der Paläontologie an der - Wiener Universität; | Julian Niedzwiedzki, Professor der Mineralogie und Geologie in Lemberg; Dr. Oskar Lenz, Professor der Geograpbie in Czernowitz; Dr. Camillo Doelter, Professor der Mineralogie und Petrographie in Graz; Dr. A. Koch, Privatdocent an der Hochschule für Bodeneultur in Wien; Dr. Rudolf Hoernes, Professor der Geologie und Paläontologie in Graz. In den Händen dieses glänzenden Kranzes ehemaliger Mitglieder der k. k. geologischen Reichsanstalt ruht gegenwärtig der Fortschritt fast des gesammten naturhistorischen, vorzi üglich aber des geographischen und geologischen Unterrichtes nicht nur im Inlande, sondern theilweise und in hervorragender Weise auch ausserhalb Oesterreichs. 14 Verhandlungen. Die geologische Reichsanstalt hat somit auch für den Nachwuchs inländischer und ausländischer Universitätsprofessoren reichlich mit- gewirkt, ohne dass ihr selbst ein ausreichender Nachwuchs daraus er wachsen wäre. Denn thatsächlich haben die genannten hochverehrten Herren, wie die Tabelle es ausweist, nur 2—6 Jahre ihres Lebens der Anstalt und ihren Arbeiten gewidmet, waren während dieser Zeit allerdings im Interesse der Anstalt bemüht , sie haben jedoch die Gelegenheit hauptsächlich für sich verwerthet , indem sie mittelst der der Anstalt gelieferten Arbeiten ihren eigenen Werth so hoch heben konnten, dass ihnen ihre gegenwärtige Stellung zu Theil wurde. Sie wurden als Volontäre, als Assistenten oder Praktikanten der Anstalt, aus einer Stellung, die der X. Rangelasse entsprieht, alle und unmittelbar zu Professoren ernannt, also in die VII. Rangelasse oder noch höher eingestellt. Sie nahmen die erworbenen Kenntnisse und. Erfahrungen mit sich fort und der Anstalt blieb von ihrer Wirksamkeit nur das, was auf Karten eingetragen worden war, was in den Druck- schriften Aufnahme fand. Wenn ich hier einerseits das schnelle und ausgiebige Avancement Jener, die nach kurzem Verweilen die Anstalt verliessen, hervorhob, so fordern es Recht und Billigkeit, dass ich auch auf das Leben Jener hinweise, die an der Anstalt unter allen Umständen blieben, ausharrten und ihr durch langes Bemühen und vieljährige Erfahrung unterstütztes Können und Wissen unserer Anstalt zur Disposition stellten. Die Tabelle spricht mit deutlichen Worten von den Erlebnissen dieser Letzteren. Wer einigermassen Sinn hat für die Fassung solcher Erlebnisse, die gepaart waren mit Erduldung allerart Strapazen und Entbehrungen, die die geologische Landesaufnahme dem Geologen entgegen führt, der wird nicht anders können, als vom ganzen Herzen anzuerkennen die Grösse der Opfer, die die in untergeordneter Stellung ausharrenden Geologen der Aufgabe und der Stellung unserer Anstalt dargebracht haben. Es ist selbstverständlich, dass es gerade diese Beispiele von Duldern waren, die den „Nachwuchs“ , ob derselbe nun den montanistischen oder Universitätskreisen entnommen werden sollte, den langen Auf- enthalt bei der Anstalt perhorreseiren liessen, während andererseits die Beispiele des raschen Avancements dem „Nachwuchse“ den Weg zeigten, | wie es zu machen ist, wenn man das Angenehme an der Anstalt erhaschen und das Bittere vermeiden will. Aus dieser Erörterung, die wahrheitsgetreu und in actenmässig vorliegenden historischen Worten das Geschehene darstellt, muss Jeder- mann den Schluss ziehen, dass nicht Mangel an Gelegenheit, sich wissenschaftlich und praktisch für den Geologenstand auszubilden, die ja seit neuerer Zeit in Wien, wie vielleicht nirgends sonst, reichlich geboten ist, sondern es die Dotation der wenigen, ursprünglich nur vier stabilen Beamtenstellen der geologischen Reichsanstalt war, die die Mangelhaftigkeit des „Nachwuchses“ in früheren Jahren für unsere Anstalt veranlasst hatte. Alle übrige Mühe und Geldopfer brachten ° zwar theils dem Montanisticum, theils dem Universitäts-Unterrichte 7 en min rar Jahressitzung am 19. Jänner. D., Stur, 15 unleugbaren grossen Nutzen. aber es ist offenbar, dass sowohl Mühe als Geld thatsächlich nicht für das Interesse der Anstalt ausgelegt wurden, wenn dies auch so zu sein schien. Zur Bestätigung dieses Resultates dient die in vorliegender Tabelle ausgedrückte Thatsache, dass nach der Reorganisation des Personal- standes der geologischen Reichsanstalt laut der Allerhöchsten Ent- schliessung vom 3. Juli 1873, in Folge welcher eine bessere Do- tirung der vermehrten stabilen Dienststellen eintrat, und nachder höheren Dotirung der Praktikanten- und Assistenten-Stellen, der „Nachwuchs“ eine auffällige Stabilität zeigt und sich ein auffallend erhöhter Andrang von Volontären und Bewerbern um Praktikanten- stellen fühlbar gemacht hat. Allerdings ist es nicht zu leugnen, dass es blosser Zufall ist, wenn momentan die Bewerbung um Praktikanten- stellen eine reichlichere war; das Ausharren der Praktikanten an den erworbenen Stellen ist aber unverkennbar darin ausgedrückt, dass solche schon bis zu zehn Dienstjahren zählen und seit dem Jahre 1574 kein stabil oder provisorisch Angestellter die Anstalt verliess, ausser in Folge besonderer Umstände und bei ausserordentlicher Begünstigung. Es dürfte nunmehr unnöthig sein, noch weitere Beweise dafür einzubringen, dass einerseits die stabilen Beamtenstellen unserer Anstalt allein die Hoffnung auf die Stabilität des Nachwuchses sicher- stellen, während andererseits die provisorischen, also Assistenten- und Praktikantenstellen in dreifacher Riehtung nützlich wirkten, erstens zur Erziehung des eigenen Nachwuchses, zweitens für höhere geologische Ausbildune des Nachwuchses für das Montanisti- cum, drittens zur Erweiterung der praktischen, aus der Natur selbst unmittelbar geschöpften Anschauung für den Universitäts-Unterricht des In- und Auslandes. Die provisorischen Assistenten- und Praktikantenstellen an unserer Anstalt haben daher eine sehr beachtenswerthe und schätzens- werthe eulturhistorische Bedeutung und Niemand kann darüber einen Zweifel erheben, dass die zeilweilig allerdings unbedeutende, zeit- weilig aber namhafte (1863—1868) diesen provisorischen Stellen zuge- wendete Dotation überaus reiche Früchte getragen hat. Wenn ich daher die am 16. April 1885 Allerhöchst gestellte Frage: was im Interesse des Nachwuchses der k. k. geologischen Reichsanstalt zu geschehen habe? allerunterthänigst zu beantworten hatte, so musste ich die aus der Geschichte unserer Anstalt und der 36jährigen Erfahrung fliessende Antwort unterbreiten: essind sowohl die stabilen vom niedrigsten Range, als die provisori- schen Beamtenstellen der k. k. geologischen Reichs- anstalt so zu dotiren und eventuell zu vermehren, '\dass dieselben in den Stand gesetzt werden, auf den Nachwuchs nicht nur, und zwar in dreifacher Richtung: für die Anstalt selbst, für das Montanistieum und für den Universitäts-Unterricht erziehend, sondern auch für die schwierigen Arbeiten und Aufgaben der Anstalt anziehend zu wirken. Die Geschichte unserer Anstalt lehrt, wie ich es im Vorangehenden ausgeführt habe und es auch die Tabelle darthut, dass die provisori- schen Stellen an unserer Anstalt in der Regel nie lange besetzt blieben, 16 Verhandlungen. Rt respective deren Besitzer stets gewechselt haben und dieser Wechsel ” zumeist je in 1—3 Jahren, wenn man von Ausnahmen absieht, ertoig * Es scheint mir dies ein Fingerzeig zu sein, dass der. factische” ‘ Wechsel in der Benützung der provisorischen Stellen sozusagen ein “8 Bedürfniss des regen Lebens unserer Anstalt darstelle. Hieraus folgere ie ich ferner die für die Zukunft gelten sollende Regel, dass die provi- vr sorischen Stellen an der geologischen Reichanstalt stets nur auf zwei iR; Jahre verliehen werden sollten, ganz in der Weise, wie dies für die Re zur Dienstleistung an die Anstalt einberufenen Montanisten eingeführt: he war und es bei den Assistenten der Universität in usu ist. N. Wollen Sie, meine Herren! die dem Jahresberichte angefügte 2 Tabelle als eine freundliche Gabe von mir, zur Erinnerung an die Y Wirksamkeit der einzelnen Mitglieder der seit 36 Jahren bestehenden 3 k. k. geologischen Reichsanstalt wohlwollend entgegenehmen. Sie ge- B:- stattet, die verschiedenen Momente im Leben unserer Anstalt mit einem % Blicke zu übersehen und 'ist geeignet, dem menschlichen Gedächtnisse x nachzuhelfen. Pi Sie erinnert uns vor Allem an unsere Todten! Sie lehrt uns, dass wir vergänglich sind und dass hinter uns nur das zurückbleibt, was wir in aufrichtiger Liebe zur Wahrheit, für den Fortschritt in der Kenntniss unseres Vaterlandes und der Wissenschaft vollbracht haben. * Sie ist vorzüglich geeignet, um unsere Hoffnung, unseren „Nach- wuchs“, der ja so grosse Ursache hat, auf die Aller- höchste Fürsorge stolz zu sein, zu erheben, ihm zu zeigen, E dass er dass sich stets verjüngende Ende jener Reihe von Männern { darstelle, die bisher an der Anstalt wirkten oder noch wirken und die er nach und nach abzulösen, dabei selbst das Höchstmögliche zu leisten, zu übernehmen hat; dass im Verhältnisse, als sich die Lehr- ınittel bessern. als die schwierigsten Probleme der Wissenschaft, die y. früher nur von einzelnen hochbegabten Männern gefasst werden konnten, % Gemeingut aller Gebildeten werden, seine Pflichten sich steigern; dass man einst an seine Leistungen einen anderen Massstab der Würdigung anzuwenden haben wird, als es gegenwärtig bei ihren Vorgängern der Fall sein kann, und dass, in Erwartung der für ihn ehrenvollen Zu- kunft, es seine Pflicht sei, für die heranrückende Thätigkeit sich auf's Beste und Ernsteste vorzubereiten. Dabei ist es gleichgiltig, ob Einzelne des Nachwuchses, wie ihre Vorgänger, an der Anstalt auszuharren haben werden oder über kurz oder lang die Anstalt verlassen, um, ebenfalls wie ihre Vorgänger, an Hochschulen dem hochachtbaren Berufe von Professoren obzuliegen oder in unserem ehrenwerthen Montanisticum zu wirken. Im fröhlichen Bewusstsein, möglichst vorbereitet zu sein, ihre Plätze ehrenvoll auszufüllen, wird unser Nachwuchs sich dann stets gerne “und mit Stolz dessen erinnern, dass der Anfang seiner | N ’ 3edeutung und Grösse an unserer Anstalt wwzelt, die in der Lage war, währendder schönstenLebensepoche, der Studien- zeit, einen festen Halt darzubieten. E Gewiss wird man es zu entschuldigen wissen, wenn im Laufe des verflossenen Jahres, im Angesichte der fortschreitenden Veränderungen, grössere oder kleinere Verzögerungen in der Ausübung unserer Ver- pfliehtungen eintreten mussten. Zr 1886. Zu Seite 16. Zur Erinnerung an die Wirksamkeit der einzelnen Mitglieder der seit 36 Jahren bestehenden k. k. geologischen Reichsanstalt. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- und Univ,-Buchh. — Druck y von n Gottlieb Gistel ® Comp, in wi rn 1 | I D D rn I ie I DD a. f | ja See EEE DER 16 Es 19030 2 22 23 4 DEE Dr EEE BETEN) sr seele 36 7 37° 7 Ss I Fra f " ri me SEE 2 zT urk> Tr 5 T er) 77 Baer I TE T 1 ur z nınz Markus Vinz I koe h „NV. Rilterv. Dr. F. Dr. R. v. Freilerr v. Dr. R Dr. Rerd. Dr. E.v Dr. U Dr. | 2 Julian Dr. Oskarı] Dr. A, ] ; Dr. Rh Dr. Alex II. Baron ! L Frei Jahr W. Naidivger, Fr. v. Hauer Johann Oiizek 5 “) Dionys Stur Heinrich Wolf) Perd. v. Lidl Joh. Joköly Karl v. llauer Dr. K. Peters 00 Dr. Stache | 1 TA Paull le were 5 | A K. Zittel Er. v. Vivenot | 1.0: Be. a Dr. BAictze Dr. 0. Doelter ). v. John | Dr. A, Koch * ° NlichaelVarek' "Friede, Teller 0 Dr Vhlig, 7 “eoD- BR | N € | Poelterle Lipold Y ! je haroyich i Ayiloeisteifen Richthofen SE Andrian | "1 Stoliezka Tirkel if sisovies | St Neimmayr R Nie irre) u Retlo) cher BER ' Jlörnes Billner | ° v. Roullon Ihlig ausch | 1 \ nu | | merlande = Supra | Ham Te] € j= | = = Terre a7 SE ws Ts; er T | 3 T. = ] Sen ©3 27 Basay y = 1850 Sectionsrath | Beh Bergrath | Assistent | Geologe | ‚zul Hilfsarbeiter \ | | | | | | | | | | N | | |! 0 | Direetor | Geolsge | Geoipge | 2 | | | | | | | | | | | | | | | | - 1 | | al T N De - 1 7 j T Ne yo 1 rl ZA 54: ee} T | a n 1 see | | = | | | ee FR, Ber Kassen) 1852 | | | | | Praktikant | Candidat | Candidae | Eintritt | | | | | | | | | 1853 | | | | | Praktikant | Praktikant | | | | | | | 1 | | | | | | | Ei 7 | 7 U provis. | Hils- | Hills ] Tom A ] f } | ] E 1854 N Be | | | | "Chemiker | Geologe | Geöloge | | | | | ! | | | | | Er | | K.k.Berg- | | | N | 7 | > TER Fi | | | 7 1% eerErı 1855 ) | | rath Geologe| | | | | | | \ \ | | | & rl — k = — R \ f K. k. N = I = Praktikant | = T I I j I j 1556 Ne | ER Ay Nörgrain 1. | | | Hilfsgeologe| “Sl ei | | ee RE Fi MEER JH | n| I to | | ] & > NERE 1 Er ne TAI Si TREE] ee: Tag: Sg za] zZ ee = I | ] are f I Hilfs- Professor in Professor in | 5 IN dit Rranz 'v. | | | | | | 1857 | | | | Geologe | Krakau Pest | Praktikant Haucri. Tirol] | \ | | | 2] N ze | | | 1 Fals Volontär | Fr 155 VL = e 3 Br r Nr I- l | | | Freiwilliger j [ | | . | | unentgeltl, | | \ | | | | | |Hilfsarbeiter | | | | | al = | | l EEE x ai a war a = E15 7 Zn] Zn = T 5 1 1 I Ders 1 > Fa 7 Sr = > ae "E 11207: 7 I f1 I Bir he > ae ee 7, je E) = I re = >| | 2. 1 | Feen f 27.MärzProf.| 27. März ET ] I | 1 | | | Praktikant | ad.techn. | Reise nach Praktikant | | | | | | | | \ Hochschule | Japan | | | | | | | | | az | | Volontär | Praktikant | Volontär | | | | | | A | Rn 2 ZZ Sa Be Ayzee, ige WS ” Dr Fr 7 z Er] m x : > T | >> l je 7 TR | I | | | | | | Praktikant | Volontär | | | | I | [ ’ Las al en | ei ! ! 1 \ >: ER Vak ° Ir r IE z 7 7 Tas 53 TDaS77 N | ‚ 4. Mai Brief | Professor in | | FE 1 N | l | | | | | | | von Caleutta| Lemberg | | = | ! ! | For ; = 771 Trug n ne ren | l | | | | | | | Karlsruhe d ! Bi eu j ur: 5 y ST | "edge Tr TE ee Fi } I | | | | { | | | Lea | ee | el TE - Ge: 12 ee RE en rer ] TORTEN Fr = - == 1 ] ] | | | | KK. | , | | | | Director IE | ae B 4 2 I Bf Er IE gr [et ! a ‚wet 4 = TE | N! E re u le 1 Ber = _ - - Er. Directorin |K,k,Berg- ı Hilfs- j n 1 | Kık,Berg: | Hilf: Hi: | 1 Fe Fe | | = "Geologe | Idria jrath Geologe Geologe | “ De | | | Geologe E Geologe ar Jeraktiemnei [FE Rrakskang] | | | | ! e | 1 | 1 | | | l | Volontär | | | ne ar za — _ - n HIR- Hils- | | | | | | | | | Austritt “| | | er Praktikant | Geplone | Geolone Werl w Ir Re: BE | L | g F re en A po run ae Vom GE ea EI mer T SI I a a af ag Extra statum Professorin] Ente: 1 Velontar | Ass | | l | | | I | | | | ustrite hefgeologe Pragf loge | Praktikant | Pral Dr E- { [ ! \ | | | | | | | Jl a RE = = = = ir 7; Tan mars I lc Spare SirasE =] FF} TPrivar-Doc, | Hilfs: Zu ] 1 | | | | | | | | \inHeidelberg Geologe | _ \ | | E | K. k, | | K.k, Berg- BRaK: S | | | cher Prof, d. Palä- ” Professor i r ikanı | Assistent im en | | k are | || Bergratl | | zaihi Chem | Bergrath | \ Geologe | | | Geölbge ontölogiein Persien TRSHeT Em Adjunet | Praktikant | \puseum Volontär | | | [8 Chefgeologe ) ker-Vorstand | Chefgeologe | | | Wien er 7: a TEN ee RE — ben = ur _ — Luise I u er - = =—: Ta =n Im zT > Austritt A I nn | \ | | | | ol | l „Äste | Assistent | Assistent | Praktikant | e - Br 1 „ n \ n SE re = 1 Rückkehr 1 I | Assistent | | | } Bergrath | Adjunet ! | | 2 [uE Abe a — — = =— = > — — - — — _—— — ram = — Zr = = Professor in | Professor in | | I I | | | | | e NT Ye a ie Graz le —— —— a = m = 7 Fa TE a Tai Far Tec een Ina = WRRECEKeRET | Professorin Me f | Die Che | | | | KK Ober. | | | | Geologe ET: Harp Great | Adjunct | Praktikant | Praktikant irector Geologe | bergrath | | | Adjunet | j\ | EE I RD } z —- — = — T e - n 1 | | | | | | | | | | A Se AST. RL e 2 a ® he Be —— T 5 K.k,öber | "= el Seen | FW Tr =) Wa | | | K.k, Ober: | l ; | EIN SIREN R bergrath = £ E > a ZEN Be ER we % l $ bergrath | Be er er er fe Ze — U = _— — | 7) | E 23 | = 2. Aug. 1880 2 1 | | ] | | { \ \ F \ } [ = — m — — nr > > Prof in; | TE 2] Rückkehrv. | | Vorstand | | | | Assistene | | | l BEN N | TEE ı j | | | | | | | (ösekasım| Chemiker | } | Lister ] 23. 95 je] E 1 1 | I | | | | | I | \ | — 93] | a a ae | | | | | | | | | | bei Inn ae | WIE [31.Aprıl 1888) I 5 j | Cher | | j T Titular- | Adjunct | Praktikant | | 158: | | er \ | | | ee | NE | | | | Chefgeologe a Ze - Er at Be B U ed — u ee] Zr EN | = | 18. Juli 1894 | | | | | 1 | | | | | | 1584 {} I j} + I — _ I > \ Ei RE + em ze eh? Tr NE. = % er 5 ee | re | = R - Pe ZN — | Intendant | : rofessorun | ser N | | \lErofessorin a | | | N epas nl Professor in | | Geologe | Geologe | Adjunct | Adjunce | Praktikant | Praktikant | 1885 desk.k.n. | Director rag | Leipzig | Director | Leipzig | München | | | | Geologe | | Czernowitz | | | | |Hofmuseums | | | | | | ä d See au . - 1 ah I Dealer er TE Kae ah AG LE a RE AB KNER pr ‚ Jahressitzung am 19. Jänner, D. Stur. 1 F Eine derartige Verzögerung trat vor Allem in der Unterbreitung _ der neugewonnenen Blätter unserer Aufnahmskarten, _ dann unserer Druckschriften für das Jahr 1884 ein, die durch Seine Exeellenz den Herrn k. k. Minister für Oultus und Unterricht - Dr. Paul Gautsch v. Frankenthurn an Seine kaiserliche und königlich Apostolische Majestät in tiefster Ehrfurcht geleitet wurden (Z. 636 vom 3. December 1885). ’ Im hohen Erlasse des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht, 2. 23642 vom 30. December 1885, wurde der Direetion eröffnet , dass _ die vorgelegten Publikationen über Allerhöchsten Befehl der k. k. - Familien-Fidei-Commiss-Bibliothek übergeben worden sind. E Es sind dies: der XI. Bd., I. Abth. der Abhandlungen, dann der XXXIV. Bd. des Jahrbuches, ferner der Jahrgang 1884 der Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt, endlich die neu fertiggestellten geologischen Karten der Detailaufnahme, und zwar von Galizien 4 Blätter, von Tirol 3 Blätter. Der XI. Bd. unserer Abhandlungen trägt zwar die Jahreszahl 1885, sowohl aber die Vorbereitung der Tafeln, als auch die Drucklegung des Textes geschah unter den Auspieien meines hochverehrten Vorgängers im Amte noch im Jahre 1884 und den vorhergehenden Jahren. Obwohl von Seite der Direetion der Plan für die geologischen Aufnahmen im Sommer 1885 rechtzeitig (Z. 134 vom 15. März 1885) unterbreitet und dieser auch schon im hohen Erlasse des k. k. Mini- _ steriums für Cultus und Unterricht vom 28. April 1885, Z. 4343, im Wesen bewilligt worden war, blieb doch noch die Genehmigung einiger Details bis nach der weiteren Gestaltung der angestrebten Veränderungen in suspenso — und ich finde daher erst jetzt Gelegenheit, die Umrisse dieses Planes bekannt zu geben. BR. Diesem Plane zu Folge wurden die Detailaufnahmen in Steiermark, Galizien und Schlesien in gewohnter Weise fortgeführt. > Die Aufnahme in Steiermark in der I. Section hatten die Herren: Chefgeologe Ober-Bergrath E. von Mojsisovies und die Sectionsgeologen: M.Vacek,Dr. A. Bittner und Friedrich Teller - weiter fortzuführen. Die Durchführung der Aufnahmen in Galizien und Schlesien wurde zwei Sectionen anvertraut, und zwar bestand die II. Section aus den Herren: Chefgeologe Bergrath C. M. Paul und den Sectionsgeologen Dr. Vietor U hlie und Dr. Leopold vonTausch, und hatte diese Section an die vorjährigen Aufnahmen unmittelbar westlich anzuschliessen, während die III. Section, bestehend aus dem Chefgeologen Dr. E. Tietze und dem Sections- Geologen Carl Freiherrn v. Camerlander, theils in Galizien, theils in Schlesien die im Sommer 1884 begonnenen Auf- nahmen fortzuführen bestimmt war. Im Gebiete der II. Seetion stand die Aufnahme von Rogoznik und des zugehörigen östlichsten Theiles der karpathischen Klippenzone, bevor und gleichzeitig wird von mir die Aufstellung der reichen Petre- factensammlung, die mein hochverehrter Vorgänger im Amte von Rogoznik, während einer Reihe von Jahren, unter freundlicher Beihilfe des Herrn Kamienski in Neumarkt erworben hat, in unserem Museum an- gestrebt. K. K. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 1. Verhandlungen. 3 18 Verhandlungen. Es hat sich nun gefügt, dass Herr Dr. Uhlig, dem ich die N - nahme des bei Rogoznik vorliegenden westlichsten Theiles der ka pathischen Klippenzone übergab, im Sommer 1884 den mittleren The dieser Zone sehr sorgfältig durchstudirt hatte, wobei die betreffenden Karten einen wesentlichen Fortschritt im Detail gegen die älteren Auf- nahmen notifieirten. Es war daher zu erwarten, dass der 1884 fertig gebrachte mittlere und der im Sommer 1885 aufzunehmende westliche Theil der karpathischen Klippenzone auf den neu fertiggestellten Karten weit detaillirter dargestellt sein werde als der östliche Theil dieser Klippenzone bei Lublau, der nur nach den älteren Aufnahmen kartirt vorlag. Ze. Ich hatte daher den Entschluss gefasst und hierzu auch die hohe Bewilligung eingeholt, von dem für den Sommer 1885 präliminir n Reisegelde einen Theil zu einer Reambulation des östlichsten bei Lublau gelegenen Theiles des karpathischen Klippenzuges zu verwenden, und so ein durchwegs gleiehförmig detaillirtes geologisches Bild des ganzen Klippenzuges nach dem neuesten Stande unseres Wissens zu erzielen. Um endlich dem neu eingetretenen Sectionsgeologen Dr. L. von Tausch möglichst viel Gelegenheit zu geben zu lernen und in die Art und Weise unserer Aufnahmen einzugehen, habe Herrn Dr. Uhlig beauftragt, mit dem Genannten in das galizische Gehänge der Tatra zu gehen und mit ihm den von Dr. Guido Stache sorgfältig kartirten- Nordabhang der Tatra zu studiren. Nach Vollbringung dieser Studien- reise hatte Dr. Tausch mitDr. U hlig bei der Aufnahme des Klippen zuges sich zu betheiligen. Die wichtigsten Resultate, die bei der Detailaufnahme des Sommers 1885 gewonnen wurden, enthält, nach eigener Mittheilung der betreffen- den Herren Geologen, der folgende Bericht, dessen Zusammenstellung Her ® ER Bergrath Paul freundlichst übernommen hat. Die erste Section unter der Leitung des Chefgeologen Oberberg- rath Dr. Edm. von Mojsisovies setzte die geologische Detailauf- nahme in Ober- und Südsteiermark fort und waren an den Arbeiten derselben ausser dem Chefgeologen noch die Sectionsgeologen M. Va cek, wi Dr. A. Bittner und F. "Teller betheiligt. % Herr Oberbergrath Dr. v. Mojsisovies vollendete das Blatt der Specialkarte (in 1: 75.000), Z. 15, Col. IX, und kartirte einen grossen Theil des Blattes Z. 15, Col. X, namentlich die Umgebungen von Mitterndorf und Windischgarsten. Zu den interessantesten Ergebnissen seiner Aufnahmen rechnet Herr v. Mo jsisovies die Constatirung eines nördlieh von der grossen, bekannten Riffzone des Dachsteinkalkes gelegenen isolirten Korallen- riffes vom Alter des Dachsteinkalkes, sowie den Nachweis einer Zone von Hauptdolomit im Inneren der Kalkalpen, und zwar theils östlich, theils sogar südlich von der Gebirgmasse des Todten Gebirges. ü Das erwähnte Korallenriff erreicht im Hintergrunde des Salza- Thales am Draweng seine grösste, sichtbare Mächtigkeit mit eirca 700 Meter und erstreckt sich mit abnehmender Mächtigkeit einerseits an den Abhängen des Hochweiss und der Weissen Wand, wo es von der geschichteten, Megalodontenbänke enthaltenden Facies des Dachstein kalkes überlagert wird, entlang bis in das Quellgebiet der Grundlseen ner Nr. 1 Jahressitzung am 19. Jänner. D. Stur. 19 Traun, andererseits über die unteren Gehänge des Sturzhahn, des Grab- - stein, Gamsspitz und Hebenkas bis in die Polsterlacke bei Hinterstoder, wo das Riff endet. Auch in der letztgenannten Richtung wird der Riff- _ kalk von geschichtetem Dachsteinkalk überlagert, und zwar hier von - solehem karnischen Alters, während die den Riffkalk überlagernden geschichteten Kalke der westlichen Region wohl bereits der rhätischen Stufe zuzuzählen sein dürften. "Was das Eindringen der Hauptdolomitfacies in das Innere der Kalkalpen betrifft, so mag zunächst an die bisher als Regel angenommene - Erscheinung erinnert werden, dass, wo überhaupt in den Nordalpen eine facielle Differeneirung dieser obersten Triasbildungen Platz greift, der Hauptdolomit die nördlichste Zone bildet, auf welche dann weiter südlich zunächst die Zone des typischen Dachsteinkalkes folgt, welcher sich noch mehr südlich eine Zone von Korallenriffen anschliessen kann. Wird bereits durch das vorhin erwähnte Auftreten von Korallen- riffen in einer nördlicheren Zone, zu welchem die Dachstein-Riffmasse des Untersberges ein Pendant bildet, eine bemerkenswerthe Ausnahme von dieser Regel statuirt, so erscheint das Eindringen der Hauptdolomit- facies mitten in die Region des Dachsteinkalkes und der Riffkalke hinein als eine in viel höherem Grade bemerkenswerthe Thatsache. Die Gegend, in welcher diese Erscheinung auftritt, ist das Gebiet östlich und südlieh von dem Hauptstocke des Todten Gebirges, nämlich die Warschenegg-Gruppe und die Hochsee’n-Terrasse des Steyrer-See’s bis zum Lampernstein. Da weiter südlich von der letzteren am Grim- ming wieder die normale Dachsteinkalk-Facies auftritt, welche auch im Norden, im Todten Gebirge, die herrschende ist, so erscheint der Haupt- dolomitstreifen der Hochsee’n-Terrasse mitten in die Dachsteinkalk-Ent- wieklung eingeschoben. Das Auftreten der Hauptdolomit-Facies, in welcher sich hier auch ‚dieselben bituminösen Dolomitschiefer, wie in Nordtirol (Seefelder Schichten) wiederfinden, verbindet sich räumlich mit dem Vorkommen _ von Sandsteinen‘, Schiefern und seltener auch Oolithen im Niveau der Carditen-Schichten. Stellenweise schwellen diese Gesteinsarten zu be- deutender Mächtigkeit an, während sie an anderen Orten nur sehr schwach vertreten sind. Aus den übrigen Ergebnissen der Aufnahmen wären noch besonders hervorzuheben : Die Auffindung von Muschelkalk in grauer Reiflinger Faeies, mit verkieselten Brachiopoden (Spirigera trigonella) in der Gegend nördlich und nordöstlich von Mitterndorf; die Constatirung einer Reihe von Vorkommnissen norischer Hallstätter Kalke, zum Theil in Reiflinger Facies, nördlich von der Mitterndorfer Hochebene; die Entdeckung von rothen oberjurassischen Cephalopoden-Kalken (Acanthicus-Niveau) im Salza-Thale und südlich von Mitterndorf, an letzterem Orte transgredirend über rhätischem Dachsteinkalk. Von nicht untergeordnetem theoretischem Interesse erscheint ferner die Auffindung mehrerer Schollen karnischen Dachsteinkalkes inmitten des Verbreitungsgebietes der Hallstätter Kalke. Der Lias, welcher sich im Mitterndorfer Distriete in grosser Ver- breitung findet, tritt theils in der Facies der Hierlatz-Kalke, theils in der Facies von Fleckenmergeln und Spongien führenden Kiesel-Kalken auf. Die Hierlatz-Facies findet sich im Süden auf den Nordhängen des 3*+ hir 20 Verhandlungen. Grimming, im Norden auf der Nordseite des Salza-Thales, auf den Ab- hängen der Weissen Wand und des Hochweiss. R Auf den Grimming-Gehängen konnten eine Reihe von tasche und. gangförmigen Einsackungen der Hierlatzkalke im Dachsteinkalke nach- gewiesen werden. Nördlich vom Salza-Thale finden sich die Hierlatz- kalke auf Terrassen des vorhin erwähnten Dachstein-Korallenriffes. Zwischen diesen beiden Zonen von Hierlatzkalken findet sich d Fleckenmergel-Facies im Gebiete der Mitterndorfer Hochebene. Arch dieser Facies tritt hier der Lias in entschieden transgredirender Lage 2 rung auf, indem er theils in das Gebiet der älteren Triasbildungen übergreift, theils alte Erosionsrinnen im Dachstein-Riffkalk östlich von Klachau und nördlich von Steinach ausfüllt, so dass die Spitzen und Zacken des Riffkalkes klippenartig aus den sie umgebenden Flecken- mergeln emporragen. AR Was die zum Theil complieirten tektonischen Verhältnisse betrifft, so fand Herr Oberbergrath vonMojsisovies auch in den im letzten Sommer untersuchten Gebieten neue Belege für die bereits in den Vorjahren gewonnene Anschauung rücksichtlich des hohen Alters der Haupibmu linien in diesem Theile der Alpen. Geologe M. Vacek hat im Anschlusse an die vr Auf- nahmen in den Rottenmanner Tauern die Arbeiten am Nordabhange der steierischen Centralalpen in östlicher Riehtung fortgesetzt. Neu auf- genommen wurden die Bezirke Eisenerz-Radmer-Vordernberg, der Bezirk von Leoben und grossentheils jener von Bruck a. M, ferner der Bezirk von Seekau. Es umfasst sonach das neukartirte Gebiet den grösseren östlichen Theil der sogenannten Eisenerzer- Alpen, die Seekauer Alpen und den Nordabhang der Glein- Alpen. Dasselbe ist im Norden durch den Steilabfall der Kalkalpen- zone scharf begrenzt, schneidet im Süden tief in die krystallinische Centralzone ein und umfasst in seiner grösseren nördlichen Hälfte der ganzen Breite nach die sogenannte Grauwackenzone. Trotzdem in dieser Zone die meisten und wichtigsten alpınen Bergbaue umgehen, ist die Kenntniss derselben bis in die Jüngste Zeit eine sehr mangelhafte geblieben. Ursache hiervon ist einerseits die grosse Petrefactenarmuth, andererseits eine auffallende Complication der Lage- } rungsverhältnisse der in dieser Zone auftretenden Bildungen. Seit den Petrefactenfunden von Dienten und Eisenerz hatte man sich gewöhnt, die Grauwackenzone in ihrer Gesammtheit für silurisch anzusprechen. In diese unriehtig generalisirende ältere Auffassung haben in jüngerer Zeit die Funde von Carbonpflanzen am Semmering und im Pressnitz- graben eine Bresche gelegt. Es hat sich seitdem weiter gezeigt, dass im Palten- und Liesingthale neben den sicheren Carbonbildungen auch grosse Massen von echt krystallinischen Gesteinen auftreten, die ehe- dem mit dem Silur vereinigt wurden. Die Untersuchungen des heurigen Sommers förderten weiter das Resultat, dass auch in der Gegend von Eisenerz die in erster Linie als körnige silurische Grauwacken be- zeichneten Gesteine mit dem Silur nichts zu thun haben, vielmehr echte Gneisse sind, sowie auch, dass die Erze und die mit ihnen strati- graphisch enge verbundenen schiefrigen und breceiösen Begleitgesteine ihrer Lagerung nach jünger sein müssen, als die silurischen Kalke, in iin ee ZZ 7 u i u. 3 \ r. 3! Jahressitzung am 19. Jänner. D. Stur. 21 mit denen man sie bisher immer vereinigt hat. Das silurische Alter, welches man ehemals der ganzen sogenannten Grauwackenzone vindieirt hat, wird sonach auf sehr beschränkte Theile der genannten Zone ein- ‚geengt und immer sicherer nur auf jene theils kalkigen, theils schief- rigen Massen, in denen die bekannten Funde von Silurpetrefacten ge- ‚macht wurden, ausschliesslich beschränkt. Geologe Dr. A. Bittner verwendete zu Beginn der Aufnahmszeit zunächst einige Tage auf eine abermalige Begehung des Untersberges ‚bei Salzburg in der Absicht, die noch immer herrschenden Differenzen _ über das Alter der Plateaukalke daselbst womöglich zum Austrage zu bringen. Ueber das Resultat dieser Begehung wurde bereits im letzten Jahrgange der Verhandlungen (pag. 280 und 360) Bericht erstattet. Vi Sodann wurde die Aufnahmsthätigkeit in den Ennsthaler Kalk- - alpen wieder aufgenommen und das bereits begonnene Blatt Z. 15, - Col. XI (Admont-Hieflau) nahezu zur Vollendung gebracht. Die ganz ausserordentlichen tektoniseben Complieationen dieses Gebietes, die viel- fach unregelmässigen Auf- und Einlagerungen jurassischer und ereta- eischer Gebilde inmitten des Bereichs der älteren (triassischen) Kalke, endlich die überaus weitgehende Ueberdeckung aller dieser Ablagerungen durch tertiäre glaeiale und noch jüngere Schotter- und ‚Schuttmassen 14 bedingen ein sehr langsames Vorschreiten in der Erkenntniss der geo- ' logischen Beschaffenheit dieser Gegenden. Als besonders erwähnens- werth aus dem Bereiche des Mittelgebir ges kann hervorgehoben werden, dass nördlich von der durch ihre complieirten Aufschlüsse von Werfener _ Schiefern (mit Gyps- und Haselgebirge) gekennzeichneten Zone von _ Windischgarsten -Sanct Gallen-Landl fast ausnahmslos eine sehr ge- störte Sehichtstellung herrscht, welche in den dominirenden Gebirgs- ‚zügen des Gamssteines und der Esslinger Alpe (Voralpe) einerseits und in dem Dolomitgebiete der Mittellaussa andererseits fast durchwegs und "4 auf weite Strecken hin zu einer vollkommen senkrechten gewor den ist. v Dabei besitzen die Züge des Gamssteines und der Esslinger Alpe ein Streichen nach ONO, die Züge der Mittellaussa aber ein eben so aus- E _ gesprochenes constantes Streichen nach NW. und WNW. Ein ver- I mittelnder Uebergang dieser beiden Richtungen ist nicht zu constatiren, _ sondern beide nahezu senkrecht auf einander stehende Richtungen stossen zumeist scharf aneinander ab, und zwar an einer eigenthümlichen Tiefenlinie, welche sich nordwestlich von St. Gallen über den Pfarr- Ri alpensattel in das Gebiet von Weisswasser erstreckt und welche schon fi auf den älteren Karten dadurch gekennzeichnet -ist, dass Flyschab- lagerungen innerhalb derselben bis in die Mittellaussa hereinreichend angegeben werden. Dem Gesteine und der Lagerung nach müsste man © diese Flyschablagerungen von Weisswasser eigentlich noch viel weiter © gegen Südosten hereinreichen lassen, und zwar bis in das bekannte © Gosaubecken von Landl-Gams, dessen Sandsteine bei gleicher Lagerung über fossilreichen Gosaugebilden mit jenen „Flyschsandsteinen“ von _ Weisswasser und Mittellaussa vollkommen übereinzustimmen scheinen. Im südlich gelegenen Kalkhochgebirge wurde das Hauptaugenmerk auf die Aufsuchung und ‚Verfolgung der Halobia rugosa-Schiefer, respec- tive Cardita- Schichten ger ichtet, als den einzigen Anhaltspunkt, mittelst mn eine Gliederung der bisher nahezu als einheitliche Massen K \ u ze 28 Verhandlungen. erscheinenden Kalke und Dolomite dieser Regionen durchgeführt wer kann. Es wurden diese Schichten, wenn auch in zumeist geringmächti Entwicklung, in allen den grösseren Einzelgruppen dieses Gebietes (Haller-Mauern, — Buchstein, — Sparafeld-Reichenstein, — Hochthor- Lugauer) nachgewiesen und zumeist als durehlaufender Horizont verfolgt Als besonders interessant ist in dieser Beziehung einer der südlichs Kalkzüge, jener der Stadlfeldlmauer bei Johnsbach, hervorzuheben; h treten bei gleichmässigem, zumeist sehr steilem 'Südfallen über Sa durchlaufenden, ansehnlich mächtigen Zone von Halobia rugosa-Schiefe auf: zunächst ein Niveau bunter Kieselknollenkalke vom Typus ler Reiflinger und Buchensteiner Kalke mit Daonellenführung , und "Ubi diesen helle Kalkmassen, ebenfalls mit Daonellen oder Halobien, petro- graphisch theilweise den Salzburger Hochgebirgskorallenkalken ähnlich. Die Grenze der Kalkalpenregion gegen das alte Schiefergebirge ist bekanntlich in der Johnsbacher Gegend eine sehr scharfe und gerad- linig verlaufende und scheint mit einer Längsstörung zusammenzufallen, wofür auch die Thatsache spricht, dass die Kalkmassen vorherrschend gegen das alte Schiefergebirge einfallen und der Werfener Schiefer zwischen beiden Gebieten äusserst redueirt, stellenweise wohl auch wirklich nieht vorhanden ist. e Sectionsgeologe F. Teller setzte anschliessend an die vorjährigen Aufnahmen in Südsteiermark und Krain die Bearbeitung des Blattes Eisenkappel-Kanker (Zone 20, Col. XI) nach West fort. Es gelangten hierbei zunächst das Thalgebiet der Vellach nördlich von Eisenkappel, sodann die Region des Seeber ges und endlich das in West und Südwest anschliessende "Gebirgsland bis in die Gegend von Neumarkt in Krain zur Untersuchung. Ausserdem wurden Ergänzungstouren im Hauptstocke der Sannthaler Alpen und in der Umrandung des Sulzbacher az kessels vorgenommen. Das dem triadischen Gebirgsstocke der Sannthaler Alpen in N. und ©. vorliegende, niedrige Bergland besteht aus einer reich geglie- derten Serie paläozoischer Ablagerungen, unter denen vor Allem die m ihrer wahren stratigraphischen Stellung erst von Tietze richtig erkannten obersilurischen Korallenkalke des Seeberges ein besonderes Interesse beanspruchen. Dieselben bilden, wie die diesjährigen Begehungen dar- gethan haben, den Scheitel eines langgestreckten, aus WSW. in ©. streichenden, antiklinalen Aufbruches, der von Neumarkt in Krain über den Seeberg in’s Vellachthal und von 'hier bis auf die Höhe des Gebirgs- kammes verfolgt werden konnte, welcher die Wasserscheide zwischen dem genannten kärntnerischen Thalgebiete und dem Kessel von Sulz bach in Südsteiermark bildet. Bei Neumarkt (Teufelsbrücke im Feistritz- thal) erscheinen carbonische Sedimente als das tiefste Glied dieser auf eine Länge von ungefähr 4 geogr. Meilen sich erstreckenden Welle, je weiter man aber von hier nach ONO. im Streichen der Antiklinale fortschreitet, desto tiefer reicht der Aufbruch in die paläozoische Schicht- folge hinab. Im Steguneck-Kamme treten bereits obersilurische Kalke zu Tage, am Seehergsattel und bei Vellach tiefere Glieder der Silur- formation. Für die Vertretung devonischer Ablagerungen konnte bisher kein Nachweis erbracht werden. Ueber den hangendsten Gliedern der silurischen Schichtenreihe, den korallenreichen Kalken des See- ; Jahressitzung am 19. Jänner. D. Stur. 23 _ länder Storzi@, Vernik -Grintouz und Stegunek folgen zu beiden Seiten der antiklinalen Aufwölbung, im Nordflügel aber an einem scharfen _ Längsbruche gegen dieselben absehneidend, earbonische Ablagerungen, _ darüber, die äusseren Flanken der Antiklinale bildend, permische - Sehiehten. Ueber diesem jüngsten, sehr mächtig entwickelten Gliede der - paläozoischen Schichtenreihe baut sich im Norden — als Gegenflügel _ des triadischen Gebirgsstockes der Sannthaler Alpen und seiner Depen- denzen — das Triasgebirge der KoSuta auf. Wenn aber auch .der _ tektonische Grundplan dieses Gebäudes im grossen Ganzen klar vor Augen liegt, stösst man bei den Detailuntersuchungen doch Schritt für Schritt auf Schwierigkeiten. Der normale Gewölbebau ist uns nur bruch- stückweise erhalten geblieben. An der nördlichen, wie an der südlichen Abdachung des Gewölbes, in seiner Mitte, wie an seinen äusseren - Rändern setzen oft unerwartet Längsstörungen ein, welche das Bild in überraschender Weise complieiren. Eine der auffallendsten tektonischen - Linien des Gebietes ist wohl der nahe dem Scheitel der Antiklinale einsetzende, zu völliger Ueberkippung der Schichtenreihe führende Längsbruch an der Nordseite des Stegunek. Am Ausgange der Neu- 5 markter Feistritz beobachtet man, wie schon oben erwähnt, ein "regelmässig gebautes Gewölbe von carbonischen Ablagerungen, das beiderseits von Perm und Trias überlagert wird. Im mittleren Abschnitte dieses Längsthales stellt sich der nördliche Flügel immer steiler und endlich senkrecht auf und noch weiter thaleinwärts beobachtet man, aus der Thaltiefe gegen die Scheitelmitte des einstigen Gewölbes an- steigend, in flacher Ueberlagerung die permische Gesteinsfolge, darüber die carbonischen Bildungen und zu oberst die obersilurischen Kalke des = Stegunek, somit eine vollkommen überstürzte Schichtenreihe. Die Ver- kennung derartiger Lagerungsstörungen war es offenbar, welche zu der älteren irrigen Auffassung führte, dass die nun als silurisch erkannten Korallenkalke das hangendste Glied des Kohlenkalkes darstellen. E Bei der für die Aufnahme eines so mannigfaltig zusammengesetzten Gebietes nothwendigen detaillirteren Begehung mussten sich selbstver- | ständlich zahlreiche neue, für die Gliederung und Horizontirung der einzelnen Schiehteomplexe mehr oder weniger wichtige Petrefaetenfunde ze ergeben. Im Bereiche der obersilurischen Kalke lieferte die reichste Ausbeute ein neuer Fundort in der Nähe des Pasterk-Bauers oberhalb Bad Vellach ; von den Funden innerhalb der carbonischen Ablagerungen - beansprucht vielleicht ein grösseres Interesse das Vorkommen einer - pflanzenführenden Schichte mit Calamites, Annularia etc. im Schichtenverbande mit Fusulinenkalken und Schiefern mit Prodwetus semireticularis auf der Höhe des Gebirgsjoches zwischen Trögern- und Vellachthal; im Bereiche der permischen Bildungen erscheint von den auch paläontologisch charakterisirten Horizonten hier nur einer erwähnenswerth: Ein Niveau von dunkel rauchgrauen, schieferig plat- tigen Dolomiten mit Pseudomonotis-Resten aus der Verwandtschaft der Ps. speluncaria, das als eine wenig mächtige Einlagerung in den Gyroporellen führenden Kalken und Dolomiten des Skuber Vrh bei Ober-Seeland aufgefunden wurde. In den triadischen Ablagerungen des untersuchten Gebietes konnten einerseits in den Sannthaler Alpen, andererseits in der Kosuta paläonto- 24 Verhandlungen. logisch charakterisirte Horizonte nachgewiesen werden. Ueber die Fünde in dem erstgenannten Gebirgsstocke, die sich theils auf den’ Horiz« der Wengener Schichten, theils auf Aequivalente des Esinokalkes ziehen, wurde an anderer Stelle eingehender berichtet (vgl. Verh. 1 pag- 355). Das in der Kosuta, und zwar an deren Ostseite, im Potok- - graben aufgefundene Niveau, ein zwischen Dolomit eingekeilter Streifer von dunklen Plattenkalken und bituminösen Mergelschiefern , gibt sich durch seine Fossilführung (Megalodon carinthiacum Boue, Vorbis Mellingi Hauer.) als ein Aequivalent der Raibler en zu erkennen. Bergrath ©. M. Paul, Chefgeologe der II. Section, hat das Blat Zone 7, Col. XXI (Umgebungen von Tymbark, MZanna "dolna, Kabka) und den östlichen Theil des Blattes Zone 7, Col. XXI (Umgebungen von Jordanew und Makoy) aufgenommen. Es sind durehgehends Glieder der oberen (alttertiären) Gruppe der Karpathensandsteine, die in diesen Gegenden entwickelt sind, indem die östlich, nordwestlich und westlich von diesem Gebiete auftretenden sicheren eretacischen Bildungen nirgends in dasselbe hineingreifen. Die alttertiären Ablagerungen des Gebietes gliedern sich in zwei Abtheilungen, von denen die tiefere durch die längst bekannten soge- nannten „ oberen Hieroglyphenschichten“, die höhere durch grobe Sand- steine (Magurasandsteine) gebildet wird. Eine scharfe und constante Grenze zwischen den beiden erwähnten Abtheilungen 'existirt jedoch. nicht, indem namentlich die sehr eigenthümlichen Verhältnisse der räumlichen Vertheilung und Begrenzung derselben gegeneinander es als sehr wahrscheinlich erscheinen lassen, dass stellenweise auch die oberen Lagen der unteren Abtheilung eine derartige petrographische Facies annehmen, dass sie von der Hauptmasse der Magurasandsteine nicht mehr unterschieden und getrennt werden können. In solehen Fällen schien es empfehlenswerther, lieber die direct beobachtbaren, auch praktisch (mit Bezug auf die Trace der neu eröffneten galizischen Trans-. versalbahn) wichtigeren petrographischen Verhältnisse kartographisch zur Darstellung zu "bringen, anstatt durch das Ziehen einer künstlichen Grenze mitten in eine homogene Sandsteinmasse die striete Durchführung des rein stratigraphischen Cartirungs-Systems anzustreben. Wo aber Sandsteinmassen ersichtlich als Einlagerungen zwischen typischen oberen Hieroglyphenschichten auftraten, wurden sie, selbst wenn sie ziemlich mächtig sind, der unteren Abtheilung zugerechnet. Rothe Thone treten sowohl in der Hauptmasse der Magurasandsteine, als in den oberen Hieroglyphenschichten in ganz gleicher petrographischer Entwicklung auf, und können daher hier ebensowenig als sonstwo in der Karpathen- sandsteinzone als Hilfsmittel zur stratigraphischen Horizontirung benützt werden. Behufs vergleichender Studien besuchte Bergrath Paul auch die Gebiete eretacischer Karpathensandsteine bei Saybusch und das Klippen- gebiet in der Gegend von Lublau. : Der Seetionsgeologe Dr. Vietor Uhlig war mit der Aufnahme der Blätter Neumarkt-Zakopane und Szezavnica-Lublau betraut” und wurde während eines grossen Theiles der Aufnahmszeit von Herm 7 Dr. Leopold v. Tausch begleitet. Das Gebiet beider Blätter wird. ; j 1 rg he a1 1 ES a Jahressitzung am 19. Jänner. D. Stur. 25 _ von der südlichen Klippenzone durchzogen. An der Gliederung der ‚klippenbildenden Juragesteine wurden keine Aenderungen vorgenommen, doch konnte die Zahl der ausgeschiedenen Klippen wesentlich vermehrt werden. Das Eingreifen der hochkarpathischen Facies der Hornsteinkalke - in die versteinerungsreichen Schichten der subkarpathischen Faeies wurde an mehreren Stellen beobachtet. Die grosse Klippe von Haligoes, welche zur Annahme einer sporadischen Vertretung von Choesdolomit innerhalb - der Klippenzone Veranlassung gegeben hatte, erwies sich als eine isolirte ‘ Insel, die aus obertriadischem Dolomit und Liasgesteinen zusammen- gesetzt und von Nummuliten-Dolomit und -Conglomerat umgeben wird. Die Klippen, als Individuen betrachtet, zeigen bald eine sehr einfache, bald eine ziemlich complieirte Tektonik. Wichtig ist die _ Wahrnehmung, dass der Aufbau der Klippen einzelner Abschnitte der Klippenzone gemeinsame, regelmässig wiederkehrende Grundzüge _ erkennen lässt, wie dies bereits Paul und Stache beobachtet haben. Innerhalb der Klippenhülle wurde das Vorhandensein von Con- glomeraten constatirt, welche aus Trümmern verschiedener Klippen- ‚gesteine, Crinoidenkalk, Czorstyner Kalk, Hornsteinkalk ete. bestehen und an einer Stelle neocome Aptychen enthalten. Mit diesen Conglome- raten stehen zum Theil mächtige Complexe von massigen Sandsteinen in Verbindung. Einzelne Zonen von massigen Sandsteinen innerhalb der Klippenhülle enthalten Nummuliten. Die südliche Begrenzung der Klippenzone durch die auflagernden Alttertiärgesteine ist sehr scharf und verläuft fast geradlinig. Gerade in der Nähe der Grenze enthalten die alttertiären Schiefer und Sandsteine sehr häufig Nummuliten-Con- glomerate. Im Norden der Klippenlinie befindet sich eine schmale Zone von Kalksandsteinen und Schiefern, über deren Alter keine bestimmten Anhaltspunkte gewonnen werden konnten. Zwischen Ujak, Orlo und Paloesa ist der Aufbruch der Klippenzone von alttertiären Schiefern und Sandsteinen (Sandstein von Orlo) vollkommen verdeckt. Dieselben ent- halten an mehreren Stellen Nummulitenbreceien und Menilitschiefer und beweisen durch ihre Lagerung, dass das breite Band massiger Sand- steine im Norden der Klippenzone ein alttertiäres Alter besitzt. . Die kleine Insel älterer Gesteine, die bei Rauschenbach aus dem - Flysch auftaucht, besteht aus obertriadischem Dolomit, bunten Schiefern und hellen Sandsteinen von ebenfalls obertriadischem oder rhätischem _ Alter, unterem Lias (Grestener Schichten) mit Arieten und zahlreichen - Bivalven und einem wahrscheinlich liassischen Kalke, der dem Barko- kalke Paul’s entsprechen dürfte. Die Ergebnisse der Touren, die in der Tatra ausgeführt wurden, erscheinen bereits in einem Reiseberichte ‚mitgetheilt. Der Seetionsgeologe Dr. Leopold v. Tausch hat speeiell die Gegend zwischen der Stadt Lublau und Haitöwka selbstständig kartirt. Der Chefgeologe Dr. E. Tietze hat das Blatt Zone 6, Col. XXI, welches die Umgebungen von Andrychau, Wadowice und Kalwarya umfasst, sowie den westlichen Theil des Blattes Zone 7, Col. XXI, auf welchem die höchste Erhebung der westlichen Karpathen, die Babia göra, zur Darstellung kommt, aufgenommen. Dieses Gebiet besteht im Wesent- lichen aus eretacischen und alttertiären Karpathensandsteinen, wie das Te RETTET — K,k. geolog. Reichsanstalt. 1856, Nr 1.. Verhandlungen. 4 “ R4 Jedenfalls nur spärlich ‚entwickelt. Diluviale Ablagerungen nehmen * 7 n DE k 5 96 Verhandlungen. A a; 4 für, den nördiichen Theil desselben bereits auf der von Hohen egger und Faliaux verfassten Karte des Krakauer Gebietes im u zum Ausdruck gekommen war. Im Einzelnen musste freilich das vor den genannten Autoren entworfene Bild bedeutenden Aenderungen unte zogen werden. Die grösste Schwierigkeit bot die Abgrenzung der nach dem Vorgange jener Antoren zum Godulasandstein, das ist also ı zum mittleren Karpathensandstein, gerechneten Gruppe von Schichten gegen die Sandsteine des Alttertiären. Nach der Auffassung Tietze’s würden die Schiehten der mittleren Karpathensandsteine einen viel geringe on Raum auf der Karte dieser Gegend einzunehmen haben, als früher v. geschlagen wurde. Das Auftreten der den Teschener Schichten und somii t den unteren Karpathensandsteinen zugerechneten Bildungen findet, soweit dies aus den gemachten Beobachtungen gefolgert werden darf, nur in dem nördlichen niedrigeren Vorlande der höheren Sandsteinberge statt, in welcher Hinsicht sich Tietze wieder in Uebereinstimmung m seinen Vorgängern befindet. Die alttertiären Gebilde bestehen theils aus mürben, massigeren Sandsteinen, welche ähnlich wie in dem östlich angrenzenden Gebiete des Blattes Wieliezka auf das nördliche Vorlan d des Gebirges beschränkt bleiben, aber hier eine geringere Verbreitung zeigen, als weiter im, Osten, theils aus festeren Magurasandsteinen, welche die höheren und höchsten Berge des aufgenommenen Gebietes vorzugsweise zusammensetzen. Bunte Thone und Ablagerungen vom Charakter der oberen Hieroglyphenschichten sind hier ebenfalls als ein nicht unwichtiges Element in der Zusammensetzung des Gebirges zu erwähnen. | Einen nur geringen Raum nimmt auf der Karte das schon frühe er bekannte Vorkommen von Jurakalk bei Andrychau und das Vorkomm von Tescheniten daselbst ein. Von sonstigen älteren Gesteinen ist | Vorkommen einer Partie von Granit bei Bugaz unweit Kalwarya be- merkenswerth. Jungtertiäre Bildungen sind im Norden ‘des Gebietes dagegen in dem hügeligen Vorlande des betreffenden Karpathenstückes und weiterhin in der Weichselgegend einen ziemlich grossen Raum ein. Bezüglich der Verbreitung des nordischen Glaeialdiluviums konnten ver- schiedene Beobachtungen gesammelt werden, welche, zusammengehalten mit den gelegentlich der früheren Aufnahmen bekannt gewordenen Angaben, ein ziemlich sicheres Bild von dem Verlaufe der Südgrenze jenes merkwürdigen Erraticums zu geben gestatten werden. Zum Vergleiche mit den Verhältnissen des aufgenommenen Ge- bietes einerseits und den Herrn Tietze von früheren Jahren her | bekannten Verhältnissen der ostgalizischen Karpathen konnten Beob- achtungen dienen, welche auf einem kurzen Ausfluge in die mittel- | karpathische Gegend von Lomna und Spas am oberen Dniester ge- | wonnen wurden. Andererseits machte der Genannte im Vereine mit Herrn Bergrath Paul einen Ausflug in die Berge westlich von Saybusch, | um auf Grund persönlicher Anschauung den Typus der dort von Be egger beobachteten Godulasandsteine mit grösserer Sicherheit den | südlich von Wadowice entwickelten Sandsteinbildungen gegenüberhalten zu können, als dies nach blosser Durehsicht der segebenen Beschrei- bungen möglich schien. : e |: A Jahressitzung am 19. Jänner. D. Stur, 1 Gegen den Schluss der Aufnalımszeit inspieirte der Herr Chef- geologe die Arbeiten des Sectionsgeologen Baron Camerlander in der Gegend von Freiwaldau in Schlesien. Das Aufnahmsgebiet des Seetionsgeologen Baron Camerlander schloss sich südöstlich an das des Vorjahres an und bezog sich auf _ das eigentliche Altvatergebirge, wie das vorgelagerte Hügelland in der Umgebung der Städte Würbenthal, Hennersdorf und Jägerndorf. Neben Theilen des krystallinischen Schieferterritoriums kam das durch den Dürrberg bei Einsiedl bekannte schlesische Devon, sowie ein Theil des Culm zur Aufnahme. Die grösste Anfinerksamkeit musste dem die Grenze zwischen dem eigentlichen krystallinischen und dem Devon- gebiete ausmachenden Terrain, sowie den liegendsten Gliedern dieses letzteren selbst zugewendet werden. Hierbei standen in erster Linie die daselbst sehr complieirten tektonischen Verhältnisse, welche schon seinerzeit Halfar gelegentlich der durch ihn in den Jahren 1864 bis 1366 durchgeführten, überaus sorgfältigen Aufnahme zu vielfachen 4 Beobachtungen Anlass gaben, welche aber bisher zu keiner Publikation E et sind. Der Bergbau, der einst in diesem Grenzgebiete in Schwung _ gewesen, ist heute bis auf einen Bau versiegt; umsomehr musste den _ noch erhaltenen Resten durch die dadurch gebotene Gelegenheit, die * Tektonik des Gebietes zu studieren, ein Augenmerk zugewendet werden. Aber auch schon wegen der Bedeutung, die vor Alters diese längs einer Linie von Karlsbrunn über Würbenthal und Hermannstadt bis Zuck- mantel gelegenen, zumeist auf Gold angelegten Baue gehabt, erschienen _ sie sehr beachtenswerth und endlich war hierfür auch der beträchtliche - Mineralreichthum derselben massgebend, stammen ja doch aus dem — Alt-Hackelsbergstollen bei Grund die von Glocker bekannt gemachten - Eisensinterstalaktiten und hat der Blaue Stollen bei Zuckmantel direct seinen Namen von den schönen Allophanüberzügen. Während in dem Unterdevon ein neuer Petrefactenfundort neben dem bisher einzigen vom Dürrberg, -— und zwar gleichfalls im Liegend- quarzit, aufgefunden wurde (am "Fusse des Schloss-Berges bei Würben- _ thal), erwiesen sich die höheren Abtheilungen des Devons, sowie die _ untersten Glieder des zum Theile auch noch zur Aufnahme zugewiesenen Culm minder anregend und konnten bei der Petrefactenarmuth fast nur Beobachtungen über den regen petrographischen Wechsel angestellt _ werden. Auch die Beobachtungen bezüglich des Auftretens von erra- tischen Blöcken aus dem vorgelagerten nordischen Diluvium ergaben nur sehr geringe Abweichungen von den diesbezüglichen Beobachtungen Halfar’s. Endlich hielt es Camerlander für geboten, manche _ Punkte seines vorjährigen Aufnahmsterrains neuerlich zu besuchen, wie das durch die schönen Contactverhältnisse interessante Gebiet um Friede- berg-Kaltenstein. Der Vice-Direetor, Oberbergraih Dr. G. Stache, war während der Monate August, September und October in zwei verschiedenen Gebieten thätig. Im ersten Abschnitte dieser Zeit setzte derselbe seine im Sommer 1884 begonnenen Reambulirungstouren innerhalb der noch auf den älteren Generalstabskarten eingetragenen Aufnahmen der Centralgebiete von Tirol insbesondere auf deu Blättern Sterzing und Steinach fort, 4* ‚ ausgeführten neueren Generalstabskarten sichere Anhaltspunkte 28. Verhandlungen, Der Hauptzweck war, für die Uebertragung der Hauptgrenzlinien aus den alten unvollkommenen Karten auf die. in grösserem Massstabe 7 gewinnen und zugleich auch die Versuche zur Auffindung von für & Altersbestimmung noch fraglicher Schiefereomplexe und Kalkzüge geei neten Fossilresten zu erneuern. Obwohl Dr. Stache nun auch letzterer Beziehung einzelne Erfolge erzielte, glaubt derselbe doch ers t aus einer speciellen . präparativen und vergleichenden Untersuchung seiner Funde ein Urtheil darüber gewinnen zu können, ob das Material zur Bestimmung des Alters der betreffenden Schichten sich als aus- reichend erweisen werde. Vorläufig kann derselbe seine diesbezüglichen Ergebnisse daher um so weniger schon für die Publikation als reif erklären, als er eine weitere Verfolgung derselben für nothwendig. hält und für den nächsten Herbst in Aussicht nimmt. R In den letzten sechs Wochen seiner Reisecampagne wurde von Dr. Stache in ähnlicher Weise auch im Küstenlande eine zweifache Aufgabe in Angriff genommen. Neben der Hauptaufgabe, welche die Ergänzung der bezüglich . seiner „liburnischen (+renzstufe zwischen Kreide und Eocän“ gemachten Studien betraf, wurden von demselben auch hier Daten zu Gunsten einer in Aussicht genommenen Uebertragung der in den alten Karten dieser Gebiete eingezeichneten, geologischen Grenzlinien auf die neuen - Generalstabskarten (im Massstab von 1: 75.000) gesammelt. Bei Gelegenheit der für diese Zwecke unternommenen Touren ergab sich naturgemäss auch eine Reihe von Beobachtungen in anderer Richtung. Für den Fortschritt bezüglich der Gliederung der Karstkreide - dürfte sich ein durch grosse Pectenformen und starkrippige Austern. gekennzeichneter Horizont verwendbar erweisen; die Verbreitung einer durch Bachiopoden und Echiniden charakterisirten besonderen Facies der Nummulitenkalkzone des Nordrandes der mittleren Karststufe bietet eine Ergänzung für das marime Eoeän. Eine besondere Aufmerksamkeit wurde auch der Karstplastik, 4 den Beziehungen der Reliefformen der Karstgebiete zur Terrarossa- Decke und dieser letzteren Bildung selbst, sowie einigen jüngeren Schwemmablagerungen gewidmet. In der Karstfrage gewann Stache neue Anhaltspunkte für seine schon im Jahre 1864 (Geol. Landschafts- bild des istrischen Küstenlandes, Oest. Revue) hervorgehobene Ansicht über die Abhängigkeit der Karsterscheinungen von der tektonischen a des Karstgebirges, eine Ansicht, zu welcher 1882 auch | Mojsisovies gelangte. Insbesondere wurde bei den neuen Beob- aohtunach auch der schon fr üher erkannte ursächliche Zusammenhang der starken, mehrfachen Klüftung und der Schüttelwirkung starker Erdbeben mit den Einsturz- und Absenkungsformen der Karstplastik neben der Ausarbeitung tektonischer Hohlräume dureh chemische und mechanische Erosion in's Auge gefasst. In Bezug auf die Entstehung der „Terra \ rossa“ stellt Stache den Nachweis in Aussicht, dass die in jüngster Zeit zu allgemeiner Aufnahme gelangte Theorie der Bildung aus den Lösungsrückständen der Karstkalke für eine Erklärung nicht ausreichend sei, dass man es im Wesentlichen vielmehr mit Umschwemmungs- ; produeten von Bohnerz-Letten-Ablagerungen der Eocänzeit zu thun. habe. | 3 H 4 Jahressitzung am 19. Jänner. D. Stur. 29 Die Untersuchungen bezüglich der „liburnischen Stufe“ werden zu einer schärferen Fassung der schon früher versuchten Gliederung führen, jedoch die Zusammengehörigkeit der drei Hauptglieder als eine, wenn- gleich regional mit der Kreidebasis und mit der marinen Eocändecke _ enger verknüpften, doch ganz bestimmt charakterisirten Entwicklungs- ‘ reihe und die Erspriesslichkeit ihrer gemeinsamen Ausscheidung für das richtige Bild der geologischen Karten erweisen. Es ist somit die „liburnische Schiehtengruppe der Küstenländer ein der geologischen Bedeutung und stratigraphischen Position nach mit der Laramiegruppe“ Nordamerikas fast gleichwerthiges Aequivalent, deren Bedeutung als eine die mesozoische und känozoische Schichtenreihe zugleich trennende und verbindende Zwischenstufe von überwiegend brackischem Charakter auch von dem Verfasser der Fauna dieser Schichten, Ch. A. White, hervorgehoben wird. - Ich selbst hatte im Verlaufe von August und September 1885 - vorerst eine Studienreise nach Tübingen, Stuttgart, Würzburg, Jena, Eisenach und Apolda unternommen, um in den erstgenannten vier Museen die fossile Flora der deutschen Lettenkohle kennen zu lernen, um ferner in Eisenach und Apolda in Privathänden befindliche Sammlungen in gleicher Richtung durchzumustern — zum Zwecke der Benützung der gesammelten Daten für die Beschreibung der obertriadischen Flora der Lunzerschichten und des bituminösen Schiefers von Raibl, an welcher ich eben arbeite. Ende September und Anfangs October unternahm ich eine zweite Reise nach Deutschland, um dem internationalen Geologen-Congress, der vom 3. October an in Berlin tagte, beizuwohnen, wie ich weiter unten ausführlicher hierüber berichte. { Unsere Aufnahmen im Felde fanden im verflossenen Jahre wie in früheren Jahren freundliche Unterstützung, die ich gerne hervorhebe, um Gelegenheit zu finden, den betreffenden hochgeehrten Herren unseren verbindlichsten Dank auszusprechen. In erster Reihe habe zu erwähnen, dass uns folgende verehrliche Verkehrsanstalten mit Freikarten versorgt haben: die erste k. k. priv. Donau - Dampfschifffahrts - Gesellschaft , die k. k. priv. galizische ee Ludwig-Bahn, k. k. priv. Kaschau- Oderberger Eisenbahn "und die k. ‚ausschliessl. priv. Kaiser Ferdinand-Nordbahn. Dr. Stache fühlt sich verpflichtet, dem Herrn Director des natur- historischen Museums in Triest, Herın Dr. ©. Marchesetti und dessen Adjuneten Antonio Valle, sowie dem Direetor der Staatseisenbahn-Linie Pola-Divacca, Herrn ©. Altenburger, dessen Stellvertreter "Herrn Dr. A. Porlitz und dem Sectionsvorstand im hydrographischen Amte in Pola, Herrn A. Gareis, für die freundliche Unterstützung und das Interesse, welches dieselben seinen Studien in Istrien zugewendet haben, den verbindlichsten Dank auszusprechen. Bergrath Paul wurde im letzten, sowie im vorletzten Jahre namentlich von Herrn Bergbauunternehmer A. Fauck zu Kleezani in Galizien in seiner Aufnahmsthätigkeit gefördert. Herr Chefgeologe Dr. Tietze hat folgend genannten Herren für freundliche Unterstützung seiner Arbeiten zu danken: Herrn Seeling v.Saulenfels, Director der fürstlich Montlear’schen Herrschaft Isdebnik ; ld Pe ” Fe \ v ; u Nie Dirt, Ri « yr.r Verhandlungen. 30 Herrn Carl Neumayr, Gutsbesitzer auf Rokow; Herrn v. De Ben Gutsbesitzer in Barwald bei Wadowice. h Dr. Uhlig wurde bei seinen Arbeiten durch die Herren Ludwi # v. Kaminski in Neumarkt und Herrn Szameit in Szezawnica bestens Be unterstützt. Eu - Die Aufnahmen in Nordsteiermark unterstützten die Herren: Br; Ingenieur Sedlaczek in Eisenerz, 2 Director Kauth in Vordernberg, Zen. Docent Hofmann in Leoben, Bergbeamte Jenull in St. Michael. h A Ueber die von Seite des Comites zur naturwissenschaftlichen Durch- Ru forschung von Böhmen ausgeführten geologischen Aufnahmen und die Musealstudien unserer Fachgenossen in Prag verdanke ich Herrn ‚Prof. Dr. Anton Fritsch die folgenden Mittheilungen. { Prof. Dr. J. Krejei unternahm in Begleitung des Prof. Dr. Ottomar Novak in den Monaten August und September 1835 eine Begehung derjenigen Partien von Mittelböhmen, welche auf dem zunächst zu erscheinenden Blatte der hypsometrischen Karte von Böhmen noch näher zu berücksichtigen waren. Es waren dies die Partien des Porphyr- gebirges zwischen Pürglitz und Zbirov und namentlich die Schiefer von Skrej mit der silurischen Primordialfauna. Diese Schiefer sind an der südlichen Seite von Porphyren durchbrochen, auf der nördlichen Seite liegen sie aber auf Conglomeratschichten, in denen stellenweise schon eine Orthis als der erste Vorläufer der Primordialfauna erscheint. Die Basis bilden azoische Schiefer mit Lydit in discordanter Lagerung. Die Porphyre greifen in die Gegend zwischen Zbirov und Rokycan bis“ in die silurische Stufe d, hinein und erweisen sich hiermit als ein. eruptives Gebilde, das der Silurperiode angehört. Die andere Partie, welche untersucht wurde, betraf die Phyllitinsel auf dem mittelböhmischen Granite, die zwischen Veimerie und Slap von der Moldau durchbrochen wird. Diese Phyllitinsel erwies sich als eine einseitig gegen Südost einfallende Scholle, die an den Berührungsstellen mit Granit von Granit- apophysen und sonst vielfach von Dioriten und porphyrischom Gesteinen durehsetzt wird. = Prof. Dr. Laube untersuchte die Lagerungsveri en = Jeschkengebirges und beendete die Begehung des Isergebirges bis =. die orographische Grenze gegen das Riesengebirge. “ Prof. Dr. Ant. Fritsch setzte seine Detailuntersuchungen in den Teplitzer Schichten in der Gegend von Teplitz, Lobositz, Melnik und Podiebrad fort. Er acquirirte in den Iserschichten bei Hohenmauth 3 einen 35 Centimeter langen Flossenstachel einer Chimära und ein i i Br .” ganzes Exemplar des Halee Sternbergü. J Auch in diesem Jahre wurde hauptsächlich an der Siehtung des durch die Landesdurchforschung eingesammelten Materials gearbeitet. Prof. Fritsch veröffentlichte das 2. Heft des II. Bandes der Fauna der Gaskohle, wodurch die Labyrinthodonten (Stegocephalen) zum Ab- schluss kamen, von denen 63 Arten beschrieben wurden und auf 70 Tafeln zur Abbildung kamen. Dr. Velenovsky veröffentlichte mit Subvention des Comites für Landesdurchforschung eine Monographie der Gymnospermen der | | 1 Jahressitzung am 19. Jänner. D. Stur. 31 böhmischen Kreideformation und eine weitere Partie, die Farrenkräuter, sind zum Druck fertig. Dr. Velenovsky untersuchte zahlreiche Localitäten der ceno- manen Süsswasserablagerungen (Perucer Schichten) bei Chuchle, Jinonie, Vyseranic, Schlan und Landsberg und bereitet eine Monographie über dieselben vor, die im Archiv für Landesdurchforschung erscheinen wird und der ein illustrirtes Verzeichniss aller bisher sicher gestellten Pflanzen beigegeben werden wird. Ueber die geologischen Aufnahmsarbeiten von SeitendesgalizischenLandesausschusses und der Krakauer Akademie der Wissenschaften verdanke ich Herrn Prof. J. Niedz- wiedzski folgende Mittheilung: Nachdem die Krakauer Akademie der Wissenschaften die Publi- kation einer geologischen Karte von Galizien (auf Grundlage der Special- karte des milit.-geograph. Institutes im Masst. 1: 75.000) in Angriff ‚genommen hat, haben in letzter Zeit auch die von Seiten des galizischen Landesausschusses vorgenommenen geologischen Aufnahmsarbeiten ganz vorwiegend das Ziel verfolgt, Manuscriptkarten sammt Texterläuterungen ‚für diese Publieirung, von welcher bereits die 4 Blätter: Monasterzyska, Tlumaez, Jagielnica, Zaleszezyki, Col. XXXIL Z. 9 und 10, Col. XXXIL, Z. 10 und Iı (vorläufig noch ohne Texterläuterung) erschienen sind, druckfertig vorzubereiten. Die in Anspruch genommenen Geologen und zwar: Herr Dr. Szajnocha für die Blätter Wadowice, Maköw, Wieliczka und Rabka der westgalizischen Karpathen ; Herr Dr. Dunikowski für die Blätter: Drohobyez, Skole, Tuchla und Bistra, sowie Herr Dr. Zuber für die Blätter: Bolechöw, Dolina, Porohy, Brustury und Kalusz des ostgalizischen karpatlischen Gebietes, hatten also die Aufgabe, auf Grund der bereits vorhandenen geologischen Bearbeitungen der ihnen zugewiesenen Gebiete, durch Reambulirung ausgewählter Theile derselben und dabei gewonnene Ergänzungen und Rectificationen der früheren Aufnahmen möglichst reichhaltige und correcte, dem jetzigen Stande der karpathischen Geo- logie entsprechende geologische Kartenblätter, sowie erläuternden Text ‚zu denselben zu liefern. Alle drei genannten Herren sind nahe daran, ihre ÖOperate zum Abschluss zu bringen. Ausser den angeführten karpathischen Aufnahms- arbeiten wurde es vom Landesausschusse dem Herrn Prof. Lomnicki ermöglicht, seine Studien über den Süsswasserkalkstein des galizischen podolischen Miocäns durch Verfolgung des Auftretens desselben zwischen dem Sereth- und Zbrucz-Flusse zu vollenden. Prof. Lomnicki ist auch soeben mit der Publikation einer Beschreibung der verhältnissmässig reichhaltigen Fauna des genannten Gebirgsgliedes beschäftigt. Auch im heurigen Jahre wurde die Thätigkeit der Mitglieder der Anstalt mehrfach, sei es in rein wirthschaftlichem oder praktischem Interesse in Anspruch genommen. Ausser der Aufnahmsreise besuchte Bergrath ©. M. Paul das Petroleumvorkommen von Sloboda rungurska bei Kolomea in Galizien, das Petroleumgebiet von Tega in der Moldau, das Braunkohlengebiet des Neograder Comitates und die Dachschieferablagerung von Marienthal bei Pressburg in Ungarn. Wiederholt wurde Bergrath Paul ausserdem auch 32 Verhandlungen. im verflossenen Jahre von Seite des hohen k. k. gemeinsamen Finanz- ministeriums nach Tuzla in Bosnien entsendet, um bei den dort im Gange befindliehen Bohrungen auf Salzsohle zu interveniren. Ueber die Ergebnisse eines gegen Ende des verflossenen Sommers, der Besichtigung von Petroleumfundorten im nordöstlichen Ungarn & widmeten Ausfluges, hat Dr. E. Tietze kürzlich in unseren Verband. lungen einen genauen Bericht erstattet. Ueberdies wurden die Mitglieder unserer Anstalt von den ku k. Behörden als geologische Sachverständige befragt und Gutachten in Angelegenheiten abgefordert, wo es sich zumeist darum gehandelt hat, das Trinkwasser vor schädlichen Verunreinigungen zu bewahren. Aus der Schlönbach-Stiftung habe ich folgenden Herren im a 3 gelaufenen Jahre Stipendien verleihen können. Vorerst Herrn Baron Foullon zu einer Reise nach Griechenland, über welche derselbe einen vorläufigen Bericht in unseren Verhandlungen 1885, pag. 249, vorgelegt hat. Wir haben von ihm einen detaillirten Bericht über seine ge0- logischen, namentlich aber petrographischen Studien in Griechenland zu erwarten. Dann erhielt Herr Dr. L. v. Tausch ein Stipendium zu einer Reise nach Thessalien, über welche in demselben Bande der Ve handlungen pag. 250, ein kurzer Bericht mitgetheilt wurde. Die wei- teren Details haben wir nach der Vollendung der petrographischen Unter- suchung der mitgebrachten Gesteine zu erwarten. Ein drittes Stipendiur n habe Herrn Georg Geyer verliehen, zur Ermöglichung einer I suchung über die Lazerungsverhältnisse des Lias in den östliche bayerischen Kalkalpen. Ueber den Verlauf der Untersuchung hat Her Geyer in unsern Verhandlungen 1885, pag. 294, eingehend berichte! Ein viertes Stipendium verlieh ich Herrn Dr. A. Rodler zu einer Reise nach Maragha, östlich vom Urmiasee in der persischen Provinz Azer- beidjan, woselbst derselbe eine grosse, für das k. k. naturhistorische Hof- Museum hestimmte Sammlung von Säugethierresten aufgesammelt hat. Ein vorläufiger Bericht über die Erfolge dieser Reise findet sich in unsern Verhandlungen, pag. 333, abgedruckt. Endlich habe ich noch ein kleines Stipendium aus der Schlau bach-Stiftung Herrn M. Vacek anweisen können zu einer Reise nach Italien, um am Gardasee im Veronesischen an zwei für die Beurtheilung der stratigraphischen Verhältnisse des südalpinen Jura wichtigen Loecali- täten, nämlich Mda. di Navene bei Malcesine und Torri del Berne Aufsammlungen von Petrefacten zu veranstalten. 3 Es ist mir ein Vergnügen, auf eine prächtige Publieation auf f merksam machen zu können, die schon im Verlaufe des Sommers der geehrte Autor an unsere Bibliothek eingesendet hatte. Es ist dies: H. Engelhardt's Tertiärflora des Jesuitengrabens bei Kundratitz m Nordböhmen, ein neuer Beitrag zur Kenntniss der fossilen Pflanzen Böhmens, welche in den Nova acta der Krsl. Leop. Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher im Bande XLVIIH, Nr. 3, Halle 1885 er- schienen‘ ist. Ein über 100 Seiten umfassender Text beschreibt auf | XXVII Tafeln, vollgedrängt prächtig gezeichnete, ungewöhnlich wohl- | erhaltene Pflanzenreste. Wir sind Herrn Prof. Engelhardt für diese grosse und wesentliche Bereicherung unserer Kenntnis von der Tertiär- | flora Böhmens gewiss zu grossem Danke verpflichtet. re Jahressitzung am 19. Jänner. D. Stur. 35 Ich kann mir auch die Freude nieht versagen, hier kurz eines bochwichtigen Fundes zu gedenken, den zu machen es Herrn Ad. Ho f- mann in Leoben gelang. Der Genannte bemerkte in einem Kohlen- schurfe unweit von der Murbrücke bei Knittelfeld Reste von Mastodonten. Sorgfältige Nachgrabung hat eine schöne, reiche Suite von Stücken des Gebisses von Mastodon angustidens Cuv. zu Stande gebracht. Die Bestimmung verdanke ich Herrn Geologen M. Vacek. Wir waren über das Alter der Fohnsdorfer Braunkohlen-Ablagerung bisher noch im Zweifel, da eine dort vorkommende (ongeria cf. triangularis Partsch mehr für die Zuweisung dieser Ablagerung in die Congerien- stufe sprach, die Flora von Fohnsdorf aber auf ein höheres Alter zu schliessen nöthigte. Das Vorkommen von Mastodon angustidens entscheidet für die Gleichzeitigkeit mit der marinen Stufe. Da nun die Zähne von Knittelfeld stets kleiner sind, als die von Eibiswald, könnte dieser Umstand dazu ausgenützt werden, Fohnsdorf mehr mit Leiding als mit Eibiswald in Parallele zu stellen. Ehrenvolle Anerkennungen wurden den Mitgliedern unserer Anstalt reichlich, in erfreulichster und dankenswerthester Weise, gespendet. . Der serbische Gelehrtenverein: Sıpsko udeno druzstvo in Belgrad hat den Chefgeologen Herrn Dr. Emil Tietze in Anerkennung der geologischen Arbeiten desselben über Serbien, Bosnien und Montenegro zu seinem Ehrenmitgliede ernannt. Vicedireetor Oberbergrath: Dr. G. Stache und der Chefgeologe Bergrath C. M. Paul wurden von der Deutschen Leopoldinisch-Caro- linischen Akademie der Naturforscher zu wirklichen Mitgliedern gewählt. Der Chefgeologe Dr. E. Tietze wurde von der ‚schottischen geographischen Gesellschaft in Edinburg zum correspondirenden Ehren- mitgliede ernannt. Ich selbst erhielt im Verlaufe des Jahres 1885 das Diplom eines Ehrenmitgliedes des naturwissenschaftlichen Vereines in Graz und das Diplom eines Ehren-Mitgliedes der Gesellschaft für Naturkunde „Isis“ in Dresden. Die diesjährigen oberwähnten Veränderungen sind zum Theil Schuld daran, wenn in dem regelmässigen Fortgange der Arbeiten in unserem Museum eine Pause eintrat. Mein hochverehrter Vorgänger im Amte war nämlich, seit dem Jahre 1883, damit beschäftigt, unsere Vorräthe an von uns gesammelten Gebirgsarten, aufzuarbeiten und zu einer grossen Specialsammlung zu vereinigen. Aus den Jahresberichten 1833 und 1884 (Verh. 1884 und 1885, pag. 1) ist es bekannt, dass es gelungen war, die Gebirgsarten von 38 geologisch-geographischen Gruppen in ebenso viele Suiten zu ordnen und auch eine Ausstellung unter Glas in 23 Schränken zu erzielen, in welcher aus jeder Gruppe eine Auswahl der lehrreichsten, die geologische Zusammensetzung des Gebietes repräsen- tirenden Stücke vorliegt. Nachdem nun der Ordner dieser Sammlung uns verliess, haben die Mitarbeiter Baron Foullon und Baron Camer- - lander mit anderen Arbeiten überhäuft, noch nicht Zeit gefunden, die begonnene Arbeit fortzusetzen. Die Hauptursache eines momentanen Stillstandes liegt jedoch in der gewonnenen Ueberzeugung, dass unser Museum zu einer wünschens- werthen Entwicklung der Sammlungen gegenwärtig zu wenig Platz bietet. K.k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 1. Verhandlungen. 5 Verhandlungen, . = Mehr als 5 Jahre sind seitdem verflossen, als ich begonnen ha unsere ‘reichen Materialien an tertiären Petrefacten, aus der ungarise Ebene und Adnexen zu einer grossen Sammlung des tertiären Pa nonischen Beckens zu vereinigen. Damals war ein Raum von beil 3 Petrefactenkästen disponibel, diese Sammlung aufzunehmen. Es hat sich jedoch glücklich gefügt, dass die Anstalt dureh. hochherziges Geschenk des hochwürdigen Herrn Deechant's Pror in Neutitschein in den Besitz einer überaus werthvollen grossen Sam lung der Petrefacte des Strambergerkalkes gelangte, die in einem diesen drei Kästen plaeirt werden musste. Ueberdies hatten wir durch die Freigebigkeit der erzherzoglich Albrecht'schen Cameral -' waltung eine grosse Suite von Petrefacten aus den Neocomen-W dorfer-Schichten bei Teschen erhalten, die den zweiten dieser Kästen erfüllt. i Ueberdies wurde in RogoZnik aus der tithonischen Breceie n und nach eine grosse Sammlung von Petrefacten angekauft, die bisl in 40 Kisten eingepackt, jetzt endlich verarbeitet und aufgest werden soll. & Ferner erhält unser Museum durch die Vermittlung des Oberhal rathesDr. E.v.Mojsisovies vonder Trifailer Kohlenbergbau-Gesellscha äusserst werthvolle Suiten von Petrefacten, überaus wohl erhaltene, zal reiche neue Pflanzenreste , noch werthvollere tertiäre Thierreste, i u besondere Säugethierreste. Nachdem vor einem Jahre eirca, ein Schä eines Anthracotherium’s von da, durch Herrn Teller sorgfältig präparirt und bearbeitet ausgestellt worden war, erhielten wir heuer > über 20 Metercentner, wiegende Sendung von dortselbst, aus welcher abermals höchst werthvolle, bisher noch unbekannt gewesene Theile des Skeletes von Anthracotherium nach und nach hervorgehen. Um noch eine grosse Sammlung, deren Aufstellung in Sicht ist, erwähnen, gestatte mir darauf hinzuweisen, dass die durch die sich nach und nach zum Schlusse neigenden Arbeiten des Oberbergrathes Dr. E v. Mojsisovies so überaus wichtiggewordene Petrefacten-Sammlung aus den Triasablagerungen der Alpen, durch Aufsammlung und Ankäufe einen Umfang erreicht habe, der einen dreifach grösseren Raum, als der bisherige ist, in Anspruch nehmen und eine grosse Ausdehnung 5 unserer alpinen Petrefacten- Sammlung bewirken wird. x Ich darf endlich nicht unerwähnt lassen, dass wir aus dem Tertiär Mittelböhmens einen grossen bisher nur flüchtig besehenen Vor rath an Pflanzenresten haben, die unser verstorbene Freund Wolf während seinem wiederholten Aufenthalte in Teplitz zusammengebracht hat, der wesentlich vermehrt erscheint durch Mittheilung von böhmischen Tertiär-Pflanzensuiten, die Herr Professor Engelhardt in Dresden- Nenstadt bearbeitet hat und welche letztere Suiten, Öriginalien und Original-Bestimmungen des genannten hochgeehrten Autors, enthalten. Zu unserer oberwähnten Gebirgsarten-Sammlung zurückkehrend, habe ich zu constatiren, dass dieselbe sieh vorläufig nur-über einen Dritt- theil der Monarchie ausdehnt, also noch zweimal so viel Raum bean sprucht, als ihr bisher eingeräumt werden konnte. R Dieser grossen Fülle, an überaus werthvollem und neuem Materiale, & welches aufgestellt, unsere neuesten Arbeiten erläutern wird, gegenüber, Nr. 1 Jahressitzung am 19. Jänner. D. Stur. 35 muss ein jeder freundlicher Besucher unseres Museums constatiren, dass in demselben alle brauchbaren Plätze bereits mit Kästen überfüllt sind und uns kein Raum mehr zur Disposition steht, auch nur einen einzigen _ neuen Kasten plaeiren zu können — und doch benöthigen wir mindestens _ ein Dutzend von Kästen, um nur das erwähnte Materiale zur Auf- stellung zu bringen. Bei derartigem Mangel an Raum in unserem Museum kann kaum ein Zweifel darüber aufkommen, dass, wenn die verhoffte Abhilfe nicht gewährt werden sollte, ein gänzlicher Stillstand in der Entwick- lung unseres kostbaren Museum nothwendig eintreten muss, in dem die Aufstellungsarbeiten sich gegenseitig hindern, wie dies an dem Beispiele unserer Gebirgsarten-Sammlung und der Pertiärsammlung des Pan- nonischen Beckens genügend erläutert wurde. Es liegt die Möglichkeit vor, diesem dringenden Bedürfnisse an Raum in unserem Museum abzuhelfen, wenn man der Anstalt, vorläufig _ wenigstens, einen der beiden Säle wieder zur Disposition stellt, die wir im Jahre 1877 zu Gunsten der in unserem Gebäude placirten k. k. Staats-Lehrerbildungs- Anstalt und k. k. Staats-Gymnasium abtreten mussten. Unsere Arbeiten im Museum beschränkten sich daher auf Prä- parationen vorliegender Suiten, theils zum Behufe der Abbildung und Publieation, theils um zur Ausstellung gelangendes Materiale vorzu- bereiten. Die wichtigsten hiervon zu erwähnenden Arbeiten sind die folgenden: Herın Friedr. Teller's Bemühungen aus der letzteingesendeten Masse von Anthracotherium-Knochen, die einzelnen Skelet-Bestand- theile zu gewinnen ; Herrn Dr. V. Uhlig’s Bestrebungen die Petrefacten- sammlung aus der Rogozniker Breccie zu sichten und zu einem Ganzen zu vereinigen. Herın M. Vacek’s Präparation der Petrefacte aus dem Ober-Lias von St. Vigilio zum Behufe der Publication derselben. Herr Dr. v. Mojsisovies hat eine ebenfalls gekaufte ansehnliche Sammlung von Muschelkalk-Cephalopoden von einem neuen Fundorte: Schichlinghöhe bei Hallstatt in Präparation genommen. Ich selbst habe _ eine ansehnliche von Herrn Prof. Kusta gekaufte Pflanzensuite aus dem verlassenen Bergbaue der Moravia bei Rakonitz präparirt und bin fort- während damit beschäftigt, die Originalien zur Obertriadischen Flora der Lunzerschichten zur Publication und Aufstellung vorzurichten. Nicht weniger reich als in früheren Jahren flossen die Geschenke unserer Herren Gönner. Freunde und Correspondenten für unser Museum, worunter wesentliche und höchst erwünschte Bereicherungen unserer Sammlung vorkommen. Es ist meine angenehme Pflicht, den geehrten Gebern, und zwar den Herren: Franz Bartonee in Polnisch- Ostrau; H.Becker in Kaaden: Dr. Bertschinger in Zürich; Dr. J. Blaas, Docent in Innsbruck : Gregor Buchich auf Lesina; Prof. Dr. Gustav Compter in Apolda bei Jena; Prof. Dr. F. Dvorsky in Trebitsch, Prof. Quenstedt in Tübingen, Dir. O. Fraas in Stuttgart; Dr. J. Früh in Trogen bei Appenzell: fürstbischöflicher Hüttenverwalter Freyn in Buchbergthal, Ed.Geigy in Basel; Josef Haberfelner in Lunz: Otto inter huber., Bergdireetor iR Thomasroith; J. Kamienski in Neumarkt: Dr. A,v. Klipstein in Giessen; k. k. Bezirkshauptmann „ 5 DE a a a an 5 r Ä Sr way”, a ae A 36 Verhandlungen, Kochanovski in Czernowitz; Prof. Joh. Kusta in Rakonitz; Fried- rich Langer in Wien; Bergrath Lobe in Königshütte; v. Mertens, Vorstand des erzherzoglichen Laboratoriums in Trzynietz; Mariathaler Schieferwerk; J. Noth in Dukla; Prof. Dr. Palacky in Prag; Ed. Pfohl, Bergmeister in Karwin, Jos. Rädler in Aussig; die Herren: Moritz und Rudolf Riehter in Würbenthal, Hugo Rittler, General- direetor zu Segengottes bei Brünn; A. Houtum Schindler, General in Teheran, Prof. Dr. G. Steinmann in Jena; Trifailer Kohlenberg- bau-Gesellsehaft; Rudolf Ritter v. Walcher-Uysdal, Cameral- Direetor in Tesehen; E. Ritter v. Wurzian in Dombrau; Dr. Gustav. Zechenter in Kremnitz; Zoologische Station in Neapel — unseren verbindlichsten Dank auszusprechen und kann mir nicht ver- sagen, nach gefälliger Mittheilung des Herrn Baron v. Foullon, speciell® die Geschenke an Mineralien hervorzuheben. Im Monate Mai erhielten wir von der Firma A. Meinl’s Erben in Wien 18 Stück Vesuv- und andere italienische Mineralien im Tausch, darunter Seltenheiten, die unserer Sammlung fehlten; im August erhielten wir von Herrn Prof. Dr. €. OÖ. Treehmann in Hartlepool in England 21 Stück englische Mineralien eingetauscht. Darunter eine Suite prächtiger Linaritstufen, Caledonit ete., welche eine Bereicherung unserer Sammlung bilden; im October von Herrn Bergdireetor Maximilian Särkany eine Serie Dobschauer Mineralien: Erithrin und Azurit; von Herrn Dr. V. Gold- schmidt prachtvolle Anglesite von Monteponi auf Sardinien auch einen prächtigen Phosgenit; von Herrn Vice-Director Dr. G. Stache eine schöne Suite von Quarz aus Carara mit Dolomit. : Unsererseits dagegen wurden unter Anderem Sammlungen ab- gegeben: an das Real- und Ober-Gymnasium Kolin, Ober-Gymnasium Cattaro und Pilgram, Unter-Gymnasium Ungarisch-Hradisch, Ober-Realschule Semlin, Ackerbauschule zu Feldsberg, Volksschule Henhart, Schulleitungen Pennewang, Micheldorf. Die letzten Tage des verflossenen Jahres brachten uns eine lange Reihe Briefe von Schulleitungen, vorzüglich aus dem nördlichen Böhmen, mit der Bitte um Mittheilung von Mineralien. Dieselben wurden dureh die in einer Schulzeitung gebrachte Nachricht, dass unsere Anstalt unentgeltlich Sammlungen von Mineralien an Schulen verschenkt, welche darum an- suchen, veranlasst. Wir sind gewiss gerne bereit, aus unseren mit Mühe und Opfer zusammengebrachten Dupletten, so weit es möglich ist und | unsere Arbeitskräfte es gewältigen können, wie in früheren Jahren, | so auch jetzt, kleine Sammlungen zusammenzustellen: und dieselben dorthin zu geben, wo sie gerne gesehen und benützt werden. Aber ein altes Sprichwort sagt, dass ein jeder Brunnen endlich ausgeschöpft wird. An dieses Sprichwort dürfte der Einsender jener Nachricht nicht gedacht 4 haben und auch daran nicht, dass diese Nachricht jeden Schulleiter | verpflichtet, um eine solche Sammlung zu petitioniren, wenn derselbe | nicht als nachlässiger Leiter seiner Schule gelten will. Wo sollten wir | aber die Massen von Mineralien hernehmen, die hinreichend wären, die | sämmtlichen Schulen Oesterreichs mit Mineralien zu versorgen? 4 Nach dem von unserem Bibliotheks-Besorger Herrn J. Sänger, | der fortwährend der Ordnung unserer Bibliothek die sorgsamste Pflege | angedeihen lässt, zusammengestellten Ausweis über den Zuwachs an > Kai) Sehr a LE Jahressitzung am 19. Jänner. D. Stur, 31 Bücherwerken in der Bibliothek der k. k. geologischen Reichsanstalt habe Folgendes zu notifieiren: | Benennung der Druckschriften Einzelwerke Zeit- und und Separat- | Gesellschafts- Zusammen Undsızwax: Abdrücke schriften Krk Bände | xm- | Bände | m. | Bände mern | und | mern | un mern | und | Hefte | Hefte | Hefte Mit Ende 1884 waren vorhanden. . 12.119] 13.436| 894] 17.144| 13.013| 30.580 Neuer Zuwachs im Jahre 1885 . ı 289] 323 2| 7ıs| 291] 1041 Verblieben daher mit Ende 1885 in | Ber#Bibliothek ... .. 0... "12.408| 13.759) 896 17.862] 13.304 31.621 Im Laufe des Jahres 1885 beträgt der neue Zuwachs: an Einzel- werken 289 Nummern und 323 Bände und Hefte, an Zeit- und Gesellschaftsschriften 2 Nummern und 718 Bände und Hefte. Unsere Bibliothek besitzt somit Ende des Jahres 1885 an Einzel- werken: 12.408 Nummern in 13.759 Bänden und Heften, an Zeit- und Gesellscehaftsschriften: 896 Nummern mit 17.862 Bänden und Heften; zusammen 13.304 Nummern mit 31.621 Bänden und Heften. Vor Allem möchte ich solcher Einzelwerke gedenken, die selbst- ständig im Buchhandel erschienen, durch Tausch nicht zu erhalten wären und die sonst pur im Wege des Kaufes, also für klingende Münze, in unsere Bibliothek hätten gelangen können, wenn sie uns nicht als werthvolle Geschenke eingesendet worden wären. Es sei erlaubt, die kostbarsten und erwünschtesten hier aufzuzählen und den freundlichen Gebern unseren lebhaftesten Dank dafür beizufügen. B-. Becker M.A.: Hernstein in Niederösterreich, II. Theil, 2. Halb- band. 1886. 8%, im Auftrage Seiner kaiserlichen Hoheit des durch- lauchtigsten Herrn Erzherzog Leopold übergeben. Benndorf Otto und Niemann G.: Reisen in Lykien und Karien, Wien 1884. 1 Bd. mit 49 Tafeln. 2°. Chyzer K., Dr.: Die Curorte und Heilquellen Ungarns. 1885. 1 Bd. 8°. Czoernig Carl, Freih. v.: Die alten Völker ÖOberitaliens etc. 1 Bd. Wien 1885. 8°. Deshayes@G.P.: Description des coquilles fossiles des Environs de Paris. 4°. Tom. I und II et Atlas mit 53 Tafeln. Geschenk vom Herrn Hofrath Fr. Ritter v. Hauer. Fritsch Dr. Ant. Fauna der Gaskohle und der Kalksteine der Permformation in Böhmen. 8 Heim A., Dr.: Handbuch der Gletscherkunde. 1 Bd. mit 3 Tafeln. 1885. 8°. Hoernes Rud., Dr.: Grundzüge der Geognosie und Geologie. IV. Auflage, 1 Lief. Leipzig 1885. E Hoernes Rud., Dr.: Elemente der Paläontologie. Leipzig 1%34. 1 Bd. 8%, Be, Verhandlungen. 38 Kalkowski E., Dr.: Elemente der Lithologie , für Stu bearbeitet. Heidelberg 1880. E; Lehmann J., Dr.: Amnteiänohusen über die Erkste < altkrystallinischen Sehiefergesteine ete. Text und Atlas mit 28 Bonn 1884. 4°. Lisbonne: Congros international d’ Anthropologie et d’ Arch prehistoriques. 1884. 1 Bd. 8°. Monographie des Ostrau-Karwiner Steinkohlı Reviers, IL, II. Text und 22 Tafeln, Teschen 1885. 4°, Gesch des Berg- und Hüttenmännischen Vereines in M.-Ostrau. Sehindler K.: Die Forste der in Verwaltung des k. k. bau-Ministeriums stehenden Staats- und Fondsgüter. 1 Th. samt Wien 1885. 8°. A, Sandberger F., Dr.: Untersuchungen über Erzgänge. I, Wiesbaden 1832—-85. 8°. Stelzner Alf., Dr.: Beiträge zur Geologie und Paläontologie d Argentinischen Republik. I. Geologie. Cassel 1885. 4°. Be In neuen Schriftentausch getreten au wir Bu Jahre 1885 Ecole holy technique in Delttt, Reothisch A Sei Edinburgh, Soeiete geologiqne de Normandie in’ Havre mineralogique de France in Paris. Der höchsterfreulichen Vermehrung unserer Bibliothek gegenüb habe ich leider des Umstandes zu erwähnen , dass die für die Unter: bringung derselben verwendeten Räume höchstens noch auf ein Ja ausreichen. Im Jahre 1877 wurden ehemals als Naturalwohnung | nützte Räume theils für die Erweiterung unserer Bibliothek, theils 2 Arbeitszimmer für unsere Geologen adaptirt. Seit dieser Verfügung nun schon fast ein Decennium verflossen und hat sich unsere Bibliot an Inhalt mindestens verdoppelt. Es liegt daher ein dringendes Bedürfnis } vor, die Räume für die Unterbringung der Bibliothek und die Arbeits zimmer im ersten Stocke des Hauses zu vermehren. Auch ist die Mögli She keit gegeben, diesem unabweislichen Desiderium unserer Anstalt abzu- helfen, wenn noch eine disponible Naturalwohnung in unserem Gebäude zu diesem Zwecke verwendet werden könnte. Wir hoffen zuversichtlich, dass uns biezu hohen Orts die nöthige Bewilligung ertheilt werden wird. Unsere Kartensammlung, der Obsorge des Zeichners He E. Jahn, anvertraut, wurde im Jahre 1885 um 139 Blätter vermehi Es mag gestattet sein zu erwähnen, dass wir in unsere Karten ga wesentliche neue Verbesserungen nachtragen konnten, nach Aufnahmen der Herren: Bergrath Ferd. Seeland den Hüttenberger Erzberg, Dr ” K.A. Penecke das südlich daranstossende Gebiet auf der Karte, Zone 18, Col. XI, Umgebungen von Hüttenberg und Eberstein; fern nach Prof. Toula auf den Karten der Umgebungen von Gloggni und Aspang. “a Von unseren Drucksehriften wurden unter der bisherigen Redaction der Herren Dr. E. v. Mojsisovies und Carl Maria Paul im Jahre 1885 fertig gebracht: Der XI. Bd., I. Abth. von den Ab- handlungen, der XXXV. Band des Jahrbuches und der Jahrgang von unseren Verhandlungen. re 5, ” Jahressitzung am 19. Jänner. D. Stur. ä 39 In dem XI. Bande der Abhandlungen ist eine einzige Abhandlung von mir untergebracht: Die Farne der Carbon: Flora der Schatzlarer _ Sehichten (Beitr. z. Kenntn. d. Fl. der Vorw. Bd. II) mit 49 theils litho- _graphirten, theils in Lichtdruck erzeugten Doppeltafeln und 48 Zinko- _ typien. (Bei A. Hölder, Wien, Preis 60 fl. ö. W.) "Sehon im Herbste 1883 bei der Vorlage des Vorsaneee dieser - Abhandlung, der unter dem Titel: Zur Morphologie und Syste- matik der Culm- und Carbonfarne in den Sitzungsberichten der k. Akademie der Wissenschaften Bd. LXXXVIII erschienen war, habe ich der Erwartung Ausdruck gegeben, dass diese meine Arbeit, da sie _ wesentliche Neuerungen in unseren bisherigen Anschauungen anstrebt, _ eben deswegen auf Widerspruch stossen würde, weil sie das Altge- gewohnte beseitigen will. Meine Befürchtungen haben sich jedoch nicht ‚bewährt, denn eine der berufensten Fachzeitschriften, das Neue Jahrbuch (1866, pag. 135), bringt ein Referat aus hochgeachteter Feder, dessen Lob und Tadel zugleich in dem Ausspruche gipfelt: „denn das viele Neue, welches hier geboten wird, muss. sich erst künftig bewähren, wie in allen ähnlichen Fällen.“ Die Worte „wie in allen ähnlichen Fällen“ bezeichnen eben den richtigen Standpunkt. Ich habe, wie gesagt, für meine Ab- - handlung keine aussergewöhnliche Begünstigung erwartet. s Der Referent hat noch zwei Wünsche ausgesprochen : Detail- ' zeichnungen von der Differenzirung der Blattspreite und Kenntlich- _ machung derjenigen Merkmale, welehe eine Art von allen anderen ’R unterscheiden, und zu diesen Wünschen habe ich Folgendes zu bemerken. Mit der Publication meiner Arbeiten ist die Absicht verbunden, K3 möglichst viele Arten in die Discussion einzubeziehen, um zu zeigen, dass das Vorgelegte nicht einzelne Arten zufällig betrifft, sondern 4 es Erscheinungen darlegt, die dem grössten Theile "der bisher bekannt wi ‚gewordenen Arten eigen sind. Die grosse Anzahl der gegebenen Tafeln ‚ und Zinkotypien noch zu vermehren durch. die Detailzeichnungen der - Spreite (die in unvermeidlichen Fällen wirklich gegebenen Detailzeich- nungen dürften unbemerkt geblieben sein) hiesse das Ganze zu Falle bringen, da die Mitteln kaum ausreichen, das Allernothwendigste 3 zu bieten. Von den im natürlichen Massstabe gegebenen Bildern der Tafeln zu verlangen, dass man ihnen das mit freiem Au ge absehen “ könne, was an Originalien mittelst Loupe und Mikr oskop müh- sam eonstatirt werden konnte, ist ein unbilliges Verlangen. Vielen For- schern lagen ja die Originalien lange Jahre hindurch vor _ Augen und trotz Loupe und ] Mikroskop blieb das auf den Originalien N 3 vorliegende Detail ihnen unleserlich und wurde erst von mir bekannt | . gegeben, also auch beobachtet. Aber die „lange“ Beschreibung wird es ‚wohl ermöglichen, an diesen für ungenügend erklärten Abbildungen wie auf den Originalien das Detail zu here zur Vervielfältigung der Ori- ginalien habe ich es eben noch nicht gebracht. Man möge sich daher _ mit Dem begnügen, was zu erreichen war, und es wird wohl Sache der besser bemittelten Institute sein, bei der Beschreibung einzelner Arten elegant ausgeführte und opulent ausgestattete Tafeln zu publieiren, die Alles bis in’s kleinste Härchen so darstellen, «dass a f £ TER ARE Br wie "SLR DT ETELLRTINE 40 Ä Verhandlungen. man eigentlich den Text gar nicht zu lesen braucht, also die Au = Leistung eigentlich überflüssig wird. Was noch den zweiten Wunsch: in Diagnosen das Wichtigs kenntlich zu machen, betrifft, so huldige ich der Ansicht, dass dic] möglichst vermieden werden sollte; denn der Benützer liest dann nur das mitgesperrter Schriftgedruckte, glaubt hiernach genügend die Art unterscheiden zu können, ohne dieselbe eigentlich kennen gelernt zu haben — welche Öberflächliehkeit ich gerne vermeiden wollte, da ja das höchste Ziel der Naturforschung nicht ist, die Arten zu unterscheiden — um dem grössten Uebelstande in unserer Literatur für die Zukunft zu steuern, dass man in ihr viel unbrauchbare weil unbegründete Namen findet, dagegen aber jede sachliche Angabe in derselben vermisst. Auch ist es unmöglich, noch in den vorliegenden Diagnosen die unterscheidenden Merkmale genau zu präcisiren, nachdem ja alle Arten noch nicht bekannt sind und die Diagnosen aller bisher ungenügend beschriebenen Arten nicht vorliegen. Eine sorgfältige Präparation eines „Originals“ genügt, einzusehen, dass man bisher eben den wichtigsten Charakter überhaupt noch nieht gekannt oder verkannt hat, weil er bisher noch vom Gestein oder Staub bedeckt war. Wie es z. B. mit der Charakteristik der Arten im Obercarbon in der Literatur aussieht, habe ich genügend „erschreekende Beispiele“ vorgeführt. Das Ver- langen nach Präeision der unterscheidenden Merkmale ist also ein Ver- langen, welchem zu Lieb’ ich vorerst die Obercarbonflora hätte an- fertigen müssen; da wäre es mir aber mit den Arten des Untercarbons auch nicht besser ergangen. Ich bitte daher um Geduld, Zeit und Mittel; bis Alles fertig, die möglichst gründliche Basis vorliegen wird, dürfte auch die Popularisirung des mühsamen , wissenschaftlichen Theiles meiner Arbeiten kaum ausbleiben für Jene, die sich damit begnügen wollen, die Arten zu unterscheiden und ist es gleiehgiltig, ob diese von mir oder von anderen auf der gegebenen Basis durchgeführt werden wird. Die leider gerügten „langen“ Diagnosen betreffend, habe ich noch zu bemerken, dass wir mit den kurzen, lateinisch und deutsch zugleich gedruckten Diagnosen, die zusammengenommen eben so viel Raum ein- nehmen wie meine „langen“, und gesperrt gedruckten Charakteren der Arten, eben dort stehen geblieben waren, wo die „erschreekenden Beispiele‘ herrschen. Wer es übersieht, wie viel noch auf den „Originalien“ zu entdecken bleibt, wer es zu schätzen weiss, was möglichst gute Beschreibungen leisten, der wird aus „langen“ Diagnosen N meinen Arbeiten keinen Vorwurf ableiten. Der XXXV. Band unseres Jahrbuches enthält Arbeiten der folgenden Autoren: Dr. Fr. Schneider in Socrabaya, Dr. Carl Diener, C.v. John, Baron v. Foullon, Dr. Richard Canaval in Klagenfuri Th. Fuchs, Dr. Aristides Brezina, Dr. Alfred Stelzner in Preibiuuug =s Emil Tietze, A. Brunnlechner, Dr. F. Beeke in Üzernowitz, . V. Hilber in Graz, Dr. A. Böhm, D. Stur, Charles Brong 3 na in Paris, A.v.Groddeck in Clausthal, Dr. J. Früh n Trogei| bei Appenzell, Dr R. Zuber in Lemberg. Mein hochverehrter Vorgänger im Amte hatte schon im Jahres- | berichte für das Jahr 1383 (Verh. 1884, pag. 16) Gelegenheit genommen, $ = u E BEE: ee ee er EEE CR Br @ nr 0 r RE i . En 4 $, Jahressitzung am 19. Jänner, D. Stur. 41 darauf hinzuweisen, dass in unseren Verhandlungen in den Referaten hauptsächlich über die Geologie der karpathischen Gebiete häufiger, als es sonst der Fall war, Meinungsverschiedenheiten zu Tage traten, die gewiss ein Zeichen erhöhter Theilnahme für die geologischen Arbeiten selbst seien, bei welchen sich nun häufiger als früher verschiedene Forscher auf einem und demselben Gebiete begegnen. Ich habe leider heute zu constatiren, dass sich dieser Zustand nieht nur wesentlich verbreitert und verschärft hat, sondern auch vom Gewande eines Referates entkleidet, in unser Jahrbuch, welches bisher von diesen Vorgängen verschont geblieben war, ganz entschieden gegen meinen Willen und ohne mein Wissen eingeschmuggelt hat. Ein am edlen Waidwerke Gefallen findender Nimrod dürfte an diesen Vorgängen seine Freude haben, und dieselben mit jenem Treiben lächelnd vergleichen, das man an aus einem Horste entflogenen edlen Falken zu beobachten pflegt, die, auf Leben und Tod kämpfend, jeder sein Revier gegen Eindringlinge zu vertheidigen pflegen. Der Naturforscher muss sich im Interesse seiner Arbeiten ein anderes, edleres Ziel vor Augen halten: den Bienenstock. In früheren Tagen sass der Altmeister Haidinger oder sein Stellvertreter v. Hauer am Eingange des Bienenstockes, und jeder, wer da herein wollte, ich weiss es aus eigener Erfahrung, meine Herren, wurde freund- liehst und zuvorkommendst. aufgenommen, sobald es sich ihm darum handelte, nach Möglichkeit Hand anzulegen an dem gemeinsamen Werke. Ich halte es für meine Pflicht, auf das edlere Vorbild hinzuweisen und ergebe mich der Hoffnung, dass das alte Sprichwort: exempla trahunt seine Wirkung nicht versagen wird... Der Kampf reibt auf und tödtet. Bei der fleissigen Arbeit büsst allerdings die Biene ebenfalls ihre Flügel ein, ebenso wie der Falke im selbstsüchtigen Kampfe. Aber die Arbeit baut auf, während der Kampf vernichtet. Die Biene hat auch einen oft tödtenden Stachel, aber sie verwendet ihn nur in Fällen srösster Gefahr, wenn die gemeinsame Sache Schaden zu erleiden hat. In unseren Verhandlungen sind Beiträge enthalten von den Herren: N. Andrussow aus Odessa, Dr. Alex. Bittner, S. Brusina in Asram, Carl Baron v. Camerlander, Prof. G Cobalcescu in Jassy, E.-Drasche, Dr. CarlDiener, Dir. E. Döll, Dr. E.v. Duni- kovski in Lemberg, Th. Fuchs, H. Baron v. Foullon, Dr. K. F. Frauscher, Dr. H. B. Geinitz in Dresden, Georg Geyer, C. L. Griesbach in Caleutta. H. Haas in Kiel, Dr. V. Hilber in Graz, Hofrath Fr. v. Hauer, R. Handmann, A. Heim in Zürich, P. Hartnigg in Graz, E. Hussak in Graz, Ad. Hofmann in Leoben, ©. v. John, Dr. A. v. Klipstein in Giessen, Dr. M. Krispatie in Agram, E. Kittl, Dr. G. Laube in Prag, Bergrath Lobe in Königshütte, L. v. Löffelholz. Dr. E. v. Marchesetti im Triest, J. Noth in Dukla, Prof. Julian Niedzwiedzki in Lemberg, K. M. Paul, A. Pawlow in Moskau, Prof. A. Penck, Prof. A. Piehler in Innsbruck, Dr. A. Rodler, Dr. S. Roth im Leutschau, A. Rzehak in Brünn, Prof. F. Sandberger in Würzburg, M. Schlosser, R. Bes chim 1dit- in’ Hall, :D. Stur, R.Swess,,Dr 12 w. Tausch, Friedrich Teller, G. Tegläs in Budapest, Dr. Emil Tietze, Prof. BFoula, Dr. V. Uhlig, Dir. T. NıWold#ieh. K.k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 1. Verhandlungen. [b) HH D R wi 42 Verhandlungen. Nr. 1 Hier am Schlusse meines Jahresberichtes über den Stand unserer Bibliothek und über den Fortgang der Fertigung unserer Druck schriften möchte ich noch auf die Wechselseitigkeit dieser beiden kurz aufmerksam machen. Im Jahre 1885 beträgt der Zuwachs in unserer Bibliothek 1041, im Jahre 1884 1587 Bände und Hefte. Die uns gewährte Dotation für die Bibliothek beträgt 1000 fl. | Vergleicht man die Summe der alljährlich einlangenden Binde) (1587— 1041) mit der jährlichen Dotation (1000 fl.), so fällt es in die Augen, dass die Dotation kaum für das Binden der einlangenden Bände ausreicht. Aus diesem Verhältnisse fliesst der aufrichtige Dank den hochgeschätzten Gebern, insbesondere kost- spieliger Einzelwerke, die zu kaufen wir niehtin dem Lage wären. (Siehe pag. 37 —38.) Ein sehr grosser Theil der Werke unserer Bibliothek , gankl besonders die ansehnliche Anzahl (896 Nummern in 17.862 Bänden und Heften) der Zeit- und Gesellschaftsschriften, ist dagegen durch Tausch gegen unsere eigenen Druckschriften erworben worden. Unsere Dr ‚uckschriften, respective die für diese letztere be- willigte Dotation von jährlich 6000 fl. verdienen also Jedenfalls von zwei verschiedenen Standpunkten eine Beachtung. Vorerst werden die 6000 fl. dazu verwendet, um unsere Druck- schriften als Tauschobjeect für eine überaus werthvolle Bibliothek herzustellen. Wahrlich, es ist nicht viel, für eine Bibliothek, die heute schon über 31.000 Bände, vorherrschend naturwissenschaftlichen Inhaltes besitzt, in der Haupt- und Residenzstadt Wien 6000 fl. auszugeben, wenn dafür in dieselbe an 800 Bände einlangen, die, insbesondere die Gesellschaftsschriften grossen Formats, die oft hunderte kostspieliger Tafeln enthalten, um das Dreifache, ja Mehrfache, kaum käuflich wären, wenn ferner diese Bücher aus allen Theilen der eivilisirten Welt auf einen Punkt zusammenfliessen und sozusagen den jährlichen Fortschritt in den Naturwissenschaften der ganzen Welt in Wien anschaulich machen. i Andererseits werden die 6000 fl. Druckschriftendotation zur Veröffentlichung der Resultate unserer eigenen Untersuchungen ver- wendet. Die Mühen und Entbehrungen des opferwilligen Geologen können nur auf diesem Wege nützlich gemacht werden. Das Bedürfniss einer höheren Dotation für die Druck- schriften unserer Anstalt findet auch in diesem wechselseitigen Ver- hältnisse der Druckschriften zu unserer Bibliothek eine Stütze und die Bemühungen, eine höhere Druckschriftendotation zu erwirken, deren Bedürfniss auch hohen Ortes schon anerkannt wurde, gelten daher nicht nur der Möglichkeit, unsere Errungenschaften und Resultate zu veröffentlichen und der Benützuug zugänglich zu machen, sie gelten vorzüglich der Bereicherung unserer Bibliothek. Für unsere Druck- schriften als Tauschobjeet gelangt ein Schatz in unsere Bibliothek, der unvergleichlich höher bewerthet werden muss, als die Summe unserer Druckschriftendotation. = Ueber den erfreulichen Fortgang der Publication der Beiträge zur Paläontologie Vesterreieh-Ungarns und des Orients, ne EN: 1 Jahressitzung am 19. Jänner. D. Stur, 43 herausgegeben von Edm. v. Mojsisovies und M. Neumayr, ver- danke ich dem Erstgenannten Folgendes. Es enthalten: Bd. IV, 3.—4. Heft: F. Wähner, Beiträge zur Fauna der tieferen Zonen des unteren Lias in den nordöstlichen Alpen. 3. Theil. Bd. V, 1. Heft: J. Velenovsky, Die Flora der böhmischen Kreideformation. 4. Theil. Bd. V, 2. Heft: C. Zahalka, Ueber zwei Kreidespongien. — A. Hofmann, Crocodiliden aus dem Miocän der Steiermark. Im chemischen Laboratorium wurden heuer auch wieder - zahlreiche Untersuchungen und Proben für praktische Zwecke vorge- nomınen. Es wurden im Ganzen von 88 Parteien 166 verschiedene Proben zur Untersuchung eingesendet. Der seit Beginn des Jahres 1885 geltende neue Gebührentarif hat also keinen wesentlichen Einfluss auf die Menge der eingesendeten Materialien ausgeübt und hat, so wie seit Jahren, auch in diesem Jahre eine Steigerung der Anzahl der durch- geführten Analysen und eine Erhöhung der Einnahmen des chemischen Laboratoriums stattgefunden. An den Arbeiten im chemischen Laboratorium nahmen im An- fange des Jahres Herr E. Drasche als Volontär theil, während Herr Baron C. Camerlander und später auch Herr G. Geyer zu ihrer Ausbildung in demselben arbeiteten, um sich sowohl in chemischen Arbeiten, besonders in der Durchführung von Gesteinsanalysen, als auch in der mikroskopischen Untersuchung der Gesteine einzuüben. Bei diesem Bestreben wurden die genannten Herren bei dem chemischen Theil von Herrn von John, bei der mikroskopischen Untersuchung der Gesteine von Herrn Baron Foullon hauptsächlich unterstützt. Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden, so wie in früheren Jahren, besonders petrographische und mineralogische Untersuchungen durchge- führt und sind die Resultate derselben entweder schon veröffentlicht oder gelangen demnächst zur Publikation. So wurde von Herrn v. John die Untersuchung der von Herrn Dr. Wähner aus Persien mitgebrachten Gesteine abgeschlossen, eben- so die von Herrn Dr. V. Uhlig in Galizien gesammelten Andesite vollständig untersucht und beschrieben. Ferner wurde mit der Unter- suchung des von Herrn Vicedireetor Oberbergrath Dr. G. Stache im Veltlin bei Gelegenheit der Aufnahmen gefundenen Gabbro- und Norit- artigen Gesteinen begonnen. Von chemischen Untersuchungen seien hier die Analysen der von Herrn Director D. Stur beschriebenen Rund- massen aus den Östrauer Kohlenwerken, des ÖOlivingabbros von Szarvaskö an der Matra und verschiedener Kalke und bauxitartiger Mineralien aus Istrien erwähnt. Herr Baron Foullon beendete seine Arbeiten über die Gesteine des Arlbergs und über die von Herren Teller, Dr. Stache, Vacek und Dr. Bittner gesammelten porphyritischen Eruptivgesteine Süd- tirols. Ferner begann er die Untersuchungen der Eisenerzer Grauwacke, der auf seiner Reise in Griechenland gesammelten Gesteine und der ihm von Herrn Oberbergrath Mojsiso vics übergebenen Eruptivgesteine der nördlichen Alpen. An krystallographischen Arbeiten seien erwähnt seine Untersuchungen der von Herrn Dr, Guido Goldsehmid darge- stellten organischen Verbindungen und über die krystallographische G* 44 Verhandlungen. Beschaffenheit des Baryt und Strontianhydrates. Ueber die in letzten vier Jahren im chemischen Laboratorium durchgeführten Arbei wird demnächst im Jahrbuch der Anstalt ein Aufsatz erscheinen. Der Vorstand des k. k. hüttenmännisch-chemischen Laboratoriums, unser hochverdienter, langjähriger Freund und Arbeitsgenosse, Herr Öberbergrath A. Patera, hatte die Güte mir mitzutheilen. dass zahlreichsten und wichtigsten im Jahre 1885 in seinem Laboratori | durchgeführten Untersuchungen im Interesse des k. k. gemeinsamen Mr Finanzministeriums und der Gewerkschaft „Bosnia“ unternommen wurden. Es wurden untersucht: Kohlen, hydraulische Kalke, feuerfeste Thhone, Be Salz- und Schwefelwässer, Kochsalz- Proben, Blei, Eisen und Manga | erze, Chromeisensteine, sämmtlich aus Bosnien stammend. g In einem zur Schiedsprobe eingesendeten Uranerzschlich von Y Joachimsthal fand Oberbergrath Patera einen namhaften Gehalt an Pr kieselsaurem Uranoxydul. W {ei . Unsere Theilnahme an den Versammlungen des verflossenen Jahres E; hat sich auf den Besuch des in Berlin tagenden internationalen \ Geologen-Congresses concentrirt Die dritte Liste der Mitglieder des Öongresses bringt 16 Namen von Theilnehmern aus Oesterreich-Ungarn. Wie wir, werden wohl sämmtliche 248 Theilnehmer an dem Congresse die angenehmsten Erinnerungen an Berlin sich geholt haben. Die Fülle des Dargebotenen an Karten, Büchern, vorzüglich an Sammlungen, wird gewiss Jedermann befriedigt haben "und hat uns Allen nicht Unter- haltung allein, sondern viele Belehrung geboten. Unschätzbar ist die Gelegenheit in Hinsicht auf das Wiedersehen alter Bekannter, Gönner und Freunde, auf die Anknüpfung neuer werthgeschätzter Verbindungen mit den hervorragendsten Geologen fast der ganzen Welt. Für mich und unsere Bedürfnisse erschien mir vor Allem sc anziehend, jene prächtige Suite von Gesteinen und Präparaten, die Herr Prof. J. Lehmann!) ausgestellt und als liebenswürdiger Cicerone erläutert hat. Es ist dies jene wichtige Sammlung die Prof. Lehmann seinem grossen Werke: Untersuchungen über die Entstehung der alt- krystallinischen Schiefergesteine verbunden mit einer monographischen Beschreibung des sächsischen Granulitgebirges. Bonn 1884. Text und Atlas, zu Grunde gelegt hat. Die zweite hochwichtige Sammlung für unsere Verhältnisse hat Herr H. Reusch in Christiania (Universitätsprogramm 1882) aus der Gegend südlich von Bergen, von Alven und Osöven in Berlin, ausge- stellt: krystallinisch aussehende Gesteine mit obersilurischen Petrefacten: Trilobiten, Korallen, Graptolithen. Die für mich wichtigsten Stücke waren Kalkgesteine, die unseren Kalkglimmerschiefern aus der Schiefer- hülle des Centralgneises auf's Haar gleichen und ebenfalls Petrefaeten führen. Dies gibt uns Hoffnung, auch in unseren Kalkglimmerschiefern Petrefaeten zu finden, und einen Anhaltspunkt, in der Schieferhülle des Öentralgneises das Obersilur zu vermuthen. Ohne dem Berichte über den Verlauf des internationalen Con irgendwie vorgreifen zu wollen, habe nur noch zu erwähnen, dass die 1) Congrös geologique intern. Catalogue de l’exposition geologique. Berlin 1885, 37. j ag. 9 R tr ET EM P Tun N Jahressitzung am 19. Jänner. D. Stur. 45 sion de la Carte geologique d’Europe* in der Sitzung am 2. Oetober beschlossen hat, die Anfertigung des österreichischen Antheiles an der geologischen Karte von Europa, von mir, als dem Director der Anstalt, durchführen zu lassen. Und zwar wurde der Wunsch ausgesprochen, dass vorläufig der westliche Theil der Monarchie bis zum 13. Meridian von Paris in Angriff genommen werden solle. Selbstverständlich wurde der nordwestliche Theil unseres Gebietes, also Böhmen, zunächst in Arbeit genommen, und da habe ich über die rege Theilnahme der Geologen Böhmens an diesem Unternehmen zu berichten und meinen herzlichsten Dank für freundliche Unterstützung darzubringen. Vorerst hat Prof. Dr. G. Laube zwei geologische Karten einge- sendet. Die eine umfangreichere ist betitelt: Geologische Uebersichts- karte der Umgebungen von Karlsbad, Franzensbad, Marien- bad: die kleinere ist die geologische Uebersichtskarte der U Imgebungen von Teplitz. Beide sind auf der älteren Unterlage der Generalstabs- karte 1: 144.000 gezeichnet und enthalten alle jene wichtigen Nach- träge, die es dem Autor gelang, während einer Reihe von Jahren, zu den von unserer Anstalt fertiggestellten Karten, hinzuzufügen. Herr Prof. J. Krejd@i hat mir vorerst eme Abhandlung, betitelt: Orographisch-geotektonische Uebersicht des silurischen Gebietes in Mittelböhmen, mit einer geologischen Karte, vor deren Veröffentlichung, zur Disposition gestellt. Abhandlung und Karte geben ein vortreffliches Bild des böhmischen Silur's, wie ich mir ein solches durch mühsames Studium der Literatur kaum hätte schaffen können. Ferner hat Prof. Krejci die Originalaufnahmen des Eisengebirges mir zur Benützung übergeben. Diese Aufnahmen betreffen einen Theil Böhmens, dessen ur- sprünglich geliefertes geologisches Bild der dringendsten Correetur be- dürftig war. Es hat mich natürlich sehr erfreuen müssen, in den betreffenden Briefen beider Genannten, die Arbeiten unseres verstorbenen Collegen Jok&ly in anerkennendster Weise beurtheilt zu sehen und von beiden die Meinung ausgedrückt zu finden, dass die krystallinischen Gebirgs- arten Böhmens ohne Weiteres als richtig und giltig, auf die Karte von Europa, nach den Aufnahmen unserer Anstalt eingetragen werden mögen. Nachdem nun die Grundlage der „geologischen Karte von Europa“ nach dem Massstabe I: 1,500.000 gezeichnet wurde, so war es eine pure Unmöglichkeit von unseren Karten, die theilweise den Massstab von 1: 75000, theilweise von 1: 144.000 besitzen, unsere Daten direete auf die uns übergebene Grundlage zu reduciren, um so mehr, als diese nur das Flussnetz enthält und die Orte nur von einem Ringe, ohne beigefügten Namen bezeichnet werden. Ich habe daher die Uebersichts- karte der österr.-ungarischen Monarchie im Massstabe 1: 750.000 zur Grundlage für unsere erste Reduction gewählt, von welcher es dann leicht sein wird, das erhaltene Bild auf die Grundlage der geologischen Karte von Europa zu übertragen. Die Reduetion geht ausserordentlich langsam vorwärts, trotzdem unser als fleissig bekannte Zeichner, Herr Jahn, seine ganze Zeit dieser Arbeit zu widmen hat. K.k. geolog. Reichsanstalt. 1886, Nr. 1. Verhandlungen. Be | 46 Verhandlungen, Ich möchte nur noch hinzufügen, dass wir eine bedeutende Anzahl von illustren Geologen, die Berlin besucht hatten, in unserem Museum begrüssen konnten. Vor dem Congresse hatte uns Herr Gaudry sammt Gemalin mit einem Rundgange in unserer Sammlung beehrt und dann in der Revue scientifique seine Ansicht dahin ausgesprochen, dass unser Museum eine der schönsten paläontologisch- -stratigraphischen Samm- lungen Europas birgt. ’ Sehr erfreut hat es uns ferner‘, fast von sämmtlichen Geologen Italiens, die in Berlin waren, durch einen freundlichen Besuch unseres Museums beehrt worden zu sein, voran Herr Inspector F. Giordano aus Rom, ferner die Herren: Lotti, Meli, Nicolis,Segre, Tara- melli, Zezi: schliesslich unser ältester Arbeitsgenosse und hocu- geachteter Phytopaläontologe Herr Präsident Baron de Zigno. Sehr willkommen war uns der Besuch des Herrn Dr. P. T tasa : aus Philadelphia. Zuletzt endlich erschien auch noch Herr Nikitin, kaiserl. russischer Chefgeologe, der sich längere Zeit in Deutschland aufgehalten hatte, auf seiner Rückreise nach Petersburg, Wien berührend. Einer unsere Anstalt höchst ehrenden Begebenheit habe ich mich noch in tiefster Ehrfurcht dankbarst zu erinnern. “ Seine kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Rainer haben am 3. November 1885 Jer Sitzung unserer Anstalt, in welcher Herr Prof. E. Suess einen Vortrag über schlagende Wetter gehalten hat, dureh Höchstihre Anwesenheit einen ungewohnten Glanz verliehen und uns zum tiefstgefühlten Danke verpflichtet. St Meine Herren! Die mir gegebene Gelegenheit habe ich dazu be- nützt, um Ihnen einerseits am Faden einer Untersuchung über die Verhältnisse unseres Nachwuchses einen flüchtigen Rückblick auf die . 36jährige Thätigkeit unserer Anstalt zu gewähren, um Ihnen anderer seits die heutige Situation der Verhältnisse unserer Anstalt zu skizziren, um Ihnen endlich unsere vorjährigen Arbeiten in nuce vorzuführen. Sowie in früheren Jahren mannigfache, sich dem raschen Fortschritte in den Weg legende Hindernisse als Stimulus gedient haben, das Mög- liche zu leisten, fehlt es: auch heute nicht an Desiderien, deren Er- füllung wir anstreben müssen, um abermals einen Schritt nach vorwärts machen zu können. Diesem Vorwärts wollen wir unsere Kräfte gauz und gar widmen, um auf das abgelaufene Jahr steter Veränderungen ein Jahr rühriger Thätigkeit und gedeihlicher Entwicklung unserer Anstalt folgen zu sehen. Verlag vi von Alfr ed Hölder, k. k Hot und Universitäts- Buchhändler in Wien, Rothenthurmatr. 15. ] Druck von Gottlieb b Gistel & Comp. in Wien. e1 7 er, KA r- « Fi Etangen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Band I. Mit 48 lithogr. al re 2 ELTERN ch na I ENTER ITIRRTENSHE Druckschriften der k. k. geologischen Reichsanstalt. b) ” nn» ” n ” 78 ” .yn 36.80 » ” Ce „ » D) IIT. (vergriffen) En nenn ” ” eLV » 5 ” „ n 25.—. ” ” ” » n ” “ V. n ” 32.50 . » ee n ” RN er. II. Theil Mit 70 lithogr. en » an H n SONGET KH E 2, . „54.80 . ” ee! ” n „VII. „ 44 n ” Di A; 68.— » ” nn ” » ” IX. 4 21 ” » „ 36.— D ” Non » » Ru 94 „ 9 en 70. » nn n » » XI. I. Abth. Mit 49 lithogr. Mateln Hein © aisap ei 60,» 5) » on » n Bol unvollständig (Heft 1—4) \ Mit 22 lithogr. Tateln. Inhalt und Separat-Abdrücke aus den Abhandlungen: Aus demI Bande. ngshausen C. v., Dr. Ueber Paläobromelia, ein neues fossiles Pflanzengeschlecht EEESEEIHOP TEEN aTeInEn. En ee oa oe eerekjagiet an len ala af a ee alle HT. 6. Beitrag zur Flora der Wealdenperiode. Mit 5 lithogr. Tafeln. . - . . - HR 2166 = Begründung einiger neuen oder nicht genau bekannten Arten der Lias- und R BIBIBuHOrSmENMLit Sulithogr. Tafeln en Eee nen „1:60 RR — Die Steinkohlenflora von Stradonitz in Böhmen. Mit 6 lithogr. Tafeln „2.65. — Pflanzenreste aus dem trachytischen Sandstein von Heiligenkreuz bei Kremnitz. ar IuHoBre Dateln 2 0 a es ee ee el.i6 natsch Joh. Die Ammoniten von Swinitza. Mit 4 lithogr. Tafeln . - 212 8 C., Dr. Beitrag zur Kenntniss der Lagerungsverhältnisse, der oberen Kreide- schichten an einigen Loralitäten der östlichen Alpen. Mit alithogr. Tafeln. „—.92. A. E., Dr. Die geognostischen Verhältnisse des Egerer Bezirkes und des Ascher | Gebietes in Böhmen. Mit 1 In lokofs ey CDS Arno Ra 0 loc na lc sr #160 li Fr., Dr. Die Gasteropoden der Gosaugebilde. Mit 24 lithogr. Tafeln .... . „12.60 Aus dem II. Bande. e Carl Justus, Dr. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora Siebenbürgens u. BespBanatea Mit J2,Tithogr. Tafeln u... 0... Men cd nen anne n„ 5.85 gshausen C. v., Dr. Die tertiäre Floıa der Umgebungen von Wien. Mit 5 lithogr. Tafeln. (Unter dem Titel: Die Tertiär-Floren der österr. Monarchie, Nr. 1, _ Fossile Flora von Wien, 1851. _ — Die tertiäre Flora von Häring in Tirol, 1853. Mit 31 lithogr. Tafeln... - . . „Aaızar Die Steinkohlenflora von Radnitz in Böhmen 1854. Mit 29 lithogr. Tafeln „13,12% ko Joh. v. ne Karte der Gegend von BEBSDE u einer Karte und Bechope. Datall= us 2 2 0 ARD Fe. Era en Hat „mh. Der III, Band ist vergriffen und enthält a nes M., Dr. Die fossilen Mollusken des Tertiär-Beckens von Wien, I. u Univalven. Mit 52 lithogr. Tafeln ... -.. co... a euLund Der IV, Band enthält ausschliesslich : sM., Dr. Die fossilen Mollusken des Tertiär-Beckens von Wien, II. Ban u Balınhopr Datelnı oe . 0 onen oe, ca ale en 0 elin she ea ehaı- „ 8.— Aus dem V. Bande: inzel Emanuel, Dr. Die Reptilfauna der Gosauformation in ve neuen Welt Br BE Wr. Neustadt. Mit 8 lithogr. Tafeln . .. .- - 22.0 0000. . KR Alno nhuber A. Dr. Ueber einen fossilen Saurier aus Lesina. Mit 2 lithogr. Tafeln . „2: abe G. C., Dr. Die Echinoiden der österr.-ungar. oberen Tertiärablagerungen. Mit N 4 lithogr. Vo ee VE ET Eat era La Ne sumayr M., Dr, Die Cephalopodenfauna ‘der Oolithe von Balin bei Krakau. Mit thosr. Sateln:. : . 2... .u00 00 00h ea len na: » 4. - — Die Fauna der Schichten mit Aspidoceras acantkicum. Mit 13 lithogr. Tafeln . „14.—. sdtenbacher A. Die Cephalopodenfauna der Gosauschichten in den nordöstlichen Alpen. Mit 9 lithogr. Tafeln ....:-.. 00000. a Mae „ 550. er VI. Band ist noch unvollständig, erschienen ist 1. und 2. Heft und enthält: 8 Eier Edm. v., Dr. Das Gebirge um Hallstatt. Eine geologisch paläontologische Studie aus den Alpen. I. Theil. Die Mollusken-Faunen der Zlambach- ni Hallstätter-Schichten. 1. Heft mit 32 lithogr. Tafeln .-»»..... „ 20.— Bereit mit se’ lithogr. Tafeln “2 - a. 00 nee ner un ene 30.— = Aus dem VII. Bande. ‚It Alois von, Dr. Ueber die paläozoischen Gebiete Podoliens und deren Ver- ei steinerungen I. Abtheilung. Mit 5 lithogr. NE ee ee 9.— über Y V, Dr. Neue und wenig bekannte Conchylien aus dem ostgalizischen Miocän. BeMit A lithogr. Tafeln - ..... -.: v2. nennen en ne „4.80 "ojsisovier Edm. v. Dr. Ueber die triadischen Peleeypoden-Gattungen Daonella und f | Halobia. Mit 5 lithogr. Tafeln. .. 2... 2.200 nennen ce nen „ 6 k, geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 1. Verhandlungen, BITRN » ” 47 . fl. 23.12 . Mk. 46.24 73.60 wo © org gu [VHS] wm oo je ww 4.24 1.84 3.20 25.20 11.68 29.44 26.24 1.08 90.— 40.— NN re a 46 Verhandlungen, Ich möchte nur noeh hinzufügen, dass wir eine bedeutende Anzahl von illustren Geologen, die Berlin besucht hatten, in unserem Museum begrüssen konnten. “Vor dem Congresse hatte uns Herr Gaudry sammt Gemaliu mit einem Rundgange in unserer Sammlung beehrt und dann in der Revue seientifique seine Ansicht dahin ausgesprochen, dass unser Museum eine der schönsten paläontologisch- -stratigraphischen Samm- lungen Europas birgt. Sehr erfreut hat es uns ferner‘, fast von sämmtlichen Geologen Italiens, die in Berlin waren, durch einen treundlichen Besuch unseres Museums beehrt worden zu sein, voran Herr Inspector F. Giordano aus Rom, ferner die Herren: Lotti, Meli, Nicolis,Segre, Tara- melli, Zezi: schliesslich unser ältester Arbeitsgenosse und hoci- geachteter Phytopaläontologe Herr Präsident Baron de Zigno. Sehr willkommen war uns der Besuch des Herrn Dr. P. Frazer aus Philadelphia. Zuletzt endlich erschien aueh noch Herr Nikitin, kaiserl. russischer Chefgeologe, der sich längere Zeit in Deutschland aufgehalten hatte, auf seiner Rückreise nach Petersburg, Wien berührend. Einer unsere Anstalt höchst ehrenden Begebenheit habe ich mich noch in tiefster Ehrfurcht dankbarst zu erinnern. Seine kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Rainer haben am 3. November 1885 der Sitzung unserer Anstalt, in welcher Herr Prof. E. Suess einen Vortrag über schlagende Wetter gehalten hat, dureh Höchstihre Anwesenheit einen ungewohnten Glanz verliehen und uns zum tiefstgefühlten Danke verpflichtet. Meine Herren! Die mir gegebene Gelegenheit habe ich dazu be- nützt, um Ihnen einerseits am Faden einer Untersuchung über die Verhältnisse unseres Nachwuchses einen flüchtigen Rückblick auf die . 36jährige Thätigkeit unserer Anstalt zu gewähren, um Ihnen anderer- seits die heutige Situation der Verhältnisse unserer Anstalt zu skizziren, um Ihnen endlich unsere vorjährigen Arbeiten in nuce vorzuführen. Sowie in früheren Jahren mannigfache, sich dem raschen Fortschritte in den Weg legende Hindernisse als Stimulus gedient haben, das Mög- liche zu leisten, fehlt es: auch heute nicht an Desiderien, deren Er- füllung wir anstreben müssen, um abermals einen Schritt nach vorwärts machen zu können. Diesem Vorwärts wollen wir unsere Kräfte gauz und gar widmen, um auf das abgelaufene Jahr steter Veränderungen ein Jahr rühriger Thätigkeit und gedeihlicher Entwicklung unserer Anstalt folgen zu sehen. Verlag v von "Altred Holder, k. E Hot- und Universitäts- Buchhändler in Wien, Rothenikumsatn 13: Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. n der k. k. geologischen Reichsanstalt, Band I. Mit 48 lithogr. N . fl. 23.12. Mk. 46.24 . „86.80. „ 73.60 n nn IT. (Vergriffen) ne» ” n 5) IV. ” ” ” al; 45.— ” 90.— non n » „ _V. „ 32.50. „ 65.— Be er > a YılE unvollstäntlig I. Ir. Theil Mit 70 lithogr. Aeer- he ri a VERTE Bg n 4 - „54.80. „ 109.60 De ın.n ” n „VII. „ 44 n ” 07 68.— . 5) 136.— nn E ” NOCH = Rt ee Be nn» ” .n n 7:—. „ 140.— nn n x . SIT. Abth. Mit 49 fithogr. . Balola en. dpa »„60.—. „ 120.— 65 = 5) RUN: usvollstendie (Heft 1—4) Mit 22 lithogr. Tateln. alt und Separat-Abdrücke aus den Abhandlungen: Aus demI. Bande. ısen €. v., Dr. Ueber Paläobromelia, ein neues fossiles a a 205 Wen), Ra NE ERS EEE RENNER fl.1.6. Mk. 2.12 Beitrag zur Flora der Wealdenperiode. Mit 5 lithogr. Re ZIG 32 ne einiger neuen oder nicht genau bekannten Arten der Lias- und een 3: uhhopt./ Tateln, Me na en a DL WR 60 320 Steinkohlenflora von Stradonitz in Böhmen. Mit 6 lithogr. Tafeln -.... „ 2.65 8.28 Pflanzenreste aus dem trachytischen Sandstein von Heiligenkreuz bei Kremnitz. Era a ee ae ae ee Ba :h Joh. Die Ammoniten von Swinitza. Mit 4 lithogr. Tafeln . - ee! . Beitrag zur Kenntniss der Lagerungsverhältnisse der oberen Kreide- en an einigen Loralitäten der östlichen Alpen. Mit alithogr. Tafeln. „—.92. „ 1.84 . Die geognostischen Verhältnisse des Egerer Bezirkes und des Ascher Bere Bohmen. Mit-1 lithogr. Tafel . „u. 0. ve Dome ne a a SE) Kr, Dr. Die Gasteropoden der Gosaugebilde. Mit 24 lithogr. Tafeln .. . . - WLALGONe ER ER DHLDO, Aus dem II. Bande. arl Justus, Dr. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora Siebenbürgens u. Eenates, Mit 12 Tithogr. Tafeln 2... . 2.0. 0 00 na une 5180.06 hausen €. v., Dr. Die tertiäre Flora der Umgebungen von Wien. Mit 5 lithogr. Tafeln. (Unter dem Titel: Die Tertiär-Floren der österr. Monarchie, Nr. 1, I Brrossile Flora von Wien, 1851. - Die tertiäre Flora von Häring in Tirol, 1853. Mit 31 lithogr. Tafeln... .. „14.72. „29.44 - Die Steinkohlenflora von Radnitz in Böhmen 1854. Mit 29 lithogr. Tafeln . „13.12. „ 26.24 0 Joh. v. Geologische Karte der Gegend von Be un Ba einer Karte und Brlishogr. Tafel: .... .. FE EEIEENE FE ei _ Der III, Band ist vergriffen und enthält ih M., Dr. Die fossilen Mollusken des le von Wien, 1. Bass _Univalven. Mit 52 lithogr. Tafeln . « . - TE here Der IV. Band enthält ausschliesslich : ar es es M., Dr. Die fossilen ng des Tertiär-Beckens von Wien, II. nz a) i BetnoperDateln un u onen ne een TE »B.—: 5 90.— Aus dem V. Bande: Emanuel, Dr. Die Reptilfauna der a in der neuen Welt Lu Wr, Neustadt. Mit 8 lithogr. Tafeln . -:..-.: 2200 onen re Be huber A. Dr. Ueber einen fossilen Saurier aus Lesina. Mit 2 lithogr. Tafeln . Se 6. C., Dr, Die Echinoiden der österr.-ungar. oberen Tertiärablagerungen. Mit 4 lithogr. DT N RE TREE ner a a 250.5. = r M., Dr, Die Cephalopodenfauna "der Oolithe von Balin bei Krakan. "Mit R y ten une e een de nnn ae „do y _ Die Fauna der Schichten mit Aspidoceras acanthicum. Mit 13 lithogr. ‚Matelnı 25 14. 25, 28. N . ee r v1. Band ist Hoch unvollständig, erschienen ist 1. und 2. Heft und enthält: sovics Edm. v., Dr. Das Gebirge um Hallstatt. Eine geologisch paläontologische Studie aus den Alpen. I. Theil. Die Mollusken-Faunen der Zlambach- au Hallstätter- Schichten. 1. Heft mit 32 lithogr. Tafeln .-....... 20. en 40.— Berleit mit 38 ithogr, Tafeln „0 - 2. 00m oe nun. denne Bl Aus dem VII. Bande. lois von, Dr. Ueber die paläozoischen Gebiete Podoliens und deren Ver- Be nerungen I. Abtheilung. Mit 5 lithogr. NER NE SE EEG RT nn 180 « Dr. Neue und wenig bekannte Conchylien aus dem ostgalizischen Miocän. k “ie 2 BETON RECENT Co BCE SE EG AED‘ } Isisovicr Eam. v. Dr. Ueber die triadischen Pelecypoden-Gattungen Daonella und 3 Be Haobia. Mit 5 lithogr. Tafeln... 2.0... 0enen rennen „6: ,„ 12. K, geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 1. Verhandlungen. 8 48 Bann, M., Dr. Zur Kenntniss der: DEREN des untersten Liag in den Nordalpen. Mi > lithogr. Taten, nnd A ee, 2 ee oe - — Sr Paul K. N. Die Congerien- und Paludinens: hichten Slavoniens und deren Faunen. Mit 10 lithogr. Taten.“ m... 2.2.2.5, Vacek M. Ueber österreichische Mastodonten und ihre Beziehungen zu ı den Mastodonten- Arten Europas. Mit 7 lithogr. Tafeln ......... BT ER Der VIII. Band enthält: Stur D. Naar e au Kenntniss der Flora der Vorwelt. Band I, 1875—1877. a ıe Culmflora des mähr.-schlesischen Dachschiefers. Mit 17 lith. Tafeln “ j N ) a eo a“ Östrauer u. Wanne ger Schichten. Mit 27 lith. } ale ..o. je! Teuendle Ip hie ae) la wi 6 nenne a yler m Ka Kae »ı = 0 vol BA: Der IX. Band enthält: 4 Karrer Felix. Die Geologie der Kaiser Franz Josef- seen: Wasserleitung. En > 21'üthogr. Tafeln. Ei. 1. 1er el is ER ee h Der X. Band enthält: ANREDE EDS Dr. mr ORRREIRPUTEU Er nn Triasprovinz. an 9ılith, ie oe nina We later 5? 2, Va ne ne me . u Vals Der XI. Band enthält; Stur D. Beiträge zur Kenntniss der Flora der Vorwelt, Bd. II. Die Carbon-Flora der Schatzlarer-Schichten 1. Abth. Farne. Mit 49 lithogr. Tafeln ....... cn Aus dem XII. Bande. Hoernes R. und Auinger M. Die Gasteropoden der Meeresablagerungen der ersten und TI. Heft. Mit 6 lithogr. Tafeln -. ... RE E ie LE Be Rt er ir: en ET > ne e; % ER En sn N un . IV.o$,, “ B 2 I . EN nen Er: V. } Jahrbuch derk. K. geolog. Reichsanstalt. Jahrg, 1850. 1859, 1861/2 bis incl; 1566 Be Bd. ee „ 1867 bis incl. 1585 - ” n »n ” ” e j ; a n 4 Generalregister der ersten 10 Bände... : ” „on n n n „ Bände I ». jo. stehe i jı Verhandlungen der K. k. geolog. Reichsanstalt 1867—1883. . . - - . . pro Jahrgang B Fuchs Th. eapetiche Karte der Umgebung Wiens. Mit Erläuterungen zn ® lith. 4 Para N ee ee ee Te ie Ka Ma (SER RT > De . Re: : HadInaer W. Naturwissenschaftliche Abhandlungen etc. , N I. Band mit 30 lithogr. Tafeln ........ ae Volke Werke IIES Page? N RS EEE ae. 1. IV:Ee: ns 80 14, I ee Re Ir ce Mm Separat-Abdrücke aus diesen Abhandlungen: Reuss A., Dr. Die fossilen Polyvarien des Wiener Tertiär-Beckens. Mit 11 lith. Tafeln Haidinger W. Berichte über die Mittheilg. v. Freunden der Naturwissenschaftenin Wien TI. Band 5.7 SEK SER TE Lt Ale: = ER Le 2 DV ne la a Be een 6 hal EN Be ne a a a RE rs ee la , Er VEIT EEE Ei BEN A. VIE ee a ee. er Bee > ee a Hauer Fr. v. und Neumayr M., Dr. Führer zu den Excursionen der Deutschen geolog. Gesellschaft nach der allgem. Versammlung in Wien 1877. mit 2 lith. Tafeln und 2-Kartent. ee TE EN N Ne De Katalog der Ausstellungs-Gegenstände der Wiener Weltausstellung 1373 . Kenngott 6. A., Dr. Uebersicht der Resultate mineralog. Forschungen jn den Jahren IBAN re ee fe Fol elgn tie) % fe uelen de: Kenn 1 151 Ko 1:1 a A ee: .. 1 £1: 9 DE EL ER IEN E rn . . Im Verlage von Alfred Hölder in Wien sind ferner erschienen : Hauer Fr. v. Die Geologie und ihre Anwendung auf die Kenntniss der Boden- beschaffenheit der österr.-ungar. Monarchie. Zweite vermehrte Auflage mit 691 -Holzschnitten . vr TE N a Mojsisovics Edm. v., Dr. Die Dolomitriffe von Südtirol und Venetien. Beiträge zur Bildungsgeschichte der Alpen. Mit ler geolog. Karte des tirol.-venetianischen Hochlandes in 6 Blättern (Masstab 1:75000), 30 Lichtdruckbildern und 110: Holzschnitten..;,%. »... Ama a ee Se ee Ne — — und Neumayr M., Dr. Beiträge zur Paläontologie von Oesterreich-Ungarn und des Orients, Band I, I, III. Mit je 30 lithogr. Tafeln in 4. pro Band : vom IV. Band erschien das 2 und.2: Heft me nr N no Herta... We ee 000 — — E "Tietze, Dr. und A. Bitlher. Dr. Grundlinien der Geologie von Bosnien- Herzegowina. Mit geolog. Karte und mit 3 lithogr. Tafeln ...»....... zweiten miocänen Melditerran-Stufe in ae Pen Monarchie. VIE TETORTE N SER 49 Sreis-Verzeichniss der von der k. k. geologischen Reichs- anstalt geologisch colorirten Karten. A. Neue Specialkarten im Massstabe von 1:7500 0. \ ss Ge | | Geld- Titel der Karte Petrag In. | Titel der Karte betras In. Titel der Karte [beiras If Ike.l EEE RER SA NS Ober- und Nieder- 6 Troppau 250 |ı9 Kl N 2 | 2) agenfurt u. Oesterreich. 7 || xy. Neutitschein Au, Villach. 650 VIL. Tittmonine -.| 1 ,50| 8 Walach.-Mese-| | 20 X. Radmannsdorf| 5 | 50 van. Braunau ..| ul ritsch . » .|| 1/50 121 Bischoflack 5 Mattighofen . 4 50| 8 \xrx. Freistadt. 450 | 22 Adelsberg 4|. Passau . . . .| 5150| 7 Teschen .- . .|| 3/50 | 15 |) Admont und ; Schärding . - | 5| . 6| XX.Balau. Bielitz | De Hieflau - 5 X. Riedu.Vöcklab. 5 - 16 St. Johann am | Gmunden . 5| - Tirol. Tauern 3,50 Ischl Hallstadt 6. | 17 Judenbur'g aim: Hohenfurt 901-, 115 Boden-See 1501| 18 || Hüttenberg u. x Binz... . SENSE TG I. Hohenems 3,003 >» XI. Eberstein Die: "Wels . 2,50]|17 Bludenz | 3.4 5021 19: [| Völkermarkt. | 5 |50 ulndert | 51.- he ru el en er aprel 550 aplitz WEM a AR ee aibach - » -| 3|50 XI Steyeresg .|| 2, 50.|17 I. Stuben les 50 | 22 Weixelburg u. "Enns u. Steyer | 2 50 |18 Juhl, UESpeuuE sh: Zirknitzu ei ZI 14 ur > 6,50|15 Han er) Laas . .- - - 4 | 50 | otschau und | 16 echthal a4. 115 Eisenerz und Gmünd ia 17 | Landek . ZE ] Aflenz . - 4 Weitrau. Zwet- 18 || Nauders . . - . || 7,5016 Bruck und Lo xIr tel | 2,5019 ale: GIUEDSPT SB ben - 4 ; Obtenschlag | 31. [21 aueh und 17 Köfach, und Ag: 3150 ione Bir: 0% oitsberg 350 Gaming. u.M.- 22 | Storo nl... 7 50|18 |\ yır „DoutschLands- Zei cal. 1230) Lago di Garda | 5.» erg - 3 Despiert ENG 2 ) er or 5 19 |] Unten Drau- a assereith 5 Urg - - . .1 5|50 XItl.Kıems - | 250. | 17 Oebzitnale 20 Praesberg a.d. St: Pölten | 5,50 | 18 Sölden und St. | | Sann. . - -| 550 or ne Kr allhigne. SV Leonhart 6% -MIEAL } Cili und Rat- ‚Hollabrunn 5 19 | „Meran. „u... sılb. schach . - Hk Mulln- 2... 3 20 GENE. An 650 | 15 Mürzzuschlag All» XIV Baden u. Neu-, 21 Trient. 4% 6). [16 Birkfeld A| lengbach . - | 5 | 50 Riva u.Rovereto, 7 50 | 17 Graz . - 3|50 ! . | ne Neustadt. 6| . 22 ) Ayo und Val- | a wen und | spanp ‘=... 5| 23,| dagno BE: XIII. eibnitz . -| 350 | Mistelbach . . | 3 15 ı) Achenkirch . .|| 5| . | 19 | Marburg - H [0 | XV Dan 3 16 ns ER HE IE EAD Pragerhof 3150 1: "Wien... .. 3 17 Matrei. . 6/1501 21 Rohitsch - 4 | | Eisenstadt | 5 18 Sterzing und | R\ 22 Gurkfeld. . -| 2 I Hohenau . . 1) V. Franzensfeste | 6 | 50 | 16 Pinkafeld und ui nee SE =) ae en IE Rt Bi een -| 450 as ainburg || 2 | 50°1 20 | OZEN. acer FSU Re Wi! ürstenfe SEN E | | 21 Borpoyer ee 5150| 18 xIv * Gleichenberg. | 5 I | Mähren und | 22 |) Sette Comuni .|| 6 50 | 19 | Radkersburg - | 2 | 50 I Senleslon: ji Kufstein nalen) Pettau -..--| 2. i | Te | Sie: 16 | N Bis ll BES I\vtTrr I1EIAU .» : . . 0.) R ] » u tale | XI er a ch 50 | ıs vr N pen | . | En Galizien und Buko- u rm Neu-, 19 “Moblachl. 2 .°.|| 250 wina. | stadtl. - - 4| - 120 Pieve u. Lon- | 5 XX. Myslowitz u. un 5 XIV. 2 Moseritsch 3,50 garone » - .|| 5|50 Oswieeim.| 4 I | a i sch und a1 Belluno u. Feltre. 5).[5 XXI. Chrzanöw u. lo 7 a - A 5/50 [17 | Gross-Glockner ; 5 | 50 Krzeszowice|l 6 . | j . B 55018 yırbienz . ...- SD 5, j xx Krakau Zul | | a man) || "Sillian unl St, Ace 6, ' Wieliezka - | &| . h Stefano 8| 5 seie u.Solno]) 1 | 50 ll 8 Boskowitz und | 6 > XXILL]Bochnia 3 | 50 H XV. Blansko 4 | 50 R B | 7| "Neu Sand I Beim. >. 5 lllyrieu, Steiermark | Neu Sandee. | 2| . 10, Nikolsburg u. i und Salzburg. 5 | Danone: u. Ss | | 4 | Auspitz . a 3150|14 Salzburger nr. a5 Tarnow 2|50 4 Weidenau und 15 Hall»in ü.Berch- | 6 \ xxy. Pilzua u. Ciz-| | Jauernig - - | 5| . Ar, gr. .bes saden b.2.G.| 6 | 50 | kowice 3 | 50 5 Freiwaldan . Delete ‘St. Johann in | 7 Gorlice und 6 yyr. M.-Neustadt u. Pongau b.2.@. |, 4 | 50 Gryböow 3|50 3 re | 5 e L7 | een al, 8, Bartfeld - - 2 50 | Sa kerllere 0116, Badlsseade T Zelle 3 Tarnobrzeg. 1 8 Prossnitz. . .| 2| . [17| St. Michael . .|| 4)50| 4 Mielec und : \ ren 3 50 = En 2 u. Spital, 3 | 50 Maidan .| 1150 j otz u. y eibz.u.Tarvis | 5)50| 5 Ropezyce Zukmantel | 3| . [20 1/'X- witsch . ..... | 2 50 | ee 53 Jägerndorf . .|| 3/50 [21 Tolmsin SING XXV. Brzostek und 6 Freudenthal . I 3 |. 122; Görzu.Graliska 2,50 Strzyzöow..| 350 I ? Yxvır. Weisskirchen : || 3 50 [23 | Dress Me. I 21, 7 Jaslo Dukla 3 50 18 Kremsier und 15 | Tiagzenic er. al U 8 Dukla - Pass Holeschau -| 50 [16 ,|.x Gröbming . . . ll? J b.z.Grenze 1 50 99 Ung.-Hradisch LRjak 2 Murau. 3/.| 3| XXVI. Rozwadöw u. J u. Ung.-Brod | 2 50118 Gurk-Thal. . ER | Nisko - . 1,50 |# g8* 50 Geld- ß Karte Nr. Titel der Karte |Netrag I Titel der Karte Titcı der Ka fl. kr. ut E = a —— | ZW: 5 Falkenau und 4 Rudnik und 5 Bar "julhir 50 Eger ... Ranizow 21) «I 6 Daranr zany. 30% 6 VII. Marienbad . 5 Laneut ‚und he en 3 7 Pfaumberg Rzeszöw . || 2|50| 8 Mo ee 8 Klensch . 6 Ty«zyn und 9 2 ska - A Sr! Sebastianber; A XXI. Tysmienica | 3150| 4 Kaaden . . . 7X Brzozow und 10 |7XXX a al”. | 51 Karlsbad . . Sanok 3 | 50 11 Kut | 350 6 4 yypır, \epl u. Mies 8 Line ua a Marsniezeni | 2150| 7|f. Kiadrau . . . Mezö-Labore| 3 13 Szinot.= ir. llmailsoil ie Taus u. Klat- 9 MORGEN. r Kirlibebe. 3,50 {am - ale wa 1 15 RodnziNovalvallzeee Eisenstein. . 3 Janow . a Zalosce 1150| 3, Dux u. Brüx 2 Lezajsk 1,50| 6 Tarnopol. .|| 2,50| 4, Komotau 5 Jaroslaw . SUR Trembowla.|| 3/50] 5, Rakonitz . . 6| Przemysl 3 8 31, 7 Kralowitz . . 7 | (AV. pobromil 4 9\ ee "5150| 7 IX. Pilsen... . = er 11 XXIII. Zuleszezyki| 550] 8 Nepomuk . . “a4 boln. 3 11 Sniat tyn 3 ..j09 Se HA +“ 9) Orosz- wuska | 3 12 Davideniz lea 2 10 Kuschwarta . u 4) Plazow . 3 “ WikowWerschny 3 |. | 1| \,obendau . . k 5| Lubaozöw ern Kimpolung .| 4, . | 2 Tetschen . - 6, Moseiska . . || 1150115 Dornn-Varzaıı a Wsolra Jungferteinitz 7 \0XXVIII.Sambor . . | 2) . |16 Podwöloezyakas. || 2.50 Bi) 8 Staremiasto 4 a0 7 Skalat . . „|| Al50f.6 x 2 9 Turka . ..|| 3 a0 s Kopyezynce a aecler BE A: j 10 Smorze, a) 5 Borszezow .| 5| . | 8 s 4 Beizec, und i 10 Wied elaeitte] toi ix Ion - + | ” XXXLV Gyemowitz. 2| .|10 \ Pe? | 5 Rawa und || 12 Hliboka 2/50 | 11! Hohenfurth . u. | Bar... I 54, 148, 100 n E | | Rus Ohr Radautz ...| 2|50| ı]J Schlukenau . 6 Jaworow . .) 2 | 50 | 14 Srievamar Aalen to] Rumburg. . > ? 7 XXIX,Rudki Ko- | E 15 Baiasesei .| r -1 3] Leipa‘ . „7.% marno . . 2 ie 16 Kamence. .| 1 50 4| M-Inik 8 Drohobycz . 2| . (11 XXX Vogeneı % .| 1 50| 5 Prag .... 9 Skole ... .|| 3,50[15 I 6,% XI. Beneschau 10 Tuchla .. . 3) - 7 Selcan 11 Ökörmezö 3) - Ungarische Länder, 8| Tabor . . 3 Warez . . . | 150 \ Y Wittingau . 4 Belz u. Sokal| 3 | 15 XV. Oedenburg .| 5; - Jo Budweıs . 5 Zolkiew EN Altenburg 24. 171) 6 Lemberg - . | 3| - [93 ) yr, Daruvar | 2 501 ı 7 xX Mikolajow .|| 3) . 94 XVI. Pakrac und) | 2 Reichenberg . ; 8|f XXX. Zydaczow | 2. Jasenovae | 3 50| 3| Turnau . : 9 Bolechöw || 2| . 22| XVII. Baresund Vi- | 4 Jungbunzlau 2 N) len 3 ze 2er 9 5 Neu-Kolin . .I : 4 11 Porohy.. . .| 2| . Turdossin a. | 6 Kullaonee y 12 |) Brustura . .| 1/50 8 d. Arva .| 3 50| 7 XI. Dede: T | : 3 Stematyn .|| 1! . | 9, XXI. "Miklös .|| 4 50 schim . . . 4 Radziechöw | 2 50 10 Breznö-banya) |50| 5 Kamenitz . 5 Kamionka- | | 9 Hohe Tatra | 5 50 9 Neuhaus. . .| Strumilowa 3 501,0 xxıı. VE | w. Lotschau und 6 Rusk.. . .|| 2|. Gran .| 4 50 ) Gmüld .. 7\l Przemyslany Shell fg \ Kine a 4} Hoiitz u. Jieiu D ü 8, XXXI. Rohatny . 3,50 ‘XXIII. Lenutschau || 2). 5 | Königgrätz .| 3| » Y 9 Klusz 20 101) Wagendrüssel 4 .| , Caslau - Ba 10 Stanislan Ei xxIV. Göllnitz ...|| 4 50| “9 xıı. una , ; 10 | 11 Nedgörnz, | 21 | 7 Deutschbrod.. 13 öroösmezd .| 2| . a | Iglau . . 13 } ar | 1 50 Böhmen. | s XIV. Polleka n. Neu- 14 uszpodyana Irde | stadt . 4, XXXII. en | € } vI es de 2 ” 5 } xv Senftenberg . und Bere- en : steezko | dl | 50| 4 VI. Graslitz.... - | 3 | 50| 6 Landskron m. N ae Dar h öl B. Specialkarten im Masse von 1:144V00 der Natur; 2000 Klafter =1 Zoll. i sehn. Color. | Schr. Color. Ne | Color. | A ni] Te u a ' Karte | | Karte Nr. | Karte | If. Steiermark und | 0777 ae agen easaa0s, RB - 1llyrıen. 1: kr. N. Ier. If. kr.| A. jkr. |fl.ikr., A. |kr. Er Orr 5 2 f er | JB (Schladming . . . . |- 10 213 (Reichenberg . . .).|40| 5150| ([2| (Ledenitz ..... ; jo 2 2 Rottenmaun |. 1401 4150| 4 Neustadtl. .... + 140| 4|.| p/3) |[Trentschin . . |. ol 5 Bruck u. Fisenerz | '.40| #50| 5 Nondees.n =. =. ol 2700 12% | Tyrnaua Bra \.|40| 4150 40| 3.50) 6 Komotaur .). 2 ı .140| 5150 5) Noittiaen ae 40 150 | 10 1| ° Leitmeritz . . - . |. 1401 6|. a ee ll.140| 1). er: I..40| 1 8 Jungbunzlau . . .\./40) 5150| |2) |Sillein a ee le 40 31.0] 9 Sieh ee . 40| 6/50| F 3) |Kremnitz. ... .||. 40) 5/50 . 40) 3|50| 10 Braunau ... .|.[/40) 4|. 4 [Schemnitz ... ||. 140) 4|. er, 2 2.5 ; \. 40) 3/50| 11 OL leer: || |40| 51. |; Verebely u. Bars “|. 40| 2|. Be Deuburg 40) 3| .0| 12 Tabenz acc. 121491441501 “61 IiGvanı + ,40| 5 Gmünd... ||. /40| 3150| 1% BrasEN nn. [. 1401| 5150| (1) |Namjesto .. . | '40| 1150, Bnjesach. .. ... \-,40| 5] » [it Brandeis . - - . » |- 1401| 4. l Rosenbergu.Kubin| . 40| 5,50 ol Al:I15 Köniegrätz. - - ./40| 4/.|g/3| |Neuschl ..... .140| 5/50 ee 0 4 .-| 16 Reichenau - » » . |. 40) 4. 4 Altsohl,.=-: »2.2.2: nıaapı 3125 elVillach u. Tavvis.. ||. 40| 4| -| 17 |S|Pan ...... . 401 3 50| |5) |Balassa-Gyarmath |. 1400| 3. SlKlagenfurt - .. .||- 401 6 .| 18 |P|Pilsen .. .. -..140| 3]50| 6 |waitzen ..... | 1400| 5 so! Windischgratz - .,. 40) 5,50| 19 | o0lBeraun .... 4 5|- 1/3! Magura-Gebivge. . |. |40| 250 s)Marburg .....|.40) 4 .|2, |SXBeneschau .. . .|. 40) 4 2 > [Kammer u.Popr..d||. 40) 5150 ziFriedau... I. a0) 1 21 12 |Chrudim u. Caslau ||. |40| 3150| 9/3, &0l Dobschau . . . . - .140| 4/30 | %]Caporetto u. Canale ..40| 8 22 | &|Leitomischl . . .|-.|40| 3]50| ]4 ZJRima-Szombath .|| 40) 3|30 AlKrainburg . ... .||. 20] 4/50] 23 | 3|jKlentsch ... . .- ||. 40| 1/75] |5l2\Fülek....... |. 1401 1175, > [Möttnig u. Cili .. lol -5l50| 2: |D|Klattau. . . . . .).|a0l 4150 6 SlErleu...... \./0| 2]50) Windis.: iz . 40! 5[50| 25 Nirotikz > eur \- 401 4 elle, re 1.140| 2150 Ben 2. 10 21 01.26 Tabor - ..- « . »||. 401, 3 25 |Leutschau 1.40.1731 % Laibach . ....||.|40| 5| .| 27 Deutschbrod . . .\.|40) 2 3, |Schwmölnitz u. Ro-| | Weichselburg.. . . |. 40) 450| 28 BIRtraule Sen. I. 140) ı1[50| I senau 5 0 4 Landstrass ....| 140) 2|.|29 Schüttenhofen . . |). 40, 2|50| |4| [Szendrö.....- 40| 4 Er .140| 2) 30 Wodnian .. 2... ||. 1401 4|. 5 Miskolez . SE MAD TE Laas u. Ping 'eute |. 40) 450] 31 Neuhaus . . ... ‚-140| 4|. 6| IMezö-Kövesd . . - ). 40) 1/50, Möttling .-.... . 140) 3501 32 Zerekmer wu et. ee 1) IBartfeld -..... !, 40) 1150 Cittanuova u,Pisino . 40 2150| 33 Kuschwarda .. |. 40| 1 2 Eperies.. : . - 1 1440| 21. lianona u. Fiume " 40| 3| .| 34 Krumam on \./40| 5]. | 83 Kaschau . . 11.140] 83 50, Novi u. Fuscine . | 401 3| .| 35 Wittingau . . . .11.140| 4|. 4 Satoralja- Ujhely .!!, 40] 4150 Dienano „=... |» 140| 1120] 24 Rosenberg . . . . |. 40 80 5 Tokayar a I.140| 4. Veglia u. Cherso . |. 40 2 38 (Puchers - - : .. 1. [40 701 \6 Hajdu Böszörmeny . 40) 3 (Ossero . . . 1. 140] _ 11-1 39 Die ganze Karte .. 135 2 Snina. 0... 40| 2|. Die ganze ste : Harn“ | 18 Unghvär . .... I. 90| 4. | V. Ungarn, 4 Kiraly-Helmeez . . |. 40| 1.50 IV. Böhmen, | n/2 Lutta. 2.2... | - 40| 1 z f Umgeb. v. Skalitz und, !4| (Nizny-Verecky - A 40 1 20) 1a |Umgeb. v.Schluckenau, . 40) 1 Holie . . Al 40) 250 Die ganze Karte 135. b 5 n Se |» 140). 1] . ur | = „Malaczka - ||. |10| 3 so | he „ Tetschen .||. !40l 5:50] \5 & „ Pressburg ||. 40] 4150 C. Generalkarten. | 18/20 ME Bosnien und Herzegowina; in 7 Blättern im Masse 1 : 30000. » «2. 2 220 nennen nenn | erden schwarze Karten geologisch colorirt. Durch Farbendruck veröffentlichte Uebersichtskarten im Verlage von A. Hölder, k. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler. eologische Uebersichtskarte der Österr. - ungar. Monarchie. Nach deu Aufnahmen der k. k. Ben Reichsanstalt von Fr. Ritter v. Hauer. Massstab 1: 576000. 12 Blätter. 2 2222200 n 000. eologische Karte der österr. - ungar. Monarchie. Nach den Aufnahmen der k.Kk. Senlaeischen Reichsanstalt von Fr. Ritter v. Hauer. Massstab 1: 2,016000. 4. Auflage. ıBlatt ...... RE ES ee 80 logische Uebersichtskarte des tirolisch-venetianischen Hochlandes. Nach den für die E k geologische Berdhe anstalt durchgeführten Aufnahmen von Dr. Edm. Mojsisovies von Mojsvar. Massstab 1 : 75000, 6 BE - Beilage zu dem Werke: „Die Dolomitriffe von Südtirol und Venetien.“ Gesammtpreis . - ....... eologische Uebersichtskarte der Küstenländer von Oesterreich-Ungarn. Nach der Aufnahme der k.k. ot ‚schen Reichsanstalt und eigenen, neueren Beobachtungen von Dr. G. Stache. Massstab 1 :1,008000. 1 Blatt eologische Uebersichtskarte von Bosnien -Herzegowina. Von Dr. Edm. v. Moisisovics, Dr. E. Tietze und Dr. A. Bittner. Massstab 1: 576000. 1 Blatt (zugleich Ergänzungsblatt zur Uebersichtskarte der österr.-ungar. Monarchie). Beilage zu dem Werke „Grundlinien der Geologie von Bosnien-Herzegowina“. Gesammtpreis . Biest Grabenrovierkarte des Kohlenbeckens von Teplitz- Dux-Brüx. Von H. Wolf. Massstab 1: 10000. BBlätter 2... -.. 0 A et Sl ae ee Ne eine Mails Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15. Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. Die geologisch colorirten Karten werden von der k. k. geologischen Reichsanstalt auf Bestellung geliefert; auch Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 9. Februar 1886. ! Inhalt: Todes-Anzeigen: A. v. Lasaulx }. H. Fischer +. — Eingesendete Mittheilungen: F. Toula. Der Bergrücken von Althofen in Kärnten. W. Deecke. Ueber ein von Herın Oberbergrati Stache in den Steiner Alpen gesammeltes Saurierfragment. A. Bittner. Ueber das Vorkommen von Koninckinen und verwandten Brachiopodengattungen im Lias der Ostalpen und in der alvinen Trias. R. Handmann. Ein neuer Aufschluss von Tertiär-Conchylien bei Vöslau. W. S. Gresley. Ueber das Vorkommen von Quarzit-Geröllen in einem Kohlenflötze in Lincolnshire. S. Nikitin. Das russische geologische Comite, — Vortrag: G. Stache. Ueber die „Terra rossa“ und ihr Verhältniss zum Karst-Relief des Küstenlandes. — Literatur-Notizen: Dr. F. Löwl. E. Koken. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Todes-Anzeigen. Rasch nacheinander hat der Tod zwei Mineralogen ereilt, welche die Wissenschaft mit zahlreichen werthvollen Arbeiten bereichert hatten. Am 26. Jänner brachten die Zeitungen die Nachrieht von dem Tode Arnold’s Freiherrn von Lasaulx, welcher in der Blüthe seiner Jahre einem Herzleiden erlag, das ihn zwar schon seit längerer Zeit belästigt hatte, aber erst 16 Tage vor seinem Tode einen ernsteren Charakter annahm. Lasaulx war ein vielseitig gebildeter, liebenswürdiger Mann; seine wissenschaftlichen Arbeiten, welche der Mehrzahl nach in den Verhandlungen des natur- wissenschaftlichen Vereines der preussischen Rheinlande und in den Sitzungsberichten der niederrheinischen Gesellschaft in Bonn, theilweise auch in Poggendorf’s Annalen, Leonhard’s Jahrbuch, der Zeit- schrift für Krystallographie und anderen veröffentlicht wurden, erstrecken sich hauptsächlich über das Gebiet der Petrographie; in den letzten Jahren unternahm er mehrfach Reisen, zunächst in Italien gelegentlich der Herausgabe des nachgelassenen Werkes von Sartorius über den Aetna, in letzter Zeit in Frankreich. Lasaulx bekleidete seit Gerhard von Rath’s Rücktritt in den Ruhestand die Professur der Mineralogie und Geologie an der Universität Bonn, vorher war .er Professor in Breslau gewesen. K. k, geolog. Beichsanstalt 1886. Nr. 2. Verhandlungen. 8 48 Verhandlungen. Bald nach Lasaulx verschied Heinrieh Fischer in seinem 67. Lebensjahre, wovon am 6. des laufenden Monats die Nachricht bekannt wurde. Fischer hatte sich ein eng begrenztes Gebiet der Wissenschaft ausgewählt, das er unermüdlich bearbeitete. Nach einer petrographischen Untersuchungsreihe über das Auftreten der Feldspathe begann er seine Arbeiten zur bestimmenden Mineralogie ; die erste Frucht derselben war sein im Jahre 1864 erschienener Clavis der .Silicate, in welchem sehr zahlreiche neue Beobachtungen nieder- gelegt sind; leider hat dieses mühevolle und äusserst nützliche Werk bei weitem nicht die Beachtung gefunden, die es verdient. Im weiteren Verfolg seiner Arbeiten zur Mineralbestimmung unterwarf er viele Mineralien einer mikroskopischen Untersuchung, wobei er die Gemengt- heit zahlreicher, vorher für einfach gehaltener Substanzen nachwies. Dabei hatte Fischer schon im Jahre 1867 begonnen, die Nephrite und nephritähnlichen Mineralien nicht nur vom mineralogischen, sondern auch vom culturhistorischen Standpunkte aus zu untersuchen, auf welchem Gebiete sich Fischer namentlich durch das Aufsammeln der sehr zerstreuten Literatur dieser Frage ein grosses Verdienst erworben hat. Fischer bekleidete die Professur für Mineralogie an der Universität Freiburg. Lasaulx und Fischer standen mit unseren grossen wissen- schaftlichen Anstalten, insbesondere dem Hofmuseum, in freundschaft- lichem Verkehre; Ersterer hauptsächlich in Meteoritenangelegenheiten, denen er sich seit dem Steinfalle von Gnadenfrei im Jahre 1879 mit vielem Interesse zugewendet hatte, Letzterer aus Anlass seiner Unter- suchungen an den Nephritmineralien, für welche er von uns sehr zahl- reiches Material erhielt, während wir eine werthvolle Sammlung von seinen Originalstücken bekamen. (Brezina.) Eingesendete Mittheilungen. Franz Toula. Der Bergrücken von Althofenin Kärnten. Aufder geologischen Karte von Kärnten im Massstabe von 1: 144000 wurde die nördliche Partie des genannten Bergrückens als aus Gail- thaler Schiefer bestehend eolorirt, während der südliche Theil, auf welchem der Ort selbst gelegen ist, als Kreide verzeichnet ist. Der Arbeit des Herrn A. Penecke: „Das Eocän des Krappfeldes in Kärnten“ (XC. Bd. der Sitz.-Ber. der kaiserl. Akad., pag. 327—371) ist auch eine geologische Karte beigegeben, auf welcher der ältere Theil des Rückens ebenso bezeichnet wird wie das Grundgebirge im Norden der Kreide- und Eoeän-Bucht von Althofen-Guttaring, und zwar werden die betreffenden Gesteine,. abweichend von der etwas enger begrenzenden Bezeichnung, wie sieLipold seinerzeit (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., VI. Bd.) anwendete, allgemeiner als „paläozoische Phyllite* eingetragen. Bei Gelegenheit einer meiner Excursionen hatte ich, bei Besuch der Fundstelle im Gebiete des Hippuritenkalkes beim Bauerngehöfte Fercher Gelegenheit, auch einige Beobachtungen über das westlich davon gele- gene Grundgebirge zu machen. Nr. 2 Sitzung am 9. Februar. F, Toula. 49 Was zuerst den „Hippuritenkalk“ anbelangt, so verdient vielleicht bemerkt zu werden, dass derselbe etwas weiter nach West reicht und auch noch westlich von der Calvarienberg-Kapelle auftritt, und zwar in einem recht ansehnlichen Riffe, auf welchem die Capelle selbst erbaut ist. Es finden sich hier eine Menge von kleinen Exemplaren von Sphaerulites angeoides. In dem Hohlwege dagegen, der zwischen diesem Riffe und jenem beim Fercher gegen Nord hinaufzieht, ist eine Reihe von dunklen, schie- ferig sandigen Gesteinen, zum Theil mit graphitischen Schichtflächen aufgeschlossen, welche vielleicht als Carbon angesprochen werden können. Von Fossilresten ist in den sehr stark zerdrückten Gesteinen jedoeh nichts gefunden worden. Ausserdem treten nun aber am westlichen Gehänge des Althofen- Calvarienbergrückens, gegen Aich hin, auch dunkle Kalke und Kalk- schiefer auf, die wohl analog jenen beim Dornhof (Eberstein SW.), als untertriadisch bezeichnet werden dürfen. Zuerst traf ich diese Gesteine auf dem Wege, der von der Strasse Treibach-Althofen gegen die Bauernhäuser am Westhange des Althofener Rückens hinführt. Man kommt auf diesem Wege über lichte Kreidemergel, welche mit 30°nach SO. einfallen. Sie stehen auch unter dem südlichen Thurme von Althofen an. Weiterhin kommt man — nach NW. gehend — über darunter liegende Kreide-Sandsteine und Kalk-Breccien. Dieselben enthalten. ziemlich viele Thon- und Chloritschieferbrocken, neben Quarzrollstücken, mit reichlichem kalkigen Bindemittel. Darunter treten hier, zwischen der ersten Häusergruppe und den oberen Häusern von Aich, dunkle Schiefer auf, mit glänzenden Flasern ; ausserdem dunkle Quarzite und Bänke eines eigenthümlichen dunklen, harten und dichten Gesteines, das durch eckige Einschlüsse eine porphyr- ähnliche Structur annimmt. Sie ragen aus den wiesigen Abhängen an mehreren Stellen hervor, sind aber weiterhin verdeckt unter typischen sandigen Kreidemergeln, welche hier zuerst nach Nord, dann wieder nach SO. einfallen. Auch Kreidesandsteine von flyschartigem Aussehen finden sich, mit Wülsten und kohligen Spuren auf den Schichtflächen ; steil aufgerichtet fallen sie nach Nord ein. Sie halten an bis an die Wendung des von Aich nach Althofen führenden Fahrweges. ‘Im Schutte findet man vielfach rothe Schiefer (wie Werfener Schiefer) und schwarze, z. Th. dünnplattige Kalke mit weissen Adern (wie „Guttensteiner Kalk“). Geht man nun in dem Hohlwege zwischen dem Althofener Rücken und dem Walde von Aich hinauf gegen die obersten Häuser von Althofen, so findet man unter dem Kalk- und Schieferschutte immer noch sandige Kalke der Kreide, weiterhin gegen die kleinen Kreuzweg-Kapellen und im Walde, trifft man jedoch dunkelgraue Kalke (unt. Trias?) anstehend. Die Station VII des Kreuzweges steht nahe dem Eingange des oben erwähnten Hohlweges in dem dunklen Gesteine (Carbon?). Auf dem Wege zur Hauptkapelle trifft man harte Quarzit-Sandsteine und splitterig brechende Quarzite, das Liegende der Hippuriten-Radioliten- Kalkscholle der Calvarienberghöhe. 8*+ 50 Verhandlungen. Nach NO. halten sandige Kreidemergel an, welche zwischen der Anna-Quelle und Weindorf thatsächlich auf Quarz-Phyllit aufliegen. Geht man dagegen von der oben erwähnten Strassenbeuge gegen Aich hinab, so kommt man an einem Aufschlusse vorüber, wo die dunklen Kalke und Kalkschiefer früher in einem kleinen Steinbruche gebrochen wurden (bei „3“ auf nebenstehender Figur). Der Hauptauf- schluss liegt zwischen Aich und dem Schlosse Töscheldorf, ein grösserer Steinbruch, wo die dunkelgrauschwarzen weissaderigen Kalke, behufs Sehottergewinnung für die Reichsstrasse, gebrochen wurden. Die Schichtfolge in den Kalken von Aich zeigt die beistehende Figur. 1. Mürbe sandige Kreidemergel; 2. grauschwarzer weissaderiger Kalk; 3. Kalkschiefer mit thonig-glimmerigen Flasern auf den Schicht- flächen; 4. wie 2; 5. plattiger, etwas gefalteter Kalk, von unzähligen Klüften durch- zogen, mit Druckfältelung auf den flaserigen Schichtflächen ; 6. mächtigere Bank von grauschwarzem Kalke; 7. dünnplattige Kalkschiefer ; 8. wie 6. Das Streichen von SW.—NO., das Verflächen mit 20° nach NW. Eine saigere Verwerfungskluft streicht von SO. nach NW. Das Grundgebirge bildet hier ein grünlich gefärbter Schiefer, dem ein Quarzitschiefer (z. Th. Kieselschiefer ähnlich) auigelagert ist. Die grauschwarzen weissaderigen Kalke in dem grossen Stein- bruche zeigen flach nordwärts gerichtetes Einfallen und sind gleichfalls von einer fast saigeren Verwerfungskluft durchzogen. Sie zeigen dieselben flaserigen Schichtüberzüge. Vor dem Schlosse von Töscheldorf tritt ein (wohl paläozoischer) Phyllit auf. W. Deecke. Ueber ein von Herrn Oberbergrath Stache in den SteinerAlpen gesammeltes Saurierfragment. Herr Oberbergrath Dr. Stache hatte die grosse Freundlichkeit, mir auf meine Anfrage einen von ihm im Alluvialschutt der Steiner- Alpen (Südseite, -Krain) gefundenen Saurierrest zu übersenden. Leider Sitzung am 9. Februar, W. Deecke. 51 ist uns bis heute die Ursprungsschichte desselben unbekannt geblieben ; doch äusserte sich Herr Oberbergrath dahin, es möchte dasselbe aus Perm- oder Triasbildungen stammen. Ein von mir angestellter Vergleich jenes Exemplares mit den bis jetzt beschriebenen Sauriern dieser beiden Formationen fiel zu Gunsten der Triasreptilien aus. Unser Fragment erinnert nämlich in seinem besterhaltenen Theile, in der linken Hinterpfote, durchaus an die kleinen Saurier des oberen Muschelkalkes und der Lettenkohle, an Pachypleura Edwardsiti Corn. (Giorn. del Ist. Lomb. 1854, pag. 58) und Neusticosaurus pusillus Fraas sp. (Württemb. Jahresh. 1881, Taf. I, oder Quart.-Journ. Geol. Soc. 1882, pag. 366). Gestalt und Dicke von Femur, Tibia und Fibula sind bei jenen beiden, wie bei vorliegendem Stücke dieselben. Mit dem von Cornalia Taf. I, Fig. 2 abgebildeten Exemplare stimmt selbst ungefähr die Länge der drei Knochen überein. Beide Gattungen besitzen ferner wie der krainische Saurier einen anscheinend nur aus zwei Knochen bestehenden Tarsus, an welehe sich fünf langgestreckte, schlanke Meta- tarsalia ansetzen. Diese Beschaffenheit des Tarsus schliesst an sich schon die von H. v. Meyer beschriebenen Kupferschiefereidechsen, bei denen wir meist fünf, annähernd zweireihig geordnete Fusswurzelknochen bemerken, von dem näheren Vergleiche aus. Die Phalangen sind bei Pachypleura und Neusticosaurus leider nur sehr mangelhaft überliefert, sonst liesse sich vielleicht die Uebereinstimmurg noch weiter verfolgen. Freilich scheint Neusticosaurus bereits reducirtere Zehen als das in Frage stehende Thier gehabt zu haben. Dagegen sind bei Zariosaurus aus dem schwarzen Kalke von Varenna am Comosee diese Theile besser erhalten und gleichen auffallend den Zehen vorliegenden Exemplares. (Vergl. Curioni, Sui giacimenti metalliferi ete. di Besano. Mem. d. Ist. Lomb. 1858, Taf. III, Fig. 1). Freilich bleibt es vorläufig zweifelhaft, ob die Curionische Abbildung eine Vorder- oder Hinterpfote darstellt. Auch bei Zariosaurus, wenigstens in der angeführten Abbildung, hat der Tarsus wahrscheinlich ebenfalls nur aus zwei Knochen bestanden. Die Zehen setzen sich aus zahlreichen, kleinen rechteckigen oder quadratischen Phalangenknochen zusammen, die den Eindruck hervorrufen, als endige die sonst zierlich angelegte Pfote in plumpen Fingern. Genau dasselbe kann man von unserem Thiere sagen. In den andern Theilen der Hinter- extremität weicht Zariosaurus hingegen von jenem bedeutend ab, be- sonders in der Bildung des Femur. “ Was die übrigen, auf der Platte erhaltenen Skelettheile anbelangt, so lässt sich der Schwanz wohl noch mit dem von Pachypleura , aber nicht mehr mit demjenigen von Neusticosaurus vergleichen. Nur ersterer zeigt ebenfalls solche starke Querfortsätze an den vordersten Schwanz- wirbeln wie vorliegendes Thier. Uebrigens haben weder Neusticosaurus noch Fachypleura einen derartig starken und langen Schwanz besessen. Das Becken ist zu unvollkommen erhalten, um einen eingehenden Vergleich zu erlauben. Doch ist die Gestalt der überlieferten Knochen (Ischii und Pubis) im Grossen und Ganzen dieselbe, wie bei Neustico- saurus. Von Pachypleura kennen wir das Becken nicht. Die Rippen, deren 3—4 mit ihren distalen Enden überliefert sind, weichen aber vollkommen von denjenigen bei Neusticosaurus und Pachypleura ab. Sie sind schlanker und länger (?), während bei jenen Gattungen die 52 Verhandlungen, Nr. 2 ee Rippen vom distalen zum proximalen Ende sehr rasch an Stärke und Dicke zunehmen und kurz bleiben. Ausser diesen echten Rippen bemerkt man auf der Platte noch zwei rippenartige, stark gebogene Querfortsätze von Lendenwirbeln, welche sich bei Neusticosaurus in der Dreizahl finden. Soweit mein rein osteologischer Vergleich. Hoffentlich gelingt es bei der bevorstehenden geologischen Specialaufnahme jener Gegend der krainischen Alpen, noch mehr solche interessante Funde zu machen und das geologische Alter dieses kleinen Sauriers genau festzustellen. A. Bittner. Ueber das Vorkommen von Koninekinen und verwandten Brachiopodengattungen im Lias der Östalpen und in der alpinen Trias. Das Auftreten von Leptaenen im Lias Englands und Frankreichs ist seit geraumer Zeit bekannt (vergl. Davidson: Fossil Brachiopoda Supplement, Part. II, Nr. 1, Paläontogr. Soe. XXX. 1876). Später wurden solche auch in Franken und Schwaben (siehe Quenstedt, Brachiopoden, pag. 532), in Sieillen (Gemmellaro: Sopra alcune fauna giur. e liassiche di Sicilia, pag. 53), in Portugal (Choffat: Etud. strat. et pal. du Terr. jurass. du Portugal, 1880, pag. 20), und neuestens endlich auch in Mittel-Italien (Canavari in Atti Soc. Tose. di se. nat. 1884, pag. 71) nachgewiesen. Es ist deshalb die Dürftigkeit der bis- herigen Nachrichten über analoge Vorkommnisse im alpinen Lias desto auffallender. Wenn man von Gümbel’s Leptaena rhaetica (Bayr. Alpengbrg., pag. 393, 401) absieht, dürften sich die Nachrichten über seeundäre Leptaenen der Alpen auf eine Bemerkung Zittel’s (Handbuch der Paläontologie, 1. Bd., pag. 679) reduceiren, wo es heisst: „Auch im mittleren Lias der bayerischen Alpen (Fagstein) sind Leptaenen gefunden worden.“ Es sei bemerkt, dass diese Localität im Berchtesgadener Lande östlich oberhalb des Königsees liegt und von Gümbel (l. e., pag. 461) als eine der versteinerungsreichsten Stellen des Lias der bayerischen Alpen angeführt wird. Ein Auftreten von Leptaenen in den durch ihre reiche Brachiopodenfauna besonders ausgezeichneten Lias- ablagerungen der österreichischen Alpen scheint bisher niemals beob- achtet worden zu sein. Im Laufe der letzten Jahre nun hatte ich wiederholt Gelegenheit, Reste, welche Leptaenen ähnelten, besonders in den Crinoidenkalken des nordalpinen Lias aufzufinden, da dieselben aber nicht vom Gesteine befreit werden konnten, mussten diese Funde umsomehr zweifelhaft bleiben, als bekanntlich Verkennungen gerade bei derartigen Dingen sehr leicht möglich und auch wiederholt schon vorgekommen sind. Es war daher sehr erfreulich, von einer dieser Stellen reichlicheres Materiale zu erhalten, dessen Beschaffenheit es erlaubte, die fraglichen Organismen ohne besondere Schwierigkeit aus demselben herauszulösen. Dieses Materiale wurde vor Kurzem von Herrn Prof. Eberhard Fugger in Salzburg der k. k. geologischen Reichsanstalt behufs Bestimmung der darin enthaltenen Petrefacten eingesandt, gehört dem Museum Franeiseo- Carolinum zu Salzburg und entstammt der bekannten Liasfundstelle des grossen Brunnthales am Nordabhange des Untersberges, deren Brachiopodenfauna Frauscher im Jahrb. d. k.k. geol. R.-A., 1883, Sitzung am 9. Febrnar. A. Bittner, 53 pag. 726, theilweise bekannt gemacht hat. Das Gestein, welches die - hier zu besprechenden Brachiopoden einschliesst, ist speciell ein sehr leicht zerbröckelndes, kleinkörniges, fleischrothes Crinoidentrümmer- gestein, in welchem ganz besonders gerade diese leptaenenartigen Brachiopoden ziemlich häufig auftreten, während andere Brachiopoden nur vereinzelt und selten vorkommen. Die leptaenaartigen Brachiopoden aus dem Lias des grossen Brunnthales gehören ihrer überwiegenden Mehrzahl nach zu einer einzigen Art, welche der von Canavari (l. ec. pag. 72, Tab. IX, Fig. 6) beschriebenen und abgebildeten ZLeptaena fornicata von Suavieino s0- wohl in der Grösse, als im Umrisse und in der Gestalt gleichkommt. Im Umrisse stimmen beide Formen sogar so genau überein, dass dies- bezüglich ohne weiters auf die Abbildung bei Canavari verwiesen werden kann. Die Gestalt ist eine ziemlich regelmässig napfförmige, die Schlosslinie mässig lang, die Flügel sind nur schwach entwickelt und zwar nicht vollkommen gleichmässig und symmetrisch ausgebildet, alles ganz so wie bei Canavaris ZL. fornicata. Eine doppelte Area, ein Deltidium, eine Durchbohrung des Schnabels vermag ich nicht zu unterscheiden, sei es, dass diese Einzelheiten wirklich nicht vorhanden oder undeutlich sind, sei es, dass der Erhaltungszustand dieselben ver- wischt hat. Die Dünne des ganzen Gehäuses ist eine so bedeutende, dass man zuerst, wie das übrigens ja bei vielen hierhergehörenden Formen der Fall ist, nur einzelne Klappen vor sich zu haben meint, wozu noch der Umstand wesentlich beiträgt, dass der Wohnraum mit hellem Kalkspath, der von den beiden Schalenklappen kaum unter- schieden werden kann, erfüllt zu sein pflegt; nur ausnahmsweise ist ein wenig rothen Gesteinsmateriales zwischen beide Klappen eingedrungen. Bei durchscheinendem Lichte gewahrt man unter dem Wirbel einen dunklen Fleck, welcher sich bei: einzelnen Exemplaren in zwei ver- schwommene, divergirende, ebenfalls dunkel gefärbte Flecken zu spalten scheint, von durch dunklere Färbung angedeuteten verkalkten Spiral- bändern oder -Kegeln ist bei durchscheinendem Lichte nichts wahr- zunehmen, was um so auffallender ist, als bei ähnlichen Formen von gleicher Erhaltung aus alpinen Triasablagerungen diese inneren Organe sich sofort zum mindesten als verschwommene dunkle Flecken zu beiden Seiten der Mittellinie zu verrathen pflegen. Bis hieher würde also alles dafür sprechen, dass diese hier beschriebenen liassischen Formen als Leptaenen zu erklären, ja sogar, dass dieselben der Zept. fornicata Can., von welcher sie auf den ersten Anbliek nicht zu differiren scheinen, zuzuzählen seien. Dem wiederspricht aber auf’s Ent- schiedenste ein Merkmal, welches sofort auffällt, das ist die ausgezeichnet faserige Structur der Schale, eine Structur, welche nicht nur der Gattung Leptaena selbst fremd ist, sondern welche überhaupt der gesammten Familie der Strophomeniden (Orthisiden) in der Davidson’schen Fassung, wenigstens deren typischen Gattungen, nur ausnahmsweise (Genus Orthisina) zuzukommen scheint. An Orthisina kann nun wohl nicht gedacht werden, wenn es sich um Einreihung in eines der bestehenden Genera handelt. Beim Vorhandensein von verkalkten Spiral- kegeln oder doch zum mindesten von Eindrücken der Armspiralen würde einer Vereinigung dieser Formen mit Koninckina nichts im Wege 54 Verhandlungen. Nr. 2 R stehen. Aber gerade der Nachweis, dass solche vorhanden seien, wollte trotz Opferung zahlreicher Exemplare durchaus nicht gelingen, so dass ich schon sehr stark der Ueberzeugung zuneigte, es fehlten diese inneren Organe wirklich. Bei einem letzten Versuche gelang es endlich doch, die festen Armgerüste als überaus zarte Spiralbänder an einem Stücke nachzuweisen und damit auch die Zugehörigkeit zu Koninckina oder doch zur Gruppe der Koninckiniden, sowie zugleich das Auftreten von Angehörigen dieser Gruppe auch im alpinen Lias festzustellen. Munier-Chalhmas hat bereits im Bull. Soc. Geol. Fr. 1879—80, pag. 280, gezeigt, dass auch unter den ausseralpinen Lias-Leptaenen Koninekinen sich finden und dass gerade die weitverbreitete und bezeichnende Leptaena liasina Bouch. zu diesen gehört. Er schlug für dieselbe den Genusnamen Koninckella vor. Eine eingehendere Be- gründung dieser generischen Abtheilung und ihrer Unterschiede gegen- über Koninckina gibt Munier-Chalmas an der eitirten Stelle nicht und es ist mir auch nicht bekannt, dass er eine solche seither publieirt hätte. Es fehlt am angegebenen Orte auch die Mittheilung über die Schalenstructur der liassischen Koninckellen. Ich begnüge mich daher, die hier angeführte Form des alpinen Lias als Koninckina schlecht- weg zu bezeichnen und benenne dieselbe, da die Art jedenfalls zu den unbeschriebenen gehört, meinem hochgeschätzten Freunde Herrn Prof. Eberhard Fugger in Salzburg zu Ehren Koninckina Eber- hardi nov. spec. Unter den bisher beschriebenen Lias-Leptaenen scheint wohl auch Parona’s Leptaena spec., Tab. III, Fig. 17 und 18 (Atti Reali Ace. Lincei, 1883) aus der Gegend von Cesi ihrer fibrösen Schale wegen ebenfalls zu Koninekina zu gehören. Eine zweite Stelle der Ostalpen, an welcher ähnliche Gesteine, graugefärbte Liascrinoidenkalke, leptaenaartige Brachiopoden führen, ist die Gegend von Gams bei Landl a. d. Enns in Obersteiermark (man vergl. Verhandl. 1885, pag. 145 und F. v. Hauer im IV. Bd. der Oesterr. Touristenzeitung 1885) und zwar speciell der Eingang zur sogenannten Krausgrotte im Anerlbauerkogel. Auch hier scheint das Vorkommen dieser Formen in einer bestimmten petrefactenreichen Bank, von der nur lose Stücke im Gehängschutte gesammelt wurden, ein recht häufiges zu sein, denn auf einem ganz kleinen Gesteinsbrocken sitzen drei wohlerhaltene Exemplare auf und sind ausserdem noch Reste mehrerer anderer zu bemerken. Auch diese Formen gehören ihrer fibrösen Schale wegen zu Koninckina. Es sind zwei verschiedene Formen da; die eine, in 2 Exemplaren vertreten, ist bei annähernd gleichem Umrisse doch viel stärker gewölbt als Koninckina Eberhardi und nähert sich in der Gestalt der bekannten Koninckina Leonhardi von Set. Cassian. Auch ihre Flügel sind stärker entwickelt als jene der Salzburger Art. An dem einen Stücke glaube ich auch eine doppelte Area und ein der grossen Klappe entsprechendes Deltidium wahrzu- nehmen. Die zweite Form von Gams, nur in einem Exemplare ver- treten, ist breiter, besonders gegen den Stirnrand, weit stärker, aber ebenfalls ungleich geflügelt und besitzt deutliche Anwachsstreifung. Sie nähert sich einigermassen den grossen Koninekinen der Hallstätter Kalke, über deren Vorkommen von mir (Geolog. Verh. von Hernstein, ee Tb he ae 5 ae ra Nr. 2 Sitzung am 9. Februar. A. Bittner. 55 pag. 80, 131, kl. Ausg. pag. 145, Verhandl. 1878, 154) einiges mit- getheilt wurde. Es sei hier bemerkt, dass sowohl die grosse Koninckina des Hallstätter Kalkes — Ä. subquadrata Suess mser. —, als auch die kleine, ihr sehr nahestehende Form von der Hohen Wand (Hern- stein, pag. 80) wegen des Vorhandenseins durchscheinender Armspiralen (vergl. auch H.Zugmayer: Untersuch. über rhät. Brachiopoden, pag. 33) ohne Zweifel bei Koninckina zu belassen sind. Dagegen ist das Vorhanden- sein solcher bei anderen von mir als Koninckinen angeführten Formen aus dunklen Mergelkalken von grösstentheils nieut feststehendem Alter bisher nicht nachgewiesen, doch ist es gerade bei diesen Formen ihrer durchwegs vorhandenen ausgezeichnet grobfaserigen Schalenstruetur wegen höchst wahrscheinlich, dass sie ebenfalls zu Koninckina gehören mögen. Die von mir im Jahrb. geolog. R.-A. 1880, 390 angeführte bosnische Koninckina schliesst sich nahe an die Hallstätter Formen an, und dürfte wohl auch im geologischen Niveau den Hallstätter Arten nahestehen, umsomehr, als später in denselben Gesteinen eine besonders typische Hallstätter Art, Rhynchonella longicollis Suess (Verhandl. 1881, pag. 28) aufgefunden worden ist. Der Vollständigkeit wegen sei erwähnt, dass Koninekinen auch von Raibl!) angegeben werden, und dass von Hofmann eine Ä. Suess’ aus ungarischem Hauptdolomite (Beitr. z. Fauna d. Hauptdol. ete. 1873, pag. 4) beschrieben worden ist. Ein besonders reichhaltiges Vorkommen von Koninckinen endlich ist aus den Südalpen zu verzeichnen und zwar aus der Gegend von Ober- Seeland in Kärnten, von wo Herr F. Teller aus schon im Jahre 1878 (vergl. Stache, Verhandl. g. R. A. 1373, pag. 308 und Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1884, pag. 320) von ihm aufgefundenen petrefacten- führenden Blöcken, welche seither mit Reserve für paläozoisch ange- sprochen wurden, neuerdings eine Brachiopodenfaunula mitgebracht hat, deren häufigste Art eine unbeschriebene Koninckina ist, welche bereits hier als Koninckina Teller‘ n. sp. angeführt sein mag. Sie erreicht nahezu die Grösse der grossen Form der Hallstätter Kalke, ist aber weit gewölbter. Von ganz besonderem Interesse ist der Umstand, dass unter den wenigen Brachiopoden-Arten, welche die X. Telleri begleiten, und welehe grösstentheils Set. Cassianer-Arten überaus nahe stehen, sich eine kleine Amphielina befindet, also eine Vertreterin eines Geschlechts, dessen Angehörige bisher nur von Set. Cassian bekannt waren. Es sei deshalb hier angemerkt, dass Amphiclinen und zwar ansehnlich grosse Arten, auch in den Hallstätter Kalken zu Hause sind und zwar treten dieselben auch hier in Gesellschaft der Koninckinen auf. Sie wurden zuerst von Herın H. Zugmayer an der Hallstätter Loealität Mühlthal bei Oberpiesting aufgefunden, finden sich aber auch an der benachbarten älteren Fundstelle Hernstein und zwar bier wie dort zumeist in denselben Schichten mit den Koninckinen. Endlich ist mir eine derartige Artenvergesellschaftung (Koninckinen und Amphi- celinen) noch aus einem Crinoidenkalke des Miesenbachthals in Nieder- österreich (Geol. Verh. von Hernstein, pag. 81, Local. Klauserriegel) !) Suess im Jahrb. geol. R. A. 1867, pag. 574, 581 erwähnt eine Koninckina von dort, von der Basis des Hauptdolomits, welche nach ihm (vergl. Hofmann. e. pag. 5) identisch ist mit K. Suessi Hofm. — Stur im Jahrb. 1868, 566 eit. K. Leon- hardi aus den Corbula-Sch. (Torer Sch.) von Raibl. K.k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr.2. Verhandlungen. 9 RUE LETTER N REIN open 56 Verhandlungen. bekannt geworden. Die Vergesellschaftung beider überdies sehr nahe verwandter Genera (Herr Zugmayer war so freundlich, mir mitzu- theilen, dass er auch bei Hallstätter Amphiclinen feste Spiralkegel ent- deckt hat) scheint also etwas ganz gesetzmässiges zu sein. Amphichna ist eben nichts anderes, als eine spitzdreieckig gestaltete, flügellose Koninckina und von diesem Gesichtspunkte aus erscheint es nicht müssig, auf die auffallende Analogie hinzuweisen, welche hier die ausser- alpine liassische Leptaenen- (resp. Koninckellen-Fauna) darbietet, indem in derselben der Amphiclinentypus ebenfalls und zwar durch Leptaena Bouchardi und noch mehr durch Leptaena rostrata vertreten erscheint. Auch unter den Koninckinen des Salzburger Lias scheinen derartige amphiclinenartig gestaltete, spitzgeschnäbelte Formen vorhanden zu sein, doch ist das bisher davon vorhandene Materiale ein zu geringes und zu schlecht erhaltenes, als dass es zu weiteren Untersuchungen und Vergleichen dienen könnte. Auf jeden Fall wird Amphiclina zu der Gruppe der Koninckiniden zu ziehen sein und dadurch eine gesichertere Stellung erhalten, als das bisher der Fall war (man vergl. Zittel, Handbuch I., S. 679 und Waagen, Salt-Range- -Brachiopda fase. 3). Durch den Umstand endlich, dass viele von den Liasleptaenen sich solchergestalt bereits als Koninckinen herausgestellt haben und dass Koninckina selbst sich immer mehr als ein in der alpinen Trias weitverbreitetes und formenreiches Geschlecht erweist, verliert das un- vermittelte Auftreten der Gattung Leptaena im Lias viel von dem Ungewöhnlichen und Räthselhaften,,_ welches es früher an sich hatte. R. Handmann S. J. Ein neuer Aufschluss von Tertiär- Conchylien bei Vöslau. Das Museum des Herrn Joachim Freiherrn von Brenner in Gainfarn erhielt einen neuen Zuwachs an Tertiär-Conchylien, welche bei der Grundgrabung für das neue Spital in Vöslau aufgefunden wurden. Es soll die Liste derselben im Nachfolgenden bekannt gegeben werden. Oonus cf. extensus Partsch. 1 Exemplar. „ . Brezinae Hö. & Au. 3. »„ Dujardini Desh. 2. Ancıillaria glandiformis Lamk. = var. inflata. 9. £ obsoleta Brocc. 12. Cassis saburon Lamk. 3. Oolumbella nassoides Bell. (nach M. Hörn.) 5. Mitra serobieulata Broce. 5. „ ‚Fusiformis Broce. 5. „ eupressina Broce. 1. Terebra acuminata Bors. 2. Buceinum Schönni Hö. & Au. 6. 3 Vindobonense Mayr. 10. Voluta Taurinia Bon. 1. Chenopus pespelecani Phil. 4. Murex cf. sublavatus Bast. 1. »„ spinieosta Bronn. In IHRE Din ut r En RLAEN RA 2 “r I Tr I) { Sitzung am 9. Februar, R. Handmann. 57 „ Pyrula sp. 1. Cancellaria contorta Bast. 1. ? Bellardii Micht. 1. Pleurotoma turricula Broce. b. 20. obeliscus Desm. 10. 2 asperulata Lamk. b. 20. trifasciata M. Hörn. 2. Enzesfeldensis Handm. (cf. pustulata Broce.) 4. monilis Brocc. b. 30. Jouanneti Desm. 2. Lamarki Bell. 10. interrupta Brocc. 3. granulato-cineta Münst. 1. dimidiata Broce. 8. coronata Münst. 1. Reevei Bell. 1. cf. Zehneri M. Hörn. 1. a bilineatus Partsch. 13. Turritella Archimedis Brong. 9. bicarinata Eichw. b. 20. Vindobonensis Partsch. (cf. turris Bast.) 1. Natica millepunctata Lamk. 3. redempta Micht. 3. helicina Brocc. 6. „ Josephinia FRisso. 2. Oerithium Be Partsch. 1. . doliolum Broce. 1. Mianie Pepcholii M. Hörn. 3. Chama gryphoides Linn. 1. Arca diluvii Lamk. 2. » Turonica Duj. 1. Lucina Haidingeri M. Hörn. 1. Cardita Partschi Goldf. 1. ” $)] n Von besonderem Interesse erscheint das Vorkommen von Melania Pecchiolii M. Hörn., welche Art nach M. Hörnes (Foss. Moll. I, pag. 604) bisher nur in Forchtenau (nicht selten) und in Lapugy (ein Exemplar) gefunden worden und ihm zu Folge wahrscheinlich zu Pal u- domus oder Lithoglyphus zu stellen ist. Es kann hier erwähnt werden, dass eines der bei Vöslau aufgefundenen Exemplare eine an Phasianella erinnernde Zeichnung aufweist. Dieselbe besteht aus etwas entfernt stehenden, wellenförmigen, bisweilen etwas ausgezackten Linien von orangegelber Farbe, welche mehr oder weniger mit einander parallel über die ganze Windung von der oberen Naht bis zur Basis herablaufen. Es sei noch bemerkt, dass die angeführten Conchylien in einem kalkigen, grobkörnigen Sande aufgefunden worden. Dem gegen- über muss die hier auftretende „Tegelfauna“ etwas auffallend er- scheinen. 9* 58 Verhandlungen. W.S.Gresley. Ueber das Vorkommen von Quarzit Geröllen in einem Kohlenflötze in Lincolnshire. Mit- getheilt von Dr. Ferd. Roemer in Breslau. (Geological Magazine ed. H. Henry Woodward. London 1885, pag. 553—555.) Im Jahre 1883 wurde eine Gruppe von fünf Geröllen in der Coleorton-Kohlengrube in dem Lount Belker-Flötze in einer Tiefe von 375 Fuss unter der Oberfläche angetroffen. Alle waren vollständig in “5 . die Kohle eingehüllt und lagen etwa 20 Zoll tief von der oberen Grenze des Flötzes. Vier derselben waren über einen Raum von etwa 20 Yards Ausdehnung verbreitet. Das fünfte dagegen lag gegen 500 Yards in südwestlicher Richtung von den übrigen entfernt. Das Kohlenflötz hatte seine normale Mächtigkeit von ungefähr 4!/, Fuss. Die Grösse und das Gewicht der Gerölle schwanken zwischen 2!/, und 7 Zoll Länge und ı/, Pfund bis 11°/, Pfund Gewicht. Die äussere Form betreffend, so sind nicht zwei derselben ganz gleich, aber alle sind mehr oder weniger gerundet und glatt. Das eine der Stücke zeigt eine convexe Oberfläche von eigenthümlicher Be- schaffenheit, die mehr wie abgehobelt als abgerollt aussieht. Alle Stücke bestehen aus nahezu gleichem Gestein. Bis zu einer Tiefe von etwa !/, Zoll von der Oberfläche ist das Gestein dunkler gefärbt, als in jener. Das rührt ohne Zweifel davon her, dass die Stücke so lange in Berührung mit der Kohle gewesen sind. Von dem einen der Stücke wurde ein Dünnschliff gefertigt und Herrn Professor Bonney zur Untersuchung übergeben. Nach der Er- klärung des Letzteren ist das Gestein ein sehr fester hellgrauer Quarzit. Derselbe besteht aus etwas eckigen Fragmenten von Quarz, die zuweilen einen Durchmesser bis zu !/,. Zoll erreichen. Einige wenige rundliche Körner eines zersetzten kaolinartigen Minerales, welches wahrschein- lich aus Feldspath entstanden ist, sind dem Quarze beigemengt. Auch einige Flecken von Eisenoxyd, ferner einige Schüppchen von farblosem Glimmer, ein oder zwei Körnchen von Epidot und eines von Turmalin wurden bemerkt. Das Gestein gleicht makroskopisch und mikroskopisch dem Gesteine der in dem Benter Sandsteine von Staffordshire vor- ° kommenden Quarzit- Gerölle. Das Kohlenflötz zeigt an der Stelle, wo die Gerölle gefunden wurden, viele plötzliche Unterbrechungen der Continuität. An die Stelle der Kohle tritt Sandstein und Schieferthon. Hier und dort schwillt das Flötz auf das Doppelte seiner gewöhnlichen Dicke an und andererseits schrumpft es auf die Hälfte seiner gewöhnlichen Dieke zusammen. Auch schliesst die Kohle oft Lager oder Schollen eines eigenthümlich con- ceretionär aussehenden Sandsteins ein. Das Dach des Kohlenflötzes ist sehr verschiedenartig; zuweilen ist es Sandstein, zuweilen Schieferthon mit Streifen glänzender Kohle und einzelnen Thoneisensteinniern; zu- weilen auch feuerfester Thon oder weicher kohliger Schieferthon mit Kohle gemengt. Augenschemlich ist das Verhalten des Kohlenflötzes und seines Daches ein solches, dass man daraus auf das Vorhanden- sein rasch und heftig fliessender Strömungen zur Zeit der Bildung des Flötzes oder unmittelbar nach derselben schliessen kann, und da vier von den Geschieben nur 80 oder 90 Yards von einer ungewöhnlich breiten (100 Yards) Verwerfung entfernt gefunden werden , so scheint Sitzung am 9. Februar. S. Nikitin. 59 es naheliegend, ihr Vorkommen mit dieser Verwerfung in Verbindung zu bringen. ; ‚Von den verschiedenen Annahmen, welche zur Erklärung des Vor- kommens solcher Geschiebe in Kohlenflötzen gemacht worden sind, scheint mir diejenige am wahrscheinlichsten, nach welcher sie aus dem Wurzelgeflechte von Bäumen ausgewaschen werden, die zur Fluthzeit von höher gelegenen Punkten, wo sie wachsen, herbeigeschwemmt werden. Schliesslich mögen einige andere wohl beglaubigte Fälle des Vor- ‚kommens von Quarzitgeschieben oder Geschieben anderer Gesteine in Kohlenflötzen oder in den die Flötze einschliessenden Schieferthonen angeführt werden. 1. In einer Kohlengrube in Shropshire wurde ein in Wasser abgerolltes Geschiebe von Bleiglanz auf der oberen Fläche eines Flötzes gefunden. 2. Auf der Church Gresley-Kohlengrube in Derbyshire fand man im Jahre 1867 in einer Tiefe von 630 Fuss ein zehn Zoll langes und sechs Zoll diekes Gerölle von hartem krystallinischen Sandstein. Das- selbe war auf der Oberfläche abgerundet und glatt und enthielt eckige kleine Quarzgerölle. Das Stück lag in der Thonschicht (underelay) unter dem Flötze „Little coal“ und hatte genau die Dieke dieser Thon- schicht. Ganz neuerlichst (1385) wurden wiederum 4 oder 5 kleine Quarzitgerälle, deren grösstes die Grösse eines Hühnereies hatte, in derselben Thonschicht (under elay) gefunden. Sie lagen alle nahe bei- sammen. j 3. Aus Nord-Staffordshire werden zwei Funde von grossen abgerundeten Geschieben in der Kohle angeführt. Vergl. Report of the British Assoe. for 1845, pag. 42. 4. Auch das Kohlengebirge von Süd-Wales hat dergleichen Geschiebe geliefert. Vergl, Memoir of the geologieal Survey, Vol. I, pag. 194. 5. Das Forest of Dean Coal-field gleichfalls. Vergl. Mr. Buddle’s Bericht darüber in: Transact. Geol. Soc. Zend series, Vol. VI, pag. 217. 6. Das Kohlengebirge von Lancashire, mit Einschluss von Cheshire ebenso. In Betreff der zahlreichen hier gefundenen Geschiebe vergl. Memoirs of the Lit. and Phil. Soc. of Manchester, Vol. IX. See. Series, 1881; Transact. of the Manchester Geol. Soc. Vol. XIII, pag. 141 und Vol. XIV, pag. 373. In Amerika sind in der Kohlenmulden von Tennessee und Ohio Quarzit-Geschiebe in Kohlenflötzen vorgekommen. Vergl. Dana’s Manual of Geology, pag. 317. S. Nikitin. Dasrussische geologische Comit£. (Aus einem Briefe an D. Stur vom 22./10. Jänner, 1885.) Das russische geologische Comit& wurde von Sr. Majestät unserem Kaiser den 19. Jänner 1882 gegründet. Es wurde uns anvertraut nach den Statuten: 1. Die systematische geologische Durchforschung Russ- lands (Finnland und Kaukasus ausgenommen, da diese Gegenden einige 58 Verhandlungen. W.S.Gresley. Ueber das Vorkommen von Quarzit Geröllen in einem Kohlenflötze in Lincolnshire. Mit- getheilt von Dr. Ferd. Roemer in Breslau. (Geological Magazine ed. H. Henry Woodward. London 1885, pag. 553—555.) Im Jahre 1883 wurde eine Gruppe von fünf Geröllen in der Coleorton-Kohlengrube in dem Lount Belker-Flötze in einer Tiefe von 375 Fuss unter der Oberfläche angetroffen. Alle waren vollständig n . die Kohle eingehüllt und lagen etwa 20 Zoll tief von der oberen Grenze des Flötzes. Vier derselben waren über einen Raum von etwa 20 Yards Ausdehnung verbreitet. Das fünfte dagegen lag gegen 500 Yards in südwestlicher Richtung von den übrigen entfernt. Das Kohlenflötz hatte seine normale Mächtigkeit von ungefähr 4'/, Fuss. Die Grösse und das Gewicht der Gerölle schwanken zwischen 2!/, und 7 Zoll Länge und ı/, Pfund bis 11?/, Pfund Gewicht. Die äussere Form betreffend, so sind nicht zwei derselben ganz gleich, aber alle sind mehr oder weniger gerundet und glatt. Das eine der Stücke zeigt eine convexe Oberfläche von eigenthümlicher Be- schaffenheit, die mehr wie abgehobelt als abgerollt aussieht. Alle Stiicke bestehen aus nahezu gleichem Gestein. Bis zu einer Tiefe von etwa !/, Zoll von der Oberfläche ist das Gestein dunkler gefärbt, als in jener. Das rührt ohne Zweifel davon her, dass die Stücke so lange in Berührung mit der Kohle gewesen sind. Von dem einen der Stücke wurde ein Dünnschliff gefertigt und Herrn Professor Bonney zur Untersuchung übergeben. Nach der Er- klärung des Letzteren ist das Gestein ein sehr fester hellgrauer Quarzit. Derselbe besteht aus etwas eckigen Fragmenten von Quarz, die zuweilen einen Durchmesser bis zu !/,o Zoll erreichen. Einige wenige rundliche Körner eines zersetzten kaolinartigen Minerales, welches wahrschein- lich aus Feldspath entstanden ist, sind dem Quarze beigemengt. Auch einige Flecken von Eisenoxyd, ferner einige Schüppehen von farblosem Glimmer, ein oder zwei Körnchen von Epidot und eines von Turmalin wurden bemerkt. Das Gestein gleicht makroskopisch und mikroskopisch dem Gesteine der in dem Benter Sandsteine von Staffordshire vor- ° kommenden Quarzit Gerölle. Das Kohlenflötz zeigt an der Stelle, wo die Gerölle ee wurden, viele plötzliche Unterbrechungen der Continuität. An die Stelle der Kohle tritt Sandstein und Schieferthon. Hier und dort schwillt das Flötz auf das Doppelte seiner gewöhnlichen Dicke an und andererseits schrumpft es auf die Hälfte seiner gewöhnlichen Dicke zusammen. Auch schliesst die Kohle oft Lager oder Schollen eines eigenthümlich con- cretionär aussehenden Sandsteins ein. Das Dach des Kohlenflötzes ist sehr verschiedenartig; zuweilen ist es Sandstein, zuweilen Schieferthon mit Streifen glänzender Kohle und einzelnen Thoneisensteinniern; zu- weilen auch feuerfester Thon oder weicher kohliger Schieferthon mit Kohle gemengt. Augenscheinlich ist das Verhalten des Kohlenflötzes und seines Daches ein solches, dass man daraus auf das Vorhanden- sein rasch und heftig fliessender Strömungen zur Zeit der Bildung des Flötzes oder unmittelbar nach derselben schliessen kann, und da vier von den Geschieben nur 80 oder 90 Yards von einer ungewöhnlich breiten (100 Yards) Verwerfung entfernt gefunden werden, so scheint Nr. 2 Sitzung am 9. Februar. S. Nikitin. 59 es naheliegend, ihr Vorkommen mit dieser Verwerfung in Verbindung zu bringen. ‚Von den verschiedenen Annahmen, welche zur Erklärung des Vor- kommens solcher Geschiebe in Kohlenflötzen gemacht worden sind, scheint mir diejenige am wahrscheinlichsten, nach welcher sie aus dem Wurzelgeflechte von Bäumen ausgewaschen werden, die zur Fluthzeit von höher gelegenen Punkten, wo sie wachsen, herbeigeschwemmt werden. Schliesslich mögen einige andere wohl beglaubigte Fälle des Vor- ‚kommens von Quarzitgeschieben oder Geschieben anderer Gesteine in Kohlenflötzen oder in den die Flötze einschliessenden Schieferthonen angeführt werden. 1. In einer Kohlengrube in Shropshire wurde ein in Wasser abgerolltes Geschiebe von Bleiglanz auf der oberen Fläche eines Flötzes gefunden. 2. Auf der Church Gresley-Kohlengrube in Derbyshire fand man im Jahre 1867 in einer Tiefe von 630 Fuss ein zehn Zoll langes und sechs Zoll diekes Gerölle von hartem krystallinischen Sandstein. Das- selbe war auf der Oberfläche abgerundet und glatt und enthielt eckige kleine Quarzgerölle. Das Stück lag in der Thonschicht (underelay) unter dem Flötze „Little coal“ und hatte genau die Dicke dieser Thon- schicht. Ganz neuerlichst (1385) wurden wiederum 4 oder 5 kleine Quarzitgerälle, deren grösstes die Grösse eines Hühnerejes hatte, in derselben Thonschicht (under celay) gefunden. Sie lagen alle nahe bei- sammen. 3. Aus Nord-Staffordshire werden zwei Funde von grossen abgerundeten Geschieben in der Kohle angeführt. Vergl. Report of the British Assoe. for 1845, pag. 42. 4. Auch das Kohlengebirge von Süd-Wales hat dergleichen Geschiebe geliefert. Vergl, Memoir of the geologieal Survey, Vol. I, pag. 194. 5. Das Forest of Dean Coal-field gleichfalls. Vergl. Mr. Buddle's Bericht darüber in: Transaect. Geol. Soc. Zend series, Vol. VI, pag. 217. 6. Das Kohlengebirge von Lancashire, mit Einschluss von Cheshire ebenso. In Betreff! der zahlreichen hier gefundenen Geschiebe vergl. Memoirs of the Lit. and Phil. Soc. of Manchester, Vol. IX. See. Series, 1881; Transact. of the Manchester Geol. Soc. Vol. XIII, pag. 141 und Vol. XIV, pag. 373. In Amerika sind in der Kohlenmulden von Tennessee und Ohio Quarzit-Geschiebe in Kohlenflötzen vorgekommen. Vergl. Dana’s Manual of Geology, pag. 317. S. Nikitin. Das russische geologische Comite. (Aus einem Briefe an D. Stur vom 22./10. Jänner, 1885.) Das russische geologische Comite wurde von Sr. Majestät unserem Kaiser den 19. Jänner 1882 gegründet. Es wurde uns anvertraut nach den Statuten: 1. Die systematische geologische Durchforschung Russ- lands (Finnland und Kaukasus ausgenommen, da diese Gegenden einige a ER ie are? FE di... 60 Verhandlungen. vo 2° geologische Institutionen schon früher bekommen haben‘; 2. die Aus- M gabe einer möglichst detaillirten geologischen Karte Russlands; 3. das geologische Comits ist ausserdem ein consultatives und mitwirkendes. Bureau für alle Staats- und Privat- er in geologischen Fragen. Das geologische Comite besteht aus: 1. Einem Direetor: jetzt g Direetoren waren die ebenen illustren russischen Geologen 6. Het 4 mersen und B. Jerofejeff. 2. Drei Chef-Geologen: 5. Nikitin (für Central-Russland), J. Muschketov (Asien), Th. a MM (Ural). 3. Drei Seetions-Geologen: A. Krasnopolsky (Ural), A. Mikhalsky (Polen), N. Sokolov (Süd-Russland). Als Mitarbeiter des Comites sind jährlich mit den geologischen Aufnahmen 5—6 Per- sonen beschäftigt, unter ihnen: Akademiker Fr. Schmidt (Baltische Provinzen), Prof. der Universität Kazan A. Stuckenberg (Ural) nd Docent der Universität Kazan A. Krotov (Ural), Prof. der Universität n Kiew P. Armaschevsky (Klein-Russland), Prof. der Universität Moskau A. Pawlov (mittlere Wolgagebiet), Prof. der Universität Odessa J. Sinzov (untere Wolgagebiet), sowie einige junge Geologen als Colleetanten. Als Membres du Conseil des geologischen Comites sind noch ernannt worden die Herren Akademiker d. Akad.d. Wissen- schaften: Fr. Schmidt (Paläontologe) und N. Kokseharoff (Mmera- ' loge); die Professoren der Berg-Institute P. Jereme,jeff (Mineraloge), J. Lahusen (Paläontologe) und die Professoren der St. Petersburger Universität A. Inostranzeff (Geologe) und B. Dokutschaeff (Mineraloge). Die jährliche Dotation des Comites beträgt eine Summe von 30.000 Rubeln. Ausserdem bekommen wir noch jedes Jahr speciell für einige geologische Aufnahmen 7—9000 Rubeln. u Der Grundplan der geologischen Aufnahmen und die systematisch Durchforschung Russlands wurde von S. Nikitin, der geologischen Karte Russlands von A. Karpinsky bearbeitet und in den Sitzungen des Comites von 1883 sanetionirt (siehe Nachrichten des Comites für das Jahr 1883). Als topographische Basis der geolog. Karte dient die zehn- werstige 1: 420100 Karte des russischen Generalstabs. Russland wird in 145 Blättern dargestellt (siehe Nachrichten des Comites für _ das Jahr 1885, Nr. 1). Alle vorläufigen Mittheilungen , kleine Arbeiten geologischen und paläontologischen Inhaltes werden in den Nachrichten des Comites in russischer Sprache publieirt; von dem Jahre 1886 an werden in Nach- richten auch kurze französische Inhalts-Resume& erscheinen. Die voll- kommen ausgeführten und bearbeiteten geologischen Aufnahmen, sowie specielle geologische und paläontologische Monographien erscheinen mit vollständigen französischen und deutschen Resume in den „Memoires du Comit&“. Als Muster-Exemplare können Ihnen die bis jetzt von uns ausgegebenen Lieferungen dienen. Alle bei den Aufnahmen gesammelten geologischen und paläonto- logischen Gegenstände bilden das neue geologische Museum des Comites und werden nach den Blättern der geologischen Karte arrangirt. Theils durch Geschenke, theils käuflich haben wir in den vier ersten Jahren eine gute, rein geologische Bibliothek erworben, welche Sitzung am 9. Februar. G. Stache. 61 schon aus mehr als 10.000 Bänden besteht. Fast alle geologischen ‚Institutionen haben uns eine vollständige Serie ihrer Publieationen ge- schenkt. Von der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien haben wir aber bis jetzt nur die laufenden Lieferungen erhalten. Das ist alles, was ich Ihnen von unserem geologischen Comite vorläufig im Stande bin brieflich bekannt zu machen. Ausführlicheres finden Sie in dem jetzt im Drucke befindlichen „Annuaire Geologique Universel für 1886, Paris, sowie in russischer Sprache in dem „Berichte des geologischen Comites“ für die ersten drei Jahre seiner Thätigkeit (Nachrichten des Comites, 1885, Nr. 1). Vortrag. G. Stache. Ueber die „Terra rossa“ und ihr Verhält- niss zum Karst-Relief des Küstenlandes. Der für das Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt bestimmte längere Vortrag beschäftigt sich im Wesentlichen damit, zu erweisen, dass die in letzter Zeit zu allgemeinerer Annahme gelangte Ansicht über die Entstehung der „Terra rossa“ gerade den Verhältnissen des specielleren Heimatlandes dieser Bodenart, d. i. der „Istria rossa“, nur wenig entspreche. Die auch von Suess (Antlitz der Erde) angenommene Theorie, dass die „rothen Thone des Karstes und ähnliche rothe auf Kalkfels- unterlage verbreitete Bodenarten als der suba@rische, zum Theil durch untergeordnete Wasserläufe zusammengeschwemmte Lösungsrück- stand zu betrachten sind, welcher insbesondere auf den durch Kalk- steinschichten gebildeten Plateaux zurückbleibe“, wird zunächst bezüg- lich ihrer Entwicklung in unserer Karstliteratur geprüft. Es wird die bekannte, aber meist unbeachtet gelassene Thatsache hervorgehoben, dass Tietze zuerst das diesbezügliche Verdienst Zippe’s anerkannt und den (1854) von diesem Gelehrten ausgesprochenen Gedanken in schärferer Fassung wieder zur Geltung gebracht hat. Der Hinweis und mehrfache Nachweis der an Kalkterrains von verschiedenartiger Tektonik gebundenen grossen Verbreitung von „terra rossa“, sowie der Versuch einer Feststellung ihres jungneogenen bis altquartären Alters wurde bereits 1873 von Tietze mit besonderer Berücksich- tigung des eroatischen Karstes geliefert. Neumayr und Fuchs bemühten sich in verschiedener Richtung unter Annahme des wesentlichen Grundgedankens der durch Tietze eingeführten Theorie, um weitere Vertiefung, Aufklärung und Ergänzung dieses Themas. Nach Neumayr mussten alle Kalksteine des Karstes aus Globigerinen oder anderweitigem Foraminiferenschlamm entstanden und dadurch befähigt worden sein, bei Zersetzung durch Wasser und Kohlensäure Rückstände von Thonerde und Eisenoxydhydrat zu liefern. Fuchs widerlegte diese Ansicht auf Grund des erwiesenen Vorkommens der rothen Erde auf Kalkstein von sehr verschiedenartigem Ursprung (Süsswasser-, marine, z0ogene und phytogene Bildungen). Fuchs glaubt, dass das Auftreten der „Terra rossa“ wesentlich durch klimatische Verhältnisse, und zwar durch trockenes Klima und spär- lichen Pflanzenwuchs, bedingt sei. at ET | eur; 62 Verhandlungen. Es wären dies also die jenen entgegengesetzten Bedingungen, welche v. Riehthofen für die mit der Gesteinsunterlage durch Uebergänge verknüpfte Gruppe von Lateritbildungen annimmt. Die von Dr. R. v. Lorenz-Liburnau (1881) für die Rück-. standtheorie beigebrachten, werthvollen Beobachtungen und Analysen verdienen zwar eine besondere Berücksichtigung, dürften sich jedoch vielleicht gleichfalls noch in anderer Weise auffassen und erklären lassen. Der Vortragende sucht nun die oben bezeichnete Ansicht über die Entstehung der „Terra rossa“ aus den letzten Rückständen der Kalksteinunterlage in doppelter Weise zu beschränken. In erster Reihe führt er sowohl allgemeinere theoretische Er- wägungen, als auch speciell in den Karstgebieten des Küstenlandes x selbst gesammelte Beobachtungen dagegen in’s Feld. In zweiter Linie sucht derselbe auf Grund einer anderen Anzahl von Thatsachen die Analogie und den Zusammenhang mit den Bohnerzlettenbildungen ‚anderer Gebiete in den älteren Bestand- resten der rothen, eisenschüssigen Thone und Lehme ersichtlich zu machen und schliesst mit der Aufführung derjenigen mechanisch wirkenden Einflüsse, welche Ab- und Umschwemmungen des „Terra rossa“- Materiales und theilweisen Ersatz und Ueberdeekung durch jüngere Ablagerungen verursacht haben. Die von einem allgemeineren Gesichtspunkt zu machenden Ein- wände findet Stache insbesondere in der chemischen Zusammensetzung der Karstkalke, in dem geringen Grade ihrer Abwitterung durch die Wirkung der Atmosphärilien in historischer Zeit und in der Schwierig- keit, sich die Sonderung minimaler, feinst vertheilter, unlöslicher Rück- stände von dem durch die Niederschläge abgewaschenen Kalkschlamm vorzustellen. Gerade die lichten Karstkalke, welche vielfach durch stärkere „Terra rossa“-Bedeckung ausgezeichnet sind (und nach Neumayr und Fuchs besonders zur Herstellung von Terra rossa-Beständen geeignet sein müssten) enthalten oft nur Spuren von Thonerdesilicat und Eisen- oxyd. Selbst graue und schwarze Kalke zeigen selten mehr als. 05 bis 1:5 Procent nach bisher. vorliegenden Analysen. Die römischen Bau- denkmale in Pola aus dem Anfang der ersten Jahrhunderte n. Chr. Geb., wie z. B. der Triumphbogen des Sergius, erweisen durch gute Erhaltung ihrer Inschriften und feinen Reliefs den geringen Einfluss der zer- setzenden und abwaschenden Wirkung der Atmosphärilien auf die aus alten römischen Steinbrüchen stammenden lichten Karstkalke, ebenso wie auf die alten Abbruchsflächen dieser Steinbrüche selbst. Der Vorstellung, dass bei der Abwaschung der weisslichen An- witterungsrinden der Kalksteine durch andauernde oder plötzliche Nieder- schläge immer sofort 99 Procent kohlensauren Kalkes in Lösung kommen und der darin fein vertheilte unlösliche Rückstand von 0:01 bis 0:10 Pro- cent zurückbleiben und sich loco dureh Abschwemmung in Plateau- mulden oder gar auf Plateauflächen bis zur Dicke von vielen Fuss sammeln muss, ist selbst dann schwer festzuhalten, wenn der Mulden- boden undurchlässig, nicht zerklüftet ist. In diesem Falle müssten Sinter- und Kalktuffbildungen entstehen, denn das gesammelte Niederschlags- wasser könnte dann umsoweniger soviel Kalkschlamm in Lösung oder Sitzung am 9. Februar. G. Stache. 63 mechanischer Suspendirung behalten; der schwache Thonerde- und Eisengehalt aber, insofern er nicht sammt dem Kalkschlamm durch Kluft- räume endlich in’s Meer gelangen kann, würde in den Sinterbildungen zurückbleiben. Es wird nun an einzelnen Beispielen die Unabhängigkeit der „Terra rossa“-Bildungen vom Karstrelief gezeigt, welches seinerseits ebenso von der Tektonik und der inneren Karststructur als von der mechanischen und chemischen Erosion abhängig ist. Stache unterscheidet als Haupt- formen das von der starken Klüftung und den Schüttelwirkungen von Erdbeben abhängige Bruchrelief (die Grundform der Trichterplastik mit Klüftungsabsturz) und das durch Auswaschung hervorgerufene Brandungsrelief. Beide wurden, wenn sie unverdeckt blieben, weiter ausgearbeitet und verändert durch den Einfluss der Atmosphärilien. Auf Jeder der beiden Reliefformen ist rothe Erde in einer ursprünglicheren und in verschieden umgeschwemmter Form verbreitet. Die rothe Färbung der zuweilen rauhen, in weisslich mehliger Rinde angewitterten Kalk- flächen in Spalten und Klüften und der glatten abgewaschenen Relief- flächen kommt durch die Niederschlagswässer von oben oder seitwärts her aus der rothen Decke, nicht von innen aus dem Kalk. Es werden einzelne Beispiele dafür hervorgehoben. Ein weisslichgelber Radiolitenkalk mit frei herausstehenden Schalen und bis zolldicker weisser mürber Durchwitterung,. unter einer Terra rossa-Bedeckung liegend, zeigt das Eindringen der röthlichen Färbung von aussen. Der unlösliche Rückstand des festen Kalkes, sowie derjenige der - ebenfalls (durch John) untersuchten mehlig-mürben Kalkrinde ist minimal und absolut gleich, — der lösliche Gehalt des Gesteines an Thonerde und Eisenoxyd noch geringer, letzteres nur spurenweise nachweisbar. Eine zweite Beobachtung ergänzt diesen Fall. An einer Stelle, wo die Schüttelwirkung grosse Bruchstücke der plattigen Kalkdecke gegeneinander verworfen und zugleich ein weisses, mehliges Reibungs- material mit kleinen festen Bruchstücken zurückgelassen hat, bemerkt man keine rothe Färbung, weil in unmittelbarer Nähe der rothe Lehm fehlt. Der Umstand, das ältere Terra rossa-Ausfüllungen des Kalkreliefs in Süd-Istrien zuweilen noch festere Bestände eines rothen, kleine Bohn- erzkörner enthaltenden Letten-Materials in engerer Verbindung mit lichten, gleiehfalls fein pisolithischen, sehr thonerdereichen Resten zeigen und dass ferner in Nordistrien und Krain abgeschwemmte Terra rossa-Bestände glattgeriebene Bohnerzkörner und verschieden geformte Brauneisenstein- stückchen enthalten, führt auf eine Verknüpfung dieser Erscheinungen zunächst mit den Bohnerz- und Bauxit- (Wocheinit-)Vorkommen der Wochein und durch diese zu den Bohnerzlettenablagerungen der schwä- bischen Alp, der Schweiz und des Elsass. Die erwähnten festeren Be- stände in der istrischen Terra rossa gehören der chemischen Untersuchung nach in die Gruppe der Bohnerze und des Wocheinits. Ganz ähnliche Reste finden sich bereits unmittelbar auf Kreidekalk unter den tiefsten charaführenden Schichten mit Stomatopsis. Andererseits sind — 1. das schon von Necker nachgewiesene Vorkommen von Eisenkies im Fels- erz der Wochein (z. Th. Bohnerz mit Krystallflächen des Pyrites); 2. das K.k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 2, Verhandlungen. 10 64 Verhandlungen. aus verhärtetem Thonschlamm und pisolithischem Eisenkies bestehende sogenannte „Alaunerz“ im Kreidekalk des Quietogebietes von Süd-Istrien. 3. Der Eisenkiesgehalt gewisser Flyschthone (zum Theil in bohnerz- artigen, rundlichen Körnern und Knollen mit auskrystallisirter Oberfläche). 4. Die von Teller in oligocänen Thonschiehten von Krain gemachte Beobachtung über die Abhängigkeit einer Bohnerzbildung von dem Vorkommen von Eisenkies. 5. Endlich auch die neuerdings von Döll hervorgehobene Mitwirkung der Verwitterung und Umwandlung von Eisen- kies bei der Höhlenbildung im Kalkgebirge, — auf einander bezügliche und mit der ursprünglichen Bildungsform der Terra rossa-Lehme in Zu- sammenhang stehende Erscheinungen. Der Vortragende glaubt daher, dass seine weiteren in dieser Richtung in Aussicht genommenen Untersuchungen zu dem Erweise führen werden, dass die Terra rossa-Thone und Lehme von Absätzen eisenkieshaltigen Thonschlammes abstammen, welche in ähnlicher Weise entstanden, wie die grünlichblauen Bohnerzletten im Elsass und im Wesentlichen als ein Zersetzungs- und Umschwemmungsproduct derartiger oder ähnlicher Ablagerungen angesehen werden können. Obwohl es wahrscheinlich ist, dass die Hauptmasse des Ursprungmaterials hier aus der Zeit des Beginnes der Ablagerung eocäner Flyschthone auf Kreidekalk und älterem Nummulitenkalk stammt, sind doch eben auch Anzeichen von Bohnerzbildungen, sowohl aus früheren, als späteren Zeitabschnitten vorhanden. So nahe liegend daher auch die Annahme der Umbildung aus Eisenkies und eisenhaltigen Letten ist, so bedarf es doch noch - einer grösseren Anzahl ergänzender Beobachtungen, um sich die physi- schen Verhältnisse und Bedingungen derartiger ursprünglicher Ab- lagerungen mit Rücksicht auf das speciellere Verbreitungsgebiet, sowie über die Altersfolge der verschiedenen Originalabsätze und die Aus- breitung ihrer Umschwemmungsproducte in der jüngeren Tertiär- und Quartärzeit klarmachen zu können. Im Anschluss an diese Fragen gibt Stache schliesslich an der Hand von Beobachtungen eine kurze Uebersicht über die mechanischen Ursachen der letzten, vor der jetzigen Zersplitterung der Küstengebiete in Inseln und buchtenreiches Festland stattgehabten Veränderungen des Quartärbestandes der rothen Lehmdecke. Es sind: 1. Abschwemmung und Umschwemmung durch fluviatile Strömungen. Ersatz und Bedeckung durch feine Sande (Sand von Sansego (nach Marchesetti mit recenten Land- und Süss- wasser-Schnecken in der Basis), Flussschotterrückstände und Flyschlehm in Taschen und Vertiefungen des Karst-Reliefs. 2. Abschwemmung und Aufschwemmung durch die Fluthwelle (umgeschwemmter Lehm mit Stranddetritus lebender Meeresconchylien über dem jetzigen Fluth- stande). 3. Abschwemmung von rother Erde unter Aufwurf von Kalktrümmerlagen und gerundetem Strandschotter durch Erdbebenhoch- fluthen. 4. Mischung von Terra rossa mit Gesteinstrümmern, Weg- schwemmung und lokale Anhäufung durch aus der Tiefe auf dem Wege der Kluftschächte (ete.) in Folge von Stauungen (bei Abflussverlegung oder bei plötzlichem Niederschlagsüberschuss) über die Oberfläche ge- drückten Wassermassen. 5. Durcheinanderschüttlung von rothem Thon und Lehm mit dem Trümmermaterial der festen Kalkunterlage in Sitzung am 9. Februar. E. Koken. 65 Folge von Erdbeben. 6. Combinirte Einwirkung von Ein- und Abschwemmung in Klüfte und Höhlen mit Schüttelwirkungen und nachträglicher Versinterung von festem Bruchmaterial und rother Erde (Knochenbreceien und verschiedene Kalkbreceien). Der Vortragende spricht die Hoffnung aus, dass es ihm gelingen werde, durch Ergänzung und genauere Untersuchung der bereits ge- sammelten Thatsachen die angedeuteten, von der zu weit und extrem gefassten Rückstandstheorie abweichenden Ansichten über die „Terra r ossa“ Istriens zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen. Literatur-Notizen. Dr. F. Löwl. Die Ursache der secularen Verschie- bungen der Strandlinie. Vortrag. Prag 1886. Ausgehend von der Beobachtung Tietze’s, dass die lykische Küste im Sinken begriffen sei, während benachbarte Küstenstriche gleichzeitig eine entgegengesetzte Be- wegung zeigen, versucht es Löwl an einem von Suess ausführlich dargestellten Vul- cangebiete, dem südöstlichen Theile des tyrrhenischen Meeres, zu zeigen, dass solche ungleiche Bewegungen der Küstenstriche und ihr sichtbarer Ausdruck, die positiven und negativen Verschiebungen der Strandlinie, Folgen eines fortgesetzten Ein- bruches der Meeresräume sind, bei dem die sinkenden Schollen eine ungleich schnelle Bewegung zeigen. Trifft es sich, dass solche ungleich schnell sinkende Schollen Küstenstriche mitumfassen, dann kann der sichtbare Ausdruck dieser ungleichen Bewegung, nämlich Differenzen in der Bewegung der Strandlinie benachbarter Küsten- theile, recht augenfällig werden, wie an der Südküste von Kleinasien. Von dieser müsste es jedoch erst erwiesen werden, dass sie den Rand eines vulcanischen Senkungsfeldes bilde, wenn die Argumentation Löwl's vollständig einleuchten soll. (M. V.) E. Koken. Ueber fossile Säugethiere aus China. (Nach den Sammlungen des Herın Ferdinand Freiherrn von Richthofen.) Paläont. Abhandl., herausgegeben von W. Dames und E. Kayser. III. Band , Heft 2. Berlin 1885. 85 Seiten mit 7 Tafeln und 5 Holz- schnitten. Die Grundlage der vorliegenden paläontologischen Studie bildet eine Reihe von fossilen Zähnen, welche Freiherr von Richthofen aus dem Material an fossilen Säugethierresten ausgewählt hat, das chinesische Frachtschiffe zum Verkaufe an die Apotheken des Landes auf dem Yangtsz® hinabführen. Die Ladungen stammen aus der Provinz Yünnan; eine nähere Bezeichnung der Oertlichkeiten, an denen die Reste ge- sammelt wurden, war nicht zu erheben. Obwohl es fast durchwegs isolirte Zähne, nur selten kleinere Abschnitte einer Zahnreihe waren, die hier als zur paläontologischen Untersuchung geeignet ausgelesen wurden, bietet das Material in seiner Gesammtheit doch ein überraschend mannigfaltiges faunistisches Bild. Es sind nicht weniger als 16 Gattungen, beziehungsweise 27 Arten, die hier aus den jungtertiären Ablagerungen Chinas zum ersten Male zur Untersuchung und Beschreibung gelangen. Bei dem grossen Interesse, das sich an jede Erweiterung unserer Kenntniss der tertiären Säugethier- faunen Ostasiens knüpft, haben wir wohl allen Grund, die eingehenden, bei der Mannig- faltigkeit und dem fragmentarsschen Charakter des faunistischen Materiales sehr mühe- volle Vorarbeiten voraussetzenden Darlegungen des Verfassers mit besonderer Freude zu begrüssen. 2 Nach der Art der Erhaltung liess sich das Gesammtmaterial in 4 Gruppen sondern. Einen ersten wohl umschriebenen Kreis bilden die Formen: Hipparion Richthofeni Koken. Camelopardalis mierodon Koken. Aceratherium Blanfordi Lydekker var. hippuarionum Koken., Palaeomery& Owenüi Koken. Palaeomeryx spec. Mastodon aff. Pandionis Fale. 105 66 Verhandlungen. Nr. 4 Der Erhaltungszustand dieser Reste, der sich durch starke Mineralisation, häufige Kalkspathbildung in Hohlräumen und durch die anhaftenden Theile des Einschluss- materiales, eine eigenthümliche röthliche Erde, charakterisirt, erinnert sehr an jenen der Pikermifauna. Eine zweite Gruppe von Formen, welche die grosse Mehrzahl der zu beschreibenden Reste in sich schliesst, erscheint durch ihre Erhaltung (lockere, gelbliche, lehmartige Matrix, gelbliches Email und bläulichweisses Dentin) als ein Vorkommen in Höhlen gekennzeichnet. Dieser Theil der Fauna enthält die meisten siwalischen oder solchen nahestehenden Arten, wie Chalicotherium sinense Owen, Stegodon insignis Fale., Rhinoceros sivalensis Fale., Hyaena sinensis Owen, Hyaenarctos spee., Sus spec. u, A. Ein drittes Vorkommen scheint durch Stegodon Chftiü Fale. und Cautl., Stego- don af. bombifrons Fale. und Mastodon perimensis var. sinensis Koken angezeigt zu sein; die hierhergehörigen Reste sind mehr grau und dunkel gefärbt und machen den Eindruck, als ob sie thonigen oder mergeligen Lagern entnommen worden wären. Der Verfasser ist der Ansicht, dass dieselben normalen tertiären Sedimenten entstammen. Ganz isolirt stehen endlich in Bezug auf ihre Erhaltung 2 Zähne da, die sich auf die Gattung Equus beziehen. Dieselben lassen auf ein viertes, gegenwärtig noch sehr ungenügend vertretenes Vorkommen fossiler Knochen innerhalb der Provinz Yünnan schliessen. Die drei erstgenannten Sonderfaunen, die vorläufig allein in Betracht gezogen werden können, zeigen unverkennbare Analogien zur Siwalik-Fauna, theils in der Art ihrer Zusammensetzung, wie die durch Hipparion Richthofeni geführte Gruppe, in welcher nur das Aceratherium eine engere Beziehung zu einer Siwalik-Art aufweist, theils durch das Vorhandensein typischer Siwalik-Arten, wie in den Gruppen 2 und 3. Die dritte Gruppe besonders umfasst nur siwalische Formen, wenn auch Stegodon bombifrons und Mastodon perimensis nur durch geographische Varietäten vertreten sind. Der Verfasser gelangt somit zu dem Schlusse, dass in ganz China vom Alpen- lande Yünnan an durch die Provinz Szechuen bis zu den entfernten nördlichen Pro- vinzen Shensi und Shansi zur Pliocänzeit eine Säugethierfauna gelebt hat, welche in vielen ausgezeichneten Formen mit der siwalischen übereinstimmt. Die aus Birma, aus dem Thale des Irawadi, bekannt gewordenen Vertreter dieser letzteren verbinden geo- graphisch die siwalische und chinesische Fauna. Dieses Resultat gewinnt noch an Interesse, wenn wir uns erinnern, dass die für Süd- und Ostasien so bezeichnenden Stegodonten einerseits in Japan, andererseits in Java wiedergefunden worden sind, so dass die si- walische Thierwelt in ihren Ausläufern sich über annähernd 40 Breitengrade nnd 70 Längengrade ausgedehnt hat. Die gegensätzlichen Anschauungen, zu deren Brauns gelangt ist, und die für die japanischen, sowie für die von Owen beschriebenen chinesischen Säugethierreste ein diluviales, für die Siwalik-Fauna dagegen miocänes Alter in Anspruch nehmen, finden in dem Schlussabschnitt der vorliegenden Studien eine sehr eingehende und überzeugende Widerlegung. (F. T.) Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15. Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien, ‘ 1886. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 16. Februar 1886. Inhalt: Vorträge: F. v. Hauer. Die Annalen des k. k. naturhist. Hof-Museums, Dr. M. Schuster. Ueber den Hemimorphismus des Rothgiltigerzes. M. Vacek. Ueber den geologischen Bau der Centralalpen zwischen Enns und Mur. H. v. Foullon. Ueber die Grau- re en Eisenerz. — Literatur-Notizen: J. Pethö. A. Jentzsch. F. E. Geinitz. r. C. Diener. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Vorträge. F. v. Hauer. Die „Annalen des k.k. naturhistorischen Hofmuseums‘. Der Vortragende legt das soeben erschienene erste Heft der „Annalen des k. k. naturhistorischen Hofmuseums“ vor und erörtert die Verhält- nisse des Erscheinens dieser neuen Publication. Die Annalen sollen nebst Museal-Berichten und Notizen nur Original- abhandlungen aus den Gebieten der beschreibenden Naturwissenschaften enthalten. Jährlich sollen mindestens vier Hefte ausgegeben und ver- sendet werden. Mindestens 20 Bogen, ä 16 Seiten Text, mit den er- forderlichen Tafeln werden einen Band bilden. Das erste Heft enthält einen Jahresbericht des Museums für 1885, verfasst von Hofrath von Hauer. Nach der Einleitung, welche, nebst Nachrichten über die nunmehr erfolgte Vereinigung der früher getrennten k. k. naturwissenschaftlichen Hofkabinete zu einem Gesammt-Institute, insbesondere auch Notizen über den Fortschritt der Bauarbeiten im Neugebäude enthält, folgen fünf Abschnitte und zwar: 1. Das Personale, nach der zu Schluss des Jahres 1885 erfolgten Neuorganisirung des Beamten- und Dienerstandes. 2. Die Musealarbeiten, die im Laufe des Jahres zum grössten Theile in den Vorbereitungen zur Uebersiedlung und Aufstellung der Sammlungen in dem Neugebäude bestanden. 3. Die Sammlungen und ihre Vermehrung. Die lange Liste von Geschenkgebern, welche im Laufe des Jahres zur Bereicherung der Sammlungen der einzelnen Abtheilungen beitrugen, gibt einen erfreu- liehen Beweis von dem regen Interesse, welches allerorts dem Institute entgegengebracht wird, eine Theilnahme, die um so werthvoller erscheint, als dem Museum relativ nur sehr geringe Mittel zu Ankäufen zu Ge- bote stehen. K.k, geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 3. Verhandlungen. 1l 68 Verhandlungen. 4. Die Bibliotheken. 5. Die wissenschaftlichen Arbeiten und Reisen der Musealbeamten, von welchen, obgleich die Thätigkeit derselben durch die Uebersiedlung in ganz ungewöhnlicher Weise in Anspruch genommen wurde, doch eine lange Reihe aufgeführt werden Konnte. Mit einigen Worten des Dankes an alle Gönner und Förderer des Institutes, an das demselben vorgesetzte k. k. Obersthofmeisteramt und dessen Chef Prinzen Constantin zu Hohenlohe, insbesondere aber an Sr. k. u. k. apostolische Majestät unseren allergnä- digsten Kaiser und Herrn, „der den ruhmvollen Traditionen seines erhabenen Hauses folgend, der Pflege der Wissenschaft allerorts in dem weiten Reiche einen erhöhten Aufschwung verlieh, und in dem Palaste, den wir soeben bezogen, der Naturkunde eine Heimstätte schuf, wie sie ihrer würdiger nicht gedacht werden kann“, schliesst der Bericht. Für die weiteren Hefte der Annalen, deren nächstes im Mai er- scheinen soll, werden vorbereitet Abhandlungen von F. Steindachner: Neue Fischarten aus dem Orinoko und dem Amazonenstrom; F. Kohl: Ueber neue und seltene Antilopen; Dr. G. Beck: Die Flora von Süd- bosnien und der angrenzenden Hercegowina; Dr. A. Brezina: Ueber Tellurit; Rud. Köchlin: Ueber ein neues Euklasvorkommen aus den österreichischen Alpen; E. Kittl: Ueber die miocänen Pteropoden von Oesterreich-Ungarn, und J. Redtenbacher: Vergleichende Studien über das Flügelgeäder der Inseeten. Schliesslich ladet der Vortragende zur Förderung des neuen Unter- nehmens durch Einsendung des Pränumerationsbetrages von 10 fl. ö. W. für den ersten Band der Annalen ein. Zuschriften, Einsendungen, sowie Pränumerationsbeträge bittet er zu adressiren: An das k. k. natur- historische Hofmuseum, Wien, I., Burgring. Dr. Max Schuster. Ueber denHemimorphismusdesRoth- giltigerzes. Der Vortragende constatirt zunächst die Thatsache, dass zwar zahl- reiche Beobachtungen in der Literatur verzeichnet sind, welche den Hemi- morphismus des genannten Minerales sehr wahrscheinlich machen, dass derselbe aber bisher keineswegs endgiltig bewiesen war. Zu den Gründen, welehe sich zu Gunsten des Hemimorphismus geltend machen lassen, gehört vor Allem die Angabe fast aller Autoren (seit Rom& de [Isle), die sich mit der Krystallform der beiden Rothgiltigerze beschäftigten, dass das primäre Prisma &R häufig nur mit der Hälfte der Flächen entwickelt sei, nach Mohs sogar häufiger in dieser Weise entwickelt sei, als dies bei dem zweifellos hemimorphen Turmalin der Fall ist, ferner die Existenz von Krystallen, die an beiden Enden eine verschieden- artige Ausbildung zeigen. E. Rethwisch, welcher jene von Mohs (1839), Zippe (1842), Roemer (1848), Frenzel und zuletzt von Groth (in der Beschreibung der Mineraliensammlung der Universität Strassburg) gemachten Beobachtungen hemimorpher Ausbildung in seiner Monographie der krystallographischen und chemischen Verhältnisse der beiden Rothgiltigerze !) zusammenstellte, hat denselben keine neue hin- zugefügt, hingegen hervorgehoben, dass in den seltenen Fällen, wo ‘) Beiträge zur mineralogischen und chemischen Kenntniss des Rothgiltigerzes. Tnauguraldissertation, Göttingen, Stuttgart 1885. Sitzung am 16. Februar. Dr. M. Schuster, 69 beiderseitige Ausbildung der in der Regel einseitig aufgewachsenen Krystalle überhaupt bemerkt wurde, fast jedesmal gleichzeitige Ver- schiedenheit in der Ausbildung der beiden Enden constatirt werden konnte, dass jedoch die Entscheidung der Frage, ob man es hier mit einer zufälligen oder mit einer in der inneren Struetur begründeten Er- scheinung zu thun habe, erst von der Anwendung der Methode der Aetzung oder von Untersuchungen über das pyroelektrische Verhalten dieses Minerales zu erwarten sei. Durch Entdeckung einer neuen, höchst sonderbaren Zwillings- bildung, welche der Vortragende an Stufen des Pyrargyrites von Andreasberg auffand, die ihm vom Herrn Hofrath Tscher- mak zur Untersuchung übergeben worden waren, ist derselbe in der Lage, den Beweis zu liefern, dass es auch auf rein morphologischem Wege möglich sei, zur Lösung dieser Frage hinzugelangen. Dem beobachteten Zwilling liegt nämlich eine derart gesetzmässige Vereinigung zweier Individuen zu Grunde, wie sie nur unter Voraus- setzung der hemimorphen Natur derselben denkbar ist, und die Existenz des Zwillings ist daher umgekehrt geeignet, die letzten Zweifel be- züglich des Hemimorphismus des oben genannten Minerales zu zer- streuen. Das Zwillingsgesetz selbst ist aber sehr einfach und lautet: Zwillingsebene eine Fläche des verwendeten Prismas oP2, Zwillingsaxe also die Normale zur genannten Fläche. Die beiden Individuen haben sämmtliche Flächen des verwendeten Prismas gemein und bilden nach oben und unten hin scheinbar einen einzigen Krystall, mit paralleler Flächenentwicklung, während längs einer um die Mitte des Prismas herumlaufenden, durch einspringende Winkel markirten Zwillingsnaht die Trennung‘ der beiden Zwillings- individuen in einzelnen Fällen sehr scharf durchgeführt ist, in, anderen allerdings kaum angedeutet wird durch das einseitige Verhalten jener charakteristischen Streifung, mit welcher die Flächen des verwendeten Prismas auf diesen Stufen durchwegs versehen sind. Die Individuen werden an den nach aussen gewendeten Enden vorherrschend von — 5 R begrenzt; seltener ist an Stelle von — - R ein flaches Skalenoöder der Zone R. — > R vorhanden, während R selbst hier fehlt. Die an der Zwillingsgrenze zusammenstossenden Seiten der beiden Individuen werden im Allgemeinen durch steilere Flächen und zwar wesentlich durch die beiden im einspringenden Winkel einander ab- wechselnd gegenüberliegenden, bisweilen in oseillatoriscber Combination mit den Skalenoödern — 4R > und R 2 auftretenden zwei Rhomboeder —4R und R abgeschlossen. Die vorherrschende Streifung auf © P2 führt zu R hin und es betheiligen sich daran besonders die Skalenoäder R3 und R5, auch R8 ete. Doch existirt gleichzeitig noch eine zweite, mehr untergeordnete zur ersten ungefähr senkrechte Streifung, welche zu — 4 R hinführt. Eine etwas ausführlichere Beschreibung der Formverhältnisse, Verwachsungsart und Combinationen der betreffenden Zwillingskrystalle, 15 70 Verhandlungen. h Nr..3 begleitet von entsprechenden Abbildungen und unter Angabe diesbezüg- licher Winkelmessungen wird demnächst in Groth’s Zeitschrift für Krystallographie veröffentlicht werden. Der Vortragende beschränkt sich daher darauf, einige besonders interessante Eigenthümlichkeiten dieses Zwillings hervor- zuheben, um zu zeigen, inwieferne derselbe geeignet sei, die bisherigen Kenntnisse und Vorstellungen betreffs zwillingsgemässer Verwachsungen zu erweitern. Durch den in Rede stehenden Zwilling wird lediglich die Hemimorphieaufgehoben: Zu jeder Fläche des oberen Individuums lässt sich eine Fläche des unteren Individuums auffinden, welche ihrer Lage nach sieh als Gegenfläche der ersteren darstellt. Gleiches ist zwar auch bei den Zwillingen des hemimorphen Kieselzinkes, die nach einer der verticalen Endfläehen dieses rhombischen Minerales gebildet sind, der Fall. Dennoch sind die beiden Zwillinge keineswegs ganz analog. Beim Kieselzink wird bei dieser Gelegenheit die rhombische Endfläche, eine Fläche, die durch den Hemimorphismus ihrer Symmetrie beraubt war, bezüglich der beiden Zwillingsindividuen in dieses Recht wieder eingesetzt, denn die letzteren erscheinen zur Endfläche, welche freilich nicht Zwillingsebene ist, symmetrisch gestellt — es sind „symmetrische Zwillinge‘. Aehnlich würden sich beim Pyrargyrit die bereits bekannten Zwil- linge nach © R verhalten, nur, dass dann wieder die Hemimorphie nicht aufgehoben erschiene. Bei dem Zwilling, um den es sich hier handelt, ist aber das Umgekehrte der Fall: Eine Fläche, welche am einfachen Krystall Symmetrieebene ist, wird im Momente, wo sie als Zwillingsebene fungirt, dieser Eigenschaft beraubt, mit anderen Worten, der Zwilling ist ein „unsymmetrischer“. Hier hat man also abermals den interessanten Fall vor sich, dass eine wirkliche Symmetrieebene als Zwillingsebene fungiren kann. Die Möglichkeit dieser Thatsache ergibt sich einfach daraus, dass die in Folge des Hemimorphismus mangelnde Antimetrie der innerhalb der genannten Symmetrieebene gelegenen Kanten durch den Zwilling nach derselben Fläche hergestellt wird. Bezüglich der Verwachsungsart der Individuen wird blos bemerkt, dass die Zwillingsnaht stellenweise bald den Mittelkanten von — { R, bald einer der zuvor besprochenen beiden Streifungen parallel läuft, und dass die in den einspringenden Winkeln gegenüber- liegenden Flächen eine eigenthümliche gegenseitige Beeinflussung erkennen lassen, indem beispielsweise bei dieser Gelegenheit die Tendenz sich geltend macht an Stelle der steilen Fläche — 4 R durch treppen- förmige Oseillation eine minder steile Fläche hervorzubringen,, welche sich in ihrer Lage der Symmetrie zur gegenüberstehenden Fläche R des Zwillingsindividuums mehr nähert. Es entstehen dadurch Vieinalflächen, wie es scheint, von ähnlicher Gesetzmässigkeit, wie am Danburit, wo sie aber einer ganz anderen Ursache, nämlich dem Wechsel in der Combinationsbildung ihren Ursprung verdanken. Sitzung am 16. Februar. M. Vacek. 71 Zum Schlusse wird erwähnt, dass noch andere Stufen des Andreas- . berger Erzvorkommens auf das Vorhandensein der besprochenen Zwil- linge geprüft wurden, dass dabei nur auf jenen, deren Krystalle säulen- förmigen Typus zeigten, diese Zwillingsbildung deutlich wahrzunehmen war, während die Krystalle von skaleno@drischem und rhomboe@drischem Typus dieselbe vorläufig nicht erkennen liessen; es wird betont, dass auf jenen Stufen, wo die Zwillinge beobachtet wurden, fast alle Indi- viduen, die nicht Zwillinge waren, diehemimorphe Ausbildung in deutlichster Weise zeigten. Endlich spricht der Vortragende die Ansicht aus, dass auch dem Turmaline ähnliche Zwillingsbildungen wohl nicht fehlen dürften und gar manche Krystalle mit scheinbarer parallelflächiger Begrenzung ‚versteckte Zwillinge sein können, dass auch der Hemimor- phismus des Caleites, welcher nach gewissen Beobachtungen von Bauer, Frenzel, Kloos ete. nicht mehr ausser dem Bereiche aller Möglichkeit liegt, wiewohl er vorläufig als individuelle Anomalie betrachtet wird, sich in gleicher Weise würde prüfen und er- weisen lassen, wie hier beim Pyrargyrit und nimmt sich vor, diese Verhältnisse an den zuletzt genannten Mineralen weiter zu verfolgen. M. Vacek. Ueber den geologischen Bau der Central alpen zwischen Enns und Mur. Der Vortragende erstattete Bericht über die Resultate der von ihm während des letzten Sommers durchgeführten Aufnahmsarbeiten unter Vorlage der betreffenden Kartenblätter (grössere und kleinere Theile der Gen. Stbs. Bl. Leoben, Z. 16, Col. XII, St. Johanna. T., Z. 16, Col. XI, Eisenerz-Aflenz, Z. 15, Col. XI, Admont-Hieflau, Z. 15, Col. XD. Im Anschlusse an die vorjährigen Arbeiten in den Rotten- manner-Tauern wurden die Aufnahmen am Nordabhange der steierischen Centralalpen in östlicher Richtung fortgesetzt und es gelangten zur Kartirung die Bezirke Eisenerz-Radmer-Vordernberg, ferner der Bezirk von Leoben und grossentheils jener von Bruck a.M., schliesslich der Bezirk vonSeekau. Das aufgenommene Gebiet umfasst also den grösseren westlichen Theil der Eisenerzer-Alpen, die Seekauer-Alpen und den nördlichen Abhang der Glein- und Hoch-Alpe bis an die Wasserscheide. Im Norden durch den Steil- abfall der Kalkalpenzone scharf begrenzt, greift das kartirte Gebiet im Süden ziemlich tief in die krystallinische Centralzone ein und umfasst in seiner grösseren nördlichen Hälfte, ihrer ganzen Breite nach, die sogenannte Grauwackenzone. Unter der allgemeinen Bezeichnung Grauwackenzone begriff man ehemals einen wegen seiner Petrefaetenarmuth und überaus verworrenen Lagerungsverhältnisse nicht näher stratigraphisch aufgelösten Complex von Schiefern, körnigen Gesteinen, Conglomeraten und Kalken, der in einem breiten Zuge der krystallinischen Centralkette der Alpen vor- gelagert, diese von der secundären Kalkalpenzone trennt. Als im Jahre 1846 Direetor Erlach innerhalb dieses Zuges von sogenannten Uebergangsbildungen bei Dienten einige Petrefacten aufgefunden hatte und diese durch v. Hauer als obersilurisch bestimmt worden waren, gewöhnte man sich die Bezeichnung silurisch so ziemlich auf 72 Verhandlungen. Nr. 3 die ganze ehemalige Grauwackenzone auszudehnen, umsomehr, als etwa zehn Jahre später ein mit dem Dientener übereinstimmender zweiter Fund von obersilurischen Petrefaeten bei Eisenerz diese Annahme nicht wenig zu festigen geeignet war. So erscheint denn die Grau- wackenzone auf v. Hauer’s Uebersichtskarte der österr. Monarchie vorwiegend mit den Farbentönen des Silur ausgeschieden. Zwei in der jüngeren Zeit gemachte Funde von Carbonpflanzen, durch Toula am Semmering und Jenull im Pressnitzgraben bei St. Michael ob Leoben, haben in die Altersfrage der Grauwackenzone neue Bewegung gebracht, und die darauffolgenden Aufnahmen in der Grauwackenzone Steiermarks haben gelehrt, dass der durch die Carbon- pflanzen seinem Alter nach nun sicher bestimmte Schichteomplex in übergreifender Lagerung un conform über Bildungen von verschiedenem Alter, zum grossen Theile sogar direete über dem Gneisse der Central- zone liege. Damit war ein wesentlicher Fingerzeig gegeben, möglicher. weise auch der übrigen, auf den ersten Blick überaus verworrenen Lagerungsverhältnisse Herr zu werden, deren bisher vergeblich versuchte Auflösung ehedem die älteren Forscher zu dem ganz unklaren Verlegen- heitsbegrifte der „Grauwackenzone“ veranlasst hatte. Auch die fortgesetzten Aufnahmen des letzten Sommers haben nicht unwesentlich dazu beigetragen, zu zeigen, dass die ältere Ansicht, nach welcher von der Centralaxe des Gebirges gegen den Innenrand der secundären Kalkzone hin immer jüngere Bildungen der Grauwacken- zone regelmässig aufeinander folgen, eine gänzlich unhaltbare ist, und bisher ein wesentliches Hinderniss der Erkenntniss des wahren Sach- verhaltes gebildet hat. Es zeigt sich vielmehr, dass noch jenseits der Jüngeren Carbon- und Silur-Bildungen, oft in unmittelbarster Nähe des Steilrandes der Kalkalpenzone, in Form von Gebirgskernen Bildungen auftreten, die nach allen petrographischen Merkmalen echte Gneisse sind, die man jedoch stellenweise, wie z. B. in der Gegend von Eisenerz bis in die jüngste Zeit als Typus der körnigen Grauwacke aufgefasst und zum Silur gerechnet hat. Die heurigen Aufnahmen haben ferner gezeigt, dass die Erz- massen der Eisenerzer Gegend und die mit denselben stratigraphisch innig verbundenen serieitischen, schiefrigen und grobflaserigen bis con- glomeratischen und breeeiösen, tauben Begleitgesteine von den Kalken des Silur vollkommen stratigraphisch unabhängig sind und einer jüngeren Formation angehören, die durch einen langen Zeitraum, während dessen das Obersilur in der weitgehendsten und ausgiebigsten Weise denudirt und corrodirt wurde, von diesem getrennt erscheint, dass sonach die ältere Bezeichnung „erzführender Kalk“ für die Kalke des Öbersilur nur auf einer unvollständigen Kenntniss der Lagerungsverhältnisse der Erzformation beruht, und der sprechende Ausdruck einer unrichtigen Vorstellung von der Lagerung der Erzmassen ist. Kurz, es stellt sich immer deutlicher heraus, dass nur ein geringer Bruchtheil der ehemaligen Grauwackenzone wirklich silurischen Alters sei, nämlich nur die Kalkmassen der Eisenerzer-Alpen und die normal unter denselben auftretenden, bituminösen Kieselschiefer, aus denen die bekannten Petrefactenfunde stammen, dass dagegen der weit- aus grössere Theil der ehemaligen Grauwackenzone aus einer ganzen Sitzung am 16. Februar. M. Vacek. 73 Reihe von unconform über einander greifenden Schichtreihen bestehe, die theils jünger, theils älter sind, als das durch Petrefaeten sicher- gestellte Obersilur. So weit die Untersuchungen bisher gediehen sind, lassen sich am Nordabhange der steierischen Centralalpen sieben in ihrer petro- graphischen Entwicklung in sich einheitliche, dagegen untereinander ' abweichende und in ihrer Lagerung von einander ganz unabhängige Schiehtgruppen unterscheiden, nämlich: 1. Gmneiss, 2. Granaten-Glimmerschiefer, 3. Quarzphyllit-Gruppe, 4. Silur, 5. Carbon, 6. Eisenerz-Formation. An diese Reihe schliesst sich in normaler Folge die Trias an, die jedoch schon ausserhalb des Untersuchungsfeldes liegt. Da- gegen fallen in dasselbe grössere oder kleinere isolirte Reste von da und dort im Bereiche der Hauptthäler erhaltenem 7. Neogen. 1. Gneiss. Wir beginnen mit der Schilderung der grossen cen- tralen Gneissmasse, welche mit den Hochgipfeln der Rottenmanner Tauern im Westen beginnt und in einem breiten, wallartigen, nach Nord concaven Bogen ‚weiter nach Osten ziehend, in weiterem Verfolge die Hauptmasse der Seckauer Alpen, der Gleinalpe und Hoch- alpe bildet. Aus der Gegend des Bösenstein bis an das Murthal zwischen St. Michael und Knittelfeld streichen die Gneissmassen nahezu NW-—-SO, entsprechend dem Verlaufe der grossen Kämme. In der Gegend von St. Michael wendet das Streichen allmälig in die reine WO-Richtung und lenkt, ebenso allmälig, schon östlich von Leoben und noch viel ausgesprochener in der Brucker Gegend in NÖ ein, so dass die grosse centrale Gneissmasse auf der Strecke Rottenmann- Bruck eine Bogenwendung von eirca 90° durchmacht. Am weitesten nach Süden weicht der Bogen, in dem die Gneissmassen streichen, in der Gegend zwischen St. Michaelund Leoben, und es dürfte nicht ohne Interesse sein, wenn wir bemerken, dass diese Gegend genau südlich der Gegend von Greina.d. Donau liegt, in welcher der Granit der böhmischen Masse am weitesten nach Süden vorgreift. Das Einfallen ist in der ganzen Gneissmasse, so weit sie in’s Untersuchungsgebiet fällt, ziemlich steil 30—46° nach N, resp. NW und NÖ, d. h. überall nach der Innenseite des Bogens, in dem die Massen streichen, gerichtet. In Bezug auf das Profil der Gneissmassen lässt sich Folgendes bemerken. Geht man durch eines der vom Murthale nach Süden abzweigenden und den breiten Gneissbogen nahezu regelmässig ver- querenden Seitenthäler, wie z.B. den grossen Gössgraben, Schlad- nitzgraben, Lainsach, Lobming ete., so sieht man eine colossal mächtige, regelmässig nach Nord neigende, vollkommen concordante Folge von anfangs diekbankigen, später meist dünnschichtigen Gneissen. Erst gegen die Höhe der Wasserscheide legen sich die Bänke allmälig flacher, so dass es aussieht, als habe man hier die Axe eines colossalen 74 Verhandlungen. Gewölbes erreicht, dessen nördlichen Flügel man, thalaufwärts gehend, verquert hat. Der weitaus grössere tiefere Theil der verquerten Gewölbpartie besteht vorwiegend aus dünnschichtigen, stellenweise schön gebänderten Hornblendgneissen. Die auffallende Bänderung kommt daher, dass die dunkle Hornblende in einzelnen Lagen bedeu- tend vorwiegt, mitunter so stark, dass dieselben sich reinen Hornblend- schiefern nähern. In anderen Lagen tritt die Hornblende plötzlich wieder stark zurück, und solche lichte Lagen zeigen dann in der Regel ein gröberes Korn, enthalten auch häufig in grosser Menge kleine Granatenkörner. Solche Granatenkörner finden sich jedoch auch in den dunklen, hornblendereichen Gneisslagen. Nach oben schieben sich nach und nach Bänke und ganze Partien grobflaseriger Gneisse ein, die all- mälig herrschend werden und endlich eine grosse Masse bilden, die nur noch einzelne Partien von Hornblendegneiss einschliesst. Die Grenze beider Gmeissarten ist, nach dem Gesagten,, nichts weniger als scharf und liesse sich auf den Karten nur ganz approximativ ziehen. Die groben Flasergneisse bilden das landschaftlich am stärksten vortretende Glied im Gneissprofile, gelangen jedoch in Folge der verschiedenen Denudations- und Thalverhältnisse im westlichen Theile des Gneiss- bogens zwischen Mur und Liesing-Palten viel mehr zur Geltung, als weiter in Osten am Nordgehänge der Glein- und Hochalpe. Auf die groben Flasergneisse folgt nach oben regelmässig, doch ziemlich gut sich scheidend, eine nur 80—100 Meter starke Partie von weicheren schiefrigen Gesteinen mit einer etwas härteren, daher schärfer vortretenden Partie in der Mitte. Diese Partie besteht aus einer sehr charakteristischen lichten, quarzreichen, dagegen feldspath- und glimmer- armen, kleinschiefrigen Gmneissvarietät, welche aus der Leobner Gegend unter der Miller’schen Bezeichnung „Weissstein“ bekannt ist, im Volksmunde jedoch den bezeichnenden Namen „Plattelquarz“ führt. Diese Gneissvarietät lässt sich aus der Gegend von Mautern bis in die Nähe von Bruck in einem nahezu ununterbrochenen Zuge durch alle Querthäler hindurch verfolgen und dient daher in aus- gezeichneter Weise zur Örientirung im Gneissprofile. Die den Weiss- stein einschliessenden schiefrigen Gesteine sind in der Regel sehr feldspatharm, und da sie leicht zerfallen, sind sie die Ursache einer auffallenden Terraindepression, welche auf lange Strecken von den übergreifenden Bildungen der Carbonserie eingenommen wird. Ueber der schieferigen Partie stellen sich in weiterer regelmässiger Folge, als oberstes Glied im Profile der centralen Gneissmasse, wieder körnige Gneissvarietäten ein von ganz charakteristischem, von den tieferen Flasergneissen schon makroskopisch recht abweichendem Aus- sehen. Dieses oberste Profilglied ist jedoch nur auf der Strecke Mautern-St. Michael erhalten und stellt sich nur in Spuren noch in der Nähe von Bruck über dem Weisssteine ein. Dieses Glied ist deshalb von grossem Interesse, weil es petrographisch sehr nahe über- einstimmt mit dem Charakter der Gneisse, wie sie in einiger Entfernung von der centralen Masse, in Form von inselartig aus jüngeren Gesteinen auftauchenden Gebirgskernen, die Kammhöhen auf der Wasserscheide zwischen Palten-Liesing und Johnsbach-Radmer zusammen- setzen und, nach den Erfahrungen des letzten Sommers, auch zwischen Sitzung am 16. Februar. M. Vacek. 75 Eisenerz und Tragöss als alter Kern zwischen den jüngeren Sedi- mentmassen auftauchen. In der Eisenerzer Gegend wurden jedoch diese echten Gneisse bis auf die jüngste Zeit für den Typus der so- genannten körnigen Grauwacke angesehen und fälschlich dem Silur zugerechnet, mit dem sie vielfach allerdings in unmittelbare Berührung kommen insofern, als sie partiell dessen unconforme Basis bilden. Es ist jedoch nichts weniger als erlaubt, aus dem Alter einer unconform auflagernden Bildung auf das Alter der Basis zu schliessen. Die petrographische Untersuchung der sogenannten körnigen Grau- wacke der Eisenerzer Gegend, welche Herr Baron Foullon zu be- sorgen die Freundlichkeit hatte, und wonach diese Grauwacken echte Gneisse sind, bestätigt in der besten Weise das im Felde erhaltene Resultat, wonach diese körnige Grauwacke, oder besser Wacken- gneiss-Varietät, das älteste Glied unter den in der Eisenerzer Gegend vertretenen Schichtgruppen in Form eines alten Kernes bildet. Da die Gneissmasse auf der Wasserscheide N. vom Liesing- Paltenthal, die man der Kürze halber am besten als den Blassen- eekzug bezeichnen könnte, ebenso wie auch jene der Eisenerzer Gegend von der grossen centralen Gneissmasse durch dazwischenliegende Jüngere Sedimente vollkommen isolirt sind, lässt sich vorderhand über ihr stratigraphisches Verhältniss zu der centralen Gneisszone kaum etwas Bestimmtes sagen. Petrographisch stehen sie, wie gesagt, am nächsten dem obersten Gliede im Profile der centralen Gneissmasse. 2. Granaten-Glimmerschiefer. Der Verbreitungsbezirk dieser Schichtgruppe fällt allerdings zum grössten Theile ausserhalb des zu schildernden Aufnahmsterrains. Dieselbe nimmt aber im Südwesten des Gneissgebietes in grosser Mächtigkeit weite Räume ein, bleibt aber auffallender Weise auf diese eine Seite des centralen Gneisswalles be- schränkt. Im Norden, also am Aussenrande des breiten Gneisswalles hat sich bisher an keiner Stelle auch nur ein Rest von granatenführendem Glimmerschiefer gefunden, sondern hier grenzen überall die Gesteine der nächst jüngeren Quarzphyllitgruppe unmittelbar an den Gmneiss- wall an. Von einer Symmetrie in der Anordnung der jüngeren, krystal- linischen Sedimentmassen gegenüber dem centralen Gmeisszuge kann also nicht im Entferntesten die Rede sein. Das Interessanteste an der Sache ist aber, dass einige Touren, welche zum Zwecke der Verfolgung der Grenze von Gneiss zum Granaten-Glimmerschiefer auf der Strecke zwischen Pölsthal und Kainacher Mulde, über die Grenze des engeren Aufnahmsgebietes hinaus, unternommen wurden, gezeigt haben, dass diese Grenze hier überall eine sehr scharfe ist, und mit dem inneren Baue der centralen Gneissmasse in keiner Art harmonirt, wie dies bei regelmässiger, allmäliger Entwicklung der Glimmerschiefer aus den Gneissen der Fall sein müsste. Im Gegentheile, die Granaten-Glimmer- schiefer liegen hier unconform an und auf den verschiedensten Gliedern des oben geschilderten Gneissprofiles. Leider sind die Untersuchungen vorderhand nicht so weit gediehen, um über dieses wichtige Verhältniss, welches uns möglicherweise einen wichtigen Angriffspunkt bei der natur- gsemässen Scheidung der grossen centralen Massen bieten kann, in be- stimmter Art abzusprechen. K.k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 3. Verhandlungen. 12 76 Verhandlungen. 3. Quarzphyllitgruppe. Wie bereits erwähnt, schliesst sich an der Nordseite des Gneissbogens unmittelbar an den Gneiss der Central- masse eine mächtige Folge von krystallinischen Schiefern unconform an. Es sind dünnschiehtige, durch einen feinen Glimmerbeleg meist seidenglänzende weiche Schiefer, die in den tieferen Partien immer sehr quarzreich sind, nach oben aber immer mehr Thongehalt aufnehmen und zu oberst nicht selten kieselreiche Kalkschieferpartien enthalten. Diese obere thon- und kalkreichere Abtheilung wurde ehemals zum Silur gerechnet, sie hängt jedoch durch vollkommen concordante Lagerung und allmälige Uebergänge mit der tieferen, quarzreichen Partie innig zusammen, bildet dagegen, wie man sich an vielen Stellen überzeugen kann, die unconforme Basis der durch Petrefacten sichergestellten Silurgruppe. Das Streichen der Quarzphyllite ist in der ganzen Leobner Gegend ein vorherrschend ost-westliches mit einer leichten Wendung in NO. Leider ist die Contaetgrenze dieser Schichtgruppe mit der cen- tralen Gneissmasse auf der ganzen, in’s heurige Aufnahmsgebiet fallenden Strecke Mautern-Bruck, einige geringe Ausnahmen abgerechnet, dureh die jüngeren Gesteine der transgredirenden Carbonserie verdeckt, so dass sich die Beobachtungen über Anlagerung der Gneissphyllite an den Gmneiss, wie man sie z. B. in den oberen Liesingthälern sehr klar machen kann, nicht weiter fortsetzen lassen. Dagegen kann man die unconforme Anlagerung dieser Gruppe an die isolirte Gneisspartie des Kletschachkogels und jene der Eisenerzer Gegend sehr wohl beobachten. 4. Silur. Ueber den Gesteinen der Quarzphyllitgruppe, zum Theile aber auch unmittelbar über den inselartig aus der Masse der Quarz- phyllite auftauchenden Gneisskernen der Eisenerzer Gegend sowohl als des Blasseneckzuges unconform aufruhend, folgen als nächstjüngere Gruppe die Ablagerungen des Silur. Dieselben bestehen vorwaltend aus mächtigen Kalkmassen, an deren Basis sehr häufig, doch nicht überall entwickelt oder wenigstens nicht nachweisbar, dunkle bituminöse, stellen- weise sehr kieselreiche Thonschiefer mit Schwefelkiesputzen auftreten. Diese Schiefer gehen nach oben dadurch, dass sich zwischen dieselben einzelne Kalkbänke einschieben, allmälig in kieselreiche, meist dichte und häufig buntgefärbte, d. h. violett, roth und rothgelb geflammte Flaserkalke (Sauberger Kalk) über, welehe nach oben allmälig in Korn und Farbe ruhiger und in dem weitaus grössten oberen Theile gleich- mässig grau werden. In der Nähe der alten Basis enthalten die Kalke in der Regel eine Menge Glimmerblätter eingestreut. Aus den Schiefern sowohl als den Sauberger Kalken stammen die aus der Gegend von Eisenerz bekannten Ober-Silur-Petrefaeten. Aber auch die höheren Massen sind fossilführend, wie sich dies nach einem vom Teicheneck stammenden Stücke ergibt, welches eine ganze Anzahl, specifisch vorderhand nicht näher bestimmte Orthoceren enthält und der Leobner Akademie-Sammlung gehört. Die Auflagerung des silurischen Schiehteomplexes auf der älteren Basis ist, wie schon erwähnt, eine durchaus unconforme, daher für das Alter dieser Basis nicht im Geringsten massgebend. Ihrer übergreifenden Natur entsprechend lagern die Silurbildungen in Form von grossen, Nr. 3 Sitzung am 16. Februar, M. Vacek. mm vollkommen regellos begrenzten Schollen über den verschiedensten Gliedern des älteren Grundgebirges und zeigen in dieser Beziehung die auffallendste Analogie mit dem Auftreten der triadischen Kalkmassen in den Radstädter Tauern Den Grundstock des silurischen Vor- kommens in der Leobner Bucht bilden die beiden grossen Kalkmassen, welche im Zeyritz-Kampelund Wildfeld culminiren. Die letztere Scholle erscheint überdies durch den tiefen Einriss des Gössgrabens oberflächlich in zwei Theile zerschnitten, von denen der südliche die Masse des Reiting, die nördliche jene des Wildfeld-Reichen- stein bildet. Es ist vielleicht nicht ohne Interesse, zu bemerken, dass die Richtung und Lage der Schlucht im oberen Gössgraben, welche die Reitingmasse von der Wildfeldgruppe trennt, genau in die Achsenlinie des langgestreckten Blasseneckgneisszuges fällt, der möglicherweise als unterirdischer Rücken bis in diese Gegend fortsetzt und bei einer späteren Hebung den Riss in der Kalkmasse bedingt hat. Durch Denudation isolirt, begleitet die eben genannten Hauptschollen ein ganzer Schwarm von kleinen silurischen Kalklappen, die in den verschiedensten Höhenlagen und Situationen auftreten und uns eine bei- läufige Vorstellung von der ehemals viel grösseren Ausdehnung der Silur- Ablagerungen geben. Der grösste und am weitesten nach Ost vorgeschobene dieser silurischen Vorposten ist der Kalklappen der Gspitzten Mauer bei St. Peter, der im Bärnkogel, in nächster Nähe der Stadt Leoben endet. 5. Carbon. Ganz unabhängig von der Verbreitung des Obersilur, Ja gegen alle Regel und Erwartung viel näher an die Centralkette gerückt, sogar auf lange Strecken dem Gneisse der Centralmasse unmittelbar an- und aufgelagert, setzt der schon im vorjährigen Reiseberichte aus der Gegend von Irdning im Ennsthale über Rottenmann durch das Palten- und Liesingthal bis Mautern verfolgte Zug von Carbon- gesteinen aus der Gegend von Mautern über St. Michael, Leoben, Bruck und darüber hinaus nach dem Mürzthale fort. Am instructivsten ist die Lagerung der Carbonserie auf der Strecke Mautern-St. Michael. Hier folgt der Carbonzug einer zum Theile dem oben besprochenen, weichen, phyllitischen Gneissgliede entsprechenden, zum Theile die disparate Grenze von Gneiss zum Quarzphyllit mar- kirenden Terraindepression, und erscheint so hinter einem dem Liesing- thale parallel verlaufenden Quarzphyllitrücken gleichsam verfangen, und in Folge dessen vor Denudation geschützt. Allerdings sind es hier meist nur spärliche Reste der tiefsten Lagen der Carbonserie, die sich am Nord- fusse der centralen Gneissmasse erhalten haben. Speciell der tiefste, in erster Linie graphitführende Schieferhorizont der Carbonserie greift hier in einer ganzen Reihe von kleinen buchtenartigen Erosionsvertie- fungen der alten Gneissbasis genau so klar ein, wie es an anderen Stellen die jungen Neogenbildungen thun, quer über die Schiehtköpfe der steil aufgerichteten Gneisse hinweg in meist flacher, theilweise zu einigen kleinen localen Kniekungen verdrückter Lagerung. Die vielen, zum Theile sehr alten Bergbaue und Versuche auf Graphit, welche in dem tiefsten, in erster Linie graphitführenden Horizonte der Carbon- serie in der Gegend von Kaisersberg, im Pressnitzgraben, in der Leims, Fatelgraben, Ranachgraben, bei Mautern etc. 12* 18 Verhandlungen. zum Theile mit sehr günstigem Erfolge, in’s Werk gesetzt wurden, er- leicehtern gerade auf dieser Strecke die Einsicht in den inneren Bau des Gebirges ungemein und gestatten, die uneonforme Lagerung der Carbonserie über der alten Gneissbasis bis zur vollen Evidenz nach- zuweisen. Bei St. Michael wird, besonders am Hange des Liesingthales, die carbonische Schichtserie wieder auf einmal bedeutend vollständiger und erreicht nahezu dieselbe Vollständigkeit, wie im Höllgraben bei Kallwang. Ueber dem basalen Gliede der graphitführenden Schiefer folgt eine ziemlich mächtige Kalkpartie, bestehend aus zwei getrennten Lagern, von denen das stärkere obere gegenüber dem Bahnhofe von St. Michael zu Aetzkalk gebrochen wird. Darüber folgen wieder in ziemlich mächtiger Entwicklung dunkle, zum Theile graphitische Chloritoidschiefer und zu oberst abermals, als Abschluss, eine zweite ziemlich mächtige Kalkmasse, deren Schichtenkopf man unten im Thale von der Bahnbrücke bis über die Stegmühle hinaus leicht untersuchen kann. Weniger vollständig ist die Schichtfolge am linken Liesingufer, da hier eine ziemlich grosse Gneisspartie, in welcher für das St. Michaeler Eisenwerk eine Quarzader ausgebeutet wird, die carbonische Schicht- folge unterbricht. Erst in der Jassing und noch besser im Galgen- berge erreicht die Carbonserie wieder grössere Vollständigkeit. Bei Leoben kreuzt der Carbonzug das Murthal und tritt bald darauf bei Waltenbach wieder hinter einen ähnlichen Riegel von Quarz- phyllit, wie auf der Strecke Mautern-St. Michael, sich dadurch vom Flusslaufe der Mur nach Süden entfernend und dabei genau der disparaten Grenze von Quarzphyllit zum Gneiss folgend. Erst bei Bruck kreuzt der Carbonzug ein zweitesmal den hier winkelig nach Süd ab- biegenden Lauf der Mur und setzt über Pischkberg und Frauen- berg nach dem Mürzthale fort. Ausser diesem Hauptzuge finden sich innerhalb des Aufnahms- gebietes noch mehrere kleinere Carbonpartien, von denen die grösste, Jene von St. Kathrein, die Nordseite der Gmeisspartie des Klet- schachkogels begleitet, zum Theile auch hier die disparate Grenze von Gneiss zum Quarzphyllit maskirend. Dieselbe ist dadurch interessant, dass sie das bekannte Magnesit- und Talkvorkommen im Öber- thale bei St. Kathrein einschliesst. Wie im Sunk lagern auch hier die Magnesite vollkommen discordant über den Carbonkalken, eine unregelmässig begrenzte Masse bildend. Hinter dem alten Baue am rechten Hange des Oberthales kann man frei zu Tage liegende Stellen sehen, welche auf das Klarste zeigen, wie der Magnesit über eorrodirte Schichtköpfe der steil nach NW. einfallenden Carbonkalke übergreift. Der Absatz des Magnesits ist also jüngeren Datums als die Carbonkalke. Der Talk tritt im Umkreise der Magnesitpartie zumeist und am reinsten in durch Wasser erweiterten Klüften auf, und scheint ein secundäres Zersetzungs- und Schlemmproduet der Magnesite zu sein. Die damit erfüllten Klüfte setzen zum Theil in Kalk, zum Theil in Magnesit auf. Ein weiterer kleiner Carbonzug beginnt südlich von Kapfenberg und zieht jenseits der Mürz über den Emberg bis in die Gegend be a = - Nr. 3 Sitzung am 16. Februar. M. Vacek. 79 von Schörgendorf im unteren Tragössthale. Ein kleines bisher unbekanntes Vorkommen von Carbon findet sich ferner bei Windisch- bühel an der Ostseite des Feitscher Waldes unconform über Quarzphyllit, gleichwie ein ähnlicher Carbonlappen im Klammgraben über Timm ersdorf. Hingegen gehören die isolirten Reste von Carbon am linken Murufer bei Leoben noch zum Hauptzuge, von dem sie blos durch das Diluvium des Murthales oberflächlich getrennt sind. 6. Eisenerzformation. Die in der Grauwackenzone auftreten- den Eisenerzlager Steiermarks spielen in praktisch-ökonomischer Be- ziehung eine so wichtige Rolle, dass es begreiflich wird, wenn seit jeher sich das Interesse der Praktiker diesem Gegenstande zuwendete. Umso mehr auffallen muss es aber, dass die rein geologische Literatur über diesen so wichtigen Gegenstand eine durchaus nicht grosse ist. Das Alter der Erze und der mit ihnen im engsten stratigraphischen Nexus stehenden schiefrigen, eonglomeratischen und breceiösen, tauben Begleitgesteine, die durch ihre sericitische Grundmasse ein sehr charakteristisches petrographisches Merkmal erhalten, war längere Zeit Gegenstand abweichender Ansichten und erscheint bis heute ebenso lose fixirt, wie etwa das Alter der Grauwackenzone überhaupt. Wenn sich allerdings insolange, als keine leitenden Fossilfunde aus den Erzen oder den mit denselben ein einheitliches stratigraphisches Ganze bildenden Begleitgesteinen vorliegen, über das Alter der Erzformation nicht mit Sicherheit absprechen lässt, so dürften doch schon solehe Beobachtungen von Werth erscheinen, welche den Spielraum, in dem sich die Alters- frage bewegen kann, möglichst einengen dadurch, dass sie gewisse Annahmen von vornherein ausschliessen. Der innige, nicht stratigraphische, wohl aber locale Verband, in dem die Erze so häufig mit den Kalken des Obersilur auftreten, hat die heute allgemein geltende Ansicht gezeitigt, dass die Erzmassen silurischen Alters seien. Die Beobachtungen jedoch, wie man sie in der Gegend von Eisenerz, in der Radmer und in Johnsbach zu machen in der Lage ist, unterstützen diese Ansicht keineswegs. Im Gegentheile, es bestätigt sich an allen den genannten Beobachtungs- punkten, dass die Erzformation überall da, wo sie überhaupt über Silur zu liegen kommt, auf einer schon in der ausgiebigsten und weitgehendsten Art denudirten und corrodirten Basis des Silur unconform aufliege, sonach viel jünger sein müsse, als diese Basis selbst. Damit stimmt die weitere Erscheinung, dass die Breceeienbildungen, welche häufig die Erze begleiten, zumeist aus Silurkalkbrocken bestehen, also schon aus dem Destructionsmateriale der Silurkalke, welches durch ein serieitisches Bindemittel verkittet ist. Dieses Bindemittel stimmt petrographisch mit den Schiefern, aus denen sich die Breceien entwickeln, und welche z.B. auf dem Erzberge in untergeordneten Schmitzen und Linsen in den Erzen auftreten, an anderen Stellen jedoch weitaus überwiegen und um- gekehrt die Erze nur als untergeordnete Massen umschliessen. Zudem liegt die Erzformation nicht etwa nur über dem Silur, sondern, je nach Umständen, über den verschiedensten Gliedern der älteren Schichtserien. So liegen die Erzmassen des Erzberges wohl zum grössten Theile über einer stark corrodirten Basis, welche von den tiefsten grobflaserigen, zum Theil bunten Lagen des Silurkalkeomplexes 80 Verhandlungen. ! Nr. 3 (Sauberger Kalk) gebildet wird. Dieselbe Erzmasse lagert aber auch zugleich im nordöstlichen Theile des Erzberges, im sogenannten Söbber- haggen, directe über der sogenannten körnigen Grauwacke, also über Gneiss in eben dem Masse, als hier die Silurkalke auskeilen, d. h. vor der Ablagerung der Erzformation vollständig entfernt worden waren. Dieselbe Erscheinung, d. h. die von dem Silur ganz unabhängige Lage- rung der Erzformation, wiederholt sich in der Gegend von Eisenerz noch mehrfach. So liegt das Erzvorkommen am Nordostabhange des Grössenberges, so jenes am linken Hange des Krumpenthales und ebenso die Mehrzahl der Eisensteinvorkommen im Tullgraben directe über der sogenannten körnigen Grauwacke, also nach der oben gegebenen Darstellung über echtem Gneisse. In der Vorder-Radmer fehlt unter dem Haupt-Erzvorkommen im Weinkellergraben der Silurkalk ganz, ebenso unter den Vorkommen im Finstergraben. Die Erzformation ruht hier direete auf Gesteinen der Quarzphyllitgruppe. Nur unter der Kirche von Radmer findet sich noch eine kleine steilgestellte Partie von Silurkalk, klippenartig in die sie umfliessenden Erzmassen vorragend. Aehnliche Erscheinungen lassen sich zum Theil auch in der hinteren Radmer beobachten, wie- wohl hier die Kalke des Silur im Allgemeinen besser erhalten sind. Am Brunneceksattel kann man eine Erzpartie beobachten, welche oben an der östlichen Kalkwand des Zeyritz-Kampel klebt, unten jedoch gleichzeitig sich über den Quarzphylliten ausbreitet, welche die alte Basis des Silurkalkes bilden. Ausserdem sieht man an der steilen nördlichen Abdachung des Zeyritz-Kampel sehr schön, wie die Erze vielfach alte Scharten, ja sogar Höhlen im Silurkalke auf- füllen. Die Bildung solcher Scharten und Höhlen muss aber dem Ab- satze der Erze wohl vorausgegangen sein. Es hiesse sich absichtlich der klaren Sprache der Thatsachen verschliessen, wollte man hier an- nehmen, dass sich der Kalkfels mit all’ seinen typischen Corrosions- formen gleichzeitig mit den Erzen gebildet habe. Das, was man hier in freier Natur zu sehen bekommt, wird durch die vielen künstlichen Aufschlüsse im Erzberge selbst vollkommen bestätigt. Es gibt eine ganze Anzahl Punkte am Erzberge, an denen die Kalke klippenartig in die Erzmassen vorragen. Leider werden aus technischen Gründen die Kalkklippen meist zugleich mit den Erzen abgebaut, so dass sich von deren Form nur schwer eine genaue Vorstellung gewinnen lässt. Von diesen älteren in die Erzmassen vielfach aufragenden Klippen von Silurkalk (Sauberger Kalk) wohl zu unterscheiden sind die, theil- weise auch sehr kalkreichen schiefrigen Einlagerungen im Erze, wie sie z. B. westlich unterhalb des Vordernberger Personalhauses und ebenso südöstlich vom Gloriette (das jedoch selbst zufällig auf einer alten Klippe steht), mitten in den Erzen auftreten, und von diesen stratigraphisch nicht zu trennen sind. Diese Schiefer bilden an anderen Punkten, wie z. B. in der Admonter Gegend, geradezu die Haupt- masse der Eisenerzformation, in der die Erze nur untergeordnet auf- treten, während am Erzberge im Gegentheile die Erze dominiren und nur untergeordnete Einschlüsse von serieitischen zum Theile sehr kalk- reichen Schiefergesteinen führen. Doch finden sich auch in der Eisenerzer Gegend Stellen, wo die Schiefer und Breeecien der Eisenerzformation Nr. 3 Sitzung am 16. Februar. M. Vacek. 81 ansehnliche Entwicklung zeigen. Dies ist z. B. der Fall im Tullgraben, wo im sogenannten Gemeindesteinbruch die Breeeien der Erzformation zu technischen Zwecken gebrochen werden. Von diesen Breeeien der Eisensteinformation, die schon an ihrem serieitischen Bindemittel in der Regel unschwer zu erkennen sind, wohl zu unterscheiden sind die in derselben Gegend so vielfach auftretenden Breccien an der Basis der Trias. Die Beschaffenheit dieser Breecien, welche fast überall an der Basis des Werfener Schiefers auftreten, wechselt je nach der Localität. Die verfestigten, meist scharfkantigen Brocken stimmen aber immer mit der petrographischen Beschaffenheit des Hanges, an dem sich die Breccie gebildet hat. So besteht z. B. die Breeeie an der Basis des Werfener Schiefers, welcher durch die langen Querstollen im Söbberhaggen erreicht wird, aus lauter scharf- kantigen Erzbroeken, die durch ein sandig-schiefriges, dunkelgrünes Bindemittel verkittet sind. Am Ostabhange. des Polster und Zirben- kogels sind es vorwiegend Silurkalkbrocken, zwischen welche sieh nur selten ein Erzsplitter verirrt hat, und die durch ein grobsandig aussehendes Bindemittel verkittet sind. Die Bildung dieser Breecien an der Basis des Werfener Schiefers beweist, dass die Ablagerung der Trias keineswegs regelmässig und continuirlich dem Absatze der Eisenerzformation folgte, sondern dass zwischen beiden eine Unterbrechung in der Sedimentation statthatte, nach welcher, bei abermaligem Uebergreifen des Meeres, die Breecien- bildung an der Basis der Trias erfolgte. Diesem Umstande entsprechend ist auch die Lagerung des Werfener Schiefers von der Verbreitung der Erzformation ganz unabhängig. Ja die Erzformation hatte vor Ab- lagerung des Werfener Schiefers schon die weitgehendsten Denudationen erlitten, wie sich aus dem Umstande ergibt, dass vielfach, wie z. B. sehr instructiv auf der Höhe der Donnersalpe und des Tulleck, sich nur mehr ganz geringe Reste der Erzformation unter der gleichsam conservirenden Decke von Werfener Schiefer erhalten haben. Auch am Erzberge nehmen die Erzmassen in östlicher Richtung rasch an Mächtig- keit ab und man sieht in der Erzbreccie an der Basis des Werfener Schiefers klar, welcher Art die Ursache ist, die dieser auffallenden Abnahme in der Mächtigkeit des Erzlagers zu Grunde liegt. Wenn wir uns schliesslich die Altersfrage der Erzformation stellen, so sehen wir, dass sich dieselbe nur innerhalb eines kleinen Spatiums bewegen kann. Die Erzformation ist entschieden viel jünger als Ober- Silur, dagegen älter als die tiefsten Schichten der Trias und wir haben daher nur die Wahl zwischen Devon, Carbon und Perm. Das alpine Devon der nicht weit entfernten Gratzer Bucht enthält, wie bekannt, keine Eisenerze. Ueberdies werden sehr gewichtige Stimmen laut, die in den Bildungen der Gratzer Bucht oberes Silur erblicken, während von anderer Seite umgekehrt die Ober-Silur-Bildungen zum Devon gezogen werden. Hiernach dürfte der Altersunterschied zwischen den Kalkmassen der Eisenerzer Gegend, aus deren tiefster Partie (Sauberger Kalk) die Petrefaeten des Obersilur stammen, und den als devonisch bezeichneten Kalkmassen der Gratzer Bucht kein sehr bedeutender sein und hiernach die Annahme, dass die Erzformation devonischen Alters sei, kaum ernstlich in Betracht kommen. 82 Verhandlungen. Die Ausbildung des durch Pflanzenfunde sichergestellten Carbon, wie es vielfach in nächster Nachbarschaft der Erzformation auftritt, z. B. im obersten Sulzbachgraben auf der Wasserscheide zwischen Palten und Liesing und ebenso im oberen Flitzengraben, ist eine total abweichende und von der Erzformation verschiedene, während ihre petrographischen Merkmale sonst auf lange Strecken ungemein constant bleiben. Hiernach bleibt für die Erzformation nur noch die eine Annahme als möglich übrig, dass dieselbe permischen Alters sei. Die bedeu- tende Eisenerzführung der tiefsten Lagen der Schichtgruppe, würde diese Ansicht nichts weniger als beeinträchtigen. Schon die in Deutsch- land übliche Bezeichnung Rothliegend für die untere Hälfte des Perm ist mit Bezug auf die bedeutende Rolle gewählt, welche das Eisen zunächst als Pigment in den verschiedenen Bildungen dieser Abtheilung spielt. Das Eisen tritt hier aber auch nicht selten ange- reichert in Form von Röthel (Rotheisenocker) und Rotheisenstein auf. In Westengland führen, wie bekannt, die tiefsten Permschichten stellenweise sogar sehr bedeutende Massen von Rotheisenerz. Ebenso ist es eine bekannte Thatsache, dass das Rothliegende in seiner Mäch- tigkeit sehr wechselt, mitunter sogar ganz fehlt und die höhere Ab- theilung des Perm übergreifend auf älteren Formationen ruht. Die Art der Grenze des Perm gegen die Trias bildet bis in die jüngste Zeit den Gegenstand lebhafter Discussion. Der aus rein localen Lage- rungsverhältnissen abgeleitete Schluss wird also wesentlich unterstützt durch die Betrachtung der gewöhnlichen Merkmale der Permformation, die eine grosse Analogie zeigen mit jenen der eben geschilderten Eisen- erzformation. 7. Neogen. Eine letzte, in Verbreitung und Lagerung voll- kommen selbständige Schichtgruppe bilden die Neogenablagerungen des Murthales und seiner seitlichen Weitungen. Es sind dies grössere oder kleinere Reste einer ehemals das ganze Murthal auffüllenden, heute. durch die Erosion, hauptsächlich im Hauptflusslaufe, grossentheils wieder entfernten, neogenen Süsswasserablagerung, welche nach allen bisherigen Daten vom Alter der marinen Stufe des Wiener Beckens ist. Diese Neogenbildungen sind unter allen Ablagerungen der Gegend am ein- gehendsten untersucht und am ausführlichsten beschrieben (Stur, Jahr- buch 1864, pag. ff. 218.). Ihre Mächtigkeit und Entwicklung wechselt allerdings je nach localen Umständen ziemlich stark. Da, wo sie am vollständigsten entwickelt und erhalten sind, wie z. B. im Seegraben bei Leoben, lässt sich unschwer folgende Gliederung erkennen: Zu oberst (eirca 200°) mächtige Conglomerate, zumeist aus groben Geröllen von Silurkalk bestehend. Nach unten nimmt die Grösse der Gerölle ab und die Conglomeratbänke wechseln mit Bänken von grobem Sandstein, welche durch Abnahme der Korngrösse nach unten einen allmäligen Uebergang herstellen zu einer (eirca 700’) mächtigen Masse von blätterigen Sandschiefern und tiefer Schieferletten, die in ihrer untersten Partie eine Menge schön erhaltener Blattabdrücke und Fischreste führen. An ihrer Basis wird die schiefrige Masse stark bituminös mit kleinen Vorläufern der nun folgenden 3—4 Kohlen- flötze, die nur durch eine unregelmässige Lage von sandigem Sitzung am 16. Februar. H. v, Foullon. 83 Grus oder Conglomerat von dem alten Grundgebirge ge- trennt sind. Aehnlieh ist die Gliederung auch im westlichen Theile des Auf- nahmsgebietes speciell bei Fohnsdorf und Judenburg, sowie im Secekauischen. Diese westlicheren Neogenablagerungen wurden ehemals, wegen einer darin auftretenden Lage mit Congerien, für einer Jüngeren Stufe angehörig betrachtet. Doch hat schon Stur (Geol. d. Steiermark, pag. 579) gezeigt, dass die Flora von Fohnsdorf eben- falls auf die Vertretung der marinen Stufe weise. Ein in jüngster Zeit von Herrn Docenten A. Hofmann gemachter Fund von Mastodon angustidensCwv. beiKnittelfeld erscheint sehr geeignet, diese Correetur der älteren Ansicht zu bekräftigen. Im Becken von Trofaiach treten nach den bisherigen Erfah- rungen an der Basis der Schieferthonmassen die Kohlen nur sehr spär- lieh auf. Dafür findet man aber an der Basis des Neogen eine ziemlich mächtige Entwieklung von grellrothen Thonen, die besonders zwischen Kurzheim und Oberdorf— im untersten Gössgraben — gut auf- geschlossen sind. Da, wo die rothen Thone an das Grundgebirge an- grenzen, führen sie eine Menge conglomeratische und grobsandige Schmitzen. Mit diesen eisenreichen Thonen in inniger Verbindung treten am Fusse des Reiting Thoneisensteine auf, die bei Dirnsdorf ehemals für das Gusswerk St. Stefan abgebaut wurden. Diese locale Bildung dürfte ein Umlagerungsproduct sein, entstanden durch Ver- waschung einer alten Erzpartie vom Südabhange des Reiting, ähn- lich etwa jener, die man heute noch unter dem Geierkogel beob- achten kann. Aehnliche Thoneisensteine treten aber innerhalb des Aufnahmsgebietes noch an mehreren Stellen an der Basis des Neogen auf, so z. B. im Tanzmeistergraben und unter dem Neogenlappen, der zwischen den beiden Tollinggräben unterhalb Kreitner liegt. Serpentin. In das vorliegende Aufnahmsgebiet fällt auch die bekannte Serpentinmasse von Kraubath. Ohne auf den minera- logisch-petrographischen Theil der sich hier bietenden Aufgabe näher einzugehen, soll nur bezüglich der Lagerung der Masse bemerkt werden, dass dieselbe sich von dem Hornblendegneisse, auf dem sie in Form eines Stromrestes discordant aufliegt, vollkommen unabhängig zeigt. Das Gneissprofil in der Leinsach ist nicht im Geringsten gestört, trotzdem auf den Höhen der linken Thalseite die Serpentinmasse mit voller Breite einsetzt. Das Streichen des Serpentinzuges schliesst mit dem Streichen der Gneisse, auf denen sie ruht, einen beträchtlichen Winkel ein. Von beiden Seiten greifen die vollkommen ungestörten Gneissmassen schief unter die Serpentinmasse, welche daher eine Art Furche im Gneisse auffüllt, also ein wirkliches altes Thal, das von ONO. nach WSW. sich ganz allmälig senkt und in der Richtung der Seekauer Neogenmulde mündet. H.BaronvonFoullon. Ueber die Grauwacke von Eisen- erz. Der „Blasseneck-Gneiss“. Die alte bergmännische Bezeichnung „Grauwacke“ umfasst Gesteine sehr wechselnder Beschaffenheit, nichtsdestoweriger stellt man sich darunter solche klastischer Natur vor. !) 1) Siehe Naumann’s Lehrbuch der Geognosie. II. Bd., 1862, pag. 264 u. f. K.k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 3. Verhandlungen. 13 84 Verhandlungen. Aus Deutschland wurde der Name in unsere Alpen übertragen und in den ältesten wissenschaftlichen Abhandlungen sind gewisse Ge- steine von Eisenerz damit belegt. Wie es scheint haben nicht erst die Geologen diese Zutheilung vorgenommen, sondern von den Bergleuten übernommen. Es lassen sich in dem mir von Herrn M. Vacek übergebenen Material petrographisch wesentlich zwei Hauptgruppen unterscheiden: Erstens eine solche, in welcher deutlich erkennbare Breecien vorkommen, und zweitens sandsteinartig aussehende. Erste Gruppe: Aus dem Gemeindesteinbruche im Tullgraben bei Eisenerz liegt eine Breecie vor, die aus Bruchstücken verschiedener Kalke und weniger Bindemittel besteht. Die Kalkstücke besitzen sehr wechselnde Dimensionen, 1—4 Centimeter grösste Durchmesser, und sind theils graulich weiss bis intensiv ziegelroth gefärbt. Das weiche Bindemittel ist schmutzig gelblichgrau bis gelblichgrün, kantendurch- scheinend, und fühlt sich fettig an. Andere Proben derselben Localität bestehen fast nur aus dem Bindemittel, zeigen sehr flach linsenförmige und unregelmässig schuppige Textur. Gesteinsbruchstücke sind nicht zu erkennen, hingegen viele blassgelbe, verwischte Flecke. Proben aus einem anderen Steinbruche (der auch eine Erzlinse enthält) an der Kante am Eingange in den Finstergraben, unmittelbar bei Radmer, lassen erkennen, dass diese Flecke von verwitternden rhombo&drischen Carbonaten herrühren. Eine grössere Reihe von Belegstücken verschiedener Fund- punkte in der Radmer und vom Erzberg zeigen nur wenige Verschieden- heiten, die sich hauptsächlich auf Farbe und Struetur beziehen. Das starke Vorwalten jener Substanz, welche bei den typischen Breceien das Bindemittel bildet, lässt a priori eine sehr gleichmässige Beschaffenheit der einzelnen Varietäten der gemeinhin als „talkige Grauwacken“ bezeichneten Gesteine vermuthen. Thatsächlich lehrt die mikroskopische Untersuchung die Gleichheit der Hauptmasse kennen, die aus feinsten und allerfeinsten fast farblosen Schüppehen besteht und wohl als jene Ausbildungsweise der Kaliglimmer zu betrachten ist, welche den Namen „Serieit“ erhielt. Die unten angeführte chemische Zusammensetzung erbringt hierfür den Beweis. In dem schuppigen Aggregat liegen nun vorwiegend Quarz, rhom- bo@drische Carbonate, Feldspath, Epidot und Rutil, von welchen nur die beiden erstgenannten Minerale einige Bedeutung erhalten. In der Regel bilden die Quarzindividuen Körner, die im Mittel 1 Millimeter, im Maximum 3 Millimeter Durchmesser aufweisen. Scharfe Krystallsebnitte sind seltener; z. B. Radmer Finstergraben an der Gabelung bei der Holzstube, aber nirgends machen die Körner den Eindruck, als wären sie fremde, eingetragene Bestandtheile. Alle Quärz- individuen sind reich an Poren, Flüssigkeitseinschlüsse lassen sich mit Sicherheit nicht erkennen. Während der Quarz meist gleichmässig vertheilt ist, neigen die mehr weniger gut ausgebildeten Rhombo&@derchen der Carbonate gerne zu localen, öfter bandförmigen Anhäufungen. Ihre allenthalben wahr- nehmbare Zersetzung lässt ihren hohen Eisengehalt erkennen. Feldspath kommt in einer Probe aus dem oberen Finstergraben unter dem Öchsenboden vor. Er bildet 1—2 Millimeter grosse Körner, Sitzung am 16. Februar. H, v. Foullon. 85 die ziemlich verwittert sind, jedoch noch Polarisationsfarben zeigen. Zwillingsbildung ist keine zu beobachten, es ist wahrscheinlich Orthoklas. Der Epidot erscheint vereinzelt in den schon mehrmals beschrie- benen kleinen, fast farblosen Individuen und hie und da vorkommende schmutziggraue Fleckchen lassen bei den stärksten Vergrösserungen eine Zusammensetzung aus Rutilnädelchen erkennen. Zur chemischen Analyse wurde eine Probe aus der Radmer verwendet, welche dort an ein Erzvorkommen gebunden ist. Dem un- bewaffnetem Auge erscheint sie als eine gleichartige durschseheinende grünlich-gelbe Masse. Die Betrachtung u. d. M. zeigt Quarz in nicht gerade reicher Menge, ganz frische rhombo&drische Carbonate und sehr wenig Rutil in winzigsten Säulchen. Die Bauschanalyse ergab: Kieselsäure . —= 65'38 Procent Eisenoxyd AB EN Thonerde 15 en Magnesia —a AO TI & Kalk . a hr Natron — EA EEE, Kali = 488 a Glühverlust . —= 456 100°00 Procent. Da alle Bestandtheile direet bestimmt sind, so ist das Ergebniss von genau 100'00 Theilen natürlich nur ein zufälliges. Mit sehr verdünnter Salzsäure sind ausziehbar: Erforderniss an Kohlensäure: Eisenoxydull = 1'719 Procent. . . . .. 1:09 Procent Masmesiarıy , = PO: SOWEIT. OD, Kalk. EM AON, » N SREE NE EOROGTENEN, 3:55 Procent 2:63 Procent. Die ausziehbaren Basen sind an Kohlensäure gebunden und resul- tiren 6°18 Procent Carbonate, die eine isomorphe Mischung bilden. Hiermit wird auch der grösste Theil des oben als Oxyd ausgewiesenen Eisens und der Magnesia aufgebraucht, der Kalk ganz. Nach Abzug der Kohlensäure und Hinzureehnung der Sauerstoffdifferenz verbleibt ein Glühverlust von 2'13 Procent. Es liesse sich aus der Analyse nun weiter leicht ein Verhältniss von Quarz und Muscowit rechnen, da aber die Zusammensetzung des letzteren im gegebenen Falle nicht bekannt ist, so leiste ich hierauf Verzicht. Aus den wiedergegebenen Beobachtungen geht zur Genüge hervor, dass das Bindemittel, respective die Hauptmasse der Grauwacken der ersten Abtheilung „Serieit“, also Kaliglimmer in feinschuppiger Ausbildung ist und demnach weitaus die Mehrzahl der Proben als „Serieitschiefer“ zu bezeichnen sind. Nirgends sieht man auch nur eine Spur amorpher Masse, mit Ausnahme von Zersetzungsproducten bei den Carbonaten, von denen ein Theil als amorphes Eisenoxydhydrat abgeschieden ist. Da sich das Bindemittel der Breeeie wohl nicht in der Form wie es jetzt vorliegt, taz 36 Verhandlungen. abgesetzt haben wird, so darf ohne besondere Kühnheit dessen nach- trägliche Metamorphose angenommen werden. Gilt dies für das Binde- mittel, so muss Gleiches auch für die genetisch, chemisch und minera- logisch identischen Serieitschiefer angenommen werden, von welch’ letzteren ein Theil als Einlagerungen in Erzen des Erzberges und anderen Orten erscheint oder selbst Erzlinsen umschliesst wie unter dem Rötelstein bei Admont und dann reichlich Carbonatrhombo@der enthält. Der Feldspath mag möglicherweise als vor der Metamorphose vorhanden gewesen betrachtet werden; der Quarz macht durchaus den Eindruck der gleichzeitigen Bildung mit dem „Serieit“. Nur in einem Vorkommen aus dem Weinkellergraben (rechtes Gehänge beim Eisensteinbergbaustollen) in der Radmer, welches durch Zersetzungs- produete reichlich vorhanden gewesener Carbonate rothbraun gesprenkelt und sehr quarzreich ist, machen manche der bis erbsengrossen Quarz- körner durch ihre Abrundung den Eindruck von abgerollten Individuen. Sicher lässt sich dies freilich nicht constatiren, es ist ja aber immerhin möglich, dass ein Theil des Quarzes authigen, ein anderer allothigen sei. Andererseits finden sich im Erz Einlagerungen eines deutlich schief- rigen Kalkes (Erzberg, westlich vom Personalhause), der sehr reich an kleinen Muscowitblättchen, in ausgezeichnet gleichmässiger Vertheilung, ist, welche den seidenartigen Glanz der Oberfläche bewirken. Die rothe Färbung rührt von Eisenoxyd her. Zweite Gruppe: In diese Abtheilung gehört die „körnige Grauwacke“, mit welcher Bezeichnung schon ein Theil ihrer Struetur angezeigt ist; es sind weisse bis tief graugrüne flaserige Gesteine, die meist schlecht schiefern. In einer Art Grundmasse sind mehr weniger reichlich hanfkorn-, selten erbsengrosse Quarzkörner enthalten. Die weissen Varietäten scheinen fast ausschliesslich aus hirsekorngrossen Quarzkörnern zu bestehen. Die Grundmasse zeigt viele Aehnlichkeit mit dem oben beschriebenen „Serieit“. Es sei gleich hier bemerkt, dass die graugrünen Varietäten sehr nahe Verwandte jener Grneisse sind, welche in einer früheren Arbeit!) als die Gesteine des älteren krystallinischen Gebirges beschrieben wurden. Die wesentlichsten Unter- schiede bestehen in der hier durchwegs platzgreifenden stark herab- sinkenden Kleinheit der Mineralindividuen und geringerem Quarzgehalt. Die Grundmasse besteht vorwiegend aus Muscowitschüppchen, in der Quarzkörner und Feldspath liegen. Der letztere ist so reich an Glimmereinschlüssen, dass er sich im gewöhnlichen Lichte gar nicht ab- hebt, ja bei gekreuzten Nicols in diekeren Schliffen sehr leicht ganz übersehen werden kann. Bei einzelnen Proben kommt hier noch in geringerer Menge Biotit hinzu. Er ist nun sehr stark verändert und bildet grössere Tafeln, so in den Vorkommen vom Ostabhange des Erzberges gegen den Prebichel, Steinbruch an der Pferdebahn hinter dem Schichten- haus, Polster Ostabhang. ') Foullon: Ueber die petrographische Beschaffenheit der krystallinischen Schiefer der untercarbonischen Schichten und einiger älterer Gesteine aus der Gegend von Kaisersberg bei St. Michael ob Leoben. Jahrb. d. k.k. geolog. Reichsanst, 1883, pag. 207—252. Ueber die älteren Gneisse, pag. 209—216. Sitzung am 16. Februar. H. v. Foullon. ° 87 Einige Besonderheiten zeigen die von der Halde des Magnet- eisensteinbergbaues in der hinteren Rötz stammenden Gesteine. Es liegen in der sonst mit den übrigen gleichartigen Gesteinsmasse kleine lichte Nesterchen, die aus lichtgrünlichen Carbonatkörnern, Quarz- und Feldspathindividuen bestehen; Muscowit kommt nur sehr spärlich vor. Der Feldspath zeigt hier wieder die öfter hervorgehobene Eigenthüm- lichkeit, dass der grösste Theil der mehr rechteckigen Schnitte ein- heitlich aufgebaut und nur irgend ein Eckchen polysynthetisch ver- zwillingt erscheint. Das in allen Proben spärlich enthaltene Erz weist durch seine Ver- witterungsproducte aufTitaneisen. Der Titangehalt scheint gering zu sein, denn aus zwei Gramm Gesteinspulver ist Titansäure kaum abscheidbar. In den Schliffen entgeht der Zirkon fast vollständig der Beob- achtung, kommt aber in den Rückständen nach dem Erschöpfen mit Fluss- säure in sehr schönen Kryställchen in erheblicher Menge zum Vorschein. Die weisse Varietät vom Himmelkogel, nördlich von Vordern- berg, besteht vorwiegend aus rundlichen Quarzkörnern, die durch sehr dünne Schichten von Muscowitschüppchen verbunden sind. Auffallend ist das ofte Auftreten der streifigen Quarzindividuen. Die Ursache der „Streifung“ ist hier öfter erkennbar. Die „Streifen“ sind spindel- förmig, in der Mitte etwas verdickt, gegen die Enden allmälig sich ver- jJüngend, sie entsprechen sehr flachen Linsen, innerhalb welcher winzig kleine Körnchen in grosser Menge angehäuft sind, über deren Natur sich kaum Vermuthungen aussprechen lassen. Die Varietät von der Halde des Magneteisensteinbergbaues in der hinteren Rötz und jene vom Himmelkogel wurden der chemischen Analyse unterzogen und sind die Resultate derselben unter I a) und b) für die erstere, unter II für die letztere angeführt: 12 I. ) b) Mittel ’ Kieselsäure . 58:92 Proc. 59:00 Proc. 58-96 Proc. . .. 9438 Proc. Eisenoxyd . 614 „ GE Rare BI Thonerde. . 1643 „ 1640 „ EHRE HD, Maonesiar , 259 °7,- 246, 293, m... 3%. 0008 4 Balkan ld rl, I rer Natron 0... 243. , 2D2 RS ALIEN Kahe 49 .023:10 7° 3, 294°, ODE AR EOTER DE Glühverlust. 978 /,° 518 -,, DES ART RES SOME 99-52 99:36 99:46 99:14 Das Eisen ist in beiden Varietäten weit vorwiegend als Oxydul vorhanden. Aus der ersteren wurde zuerst versucht, die Carbonate mit verdünnter, mässig erwärmter Salzsäure auszuziehen, wobei jedoch auch etwas Kieselsäure in Lösung ging, also ein Mineral angegriffen wurde. Demnach erfolgte das Ausziehen mit Essigsäure, das folgendes Ergebniss lieferte: Braucht: Gefunden : Kohlensäure Eisenoxydull . . .. 103 Procent 0:63 Procent 400 Procent Maler... 2 n 320, —_ 5:15 Procent 3-87 Procent 400 Procent 88 Verhandlungen, Nr. 3 | Es resultiren demnach 9'02 Procent Carbonate. Es sind also die „körnigen Grauwacken“ Gesteine, die ihrer Zusammensetzung nach zum Theile als Gneisse, zum Theile als Quar- zite zu bezeichnen sind. Ein Uebergang lässt sich nicht wahrnehmen, sowohl makro- als mikroskopisch sind beide nach Structur und Gemeng- tbeilen streng geschieden. Hingegen nimmt der Feldspathgehalt in den Gneissen oft sehr stark ab, so dass diese Varietäten gewissermassen die Schiefer der Gneissart bilden. In der Zutheilung dürfte sich Jedoch grosse Vorsicht empfehlen, da einerseits der Feldspath hier nicht immer gleich kenntlich, sich der Beobachtung entzieht und seine Menge leicht unterschätzt wird, er überdies in ein und derselben Schicht oder Bank auch recht ungleich vertheilt ist. Es stellt sich nun als nothwendig heraus, für diese Art Gneisse eine Bezeichnung zu wählen, die eine rasche Verständigung ermöglicht und weder in geologischer, noch in petrographischer Richtung präju- dieirend ist. Die weiteren Untersuchungen werden erst lehren, auf welche Eigenthümlichkeiten in petrographischer Hinsicht das Haupt- gewicht zu legen sei und mit welcher Bezeichnung demgemäss diese Gesteine in eine zu bildende Eintheilung der alpinen Gneisse einzu- reihen sind. In geologischer Hinsicht muss die Fortsetzung der Auf- nahmen erst zeigen, wie sich die verschiedenen Züge, in denen bis Jetzt die petrographisch gleichen oder sehr ähnlichen Gneisse angetroffen wurden, gegeneinander verhalten. Am wenigsten präjudieirend wirkt ein Localnahme und sollen nach dem Blasseneck die Gesteine „Blasseneck-Gneisse“ genannt werden. Ueber den Verbreitungs- bezirk derselben wird in nächster Nummer eine Mittheilung folgen. Literatur-Notizen. J. Pethö. Ueber die fossilen Säugethier-Ueberreste von Baltavär. Jahresbericht d. k. ung. geolog. Anstalt für 1884. Budapest 1885. pag. 63— 173. Gegen Ende der Fünfziger-Jahre wurden bei Baltayar im Zalaer Comitate ge- legentlich einer Strassenregulirung tertiäre Säugethierreste aufgedeckt, welche sich nach den Untersuchungen von. Suess, dem wir die ersten Mittheilungen über diesen Gegen- stand verdanken, fast durchwegs als mit Arten der Fauna von Pikermi identisch er- wiesen. Suess constatirte das Vorkommen von Machairodus ceultridens, Hyaena hip- parionum (nach G audr y= Hyaena eximia), Dinotherium, Rhinoceros, Sus erymanthius, Antilope brevicornis, Helladotherium Diwernoyi, Hippotherium gracile. Die Fund- stätte selbst gerieth später in Vergessenheit, da sich in Fachkreisen die Ansicht ver- breitet hatte, dass das Knochenlager von Baltavar vollständig ausgebeutet worden sei. Neuere Nachtorschungen, welche im Laufe der letzten Jabre von Seite der Direction der k. ung. geologischen Anstalt gepflogen wurden, ergaben erfreulicher Weise das Resultat, dass in Baltavär noch weiteres Material zu gewinnen sei; ausserdem gelang es, eine ältere, durch lange Zeit verschollene Sammlung von Säugethierresten dieser Localität in der Zalavärer Abtei aufzufinden und für das Museum der ung. geologischen Anstalt zu acquiriren. Die letztgenannte ältere Fossilsuite, sowie die Ergebnisse der durch Herrn J. Pethö geleiteten neuen Grabungen führten unerwarteter Weise zu einer sehr wesentlichen Bereicherung der interessanten Fauna von Baltavär. In einem vor- läufigen Ueberblicke über das nun vorliegende Gesammtmaterial constatirte Herr J. Pethö als neue Elemente der genannten Fauna folgende Arten: Mesopithecus Pentelici Wagn. Mastodon Pentelici Gaudr., Tragocerus amaltheus Roth und Wagn. Cervus spec. aff. Matheronis Gerv. Chalicotherium Baltavdrense nov. spec. Sitzung am 16. Februar. F. E. Geinitz. 89 Ausserdem konnten die bisher nur der Gattung nach bestimmbaren Reste von Dinotherium und Rhinoceros mit Sicherheit auf die Arten: Dinotherium giganteum Kaup und Rhinoceros pachygnathus Wagn. bezogen werden Der Zusammenhang der Fauna von Baltavär mit jener von Pikermi Und M. Leberon wird hierdurch ein noch augenfälligerer. Die knochenführende Schichte bestand aus licht- oder dunkelrostgelben , stellen- weise ganz schwarzen Sanden. Die Mächtigkeit derselben betrug im Anfang einen Meter, in dem Masse, als man sie verfolgend in die Tiefe ging (bis 5 Meter unter die Ober- fläche), verdünnte sie ‚sich sehr rasch und keilte endlich in den sie umgebenden Sanden spurlos aus. Die Lagerstätte scheint somit gegenwärtig thatsächlich erschöpft zu sein. (A) A. Jentzsch. Beiträge zum Ausbau der Glaeialhypothese in ihrer Anwendung auf Norddeutschland. Berlin 1885. Aus d. Jahrb. der preuss. geol. Landesanstalt. 1834. Der Verfasser gibt zunächst eine Zusammenstellung von Beweisen für die diluviale Vergletscherung der Provinz Preussen und theilt darauf eine Anzahl von zum Theil durch Bohrungen gewonnenen geognostischen Details aus jener Gegend mit, wobei er unter Anderem zu dem Schluss gelangt, dass die heutigen Hauptthäler daselbst Ein- senkungen des vordiluvialen Untergrundes entsprechen. Andererseits wird des Umstandes gedacht, dass auch, abgesehen von den glacialen Stauchungen, während und nach der Diluvialzeit allgemeinere Schichtenstörungen kleineren Maassstabes in Norddeutschland vorgekommen sind. Der Verfasser stellt dabei einen ganz neuen Gesichtspunkt auf: Die Faltungdurchklimatische Veränderung. Ermeintz. B., dass die heute erhöhte Temperatur des Bodens der früher vergletscherten Gebiete eine Ausdehnung der er- wärmten Erdschichten habe bewirken müssen, die zur Faltung derselben führte. Es wäre freilich noch zu untersuchen, nach welchem Maassstabe die betreffenden Erschei- nungen, deren theoretische Möglichkeit zugestanden werden kann, zu messen sind. Wer sich mit dem Ausbau der fraglichen Theorie beschäftigen will, wird vielleicht auch den Einfluss untersuchen, den der Wechsel der Jahreszeiten jeweilig auf etwaige Fal- tungen auszuüben vermag, und wird uns über die Messbarkeit dieses Einflusses unterrichten. Ueber die interglacialen Schichten Norddeutschlands maeht der Verfasser dann sehr anziehende Bemerkungen und er spricht auch über die subglaciale Wassereireulation, welche im Bereich der Vergletscherung eintreten musste, insoferne die Wässer vom Aussenrande des Eises nach dem Weltmeer nur auf dem angedeuteten Wege unter dem Eise gelangen konnten, ein Gesichtspunkt, der auch unsererseits bezüglich des galizischen Theiles der grossen diluvialen Vergletscherung bei Besprechung der gemischten Schotter- absätze am Karpathenrande schon in’s Auge gefasst worden ist (vergl. Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1883, pag. 287 u. 1884, pag. 226). Von Interesse erscheint, dass der Verfasser sich heute der Richthofen’schen Lösstheorie anschliesst, zu deren Gegnern er früher gezählt hatte. (E. T.) F. E. Geinitz. Die mecklenburgischen Höhenrücken und ihre Be- ziehungen zur Eiszeit. Stuttgart 1886. Aus d. Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde herausgegeben von Lehmann. Die betreffenden Höhenrücken bestehen aus streifenartig angeordneten glacialen Geschiebeabsätzen, welche als endmoränenartige Anhäufungen der Grundmoräne der letzten Vereisung Norddeutschlands bezeichnet werden, eine Deutung, welche sich den Ansichten von Berendt über die Bedeutung der Höhenzüge der deutschen Ostseeländer nur in Bezug auf die Anerkennung des endmoränenhaften Charakters der Erhebungen anschliesst, ohne aber diese Höhen als durch den jeweiligen Gletscherrand hervorgerufene Aufquellungen anzusprechen. In Mecklenburg gibt es zehn solcher in ziemlich gleichen Entfernungen von einander gelegener Endmoränen, zwischen welchen zumeist aus Sand und Grand bestehende Gebiete sich ausbreiten, deren Oberflächenmaterialien als im Wesentlichen den Geschiebestreifen gleichalterig aufgefasst und daher zum oberen Glacial-Diluvium gerechnet werden. Doch hebt der Verfasser ganz zum Schlusse hervor, dass das untere Diluvium in dem betreffenden Gebiete nachgewiesen sei, wie denn nach Berendt der Joachimsthal- Oderberger Geschiebewall wesentlich unterdiluvialen Alters ist. Dieser Geschiebewall habe aber für die zweite Vereisung nicht eine Insel, sondern sozusagen nur eine Untiefe gebildet, und überhaupt habe die zweite Vereisung mit alten Bodenwellen zu rechnen 90 Verhandlungen. gehabt. Der Kern der Geschiebestreifen sei, wie das schon an einer frühereı Arbeit ausgesprochen wird, oft eine ältere Erhebung, und zwar eine Gebi bis auf einzelne Kreide- und Tertiäraufschlüsse unten verborgenen älteren Dieser Faltenwurf des Flötzgebirges in Mecklenburg sei, wie der V' in einer früheren Arbeit auseinandersetzte, nach dem hereynischen Systeme gebild« Geinitz widerspricht Denen, die da glauben, auch das erzgebirgische yste ge" Mecklenburg nachweisen zu können. en Dr. Carl Diener. Die Structur des Jordanquellgebietes. Aus 92. Bd. d. Sitzber. d. Akad. d. Wiss. 1. Abth. Wien 1865. Diese Mittheilung ist ganz nach dem leuchtenden Vorbilde von ms schrieben, als dessen berufener, Interpret uns der Herr Verfasser bekannt des Letzteren Ansicht hat sich die Jordanspalte als echte „Grabenversenkung“ z „treppenförmig gesunkenen Horsten“ erwiesen, und überdies wird iese senkung als eine „einseitige“ bezeichnet. Sie löst sich in zahlreiche, fächer theilende Dislocationen auf, welche die „Leitlinien“ der Gebirgssysteme und Antilibanon bilden, Die wichtige Angabe, dass am Dschölän diluvialer Schotter durch I überlagert wird, wurde bereits von Noetling publieirt (Sitzber. Akad, 1885, pag. 807), worauf wir den Verfasser hinzuweisen uns erlauben. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15, u Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. 1886. Sally? rl) Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 2. März 1886. Inhalt: Vorträge: D. Stur. Aufruf zu Beiträgen zu einem Denkmale für O. Heer. A. Bittner. Aus dem Ennsthaler Kalkhochgebirge. F. Teller. Zur Entstehung des Thal- beckens von Ober-Seeland in Kärnten. Dr. E. Scharizer. Das Turmalinvorkommen von Schüttenhofen in Bölımen. — Literatur-Notizen: E. Döll. J. Prestwich. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Vorträge. Director D. Stur legte vorerst einen Aufruf zu Beiträgen zu einem Denkmale für Oswald Heer vor, in welchem das aus 32 Mitgliedern bestehende Comite mit dem Sitze in Zürich, sich an die Fachgenossen mit folgender Ansprache wendet: „Mehr als zwei Jahre sind verflossen, seit der Tod einen der hervorragendsten Naturforscher unseres Jahrhunderts dahingerafft: Am 27. September 1883 schloss sich das Forscherauge Oswald Heer's, entsank der rastlosen Hand die nimmermüde Feder, ein Held der Arbeit hatte sein überreiches Leben geschlossen.“ „Das Comite erachtet es an der Zeit, dafür Sorge zu tragen, dass die hohe Anerkennung, die die Mit- und Nachwelt Heer schuldet, durch Errichtung eines Denkmals einen angemessenen Ausdruck finde.“ „Dass die Verdienste Heer’s um die Wissenschaft ein solches vollkommen rechtfertigen, braucht wohl kaum gesagt zu werden, aber auch seine Persönlichkeit, mit ihrer seltenen Mischung von eiserner Arbeitsenergie und weichem kindlich-gläubigem Gemüthe,, ist es in vollem Masse werth, in ihrer so liebenswürdigen, so freundlichen äusseren Erscheinung der Nachwelt vor Augen gestellt zu werden. Wir schätzen uns glücklich, mittheilen zu können, dass aus der Hand des Bildhauers Hörbst in Zürich ein Thonmodell der Büste des Forschers hervorging, welches in treffender Weise den Ausdruck Heer’s wiedergibt.“ „Heer-war ein Forscher von universeller Bedeutung; wenn auch vom ganzen Herzen Schweizer und für die Erkenntniss der lebenden und vorweltlichen Natur seines Vaterlandes äusserst thätig, so erhielt er doch, als eine der ersten Autoritäten auf dem Gebiete der Phytopaläonto- logie, von allen Theilen der Erde die Materialien zu seinen Arbeiten: von Sumatra bis zum äussersten Norden, von Portugal bis Ostsibirien, aus der alten und der neuen Welt; seine „Fossile Flora der Polarländer“ K. k. geolog. Reichsanstalt 1836. Nr. 4. Verhandlungen. 14 92 Verhandlungen. hat seinen Namen mit der Polarforschung, mit der Kenntniss der vor- weltlichen Klimate und mit der neueren Pflanzengeographie für alle Zeiten verknüpft — denn er allein hat das grosse Verdienst, durch ‚Erforschung der Tertiärflora des Nordens eine der wesentlichsten Grund- lagen für die rationelle Pflanzengeographie geschaffen zu haben.“ — „Wir denken dabei an eine Marmorbüste auf steinernem Postament mit geeigneter Bedeckung als Schutz gegen die Witterung, die im botanischen Garten zu Zürich, dem Orte von Heer’s Wirksamkeit auf- gestellt werden soll. Ein derar tiges Monument käme auf etwa 5000 Fres. zu stehen.“ Stur hält es für seine Pflicht, das Unternehmen des Comites den Anwesenden, überhaupt allen Fr enden der Naturforschung, auf’s Beste zu empfeblen und um Beiträge zu dem Monumente Heer’s zu ersuchen, die er gerne dankend übernehme, um sie an das Comite abzuführen. Auch der kleinste Beitrag ist willkommen! Hat doch Heer die fossilen Floren seines Vaterlandes, unseres freundlichen Nachbarlandes auf’s Eingehendste studirend, eigentlich auch die Kenntniss der fossilen Floren unseres Gebietes mächtig gefördert und im fortwährendem freundschaftlichen Verkehre mit Unger, v. Ettingshausen und Stur durch ein volles Menschenalter dahin gewirkt, dass unsere gemeinschaftlichen Studien zu den möglichst besten, brauchbarsten und gesichertsten Resultaten gelangen mögen. A. Bittner. Aus dem Ennsthaler Kalkhochgebirge. Bei den im Sommer des Jahres 1885 fortgesetzten Aufnahms- arbeiten auf Blatt Zone 15, Col. XI. Admont und Hieflau — (vergl. auch Verhandl. 1885, pag. 143) — wurde zunächst das Ennsthaler Kalk- hochgebirge begangen. Dasselbe gliedert sich bekanntlich orographisch in vier Gruppen: 1. Die Haller Mauern im weiteren Sinne mit Inbegriff des Bosruckzuges, also der sonst auch als Gruppe des Hohen Pyhrgas bekannte Zug zwischen Pass Pyhrn und dem Buchauer Sattel. — 2. DieGruppe des Buchsteins undTamischbaehthurms. — 3. Die Gruppe des Hochthors und Lugauers südlich von der früher genannten, durch das Gesäuse von ihr getrennt. — 4. Die Gruppe des Sparafelds und Reichensteins, nur durch das Querthal des unteren Johnsbaches von der vorigen geschieden, Die erste und zweite dieser Gruppen stellen ziemlich genau auch je eine geologische Eisheit dar; die vierte Gruppe ist, geologisch betrachtet, nichts als die durch den Johnsbach abgetrennte westliche Fortsetzung der eigentlichen Hochthormasse im engeren Sinne ; die dritte Gruppe endlich, jene des Hochthors und Lugauers, die mäch- tigste und massigste von allen, ist ein in sich mehrfach gegliedertes Kettengebirge. Zu der vereinigten Gruppe des Hochthor-Sparafelds muss auch noch der nördlich vom oberen Gesäuseeinschnitte bleibende Zug des Himbeersteins und Brucksteins gezählt werden, welcher durch eine gewaltige ostwestliche Längsver werfung von den weit höher liegenden unteren Gesteinsniveaus der Buchsteingruppe abgetrennt ist. Für die vereinigte dritte und vierte Gruppe würden sich, geologisch aufgefasst , demnach folgende Unterabtheilungen ergeben: a) Haupt- masse, in sich begreifend die Gesammtgruppe des Sparafeld-Reichen- steins mitsammt dem Brucksteinzuge im Norden der Enns, die gesammte Nr. 4 a Sitzung am 2. März. A. Bittner. 93 ‘ Masse des Hochthors mit dem Hochzinödl und den Nordost-Ausläufern Goldegsg und Ennsbrand; 6) Zug der Jahrling- und Hausmauer, von der vorigen Unterabtheilung durch die Depression des Sulzkars und des Waggrabens getrennt; c) Kette der Stadlfeldlmauer und des Lugauer; diese letztere Unterabtheilung ist im geologischen Sinne wieder mehrfach gegliedert, wovon weiterhin die Rede sein soll. Das Hauptfallen ist in der Gruppe der Haller Mauern ein nach NW. und nach Nord gekehrtes, von Süden gegen Norden steiler werdendes und zum Mindesten im NW. der Kette mit sehr steiler Einkniekung gegen die Aufbruchsmulde von Windisch-Garsten gerichtetes. Die Lagerung in der Gruppe des Buchsteins und Tamischbachthurms ist im Gegensatze dazu eine vorherrschend südliche, in südlicher Richtung entsprechend steiler werdende. In der vereinigten Gruppe des Hochthors und Sparafelds hat man zunächst eine mächtige antielinale Wölbung zu verzeichnen, deren ziemlich reduzirter Nordflügel durch den aus der Gegend von Admont über den Sattel der Koferhochalm bis in den Kofergraben sich erstreckenden Aufbruch von Werfener Schiefern von dem weit mächtiger entwickelten südliehen Flügel geschieden wird. Dem Nordflügel gehören die schon erwähnten Höhen des Himbeersteins und Brucksteins im Norden der Enns, die Haindlmauer und der Thurmstein im Süden der Enns an, dem Südflügel der gesammte Reichenstein-Sparafeldzug und (mit einer ge- wissen Einschränkung) die eigentliche Hochthormasse sammt dem Hoch- zinödl und den durch den Hartelsgraben abgetrennten Nordostausläufern Goldegg und Ennsbrand. Die Lagerung ist im Sparafeldzuge (mit geringen Ausnahmen im äussersten Westen) eine steil südliehe, im eigentlichen Hochthore eine ziemlich flache, zum Theile wellig gebogene, wobei es jedoch gegen die Südgrenze hin an steilen gegen Süden gewendeten Einkniekungen (so an der Hochthormasse gegen die Koderniederalm und Stadlalm, an der Zinödlmauer gegen das untere Sulzkar) nicht fehlt. Die höchstauffallende Längsdepression Koderniederalm-Stadlalm- Sulzkar-Waggraben trennt die Hochthormasse im engeren Sinne von einem zweiten, selbstständigem Zuge, der sich als eine Art südlichen Gegenflügels darstellt, wenn man jene Tiefenlinie als Synelinale auf- fasst, was sie auch theilweise ist. Es, ist dieser zweite Zug jener der Jahrlingmauer,, welche jenseits der Erosionsschlucht des Hartelsgraben in der Hausmauer fortsetzt. Die Lagerung dieses Zuges ist in der Gegend des Hartelsgrabens eine nach NW. geneigte, weiter westlich eine schwebende, an ihrer südlichen Begrenzung aber stellen sich ähnlich wie an der entsprechenden Grenze der nördlicheren Kette steile Ein- kniekungen in südlicher Richtung ein, so insbesondere gegen das Gsuchkar und die beiden hohen Scharten, welche die Jahrlingmauer mit der Stadlfeldmauer verbinden. Der Wiesenboden der Koderhochalm und seine Fortsetzung über die erwähnten beiden hohen Scharten, ferner das Gsuchkar und östlich davon die Weidegründe der Scheuchegg- (Braunseis-)Alm „auf dem Polster* trennen den Jahrlingmauer-Haus- mauer-Zug von einer noch südlicher liegenden Kette, welche sich zunächst aus dem Gamsstein bei Johnsbach, aus der Stadlfeldmauer und aus deren östlicher Fortsetzung südlich des Gsuchkars (die auf den Karten keinen Namen trägt, die man aber passend als Hüpflinger 14* 94 Verhandlungen. Mauer bezeiehnen kann), zusammensetzt; jenseits des Hüpflinger Halses — schliesst sich an die bisher westöstlich streicehende Kette durch Ver- mittlung des Haselkogels mit verändertem, nordöstlichem Streichen der Lugauerzug an, der sich in das Scheuchegg, den Zwölfer- und Eilter- kogel fortsetzt und sein Ende in dem schon jenseits des Erzbaches liegenden Hieflerkogel findet. Im Scheuchegg scheint gleichzeitig ein Ausspitzen der zwischen diesem und dem nördlich benachbarten Zuge liegenden Längsstörung einzutreten, so dass der mittlere und südliche Zug sich hier vereinigen würden. Die im Gamsstein bei Johnsbach beginnende und am Hieflerkogel endende Gesammtkette ist sowohl hinsichtlich ihrer Lagerung, als auch hinsichtlich der in derselben auftretenden Schiehteomplexe von höchstem Interesse. Sie erreicht ihre grösste Breiten- ausdehnung in der Gegend des Hüpflinger Halses, und hier herrscht zugleich die flachste Lagerung, während von da gegen W. wie gegen NO. die Schiehtstellung eine immer steilere wird und schliesslich an beiden Enden des Zuges auf weite Streeken hin in eine vollkommen senkreehte übergeht. Der Hieflerkogel und der gesammte Scheuchegg- zug besitzen diese Schichtstellung ; noch weit auffallender, der grösseren Höhe und Vegetationslosigkeit wegen, tritt sie hervor am Lugauer selbst; hier scheint sie sich jedoch bereits gegen das Haselkar zu verflachen ; der im Westen desselben sich anschliessende breite, fast plateauförmige Rücken des Haselkogels zeichnet sich durch seine flachere Schichtstellung, die im N. und NW. nach N. und NW., im W. gegen W., im SW. endlich gegen SW. geneigt ist, aus. Die Querdepression des Hüpflinger Halses und obersten Hartelsgrabens scheint einem Querbruche zu ent- sprechen, der die Axe einer Synelinale, als deren Südostflügel der Lugauer gedacht werden kann, unter sehr spitzem Winkel schneiden würde. Was westlich vom Hüpflinger Halse folgt, speciell die Höhen der Hüpflinger und Stadlfeld-Mauer, besitzt ein dem Hasel- kogel und Lugauerzuge entgegengesetztes Einfallen nach Süden, doch so, dass dasselbe, wie schon erwähnt, im Osten zunächst noch sehr flach ist, gegen Westen aber immer steiler wird, so dass in der Gegend des Gamssteins senkrechte Schichtstellung herrscht. Entsprechend diesem Verflächen kommen im Norden des Lugauer- und Haselkogelzuges die Jüngsten Schiehten dieser Kette zu liegen, während im Westen des Hüpflinger Halses, im Norden der Hüpflinger- und Stadlfeldmauer, um- gekehrt ältere Ablagerungen als jene der Hochkämme zu Tage treten und die jüngeren Bildungen hier an der Südseite zu finden sind. An dieser Seite endlich stellt sich auch noch eine Art rudimentären süd- lichen Nebenflügels ein, gewissermassen als westliche Fortsetzung des Lugauer-Haselkogelzuges; es beginnt nahe westlich vom Neuburgsattel und streicht über die Ebneralm bis gegen die Höhen östlich über dem Wolfsbauerhofe fort. An ihm besitzt das Kalkgebirge der Hochthor- gruppe seine südlichste Begrenzung. Was nun die geologische Zusammensetzung der in Rede stehenden Gebirgsgruppen anbelangt, so erscheint dieselbe auf den bisher existiren- den Karten als eine sehr einfache. Werfener Schiefer und fast aus- nahmslos unmittelbar darüber sich aufbauender Dachsteindolomit (Haupt- dolomit) und Dachsteinkalk sind jene Schichtgruppen, welche fast allein vertreten sind. Von mergeligsandigen Bildungen beobachteten Sitzung am 2. März. A. Bittner. 95 schon F. v. Hauer und Ehrlich im Jahre 1850 (Jahrb. I. 644) ein Vorkommen in der Wandau bei Hieflau, welches zunächst für ein Ana- logon der Wengener Schiehten gehalten wurde. St ur untersuchte das- selbe später und horizontirte es genauer (Geol. d. Steierm. 246, 259), fand ausserdem ähnliche Ablagerungen im Kiengraben bei St. Gallen (l. ce. 245) auf, sowie er liassische Gebilde in der Gegend von Hieflau, speeiell im Bereiche des Hartels- und Waggrabens dem Dachsteinkalke auflagernd, nachwies (l. ec. pag. 375, 428). Die zerstreuten Gosaureste der Umgegend von Hieflau und an anderen Stellen des in Rede stehen- den Gebietes waren zum Theile schon seit sehr alter Zeit (Boue&, Morlot) bekannt, zum Theile wurden sie ebenfalls bei den ersten Begehungen seitens der Geologen der k. k. geol. R.-A. und später noch von Stur aufgefunden und kartirt. Eine genauere Gliederung aber in die mächtigen triassischen Dolomit- und Kalkmassen zu bringen, konnte den bei den älteren Aufnahmen Betheiligten schon deshalb nicht ge- lingen, weil dieselben bei dem grossen ihnen zugewiesenen Arbeits- felde und der geringen ihnen zugemessenen Zeit von allen zeitrauben- den Hochtouren von vornherein abzusehen genöthigt waren, die Thal- aufschlüsse aber zu einer derartigen Gliederung absolut keine genügenden Anhaltspunkte zu bieten vermögen. Bei den neueren Begehungen musste diesbezüglich das Hauptaugenmerk zunächst auf die Aufsuchung und Ver- folgung des Niveaus der Carditaschichten (resp. Halobia-rugosa-Schiefer, Aviculenschiefer Stur’s) gerichtet werden. Es zeigte sich in der That auch bald, dass dieser, wenn auch auf weite Strecken hin äusserst gering- mächtig entwickelte Schiehteomplex, dennoch allenthalben nachweisbar sei. Dadurch aber wurden verlässliche Anhaltspunkte für eine Gliede- rung der bis dahin ungegliederten Dolomite und Kalke in zwei grosse Unterabtheilungen gewonnen. Die untere derselben, vorherrschend aus Dolomiten gebildet, umfasst annähernd das, was die älteren-Karten als „Dachsteindolomit“ verzeichnen, die obere, vorherrschend kalkig ent- wickelte, kann nach wie vor als Dachsteinkalk bezeichnet werden. Die Hauptmasse der Do!omite der Ennsthaler Kalkhochgebirge, darunter auch der Dolomit des Gesäuses, ist also nicht Dachsteindolomit, wie man früher anzunehmen genöthigt war (vergl. Stur, Geol. d. Steierm. pag. 378), sondern unter den Carditaschichten liegender Dolomit, welcher seiner stratigraphischen Stellung nach die Aequi- valente der Guttensteiner und Reiflinger Kalke (Muschelkalke), sowie die etwa vorhandenen Wettersteinkalke, resp. Dolomite (zum mindesten im Salzburger Sinne) in sich begreifen muss. Es ist merkwürdig, dass ein präciser Name für diese kaum genauer zu gliedernde Dolomitmasse zwischen Werfener Schichten und Carditaschichten bisher in der alpinen Triasnomenclatur, so reich dieselbe an Namen ist, — (man müsste denn den Begriff „Muschelkalk*, wie das von gewissen Seiten bereits ge- schehen, bis zur oberen Gränze der Wengener Schichten ausdehnen) — nicht existirt und doch bildet sich nahezu ein Bedürfniss nach einem solehen Namen heraus, da derselbe einheitliche Complex sowohl im Salz- burgischen (Untersbers) und im Salzkammergute (E. v. Mojsisovies in Verhandl. 1883, 291) als auch in den Ennsthaler Gebirgen eine grosse Rolle spielt. Die Gliederung der alpinen Trias in solchen Gebieten ist gleichzeitig die denkbar einfachste: 96 / Verhandlungen. 1. Werfener Schiefer, 2. Dolomitfacies aller Schichten zwischen Werfener Schiefern und Carditaschichten. 3. Carditaschichten (Avieulenschiefer, Reingrabener Schiefer, Schiefer mit Halobia rugosa Gümb.). . 4. Hauptdolomit und Dachsteinkalk. Ich bemerke hiezu, dass (wie ich schon in Verh. 1884, pag. 105, hervorgehoben habe), wie man auch über die Stellung der Cardita- schichten von Nordtirol denken möge, man doch keinerlei Ursache habe, in den Carditaschichten der Gebiete östlich der Saalach etwas anderes zu erblicken, als eine exacte Vertretung der sogenannten oberen Carditaschichten, und dass bisher nichts vorliegt, was dafür sprechen würde, es seien hier auch „untere Carditaschichten“ im Nordtiroler Sinne vorhanden oder Partnachschichten im Sinne Gümbel’s, man müsste denn die Zlambachschichten Mojsisovies’ zum Vergleiche heranziehen wollen, deren Stellung aber bekanntlich eontrovers ist, indem sie Stur ebenfalls für Aequivalente der sonst allgemein ver- breiteten Carditaschichten, resp. Aviculenschiefer, sowie seiner Lunzer Sandsteine hält, während v. Mojsisovics ihnen ein höheres Alter zuschreibt. 1. Carditaschichten der Buchstein - Tamischbach- thurm-Gruppe. Die gesammte Masse dieser Gruppe wird im Norden begrenzt durch einen Zug von Werfener Schiefern, weleher von Landl a. d. Enns über die Höhen der Jodlbaueralm in den Tamischbach- einschnitt, von da durch den Kaswassergraben (vergl. Verhandl. 1884, 334) und über die Kitzbauer- und Bruckwirthalm in den Stickelsboden, von hier aus über die westlich liegenden Höhen in den Schindlgraben und aus diesem endlich über den Schwarzsattel in die Buchau verfolgt werden kann. Ueber ihm bauen sich südwärts die unteren Kalke und Dolomite auf, und zwar so, dass erstere in Osten, letztere in Westen vorherrschen, zugleich aber der ganze Complex gegen Westen hin immer mächtiger wird. Die Mergel und Sandsteine des altbekannten Fund- ortes in der Wandau bei Hieflau lassen sich über den Peternhals ver- folgen und sind an den Nordgehängen der Almmauer in den Gräben, welche zur Ischbauer- und Busenlechner-Alm herabziehen, anstehend getroffen worden, hier schon in Verbindung mit Cidaritenstacheln führenden Oolithmergeln. In Westen des Tamischbachs fehlt es auf eine Strecke weit an einem Nachweise derselben, doch dürfte ihr Vorhanden- sein gerade hier an dem schmalen Verbindungsgrate zwischen Tamisch- bachthurm und Kl.-Buchstein um so sicherer anzunehmen sein, als sie im Süden dieses Grates in dem grossen Auswaschungskessel des Gstatter- bodens allenthalben nachweisbar sind (Verhandl. 1885, 144). Zwischen Bruckgraben und Schindlgraben sind sie ganz sicher auch an der Nordseite des Kammes vorhanden, und zwar hier mög- licherweise in zwei Zügen, einem nördlichen, tiefer liegenden, der etwa im Nordgehänge des Aderriegels durchziehen würde und durch starke Entwicklung von Lunzer Sandsteinen ausgezeichnet ist, und einem höher, in den Wänden des Kleinen Buchsteines liegenden, über deren gegen- seitiges Verhalten erst genauere Begehungen Aufschluss geben werden. Dem letztgenannten, hochliegenden Zuge, der schon westlich vom EEE Sitzung am 2. März. A. Bittner. 97 Schindlgraben nur mehr allein vorhanden ist, entstammen auch die Geschiebe des Kiengrabens und des südwestlich benachbarten Miesel- baches. Es kann fast keinem Zweifel unterliegen, dass der Zug der Carditaschichten im Gebiete dieser beiden Bäche nicht unter 1500 Meter Seehöhe liegt und dass ihm die unter dem Verbindungsgrate des Kl.- und Gr. Buchsteines durchsetzende, für diese Höhe auffallend stark be- waldete Terrasse zufällt, welche weiterhin in einem sehr scharf sich abhebenden, sogar mit einigem Laubholz bestandenem Streifen ihre Fortsetzung findet, welcher vom oberen Anfange der grossen Schutt - halde des Mieselbaches über die Stelzenmauer hinüberstreicht. Das stimmt gut überein mit den Beobachtungen, die weiterhin im Westen unter dem Gr. Buchstein gemacht wurden; hier trifft man am Grate zwischen dem Gr.- und Kl.-Billbache über der gewaltigen Masse der unteren hellen Dolomite den Carditaschichtenzug in ea. 1500 Meter Seehöhe (ca. 760 Meter über dem Buchauer Sattel). In Gesteinen, die grellgelbverwitterten, feinkörnigen Lunzer Sandsteinen ähnlich sehen, fanden sich hier Halobia rugosa, die kleine Cassianella der Wandau- kalke und eine kleine Cardita. Gesteinsaussehen und Fauna sind identisch mit dem Vorkommen am Hochscheibensattel bei Gstatterboden (Verhandl. 1885, 147). Nahe südlich von der letzterwähnten Stelle, und zwar in der zwi- schen der Frauenmauer und dem Gipfel des Gr. Buchsteins herabkommen- den Runse, durch welche der Weg auf’s Plateau führt, liegen die Carditaschiehten noch höher, in ea. 1700 Meter oder mehr. Auch hier stehen typisch entwickelte Reingrabener Schieferthone an, welche die Halobia rugosa und deren Brut führen. Von da an verfolgt man den Zug, der dureh viele schwache Verwerfungen zerstückt ist, auf die Schneide zwischen Gsenkkogel und Gr. Buchstein, von wo er sich in die obersten Anfänge des wilden Bruckgrabens hinabsenkt. Auf diesem Wege wurde in zähen, kalkigen, den Wandaukalken ähnlichen Platten die charakte- ristische Halobia in schöner Erhaltung, mit sammetschwarzer Schale und theilweise verkiest gefunden, auch Cephalopodenfragmente beob- achtet. Eine abermalige Verwerfung, analog den früheren mit höher liegendem Südflügel, hebt den Zug wieder aus dem Bruckgraben heraus und man kann ihn von dieser Stelle an noch eine Strecke weit an ' der oberen Kante der Bruckgrabenabstürze bis auf die Weideplätze der Pichlmairalm, gegen SO. absinkend, verfolgen. Die letzten Spuren in dieser Richtung habe ich auf der ersten grossen Schuttriese östlich der Piehlmaieralm am Abstiege nach Gstatterboden gefunden. Weiterhin verliert sich alles unter den Gehängschutthalden der Buchsteinabhänge. 2. Carditaschiehten der Haller Mauern. Hier spielen eigentliche Carditaoolithe eine grosse Rolle. Die ersten Spuren des Zuges im Westen findet man bei den Quellen ober der Hieselalm am Südwest- gehänge des Gr. Pyhrgas. In den Gräben um die Gstattmairalm ver- rathen lose Stücke das Durchsetzen des Zuges unter den Wänden des Scheiblingsteins. Ober der Lieblalm liegt der Zug zwischen 15—1600 Meter Höhe und ist gebildet aus sehr typisch entwickelten rostgelbver- witternden, theilweise sehr grobkörnigen Oolithkalken und weichen Mergelschiefern. Die Oolithkalke enthalten zahlreiche Cidaritenreste, vor- züglich Radiolen von ©. Brauni und O©. dorsata. Weiter östlich hebt a Ban dr ee an 4 98 Verhandlungen. sich der Zug noch ansehnlich und liegt unter dem Kesselkargrate in der Höhe von etwa 1800 Metern. Querbrüche zerstücken ihn offenbar auch hier, denp an dem von der Griesweberalm zum Hexenthurm hinauf- ziehenden Grate nimmt er wieder ein tieferes Niveau ein, zwischen 16—1700 Meter, und weiterhin ist er in etwa derselben Höhe in den unersteiglichen Dolomitwänden des oberen Schwarzenbaches als ein viel- fach verworfenes grellschwarzes Band aus der Ferne zu verfolgen. Jenseits des Natterriegel-Lärcheck-Kammes ändert sich plötzlich die ganze Terrainconfiguration. Hier erscheint der in Rede stehende Ge- steinszug als .eine ansehnlich mächtige Masse von Mergelschiefern, Schieferthonen und sandigen Lagen, welche die ausgedehnten Weide- plätze der Moser- und Grabneralm zusammensetzen und deren Liegend- sowohl, als deren Hangendgesteine ebenfalls andere geworden sind, als sie nahe davon im Westen waren; erstere erscheinen als typisch ent- wickelte Guttensteiner und Reiflinger Kalke, letztere als Opponitzer Kalke ausgebildet, wohl eines der südlichsten Vorkommen dieser letzteren bildend. Gegen Osten setzt unerwarteter Weise ein Werfener Schiefer- Aufbruch mit Gyps über den 1279 Meter hohen Sattel der Almen „am Himmelreich“, sowie auch weiter im Westen Werfener Schiefer stellen- weise noch hoch oben in den Kalkgehängen auftauchen; insbesondere ist hier der Zug zu nennen, der sich von der Blechaueralm über die Lieblalm (circa 1560 Meter) bis auf den Sattel der Griesweberalm (1336 Meter) verfolgen lässt und welcher bei letzterer Alm von petre- factenführenden Guttensteiner Kalken der sogenannten Reichenhaller Faeies (welche in der Ennsthalergegend überhaupt allgemeiner verbreitet ist, beispielsweise am Pass Pyhrn, bei Windischgarsten, bei Weissen- bach-St. Gallen ete., vergl. Verh. 1834, 260) begleitet wird. In den Reiflinger Kalken des Lärcheck fehlen auch jene von Halobienbrut er- füllten dünnplattigen Gesteine nicht, welche bei Gross-Reifling und anderwärts für die Uebergangsschiehten aus den Reiflinger Kalken in die Aonschiefer und für letztere selbst bezeichnend zu sein pflegen. In den darüber liegenden Schiefer- und Mergelgesteinen der Grabneralm selbst wurden nur sehr spärliche Petrefaetenreste gefunden, von Halobien nur Brut (Posidonomya spec), dann schöne Avwveula-Formen mit grossem vorderen Flügel, cassianellenartig, einzelne Gasteropoden von Cassianer Typus, vorzüglich aber Baetryllien, wodurch man an die Vorkommnisse von Kaltenleutgeben bei Wien erinnert wird (man vergl. F. Toula in Verhandl. 1879, pag. 275, wozu bemerkt sei, dass ich seither auch die Halobia rugosa selbst neben den Posidonomyen und Baetryllien an der von Toula angeführten Stelle oberhalb der Waldmühle gefunden habe). 3. Die Carditaschichten des Gebietes südlich der Enns (Hochthor-Sparafeldgruppe). Es wurde bereits hervor- gehoben, dass noch südlich unter den oberen Wänden des Gr. Buch- steins Spuren des Carditaschichtenzuges aufgefunden wurden. Auch in den gegenüberliegenden Wänden und Abstürzen der Hochthormasse fehlen dieselben nicht. Die pittoresken Dolomitpartien am Fusse des Hochthors liegen zum allergrössten Theile unter den Carditaschichten. Gegenüber der Eisenbahnstation Gstatterboden am Fusse des Planspitz befindet sich ein Punkt in etwa 1000—1100 Meter Seehöhe, an welchem man Sitzung am 2. März. A. Bittner. 99 .bei günstiger Beleuchtung das Durchziehen des in Rede stehenden Sehichteomplexes ganz deutlich wahrnehmen kann. Dass man sich hierin nicht täusche, das lehrt ein Gang in den ersten unterhalb der Ennsbrücke herabkommenden rechtseitigen Graben, in welchem alle Gesteine des Carditaschichteneomplexes geradezu massenhaft herab- geführt werden. Hier wurden die drei wichtigsten Leitpetrefaeten dieses Horizontes, Halobia rugosa, Carnites floridus und Avieula cf. Gea mit- sammen gefunden. Auch die nächsten Gräben gegen Westen, einschliess- lich des grossen Haindlbaches, bringen die Gerölle der Carditaschichten zu Thale. Die weiterhin aus den Oedsteinwänden herabziehenden Giess- bäche wurden bisher nicht begangen, dass die Carditaschichten aber auch hier nicht fehlen werden, das wird wahrscheinlich gemacht durch die Verhältnisse am Nordabsturze des Reichensteins, an welchem sie in einer sehr schmalen, nur aus nächster Nähe deutlich wahrnehmbaren, aber fast ununterbrochenen Terrasse, welche in der Höhe von eirea 1500 Metern liegt, durchsetzen. Im „Buckligen Schneider*-Graben unter- halb Johnsbach, noch mehr in seinem grösseren Nachbar, dem Lang- griesgraben, sowie auch im Kofergraben kann man in den von oben stammenden Gesteinsblöcken die Petrefacten jener Schichten (Cidaris sp., Halobia rugosa in sehr schöner Erhaltung mit sammtglänzender Schale, Spiriferina gregaria u. a. Brachiopoden) aufsammeln. Gegen Westen erfolgt bei steilerer Aufrichtung der ganzen Schichtmasse ein rapides Ansteigen des Carditaschichtenzuges, welches seinen Culminationspunkt an der über 2000 Meter hohen Schneide zwischen Riffel und Kreuz- kogel findet, wo der unter den Carditaschichten liegende Dolomit über den Hauptkamm in das Sulzkar der Südseite hinübergreift. Der Cardita- schichtenzug ist im Norden knapp unter dem Riffelkopfe aufs äusserste redueirt, kaum wenige Fuss mächtig; der Weg von der Riffel über die scharfklippige Schneide im Westen benützt die südlich dieser Schneide dem unteren Dolomite gleichsam anklebenden Reste des Carditaschichten- zuges, um diese Schneide zu übersetzen, resp. zu umgehen, die Riffel- schneide besitzt also eine grössere Bedeutung im geologischen Sinne als die auffallendere und tiefere Einsattlung der Wildscharte zwischen Sparafeld und Reichenstein, welche sich offenbar noch innerhalb der Dachsteinkalke hält. An der Südseite der Riffelschneide stösst man auf einen reichen Petrefaetenfundort in den Carditaschichten, welcher be- sonders durch das Vorkommen wahrhaft riesiger Keulenstacheln von Cidaris dorsata ansgezeichnet ist, sonst hat er Spiriferina gregaria, Cardita spec., Knochenfragmente u. a. m. geliefert. Von diesem Punkte senken sich die Carditaschiehten, dem allgemeinen Einfallen entsprechend, sehr bedeutend nach Süden herab und liegen beispielsweise unterhalb des Kalbling-Südabsturzes und unterhalb der Scheibleckerhochalm nur mehr 16—1700 Meter hoch. Ein dem vorher erwähnten Fundorte ganz ähnlicher liegt südlich unter den obersten Wänden, die die Wiesen- gründe der prachtvoll gelegenen Scheibleekerhochalm tragen. Cidariten- und Crinoidenreste, Cardita sp., Spiriferina gregaria und andere Brachio- poden, Knochenreste, auch die kleine Cassianella der Wandau finden sich hier. Weiter westlich gegen Admont gelang es nicht, diese Gesteine nachzuweisen, die Abgrenzung der unteren, Dolomite und Kalke von den Dachsteinkalken bleibt daher hier problematisch. K. k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 4. Verhandlungen. 15 100 Verhandlungen. % 4 Wir wenden uns nunmehr .dem Gebiete südlich der eigentlichen Hochthormasse zu. Im mittleren Zuge dieser Gruppe, dem der Jahrling- mauer, reichen die Aufschlüsse nirgends bis in das Niveau der Cardita- schichten hinab ; die Mulde zwischen diesem und dem nördlichen Zuge erfüllt Lias in mannigfaltiger Ausbildung, als Hierlatz-Crinoidenkalk (vergl. Stur, Geol. d. Steierm., pag. 378), als rother Adnether Marmor (unteres Sulzkar), als Spongienmergel und Kieselkalk (Sulzkarhundsattel und Rothofen) ; hie und da liegen darüber (Waggrabensattel) wohl auch jüngere Jurassische Hornsteinkalke und bunte Hornsteine. Gegen SW. macht die theilweise regelmässig muldenförmige oder doch einseitig regelrechte Auflagerung dieser Gesteine über dem Dachsteinkalke einem parallelen Doppelbruche Platz, so dass am Sulzkarhundsattel die Spongienmergel und Hornsteinkalke zwischen die beiderseits in horizontaler Sehiehtung an die Bruchlinien herantretenden, hohen Dachsteinkalkwände in äusserst zerknitterter Lage eingeklemmt erscheinen. Westlicher noch setzen schwächere Spalten in die Dachsteinkalke fort und tragen an ihren Rändern stellenweise bunte Orinoidenkalke mit Hornsteineinschlüssen angeklebt. Liasgesteine in ganz ähnlicher mannigfaltiger Entwicklung trägt auch der Dachsteinkalk des Lugauer-Scheucheggzuges im Nordwesten. Diese Liaspartien endigen südwestlich bei der Wasserklause unterhalb der Hüpflinger Alm, wohl durch die den Hüpflinger Hals verquerende Bruchlinie (siehe oben) abgeschnitten. Der Hüpflinger Hals (1697 Meter) liegt [wie der Sulzkarhundsattel (circa 1700 Meter)] im Liasspongien- mergel, welcher weiterhin gegen SO. dem Dachsteinkalke des Haselkogels regelmässig aufzulagern scheint. Dieselben Gesteine, in Verbindung mit echten Hierlatz-Crinoidenkalken, bilden die Höhen des rudimentären südlichsten Nebenflügels, der sich westlich vom Neuburgsattel gegen den Wolfbauerhof erstreckt. Sie scheinen zum Theile direet, zum Theile durch Vermittlung von hie und da noch unter ihnen aufgeschlosseuen Dachsteinkalken an einem schmalen Zuge von Werfener Schiefern, zwischen Ebner und Wolfbauer aber an älteren Schiefergesteinen ab- zustossen. Das sind ähnliche Verhältnisse wie östlich des Neuburgsattels, wo auch die Dachsteinkalke und Liasgesteine direct an den sehr hoch- liegenden Werfener Schiefer angrenzen, ohne dass tiefere Kalkniveaus nachweisbar wären, die sich erst nördlich von Oberradmer an den tieferen Theilen der Lugauer-Wände einzustellen scheinen, woselbst auch eine Vertretung der Carditaschichten wahrscheinlich vorhanden, aber bisher nicht nachgewiesen ist. Die mächtig entwickelten gypsreichen Werfener Schiefer von Unterradmer reichen über den 1195 Meter hohen Perlmoos-Sattel in den Krautgartengraben hinüber, so dass dieser Graben die eigentliche geologische Grenze des Lugauer-Zuges bildet, während der Stanglkogel ohne Rücksicht auf die Hauptthallinie des unteren Radmerbaches bereits der Kaiserschildgruppe zugezählt werden muss. Westlich über dem Perlmoossattel erscheint aber unerwarteter Weise in der Höhe von 14--1500 Meter bei den kaiserlichen Jagdständen unter den östliehen Lugauer-Wänden ebenfalls ein Aufschluss von Wer- fener Schiefer und Gypsmergel, weleher Aufbruch wohl einer Quer- störung zugeschrieben werden muss. Carditaschichten sind in der ganzen Osthälfte des Lugauer-Zuges bisher nur in der Thaltiefe des Erzbaches bei der Eisenbahnstation Radmer (Verh. 1885, pag. 144) nachgewiesen. Sitzung am 2, März. A, Bittner. 101 Im Gegensatze dazu spielen dieselben in der Region westlich vom Hüpflinger Halse in der Hüpflinger und Stadlfeldmauer eine grosse Rolle. Entsprechend der allgemeinen Lagerung (vergl. oben) erscheinen sie auf der Nordseite dieser Kämme. Ueber einer Partie dunkler Mergelkalke, welche ihrer Bedeutung nach noch zweifelhaft sind, folgt in grosser Regelmässigkeit von N. gegen S. folgende Schichtreihe, welche wesent- liehe Unterschiede gegenüber der Entwicklung in den umgrenzenden Gebieten aufweist: 1. Ein ansehnlich mächtiger Complex von Halobia rugosa-Schiefern mit kalkigen Zwischenlagen und Thoneisensteineinschaltungen. AHalobia rugosa findet sich zahlreich; in den Kalken treten Brachiopoden von Cassianer Typus auf (Rhynch. cf. subacuta Mstr. und Koninckinenartige Formen) ; Cephalopoden bisher nur in Fragmenten. 2. Ein Complex von bunten, grau, graugrün, zum Theile auch rothge- färbten hornsteinführenden Knollenkalken vom Typus der Buchensteiner, gewisser Reiflinger und der Pötschenkalke mit spärlichen Ammoniten- durchschnitten, häufiger Daonellenbänke führend von einer Art, welche der in den obersten Reiflinger Kalken und ihren Mergelzwischenlagen bei Gross-Reifling auftretenden (Verhandl. 1885, pag. 143) zum mindesten sehr nahe steht. Diese Kalke sind bereits in Verh. 1885, pag. 144 von der Hüpflinger Alm erwähnt worden, wo sie in losen Blöcken gefunden und ihrem Gesteinscharakter nach für Reiflinger Kalke angesprochen wurden. 3. Helle, zum Theile ebenfalls röthlich gefärbte, hornsteinarme, zumeist gänzlich hornsteinfreie Kalkmasse der Kämme, mit mehreren Halobia- oder Daonella-Arten zum Theile von grossen. Dimensionen; Gesteine theilweise an die Salzburger Hochgebirgskorallenkalke erinnernd. Diese hier aufgeführte Schiehtfolge bietet mehrfach ein ungewöhn- liches Interesse. Einmal ist zu erwähnen die ansehnliche Mächtigkeit der Halobienschiefer, zweitens ist als merkwürdig hervorzuheben die Petrefactenführung der obersten Kalke, welche auch der Lage nach den Salzburger Hochgebirgskorallenkalken (vergl. Verh. 1885, pag. 99, 358) zu entsprechen scheinen, ganz besonders aber fällt der zwischen jenen beiden Complexen entwickelte Horizont von Kieselknollenkalken auf, wie solche bisher in einer derartigen Position wohl nirgends mit Sicher- heit nachgewiesen sind. Dieser Complex könnte nach der Localität des Vorkommens mit dem Namen „Hüpflinger Kalke“ belegt werden und die Definition dieses Namens würde kurz lauten: Hornsteinknollen- kalke von Buchensteiner oder Reiflinger Typus im stratigraphischen Niveau der Opponitzer Kalke Stur’s. Dass auch andernorts Hornstein- knollenkalke im Niveau der Opponitzer Kalke auftreten, wenn auch nicht in der typischen Entwicklung und in der Mächtigkeit wie hier, das haben spätere Begehungen im Gebiete von Windischgarsten gelehrt. Die besten Aufschlüsse der hier besprochenen Schichtfolge in der Kette der Hüpflinger und Stadlfeldmauer liegen in jenen, bereits oben er- wähnten beiden eirca 2000 Meter hohen Scharten, welche die genannte Kette mit der nördlichen Nachbarkette der Jahrlingmauer verbinden und zwischen welchen das lange Kar oberhalb der Pfarralpe entspringt. Hoffentlich gelingt es in dem Complexe der Hüpflinger Kalke auch Petrefactenfunde zu machen, welche ausreichend sind, um deren Be- ziehungen speciell zu den Pötschenkalken von Aussee klarzustellen. 15* 102 Verhandlungen. F. Teller. Zur Entwieklungsgeschichte des Thal beekens von Ober-Seeland im südlichen Kärnten. An der Südseite des Seeberges, der breiten Jocheinsattlung, über welehe eine der wichtigsten Verbindungslinien zwischen Kärnten und Krain, die Strasse von Eisenkappel nach Krainburg, führt, liegt tief eingesenkt in eine herrliche Hochgebirgsumrahmung ein weiter grüner Thalboden, das Beeken von Ober-Seeland. Jedem, der von der Höhe des Joches in den Thalkessel hinab- steigt oder denselben von einem freieren Standpunkte aus, etwa vom Goli Vrh oder den Vorhöhen des Vernik Grintouz, aufmerksam überblickt, wird sich die Ueberzeugung aufdrängen, dass die Namen Seeberg, Seeland, Seebach oder die slavischen Bezeichnungen Jezero, Jezernica potok !) in der geologischen Geschichte dieses Thalabschnittes ihren Ursprung haben, dass hier ein entleertes Seebecken vorliegt, das erst in sehr junger Zeit völlig trocken gelegt und seinem ganzen Um- fange nach der Cultur zugänglich geworden ist. In der That muss hier noch gegen Ende des XVII. Jahrhunderts ein ansehnlicher Rest des Gebirgs- sees bestanden haben, auf dessen vormalige Existenz die physikalische Beschaffenheit des Thalbodens hinweist, denn Valvasor schreibt in seinem vieleitirten Werke („Die Ehre des Herzogthums Krain“, I. Band, 2. Buch, XIV. Cap., pag. 150 des Neudruckes 1877—79) bei der Besprechung der Seen von Oberkrain ausdrücklich: „Es liegt auch ein See in Seeland an den Krain- und Kärnerischen Grentzen, zwischen dem höchsten Schneegebirge, ist aber nicht übrig tieff, und aus seinem Platze erhebt .sich ein hoher steinigter Berg.“ ?) Für den Geologen entstehen bei der Betrachtung des heute vor- liegenden Landschaftsbildes naturgemäss zwei Fragen. Die erste betrifft die Beziehungen, welche sich eventuell zwischen der Thalconfiguration und den Verhältnissen des Gebirgsbaues erkennen lassen ; die zweite bezieht sich auf die Umstände, welche die vorübergehende Umgestal- tung dieses Thalabschnittes in ein Seebecken bedingt haben mögen. Zum Zwecke der Erörterung dieser beiden Fragen wollen wir uns vor- erst etwas eingehender mit den topographischen Verhältnissen des Gebietes beschäftigen, wie sie in der beistehenden Skizze zur Darstellung gelangen. Der durch seine Sedimentfüllung als alter Seeboden gekennzeichnete Abschnitt des Thales setzt sich zusammen aus dem eigentlichen Kessel von Ober-Seeland, in dessen Mitte ungefähr die Kirche St. Andre liegt, und einer nach SW. auslaufenden, canalartigen Dependenz, die wir nach dem Gehöfte Skuber als Canal von Skuber bezeichnen wollen. Im Hauptkessel selbst unterscheidet man deutlich eine dem südlichen Gebirgsrande genäherte, mit Sumpfwiesen bedeckte Innenmulde und einen dieselbe nordwärts umgebenden Kranz von grünen Haldenböschungen, welche mit der bekannten Reliefform breiter, flacher Schuttkegel gegen den Fuss der bewaldeten Berglehnen ansteigen. Auf dem Rücken dieser Jüngeren Schuttkegel, und zwar stets hart am Rande des alten Gebirges, ‘) Die Verstümmelung: Sernitza potok, die sich auf topographischen Karten und in Beschreibungen des Gebietes vorfindet, ist im obigen Sinne zu corrigiren. ?) Der „hohe, steinigte Berg“ Valvasor’s ist, wie aus den folgenden Darstellungen hervorgeht, wohl der Skuber Vrh, der sich nach Art eines steil abstürzenden Vorgebirgs- rückens zwischen den beiden Koönathälern in das Seebecken vorschiebt. Sitzung am 2. März, F, Teller. 103 liegen in halbkreisförmigem Bogen angeordnet die Gehöfte der Bauern Vernik, Roblek , Anko, Stuller, Jenk und Kospivnik. Im Canale von Skuber reicht der auch hier durch nasse Wiesen charakterisirte See- boden bis zum sogenannten Kazino, gegenüber dem Ausgange der unteren Ko&na. Rechts von der Fahrstrasse erhebt sich hier dem alten Gebirge angelehnt ein mit Nadelholz bestandener Hügel, der die stattliche neue Pfarrkirche St. Oswald und die zugehörigen Gebäude trägt. Der Bach, welcher diese Thalweitung durchzieht und der heute noch den bezeichnenden Namen Seebach führt, nimmt seinen Ursprung in der oberen Ko£na, einer jener eigenthümlichen, bei geringem Nr \ RERTEN, SEIN 2 ARE VIIDESISSTONERN, \ N ra | I ; Ä IN x Gefälle tief in’s Kalkhochgebirge einschneidenden Erosionsfurchen mit steilem, an schmalen Terrassen sich abstufenden, eireusartigen Thalschluss, welchen gewisse Theile der Südalpen , vor Allem die Sannthaler- und ‚Julischen Alpen ihr besonderes landschaftliches Gepräge verdanken. Der Seebach hält sich dort, wo er aus der oberen Ko£na heraustritt, nahe dem südlichen Gebirgsrande, dem Fusse des Skuber Vrh; kurz bevor er um dessen nordwärts vortretende Kante in die Richtung des Canales von Skuber umbiegt, nimmt er einen Zufluss auf, der sein Wasser an den Gehängen des Seeberges sammelt. Den wasserreichsten Seitenast empfängt er jedoch erst unterhalb des Kazino’s, aus der bereits früher erwähnten unteren Kolna, einem der oberen Koena parallelen und in physiognomischer Beziehung vollkommen analogen N X) X) % % 104 Verhandlungen. Nr. 4 Thaleinschnitte. Von der Ausmündung der oberen Ko@na bis zum Kazino fällt das Niveau des Seebaches nur um ungefähr 18 Meter, von hier bis nach Unter-Seeland, zur Einmündung der Kanker, überwindet er dagegen in einem ungefähr gleichen Abschnitte seines Längenprofils eine Höhendifferenz von 130 Meter. Der Bach, der bis zum Kazino in trägem Laufe hinzieht, bricht sich hier schäumend und tosend in einem unregelmässig gestalteten, stellenweise durch colossale Felstrümmer (Triaskalkblöcke) eingeengten Bette Bahn. Diese plötzliche Abstufung im Längenprofil des Thales, welche das wesentlichste Hinderniss für eine den Bedürfnissen des Verkehres entsprechende Strassenanlage an der Siidseite des Seeberges bildet, steht, wie wir sehen werden, mit der Seebildung selbst in engstem genetischen Zusammenhange. Der geologische Bau des das Thalgebiet von Ober-Seeland um- rahmenden Gebirgsstückes ist nicht so einfach, wie man nach den älteren Darstellungen erwarten sollte; an seiner Zusammensetzung betheiligen sich nicht nur silurische, carbonische und permische Ab- lagerungen, somit ein wesentlicher Abschnitt der paläozoischen Schichten- reihe, sondern auch mächtige Porphyr-Ergüsse und verschiedene Glieder der Triasformation. Hier sollen aus dem complieirten geologischen Bilde nur jene Züge herausgehoben werden, welche zur ersten der oben ge- stellten Fragen in Beziehung stehen. Die sanft geböschten, nur von einzelnen schmalen, aber weithin streichendeu Kalkschroffen unterbrochenen Berglehnen, welche die Thal- senkung in NW. umrahmen, bestehen aus Schiefern und Grauwacken oder Grauwacken ähnlichen Sandsteinen der Silurformation und den ihnen untergeordneten, in mehrere Horizonte zu gliedernden Crinoiden- und Korallenkalken. ') Dieselben bilden, wie man sich schon bei einer Wanderung über den Seeberg überzeugt, einen antiklinalen Aufbruch mit steilem NW.- und flacherem SO.-Flügel. Der letztere, dessen Neigung nicht über 30° hinausgeht, ist dem Thhalkessel von Ober-Seeland und seiner im Schichtstreichen liegenden südlichen Fortsetzung, dem Canale von Skuber, zugekehrt, taucht also unter die Schichtreihe des zwischen den beiden Ko@na-Thälern vorspringenden Skuber Vrh hinab. Dieser selbst, ein scharf geschnittener, steil aus der Thalsenkung auf- steigender Bergrücken, besteht aus gyroporellenführenden Kalken und Dolomiten, die mit eigentliümlichen, röthlich-grauen bis fleischrothen Oolith-Marmoren und dunkel-rauchgrauen. dolomitischen Plattenkalken in Verbindung stehen, einem Schichteneomplex, der in anderen, voll- ständigeren Profilen, wie sie der Goli Vrh zum Beispiele darbietet, als ') Die der Silurformation zufallenden Antheile der Beckenumrandung sind in der vorstehenden topographischen Skizze durch horizontale, die permischen Bildungen durch verticale Schraffirung gekennzeichnet. Die am Seeberggehänge zwischen Jenk und Kospivnik hervortretenden Schiefer und Breceien des Rothliegenden sind durch gedrängtere Vertical-Schraffen markirt. Die gekreuzten Diagonalschraffen im Grenzkamme zwischen der oberen und unteren Koöna illustriren die Ausdehnung des an anderen Stellen des Gebietes an der Basis der Werfener Schichten auftretenden Porphyrergusses, Die Region der Schuttkegel im Bereiche des Ressels von St. Andre sind mit den üblichen, gegen die Muldentiefe hin divergirenden, unterbrochenen Linien, die Schuttströme der Koönathäler mit kleinen, nach der Bewegungsrichtung des Aufschüttungsmateriales orientirten Winkelspitzen bezeichnet. Eine punktirte Linie umschreibt endlich den tiefsten Theil der Thalsenkung und zugleich jenen Abschnitt derselben, der noch in historischer Zeit dauernd überfluthet gewesen sein dürfte, Nr. 4 Sitzung am 2. März I. Teller. 105 ein höheres Glied der permischen Schichtenfolge erscheint. In den er- wähnten Einlagerungen von dunklen Plattendoloniten fand ich übrigens in einem! Graben an der NO.-Abdachung des Skuber Vrh verschiedene Bivalenreste und darunter flache Byssusklappen einer Pseudomonotis von jenem T'ypus, der im Zechstein seine Hauptverbreitung besitzt. Dieser oberpermische Kalk- und Dolomiteomplex, an den sich, wie unsere Skizze zeigt, in Süd ein mächtiger Porphyrerguss anschliesst, verflacht, die Schichtköpfe der Thalsenkung zuwendend, unter mittlerem Neigungs- winkel in SO., bildet also scheinbar direct das Hangende der die gegen- über liegende Berglehne zusammensetzenden silurischen Ablagerungen. Man erkennt wohl leicht, dass hier eine Lagerungsstörung vorliegt, deren Deutung sich auch aus der weiteren Verfolgung der berührten renzregion in der Richtung nach ONO. ganz ungezwungen ergibt. Schon jenseits des Thalkessels von St. Andre, am Gehänge des See- berges zwischen den Gehöften Jenk und Kospivnik — also in weniger als 1 Kilometer Entfernung von dem am weitesten nach Nord vor- springenden Sporn des Skuber Vrh — schiebt sich zwischen die siluri- schen Schiefer und Grauwacken einerseits und die oberpermischen Dolomite andererseits, und zwar deutlich die Basis der letzteren bildend, eine breite Zone von rothen Schiefern, Sandsteinen und Breceien ein, und noch weiter in Ost, auf der Höhe des Kammes zwischen Seeberg und Goli Vrh und an der Abdachung gegen die Vellacher Ko@na hin, sieht man an der Basis der letztgenannten Ablagerungen noch tiefere Glieder der paläozoischen Schichtreihe, schwarze Fusulinenkalke und Quarzeonglomerate des Carbon, hervor- und an den Rand der Silur- bildungen herantreten. Die Südgrenze des Silurs und somit auch die NO. — SW. streichende Thalsenkung, die wir als Canal von Skuber ‚bezeichnet haben, fällt also mit einem Längsbruch zusammen, dessen südlicher, beziehungsweise südöstlicher Flügel abgesunken erscheint, und zwar in der Weise, dass man längs des Bruchrandes in östlicher Richtung fortschreitend immer tiefere Glieder der aufgelagerten jüngeren paläo- zoischen Schichtenreihe hervortreten sieht, bei Skuber die oberpermischen Kalke und Dolomite, am Seeberggehänge die sie unterlagernden bunten Schiefer und Breecien des Rothliegenden und auf der Höhe des Gebirgs- kammes noch weiter in Ost carbonische Ablagerungen. Der Betrag der Senkung des südlichen Flügels wird also, wenn wir die Erscheinungen in umgekehrter Richtung, von ©. nach W. verfolgen, in dem Masse grösser, als wir aus dem höheren Gebirge in den Canal von Skuber absteigen. Die hier geschilderte Längsstörung ist für das in Rede stehende Gebiet keineswegs eine vereinzelte Erscheinung. Es verdient hier vielleicht bemerkt zu werden, dass auch die Nordgrenze der breiten Zone siluri- scher Gesteine, welche der antiklinale Aufbruch des Seeberges blosslegt, mit einer ähnlichen Dislocationslinie zusammenfällt, die sich zum Beispiel in besonders ausgezeichneter Weise an ihrem Durchgangspunkte durch das Vellachthal nördlich vom Haller-Riegel der Beobachtung darbietet. Von hier ab thalauswärts bis an den granitischen Gesteinswall südlich von Eisenkappel folgt sodann eine so grosse Zahl paralleler, im Streichen der das Vellachthal verquerenden Schichtsysteme liegender Störungs- _ linien, dass das Gebirge buchstäblich in einzelne schmale Bänder und 106 Verhandlungen. Nr. 4 Streifen unvermittelt an einander tretender Gesteinszonen verschiedenen Alters zerschnitten erscheint. Diese Häufung paralleler, meist sehr tief greifender Längsstörungen muss geradezu als das hervor- stechendste Moment im Gebirgsbaue dieses östlichen Theiles der Karawanken bezeichnet werden. Begeht man die breite T'halsenkung der oberen Ko@na und die sie flankirenden Bergkämme, so wird man auch hier mit Verhältnissen bekannt, die nur unter der Voraussetzung tektonischer Störungen, und zwar solcher, die quer auf das Streichen der Gesteinszonen orientirt sind, eine Erklärung finden können. Zunächst fällt es auf, dass die in so grosser Breite entwickelte Porphyrmasse des Grenzkammes zwischen der unteren und oberen Koöna, die vom Skuber Vrh nach Süd bis zur Stuller Alpe reicht, völlig auf die linke Seite des letztgenannten Thal- einschnittes beschränkt bleibt. Andererseits findet eine ganze Reihe scharf zu begrenzender Gesteinszonen, die von der Kammeinsenkung zwischen Goli Vrh und der Baba in den Thalgrund der oberen Koöna hinabstreichen, an deren Westgehänge keine Fortsetzung, Die Zone von rothen Schiefern, in welchen zur Rechten des genannten Thalein- schnittes in der vorerwähnten Kammsenkung die Jenk-Alpe liegt, die sie überlagernden weissen zuckerkörnigen Dolomite (das Muttergestein der im benachbarten Vellachthal erschürften Zinnobervorkommnisse) und die in ihrem Hangenden auftretende Zone von Werfener Schiefern — suchen wir an der linken Thalwand vergeblich. An die Porphyre der Stuller Alpe schliessen sich auf der Höhe des linken Thalkammes unmittelbar triadische Kalke und Dolomite an, die jedenfalls nicht tiefer als bis in das Niveau des Muschelkalkes hinabreichen. Die beiden Thalseiten der oberen Ko@na erweisen sich somit rücksichtlich der in ihnen zur Beobachtung gelangenden Schichtenreihen als völlig incon-. gruent. Während also der Canal von Skuber mit einem Längsbruche zusammenfällt, entspricht die Thalfurche der oberen Ko@na einer quer auf das Streichen der Schichten verlaufenden Störungslinie, und es ist gewiss bemerkenswerth, dass der Durchschnittspunkt dieser beiden Dislocationslinien zugleich die Stelle bezeichnet, an welcher die Um- beugung der Thalrichtung aus NW. in SW. stattfindet. Auf Grund der vorstehenden Daten können wir die erste der Eingangs gestellten Fragen zunächst wohl nur dahin beantworten, dass die im Bereiche des Seeländer Thalgebietes uns vor Augen liegenden Erosionsbahnen thatsächlich mit geologischen Structurlinien zusammen- fallen. Dass eine solehe Coineidenz noch nicht gleichbedeutend ist mit dem causalen Zusammenhange der Erscheinungen, ist selbstverständlich. Die Zulässigkeit, ja Wahrscheinlichkeit der Annahme, dass tektonische Linien der vorbezeichneten Art, vor Allem ein von bedeutenden Ab- senkungserscheinungen begleiteter Bruch, wie er im Canale von Skuber vorliegt, die erste Anlage eines Thalbildes bestimmt haben konnten, wird aber in jedem Falle zugegeben werden müssen, und nur insoferne betrachte ich auch die geschilderten geologischen Daten als ein Material für die Erörterung der wohl überhaupt selten klar zu lösenden Frage nach der Entstehung des Thalgebietes selbst. Die vorstehenden Auseinandersetzungen beziehen sich auf die Richtung der Thallinien. Die kesselförmige Erweiterung, welche das Sitzung am 2. März. F. Teller. 107 Thalgebiet im Bereiche der Umbiegung des Seebaches aus NW. in SW. erfahren hat, steht in keinem Bezuge zu tektonischen Veränderungen, . zu Einstürzen, Senkungen oder ähnlichen Vorgängen; sie ist lediglich ein Werk der Erosion. Dass der Seebach ursprünglich dem nördlichen Gebirgsrande folgte und erst allmälig durch das Anwachsen der Schutt- kegel von Kospivnik, Jenk, Stuller ete. nach Süd und so endlich in jene Position gedrängt wurde, welche er heute einnimmt, leuchtet wohl aus der Thaleonfiguration selbst ein. Die Umgestaltung des Thalgebietes von Ober-Seeland in ein See- becken muss als eine im geologischen Sinne jugendliche Erscheinung bezeichnet werden. Die Ursachen, welche diese Umwandlung bedingten, liegen klar zu Tage und lassen sich schon bei einer flüchtigen Wande- rung durch den Thalkessel erkennen. Verfolgt man die Fahrstrasse vom Gehöfte Skuber gegen das ‚Kazino, so hat man zu seiner Rechten anfangs einen grünen Wiesen- hang, dessen Untergrund aus silurischen Schiefern und Grauwacken besteht. Kurz vor dem Kazino, von der Stelle ab, an der ein Weg zur Kirche St. Oswald hinaufführt, ändert sich plötzlich der Charakter der Berglehne. An die Stelle des kahlen Wiesenhanges tritt plötzlich ein mit Nadelwald bestandenes Gelände, aus dessen moosigem Boden allent- halben Blöcke von Triaskalk, meist unregelmässig gestaltete Fels- trümmer von oft mehreren Cubikmetern Inhalt, zum Vorschein kommen. !) Die ganze, ziemlich ansehnliche Terrainerhebung, auf der die Kirche und der Pfarrhof stehen, setzt sich aus solchem, lose angehäuften Trümmerwerk von triadischen Kalken zusammen, nur selten bemerkt man ein anderes Gesteinsfragment, ein Stück rothen Quarzporphyrs oder ein schiefrig-sandiges Geschiebestück vom Habitus der Werfener Schiefer. Dass diese Materialien nicht vom silurischen Berggehänge stammen, dessen Fuss sie umsäumen, ist von Vorneherein klar, sie weisen rück- sichtlich ihres Ursprungs unbedingt auf die gegenüberliegende Seite des Hauptthales, und zwar auf den Hintergrund der Kodna, hin. Ebenso klar ist es, dass wir es hier nicht mit einer Moräne zu thun haben oder mit umgelagertem Moränenschutt, sondern einfach mit einer An- häufung grober Trümmermassen mit eingestreutem, feineren Gesteins- grus, einem Material, wie es die Halden alter Bergstürze charakterisirt und völlig gleichartig jenem, dass die Thalweitung der unteren Kodna erfüllt. Der Zusammenhang beider Gebilde leuchtet auch sofort ein, wenn man die Niveauverhältnisse des Schuttstromes der unteren Koöna etwas genauer in’s Auge fasst. Das Längenprofil der unteren Kona unterscheidet sich nämlich von jenem der oberen insoferne, als es ein bedeutend stärkeres Gefälle aufweist. Während man in der oberen Kodna die Höhencote für 1000 Meter erst in einer Entfernung von 3 Kilometer vom Thalausgange erreicht, befindet man sich in der unteren Koöna schon in einer Entfernung von 1'5 Kilometer von der Thalmündung in der gleichen Höhenlage. Der Schuttstrom der unteren Ko@na hat also bei geringerer Längsausdehnung ein doppelt so grosses Gefälle, als jener !) Ueber die reiche Petrefactenführung dieser triadischen Blockanhäufung habe ich bereits an einer anderen Stelle berichtet. (Vergl. Verh. der k. k. geol. Reichsanstalt 1885, pag. 359.) K.k. geolog. Reichsanstalt. 1836. Nr4. Verhandlungen. 16 108 Verhandlungen, der oberen gleichnamigen Thalung. Dieser Umstand vermittelt uns das Verständniss des Auftretens triadischer Schuttmassen an der rechten Seite des Hauptthales. Der Schuttstrom, der das genannte Seitenthal erfüllt, erreichte in Folge wiederholter mächtiger Aufschüttungen solche Dimensionen und eine solche Steigerung seines Gefälles, dass er das Hauptthal überschreiten musste und an dem silurischen Berghang der rechten Thalseite sich anstaute. Die Aufschüttungen selbst mögen kata- strophenartig in Form gewaltiger Bergstürze erfolgt sein, wie sie sich in Thälern vom Charakter der Ko@na noch vor den Augen ihrer heutigen Anwohner abspielen.) Der hiedurch erzeugte Schuttwall sperrte im Verlaufe seiner weiteren Entwicklung das Hauptthal endlich vollständig ab und bedingte die vorübergehende Umgestaltung seines Hintergrundes in ein Seebecken. Wir haben hier die einfache Entwicklungsgeschichte eines jungen, jedenfalls postglaeialen Abdämmungsbeckens vor uns, und in dem See selbst, den dasselbe einstmals beherbergte, besitzen wir ein ausgezeichnetes Beispiel für jene durch junge Schuttbarren be- dingten ephemeren Seebildungen, welche F. Löwl aus anderen Theilen der Alpen in so treffender Weise geschildert hat.2) Die auf- fallende Abstufung im Längenprofil des Hauptthales unterhalb des Kazinos, deren früher bei der Beschreibung des Thalverlaufes gedacht wurde, können wir in Uebereinstimmung mit Löwl's Darlegungen auf die gesteigerte Erosion zurückführen, welche an dem äusseren Steil- abfall des vorgeschobenen Schuttwalles nothwendig eintreten musste. Die Schuttbarre, welche der Seebach bis zur völligen Entleerung des Beckens durchnagt hat, besass eine bedeutende Mächtigkeit. Aus der Differenz der Höheneote von St. Oswald (8398 Meter) und jener des Kazinos (882 Meter), die selbst noch etwa 4 Meter über der Sohle des heutigen Abzugscanales des Seebachs liegt, ergibt sich für dieselbe ein Betrag von 20 Meter. Im Thalkessel von St. Andre besitzen wir für einen Punkt an der Strasse östlich vom Gehöfte Vernik die Höhen- marke 890 und mit Bezug darauf können wir die noch etwas weiter östlich liegende tiefste Depression dieses Kessels auf 888 Meter einschätzen. Aus diesen Daten ergibt sich, dass die Krone des aus der unteren Ko@na in’s Hauptthal vorgeschobenen Schuttwalles den tiefsten Theil der Mulde von St. Andre mindestens um 10 Meter überragte. Diese Differenzen sind gewiss ausreichend. um die voranstehenden Auseinander- setzungen ohne ad hoc ausgeführte Nivellirungen auch vom ziffern- mässigen Standpunkt aus zu rechtfertigen. Die Gefällsverhältnisse im ‘) Im Thalschluss der unteren Koöna bemerkt man an verschiedenen Punkten die Spuren der Abklüftung ausgedehnterer Felskörper, und die schon von Ferne sicht- bare rothe Wand in der Mitte des Thalhintergrundes, über welche sich ein meist stark reducirter Wasserfall ergiesst, ist zweifellos ein Wahrzeichen eines alten Bergsturzes. In dieselbe Gruppe von Erscheinungen gehört der mächtige Felssturz, der sich im be- nachbarten Logarthal, und zwar an dessen rechter Seite oberhalb Plessnig, der Beob- achtung darbietet. Von der untersten Vorstufe des Nordfusses der Oistrizza, den Schichtköpfen des Erjaue, ist hier vor nicht allzu langer Zeit eine ansehnliche Fels- masse in die Tiefe gestürzt. Nach der Schilderung eines Augenzeugen (J. Piskernik) wurden die Anwohner durch die bald ruhiger sich abspielenden, bald stürmisch be- wegten, von donnerndem Getöse begleiteten Vorgänge durch volle vier Wochen in Furcht und Spannung erhalten. ?) Vgl. F. Löwl: Ueber den Terrassenbau der Alpenthäler. Petermann’s geogr. Mitth. 1882, pag. 132. Sitzung am 2. März. R. Scharizer. 109 Bereiche des alten Seebodens werden übrigens am besten dadurch illustrirt, dass heute noch bei plötzlich einbreehenden, ergiebigen Regen- güssen in Folge geringer Stauungen im Abzugscanal bedeutende Ueber- fluthungen eintreten. So sah ich im October des Jahres 1885 nach mehrtägigen reichlichen Niederschlägen die ganze Terrainsenkung von Skuber für die Dauer eines Tages in einen von scirocealen Luft- strömungen lebhaft bewegten Landsee umgewandelt, der die Fahrstrasse überfluthete und sich bis in die tiefste Depression des Thalbodens von St. Andre fortsetzte. Zu Valvasor's Zeit scheint dieser Zustand der Dinge noch der normale gewesen zu sein; eine ausgiebige Vertiefung und Erweiterung des natürlichen Abzugscanals nächst dem Kazino würde denselben wohl dauernd bannen. Dr. Rudolf Scharizer. Ueber das Turmalinvorkommen von Schüttenhofen in Böhmen. Durch Herrn Apotheker Franz Firbas in Schüttenhofen gelangte das mineralogische Universitätsmuseum in den Besitz eines Mineral- vorkommens, welches sowohl wegen der Art seines Auftretens, als auch wegen der daselbst vorkommenden Mineralien von besonderem Interesse ist. Im verflossenen Sommer besuchte ich die Fundstelle und bin nun in der Lage, über dieselbe folgendes mitzutheilen. Am rechten Ufer der Wottawa, unweit der Stadt Schüttenhofen, erhebt sich der sogenannte Galgenberg. Derselbe besteht der Haupt- masse nach aus weissem körnigem Kalke, dessen Fallen unter circa 45° gegen Nordwest gerichtet ist. Beinahe senkrecht auf die Fallrichtung der Kalksteinbänke durchsetzt dieselben ein ungefähr metermächtiger Gang eines pegmatitischen Granites. Derselbe streicht nach NO. und fällt nach SO. ein. Der hangende Kalkstein ist stark zersetzt, der liegende unverändert. Der Granit besteht aus Mikroklin, Quarz, schwarzbraunem Lepido- melan und silberweissem bis tombackbraunem Muscovit. Sehr häufig ist die regelmässige Verwachsung beider Glimmer zu beobachten. Gegen die Mitte des Ganges verdrängt weisser grobkrystallinischer Albit den Mikroklin, der schwarzbraune Glimmer verschwindet ganz und der Musecovit tritt in einer grünlich-weissen Abart auf. Ausserdem finden sich noch schwarzer Turmalin und brauner Mangangranat. Selten sind blauer Turmalin, welcher gewöhnlich nur dünne Rinden auf Granat bildet, und lichtgrüner Turmalin, der sehr häufig zwischen den Blättehen des Muscovites: eingelagert ist. Im Centrum des Ganges erscheinen blättriger bläulichweisser Albit, pfirsichblüthenrother Lepidolith und dunkelgrüner Turmalin, welcher in der Regel von rosenrothem Turmalin mantelartig umhüllt wird. Besonders bemerkenswerth sind in dieser Zone die regelmässigen Umwachsungen von Kali- und Lithionglimmer. Diese Fundstelle bei Schüttenhofen, welche ihresgleichen kaum in Europa haben dürfte, erinnert ganz an die bekannten amerikanischen Vorkommnisse. Brush, dem ich gelegentlich seines Besuches beim Museumsvorstand Herrn Prof. Schrauf diese Stücke zeigte, bestätigte es und theilte mir mit, dass in Amerika die rothen Turmaline stets den Kern der grünen Turmaline bilden, wonach das Gegentheil von den in Schüttenhofen vorhandenen Verhältnissen statt hätte. Auch sind die amerikanischen Fundstätten im Gneis und nicht im Kalke. Als Resultat 16 * TURN 110 Verhandlungen. meiner Analysen, welche ich bisher ausgeführt, erlaube ich mir die überraschende Thatsache mitzutheilen, dass, trotzdem der Granit im Kalkstein aufsetzt, alle Mineralien dieser Association arm an Kalk und Magnesia sind. Eine eingehendere, chemisch-paragenetische Bearbeitung dieses Mineralvorkommens werde ich demnächst veröffentlichen. _ Literatur-Notizen. E. Döll. Die Mitwirkung der Verwitterung derEisen- kiese bei der Höhlenbildung im Kalkgebirge. Vortrag in der Section für Höhlenkunde d. österr. Touristen-Club. Separatabdruck aus Nr. 1 der Blätter für Höhlenkunde. Wien 1886. Der Verfasser legt dar, dass an verschiedenen Stellen der Kalkgebirge Eisenkiese vorhanden seien, durch deren Zersetzung freie Schwefelsäure und Eisenvitriol entsteht. Das führt in Berührung mit Kalksteinen theils zur Gypsbildung, theils zur Bildung von Brauneisenstein. Die Anätzung des Kalkes bei der Gypsbildung lässt sich als eines der Agentien bei der Aushöhlung der Kalkgebirge ansehen. Wenn sich noch nicht zeigen lasse, dass dieser Process die Hauptursache der Karstphänomene sei, so liege das blos darin, dass die Abstammung aller Brauneisensteine und der terra rossa „von den Eisenkiesen erst nachgewiesen werden muss“. Dass die Zersetzung der Eisenkiese, dort wo diese voıhanden sind und dort, wo solche Zersetzung vor sich geht, einen Einfluss auf die zur Aushöhlung der Kalkgebirge führenden Vorgänge nimmt, wird dem Verfasser ohne Weiteres zugestanden werden müssen. Die Frage ist allerdings, in wie weit die Eisenkiese in den betreffenden Fällen als ursprüngliche Gebilde aufzufassen sind, oder ob sie nicht selbst in einer kreislauf- artigen Verkettung der Umstände bereits das Ergebniss gewisser, mit der Verwitterung und Aushöhlung des Kalkes verbundener Umwandlungsprocesse darstellen. (E. T.) J. Prestwich. Geology. vol. I Oxford 1886. Dieses Lehrbuch, welches sich hauptsächlich an die iu englischer Sprache ge- schriebene Literatur anschliesst, wird 2 Bände umfassen, von denen der erste hier vorliegende die chemische und physikalische Geologie behandelt. Der Verfasser möchte, ohne sich gerade der Annahme von Cataclysmen anzuschliessen, einen Standpunkt zur Geltung bringen, welcher den Uebertreibungen entgegensteht, zu welchen nach seiner Meinung die Lehre von der während der verschiedenen Epochen herrschend gewesenen Einförmigkeit und Gleichmässigkeit der geologischen Erscheinungen und Kräfte gelangt ist. Da selbstverständlich die chemischen und physikalischen Gesetze, so unveränderlich wie die Materie selbst sind, so handelt es sich darum, zu zeigen, dass die verschiedenen Bedingungen und Combinationen, unter denen jene Gesetze auf die Erde während der geologischen Vergangenheit einwirken konnten, zu einer beständigen Veränderung der Bedeutung der einzelnen Erscheinungen geführt haben, Da sich, wie der Verfasser sagt, alle Lehrbücher in vielen Stücken gleichen müssen, so genügt es für uns auf den vorher erwähnten, in der Vorrede auseinander- gesetzten Standpunkt des Autors aufmerksam gemacht zu haben und das verdienstvolle Werk der Durchsicht unserer Fachgenossen zu empfehlen. Einen Beweis, wie lange Zeit es oft braucht, ehe gewisse, zur Zeit ihres Auftauchens mit Begeisterung aufge- nommene Theorien in der Wissenschaft verklingen, finden wir in der ausführlichen Be- handlung, welche in dem vorliegenden Werke der Hypothese E. de Beaumont's zu Theil wird, wenngleich diese Hypothese nicht mehr in allen Einzelheiten vertreten erscheint, wie denn überhaupt der Verfasser bemüht ist, den von ihm mitgetheilten theoretischen Auseinandersetzungen stets die möglichen Einwände entgegenzuhalten. (E. T.) Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15. Druck von Gottlieb Gistel & Comp, in Wien, gischen Reichsanstalt. Sitzung am 16. März 1886. Inhalt: Eingesendete Mittheilungen: H. Baron v. Foullon. Ueber die Ver- breitung des „Blasseneck-Gneiss“. A. Bittner. Ueber die Koninckiniden von Sct. Cassian. F. Sandberger. Bemerkungen über einige Binnen-Conchylien- des Wiener Beckens. Ph. Pocta. Notiz über eine neue Corallengattung aus dem böhmischen Cenoman. V. Hilber. Zur Frage der exotischen Blöcke in den Karpathen. C. L. Griesbach. Mittheilung aus Afghanistan. — Vorträge: E. Döll. Ueber zwei neue Kriterien für die Orientirung der Meteoriten. D. Stur. Vorlage der Flora von Hötting bei Innsbruck. — Literatur-Notizen: O’Reilly, W.Dames, A. Cathrein, H. Sjögren. E. Danzig. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. H. Baron v. Foullon. Ueber die Verbreitung und die Varietäten des „Blasseneck-Gneiss“ und zugehörige Schiefer. Die Untersuchung der Eisenerzer Grauwacken!) hat ergeben, dass diese zum Theil Serieitischiefer und Breceien mit rein krystallinen serieitischem Bindemittel, die körnigen aber zum grössten Theil Gneisse und nur ganz untergeordnet Quarzite sind. Hiebei hat sich auch herausgestellt, dass die Gneisse bezüglich der petrographischen Ausbildung schon beschrieben wurden und eine weitere Verbreitung besitzen. Nach Herrn M. Vacek’s Darstellung?) kommen drei Züge in Betracht, u. z. 1. jener des Blasseneck, 2. jener von Eisenerz, und 3. der unmittelbar über den „Weisssteinen“ ®) liegende, welcher sich von Mautern im Liesingthale über Set. Michael und in ein- zelnen Aufschlüssen bis in die Gegend von Bruck an der Mur hin- zieht. In petrographischer Hinsicht bildet der „Weissstein* keine scharf ausgesprochene Grenze, denn es kommen oberhalb und unterhalb des- selben wechselweise ähnliche Gneisse vor. Gewisse feine Unterschiede machen sich aber doch bemerkbar und die erweiterte Beobachtung wird uns auch hier lehren, die charakteristischen hervorzuheben. Auf derartige Feinheiten soll aber jetzt noch nieht eingegangen werden, !) Diese Verhandlungen Nr. 3, S. 83—85. ?) Ebenda, S. 71 und £. ®) Dieser „Weissstein“ ist der von mir beschriebene „Phyllitgneiss.* Ueber die petrographische Beschaffenheit der krystallinischen Schiefer ete. etc. Jahrbuch der k. kK. geolog. Reichsanst. 1883, S. 217 u. f. K.k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 5. Verhandlungen. I 112 Verhandlungen. weil die hiedurch bedingte Fülle von Details das Hauptbild verschleiern müsste. Der 1. soll kurz Blassenecker-, der 2. Eisenerzer- und der 3 Set. Michaeler-Zug benannt werden. Aus allen drei Zügen liegen zahlreiche, von Herrn M. Vacek gesammelte Proben vor. Der grössere Theil derselben zeigt sehon makroskopisch eine nahe Uebereinstimmung und die Untersuchung von Schliffen lehrt, dass auch jene, welche scheinbar von der Hauptgruppe sehr stark verschieden sind, diejenigen charakteristischen Merkmale wie der normale Typus besitzen. Als solcher möge jener vom Blasseneck angenommen und die ganze Gruppe vorderhand als „Blasseneck- Gneisse“ bezeichnet werden, die Charakteristik ist folgende: Das ganze Gestein besitzt eine graugrüne Farbe, es liegen in einer dichten mehr weniger graugrünen Grundmasse hanfkorngrosse Quarzkörner und Feldspathkrystalle. Die Parallelstruktur ist undeutlich, auch Flaserung wenig ausgesprochen, der ganze Habitus dem eines klastischen Gesteines nicht unähnlich. Das mikroskopische Bild lässt sich nicht so kurz fassen, es soll aber doch von einer detaillirten Beschreibung abgesehen und versucht werden, mit wenigen Worten das Wichtigste zu sagen. Die Grundmasse besteht aus kleinen Kaliglimmerblättchen oder Schuppen, die zu einem dichten Gewebe verfilzt sind und wenig Quarz. In ihr liegen die grösseren Quarzkörner , welche sich im p. L. ausnahmslos als Korn- aggregate erweisen, die bekannte Streifung ist häufig, ferner die Feld- spathindividuen, welehe alle reich an Kaliglimmer einschlüssen sind und selten polysyntbetische Zwillingsstreifung zeigen. Sie heben sich aus der Grundmasse deutlich ab und besitzen die gleiche Grösse wie die Quarze. Die Grundmasse bildet seltener grössere Partien, meisst tritt sie als Cement der genannten Minerale auf. Das ganze Bild ist ungemein charakteristisch und bleibt, auch nur einigemale gesehen, leicht dem Gedächtnisse eingeprägt. In makro- skopischer Hinsicht finden aus allen genannten Zügen die Mehrzahl der Proben einen engen Anschluss an den Typus des Blasseneck, die Farbe wird zum Theil mehr grün, z. B. bei den Eisenerzern, oder mehr grünlichgrau, so bei jenen aus dem Mählgraben bei Bruck an der Mur. Die Mengenverhältnisse von Grundmasse und Einsprenglingen gegen- einander, wechseln ziemlich stark, die Grössenverhältnisse der letzteren weniger. Nur ausnahmsweise erscheinen bis 1 Centimeter grosse Feld- spathe (Mühlgraben), meist entzieht sich dieses Mineral der makrosko- pischen Beobachtung. Nicht selten treten braune Flecke auf, die auf einen Gehalt von nun in Veränderung begriffenen Carbonaten hinweisen. Bei allen aber sehen wir jene Beschaffenheit, die ihnen, wenigstens im Revier von Eisenerz, zur Zutheilung zu den Grauwacken verholfen hat. Auf eine detaillirte Gliederung nach dem makroskopischen Befunde, welche mit der nach dem mikroskopischen nicht parallel läuft, soll verzichtet werden und sei nur darauf hingewiesen, dass eine Reihe, welche in makroskopischer Hinsicht von dem Typus weit abweicht, dennoch auch hieher gehört. Die Unterschiede in der Ausbildung laufen vom Normaltypus nun nach zwei entgegengesetzten R ichtungen auseinander. Einerseits nimmt der Gehalt an Glimmer wesentlich zu, die Feldspathe werden kleiner Sitzung am 16. März. H. v. Foullon. 113 und einschlussreicher, sie heben sich von der Grundmasse im gewöhnlichen Lichte kaum mehr ab. Zunächst dem Normaltypus steht das Vorkommen aus der langen Teichen bei Kalwang, es folgt das aus dem Hinter- grunde des Sulzbachgrabens Wände des Hinkaareck, jenes aus dem Hintergrund des Sulzbachgrabens bei Wald. Hier er- scheint etwas brauner Biotit. Welehe Rolle dem Auftreten des braunen oder grünen Magnesiaglimmer zukommt, lässt sich bei dem jetzigen Stand der Untersuchungen nicht sagen. Im vorliegenden Falle scheint er bedeu- tungslos, in anderen ändert sich damit der ganze Gesteinstypus. Daran schliesst das von der Kuppe östlich vom Spielkogel (alle aus dem Zuge 1) und endlich das aus dem Steinbruch bei Set. Michael (Zug 3), welches sehr feldspatharm ist. In den verschiedenen Vor- kommen wechselt der Gehalt an rhomboedrischen Carbonaten der Menge nach sehr, eine besondere Bedeutung erhalten sie nirgends. Das Endglied nach dieser Richtung bilden die Gneisse von Eisenerz (Zug 2). Zwischen diesen und jenen von :der Kuppe östlich vom Spielkogel schieben sich die von der Wurmalpe (Zug 5) ein, welche bereits früher ausführlich beschrieben wurden. }) Die Abweichung von der Normalausbildung in der entgegengesetzten Richtung besteht in dem deutlicheren Hervortreten des Feldspathes, er wird ärmer an Einschlüssen, d.h. die Zahl der inliegenden Blättehen wird geringer, ihre Grösse wächst. Die Menge des Feldspathes nimmt wesentlich zu, die Formentwickelung wird deutlicher, ja gut. Die Variation greift aber noch weiter, neben den schuppigen "oder doch sehr fein- blättrigen Museowit tritt auch brauner, häufiger grüner Biotit hinzu. Es werden dann die die Grundmasse bildenden Mineralindividuen grösser, die Zusammensetzung und der Habitus nähern sich jenen, welche für den „Albitgneiss“ 2) (charakteristisch sind. In der ee Ausbildung begegnet man hier gewaltigen Sprüngen, so präsentirt sich ein Vorkommen aus dmRanachgraben bei Mautern (Hangendstes der grossen Gneissmasse, also unter dem Weissstein liegend) als fast weisser, grobflasriger Gneiss mit wenigen hasel- nussgrossen Quarzkörnern. U. d. M. steht er dem Normaltypus sehr nahe, vereinzelt kommen grüne Biotitblättehen hinzu, die im Gestein als kleine Fleeke sichtbar sind. Damit stehen ganz eigenthümliche grobbreecien- artige Gesteine in Verbindung, in denen stängelige Quarzmassen, die über 1 Centimeter Dicke erreichen, durch wenig „Serieit* verbunden sind. In einem ähnlichen Gesteine aus dem Rabengraben bildet der Quarz aber keine Stängel, sondern grosse dicke und flache Linsen. Die Grund- masse besteht aus Quarz und Muscowit, Feldspath fehlt. Es folgen Proben von der Kuppe östlich vom Spielkogel und aus dem Hintergrunde des Sulzbachgrabens gegen Roth- wand (beide dem Zuge 1, angehörig), die makroskopisch dem Normal- !) Ueber die petrographische Beschaffenheit der krystallinischen Schiefer etc. etc. Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanst. 1883, 8. 209—216. 2) Siehe: Böhm: Ueber die Gesteine des Wechsels. Tschermak’s mineral.- petrogr. Mitth. B. V. 1883, S. 197—214. Foullon: Ueber die petrographische Be- schaffenheit der krystallinischen Schiefer ete. Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt 1883, S. 237—240 und: Ueber die geolog. an krystall. Schiefergesteine aus den Radstädter-Tauern ete. Ebenda 1884, S. 641—643. IE 114 Verhandlungen. typus und den bereits erwähnten Stücken gleicher Localitäten sehr nahe stehen? Der erstere enthält kleine braune Biotitblättehen, der letztere grüne. Diese bilden in kleinen Gesteinspartien allein den Glimmerbestandtheil und kommen solche den Albitgneissen sehr nahe, namentlich dann, wenn sich auch Epidot einstellt, was hier allerdings noch selten der Fall ist. Das Gestein von der Spitze des Lärchecek (Zug 3 unter dem „Weissstein“) ist wieder mehr stänglig flaserig ausgebildet und obwohl der Muscowit einen stark grünlichen Stich hat, erscheint es dennoch mehr grau, weil der Glimmer hier sehr zurücktritt. Manche Feld- spathe enthalten in reichlicher Menge schwarze Einschlüsse (kohlige Substanz ?), wie man sie in der Gruppe der Albitgneisse öfter antrifft. Vereinzelte albitgneissähnliche Flasern und wenig Epidot enthält auch die Probe aus dem Hintergrunde des Sulzbachgrabens Kamm- höhe gegen die Eigelsbrunneralpe (Zug 1), sie rangirt aber sonst mit ihrer feinschuppigen Grundmasse mehr gegen die Ausbildung nach der erst beschriebenen Richtung. Ungemein nahe in dem mikroskopischen Aus- sehen steht dieser Varietät jene, welehe beim Wächterhause an der Strasse vor dem Bahneinschnitte zwischen Set. Michael und Kaisers- berg ansteht (Zug 3 unter dem „Weissstein“). Wie so viele der tiefer- liegenden ist auch sie mehr stängelig flaserig entwickelt und treten über 1 Centimeter grosse Feldspathe auf. Nebst grünen ist auch etwas brauner Biotit und Epidot vorhanden. Alle drei letzt genannten Minerale fehlen wieder in dem so recht sandsteinartig aussehenden sehr licht graulichgrünen Vorkommen im - Hintergrunde des Mühlbachgraben bei Bruck an der Mur (Zug 3 über den „Weissstein). Der Muscowit bildet kleine Blättehen, keine schuppigen Aggregate, der Feldspath zeigt nicht selten Zwillingsstreifung. Während bei den angeführten Varietäten sich nur immer einzelne Gesteins- partien in ihrer Beschaffenheit den Albitgneissen nähern, geschieht dies bei andern schon mehr im Ganzen. So die Probe aus dem Ranach- graben vor der Kapelle anstehend (Zug 3 u. d. „Weissstein“). Sie ent- hält braunen und grünen Biotit, etwas Epidot und grössere Turmalin- säulchen. Sehr ähnlich ist die makroskopisch licht graugrüne feinflaserige Varietät von der Wand bei der Alpe Boden zu Riepel im Reith ge- hörig, über der Kohlstadt (Zug 3 u. d. W.). Der Glimmer, Museowit und grüner Biotit, bildet kleine Blättehen, etwas Epidot und Turmalin treten auf, manche Feldspathe sind reich an eingeschlossenen Rutilnädelehen. Bis auf den dort wesentlich grösseren Epidotgehalt erinnert das Gestein lebhaft an jenes, wie es beim Bahnhofe von Radstadt ansteht.!) Viel einschlussreichen Feldspath und fast farblosen Epidot enthält ein Vor- kommen aus dem Ranachgraben Höcker über Putzengraben (Zug 3 über dem „Weissstein“). Das schuppige oder blättrige Muscowit-Aggregat der Grundmasse fehlt ganz, nur einzelne grössere Kaliglimmerblätter treten auf. Ein weiteres glimmerartiges Mineral möchte ich nach seiner Farbe und dem Pleochroismus, gelbgrün in verschiedenen Nuancen, den ') Siehe: Ueber die petrographische Beschaffenheit krystallinischer Schiefergesteine aus den Radstädter-Tauern ete. Jahrbuch der k k. geolog Reichsanst. 1884, S. 640 bis 641. Sitzung am 16. März. H, v. Foullon, 115 enbachtbaren Zwillingen, der geringen Liehtbrechung u. s. w. . für Chlorit halten. Es erscheint in ziemlich grossen Blättern, seltener in klein- - blättrigen Aggregaten. Wenn diese Annahme richtig, dann läge auch hier in dieser Gruppe ein Chloritgneiss vor, wie im Wechselgebiete, Gaishorn südlich der Palten u. a. O.') Aus dem Bergbau von Kaisersberg, Querschlag nach Nord im obersten Stollen (Zug 3 u. d. W.) liegt ein graugrünes ebenschiefriges Gestein vor, das aus Lagen eines an Carbonaten reicher gewesenen Gneisses und aus solchen , die schon sehr feldspatharm sind, besteht. Letztere sind oft dem Gneiss von der Alpe Boden gleich, in andern tritt Feldspath noch mehr zurück, es erscheint ziemlich viel Erz, _ weniger Turmalin und Epidot, es sind dies Schiefer, wie sie bereits wiederholt beschrieben wurden. Als ausgesprochener Schiefer des Blasseneck-Gneisses ist eine Probe aus dem alten Bergbau in Kaisers- berggraben, rechter Hand, anzusehen. Das dünnblättrige, graugrüne, seidenglänzende Gestein besteht aus einem feinkörnigen und feinblätt- rigen Gemenge von Quarz und Muscowit, Feldspath kommt nur ganz vereinzelt vor. Ein noch feiner ausgebildetes Analogon ist der Schiefer vom Zauchsee. ?) Es müsste die Beschreibung der Gesteine von Donnersbachwald, Schladming am Eingang des Thales°), mit Ausnahme dessen, was auf den Feldspath Bezug hat, wiederholt, sollte das aus dem Utsch- graben bei Bruck an der Mur hier neuerlich geschildert werden. Es bildet Einlagerungen mitten im „Weissstein“. Ich habe bereits bemerkt ®), dass die Vorkommen von der Schreckalpe und von Labeneck im Taurach- thale mit den beiden oben genannten übereinstimmen und kann nur die Gleiehheit aller fünf neuerlich betonen. Der grüngraue weiche, „talkig*“ aussehende Schiefer aus dem alten Kupferbergbau im Kaisersberggraben stimmt ebenfalls sehr nahe überein, ist nur etwas gröber im “Korn. Eine Varietät aus dem Ranachgraben repräsentirt wieder die Carbonate führende Abtheilung, eine zweite von eben da und eine aus dem Kaisersberggraben die Epidot führende.) Schliesslich fehlt es auch in diesen tieferen Schichten nicht an einem Chloritoidschiefer. Er steht am Dürrenschöber nahe unter den Breceien an. Das feingefaltete lichtgelblich bis grünlichgraue Gestein -zeigt auf seinen schuppigen schwach seidenglänzenden Bruch- flächen zahlreiche dunkle Pünktchen. Wie die Prüfung lehrt sind diese Pünktchen kleine ziemlich dicke Blättehen von tief stahlgrünem bis blau- grünem Chloritoid. Er ist ein wesentlicher Bestandtheil des im übrigen aus Quarz und Muscowit bestehenden Gesteins. - Ohne tiefer auf die Consequenzen einzugehen, welche sich aus einem Vergleiche der hier gegebenen Beobachtungen mit jenen der oft eitirten beiden vorhergegangenen Arbeiten, ziehen lassen, muss doch bemerkt werden, dass sich schon jetzt mit ziemlicher Begründung hoffen !) A. a. 0. Jahrbuch 1883, S. 244. 2) A. a. 0. Jahrbuch 1884, S. 648. °») Ebenda 1883, S. 239—240. *) A. a. OÖ. Jahrbuch 1884, S. 654. ’) Siehe die beiden oft eitirten Arbeiten. 116 Verhandlungen. lässt, es werde die fortgesetzte petrographische Untersuchung dem Geologen werthvolle Aufklärungen in den Gebieten liefern, wo Folge- rungen aus den Lagerungsverhältnissen keine direeten Schlüsse erlauben. Es darf nicht vergessen werden, dass meine ersten Untersuchungen der Schiefergesteine fast nur der rein petrographischen Zusammensetzung galten, daher möglichst viele verschiedene Gesteine vorgenommen wurden. Damals schien es, als würde es kaum gelingen, für die ver- schiedenen Altersstufen durchgreifende Unterschiede aufzufinden, umso- mehr, als ja der Geologe nur im Stande ist, für das betreffende, ver- hältnissmässig engbegrenzte Gebiet die relative Altersfolge anzugeben. Aus dem Nachbarterrain, dessen Zusammenhang mit dem vorherigen durch mancherlei Verhältnisse nieht aufklärbar ist, kommt eine neue Serie von Gesteinen, die äusserlich sehr verschieden gegen die vor- herigen aussehen und von der wieder nur die relative Altersfolge gegeben werden kann. Wenn nun Gesteine aus solchen Serien nicht vollkommen übereinstimmen, scheint es sehr gewagt, sie geologisch nebeneinander zu stellen. Wir haben nun die Methode geändert und viele mehr gleiche — Gesteine aus Zigen dem Streichen nach verglichen, so liessen sich die Varietäten studiren und man erhält Anhaltspunkte, wie weit man überhaupt bei dem Zusammenfassen von Varietäten zu einer Gruppe gehen darf. Es stellt sich aber auch heraus, dass viele Gesteine, die den Serien nach Profilen entnommen wurden, mit den verschiedenen Varietäten im Streichen zusammenfallen. Es fällt mir heute nicht bei, die Behauptung aufzustellen, als seien sofort alle petrographisch gleichen Gesteine in einen Horizont zu- sammen zu werfen. In unseren Gleichungen sind noch immer zu viele Unbekannte, als das wir sie ohneweiters lösen könnten. Wo wir ganz eigenthümliche, speeifische Details bei sonst gleicher Beschaffenheit wieder finden, werden wir aber auch in Beziehung des geologischen Alters, abgesehen von dem makroskopischen Befund, Schlüsse ziehen dürfen. Warum sollte der letztere allein neben den Lagerungs- verhältnissen als leitend benützt werden? Die mikroskopische Beschaffen- heit kann ja nur allein einen Aufschluss geben bei jenen Gesteinen, die mit freiem Auge oder der Lupe nicht mehr mit voller Sicherheit aufgelöst werden können, umsomehr, als eine Reihe von sehr verschieden zusammengesetzten Gesteinen äusserlich ganz gleich aussehen. Zug 1 und 2 sind petrographisch gleich, im Zug 3 finden wir unter dem „Weissstein“ schon cinige Verschiedenheiten. Wenn wir noch weiter in’s Liegende gehen und z. B. den sehr feldspatharmen Gneiss vom Gipfel des Hennerkogels mit solchen früher untersuchten Serien vergleichen, so finden wir sofort die Verwandtschaft mit dem aus dem Seewigthale vor dem Bodensee. Der Gneiss aus dem Streekengraben (Brücke am Eingang), der ebenfalls weiter in’s Liegende fällt, steht dem „Blasseneck-Gneiss“ noch weit näher, schon fährt er aber braunen Biotit, ausserdem Granat u. 8. w. Man sieht also wohl, dass die nach verschiedenen Methoden fort- gesetzte Beobachtung die begründete Hoffnung bietet, solehe Merkmale zu finden, welche geeignet erscheinen, dem Geologen wichtige Hilfs- mittel für die Lösung seiner, in den krystallinischen Schiefergebieten so wesentlich schwierigeren Aufe sabe zu bieten. Bei der riesigen Masse N 2 Nr. 5 Sitzung am 16. März. A. Bittner. 117 des Materials und bei den eomplieirten Verhältnissen in der Natur, ist diese Arbeit keine kleine und überschreitet die physische Leistungs- fähigkeit des Einzelnen, selbst wenn er in der Lage wäre, seine ganze Zeit ihrer Bewältigung widmen zu können. A. Bittner. Ueber die Koninekiniden von Sct. Cas- sian, Speciell über das Auftreten einer der Koninckella (Leptaena) liasina Bouch. nahestehenden Form daselbst. Vor Kurzem (diese Verhandl. pag. 52) habe ich ein Vorkommen von Koninekinen im Lias der Ostalpen zu erwähnen Gelegenheit gehabt ; es wurde dabei bemerkt, dass dadurch sowohl als durch die Unter- suchungen von Munier-Chalmas — welcher zeigte, dass Leptaena liasina zu den Koninckiniden (Genus Koninckella) gehöre — die so- genannte Leptaenenfauna des Lias viel von ihrer bisherigen Isolirtheit verliere. Seither hat sich auch noch ein weiterer Anknüpfungspunkt zwischen dieser Fauna und der Brachiopodenfauna der alpinen Trias ergeben, welcher ebenfalls einer Erwähnung werth zu sein scheint. Beim Auswählen von zur Präparation tauglichen Stücken aus der Menge von Koninckina Leonhardt von Set. Cassian, welche das Museum der k. k. geolog. Reichsanstalt besitzt, fielen mir einige Exemplare durch die besonders schwache Entwicklung ihres Wirbels auf. Nach völliger Befreiung vom anhaftenden Mergel erwiesen sie sich als weitaus ver- schieden von Kon. Leonhardi, dagegen als der Koninckella (Leptaena) liasina überaus nahestehend, insbesondere den Abbildungen derselben, welehe Quenstedt in seinem Brachiopodenatlas, Tab. 54, gibt. Wie die schwäbischen Formen sind sie ziemlich variabel in der Gestalt, sie besitzen ein deutliches doppeltes Schlossfeld, einen an der Spitze durch- bohrten Wirbel der grossen und einen als winziges Höckerchen oder Knötehen vorspringenden deutlichen Wirbel der kleinen Klappe. Wie bei Koninckella liasina sind innere feste Spiralkegel vorhanden. Es _ dürfte ausser allem Zweifel stehen, dass diese Set. Cassianer Form, welche an Grösse bedeutend hinter der mitvorkommenden, weit häufigeren Koninckina Leonhardi zurücksteht und kaum grösser wird, als die schwäbische Koninckella lasina, thatsächlich wie diese zum Genus Koninckella Mun. Chalm. gerechnet und als triassische Vorläuferin der Kon. (Lept.) hiasina angesehen werden darf. Als solche mag sie bereits hier mit dem Namen Weoninchelie Bias ne nov. spec. be- zeichnet sein. Es wurden etwa 20 Exemplare davon vorgefunden. Bei KAoninckina Leonhard‘ wurde, eine alte Beobachtung von Suess, die seither von Zugmayer wiederholt worden ist, bestätigend, das Vorhandensein eines festen Spiralbandes ebenfalls sichergestellt. Dasselbe ist weit aufgerollt und besteht aus nur drei Umgängen, welche, wie einzelne Schliffe erkennen lassen, vollkommen mit den Spiraleindrücken der diekschaligen Klappen eorrespondiren. In der oben eitirten Mittheilung (diese Verhandl. pag. 55) wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Gattung Amphiclina Laube ohne Zweifel ebenfalls in die Gruppe der Koninckiniden gehöre, nachdem Herr Zugmayer an einer Art des Hallstätter Kalkes die Spiralkegel nachgewiesen hat. Seither ist es mir gelungen, diese Organe auch bei den beiden Set. Cassianer Typen Laubes, bei Amphielina dubia sowohi als bei Amphiclina Suessiüi Lbe, aufzufinden. Bei der grösseren Amph. 118 Verhandlungen. dubia bestehen sie aus 4—5 Umgängen, kehren ihre Basis der klei N (concaven), ihre Spitzen der grossen (eonvexen) Klappe zu und bestehe 25 wie bei allen diesen Formen aus zwei Lamellen, welche eine Art offener Rinne mit einander bilden, wie ebenfalls sehon” Zugmayer (Rhätische Brach. pag. 23, auch Davidson in Palaentogr. Soc. 1884, pag. 368, 369) bei verwandten Formen nachwies. Auch Koninckina Leonhardi, der Urtypus der Gruppe, besitzt diesen rinnenförmigen Bau der Spirallamelle in ausgezeichneter Weise. Die beiden Schenkel der Rinne divergiren nach auswärts vom Kegel und der untere der beiden Schenkel pflegt meist stärker entwickelt zu sein. Das gilt sowohl für Koninckina als für Amphiclina. 4 Ausser den zwei bereits von Laube beschriebenen Amphielinen kommt zu Set. Cassian noch eine dritte Art vor, welche grösser wird als die beiden anderen. Sie schliesst sich der Form nach an Amph. dubia an, unterscheidet sich aber dadurch, dass ihre Seitenränder fast flügelartig vorgezogen sind, wodurch der Umriss bedeutend modifieirt f wird. Sie möge Amphiclina Laubei nov. spec. heissen. a Es sei ferner noch hervorgehoben, dass auch in den Cardita- 4 schichten und in den Opponitzer Kalken der Nordalpen Koninckiniden — auftreten, so im Ennsthaler Gebiete an mehreren Stellen bei Johnsbach und Admont in den Carditaschichten (Verhandl. 1886, pag. 101), in der Gegend von Windischgarsten in den unteren Bänken der Opponitzer Kalke (= den Torer Sehiehten der Südalpen). Endlich mag noch erwähnt sein, dass eine sehr kleine, zierliche Art von Ampkielina im Salzburger Hochgebirgskorallenkalke (Korallen- rifffacies des Dachsteinkalkes) auftritt und zwar an der oft (Verhandl. 1884, pag. 365) erwähnten Localität Tristlwand im Hagengebirge in Arcesten führenden Gesteinen, die auch einige andere Brachiopoden- arten geliefert haben. Die Verbreitung dieser Gattung wird also ebenso wie jene von Koninckina eine immer allgemeinere in den oberen Trias der Alpen. Die ältesten Spuren von Koninckina wurden bis jetzt in den Ptychiten führenden Kalken (Schreyeralmschiehten) des Lercheck bei Berchtesgaden constatirt. F. Sandberger. Bemerkungen über einige Binnen-Con- chylien des Wiener Beckens. Herr Handmann hat mir noch eine kleine Suite zur Unter- suchung zugesandt, die ich bei einer anderen Gelegenheit erwähnt haben würde, wenn sie nicht ausser einem für das Wiener Becken neuen kleinen Planorbis (selenostoma Sandb.) aus der Gruppe des Pl. laevis Klein noch eine Form aus einer in anderen Tertiär-Becken weit verbreiteten, in diesem aber bisher unbekannten Familie enthalten hätte. Es ist das ein O'yelostomus, welcher dem ©. consobrinus ©. Mayer und (©. antiquus Lam. nahe verwandt ist, über dessen Stellung aber erst dann vollständig zu urtheilen sein wird, wenn es gelingt, ganz gut erhaltene Stücke zu finden, da das einzige mir vorgelegene durch Ab- rollung beträchtlich gelitten hat. Sowohl der kleine Planorbis als der Uyelostomus rühren aus der in den Verhandlungen von 1884 von Toula besprochenen Ablagerung mit Cerithium lignitarum von Set. Veit her, welche ungefähr dem Niveau von Grund entsprechen wird. So scheint es, als ob eine der seither im Wiener Becken vermissten Gattungen von Sitzung am 16. März.. Ph. Poöta., 119 Binnen-Conchylien nach der andern in demselben bei eifriger Nach- forschung entdeckt werden würde und gewiss werden diese später auch für die Beurtheilunz der klimatischen Verhältnisse zur Zeit der Ab- lagerung einzelner wichtiger Horizonte in diesem Beeken wichtig werden. Ich ergreife diese Gelegenheit, um einen Irrthum zu berichtigen, welcher wohl durch Verwechselung von einigen Nummern bei der letzten in den Verhandlungen der k. k. geol. Reichsanstalt 1885, S. 393 f., von mir be- sprochenen Sendung des Herrn Handmann entstanden sein muss. Planorbis Haueri, micromphalus und Valvata adeorboides rühren näm- lich, wie alle anderen dort aufgeführten Arten aus den Inzersdorfer Schichten von Leobersdorf her und nur Planorbis subangulatus Phil. aus dem Süsswasserkalke von Baden. Dem letzteren gehört dann ferner eine kleine bauchige Melanta an, welche Handmann in den Ver- handlungen 1885, S. 391 erwähnt und sehr richtig der Gruppe der M. Holandri Fer. zuweist. Mit einer lebenden Art dieser Gruppe stimmt die Badener nicht überein und da auch Planorbis subangulatus meines Wissens in Oesterreich, vielleicht das Küstenland ausgenommen, nicht lebend vorkommt, so wird man gut thun, die Entdeckung weiterer Mollusken- oder Wirbelthier-Reste abzuwarten, ehe man sich für jung- plioeänes oder pleistocänes Alter dieser Ablagerung entscheidet. Auch Herr Rzehak in Brünn hat mich mit Zusendung einiger neuer Formen aus den „Kirehberger Schichten“ Mährens (Verhand- lungen 1883, S. 208 f.) erfreut, worunter eine sehr interessante, schlanke gerippte Melanopsis (M. pseudoscalaria Sandb.) besonders hervortritt. Auch die schwäbisch-bayerischen Leitmuscheln Cardium sociale und solitarium sind in gut bestimmbaren Stücken darunter. Auch von hier dürfte noch manches Neue zu erwarten sein. Im alpinen Theile des Wiener Beckens sind die Kirchberger Schichten bisher unbekannt. Man würde sie dort unmittelbar unter der sog. sarmatischen Stufe (Cerithien- Schichten) zu suchen haben. Philipp Pocta. Notiz über eine neue Korallengattung aus dem böhmischen Cenoman. Bei der Sichtung des Korallenmateriales, welches im Museum des Königreiches Böhmen aufbewahrt ist, fand ich unter anderem auch eine neue, aus dem Hornsteine von Settenz bei Teplitz stammende Gattung, welche von weit niedriger Organisation ist, als wir dies bei den Kreide- korallen zu beobachten gewohnt sind. Der Korallenstock bildet inkrustirende, oft geworfene Platten mit horizontaler Oberfläche und besteht aus röhrigen, unregelmässig poly- gonalen und parallel zu einander gestellten Zellen, welche mit ihren Wänden verschmelzen. Nur ausnahmsweise sieht man eine Düplieatur der Wand, die dadurch entstanden ist, dass die Wände zwischen zwei benachbarten Kelehen nicht zusammengeflossen sind, sondern ihre Selbst- ständigkeit behalten haben. Die Oberfläche der Wände, sowie die der Septen sind mit feinen, aus winzigen Körnchen gebildeten Längsrippen bedeckt. Die Septa sind rudimentär entwickelt, in der Regel 5 (zuweilen auch 4) in einem Kelche, kaum in den Dritttheil der Zelle hineinragend und oben abgerundet. Einzelne Kelche sind sehr tief, hohl und ohne Querböden. Kein Säulchen vorhanden. K.k. geolog. Reichsanstalt. 18°6. Nr 5. Verhandlungen. 18 de u RE be ne 120 Verhandlungen. mir vorber eiteten,, ern na über böhmische Kr korallen näher zu beschreiben gedenke, ist ähnlich den paläozoischen Syringoporiden, Favositiden und Chaetetiden ziemlich problematisch. Die rudimentäre Entwickelung der Septa und der gänzliche Mangel an Querböden deutet darauf hin, dass diese neue Gattung am besten für eine Uebergangsform zwischen Tubulosen und Tabulaten zu betrachten ist. V. Hilber. Zur Frage der exotischen Blöcke in den Karpathen. I FR Eine Discussion, wie die hoffentlich nunmehr abgeschlossene, werden die meisten Fachgenossen mit Recht sehr sonderbar finden ; wenige aber dürften der Meinung sein, dass mein unten nochmals eitirter, mit „geringere Schwierigkeiten“ beginnender Satz eine Zurecht- weisung verdient hatte oder unrichtig sei. Deshalb glaube ich auch auf die neue umfangreiche Aeusserung meines geehrten Gegners ein- gehen zu dürfen, ohne fürchten zu müssen, dass mir die Schuld an einer für weitere Kreise geringes Interesse bietenden Auseinander- setzung beigemessen werde. Meine Abwehr gegen Herrn E. Tietze in Nr. 15 der vor Verhandlungen schloss mit der Ablehnung der Worte T.’s, dass ich „über den Ursprung der Blöcke genau dasselbe sage, wie er, nur mit wenig veränderter Stilisirung“*, welchem Satze Herr T. ein mir nicht sehr passendes Beispiel zugefügt hatte. Offenbar mit Rücksicht auf dieses letztere meint Herr T. in seiner neuesten Notiz (Verh. 1885, Nr. 16/17) über den Gegenstand in gleich ansprechender Form, dass ihm schon das Bedenken gekommen sei, sich vielleicht in zu drastischer Weise ausge- drückt zu haben, als ihm meine Mittheilung in Nr. 15 die Ueberzeugung verschafft habe, sich wohl noch nicht deutlich genug ausgesprochen zu haben. Die Worte „nur mit wenig veränderter Stilisirung“ klingen nun ganz so, als hätte ich die Ausführungen jenes Autors umstilisirt und für mein geistiges Eigenthum ausgegeben. Ich erlaube mir, gegen einen solehen ohne ‚Beweis hingestellten Vorwurf Verwahrung einzulegen, um so mehr, als Herr T. denselben auch in seiner neuesten Mittheilung nicht zurückzieht. Nieht minder merkwürdig erscheint mir der Satz T.’s: „doch bestimmen mich gewisse Gründe, welche in den eigenthümlichen Ent- wicklungsverhältnissen der geologischen Bestrebungen bei uns liegen, über die von Hilber geübte Kritik nicht mit Stillsehweigen hinwegzugehen“. Aus einem derartigen mystisch gehaltenen Satze in einer polemischen Mittheilung wird mancher nicht weiter unterrichtete Leser geneigt sein, an dem Gegner abträgliche Umstände zu denken, was Herr T. nicht berücksichtigt zu haben scheint. Da ich den Zusammenhang jenes Satzes mit unserer Discussion nicht verstehe, begnüge ich mich mit der Erklärung, dass ich eine Erörterung jener Entwicklungsverhältnisse nicht zu scheuen hätte. T.s Ausführungen laufen der Hauptsache nach darauf hinaus, mir vorzuwerfen, ich hätte die Nähe des Ursprungsortes der Blöcke als etwas in T.'s Darstellung nicht Enthaltenes dieser gegenübergestellt. Ich erwähnte indess ausdrücklich schon im Jahrbuch "md später in meiner Erwiderung, dass diese Nähe von T. selbst betont wurde. Denn „ein Nr. 5 Sitzung am 16. März. V. Hilber. 121 am Aussenrande der Karpathen vorhandener Wall“ (Jahrb. 1885, pag. 424) muss doch in der Nähe der Karpathen gelegen haben und der Satz: „Tietze’s Ausführungen gehen dahin, dass die Bestandtheile gewisser Conglomerate aus der Nähe ihres Fundortes stammen,“ (Verh. 1885, pag. 362) ist ebenfalls deutlich. Ich sagte: „Geringere Schwierig- keiten, als dieser Meinung stellen sich der blossen Voraussetzung einer nahe gelegenen Ursprungsstelle der erwähnten Fremdlinge, ihrer Weiter- wälzung durch die Uferströmungen und Einbettung in die Sedimente entgegen“ Y), das heisst: die blosse, also die von dem (vorausgängig besprochenen) Gesteinswall absehende Voraussetzung einer nahen Ur- sprungsstelle bietet weniger Schwierigkeiten, was ja selbstverständlich ist, da diese Behauptung die weniger weitgehende ist. Durch das Aus- lassen ?2) des Wörtchens „bloss“ in T.’s Citate (Verh. 1885, pag. 380) scheint es, ich hätte die Nähe des Ursprungsortes als etwas in seinen Ausführungen nicht Enthaltenes diesen gegenüberstellen wollen, während ich nur die Nähe ohne Gesteinswall der Nähe mit Gesteinswall ent- gegenhielt. T. sagt ferner, dass ich wegen meiner Behauptung , unsere Aus- führungen bezögen sich auf verschiedene Dinge (exotische Blöcke einer- seits, fremde Geschiebe im Conglomerat andererseits), keinen Anlass zu einer Gegenüberstellung unserer Anschauungen hatte; dazu ist zu be- merken, dass sowohl die eben erläuterte Art dieser Gegenüberstellung zu berücksichtigen ist, als auch dass eine gewisse Verschiedenheit zweier Dinge die Erörterung eines gleichen oder verschiedenen Ursprungs nicht auszuschliessen braucht. Bezüglich des von T. angezogenen Citates aus meinen „Studien in den ostgalizischen Miocängebieten“ erwähne ich Folgendes: Gerade aus der gesonderten Anführung der „fremdartigen Bestandtheile der Conglomerate der Salzformation“ einerseits, der „exotischen Blöcke im Eoeän der Karpathen“ andererseits, geht hervor, dass ich schon damals denselben Unterschied zwischen den. Geschieben der Conglomerate und den exotischen Blöcken gemacht habe, wie gegenwärtig. T. hätte höchstens tadeln können, dass ich ihm irrthümlich die Herbeiziehung der exotischen Blöcke für die Construction jenes Gesteinswalles unter- geschoben habe. Er bemüht sich zwar jetzt die Geschiebe der Salz- formation unter den exotischen Blöcken unterzubringen; es ist aber jedenfalls auffallend, dass er früher trotz mehrfach wiederholter Be- rührung der Frage immer vermieden hat, diese Bezeichnung dafür zu gebrauchen. Es darf deshalb nicht übel genommen werden, wenn jemand voraussetzt, er habe jene Geschiebe nicht unter die exotischen Blöcke gezählt. Und in der That, wenn wir normal geformte Bestandtheile von Conglomeraten, über deren Ursprung wir nichts Näheres wissen, in die !) Das ist zugleich der Satz, welcher Herrn T. die erste Veranlassung zu seinen polemischen Bemerkungen bot, was ich der Beachtung empfehle, und welcher von ihm als das Erzeugniss der Umstilisirung seiner Ausführungen hingestellt wird. ”) Hierbei dürfen wir thatsächlich berichtigen, dass jener Satz Herrn Hilber’s von Tietze in seiner ersten Mittheilung über vorliegenden Fall (Verh. 1885, pag. 302, Zeile 38) ohne jede Auslassung eitirt wurde, und dass in dem zweiten Artikel T.s, wo (pag. 380) die bisherige Discussion nur kurz recapitulirt wurde, die unter An- führungszeichen gegebenen Stellen jedesmal ohne Aender ung eitirt sind. (Anmerkung der Redaction.) 18* 122 Verhandlungen. mit dem Worte exotische Blöcke bezeichnete Erscheinung einreihen, erweitert sich diese zu einer ganz allgemeinen und in ihren neu hinzu- gefügten Bestandtheilen keineswegs so räthselhaften. Eine der wichtigsten Eigenthümlichkeiten des „exotischen“ Phänomens beruht auf dem zer- streuten Auftreten relativ grosser Gesteinstrümmer in einem relativ feinen Medium. Dies liess die Frage aufwerfen, wie es komme, dass gleich- zeitig mit einem feinkörnigen. durch nur schwache Wasserströmungen bedingten Absatz Gesteinsmassen abgelagert wurden, zu deren Be- förderung eine viel erheblichere Strömungsgeschwindigkeit erforderlich gewesen sein musste. Darum dachte man, wenn auch die Annahme eines zeitlichen Wechsels der Strömungsgeschwindigkeit darüber hinweg- helfen könnte, an andere Agentien, wie Treibeis, bewurzelte Baumstämme, Eruptionen. Darum war auch die Erörterung des Mechanismus der Einlagerung nothwendig; wo ich die Abwesenheit bezüglieher Ausführungen bei T. als Unterschiede unserer Darstellungen hervorhob, geschah dies, wie bereits dort erwähnt, zur weiteren Stütze meines Beweises, dass ich die Worte jenes Forschers nicht umstilisirt habe, ein Beweis, welchen eigentlich er im positiven Sinne zu leisten gehabt hätte. In der Stelle aus meinen „Studien“ habe ich statt des Wortes Gesteinswall den Ausdruck Gesteinszone gesetzt. Daraus schliesst T., dass ich beide Ausdrücke als für den vorliegenden Fall eleichwerthig angenommen. Wahrscheinlich ist mir in der That der Unterschied damals nicht auffällig geworden; aber einen Beweis für T. vermag ich darin auch in diesem Falle nicht zu erblieken. Denn daraus folgt nieht die Gleichwerthigkeit beider, ja nicht einmal meine Annahme einer solchen ; denn jeder Gesteinswall ist eine Gesteinszone, aber nicht um- gekehrt. Es gereicht mir schliesslich zum Vergnügen, meinem Gegner bei- stimmen zu müssen, dass sein Hinweis aus den neuen Studien auf die alten (Verh, 1885, pag. 381— 382 entgegen meiner Behauptung richtig war; ich hatte, wie aus meinen Citaten (ibidem, pag. 362) hervorgeht, die betreffende (von T. früher !) nicht eitirte) Stelle übersehen. C. L. Griesbach. Mittheilung aus Afghanistan. Auseinem Schreiben an Dr. E. Tietze aus dem Lager der Afghan Boundary Commission d. d. 17. Jan. 1386. Obwohl meine Pläne seit meinem letzten Schreiben wieder sich geändert haben, so werden mir Ihre werthvollen Abhandlungen über Persien doch von grossem Nutzen sein, denn soweit ich wenigstens bis Jetzt in Afghanistan, Turkestan und der Herat-Provinz gekommen bin, habe ich die geol Verhältnisse dieser Gegenden mit jenen der Khorassan- Provinz von Persien ganz ähnlich gefunden, welche offenbar schon bekannte Glieder der nordpersischen Schichtenreihen besitzt. Die Paropamisus- und Khorassan-Durehschnitte zeigten mir durch- gehends Schichten, welche, wenn nicht identisch mit indischen, so doch Vebergänge bilden von den caucasischen zu den Himalaya- Ablagerungen. 1) Her T. ersucht zu bemerken, dass er nicht veranlasst war, diess zur Abwehr von Hilber's Behauptung bestimmte Citat vor dieser Behauptung mitzutheilen. (D. R.) & EZ Ei ru er Wer u BP IST Sitzung am ]6. März. E. Döll. 123 Seit meinem letzten Sehreiben wurde ich wieder zur Commission zurückberufen, obgleich ich bereits am Wege nach Asterabad mich befand. Wir befinden uns jetzt im Winterquartier in Tschehorschambe, zwischen dem Murghab und Maimena und sind gegenwärtig eingeschneit; hoffentlich werden wir Anfangs März wieder weiter östlich rücken können, wenn die Grenze bis zum Oxus gezogen werden soll. Der Rückweg nach Indien wird wohl über das obere Oxusthal und Chitral erfolgen, und hoffe ich dann die wirklichen Bindeglieder sozusagen zwischen den Alburs-Sehichtenreihen und dem Himalaya wiederzufinden. „Grüne Schichten* habe ieh in mehreren Horizonten, aber sie dürften alle Ueber-Carbon sein. Ein wichtiger Horizont mit grünen Schiehten befindet sich unmittelbar über Ablagerungen mit P: Bohren semireticulatus, Athyris sp. ete., welche wohl identisch mit den obern „Kuling beds“ von Spiti sind und Ober-Carbon sein mögen. Ob diese grünen Schichten, welche nebst Brachiopoden auch un- deutliche Pflanzenreste und dünne Kohlenflötze führen, noch zum obersten Carbon oder Permo-Carbon gerechnet werden müssen, kann ich jetzt noch nicht sagen, aber so viel sebeint sicher zu sein, dass dieselben meinen untersten Otoceras-Schichten des Central-Himalaya entsprechen, welche älter sein dürften, als ich zuerst glaubte. Die Talchirs von Indien werden wohl auch in diesen Horizont hineinpassen. In derselben Schichtenfolge, aber höher oben, fand ich auch mächtige Entwicklungen von grünen Sandsteinen und Schiefern — enge verknüpft mit Eruptiv-Gesteinen — voll mit marinen,, wohl mittel- Jurassischen Fossilien und wohlerhaltenen Gondwana-Pflanzenresten. Vorträge. E. Döl. Ueber zwei neue Criterien für die Orien- tirung der Meteoriten. Es werden an den Meteoriten eine Brustseite und eine Rückseite unterschieden. Die Brustseite ist jener Theil der Meteoriten, welcher im Fluge nach vorne gerichtet, dem Anpralle der Luft ausgesetzt ist, während die Rückenseite nach rückwärts gekehrt war. Während die Brustseite den Widerstand der Luft zu überwinden hat, folgt im An- schlusse der Rückseite ein luftverdünnter Raum. Das eine der Kriterien zur Erkennung der Rückseite besteht darin, dass diese Rückseite mit mehr minder zahlreichen Eindrücken von flach- muscheliger Gestalt bedeckt erscheint. Das zweite Kriterium bildet die Farbe der Schmelzkruste der Rückseite. Während nämlich die Brustseite in der Regel tief schwarz erscheint, ist die Rückseite rothbraun, rothbraun bis kupferroth gefärbt, manchmal sogar mit einer oxydirenden Rinde überzogen. Die Ursache dieser Verschiedenheit liegt wohl darin, dass der Glühprocess des Meteors auf der Brustseite bei vollem Luftzutritt vor sich geht, während die Rückseite von luftverdünntem Raume umgeben bei Mangel an Luft erstickt. 124 Verhandlungen, D. Stur. Vorlage der Flora von Hötting im Inn: n nördlich bei Innsbruck. Diese Abhandlung wird nächstens in dem XII. Bande der Ab-- handlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt mit 2 Tafeln in Lichtdruck und 2 Zinkotypien versehen, erscheinen. Die Flora von Hötting besteht, nach dem reichlichen von den Herren: Prof. A. Piehler und Dr. 7. Blaas in Innsbruck zusammen- “2 gebrachten Materiale, aus folgenden Arten: Arundo ne Heer, Ohamaerops cf. Blech Heer, Salix sp. pl. Actinodaphne Höttingensis Ett. sp. 5 Frangula Eit. sp. Viburnum cf. Lantana L. (an Buchanania sp. seu Seme- "> | carpus sp.) 4 Acer cf. trilobatum > Br. cf. Ponzianum Gaudin „ sp. Sectionis: Palaeospicata Unestis sp. Dalbergia bella Heer. Diese Flora bietet in elimatologischer Hinsicht folgende vera schaftliche Beziehungen zu den Floren der Jetztwelt. Die Salices leben von dem äussersten Norden und den exponirtesten Alpen herab bis in die Tropen von Asien, Afrika und Amerika. Die Ahorne gehören der gemässigten Zone der nördlichen Hemisphäre an. Arundo lebt in den gemässigten und heissen Gegenden der ganzen Welt. Viburnum sind Sträucher der gemässigten Gegenden, sind aber auch in den Tropen Asiens und Amerikas, wenn auch seltener; wenn aber die Höttinger Pflanze sich als eine Anacardiaceae erweisen sollte, so ist zu beachten, dass Duchanania und Semecarpus indische Bäume seien. Chamaerops verweist auf heisse Gegenden des Mediterran und Indiens; Actinodaphne und Dalbergia sind tropisch asiatisch, während Önestis für tropische Gegenden Asiens und Amerikas spricht. Während also nur die Salıix sp. der Flora von Hötting, als Pflanzen des nordischen und des alpinen Klimas gedeutet werden können, weisen Arundo und die Ahorne auf gemässigtes, der grössere Rest der Arten aber auf ein subtropisches und tropisches Klima hin, das im Innthale zur Zeit der Ablagerung der Höttinger Kalktuffe und der bezüglichen Breceie geherrscht haben muss. Ein derartiges Klima ist zur Glacialzeit, also zur Zeit der Ablagerung der schweizerischen Schieferkohlen un- denkbar. Man wird daher nördlich von Innsbruck in dem Terrassen-Terrain des linken Ufers des Inn bei Hötting und Weiherburg folgende Gebilde zu unterscheiden haben. 1. Den gelblichweissen Kalktuff und die pflanzen- führende gelblichweisse Breecie von Hötting, welche beide die obige Flora in sich eingebettet führen, und nach dieser Flora nothwendiger Weise tertiär sein müssen und wahrscheinlich die Oeninger- Stufe darstellen. » Nr. 5 Sitzung am 16. März. A. Cathrein. 125 2. Die „rothe Breeeie“, welche in den Aufschlüssen bei Weiher- burg über den Gebilden der Grundmoräne, auch in der sogenannten Tegelgrube über dem Pinus montana Mill. führenden Tegel lagert, wird man als interglacial zu bezeichnen haben, da man auch über derselben rothen Breceie noch jüngere Glacialgebilde beobachtet hat. 3. Die Grundmoräne ist aus dem Detritus sowohl der Kalkalpen als auch der Centralkette gebildet, da die im Wasser leicht zerfallende Masse ausser Kalk und Dolomitdetritus auch einen Sand enthält, der aus Quarz, Feldspath, Biotit, Turmalin, Hornblende , Epidot (?) Augit und Rutil besteht. Die meist grösseren Kalk- und Dolomit-Geschiebe, die diese Thonmasse enthält, sind stets gekritzt, während die Stückchen der krystallisirten Gesteine meist so klein sind, dass man deren eventuelle Kritzung nieht bemerken kann. 4. Sehr wichtig ist endlich der pflanzenführende Tegel der Tegel- grube westlich bei Weiherburg. Es wäre eine sorgfältige Aufsammlung der in diesem Tegel auftretenden Pflanzenreste sehr erwünscht. Nach- dem die bisherige Aufsammlung idente Zapfen von Pinus montana mit jenen von Utznach und Dürnten geliefert hat, liegt die Hoffnung vor, dass sich in der Tegelgrube auch die übrigen Arten, die Heer in der Schieferkohlenbildung der Schweiz nachgewiesen hat, am Inn finden lassen werden. Literatur-Notizen. J. P. OReilly. The Phosphorite nodules of Podolia. Aus d. Journal of the Roy. geolog. society of Ireland. London, Dublin und Edinburg 186. Dieser Aufsatz schliesst sich grossentheils an die in unserem Jahrbuch (1871) veröffentlichten Untersuchungen Schwackhöfer’s an. Doch weicht der Verfasser be- züglich der Erklärung der chemischen Vorgänge bei der Bildung der Phosphoritknollen in einigen Punkten von den genannten Untersuchungen ab, insofern er Markasit als das ursprüngliche Mineral ansieht, aus dem sich der Phosphorit gebildet habe und unter gewissen Umständen auch anderwärts bilden könne. Die Anwesenheit von Mar- kasit, so schliesst der Verfasser, könnte auf diese Weise leitend zur Aufsuchung von Phosphoritlagerstätten werden. (E. T.) W. Dames. Die Glacialbildungen der norddeutschen Tiefebene. Aus d. Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge herausgegeben von Virchow u. Holtzendorff. Berlin 1886. Auch der Fachmann wird dem Verfasser für diese populäre, übersichtliche Dar- stellung Dank wissen, in welcher unter eingehender Berücksichtigung der speciell auf Norddeutschland bezüglichen hierher gehörigen Literatur in klarer Weise die Vorgänge bei der Bedeckung Norddeutschlands durch Inlandseis und die daraus hervorgegangenen Fildungen beschrieben werden. (E. T.) A. Cathrein. Neue Flächen am Adular. Groth’s Zeit- schrift f. Krystallographie ete. Bd. XI, 1885, S. 113—119, Taf. II. An Krystallen vom Gotthard wurde die neue Form e (506) und eine solche beob- achtet, für welche nur das allgemeine Zeichen (h, h + 1, !) gegeben werden kann, Krystalle von San Piero auf Elba haben eine neue Pyramide d (12.10.]). An Krystallen vom Schwarzenstein im Zillerthal liess sich das Vorhandensein von £ (201) nachweisen. Diese Fläche wird bereits von Naumann, Quenstedt und Miller angeführt, Hessenberg glaubte die Angaben auf eine Verwechslung zu- rückführen zu müssen, wogegen die Form jetzt sichergestellt ist. Drei andere Formen (Pyramiden) können nur mit allgemeinen. Zeichen angeführt werden, (B. v. F.) 126 Verhandlungen. Hj. Sjögren. Om jernmalmerna vid Moravieza och Dognäcska i Banatet. (Geologiska Föreningens i Stockholm För- handlingar, Bd. VII, pag. 38.) Gelegentlich eines längeren Ausfluges in das vielstudirte Gebiet von Moravieza und Dognäcska im Temesvarer Banat im August 1883 ist der Verf, zu Anschauungen ji bezüglich des geologischen Auftretens und der Genesis der dortigen Eisenlager ge- kommen, welche von den bisherigen wesentlich abweichen. Der Verf. glaubt nämlich analoge Verhältnisse erblicken zu sollen mit den von ihm wohl studirten schwedischen Eisenerzlagern, etwa in Wermland und Dalarne, demzufolge auch die Banater Eisen- erzlager nicht als Contaetbildungen im Zusammenhange mit den Banatiten, resp. Quarz- dioriten aufzufassen wären, sondern als wirkliche Lagerstätten. Die Profile von Eleonora, Sophia, Delius u. a. zeigen demzufolge die Erze als Lager im Liegenden des krystal- ; linischen Kalkes, der im Gebiete des mit dem schwedischen Hälleflintgneisse identificirten Gneisses auftritt, ohne jeglichen Zusammenhang mit einem Eruptiv- gestein, welches, wie sonst angenommen wird, an dem Jurakalk seine metamor- phosirende Wirkung geübt hätte. Die mit dem Eisenerze vergesellschaftete und aus Granat, Pyroxen und Amphibol bestehende Lagerart wird gleichfalls für identisch er- klärt mit der an manchen schwedischen Erzlagern auftretenden. Nicht an den Contact mit dem Eruptivgestein, sondern an die Grenze zwischen Kalk und Hälleflintgneiss sind somit die Erzlager gebunden. Verf. gibt eine eingehende petrographische Schilderung der Hälleflintgneisse, der weiters auftretenden grauwackenartigen Bildungen, der Kalke und der sie einschliessenden „Bergart“ mit ihrem Mineralienreichthum, sowie der von Cotta, Szabo und Niedzwiedzki studirten Quarzdiorite, Eine nette geologische Karte, sowie Profile schmücken die Arbeit. In erweiterter Form und durch eingehende Vergleiche mit schwedischen Analogien unterstützt, wird dieselbe demnächst in’s Deutsche übertragen im Jahrbuche der geo- logischen Reichsanstalt erscheinen, wie auch der Verf. für unsere Publicationen Reise- berichte vorbereitet über seine nach Chiwa und Merw, nach Partien des Kaukasus und des armenischen Hochlandes unternommenen geologischen Touren, (©. v. C.) Emil Danzig. Ueber das archäische Gebiet nördlich vom Zittauer und Jeschken-Gebirge. — Sitz.-Ber. und Abh. d. Isis, 1884, Juli-December. Indem das vom Verf. in Untersuchung gezogene Gebiet auch auf österreichisches Territorium herübergreift, sei die vorliegende Arbeit, deren Hauptzweck für den Verf. in der Beantwortung der Frage nach der Entstehung der Granite und der Ermittelung der Verbandverhältnisse zwischen den Schiefern des Jeschkengebirges und den Gneissen am Nordfusse desselben gelegen war, an dieser Stelle kurz erwähnt. Allerdings erhellt, was gerade den böhmischen Antheil des Untersuchungsgebietes betrifft, aus der Literatur- zusammenstellung des Verf., die ausser den Cotta’schen Erläuterungen zu der alten Karte von Sachsen nur eine Programmarbeit von Friedrich in Zittau aufzählt, sowie aus der Arbeit selbst, dass dem Verf. die betrefienden Aufnahmsarbeiten für den böhmischen Antheil des Gebietes von Jok&ly entgangen sind, sowie nicht minder die das Gebiet betreffenden Theile von Roth’s Erläut. z. geogn. Karte d. niederschles. Geb. Doch was den eigentlichen Inhalt der Arbeit betrifft, sei angeführt, dass dem Verf. nach den Lagerungsverhältnissen die Entstehung des Rumburggranites als eine sedimentäre ausser Zweifel und dass auch für die zweite Art, den „Lausitz-Granit“, dieselbe anzu- nehmen ist. Eine Reihe von Beobachtungen wird eitirt, welche diesen Schluss stützen sollen. Indem die kgl. sächsische Landesaufnahme, welche mit dem jetzt in Vorbereitung befindlichen Blatte Stolpen (H. Credner, Die geologische Landesuntersuchung von Sachsen, 1885) bereits auch im südlichen Theile von Sachsen die Elbe überschritten hat, das in vorliegender Arbeit besprochene Gebiet der Detailaufnahme unterziehen wird, werden in nicht zu ferner Zeit zuverlässige Resultate und ein Urtheil über die vom Verf. ausgesprochenen Anschauungen zu gewärtigen sein. (©. v.C) 4 Dane von Alfr = Hölder, k. r= Hof- und Universitäts" Buchhändler i in Wien, " Rothenkkih 19, Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 13. April 1886. Inhalt: Eingesendete Mittheilungen: F. Toula. Neuer Inoceramenfund im Wienersandstein des Leopoldsberges bei Wien. A. Rzehak. Die Neogenformation in der Umgebung von Znaim. A. Bittner. Bemerkungen zu Herrn G.Geyer’s Arbeit: „Ueber die Lagerungsverhältnisse der Hierlatzschichten.“ — Vorträge: C. M. Paul. Zur Geologie der westgalizischen Karpathen. Dr. V. Uhlig. Ueber das Gebiet von Rauschenbach. — Literatur- Notizen: F. Bayberger. F. Herbich. F. Karrer. M. Melnikow. A. Wüllner und O0. Lehmann. K. Koschinsky. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. Franz Toula. Neuer Inoceramenfund im Wienersand- stein des Leopoldsberges bei Wien. Der grosse Inoceramus (In. Haueri Zugm.), welchen H. Zug- mayer auf einem Werksteine entdeckte, stammt bekanntlich aus dem Maurer’schen („Wenisch“-) Steinbruche oberhalb der Haltstelle der seither aufgelassenen Drahtseilbahn. (M. vergl. die Skizze Zugmayer's: Verh. 1875, pag. 294). Die Schichte, aus welcher der betreffende Stein stammt, konnte nicht angegeben werden. Neuerlich hat H. Keller, nachdem er kurz vorher das Vorkommen von Inoceramen bei Pressbaum wahrgenommen hatte (Verh. 1883, pag. 191), auch im Kahlengebirge, u. zw. bei Kilometer 4704 der Zahnradbahn „einen deutlichen Abdruck eines Stückes Inoceramus“ aufgefunden (Verh. 1884, pag. 233). -Bei Gelegenheit der ersten diesjährigen Exeursion mit meinen Zuhörern glückte es, in dem Einschnitte der ehemaligen Drahtseilbahn, in anstehenden ‚” mit Fucoiden-Kalkmergeln abwechselnden Schichten, einige Fossilreste zu finden. Die Fundstelle befindet sich an der nordwestlichen, zur Donau niederblickenden linken Seite des Einschnittes, etwas oberhalb der Holz- brücke des Klosterneuburger Waldweges, welche darüber hinführt. Die Schichten sind im Einschnitte, wie schon Zugmayer andeutete, etwas gestört. Sie sind steil aufgeschichtet, theils vollkommen, theils annähernd vertikal stehend. Im Streichen zeigt sich eine kleine Veränderlichkeit, indem die Schichten zwischen hora 3 und 4 streichen. Beim Fundorte stehen die Schichten fast vertical (Fallen 89° SO.), einige Schritte weiter abwärts, knapp an der Brücke, fallen sie mit 79° nach SO., eine K.k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 6. Verhandlungen. 19 128 Verhandlungen. Streeke weiter oberhalb dagegen fallen sie mit 68 nach NW. (Streichen hier hora 4). Die betreffenden Schichten erscheinen somit in eigen thümlicher Weise gedreht. E Das Gestein, aus welchem die Fossilreste stammen, ist ein sehr feinkörniger Sandstein mit reichlichem, kalkig-thonigem Bindemittel und zeigt dunkelgraue Thonsteinlagen in der Mitte der Bänke. Auf den Sehiehtflächen fanden sich neben einigen zerbrochenen Schalenstücken, durch die Faserung als von Inoeeramen stammend charakterisirt, einige kleine wenig gefaltete Ostreen, bei welchen man an Ostrea semi- plana Sow. denken konnte und ein zum grossen Theile mit der Schale erhaltener Inoceramus, mit ziemlich derben concentrischen Runzeln und feiner Zwischenstreifung. Der gerade Schlossrand ist zum Theile ganz wohl erhalten und lässt die seichten Bandgrübehen deutlich erkennen. Dieselben erscheinen etwas weiter und flacher als Zittel (Bivalven der Gosaugebilde, Taf. XIV, Fig. 14) bei Inoceramus Oripsi Mant. angibt. In den übrigen Eigenschaften , in Grösse, Form und Wölbung und auch in der Runzelung der Schale würde unser Exemplar mit der eitirten obercretacischen Form, und zwar mit den von Zittel als var. typica bezeichneten Formen recht wohl übereinstimmen, wenn- gleich die Runzelung gegen den Hinterrand zu bei unserem Exemplare noch weniger scharf erscheint.!) Ein Fragment einer kleinen, austernartigen Muschel hat bekanntlich Prof. R. Hörnes in der Nähe des Maurer’schen Steinbruches gefunden (Zugmayer ]. c. 294). Erwähnen möchte ich noch, dass ich auch in einem zugeführten Sandstein-Bruchstücke an dem Fahrwege nach dem Kahlenberge, ober- halb der Localität „Grünes Kreuz“, eine kleine austernähnliche Schale auffand. Vergleicht man die bis nun bekannt gewordenen Inoceramen-Fund- punkte, so liegen sie alle in der Nähe desselben „Mergelkalkzuges“, der sicb nach D. Stur’s Karte vom Kahlenberg über die Sofien-Alpe bis nach Purkersdorf-Pressbaum verfolgen lässt. Vielleicht gelingt es, in seiner Nachbarschaft auch an anderen Stellen den Inoceramen- Horizont aufzufinden. A. Rzehak. Die Neogenformation in der Umgebung von Znaim. Die Stadt Znaim liegt bekanntlich an der Ausmündung des tief in archaische Gebilde eingeschnittenen, durch seine landschaftlichen Reize berühmten Thayathales. Mächtige quartäre Schotter- und Löss- massen bedecken das hoch über dem Flusse sich erhebende Plateau, auf welchem die Stadt sich ausbreitet, während in den tiefer einge- . rissenen Schluchten und an vielen künstlichen Aufschlüssen auch Ab- lagerungen der Tertiärformation beobachtet werden. Ueber diese letzteren finden sich in der Literatur nur sehr dürftige Angaben; ich habe des- halb einen kurzen Aufenthalt in Znaim benützt, um einige der Unter- suchung der dortigen Tertiärbildungen gewidmete Excursionen zu machen ‘!) Herr Director Stur hat auch das erste, so lange verschollen gewesene Fund-. stück vom Kahlenberg auf eine obercretacische Form (Jnoceramus Cuvwieri Sow.) zurückgeführt. (Verh. 1872, pag. 82.) Sitzung am 13. April. A. Rzehak. : 129 und theile in den nachfolgenden Zeilen das Ergebniss dieser Unter- suchung mit. Im Allgemeinen lassen sich im Tertiär der Umgebung von Znaim zwei Hauptglieder unterscheiden, nämlich: weisser oder graugelber Sand als unteres und bläulicher oder grünlicher Letten als oberes Glied. Der Sand besitzt eine weite Verbreitung und ist wahrscheinlich identisch mit dem „scharfen Quarzsand“*, welchen Prof. Suess in seinen elassischen „Untersuchungen ete.* (Sitzgsber. Ak. Wiss. 1866, 54. Bd., pag. 107) aus der Gegend von Retz erwähnt. Leider ist dieser Sand an allen von mir untersuchten Localitäten vollständig fossilleer; bei Retz enthält er nach Suess nierenförmige Massen von hartem Sandstein (feste Sand- steinplatten im losen Sand beobachtete ich bei Kl.-Tesswitz) mit Pholadomya alpina, Leda pella, Pecten gigas, Teredo und anderen Fossilresten. Uebrigens dürften auch in der Umgebung von Znaim fossilführende Sandsteine vorkommen oder vorgekommen sein; wenigstens finden sich in der Sammlung der technischen Hoch- schule Gerölle von Sandstein mit grossen Turritellen von Mühlfraun (bei Znaim) und Proben eines Sandsteins mit Blattabdrücken von Erd- berg bei Znaim. Der grünlichgraue Thon wird im Weichbilde der Stadt bei Fun- dirungen nicht selten angetroffen; ich hatte zufällig Gelegenheit, eine ziemlich tiefgehende Fundirung zu sehen, und fand unter der aus Lehm, Kies und Schutt bestehenden Diluvial- und Alluvialdecke zunächst gelben Letten, der nach unten weisslich, noch später bläulichgrau und sandig wird. Organische Reste konnten in diesen Letten nicht nach- gewiesen werden. Dagegen war ich so glücklich, auf dem Wege gegen die Porzellanfabrik noch vor der Bahnübersetzung eine kleine Grube zu finden, in welcher ein undeutlich horizontal geschichteter, grünlicher Tegel mit kalkigen, weissen Lagen und verwitterten Fossilien zu Tage trat. Aus diesem Tegel gewann ich nachfolgende Fossilien: Ostrea giengenensis Schloth. — Häufig. Mytilus Haidingeri M. Hoern. (abgerollte Fragmente). — Nicht selten. Oytherea sp. (Bruchstück einer in M. Hoernes’ Werk nicht aufgenommenen Form.) Cardium (turonicum? Mayer). — Bruchstücke, selten. Congeria sp. ind. — Sehr seltene Bruchstücke. Cerithium moravicum M. Hoern. — Sehr häufig. "Neritina sp. — Selten. (Unvollständige, jedoch mit brauner Zeichnung versehene Schalen.) Nematurella Sandbergerin. f. — Sehr häufig im Schlämm- rückstand. Hydrobia ventrosa Mont. (Paludina acuta M. Hoern.) — Sehr selten. Fischotolithen. An Foraminiferen ist dieser Tegel sehr arm; es fand sich bisher nur eine einzige Form, eine Rotalidee aus der Gruppe der R. Beccarti, von dieser jedoch verschieden. Dieser Tegel entspricht wohl dem blauen, blättrigen Tegel von Platt, welcher daselbst (nach Suess, l.c., pag. 129) auf Schlier 19* 130 Verhandlungen. lagert und abgerollte Stücke von Mytilus Haidingeri und Östrea giengenensis enthält. In einem Wasserriss, nahe an der Strasse gegen Zuckerkandl, konnte ich zwischen dem unten liegenden weissen Sand und dem über- lagernden grünlichen Tegel eine etwa 40 Centimeter mächtige Zwischen- schichte beobachten; dieselbe besteht aus bräunlichgelben, geschichteten Thonmergel mit zahlreichen verdrückten und schlecht erhaltenen Cardien, Abdrücken von (er. moravicum und Spuren anderer Conchylien. Ueber diesem Mergel liegen zahlreiche Bruchstücke von Ostrea giengenensis, und scheint diese Ablagerung im Leskathale ziemlieb verbreitet zu sein, da sich ein ganz ähnlicher Mergel mit denselben Cardien und der Localitätsangabe „Lesken“ bei Znaim in der Sammlung des k. k. Hofmuseums vorfindet. Eine Ortschaft des Namens „Lesken* existirt bei Znaim nicht und ist daher der Name in Leska-Thal umzu- wandeln. Die Cardien sind in der erwähnten Sammlung als ©. apertum bezeichnet, jedenfalls irrthümlich; sie scheinen vielmehr, so viel man nach der schlechten Erhaltung schliessen kann, mehr den als (©. edule bezeichneten Formen unseres Neogen zu entsprechen. Die eben erwähnte Mergellage dürfte vielleicht auch die „Fisch- schiefer* von Neustift (Vorstadt von Znaim) repräsentiren; anstehend waren diese bei einer Kellergrabung entdeckten Schiefer nicht aufzu- finden. Suess hält dieselben (i. ec. pag. 128) für ein Aequivalent des Schliers. Was das Alter der hier geschilderten Ablagerungen anbelangt, so möchte ich die liegenden Sande der oberen Abtheilung der I. Mediterran- stufe, die hangenden Tegel aber den „Grunder Schichten“ zeitlich gleich- stellen. A. Bittner. Bemerkungen zuHerrn G. Geyer's Arbeit: „Ueber die Lagerungsverhältnisse der Hierlatzschichten.“ Im soeben erschienenen ersten Hefte unseres Jahrbuches für 1886, pag. 215, veröffentlicht Herr G. Geyer einen Aufsatz: „Ueber die Lagerungsverhältnisse der Hierlatzschiehten in der südlichen Zone der Kalkalpen zwischen Pass Pyhrn und dem Achensee.“ Derselbe behandelt unter Anderem auch Gebiete, die ich vor Kurzem zu begehen Gelegenheit hatte, speciell die Salzburger Kalkhochgebirge. Bereits in diesen Ver- handlungen 1885, pag. 293 ff. hat derselbe Autor einen längeren vor- läufigen Bericht publieirt, der ebenfalls zum Theile das von mir auf- genommene Gebiet zum Gegenstande hat. Da nun in diesen beiden Publieationen Geyer’s einige Stellen vorkommen, in welchen derselbe Mittheilungen macht, welehe mit von mir bereits früher publieirten Beobachtungen identisch sind, oder aber Angaben bringt, welche von mir publieirten Angaben aus demselben Gebiete direct widersprechen, ohne dass aber in dem einem wie in dem anderen Falle Geyer sich auf diese älteren Beobachtungen beziehen würde, so halte ich es, weil es ja doch möglich ist, dass ausser mir auch sonst Jemand die diesbezüglichen Stellen zu vergleichen in die Lage kommt, und weil es überhaupt nicht vortheilhaft ist, wenn Wider- sprüche in der Literatur länger als nöthig bestehen bleiben, für an- gezeigt, im Folgenden eine kurze Darlegung über die strittigen Punkte zu geben. Sitzung am 13. April. A. Bittner. 131 Da Herr Geyer, Verhandlungen 1885, pag. 294, selbst angibt, er habe auch die Kalkstöcke des Tennen- und Hagengebirges einer ein- sehenden Aufnahme unterzogen, so wird er gewiss gerne bereit sein, die volle Verantwortlichkeit für seine diesbezüglichen Mittheilungen zu übernehmen, desgleichen wird er die Verantwortlichkeit für alle in seinem oben erwähnten vorläufigen Berichte enthaltenen Angaben umso- weniger ablehnen können, als er sich in seiner ausführlichen Arbeit, pag. 273 [59], speciell was die tectonischen Verhältnisse des Gebietes anbetrifft, direct auf jenen Bericht bezieht. Pag. 272 [58] seiner Jahrbuchsarbeit sagt Herr @eyer: „Die dunkel- grauen Dachsteinkalke der Nordseite des Tennengebirges gehören der karnischen Stufe an; sie führen nächst der Trieklalpe Durchschnitte von hochgethürmten Chemnitzien.* Und einige Zeilen weiter: „weiter südlich auf dem Hochpfeiler sieht man rothe Kalke mit den grauen oberen Dachsteinkalken wechsellagern und ihre rhätische Natur docu- mentiren.“ Herr Geyer ist also offenbar im Stande, hier rhätische und karnische Dachsteinkalke präeis zu unterscheiden, und zwar spricht er es ganz apodietisch aus, dass die Dachsteinkalke der Nordseite des Tennengebirges der karnischen Stufe zufallen. Mir schien es bisher zu den schwierigsten Aufgaben zu gehören, mitten durch den Dachstein- kalk irgendwelche Grenzen zu ziehen und auch andere, competente Personen haben so gedacht; ja über eine Unterscheidbarkeit in karnische und rhätische Kalke hat man vor 1883 (Verhandl. pag. 290) kaum irgend etwas Bestimmtes gewusst, während meines Wissens präcise Anhaltspunkte, nach welchen eine solche Trennung vorgenommen werden könnte, bis heute überhaupt nicht publieirt worden sind. ?) Man hat daher gegründete Ursache, in Geyer’s Arbeit selbst nachzuschlagen, um etwaige Angaben über jene Trennungsmerkmale zu finden. Pag. 255 theilt Geyer auch wirklich Einiges darüber mit. Speciell das Vorkommen kleiner Megalodonten im karnischen, grosser bis riesiger Zycodus- und Dicero- cardium-Arten im rhätischen Dachsteinkalke ist es, welches nach E. v. Mojsisoviecs eine Trennung beider Niveaus ermöglichen soll. Da muss denn bemerkt werden, dass ich aus dem Dachsteinkalke der Nord- abhänge des Tennengebirges dicerocardienartige Formen von ganz an- sehnlichen Dimensionen (bis 2 Deeimeter Länge) selbst gesammelt und noch weit grössere gesehen habe. Entweder also, diese Bivalven kommen auch im karnischen Dachsteinkalke vor und die Unterscheidung von karnischem und rhätischem Kalke ist mit ihrer Zuhilfenahme nicht möglieh, oder Herr Geyer hat Unrecht, wenn er die Dachsteinkalke des Tennengebirges in so kategorischer Weise für karnisch erklärt. Was nun die hochgethürmten Chemnitzien anbelangt, so könnte es scheinen, als ob diese für Geyer hier ausschlaggebend gewesen seien; doch findet sich in seinem ersten Berichte, Verhandlungen pag. 295, die An- gabe, dass diese hochgethürmten Chemnitzien in den rhätischen Kalken vorkämen. Das ist also ein noch unaufgeklärter Punkt. !) Noch 1874, Jahrb. 116, 117, bezweifelt E. v.Mojsisovics, dass der obere Theil des Dachsteinkalkes eine Facies der rhätischen (Kössener) Schichten sei. Im Jahre 1879 (Dolomitriffe, 74) sagt derselbe Autor: „Wo die Facies des Dachsteinkalkes durch die rbätische Stufe hinaufreicht, ist in der Regel die Grenze gegen die karnischen Dachsteinkalke schwer oder gar nicht zu bestimmen.“ 132 Verhandlungen. Pag. 294 des Verhandlungsartikels heisst es: „Die von Bittner constatirten, von v. Mojsisovies als Riff erkannten massigen Gipfelkalke des Göll ete.* Ich anerkenne nun zwar bereit- willigst die Verdienste eines Jeden, wer immer es sei, lege aber nicht den geringsten Werth darauf, als dunkler Hintergrund für die leuch- tenden Verdienste dritter Personen gebraucht zu werden, und das umso- weniger, wenn ich, wie in diesem Falle, gar keinen Grund für die Anweisung einer solchen Stellung erblicken kann. Denn bereits im Jahre 1882, Verhandlungen 236, habe ich angeführt, dass der Zug des Hohen Göll besonders gegen Süden ganz und gar den Eindruck eines mächtigen Riffes mache und auch die Gründe dafür angegeben. Ich kann also selbst den Anspruch erheben, den Gipfelkalk des Göll nieht nur als überhaupt vorhanden constatirt, sondern auch seine Rift- natur erkannt zu haben. Herr Oberbergrath v. Mojsisovics dagegen hatte erst im Juli 1884 Gelegenheit, die Südabhänge des Göllzuges kennen zu lernen. Die oben angeführte feine Distinetion des Herrn Geyer ist also gegenstandslos. In Verhandlungen pag. 297 wird die Störungslinie von ausser- ordentlicher Bedeutung hervorgehoben , welehe das Hagengebirge vom Göll scheidet‘ und welche zugleich das Tennengebirge gegen Norden begrenzt. Ebenda findet sich die Angabe, dass nach, meinen Beob- achtungen im Bluntauthale Werfener Schiefer aufgeschlossen seien und diese Angabe wird als eine Art von Beleg für die von Geyer nach- gewiesene Störungslinie benützt. Nun habe ich aber merkwürdiger Weise diese letztere Beobachtung gar nicht publieirt, auch Herrn Geyer mündlich nicht mitgetheilt, dagegen habe ich allerdings von den Bruch- linien, die das östliche Tennengebirge durchsetzen, den Nordabhang desselben begrenzen und das Torennerthal durchziehen, wiederholt (Verhandlungen 1882, 235; 1884, 79, 362, 363 und 364, Anmerkung 2) gesprochen. Da nun Herr Geyer nicht für nöthig hält, das zu eitiren, den Umstand des Auftretens von Werfener Schiefer dagegen als von mir beobachtet anführt (welcher Umstand schon deshalb von untergeordneter Bedeutung ist, weil dieses Vorkommen ja nur als Fortsetzung des längst schon von Gümbel jenseits des Jochs nachgewiesenen Vorkommens gelten kann), so mag vielleicht dem Leser der Eindruck hinterbleiben, als ob ich zwar bei meinen Begehungen hie und da eine minder wichtige Einzelnheit aufzufinden im Stande gewesen wäre, während es mir ver- sagt blieb, die grossen, den landschaftlichen Charakter des Gebietes beeinflussenden geologisch-teetonischen Züge zu erkennen, deren Ent- deckung erst Herrn Geyer vorbehalten war. Zudem erhellt aus der an- geführten Stelle, dass Herr Geyer bei seinen Begehungen meine Aufnahmskarten benutzt hat, und es wäre schon deshalb nicht ganz unangezeigt gewesen, wenn er auch meine Berichte etwas vollständiger gelesen und angeführt haben würde. Ich habe aber einem derartigen Vorgehen gegenüber keinen wie immer gearteten Grund, diese Be- merkungen zurückzuhalten. Pag. 274 [60] seiner Jahrbuchsarbeit sagt Geyer: „Das Riff des südlichen Hagengebirges breitet sich über das ganze Steinerne Meer aus“ — und ebenda weiter unten: „Das Vorherrschen massiger Kalke verleiht dem Steinernen Meere einen ganz anderen E. 4 Sitzung am 13. April. A. Bittner. 133 physiognomischen Habitus, als jenen des Dachsteins und Todtengebirges. Namentlich ist es die so charakteristische, ausserordentlich regelmässige Bankung, welche diesem Gebirge fast vollständig fehlt, wodurch die typische Entwicklung von Karrenfeldern unterbleibt. Trotzdem hat auch hier die Erosion die rundbuckligen Absonderungsmassen der Uebergussschichtung unterwaschen und zer- fressen“ u. s. w. Man wird zugeben, dass das ganz allgemein gehaltene Sätze sind, die sich nicht auf einen bestimmten Theil, sondern auf die ganze Erstreckung des Steinernen Meeres beziehen. Nun ist es doch sonderbar, dass man auf dem zumeist begangenen Wege von der Ramseiderscharte zum Funtensee fast nichts von ungeschichteten oder nur undeutlich geschiehteten Kalken, sondern fast ausnahmslos nur (und zwar von der südlichen Kante des Plateaus angefangen) auf’s Deutlichste geschichtete Dachsteinkalkmassen antrifft, welche bei nördlichem bis nordwestlichem Einfallen, so weit das Auge das zu erkennen gestattet, nach Osten und Westen in grösster Regelmässigkeit fortstreichen. Schon die Gipfel des Persal- und Breithornes, des Schöneck und Hochzink bestehen aus solehen prachtvoll geschichteten Dachsteinkalken und die Schichtflächen dieser Kalke sind von Karrenfeldern bedeckt, die, was ihre Ausbildung anbelangt, kaum übertroffen werden können. Pag. 281 [67] heisst es: „Dr. Bittner hat dieselben (rhätischen) Zwischenschichten nächst der Buchauerscharte am Südrande des Steinernen Meeres beobachtet. Ohne Zweifel müssen sie alsheteropische, den Kössener Schichten entsprechende Einsehaltungen aufgefasst werden.“ Ich weiss nicht, woher Geyer diese Ortsangabe hat, von mir hat er sie nicht erhalten, denn schon Verhandlungen 1884, pag. 105, habe ich erwähnt, dass diese mächtiger entwickelten, mergeligen, von dicht gedrängten Petrefaeten ganz erfüllten Lagen in Begleitung von Lithodendronkalken in der Nähe des sogenannten Wunderbrünnls (einersehr bekannten Stelle am Ramseiderwege, östlich oder ostsüdöstlich vom Rothwandl gelegen) auf- treten und dass dieselben wohl vollständig den sehr redu- eirten südlichsten Vorkommnissen der eigentlichen Kössener Schichten, wie sie auch am Nordabhange des Hohen Göll bekannt sind, entsprechen. Die an diese ganz unverständliche Orts- angabe Geyer's von ihm gefügte Bemerkung, dass diese Schichten als heteropische, den Kössener Schichten entsprechende Einschaltungen aufgefasst werden müssen, erscheint mir eigentlich recht überflüssig, da Geyer diese Schichten offenbar gar nicht selbst gesehen hat, und wird nur dann einigermassen verständlich, wenn man mit Rücksicht auf die auch an dieser Stelle geübte Methode zu eitiren annehmen will, ich habe zwar das Vorkommen dieser Zwischenschichten „eonstatirt“, aber erst Herr Geyer habe dieselben als „hetero- pische“ Einschaltungen vom Alter der Kössener Schichten „erkannt“. Ich glaube nun nicht, dass selbst der feinste Haarspalter einen auch nur einigermassen fassbaren Unterschied zwischen meiner und Herrn Geyer’s Darstellung und Definition herauszufinden im Stande sein wird, es müsste denn sein,’ dass man auch einen tiefsinnigen Unterschied darin fimden wollte, wenn ich sage, Herr Geyer sei ein Zeitgenosse, 134 Verhandlungen. während vielleicht ein Anderer damit eine schärfere Definition gegeben zu haben glaubt, wenn er Herrn Geyer als einen isochronen Bionten bezeichnet. Wenn aber in diesem Vorgehen auch eine Anwendung der formalen Logik auf die historische Geologie liegen soll, so kann bemerkt werden, dass diese formale Logik der Geologie einen ebenso beschränkten Werth hat, wie die formale Logik überhaupt. Wer gesetzmässig denken kann, der kann es ohne formale Logik, und wer es nicht im Stande ist, der lernt es auch nicht mit Zuhilfenahme der formalsten Dass mit sammt allen ihren Kunstausdrücken ! So viel zur Richtigstelluüng der von Herrn Geyer über ein von mir aufgenommenes Terrain gemachten Angaben. Ich beabsichtige damit übrigens durchaus nicht, die im Allgemeinen gewiss zahlreiche werth- volle Ansichten und Beobachtungen enthaltende‘ Arbeit zu disereditiren oder deren Werth und deren Glaubwürdigkeit zu verringern und bezweifle ganz und gar nicht, dass in den Theilen derselben, die sich meiner Beurtheilung entziehen, nach jeder Richtung hin Neues, Gutes und Schätzenswerthes enthalten sein wird. Wer aber eben deswegen die hier erhobenen Recriminationen vielleicht bedauerlich oder überflüssig finden sollte, den verweise ich mit seinen Vorwürfen an Herrn Geyer, welcher, trotzdem er wusste, dass das Salzburger Kalkalpengebiet kurz vorher von mir revidirt worden war und trotzdem er bei seinen Begehungen sogar meine aus dieser Revision hervorgegangenen Karten benützen konnte, es doch für angezeigt erachtet hat, sich auch über die Grenze der ihm ausgesprochener- massen zugewiesenen Aufgabe (Verhandlungen 1885, pag. 294) hinaus auf ein ihm weniger bekanntes Gebiet zu begeben und dadurch in jene hier gerügten Fehler zu verfallen, die ganz von selbst unterblieben wären, wenn er hier so wie in östlicher liegenden Gebietsantheilen mit vorsichtiger Selbstbeschränkung vorzugsweise nur seine über die Verbreitung und Lagerung der Hierlatzschichten gemachten Beob- achtungen veröffentlicht hätte. Vorträge. C.M. Paul. Zur Geologie der westgalizischen Kar- pathen. Im Sommer des Jahres 1885 war mir wieder, wie in den vorher- gehenden Jahren, von Seite der k. k. geologischen Reichsanstalt ein Stück der galizischen Karpathensandsteinzone zur geologischen Auf- nahme zugetheilt worden. Das Terrain selbst — die Gegend von Tymbark, MZanna dolna, Rabka, Jordanow und Makow in Westgalizien — ist an sich noch weit einförmiger, und bietet noch weniger allgemeineres Interesse, als die meisten anderen Karpathensandsteinterrains; ich werde daher über dasselbe nur einige kurze Notizen mittheilen, wie sie zum Verständnisse der Karte nöthig sind, und daran, in ähnlicher Weise, wie ich es in meinen älteren Arbeiten über Karpathensandsteingebiete »zu thun pflegte, einige allgemeinere Bemerkungen über den dermaligen Stand der hauptsächlichsten, die Karpathensandsteingeologie betreffenden Fragen und Controversen anschliessen. ia uk 2 Nah ZU 4 at vr Veh rn Sitzung am 13. April. ©. M. Paul. 135 Das in Rede stehende Aufnahmsterrain umfasste das Generalstabs- blatt Zone 7, Col. XXI, und die östliche Hälfte des Blattes Zone 7, Col. XXI Einiges praktische Interesse erlangt dieses Gebiet dadurch, dass die Trace der neueröffneten „Galizischen Transversalbahn“ dasselbe von seiner westlichen bis zu seiner östlichen Grenze (zwischen den Stationen Sucha und Tymbark) durchzieht. Leider haben sich die geologischen Ver- hältnisse der Gegend für diese Bahnanlage nicht sehr günstig erwiesen. Im westlichen Theile des Gebietes (von Sucha bis gegen Jordanow) konnte die Bahn dem breiten Flussthale der Skava folgen. Von hier abwärts musste dieselbe aber mehrere Wasserscheiden, namentlich bei Kasina wielka eine ziemlich bedeutende Höhe überschreiten, und ganz besondere Schwierigkeiten bereiteten der Traeirung die vielen Rutsch- terrains, die durch die petrographische Beschaffenheit der in der Gegend vielfach verbreiteten weicheren Partien der „oberen Hieroglyphen- | schichten“ bedingt sind. BE Die Wasserläufe des Gebietes gehören im östlichsten Theile des- = selben noch dem Wassergebiete des Dunajec, in der Mitte dem des BE Rabaflusses, im Westen dem der Skawa an. Alle diese Flüsse gehen | nordwärts in die Weichsel. Nur einige Bäche im südwestlichsten. bereits | zu Ungarn gehörigen Theile des Gebietes gehen in die Arva, und mit | dieser in die Waag. Breitere, zu nennenswerthen Diluvialablagerungen raumgebende Thalentwicklung zeigen stellenweise die Thäler der Skawa und ihres südlichen Nebenflusses, der Skawica, sowie das Dobrzanski- thal bei Tymbark. Die bedeutendsten Höhen des Gebietes sind (im Südosten, nord- östlich von Neumarkt) der Höhenzug Gora-Priszlop-Javoryna-Niedvic- Bukowina und die davon abzweigenden Züge Kudlon, Moskownica und Ovidowa. Diese Berggruppe erreicht in Niedwie mit 1311 Meter ihre bedeutendste Höhe. Ferner (im Westen des Gebietes) der Höhenzug Polieca, der sich bereits an den Stock der Babiagura anschliesst und mit 1367 Meter gipfelt. Ueber 1000 Meter erreichen dann noch einige Höhen im nordöstlichen Theile des Terrains zwischen Tymbark und Mzanna dolna, und der Wielki Lubon bei Rabka; die übrigen Berg- gipfel der Gegend bleiben unter 10UV Meter. Der in anderen Karpathensandsteingebieten oft so scharf ausge- prägte Parallelismus der Höhenzüge ist in unserem Gebiete nur in sehr geringem Grade markirt. Der Grund hiervon mag — zum Theile wenigstens — in dem hier vielfach zur Geltung kommenden raschen IE Wechsel der petrographischen Facies innerhalb desselben geologischen E° Niveaus zu suchen sein. Wo in demselben stratigraphischen Horizonte F° und somit in derselben Streichungslinie bald härtere, bald weichere Gesteine auftreten, die der Denudation und Verwitterung ungleichen Widerstand entgegensetzen, da werden bald Höhenlinien in Depressionen übergehen, und zur Bildung jener meilenweit geradlinig sich fortziehenden Kämme und Längsthäler, die anderen Karpathensandsteingegenden einen | os charakteristischen orographischen Typus verleihen, wird es in diesem Grade nicht kommen können. WE. Das Gebiet fällt in jene Gegend des Karpathensandsteingürtels, in welchem das allgemeine Streichen von der ostsüdost-westnordwest- K.k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 6. Verhandlungen. 20 | | 136 Verhandlungen, lichen Richtung in die westsüdwestliche umbiegt. Die letztere Streichungs- riehtung ist in dem grössten Theile des Terrains die vorherrschende; nur im östlichen und nördlichen Theile desselben herrscht stellenweise ostwestliches Streichen. Es gelangt hier noch vielfach die aus östlicheren Karpathengegenden bekannte Erscheinung der nach Norden übergeneigten R% Falten zur Geltung, so dass das Schichtenfallen vorwiegend gegen den inneren Südrand der Zone gerichtet ist. Erst weiter im Norden scheinen nach den Beobachtungen der dort beschäftigten Herren Geologen die Gebirgsfalten sanfter zu werden. Was die str atigraphische Gliederung des Gebietes betrifft, so ist dieselbe, wie erwähnt, sehr arm und einförmig. Wir können hier zwei Hauptglieder unterscheiden. Das ältere derselben nimmt, in einem zusammenhängenden, west- südwestlich verlaufenden Zuge das Terrain von seiner nordöstlichen bis an seine südwestliche Grenze durchsetzend, ungefähr die Mitte desselben ein. Die hier entwickelten Bildungen entsprechen durchaus demjenigen, was wir stets in östlicheren Gebieten mit dem Namen der „oberen Hieroglyphenschichten“ bezeichneten, und stehen auch in directem Zusammenhange mit äquivalenten Ablagerungen der Gegend von Sandee, woselbst durch die zahlreichen Fossilfunde Uhlig’s!) die stets ange- nommene Deutung derselben als alttertiär neue feste Bestätigung gefunden hat. Ob dieselben unteroligoeän oder obereoeän seien, oder vielleicht, was mir allerdings das wahrscheinlichste scheint, einen ziemlich grossen Complex alttertiärer Horizonte umfassen, für diese Fragen bieten die Verhältnisse dieses Gebietes keine näheren Anhaltspunkte. Petrographisch sind diese Gebilde in der Gegend ziemlich viel- gestaltig, die einzelnen Gesteinsfacies sind aber stets so eng mit ein- ander verknüpft, dass eine engere stratigraphische Untertheilung auf Grund derselben künstlich und willkürlich wäre. Einige der markirtesten und verbreitetsten Gesteinstypen sind folgende: 1. Blaugraue oder grünliche, krummschalige, sehr kalkreiche Hieroglyphensandsteine, den ceretacischen Ropiankaschichten zuweilen sehr ähnlich. Ausser vielen anderen Punkten, namentlich in den bei Zarytein das.Rabathal einmündenden Schluchten sehr typisch entwickelt. 2. Röthliche und bräunliche, sehr glimmerreiche, dünngeschichtete ebenflächige Sandsteinschiefer, ähnlich wie die Schichten von Kanina bei Sandee oder Belowezsa im Saroser Comitate, z. B. im Steinbruche an der Strasse von Rabka nach Zaryte, östlich von der Einmündung des Skomielnabaches. 3. Rothe und blaue weiche Thone, nahezu überall mit den festeren Schiehten vergesellschaftet. 4. Graue Mergelschiefer, mit sehr wenigen Lagen festerer Hiero- glyphensandsteine. Dieselben sind namentlich an der Bahn zwischen Tymbark und Dobra mächtig entwickelt, und gehen nordwärts ohne scharfe Grenze allmälig in dunklere, lieht verwitternde Schiefer über, die man schon als Menilitschiefer bezeichnen möchte. ') Verh. 1885, Nr. 2. Nr. 6 Sitzung am 13. April. €. M. Paul. 137 5. Feste, kieselige, klingende, dunkle, hell verwitternde Schiefer vom Typus der Smilnoschiefer, bei Mala Syezinka und anderwärts mit hieroglyphenführenden Sandsteinbänken wechselnd. 6. Grobe, diekschiechtige Sandsteine treten endlich ebenfalls mitten in der Zone der oberen Hieroglyphenschichten stellenweise auf, und stehen mit den anderen Gesteinsvarietäten in so enger Verbindung, dass sie unbedingt diesem Horizonte als heteropische Einlagerungen zugezählt werden müssen, und mit den später zu besprechenden Sandsteinen des höheren Horizontes (Magurasandsteinen) nicht verwechselt werden dürfen. Dahin rechne ich: den nördlich von Porabka in ostwestlicher Richtung sich hinziehenden, zwischen Dobra und Tymbark an die Bahnlinie und das Dobrzanskithal heraustretenden Sandsteinzug; ferner die Sandsteine des Bahneinschnittes östlich neben der Station Mzanna dolna; die Sand- steinpartie am rechten Rabaufer gegenüber der Einmündung des Skomielna- baches, und die des Plontkoberges bei Rabka; endlich die Sandsteine des ungarisch-galizischen Grenzzuges (Beskyd), der sich zwischen den Orten Spytkowce und Sydzinka auf galizischer, und Podvlk auf ungarischer Seite hinzieht. Ich brachte solche Sandsteinpartien, wenn sie zu bedeuten- derer Entwicklung gelangen, auf der Karte zur Ausscheidung, ohne damit aber für dieselben ein selbstständiges stratigraphisches Niveau andeuten zu wollen. Ausser der Hauptentwicklung der oberen Hieroglyphenschichten finden sich hierher gehörige Gebilde noch hie und da im Innern des Magurasandsteingebietes, in tiefer eingeschnittenen Thälern hervor- tretend, so (im Osten des Gebietes) bei Szezawa und bei Ochotniea, sowie im Skawathale gegenüber von Makov, woselbst ein rascher Wechsel von Hieroglyphenbänken mit typischen Smilnoschiefern am Flussufer heraustritt. Ein Punkt des Terrains, wo man es möglicherweise nicht mit alttertiären Gebilden, sondern vielleicht mit einem kleinen eretaeischen Aufbruche zu thun hat, ist östlich bei Sucha; hier finden sich (nahe an der Poststrasse) die Spuren eines verlassenen Eisensteinbergbaues und zeigen die Gesteine, die hier in sehr geringer räumlicher Ausdehnung auftreten, allerdings Typen, die mehr an eretacische Ropiankaschichten, als an obere Hieroglyphenschichten erinnern. Vollkommene Sicherheit lässt sich hier aber nicht gewinnen. Walter und Dunikowski!) bezeichneten die sämmtlichen Hieroglyphenschichten dieses Gebietes als „Ropiankaschichten“ , ohne für diese Deutung eine andere Begründung zu geben, als den Hinweis auf das Vorkommen der „so bezeichnenden sträolkaartigen Gesteine“. Ich habe „strzolkaartige*, d. i. krummschalige Gesteine allerdings ebenfalls oft in eretacischen, aber ebenso oft auch in sicher alttertiären Niveaus gesehen, so dass ich in denselben nichts Bezeichnendes für Kreide erkennen kann. Auch der mehrfache Hinweis der genannten Autoren auf das Vorkommen rother Thone in der fraglichen Gegend macht es nicht wahrscheinlicher, dass damit vergesellschaftete Hiero- glyphengesteine oder Schiefer eretacische Ropiankaschichten seien. Gewiss kommen rothe Thone auch in echten Ropiankaschichten vor, ganz sicher aber führt ein Theil der rothen Thone der Gegend von !) Das Petroleumgebiet der galiz. Westkarpathen, Wien 1883, pag. 74. 20* 138 Verhandlungen. Nr.6 Sandee und Gorliee, mit deren direeter Fortsetzung wir es hier zu thun — haben, wie Walter und Dunikowski selbst angeben, Nummuliten, und ist daher alttertiär. Soviel ich beobachten konnte, liegen aber die Hieroglyphenschichten unserer Gegend ihrer Hauptmasse nach nicht unter den rothen Thonen, sondern bilden mit denselben zusammen einen untrennbaren Complex. Rothe Thone sind übrigens, wie Hiero- glyphen- und Fucoidenbänke, gröbere und feinere Sandsteine ete. ein zum allgemeinen Flyscheharakter gehöriger Gesteinstypus, treten in allen Flyschniveaus,. von den ältesten bis zu den jüngsten, auf, und haben an sich allein, wenn sie nicht gerade fossilführende Bänke ein- schliessen, für stratigraphische Horizontirungen und Identifieirungen wenig Werth. Man kann aber von solehen rothen Thonen ganz absehen und findet immer noch genug Beweise für meine "Deutung unserer Gebilde; der unwiderleglichste ist wohl der, dass dieselben so vielfach mit Menilitschiefern und Smilnoschiefern durch allmäligen Uebergang und rasche Wechsellagerung verbunden sind, und zwar derart, dass von einer etwaigen Einfaltung jüngerer Gebilde keine Rede sein kann. Die Stellung der „Ropiankaschichten“ innerhalb der Kreide ist neuerdings controvers geworden; sie werden von den einen zur unteren, von den anderen zur oberen Kreide gestellt, oder auch theilweise der unteren, theilweise der oberen Kreide zugerechnet.) Nur dass sie überhaupt eretaeisch sind, wird nach den darin gemachten Fossilfunden von Niemandem bezweifelt. Wenn man nun alles mögliche, wie z. B. in diesem Falle sichere alttertiäre Bildungen , mit den Ropiankaschichten vermischt und verwechselt, dann kann man freilich über obige Fragen nur zu verworrenen Anschauungen kommen. Dass wöglicherweise innerhalb des Verbreitungsgebietes der in Rede stehenden alttertiären Gebilde unseres Terrains einmal ein kleiner wirklich eretacischer Aufbruch entdeckt werden kann, will ich nicht in Abrede stellen. Noch ist mit Bezug auf die oberen Hieroglyphenschiehten des Gebietes zu erwähnen, dass die bekannte Jodquelle von Rabka, sowie die beiden westlichsten mir bekannten Naphtavorkommnisse Galiziens (bei Raba und Sträylna) denselben angehören. Das zweite, jüngere stratigraphische Hauptglied des Terrains bilden die oligoeänen Magurasandsteine, meist grobe, diekge- schichtete Sandsteine, die stellenweise in Quarzeonglomerat übergehen, und vielfach untergeordnete Einlagerungen rother und grüner Thone enthalten. Eine auffällige petrographische Varietät bilden Sandsteine, die auf der Schichtung parallelen Bruchflächen mit kleinen Quarz- kryställchen bedeckt sind, und dadurch ein hellglitzerndes Ansehen haben. Dieselben sind hier namentlich an der Grenze gegen die tiefere Abtheilung (die oberen Hieroglyphenschichten) entwickelt und mit diesen letzteren oft noch sehr eng verknüpft. Als stratigraphischer Orientirungs- behelf können diese glitzernden Sandsteine aber nur ganz local auf kleine Erstreckungen benützt werden, da ich ganz ähnliche Gebilde im Verlaufe meiner Studien in der Karpathensandsteinzone schon wiederholt in den verschiedensten Niveau’s zu beobachten Gelegenheit hatte. ‘) Ich werde weiter unten auf diesen Gegenstand zurückkommen. D Sitzung am 13. April. €. M. Paul. 139 Die Magurasandsteine setzen in grösseren zusammenhängenden Massen den südöstlichen und den nordwestlichen Theil des Terrains zusammen, während zwischen diesen beiden Hauptentwieklungen vor- wiegend die oberen Hieroglyphenschichten auftreten. Diese allgemeine geologische Gliederung des Gebietes stimmt ungefähr mit der orogra- phischen überein, indem die sämmtlichen (oben angeführten) bedeutenderen Höhen des Terrains aus Magurasandsteinen bestehen, während die oberen Hieroglyphenschichten die niedrigeren Züge zusammensetzen. Dies gilt auch von den oben erwähnten massigen Sandsteinen, die ich den oberen Hieroglyphenschichten zurechnete. Ohwohl dieselben den ungarisch-galizischeu Grenzkamm bei Podvik, also einen Theil der grossen europäischen Wasserscheide zusammensetzen, steigen sie doch nirgends zu solchen Höhen an, wie die echten Magurasandsteine. Der südöstliche Magurasandsteinstock des Terrains, (die Berg- gruppe Gorez -Pryszlop -Javorina -Niedwica-Owydowa nördlich bei Neu- markt) setzt südwestlich nach Ungarn hinüber, und findet (nach einer Unterbrechung durch die Niederung von Bobrow) seine Fortsetzung in der Arvaer-Magura, für welche ich bekanntlich vor längerer Zeit den Namen „Magurasandstein“ zuerst aufstellte. Die nordwestliche Magurasandsteinmasse beginnt östlich mit den Höhen Lubon und Strzebel (an der Raba) und setzt südwestlich, sich verbreiternd, auf die Polica und die Babiagura fort. Ausser diesen beiden Hauptmassen bestehen noch einige isolirte Berge (östlich vom Rabaflusse) aus Magurasandstein, so die Höhen Lubogoszee, Snieznieca, Wostra und Cwilin zwischen der Raba und dem Dobrzanskithale und der Lopien südlich bei Tymbark. Dass diese, obwohl allseitig von oberen Hieroglyphenschiehten umgeben, doch nicht Einlagerungen in diese letzteren, sondern aufgelagerte Schollen echter Magurasandsteine sind, zeigen ihre Beziehungen zu den östlich und westlich entwickelten zusammenhängenden Magura-Sandsteinzügen, als deren direete, nur durch Denudatien abgetrennte Fortsetzungen sie sich darstellen. Nach den vorstehenden kurzen Daten haben wir in dem ziemlich ausgedehnten, (im Eingange vorliegenden Mittheilung näher begrenzten) Gebiete nun wirklich ein Karpathensandstein-Terrain vor uns, dessen Sandsteinmassen entweder jünger sind als die als alttertiär bekannten „oberen Hieroglyphenschichten“, oder diesen als Einlagerungen zuge- hören, in welchem aber ältere (eretacische) massige Karpathensandsteine nicht nachgewiesen werden konnten. Indem ich dieses Beobachtungsresultat constatire, halte ich es nicht nur für gestattet, sondern im Interesse der Klärung der Anschauungen sogar für unbedingt geboten, mich sogleich dagegen zu verwahren, dass, wie es in einem ähnlichen Falle bereits geschah, der Versuch gemacht werde, dieses Resultat im Sinne der neueren, von einigen Jüngeren Geologen vertretenen Ansichten über die Gliederung der west- galizischen Karpathensandsteine im Allgemeinen (die ich in ihrer Totalität niemals theilte) zu fructifieiren. Es scheint mir umsomehr geboten, bei dieser Gelegenheit einige allgemeinere Fragen der Karpathensandstein-Geologie zu berühren, als 140 Verhandlungen. wir mit den Aufnahmen des letzten Jahres bis nahe an das westliche Ende der galizischen Sandsteinzone gelangt sind, so dass ich nunmehr wohl das letzte Mal Veranlassung habe, über diese, durch mannig- fache Controversen wieder in recht bedauerlicher Weise verwirrten Fragen das Wort zu ergreifen. Wie bekannt, hatten wir in unseren älteren Arbeiten !) die Gesammt- masse der Karpathensandsteine in drei Gruppen getheilt, von denen wir die untere (gewöhnlich kurz „Ropiankaschichten“ genannt) der unteren Kreide, die mittlere (meist massige Sandsteine) der mittleren und oberen Kreide, (vielleicht theilweise inclusive der ältesten Lagen des Eocän), die obere endlich („obere Hieroglyphenschichten*, Menilit- schiefer, Magurasandsteine ete.) durchaus dem Alttertiär zurechneten. Eine Reihe von Geologen (Br. Walter, Vacek, Kreutz, Zuber, Szajnocha, Uhlig (in seinen ersteren Arbeiten) etc.) fussten später, abgesehen von manchen Details, die die fortschreitenden Studien und Beobachtungen selbstverständlicherweise hinzubrachten, im Allgemeinen auf demselben Standpunkte und die einzelnen Controversen, die auch damals, wie überall dort, wo wirklich rege wissenschaftliche Thätigkeit herrscht, auftauchten, betrafen nur solche Themen, durch welche die Gesammtanschauungen nieht wesentlich berührt wurden, so z.B. die Abgrenzung, Benennung oder engere Untertheilung der einzelnen Glieder, die topische Geologie einzelner Gebiete ete. Eine tiefergehende Spaltung in den Ansichten über die Grund- prineipien die Karpathensandstein-Stratigraphie bezeichnete erst die Publieation von H. Walter?) und Dr. E. v. Dunikowski: „Das Petroleumgebiet der galizischen Westkarpathen.“>) Die genannten Autoren gliedern darin die Karpathensandsteine ihres Gebietes (der Gegenden von Gorlice, Grybow und Sandee, die sie im Auftrage des galizischen Landesausschusses untersucht hatten) folgender- massen (l. ec. pag. 95): Obere und untere (strZolkaartige) } Obere Kıeıda Ropiankaschichten ER Rothe Thone mit nummulitenführen- Tinteres Hoc Schiehten } Ciezkowicer Sandstein , Schiehten Eocän (zum Theil nur von Libusza, plattiger Sandstein, SA HEeS ob. Eocän) massiger Sandstein ! j Menilitschiefer . . . NZ nn. N Ünkeres Oemee Jüngere Sandsteine, Mühlsteine, Oberes Oligocän Braunkohlenführende Schichten } “ (vielleich auch Jünger). Mit kurzen Worten lässt sich dieser Standpunkt also dahin prä- eisiren: Die Ropiankaschichten seien nicht, wie wir behauptet hatten, untere, sondern obere Kreide, alles andere sei alttertiär. !) Paul, Grundzüge der Geolog. d. Bukowina. Jahrb. d. G. R.-A. 1876. — Paul und Tietze, Stadien etc., Jahrb. d. G. R.-A. 1877. Neue Studien ete., Jahrb. d. geol. R.-A. 1879. 2) Herr Heinrich Walter, derzeit k. k. Oberbergcommissär in Krakau, nicht zu verwechseln mit dem obenerwähnten Herrn Oberbergrath Bruno Walter, dem Ver- fasser mehrerer werthvoller Arbeiten über die Bakowina. - °) Wien 1883; früher schon in polnischer Sprache in der Zeitschrift „Kosmos“ 1882 erschienen. Sitzung am 13. April. €. M. Paul. 141 ‚Unsere „Mittlere Gruppe“, die ja unserer älteren Auffassung nach, die intermediäre Stellung zwischen untereretacischen Ropiankaschichten und Alttertiär einnehmen, ihrer Hauptmasse nach die mittlere und obere Kreide repräsentiren sollte, hat selbstverständlicherweise in diesem Systeme keinen Platz, und musste die Existenz derselben in West- galizien daher von den genannten Autoren gänzlich geleugnet werden. Da die Herren aber auch (]. e. pag. 91) erklären, ihre Ropianka- schichten seien mit dem, was wir in den Ostkarpathen so benannten, identisch , so folgt daraus mit unvermeidlicher Consequenz, dass von ihrem Standpunkte aus auch in den östlicheren Theilen der Karpathen- sandsteinzone keine zwischen Ropiankaschichten und Alttertiär liegende Gruppe mittel- und obereretacischer Sandsteine existiren könne, es wird sonach das Essentielle ihrer Ansichten auch auf die übrigen Theile der karpathischen Sandsteinzone übertragen, eine nicht blos locale, sondern allgemeinere Giltigkeit für dieselben beansprucht. Da das Gebiet, auf welches die Herren ihre Arbeit zunächst basirten, zur Zeit ihrer Publication von unserer Seite noch nicht zur Aufnahme gelangt war, so konnte ich es wohl nicht unternehmen, die als positiv hingestellten Beobachtungsthatsachen, aus denen sie ihre Schlüsse zogen, eingehend und kritisch zu erörtern !); aber ich musste mich gegen eine verallgemeinernde Uebertragung derselben auf die anderen, uns bekannten Theile der Karpathensandsteinzone verwahren. Aus Schlesien, Ostgalizien, der Bukowina, Siebenbürgen und Rumänien lagen Petrefaetenfunde vor, welche für die Richtigkeit unserer älteren Anschauung sprechen; namentlich musste ich unsere Gegner auf die absolut beweiskräftigen Verhältnisse der Gegend von Spas im Dnjester- thale aufmerksam machen ?), woselbst zwischen unserem, der mittleren Gruppe zugezählten „Jamnasandsteine“ und alttertiären Bildungen, Schiefer zwischengelagert erscheinen, die eine obereretacische Fauna führen, dem Streichen nach mit gleichem Liegenden und Hangenden ziemlich weit verfolgbar, und daher nichts weniger als eine irregulär herausragende „Klippe*, sondern sicher ein regelmässig eingelagertes, integrirendes Glied der Karpathensandstein-Reihe sind. Man sollte wohl meinen, dass nach diesem Thatbestande Niemand mehr die Existenz einer eretacischen „mittleren Gruppe“ der Karpathen- sandsteine, und somit die Berechtigung unserer alten Eintheilung werde angreifen können. Und doch geschah dies abermals von derselben Seite, und zwar in einer Form, wie sie bisher bei der Behandlung wissenschaftlicher Controversen nicht üblich war. In dem politischen Tageblatte „Gazeta Iwowska“ vom 29. Juli 1884, Nr. 174, erschien nämlich (in polnischer Sprache) ein mit H. W. (Heinrich Walter) signirter Artikel, in welchem unter Anderem Folgendes (in wörtlicher Uebersetzung) zu lesen ist: „— Nun haben Dr. Dunikowski und Herr Walter schon vor zwei Jahren bewiesen, dass manche An- schauungen der Geologen irrig sind, und im Berichte über die im Jahre ') Später wies Uhlig (Verhandl. 1883, pag. 241—244) eine ganz ansehnliche Reihe dieser Beobachtungen als unriehtig nach. 2) Jahrb. d. geol. R.-A., 1883, 4. H., pag, 665 u. 666, 142 Verhandlungen. Nr. 6 1883 im Auftrage des Landes-Ausschusses gepflogenen geologischen Untersuchungen lenkte Herr Walter die Aufmerksamkeit des Landes- Ausschusses darauf, dass die von der geologischen Reichs-Anstalt her- gestellte Karte vollkommen unrichtig sei und bekräftigte diese seine Ansicht durch zahlreiche von ihm gefundene Versteinerungen. Die geo- logische Commission des Bergrathes im galizischen Landes-Ausschusse anerkannte die Tragweite dieser Bemerkungen, und betraute Professor Dr. Alt mit der Aufgabe, im laufenden Jahre die Gegenden der öst- lichen Karpathen zu untersuchen und zu entscheiden, welche Anschauung die richtige sei ete.“ Diese commissionelle Begehung fand auch wirklich statt, und nahmen an derselben ausser Prof. Alth noch die Herren H. Walter, J. Boehenski und Dr. R. Zuber Theil. Es ergab sich aber dabei ein für die Herrn Walter und Dunikowski recht missliches Resultat ; gerade dort, wo nach diesen Herren Alttertiär sein sollte, fanden sich Inoceramen und andere bezeichnende Kreidefossilien !), die Nummuliten aber, die die „vollkommene Unrichtigkeit“ unserer Karten, sowie der- jenigen Dr. Zuber’s (die auf unseren Grundprineipien fussten) beweisen sollten, erwiesen sich als gar nicht von den angegebenen Fundorten stammend, ja Herr Walter gab endlich selbst zu, dass er nicht genau wisse, ob die von ihm gesammelten und an Herrn v. Dunikowski nach München gesendeten Stücke aus anstehenden Gestein oder aus Pruthgerölle stammen !?) Mit Recht konnte also Herr Hofrath v. Hauer (im Jahresber. 1885, pag. 15) mit Bezug auf die Resultate der in Rede stehenden Untersuchung den uns so hochbefriedigenden Ausspruch thun, es haben sich „die Darlegungen und angeblichen Funde von H. Walter und E. v. Dunikowski als unrichtig und haltlos erwiesen, dagegen wurden neue Fossilfunde gemacht, welche die von ©.M. Paul und E. Tietze begründete, von R.Zuber und F. Kreutz bestätigte Gliederung zu unterstützen geeignet sind.“ Ob nach diesem Misserfolge meine geehrten Herren Gegner noch ferner den Versuch gemacht haben, unsere Thätigkeit im Gebiete der galizischen Karpathen in irgend einem mir unbekannten und unver- ständlichen polnischen Blatte herabzusetzen, weiss ich nicht; für mich, und wie ich glaube, für jeden unbefangenen Fachgenossen ist diese Sache abgethan, und die Frage, ob unsere Deutung und Gliederung der ostgalizischen Sandsteinzone in ihren Grundzügen richtig oder falsch war, in unserem Sinne endgiltig entschieden. Es handelt sich nun um die zweite Frage, ob die Karpathen- sandsteinzone in Westgalizien nun wirklich so durchaus anders zusammen- gesetzt sei, als in Schlesien, Ostgalizien, der Bukowina, Siebenbürgen und Rumänien, wo man doch bekanntlich überall die drei Hauptglieder unserer alten Eintheilung, die untereretacischen, obereretacischen und alttertiäiren Karparthensandsteingebilde unterscheiden, und in so vielen Fällen auch paläontologisch nachweisen konnte. Wenn wir nicht irgend ein eng und willkürlich begrenztes, aus dem Zusammenhange gerissenes Stück, sondern die Gesammtheit des ') Herr Prof. Alth hatte die Güte, uns einige derselben in Wien zu zeigen, ?) Vergl. Verhandl, d. geol. R.-A., 1884, Nr. 13, pag. 251 u. 252. N E Nr. 6 Sitzung am 13. April. €. M. Paul. 143 5 ‚ ‚westgalizischen Sandsteingebietes und seiner nächsten Angrenzungen zu überblicken suchen, wozu nunmehr ein weit umfassenderes Beobachtungs- material vorliegt, als zur Zeit der Publication von Walter und Duni- kowski, so finden wir, dass die durch Niedzwiedzki's allbekannte _ Ammonitenfunde als neo com sichergestellten Bildungen von Präemysl sich westwärts, nahe am Nordrande der Sandsteinzone, in den Gegenden südlich von R2ezow, Debiea und Tarnow fortsetzen. Sie werden hier beschrieben als bläuliche oder grünliche kalkreiche Hieroglyphensand- steine mit verschieden gefärbten Thonen, Conglomeraten, und was besonders wichtig erscheint, auch mit den typischen Przemysler Fueoiden- mergeln (Fleckenmergeln) vergesellschaftet. Anstatt der Cephalopoden- fauna von Präemysl wurden aber hier nur Inoceramen (in Üzudee, Olympow und Hussow) darin aufgefunden. !) Das neocome Alter dieser Bildungen, die petrographisch in allen Details dem Begriffe unserer alten Ropiankaschichten entsprechen, und auch von Uhlig in seinen eitirten älteren Publieationen mit diesem ‚Namen belegt wurden, konnte bisher von Niemandem geleugnet werden. Walter und Dunikowski hatten von denselben noch keine Kenntniss, und Uhlig, der sie früher direct in das Neocom eingereiht hatte, sagt mit Bezug auf dieselben in seiner neueren Arbeit?): „Die Inoceramen- schichten bei Rzezow und Dembica, welche sicher neocome Vorkomm- nisse im Westen mit den neocomen Schiefern von Przemysl im Osten verbinden, können daher vorläufig mit einigem Recht als neocom be- trachtet werden.“ Ein etwas südlicherer Zug sicher neocomer Bildungen erscheint am Liwocsberge bei Jaslo, und setzt westwärts, wenn auch vielfach durch jüngere Auflagerungen unterbrochen, nach Rzegocina fort. In diesem Zuge wurden von Uhlig und mir am Nordgehänge des Liwoes ?) und von dem ersteren später auch bei Rzegocina *) zweifel- lose und deutliche Neocom-Fossilien aufgefunden. Das Gestein ist dunkler Schiefer mit hieroglyphenführendem Kalksandstein wechselnd, also wieder ziemlich genau dasselbe, was in allen unserer älteren Arbeiten über öst- - lichere Gebiete (manchmal mit nahezu denselben Worten) als der charak- teristische Gesteinstypus unserer Ropiankaschichten bezeichnet wurde. Wenn Uhlig°) ein Bedenken dagegen ausspricht, die Fossilien der Liwocsschichten als beweiskräftig für das neocome Alter der Ropiankaschichten anzusehen, so will er dieses Bedenken (nach gefälliger mündlicher Mittheilung) nur auf die Schiehten von Ropa (von denen später die Rede sein soll) bezogen wissen; bezüglich der Schichten des Rzezower Zuges ist er mit mir der Ansicht, dass ihre Zusammen- gehörigkeit mit denen der Liwoes nicht zweifelhaft sein könne, daher der Satz wohl gerechtfertigt ist, dassin Westgalizien Bildungen, die sicher dem Neocom angehören, mit unseren alten Ropiankaschichten engstens verknüpft und mit diesen zum Theile vollkommen identisch sind, nicht fehlen. 1) Uhlig, Jahrb. 1883, 2. H. ?) Verhandl. 1885. Nr, 2. 3) Verh.1882, Nr. 12; Verh. 1883, Nr.4; Jahrb. 1883 3.H. und Jahrb. 1883 4. H. '*) Verh. 1884, Nr. 15. 5) Jahrb. 1883, 3. H., pag. 453. K.k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr 6. Verhandlungen. 21 144 Verhandlungen. Nr. 6 Wie die Fleckenmergel und Imoceramenschichten der Linie Przemysl-Tarnow die erste, die äquivalenten Bildungen der Linie Liwoes- Riegoeina die zweite Parallel-Aufbruchswelle älterer Gebilde innerhalb der jüngeren Hauptmasse der Karpathensandsteine darstellen, so reprä- 2 sentiren die Inoceramenschichten der Gegend von Gorlicee, Ropa und Grybow eine dritte solche Zone von ähnlicher teetonischer Bedeutung. Die letzteren werden aber von Uhlig') von den ersteren ab- getrennt, indem er für dieselben den Localnamen „Ropaschichten* vor- schlägt, und sie (wenn auch nur vermuthungsweise und mit Frage- zeichen) der oberen Kreide zurechnet. ; Bei aller Anerkennung, die ich der Capacität und dem Eifer Uhlig’s, sowie den vielfachen Verdiensten desselben um die Karpathen- Geologie zolle, kann ich dieses Zurückgreifen auf einen Standpunkt, den der Genannte selbst früher mit so schlagenden und überzeugenden Beweisen bekämpft hatte 2), nur lebhaft bedauern. Der Hauptgrund, der stets für das obereretacische Alter dieser Ropaschichten angeführt wurde, ist die direete Ueberlagerung derselben durch rothe Thone, die ihrerseits Einlagerungen von Nummuliten- führenden Sandsteinbänken enthalten und sonach sicher schon alttertiär sind. Dieses Argument verliert aber jede Beweiskraft, wenn wir die neueren Beobachtungen Uhlig’s bei Rzegoeina dagegenhalten. ®) Dort liegen nach dem Genannten neocome (durch eine Reihe bestimmbarer Fossilien zweifellos horizontirte) Schichten und oligocäne „so voll- kommen concordant und wechseln an vielen Stellen so rasch miteinander ab, dass man sie durch Wechsellagerung mit einander verknüpft glaubt“. Es ist ja auch an sich a priori ganz begreiflich, dass die ursprüngliche Discordanz zwischen Neocom und Alttertiär durch die spätere Nachfaltung, die Ja erwiesenermassen bis ins Neogen fortwirkte, und beide Ablagerungen gemeinsam betraf, verwischt werden musste. Wenn aber anderwärts sicher- gestellte Neocom-Schichten in dem erwähnten Verhältnisse zu Oligocän- ablagerungen stehen, was soll dann genau dasselbe Verhältniss, das zwischen den Ropaschichten und den rothen Thonen besteht, gegen das neocome Alter dieser ersteren beweisen ? Ebensowenig ist (wie auch von allen Autoren zugegeben wird) aus der Petrefactenführung der Ropaschichten ein Sehluss auf ein ober- cretacisches Alter derselben zulässig. Wir kennen aus denselben ein nicht näher bestimmbares Phylloceras und eine grössere Menge von, specifisch dermalen nicht genan bestimmbaren Inoceramen, also Formen, die ebensogut für untere als für obere Kreide sprechen können. Zu bemerken ist jedoch, dass eine ziemlich scharf markirte Inoceramen- form, die dem In. Haueri einigermassen ähnlich ist, sowohl in Czudee (im Präemysl-Rzezow-Tarnower Zuge) als auch in Swierzowa (einer Loealität der Ropaschichten im ungarisch-galizischen Grenzgebirge) vor- zukommen scheint.*) Da nun die ersteren Ablagerungen wegen ihres Zusammenhanges mit den Priemysler Fleckenmergeln als Neocom zu- gegeben werden müssen, warum sollen dann die Ropaschichten, die das !) Verh. 1885, Nr. 2, ?) Jahrb. 1883, 3. H. und Verh. 1883, Nr. 14. °) Verh. 1884, Nr. 15, pag. 319. *) Uhlig, Jahrb. 1883, 2. H. ra Ver % Für. 2 ana ge} BT BE ae ir ie SZ 0 6 I EZ; E; Nr. 6 Sitzung am 13. April. ©. M. Paul. 145 einzige deutlicher erkennbare Fossil mit jenen gemeinsam haben, etwas anderes sein ? Nach dem Gesagten dürfte es wohl gerechtfertigt erscheinen, wenn ich die Abtrennung der „Ropaschichten“ vom karpathischen Neocom vorläufig nicht acceptire. Sehen wir uns nun nach den anderen Gliedern unserer alten Kar- pathensandstein-Eintheilung um, so finden wir in der Gegend von Biala und Andrychau einen mächtigen Zug massiger Sandsteine von Schlesien her’ nach West-Galizien herüberstreichen, der schon von Hohenegger als ein Aequivalent seiner Godulasandsteine der mittleren Kreide zu- gezählt wurde, eine Deutung, die bisher noch von keiner Seite wider- legt werden konnte. Da haben wir also bereits die Vertretung unserer „mittleren Gruppe“ in Westgalizien. Aber auch im Süden dieses Gebietes scheinen dergleichen Bildungen nieht zu fehlen. Uhlighatte früher !), namentlich gestützt auf das Vor- kommen eines nummulitenführenden Conglomerates am Rande der Klippenzone, die sich nördlich an diese anschliessende breite Sandstein- zone durchaus als alttertiär ansprechen zu müssen geglaubt, im Gegen- satze zu meiner Auffassung, nach welcher die Möglichkeit, dass ein Theil dieser Sandsteinzone die mittlere und obere Kreide repräsentire, nicht ausgeschlossen werden sollte. 2) Uhlig fand aber neuerlichst, dass ein Theil der erwähnten Con- glomerate neocome Aptychen führt; dieselben können also nicht durchaus alttertiär sein, und daher auch einen Schluss auf alttertiäres Alter darüberfolgender Sandsteine nicht rechtfertigen. Die bezüglichen Beobachtungen Uhlig’s sind für die Auffassung dieses Karpathentheiles so wichtig, dass ich dieselben hier reprodueiren muss. Der Genannte schreibt darüber): „Von grosser Bedeutung für die Deutung und Auffassung der Klippenhülle erwies sich ein Aufschluss bei Krempach. Knapp an neocome Kalke und Schiefer legt sich daselbst ein Conglomerat mit zahlreichen Aptychen vom Typus des Apt. Didayı an. Dieses Conglomerat enthält Blöcke evidenter Juragesteine und ver- bindet sich mit Sandsteinen vom Typus der „Karpathensandsteine“. Hier erscheint die Verbindung von Karpathensandsteinen mit den bekannten Neocomgesteinen der Klippenhülle sehr klar und es ist der betreffende Aufschluss bei Krempach in dieser Hinsicht dem von F. v. Hauer beschriebenen von Ujak ganz an die Seite zu stellen. Nördlich von der eigentlichen Klippenzone folgt ein Band von Kalksandsteinen, Schiefern und grobbankigen Sandsteinen, die mit dem Neocom in Verbindung stehen, ohne direct als solches angesprochen werden zu können. Vielleicht gehören sie höheren Kreidehorizonten an. Versteinerungen konnten darin bis jetzt nicht aufgefunden werden.“ Nördlich im Hangenden dieser letztberührten Gesteinszone gibt dann Uhlig (auf einer beigegebenen Profilskizze) Alttertiär an. Wir haben also hier eine zwischen Neocom und Alttertiär liegende, grobbankige Sandsteine enthaltende Gesteinszone. !) Verh. 1884, pag. 263 und Verh. 1885, pag. 43. ?) Verh. 1885, pag. 6. °») Verh. 1885, pag. 283. k 21* 146 Verhandlungen. Nr. 6 a Uhlig bezeichnet zwar die Deutung dieser Gebilde ausdrücklich als fraglich und vorläufig, und ist (nach mündlicher Mittheilung) auf Grund neuerer (noch unpublieirter) Beobachtungen und Fossilfunde bei Palocsa noch immer geneigt, deren eretaeisches Alter zu bezweifeln, mir selbst aber scheint dasselbe (nach Analogie anderer Klippengebiete, der Exogyrensandsteine von Orlowe etc.) wahrscheinlich genug, und wir hätten dann wieder ziemlich genau dasjenige, was wir stets als „mittlere Gruppe der Karpathensandsteine* bezeichnet haben. 2 Es ist absolut unannehmbar, dass die Sedimente einer Periode, die, wie die Gaultvorkommnisse der Arva, die Cenoman- und Turon- bildungen des Waagthals erweisen, in der Gegend zweifellos zur Ab- lagerung gelangten, gerade am Nordrande der Klippenzone zwischen Neocom und Alttertiär vollständig fehlen sollten. Mögen dieselben auch an noch so vielen Punkten durch transgredirendes Tertiär verdeckt sein, mag auch ihre petrographische Unterscheidung von letzterem noch so schwierig, ihre kartographische Abgrenzung noch so schwer durehführbar sein, ganz wird diese Gruppe in einer Eintheilung, die nieht nur für irgend ein künstlich und unnatürlich begrenztes Landstück Giltigkeit haben soll, unbedingt nieht ignorirt werden dürfen. Die dritte, oberste Gruppe der Karpathensandsteine endlich, die alttertiäre, ist in Westgalizien (im Vergleiche mit den eretaeischen Gliedern) räumlich bedeutender entwickelt, als weiter im Osten der Zone; darauf redueirt sich aber auch bei unbefangener Betrachtung der ganze Unterschied zwischen Westgalizien und allen anderen Kar- pathensandsteingebieten. Ganz ohne älteres Analogon ist aber auch dieses Verhältniss nicht. Ein Blick auf unsere (Jedermann zugänglichen) geologischen Karten ergibt beispielsweise, dass ich an der Lupkow-Bahn sehr bedeutende Strecken als durchaus alttertiär einzeichnete, die ihrer Ausdehnung nach den ähnlichen Gebieten Westgaliziens ganz gut an die Seite gestellt werden können. Eine eigene neue Eintheilung und Gliederung auf ein solches Verhältniss basiren zu wollen, fiel mir allerdings nicht ein. Wenn es mir gelang, in den vorstehenden kurzen Bemerkungen den Nachweis zn liefern, dass unsere alte Deutung und Gliederung der Karpathensandsteine (abgesehen von den, durch die fortschreitenden Localkenntnisse natürlicherweise hinzugebrachten Details) auch in West- galizien volle Anwendbarkeit hat, so erscheint damit wohl der ganze dermalige Stand der Karpathensandstein-Controverse in einem anderen Lichte, als Dr. v. Dunikowski in seinen neuesten diesbezüglichen Bemerkungen !) es darzustellen versucht. Der Genannte gibt darin seiner Genugthuung Ausdruck, dass durch die Aufnahmen der geologischen Reichsanstalt seine „ursprüngliche Auffassung in allen wesentlichen Punkten bestätigt wurde“. Dies ist nun wohl durchaus nicht der Fall. Es ist gewiss ein sehr „wesentlicher Punkt“, ob das von Dunikowski zuerst constatirte Fehlen der „mittleren Gruppe“ in gewissen Theilen des Gorlicer Gebirges als dasjenige dargestellt wird, was es wirklich ist, nämlich als eine rein locale Erscheinung, wie sie anderwärts in Galizien ') Verh, 1885, pag. 239, Sitzung am 13. April. V. Uhlig. 147 ja auch beobachtet wurde, und zu irgendwelchen weitergehenden strati- graphischen Folgerungen durchaus nicht berechtigt, oder ob man, wie es die Herren Walter und Dunikowski thaten, auf Grund eines solehen localen Verhältnisses, die Grundprineipien der Karpathensand- stein-Stratigraphie auf den Kopf zu stellen sucht. Dass dieser Versuch thatsächlich gemacht wurde, habe ich oben durch wörtliche Citate bewiesen, und dass diesbezüglich von einer Bestätigung durch die Arbeiten der geologischen Reichsanstalt nicht die Rede sein kann, glaube ich auch bewiesen zu haben. Dass sich Dr. Uhlig bezüglich der Stellung der „Ropaschichten“ dem Standpunkte Dunikowski’s annäherte, ist wahr; Uhlig hat damit jedoch nur eine rein individuelle Vermuthung ausgesprochen, die, wie ich oben zu zeigen versuchte, unerwiesen und unwahrscheinlich ist, durchaus nicht allgemein acceptirt wird, und möglicherweise von dem Genannten selbst nicht lange festgehalten werden dürfte. Die vielfachen und wesentlichen Unterschiede, die bezüglich der engeren Gliederung des karpathischen Alttertiärs zwischen den Resul- taten Uhlig’s und den Ansichten Dunikowski's bestehen, wird Herr Dr. Uhlig selbst seinerzeit näher erörtern. Dr. V. Uhlig. Ueber das Gebiet von Rauschenbach. Aus den die hohe Tatra umgebenden Flyschbildungen taucht bei Rauschenbach, südlich von der penninischen Klippenlinie und nordöstlich vom Östende der hohen Tatra eine kleine Insel älteren mesozoischen Gebirges auf, die im Jahre 1870 von G. Stache und M. Neumayr entdeckt wurde. An der Zusammensetzung dieser Insel betheiligen sich: I. Der obertriadische Dolomit; 2. der sogenannte bunte Keupermergel; 3. Grestener Schichten mit Arvetites cf. Conybeari und mehreren Bivalven. 4. Barkokalke. Die letzteren waren bisher nur im Gebirge von Homonna bekannt, wo sie von ©. M. Paul aufgefunden und charakterisirt worden waren. Kössener Schichten fehlen im Rauschenbacher Gebiete, ihre Vertretung dürfte in der oberen Partie der bunten Keupermergel zu suchen sein. Jüngere Jurabildungen und Kreideschichten sind bei Rauschenbach nicht vorhanden. Nummulitenkalk und -Conglomerat und Flysch umgeben das ältere Gebirge, an dessen südöstlichem Rande bei Ober-Rauschen- bach eine kalkhältige Therme mit 242° C. hervorkommt. Ausführlicher im Jahrbuche. Literatur-Notizen. Bayberger, Fr. Geographisch-geologische Studien aus dem Böhmerwalde. Erg. Heft. Nr. 81 zu Petermann’s Mittheil. "Gotha 1886. Der Verfasser hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Spuren der von Partsch und Penck aus Gründen mehr theoretischer Natur angenommenen alten Vergletscherung des böhmisch-bayrischen Waldgebirges nachzugehen. Dass echte Gletscherspuren in ihrer charakteristischen Vergesellschaftung im Böhmerwalde fehlen, haben schon Hoch- stetter und Gümbel nachdrücklich hervorgehoben. Bayberger bemüht sich nun 148 Verhandlungen. Nr. 6 das Verschwinden der Vergletscherungszeugen als in der Natur des Böhmerwaldes be- gründet zu erweisen — die Beurtheilung jener Oberflächenerscheinungen, die er zum Er- satze heranzieht, wird aber wesentlich von dem Ausmass abhängen, das man der einfachen Verwitterung zugesteht und man wird sich schwerlich mit den Ausführungen des Ver- fassers über Blöcke und Blockmeere befreunden können. Jedenfalls wäre es gut gewesen, wenn der Verfasser in jedem Einzelfalle die petrographischen Kriterien angegeben hätte, nach denen er bestimmte Blöcke als ortsfremd erklärt. Seltsamer Weise widerlegt er ausführlich die Möglichkeit eines Transports durch fliessendes Wasser, der Möglichkeit einfacher Auswitterung wird kaum gedacht. Bei dem Fehlen typischer Moränen fehlen auch interglaziale Bildungen, Bay- berger hält aber drei Eiszeiten für wahrscheinlich! Die Einzelschilderung der Thäler und Seen bringt manche positive Angabe von Werth — freilich ist auch die Beweis- kraft der Seen für die einstige Vergletscherung des Waldes eine recht geringfügige. Den ausgeprägten Charakter eines Moränensees zeigt nur der schon von Partsch be- schriebene kleine Arbersee, bezüglich des Verhaltens der mit einer „Seewand“ ver- sehenen übrigen Seen zu dem Verlaufe der supponirten Gletscher bleiben wir umso- mehr im Dunkeln, als uns die Beschaffenheit des Seeriegels zumeist unbekannt ist. Bayberger verhehlt es sich selbst nicht, dass wir eigentlich bezüglich der glazialen Vergangenheit des Böhmerwaldes nicht sehr weit über die von Partsch in so anregender Weise geltend gemachten Wahrscheinlichkeitsgründe hinausgekommen sind. (A.Rodler.) Herbich Franz. Paläontologische Studien über die Kalkklippen des Siebenbürgischen Erzgebirges. Mittheil. aus d. Jahrbuche d. kgl. ung. geol. Anstalt. Bd. VIII. Budapest 1886. pag. 1—54, 21 Tafeln. Im Jahre 1877 hat der Verfasser die interessanten Kalkklippen von Csäklya im Siebenbürgischen Erzgebirge geologisch beschrieben und legt nunmehr die paläontolo- gische Beschreibung der darin aufgefandenen Fauna vor. Die Klippen von Csäklya be- stehen aus Tithonkalken mit zahlreichen Korallen, Brachiopoden, Bivalven und Gastro- poden. Unter den letzteren konnten 7] Arten bestimmt werden, wovon 63 der Familie der Nerineiden angehören. Die letzteren bestimmen daher wesentlich den Charakter der Fauna und geben auch bei der Altersbestimmung den Ausschlag. Herbich unterscheidet in der überreichen Nerineenfauna von Csaklya fünf Gruppen von Arten. Die erste bilden jene Arten, welche im oberen Tithon von Stram- berg und den mährisch-schlesischen Blockklippen vorkommen, es sind dies 21 Arten, Zur zweiten Gruppe gehören die Arten der älteren Tithonstufe von Inwald, Pirgl, Plassen, Wimmis, Sieilien, Mt Saleve, Murles bei Montpellier, von denen in Csaklya 17 nachgewiesen wurden. Die dritte Gruppe bilden 8 Arten, welche Csaklya nur mit dem Tithon von Sicilien gemeinsam hat, die vierte Gruppe besteht aus 10 Arten, die auch von anderen oberjurassischen Fundorten bekannt sind und die fünfte Gruppe endlich bilden die neuen Arten, deren 19 vorhanden sind. Zu den Formen der unteren Kreide sind keinerlei Beziehungen vorhanden. Aus der älteren Tithonstufe werden 17 Arten aufgezählt, mit Hinzuziehung der 8 Arten, welche Csäklya mit Sieilien gemeinsam hat, ergeben sich aber für die ältere Tithonstufe 25 Arten, während 21 Arten für oberes Tithon sprechen und 10 Arten auf oberen Jura hinweisen. Aus dem Zahlenverhältniss der Arten, wie auch aus der Häufig- keit der Individuen ergibt sich nach Herbich, dass die Nerineen von Csaklya die Vertretung der älteren Tithonstufe erweisen. Die Nerineen, deren Zahl ein Eingehen auf Einzelheiten unmöglich macht, er- scheinen in zoologischer Ordnung beschrieben, ausserdem werden von Gastropoden drei Cerithien, eine Nerita, zwei Pileolus, ein Tylostoma, ein Trochus, von Bivalven zwei Astarte, ein Cardium, ein Pachyrisma, zwei Diceras und eine Pholadomya, von Brachiopoden zwei Terebrateln, von Echinodermen ein Cidaris namhaft gemacht und abgebildet. Die Tafeln sind mittelst Lichtdruck hergestellt. (V. U.) Karrer F. Die Monumentalbauten in Wien und ihre Baumaterialien. Beilage zu d. Monatsblättern des Wissenschaft- lichen Club. Wien 1886. Wir erlauben uns auf diesen populär geschriebenen Aufsatz aus der Feder unseres verehrten Freundes, der schon früher einmal in einem anregenden Vortrage sich in allgemein fasslicher Weise über die untergegangene Thierwelt in den Baumaterialien Wiens (1878 bei Hölder erschienen) ausgelassen hat, besonders aufmerksam zu machen, Nr. 6 Sitzung am 13. April. M. Melnikow. 149 da nicht allein jeder Gebildete, sondern speciell auch jeder Geologe mit Vergnügen die Aufklärungen lesen wird, welche Herr Karrer über die Gesteine gibt, die bei den Monumentalbauten einer Stadt, wie Wien, Verwendung gefunden haben. Wir danken übrigens noch speciell für die ehrenvolle Erwähnung der reichen, insbesondere durch die Bemühungen unseres verstorbenen Collegen Wolf zu Stande gekommenen Bausteinsammlung des Museums unserer Anstalt. (E. T.) Melnikow, M. Geologische Erforschung des Verbrei- tungsgebietes der Phosphoriteam Dnjestr. Petersburg 1886. Der Verfasser, der schon wiederholt Mittheilungen über die Phosphorite des südlichen Russlands gemacht hat, spricht von zweierlei Arten des Vorkommens dieses Minerals und erwähnt, wie dies schon aus früheren auch in unseren Druckschriften gemachten Publicationen bekannt war, dass in der Dnjestrgegend sowohl die Silur- formation als die Kreideformation Lager von Phosphorit enthalten. Im Silur treten diese Lager besonders in den feinen geschichteten Thonschiefern auf, in der Kreide sind die Phosphorite auf seeundärer Lagerstätte. In letzterem Falle liegen die Phos- phoritkugeln so nah beieinander, dass sie fast eine Schicht bilden fast ohne Zwischen- raum zwischen den Kugeln. In den silurischen ursprünglichen Lagern werden Phos- phorite als einzelne, reihenweise liegende Kugeln gefunden, zwischen denen die Ent- fernung gegen ein Arschin erreicht. Nur bei relativ geringer Entfernung der Kugeln von einander ist das Lager für die Ausbeutung günstig. Dieser Fall tritt aber in Podolien selten ein. Einige Thatsachen lassen vermuthen, dass während der Kreidezeit der Boden des Meeres daselbst von obersilurischem Sandstein gebildet wurde, welcher Sandstein grösstentheils zerstört wurde, so dass sich Bruchstücke davon in der creta- eischen Phosphoritablagerung finden. Eine dem Aufsatz beigegebene Karte gibt die Verbreitungsgrenzen der ursprüng- lichen und der secundären Phosphoritlager an und wird gewiss für weitere Nach- forschungen von praktischem Nutzen sein. (E. T.) Wüllner, A. und Lehmann, O. Vorläufiger Bericht über die im physikalischen Laboratorium der technischen Hochschulezu Aachen angestellten Versuche betreffend die Entzündbarkeit explosibler Grubengasgemische durch glühende Drähte und elektrische Funken. Anlagen zum Hauptberichte der preussischen Schlagwettereommission. Bd. III. berlin 1886. Anhang S. 1—28. Der Zweck der nachstehenden Zeilen kann weniger der sein, aus dem interes- santen Bericht einen erschöpfenden Auszug zu geben, wozu der Raum nicht ausreicht, als darauf aufmerksam zu machen, dass die durchgeführten Versuche neue Aufschlüsse über die Entzündbarkeit verschiedener Gemische von Grubengas und Luft lieferten, von denen einige wesentliche hervorgehoben werden sollen. Bei steigendem Gehalt an Grubengas (die obere Grenze mit der hier operirt wurde, lag bei Gemischen von ] Theil Grubengas auf 7 Theile Luft) nimmt die Ent- zündbarkeit der Gemische ab, nicht so bei wachsendem Luftgehalt (obere Operations- grenze 1 Theil Grubengas, 17 Theile Luft), ja sie nimmt vielleicht für den Oeffnungs- funken bis etwa | Grubengas, 14 Luft zu. Kein Gemisch wurde durch schmelzenden Silberdraht entzündet, Kupferdraht zündet wahrscheinlich erst im Moment des Durchschmelzens. Die Versuche mit Platindrähten und Platindrahtnetzen lehren, dass die Zündung nebst der Temperatur abhängt von der Dicke des Drahtes, der Zusammensetzung des Gasgemisches und der Geschwindigkelt des den glühenden Draht umspielenden Gasstromes, wobei eine Temperatur von 15—17°C. und mittlerer Barometerstand vorausgesetzt sind. Die Zündungstemperatur scheint übrigens von den letzten beiden Factoren, innerhalb der praktisch in Betracht kommenden Aenderungen, nicht wesentlich abhängig zu sein. Die Relationen der übrigen Faetoren sind keine ganz einfachen und muss diesbezüglich auf den von ©. Lehmann verfassten Bericht verwiesen werden. Auch die experimentelle Anwendung der Versuche ist wesentlich das Werk des Genannten. Mit lebhaftem Interesse sehen wir der Fortsetzung der ebenso wichtigen als interessanten Versuche entgegen. (BesyasERv) 150 Verhandlungen. Karl Koschinsky. Ein Beitrag zur Kenntniss der Bryo- zo&nfauna der älteren Tertiärschichten des südlichen Bayerns. Paläontographica, 32. Bd., 1. Lieferung, 1885. Ueber den berühmten Kressenberger eocänen Eisenerzen folgt eine Schichtreihe, die aus sandigen Lithothamnienkalken, dem sogenannten Granitmarmor, und graugrünen thonigen Lagen besteht und früher für das Liegende der Eisenerze angesehen wurde, Die thonigen Lagen enthalten namentlich im Götzreuther Graben eine reiche, vorwiegend aus Foraminiferen, kleinen Brachiopoden und Bryozo@n bestehende Fauna. Die Foraminiferen haben, wie bekannt, durch Gümbel eine eingehende Schilderung erfahren, die Bryozoen- fauna war dagegen noch nicht zum Gegenstand genauerer Untersuchungen gemacht worden. Die vorliegende Arbeit, von welcher bisher der erste Theil, enthaltend. die Cheilostomata, erschienen ist, ist bestimmt diese Lücke auszufüllen, Die Untersuchung des Materials ergab nach Ausscheidung der unsicheren Vor- kommnisse 77 Arten aus der Gruppe der Cheilostomen, von denen 42 als neu bezeichnet werden mussten. Von den 36 bereits bekannten Arten kommt eine bereits in der oberen Kreide vor, 15 weitere Species sind aus obereocänen Ablagerungen beschrieben worden, und zwar gehören ]l davon dem Obereocän ausschliesslich an, während die übrigen vier in dieser Formation beginnen und in höhere Schichten aufsteigen. Zwei Arten kommen im Unteroligocän von Latdorf vor, 8 Arten treten nach dem jetzigen Stande der Kenntniss zuerst in mitteloligocänen Schichten auf, vier Arten beginnen im Ober- oligocän, 3 Arten im Miocän und endlich sind zwei Arten bis jetzt erst aus pliocänen Schichten beschrieben worden. Bei der äusserst lückenhaften Kenntniss der eocänen Bryozoön darf es nach dem Verfasser nicht Wunder nehmen, dass die bereits beschriebenen 15 obereocänen Arten sämmtlich im alpinen Eocän liegen, Beachtenswerth ist es immerhin, dass 10 Arten davon auf die Bryozo@önmergel des Val di Leonte, Monteechio Maggiore und Priabona beschränkt sind. Die Verwandtschaft der bayerischen Fauna mit der Priabona- Fauna ist um so grösser, als eine Anzahl gemeinsamer Formen durch besondere Häufig- keit ausgezeichnet sind. Gestützt auf die gemachten Erfahrungen gesteht der Verfasser die Langlebigkeit mancher Bryozoenformen wohl zu, da er selbst einige bayerische Arten mit recenten zu identificiren hatte, hebt aber dagegen auch das Vorhandensein kurzlebiger Arten hervor und meint im Gegensatz zu Reuss, dass sich diese letzteren zur geologischen Altersbestimmung als wohl geeignet erweisen könnten. j Bei der paläontologischen Beschreibung schliesst sich der Verfasser an das System von Smitt an. Die älteren Systematiker, wie Orbigny, Busk, Johnston, Reuss, berücksichtigen namentlich die Wachsthumsverhältnisse der Colonien, die Art, wie sich die Zellen zu Colonien gruppiren, als Haupteintheilungsprineip, Smitt dagegen weist dem Zooecium, als dem wesentlichsten Elemente der Colonie, die erste Rolle zu und findet bei dem Umstande, dass bei einer und derselben Species verschiedene Arten des Wachs- thums auftreten können, dieses letztere weniger beachtenswerth. Der Verfasser führt mehrere Beispiele an, um die Richtigkeit der Smitt’schen Betrachtungsweise, die das bestehende System vollkommen über den Haufen wirft, darzuthun. Das Smitt’sche System, das auf der Beschaffenheit der Zelle als Grundelement aufgebaut ist, wurde in jüngster Zeit von Th. Hincks mit Geschick und Energie erweitert und ausgebaut. Der Verfasser prüft die Eigenschaften der Zelle auf ihre Verwerthbarkeit in systematischer Hinsicht und findet, dass die allgemeine Gestalt, die Oberflächensculptur, das Vorhandensein oder Fehlen von Oraldornen, sowie das Auftreten von Avicularien zu unbeständig und veränderlich sind, um sichere Kriterien abzugeben; dagegen haben sich als verwerthbar erwiesen die Beschaffenheit der Zellöffnung, die Berippung der Zellendecke, die gekammerte Beschaffenheit des Zelleninneren, besonders aber die Gestalt der eigentlichen Mundöffnung. Es ist uns leider versagt, auf das reiche und interessante zoologische Detail näher einzugehen, wir müssen uns hier auf die vorstehenden Bemerkungen beschränken und wollen nur noch erwähnen, dass der Verfasser einige neue Gattungen aufzustellen hatte, Periteichisma, Rhagosostoma, Pachykraspedon, Cheilonella, Cypho- nella, Kionidella. Die vorliegende, wichtige Arbeit ist mit 7 Tafeln versehen, von denen fünf auf photographischem Wege hergestellt worden sind. Man darf sie als sehr gelungen be- zeichnen. Die positive und negative Retoache wurde vom Verfasser selbst ausgeführt, Bei dem Umstande, dass die Bestrebungen, die Photographie bei der Verfertigung paläontolo- gischer Tafeln zu Hilfe zu nehmen, immer allgemeiner werden, verdienen die dankenswerthen Bemerkungen über die bei der Herstellung der Photographien gemachten Erfahrungen besondere Beachtung. (V. U.) Verlag von Alfred Hölder, k.k, Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15. Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. Ka Eh ar ar Fe Pa de Zu HE a ae IN OD SER Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 4. Mai 1886. Inhalt: Todes-Anzeige. F. C. Ehrlich f. — Vorgänge an der Anstalt. — Eingesendete Mittheilungen. @. C. Laube. Ueber böhmische Kreide-Ammoniten. J. Blaas. Ein Beitrag zu den „pseudoglacialen“ Erscheinungen. — Vorträge: Dr. E. vy. Mojsisovics. Vorlage des Werkes „Arktische Triasfaunen“. Dr. F. Wähner. Zur heter- opischen Differenzirung des alpinen Lias. Dr. J. N. Woldrich. Paläontologische Beiträge. Dr. L. v. Tausch. Ueber die Beziehungen der Fauna von Ajka zu jenen der Laramiebildungen Nord-Amerikas. — Literatur-Notizen: A. deGregorio. K.A. Lossen. — Einsendun- gen für die Bibliothek. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. _ Todesanzeige. Franz Carl Ehrlich }. Franz Carl Ehrlich, kaiserlicher Rath und Custos des Museum Franeisco-Carolinum in Linz, starb am 23. April 1886, Früh halb 7 Uhr in Linz. Am 5. November 1808 zu Wels geboren, hat der Verstorbene während seines langen thätigen Lebens, vorzüglich seinem lieben Heimat- lande Ober-Oesterreich und dessen Erforschung seine Kräfte gewidmet. Seine Thätigkeit reicht in jene Tage, wo bei uns das rege Leben der Naturforschung eben in erster Keimung begriffen war. In jenen Jahren, in welchen unter der Aegyde des erhabenen Gönners der Naturwissen- schaft, Seiner kaiserlichen Hoheit des unvergesslichen Erzherzogs Johann, die ersten Schritte zu einer geologischen Durchforschung unserer Alpenländer in Ober-Oesterreich, Salzburg und Steiermark an- gestrebt wurden, wurde Ehrlich in Gesellschaft der Bahnbrecher L.v. Buch, Partsch, W.Haidinger, Franzv.Hauer, v.Morlot genannt, indem er zum Bergeommissär für die geognostische Aufnahme von Ober-Oesterreich und Salzburg ernannt worden war. Ja, als Meister Haidinger im Jahre 1850 nach der Gründung der geologischen Reichsanstalt alle disponiblen hervorragenden Kräfte an sich gezogen hatte, um die geologische Aufnahme in den niederösterreichischen Alpen zu \e’ginnen, da war auch Ehrlich mit einem wichtigen Theile der Aufgabe bedacht. Seitdem sind nun 36 Jahre der angestrengtesten, immer weitere Kreise erfassenden, stets neue und neue nachrückende frische Kräfte fordernden Thätigkeit, verflossen. Ehrlich hat ein halbes hundert Publieationen nachgelassen, die sich, dem Inhalte nach, auf dem breiten Felde der Durchforschung seines K.k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 7. Verhandlungen. 22 152 Verhandlungen. Nr. 7 Heimatlandes, die er als Custos des Museums Franeisco-Carolinum um- , fassen musste, bewegen; mit besonderer Vorliebe pflegte er, mit An- wendung seiner besten Kräfte, die geologischen Studien. Wenn sein Heimatland den Verstorbenen als den verdienstvollsten Begründer der reichen Musealsammlungen in Linz ehrt, wollen wir demselben als dem eifrigsten Pionnier der geologischen Durchforschung des Landes ein freundliches Andenken bewahren! Vorgänge an der Anstalt. > - Am 27. März 1886 erhielt D. Stur das Diplom über seine Er- nennung zum Socio corrispondente des R. Instituto Veneto di scienze, lettere et arti. Eingesendete Mittheilungen. Gustav C. Laube: Ueberböhmische Kreide-Ammoniten. Im verflossenen Winter wurde von mir im Vereine mit meinem Assistenten, Herrn Georg Bruder, eine eingehende Revision der Cepha- lopoden der böhmischen Kreideschiehten vorgenommen, welche sich in der Sammlung des geologischen Institutes der deutschen Karl-Ferdinands- Universität befinden. Als Resultat dieser Arbeit entstand eine zur Auf- nahme in die Palaeontographica bestimmte grössere Abhandlung, aus deren Inhalt hier in Kürze Folgendes mitgetheilt werden möchte. Die Abhandlung kann als eine Ergänzung der 1872 erschienenen Monographie der Cephalopoden der böhmischen Kreide des Herrn Prof. Ant. Fritsch angesehen werden, an welcher noch unser unvergess- licher Fachgenosse und Freund U.Schloenbach einen wesentlichen Antheil genommen hatte. Einige bereits dort aufgeführte Arten werden schärfer umschrieben, eine Anzahl neuer wird hinzugefügt. Es sind durchwegs reguläre Ammoniten, die mit wenigen Ausnahmen im Turon auftreten. Die zahlreichsten Formen hat das Geschlecht Acanthoceras geliefert, welehes hierdurch für diese Kreidestufe in Böhmen besonders charakteristisch wird. Herr Fritseh zählt in seiner Monographie 54 Öephalopoden auf, wir fügen 14 neue hinzu, und da die Zahl der regulären Ammoniten dort 20 beträgt, so sind deren jetzt aus Böhmen 34 bekannt, hievon gehören die Hälfte dem Turon an, darunter 9 Acanthoceras. Unsere Abhandlung verbreitet sich über nachfolgende Arten: l. Placenticeras Memoria-Schloenbachi nov. sp. Scheibenförmig, flach, eng genabelt mit pfeilförmigen Umgangs- querschnitt. Externseite stumpf. Eilf stecknadelkopfgrosse Knoten um den Nabel. Aus dem turonen Grobkalk des weissen Berges bei Prag. 2. Desmoceras montis albi nov. sp. Flacher Ammonit, mit verhältnissmässig weitem Nabel, schmal- elliptischem Umgangsquerschnitt, mit eireca 120 flachen schwach S-förmig gebogenen Rippen auf den Flanken, welche über die Externseite gehen. Aehnelt Desm. Austen‘, ist aber durch Windungszunahme, gröbere Sitzung am 4. Mai. G. ©. Laube, 153 Rippung und die Lobenform verschieden. Aus dem Grobkalk des weissen Berges. 3. Desmoceras Austeni Sharpe sp. . Diese Art, bisher in Böhmen nur aus dem Turon bekannt, kommt, wie in Sachsen, auch im Plänerkalk vor und scheint hier ihr Haupt- lager zu haben. 4. Pachydiscus peramplus Mantell sp. Es gelang diese Art schärfer zu umschreiben und nach der Gestalt der Lobenlinie und einigen anderen Merkmalen von der folgenden, gewöhnlich damit vereinigten zu trennen. Sie findet sich im Turon wie im Senon. 5. Pachydiscus Lewesiensis Mantell sp. Unterscheidet sich durch gelappte Loben von der vorigen Art, welche kürzere, sägezähnige hat. Zugleich hat sie durchwegs weniger Rippen als jene. Kommt ebenso im Turon und Senon vor. 6. Pachydiscus juvencus nov. sp. Eine kleine, Sharpe’s Am. Vectensis ähnliche Form mit kurzen, sich mit den längeren Hauptrippen gabelnden Zwischenrippen, aus dem Grobkalk des weissen Berges. Mammites nov. gen. Wir sehen uns veranlasst, unter diesem Genus eine Anzahl Formen zu vereinigen, welche Anklänge an Schloenbachia Neumayr einerseits und an Acanthoceras Neumayr anderseits besitzen, ohne mit dieser oder jener Gattung vereinigt werden zu können. Sie besitzen einen schwachen, oft nur angedeuteten Kiel, was an das erstgenannte Geschlecht erinnert, dabei aber sind sie wie Acanthoceras durch grobe Rippen und Knoten auf den Seiten ornamentirt. Die mit einem auffallend breiten Extern- sattel ausgestattete Lobenlinie weicht von allen anderen bemerkens- werth ab. 7. Mammites nodosoides Schlotheim sp. Die bereits 1829 von Leopold v. Buch von ihrem Fundorte „Mischelup“ (richtig Michelob) in Böhmen bekanntgemachte Art. j 8. Mammites Tischeri nov. sp. Der vorigen Art ähnlich, jedoch durch eine grössere Anzahl Rippen und weniger starke Knoten verschieden. Ebenfalls aus dem turonen Grünsandstein von Michelob bei Saaz. 9. Mammites Michelobensis nov. sp. Eine mehr flache Form mit einem schwachen Kiel auf der Extern- seite, hierdurch, sowie durch die abweichenden Loben von beiden vor- hergehenden, mit welchen sie das Lager theilt, verschieden. 10. Acanthoceras (arolinum dOrbigny sp. Eine durch ihren gesägten Kiel an Schloenbachia erinnernde Art aus dem turonen Grobkalke des weissen Berges bei Prag. 22* hgz N N a re N ES Zn „ar 154 Verhandlungen. 11. Acanthoceras Rhotomagense Brongniart sp. Von dieser bisher aus Böhmen nicht bekannten Art lagen uns Exemplare aus dem turonen Grünsandstein von Michelob vor. 12. Acanthoceras Fleuriausianum dOrbigny sp. Wurde bereits von Prof. Sehlüter aus dem turonen Grünsand- stein von Laun beschrieben, kommt jedoch auch im Grobkalk des weissen Berges vor. 13. Acanthoceras Woolgari Mantell sp. Diese, bisher mehrfach mit anderen Arten zusammengeworfen und verwechselt, wurde in ihrer strieten Form festgestellt, und ist in dieser sowohl als nach den Loben leicht von anderen zu unterscheiden. Aus dem turonen Grobkalk vom weissen Berg bei Prag und aus dem kal- kigen Sandsteine von Laun. 14. Acanthoceras Schlüterianum nov. sp. Von Herrn Schlüter bereits als Acanthoceras Woolgari var, vom typischen Woolgari verschieden erkaunt, ist von diesem durch eine grössere Anzahl von Knoten auf der Externseite, ungleichförmig aus- gebildete Rippen und Form der Loben zu. unterscheiden. Im turonen Grobkalk des weissen Berges und im Grünsandstein von Laun. 15. Acanthoceras papaliforme nov. sp. Dem französischen Acanth. papale d’Orbigny sp. verwandt, jedoch dadurch verschieden, dass die diehotomirenden Rippen nicht auf der ganzen Schale, sondern nur auf einer bestimmten Partie derselben auf- treten, auch weichen die Loben beider von einander ab. Aus dem Grob- kalke des weissen Berges und dem Grünsandstein von Wobora bei Laun. 16. Acanthoceras Hippocastanum Sowerby sp. Bisher zumeist mit Ac. Woolgari oder Ac. Rhotomagense vereinigt, aber von beiden durch rasche Zunahme der Umgangshöhe und die grosse Ungleichförmigkeit der Knoten und Rippen verschieden. Aus dem Grün- sandstein von Michelob. 17. Acanthoceras naviculare Mantell sp. Bisher aus Böhmen nicht bekannt gewesen, liegt aus dem Kalk- sandstein von Laun vor. 18. Acanthoceras Mantelli Sowerby sp. Von Herren Fritsch und Schloenbach mit Amm. cenoma- nensis Pictet identifieirt, von Herrn H. B. Geinitz zu Ac. Mantelli ge- zogen. Stimmt genau mit französischen Vorkommen dieser Art. Aus dem Cenoman von Holubitz bei Prag. Sitzung am 4. Mai. J. Blaas. 155 'J. Blaas. Ein Beitrag zu den „pseudoglacialen“ Er- scheinungen. Bei der Bedeutung, welche dem Vorkommen geritzter Geschiebe in irgend einer Ablagerung beigelegt wird, verdient jede einschlägige Beob- achtung einige Aufmerksamkeit, um hierdurch auf derartige Geschiebe gestützte Missdeutungen und irrige Consequenzen möglichst vorzubeugen. Bereits hat Penck eine Anzahl von Erscheinungen namhaft gemacht, welche als „glacial* angesprochen werden könnten, ohne es wirklich zu sein und auch die von Böhm irgendwo in den Alpen- vereinsschriften erwähnten „Schafschliffe“, von denen ich nun selbst wiederholt brillante Beispiele beobachtet habe, verdienen die volle Auf- merksamkeit der Glacialgeologen. Mit diesen Zeilen mache ich auf eine weitere hierhergehörige Erscheinung nochmals aufmerksam, die man in unseren Hochalpen wiederholt zu beobachten Gelegenheit hat. Es sind dies die gekritzten Geschiebe und Gesteins- fragmente, hergestellt durch Lawinen. Sehr bequem zu beobachten sind dergleichen in der nördlichen Umgebung von Innsbruck, besonders im Höttinger Graben. Hier findet man am Boden und den Seitenwänden der Runsen, dtirech welche all- jährlich im Frühjahre wuchtige Lawinen wie Sturzbäche herabbrausen, hervorragende Ecken und Kanten des anstehenden Gesteines, sowie im Schutte festsitzende Blöcke und selbst kleinere Geschiebe ganz in der Art der Gletscherschliffe polirt und geschrammt, und zwar mit zahl- reichen parallelen, in der Richtung des Lawinenlaufes liegenden Kritzen, so dass über ihren Ursprung kein Zweifel herrscht. Als specielle Ver- anlassung zu ihrer Bildung müssen wohl die bedeutenden Gesteins- massen, welche die Lawinen mitzutransportiren pflegen, angesehen werden. Finden sich gekritzte Gesteinsfragmente oder Geschiebe in einer Ablagerung, so ist nach dem Mitgetheilten der Schluss auf deren Beziehungen zum glacialen Phänomen nicht ohne weiteres gestattet, wenigstens so lange nicht der Beweis erbracht ist, dass die fraglichen Geschiebe nur durch glaciale Thätigkeit entstanden sein können. Zum Glücke lassen sich echte glaciale Geschiebe mit Schrammen von den durch Lawinen geschaffenen dadurch unterscheiden, dass letztere stets parallel und gewöhnlich — wenn auch nicht ausschliesslich — nur auf einer Seite gekritzt erscheinen. Nie können allseitig und mit zahlreichen sich kreuzenden Schrammen versehene Geschiebe auf dem eben beschriebenen Wege entstanden sein. Vorträge. Dr. Edm. v. Mojsisovies. Vorlage des Werkes „Arktische Triasfaunen“. Die vorgelegte, von 20 paläontologischen Tafeln begleitete Abhand- lung führt den Titel: „Arktische Triasfaunen. Beiträge zur paläontolo- gischen Charakteristik der arktisch-paeifischen Triasprovinz unter Mit- wirkung der Herren Dr. A. Bittner und F. Teller“ und erschien soeben als 6. Lieferung des 33. Bandes der Memoiren der kais. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg. 156 Verhandlungen. Nr. 7 Den Anstoss zu dieser Arbeit gaben zunächst die von dem ver- storbenen russischen Geologen A. Czekanowski an der Mündung des Olenek in das nördliche Eismeer, dann bei Werchojansk im nord- östlichen Sibirien gesammelten Fossile, welche durch Herrn Akademiker F. Schmidt aus der Sammlung der kais. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg zur Bearbeitung übersendet wurden. Nachdem sich bei der Untersuchung herausgestellt hatte, dass die Ceratitenschiehten der Olenek-Mündung, wie bereits Graf Keyserling erkannt hatte, der Trias und nicht, wie später von einigen Seiten vermuthet worden war, der Kreide angehören, erschien es wünschenswerth, auch die Trias- Cephalopoden aus Spitzbergen in den Kreis der Untersuchung einzube- ziehen und ermöglichte Herr Prof. Lindström in Stockholm dureh die Zusendung des ganzen einschlägigen Materiales in liberalster Weise die Realisirung dieses Wunsches. Die nöthigen Nachweise über die Entdeckungsgeschichte der arktischen Trias, sowie über das Vorkommen derselben in Nordost- sibirien und in Spitzbergen bilden die Einleitung der Arbeit. Der erste deseriptive Abschnitt umfasst sodann die systematische Darstellung der sibirischen und spitzbergischen Cephalopoden, welche den Gattungen Dinarites, Ceratites, Sihirites (nov. g.), Prosphingites (nov. g.), Popanoceras, Monophyllites, Xenodiscus, Meekoceras, Hungarites, Ptychites, Pleuronautilus, Nautilus und Atractites angehören. Im zweiten Abschnitt beschreibt Herr Teller die Pelecypoden- Fauna von Werchojansk, in welcher die Gattung Pseudomonotis die Hauptrolle spielt, während die Gattungen Oxytoma, Avicula (Meleagrina), Pecten, Gervillia, Cardita und ? Solenopsis nur spärliche Repräsentanten aufweisen. Die von Herrn Dr. A.Bittner im dritten Abschnitt beschriebenen Brachiopoden der Olenek-Mündung liessen in Folge mangelhafter Er- haltung blos eine generische Bestimmung zu. Es wurden Vertreter der Gattungen Lingula, Spiriferina und Rhynchonella nachgewiesen. Der vierte Abschnitt endlich, welcher die Ergebnisse enthält, soll hier ziemlich ausführlich reprodueirt werden. 1. Als die älteste der untersuchten Faunen stellt sich die Cepha- lopoden-Fauna von Mengiläch am Olenek dar, welche aus ua Arten besteht: 1. Dinarites spiniplicatus E. v. M. 2. & volutus E. v. M. 3 : densiplicatus E. v. M. 4, altus E. v. M, h: e intermedius E. v. M. 6 glacialis E. v. M. 7 ind. 8. 2 levis E. v. M. 9. Ceratites sigmatoideus E. v. M. 10. N multiplicatus E. v. M. I jr hyperboreus E. v. M. 12. = fissiplicatus E. v. M. 13: s discretus E. v. M. 14. = Middendorffi Graf Keys. Nr. 7 Sitzung am 4. Mai. E, v. Mojsisovics, 157 15. Ceratites Schrencki E. v. M. 16. 5 subrobustus E. v. M. IT, * ind. 18. 5 ind. 19. R decipiens E. v. M. 20. Inostranzeffi E. v. M. 21. Siöirites Bichwaldi Graf Keys. 22. » . Pretiosus E. v. M. 23. r ind. 24. Xenodiscus euomphalus Graf Keys. 25. u Schmidt! E. v. M. 26. a dentosus E. v. M. 27. Karpinskil E. v. M. 98. Meekoceras Keyserlingi E. v. M. M. 29, 5 rotundatum E. v. 30. n ind. 31. stbirieum E. v. M. 32. ‚Prosphingites ÜÖzekanowskü E. v. M. 33. Fopanoceras ind. 34. Pleuronautilus subaratus Graf Keys. 35. Atractites ind. Drei weitere, in der Nähe des Hauptfundortes in Peleeypoden- Lumachellen vorkommende Arten: Hungarites triformis E. v. M. Meekoceras affine E. v. M. ? Monophyllites ind. wurden in das obige Verzeichniss nicht aufgenommen, da es vorläufig unentschieden bleiben muss, ob diese Arten etwa blos einer Peleeypoden- Facies der Olenek-Fauna angehören und mit der letzteren gleichaltrig sind, oder aber ob sie einem anderen, und zwar etwas höheren Niveau entsprechen. Zu Gunsten dieser letzteren Annahme könnte die höhere Entwieklungsstufe des Hung. triformis und Meek. affine, durch welche sich dieselben von den Meekoceraten von Mengiläch unterscheiden, geltend gemacht werden. Was nun die Altersbestimmung der Olenek-Fauna betrifft, so kann dieselbe vorläufig nur aus dem zoologischen Charakter der Fauna dedueirt werden. Es geben weder die Lagerungsverhältnisse einen hinreichenden Aufschluss über das Alter, noch kommen Arten vor, welche bereits anderwärts in horizontirten Schiehten gefunden worden wären. Die ganze Fauna setzt sieh aus solehen Arten zusammen, welche bis heute dem Olenek eigenthümlich sind. Zur richtigen Beurtheilung über den auf Basis der paläontologischen Analogien erreichbaren Grad einer richtigen. Altersschätzung müssen wir uns übrigens gegenwärtig halten, dass absolut richtige Altersbestimmungen auf dieser Basis von vorneherein nicht erwartet werden können. Da die zur Abschätzung des muthmasslichen Alters herbeizuziehenden Analogien aus fremden zoogeograpbischen Provinzen entnommen werden müssen, so können, nachdem heterotopische Gebiete getrennte, von einander unabhängige biologische Chronologien besitzen, blos homotaxe Alters- werthe erzielt werden. 158 Verhandlungen. Nr. 7 In gelegentlichen Bemerkungen wurden bereits in den „Cephalopoden der mediterranen Triasprovinz“ die Olenek-Schichten auf Grund der vom Grafen Keyserling publieirten Abbildungen für homotaxe Alters- Aequivalente dermediterranen Werfener Schichten (Zone des Tirolites cassianus) erklärt, und kann heute, auf Grund der eigenen Untersuchung der reichhaltigen Fauna, an dieser Bestimmung festgehalten werden. Nach dem zoologischen Charakter der Fauna könnte es sich blos um die Alternative handeln, ob die Fauna permischen oder unter- triadischen Alters sei. Jede andere Combination erscheint vom paläon- tologischen Standpunkt ausgeschlossen. Die höchst entwickelten Elemente der Fauna bilden die Cera- titen aus den Gruppen der Subrobusti und des Üeratites decipiens. In permischen Schichten wurden so hoch entwickelte Ceratiten bisher noch nirgends nachgewiesen. Der einzige Ceratit, welchen man aus Permschichten kennt, ©. plicatus Waag. aus dem Produetuskalke der Salt-Range befindet sich im Entwicklungsstadium der Ceratites obsoleti und könnte allenfalls als ein Vorläufer der Subrobusti der Olenek-Schichten aufgefasst werden. Andererseits befinden sich die Subrobusti des Olenek auf einer tieferen Entwicklungsstufe, als die Ceratiten des Muschelkalks und gleichen die ausgewachsenen Exemplare der Subrobusti des Olenek dem Adolescenten-Stadium einiger Muschelkalk-Ceratiten. Dagegen weisen die seltenen Arten aus der Gruppe des Ceratites decipiens ein Entwick- lungsstadium auf, welches dieselben in den Muschelkalk zu versetzen gestatten würde. In numerischer Beziehung spielen in der Olenek-Fauna die Dinariten die hervorragendste Rolle, und drückt das Ueberwiegen dieser tief- organisirten Ceratitidengattung der Olenek-Fauna den Stempel einer unter- triadischen Fauna vom Alter der Werfener Schichten auf. Die Cephalopoden-Fauna der Werfener Schichten besteht, von einer Meekoceras-Art abgesehen, ausschliesslich aus Tiroliten und Dinariten mit einem bedeutenden Uebergewicht der Tiroliten über die Dinariten. Der Olenek-Fauna fehlen die Tiroliten. Es kann aber dieses negative Moment nicht gegen die beiläufige Alters-Aequivalenz der Werfener Schichten und der Olenek-Schichten geltend gemacht werden, da auch den höheren arktischen Triashorizonten Spitzbergens, welche, wie ge- zeigt werden wird, dem Muschelkalke zu parallelisiren sind, gleichfalls die ganze Subfamilie der Tirolitinae fehlt. Da sich ganz übereinstimmend auch die isochronen Triashorizonte Indiens durch die Abwesenheit der Tirolitinae auszeichnen, dürfen wir wohl die Tirolitinen als einen charak- teristischen Faunenbestandtheil der mediterranen Triasprovinz betrachten. Sobald aber diese Deutung angenommen werden darf, kann das Fehlen der Tiroliten in der Olenek-Fauna nur als eine heterotopische Erscheinung aufgefasst werden, welche die Altersbestimmung nicht beeinflussen kann. Die Gattung Srbirites ist ausser vom Olenek noch aus dem norischen Hallstätter Kalk der österreichischen Alpen und den norischen Schichten Südamerikas (Peru) und der Himalayas bekannt, kann daher zur schär- feren Niveau-Fixirung der Olenek-Fauna nieht verwendet werden. Die Gattungen Popanoceras und Prosphingites stellen der arktischen Trias eigenthümliche Faunen-Elemente dar, können daher gleichfalls zur Altersbestimmung nicht benützt werden. Nr. 7 Sitzung am 4. Mai. E. v. Mojsisovies. 159 Dagegen liefern die Gattungen Xenodiscus und Meekoceras werthvolle Anhaltspunkte in dieser Beziehung. Xenodiscus ist bisher nuraus dem Perm und den untersten, den Werfener Schichten gleichzustellenden Triasschichten Indiens bekannt. ImMuschelkalke Indiens und Europas tritt an die Stelle von Xenodiscus die Gattung Gymnites mit reichzerschlitzten Ammonitenloben. Die Xenodiscen des Olenek stehen auf nahezu derselben Ent- wicklungsstufe, wie die von Griesbach beschriebenen Formen aus den untersten Triasschichten des Himalaya. Was die Gattung Meeko- ceras betrifft, so treten die ältesten bekannten Vertreter derselben (Meek. trochoides Abich) im armenischen Perm auf und reicht die Gattung in der europäischen Trias aufwärts bis in die karnische Stufe. Doch unter- scheiden sich die Meekoceraten von Mengiläch durch ihren einfachen Externlobus, sowie durch die rudimentäre Entwieklung der Hilfsloben von den Meekoceraten des Muschelkalkes, während die jüngeren Meeko- ceraten sich durch brachyphylle Sattelbildungen auszeichnen. Dagegen stimmen die Meekoceraten von Mengiläch nach ihren zoologischen Merk- malen überein mit den Formen der Werfener Schichten und der tiefsten indischen Triasschichten. 2. Die Fauna des spitzbergischen Posidonomyen- Kalkes, welche aus folgenden Formen zusammengesetzt ist: 1. Ceratites Vega Oberg. 2 r simplex E. v. M. 3 H Whitei E. v. M. 4 N Blomstrandi Lindstr. 5 n polaris E. v. M. 6 e costatus Oberg. 7 n nov. f. ind. 8. 5 Öbergi E. v. M. 2% Lindströmi E. ,v. M. 10. Mechveeras Furcatum ( Öberg YR 11. Monophyllites spetsbergensis (Öberg.) 12. Posidonomya Mimer. Öberg. 13. ? Monotis boreas Öberg. 14. Avicula sola Öberg. Nach der Arten- und Individuenzahl bilden, von den Posidono- myen abgesehen, die Ceratiten den vorherrschenden Bestandtheil dieser kleinen Fauna. - Obgleich keine einzige Art mit der Olenek-Fauna gemeinsam ist, so ‚könnte man nach dem Entwicklungsstadium der Ceratiten hier an eine mit der Olenek-Fauna gleichzeitige Fauna denken und liesse sich bei dieser Annahme die Verschiedenheit der Fauna unter der Voraussetzung erklären, dass die Facies des Posidonomyenkalkes durch besondere Ce- phalopodenarten ausgezeichnet sei. Da nämlich beide Faunen, wie aus den nahen verwandtschaftlichen Beziehungen derselben hervorgeht, iso- topisch sind, bliebe, im Falle ihrer Gleichaltrigkeit, jeder andere Er- klärungsversuch ihrer verschiedenartigen Zusammensetzung ausge- schlossen. Ceratites Vega gehört der am Olenek durch prächtige Arten ausgezeichneten Gruppe der Subrobust! an, während die sämmtlichen übrigen Ceratiten in die Gruppe des Oeratites polaris fallen, welche mit dem am Olenek vorkommenden Dinarites levis genetisch zusammenhängen K, k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 7. Verhandlungen. 23 160 Verhandlungen. Nr. 7 Es liegen jedoch, wie im paläontologischen Theile der vorlie- genden Arbeit gezeigt worden ist, wichtige Gründe für die Annahme vor, dass die Gruppe des Ceratites polaris sich mit ihren alterthüm- lichen Merkmalen bis in die Zeit der norischen Stufe hinauf: wenig verändert erhalten hat. Auch wurde dort bemerkt, dass ein sehr be- deutender Theil der in der norischen Stufe erscheinenden Arpaditen im Baue der Loben mit der Gruppe des Ceratites polaris derart über- einstimmt, dass ein direeter genetischer Zusammenhang sehr wall: scheinlich wird. Entfällt unter diesen Annahmen zwar die Nothwendigkeit, die Posidonomyenkalke den Olenekschichten parallelisiren zu müssen, so nöthigt doch das Vorkommen des Ceratites Vega den Posidonomyen- kalken ihre Stellung in nächster Nähe der Olenekschicehten anzuweisen. Da die dem Posidonomyenkalke unmittelbar aufgelagerten Daonellen- kalke eine echte Muschelkalkfauna führen, so dürfte man die strati- graphische Stellung des Posidonomyenkalkes wohl am richtigsten durch die Einreihung in den Muschelkalk, als eine untere Abtheilung des- selben, kennzeichnen. Mit dieser Zuweisung zum Muschelkalke steht das Vorkommen eines echten Monophylliten im besten Einklange, da in älteren Ab- lagerungen bislang noch keine unzweifelhaften Vertreter dieser Gattung bekannt geworden sind. 3. Die Fauna des spitzbergischen Daonellenkalkes besteht aus folgenden Formen: 1? reis laqueatus Lindst. " Nathorsti E. v. M. A geminatus E. v. M. arcticus E. v. M. n ind. aff. arctico. falcatus E. v. M. 3 ind. aff. falcato. ind. ind. . Ptychites trochleaeformis (Lindst.) dar = ind. 12 a Nordenskjöldi E. v. M. 13. Lundgreni E. v. M. 14. * latifrons E. v. M. en =D DES S 15: euglyphus E. v. M. 16. Popanoceras Hyatti E. v. M. 19% jr Torelli E. v. M. 18. > Verneuili E. v. M. 19. N Malmgreni Lindst. 20. ind. DE Neutılıe Stbyllae E. v. M. Dar Nordenskjöldi Lindst. 28; Daoneiik Lindströmi E. v. M. 24. 2 arctica E. v. M. 25. Arca inflata Öberg., 26. Nucula elongata Oberg. ; i Nr. 7 Sitzung am 4. Mai. E. v. Mojsisovies. 161 Diese Fauna kann, wie namentlich die Ptychiten lehren, dem - Muschelkalk homotax gestellt werden. Die Ceratiten, welche sämmtlieh der Gruppe der Geminati an- gehören, stehen auf der gleichen Entwicklungsstufe , wie die Ceratiten des indischen und mediterranen Muschelkalkes. Die Gattung Popanoceras, welche hier zum ersten Male in so hohen Triasschichten erscheint, besitzt entsprechend dieser stratigra- pbischen Stellung auch höher entwickelte Loben. Bemerkenswerth ist die scharfe paläontologische Trennung zwischen den beiden Faunen des Posidonomyenkalkes und des Daonellenkalkes. Nicht genug, dass keine einzige Art den beiden, Faunen gemeinsam ist, treten im Daonellen- kalke durchwegs neue, im Posidonomyenkalke nicht vorhandene Gruppen und Gattungen auf. In Folge dieser auffallenden Verschiedenheit besitzt denn auch der Daonellenkalk nähere paläontologische Beziehungen zur Ölenek-Fauna als zur Fauna des Posidonomyenkalkes. Die Gruppe der Öeratites geminati greift auf die Gruppe der Obsoleti der Olenek-Fauna zurück. Die Gattung Popanoceras ist ferner dem Daonellenkalke und den Olenekschichten gemeinsam. 4. Die Peleeypoden-Fauna der Schiefer von Wercho- jansk besteht nach den Untersuchungen des Herrn F. Teller aus folgenden Formen: l. Pseudomonotis ochotica Keys. 2 5 h var. densistriata Teller. 3 x 2 var. sparsicostata Teller. 4. f 2 var. eurhachis Teller. 5, 4 „ var. ambigua Teller. 6. u var. pachypleura Teller. 7 5 jakutica Teller. 8 5 sublaevis Teller. 9, . cycloidea Teller. 10. 4 seutiformis Teller. Bl; Zitteli Teller. 12. Oxytoma Mojsisoviesi Teller. 13. ÜÖzekanowskü Teller. 14, Avicula. Tundrae Teller! 15. e septentrionalis Teller. 16. Pecten aff. discites Schloth. 17. „ hiemalis Teller. 18. Gervillia? ind. 19. Cardıita ind. 20. ? Solenopsis ind. Wie Herr Teller nachwies, lässt sich vorläufig nur das triadische Alter dieser Fauna im Allgemeinen erschliessen, da ihre Beziehungen zu horizontirten Cephalopodenschichten nicht bekannt sind. Doch kann darauf verwiesen werden, dass die sehr nahe verwandten Ablagerungen Japans und Neuseelands höchst wahrscheinlich der norischen Stufe zu- zurechnen sind. Im paläontologischen Theile der Abhandlung konnte in den Be- merkungen zu den einzelnen Cephalopodengattungen wiederholt auf die sehr nahen Beziehungen der geschilderten Faunen zu nordamerikanischen 23 * GT OR 162 Verhandlungen. Vorkommnissen der pacifischen Ländergebiete hingewiesen werden. Es hat daselbst ferner Herr Teller die noch weitere paeifische Gebiete umfassende Verbreitung der so eigenthümlichen Fseuwdomonotis-Facies, welche bald als Schiefer-, bald als Sandstein-, bald als Kalkstein- formation auftritt, geschildert. So unvollständig und ungenügend bis heute unsere Kenntniss von diesen interessanten Vorkommnissen ist, — was namentlich von den ziemlich artenreich scheinenden nord- amerikanischen Cephalopodenschichten gilt — so lässt sich doch bereits mit Sicherheit erkennen, dass die Küstengebiete der arktischen Gegenden zusammen mit der Umrandung des paeifischen Oceans eine weite, durch einheitlichen Charakter der Faunen verbundene Region bilden, welche als die „arktisch-pacifische Triasprovinz“ bezeichnet werden soll. Es ist dies weitaus das grösste bekannte einheitliche Triasgebiet der Erde, wenn wir auch, da die uns zugänglichen Sedimentreste sich auf küstennahe Gegenden diesseits und jenseits des pacifischen Oceans sowie des nördlichen Eismeeres beschränken, verhältnissmässig nur geringe Theile desselben kennen. Wie bereits bei einer früheren Ge- legenheit angedeutet worden war, war die Triasperiode für die heutigen Continentalmassen eine vorwiegende Continental-Periode, weshalb sich die Reste pelagischer Sedimente hauptsächlich blos in den jungen Kettengebirgen und in Küstenregionen finden. Dürfen wir‘ aus dieser Art der Verbreitung schliessen, dass die Meere der Triasperiode im grossen Ganzen mit den heutigen Meeresbecken zusammenfielen, so drängt sich uns dieser Schluss insbesondere für das grösste der Meere, für das paeifische Becken auf. Von Peru im Süden zieht sich eine allerdings mehrfach unterbrochene Reihe pelagischer Triasformationen in der pacifischen Abdachung des amerikanischen Continents bis nach Alaska im Norden. Auf der Westseite des paeifischen Oceans bezeichnen Neu-Seeland, Neu-Caledonien, Timor, Japan und der ochotskische Meer- busen Küstenstriche des paeifischen Triasoceans, während das Mündungs- gebiet des Olenek mit Werchojansk und der Eisfjord Spitzbergens die Fortsetzung dieses Oceans in die arktischen Regionen andeuten. Weitaus das meiste Interesse unter den Triasterritorien der pacifischen Region nimmt die Trias von Nevada und Californien in Anspruch, über welche eingehende geologische und paläontologische Berichte von Cl. King, Whitney, Gabb und Meek vorliegen. Die untere Abtheilung derselben, die sogenannte Koipato-Gruppe, besteht aus Quarziten, Thonschiefern und Porphyroiden und erreicht eine Mächtigkeit von 4—6000 Fuss. Von Fossilien wurden hier nur schlecht erhaltene Reste von Nautilen gefunden. Die obere Abtheilung, die Star-Peak-Gruppe, besteht nach Cl. King aus folgenden Gliedern: 6. Reiner Quarzit. BEE Un ER 00% . 2200—2800 Fuss. 5. Kalkstein, in einer beiläufigen Mächtig- keit‘ von |..'3...) 0 Mi BOnERETERn 1000 „ 4. Reiner, dünn geschiehteter Quarzit . . 800—1000 „ 3. Schwerer, eisenschüssiger Kalkstein. . 2000 „ 2. Schiefriger Quarzit mit schwarzen Schiefern (250 Fuss) im Hangenden . 15007 1. Schwarzer, von kohliger Substanz durch- zogener Kalkstein NE 1500 Liegend concordant: Quarzite der Koipato-Gruppe. 2 a A a a ae Nr. 7 Sitzung am 4. Mai. E. v. Mojsisovics. 163 Aus den unteren Partien des schwarzen Kalksteines Nr. 1, mithin aus dem tiefsten Gliede der Star-Peak-Gruppe, stammt die von Gabb und Meek beschriebene Fauna, welche von den amerikanischen Paläontologen als ein Aequivalent unserer Hallstätter und Cassianer Faunen betrachtet wird. Die höheren Glieder der Star-Peak-Gruppe sind nahezu fossilleer. Die Fauna des Kalksteines Nr. 1 trägt unverkennbar den Charakter einer höheren Triasfauna, in welcher sich einige wenige Reminiscenzen an den Muschelkalk finden. Ein grosser Theil der Cephalopoden ist auf Formen aus dem spitzbergischen Muschelkalk zurückführbar. Ausser- dem treten einige Gattungen auf, welche im arktischen Muschelkalk keine Vorläufer besitzen. Es sind dies die Gattungen Trachyceras, Halorites, Acrochordiceras, Eutomoceras, Arcestes, Sageceras, Orthoceras. Diese neu erscheinenden Gattungen lassen sich in zwei Gruppen gliedern. Eine erste Gruppe, in welche Acrochordiceras, Arcestes, Sageceras und Orthoceras fallen, umfasst Gattungen, welche in der mediterranen Provinz bereits im Muschelkalk vertreten sind. Die zweite Gruppe — Trachyceras, Halorites und Eutomoceras — bedarf einer näheren Untersuchung. Zunächst verdient das Auftreten von Trachyceras gewürdigt zu werden. Trachyceras bildet das oberste Glied in der genetischen Serie der Tirolitinae. Wie bereits erwähnt wurde, zeichnen sich die tieferen Triasfaunen der arktischen Region durch das Fehlen der tieferen Glieder aus der Entwicklungsreihe der Tirolitinen aus. Der Olenek- Fauna fehlt die Gattung Tirolites, welche für die europäischen Werfener Schiehten so bezeichnend ist; dem spitzbergischen Muschelkalk fehlt die von Tirolites derivirte Gattung Dalatonites, welche im europäischen Muschelkalk durch eine Anzahl von Arten vertreten ist. Die im hohen Norden auftretenden Ceratitiden gehören ausschliesslich der genetischen Serie der Dinaritinae an. Die gleiche Erscheinung nehmen wir in Indien wahr, wo, übereinstimmend mit den Verhältnissen in der ark- tischen Region, gleichfalls in den Werfener Schichten und im Muschel- kalk blos solche Ceratitiden vorkommen, welche der Sippe der Dinaritinae angehören. — In Europa tritt die Gattung Trachyceras sowohl in der mediterranen als auch in der juvavischen Provinz auf, doch weichen die juvavischen Formen sehr bedeutend von den mediterranen ab und gehören besonderen Formenreihen an. Keine einzige der nordameri- kanischen Trachyceras-Formen zeigt nun eine nähere Verwandtschaft mit mediterranen Typen, dagegen finden sich unter denselben juvavische Typen, wie Trach. americanum und Trach. Homfrayi. Auch die wenigen, bisher aus der indischen Trias bekannt gewordenen Trachyceraten (Tr. Winterbottomi Salt., Tr. Aon Salt.), welche wohl aus den von Griesbach nachgewiesenen, zwischen Muschelkalk und Para Limestone eingeschalteten, muthmasslich norischen Schichten stammen, sind mit juvavischen Formen verwandt. Die beiden Gattungen Halorites und Eutomoceras sind in Europa auf die juvavischen Hallstätter Kalke beschränkt. Die erstere Gattung findet sich auch in der indischen Trias, und zwar muthmasslich in jenem Horizonte, welchem die oben erwähnten Trachyceraten angehören PL Jg TRAIN SERTR Aa P} ns i a x er ai BR “ Abe 164 Verhandlungen. Nr. 7 dürften und aus welchem Griesbach auch zwei in die gleichfalls Juvavische Gattung Jwvavites fallende Arten eitirt. Während die Gattungen Arpadites, Trachyceras, Holorites, Buto- moceras und Eudiscoceras im Allgemeinen dafür sprechen, dass die Fauna des Kalksteines Nr. 1 der Star-Peak-Gruppe jünger ist als Muschelkalk, dürfen wir aus der Entwieklungsstufe der meisten Arten und aus dem Vorkommen vereinzelter Muschelkalk - Typen, wie Aero- chordiceras, schliessen, dass dieselbe der Muschelkalkfauna zeitlich unmittelbar "nachgefolgt : sein dürfte. Wir halten uns sonach für berechtigt, die californische Fauna als ein homotaxes Aequivalent der nor- schen Stufe zu erklären. Da sich in dieser Fauna auch eine mit der Pseudomonotis ochotica sehr nahe verwandte Form, Pseudomonotis subeircularis, findet, so könnte man sich versucht fühlen, hieraus auf das Alter der Pseudomonotis- Schiefer von Werchojansk zurückzuschliessen. Doch dürfte es vorläufig wohl gerathen sein, sich noch eines bestimmten Urtheiles zu enthalten. Es muss die Möglichkeit im Auge behalten werden, dass der Formen- kreis der Pseudomonotis ochotica eine grössere verticale, mehrere Cephalopoden-Horizonte umfassende Verbreitung besitzen mag. Ueber die Triasbildungen von Britisch-Columbien liegen noch wenig specielle Nachrichten vor. Pseudomonotis subeircularis und andere, noch nicht näher bezeichnete Fossile der „Alpine Trias Group“ ver- weisen dieselben nach der Ansicht der canadischen Geologen in das Niveau der californischen Fauna. Noch verdient ein von der pacifischen Küste entfernteres Trias- gebiet Nord-Amerikas hier besprochen zu werden, das Gebiet von Idaho und West-Wyoming, welches von Peale und 0. A. White erforscht wurde. Hangend: Pentacrinus-Beds des Jura. 5. Red-beden nr mr. . . „. LOOWEREEE 4. Wechsellagerung von Kalksteinen und sandigen Schiefern, Pseudomonotis idahoensis etc. : 3. Kalkstein mit Pseudomonotis idahoensis, Pseudo- | 100 „ monotis curta . ER ET. | . Sandstein mit Aviculopeeten Pol 850,77 Kalkstein mit Meekoceras gracilitatis, M. Mush- bachianum, Xenodiscus applanatus und Prendomonh Burta = een ee a Liegend: Carboniferous Series. HD Wie bereits Withe richtig bemerkt hatte, kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die Meekoceras-Beds einem bedeutend tieferen Niveau, als die oben besprochene Fauna der californischen Trias an- gehören. Nach der Zusammensetzung der Fauna und der Entwicklungs- stufe der Ammoniten halten wir dieselbe für ungefähr gleichzeitig mit den Dinaritenschichten von Mengiläch am Olenek. In topogeologischer Beziehung repräsentirt die Trias von Idaho ein Grenzgebiet zwischen der marinen Trias der pacifischen Küsten- länder und der heteromesischen Binnen-Entwicklung des Continentes, welche weiter östlich die allein herrschende ist. Sahne al 1 Be a u En hc Sitzung am 4. Mai. E. v. Mojsisovies. 165 Innerhalb der Cordilleren Südamerikas kommen in Columbien und Peru triadische Sedimente vor, welche mit den norischen Schichten der Westküste Nordamerikas gleichaltrig sein dürften. Die gesellig auf- tretende Pseudomonotis subeireularis nimmt auch hier die leitende Rolle ein. Unter den von Reiss und Stübel in Peru gesammelten Fossilien sind aus den Pseudomonotis-Kalken auch einige kleine Ammoniten aus den Gattungen Sibirites und Helietites vorhanden, welche beide in den europäischen Triasablagerungen bisher blos aus den norischen Hall- stätter Kalken der juvavischen Provinz bekannt geworden sind. Die triadischen Sedimentlappen der westlichen Umrandung des paecifischen Oceans sind bis jetzt, wenn wir das etwas abseits gelegene Timor vorläufig ausschliessen, vorherrschend nur in der Pseudomonotis- Facies bekannt. Das Vorkommen am ochotskischen Busen stimmt mit Werchojansk überein. In der Bucht von Sendai in Japan kommen auch Ammonitenschiefer vor, welche ursprünglich für jurassisch gehalten wurden, nach E. Naumann aber sicher dem Complexe der Pseudo- monotis-Schiefer angehören. !) In jüngster Zeit fand Naumann im Sakawa-Becken auch Halobien, und zwar, wie es scheint, in Begleitung von Fseudomonotis. Bekanntlich erscheint auch in Neuseeland in Begleitung der Pseudomonotis richmondiana eine echte Halobia (H. Hochstetteri), was für die Altersbestimmung der neuseeländischen Pseudomonotis-Schichten nicht ohne Bedeutung ist. Nach unseren neuesten Erfahrungen zeigen sich in den europäischen Alpen die ersten Halobien in den Grenzschichten zwischen dem oberen Muschelkalk und den, der norischen Stufe an- gehörigen Zlambach-Schichten. In Spitzbergen tritt HZalobia gleichfalls erst in Schichten über dem Muschelkalk auf. Wenn es daher gestattet wäre, diese Thatsachen zu generalisiren, so würde man aus dem Vorkommen der Gattung Halobia schliessen dürfen, dass die betreffenden Schichten Jünger als Muschelkalk sind. Es sind nun in neuerer Zeit in den neu- seeländischen Pseudomonotis-Schichten nach Hector auch zwei Nautilen (Olydonautilus goniatites und Nautilus mesodicus) gefunden worden, welche gleichfalls zu demselben Schlusse über das Alter der Pseudo- monotis-Schichten leiten. Die beiden Nautilen repräsentiren, ebenso wie Halobia, juvavische Typen. Die neucaledonische Trias-Entwicklung scheint vollständig mit der neuseeländischen übereinzustimmen. Die nur sehr dürftig bekannte Trias von Timor, welche eine räumliche Mittelstellung zwischen der indischen und arktisch-pacifischen Provinz einnimmt, scheint wegen des Auftretens der Gattung Fopanoceras, welehe der indischen Provinz fremd ist, sich näher an die arktisch-paei- fische Provinz anzuschliessen. Ueber das Alter der rothen Crinoiden- kalke mit Popanoceras megaphyllum lassen sich blos Muthmassungen aussprechen. Nach der höheren Entwicklung der Loben könnte man vermuthen, dass diese Kalke etwas jünger als Muschelkalk, mithin norisch seien. Ein sicheres Urtheil ist aber vorderhand unmöglich. 1) Die Zeichnung eines dieser für jurassisch gehaltenen Ammoniten, welche Dr. E. Naumann uns seither freundlichst mittheilte, zeigt einen grossen Ceratiten aus der arktischen Gruppe des Ceratites decipiens. ” _ Verhandlungen. 166 Karnische Stufe Norische Stufe | Schichten | ? Pseudo- | Juvavische mit Halobia) monotis- | Cephalopo- Zitteli Schiefer | den Typen. Ä Pseudo- monotis Muschelkalk 2. Dao- nellenkalk l. Posidono- myenkalk | Koipato- Werfener Dinariten- ( Gruppe Schichten Schichten | von Mengi- läch | | © [> EN = -_ 5 | 8 5 Pseudo- au monotis- r Sibirites 8 und > Helictites . ? Pseudo- monotis idahoensis Meeko- ceras- Beds. eu-Seeland, Neu-Caledonie: Pseudo- | Pseudomono- monotis- | tis-Schichten Kalke mit | Schichten | mit Halobia mit Hochstetteri Halobia | und Nautilen von juvavi- schem Typus ?Rothe Crinoiden- kalke mit Popano- ceras me- gaphyllum Himalayas Oben Ein- lagerungen von schiefrigen und sandigen Ge- ‚steinen. Kalke und Dolo- mite mit Megalo- donten und Lithodendren (Dachsteinkalk). Wechsellagerung von Schiefern und Kalksteinen, Juvavites Ehr- lichi, Juv. Feist- manteli, Sibirites " spinescens, Halo- bia rarestriata. Ptychitenkalke, Xenodisceus- Schichten. Indische Provinz Para Limestone Lilang Series Nr. 7 Sitzung am 4. Mai. E. v. Mojsisovies. 167 Es erübrigt noch mit einigen Worten der Beziehungen zu gedenken, welche zwischen der arktisch-paeifischen Triasprovinz und den übrigen bisher bekannten 'Triasprovinzen bestehen. Die räumlich zunächst liegende indische Provinz, deren Gliederung nach Griesbaech's und Stoliezka’s Darstellungen in die Uebersichts- tabelle der arktisch-paeifischen Provinz aufgenommen wurde, zeigt, wie namentlich die besser bekannten tieferen Glieder der indischen Trias lehren, sehr nahe faunistische Beziehungen zur arktisch-pacifischen Provinz, so dass hier bereits zur Triaszeit ein analoges Verhältniss, wie zur Zeit des Jura bestanden zu haben scheint. Die arktisch-paeifische Trias verhält sich zur indischen Trias, wie sich nach den Untersuchungen M. Neumayr's der arktische Jura zum indischen Jura verhält. Die auffallendste und überraschendste Thatsache, welche die Analyse der arktisch-pacifischen Triasfaunen aufgedeckt hat, ist das Auftreten einer grossen Anzahl juvavischer Typen bereits zur Zeit der Ölenek-Schiehten und des Muschelkalks. Bevor die Bedeutung dieser Thatsache besprochen wird, soll zunächst noch das Verhältniss der mediterranen Trias zur arktisch-paeifischen erörtert werden. In den norischen Ablagerungen der mediterranen Provinz finden sich nur einige ‘wenige arktische Typen (aus der Gruppe der Dinarites spiniplicati) und von arktischen Typen derivirte Gattungen (ein Theil der Arpaditen). Auch konnte constatirt werden, dass einige mediterrane Gattungen zur norischen Zeit in den pacifischen Gewässern vorhanden waren. Es haben also jedenfalls zeitweise Verbindungen bestanden, welche Wanderungen der pelagischen Thiere gestatteten. Es ist aber bezeichnend für den Zeitpunkt des Pestandes dieser Verbindungen, dass nur Gattungen und Typen der unteren Abtheilungen (der Olenek-Schichten und des unteren Muschelkalks) als fremde Colonisten in den beiden Provinzen eonstatirt werden können. Es mag auffallend erscheinen, dass die indische Trias so wenig Juvavische Typen aufzuweisen hat. Zur Zeit des Muschelkalks finden wir von juyavischen Elementen in Indien blos die Gattung Isculites und nimmt der indische Muschelkalk eine vermittelnde Stellung zwischen dem mediterranen und arktischen Muschelkalk ein. Zur norischen Zeit erscheinen aber in Indien juvavische Typen als die herrschenden und der Grund, dass die Zahl der bisher bekannten Formen eine so geringe ist, scheint ein rein äusserlicher zu sein, dass nämlich in den norischen Schichten, welche sich in sehr hochgelegenen, schwer zugänglichen Regionen befinden, noch sehr wenig gesammelt wurde. Würde diese Fauna besser bekannt sein, so würde sich wahrscheinlich ein noch weit näheres faunistisches Verhältniss zu den Hallstätter Kalken heraus- stellen, als jenes ist, welches wir heute zwischen der Fauna der Hall- stätter Kalke und der arktisch-paeifischen Triasprovinz zu constatiren in der Lage sind. Nicht ohne Interesse wäre es aber bereits heute, das in den indischen Sammlungen vorhandene Material der aus Indien von Stoliezka und Anderen eitirten Monotis salinaria darauf hin zu untersuchen, ob hier bereits die echte Monotis oder noch die ihre Rolle im arktisch-pacifischen Gebiete vertretende Pseudomonotis vorhanden ist. Die juvavischen Typen der arktisch-paeifischen Region gliedern sich in zwei Gruppen. Die eine Gruppe umfasst solche Formen, welche K.k. geolog. Reichsanstalt. 1886, Nr. 7. Verhandlungen. 24 168 Verhandlungen. bereits vor der Zeit der norischen Stufe in den arktischen Gewässern vorhanden waren, wie Sibirites und die Ceratiten der Polaris- und Geminati-Gruppen. Wir können diese Abtheilung, sowie die von den genannten Ceratiten-Gruppen derivirten jüngeren Gattungen Arpadites, Heraclites und Eudiscoceras als endemische Elemente der arktisch-paeifi- schen Triasprovinz betrachten. Die zweite Gruppe, welche aus Halorites, Eutomoceras und Trachyceras besteht, tritt sowohl in der juvavischen Triasprovinz als auch in den arktisch-pacifischen Sedimenten erst über den Schichten vom Alter des Muschelkalks auf und können wir über die Herkunft dieser Gruppe vorläufig nichts Bestimmtes sagen. In früheren Arbeiten wurde die Ansicht ausgesprochen, dass die in Europa räumlich so sehr beschränkte juvavische Trias mit ihren reichen, exotischen Faunen höchst wahrscheinlich als ein kleiner west- licher Ausläufer eines grossen Ostmeeres zu betrachten ist. Diese Voraus- setzung hat sich nun im vollen Umfange bewahrheitet und erscheint heute die juvavische Trias nicht mehr als eine räthselhafte isolirte Localbildung, sondern als ein Bestandtheil des grossen triadischen Welt- meeres, mit welchem sie durch Vermittlung des indischen Meeresarınes in Verbindung stand. Dagegen suchen wir vergeblich nach aussereuropäischen Trias- sedimenten norischen und karnischen Alters mit mediterranem Charakter der Fauna. Die mediterrane Triasprovinz, welche mit ihren ältesten Ablagerungen östlich bis zum Bogdo-Berg in Südrussland reicht, stellt sich vielmehr als ein wahres Mittelmeer mit einer eigenthümlichen Localfauna dar. . Dr. Fr. Wähner. Zur heteropischen Differenzirung des alpinen Lias. Seit Jahren mit eingehenden Studien über alpinen Lias beschäftigt, hatte ich mein Hauptaugenmerk auf die stratigraphische Gliederung desselben gerichtet. Es handelte sich dabei einerseits um möglichst detaillirte Beobachtung der Aufeinanderfolge in der Natur, andererseits um sorgfältige paläontologische Bearbeitung der bei dieser Gelegenheit erzielten Aufsammlungen und des seit den grundlegenden Arbeiten von Hauer's in den Museen zugewachsenen Materials. Obgleich die Ergebnisse solcher Studien naturgemäss erst nach Vollendung der bezüg- lichen paläontologischen Arbeiten ausführlich erörtert werden können, dürfte es doch, nachdem nun wenigstens für die tiefsten Horizonte diese Voraussetzung zum Theile gegeben ist !), nicht unangemessen erscheinen, die Gliederung der ältesten "alpinen Liasablagerunzen in Kürze zu be- sprechen und “damit eine Darstellung der faciellen Ausbildung derselben, . sowie der Bedeutung und der gegenseitigen Beziehungen der wichtigeren Ausbildungsweisen des alpinen Lias zu verknüpfen. Dort, wo die liasischen Bildungen der wohlgeschicehteten, merge- ligen Entwicklung der rhätischen Stufe, den Kössener Schichten, folgen, beginnen die ersteren in der Regel mit wenigen Bänken dunkel- oder licht- grauen, gelblieh- bis röthliehgrauen oder bunten, rostgelben bis braunen ') Beitr. z. Kenntn. d. tief. Zonen des unt. Lias in den nordöstl. Alpen, T., II. und III. Theil, in den „Beitr. z. Pal. Oest.-Ung.“, herausg. v. Mojsisovies und Neumayr, II., III. und IV. Bad. Sitzung am 4. Mai. F. Wähner, 169 oder endlich intensiv rothen Kalkes, welcher sich fast immer durch seinen Reichthum an Crinoidenstielgliedern, häufig durch Zwischenlagen einer wahren Crinoidenbreeeie und durch Einschlüsse von Hornstein aus- zeichnet. Diese Kalke führen zahlreiche Versteinerungen und sind oft dieht erfüllt, manchmal fast ausschliesslich zusammengesetzt aus den wohlerhaltenen Schalen mariner Mollusken. Die Hauptmasse einer solehen Fauna besteht aus Cephalopoden (vorzüglich Ammoniten, sodann Nautilus und Atractites), welche häufig sehr bedeutende Grössen erreichen, während Gastropoden, Elatobranchier und Brachiopoden minder häufig auftreten und sich durch relativ ge- ringe Grösse auszeichnen. Die rostgelben (braunen) Enzesfelder Schichten Stur’s sind ein altbekanntes Beispiel für diese Facies des alpinen Lias, und es würde sich empfehlen, diesen Namen als Facies- bezeichnung auch auf die anders gefärbten, eine entsprechende Fauna enthaltenden Kalke auszudehnen, wenn derselbe nicht neben der petro- graphischen und faunistischen auch eine stratigraphische Bedeutung erlangt hätte, insoferne man darin das Aequivalent der ausseralpinen Arietenschichten (Zone des Ariet. Bucklandi) erkannt hat. Ich schlage für diese Gebilde den Namen „Bunte Cephalopodenkalke* vor, welcher sowohl auf die petrographische Beschaffenheit, als auf die Fauna hinweist und auch für die analogen Facies anderer Formationen verwendet werden kann. Jene Hallstätter Kalke, welche in geschichteter Entwicklung und reicher Cephalopodenführung auftreten, bieten dafür ein typisches Beispiel aus anderen Formationen. Th. Fuchs fasst die alpinen Ammonitenkalke unter dem Namen „Ammonitico rosso“ zusammen. !) Dieser Begriff deekt sich nicht mit der hier besprochenen Facies; von der letzteren sind insbesondere jene thonreicheren, dünnplattigen rothen Ammonitenkalke zu unterscheiden, in welehen — wie in den Adneter Schiehten — sich fast nur Cepha- lopoden, und auch diese nur als Steinkerne erhalten haben. Die Facies der bunten Cephalopodenkalke enthält die reichsten und relativ vollständigsten marinen Faunen unter allen Ausbildungs- weisen des alpinen Lias und liefert die besten Anhaltspunkte für eine verticale Gliederung. Auf Grund genauer stratigraphischer und paläon- tologischer Nachweise lassen sich im den nordöstlichen Alpen über den Kössener Schichten vier liasische Zonen oder Horizonte, welche hier srösstentheils in der erwähnten Facies entwickelt und durch vier ver- schiedene Ammoniten-Faunen charakterisirt sind, unterscheiden. Diese vier Zonen, von unten nach oben gezählt, sind: 1. Die Zone des Psiloceras?) calliphyllum Neum. Dieselbe ist ausser durch Ps. calliphyllum noch durch das häufige Vorkommen von Psil. Naumannı Neum. und FPsl. Johnston‘ Sow. charvakterisirt. Psil. planorbis Sow. kommt, wie Psil. subangulare Opp., nur als be- sondere Seltenheit vor. Diese Zone ist ein genaues Aequivalent der Zone des Psil. planorbis im ausseralpinen Lias. !) Th. Fuchs, Welche Ablagerungen haben wir als Tiefseebildungen zu betrachten ? Neues Jahrb., II. Beil.-Bd., pag. 558. ?) Bezüglich der hier angewendeten Fassung der Gattungen Psiloceras und Schlotheimia sei verwiesen auf meine oben citirte Arbeit, III. Theil, Beitr. z. Pal. Oest.-Ung., IV. Bd., pag. 190— 197. 24* 170 Verhandlungen. Nr. 7 2. Die Zone des Psiloceras megastoma Guemb. und des Arietites proaries Neum. Wegen ihres häufigen Vorkommens wären noch hervorzuheben: Psil. anisophyllum Wähn., Psil. Rahana Wähn. Sehr selten findet sich Schlotheimia angulata Schloth. Diese Zone entspricht der „Oolithenbank* des schwäbischen Lias mit Arvet. sironotus Quenst., der in Frankreich zwischen Psilonoten- und Angulatenbank unterschiedenen Zone des Artet. laqueus (uenst.‘!) und zugleich dem tiefsten Theile der „Zone des A. angulalus“, den Angulaten-Sandsteinen, soweit sie den echten, einfach gerippten A. angulatus enthalten. 3. Die Zone der Schlotheimia marmorea Opp. Sie entspricht dem oberen Theile der „Zone des A. angulatus‘ im ausseralpinen Lias, welche durch die grösseren Augulaten mit stark differenzirter Seulptur (Schlotheimia Moreana Orb., Schloth. Charmassei Orb. ete.) charakterisirt ist. Als eine wichtige Form, welehe sowohl in der Bank der Schloth. marmorea als im oberen Theile der Bank des Psil. megastoma vor- kommt, ist Schloth. extranodosa Wähn. (= A. Moreanus Hau.) zu nennen, welche gewissen schwäbischen Angulaten äusserst nahe steht und von diesen fast nur durch die Lobenlinie zu unterscheiden ist. 4. Die Zone des Arvetites rotiformis Sow. Unter den Angu- laten, welche in dieser Bank vorkommen, sind Schlotheimia ventricosa Sow. und Schloth. posttaurina Wähn. hervorzuheben. Dieselbe vertritt die Zone des Ariet. Bucklandi im engeren Sinne, nämlich mit Ab- trennung der Zone des Ariet. geometricus, welche Oppel ursprünglich mit der ersteren vereinigt hatte. Die nachfolgende kleine Tabelle gibt eine Uebersicht der hier unterschiedenen Zonen im Vergleiche mit den entsprechenden Horizonten im ausseralpinen Lias. Nordöstliche Alpen Mitteleuropäische Juraprovinz 4. Zone des Ariet. rotiformis Zone des Ariet. Buchklandi jr Yn f 7 67 ” 3. Zone der Schloth. marmorea Zone des „A. angulatus“ 2. Zone des Psil. megastoma und des Ariet. proaries Zone des Ar. laqueus.-Oolithenbank 1. Zone des Psil. calliphyllum Zone des Psil. planorbis. Gegenüber den Ammonitenfaunen der gleichzeitigen ausseralpinen Liasablagerungen fällt namentlich bei den beiden tiefsten Zonen die Fülle neuer und den Alpen eigenthümlicher Arten in die Augen. Von Wichtigkeit ist ferner das Auftreten der Gattungen PAylloceras, Lytoceras und Amaltheus, welche in der mitteleuropäischen Juraprovinz erst in weit höheren Horizonten erscheinen, ein Umstand, auf den Neumayr schon wiederholt. aufmerksam gemacht hat, und das Auftreten von Formen, wie Amm. Petersi Hau., welche neuen Gattungen zugewiesen werden müssen. Die Gattung Arietites, welche in der Zone des Psil. callıphyllum bisher nieht gefunden wurde, tritt in der nächst höheren Zone des ') Ariet. laqueus ist eine vicariirende Art von Arset. proaries, und auch Ariet. sironotus ist nahe verwandt mit dem letzteren. L. c. III. Theil, pag. 221 [120]. Nr. 7 Sitzung am 4. Mai. F. Wähner. 171 Psil. megastoma bereits in reicher Entwicklung auf. Neben Formen, deren nahe genetische Beziehungen zur Gattung Z’stloceras unverkenn- bar sind, erscheinen typisch ausgebildete Arieten und solche, welche verschiedene , zwischen diesen Extremen gelegene Entwicklungsstufen des Arietencharakters darstellen. In der Zone der Schlotheimia marmorea erreichen die typisch ausgebildeten Arieten das Uebergewicht, und in der Bank des Ariet. rotiformis treten uns endlich die Formen entgegen, welche mit den aus dem gleichen Horizonte des ausseralpinen Lias bekannten „echten“ Arieten identisch sind. Die Gattung Psiloceras, welche in der Zone des Psil. calliphyllum über alle übrigen Ammoniten dominirt, erlangt doch ihre grösste Ent- wieklung erst in der Zone des Psil. megastoma und reicht nur in wenigen Vertretern, welche sich durch stark differenzirte Seulptur und Scheidewandlinie auszeichnen, noch in die Zone der Schloth. marmorea. Im Horizont des Ariet. rotiformis scheint die Gattung nicht mehr vor- zukommen. Die Gattung Schlotheimia endlich erscheint als grosse Seltenheit in der Zone des Psil. calliphyllum, erlangt eine mässige Entwicklung in der Zone des Psil. megastoma, domimirt in der Zone der Schloth. marmorea und erhält sich in starker Vertretung in der Zone des Ariet. rotiformis, erreicht aber nirgends eine so grosse Artenzahl wie Psiloceras und Arietites trotz der ausserordentlichen Zahl von Individuen, mit welcher beispielsweise Schloth. marmorea in der nach ihr benannten Bank auftritt. In der Gebirgsgruppe des Osterhornes haben die von den übrigen liasischen Bildungen abweichende petrographische Beschaffenheit und der Fossilreichthum der tiefsten hasischen Bänke schon vor nahezu zwei Decennien Suess und Mojsisovies Gelegenheit zu einer detail- ' lirten stratigraphischen Gliederung gegeben. Namentlich auf Grund der Untersuchungen am Breitenberg wurden die Zonen des Amm. plan- orbis (Psilonotenbank), des A. angulatus (Angulatenbank) und des A. Bucklandi (Arietenbank) unterschieden. Nach den mir vorliegenden, von den damaligen Studien herrührenden Fossilfunden und nach neueren wiederholten stratigraphischen Untersuchungen und Aufsammlungen am Breitenberg und anderen Localitäten der Osterhorngruppe lässt sich nachweisen, dass diese drei Zonen den drei ersten der oben genannten und paläontologisch charakterisirten Horizonte entsprechen. "Am Breitenberg und Schreinbach, welchen Localitäten als neuer Fundort noch der Steingraben zugesellt werden kann, beginnt der Lias mit mehreren Bänken eines mehr oder minder dunklen, srauen Kalkes, welcher dureh Farbe, Thongehalt und zum Theile auch durch seine Fauna noch an die rhätischen Schichten erinnert. Er führt nämlich als sehr häufiges Fossil eine Bivalve, Lima punetata , welche oft einzelne dünne Bänke fast ausschliesslich zusammensetzt und so ein wahres Muscheleonglomerat bildet. In denselben Bänken findet sich Psil. calliphyllum, der wichtigste Repräsentant der Fauna dieser Stufe. Die folgenden Kalkbänke nehmen eine lichtere Färbung an, werden nach oben gewöhnlich gelbgrau und enthalten Psrl. megastoma, Ariet. proaries ete. Nach oben geht dieses Gestein in einen röthlich grauen Kalk über, welcher sehr zahlreiche Brauneisenconeretionen enthält; es 172 Verhandlungen. ist der Horizont der Schloth. marmorea. Sämmtliche darin vorkommenden Fossilien sind mit einer dieken Rinde von Brauneisen überzogen. Die Grenze zwischen der Zone des Psil. megastoma und jener der Schloth. marmorea ist durch einen die Schichtfläche bildenden, sehr unebenen, diekeren oder dünneren Belag von Brauneisen gebildet, in welchen die Ammoniten und andere Fossilien eingebettet sind. Manchmal ist das Vorkommen der Fossilien aus dem Horizonte der Schloth. marmorea ganz auf diese dünne Zwischenlage beschränkt. In der Kendelklause ist nur der Horizont des Psrl. megastoma durch Ammonitenfunde er- wiesen; derselbe ist hier noch durch dunkelgrauen Kalk gebildet. Von den weiter westlich gelegenen Fundorten ist zunächst der von Bittner entdeckte auf der Mittereckalpe des Faistenauer Schafberges zu erwähnen, wo nur die beiden tiefsten Horizonte erkenn- bar sind. An den Localitäten Lämmerbach und Adnet, welche noch. zur Österhorngruppe im weiteren Sinne gerechnet werden können, und auf der Kammerkaralpe ist der Horizont des Psil. calliphyllum noch nicht nachgewiesen, und die folgenden Horizonte treten uns hier in abweichender petrographischer Ausbildung entgegen. Sowohl die Zone des Psil. megastoma als die der Schloth. marmorea sind als rothe, diekbankige Kalke mit zahlreichen Brauneiseneoncretionen entwickelt, und die darin enthaltenen Versteinerungen sind sämmtlich mit Brauneisen überrindet. An diesen Localitäten sind daher die beiden genannten Horizonte gewöhnlich schwer zu trennen. Bei Adnet und auf der Kammer- karalpe ist indessen die Zone des Psil. megastoma wenigstens zum Theile durch lichtere und bunte Färbung ausgezeichnet, welehe beson- ders (neben der grossen Mächtigkeit der betreffenden Bank) diese Mar- more zu technischer Verwerthung geeignet macht. Dabei ist die Ueber- “ rindung der eingeschlossenen Versteinerungen mit Brauneisen in diesen Gesteinsvarietäten, wenn sie nicht ganz fehlt, eine viel geringere als im nächst höheren Horizonte, in welchem dieselben durch die dichte Umhüllung oft ganz unkemntlich geworden sind. Auf der Kammerkar- alpe ist diese Ueberrindung übrigens auch im Horizonte der Schloth. marmorea keine weitgehende, dafür lässt der letztere hier manchmal durch seine mehr an’s Ziegelrothe erinnernde Gesteinsfarbe und den stärkeren Thongehalt des Kalkes, sowie durch die Zerstörung der Ammonitenschale eine Annäherung an die Facies der Adneter Schichten wahrnehmen. Im Ganzen aber kann die Facies der bunten Cephalopodenkalke, wenn sie in rother Färbung auftritt, doch sehr leicht von der Facies der Adneter Schichten, mit welcher sie gewöhnlich verwechselt wird, unterschieden werden: durch die reinere Beschaffenheit (geringeren Thongehalt) des Kalkes, durch die tiefe, schöne, marmorartige Färbung, die zahlreichen Brauneisenconeretionen, endlich durch die viel grössere Mächtigkeit der einzelnen Bänke und den besseren Erhaltungszustand der Fossilien. Dagegen zeigt die rothe Ausbildung darin, dass Elato- branchier und Gastropoden weit seltener auftreten, als in den anderen Modificationen der bunten Cephalopodenkalke, eine Abweichung von dem Typus der letzteren. Diese veränderte Ausbildungsweise der bunten Cephalopodenkalke steht zum Theile in Zusammenhang mit der geänderten Unterlage der- Sitzung am 4. Mai. F, Wähner, 173 selben. In einem Theile der Steinbrüche von Adnet und auf der Kammerkaralpe liegt der Lias nicht auf Kössener Schichten, son- _ dern auf Dachsteinkalk. Es ist bemerkenswerth, dass dort, wo bei Adnet der Lias auf einem Riff von rhätischem Lithodendronkalk lagert, die einzelnen liasischen Bänke eine weit grössere Mächtigkeit besitzen als dort, wo sie auf Kössener Schichten folgen. Dies zeigt sich be- sonders bei der tiefsten liasischen Bank, welche an einer Stelle eine Mächtigkeit von 1!/, Metern erreicht, die beiden Horizonte des Psil. megastoma und der Schloth. marmorea in sich fasst, und in welcher ausser Cephalopoden Brachiopoden so häufig sind, dass man in letz- terem Umstande einen Anklang an den brachiopodenreichen Hierlatz- kalk erblieken mag. Aus diesem prächtigen Marmor wurden die 24 Monolithe von 8 Meter Höhe und 1 Meter Dicke gewonnen, welche heute die Centralhalle des neuen Parlamentsgebäudes in Wien schmücken. Aber auch die in der Facies der Adneter Schichten entwickelten Bänke der höheren liasischen Niveaux sind hier — über dem Dachsteinkalk — viel mächtiger als in den Steinbrüchen, in denen Kössener Schichten die Unterlage bilden. Es ist dies eine ziemlich allgemeine Erscheinung, welche uns in ihren Extremen darin entgegentritt, dass die typischen, ungeschichteten Hierlatzkalke auf den Höhen der grossen Kalkplateaux sich finden und hier auf massigem oder in mächtige Bänke gegliedertem Dachsteinkalk liegen, während die geschichteten Entwicklungsweisen des alpinen Lias in der Regel den Kössener Schichten folgen. Ein wichtiges Verbindungs- glied zwischen den Hierlatzkalken und den wohl geschichteten liasischen Bildungen stellen die rothen Kalke dar, welche neben den Hierlatz- kalken auf der Höhe der Dachsteinkalkplateaux auftreten und wegen ihrer Farbe gewöhnlich als Adneter Schichten bezeichnet werden. Sie unter- scheiden sich von den letzteren durch den geringeren Thongehalt, durch die bedeutende Mächtigkeit der einzelnen Bänke und durch das häufige Vorkommen von Manganconcretionen. In diesen Merkmalen besteht eine Uebereinstimmung mit der rothen Abänder ung der bunten Cephalopoden- kalke. Abgesehen von dem sehr reichliehen Vorkommen von Crinoiden- stielgliedern sind diese rothen liasischen Plateaukalke gewöhnlich arm an Versteinerungen, und die Fauna bietet dann keine Anhaltspunkte für eine Zureihung zu einer bestimmten Facies. Die durch Lipold entdeckten rothen Kalke auf der Reinanger-Alpe am Hagengebirge führen Ammoniten von derselben Erhaltungsweise, wie wir sie in den Adneter Schiehten kennen und mögen daher immerhin als Adneter Schichten bezeichnet werden, wenn sie auch durch die Mächtigkeit der Bänke und durch petrogr aphische Eigenthümliehkeiten von den typischen Adneter Schichten unterschieden sind. Dagegen entsprechen ‘andere Vorkommnisse, in welchen Cephalopoden (namentlich Nautilus und Zytoceras) mit wohlerhal- tener Schale auftreten, auch ihrer Fauna nach der Facies der bunten Cephalopodenkalke. Diesen entsprechen auch die bekannten, dem Hori- zonte des Amaltheus margaritatus angehörigen lichtrothen, cephalopoden- reichen Kalke vom Hinter-Schafberg, welche noch in sehr naher Be- ziehung zu den Hierlatzkalken stehen und auch gewöhnlich als solche bezeichnet werden, obwohl sie durch ihre normale Cephalopodenfauna von den Cephalopodenkalken der typischen Hierlatzschichten unter- 174 Verhandlungen. Nr.327 ir schieden sind, in welch’ letzteren die Cephalopoden regelmässig nur. eine geringe Grösse erreichen. 4 Nach dieser langen Abschweifung verfolgen wir die bunten Cepha- lopodenkalke von der Kammerkaralpe, wo bereits Gümbel die Grund- züge einer stratigraphischen Gliederung festgestellt hat, weiter nach Westen, zu dem von Pichler entdeckten Liasvorkommen am Pfons- joch, westlich vom Achensee. Von diesem Fundorte stammt die reichste bisher bekannte Fauna des tiefsten liasischen Horizontes. Genaue Untersuchungen an Ort und Stelle lehren, dass die von Neumayr beschriebenen Formen z w ei Horizonten entnommen sind. Die Bank des Psil. calliphyllum ist hier als röthliehgrauer und bunter Kalk entwickelt und ebenfalls, wie in der Österhorngruppe, durch ein Muscheleonglomerat (Lima punctata) ausgezeichnet, über welchem gewöhnlich die grösseren und schön erhaltenen Ammoniten (Psil. calliphyllum, Naumanni, John- stoni ete.) liegen. Darüber folgt, oft nicht einmal durch eine Schicht- fläche abgetrennt, sondern innig verwachsen mit der Psilonotenbank, gelbgrauer Kalk, der seltener auch röthlichgrau gefärbt ist und das Lager von Ariet. proaries, Psil. Rahana ete. bildet, die Vertretung der Zone des Pd. megastoma. Zwischen wenig höheren versteinerungsleeren Bänken findet sich ein dünner Belag von Brauneisen auf der Schicht- fläche, welcher wahrscheinlich das Niveau der Schloth. marmorea darstellt. Wenn es auch nicht gelang, im anstehenden Gestein bezeichnende Fossilien zu finden, so spricht doch dafür der Fund eines losen, mit Brauneisen überrindeten Fragmentes von Schloth. marmorea, welches nur aus dieser Lage stammen kann. An den bisher genannten Fundorten haben wir keine sichere Ver- tretung des vierten Horizontes, der Zone des Ariet. rotiformis. Entweder folgen über der Bank der Schloth. marmorea, wie am Breitenberg, dünnplattige, hellgraue, sehr dichte, versteinerungsleere Kalke, welche nach oben röthlich werden und in die Facies der Adneter Schichten übergehen, oder es folgen über der rothen Abänderung der bunten Cephalopodenkalke unmittelbar die rothen Adneter Schichten, welche in den tiefsten Schichten sehr arm an Versteinerungen sind. Es sind nun zwar an einigen Punkten Arieten in denselben gefunden, welche für eine Vertretung der Zone des Ariet. Bucklandi in der Facies der Adneter Schichten sprechen, aber die typischen Arieten, wie sie die niederösterreichischen Fundorte liefern, sind hier nieht bekannt geworden. Von den niederösterreichischen Localitäten sind als die wichtigsten Enzesfeld und die Hintere Mandling (Mandlinger Wand) her- vorzuheben. Hier sind zwei Horizonte in der Facies der bunten Cepha- lopodenkalke („Enzesfelder Schichten“) entwickelt, die Bank der Schloth. marmorea als lichter, gelblich- bis röthlichgrauer und bunter Kalk und die Bank des Arvet. rotiformis als rostgelber und rostbrauner Kalk. Diese beiden Horizonte wurden hier schon seit Langem von Stur als Zonen des A. angulatus und des A. Bucklandi unterschieden. Die Enzesfelder Kalke folgen econeordant auf die Kössener Schichten, mit welchen sie ursprünglich zusammengefasst wurden. Es ist von vorneherein wahrscheinlich, dass die zwei tiefsten Horizonte des Lias hier durch die obersten Bänke des als „Kössener Schichten“ bezeich- neten Schichteneomplexes vertreten werden, wenn man auch bisher Sitzung am 4. Mai. F. Wähner. 175 nicht in der Lage war, dieselben paläontologisch nachzuweisen. Da sind nun zwei Ammoniten von Interesse, die sich in der Sammlung der geologischen Reichsanstalt befinden und mit der Bezeichnung „Kössener Schichten, Rechtes Gehänge des Kaltenganges bei Walleg, Kaiser N. W. (hinab in den Kaltengang)“ versehen sind. Beide erweisen sich als Psil. Rahana Wähn., eine Form, welche für die Bank des Psl. megastoma bezeichnend ist. Diese Ammoniten werden von Stur') unter der Fauna des gewöhnlichen Kössener Gesteines von der Localität „Kaiser“ als „Amm. cf. longipontinus“ angeführt, zu dessen nächsten Verwandten dieselben thatsächlich gehören. Das eine Exemplar von etwa 65 Millimeter im Durchmesser stellt die inneren Windungen eines noch grösseren Exemplares dar, wie die erhaltene Involutionsmarke beweist. Die Externseite des letzten vor- handenen Umganges ist in Folge dessen recht gut erhalten und lässt die darüber hinweglaufenden Streifen, welehe die nach vorne gebogenen Fortsetzungen der Rippen bilden, sowie zahlreiche dazwischen gelegene Anwachsstreifen sehr deutlich erkennen. Die Windungsverhältnisse und die Seulptur stimmen vollkommen mit Zsil. Rahana überein. An dem Fragmente des zweiten grösseren Exemplares konnte auch die ziemlich stark verzweigte Lobenlinie beobachtet werden. Dieselbe ist grösstentheils sehr stark angewittert, so dass an dem gut ausgebildeten Suspensivlobus nur zwei deutliche Auxiliaren sichtbar sind. Eine sehr starke seitliche Verschiebung des Sipho, welche für diese Ammoniten so charakteristisch ist, konnte ebenfalls festgestellt werden. Das Gestein, welches die Ammoniten umschliesst, ist sehr stark angewittert, und es scheint daher, dass dieselben losen Gesteinsstücken entnommen sind. Es ist ein grauer, mergeliger Kalk, vielen Kössener Kalken gleichend, und auch den dunkelgrauen Kalken, mit welchen der Lias im Osterhorngebiete beginnt (Horizont des Psil. calliphyllum und tiefste Bank mit Psil. megastoma). Jene petrefactenarmen „grauen Mergelkalke und Schiefer“, welche nach Zugmayer und Bittner in Niederösterreich an der Grenze der Kössener Schichten und Enzesfelder Kalke auftreten, sind wohl als liasisch zu betrachten, und wir dürfen dafür auch bezeiehnende Fossil- funde in anstehendem Gestein erwarten. Hier mag auch der isolirten Liasscholle im Zlambachgraben gedacht werden, wo die beiden tiefsten Niveaus, das des Ps. calli- phyllum und das des Psil. megastoma, als lichtgraue Mergel mit Cephalo- poden entwickelt sind, welchen noch höhere Niveaux in einer Spongien- Facies folgen. Die beiden Facies der Adneter- und der Allgäu-Schichten oder Fleekenmergel sind zu bekannt, als dass es nöthig wäre, ihre Eigenthümlichkeiten hier zu besprechen. Charakteristisch ist, dass die Fossilien (fast ausschliesslich Cephalopoden) immer nur als Steinkerne und überdies meist noch sehr mangelhaft erhalten sind. In ihrer Ver- breitung schliessen sich diese Bildungen in der Regel — insbesondere gilt dies von den Adneter Schichten — den bunten Cephalopodenkalken und mit ihnen der Kössener Schichten an. Aber auch durch ihre Fauna 1) Führer zu den Exceursionen d. Deutsch. geol. Ges. Wien 1877, pag. 148. K.k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 7. Verhandlungen. 25 176 Verhandlungen. stehen . sie zu den bunten Cephalopodenkalken in viel innigerer Be- ziehung als zu den Hierlatz-Schiehten, welche sowohl durch ihr Vor- kommen als durch ihre Fauna den drei ersterwähnten Ausbildungs- weisen gegenüberstehen. Für die Facies der Hierlatz-Kalke ist bisher neben dem in der Regel an den Dachsteinkalk gebundenen Vorkommen und der petro- graphischen Ausbildung die Gesammtheit der Fauna, nämlich der Reich- thum an Brachiopoden, Elatobranchiern und Gasteropoden und die etwas geringere Vertretung der Öephalopoden als bezeichnend angesehen worden. Es mag noch als ein unterscheidendes Merkmal hinzugefügt werden, dass die Cephalopoden in der Regel nur eine geringe Grösse erreichen, während die drei anderen Thiergruppen in dieser Richtung sich wie in den bunten Cephalopodenkalken verhalten, in welchen dieselben aller- dings ebenfalls durch eine relativ geringe Grösse ausgezeichnet sind im Gegensatz zu den entsprechenden Faunen in ausgesprochenen Seicht- wasserbildungen. Geyer hat neuestens!) die Hierlatz-Schiehten als die Crinoiden-Facies des Lias definirt. Wenn nun auch Crinoidenkalke in den Hierlatz-Schichten eine grosse Rolle spielen, so kann doch diese Definition, welche den Begriff der Hierlatz - Schichten vollkommen ver- rücken würde, ‚nicht als richtig anerkannt werden. Von den Grestener Schichten und den „Grauen Kalken“, welche alle Merkmale einer Seichtwasserbildung an sich tragen, und etwa noch von den Flecken- mergeln abgesehen, in welchen allen Crinoidenstielglieder verhältniss- mässig selten auftreten — gibt es kein kalkiges Sediment im alpinen Lias, in welchem nicht Crinoidenstielglieder zu den allerhäufigsten Vor- kommnissen gehören würden, sei es, dass sie zerstreut im Gestein auf- treten oder dasselbe dicht erfüllen, oder dass nesterweise oder in Zwischen- lagen eine wirkliche Crinoidenbreecie ausgebildet ist. (Der Schluss des Aufsatzes folgt, da der Vortrag in erweiterter Form nieder- geschrieben wurde, in nächster Nummer.) Dr. J. N. Woldiich. Paläontologische Beiträge. Im Nachstehenden erlaube ich mir Mittheilungen zu machen über Bestimmungen von fossilen Knochen, die ich im letzten Halbjahre vornahm. A. Breeeienfauna Istriens. Ueber Einladung des Direetors der k. k. geologischen Reichs- anstalt, Herrn D. Stur, übernahm ich im Anhange zu meiner Arbeit: „Beiträge zur Fauna der Breecien und anderer Diluvialgebilde Oester- reichs“ (Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst. 32. B. 1882, 4. Heft, mit 2 Tafeln), die Bestimmung des neuerdings aus den Breecien Istriens der genannten Anstalt zugekommenen Materiales. In demselben war Cervus dama L. sehr zahlreich vertreten. Zunächst ist ein linker Unterkiefer- ast zu nennen mit der ganzen Backenzahnreihe und dem horizontalen Aste bis zum Ineisivtheil, vollständig ist jedöch nur m; mit ziemlich langen Basalwarzen und p, erhalten; von den übrigen Zähnen und vom horizontalen Aste ist nur die linksseitige Hälfte vorhanden; die Backen- zahnreihe beträgt 98 Millimeter, die Länge der Zahnkrone des m, 18°5, !) Jahrb. geol. R. A. 1886, page. 231. Errhe as I ERETREN RTERN RR 2 x “ L \ IN. 7 Sitzung am 4. Mai. J. N. Woldfich. 177 des m; 245 und die Höhe des horizontalen Astes vor dem p, 20; Coronoid- und Condyloidfortsatz fehlen, ebenso die Ineisivzähne. Ferner liegen vor viele einzelne Zähne und Zahnfragmente des Ober- und des Unterkiefers mehrerer Individuen, von denen einzelne eine bedeutende Grösse erreichen und hiedurch an Cervus dama gigantius Pietet mahnen, welcher Form wohl das von mir a. v. a. O. beschriebene, aus Lesina stammende Oberkieferfragment angehört, sowie auch zwei jetzt vorliegende Ineisivzähne. Zu Cervus dama rechne ich noch aus dem jetzigen Materiale theils distale, theils proximale Fragmente des Humerus, der Scapula des Femur, des Metatarsus und zwei Astragali nebst einem Phalanx- fragmente; endlich ist ein so seltenes Geweihfragment zu nennen. Dem Cervus elaphus L. dürften zwei distale Femurenden und ein solches Humerusende angehören. Von Eguus liegt zunächst ein linker Unterkieferast ohne Condy- loid- und Coronoidfortsatz mit der ganzen Backenzahnreihe und dem Ineisivtheil mit abgebrochenem Canin und abgebrochenen Ineisivzähnen vor, den ich zu Eguus Stenonis afinis Wold. stelle; derselbe stimmt nahezu vollkommen überein mit dem von mir a. v. a. O. beschriebenen rechten Fragmente überein (siehe dortselbst T. IX. Fig. 2), uur stammt das vorliegende Fragment von einem etwas jüngeren Individuum im ersten Stadium der Zahnusur her. Drei lose Unterkiefer-Backenzähne und ein Femurfragment dürften dem Equus Cab. foss. minor Wold. angehören. Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir zu bemerken, dass ich den von mir a. v. a. OÖ. beschriebenen Pferde-Schädel mit Caballustypus aus dem Löss von Nussdorf seines schwächeren Gebisses wegen nicht zu Equus Cab. fossilis Riütim. sondern, da ich keine weitere neue Form aufstellen wollte, zu Eguus Cab. foss.. minor stellte. Da seitdem Nehring eine mittelgrosse Form von Caballustypus aufgestellt hat („Fossile Pferde aus deutschen Diluvialablagerungen ete.“ Landw. Jahrb. Berlin 1884), wird wohl dieser Schädel in der Reihe der Formen mit Caballustypus besser zu dieser mittelgrossen Form nämlich zu Zguus Cab. ‚foss. var. Germanica Nehring zu stellen sein. - (S. meinen Aufsatz „zur Abstammung und Domestication des Hauspferdes“. Mitth. d. Anthrop. Ges. Wien. B. XIV. Verh. 11. März 1884.) B. Breeeienfauna der Insel Lesina. ‚Herr Prof. Gasperini in Spalato übersandte mir zwei Kisten mit Knochenresten aus den Breceien der Insel Lesina mit dem Ersuchen, dieselben zu bestimmen. Die Untersuchung ergab, dass zunächst drei Backenzähne (p, m, und m,) sowie eine proximale Tibiahälfte wohl dem von mir bereits beschriebenen Eguus Cab. fossilis Rütim. („Beiträge zur Fauna der Breceina ete.“, Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. B. 32, 4. Heft 1882) angehören; das Tibiafragment ist mindestens um ein Drittheil stärker als eine Tibia des Eguus Cab. foss. minor aus Zuzlawitz und gehört einem grossen und kräftigen Pferde an. Von Cervus elaphus L. lag ein Oranium vor, gleich jenem von mir a. v. a.O. aus den Breceien von Pola stammenden Exemplare, ferner einige Backenzähne (m, m,) gleich denen aus Pola und m, u.'l., noch etwas grösser als der von Pola, ! 25* 178 Verhandlungen. Nr. 7 We £ Vom FIhinoceros lagen vor: ein rechtes Oberkieferfragment mit drei Backenzähnen, ein rechtes Unterkieferfragment mit zwei Backen- zahnen (der horiz. Ast in der Mitte 81 hoch) ein zweites rechtes Unter- kieferfragment mit zwei Backenzähnen und ein distales Humerusende. Diese Reste erlaubten mir das Phinocerus Merckii Jag. Kaup. oder wie es nunmehr zweckmässiger zu bezeichnen sein wird, Atelodus Merckii Brandt (J. F. Brandt: Tentamen synopseos Rhinocerotidum viventium et fossilium. Me&m. d. U Acad. Imp. d. St. Petersbourg. VII. Ser. T. XXVI, Nr. 5, 1878) jetzt ohne Fragezeichen sicherzustellen. Von einem für die Insel neuen Hornthiere sind zwei Fragmente vorhanden, nämlich ein starker, leider sehr verletzter Hornzapfen, der in der Form mit dem des Steinbockes Capra Ibex L. übereinstimmt, ferner eine sehr stark verletzte Schädeldecke mit der hinteren Basis der beiden sehr mächtigen Hornzapfen. Zweifelsohne gehören beide Fragmente zusammen, allein das Verbindungsstück fehlt; die hinter dem Zapfen 90 Millimeter breite Schädeldecke würde durch ihren äusserst kräftigen Bau ebenfalls für Capra Ibex L. oder eine verwandte Steinbockform sprechen, allein die Kürze des Hinterhauptes (Länge von der Stime bis zur Oceip. Orista 135) und die von der Basis stark schief nach aussen aufsteigenden Hornzapfenrudimente sprechen mehr für ein allerdings sehr kräftiges Schaf, Ovis, für welches ich mich ohne die Form des Hornzapfenfragmentes entscheiden würde. Die definitive Ent- scheidung müssen weitere Funde von Schädel-, besonders von Gebiss- resten herbeiführen. Schliesslich sandte mir Herr Gasperini einen m, w. l. des Equus asinus L. ein, welcher Zahn 1 Meter tief-bei Spalato gefunden wurde; sein diluviales Alter ist jedoch nicht sichergestellt. ©. Diluvialfauna Böhmens und Mährens. Unter den vom Herrn Prof. C. Zahälka in Raudnitz eingesen- deten Fossilien fand ich von Elephus primigentus Stosszahnfragmente, vom Rhinoceros zwei Milchzähne und Reste von Zguus Cab. fossilis kütim. und Eguwus Cab. fossilis minor Wold., alle aus dem Pyrop- diluvium von Chodovlice bei Raudnitz; ferner aus dem Pyropdiluvium von Dremöie bei Raudnitz Reste von Zguus Cab. fossilis Rütim,. Für Herrn J. Riehly in Neuhaus bestimmte ich Reste von Eguus Cab. foss. Riütim. aus Jamnie in Mähren. Für Herrn F. Franz in Stiahlau in Böhmen Reste von Bos (priscus?) und Capra Ibex L. (Schädel) aus einer Felsspalte bei Pürglitz in Böhmen; ferner Reste von einem Eqguus, von Bos (primigenius?) und Ursus arctos L. aus dem Deluvium bei Beraun. Aus dem diluvialen Lehm bei- Kolin im Wolynka-Thale des Böhmerwaldes erhielt ich von Herrn J. Bohä& für meine Sammlung: einen Humerus des Zhrnoceros (ob Merckii?) und Reste von Zguus; ferner von Herrn Professor KuSta in Rokycan einen vom Menschen bearbeiteten Humerus des Ahinoceros (ob Merckii?) und zwei Backen- zähne, die ich zu Eguus Cab. foss. minor. zu stellen bemüssigt bin; die Reste stammen aus dem Lehm bei Rakovnik. Aus dem diluvialen Lehm bei Kuttenberg (Museum des Vereines „Wocel“ daselbst, eingesendet durch Herrn Professor E. Leminger) Nr. 7 Sitzung am 4. Mai. J. N. Woldrich. 179 bestimmte ich einen Humerus des Irhinoceros (ob Merckii?) und ein - Radiusfragment des Dos primigenius Bojan.?; die übrigen von mir bestimmten diluvialen Thierreste aus Kuttenberg, eingesendet durch Herrn Professor Kurz, siehe in meinen Beiträgen zur Urgeschichte Böhmens.“ Zweiter Theil. Mitth. d. Anthrop. Ges. B. XIV. Wien 1884. Aus einer Spalte des Urkalks bei Habichan im Böhmerwalde, eingesendet durch Sr. Durchlaucht Fürsten Adolf Josef zuSchwarzen- berg, stammen Reste von Eguus Cab. fossilis Rütim. (sehr starkes Indi- viduum) von Bos. spee., Vulpes vulgaris fossilis Woldr., von einer kleinen Felis ?, Ovis ?, ferner ein Tarsometatarsus und Metacarpus die für Lagopus vie] zu gross, und für die Birkhenne zu klein sind und die ich daher einen fossilen Rakelhahn (Tetrao medius) zuzuschreiben geneigt bin. Für Herrn Thierarzt F. Koudelka in Eibenschitz bestimmte ich: Reste von Leucocyon lagopus fossilis Woldr., aus der Höhle Kostelik (Diravica) in Mähren, ferner von daselbst, ph. I, eines Cuniden mittlerer Grösse, pb. I. von Cervus capreolus und Unterkieferfragmente des Vulpes meridionalis Wold. Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir die Bemerkung, dass ich mich nunmehr der Ueberzeugung nähere, dass Vulpes meridonalis Wold. der direete diluviale Vorfahre des jetzigen Steppenfuchses Vulpes corsac Gray sei. Ferner lag mir von demselben Herın ein aus der Vypustek-Höhle stammendes Unterkieferfragment vor, das an Cuon Edwardsianus Bour- guign. mahnt, dessen zweiter Lüekenzahn jedoch einen einfachen Hinter- rand besitzt und dessen horizontaler Ast unter dem Fleischzahn mit 28 Millimeter zu hoch erscheint; man könnte vielleicht an Canıs ferus Bourguwig. denken. D. Känozoische Fauna. Herr Professor A. Komers in Znaim sandte mir vor längerer Zeit ein Fossil zur Bestimmung zu, das drei Klafter tief in einer Sand- grube bei Znaim nebst einem zweiten Exemplar gefunden wurde. Es ist dies eine der ersten kurzen Rippen eines Halitherium, die einem Zahne ähnlich sieht. Bei Gelegenheit des Vergleiches dieser Rippe in dem Museum der k. k. geolog. Reichsanstalt, bemerkte ich an einem bei Wien gefun- denen Zahne eines Acerotherium incisivum eine Verletzung, die mir angesichts der geschlagenen Feuersteine aus dem ÖOligocän bei Thenay, aus dem Miocän von Puy Courny und bei Lissabon wichtig genug erscheint, um auf dieselbe aufmerksam zu machen. Auf der Zahnkrone befindet sich eine schnittartige Vertiefung, welche bestimmt vermittelst eines Werkzeuges erzeugt wurde. Die Vertiefung zeigt ‚denselben Er- haltungszustand, wie die unverletzte Oberfläche der Zahnkrone; da dieser Schnitt seicht ist, einen geraden steilen und einen schief ab- gesprungenen Rand zeigt, so könnte sie durch einen Hieb mit einem scharfkantig geradem Feuerstein oder noch leichter durch einen Riss mit einem spitzigen Feuerstein erzeugt worden sein. Diese Verletzung ist jedenfalls charakteristischer, als es die bekannten auf Rippen von Aalı- therium durch Haifischzähne erzeugten Verletzungen sind. 180 Verhandlungen. Nr. 7 Dr. L. v. Tausch. Ueber die Beziehungen der Fauna der nieht-marinen Kreideablagerungen von Ajka im Bakony zu jener der Laramiebildungen Nord-Amerikas. Der Vortragende gibt in Kürze die Resultate seiner in den Ab- handlungen der k. k. geol. R.-A. veröffentlichten Arbeit: „Ueber die Fauna dernicht-marinenAblagerungen deroberenKreide des Csingerthales bei Ajka im Bakony (Veszprimer Comitat)“ bekannt. Als besonders interessant muss hervorgehoben werden, dass in der Ajkaer Fauna ausser vielen eigenthümlichen Formen und solchen aus der Gosau der Nordalpen und derspanisch-französischen Kreide auch 2 Arten „/yrgulifera humerosa Meek und Melanopsis laevis Stol.* auftreten, welche sie mit den Laramiebildungen Nord- Amerikas gemein hat. Die Identifieirung der amerikanischen mit den Ajkaer Formen konnte ursprünglich natürlich nur nach Beschreibung und Abbildung vorgenommen werden. Um so erfreulicher war es dem Vortragenden, eine Bestätigung seiner Annahme durch Herrn Dr. E. White, den aus- gezeichneten Bearbeiter der Laramie-Fauna zu erfahren, welchen er persönlich kennen zu lernen und demselben seine Aufsammlung zu zeigen vor Kurzem Gelegenheit hatte. Nach White stimmen die amerikanischen Exemplare mit denen von Ajka in jeder Beziehung so vollständig überein, dass man sie, in einer Schachtel untereinander gemengt, nicht mehr nach den Fundorten trennen könnte. Es ist somit der striete Nachweis dafür erbracht, dass zwei sicher cretacische Arten Europas in den Laramiebildungen Nord- Amerikas auftreten. In zweiter Linie sei auch noch darauf hingewiesen, dass in Bezug auf die heutige zoogeographische Verbreitung der Formen die Fauna der nicht marinen Ablagerungen der Kreide bei Ajka aus Arten zu- sammengesetzt ist, deren recente Verwandte in weit von einander ent- fernten Gegenden leben und unter welehen tropische, speciell oceanisch-australische Elemente überwiegen. Literatur-Notizen. Dr. Marchese A. de Gregorio. Fossili del Giura-Lias (Alpiniano de Greg.) di Segan e di Valpore. Memoria paleontologiea. Estr. dalle Memorie della R. Accad. delle Seienze di Torino. Ser. II. Tom. XXXVI. Torino 1885. 30S. in 4°. 2 Tafeln. Die im Grunde genommen recht ärmliche Brachiopodenfauna von Croce di Segan bei Castel Tesino in Südtirol scheint eine ganz ungewöhnliche Anziehungskraft auf die Paläontologen auszuüben. Nachdem dieselbe zuerst von Parona und Canavari im Jahre 1883 (Ref. in diesen Verhandl. 1883, pag. 162) beschrieben worden war, wurde sie ein zweites Mal unabhängig von der ersten Bearbeitung im darauffolgenden Jahre von H. Haas (Ref. in Verhandl. 1884, pag. 187) dargestellt. Die sich naturgemäss ergebenden Differenzen finden sich in einem zweiten Artikel von Parona (Ref in Verhandl. 1884, pag. 204) und in zwei Mittheilungen von Haas (im N. Jahrb. f. M. 1885, I., pag. 168 und in diesen Verhandl. 1885, pag. 395) auseinandergesetzt. In der Zwischenzeit ist eine Arbeit von Di Stefano (im Jahrb. d. geol. R.-A. 1884) publieirt worden, die wieder eine Reihe ganz ähnlicher Formen aus einem nahestehenden Niveau Nr. 7 Sitzung am 4. Mai. A. de Gregorio. 181 Siziliens neu beschreibt. Endlich ist zu berücksichtigen, dass die Haupttypen der Rhynchonellen dieser Fauna bereits in Lepsius’ Werke über Südwesttirol beschrieben “ worden sind. Die vorliegende Arbeit von A. de Gregorio nun hat abermals hauptsächlich die Brachiopodenfauna von Croce die Segan und die nahe verwandte Fauna von Val- pore am Mte. Grappa im Gebiete von Bassano (nicht zu verwechseln mit Valdiporro bei Chiesanuova im Veronesischen, von welcher Localität Parona einige Rhynchonellen anführt) zum Vorwurfe. Der Autor beginnt mit der Darlegung seiner Meinung, dass nicht alle sogenannten Zonen Jer secundären Ablagerungen wirklichen Aufeinanderfolgen von Faunen entsprechen, sondern dass einzelne von ihnen anderen gegenüber nur ver- schiedene Facies darstellen. So existiren nach ihm zwar Differenzen zwischen der Fauna des eigentlichen Jura (Dogger) und der Fauna des Lias, aber sie werden von den Paläontologen übertrieben dargestellt und scheinen dem Verfasser wenigstens theil- weise auch nur durch Zufälligkeiten bedingt zu sein. Insbesondere scheint dem Verf. die dogmatische Ansicht, dass alle Schichten mit faleiferen Ammoniten dem Lias zuzu- zählen seien, nicht allgemein haltbar. Die Grenzen zwischen Lias und Jura schwanken ja überhaupt je nach den persönlichen Meinungen der Einzelnen. Aber noch unent- schiedener erscheint dem Verf. das gegenseitige Verhalten der Schichten mit Posido- nomya alpina, der Schichten mit Terebr. Aspasia und der Schichten mit Harpoceras Murchisonae. Obschon der Verfasser weiterhin bemerkt, seine Kenntniss jurassischer Ablagerungen sei keine besonders ausgedehnte, glaubt er doch mit Rücksichtnahme auf seine oben angeführten theoretischen Muthmassungen der Paläontologie einen grossen Dienst zu erweisen, indem er vorliegende Arbeit publicirt, die im Uebrigen nur als Vorläuferin anderer , ausgedehnterer Arbeiten über denselben Gegenstand (welche Arbeiten soeben in der Form einer Unternehmung der Firma L. Pedone Lauriel in Palermo angekündigt werden) gelten soll. Ein Theil der Wichtigkeit, gesteht sich der Verf. weiterhin, ist vorliegender Arbeit freilich durch die (oben citirten) Publicationen von Parona und Haas entzogen worden, zum Glücke aber doch nicht so viel, dass es nicht noch sehr nützlich sei, dieselbe dennoch zu veröffentlichen. Der Autor spricht auf Grund seiner bisher gemachten Studien nunmehr, wenn auch mit Reserve, die Meinung aus, dass eine hervorstechende Aehnlichkeit existire zwischen den Horizonten der Posidonomya alpina, der Terebr. Aspasia, des Harpoceras Murchisonae, Harp. opalinum und Harp. serpentinum, welche alle zusammen wahr- scheinlich nur eine einzige Periode bilden und als nichts anderes denn als Glieder und Einlagerungen derselben Periode anzusehen seien, für welche Periode der Verf. den Namen Alpiniano vorschlägt. Es sei hervorgehoben, dass diese Zusammenziehung nahezu des ganzen Lias mit dem ganzen Dogger in eine einzige Periode, die hier mit einiger Reserve ausgesprochen wird, in einer „Relazione* von Bellardi und Spezia über vorliegende Arbeit, erschienen in den Atti R. Acc. Se. di Torino 1885, XX. 961, einen bereits weit entschiedeneren Ausdruck findet. Ein Commentar zu diesen Ansichten (die in letzter Instanz darauf hinzuzielen scheinen, gewissen Meinungen oberitalienischer Geologen über das Alter der veronesischen „grauen Kalke“ zur Stütze zu dienen) ist wohl vollkommen überflüssig. Was die Methode der paläontologischen Bearbeitung anbelangt, so hat der Verf. geglaubt, sich nicht auf lange Beschreibungen einlassen zu sollen, sondern hat sich, weil der Arbeit gute Abbildungen beigegeben seien, darauf beschränkt, die wesentlichsten Verschiedenheiten der einzelnen Formen hervorzuheben. Die eigentliche Beschreibung zerfällt in zwei Theile, deren erster die Arten von Croce di Segan, während der zweite die Arten von Croce di Valpore umfasst. Die Fauna der ersteren Localität besteht aus zwei Ammoniten, einer Patella, der Posidonomya ornati Qu. (= alpina Gyas nach Gregorio, die Art ist übrigens nicht sicher\, einem Modiolafragmente und einer Anzahl von Brachiopoden aus den Gattungen Terebratula und Rhynchonella. Von den Ammoniten ist nur der eine be- schrieben und abgebildet, als Harpoceras Seganense n. sp., nach einem ziemlich schlecht erhaltenen Reste, der in der Abbildung ganz unwahrscheinliche, um nicht zu sagen unmögliche Windungsverhältnisse zeigt. Die Terebrateln von Croce di Segan bringt de Gregorio in 3 Gruppen, die er als jene der 7’. Lossii Leps., jene der T. gufa Greg. und jene der T. curviconcha Opp. beschreibt; ausserdem verbleiben eine Anzahl anderer Arten. Bezüglich der Arten der 1.Gruppe seiaufParona und Haas verwiesen, Gregorio bildet nur eine hiehergehörige Form in ganz ungenügender Weise ab. Von der 3. Gruppe werden 5 Formen angeführt. Die typische T., cwrviconcha, die der Verf. abbildet, ist wie er 182 Verhandlungen. selbst erwähnt, in der Abbildung mislungen. Die übrigen 4 sind zum grossen Theil nach Jugendexemplaren oder einzelnen Klappen aufgestellt und nur die letzte de Ran Var. promiscella beruht aufeinem zum Vergleiche brauchbaren Stücke, Die Vergleichung dieser und anderer hier neubeschriebener mit anderen, ebenfalls vom Verf. neubenannten, aber noch nicht publieirten Arten erleichtert die Erkennung aller dieser untrennbaren Species keineswegs. Die zur Gruppe der Ter. gufa Greg. gestellten Arten sind nach dem Verf, echte Waldheimien. Warum, wird nicht gesagt, obwohl es gerade mit Bezug auf das in der Einleitung pag. 6 Erwähnte sehr wichtig wäre. Diese 3 Arten nebst 3 ebenfalls mit Namen belegten Varietäten sind von Parona und Canavari unter Terebratula Lossii inbegriffen worden und es kann nach der Darstellung der genannten Autoren auch kaum bezweifelt werden, dass dieselben sammt und sonders nichts als Jugendstadien von Parona’s Art sind. Als Unterscheidungsmerkmal das Nichtsichtbar- sein des Schnabelloches zu gebrauchen, wie de Gregorio hier unter anderem thut, ist ungewöhnlich. Die Haltbarkeit der restirenden 9 Terebratelarten de Gregorios ist ebenfalls höchst zweifelhaft; nach Ausscheidung einiger ganz problematischer Jugend- formen, unvollständig erhaltener und missbildeter Exemplare dürften alle übrigen so ziemlich zu einer einzigen Art zusammenfallen (Taf. I. Fig. 15—26) und zwar sind sie höchst wahrscheinlich identisch mit Waldheimia Hertzii Haas (= W.cfr. Cadonensis Desl. bei Parona). Nicht besser steht es mit den Rhynch.mellen, von denen aus der Fauna von Croce di Segan gegen 4 von Parona und 5 von Haas angeführte Arten nicht weniger als 24 Arten aufgezählt, davon 22 als neu beschrieben werden. Von den zwei bereits bekannten Arten ist die eine Rh. Oorradü Par., die andere Rh. Capellinii Par. in einer neubenannten Varietät. Von den sämmtlichen 24 Rhyn- chonellen werden sich die ersten zehn ohne Zwang unter den Namen Rh. Theresiae Par., zum Theil vielleicht auch anter Rh. Vigiliüi Leps. subsummiren lassen (Tab. I. Fig. 32—41), für Fig. 42—43 existirt der Name Rh. farciens Par., Fig. 44—45 möglicherweise, gewiss aber Tab. II. Fig. 1-4 ist Rh. Corradii Par. in verschiedenen Formen und die übrigen Fig. 5—11 (ausgenommen vielleicht die ganz ungenügend ab- gebildete Fig. 12) fallen auch wieder einem einzigen Typus zu, welcher vollkommen identisch ist mit Parona’s Rh. Seganensis. Durch die Stirnansichten darf man sich hier nicht beirren lassen, denn deGregorio zeichnet dieselben mit Vorliebe verkehrt. Als bemerkenswerth verdient auch hervorgehoben zu werden, dass Rh. Theresiae und Rh. Seganensis Par. nicht einmal zum Vergleiche herbeigezogen werden, obwohl sie ohne Zweifel die Haupttypen der Fauna sind. Die zweite Localität, Croce di Valpore, hat 7 Cephalopoden, 1 Trochus, 1 Echinidenfragment und 12—13 Brachiopoden geliefert. Von den Cephalopoden sind 4 neue Arten beschrieben und abgebildet. Ob und warum Stephanoceras Valporense zu dieser Gattung gehört, geht aus der Beschreibung nicht hervor, Ammonites Grappensis und Harpoceras fuscopse sind zur Beschreibung unge- nügende Fragmente, Harpoceras grappincola, welche Art als die bezeichnendste und häufigste angeführt wird, ist so unglücklich abgebildet, dass der Gegenstand eher wie ein Kunstprodukt denn wie ein normaler Ammonit aussieht. Ueber die beiden Tere- brateln dieser Fauna braucht kein Wort verloren zu werden; von Rhynchonellen sind wieder 7 ganz neue Arten und 3 mit besonderen Namen belegte Varietäten der bereits oben angeführten beiden Parona’schen Species beschrieben und abgebildet, freilich ohne dass hier auch nur Bezug genommen worden wäre auf die Fauna von Croce di Segan. Ist die Angabe des Verf. richtig, dass die Abbildungen gut sind, so hätten doch mindestens Hinweise auf die Verwandtschaft zahlreicher Stücke der zweiten zu denen der ersten Localität gegeben werden müssen. Man kann ganz ruhig behaupten, dass mit grosser Wahrscheinlichkeit auch nicht eine einzige der von de Gregorio in dieser Arbeit beschriebenen über 50 Arten auf- recht zu erhalten sein wird, man müsste denn in Zukunft jedes einzelne Individuum mit einem besonderen Taufnamen belegen wollen. In der That scheint auch die Bei- bringung der zahlreichen neuen Namen dem Autor die grösste Schwierigkeit gemacht zu haben, aber auch da hat er sich zu helfen gewusst durch Creirung einer Anzahl von sinnlosen Ausdrücken, deren er noch eine ganze Menge auf dem Lager zu haben scheint. Dieses ingeniöse Namengebungssystem, das mit dem zuletzt von Barrande angewendeten combinirt die paläontologische Wissenschaft ganz sicher in kürzester Zeit zum Kindergespött machen wird, scheint den Verfasser selbst so sehr belustigt zu haben, dass er einer seiner so vorzüglich charakteristischen Arten den Namen Rh. humoristica beizulegen nicht umhin konnte. Das mahnt zur Vorsicht in der Stellungnahme gegenüber einer Arbeit, welche geradezu eine beabsichtigte Persiflirung gewisser Bestrebungen auf dem Gebiete der Paläontologie sein könnte, welche aber, Nr. 7 Sitzung am 4. Mai. K. A. Lossen. 183 wenn sie das nicht ist, selbst nur vom humoristischen Standpunkte aus betrachtet zu werden verdient. Es wird vielleicht nicht überflüssig sein, hier zum Schlusse eine Uebersicht der bisher so vielseitig beschriebenen Brachiopodenarten von Croce di Segan folgen zu lassen, so weit sich dieselbe aus einem Vergleiche der Publicationen von Parona und Haas ergibt. Wenn man von Terebratula Seccoi Par. und von Rhynch. belem- nitica Qu. und Rh. cfr. rimata Opp. absieht, die nur je einer der beiden Autoren an- führt, lassen sich alle übrigen Arten ganz zwanglos aufeinander beziehen : Terebratula Lossii Leps. beiParona entspricht vollkommen der Ter, brachyrhyncha Schmid bei Haas. Terebr. curviconcha Opp. bei Parona ist höchst wahrscheinlich identisch mit Ter. Aspasia und Ter. Chrysilla bei Haas. Waldheimia cfr. Cadonensis Desl. bei Parona ist W. Hertzii Haas. Waldh. gibba Par. (Tab. XI. Fig. 10) ist die Haas’sche W. linguata Boeckh , wozu bemerkt werden muss, dass die Abbildung von Parona der Böck h’schen näher steht, als jene bei Haas. Bhynchon. Theresiae Par. und Rh. sp. indet. (Parona XII. 3) lassen sich ohne Zwang auf Haas’ Rh. Greppini beziehen. Rh. Seganensis Par. ist Rh. Biriseis Gem. bei Haas, Rh. Corradii Par. ist, wie schon Parona hervorhebt, sehr ähnlich der Rh. fasci- costata Uhlig, welche Haas auch von Croce die Segan (Castel Tesin) an- führt ‚ aber nicht abbildet. Die Lösung der zwischen den beiden Autoren bezüglich dieser (und analog bei anderen Arten) noch schwebenden Differenzen dürfte vielleicht darin zu suchen sein, dass Rh. fascicostata zu Set. Cassian wirklich vorkommt, was auch Uhlig selbst bestätigt, während die Art von Croce di Segan wahrscheinlich Rh. Corradii heissen muss. Bei dem Umstande nun, dass, wie voranstehender Vergleich zeigt, die Arten, welche beide Autoren: anführen, fast ausnahmslos mit einander identificirt werden können, scheint dem Refer. die zuletzt von Haas (Verhandl. 1885, pag. 397) ausge- sprochene Meinung, dass sein und Parona’s Materiale aus verschiedenen, ungleich- altrigen Schichten von Castel Tesin stammen möge, wenig Wahrscheinlichkeit für sich zu haben. Es ist im Gegentheile kaum zu bezweifeln, dass alles vorhandene Materiale aus einer einzigen, von dem bekannten Händler Meneguzzo gemachten Aufsammlung herrührt, die zum Theil an deutsche, zum Theil an italienische Museen und Privat- eollectionen abgegeben worden ist. Ref. hält es auch heute noch für das Wahrschein- lichste, dass wie bereits Parona in seiner ersten Arbeit, pag. 1, hervorhebt, diese Schichten von Croce di Segan mit jenen Rhynchonellenschichten der gelben Kalke und Oolithe von S. Vigilio übereinstimmen , die ihrerseits wieder den Rhynchonellen- schichten von Iudicarien und Nonsberg entsprechen, welche daselbst über den Aegqui- valenten des Medolo liegen und deshalb und weil sie anderseits bei Tenno und am Cap S. Vigilio von Bifrons- resp. von Murchisonaeschichten überlagert werden, für ober- liassisch zu halten sind (vergl. Verhandl. d. geol. R.-A. 1881, pag. 52 und Jahrb. d. geol. R.-A. 1883, pag. 434 ft.). (A. B.) .K. A. Lossen. Ueber das Auftreten metamorphischer Gesteine in den alten palaeozoischen Gebirgskernen von den Ardennen bis zum Altvatergebirge und über den Zusammenhang dieses Auftretens mit der Falten- verbiegung (Torsion). In ausserordentlich knapp zusammengedrängter Darstellung, der man nicht selten eine etwas weitere Fassung wünschen möchte, bespricht der Verf. tektonische Verhältnisse, in denen er weitere Beweismittel für die im Harze gewonnenen Anschau- ungen von der metamorphosirenden Wirkung einander durchkreuzenden Falten- systeme erblickt. Indem der Verf, zum Theil auf Grund eigener Aufnahmsarbeit, zum Theil auf dem Studium neuerer Betrachtungen und kartographischer Arbeit von anderer Seite fussend und diese interpretirend den Gebirgsbau des Thüringer- und Frankenwaldes, der Eifel und der Ardennen im Lichte seiner Anschauungen skizzirt, sei es gestattet, nur an einem der gegebenen Beispiele die Lossen’schen Anschauungen kurz zu ent- wickeln. Wir wählen das uns näherstehende Gebiet zwischen Fichtelgebirge und K.k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 7. Verhandlungen, 26 184 Verhandlungen. Thüringerwald, umsomehr als hiebei der kürzlich erschienenen Arbeit Liebe’s!) gedacht werden kann, die das Endresultat einer 3ljährigen Aufnahmsarbeit in Ostthüringen darstellt. Zunächst wird constatirt, dass die durch die einzelnen Granitpartien im der weiteren Umgebung von Hirschberg an der oberen Saale (Herms-Bg. etc.) bewirkten metamorphischen Bildungen räumlich sehr beschränkt sind, eine Thatsache, die auch schon von früher her durch F. E. Müller sichergestellt ist. Um so bedeutungs- voller und von räumlich grösserer Verbreitung sind hingegen jene Erscheinungen, in denen Lossen eben die Wirkung der Dislocationsmetamorphose sieht, Und zwar wurden von dieser sowohl Sedimentgesteine wie auch eruptive Bildungen betroffen. Unter diesem Gesichtspunkte einer Metamorphose an eruptiven Bildungen be- trachtet der Verf. eine lange Reihe von Gesteinen, die früher von Gümbel u.a. unter dem Namen von Epidioriten, körnigen meist feldspathreichen Amphibolithen , Strahl- steinschiefer etc. zusammengefasst und als ursprüngliche Bildungen betrachtet wurden, Die Epidiorite Gümbel’s z. B. vermag der Verf. durchaus nicht als ursprüngliche und eigentliche Diorite anzuerkennen, sieht sie vielmehr als amphibolische Diabase an, gleich denen von Wippra und Treseburg im Harz, mit „angenagten Augitresten“, Ebenso sind die Gümbel’schen Proterobase, die erwähnten Schiefer Umwandlungs- produkte lediglich diabasischer Gesteine. Und diese metamorphischen Vorgänge — Liebe präeisirt sie in seiner genannten Arbeit für die Eruptivgesteine näher als Um- wandlung von Augit in Hornblende und Chlorit, einem Theile des Plagioklas in Albit und Caleit — betrachtet Lossen eben als Wirkung hochgradiger Dislocationen, die noch fühlbarer wird im Gebiete der Sedimentbildungen. Bezüglich der näheren Deutung derselben kann jedoch Lossen mit Liebe nicht übereinstimmen. Denn während Liebe das für das Gebiet der stärksten metamorphischen Wirkungen (östl. von Schleiz, nördl. von Mühltroff) charakteristische Umschwenken des Hauptschichtstreifens von h. 3 („erzgebirgische Richtung“) in (annähernd) die meridionale Richtung als das Zutagetreten einer ältesten Faltungsrichtung ansieht, die sonst nur durch eines der 5 anderen Faltensysteme verwischt ist — sieht Lossen dieses fast meridionale Streichen an als, eine durch die Druckrichtung des relativ jüngeren herzynischen (Frankenwälder) Faltensystems unter Zug- und Druckwirkung hervorgerufen, mit windschiefen Ver- biegungen, Ueberschiebungen und Verwerfungen gepaarte Umstauung der relativ älteren niederländischen (erzgebirgischen) Falten (pag. 43). Der Verf. interpretirt aus den Liebe’schen Beobachtungen und Karten noch weitere Stützen seiner Anschauungen über den feineren Bau derartiger „Kork- zieherfalten“, auf welche einzugehen hier kaum möglich ist, umsomehr, als gerade da die erwähnte lakonische Knappheit der interessanten Arbeit, mindestens den in tektonisch-theoretischen Problemen noch weniger Versirten die Abwesenheit jeglicher, die Anschauungen näher erläuternden Profile schmerzlich vermissen lässt. Endlich sei noch erwähnt, dass der Verf. sich der Ansicht, als könnten die metamorphischen Vorgänge doch durch eruptive, aber durch die Erosion noch nicht blossgelegte Bildungen verursacht sein, gegenüber ganz ablehnend verhält, In gleicher Weise betrachtet der Verf. die südnördliche Aufeinanderfolge der Eifer Kalkmulden zwischen Prüm und Kirchheim als ein schraubenförmig rechts- gewundenes Korkzieherfaltensystem, bedingt durch die Faltenverbiegung (Torsion), in welchem die NS.-Linie als die Resultirende aus der niederländischen und der recht- winkelig dazustehenden relativ jüngeren, herzynischen Streichrichtnng die Torsions- oder Schraubenaxe darstellt (pag. 59). Der Hohe Venn, der dem entwickelten Systeme entsprechend, als ein durch die Einwirkung des herzynischen Systems verzerrter, windschief gewordener Faltenbau auf der Concavseite der erwähnten, symmetrisch windschief genannten Kalkmulden liegt, endlich in mehr cursorischer Weise die Ardennen, das niederrheinische Gebirge wieder gleichfalls herangezogen zur Bekräftigung der hier vielleicht nur zum Theile erschöpften Anschauungen. Zum Schlusse apostrophirt der Herr Verf. die neuen Aufnahmen im Altvater- gebirge. - Ref. hofft seinerzeit — die Aufnahme dieses tektonisch so sehr complieirten und durch die Lossen’schen Anschauungen wichtig gewordenen Gebietes ist noch nicht vollendet — zu denselben (die zweifelsohne für die gesammte tektonische Geologie von weittragender Bedeutung sind) und der supponirten Geltung für das Gebiet in ausführlicher Weise Stellung nehmen zu können. (C. v. C.) ) R. Th. Liebe. Uebersicht über den Schichtenaufbau Ostthüringens. — Abhandl. zur geolog. Spez.-Karte von Preussen. Bd. V. Heft 4. Nr. 7 Einsendungen für die Bibliothek. 185 Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-Abdrücke, Eingelangt vom 1. Jänner bis Ende März 1886. Ammon Ludw., von. Ueber Homoeosaurus Maximiliani. München 1885. (2694. 4.) D’Archiac & Haime Jules. Description des animaux fossiles du groupe Nummulitique de l’Inde. Paris 1853/54. (2701. 4.) Bassani F. Sull’ etä degli strati a pesci di Castellavazzo nel Belunese. Roma 1885. (9594. 8.) — — Avanzi di Pesci Oolitiei nel Veronese. Milano 1885. (9596. 8.) Bayan F. Etudes faites dans la collection de l’Ecole des mines sur des fossiles nouveaux ou Mal Connus. Paris 1870/73. (2702. 4.) Becker M. A. Hernstein in Niederösterreich II. Theil. II. Halbband. Enthält: Fauna von Hernstein von Dr. G. Beck und Bewirthschaftung des Gebietes von W. Stöger. Wien 1886. (7762. 8.) Bertrand M. & Kilian W. Le bassin tertiaire de Grenade. Paris 1885. 2691. 4.) Böckh Joh. Die königl. ungarische geologische Anstalt und deren ME nel Objecte. Budapest 1885. (9592. 8.) — — A Magyar kirälyi Földtani Intezet es ennek kiällitäsi Tärgyai. Budapest 1855. (9593. 8.) Bombkicei L. Sulle superficie Elicoidi e Paraboloidi nei romboedri detti Selliformi ete. Bologna 1885. (2690. 4.) Branco W. Ueber eine neue Lepidotus-Art aus dem Wealden. Berlin 1885. (9602. 8.) — — Ueber einige neue Arten von Graphularia und über tertiäre Belemniten. Berlin 1885. (9607. 8.) Broeck E., van den. Note critique sur les leves g&ologiques a grande Echel- lede M.M. O. Ertborn et P. Cogels. Liege 1886. (9686. 8.) Brusina Sp. Ueber die Mollusken-Fauna Oesterreich - Ungarns. Graz 1886. (9649. 8.) Carthaus E. Mittheilungen über die Triasformation im nordöstlichen Westfalen etc. Würzburg 1886. (9692. 8.) Catalogus der Bibliothek van de Koninkliyke natuurkundige Vereeniging in Nederlandsch-Indie. Batavia 1884. (9678. 8.) Cope E. D. The Batrachian Intercentrum etc. 1886. (9662. 8.) — — Report on the Coal Deposits Near Zacualtipan in the State of Hidalgo. Mexico 1885. (9661. 8.) — — The Sternum of the Dinosauria. 1886. (9663. 8.) Cosmovici L. C. Depositele Deluviane din Prejurul Jasului. Jasi 1885. (9638. 8.) Croizet Abbe & Jobert A. Recherches sur les ossemens fossiles du Departe- ment du Puy — de Dome. Paris. (2700. 4.) Cuvier G. Recherches sur les ossemens fossiles. Tome I-X. — Paris 1834/36. - Text (9671. 8.) Atlas (580. 4.) Dagincourt Dr. Annuaire geologique universel et guide du geologue etc. Paris 1885. (9601. 8.) Dames. Vorlage von WLoriculina Noetlingi nov. sp. von Sahel Alma am Libanon Berlin 1885. (9595. 8.) Dames W. Hirsche und Mäuse von Pikermi in Attika. Berlin 1883. (9626. 8.) Desor & Favre L. Le Bel Age du bronze lagustre en Suisse. Neuchätel (2688. 4.) Deutsch Ed. Fr. Riepl, der geistige Gründer der Kaiser Ferdinands Nord- bahn ete. Gedenkblätter, Wien 1886. (9681. 8.) Dewalque G. Mölanges geologiques. Liege 1882/85. (9598. 8.) Diener Carl Dr. Studien an den Gletschern des Schwarzensteingrundes. Salzburg 1885. (9653. 8.) — — Die Structur des Jordanquellgebietes. Wien 1885. (9654. 8.) Dupont E. Sur les caleaires frasniens d’origine Corallienne etc. Bruxelles I (9657. 8. 26* NR 186 Verhandlungen. Nr. 7 DupontEE. Les roches de l’etage du calcaire degivet, leurs relations stratigraphi- ques et leur Re&partition. Bruxelles 1885. (9658, 8.) — — Le poudingue de Weris et sa transformation au Sud — Est de Marche- en Famenne. Bruxelles 1885. (9659. 8.) Engelhardt H. Die Tertiärflora des Jesuitengrabens bei Kundratitz in Nord- böhmen. Halle 1885. (2689. 4.) Falconer H. Palaeontological Memoirs and Notes. Vol. I—II, London 1868. 9672. 8, Foullon H. Baron von. Ueber die Krystallform des Barythydrat N. des Strontianhydrat. Wien 1885. (9606. 8.) — — Ueber die Grauwacke von Eisenerz. Der „Blasseneck-Gneiss“, Wien 1886. (9688. 8.) Friesenhof G. Freih. von. Die Sicherung der Kohlengruben gegen Kata- strophen durch Grubengas-Explosionen etc. 1885. (9585. 8.) — — Ist die Wirkung der Fluthkraft wirklich entscheidend bei Grubengas- Katastrophen? 1885. (9608. 8.) Fritsch Ant. Dr. Fauna der Gaskohle und der Kalksteine der Permformation Böhmens. Band II. Heft 2. Prag 1885. (2279. 4.) Gaudry A. Animaux fossiles et Geologie de l’Attique etc. Text u. Atlas. Paris 1862/1867. (2698. 4.) — — Animaux fossiles du Mont Leberon. Livr. 1-4. Paris 1873. (2699. 4.) Geinitz F. E. Dr. Die mecklenburgischen Höhenrücken (Geschiebestreifen) und ihre Beziehungen zur Eiszeit. Stuttgart 1886. (9652. 8.) GenthF. A. Contributions to Mineralogy Nr. XXIV. Pennsylvania 1885. (9586. 8.) Gervais Paul. Zoologie et Pal&ontologie francgaises II, Edition. Text u. Atlas. Paris 1859. (2696. 4.) — — Zoologie et Paleontologie generales Ser, I—-II. Livr. 1—3. Paris 1867 bis 1869. 1876. (2697. 4.) Govi Gilberto. L’Ottica di Claudio Tolomeo, ete. Torino 1885, (9597. 8.) Gruber Chr. Das Münchener Becken. Ein Beitrag zur phys. Geographie Süd- bayerns. Stuttgart 1885. (9605. 8.) Gümbel Dr. von. Das Petroleum von Tegernsee. München 1886. (2704. 4.) Jentzsch A. Beiträge zum Ausbau der Glacialhypothese in ihrer Anwendung auf Norddeutschland. Berlin 1885. (9636. 8.) — — Mittheilung über die Aufnahmen in Westpreussen, innerhalb der Section Rehhof und Mewe. Berlin 1884. (9637. 8.) Kalousek Jos. Geschichte der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissen- schaften, ete. I. II. Heft. Prag 1884/85. (9609. 8.) Katalog zur Canon-Ausstellung im Künstlerhause. Wien 1886. (9643. 8.) Katzer B. Zprävy spolku geologickeho v Praze. Roönik 1885. Cislo 4. (9472. 8.) Kienast Herm. Ueber die Entwicklung der Oelbehälter in den Blättern von Hypericum und Ruta. Elbing 1885. (9664. 8.) Klebs R. Das Tertiär von Heilsberg in Ostpreussen. Berlin 1885. (9603. 8.) Kobelt W. Dr. Reise-Erinnerungen aus Algerien und Tunis. Frankfurt a. M. 1885. (9677. 8.) Krejei J. Dr. Ueber die geotektonischen Verhältnisse in Mittelböhmen. Prag 1886. (9691. 8.) Kroustchoff M. K. de. Note preliminaire sur la wolhynite de M. d’Ossowski. Paris 1885. (9684. 8.) Kusta Joh. Neue fossile Arthropoden aus dem Noeggerathien-Schiefer von Rakonitz. Prag 1885. (9656. 8.) Langsdorff W. Dr. Gang- und Schichten-Studien aus dem westl. Oberharz. Clausthal 1885. (9639. 8.) Laube Gust. C. Dr. Ein Beitrag zur Kenntniss der Fische des böhmischen Turon’s. Wien 1885. (2687. 4.) Melion Jos. Dr. Nachschau in dem mährisch-schlesischen Sudetengesenke. Brünn 1886. (9646. 8.) — — Sauerbrunnen zu Andersdorf in Mähren ete. Brunn 1880. (9689. 8.) — — Nachschau in dem mährisch-schlesischen Sudetengesenke. Brünn 1886. (9690. 8.) Meyer A. B. Das Gräberfeld von Hallstatt. Dresden 1885. (2703. 4.) Molon Francesco. Ricordi. Vicenza 1886. (9687. 8.) en ee a Dr ar Be DE Zu n Tea 272 Einsendungen für die Bibliothek, 187 Müller Theodor. Die Senegal- und oberen Nigerländer, Königsberg. 1885. (9666, 8.) Muschketow. Turkestan. St. Petersburg 1886. (9676. 8.) Nekrolog über Carl Justus Andrä. Bonn 1885. (9655. 8.) D’Orbigny A. Cours &l&mentaire pal&ontologie et de g&ologie stratigraphiques III. Paris 1850/52. (9674. 8.) Hiezu Atlas (580. 4.) — — Prodrome de paleontologie stratigraphique universelle des animaux Mol- lusques et Rayonnes etc, Paris 1850/52. (9675. 8.) Owen R. Ödontography; or a Treatise on the Comparative Anatomy of the Teeth, ete. Text u. Atlas. London 1840/45. (9673. 8.) Parona C. F. J. Brachiopodi Liassiei di saltrio e arzo nelle prealpi Lombarde. Milano 1885. (2693. 4.) Payot W. Roches des terrains Cristallins du Massif de la Chaine du Mont- Blanc. Geneve 1886. (9635, 8.) Pelseneer Paul. Notice sur un Crustac& des sables verts de Grandpre£. Bruxelles 1885. (9641. 8.) Penck Albrecht u. Richter E. Das Land Berchtesgaden. Salzburg 1885. (9584. 8. Prestwieh Jos. Geology chemical, physical, and stratigraphical. Vol. I. a (9651 8.) Quenstedt F. A. Die Ammoniten des schwäbischen Jura. Text Heft 8/9. 1885. (9403. 8.) Atlas Heft 8/9. 1885. (355. 4) Rath G. von. Worte der Erinnerung an Professor Dr. A. von Lasaulx. Bonn 1886. (9693. 8.) Reise S. M. Corvette „Helgoland“ an der Westküste Afrikas in den Jahren 1884—1885. Pola 1885. (9647. 8.) Renault B. u. ZeillerR. Sur quelques Cycadees houilleres. Paris1886. (2705. 4.) — — Surles troncs de Fougeres du terrain houiller superieur. Paris 1886. (2706, £.) Reuter Georg. Die Begrichien der obersilurischen Diluvialgeschiebe Ostpreussens. Berlin 1885. (9632. 8.) Reyer E. Zwei Profile durch die Sierra Nevada. Stuttgart 1885. (9680. 8.) Richthofen Ferd. Freih. von. Führer für Forschungs-Reisende. Berlin 1886. (9650 8.) Rosenbusch H. Mikroskopische Physiographie der petrographisch wichtigen Mineralien. II. Auflage. Stuttgart. 1885. (5581. Lab. 8.) Schmidt C. W. Die Liparite Islanos in geolog. und petrogr. Beziehung, Berlin 1885. (9648. 8.) Stelzner A. Dr. Beiträge zur Geologie und Paläontologie der Argentinischen Republik. (I. Geolog. Theil.) Cassel 1885. (2692. 4.) Studnicka F. J. Dr. Bericht über die mathem. u naturwissenschaftl. Publi- cationen der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. Prag 1884/85 (9610. 8.) Szajnocha Dr. Tymezasowa wiadomos6 o kilku gatunkach ryb kopalnych etc. Krakow 1885. (9634. 8.) — — Studya geologiezne w Karpatach galieyi Zachodniej. II. Lwow 1886. (9683. 8.) Taramelli T. Note geologische sul Bacino Idrografico. Roma 1885. (9633. 8.) Terrenzi G. Il Lias superiore nel versante orientale della catena montuosa Narnese. Roma 1880. (9587. 8.) — — I Molluschi gli Echinodermi i Coralli, i Protisti, ete. 1835. (9588. 8.) — — Sui dintorni di S. Vito (Narni) e di altre localitä Circonvieine. Firenze 1881. (9589. 8.) — — Fossili trovati nel Calcare Liassico della catena Moutuosa Narnese. Firenze 1884. (9590. 8.) — — Sui dintomi di Grottammare Nota geologica. Narni 1881. (9591. 8.) — — Ammoniti e belemniti trovate nelle Vieinanze di Narni. Firenze 880. (9599. 8.) Velain M. Ch. Esquisse geologique de la Guyane Francaise et des bassins du Parou et du Yari. Paris 1886. (9640. 8.) Verzeichniss der Mitglieder der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissen- schaften. 1784—1884. Prag 1884. (9612. 8) K.k. geulog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 7. Verhandlungen. DM 188 Verhandlungen. Nr. 7 Wadsworth M. E. Dr. On the Evidence that the Earth’s Interior is Solid. Cambridge 1884 (9613. 8.) — — Some Instances of Atmospheric Action on Sandstone. Boston 1833. (9614. 8.) — — Notes on the Lithology of the Island of Jura Scotland. Boston 1883, (9615. 8.) — — On the Trachyte of Marblehead Neck Massachusetts. Boston 1831. (9616. 8.) — — On the Relation of the „Keweenawan Series“ to the Eastern Sandstone in the Vieinity of Torch Lake, Michigan. Boston 1884. (9617. 8.) — — On the Presence of Syenite and Gabbro in Essex County Massachusetts, London 1885. (9618. 8.) — — The Theories of Ore Deposits. Boston 1884. (9619. 8.) — — An Olivine, Bearing Diabase, from St. George, Marine. 1884. (9621. 8.) — — The Bishopville and Waterville Meteorites. Cambridge 1883. (9622. 8.) — — Lithological Studies. A Description and Classification on the Rocks of the Cordillieras. 1884. (9623. 8.) — — The Argillite and Conglomerate of the Boston Basin. Boston 1882. (9624. 8.) - — — Notes on the Rocks and Ore-Deposits in the Vieinity of Notre Dame Bay, Newfoundland. 1884. (9625. 8.) — — On the Classification of Rocks. Cambridge 1879. (9629. 8.) Wähner Fr. Dr. Beiträge zur Kenntniss der tieferen Zonen des unteren Lias in den nordöstlichen Alpen. III. Theil. Wien 1886. (2695. 4.) Wahnschaffe F. Die Süsswasser-Fauna und Süsswasser-Diatomeen-Flora im Unteren Diluvium der Umgegend von Rathenow. Berlin 1885. (9604. 8.) Websky M. Ueber Construction flacher Zonenbögen beim Gebrauch der stereo- graphischen Kugel-Projection. Berlin 1886. (9682. 8.) Wegner Georg. General-Register zu den Schriften der königl. böhm. Gesell- schaft der Wissenschaften. 1784—18%4. Prag 1884. (9611. 8.) Wilhelm Rud. Ueber das Vorkommen von Spaltöffnungen auf den Karpellen. Königsberg 1885. (9665. 8.) Williams Albert. Mineral Resources of the United States. Washington 1883. (5598. 8. Wolf Gustav. Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg. Bonn 1asp) (9645. 8.) Zeiller M. R. Lesondage de Ricard, & la Grand Combe. Paris 1835. (9685. 8.) Zepharovich V. Ritt. v. Die Krystallformen einiger Kampferderivate. II. Wien 1885. (9627. 8.) — — Mineralogische Notizen. I. Cerussit von LittaiinKrain. Prag 1884. (9628. 8.) — — Orthoklas als Drusenmineral im Basalt. Leipzig 1835. (9630. 8.) — — Kallait pseudomorph nach Apatit aus Californien. Leipzig 1885. (9631. 8.) Zittel K. A. Handbuch der Paläontologie. I. Abth. II. Bd. V. Lieferung. II. Abth. 4. Lieferung. München 1885. (5854. 8.) Druckfehlerberichtigungen. In Verhandl. Nr. 6, S. 128, Z. 6 von oben lies anstatt Thonstein Hornstein. In derselben Nummer S. 148, Z.3 von unten lies Anordnung statt Anwendung. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15. Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 30. Juni 1886. Inhalt: Vorgänge an der Anstalt. — Eingesendete Mittheilungen. F. Toula. Mittelneocom am Nordabhang des grossen Flösselberges bei Kaltenleutgeben. — Vortrag: F. Wähner. Zur heteropischen Differenzirung des ee Lias (Schluss). — Literatur-Notizen: Th. Fuchs. R Tietze. F. Toula. E. Kittl. E. Priwoznik. A. Hofmann. C. F. Zincken. K. v. Fritsch. H. Commenda. NB. Die Autoren sind für den Inhalt Ihrer Mittheilungen verantwortlich. ‘Vorgänge an der Anstalt. Der Chefgeologe Dr. E. Tietzeist von der Gesellschaft für Erd- kunde in Leipzig, anlässlich des Anfangs Mai d. J. gefeierten 25jährigen Jubiläums derselben, zum correspondirenden Mitgliede ernannt worden. Wir freuen uns besonders bei dieser Gelegenheit auch mittheilen zu können, dass unser hochgeschätzter Freund Prof. E. Suess bei derselben festlichen Veranlassung zum Ehrenmitgliede derselben Gesellschaft ge- wählt wurde. Eingesendete Mittheilungen. Franz Toula.. Mittelneocom am Nordabhange des grossen Flösselberges bei Kaltenleutgeben. Ueber Neocom-Schichten aus der Gegend von Giesshübel, gesammelt von Herrn Lehrer E. Ebenführer in Baden, berichtete vor Kurzem Dr. Uhlig in den Verhandlungen („Neue Einsendungen aus den Kalk- alpen zwischen Mödling und Kaltenleutgeben“, 1884, pag. 346). Der betreffende Fundort liegt an der Strasse über den Sattel bei Giesshübel. Die daselbst gesammelten Fundstücke erlaubten keine genauere Alters- bestimmung. Dieses Vorkommen dürfte mit dem von Paul schon 1859 (Jahrb. X, pag. 261) angeführten Auftreten von „Spuren von Aptychen- Kalkstein“ übereinstimmen, der sich „in einem schmalen von Nord- osten nach Südwesten verlaufenden Bande ziemlich lang verfolgen“ lässt, dessen Altersbestimmung, ob Jura oder Neocom, damals nicht vorgenommen werden konnte. Bei Gelegenheit einer Studien-Exeursion in das Gebiet zwischen Liesing- und Mödlingbach besuchte ich auch den vor einiger Zeit er- öffneten Steinbruch, der sich nahe der-Sattelhöhe, am Nordabhange des grossen Flösselberges befindet, und dessen Material in Kaltenleutgeben K.k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 8. Verhandlungen. 25 190 Verhandlungen. "Nr. 8 # 4 auf Cement verarbeitet wird. Man erreicht diesen Steinbruch auf dem roth bezeichneten Promenadewege, der sich in dem Thale zwischen dem grossen und kleinen Flösselberge hinaufzieht. Das Gestein ist ein grünlich- bis gelbliehgrauer, zur Schieferung geneigter Fleckenmergel. Die Schiehten streichen NO. bis SW. und fallen mit 40—50° nach NW. Bei meinem ersten Besuche der Localität fand ich nur wenige schlecht erhaltene Abdrücke; ergiebiger war ein zweiter Besuch und ein paar ganz besonders gute Stücke fanden sich oberhalb des Bruches im Walde. Ein aufgefundener Crioceras- Abdruck liess die Annahme , dass man es mit Neocom zu thun habe, gesichert erscheinen. Nach Dr. Uhlig, der die Freundlichkeit hatte, die Fundstücke einer näheren Bestimmung zu unterziehen, liegen folgende Formen vor: Hoplites eryptoceras Orb. „Mehrere gut bestimmbare Exemplare.“ Hoplites neocomiensis Orb. „Kleines enggenabeltes, schwach geripptes Exemplar, passt gut zum Typus dieser Art.“ Orioceras Dwalı Leym. „Abdruck eines grossen Exemplars. Bestimmung vollkommen sicher.“ Olcostephanus Astierianus Orb. „Mehrere Exemplare; eines mit sehr schönem gestieltem Ohre, das am Ende löffelförmig ausgebreitet ist.“ Lytoceras sp. „Grosses Exemplar aus der Gruppe der Lytoceras subfim- briatum Orb. In Folge der Verdrückung nicht sicher bestimmbar.* Lytoceras sp. ind. Baculina sp. ind. Aptychus. Dr. Uhlig sagt am Schlusse seiner Mittheilung, für welche ich ihm verbindlichst danke: „Es liegt hier demnach eine echt neocome Fauna vor. Das Vorhandensein von Orioceras Duvali weist speciell auf Mittelneocom hin.“ Vortrag. Dr. Fr. Wähner. Zur heteropischen Differenzirung des alpinen Lias. (Schluss.) Die Eigenthümlichkeiten der bisher besprochenen alpinen Lias- bildungen sind uns heute bereits ziemlich genau bekannt, so dass wir im Zusammenhalt mit den Erfahrungen, welche die neueren Tiefsee- forschungen über die Sedimente und Faunen der verschiedenen Meeres- räume geliefert haben, es wagen dürfen, eine Vermuthung über die Natur jener Ablagerungen auszusprechen. Für die bunten Cephalo- podenkalke, die Adneter Schichten und die Fleckenmergel gibt es eine Reihe von Anhaltspunkten, welche mit grosser Wahrschein- lichkeit darauf schliessen lassen, dass der Absatz dieser Gebilde in sehr grossen Meerestiefen und in küstenfernen Regionen vor sich gegangen ist. Dafür spricht zunächst die Fauna, das Fehlen der grossen Brachiopoden, Elatobranchier und Gastropoden, wie wir sie in Sedimenten geringer Tiefen kennen, und das Vorherrschen und massenhafte Vorkommen von Cephalopoden. Dafür spricht ferner die geringe Mächtigkeit der einzelnen Horizonte und des gesammten alpinen Lias, wenn derselbe Nr. 8 Bericht vom 30. Juni. F. Wähner. 191 ausschliesslich in der Facies der bunten Cephalopodenkalke und der Adneter Schichten entwickelt ist. Während im ausseralpinen Lias die Mächtigkeit einer einzelnen Zone nicht selten 10 Meter beträgt, erreicht die alpine Kalkbank, welche die Fauna einer solchen Zone enthält und häufig oben und unten von Bänken mit den Faunen der benachbarten Zonen begrenzt wird, oft nur die Dicke von wenigen Centimetern. Und während beispielsweise der schwäbische Lias eine Mächtigkeit von mehr als 60 Metern erlangt, schrumpft die Mächtigkeit des alpinen Lias in geschichteter Ausbildungsweise nicht selten auf wenige Meter zusammen. Wir haben es eben in den Alpen in der Regel mit rein zoogenen Gesteinen zu thun, deren Bildung — ich sehe hier ab von den Korallenriffen und den aus deren Detritus hervorgehenden Gesteinen — viel langsamer erfolgt, als der Absatz mechanischer Sedimente. Ein weiteres wichtiges Moment ist die auf weite Regionen der Nordalpen sich erstreckende Gleichmässigkeit in der petro- graphischen und faunistischen Ausbildung der einzelnen Horizonte. Die gleichmässige und ungestörte Ablagerung prägt sich sogar darin aus, dass die Dieke und die Aufeinanderfolge der einzelnen Gesteinsbänke auf ziemlich grosse Entfernungen nur geringe Variationen zeigt, eine Erfahrung, welche die Arbeiter in den weit auseinanderliegenden Stein- brüchen der Umgebung von Adnet gemacht haben. Der Jahrhunderte alte Betrieb dieser Brüche hat es mit sich gebracht, dass die Arbeiter nach der petrographischen Eigenthümlichkeit, nach der Art der Bear- beitung und Verwendung, nach der Mächtigkeit und der Aufeinander- folge die einzelnen Bänke unterschieden und benannt haben und die- selben in den verschiedenen Brüchen wiedererkennen. Diese eigen- thümlichen Verhältnisse haben es mir allein ermöglicht, auch in den dafür in jeder Beziehung so schlecht geeigneten Adneter Schichten eine genaue Unterscheidung einzelner Horizonte anzubahnen. Ein sehr wichtiger Umstand ist der Erhaltungszustand der Fossilien. Während in den bunten Cephalopodenkalken die Schale der Conchylien in der Regel sehr gut erhalten ist, sehen wir in den Adneter Schiehten und Fleckenmergeln die Schale niemals erhalten, sondern die hier fast allein vorkommenden Cephalopoden treten uns immer nur als Steinkerne von meist sehr schlechtem Erhaltungs- zustande entgegen. Es scheint mir die Annahme sehr nahe zu liegen, dass die Ablagerung der Adneter Schichten in einer Meeresregion er- folgte, welche etwa dem heutigen weiten Grenzgebiete zwischen der Region der zoogenen kalkigen Tiefseesedimente (Foraminiferenschlamm) und der Region der rothen Tiefseethone entspricht, in welch’ letzterer die kalkigen Gehäuse — wahrscheinlich durch die auflösende Wirkung der Kohlensäure — zerstört sind. Die Steinkerne der Ammoniten sind in den Adneter Schichten gewöhnlich nur auf einer Seite besser erhalten, auf der anderen Seite aber innig mit dem umgebenden Gestein ver- wachsen. Es ist dies eine sehr allgemeine Erscheinung auch in anderen Sedimenten, dass eine Seite der Ammoniten häufig besser erhalten ist als die andere. Sie ist wohl in allen Fällen darauf zurückzuführen, dass jene Seite der Schale, welche in den Schlamm eingebettet wurde, geschützt war und so besser erhalten bleiben konnte, als die andere, welche nach oben gekehrt und unbedeckt war und daher bei langsamer 28* 192 Verhandlungen, Nr:®#” Sedimentirung auflösenden und zerstörenden Wirkungen mehr ausgesetzt blieb. In den grossen Tiefen, in welchen nach obiger Annahme die Adneter Schichten abgesetzt wurden, musste die Schale auch auf jener Seite, welche in den Schlamm zu liegen kam, aufgelöst werden, aber es blieb hier wenigstens der Abdruck erhalten, während auf der anderen Seite die Schale allmälig zerstört wurde, so dass der thonige Kalk- schlamm nieht nur die Wohnkammer, sondern auch die Luftkammern erfüllen konnte. Wenn diese Anschauung richtig ist, so muss die besser erhaltene Seite des im geschichteten Gestein liegenden Ammoniten die untere, die schlecht erhaltene Seite die obere sein. Das ist in der That der Fall. Die Steinbruch-Arbeiter von Adnet wissen sehr gut, wenn sie zwischen zwei Bänken auf der eben aufzudeckenden Schichtfläche „Sehnecken“ (Ammoniten) zu finden hoffen, dass sie diese nicht auf der Oberseite der unteren, liegen bleibenden Bank , sondern auf der Unterseite der oberen, emporgehobenen Gesteinsbank zu suchen haben. Auf der Oberseite der unteren Bank finden sie nur das „Haus“, d. i. den Hohldruck des Ammoniten, welch’ letzterer fest an der oberen Bank haftet, weil nur die untere gut erhaltene Seite des Ammoniten sich vom Gestein loslöst, während seine obere Seite häufig vollkommen zerstört ist und ohne Grenze in das umgebende Gestein übergeht. Auf die stattfindende Zerstörung der Kalkschalen in den grossen Meeres- tiefen dürfte auch das Fehlen der Brachiopoden, Elatobranchier und Gastropoden in den Facies der Adneter Schichten und Fleckenmergel zurückzuführen sein. Dafür spricht wenigstens das vereinzelte Vor- kommen von Gastropoden-Steinkernen in den Adneter Schichten. Auf die Bildung in grossen Tiefen deutet auch das Vorkommen von Hornstein-Einschlüssen in den bunten Cephalopodenkalken und Fleckenmergeln, ferner das Vorkommen von Brauneisencon- cretionen in den ersteren. Das Vorkommen von Brauneisencon- eretionen und der Belag von Brauneisen und dunkelrothem, eisenreichem . Thon auf weit ausgedehnten Schichtflächen, welcher besonders für den Horizont der Schloth. marmorea charakteristisch ist, erinnert lebhaft an die Manganknollen und -Inerustationen in der Region der rothen Tief- seethone der heutigen Oceane. Hier geht bekanntlich die Sediment- bildung so langsam vor sich, dass, lose auf dem Grunde zerstreut, Haifischzähne und schwer zerstörbare Knochenfragmente, dicht mit Manganoxyd umhüllt, neben solchen gefunden werden, an denen der Incrustationsprocess noch nicht begonnen hat. Gerade die Fauna des an Brauneisenconcretionen so reichen Horizontes der Schloth. marmorea ist es aber, deren Vorkommen sich häufig auf eine Lage von Thon und Brauneisen zwischen zwei sehr unebenflächig begrenzten Bänken beschränkt, in welche die Fossilien, dicht umhüllt, eingebettet sind. Die Zerstörung der Schalen geht hier noch weiter als in den Adneter Schichten. Nicht selten findet man auf der Schichtfläche vollkommen flachgedrückte Ammoniten, die unzweifelhaft bereits während der Sedi- mentirung, ihre Gestalt eingebüsst haben. Bei den Ammoniten, welche von der Grenze zwischen der gelbgrauen Kalkbank des Psil. mega- stoma und der brauneisenreichen Lage der Schloth. marmorea stammen (namentlich von der Localität Schreinbach), lässt sich jederzeit in unseren Sammlungen eine Probe für die Richtigkeit der hier mit- A er Kr DE de > vr u h 2 Nr. 8 Bericht vom 30. Juni. F. Wähner. 193 getheilten Beobachtungen anstellen. Immer erweist sich die untere, d. i die aus grauem oder gelbgrauem Kalk bestehende Seite als die wohl- erhaltene, während die obere, d. i. die dieht mit Brauneisen inerustirte Seite vollkommen zerstört ist. Eine etwas abweichende Stellung nehmen, wie bereits erwähnt, die Allgäu-Schichten oder Fleekenmergel ein. Wenn wir den grossen Thongehalt derselben mit Neumayr als ein durch Meeres- strömungen herbeigeführtes mechanisches Sediment ansehen, so erklärt sich dadurch sehr leicht die grössere Mächtigkeit geg eniber den rein zoogenen Kalken. Nach ihrer“ Fauna und dem Erhaltungszustande der Fossilien müssen sie ebenfalls als ein Tiefsee-Sediment betrachtet werden. Die bunten Cephalopodenkalke in ihrer typischen Ausbildung — also abgesehen von den brauneisenreichen Lagen — weisen durch den guten Erhaltungszustand der Fossilien auf ein etwas höheres Niveau hin als Adneter Schichten und Fleckenmergel. Von ihnen besteht denn auch ein allmäliger Uebergang zu den in seichterem Wasser ent- standenen Kössener Schichten. Von grosser Bedeutung ist das vollständige Fehlen gröberen und unzweifelhaft mechanischen "Sedimentes in den "besprochenen liasischen Bildungen. Nirgends finden sich hier sandige Kalke, Sandsteine oder Conglomerate, wie wir sie im ausseralpinen Lias kennen, und derartige Sedimente sind im Lias der nordöstlichen Alpen überhaupt beschränkt auf das Gebiet der Grestener Schichten, welche an die Nähe der böhmischen Masse, dieses alten Festlandes, gebunden sind, und welche auch durch ihre marine Fauna, sowie durch ihre Landflora und die Koblenführung auf die Nähe des festen Landes hinweisen. Ausgedehnte, von gröberen mechanischen Sedimenten freie Gebiete kennen wir aber in den heutigen Meeren nur in grosser Tiefe und in weiter Entfernung von den Continenten. Wir gelangen nun zur Frage über die Bildungsweise der Hierlatz- Kalke, deren isolirtes Auftreten inmitten der Region der liasischen Tiefseebildungen von grossem Interesse ist. Es fällt sehr bald in die Augen und ist schon mehrfach hervorgehoben worden, dass die Hierlatz- Kalke in der Regel auf den Höhen der Dachsteinkalk-Plateaux, die anderen Liasbildungen dagegen gewöhnlich in den tieferen Gehängen auftreten, und man hat daraus geschlossen, dass die ersteren auf den Höhen der rhätischen Riffe, die letzteren in grösserer Meerestiefe sich abgesetzt haben. Dieser Gegensatz in der örtlichen Verbreitung der Hierlatz-Kalke und der wohlgeschichteten alpinen Liasbildungen verwischt sich zwar durch mannigfaltige Uebergänge, ist aber in den Gr undzügen nicht zu verkennen. Wo der Lias in tiefen Wasserrissen oder Thalgehängen in regel- mässiger Folge über den Kössener Schichten ansteht, wie im Österhorn- gebiet, ist diese Schichtengruppe im Vereine mit den sich anschliessen- den höherjurasischen Bildungen in der Regel durch eine für alpine Verhältnisse ruhige Lagerung ausgezeichnet. Wo wir die gleichen liasischen Bildungen in bedeutender absoluter Höhe antreffen, sei es Auf Kössener Schichten oder Dachsteinkalk, befinden sich dieselben hingegen meist in steiler Schiehtenstellung, und es ist sehr wahrscheinlich, dass hier der früher bestandene Höhenunterschied gegenüber den Hierlatzkalken durch die nachträgliche Dislocation aufgehoben wurde. Dieses Verhältniss 194 Verhandlungen. Nr. 8 ist jedoch kein durchgreifendes, und es ist gar kein Zweifel, dass die Hierlatzkalke viel innigere Beziehungen zu den übrigen hochalpinen Liassedimenten erkennen lassen, als beispielsweise zu den Grestener Schichten oder den ausseralpinen Liasbildungen. Sämmtliche hoch- alpine Liasbildungen, als deren Typen wir Hierlatzkalke, bunte Cephalopodenkalke , Adneter Schichten und Allgäu-Schichten heraus- gegriffen haben, sind untereinander durch Uebergänge verbunden, stehen aber in einem ganz entschiedenen Gegensatze zu den ausseralpinen Lias- bildungen,, der sich in einer ganzen Reihe von Merkmalen kundgibt. Es ist derselbe Gegensatz, den Neumayr') betont, indem er auf die „rothen Ammonitenkalke“ der wmesozoischen Formationen hinweist, welche als ausgesprochene Tiefseesedimente nirgends in horizontal gelagertem, sondern nur in gefaltetem und aufgerichtetem Gebirge vor- kommen. Dieses Gebundensein an die grosse Störungsregion der Alpen ist gewiss einer der sprechendsten Züge, welcher neben den petro- graphischen und faunistischen Eigenthümlichkeiten die hochalpinen Lias- sedimente auszeichnet. Unter den wohlgeschichteten Ausbildungsweisen des alpinen Lias lassen die bunten Cephalopodenkalke die nächsten Beziehungen zu den Hierlatzkalken erkennen. Die Fauna der letzteren, welche durch das reichliche Auftreten der Brachiopoden, Elatobranchier und Gastropoden und das Zurücktreten der Cephalopoden charakterisirt ist, zeigt eine grosse Aechnlichkeit mit der Fauna der ersteren, welche ausschliesslich aus den nämlichen Thiergruppen zusammengesetzt ist, mit dem Unter- schiede, dass die Cephalopoden hier weitaus vorherrschen und eine viel bedeutendere individuelle Grösse erreichen. Gerade in den drei erst- genannten Thiergruppen prägt sich aber am deutlichsten die grosse Aehnlichkeit der Fauna aus, denn es sind durchaus dieselben relativ kleinen Typen, welche in beiden Facies erscheinen, und beiden Facies fehlen die grossen Typen der drei Gruppen, welche für Bildungen geringer Meerestiefen bezeichnend sind. Wie schon früher erwähnt, bildet die Fauna gewisser Kalke, wie der „Margaritatus-Schichten® vom Hinter-Schafberg, geradezu ein Uebergangsglied zwischen beiden Faeies, oder es müssten vielmehr diese Kalke ihrer Fauna nach direct als bunte Cephalopodenkalke bezeichnet werden. Auch in der petrographischen Beschaffenheit stehen die beiden Facies einander am nächsten, indem sie vor anderen durch reine thonarme Kalke ausgezeichnet sind, eine Eigenschaft, die allerdings den Hierlatzkalken in weit hervorragenderer Weise zukommt. In den rothen liasischen Plateaukalken sahen wir auch petrographisch den Uebergang zwischen den Hierlatzkalken und der rothen Abänderung der bunten Cephalopodenkalke hergestellt, welche Abänderung wieder zwischen bunten Cephalopodenkalken und Adneter Schiehten vermittelt. Die rothen Ammonitenkalke der Reinanger Alpe sind ein weiteres Uebergangsglied zu den typischen Adneter Schichten. Bei dieser Sachlage ist es wohl mit Rücksicht auf die den übrigen hochalpinen Liassedimenten zugesprochene Bildungsweise nicht gerecht- fertigt, für die Hierlatzkalke eine wesentlich verschiedene Entstehung vorauszusetzen. Th. Fuchs (l.c., pag. 558) hat auf die Analogie ') Neumayr, Die geograph. Verbreitung der Juraformation. — Denkschr. der k. Ak. d. W. Wien, L. 1885, pag. 134, 135. re 2 re ze ee ET 2 IE AR ni on. Berieht vom 30. Juni. F. Wähner., 195 hingewiesen, welche in den heutigen Meeren die Fauna des Pourtales- Plateau mit der Fauna der Hierlatzkalke zeigt. !) Diese Analogie wird noch bedeutender dureh den Umstand, dass der Grund, auf welchem die in Vergleich gezogenen Faunen zur Ablagerung kommen, in beiden Fällen in einem aus Korallen-Detritus entstandenen Sedimente besteht. Es würde zu weit führen, an dieser Stelle ausführlich auf die Frage der Entstehung der Dachsteinkalke einzugehen. Die ungeschichteten , massigen Stöcke, welche so häufig durch das massenhafte Auftreten von riffbauenden Korallen („Lithodendronkalke“) ausgezeichnet sind, werden heute von Alpengeologen wohl allgemein als Reste von Korallenriffen angesehen. Aber auch die mit den ersteren in inniger Verbindung stehenden, in dieke Bänke gegliederten Dachsteinkalke müssen auf eine ähnliche Bildungsweise zurückgeführt werden, wie jener Korallenschlamm, der in der Umgebung der heutigen Korallenriffe auf weite Erstreekung hin und bis in sehr bedeutende Tiefen verbreitet ist. Die Art, wie dieser Korallenboden allmälig in die übrigen Sedimente der grossen Tiefen übergeht, wie beispielsweise der lichte Korallenschlamm allmälig eine röthlicehe Färbung annimmt, um endlich in die Region der rothen Tief- seethone überzugehen, erinnert lebhaft an gewisse alpine Vorkommnisse, wo weisse und erinoidenreiche rothe Kalke in so innige Beziehungen zu einander treten, dass eine scharfe Grenze zwischen ihnen nicht zu ziehen ist und man thatsächlich einen allmäligen Uebergang der beiden Gesteinstypen erkennen kann. Bei einer anderen Gelegenheit sollen die Beziehungen sehr tiefer liasischer Horizonte zu Dachsteinkalken geschildert werden; an dieser Stelle bin ich genöthigt, mich in der Besprechung solcher Verhältnisse auf die Hierlatzkalke zu beschränken. Die seit Langem bekannten eigenthümlichen Lagerungsverhältnisse der Hierlatzschichten haben näm- lich in neuerer Zeit Deutungen erfahren ?), welche zum Theile mit den hier mitgetheilten Anschauungen nicht in Einklang zu bringen sind; es sei daher gestattet, gerade diese Frage etwas ausführlicher zu er- örtern, und zwar auf Grund der in der Gebirgsgruppe des Vorderen Sonnenwendjoch zu beobachtenden, sehr instructiven Vorkommnisse. Am Fusse der südlichen Wand des Hoch-Iss liegen in der Tiefe des Kars, auf den Schichtflächen von weissen Plateaukalken, welche sanft gegen S. bis SO. geneigt sind, mit vollkommen gleicher Neigung rothe Liaskalke in wenigen dicken Bänken. In anderen Fällen würde man wohl unbedenklich annehmen, dass die höheren, massigen, lichten Riffkalke, aus welchen die Wand selbst besteht, auf diesen von der Wand wegfallenden Bänken liegen und Jünger sind als diese, wie denn auch ähnliche Verhältnisse in anderen Gebieten durch Lipold und Stur derartig gedeutet wurden. Die rothen Liaskalke liegen ı) Diener (Jahrb. 1885, pag.27) bezeichnet freilich die Crinoidenkalke der Hierlatz- schichten als eine „Strandfacies“. Es dürfte dem Autor aber ziemlich schwer werden, diese Behauptung auf die Verbreitung der entsprechenden, jetzt lebender Crinoiden zu stützen. So findet sich die Gattung Pentaerinus, deren Stielglieder in den Hierlatz- kalken eine so grosse Rolle spielen, in den heutigen Meeren niemals in Tiefen von weniger als 40 Faden, geht aber bis in Tiefen von 1350 Faden hinab. ?) G. Geyer, Ueber jurass. Ablagerungen auf dem Hochplateau des Todten Gebirges; Jahrb. geol. Reichsanstalt, 1884, 34. Bd., pag. 335. — €. Diener, Ueber den Lias der Rofangruppe; ebenda, 1885, 35. Bd., pag. 27. — G. Geyer, Ueber die Lage- rungsverhältnisse der Hierlatzschichten; ebenda, 1886, 36. Bd., pag. 215. wi, > zu 196 Verhandlungen. Nr. 8 abwechselnd mit den sie unterteufenden weissen Kalken in ausgedehnten, von Karren zersägten Flächen frei da und können bis auf die Entfer- nung von wenigen Schritten gegen den Fuss der Wand hin verfolgt werden, sind jedoch hier von dem von der Wand herabfallenden Schutt bedeckt, so dass die stratigraphischen Beziehungen zwischen den rothen Liaskalken und den höheren Riffkalken der Wand der direeten Beobachtung nicht zugänglich sind. Ich bin nun keineswegs der Meinung, dass an dieser Stelle wirklich eine Ueberlagerung der rothen Liaskalke durch die höheren weissen Kalke stattfindet; es scheint mir im Gegentheile die Annahme, dass in der Umgebung des Riffes in grösserer Tiefe und an den Ab- hängen desselben Jüngere rothe Kalke zur Ablagerung gekommen sind, den zu beobachtenden Thatsachen ganz zu entsprechen, und die Inan- - spruchnahme einer vorangegangenen Erosion der weissen Kalke scheint mir zur Erklärung dieser allgemeineren Verhältnisse überflüssig zu sein. Wo die Schichtflächen der tieferen weissen Kalke entblösst sind, erkennt man an der angewitterten Oberfläche, dass ausser riffbauenden Korallen zahlreiche Gastropoden an deren Zusammensetzung Antheil haben. Die rothen Kalke liegen nicht mit vollkommen ebener, sondern mit leicht wellig gebogener Trennungsfläche darüber, und der Fund eines Belem- niten in einem der unmittelbar auf dem weissen Kalke liegenden rothen Kalkfetzen zeigt, dass wir es hier nicht mit einem der tieferen liasischen Horizonte zu thun haben. Weiter erkennt man an mehreren Stellen, dass ungefähr verticale Spalten in die tieferen weissen Kalke eingreifen, welehe mit rothem Crinoidenkalk in der Weise ausgefüllt sind, dass die überlagernden rothen Kalke sich in die Spalten hinein fortsetzen. Diese nun schon so häufig beobachteten Spalten sind wohl als das wichtigste Argument zu Gunsten der behaupteten Lias-Trans- gression zu betrachten. Dennoch liegt gerade darin, dass in den Spalten niemals die Spur einer Strandbildung angetroffen wurde, der Beweis, dass wenigstens die Ausfüllung derselben ungestört in tieferem Wasser vor sich gegangen ist. Es steht aber nichts im Wege anzunehmen, dass auch die Bildung der Spalten in dem noch wenig verfesteten, lockeren Materiale der Riffbauten unter dem Meeresspiegel erfolgt ist. Wenn man die Trennungsfläche zwischen den tieferen weissen und den rothen Kalken weiter verfolgt, sieht man, dass dieselbe — von den geringfügigen Unebenheiten abgesehen — zwar vollkommen den übrigen Schichtflächen entspricht, in einer gewissen Entfernung aber nicht mehr rothe und weisse Kalke, sondern nur weisse Kalke von einander trennt, mit anderen Worten, dass die an einer Stelle beob- achtete tiefste rothe Bank in einer gewissen Entfernung durch eine weisse Kalkbank vertreten wird. Es zeigt sich, dass in etwas grösserer Entfernung von dem Riffe des Hoch-Iss eine grössere Zahl von rothen Kalkbänken vorhanden ist als an dessen Fusse, wo die tieferen rothen Bänke durch weisse Kalke vertreten sind. Dort, wo innerhalb einer einzelnen Bank der rothe und weisse Kalk seitlich aneinandergrenzen, gehen dieselben zwar nicht allmälig in einander über, sondern sind durch eine ziemlich ebene Fläche begrenzt; dennoch wird die im Uebrigen vollkommen coneordante Aufeinanderfolge immer eine grosse Schwierig- keit bilden, diese Verhältnisse durch eine vorausgegangene Erosion der ON. 8 Bericht vom 30. Juni. F. Wähner. 197 tieferen weissen Kalke zu erklären. Man müsste annehmen, dass nach erfolgter Trockenlegung bei noch ungestörter Lagerung gewisse Partien der weissen Kalke erodirt wurden, und dass nach dem Zurück- kehren des Meeres die Absätze von rothem Kalk auf den noch _ immer in der ursprünglichen Lage befindlichen weissen Kalkbänken in der Weise erfolgten, dass die erodirten Partien genau ausgefüllt, und sogar die neuen Schichtflächen in der Fortsetzung der alten ge- bildet wurden (!). Wir machen hier dieselbe Erfahrung, die wir aus den schönen Beobachtungen Geyer’s im Todten Gebirge gewinnen, wo der Lias an vielen Stellen nach den eigenen Worten dieses Autors in Bänken abgelagert wurde, „welche ganz conecordant über den Platten des Dachsteinkalkes liegen und alle Störungen der letzteren mitmachen“. Es sei hier nur nebenbei erwähnt, dass überall, wo beide Gesteinstypen geschichtet auftreten, diese Concordanz zu beobachten ist, und dass eine wirkliche Discordanz in solchen Fällen nirgends vorhanden ist. Was als solche bezeichnet wird, ist immer das Ausfüllen der „Uneben- heiten, Klüfte und Höhlungen“ des Dachsteinkalkes, welches auch auf andere Weise erklärt werden kann, und bei massiger Ausbildung des Dachsteinkalkes die Anlagerung an die Böschungsfläche des Riffes. Was aber die behauptete Transgression betrifft, so beruht diese noch viel weniger auf thatsächlicher Beobachtung. Um dieselbe unmittelbar aus der Beobachtung zu erschliessen, dazu wäre erforderlich, dass durch Fossilfunde das Alter sowohl des angeblich transgredirten, als des an- geblich transgredirenden Sedimentes sicher bestimmt werden könnte, eine Aufgabe, welche, wie ich gerne zugebe, bei den in Betracht kommenden heteropischen Sedimenten sehr schwer zu lösen ist. Wir kehren zu unseren Beobachtungen in das südlich vom Hoch- Iss gelegene Kar zurück. Wenden wir den Blick gegen NO., auf die zwischen Hoch-Iss und Spieljoch !) gelegene Scharte, über welche der vom Plateau kommende Weg auf den Hoch-Iss führt, so können wir die !) Zur Vermeidung von Missverständnissen bin ich genöthigt, hier einige topo- graphische Irrthümer Diener’s zu berichtigen. Diener nennt den niedrigeren Gipfel (2226 Meter) des Rofan „Rosskopf“, während unter diesem Namen in Wirklichkeit der WSW. vom ersteren gelegene Gipfel verstanden wird, welcher unter allen Gipfeln des Zuges Hoch-Iss — Rofan am weitesten nach $S. vorspringt. Das Gruberschartl, über welches der Weg vom Grubensee auf das Plateau führt, liegt daher nicht, wie Diener und nach ihm auch Geyer angeben, zwischen Grubenspitze und Rosskopf, sondern zwischen Grubenspitze (2138 Meter) und dem niedrigeren Gipfel (2226 Meter) des Rofan. Weiter scheint Diener den Rosskopf als „Spieljoch“ zu bezeichnen und dem ersteren auch die Höhenzahl (2237 Meter) des weiter westlich gelegenen Spieljoches beiznlegen. Es gibt kein „kesselförmiges Felskar, das von den Zinnen der Grubenspitze, des Rosskopf (2226 Meter) und Spieljoch (2237 Meter) umrahmt wird.“ Es gibt aber ein Kar zwischen Spieljoch (2237 Meter), Seekarspitze und Rosskopf und ein solches zwischen dem Rosskopf, dem zweiten Gipfel (2226 Meter) des Rofan und der Gruben- spitze (2138 Meter), welches letztere Diener (l. c. pag. 30) offenbar gemeint hat. Endlich bringt Diener (l. c. pag. 29) die Haidachstellwand (2134 Meter) in zu nahe Beziehung zur Gruberlacken-Alpe und zu dem „schmalen klammartigen Durchgang für den Pfad, der“ (von dieser Alpe) „in das oberste Kar am Fusse des Rofan führt.“ „Zur Linken“ (d. i. im Westen) fallen nicht „die Hänge der Haidachstellwand (2134 Meter) und Grubenspitze“* ab, sondern die Wände der Grubenspitze (2138 Meter) und ihrer südlichen Fortsetzung, welche sich bis unmittelbar zur Gruberlacken-Alpe hin- zieht, während die Haidachstellwand (2134 Meter) viel weiter in SW. gelegen ist. K.k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr.8. Verhandlungen. 29 198 Verhandlungen. "Nr. 8 Anlagerung der geschichteten Jurakalke des Spieljoch an die massigen Riffkalke des Hoch-Iss sehr deutlich beobachten. Das Spieljoch besteht, wie die meisten anderen Gipfel unserer Gruppe (Rosskopf, Rofan, Grubenspitz,, Gschollkopf, Rothspitz, Dalfazer-Joch), der Hauptmasse nach aus hornsteinreichen Kalken, welehe von Gümbel zum Theile noch zum Lias gerechnet, von anderen als ein Aequivalent der jurasi- schen Aptychen-Kalke (Öberalm-Schiehten) betrachtet wurden. An ihrer Basis liegen die bekannten, durch ihre leichte Verwitterbarkeit aus- gezeichneten, rothbraunen und grünlichen, kieseligen Mergelschiefer, welche in anderen Gebieten über den dort den ganzen Lias vertretenden Adneter Schichten folgen und von Mojsisovies zum Dogger gestellt wurden. Die Begrenzungslinie des Riffkalkes fällt in ziemlich starker Neigung unter diese geschichteten Gebilde ein und die hier sichtbaren härteren Bänke der Mergelschiefer lagern sich in sanfterer Neigung so an und auf den Riffkalk, dass die höheren Bänke immer weiter auf den Riffkalk übergreifen. Derjenige, für den die Transgression des Lias von vorneherein eine feststehende Thatsache ist, wird dieses Beispiel als einen Beweis dafür betrachten, dass auch diese Bildungen, welche jedenfalls jünger sind als die rothen liasischen Plateaukalke, transgredirend auftreten. Ganz local aufgefasst, liegt ja auch wirklich ein Transgrediren, ein Uebergreifen einer jüngeren über eine ältere Bildung vor. Ein un- parteiischer Beobachter aber wird wenigstens die Möglichkeit zugeben müssen, dass wir es mit nichts weiter als einer Anlagerung geschichteter Sedimente grösserer Tiefen an eine riffartig daraus sich erhebende Kalkmasse zu thun haben. Würden solche Fälle ohne weiteres als Beweise grosser allgemeiner Transgressionen angesehen werden dürfen, dann hätten wir auch in vielen von Mojsisovics aus dem Triasgebiet von Südtirol und Venetien mitgetheilten Beispielen des Aneinander- grenzens gleichzeitiger heteropischer Bildungen nur Beweise von Transgressionen vor uns. Wie immer man sich übrigens theoretisch zu diesen Fragen stellen mag, keinesfalls darf man die geschilderten Verhältnisse an der Scharte zwischen Hoch-Iss und Spieljoch als eine regelmässige Folge ge- schichteter Gesteine betrachten, wie dies Geyer zu thun scheint, der den Hoch-Iss als den „Scheitel einer aufgebrochenen Anticlinale“ an- sieht, „deren beide Flügel vom Lias und Oberen Jura des Dalfazer-Joch (W.) einerseits und des Spiel-Joch (0.) andererseits bedeckt werden.“ Wie diese Auffassung mit der von Geyer geschilderten „Lias-Trans- gression“ unten im Kar und am Gipfel des Hoch-Iss in Einklang zu bringen sei, darüber bleiben wir im Unklaren. Rothe, liasische Kalke haben auf dem Plateau der Gebirgsgruppe des Sonnwendjoches eine grosse Verbreitung. Fast allenthalben, wo nur die Denudation tief genug gedrungen ist, sieht man auf weiten Flächen die rothen, ziemlich licht gefärbten, durch das häufige Vorkommen von Crinoidenstielgliedern und Manganeoneretionen charakterisirten Liaskalke entblösst, welche gewöhnlich eine Gliederung in dieke, sanft geneigte Bänke erkennen lassen. Ueber ihnen erheben sich dann die höheren Gipfel, welche entweder aus massigen, weissen Riffkalken oder aus wohlgeschichteten, hornsteinreichen, jurasischen Kalken bestehen. i j X Bericht vom 30. Juni. F, Wähner. 199 - Durch das weit ausgedehnte Zutagetreten der rothen Liaskalke sind besonders ausgezeichnet die grosse Terrasse der Oberen Mauritzalpe, das Kar südlich vom Hoch-Iss mit seiner Fortsetzung, der „Langen Gasse“, und der Theil des Plateau’s, welcher sich an die nördlichen Abhänge der Haidachstellwand anschliesst, gegen die Grubenspitze hinzieht und sich in die an den Rosskopf angrenzenden Kare fortsetzt. Jener Theil des Plateau’s, welcher zwischen der zuletzt genannten Gegend und der Gegend der Oberen Mauritzalpe gelegen ist, und über welchen der Weg von dieser Alpe zum Gruberschartl und zum Rofan führt, erreicht eine etwas grössere absolute Höhe, und hier fehlen aus- gedehnte Flächen rother Kalke. Wir sehen hier die weissen Plateau- kalke in der Regel massig entwickelt, und wo dieselben mit rothen Kalken in innige Verbindung treten, können wir auch in diesen eine Schichtung nicht erkennen. Diese Verbindung ist nun allerdings eine sehr merkwürdige. Beide Gesteinstypen greifen, wo sie in grosser Mächtigkeit aufgeschlossen sind, meist in mehr oder weniger horizontaler Richtung in hohen und schmalen Zungen gegenseitig und mehrfach in einander, wobei die rothen Kalkpartien immer nach oben noch von mächtigen, rein weissen Kalken bedeckt werden, in welchen keine rothen Partien mehr zu erkennen sind. Dabei existirt nirgends eine mechanische Grenze zwischen Roth und Weiss, wie sie etwa Schicht- flächen von einander trennt, sondern der Uebergang findet mitten im diehten Gesteine statt, in derselben Weise, wie z. B. in den Stein- brüchen von Adnet so häufig eine und dieselbe dünne Kalkbank bis zu einer bestimmten Grenze roth, von da an aber grau ist, ohne dass ein allmäliger Uebergang stattfände. Jeder Geologe, welcher unbefangen an eine dieser zahlreichen Stellen herantritt (dem etwa die alpine Strati- graphie vollkommen unbekannt wäre), müsste, wie ich glaube, die an- einandergrenzenden verschieden gefärbten Kalkpartien für gleichzeitige Bildungen ansehen. !) !) Ganz anders fasst Diener (l. c., pag. 31) diese Verhältnisse auf: „... Hier sieht man in einem Karrenfeld die Rippen, Schneiden und Furchen des Dachsteinkalkes durchsetzt und durchbohrt von Schnüren der rothen Hierlatzschichten, die in ihrem Verlaufe ein nicht minder complicirtes System von Windungen und Verschlingungen zeigen, als die heutigen Karrenfelder des Gebirges. Versucht man es, aus der Combi- nation der der Ausfüllung durch die Crinoidenkalke praeexistirenden Hohlräume das ursprüngliche praeliasische Bodenrelief zu reconstruiren, so ergibt sich in der That, dass dasselbe die Oberflächenformen eines echten Karrenfeldes besass. ..... Man denke sich ein Karrenfeld von jener Zerrissenheit und Mannigfaltigkeit, welche diesen Erosions- erscheinungen eigenthümlich ist, denke sich die Vertiefungen desselben mit einem Material ausgefüllt, dessen Färbung von derjenigen des Grundgebirges lebhaft absticht, denke sich in das so entstandene Gebilde ein neues Karrenfeld eingeschnitten und ver- gegenwärtige sich nun das aus dieser Interferenz jener beiden Karrenfelder resultirende Bild, wobei man die Phantasie nach Belieben in Anspruch nehmen mag, so dürfte die auf solche Weise erhaltene Vorstellung den Thatsachen in der Natur noch am ehesten Rechnung tragen.“ Nachdem der Autor seiner Phantasie hier bereits so ungezügelt freien Lauf liess, erschien mir die Appellation an die Phantasie des Lesers ziemlich überflüssig, und ich dachte, dass niemand geneigt sein würde, jenem auf diesem Wege zu folgen. In dieser Voraussetzung sah ich mich jedoch gründlich getäuscht. Geyer (Jahrb. 1886, pag. 292) äussert sich darüber, wie folgt: „Wenn daher mein Freund Dr. CarlDiener von einem praeliasischen Karrenfeld spricht, möge dies immerhin wörtlich genommen und um so weniger befremdlich gefunden werden, als auch an heutigen kalkigen Meeresküsten 29* 200 Verhandlungen. Nr. 8 Für uns wäre freilich, um jeden Zweifel zu beseitigen, das Vor- handensein bezeichnender Versteinerungen aus jeder der beiden Gesteins- varietäten erforderlich. Ich habe mich vielfach in dieser Richtung bemüht und leider erfahren, dass beide Gesteine sehr fossilarm sind. Es ist mir übrigens gelungen, hier im weissen Kalke einen kleinen Ammoniten zu finden, der aber, wie sich zeigt, die Sache nicht klarer macht. Es ist ein Phylloceras, das der äusseren Gestalt nach — die Loben konnten nicht sichtbar gemacht werden — mit keiner der bekannten Formen zu identifieiren ist. Am nächsten reicht es noch an Phyll. subeylindrieum Neum. heran, von dem es sich aber durch weiteren Nabel und dadurch unterscheidet, dass eine Kante zwischen den Flanken und der Extern- seite nicht ausgebildet ist. In der Nähe der Oberen Mauritzalpe kann man eine mindestens zweimalige Wechsellagerung von geschichteten weissen Plateaukalken und rothen Liaskalken beobachten. Wenige Schritte nördlich von der Hütte, welche man zuerst beim Aufstiege von der Unteren Mauritzalpe erreicht, auf dem Wege, welcher von hier über das Plateau zum Gruberschartl führt, sieht man einige (bis 1 Meter mächtige) Bänke rothen, erinoidenreichen Kalkes gegen N. bis NW. unter einige in gleichem Sinne fallende Bänke von weissem Kalk hinab- sinken; auf diesen liegen wieder einige Bänke von rothem Liaskalk, und dann folgt abermals weisser Kalk, alles nach derselben Richtung fallend. Man müsste die complicirtesten teetonischen Bewegungen herbei- ziehen, wenn man annehmen wollte, dass hier rhätischer Dachsteinkalk und Liaskalk ineinander gefaltet seien. Bei näherer Untersuchung zeigt sich, dass der rothe Liaskalk nach beiden Seiten allmälig in den Riff- kalk übergeht, was klar darauf hinweist, dass es sich um einen Faeies- wechsel handelt. Wenn man die, an eine äusserlich rothe Bank an- grenzende, äusserlich graue Bank anschlägt, so sieht man, dass das unverwitterte Gestein blassröthlich gefärbt ist und zahlreiche Crinoiden- stielglieder enthält, dass also die erste graue Bank wohl noch als liasisch gelten muss. Erst allmälig nehmen die nächsten Bänke das Aussehen des erinoidenlosen, gelblichen bis reinweissen Kalkes an, welcher in keiner Weise von Dachsteinkalk unterschieden werden kann. Dieser allmälige Uebergang lässt sich hier an allen Grenzen zwischen der rothen und der äusserlich grauen Gesteinsfacies nachweisen. Es ist sehr sonderbar, dass diese wichtige Stelle, welche selbst einem flüchtigen Beobachter nicht leicht entgehen konnte, weder von Diener, noch von Geyer erwähnt wird. karrenähnliche Auswaschungen wahrzunehmen sind. Anerkennt man die Transgression des Lias, so steht übrigens der Annahme, dass die Erosion damals ebenso gewirkt wie heute, nichts im Wege.“ Mit der Anerkennung der Möglichkeit liasischer Karrenfelder im Allge- meinen ist selbstverständlich nicht das Geringste zur Unterstützung dessen gethan, dass eine solche Annahme für unseren Fall am Platze sei. Ich leugne aber ganz ent- schieden, dass die betreffenden Stellen auch nur mit einem Anscheine von objectiver Berechtigung eine derartige Deutung gestatten. Die Grenzlinien zwischen Roth und Weiss sehen einfach nicht so aus, wie jene Linie aussehen müsste, die an der Ober- fläche eines Karrenfeldes durch eine entsprechende Schnittfläche erzeugt würde. Mit dieser Behauptung muss ich mich begnügen, so lange ich nicht im Stande bin, durch naturgetreue Abbildungen auch weiteren Kreisen ein eigenes Urtheil zu er- möglichen, Nr. 8 Bericht vom 30. Juni. F. Wähner. 201 Aber nicht an dieser beschränkten Stelle allein, sondern — ohne dass eine Verbindung mit diesem Vorkommen erkennbar wäre, — auf weit fort- laufenden Zügen zeigt sich rother Liaskalk überlagert von lichten Plateau- kalken, welche petrographisch nicht unterscheidbar sind von jenen, welche den rothen Kalk unterteufen. Vergebens sucht man bei Diener und Geyer nach einer Erörterung dieser Verhältnisse; nur mit einer kurzen Bemerkung setzt sich Geyer darüber hinweg, indem er (Jahrb. 1886, pag. 290) erwähnt, das Anstehende von rothem Crinoidenkalk finde sich „häufig auch eingreifend in Nischen mächtig überhängender aus- gebauchter Felsen.“ Ein soleher Zug, der, in der Nähe der Oberen Mauritzalpe beginnend, sich in der Wand einer Schlucht weit nach NO. gegen den Rosskopf zu ununterbrochen fortsetzt, bat eine Länge von mindestens einem Kilometer. Weiter sieht man den rothen Liaskalk ebenfalls in der Nähe der Oberen Mauritzalpe an den tieferen Abhängen der Haidachstellwand in derselben Weise auftreten, und er erreicht keineswegs, wie Diener (l. c.pag. 31) behauptet, „am Rande der steileren Thalstufe zwischen der oberen und unteren Mauritzalpe“ (das wäre also in der nächsten Nähe der oberen Alpe) sein Ende, sondern ein solcher von weissen Kalken überlagerter, wie überall eine Mächtigkeit von einigen Metern erreichender Zug setzt sich in der Schlucht, in welcher sich der Weg heraufwindet, noch bis zur Unteren Mauritzalpe hinab fort, und die Hütten der letzteren selbst stehen auf rothem Liaskalk !). Von hier streichen die rothen Kalke auf einer Terrasse, welche ebenfalls ein Weg benützt hat, wieder hinauf bis in die Nähe der Scharte (1606 Meter) zwischen Heidachstellwand und Kirchenspitz (Lachwald- Sp., 1954 Meter). An allen diesen Stellen und fortlaufenden Zügen sollte sich also der rothe Liaskalk in „Nischen überhängender Felsen“ von Dachsteinkalk eingelagert haben! An eine Einfaltung oder eine Ueberlagerung durch andere tectonische Störungen ist bei der im Allgemeinen so ruhigen Lagerung sämmtlicher das Plateau bildender Gebirgsglieder ebensowenig zu denken. Nur an zwei randlich gelegenen Regionen, die bald erwähnt werden sollen, begegnen wir gewaltigen teetonischen Störungen. Diener erwähnt (l. e. pag. 29) „einen schmalen, klammartigen Durchgang für den Pfad, der in das oberste Kar am Fusse des Rofan führt“ und fügt dazu: „Es reicht dieses Vorreeht jener Felsenge in eine geologisch gar ehrwürdige Zeit zurück. Boden und Gehänge jener Klamm sind nämlich durchzogen von zahlreichen Schmitzen und Kluft- ausfüllungen des rothen Crinoidenkalkes der Hierlatzschichten, deren Auftreten hier in der Sohle und an den Wänden des Engpasses ohne die Annahme einer Uebereinstimmnng des präliasischen Reliefs desselben mit dem gegenwärtigen durchaus unerklärlich bleiben müsste. Weitere ')Geyer fand (Jahrb. 1886, pag. 290) zwischen der oberen und unteren Mauritzalpe „eine grosse Kluft des Hauptdolomits mit rothem Crinoidenkalk erfüllt“ und hebt nach- drücklich hervor, dass das „transgredirende Auftreten“ des letzteren „sich durch sein Uebergreifen auf den Hauptdolomit noch deutlicher manifestirt“. Nach meiner Ansicht lassen sich nun die den rothen Kalk unterteufenden Gesteine nicht von den lichten Plateaukalken unterscheiden, und ich befinde mich darin, wie noch in einem anderen strittigen Punkte, in Uebereinstimmung mit der auf die Aufnahmen von E. v. Mojsi- soviecs sich stützenden Kartirung der geologischen. Reichsanstalt. 202 Verhandlungen. Nr. 8 Argumente für diese Thatsache begegnen uns nunmehr auf unserer Exeursion auf Schritt und Tritt.“ In der That, diese Uebereinstimmung des gegenwärtigen mit dem vorausgesetzten präliasischen Relief ist, wie aus meinen kurz an- geführten Beobachtungen hervorgeht, eine noch viel weitergehende, als Diener glaubte. Es ist erstaunlich, wie sich das „präliasische Relief“ an alle heutigen Terrassen, Schluchten, Wege und Alpenhütten hält, und wie die ganze Hochfläche des heutigen Plateaus schon vorgebildet war! Die Erklärung scheint mir freilich eine sehr einfache zu sein. Die thonhältigen rothen Kalke sind mehr der Zerstörung unterworfen, als die reinen weissen Kalke, die Erosion schritt an den Ausbissen der rothen Kalke schneller vorwärts, es wurden dadurch auch die dar- über lagernden Gesteine abgetragen, und so kam es, dass bis auf wenige stehen gebliebene Pfeiler die Denudation fast überall die rothen Liaskalke und ihre Unterlage blossgelegt hat, und dass die allgemeine Öberflächengestaltung des Plateau’s durch das Vorkommen der rothen Liaskalke vorgezeichnet ist. Ein Beweis, dass vor Ablagerung der rothen Liaskalke hier festes Land von einer der heutigen sehr nahekommen- den Gestalt existirt haben müsse — denn das wird unter dem „präliasi- schen Relief“ verstanden — scheint mir dadurch nieht erbracht zu sein. Auf der Scharte zwischen dem Rofan (2257 Meter) und den nörd- lichen Höhen des Sonnwendjoches (2226 Meter) kann man sehr deutlich beobachten, dass die weissen Kalke des Sonnwendjoches in mächtigen Bänken senkreeht aufgerichtet sind. Manchmal ist ein sehr steiles Fallen gegen W. bemerkbar, aber im Ganzen und Grossen stehen die Bänke senkrecht. Die senkrechten Schichtflächen dieser Bänke bilden die steilen Wände, mit denen das Sonnwendjoch und seine nördlichen Höhen nach O. gegen die Zireiner-Alpe abfallen. An die nach W. gegen den Grubensee abfallenden Flächen lehnt sich in derselben Stellung rother Liaskalk an, und auf diesen folgen dann die rothbraunen kieseligen Mergelschiefer, aus welchen hauptsächlich die Scharte besteht, und die höheren, hornsteinreichen jurasischen Kalke, welche den Rofan bilden. Betrachtet man diese Verhältnisse von dem Steige aus, welcher vom Grubensee auf den Sattel führt, so sieht man, dass die weissen Kalke der nördlichen Höhen des Sonnwendjoches vollkommen umgebogen sind zu einer steil aufgestellten Anticlinale, und dass an den westlichen Schenkel derselben unmittelbar die rothen Liaskalke etc. sich an- schliessen. Es kann kein Zweifel sein, dass an dieser Stelle der Complex von Lias- und höheren jurasischen Kalken concordant auf den weissen Plateaukalken liegt. Hier befinde ich mich abermals in Widerspruch mit Diener und se yer, nach welchen der Gipfel des Rofan aus Dachsteinkalk besteht. Dagegen stimmen mit meinen Angaben vollkommen jene von Lech- leitner und die von E. v. Mojsisovies vorgenommenen offieiellen kartographischen Aufnahmen überein. Eine zweite Störungsregion befindet sich in der Scharte zwischen Haidachstellwand und Kirchenspitz, wo die hier besprochenen jüngeren Schichten zwischen den lichten Plateaukalken einerseits und dem Wetter- steinkalk des Kirchenspitz andererseits senkrecht aufgerichtet und in der mannigfaltigsten Weise gequetscht und gefältelt sind. Bericht vom 30. Juni. F. Wähner, '203 Indem ich nun alle weiteren Details übergehe, scheint mir nach den angeführten Beobachtungen der Schluss nieht zu umgehen zu sein, dass ein Theil der weissen Plateaukalke im Gebirgsstocke des Vorderen Sonnwendjoches bereits liasisch ist. Zu derselben Anschauung ist Le ec h- leitner!) gelangt, nach welchem hier über dem Dachsteinkalk „weisser Lias“ folgt; „die Grenzlinie zwischen Dachsteinkalk und Lias ist nicht zu bestimmen, da beide petrographisch nieht von einander unterschieden werden können.“ Dass die tiefere Partie der lichten Plateaukalke sicher noch rhätisch ist, geht daraus hervor, dass, wie hier nachträglich erwähnt sei, an einer Stelle im Kar südlich vom Hoch-Jss in einer mergeligen Zwischenlage Waldheimia norica Suess in grosser Menge vorkommt. Ich bin aber in der angenehmen Lage, mich auch auf E. von Mojsisovies berufen zu können, dessen Anschauung über den Aufbau des besprochenen Gebietes hier wiedergegeben werden mag ?), wobei es gestattet sei, einzelne bezeichnende Worte durch den Druck hervor- zuheben : ; „Die Hauptmasse der Rofangruppe besteht aus einem mächtigen Piedestal von Hauptdolomit, über welchem sich in regelmässiger Folge rhätische Bildungen und jurasische Ablagerungen aufthürmen. Ein gemeinschaftlicher Zug, welcher den rhätischen und jura- sischen Gesteinen dieser Gruppe zukommt, besteht in dem Vorwalten von reinem Kalksediment. So bestehen die rhätischen und liasi- schen Gebilde hier vorherrschend aus dichten, meist leicht ' gefärbten, in starke Bänke undeutlich gesonderten Kalken, letztere mit einer vorwaltenden Brachiopodenfauna des unteren Lias (Hierlatz- Schichten). Doch kommen höher auch rothe und graue Liaskalke vor.“ Es soll hier noch auf eine besondere Schwierigkeit hingewiesen werden, welehe der Annahme einer Trockenlegung grosser Strecken zur Zeit des unteren Lias entgegensteht. Eine weit grössere Verbreitung als die echten Hierlatzkalke und die ihnen sehr nahestehenden rothen liasischen Plateaukalke hatten unzweifelhaft die gleichzeitigen dünngeschichteten liasischen Bildungen, in deren viel ausgedehnteren, zwischen den typischen Kalkmassivs gelegenen Gebieten eine Lücke in der Sedimentirung von der rhätischen Zeit bis in den obersten Jura nicht eingetreten ist. So liegen z. B. die Liasbildungen des Pfonsjoch, welche hier in coneordanter Folge über den Kössener Schichten mit dem tiefsten liasischen Horizonte beginnen, nicht weiter als 7 bis 8 Kilometer, also ungefähr eine geo- graphische Meile westlich von den Liasbildungen des Sonnwendjoches. Es wird aber gewiss niemand behaupten wollen, dass die am Pfonsjoch steil emporstehenden liasischen Schiehtenköpfe das einstige Ende dieser Ablagerungen bezeichnen. Da dieselben auf eine Bildung in sehr grossen Meerestiefen hinweisen, so sind wohl noch weite Gebiete der heutigen krystallinischen Zone, vielleicht das ganze Gebiet der letzteren, von der Fortsetzung dieser Tiefseebildungen bedeckt gewesen. Da die Gebiete der heutigen Dachsteinkalkplateaux, in welchen Hierlatzkalke auftreten, ringsum von solchen Gebieten umgeben sind, in denen Tiefseebildungen 1) Verh. geol. R-A. 1884, pag. 204. ?) E. v. Mojsisovics, Beitr, zur topischen Geologie der Alpen. I. — Jahrb, geol. R.-A. XXI. 1871, pag. 197. 204 ° © © Verhandlungen, Nr. 8 aus der Zeit des unteren Lias ungestört und ohne Unterbrechung über Kössener Schichten oder Dachsteinkalk zur Ablagerung gekommen sind, ‚so könnte man sich im besten Falle vorstellen, dass einzelne Kalkstöcke als Inseln oder als der Brandung ausgesetzte Klippen aus dem sie umgebenden tiefen Meere empor ragten, keinesfalls aber konnten grössere Festlandsgebiete bestanden haben, auf welchen Ströme Geschiebe aus dem Gebiete der heutigen Centralzone oder, wie Diener in einem speciellen Falle will, von der böhmischen Masse herbeitragen konnten. Bei den Anhängern der Lias-Transgression besteht nämlich die Neigung, die unzweifelhaft viel jüngeren „Augensteineonglomerate“ für ihren Zweck zu verwerthen. Wenigstens ein Theil dieser Bildungen soll bis in den Lias zurückreichen und an der Grenze von Dachsteinkalk und Hierlatzkalk auftreten. Diener behauptet (l. ec. pag. 31), dass man hie und da Stücke krystallinischer Gesteine vollkommen in Crinoidenkalk eingeschlossen findet. Da eine andere den Untersberg betreffende der- artige Angabe Diener's sich seither als unrichtig'‘) erwiesen hat, so kann ich vorläufig auch meine Zweifel bezüglich der Vorkommnisse auf dem Sonnwendjoche nicht unterdrücken. 2) Es ist aber Gefahr vorhanden, dass diese Anschauung in weiteren Kreisen Anhänger gewinne. So hat Penck?°) dieselbe vollkommen acceptirt. Er sagt darüber: „An der Grenze von Dachsteinkalk und Lias offenbart sich aber noch ein weiteres Phänomen. Die unterste Liaspartie ist in den erwähnten Theilen häufig eisenschüssig und birgt nuss- bis faustgrosse Gerölle von Gesteinen aus den Central- alpen. Solche werden mehrfach auf der Höhe des steinernen Meeres, z. B. am Brunnsulzenkopf gefunden, wie auch auf den Höhen des Dach- steingebirges, von wo sie als „Augensteine* längst bekannt sind. Offen- bar sind dies alte Flussgerölle, welche lehren, dass nach der Ablagerung des Dachsteinkalkes nicht unmittelbar die des Lias folgte, sondern dass inzwischen aus den Centralalpen kommende Flüsse dort strömten, wo kurz zuvor und kurz nachher das Meer sich erstreckte. Die Geröllfunde auf dem Steinernen Meer erweisen, dass an Stelle der heutigen Berchtes- gadener Alpen schon am Schlusse der Triasperiode Land war, und nunmehr beginnt die Vorgeschichte des Gebietes, welches damals wohl schwerlich gebirgig war, wie heute, sondern als flache Küsten- ebene die Centralalpeninsel umsäumte. “ Dass an Stelle der heutigen nordöstlichen Kalkalpen zur Zeit des untersten Lias keine flache Küstenebene, sondern tiefes Meer war, dürfte wohl aus der Verbreitung der tiefsten Liashorizonte klar hervorgehen. Was die Funde von aus den Centralalpen stammenden Geschieben am Brunnsulzenkopf betrifft, so zweifelte ich nicht, dass es sich hier um gewöhnliches Augensteineonglomerat handelt, und dass Penck nicht beabsichtigte, einen grundlegenden Beitrag zur Entscheidung der uns beschäftigenden Frage zu liefern, sondern dass er im Gegentheile sich = Bittner, Verh. geol, R. A. 1885, pag. 370. ?) Herr Dr. Diener war vor Kurzem auf mein Ersuchen so freundlich, mir einige vom Plateau des Sonnwendjoches stammende lose Geschiebe von krystallinischen Gesteinen zu zeigen. Nach seiner eigenen Angabe besitzt Herr Dr. Diener kein Belegstück, welches für das Vorkommen in rothem Crinoidenkalk sprechen würde. ») Penck und Richter, Das Land Berchtesgaden. — Zeitschr. D. u. Oe. A. V. 1885. - a MI s ] DET ER x Bericht vom 30. Juni. F. Wähner. 205 nur den in neuerer Zeit darüber geäusserten Anschauungen anschloss. In der That hat mir jüngst Herr Prof, Penck die Richtigkeit meiner Auffassung bestätigt und beigefügt, dass das Vorkommen am Brunn- sulzenkopf in keiner direeten Verbindung mit Liaskalken stehe. Geyer aber hat unterdessen (Jahrb. 1886, pag. 229) die Be- merkungen Penck’s, welehe doch nur auf die vorhergehenden Arbeiten Geyer’s und Diener's gegründet waren, sogleich wieder als ein Argument zu Gunsten seiner Anschauung verwerthet, indem er schreibt ?): „Unsere Vorstellung von einer, dem Absatz der liasischen Sedimente vorangehenden Landperiode wird durch ein bedeutsames Phänomen an der Grenze zwischen dem Dachsteinkalk und Lias wesentlich erhellt. Nach den Ausführungen von Prof. A. Penck »ist die unterste Lias- partie in den östlichen Kalkalpen häufig eisenschüssig .....«“ Nun wird Penek wörtlich eitirt. So eigenthümlich sind manchmal die Wege, auf welchen eine An- schauung festen Boden gewinnt. Da es sich hier nicht um die Theorie, sondern um die angeblichen Thatsachen handelt, auf welche jene gestützt wird, schien es mir nothwendig, die Sachlage etwas ausführlicher zu besprechen. ?) Was endlich das angebliche Conglomerat betrifft, welches Geyer auf dem Gipfel des Rofan gefunden haben will (Jahrb. 1886, pag. 293), so braucht es uns hier nicht weiter zu beschäftigen, da dieser Gipfel nicht, wie Diener und Geyer glauben, aus Dachsteinkalk , sondern aus Jurakalk besteht (vergl. pag. 202). Indem ich mir vorbehalte, auf diesen Gegenstand bei einer anderen Gelegenheit ausführlicher zurück- zukommen, muss ich mich doch schon hier dagegen wenden, dass so- genannte Hornsteinbreccien von unzweifelhaft zoogener Entstehung als Conglomerate bezeichnet und damit als klastische Gesteine hingestellt werden. Nachtrag. Nachdem der erste Theil dieses Aufsatzes bereits gedruckt war, hatte Herr H. Zugmayer die Freundlichkeit, mir drei fragmentarisch erhaltene Ammoniten zu übergeben, welche die Angaben über die Vertretung der Zone des Psil. megastoma an niederösterreichischen Localitäten zu ergänzen geeignet sind. Dieselben wurden aus zwei Blöcken (grossen Geschieben) dunklen, auf frischer Bruchfläche fast schwarzen, thonreichen Kalkes gewonnen, welche in Waldegg zur Einfassung von Gartenbeeten gedient haben. Herr Zugmayer hält es für sehr wahrscheinlich, dass diese Blöcke aus dem Dürnbach- thale stammen, in welchem rhätische und liasische Gesteine auf- geschlossen sind und von Hochwässern häufig in grossen Mengen in’s Piestingthal herausgetragen werden. Einer der Ammoniten stimmt in der äusseren Form — die Lobenlinie ist an den grossen Exemplaren nirgends sichtbar — vollkommen mit Psil. extracostatum Wähn. überein ; !) Man beachte die deutlichen Anklänge an Penck’s Bemerkungen. *) In ähnlicher Weise beruft sich Geyer auch auf die Abhandlung Neumayr's: Die geograph. Verbreit. d. Juraformation (Denkschr. Ak. d. W. Wien, L, 1885), erwähnt aber nicht, dass Neumayr sich die Kalkplateaux nur als Inseln emporragend denkt und es (hauptsächlich mit Rücksicht auf das Liasvorkommen von Lienz) für sehr wahrscheinlich hält, dass auch die Centralzone der Ostalpen während der Liaszeit ganz oder bis auf sinzelne Inseln vom Meere bedeckt war. K. k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 8. Verhandlungen. 30 a I a a © ir, ei, > ee; 206 - Verhandlungen. Nr. 8 der zweite, ein Fragment eines sehr grossen Exemplares mit zuge- schärfter Externseite, dürfte derselben Form angehören, und der dritte, ebenfalls ein Bruchstück eines grossen Exemplare S, lässt sich mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit als Ps’l. megastoma Guemb. bestimmen. Diese besprochenen Funde weisen alle auf die Zone des P’sil. megastoma hin, und es ergibt sich daraus die Aufgabe, diesen Horizont in der bezeichneten Gegend auch in anstehendem Gesteine nachzuweisen. Literatur-Notizen. Th. Fuchs. Die Versuche einer Gliederung des unteren Neogen im Gebiete des Mittelmeeres. (Zeitschr. d. deutseh. geol. Ges. Berlin 1885.) Dieser Aufsatz wendet sich gegen die von Tietze 1834 entwickelte Behauptung (vergl. das Referat in den Verhandl. d. geol. R.-A. 1884, pag. 210), dass ein strikter Beweis für die Existenz der von Einigen nach dem Vorgange von E. Suess angenom- menen sogenannten zwei Mediterranstufen unseres marinen Miocäns bisher nicht erbracht worden sei. Fuchs sucht die Widersprüche zu lösen, in welche sich die Vertreter jener Lehre (nach Tietze) verwickelt haben, und beruft sich vornehmlich auf sein langjähriges Studium der betreffenden Verhältnisse, um den von ihm ver- tretenen Ansichten Autorität zu verleihen. Der Verf. findet, dass Tietze die mass- gebende Literatur nicht genügend gewürdigt habe, bezieht sich auf die Verhältnisse in Frankreich, Portugal und Italien, um die für Oesterreich von ihm festgehaltene Ein- theilung zu stützen, gibt eine Liste der jetzt von ihm für die ältere Mediterranstufe bezeichnend gehaltenen Arten, sucht zu beweisen, dass, entgegen seiner eigenen früheren Behauptung , auch die Säugethierfauna beider Stufen gewisse Verschiedenheiten auf- weise und hält seine alte (von Tietze ebenfalls angezweifelte) Behauptung aufrecht, dass die Grenzen zwischen den mediterranen, sarmatischen und pontischen Bildungen scharfe seien, Zum Schlusse wendet sich der Verf. gegen eine Reihe angeblicher Miss- verständnisse, die in Tietze’s Aufsatz enthalten sein sollen. (RER) E. Tietze. Die Versuche einer Gliederung des unteren Neogen in den österreichischen Ländern. (Zweite Hosen (Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. Berlin 1886.) Der Verfasser gibt in dieser seiner Arbeit eine sehr ausführliche kritische Erörterung der von Fuchs in dem oben referirten Aufsatze aufgestellten Behauptungen und wendet sich zunächst in seiner Einleitung gegen den Autoritätsstandpunkt, den der Letztere in dieser Frage eingenommen hat. Bei einer Frage, die, wie die vor- liegende, heute eine vorwiegend logische ist, bei welcher es sich um die Richtigkeit und Zulässigkeit von Schlussfolgerungen handelt, hat allerdings die „langjährige“ Beschäftigung mit dem Gegenstande, auf welche sich Fuchs so gerne beruft, wenig Bedeutung. Man kann, wie Tietze nicht unpassend bemerkt, „eine Suppe versalzen finden, auch ohne jahrelang Koch gewesen zu sein.‘ Der Verf. geht von der Ansicht aus, dass die Arbeiten von Rolle und Suess, in welchen die fragliche Lehre von den beiden Stufen zuerst aufgestellt wurde oder allenfalls noch diejenigen Schriften, welche sich speciell mit dem weiteren Ausbau der Theorie für österreichische Verhältnisse beschäftigten, als grundlegend für diese Lehre zu betrachten seien; er wundert sich deshalb darüber, dass diesen Arbeiten heute von Fuchs nur mehr eine secundäre Rolle zugewiesen wird, und dass beispielsweise die Arbeit von Suess, auf welche sich die Anhänger der Theorie stets beriefen, nur den Charakter einer „Prophezeiung“ behalten soll. Der Verf. sieht einen Widerspruch darin, dass Fuchs eine besondere Autorität in dieser Frage beansprucht und doch andererseits seinen eigenen Arbeiten darüber keine besondere Wichtigkeit mehr beilegt, wie er jaz. B. ausdrücklich an einer Stelle betone, dass derjenige, der sich auf seine Aufsätze über Italien stütze, über die dortigen Verhältnisse ganz „im Dunklen“ bleiben müsse. Hierauf wendet sich Tietze zu einer Prüfung der Parallelen der beiden Stufen in Frankreich, Portugal und Italien und kommt zu dem Resultate, dass diese Parallelen Le ee, a 2A A a ae PIE Leer = “ T » e Nr. 8 Bericht vom 30. Juni. E. Tietze. 207 nur durch eine zuweilen etwas kühne Umdeutung der von den Autoren gegebenen Ausführungen hergestellt werden konnten. Der Verf. hebt hervor, dass in letzterer Zeit der Versuch gemacht worden sei, die sogenannte ältere Mediterranstufe durch Einverleibung von bisher zum Aquitanien gerechneten Bilduugen zu stärken. Sogar die typischen Vertreter des Aquitanien, die Faluns von Bazas und Merignac seien in ihrer Stellung angegriffen worden, und Tietze glaubt, dass dies geschehen sei, um der durch den Wegfall des „in seiner Position nur mehr schwach vertheidigten Schlier“ sehr geschwächten ersten Stufe einen neuen Inhalt zu geben. “Weiters bemerkt der Verf., dass die neuesten Ansichten von Suess sachlich bereits annähernd mit seiner (Tietze’s) ursprünglichen Meinung über die Verhältnisse der galizischen Mediterranbildungen zusammentreffen; auch betone Suess neuerdings selbst den geringen Werth der paläontologischen Merkmale für die Gliederung des mediterranen Neogen. Die von einigen als Zwischenhorizonte zwischen den beiden Stufen aufgefassten Bildungen (Schlier, Grunder Schichten) wachsen zu immer grösserer Bedeutung an. In diesen Momenten erblickt Tietze die Bürgschaft für eine zukünftige‘ Einigung und widmet deshalb den zuletzt genannten Gesichtspunkten ein besonderes Capitel seiner Arbeit. \ Der Verf. kommt weiter auf die Ansichten Niedzwiedzki’s über Wieliczka, auf welche sich Fuchs berief, zu sprechen, und bemerkt, dass dieselben nicht im Sinne des Letzteren verwerthet werden können, da sie vielmehr für die ältere paläon- tologische Auffassung von Reuss sprechen. Ein eigenthümliches Missverständniss waltet bezüglich der Verhältnisse von Grödna dolna ob; Fuchs hat bei Besprechung dieser Localität, einen veralteten und bereits widerrufenen Reisebericht Uhlig’s hervorsuchend, die cretacischen Ropianka- schichten dieser Gegend als erste Mediterranstufe dem die zweite Stufe vorstellenden Badener Tegel von Grödna dolna gegenüber gestellt, um von einer directen Ueber- lagerung der beiden Stufen sprechen zu können, ein Lapsus, der allerdings leicht hätte vermieden werden können. Bezüglich der Stellung des „Schlier“ vertritt Tietze die Ansicht, dass der- selbe kein bestimmtes Niveau innerhalb der neogenen Mediterranbildungen einnehme, sogar im Pliocän vorkomme. Die diesbezüglichen Ansichten von Suess seien mit denen von Fuchs nicht übereinstimmend und dürfe sich Letzterer daher auf die ersteren nicht berufen. Auf die Ausführungen des Verf. über die Unzulänglichkeit der paläontologischen Methode bezüglich der Stufentheorie hier näher einzugehen, würde wohl etwas zu weit führen. Von besonderem Interesse erscheint die Darlegung, dass es bisher überhaupt \ keine constanten wissenschaftlichen Grundsätze gibt, nach welchen beispielsweise die Grunder Schichten der zweiten Stufe von der unteren Stufe unterschieden werden können. Der Verf. tadelt es, dass man die Grunder Schichten bald von der Discussion ausschliessen wolle, bald aber wieder, wenn nöthig, als Repräsentanten der zweiten Stufe aufführe. Aehnliches geschehe mit dem Schlier, der bald als Repräsentant der ersten Stufe erscheine, bald wieder als besonderer Zwischenhorizont, oder endlich als Facies auch der zweiten Stufe. Tietze meint, dass dieses Verfahren wohl die Vor- theile einer „Zwickmühle“ gewähre, der Sache selbst aber nicht förderlich sei. Weiters discutirt der Verf. sodann die Beziehungen der orographischen Ver- hältnisse zu den Verbreitungserscheinungen der Mediterranschichten und weist nach, dass selbst zwischen den Hauptgliedern unseres Neogen (mediterran, sarmatisch und pontisch) scharfe Grenzeu nicht überall bestehen. Doch betont Tietze hiebei, dass man bei geologischen Aufnahmen trotzdem an jenen Hauptgliedern festhalten müsse, und dass Fuchs ihm grundlos die Meinung insinuirt habe, es müsse dies Alles zusammengeworfen werden. Auf einige fernere Berichtigungen von Missverständnissen und minder belang- reiche Einzelheiten können wir hier nicht näher eingehen. Zum Schlusse verwahrt sich Tietze noch gegen die mögliche Unterstellung, als wolle er die Thätigkeit seiner Gegner in der besprochenen Frage als eine gänzlich nutzlose hinstellen. Es kann selbstverständlicherweise nicht die Sache des Referenten sein, über das Meritorische der jedenfalls sehr wichtigen, hier in Rede stehenden Controverse ein bestimmtes Votum abzugeben; soviel scheint aber aus den gründlichen Ausführungen Tietze’s wohl für jeden Unbefangenen hervorzugehen, dass viele der Argumente, die von Fuchs für die „Stufentheorie“ vorgebracht wurden, wirklich nicht volle logische Consequenz und Beweiskraft besitzen, daher man wohl gut thun wird, die Frage vor- läufig als eine offene zu betrachten. (SP) 30* 208 Verhandlungen. Nr. 8 Franz Toula. Geologische Untersuchungen in der „Grauwackenzone“ der nordöstlichen Alpen, mit be- sonderer Berücksichtigung des Semmering-Gebietes. Denkschriften der kais. Akad. d. Wiss. Bd. L, pag. 121. Wien 1885. (Mit 1 Karte, 1 Profil-Tafel und 43 Holzschnitten.) Die Untersuchungen in der sogenannten Grauwackenzone der Nordalpen gehören anerkannter Massen zu den schwierigsten in den Alpen, und jeder Versuch zur Lösung der sich hier bietenden, äusserst verwickelten Probleme der Stratigraphie und Lagerung muss daher als eine sehr dankenswerthe Leistung erscheinen. Der um die Geologie des Semmering-Gebietes wohlverdiente Verfasser stellt in der vorliegenden Abhandlung seine diesbezüglichen im Laufe von mehreren Jahren gesammelten Erfahrungen und Beobachtungen zusammen und erläutert seine Anschauungen über die stratigraphische Gliederung der; Semmering-Gegend in einer geologischen Kartenskizze, sowie jene über den Bau der Gegend in drei Uebersichts-, sowie einer ganzen Reihe von Detail- Profilen. Ein zweiter Theil der Arbeit beschäftigt sich mit den Erfahrungen, welche der Verfasser auf einigen, zum Zwecke des Vergleiches in die westlicheren Theile der Grauwackenzone unternommenen Touren gemacht hat. Die Mittheilungen aus dem Semmering-Gebiete bestehen aus einer langen Reihe von sehr eingehenden Detailstudien wichtiger und interessanter Aufschlüsse und Localitäten, sowohl entlang der Bahnlinie Semmering*Payerbach, deren Trace die Bildungen der Grauwackenzone an sehr vielen Punkten in ausgezeichneter Weise aufschliesst, als auch südlich und nördlich von der Bahnlinie, bis an die krystallinische Zone im Süden und die Wände der Triaskalke im Norden der untersuchten Zone, Die Stelle des Uebersichtscapitels über diesen Theil der Arbeit vertritt die beigegebene geologische Kartenskizze, in welcher folgende Ausscheidungen von unten nach oben vor- genommen wurden: 1. Granit-Gneiss; 2. Krystallinische Schiefergesteine (Gneiss, Horn- blendschiefer, Glimmerschiefer) ; 3. Forellenstein, Einlagerungen bildend in dem folgenden Gliede; 4. „Graue Schiefer“, schieferige Grauwacke (Leucophyllite z. Th.); 5. Grün- schiefer (Chloritoidschiefer z. Th.); 6. Carbon-Gesteine, mit der bekannten Carbon-Flora von Klamm; 7. Quarzite, Quarzit-Schiefer, Talkschiefer (Gypsführend); 8. Werfener Schiefer; 9. Kalke und dolomitische Kalke der Grauwackenzone; 10 Mesozoische Kalke und dolomitische Kalke der Kalkzone (Trias). Die Lagerung dieser Glieder ist, wie die Uebersichts-Profile, Taf. II, zeigen, eine sehr gestörte und ist die Zone, besonders in ihrem östlichen Theile, von einer ganzen Reihe von Längsbrüchen durchsetzt, welche besonders die Kalke und Dolomite der Grau- wackenzone vielfach aus ihrem natürlichen Zusammenhange gebracht haben. Der zweite Theil enthält eine Reihe von Beobachtungen, welche der Verfasser in der Gegend von Neuberg und Veitsch, im Paltenthale, der Radstädter Gegend, bei Saalfelden und Dienten bis Kitzbüchel, also an einer ganzen Reihe von Punkten entlang der westlichen Fortsetzung der Grauwackenzone des Semmering gesammelt hat. Die zahlreichen Mittheilungen Toula’s bilden unstreitig eine sehr werthvolle Vorarbeit für die sich derzeit in der Grauwackenzone bewegenden geologischen Aufnahmen , welche demnächst auch das Semmering-Gebiet erreichen werden. M. 'V. = E. Kittl. Ueber die miocänen Pteropoden von Oester- reich-Ungarn. Annalen des k. k. naturhistor. Hofmuseums. Bd. TI. Separatabdr. 28 S. in 8°. 1 Tafel. Wien 1886. Mit vorliegender Arbeit wird die Reihe der wissenschaftlichen Publicationen der vom k.k. naturhistorischen Hofmuseum herausgegebenen Annalen (vergleiche diese Ver- handlungen 1886, pag. 67) eröffnet, Die Pteropoden der österr.-ungar. Miocänablagerungen wurden bisher bekanntlich noch niemals ausführlicher behandelt. M. Hoernes kannte (1856) nur eine einzige Art (eine Vaginella) aus dem Wiener Becken. Später beschrieb Reuss einige Formen aus Wieliczka. WVereinzelte Angaben finden sich auch später hie und da verstreut. Schon daraus ergiebt sich, dass Pteropoden im österreichischen Miocän überhaupt als seltene Vorkommnisse zu bezeichnen seien. Kittl war trotzdem in der Lage, ein ziemlich umfangreiches Materiale an solchen zu studiren. Er beschreibt Vertreter zweier Familien, der Hyalaeiden und der Spirialiden (Limaciniden). Von ersterer sind 4 Gattungen, von letzterer ist eine Gattung vertreten. Im Ganzen sind bisher 12 Arten aus österreichischen Miocänablagerungen bekannt geworden. Die einzelnen von Kitt] beschriebenen Arten vertheilen sich folgendermassen : Bericht vom 30. Juni. E. Pfiwoznik. 209 Creseis Fuchsi nov. f. Forchtenau. »„ (2) spina Reuss (Cleodora), Wieliczka, eine zweifelhafte Art—=? Vagin. Lapugyensis, Vaginella Lapugyensis n. f. Tegel von Lapugy, Schlier von Nusslau bei Seelowitz. (5 tenuistriata Semp. im oligocänen Sternberger Gestein, des Vergleichen wegen mitbeschrieben.) austriaca n. f. Tegel von Baden, Vöslau, Soos, Forchtenau, Lapugy, Kostej, Ruditz, Dombrau und Polnisch-Ostrau; „Schlier“ von Laa und Nusslau, fraglich vom Pratzer Berge bei Brünn. zehaki n. f. Schlier von Seelowitz; Tegel von Polnisch-Ostrau, Poremba, Dombrau; sonst zu Turin und Serravalle di Scrivia. depressa Daud. Forchtenau und Oedenburg, häufiger auswärts zu Merignac, Leognan, Turin, Reggio in Calabrien, im Miocän Norddeutschlands etc. EL; lanceolata Koen. im oligocänen Sternberger Gestein.) Balantium Fallauxi n. f. im miocänen Tegel des Ostrauer Gebietes, ein Fragment aus den Mergelknollen des Pratzer Berges von Brünn. Bittneri n f. massenhaft im miocänen Tegel zu Trifail. ” ” » pedemontanum Mayer. Mergelknollen des Pratzer Berges zu Brünn; sonst Serravalle di Scrivia, Aqui, nach Bellardi auch Pino Torinese und Valle dei Salici. Hyalaea bisulcata n. f., miocäner Tegel von Polnisch-Ostrau. Spirialis stenogyra Phil. Ronaszek in Ungarn, sonst zahlreich an süditalienischen pliocänen Fundorten. (85, Koeneni n. f. Langenfelde in Norddeutschland, in Oesterreich bisher nicht bekannt.) valvatina Beuss. Wieliezka, vielleicht auch im „Schlier“ von Nusslau, sonst in norddeutschem Miocän. (5 hospes Rolle., nur aus oberoligocänem Sternberger Gestein.) en, Tarchanensis n. f. von der Halbinsel Kertsch). (a Andrussowi n. f. von der Halbinsel Kertsch). Aus den Schlussbemerkungen sei hervorgehoben, dass nach dem Autor die oli- gocänen Formen in das Miocän nicht unverändert aufsteigen. Für das österr.-ung. Miocän erscheinen Vaginella austriaca und Balantium Fallauxi als besonders be- zeichnend. Auffallend ist das häufige Vorkommen von Spirialis in Schichten, die mit Steinsalzablagerungen verknüpft sind (Wieliczka, Ronaszek, Kertsch). Hyalaea scheint ein sich fortentwickelndes Genus zu sein, Vaginella dagegen ihren Höhenpunkt im oberen Tertiär erreicht zu haben. Das von Kittl bearbeitete Materiale an Pteropoden kann zur Klärung der Frage über die Trennbarkeit der marinen Miocänbildungen Oester- reich-Ungarns in zwei oder mehrere Stufen keine bedeutenden Anhaltspunkte liefern, wie der Autor zum Schluss selbst bemerkt. Auf einige derartige Anhaltspunkte wird indessen hingewiesen. So wird es als bemerkenswerth bezeichnet, dass die dickbauchige Vag. depressa die älteste Form (Leognan) ist, die schlanke V. austriaca aber am häufigsten in der zweiten Mediterr. Stufe vorkommt, und die zwischen beiden stehende V. Rzehaki vorwiegend aus schlierähnlichen Bildungen bekannt wurde. Da nun aber Kittl selbst Vag. depressa aus der 2 Mediterr.-Stufe ebenfalls, andererseits V. austriaca aber auch aus „Schlier“ von Laa und Nusslau anführt, so sind diese Anhaltspunkte wirklich, wie der Autor selbst treffend hervorhebt, keine bedeutenden. Eine tabellarische Uebersicht erleichtert die Orientierung über das Vorkommen der einzelnen Arten. Die beigegebene, durch ihre sehr schöne Ausführung auffallende Tafel ist vom Autor selbst gezeichnet und bietet somit gewiss die beste Gewähr für die richtige Darstellung dieser minutiösen Thierformen, deren Bearbeitung in höchst dankenswerther Weise eine fühlbare Lücke in der Kenntniss unserer Miocänfaunen endlich ausfüllt, (A. B.) Dr. E. Priwoznik. Analysen, ausgeführt im chemischen Laboratoriumdesk.k. Generalprobiramtesim Jahre 1885. Separatabdruck aus dem Berg- und Hüttenmännischen Jahrbuch 1886. I. Die Analysen, die von den Herren Dr. E. Pfiwoznik, L. Schneider, F. Lipp, Dr. H. Peterson und E. Drasche durchgeführt wurden, sind abgetheilt in solche von I. Mineralien , II. Erzen und hüttenmännischen Zuschlägen, III, Hütten- producten, 1V. Graphiten und V. Phosphorkupfer und Phosphorbronze. Von den Mineralien ist zu erwähnen eine Effloresceenz auf Felswänden von Phyllit am Brenner in Tirol. Dieselbe stellt eine kaum ] Millimeter dicke Salzkruste 210 oz) Verhandlungen. ,, ',- ; N. 8 dar, die sich schon durch den Geschmack als Bittersalz, Epsomit, erkennen lässt. Die ne von Dr. E. Pfiwoznik durchgeführte Analyse ergab: Mapnesian a: en Dan AD Procent Schwefelsäure. ’.....1.° 27.01. 35:71. „ , WasBer m ee lt AB ET Kohlensaure® 7. 2... . 2.2 Spur hr Balsam ren Bpueoetz Natron Chlor RR Le He ya 2 EDEN Be Verlust -100°00 Procent j Berechnet man daraus den Ueberschuss der Schwefelsäure über die äquivalente Menge von Magnesia als Natriumsulfat, so ergibt sich nach Abzug des Natriumsulfates 7 und Berechnung der Analyse auf 100: £ e Durch Berechnung aus der Aus der Analyse Formel My SO,+6H,0 Magnesia ... . . . 1777 Procent 1754 Procent Schwefelsäure . . . 35505 ,„ 3508 5 WaRser.. 2 AN 41:38 n 100:00 Procent Die Formel wäre also MySO,+6H,O, während gewöhnliches rhombisches Bittersalz die Formel MySO, +17 H,O hat. .Von den sechs Aequivalenten Wasser ist eines fester gebunden und wird erst beim Glühen flüchtig. ‚ Von Mineralien wurde ferner von Dr. E. Pfiwoznik ein dunkel weingelber Baryt von Teplitz untersucht, der sich durch ausserordentliche Reinheit auszeichnet und nur eine Spur Bitumen entfaltet. Die vorliegende Zusammenstellung enthält dann zahlreiche Analysen von Eisen- erzen, Roheisen ete., auf welche der Ref hier nur verweisen kann. Dr. E. Piiwoznik stellte durch Reduction von Kupferphosphat aus Holzkohle in bedecktem Tiegel Phosphorkupfer dar, dessen Zusammensetzung der Formel Cu, P, entspricht. (C va A. Hofmann. Crocodiliden aus dem Miocän derSteier- mark. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Herausgegeben von E. v. Mojsisovies und M. Neumayr. V. Band, 2. Heft, pag. 26—35. Wien 1885. Mit 5 Tafeln. m den miocänen Süsswasserablagerungen Steiermarks war bisher ein einziger Crocodilidenrest bekannt , der ursprünglich als Enneodon Ungeri beschriebene, später von Fitzinger zu den Crocodiliden gestellte Fund von Schönegg bei Wies. Im der vorliegenden Abhandlung erhalten wir nun eine sorgfältige, auf vollständigere Materialien gegründete Schilderung zweier neuer Crocodiliden aus Südsteiermark, welche der Ver- fasser als Crocodilus Steineri und Crocodilus (Alligator) styriacus in die Literatur einführt. . f Von Crocodilus Steineri Hofm., dessen Reste aus den harten, glimmerigsandigen Schieferthonen im Liegenden der Vordersdorfer Braunkohlenflötze stammen, konnten durch mühevolle Präparation der Untersuchung zugänglich gemacht werden: der Kopf, einzelne Theile des Rumpfskelettes, Bruchstücke von Extremitätenknochen und zahl- reiche Dermalplatten. Der Kopf gehört zu den besterhaltenen Stücken der Sammlung, Derselbe zeigt von oben gesehen die bekannte gleichschenkelige, an der Schnauze halb-. kreisförmig abgerundete Dreiecksgestalt des Urocodilschädels und die für die echten Crocodiliden charakteristische Durchbohrung des Zwischenkiefers für den Durchtritt des ersten Unterkieferzahnes. Der Oberkiefer trägt im Ganzen jederseits 20, der Unter- kiefer 18 Zähne, die sowohl in ihren relativen Massen ,- als auch in Gestalt und Be- schaffenheit der Schmelzoberfläche eine auffallende Differenzirung aufweisen. Der grösste Fangzahn des Oberkiefers ist der neunte der Reihe; er hält bei glatter kantenloser Krone und kreisrundem Querschnitt 10 Millimeter im Durchmesser. Die3 Zähne des Zwischen- kiefers und die 4 folgenden des Oberkieters sind spitzkonisch, mit scharfen Seitenkanten versehen und pfriemenförmig nach innen gebogen; die 7 letzten Zähne des Oberkiefers dagegen sind stumpfkonisch mit kaum bemerkbaren Kanten. Der 8. Zahn dieser Gebiss- hälfte ist endlich dadurch bemerkenswerth, dass sich in seinem oberen Abschnitt neben Bericht vom’ 30. Juni. K, v. Fritsch. 911 ‘den schneidenden Seitenkanten noch je fünf stumpfere Längskanten einschieben, so dass die Krone cannelirt erscheint. lm Unterkiefer treten der 5. und 8. Zahn durch ‚ auffallende Länge besonders hervor. Den 10 letzten Zähnen des Unterkiefers entsprechen im Oberkiefer tiefere oder seichtere, in die Zahnmittellinie fallende Gruben. Die Gestalt des Schädels, der Charakter der Bezahnung, die sehr lange Unterkiefersymphyse unter- scheiden die vorliegende Art sehr scharf von ihren fossilen Verwandten. Unter den lebenden Crocodilusarten kommt sie nach des Verfassers Untersuchungen dem Orocodilus acutus am nächsten. Die zweite hier zur Untersuchung gelangende Art, Crocodilus styriacus Hofm., stammt aus dem Hangendmergel von .Schönegg bei Wies. Dieselbe ist durch spärlichere Reste vertreten, die aber auf ein Thier von sehr kräftigem Körperbau schliessen lassen. In der von derselben Localität stammenden, gavialartigen Crocodilidenform, dem früher erwähnten Crocodilus Ungeri Prangn. spec. hat dieser Rest keinerlei Beziehung. Der Verfasser macht vielmehr auf einige Merkmale in der Bezahnung aufmerksam, welche für diese neue Art die Zugehörigkeit zu Alligator zu begründen scheinen, (F. T.) C. F. Zincken. Die geologischenHorizonte derfossilen Kohlen. Die Vorkommen der fossilen Kohlenwasserstoffe. Leipzig 1884. Die Aufzählung der fossilen Kohlen in dieser fleissigen und mit anerkennens- werther Mühewaltung verfassten Zusammenstellung geschieht in der Weise, dass mit dem Vorkommen in den jüngsten Ablagerungen begonnen wird und mit dem in den ältesten Bildungen geschlossen wird. Die Graphite werden bei den letzterwähnten Schichtencomplexen mitberücksichtigt. Innerhalb des durch die Formationseintheilung gebotenen Rahmens erscheinen die einzelnen Punkte des Auftretens der Kohlen nach Ländern geordnet. Auffällig berührt hat uns, dass die bosnischen Kohlen sämmtlich (pag. 14) in die pontische Stufe gebracht worden sind, da doch wenigstens ein Theil derselben tiefer als die marinen Mediterranbildungen horizontirt werden muss. Was die fossilen Kohlenwasserstoffe anlangt, so werden zuerst die verschiedenen Arten derselben beschrieben, wobei auch der fossilen Harze, insbesondere des Bernstein, kurze Erwähnung geschieht und sodann wird eine Aufzählung der Fundpunkte nach ihrer geographischen Verbreitung geboten Auch genetische Speculationen finden sich in dem vorliegendem Werke. Was den Ursprung des Erdöls anlangt, so tritt der Verfasser für die auch von Anderen getheilte und gelegentlich der karpathischen Studien des Referenten auch von diesem ausführlich befürwortete Ansicht ein, dass die Ent- stehung des Oels organischer Natur sei, und vorzugsweise auf animalische Reste zurück- geführt werden dürfe. Die sogenannte Schweelkohle führt den Verfasser auf harz- reichen Detritus der tertiären Coniferen zurück und malt die bei der Bildung dieses Productes wahrscheinlich stattgehabten Vorgänge näher aus. Bezüglich der Cännelkohle meint Zincken, dass sich deren Entstehung auf die lokale ungewöhnliche Anhäufung von Sporen und Sporangien der fossilen Lycopodiaceen zurückführen lasse. In allem Uebrigen muss auf die Darlegungen des Verfassers selbst verwiesen werden. Wir wünschen dem nützlichen Buche eine recht weite Verbreitung. (E. T.) K.v.Fritsch. Das Pliocän im Thalgebiete der zahmen Gera in Thüringen. Jahrbuch der königl. preuss. geol. Landes- anstalt für 1834, pag. 389. (Taf. XXII—XXVI) Der Verfasser gibt zunächst eine eingehendere Darstellung der Lagerungsverhält- nisse der sich nach ihrer Fauna und Flora als vom Alter des Piiocän erweisenden, kohlenführenden Bildungen, welche zwischen Plaue und Arlesberg den Thalgrund der zahmen Gera auffüllen. Es sind dies zumeist Geröllmassen, sandige Lagen, thonige Bildungen verschiedener Art (Walkererde, Töpferthon ete.), Braunkohlen von geringer Güte und Mächtigkeit, meist vom Aussehen der Schieferkohle, mit stark zu- sammengepressten Stämmen und Zweigen von Bäumen. Der rege Wechsel, dem alle diese Bildungen in vielen künstlichen Anfschlüssen auf kurze Distanzen unterliegen, lässt darauf schliessen, dass dieselben mehr minder linsenförmige Anhäufungen bilden. In der Gegend von Rippersroda fanden sich in der daselbst gegrabenen Walkererde Reste von Mastodon arvernensis Or. et Job., ferner beim Abteufen eines Brunnens Reste von Cervus, sowie in der Kohle der Schneidezahn eines Nagers. Auch Reste von Süsswasserconchylien (Anodonta, Limneus, Valvata) werden angeführt, desgleichen Pflanzenreste sowohl aus der Kohle als den sie be- gleitenden Bildungen (Chara: Zoberbieri n. sp., Picea Heisseana n. sp., Phragmites ef. Oeningensis Braum, Corylus inflata Lud., Salix sp., Trapa Heeri ete.). i = De» r m 912 Verhandlungen. Nr. ER Bei Besprechung der Mastodonreste findet sich (pag. 402) eine kritische Anmerkung des Autors, worin derselbe die vom Ref. seinerzeit für die zwei natürlichen Gruppen des Genus Mastodon gewählten Bezeichnungen Bunolophodon und Zygolophodon in der allerdings wenig geistreichen Art Berg-Bergjoch-Zahner und Joch-Berg- joch-Zahner übersetzt, während er eher Hügel-Jochzähner und Steg-Joch- zähner übersetzen müsste, welche Bezeichnung sich an das Wesen des Zahnbaues von Mastodon innig anschliesst, Die Mastodonten sind zunächst alle ohne Aus- nahme lophodont, d. h. deren Zähne bestehen aus drei und mehr hintereinander folgenden Jochen. Diese Joche haben aber bei der einen Untergruppe die Form eines Steges von Saiteninstrumenten, während sie bei der anderen aus mehreren : nebeneinander gereihten, zitzenförmigen Hügeln bestehen. Bunodont schlechtweg ist Hippopotamus, zygodont schlechtweg der Tapir. Kakophonieen, wie die vm Autor, pag. 402, gebrauchte, eines tetralophodonten, bunodonten Masto- donten können von einem halbwegs sprachgewandten Manne mit Leichtigkeit ver mieden werden, wenn er von einem Tetralophodon aus der Gruppe der Buno- lophodonten spricht. (M. V.) H. Commenda. Uebersicht der Mineralien Oberöster- reichs. S. A. aus dem 35. Jahresb. des k. k. Staats- Gymnasiums zu Linz. Wien 1886. 44 Seiten. Der Verfasser hat sich bemüht, ein möglichst vollständiges Bild der Mineral- vorkommnisse Oberösterreichs zu geben, wozu natürlich vor Allem die Literatur excerpirt wurde, aber auch eigene Beobachtungen hinzugefügt werden konnten. Bei den technisch wichtigen Mineralen finden sich volkswirthschaftliche Angaben, vielfach auch geologische Notizen. Die Literatur ist mit Bezug auf den Text besonders zu- sammengestellt, ein Sach- und Ortsregister beigefügt, so dass bei der alphabetischen Anordnung des ganzen Stoffes sowohl Minerale als Localitäten sehr leicht aufzufinden sind, was bei einem derartigen Werke gewiss äusserst vortheilhaft ist. Recht erspriess- lich ist auch die Bemerkung bei jedem Minerale, ob sich selbes in der oryktognostischen Sammlung Oberösterreichs im Linzer Museum findet. (B. v. F.) Verlag von Alfred Hölder, k. k.H of- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15. Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. aus vs vausss Inhalt: Eingesendete Mittheilungen. C. v. John. Ueber die Andesite von Rzegocina und Kamionna bei Bochnia in Westgalizien. H. Lechleitner. Die Kreide von Pletzach (Ladoi) auf dem Sonnenwendjoche bei Brixlegg. K. F. Frauscher. Geologisches aus Egypten. — Literatur-Notizen: P. Pocta. G. de Cobelli. A. Pavlow. — Ein- sendungen für die Bibliothek. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich, Eingesendete Mittheilungen. C. v. John. Ueber die Andesite von Rzegocina und Kamionna bei Bochnia in Westgalizien. Bei der geologischen Aufnahme des Jahres 1884 wurden von Dr. Uhlig in den westgalizischen Karpathen andesitische Eruptivgesteine aufgefunden. Die petrographische Untersuchung dieser Gesteine, welche nach Uhlig!) in Rzegoecina, Kamionna und Rybie, 5 Meilen südlich von Bochnia, auftreten, ergab folgendes Resultat: Die vorliegenden Gesteine sind durchaus Andesite, und zwar grösstentheils Augitandesite, zum Theil auch Biotitandesite. VonKamionna liegen zwei verschiedene Gesteine vor, und zwar ein dunkleres violettbraunes und ein lichteres grauweisses. Beide sind Augitandesite, die aber in ihrer Ausbildung wesentliche Unterschiede zeigen. Das dunklere Gestein von Kamionna enthält in einer violett- braunen, weitaus vorherrschenden Grundmasse einzelne glasig-glänzende Feldspäthe ausgeschieden. Im Dünnschliff erscheint die Grundmasse zusammengesetzt aus zahlreichen kleinen Plagioklasleisten, zwischen denen sich eine theilweise kryptokrystalline, theilweise isotrope globu- litisch gekörnelte Masse durchzieht. Der makroskopisch ausgeschiedene Feldspath ist in grossen leistenförmigen Krystallen entwickelt, zeigt deutlich seine polysynthetische Zwillingszusammensetzung und ist von zahlreichen Grundmasseeinschlüssen durchsetzt. An den einschlussfreien Stellen ist er vollkommen klar und durchsichtig. Augit ist im Ganzen nur in untergeordneter Menge vorhanden, und ist derselbe meist in ein grünes chloritisches, schwach dichroitisches Mineral verwandelt. In !) Verhandl. geol. Reichsanst. 1884, pag. 320. K.k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr.9. Verhandlungen. 3l 214 Verhandlungen. Nr. 9 | frischem Zustande ist er von lichtbrauner Farbe und zeigt die für monoklinen Augit charakteristische schiefe Auslöschung. Biotit ist in sehr untergeordneter Menge in einzelnen Blättchen im Gesteine ver- theilt. Das Gestein ist also ein etwas Biotit führender Augitandesit. Von derselben Localität stammt auch ein lichtgrauweisser Augit- andesit, der eine wesentlich andere Ausbildung der Grundmasse zeigt. Die Grundmasse ist bei demselben in demselben Schliff sehr verschieden entwickelt. An einzelnen Stellen stellt sie ein theilweise entglastes Glas dar, das von zahlreichen meist zu Schnüren oder Bögen aggregirten, Körnchen durchsetzt erscheint und das hier und da einzelne anisotrope Körnchen, wahrscheinlich Feldspath, enthält. Zwischen gekreuzten Nicols erscheint die Masse theilweise isotrop, theilweise kryptokrystallin, hier und da sind auch grössere Krystallkörner (Feldspath) erkenntlich. An anderen Stellen ist die Grundmasse durchaus krypto- bis mikro- krystallin entwickelt. Die in der Grundmasse ausgeschiedenen Feldspäthe sind Plagio- klase, die vollkommen wasserhell sind und nur wenig Einschlüsse ent- halten. Sehr schön sind die theils rechteckig, theils rundlich geformten schwach violettbraun gefärbten Glaseinschlüsse, die oft ein oder mehrere Bläschen enthalten. Neben Plagioklas kommen auch einzelne Sanidine vor, die meist als Karlsbader Zwillinge entwickelt sind. Augit von im Schliff liehtbrauner Farbe ist nicht gerade viel, meist in Körnern, selten in ausgebildeten Krystallen entwickelt. Biotit kommt nur in einzelnen Blättchen im Gestein vertheilt vor. Von Rzegocina stammt ein Augitandesit, der dem erst be- schriebenen Gestein von Kamionna sehr ähnlich ist. Derselbe enthält in einer violettbraunen Grundmasse zahlreiche Feldspäthe und kleine Augite ausgeschieden. Im Dünnschliff besteht die Grundmasse aus Plagioklas, der jedoch mehr in Körnchen als in Leisten entwickelt erscheint, zwischen welchen sich eine undeutlich krystalline Masse, die wahrscheinlich vornehmlich auch aus Feldspath besteht, befindet. Isotrope Basis ist nur hie und da in einzelnen Fleckchen und Häutchen nachweisbar. Die ganze Masse zwischen den einzelnen Feldspathkörnern ist erfüllt mit grauen und rothen Pünktchen, die wohl theilweise von einer Zersetzung der Feldspathmasse herrühren dürften, theilweise Eisenoxyd (Ferrit) sind. Die grossen makroskopisch ausgeschiedenen Feldspäthe sind durch- wegs als Plagioklase zu erkennen. Dieselben erscheinen im Dünnschliff vollkommen wasserhell und enthalten zahlreiche Einschlüsse von Grund- masse. Sie sind immer in Form von Leisten, also als Krystalle aus- gebildet. Der Augit kommt in zahlreichen kleinen Körnern und Krystallen vor, zeigt frisch eine lichtgelbgrüne Farbe, ist jedoch meist chloritisch zer- setzt. Der Augit hat fast immer eine sogenannte opaecitische Umrandung. Biotit kommt nur sehr untergeordnet in einzemen Blättchen vor. Von Rzegocina ist noch ein Andesittuff zu erwähnen, der aus zahlreichen runden abgerollten Feldspathkörnchen besteht, die durch eine im Schliff dunkel rothbraun gefärbte eisenreiche Bindemasse ver- bunden erscheinen. Hie und da sind auch grössere Brocken von Andesit noch vorhanden, die so ziemlich dem vorbeschriebenen Gestein von derselben Localität entsprechen. Bericht vom 31. Juli. H, Lechleitner, 215 Von Rybie bei Bochnia liegen zweierlei Andesite vor. Der eine ist von dunkelgrüner Farbe und enthält eckige Einschlüsse eines zer- setzten lichter gefärbten Andesites. Die Grundmasse der beiden An- desite ist eine sehr ähnliche und nur durch die grössere Menge der die Grundmasse durchsetzenden Pünktchen und Körmchen ist die dunklere Farbe des Andesites gegenüber den lichten Andesiteinschlüssen bedingt. Die Grundmasse besteht aus zahlreichen kleinen Feldspäthen, die zwischen sich eine, wie schon oben erwähnt mit mehr oder weniger zahlreichen grauen und schwarzen Pünktchen durchsetzte, theilweise isotrope, theilweise anisotrope (Feldspath) Masse enthalten. In beiden Andesiten, sowohl im eigentlichen Gestein, als in den Einschlüssen sind grössere Plagioklase, die jedoch meist schon stark zersetzt sind, ausge- schieden. Augit kommt nur sehr untergeordnet und wegen Zersetzung kaum mehr mit Sicherheit nachweisbar in dem Gesteine vor. Das zweite Gestein von Rybie ist von graulichweisser Farbe und ist, wie die mikroskopische Untersuchung ergibt, ein Daeit, und zwar ein Glimmerdaeit. Die Grundmasse desselben ist ähnlich wie bei den hier schon beschriebenen Andesiten ausgebildet. Sie besteht nämlich aus Plagioklasleisten und einer globulitisch gekörnelten Masse. Der Quarz erscheint in einzelnen Krystallschnitten im Dünnschliffe. Der makroskopisch ausgeschiedene Feldspath ist theilweise wasserhell, theilweise trübe und zersetzt, lässt sich jedoch in allen Fällen noch ganz gut als Plagioklas erkennen. Er enthält schöne Glaseinschlüsse. Biotit kommt in ziemlicher Menge in einzelnen kleinen Blättehen im ganzen Gestein zerstreut vor. Dr. Hans Lechleitner. Die Kreide von Pletzach (Ladoi) auf dem Sonnenwendjoche bei Brixlegg. In Nr. 4 der Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt 1885 veröffentlicht Herr Dr. A. v. Klippstein einen Aufsatz über die Gosaukreide der Ladoialpe (Pletzachalpe) bei Brixlegg. Im Interesse der Sache mag es erlaubt sein, einige Ungenauig- keiten in jener Mittheilung zu berichtigen. Die Kreideschichten finden sich nicht auf der Ladoialpe, sondern auf der Pletzacher Alpe. Die Schichten des Pletzacher Kopfes gehören nicht zum Esinokalk (Trias), sondern zum Hierlatzkalk. !) Dass sich die Schichten des Pletzacher Kopfes anticlinal begegnen, mag so scheinen, wenn man über das Rettengschöss hinaufsteigt. Be- trachtet man aber diese Schichten bei klarer Luft von der Postalpe aus, so sieht man mächtige schwach geneigte Bänke. Die Spalten am Pletzacher lassen sich nicht als Verwerfungs- spalten nachweisen. Der Boden, auf welchem die Kreide von Pletzach steht, ist Hauptdolomit. Bei Aufstellung der Versteinerungen ist es Herrn Dr. A. v. Klipp- stein entgangen, dass bereits Prof. Dr. A. v. Pichler den grössten Theil der Vorkommnisse, darunter eine ganz nene Art Pileolus Avvo- liensis, veröffentlicht hat.) !) Verh. der k. k. geolog. Reichsanstalt 1861, pag. 130. — Jahrbuch der k.k, geolog. Reichsanstalt 1856, pag. 733. ?) Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt 1869, pag. 209. — Verh, der k. k. geolog. Reichsanstalt 1871, pag. 28. 3l* 216 Volbarlikugen, Nr. 9 Bei seinem Vergleich der Kreide von Pletzach mit der Kreide von Brandenberg meint Herr Dr. A. v. Klippstein, dass Oerithium Hai- dingeri und Oerithtum fenestratum im Brandenberger Thale (auf Krumm- bach) nicht vorkommen. Oerithium Haidingeri findet sich sowohl im k. k. Mineralien- Cabinete der Universität Innsbruck von diesem Fundorte, als auch habe ich es selbst am oben erwähnten Fundorte gefunden. Oerithium fenestratum führt Gümbel auf. !) Auch fehlen in Brandenberg die Cephalopoden nicht gänzlich. Ich fand Abdrücke davon ganz unten an der Ache, nahe dort, wo sie das Kreidegebiet verlässt, um in den Hauptdolomit einzutreten. Auch im Museum zu Innsbruck finden sich Ammoniten und Coceoceras von Brandenberg. Wenn endlich Herr Dr. A. Klippstein annimmt, dass die Actaeonellen auf Pletzach (Ladoi) gänzlich fehlen, so ist diese Annahme irrthümlich, indem Herr Prof. Dr. Ad. v. Pichler in seinem oben erwähnten Verzeichnisse Actaeonella Renauxiana als sehr häufig auf Ladoi anführt. Dr. K. F. Frauscher. Geologisches aus Egypten. Wiederholten Aufforderungen des Herrn Universitätsprofessors Dr. Carl Mayer-Eymar aus Zürich entsprechend, begab ich mich mit Unterstützung des hohen k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht, welchem hierfür auch öffentlich der Dank ausgesprochen sei, im Laufe des Monats März zu mehrmonatlichem Aufenthalte nach Egypten, um gemeinsam mit Herrn Professor Dr. C. Mayer-Eymar das egyptische Eocän zu studiren und gelegentlich Aufsammlungen im Terrain zu machen. Leider war ich in Folge eines Unfalles, welcher Herrn Professor Mayer-Eymar traf, bezüglich meiner Beobachtungen grösstentheils auf mich allein angewiesen, hatte mich jedoch in Cairo der vielfachen Unterstützung der Herren Professoren Mayer-Eymar und Schwein- furth, sowie der Herren Siekenberger und Kayser, der k. k. österreichisch-ungarischen Consulatsbehörden und des egyptischen Gouvernements zu erfreuen, und auch diesen sei für diese Unterstützung hiermit öffentlich gedankt. Es ist selbstverständlich,, dass innerhalb der kurzen mir zur Ver- fügung stehenden Zeit wesentlich neue Resultate nicht gewonnen werden konnten, sondern dass es sich für mich hauptsächlich nur darum handelte, einen Ueberblick über das egyptische Eocän zu gewinnen und nur ge- legentlich auf Neues oder weniger allgemein Bekanntes die Aufmerksam- keit der Fachkreise zu lenken. In der ersten Zeit wurden speciell der Mokattam, die Gegend am westlichen Nilufer in der Umgebung der Pyramiden von Gizeh und die angrenzenden Theile der Iybischen Wüste einer eingehenden Untersuchung unterzogen, was jetzt, nachdem über den Mokattam eine genaue Karte von Schweinfurth vorliegt, keine grossen Schwierigkeiten mehr bereitet. Bezüglich des Mokattam kommen, abgesehen von älteren Arbeiten Ruseggers, Figari-Bey's ete., deren Besprechung in einem Reise- ') Geolog. Beschreibung des bayrischen Alpengebirges und dessen Voralpen. 1861, pag. 573. & Bericht vom 31. Juli. K. F. Frauscher. 217 berichte wohl zu weit führen würde, vorzüglich jene von Fraas 1868, Lefevre 1869, J. Milne 1874, Zittel 1883, Beyrich 1882, Sehweinfurth a. a. 1883 in Betracht. !) Bereits Fraas fasste im Allgemeinen die Gliederung und Ver- breitung der Eocänschichten in der Umgebung von Cairo richtig auf. Die von ihm gegebene Eintheilung der Eocänschichten des Mokattams ete. in 1. Untere Lagen (Caliannassabänke), 2. Baustein von Cairo (Horizont des Cerithium giganteum und der Cancriden), 3. Horizont des Cono- elypus und der grossen Nummuliten, 4. obere Lagen (Austernbänke, Turritellenschichten) ist für die Lagerung der Schichten im Allgemeinen richtig. Lefevre führte dieses Profil bezüglich der oberen Schichten weiter aus und nahm für die Gesammtschichten eine Mächtigkeit von eirca 120 Meter an, welche Schätzung auch der von J. Milne 1874 gegebenen ziemlich nahekömmt. Zittel, welcher sich auf Fraas und Mayer-Eymar bezieht, gliedert das Eocän Egyptens im Allge- meinen in drei Hauptabtheilungen: a) in die Iybische Stufe mit zwei Unterabtheilungen, 5) in die Mokattamstufe und c) in die Aequivalent- bildungen der Pariser mittleren Sande (Bartonien Mayer-Eymar's): die Schichten von Siuah und am Birket-el-Qerun-See. Nur die Horizonte 5 und c, welche die drei oberen Etagen von Fraas, Lefevre’s Horizont 1—9 und J. Milne’s Horizonte I und II umfassen, kommen hier vorläufig in Betracht. Zittel unterscheidet, wie Milne, im der Mokattamstufe eine untere weisse Abtheilung, welche bei einer Mächtigkeit von 100 Meter nach ihm in den eigentlichen Baustein von Cairo unten und einen weissen mürben Kalk mit Nummulites Gizehensis ete. oben zerfallen, sowie einen oberen gelben bis braunen (eirca 60 Meter mächtigen) Horizont mit Nummulites Beaumonti, sub-Beaumonti ete. Erst Schweinfurth, welcher auf das Studium der engeren und weiteren Umgebung Cairos Jahre verwendete und die erste genaue Karte desMokattam herstellte, gelang es, in dieser Karte eine möglichst sorgfältige Abgrenzung der einzelnen Horizonte consequent durchzuführen und diese auch in der von ihm publieirten Karte zur Anschauung zu bringen. Schweinfurth behielt die beiden Hauptabtheilungen Milne’s bei und gibt eine richtige Reihenfolge der Schichten, welche nach ihm am M o- kattam die allerdings etwas hochgegriffene Mächtigkeit von 215 Meter erreichen sollen; auch die Bezeichnung der einzelnen Schichten ist nicht ganz glücklich gewählt, was übrigens der sonst ausgezeichneten Arbeit, in welcher auch die Gebel-Achmarformation ausgeschieden und das bier für pliocän gehaltene Pholadenmeer zur richtigen Abgrenzung gelangt, keinen wesentlichen Abbruch thut. Mayer-Eymar, welcher nahezu vier Monate in Egypten zu- brachte, schliesst sich so ziemlich der Ansicht Zittel’s und Schwein- furth’s an, vermeint in den Schichten des Mokattam eine genaue Parallelisirung mit jenen des Pariser Grobkalkes vornehmen zu können, ja sogar die je einzelnen fünf Unterabtheilungen des Parisien I und II in beiden Abtheilungen der Mokattamstufe wieder zu erkennen und Y) Bezüglich der Literaturangaben sei auf Zittel, Palaeontographica, Vol. XXX, 1882, pag. 43 ff. hingewiesen. 218 Verhandlungen. Nr. 9 stellt demgemäss die Ablagerungen der unteren weissen Schichten in das untere Parisien (I), jene der oberen gelben in das obere Parisien (I). Bei reiflicher Ueberlegung und unter Berücksichtigung folgender Momente komme ich jedoch dazu, die Ansicht auszusprechen, dass Mayer-Eymar hierin zu weit geht. Vor Allem besitzt die in den oberen Schichten enthaltene Fauna bereits vielmehr den Charakter jener Ablagerungen, welcher für die mittleren Meeressande des Pariser Beckens bezeichnend ist, und existirt bei genauer Sichtung des Materiales die grosse Aehnlichkeit der Faunen der unteren und oberen Schiehten nicht oder wenigstens nicht in einem höheren Grade als im Becken von Paris, in welchem ja die Zahl der dem Grobkalke und den mittleren Sanden gemeinsamen Arten ebenfalls auf 15—20 Procent steigt. Ferner fehlen auch in den oberen Schichten Nummuliten so ziemlich oder sie sind doch auf den unteren Theil dieser Schichten beschränkt und hier von einer Form, welche lebhaft an jene bei Reit und am Nordfusse des Untersberges auftretenden kleineren Formen erinnert. Nach einer Versicherung Schweinfurth’s würden freilich grosse Nummuliten in Moäleh, welches südlich von Rharag liegt, wieder massenhaft in der oberen Formation sich finden, allein es ist doch schon hier auf zwei Umstände aufmerksam zu machen: einmal darauf, dass der Boden von Mo&äleh mindestens 40 Meter unter dem Niveau des Nils bei Uasta liegt, und es hier leicht möglich ist, dass tiefere Horizonte zum Vorschein kommen, des Weiteren aber, dass das Streichen der Eocänzüge ein nordnordöstliches, beziehungsweise südsüd- westliches zu sein scheint, und auch diesem Umstande das Auftreten grösserer Nummuliten in grosser Zahl inMo&leh zu verdanken sein kann. Zu Allen dem kommt noch, dass es den Anschein hat, als wenn, soweit diese Frage heute schon spruchreif erscheint, zur Zeit der Ab- lagerung der oberen Schichten des Eocän eine ziemlich weit, nicht nur nach W. und NW., sondern auch nach OÖ. bis an den Gebel Atäka sich erstreckende Transgression des Meeres stattgefunden hätte. Summirt man somit alle Umstände, welche sich auf den Unter- schied der ‚beiden Ablagerungen beziehen, so sieht man sich heute schon so ziemlich berechtigt, die oberen Schichten als Aequi- valente der mittleren Meeressande zu betrachten, eine Anschauung, welcher auch Mayer-Eymar im Jahre 1883 noch in- soferne Rechnung trägt, als er die Ablagerung der Schichten mit Cardium Schweinfurthi am Birket-el-Qerun-See, welche ja doch nichts Anderes als die Fortsetzung der oberen Schichten des Mokattam sind, in diese Zeit versetzt. Auch Beyrich äussert eine ähnliche Ansicht. !) Die Kalkfacies verschwindet, die Sandfacies tritt auf, die Meere erweitern sich und verflachen. Diese Erscheinung treffen wir im Pariser Becken ebenso wie in Egypten und der isopische Charakter dieser Ablagerungen ist gewiss auch mit ein Grund, freilich noch kein Beweis für die Zurechnung der oberen Schichten des Mokattam zum Bartonien Mayer-Eymar’s. Die Eoeänschichten fallen sehr flach Südsüdost und streichen somit Ostnordost, ein Streichen, welches auf die !) Vergl. Sitz.-Ber. d. kg. Ak. d. Wiss. Berl. 1882, pag. 175. a Nr. 9 Bericht vom 31. Juli. K. F. Frauscher. 219 Richtung der Eoeänzüge im benachbarten Palästina hinweist. Von Cairo aus gegen Ismailia verläuft eine Bruchlinie und ist dieselbe begleitet von dem Auftreten von Basalten und heissen Quellen, deren Produete in der Form von Röhren u. s. w. überall über das Vorland des Mokattam sich verbreiten, soweit dasselbe nicht in das Cultur-Gebiet des Nildeltas fällt. Quarzsandsteine und reine Quarzite, von den Ein- wolnern Mortatella-Steine genannt, verkieseltes Holz treten überall auf, wenngleich Zittel die Genesis der Kieselsäure etwas anzweifelt und selbe grösstentheils atmosphärischen Einflüssen zuschreiben will; wer aber einmal gewisse Punkte gesehen, wie der Autor einen solchen links vom Wege zum grossen versteinerten Wald, etwa 15 Kilometer ostnordöstlich von Cairo, an welchen Tausende und Tausende verticaler Röhren in allen Dimensionen auf einem flachen Hügel sich finden, der wird sich gewiss der Anschauung Schweinfurth’s nicht verschliessen, welcher den Hauptantheil an der Entstehung der versteinerten Wälder der ver- kieselnden Thätigkeit warmer Quellen zuschreibt! An der Basis des Mokattam fand Mayer-Eymar eine Schichte, welche sich durch Auftreten von Melanopsis sp., Corbieula sp. als Süsswasserablagerung vorläufig unbestimmten Alters zu erkennen gab. Jedenfalls ist sie jünger als Eoeän. Vielleicht steht diese Schichte in gewissen Beziehungen zu den obermiocänen Süsswasserkalken, welche Zittel südlich von Siuah antraf. Ueberdies finden sich an der Basis des Mokattam auch noch Jüngere marine Schichten , graue Sandsteine, in welchen ich Pecten Reussi, Terebratula Hoernesi! und Balanus sp. fand, vielleicht ein Beweis dafür, dass die ältere Ansicht von Th. Fuchs, diese Schichten seien miocän, jener Beyrich’s vorzuziehen ist. Jedenfalls lässt sich heute schon constatiren, dass die Clypeasterschichten , welche auch ich für plioeän zu halten geneigt bin, unmittelbar am Nordfusse des Mokattam nicht auftreten, sondern erst am Westufer des Nils bei den Pyramiden von Gizeh u. s. w. gefunden werden, während echtes Miocän von Mokattam an bis an den Isthmus von Sues sich verfolgen lässt, wie Beyrich nach Schweinfurth 1882 angibt, oder mit anderen Worten, dass in der Umgebung von Cairo 2 marine Tertiär-Horizonte, ein miocäner und ein pliocäner, auftreten und sich ganz gut trennen lassen. Das rechte Nilufer besitzt einen von dem linken , wenigstens in der unmittelbaren Umgebung von -Cairo etwas abweichenden Bau; es fehlen z. B. — oder sind bisher wenigstens nicht nachgewiesen — die unteren Schichten des Mokattam am linken Nilufer vollständig; hin- gegen tritt nach Schweinfurth bei Abu-Roasch, eirca 20 Kilometer im WNW. von Cairo, auf einmal Kreide auf, welche hier aus 3 Schichten zu bestehen scheint: «) einem oberen Horizonte mit Nerineen und Actäo- nellen, 5) einem röthlich grauen Kalke mit (wcullaea sp. und Stein- kernen von Cardium, Austern und Gastropoden, c) aus bläulichen Thonen ohne Fossilien — das Streichen der Schichten ist wahrscheinlich ein nordöstliches, beziehungsweise südwestliches, das Fallen ziemlich flach nordöstlich. Die Begrenzung dieser Schichten erscheint aus dem Grunde ziemlich schwierig, weil gerade hier der Sand in ziemlicher 220 Verhandlungen. Nr. 9 Mächtigkeit auftritt und die flachen Kuppen bis nahe zur Spitze ver- hüllt. Weiter gegen Süd und Südost findet man nichts als Sand und Schotter und erst im Thale unmittelbar vor den Pyramiden von Gizeh treten Austernbänke des oberen Eocäns wieder auf und ziehen sich von hier aus bis in die Gegend der Pyramiden von Sakkära — ob noch weiter ? Auch nordwärts der Kreide-Schichten trifft man ausser einer Schichte mit grossen Austern (2—3 Arten) nur hie und da auf Reste offenbar pliocäner oder selbst jüngerer Ostreen, darunter liegen aber stellenweise in gelbem Sande eine Menge eigenthümlich - blattförmiger Seeigelstachel, welche nach einer persönlichen Mittheilungvon Sch wein- furth durch Loriol für eocän erkannt worden sein sollen. Etwa 6 Kilometer südlich von den Pyramiden von Gizeh findet man Plioeän-Schichten von ausserordentlicher Reichhaltigkeit. Nirgends aber trifft man am linken Nilufer eine Spur der unteren Mokattam- schichten bis vielleicht in die Gegend der Pyramide von Lischt. Erst hier erscheinen auch die unteren Schichten das erste Mal am linken Nilufer und scheinen nun den Zug zusammenzusetzen, welcher das Fajum vom Nilthal trennt. Das Auftreten von zahlreichen grossen Nummuliten überall um Rharag herum und gegen Quası-Gebali weist jedenfalls darauf hin und erscheint noch einer genauen Untersuchung werth. Am rechten Nilufer zieht sich der weisse Wandkalk der unteren Mokattam-Schichten ziemlich weit stromaufwärts,, bis in die Gegend von Beni-Suef und Minieh, auf welchem Wege er allerdings im Niveau immer höher rückt und schliesslich südlich von letzterem Orte ganz verschwunden ist. Ein unmittelbar südlich des Friedhofes am Gebel Ter bei Minieh aufgenommenes Profil zeigt folgende Schichten : Hangend: Oberflächlieh-rosenrothe Kalke mit Num. Parisjen? Güizehensis und zahlreichen Steinkernen 100 Meter ? Weisse liehtgraue: Kalke mit, Alaolina,ep, ) Austernbanks .) N. = ss Pau nn =. +, O:D5Meler: Weisse Kalke gelb verwitternd mit Biene Logotheti . . . 25 25 DENE Eine mergelige Bank voll Carditen nn So : Löcheriger Kalk . . 00. Londonien | Yulsellenbank. . > 5 Kieselkalk mit kieseligen "Coneretionen . . . 60 4 Weisse Kalke mit Seeigeln . . . Ce - „ mit zahlreichen Nummuliten Bi: Die oberste Schichte hier würde somit der untersten Schichte an der Basis des Mokattam (Loealität XII Schweinfurth) entsprechen, und würde hier noch die Ueberlagerung der Lybischen Stufe durch die Mokattam-Stufe zu constatiren sein. Noch bei Benni-Hassan, eine Localität, welche wir bei der Kürze der uns zu Gebote stehenden Zeit leider nicht besuchen konnten, zeigen sich nach Zittel die oberen Schichten entwickelt, während sie am Todtenberg bei Siut bereits vollständig verschwunden sind. 31T Sa 3 Salate year De 2 TEE R lu r we j Nr. 9 Bericht vom 31. Juli. ©. F. Frauscher. 921 Leider sind die über den Wüstenrand vorliegenden Berichte sehr unvollständig und ist der geologische Bau der Siut gegenüber liegenden ziemlich hohen Hügelgruppe (auf Zittel's Karte Mekeireh genannt) noch ganz unbekannt. Die letzten Wochen des Aufenthaltes in Egypten wurden zur Bereisung eines Theiles jenes Terrains verwendet, welches von Zittel noch als geologisch unbekanntes Terrain bezeichnet wird, zu dessen Aufklärung aber in jüngster Zeit auch Sch weinfurth mehrere Reisen unternommen hatte. Ich brach zu dem Zwecke von den Pyramiden von Gizeh auf, ging von hier westlich bis an den Gebel-Chaschab, von diesem aus südlich bis nach Kom-Muschim um den Birket-el-Qerun-See herum nach Kasr -Qerun und von hier über Kasr-Gebali durch das Fajüm nach Cairo zurück. Der Weg führt antänglich, sobald man den engeren Umkreis der Pyramiden von Gizeh überschritten, in welchem sich noch vereinzelt Östreen u. s. w. finden, durchwegs über Schotter und Sandboden. Nach zweistündigem Marsche, somit etwa 6—7 Kilometer westlich von den Pyramiden, trafen wir verkieseltes Holz, welches uns fast fortwährend begleitete! Etwa 10 Kilometer westlich von den Pyramiden findet sich hellgrauer glimmeriger Sandstein ohne Fossilien, auf welchem zerstreut eigenthümlich schlackenartige Kieselconeretionen auftreten. Der Berg Chaschab, ein etwa 40 Meter hoher Hügel, von welchem aus wir uns südlich wandten und welcher etwa 20 Kilometer westlich von den Pyra- miden liegt, besteht durchwegs nur aus grauem Sandstein, in welchem vereinzelt gelbliche röhrenartige Gebilde von geringem Durchmesser (und fraglicher Provenienz) sich finden. Das Terrain behält auf dem Wege nach Süden diesen Charakter durch 30 Kilometer vollständig bei — nur hier und da treten flache Rücken oder Einzelkuppen aus dem welligen Terrain etwas hervor —; erst dann ändert sich die Beschaffenheit und man tritt von da aus in das Gebiet der eocänen Tafellandschaft, wie sie von Zittel in so tret- - fender Weise charakterisirt wurde. Ostreen (O. Clot-Beyi, Reili, Carolien und Turritellen) treten massenhaft und in sehr schönem Erhaltungs- zustande auf (in graugrünem mürben Sandstein mit dunkelrothen san- digen Zwischenlagen). Der Weg windet sich in etwa 6 Kilometer südlicher Entfernung durch einen Pass en miniature (El-Assaid), links am Ausgange des Passes findet sich ein kleiner etwa 15 Meter hoher Hügel und an dem- selben ist folgendes Profil aufgeschlossen: Hangend. Rothgelber Sandstein ohne Fossilien. Dunkelrother Sandstein mit Cardita sp. und Fischzähnen. Rothe—violette Sandsteine mit Cardium sp. und Turritellen. Ostreenbank. Graugrüne Sandsteme mit weissschaligen Fossilien. Carolienbank. | Nummuliten fehlen hier überall und aus der Aehnlichkeit der Fos- silien mit solchen der oberen Schichten am Mokattam lässt sich auf die Gleichaltrigkeit der Schichten schliessen. K. k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 9. Verhandlungen. 32 9922 Verhandlungen. Nr. | Bei Kom-Muschim am Östende des Birket-el-Qerun-Sees erhebt sich westlich von diesem Orte ein flacher Höhenzug, welcher, das Nordufer des Sees begleitend, diesem bald näher, bald "ferner titan gegen Westen zu aber immer mehr ansteigt und im "Westen des Sees I; ganz an diesen herantritt. Die Zusammensetzung der Kette ist eine im Wesentlichen gleich- bleibende, nur die Mächtigkeit der einzelnen Glieder erscheint eine wechselnde! Schweinfurth gibt in Dames’ Abhandlung (Sitz. Ber. der Berl. Akad. der Wissensch. 1883, pag. 129) eine Skizze des Stei randes und der demselben vorliegenden Insel el-@orn. Ein neuerliches ausführlicheres Profil gibt Schweinfurth 1886 ; in der Zeitschrift für Erdkunde, Berlin, Nr. 2.') Es lassen sich vom Seeufer gegen Norden im Allgemeinen A | vier Hauptterrassen unterscheiden, welchen drei Steilhänge entsprechen. Die oberste Terrasse liegt etwa 10 Kilometer nördlich vom See und erhebt sich stellenweise bis über 200 Meter Meereshöhe, während der Seespiegel etwa 40 Meter unter demselben liegt. Ihr südlicher Abhang setzt sich nach Schweinfurth aus Gesteinen der sogenannten Gebel- el-Achmar-Formation zusammen und wurde nicht untersucht; Fossilien wurden bisher keine darin gefunden. Die dritte Terrasse besitzt eine mittlere Breite von 6—8 Kilo- meter. Die Zusammensetzung ihres Südhanges it am Gebel-el Lachtar ziemlich rein Nord zu West von der kleinen Insel Kenisse, somit etwas östlich von dem von Schweinfurth untersuchten Profile, folgende: Hangena: Auf dem Plateau stellenweise eine gelblich weisse Kalkbreeeie. 15. Röthlich grauer, sandiger Mergel mit Gyps. 14. Austernbank mit kleinen Ostreen. 13. Weissliehgrauer Sandstein mit ?Carolia sp. 12. (Gelbliche, röthliche, graue Sandsteine. Weissgrauer, fester, plattiger Sandstein. |Röthlich gelber, schwärzlicher Sandstein. 11. Gelbe Mergel mit Gypsschnüren. 10. Gelber oberflächlich mürber, sonst sehr harter Sandalen mit Ostrea Reili und Turvitellen. 9. Graue Mergel ohne Fossilien etwa 15 Meter mächtig. 8. Röthlich grauer Sandstein voll von Steinkernen von Gastro- poden und Bivalven (Ovula, Strombus, Corbula). 7. Röthlich gelbe Mergel mit Zeuglodon und ? Korallen. 6. Turritellenbank, Turritella ungelcie. [b Gelber Sandstein mit Nautilus sp. la Graue Mergel mit Knochen verschiedener Vertebraten. Nun findet sich abermals ein kleines, stellenweise 500 Meter breites Plateau und es treten hier am Abhange von der I. Terrasse zur I. auf: 4. Austernbank mit. Ostrea Clot- Bey. ') Vergleiche dort auch die Angaben über die Lage des Sees ete, er | | Bericht vom 31. Juli. K. F. Frauscher. 2923 3. Schiehte mit Cardium Schweinfurtht — sandig mergelig roth, gelb-grau , mit 2 Fossilien führenden Horizonten , einem oberen und _ einem unteren. 2. Violette Mergel. 1. Feiner grauer Sand und Sandstein mit Ostrea flabellula ? grossen Fischwirbeln, Kiefern ete. Bis hierher reicht der Abfall der II. Terrasse. Schichte II breitet sich auf der I. Terrasse aus, welche unmittelbar bis an den See zieht; hier und da trifft man in ihr Fischwirbel ete. nesterweise angehäuft, und eine ihrer reichsten Fundstätten befand sich an der nach Schw ein- furth leider jetzt vollständig ausgebeuteten kleinen Insel El-Qorn. Unmittelbar unter der Schichte I liegen Schweinfurth’s Hörner- mergel, und eine Schichte mit Seeigeln, darunter Schizaster Breunigi; ich habe letztere Schichte nicht gesehen, obwohl im Westen des Sees, wo die Schichten mit Cardium Schweinfurthi circa 80 Meter hoch im Niveau hinaufrücken, doch Gelegenheit dazu gewesen wäre; aber man trifft hier nur „Hörnermergel“. Die Uebereinstimmung des hier angegebenen Profiles mit jenem Schweinfurth’s ist somit bis zur Schichte 11 eine vollständige; hingegen fehlen die Schichten von 11 bis 15 bei Schweinfurth; für den Fall, als sie bereits mit den unteren Schichten seiner Gebel- Achmar-Formation identifieirt werden müssten, wäre das Vorkommen von Fossilien in Schichte 13 und 14 sehr bemerkenswerth; auch erlaube ich mir bereits jetzt auf den analogen Bau der Schichten 5—8 und 1—4 aufmerksam zu machen, welcher auf ein Absinken der letzteren Stufen und damit vielleicht auf eine Erklärung der Entstehung des Depressionsgebietes um den Birket-el-Qerun-See hinweist. Auf dem Weiterwege um Kasr-el-Qerun herum trifft man in dem flach ansteigenden Terrain nur Sand und Schotter. Erst gegen Nestlet- esch-Schokete zu treten die schon erwähnten grossen Nummuliten auf, während ich am ganzen Nordufer des Sees bis jetzt keinen einzigen gefunden habe. Interessant ist ferner noch das Auftreten von Süsswasserconchylien in den Nilalluvionen, welche der tief eingeschnittene Bahr-el-Uadi blosslegt. Den Untergrund der Alluvionen des Fajüms bildet hier weisser Kalk mit grossen Nummuliten, welcher sich überall im Fajüm, manch- mal in ganz geringer Tiefe, unter dem Alluvialland findet. Mr. Cope Whithouse, welcher an verschiedenen Punkten des Fajüms Grabungen anstellen liess, war so gütig mir diese interessante Thatsache mitzutheilen. Aus den hier niedergelegten Beobachtungen ergibt sich somit das Auftreten von typischer oberer Kreide in drei Schichten bei Abu-Roasch, im Nordwesten von Cairo, ferner, dass die oberen Schichten des Mo- kattam, welche höchst wahrscheinlich als Aequivalente der mittleren Sande des Beckens von Paris aufzufassen sind, eine ausserordentlich weite Verbreitung besitzen, welche, wie ausser anderem auch ihr Auf- treten am Gebel Atäka beweist, von jener der unteren Schichten unab- hängig ist. Die Schichten des jüngeren Tertiärs zerfallen, von der ein zweifel- haftes Alter besitzenden Gebel-Achmarformation abgesehen, ebenfalls 328 224 Verhandlungen, ‚-"Nn9 höchst wahrscheinlich in zwei Horizonte, einen tieferen mioeänen und einen höheren plioeänen? und lassen sich beide Horizonte trennen. In der Umgebung des Fayüm finden sie sich nirgends, gehen jedoch im Nilthale ziemlich weit stromaufwärts. Freilich ist unsere Kenntniss bezüglich der Verbreitung der ein- zelnen Schichten noch eine ziemlich lückenhafte, und gestattet es kanın, heute schon zu einem definitiven Resultate zu gelangen. a Soweit meine heutigen Erfahrungen reichen, würde es sich zunächst um eine zusammenhängende, genaue geologische Untersuchung der Steilränder des Nilthales von Assuan stromabwärts handeln und wären ausserdem namentlich die von Cairo nordwestlich gelegenen Theile der Iybischen Wüste bis an das Mittelmeer einem eingehenden geologischen Studium zu unterziehen. Literatur-Notizen. P.Pocta. Ueber einige Spongien aus dem Dogger des Fünfkirchner Gebirges. Mittheilungen aus d. Jahrb. d. kön. ungar. geol. Anstalt. Bd. VIII, 1886, pag. 109. (Mit 2 Tafeln.) Der Verfasser beschreibt einige Spongien-Reste, die sich in einer Schichte von rothem Knollenmergel gefunden haben, welche nach Boeckh der Zone der Oppelia aspidoides entspricht. Trotz des etwas mangelhaften Erhaltungszustandes liessen sich folgende Arten mehr minder sicher bestimmen: Tremadictyon reticulatum Goldf. sp. Böckhi Po. Cr atieulari ia parallela Goldf. sp. Sporadopyle obligqua Goldf. sp. > barbata (Quenst. sp. ” vamosa Quenst. Sp. n Bronni Quenst. sp. Verrucocoelia verrucosa Goldf. sp. Cypalia rugosa Goldf. sp. Da die vertretenen Gattungen in Deutschland erst im Malm aufzutreten pflegen, betrachtet der Verfasser die Spongienfauna des Fünfkirchener Dogger für einen Vorläufer der sogenannten dritten Spongienfauna., (M. V.) G. de Cobelli. Le marmite dei giganti della Valle Lagarina. IX. Publie. del Museo eivico di Rovereto. 1886. (Mit einer Tafel.) Der um die Naturkunde seiner engeren Heimat, Roveredoin Südtirol, wohl- verdiente Verfasser bringt in der vorliegenden Mittheilung die Resultate seiner Studien über die in der Umgebung der genannten Stadt nicht seltene Erscheinung der sogenannten Riesentöpfe. Solche fanden sich bisher an drei Punkten, nämlich in Vallunga N. v. Rov., ferner bei Chizzola und bei Grottole S. v. Rov. Besonders an letzt- genanntem Orte sind die Erosionskessel sehr klar und scheinen durch ihre reihenweise Anordnung, sowie ihre Lage am Fusse eines kleinen Felsgrates darauf hinzudeuten, dass sie ihre Entstehung einer, durch eben diesen Grat bedingten Spalte im ehemaligen Etschthalgletscher verdanken. (M. V.) A. Pavlow. Les Ammonites de la Zone ä Aspidoceras acanthicum de lest de la Russie. Mem. du comite geol. de la Russie, vol. I, Nr. 3, pag. 1—91. Mit 10 Tafeln. 4. Petersburg 1886. Russisch, mit französischem Auszug. Wohl eine der interessantesten Entdeckungen im Bereiche des russischen Jura, der in der neueren Zeit Gegenstand vielfacher Forschungen geworden ist, ist die Auf- findung einer Aspidoceren- und Hopliten-Fauna im simbirskischen Jura an der unteren Nr. 9 Bericht vom 31. Juli. A. Pavlow. 225 'Wolga seitens des Herrn A. Pavlow. Der Verfasser, welcher bereits in mehreren Artikeln, von denen einer in unseren „Verhandlungen“ (1885, pag. 191) erschienen ist, über diesen Fund kurzen Bericht erstattet hat, legt nunmehr die ausführliche paläontologische Be- schreibung der Fauna vor, Daraus geht hervor, dass die Gattung Aspidoceras durch folgende Arten ver- treten ist: Aspidoceras meridionale Gemm. 7 longispinum Sow. " iphicerum Opp. » Caletanum Opp. „ liparum Opp. s; Karpinskii n. sp. 3 acanthieum Opp. je Deaki Herb. Die Gattung Hoplites enthält theils Formen von jurassischem Typus, wie H. pseudomutabilis eudoxus, phorcus, theils solche, die an Species der Kreideformation angenähert erscheinen, oder sogar direct mit solchen identisch sind, wie H. jasonoides, H. amblygonius. Die Formen, die sich 7. pseudomutabilis anschliessen, bilden eine durch so allmälige Uebergänge verbundene Gruppe, dass man innerhalb derselben nur einzelne Typen unter besonderen Namen festhalten kann. Die beschriebenen Hopliten- arten sind folgende: Hoplites subeudoxus n. sp. B pseudomutabilis de Lor. H eudoxus Orb. r subundorae n. sp. „ Undorae n. sp. r Syrti n. sp. % Kirghisensis n. sp. e Stuckenbergi n. sp. Jjasonoides n. Sp. amblygonius Neum. & Uhl. ” Die Gattung Perisphinctes ist in den Hoplitenschichten ebenfalls reich entwickelt, die vorliegenden Exemplare sind aber meist schlecht erhalten; folgende Arten werden bestimmt: Perisphinctes cf. polyplocus Rem. lietor Font, contiguus Cat. virguloides Waag. Die im russischen Jura so stark entwickelte Gattung Cardioceras ist nur durch zwei Arten vertreten, die sich an die Gruppe des Card. alternans anschliessen, nämlich Cardioceras subtilicostatus n. sp. und C. Volgae n. sp. Die bisher nur aus Kreide- schichten bekannte Gattung Schloenbachia wurde in einer Art, Schl. Jasikowi n. sp., nachgewiesen. Die Gattung Oppelia lag in mehreren Exemplaren vor, aber nur zwei liessen eine Bestimmung zu, Oppelia tenuilobata Opp. und Opp. Weinlandi Opp. Ueberblickt man die gesammte Fossilliste, so ergibt sich, dass 17 Arten an westeuropäische sehr genähert erscheinen. Davon ist eine A. amblygonius eine Neocom- form, die man aber aus verschiedenen Gründen, "wie es der Verfasser thut, nicht zu den westeuropäischen, sondern zu den einheimischen Typen zu zählen hat. Es verbleiben daher nur 16 eigentliche westeuropäische Formen, welche die Hoplitenschichten der unteren Wolga als genaues Aequivalent der westeuropäischen Acanthicus-Schichten im weiteren Sinne zu bestimmen gestatten. Als Hangendes der Hopliten-Schichten erscheinen die beiden Wolgastufen, als Liegendes die Schichten mit Cardioe. cordatum. Die Entwicklung der Acanthicus-Zone an der Wolga ist eine ziemlich ausgedehnte. Die nördlichsten Spuren derselben wurden jüngst von Levisson-Lessing im Gouv. Nisni-Novgorod entdeckt. Die Fauna der russischen Acanthieus-Schichten besteht aus folgenden Elementen: 1. West- und centraleuropäische Formen, wie die Aspidoceren, Oppelien und Hoplites eudoxus, 2. Ammoniten, die an indische Formen erinnern, wie Aspidoc. Karpinskü, Periph. virquloides, 3. boreale Formen (Cardioceras), 4. Formen, genähert an Amm. Cautleyi von Tibet, und mit letzterem die Ursprungs-Gruppe der Hopliten bildend; Formen die an cretacische Hopliten von Central-Europa genähert sind. 296 Verhandlungen. Nr. 9 Diese Mischung von Formen kann erklärt werden, wenn man annimmt, dass in der mittleren Partie des asiatischen Continents zur Zeit des Kimmeridgiens ein Meer bestanden habe, welches von einer Fauna bewohnt war, die mit der Kimmeridge-Fauna Europas nahe verwandt war. Die Entwicklung der Hopliten konnte hier vor sich gehen, die betreffenden Formen konnten aus diesem Meere, das mit dem tibetanischen und indischen Jurameere in Verbindung stand, durch Russland nach Centraleuropa auswandern. Die sämmtlichen Arten dieser interessanten Fauna erscheinen auf 10 Tafeln trefflich abgebildet. (V. U.) Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-Abdrücke. Eingelangt vom 1. April bis Ende Juni 1886. Alth A.Dr Przyczynek do geologii Wschodnich Karpat. Krakow 1886. (9729. 8.) AndrussowN. Die Schichten von Kamyschburun und der Kalkstein von Kertsch in der Krim. Wien 1886. (9717. 8.) Bauer Max. Lehrbuch der Mineralogie. Berlin 1886. (9713. 8.) Berendt G. Dr. Die bisherigen Aufschlüsse des märkisch-pommerischen Tertiärs ete. Berlin 1886. (9749. 8.) Bittner A. Dr. Aus dem Ennsthaler Kalkhochgebirge. Wien 1886. (9694. 8.) — — Noch ein Beitrag zur neueren Tertiärliteratur. Wien 1886. (9718. 8.) — — Bemerkungen zu Herrn G. Geyer’s Arbeit: „Ueber die Lagerungs-Verhältnisse der Hierlatzschichten.“ Wien 1886. (9738. 8.) Brongniart Ch. Die fossilen Inseeten der primären Schichten. Wien 1886. (9695. 8. Caleutta Centenary Review of the Asiatie Society of Bengal from a Caleutta 1885. (9715. 8.) Castel M. Les Greves et l’Assassinat de M. Watrin. St. Etienne 1886. (9744. 8.) Catalogue of the library of the geological Survey of India. Caleutta 1884. (9714. 8, — of Geological, Palaeontological and Mineralogical Works. London mr (9730. 8.) Chaper M. Note sur la Geologie de la possession francgaise d’Assinie cöte occidentale d’Afrique. Paris 1885. (9707. 8.) CommendaH. Uebersicht der Mineralien Oberösterreichs. Wien 1886. (9734. 8.) Dana D. James. Origin of Coral Reefs and Islands. New Haven 1835. (9709. 8.) Delgado J. F. N. Etude sur les Bilobites et autres fossiles des Quartzites de la Base du Systöme Silurique du Portugal. Lisbonne 1886. (2795. 4.) Foullon H. Br. v. Ueber die Verbreitung und die Varietäten des „Blasseneck- Gneiss“ und zugehörige Schiefer. Wien 1886. (9724. 8.) Frazer P. Dr. Geological and Mineral Studies in Nuevo Leon and Coahuila, Mexico. Philadelphia 1884. (9710. 8.) — — The Iron Ores of the Middie James River. Philadelphia 1883. (9711. 8.) Früh J. Dr. Kritische Beiträge zur Kenntniss des Torfes. Wien 1885. (9696. 8.) Geyer Georg. Ueber die Lagerungs-Verhältnisse der Hierlatz-Schichten. Wien 1886. y (9719. 8.) Grad Charles. Etudes historiques sur les Naturalistes de l’Alsace. — Edouard Collomb 1801 —1875, Colmar 1885. (9743. 8.) Groddeck A. v. Ueber die Gesteine der Bindt in Ober-Ungarn. Wien 1885. (9697. 8.) Hauer Fr. Ritt. v. u. Neumayr M. Dr. Führer zu den Excursionen der Deutschen geologischen Gesellschaft. Wien 1877. (9737. 8.) Heim Alb. u. Penck Albr. Dr. Aus dem Gebiet des alten Isargletschers und des alten Linthgletschers. Berlin 1886. (9746. 8.) Herbich Fr. Dr. Paläontologische Studien über die Kalkklippen des Sieben- bürgischen Erzgebirges. Budapest 1886. (9725. 8.) Himmel H. Eine Orient-Reise II. Wien 1886. (9731. 8.) Hinde G. J. Dr. Hystrierinus, Hinde versus Arthroacantha, Williams a Question of Nomenclature. London 1886. (9732. 8.) Issel A. Contributi alla geologia Ligustica, Roma 1886. (9727. 8.) & 1 Na Pe» SE Nr. 9 Einsendungen für die Bibliothek. 297 Kunz G. F. On Three Masses of Meteorie Iron from Glorieta Mountain ete. New Haven 1885. (9735. & Lindström G. Förteckning pä Gotlands Siluriska Orustacter. Stockholm 1885. (9712. 8.) Loöczy L. von, Bericht über die im Sommer des Jahres 1884 zwischen der Maros und Feher-Köros ausgeführten geologischen Detailaufnahmen, Budapest 1885. 9705. 8.) Löffelholz C. Freih. v. Die Drehung der Erdkruste in A Zeit- räumen. München 1886. (9733. 8,) Löwl Ferd. Dr. Die Ursache der secularen Verschiebungen der Strandlinie. Prag 1886. (9704. 8.) — — Spalten und Vulcane, Wien 1886. (9740. 8.) Lomnicki A. M. Mieczaki znane dotychezas z Pleistocenu Galicyjskiego. Lwöw 1886. (9728. 8.) Loretz H. Zur Kenntniss der untersilurischen Eisensteine im Thüringer Walde. Berlin 1885. (9667. 8.) — — Bemerkungen über die Untersilurschichten des Thüringer Waldes und ihre Abgrenzung vom Cambrium, Berlin 1885. (9668. 8.) — — Zur Beurtheilung der beiden Haupt-Streichrichtungen im südöstlichen Thüringer-Walde, besonders in der Gegend von Gräfenthal. Berlin 1886. (9739. 8.) Luedecke O. Dr. Beobachtungen an Stassfurter Vorkommnissen (Pinnoit, Pikromerit, Kainit und Steinsalz). Halle 1886. (9726. 8.) Melion Jos. Dr. Die Meteorsteinfälle in Mähren. Brünn 1886. (2798. 4.) Melnikow M. Geologische Erforschung des Verbreitungsgebietes der Phosphorite am Dnjester. 1885. (9669. 8.) Mojsisovics Edm. von Dr. Arktische Triasfaunen. St. Petersburg 1886. 1683. 4. Parona C. F. II calcare liassico di Gozzano ei suoi Fossili. en a 1880. (2800. 4.) Penck Albr. Dr. Die Verhältnisse des Land- und Wasser-Areales auf der Erd- oberfläche. Wien 1886. (9745. 8.) — — Eintheilung und mittlere Kammhöhe der Pyrenäen. München 1885. (9747. 8.) — — Neue geologische Untersuchungen in den Alpen. Salzburg 1886. (9748. 8.) Pethö J. Dr. Ueber das Kreidegebiet von Lippa, Odvos und Konop. Budapest 1884. (9706. 8.) Prestwich Jos. „Regional Metamorphism“. London 1885. (9708. 8.) QuenstedtF. A. Die Ammoniten des schwäbischen Jura, Heft 10. Text (9403. 8.) Atlas (355. 4.) Radde’s. Internationale Farben-Scala. 42 Gammen mit circa 900 Tönen. Hamburg. 1877. g (2786 4.) Schröckenstein Franz. Ausflüge auf das Feld der Geologie. Wien 1885. (9701. 8.) Soltz Wilh. Theorie und Beschreibung des Farbaky und Soltz’schen con- tinuirlich wirkenden Wassergasofens. Budapest 1835. (9723. 8.) Suess Ed. Ueber schlagende Wetter. Wien 1885. (9698. 8.) Szabo Jos. Dr. Geschichte der Geologie von Schemnitz. Budapest 1885. (9670. 8.) Teller Fried. Zur Entwicklungsgeschichte des Thalbeckens von Ober-Seeland im südlichen Kärnten. Wien 1886. (9699. 8.) Tietze E. Dr. Die Versuche einer Gliederung des unteren Neogen in den öster- reichischen Ländern. II. Folge. Berlin 1886. (9202. 8.) Toula Franz. Geologische Untersuchungen in der „Grauwackenzone“ der nord- östlichen Alpen etc. Wien 1885. (2799. 4.) Uhlig Victor Dr. Ueber eine Mikrofauna aus dem Alttertiär der westgalizischen Karpathen. Wie 1886. (9720. 8.) — — Foraminiferen von Jan Mayen. Wien 1886. (2801. 4.) Velain Ch. M. Etude mieroscopique de quelques Verres artificiels ete. Paris 1886. (9741. 8.) — — Notes geologiques sur la Siberie Orientale ete. Paris 1886. (9742. 8.) Wahnschaffe F. Mittheilungen über das Quartär am Nordrande des Harzes. Berlin 1885. (9722. 8.) Walter B., Oberbergrath. Ueber den Silberbergbau Szebrenica in Bosnien. Wien 1886, (2707. 4.) 228 a Walther Joh. Dr. Die gesteinsbildenden Kalkalgen des Golfs ' von die Entstehung structurloser Kalke. Berlin 1885. Wheeler G. M. et Macomb. Tables of Geographie positions, A Distances. Washington 1885. Wolterstorff W. Ueber onstlo Frösche, insbesondere das Genns Piln I. Theil. Magdeburg 1886, Wurzian E. Ritt. v. ee Patent Walcher. Wien 18 Zuber Rudolf Dr. Die Eruptiv-Gesteine aus der Umgebung von bei Krakau. Wien 1885. ; Zujovie J. M. Geologische Uebersicht des Königreiches a ? Pe Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15. Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 31. August 1886. Inhalt: Eingesendete Mittheilungen: K. v. Chrustschoff. Mikrolithologische Mittheilungen. — Reiseberichte: C. M. Paul. Aufnahmsbericht aus der Gegend zwischen Bielitz-Biala und Andrychau. Dr. V. Uhlig. Reisebericht aus der Gegend von Teschen und Saybusch. Dr. L. v. Tausch. Reisebericht aus Saybusch. Dr. A. Bittner. Aus der Um- gebung von Windischgarsten in Oberösterreich und Palfau in Obersteiermark. G. Geyer. Ueber das Sensengebirge und dessen nördliche Vorlagen. — Literatur-Notizen: Dr. Max ner: Dr. H. Wichmann. A. Brunnlechner. Vincenz Hansel. Georg Bruder. r. Gürich. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich, Persönliches, In Folge der von Dr. A. Bittner (Jahrb. der k. k. geol. R.-A. 1886, pag.51) an Herrn Custos Th. Fuchs gerichteten Aufforderung, sich präeise darüber zu äussern, was er mit dem Schlusspassus seines Aufsatzes „Zur neueren Tertiär-Literatur“ (Jahrb. der k. k. geol. R.-A. 1885, pag. 150) gemeint habe, ist mir von Seite des Herrn Custos Th. Fuchs ein vollkommen rückhaltlose und präeise Erklärung zuge- kommen, mit dem Ersuchen, dieselbe in den Schriften der k. k. geol. Reichsanstalt zur Veröffentlichung zu bringen. Indem ich jedoch dafür halte, dass eine Fortsetzung der- artiger persönlicher Differenzen weder der Wissenschaft vom Nutzen ist, noch auch dem Charakter eines wissenschaftlichen Journales ent- spricht, habe ich es für angezeigt gehalten, von einer Veröffentlichung dieser Erklärung abzusehen und hat sich über mein Ersuchen Herr Custos Fuchs damit einverstanden erklärt, dass seine Erklärung Herrn Dr. A. Bittner blos amtlich mitgetheilt und in dem Archive derk.k. geol. Reichsanstalt hinterlegt werde; was auch geschehen ist. Bemerken muss ich nur noch, dass die Erklärung des Herrn Custos Fuchs in vollkommen urbaner Form abgefasst ist und nichts die persönliche Achtbarkeit Dr. Bittner Berührendes enthält. IE 'Stu5 K. k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 10. Verhandlungen. 33 230 Verhandlungen. Nr. 10 Eingesendete Mittheilungen. K. von Chrustschoff. Mikrolithologische Mittheilungen. (Mit 12 Textfiguren.) I. Die mikroskopische Untersuchung der mir von dem Herrn Director der k. k. geologischen Reichsanstalt, Oberbergrath D. Stur, gütigst anvertrauten Probe der Rundmasse aus der Kohle Nr. 5 ); ergab “ folgende überraschende Resultate: Das äusserst rauh-poröse Gestein trägt, soweit sich dies an dem kleinen Stückehen erkennen liess, schon makroskopisch eine bei ge- fritteten Gesteinen vielfach vorkommende Beschaffenheit zur Schau. U. d. M. aber sind eine ganze Reihe von Structurverhältnissen und Formen zu beobachten, die kaum anders als durch die Annahme einer nachträglichen pyromorphen Veränderung dieses Gesteins interpretirt werden könnten. Mein Dünnschliff besteht wesentlich aus primärem Quarz, Feldspath, Glimmer , accessorischem Zirkon, Apatit, Magnetit, sowie seeundärem Quarz + Feldspath, bald in mikropegmatitischer Ver- wachsung, bald in Krystallen und endlich einer hellgelben, stellenweise dunkelbraunen, oft gewunden schlierig struirten, glasähnliehen Masse. Schematisch liesse sich dieser Bestand folgendermassen darstellen: - ( Quarz. ( Wesentliche Feldspath. Glimmer. ( Apatit. | Acessorische Zirkon. Magnetit. f Quarz. Feldspath. | Da + Feldspath (Mikropegmatit). \ Magnetit. Opake Glimmerwandlungsproducte. Glasähnliche Masse. — Primäre Gemengtheile Seeundär-pyrogene Producte Primärer Quarz. Die grossen, klaren, meist unregelmässig begrenzten Quarze sind verhältnissmässig wenig zerklüftet und sehr arm an Interpositionen; vorhanden sind: Dampfporen; — Züge oder Reihen von opaken und bräunlichen Partikeln; — auffallend seltene bläschen- führende Einschlüsse, die wegen ihrer schwachen Umrandung allenfalls hyaliner Natur sein könnten; betont muss übrigens werden, dass ich echte unzweifelhafte Glaseinschlüsse nicht zu entdecken vermochte 2); — und endlich dann und wann scharfe Glimmerhexagone ; solche Glimmer- mikrolithe sind als Neubildungen in veränderten Quarzen häufig. Die Zwischenmasse dringt entweder in Adern und lappigen Buchten (Textfig. 9) in dieselben ein oder corrodirt sie geradlinig krystallo- nomisch, so dass zuweilen Krystallelemente an den sonst unregelmässigen Durchschnitten erkennbar sind (Textfig. 8). '‘) Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst. Bd. XXXV, 1885, Heft 3. ”) Dementgegen hat Baron von Foullon in demselben Vorkommen zahlreiche Glasporen beobachtet; dies ist nicht auffallend und erklärt sich aus der meist sehr ungleichmässigen Vertheilung der secnundären Glaseinschlüsse. | | n i Nr. 10 Bericht vom 31. August. K. v. Chrustschoff, 231 Die mikropegmatitisch-granophyrische Masse erfüllt alle Interstitien ‚in und zwischen den ursprünglichen Gemengtheilen und ist bald ausser- ordentlich fein, bald so grob struirt, dass man jeden Bestandtheil für sich gut unterscheiden kann (Textfig. 11). Die granophyrische Aus- bildungsweise wird dadurch hervorgebracht, dass stengelige Quarz- individuen, die manchmal eher dünnen Fasern gleichen, von gewissen Punkten aus fächerartig divergiren (Textfig. 7, 8,9). An anderen Stellen bildet offenbar der Feldspath allein jene in gefritteten granitischen Gesteinen fast stets vorhandenen Gitter-Fensterartigen Gerüste, in deren Maschen wahrscheinlich auch hier noch amorphe Substanz steckt; solche Skelette verfliessen oft allmälig in den Mikropegmatit, der seinerseits in scharfe Quarzhexagone und Feldspathleisten übergeht (Textfig. 7, 8). Nicht selten hat sich an die primären Gemengtheile pyrogene Feldspath- und Quarzsubstanz krystallonomisch abgelagert, wodurch sägenartig ge- kerbte und mit keilförmigen Individuen besetzte Ränder entstanden sind (Textfig. 10, 11). Mitten im Mikropegmatit anscheinend ohne Uebergang trifft man hier und da scharf polygonale und breit leisten- förmige Durchschnitte des neogenen Quarzes und Feldspaths (Textfig. 7); ihre Krystallumrisse sind jedoch am schärfsten dort, wo sie direet mit der glasähnlichen Materie in Berührung kommen. Der äusserst stark dichroitische Magnesiaglimmer (|« lichtgelb, |e dunkelkastanienbraun) hat gleichfalls eine höchst charakteristische Umwandlung erlitten. Es ist bekannt, dass bei natürlich, wie künstlich gefritteten Biotiten (auch Amphibolen) sich das erste Umwandlungs- stadium durch Ausscheidung opaker Substanzen bekundet, die dann in der Regel in ihrer Anordnung der ursprünglichen Structur des Minerals folgen.) Dieselben bestehen aus rundlichen braunen bis opaken Par- tikeln, die sich in den Glimmerlamellen ausscheiden und mit der Inten- sität der Frittung vermehren, bis das ganze Mineral bis auf enge Zwischenräume zwischen den opaken Körnern und endlich völlig un- durchsichtig geworden ist, worauf unmittelbar das letzte Stadium, das der Einschmelzung folgt (d. h. Verschmelzung des Glimmers mit anderen Gemengtheilen, wobei er gleichsam als Flussmittel dient; dies ist be- sonders beim Quarze der Fall). Die grossen Glimmerindividuen sind hier verhältnissmässig wenig modifieirt, die opaken Producte haben sich, nur stellenweise kleinere und grössere Lamellencomplexe freilassend, angesiedelt, die kleineren dagegen sind oft ganz opak und höchstens an den Rändern mit brauner Farbe etwas liehtdurchlässig. Eine hellgelbe, stellenweise durch Pigmentanhäufungen dunkel- rothbraune, gewunden schlierig struirte glasähnliche Masse erfüllt im Gesteinsgewebe unregelmässige Räume (Textfig. 7); im pol. Licht ver- hält sie sich theils isotrop, theils zeigt sie ähnliche Polarisationserschei- nungen, wie sie bei vielen Trachylyten und Frittungsgläsern stattfinden. An gewissen Stellen scheint diese Substanz aus verfilzten, schwach doppelbrechenden Fäserchen zu bestehen. Sie umschliesst, ausser Frag- menten von Quarz und Feldspath,, scharfe Magnetitkryställchen, wahr- scheinlich secundärer Natur, sowie Zirkone, Apatitsäulchen und Hexa- ') Vergl. Chrustschoff, Ueb. d, Gr, v. Predazzo, N, J. Bd. II, 1885, pag. 68. 33% 232 Verhandlungen, gone, die man offenbar als uneingeschmolzene dissoeiirte primäre Ge- mengtheile auffassen muss. Aus den eben erörterten structurellen Verhältnissen geht unzwei- deutig hervor, dass mein Schliff einem mit allen Merkmalen nach- träglicher Frittung versehenen Gesteine entnommen worden ist. Die für Nr. 10 Bericht vom 31. August. K. v. Chrustschoff, 233 eine derartige Auffassung sprechenden Erscheinungen lassen sich folgender- massen resumiren: 1. Seeundäre Corrosion primärer Gemengtheile. 2. Krystallonomische Ablagerung seeundärer Quarz- und Feldspath- substanz an die primären Gemengtheile. 3. Mikropegmatit als secundäres Frittungsproduet. !) Fig. 8. S I W DR ann RNUNLNIE N HOA Kan N B 4. Krystalle und Krystallskelette von secundärem Quarz und | Feldspath. 5. Vorhandensein einer glasähnlichen Materie, die uneingeschmol- zene (d. h. nicht resorbirte) primäre Gemengtheile umschliesst. 6. Charakteristische Umwandlung des Biotits zum Theil oder ganz in opake Substanzen. 1) Als Beispiele für die Iudividualisation des Frittungsproductes zu Mikropeg- matit können die veränderten Gneisseinschlüsse aus dem Granitporphyr von .Bencha dienen. Vergl. Tschermak, Petr. u. min, Mitth., Bd. VII, pag. 182. 234 s Verhandlungen. Nr. 10 I. Tonalit, Adamello. Das nach den bekannten Methoden aus dem normalen Gestein des Adamellomassivs gewonnene und durch Säuren von opaken Erzen befreite Schlämmresiduum bietet u. d. M. ausser auffallend schönen, fast farblosen Zirkonen (100, 110, 111, 311, seltener 331) nicht gerade selten Körner, Oetaeder und Zwillinge eines intensiv grünen, isotropen, stark liehtbrechenden Minerals. Grössen- verhältnisse: Bei den Zirkonen grösster Krystall 0:5 Millimeter lang, 0'2 Millimeter breit, 015 Millimeter diek; durchschnittlich 0:17 Millimeter lang, 009 Millimeter breit, 0:04 Millimeter diek. Grünes Mineral: durchschnittlieh 0:07 Millimeter bis 0:03 Millimeter. Neben ganz unregelmässigen, abgerundeten, einzelne Flächen zeigenden Körnern kommen auch häufig durchaus modellscharfe Oetaeder und Octaederzwillinge (Spinellgesetz) vor; an einigen sah ich Andeu- tungen einer geraden Abstumpfung der Octaederkanten. Interposi- tionen: Dampfporen; — Partikel, die bei gekreuzten Nicols aus der tief dunklen Spinellsubstanz wie helle Sterne hervorleuchten ; — schwach umrandete Einschlüsse, deren Bläschen beim Erwärmen der Präparates auf 100° ©. keinerlei Veränderung erlitten. Porphyr, Piliche bei Reveredo. In einer braunröthlichen, dichten Grundmasse sind mit unbewaffnetem Auge erkennbar: zahlreiche, kleine Feldspathlamellen; — seltene graue, rissige Quarzkörner; — sehr häufige, tombackbraune, meist scharf hexagonale Glimmertäfelchen. U. d. M. zeigt die sehr eisenschüssige, stellenweise felsitische und sphärolitische Grundmasse schöne Fluctuationserscheinungen ; die wenigen lappig corrodirten Quarze führen vereinzelte Glaseinschlüsse. Die viel zahlreicheren Feldspathe sind theils monoklin, theils triklin; ihr häufig zersetzter Kern erklärt sich aus der centralen Anhäufung hyaliner Poren bei den noch frischen Individuen. Die Lamellen des stark diehroitischen Biotits erscheinen öfters wellig gebogen „der geknickt. Accessorische Bestandtheile: Apatit mit grossen Glaseinschlüssen, Zirkon, Magnetit und secundärer Caleit. Zu den aus diesem Gestein isolirten Zirkonen gesellt sich gleich- falls ein typischer Spinell. Die blassgelben, modellscharfen Zirkone (Ausbildung noch vollkommener als im Tonalit) führen verschiedene Belonite, dunkel umrandete Cavitäten und sehr deutliche hyaline Poren mit 1 bis 3 Bläschen. Das dunkel smaragdgrüne Spinellmineral bildet gerundete Körner und häufig ganz scharfe Octaeder, sowie typische Spinell- zwillinge. Ausser leeren Poren und opaken Partikeln sind darin eben- falls unzweifelhafte Glaseinschlüsse beobachtet worden. (Der in Textfig. 125, wiedergegebene Einschluss setzt die feste Natur dieser Gebilde ausser Zweifel.) III. Melaphyr, Perlati bei Recoaro. Das violettschwarze, dichte Gestein mit wenigen weissen Feldspathkörnern umschliesst mehrere wallnuss- bis eigrosse, rundlich abgeschmolzene Fragmente dreierlei fremder Felsarten: 1. Typischer Olivinfels, bestehend aus Olivin, Pyroxen, Pieotit. 2. Eigenthümliches Gestein, bestehend fast ausschliesslich aus Sanidin. 3. Quarzit, weisslich und röthlich gefleckt. Nr. 10 Bericht vom 31. August. K. v. Chrustschoft. 235 Alle drei Einschlussarten bieten manches aussergewöhnliche und verdienen daher eine nähere Betrachtung. 1. Olivinfels: Besteht makroskopisch aus einem ziemlich grob- körnig granitischem Gemenge von rissigen Olivin, blättrigem Pyroxen und Picotitkörnern oft von der Grösse der ersteren. U. d. M. erscheint der meist noch sehr frische, jedoch stark krummschalig-zerklüftete Olivin in grossen, unregelmässig begrenzten Durchschnitten; die Zersetzung folgt wie gewöhnlich den Discontinuitäten; bei weiterem Fortschreiten derselben entstehen Maschen und Netze, deren Substanz jedoch in diesem Falle nicht serpentinähnlich, sondern feinkörnig, gelbgrau aus- sieht und bei Drehung des Präparates zwischen gekreuzten Nicols in allen Stellungen schmutziggelb und hell bleibt. Interpositionen: Magnetitkörner seltene, vereinzelte bläschenführende Glaseinschlüsse. Ein blassgelber, in dünnen Lagen fast farbloser Enstatit bildet meist lappig von Olivin umwachsene, abgerundete, grössere Körner ; neben der vollkommenen Theilbarkeit nach U10, die manchmal ziemlich undeutlich wird, tritt eine grobe Zerklüftung parallel dem Prisma auf); im pol. Lichte kommen stellenweise parallel c eingewachsene, gewöhn- lich ausserordentlich schmale Lamellen eines monoklinen Pyroxens zum Ausdruck. Interpositionen: Sehr ungleichmässig vertheilte, ||c ein- gelagerte, hellgrüne Nädelchen, die den sonst in rhombischen Pyro- xenen verbreiteten Gebilden durchaus unähnlich sind. An ihre Stelle treten in gewissen Partien blassgelbe, spindelförmige Körper vielleicht glasiger Natur; — seltene, aber deutliche hyaline Poren. Zersetzungs- erscheinungen und Producte gleichen denjenigeu des Olivins. Der monokline, gleichfalls fast farblose Pyroxen unterscheidet sich von Enstatit durch seine optische Orientirung (Auslöschungsschiefe 38°), lebhafteren Interferenztöne , sowie öfters diallagartige, sehr feine Lamellirung nach 100; die prismatische Spaltbarkeit giebt sich durch gleichmässig durch das ganze Individuum vertheilte, ziemlich grobe Risse kund. Interpositionen: Dieselben grünen Nädelchen wie bei dem Enstatit, bald vereinzelt und scheinbar regellos, bald in grosser Menge und |ce eingelagert; — Reihen brauner undeutlicher Glasein- schlüsse; — Magnetitkörner. Der Picotit kommt hier in rundlich lappigen Individuen von der Grösse des Olivins als selbstständiger Gemengtheil reichlich vor, wird mit schön rothbrauner Farbe vollkommen durchsichtig und zeigt, abgesehen von den charakteristischen Structureigenthümlichkeiten wie unregelmässige Sprünge, chagrinirte Oberfläche nebst sehr markirtem Relief, eine höchst merkwürdige Ausbildungsweise, die man vielleicht als secundär mit der Frittung des Gesteins in ursächlicbe Verbindung bringen dürfte.) Das Hauptindividuum ist nämlich rundum von einem verschieden breiten Hof kleiner (0:01 Millimeter bis 0'007 Millimeter) dieht gedrängter, braun pellueider bis opaker, modellscharfer Pieotit- kryställchen umgeben (Textfig. 1). Einmal wurde eine von Picotitsubstanz auf drei Seiten lappig eingeschlossene Partie beobachtet, die aus wasser- hellem Feldspath und einigen Pyroxenprismen bestand (Textfig. 1). ') Mehrere andere Mineralien (Pyroxen vor allen) erfahren durch Einwirkung feuerflüssiger Magmen ganz analoge Umwandlungen. Vergl. Doelter und Hussak, N. J. 1884, Bd. I, pag. 21. 936 Verhandlungen. Nr. 10 IV. Sanidingestein. Mit blossem Auge definirbar sind blos Feldspath und dunkle Stellen, die sich erst u. d. M. als Spinell- anhäufungen herausstellen. Im Dünnschliff unterscheiden sich haupt- sächlich wasserklare, eckige, sehr einschlussarme Sanidinfelder und untergeordnete Glasmasse mit zweierlei Spinell, Pyroxen, Olivin, Feld- spath, Magnetit und Caleit. Der wenig rissige Sanidin mit seltenen Andeutungen der basischen Spaltbarkeit ist oft von einem Plagioklas durchwachsen, denen ziemlich breite Lamellen gerne schroff mitten darin abbrechen oder sich aus- keilen ; derselbe tritt jedoch auch selbstständig in polysynthetischen Individuen auf; seine Auslöschungsschiefe (zur Zwillingsnaht) erreicht das Maximum von 24°, beträgt aber durchschnittlich nur 19° (Mittel aus 20 Messungen). An Interpositionen sind beide Feldspathe auffallend arm: äusserst feine, strichartige, erst bei sehr starker Vergrösserung farblos durchsichtige Belonite, hier und da Anhäufungen bildend; — leere und hyaline Poren (Textfig. 2, 3). Das hellgelbe, völlig homogene oder auch braune globulitisch deri- trifieirte Frittungsglas hat den Feldspath stark corrodirt, zersprengt und ist in dessen Discontinuitäten injieirt worden. Die individualisirten Aus- scheidungen desselben sind buchstaben-, gitter-, fensterartige Feld- spathwachsthumsformen, wie sie fast in allen verglasten granitischen Gesteinseinschlüssen vorkommen; Olivin, Pyroxen, Magnetit, unbestimm- bare bläuliche Nädelchen, ein intensiv grüner, sowie schön violetter Spinell und endlich Caleit (Ausscheidung und Einschluss). Der Caleit erhält sich hier höchst auffallender Weise nicht wie eine secundär exogene Substanz (d. h. von aussen nachträglich einge- führt), sondern wie ein ursprünglich integrirender Bestandtheil des Ge- steins vor der Frittung. Dass wirklich kohlensaurer Kalk vor- liege, beweist folgendes charakteristisches Verhalten: 1. Mit Säuren betupft tritt eine deutliche Gasentwicklung ein. 2. Scharfe sich kreuzende Spaltungsrisse. 3. An den Rissen oft Newton’sche Farben. 4. Eingeschaltete Zwillingslamellen. 5. Negative starke Doppelbrechung; geringeres Lichtbreehungs- vermögen. 6. Perlmutterartig-röthliche und graublaue Interferenztöne. Seine grösseren und kleineren, einheitlichen, wie geflossenen Krystalloide und Körner (Textfig. 2) heben sich vom Glase, worin sie liegen, und das nicht selten buchtenförmig in dieselben eindringt, scharf und ohne irgendwie gearteter Uebergangszone ab (nur in einem Falle wurde ein Caleitkorn mit opaker Hülle beobachtet; aber auch diese Rinde macht viel eher den Eindruck, als ob sich Magnetitstaub aus dem Glase an den praenistirenden Caleiteinschluss abgesetzt habe, Textfig. 3). Somit liegt hier wie bei den Feldspathen eine nachträgliche Corrosion durch das Magma vor. In diesem Falle müssten also diese corrodirten Caleitkörner als Ueberbleibsel grösserer Individuen, die ur- sprünglich im Gestein vorhanden waren, gelten. Ein gewisser Theil des kohlensauren Kalkes scheint ferner aber auch vom glasigen Magma resorbirt gewesen und spät ausge- schieden worden zu sein. Va JA a > Kauab Aaadk DB Mor 1 E Nr. 10 Bericht vom 31. August. K. v. Chrustschoft. 237 Dafür sprechen vor Allem: 1. Scharfe Caleitrhomboeder, die an die Wandungen der engen mit Glas injieirten Sprünge im Feldspath eingeschlossen sind, so dass sie frei in das Glas hineinragen (Textfig. 12a) und endlich 2. Pyroxenausscheidungen, im Glase verwachsen und untermischt mit Caleitkrystalloiden, und zwar so, dass zwischen den Individuen und Gruppen beider meist noch etwas des glasigen Residuums zurückgeblieben ist (Textfig. 12 c). Der Spinell in äusserst zierlichen modellscharfen Octaedern und sogenannten Spinellzwillingen bildet gern Einschlüsse im secundären Feldspath, Olivin oder Anhäufungen, und zwar wie es scheint, der intensiv grüne, vorzugsweise im hyalin-homogenen nebst Pyroxen, der schön violette dagegen im brauen, globulitisch deritrifieirtem Glase neben Olivin und Feldspath (Textfig. 2, 3). Der violette Spinell zeigt bisweilen ein eigenthümliches Irisiren in grünen und violetten Tünen. 3. Quarziteinschluss.!) Betupft man die sehr fein gekörnelte Sehnittfläche mit Säuren, so findet an verschiedenen Punkten eine deut- liche Gasentwicklung statt, woraus man demnach schon makroskopisch die Anwesenheit eines Carbonates constatiren kann. Im Dünnschliff unterscheiden sich grössere, abgerundet-eckig fragmentare, mit vielen winzigen Poren erfüllte Partien des primären, rissigen Quarzes und zwischen denselben eine Masse, bestehend aus regenerirtem Quarz, Trydimit und untergeordnet Caleit. Die Krystalle und Körner der regenerirten Kieselsäure, zwischen welchen sich nur hie und da etwas amorphe Silicatmutterlauge angesammelt hat, machen für sich allein fast den dritten Theil des ganzen Einschlusses aus. Im Vergleich mit deren Volumen ist die Menge des glasigen Rückstandes so verschwin- dend klein, dass hier von einer Resorption und darauffolgenden Secretion im eigentlichen Sinne nicht wohl die Rede sein darf. Bei der Quarz- regeneration muss somit dem Glase (wobei, wie speciell im vorliegen- den Falle, die Ausscheidung und Erhaltung des kohlensauren Kalkes nur unter hohem Drucke gedacht werden können, ein sehr hoher Druck zu berücksichtigen wäre) eine ganz andere Rolle zugeschrieben werden, als Resorption und Secretion. ?) Der neugebildete Quarz und Tridymit umgeben und durchdringen den primären, meist ohne Spur amorpher Zwischenmasse; dort aber, wo sich Glas angesammelt hat, trifft man öfters krystallonomische Corrosionen, sowie angeschossene, zierliche Krystalle beider Kieselsäure- modificationen. Betrachtet man daher in diekeren Schliffen die mit Glas injieirten Sprünge bei veränderten Focaldistanzen, so kommen nicht !) Zur genauen Beurtheilung der Structurverhältnisse wurde, wie gewöhnlich, ein grosser, durch den ganzen Einschluss gelester Dünnschliff von 3x5 Centimeter angefertigt. ?) Quarzeinschlüsse ganz analoger structureller Beschaffenheit aus dem Rossberger Basalte u. A. habe ich neulich beschrieben. Bei dieser Gelegenheit ist aus der Discussion verschiedener Erscheinungen an gefritteten Quarzen gefolgert worden, dass der Quarz in feuerflüssigen Medien unter gewissen Bedingungen (chemischen und physikalischen) seine Sprödigkeit verlieren, eine gewisse moleculare Dislocationsfähigkeit (Dehnbarkeit) erlaugen, d. h. in einen zäh plastischen Zustand übergehen und sich beim Erkalten (Contraction) zu Krystallen individualisiren könne. Tschermak, Petr. u. min. Mitth. Bd. VIII, Heft 4. K.k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 10. Verhandlungen, 34 238 Verhandlungen. Nr. 10 selten Reihen von Quarzpyramiden (R.— R.) nacheinander zum Vor- schein (Textfig. 12a), die sämmtlich optisch parallel mit dem primären Hauptindividuum verwachsen sind; in ganz dünnen Schliffen sehen daher die Ränder solcher Sprünge sägenartig aus. Beide Kieselsäuremodificationen, meist durcheinander, bilden gleich- sam eine Grundmasse, worin die ursprünglichen Quarze liegen. Die Durechschnitte des regenerirten Quarzes erreichen I bis 1'5 Millimeter Grösse, sinken aber oft auch bis kaum 0'01 Millimeter herab ; gewöhn- lich von rundlich-kornartigen Umrissen nehmen sie dort, wo Raum genug zur Entwicklung vorhanden war, sofort, je nachdem, zum Theil oder ganz scharfe hexagonale, rhombische, dreieckige Formen an (Textfig. 4, 6). Durch ihre wasserklar-homogene, fast einschlussfreie Beschaffenheit heben sie sich grell gegen die primären, zerklüfteten, wie bestäubten Quarze ab (Textfig. 4). Hin und wieder führen einzelne Individuen 3—5 grosse, flach-ovale Glaspartikel ohne Bläschen ); ausserdem sind noch darin winzige leere Poren und einmal ein deut- licher fluidaler Einschluss mit vibrirender Libelle wahrgenommen worden. Der Tridymit bildet gerne Aggregate eckiger, rundlicher und über- einanderliegender („dachziegelartig“) Täfelchen und nicht selten grosse, auffallend dicke, theilweise oder allseitig scharf krystallinisch begrenzte Individuen (Textfig. 5, 6), wovon einige bei gekreuzten Nicols in allen Stellungen dunkel bleiben, deren Mehrzahl jedoch in verschieden nuan-, eirte Segmente zerfällt. — Interpositionen: Seltene winzige Poren und bläschenlose, flach-ovale Glaseinschlüsse wie im Quarz. In den schmälsten Glasadern oder auch mitten unter Quarz und Tridymit stellen sich auch hier wieder deutliche Caleitkrystalle ein: I. Caleitrhomboederchen, einerseits auf Quarz aufsitzend und in das Glas (Adern im Quarz) hineinragend ; II. Caleitrhomboeder in den regenerirten Partien einzeln oder in äusserst zarten Aggregaten. Durch ihre viel lebhafteren Interferenzfarben stechen sie deutlich gegen die übrige Masse ab. Einzelne dieser Rhomboederchen liegen zuweilen in rissfreien Partien des primären Quarzes eingebettet (Teext- figur 4), und zwar so, dass es fast den Anschein hat, dass ein Theil des kohlensauren Kalks primärer, der andere dagegen secundär pyro- gener Natur, d. h. aus dem dicht daneben befindlichen ealeitführenden Einschluss übergeführt worden sei. Breslau, April 1886. Erklärung der Textfiguren. Fig. 1. Picotit, umgeben von einem Hof kleiner Picotite, eine Partie Feldspath ein- schliessend; Olivin, Enstatit. Olivinfelseinschluss im Melaphyr, Perlati bei Recoaro. 2. Partie aus dem Sanidingesteineinschluss ebendaselbst zeigend: Sanidin, zweierlei Glasmasse mit grünem und violettem Spinell und Calciteinschlüssen, 3. Partie aus demselben Einschluss zeigend: Sanidin, eigenthümlich veränderter Feldspath (links oben), Glasmasse mit zweierlei Spinell und (rechts oben) ein Caleiteinschluss mit opaker Rinde, ') Derartige Glaspartikel ohne Hohlraum finden sich in gefritteten Quarzen sehr häufig; erklärt man die Bildung der Bläschen durch Contraetion des Glases, so könnte man vielleicht ihr Fehlen durch gegenseitige Compensation der Contractionen des Quarzes und der hyalinen Materie deuten? } F Ä 4 Nr. 10 Bericht vom 31. August. C,M. Paul. 239 Fig. 4. Partie aus dem Quarziteinschluss ebendaselbst zeigend: primären Quarz mit Caleitrhomboedern anscheinend ursprünglicher Natur; regenerirten Quarz und Tridymit. 5. Partie aus demselben Einschluss zeigend: primäre Quarzmasse mit secundären Glasporen; Tridymit secundär mit Glasresiduum. 6. Partie aus demselben Einschluss zeigend: primäre Quarzmasse und regenerirten Quarz nebst Tridymit. „ 7. Partie aus dem Dünnschliff der Rundmasse Nr. 5. Links glasähnliche schlierige Substanz; rechts mikropegmatitische Grundmasse mit Quarzkrystallen. 8. Desgleichen; primärer Quarz geradlinig corrodirt durch den Mikropegmatit, denen einerseits in Krystalle übergehenden Quarzstengel mit der primären Quarzmasse zugleich auslöschen. 9. Desgleichen; Mikropegmatit dringt in den primären Quarz buchtenförmig ein, „ 10. Desgleichen; Krystallskelette von Quarz; Mikropegmatit in Feldspathkrystalle übergehend; secundäre krystallonomisch an die primäre abgelagerte Quarz- substanz. ll. Desgleichen; fein und grob struirter Mikropegmatit; sägenartige Corrosion durch Mikropegmatit; links oben ein Qnarzkrystallskelet. 12. a) Glasader mit Caleitrhomboeder, Quarzpyramiden und Tridymit mit Quarz- einschluss des Melaphyrs von Perlati bei Recoaro; —- D/ Glaseinschluss im ‘ Spinell aus dem Porphyr von Piliche bei Roveredo; c/ Pyroxen mit Caleit verwachsen im Glase des Sanidineinschlusses aus Melaphyr von Perlati. Reise-Berichte. C.M. Paul. Aufnahmsberichtausder@egend zwischen Bielitz-Biala und Andrychau. Der geologische Bau des im Titel angegebenen Stückes des Nord- randes der Karpathen stellte sich mir nach meinen bisherigen Beob- achtungen im Allgemeinen folgendermassen dar: Zunächst an die Weichselebene schliesst sich südwärts ein aus- gedehntes Diluvialgebiet, und an dieses eine Zone alttertiärer Sand- steine an. Dann folgt ein aus neocomen Bildungen zusammengesetztes Hügelland und südlich von diesem erheben sich, den eigentlichen Nord- rand des höheren Karpathengebirges bildend, mächtige Massen mittel- eretaeischer Godulasandsteine. Zwischen diesen und dem Neocom-Gebiete ist eine schmale, aber constante Zone von Wernsdorfer Schichten ent- wickelt. Nahe dem Südrande des Neocomgebietes, am östlichen Ende des Aufnahmsterrains, tritt auch ein westlicher Ausläufer der bekannten Jurakalke von Innwald in das Terrain. Die allgemeinen Grundzüge dieses Gesammtbildes sind auch auf der bekannten Hohenegger’schen „Karte der Nord-Karpathen in Schlesien und den angrenzenden Theilen Galiziens und Mährens“ bereits richtig dargestellt und auch in manchen Einzelnheiten erwies sich diese Karte als geradezu überraschend genau und sorgfältig gearbeitet. In vielen anderen Details musste ich allerdings von derselben abweichen. So liegt z. B. die Stadt Bielitz nicht, wie es bei Hohenegger ange- geben ist, auf unteren Teschner Schiefern, sondern auf oberen Teschner Schiefern, deren charakteristische Gesteinstypen ich hier vielfach auf fand u. dgl. m. Besonders wichtig schien mir aber die Constatirung einer, durch das ganze Gebiet ununterbrochen zu verfolgenden Gesteins- zone, die Hohenegger weder auf seiner Karte angiebt, noch in seiner Publication erwähnt. Es ist dies ein petrographisch sehr scharf markirter, gestreifter, zuweilen in wirklichen Hornstein übergehender 34* 240 - Verhandlungen. Nr. 10 Sandstein, der constant das Niveau zwischen oberen Teschner Schiefern und Wernsdorfer Schichten einnimmt. Hohenegger zieht ihn auf seiner Karte bald zu den oberen Teschner Schiefern, bald zu den Werns- dorfer Schichten, bald zum Godulasandsteine, im Osten des Terrains sogar zum Eocänsandsteine. Am ehesten könnte eine Vereinigung des- selben mit den Wernsdorfer Schichten platzgreifen, da einzelne Lagen dieses Sandsteins in den tieferen Partien der Wernsdorfer Schiefer noch eingelagert vorkommen. Besonders deutlich ist dieser Sandstein als selbstständige Zone zu beobachten zwischen Ozaniee und Bukowiee, südlich von Bujakow, südlich von Lipnik und bei Miku$owice. West- lich vom Bialkathale scheint er dagegen zu verschwinden. | Mit dem bis jetzt begangenen Gebiete ist der galizische (östliche) Theil meines diesjährigen Aufnahmsterrains vollendet. Ich habe in dem- selben die folgenden Glieder (von oben nach unten) zur kartographischen Ausscheidung gebracht: Löss, Flussschotter, alttertiärer Sandstein, Godulasandstein, Wernsdorfer Schichten, gestreifte Sandsteine mit Horn- stein, obere Teschner Schiefer, Kalke und Mergel, untere Teschner Schiefer, Teschenit, Jurakalk. Im unmittelbaren Anschlusse hieran setze ich nun die Aufnahme im östlichsten Theile Seblesiens, in der Gegend zwischen Bielitz, Skot- schau und Teschen fort. Dr. Victor Uhlig. I. Reisebericht aus der Gegend von Teschen und Saybusch. Während sich die Aufnahmen der karpathischen Section seit einer Reihe von Jahren auf Gebiete erstreckt haben, über welche mit wenigen Ausnahmen eine nur sehr geringfügige Literatur vorlag, bewegen sich heuer die Studien der Karpathengeologen in jenem Theile der Sand- steinzone, der durch die Arbeiten Hohenegger’'s das classische Ge- biet der Karpathensandstein-Geologie geworden ist. Meine Begehungen betrafen in den ersten zwei Wochen der Auf- nahmszeit vornehmlich die Gegend südlich von Teschen, die folgenden zwei Wochen wurden in der Umgebung von Saybusch zugebracht. Herr Dr. L. v. Tausch, welcher das Flussgebiet der Sola selbstständig auf- nehmen wird, hat an diesen Exeursionen Antheil genommen, um die Entwicklung der verschiedenen Formationsglieder in den typischen Localitäten näher kennen zu lernen. Im Gebiete von Teschen lassen sich die verschiedenen Stufen des Neocom’s, so gleichartig ihre petro- graphische Ausbildung im Allgemeinen sein mag, doch ziemlich leicht unterscheiden. Neue Ausscheidungen werden wohl nur innerhalb des Alt-Tertiärs vorzunehmen sein, da Hohenegger die alttertiären Schiefer und die massigen Sandsteine (Magura-, Ciezkowicer Sandsteine) unter einer Farbe belassen hat, während auf den Karten der geologischen Reichsanstalt diese beiden Entwicklungen getrennt erscheinen. Ferner werden auf unseren Karten die Diluvien, die hier ausserordentlich ver- breitet und mächtig sind, eine etwas grössere Beachtung als bei Hohen- egger finden müssen. Im Allgemeinen dürften sich aber die vorzu- nehmenden Aenderungen hauptsächlich auf das Detail erstrecken. Im Gebiete von Saybusch wurde zuerst die schon mehrfach be- sprochene Neoeominsel des Grojecberges bei Saybusch näher begangen. Es zeigte sich, dass die bisherigen Darstellungen des Grojee unzureichend Nr. 10 Bericht vom 31. August. L. v. Tausch. 241 sind, es konnten sowohl in Bezug auf den tektonischen Bau, wie auch die geologische Zusammensetzung mehrfache neue Beobachtungen ge- sammelt werden. Die petrographische Zusammensetzung der unteren und der oberen Teschener Schiefer entspricht im Allgemeinen jener im Teschenerlande, doch sind einzelne Besonderheiten wahrnehmbar. So enthalten die oberen Teschener Schiefer des Grojec Einlagerungen von kieseligem Sandstein mit Aptychus Didagi (og. Im Hangenden ent- wickelt sich daraus ein Zug von Grodischter Sandstein, der bisher vom Grojee nicht bekannt war, und der mit seinem ungefähr nordsüdlichen Streichen auch für die tektonische Auffassung der Neocominsel bedeutungs- voll ist. Erwähnenswerth ist ferner, dass sich südlich an die Neocom- insel der Grojee Menilitschiefer anlagern, und zwar in jener seltenen Ausbildungsweise, welche namentlich in der Gegend von Gryböw, Ropa und Kleczany in Westgalizien bekannt wurde Hohenegger, dem diese Entwicklungsform vollkommen fremd war, hat sie wie es scheint als Wernsdorfer Schichten angesprochen. Es verbinden sieh diese Menilitschiefer mit rothen Thonen und werden von massigen Sandsteinen mit vielen Nummuliten, Orbitoiden und Lithothamnien überlagert, welche den Kamm des grossen Grojee zusammensetzen. Die Alt-Tertiärbildungen, welche die Bucht von Saybusch Eier und südlich davon eine ausgedehnte Verbreitung geniessen, lassen auch hier eine schiefrige und eine massige Abtheilung erkennen. Die letztere erscheint zum Theil als Ciezkowicer-, hauptsächlich aber als Magurasand- stein. In der unteren, schiefrigen Abtheilung lassen sich die oberen Hieroglyphenschichten, in dem engeren Sinne, in welchem ieh diesen Ausdruck in Westgalizien verwendet habe, und die rothen Thone und bunten Schiefer mit kieseligen Sandsteinen unterscheiden. Bei Saybusch verbinden sich, ähnlich wie in Westgalizien an der Grenze des karpa- thischen Hügellandes und des Berglandes, diese beiden Facies und treten gemeinsam auf, weiter südlich dagegen, namentlich an der ungarisch- galizischen Grenze, setzen die rothen Thone und bunten Schiefer die untere Abtheilung des Alt-Tertiärs ausschliesslich zusammen. Menilit- schiefer und Nummulitenlager erscheinen in beiden Stufen. Weitere Details über diese Gegend werden wir von Herrn Dr. Tausch zu erwarten haben. Ueber die Zone der Istebner Sand- steine wird in der Folge Bericht erstattet werden. Dr. Leop. v. Tausch. Reisebericht aus Saybusch. Am 24. v. M. in Saybusch angekommen, hielt ich es für das Beste, vorerst durch einige Recognoseirungstouren einen Ueberblick über die Unterschiede der Kreide- und Tertiärablagerungen zu gewinnen. Es ergab sich aber bald die Nothwendigkeit, des Vergleiches halber die Ausbildung der Kreide und des Tertiärs in Schlesien kennen zu lernen. Ich begab mich deshalb auf einige Zeit nach Teschen, wo ich in Begleitung Herrn Dr. Uhligs vorwiegend jene Localitäten des Teschener Gebietes besuchte, wo die Hoheneg sger’schen Glieder der Kreide und das Alt-Tertiär typisch entwickelt sind, um das Charakteristische derselben kennen zu lernen und um das gewonnene Resultat auf die galizischen Verhältnisse anwenden zu können. 249 Verhandlungen. Nr. 10 Mit Dr. Uhlig nach Saybusch zurückgekehrt, hatten unsere Ex- cursionen bisher zunächst das Ziel, einerseits die Kreideinsel des Grojee eingehend zu studiren, andererseits die Grenze zwischen Kreide und Alt-Tertiär im Norden und Südwesten des Kartenblattes Saybusch fest- zustellen. Während die Kreidebildungen sowohl am Grojee, wie in Radzi- chowy im Allgemeinen den Teschener Vorkommnissen entsprechen — einige kleinere Differenzen machen sich allerdings namentlich in den Teschener Schiefern bemerkbar — ist das Alt-Tertiär in seiner Ausbildung schon wesentlich von dem Schlesischen verschieden und macht sich durch das Auftreten von Oberen Hieroglyphen-Schichten (im Sinne Uhligs), von Ciezkowicer Sandsteinen und von bunten Schiefern mit grünen Sandstein- Einlagerungen eine Uebereinstimmung mit den Vorkommnissen in West- und Mittel-Galizien bemerkbar. Zur Klärung der geologischen Verhältnisse zwischen den hangendsten Partien des Godula-Sandsteines nnd des Alt-Tertiärs im Norden und Südwest des Saybuscher Kartenblattes sind noch eingehende Unter- suchungen nothwendig, welche die Aufgabe der nächsten Zeit bilden werden. A. Bittner. Ausden Umgebungen von Windischgarsten in Oberösterreich und Palfau in Öbersteiermark. Der auf das Blatt Admont-Hieflau (Z. 15, col. XI) entfallende Antheil der Umgebungen von Windischgarsten und Ober-Laussa umfasst eine Anzahl mehr oder weniger selbstständiger Gebirgsschollen. Es sind deren insbesondere drei zu unterscheiden. Die südliehste derselben wird durch das Kalkhochgebirge der Haller Mauern im weiteren Sinne gebildet; sie setzt sich schon oro- graphisch zusammen aus einem mittleren, eulminirenden Complexe, der Gruppe des Hochpyhrgass und aus beiderseits entwickelten Annexen, dem Karleck und Bosruck im Westen und dem Kamme des Grabner- steins im Osten. Die nächste, nördlich angrenzende Scholle wird gebildet durch den ausgedehnten Aufbruch von Werfener Schiefern der Niederung von Windischgarsten selbst, welcher sich gegen Osten hin in der Gegend der Admonter Höhe allmälig verschmälert und auskeilt. Eine dritte, noch weiter nördlich liegende Zone oder Scholle besitzt im Durchschnitte der Laussa ein ausgesprochen nordwestliches, weiter im Westen ein rein westliches Streichen; ihre grösste Breite liegt im Osten, resp. Südosten, während sie sich westlicher, bei Windisch- garsten zwischen der zweiten und einer noch weiter im Norden folgen- den Zone (welcher die Krestenberge und das Sengsengebirge mitsammt dessen südlicher Vorkette, der Steinwand, zufallen dürften), allmälig auszuspitzen scheint. Jede dieser Längsschollen ist wieder in sich gegliedert und unter- abgetheilt. Die Haller Mauern sind keineswegs allenthalben durch völlig un- gestörte Ueberlagerung mit dem ausgedehnten Werfener Schiefergebirge von Admont-Hall verbunden; doch weist die mittlere Partie derselben, die eigentliche Gruppe der Haller Mauern oder des Hochpyhrgass eine Gm A a u Nr. 10 Bericht vom 31. August. A. Bittner. 243 verhältnissmässig regelmässige Schichtfolge auf und verweise ich dies- bezüglich, insbesondere rücksichtlich gewisser Einzelheiten in der Ver- breitung der Carditaschichten, auf einen kürzlich in diesen Verhandlungen erschienenen Artikel. Die durch die tiefen Einschnitte des Pyhrgassgatterl und der Arlingsättel von der Hauptgruppe und untereinander getrennten west- liehen Nebenketten des Karleck und Bosruck besitzen eine bereits etwas verschiedene Entwicklung ihrer Gipfelgesteine, welche aber ebenso wie die des Hochpyhrgass als Dachsteinkalke aufgefasst werden müssen. Der vorherrschend dunkelgefärbte Kalk des Karleckzuges ist noch überaus reich an Megalodonten, während jener des Bosruck nahezu petrefactenleer zu sein scheint, und am meisten an die Salzburger Hoch- gebirgskorallenkalke erinnert. Die Haupteinfallsrichtung ist sowohl am Pyhrgass als am Karleck und Bosruck eine nördliche, resp. nordwest- liche, zum Theil sehr steile, was ganz besonders für den Bosruck gilt; längs der Nordabstürze dieses Zuges, und daher scheinbar im Hangen- den seiner Gipfelkalke, zieht ein sehr schmaler Streifen von Werfener Schiefer mit Gypsvorkommnissen hin, noch in bedeutender Höhe ge- legen und durch die Quellregion des „Schreyenden Bachs“ an der Frumauer Alm einerseits, andererseits durch die Einfurchung südwest- lich über der Mausmayralm markirt. Dieser Zug von Werfener Schiefer ist besonders charakterisirt durch kalkige, zum Theile oolithische Lagen mit reicher Petrefactenführung; die Gesteine desselben und die Erhaltung der Petrefaeten erinnern an jene höheren Werfener Schieferlagen, die in den Südalpen so weit verbreitet, aber auch in den Nordalpen von Salzburg bis Wien bekannt sind. Nördlich gegen den Fuss des Bosruck hinab folgt noch ein dünner Kalkzug, an welchen sich die ansehnlich entwickelten Massen von Gosaubildungen östlich unter Pass Pyhrn anlegen. Die eigentliche Dachsteinkalkmasse des Hohen Pyhrgass bildet einen gleichbreiten, gegen Norden gewendeten und auch einfallenden Bogenabschnitt zwischen dem Fallbach bei Spital am Pyhım im Westen und dem Seeboden im Osten. Liasablagerungen wurden in ihrem Hangenden bisher nur an zwei Punkten beobachtet, unterhalb der Kohlhofalm und unterhalb der Laglalm. Der östlicher, jenseits des Grabnerthörls und Seebodens sich anschliessende Zug des Grabnersteins ist nicht nur durch seine lithologische, sondern auch durch seine teetonische Selbstständigkeit gegenüber der Hochpyhrgassgruppe äusserst bemerkenswertb. Die auf- fallend von jener der eigentlichen Haller Mauern abweichende Schicht- folge wurde schon bei einer früheren Gelegenheit skizzirt. Ein neuerlich begangener Durchschnitt durch den Wenger- oder Wafflingraben lehrte, dass auch hier auf Werfener Schiefer typischer Guttensteiner Kalk folge, dass der Reiflinger Kalk nicht in typischer Ausbildung vertreten sei, wohl aber der Aonschiefer und der Reingrabener Schiefer, und dass die schon früher erwähnten Bactryllien führenden Schieferthone eine höhere Position als die echten Reingrabener Schiefer einzunehmen scheinen, daher wohl dem eigentlichen Lunzer Sandsteine gleichzusetzen sind, der hier nur in geringer Entwicklung auftritt, während die merk- würdigen wohlgeschichteten, zum Theile oolithischen Kalke und Dolomite mit Cidariten- und Pentacrinitenzerreibsel wohl schon den obersten Bi: io 244 Verhandlungen. Nr. 10 h Lunzer Sandsteinen, wenn nicht bereits den Opponitzer Kalken gleich- gestellt werden können. Diese Cidariten führenden Gesteine sind litho- logisch und stratigraphisch genau dasselbe Niveau, welches Stur in seiner Geologie der Steiermark von Klein-(Hinter-)Wildalpen im Gebiete der steirischen Salza bekannt gemacht und zunächst mit dem Wandau- kalke von Hieflau vereinigt hat. Es besitzen diese Gesteine aber nicht nur bei Hinter-Wildalpen, sondern noch vielmehr weiter westlich im Bereiche des Schwabelthales (Grünbauer im Seegraben) und des süd- lichen Gamsforstgebietes (Rauchkogelgraben und Nordgehänge des Goss- kogels) eine sehr grosse Verbreitung und ansehnliche Mächtigkeit. Insbe- sondere bei Hinterwildalpen und im Rauchkogelgraben existiren Schicht- folgen, die denen des Grabnersteinzuges der Haller Mauern ganz analog sind, also Guttensteiner und Reiflinger Kalke (letztere. nieht typisch entwickelt), Aonschiefer(im Rauchkoglgraben auch Ammoniten und Fischreste führend); durch ihre ansehnliche Mächtigkeit ausge- zeichnete Reingrabener Schiefer und gering mächtig entwickelte, stellenweise vielleicht durch Bactryllienschiefer oder theilweise durch das folgende Niveau vertretene Lunzer Sandsteine, und endlich die erwähnten, zum Theil dolomitischen, der Hauptmasse nach oolithisch ausgebildeten, dunklen, plattigen Cidaritenkalke mit Mergel- schiefer-Zwischenlagen, die gewöhnlich reich an einer Lingulaart sind. Sie bilden in ähnlicher Weise, wie anderwärts die Opponitzer Kalke, die Basis der höher folgenden Dolomit- und Kalkmassen. Der Zug des Grabnersteins, welcher durch die Entwicklung der eben charakterisirten Schichtfolge ausgezeichnet ist, besitzt im Gegen- satze zu den flachliegenden oder mehr weniger steil nach Nord ein- fallenden Massen der eigentlichen Haller Mauern eine äusserst gestörte, vielfach durcheinandergewundene Lagerung und die Kalkmassen seiner Gipfelkette stehen bei nahezu nordöstlichem Streichen theilweise voll- kommen senkrecht aufgerichtet, theilweise fallen sie steil in SO. Gegen die südöstlichsten Vorkuppen (Himmelreich und wahrscheinlich auch Schafkogel) ist die gesammte Kette durch einen Bruch abgeschnitten, längs dessen Werfener Schiefer mit Gyps über den 1299 Meter hohen Sattel „am Himmelreich“ hinüberzieht. Der Gegensatz in der Schicht- stellung zwischen den eigentlichen Haller Mauern und dem Zuge des Grabnersteins ist besonders klar in den beiderseitigen Felsabhängen des grossen Seebodenkars ausgesprochen. Die Niederung von Windischgarsten wird, wie bekannt, hauptsächlich von Werfener Schiefern von theilweise quarzitischer Aus- bildung eingenommen, denen an zahlreichen Stellen, besonders an den höheren Kuppen, noch Guttensteiner Kalke vergesellschaftet sind. Gosau- ablagerungen und insbesondere sehr junge, zumeist wohl diluviale Bildun- gen voll erratischer Geschiebe und krystallinischer Gesteine erfüllen die Niederung und reichen theilweise zu sehr ansehnlichen Höhen hinan. Die Gosauablagerungen sind insbesondere im südlichsten Winkel bei Spital am Pyhrm, aber auch jenseits bei Windischgarsten selbst zu an- sehnlich mächtigen Complexen gruppirt und bilden von letzterem Punkte an am Nordrande der Niederung gegen Südosten fortstreichend, einen zusammenhängenden Zug, welcher von den Wuhrbauerhöhen über Weissen- stein, Eggl im Reith, Puglalm und Kamperthal bis auf die Admonter Nr. 10 Bericht vom 31. August. A. Bittner. 245 Höhe verfolgt werden kann und durch die Vorkommnisse am Schwarz- ‚sattel, im Schindlgraben und im Dunkelboden eine ehemals stattgehabte Verbindung mit den ausgebreiteten Gosaubildungen von Landl-Gams vermuthen lässt. Anderseits dürfte durch die Vorkommnisse von St. Gallen auch ein Zusammenhang mit den Gosauablagerungen von Spitzenbach- Mittellaussa-Weisswasser hergestellt sein. Hier und da (besonders bei Windischgarsten selbst, ähnlich wie in der Mittellaussa) scheinen sich an der Zusammensetzung des erwähnten Gosauzuges auch neocome Gesteine zu betheiligen. Interessant, nicht nur technisch (grosse Stein- brüche östlich von Windischgarsten) sind die hellen Dolomit- und Kalk- conglomerate, Breecien und Sandsteine der Gosau von Windischgarsten und St. Gallen, weil sie sich den benachbarten Ursprungsstellen ihres Gesteinsmateriales, den triassischen Dolomit- und Kalkabhängen, meist so innig anschmiegen, dass die Grenze zwischen beiden oft nur mit Mühe gezogen werden kann. Weiter hervorzuheben sind die zahlreichen Gemengtheile krystallinischer Gesteine in den bunten Gosausandsteinen und Conglomeraten, eine Eigenthümlichkeit, welche die Gosaugebiete von Windischgarsten, Weisswasser-Mittellaussa und Landl-Gams ebenfalls gemeinsam besitzen. Einen sehr complieirten Bau besitzt die dritte, nördlichste Längsscholle des östlichen Gebietes vonWindischgarsten, welche von der Laussa zwischen Kamperthal und dem Gosauzuge von Weisswasser-Mittellaussa ihrer ganzen Breite nach durchbrochen wird. Als leitendes Niveau in dieser Scholle oder Zone muss jener ansehnlich mächtige Zug von Lunzer Sandstein betrachtet werden, welcher aus dem Gebiete des oberen Spitzenbaches an der Nordseite des Maierecks her- ziehend unterhalb des Krenbauers das Laussathal verquert und über die Kreutzau und die Ahornalmen bis gegen Gruberreith ununterbrochen ver- folgt werden kann. An seiner Nordseite wird er durchwegs von einem mächtig entwickelten Zuge typischer, petrefactenreicher Opponitzer Kalke begleitet. Petrefacten des Opponitzer Kalkes aus diesem Zuge liegen vor von der Neuberalm und vom Sauboden im Spitzenbach- gebiete, vom Laussadurchbruche unter dem Krenbauer, von mehreren Stellen des Langfirstrückens und von unterhalb Hasler’s Gatter. Als mittelbare Fortsetzung dieser Opponitzer Kalke müssen die Vorkomm- nisse dieses Niveaus über den Lunzer-Sandstein-Aufschlüssen des Sal- zach- und Patzlgrabens nördlich von Windischgarsten betrachtet werden. Die ausgedehnten Dolomitmassen im Norden des erwähnten Zuges von Lunzer Sandstein und Opponitzer Kalk fallen demnach nothwendig in das Niveau des Hauptdolomits. Die besten Aufschlüsse darin bilden der auch landschaftlich überaus schöne Spitzenbach bei St. Gallen, die Laussa und der Ameisgraben zwischen den Ahornalpen und der Blaberger- alm. Was südlich des Lunzer Sandsteinzuges liegt, scheint zum grössten Theile wirklich in das Liegendniveau desselben zu gehören, wohin also in erster Linie auch die Dolomite und Kalke des Laussathales ober- halb des Krenbauerhofs, sowie die analogen Gesteine des Maierecks und des Schwarzkogelzuges gehören müssten. Erst südlich von diesen hellen Kalken und Dolomiten erscheinen im Laussadurchbruche (unterhalb der Säge) Gesteine vom Typus der Reiflinger und Guttensteiner Kalke und verbreiten sich von da im Fortstreichen nach Südost an den Südgehängen K.Kk. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 10. Verhandlungen. h 35 246 Verhandlungen. Nr. 10 des Maiereckzuges bis gegen die Buchau, nach Nordwesten aber über die Schwarzkogelgehänge, den Hengssattel und die Zeitschen bis gegen Bauernreith jenseits des Hanselgrabens. Noch südlicher liegt ein Dolomit- zug, der die Kampermauer bildet und über den Pitschstein bis zum Riepelberge verfolgt werden kann. Von diesem Dolomitzuge, dessen stratigraphische Stellung ganz unsicher ist, abgesehen, gehört wohl that- sächlich alles, was im Profile der Oberlaussa aufgeschlossen ist, in eine und dieselbe regelmässige Schichtfolge, welche dadurch ausgezeichnet ist, dass sich zwischen die Guttensteiner und Reiflinger Kalke einerseits und die Lunzer Sandsteine andererseits eine local mächtig anschwellende Masse von hellen Kalken und Dolomiten einschiebt. In derselben kommen zahlreich eigenthümliche, zum Theil verzweigte, röhrenförmige Fossilien vor (Spongien?), welche schon von CZjZek im Jahrb. III, 1852, erwähnt wurden. Gegen Nordwesten, wo diese helle Kalkmasse sich sehr bedeutend reducirt, sind an der Basis der Lunzer Sandsteine auch Aonschiefer nachweisbar. Die ganze Schichtmasse vom Guttensteiner Kalk bis in den Hauptdolomit ist sehr steil aufgerichtet, steht zum grossen Theile wirklich vollkommen senkrecht und ausserdem besitzen die tieferen Niveaus der Guttensteiner und Reiflinger Kalke, besonders gegen NW., eine vielfach durcheinander gewundene Lagerung. Für die hellen Kalke und Dolomite innerhalb dieses Profiles kann wohl schwerlich ein anderer Name in Anwendung gebracht werden, als jener des „Wettersteinkalkes und Wettersteindolomites“, insoferne als derselbe auch für die gleichhorizontirten analogen Gesteine im Salzburgischen, speciell bei Saalfelden und ganz insbesondere wieder für jene des Oefenbaches (Tiefenbaches) unter dem Persalhorn ange- wendet zu werden pflegt. Aber auch jene hellen Kalke und Dolomite, welche im Gebiete von Kleinzell und von Altenmarkt a. d. Triesting in Niederösterreich sich local zwischen die Guttenstein-Reiflinger Kalke und die Lunzer Sandsteine einschieben, müssen hier als analoge Bil- dungen erwähnt werden. Mit dem Profile des Oefenbaches bei Saal- felden hat das Laussaprofil noch einen Punkt gemeinsam, das that- sächliche Vorhandensein typisch entwickelter Kieselknollenkalke im Liegenden dieser hellen Kalke und Dolomite. Diesen Kieselknollenkalken von Reiflinger Typus, welche noch unter einem mehr oder minder mächtigen Complexe heller Wettersteinkalke und Dolomite auftreten, müssen nunmehr wohl auch die in mehreren früheren Berichten (Verh. 1884, 1885) erwähnten Ptychitenreichen Lagen des Gamssteins bei Palfau an der steirischen Salza zugezählt werden, nachdem es mir gelungen ist, im Norden des Gamssteinzuges einen regelmässig von Glatzhof bei Lassing bis in den Gamssteingraben bei Essling-Altenmarkt durchlaufenden Zug von Lunzer Sandstein nachzuweisen, welcher im Norden ganz wie der analoge Zug des Laussagebietes von Opponitzer Kalken und von einem ausgedehnten Hauptdolomitgebiete begleitet wird. Die hellen Gipfelkalke des Gamssteinzuges würden demnach trotz ihrer bedeutenden Mächtigkeit den hellen Wettersteinkalken und Dolo- miten der Oberlaussa gleichzustellen sein, wodurch zugleich die Position der unmittelbar unter diesen (früher für Dachsteinkalk gehaltenen) Kalkmassen liegenden Ptychiten führenden Knollenkalke von Palfau, unter denen noch dunkle Kalke folgen, geklärt erscheint. Wie die süd- Nr. 10 Bericht vom 31. August. G. Geyer, ' 247 liche Scholle von Windischgarsten, speciell der Grabnerstein in dem Gebiete des Gosskogels südlich von Gams, die mittlere Sebolle aber in dem Gosaubecken von Landl-Gams, so findet also die nördliche Scholle von Windischgarsten ihre sehr weit gehenden Analogien in dem Zuge des Gamssteines bei Palfau. Es existirt aber nicht nur diese strati- graphische Uebereinstimmung zwischen den Zügen der Oberlaussa und dem Gamssteinzuge bei Palfau, sondern beide Gebiete haben ausser- dem auch die nahezu vollkommen senkrechte Schichtstellung gemeinsam, so dass man stark versucht ist, diese beiden Regionen als Theile eines und desselben grösseren Zuges, welcher durch das complieirte Störungs- gebiet von St. Gallen-Weissenbach getrennt und verschoben wurde, an- zusehen. Als eine weitere interessante Einzelheit aus dem Gebiete der steirischen Salza sei schliesslich noch die Thatsache hervorgehoben, dass die so merkwürdige und scharf ausgesprochene, schon auf den älteren Karten klar hervortretende Querstörung des Reiteralmsattels bei Gams nach Norden bis in das Salzathal fortsetzt, indem in der Tiefe der Salzaschlucht beim Reiter unterhalb Palfau ebenfalls Werfener Schiefer in Südost streichend ansteht. Er führt hier neben Naticellen und Gervillien von schlechter Erhaltung auch die charak- teristische Myophoria costata, kennzeichnet sich also als oberer Werfener Schiefer, was auch dadurch bestätigt wird, dass ein kleiner Aufschluss von Guttensteiner Kalk daranstösst. G. Geyer. Ueber das Sengsengebirge und deren nörd- liche Vorlagen. Nachdem ich während der ersten Hälfte des Monates Juni Herrn Oberbergrath v. Mojsisovies auf einigen Touren im Salzkammergut, speciell in der Umgebung des Grundlsees, begleitet hatte, begab ich mich Mitte des Monates nach Windischgarsten, um die Aufnahme des mir übertragenen Gebietes zu beginnen. Das zu untersuchende Terrain umfasste jenen Theil der Special- kartenblätter Kirchdorf und Lüzen (Zone 14 und 13, Col. X), welcher im S. und W. durch die Reichsstrasse von Spital am Pyrhn nach Kirchdorf, im OÖ. durch den Meridian des östlichen Blattrandes und im N. durch die erst festzulegende Grenze des älteren Gebirges gegen den Flysh gegeben ist. Das in Rede stehende Gebiet begreift sonach nicht nur den langen Zug des Sengsengebirges (wohl richtiger Sensengebirges), sondern auch eine breite Zone von Voralpen und gehört fast ausschliesslich dem Flussgebiete der Steyr an, welche das Terrain bis gegen Grünburg hinab in tiefer Schlucht zwischen hohen Wänden von diluvialem Conglomerat durchzieht, nachdem sie von Dirn- bach bis gegen Hörndl nahezu mit der westlichen Grenze zusammen- gefallen. Verfasser begann mit der Untersuchung der südlichen Ab- hänge des Sensengebirges gegen das Thal von Windischgarsten und erkannte, dass dieser langgedehnte Gebirgszug aus einer mächtigen, nach S. geneigten Scholle besteht, welcher noch eine Reihe kleinerer Schollen gegen S. zu vorgelagert sind. Einem System von Längs- brüchen, entlang welcher die tieferen, leichter zerstörbaren Schicht- glieder zu Tage treten, entsprechen hier eine Reihe von dem Gebirge 35* 248 | Verhandlungen. Nr. 10 vorgelagerten Längsthälern, die durch niedere Rücken getrennt, nur stellenweise durch Querpforten verbunden erscheinen. Die erste (nördlichste) dieser Bruchlinien zieht sich durch das obere Fischbachthal (Hinter-Rettenbach), dann längs des Gehänges durch die Sättel hinter einigen Gehängskuppen von O. nach W. über die Rohrauer Feichten-Alpe und den vorderen Rettenbach bis gegen Preisegg. Die zweite entspricht dem Veichlthal an der Südseite der Steinwand, eine dritte endlich läuft vom Salzathal an westlich und trennt den Zug des Wurbauerkogl, Calvarienberg und Gunstberg ab. In den hierdurch geschaffenen Aufschlüssen konnte die strati- graphische Reihenfolge in nachfolgender, an die Faciesverhältnisse der typischen Localitäten um Lunz ziemlich eng anschliessender Entwick- lung nachgewiesen werden. Das Liegendste — die Werfener Schiefer — sind nur NO. von Windischgarsten aufgeschlossen, und zwar auf dem S. Gehänge des Wurbauerkogl. Darüber folgen mehr oder weniger dolomitische, durchwegs dunkle, weissgeaderte Gesteine vom Typus der Gutensteiner- kalke, welche mindestens in ihren liegenden Partien, dem Muschel- kalk entsprechen und die Höhen des Wurbauerkogl, Calvarienberg (bei Windischgarsten) und den Kamm des Gunstberg zusammensetzen. Im Hangenden dieser Serie stellen sich dünnplattige, tiefschwarze Kalkschiefer — Reingrabenschiefer — ein, nach oben zu über- gehend in eine hier noch wenig mächtige Lage von Lunzer Sand- stein, einem grünlichgrauen, homogenen, feinkörnigen , grobplattig brechenden Sandstein mit undeutlichen, kohligen Pflanzenresten. Die betreffenden, durch eine Ablagerung von Gosaumergeln und -Sandsteinen des öfteren verhüllten Aufschlüsse befinden sich im sogenannten Patzl- graben, östlich vom Patzlgut (N. Windischgarsten). Wie namentlich im Fischbachthal (östlich oberhalb des Jägerhauses im Hinter-Rettenbach) beobachtet werden konnte, lagern auf dem Lunzer Sandstein graue, dünnplattige Kalke (mitunter Hornstein führend) mit mergeligen Zwischenlagen. Durch ihre Fossilführung erweisen sich diese Gebilde als typische Opponitzer Kalke, in deren Hangendem sich nur das weit verbreitetste Gestein der Gegend einstellt. Es ist dies der Hauptdolomit, über welchem auf den Kuppen des Riesenbergs bei Dirnbach und des Radling einzelne Lappen von grauen, rhätischen Korallenkalken gelagert sind. Welche Stellung jene Platte lichter, mitunter fast weisser Kalke des Sensengebirgs-Rückens der übrigen Schichtreihe gegenüber ein- nimmt, konnte auf der Südseite des Gebirges wegen der grossen Armuth an organischen Resten überhaupt und an charakteristischen Fossilien insbesondere, ferner deshalb nicht erkannt werden, weil jene ungefähr 250 Meter mächtige Platte an der erwähnten nordöstlichsten Längs- bruchlinie von den Aufbrüchen des Lunzer Sandsteins und vom Haupt- dolomit abgeschnitten wird. Dagegen lassen die Lagerungsverhältnisse auf dem Nordabhang einerseits und der Umstand, dass N. von Windisch- garsten im Liegenden des Hauptdolomits kein Aequivalent dafür nachgewiesen werden konnte, anderseits darauf schliessen, dass diese lichte Kalkplatte im Hangenden des Hauptdolomits auftrete und eine mächtigere Anschwellung jener Kalkbänke darstelle, die sich Nr. 10 Bericht vom 3], August. G. Geyer, 949 weiter nördlich gegen das Vorland in den Kössener Schichten im Han- genden des Hauptdolomits einstellen, und welche auch schon auf dem Gaisberg, nördlich von Molln als mächtiges Schichtglied entwickelt sind. Verfasser hält sonach die lichten Gipfelkalke des Sensengebirges für rhölische Riffkalke, umsomehr, da derselbe im Bodinggraben einen losen Block mit Meyalodonten und rothen Schmitzen gefunden, dessen Herkunft von den nahen Wänden des Sensengebirges wohl sehr wahrscheinlich ist. Alle jüngeren Glieder, mit Ausnahme der Gosaugebilde, welche sich als Mergel und Sandsteine, meist aber als bunte Conglomerate bald auf den breiten Sätteln der nördlichen Thalhöhen von Windisch- garsten (Sattelbauer, nördlich Dirnbach, Gyrnberg), bald als Ausfüllung tiefer Gräben (östliches Veichlthal, Patzlgraben ete.) vorfinden, und mit Ausnahme der überaus mächtigen, auf die Niederung beschränkten diluvialen Sehotter und Conglomerate und Bildungen des Aluviums (Torf, westlich von Windischgarsten), sind auf den Gunst- berg nördlich von Windischgarsten beschränkt. Dieser isolirte Berg besteht abermals aus einer nach S. geneigten Scholle von: 1. Grauem, weissgeadertem , stellenweise in Rauhwacke übergehendem Kalk (in seinen tieferen Partien sicher dem Muschelkalk entsprechend); 2. Lunzer Sandstein; 3. Hauptdolomit, welcher Dogger und Oberer Jura derart transgredirend auflagern, dass der lichte Hauptdolomit in einzelnen inselartigen Kuppen aus dem jurasischem System emporragt. Unmittelbar über dem Hauptdolomit nämlich lagern rothe und grüne Hornsteinbänke, dann folgen dichte, grünlichgraue Hornsteinkalke, endlich die blassrosenrothen Crinoidenkalke der Vilser Schichten, welche im Prieler Steinbruch die bekannte, ausserordentlich reichhaltige Fundstätte von Brachiopoden bergen. Konnten liasische Bildungen nicht nachgewiesen werden, so ent- spricht die Reihenfolge der jurasischen Schichten doch ganz den weiter nördlich beobachteten Verhältnissen. Von Windischgarsten wandte ich mich zunächst nach Kirchdorf, um das zwischen Krems und Steyr liegende Gebiet meines Terrains zu untersuchen, ein Gebiet, welches schon ganz in der Region der Voralpen gelegen ist. Hier war meine zunächst liegende Aufgabe, die Festlegung der Grenze gegen den Flysh. Konnte auch in diesem Reviere eine Wiederholung der dem Streichen parallelen Bruchsysteme erkannt werden, durch welches der ausserordentlich verbreitete Haupt- dolomit in eine Reihe von Schollen mit oder ohne Auflagerung jüngerer Gebilde zerlegt wird, so erwies sich die in ihrem Verlaufe — Richtung SW.—NO. — ausserordentlich einfache Grenze gegen die Chondriten und Hieroglyphen führenden Flyshgesteine mit Sicherheit als letzte, die mesozoischen Gebilde gegen Norden abschliessende Verwerfung, längs welcher sieh der Hauptdolomit als langer Zug der ersten höheren Bergreihe in auffallender Weise über die sanften bebauten Höhen und Plateaus des Wiener Sandsteins erhebt. In stratigraphischer Beziehung folgen über dem Dolomit auf dem Hirsehwaldstein (SO. Kirchdorf), in der Rinnerbergklamm und auf dem Landsberg (richtiger Leonsberg), nordwestlich von Leonstein zunächst 250 i Verhandlungen. Nr. 10 die graue mergelige Serie der Kössener Schichten, in ihrem Han- senden bedeckt durch eine etwa 50 Meter mächtige, lichte Kalkbank. Unmittelbar auf der Kalkbank lagern rothe Crinoidenkalke und rothe, weissgeaderte Marmore mit Belemniten, Ammoniten und Brachio- poden des Lias. Darüber folgen graue, mergelige, hornsteinreiche, dünnschichtige Gesteine, welehe keine Fossilien geliefert, wahrschein- lich aber dem braunen Jura angehören, denn unmittelbar darauf liegen auf der östlichen Kante des Hirschwaldstein in ihrem petro- graphischen Habitus mit den Vilser Schichten bei Windischgarsten genau übereinstimmende, blassrosenrothe Crinoidenkalke, welche als obere Jura ausgeschieden wurden. Als " nächstes Arbeitsgebiet wählte Verfasser die Berggruppe des Gaisberg und Schoberstein nördlich von dem weiten T'halkessel von Molln und südlich von der Flyshgrenze, welche die Steyr südlich von Grünburg übersetzend, abermals in südwestlicher bis nordöstlicher Rich- tung auf der Nordseite des Kruckenbuttlberges weiter- und durch den Bäckengraben gegen das Ennsthal hinzieht. Auch dieses Terrain wird durch eine Reihe von Längsbrüchen durchschnitten, längs welcher hier und da, so namentlich nördlich vom Buchberg, im Liegenden des Hauptdolomits Lunzer Sandstein zu Tage tritt, allerdings selten aufgeschlossen und nur angedeutet durch das Vorkommen von losen Stücken in linear verlaufenden Zügen, meist längs der Tiefenlinien und Sättel. Das interessanteste Objeet dieses Gebietes bildete die lichte Kalkmasse des Gaisberges, welche nach S. einfallend von S. gesehen eben so sehr den Eindruck grosser Mächtig- keit hervorruft, wie die Gipfelkalke des Sensengebirges von Windisch- garsten aus betrachtet. In einer ununterbrochenen Klippenreihe quer über das Steyrthal (bei Schloss Leonstein bildet dieselbe den Hausberg) hinübersetzend, erweist sich diese Kalkplatte als unmittelbare Fortsetzung der Kalkbank im Hangenden der Kössener Schichten in der Rinnerbergklamm und auf dem Landsberg und gewahrt man in der That auch in dem Profil N. durch den Gaisberg gegen den Dornbachgraben die Unterteufung durch Kössener Schichten einerseits und ein allmäliges Anschwellen der Mächtigkeit gegen O. zu anderseits. In der Scharte „Mandl-Mais“ zwischen Gaisberg und Schoberstein reicht jedoch der Hauptdolomit sammt den Kössener Schichten auf die Südseite herüber und beobachtet man auf dem östlich gegen den Schober- stein verlaufenden Kamme über den hier immer mächtiger werdenden Kössener Schichten nur mehr Crinoidenkalke des Lias und höhere Glieder. Diese Gebilde nun lagern südlich vom Gaisberg deutlich auf dem lichten Kaik und bilden, mit der Partie des Schoberstein zusammen- hängend, eine einzige Scholle von Lias und Jura, welche die ganze Süd- abdachung des Gebirges gegen Molln zu bedeckt. Sonach darf hier wohl darauf geschlossen werden, dass die lichten Kalke des Gaisberg (der Rinnerbergklamm und des Landsberg) eine hetero- pische Einschaltung im Hangenden des rhätischen Com- plexes darstellen. Etwas abweichend von der früher beschriebenen erscheint in diesem und dem nächstfolgenden Gebiete die Ausbildung des oberen Nr. 10 Bericht vom 31. August. G. Geyer. 251 Jura, welcher auf dem Buchberg nördlich von Molln ansehnliehe Mächtig- keit erlangt. Derselbe ist in Form von liehtgrauen dünngeschichteten Kalken entwickelt, ganz ähnlich den Kalken des Losergipfels im Salz- kammergute, leider aber nur durch die Lagerungsverhältnisse über den Hornsteinbänken als oberer Jura kenntlich. Zum Schlusse erfolgte die Begehung des Terrains zwischen dem weiten T’halbeeken von Molln und dem Hauptrücken des Sensengebirges einerseits und zwischen der Steyr im Westen und der östlichen Karten- grenze anderseits, eines Gebietes, in welchem der Hauptdolomit sehr weit verbreitet ist und, meist nur auf den höheren Bergrücken, von isolirten jüngeren Kuppen bedeckt erscheint. Schon nördlich vom Mollner Thal tritt der Hauptdolomit längs einer auffallend geradlinigen Bruchlinie am Fusse der jurasischen Ge- hänge des Gaisberg-Schoberstein zu Tage, östlich nächst dem Bauern- gute Kaiser bedeekt von grauen rhätischen Kalken, welche sich auch als felsiger Kamm quer über die klammartige Felsenge : Strub (Hammer- werk in der Breitenau östlich Molln) des krummen Steyerlingthales bis gegen Molln in westlicher Richtung erstrecken und nächst Molln auf dem „Steinköpfl“ von einer kleinen Scholle von Lias und Hornstein- kalk bedeckt werden. Längs der nächsten südlichen Bruchlinie, welche sich am nörd- lichen Fusse des Zmolling-Spitz und Annasbey in einem Graben hinter dem Steinköpfl durchzieht, treten Reingrabener Schiefer und Lunzer Sandstein in einer schon viel bedeutenderen Mächtigkeit auf, als im Gebiete von Windischgarsten. Auch findet sich hier bereits ein Flötz von Lunzer Kohle, auf welche vor Jahren ein Versuchsbau betrieben wurde. Leider sind die Stollen derart verfallen, dass dieselben keinen Aufschluss über die Details der Lagerung zu geben im Stande sind. Verfasser fand auf den alten Halden, welche sich in dem soge- nannten Denkgraben östlich von Molln befinden , in dem Sandstein nur spärliche Reste von Calamiten, doch sollen seinerzeit bei Eröffnung der Baue in den liegenden Schiefern, welche heute gänzlich verwittert und verfallen sind, schöne Farren gefunden worden sein. Der Zug des Lunzer Sandsteins läuft südlich vom Hammerwerk „in der Strub“ über die krumme Steyerling und wird dort von Reiflinger-Kalken unterteuft. Das Terrain weiter südlich gegen das Sensengebirge zeichnet sich abermals durch das Auftreten von Längsbrüchen aus, durch welche auch einige tiefere Aufschlüsse bedingt werden. So findet man am Ausgange des Thierspaltengrabens in der Ramsau Reingrabener Schiefer, Lunzer Sandstein und Opponitzer Kalk im Liegenden der Hauptdolomite, welcher das Schöneck und den Pretzenberg zusammensetzt. Ferner erscheinen dieselben Glieder noch- mals in einer Seitenschlucht Hilgerbachgrabens südlich von Breitenau, etwa 20 Minuten oberhalb des Welchaugutes in Form eines schmalen Aufbruches. Längs der weiter südlich, knapp am Fuss der Mauern des Sensengebirges, hinziehenden Bruchlinien tritt Lunzer Sandstein, Jedoch wieder nur in Form von losen Stücken auf, ohne dass die Auf- schlüsse an der Oberfläche selbst sichtbar würden. In diesem Gebiete spielen auch jüngere mesozoische Ablagerungen eine grössere Rolle; so ist es namentlich ein Zug von Kössener Schichten, 252 Verhandlungen. j Nr. 10 rhätischem Riffkalk , Hierlatzschichten , Fleckenmergel, Hornsteindogger und Vilser Schichten, der sich ungefähr vom Klans im Steyrthal über den Windberg und grossen Spitz bis zum Grösstenberg hinzieht und mit dem liegenden Hauptdolomit eine der vielen nach Süden geneigten, an einer Längsbruchlinie ahschneidenden Schollen bildet, welche für die Tektonik des ganzen Terrains geradezu bezeichnend sind. Das klarste Profil zieht sich vom Piesslinger’schen Hammerwerk in Ramsau südwärts über den grossen Spitz zur Forsterspitz-Alpe und weiterhin gegen das Sensengebirge und enthüllt die oben genannten stratigraphischen Glieder in regelmässiger Aufeinanderfolge und deut- lichen Aufschlüssen, wobei die Kössener Schichten trotz ihrer vorherrschend kalkigen Entwicklung verhältnissmässig reich sind an den charakteri- stischen Fossilien. Ein zweiter Streifen jurasischer Gesteine zieht sich, obschon viel- fach unterbrochen, aus dem Walchergraben (östlich von Preisegg) über den Seeboden gegen die Anstandsmauer und findet seine östliche Fort- setzung auf der Feichtau-Alpe nördlich von hohen Nock. Auch hier trifft man im Hangenden die Kössener Schichten der Sonntagsmauer, eine lichte Kalkbank und darüber die rothen Crinoiden- kalke der Hierlatzschiehten voll schaliger Coneretionen von Brauneisen- - stein, in deren Hangendem verdrückt und gefaltet rothe Hornsteinbänke des Dogger durch ihre Verwitterungsproducte einen üppigen Weideboden bedingen. Südlich von der Feichtaualpe lagern darauf, in einem schmalen Zuge, oberjurasische Kalke, worauf zu Folge einer Verwerfung eine Wieder- holung derselben Schichtfolge über den „Haltersitz“ bis an den Fuss der Wände des hohen Nock stattfindet, bis zu jenem bereits erwähuten Bruch knapp am Nordfusse des Absturzes. Letzterer erscheint in dem tiefen Thalgrunde der Hopfing zwischen den beiden Strebepfeilern: Anstandsmauer und Feichtau in seiner ganzen Höhe aufgeschlossen und besteht aus zwei durch eine Schotter- terasse getrennten Mauern, wovon die untere (Grundmauer genannt) aus wohlgeschichtetem, thalauswärts am Fusse der Strebepfeiler fort- setzendem Hauptdolomit (der Aufschluss von Lunzer Sandstein und Opponitzer Kalk im Thierpaltengraben wurde bereits erwähnt) besteht. Zwischen dem Hauptdolomit und dem lichten Kalk des Sensen- gebirges findet sich ebensowenig eine trennende Zwischenschichte als auf der Steinwand bei Windischgarsten und kann man überall die deutliche Ueberlagerung des lichten Kalkes auf dem Hauptdolomit be- obachten. Abgesehen vom Westende des Sensengebirges bei Preisegg, bestätigen dieses Verhältniss nicht nur eine Stelle östlich vom Sperring, woselbst der Hauptdolomit bis über die Scharte „auf der Hurt“ vor- greift und die Auflagerung des Kalkes an den Wänden des Sperring aufgeschlossen ist, sondern auch die zahlreichen Gräben gegen die Hopfing hinab, in denen sich der Dolomit überall unter den Kalk hineinzieht. Nördlich von der mehrfach erwähnten Längsverwerfung längs der Nordwände tritt über den Kössener Schichten, welche dort namentlich auf den Plateaus der Strebepfeiler (Anstandsmauer, Haiden- alpe, Feichtau) aufgeschlossen sind, abermals eine Kalkbank auf, gegen welche die lichten Kalke des Sensengebirges auf den ersten Blick Nr: 10 Bericht vom 31. August. M. Schuster. 253 allerdings auffallend mächtig erscheinen. Allein die nördlichste, dem Hauptdolomit unmittelbar auflagernde Partie der Sensengebirgskalke, verliert sofort ihre scheinbare Mächtigkeit, wenn die Lagerungsverhält- nisse näher in’s Auge gefasst werden. Ihre nach Süden einfallenden Schichten sind dort nämlich steil aufgerichtet und nehmen erst südlich unterhalb der Kammlinie jenen Einfallswinkel von eirca 30° an, mit welchem die ganze Platte gegen den Rettenbach abfallend, das Süd- gehänge des Gebirges bildet, und dürfte die ganze Mächtigkeit an dieser Stelle kaum 200—250 Meter übersteigen. Schliesslich möge noch der aussergewöhnlichen Mächtigkeit und grossen Verbreitung gedacht werden, durch welche die Gebilde des Diluviums in dem untersuchten Gebiete ausgezeichnet sind. Diese Conglomerate und verfestigten Schotter erfüllen nicht nur den Boden des Hauptthales, sondern dringen weit in alle Seitengräben ein, meist abgesondert in 2—3 übereinanderliegende Terrassen, deren Gesammthöhe stellenweise 80—100 Meter erreichen mag; doch finden sich noch höher am Gehänge, so am Landsberg bei Leonstein und am Abhang des Zmollingspitz gegen Agernitz gebankte Breccien , welche gewiss noch älteren Ursprungs sind. Alle Flussläufe haben sich in tiefen Schluchten in den Nagel- fluhbänken eingenagt und bilden so für die Gegend ein Verkehrs- hinderniss, dessen Beseitigung nur durch die Anlage grosser Brücken- bauten beseitigt werden kann. Daher haben auch aluviale Ablage- rungen in dem untersuchten Gebiete eine nur sehr untergeordnete Ver- breitung. Dagegen gelang es, an manchen Orten, so namentlich an der Thalseite von sperrenden Querriegeln des anstehenden Grundgebirges, Spuren von glacialen Schotteranhäufungen nachzuweisen. Literatur-Notizen. Dr. Max Schuster. Ueber das neue Beryllvorkommen am Ifinger. Tschermak’s mineralog. und petrogr. Mitth. Bd. 7. pag. 455—458. Das Vorkommen liegt, nach freundlicher Mittheilung des H. P. S. Fellöcker, in der Masulschlucht mindestens 1000 Meter hoch zwischen Ifinger und Hirzer im Glimmerschiefer. In der Grösse variiren die Krystalle des gemeinen Berylis sehr, nach Mittheilung Herrn Fellöckers sind solche bis zu 34 Centimeter Umfang und 18 Centimeter Höhe beobachtet worden. Sie sind in reichlicher Menge eingestreut und berühren sich gegen- seitig, eine natürliche Endfläche ist äusserst selten zu beobachten, meist sind die Säulen durch Spaltflächen abgeschlossen. Die Farbe ist im Allgemeinen grünlichgrau, weissgrau, stellenweise bläulichgrün. Das Protoprisma herrscht bei weitem vor, die Kanten des- selben sind aber meist durch das Denteroprisma abgestumpft. Der Beryll ist vielfach zerbrochen, die entstandenen Zwischenräume sind mit einem bläulich-grauen Feldspath, grauem Quarz und schwach nelkenbraunem, silber- glänzendem Kaliglimmer erfüllt. Augenscheinlich sind die verschiedenen Minerale an Ort und Stelle gebildet, wobei während der Krystallisation noch Bewegung geherrscht haben muss. Nur der Beryll ist nach der Zertrümmerung nicht mehr weiter gewachsen, zunächst bildeten sich Feldspath und Glimmer, die selbst wieder vielfach gebrochen und ausgeheilt sind, schliesslich blieb nur noch das Wachsthum des Quarzes übrig. Das ganz durchtrümmerte Gestein ist nun wieder vollkommen compact. K.k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 10. Verhandlungen. 36 954 Verhandlungen. Nr. 10 f Der Quarz und Muscovit, die die Spalten des Berylis erfüllen, geben zu keinen Bemerkungen Veranlassung, interessant hingegen ist der Feldspath. Im ganzen Habitus erinnert er an einen Salvadorit (nach Herrn P, Fellöcker’s Mittheilung zeigt er auch die Erscheinung des Labradorisirens), wie aber Schuster durch Untersuchungen der Schmelzbarkeit, Natriumreaction und namentlich das optische Verhalten nachweist, das begreiflicher Weise hier besondere Schwierigkeiten bot, gehört er der Albit- reihe an. Das den Beryll einschliessende Quarz-Muscovit-Albit-Gemenge trägt den Charakter einer pegmatitischen Ausscheidung, zu dem etwas weiter vom Beryll der für den Pegmatit so charakteristische Turmalin hinzukommt. In der Nähe kommt noch dichter gelbgrüner Epidot und ein pseudophitähnliches Mineral vor. Schliesslich weist der Autor darauf hin, dass ungefähr zu gleicher Zeit bei Ratschinges ein Beryllvorkommen entdeckt worden sein soll. Ob beide Fundorte iden- tisch, konnte derzeit nicht entschieden werden, (B. v. F.) Dr. H. Wiehmann. Mineralogische Zusammensetzung eines Gletschersandes. Tschermak’s mineralog. und petrogr. Mitth. Bd. 7. pag. 452—455. ; In einem von Tschermak gesammelten frischen Absatz des Tauernbaches beim Tauernhaus im Gschlöss (Tirol), der die Schmelzwasser mehrerer Gletscher des Venediger (Schlattenkees, Viltragenkees) führt, fanden sich folgende Mineralpartikel : Quarz (farblos, grau, weiss, selten solche, die gelblich bis bräunlich gefärbt sind und den Eindruck von Rauchquarz machen). Orthoklas. Seine Unterscheidung von Quarz war meist schwierig, doch liess sich annehmen, dass Quarz und Feldspath in ziemlich gleicher Menge vorhanden sind. Ersterer "überwiegt in den gröberen, letzterer in den feineren Splittern des im Allgemeinen die Form von Streusand besitzenden Absatzes, Es wurde Adular und gemeiner weisser Feldspath beobachtet. Auch in feinen Splittern häufig solcher, der reich an Einschlüssen kohliger Substanz war, wie sie beispielsweise den Chloritoidschiefern angehören. Auch andere einschlussreiche Quarz- und Feldspathkörner, wie sie für Gesteine der Albit- gneissgruppe charakteristisch, fanden sich. Plagioklas wurde nicht beobachtet. Unter den glimmerartigen Mineralen sind verschiedene Muscovitvarietäten am häufigsten; die Zahl der Biotitpartikel ist kleiner, aber die Farben-Varietäten sind reichlicher vertreten. Von Chloriten wurde nur ein solcher, der zum Klinochlor gestellt wird, beobachtet. Epidot, fast immer in Krystallbruchstücken, ist einer der häufigsten Bestandtheile. Von Hornblenden wurde eine grünschwarze gemeine und häufiger Aktinolith nachgewiesen. Granat (farblos bis blassroth) bildet einen Hauptbestandtheil namentlich des feineren Sandes, licht- bis dunkelbraune Bruchstücke sind seltener, Ferner fanden sich häufig Zirkonkryställchen, selten Rutil, Turmalin, Eisenglanz (Magnetit?), Pyrit in Guthrit verwandelt. Apatit konnte als Mineral nicht erkannt werden, Phosphorsäure liess sich aber nachweisen. Nach den beobachteten Mineralen und Gesteinsstückchen liess sich die Herkunft des Gletschersandes auf folgende Gesteinsarten zurückführen: Gneisse, verschiedene Glimmerschiefer (dunkler Glimmerschiefer — Muscovitschiefer — graphitischer Glimmer- schiefer — Epidot-Glimmerschiefer), die im Gebiete auftreten. Ferner auf dort nicht beobachteten Granit? nach der Art der Zirkone), Chloritschiefer und ee BiRy.aEt) A. Brunnlechner. Die Erzlagerstätte Neufinkenstein bei Villach. Jahrbuch des naturhist. Museums (für Kärnten) XVII. Heft... 1886., 3.4.7.3. Die Schurfbauten liegen auf dem Grebenz und ist die Bezeichnung „Neufinken- stein“ von dem zwei Stunden nördlicher gelegenen Schlosse gleichen Namens abgeleitet, das derzeit Sitz der Verwaltung ist. Die Erze: Fahlerz, Azurit, Malachit, Kupferkies einerseits, Zinkblende und Blei- glanz andererseits erscheinen am Contact des Kohlenkalkes und braunrother Schiefer, welch’ letztere aller Wahrscheinlichkeit nach der Trias angehören. Die liegendsten Schichten der Schiefer nehmen auch an der Erzführung theil. „Insoweit ein Urtheil über den Charakter der Lagerstätte Neufinkenstein bei den bisherigen beschränkten Aufschlüssen möglich ist, lässt sich das Fahlerzvorkommen Nr. 10 Bericht vom 31. August. G. Bruder. 255 als lagergangartig, mit in Schnüren und Mugel absätzig einbrechenden Erzen bezeichnen ; . die Zink- und Bleierze sind als localisirte Imprägnationen des Kohlenkalkes, hervor- gerufen durch Lateralsecretion und begünstigt durch durchsetzende Spalten anzusehen.“ (B. v. F.) Vincenz Hansel. Ueber basaltische Gesteine aus der Gegend von Weseritz und Manetin. Separatabdruck aus dem dreizehnten Jahresberichte der deutschen Staats-Realschule in Pilsen. 1886. Der Verfasser gibt in der vorliegenden Arbeit eine Beschreibung der Basalte aus der Umgebung von Weseritz und Manetin, welche zahlreiche isolirte Hügel und Kuppen im Süden des Duppauer Basaltmassiv's bilden. Die Basalte von Weseritz durchsetzen die Urthonschiefer, welche weiter im Osten das Liegende der Silurformation bilden (Etage E nach Barrande), die von Manetin neben den Urthonschiefern auch noch die überlagernden Sandsteine der Carbon- und Dyasformation. Aus den genauen Untersuchungen vieler Dünnschliffe der obengenannten Gesteine, auf die Referent hier nicht weiter eingehen kann, stellt sich heraus, dass die Gesteine von Weseritz und Manetin vornehmlich Gesteine basaltischer Natur sind, die aber verschiedene Glieder dieser Gesteinsreihe darstellen. Die Haupttypen sind Feldspath und Nephelinbasalte, welche durch Zwischenglieder, die Basanite, mit einander verbunden erscheinen. Die Basanite sind theils reich an Olivin (Blöcke des Radischer Berges, Ziegenberg), theils führen sie nur geringe Mengen desselben (Steinbruch am Radischer Berg, Pollinkenberg, Chlumberg) und gehen dadurch allmälig in olivinfreie Nephrite über. Erwähnenswerth ist ferner das Gestein von Pfichow, das neben den gewöhnlichen Bestandtheilen eines Nephelinites auch noch Hauyn führt und das Gestein vom Daubrawitzer Berg, das ein Augit Andesit ist. Zum Schlusse gibt der Autor eine übersichtliche Zusammenstellung der beschrie- benen Gesteine, die wir hier auch anführen: | Feldspathgesteine Nephelingesteine Olivinführend) Feldspathbasalte: Basanite: Nephelinbasalte: Schafberg, Radischer Berg, Spitzberg bei Cihana, | Schramberg, Ziegenberg, Spitzberg bei Manetin. | | Weinberg. Pollinkenberg, Chlumberg. Olivinfrei Augit-Andesite: Nephelinnephrite: Nephelinite: Dombrawitzer Berg. Trommelberg, Prfichower Kuppe. WeseritzerSchlossberg, Vogelherdberg, Höllberg. | (©. v. J.) Georg Bruder. Ueber die Jura-Ablagerungen an der Granit- und Quadersandstein-Grenze in Böhmen und Sachsen. Lotos 1886. Neue Folge. VII. Bd. Prag. pag. 1—383. Enthält eine übersichtliche und zusammenfassende Darstellung der böhmisch- sächsischen Jurabildungen "auf Grund der älteren Literatur, sowie der neueren zahl- reichen Beiträge des Verfassers selbst. Der Verfasser geht zunächst auf die Lagerungs- verhältnisse ein, bespricht sodann das Alter und die Facies der Schichten und erörtert im folgenden Capitel die Gliederung von Festland und Meer gegen das Ende der Jura- periode in Mitteleuropa. Es folgt ein kurzer Abschnitt über den Ursprung der mechani- schen Sedimente der Juragebilde und ein Schlusscapitel, in welchem das nordöstliche Böhmen als ein Senkungsgebiet geschildert wird, welches zu den grossen Senkungs- feldern im Westen, Süden und Osten der alten böhmischen Festlandsmasse in inniger Beziehung steht. Anhangsweise wird ein Verzeichniss der sämmtlichen aus dem ‚ böhmischen Jura bekannt gewordenen Petrefacten mitgetheilt. (V. U.) 36 * 956 Verhandlungen. | Nr. 10 Dr. Gürich legte in der Sitzung der naturwissenschaftlichen Section der schlesischen Gesellschaft vom 12. Mai 1886 zwei neue Funde fremdartiger Ein- schlüsse in oberschlesischen Steinkohlenflötzen vor. Der eine, durch Dr. Mikolajzak in Tarnowitz erhalten, stammt aus dem Sattelflötz der Florentiner- grube bei Beuthen, der andere, den Bergverwalter Busch aus Königshütte dem mineralogischen Museum überliess, aus dem Fannyflötz des Karlshoffnungsfeldes bei Laurahütte. Das erstere stellt etwa den fünften Theil eines linsenförmigen Körpers vor, dessen Wölbung auf der einen Seite bedeutend stärker ist als auf der anderen. Der stellenweise ziemlich scharfe Rand tritt, durch flache Furchen beiderseits eingefasst, wulstartig hervor. Der Durchmesser des Körpers mag etwa 30 Centimeter betragen haben; seine Höhe misst 16 Centimeter; das Gewicht des Fragments beträgt 4 Kilogramm, Das Gestein, aus dem das Stück besteht, ist ein Granulit aus zum Theil grobem Korn; der Feldspath ist ausserordentlich zersetzt; Kaliglimmer und beträchtliche Mengen von Carbonaten nehmen vielfach den Raum der ehemaligen Krystalle desselben ein. Schüppchen von Magnesiaglimmer sind u. d. M. und Granaten mit blossem Auge zu erkennen, Be- merkenswerth ist das Vorhandensein von fast centimetergrossen Graphitschuppen, die in unregelmässigen Schwärmen das Stück durchsetzen und in völlig gleicher Weise im Innern, sowie in der von Kohlensubstanz imprägnirten Rinde des Stückes auftreten, so dass der Graphit als primär anzusehen wäre. Der zweite Körper ist von länglich ovalem Umriss, flach, 25 Centimeter lang, 11 Centimeter breit und 4 Centimeter dick; sein Gewicht beträgt 1585 Gramm. Das Gestein ist ein feinschichtiger, zersetzter Gneis, Der Umstand, dass die Form dieser Körper in offenbarem Zusammenhange mit der Structur des Gesteins steht, lässt die so nahe liegende Annahme, in den fraglichen Körpern durch mechanische Abrollung geformte Geschiebe zu sehen, sehr wahrscheinlich und die an sich höchst schwierige Deutung dieser Körper als Concretionen kaum haltbar erscheinen. Uebrigens ist weder Gneis, noch ein graphitführender Granulit, wie der obengenannte, aus der näheren oder ferneren Um- gebung der Fundorte jener Gerölle bekannt. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15, Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. Hr I AA Di) Wi 4 G x - i * ——_ 8: 2 Vic Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bericht vom 15. September 1886. Inhalt: Eingesendete Mittheilungen: Dr. Hans Lechleitner. Zur Rofan- gruppe. Dr. Hans Lechleitner. Das Sonnenwendjochgebirge bei Brixlegg. Ed. Palla. Recente Bildung von Markasit in Inkrustionen im Moore von Marienbad. — Reisebericht: F. Teller, nen Ablagerungen der Ost-Karawanken. — Literatur-Notizen: Georg Bruder. . Toula. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich, Eingesendete Mittheilungen. Dr. Hans Lechleitner. Zur Rofangruppe. Die Arbeit des Dr. Diener (Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs- anstalt 1885, pag.27) ist das Resultat einer eintägigen Exeursion , die er, angeregt durch meinen Aufsatz in Nr. 11 der Verhandl. 1884 und auf Wunsch des Herrn v. Mojsisovies, im September 1884 ausführte. Indem ich davon absehe, dass Herr Diener durch die einfache Be- merkung von mir, dass zwischen Lias und Dachsteinkalk eine Grenz- linie nicht zu bemerken sei und der Lias fast ausnahmslos die höchsten Grate des Sonnenwendjoches zusammensetze, nicht allein kann angeregt worden sein, will ich mich nur darauf beschränken, die Ungenauig- keiten der Dr. Diener’schen Arbeit hervorzuheben. Seite 1 spricht Diener von der Lachwaldspitze (so genannt auf der Karte von Wieland; Zeitschrift des deutschen und österreichischen Alpen- vereins) als von einem Hauptdolomitwall. Die Lachwaldspitze besteht aber aus Wettersteinkalk. !) Ohne weiteren Grund hat daher Herr Diener nicht das Recht die Lachwaldspitze als Hauptdolomit zu erklären. Auf derselben Seite gibt Diener an, dass der Hauptdolomit und der Dachsteinkalk ein Gewölbe bilden, dessen südlicher Schenkel die Lachwaldspitze und der Haiderstall bilden. Der nördliche Schenkel müsste selbstverständlich das vordere Sonnenwendjoch sein. Diese Wölbung lässt sich gleichfalls nieht nachweisen. Denn wir finden erstens im Durchschnitte weder antielinale noch synelinale Schichtenlage. Wenn an manchen Stellen eine solche sich vorfindet, und wir finden am Sonnenwendjoch vereinzeltes Fallen nach allen Rich- tungen, so ist das auf kleinere Hebungen und Senkungen und auf ört- liche Störungen zurückzuführen. 2) Mojsisovics,; Jahrbuch der k.k. geolog. Reichsanstalt, 1871, pag. 197. — Lechleitner, Verhandl. der k. k. geolog. Reichsanstalt. Nr. 1, 1881. K. k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 11. Verhandlungen. 37 258 Verhandlungen. Nr. 11 Fürs zweite ist die Neigung des Dachsteinkalkes und Haupt- dolomites viel zu gering, als sie bei dem geringen Durchmesser des Gewölbes sein müsste: auch müsste am Ebner Spitz dieselbe Schichtenfolge zu bemerken sein, wie am Sonnenwendjoch. Das ist aber nicht der Fall. Dass die Kössenerschichten auf der Altbüchlalpe ausfallen, ist richtig. Diener übersieht aber hier die Plattenkalke, bituminöse, schwarze Kalke, welche über dem Hauptdolomit gelagert sind. Die Grundlagen der von Herrn Diener mitgetheilten Zeichnung konnte ich an der bezeichneten Stelle nie beobachten. we. Herr Diener meint bei Beschreibung seiner Doliner, Lias und Dachsteinkalk unterscheiden zu können, indem er von einer Breceie spricht, die theils aus Crinoidenkalk, theils aus Dachsteinkalk bestehe. Es ist vollkommen unmöglich, ohne Versteinerungen beide weissen Kalke von einander zu unterscheiden. Der dichte weisse Kalk kann ebensowohl Dachsteinkalk als Hierlatzkalk sein. Bezüglich des rothen Crinoidenkalkes hat A. Bittner?!) dem Herın D. Diener nachgewiesen, dass er Kalkspathkrystalle für Cri- noidenstiele ansah. Es ist daher durchaus nicht sicher, ob die rothen, mit vielen Kalkspatlıkrystallen versehenen Kalke durchaus dem Hierlatz allein angehören. Nur die Versteinerungen, nicht die Farbe lassen auch bei diesem beschränkten Gebiete einen Schluss auf das Alter zu. Seite 3 [29] unterscheidet Diener bei der Gruberlakenalpe vier verschiedene Gesteinsfacies: einen Örinoidenkalk, einen hellrothen Gastero- poden führenden Kalk, einen diehten rothen Ammonitenkalk und einen grauen, hornsteinführenden Kalk. Von diesem letzteren abgesehen, der zum mindesten nieht der- selben Stufe des Hierlatzkalkes angehört, können wir von den drei anderen Facies sagen, dass sie nie in dieser regelmässigen Aufeinander- folge vorkommen, sondern nebeneinander oder übereinander in beliebiger Reihenfolge auftreten können. Unrichtig ist ferner, dass in dem einen Kalke Brachiopoden, in dem anderen Gasteropoden und im dritten Ammoniten vorkommen. Das Vorkommen der erwähnten Versteinerungen ist an keine Farbe des Gesteins gebunden. Wie Herr Dr. Diener gleich nachher, nachdem er vorher vier Facies aufgestellt, von zwei Facies sprechen kann, ist unverständlich. Ein im Hornstein eingeschlossener Crinoidenkalk kann nicht zum Schlusse berechtigen, dass beide Bildungen zusammengehören, der Horn- stein kann jünger sein als der Crinoidenkalk. Wenn nun Herr Diener sich auf mich beruft, und meint „Leceh- leitner hat übrigens vollkommen recht mit der Bemerkung, dass an keiner Stelle eine Ueberlagerung der einen Facies durch die andere zu constatiren sei“ und sodann fortfährt „beide treten stets nur neben- einander auf und dürften es voraussichtlich bathymetrische Unterschiede gewesen sein, welchen dieselben ihre Differenzirung verdanken,“ so zeigt das von ganz unrichtiger Auffassung, da ich damit Fleekenmergel und jene rothe Form der Fleckenmerzel meinte, die bisher fälschlich von Allen als Adneter Schichten bezeichnet wurden und nicht die Faeies des Hierlatzkalkes. by A, Bittner, Ueber die Plateaukalke des Untersberges. Verhandl. d. k.k. geolog. Reichsanstalt. 1885, pag. 372. Nr. 11 Bericht vom: 15. September. H. Lechleitner. 259 Beim klammartigen Durebgange ober der Gruberlackenalpe (Schärm- ‘steinalpe) hält Herr Dr. Diener nur die rothen Schmitzen ete. für Hierlatzkalk, den weissen Kalk dagegen für Dachsteinkalk. Der Hier- latzkalk zeigt zum mindesten eben so oft die weisse als rothe Farbe. So kommen rein weisse Kalke mit den Versteinerungen des Hierlatz- kalkes an verschiedenen Punkten des Sonnenwendjoches vor, am Hilari- bergel bei Kramsach, Eben, auf dem Grate von Hochiss zum Kothalp- Joch, am sogenannten Rumsen ober der Bergalpe. Der Kalk in den Hochgebirgsthälern des Sonnenwendjoches ist fast durchwegs Hierlatzkalk. Dass das präliassische Relief mit dem heutigen übereinstimmte, mag richtig sein, nur muss hinzugefügt werden, dass die Felsenwälle weder so dick noch so hoch waren, wie jetzt; denn es waren damals noch nicht die dieken Bänke von Hierlatzkalk angelagert und übergelagert. Den sanftgewölbten Rücken in der Nähe des Grubersees sieht Herr Dr. KarlDienerals Dachsteinkalk an. Es kann nicht genug betont werden, dass es zwischen den weissen Kalken des Lias und dem weissen. Dachstein- kalk kein unterscheidendes Merkmal gibt. Nur die Dachstein-Bivalve und die schönen Lithodendronstücke zeigen den Dachsteinkalk an, wie das beim Aufstieg vom Zireiner See zum Rofan und beim Klobenjoch ober dem Achensee schön zu sehen ist. Herr Prof. Pichler fand unter dem Rofan in der Sinke gegen die Zireinalpe herab einen grossen Mega- lodon, über dessen Zuständigkeit noch keine Entscheidung gefällt ist. Die rothen Schmitzen und Taschen sah bereits Pichler), aber er hebt ausdrücklich hervor, dass die Grenze nicht mechanisch ist. Die Crinoidenstiele, welche Herr Dr. Diener im rothen Kalke sieht, sind nicht durchwegs Crinoidenstiele, nur bei wenigen lässt sich der Axial- canal nachweisen. Am östlichen Abhange des vorerwähnten Rückens sieht Herr Diener Crinoidenkalk in rothe plattige Lagen eines durch Cephalo- poden und zahlreiche Manganputzen ausgezeichneten Kalkes übergehen. Die Fleckenmergel, welche auf der Ostseite dem Hierlatzkalke auf- lagern und fast das ganze obere Thal der Gruberlacke durchziehen, übersieht Herr Diener vollkommen, wenn er nicht etwa damit die vor- erwähnten plattigen Lagen meint. In diesem Falle wäre es hochinteressant, die Cephalopoden zu sehen, die Diener darin fand; denn bisher wurde am Sonnenwendjoch kein Cephalopode gefunden, der aus den Flecken- mergeln stammte. Allerdings gehören zu den Fleckenmergeln auch Schichten von lebhaft rother Farbe mit rothen Hornsteinen und klarem Chalcedon, welche bisher allgemein für Adnether Schichten gehalten wurden, und in welchen auch Belemniten vorkommen. Aber gerade an dieser Stelle unter dem Rofan kann man sehr deutlich sehen, dass diese rothen hornstein- und chaleedonreichen Schichten den Hierlatzkalk überlagern und mit den Fleekenmergeln einen Schichteneomplex bilden. Aus diesem Grunde, weil diese lebhaft rothen kieseligen Kalke zu den Fleckenmergeln gehören und früher zu den Adnether Schichten gerechnet wurden, wurde die Behauptung aufgestellt, dass beide Facies Adnether Schichten und Fleckenmergel in demselben Niveau liegen. 9) Jahrbuch der k. k. geolog, Reichsanstalt. 1316, pag. 732. Biel 260 Verhandlungen. Nr. 11 Die Kalke aber, in welchen die Versteinerungen gefunden wurden, die die rothen und weissen Kalke als Hierlatzkalk bestimmten, sind reine Kalke ohne Beimengung von Kiesel und ohne Chalcedon und Hornstein. Auf der Westseite des Riickens beobachtete Diener einen grauen Spongienkalk, der nach seiner Ansicht zum Lias gehört und angeblich oben einer wahren Hornsteinbreceie Platz macht. Ohne Grund zählt Herr Dr. Diener diesen Kalk zum Lias, denn er findet darin keine Versteinerungen. Solche kommen freilich darin vor; und zwar Crinoiden , eingebettet in Chaleedon-Höhlungen, und herrlich erhaltene vielfach verzweigte Corallenstöcke, deren Versteinerungsmasse gleich- falls Chaleedon ist. Die Crinoiden kommen auch im braunen Jura vor, wie Herr Prof. Dr. Zittel mitzutheilen die Güte hatte. Es sind kleine Pentacrinusstiele. Allerdings kommen sie auch im Lias vor. Wenn man sie zum Lias rechnen will, so muss man sie einer oberen Stufe bei- zählen, da sie den Hierlatz überlagern. Ob aber die Hornsteinbreeeie diese grauen Spongienkalke über- lagert, ist eine andere Frage, die man wohl verneinen muss. ar Hätte Herr Dr. Diener die Lagerung genau und nicht blos an dieser Stelle untersucht, so wäre er zur Ueberzeugung gekommen, dass Fleckenmergel, Hornsteinbreceie, Hornsteinschiefer (Oberalmer Schiehten?) und Spongienkalk nebeneinander lagern und Facies des- selben Horizontes sind. Ueberall überlagern sie deutlich die Hierlatz- kalke. Diese Verhältnisse lassen sich besonders gut aufdem Wege von der Maurizalpe zur Dalfazalpe und auch auf dem Rofangipfel studiren. Wenn also die Spongienkalke zum Lias gehören, so gehören auch die übrigen Facies dazu. Zum oberen Lias rechnet sie übrigens auch Herr Prof. Pichler, der sie früher zu den Kössenerschichten zählte, da er darin eine Terebratula fand, welche einer von denen, wie sie in den Kössenerschichten vorkommen, ähnelte. ?) Diese grauen Spongienkalke, welche manchmal Brocken weissen Kalkes enthalten und überhaupt manchmal mehr weiss als grau sind, bilden auch den höchsten Gipfel des Rofan, der in Folge seiner grauen Farbe von Weitem auffällt. Herr Diener hielt den Gipfel des Rofan für Dachsteinkalk. Bezüglich des Alters der Hornsteinbreecie beruft sich Dr. Diener pag. 4 auf das Vorkommen dieser Brececie bei der Gruberlackenalpe, und glaubt in Folge dessen, diese Hornsteinbreeeie dem Lias zuzählen zu können. Da die Blöcke der Hornsteinbreeeie bei der Gruberlackenalpe (Schärmsteinalpe) von der rechten Thallehne herabgestürzt sind, an die sie sich krustenartig anlagern; da ihre Unterlage Hierlatzkalk ist, so ist es nicht nothwendig, dass sie gerade zum Lias gehöre. Die Hornsteinbreecie ist auf dem Sonnenwendjoche weiter ver- breitet, als Herr Dr. Diener sich vorstellt, denn es gehören dazu auch die sogenannten Oberalmer Schichten 0) und diese nehmen den Grat des Dalfazjoches, Spieljoches und der Rossköpfeln ein. Der höchste Grat des vorderen Sonnenwendjoches ist nicht Dachstein, wie Dr. Diener anführt, sondern Lias. denn am Fusse der Ostseite findet man an den herabgestürzten Blöcken Versteinerungen des Hieriatzkalkes. Da der ') Verhandl. d. k. k. geoloe. Reichsanstalt. 1885, Nr. 3, pag. 77. Nr, 11 Bericht vom 15. September.. H. Lechleitner. 261 rothe Crinoidenkalk Dieners nicht immer wirklicher Crinoidenkalk zu sein braucht, da der Hierlatzkalk so rein weiss, wie der Dachstein- kalk sein kann, da die rothen Schmitzen und Taschen gegen den weissen Kalk nirgends eine mechanische Grenze zeigen, so entfallen die Folgerungen, die Diener aus dem Anblicke des von Gruberspitz, Spieljoch und von den Rossköpfeln umrahmten Kahres zieht. Seine Behauptung, dass jeder Annahme einer concordanten Sehichtenfolge von Dachsteinkalk und Lias die zu beobachtenden Thhatsachen Hohn sprechen würden, ist einzuschränken. An einigen Stellen kann man allerdings ganz deutlich die Discordanz der Versteinerungen führenden Hierlatz- kalke mit dem Dachsteinkalke sehen; wie Mauern scheinen die Hierlatz- bänke an das ältere Dachsteingebirge angelehnt. Eine solche Stelle ist unter dem Rofan gegen die Gruberlacke zu. Aber es gibt auch Stellen, wo man eine Discordanz nicht nach- weisen kann. So kann man nicht sagen, dass der Lias, der den Grat des vorderen Sonnenwendjoches und den Grat der Hochiss überzieht, disecordant mit dem Dachsteinkalk wäre, da man nicht sagen kann, wo die Grenze beider Kalke ist. Wenn ferners Diener glaubt, dass das Karrenfeld das Relief des präliassischen Meeresgrundes vorstelle, so ist das ein Irrthum, denn das Karrenfeld ist ein Erzeugniss der Gletscher, wie Herr Prof. Dr. v. Piehler mir mitzutheilen die Freundlichkeit hatte. Dass das Sonnen- wendjoch vergletschert war, darauf weisen die Rundbuckelformen beim Klobenjoch, die Gletschermühle auf dem Wege zur Hochiss bei der Maurizalpe und die Gletscherschliffe unter dem Rasen bei der Scho- lastica hin. Sämmtliche Thatsachen,, die Vergletscherung des Sonnen- wendjoches betreffend, deutete Pichler zuerst richtig. Zum Schlusse möchte ich noch bemerken, dass es unmöglich ist, Gebirgsstöcke, wie das Sonnenwendjoch in einer eintägigen Tour geo- logisch zu enthüllen und zu studiren; das wäre nicht einmal an der Hand eines sehr kundigen Führers möglich. Die Resultate solcher ein- tägiger Untersuchungen können nur Anregungen sein, welche gegeben zu haben Herrn Diener nicht bestritten werden kann. Dr. Hans Lechleitner. Das Sonnenwendjochgebirge bei Brixlegge. Im Jahrbuche der k. k. geol. Reichsanstalt, 1886, pag. 215 bis 294, veröffentlicht Herr Georg Geyer eine Abhandlung über die Lagerungsverhältnisse des Hierlatzkalkes, wobei auch das Sonnenwend- Joch in den Betrachtungkreis gezogen wird. Die mannigfachen Verstösse und Irrthümer dieser Arbeit veran- lassen mich zu folgender Richtigstellung. Pag. 228, Absatz II, schreibt Geyer: Dr. Karl Diener hätte das von mir erwähnte heteropische Verhältniss der Adnether- und Fleckenmergelschichten bestätigen können. Wer die betreffende Stelle in Diener’s Schrift, pag. 29, Zeile 10, ansieht, wird sehen, dass Herr Diener von Fleckenmergeln gar nicht spricht und mich vollkommen missverstanden hat. Geyer bestätigt entgegen meiner auf öftere Untersuchungen gegründete Anschauung, pag. 294, die von Diener gesehene, aus- gefüllte Doline. 962 Verhandlungen. . NR Pag. 292 schreibt Geyer mir dieselbe Ansicht über die verschie- denen Facies des Hierlatzkalkes zu, wie sie Dr. Diener pag. 2) ent- wickelt. Wer die von ihm eitirte Stelle meines Aufsatzes!) ansieht, wird keine Spur einer solchen faciellen Gliederung angegeben finden. Aber Herr Geyer legt auch Textstellen unrichtig aus. Pag. 293, Absatz VII, sagt er, dass ich aus dem Vorkommen des Crinoiden- kalkes in der Hornsteinbreecie auf deren jurassisches Alter geschlossen hätte; er giebt aber das Pagina, wo das steht, nicht an. Indem ich es thue 2), erlaube ich mir auch anzuführen, was dort steht: „Es finden sich in der Hornsteinbreccie Kieselgerüste, die man dem Gerüste einer Örgelkoralle vergleichen könnte, nicht selten. Letzteres erkennt man nur an Stücken, die längere Zeit der Verwitterung ausgesetzt waren.“ „Bei frischen Stücken sind die Höhlungen von Kalk ausgefüllt ; daher frische Stücke wie Eneriniten aussehen. Ich meinte dabei mit dieser Hornsteinbreecie den hellen hornstein- reichen Kalk am Gipfel des Rofan, den Diener als der Hornstein- breccie überlagernd angibt, Geyer aber zum Dachsteinkalk rechnet. Wer kann daraus, wie Geyer, herauslesen, dass ich das Vor- kommen von Enermiten-Kalk zur Bestimmung des jurassischen Alters der Hornsteinbreceie benütze. Uebrigens bestimmte nachträglich Herr Prof. Zittel diese Stücke als einen kleinen Pentacrinus, der im Lias und auch im braunen Jura vorkommt. Was die Beobachtungen betrifft, die Herr Geyer am Sonnenwend- Joch machte, so sind diejenigen, welche er von seinem Freunde Dr. Diener herübergenommen, unrichtig. So sieht er die rothe Farbe als Kennzeichen des Hierlatzkalkes in diesem Gebiete an, er verwechselt Crinoidenstiele und Kalkspathkrystalle, er hält die rothen Flecken und Schmitzen für Taschen und Nester von Hierlatzkalk. Auch er glaubt, dass der Dachsteinkalk als Grundgerüste die jüngeren Schichten überrage. Mit letzterer Ansicht kommt er an mehreren Punkten seiner Arbeit in Widerspruch, und bestätigt unwillkürlich meine Beobachtung, dass der Lias in den meisten Fällen die höchsten Grate einnehme. So schreibt er pag. 291, Absatz V, dass der Crinoidenkalk die höchsten Gipfel des Hochiss überziehe. Pag. 293 lässt er entgegen der Ansicht Diener’s den Lias über den langen Grat des vorderen Sonnen- wendjoches ziehen; um aber der Theorie gerecht zu werden, lässt er Klippen von Dachstein aus dem Lias herausragen. Wie unterscheidet aber Geyer den weissen Lias vom weissen Dachsteinkalk ? Das Dalfazjoch lässt Herr Geyer ganz aus Oberalmer Schichten bestehen (pag. 230, Fig. 14, Rothspitz). auch der Gschollkopf, den er im Profile nicht nennt, den er aber meinen muss, wird von ihm als aus Oberalmer Schichten bestehend, angenommen... Wo bleibt aber die Theorie vom Ueberragen des Dachsteinkalkes, wenn auch das Spiel- joch, das Seekar Oberalmer Schichten sind und der Lias auch den ganzen Gipfel des Rofan umhüllt (pag. 293). !) Verh. der k. k. geolog. Reichsanstalt 1884, pag. 205. ?) Verh. der k. k. geolog. Reichsanstalt 1884, pag. 207. Nr. 11 Bericht vom 15. September. H. Lechleitner. 263 Es ist mir allerdings nicht klar, wie Herr Geyer, pag. 293, zuerst sagen kann, „der lange Kamm des Rofan besteht, wie einzelne hervorragende Klippen, auf deren einer die Triangulirungspyramide selbst aufgerichtet ist, aus Dachsteinkalk“, und gleich darauf behauptet, dass der Lias den ganzen Gipfel umhülle. Er meint allerdings, dass dieser Dachsteinkalk ein besonderer sei, der neben Lithodendron und Megalodon auch Hornsteinknollen enthalte und leicht mit dem grauen Hornsteinkalk des Lias verwechselt werden könne. Ich muss hinzufügen, dass man in diesem Ge yer’schen Dachstein- kalk auch jenen früher erwähnten Pentaerinus findet, dass er am Rofan neben den Fleckenmergeln liegt und zwischen Tura und Dalfaz- alpe in die Hornsteinschiefer übergeht. Ob die Korallen, die Herr Geyer in diesem Kalke fand, Lithodendron sind, möchte ich deshalb bezweifeln, weil dieser Dachsteinkalk neben den grauen Spongienkalke liegt und es leicht möglich ist, dessen Korallen den Geyer’schen Dach- steinkalk zuzuschreiben. Da überdies der Dachsteinkalk Geyer's das Aussehen einer cementarmen Breccie hat, so kann ich ihn nicht für Dachsteinkalk halten, sondern jenen Gesteinen beizählen, neben denen er liegt, nämlich Fleckenmergel, Spongienkalk ete. Die Oberalmer- Schichten sind dünngeschichtete weisse Kalke, welche Hornstein in allen möglichen Farben enthalten, manchmal nehmen sie wohl auch das Aussehen einer Hornsteinbreccie an. Auch Fleckenmergel kommen in ihnen vor, wie man das in der Münsterer Schlucht (auf der Schichte) deutlich sehen kann. Warum Geyer diesen Schichteneomplex zu den Oberalmer Schichten rechnet, gibt er nicht an, vielleicht stützt er sich auf das Profil Gümbel’s!) oder auf Pichler?), der ebenso wie Gümbel keinen Grund angibt, warum diese Schichten dem oberen Jura zugezählt werden. Privatim theilte mir Herr Prof. Piehler mit, dass er am Fusse des Dalfaz-Joches Aptychus striatus und alpinus gefunden habe. Dieser Fund ist nirgends veröffentlicht worden; auch finden sich die betreffenden Stücke weder im Museum zu Innsbruck noch in der Sammlung des Mineraliencabinets an der Universität Innsbruck. °) Ich fand nun im heurigen Sommer ober dem Hochleger der Dalfazalpe Hierlatzschichten mit Ammonites heterophyllus, Nautilus aratus und einen Enerinitenstiel und gleich darüber mit einem Streichen von WO. und einem Fallen nach Süden die Öberalmer Schichten. Darüber folgt wieder Lias und am Rothspitze, welcher sich gerade oberhalb erhebt, wieder Oberalmerschichten. Dieses Verhalten bestätigte Herr Prof. Pichler, welcher einige Wochen später an Ort und Stelle kam. Es liegen hier die Oberalmerschichten gerade über dem Lias, wie die Fleckenmergel. Da nun diese Oberalmerschichten in der Münsterer Schlucht Fleckenmergel enthalten und auf dem Wege von der Dalfaz- ') Geognost. Beschreibung des bayrischen Alpengebirges. 1861, pag. 446. 2) Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt. 1856, pag. 732. ») Wie mir Prof. Pichler mittheilte, wurden seine Funde im heurigen Sommer durch Herrn Prof. Dr. v. Zittel bestätigt. Man kann nun mit Pichler annehmen, dass nur eine ganz dünne Schichte von Oberalmerschichten die höchsten Grate bedecke, eine Schichte, die man petrographisch entweder gar nicht oder nur sehr schwer von den darunterliegenden Schichten, die dem Dogger oder dem oberen Lias angehören dürften, unterscheiden kann. 264 Verhandlungen. Nr. 11 alpe nach Tura in Fleckenmergel, Spongienkalke und jenen Geyer- schen Dachsteinkalk übergehen, so muss ich alle diese Facies zum selben Niveau zählen, wie ich schon früher hervorgehoben habe. Sind die Hornsteinschiefer Oberalmerschichten, so müssen es auch die Fleckenmergel ete. sein und umgekehrt. Geyer stellt die Fleckenmergel tiefer, da Stur am Pokluka- Plateau in der Umgebung Kopriunig die Crinoidenkalke von dunkeln Hornsteinkalken und rothen schiefrigen Kalken bedeckt fand, und auch von demselben in diesen Kalken Ammonites radians gefunden wurde, der auf eine höhere Etage des Lias hinweist. (Geyer, pag. 228.) Pichler rechnet die grauen Spongienkalke gleichfalls zum oberen Lias. Ist nun das richtig, so können die Hornsteinschiefer nicht Oberalmerschichten sein, sondern oberer Lias. Die Lagerung wider- spricht nicht, denn das scheinbare Wechsellagern von Hierlatzkalk und Hornsteinschiefer lässt sich leicht dadurch erklären, dass die Hornstein- schiefer, Fleckenmergel etc. das ganze Liasgebirge überziehen und an vielen Stellen weggeputzt worden sind. Es ist also durchaus nicht entschieden, wie gross die Mächtigkeit der Oberalmerschichten am Sonnenwendjoch ist. Diese Fragen werden nur Leitfossilien lösen, die man am ehesten in den grauen Spongien- kalken finden wird. Zum Schlusse möge noch die Frage am Platze sein: Ist durch die Untersuchungen des Herrn Geyer der Aufbau des Sonnenwendjoches enträthselt worden? Ist das mit der Annahme einer sogenannten Trans- gression am Fusse des Lias möglich ? Nehmen wir an, es hätten am Anfange des Lias die Mauern des Dachsteinkalkes aus dem Meere herausgeragt. Herr Geyer geht der Frage, wie diese Dachsteinmauern ent- standen sind, aus dem Wege. Die Thatsache, dass in der nächsten Nähe der Dachsteinkalk überall fehlt, obwohl Hauptdolomit-Berge von fast gleicher Höhe in unmittelbarer Nachbarschaft des Sonnenwendjoches sich finden, die Form des ganzen Sonnenwendjoch-Gebirges — denken wir uns das Dalfazjoch, das Spieljoch ete. als Oberalmerschichten (?) hin- weg, so haben wir einen geschlossenen Ring, der nur gegen Achen- thal und gegen Wiesing zu geöffnet ist — weiterhin die bunte Farbe der Kalke innerhalb dieses Ringes und auf den Graten, das Vorkommen der zahlreichen Manganknollen, Hornsteine und der manganisirten Thier- reste, welche Gebilde auch heutzutage in den Korallenmeeren gefunden werden ?), endlich die schönen Korallenstöcke, welche sich im weissen Dachsteinkalk finden und die Bänke von Hierlatz, die sich innerhalb des Dachsteinriffes wie Mauern an das ältere Gebirge anlehnen — nach Dana lagern sich die Zerreibsel der Korallenriffe an der Innen- seite derselben mauernartig an — lassen die These aufstellen, dass das Sonnenwendjoch ein Korallenriff ist. Dass die Korallen nicht gar so häufig vorkommen, ist kein stich- hältiger Einwand, da Dana bei Untersuchung der Riffe direct beob- achtete, dass die aus dem Korallendetritus hervorgehenden Ablage- rungen sogar keine Spur von Korallen enthalten können. Der Einwand, % Dr. €, W. Gümbel, Sitzungsbericht der k. bair. Akademie der Wissen- schaften. Math.-phys. Classe. 1878, pag. 197—209. ee u Kuh Tee, A Fenln Bhe Rs] 1 Bericht vom 15. September. H. Lechleitner. 205 dass die Riffe keine Schichtung zeigen können und der Dachsteinkalk am Sonnenwendjoch grösstentheils in mächtigen Bänken erscheine, lässt sich wohl dadurch erklären, dass in den Korallenmeeren der Boden sehr unruhig ist. Dafür sprechen auch die fast bindemittellosen dünnen Breecielagen, welche man im Dachsteinkalke und im Hierlatz- kalke eingelagert findet. Uebrigens hält auch Stur!) Gebilde des Dachsteinkalkes für Korallenriffe. Doch wenden wir uns wieder der Hauptfrage zu: Fand die Transgression am Fusse des Lias statt? Manches spricht dagegen. Nirgends kann an den höchsten Graten der Dachsteinkalk nachgewiesen werden, wohl aber der Hierlatzkalk wie ich schon früher hervorgehoben habe. Auch ältere Forscher nahmen die höchsten Grate als vom weissen Lias gebildet an. So Pichler, Richthofen?), und Gümbel]). Erst Diener nahm den Grat des vorderen Sonnenwendjoches als Dachsteinkalk an. Geyer sieht ohne Angabe des Grundes ein paar Klippen Dachsteinkalkes herausragen. Wenn zwischen dem Dachstein-- kalk und der oberen Stufe des unteren Lias eine Transgression statt- sefunden hätte und zur Zeit der oberen Stufe des unteren Lias das Sonnenwendjoch wieder vom Meere bedeckt worden wäre, so müssten auf den Graten doch die Grenzen zwischen Hierlatzkalk und Dachstein- kalk nachgewiesen werden können. Der Umstand, dass die unteren Glieder des unteren Lias fehlen, lässt sich dadurch erklären, dass in einem Corallenmeere andere Ver- hältnisse vorherrschen. Es braucht daher zwischen dem Dachsteinkalk und der unteren Stufe des unteren Lias keine Transgression statt- gefunden zu haben. Weit mehr sprieht dafür, dass eine Transgression am Fusse des oberen Lias stattgefunden habe, da die jüngeren Ab- lagerungen, welche den Hierlatzkalk bedecken, mehr krustenartig auftreten und häufig von dem älteren Gebirge überragt werden. Diese Annahme würde auch der Angabe Dieners, dass Des- longcehamps die Transgression in den unteren Lias verlege, nahe kommen. Die auf diese Transgression folgenden Ablagerungen bedeckten das ganze Gebirge, wurden aber von den Atmosphärilien und nament- lich von den Gletschern theilweise weggeputzt. Die Kreideablagerungen dürften wohl erst stattgefunden haben, nachdem ein Theil des Gebirges gehoben worden war, da sie aus- schliesslich in der Tiefe vorkommen. Auch macht Herr Prof. Pichler darauf aufmerksam, dass die Kreide von Brandenburg auf dem Haupt- dolomite discordant auflagert. Zum Sehlusse möchte ich darauf hinweisen, dass mancher Ein- wand, den ich gegen die übrigens sehr verdienstvolle Arbeit des Herrn Geyer gemacht habe, auch auf die übrigen von ihm behandelten Gebiete passen dürfte. !) Geologi» der Steiermark, pag. 412. ?) Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt. 1861, pag. 157. ») Zeitschrift des deutschen und österreichischen Alpenvereines. 1884, pag. 1. K. k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 11. Verhandlungen. 33 266 Verhandlungen. Nr. 11 Ed. Palla. Recente Bildung von Markasitin Ink Er “ tionen im Moore von zarienpadi . Arztes in Marienbad, verdankt iR Mineralgeidahe Miete der Wien Universität eine Partie verkiester Pflanzentheile aus dem dortigen Moorlager. Mit der näheren Untersuchung derselben hat mich Herr Prof. Schrauf betraut. Die Kiesknollen bestehen aus einer Unzahl von hohlen, ordnungslos über und durcheinander gelagerten, unrege- mässig gekrümmten Röhren von grauschwarzer Farbe bis zu 60 Milli- meter Länge und 3 Millimeter Breite. Die Aussenseite der Rühren, die fest an einander haften, ist durch zahlreiche Höcker und Körner sehr rauh. h ’ Das Lumen beträgt eirca 2 Millimeter im Durchmesser und ist im Querschnitte bald kreisförmig, bald oval. Die Innenseite zeigt sowohl bei direceter Untersuchung unter dem Mikroskope (im auffallen- den Lichte) als auch bei Besichtigung von Gelatineabzügen deutlich den negativen Abdruck vegetabilischer Formen. Die Röhren sind daher Umhüllungspseudomorphosen nach Pflanzenresten, und zwar nach, soweit sich dies bestimmen lässt, Gramineen- oder Cyperaceen- wurzeln (und wohl auch Rhizomeen). Die Innenseite der Röhren zeigt nämlich deutliche Abdrücke von in die Länge gezogenen Zellen (ohne Spur von Spaltöffnungszellen); öfters findet man noch in der Röhre ein ganz dünnes Häutchen erhalten, wie es dem Epiblem einer Wurzel entspricht. Zwischen den verkiesten Röhren trifft man auch lang- gestreckte, zusammengeschrumpfte, bereits stark in Zersetzung be- sriffene Pflanzentheile an, die bei mikroskopischer Untersuchung ganz das Aussehen von Wurzeln zeigen. Dass es dann aber Wurzeln der obengenannten Pflanzen sein mögen, dafür spricht hauptsächlich der Umstand, dass es zumeist verschiedene Formen der Gräser und Halb- gräser sind, die in grosser Menge die Moore bevölkern und für diese charakteristisch sind. Das Mineral, das diese Pseudomorphosen bildet, ist, wie die nähere Untersuchung zeigt, Markasit. Das specifische Ge- wicht der Röhren beträgt 44634. Nach brieflicher Mittheilung von Dr. Danzer findet sich diese sehr interessante Neubildung des Markasits unweit von Marienbad „in einem nicht sehr breiten, ringsum bewaldeten Thale mit ziemlich stark abschüssiger Thalsohle. Die Kiesknollen selbst sind in einer Tiefe von 6 Meter im Moore eingebettet; unterhalb der Moorschichte folgt Schotter. Die Moorpflanzen der Umgebung sind Gräser, Binsen etc. Die Vegetation ist sehr spärlich“. Das Wasser des die Kiesknollen enthaltenden Moores zeichnet sich durch seinen Gehalt an Schwefelsäure, Eisenvitriol und Gyps aus. Diese Thatsache macht auch die Neubildung des Kieses verständlich ; es ist dieselbe im wesentlichen eine Folge des durch die Verwesung der Pflanzen hervorgerufenen Reductionsprocesses von Eisenvitriol. N. 11 Bericht vom 15. September. F. Teller. 267 ’ . Reise-Bericht. i F. Teller. Die silurischen Ablagerungen der Ost- Karawanken. (Öber-Seeland, 4. Sept.) An der östlichen Grenzmark der Karawanken, der tiefsten Ein- _ sattlung zwischen diesem Gebirgszuge und den Sannthaler Alpen, hat _ Tietze!) bekanntlich schon im Jahre 1870 Aequivalente obersilurischer Schichten constatirt, welche später von Stache?°) auf Grund reicherer Aufsammlungen Barrande’s Stockwerke F gleichgestellt wurden. Die diesbezüglichen Petrefactenfunde entstammen einem Riff von Korallen- kalk mit eingelagerten Orinoidenkalkbreceien, das einem mächtigen Complex von verschiedenartigen Schiefern und Grauwackensandsteinen mit Bänderkalk-Einlagerungen aufruht. In diesem tieferen Schichten- complex erblickte Stache eine Vertretung untersilurischer Ablagerungen, und zwar in jener Ausbildungsweise, welche die tieferen Silur-Etagen der Nordalpen repräsentiren. Die räumliche Ausdehnung und die Lagerungsverhältnisse dieser silurischen Gebilde der Ost-Karawanken sind bisher noch nicht Gegen- stand der Untersuchung gewesen und die Ausfüllung dieser Lücke bildete gewiss eine der anziehendsten unter den verschiedenartigen Aufgaben, die sich an die geologische Aufnahme des Blattes Eisenkappel-Kanker, welche mir bereits im verflossenen Sommer von der Direetion der geologischen Reichsanstalt übertragen wurde, knüpften. In den folgenden Zeilen sollen nun die wichtigsten Daten mitgetheilt werden, welche die bisherigen Begehungen in der angedeuteten Richtung ergeben haben. Ich beginne mit der Schilderung der Verhältnisse am Seeberge, als dem historischen Ausgangspunkte der Studien über die Silurbildungen dieses Gebietes. Der Uebergang über die Seeberg-Einsattlung fällt mit einem anti- klinalen Schichtenaufbruche zusammen. Die in dessen Mitte zu Tage tretende Schichtfolge besteht aus einem Wechsel von feingefältelten Phylliten und ebenflächigen, glänzenden, halbkrystallinischen Thon- schiefern mit dünnschichtigen, sandig-glimmerigen Schiefern und diek- bankigen Grauwackensandsteinen. Die Phyllite, welche jedenfalls die Hauptmasse des Schichtenmateriales bilden, erinnern in Zusammen- setzung und Structur auffallend an den Quarzphyllit-Typus, der in den Randzonen der Centralalpen das herrschende Gestein bildet. Wie dort führen sie auch hier die charakteristischen Platten und Linsen von weissem Quarz und zeigen die bekannten Uebergänge in Fleckschiefer, Talkschiefer und in dunkle, an Graphitschiefer erinnernde, meist aber wohl durch Metalloxyde gefärbte Schieferabänderungen. Die in der Grösse des Korns und hiernach zugleich in ihren Absonderungsformen vielfach variirenden Grauwackensandsteine sind mit den Thonschiefern sowohl, wie mit den phyllitischen Gesteinslagen durch petrographische Uebergänge innig verknüpft. So liegen einerseits Grauwackensand- steine vor, die mit thonig-glimmerigen Flatschen durchwoben sind, andererseits finden sich wieder häufig diekbankige Phyllitgesteine, !) Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1870, 20. Band, 2. Heft, pag. 269. 2) Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1874, 24. Band, 2. Heft, pag. 264 ff. und Zeitschrift d. deutsch. geol. Ges. Jahrg. 1884, pag. 319. 38* 268 Verhandlungen. welche lentieulare Partien klastischen Materiales umschliessen. Eine besondere Rolle unter den klastischen Einstreuungen in die Phyllite spielen harte, dunkle, Iyditartige Gesteine. An den Köpfen steil ge- 1 stellter Phyllitbänke sieht man dieses kieselige Gesteinsmaterial häufig in eckigen Brocken oder flachen bis handgrossen Scherben zwischen vielfach. gewundenen Phyllit-Lamellen hervorragen. Nach Aufblätterung und Zerfall der Matrix bedecken die schwarzen plattigen Gesteinsstücke oft in so grosser Zahl den Berghang, so dass man sich versucht fühlt, sie als Anzeichen einer durchstreichenden Zone von Kieselschiefer auf- zufassen. In Wirklichkeit ist es mir aber bisher nicht gelungen, irgendwo zusammenhängende anstebende Partien dieses Gesteins, das auch in den gröberen, breecienartigen Grauwackensandsteinen einen verbreiteten und durch seine dunkle Farbe leicht auffallenden Gemeng- theil bildet, zu beobachten. Steigt man aus dem Thalkessel von Ober-Seeland zur Jochhöhe des Seeberges an, so bewegt man sich in dem flach gelagerten Süd- flügel (20—30° in SSO.) der vorerwähnten Aufwölbung. Erst nahe unterhalb der Sattelhöhe vollzieht sich die Umbeugung zu entgegen- gesetztem (NNW.) Verflächen und es fällt hierbei schon längs des Strassendurchschnittes auf, dass dieser nördliche Flügel der Antiklinale steilere, zwischen 50— 70° schwankende Neigungswinkel aufweist. Der Berghang zur Linken des Aufstieges stellt den Schichtkopf dieses steiler aufgerichteten Gewölbe-Flügels dar. Seine Böschung stuft sich, wie man schon vom Seeländer Thalkessel aus wahrnimmt, an drei riffartig hervorragenden Kalkzügen ab, welche ebeu so vielen getrennten, in gleichem Sinne verflächenden Lagermassen innerhalb der Schiefer und Grauwackensanilsteine des Nordflügels entsprechen. Die tiefste dieser Kalkeinlagerungen, welche wenige Schritte westlich vom Seeberg- sattel bei dem Gehöfte Rakesch in einer steilen Felsklippe, der soge- nannten „Kanzel“, aufragt, besteht aus wohlgeschichtetem Bänderkalk. Die nächst höhere Zone, welche sich in breiterer Mass> und bedeu- tenderer Höhe über die sanfte Schieferbasis erhebt, setzt sich aus jenen Korallenkalken und Crinoidenkalkbreceien zusammen, welche in ihrer Fossilführung den ersten Anhaltspunkt zur Constatirung obersilurischer Schichten in den Karawanken geboten haben. In den Blöcken der Schutthalde, welche dieses Kalkriff zu dem nach Trögern führenden Holzfahrweg herabsendet, haben Tietze und Stache das paläon- tologische Material für ihre eingangs eitirten stratigraphischen Fest- stellungen gewonnen. Das dritte und höchste Kalkniveau des Nord- flügels endlich repräsentirt die Masse des Seeländer Storzie. Der steile Wandabsturz, den dieser bereits über die Waldgrenze emporreichende Gipfel (1762 Meter) gegen Bad Vellach wendet, entspricht dem Schicht- kopf seiner mit 25—30° in NW. geneigten Bänke. In der Kalkmasse des StorziC fand ich dieselben Korallenauswitterungen und dieselben stets durch reichere Fossilführung ausgezeichneten Crinoidenkalkbreceien, welche das nächst tiefere Kalkniveau des Seeberges charakterisiren. Die Schiefer- und Grauwackengesteine, welche die Terrassen und Einsenkungen zwischen diesen riffartig hervortretenden Kalkzügen zu- sammensetzen, sind längs des Fahrweges vom Secberg nach Trögern so vielfach entblösst, dass über ihre Lagerungsverhältnisse nicht der Nr. 11 Bericht vom 15. September. F. Teller. 269 mindeste Zweifel obwalten kann. Sie verflächen ebenso wie die schein- bar riffartig aufgesetzten Kalke in NW. und unterteufen und überlagern so abwechselnd diese ihnen untergeordneten Kalkzonen. Dabei ist aber folgender Umstand gewiss in höchstem Grade auffallend und merk- würdig. Während man innerhalb der eingeschalteten Kalkbildungen schon nach rein äusserlichen Merkmalen auf den ersten Blick zwei Niveaus zu unterscheiden vermag, einen tieferen Complex von meist krystallinischen Bänderkalken und zwei höhere Zonen fossilreicher Riftkalke, bewahren die Gesteine der Schiefer-Grauwacken-Facies durch die gesammte Mächtigkeit des nördlichen Gewölbeflügels hindurch ihren einförmigen , schärferen petrographischen Distinetionen unzugänglichen Charakter. Die dunklen, dachschieferartigen krystallinischen Thonschiefer im Liegenden des Bänderkalkes der Kanzel wiederholen sich in gleicher Ausbildung im Hangenden der unteren Riffkalkmasse und über den obersten Kalkbänken des Storzic, an dessen Abdachung gegen die Pristounik-Alpe bin begegnen wir in einer schmalen Zone denselben, durch eingestreute Lyditknauer gekennzeichneten blätterigen Phyllit- bänken, welche in Paralleldurchschnitten das Hangende der vorerwähnten Bänderkalke bilden. Wenn auch hie und da in den höheren Abtheilungen der Schichtfolge (z. B. im Vernik Grintouz- und Stegunek-Gebiete) Schiefergesteine von entschieden sedimentärem Charakter auftreten, so sind sie doch stets wieder mit Schichten vergesellschaftet, in denen die Neigung zu krystallinischer Gesteinsausbildung erfolgreich durchschlägt. Obwohl im Allgemeinen kein Freund der sogenannten Regional-Meta- morphose, kann ich mich im vorliegenden Falle, insbesondere mit Rück- sicht auf die weiter unten folgenden Beobachtungen über den schritt- weisen Uebergang der Riffkalke in Kalkschiefer und Bänderkalke, der Anschauung nicht verschliessen, dass hier unter lem Einflusse mächtiger Druckwirkungen, also im Wege mechanischer Metamorphose, ausge- dehnte Sedimentschollen ihre ursprünglichen Structurmerkmale verloren haben und in Gesteinstypen übergeführt worden sind, die wir nun als halbkrystallinische oder krystallinische schlechtweg bezeichnen müssen. Der Wechsel solcher Typen mit rein klastischen Gesteinsbänken, den Grauwackensandsteinen, spricht keineswegs gegen eine solche Auf- fassung der Sachlage, denn es ist ja klar, dass die feiner geschlämmten Producte der Sedimentbildung der supponirten Structurabänderung früher und in stärkerem Maasse unterliegen mussten, als die grobklastischen - Bestände der Ablagerungsserie. Kehren wir jedoch zu unserer Profilbeschreibung zurück. Der Südflügel der geschilderten Schichtfolge besitzt in der Seeberg-Region selbst nieht jene Mächtigkeit, die man unter der Voraussetzung völlig normaler Lagerungsverhältnisse zu erwarten berechtigt wäre. Wendet man sich von der Sattelhöhe nach SO. und steigt den zum Goli Vrh führenden Kamm hinan, so befindet man sich anfangs in SO. ver- flächenden Phylliten und Grauwackenschiefern. Bald stösst man aber auf eine im Walde verborgene Klippe von Bänderkalk (1289 Meter), welche den Gegenflügel des Bänderkalkzuges der Kanzel darstellt, und noch weiter in SO. ragt über den Hangendschiefern dieses schmalen Bänderkalkzuges ein zweites Kalkriff empor, das sich durch seine rauhen, mit Crinoidenresten bedeckten Verwitterungsflächen sofort als 270 Verhandlungen. ein Aequivalent der unteren Riffkalke des Nordflügels zu erkennen gibt. Von hier ab bewegt man sich dem Kamme entlang noch eine kurze Strecke weit in den Gesteinen der Schiefer-Grauwacken-Facies, dann schneidet die ganze Schichtfolge plötzlich an einem Längsbruch ab, an den von Südost her zunächst die bunten Conglomerate und Schiefer des Rothliegenden und weiterhin Fusulinenkalke herantreten. Für die Kalke des Seeländer Storzi® besitzen wir somit im Sud kein Aequivalent. Verfolgen wir nun die Aufbruchswelle des Seeberges zuende in der Richtung ihres Streichens nach WSW. Die Kalkzüge dienen uns hierbei als erwünschte Leithorizonte. Von jenen des Nordflügels zeigt der Bänderkalkzug den regelmässigsten Verlauf. Er streicht, econeordant zwischen Phylliten eingelagert und mit denselben bei durchschnittlich 50° Neigung in NW. verflächend durch die bei Anko und Vernik aus- mündenden Gräben hindurchsetzend anfangs nach WSW., sodann vom unteren Rande der Culturen der Scharkhube ab, rein SW. und erreicht erst nordwestlich von der Pfarrkirche S. Oswald in dem a 1127 der Sp. K. sein Ende. Grössere Complicationen ergeben sich bei der Verfolgung der nächst höheren Kalkzone, des unteren Riffsalk-Niveaus vom Seeberge. In dem Paralleldurchschnitte zum Seeberg, welchen der vom Bauer Roblek zur Alpe desselben Besitzers führende Fahrweg eröffnet, stösst man im Han- genden des unteren Bänderkalkes, genau in jenem Niveau, in welchem der vorerwähnte Korallen- und Crinoidenkalk durchstreichen sollte, wider Erwarten auf einen Complex von plattig-schieferigem, im Quer- bruche gebänderten Kalkstein, dessen CUontinuität zudem noch zweimal durch schmale Einlagerungen krystallinischer Schiefergesteine unter- brochen erscheint. Ueber einer mächtigen Schichtfolge von grauen Phyl- liten mit Lydit-Einschlüssen, die das Hangende der unteren Bänderkalke bildet, folgt nämlich zunächst als unteres Grenzniveau des in Rede stehenden höheren Kalkzuges eine schmale Zone von deutlich gebän- dertem, halbkrystallinischen Kalk, die eine 2 Meter mächtige Zwischen- schicht , bestehend aus einem grünlich-weissen talkigen Knotenschiefer und einer Bank von Grauwackensandstein, umschliesst ; — in geringem Abstande davon beobachtet man sodann noch innerhalb derselben Bänder- kalkmasse eine zweite, ungefähr 5 Meter mächtige Einschaltung von Schiefern, und zwar von dünnblättrig zerfallenden Talkphylliten, deren Begrenzungsflächen durch Aufgrabungen, die zum Zwecke von Niveau- ausgleichungen des Fahrweges ausgeführt wurden, prächtig aufgeschlossen sind, — und darüber folgt erst die Hauptentwicklung des Kalkes, der in dem Masse, als man sich seiner oberen Grenze nähert, die gebän- derte Structur verliert und in einen rauhflächig verwitternden, reichlich mit Kalkspath durchaderten Kalkstein von massigerem Gefüge über- geht. Diese oberste Partie des Kalkzuges ragt zu beiden Seiten des Anstieges in spitzen Felsklippen auf, in deren Gestalt und gegenseitiger Lage wohl die Erklärung für die Bezeichnung „Klesche“ (Klesde — Zange) zu suchen ist, welchen diese Passage im Volksmunde erhalten hat. Eine an ihrer Oberfläche rostbraun verwitterte, flach in NW. ge- neigte Kalkbank zur Linken des Fahrweges schliesst die ziemlich mäch- tige Kalklagermasse nach oben ab. Im Hangenden folgen dann, einen Nr. 11. 1 | 1 4 Nr» 11 Bericht vom 15. September. F. Teller. 271 Schichtkopf zur Rechten des Weges bildend, dünnblätterige Quarzphyl- lite mit einer eingelagerten Grauwackenbank, und weiterhin längs des Fahrweges bis zum Sattel hinauf die dachschieferartigen dunklen, zu- meist jedoch in Folge der Verwitterung gebleichten und dann silber- grauen krystallinischen Thonschiefer, die eines der charakteristischesten Gesteine des Silurgebietes darstellen. Die Kalke der Klesche sind trotz ihrer so abweichenden Be- schaffenheit doch zweifellos die Fortsetzung der unteren Riffkalkzone des Seeberges. Der Zusammenhang beider liess sich durch Begehung des verbindenden Berghanges direet erweisen, und zwar zeigte sich hierbei, dass schon in der ersten Felsklippe, welche unterhalb des vom Seeberg nach Trögern führenden Fahrweges die direete Fortsetzung dieser Riff kalkmasse darstellt — ein Kreuz am Fahrwege markirt die Lage dieser Klippe — Gesteinsvarietäten auftreten, welche den Uebergang zum Bänderkalk-Typus vermitteln. Die eigenthümlichen Streckungserschei- nungen, die hie und da in den Crinoidenbreccien des Seeberger Riff- kalkes auftreten, und welche nicht selten auch die Erhaltung anderer Fossilreste dieses Kalkniveaus in ungünstiger Weise beeinflussen, machen sich an der vorbenannten Stelle bereits in verstärktem Masse geltend. In der diehten, an organischen Einschlüssen armen Kalkumhüllung der Crinoidenbreceien bedingt diese Streckung die Anlage einer plattigen Parallelstruetur (an Handstücken zu erweisen !), welche weiterhin mehr und mehr zur Herrschaft gelangt und endlich zur Entwicklung der Kalk- schiefer und Bänderkalke führt, die wir an der Klesche kennen gelernt haben. Hie und da verrathen noch vereinzelte Auswitterungen von ver- zerrten Kalkspathkörpern mit den charakteristischen Spaltriehtungen der Crinoidenstiele die ursprüngliche Natur des Kalksteines. Dass diese Erscheinung in durch teetonische Vorgänge zu begründenden Druck- wirkungen ihre Ursache hat, liegt hier völlig klar zu Tage: Mit dem Uebergang in die Bänderkalkentwicklung schrumpft die Riffkalkzone zugleich in ihrer verticalen Mächtigkeit ein. Die in der angegebenen Weise modifieirte Zone des unteren Riff- kalkes lässt sich von der Klesche, an dem Gehänge oberhalb der Schark- hube hindurch, bis nahe an den Sattel verfolgen, jenseits dessen das Terrain zum Kankerbach abdacht. Hier keilt sie spitz im Schiefer aus und erst jenseits des Sattels treten W. von Gradische noch einmal in schmalem Zuge Kalke aus dem Wiesenhang hervor, die, in der Streichungs- richtung der eben besprochenen Gesteinszone liegend, wohl als deren Fortsetzung betrachtet werden müssen. Im Hangenden dieses Riff- und Bänderkalkzuges und nur durch eine Schieferlage von etwa 60 Meter Mächtigkeit von demselben getrennt, beobachtet man eine zweite Parallel- zone von Kalk, die erst SW. von der Roblekalpe als schmaler Felsen- kamm beginnt, dann aber rasch zu grösserer Breite anschwellend über die Murn-Hube (Muri der Sp. K.) bis in’s Kankerthal fortsetzt, dasselbe verquert und in seinen letzten Ausläufern nach SW. hin bis zum Ge- höfte Reschmann zu verfolgen ist. Die Gesteine dieser Zone sind in deren mittlerem Abschnitte (Kankerthal) graue dichte, weissaderige Kalke mit rauher Verwitterungsfläche und spärlicher Fossilführung, an den ausstreichenden Enden des Zuges dagegen werden sie plattig-schie- ferig, und den krystallischen Bänderkalken in ihrer Struetur sehr ähnlich 272 Verhandlungen. Nr. 11 (Kamm Süd von Grintouz und Reschmann). Wir haben also hier dieselbe Verquickung von massigen oder diekbankigen Kalken mit Gesteinen vom Bänderkalk-Typus, wie in der vorher beschriebenen Zone. Dort, wo dieser Kalkzug SW. von der Roblekalpe in dem Gipfel 1432 Meter der Sp.-K. seine höchste Erhebung erreicht, nimmt er der nordwärts aufragenden mächtigen Riffmasse des Vernik Grintouz gegenüber land- schaftlich und teetonisch dieselbe Position ein, wie die Haupterhebung unserer sogenannten unteren Riffkalke am Seeberg, gegenüber der Masse des Seeländer StorZi@. In beiden Fällen erscheinen die Kalkzüge durch eine schmale Einsattlung getrennt, welche das Durchstreichen ein und derselben Zone von Schiefern und Grauwackensandsteinen markirt, deren Schichten hier wie dort nordwärts unter die Hauptriffmasse hinabtauchen. Es liegt daher nahe, die beiden oberhalb Schark durch- streichenden Kalkzonen als einen zusammengehörigen, der unteren Riff- masse am Seeberg gleiehwerthigen Complex aufzufassen. Hierbei muss ich allerdings die Frage vorläufig noch offen lassen, ob diese nach SW. hin eintretende Zweitheilung als eine tectonische Spaltung zu betrachten sei, als die Folge einer in dieser Richtung einsetzenden Längsverwerfung, oder ob man hier, nach Analogie mit den Verhältnissen auf der Klesche, vielleicht nur an eine Spaltung durch Einschub einer mächtigeren Schieferlage zu denken habe. Das höchste Kalkniveau im Nordflügel des Seeberg-Aufbruches, der Korallenkalk des Seeländer Storzie, findet, wie bereits aus den letzt- angeführten Daten hervorgeht, seine SW.-Fortsetzung in dem Vernik Grintouz; doch stehen die beiden Riffkalkmassen, oberflächlich wenigstens, nicht in Verbindung. Zwischen dem SW.-Ende des Storzi© Kammes und der NO.-Kante des Vernik Grintouz dehnt sich ein weites Schieferterrain aus, in dem nur an einer Stelle, nördlich von der Roblek-Alpe, unter leider unklaren Lagerungsverhältnissen eine kleine Klippe von grauen ' weissaderigen Kalk zum Vorschein kommt, die genau in der Streichungs- linie der beiden Riffkalkmassen liegend, vielleicht als ein auftauchendes Stück eines durch die Hüllschiefer bedeekten Verbindungskammes auf- gefasst werden könnte. Von dem Südflügel des Seeberge-Gewölbes ist uns, wie schon oben bemerkt wurde, nur ein Rudiment erhalten geblieben. Südlich vom Jochübergang setzt eine Längsstörung ein, die in der Richtung ihres Streichens nach SW. immer tiefer in den Gebirgsbau eingreift. In dieser Richtung gelangt der Verlauf dieser Störungslinie auch in den äusseren Reliefverhältnissen zu klarem Ausdruck und ich habe an anderer Stelle ausführlicher auf die Beziehungen hingewiesen, welche zwischen diesem Längsbruch und der Bildung des Seeländer Beckens bestehen dürften (Verh. d. geol. Reichsanst. 1886, Nr. 4). Den hier vorliegenden Ab- senkungserscheinungen entsprechend ist die Fortsetzung der Kalkzüge des südlichen Flügels in den Kessel von Oberseeland hinab auch nur andeutungsweise erhalten. Der untere Bänderkalk erreicht in seinem nach SO. verflächenden Flügel die Seebergstrasse kurz oberhalb des Wegeinräumer-Häuschens vor der Jochhöhe. An der Stelle, wo er die Fahrstrasse verquert, fehlt Jeglicher Aufschluss; dagegen tritt er an dem linksseitigen Steilhang des Grabens, welcher hinter dem genannten Häuschen dem Strassenzuge Nr. 11 Bericht vom 15. September. F. Teller. 2713 parallel in den Seeländer Kessel absteigt, in einer langhinstreichenden Felswand noch einmal zu Tage. Weiter nach SW. hin fehlt jede Spur einer Fortsetzung. Das nächst höhere Kalkniveau des Südflügels ist von der Höhe des zum Goli Vrh führenden Kammes gegen den Seeländer Kessel hinab nur ein ganz kurzes Stück zu verfolgen. Erst weit in SW. taucht wieder ein Fragment dieses Kalkzuges auf, und zwar in der Felsklippe, die oberhalb des Gehöftes Skuber aus dem Walde aufragt. Von diesem Örientirungspunkte ab ist der Zug nach SW. hin, meist nur in Block- anhäufungen, die hie und da aus dem Waldboden auftauchen, bis an das Steilgehänge oberhalb der Kirche S. Oswald zu verfolgen, nach NO. da- gegen streicht er als eine breite, besser kenntliche Gesteinszone an dem Gehänge südlich vom oberen Vernik in den alten Seeboden aus, um innerhalb desselben noch einmal in einer auffallenden tumulusartigen Erhebung aufzutauchen. Der Kalkzug von Skuber ergab mir eine kleine Ausbeute an Fossilresten, welche die Deutung desselben als Gegenflügel des unteren Riffkalkes am Seeberg auch vom palaeontologischen Stand- punkte aus rechtfertigen lassen dürfte. Die wohlg serliederte Schichtfolge am Seeberge schrumpft nach sw. hin immer mehr zusammen: Das silurische Schichtgewölbe taucht in dieser Richtung allmälig immer tiefer unter jüngere paläozoische Sedi- mente hinab, während gleichzeitig scharf hervortretende Längsstörungen einerseits und das Uebergreifen der bunten Schichtreihe des Rothliegenden andererseits das geologische Bild in hohem Grade complieiren. Auf eine grössere Erstreckung über den Kankerbach hinaus reichen von der ge- sammten silurischen Schichtfolge nur die zwei Jüngsten Glieder, der obere Korallenriffkalk und die ihn umhüllenden Schiefer- und Grauwacken- sedimente. So liegen die Verhältnisse bereits im Gebiete des Rusch '), einem Korallenkalkgipfel im Quellgebiete der Kanker, welcher einen Ausläufer der Masse des Vernik Grintouz und mit diesem im Vereine den mächtigsten Riffkalkzug unseres Gebietes darstellt, — und dasselbe Bild wiederholt sich am Stegunek, einer wilden, ringsum steil abstür- zenden Felsmasse, die zugleich als der südwestliche Markstein für die silurischen Ablagerungen dieses Theiles der Karawanken gelten kann. Wie StorZid und Vernik Grintouz, so sind auch Rusch und Stegunek durch eine Einsattlung getrennt, in welcher die silurischen Hüllschiefer beider in einander fliessen, so dass wir vom Seeberg bis an die SW.- Grenze der Silurzone nun drei, von einander völlig isolirte Massen des oberen Riffkalkes unterscheiden können: Den Storzie-Gipfel, — die ver- einigte Grintouz-Rusch-Masse — und den Stegunek. Wenn man von dem letztgenannten Gipfel auf das untersuchte Gebiet zurückbliekt, so ist man überrascht über das merkwürdige Bild, das die in ONO. eoulissenartig hintereinander aufgestellten Gipfel der obersilurischen Riffzone darbieten. Obwohl aus gleichem Materiale auf- gebaut und in engstem Sinne derselben Bildungsperiode angehörig, besitzt doch jeder der vier Gipfel ein besonders charakterisirtes Relief, das sich dem Geologen sofort als Ausdruck eines raschen Wandels in der tektonischen Gestaltung der einzelnen Abschnitte dieser Riffzone ’) Der unbenannte Gipfel der Spec.-K. mit der Höhenangabe !61ü Meter. K. k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 11. Verhandlungen. 39 274 Verhandlungen. Nr. 11 zu erkennen gibt. Der von unserem Standpunkte am weitesten ent- legene StorZie-Kamm zeigt wohl die schärfste, in unserem Sinne aus- geprägteste Silhouette. Durch eine schief ansteigende Zackenlinie ist deutlich der in Süd gewendete Steilabsturz eines Schichtkopfes markirt, dessen flach gelagerte Platten die Anlage der in ihrer ganzen Aus- dehnung zu übersehenden sanften NW.-Abböschung der Gipfelmasse bedingen. Der uns näher gerückte Vernik Grintouz erscheint als eine breite klotzige Felsgestalt, an deren südwestlicher Schulter man eben- falls deutlich die Structurlinien eines Schiehtkopfes wahrnimmt; sie sind noch in NW. geneigt, aber um ein Beträchtliches steiler gestellt, als die correspondirenden Elemente im Bilde des Storzi@, und diesem Umstande entspricht auch der steilere NW.-Abfall der Felspyramide. Vor dieser breiten, fast gleichseitig dreieckigen Umrissfigur des Grintouz erhebt sich der niedrigere und schlankere Rusch. Er erscheint von unserem Standpunkte aus gesehen als eine völlig asymmetrische Pyramide , die aber entgegen den Verhältnissen am StorziC den kurzen Steilabfall in NW., die flache Böschung dagegen in SO. wendet. Es entspricht dies vollkommen den am Rusch herrschenden Schiehtungsverhältnissen, die _ ein einseitiges Gewölbe mit steilem NW.- und flachem SO.-Flügel reprä- sentiren. Der Stegunek endlich, auf dessen Gipfel wir stehen, würde mit seinem fast senkrechten NW.-Absturz und seinem flach gelagerten, tief in den Sabakoue-Graben hinabhängenden Mantel von Schiefern und Grauwackensandsteinen auf der SO.-Seite genau die Umkehr der vom StorziC gebotenen Profilansicht darstellen, wenn hier nicht auch an der SO.-Seite eine Störung durchsetzen würde, an welcher ein Theil der Riftkalkmasse sammt den Hangendschiefern in die Tiefe gesunken ist. So bildet der Stegunek gegenwärtig ein zwischen zwei parallelen Dislo- cationen stehen gebliebenes, steilwandiges Felsriff, — die orographisch eigenthümlichste, aber auch tektonisch complicirteste Masse innerhalb der besprochenen Riffzone. Es gebricht uns hier an Raum, diese Andeutungen über die com- plieirten Lagerungsverhältnisse in den westsüdwestlichen Ausläufern der Silurzone weiter auszuführen. Als das Wesentlichste des Thatbe- standes erscheint: Das allmälige Hinabtauchen des silurischen Schiehten- gewölbes unter die jüngeren paläozoischen Sedimente. WSW. vom Stezunek bilden carbonische Ablagerungen die zu Tage liegende Axe dieses alten Schichtengewölbes ; sie setzen dasselbe über die Kojnsica bis in's Feistritzthal bei Neumarktl fort. Der als Teufelsschlucht be- kannte Abschnitt dieses Thales entblösst m einem an dem steileren Nordflügel gestörten Gewölbe von carbonischen Bildungen — mit wohl- entwickelten permischen und triadischen Hangendflügeln zu beiden Seiten — das letzte Mal einen befriedigenden Einblick in diesen lang- gestreckten alten Schiehtenaufbruch. Wir gelangen nun zur Besprechung der Silurbildungen im Osten des Seeberges, wo die in Rede stehende Gesteinszone in dem tiefen Einschnitt des Vellachthales zwischen dem Haller Riegel als nördlichem und der Fuchshube als südlichem Grenzpunkte, somit senkrecht auf ihre Streichungsriehtung, in einer Breite von etwas über 3 Kilometer er- schlossen ist. Bad Vellach liegt nahezu im tektonischen Mittelpunkte des Autbruches. Von der genannten Tiefenlinie nach Ost streichen die iz ut AEG LE bu ur) 5 Nr. 11 Bericht vom 15. September. F. Teller. 275 silurischen Bildungen sodann in annähernd derselben Breitenentwick lung über die von der Mrzlagora nach Nord auslaufende Wasserscheide in den Sulzbacher Thalkessel hinüber und setzen an dessen Nordgehänge über Heiligengeist zum Wistra-Sattel an die Grenze von Kärnten und Steiermark fort. Die tieferen Elemente des Seeberg-Aufbruches sind in’s Vellach- thal hinab noch mit aller Schärfe zu verfolgen So streicht der Bänder- kalk des Kanzel, die oberste Schleife der nach Vellach absteigenden Poststrasse verquerend, in einem ununterbrochenem Zuge zur Linken des Abstieges über den Gehöften Steiner und Potesa durch bis nahe zum Skaler hinab. Ebenso bildet sein südlicher Gegenflügel einen gut zu begrenzenden, wenn auch schmalen Gesteinszug, der an den Gehängen zur Rechten des Abstieges hinläuft, und oberhalb der Jeri&-Hube in’s Kotschnathal einbiest. Von dem nächst höheren Riffkalkniveau erscheint jedoch nur der Südflügel als ein continuirlicher Gesteinszug ; derselbe greift ebenso, wie der tiefere Bänderkalk, seinem südlichen Verflächen entsprechend an dem Kotschnagehänge bogenförmig zurück, und erreicht das Kotschnathal unmittelbar vor der Fuchshube. Von hier steigt er an dem rechten Thalhang gegen das Gehöfte Lessnik empor und endet endlich in der Pauliöwand (Pauli&owa stena, 1656 Meter der Spee.-K.). Die fossilreichen Riffkalke des nördlichen Gegenflügels streichen dagegen ebenso wie jene des nächst höheren Niveaus, des Storziß, schon im Meridian der Jocheinsattlung des Seeberges im Schiefer aus. In ihrer Fortsetzung nach ONO. beobachtet man zunächst einige kleinere, nach der Art der karpatbischen Blockklippen ganz unver- mittelt aus der Schieferumhüllung aufragende, isolirte Kalkvorkomm- nisse, weiterhin die breite Doppelklippe von Pasterk, sodann jenseits einer sanften Schieferböschung den spitzen Kegel von Korallenriffkalk, hinter dem in einer breiten Einsattlung das Gehöfte Rapold liegt. Von dieser letztgenannten Riffkalkmasse stammt das Material der Schutt- halden, die gegenüber dem grossen Christof an die Vellacher Strasse herabkommen und hier die allbekannte, schon von Lip old besuchte und ausgebeutete Fundstelle paläozoischer Korallen bilden. Eine ver- worrene Klippenlandschaft nannte Stache gelegentlich seines ersten Besuches (Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1874, pag. 268) dieses Gebiet zwischen StorZi@& und Haller Riegel und er hat damit treffend den Ein- druck bezeichnet, den jeder bei einer ersten Wanderung durch dieses schwierige Gebiet erhalten muss. Inwieweit dieses Bild in tektonischen Anomalien seine Erklärung finden kann, wird die nachfolgende Sehilderung der Lagerungsverhältnisse im Gebiete von Vellach darthun. Dass die isolirten Felsklippen von Pasterk und Rapold den ober- silurischen Riffkalken des Seeberges entsprechen, unterliegt nach ihrer Petrefaetenführung keinem Zweifel. Bezüglich der Rapold-Klippe ist dies durch die Untersuchungen Stache’s über die Korallen vom Haller- riegel schon früher festgestellt worden; in der zweiten grösseren Kalk- klippe dieses Terrainabschnittes, jener von Pasterk , ist es mir selbst gelungen, ein petrefactenführendes Niveau aufzufinden, aus dem ich nur die Reste von Oheirurus cf. Sternbergi (ein pygidium) und Dronteus sp. (eine glabella) anführe, um die obige Voraussetzung zu rechtfertigen. Ausser den angeführten Trilobiten fanden sich zahlreiche Brachiopoden 39* 276 Verhandlungen. Nr. 11 (besonders häufig Atrypa-Arten und Spiriferen), sodann Gastropoden und Bivalven (Conocardium sp.), ferner Crinoiden (Kelchreste) und Korallen. Der Fundort ist nach meinen Erfahrungen bisher der ergiebigste des ganzen Gebietes. Leider beeinträchtigen auch hier mecha- nische Verschiebungen und Verzerrungen sehr häufig den Erhaltungs- zustand der Fossilreste. Bei dieser Gelegenheit drängt sich uns noch die Frage auf, welchem der beiden Niveau’s von Riffkalk im Seeberg-Durchschnitte diese Vorkommnisse entsprechen. Bei dem Umstande, dass wir östlich vom Seeberge in beiden Gewölbeflügeln nur ein einziges Riffkalk-Niveau nachweisen können, erscheint es mir überhaupt nicht ausgeschlossen, dass die Trennung in zwei Riffkalkzonen, wie sie im Nordflügel des Seeberg-Profils vorliegt, nur eine locale Spaltung darstelle, umsomehr, als es ja am Seeberg selbst und westlich davon nirgends gelungen ist, im südlichen Gewölbeflügel ein Aequivalent dieses zweiten höheren Riffkalkniveaus aufzufinden. Insolange sich also nicht Gründe paläonto- logischer Natur für eine Altersverschiedenheit der beiden Niveaus geltend machen, wird man sich kaum veranlasst sehen, der Trennung der Korallenkalke des Seeberges in zwei Niveaus eine allgemeinere stratigraphische Bedeutung zuzuerkennen In den Profilen durch das Vellachthal tritt also in den Elementen der Schichtfolge des Seeberges insoferne eine Reduction ein, als die oberen Riffkalke hier als eine einzige einheitliche Masse erscheinen. Dagegen erfährt diese Schichtfolge nach unten hin eine Bereicherung. Inmitten der beiden Flügel des Bänderkalkes der Kanzel und von diesen durch eine mächtige Phyllitmasse getrennt, taucht gerade an der Vereinigung der vom Seebergsattel herabkommenden Thalfurche mit dem Vellachbach der aufgebrochene Scheitel eines tieferen Bänder- kalkgewölbes auf. In der Felsklamm wenige Schritte südlich von Bad Vellach, dem Eingang in die Kotschna, ist dieses Gewölbe prächtig aufgeschlossen; man sieht das Gestein, einen bläulichen krystallinischen Bänderkalk, beiderseits von der Thalsohle ab, und unter die Schiefer der darüber aufsteigenden Gehängpartien einfallen. Die Basis dieser Bänder- kalke ist nicht aufgeschlossen, ich halte dieselben überhaupt für das tiefste Glied der im Vellachthal aufgeschlossenen silurischen Schichtreihe. Von dieser tiefsten Stelle des silurischen Sehichtenaufbruches nach Ost treten wir in eine durch mehrere Querverwerfungen gestörte Region. Schon während des Abstieges nach Vellach bemerkt man zur Rechten des Hauptthales an dem waldigen Berghang unmittelbar über dem Bade den mauerartigen Vorsprung eines Kalkschichtkopfes, dessen Bänke flach in SO. geneigt sind. Diese im Thale unter dem Namen Urance bekannten Felsköpfe bestehen nun aus einem ausgezeichnet plattig- schieferigen, im Querbruche gebänderten Kalke, der auch thatsächlich seiner Position nach nur als die Fortsetzung des südlichen Flügels jener Kalke gedeutet werden kann, die wir als die Bänderkalke der Kanzel bezeichnet haben. Trotzdem tritt er mit diesem Gesteinszug, der doch wie oben bemerkt wurde, nahe der Jeric-Hube bis in die Sohle des Thales der Kotsehna hinabreicht, nicht in Verbindung. Seine flach ge- lagerte und darum zu grösserer Flächenentwicklung gelangende Masse schneidet vielmehr an dem rechtsseitigen Gehänge des Kotschnabaches NET Bericht vom 15. September. F. Teller. Bart in einer Höhe von ungefähr 80 Meter über der Thalsohle plötzlich in voller Breite gegen die Gesteine der Schiefer- und Grauwaekenfacies ab, und zwar längs einer Linie, welehe der Richtung des Kotschna- baches ungefähr parallel von SO. in NW. streicht. Trägt man diese Linie in die geologische Karte ein, so wird man bemerken, dass in ihre Verlängerung nach SO. hin die Unterbrechung zu liegen kommt, welche der Kalkzug der Paulic-Wand in der Gegend des Gehöftes Lessnik erleidet, — in ihre Verlängerung nach NW. dagegen zunächst die unvermittelte Endigung des Kalkzuges der Kanzel vor dem Gehöfte Skaler, höher oben am Gehänge aber der in SW. gewendete, deutlich als Bruchrand erkennbare Absturz der Doppelklippe von Pasterk. Be- sondere Erwähnung verdient ausserdem gewiss noch der Umstand, dass gerade an jener Stelle, wo dieser Querbruch das Hauptthal kreuzt, die heilspendenden Quellen von Bad Vellach emporsprudeln. Die geschilderte Verwerfungsspalte scheint also zugleich die Bahnen eröffnet zu haben, auf denen hier mitten im Gebiete der tieferen silurischen Schiefer- und Grauwackenfacies mächtigere Kohlensäure-Exhalationen zu Tage treten. Den eben bezeichneten Störungslinien parallel setzt weiter thal- aufwärts in der Gegend der Haller Keuschen ein zweiter Querbruch ein. Sein Verlauf wird durch den NO.-Absturz der Paulic-Wand, den Abbruch der Urance-Kalke südwestlich vom Paulic-Hof und die SW. Grenze der Rapoldklippe markirt. Wir kommen auf diese zweite Störungslinie noch einmal zurück. An diesen Querbrüchen muss das Gebirge in der Richtung nach NO. stufenförmig disloeirt worden sein; nur so wird die merkwürdige Er- scheinung verständlich, dass der Scheitel des silurischen Schichten- aufbruches vom Seeberg in normaler Streichungsrichtung nur bis zum Bad Vellach klar zu verfolgen ist, von hier ab aber verschoben und gegen den Nordrand der ganzen Silurzone hin abgelenkt erscheint. Die Fortsetzung des regelmässigen Schichtengewölbes, das uns der Seeberg geboten hat, finden wir nämlich erst im Bereiche des Anstieges zum Pauli&-Hofe, Nord von Bad Vellach, wieder. Man beobachtet hier in der vom Paulic-Hofe zur Vellacher Strasse abdachenden Thalmulde über einer Antiklinale von Thonschiefern und Grauwackensandsteinen die Reste eines Bänderkalkgewölbes, auf dessen Flügeln sodann abermals Schiefer- und Grauwackengesteine auflagern. Der ganze Aufbruch streicht rein OW., der Südflügel ist flach, der Nordflügel sehr steil gestellt. Von dem nördlichen Flügel des Bänderkalkes ist nur ein Rudiment vorhanden, ein schmaler Kalkzug, der schon von der Poststrasse aus als Absturz- kante unterhalb des zum Pauli@ führenden steilen Fahrweges sichtbar ist, dann aber im Bereiche des untersten, isolirt stehenden Zuhauses zu Pauli@ zu Ende geht. In den Hangendschiefern dieses Bänderkalkstreifens führt der Weg im Ziekzack aufwärts und berührt bald die links und nördlich hinanziehende Felsmauer, die sogenannte Haller Mauer, deren Schichten die Hangendschiefer des Bänderkalkes überlagern und das höchste Schichtglied im nördlichen Flügel der Antiklinale bilden. Es sind das Crinoiden- und Korallenkalke und auf Grund ihrer Position im Profil Aequivalente der Seeberger Riffkalke. Der Riffkalkzug der Haller Mauer fällt mit 60— 70° in Nord ein und es ist mit Rücksicht auf die früheren Ausführungen bemerkenswerth, dass das Gestein dieses Zuges 278 Verhandlungen. Nr. 11 hier, wo die steile Aufriehtung eine Zone energischerer Druckwirkungen ınarkirt, besonders der Liegendschiefer-Grenze zunächst dieselbe Parallel- structur annimmt, welche wir an den Riffkalken des Seeberges als das Produet einer mechanischen Metamorphose zu deuten versucht haben. Hat man den Pauli@ Hof erreicht und folgt nun dem zum gleich- namigen Sattel führenden Weg, so berührt man bald den südlich vom Gehöfte durchstreichenden, flach gelagerten Südflügel des Bänderkalkes und gelangt darüber in eine enorm mächtige Entwicklung von Phylliten, Thonschiefern und Grauwackensandsteinen. Das innerhalb derselben zu erwartende Niveau von Riffkalk, das Aequivalent der Kalke der Haller Mauer (Christophsfelsen) fehlt. Die den Pauli@-Hof um ungefähr 500 Meter überragende Paulic-Wand birgt erst den Repräsentanten dieses Niveaus. Es bedarf wohl keines weiteren Beweises dafür, dass hier eine bedeutendere Störung durchgehen muss. In der That besitzen die korallenreichen Kalke der Pauli&-Wand, obwohl sie ein Kammstück von beiläufig 700 Meter Länge bilden, nach NO. hin keine Fortsetzung. Sie enden hier plötzlich ihrer ganzen Breite nach in einem steilen Abbruch, und in die vom Paulic-Sattel abdachende Thalniederung reichen nur Fragmente der dem Fusse des Absturzes vorliegenden Trümmerhalde hinab. Wir haben hier den zweiten der früher erwähnten Querbrüche vor uns, der in seiner Fortsetzung nach NW. die Bänderkalke der Urance, und jenseits der Vellach die Riffkalke der Rapoldklippe ab- schneidet. Es schliesst diese das Streichen der silurischen Schichten- wölbung schief durchsetzende Querverwerfung mit dem Längsbruch, der die Nordgrenze der Silurzone gegen das Carbon des Stephanriegels bildet, eine keilfürmige Gebirgsscholle ein, welche entlang der erstge- nannten Störungslinie nach NO. hin abgesunken ist. In dem auf das linke Vellachufer entfallenden spitzen Keilende der Masse scheint der Betrag dieser Absenkung ein etwas grösserer gewesen zu sein, als jener des Verwurfes in der Hauptmasse, denn die Nordgrenze des Riftkalkes der Rapoldklippe erscheint um einige hundert Meter weiter nach Nord vorge- rückt, als die nördliche Begrenzungslinie des Kalkzuges der Haller Mauer. Im Sulzbacher Revier ist die Entwicklung der silurischen Schichten eine ausserordentlich einförmige; Quarzphyllite und Thonschiefer bilden den herrschenden Gesteinstypus, Grauwackengesteine treten auffallend zurück, die dunkelstreifigen Bänderkalke des Vellacher Gebietes endlich sind nur an einer Stelle, in der Thalsenkung nördlich von Strejeova- und Chuda-pe@ als eine Lagermasse von beträchtlicherer Mächtigkeit und Ausdehnung entwickelt. Von besonderem Interesse ist hier nur ein Schiehteomplex, der im westlichen Abschnitte des Sulzbacher Silurgebietes eine ansehnliche Entwicklung erreicht. Es treten da eigenthümliche, grobe, massige, oder durch eingewobene Glimmer- und Talk-Membranen und röthliches Thonschiefermaterial flaserig struirte Quarzfelsbreceien auf, die mit quarzreichen Talkknotenschiefern, dünnblätterigen Talkschiefern, endlich auch mit grauen und dunkelvioletten krystallinischen Thon- sehiefern in Verbindung stehen. Die Schichtenserie erinnert zunächst auffallend an die Sernifitgesteine der Schweizer Alpen und gewisse analoge Vorkommnisse in den Tiroler Centralalpen. Nur dort, wo die Breceien sehr eaementarm werden und die meist stark verzerrten und gestreckten Quarzknauer regelmässigere, sphäroidische Gestalten auf- Nr. 11 Bericht vom 15. September. . F. Teller. 279 weisen, könnte man versucht sein, an carbonische Conglomerate zu denken. In engstem Verbande mit dieser eigenthümlichen Gesteinsent- wicklung stehen die schon von Rolle!) erwähnten fleisch- bis rosarothen Kalkgesteine, welehe nördlich und südlich von Schibout in ansehnlichen Lagern auftreten. Es sind das der Hauptmasse nach Gesteine von Bänderkalk-Typus, charakterisirt durch einen lebhaften Wechsel un- regelmässig gestreekter, häufig in einanderfliessender weisser und rother Kalklamellen und durch weisse, talkige Glimmerbelege auf den Ab- lösungsflächen. Trotz der meist hochkrystallinischen Ausbildung dieser Gesteine erwiesen sich die. Nachforschungen nach Petrefactenresten nicht als vergebens. Die Funde beschränkten sich zwar bisher auf Crinoidenreste, diese zeigen aber eine ganz unerwartete Häufigkeit. Neben feingegliederten Aestchen finden sich Stiel-Glieder mit Gelenk- flächen von mehr als 1 Centimeter Durchmesser. Häufig sind die Reste, besonders dickere Stielabschnitte, der Richtung der Parallelstructur ent- sprechend platt gedrückt und mit einer der weissen Zwischenlamellen so innig verflösst, dass ihre organische Natur nur noch im Querbruche des Gesteins zu erkennen ist, und zwar orientirt hier meist sehr leicht der stets mit rother Kalkmasse ausgefüllte Nahrungscanal der Stiel- glieder. In anderen Stücken ist die zu Tage liegende Fläche oft ganz bedeckt mit ausgewitterten Crinoidenresten von guter Erhaltung, während eine frische Spaltfläche, an der man diese versteinerungsführende Platte abgehoben hat, den Charakter eines krystallinischen glimmerreichen Bänderkalkes trägt. Das Bild dieser Art von Fossilführung ist jeden- falls ein überraschendes. f Bei den sehr mangelhaften Aufschlüssen im Verbreitungsgebiete dieser Schichtabtheilung wage ich über ihre stratigraphische Stellung kein bestimmtes Urtheil abzugeben. Ihre Zugehörigkeit zur silurischen Reihe wird durch das Einsetzen in den Verbreitungsstrich dieser Ab- lagerungen und den Verband mit den Thonschiefern der Silurzone im höchsten Grade wahrscheinlich. In Bezug auf die Parallelisirung der Silurbildungen der Ost-Kara- wanken mit gleichalterigen Ablagerungen entfernterer Gebiete haben Stache’s bekannte Untersuchungen sehr wiehtige Aufschlüsse gegeben. Der Wunsch, den hierdurch erreichten Standpunkt für die tieferen Schichtabtheilungen des Gebietes erweitern zu können, hat sich bisher nur sehr unvollständig erfüllt. Es ist mir nur an einer Stelle gelungen, Andeutungen eines tieferen fossilführenden Niveaus aufzufinden, und zwar in den Bänderkalken der Kanzel, an jenem Punkte, wo der nörd- liche Flügel dieser Lagermasse durch den Fahrweg auf die Klesche verquert wird. Der Bänderkalkzug ist längs dieses schon früher be- sprochenen Durchschnittes recht gut entblösst. Nur im mittleren Ab- schnitte seiner Gesammtmächtigkeit hat man feste, diekbankige Bänder- kalke vor sich, gegen die Liegend- wie gegen die Hangendgrenze hin wird das Gestein durch reichliche, in parallelen Lagen erfolgende Glimmerausscheidungen dünnschichtig plattig und geht so in einen krystallinischen Kalkschiefer mit Glimmer auf den Ablösungsflächen über. Hart an der Nordgrenze dieses Gesteinszuges, unmittelbar unter ') Man vergleiche Rolle’s an sorgfältigen Detailbeobachtungen über das Sulz- bacher Gebiet reichen Aufsatz im Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1857, III. Heft. 280 Verhandlungen. Nr. 11 den Hangendschiefern — feingefältelten dünnblättrigen grauen Phylliten — finden sich in solchen dunkelbläulichen, glimmerführenden krystal- linischen Kalkschiefern dünne Lagen, oft auch nur Schmitzen, von dichter Beschaffenheit und intensiv schwarzer Färbung, in welchen späthige Durchschnitte eine spärliche Petrefactenführung verrathen. In diesen dichten Varietäten des Kalkschiefers fand ich nun einen durch sorgfältigere Präparation erst völlig blosszulegenden Bivalvenrest, der die charakteristische Wirbelkrümmung einer Oardiola erkennen lässt. Alle Bemühungen, eine grössere Ausbeute an Fossilresten zu gewinnen, scheiterten hier, wie an anderen in demselben scharf bestimmten Niveau liegenden Punkten an der schon fast durchaus krystallinischen Gesteins- ausbildung. Doch möchte ich schon nach dem vorliegenden, vereinzelten Reste auf die Anwesenheit des Cardiola-Horizontes im Bereiche der Silurbildungen der Ost-Karawanken schliessen. Bei dem metamorphischen Charakter der Gesteine dieser Zone, für welchen die vorstehenden Aus- einandersetzungen besonders in Bezug auf die kalkigen Glieder der Schichtfolge meiner Ansieht nach überzeugendes Beweismaterial bei- bringen, wird man wohl die Erwartungen auf reichere Fossilfunde in den tieferen Abtheilungen der Schichtenreihe überhaupt nicht allzu hoch spannen dürfen. Literatur-Notizen. Georg Bruder. Neue Beiträge zur Kenntniss der Jura- ablagerungen im nördlichen Böhmen. II Sitzungsber. d. kais. Academie. 93. Bd. 1886, pag. 193—214. Des Verfassers wichtige und interessante Studien über die Jurabildungen im nördlichen Böhmen und in Sachsen haben eine neue Erweiterung erfahren durch die Bearbeitung reichhaltiger Sammlungen, welche sich im Besitze der Herren Weise in Ebersbach in der Oberlausitz, und Kögler zu Schönbüchel bei Schönlinde und der k. k. geol. Reichsanstalt in Wien befinden Die bestimmten Versteinerungen stammen grösstentheils aus dem Sternberger Bruche, nur einige aus der verlassenen Grube von Khaa (Böhmen). Aus den Ammonitenkalken der Zone der Oppelia tenuilobata führt der Verfasser eine Bivalve, Astarte cf. supracorallina, und acht Cephalopoden an. Unter den letzteren verdient besonders die Oppelia tenuilobata hervorgehoben zu werden. Aus der thonig- mergeligen Zwischenschichte zwischen den Ammonitenkalken und dem Brachiopoden- kalk, dem Schwammlager werden 15 Arten von Spongien und eine Lima namhaft gemacht. Die bemerkenswerthesten Formen lieferte der Brachiopodenkalk, welcher der Zone des Peltoceras bimammatum entspricht. Neben einem Amaltheus und drei Bivalven erscheinen acht Arten von Terebratula, drei Arten von Rhynchonella und eine Crania. Von Khaa stammen drei Ammoniten, die aus Böhmen noch nicht bekannt waren, nämlich Pecoptychius refractus, Harpoceras hectieum, Amaltheus dorsocavatus. Unter den Brachiopoden der Brachiopodenkalke fällt eine Reihe von Formen auf, welche sich vorherrschend in den tithonischen Ablagerungen von Stramberg, Inn- wald, Wimmis, Sieilien vorfinden, wie Waldheimia magasiformis, Terebratula immanis, var, jucunda, T. cyclogonia, T. formosa. Andere Arten dagegen sind vorwiegend im mittleren weissen Jura der Schweiz, Süddeutschlands, Mährens und Polens verbreitet. Dieses merkwürdige Zusammenvorkommen tithonischer und jurassischer Brachiopoden, welches auch für die Kelheimer Diceraskalke und die Kieselnierenkalke der Schweden- schanze bei Brünn erwiesen wurlJe, lehrt, dass den Brachiopoden bei Feststellung des Horizontes zwar keine erhebliche Bedeutung zukommt, ist aber in paläogeographischer Beziehung sehr beachtenswerth., Während aus Sternberg und Khaa in Böhmen vier Arten tithonischer Brachiopoden in 10 Exemplaren vorliegen, befindet sich unter den zahlreichen Brachiopoden von Hohnstein in Sachsen nur ein einziges Exemplar von Nr. al Bericht vom 15. September. F. Toula. 281 T. af. formosa; dagegen treten in Sachsen die entschieden norddeutschen Arten Waldheimia humeralis und Rhynchonella pinguis auf, die in Böhmen fehlen. Wenn auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist, dass dieses Verhältniss durch neue Funde noch modificirt werden wird, so dürfte nach dem Verfasser das Ueberwiegen südlicher Arten im Jura von Böhmen, das nördlicher Arten in Sachsen doch im wesentlichen bestehen bleiben. Nimmt man dies als Thatsache an, so erhebt sich die Frage, auf welchem Wege die Zuwanderung von Lebewesen aus dem Süden erfolgen konnte. Man muss entweder eine directe Verbindung des böhmisch-sächsischen Jurameeres mit jenem im Süden des böhmischen Massivs annehmen, oder aber sich vorstellen, dass die Einwanderung der südlichen Organismen auf dem Umwege über Oberschlesien und Sachsen nach Böhmen hin stattfand. Im letzteren Falle müssten die südlichen Lebewesen in den bezeichneten Gebieten Spuren ihres ehemaligen Vorkommens hinterlassen haben; da dies nicht der Fall ist, sieht man sich zu der anderen Annahme hingedrängt. Der sicherste Beweis für die Annahme einer directen Verbindung zwischen dem böhmisch-sächsischen und dem mährischen Jurameere wäre erbracht, wenn Jurasedimente noch an anderen Punkten des böhmischen Massivs etwa zwischen Liebenau, Eisenbrod und Mähr.-Krumau nachgewiesen werden könnten. Bei der ausgedehnten Transgression der oberen Kreide wäre dies aber nur durch Tiefbohrungen möglich. Andere Ver- hältnisse aber lassen sich noch zur Stütze dieser Annahme anführen. Der bekannten Zone von Rothliegendgesteiner, welche aus dem östlichen Böhmen und Sachsen in die Gegend von Brünn und nach Niederösterreich fortstreicht, muss zur Zeit der Permformation eine Tiefenlinie entsprochen haben, es müssen damals Reliefformen bestanden haben, welche diese Zone als Depressionszone kennzeichneten. Ganz analoge Bedingungen für ihre Ausbreitung haben auch die Gewässer des Kreide- meeres vorgefunden, auch die Ablagerungen der Kreide stehen einerseits im directen Zusammenhang mit jenen Sachsens, andererseits erstrecken sie sich nach Südost bis in die Nähe von Brünn. Dieselben Terrainverhältnisse haben demnach von der Dyas- bis zur Tertiärzeit geherrscht, und sowie den seichten Dyasgewässern und dem Meere der oberen Kreide die Möglichkeit geboten war, auf dem angedeuteten Wege nach Mähren und Sachsen überzugreifen, so musste sich dieselbe Strasse auch der Wasser- massen des jurassischen Oceans erschliessen. Gestützt auf diese Argumentation unterscheidet der Verfasser ein „Böhmisches Becken“, welches durch die „Sächsische Strasse“ mit dem Nordmeer, durch die „Mährische Strasse“ mit dem „Mährischen Becken“ verbunden war. Die Sudeten, das Iser-, Riesen- und Altvatergebirge bildeten eine Insel. Mit diesen Ausführungen gelangt der Verfasser zum Theil zu ähnlichen Ergebnissen, wie Neumayr in seiner kürzlich erschienenen Arbeit: „Die geographische Verbreitung der Juraformation“, da auch Neumayr annimmt, dass der böhmisch-sächsische Meerestheil einerseits mit jenem des nordwestlichen Deutschland, andererseits mit dem mährisch-polnischen Becken in unmittelbarer Verbindung stand. Dagegen weicht der, Verfasser insoweit von Neu- mayr ab, als der letztere annimmt, dass die Sudeten vollständig überfluthet waren und das Malmmeer sich längs dem Nordfuss des Erzgebirges hingezogen habe. Zum Schlusse folgen einige paläontologische Bemerkungen, auf neue, wie auf bereits beschriebene Arten Bezug nehmend. Für eine Spongie wird die neue Gattung Oophyma aufgestellt. Die neuen Arten sind: Oophyma labyrinthica n. g., n. Sp. Cylindrophyma heteroporacea n. sp. Amaltheus Uhligi n. sp. EVER UN) F. Toulaa Mineralogische und petrographische Tabellen. Leipzig und Prag, F. Tempski 1886. 18 Fig. 161 Seiten. Jeder Lehrende fühlt das Bedürfniss, seinen Schülern ein Mittel an die Hand zu geben, mittelst welchem dieselben in der Lage sind, den von ihm in bestimmten Um- fange vorgetragenen Gegenstand folgen zu können. Es lassen sich da wesentlich zweierlei Arten von Lehrbüchern unterscheiden. Die einen dienen neben dem ange- führten Zweck auch dazu, den selbst geschaffenen individuellen Standpunkt des Autors in der betreffenden Wissenschaft festzustellen, die anderen der Aufgabe zu genügen, den Stoff so zusammenzufassen, wie es der gleichzeitige Stand der Wissenschaft, der Lehrplan und das Bedürfniss der Schüler erfordert. Ein Buch der letzteren Art liegt uns hier vor, das die reiche Fülle des ‚Stoffes in möglichst knappe Form bringt, weshalb auch vielfach, und zwar im wesentlichen “Theile, die tabellarische Anordnung gewählt wurde. K.k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr.11. Verhandlungen. 40 282 Verhandlungen. Nr. 11 Wir finden vorerst eine krystallographische Tabelle I, in der häufig vorkommende specielle Beispiele der Bezeichnungsweisen von Weiss, Naumann und Miller angeführt sind, Die Tabelle II bringt die wichtigsten chemischen Reactionen der Elemente, III mikrochemische Reactionen mit den nöthigen Literaturnachweisen, Das Vorkommen der Elemente in den entsprechenden Mineralen ist in einer gesonderten Tabelle IV zusammengestellt. Den Hauptinhalt bildet die Tabelle V, systematische Uebersicht der Minerale (65 Seiten). R Die Anordnung erfolgt nach dem Naumann’schen System. Die wichtigeren Minerale treten durch fetten Druck hervor, die gebräuchlichsten Synonyme finden bei der „Benennung“, die minder häufig gebrauchten, sowie Angaben über untergeordnete Varietäten in der Rubrik „Bemerkungen“ Berücksichtigung. Vor der Benennung finden sich Nummern, welche mit der Lehrsammlung der k. k. technischen Hochschule in Wien correspondiren und auf die in den übrigen Tabellen vielfach Bezug genommen ist. Weiters folgen Angaben über das Krystallsystem, morphologische Eigenschaften (Com- bination, Spaltbarkeit, Zwillingsbildung, ab und zu Winkel), Härte, specifisches Gewicht, physikalische Eigenschaften, chemische Zusammensetzung (Formeln, auch ab und zu percentuale Angaben, chemische Eigenschaften, Aetzfiguren etc.), Vorkommen (wobei die österreichischen besonders berücksichtigt sind). Bei den „Bemerkungen“ finden wir ausser den angeführten Angaben noch paragenetische, technische, statistische u. A. m. Einen gesonderten, kurzen Abschnitt bildet das Vorkommen der Minerale, Es sind die wichtigsten gesteinsbildenden Minerale und die durch Umwandlungen ent- standenen angeführt, die der Mineral- und Erzgänge, ursprünglichen Lagerstätten, Sublimationsproducte, Quellabsätze, Versteinerungsmateriale, Ausblühungen und endlich Minerale im Seifengebirge. Darauf folgen VII analytische Tabelle zur Bestimmung der häufigeren und wichtigeren Minerale mit Zuhilfenahme des Löthrohrs. Die Tabelle VIII Gang der Durchführung einer Gesteinsuntersuchung und der Bestimmung der ge- steinsbildenden Minerale bietet lediglich die Gesichtspunkte von denen eine derartige Untersuchung auszugehen hat. Daran schliessen sich Angaben über die „Bestimmung des Krystallsystems eines Gesteinsbestandtheiles und endlich X Uebersicht der Gesteine. Die Massengesteine sind tabellarisch angeordnet, darauf folgen Angaben über krystallinische Schiefer, einfach krystallinische körnige Gesteine und klastische Sedimente; Gesteinsanalysen, die Mittelwerthe repräsentiren. Den Schluss bildet eine Uebersicht der geologischen Formationen. In krystallographischer und petrographischer Hinsicht sin nur die allerwichtigsten Grundsätze und Gesichtspunkte in denkbar knappster Form aufgenommen. Die Ueber- sicht der Minerale wird aber nicht nur dem Studierenden im Museum sehr gute Dienste leisten, sondern auch dem Techniker in späterer Zeit Auskünfte geben können und ein bequemes Nachschlagebuch sein. (B. v. F.) Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothentuirnsge 15, Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien, Bericht vom 30. September 1886. Inhalt: Eingesendete Mittheilungen: Dr. R. Scharizer. Der erste österr. Monazitfund. — Reiseberichte: C. M. Paul. Aufnahmsbericht aus der Gegend zwischen Bielitz und Tesehen. F. Teller. Ein Zinnober führender Horizont in den Silur-Ablagerungen der Karawanken. Baron v. Camerlander. Reisebericht aus West-Schlesien. — Literatur- uen: we Hibsch. W. Dames. N. Andrussow. — Einsendungen für die ibliothek. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. Dr. Rudolf Scharizer. Der erste österreichische Mona- zitfund. Bald nachdem die kurze Notiz über das Turmalinvorkommen von Schüttenhofen in den Verhandlungen der k.k. geologischen Reichs- anstalt (1886, Nr. 4, pag. 109) erschienen war, fand ich im pegma- titischen Granit dieses Fundortes, neben den wesentlichen Gemengtheilen Mikroklin, Lepidomelan, Muscovit und Quarz, auch noch gelblichgrünen Apatit und das seltene Phosphat des Cers, den Monazit, auf. Letzterer ist theils im Quarz, theils im Mikrolin eingewachsen, meist von einer gelbbraunen, dünnen Glimmerhülle umgeben, was auch schon Kok- scharow an den russischen Monaziten beobachtet hatte. Der Monazit bildet gut entwickelte, honiggelbe Krystalle, welche denselben Typus zeigen, wie die von J. Dana beschriebenen Monazite von Wallertown County. Die Resultate der krystallographischen und optischen Unter- suchungen dieses für Oesterreich ganz neuen Minerales sind in Groth’s Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie, XII, pag. 255 u. ff. veröffentlicht worden. Als ich im September dieses Jahres die interessante Fundstelle neuerdings besuchte, war mir durch eine Sprengung, welche HerrFranz Firbas mit dankenswerther Zuvorkommenheit in meiner Gegenwart ausführen liess, Gelegenheit geboten, noch mehrere Handstücke mit Monazitkrystallen zu sammeln. Alle waren jedoch um Vieles kleiner, als die zuerst entdeckten , zeigten aber vollkommen denselben Habitus wie diese, so dass man mit gewissem Rechte von einem Schüttenhofener Monazittypus sprechen kann. An einzelnen Krystallen, welche während des Zerschlagens sich aus dem Gesteine losgelöst hatten, konnte beob- achtet werden, dass die Schüttenhofener Monazite ringsum ausge- bildet sind. K.k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 12. Verhandlungen. 41 De 1 a We ie 9834 Verhandlungen. Nr. 12 Reise-Berichte. C. M. Paul. AufnahmsberichtausderGegendzwischen Bielitz und Teschen. Seit meinem ersten diesjährigen Aufnahmsberichte, welcher sich auf die Gegend zwischen Andrychau und Bielitz-Biala bezog (s. Nr. 10 d. Verh.), habe ich meine Aufnahmen weiter westwärts in Schlesien fortgesetzt und dieselben mit dem Olsathale bei Teschen abgeschlossen. Näher kann dieses Gebiet bezeichnet werden als die Umgebungen von Bielitz, Ernsdorf, Riegersdorf, Skotschau, und die nördliche Umgebung von Teschen. Im Allgemeinen konnten hier dieselben Formationsglieder zur karto- graphischen Ausscheidung gebracht werden, wie im angrenzenden Theile Westgaliziens, nämlich (von oben nach unten) Löss, Schotter, Alttertiär, Godulasandstein, Wernsdorfer Schiefer, gestreifte Sandsteine mit Hornstein, obere Teschner Schiefer, Teschner Kalke und Mergel, untere Teschner Schiefer, Teschenit. Bezüglich der einzelnen Glieder will ich hier nur einige vorläufige Bemerkungen beifügen. Was zunächst das Alttertiär betrifft, so beruht die breite Eoeän- zone, dieHohenegger, in der in Rede stehenden Gegend am Karpathen- nordrande, sowie in die Flussthäler eingreifend angiebt, wohl zum grossen Theile auf etwas kühner Combination. Meist sind die bezüglichen Gebiete von einer mächtigen Diluvialdecke eingenommen, und nur an wenigen Punkten, so bei Matzdorf, Rostrowitz, Ochab und Pogwisdau treten unter dieser an Flussufern kleine Partien meist schieferiger Gesteine hervor, die als alttertiär gedeutet werden können. Bei Matzdorf erinnern die- selben an kalkige Menilitschiefer, sonst sind sie aber so wenig ent- wickelt, dass an eine nähere Bestimmung derselben nicht gedacht werden kann. Die Godulasandsteine, die im Südosten des Gebietes das höher ansteigende Gebirge zusammensetzen, jedoch zum weitaus grösseren Theile ihres Verbreitungsgebietes in die südlich anschliessenden Aufnahmsterrains der Herren Dr. Uhlig und Dr. Tausch fallen, zeigen dasselbe Ver- halten, wie im angrenzenden Galizien, nur dass die Selbstständigkeit des tieferen, schieferreicheren Tbeiles derselben (der sogenannten Ell- gother Schichten) in dieser Gegend nicht überall deutlich zur Geltung kommt. Die Wernsdorfer Schichten bilden ein schmales Band am nörd- lichen Fusse des Godulasandstein-Gebirges, sind jedoch auch vielfach von Diluvialschotter und Bergschutt verdeckt; am deutlichsten fand ich sie bei Ernsdorf aufgeschlossen. Die in der Gegend zwischen Andrychan und Bielitz unter den Wernsdorfer Schiehten auftretende Zone gestreifter, hornsteinführender Sandsteine verschwindet in Schlesien; nur südlich von Ernsdorf fand ich noch eine kleine Partie dieser Gesteine in derselben stratigraphischen Position. Die oberen Teschner Schiefer bilden, wie bereits wiederholt von verschiedenen Seiten hervorgehoben wurde, durch ihre charakteristischen petrographischen Eigenschaften, sowie durch das Vorkommen gewisser Bericht vom 30. September. F. Teller. 285 Niveau beschränkt, und daher nahezu wie Leitfossilien benützbar sind, den wichtigsten Orientirungshorizont am Nordfusse der Karpathen. Die dunklen Schieferthone der oberen Teschner Schiefer sind allerdings den Wernsdorfer Schiefern und unteren Teschner Schiefern ziemlich ähnlich, und wären von letzteren trotz mancher kleiner Unterschiede, doch nicht überall sicher unterscheidbar; dagegen sind die festeren Bänke der oberen Teschner Schiefer, die nicht nur nirgends fehlen, sondern sogar _ meistens prävalirend auftreten, von denen der übrigen Abtheilungen der schlesischen Unterkreide so verschieden, dass keine Verwechslung platz- greifen kann. Die Teschner Kalke treten im Allgemeinen in dem Niveau zwischen oberen und unteren Teschner Schiefern auf, bilden jedoch keine con- stanten Zonen und fehlen vielen Durchschnitten gänzlich. Das Grenz- niveau zwischen oberen und unteren Teschner Schiefern ist eben nicht überall kalkig entwickelt. Gewisse lichte mergelige Schiefer, die bei Hohenegger meist den unteren Teschner Schiefern zugerechnet sind, musste ich, da ich mich überzeugte, dass sie den Kalken stratigraphisch äquivalent sind, und in diese vielfach übergehen, mit diesen letzteren auf der Karte vereinigen. Den unteren Teschner Schiefern ist auf Hohenegger's Karte eine etwas zu grosse Verbreitung gegeben, und mussten diesbezüglich mehrfache Abänderungen vorgenommen werden. Zu bemerken ist das stellenweise Vorkommen dünner Einlagerungen eines reinen lichtgelblichen Kalkes in den unteren Teschner Schiefern, der mit den eigentlichen Teschner Kalken nicht verwechselt werden darf. Die auf Hohenegger's Karte verzeichneten einzelnen Teschenit- Vorkommnisse, in dieser Gegend mehr als ein halbes Hundert an der Zahl, habe ich — mit Ausnahme von 2 bis 3 Punkten — sämmtlich wiedergefunden und, wie es durch den grösseren Maassstab unserer jetzigen Karten-Grundlage ermöglicht ist, genauer localisirt. Vielfach überzeugte ich mich, dass manche bei Hohenegger isolirt angegebene Vorkommnisse sich wirklich zu schmalen, zusammenhängenden Zügen vereinigen, so dass die Zahl der Einzelvorkommnisse, trotzdem ich noch mehrere bisher unbekannte hinzufügen konnte, nunmehr auf meiner Karte etwas geringer erscheint als bei Hohenegger. Ausser der Hohenegger’schen Karte lag für einen Theil meines Terrains auch die Römer’sche (Section Loslau, Blatt 11) als Vorarbeit vor. Dieselbe stimmt in Beziehung auf Teschenite, Teschner Kalke und Wernsdorfer Schichten genau mit der Hohenegger’schen Karte überein; obere und untere Teschner Schiefer sind bei Römer nicht unterschieden. Bezüglich der Verbreitungsverhältnisse von Diluvium und Alttertiär ist die Römer’sche Darstellung weitaus richtiger als die Hohenegger'sche. F. Teller. Ein Zinnober führender Horizont in den Silur-Ablagerungen der Karawanken. (Ober-Seeland, 25. September.) Im Anschlusse an meinen Bericht in Nr. 11 der Verhandlungen möchte ich einige Beobachtungen über ein neues Vorkommen von Quecksilbererzen zur Kenntniss bringen, das, an die jüngsten Glieder 41* 286 Verhandlungen. Nr. 12 der silurischen Schichtreihe der Ostkarawanken gebunden, nicht nur geologisch manches Interessante bietet, sondern auch hinsichtlich seines materiellen Bestandes eine grössere Beachtung zu verdienen scheint. Spuren alter Bergbaue sind in den westlichen Ausläufern des genannten Verbreitungsgebietes silurischer Schichten an mehreren Stellen bekannt. So finden sich im Quellgebiete der Kanker, im sogenannten Commenda-Graben, und zwar an dessen Nordseite, am Fusse des Vernik- Grintouz, die Reste alter Halden, die von einem Schurfbaue auf Blei- glanz, Zinkblende und Antimonverbindungen mit einem angeblich nicht unbeträchtlichen Gehalt an Edelmetallen herrühren. In denselben Aufschlüssen brechen auch hie und da Kupfererze ein. Ganz analoge Erzgemenge wurden sodann weiter in SW., an der bereits auf kraine- risches Gebiet fallenden Nordabdachung des Stegunek erschürft, und haben auch hier vorübergehend bedeutende Hoffnungen erweckt. Ueber den erstgenannten Fundpunkt besitzen wir von Peters einige Mit- theilungen (Jahrb. geol. Reichsanst. 1856), aus denen hervorgeht, dass die Erze daselbst lagerförmig auftreten, und zwar mit annähernd ost- westlichem Streichen als Bänder und Muggel in einem steil gestellten Complex dunkler talkig anzufühlender Schiefer nahe der Grenze gegen den Kalk. Die Erzführung scheint jedoch weder hier noch am Stegunek den gehegten Erwartungen entsprochen zu haben, denn der, wie Peters berichtet, im Jahre 1852 neu aufgenommene Bergbau kam schon nach kurzem Betriebe vollständig zum Erlöschen. In demselben Gebiete nun, in welchem ehedem auf Bleiglanz und Kupfererze gebaut wurde, hat vor einigen Jahren Herr F. v. Dorotka an mehreren Punkten, und zwar zumeist im engsten Verbande mit Kupfererzen, Zinnober-Vorkommnisse entdeckt, welche diesem alten, so lange schon brach liegenden Schurfterrain ein neues Interesse verliehen. Ich hatte Gelegenheit die geologischen Verhältnisse dieser neu- artigen Erzanbrüche an zwei Stellen kennen zu lernen: An der Nord- abdachung des Rusch, westlich von dem Wirthschaftsgebäude der Com- menda-Alpe („pod rus“ im Volksmunde) und am Fusse der dem Feistritz-- thal zugekehrten Wandabstürze des Stegunek. Der als Rusch bezeichnete Kalkgipfel bildet, wie bereits in dem Eingangs eitirten Berichte dargelegt wurde, den südwestlichen Aus- läufer der Riffkalkmasse der Vernik-Grintouz und erscheint somit als ein Aequivalent der dem Stockwerk 7 des böhmischen Silurs zu parallelisirenden Riffkalke des Seeberges. Die Grintouz-Rusch-Masse repräsentirt zugleich die mächtigste Riffbildung des ganzen Gebietes; sie liegt zwischen der nordöstlichen Absturzkante des Vernik-Grintouz und dem Schiefersattel zwischen Rusch und Stegunek in einer Längs- erstreckung von 46 Kilometer zu Tage. In der breiten, tief einge- senkten Thalmulde, welche Rusch und Vernik-Grintouz trennen, — es ist das der mehrfach erwähnte Commenda-Graben — ist der Zu- sammenhang der beiden gipfelbildenden Riffkalkmassen oberflächlich auf eine grosse Erstreckung hin durch einen mächtigen alten Schutt- strom unterbrochen, der in dem weiten kesselförmigen Thalschluss am Gehänge des Velki-Vrh seinen Ursprung nimmt und, die Silurkalke des Thalgrundes vollständig bedeckend, bis über das Wirthschafts- gebäude der Commenda-Alpe hinaus nach Süd sich vorschiebt. Nur Nr. 12 Bericht vom 30. September. F. Teller. 287 eine schmale Zone felsiger Entblössungen an der steilen Gehängstufe südlich von dem Wirthschaftsgebäude stellt gegenwärtig noch die Ver- bindung zwischen der Riffmasse des Grintouz und Rusch her.!) Die halbkrystallinischen dunklen Thonschiefer, welche den Riff- kalk des Rusch umlagern, fallen am Mocniksattel, an der Südostseite des Rusch, als flacher Schichtenmantel von den Kalken ab, an der Nordabdachung der Gipfelpyramide zeigen sie dagegen bei steiler Aut- richtung entgegengesetztes Verflächen; man erhält aus diesen Daten das Bild einer mit dem Scheitel in NW. gewendeten einseitigen Schichten- wölbung mit flachem Süd- und steilem Nordflügel. Die Zinnober-Vorkommnisse, welche Herr F. v. Dorotka im Gebiete des Rusch entdeckt hat, befinden sich, wie schon oben erwähnt, an der Nordseite des Gipfels,. Die Schurfarbeiten bewegen sich hier um zwei Ausbisse, welche an der Westseite des felsigen Rückens liegen, der vom Hauptkamme nach Nord abzweigt und gegen jenen Punkt des Commenda-Grabens abfällt, an dem sich die zwei Haupt- quelläste der Thalmulde vereinigen. Die beiden Ausbisse fallen mit einem Niveau-Unterschiede von etwas über 100 Meter zwischen die Höhencöten 1200 und 1400 der Specialkarte; der obere Ausbiss liegt noch an dem Berghange, der untere bereits in der am Fusse des Rusch herabziehenden Hauptthalfurche. Der obere Ausbiss ist der für das geologische Verständniss der Erzführung werthvollere. Man befindet sich hier genau an der Grenze der Kalkmasse des Rusch gegen die zum grössten Theile durch die Schutthalden der Gipfelmasse verdeckten Hangendschiefer. Unter den sehr steil in West einschiessenden dunklen, fettig glänzenden Thon- schiefern liegt eine etwa meterbreite, stark verwitterte und durch ockerige Zersetzungsproducte verfärbte Gesteinszone, die reichlich mit !) Es sind der Hauptsache nach die Schiefer und Sandsteine der carbonischen Schichtenreihe des Thalhintergrundes, die Hangendbildungen der silurischen Gesteins- zone, welche den alten Schuttstrom zusammensetzen. Dem Durchbruch dieser weicheren thonigen Sedimentmassen verdankt die hügelige Terrasse, auf deren Rücken das Wirth- schaftsgebäude steht, ihren fruchtbaren Culturboden; dieselben zu Absitzungen und Verrutschungen besonders geneigten Ablagerungen sind es aber auch, welche erst in den letzten Jahren wieder den Hintergrund des genannten Alpenrevieres in bedeutender Ausdehnung verschüttet haben, und die, wenn nicht bald geeignete Schutzmaassregeln getroffen werden sollten, das Weidegebiet nachhaltig zu entwerthen drohen. Solche alte, gegenwärtig mit Aeckern und Wiesen bestandene Schutt- und Schlammdurchbrüche sind im Verbreitungsstriche der carbonischen Ablagerungen im Norden der Silurzone eine sehr häufige und im Bilde der Landschaft allenthalben sehr auffallend hervortretende Erscheinung. Wo die weichere, nur durch vereinzelte Lagen von Quarz- conglomerat und Fusulinenkalkbänder gestützte Schichtenfolge des Obercarbon die Kammhöhe bildet, sind derartige Abrutschungen älteren Datums fast stets zu beob- achten. Ein ausgezeichnetes Beispiel für diese Erscheinung bietet unter Anderem der von der Kristanhöhe über das gleichnamige Gehöfte zur Kristansäge im Vellachthale herabziehende Schuttstrom, der das Thalprofil im Bereiche des hier durchstreichenden breiten Zuges von triadischem Dolomit auf eine ansehnliche Strecke hin vollständig unterbricht. Ein ganz analoger Durchbruch von geringeren Dimensionen ist in dem- selben Thalabschnitte wenige Schritte aufwärts an der entgegengesetzten Gehängseite zu beobachten. Dieselbe Erscheinung wiederholt sich sodann an der Nordabdachung der aus carbonischen Ablagerungen bestehenden Kammhöhe im Thalgebiete von Trögern, im Oboinikgraben, im oberen Remschenigg-Graben und an anderen Orten. Die Tiefen- linien bieten hier nirgends ausgedehntere, zu Profilen combinirbare Aufschlüsse. 288 Verhandlungen. Nr..12 Zinnober imprägnirt ist. Sie ruht längs einer Nord-Süd streichenden glatten Wand, unmittelbar auf den hier sehr dunkel gefärbten, späthigen, durch Schnüre und Nester von Baryt ausgezeichneten Kalken des Rusch auf. Die scharfe Begrenzung dieser imprägnirten Gesteinszone und ihr Streichen in h. 23, das wesentlich von der Haupterstreckung der Rusch-Grintouz-Masse (in der Richtung von ONO. nach WSW.) ab- weicht, erweckt zunächst die Vorstellung, dass hier eine wahre Gang- kluft, und zwar ein sogenanntes Mittagblatt vorliege. Diese Deutung ist jedoch unzulässig. In den Kalken erkennt man nämlich der erz- führenden Zone zunächst eine deutliche, bankförmige Gliederung; be- sonders scharf hebt sich eine oberste Kalkbank heraus, welche an der Krone des Aufschlusses noch verhältnissmässig flach liegt, dann aber im Bogen nach abwärts sich schwingend, steil unter die erzführende Grenzzone, beziehungsweise unter die Hangendschiefer einschiesst. Kalk, Erzzone und Thonschiefer bilden somit eine concordante Folge von Schichtgliedern und die erzführende Zone erscheint einfach als die hangendste, nur in Folge einer reicheren Imprägnation mit metallischen Mineralien abweichend ausgebildete Bank der Rusch-Kalke. Weniger lehrreich ist der zweite, tiefer gelegene Ausbiss. Man hat hier eine bald spärlicher, bald reichlicher mit Zinnober imprägnirte Kalkmasse vor sich, die, nach verschiedenen Richtungen hin von Kluft- flächen durchsetzt, keine sichere Orientirung über Streichen und Ver- flächen gestattet. Sicher ist nur, dass wir uns auch hier hart an der Grenze des Hangendschiefers befinden. Denn unmittelbar nördlich von dem Aufschlusse streichen, zum grössten Theil durch Gehängschuttmaterial verhüllt, die dunklen silurischen Thonschiefer durch, und wenige Meter oberhalb der Aufschlussstelle, zur Rechten des Grabens, bemerkt man über welligen, gegen den Ausbiss hin abdachenden Kalkbuckeln ver- einzelte Schieferlappen, welche man als die Rudimente einer mächtigeren, durch Erosion zerstörten Schieferauflagerung betrachten muss. Die beiden Ausbisse am Nordgehänge des Rusch gehören somit einer und derselben Zone an, welche an die Grenze der Kalke gegen die steil an- und auf- gelagerten schieferigen Sedimente gebunden erscheint. Im Gebiete des Stegunek haben die von Herın F.v. Dorotka unternommenen neuen Schurfarbeiten eine grössere Anzahl von Fund- punkten blossgelegt, welche die am Rusch gewonnenen Anschauungen über die Lagerung der Quecksilbererze dieses Gebietes nicht nur be- stätigen, sondern auch, wie ich glaube, gegen jede andere Deutung sicherstellen. Bevor wir diese Aufschlüsse besprechen, müssen einige Worte über die allgemeinen geologischen Verhältnisse dieser Riffmasse vorausgeschickt werden. Dass der Stegunek, wenn auch durch eine in seinem Streichen liegende Schiefereinsattlung vom Rusch getrennt, derselben Riffzone angehört, wie dieser und der Seeländer Storzi&,. wird schon aus meinem früheren Berichte klar. An derselben Stelle wurde auch bereits hervor- gehoben, dass der Stegunek nach WSW. hin den Abschluss der ge- sammten, von uns auf circa 16 Kilometer Länge verfolgten Riffzone des Stockwerkes F darstelle, zugleich aber complieirtere Lagerungsstörungen aufweise, als irgend ein anderer Abschnitt dieses langgestreekten Ge- steinswalles. Die steile Schichtstellung des Nordflügels im Gewölbe des Nr. 12 Bericht vom 30. September. F. Teller. 239 Rusch bezeichnet den Beginn einer Längsstörung, welche dort, wo sie an dem Nordfusse des Stegunek durchstreicht, bereits eine Schichten- überkippung zur Folge hat. Die Kalke des Stegunek fallen seinen nach Nord gekehrten Wandabstürzen entlang im Allgemeinen nach Süd ein, und wo am Fusse dieser Wände irgendwo ein Fragment jener Schiefer- zone zum Vorschein kommt, welche an der Nordabdachung des Rusch in steiler Aufriehtung zwar (60°—80°), aber in deutlicher Auflagerung auf die Riffkalke beobachtet werden konnte, wird man ein Einfallen unter die Kalkwände des Stegunek constatiren können. Die Details dieser Lagerungsstörungen sind leider nur sehr unvollständig zu ent- wirren, da ein zusammenhängender Waldgürtel und die mächtigen Schutthalden, welche den Stegunekwänden vorliegen, nur an wenigen Stellen anstehendes Gestein zu Tage treten lassen. Mit grosser Klarheit ist die im Bereiche der Silurablagerungen nur aus spärlichen Beobachtungsdaten zu erschliessende Schichtenüber- kippung in der nördlichen Gebirgsvorlage des Stegunek, an der Ab- dachung nach Medvodje im Feistritzthale, zu erkennen. Wenn man aus der Tiefe des genannten Längsthales an einem der waldigen Bergrücken, die den Stegunek potok beiderseits begrenzen, nach Süd zur Höhe des Gebirgskammes emporsteigt, so verquert man zunächst einen Schicht- kopf von abwechselnd diekbankigen und dünnplattigen, rauchgrauen, sandigen Dolomiten, welche durch Einschaltungen fossilführender Mergel- schiefer als Aequivalente der Werfener Schichten gekennzeichnet werden, zum Theil aber bereits deren Unterlage zu bilden scheinen, — darüber folgen, eine deutliche Einsenkung im Profile bildend (an der Veterna planina z. B.), die bunten Schiefer und Breceien des Rothliegenden; — über dieser weicheren Schichtenfolge erhebt sich sodann neuerdings eine steile Stufe, der Schichtkopf eines Fusulinenkalkzuges des Ober-Carbon, schwarze, durch die kugeligen Schwagerinenformen charakterisirte Kalke, die sodann durch tiefere Glieder derselben Formationsabtheilung, einem Complex von Schiefern, Sandsteinen und Conglomeraten, überlagert werden. Im weiteren Anstiege werden die Conglomeratlagen bald seltener und in einem einförmigen Schiefersandsteincomplex erreicht man die leider nirgends aufgeschlossene Grenzregion gegen die auf der Höhe des Gebirgskammes aufsitzenden Silurablagerungen. Es liegt also hier eine völlig überkippte Schichtenreihe vor, deren ebenfalls in Süd ge- neigten normalen Gegenflügel der Koschutnik potok an der Nordseite des Feistritzthales erschliesst. Ein Durchschnitt im Meridian von Med- vodje, der die Aufschlüsse des Koschutnik und Stegunek potok ver- bindet, stellt somit eine Schichtenmulde mit nach Nord überkipptem Südflügel dar; ein Wechsel von dolomitischen Gesteinsbänken mit Mergel- kalken und Mergelschiefern, ein Aequivalent der Werfener Schichten, erfüllt die Mitte dieser einseitigen, in Süd geneigten Synelinale, Schiefer und Sandsteine des Carbon bilden die äussersten Flügel. Nur an dem südlichen Muldenrande treten noch ältere Gesteinsbildungen zu Tage; es sind die ehedem als oberes Carbon angesprochenen Schiefer und Kalke des Stegunek, die, wie wir gesehen haben, noch unleugbar unter dem Einflusse der Störungserscheinungen stehen, welche den einseitigen Bau der geschilderten Mulde, respective die Ueberkippung ihres süd- lichen Flügels bedingt haben. 290 Verhandlungen. Nr. 12 An der Südseite der Riffkalkmasse des Stegunek fallen die silu- rischen Hangendschiefer ebenso wie an dem Rusch als ein flach ge- lagerter Schichtenmantel nach SO. ab; sie reichen ihrer Verflächungs- richtung entsprechend tief in den Sabakouc-Graben hinab. Ihre flache Lagerung einerseits und andererseits die steilen Wandbildungen des Stegunek gegen den PodstorZig-Grund hinab lassen darauf schliessen, dass auch hier ein Längsbruch durchgeht, an welchem ein Theil der Riffkalkmasse sammt dem Schiefermantel in die Tiefe gesunken ist. Die Zinnobervorkommnisse am Stegunek liegen theils an dem SO.-, theils an dem NW.-Rande der Riffmasse. An der SO.-Abdachung ist bisher nur ein einziger*Fundpunkt bekannt geworden. Nach Er- kundigungen, die ich darüber einzuziehen in der Lage war, bietet die Erzführung dasselbe Bild, wie jene in den Aufschlüssen am Fusse des Rusch. Die durch Zinnober-Imprägnation ausgezeichnete Gesteinszone tritt an der Grenze der Stegunek-Kalke gegen den südwärts aufgelagerten Schiefermantel zu Tage. An der NW.-Seite des Stegunek sind die Aufschlüsse zahlreicher und ich bin hier in der Lage, auf Grund eigener Anschauung zu be- richten. Zunächst bestehen hier zwei Schurfstollen, der eine unterhalb, der andere oberhalb des zur Beherbergung der Bergknappen errichteten Blockhauses. Der untere Stollen ist in den dunklen Thonschiefern ein- geschlagen, welche, wie oben bemerkt, als eine zusammenhängende Gesteinszone vom Nordgehänge des Rusch bis an die NW.-Abdachung des Stegunek zu verfolgen sind. Da er jedoch die Grenze der Kalke bis jetzt noch nicht erreicht hat, bietet er für uns vorläufig kein wei- teres Interesse. Der obere Stollen ist ein alter, vielwinkeliger Bau, der an einer Stelle die Grenze der Kalke und Schiefer blosslegt und hier eine Zone von Kupfererzen mit reicher Zinnober-Imprägnation er- schlossen hat. Wie am Rusch liegen auch hier in der Grenzregion dunkelgraue bis bläulichschwarze Kalke, die auf den ersten Blick leb- haft an die Fusulinen-Kalke des oberen Carbon erinnern, wie sie in kurzer Entfernung von unserem Aufschlusse, längs des zur Feuda-Alpe führenden Weges, nahe an die Grenze der Riffkalke herantreten. Die Uebereinstimmung ist jedoch eine rein äusserliche, denn es unterliegt insbesondere nach dem Aufschlusse am Rusch keinem Zweifel, dass diese dunklen Kalkabänderungen nur eine schmale Hangendzone der hellen Riffkalke repräsentiren.!) Die Kalke sind reichlich mit weissem Kalkspath durchadert, und stellenweise nehmen die späthigen Schnüre und Linsen so überhand, dass das dunkle dichte Gesteinsmaterial fast völlig verdrängt wird und der Anbruch in reinem Kalkspath zu liegen ') Es ist vielleicht nicht ohne Interesse, hier daran zu erinnern, dass die Bron- teuskalke des Sauberges, die wir nach Stur’s und Stäche’s Untersuchungen als Aequivalente unserer oberen Rifikalkmasse zu betrachten haben, nach oben mit dunkel- grauen bis schwarzen Kalken abschliessen, in welchen Stache Korallen der Etage G nachgewiesen hat. Es ist mir leider nicht gelungen, in den sowohl der Gesteinsaus- bildung nach, wie auch in stratigraphischer Beziehung analogen Hangendkalken des Rusch und Stegunek bezeichnende Petrefactenreste aufzufinden. Durchschnitte von Örinoidenstielen und unbestimmbare Korallenauswitterungen sind die einzigen sicher erkennbaren organischen Einschlüsse in diesem Niveau. Nr. 12 Bericht vom 30. September. F. Teller. 291 scheint. Von der Art des Verbandes, in dem der Riffkalk, die erz- führende Zone und die dunklen Thonschiefer stehen, erhält man jedoch im Stollen kein klares Bild. Weit lehrreicher ist in dieser Beziehung ein kleiner Ausbiss, den man etwa 10 Meter über dem Stollen-Mundloch antrifft. Ueber flach- gelagerten Bänken eines rauchgrauen, weissaderigen Kalkes folgt hier eine rostbraun verwitterte Gesteinslage von ungefähr 1 Meter Mächtig- keit mit Anfligen von Kupferlasur und Malachit und darüber eoncor- dant dünngeschichteter dunkler Thonschiefer. Die verwitterte, durch ihre Kupfererze auffallende Gesteinszone führt Zinnober und nimmt ge- nau dieselbe Zwischenstellung zwischen einem Liegendkalk und einem Hangendschiefer ein, wie die Imprägnations-Zone am Fusse des Rusch. Der ganze Complex liegt hier aber sehr flach bei einer Neigung in O mit geringer Ablenkung in N. Etwa 5—6 Meter über diesem Ausbiss liegt das Mundloch eines alten, nun verlassenen Schurfstollens, der die Hangendschiefer in grös- serer Ausdehnung aufschliesst. Die dunkelgrauen , glänzenden, talkig anzufühlenden Thonschiefer, welche hier häufig Quarzlamellen ein- schliessen und so den Uebergang in den Quarzphyllittypus vermitteln, bilden mit Bänken von 30° Neigung das Dach des Stollens und ver- flächen dabei in OSO., also deutlich gegen die Wände des Stegunek hin. Der Stollen durchsetzt dieselben querschlägig in einer Erstreckung von 15 Schritten und tritt dann plötzlich in erzführenden Kalk, den- selben, welcher an dem vorerwähnten Ausbiss an einer tiefer liegenden Stelle des Gehänges blossliegt und den der in noch tieferem Niveau liegende (obere) Stollen angefahren hat. Es unterliegt nach diesen Be- obachtungen keinem Zweifel, dass die erzführende Zone hier unter Ver- mittlung paralleler, seichter Längsdislocationen stufenförmig in die Tiefe setzt. Wir steigen nun, immer in derselben Profillinie, an dem Gehänge weiter aufwärts. Ueber einer schmalen Terrasse, deren Bildung auf die Anwesenheit der Thonschiefer zurückzuführen ist, welche der eben be- sprochene alte Stollen aufschliesst, folgt ein steil geböschter Gehäng- abschnitt mit felsiger Riffkalk-Unterlage, die allenthalben aus dem Waldboden herausstösst. Erst in einem Höhenabstande von ungefähr 130 Meter von dem früher beschriebenen Ausbiss gelangen wir an einen neuen Fundpunkt von Kupfererzen mit Zinnober. Wir stehen hier vor einem Kalkschichtkopf, dessen oberste Bänke sich als erzführend er- weisen. In einer Kluft, die nahe dem südlichen Rande des Aufschlusses quer durch die Bänke hindurchsetzt, bemerkt man Spuren von Thon- schiefer und eine kleine Terrasse über den erwähnten Kalkköpfen verräth schon durch ihren nassen Waldboden die Anwesenheit des schmalen Schieferstreifens, der hart über diesem zweiten Ausbiss durch- zieht. Wir stehen also hier abermals auf einer, allerdings bereits um mehr als hundert Meter höher liegenden Gehängestufe, an der unter einer wenig mächtigen Schieferauflagerung Erzspuren im Kalk zum Vorschein kommen. Von diesem interessanten Punkte in SO. liegt der Hauptwandab- sturz des Stegunek, eine fast senkrecht aufsteigende Felsmauer, die sich erst in einer Höhe von ungefähr 100—150 Metern an schmalen, mit K.k. geulog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 12. Verhandlungen. 42 2923 Verhandlungen. Nr. 12 Pinus montana bestandenen Felsbändern abzustufen beginnt. Am Fuss dieser Wand liegt nun abermals ein Fundpunkt von Zinnober, und es fehlt auch, wie man sich bei aufmerksamer Untersuchung bald überzeugt, nicht an dem begleitenden Thonschiefer. Hart an dem unteren Rande des Aufschlusses, wo die Wand unter die vorgelagerte Schutthalde hinab- taucht, bemerkt man eine kaum fussbreite Scholle von Schiefer steil an die Wand angelehnt, und einzelne Lappen dieses Gesteines haften noch an der bucklig-welligen Oberfläche der Kalkwand selbst und kleiden zugleich eine seichte Einbuchtung aus, welche an der linken Seite des Aufsehlusses schief von links nach rechts herabzieht. Die Zinnober- imprägnation liegt in dem rechtsseitigen Abschnitt des Aufschlusses ; der lichtgraue Wandkalk ist hier reichlich von feinen Poren und zelligen Corrosionen durchsetzt, und diese sehr gleichmässig durch das Gestein vertheilten Hohlräume beherbergen das Zinnober-Vorkommen. Etwas ausserhalb der Linie des Gehänge-Profils, in der wir den Ausbiss am Fusse der Stegunek-Wand erreicht haben, und zwar nach Süd hin abgelenkt, befindet sich der letzte der mir bekannt gewordenen Zinnober-Fundpunkte; er ist zugleich der höchst gelegene des ganzen Schurfterrains. Hier liegt von der an dieser Stelle etwas weiter zurück- tretenden Hauptwand des Stegunek-Absturzes durch eine flache mit Graswuchs bedeckte Böschung getrennt ein mächtiger, breitbauchig nach NW. vorspringender Felsbuckel, der mit steilem Abfall unter die aus- gedehnte Gehängschuttmasse, die seinen Fuss rings umlagert, hinabtaucht. Das Gestein dieses durch mehrere Einfurchungen gegliederten Felsbuckels ist ein grauer Crinoidenkalk, der wieder in Gesellschaft der mehrerwähnten Kupfercarbonate Zinnober führt. Auch hier erscheint nun die Erzführung an die Schiefergrenze gebunden. Der flachgewölbte obere Theil des Buckels ist mit rostbraunen Krusten bedeckt, denen hie und da noch ein Rest von Thonschiefer anhaftet. Besonders deutlich sind solche Rudimente in den Unebenheiten, Furchen und Einschnürungen auf der Gewölbeoberfläche erhalten geblieben. Die Thonschiefer schliessen sich also ganz conform an die Oberflächen-Contouren des Kalkbuckels an, eine Erscheinung, die wir bereits an dem Aufschlusse beobachtet haben, der unmittelbar oberhalb des unteren Ausbisses am Fusse des Rusch die Schieferauflagerung entblösst. Dasselbe gilt hier aber auch von der Erzführung ; sie verbreitet sich über die gesammte Oberfläche des Fels- buckels, soweit er aus seinem Schiefermantel herausgeschält und der Beobachtung zugänglich ist. Man kann hier also auf keinem Fall mehr von einem Blatte sprechen, wir haben eine über einen unregelmässig gestalteten Kern mit sphärischer Oberfläche gelagerte Erzschale vor uns und keine geradlinig fortstreichende Imprägnationszone. An der Nordseite des Stegunek wurde also bisher noch kein einziges Zinnobervorkommen erschürft, bezüglich dessen die Abhängigkeit der Erzführung von der Grenze der Riffkalke und ihrer Hangendschiefer sich nicht klar erweisen liesse. Von den Lagerungsverhältnissen der am Rusch als steile Hangendzone auftretenden Thonschiefer erhält man an der Nordseite des Stegunek ein ecomplieirteres Bild. In dem höchsten, der Beobachtung erschlossenen Gehängeabsehnitte breiten sich die Thon- schiefer über rundbuckeligen Felshöckern aus oder erscheinen an Steil- wände mit welliger Oberfläche angelagert, in beiden Fällen allen Bericht vom 30. September. F, Teller. 293 Unregelmässigkeiten des Reliefs sich anschmiegend ; tiefer abwärts liegen sie dagegen mit deutlicher Neigung gegen die Wandabstürze der Haupt- kalkmasse auf schmalen Terrassen und zwar in jener mehrfachen Wieder- holung, die ein stufenförmig disloeirtes Gehänge darzubieten pflegt. Aus dem einen Theil dieser Beobachtungsreihe wird man wohl die Vorstellung abstrahiren dürfen, dass die mehrerwähnte.Zone von Thonschiefern eine Sedimentbildung repräsentire, die auf einer Riffböschung mit unregel- mässig welliger Oberfläche zur Ablagerung gelangte, der andere aber fordert sodann unbedingt die Annahme einer späteren Umgestaltung des ursprünglichen Bildes der Ablagerung und zwar theils Kniekungen und Einfaltungen, theils wirkliche Staffelbrüche im Sinne jener Druck- wirkungen, welche in der nach Nord hin überkippten Mulde zwischen Stegunek und Koschutta zum Ausdrucke gelangen. Die hier mitgetheilten Beobachtungen über die Erzführung am Rusch und Stegunek führen in ihrer Gesammtheit zu folgenden Schlusssätzen: 1. Neben den bekannten Quecksilber oder Zinnober führenden Horizonten der Trias- und Permformation existirt in den Ostkarawanken noch ein tieferer, durch die gleiche Erzführung ausgezeichneter Horizont und zwar in der oberen Grenzregion der in weiterem Sinne als Silur zusammengefassten Schichtenfolge dieses Gebietes. 2. Die Zinnober-Vorkommnisse erscheinen hier nicht in geradlinig fortstreichenden Gängen oder Blättern, sondern bilden meist in Gesell- schaft von Kupferlasur und Malachit eine in ihrer Mächtigkeit, wie in ihrem Gehalte rasch wechselnde Imprägnationszone in den hangendsten Bänken der fossilreichen Korallenriffkalke des Stockwerkes F (Stache's Uebersilur). 3. Der Riffkalk der genannten Etage, beziehungsweise die an seiner Hangendgrenze auftretende Imprägnationszone, wird allenthalben unmittelbar von thonig-schiefrigen Sedimenten überlagert, tbeils dunklen Thonschiefern, theils Gesteinen vom Quarzphyllittypus, welche dieser ihrer stratigraphischen Position zufolge für die Aufsuchung neuer und die Verfolgung bereits bekannter Fundpunkte von Zinnober eine ähnliche Bedeutung besitzen, wie die sogenannten Lagerschiefer in den ober- triadischen Bleierzlagerstätten am Nordrande der Karawanken. In den Südalpen steht das geschilderte Vorkommen von Zinnober im Bereiche silurischer Ablagerungen meines Wissens noch vereinzelt da. In den Nordalpen besitzen wir für dasselbe dagegen ein ausgezeichnetes Analogon in den Fundstätten von Quecksilbererzen, welche hie und da im Verbreitungsstriche der durch ihre Spatheisensteinlager charakterisirten obersilurischen Kalke des nördlichen Grauwackenzuges bekannt geworden sind. Ich erinnere hier an die Zinnoberfunde am Reichenstein bei Eisen- erz, an die Zinnober-Vorkommnisse an dem Erzberg selbst, und an die Zinnober-Führung der Spatheisensteine von Kapellen und Neuberg. In- wieweit hier als analoge Vorkommnisse auch die Zinnoberfunde im Grazer Devon (Kalk von Pachernegg unweit Rein) in Betracht gezogen werden können, vermag ich vorläufig nicht zu entscheiden. Besondere Erwähnung verdient endlich wohl noch der Umstand, dass auch die reichen Queck- silbererze von Almaden in Spanien an der Scheide von Silur und Devon, also jedenfalls in ähnlichen, stratigraphisch stets schwierig zu definirenden Grenzhorizonten aufzutreten scheinen. 42* 294 Verhandlungen, Nr. 12 Bar. v. Camerlander. Reisebericht aus Westschlesien. Wenn ich heute vorläufigen Bericht erstatte über die Resultate der bisherigen Aufnahmsarbeiten auf Blatt Z. 6, Col. XVII (Freuden- thal), mit Zuziehung der im Vorjahre nicht zu Ende geführten Antheile der beiden anstossenden Blätter, d. i. der Arbeiten im Altvatergebirge mit seinen östlichen Ausläufern und Vorbergen, so werde ich vorerst darüber zu berichten haben, ob an dem Bilde, welches die grund- legenden Arbeiten Halfar-Römer’s für einen sehr beträchtlichen Theil des Gebietes, vor Allem für das Devon entwarfen, Veränderungen anzubringen waren. Ich werde sodann über die Resultate der Begehungen in jenem Theile berichten, der über die Kartengrenze des seinerzeitigen Römer’schen Gebietes fällt, d.i. im Hauptstocke des Altvaters selbst, und endlich versuchen, der von Römer bei Seite gelassenen, jüngst von Lossen auch nur aus der Ferne gestreiften Frage nach der Tek- tonik des Gebietes ein wenig näher zu treten. Römer gliedert bekanntlich das schlesische Devon in ein palä- ontologisch in den Quarziten !) des Dürrberges sicher gestelltes Unterdevon, eine mittlere Abtheilung (nach dem ersten Auftreten von Grauwacke- bildungen angenommen) und eine obere (nach dem Auftreten von Diabasen per analogiam mit anderen Gebieten und der direeten Ueberlagerung durch Culm erschlossen, wenn auch nicht paläontologisch sichergestellt). Die Beobachtungen, die ich innerhalb dieses Gebietes zu machen Gelegenheit hatte, können dies von Römer entworfene Bild kaum ver- ändern; es war mir aber auch nicht Gelegenheit gegeben, die Zweifel, die sich dieser Gliederung da und dort entgegenstellen, durch ent- scheidende Beobachtungen sicher zu beseitigen. Es hat dies vor Allem seinen Grund in dem Verschwinden von Aufschlüssen, wie sie durch die in den Sechziger-Jahren blühende Dachschieferindustrie und durch den jetzt gänzlich eingegangenen Bergbau geboten waren. Dies gilt von den für die mittlere Abtheilung bedeutungsvollen Dachschiefer- brüchen von Dittersdorf so gut wie von den für die obere Etage so wichtig gewesenen Bergbauen von Bennisch und Spachendorf bis herunter nach Brockersdorf in Mähren. Ich werde mich daher darauf beschränken, meine Beobachtungen innerhalb dieser drei wenigstens petrographisch charakterisirten Ab- theilungen mitzutheilen. Die Abtrennung des Unterdevons (Quarzit, Thonschiefer, „Diorite und Dioritschiefer“, grüne Schiefer und Kalke) von seinem Liegenden ist im Allgemeinen ohne Schwierigkeit. Dasselbe ist bekanntlich ein eigen- artiger Gneiss, den Stache seinerzeit mit Recht von den weiter westlich folgenden archäischen unterschied („Phyllitgneiss“). In Römer's Geologie von Oberschlesien wird auf die ihm eventuell zukommende Bedeutung nicht näher eingegangen und nur in der Farbenerklärung zu der Halfar-Römer’schen Karte findet sich in Paranthese die Beifügung (Ober-Silur?). Ich werde auf diese Frage sofort zurückkommen, wenn ich meine Wahrnehmungen in dem ausser der Römer’schen Karte gelegenen, eigentlichen Altvaterterritorium mittheilen werde. ‘) Die, wie bereits (Verh. d J. pag. 27) bemerkt werden konnte, neu erschlossene Localität am Fusse des Schlossberges bei Buchbergsthal lieferte auch heuer eine schlecht erhaltene, artenarme Fauna. Nr. 12 Bericht vom 30. September. B. v. Camerlander. 295 ‚Für das durch Römer seinerzeit aufgenommene Gebiet ist, wie gesagt, die Trennung des Unterdevons meist ganz sicher. Phyllitgneiss und Quarzit sind scharf unterschieden. Wohl erscheinen (Wüstes Schloss) im Phyllitgneiss manchmal quarzitische Partien, die sich aber als dichte Modificationen desselben erweisen und die hin und wieder (auch auf den Dürrberg selbst in der SW. vom Gipfel gelegenen Einsenkung) zwischen Phyllitgneiss und Quarzit sich einschiebende, schmale Schicht schwarzen Thonschiefers wird man jedenfalls bereits dem Devon zuzu- rechnen haben, indem ja auch im Quarzit selbst, wie auch Römer angibt, derartige Zwischenlagen auftreten. Von den einzelnen Gliedern des Unterdevons sind nebst den Quar- ziten die Diorite aus petrographischen, wie stratigraphischen Gründen die wichtigsten. Sie sind dem Phyllitgneiss fremd und reichen im Allge- meinen auch nicht in die durch das erste Auftreten der Grauwacke markirten Engelsberger-Schichten (mittlere Abtheilung). Darum sind die „Diorite*, über deren petrographische Stellung ich hier nicht sprechen kann, ein für das Devon, und zwar die untere Abtheilung charak- teristisches Glied. Wir werden ihrer im eigentlichen Altvatergebiete noch dankbar zu gedenken haben. Nur an einem Punkte innerhalb des Römer’schen Kartengebietes kommt man mit dem sonst zutreffenden Erfahrungssatze, dass die Diorite nicht in das eigentliche Grauwackengebiet reichen, etwas in’s Gedränge. In der Gegend von Kl.-Mohrau nämlich findet sich Grauwacke schon westlich, also im Liegenden der Römer’schen Grenze von Unterdevon und Engelsbergerschichten und westlich einiger Dioritvorkommen. Am Fusse des Trampuschfelsens kann man als dem Thonschiefer unter- geordnete Einlagerung Grauwacke sehen und man überzeugt sich an den Lesesteinen von ihrer Anwesenheit an dem Feldwege von da gegen Morgenland und ebenso südlich gegen den Teufelsberg. Ich möchte nun hier in dem ersten Auftreten der für den ganzen weiter östlich folgenden Complex so überaus bedeutungsvollen Grauwacke ein wichtigeres Kri- terium erbliecken, die Grenzlinie zu ziehen, als in dem Aufhören der Diorite, umsomehr, als in demselben Gebiete noch Bildungen von etwas unsicherem Charakter auftreten, die Römer mit den unterdevonischen Quarziten vereint (in der Farbenerklärung wieder die Notiz beifügend, in Sandstein übergehend), die mir aber von den bestimmt unterdevoni- schen Quarziten, also dem Liegendgliede des ganzen Schichtencomplexes petrographisch wesentlich abzuweichen scheinen. Es sind dies die Vorkommen von Dürrseifen und Wiedergrünn. Mit diesen in Ver- bindung erscheinen übrigens noch einer eigenen Ausscheidung würdige Schichten, die einem durch ausgewitterte massenhafie Pyrite wie ge- tupft aussehendem Phyllite angehören. Ich fand ihn auf dem Seifen- berg südlich von Neu-Vogelseifen, auf dem Silberberg bei Wieder- grünn, dann südlich Dürrseifen und gegen St. Anna bei Engelsberg bis westlich gegen Sauerbrunn, d. i. durchwegs in der Nähe der früheren Bergbaue. Darum würde ich in diesem einen Falle von Römer abweichend die Grenzlinie weiter westlich ziehen und die Diorite hier in die mittlere Abtheilung reichen lassen, während dieselben sonst nur im Unterdevon anzutreffen sind. Ueber ihr Vorkommen im Altvater später. 996 Verhandlungen. Nr. 12 Von den übrigen Gliedern des Unterdevons habe ich nur noch zu erwähnen, dass die Kalke, in denen man doch zuerst das Vorhanden- sein von Fossilien erwarten möchte, heute so wie zu Halfar’s Zeiten gänzlich derselben entbehren. Als neu kann ich im Gebiete des Unter- devons nur noch das Vorhandensein von Sandablagerungen constatiren, die einem ursprünglichen granitischen Gestein ihr Dasein danken. Solche fand ich unter anderen nahe dem Birkhahnwirthshause zwischen Würbenthal und Hermannstadt. Interessant sind hierbei die noch wahr- nehmbaren Thonschiefereinschlüsse. !) Im Gebiete der mittleren Abtheilung (Engelsberger Grauwacke) habe ich es versucht, die wichtigsten Thonschieferzüge auf der Karte auszuscheiden, in der Hoffnung, durch den Verfolg derselben zu Resultaten hinsichtlich der Tektonik zu gelangen. Wohl zeigt schon ein einfacher Spaziergang in diesem trostlosen Gebiete, dass Thonschiefer und Grau- wacke auf Schritt und Tritt miteinander, wie oft schon allein in einem Handstücke, wechseln und doch zeigt auf der anderen Seite ein Blick auf die Karte, dass manche der benachbarten Dachschieferbrüche allein schon sich zu einer im Schichtstreichen gelegenen Linie gruppiren. Und indem ich die auf der Karte gemachten Eintragungen von Punkten, wo die Grauwacke herrscht und Punkten, wo der Thonschiefer herrscht (nicht: allein vorhanden ist) verband, erhielt ich wieder ungezwungen eine Zahl von Thonschieferzügen, die bald mächtiger, bald schmächtiger auf weite Entfernungen sich verfolgen lassen. Ich betone nochmals: Mit diesen Ausscheidungen meine ich Gebiete, in denen die eine oder die andere Facies vorherrscht, ganz so wie im Karpathensandstein Züge, in denen die Schiefereinlagerungen vorherrschen, neben denen kartirt werden, worin der Sandstein vorherrscht. Die Grauwacke fehlt wohl in keinem der Thonschieferzüge, während umgekehrt in manchem Grauwackengebiete auf ziemliche Erstreeckung kein Thonschiefer sich eingelagert findet. Der Umstand, dass die Grauwacke überall sich ein- stellt, könnte nicht selten direct ein Uebersehen der Thonschiefer- partien herbeiführen, insoferne die Felderlesesteine, auf die in aufschluss- losen Gebieten wohl zu achten ist, fast stets die schwer verwitternden Grauwacken zeigen, während die leicht zerstörbareu Schiefer oft nur in kleinen Bröckchen auf ziemliche Entfernungen hin ihr Dasein verrathen. Was das Verhältniss des Thonschiefers zu der industriell wichtigen !) Während der Correctur dieser Zeilen habe ich noch die folgende, für das schlesische Devon jedenfalls bedeutungsvolle Thatsache zu berichten. Auch schon in entschiedenen Unterdevon erscheinen Diabase, nach deren erstem Auf- treten Römer die obere Abtheilung des schlesischen Devon beginnen lässt. Im Alt- Hackelsbergstollen bei Ob.-Grund erscheint ein untergeordnetes Vorkommen eines Diabas- mandelsteins, wie ich der bestimmten und wiederholt abgegebenen Versicherung des Bergwerkbesitzers Richter, der mir die von da stammenden Stücke überliess, entnehme, Mein Versuch, in den ziemlich hoch mit Wasser erfüllten Stollen einzufahren, musste nicht weit von dem interessanten Vorkommen, wegen gänzlich verbrochener Strecke aufgegeben werden. Nach den Mittheilungen dürfte es sich um ein Vorkommen im Streichen handeln, analog den Diabasen bei Bennisch. Die Fundstelle befindet sich in einer „Schabenreihe“ genannten alten Strecke des Alt-Hackelsbergstollen. Ohne die petrographische Kenntniss des Gesteins, resp. des Unterschiedes von den „oberdevonischen“ Diabasen enthalte ich mich heute noch jeder weitergehenden Folgerung aus diesem Vorkommen. Nr. 12 Bericht vom 30. September. B. v. Camerlander. 297 Abart des Dachschiefers betrifft, so lässt sich nicht selten die Wahr- nehmung machen, dass eine Dachschieferpartie im Weiterstreichen von dem gewöhnlichen Thonschiefer abgelöst wird, jedoch in einer zu dieser Streichrichtung einen Winkel bildenden Richtung -innerhalb des Thon- schiefers als Dachschiefer sich erhält. In der besprochenen Weise liessen sich die folgenden wichtigsten Herrschgebiete des Thonschiefers in Form zusammenhängender Züge, zwischen h. 2 und h. 4 streichend, kartiren: Bei Kl. Stohl herüberstreichend und an der Landesgrenze in einer Zahl grösserer Dachschieferbrüche entblösst, lässt sich der westlichste Zug zwischen Teufelsberg und Seifenberg verfolgen (hier charakterisirt durch den eben erwähnten eisenschüssigen Schiefer wie weiter nördlich), die Anna-Kapelle von Engelsberg, den Nesselberg, Hintersdorf, dann mit einer mehr gegen W. geneigten Streichrichtung hauptsächlich den Kamm des Kirch- und Tannenberges zusammensetzend, dann Ost von Nieder-Hermannstadt sich gegen NW. ziehend, um westlich der Bischofs- kuppe auf preussisches Gebiet zu treten. Oestlich grenzt längs der ge- gebenen Linie eine zu Beginn schmale Zone, in der die Grauwacke weit vorherrscht und mit den folgenden Localitäten lässt sich ein zweiter Thonschieferzug verfolgen, der jedenfalls auch schon mit dem mährischen Zuge Braunseifen-Friedland zusammenhängt: Fichtenberg, Feuchtwald, Wildgrub (bei 665 Meter durch Bruch entblösst), Drahtberg, Neudörfel (bei 613 Meter Bruch), zwischen Lichtenwerden und Huhnberg, Kirch- berg bei Dittersdorf (Bruch) und Keiligerberg gegen Karlsthal. Nördlich hiervon konnte ich in der Streichrichtung den Zug nicht mehr verfolgen, es herrscht Grauwacke. Einen dritten Zug konnte ich von Kotzendorf, wo er dann nörd- lich vom Basalt des Köhlerberges bedeckt ist, verfolgen über den Krapelsberg, dann sehr schmal an den Feldern nördlich von Alt- stadt (zwischen Hof und Steinberg beiläufig). dann in den östlichen Brüchen von Dittersdorf entblösst, ebenso dann auf dem Köhlerstein bei Neu-Bürgersdorf. Ob die bedeutend nördlicher gelegenen Schiefer- brüche auf dem Salerberg bei Wallstein sich ungezwungen in diesen Zug einfügen lassen, will ich nicht entscheiden. Es herrscht die Grauwacke in dem nördlichen Gebiete des Mitteldevon noch mehr als im südlichen. Ein vierter Zug, von dem früheren durch die mächtigste Zone reiner Grauwacke getrennt, lässt sich als äusserster gegen die ange- nommene Grenze der oberen Abtheilung, nach den folgenden Localitäten einzeichnen: Ziegenberg, Spillendorf (Bruch im Ascherswinkel), Schiefer- berg (Bruch), Thielberg (Bruch), Fleischerberg bei Kronsdorf (Bruch) gegen Alt-Bürgersdorf zu. Innerhalb dieser mittleren Abtheilung waren es nur zwei Schiefer- brüche bei Dittersdorf, welche seinerzeit Petrefaete lieferten, die von Halfar-Römer gesammelt und bestimmt wurden. Leider waren meine diesbezüglichen Bemühungen daselbst ziemlich erfolglos. Die in dem obersten Bruch von Dittersdorf befindlich gewesene Kalklinse, welche die Versteinerungen enthielt, ist längst abgebaut und keine neue bekannt geworden, der Bruch selbst im Abnehmen. Auch von den seinerzeit im Dachschiefer derselben Localität gefundenen faust- 298 Verhandlungen, Nr. 12 grossen Geröllen eines im Altvatergebirge (nach Römer) unbekannten Granits konnte ich nichts mehr finden. !) Umso erwünschter war es mir, ein früher gefundenes, mit Crinoiden erfülltes schönes Stück dieser Kalkeinlagerung Dank der Güte des Herrn Gymnasial-Direetors L. Dworak in Freudenthal acquiriren zu können. Kann ich somit aus dem früher geologisch massgebenden Veik- schen Bruche in Dittersdorf nichts von Interesse beriehten, so konnte ich wenigstens in einem aufgelassenen Bruche im Osten von Dittersdorf (Sehilder's), sowie in einem bedeutend östlich gelegenen Bruche im Ascherswinkel (nördlich von Spillendorf) etliche, allerdings problematische Reste auffinden. Indem ich mich mit der Mittheilung meiner Beobachtungen inner- halb des Römer’schen Kartengebietes rasch der oberen Abtheilung (Bennischer Schichten) zuwende, muss ich hier ganz besonders den immer weiter um sich greifenden Verlust an Aufschlüssen bedauernd hervor- heben, wie er durch den gänzlichen Verfall der Bergbaue bedingt ist. Und die Aufschlüsse 2) der mittlerweile entstandenen mähriseh-schlesi- schen Centralbahn sind gerade für diesen Complex nicht zu nennen. Da wo die Bahn in ihrem südlichen Verlaufe die Bennischer Schichten schneidet, hat der Einschnitt bei Andersdorf (Katerberg) nur die Dia- base blossgelegt und wo die Bahnstrecke das zweite Mal in den zur oberen Abtheilung zu stellenden Complexen sich bewegt, konnte ich nur an einem einzigen Punkte (in dem Bahneinschnitt knapp bei dem Wächterhause der Station Erbersdorf) eine ganz untergeordnete Bildung wahrnehmen, die mit den schmutziggrauen, bei Spachendorf mit Schal- steinen ete. in Verbindung stehenden Schiefern zusammengestellt werden kann. Was aber die Aufschlüsse bei Bennisch selbst betrifft, so kann daraus allein entnommen werden, wie rapid dieselben verfallen sind, wenn ich mittheile, dass z. B. eine Petrefaetenfundstelle und frühere Erzförderung bei Frobelhof heute nur mehr durch einen liehteren Fleck im Acker erkennbar ist, indem alle Reste des einstigen Bergbaues durch die Feldeultur fast gänzlich verwischt wurden. Unter diesen Umständen war die Ausbeute an Petrefacten eine sehr minimale: die altbekannten Korallen, Crinoiden, Tentaculiten wurden neben Orthocerasresten ge- sammelt. Unter solchen Umständen werden die Zweifel, welche nach Römer selbst der Altersbestimmung der Schichten als obere Abtheilung des Devons nach Lagerung und petrographischer Beschaffenheit ent- gegenstehen, in Gestalt des einen, sonst nur aus älteren Bildungen bekannten Goniatiten von Bennisch (bestimmt und abgebildet als @. lateseptatus Beyr.), sich gewiss nicht beheben lassen. Soweit meine bisherigen Beobachtungen reichen, ist indessen an keiner Stelle das Vorhandensein einer Discordanz zwischen diesem Complex und dem durch Posidonomya Becheri charakterisirten Culm nach- weisbar, wie es bei einem eventuellen höheren Alter vorauszusetzen wäre. !) Bei einem späteren Besuche fand ich wenigstens etwa 2 Centimeter in der Länge betragende geröllartige Einschlüsse krystallinischer Gesteine in einzelnen Partien des Dachschiefers, ?) Eine Skizzirung der Bahnaufschlüsse gab 1871 Tschermak (Verh. pag. 201). Nr. 12 Bericht vom 30. September. B. v. Camerlander. 299 Bei dem nördlichsten Diabasvorkommen dieser Zone bei Lichten _ konnte ich übrigens auch Stücke des schwarzen schiefrigen Kalkes wahrnehmen, wie sie von anderen Punkten Römer als Begleiter der Diabase angibt. Noch kann ich constatiren, dass — schon ausser meinem schlesi- schen Aufnahmsgebiete — in der Sommerau, südlich von Neu-Walters- dorf (im gleichen Schichtsystem) nach den auf der Hochfläche herumliegenden Stücken ein weiteres Diabasvorkommen eingezeichnet werden mag. In voller Uebereinstimmung mit Römer endlich konnte ich den in Mähren ziemlich lang verfolgbaren Zug von Quarzeonglomerat (nach Römer's Karte an der Basis der Benischer Schichten) auf schlesischer Seite nicht eruiren. Es ist dieser so ausserordentlich schmale, schon in der Specialkarte durch seine prägnante, riffartige Gestalt scharf - hervortretende Zug eine für das Devon unseres Gebietes ziemlich fremd- artige Bildung, die gar, wenn sie zu Sand zerfallen, durchaus nicht den Eindruck eines devonischen Schichtgebildes macht und nur da, wo sie in festen Felsen ansteht, von Quarzadern durchschwärmt, ruft sie die Erinnerung wach, etwa an die auch in’s Devon gestellten Quarz- eonglomerate des Bradlsteins bei Mähr.-Aussee. Ich werde nunmehr meine Beobachtungen im eigentlichen Altvater in Kürze mittheilen. Es konnte früher gesagt werden, dass in dem seinerzeit von Halfar mit so ausserordentlicher Aceuratesse aufgenommenen Gebiete die Trennung von Devon und dessen Liegendem leicht ist. Auf eine Schwierigkeit stossen wir indessen schon in der Um- gebung von Carlsbrunn. Hier treffen wir, wenn wir aus dem Quarzit- hauptzuge des Hohenberghanges durch den Phyllitgneiss des Hin- und Wiedersteins und des Leierberges gekommen sind, am Westhange des Leierberges und jenseits (westlich) des Gabelweges wieder auf Quarzit. Wenn nun allerdings die Quarzite des krystallinischen Ge- bietes sich von den unterdevonischen nicht eben stärker unterscheiden als diese selbst untereinander, so ist hier um so sicherer ein unterdevoni- scher Quarzit anzunehmen, als der Phyllitgneiss daselbst des öfteren ein von dem Allgemeinen abweichendes Verflächen in West hat, also den genannten Quarz unterteuft. Eine zweite, derartige, von dem Hauptquarzitzug abgetrennte, westlich gelegene Partie befindet sich im eigentlichen Altvater. Wendet man sich von den Quarziten der Schottersteine, der Hohen Falllehne und der Höhen 1312 Meter und 1385 Meter (südwestlich der Auer- hahnbaude) westlich, so treffen wir nach Ueberschreitung des im Peter- stein (1446 Meter) eulminirenden Phyllitgneisses im Oppathale zwischen dem Oppafalle und beiläufig der Cöte 1212 auf Quarzite und die sofort in die Augen fallenden Diorite, die wir als devonische, zumeist unter- devonische Leitglieder erkannten, d. i. knapp unterhalb des Altvater- hauptgipfels. Damit haben wir aber auch die Altersbestimmung des. hiermit vergesellschafteten Thonschiefers gegeben. Dieser weicht inso- fern von dem auch schon hochkrystallinisch aussehenden Phyllit des K. k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 12. Verhandlungen, 43 300 Verhandlungen. Nr. 12 Unterdevons (in der Nähe der Petrefactenfundorte etwa) ab, als er schon gänzlich den Phylliten aus entschieden archäischen Gebieten gleicht und Uebergängein denPhyllitgneiss darstellt. Ich glaube daher’ mit voller Beruhigung diesen Phyllit des Altvatergipfels, also des Kernes des gesammten schlesischen Gebirges, ins Unterdevon stellen zu sollen. In fast all’ den Rinnsalen, welche von der Höhe des Gebirges als die vielen einzelnen Quellen der Oppa herabkommen, kann man in der Nähe des Hauptgipfels diese Vergesellschaftung wahrnehmen und hier darf man ja auch gewiss, ein paar Meter unter dem höchsten Punkte des Gebirges stehend, Bachgeologie treiben. Aber der Umstand, dass wir daselbst die unterdevonischen Diorite, dann Quarzite und vor Allem Phyllite mit den Phyllitgneissen vereint finden, heischt noch seine Erklärung. Sind diese letzteren, weiter nach NO. zu vom Unter-Devon gut getrennten Gesteine in dieses complieirt eingefaltet oder hat man einen allmäligen Uebergang beider Complexe anzunehmen ? Ich glaube wohl der zweiten Alternative schon allein nach dem erwähnten petrographischem Uebergange den Vorzug geben und mithin ‘der von Halfar in der Farbenerklärung der von ihm auf- genommenen Karte versteckten Vermuthung, dass der Phyllitgneiss unseres Gebietes das schlesische Silur in sich fasse, voll beipflichten zu sollen. Glaube ich diese Sätze, dass sowohl der Altvaterhauptgipfel wie das Terrain des Phyllitgneisses aus dem archäischen Gebiete zu ver- weisen sind, mit Beruhigung niederschreiben zu dürfen, so muss ich, gestehen, ausser Stande zu sein, anzugeben, wie weit in das bisher als archäisch angesehene Gebiet des Hauptkammes bis gegen die Glimmer- schiefer des Rothen Berges dieser Eingriff zu geschehen hat. Vielleicht sind die mikroskopischen Untersuchungen der Phyllitzone des Kl. Vater, Seeberg und Keilberg im Stande, hierin Klarheit zu schaffen. Auch m der Zone dieser Phyllite und Gneissphyllite begegnen wir ja den gleichen Bildungen, wie im eigentlichen Altvater selbst und ein Profil von der Schweizerei zum Waldenburgerthal gleicht ja ganz etwa dem durch den Vatergraben bei Karlsbrunn zur Höhe. Aus dem eben Gesagten ergeben sich aber auch Schlüsse auf die Tektonik des Altvatergebirges, zum mindesten solche negativer Natur, deren erster ist: Das oft angenommene Gebirge mit krystalli- nischer Axe existirt nicht. Ich darf aber auf Grund meiner Beobachtungen auch diesen zweiten Satz, allerdings auch wieder nur negativer Natur, aussprechen: Im Altvatergebirge fallen keineswegs alle westlich, respective nord- westlich der „Axe“ gelegenen Schichtglieder gegen West, oder Nord- west, also von der Axe ab und die östlich, respective südöstlich ge- legenen in dieser Richtung, also wiederum von der Axe ab. Konnte ich in den Vorjahren für den nordwestlichen Theil des Gebirges diese Annahme nicht zugeben, so bin ieh auch nieht in der Lage, dieselbe für den südöstlichen Theil zugestehen zu können. In diesem herrscht allerdings das Ostfallen vor, doch haben wir es keineswegs durch- aus mit stets in OÖ. überschobenen Falten zu thun. Auch der regelmässige Faltenbau fehlt hier nicht. Bericht vom 30. September. E. Hibsch. 301 Und eine dritte negative, aus meinen Beobachtungen sich mir er- gebende Folgerung ist diese: Es kann nicht als Regel angesehen werden, dass von der „Axe“ aus die Schichtstellung gegen O0. zu immer flacher werde. Abgesehen davon, dass der unterdevonische Quarzit auf weite Strecken flach auf flachgelagertem Phyllitgneiss ruht, können wir an vielen Punkten, weit entfernt vom orographischen Mittelpunkt des Gebirges, eine steilere Schichtstellung constatiren als in der nächsten Nähe desselben. Aus diesen Gründen glaube ich es auch aussprechen zu dürfen, ' dass der geographische Mittelpunkt unseres Gebirges nieht auch zugleich ein geologisch-tektonischer sei. 5 Hier im Terrain darf ich übrigens noch hoffen, dass die seiner- zeitige Ausarbeitung der gewonnenen Erfahrungen auch zu nicht blos negativen Schlüssen bezüglich der Tektonik unseres Gebirges führen möge. Literatur-Notizen. J. E. Hibsch. Geologie für Land- und Forstwirthe. Tetschen 1885. Da die Geologie einen Theil jedes land- und forstwirthschaftlichen Unterrichtes bilden muss, hat es der Verfasser, der die naturwissenschaftlichen Fächer an der höheren landwirthschaftlichen Lehranstalt Tetschen-Liebward vertritt, unternommen, für das specielle Bedürfniss dieser Lehranstalt und verwandter Institute, sowie der Land- und Forstwirthe überhaupt ein Lehrbuch der Geologie zu sehreiben, welches insofern eine Lücke unserer Literatur auszufüllen bestimmt sein kann, als ausser dem ähnliche Zwecke. verfolgenden Werke von v. Lorenz (siehe Verhandl. d. geol. Reichsanst. 1883, pag. 98) allgemeinere Schriften, die jenem Bedürfniss entgegenkommen, wenigstens in deutscher Sprache kaum vorliegen. Allerdings fehlt es wohl noch vielfach an intensiven und systematischen Beob- achtungen, durch welche in eingehender Weise die Wechselbeziehungen zwischen dem Calturboden und der geologischen Beschaffenheit von dessen Unterlage ermittelt worden wären, denn solche Bestrebungen, wie sie beispielsweise von Orth mit Eifer gepflegt worden sind, haben bisher noch nicht allgemein genug Nachfolge gefunden; die Boden- kunde in ihrer geognostischen Grundlage vermag sich deshalb noch nicht allzuhäufig auf selbstständige Untersuchungen zu stützen, sondern lest sich gleichsam mehr aprioristisch die geologischen Erfahrungen für ihre Zwecke zurecht. Sind ja doch z.B. gewisse Bodenkarten, deren Herausgabe unternommen wurde, nur in’s Petrographische übersetzte geologische Karten. Dennoch aber und vielleicht gerade deshalb muss jedes Bestreben, das die erwähnten Wechselbeziehungen als vorhanden und wichtig anerkennt, bei jedem gebildeten Landwirth ebenso wie bei jedem Geologen auf volle Sympathie rechnen dürfen. Je weitere Theilnahme solche Bestrebungen erregen, desto eher wird man der allerdings noch von manchen Zufälligkeiten abhängigen Erfüllung der Hoffnung entgegensehen dürfen, dass einmal Geologen, die zugleich Landwirthe sind, oder Landwirthe, die genügende geologische Vorbildung besitzen, häufiger als bis jetzt an den Grundlagen des der Geologie bedürftigen Zweiges der Bodenkunde arbeiten werden. Der Land- oder Forstwirth bedarf dazu nicht gerade des Eingehens in den ganzen Umfang des geologischen Wissens, es sind selbstverständlich gewisse Partien dieses Wissens für ihn wichtiger als andere. Diese wichtigeren Partien herauszugreifen oder doch relativ ausführlicher zu behandeln, soweit es mit Rücksicht auf den Gesammt- überblick verträglich ist, hat sich der Verfasser des vorliegenden Handbuches vorge- nommen. Demzufolge wurde das Hauptgewicht auf die Lehre von den Gesteinen und auf die Verwitterungserscheinungen gelegt. Auf Einzelheiten einzugehen kann als überflüssig gelten. (E. T.) m 43* 302 Verhandlungen, Nr. 12 W. Dames. Ueber einige Crustaceen aus den Kreide- ablagerungen des Libanon. Bes. Abdr. a. d. Zeitschr. d. D. Geol. Ges. Jahrg. 1886. Mit drei Tafeln u. 24 S. Text. Unter den von Fr. Noetling aus Syrien mitgebrachten Materialien befanden sich auch einige Crustaceen aus den flyschführenden Localitäten von Sahel Alma und Hakel, welche Dames nach einer einleitenden Besprechung der einschlägigen Literatur unter folgenden Namen beschreibt: Ranina cretacea n. sp., eine sehr interessante Form, die schon ganz den Typus der eocenen B. Marestiana besitzt, so dass sie nach Dames als deren directe Vorläuferin angesehen werden kann. Hakel. Penaeus septemspinatus n. sp. Hakel. libanensis Brocc. Sahel Alma. Ibacus praecursor n. sp. Hakel. Ein Postabdomen, das allem Anscheine nach einem Vertreter der Gattung I/bacus und somit der fossil überhaupt bisher nur selten vorgekommenen Familie der Scyllariden angehört. Pseudastacus hakelensis O. Fraas. Hakel; eine der häufigsten Arten, deren generische Stellung aber nicht ganz sicher ist. Noch viel fraglicher ist diesbezüglich der ebenda vorkommende Pseudastacus minor Fraas. Sculda syriaca n. sp. Ein sehr interessanter Nachkomme der Sculda-Arten des litho- graphischen Schiefers, aus dessen Baue Dames die Vermuthung ableitet, dass die \ sculdaartigen Stomatopoden keineswegs directe Vorläufer der lebenden Squilliden, sondern vielmehr einen eigenthümlich differenzirten erloschenen Seitenstamm der Stomatopoden repräsentiren. Sculda ist also dann der Repräsentant einer eigenen Familie und zugleich der älteste bekannte Typus der Stomatopoden. Die von Schlüter beschriebene, ebenfalls von Hakel stammende Sculda laevis (= Squilla Lewisii Woodw.) dagegen repräsentirt wieder einen anderen generischen und zu- gleich Familien-Typus, für welchen Dames den Namen Pseudosculda vorschlägt. Es sind in der oberen Kreide somit bisher sowohl Vertreter der Pseudosculdidae, als der Sculdidae, als auch der echten Squillidae (Sqwilla eretacea Schlüt.) nach- gewiesen. Die erste Familie ist bisher auf die obere Kreide beschränkt, die zweite kennt man aus oberem Jura und oberer Kreide, die dritte beginnt in der oberen Kreide und reicht bis in die Jetztzeit. h Crustaceen-Larven, die als Pseuderichthus eretaceus und Protozoöa Hilgendorfi n. sp. angeführt werden und welche zu Sahel Alma sehr häufig auftreten. Zum Schlusse gibt Verf. ein Verzeichniss der aus der syrischen Kreide bereits bekannten Crustaceen, zu denen ausser oben genannten noch Limulus syriacus Woodw. (Hakel) und Loriculina Noetlingi Dames (Sahel Alma) zu zählen sind. Die Fauna beider Localitäten ist eine durchaus verschiedene; ähnlich verhalten sich die Fische beider Fundorte, Trotzdem dürften beide annähernd gleiches Alter besitzen, welches als obercretacisch feststeht. Die habituelle Aehnlichkeit der Fauna ven Hakel mit der der lithographischen Schiefer Bayerns ist trotz aller aus dem verschiedenen Alter sich her- leitenden Differenzen dennoch sehr auffallend. Aber neben den älteren Typen treten zu Hakel auch solche auf, die wie Ibacus praecursor und Ranina cretacean auf post- eretacische Formationen hinweisen. Auch in dieser Mischung von jurassischen Nachzüglern und von Vorläufern des Tertiärs lässt sich eine indireete Stütze für die Altersbestimmung der Schiefer von Hakel als obercretacisch herleiten. (A. B.) N. Andrussow. Ueber zwei neue Isopodenformen aus neogenen Ablagerungen. Separ.-Abdr. aus d. N. Jahrb. f. M. ete. 1886, Bd. II, pag. 155—174, Tab. VII. Von den hier beschriebenen beiden Arten stammt die eine aus den untersarma- tischen dunklen Thonen der Halbinsel Kertsch (Krim), die andere aus dem sogenannten Schlier von Ancona. Cymodocea sarmatica Andr. ist deshalb noch von besonderem Interesse, weil sie als erster unzweifelhafter fossiler Repräsentant der marinen Sphaeromiden erscheint, indem alle bisher bekannten unanfechtbaren fossilen Sphaeromiden Süsswasser- bewohner waren, während eine Anzahl als Sphaeroma-Arten beschriebener fossiler Formen sich als zu anderen Familien oder sogar Ordnungen gehörend erwies, so z. B. die untereocäne Art Sphaeroma Catulloi de Zigno (Zittel, Handbuch Paläont. II, 668). Cymodocea sarmatica wurde am Fusse des Achtiarberges beim Dorfe Tschungulek in Gesellschaft von Mactra cf. podolica Eichw., Card. obsoletum Nr. 12 Einsendungen für die Bibliothek. 303 Eichw., ©. papyraceum Sinz., C. Fittoni Orb., C. Barboti R. Hörn., ©. pl. sp. nov., Modiola navicula Dub., Tapes vitaliana Orb, Bucc. Vernewiliüi Orb., B. substriatulum Sinz., Trochus pl. sp., ferner von Bryozoön, Foraminiferen, Fisch- wirbeln, Blattabdrücken etc. gefunden. Die Reste gehören mindestens 23 Exemplaren an. Schon 1868 hat übrigens Eichwald die Reste eines sarmatischen Isopoden von Kischenew beschrieben (nicht abgebildet) und Sphaeroma exsors genannt. Palaega anconaetana Andr. wurde dem Verf. von Dr. S. v. Bosniaski in zwei Exemplaren mitgetheilt. Auch zu dieser Form existirt ein Seitenstück in der von Sismonda aus dem Turiner Miocän beschriebenen Palaega Gastaldü, ohne dass es aber dem Autor gegenwärtig möglich wäre, über die Beziehungen beider sicher zu entscheiden. Palaega ist eine bereits ziemlich reich vertretene Gattung, indem ausser den beiden angeführten miocänen Arten die Ammon’sche P, scrobieulata von Haering, die eocäne P. Catulloi de Zigno spec., zwei Kreide-Arten und vielleicht auch die eretacische Oymatoga Jazikowii Eichw. (Ssimbirsk a. d. Wolga) hierher- zustellen sind. Ausserdem besitzt die Familie der Aegiden in Aegites Kunthi v. Am. einen oberjurasischen Vertreter. (A. B.) Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-Abdrücke. Eingelangt vom 1. Juli bis Ende September 1886. Arnold Aug. Ueber die Einwirkung von Brom auf die wässerige Lösung der p — Toluolsulfosäure. Karlsruhe 1886. (9921. 8.) Ashburner Ch. The Product and Exhaustion of the Oil Regions of Pennsyl- vania and New York. Philadelphia 1885. (9940. 8.) — — The Geology of Natural Gas in Pennsylvania and New York. Philadelphia 1885. (9941. 8.) Assmann R. Dr. Der Einfluss der Gebirge auf das Klima von Mitteldeutsch- land. Stuttgart 1886. (9934. 8.) Barber Jos. Dr. Chemische Analyse der Mineralquellen von Dorna Watra und Pojana negri in der Bukowina. Wien 1869. (9868. 8.) Bassani Fr. Sui fossili e sull’ eta degli Schisti bituminosi triasiei di Besano in Lombardia. Milano 1886. (9924. 8.) Bidermann H. J. Dr. Die Nationalitäten in Tirol und die wechselnden Schicksale ihrer Verbreitung. Stuttgart 1886. (9935. 8.) Blaas J. Dr. Skizze der geologischen Geschichte des Innthales. Wien 1886. (9870. 8.) — — Die alten Gletscher des tirolischen Innthal-Gebietes. Innsbruck 1886. (9871. 8.) Bologna. Illustrazione dell Terme di Porretta e del suo Territorio, ete. — 1867. (9891. 8.) Brezina A. Dr. Ueber die Krystallform des Tellurit. Wien 1886. (9851. 8.) Bruder Georg. Ueber die Jura-Ablagerungen an der Granit- und Quadersand- stein-Grenze in Böhmen und Sachsen. Prag 1886. (9858. 8.) — — Neue Beiträge zur Kenntniss der Juraablagerungen im nördlichen Böhmen. II. Wien 1886. (9859. 8.) Buechich G. Alcune Spugne dell’ Adriatico sconosciute e nuove. Trieste 1885. 9865. 8. — — Weitere prähistorische Funde bei Lesina. Wien 1885. a ) Dahl Fried. Beiträge zur Kenntniss des Baues und der Functionen der Insectenbeine. Berlin 1884. (9853. 8.) Ehrenbaum E. Untersuchungen über die Structur und Bildung der Schale der in der Kieler-Bucht häufig vorkommenden Muscheln. Leipzig 1884. (9854. 8.) Exeursion der geographischen Gesellschaft zu Greifswald nach der Insel Born- holm am 15.—18. Juni 1886. (9861. 8.) Favre E. Revue geologique Suisse pour l’annde 1885. — XVI. Genöve 1886. (6818. 8. Fontannes F. Description des Ammonites des calcaires du Chateau de a etc. Lyon 1879. (2807. 4.) — — Description des Ammonites de la Zone a Ammonites Tenuilobatus de Crussol, ete. Lyon 1876. (9893. 8.) or 2 ET ec Dun #4) 724 304 Verhandlungen, Nr. 12 Fontannes F. Le Vallon de la Fuly et les sables a buceins des Environs d’Heyrieu, etc. I. Lyon 1875. (9894. 8.) — — Les terrains tertiaires superieurs du Haut Comtat-Venaissin Bollene— Saint—Paul—Trois— Chateaux— Visan. II. Lyon 1876. (9895. 8.) — — Le Bassin de Visan. III. Lyon 1878. (9896. 8.) — — Les terrains Neogenes du Plateau de Cucuron—Cadenet— Cabrieres d’Aigues. IV. Gentve 1878. (9897. 8.) — — Description de quelques especes nouvelles on Peu Connues. V. Lyon 1879. (9898. 8. — — Le bassin de Crest. VI. Lyon 1880. (9899. 83 — — Les terrains tertiaires de la Region Delphino-Provencale du bassin du Rhone, VII. Lyon 1881. (9900. 8.) — — Le groupe d’Aix, dans le Dauphine la Provence et le Bas— Languedoc, I. Partie. VII. Lyon 1885. (9901. 8.) — — Note sur le terrain numulitique de la Mortola, pres de Menton. Paris 1877. 3 (9902. 8.) — — Etude sur les faunes Malacologiques Miocenes des Environs de Tersanne et de Hauterives (Dröme). Montpellier 1878. ... (9903. 8.) — — Note sur la decouverte d’un gisement de Marne a Limnees a Celleneuve, pres. Montpellier 1879. (9904. 8.) — — Note sur la decouverte de deux especes nouvelles du genre Antedon dans les terrains tertiaires superieurs du bassin du Rhöne. Paris 1879. (9905. 8.) — — Note sur la position stratigraphique des Couches a Congeries de Bollene, etc. Lyon 1881. (9906. 8.) — — Nouvelles observations sur les terrains tertiaires et quaternaires des Departements de l’Isere de la Drome et de l’Ardeche. Lyon 1882. (9907. 8.) — — Note sur les terrains traverses par quelques Sondages r&cemment ex&cutes, ete. Lyon 1883. (9908. 8.) — — Note sur l’Extension et la Faune de la mer pliocene dans le Sud-Est de la France. Paris 1883. (9909. 8.) — — Description sommaire de la faune Malacologique des formations saumätres et d’eau douce du „Groupe d’Aix“ ete. Paris 1884. (9910. 8) — — Sur une des causes de la variation dans le temps des faunes Malacologi- ques, & propos de la filiation des Pecten restitutensis et latissimus. Paris 1884. (9911. 8.) — — Note sur la prösence des sables ä Potamides Basteroti dans la vall&e de la Ceze (Gard.) Paris 1884. (9912. 8.) — — Note sur quelques gisements nouveaux des terrains Mioc&nes du Portugal, ete. Paris 1884. (9913. 8.) — — Note sur les Alluvions anciennes des environs de Lyon. Paris 1885. (9914. 8.) — — Transformations du Paysage Lyonnais pendant les derniers äges geologi- ques. Lyon 1885. (9915. 8.) — — Nouvelle contribution a la faune et a la flore des Marnes Pliocenes a brissopsis d’Eurre (Dröme.) Lyon 1885. (9916. 8.) — — Ammonites Torcapeli, Fontannes. Paris. (9917. 8.) Fournet M. J. Geologie Lyonnaise. Lyon 1861. (9890. 8.) Frauscher K. Dr. Das Unter-Eocän der Nordalpen und seine Fauna. I. Theil Lamellibranchiata. Wien 1886. (2802. 4.) — — Geologisches aus Egypten. Wien 1886. (9932. 8.) Geinitz F. E. Dr. Die Seen, Moore und Flussläufe Mecklenburgs. Güstrow 1886. (2810. 4.) Gillieron V. La faune des couches a Mytilus consideree comme phase mecon- nue de la transformation de formes animales. Basel 1886. (9864. 8.) Goeppert H. R., Menge A. und Conwentz H. Die Flora des Bernsteins und ihre Beziehungen zur Flora der Tertiärformation und der Gegenwart. U. Band. Danzig 1886. (2544. 4.) Gottsche C. Dr. Geologische Skizze von Korea. Berlin 1886. (9873. 8.) Gümbel von Dr. Geologisch-mineralogische Untersuchung der Meeresgrund- proben aus der Nordsee. Berlin 1886. (2808. 4.) Helland A. Lakis kratere og Lavaströmme. Kristiania 1886. (2830. 4.) Hinde G. J. Dr. On Beds of Sponge-Remains in the Lower and Upper Green- sand of the South of England. London 1885. (2805. 4.) Jansen K. Dr. Poleographie der Cimbrischen Halbinsel. Stuttgart 1886. (9936. 8.) Nr. 12 Einsendungen für die Bibliothek. 305 ‚©. v. John und Foullon H. Br. v. Arbeiten aus dem chemischen Labora- torium der k. k. geologischen Reichsanstalt. Wien 1886. (9925. 8.) Katalog einer während des internationalen Geologen-Congresses in Berlin aus- gestellten Suite von Branchiosaurus amblystomus Cred., ete. Leipzig 1886. (9933. 8.) Kittl E. Ueber den miocenen Tegel von Walbersdorf. Wien 1886. (9930. 8.) Klebs Richard Dr. Beitrag zur Kenntniss fossiler Conchylien Ostpreussens. Königsberg 1886. (9918. 8.) Koch Anton Dr. 4. Bericht über die am Rande des Gyaluer Hochgebirges etc. ‚ausgeführten geologischen Detailaufnahmen. Budapest 1885. (9863. 8.) Leppla A. Die westpfälzische Moorniederung und das Diluvium. München 1886. (9937. 8.) Levin Ignatz. Beiträge zur Kenntniss des kaukasischen Petroleums. Karlsruhe 1886. (9920. 8.) Liebe K. Th. und Zimmermann E. Die jüngeren Eruptivgebilde im Süd- westen Ostthüringens. Berlin 1886. (9869. 8.) Lomnicki A. M. Slodkowodny Utwör trzeciorzedny na podolu Galieyjskiem. I. I. Lwöw 1884/8#. (9939. 8.) Melion J. V. Dr. Sauerbrunnen zu Andersdorf in Mähren, ete. II. Auflage. Brünn 1886. (9866. 8.) Monumenta. Conciliorum Generalium Seculi Deeimi Quinti. Vindobonae 1886. 1900. 4.) Neumayr M. Dr. Erdgeschichte. I. Band. Allgemeine Geologie. ee 1886. (9888. 8.) Nikitin S. Die Cephalopodenfauna der Jurabildungen des Gouvernements Kostroma. St. Petersburg 1884. (2803. 4.) — — Diluvium, Alluvium und Eluvium. Berlin 1884. (9849. 8.) — — Ueber Mesites Pusirefskii Hofm., eine merkwürdige Cystideen-Art. Moskau 1877. (9850. 8.) Normalbestimmungen für die Zusammenstellungen der landeskundlichen Literatur ete. Münster 1886. (9942. 8.) Oppenheim Paul. Die Ahnen unserer Schmetterlinge in der Secundär- und Tertiärperiode. Berlin 1886. (9927. 8.) Paris. Statistique de l’Industrie Minerale et des Appareils ä Vapeur en France et en Algerie, pour l’annee 1854. Paris 1885. (2611. 4.) Pelseneer Paul. Notice sur les Mollusques recueillis par M. le Capitaine Stroms, dans la Region du Tanganyka. Bruxelles 1886. (9874. 8.) Pfeiffer A. Zur Naturgeschichte der Land- und Süsswasserschnecken von Krems- münster. Linz 1886. (9923. 8.) Pocta Philipp. Ueber einige Spongien aus dem Dogger des Fünfkirchner- Gebirges. Budapest 1886. j (9852. 8.) — — Ueber zwei neue Spongien aus der böhmischen Kreideformation. Prag 1885. 9875. 8.) — — Vorläufiger Bericht über die Rudisten der böhmischen ee Prag 1886. (9876. 8.) Powell J. W. Third Annual Report of the Bureau of Ethnology ete., 1881 bis 82. Nr. 3. Washington 1884. (2577. 4.) Rauff H. Dr. Ueber die Gattung Hindia Dunc. Bonn 1886. (9877. 8.) Richter P. E. Verzeichniss von Forschern in wissenschaftlicher Landes- und Volkskunde Mittel-Europas. Dresden 1886. (9856. 8.) Riedl Em. Littai. Montan-geognostische Skizze. Wien 1886. (2809. 4.) Roma. Annali di Agricultura 1879 et 1880. — Relazione sul Servizio Minerario. Roma 1882—1883. (9892. 8.) Roth J. Beiträge zur Petrographie von Korea. Berlin 1886. (9878. 8.) Rziha Fz. Ritt. v. Schlagende Wetter. Eine populäre Darstellung dieser berg- männischen Tagesfrage. Wien 1886. (9855. 8.) Schmidt Ad. Dr. Geologie des Münsterthales im Badischen Schwarzwald. I. Theil. Heidelberg 1886. (9862. 8.) Schmidt C. Dr. Ein Beitrag zur Kenntniss des Devondetritus des mittleren Embach. Dorpat 1886. (9922. 8.) Seligmann G. Mineralogische Notizen. III. Leipzig 1886. (9857. 8.) Siemiradzki Jos. Ein Beitrag zur Kenntniss der typischen Andesitgesteine. Dorpat 1885. (9929. 8.) a ah BR ed aan Sen 306 Verhandlungen. Nr. 12 Stelzner A. W. Dr. und Schertel A. Dr. Ueber den Zinngehalt und über die chemische Zusammensetzung der schwarzen Zinkblende von Freiberg. — 1886. (9879. 5 Strüver G. Mineralogia. — Forsterite di Baccano. Roma 1886. (9867. 8. Szajnocha W. Dr. O Kilku gatunkach Ryb Kopalnych z Monte-Bolca pod Werona. Krakow 1886. (2806. 4.) Taramelli T. Geologia. Osservazione stratigrafiche nella provincia di Avellino. 2 Milano 1886. (9931. 8.) j Terrigi G. Ricerche microscopiche fatte sopra frammenti di marne inclusi nei, peperini Laziali. Roma 1885. (9919. 8.) 3 Toula Fr. Der grosse Caüon Q. Grand Cahon. 1. Der Colorado. 3. 1886. 9880. 8 — — Das Wandern und Schwanken der Meere. Wien 1886. (9881. 8. Z — — Mineralogische und petrographische Tabellen. Prag 1886. (9938. 8.) s Unger F. Dr. Anthraeit-Lager in Kärnten. Wien 1869. (9848. 8.) 4 Valle G. Sul Diopside di Val d’Ala. Studio Cristallograficc, Roma 1886. v.$ 2829. 4. i Verbeck R. D. M. Krakatau. Text I, II. (9889. 8} ö — — Hierzu Album und Karten. (140. 2.) Wähner Fr. Dr. Zur heteropischen Differenzirung der alpinen Lias. Wien 1886. (9860. 8.) Weinek L. Dr. Astronomische Beobachtungen an der k. k. Sternwarte zu Prag im Jahre 1884, enthaltend Original-Zeichnungen des Mondes. Prag 1886. 2804. 4) Widhalm J. Die fossilen Vogel-Knochen der Odessaer Steppenkai an der neuen Slobodka bei Odessa. — 1886. (2811. 4.) Williams Albert. Mineral Resources of the United States. 1883—1884. Washington 1885. (5598. 8.) Winkler Clemens. Mittheilungen über das Germanium, Freiberg 1886. 9926. 8. Winterfeld Franz. Ueber quartäre Mustelidenreste Deutschlands. Be Is (9928. 8. Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15, Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. Bericht vom 31. October 1886. Inhalt: Persönliches. — Eingesendete Mittheilungen: A. Cathrein. Zur Gliederung des rothen Sandsteins in Nordtirol. A. Pichler. Vom Sonnenwendjoch. — Reise- berichte: Dr. V. Uhlig. II, Reisebericht aus der Karpathensandsteinzone Schlesiens. Dr. L. v. Tausch. II. Reisebericht aus der Gegend von Saybusch. — Literatur-Notizen: Dr. K.F. Frauscher. Ph. Pocta. M. Schuster. A. Cathrein. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Persönliches. Dr. A. Bittner hat die in unseren Verhandlungen Nr. 10, pag. 229, unter voranstehendem Titel erwähnte Erklärung des Herrn Custos Th. Fuchs mit einer Gegenerklärung beantwortet, von deren Publication er absieht. Dieselbe ist in einer gleichlautenden Abschrift Herrn Custos Th. Fuchs übermittelt und auf Wunsch des Dr. Bittner gleichwie die Fuchs’sche Erklärung im Archive der k. k. geologischen Reichs- anstalt hinterlegt worden. Dr. Bittner weist darin die in der Fuchs’schen Erklärung enthaltene Unterschiebung persönlicher Beweggründe, welche ihn bei der Publication seiner Arbeiten geleitet haben sollen, als eine ungerechtfertigte und unstatthafte Beurtheilung seiner Handlungsweise auf das Entschiedenste zurück. D. Stur. Eingesendete Mittheilungen. A. Cathrein. Zur Gliederung des rothen Sandsteines in Nordosttirol. Die auffallende „Bemerkung über den rothen Sandstein im Leuken- thale“ von A. R. Schmidt, welche 1385 in diesen Verhandlungen, pag. 238 erschienen ist, gibt Veranlassung zu folgender Berichtigung. Vor Allem ist die Bezeichnung „Leukenthal“, womit der Ver- fasser die Gegend am Südfusse des wilden Kaisers von Luech!) bis St. Johann begreift, nicht zutreffend, denn unter Leukenthal ver- steht man bekanntlich nur den Abschnitt des Grossachenthales zwischen ") Nicht Lurch, wie im Original steht, denn einen Ort dieses Namens gibt es in dieser Gegend nicht und kann nur das alte Postwirthshaus Luech am Eingang in’s Söllthal gemeiut sein. K. k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 13. Verhandlungen. 44 308 Verhandlungen. Nr. 13 Kitzbühel und Erpfendorf, während Schmidt's „Leukenthal* einer- seits das Söllthal von Luech bis Ellmau umfasst, andererseits von da bis St, Johann zum Reinthal gehört. Dieser Irrthum wurde offenbar durch die verfehlte Benennung einer Haltestelle der österreichischen Staatsbahn hervorgerufen. Nachdem nun die Argumente, worauf Schmidt das Ergebniss seiner Untersuchungen, die Gliederung des rothen Sandsteins in eine silurische und eine triassische Stufe stützt, mit den Angaben anderer Forscher und meinen vieljährigen Beobachtungen in dem Gebiete vom Ziller zur Saalache (Mittelpinzgau) nicht übereinstimmten, unternahm ich während dieser Ferien noch einige Revisionstouren, namentlich an den wilden Kaiser, nach Pillersee und Leogang, um so über die vorhandenen Widersprüche Aufklärung zu gewinnen. Die Behauptung des Verfassers: „Bekanntlich ist die Ebene des Innthales von der Gegend zwischen Hall und Schwaz bis Wörgl an der Südseite von dem silurischen Gebirge und nördlich von der grossen Alpenkalk-Formation begrenzt“, widerspricht völlig den Thatsachen, denn bekanntlich bildet bis Schwaz der Quarzphyllit der Urschiefer- formation die Südgrenze, hier setzen die Schwazer Dolomite unbe- stimmten Alters ein, denen sich bald die Kalke und Dolomite der Trias (Muschelkalk und untere Carditaschichten) vorlagern, welche mit grosser Mächtigkeit bis Wörgl die Südflanke des Innthales beherrschen. Es liegt daher „die unmittelbare Grenze der benannten Formationen“ nicht im Innthale und kann keineswegs „durch die auf beiden Seiten am Fusse der Gebirgsabhänge circa 300—600 Meter hoch angehäuften Diluvialmassen und partiellen Tertiärablagerungen verdeckt“ sein; hingegen sind „Leukenthal* und Pillersee fast ausnahmslos im rothen Sandstein eingeschnitten und gerade hier ist nach Schmidt „diese Gebirgsscheidung recht deutlich zu beobachten, besonders an der Weissache am Eingange in das Neuberger Thal, am Seebach, Fratten- ‚bach !), Agraben ?), Wibnerbach, Wochenbrunner Bach und Rettenbach, sowie auch im Stocker- und Mühlgraben. Auf allen diesen Punkten zeigt sich der silurische, rothe, dünngeschichtete und versteinerungs- lose Sandsteinschiefer mit der allen Gliedern der unterinnthalischen Grauwackengruppe eigenen Schichtenneigung gegen Süden und der unmittelbar darauf selagerte rothe, feinkörnige Triassander ne mit nördlichem Verflächen unter das hohe Kaisergebir ge einschiessend.“ Für diese Folgerung war schon das Beobachtungsgebiet zu be- schränkt, wie denn auch die Vergleichung der westlichen Fortsetzung des rothen Sandsteinzuges eine abweichende Tektonik und die Erschei- nungen am Kaiser als locale kennen lehrt. Gleich unterhalb Schloss Itter vor dem Eisenbahntunnel fallen die Bänke der Quarzbreceie und des anstossenden rothen Sandsteinsehiefers gegen Norden. In der benachbarten Wildschönau ist die Fallrichtung des sesammten Sand- steins oft eine nördliche, indem auch der liegende Schwazer Dolomit und die hangenden Cardita-Dolomite Nordfallen ze igen. Im Brixlegger Gebiet fallen die Schichten des festen Sandsteins nach Süden bei ') Soll Trattenbach heissen. ?) Richtiger Abgraben von Abbach. Nr. 13 Bericht vom 31. October. A. Cathrein. 309 Hof am Zimmermoos, am Mühlbühel, unter dem Brandhof gegenüber Schloss Lichtwer an der Grenze gegen die Rauchwacke, sowie an der Chaussee vor St. Gertrauden. Im Allgemeinen ist im Brixlegger Revier das Fallen des Sandsteins coneordant mit den anderen Gebirgs- gliedern ein südliches. Auch im Schwazer Gebiet beobachtete Piehler im Bauleitengraben, dass nicht nur der Sandsteinschiefer, sondern auch der körnige Sandstein mit dem Schwazer Dolomit nach Süden fällt. ') Die „Einlagerung des rothen Sandsteinschiefers im gewöhnlichen Grauwackenschiefer im Schwazer und Brixlegger Bergrevier“ findet nicht statt, indem die Profile constant den Grauwackenschiefer als älteres, den Schwazer Dolomit als nächst jüngeres Glied angeben, auf das erst die Sandsteinbildung folgt; weshalb auch dieser zu Gunsten der Abtrennung des „rothen Schiefers“ vom „bunten Sandstein“ auf- geführte Grund entfällt. Die petrographischen Typen des Sandsteins sind stratigra- phisch nicht so scharf geschieden als Schmidt annimmt, zumal beispielsweise bei Brixlegg, Lacham, St. Gertrauden feinschieferige Lager mit festen Schichten vielfach wechseln und in einander übergehen. Ebenso zeigen die Profile Piechler’s von der Vintlalpe bei Rum und vom Höttinger Graben bei Innsbruck die Wechsellagerung von festem und schieferigem Sandstein: Petrographisch sind allerdings vier Modificationen unterscheidbar. 1. Die Dolomit-Conglo- meratbreccien, welche gewöhnlich in 2. feinschieferige dunkelrothe Sand- steine übergehen, 3. die Quarz-Conglomeratbreeeien, aus denen durch Abnahme der Quarzfragmente sich 4. die normalen körnigen Sandsteine entwickeln. Die Schichtenfolge ist häufig so, dass die Dolomit- Conglomerate das älteste Glied darstellen, aus welchem Sandstein- schiefer hervorgehen oder Quarz-Conglomerate, die dann in feinkörnige Sandsteine übergehen. Von der Uebereinstimmung der Verhältnisse am Fuss des wilden Kaisers mit den anderwärts wahrgenommenen, konnte ich mich durch eine Excursion in den Rettenbachgraben bei St. Johann und an die Weissache bei Söll hinlänglich überzeugen. Am Eingange des Weiss- achenthales entblössen die Ufer mitunter sehr schön nach Norden fallende Schichten festen Sandsteins, dem jedoch thonig-schieferige Ein- lagerungen nicht fehlen; namentlich ist eine Stelle hart am linken Achenufer bei einem kleinen Anstieg des Weges bemerkenswerth, indem hier inmitten nordfallender fester Sandsteinschichten eine concordante Lage dunkelrothen , thonigen, glimmerigen Sandsteinschiefers auf tritt. Auch tiefer im Thal der Weissache und selbst beim unmittelbaren Contact mit der Kalkformation weist der Sandstein stets schmale schieferige Zwischenlagen mit unverändert nördlicher Fallrichtung auf. Das südliche Einfallen des Sandsteines sieht man an einem Zufluss der Weissache von Süden her, im Stampfanger Graben, wo zuerst körnige, lichtrothe Sandsteinschiefer anstehen, welche weiter südlich von dunkelrothen thonigen Sandsteinschiefern abgelöst werden , die durch Aufnahme von Dolomitbrocken in mächtige Brececien übergehen. !) Zeitschrift des Ferdinandeums, Innsbruck 1860, II. 4—16. Profil T. 44* 310 Verhandlungen. Nr. 13 Besonders lehrreich war die Begehung des Rettenbachgrabens. Gleich unten am Eingang steht im Bachbette der geschichtete feste Sandstein an, dessen Fallrichtung aber durchaus nicht constant, sondern bald nördlich, bald südlich, bald saiger ist. Eingelagert fand ich grauen Schieferthon und rothen Sandsteinschiefer, welcher weitergegen Norden an einem Seitenbächlein oben im Wechsel mit körnigem Sandstein mächtiger wird und nieht nach Süden fällt, vielmehr aus saigerer Stellung zum Nordfallen sich neigt. Aehnliche Beobachtungen verzeichnet auch Gümbel in seinem Profil aus dem Kaisergebirge !), indem er pag. 192 sagt: „Vorherrschend weiche, rothe, schieferige, sogenannte Werfener Schiefer und rother kieseliger Sandstein, wie der ausseralpine, doch fehlt es nicht an ein- gelagerten Conglomeratbänken, bei Söll, bei Scheffau* und pag. 193 fortfährt: „Im Hangenden des Sandsteins (Wochenbrunner Graben) rother bunter Sandstein wechsellagernd mit dünnschieferigen Werfener. Das Fallen ist vorherrschend Nor d. Im oberen Aschacher Thal und an einzelnen Stellen beobachtet man auch Südfallen, welches in wellen- förmigen Biegungen wieder in die Nordlage zurückkehrt.“ Die Aenderung der Fallrichtung ist hier offenbar durch die locale Discordanz zwischen Kalk- und Schiefergebirge bedingt und ver- mittelt gerade der biegsame Sandstein unter Schwankungen den Ueber- gang aus der südlichen in die nördliche Schiehtenneigung. Im Pillerseer Achenthal fand ich an der Landstrasse zwischen St. Johann und Fieberbrunn schieferigen rothen Sandstein mit Nordfallen. Uebersichtliche Aufschlüsse der Tektonik des Sandsteins bieten die zahlreichen Anschnitte an der Eisenbahnstrecke St. Johann bis Saalfelden; so sieht man von Fieberbrunn bis Leogang con- cordante Wechsellagerung von körnigem und schiefe- rigem Sandstein, welcher letztere im Profil mehr gegen Norden liegt. Die Schichten zeigen veränderliches Einfallen nach Norden und Süden mit Windungen. Dieselben Verhältnisse verfolgt man gegen Saalfelden, namentlich schön im grösseren Graben nächst der. Station Leogang. Aus der Zusammenfassung der mitgetheilten Beobachtungen ergibt sich, dass weder die petrographische Variation des rothen Sandsteins Nordosttirols, noch die Aenderung der Fallrichtung seiner Schichten an eine bestimmte Scheidungslinie, welche eine Transgression oder einen Formationswechsel andeuten könnte, gebunden sind und folgt die Unzulässigkeit einer Gliederung dieses rothen Sandsteins in siluri- schen und triassischen auf Grund petrographischer und strati- graphischer Unterschiede, wogegen übrigens schon der absolute Mangel an Versteinerungen Einsprache "erhebt. Damit soll nun die Möglichkeit, dass die unteren und oberen Sandsteinlagen verschiedenen Formationen (Dyas und Trias) ange- hören, nicht verworfen werden, worauf in der Literatur unseres rothen Sandsteins® 2) bereits wiederholt hingewiesen würde, ohne dass bisher eine ° sichere Altersbestimmung gelungen wäre. ) Siznnesherichte der Akademie der Wiss. München 1874, 2, 177-203. *”) Eine vollständige Uebersicht derselben bis 1878 gab Ch. Lechleitner im Programm des Staatsgymnasiums zu Innsbruck. ri; ne I a Su a By Nr. 13 Bericht vom 31. October. A. Pichler. Ball Unter diesen Umständen bleiben für die Karten einheitliche Be- zeichnungen noch immer am passendsten, unter welchen wohl die petrographisch - locale „Itterer Sandstein“ empfehlenswerth sein würde. Adolf Pichler. Vom Sonnenwendjoch. Die orographische Begrenzung desselben ist durch die Einschnitte der tiefen Thäler vorgezeichnet; die geognostische fällt damit nicht zu- sammen, da wir den Unuz und das Kirchenjoch abtrennen müssen. Jener besteht aus Wettersteinkalk, den bei der Kögelalm obere Cardita- schichten vom Hauptdolomit scheiden; dieses, welches sich bei Eben erhebt, ist von typischen Wettersteinkalk mit Evinospongien und Spongien aufgebaut, die Einsenkung gegen Münster mit den Salzthonen der oberen Carditaschichten hat bereits Dr. Lechleitner beschrieben; man darf annehmen, dass sie auf der anderen Seite gegen Eben fortsetzen, durch den Achensee zum Lebenbergriegel und hier zum Stanerjoch streichen, wo sie bereits früher von mir nachgewiesen wurden. Auf dem Sattel des Kirchenjoches sind die von mir bereits geschilderten Sandsteine der Gosauformation eingeklemmt; unlängst fand ich hier auch die dunklen Stinkmergel mit Tanalia Pichler‘ und undeutlichen Pflanzenresten. Den Aufbau des Sonnenwendjoches hielt man früher für sehr einfach; man glaubte die Reihe der Formationen nur von oben bis unten ablesen zu dürfen, nun haben sich mancherlei Streitfragen ergeben, welche theils aus der Architektonik, theils aus der Petrographie ent- springen. Geht man vom Köpfel. welches das rothe Gassel von der Hochiss trennt, nach Ost, so sind dort die Schichten des Lias horizontal, hier vertical ; diese lehnen sich an den Abbruch von jenen. Verfolgt man von Nord nach Süd das Profil vom roten Gassel zum steinernen Mandel, so sind hier die Schichten steil aufgerichtet, vom steinernen Mandel bis zum Rothköpfel nahezu horizontal, während durch eine locale Störung der obere Jura vom steinernen Mandel gegen West auf eine kurze Strecke fast senkrecht abfällt. Wer von der Kothalm zum Grat empor- schaut, über welchen der Pfad zwischen Hochiss und steinernem Mandel hinüberführt, der sieht, wie sich die Schichten in die Höhe biegen und aus südwestlicher Neigung fast senkrecht stellen. Dagegen steigt der Lias (Hierlatzschichten), welcher sonst die Höhen krönt, in der Schlucht zwischen Kirchenjoch und Sonnenwendjoch fast bis in die Ebene herab und die Schichten sind auch hier hoch aufgerichtet. (Am. geometricus, Pecten Helli ete.) Mit diesen Verhältnissen hat sich einmal eine weitläufige Monographie zu beschäftigen, wir beschränken uns daher auf das mit- getheilte Detail, welches ausreicht, unsere Angabe zu bestätigen. Aber auch die Entwicklung der Formationen und die petrogra- phische Beschaffenheit der Gesteine hinderte bis jetzt eine genaue Erkenntniss der Sachlage. Die Gebirge im Achenthal bieten hier oft auf kleine Entfernung eigenthümliche Erscheinungen. Von Ueberschiss und dem Schleimsjoch beträgt die Weite über den Achensee bis zur Koth- alm, welche zum Sonnenwendjoch gehört, kaum 5 Kilometer. Wie gross ist der Unterschied! Dort folgt auf die Kössenerschiehten der untere Lias mit gelbbraunen Gesteinen, eine der seltenen, aber berühmtesten Fundstellen a a De Fun ai en, 7," 312 Verhandlungen. Nr. 13 für Petrefaeten desselben: Lima punctata, Am. planorboides u. 8. W., über welche ich seinerzeit Bericht erstattete. Die Mächtigkeit beträgt nur wenige Meter, dann der rothe Marmor des mittleren Lias, darüber die rothen thonigen Schichten des oberen und dann die braunrothen Hornsteine, welche man für oberen Jura hält. Etwas unterhalb der Basilialm schiebt sich ein kleiner Felsenkopf, das „Kirchel*, zwischen den oberen Lias mit Am. fimbriatus und heterophyllus und die thonigen Kössenerschichten. Dieses Kirchel besteht aus feinem weissen oder gelb- lichweissen Kalk mit Lithodendron, Avicula intermedia und anderen Petrefacten der Kössenerschichten. Um über das Sonnenwendjoch endlich klar zu werden, hielt ich es für nothwendig , ein vollständiges Profil durchzuklettern, und zwar in gerader Linie aufwärts Schicht für Schieht, wo sieh verhältniss- mässig keine örtlichen Störungen zeigten. Ich habe darauf eine Reihe von Exeursionen verwendet, jetzt bin ich der Sache sicher. Ich wählte am Südende des Sees den Aufstieg über das Niederläger von Dalfazzen und kletterte dann durch die „Rinne“ zum Rothköpfel, beziehungsweise Spieljoch empor. Wir erhalten von unten nach oben folgendes Profil: 1. Normaler Hauptdolomit. 2. Plattenkalk ; dieser ist auf der anderen Seite besonders schön entwickelt bei der Quelle zwischen dem Mittel- und Hochläger der Kothalm. 3. Graue feinkörmige Kalke mit den weissen Durchschnitten von Megalodon und Lithodendron. 3‘. Mergelige Kössenschichten mit verschiedenen Versteinerungen. 3°. Graue Kalke. 3. Mergelige Kössenerschichten. 4. Schneeweisse oder etwas gelblichweisse, fast dichte, feinkörnige Kalke, hier und da mit Aederchen späthigen Kalkes durchzogen, dick- bankig, Schichtung nieht immer deutlich. Lithodendron hier und da; vereinzelt auch Megalodon. An der Oberfläche wittern späthige Cidariten- stacheln aus. Dass auf die grauen und gelblichen Mergel der Kössener- schichten diese weissen, fast salinischen Kalke folgen, ist jedenfalls auffallend, beim Kirchel wurde ein ähnliches Verhältniss erwähnt. Oben schaiten sich ein: 4A. 5. Partien rothen, körnigen Marmors ‚mit Belemniten, sie werden zusammenhängend und erlangen eine Mächtigkeit von 3 bis 4 Meter, während der weisse Kalk immerhin eine Mächtigkeit von 20 Meter erreicht. Der rothe und der weisse Kalk sind entweder scharf abgegrenzt und dann enthält der rothe Marmor eckige Stückchen des weissen oder sie zeigen kleine Einbuchtungen fast wie der Quarz in den Dünnschliffen des Porphyrs, als wären sie weich aneinander ge- flossen. Die obersten Lagen des weissen Kalkes möchte ich wohl dem Lias beirechnen, doch ist nirgends eine Grenze nach unten. Der rothe Marmor (5) zeigt.nur undeutliche Sehichtung. Darauf: 6. wieder weisser oder gelblichweisser Kalk, fast dicht bis fein- körnig mit Adern, glasartig spröd wie 4; Mächtigkeit etwa 3—4 Meter. Nach oben beginnt er zu wechsellagern mit einem 7. woblgeschichteten rothen Kalk. Enerimiten, Belemniten, Am. fim- briatus, Nautilus aratus, Etwa 2—3 Meter, Bericht vom 31. October. A. Pichler. 313 8. Wohlgeschichtete, braunrothe Hormsteine, zerklüftet und mit dünnen, weissen Kalklagen verkittet, die Oberfläche der Schichten mit einer gelblichweissen, röthlichen oder grünlichen Lage von Thon. Genau dasselbe Gestein, welches man bisher über den rothen thonigen Adnether Schichten als oberen Jura bezeichnete. - 9. Hornsteinkalkbrececie etwa 2 Meter, das gelblichrothe Cement kalkig, thonig. 10. Rothe und grüne, zum Theil kieselige Mergel, dünn geschichtet, an der Oberfläche die Reste eines Chondrites mit zahlreichen kurzen, dünnen gabelförmigen Aesten und Aestchen, anderer Art als der Fucus im oberen Lias vom Pfonserjoch, der bei diehotomer Verästelung breiteres und längeres Laub zeigt. Eingelagert in diesen Mergeln ist ein röth- liehgrauer, späthiger Kalk mit grünen, thonigen Partikeln und zahl- reichen späthigen Enerinitenstielen. Aehnlichen Mergeln begegnet man in der Nähe des steinernen Mandel und am Abhang des Klobenjoches gegen das Thörl. Die Mächtigkeit etwa 4 Meter. 11. Im regellosen Wechsel graue Mergel mit Lagen von grünem Hornstein, Mergel mit Stücken von Hornstein, Breceien mit Trümmern von Kalk, Mergel, Hornstein, dann Spongien; jene Mergel dünn ge- schichtet, diese Breceien diekbankig; wir lassen uns auf keine weitere Beschreibung ein; der ganze Complex mag wohl bei 25 Meter betragen. Auf die Gesteine 10 und 11 wendete man hier auch die Bezeichnung Fleckenmergel an. 12. Weisslicher oder röthlicher Kalk; eine wahre Muschelbreceie mit Ueberzügen von Brauneisenerz; Stücke von Ammonitenschalen, dar- unter Am. eximius, eine kleine Rhynchonella, Enerinitenglieder, ein kleiner Pecten, Fischzähne (Sphenodus): was man eben Hierlatzkalke nennt. Etwa 4 Meter. 12°. Darüber lagern meist ohne scharfe Grenze fast diehte oder feinkörnige, weisse oder gelblichweisse Kalke, denen wir ebenfalls auf der anderen Seite des Joches auf dem schmalen Grat unterhalb des Karrenfeldes begegnen. B. 13. Nun folgt ein mächtiger Complex wohl-, oft dünngeschichteter, gelblichgrauer, fast diehter oder feinkörniger und späthiger Kalke, die Schiehtflächen manchmal mit grünlichem Thon überzogen, hier und da mit Lagen von grauem Hornstein; bisweilen oolithisch, oft breeeien- artig, fast dem Granitmarmor von Neubayern im Aussehen ähnlich, mit Cidaritenstacheln, Stückchen von Cidaritengehäusen,, Eneriniten- gliedern; einmal dem Stück einer Auster, einem kleinen Pecten, glatten Terebrateln, Korallen und sehr häufig grossen verkieselten Spongien mit allerlei Einschlüssen; zu diesen gehören wohl auch die kleineren kugeligen über und unter Erbsengrösse; da dieser ganze Complex dem Sonnenwendjoch eigenthümlich ist, so wählen wir, wenn nicht eine Identität hergestellt werden sollte, den Namen Spongites Lechleitneri. Horizonte kann man vorläufig kaum unterscheiden, hoffentlich wird es mir gelingen, durch weitere Petrefactenfunde, die ich in Aussicht habe, klarzustellen, ob man es hier nur mit oberstem Lias oder gar mit Dogger zu thun habe, was mir vorläufig freilich zweifelhaft erscheint. Nach meiner Ansicht soll man zwischen A (5—12) und B (13) eine - Grenze ziehen und auch auf der Karte unterscheiden. Ich könnte den 314 Verhandlungen. Nr. 13 Gegenstand weiter verfolgen, wobei ich nebenbei bemerken will, dass die sogenannten Taschen des Lias auf einer falschen Auffassung be- ruhen, will aber hier abbrechen und vielleicht die Durchführung im Detail jüngeren Kräften überlassen. 14. Graue oder gelbröthliche, vft sehr dünngeschichtete Kalke und Kalkmergel mit Hornsteinlagen von verhältnissmässig geringer Mächtigkeit mit Aptyelus alpinus: oberer Jura; wer das ganze Profil (durehgestiegen hat, wird sie von den manchmal ähnlichen in 13 leicht unterscheiden. Gerade diese Aehnlichkeit veranlasste manche Geologen, dem oberen Jura hier eine grössere Mächtigkeit zuzuschreiben, als er thatsächlich besitzt. Für die Untersuchung des Sonnenwendjoches muss dieses Profil die Grundlage bilden und von hier ausgehend kann man sich trotz mancher Abweichungen und vielfacher Störungen leicht orientiren. Durchqueren wir noch das Klobenjoch von Nord nach Süd, so sehen wir dabei, dass manche Gesteinsarten thatsächlich an keinen festen Horizont gebunden sind. Am westlichen Abschnitte haben wir über den Kössenerschiehten die schneeweissen Kalke; nach oben röthlich gefärbt, mit Gasteropoden, dann rothe Enerinitenkalke, dann 8, 9, 10. Der östliche zeigt einen höheren Horizont: Spongienkalke, lichte Kalke ohne feste Grenze gegen die rothen Kalke mit Belemniten, rothe Hornsteine, Hornsteinkalkbreceie, graue Hornsteinbreceie, graue dünngeschichtete Kalke, am Aufstieg zum steinernen Mandel eine Einlagerung wohl- geschichteter rother Kalke und dann hier wieder die Fortsetzung von 15. Mit Sicherheit ergibt sich auch hier die Stellung von A und B und die Uebereinstimmung mit den Ergebnissen Dr. Lechleitner's. Einige Funde, welche ich neulich in der Richtung des Karren- feldes, das zu den Liastaschen Anlass gab, machte, seien hier nach- getragen. Dieses Karrenfeld ist nördlich begrenzt von dem aufsteigenden Issjoch (Lias A) und dem Wobenjoch (Lias BD). Vom Issjoch geht ein Grat südlich, aus welchem sich das steinerne Mandl, das Spieljoch und der Rothkopf erheben (3 und oberer Jura). Ihm parallel zieht dann wieder ein Grat, auf welchem der Rosskopf, an dessen Fusse die Maurizenalm liegt, sipfelt (2). Zwischen beiden Gräten liegt das Karrenfeld. Aus diesem erhebt sich weiter südlich parallel den an- geführten Gräten ein schmaler niederer Felsgrat. Er besteht unten aus rothen Kalken, meist ohne deutliche Schicehtung, manchmal wohl geschichtet, darüber nicht überall deutlich abgegrenzt weisser fein- körniger, fast dichter Kalk mit Enerinusgliedern. Manchmal schieben sich zwischen den rothen Kalk Lagen von weissem. Der rothe Kalk enthält ebenfalls Encerinusglieder, bisweilen eine glatte Lima und ein ganzes Nest von einem grossen Turbo mit streifig gekörnelten Windungen. Auf dem Karrenfeld selbst begegnet man allen Arten des rothen und weissen Kalkes, wie man ihn als Hierlatzschiehten und Adnether- schichten bezeichnet. In letzterem sind Partien eines stängeligen weissen Kalkes. Diese rothen Kalke sind auch auf der verwitterten Oberfläche roth; daneben liegen sehr feinkörnige, prächtig rothe, die aber grau anwittern. In den weissen Kalken traf ich selten ästige Spongien, die man ohne genaue Untersuchung für Lithodendron ansprechen könnte. Zur Arebitektur dieses Karrenfeldes bemerke ich, dass die steinerne Nr. 13 Bericht vom 31. October. V. Uhlig 315 Gasse, welche zum rothen Gassel emporführt, im rothen Hornstein ver- tieft ist. Die Mauer rechts derselben besteht aus sehr steil gegen West fallenden „Adnetherschichten“ (Am. fimbriatus, heterophyllus, Nautilus aratus), darunter folgen weisse Kalke etwa 6 Meter. Steigt man über die Mauer empor, so hat man wenige Schritte rückwärts die Adnetherkalke fast: horizontal. Beim Rosskopf hat man unten die weissen Kalke, dann folgen röthliche, grauliche , grünliche Mergel mit sandigen Schichtflächen, dann 13. Das Karrenfeld verdankt seine äussere Form der Gletscherwirkung. Nach unten zeigt es einen schönen Roche moutonne, noch tiefer liegen vollständig erhaltene Moränen, wie sie uns auch zwischen Klobenjoch und Spieljoch begegnen. Die Oberfläche des Karrenfeldes ist durch die Erosion des Wassers tief gefurcht. Westlich, etwa 600 Fuss tiefer, unweit des Niederlägers von Maurizen, liegt ein prächtiger .erratischer Block von Gneiss mit scharfen Kanten. Ueber Versteinerungen hoffe ich später noch Einiges nachzutragen. Reise-Berichte. Dr. V. Uhlig. II. Reisebericht aus der Karpathensand- stein-Zone Schlesiens. Hatten schon wenige Exeursionen genügt, um die leichte Erkenn- barkeit und Trennbarkeit der einzelnen Glieder, welche Hohen- egger im schlesischen Neocom unterschieden hatte, zu constatiren, so hat auch der weitere Verlauf der geologischen Aufnahme dieses Er- gebniss vollkommen bestätigt. Hoheneggers Karte erwies sich namentlich in jenen Gegenden, wo ausgedehnte Bergbaue auf Thon- eisenstein bestanden hatten, als sehr verlässlich, wenn sich auch bei sehr genauer Begehung Aenderungen ergaben, durch welche die Karte, namentlich in tektonischer Hinsicht, weit mehr verständlich wird. Ge- rade die tektonischen Verhältnisse sind es, die hier in erster Linie das Interesse des Geologen in Anspruch nehmen, da der geologische Bau des Gebietes, namentlich in den Theilen nördlich von der Zone der Godula-Sandsteine, ein ziemlich eomplieirter ist und die Arbeiten Hohenegger's in dieser Richtung weniger vollständig sind, wie in anderen Beziehungen. Von :den durch Hohenegger ausgeschiedenen Gliedern des Neocoms zeichnen sich die unteren und die oberen Teschner Schiefer durch Beständigkeit aus. Die Grodischter Sandsteine hat schon Hohen- egger als eine locale Bildung gekennzeichnet und etwas Aehnliches gilt auch von den Teschner Kalken. Sie bezeichnen im Allgemeinen die Grenze zwischen dem unteren und oberen Teschner Schiefer ; während sie aber an einzelnen Stellen sehr mächtig entwickelt sind, erscheint ihre Mächtigkeit anderwärts stark reducirt. Zuweilen sind es nur wenige, mit reichlichem Schiefer verbundene, sandige breceien- artige Kalkflötze, die diese Abtheilung andeuten, und in vielen Fällen endlich kommen sie gar nicht zur Ausbildung. Zuweilen vertauben die Teschner Kalke, nehmen ein Aussehen an, das sie von den oberen Tesehner Schiefern schwer unterscheiden lässt und gehen allmälig in die letzteren über. Was die oberen Teschner Schiefer auszeichnet, sind K.k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 13. Verhandlungen. 45° 316 Verhandlungen. Nr. 13 neben den Thoneisensteinflötzen dünnschichtige, sandige Kalkschiefer, die mit schwärzlichen Schiefern wechsellagern und von den Bergleuten Strzolka genannt werden. Es wird nicht überflüssig sein, hervorzuheben, dass diese schlesischen Strzolka-Schichten von dem, was man nachher in Galizien so genannt hat, nieht unerheblich abweichen. Die galizische Strzolka der sogenannten Ropianka-Schichten ist ein krummschaliger, glimmerreicher, bläulichgrauer Sandstein mit zahlreichen Kalkspathadern, die schlesische Neocom-Strzolka dagegen ein dunkler, plattiger, nur selten ausgesprochen krummschaliger, sandiger Kalkschiefer, seltener ein kalkiger Sandstein, dessen Kalkgehalt hauptsächlich im Bindemittel angehäuft ist. Spathadern fehlen in der schlesischen Strzolka nicht, sind aber seltener wie in der galizischen. Die erstere nähert sich mehr einem Kalkstein, die letztere mehr einem Sandstein. Auf den oberen Teschner Schiefern folgen gleichmässig die Wernsdorfer Schichten, wenigstens konnten in dem bisher untersuchten Terrain keinerlei Spuren jener Discordanz wahrgenommen werden, welche Hohenegger an der Grenze dieser beiden Schichtgruppen an- genommen oder mindestens vermuthet hat. Wahrscheinlich waren es gewisse tektonische Störungen, welehe Hohenegger zu dieser Anschauung geleitet haben. Auch die Wernsdorfer Schichten enthalten einzelne dünne Sandsteinbänke, die meist kieselig sind, in prismatische Stücke zerfallen und schon den Charakter der Godula-Sandsteine an- nehmen. Gegen die obere Grenze der Wernsdorfer Schichten nehmen diese Sandsteine häufig überhand und vermitteln so den Uebergang zu den Godula-Sandsteinen, die ihrerseits wieder in ihrer liegenden Partie viel Schiefer vom Aussehen des Wernsdorfer Schiefers enthalten. An anderen Orten ist aber die Grenze schärfer, indem unmittelbar auf den Schiefern der Wernsdorfer Schichten massige Sandsteine aufruhen. An Versteinerungen ist das schlesische Neocom, wie bekannt, ausserordentlich arm. Im unteren Teschner Schiefer, der versteine- rungsärmsten Abtheilung, konnte südlich von Teschen eine Bank auf- gefunden werden, welche schlecht erhaltene kleine Austern, Brachio- poden und Aptychen enthält. Die letzteren schliessen sich bezeichnen- der Weise eher an jurassische, wie ceretaeische Typen an. Grosse Aufmerksamkeit musste namentlich den Istebner Schichten gewidmet werden, die von Hohenegger am kärglichsten behandelt wurden. Ihre Ausbildung ist ebenso merkwürdig, wie die geologischen Verhältnisse, unter denen sie auftreten, schwierig sind. Es wird daher diesen Schichten ein besonderer Bericht gewidmet werden müssen. Das Alttertiär gliedert sich, wie in Galizien, in zwei Abtheilungen, eine untere, die vorwiegend aus schiefrigen Sandsteinen und Schiefern, eine obere, die vorwiegend aus grobbankigen und massigen Sandsteinen zusammengesetzt erscheint. Wie in Galizien zeigt das Alttertiär auch hier in den nördlichen Theilen des Gebirges eine andere Ausbildung wie in den südlichen. Während jedoch diese heteropischen Gebiete in Galizien eine Breite von mehreren Meilen aufweisen, zeigen sie sich in Schlesien, entsprechend der bedeutenden Verschmälerung des ganzen Gebirges, ebenfalls stark redueirt. Vom Karpathen-Nordrand bis in die Gegend des Jablunkauer Passes herrschen im unteren Alttertiär bläu- liche und graue Schiefer und Thone in Verbindung mit jenen Schichten, i Bericht vom 31. October. L. v. Tausch, 317 die ich in Westgalizien als obere Hieroglyphen-Schichten im engeren Sinne bezeichnet habe. Gegen Süden zu schalten sich rothe Thone ein, welche südlich vom Jablunkauer Pass und der. Hauptwasser- scheide vorherrschend werden und mit bläulichen Schiefern und flaschen- grünen Standsteinen die bekannte Facies der rothen und bunten Schiefer bilden. Die letztere Facies geniesst daher auf schlesischem Gebiete eine nur sehr beschränkte Verbreitung. Die obere Abtheilung des Alt- tertiärs besteht im Süden des Landes aus den bekannten Magura-Sand- steinen ; im nördlichen Theile der schlesischen Karpathen ist sie nur spärlich entwickelt und zeigt da eine Beschaffenheit, die, entsprechend den Verhältnissen in Galizien, viel mehr an die Ciezkowicer als an die Magura-Sandsteine erinnert, wie z. B. in Grudek nördlich von Jablunkau. Bezüglich der Menilit-Schiefer konnte festgestellt werden, dass sie, wie in Westgalizien, keine selbstständige Abtheilung, sondern nur eine untergeordnete Einlagerung bilden. Im Komparzöwka-Bach bei Bistritz erscheinen nummulitenreiche Conglomerat-Sandsteine im direeten Liegenden des Menilit-Schiefers, ja die Zwischenlagen des Nummuliten- Sandsteins zeigen eine so eigenthümliche Beschaffenheit, dass sie noch sehr an Menilit-Schiefer erinnern. Es tritt hier jedenfalls eine enge Verbindung von Nummuliten-Sehiehten und Menilit-Schiefer ein. Die Menilit-Schiefervorkommnisse, die ich bisher beobachten konnte, gehören dem unteren Alttertiär an. Diluvialbildungen besitzen in Form von Flussterrassen eine ziem- lich ausgedehnte Verbreitung. Sie bestehen im Süden des Landes aus Schotter, dem hie und da eine dünne Lehmschichte aufgelagert erscheint. Weiter nach Norden nimmt diese Lehmschichte an Mächtigkeit immer mehr zu und wandelt sich in echten Löss um, während sich die Schotter- lage gleichzeitig immer mehr und mehr verschmälert. Dr. L.v. Tausch. II. Reisebericht aus der Gegend von Saybusch. Durch den Lauf der Sola zerfällt mein diesjähriges Aufnahms- gebiet in zwei fast gleichgrosse Theile. Während der westlieh der Sola gelegene, im Süden und Südwesten durch die ungarische, im Westen durch die schlesische Landesgrenze, im Norden durch die Bielitzer Wasserscheide begrenzte Theil durch das Auftreten der Istebner Schichten Hohenegger's, sowie isolirter Kreideinseln eine grössere Mamnigfaltigkeit aufweist und an anderer Stelle besprochen werden wird, spielen ostwärts der Sola beim geologischen Aufbau dieses Ge- bietes die alttertiären Ablagerungen die Hauptrolle. Nur im Norden reicht das südliche Ende des im: Blatte Bielitz- Biala so mächtig entwickelten Godula-Sandsteinzuges auch in das Saybuscher Blatt und in der nächsten Nähe von Saybusch selbst be- findet sich am Berge Grojetz eine kleine, isolirte, in ihren Lagerungs- verhältnissen sehr gestörte Kreideinsel, welche Dr. Uhlig untersuchte, und demnächst beschreiben wird. Auf dem erwähnten Godula-Sandstein, der im Thale der Sola bei Tresna sehr schön aufgeschlossen ist und fast ausschliesslich S. bis SO. fällt, liegt concordant ein im Allgemeinen bei der Verwitterung in Grus zerfallender Sandstein. Derselbe enthält aber auch Conglomeratbänke 45 * 318 Verhandlungen. Nr. 13 und festere Partien, in welchen in Zadziele und in Lysina gute Bau- steine gebrochen werden. Dieser Sandstein wechsellagert bei Bierna und Brzeziny mit Menilitschiefern und jenen eigenthümlichen schwärzlichen, in dünne Blättehen zerfallenden , Eisenerze führenden Schiefern , welche den Istebner Schichten, soweit dieselben schiefrig entwickelt sind, so ausser- ordentlich ähnlich werden. Vor dem Bredowbache, wo die Kaiserstrasse nach Sucha einen spitzen Winkel bildet, stehen die genannten Schiefer in Verbindung mit bunten Schiefern , „welche Einlagerungen von den Ropiankaschichten so ähnlicher sogenannter falscher Strzolka und von kalkigen Sandsteinen haben, in welch letzteren ich Nummuliten fand. An anderen Orten, wie z.B. am Moszezanicabach, wechsellagern die bunten, sowie die blättrigen Schiefer mit Sandsteinen derart, dass keine dieser Facies selbstständig kartographisch ausgeschieden werden kann. Dieser Complex von Schiefern und den von Uhlig als obere Hieroglyphenschichten gedeuteten Sandsteinen — mit den oben er- wähnten in Grus zerfallenden Sandsteinen die untere Abtheilung des Alttertiär umfassend — bildet, vom Milowskibach beginnend, eine schmale Zone am rechten Ufer der Sola, verlässt SW. bis NO. streichend vor dem Grojetzberg das Thal der Sola, folgt dem Sporyszbach und bildet ein grösseres zusammenhängceı des Gebiet nördlich der Koszarawa. Auch im mittleren Theile des Klein Sopotnia-Thales, sowie im Süden meines Aufnahmsgebietes an der ungarischen Grenze im Mas- kowka- und Glinkathal treten dieselben Schichten zu Tage. Die obere Abtheilung des Alttertiärs ist fast ausschliesslich als massiger Sandstein mit wenig schieferigen Einlagerungen (Magurasand- stein) entwickelt; nur an der Koszarawa bei Pewel und Jelesnia und im Süden bei Rajeza an der Sola nimmt der Schiefer so sehr über- hand, dass man wohl nieht mehr von einem Magurasandstein, sondern nur von einem Magurasandstein-Horizont sprechen kann. Das Einfallen der Schichten ist im ganzen Gebiet fast ausschliess- lich ein südliches bis südöstliches. Exotische Blöcke (Granit, Gneiss, Glimmerschiefer) wurden in rothen Schiefern bei Saybusch, ferner in der Nähe des Maierhofes von Rychwald, bei Gilowice und in schiefrigen, sehr feinkörnigen Sandstein (hier auch Jurakalke) unweit des Maier- hofes von Moszezanica gefunden. Miocänablagerungen konnten nicht beobachtet werden. Diluvial- bildungen fehlen keineswegs; die Ufer der Sola, der Koszarawa, der Lekawka und selbst kleinerer Bäche sind streckenweise deutlich terrassirt. Eine mächtige diluviale Geröllanhäufung war unweit der Mündung des Gross- in den Klein-Sopotniabach zu constatiren. Literatur-Notizen. Dr. Karl Ferdinand Frauscher. Das Unter-EoeänderNord- alpen und seine Fauna. ]. Theil. Lamellibranchiata. Mit 12 Tafeln, 1 Holzschnitt und 3 Tabellen. Besonders abgedruckt aus dem LI. Bd. der Denkschr. d. mathem.-naturw. Cl. der kais. Acad. d. Wiss. Wien 1886. 234 S. Text in 4°, Ein recht stattlicher Band, der sich nur als erster einer Reihe von 4—5 gleich- werthigen Bänden einführt, in denen die übrige Fauna des nordalpinen Unter-Eocäns n' Nr. 13 Bericht vom 31. October. K. F, Frauscher, 319 behandelt werden soll; eine gleichkritische Bearbeitung wird auch für das Obereocän in Aussicht gestellt. Der Verfasser fusst auf der Eocäneintheilung K. Mayer's (Mayer-Eymars) und betont gleich Anfangs und später wiederholt, dass seine Arbeit eine streng wissenschaftliche, gründliche und kritische sei. DieMethode, welecheFrauscher in seiner Arbeit anwendet, möchte vielleicht am besten als die compilatorisch-statistische zu bezeichnen sein. Es ist das eine ziemlich unvollkommene Art unter den streng wissenschaftlichen Methoden. Der Verfasser bezeichnet es als seine Hauptaufgabe, „Klarheit in die verschiedenen Anschauungen zu bringen, welche gegenwärtig noch über die Fauna und in Folge dessen über die Horizontirung der Eocänablagerungen des grössten Theiles der Nordalpen (die Schweiz ausgenommen) existiren“ (pag. 1), oder mit anderen Worten (pag. 4) „die Eocänfauna der Nordalpen einmal so richtig darzustellen, als dies bei dem Erhaltungszustande des Materiales eben möglich ist und erst auf Grund dieser Studien eine Gliederung des Eocäns der Nordalpen durchzuführen“. Bevor Verf. aber auf die Darstellung und Bearbeitung der Fauna übergeht, gibt er (pag. 2) vorerst eine übersichtliche Darstellung der bis jetzt bekannten Eoeänlocalitäten, „um bei dieser Gelegenheit seine Anschauung über die Horizontirung derselben auszusprechen!“ Wir erfahren hier ganz genau, auf welche der K. Mayer’schen Stufen die Eocänbildungen der Nordalpen sich ver- theilen. Der Verfasser scheint sich hier also in einem Zirkel zu bewegen, denn ent- weder er will und kann die Gliederung des Eocäns der Nordalpen erst auf Grund seiner eben begonnenen paläontologischen Studien durchführen, — dann konnte er diese Gliederung nicht schon in der Einleitung zu diesen Studien mittheilen und diese hier mitgetheilte Gliederung ist mehr oder weniger halt- und werthlos; -- oder er glaubt wirklich an die Richtigkeit der von ihm hier mitgetheilten Gliederung, — dann ist eigentlich seine paläontologische Arbeit in dieser Hinsicht so ziemlich zwecklos und überflüssig. Und es ist damit zugleich der wesentlicheZweck der Arbeit verfehlt, denn „zu paläontologischen Speculationen im weiteren Sinne ist“, wie Frauscher, pag. 4, selbst hervorhebt, „das Materiale seines schlechten Erhaltungs- zustandes wegen nicht geeignet, obwohl gerade dieser Umstand für Manchen verlockend wirken würde“. Frauscher scheint, nach diesem Passus zu schliessen, keine allzugünstige Meinung von einem Theile der zeitgenössischen Palaeontologen zu haben; er lässt übrigens auch noch an anderen Stellen ziemlich deutlich durchblicken, dass nach seinen Erfahrungen die Mehrzahl der bis jetzt er- schienenen Arbeiten, welche sich auf seinen Stoff beziehen, einen nur geringen Werth besitze. So auf pag. 2, wo er hervorhebt, dass „aus der ganzen grossen Masse der von ihm benützten Literatur es doch nur vorzüglich die Werke von Deshayes, Edwards, Wood, Bayan, Mayer-Eymar und in gewissem Sinne auch von d’Archiac sind“, welche berücksichtigenswerth erscheinen. Ja, eine der Hauptschwierigkeiten, welche sich Frauscher's streng wissenschaftlicher Untersuchung entgegenstellten (pag. 2), liegt eben „in der Beschaffenheit der vorliegenden Literatur, namentlich in dem Fehlen guter generischer Monographien“, sowie (pag. 4) in dem sehr misslichen Umstande, dass die Arbeiten von Bayan, Fuchs und de Gregorio über die eo- cänen Faunen der Südalpen bisher unvollständig geblieben sind. Das Fehlen guter Monographien beklagt Frauscher auch weiterhin (pag. 10) und hier spricht er sich nothgedrungen dahin aus, dass ohne gute Monographien von einer richtigen Beurtheilung von Verwandtschaftsverhältnissen und scharfer Fixirung der Arten überhaupt gar nicht die Rede sein kann, dass aber solche Monographien ihren Zweck nur dann erreichen, wenn sie sämmtliche bekannte Species eines Genus in den Kreis ihrer Bearbeitung ziehen. Nur eine Monographie — es ist die von Moesch über die Gattung Phola- domya — entspricht den Anforderungen, die Frauscher an derartige Arbeiten zu stellen gezwungen ist „bis jetzt noch am besten“, aber selbst dieses nicht ganz unein- geschränkte Lob wird pag. 190 noch reducirt durch den Ausspruch, dass die Mono- graphie von Moesch gerade bezüglich der jüngeren Arten nicht so ausgezeichnet sei, wie bezüglich der mesozoischen Pholadomyen. Dasselbe Schicksal theilt übrigens mit Moesch Wood, dessen Darstellung der Austern wiederum nach Frauscher, pag. 11, zu den schwächsten Theilen des sonst vortrefflichen Werkes gehört und das Gleiche bezüglich der Austern gilt von Deshayes, der sich nach pag. 11 „merkwürdiger- weise selbst nicht immer von seinen eigenen, für das Bestimmen der Austern aufge- stellten Grundsätzen leiten liess, sonst hätte er gewiss nicht so viele glatte und auch einige gerippte Species aufgestellt, welche man mit anderen guten, von ihm erkannten Species vereinigen kann“, Frauscher hat denn auch die Gelegenheit wahrgenommen, durch seine Arbeit eine Reform der eocänen Austernkunde anzubahnen, wobei ihm der 320 Verhandlungen. Nr. 13 Umstand, dass „Mr. Eymar“ kwz zuvor die Austern des Kressenberges bestimmt und benannt hat, sehr förderlich war; Frauscher hat nur wenige Abänderungen an diesen Bestimmungen vorgenommen und haben ihm dieselben (pag. 11) die höchst schwierige Bearbeitung eines sehr zahlreich vorhandenen Materiales wesentlich er- leichtert. Er hat (pag. 10) auch nur die Familie der Austern und zum Theil die der Anomiiden etwas eingehender beschrieben und sich bei den übrigen Gruppen „auf das Allernothwendigste“ beschränkt. Auf pag. 5—9 gibt Frauscher nun zunächst ein Verzeichniss der wichtigsten, von ihm benützten paläontologischen Literatur. Schon bej flüchtiger Durchsicht der- selben macht sich der Umstand bemerkbar, dass dem Verfasser bei der Benützung dieser Literatur entgangen ist, wie die Namen einer ganzen Anzahl, darunter sehr be- kannter und hervorragender Autoren, eigentlich lauten, In seinem Verzeichnisse figuriren folgende Namen: Agassitz, Bayley (statt Baily), Balzer, Bajan, Bökh Janös, Bristard (statt Bristow), Cavez und Carry (statt Carez), Fisher P,, Gardener, Gemmelaro, Harduin (statt Hardouin), Heilprien (statt Heil- prin), Kunten (statt Hunter), v. Hoernes R., Hoffmann, Lamark, Peneke, Pouch (statt Pouech), v. Richtofen, Rütimayer, Spada Alex., Tournouer, Ausserdem ist es dem Verf. (nachdem er schon bei früherer Gelegenheit so glücklich war, einen ganz neuen paläontologischen Schriftsteller, Herrn Nobis, zu entdecken, vergl. Verhandl. 1884, pag. 59, 60) gelungen, abermals zwei bisher unbekannte Forscher aufzufinden, von denen der eine, Namens Le Major, gemeinsam mit Herrn Le Hon, der andere, ein Spanier, Herr Cuerpo de Minas mit Namen, gemeinsam mit Don J. Egozcue y Cia (der als zweiter Autor meist falsch geschrieben wird) publicirt. Das ganze Literaturverzeichniss weist 222 Nummern auf. Von diesen sind nicht weniger als 126, also mehr als die Hälfte, in einer oder der anderen Art zu bean- standen, ganz abgesehen von kleineren Fehlern, die als Druckfehler passiren mögen. Bereits in der ersten Zeile, pag. I, seiner Einleitung eitirt Frauscher die Arbeit von Ch. Mayer, auf welcher seine eigene Arbeit geradezu basirt, als „Das Tertiär von Einsiedeln“. Der Titel dieser Arbeit aber lautet nach ihm pag. 8: „Systematisches Ver- zeichniss des Parisien der Umgebung von Einsiedeln“. Thatsächlich aber ist diese Arbeit betitelt: Paläontologie der Pariser Stufe von Einsiedeln und seinen Umgebungen. Aehnliche willkürlich gewählte Titel gibt Frauscher auch anderen Arbeiten, so denen von de Gregorio, Hardouin, Teller, Verneuil et Colomb etc. Unrichtige Citate von Bänden der Zeitschriften, in denen zum Theile für Frauscher's Stoff sehr wich- tige Arbeiten erschienen oder ganz willkürliche Angaben solcher Bände, z. B. bei Stache (Nr. 2), Bd. XIV, XV und XVI statt Bd. X, XIV, XVII; Angaben wenigstens falscher Druckorte bei sehr bekannten Werken (Geinitz, Goldfuss); eine höchst merkwürdige Auswahl der Arbeiten gewisser Autoren (Deshayes) sind noch das Ge- lindeste, was Frauscher an unstatthaften Citaten beibringt. Störender sind bereits Verstösse anderer Art, so wenn er bei Coquand vol..... setzt und dem Leser ein- fach die Mühe überlässt, das Citat zu vervollständigen; wenn er als Zeitschriftangaben Citate anführt, die sich selbst nur auf Titelangaben beziehen: (Spratt (l), Watelet (2); wenn er Zeitschriften mit ungenauem oder ganz unrichtigem Titel eitirt (Lefevre et Watelet. .Le Hon) oder Namen für gewisse Zeitschriften willkürlich erfindet (Hofmann, Pavay); wenn er Zeitschriften in vollkommen ungenügender Weise eitirt, wie bei den Autoren Abich (l): Sd. Me&m. Soc. Akad. 1858, und Ehrlich (1): Wien, Mitth. ete. vol. IV, pag. 247-249, 1848; wenn er bei einer Reihe der gerade für ihn allerwichtigsten und von ihm am meisten benützten Arbeiten nur die Zeitschrift angibt und es dem Leser anheimstellt, den Titel der Arbeit selbst ausfindig zu machen (d’Archiac, Basterot, Dujardin, Gümbel (2), Kaufmann (3), Mayer- Eymar (2), Nyst (l, 2), Raulin et Delbos, A. Rouault, Verneuil u. zahlr. Andere). Aber Frauscher führt bei einzelnen Arbeiten sogar ganz andere Zeitschriften an, als die sind, in welchen die betreffenden Arbeiten erschienen (Raincourt et Munier Chalmas, Trautschold); er führt Arbeiten an, die er für seine Zwecke gar nicht benützt haben kann (Coquand, Cotteau, Shumard, Vezian, und als besonderes merkwürdiges Beispiel Huxley); er eitirt Schriften, die einfach an der angegebenen Stelle oder überhaupt nicht zu finden sind (Duncan, Gabb (2), Guppy, Mantell (2), Raincourt (2), Spratt (2); er führt Autoren ohne nähere Angabe an, die in den betreffenden Bänden nur mit äusserster Mühe aufgefunden werden können, da sie lediglich kleine Beiträge zu den Arbeiten Anderer geliefert haben (Sowerby (2). Aber selbst diese groben Verstösse verschwinden noch gegenüber dem Umstande, dass Frauscher sogar Autoren mit einander verwechselt (Spratt 2., welches Citat sich ohne Zweifel auf Pratt bezieht), und gegenüber der wiederholt EM wx Im» nr 5 Bericht vom 31. October. K. F, Frauscher. 321 vorkommenden, auf Frauscher's Literaturbenützung ein ganz besonderes Licht wer- fenden Thatsache, dass er eine und dieselbe Arbeit unter verschiedenen Titeln zweimal nebeneinander anführt; das gilt für Galeotti, dessen citirte Arbeit das eine Mal den Druckort Brüssel, das zweite Mal den Druckort Brabant aufweist; das gilt für Leymerie, dessen im Jahre 1844 publieirte Arbeit das zweitemal in’s Jahr 1851 verlegt wird; das gilt für Tournouer, dessen ersteitirte Arbeit einmal mit der Jahres- zahl 1872, das zweitemal mit der Jahreszahl 18:7 angeführt wird, und das gilt endlich auch für Watelet, von dessen Arbeit die ersten beiden Lieferungen ohne Druckort angegeben sind, während die dritte in Paris erschienen sein soll, was sich aber lediglich auf eine blosse Titelangabe im Bulletin bezieht. Es wäre eben so verlockend, als leicht, nachzuforschen, auf welchem Wege diese fast unglaublich erscheinenden Literaturangaben zu Stande gekommen sind, davon soll aber ganz abgesehen werden, da sie für sich selbst sprechen. Im speciellen Theile beschäftigt uns zunächst die Einleitung. Verfasser hebt hervor, dass er sich bei der Ausdehnung, die eine Arbeit erreehenz muss, wenn sie genau und erschöpfend sein soll, bei allgemeinen Angaben auf das Allernoth- wendigste beschränkt habe. In den meisten Fällen sei es ihm gelungen ,„ bezüglich der Bestimmung der Arten zu positiven Resultaten zu gelangen, was um so erfreulicher sei, als ihm der Werth von unter cfr. und aff. angeführten Bestimmungen nur ein sehr problematischer zu sein scheint. Hier muss die Bemerkung eingeschoben werden, dass durch das blosse Hinweglassen der beiden angeführten Ausdrücke eine unsichere Be- stimmung nicht sicherer gemacht wird und dass es bei Frauscher zahlreiche Arten gibt, die eine Beisetzung eines dieser beiden Zeichen sehr gut vertragen haben würden, Es seien einige Beispiele angeführt: Plicatula Beaumontiana Rou. Die Abbildung bei Frauscher zeigt deutliche Ohren, jene bei Rouault keine Spur von solchen. Auch die Berippung ist nicht genau dieselbe. Spondylus palensis Rou. Die Abbildungen differiren bedeutend. Es geht aus Frauscher'’s Darstellung nicht hervor, ob seine Stücke an den Seiten bedornt sind, seine Ab- bildung zeigt ganz unbedornte Seiten. Es genügt nicht, dass Frauscher bemerkt, die Sculptur sei bei Rouault nicht gut gezeichnet, er hätte praecisiren müssen, inwieferne das der Fall sei und er hätte hervorheben müssen, ob er die Originale Rouault’s oder doch sicher bestimmte Stücke der Art in Händen gehabt habe, Dasselbe gilt von Sp. paueispinatus Bell. Wenn Frauscher hier Recht hätte, dass seine Art mit der Bellardi’s identisch sei. so wäre die Abbildung bei Bellardi nicht nur „nicht besonders gelungen“, sondern total misslungen. Es ist, nach Bellardi’s Be- schreibung zu schliessen, nicht unmöglich, dass seine Abbildung wirklich unge- nügend sei, aber das hätte Frauscher an der Hand der Originalien zeigen müssen, wenn Verwirrung in der Synonymik vermieden werden soll. Hält man sich Ar an die Abbildungen, so sind beide Arten total verschieden. oma interlyrata Bayan. Die Zutheilung des Frauscher’schen Exemplares zu dieser Art ist trotz der übereinstimmenden Intercostalsculptur sehr gewagt. Lima Trabayensis Arch. Die Identifieirung ist nicht völlig sicher. Septifer Burydices Bayan (nicht $. Eurydice, wie Frauscher schreibt). Frauscher’s Abbildung ist, wenn auch nur annähernd richtig, nicht auf diese Art zu beziehen. Lueina facilis Mayer. Was Frauscher hier abbildet, ist unmöglich identisch mit der genannten Art. Diese Beispiele mögen vorläufig genügen. Es muss aber noch besonders hervor- gehoben werden, dass eine Ueberprüfung der Bestimmungen Frauscher's an der Hand seiner Arbeit allein vollkommen unmöglich ist, weil Frauscher gar keine Beschreibung seiner Exemplare gibt, sondern einfach die Originaldefinitionen der von ihm eruirten Arten abschreibt oder übersetzt und dazu die kurze Bemerkung beifügt, dass seine Stücke mehr oder weniger gut übereinstimmen. Man ist daher zu- nächst vollkommen auf seine Abbildungen angewiesen, Durch diese von ihm fast durch- wegs festgehaltene Methode einer „Beschreibung“ wird auch das, was er pag. 10 über die specifische Bestimmbarkeit von Steinkernen mit Berufung auf das Gesetz der Correllation (!) sagt, zu einer platonischen Aeusserung, die von gar keinen prak- tischen Consequenzen gefolgt ist; er hätte sonst seine Steinkerne wenigstens beschreiben müssen. Anstatt das zu thun und auf die Beziehungen dieser Steinkerne zu Schalen- exemplaren hinzuweisen, hat er, nachdem er sich von der Identität seiner Stücke mehr oder weniger sicher überzeugt zu haben glaubte, wie er selbst pag. 10 ausführt, 322 Verhandlungen. Nr. 13 „überall, selbst bei bekannten Species die Originaldefinition und diese — um eine Gleichartigkeit zu erzielen — in genauer deutscher Uebersetzung gegeben.“ Leider ist auch diese Behauptung vollkommen unrichtig. Unter den etwa 110 von Deshayes abgeschriebenen Definitionen enthalten nahezu fünfzig grobe, sinnstörende Uebersetzungs- und Druckfehler, so dass diese Definitionen einfach unbenützbar werden. Auch hier werden einige Beispiele am Platze sein: Bei Ostrea flabellula wird übersetzt „euneata“ mit „gekielt“; „subareuata“ mit „etwas zugespitzt.“ Lima plicata: „apice attenuata“ ... „am Wirbel angeheftet“, Crassatella gibbosula: „lunula profunde lanceolata“ ... „Lunula lamellös“, Cardita multicostata: „costis nodulosis“ (fortement tuberculeuses) ,.. „ziemlich glatte Rippen.“ Cardita angusticostata: „costis squamoso-nodosis“ ... „sehuppignackte Rippen“, Glycimeris Wateleti: „Testa tenwi, fragili, tumida“ ... „Schale zart, gebrechlich, dick“, h Nucula subovata: „latere amtice“ ... „Hinterseite“ (abgerundet, eingebogen) — und hierzu wird hier die „eigene Beobachtung“ gefügt: „Die abgerundete und einge- bogene Hinterseite stellt sie (d. i. die Exemplare vom Kressenberge) hierher.“ Spondylus rarispina, pag.49. Hier ist dem Autor der unglaublich scheinende Verstoss begegnet, dass er dazu die wortgetreue Uebersetzung (ausser einem sinnstörenden Fehler) der Deshayes’schen Definition des Spond. granulosus abgeschrieben hat, die er bereits auf pag. 43 mittheilt. Es macht sich dann sehr gut, darunter die Bemerkung zu finden: Die Exemplare von Einsiedeln etc. stimmen gut. Aehnlich wie die Deshayes’schen Definitionen übersetzt Frauscher auch jene von d’Archiac, Bellardi, Rouault. So: Arca Caillaudi: „le bord palleal“ „die Mantellinie“. Spondylus subspinosus: „cötes rayonnantes“ ... „glänzende Rippen“; „talon“ „Wirbel“, Östrea Martinsi: „Crochets extrömement petits, & peine distinets..Talon nul.“... „Wirbel ausserordentlich klein, schwer unterscheidbar. .. Kein Wirbel.“ Herr Frauscher hat es also hier nicht einmal für der Mühe werth erachtet, sich um die Bedeutung eines ihm unbekannten Terminus umzusehen und das erste beste andere Wort dafür gesetzt, was er nur unter der Voraussetzung thun konnte, dass seine „in genauer deutscher Uebersetzung“ wiedergegebenen Öriginaldefinitionen ohnehin Niemand lesen werde, woraus der weitere Schluss folgt, dass dieselben nicht zu dem „Allernothwendigsten“ gehören, auf das er sich pag. lO bei seiner Arbeit beschränkt zu haben angibt, sondern dass sie einfach dazu dienen, eine Anzahl von Seiten auszufüllen, die er sonst mit seinen eigenen Beschreibungen hätte an- füllen müssen, wenn er es nicht vorgezogen haben würde, die Arbeit um so viel an Umfang zu reduciren. Herr Frauscher hat also mehr auf die Quantität, als auf die Qualität seiner „strengwissenschaftlichen und gründlichen“ Arbeit gesehen. Aber selbst deutsch geschriebene Definitionen hat Frauscher nicht immer glücklich abgeschrieben. Das gilt beispielsweise für einzelne Definitionen Ch. Mayer’s, dessen in seiner Arbeit über die Pariser Stufe von Einsiedeln beschriebene Arten der Arbeit Frauscher’s vollständig incorporirt worden sind, was etwa vier Druckseiten gibt; man vergleiche hier die Definition von Lucina facilis. Die zahlreichen von Frauscher wiedergegebenen ÖOriginaldefinitionen verfehlen also ihren wissenschaft- lichen Zweck vollkommen, einmal deshalb, weil dieselben mindestens zum grossen Theile falsch wiedergegeben sind, und zweitens deswegen, weil durch dieselben das Nachschlagen der Originalbeschreibung durchaus nicht erspart wird, da ja eine Defi- nition die Abbildung nie ersetzen kann. Ebenso zwecklos ist das Wiederabschreiben der Literatureitate, bei Frauscher zum mindesten derjenigen, welche schon Des- hayes anführt. Wenn Frauscher sich darauf beschränkt haben würde‘, nur die neuen Arten zu beschreiben und bei den übrigen nur seine eigenen Beobachtungen und Bemerkungen anzuführen, so würde seine Arbeit auf etwa den vierten oder höchstens den dritten Theil ihres jetzigen Umfanges zusammengeschrumpft sein. Das lässt sich leicht auf dem von Frauscher so sehr cultivirten statistischen Wege nachweisen. Auf den rund 200 Seiten seines beschreibenden Theiles werden 291] Arten besprochen. Unter diesen sind 39 neue (aus den Gattungen: Ostrea 6, Anomia ], Plicatula 1, Spondylus 2, Lima 1, Peeten 5, Vola 3, Cucullaca 1, Nucula ], Cardita 2, Crassatella 2, Lucina 1, Fimbria 4, Cardium 2, Tellina 2, Gari ], Siliqua 1, Pholadomya 2, Mactra ]), von denen aber 20 den Autornamen Mayer- Eymar tragen. Diese 39 neuen Arten nehmen nur eirca 18 Seiten ein, eirca 164 Nr. 13 Bericht vom 31. October. K. F. Frauscher. 323 % . Seiten entfallen auf die 252 bereits bekannten Arten. Von letzteren bildet Frauscher - 106 abermals ab; auf deren Beschreibung entfallen 68 Seiten, das gibt mit den neuen Arten zusammen 145 in dieser Arbeit beschriebene und abgebildete Arten mit 86 Seiten R Text; es bleiben somit für die 146 alten, nicht abgebildeten Arten eirca 90 Seiten Text, die auf das bescheidenste Minimum hätten redueirt werden können. Die zu den 200 Seiten des beschreibenden Theiles fehlenden 18 Seiten vertheilen sich auf das über die einzelnen Gattungen Gesagte, und auf die Aufzählung jener Ordnungen und Familien, die im Eocän der Nordalpen und im Eocän überhaupt nicht vorkommen; von letzterem Stoffe sind aus Zittel’s Lehrbuch allein 6—7 Seiten (vergl. pag. 76, 84, 85, 104, bes. 126, 127 u. s. f.) ganz überflüssigerweise der Abhandlung einverleibt worden. Wenn Frauscher hier consequent fortfährt, so wird er bei nur mässigem Excerpiren des Zittel’schen Lehrbuches eine kleine Abhandlung über die Cephalopoden, die im Eocän nicht vorkommen, zu liefern im Stande sein. Das riesige Missverhältniss an Papieraufwand von 18 Seiten für 39 neue gegen 164 Seiten für 252 schon bekannte Arten erklärt sich, wie schon erwähnt, zum Theil daraus, dass nicht weniger als mindestens 45 Seiten allein an Literatur- eitaten vorhanden sind. Rechnet man hierzu noch die circa 15 Seiten an Definitionen, so entfallen von den 164 Seiten für Bekanntes allein 60 Seiten auf vollkommen und wörtlich Abgeschriebenes, in der That aber noch unverhältnissmässig viel mehr, denn das über die verwandtschaftlichen Beziehungen, über die Verbreitung etc. Gesagte gehört, streng genommen, zumeist ebenfalls hierher und die Daten über die Verbreitung werden überdies wieder durch die Schlusstabellen überflüssig gemacht. Was die neuabgebildeten Arten betrifft, so sagt Frauscher, pag. 10, dass er — die Ostreen ausgenommen — nur solche Species habe abbilden lassen, welche ent- weder noch nicht, oder wenn, so schlecht abgebildet wurden, dass eine Bestimmnng nach solchen Abbildungen ein Ding der Unmöglichkeit ist. Eine solche Behauptung gegenüber den von Deshayes, d’Archiac, Bayan, Rouault, Goldfuss, Wood u. A. gegebenen Abbildungen aufzustellen, erscheint äusserst gewagt, besonders wenn man berücksichtigt, dass es Frauscher fast aus- schliesslich nur mit Steinkernen von mehr oder minder schlechter Erhaltung zu thun hatte. Es ist schon oben bezüglich einiger Identificationen auf deren Anfechtbarkeit hingewiesen worden. Das gilt in anderem Sinne auch von Anderen: So ist Leda mazima Schafh. ein äusserst bedenkliches Fragment, das vielleicht ein abgerollter Austernscherben sein könnte. Crassatella gibbosula dagegen scheint aus den Tuffen von S. Giovanni Darione zu stammen, zum mindesten wäre es sehr merkwürdig und eines ganz besonderen Hinweises werth, wenn eine Schicht mit Petrefacten von solcher Er- haltung im nordalpinen Eocän sich fände. Auch in anderen Beziehungen hat der Ver- fasser nicht überall Glück mit seinen Ansichten und Bemerkungen gehabt. Man vergl. beispielsweise das, was er über die generische Stellung von Leda, über die Einrollungs- “ verhältnisse von Chama mittheilt, man lese seine kritischen Bemerkungen zu Leda mazxima, Lucina incrassata, Astarte cf. rugata u. a. m. An Druckfehlern ist die Arbeit überreich, darunter an solchen unverzeihlicher Art, wie Mte. Spilleco, Iyburnische Stufe ete. Auch an eigenthümlichen Redewendungen leistet Frauscher mehr, als man sonst zu finden pflegt. „Der mindere Erhaltungs- zustand“, „das tiefe Gari“, „die hohe Form“, „der Autor verfehlte das Genus“, „findet sich bis nun nur als Unicum“, „in Mattsee findet sich ein Stück“, „in der Schweiz finden sich etwa 10 Stücke“, ‚es findet sich leider nur ein gutes erhaltenes Exemplar am Kressenberge“, „Lima plicata findet sich im Eocän der Nordalpen an der Gadmer- fiue zu Steinbach und in Egypten, ferner in Mattsee“ gehören in diese Kategorie ; wenn derartige Wendungen sich schliesslich noch mit gewöhnlichen Druckfehleru com- biniren, so entstehen wohl auch Sätze, wie pag. 63: „Pecten Meneguzzoi findet sich im Val di Ciuppio im Vicentinischen, bis jetzt als Unicum gar nicht selten, jedoch (3) im Emanuelflötze des Kressenberges“; solche Dinge gehen denn doch über das erlaubte Maass eines gemüthlichen „Sichgehenlassens“ weit hinaus und drücken im Vereine mit den oben gerügten gröberen Unzukömmlichkeiten und Verstössen der ganzen Arbeit den Stempel äusserster Unvollendung auf. Zu den Schlussbemerkungen übergehend, sei hervorgehoben, dass dieselben grössten- theils ziffernmässige Daten bringen. Es folgen dann noch einige geologisch-stratigra- phische Mittheilungen, die nach «) Schweizer, b) Bayerischen, c) Oesterreichischen Lo- calitäten geordnet sind. Was zunächst die Mittheilungen über die Schweiz anbelangt, so muss darauf hingewiesen werden, dass man bereits seit dem Jahre 1872 durch K.k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 13. Verhandlungen. 46 324 Verhandlungen. Nr. 13 Garnier und Tournouör weiss, dass die Schichten der Diablerets und verwandter Localitäten der Westschweiz älter seien, als Höbert und Renevier einstmals an- nahmen, und dass sich dieser Anschauung seither auch Andere, von anderen Gesichts- punkten ausgehend, angeschlossen haben. Wenn also Frauscher Tournouär's dies- bezügliche Arbeit in seinem Literaturverzeichnisse eitirt, so scheint er dieselbe doch keineswegs gelesen zu haben, was übrigens auch schon aus der Art und Weise, in welcher diese Arbeit zweimal eitirt wird, unwiderleglich hervorgeht. Um aber bei einem Herrn Frauscher sehr geläufigen Autor zu bleiben, so hat ja auch Ch. Mayer in seiner Tabelle vom Jahre 1877, die der Arbeit über die Pariser Stufe von Einsiedeln beigegeben ist, sich Tournouör’s Ansicht unter Bezugnahme auf dessen Arbeit an- geschlossen. Das ist Herrn Frauscher ebenfalls entgangen. Zu den Angaben über österreichische Localitäten, pag. 227, ist zu bemerken, dass der Pechgraben nicht bei Greifenstein liegt. Aus dem Schlussresum& ist folgendes hervorzuheben: Das Meer des Untereocäns erstreckte sich im Norden von der Westschweiz bis herein nach Oberösterreich, wo es sich wie Frauscher vorläufig muthmasst, etwa bei Linz oder nicht viel weiter östlich auskeilte. Eine Communication mit dem norditalienischen Eocän hat mit grosser Wahrscheinlichkeit längs des Inn und der Etsch quer über die Alpen statt- gefunden, jedoch keine mit dem ungarischen Becken, dem andererseits schon die Eocänablagerungen von Stockerau zuzufallen scheinen. Man kann nur wünschen, dass Herr Frauscher recht bald Gelegenheit finden möge, diese seine vorläufigen Muthmassungen näher auszuführen und zu begründen. Vielleicht nimmt er dann zugleich auch die Gelegenheit wahr, seine schon vor längerer Zeit angekündigten Beweise, dass der gesammte Flysch noch östlich der Salzach mit Ausnahme des Hügels von Muntigl dem Oligocän zufalle, einem grösseren Publieum zugänglich zu machen (man vergl. diese Verhandl. 1885, pag. 307). Besonders gespannt darf man aber wohl darauf sein, über die dereinst stattgehabte Verbindung des Stockerauer Eocäns mit jenem des ungarischen Beckens etwas Näheres zu erfahren, speciell darüber, in welcher Richtung diese Verbindung zu denken sei. Die Horizonte, welche Frauscher im Schlussresume als im alpinen Eocän ver- _ treten anführt, hat er in fast gleichlautender Weise, nur ausführlicher, bereits in seiner Einleitung angeführt, worauf bereits oben hingewiesen wurde, Die Arbeit schliesst mit folgendem wohldurchdachtem Satze:, „Es sind dies freilich nach partieller Untersuchung nur vorläufige Resultate... Immerhin ist aber eine grosse Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass dieselben durch die fol- genden Untersuchungen wenig alterirt werden, weil schwer anzunehmen ist, dass die übrigen Classen des Thierreiches bei streng wissenschaftlicher BehandInng ein anderes Verhalten bezüglich ihrer Verbreitung im Untereocän der Nordalpen zeigen sollten.“ (A. Bittner.) Ph. Pocta. Vorläufiger Bericht über die Rudisten der böhmischen Kreideformation. (Sitzungsber. der kgl. böhm. Ges. d. Wissensch. Prag 1886.) Das reiche Materiale an Rudisten, das die cenomanen Schichten der böhmischen Kreideformation beherbergen, hat bisher noch keine der Wichtigkeit des Gegenstandes entsprechende Berücksichtigung erfahren. Von den 14 aus diesen Schichten bisher namhaft gemachten Arten dieser Bivalvengruppe erscheint die grössere Mehrheit nur ungenügend begründet und zudem noch in ihrer generischen Stellung recht unsicher. In dem vorliegenden Berichte wird uns nun eine monographische Bearbeitung dieser interessanten Reste in Aussicht gestellt. Aus einer vorläufigen Uebersicht über die Resultate dieser Studien geht hervor, dass heute im Cenoman Böhmens im Ganzen bereits 31 mehr oder weniger scharf zu begründende Arten aus der Familie der Chamiden und Rudisten unterschieden werden können, die sich auf folgende Gattungen vertheilen: Radiolites, Sphaerulites, Monopleura, Plagioptychus, Caprina, Caprotina und Ichthyosarcolithes. Die Gattungen Radiolites, Caprina und Caprotina sind nur durch je eine Art vertreten, die Gattung Sphaerulites durch 7, Monopleura durch 13, Plagioptychus durch 6, JIchthyosarcolithes durch 2 Arten. Die Gattung Monopleura weist also die grösste Formenmannigfaltigkeit auf und es ist von besonderem Inter- esse, dass einzelne ihrer Vertreter mit Arten aus der Kreide von Texas nahe über- einkommen. Eine Unterschale von Monopleura identificirt der Verfasser direct mit M. marcida White. I "Nr. 13 Bericht vom 31. October. A, Cathrein. 325 Dass eine so sorgfältige Detailuntersuchung, wie sie hier vorzuliegen scheint, auch mancherlei neue Beiträge zur Kenntniss der inneren Organisation dieser inter- essanten Schalenreste liefern musste, ist von Vornherein klar. Auf die hierüber vor- liegenden Andeutungen kann hier noch nicht des Näheren eingegangen werden. Es sei nur bemerkt, dass der Verfasser geneigt scheint, die Gattung Monopleura, die man gewöhnlich zu den Chamiden zu stellen pflegt, enger an die eigentlichen Rudisten anzuschliessen, und zwar mit Rücksicht auf eigenthümliche Gefässcanäle in der Deckel- klappe, die den bekannten Canälen in der Oberschale der Hippuriten analog sind. (F. T.) Max Schuster. Resultate der Untersuchung des nach dem Schlammregen vom 14. October 1885 in Klagenfurt ‚gesammelten Staubes. Sitzber. der kais. Akad. der Wissensch. Bd. 93. I. Abth. Jänner-Heft. Jahrg. 1836. 36 S. 2 Tafeln. Ueber den Staubfall selbst hat F. Seeland bereits in der meteorologischen Zeitschrift 1885, pag. 419, Mittheilung gemacht. Schuster gibt die Resultate der äusserst mühsamen Untersuchung über die Zusammensetzung des Staubes, dessen Elemente im Mittel kaum die Grösse von 0'03 Millimeter erreichen. Daran schliesst sich eine eingehende Darstellung der Untersuchungsmethoden und zum Schlusse wird der untersuchte Staub mit anderen bekannten Funden verglichen und seine muthmassliche Herkunft discutirt. Es wurden in dem Staub nachgewiesen: Kryställchen, Krystallfragmente und Körner von Carbonaten, welche nur theilweise dem Calcit, anderseits einem eisen- haltigen Dolomit und Magnesit zuzurechnen sein dürften. Apatit, Quarz und Opalsubstanz, Orthoklas,.Biotit und wahrscheinlich Phlogopit, weisser Glimmer, daneben wahrscheinlich Talk und Kaolin. Chlorit, Augit, selten Hornblende, in reichlicher Menge krümelige Thonsubstanz. Rutil, Anatas, Zirkon, vereinzelt Turmalin. Wahrscheinlich kommen noch hinzu: Granat, Titanit, _ Epidot, Spinell. Von Erzen wurden in reichlicherer Menge Magnetit, in sehr geringer Pyrit und Magnetkies beobachtet. Metallisches Eisen war nicht nachweisbar, von Silicaten kein Plagioklas und Olivin. Weiters betheiligen sich an der Zusammen- setzung des Staubes: Kohlige Substanz, Pilzsporen, Pflanzenfasern und Pflanzenhaare und endlich sind kieselschalige, verkieselte und kalkschalige OÖrganismenreste in ziemlicher Menge vorhanden, worunter Diatomeenpanzer die Hauptrolle spielen. Ein grosser Theil der letzteren konnte mit von Ehrenberg angeführten Vorkommnissen identifieirt werden. Grosse Aufmerksamkeit und sehr viel Mühe wendete der Autor der Aufhellung der Natur, in ziemlicher Häufigkeit vorkommender, eigenthümlicher Kügelchen zu. Es hat sich hierbei als wahrscheinlich herausgestellt, dass ein grosser Theil auf Vererzung nicht nur vegetabilischer, sondern auch thierischer, selbst mineralischer Elemente zurückzuführen sei. Kann der terrestrische Ursprung des Staubes nicht zweifelhaft sein, so ist es doch sehr schwierig, die wahre Ursprungsstelle zu constatiren. Schuster führt in dieser Richtung eine sehr sorgfältige Discussion, aus der hervorgeht, dass für die Herleitung des Staubes aus der Sahara wie in anderen Fällen so auch hier ein directer Anhaltspunkt fehlt, es im gegebenen Falle vor Allem geboten erscheint, durch Fach- gelehrte zu constatiren, ob unter den Diatomeen echte Meeresformen vorkommen, was ihm sehr wahrscheinlich ist. Mit Recht hebt er dann hervor, wie hierdurch allein die Frage noch keineswegs gelöst wäre, sondern zur schliesslichen Entscheidung fortgesetzte, möglichst genaue Prüfung der zu verschiedenen Zeiten und Umstängen gefallenen Staubregen nothwendig ist. (B, v. F.) A. Cathrein. Mittheilungen aus dem mineralogischen Laboratorium des Polytechnikums zu Karlsruhe. XII bis XIV. Groth’s Zeitschr. f. Krystallog. ete. Bd. XII. 1886. S. 34—49. Ueber Mineralien von Predazzo. An den Vette di Viezena, zwischen Predazzo und Moena, wurde im Augitporphyr ein ähnliches Vorkommen von Kokkolith beobachtet, wie jenes in Valsorda bei Forno, welches von Liebener und Vorhauser beschrieben wurde, Oberhalb des alten Predazzitsteinbruches von Canzocoli fand sich Brucit in Krystallen. 46 * 326 Verhandlungen, . Nr. 13 Granate, die sehr an jene von der Mussa-Alpe erinnern, erhielt der Autor als vom Canzocoli stammend. Obwohl daselbst das Vorkommen von Granat bisher nicht beobachtet wurde, hält er es doch für wahrscheinlich, dass die Localitätsangabe richtig sei. s An der Contactzone zwischen rothem Granit und Diabasporphyrit am westlichen Abhang des Mulat unweit Predazzo fällt die besondere Grössenentwicklung der Ele- mente des Granit auf. Darunter fanden sich faustgrosse Gruppen rother Orthoklas- krystalle. P und M walten vor, ausserdem wurden beobachtet x, y, T, z. o und schmal auch ». Ein Krystall zeigte ausser P, M, x, y und 7 die seltenen Flächen u (221) und r (403), welch letztere für gemeinen Orthoklas neu wäre. Die Flächen- bestimmungen beruhen, abgesehen vom Zonenverband, auf Messungen mit dem Anlege- goniometer. - Das flächenreiche Magneteisen von Scalotta (Referat, diese Verhandlungen, 1885, S. 135) wurde nun auch chemisch untersucht. Das Resultat der Analyse, deren Gang angegeben ist, war folgendes; Eisenoxyd = 6851 Procent Chromoxyd . =. 0 Thonerde . = 0 Eisenoxydul — a 0er Manganoxydul =, MARI, Magnesia . —ur DIR, 100'37 Daraus wird nachstehende Constitutionsformel abgeleitet : | 61 Fe, O, 55 FeoO 0,0, + | ha Al, 0; Verwachsung von Ilmenit mit Magnetit. Am Fürtschlagl im Schlegeisengrund findet sich ein gleiches Vorkommen von Magnetit, wie das bekannte am Greiner (beide im Zemmgrund, Zillerthal). Dasselbe enthält 072 Procent Chromoxyd und 0:36 Procent Manganoxydul, ist aber besonders durch eingeschlossene Täfelchen interessant, die auch mit ihren Rändern an die Ober- fläche der Magnetitkrystalle treten. Diese Blättchen wurden auf mechanischem Wege und durch die Verschiedenheit der Löslichkeit vom Magneteisen getrennt und als Titaneisen mit folgender Zusammensetzung erkannt: Titansäure®.) 200 re HE Bro ger Eisenoxydul! Ar 2 UE 0 nn Mägnesia'. N EI N u Eisenoxyd I. rn ne). 2 De 100'80 Eine derartige Verwachsung konnte übrigens auch bei dem altbekannten Vor- kommen vom Greiner constatirt werden. Im Muttergestein des Fürtschlagler Vorkommens, einem Chloritschiefer, finden sich die gleichen Titaneisentäfelchen. Zwillingsstreifung am Magnetit. An einigen wenigen Magnetitkrystallen von Fürtschlagl und an einer Gruppe eines anderen Zillerthaler Vorkommens wurde eine Streifung aufgefunden, die sich nach eingehender Discussion dieser Erscheinung nur auf polysynthetische Zwillingsverwachsung nach der Octa@derfläche zurückführen lässt, welche für den Magnetit neu ist. (B. v. F.) Verlag von Alfred Hölder, k. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15. Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. BAR & DON TE ZI "WEL A) Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 16. November 1886. Inhalt: Eingesendete Mittheilungen: Heer-Monument. Prof. Dr. Roemer. Ueber einen bemerkenswerthen Fund von Granat-Krystallen auf der Dominsel in Breslau. F. Sandberger. Bemerkungen über fossile Conchylien von Leobersdorf. — Reisebericht: B. v. Camerlander. Reisebericht aus Westschlesien (IL), — Vorträge: D. Stur. (Dr. H. Abich}; Dr. A. v. Alth +; M. Neumayr's Erdgeschichte; Copien der Hoffmann’schen Hof-Museums-Bilder; Atlas der Sec. geol. Survey of Pennsylvania.) F.R.v.Friese. Mineral _ aus Joachimsthal. M. Neumayr. Juraablagerungen von Waidhofen a. d. Ybbs. E. Döll. Riesenpegmatit bei Pisek. Pyrit nach Turmalin. B. v. Camerlander. Korundvorkommen in Schlesien. — Literatur-Notizen: M. Neumayr. C. Diener. E. Brückner. K. Oebbeke. L. Sipöcz. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. Heer-Monument. Das unterzeichnete Comite erklärt hiermit die Sammlungen für ein Heer-Denkmal für definitiv geschlossen. Da jeweilen den einzelnen Tit. Gebern schon durch eine per Post zugesandte Quittung gedankt worden ist, so möge hier nur eine summarische Aufzählung der Gaben folgen. Es sind eingegangen: 1. Aus der Schweiz vom hohen Bundesrath . . 500 Fr. — Cts. vom Tit. Stadtrath Zürich . 300 „ — ,„ vom schweizerischen Alpen- (3 Kr NER AH 5 - von den schweizerischen na- turforschenden Gesell- SOHaHEN "0, 4 ur TR ONO von der botanischen Gesell- schaft des Kantons Glarus 300 „— ,„ vom zoologischen Kränzchen Zurich IE on un. 2 0006 2 TRAG von einzelnen Privatpersonen 3913 „ — ,„ Summe der Beiträge aus der Schweiz . . = 2 2. 6203 Fr.— Cts. 6203 Fr. — Cis. Transport 6203 Fr. — Cts. K.k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 14. Verhandlungen. 47 En 328 Verhandlungen. Nr. 14 Transport 6203 Fr. — Ots. 2. aus Deutschland . a liege 765. „DD 3.:aüs Schweden }. .... ea at. 2 2 A 4. aus Frankreich’, 27. 5... „url m... 9 Ab 5. aus Oesterreich-Ungam . . » 2 22 2... SIR EacEE 6. aus Nord-Amerika . „ .... 2... „nn 20 7. aus Russland. u. 1.0 sn sn 0 22 ee 8. aus Holland .: „Un =. 3202.00 2 7.Vose 9. aus Dänemark -. u... 20. 0000, m 4 10. aus Portugal . Nasen 222002002. 2 11. aus England. 7 un 2a un 0 0m 002 BE 12. aus Italien: .o.N. 2 202 ee Gesammtsumme der Beiträge . . 8845 Fr. 10 Ots. Das Comite ergreift diese Gelegenheit, noch einmal allen Gebern den wärmsten Dank für die in so reichem Maasse geflossenen Beiträge auszusprechen. Das im botanischen Garten zu Zürich aufzustellende Denkmal soll laut Beschluss des engern Comites vom 7. Juli 1886 aus einer in *,;, Lebensgrösse ausgeführten Marmorbüste mit architektonischer Umrahmung bestehen. Die Ausführung des Ganzen wurde Herrn Bild- hauer Hörbst in Zürich übertragen, wobei Herr Architekt Albert Müller, Director des hiesigen Gewerbemuseums, die Zeichnung des architekto- nischen Theiles übernahm. Die definitive Feststellung und Genehmigung der Pläne hat am 30. October stattgefunden, unter dankenswerther Mit- wirkung hiesiger Fachmänner; die Enthüllung ist auf Frühjahr 1887 vorgesehen. Zürich, 1. November 1886. Das engere Comite; Cramer, Heim, Jäggi, Mousson, Schär, Schröter. Prof. Dr. Roemer. Ueber einen bemerkenswerthen mas- senhaften Fund von Granat-Krystallen aufder Dominsel in Breslau. In den letzten Tagen des Monat September d. J. fanden die Arbeiter bei dem Ausgraben der Fundamente für einen Erweiterungsbau des fürstbischöflichen Clericalseminars in einer Tiefe von 2 Metern unter der Oberfläche und in geringer, etwa 10 Meter betragender Entfernung von der Oder im losen, aus dunkelgrauem Sande bestehenden Erdreiche einen Haufen knolliger Körper, welche nach Entfernung der anhaftenden sandigen Erde durch ihre regelmässige Gestalt auffielen und dann als- bald als Granat-Krystalle erkannt wurden. Der Vortragende erhielt zuerst durch einen im Abendblatte der Schlesischen Zeitung vom 2. October enthaltenen Artikel von dem Funde Kenntniss. Die Herren Domeapitular Dr. theol. Lorinser und Professor Dr. theol. Scholz haben ihm zuerst Stücke des Fundes übermittelt. Bei dem Besuche der Fundstelle war diese selbst leider schon unzugänglich und zum Theil schon durch Funda- mentmauern des neuen Gebäudes eingenommen, aber ein Theil des die Krystalle enthaltenden ausgehobenen Erdreichs lag noch in der Nähe des Fundpunktes auf demselben Grundstücke aufgeschüttet, und aus demselben wurde durch einen Arbeiter in Gegenwart des Vortragenden 2 B f 1 Nr. 14 Sitzung am 16. November. Prof. Dr. Roemer. 329 in kurzer Zeit ein ganzer Eimer voll der Krystalle ausgelesen. Ein grösserer , viele Karrenladungen betragender Theil des die Krystalle enthaltenden Erdreichs war bereits nach Morgenau fortgeschafft, um dort in der Nähe der Restauration „Wappenhof“ zur Wegebesserung verwendet zu werden. Auch an dieser letzteren Ablagerungsstelle sind zahlreiche Krystalle aus dem Erdreiche ausgelesen worden. Die Gesammtzahl der durch die Arbeiter, Bauaufseher und andere Personen gesammelten Krystalle beträgt jedenfalls viele Tausend und ihr Gewicht gegen 10 Centner. Eine vielleicht ebenso grosse Zahl ist in dem aufgeschütteten Erdreiche zurückgeblieben. Die Krystalle sind von ansehnlicher Grösse; wallnuss-, apfel- bis faustgross. Einzelne erreichen einen Durchmesser von 10 Centimeter, nur einige kleinere, etwa von Haselnussgrösse, wurden beobachtet. Die gewöhnliche mittlere Grösse ist diejenige einer grossen Wallnuss mit einem Durchmesser von 4 Centimeter. Die Krystallform ist ohne Ausnahme das Rhomben- dodekaeder. Andere Flächen fehlen den gewöhnlichen Krystallen durch- aus. Nur bei gewissen, zuweilen in Höhlungen der grösseren Krystalle vorkommenden aufgewachsenen und glänzend glatten Krystallen wurden untergeordnet auch die Flächen des gewöhnlichen Ikositetraäders und eines Hexakisoktaöders beobachtet. Die Farbe der Krystalle ist eine schmutzige gelbbraune mit zahlreichen grauen Pünktchen. Im Innern der Krystalle ist die Farbe dunkler und zuweilen schön braunroth oder blutroth wie die als Schmucksteine geschliffenen Granaten. Die Ober- fläche der Krystallflächen ist wenig glänzend und fast matt. Bei näherer Prüfung erkennt man, dass der geringe Lichtreflex durch das Vorhanden- sein sehr zahlreicher, unregelmässiger, flacher, kleiner Vertiefungen, welche augenscheinlich durch das Ausfallen eines dieselben früher er- füllenden anderen Minerals entstanden sind, bedingt ist. Zuweilen sind die Vertiefungen aber auch viel tiefer, grösser und dichter gedrängt. Dann erscheint die Oberfläche der Krystalle ganz rauh und blasig und wie zerfressen. Zuweilen sind die kleineren Vertiefungen der Oberfläche, welche deren Unebenheiten bedingen, noch ausgefüllt. Am häufigsten wird die Ausfüllung durch weissen Kalkspath gebildet; fast ebenso häufig sind es aber auch kleine Körner von grünem Augit. Sehr häufig sind die Krystalle zerbrochen, aber nicht in unregelmässiger Weise, sondern nach ebenen und ziemlich glatten Flächen. Nun sind aber bei dem Granat Blätterdurchgänge von einiger Vollkommenheit durchaus nicht bekannt, und in der That laufen auch jene Bruchflächen gar nicht, wie es bei wirklichen Blätterdurchgängen der Fall sein müsste, bestimmten krystallographischen Flächen parallel, und nur scheinbar ist zuweilen ein Parallelismus mit den Flächen des Rhombendodekaäders oder auch des Würfels und Oktaöders vorhanden. Die Spaltung der Krystalle ist also nur eine Art Zerklüftung. Durch welche Einwirkung die Spaltung geschehen, ist nicht ersichtlich. Freilich erfolgt sie sehr leicht und schon durch einen geringen Schlag mit dem Hammer lässt sie sich hervorbringen. Bei der Betrachtung des ganzen Fundes drängen sich die Fragen auf, wie kam diese enorm grosse Zahl von Krystallen in diehter Zu- sammenhäufung an den bezeichneten Fundort, woher stammen sie, und in welches Gestein waren sie ursprünglich eingeschlossen ? Nur die letzte El 330 Verhandlungen. Nr. 14 dieser Fragen lässt sich mit Sicherheit beantworten. Das Muttergestein der Krystalle war ein grobkörnig krystallischer, weisser Kalkstein. An zahlreichen Krystallen haften nämlich noch Theile eines solchen Kalk- steins, und nicht selten dringt der Kalk auch tief in den Körper der Krystalle ein. Zuweilen findet man auch Krystalle, welche vollständig von dem Kalkstein umschlossen werden. Ein anderes Gestein wurde dagegen niemals mit den Krystallen verwachsen gefunden. Bekanntlich ist nun das Vorkommen von Granat in krystallinischem Kalkstein eine in vielen Punkten nachgewiesene Erscheinung. Sie zeigt sich namentlich an solchen Stellen, an welchen ein Contact von Granit- oder Syenit- gängen mit Kalklagern des Urgebirges stattfindet. Namentlich sind auf der skandinavischen Halbinsel zahlreiche solehe Punkte bekannt. Ge- wöhnlich wird dort der Granat von verschiedenen anderen Mineralien, wie namentlich von Vesuvian, Hornblende, Augit, Wollastonit, Epidot und Spinell begleitet. Von diesen letzteren Mineralien hat sich nun freilich in dem den Granaten unseres Fundes anhaftenden Kalke nur wenig nachweisen lassen. Ausser ganz kleinen gerundeten, grünen Körnern von Augit, welehe in Menge in das Gestein eingestreut sind, liess sich mit Sicherheit kaum etwas anderes bestimmen. Wollastonit und Vesuvian in kleinen, seltenen Partien liessen sich nur mit Wahr- scheinlichkeit als solche bestimmen. Viel schwieriger ist die Beantwortung der beiden anderen Fragen: Woher stammen die Krystalle und wie kamen sie an ihre gegenwärtige Fundstelle? Als die ersten mit Schmutz bedeekten Krystalle auf einem Terrain, das in unmittelbarer Nähe der Fundstelle für die Herstellung alter Festungswerke früher augenscheinlich mehrfach durchwühlt und bis in ansehnliche Tiefe mit Trümmern alter Baumaterialien erfüllt war, gefunden wurden, da hatte man glauben mögen, dass dieselben unter Mitwirkung menschlicher Thätigkeit an diese Stelle gelangt seien, als aber tausend und aber tausend solcher Stücke zum Vorschein kamen und unter diesen grossentheils solche, welche wegen ihrer Unregelmässigkeit und Unscheinbarkeit niemals einem Sammler oder Liebhaber hätten reizen können, sie aufzunehmen, da liess sich jene Vermuthung nicht festhalten, und man musste an eine lediglich durch natürliche Kräfte bewirkte Art des Transports denken. Durch die Oder können die Krystalle nieht herbeigeführt sein, denn dieser Fluss führt in der Gegend von Breslau bei der hier schon be- trächtlichen Entfernung von dem Gebirge und bei dem schwachen Gefälle kein grobes Gerölle, sondern nur Sand und ganz feinen Kies. Auch ist in dem ganzen zum Flussgebiete der Oder gehörenden Gebirgs- lande ein irgendwie ähnliches Vorkommen von Granaten nicht bekannt. Ist aber der Transport durch die Oder ausgeschlossen, dann bleibt nur die Möglichkeit, dass die Krystalle auf Eis wie die über die ganze norddeutsche Ebene zerstreuten erratischen Blöcke oder Findlinge auf Eis während der Diluvialzeit an ihre gegenwärtige Fundstelle gelangten. Freilich wurden nicht die einzelnen losen Krystalle, wie sie jetzt ge- funden wurden, herbeigeführt, dann wäre es unerklärlich, dass sie alle in dichter Zusammenhäufung an einem eng begrenzten Fundpunkte zusammenliegend vorkamen, sondern sämmtlich eingeschlossen in einen grossen Kalkblock, der dann im Laufe der Jahrhunderte sich zersetzte und auflöste, so dass die Granatkrystalle frei wurden. Ohne Schwierigkeit Nr. 14 Sitzung am 16. November. 1", Sandberger. 331 ist freilich auch diese Erklärung nicht. Zunächst erscheint schon die ungeheuere Zahl der Krystalle als Inhalt eines einzigen Kalkblocks für die Vorstellung schwierig. Derselbe muss selbst bei diehter Zusammen- drängung der Krystalle einen sehr bedeutenden Umfang gehabt haben. Andererseits ist die etwaige Annahme, dass mehrere solcher Blöcke dort vorhanden gewesen, kaum zulässig, denn es wäre ein unglaublicher Zufall, wenn von dem jedenfalls äusserst seltenen granatführenden Gesteine mehrere Stücke genau an dieselbe Stelle geführt worden wären. Auch der Umstand, dass ein granatführendes Gestein von ganz gleichem Verhalten weder anstehend in den nordischen Ländern, noch auch unter den Diluvial-Geschieben der norddeutschen Ebene gekannt ist, könnte als unvereinbar mit der Annahme des nordischen Ursprungs gelten. Dennoch wird man die letztere vorläufig als die allein mögliche Er- klärung gelten lassen müssen. In jedem Falle ist der Fund selbst als eine einzig in ihrer Art dastehende und in mehrfacher Beziehung merk- würdige Erscheinung anzusehen. F. Sandberger. Bemerkungen über fossile Concehylien aus dem Süsswasserkalke von Leobersdorf bei Wien (Inzersdorfer Schichten). Herr R. Handmann in Kalksburg hat mich um Untersuchung seiner diesjährigen Ausbeute aus der oben genannten Ablagerung gebeten, deren Resultat ich als Ergänzung früherer Notizen !) über dieselbe hier mittheile. Neu für Leobersdorf sind: 1. Pisidium, wahrscheinlich identisch mit P. Bellardii Brusina, aber wegen Ueberdeckung des Schlosses nieht unmittelbar zu identi- fieiren. 2. Neritina crescens Th. Fuchs, seither nur von Radmanest im Banate bekannt. 3. Moitessieria latior Sandb. n. sp., grösser als die in Südfrankreich lebenden Arten (Höhe 2!/,, Breite 1 Millimeter), aber ebenso dünn- schalig und mit denselben Spiralstreifen verziert, wie diese. Eine früher ?) von mir zu dieser Gattung gezählte Form aus dem untermiocenen Süss- wasserkalke von Hochheim im Mainzer Becken, M. microceras A. Braun sp., sehe ich mich jetzt genöthigt, wegen völlig verschiedener (gerippter) Seulptur und sonstiger Abweichungen als Microceras eylindrieum zum Typus einer neuen Gattung zu erheben, die indess Moitessieria jeden- falls nahe steht. 4. Patula supracostata Sandb. (a.a.O. pag.583, Taf. XXIX, Fig. 2). Seither nur aus den obermiocenen Süsswasserkalken der schwäbischen Alb und dem Thone von Undorf bei Regensburg bekannt, wie auch die früher von Leobersdorf angeführte Triptychia bacillifera Sandb. 5. Strobilus tiarula Sandb. n. sp. Diese wie Moitessieria bisher im Wiener Becken unbekannte Gattung ist zu Leobersdorf in einer sehr zierlichen neuen Art gefunden worden, welche dem in dem grössten Theile von Nordamerika lebenden Str. labyrinthicus Say sehr nahe steht. Sie hat wie dieser sechs {) Diese Verhandlungen 1885, pag. 393 f.;, 1886, pag. 118. 2) Land- und Süssw.-Conch. d. Vorw., pag. 367f., Taf. XXI, Fig. 5. FE Ir # nr \ 332 Verhandlungen, Nr. 14 Umgänge, ist aber kleiner (Höhe 1?/,, Breite 2 Millimeter ; bei Zadbyrin- thicus Höhe 2, Breite 2:5 Millimeter). Dann sind die in gleicher Zahl vorhandenen Rippchen bei Str. tiarula nur halb, bei Str. labyrinthicus aber doppelt so breit, als ihre Zwischenräume und bei letzterem schärfer. Ebenso verschieden erweist sich auch der obermiocene Str. costatus Sandb. (Malakozool. Blätter, N. F., Bd. VII, pag. 79, Taf. VII, Fig. 9) aus dem Thone von Undorf bei Regensburg, welcher bei gleichen Dimensionen wie Str. tiarula nur fünf Umgänge zählt, deren Rippen ebenfalls breiter als die Zwischenräume sind. Ein schon früher erwähntes Carychium von der Grösse des lebenden ©. minimum (Höhe 2, Breite 1 Millimeter) ist schlanker als diese europäische Form und scheint nur zwei Falten zu besitzen, wie das lebende nordamerikanische ©. ewiguum Say und das untermiocene O. nanum Sandb. Ich werde es künftig als ©. gracile aufführen. Ein zweites grösseres Carychium ist wie eine kleine neue Olausilia und eine Ctonella einstweilen nur in Bruchstücken vertreten, dagegen eine kleine ungewöhnlich bauchige Hydrobia (pinguis Sandb. n. sp ) vollständig. Der vermuthlich pleistocene Süsswasserkalk von Baden hat nun eine grössere Melania geliefert, welche ich, wenn die Mündung nicht verletzt und deshalb Irrthum möglich wäre, unmittelbar mit den glatten Formen der M. Holandri Fer. vereinigen würde. Wie man sieht, ist die Zahl der fossilen Binnen-Conchylien in den Ablagerungen des Wiener Beckens fortwährend im Wachsen und gewiss noch manche schöne Entdeckung in demselben zu erwarten. Reise-Bericht. Baron v. Camerlander. Reisebericht aus Westschlesien. (Nr. I.) Ehe ich daran gehe, die Beobachtungen zu skizziren, die mir innerhalb des Culm, des Basalt- und diluvialen Gebietes auf Blatt Freudenthal zu machen vergönnt war, muss ich vorläufig in Kürze der petrographischen Merkmale gedenken, welche für den als silurisch ange- sehenen Phyllitgneiss, wie für den stratigraphisch wichtigen sog. Diorit und Dioritschiefer nach den bisherigen Untersuchungen bezeichnend sind. Der Phyllitgneiss unseres Gebietes, der sich in seiner typischen Ent- wicklung leicht und sofort von den älteren Gneissen unterscheiden lässt, kann im Allgemeinen als ein ziemlich dünnschiefriges, plattiges Gestein bezeichnet werden, dessen Bestandtheile mit freiem Auge nicht stets leicht zu trennen sind und welches durch die lagenförmige Vertheilung des reichlichen, meist grünlich gefärbten Muskowits, seltener Biotit, seine meist gut ausgesprochene Parallelstruetur , wie die fast stets zu- treffende graugrüne Färbung erhält. Grössere Muskowitblättehen er- scheinen überdies oft in einer gänzlich regellosen Anordnung in dem Gestein, ähnlich wie es in klastischen Bildungen so häufig ist. Charak- teristisch ist ferner der bedeutende Chloritgehalt, der in Nestern und Putzen das Gestein durchzieht und die regellose Durchschwärmung von Quarz- und Pegmatitlinsen, welche in allen Grössen und an manchen Punkten sehr gehäuft sich finden; selten führt der Pegmatit Turmalin, Nr. 14 Sitzung am 16. November. B, v. Camerlander. 333 der oft bei der Faltung des Gesteines eine theilweise Auflösung seines Zusammenhanges erfuhr (Zwillingfelsen im Steinseifenthal). Das Gestein ist an manchen Punkten durch grosse, schön ausgebildete Feldspat- krystalie ausgezeichnet; als Localitäten hierfür wären die alte Schweizerei bei Karlsbrunn, der Johannesstein im Weissseifenthale, der Davidstein bei Ludwigsthal zu nennen. Als charakteristisch für den Phyllitgneiss zeigt das Mikroskop die Feldspathe, zum sehr bedeutenden Theil mit schöner Plagioklas- streifung (meist wohl Albit), ganz erfüllt von oft regelmässig orien- tirten Einschlüssen, die sich bald als Epidotkörner, resp. Säulchen, bald als lichtgrünliche Muskowitschuppen deuten lassen. Die Orientirung der Einschlüsse geht meist parallel den Zwillingslamellen. Weiters charak- teristisch ist, dass sich oft Quarz, resp. Quarzfeldspathgemenge an Klüften in die übrige Gesteinsmasse hineinziehen, vielleicht ein mikro- skopisches Analogon zu den makroskopischen Linsen von Quarz und Pegmatit. Die Glimmerlagen erweisen sich u. M. als Gemenge von Muskowit,, Biotit (ölgrün-braun und ein lichtgrüner) und Chlorit, die sich zusammengestaucht um die Plagioklaskrystalle herumschmiegen. Epidot ist ein sehr verbreiteter Gemengtheil, meist mit den Glimmer- lagen vergesellschaftet, selten sind Apatit, Rutil, Zirkon ete. Dieser ausserordenliche Einschlussreichthum der Plagio- klase, neben denen die einschlussfreien Feldspathe (nur Orthoklas?) zurücktreten, ist zugleich das wichtigste mikroskopische Unterscheidungs- merkmal gegenüber den alten Gneissen der Sudeten und stellt auch eine Verbindung her mit etlichen Gliedern der alpinen altpaläozoischen Gneiss- und Schieferserie. Die Diorite und Dioritschiefer der Roemer’schen Karte lassen sich unter dem Mikroskope, soweit meine Untersuchungen reichen, nicht von einander trennen, indem beide, die man im Terrain halbwegs noch von einander getrennt halten kann, u. M. deutlich den Eindruck eines Schiefergesteins machen. Durch den sofort zu erwähnenden Einschlussreichthum der Plagioklase ist eine immerhin gut markirte Verbindung auch in petrographischer Hinsicht mit den gleichfalls in den Bereich paläozoischer Schichten gestellten Phyllitgneissen hergestellt. Neben Plagioklas und Hornblende lässt das Mikroskop noch Epidot als Hauptgemengtheil erkennen neben den accessorischen, von denen Caleit, resp. rhomboedrische Carbonate und Ilmenit, resp. Titano- morphit die wichtigsten sind. In allen der bisher zur Untersuchung gelangten Vorkommnisse heben sich aus dem Gemenge der selten scharf begrenzten Plagioklase, die mit Nadeln und Lappen von Hornblende und Körnern von Epidot dicht erfüllt sind, die grösseren Krystalle der Hornblende deutlich ab, zwischen welchen dann die Caleitrhomboeder und die dunklen Massen des Titanomorphits liegen. Unter dem Mikroskope lässt sich nirgends eine massige Ausbildung wahrnehmen; es ist viel- mehr gerade die schiefrige Textur neben der genannten ganz ausser- ordentlichen Durchdringung von Plagioklas und Hornblende stets charakteristisch. Diese letztere ist bald regellos, bald wieder von deutlich gesetzmässiger Anordnung, indem öfter die Hornblendenadeln einen gleich bleibenden Winkel mit der Richtung der Zwillingslamellen des Plagioklas bilden, so dass eine Verwachsung parallel den aufrechten el ae a deal udn 4! a du 7 N . y 4 # 334 Verhandlungen. Nr. 14 Prismen vorhanden scheint. Auch finden sich zwei sich kreuzende Systeme von regelmässig angeordneten Hornblendenadeln, von denen dann das eine parallel den Zwillingslamellen angeordnet ist. Die grösseren Horn- blendeindividuen, wie sie in die Zusammensetzung des Gesteins als wichtigster Bestandtheil eintreten, scheinen zweierlei zu sein, eine deutlich strahlsteinartig (faserige Zusammensetzung, Aufbau aus parallel an ein- ander gelagerten Nädelchen,, beiläufiger Actinolithauslöschungswinkel von 16%, die andere in besser ausgebildeten Formen mit starkem Pleochroismus (gelblichgrün bis fast zum Blau des Glaucophan). Indem ich noch nicht in die Lage kam, mit Bestimmtheit einen secundären Charakter der strahlsteinartigen Hornblende zu erweisen (die vonLossen!) aus einem dieser Diorite erwähnten angenagten Augit- reste konnte ich noch nicht auffinden), habe ich mich heute auch natürlich eines Urtheils über den Charakter des gesammten Gesteins zu enthalten, in dem Lossen einen Vertreter der von ihm aus anderen Gebieten bekannt gemachten metamorphischen Glieder aus der Reihe der Diabase sieht. Jedenfalls aber darf ich schon heute trotz der noch lückenhaften Kenntniss auf die grossen Analögien hinweisen, -die im petrographischen Verhalten sowohl zwischen dem Phyllitgneiss, wie den Dioritschiefern und den in letzterer Zeit bekannt gewordenen krystallinischen Schiefer- gesteinen aus den paläozoischen Gebieten der Ostalpen und neuerlich auch aus den bisher noch ununtersucht gewesenen analogen Bildungen in der Bukowina bestehen. Die Beobachtungen, die ich im Culmgebiete anstellen konnte, sind recht minimal. In dem in meinem Terrain aufgeschlossenen Culm sind weitere Unterabtheilungen und kartographische Ausscheidungen, wie ich sie im Devongebiete zu machen versuchte, kaum durchführbar, indem da noch viel mehr als dort eine Reihe von Uebergängen den Grauwackensandstein mit den Thonschiefern verbindet. Ebenso war mir eine kartographische Trennung der Klotz-, Stock- und Blattel- schiefer, die nach Stur („Culmflora“) verschiedene Altersstufen dar- stellen, nicht durchführbar. Die Conglomerate, wie sie zumeist an der Basis des Culm auf- treten, erscheinen aber auch wieder bedeutend weiter innerhalb des Culmgebietes (zwischen Unter- und Ober-Wiegstein z. B.) und ist darum ein weitergehender Schluss aus der Lage der Conglomerate an der Basis des Schichteneomplexes auf das Altersverhältniss dieses unteren Culm und der liegenden Devonbildungen nicht zulässig; dass eine Dis- eordanz zwischen beiden an keinem Punkte sichtbar ist, konnte schon bei der Schilderung der Devon erwähnt werden. In hohem Grade störend und beim Ablesen der Neigungswinkel zur Vorsicht mahnend ist die allenthalben in den grossen Dachschiefer- brüchen von Frei-Hermersdorf, Brättersdorf, Eekersdorf, Dorf Teschen ete. anzustellende Beobachtung, dass die meist steil gestellten Schichten gegen Tag, jedoch oft schon in einer sehr beträchtlichen Entfernung von Tag sich flacher legen, auch wohl umkippen, so dass, wo eben nicht die grossartigen Aufschlüsse eines Schieferbruches vorhanden, leicht !) Jahrb. preuss. g. L. 1884, pag. 112. Nr. 14 Sitzung am 16. November. B, v. Camerlander. 335 falsche Angaben abgenommen werden können, wobei ich nochmals betone, dass diese sehr unerwünschte Erscheinung oft noch in recht bedeutender Entfernung unterhalb der bedeekenden Humusdecke eintritt. Aus einem der Brüche von Eckersdorf (jenem durch Schächte und Stollen betriebenen) kann ich noch einer nicht uninteressanten Breecienbildung gedenken, die mit Caleit ausgekleidet ist und als Kluftbildung gelten mag. Ich wende mich bei der summarischen Aufzählung der im Terrain gewonnenen neuen Beobachtungen nunmehr dem Basaltgebiete zu. Die im Aufnahmsgebiete gelegenen Basaltvorkommnisse (Köhler- berg, Raudenberg, Venusberg, Raase, Stremplowitz) sind seit langer Zeit bekannt und in mehr minder ausführlicher Weise von Oeyn- hausen, Heinrich, Schmidt, Roemer u. A. geschildert worden. Neuerlich hat Makowsky sie zum Gegenstande einer längeren Arbeit gemacht und selbstständig kartirt (Die erloschenen Vulcane von Nordmähren und Schlesien, Verh. Nat. Verein. Brünn 1880), indem bisher nur die Roemer’sche Karte massgebend gewesen war. Petro- graphisch beschäftigten sich, abgesehen von älteren Arbeiten, Zirkel und Roth mit einem Theile der auf das Blatt Freudenthal ent- fallenden schlesischen Basalte. !) So war denn von vornherein der Gewinn eines grösseren Materiales an neuen Beobachtungen ziemlich fraglich und nur in der Deutung schon bekannter Thatsachen, sowie in einer, auf der älteren Kartirung Roemer's und der neueren Makowsky’s basirenden Correetur vorhergehender Aufnahmen des Basaltgebietes konnte meine Thätigkeit in diesem bestehen, abgesehen von der seinerzeitigen petrographischen Bearbeitung des gesammelten Materials. Und so sehr ich auch die neueste diesbezügliche Arbeit Makowsky's als vortrefflich ankennen muss, kann ich doch in vielen Fragen, welche sich auf die Deutung einzelner Thatsachen beziehen, sowie in manchen Details der Kartirung nicht mit Makowsky übereinstimmen; ja in nicht wenigen Fällen griff ich auf die ältere, angeblich flüchtige Roemer’sche Kartirung zurück. Nach meiner Ansicht ist auf dem Makowsky’schen Kärtchen die Verbreitung fast sämmtlicher Basaltvorkommnisse zu gross angegeben. In der Kartirung des Venusherges bei Messendorf z. B. musste ich von jener Makowsky’s abweichen, mehr der älteren Roemer’sehen folgend, indem, wo Makowsky an der Ostgrenze bei dem Abfalle zur Strasse noch den Basalt einzeichnet, sehon die Grauwacke aufgeschlossen ist. Und ebenso muss ich bezüglich der Kartirung des Raudenberges von Makowsky abweichen. Die Einsattelung zwischen dem Gr. und Kl. Raudenberg musste ich als Grau’vacke einzeichnen. Treten auch — Aufschlüsse fehlen — die Grauwackestücke an Zahl hinter den Basaltblöcken weit zurück, so genügt ja doch schon, dass sie überhaupt vorhanden sind, nachdem die im Basalt eingeschlossenen Partien überhaupt selten sind und, wenn sie auch ausser Zusammenhang mit dem einhüllenden Gestein gekommen sind, doch nicht das Aussehen haben, wie es eben an- stehendes Gestein im Zustande der Verwitterung zeigt. Damit aber fällt auch die aufgestellte Hypothese, dass der Basalt des Gr. und Kl. Raudenberg ein Vorkommen ausmachen und die orographisch allerdings !) Der gut studirte Basalt von Ottendorf fällt ausserhalb meines Gebietes. K.K&. geolog. Beichsanstalt. 1886. Nr. 14. Verhandlungen, 48 336 Verhandlungen. Nr. 14 sehr auffallende Einsenkung zwischen beiden als der durch Einsturz entstandene Ueberrest eines einstigen kolossalen Kraters aufzufassen sei. Damit bin ich aber bei einem meiner Ansicht nach etwas heiklem \ Gegenstande angelangt, der Deutung der einzelnen Ueberreste dieser tertiären vulcanischen Thätigkeit. Und gerade bei diesen schlesisch- mährischen Basalt- (respective Mandelstein-, Schlacken-, Asche- und i Lapilli-) Vorkommnissen ist, glaube ich, diesbezüglich zu weit gegangen worden, gar in älteren Arbeiten, wo ja fast jedes Loch gleich einem a Krater hatte entsprechen müssen. Auch eine andere Makowsk y’sche Deutung, die auf den ersten Bliek hin fast selbstverständlich scheint, gibt sich hinterher als keineswegs so sicher und richtig. Ich meine die Deutung der auffälligen orographischen Form des Köhlerberges bei Freudenthal. Ich kann in diesem Berichte nur ganz kurz, auf die Specialkarte verweisend, in der die eigenthümliche Bergform gut ersichtlich ist, hervorheben, dass von dem flachen Plateau des von der Kirche gekrönten Gipfels ein gut markirter, weit vorspringender „Fuss“ des Berges plötzlich aus der NS.- in eine OW.-Richtung um- springt und dass dieser gegen das Thal immer schmäler werdende Rücken ziemlich dem Verbreitungsgebiete des Basaltes entspricht. Dass das ein Basaltstrom sei, der von dem auf der Höhe anzu- nehmenden Krater aus in immer mehr abnehmender Breite zum Thale geflossen — schliesst man unwillkürlich aus dieser auffälligen Terrain- form. Aber dieses unvermittelte Umbiegen der Richtung dieses angeb- lichen Stromes flösst Bedenken ein, wenn man aus den geologischen Verhältnissen an der Biegungsstelle und jenen in der Fortsetzung der ursprünglich eingehaltenen Richtung keinen zwingenden Beweis für diese Ablenkung gewinnen kann. Da fällt der Berg steil, entgegen der sonstigen sanften Böschung des Stromes zum Thal ab und der gleiche Basalt ist anstehend eine Strecke lang zu finden , mithin jetzt kein Hinderniss für die ursprüngliche Fortsetzung des Ergusses zu sehen. Nur wenn man vielleicht aus der rothen Bodenfärbung in dem Wäldchen nahe der Vincenzquelle das Vorhandensein jener Aschen- und Lapillimassen erschliessen wollte, wie sie an der jenseitigen west- lichen, gleichfalls steilen Böschung durch interessante Brüche entblösst sind und die allerdings oftmals durch eine rothe Färbung des Bodens charakterisirt sind — nur unter diesen, schwer zu erweisenden Vor- aussetzungen könnte man nach dem Vorhandensein eines derartigen, älteren Schlackenwalles als Hinderniss für die Fortsetzung der ursprüng- lichen Stromrichtung ein Motiv für die mir wenigstens sonst unerklär- bare plötzliche Ablenkung sehen. Aber noch Eines! Auch das inter- essante, durch den Bahneinschnitt bei dem Wächterhause Nr. 59 bloss- gelegte Profil, welches Makowsky bekannt machte, gibt zu denken. Wir sehen da den gewöhnlichen devonischen Schiefer verändert, übrigens regelmässig streichend und fallend, wie überhaupt nirgends von einem die Lagerung störenden Einfluss des Basalts etwas zu sehen ist, dann — in der Horizontale weiter gehend — massigen Basalt und endlich nach kurzer Breite desselben wieder das Grundgestein. Dass aber, wie ja doch bei einem Lavastrom anzunehmen, der Basalt als „Uebergusschichte* über dem Grundgestein liegt, davon ist in diesem Profile absolut nichts zu sehen. Was wir sehen, ist lediglich eine Nr. 14 Sitzung am 16. November. B. v. Camerlander. 337 E Partie Basalt mitten innen eingelagert in Grundgestein. Ist dieselbe _ als Strom zu deuten, hat man sich zu der ziemlich gewaltsam herbei- gezogenen Annahme zu entschliessen, dass ebenda schon vor dem Ergusse diese kleine orographische Mulde vorhanden gewesen, durch welche der Strom bequem sich bewegen konnte, oder gar zu jener von einer „ausnagenden“ Action eines solchen. Somit stellen sich auch dieser, wie gesagt, auf den ersten Blick hin naturgemäss scheinenden - Deutung, bei genauerem Zusehen nicht zu übersehende Schwierigkeiten _ entgegen; es scheint mir somit mehr noch als sonst wo bei der gene- tischen Deutung der einzelnen Details Vorsicht geboten. Be“ Ebenso konnte ich mich mit anderen Details der Makowsky- schen Kartirung desselben Raudenberggebietes nicht befreunden; so ist auch die Partie bei Ochsenstall, deren Verbindung mit dem Haupt- gebiete Makowsky annimmt, eine Verbindung, an die ich nach den im Terrain gewonnenen Anschauungen nicht denken kann, zu weit ein- gezeichnet. Ich ging die Schneisse zwischen 642 Meter und 609 Meter, wo in dem Makowsky’schen Kärtchen noch Basalt eingezeichnet ist, genau ab, ohne auf diesen zu stossen; die Ränder an der Waldchaussde zum steinernen Kreuze zeigen durchwegs die Verwitterungsproducte der _ _ devonischen Grauwacke; auch da, wo im Walde eine schwarze Färbung des Bodens den Basalt zu verrathen scheint, musste ich mich über- zeugen, dass nur Stücke von Holzkohle daran Schuld seien. Allerdings fand auch ich Stücke von Basalt nahe der Strasse im Walde liegen, doch muss betont werden, dass ja dieselben leieht von der hiermit _ geschotterten Chaussee hineingerathen konnten und vor Allem, dass, wenn eine auch noch so dünne Decke über das Grundgestein sich er- gossen hätte, sich dieselbe doch leichter in der Färbung der Boden- krume als in dem Herumliegen vereinzelter grösserer Stücke bemerkbar machen dürfte, Dass auf einzeln herumliegende Stücke ja doch wohl nicht sonderlich zu achten sei, musste ich selbst erkennen, indem ich, ferne von einem bekannten Basaltgebiete, auf dem übrigens nicht mit Basalt beschotterten Fahrwege von Lobnig nach Braunseifen hiervon ein Stück fand. Aber nochmals darf ich die erwähnte Makowsky’sche Arbeit als meine Aufnahmsarbeit wesentlich erleichternd hervorheben und auch eonstatiren, dass ich der Klarstellung Makowsky’s bezüglich des Basaltvorkommens zwischen Friedland und Kriegsdorf vollkommen beipflichte. Inwieweit die petrographische Bearbeitung der verschiedenen Basaltvarietäten, deren Grundtypus ein Nephelin führender Feldspath- basalt ist, und der Contaetpartien Neues zu bieten im Stande sein R: wird, etwa im Vergleiche mit der neuerlich eingehend diesbezüglich E! studirten Basaltpartie von Ottendorf!), entzieht sich naturgemäss heute noch meiner Vermuthung. Bezüglich der Frage, ob alle Basalte des Gebietes einer und derselben Eruptionsepoche angehören und ob dieselbe identisch ist mit jener der böhmischen, ist es schwer, einen Anhaltspunkt zu gewinnen; wirkliche, deutiich sedimentäre Tuffe sind selten (Raase) und da auch . .. ohne Fossilreste und aus den Verhältnissen der Lagerung, wie es theil- Au % 1) Vergl. die Arbeiten von Sigmund und Scharitzer. Jahrb. g. R. 1882 NSS und 1883. a Re ARE Dr VENORRREN SB ENT ERTL 92 AREA VPE er, a # 338 Verhandlungen. Nr. 14 weise bei Ottendorf möglich ist, zu beiläufig gleichaltrigen Bildungen ist kein Schluss zu ziehen, weil die einzigen hier in Rechnung zu ziehenden Thonvorkommen (Köhler Bg. und Stremplowitz) höchst proble- matisch sind. | Dafür, dass man die vuleanische Thätigkeit des besprochenen Gebietes mit grossen Störungen des teetonischen Baues in Zusammen- hang bringe, dass man speciell den Lauf des heutigen Mohrathals als eine teetonische Tiefenlinie ansehe, welche die Basaltausbrüche bedingte, resp. begünstigte, dafür konnte ich bei meinen Begehungen absolut keinen Anhaltspunkt finden; gerade in dem Terrain der einstigen vuleanischen Thätigkeit ist der tectonische Bau keineswegs etwa ge- störter als anderswo und speciell das Mohrathal gewiss nicht als eine derart bedeutungsvolle Störungslinie zu deuten. Die in meinem Aufnahmsgebiete sehr häufig anzutreffenden Eisen- säuerlinge pflegt man mit einem Hinblicke auf die Mofetten thätiger Vulcangebiete mit den Basalten in Zusammenhang zu bringen. Ihre Zahl ist eine sehr bedeutende; ich nenne: Karlsbrunn, durch seinen hohen Eisengehalt hervorragend, kleine Säuerlinge in Ludwigsthal, Kl.-Mohrau, Irmsdorf, Neurode, Raase, Lichten,, Seifersdorf, Jägern- dorf, Alt-Erbersdorf, Johannesbad bei Meltsch, Andersdorf; noch an anderen Punkten sieht man die Kohlensäurebläschen aus dem Wasser von Bächen emporquirlen und der Eisengehalt der Quellwässer verräth sich an so vielen Punkten durch die rothe Färbung des Wiesenbodens. Das im Aufnahmsgebiete gelegeneDiluvium wird vonRoemerin einen durch Geschiebe charakterisirten sandigen Lehm und Löss getrennt. Was die Stellung dieses Geschiebe führenden Lehmes betrifft, so glaube ich ebenso wie im Diluvium des weiter nordwestlich gelegenen Schlesiens (Verh. 1885, pag. 151) an eine energische Mitwirkung von Wasser denken zu müssen. Der Löss des Gebietes, der meist über der den unteren Gehängerand bildenden Schicht dieses Geschiebe führenden Lehmes lagert, ist wohl mit dieser glacialen oder doch mit dem Glaecial- phänomen in Zusammenhang stehenden Bildung in Verbindung zu bringen und darum mit dem eigentlichen Löss nieht zu verquicken. An manchen Punkten ist aber dieser sogenannte Löss auch wieder schwer zu trennen von jenen Bildungen, die als eluviale anzusprechen sind. Dies gilt zumal von der Gegend bei Braunsdorf, Herrlitz, wo der Culm meist nur in Bacheinschnitten sichtbar, sonst von einer dünnen Schiehte deutlich noch mit Bruchstücken des Anstehenden erfüllten Lehmes, endlich einer daran freien, dem sonstigen Löss gleichenden bedeckt ist. Diluviale, an Geschieben reiche Sandablagerungen finden sich bei Aubeln und bei Schönstein; jene bei Krotendort zeigt so recht wieder den Uebergang in den herrschenden, Geschiebe führenden sandigen Lehm. Noch muss ich erwähnen, dass ich in dem Gebiete des Diluvium bei Lichten ein isolirtes Fleckehen des mit Erratieis, selten einheimischen Geschieben erfüllten Lehmes auffand, ziemlich entfernt von dem zu- sammenhängenden gleichartigen Gebiete. In der nächsten Umgebung dieses Punktes fand ich übrigens Erratica bis zu der Höhe von 500 Meter, ziemlich höher als für diesen Punkt in der Roemer’schen Karte an- gegeben. EEE. we. J 3 Nr. 14 Sitzung am 16. November. B, v. Camerlander., 339 Im Anschlusse an dasjenige, was vom nordisch-erratischen Diluvium gesagt werden konnte, muss ich einen Augenblick wohl auch bei der Frage verweilen: Finden sich in dem westschlesischen Gebirge, also zunächst im Zuge des 1492 Meter hohen Altvaters, Spuren einer einstigen Vergletscherung? Nach meinen Erfahrungen muss ich diese Frage entschieden verneinen, den Standpunkt theilend, den auch Partsch in seinen „Gletscher der Vorzeit“ (pag. 53) auf Grund münd- ‚lieher Mittheilungen P. Lehmann’s vertritt. Es sei Ja zugegeben, dass in der alpinen oder doch subalpinen Flora des Altvaters, besonders des diesbezüglich in botanischen Fachkreisen wohl bekannten Kessels am Östabfalle der Hohen Haide, sowie vielleicht auch in der oro- graphischen Gestaltung dieses letzteren selbst Anhaltspunkte für eine Bejahung der angeregten Frage gefunden werden könnten, zumal wenn man geneigt ist, die Beweise von einer einstigen Vergletscherung zum Theil bedeutend niedrigerer Gebirge als unumstösslich anzusehen. Aber gerade dann, wenn man nicht in der Lage ist, sich zu der Ueber- zeugung von der Stichhältigkeit solcher Beweisgründe, wie sie z. B. für den Böhmerwald vorgebracht wurden, aufzuschwingen, wird man über die beiden genannten Momente!) hinweg die Frage mit einem Nein beantworten. In das mir zur Bearbeitung und Kartirung übertragene Blatt der Specialkarte fällt auch noch ein Punkt, der durch die im Laufe dieses Jahres begonnenen Schürfe auf Braunkohle von einiger Bedeutung geworden ist. Da, wo sich das Thal des Hossnitzbaches ziemlich knapp vor der Einmündung in den Mohrafluss, also noch oberhalb des bereits ausser meinem Aufnahmsgebiete befindlichen Miocenvorkommens von Öttendorf, ganz ausserordentlich erweitert und eine, durch ein gut ent- wickeltes Dammsystem begünstigtes vorzügliches Wiesenterrain abgibt, etwas unterhalb des Dorfes Schönstein, hat man bereits vor Jahrzehnten Thon und zumal durch Braunkohlenpartien gefärbten Thon bergmännisch verwerthet und im Laufe dieses Jahres hat eine Gesellschaft diesen im Laufe der Jahre gänzlich verfallenen Bau wieder eröffnet, um die mit den Thonen vergesellschafteten Braunkohlenflötze eventuell abzubauen. Die angefahrene Braunkohle ist im Allgemeinen von nicht lignitischem Habitus und gemahnt, wenn sie auch vielfach noch sich als vertaubt erweist, eher an eine oligocene Braunkohle, als die in meinem früheren schlesischen Aufnahmsterrain gelegene lignitische Braunkohle von Sörgs- dorf bei Jauernig. Was ich hier über das Vorkommen von Schönstein zu berichten habe, ist die Aufeinanderfolge der durchfahrenen Schichten, die ich nach der an Ort und Stelle möglichen Einsichtnahme auch beim Mangel eines eigentlichen Bohrregisters und nach freundlichen Mit- theilungen beiläufig wie folgt verzeichnen kann: Nach dem unter der Humusdecke gelegenen sandigen Lehm des Diluviums wurde im dritten Meter wasserführender Mergel erbohrt, in dessen Liegendem dann eine Reihe von Thonen auftrat (dunkle, braune mit Braunkohlenfragmenten, {) Die Schotterbildungen des aus dem Kessel herauskommenden Mohraflusses, welchen wir bei dem unteren Ende des Kessels begegnen, sowie die zur Seite des Flusses (hier natürlich noch ein Bächlein) manchmal auftretenden , unbedeutenden Ab- lagerungen zerriebenen Schottergruses haben ebenfalls nichts mit einstigen Gletschern zu thun, Ba 340 Verhandlungen. i Nr. 14 weisse, plastische und fette, gelbliche und dazwischen Flötzchen von Braunkohle von verschiedener Mächtigkeit). Bedeutsam schien mir einigermassen das Auftreten meist ganz kleiner Gerölle von theils dichtem, splitterigen, theils körnig-sandstein- artigem grauen Quarz. Diese Gerölle, welche sowohl in der Braun- kohle, als auch in den begleitenden Thonen auftreten, erinnern mich lebhaft an ähnliche Vorkommnisse, wie sie nach Roemer, Berendt u. A. geradezu als bezeichnend für das norddeutsche Oligocen betrachtet werden können. Ich möchte in den ersteren ein Kriterium für das oligocene Alter dieser Ablagerung erblicken, welchem bei dem Mangel an Fossilien!) selbst dann noch einige Bedeutung beizumessen wäre, wenn man auch das Vorkommen ähnlicher kleiner Kieselgerölle in ent- schieden diluvialen Schiehten als bewiesen zugibt, wie es die neueren Tiefbohrungen in dem Diluvium der Umgebung von Breslau gezeigt haben, die durch Gürich bekannt gemacht wurden. ?) Vielleicht kann ich schon in Kürze über Resultate der bisher mehr im Stadium des Versuches sich bewegenden bergbaulichen Arbeiten berichten, welche ein sicheres Urtheil über das Alter der ziemlich unregelmässig gelagerten Braunkohlen und des hiermit vergesellschafteten Thones — petrographisch lassen sich jene des Diluvium von den tertiären höchstens nach Intensität der Färbung und der Plastieität beiläufig unterscheiden — zulassen, möchte jedoch meine Meinung schon heute dahin abgeben, dass bei der bedeutenden Mächtigkeit des jedenfalls zusammengehörigen Schichtencomplexes (mindestens 26 Meter) im Ver- gleiche zu der in unserem ganzen Gebiete nicht bedeutenden der, ich möchte sagen, schleierartig das Grundgebirge bedeckenden Diluvial- bildungen, wohl an ein höheres Alter zu denken ist und da möchte ich nach dem Erwähnten lieber auf einen Alterszusammenhang mit den entfernten oligocenen Bildungen von Preussisch-Schlesien schliessen, als mit dem nahen, miocenen Thonvorkommen von Ottendorf oder den gyps-, doch nicht Braunkohle führenden gleichaltrigen Thonen bei Troppau, die Hilber 1884 genauer untersucht hat (Verh. g. R. 1834, pag. 266). Ich darf wohl ferner, dem Schlusse dieses Berichtes zueilend, noch einer neu entdeckten Tropfsteinhöhle in meinem vorjährigen Terrain gedenken, die ich heuer in Gesellschaft zweier Herren, denen ich für so vielfache Förderung meiner Arbeiten Dank schulde, der Herren R. Richter und Hüttenverwalter R. Freyn, besuchte. Gelegent- lieh der Arbeiten in dem Kalkbruche auf dem Rochusberge bei Ober- Hermannstadt (Unter-Devon) stiess man auf eine geräumige, nach bei- läufiger Abschätzung etwa 8° lange, minder breite und eirca 6° hohe Grotte, erfüllt mit stalactitischen und stalagmitischen Bildungen ; einzelne, sich mehr weniger verschmälernde Schlote zweigen hiervon ab und scheinen auch noch etliche Verbindungen mit tieferen Partien vorhanden. Bei dem Umstande, als das abgerollte und abgestürzte Material den eigent- lichen Boden der Höhle nieht erkennen lässt, ist hierüber ein sicheres Urtheil nicht zu erlangen. Die Höhle befindet sich nicht ausschliesslich im Kalk, sondern ein Theil der Wandbegrenzung lässt die mit diesem in Verbindung stehenden kalkigen Phyllite erkennen. Die stalactitischen ‘) Nur unbestimmbare Rindenstücke finden sich in der Braunkohle, ?) Jahresber. schl, Ges, f. vaterl. Cult. 1885. Nr. 14 Sitzung am 16. November. D. Stur. 341 Bildungen, sowie der schleierartige Kalksinterüberzug der Wände sind, was Grösse und Schönheit der Bildungen und Reinheit des Farbentons betrifft, nicht selten überlegen den analogen Gebilden in der seit längerer Zeit bekannten und jetzt viel besuchten Höhle von Saubsdorf bei Freiwaldau. Nur ist bei dieser (in einer der Kalkpartien am Südrande des Granitgebietes von Friedeberg befindlichen) Höhle die Längenaus- dehnung bedeutender. In beiden Höhlen aber war es mir nicht ver- gönnt, etwaige Knochenreste aufzufinden. Die besprochene Rochushöhle von Hermanzstadt dient übrigens jetzt den Felderlesesteinen als ausser der Feldeultur gelegener Stapelplatz. Eine eingehende Schilderung der geologischen Verhältnisse des westlichen Schlesiens ist in Vorbereitung. Vorträge. D. Stur begrüsst die hochverehrten Anwesenden auf’s Freundlichste, sie herzlich bewillkommend. Es fällt schwer, die Freude des Wiedersehens nach den Sommer- ferien zu trüben durch Nachrichten, die jeden von uns mit tiefer Trauer erfüllen. Am 1. Juli 1. J. starb ein Altmeister geologischer Forschung: kaiserlich russischer geheimer Rath, Dr. Hermann Abich, im 80. Lebensjahre in Wien. Wir Alle kannten den ehrwür digen Veteran, der da im 7V. Lebens- Jahre gekommen ist, in Wien, in unseren wissenschaftlichen Kreisen sein thätiges Leben zu beenden; in anstrengender Arbeit, die Ergebnisse seiner Forschung, die er schon im Jahre 1833 in Italien begonnen, durch 28 Jahre in den kaukasischen Ländern fortgesetzt hatte, zusammen- zustellen, sie der Nachwelt zu überliefern ; — wir Alle kannten ihn aus seinen persönlichen Mittheilungen in diesen Räumen, die belehrend zu- gleich von dem jeweiligen Fortgange seiner Arbeiten uns Nachricht brachten ; — wir kennen ihn schon seit dem Jahre 1857, wo er eine damals veröffentlichte Abhandlung: Ueber das Steinsalz, mit einer freundlichen Widmung an unsern Altmeister Haidinger eingesendet hatte und seitdem mit unserer Anstalt in fortwährender Fühlung blieb. Unsere Anstalt und wir, meine Herren, alle, haben an ihm nicht nur den hervorragenden Gelehrten und hingebend für unsere Wissen- schaft begeisterten Forscher, sondern einen liebenswürdigen, hochbetagten Freund, eine Zierde unserer Versammlungen, verloren, dem wir eine unwandelbare Hochschätzung in unseren Herzen bewahren wollen. Es sei mir gegönnt hier noch beizufügen, dass die um ihren un- verschmerzlichen Gemahl tieftrauernde Witwe, Frau Geheimräthin Adelaide Abich Excellenz, zur freundlichen Erinnerung an den Dahingegangenen unserer Bibliothek ein nun schon seltenes, daher um so werthvolleres Geschenk übergeben hat: Die allerersten grösseren Publikationen Abich’s, und zwar: H. Abich: Geologische Beobachtungen über die vuleanischen Erscheinungen und Abbildungen in Unter- und Mittel-Italien. Braun- schweig 1841, nebst Atlas. I 14 £ Potk ur Mr FRDE F - 342 Verhandlungen. Nr. 14 H. Abich: Erläuternde Abbildungen geologischer Erscheinungen beobachtet an Vesuv und Aetna in den Jahren 1833 und 1834. Mit französischem und deutschem Texte. Braunschweig 1841. In Atlas- format. Diese beiden Publikationen, enthaltend die Resultate der „heute noch mustergiltigen Untersuchungen über die italienischen Vulcane* hatten unserer Bibliothek bisher gefehlt; um so inniger daher fliesst der höflichste Dank, den wir der hochverehrten trauernden Geberin für diese Bereicherung unserer Bibliothek darzubringen haben. Der eben mitgetheilten Trauernachricht gesellt sich aus den jüngst- vergangenen Tagen eine zweite: Ueber das Hinscheiden eines vater- ländischen Forschers, der seine emsige Thätigkeit der Erforschung eines, vordem nur wenig gekannten Striches aus dem Länder-Complexe der österreichisch-ungarischen Monarchie mit Erfolg gewidmet hat. Jur. Dr. Alois Edler von Alth, k. k. Professor der Mineralogie an der Jagellonischen Universität in Krakau, ist nach langem schweren Leiden am 4. November 1856 gestorben. Alth’s Name erinnert lebhaft an die allerersten Anfänge der wissenschaftlichen Regung in unseren Ländern unter Führung des Alt- meisters Haidinger. Kner hatte am 3. September 1847 seine Abhandlung über die Versteinerungen des Kreidemergels von Lemberg und seiner Umgebung, in einer Versammlung von Freunden der Naturwissenschaften, für die naturwissenschaftlichen Abhandlungen, gesammelt und herausgegeben von W. Haidinger (Bd. III) übergeben — und 2 Jahre später, am 19. October 1849 legte Alth seine geognostisch-paläontologische Be- schreibung der nächsten Umgebung von Lemberg mit einer geologischen Karte und 4 Tafeln Petrefacten-Abbildungen vor. Seit dieser Zeit war Alth in Gesellschaft des Floristen Herbich (Vater) unermüdlich beschäftigt, über die geologische Beschaffenheit Galiziens und Bukowinas Daten zu sammeln. Im Jahre 1859, als die Uebersichtsaufnahmen von Galizien von Seite unserer Anstalt in Angriff genommen worden waren, fand ich bei Alth eine Menge von Daten über die Geologie von Galizien aufge- stapelt, und wenn auch seine reichen Sammlungen wegen Mangel an Raum in unzugänglichem Zustande sich vorfanden, erhielt ich dennoch eine namhafte Anzahl von Notizen und Hinweisungen auf reiche Fund- orte von Petrefacten, auf lehrreiche Aufschlüsse, die meine Arbeit wesentlich gefördert haben. Unsere Bibliothek bewahrt von Alth 24 grössere und kleinere Publikationen theils in deutscher, theils in polnischer Sprache, die die geologische Kenntniss seines engeren Vaterlandes fördern. Zu seinen wichtigsten Leistungen zählt jedenfalls die Bearbeitung der Fauna des Kalkes von Nizniow, die er auf XII Tafeln abbildet und erläutert. Seine letzte Abhandlung: Ueber die Zusammengehörigkeit der den Fischgattungen Steraspis, Cyathaspis und Scaphaspis zuge- schriebenen Schilder, wurde in deutscher Sprache in dem letztersehienenen Hefte der Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns und des Orients (Bd. V, Heft 3) abgedruckt. Sitzung am 16. November. D. Stur. 343 Nr. 14 Seit dem heurigen Frühjahre erwarteten wir von Alth eine für unser Jahrbuch bestimmte Abhandlung über das Petroleum und dessen Vorkommen in Galizien, die zu liefern er sich unaufgefordert ange- boten hatte. Seine Erkrankung hat die Vollendung dieser Arbeit ver- hindert. Wir verlieren durch den Tod Alth’s einen unserer ältesten und langjährigsten Arbeitsgenossen; Galizien verliert einen Altmeister in der Geologie. Ruhe seiner Asche. Zu fachlichen Mittheilungen schreitend, habe vorerst ein werth- volles Geschenk für unsere Bibliothek vorzulegen und dafür unseren höflichsten Dank abzustatten. Das geschenkte Werk ist das prächtige Buch: Professor M. Neumayr's Erdgeschichte, erster Band: Allgemeine Geologie. Leipzig 1886. gr.8° mit einer grossen Zahl von Textfiguren und prachtvoll in Farbendruck ausgeführten Tafeln. Es fällt mir nicht ein, heute einem in Vorbereitung stehenden Referate über dieses höchst beachtenswerthe Buch vorzugreifen; mir fällt die Aufgabe zu, für dasselbe den verbindlichsten Dank auszu- sprechen und in altgewohnter Weise unseres Altmeisters Haidinger die lebhafteste Freude über die Vollendung dieses lange sehnlichst erwarteten Buches auszudrücken. Die Vollendung dieses Werkes erregt vor Allem unsere Freude, dass es einem ehemaligen Mitgliede unserer Anstalt, unserem lieben Freunde und langjährigen Collegen, beschieden wurde, jenes Buch zu schreiben, in welchem der gewaltige neueste Fortschritt in der Geologie, populär dargestellt, nicht nur der deutschen Nation, sondern allen eivilisirten Nationen zugänglich gemacht wird. Diesbezüglich ist jedoch zu präcisiren, dass der Autor die gestellte Aufgabe nicht unmittelbar so zu lösen hatte, wie Hunderte von compilatorischen Werken geschrieben werden. Er musste allerdings die vorzuführenden Thatsachen aus Hunderten von Publikationen zusammentragen; diese fand er aber in den wenigsten Fällen verarbeitet und fertig. Es blieb ihm das Sichten, das Abwägen der differirenden Anschauungen und Meinungen, es blieb ihm die Untersuchung, die Controle, die Scheidung dessen, was Wahrheit und Dichtung sei. Und wahrlich dieser Theil der Arbeit war schwer; denn die Leistungen der Geologen wurden nicht nach einer Schablone verfertigt. So wie wir, sind Hunderte von Geologen in allen Ländern selbstständig, von jedem Zwange frei, vom besten Willen beseelt, mit individueller Anschauung den Hammer in der Hand, an die Arbeit gegangen, und war uns keine Leistung zu schwer, keine Gefahr zu gross. Dass bei diesem Vorgehen es an originellen und werthvollen Arbeiten und Darstellungen nicht fehlen konnte, dass jeder Betreffende seine mit schweren Opfern an Körper und Geisteskraft errungenen Daten und Ansichten hochhält, ist selbstverständlich. Unser verehrter Freund hatte daher nicht nur zu popularisiren ; seine Hauptaufgabe war zu schaffen, zu zeigen, zu welchen endgiltigen Resultaten die Bemühungen der Geologen schon geführt haben, was anzustreben ist, respeetive was heute noch unerwiesen, unentschieden, was noch im Reiche der Phantasie schwebt. K,k. gevlog. Reichsanstalt. 1886. Nr, 14. Verhandlungen. 49 344 Verhandlungen. Nr. 14 Er selbst hebt das Fehlen von Citaten als einen Mangel hervor; doch fällt dieser Mangel gewiss nicht auf den Autor, sondern auf den Verleger. Das Nichteindringen auf viele Controversen, deren endgiltige Schlichtung vom heutigen Standpunkte noch nicht möglich ist, wird mancher Geologe innerlich billigen und dem Autor dankbar sein für Nichtnennung seines Namens an solchen Stellen, an welchen die Un- richtigkeit der einst gehegten Anschauung hervorleuchtet. Und so kann es nicht fehlen, dass uns das Buch im Allgemeinen sehr befriedigt stimmt, indem es einzelne bisher zerrissene und unvoll- endete Theile zu einem harmonischen Ganzen verbindet. 3 Ich darf daher auf eine allgemeine Zustimmung hoffen, wenn ich dem hochverdienten Autor zum I. Bande seiner Erdgeschichte ein Prosit und zum II. Bande ein herzliches Glück auf! zurufe. Ein zweites werthvolles Geschenk für unser Museum sind die Copien der Josef Hoffmann’sehen geologischen Hof. Museums-Bilder. Das wirkliche Mitglied der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien, Herr Josef Hoffmann, hat die Güte gehabt, mir ein Exemplar der Copien seiner „Geologischen Museums-Bilder“ zu übersenden, „zur Erinnerung an unsere gemeinsame Arbeit“. Es sind dies im Ganzen sieben Bilder, gemalt von Josef Hoff- mann, Photographie von J. Löwy in Wien. Drei davon als landschaftliche Darstellungen tragen folgende Auf- schriften: Charakterbild der Kohlenperiode Böhmen; Charakterbild der Triasperiode, aus den nördlichen und südlichen Kalkalpen combinirt ; Charakterbild der Kreideperiode, Niederösterreich an der hohen Wand bei Wr. Neustadt. Vier Bilder sind arabeskenartige Darstellungen und tragen die nachfolgenden Aufschriften: Silur und Devon, marine Fauna und Flora, die Thier- und Pflanzenwelt der Kohle, die Thier- und Pflanzenwelt des Jurameeres, Mioeänzeit, Thier- und Pflanzenwelt. Diese sieben Bilder sind photographische Verkleinerungen jener grossen, in Oelfarben gemalten Originalgemälde, die in einem Saale der geologisch-paläontologischen Abtheilung des k. k. naturhistorischen Hofmuseums Platz gefunden haben. Indem ich Herrn Hoffmann für das werthvolle Geschenk unsern höflichsten Dank sage, erlaube mir über die Entstehung der drei erstgenannten Gemälde Folgendes zu notifieiren. Vor Jahren, als der Bau der prachtvollen Paläste der Hof-Museen festgesetzt worden und die Bestimmung sanctionirt war, dass die Säle der naturhistorischen Abtheilung von hervorragenden Künstlern gemalte zahlreiche landschaftliche Gemälde zieren sollen, die bestimmt waren, die wichtigsten Naturerscheinungen der Jetztzeit treu und lehrreich dar- zustellen; da hatte mein unvergesslicher Freund Hochstetter auch auf die bildliche Darstellung der Vorgänge und Erscheinungen in der vorhistorischen Natur, in den verschiedenen geologischen Epochen, nicht vergessen können und hat also bildliche Darstellungen aus längst- vergangenen Zeiten, die wir nur aus den gefundenen Resten von Ver- steinerungen zu reconstruiren im Stande sind, in das Programm der anzufertigenden Bilder aufsenommen. Nr. 14 Sitzung am 16. November. D. Stur. 345 Es wurde unter uns persönlich abgemacht, Herr Akademiker Hoffmann werde zu mir geschickt, um bei mir die Gegenstände seiner Bilder kennen zu lernen. Hochstetter wusste es sehr wohl, dass im Museum unserer k. k. geologischen Reichsanstalt die heute vollständigste Sammlung von vorweltlichen Pflanzen, respective Floren vorliege, über welche ich langjährige, mühevolle Untersuchungen anstelle und Thatsachen über die vorweltlichen Floren von Oesterreich-Ungarn zur Disposition habe, wie sie vordem und sonst wohl nicht vorhanden waren. Und da nun nächst dem Antlitze der Erde zunächst dessen Bedeckung mit der Pflanzenwelt die hervorragendste Rolle bei landschaftlichen Darstellungen spielt, so sollte Herr Hoffmann die Zierden pflanzlichen Ursprunges für seine Gemälde bei mir kennen lernen. Derlei in dem ersten Museum Oesterreichs aufzustellende Bilder forderten zu einem ganz besonderen Eifer auf, diese Bilder nicht nur auf den neuesten Standpunkt unseres Wissens zu basiren, sondern wo möglich solche Erscheinungen der früheren Epochen der Welt zur Dar- stellung zu wählen, die für die grauen Vorzeiten der österreichischen Ländereomplexe eigenthümlich sind, und die von Naturforschern anderer Länder nicht zur Darstellung kommen können, da sie eben ausserhalb der Monarchie nirgends sonst in einer solchen Vollständigkeit in der Natur selbst vorliegen und im Museum der k. k. geologischen Reichs- anstalt thatsächlich bewahrt werden. Ich hatte also dementsprechend, gegen die ursprüngliche Meinung Hochstetter's, drei Gemälde, respective Darstellungen in’s Auge ge- fasst; es sind das die grösseren photographischen Copien: I. Stein- kohlenperiode, und zwar der Abschnitt des unteren Carbon; U. Triasperiode, und zwar die Flora der Lunzerschichten und des bituminösen Schiefers vonRaibl; II. die Kreide- periode, und zwar die Flora der Gosauformation und des Quadersandsteins. In dem Bilde der Steinkohlenperiode sind jene Thatsachen, selbstverständlich nach Thunlichkeit, eingetragen, bei denen es mir gelungen war in der betreffenden Flora über die Grösse und Gestalt der einzelnen Arten, deren Stämme, Blätter, Fructificationen, festzustellen. Der Künstler konnte eben in den kleinen Raum nur einige hervorragendste und wich- tigste wenige Arten aufnehmen. Es sind hier zum ersten Male die Haupt- typen der Calamiten (rechte Gemäldehälfte) in ihrer eigenthümlichen Ge- staltung, bald als niedere Wasserpflanzen mit schwimmenden Blättern (Annularien), bald als Landpflanzen mit ihren frei in die Luft empor- ragenden Aesten (Asterophylliten) und Blättern, mit ihren eigenthüm- lichen Fructificationen, wovon die grösseren die weiblichen, die kleineren die männlichen Aehren repräsentiren, dargestellt. Ferner sind (links im Walde) die eigenthümlichen von mir Diplothmema genannten Farne gemalt, deren Blätter in zwei symmetrische Hälften gespalten sind und die die Lianen der Steinkohlenzeit sein dürften; dann der Unterschied zwischen kletternden Farnen, Baumfarnen und niedrigen Farnen und ihrer Fructifi- cation bemerkbar gemacht. Endlich der damalige Hochwald, bestehend aus Lepidodendren und Sigillarien Schritt für Schritt nach Gestalt und Dimen- sionen möglichst genau und wahrheitsgetreu zur Anschauung gebracht. 49* a Be 0 aaa alt AudK. sn 1 m I jean" \ 346 Verhandlungen. Nr. 14 Im Gemälde der Triasformation ist wohl die eigenthümlichste vorweltliche Flora Oesterreichs dargestellt, ein Unicum, das kein Museum der Welt in soleher Vollständigkeit zusammenbringen und auf- bewahren kann, da wir an den betreffenden Schaustücken seit 1843 in Bergbauen gesammelt haben, die bis auf einen einzigen seitdem ver- fallen sind, daher auch ähnliche Stücke ohne ausserordentlichen Opfern nicht wieder gefunden werden können. Das Gemälde zeigt in der rechten Hälfte das Festland und auf demselben die Flora der Lunzer Schichten. Im Wasser stehen Equiseten, am Rande knapp nebenan, der letzte Calamit in einer einzigen Art. Auf dem Felsen sind prachtvolle Cycadeenstämme, geziert mit Blätteru in Schopfform, die wir Pierophyllum nennen. Darunter im Schatten Farne von zweierlei Gestalt; die einen Taeniopteris-Arten erinnern an das heutige Scolopendrium der Gestalt nach; die anderen Olathropteris-Arten haben handförmig differeneirte Blätter. Grosse baumartige Farne (Asterotheca) und niedrige Oycadeen (Pterophyllum) mit riesigen Blättern rechts, lassen einen Durchblick auf die Torfmoore, in welchen sich die Triaskohle in der Aufeinanderfolge ungezählter Jahre bildete. Die linke Hälfte des Bildes ist dem Meere, den darin befindliehen Atollen und den aus denselben emporragenden Vulcanen, nach Angaben Hochstetter's, ferner der auf diesen plaecirten Flora des bituminösen Schiefers von Raibl gewidmet. Eine total verschiedene Flora belebt die Emporragungen der Atolle, bestehend der Hauptsache nach aus Nadel- hölzern, die wir Voltzien nennen und aus einem wundervollen grossen Pterophyllum, dessen Blattfächer 50—70 Centimeter im Durchmesser messen. Vorläufig ist allerdings zu diesem Bilde der Commentar, ausge- stattet mit allen Details noch nicht gedruckt, ebenso wie ich die wissen- schaftliche Erklärung zu den Calamiten-Gestalten des Steinkohlen-Ge- mäldes noch schuldig bin, da das betreffende Manuseript, das seit 1875 fertig liegt, zu den schon im Drucke vorliegenden Tafeln wegen Mangel an Geldmitteln bisher nicht gedruckt werden konnte. Die Grundlinien der Landschaft für das dritte Gemälde sind einer unserer lieblichsten Gegenden, der Neuen Welt bei Wr. Neustadt entnommen und stellen die Gegend fast naturgetreu dar. Rechts die hohe Wand, links die Vorberge, die die Neue Welt gegen die Ebene abschliessen. Im Hintergrunde erhebt sich aus Vorbergen der Schneeberg selbst. In diese uralte Neue Welt war vor Zeiten das Kreidemeer ein- gedrungen, am Rande desselben hatten sich Torflager gebildet, die heute noch als Kohle ausgebeutet werden. In den Bergbauen hat man jene Pflanzenreste gesammelt, die einst die Gegend bewohnten. Aus den Pflanzentrümmern wurden die betreffenden Individuen reconstruirt, links der Pandanus, in der Mitte eine Fächerpalme, rechts grossblüthige Magnolien, dazwischen Araliaceen, im Vordergrunde abgestorbene Stämme von Baumfarnen. Ein durch und dureh echt österreichisches Bild. In diese drei erörterten Gemälde sind daher mit möglichst genau erkannter Wahrheitstreue die Thatsachen hinein gestellt, um dadurch lehrreiche Bilder zu erhalten, denen wohl kaum Jemand einen unleug- baren wissenschaftlichen Werth absprechen kann. Nr. 14 Sitzung am 16. November. D. Stur, _ 347 Der Künstler ist, da ich von meiner Seite strenge alles Unwahre vermieden wissen wollte, willig auf meine Gedanken eingegangen und hat den todten Gegenständen Leben und Licht gegeben in einer Weise, die gewiss alle Anerkennung der Kenner umsomehr verdient, als die Darstellung der Individuen, wenn diese überhaupt generisch und spe- eifisch kennbar gemacht werden sollten, es forderte, dass von jeder Art wenigstens ein Individuum so weit in den Vordergrund gestellt werde, dass seine natürliche Grösse und speeifischen Merkmale noch fassbar geworden sind. Ueberdies ist der feinste Pinsel des Kunstmalers ein zu grobes Instrument, um Details, die zur Erkennung der Art nöthig sind, genau so wie man diese Charaktere mit der Loupe zu sehen bekommt, im Bilde darzustellen. Die Gemälde des Herrn Hoffmann, die die Gegen- stände in einer gewissen Entfernung dem Auge dargestellt zeigen, geben eine ebenso genaue Vorstellung von denselben, als es einem Wanderer in diesen längst verschwundenen Landschaften, mit unbe- waffnetem Auge, gelungen wäre, von diesen lebenden Dingen eine flüch- tige Vorstellung zu erhaschen. Diese Gemälde haben also einen grossen Vorzug vor den gewöhnlichen landschaftlichen Darstellungen, in welchen der Beschauer wohl Gras, Gesträuche, Bäume sieht, aber nie aus den gegebenen Merkmalen zu erkennen im Stande ist, ob Eichen, Buchen, Eschen etc. die gemalte Landschaft zieren. Ein drittes hervorragendes .Geschenk für unser Kartenarchiv sei noch zum Schlusse hervorgehoben. Die Second Geologiecal Survey of Pennsylvania hat uns ihren Grand Atlas zugesendet: Eine grossartige Sammlung von topographischen und geologischen Karten, Profilen überhaupt kartogra- phischen Darstellungen, die in sechs glänzend ausgestatteten Etuis (82 Centimeter hoch, 67 Centimeter breit) enthalten sind. DieDivisionl, Part. I, enthält: County geological Maps. Harris- burg 1885, 49 Blätter. Die Divisionll, Part. I, enthält auf 26, Part. I auf 22 Blättern Darstellungen der Anthrazit Coalfields. Harrisburg 1884 und 1885. 48 Blätter. Die Division III, Part. I, enthält Darstellungen über die Petro- leum and bituminous Coalfields. Harrisburg 1885. 25 Blätter. Die Division IV, Part. I, ist Darstellungen aus den South Mountain and, Great Valley gewidmet. Harrisburg 1885. 34 Blätter. Die DivisionV, Part. I, gibt Details aus Central and South- Eastern Pennsylvania. Harrisburg 1885. 34 Blätter. Dieser grossartige Atlas, von dessen 6 Divisionen meist nur je Part. I vorliegt, der also bisher kaum zur Hälfte fertig vorliegen dürfte, enthält heute schon 200 colossale Karten-Blätter. Indem wir für dieses ausserordentlich werthvolle Geschenk unsern verbindlichsten Dank abstatten, gratuliren wir der Second Geological Survey of Pennsylvania zu ihren Erfolgen und bedauern, auch nicht annähernd Gleiches als Gegengabe bieten zu können. 348 Verhandlungen, Nr. 14 F. Ritter v. Friese. Mineral aus Joachimsthal. Der Vortragende legte ein eben aus Joachimsthal erhaltenes Mineral-Handstück von besonderem Interesse vor. Auf demselben ist ein bisher noch nieht beobachtetes Nebeneinandervorkommen von Uranpecherz und Rothgildigerz ersichtlich. M. Neumayr. Juraablagerungen von Waidhofen ander Ybbs. Das Städtehen Waidhofen an der Ybbs in den niederöster- reichischen Voralpen liegt ungefähr auf der Grenze zwischen der Kalk- zone und dem Flysch, welcher widersinnig unter die mesozoischen Ab- lagerungen einzufallen scheint. Das Thal der Ybbs bildet auf eine kurze Strecke die Grenze zwischen beiderlei Formationen, diese reichen aber nicht bis an den Spiegel des Flusses hinab, sondern werden gegen unten von einer breiten Diluvialterrasse verhüllt, die durch ein hartes Kalk- conglomerat gebildet wird. In dieses hat der Fluss sein von hohen, fast senkrechten Wänden eingesäumtes Bett eingeschnitten. Nur an einer Stelle in der unmittelbaren Umgebung von Waid- hofen finden sich auch ältere Ablagerungen in der Tiefe des Ybbsbettes, und zwar am oberen Ende der Stadt, unmittelbar hinter den letzten Häusern derselben; hier treten annähernd senksrecht stehende Kalke auf, welehe ganz entgegengesetzt der allgemeinen Richtung fast nord- südlich streichen und auf beiden Ufern der Ybbs unter dem Diluvial- conglomerat anstehen. Diese Kalke, welche bisher der Aufmerksamkeit der Geologen entgangen zu sein scheinen, erwiesen sich auf dem rechten Ufer der Ybbs stellenweise als ausserordentlich fossilreich, und lieferten eine bedeutende Anzahl von Arten aus verschiedenen Abtheilungen der Jura- formation, und zwar in solcher Zahl und in so guter Erhaltung, dass dieser Fundort unter allen Vorkommnissen von mittlerem und oberem Jura in den nordöstlichen Alpen einen hervorragenden, wenn nicht den ersten Rang einnimmt. Das Gestein der einzelnen Horizonte ist so auffallend verschieden, dass eine Sonderung der Fossilien und eine Bestimmung des Alters wenig Schwierigkeiten bietet; dagegen ist es vorläufig noch nicht ge- lungen, die Aufeinanderfolge der Horizonte in der Natur festzustellen, doch dürfte dies nicht viele Schwierigkeiten bieten; ich habe das Vor- kommen von Fossilien erst ganz kurz vor meiner Abreise von Waidhofen bemerkt, und die Fossilien wurden erst später durch einen dortigen Sammler eingesandt. Die genauere Untersuchung der Loecalität und die Beschreibung der ziemlich zahlreichen neuen Arten, die sich bei weiteren Aufsammlungen jedenfalls noch vermehren dürften, werden einen ganz dankbaren Gegenstand für eine Arbeit bilden; immerhin aber mag schon jetzt auf dieses neue Vorkommen hingewiesen und ein Verzeichniss der Arten mitgetheilt werden. Die Bestimmungen: wurden zum grössten Theile von Herrn Dr. Rudzky im paläontologischen Institute der hiesigen Universität ausgeführt; Dr. Rudzky wollte den Gegenstand eingehend bearbeiten, da er jedoch Wien verlassen musste und eine Aussicht auf seine Rückkehr nicht vorhanden scheint, so ist eine Fort- führung seiner Untersuchungen nicht zu erwarten. u a FT BET u a A le . . 2 - Nr. 14 Sitzung am 16. November. M. Neumayr. 349 Die Horizonte, welche unterschieden werden konnten, sind folgende : 1. Schwarzgrauer Kalk mit Brachiopoden und Bivalven: Rhynchonella austriaca Suess. Modiola Sturi Tietze. Pecten texturatus Münst. Pinna cf. Hartmanni Ziet. Es ist das offenbar eine Ablagerung aus dem unteren Theile des unteren Lias in der Ausbildungsart, welche man als Grestener Sehichten zu bezeichnen pflegt. 2. Dunkel aschgrauer, stellenweise dunkel lauchgrün gefleckter, etwas erdiger Ammonitenkalk. Phylloceras Kudernatschi Hau. disputabile Zitt. mediterraneum Neum. ” ‚Habellatum Neum. Lytoceras Adeloides Kud. Oppelia fusca Quenst. Haploceras pstlodiscus Schloenb. Stephanoceras rectelotabum Hau. n Genis Opp. Parkinsonia contraria d’Orb. Perisphinctes procerus Seeb. aurigerus Opp. Wagneri Opp. n B)] n ”» Auch hier kann nicht der mindeste Zweifel über das Alter der Ablagerung herrschen, wir haben es mit einem typischen Vertreter der Zone der Oppelia fusca und des Cosmoceras ferrugineum, des unteren Theiles der Bathstufe in alpiner Entwicklung, mit sogenannten Klaus- schichten, allerdings in sehr ungewohnter Gesteinsausbildung zu thun. Ausser den schon genannten Arten finden sich noch einige weitere vor, die augenscheinlich neu sind, und von denen die folgenden erwähnt werden mögen, weil ihre verwandtschaftlichen Beziehungen von einigem Interesse sind: Perisphinctes nov. form. Aus der Gruppe des russischen Per. mos- quensis und mit diesem nahe verwandt, aber durch weiteren Nabel, langsamer anwachsende Windungen und gerundeten Querschnitt unter- schieden. Perisphinctes nov. form. Mittelgrosse Art, verwandt mit Per. spirorbis Neum. aus den Macrocephalenschichten, noch näher aber mit dem von Waagen aus dem Jura von Cutch in Indien beschriebenen Per. Cobra, von dem er sich, abgesehen von anderen Merkmalen da- durch unterscheidet, dass die Windungen schon sehr früh glatt werden. Ferisphinctes cf. alteplicatus Waag. Eine ebenfalls vermuthlich neue Art, welche mit dem genannten indischen Typus verwendet h scheint. 3. Hell grünlich grauer, kurzklüftiger, splittriger Kalk mit sehr zahlreichen Versteinerungen, deren Schalen meist schwärzlich gefärbt oder braun gefleckt sind. Von bekannten Arten finden sich: 350 Verhandlungen. Phylloceras ptychoicum (uenst. »„.. ptychostoma Ben. > mediterraneum Neum. Lytoceras montanum Opp. n quadrisulcatum Orb. Haploceras Stazyczü Zeusch. Oppelia Holbeini Opp. Aptychus lamellosus Voltz. Perisphinctes cf. colubrinus Rein. n geron Zitt. a cf. plebejus Neum. . cf. acer Neum. Aspidoceras acanthicum Opp. Terebratula triangulus Cat. Rhynchonella capillata Zit. Es ist das ein Gemenge von Arten der Acanthieusschiehten mit solehen des unteren Tithon, doch ist durchaus noch nicht festgestellt, ob all die Formen in einer Schicht beisammen liegen oder verschiedenen Horizonten angehören, worauf gewisse Verschiedenheiten des Gesteines und der Erhaltung hinzuweisen scheinen. Neben den genannten Arten finden sich mehrere neue, von welchen einzelne wichtigere genannt werden mögen. Oppelia n. f. af. trachynota Opp. Ein sehr schöner reich verzierter Flexuose, der sich von Oppelia trachynota namentlich durch den Mangel von Knoten auf der Externseite unterscheidet. Perisphinctes n. f. Flanken mit sehr dicht stehenden scharfen, schmalen Rippen bedeckt, die sich ungefähr in der Mitte der Flanken, theilweise auch schon früher an der Nabelkante spalten, so dass stellen- weise Bidichotomie vorhanden ist. Einschnürungen ausgesprochen, von kräftigeren Rippen eingeschlossen. Windungsquerschnitt schmal und hoch, gegen aussen verschmälert. Seiten flach, Nabel verhältnissmässig eng. Bei grösseren Exemplaren werden die Rippen sehr kräftig, die Bidichotomie hört auf, die Theilungsstelle der Rippen ist weiter nach aussen verschoben. Nahe mit Per. seorsus Opp. von Stramberg verwandt, dessen Vorläufer er sein dürfte; die Hauptunterschiede sind das Fehlen einer Externfurche und die gedrängtere Stellung der Rippen bei grösseren Stücken der Waidhofener Art. Perisphinctes n. f. Eine neue, nahe mit Per. Richter‘ Opp. ver- wandte Form, die durch engeren Nabel, und feinere etwas weniger nach vorne geneigte Rippen charakterisirt ist; vermuthlich die Stamm- form von Per. Richtert. 4. Weisser Kalk an den Stramberger Kalk erinnernd. Lytoceras ind. et. Haploceras elimatum Opp. Perisphinctes cf. scruposus Opp. Aptychus punctatus Voltz. Terebratula janitor Pirt. Ithynchonella capillata Zikt. Placunopsis ind. et. dsl: Dis are N El Nr. 14 Sitzung am 16. November. E. Döll. 351 Wir haben es hier mit einer unzweifelhaft tithonischen Fauna zu thun, von der es allerdings noch ungewiss ist, ob sie dem unteren oder dem oberen Tithon angehört, wenn auch das letztere wahrscheinlicher ist. Ein fünfter Horizont ist noch durch das Vorkommen von Bruch- stücken einer grossen, sehr breiten Gryphaea angedeutet, doch ist eine sichere Bestimmung weder der Art, noch ihrer geologischen Stellung möglich. Nähere Untersuchungen an Ort und Stelle werden darüber ohne Zweifel Aufschluss geben und die unmittelbare Feststellung der Schichtfolge gestatten. Auch weit reichere paläontologische Ausbeute ist noch zu erwarten und dann wird es an der Zeit sein, eingehender über den Jura von Waidhofen zu berichten. E. Döll. Ueber einen Riesenpegmatit bei Pisek. — Pyrit nach Turmalin, eine neue Pseudomorphose. Die Stadtgemeinde Pisek hat seit 1883 in ihren Waldungen Brüche auf Feldspath eröffnet, die ein vortreffliches Material liefern. Gegenwärtig findet dieser Spath nicht blos in Böhmen, dessen Porcellan- fabriken bis dahin viel schwedischen Spath bezogen hatten, eine aus- gedehnte Verwendung, sondern er wird auch nach Bayern, Thüringen, Preussen, Belgien und Frankreich ausgeführt und macht auch dort der schwedischen Waare mit Erfolg Coneurrenz. Ebenso wird der mit dem Feldspath brechende reine Quarz, der oft schön rosenroth getärbt ist, rasch abgesetzt. Ich besuchte Pisek Ende October d. J., um mich über das Vor- kommen der obenerwähnten Pseudomorphose zu unterrichten, die ich an einem Turmaline von dort beobachtet hatte. Empfohlen durch Herrn Professor Dr. J. Woldrich, fand ich bei den Herren Stadträthen, mit welchen ich zusammen kam, und dem Herrn Rathssecretär Ludwig von Pomp& die freundlichste Aufnahme. Es wurde mir dadurch .er- möglicht, in der kurzen Zeit meines Aufenthaltes zwei der Spathbrüche zu besichtigen und in dem Piseker städtischen Museum, dessen Director gleichfalls Herr von Pompe& ist, die dort aufbewahrten Beleg- stücke dieses interessanten Mineral-Vorkommens zu studiren. Ich danke hierfür sämmtlichen Herren auf das Wärmste, besonders aber noch Herrn von Pompe&, welcher mir überdies wiederholt bereitwilligst Auskünfte gab und auch Mineralien zum Studium schickte. Ihm ver- danke ich es zunächst, dass ich jetzt über diese Lagerstätten berichten kann, die an Schönheit der darin auftretenden Mineralien den einst so berühmten gleichen Lagerstätten von Zwiesel und Bodenmais in Bayern nichts nachgeben. Gegenwärtig sind bei Pisek drei Brüche eröffnet. Nordwestlich von Pisek in ungefähr 2 Kilometer Entfernung ist der grosse Bruch „u obrazkü* gegen 30 Meter tief, der zweite „bei dem Teiche“ ge- nannte, hat 12 Meter erreicht. Der dritte Bruch ist östlich von Pisek gegen Moldauthein zu in der Mlaker Waldung und erst kürzlich er- öffnet. Sie liegen in dem Turmalin-Granite, den schon Jokely'!) an der Grenze des dort auftretenden Granitmassivs gegen den Gneiss angeführt hat. Ich habe die beiden erstgenannten Brüche gesehen. Der '!) Joh. Jokely, @Geognostische Verhältnisse in einem Theile des mittleren Böhmen. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1855 (VI. Band), pag. 381. K.k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 14. Verhandlungen. 50 352 Verhandlungen. Nr. 14 Pegmatıt bildet da stockförmige Massen in dem Turmalin-Granite ohne bestimmte Grenzen gegen diesen, es sind Ausscheidungen. Seine Gemengtheile sind Orthoklas, Quarz und Turmalin in übergrossen individualisirten Massen, so dass ihm mit Recht der Name eines Riesen- pegmatites gegeben werden kann, wie dies Gümbel mit ähnlichen Gebilden des ostbayerischen Grenzgebirges gethan hat. Als accessorische Gemengtheile erscheinen Glimmer, Granat, Beryll, eine grüne, erdige Substanz, Röthel, Limonit, Pyrit, Arsenikkies, Kupferkies und ein viel Blei enthaltendes Antimon-Mineral, welches Jamsonit sein dürfte. In wenigen kleinen Drusenräumen, welche aber nur gegen Tag zu waren, fanden sich Quarz, Turmalin auskrystallisirt, ausserdem zuweilen noch Glimmer (Muscovit) und Apatit.!) Von accessorischen Bestand- massen hat sich einmal ein aus Quarz und Feldspath bestehender linsenförmiger Körper gefunden. Im Einzelnen lässt sich über die ge- nannten Mineralien und die Bestandmasse Folgendes sagen. Der vorherrschende Gemengtheil ist Feldspath. Aus den indi- vidualisirten Massen kann man Spaltungsstücke von 15—20 Centimeter Seite erhalten. Er kommt jedoch auch in kleineren Individuen vor, selten, wie das im Bruche am Teiche der Fall, bildet er mit Quarz ein klein- körniges Gemenge. Die Spaltungsflächen M und P sind aufeinander normal, Zwillingsstreifung auf P ist nicht bemerkbar. Wenn es auch zuweilen schien, als wäre eine solche vorhanden, so waren es entweder von der Fläche P geschnittene Sprünge parallel der Fläche M oder die bereits von Gümbel?) am Bodenmaiser Orthoklas beschriebene Gitterstruetur. Die Farben neigen sich aus weiss in das graulich- und gelblichweisse ; Stücke von den beiden letzteren Farben sind immer auch weniger durchscheinend als die rein weissen Abänderungen. Der Zu- sammensetzung nach ist es ein Kalifeldspath und muss dieser mit Rücksicht auf die Stellung der Spaltungsflächen und die fehlende Zwillingsstreifung als Orthoklas bezeichnet werden. An wenigen Punkten gegen die Oberfläche zu hat der Orthoklas Härte, Glanz und Spaltbarkeit theilweise eingebüsst und wird endlich zu einer graugrünen erdigen Masse, von welcher noch öfter die Rede sein wird. Dem Feldspathe zunächst steht an Menge der Quarz. Nachdem aus sämmtlichen Brüchen bereits 400 Waggonladungen Spath und 60 Waggonladungen Quarz auf den Markt gebracht worden sind, so dürften sich die Mengen von Quarz und Feldspath in dem Gemenge rund wie 1:6 verhalten. Der Quarz liegt in eben so mächtigen Individuen, wie der Feldspath zwischen diesen und ist weiss bis dunkelrosenroth ge- färbt; ausserdem bei röthlicher Färbung auch in das Violblaue geneigt. An Schönheit gleicht dieser Rosenquarz ganz den bekannten Rosen- quarzen von Zwiesel und Bodenmais und verdient als ein für Oesterreich seltenes Vorkommen eine besondere Erwähnung. In dem tiefsten Bruche hat er sehr abgenommen und kommt dort gegenwärtig fast nicht mehr vor. ‘) Aeusserst selten tritt auch Apatit auf. Ein mir am Tage der Vortrages gesendetes Stück hat ein blaulich-grünes, 1 Centimeter langes Säulchen auf gelblichem Feldspath; einige kleinere Krystalle sind bis zur Hälfte in Feldspath eingesenkt, ’) Gümbel, Beschreibung des ostbayerischen Grenzgebirges. "Nr. 14 Sitzung am 16. November. E. Döll. 353 Auf den Drusenräumen erscheinen 1—10 Centimeter lange Berg- krystalle und Rauchtopase. Als eine merkwürdige Bildung muss der treppenförmige Aufbau mancher dieser Krystalle hervorgehoben werden, die zwischen den anderen von gewöhnlicher Form stehen. Bei einigen dieser Treppenquarze ist das Prisma durch die OP-Fläche ge- schlossen, auf dieser liegt eine seitlich von Pyramidenflächen begrenzte Tafel; aus der Mitte dieser ragt erst die Pyramidenspitze hervor. Eine andere Varietät hat als Abschluss das Prisma einer verzogenen Pyra- midenfläche, diese trägt eine Tafel, welche seitlich von Prismenflächen begrenzt ist, die wieder eine Pyramidenspitze hat. Die seitlichen Flächen sind in beiden Fällen glänzend, während die Flächen, welche die Staffelflächen bilden, im ersteren Falle also die OP-, im zweiten Falle die P-Fläche, matt erscheinen. Als letzter Gemengtheil ist schwarzer Turmalin (Schörl) zu nennen, welcher wohl in bedeutend geringerer Menge als der Orthoklas und Quarz vorhanden ist, an Grösse aber diesen nicht nachsteht, denn ich habe davon Krystalle von 30 Centimeter Länge und 12 Centimeter Dicke gemessen. Bei den grösseren Krystallen sind die Flächen ziemlich undeutlich, die kleineren Individuen hingegen haben in Combination die Flächen R,—2R, ®P2, oR und ®P/,, wovon die letzteren Formen als trigonales, beziehungsweise als ditrigonales Prisma auftreten, scharf ausgebildet. Neben der gewöhnlichen Streifung, parallel zu den Prismen- kanten, ist öfter auch eine Streifung parallel zu den Seitenkanten eines Skalenoeders auf den Prismenflächen bemerkbar. Eingewachsen sind die Krystalle in Quarz und Feldspath. Die von Quarz umgebenen Kıy- stalle sind oft zerbrochen und wieder durch Quarz verkittet; auch ver- bogene Krystalle erscheinen. Die Krystalle der Drusenräume sind immer klein. Als besondere Aggregatformen sind Krystallbündel mit scharf gestreiften Zusammensetzungsflächen der Individuen, dünnstengelige In- dividuen, welche parallel zu einander in einer Fläche liegen, ausserdem grosse Krystalle, gegen welche stengelige Individuen radial gestellt sind, sogenannte Turmalinsonnen, zu nennen. Die dünnstengeligen in einer Fläche angeordneten Aggregate scheinen auf die Grenze des Peg- matites beschränkt zu sein. Wie der Orthoklas ist auch der Turmalin zuweilen gegen Tag zu verändert. Er ist da zu Röthel geworden oder zu der bei dem Feld- spathe schon erwähnten grünen erdigen Masse; auch Pyrit, theilweise auch Arsenikkies, hat sich an seine Stelle gesetzt. Das Nähere über diese Pseudomorphose von Pyrit ete. nach Turmalin ent- hielt der hierüber besonders erstattete Bericht. Als accessorischer Gemengtheil sei zuerst Glimmer (Muskovit) aufgeführt. Derselbe ist in dem Piseker Pegmatit äusserst selten und erscheint auch nur in kleinen Blättchen von weisser Farbe. An zersetzten Feldspäthen sind hie und da Blättchen von gelblicher Farbe, wie eine solche auch fast durchgehends die in den Drusenräumen vorkommenden Blättehen und schuppigen Massen haben. Granat, ein sonst in den Pegmatiten häufiger accessorischer Bestandtheil, fehlt hier fast gänzlich. 50 * 354 Verhandlungen. Nr. 14 { Beryll ist als gemeiner und edler Beryll vorhanden. Der gemeine Beryll, in sechsseitigen Prismen, welche selten die Endflächen zeigen, darunter Individuen von 10 Centimeter Länge und 4 Centimeter Dicke, ist durch die ganze Ausscheidung vertheilt und tritt gegen die Tiefe häufiger auf. Er ist in Feldspath und Quarz eingewachsen. Im Feld- spath ist er überall dort, wo dieser eine Zersetzung zeigt, gleichfalls verändert und geht wie dieser in eine grüne Masse über. Die von Quarz umschlossenen Individuen sind grünlichweiss und gleich manchen Tur- malinen zerbrochen and wieder durch Quarz verkittet. Eine Veränderung haben diese Krystalle insoferne erlitten, als sie an der Oberfläche matt und etwas weniger hart geworden sind. Der edle Beryll ist in kleinen, höchstens 1 Centimeter grossen, eigenthümlich gestalteten Krystallen als grosse Seltenheit in Quarz gefunden worden. Von Farbe spargelgrün, zeigt er fast nur Pyramiden- flächen, welehe durch Krystallecken drusig sind. Des accessorisch auftretenden Röthels ist schon früher Er- wähnung geschehen. Limonit kommt in kleinen derben Massen vor, ist meist mit Pyrit vermengt und ein Umwandlungsproduet desselben. Die im Pegmatit vorhandene grüne Substanz stammt theils vom Turmalin, aber auch vom Feldspath und Beryll. In ihrem voll- kommensten Zustande, gleichsam als Endproduet der Zersetzung, ist sie erdig, von der Härte 1, grünlich-grau bis seladongrün und erinnert öfter sehr an den von Reuss aus Pribram beschriebenen Lillit. Nach einer qualitativen Analyse, welche Herr Johann Wolfbauer, Adjunet der k. k. Boden-Versuchsstation, mit der zur Verfügung stehenden geringen Quantität angestellt hat, enthält dieselbe Kiesel- säure, Eisenoxyd, Eisenoxydul, etwas Thonerde, Mag- nesia und Wasser. Pyrit und Arsenikkies ist mit der eben genannten Substanz auf das innigste verknüpft. Beide Kiese erscheinen als Anflug auf den Spaltungsflächen und Klüften des angegriffenen Feldspaths und Tur- malins, ferner in derselben Weise in der grünen Masse ; beide bilden auch körnige bis dichte Massen an Stelle des Feldspaths und Turmalins. Auch Krystalle können beobachtet werden. Vom Pyrit erscheinen meist Würfel, darunter manche von 1 Centimeter Seite und einer zu den Würfelkanten parallelen Streifung; selten sind Flächen des Pentagonal- dodekaeder, noch seltener jene des Diakishexaeders zu sehen. Die Farbe ist licht bis dunkel speisgelb. Die seltenen kleinen Krystalle des Arsenikkieses haben die gewöhn- liche Form; die Farbe des Arsenikkieses ist licht bis dunkel stahl- grau und zuweilen gelblich angelaufen. Es kommen auch zellige Pyrite vor von dem Aussehen eines aus- gewitterten Knochens, hier und da sieht man darin die Umrisse von grossen Pyritwürfeln, die aber vollständig compact sind. Auch Arsenik- kies tritt zuweilen mit auf, und es ist dann deutlich wahrnehmbar, dass sich der zellige Pyrit aus dem Arsenikkies entwickelt hat, also eine Pseudomorphose von jüngerem Pyrit nach Arsenikkies bildet, der andererseits wieder in Gesellschaft von Pyrit durch Verdrängung einer anderen Substanz an seine Stelle gelangt ist, wie Krystall- Nr. 14 Sitzung am 16. November. E. Döll. 230 umrisse, welche an den zelligen Gebilden vorhanden sind, beweisen. Leider lassen die mir vorliegenden Stücke eine Bestimmung des ehe- mals vorhandenen Minerales nicht zu, Turmalin oder Feldspath waren es aber keineswegs. !) An einer dieser zelligen Massen sah ich auch Kupferkies ein- gesprengt. Ist der im Vorhergehenden betrachtete Pyrit, Arsenikkies und Kupferkies secundärer Entstehung und ebenso auch die in Klüfte des Quarzes eingedrungenen spärlichen Adern dieser Körper, so kommt doch auch mit den umschliessenden Mineralien gleichzeitig gebildeter Pyrit vor, wofür ein Stück vom „Teichbruch“, das aus einem klein- körnigen Gemenge von Feldspath und Quarz besteht und scharfe Pyrit- würfel umschliesst, einen Beleg gibt. An demselben Stücke ist auch eine kleine Partie eines sehr dem Jamsonit gleichenden Minerales, das dunkler bleigrau als Antimonit und einen starken Bleigehalt hat. Die einzige in dem Piseker Pegmatit bis jetzt vorgefundene Bestandmasse hat die Form eines länglichen Geschiebes, ist 25 Centimeter lang und ungefähr 12 Centimeter breit und diek. Würde dieselbe nicht vollständig von dem Pegmatite umschlossen gefunden worden sein, so würde sie Jedermann für ein Geschiebe halten. Die dunkelgraue, fast dichte Masse besteht aus Quarz und Feldspath mit sehr spärlich eingesprengtem Pyrit und Arsenikkies und ist von einer im Mittel 2 Millimeter dicken, lichtgrauen Verwitterungszone umgeben. Pyritnach Turmalin (Schörl]), eine neue Pseudomorphose In der obigen Beschreibung des Piseker Riesen-Pegmatite. wurde bereits diese Pseudomorphose kurz erwähnt. Es liegt hier eins vollständige Vererzung eines Siliecates vor. Den Anfang der Pseudomorphosirung bildet ein Mattwerden des Turmalins parallel zu dessen Spaltungsflächen. Etwas mehr veränderte Stücke zeigen an diesen Stellen einen erdigen graugrünen Ueberzug. Anflüge von Pyrit, seltener auch von Arsenikkies, bezeichnen ein weiteres Stadium der Umwandlung. Es finden sich auch Individuen, in welehen zwischen den Kieslamellen noch viel unveränderter Tur- malin steckt, in anderen wieder ist keine Spur mehr davon erhalten. Auch solche Krystalle, in denen Pyrit (Arsenikkies) nicht sofort der erdigen Substanz gefolgt ist, sondern wo diese sich erst in grösserer Menge, immer aber parallel den Spaltungsflächen entwickelte. Die ersetzenden Riese sind in dem letzteren Fall meist sehr grobkörnig, ja auch in Krystallen ausgebildet, während bei der ersterwähnten Umwandlung in Lamellen sie feinkörnig bis dieht erscheinen. Die Krystalle des Pyrites sind meist Würfel, zuweilen von 1 Centimeter Kante. Selten sind das Pentagonal - Dodecaeder und Diakis-Hexaeder. Der Arsenikkies tritt in der bekannten Combination des Domas mit dem verkürzten Prisma auf. An den durch feinkörnigen oder diehten Kies ersetzten Turma- linen sind die auf den Prismenflächen vorhanden gewesenen Streifungen {) Nicht unerwähnt kann bleiben, dass Gümbel von Bodenmais gleichfalls zellige Pyrite beschrieben hat (Gümbel, Ostbayr. Grenzgebirge, pag. 252). 356 Verhandlungen. Nr. 14 schön erhalten. Wie manche Krystalle sind auch die Aggregate der- selben, welche mit vorkommen, zuweilen umgewandelt. Bei diesen sind auch die Streifungen auf den Zusammensetzungsflächen voll- ständig nachgebildet worden. In Bezug auf das Vorkommen in dem Pegmatitstocke ist zu sagen, dass sich diese Veränderungen in den oberen Teufen nicht gar häufig gefunden haben und immer von zersetztem Feldspath be- gleitet waren. Von dieser Zersetzung scheint zuerst die Umwandlung des Turmalins ihren Ausgang gehabt zu haben. Baron v. Camerlander. Ein Korundvorkommen im nord- westlichen Schlesien. A. v. Lasaulx entdeckte 1878 in einem zwischen Sörgsdorf und Wildschütz (unweit dem Städtchen Jauernig) gelegenen Thale ein interessantes Vorkommen von Olivingabbro, welches er (N. J. f.M. 1878, pag.837) eingehend beschrieb. Liess sich dieser Schilderung selbst auch nichts Wesentliches hinzufügen, so gelang es doch in den mit dem genannten Gesteine in dem erwähnten Steinbruche vergesell- schafteten Amphibolgesteinen einen interessanten Fund zu machen. Dieselben sind stellenweise ganz erfüllt von Korund. Sein Auftreten ist in Körnerform , wobei einzelne Körner bis zur Grösse einer Haselnuss sich finden. Andeutungen von Krystallform sieht man fast niemals. Die Farbe ist bald weiss, bald blau von verschiedener Intensität und bald mehr, bald weniger durchscheinend. Lässt sich im Allgemeinen auch kein gesetzmässiger Zusammenhang zwischen den blauen und weissen Partien nachweisen, so ist doch auch hin und wieder andererseits, da, wo sich ein zonarer Aufbau im Schliff erkennen lässt, zu sehen, wie die einzelnen in einander ge- schachtelten Säulchen, resp. deren Durchschnitte, abwechselnd dem blauen und dem weissen Korund angehören. Die Partien des ersteren zeigen eine ziemlich starke Absorption, beide sind lebhaft polarisirend und beide endlich erweisen sich als optisch zweiaxig, so dass hier nicht, wie z. B. an dem Vorkommen von Barsowka, optisch zweiaxige mit einaxigen Partien abwechseln; ob die blauen etwa einen grösseren Axenwinkel besitzen, als die weissen, vermochte ich nicht zu eruiren. Die Spaltbarkeit, resp. der schalige Aufbau nach R ist oft zu sehen und hin und wieder lässt sich auch ein System dazu senkrecht angeordneter Spaltrisse erkennen. An Einschlüssen ist der Korund ziemlich arm; neben Flüssigkeits- einschlüssen lassen sich viele Gasporen, resp. Hohlräume, wie in den Korunden vom Laacher See (nicht selten in Form negativer Krystalle) er- kennen ; sonst erscheinen wohl noch Erzpartikeln und fragliche mineralische Einschlüsse. Die sonst häufige Verwachsung mit Spinell mangelt. Das Verkommen ähnelt am meisten jenem von Felling in NOe, und ist nicht vergleichbar etwa dem in der Contactzone der Norite von Klausen, wo der Korund übrigens nur mikroskopisch als Contactmineral erscheint. Denn es ist mir sehr wahrscheinlich, dass der Olivingabbro von Sörgsdorf, in dessen Begleitung der korundführende Hornblende- schiefer erscheint, durchaus nicht als Eruptivgestein zu deuten sei, vielmehr als Schichtglied der übrigen krystallinischen Schieferserie, wovon bei anderer Gelegenheit ausführlicher gesprochen werden wird. Nr. 14 Sitzung am 16. November. M. Neumayr. 357 Auch. insoferne zeigt das schlesische Vorkommen sich vergleichbar jenem von Niederösterreich, als es — gleichwie in den bekannten nord- amerikanischen — in einer zum Theil serpentinisirten Amphibol-Plagio- klas-Gesteinsserie auftritt. Literatur-Notizen. Melchior Neumayr. Erdgeschichte. 1. Bd.: Allgemeine Geologie. Leipzig 1886. Das ausgezeichnete Werk, dessen erster Band uns heute vorliegt, ist mit den gewöhnlichen Lehrbüchern der Geologie nicht zu vergleichen und will damit auch nicht verglichen werden. Es ist, wie der Verfasser hervorhebt, für einen grösseren Leserkreis bestimmt und soll den behandelten Stofl! in mehr populärer Weise dem Publikum zu- gänglich machen. Deshalb wurde auch der sonst übliche gelehrte Apparat von Literatur- eitaten weggelassen, der dem Laien vielfach als Ballast erscheint, ein Umstand, der freilich von einem anderen Gesichtspunkte aus zu bedauern ist, insofern die Menge des von dem Verfasser in trefflicher Auswahl verarbeiteten Materials nicht bald wieder in so übersichtlicher und zu weiterem Eingehen so anregender Weise zusammengetragen erscheinen wird, dass das Buch dem Fachmanne mindestens ebenso willkommen sein dürfte wie dem Laien. Der vorliegende Band behandelt die allgemeine Geologie und bringt nach einer längeren Einleitung über die Geschichte und die Grundbegriffe der Geologie zunächst einen Abschnitt über physikalische Geologie, in welchem die Erde in ihrer kosmischen Stellung besprochen und die physische Beschaffenheit unseres Planeten in seinen all- gemeinsten Eigenschaften erläutert wird. Ein zweites der dynamischen Geologie gewidmetes Capitel ist mit besonderer Ausführlichkeit geschrieben, was vielfach zu Dank verpflichten wird. Gerade dieser Theil der Wissenschaft, der so weitausblickende Perspectiven eröffnet, pflegt sonst in Lehrbüchern einer minder eingehenden Darstellung unterzogen zu werden und gerade in diesem Falle haben eine Reihe von neueren Arbeiten eine weitgehende Bewegung in den geologischen Kreisen theils hervorgerufen, theils bekundet, so dass der Verfasser ein doppeltes Bedürfniss gefühlt haben mag, seiner Aufgabe dabei möglichst umfassend gerecht zu werden. Schon die in anderen Büchern in der Regel noch am ausführlichsten beliebte Besprechung der Vulcane macht den Leser mit manchen der neueren Ansichten vertrauter als dies sonst möglich wäre; dass bei diesem schwierigen Gegenstande manche Unsicher- heiten mit unterlaufen, wie die Deutung der sogenannten Laccolithen, ist schliesslich nicht die Schuld des Verfassers. Die seismischen Erscheinungen sind selbstverständlich im Sinne der von Suess und seinen Anhängern begründeten Hypothesen aufgefasst und wird das darüber Gesagte von Jedermann mit Nutzen gelesen werden, da nach unserem Dafürhalten gerade in diesem Punkte die geistvollen Darlegungen des letzt- genannten berühmten Autors einen wesentlichen Widerspruch nicht erfahren haben. Schwierige Klippen (wenn auch desto mehr Stoff) für eine populäre Behandlung bieten stets die controversen Fragen der Wissenschaft, wie dies theilweise bei der Dis- eussion über Gebirgsbildung, über Continentalbewegungen oder das Alter der Festländer der Fall ist. Nicht Jeder wird z. B. die Nothwendigkeit begreifen, dass die Aufthürmung von Kettengebirgen in Folge der Contraction der Erdrinde stets einem nur einseitigen Schube entsprechen soll, während doch ein von zwei Seiten, durch zwei relativ feste Erdrindenschollen zusammengepresstes Gebiet geringerer Widerstandsfähigkeit gewiss ebenfalls sich in Falten legen und über das Niveau der Schollen heraufgedrückt werden müsste. Man wird auch die Ortsveränderung von ganzen Gebirgsketten in der Weise, dass der Abstand, den einige solche Ketten von einander besessen haben sollen, sich durch intensiven Zusammenschub auf grössere Strecken verminderte, wie dies z. B. für die Südalpen angenommen zu werden scheint, zwar für prineipiell möglich, aber nicht in grösserem Maassstabe für nothwendig zu halten brauchen, weil ja die Grenzlinien zwischen zwei zusammenpressenden Schollen gegen die zusammengepresste Faltungsregion schon ursprünglich nicht ‚parallel, sondern convergirend gedacht werden können. Es könnte also das fächerförmige Auseinanderstrahlen der Südalpen nach Osten hin ganz gut einer ursprünglichen Anlage in den räumlichen Verhältnissen dieses Bezirkes der Faltung und seiner Umgebung entsprechen und die Annahme, dass die Südalpen westlich 358 Verhandlungen. Nr. 14 der Convergenz der ungarischen und dinarischen Ketten früher bei vielleicht geringerer Erhebung einen Raum von der Breite Ungarns occupirt haben, wie das aus den von dem Verfasser hier angenommenen Lehrmeinungen von Suess consequen: zu folgen scheint, mag aus manchen Gründen keine unbedingt nothwendige sein. Doch fehlt es an Raum, in einem Referat solche Betrachtungen weiter auszuführen, und wenn durch die Andeutung derartiger Bedenken auch gezeigt werden kann, dass es bei einer Auf- gabe, wie der Verfasser sie sich gestellt hat, fast unmöglich ist, inmitten der in Gährung begriffenen Meinungen überall einen völlig aussichtsfreien Standpunkt einzunehmen, so heisst das nur Selbstverständliches sagen. In keinem Falle aber .wird man dem Verfasser gerechte Anerkennung für das Streben nach grösster Objeetivität und nach einer un- parteiischen Würdigung der verschiedenen Lehrmeinungen versagen dürfen. Im Gegentheil begründet der Umstand, dass die meisten der behandelten Fragen in diesem wie in anderen Abschnitten des Werkes mit peinHcher Sorgfalt selbstständig durchdacht worden sind, einen eminenten Vorzug des besprochenen Buches, denn fast überall, wo sich Professor Neumayr für eine noch nicht aliseitig zugelassene Lehrmeinung entscheidet, setzt er den Leser durch die Aufzählung der dagegen vorgebrachten oder möglicherweise vorzubringenden Argumente in den Stand, die Sache selbst zu prüfen und das Für und Wider bei jenen Ansichten in Erwägung zu ziehen. Der Verfasser zögert sogar in manchen Fällen, eine definitive Entscheidung der behandelten Probleme als gegeben zu erachten, wie das z. B. auch in dem folgenden Abschnitt über die Wirkung von Wasser und Luft einigemal bemerkt werden kann, eine Zurückhaltung, welche namentlich in Anbetracht dessen, dass sein Werk dem grösseren Publikum in die Hände zu gelangen bestimmt ist, den Beweis echter Gewissen- haftigkeit und des vollen Bewusstseins der Verantwortlichkeit liefert, die ein Autor gerade bei einer solchen Veranlassung übernimmt. Wer z.B. das liest, was Neumayr über Gletschererosion, Natur der Grundmoränen und die angebliche Aushobelung von Seebecken durch Gletscher schreibt, wird wohl mit seiner Anerkennung in obigem Sinne nicht zurückhalten. Von besonderem Interesse erscheinen in demselben Abschnitt auch die Ansichten des Verfassers über Thalbildung und Wüstenbildung ; die Meinung, als ob in historischer Zeit wesentliche klimatische Veränderungen in den heutigen Wüstengebieten Platz ge- griffen hätten, wird nicht befürwortet. Das der Gesteinsbildung gewidmete dritte Hauptcapitel des vorliegenden Bandes bietet ebenfalls des Anziehenden genug. Es ist unter Anderem erfreulich hier zum ersten Male in einem für weitere Kreise berechneten Buche allgemeineren Inhalts die Idee vertreten zu finden, dass die Eintheilung der Gesteine nach ihrem geologischen Alter oder vielmehr die Rücksichtnahme der Nomenclatur auf dieses Alter einem unrichtigen Verfahren entspricht. Die Ansichten, welche der Verfasser über die Entstehung und das theilweise jüngere Alter der krystallinischen Schiefer entwickelt, welche er durchwegs für metamorphe, und zwar nicht unter Einwirkung überhitzten Wassers entstandene Bildungen hält, waren nach seinen früheren Publikationen in der gegebenen Weise zu erwarten. Erwähnenswerth ist bei diesen neuesten Auslassungen hauptsächlich die An- deutung der Meinung, dass auch die ältesten krystallinischen Schiefer nur umgewandelte Sedimente sind und dass wir an der Erdoberfläche Spuren der ursprünglichen Erstarrungs- kruste der Erde kaum besitzen. Das Buch ist reich mit guten Illustrationen geziert, welche vielfach im Vergleich zu der übrigen Handbuch-Literatur Neues bieten und neben der klaren, verständlichen Sprache desstIben gewiss dazu beitragen werden den Leser anzuziehen. Wir wünschen dem Werke beim grossen Publikum den besten Erfolg und bei den Fachleuten die Würdigung, die es seiner Bedeutung nach in vollem Maasse verdient. (E. Tietze.) C. Diener. Libanon. Grundlinien der physischen Geo- graphie und Geologie von Mittel-Syrien. Wien 1886, bei A. Hölder. Nachdem Prof. Suess in seinem „Antlitz der Erde“ die Stellung des Libanon und Antilibanon im Rahmen der Gebirgssysteme Vorder-Asiens für eine roch unbe- stimmte erklärt hatte, unternahm es der Verfasser, diese Lücke unserer Kenntnisse auszufüllen und reiste nach Syrien, wo er vom 25. März bis zum 23. Juni 1885 ver- weilte. Heute schon liegen die Resultate dieser Reise und der darauf gegründeten Studien in einem stattlichen, durch Illustrationen und durch eine geologische Karte geschmückten Bande von 412 Druckseiten vor, Es ist ein mit geschickter Hand und eleganter Dietion geschriebenes Buch, in welchem die mit grosser Literaturkenntniss Aha ae na a un, a da a nn Daun ’ > “ e in n „ ” P Nr. 14 Sitzung am 16. November, (©. Diener, 359 zusammengestellten Arbeiten der Vorgänger kritisch scharf beleuchtet und mit den _ eigenen Beobachtungen Diener’s zu einem Gesammtbilde verwoben sind. Bei der den ersten Abschnitt bildenden Uebersicht der stratigraphischen Ver- hältnisse von Mittel-Syrien fällt insbesondere die Entdeckung jüngerer, für pliocän gehal- tener mariner Ablagerungen in der palmyrenischen Wüste als neu und bemerkenswerth auf (neben den vielfach die älteren Angaben berichtigenden Höhenmessungen , welche im Verlauf der Arbeit erwähnt und auch in einem besonderen, in den Mittheilungen _ der hiesigen geographischen Gesellschaft soeben erscheinenden Artikel mitgetheilt werden, eines der wichtigeren positiven Ergebnisse der Reise des Verfassers). Der Charakter der Cenoman- und Turon-Stufe in dem besprochenen Gebiet wird als afri- kanisch nachgewiesen. Das Cenoman wird insbesondere durch einen dem nubischen Sandstein zu vergleichenden Trigoniensandstein repräsentirt. Der zweite Abschnitt ist dem Litorale von Phönicien und dem Libanon gewidmet. ‘Was dabei über Thalbildung, Schneegrenze und Glacialspuren gesagt wird, verdient Beachtung, insofern sich die betreffenden Bemerkungen keineswegs auf den Libanon beschränken, sondern die Ansicht des Verfassers über die dahin gehörigen Fragen im Allgemeinen zum Ausdruck bringen. Dasselbe gilt für die Besprechung des Phä- nomens der Dolinen und der Karrenfelder, nur wird es hierbei dem Leser sehr anzu- rathen sein, die von dem Verfasser besprochenen Originalarbeiten über die Karst- bildung selbst nachzulesen, ehe er sich über die Sache und die Stellung der einzelnen Personen zu derselben ein Urtheil bildet. Ein dritter Abschnitt behandelt das Depressionsgebiet von Cölesyrien, wobei eine Statistik der Erdbeben von Syrien gegeben wird, und ein vierter Abschnitt bespricht den Antilibanon mit dem Massiv des grossen Hermon und die palmyrenischen Ketten, sowie die Wüstengebiete im Osten des Antilibanon. Den grössten Werth dürfte der Verfasser selbst auf das fünfte und letzte Capitel legen, in welchen die Leitlinien des Libanonsystems in ihren Beziehungen zur Structur von Vorderasien und dem östlichen Mittelmeerbecken dargestellt werden, insofern dies ” ja die Aufklärungen zu sein scheinen, welche das Anfangs erwähnte Buch von Suess _ als Desiderat hingestellt hatte. Libanon und Antilibanon werden von Diener als echte Tafelgebirge geschildert. „Brüche und Flexuren, hervorgegangen aus der Zersplitterung eines grossen meridional Big gerichteten Dislocationssystems sind für die Structur dieses Gebietes maassgebend.“ gr Längs dieser Brüche sind gewisse Partien der Tafel in ungleicher Weite niedergesunken, wobei sich stellenweise Senkungsfelder und „Grabenversenkungen“ bildeten, andere Partien sind relativ weniger gesunken oder stehen geblieben. Sie ragen als „Horste“ empor. Libanon und Antilibanon können als ein „Zwillingshorst“ bezeichnet werden. Da jene Brüche nicht durchwegs untereinander parallel sind, -sondern insbesondere etwa von der Gegend des Hermon an nach Norden zu auseinander treten, so findet dementsprechend auch eine „Virgation der Horste“ statt. Das ist die Hauptsache. Vollständig lässt sich zwar ein gewisser Faltencharakter in Syrien nicht leugnen, aber wenn auch, wie Diener sagt, eine Tafel in der Regel mehr als dies hier der Fall ist in langen peripherischen und radialen Linien zusammenbrechen soll, so hat das doch bei Zwillingshorsten nichts zu bedeuten. In diesem Falle nämlich bilden sich „beulenförmige Wölbungen“ aus einzelnen Theilen der Tafel, welche dann zusammen- brechen. „So können Zwillingshorste entstehen, welche gleichwohl integrirende Bestand- theile der Tafel bilden.“ Nur die palmyrenischen Ketten sind zum grossen Theile ein- fache Anticlinalen und „vielleicht die ersten rudimentären Aeusserungen einer tangen- tialen Bewegung der Erdkruste“ während die Spuren des einseitigen Schubes in diesen Gegenden sonst vermisst zu werden scheinen, Es ist gewiss eine erstaunliche Leistung, dass der Verfasser während der relativ kurzen Zeit seines Aufenthaltes in Syrien alle diese Züge im Baue des Landes zu erkennen vermocht hat, und zwar in dem Detail, welches seine auf pag. 395 abge- druckte Karte der Structurlinien von Syrien aufweist. Uns sei nur gestattet, darauf hinzuweisen, dass die auf dieses Detail Bezug habenden Mittheilungen in den speciellen Theilen des Buches trotz des Umfanges des letzteren doch noch bisweilen zu knapp sind, um den Leser völlig von der Anwesenheit aller der genannten Dislocationen zu überzeugen, obschon eine einschmeichelnde Darstellung uns über manche Bruchlinien, die mehr behauptet als erwiesen werden, leicht hinwegführen mag. Mit Recht hebt Verfasser am Eingang seiner Schrift (pag. 5) im Anschluss an Richthofen hervor, dass erst die geologischen Probleme eines Landes gelöst sein müssen, ehe dessen geographische Eigenthümlichkeiten voll begriffen werden können. Es K.k, geolog. Reichsanstalt 1886. Nr, 14, Verhandlungen. 5l a Een ae ih, re 360 Verhandlungen. Nr. 14 scheint aber doch bisweilen, als hätte er selbst den umgekehrten Weg eingeschlagen und aus den Eigenthümlichkeiten der Bodenplastik auf geologische Fragen sich Ant- wort gegeben, ein Vorgang, der allerdings in der Literatur nicht ohne Analogie ist, der aber doch dem subjectiven Ermessen des Beobachters zu freien Spielraum lässt. Dabei soll indessen keineswegs geleugnet werden, dass die sogenannte landschaftliche Diagnose, wie sie einmal von anderer Seite genannt wurde, oder die sogar von hervor- ragenden Männern nicht selten geübte geologische Diagnose der topographischen Karten für das vorbereitende Studium von bedeutendem Werthe sind, ‘ Es kann ja überdies in vielfach kahlen Gebirgsgegenden der Fall eintreten, dass man an dem Unterschied der Gesteinsfärbungen Bruchlinien bis auf 70 Kilometer Ent- fernung zu erkennen vermag, wie dies dem Verfasser von der Spitze des Grossen Hermon aus gelang (pag. 287), man lese aber beispielsweise aufmerksam das, was über die an ihrer Basis von mächtigen, die Aufschlüsse vielfach maskirenden Schotter- absätzen bedeckte Thalsenke von Cölesyrien oder über die Senkungsfelder von Homs und Damaskus mitgetheilt wird, und man wird das oben ausgesprochene Bedenken nicht ganz ungerechtfertigt finden, selbst wenn der allgemeine Charakter des Landes aus einer kleineren Zahl von detaillirter dargestellten Beobachtungen von Diener richtig erkannt sein sollte. Als ein weiteres Beispiel für die Statthaftigkeit dieses Bedenkens will Referent die Darlegung der eigenthümlichen Verhältnisse der Bruchlinie von Medschel anführen, welche, wie Diener an zwei Stellen seines Werkes (pag. 47 und 297) hervorhebt, nicht nur eine wichtige tektonische, sondern auch eine heteropische Scheide- linie sein soll. Diese Linie trennt, wie dies besonders auffallend in der Nähe von Baal- beck hervortreten soll, zwei im Wesen anscheinend gleichalterige Facies des Eocän, den Nummulitenkalk im Westen und den von dem Autor so genannten Wüstenkalkim Osten. Dass es schwer ist, sich einen logischen ursächlichen Zusammenhang zwischen einer, so wie sie ist, doch jedenfalls nach der Ablagerung der dislocirten Schichten entstandenen Störung und einer faciellen Scheidelinie verschiedener, aber gleichaltriger Bildungen vorzustellen, hat Referent schon vor etlichen Jahren (Zeitschr. d, deutsch. geol. Ges. 1881, pag. 288) anlässlich der Discussion über die von anderer Seite an die geologischen Verhältnisse Bosniens geknüpften Speculationen zu betonen Gelegenheit gehabt. Das Paradoxe findet aber immer wieder einen Kreis, wo es gefällt. Wenn auch die Wüstenkalke, wie es scheint, vielfach ein corallogenes Sediment sind, so dass gerade in dem Falle der beiden syrischen Eocän-Facies eine bereits ursprünglich schärfere Ab- sonderung derselben ohne trennende Erhebungen und feste Sı heidewände zur Zeit ihres Absatzes denkbar ist, so könnte das exacte Zusammenfallen einer solchen Absonderungs- grenze mit einer später erfolgten Dislocation, die ja aus grösserer Tiefe als von der Basis des Eocäns her heraufgegriffen haben müsste, doch nur dem merkwürdigsten aller Zufälle zugeschrieben werden, es müsste denn sein, dass der Saum von Korallen- riffen von vornherein mit bereits vor der Bildung des Riffes vorhandenen Störungen in gesetzmässigem Zusammenhange stände, welche Störungen dann nach dem Absatz des Riffkalkes und der faciell verschiedenen Aequivalente seiner Umgebung ein erneutes Auf- leben erfahren hätten. Ein solcher Fall würde aber eine umständliche Darlegung erfordern, Uebrigens sind nach den eigenen Ausführungen Diener’s noch nicht alle Be- denken zerstreut bezüglich der Annahme, Syrien sei ein ausschliesslich von Einsturz- bewegungen beherrschtes Gebiet, welche Bewegungen längs jener wirklichen oder ver- mutheten Bruchlinien stattgefunden hätten. Die von dem Verfasser aufgefundenen marinen Pliocänbildungen in der palmyrenischen Wüste befinden sich in einer Seehöhe von 650 Meter über dem Spiegel des mittelländischen Meeres. Nach der Voraussetzung, das ganze Gebiet sei ein durch Zusammenbruch zerstücktes, nicht gehobenes Tafelland, wird die Annahme nothwendig, dass das Pliocänmeer in jenem Gebiete circa 700 Meter über dem heutigen Meeresniveau gestanden sei. Diese Annahme findet jedoch, wie der Verfasser selbst (pag. 408) betont, in anderen Verhältnissen keine Unterstützung. Er meint deshalb, dass jenes Pliocän erst „durch spätere Bewegungen“, das heisst also wohl Hebungen in die „gegenwärtige Position“ gelangt sei, und diesen scheinbaren Widerspruch zwischen seinen Ansichten gleicht er (pag. 409) dadurch aus, dass er wie früher schon angedeutet, sich das Libanon- und Antilibanongebiet, durch beulen- förmige Auftreibungen oder durch die Anlage von Wölbungen von grosser Amplitude entstanden denkt, mit welchen dann die Einbrüche ihr Spiel trieben. Also kommt die Sache doch auf Faltungen hinaus. Ob man nun diese Faltungen Beulen nennt oder anders, ist schliesslich nur Sache einer spitzfindigen Dialektik. "Wenn es nach den Eingangs erwähnten Ausführungen von Suess wünschens- werth war, die Stellung der syrischen Gebirgsmassen zu den taurischen Ketten ’ Be 3 2 eg wi PEHK BETEN ELREANEN Sitzung am 16. November. €. Diener. 361 EN 14 genauer zu ermitteln, so ist übrigens, wie zum Schlusse noch erwähnt werden soll, diese Aufgabe nach der eigenen Ansicht des Verfassers (vergl. pag. 394) noch immer nicht völlig gelöst, da hierzu eine Bereisung der nördlichsten Theile Syriens erforderlich ge- wesen wäre, wo sich die syrischen Massen mit den Ketten oder Vorketten des Taurus berühren. Es bleibt also noch eine Frage der Zukunft, warum die syrischen Gebirge mit den taurischen „Bögen“ nicht ganz in Stimmung zu bringen sind. 2 Ist übrigens Syrien kein gefaltetes Gebiet, sondern nur ein Tafelland mit beulen - > _ förmigen Auftreibungen,, so liegt augenscheinlich weniger daran, ob die Gebirgszüg e des Landes mit den taurischen Bögen harmoniren oder nicht. Diener folgt der Meinung von Suess, dass das taurische Gebirgssystem seine Aussenseite dem mittelländischen Meere zuwendet. In einer längeren Besprechung, Er welche der Referent (Verhandl. d. geol. Reichsanst. 1885, Nr. 2 vergl. dort auch einen — ‚Artikel Bittner’s) dem „Antlitz der Erde“ gewidmet hat, wurde bereits darauf hin- _ gewiesen, wie wenig Su ess seinen ursprünglichen Ansichten über die Bedeutung der L. sogenannten en und Innenseite von Kettengebirgen treu geblieben ist. Bekanntlich sollte nach der in der „Entstehung der Alpen“ zum Ausdruck gebrachten Idee die Aussen- seite der einseitigen Gebirge durch das Angrenzen stauender Festländer und Tafeln charak- terisirt werden, während die Innenseite eine Zone von Senkungsfeldern zu umschliessen hat. In jener Besprechung wurde nun unter Anderem darauf hingewiesen, dass nach den neuesten Ansichten von Suess die Einbruchsfelder des pacifischen und des atlantischen Oceans für die südamerikanischen Anden, bezüglich für die Erhebungsreihe der Antillen, die Rolle stauender Festländer spielen würden, wenn diese neuesten Ansichten das wären, u % _ wofür ihr Autor sie ausgibt, nämlich die Weiterentwicklung und nicht der Widerruf der früheren, Es wurde auch auf die ähnliche Stellung der Adria gegenüber den dinarischen Ketten verwiesen; insoferne die letzteren nach Suess nunmehr nicht allein als Fort- setzung der Südalpen, sondern auch als solche des Taurus aufzufassen sind, befindet sich ja das adriatische Senkungsfeld an ihrer taurischen Aussenseite (welche freilich gleichzeitig ihre südalpine Innenseite ist). Man hätte nun gleich damals auch den Taurus selbst in den Kreis jener Beispiele hineinziehen können, insoferne die taurischen Bögen ‚das Einbruchsfeld des östlichen Mittelmeerbeckens wiederum auf ihrer Aussenseite nach _ Suess besitzen. Die Sache war hier nur insoferne complieirt und weniger zu einem klaren Beispiele geeignet, als grosse Stücke des klein-asiatischen Bogensystems selbst ‚als theils im Pontus, theils im griechischen Archipel in die Tiefe gesunken dargestellt wurden, so dass die grossen Einbruchserscheinungen nicht blos, wie es die ursprüng- liche Theorie von Suess will, auf der Innenseite einiger dieser Bögen, und auch nicht blos, wie es die spätere Ergänzung dieser Theorie als möglich hinstellte, auf der Aussen- seite derselben Bögen stattgehabt haben, sondern dass auch die Bögen selbst stellen- weise in eine Region der Senkungsfelder gerathen waren, ‘ Durch die heutige Darstellung Diener’s wird nun der Einblick in all diese Erscheinungen in verwickelnder Weise noch dahin ergänzt, dass auf der Aussenseite des Taurus neben dem Senkungsfeld des östlichen Mittelmeerbeckens auch noch eine mit dem Faltensystem des Taurus nicht im Zusammenhange stehende und durch aus- gezeichnete Horste und Grabenversenkungen bemerkenswerthe Tafel auftritt, so dass hier in Bezug auf ein und dasselbe Gebirgssystem eine Mannigfaltigkeit von Phäno- menen vorliegt, von welchen sich einst die Leser der „Entstehung der Alpen“ wohl kaum einen Begriff gemacht haben. Es fragt sich nur, was man in Zukunft mit den verschiedenen Aussen- und Innenseiten der Kettengebirge geologisch eigentlich anfangen kann und woran man dieselben überhaupt erkennt. Es liesse sich ja aus den Darlegungen von Suess selbst der Nachweis führen, Er dass nicht einmal die Convexität oder die Concavität der Gebirgsbögen ein sicheres Kriterium in dieser Hinsicht abzugeben vermag, wenn auch das, was die Aussenseite er der Kettengebirge genannt wird, in der Mehrheit der Fälle der convexen Seite ge- Rt krümmter Gebirge entspricht. Nicht unbemerkt darf ferner nach des Referirenden Ansicht bleiben, dass der hypsometrische Ausdruck der taurischen Stauungserscheinungen in der Nähe der syrischen Tafel nicht grösser erscheint als in der Nähe des mediterranen Einbruchsfeldes. Der Referent hatte am Schlusse seiner Besprechung des Antlitzes der Erde RR, der Erwartung Ausdruck gegeben, dass Manches, was in den Ausführungen des Meisters SE uns noch dunkel geblieben war, durch die Commentare der Schüler erläutert werden könnte. Das vorliegende Buch hat indessen gerade diese Erwartung nicht erfüllt, wenn wir dasselbe auch mit vielem Vergnügen gelesen haben, und wenn man auch dem Eifer und dem Fleisse des Verfassers gegenüber mit gerechter Anerkennung nicht kargen darf, 5, * > N aaa riä u a Ara ar at. ae a aut ="; ‘ - n kn A ei on . H j b 362 | Verhandlungen. Nr. 14 Ei Dieses Buch hat möglicherweise eine in mehr als einer Beziehung symptomatische Bedeutung für eine Richtung, mit welcher sich die neuerdings mehr in Aufschwung kommende geographische Forschung auf geologischer Basis mit mehr oder weniger Glück abzufinden berufen ist, und deshalb mag es begreiflich erscheinen, wenn Diener’s Libanon hier etwas ausführlicher behandelt wurde als dies bei Abhandlungen dieser Art in unseren Verhandlungen üblich ist. (E. Tietze) \ E. Brückner. Diehohen Tauern undihre Eisbedeckung. (Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereines. XVI, Ar h 1886, pag. 163 — 187.) Die hohen Tauern, im Sinne v. Sonklar’s genommen, erfüllen nach einer neuen planimetrischen Berechnung des Verf. ein Areal von 5736 Quadratkilometer, von denen 1706 Quadratkilometer nördlich und 4030 Quadratkilometer südlich vom Hauptkamme gelegen sind. Für die hohe Tauernkette, unter welcher Bezeichnung der Hauptzug. im Gegensatze zu den südlich vorgelagerten Gebirgsgruppen verstanden wird, ergab eine nach neuer Methode vorgenommene Berechnung eine mittlere Kammhöhe von 2956 Meter; dieselbe nimmt in den einzelnen Unterabtheilungen regelmässig von West gegen Ost ab. Als den Gebirgssockel der hohen Tauern bezeichnet der Verf. jene „ideale Fläche, welche entsteht, wenn man einen Strahl, ihn immer senkrecht zur westöstlichen Haupt- richtung des Gebirges haltend, über die Sohle der begrenzenden Längsthäler als Seit- linien gleiten lässt“. Diese Definition des Sockels ist nur bei gleichmässig umtieften Gebirgsgruppen anwendbar, wird jedoch sofort illusorisch, wenn die Gruppengrenzen in hydrographischer Beziehung minder einfach verlaufen und wechselvolle Niveauver- - hältnisse aufweisen. v. Sonklar identifieirte bekanntlich die „Sockelhöhe“ mit der „mittleren Thalhöhe“, sein Sockel war daher in räumlicher Beziehung ein imaginäres Gebilde. Will man jedoch dem Gebirge einen realen Sockel unterschieben, so würde es sich vielleicht empfehlen, denselben nach oben zu durch eine horizontale Ebene zu be- grenzen, welche man sich durch den tiefsten Thalpunkt der Gruppe gelegt denkt, Die Aeusserung des Verf., es sei der Abfall der Centralkette der hohen Tauern gegen N. durchwegs steiler als gegen S., kann leicht missverstanden werden. Es sind nämlich hier unter dem Ausdrucke „Abfall der Oentralkette“ die Neigungsverhältnisse jener Geraden gemeint, welche die einzelnen Punkte des Hauptkammes mit den corre- spondirenden Punkten der grossen Grenzlängenthäler im N. und S. verbinden. Der wirkliche Steilabfall der Gebirgsglieder ist hingegen in allen einzelnen Theilen der hohen Tauern, ebenso wie in der Oetzthaler Gruppe und dem Alpengebirge als Ganzes gegen Süd gerichtet. Von grossem Werthe sind die Mittheilungen über die Grösse der Areale, mit denen die hohen Tauern in gewisse Höhenstufen hineinragen. Es ergibt sich, dass die Südseite der hohen Tauern eine weit bedeutendere Erhebung besitzt als die Nordseite und dass das Maximum der Erhebung an der Südseite der Venediger-Gruppe ange- troffen wird. Aus den in Rede stehenden Angaben wird des Weiteren die mittlere Höhe der einzelnen Gruppen, sowie der gesammten hohen Tauern berechnet und für die letzteren eine solche von 1830 Meter gefunden, unter den Gruppen steht die Venediger- Gruppe mit 2159 Meter, und zwar speciell die Südseite derselben mit 2305 Meter mittlerer Höhe obenan. In der zweiten Hälfte seiner Arbeit macht der Verf. die Resultate der Orometrie der Gletscherkunde dienstbar, indem er den Einfluss der verschiedenen Erhebung und verschiedenen Exposition auf den Grad der Vergletscherung ziffermässig feststellt. Die Gletscherentfaltung, die wir heute beobachten, ist das Product orographischer und klimatologischer Factoren. So ist die Südseite der hohen Tauernkette trotz ihrer stärkeren Insolation stärker vergletschert als die Nordseite, da sie diese letztere an Massigkeit der Erhebung weit übertrifft; von den 326 Quadratkilometer Gletscherfläche der hohen Tauernkette gehören nämlich nur 134 Quadratkilometer der Nord-, hingegen 192 Quadrat- kilometer der Südseite an, obgleich beide Gebiete ein nahezu gleiches Gesammtareal besitzen. Die Gletscherfläche der gesammten hohen Tauern wurde zu 362 Quadrat- kilometer oder 6°3 Procent des Gesammtareals gefunden. Der Hauptantheil derselben entfällt auf die Venediger-Gruppe mit 154 Quadratkilometer, hernach auf die Glockner- Gruppe mit 113 Quadratkilometer, wogegen die eisbedeckten Areale der übrigen Gebirgs- abschnitte verschwinden. Ausgehend von der Annahme, dass mindestens ?/, des Gletscherareales über der Schneegrenze und höchstens !/, unter derselben gelegen ist, betrachtet der Verf. die ) Nr. 14 Sitzung am 16. November. E. Brückner. 363 Höhe derjenigen Isohypse, deren Flächeninhalt jenen drei Vierttheilen des Gletscher- areales an Grösse gleichkommt, als einen Maximalwerth der Höhe der Schneelinie. Auf diese Weise ergibt sich dem Verf., dass die Schneelinie im Gebiete der hohen Tauern von Nord nach Süd erheblich ansteigt, 'und zwar von 2750 Meter auf 2850 Meter, um sich in den südlich vorgelagerten Gruppen noch höher, bis zu 2950 Meter, zu erheben. Das Mittel für die gesammten hohen Tauern wird im Einklange mit v Sonklar zu etwa 2860 Meter geschätzt. Für die Ausmessung der Gletscherareale ist dem Verf. die neue Specialkarte des k. k. Militär-Geographischen Institutes zu Grunde gelegen, welche hier auf Aufnahmen aus den Jahren 1871 und 1872 basirt. v. Sonklar, dessen Messungen sich auf die alte Mappirung von 1807—1835 stützen, fand die Gletscherareale durchaus grösser, und zwar um solche Beträge, dass dies wohl nicht durch eine Ungenauigkeit der Mappirung erklärt werden kann, sondern auf eine thatsächliche Verschiedenheit des Gletscherstandes zurückzuführen ist. Das gesammte Gletscherareal der hohen Tauern hat sich seither um 60 Quadratkilometer oder 14 Procent verringert. Eine eingehende Vergleichung der Gletscherstände von ehedem und heute in den einzelnen Theilen des Gebirges lehrt den Verf. das allgemeine Gesetz erkennen, dass der Gletscherrückgang in horizontaler Richtung in Gebieten geringer Vergletscherung ein sehr viel grösserer ist als in Gebieten stärkerer Vergletscherung. (August Böhm.) E. Brückner. Die Vergletscherung des Salzachgebietes nebst Beobachtungen über die Eiszeit in der Sch weiz. Mit drei Tafeln und drei Karten. Wien 1886. (Band I, Heft 1 der „Geographischen Abhandlungen“, herausg. von Prof. Dr. A. Penck.) Mit der vorliegenden Publication führt sich ein neues wissenschaftliches Unter- nehmen ein, welches zweifelsohne in allen Fachkreisen einer sympathischen Aufnahme begegnen wird. Es bezweckt dasselbe eine Sammlung von sonst selbstständig er- scheinenden Monographien und grösseren wissenschaftlichen Abhandlungen überhaupt, um einerseits denselben eine möglichst weite Verbreitung zu verschaffen und anderer- seits deren Herausgabe zu erleichtern. Wer die neuere geographisch-geologische Literatur mit ihren zahlreichen, in den verschiedensten Verlagen zerstreuten flugschriftenartigen Broschüren verfolgt hat, wird die „Geograpbischen Abhandlungen“ — welche nur nach Bedarf und daher in zwanglosen Heften erscheinen — mit Freuden als einen erspriesslichen Versuch zur Abstellung eines wohl allgemein empfundenen Uebelstandes begrüssen. Die „Abhandlungen“ werden, wie schon der Name besagt, nur grösseren Arbeiten Raum geben und treten somit mit keiner der bestehenden geographischen Zeitschriften in Concurrenz. Was die äussere Ausstattung betrifft, so muss dieselbe in jeder Beziehung als eine tadellose bezeichnet werden. Von den grossen eiszeitlichen Gletschergebieten der Nordalpen war bisher eines noch unserer Kenntniss verschlossen; es fehlte ein Einblick in die Glacialbildungen des Salzachgebietes, wie er uns nunmehr durch Brückner’s Untersuchungen zu Theil wird. Der letzte Strich an dem glacial-geologischen Bilde des Nordabhanges der Alpen ist hiermit gethan, und ungeachtet der vielgetheilten Arbeit tritt die Einheitlichkeit der Anlage in schönster Weise zu Tage. Entsprechend der allgemeinen Abnahme des alpinen Glacialphänomens von West nach Ost stand der alte Salzachgletscher der Grösse nach immitten seiner beiden Nachbarn, dem Inngletscher und dem Traungletscher. Seine starren Fluthen durch- brachen an vier Stellen die Ketten der nördlichen Kalkalpen, indem sie zum Theil über niedere Pässe derselben hinwegstiegen. Das Chiemsee-Achenthal und das Thal der westlichen Traun, das Saalachthal und das Querthal der Salzach bezeichnen die Bahnen, welche dem grossen Eissee des Pinzgaus zum Abfluss dienten, während der Thalkessel von Berchtesgaden wahrscheinlich seinen eigenen Gletscher beherbergte. Als der letzte in der Reihe der nordalpinen Eisströme der Diluvialzeit drang der Salzachgletscher in einem grossen, durch Endmoränen markirten Bogen auf das Vorland hinaus (bis Nunreut), ohne jedoch hierselbst mit seinen Nachbarn, ähnlich wie der Inngletscher, zu einem einzigen Meere von Eis zu verschmelzen. Während übrigens die Oberfläche sämmtlicher Gletscher des Nordabhanges der Alpen westlich des Salzachgletschers beim Austritt aus dem Gebirge noch über der Schneegrenze gelegen war, so dass die eigentliche Gletscherzunge auf das Alpenvorland beschränkt war, griff das Abschmelzungs- gebiet des Salzachgletschers bereits in das Gebirge, und zwar bis in die Gegend von Golling und Hallein zurück. Kart Larh, A ua at 4 364 Verhandlungen. Nr. 14 Die Untersuchungen und die Darstellungen des Verf. tragen allenthalben den Stempel grosser Schärfe und Gewissenhaftigkeit an sich. Derselbe beginnt mit der Schilderung der Grundmoräne, welche als eine „Eisschichte, die ganz und gar mit Gesteinsfragmenten und Schlamm imprägnirt ist“, definirt wird. Am Stampflkees und am Hornkees in den Zillerthaler Alpen hat der Verf. Grundmoränen von 4—5 Meter Mächtigkeit beobachtet; es sind die ansehnlichsten recenten Vorkommnisse dieser Art, über welche bisher in der Literatur berichtet wurde. Auf Grund seiner Beobachtungen tritt der Verf. der auch heute noch mitunter bestrittenen Ansicht bei, dass der Gletscher seine Grundmoräne zum grössten Theile direct dem Untergrunde entnehme. Ufermoränen haben sich nur an wenigen Orten, und zwar nur bei Localgletschern, am schönsten im Berchtesgadener Gebiete, erhalten. Endmoränen lassen die Maximalaus- dehnung des Eises in horizontaler Richtung erkennen und finden sich entgegen den Verhältnissen im Inn- und Ennsthal auch im Inneren des Gebirges. Der verticale Stand des alten Gletschers wurde aus der Verbreitung von Grundmoränen und erratischen Blöcken ermittelt, und zwar ergaben sich für die obere Gletschergrenze u. A. folgende Höhen: Mittersill 1800 Meter, Werfen 169.) Meter, Untersberg 1100 Meter, Haunsberg 830 Meter. Die Höhe der glacialen Schneelinie wird für das Voralpengebiet zu 1200 Meter ermittelt, für das Tauerngebiet auf 1400—1500 Meter geschätzt. Das Gesammtareal des alten Salzachgletschers betrug 7510 Quadrat-Kilometer, wovon 5620 Quadrat-Kilometer auf die Sammelfläche, die übrigen 1890 Quadrat-Kilometer auf die Gletscherzunge entfallen. Drei Schottersysteme — als Niederterrassen-, Hochterrassen- und Deckenschotter bezeichnet — entsprechen, wie im Inn-, so auch im Salzachgebiete, einem dreimaligen Eintritte der Vereisung, Dem ersten und jüngsten Systeme entsprechen die wohl- erhaltenen inneren, dem zweiten die verwaschenen äusseren Endmoränen, während sich diejenigen der ältesten Vergletscherung nicht erhalten haben. Nur die äusseren Moränen sind mit Löss bedeckt, weswegen schon von Penck ein interglaciales Alter für den- selben in Anspruch genommen wurde; doch blieb es dem Verf. vorbehalten, durch die Auffindung eines diesbezüglichen Profiles bei Aschau und Feldkirchen zum ersten Male einen stratigraphischen Beweis hierfür zu erbringen. Ausserdem werden noch weitere sechs interglaciale Profile aus dem Salzachgebiete geschildert, bei denen die moränen- trennende Schicht theils Breceie, theils Schotter und Conglomerat ist, so dass die Zahl sämmtlicher Profile am Nordabhang der Alpen, welche für eine Wiederholung der Vergletscherung beweisend sind, nunmehr auf 19 erhöht ist. Von grösstem Interesse ist jener Abschnitt des Buches, welcher den Salzach- durchbruch von Taxenbach behandelt. Der Verf. fand hier ähnliche Verhältnisse, wie sie Ref. aus dem Ennsthale beschrieben hat; es entsprechen hierbei die Engen von Taxenbach dem Gesäuse und das ÖOberpinzgau dem Oberennsthal; auf den beiden ersteren Thalstrecken findet heute eine lebhafte Erosion statt und sind Glacialschotter- terrassen erhalten, auf den letzteren hingegen erfolgt Accumulation und die Schotter- terrassen fehlen. Im Ennsthale sieht man sich zu einer Erklärung dieses Verhältnisses durch glaciale Erosion gezwungen, wohingegen Verf. die analoge Erscheinung im Pinzgau eher auf eine postglaciale Dislocation zurückführen möchte, Während im Ober- ennsthale hin und wieder an den Gehängen Schotterreste erhalten sind, konnte Verf. trotz eifrigen Suchens im Oberpinzgau keine derartigen Spuren auffinden und schliesst in Folge dessen, dass die Glacialschotter der Salzach hierselbst unter der heutigen Accumulationssohle des Thales verborgen sind. Der Boden des Oberpinzgaus am Ein- gang in die Taxenbacher Enge liegt in einer Meereshöhe von 745 Meter, in der Enge jedoch treten Reste einer Schotterterrasse auf, die bei Eschenau in 855 Meter, bei St. Veit in 770 Meter und weiter thalab bei Bischofshofen in 700 Meter Höhe gelegen ist, somit ein ziemlich regelmässiges Gefälle besitzt. Schräge gegenüber von Eschenau finden sich an der Embacher Plaike jedoch Schotter bis zu 1010 Meter Höhe, so dass hier plötzlich ein beträchtlicher Sprung in der Höhenlage der Schotteroberfläche vor- handen ist. Es ist jedoch durchaus nicht von vorneherein erwiesen, dass dieses letztere Schottervorkommniss mit den übrigen in eine und dieselbe Reihe zu stellen ist und nicht etwa einem älteren, schon ursprünglich höher gelegenen Systeme angehört; diese Möglichkeit wird von dem Verf. nicht in Betracht gezogen. Es reichen ferner die Moränen im Pinzgau bis auf die heutige Thalsohle herab, während sie sich bei Eschenau nicht unter die Isohypse von 800 Meter verfolgen lassen; da hierselbst das Fluss- niveau in 600 Meter gelegen ist, so ergibt sich eine Tiefe des postglacialen Einschnittes von :150 Meter. Der Verf. gibt nun andeutungsweise folgende Erklärung: Durch die postglaciale Hebung einer Schwelle bei Taxenbach (Embach) wurde einerseits die Accumulationsebene des Flusses im Oberpinzgau erhöht, andererseits die Erosions- RE NO SER VON Ser Zi a Dr u ea u EU BE a Kr a Nr. 14 Sitzung am 16. November. E. Brückner. 365 thätigkeit auf dem thalabwärts geneigten Faltenschenkel gesteigert. Je grösser der Betrag .der Hebung wurde, desto stärker wurde hier auch das Gefälle, und schliesslich ward dasselbe so gross, dass die gesteigerte Erosion in jeder Zeiteinheit an jedem Punkt das Flussbett gerade um so viel erniedrigte, als die Hebung in derselben Zeit und an demselben Punkte dasselbe erhöhte, d.h. es trat Gleichgewicht zwischen Erosion und Hebung ein, und die Accumulationsebene oberhalb der sich weiter hebenden Schwelle blieb constant. Bei Embach, wo das Flussgefäll am stärksten ist, würde auch die Hebung am intensivsten sein und dadurch wäre die hohe Lage des Schotters, sowie die hohe Lage der unteren Grenze der Moränen erklärt. Diese Deduction ist gewiss sehr scharfsinnig und bestechend, doch dürfte derselben gegenüber vorläufig eine gewisse Reserve am Platze sein. Zunächst müsste, wie schon betont, der Beweis erbracht werden, dass der hochgelegene Schotter von Embach den übrigen tieferen Schottervorkommnissen der Thalenge einzureihen ist. Sodann wären einige nähere Mittheilungen über die Vorstellungen des Verfassers hinsichtlich der Art und der Ausdehnung der Dislocation wünschenswerth. Was das verticale Ausmaass der letzteren betrifft, so spricht Verfasser von 150—200 Meter und meint, dass es vielleicht Manchen etwas bedenklich scheinen möchte, von einer postglacialen Dislocation von solcher Sprunghöhe zu sprechen. In Wahrheit müsste jedoch die Sprunghöhe der sup- ponirten Dislocation eine noch weit beträchtlichere gewesen sein. Da die Oberfläche des Schotters von Embach nach Angabe des Verfassers in 1010 Meter gelegen ist, die Ober- fläche des entsprechenden Schotters im Oberpinzgau jedoch unter der heutigen Thalsohle begraben sein soll, welch letztere sich am Eingange in die Enge in 745 Meter Höhe befindet, so ergibt sich hieraus allein schon ein nicht zu schmälerndes Ausmaass der Dislocation seit Ablagerung der Schotter von mindestens 265 Meter, welches im Gegen- theile noch um die Mächtigkeit der postglacialen Accumulation im Oberpinzgau zu ver- mehren ist. Da nun jene Accumulation so lange währte, bis in den Engen von Taxenbach unter dem Einflusse der Dislocation das Gefäll der Salzach so gross wurde, dass die Erosion mit der Hebung gleichen Schritt zu halten vermochte, so entspricht die Höhe der Accumulation genau der durch die Dislocation bewirkten Gefällsvermehrung des Flusses. War nun das ursprüngliche Gefäll der Salzach in dem Durchbruche von Taxen- bach etwa dasselbe, wie heute unterhalb desselben, dann beträgt die Gefällsvermehrung auf jener Strecke ungefähr 100 Meter, und um jenen Betrag ist alsdann die ursprüng- liche Schotteroberfläche des Oberpinzgaus unter der heutigen Thalsohle gelegen. Diese 100 Meter zu obigen 265 Meter hinzugerechnet, ergeben 365 Meter für die Sprunghöhe der angenommenen Dislocation, und auch diese Zahl ist noch zu gering genommen, da der Schotter von Embach nicht nur bis zu 1010 Meter, sondern nach der genauen Kartirung von M. Vacek bis über 1100 Meter hinaufreicht. Demnach würde es sich hier nicht um eine Dislocation im Betrage von 150—200 Meter, sondern um eine solche von über 450 Meter handeln, und vor der Annahme einer Niveauverschiebung von so bedeutendem Ausmaasse seit der Ablagerung der Schotter darf man vorläufig um so mehr zurückschrecken, als sich dieselbe in dem Verlauf der vom Verfasser auch gerade in dieser Gegend bestimmten oberen Gletschergrenze nicht im geringsten zu erkennen gibt. Diese letztere müsste aber von einer postglacialen Dislocation ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Auch in den Schichten des Grundgebirges ist bisher bei den sorg- fältigen Aufnahmen der Reichsgeologen kein Anhaltspunkt für eine solche Annahme gefunden worden, obgleich eine Störung von jenem hohen Betrage dem scharfsichtigen Beobachter nicht so leicht hätte entgehen können. Was die Entstehung der Seen des salzburgischen Alpenvorlandes betrifft, so kam der Verfasser diesbezüglich zu denselben Ergebnissen, welche Penck an den Seen der bayerischen Hochebene gewonnen hatte: die Seen erscheinen ihm im Wesentlichen .als ein Werk der Erosionsthätigkeit des Eises. Nicht alle Seen haben sich jedoch bis auf den heutigen Tag erhalten; so ist z. B. der See, welcher einst das grosse Salzburger Tertiärbecken erfüllte, vollständig erloschen. Auch die Bildung dieses letzteren Beckens führt der Verfasser auf die erodirende Thätigkeit der Eismassen zurück und wendet sich mit Unrecht gegen Suess, welcher, wenn er von einem Kesselbruche bei Salzburg spricht, nicht das einstmalige Seebecken, sondern den ganzen grossen Gebirgskessel im Sinne hat. In dem Seengebiete der nördlichen Schweiz, welches der Verfasser ebenfalls in den Kreis seiner Forschungen miteinbezogen hat, liegen die Verhältnisse minder klar und einfach, wie östlich des Rheins. Nur für den Greifen-See und den unteren Theil des Genfer Sees gelang es, den Beweis einer glacialen Entstehung zu erbringen, während sich am mittleren Genfer See und am Züricher See Schotterreste finden, die sich zwar am besten RT. “NER a ER RD Ne POLL EG ion ET A. EL a SR RAU I RAUM 2 h ke 2 Kr .. { \ a } ln Rs ae 366 * Verhandlungen. durch eine glaciale Erosion der Seen erklären lassen, aber nicht gestatten, auf ein solche mit Sicherheit zu schliessen. Ganz allgemein sind jedoch auch hier die Seen a das Gebiet der alten Vergletscherung beschränkt, und wenn auch die glaciale Entstehung der meisten nordschweizerischen Seen noch nicht bewiesen werden kann, so gilt eben- dasselbe auch bezüglich einer jeden anderen Bildungsweise dieser Seen. Ein lehrreie hes Capitel hat der Verfasser den Vorgängen im Salzachgebiete von der Postglacialzeit gewidmet, die sich der Hauptsache nach als eine Erosionsperiode Ye 4 erweist. Aus einer Vergleichung der Erosion, welche die drei glacialen Schottersysteme erlitten haben, geht hervor, dass die Postglacialzeit wesentlich kürzer ist, als jede dr zwei Interglacialzeiten. In den höchsten Alpenregionen hat hingegen die Postglacialzeit + überhanpt noch nicht begonnen. Das Verhältniss der Alluvialzeit zur Diluvialzeit spiegelt r sich sonach in demjenigen der Gegenwart zur Vergangenheit wieder. E Von den dem Werke beigegebenen Tafeln verdient insonderheit die „Höhenkarte des Salzburger Alpenvorlandes“ in 1,250.000 Erwähnung, da sie auf bayerischem Gebiete er fasst ausschliesslich auf eigenen Messungen des Verfassers beruht und uns zum ersten Male ein deutliches und übersichtliches Bild des allgemeinen Bodenreliefs jenes Gebietes entrollt. Ein zweiter Abdruck dieser Karte ist geologisch colorirt und bringt die Er- gebnisse der Kartirung sämmtlicher Diluvialablagerungen zum Ausdruck. “ (August Böhm) K. Oebbeke. Mikroklin und Muscowit von Forst RR Meran. Groth’s Zeitschr. f. Krystallog. ete. Bd. XI. 1886. 5.256 und 257, ‘ ee, Der bei Forst im Gneiss vorkommende Pegmatit enthält bläulich gefärbten und . milchweissen Feldspath, den der Autor als Mikroklin bestimmte. In der ersteren Varietät ist die Gitterstructur selten, die Färbung wird durch schwarze opake Substanz bedingt, “N welche durch Glühen zerstört wird. Auch hier ist der Mikroklin mit Albit verwachsen, wahrscheinlich ist der im Gestein selbstständig vorkommende Plagioklas ebenfalls Albit. r Der Mittheilung sind von A. Schwager ausgeführte chemische Analysen ds bläulichen Mikroklin und des begleitenden Muscowit beigefügt. (B. v. F.). : L. Sipöez. Ueber die chemische Zusammensetzung einiger seltener Minerale aus Ungarn. Groth’s Zeitschr. = f. Krystallog. ete. Bd. XI. 1886. S. 209—219. .- Es werden die chemischen Analysen, die daraus abgeleiteten Formeln und das specifische Gewicht der benannten Minerale gegeben: Sylvanit von Offenbänya, Rothnickel von Dobschau, y Krennerit von Nagyäg, Semseyt von Felsöbanya, = Nagyägit von Nagyäg, Zinkblende von Kapnik, . Wolframit von Felsöbänya, 5 » Nagyag, Wehrlith von Deutsch-Pilsen, 5 „ Rodna, Nickelerz von Orawitza, 5 Schemnitz, Graues Nickelerz von Dobschau, | Bournonit von Nagyäg. Von Wehrlith standen zwei Proben zur Verfügung, die eine vom k. k, Hof- mineraliencabinet , die andere von der Budapester Universität. Es stellte sich heraus, dass zwei verschiedene Mineralien vorlagen, von denen das eine 4:37 Procent Silber und keinen Schwefel, das andere 048 Procent Silber und 1'33 Procent Schwefel ent- hielt. Auch die gefundenen Mengen von Wismuth und Tellur sind sehr stark verschieden, (B. v. F.) Ver lag von Alfred Hölder, k.k. "Hot- ad Unive er: rsitäts- ‚Buchhändler i in Wien, Rothenthurmstr. 15. I) 3} Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. 1586. On VIRIBY Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 30. November 1886. Inhalt: Eingesendete Mittheilungen: Dr. C. W.v.Gümbel. Kurze Bemerkung über die Nummulitenschiehten am Nordrande der Alpen. Dr. F. Herbich. Ueber Kreide- bildungen der siebenbürgischen Ostkarpathen. Dr. A. Bittner. Die neuesten Wandlungen in den modernen Ansichten über Gebirgsbildung. — Vorträge: D. Stur. Vorlage des ersten fossilen Schädels von Ceratodus aus den Reingrabner Schiefern. Obercarbonische Pflanzenreste vom Bergbau Reichenberg bei Assling in Oberkrain. G. Stache. Ueber das Alter Bohnerz führender Ablagerungen am Monte Promina. A. Bittner. Neue Petrefactenfunde im Werfener Schiefer der Nordostalpen. G. Bukowski. Mittheilung über eine neue Jodquelle in der miocinen Randzone der Karpathen und über Algenfunde in den wasserführenden Schichten. — Literatur-Notizen: A. Philippson. R. Scharizer. G. Winkler. J. Melion. R. Freyn. O. Dechen. J. Klvan. H. Haas. B. Medlicott. Ch. Barrois. J. Niedzwiedzki. E. Fugser und K. Kastner. NB. Die Autoren sind für den Inhalt Ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. Dr. C.W. v. Gümbel. Kurze Bemerkung über die Num- mulitenschichten am Nordrande der Alpen. Bei einem neulichen Besuche der Umgegend von Mattsee in Ober- österreich fand ich in dem auffallend hellfarbigen, fast weissen, dünn- geschichteten Schiefer, welcher dort unmittelbar an der Badeanstalt im Hangenden des mächtigen Nummulitensandsteines ansteht und welchen auch Herr Frauscher (Verh. d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1885, Nr. 7) unter 6 erwähnend, in dem Profile etwa zwischen 5 und 6 darstellt, mehrere durch ihre feinkörnige Structur ausgezeichnete Lagen. Die kleinen Körnchen des Gesteins liessen auf das Vorhandensein von Foraminiferen schliessen. In der That erhielt ich dureh Ausschlämmen eine erstaunliche Menge von kleinsten Gehäusen dieser Thiergattung, und zwar weit überwiegend von Globigerinen in sehr gutem Erhaltungszustande. Dieser grosse Reichthum an Foraminiferen ist an sich nicht besonders auffallend, weil ja bekanntlich die zunächst liegenden Gesteinsschichten, namentlich die Nummulitenkalke, eine grosse Anzahl von Foraminiferen ausser den Nummuliten beherbergen, war aber für mich insofern eine ganz neue Erscheinung, als mir in den mit der Mattseer Nummulitenbildung vollständig übereinstimmenden Ablagerungen in Bayern bis jetzt keine derartigen kleinsten Formen, namentlich keine Globigerinen bekannt geworden waren. Ich ver- muthete daher ein Uebersehen in den Proben aus den diesseitigen Nummulitenkalken, weil ich das Material nicht selbst ausgewaschen habe. Eine frische, noch nicht abgeschlämmte Probe, welehe aus dem K. k. geolog. lteichsanstalt 1886. Nr. 15. Verhandlungen. 52 3 TERRA a re 2 IT a Pan a kraal a 368 Verhandlungen. Nr,. 1% Lager im Traunthale bei Hammer entnommen wurde, gab hierüber volle Gewissheit. Ich erhielt dureh sorgfältiges Abschlämmen dieses mergeligen Gesteines neben den von mir beschriebenen grösseren Arten von Foraminiferen in dem feineren Rückstande eine ebenso grosse Menge kleiner und kleinster Foraminiferenschälchen und namentlich auch von Globigerinen, wie aus dem Mattseer Gestein. Es wird daher aus diesen Nummulitenschichten noch eine reiche Nachlese für die Beschreibung der kleinen und kleinsten Foraminiferenformen zu ge- winnen sein, die ich, jetzt mit anderen Untersuchungen beschäftigt. nicht selbst in die Hand nehmen kann. | Ich möchte mir bei dieser Gelegenheit noch die Bemerkung zu machen erlauben, dass ich in dem trotz zahlreichen Verwerfungen und Verstürzungen doch deutlich aufgeschlossenen Profilen bei Mattsee eine völlige Uebereinstimmung mit der Schichtenfolge in Bayern, namentlich am Kressenberg und im Traunthale constatiren konnte. Es folgen in dem ununterbrochenen Aufschlusse von einem einzelnstehenden Bauern- hause bis zur Badeanstalt die Schichten in nachstehender Reihe von unten nach oben (bei einem unter 70° nach S. gerichteten Einfallen): 1. Zu tiefst hinter dem Bauernhause aufgeschlossen, Grünsand- stein in dünnen Bänken mit Pflanzenresten und Zwischenlagen von grauem Mergel. 2. Untere Nummulitenkalkbank, nieht mächtig, glaueonitisch. 3. Mächtiger, gelber Sandstein (Steinbruch). 4. Oberer Nummulitenkalk, sehr mächtig, genau entsprechend dem bayerischen Nummulitenkalke oder dem sogenannten Granitmarmor mit mergeligen Zwischenlagen. 5. Gelber und brauner kalkiger Sandstein, erfüllt mit Brauneisen- und Glauconitkörnern, sehr mächtig. Diese Region entspricht genau der Schichtenreihe, in welcher am Kressenberg die verschiedenen Eisenerz- flötze eingelagert vorkommen. 6. Auf der etwas unebenen, wie ausgewaschen erscheinenden obersten Lage des Eisensandsteins liegt dann der zuerst erwähnte weisse globigerinenreiche Schiefer, in dem ich keine Fucoiden sah und den ich unbedenklich noch den Nummalitenschichten, nicht aber dem Flysch beizählen möchte. Damit endigt das Profil so viel ich gesehen habe und die noch weiter im Hangenden folgenden Schichten sind zu- nächst oberflächlich bedeckt, bis sich erst weiter südlich Flyschsebichten aus der Ueberdeckung herausheben. Ebenso sind die liegenderen Schichten der Nummulitenbildung nach N. zu oberflächlich überdeckt bis zum Ste'labfall am Nunberg, wo ich in einem hellgrauen, dünngeschichteten Mergel zwar keine Belemnitellen, aber doch die Foraminiferenfauna des eretacischen Mergels vom Pattenauer Stollen fand. Also auch in dieser Beziehung lässt sich eine vollständige Uebereinstimmung mit dem Lagerungverhältnissen am Kressenberg erkennen. Dr. Franz Herbich. Ueber Kreidebildungen der sieben- bürgischen Ostkarpathen. (Vorgetragen am 8. October 1886 in der Fachsitzung des siebenbürgischen Museum-Vereins zu Klausenburg.) Seit dem Jahre 1876 blieben in Siebenbürgen die geologischen Arbeiten bei der begonnenen übersichtlichen geologischen Aufnahme des x E x y REREITR VEREIN u Nr. 15 Sitzung am 30. November. F. Herbich. 369 gewaltigen Gebirgszuges seiner Ostkarpathen stehen, was sowohl in - wissenschaftlicher, als auch nationalökonomischer Beziehung umsomehr zu bedauern ist, als gerade diese Uebersichtsaufnahme für erfolgreiche Specialaufnahmen eine nicht zu unterschätzende Grundlage ergab, und dieser Karpathentheil, wegen seiner Naphtaführung, Aufmerksamkeit verdient. Schon in meiner geologischen Arbeit über das Szeklerland und dessen Karpathen, pag. 244, habe ich auf die dortigen Bildungen der oberen Kreide aufmerksam gemacht, für welche mir damals nur spora- dische Anhaltspunkte vorlagen. Auf Grund dieser habe ich nun dem siebenbürgischen Museum- Vereine den Vorschlag gemacht, an jenen Localitäten Aufsammlungen von Fossilien zu veranstalten, welche mir geeignet schienen, genauere Anhaltspunkte für die Horizontirung derselben zu geben; der Museum- Verein ist auch darauf eingegangen und hat mir die Mittel hierzu zur Disposition gestellt und, soweit es diese erlaubten, habe ich in den heurigen Sommermonaten bei Uermös Aufsammlungen veranstaltet. Uermös liegt am östlichen Abhange des Persanyer Gebirges und die dortigen Kreideablagerungen bilden den westlichen Muldenflügel der siebenbürgischen Ostkarpathen. Sie bestehen aus einem mehr oder weniger sandigen grauen oder gelblichen, theils dichten, theils erdigen Mergel, welcher in diesen Ausbildungsformen lithologisch theils dem böhmischen Pläner, theils dem Lemberger Kreidemergel ähnlich ist, oft aber auch in Sandstein übergeht. i Er lagert am Austritte des Uermöser Thales in das Thal des Altflusses an beiden Thalgehängen in mehr oder weniger mächtigen Schiehten, welche bedeutende dynamische Störungen erlitten haben, wie dies die vielen Verwerfungsspalten, welche denselben nach allen Richtungen durchsetzen, zeigen, was die nahen Basaltdurchbrüche er- klärlich machen. Die Mächtigkeit dieser sandigen Mergelablagerungen dürfte an manchen Stellen bis 100 Fuss und darüber erreichen. Zwischen Uermös und Apäcza lässt sich deutlich beobachten, dass diese sandigen Mergel einen theils fein-, theils grobkörnigen Sandstein, welcher in ein kleinkörniges Conglomerat übergeht, überlagern, unter welchem wieder das bekannte polygene Conglomerat des Altdurch- bruches und Burzenlandes liegt. In dem Thale des Uermösbaches beobachtete ich kleinere Auf- brüche jenes dunklen neocomen Karpathensandsteins, welcher weiter nördlich von hier die charakteristische grosse Rhynchonella peregrina Buch führt. Ueber allen diesen Bildungen lagern an den Thalgehängen, dem undulirten Terrain folgend, die Ueberreste der Congerienschichten. Es gewinnt dadurch das Ansehen, als hätten sich dieselben erst nach der theilweisen Erosion der Kreidebildungen abgelagert. Aeltere Tertiärbildungen konnte ich in diesem Terrain nicht be- obachten. Dies sind im Allgemeinen die geologischen Verhältnisse der näch- sten Umgebung von Uermös. 92 * FREE TSECBDONE N EST LEE LE ERREGER RR vr ENTE A FL be ae PER En te ’ . een 7 ERRN Ve Rn b4 Yı we ’ 370 Verhandlungen. Die Aufsammlungen aus den dortigen Kreidebildungen ergabeı ein überraschendes Resultat. Es ist nur zu bedauern, dass der vielfach zerklüftete N welcher schon im anstehenden Zustande in polyedrische Stücke zerfällt, dem Erhaltungszustande der häufigen Fossilien nicht besonders se ist und dass es daher grosser Gesteinsmassen bedarf, um aus denselbeuzs brauchbares Material zu gewinnen. + Dennoch gelang es mir aus dem reichen Material einige hundert: N Exemplare zu gewinnen, welche Bestimmungen zulassen. 6 Ich erlaube mir hier eine Liste einiger Genera und Species KA: geben, welche ich nach einer vorläufigen Bestimmung zusammengestellt F habe, die aber keineswegs auf eine Correetheit Anspruch machen kann, weil mir die Zeit hierzu und die nöthige Literatur mangelte. Eu An Literaturbehelfen standen mir zu Gebote: Geinitz, Der mittlere und obere Quader, Pläner etc. Goldfuss, Petrefacta Germaniae. d’Orbigny, Paltont. franc. terr. eret. . Redtenbacher, Cephalopodenfauna d, Gosaubildungen. Abhandl. d. k. k. geol. Reichs anstalt, Bd. 5. Römer A. Die Verst. des norddeutsch. Kreidegebirges. Schlüter, Cephalopoden der ob. deutsch. Kreide, Schlüter, Kreide-Bivalven. Sowerby, Min. conch. of G. Britain; ausser diesen die Arbeiten von Alth und Kner über den Kreidemergel von Lemberg. 30; Die aufgesammelten und präparirten Exemplare befinden sich in den Sammlungen des siebenbürgischen Museums zu Klausenbug und stehen dort Jedermann zur Ansicht bereit. a, 4 Cephalopoden. ee Mantelli bei Schlüter, Palgr., Bd. 21, Taf 5, Big.7 = pag. 12, a. d. Cenoman. F X a robustus Schlüt., Palgr., Bd. 21, Taf. 21, Fig. 1-8, Taf. 22, Fig. 1, 3, a. d. ob. Senon, Mueronaten-Schichten. Br Ammonites Glaneggensis Itedtb., Cephalop. d. Gosauschichten, Ab- handl. d. k. k. geol. R.-Anst., Bd. 5, Taf. 27, Fig. 3 a, 2, pag. 119. Ammonites obscurus Schlüt., Palgr., Bd. 21, Tak 29 , Fig. 9, 10; a. d. ob. Senon, Mueronaten-Sehichten. Ammonites striatocostatus Schlüt., Palgr., Bd. 21, Taf. 20, Fig. 1-4, r pag. 65, a. d. ob. Senon, Mucronaten-Schichten. Ammonites costulosus Schlüt., Paler., Bd. 21, Taf. 20, Fig, 5, 6, a. d. ob. Senon, Mueronaten-Schiechten. Ammonites Galicianus Favre, bei Schlüt., Palgr., Bd. 21, Taf. 19, i Fig. 3—5, a. d. ob. Senon, Mueronaten-Schichten. Ammonites Bochumensis Schlüt., Palgr., Bd. 21, Taf. 1, Fig. 1—4, pag. 1, a. d. Cenoman. Ammonites clypealis Schlüt., Palgr., Bd. 21, Taf. 15, Fig. 9, 10, pag. 51, a. d. unt. Senon, Quadraten-Schichten. Ammonites subplanulatus Schlüt., Palgr., Bd. 21, Taf. 2, Fig. 5, 6, pag. 4, a. d. Cenoman. . Ammonites Pailletteanus d’Orb., Pal. fr. terr. eret., Pl. 102, Fig. 3, 4, 1 a. d. gres verts sup. ) ! ES TE un ELSE. } . Sitzung am 30. November. 1, Herbich. 371 Ammonites Woolgari Mantell, bei d’Orb., Pal. fr. terr. eret., Pl. 108, Fig. 1, 3, a. d. gres verts sup. Ammonites Seranonis d’Orb., Pal. fr. terr. eret., Pl. 109, a. d. Neocomien. Ammonites Largiliertianus d’Orb., Pal. fr. terr. eret., Pl. 95, a. d. eraie chloritee sup. Ammonites Isculensis Redtbach., Cephalopod., Fauna d. Gosau- sehichten, Abhandl. d. k. k. geol. R.-Anst., Bd. 5, Taf. 29, Fig. 1, pag. 122. Ammonites Requienianus d’Orb., Pal. fr. terr. eret., Pl. 933, a. d. gres verts sup. Ammonites Stobaei Nilsson, bei Schlüt., Palg., Bd. 21, Taf. 18, Fig. 10, 11, pag. 56, a. d. ob. Senon. Ammonites peramplus Mant., bei Schlüt., Palgr., Bd. 21, Taf. 10, Fig. 10, 11, pag. 31, a. d. Turon. Ammonites Velledaeformis Sehlüt., Palgr., Bd. 21, Taf. 18, Fig. 4—7, pag. 60, a. d. ob. Senon, Mucronaten-Schichten. Ammonites Austeni Sharpe, bei Geinitz, d. mittl. und ob. Quader, Palgr., Bd. 22, Theil 2, Taf. 34, Fig. 1-2. Ammonites pseudo- Garden‘ Schlüt., Palgr., Bd. 21, Taf. 16, Fig. 3—6, pag. 54. Ammonites Brandti Redtb., Cephalopod. d. Gosauschicht., Abndl. d. k. k. geol. R.-Anst., Bd. 5, Taf. 24, Fig. 1, pag. 106. Turrilites costatus Lamk., bei d’Orb, Pal. fr. terr. eret., Pl. 145. Turrilites polyplocus Röm., bei Geinitz, d. mittl. u. ob. Quader, Baler. Bd. 22, Th. 2, Taf. 36, Fig. 1,2, 3. Turrilites bifrons d’Ord., Pal. fr. terr. eret., Pl. 147, Fig. 5, 6. Turrilites acutecostatus d’Orb., Pal. fr. terr. cret., Pl. 147, Fig. 3, 4. Helicoceras und Heteroceras, mehrere undet. Arten. Scaphites constrietus d’Orb., Pal. fr. terr. eret., Pl. 129, Fig. 8S—11. Scaphites sp. nov. mit Aptychus, ähnlich Scaphites Römeri d’Orb., bei Schlüt., Palgr., Bd. 24, Taf. 42, Fig. 4—8. Scaphites auritus Schlüt., Palgr., Bd. 21, Taf. 23, Fig. 5—11, pag. 77. Hamites armatus Sow, bei d’Orb., Pal. fr. terr. eret., Pl. 135. Ancyloceras (Hamites) pseudoarmatum Schlüt., Palgr., Bd. 24, Taf. 43, Fig..5—9, pag. 164. Ausser den angeführten Ammonitiden liegt eine Anzahl von Exem- plaren vor, die einer eingehenden Untersuchung bedürfen. In dem bedeutenden Materiale hat sich merkwürdiger Weise kein einziger Belemnit gefunden und nur ein einziger Nautilus, und zwar der interessante Nautilus leiotropis Schlüt., Palgr., Bd. 24, Taf. 48, Fig. 1, 2, pag. 175. Brachiopoden wurden nicht gefunden. Gastropoden scheinen selten zu sein, ich konnte nur ein Denta- lium, und zwar Dentalium nutans Kner (Haidinger, Abhdl., Bd. 3, Taf. 4, Fig. 10, pag. 23) bestimmen. Pyrula planulata Röm., Die Verst. d. norddeutschen Kreidegeb. Pterocera incerta d’Orb., Pal., fr. terr. eret. Pl. 215. Be a a AR LE TA Te 1 Er 372 Verhandlungen. Nr. 15 h . Von Röhrenwürmern Serpula macropus Sow., bei Geinitz, Der mittl. u. ob. Quader, Palgr., Bd. 22, Th. 2, Taf. 37, Fig. 10—12. Echiniden liegen mehrere undeterminirte Arten der Genera Öatopygus, Cardiaster und Holaster vor. Ueberaus reich ist die Ausbeute an Peleeypoden, vor allen anderen ist das Genus J/noceramus sowohl an Individuen als Arten stark vertreten. * Nachdem dieses Genus bei der Determinirung durch die vielen Synonymen ausserordentliche Schwierigkeiten bereitet, so habe ich mich bei Aufzählung der Arten veben dem Autor auch auf die Abbildungen bezogen. a Lamarckü @oldf., bei d’Orb., Pal. fr. terr. eret., Pl. 412, Incceramus labiatus Schloth., bei Geinitz, Mittl. Quader, Palgr., Bd. 20, Th 2, Tak 12) 225% 2, 8. | Inoceramus involutus Sow., Min. eonch., Th. 6, Taf. 583. Inoceramus Brongniarti Sow., bei Geinitz, Mittl. u. ob. Quader, Paler..Bdıi. 227715. 2.772012 Fig. 3. Inoceramus undulatus Röm. ., Verst. d. norddeutsch. Kreidegebirges, Taf. 2, Fig. 12. Inoceramus lingua Goldf., Petref. Germ., Taf. 110, Fig. 5. Inoceramus ÜOripsü Mant, bei Geinitz, Mittl. u. ob. Quader, Paler.,Bd.: 20, Th 2 Tat 13, Fig. 12, pag. 49. Incceramus lobatus Münst., bei Schlüter, Kreidebivalven, Palgr., Bd. 24. Taf. 39, Tig.rt, 2, pa 22. Inoceramus tenuis Mantell, bei Röm., Die Verst. d. norddeutsch. Kreidegeb. Taf. 8, Fig. 11. Inoceramus Decheni Röm., Die Verst. d. norddeutsch. Kreidegeb., Taf. 8, Fig. 10 a,b. Inoceramus cuneiformis d’Orb., Pal. fr. terr. eret., Pl. 407. Inoceramus latus Mant., bei d’Orb., Pal. fr. terr. eret., Pl. 408, Fig. 1, 2. Inoceramus striatus Mant., bei d’Orb., Pal. fr. terr. eret., Pl. 408. Ausser diesen liegen Formen vor, die noch unbeschrieben sind. Ferner von anderen Bivalven: Gerrillia Renauxiana Math., bei d’Orb., Pal. fr. terr. eret., Pl. 398,5 P12.21. Mytilus cf. Dufrenoyi? d’Orb., Pal. fr. terr. eret., Pl. 343. Gervillea solenoides Defr., bei Geinitz, Ob. u. unt. Quader, Palgr., Bd. 20, Th. 1, Taf. 48, Fig. 19, pag. 209. Ostrea Hippopodium Nilsson, bei Geinitz, Mittl. u. ob. Quader, Bd. 22; Th.,,2, "Lak 78, See no Ostrea (Exogyra) lateralis Nills., bei Geinitz, Mittl. u. ob. Quader, Bd. 22, Th. 2, Tat. 2, Fig. 12, 16, 17. Ostrea vesicularis Lmk. Ostrea (Exogyra) columba Desh. Lima elongata Sow., bei Geinitz, Mitt. u. ob. Quader, Bd. 22, Th. ‚2, Baler., "Taf. 9, Fig. 92.10: Astarte, undet. Arten. Pecten Nilsson) Goldf., bei Geinitz, Mittl. u. ob. Quader, Palgr., Bd. 22, Th.’ 2, Taf. 9, Fig. 15-18. Sitzung am 30. November. F. Herbich. 373 Avicula glabra Rss., bei Geinitz, d. unt. Quader, Palgr.. Bd. 20, Th. 1, Taf. 46, Fig. 7, pag. 2u8. Avieula anomala Sow., bei Geinitz, d. unt. Quader, Palgr., Bd. 20, Th. 1, Taf. 46, Fig. 5. Corbula caudata Nilss., bei @Geinitz, Mittl. u. ob. Quader, Palgr., B4.22, Th. 2, Taf. 18, Fig. 19. Anomya papyracea d’Orb., Pal., fr. terr. eret., Pl. 489, Fig. 7—10. An fossilen Knochenresten fand sich ein grosser Wirbelkörper mit einigen daran verwachsenen Rippenstücken. Das Resultat einer genaueren Untersuchung derselben werde ich seinerzeit bekanntgeben. Von Pflanzenresten kann ich des häufigen Vorkommens gewisser Algen erwähnen, die als Cancellophyeus und Chondrites bekannt sind, welche, wenn sie auch für die Altersbestimmung der Gesteinsschicehten im Allgemeinen keinen sicheren Anhaltspunkt gewähren, durch ihre charakteristischen Formen in den Sandsteinbildungen der siebenbürgi- schen Ostkarpathen dennoch eine nicht unwichtige Rolle spielen. Dagegen sind alle angeführten Fossilien bezeichnend für die oberen Kreidebildungen, das Cesoman, Turon und Senon. Die ganze Masse derselben stammt aus einem und demselben Schichteomplexe, dessen Mächtigkeit an dem Orte der Aufsammlung 5 Meter beträgt. Die Aufsammlung der Fossilien aus der Umgebung von Uermös und die bei dieser Gelegenheit gemachten geologischen Beobachtungen ergaben in stratigraphischer Beziehung folgende Resultate: 1. Dass die dunkeln grauen Sandsteine, welche die Unterlage aller darüber folgenden bilden, dem Neocomien angehören, die darüber lagernden groben, polygenen Conglomerate einer höheren Kreidestufe, die über diesen Conglomeraten und unter den sandigen Mergeln liegen- den Sandsteine und kleinkörnigen Conglomerate selbstverständlich auch der Kreide, jedoch einer durch organische Reste nicht näher bestimmten Stufe angehören. Die beiden letzteren erreichen eine grosse Verbreitung durch das ganze Persänyer Gebirge von Uermös über Apäcza, Nussbach, Krizba gegen Vledeny, Tohan, Rosenau, Kronstadt am nördlichen Abhange des Burzenländer Hochgebirges. Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht unerwähnt lassen, dass die Bildungen bei Vledeny in der Geologie Siebenbürgens von Hauer und Stache, pag. 292 und 615, wegen des angeblichen Verkommens von Nummulites variolarıa in einem mit weissen Mergeln wechsel- lagernden Sandstein zur Eocenformation gestellt, wahrscheinlich auch der Kreide, und zwar der jüngsten Stufe derselben, angehören. Ich basire diese Vermutbung auf den Fund von Belemnitella mucronata Schloth. und Baculites vertebralis Lamk., beide aus dem Kreidetuff von Maestricht bekannt, welche ich in den gleichen weissen Mergeln auf den Höhen von Tohan, die in direeter Verbindung mit jenen von Vledeny stehen, gemacht habe. Diese Belege befinden sich in der Sammlung des siebenbürgischen Museums zu Klausenburg. ös ist auch hier am Platze hervorzuheben, und dürfte für die Kar- pathen-Geologen von Interesse sein, dass durch die Belege, welche die ERROR RE TEENS a ew 374 Verhandlungen. Kreidebildungen von Uermös geliefert haben, die fragliche Stellung 2 eines grossen Theiles unseres Karpathensandsteins eine präcisirtere ge- worden ist, indem der den ganzenöstlichen Karpathenzug einnehmende, diekbankige, von mir Uzer Sandstein be- nannte Sandstein, identisch mit demgalizischenJamna- sandstein!), bestimmt dem Horizonte der sandigen Mer gel von Uermös, hiermit der oberen Kreide angehört, wofür die ungemein "häufigen charakteristischen Algen desselben, ganz gleich mit den Formen von Uermös, in Gesellschaft, wenn auch nicht näher bestimmbarer Inoceramen des Uz-, Gyimes- und Ojtoz-Thales, sprechen. A. Bittner. Die neuesten Wandlungenindenmodernen Ansichten über Gebirgsbildung. : Wenn heute ein Mann, der als wissenschaftliehe Autorität gilt, mit einer neuen Hypothese vor die Oeffentlichkeit tritt, so findet er stets eine Anzahl anderer Forscher bereit, dieselbe ohne weitere gründ- liche Prüfung bereitwilligst zu acceptiren, theils einfach zu dem Zwecke, um sie zur Ausschmückung ihrer eigenen Arbeiten zu verwenden, thells aber auch, um auf derselben weiter zu bauen und sie entweder im Sinne des Autors oder nach eigenem Ermessen fortzugestalten. Im letzteren Falle pflegt es dann bisweilen vorzukommen, dass eine solche Idee oder Hypothese in kürzester Zeit in einer Weise umgemodelt wird, welche es deren eigenem Urheber unmöglich macht, sie wieder zu erkennen, ja es kann geschehen, dass dieselbe in das gerade Gegentheil umsehlägt. Daran wäre nichts Auffallendes; auffallend dagegen ist es, wenn dann trotzdem von Seiten der Adoptivväter und späteren Vertreter einer solehen Ansicht der Anschein aufrecht erhalten werden will, diese Ansicht sei trotz alledem in ihrem Wesen unverändert geblieben, oder was dasselbe ist, sie selbst stünden noch vollkommen auf dem Standpunkte, den der Urheber dieser Ansicht einnahm. Aber noch merkwürdiger ist es, wenn ein weiterer Umstand zu solchen Fällen hinzutritt, der nämlich, dass der erste Urheber einer solchen Idee seine Nachfolger und Anhänger ruhig gewähren lässt und mitunter sogar dann, wenn seine ursprüngliche Ansicht oder Hypothese in ihrer Weiterentwicklung bis zur Unkenntlich- keit entstellt, wenn sie nach und nach total umgestaltet, ja wenn sie sogar in ihr vielleicht von ihm einst bekämpftes Gegentheil verkehrt wurde, dennoch keineswegs aus seiner Reserve heraustritt, sondern gestattet, dass ihm die Urheberschaft auch dieser nunmehr geltend gewordenen Anschauung zugeschrieben werde. Die ersten Stadien eines solchen Vorganges scheinen sich gegen- wärtig einleiten zu sollen bezüglich der Anschauungen, welche Suess über die Gebirgsbildung aufgestellt und in seinen beiden Werken: „Die Entstehung der Alpen“, 1875 und „Das Antlitz der Erde“, I. Bd. 1885 vertreten hat. Es ist bereits in Verhandl..d. geol. R.-Anst. 1885, pag. 24 ff. darauf hingewiesen worden, in wie vielfacher Hinsicht Prof. Suess selbst in seinem zweiten Werke nicht mehr denselben Standpunkt vertritt, welchen er in der ze elunp der Alpen“ ursprünglich eingenommen hatte. A Paul und Tietze, Neue Studien der Sandsteinzone der Karpathen. Jahrb. der k. k. geolog. Reichsanstalt, 1879, Bd. 29, pag. 203. Nr. 15 Sitzung am 30. November. A. Bittner. 375 Um nur eine der allerwesentlichsten Veränderungen anzuführen, so waren (1875 l.c., paz. 56) die Ostalpen ein wahrscheinlich aus mehreren, von Süden her aneinander gepressten, einseitigen, also selb- ständigen Gebirgsketten combinirtes Gebirge !), während sie im „Antlitz der Erde“, pag. 352 als ein symmetrisch oder nahezu symmetrisch ge- bautes Gebirge erscheinen, wenn man (vergl. Verhandl. 1885, pag. 26 ff.) die dialeetischen Umhüllungen, unter welchen Prof. Suess den Ueber- gang aus der einen in die andere Meinung vollzieht, aus dem Wege räumt. Aber auch in den Ansichten, welche Suess noch im I. Bande seines bis jetz: unvollendeten zweiten Werkes vertritt, scheinen sich bereits heute einzelne äusserst einschneidende Umänderungen vollziehen zu sollen, und zwar auf dem oben angedeuteten Wege durch Vertreter seiner Ansichten. Hier soll zunächst nur auf zwei Punkte hingewiesen werden, welche sich ]. auf die Bewegungserscheinungen in Ketten- gebirgen, 2. auf die Bewegungserscheinungen in Tafeln oder Tafel- ländern beziehen. Nirgends in seinem zweiten Werke verweilt Suess auch nur ein wenig eingehender bei dem Umstande, der seither vielfach betont wurde (vergl. Verhandl. 1383, pag. 184; ferner ebenda 1885, pag. 32), dass troiz einer als wesentlich horizontal angenommenen Bewegung die eigentliche Aufrichtung der Gebirge doch durch die Faltenbildung selbst, also durch eine aufsteigende Bewegung, die man dann schliesslich doch als eine Hebung bezeichnen muss, hervorgerufen werde. Dieser Umstand nun findet merkwürdigerweise in einigen neueren Arbeiten, die ganz auf dem Siandpunkte der Suess’schen Anschauung zu stehen vorgeben, eine auffallend stärkere Betonung, als dies bei Suess selbst der Fall ist. Das silt für die soeben erschienene Arbeit Diener's „Libanon“ und für Prof. Neumayr'’s Werk „Erdgeschichte“. In erst- genannter Arbeit finden wir pag. 396 die Bemerkung: „Suess hat sich mit voller Entschiedenheit gegen die Annahme jedweder vertical nach aufwärts gerichteter Bewegung ausgesprochen, soweit eine solehe nicht aus Faltung hervorgegangen ist“ und hierzu wird „Antlitz der Erde“, I, pas. 734—741 eitirt — man wird aber an dieser Stelle eine einschränkende Bemerkung der angegebenen Art vergebens suchen. Neumayr (Erdgeschichte, I, pag. 331) sagt: Die Erscheinungen der Gebirgsbildung lassen sich auf zweierlei Arten von Kräften zurück- führen: auf solehe, welche senkrecht nach unten und auf solche, die ganz-oder nahezu?) horizontal wirken. Weiter heisst es pag. 334: „Eine Spur einer selbständig von unten nach oben wirkenden Kraft haben wir nicht gefunden — — — eine selbständige Hebung kommt absolut nicht vor; dagegen findet eine Aufwi irtsbewegung von Massen bei der Faltung der Gebirge als Begleiterse heinung ganz unzweifelhaft statt. Wenn irgend eine horizontal liegende Schicht in Falten gelegt wird, so wird natürlich der Scheitel der Falten höher liegen als ursprünglich die ungestörte Fläche; es findet also eine Empor- 1) Auf diesem von Suess selbst; aufgegebenen Standpunkte sieht heute noch Neumayr in seiner Erdsescnichte, I. Bd., pag. 326. ?) Suess, Antliiz ter Erde, pag. 143, kenat nur tangent:ale (horizontale, d. i schiehende urd faltende) und radiale (vericale, d. i. senkende) Spannungen und Be- wegungen. K.k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 15. Verhandlungen. 53 376 Verhandlungen. Gebirge der Hauptursache nach ihr Hervorragen über ihre Umgebung, aber dieser Vorgang ist nicht die Wirkung einer aus dem Erdinnern emporhebenden Kraft, sondern einer Componente des Seitenschubes, den die Schwere der Massen ausübt.“ Neumayr be zeichnet solche Hebungen als seeundäre. Als eigentliche Hebungen können nur bei gewissen Vulcanen und bei den „Laeccolithen* beob- achtete Vorgänge angesehen werden (vergl. pag. 176 ff., pag. 334). Der Vorgang also, welcher nach den eigenen Worten Neumayrs die Hauptursache des Hervorragens der Gebirge über ihre Umgebung ist, d.h. also die Hauptursache jener Erscheinung, welche die Gebirge eben zu Gebirgen macht, wird von ihm als eine secundäre, nebensäch- liche oder als Begleiterscheinung bei der Gebirgsbildung aufgefasst, mit anderen Worten also, die Bildung der Gebirge ist bei der Bildung der- selben eigentlich eine mehr zufällige Nebensache gegenüber mehr oder weniger ungenügend bekannten anderweitigen Wirkungen einer hypo- thetischen Kraft, mit welcher die wechselnden Lehrmeinungen diese Gebirgsbildung zu erklären bemüht sind.?7 EN In dieser, wie es scheint, allzu subjeetiven Auffassung steht N eu- mayr ganz auf dem Standpunkte von Suess, wie weiterhin gezeigt werden soll. In der schärferen Betonung der Aufwärtsbewegung der Massen jedoch entfernt er sich von dessen Standpunkte und nähert sich sehr bedeutend den letzthin von F.v. Riehthofen in dessen „Führer für Forschungsreisende“ 18836 entwickelten Ansichten über Gebirgsbildung. Nach v. Riehthofen I. ce. pag. 611 hat der Process der Auf- schiebung und Ueberschiebung seine Veranlassung in Stoss und Druck, und zwar ist die eine Componente horizontal, eine zweite aber ver- tieal mit der Richtung nach aufwärts; die letztere ist in vielen Fällen nur eine Ablenkung der horizontalen Bewegung in Folge der Stauung an dem Widerlager und vollzieht sich unter starker Rei- bung; häufig ist ihre Ursache wohl von anderer Art und mit den Vor- gängen verbunden, welche die Bewegung ursprünglich veranlassten. — Es sei ferner darauf hingewiesen, was v. Riehthofen über Falten- gebirge sagt (pag. 664); er spricht hier unter Anderem direet vom „Emporwachsen der centralen Kernzüge zu ihrer, das übrige Gebirge überragenden Höhe“. Besonders wichtig aber sind seine Auseinander- setzungen über die Faltenbildung auf pag. 608: „Da der Raum nach unten ausgefüllt ist, so kann die Faltenbildung mit seltenen Ausnahmen nur in einer Emporwölbung bestehen.“ „Zwischen Je zwei Wölbungen entsteht eine Mulde, deren Boden jedoch, wenn eine andere Bewegung in der Erdrinde nicht hinzukommt!), wahr- ER nie tiefer liegt, als die vormalige ebenmässige fläche. Hier liegt ein wesentlicher und prineipieller Gegensatz zu den Anschauungen von Suess. Riehthofen setzt eine „andere hinzu- kommende Bewegung der Erdrinde“ als Aceidens, Suess dagegen ') Es wird also hier entweder unentschieden gelassen, ob eine solche Bewegung hinzukomme, oder es wird eingeräumt, dass eine solche Bewegung gelegentlich hin- zukommen könne, während bei Suess eine solche Bewegung geradezu als voran- gehend und ursächlich gefordert wird. Nr. 15 Sitzung am 30. November. A. Bittner. 377 nimmt eine solehe Bewegung, d.h. speciell eine Senkung der Erdrinde gegen das Centrum, geradezu als wesentliche Grundbedingung seines „horizontalen Schubes“ und seiner gesammten Falten- und Gebirgs- bildung im Vorhinein an und auf dieser bei v. Riehthofen aceiden- tiellen Bewegung beruht überhaupt seine ganze Hypothese, welche sich gegen alle Hebungserscheinungen wendet, die v. Richthofen für die Gebirgsbildung ohneweiters als wesentlichen Factor gelten lässt. Es ist im Voranstehenden behauptet worden, dass der vonNeumayr und Diener neuestens auffallend hervorgehobene Umstand, dass bei der Gebirgsfaltung doch eine Hebung stattfindet, mag dieselbe nun als seeundär, oder als Begleiterscheinung bezeichnet werden, von Suess selbst in seinem „Antlitz der Erde“ kaum gestreift wird. Eine Behand- lung dieser Seite der Frage müsste speciell im ersten Theile, der von den Bewegungen im äusseren Felsgerüste der Erde handelt, und zwar zanz besonders im Capitel II (Dislocationen) zu finden sein. Aber höchstens das, was Suess hier pag. 145 über die „Aufthürmung von Luftsätteln“ oder pag. 148 ff. über „Ueberschiebungen“* mittheilt, könnte als indireeter Beleg dafür angeführt werden, dass Suess auch an aufsteigende Be- wegungen denkt, aber selbst das wird wieder aufgehoben durch die Angaben pag. 154, 159, 164, welche sich auf die Beschaffenheit der Querbruchflächen beziehen und besonders durch den ganzen Abschnitt (vergl. Verhandl. 1885, pag. 29), welcher die Dislocationen aus ver- einigter Senkung und tangentialer Bewegung behandelt. Dass dieses nahezu vollständige Ignoriren aufsteigender Bewegungen als ein wesentlicher Mangel in der Darstellung bei Suess auch von anderer Seite empfunden wurde, geht am schlagendsten aus der Be- merkung F. v. Hauer’s (Verhandl.”1833, pag. 184) hervor, wonach „bei Faltenbildung selbst aber, insofern dieselbe auf einer nieht weichen- den Unterlage erfolgt, sich, wie es scheint, für die die Sättel bildenden Theile doch eine verticale Bewegung nach aufwärts, d.i. eine wirk- liche Hebung, ergebe“. Es existirt aber dennoch eine Stelle, an welcher Suess verticale Bewegungen nach aufwärts ausnahmsweise zulässt; sie findet sich in Verhandl. 1880, pag. 180 und ist deshalb von ganz besonders hervorragender Bedeutung, weil Suess in derselben seine ganze Lehre ihrem Wesen und Grundgedanken nach wie sonst nirgends kurz und scharf zusammengefasst hat. Diese Stelle lautet: „EsgibtaberkeinerleiverticaleBewe- gungendesFesten, mitAusnahme jener, welche etwamittel- bar aus der Faltenbildung hervorgehen... Vor Jahren wurde bereits dieLehre von den Erhebungskratern auf- gegeben. Ich darf sagen, dass die grosse Mehrzahl der heutigen Geologen die Bildung der Gebirgsketten nicht mehr durch die verticale Erhebung von centralen Axen erklärt. Wir werden uns entschliessen müssen, auch die letzte Form der Erhebungstheorie, die Doctrin von den säcularen Schwankungen der Öontinente, zu verlassen.“ Wie sich aber Suess diese verticalen Bewegungen des Festen nach aufwärts, welche als Ausnahmen „etwa mittelbar aus der Faltenbildung hervorgehen“, welche also dem Leser ziemlich unter- 53 * SEEN ENT wa EN RR LEE ERSTER 373 Verhandlungen, Nr, 15 geordnet erscheinen müssen, eigentlich selbst vorstellt, das kann man vielleicht am besten aus einer Stelle im „Antlitz der Erde#, I, pag. 7, ersehen, wo es heisst: „Durch die tangentiale Bewegung wurden die höchsten Berge der lürde, alle Riesen der innerasiatischen Hochgebirge aufgethürmt, an der Nordseite des Finsteraarhorns Jurakalk und Gneiss seknetet” und bis auf die Spitze der Jungirau der Gneiss über den gefalteten Jura getragen.“ Man wird gestehen müssen, dass Bewegungserscheinnngen, welche „so nebenbei“ derartige Effeete "hervorzubringen i im Stande sind, welche die höchsten Gebirge unserer Erde aufthürmen und Gneissmassen auf die Spitze der Jungfrau emportragen, Bewegungserscheinungen, welchen also eine au fsteigende Tendenz von der gewaligsten Art zukommt, unserer Beachtung im höchsten Grade würdig sind und demnach von Suess bei seinen theoretischen Avseinandersetzungen etwas gar zu nebensächlich behandelt wurden. Es ist ganz klar, dass auch Suess die höchsten Gebirge der Erde im Wesentlichen als dureh aufsteigende Bewegungen gebildet sich vorstellen muss, von denen er selbst an der einzigen Stelle, wo er ihrer iiberhaupt erwähnt, angibt, dass sie Ausnahmen von der Regel bilden, nach welcher es keinerlei vertieale (d. i. aufsteigende) Bewegungen des Festen gibt. Darin haben wir zugleich den letzten und einzigen wesentlichen Unter- schied der Suess’schen Theorie gegenüber den Ansichten über Gebirgs- bildung, welehe Dana, Rogers, Riehthofen und viele Andere auf- gestellt haben, nach welchen die Gebirge zwar genau so wie bei Suess durch tangentiale Bewegung entstanden gedacht werden, aber ohne dass aufsteigende Bewegungen direct negirt oder nur ausnahmsweise zugelassen werden. Die Erkenntniss, dass die Suess’sche Hypothese in diesem Punkte mit den in der Natur vorliegenden Thatsachen sich nieht im vollen Einklange befindet, scheint sich nunmehr in der oben angedeuteten Weise durch stärkeres Hervorheben des Gedankens einer aufsteigenden Bewegung als Hauptfaetor der Gebirgsbildung in den Sehriften von Diener und Neumayr Bahn brechen zu wollen, wodurch zugleich ein Aufgeben des Suess’schen Stardpunktes und ein Hiniihbergravitiren zu den neuestens auch von F. v. Richthoien verireienen Anschauungen eingeleitet wird. 2. Eine noch weit einschneidendere Modification scheinen die An- sichten von Suess gegenwärtig in einem zweiten Punkie erfahren zu sollen. Es bezieht sich das auf die Bewegunzserscheinungen, welehe nach Suess in den Tafelländern und „Horsten“ aufıreten. Wie Diener bei der Besprechung der tectonischen Verhältnisse «es Libanon (l. e., pag. 396) anführt, hat sich Suess speciell den amerikenischen Forschern (vor allen White) gegenüber, welche wirkliche Hebungen der „Ho:»ste“ von Colorado und Utah annehmen, mit aller Entschiedenheit gegen die Annahme jedweder vertical nach aufwärts gerichteter Bewegung aus- gesprochen, soweit eine solche nicht aus Faltung hervorgegangen ist. In Tafelländern gibt es also überhaupt keinerlei aufsteigende Bewegung, nicht einmal eine solehe, die ausnahmsweise im Gefolge der Falten- und Gebirgsbildung auftreten kann. Diener ist nun düreh seine Unter- suchungen im Libanon gezwungen worden, sich in dieser Hinsicht von Nr. 15 Sitzung am 30. November. A. Bittner. 379 den Anschauungen von Suess zu entiernen und sich der Meinung De Lapparents anzuschliessen, weleher die Entstehung der „Horste“ dureh die Annahme zu erkläven versucht, dass zunächst eine Wöl- bung angespannt werde, welche sodarn an deram stärksien ge- spannten Stelle zerreisse. Den Vebergang zu den Ansichten De Lappa rents vollzieht Diener in folgendem Satze (paz. 398): „Es kann geschehen, dass durch allseitige Stauchung Theile eines Tafeleebirges als eine beulenförmige Wölbung oder als ein langgesireckter Dom von grosser Amplitude sich aufthürmen und dann zusammen- brechen. So können Zwillingshorste entstehen, welche gleichwohl inte- grirende Besiandtheile der Tafel bilden. Ihre Entstehung darf nicht ver- wechselt werden mit den complieirten . . Falten der Kettengebirge. Denn sie sind nichi aus einem einseitigen Schub, sondern aus einer allgemeinen Stauchung der Massen hervorgegangen. Zu der Annalıme einer vertical aufwärts gerichteten Hebung liegi auch in diesem Falle keine Verarlassung vor.“ Wir stehen hier offenbar vor einer zweiten grossen Ausnahme von den von Suess erkannten Gesetzen der Gebirgsbildung, nach denen sich in Tafelgebirgen überhaupt gar keine Hebungserscheinungen, nicht einmal ausrahmsweise, wie bei der Gebirg ssfaltung, geltend machen dürfen. Nach Diener darf das freilich der Fall sein, es dürfen sich zwar immer noch nieht durch eine vertical nach aufwärts gerichtete Hebung, es dürfen sich aber allerdings durch „allgemeine Stauchung der Massen“ Wölbungen von grosser Ämplitude „aufthürmen“, un bei einer von Suess zuerst gebrauchten gemeinsamen Umschreibung zu bleiben. Wir haben also bei Suess ausnahmsweise „Aufthürmung“ von Gebirgen, während wir beiDiener eine „Aufthürmung“* in Tafelländern kennen lernen. Es kann uns gleichgiltig sein, ob dieselbe dieser oder jener Kraft zugeschrieben wird, wir haben zunächst nur zu constatiren, dass „Aufthürmung“, d. i. eine aufsteigende Bewegung in beiden Fällen zugegeben wird. !) Auch bei der Besprechung der Höhenlage der pliocänen Mergel bei Homs, welche Diener anffand, gelangt derselbe (pag. 409) zu der Ansicht, dass gewichige Gründe für die Annahme vorhanden seien, es befärden sich diese plioeären Ablagerungen der nalmyrerischen Wüsie nicht in ihrem ursprünglichen Niveau. sonde:n seien ersöi durch spätere Bewegung en in ihre gegenwärtige Position gelungt, ob- wohl er sich auch hier (pag. 407) nichs verhehlt, dass d’e Annahme post- plioeäner Hebungen (Diener vermeidet es aber sorgfälig, das veipönie Wort anzuwerden ) für diese Ablagerungen der palmy.erischen Wüste richt statthaft erscheint, sobald man den Siandpuntt der Auffassung von Suess in seiner ganzen Strenge acceptirt, demzu.eige nach aufwärts gerichtete Verticalbewegungen in Horsizebirgen vollsiändig ausgeschlossen werden. Troiz aller dieser Erwägungen gibi Diener den Suess’schen Standpunkt vollständig auf?) und gelangt auf pag. 409 auf seine schon ‘) Man verzl. hier auch die Bemerkangen von Dr. E. Tietvze in Verhandl. 1886, paz. 359 A. ?) Von einem Aufgeben oder Acceptiren in grösserer oder geringerer Strenge kann hier nicht die Rede sein, wo es sich um das Existiren oder Nichiexistiren auf- steigender Bewegungen handelt — dem Satze : „Es gibt keine aufsteigenden Bewegungen“ bei Suess steht der andere „Und es gibt doch solche“ eben diametral gegenüber. a Dr 380 Verhandlungen. pag. 398 geäusserte, oben eitirte Ansicht über die Entstehung des e Libanon zurück. Es ist merkwürdig, zu beobachten, wie Diener bei seinen Deductionen jeder Betonung des Vorhandenseins einer vertical nach aufwärts gerichteten Bewegung nach Kräften aus dem Wege geht und wie er bei der Besprechung der Lage des palmyrenischen Pliocäns Ei zumeist einfach von einer späteren Bewegung spricht, die trotz alledem, er mag nun wollen oder nicht, auch von ihm nur als eine Hebung gedacht werden kann. Werden wir uns also klar darüber, was Diener’s Neuerung be- deutet. h Suess negirt absolut das Vorhandensein irgendwelcher Hebungs- erscheinungen bei seinen Tafelländern und „Horsten“. Diener dagegen nimmt solche an. Damit tritt er in den denkbar schärfsten Gegensatz zu Suess und wenn er dennoch den Schein aufrecht zu erhalten sucht, als stehe er auf dem Boden der Suess’schen Lehre, so befindet er sich in einem schweren und greifbaren Irrthume. Seine Anschauung bedeutet nicht eine Modifieation dieser Lehre, sondern einen Wider- spruch gegen dieselbe und ein Aufgeben derselben. Nachdem also die von Suess nur so nebenbei erwähnte Empor- stauung oder „Aufthürmung“ der Gebirge von Neumayr in viel prä- eiserer Form als Hauptursache der Gebirgsbildung erklärt wird, kommt Diener und sucht nachzuweisen, dass die von Suess mit noch viel grösserer Schärfe ausgesprochene Art der Bewegung in Tafelländern (deren allgemeine Senkung) erhebliche Ausnahmen erleide, indem die- selben, wie schon die amerikanischen Forscher wollten, thatsächlich auch gehoben würden. Also Hebungen hier und Hebungen dort. Gleichzeitig greift Löwl („Die Granitkerne des Kaiserwaldes bei Marienbad“, Prag 1885; Refer. in Verh. 1835, pag. 403) auf die längst für beseitigt gehaltenen Theorien über vuleanische Hebung wieder zurück und auch Neumayr spricht sich dahin aus (l. e. pag. 181), dass die Reaction gegen die Erhebungstheorie bei Vulcanen zu weit ge- gangen sei und dass den Eruptivmassen eine beschränkte active Rolle bei der Massenbewegung zuerkannt werden müsse. Während also Suess noch weitaus nicht die dritte Etappe seiner Beweisführung, die säcularen Bewegungen, überwunden hat, wird die kaum von ihm ver- lassene zweite Etappe in seinem Rücken bereits wieder von neuen Gegnern besetzt und auch die für ganz gesichert gehaltene Ausgangs- position abermals lebhaft bestürmt und angegriffen. Wir sind demnach in der Weiterentwieklung der Suess’schen Gebirgsbildungshypothese gegenwärtig an einem Punkte angelangt, wo diese Hypothese von Seiten ihrer Anhänger eine so radicale Umgestaltung zu erleiden Gefahr läuft, dass sie nahezu daran ist, in ihr von ihrem ersten Urheber selbst bekämpftes Gegentheil umzuschlagen und so selbst in aller Form aufgehoben zu werden. Man darf daher wohl mit einiger Spannung der Stellungnahme des Urhebers dieser Hypothese gegen- Dr der von seinen Anhängern vorgenommenen Umgestaltung entgegen- sehen. Auf jeden Fall wird es gut sein, sich vollkommen klar darüber zu werden, was von den betheiligten Seiten in diesen Fragen behauptet wird und wie diese Behauptungen sich gegen einander verhalten. 1% Sitzung am 30. November. D. Stur. 381 Vorträge. D. Stur. Vorlage des ersten fossilen Schädels von Ceratodus aus den obertriadischen Reingrabner Schiefern von Pölzberg nördlich bei Luna. Nach den neuesten Daten die Herr v. Zittel, Director des paläontologischen Institutes in München, in einer Abhandlung über Ceratodus in den Sitzungsberichten der m. ph. Classe der k. bayeri- schen Akademie der Wissenschaften, 1836, Heft IL, veröffentlicht hat, besitzen die verschiedenen Sammlungen und Museen allerdings zahl- reiche einzelne Zähne von den mesozoischen Ceratodus-Arten, die theils lose, theils in selteneren Fällen noch auf dem Opereulare (Spleniale) oder Pterygo-Palatinum aufsitzen; der Schädel eines fossilen Cera- todus ist jedoch bis heute meines Wissens unbekannt geblieben. Im verflossenen Sommer habe Herrn Haberfellner in Lunz veran- lasst am Pölzberge zum Behufe von Aufsammlung der Petrefacte des Reingrabner Schiefers einen kleinen Stollen anzulegen, um Gelegen- heit zu gewinnen, in dem herausgeförderten Materiale schiehtweise die eingelagerten Petrefacte sammeln zu können. Der Stollen geht aus dem Hangenden in’s Liegende; wir hofften also vorerst den Reingrabner Schiefer zu verqueren, dann auf den Aonschiefer zu stossen und so die tiefere Reihe der Lunzer Schichten bis auf den Reiflingerkalk zu verqueren. Der Stollen war kaum begonnen als ich nach Lunz und auf den Pölzberg kam. Auch gestehe ich, dass ich von der gewonnenen Aus- beute sehr wenig befriedigt mich fühlte, da in dem bis dahin heraus- geförderten Reingrabnerschiefer, der im Gehänge oberflächlich sehr tief verwittert war, sich zwar zahlreiche kleine Fischehen, aber nur kleine Individuen von Cephalopoden eingefunden hatten. Die Cephalopoden waren es aber, deren Gewinnung das Hauptziel dieses Unternehmens bildete. Während dem nun das durchgeklopfte Material als Ausbeute ge- packt wurde, um nach Lunz getragen zu werden, hatte ich noch jene Halde zu zerwühlen angefangen, die vom Eingange in den Stollen herausgefördert worden war, die also die jüngsten Lagen des ange- schnittenen Reingrabner Schiefers enthielt. Kaum hatte ich in dieser Halde des schon ganz verwitterten Schiefers mit dem Hammer einige Eingriffe gemacht, traf ich einen harten knolligen Gegenstand. Derselbe im vorbeifliessenden Bächlein gereinigt, zeigte das Hauptstück des vorliegenden Fundes, und zwar sah ich vorne die beiden Ceratodus-Zähne des Oberkiefers ganz deut- lich, während auf der Rückseite die saurierartig ornamentirten Platten des Schädels hervortraten. Nach gewonnener Ueberzeugung, dass hier ein hochwichtiger Fund vorliegt, habe ich nun die Halde durehgemustert und alle auch die kleinsten Stückehen von Knochen aufgelesen. Habe vor allem die zwei Unterkiefeızähne darunter gefunden und jene zahlreichen Trümmer auf- gehoben, die die zunächst am Kopfe folgenden Skelettheile des Thieres darstellen. 382 Verhandlungen, Der in Wien durchgeführte Versuch, die einzelnen Theile anein- ander zu kleben, gelang fast vollständig, da nur 3 kleine isolirte zum Skelet gehörige Stückehen vorläufig als nicht anklebbar übrig blieben. Indem ich hier gleich die Nachricht gebe, dass Herr Adjunt Friedrich Teller es übernommen hat, den Ceratodus-Fund paläonte- logisch sorgfölügst zu bearbeiten, möchte ich nur die schon jeist klar vorliegenden Daten über die Gruppirung und Situaiion der Zähne an diesem Schädel kurz skizziren. Am vorderen Ende des Schädels ist der vorderste Theil der Knochenplatten des Maules, eigentlich der Oberlippe, allerdings be- schädigt und es lässt sich vorläufig nieht feststellen, ob bei der vossilen Art, wie es bei dem lebenden Ceraiodus beschrieben wird, die oberen zwei schneidenden aufrechtstehenden Zähne vorhanden waren oder nicht. Was man unter dem Brucle der Schädelplaiten als vordersten Theil des Peirefacts zu sehen bekommt, das sind die zwei eigenthüm- lich gekerbten, kammartigen Zahnplatten oder Zähne des Gaumens. Diese sind merkwürdigerweise so knapp aneinander plaeirt, dass sie nur ein kaum bemerkbarer, wenig eırhabener scharier Mediankiel voneinander scheidei, an welchem man eine Naht bemerki, längs welcher die beiden Zähne zu einem einzigen Zahne verwachsen zu sein scheinen. Nimmt man die beiden Zahnplaiten des Unterkiefers und stellt sie an die erwähnten Gaumenzähne, so wie sie aufeinander passen, so sieht man, dass auch diese Unterkieierzahne in ihrer natürlichen Lage, sehr knapp aneinander plaeirt sein mussten, also ebenfalls dichter bei- sammen siehen mussten, als es bei der Jeberden (eraiodus-Art abge- bildet wird. Ws erscheint daher der vorderste T'heil des Maules oben und unten von den Zälnen des Gaumens und des Unterkiefers dicht bepflastert gewesen zu sein. Es sei nur noch bemerkt, dass sowohl die Gaumen- als auch die Unterkieferzöhne unseres Cerasodus gleich flaclı erscheinen und auf den flachen Theilen der Zahnplatten erhabene Kiele, die zu den Kämmen oder Hürnern derselben hinziehen würden, beiden fehlen. Aufiallend sind auf den Zahnflächen beider rundliche Veriefungen, die nach der Medianlin’e des Gaumeas hin mehr hervorireien und dichter gesiellt sind. ° Ich freue mich sehr daraut, dass es Heıru Teller gelingen wird, bei der Bearbeitung dieses Fundes, neue wichige, den fossilen Ceratodus erläuternde Daten zu erobern. Vorläufig ist das consiatirve Vorkommen von Ceraiodus in unseren Lunzer Schichten ein neuer Vergleichspunkt für die Parallelisirung des Lunzer Sandsteines mit dem deutschen Letten- koblensandstein. Nachdem durch diesen Fund das Vorhandensein von Ceratodus in dem Reingrabner Schieier ausser Zweitel gestellt erscheint, gewinnt nun ein zweiter älterer Fund, den He Haberfellner, ebemialls am Pölzbe.ge. und zwar in einem jeist ganz verfallenen, an den jetzigen knap» anschliessencen Siollen, vor einigen Jahren gemacht hat, an Wichügke‘t. Ina einer Cönner, keum 2 Centimeier mächügen, etwa 40 Cepti- meier langen Plaite des Reiagrabner Schie’ers, die gespalten werden mussie und dabei in viele kleine Siücke brach, liegt ein fischarüger vr ” ..; Nr. 15 Sitzung am 30. November. D. Stur. 383 Rest. Es ist dieses gewiss der hinterste Theil eines Thieres, dessen Schwanz oben und unten von einer continuirlich ausstrahlenden Flosse umsäumt wird, wie dies bei Ceratodus der Fall ist. Die knorpelige Wirbelsäule ist flach gepresst, daumbreit und sind an derselben die Wirbeln nicht kenntlich. Vorläufig sind an dem unpräparirten Reste die Schuppen nur in verworrenen undeutlichen Abdrücken wahrnehm- bar. Das ganze Skelet ist überhaupt von einer erhärteten, nur hier und da durchbrochenen Schieferhülle umgeben, unter weleher nur an den beschädigten Stellen braune Knochensubstanz bemerkbar wird. Es liegt beim Anblick des Restes der Gedanke sehr nahe, dass hier ein hinterer Theil eines Ceratodus vorliegen könnte. D. Stur. Obercarbonische Pflanzenreste vom Berg- bau Reichenberg bei Assling in Oberkrain. Im heurigen Frühjahre hatte ich den Entschluss gefasst, in jenen Theil der Südalpen eine Excursion zu unternehmen, in welchem nörd- lich von Pontafel, nördlich von Tarvis und nördlich von Kanker die Herren: Vicedireetor Dr. G. Stache und Adjunet Friedrich Teller so sehr anregende, wichtige und an Resultaten reiche geologische Unter- suchungen und Aufnahmen, in den dort auftretenden paläozoischen For- mationen durchgeführt haben. Ich wollte nieht nur im Allgemeinen diese Gegenden, die ich bisher nicht Gelegenheit fand, zu besuchen, specieller kennen lernen, über- dies über die bisher geleistete höchst schwierige Arbeit und die erlangten Resultate derselben eine Instruction einholen; ich hatte vor, meinerseits über das Auftreten der Steinkohlenformation in der betreffenden Alpen- landschaft eine richtige Anschauung anzustreben, in weleher Land- pflanzen und marine Thierreste enthaltende Ablage- rungen in häufiger Wechsellagerung getroffen werden, wie nirgends sonst im Obercarbon. Um genügend orientirt zu sein, habe ich vor der Hinreise das in unserem Museum vorliegende Gesammtmateriale über die Steinkohlen- flora der Alpen, das ich vor Jahren durchbestimmt hatte, abermals durchgenommen; hoffend, dass ich mit den seither gewonnenen Er- fahrungen,, insbesondere über die Culm- und Untercarbonflora ausge- rüstet, hier und da nützliche Aenderungen werde vornehmen können in den ursprünglichen Feststellungen. Das Resultat dieses Studiums gipfelte in der Erkenntniss, dass in unseren Alpen — mit Ausnahme einiger sehr schlecht charakterisirter Fundorte, die möglicherweise eine Culmflora enthalten könnten ; mit Ausnahme ferner der Carbonpflanzen-Fundorte am Semmering und am Kaisersberge, die dem Untercarbon angehören — an allen übrigen Fund- orten, wovon einige sehr reiche Pflanzensuiten geliefert haben, die jüngste Schicehtenreihe des Obercarbons in ihrer Flora vertreten erscheint. So vor allem die Stangalpe in Steiermark; das Steinacher Joch (Pichler) und die Farbengraben zwischen Nösslach und den oberen Hellenbachgraben (Stache) in Tirol; Jauerburg am Wege zur Pristava (Morlot, Peters); Pasterk-Bauer, Bad Vellach N, oberhalb der Waldgrenze (Teller); Schutthalde des Osselitzer Baches bei Tröpelach OÖ. (Stur); beim rothen Stein, südlicher Hang des Garnitzer Berges K.k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 15. Verhandlungen. 54 384 Verhandlungen. Nr. 15 (Rotky); Garnitzer Kofel, Südseite über dem Wege zunı Ofen (Stache); zwischen dem Auernigg und Ofen (Rothenstein), Auernigg SW. (Stache; siehe auch Höfer, Vorläufige Notiz über das Anthraeit-Vorkommen in der Nähe der Ofenalpe bei Pontafel. Klagenfurt 1871. Jahrb. d. n.-h. Museums, X; und Unger, Anthraeit-Lager in Kärnten. 1869. Sitzungsb. der k. Akad. d. W., Bd. LX); Kronalpe, südwestlicher Hang (Rotky); zwischen Garnitzer und Kronalpe ober dem Sattel (Stache). Es ist selbstverständlich, dass an jenen letzterwähnten Fundorten der Südalpen, an welchen mit obercarbonischen Pflanzenschiehten marine Thierreste führende Schiefer und Sandsteine, auch Kalke, wechsellagern, diese ebenfalls nicht dem Culm oder Untercarbon angehören, sondern die jüngsten Faunen des Obercarbon vertreten müssen. Zu diesen Fundorten oberearbonischer Pflanzenreste zählteich seit jeher auch den Bergbau Reichenberg bei Assling in Oberkrain, doch hatte ich bisher von da nur einige kleine Schieferstückchen zur Dis- position, auf welche ich mein Dafürhalten zu basiren bemüssigt war. Während meines diesjährigen Aufenthaltes in Laibach hat mir der Director des dortigen Rudolfinum, Herr Carl Deschmann, eine Pflanzensuite von Reichenberg vorgezeigt, die Herr Heinrich Fessl, Bergverwalter in Assling, diesem Museum eingesendet hatte. Selbstverständlich konnte ich nicht säumen, Herrn Fess] um eine Sendung der Reichenberger Pflanzen auch für das Museum der k. k. geologischen Reichsanstalt zu bitten und ich erhielt im October that- sächlich die vorzulegende Suite von dem Genannten. Herr Bergverwalter Fessl legte folgende Notiz der Sammlung bei: „Die Fundstellen der Pflanzen finden sich in der Grube des Berg- baues Reichenberg und sind dermalen zwei solche bekannt, die bei einem Höhenabstande von 140 Meter eirca 95) Meter von einander ent- fernt sind.“ „An der einen Fundstelle, die im Nepomuceni-Stollen liegt, kommen die Abdrücke nur einige Meter im Hangendschiefer des dortigen Erz- zuges vor; an der anderen Stelle fand man sie im Liegenden des Erz- streichens vom Leopoldsstollen etwa 600 Meter von dessen Mündung entfernt und nach welcher eirca 15 Meter mächtigen, pflanzenführenden Schieferlage ein. Quarzeonglomerat folgt. In der Nähe des Erzes ist der Schiefer stets dunkel, kleinblättrig und graphitisch, so dass diese Eigenschaften Anhaltspunkte dem Bergmanne bieten.“ „Das eigentliche Kohlenvorkommen amı Reichenberg ist jedoch mehr im Hangendschiefer des Erzzuges zu finden. Es besitzt dort die Kohle, hier Anthraeit genannt, eine unbedeutende Mächtigkeit von höchstens 0'2 Meter, aber weist im Streichen eine ziemliche Ausdeh- nung auf. Für die Praxis ist das Vorkommen werthlos in Folge der geringfügigen Menge und ihres zu hohen Aschengehaltes wegen. Sobald man sich mit den Strecken der Kohle nähert, treten schlagende Wetter auf, welche Gase mitunter auch aus dem dunklen, reichlich mit Spath- adern durchzogenen Kalke, welcher die Erzmuggeln begleitet, aus- strömen. “ Die eingesendete Suite enthält drei näher bestimmbare Pflanzen- reste, neben zwei bis drei anderen zur Bestimmung vorläufig nicht ge- nügenden Resten. Mu ae x Pe Ir 3 er = TE EETNKENEENIEETEDELNZS PIE REN Nr. 15 Sitzung am 30. November. Gr. Stache. 385 Die häufigste Art ist Pecopteris arguta Bgt. (Hist. des veget. foss. I, pag. 303, Taf. VI, Fig. 3), die aus dem Obercarbon von St. tiönne ursprünglich abgebildet, wohl dieselbe, mir in Originalstücken vorliegende Art sein dürfte, die Germar von Wettin d) unter dem Namen Pecöpteris elegans bekannt machte und die auch auf der Stangalpe gesammelt wurde, ferner von Kounowa?°), von Rossitz ®) und aus dem Banate ®) vorliegt und an allen diesen Orten in den Rossitzer Schichten gesam- melt wurde. Minder häufig ist im Bergbaue Reichenberg die Pecopteris pteroi- des Bgt. (Hist. des veget. foss. I, pag. 329, Taf. CV), die ebenfalls aus dem Öbercarbon von St. Etienne, auch von Wettin und von der Stang- alpe bekannt geworden ist. Von der dritten Art, einem Cordaites sp. liegen zahlreiche Blatt- fetzen vor, ganz von der Gestalt und Erhaltung, wie diese Reste eben- falls in St. Etienne in“Frankreich in der obercarbonischen Kohlen- ablagerung sehr häufig aufzutreten pflegen. Nach diesen bisher aus Reichenberg vorliegenden Arten und Daten, die Herr Bergverwalter Fessl gelegentlich zu vermehren freundliechst versprochen hat, bleibt kein Zweifel darüber, dass auch diese pflanzen- führenden Localitäten, das oberste Carbon in den Alpen repräsentiren. Herrn Bergverwalter Fessl sagen wir unseren verbindlichsten Dank für das der Sache gewidmete Interesse und das erwünschte Geschenk. G. Stache. Ueber das Alter von bohnerzführenden Ab- lagerungen am „Monte Promina“ in Dalmatien. Ohne auf die Frage nach dem Abbau, der technischen Verwerth- barkeit und der chemischen Zusammensetzung der Eisenerzablagerungen des betreffenden Gebietes einzugehen, worüber bereits werthvolle und zweckentsprechende Mittheilungen des Herın k. k. Ministerialrathes F. R. v. Friese5) aus dem Jahre 1858 vorliegen, beschränkt sich der Vortragende auf die Erläuterung einiger über das Alter derartiger Bil- dungen Aufschluss gebender Verhältnisse, welche er im Mai dieses Jahres zu beobachten Gelegenheit hatte. Anknüpfend an seine im Jänner 1886 über Bohnerz und Eisenthon- Rückstände im Terra rossa-Gebiete Südistriens und deren genetischen Zusammenhang mit dem rothen Karstlehm gemachten Mittheilungen, weist derselbe nach, dass auch die dalmatischen bohnerzführenden, rothen, an Eisenoxyd reichen Thone den wesentlichsten Beitrag zu der rothen Bodenart geliefert haben und dass deren Umschwemmung und Ausbreitung einer weit späteren Erosions-Periode angehört, als die Bildung jenes Stammmaterials. Aus den bisher gemachten Untersuchungen ergibt sich, dass die im Wesentliehen aus T’honerde und Eisenoxyd bestehenden und in der Regel auch Bohnerzkörner enthaltenden Ursprungsbildungen im istro- ') Verh. 1873, pag. 268. — Verh. 1874, pag. 170. 2) Verh. 1876, pag. 352. *) Verh. 1866, pag. 74. *) Verh. 1870, pag. 185 u. 195. 5) Die Bergwerks-Industrie von Dalmatien. Reisenotizen von F. M. Friese, Wien 1858. n4* 386 Verhandlungen. Nr. 15 dalmatischen Küstenland in die Zeit der Ablagerung der charenführen- den Süss- und Brack-Wasserschichten fallen, welche die Kreidekalk- complexe dieses Gebietes von der Hauptentwicklung der eocenen Alveo- linen und Nummulitenkalke trennen und eine hier an Küstenschwan- kungen reiche, wichtige Festlands- und Erosions-Periode bezeichnen. Schon in der untersten Abtheilung der eharenführenden Horizonte, welche im nördlichen krainischen-istrischen Verbreitungsgebiet noch dureh rudistenführende Bänke eine engere Verbindung der ganzen Reihe der liburischen Zwischenstufe und der typischen Karstkreide her- stellt und durch das regionale Vorkommen des stark rippigen Malaniden- Geschlechtes „Stomatopsis“ charakterisirt ist, sind local untergeordnete Vorkommnisse von bohnerzführendem und pisolithischem Eisenthon zu beobachten. An Stelle dieser unteren (dem Garumnign, respective Danden ent- sprechenden) Abtheilung der charenführenden Zwischenbildung, sowie auch des darauf folgenden Hauptcharenkalkes (Lagynophorahorizont), finden wir nun sowohl im südistrischen wie im dalmatischen Verbrei- tungsgebiete auf grosse Strecken zum Theil mächtige Bänke von Kreide- kalkbreecie, zum Theil aber bohnerzführende Eisenthone mit Terra rossa- oder Karstlehmdecken direet auf dem erodirten Boden des Kreide- karstes verbreitet. Mächtigere Brecceienlager scheiden besonders am Nord- ostrande des südistrischen Kreidekarstes, sowie auf Veglia den alten Kreidekalkboden von dem oberen Foraminiferen- und dem Alveolinenkalk. Auf der Ostseite des Monte Promina nun liegen theils ältere Kalk- breccien, theils Bohnerz-Eisenthone und Bohnerzeonglomerate unmittel- bar auf erodirtem Kreidekalk und es wird das Bohnerzniveau von einem an der Basis zum Theil rothgefärbten, nach oben liehtgelben Breeeien- kalk überlagert, in dessen unterer Abtheilung noch Bohnerzkörner ein- gestreut liegen. Ueber diesen Foraminiferen führenden Breeeienkalk folgt eine Reihe von Platten- und mergligen Schiefer-Kalken und nicht weit aufwärts unter der Hauptmasse der Promina-Schiehten Orbitulinen und Opereulinen führende Horizonte, welche dem Niveau der Priabona- Schichten entsprechen dürften. Die Hauptentwicklung der tieferen Alveo- linen- und Nummulitenkalke, welche auf der Westseite des Promina noch erscheint und deren Zerstörung hier das Hauptmaterial zur Bildung gewaltiger Breceien- und Conglomerat-Massen geliefert hat, fehlt oder ist nur in abweichender und redueirter Vertretung vorhanden. Auf der Westseite des Promina findet man auf den erodirten Kreidekarstschiehten theils Reste von rothen, bohnerzführenden Eisen- thonlagern, theils rothgefärbte eharenführende Süsswasserkalke der oberen liburnischen Stufe, zum Theil auch rothe Alveolinenkalke vor. Als ein besonders instructives, interessantes Vorkommen erwies sich die Auflagerung von rothem, unter Alveolinenschiehten liegenden Süss- wasserkalk auf erodirtem Kreidekalk in der Nähe von Bilibreg bei Sebenico. Das röthliche Kalkmaterial mit Landschnecken (Siphlostoma) und Melaniden ete. erfüllt hier selbst auch alte Erosionslöcher und enge Kanäle der weissen oder liehtgelben Kreidekalkbasis. Aus diesen und anderen Beobachtungen geht hervor, dass die auf den innerhalb der älteren Periode der liburnischen Charenkalk- bildung (Stomatopsishorizonte) erodirten Kreidekarstgebieten während Nr. 15 Sitzung am 30. November. A. Bittner. 387 der jüngeren Zeit der Entwicklung der liburnischen Characeenflora und Land- und Süsswasserfauna gebildeten Eisenthon- und Bohnerzablage- rungen eine bedeutendere Ausdehnung hatten, als die jetzigen Reste andeuten. Eine theilweise erste Zerstörung solcher Bildungen fällt schon vor die Ueberdeckung durch die Kalkabsätze des Haupt-Alveolinen- Niveaus. Dessungeachtet blieb noch reiches Material erhalten, welches erst nach Abräumung der Flysch- und Nummulitenkalkdecke durch die teetonischen Störungen und die Erosionsthätigkeit der älteren Neogenzeit wieder zum Vorschein kommen konnte. Die Erosionsproduete der Neogen- zeit, welche erst gegen das Ende derselben den küstenländischen Fest- landsboden in ausgedehnteren Flächen bedeckten, — Terra rossa und verschiedene secundäre rothe Lehme — haben ihren wesentlichen Thon- erde- und Eisenoxydgehalt weit mehr der Umwaschung älterer Eisen- thonbestände, als den Lösungsrückständen des Kalkes ihrer Unterlage und Umgebung selbst zu danken. A. Bittner. Neue Petrefactenfunde im Werfener Schiefer der Nordostalpen. Kalkige Lagen von der Facies der Südtiroler Myophorienbänke (Lepsius, Das westl. Südtirol, pag. 43) sind bisher aus den analogen oberen Niveaus des Werfener Schiefers der Nordostalpen nur sehr spärlich bekannt. Die erste Notiz über das Vorkommen solcher gibt Stur im Jahrb. 1865, Verh. 261; er führt hier an, dass Herr Haber- fellner im Fölzbache, NW. von Eisenerz röthlich gefärbte, glimmerig- thonige Kalke mit Naticella costata Münst. gefunden habe. Dieselbe Angabe wiederholt sich in Stur’s Geologie der Steiermark, pag. 207 (nebst einem Hinweise auf die oolithischen rothen Kalke der Werfener Schiefer der Südalpen) und pag. 345, wo Stur aus diesen Kalken von Eisenerz neben Naticella costata auch Myophoria efr. ovata Br. anführt. Später sind von mir ganz ähnliche Gesteine, ebenfalls rothe Kalke mit wohlerhaltenen Naticellen bei Guttenstein nachgewiesen worden (Hernstein, pag. 47). Erst bei Gelegenheit der neuesten Aufnahmen in Salzburg und Nordsteiermark gelang es, diese Gesteine in allgemeinerer Verbreitung aufzufinden, so dass man dieselben gegenwärtig als ein ebenso constant wie in den Südalpen auch in den Nordostalpen auftretendes Glied des oberen Werfener Schiefers anzusehen berechtigt ist. Es sind dieselben von Salzburg an bis nach Niederösterreich nachgewiesen und sie stehen an Reichhaltigkeit der Petrefactenführung und an guter Erhaltung der Petrefacten den südalpinen Vorkommnissen nicht im geringsten nach. Die Fauna ist wie alle Faunen des Werfener Schiefers eine artenarme, aber individuenreiche; es herrschen in ihr glatte Myophorien vom Typus der Myophoria ovata Br., ausserdem treten häufiger auf Gervillien vom Typus der @ervillia Alberti und Fectines; alles übrige, selbst die Nati- cellen, finden sich nur sehr vereinzelt. Das westlichste bekannte Vorkommen auf österreichischem Gebiete besteht bisher nur aus losen Blöcken, welehe zwischen Abtenau und Annaberg im Lammerthale gefunden und von mir bereits in Verh. 1884, pag. 367, erwähnt wurden. Das Gestein ist hier ein rother, fein oolithischer Kalk mit einzelnen Schmitzen grünlichen Schiefers inmitten 388 Verhandlungen. Nr. 15 seiner Masse; seine Fauna ist eine wenig reiche; erwähnenswerth ist das Auftreten einzelner Crinoidenstielglieder in demselben. Ein zweites, nicht minder charakteristisches, durch reichere Petre- faetenführung ausgezeichnetes Vorkommen dieses Niveaus liegt östlich vom Pass Pyhrn in einem schmalen Zuge, der sich längs des Nord- absturzes des Bosruck von der Frumaualm zur Mausmayeralm hinzieht und ohne Zweifel einen Längsaufbruch von Werfener Schiefern inmitten des Kalkgebirges vorstellt (Verh. 1836, pag. 243). Die Gesteine sind hier mehr grauroth bis grau gefärbt, im Uebrigen von derselben feinoolithischen Structur wie die früher erwähnten, die Petrefaeten wie überall mit schwarzer Schale erhalten. Glatte Myo- phorien, theilweise von bedeutender Grösse, sind auch hier am häufigsten, daneben die schon erwähnten Gervillien, vereinzelt Pectines vom Typus des Pecten inaequistriatus Goldf., sehr selten eine gerippte Myophoria, die der Myophoria fallax Seebach (Myophoria costata Zenk.) äusserst nahe steht oder mit derselben identisch ist. Derselbe rothe oder röthlichgraue Myophorienkalk der oberen Werfener Schiefer ist auch im Gebiete von Admont stellenweise zu finden, so z. B. zwischen der oberen und unteren Koferaim im Kofer- graben südöstlich von Krumau. Anstehend und in seiner Position zu den ihn einschliessenden Schichten des oberen Werfener Schiefers genau fixirbar findet man ihn sehr verbreitet in der Gegend von Radmer und Eisenerz. Wir kommen hiemit zu jener Stelle, an welcher er durch die Funde von Haberfellner zuerst bekannt wurde. Schon in der unteren Radmer, am linken Gehänge nahe oberhalb der Einmündung des Weissenbachls kann man im anstehenden Gestein die charak- teristischen Myophorien sammeln. Am Südostgehänge des Kaiserschildes bei Eisenerz, am Leopold- steiner See, unter den Abstürzen des Pfaffensteins und der Gsollmauer, in der Umgebung der Neuwaldeggalm und von da östlich bei Buch- berg ober Set. Ilgen, in der Fölz bei Aflenz und weiterhin bis in das Seewiesener Thal ist er allenthalben in derselben Entwicklung inner- halb des oberen Niveaus des Werfener Schiefers anzutreffen. Die inter- essantesten Vorkommnisse aber liegen, so weit mir diese Verhältnisse bekannt wurden, im Nordwesten von Eisenerz, in den von den Abstürzen des Kaiserschildes (Fölzmauern) herabkommenden Fölzgräben, dem alten Fundorte Haberfellner’s. Es kommen hier die Eisenerz zunächst- liegenden beiden unter den vier Fölzgräben in Betracht, das ist die Grosse und die Kleine Fölz. Ist die Petrefactenführung des gewöhn- lichen Werfener Schiefers bei Eisenerz (man vergl. die Angaben bei Stur über die Umgebung des Leopoldsteiner Sees, Geologie d. Steiermark, pag. 345) bekanntermassen eine sowohl dureh ihren Reichthum als durch ihre gute Erhaltung hervorragende, so muss die Petrefactenführung der Myophorienkalke, insbesondere derjenigen, die man in der Kleinen Fölz ausbeuten kann, als eine geradezu einzig dastehende bezeichnet werden, da sie in mehrfacher Hinsicht sogar diejenige der Südtiroler Myophorienbänke, sowie diejenige der nieht minder reichen analogen Bildungen Südsteiermarks (vergl. Jahrb. 1884, pag. 465 ff.) übertrifft. In der Kleinen Fölz stösst man auf Blöcke dieses Niveaus, welche ganz erfüllt sind von Petrefacten von einer Erhaltung und zum Theil auch Nr. 15 Sitzung am 30. November. A. Bittner. 389 von einer Grösse, wie sie den landläufigen Vorstellungen über die Fauna des Werfener Schiefers vollkommen widerspricht. Es konnten hier bis- her folgende Arten gesammelt werden: 3 Myophoria ovata Br.. die weitaus häufigste Art. cfr. laevigata Alb., durch schärfer gekielte Hinterseite von der Vorigen verschieden. rotunda Alb.?2 wohl identisch mit der von Benecke als Myophoria orbicularis Goldf. bezeichneten Art von Recoaro. nov. spec., eine nur in wenigen Stücken vorliegende, zier- liche Art von ‘gedrungener Gestalt mit stark hervor- tretendem Kiele und einer sehr wechselnden Anzahl feiner Rippen (3—8) vor demselben; diese Rippen werden nach vorn allmälig schwächer und der vordere Theil der Schale ist ganz frei von denselben. Die Art kann weder mit der in denselben Schichten auftreten- den Myophoria fallax vereinigt werden, noch mit Myo- phoria Goldfussi, in der Gestaltung des Rückenfeldes erinnert sie an Myophoria Whateleyae. Mytilus spec., ein Bruchstück einer ansehnlich grossen Art, wie sie bis- her aus Werfener Schiefern nicht bekannt wurde. Gervillia spec., stark aufgeblähte Art, die sich auch in den entsprechen- den Lagen Südsteiermarks mehrfach gefunden hat und mit den grossen Cassianer Gervillien (Hoernesien) verglichen werden kann. Gervilliae pl. spec., von flacherer Gestalt, nur theilweise auf die von Lepsius aus diesem Niveau angegebenen Arten zurückführbar. Pseudomonotis (Avicula) af. angulosa Leps., Formen vom Typus der von Lepsius beschriebenen Avzcula angulosa, welehe Teller (Arktische Triasfaunen, M&m. Acad. Imp. Se. St. Petersburg. XXXII, Nr. 6, 1886, pag. 110) zu Pseudomonotis zieht, sind später von Teller und mir in Südsteiermark (Jahrb. d. geol. R.-Anst. 1884, XXXIV, pag- 467) nachgewiesen worden. Sie liegen in der Sammlung der geologischen Reichsanstalt auch von der bekannten Fundstelle Much in Dalmatien vor. Es sind das ohne allen Zweifel die grössten und auffallendsten Petrefacten, welche der Werfener Schiefer ge- liefert hat. Bisher waren nur die flachen rechten Klappen mit dem auffallenden Byssusohre bekannt. Aus den Nordalpen waren diese Formen überhaupt unbekannt. In den hier besprochenen Myo- phorienkalken von Eisenerz kommen sie gar nicht selten vor, und zwar haben sich nunmehr auch die hochgewölbten linken Valven gefunden. Die Art ’erreicht zu Eisenerz eine sehr bedeutende Grösse; es liegen”grosse Klappen vor, die eine Länge von eirca 70 Millimeter bei einer Länge des Schlossrandes von eirea 52 Milli- meter erreicht haben müssen, während die flachen Deckelklappen auf 53 Millimeter Länge einen Schlossrand von circa 44 Millimeter Länge besitzen. Das einzige Stück einer Avicula aus dem Werfener Schiefer der Nordalpen, welches mit dieser Art in Beziehung gebracht werden kann, obschon es viel kleiner ist, wurde am Eichberge bei Grünbach, Niederösterreich, aufgefunden und von mir Hernstein, pag. 32, angeführt. ” » N 390 Verhandlungen. Peeten discites Br. „ef. inaeqwistriatus Goldf. „. spee., gerippte Formen, die mehreren Arten angehören. Naticella costata Mstr., ein einziges Stück. a oder Natica sp., eine glatte Form von der Grösse der vorher- genannten. Turbo rectecostatus Hauer, ein Exemplar. Kleine Gasteropoden ähnlich jenen der Oolithe von Val Sugana. Wenn man diese Fauna mit der von Lepsius aus den Myo- phorienbänken des südtirolischen Werfener Schiefers (l. e. pag. 43) und mit der von mir aus den analogen Schichten Südsteiermarks (Jahrb. d. geol. R.-Anst. 1884, pag. 467) angeführten Fauna vergleicht, so findet man, dass dieselben nahezu identisch sind. Man ist also im Rechte, wenn man den von Lepsius zuerst in Anwendung gebrachten Ter- minus „Myophorienbänke des alpinen Röth“ auch für die Nordostalpen gebraucht. Dass diese Myophorienbänke in der gesammten Erstreckung des Gebietes von Salzburg bis Niederösterreich, soweit mir das Terrain bekannt ist, nachweisbar sind, wurde soeben gezeigt. Es kann hinzugefügt werden, dass ein in der Sammlung der k. k. geol. Reichs- anstalt liegendes Vorkommen von Altenberg bei Neuberg im Mürz- gebiete auch die noch zwischen den Vorkommnissen von Aflenz und denen von Guttenstein bestehende Lücke überbrückt. Die Unterschiede zwischen der südalpinen und der nordalpinen Entwicklung des Werfener Schiefers redueiren sick demnach abermals um ein Bedeutendes, ja sie verschwinden nahezu ganz. Es wurde bereits oben darauf hingewiesen, dass die rothen Myo- phorienkalke von Annaberg einzelne Crinoideneinschlüsse zeigen. Ein analoges, etwas reichlicheres Vorkommen von ausgewitterten Crinoiden- stielgliedern ist aus demselben Myophorienkalke der Gegend nördlich bei Buchberg (Set. Ilgen) zu verzeichnen. Es kommen aber auch in den diese Kalke einschliessenden kalkigmergeligen, echten Werfener Gesteinen ganze Lagen von Crinoidenzerreibsel vor. Dergleichen wurden im Süden des Hochschwab an mehreren Stellen, z. B. bei der Klamm- alpe unweit Oberort (Tragöss) und in der Gegend von Aflenz nach- gewiesen. Die einzige mir bekannte Angabe über das Auftreten von Crinoiden in Werfener Schiefergesteinen findet sich bei Gümbel, Bayr. Alpengbg., pag. 181, wo Pentacrinusreste von der Ramsau bei Berchtesgaden angeführt werden. Zum Schlusse sei noch erwähnt, dass auch auf bayrischem Ge- biete, in der Nähe (südlich) der Kastenwand bei Bischofswies am Unters- bergabhange graue Myophorienkalke des Werfener Schiefers in Ver- bindung mit Crinoidengesteinen auftreten. Das ist das westlichste mir bekannt gewordene Vorkommen dieser Gesteinsentwicklung in den Nordalpen. Nr. 15 Sitzung am 30. November. G. Bukowski, 391 Gejza Bukowski. Mittheilung über eine neue Jodquelle in der miocänen Randzone der Karpathen und über Algenfunde in den wasserführenden Schichten. Im Sommer dieses Jahres wurde in Wola Debiiiska, einem kleinen Dorfe, welches ungefähr 18 Kilometer östlich von Bochnia entfernt liegt, eine Brunnengrabung vorgenommen, wobei man auf stark salziges Wasser stiess. Die auf Veranlassung des dortigen Gutsbesitzers Herrn E. Jastrzebski aus Debno durchgeführte chemische Analyse des Wassers ergab neben anderen mineralischen Bestandtheilen auch einen ziemlich hohen Jodgehalt. Während meines Aufenthaltes in Bochnia habe ich nun Gelegenheit gehabt, diese Localität einige Mal zu besuchen und ich erlaube mir im Folgenden die daselbst gemachten Beobach- tungen in Kürze mitzutheilen. Die Stelle, an der das tertiäre Grundgebirge zur Zeit in zwei Brunnen aufgeschlossen ist, befindet sich auf einem nahe der westlichen Grenze des Dorfes gelegenen Ackerfelde. Letzteres bildet den äussersten Rand der sehr sanft abfallenden Nordlehne eines bereits zu Jastew ge- hörenden Hügels, welcher, von einer mächtigen Lage diluvialer Bildungen bedeckt, keine Aufschlüsse des Grundgebirges aufweist. . Die weiter nordwärts vorgeschobenen, kleinen Erhebungen scheinen im Ganzen nur aus diluvialem Sand und aus Löss aufgebaut zu sein. In dem dazwischen- liegenden Terrain, in das die zu besprechenden Brunnenaufschlüsse fallen, nimmt dagegen die Mächtigkeit des Diluviums sehr ab und es ist nur dem Mangel an Bachrissen zuzuschreiben, dass die Salzformation hier, in”natürlichen Entblössungen nicht zu Tage tritt. Beide Brunnen liegen nur wenige Schritte von der nach Tarnöw führenden Strasse, welche die Felder von Jastew und Wola Debinska scheidet, entfernt; ihr gegenseitiger Abstand beträgt kaum 4'5 Meter. Da die Lagerung und Schichtenfolge in beiden ungleich ist, so erachte ich es für zweckmässig, dieselben hier gesondert zu besprechen. In dem zuerst gegrabenen, östlichen Brunnen lässt sich nachstehende Reihenfolge der Schichten erkennen. Unter einer etwa 3 Fuss dieken Lage gelben Lehms, der den Ackerboden bildet, kommt eine ebenso mächtige Lage von blaugrauem Thon zum Vorschein, welcher aller Wahrscheinlichkeit nach bereits dem Miocän angehören dürfte. Dann folgt ein blaugrauer, kalkarmer, schiefriger Mergel, der zumeist eine ziemlich bedeutende Härte besitzt, so dass er mittelst Hacke gebrochen werden musste. Nach Aussage der Arbeiter soll er blos in der südlichen Hälfte des Brunnens vorgekommen sein, während die nördliche durch Thon eingenommen wurde; wie ich aber nach dem im zweiten Brunnen Gesehenen vermuthe, dürfte es sich da- bei blos um weichere Partien des Mergels gehandelt haben. Seine Mächtigkeit beträgt 3 Fuss. Das Wasser zeigte sich gleich, nachdem man die oberste Bank des Mergels angefahren hatte; der Wasserspiegel sank bei vorschreitender Grabung immer tiefer, bis das Liegende, ein grauer, wasserundurchlässiger Tegel, erreicht wurde. In letzterem drang man dann noch etwa 6 Fuss weiter in die Tiefe vor. Die Schichten fallen ziemlich steil nach N. ein. Das Wasser kommt jetzt an der Südseite des Brunnens unter dem Mergel heraus und rinnt an der Wand des Liegendtegels hinab. K:k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 15. Verhandlungen. 55 393 Verhandlungen. Nr. 15 Im zweiten Brunnen, der vom ersten, wie schon erwähnt wurde, nur etwa 4°5 Meter westlich entfernt ist, folgt auf eine 7 Fuss mächtige Lage von gelbem Lehm und grauem Thon der gleiche schieferige, blau- graue Mergel; derselbe hält aber hier bis zu 28 Fuss in die Tiefe noch an und geht in den untersten Lagen in einen sehr thonreichen, feinen, mürben Sandstein von bläulich grauer Färbung über. Das Liegende wurde bei der genannten Tiefe noch nicht erreicht. Es wiederholen sich hier nesterartige, in den Brunnen keilförmig eingreifende Einlagerungen weicheren Gesteins. In diesem Aufschlusse zeigt der Mergel ein ganz deutliches, flaches Einfallen nach SW. Es braucht wohl nicht besonders betont zu werden, dass man aus den angeführten, zweifelsohne sehr eomplieirten Lagerungsverhältnissen kein klares Bild von der Teetonik des Grundgebirges gewinnen kann; der Mangel sonstiger, künstlicher und natürlicher Aufschlüsse in der nächsten Umgebung trägt nicht unwesentlich dazu bei. Im Allgemeinen kann nur gesagt werden, dass hier die Salzformation auch ausserhalb des Terrains, in dem sie das subkarpathische Hügelland zusammensetzt, bedeutende Störungen erfahren hat. Die chemische Untersuchung des Brunnenwassers von Wola De- binska wurde vom Herrn W. Kotiers, Assistenten an der gewerblich- technischen Akademie in Krakau, durchgeführt. Nach der mir vom Herın Jastrzebski zur Benützung freundlichst überlassenen Abschrift des chemischen Befundes enthalten 1000 Gramm Wasser: KUN ar Een SE Na» en) we Re Nee NaJI se N Re en LP NaBr u. ee RE Nas CO; u Te a ae (a 00, Se ee er 8r 00, a ea ey ee Mg CO; 2... Su Pen Al,O, Fe, OÖ; ee 0 RE AED ER RIO. ER VE a Re Na,.80:: 1. a We a ee Ba SO, er, 3 62 ee KRNO:: se a ee DR RO Fe De er RE NAT Spur (NA) B00, nn Stickstofffreie organische Substanzen . 0°:127085 Das specifische Gewicht des Wasser beträgt bei + 17°C. 1007193. Behufs leiehterer Vergleichbarkeit mit den Analysen anderer Mineralwässer habe ich in der vorstehenden Tabelle einige Verände- rungen in der Bindung der Stoffe vorgenommen, so weit dies eben nach- träglieh zu thun möglich war, und führe das Resultat dieser Um- rechnungen im Folgenden an. Nr. 15 Sitzung am 30. November. G. Bukowski. 393 Auf 10.000 Gramm Wasser entfallen somit: IKT > SPEER Po DE ie: >: 2; IN or. 172 A pe Pe TR os‘: Ne 2. 20 SO DEE a N er OT N Re 1 INESENEIN IE ER LE REN RE TER ERARER &ı 0% LEE ae A ER GEHE LER N VOR > 7 STIER I U Ar DE Er) 18. LE ER an EBD a a A a RR ' RA NR LI N IS a O2 VER SON ER Er RR an 9,01% NEO a N RR FOR U I Fee 2700288 3 OR RE Sehe NDDOEE Stickstofffreie organische Substanzen . 1'271 Es fällt nicht in den Rahmen meiner Mittheilung, genaue Ver- gleiche mit anderen Mineralwässern zu ziehen und über die etwaige Verwendbarkeit des Wassers von Wola Debinska Betrachtungen anzu- stellen; ich besehränke mich hier blos auf einige kurze, vergleichende Bemerkungen bezüglich des Jodgehaltes, wobei ich nur auf die galizi- schen Vorkommnisse Rücksicht nehme. Von den im Werke Raspe's (Friedrich Raspe, Heilquellen-Analysen, Dresden, 1885) angeführten Jodquellen Galiziens weisen Busk und Rabka grössere Mengen an Jod- natrium auf. In Rabka bewegt sich der Gehalt an Jodnatrium in der ‚Raphael-, Marien- und Krakusquelle nach den Analysen von Aleksan- drowiez zwischen 0'379 und 0'459. Die Quelle von Busk enthält nach Werner 065; dagegen kommt Böbrka mit 0'329 dem Wasser von „Wola Debinska ziemlich nahe, während Jwoniez diesbezüglich weit zu- rücksteht. In Hinsicht auf den Gehalt an Bromnatrium muss dieses Vor- F kommniss als nicht reich bezeichnet werden. ß Die bis jetzt erreichte Menge des Wassers in beiden Aufschlüssen } ist sehr gering. Eine im zweiten Brunnen angestellte Messung ergab einen Zufluss von 51/,-—53/, Liter in drei Minuten, was im Maximum 2760 Litern in 24 Stunden gleichkommt. Die Ergiebigkeit des ersten Brunnens dürfte diese Ziffer auch nicht übersteigen. Grosses Interesse erregen die in dem wasserführenden Mergel vorkommenden Algenreste. Als man bei der Grabung des zweiten Brunnens während meiner Anwesenheit auf den schieferigen Mergel stiess, zeigten sich seine Schichtflächen mit Algen überzogen, welche durch über- raschend gute Erhaltung sofort auffielen, so dass der Gedanke, es wären lebende Formen, im ersten Augenblick sehr nahe lag. In Anbetracht ihres Vorkommens unter einer 7 Fuss dicken Lage von wasserundurch- lässigem Lehm und Thon erschienen sie einer näheren Untersuchung werth. Es zeigte sich nun, dass auch die folgenden Bänke des Mergels bis zur Tiefe von 1—2 Fuss denselben Algenüberzug trugen und dass selbst die kleinsten Sprünge und Ritzen im Gestein von ihnen nicht 90 * 394 Verhandlungen. frei waren. Was ferner sehr überrascht, ist ihre grünlich-braune Fär- bung. Im feuchten Zustande lassen sich ziemlich grosse Partien der- selben von den Schichtflächen mit der Hand ablösen; einzelne Fäden können selbst dann, wenn sie trocken sind, mit der Nadel leicht abge- hoben werden und lassen, unter dem Mikroskop betrachtet, ihre Zell- structur wie lebende Formen erkennen. Herr Dr. R. v. Wettstein hatte die Freundlichkeit diese Reste näher zu untersuchen und theilt mir diesbezüglich Folgendes mit: „Wie Sie selbst wissen, handelt es sich um keinen Abdruck, auch um keine anorganische Nachbildung der Pflanze, sondern um wohlerhaltene Pflanzen- reste, deren Zellstruetur noch erhalten ist, deren Membranen auch noch quellbar sind, wodurch die Pflanze, mit Wasser befeuchtet, rasch wieder weich und beweglich wird. Unter dem Mikroskope zeigen sich allerdings alle Zellhäute collabirt und miteinander verklebt. Diesem Uebelstande kann durch Zusatz von Kalilauge leicht abgeholfen werden. Das Ganze zeigt sich nun als ein homogenes parenchymatisches Gewebe, bestehend aus gleichen, dünnwandigen, gestreckten Zellen. Der Inhalt der Zellen ist vollkommen zerstört. Der Mangel aller fibrösen Elemente schliesst eine phanerogame Pflanze ganz aus und es bleibt nur die Möglichkeit, dieselbe unter den Algen zu finden. Obwohl in anatomischem Bau mit keiner der lebenden Gattungen ganz stimmend, möchte ich aus Analogien die fragliche Alge im die Gruppe der Chloro- phyceen einreihen und als nächst verwandtes Genus die Gattung Entero- morpha nennen, die, in ihrem Bau mit Ulva übereinstimmend, gleich- falls heute noch flächige, aus homogenem Parenchym bestehende Thallome zeigt. Enteromorpha hat heute Vertreter im süssen und Meerwasser ; die flächigen Formen gehören allerdings zumeist dem letzteren an. Ein Umstand fällt mir allerdings auf und ich kann denselben nicht unerwähnt lassen. Wenn man eine heute lebende Ulvacee oder Enteromorpha untersucht, so findet man an ihnen regelmässig die Kiesel- schalen der Diatomaceen. Es ist nun merkwürdig, dass an den von mir untersuchten Stücken Ihrer Alge auch nicht eine Spur einer Diato- macee zu finden war, obwohl dieselben hätten erhalten bleiben müssen. Ich kann mir dies nicht recht erklären. Höchstens wäre die eine Er- klärung möglich, dass es sich um eine marine, im Meere freischwimmende Form handelt; doch auch diese Erklärung befriedigt nieht ganz.“ Nach der Ansicht des Herrn Prof. Wiesner, welcher die Güte hatte diese Algen zu besichtigen, und dem ich, sowie dem Herrn Dr. R. v. Wettstein für freundliche Auskünfte zu Dank verpflichtet bin, wäre das Fehlen der Diatomaceen von keinem sehr grossen Belang, indem es geschehen konnte, dass dieselben durch das in den Spalten des Gesteins eireulirende Wasser fortgeschwemmt wurden. Wenn es anginge, blos aus der Erhaltungsweise auf das Alter dieser Algen einen Schluss zu ziehen, so wäre es wohl sehr naheliegend zu sagen, dass sie recent seien; unterzieht man jedoch ihr Vorkommen mitten im Gestein, in der Tiefe näherer Erwägung, dann stellen sich Bedenken ein, w 'elche einer solchen Auffassung zum Mindesten den Stempel grosser Unwahrscheinlichkeit aufdrücken. Dass diese Algen an ihrer Fundstelle nicht leben können, beweist einfach die Thatsache, (lass zum Lebensprocesse derselben Lieht unbedingt nothwendig ist. Die L Nr. 15 Sitzung am 30. November. A. Philippson. 395 Annahme zufälliger Herbeiführung von lebenden Keimen durch Wasser in die Spalten des Gesteins, die sich hier erst entwickelt hätten, ist somit ganz ausgeschlossen. Weiters ist es nicht möglich sich vorzustellen, dass wohl ent- wickelte Algen, noch in der hier vorhandenen Masse, durch Wasser in einem weit mit Löss bedeckten Terrain an diese Stelle hineingeschwemmt werden könnten. Wie schon früher erwähnt wurde, sind Aufschlüsse in diesem Gebiete überhaupt sehr selten, in der allernächsten Umgebung fehlen sie sogar vollständig und es wäre einfach nicht zu erklären, dass das in so geringer Menge vorhandene Sickerwasser dieselben in die feinen Spalten und Risse des Mergels auf weite Entfernungen hin- einzutragen im Stande wäre. Woher die grünlich-braune Farbe der- selben kommt, kann ich vorderhand nicht sagen; so viel lässt sich jedoch mit Bestimmtheit a priori behaupten, dass sie nicht von Chloro- phyll herrührt. Sobald Organismen unter Bedingungen, wie es die geschilderten sind, gefunden werden, die den Lebensprocess unbedingt ausschliessen, ist somit auch die Anwendung der Bezeichnung „recent“ für dieselben nieht zulässig. Andererseits bieten sich bei dem Versuche, diese Algen für fossil zu erklären, Schwierigkeiten dar, die fast ebenso bedeutend sind als die den vorher erwähnten Erklärungsversuchen sich entgegenstellenden. Hier sind es wieder die Erhaltungsweise und der Umstand, dass sie auf den Klüften des Mergels vorkommen, welche gegen eine solche Annahme sprechen. Es sei blos hervorgehoben, dass die Quellbarkeit der Zellmembranen mit dem Begriffe eines Fossils ganz unvereinbar ist. Es ist wohl denkbar, dass im Gestein in der Tiefe Bedingungen vorhanden wären, die wenigstens eine Zeit lang eine solche Conser- virung dieser zarten Organismen bewirken könnten; dass aber diese Bedingungen während des langen Zeitraumes seit der Ablagerung des Mergels ununterbrochen geherrscht hätten, muss wohl zum Mindesten als sehr unwahrscheinlich bezeichnet werden. Da, wie aus den kurzen Bemerkungen wohl hervorgeht, keine der angeführten Erklärungen den Anforderungen, welche man an solche zu stellen berechtigt ist, genügt, so bleibt nichts übrig, als dieses merk- würdige Algenvorkommniss einfach als Thatsache hinzunehmen, indem man der Hoffnung Raum gibt, dass weitere Funde ähnlicher Art später eine Entscheidung und befriedigende Erklärung desselben herbeiführen werden können. Zum Schlusse will ich noch erwähnen, dass keines der zu Anfang aufgezählten Schichtenglieder andere Organismenreste als die besprochenen Algen enthält. Literatur-Notizen. A. Philippson. Studienüber Wasserscheiden. Leipzig 1886. Veröffentlicht vom Verein für Erdkunde in Leipzig. Der Verfasser theilt uns eine Reihe kritisch-speculativer Untersuchungen mit, welche das Problem der Wasserscheiden in zusammenhängender und entsprechend durch- dachter Weise behandeln. Ganz auf dem Standpunkte der neueren Ansichten über Thal- bildung stehend und sich dabei vor weitgehenden Verallgemeinerungen der einzelnen 396 Verhandlungen. Nr. 15 Erklärungsversuche bewahrend, geht er bei seiner Betrachtung naturgemäss von der An- nahme aus, dass Thalfurchen und somit auch Wasserscheiden sich bilden müssen von dem Moment an, in welchem ein Stück Festland als solches entsteht. Er betrachtet daher zunächst diejenigen Vorgänge, welche vor dem Auftauchen eines Festlandes für das künftige Relief desselben von Einfluss gewesen sein können und welche gemäss ihrer Verschiedenheit von einander auch eine Verschiedenheit in der ursprünglicheu Anlage der Wasserscheiden beim Auftauchen verschieden gestalteter Erdräume zur Folge gehabt haben. Ein der „Verschiebbarkeit der Wasserscheiden“ gewidmeter Abschnitt bespricht zunächst die Neigung der Wasserscheiden zur Beständigkeit und die Gegensätzlichkeit, welche durch diese Neigung zwischen dem Verlauf der Wasserscheiden und der heutigen Bodengestalt sehr oft erzeugt wird. In diesem Sinne wird die von Powell und dem Referenten begründete Theorie der Durchbruchsthäler als für viele Fälle zutreffend be- zeichnet. Dass indessen der rückschreitenden Erosion der Flüsse für die Verschiebung und eventuell sogar Beseitigung von Wasserscheiden eine gewisse Bedeutung zusteht, wird mit Recht eingeräumt, wenn auch die Anwendung der hierauf bezüglichen An- schauung mannigfache Einschränkungen zu erfahren hat. Referent möchte bei dieser Gelegenheit bemerken, dass er sich zu den von Löwl in dessen Arbeiten über Thalbildung ausgedrückten Ansichten nicht in dem schroffen Gegensatze befindet, welcher aus seinem zweiten Aufsatz über Querthäler anscheinend von mancher Seite herausgelesen wurde, Es ist vielmehr seinerzeit von dem Referenten ausdrücklich betont worden, dass es ihm ausser der Vertheidigung seiner eigenen Ansichten vor Allem darauf ankam, die zu weitgehende Verallgemeinerung der Lö wl’schen Ausführungen abzulehnen. Das Verdienst des Letzteren, einen neuen und fruchtbaren Gesichtspunkt für die Discussion der betreffenden Frage beigebracht zu haben, konnte indessen nicht bestritten werden, wenn es sich auch darum handelte, zunächst Einwände gegen jene Verallgemeinerungen zu begründen. Ein weiteres Capitel der hier besprochenen Arbeit ergeht sich über die topo- graphische Morphologie der Wasserscheiden, welche gemäss den Eigenschaften ihres verticalen Querschnittes und Längsschnittes, sowie gemäss den Eigenschaften der Horizontalprojection zur Darstellung gebracht wird. Endlich wird der Verlauf der Wasserscheiden in verschieden gebauten Erdräumen auf Abrasionsflächen, in Schollenländern und in Faltengebirgen verfolgt. (E, T.) , R. Scharizer. Ueber denZwillingsbau des Lepidolithes und die regelmässige Verwachsung verschiedener Glimmerarten von Schüttenhofen. Groth’s Zeitschrift für Krystallog. ete. XH, 1886, Heft 1. S. 1—17. Ueber einen bei Schüttenhofen in körnigem Kalke aufsitzenden Pegmatitgang hat Scharitzer, unter Vorlage eines reichen und instructiven Materiales, bereits in der Sitzung der geologischen Reichsanstalt, vom 2. März 1886‘) Mittheilung gemacht. Indem er die Publication einer paragenetisch-chemischen Detailarbeit in Aussicht stellt, bebandelt die vorliegende die krystallographisch-optischen Eigenschaften des Lepidolithes und die regelmässige Verwachsung der verschiedenen Glimmerarten. Auch sind die chemischen Analysen des Lepidomelan, Muscovit und Lepidolith beigegeben. Bezüglich des interessanten Inhaltes der Abhandlung muss auf das Originale verwiesen werden, da ein kurzer Auszug, wie er hier geboten, nicht genügen würde. (B.v. E.) Dr. G. Winkler. Neue NachweiseüberdenunterenLias in den bayerischen Alpen. Neues Jahrb. für Mineral. ete. 1886, II. Bd., pag. 34, 2 Taf. Dem Vera ist es geglückt, bei Länggries im Brauneckgebirge (Atlasblatt Tölz W.) am Steig von der Garlandalpe zur Brauneckalpe einen petrefactenreichen Schichtverband zu entdecken. Die hauptsächlich aus Gasteropoden, Bivalven und Brachio- poden bestehende Fauna desselben verdient Beachtung, denn es gehören einzelne Formen dem Rhät an, während andere als unterliasisch anzusprechen sind. Die rhä- tischen Formen sind: ; ') Siehe: Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1886, Nr. 4, S7l09 mE: Nr. 15 Sitzung am 30. November. G. Winkler. 397 Avicula contorta Terebratula greyaria Waldheimia norica Rhynchonella cornigera Spiriferina Jungbrunnensis (uneinata) Astrocoenia Schafhäutli. Der Zone des Am. planorbis (Infralias) gehören an: Ostrea irregularis Plicatula hettangiensis Lima tuberculata Diademopsis serialis Lueina ceircularis Pholadomya avellana Corbula Ludovicae Thecosmilia Martini Protocardia Philippiana Spiriferina Waleotti £ ‚pinguis ” Collenoti Dem ausseralpinen deutschen Lias gehören an: Terebratula punctata Spiriferina pinguis 5 Waleotti Rhynchonella costellata Cardinia depressa. Die übrigen Arten sind neu, doch ist ihr Charakter im Allgemeinen ein lia- sischer. Es geht daraus hervor, dass hier bezeichnende Versteinerungen der rhätischen Formation mit unterliasischen vergesellschaftet sind. Nach den Ausführungen des Verfassers ist es unmöglich an der Fundstelle nach Schichten zu sammeln, doch geht aus, der topischen Lage des Platzes unzweifelhaft hervor, dass alle diese Fossilien nahe D' neben einander gelegen haben. “ Die Schichten, welche die aufgezählte Fauna beherbergen, nennt der Verfasser Garlandschichten ; sie bestehen aus hellgrauen Mergeln, deren Mächtigkeit circa 40 Meter :& beträgt. Hart an der unteren Grenze der Garlandschichten haben anstehende Mergel- j massen folgende Fossilien, in einem bezeichnenden Lumachell erhalten, ergeben: 4 Gervillia inflata r Avicula contorta Mytilus minutus / Corbula alpina & Schizodus Ewaldi Br Myophoria inflata Lima praecursor Turritella alpis sordidae etc. _ Danach besteht also das Liegende der Garlandschichten aus dem echten Rhät, D, der Zone der Avicula contorta, die ihrerseits wieder von Dolomit unterteuft wird. Die Mächtigkeit des Rhätischen ist grösser, als die der Garlandschichten. Das Hangende der Garlandschichten wird durch einen schmutzigweissen, manchmal feinoolithischen Kalkstein oder einen bituminösen grauen Mergel gebildet, welcher den höchsten Theil des Brauneckgebirges zusammensetzt. Die Fauna desselben besteht nach den bisherigen Funden aus: Schlotheimia angulata Rhynchonella genifer n. sp. br plicatissima - Megalodus sp. j Rhabdophyllia clathrata r Pentacrinus sp. | Opetionella alpina £ and stellt den Horizont als den des Am. angulatus mit Sicherheit fest. Eine ähnliche Fauna, wie die der Garlandalpe, kennt man aus dem Wunder- - graben bei Ruhpolding, südlich von Traunstein, Auch hier kommen fünf rhätische 398 Verhandlungen. Nr. 15 Arten mit mehreren unterliasischen zusammen vor. Die Mergel, in denen die Fauna des Wundergrabens enthalten ist, stimmen petrographisch ganz mit den Garland- schichten überein. Die Thatsache, dass einzelne Arten des Rhätischen in den unteren Lias hinauf- reichen, ist wohl schon bekannt und hat auch nichts Befremdliches an sich. Eine völlige Uebergangsfauna aber, welche manche der bezeichnendsten Rhätfossilien mit liasischen gemengt enthält und genau im Horizont des Am. planorbis auftritt, verdient aufmerksame Beachtung und ist nicht blos, wie schon der Verfasser der interessanten Arbeit hervorhebt, für die Frage nach der Formationsgrenze von Trias und Lias von Bedeutung, sondern dürfte auch von Denjenigen zu erwägen sein, die eine Lücke im unteren Lias der Alpen und eine Transgression der oberen Partie desselben annehmen. ’ Die wichtigeren, theils neuen, theils bereits bekannten Arten, erscheinen auf zwei Tafeln abgebildet. Paläontologisch interressant ist ein neuer Ganoid, Dapedius alpinus, aus dem Rhätischen. (VU;) J. Melion. Die Meteorsteinfällein Mähren. Brünn 1886. — Nachschau in dem mährisch-scehlesischen Sudeten- gebirge. Brünn 1886. Aus einer grösseren Anzahl ziemlich gleichzeitig erschienener Aufsätze des Verfassers, welche neben Bemerkungen über die verschiedenartigsten Gegenstände auch solche mineralogisch-geologischen Inhaltes enthalten, herausgegriffen, seien die beiden genannten Schriften hier kurz angezeigt. In der ersten Arbeit gibt der Verfasser ein Verzeichniss der in Mähren statt- gehabten Meteorfälle, eine auf den bekannten, alten Quellen fussende Beschreibung der näheren Umstände beim Fall, die Angabe der Museen etc., welche dem Verfasser als im Besitze mährischer Meteoriten bekannt sind, eine Zusammenstellung der auf die- selben bezüglichen Literatur u. s. w. In der zweiten Arbeit gibt der Verfasser in Fortsetzung und in dem Sinne der von ihm schon in den 50er Jahren gegebenen Mittheilungen über die Geologie der Sudeten einige diesbezügliche Notizen neben rein touristischen, balneologischen etc. (€. v. ©.) Rud. Freyn. Ueber mährische und schlesische Mine- ralienfundorte. Verh. d. naturf. Ver. Brünn. XXIV. Bd. 58. Aus dem Gebiete des schlesischen Altvaters werden eine Reihe von neuen Mineralvorkommnissen angeführt, durch deren Zusammenstellung die mineralogische Kenntniss des geographischen Mittelpunktes der schlesischen Sudeten wesentlich ge- fördert erscheint. Unter Anderem weist der Verfasser von einigen Punkten Titaneisen nach, Titanit, Molybdänit, Epidot, Turmalin ete. Das Muttergestein ist vorwaltend der vom Ref. in den diesjährigen Reiseberichten des öfteren erwähnte Phyllitgneiss, resp. die in demselben auftretenden Chloritnester, sowie die darin häufigen granitisch-pegmatitischen Linsen. Verfasser bezeichnet das Gestein meist als chloritischen Gneiss oder chloritischen Phyllit. Die genauere Bestimmung einzelner Vorkommnisse stammt von Hofrath v. Zepharovich. Ueber Mineralien aus der Gegend von Zöptau, Pittenwald und Goldenstein in Mähren hatte der Verfasser bereits in den Jahren 1878 und 1881 an gleichem Orte kurze Notizen gegeben. (C. v. C.) Wirkl. Geh.-Rath v. Dechen. Ueber R. D. M. Verbeek’s Topographische en geologische Beschrijving van een gedelte von Sunatra’s Westkust. Batavia Landsdrukkery 1883. Es möge hier für Jene, die genöthigt sind, obige Abhandlung Verbeek’s zu benützen, die aber der Sprache nicht kundig sind, die Notiz stehen: dass Excellenz Herr v. Dechen in den Sitzungsberichten der niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Bonn (Sitzung am 7. Juni 1886) einen zwar sehr gedrängten, aber sehr vollständigen Auszug aus dieser Abhandlung vorgelegt hat und drucken liess. (D. St.) re ae TE Nr..15 Sitzung am 30. November, Ch. Barrois, 399 Josef Kivai. Nerosty krälovstvi Cesk6ho. Ungarisch- Hradisch 1886. Der Verfasser gibt hiermit der Oeffentlichkeit ein Verzeichniss der Mineralien Böhmens, das er zur Zeit seines Verweilens in Prag am böhmischen National-Museum, wo ihm die mineralogischen Sammlungen Prags zugänglich waren, verfertigt hat, Bei der Zusammenstellung dieses Verzeichnisses hat derselbe ausser Zepharovich’s minerl. Lexikon auch diejenige neuere Literatur benützt, in welcher einschlägige Angaben sich finden. Das Verzeichniss ist in zwei Theile getheilt und sind im ersten Theile nach alpha- betisch geordneten Fundorten die Mineralien und im zweiten nach alphabetisch geordneten Mineralien die Fundorte nachzuschlagen. Ein Namens-Verzeichniss der Fundorte in deutscher und böhmischer Sprache ist angeschlossen. (D. St.) Dr. Hippolyt Haas. Warum fliesst die Eider in die Nordsee? Kiel 1886. Verlag von Lipsius und Tischer. Der Verfasser führt die Eigenthümlichkeit des Flusslaufes der Eider, welche sich der Kieler Föhrde bis auf 3 Kilometer nähert, um dann sich westwärts zur Nordsee zu wenden, darauf zurück, dass der südlich von Kiel verlaufende Höhenzug, der den Lauf des Flusses ablenkt, ein Wall des aufgestauten unteren Geschiebemergels sei, während vor dem zweiten Vorrücken des Inlandseises der Abfluss ostseewärts stattfand, (E. T.) H. B. Medlieott. Note on the oceurrence of petroleum in India. Aus den Records des geol. survey of India. 1886. Obwohl dem, was über diesen Gegenstand bis jetzt publicirt wurde, wenig Neues hinzuzufügen ist, wie der Verfasser sagt, so hat sich derselbe doch bewogen gefunden, eine kleine zusammenhängende Uebersicht der indischen Petroleumvorkommnisse zu geben. Nach einer kurzen Einleitung über Natur und Ursprung des Petroleums (die Frage bezüglich des letzteren wird offen gelassen) kommt in dem vorliegenden Aufsatz eine summarische Uebersicht der amerikanischen, kaukasischen und karpathischen Petroleumvorkommnisse. Die letzteren sind sogar, was die geschichtliche Entwicklung unserer Kenntnisse davon anlangt, mit einer relativen Ausführlichkeit behandelt. Doch ist dem Verfasser, der bis zu den Mittheilungen Fötterle’s zurückgreift, die in den „neuen Studien“ (Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1879, pag. 295—303) gegebene und von dem Referenten verfasste Darlegung über die galizischen Petroleumverhältnisse augenscheinlich entgangen. Auf die indischen Vorkommnisse übergehend, bespricht Medlicott zunächst das Petroleum im Pendschab, welches tertiären Gesteinen angehört, wie das darauf erwähnte Vorkommen von Khatan. Es folgt die Besprechung der ebenfalls tertiären Vorkommnisse in Assam, Arakan und Birma. Obschon die Gewinnung in diesen Gegenden heute keine sehr bedeutende ist, so dass selbst der Import aus Amerika noch nicht beseitigt werden konnte, dürften nach der Meinung des Verfassers die Oelschätze Ostindiens (und wie es scheint insbesondere Birmas) doch in Zukunft eine grössere Rolle zu spielen berufen sein. Ein diesem Aufsatz beigegebener Anhang ist von Townsend verfasst und behandelt speciell die Petroleumausbeutung von Khatan. (E. T.) Ch. Barrois. Sur le caleaire a polypiers de Cabrieres (Herault). Extr. des annal. de la Soc. geol. du Nord, tom. XII, pag. 74. Mit ı Tafel. Fournet hat innerhalb der paläozoischen Schichtenfolge von Languedoc ein Niveau von Kalken mit verkieselten Korallen aufgefunden, das, ursprünglich als silurisch betrachtet, von de Rouville auf Grund der Lagerungsverhältnisse als devonisch er- kannt wurde. Die Untersuchung der aus diesen Ablagerungen stammenden Fossilreste durch de Tromelin und de Grasset bestätigte diese Altersdeutung insoferne, als sich die Fauna als eine Mischung silurischer und devonischer Elemente erwies. Barrois’ neuerliche Untersuchungen führten zu einer schärferen Präcisirung des Niveaus; sie ergaben, dass die ziemlich reichhaltige Fauna in mehr als zwei Drittheilen ihrer Arten mit jener der Schichten des Spirifer cultrijugatus des rheinischen Devon-Systemes übereinstimme, und zwar auch in solchen Formen, welche, wie Sp. cultrijugatus, Sp. speciosus und Rhynch. orbignyana, für das genannte Niveau besonders‘ bezeichnend erscheinen. Unter den westeuropäischen Verbreitungsgebieten der Schichten mit Sp. eultrijugatus sind es nach Barrois vor Allem die Vorkommnisse in-Spanien, welche die grösste faunistische Analogie mit Cabrieres erkennen lassen. Auf der beigegebenen K.k. geolog. Reichsanstalt 1886, Nr. 15. Verhandlungen. 56 400 Verhandlungen. Nr. 15 Tafel gelangten zur Abbildung Reste von Phacops latifrons var. occitanicus, Bron- teus meridionalis, Pentamerus Oehlerti var. Languedocianus und Spirifer Gerol- steinensis. RT Ch. Barrois. Sur la faune de Hont-de-Ver (Haute- Garonne). Extr. des annal. de la Soc. geol. du Nord, t. XII, pag. 124. Mit 2 Tafeln. Der unermüdliche Verfasser hat bekanntlich schon zu wiederholten Malen über eine Fauna vornehmlich Trilobiten führender Schieferthone Nachricht gegeben, welche Maurice Gordon an den Localitäten Cathervieille, Hont-de-Ver, Hont-de-Bicoulous etc. in den Pyrenäen (Thal von Arboust, Haute-Garonne) entdeckt und ausgebeutet hat. (Vergl. Bull. soc. geol. de France, tom. VIII, 1880, ferner Ann. soc. g&ol. du Nord, tom, IX, 1882 und t. X, 1883). In diesen früheren Mittheilungen parallelisirte Barrois die genannten Trilo- biten-Schiefer der Pyrenäen mit der Etage G des böhmischen Silurs, und zwar haupt- sächlich auf Grund der zahlreichen Reste von Phacops fecundus Barr., welche die Schichten von Cathervieille einschliessen, und eines Dalmanites (D. Gourdoni) aus der Cryphaeus-Gruppe. Die vorliegende, vierte Mittheilung über diesen Gegenstand macht uns nun mit weiteren paläontologischen Funden Gourdon’s bekannt. Es sind zwar zum grössten Theile neue Arten, welche Barrois hier vorführt, dieselben zeigen aber doch fast ausschliesslich nur zu solchen Formen nähere Beziehungen, welche Barrande’s Etagen F 6 und H charakterisiren. Besonders interessant sind in dieser Hinsicht 2 neue Bronteus-Arten: Br. Raphaeli und Br. Trutati, welche durch die Armirung des Pygidiums mit Randdornen auf Corda's Gattung Thysanopeltis hinweisen, also auf eine Formengruppe, die nach Kayser dem hercynischen Schichtencomplexe eigen- thümlich ist. Die hier berührte Veränderung in der Ornamentbildung gewinnt nach Barrois dadurch eine grössere Bedeutung, dass sie mit jener parallel läuft, welche innerhalb der Gruppe der Dalmanitiden bei Oryphaeus eintritt, und durch den Um- stand, dass auch die hercynischen Lichas-Arten einen reicheren Dornenschmuck auf- weisen als die echt silurischen Typen derselben Gattung. Unter den übrigen neuen Funden erscheint sodann noch ein auf Pleurodyctium zu beziehender Rest besonders bemerkenswerth. Auch nach den neueren Fossilfunden beherrschen die Trilobiten den Charakter der Fauna; von den 16 bis jetzt bekannten Arten beziehen sich 8 auf die genannte Familie, und zwar auf die Gattungen: Dalmanites, Lichas, Bronteus (2 Arten), Phacops (Ph. fecundus und breviceps), Cyphaspis und Harpes. Barrois gelangt durch seine Untersuchungen zu dem Schlusse, dass die behandelte Fauna mitten inne stehe zwischen dem echten Obersilur (E), das durch die pyrenäische Localität S. Beat re- präsentirt werde, und Verneuil’s Spiriferensandstein von B£ost bei Laruns, und be- trachtet die Ablagerungen von Cathervieille als eine thonige Facies jener als hereynische Etage zusammengefassten Bildungen, welche in Böhmen und am Harz in kalkiger, an der Maas und am Rhein in Sandstein-Entwicklung bekannt geworden sind. (F. T.) Ch. Barrois. Sur le calcaire devonien de Chaudefonds (Main-et-Loire). Extr. des annal. de la Soc. geol. du Nord, tom. XIII, pag. 170—205. Mit 2 Tafeln. In einem Steinbruche bei Vallet, westlich von Chaudefonds, entdeckte Davy eine nur wenige Decimeter mächtige Kalkbank, die sich aus einem Detritus von Korallen- und Crinoiden-Resten, isolirten Brachiopodenklappen und Trilobitenfragmenten zusammen- gesetzt erwies. Das Vorkommen konnte nach keiner Richtung hin weiter verfolgt werden ; es stellt dasselbe vielmehr einen völlig isolirten Sedimentlappen dar, in dessen Umrandung ein Complex von rothen und grünen Schiefern auftritt, der von Hermite dem Untersilur, von anderen Autoren theils dem Ober-Devon, theils carbonischen Ablagerungen gleichgestellt wurde. Für die Bestimmung des Alters der Kalke von Chaudefonds bietet somit das Studium der Fossileinschlüsse den einzigen Anhaltspunkt, Oehlert, der sich zuerst mit der Untersuchung dieser Fossilreste beschäftigt hat, parallelisirte die Kalke von Chaudefonds den Schichten mit Rhynchonella cuboides des oberen Devons. Auf Grund eines reicheren Materiales discutirt nun Barrois in der vorliegenden Schrift neuerdings die Altersfrage der genannten Kalke. Nach den eingehenden Untersuchungen des Verfassers erscheinen für den Charakter der Fauna von Chaudefonds vorläufig nur jene Reste massgebend, welche sich auf Trilobiten, Brachiopoden und Crinoiden beziehen. Die Trilobiten konnten zumeist mit Formen Nr. 15 Sitzung am 30. November. Ch. Barrois. 401 aus Kayser'’s hereynischer Etage verglichen werden. Bei der fragmentaren Erhaltung der Reste von Chaudefonds ist jedoch die Möglichkeit nicht ausgesehlossen, dass manche der gegenwärtig mit hercynischen Arten identificirten Formen an vollständigeren Materialien genügende Unterscheidungsmerkmale zur Begründung, neuer Arten aufweisen werden. Die Brachiopoden beziehen sich mit geringen Ausnahmen (Atrypa granulifer« und einige kosmopolitische Formen) auf devonische Arten; von diesen sind einige, wie Pentamerus globus, Atrypa reticularis, Orthis striatula aus dem Ober-Devon der Ardennen bekannt, die überwiegende Zahl verweist jedoch auf das Mittel-Devon. Von den Crinoiden erschien nur eine Art, Melocrinus verrucosus, bestimmbar, eine Form, die ebenfalls als mitteldevonisch bezeichnet werden muss. Unter den mitteldevonischen Horizonten ist es aber speciell jenes erinoidenführende Niveau, das Kayser in der Eifel als Uebergangsstufe zwischen Calceola- und Stringocephalen-Bildungen nach- gewiesen hat, welches die engsten. faunistischen Beziehungen zu den Kalken von Chaudefonds aufweist; 75 Procent der Arten sind beiden Horizonten gemeinsam, Barrois betrachtet daher die Kalke von Chaudefonds direct als ein Aequivalent von E. Kayser’s „Crinoidenschicht“ an der Basis des Stringocephalen-Niveaus. (EST Ch. Barrois. Lestremblementsdeterredel’Andalousie. Aus den M&moires de la soc. du sc. de l’agrieulture et des arts de Lille. 1885, T. XIV. Der Verfasser hat sich an einer Mission betheiligt, welche das bekannte Erd- beben von Andalusien (1884—85) zu studiren bestimmt war. Nach den von ihm mit- getheilten Untersuchungen war das Epicentrum der Erschütterungen ungefähr in der Sierra Tejeda zu suchen. Die Geschwindigkeit der Bewegung bestimmt sich in einigen messbaren Fällen zu 1500 Meter in der Secunde, die Tiefe des Erschütterungscentrums unter der Oberfläche mit zunächst noch geringerer Sicherheit zu 11 Kilometer, In Be- zug auf die Anwendung der Ansichten über den tectonischen Charakter vieler Erdbeben ergaben die Beobachtungen in vorliegendem Falle das Ergebniss, dass eine gewisse Uebereinstimmung des Gebirgsbaues mit der Lage der Erschütterungslinien sich denken lässt, dass indessen selbst dieses bedeutende Erdbeben nicht im Stande war messbare ‘bleibende orographische Veränderungen hervorzurufen, ausser ganz oberflächlichen Rutschungen. (E. T.) Ch. Barrois. La structure stratigraphique des mon- tagnes du Menez. Aus den Ann. der soc. geol. du nord. Lille 1885. Dieses Massiv, dessen tectonische Stellung bisher einigermassen einen unklaren Punkt in der Geologie der Bretagne bildete und an dessen Zusammensetzung alt- krystallinische, silurische und devonische Gesteine theilnehmen, bildet nach den An- sichten von Barrois einen integrirenden Bestandtheil der anticlinalen Axe, welche die Bretagne der ganzen Länge nach von Ost nach West durchzieht. Die Nordseite der 'Wölbung des Menez ist abgebrochener als die Südseite und vielfach zerstückelt. (E. T.) J. Niedzwiedzki. Zur Kenntniss der Fossilien des Mio- cäns bei Wieliezka und Bochnia. Aus den Sitzber. d. Ak. d. Wiss. I. Abth. Wien 1886. Es werden zwei neue Arten, Modiola solitaria und Turritella Rabae beschrieben und ausser diesen auch noch der Pecten denudatus Rss. und Turritella marginalis Brocc. abgebildet. (E. T.) E. Fugger und K. Kastner. Vom Nordabhange des Unters- berges. Sonderabdruck aus dem im Selbstverlage der Gesellsch. f. Salzburger Landeskunde erschienenen Mittheilungen, Bd. XXVI, 14 S. in 8. Die beiden um die Erforschung des Untersberges unermüdlich thätigen Verfasser theilen abermals (vergl. Verhandl. 1885, pag. 306) einige wichtige Funde und Beob- ‚achtungen, welche im Laufe des letzten Jahres von ihnen gemacht wurden, mit. l. Wanderung im Kühlbachgraben. Hier ist es den Verfassern gelungen, ‚die Ueberlagerung des sogenannten Untersberger Kreidemarmors durch die mergeligen 'Glanecker Schichten und die Ueberlagerung dieser letzteren durch die Nierenthaler 56* a Dre REEL SE a a re ns 402 0 7" Verhandlungen, . . - | Nr. 18 $ Schichten nachzuweisen. Nach diesen Untersuchungen ergibt sich für ‘den Nordabhang ‚des Untersberges in der Strecke zwischen EirerenlEohn und Veitlbruch folgendes - Profil: re ) Quartär: Conglomerat des Mein irierfebene: Moränen, Glacialschotter., 2 Eocaen: Graue Mergel, Sandmergel, Sandsteine, Breccie und Nummulitens E r ' sandsteine. H Nierenthaler Schichten, graue und rothe Thonmergel und grüne Sand- \ steine. ® Glanecker Store Eiueknn graue Kalke und Mergelkalke, IHsä3 »n „Gosauschichten“ f röthlichgrauer, sehr feinkörniger, mergeliger Kalk, 3 rother, etwas grobkörniger, mergeliger Kalk, ; Untersberger Marmor, \ „Reibungsbreceie“. Weisser Nerineenkalk. 2. Lias von Wolfreit. Zu den bisher vom Untersberge bekannten zwei wichtigen Liasfundorten, Aurikelwand und Brunnthal, kommt nun eine dritte, welche vor Kurzem von den Verfassern weiter im Westen, am Nordfusse des Untersberges, ‚und zwar an der Felswand, welche auf die weite Waldrodung Wolfreit herabreicht, entdeckt wurde. Es ist ein dünner Streifen von Liaskalk, der sich durch diese Wand zieht und dem Anscheine nach zwischen die weissen Kalke eingelagert ist. Der weisse Kalk führt Durchschnitte megalodonartiger Formen. Der Liaskalk scheint sich nach Ost sowohl, als nach West bald zu verlieren. Die Petrefacten dieses Vorkommens gehören zu den best erhaltenen Liaspetrefacten, die man bisher vom Untersberge kennt. Es sind vorzüglich Brachiopoden vom Hierlatztypus, wenige Bivalven und Gasteropoden, sowie kleine Ammoniten; die ganze Fauna umfasst circa 26 Arten. Besonders hervorzuheben sind 2 Spiriferinen, Rhynchonella palmata und Alberti Opp., Rhynchonella retusifrons Opp. (h.), Terebratula Aspasia Men. (sehr häufig und besonders gross und schön), Waldheimia cfr. Ewaldi Opp., Waldheimia Beyrichi Opp., Waldheimia Engel- hardti Opp. Die Mehrzahl dieser Arten sind diesem Fundorte und dem des Brunnthales gemeinsam. Was die Lagerung der Liasbank betrifft, so sind die Verfasser nicht eek a darüber in’s Klare gekommen, ob dieselbe als eine regelmässige Zwischenlagerung zwischen Dachsteinkalk und einem diesem überaus ähnlichen jurassischen (etwa Tithon-) Kalke zu deuten, oder ob dieselbe als liassische Spaltausfüllung (Tasche)’ im Dachstein- kalke aufzufassen sei; die Verfasser neigen mehr zu letzterer Ansicht hin, A.B. erlag von Alfred Hölder, k.] k, Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15. Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am 7. December 1886. Inhalt: Eingesendete Mittheilungen: F. Sandberger. Die fossilen Binnen- Conchylien von Dukovan in Mähren. F. Toula. Neues Vorkommen von sarmatischen Kalken am Thebener Kegel. Vorkommen von Congerienschichten am Hundsheimer Berge. A. Rzehak. Die Conchylienfauna des marinen Sandes von Rebeschowitz. J. N. Woldiich. Zur diluvialen Fauna der Stramberger Höhlen. A. M. Lomnicki. Die tertiäre Süsswasserbildung in Ost- galizien. — Vorträge: F.M. v. Friese. Neues Mineralvorkommen aus Idria. D. Stur. Vorlage der von Dr. Wähner aus Persien mitgebrachten fossilen Pflanzen. Dr. E. Tietze. Beiträge zur Geologie von Galizien. Dr. V. Uhlig. Ueber ein Juravorkommen von Koritschan in Mähren. — Literaturnotizen: E. Tietze. M. Pavlow. F. Sacco. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. F.Sandberger. Die fossilen Binnen-Conchylien des Hornsteins von Dukovan bei Oslawan in Mähren. Dem Wunsche meines hochverehrten Freundes, Herrn Director Stur, gern entsprechend, habe ich die von Herrn Professor Dr. F. Dworsky in Brünn an dem genannten Fundorte gesammelten und mir von der k. k. geologischen Reichsanstalt übersandten Stücke einer sorgfältigen Untersuchung unterzogen. Das Gestein, ein brauner bis gelblicher Hornstein, bekanntlich ein Gemenge von Quarz und Opal, ist hier besonders reich an letzterem Gemengtheile, wie theils aus dem optischen Verhalten, theils daraus hervorgeht, dass ein beträchtlicher Theil des Gesteins von kochender Kalilauge gelöst wird. Ueberall zeigt sich deutlich, dass dasselbe kein ursprünglicher Absatz, sondern ein verkieselterKalkstein ist. Selbst die kleinen Kalkspathrhomboeder, welche im Inneren von Planorbisschalen auskrystallisirt waren, sind in Hornstein umgewandelt, also jetzt Pseudomorphosen von letzterem nach Kalkspath. Die kleineren Fossilien sind mit farbloser oder mattweisser Kieselsubstanz, die grösseren meist mit demselben Hornsteine erfüllt, aus welchem das umschliessende Gestein besteht. Fetzen von fossilen Pflanzen erscheinen vielfach im Gestein zer- streut, ihre Bestimmung ist aber wegen ihres sehr mangelhaften Erhal- tungszustandes unmöglich. Am häufigsten ist von grösseren Versteine- rungen Planorbis cornu var. Mantelli Dunker (Paläontogr. I, pag. 159, Taf. XXXI, Fig. 27—29; Sandberger Land- und Süsswasser-Öonch. d. Vorw., pag. 577, Taf. XXVIU, Fig. 18), mit Exemplaren von Zwie- faltern, Rein bei Graz und Günzburg völlig übereinstimmend. Schon K.k, geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 16. Verhandlungen. 57 a ER) Saal ES ie 404 Verhandlungen. Nr. 16 seltener zeigen sich oft schön und scharf erhaltene Abdrücke der Schale älterer Windungen von Limnaeus dilatatus Noulet (M&m. eog. foss. d’eau douce du Sud-Ouest de la France, II. ed. pag. 107; Sandberger, Land- und Süsswasser-Conech. d. Vorw., pag. 523, 543, 580, Taf. XXV, Fig. 24), zuerst von Sansans (Dep. Gers) beschrieben, dann aber von mir als in der oberen Süsswassermolasse Süddeutschlands und der Schweiz, wie in den diese vertretenden Kalken mit Helix sylvana ganz allgemein verbreitet nachgewiesen. Auch die nicht eben häufigen Bruchstücke jüngerer Windungen weichen von gleichartigen des ge t nannten Limnaeus in keiner Beziehung ab. > Recht häufig und oft dieht zusammengedrängt findet sich in manchen Stücken Planorbis Goussardianus Noulet (M&m. eite pag. 164; Sandberger, Land- und Süsswasser-Conch. d. Vorw., pag. 542), bisher nur vonSansans bekannt und mit Noulet’schen Originalen aus der „couche ä petits ossements“ völlig identisch. Das sind die drei häufigen und sicher bestimmbaren Formen. Auf einer Platte fand sich noch eine Schnecke, welche nach ihrer Totalform wohl nur ein Caryehium sein kann, leider aber so eingewachsen ist, dass die Mündung nicht sichtbar wird, und eine zweite, welche wohl zu Amnicola gezogen werden darf, aber ebenfalls keine Beobachtung der Mündung und des Nabels erlaubt. Als sicheres Ergebniss der Untersuchung ist nur zu betrachten, dass die besprochene Ablagerung von mittelmiocenem Alter ist und dass sie zunächst mit jener von Sansans verglichen werden muss, da sie eine nur in letzterer vorkommende und eine andere in derselben sehr häufige, freilich auch in etwas höhere Nivcaux hinaufsteigende Form enthält. Allein es ist immer misslich, nach wenigen Süsswasser- Conchylien Altersbestimmungen vorzunehmen, da dieselben meist eine nicht unbeträchtliche vertieale Verbreitung besitzen, während Land- schnecken in der Regel eine beschränktere zeigen und sich daher besser zu einer Altersbestimmung eignen. Hiernach wäre es sehr wünschens- werth, dass in der Dukovaner Ablagerung weiter gesammelt und dabei möglichst auf Steinkerne und Abdrücke von Helix, Bulimus und anderen Landschnecken geachtet würde. | Noch mag erwähnt werden, dass Handstücke des Süsswasser- hornsteins von Egelsee bei Burglengenfeld (Oberpfalz) !) von jenen von Dukovan kaum zu unterscheiden sind. Dort kommt aber von den Duko- vaner Formen nur Planorbis cornu vor und finden sich mehrere Arten, wie Bythinia gracilis und Ancylus deperditus, welche bisher nur in der sogenannten oberen Süsswassermolasse getroffen wurden. Eine Paralleli- sirung der bayerischen mit der mährischen Ablagerung ist daher un- statthaft. Franz Toula. Ueber ein neues Vorkommen vonKalken der sarmatischen Stufe am Thebener Kogel. Wenn man vom Orte Theben durch die Weingärten gegen die Kammhöhe zwischen Theben und Kaltenbrunn hinaufgeht, so trifft man ausser zersetzten krystallinischen Gesteinen, aufgelösten Sandsteinen und Lehmmassen nur hier und da Blöcke von festen mediterranen ') Gümbel, Geogn. Beschreib. d. ostbayer. Grenzgebirges, pag. 791 f. Nr. 16 Sitzung am: 7. December, F. Toula. 405 Sandsteinen mit Turritellen, Lucinen,, Tellinen u. dergl. Vom rothen Kreuze, auf der Höhe, zieht sich ein Weg gegen NW. durch Wiesen und Wald und an der Ostseite des Kogels nach dem Sandberg und nach Thheben-Neudorf. Im Südosten des Kogels traf ich bei Gelegenheit einer mit meinen Hörern ausgeführten Excursion auf einem Vorhügel des Kogels auf einer grösseren Wiese (vor der „Quelle*) anstehendes Gestein. Es ist ein hellgefärbter, etwas löcheriger Kalk, aus dem sich in minder gutem Erhaltungszustand folgende Fossilien erhalten liessen: Modiola volhynica Eichw. (häufig). Cardium obsoletum Eichw. (sehr häufig). Cardium nov. form. (eine von hinten verlängerte Form. — Ein der Form nach ähnliches, aber sehr kleines Cardium hat Herr Adj. Kittl in Wiesen gesammelt. Aehnlich verlängerte Arten liegen auch von Kischenew und von Hafnerthal vor. Man vergl. Cardium Döngingki, Sinzow, Beschr. der neuen und unvollständig bekannten Arten aus Neu-Russland. Odessa 1877 (russisch), Taf. VII, Fig. 3, 4. Rud. Hörnes bildet eine recht ähnliche Form von Hafnerthal als Varietät von Cardium obsoletum Eichwald ab. Jahrb. k. k. geol. R.-Anst. 1875, II, pag. 20). Mactra podolica Eichw. (ein Exemplar). Trochus podolicus Partsch. (nur ein schlecht ausgeprägter Abdruck). Ausserdem finden sich Serpularöhrehen in dem Gesteine. Dasselbe stimmt, wie Herr Custos Theodor Fuchs mir freund- lichst mittheilt, in seinem Aussehen mit jenem gewisser Kalke des von ihm am Ausgange des Thälchens oberhalb Karlsdorf in das breite Blumenauer Thal nachgewiesenen Vorkommens sarmatischer Bildungen überein (Jahrb. d. k. k. geol. R.-Anst. 1868, pag. 277). Während das von Fuchs aufgefundene Vorkommen nach der Generalstabskarte in etwa 200 Meter Meereshöhe liegen mag, befindet sich das von uns an- getroffene Kalkvorkommen in einer Meereshöhe von über 400 Meter. Auf der geologischen Karte (Maassstab 1: 144.000) sind an der betreffenden Stelle Leithakalke angegeben. Erwähnt sei noch, dass Herr Custos Fuchs, wie er mir gleich- falls mittheilte, am Nordwestabhange des Thebener Kogels oberhalb der mediterranen Bildungen des Sandberges vor längerer Zeit schon Bryozoenkalke gefunden hat, die er mir als den sarmatischen Bryozoen- kalken Ungarns (v. Hantken’s Aufsammlungen aus der Umgebung von Budapest) sehr ähnlich beschrieb. Franz Toula. Ueber das Vorkommen von Congerien- sehichten am Hundsheimerberge zwischen Hundsheim und Hainburg. Oberhalb Hundsheim, rechts (östlich) vom Sattel, über den der Fahrweg nach Hainburg hinüberführt, liegt ein grösserer Aufschluss in einem grobkörnigen Kalksandsteine, den ich bei Gelegenheit einer Studienexeursion in die Hainburger Berge besuchte. Zu unterst liegen in mächtigen Bänken die erwähnten Kalksand- steine, welche leicht geneigt gegen OSO einfallen und im Westen von einer Verwerfung durchsetzt werden. Sie enthalten lagenweise eine b7* 406 Verhandlungen. Nr. 16 Unmasse von Muschelabdrücken in schlechtem Erhaltungszustande. In der Hangendpartie fanden sich nur ein paar sicher bestimmbare Ab- drücke und Steinkerne, welehe auf Congerien bezogen werden können. Es ist eine kleine Form, welche an kleine Exemplare der Congeria spathulata Partsch oder der Congeria Basteroti Desh. erinnert. Es fand sich sonst nichts irgend wie Bestimmbares, ausser einigen kleinen so- genannten Pycnodus-Zähnchen, was nach den von Th. Fuchs (Ver- handl. 1871, pag. 227. Ueber die Fischfauna der Congerienschichten) gemachten Angaben nicht sonderlich auffällt. Herr Custos Fuchs, dem ich die kleinen Fundstücke zeigte, be- stärkte mich in meiner Ansicht, dass man es mit sicheren Congerien zu thun habe. Dadurch würde eine von ihm selbst ausgesprochene Meinung über das geologische Alter der betreffenden Schichten einiger- massen modifieirt. Herr Custos Fuchs besprieht denselben Aufschluss (Jahrb. d. k. k. geol. R.-Anst. 1868, pag. 284), kommt aber, auf Grund der in einem „losen Blocke* aufgefundenen Steinkerne von Mactra podolica und Tapes gregaria zu dem Schlusse, dass die petrographisch recht sehr an die Congeriensandsteine und -Breecien von der Höhe des Leithagebirges (Teufelsjochsteinbrüche zwischen Bruck a. d. Leitha und Goys) und hinter dem Richardshofe (auf der terrassenartigen Vorhöhe des Anninger) erinnernden Gesteine, „weder zum Leithakalke* (wie auf der geol. Karte der Umgebung von Hainburg ete. 1: 144.000 angegeben wird), „noch zu den Congerienschichten, sondern in die sarmatische Stufe gehören“. Das Vorkommen von kleinen Steinkernen und Abdrücken von Gastropoden (in dünnbankigen Kalken über der Schichte mit den Congerien) und von grossen Rollsteinen im Hangenden des ganzen Complexes hat schon Herr Custos Fuchs besprochen. A. Rzehak. Die Conchylienfauna des marinen Sandes von Rebeschowitz in Mähren. In Nr. 16 des Jahrganges 1883 dieser Verhandlungen habe ich eine kleine Mittheilung gemacht über den Sand von Rebeschowitz bei Reigern in Mähren, und auf Grund einer allerdings nur geringen Anzahl von Conchylien die Vermuthung ausgesprochen, dass dieser Sand in seinem geologischen Alter den sogenannten „Grunder Schichten“ entsprechen dürfte. Die Conchylien kommen in diesem Sande nur spär- lich und meist in Bruchstücken, die aber in der Regel gut bestimmbar sind, vor. Durch sorgfältiges Durchsuchen des Sandes, gelang es mir, die frühere Anzahl von 15 Species auf ungefähr 50 zu erhöhen. Von diesen sind etwa 35 mit Sicherheit bestimmbar, zumeist Bivalven, die über- haupt unvergleichlich besser erhalten sind als die Gastropoden. Es wurden bisher constatirt: !) a) Bivalven. Lucina dentata Bast. Lucina sp. ind. „ ornata Ag. Axinus sinuosus Don. »„ miocenica Micht. Limopsis anomala Eichw. » ef. multilamellata Desh. Pecten Malvinae Dub. ‘) Für freundliche Unterstützung bei der Bestimmung bin ich den Herren Th. Fuchs und ©, Kittl zu Dank verpflichtet, ee Östrea sp. ind. _ Cardium turonicum Mayer. x papillosum M. Hoern. Cardita scalaris Sow. (Poli?) Be sp. ind. Donax intermedia Hoern. Ervilia pusilla Eichw. Venus marginata Hoern. „ plicata? Gmel. Nucula nucleus L. — Einige Exem- plare zeigen starke Runzeln an der Schalenoberfläche. Sitzung am 7. December, J. N. Woldfich, 407 Leda nitida Broce. pella L. clavata Calcara. Arca diluvii Lam. »„. ef. lactea L. Circe minima Mont. Mactra Basteroti Mayer. Syndosmya apelina Ren. Tugonia anatina Gmel. Ensis Rollei Hoern. Oorbula gibba Oliw. „ earinata Duj. Teredo sp. b) Gastropoden. Natica helicina Br. var. — Schliesst sich an N. plicatulaeformis Kittl. aus dem Schlier von M.-Ostrau h an. Buccinum subguadrangulare Micht. # Dujardini Desh. “ restitutianum Font. Turritella turris Bast. a bicarinata Eichw. Rissoina pusilla Broce. Murex cf. varicosissimus. Neritina cf. ewpansa Reuss. Xenophora sp. ind. Solarium sp. ind. Calyptraea chinensis L. Scalaria sp. nov.? Turbonilla sp. Vermetus intortus Lam. Dentalium tetragonum Brocc. R entalis? L. Ohiton sp. Vaginella cf. depressa Daud. In dieser Liste findet sich eine grössere Anzahl typischer Grunder Formen; besonders bemerkenswerth ist auch das Vorkommen von Tu- gonia anatina Gmel.,, die bislang meines Wissens nur in den Horner Schichten gefunden wurde. Als palaeontologische Seltenheit ist auch die Gattung Chiton zu erwähnen, von welcher ich eine Form auch im On- cophorasand auffand. Dr. Joh. N. Woldrich. Zur diluvialen Fauna der Stram- berger Höhlen. ; Herr Prof. K. J. Maska in Neutitschein, welcher die im Berge Kotou& bei Stramberg in Mähren gelegenen Höhlen: Certova dira und Sipka in den Jahren 1879—1883 einer eingehenden Durchforschung unterzog, veröffentlichte in einer grösseren Abhandlung, betitelt: „Der diluviale Mensch in Mähren“ (Programm der Landesoberrealschule in Neutitschein 1886) einen ausführlichen Bericht über die Resultate dieser gewiss verdienstlichen Durchforschung. Da ich an der Bearbeitung des gefundenen Materiales stark be- theiligt war, demselben im Ganzen mehr als ein Jahr geistiger Arbeit widmete und auf die Resultate meiner diesbezüglichen, auf früheren jahrelangen Studien basirenden Bestimmungen wiederholt hinwies !), dieselben aber in der vorliegenden Arbeit Maska’s nur im Allgemeinen, !) Verhandl. d. k. k. geol. R.-Anst., Wien, 1880, Nr. 15, 1881, Nr. 8, Nr. 16; Sitzb. d. k. k. Akad. d. Wiss. Wien, Bd. 90, Dec. 1584, Diluviale Fauna von Zuzla- witz, 2. u. 3. Ber. etc. 408 Verhandlungen. Nr. 16 und theilweise nicht ganz richtig angegeben sind, könnte es den Anschein haben, dass ich mir in meinen Schriften mehr Verdienste bezüglich der Bestimmuug der Faunen dieser beiden Höhlen zuschrieb, als mir ge- bührt. Ich fühle mich daher verpflichtet, den diesbezüglichen Bericht MasSka’s zu ergänzen und theilweise richtig zu stellen. Fauna der Certova dira. Was die Bestimmung der von MaSka gefundenen Thierreste an- belangt, so ist sein diesbezüglicher Bericht auf pag. 62 eit. mehrfach ungenau; ich lasse daher die Liste der Fauna dieser Höhle nach meinen Bestimmungen nachstehend folgen und setzte zu den wenigen Thierformen,, welche Herr Prof. Maska selbst bestimmt hat, dessen Namen hinzu. Sorex vulgaris L. Crocidura, wahrscheinlich leucodon Wagl. Talpa europea L. Felis lynz L. „ ‚fera Bourguig. „ magna Bourguig. Leopardus (Pardus Gray?) Hyaena spelaea Goldf. (MasSka). Lupus vulgaris foss. Wold. Canis Mikii Wold. Ouon europaeus Bourguig. Vulpes vulgaris foss. Wold. „. minor Schmerl. » meridionalis Wold. Leucocyon lagopus foss. Wold. Ursus spelaeus Rosenm. (MaSka). „ priscus Goldf. (Maska). „ arctos L. (MaSka). Mustella foina (Briss.?). Foetorius putorius Keys u. Blas. \ (lutreola Keys u. Blas.). n erininea Keys u. Blas. x Krejeti Wold. z vulgaris Keys u. Blas. minutus Wold. Arctomys (marmota Schreb.?). Spermophilus Fr. Ouv. Myoxus wahrscheinlich glis 2. Myodes lemmus Pall. „ torguatus Pall. Arvicola amphiblus Blas. 2 gregalis Desm. agrestis Dlas. campestris Dlas. £ kleine Savi-Form. 4 arvalis Blas. Arvcola kleine Subterraneus-Form ratticeps Keys u. Blas. nivalis Mart. Nehringi Wold. glarcolus Blas. „ var. Nageri Schinz. Maskil Wold. Arvieola amphibius, kleine Form. Öricetus frumentarius Pall. £ kleine Form. Mus sylvaticus L. Lepus (timidus L.). Lagomys, wahrscheinlich pusillus Desm. Lepus variabilis Fall. Bos (primigenius Boj.?) (MaSka). „ priscus Boj. (MasSka). Ovibos moschatus Blainv (?) (Maska). Capra ibex L. (?) (MaSka). L. (MaSka). Ovis L. (MasSka). Oapella rupicapra Keys u. Blas (Maska). Rangifer terrandus Jardin. Öervus, wahrscheinlich elaphus L. Alces palmatus Nordm. (MaSka). Cervus, eine kleine Form, wahr- scheinlich elaphus. Eguus caballus foss., kleinere und grössere Form. Rhinoceros tichorhinus Cu. (MaSka). blephas primigenius Blumb,. (Maska). Aquila (chrysaötos L.?). Nyctea nivea Daud, Nr. 16 Sitzung am 7. December. J. N. Woldfich. 409 Bubo, wahrscheinlich maximus Sibb. Otis (tetrax L.?). (Corvus corax L. Anas boschas L. Turdus pilaris L. Anser cynereus Meyer. Tetrao urogallus L. Avrs, unbestimmt. u tetris.E. Jana. Lagopus albus Vieill. Bufo. „ alpinus Nilss. Piscis, mittelgr. Spec. Von dieser Liste fehlen im Verzeichnisse MasSka’s die nach- stehenden Formen: Crocidura (leucodon), Felis magna, Vulpes minor, Vulpes meridionalis, Arvicola ratticeps (119 Stücke), Oricetus kleine Form, Mus sylvatieus, Lepus (timidus) und Oervus (elaphus). Bezüglich Myoxus und Cervus elaphus bemerkt MaSka in einer Anmerkung, dass die Reste dieser Thiere recent seien und nicht hierher gehören. Es könnte dies vielleicht bezüglich Cervus elaphus richtig sein, allein die Reste von Myoxzus (glis) waren mitten unter den anderen kleineren Resten und das mir vorliegende Duplicat ist entschieden diluvialen Alters und gehört der diluvialen Waldfauna an. Wie viele Reste Prof. Maska nachträglich zu einzelnen der obigen von mir bestimmten Formen einreihte, ist mir unbekannt und für den Charakter dieser Fauna nicht von Belang; es hat dies nur einen Werth für die relative Häufigkeit der Formen. Dass derselbe einzelne meiner Bezeichnungen nach seinem Gutdünken änderte oder subsumirte, ist ein höchst eigenthümlicher Vorgang. Um Bestimmung der Objecte zu ersuchen und hinterdrein mit diesen Bestimmungen nach Belieben umherzuwerfen, ist mindestens sehr ungewöhnlich. Auf pag. 61 sollte es wohl heissen: Ich (Maska) theile die von Woldrich ausge- sprochene Ansicht (Diluv. Arvicolen. Sitzb. d. k. Akad. d. Wiss. Wien. 1884, Bd. 90, pag. 399), dass die meisten Reste der Mikrofauna aus dem Gewölle von Raubvögeln stammen. So viel zur Richtigstellung meiner Theilnahme an der Arbeit, Maska’s Verdienst bleibt es, die Höhle gründlich durchforscht und mein Verdienst die Fauna derselben fast ausschliesslich bestimmt und wissenschaftlich sichergestellt zu haben. Herr Prof. MaSka zieht aus den Resultaten seiner Forschung mit Recht Schlüsse. Leider kann ich ihm nicht im Detail vollständig beipfliehten; da aber seine Funde höchst wichtig sind, erlaube ich mir auch meine Ansicht hierüber mitzutheilen. Die fünfte (unterste) Schichte mit Resten von Ursus spelaeus hält Maska für präglacial, die vierte und dritte Schichte für glacial. Den in diesen letzteren Schichten vorgekommenen Resten zufolge müssten während der Glacialzeit Bos priscus, Alces palmatus, Sorex vulgaris, Arvicola glareolus, T’etrao urogallus, also eine Gesellschaft von Waldthieren, einerseits mit einer ganzen Reihe von echten Steppen- thieren, besonders Arvicolen, nebst Spermophilus und andererseits mit arctischen Thieren, wie Leycocyon lagopus, Myodes torquatus , Lepus variabilis, Arvicola gregalis, Nictea nivea ete. gleichzeitig gelebt haben, was die Naturforschung längst für unmöglich erklärt hat, da die entsprechenden Existenzbedingungen an einem Orte während der ganzen Glacialzeit nirgends existirten. 410 : Verhandlungen. Nr. 16 Die Reste der zweiten Schichte werden einer Interglacialzeit oder ” dem Beginne einer kleinen Glacialzeit zugeschrieben, obwohl es mit Ausnahme von Ursus arctos lauter Thiere sind, die auch in den Schichten der angeblichen Glacialzeit vorkommen. Von diesem Wider-- spruche abgesehen, müssten demnach die Reste der ersten (obersten) schwachen Verwitterungsschichte mit Kalktrümmern und schwarzer (also humöser) Erde, mit Kupfer-, Bronze- und Eisengegenständen, während oder am Ende der angeblichen kleinen Glacialzeit abgelagert worden sein, oder es müsste die Höhle während der ganzen langen, postglacialen Diluvialzeit, in welche unsere so mächtigen Lössbildungen mit ihrer Fauna fallen, unzugänglich und erst wieder im Alluvium zugänglich gewesen sein, was höchst unwahrscheinlich ist. War die Certova dira zur Glacialzeit bereits vorhanden, so musste sie mit Glacialgebilden ausgefüllt worden sein und diese sind meiner Ansicht nach gegen das Ende der Glacialzeit wieder durch Gewässer weggespült worden, vielleicht bis auf die unterste Schichte mit „abge- stossenen“ Resten des Ursus spelaeus, mit „abgerollten“ Steinen und mit dem darunter befindlichen Sand; doch scheinen letztere erst in der zweiten Hälfte der Glacialzeit abgesetzt worden zu sein. Es nahmen nun gegen das Ende der Glacialzeit zunächst die nordischen Raubthiere von der Höhle Besitz, liessen ihre eigenen und die Reste der zahlreichen Mikrofauna zurück, darunter besonders die charakteristische Arvicolenfauna, deren nordasiatischen Charakter ich nachgewiesen habe (Diluv. Arvie. Sitzb. d. k. Akad. d. Wiss., Wien 1884, Bd. 90). Diese mit echten Steppenthieren gemischte Fauna kann nur an das Ende der Glacialzeit verlegt werden und ist fast identisch und gleichzeitig mit der Mischfauna von Zuzlawitz, Spalte I, worauf ich in meiner oben eitirten Akademieschrift, pag. 403, hinwies und wovon wenigstens in einer Notiz Erwähnung gemacht werden sollte in einer Arbeit, die auf Wissenschaftlichkeit Anspruch macht. Nach und nach gelangten dann in postglacialer Zeit nach den Steppenthieren, Weide- thiere und endlich selbst Waldthiere mit den Feliden in die Höhle, welche bis in die zweite Schiehte reichen und auf welche die alluviale Schichte folgte. Nur auf diese Weise ist das merkwürdige Gemisch von Thierresten der vierten, dritten und zweiten Schiehte (mit Lehm) er- klärlich. Zu diesem Gemische mochten wohl seinerzeitige temporäre Fluthungen, sowie auch theilweise die Arbeiter beigetragen haben, denen man bei zeitweiliger Abwesenheit des Forschers eine sichere Unter- scheidung der ohnehin nicht mächtigen Schichten kaum zumuthen kann. Auf ähnliche Verhältnisse, wie die geschilderten, lassen auch die Spuren des Menschen schliessen, welche nicht nur in der vierten Schichte, sondern „in der ganzen Höhlenablagerung regellos zerstreut lagern“. Aus dem Umstande, dass in der vierten Schiehte 13 Meter tief (aus angeblicher Glacialzeit) ein unversehrt gebliebener Herd gefunden wurde, welcher von Steinblöcken umstellt war, der en obere Fläche „glatt polirt‘ ist, geht deutlich hervor, dass die Schichtun g der Höhle keinen Schluss auf das relative Alter der darin enthaltenen Reste erlaubt, da wohl der Mensch zur Glacialzeit noch keine polirten Steine besass. Dieser Herd mit glatt polirten und „am Boden neben einander gelegten Steinen“ dürfte vielmehr dem postdiluvia len Menschen der Nr. 16 Sitzung am 7. December. J.N. Woldrich, 411 neolithischen Zeit angehören, in welche Zeit wohl auch die in der alluvialen (obersten) Schichte gefundenen „schönen Stein- und Beinarte- facte“ gehören dürften. Die in den verschiedenen Schichten gefundenen zugeschlagenen Steinwerkzeuge, von denen mir einige zur Ansicht vorlagen, sind indess gewiss diluvialen Alters, doch stammen sie wohl nicht aus der Glacial- zeit, sondern sind jünger und reihen sich mit den vielen eigenthümlich zerschlagenen und zugeschlagenen Knochenfragmenten und Splittern den Funden von Zuzlowitz aus der Spalte II an, mit denen die Knochenfrag- mente genau übereinstimmen und die ich an das Ende der diluvialen Weidezeit, als Rhinoceros und Elephas noch vorhanden waren, ver- setzen musste. Fauna der Sipka. Was die Fauna dieser Höhle anbelangt, so habe ich leider keine so genauen Notizen über die mir wiederholt zugesendeten und von mir bestimmten Reste angelegt und habe auch, die Arvicolen ausgenommen, welche ich vollständig selbst bestimmte, nicht so viel Material zur Untersuchung zugeschickt erhalten, wie aus der Üertova dira. Hier arbeitete Herr Prof. Maska, wie er auf pag. 74 richtig bemerkt, „unab- hängiger“, d. h. sehr viele Thierreste dieser Höhle bestimmte derselbe hauptsächlich auf Grundlage der von mir sichergestellten zahlreichen Fauna der Certoya dira. Hier ist es richtig, was MaSka auf pag. 62 bezüglich der Certova dira anführt. „Behilflich war mir insbesonders Prof. Woldfich, welchem ich einen grossen Theil der Knochen zur Controle, Vergleichung und Bestimmung übersendete“ Da ich aus Mangel an Aufschreibungen nicht alle diejenigen Thierformen anführen kann, welche ich selbst bestimmte, muss ich die Verantwortung für die ganze Fauna mit Herrn Prof. Maska theilen. Diese von MasSka-Woldrich bestimmte Fauna der Sipkahöhle enthält nahezu dieselben Glieder, wie die der Certova dira; nur ist das Verhältniss der Häufigkeit der einzelnen Formen ein wesent- lich anderes. Die nachstehenden Thierformen der Certova dira fehlen, dem Verzeichnisse MaSka’s zufolge, in der Sipkahöhle: Crocidura (leucodon), Canis Mikü, Vulpes minor, Vulpes meridionalis, Foetorius (lutreola), Foetorius Krejtii, Foetorius minutus, ÜOricetus (kleine Form), Mus sylvaticus, Myoxus (glis), Myodes lemmus, Ovis, Nyctea nivea, Bubo (maximus), Turdus pilaris, Otis (tetrax) und Anser cinereus. Dagegen kommen in der Sipkahöhle die nachstehenden Thierformen vor, welche in der Certova dira fehlen: Leo Pr Leo nobilis, Felis minuta, Meles taxus, Gulo borealis, Castor fiber, Capra (hircus), Equus Ba affınis, Asinus, Sus. Die Arvicolenfauna, welcher Myodes lemmus gänzlich fehlt und in der Myodes torguatus und Arvicola gregalis in sehr wenigen Resten erscheinen, ist entschieden jünger als die der Certova dira und besitzt einen nordosteuropäischen Charakter, wie ich dies (a. a. ©. pag. 398) nachwies; dieselbe folgte unmittelbar auf die Misch- fauna des Endes der Clacialzeit der Öertova dira, also nach dem Enae der Glacialzeit. Ich habe (a. a. OÖ. pag. 399) die Vermuthung ausgesprochen, dass die Arvicolenreste nicht aus ursprünglicher Lagerstätte stammen dürften, K. k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 16. Verhandlungen, 58 412 Verhandlungen. | Nr. 16 wozu mich ihr Aussehen veranlasste. Das aufmerksame Lesen des Fund- berichtes MaSka’s lässt mich nun nicht daran zweifeln, dass die Schichten der Sipka mit ihren Resten sehr durch einander gekommen sind, wie dies schon die Einsturzstelle und die vorhandenen Schlote 4 vermuthen lassen. Es besteht wohl kein Zweifel, dass Herr Prof. MasSka die von ihm sorgfältig beschriebene Schichtung ungestört vor- gefunden habe, so ungestört nämlich, wie sie die letzten Gewässer, welche den Inhalt durchwühlten und Neues hinzubrachten, zurückge- lassen haben. Ich habe schon wiederholt Gelegenheit gehabt, darauf hinzuweisen, wie in manchen Höhlen Aelteres über das Jüngere zu liegen kommt, was auch hier der Fall zu sein scheint. Da die Individuenzahl der Glacialthiere eine sehr geringe ist, dagegen neben den Arvicolen die Reste der grossen Thiere: Bär, Pferd, Ur, ‚Wisent, Nashorn, Renthier und Hirsch vorherrschen, so war wohl die Sipka Ende der Glacialzeit sehr wenig von Glacialthieren besucht. Es scheint aber, dass dieselbe, dafür nach Massgabe der Steinartefacte, zu dieser Zeit vom Menschen aufgesucht wurde, welcher die Höhle später wieder verliess, um der postglacialen Steppenfauna Platz zu machen, deren Reste, durch Gewässer aufgewühlt, an anderen Stellen ja selbst zu oberst abgesetzt wurden. Der Höhlenbär muss die Höhle lange Zeit hindurch bewohnt und die grossen Pflanzenfresser der Weide- und Wald- zeit eingeschleppt haben (die abgerollten Reste mögen wohl von oben eingespült worden sein). Die Fauna dieser Höhle reicht bis zum Schluss des Diluviums, wie dies die grossen und kleinen Feliden, Hirsch, Schwein ete. beweisen. Um diese Zeit mag wohl der Mensch wieder die Höhle betreten haben, worauf die sorgfältig zugeschlagene Pfeil- spitze mit Widerhaken hinweist. Die Bemerkung MaSka’s auf pag. 108, „dass sich eine Zerglie- derung der Diluvialzeit in faunistischer Beziehung in eine Glacial-, Steppen-, Weide- und Waldzeit diesen Funden nicht vollkommen an- passt, ist insoferne richtig, als sich die Fundvorkommnisse weder der Certova dira noch der Sipka zur Prüfung derartiger Fragen nicht vollkommen eignen. Schliesslich hat Prof. MaSka gewiss Recht, wenn er pag. 108 sagt: „Dass nach den jemaligen Verhältnissen ver- schiedenartige Sachen an Ort und Stelle in den Höhlen zurückbleiben, die ein richtiges Urtheil sehr erschweren“; ich erlaube mir nur hinzu- zufügen, dass man eben deshalb und wegen der eigenthümlichen, oft sehr complieirten Füllungsweise der Höhlen keine zu weitgehenden Schlüsse hierauf basiren darf. Im Uebrigen bleibt die PublicationMaska’s, welche auch andere diluviale Fundstätten Mährens bespricht, immerhin eine verdienstvolle Arbeit. A. M. Lomnicki. Die tertiäre Süsswasserbildung in Östgalizien. Einleitung. Die erste Nachricht von dem Vorhandensein einer Süsswasser- bildung in Ostgalizien lieferte im Jahre 1858 Dr. A. Alth?), und zwar auf Grund eines in Podhajce (südlich von BrzeZany) entdeckten Chara- ‘) Ueber die Gypsformation der Nordkarpathenländer, Jahrb. d. k. k. geol, R.-A, IX. Jahrg., Wien 1858, pag. 143. Nr. 16 Sitzung am 7. December. A. M. Lomnicki. 413 mergels, dem er beim Mangel anderer Versteinerungen als Oypris sp. und Ohara af. helieteres Brogn. ein eocenes Alter zuwies und hiemit für ein älteres von den darüber liegenden Mergelsanden scharf ge- trenntes Glied des podolischen Tertiärs betrachtete („Podhajcer Chara- mergel“). Ein Jahr später versuchte H. Wolf!) in der Umgebung von Rawa, Jaworöw, Janöw u. A., also im Nordwesten der letzten Ausläufer des podolischen Plateaus den dichten Kalkstein als ein Süsswasserglied der hiesigen Tertiärformation zu bestimmen, jedoch ohne triftigen Grund, da die petrographische Facies allein ohne vorgefundene Fossilreste nicht ausschlaggebend sein konnte. (Spätere Untersuchungen des Dr. E. Tietze:) und Dr. V. Hilber?) erwiesen die marine Bildung dieser dichten Kalke.) Im nachfolgenden Jahre gelang es H. Wolf‘) auf eine Süsswasserschicht bei Leworda und Polan südöstlich von Rawa zu treffen, die durch Fossilreste als solche nachgewiesen werden konnte. Dr. V. Hilber vermochte diese Süsswasserschichten, deren Existenz anzuzweifeln wir übrigens keinen Grund haben, später an den be- zeichneten Orten nicht wieder aufzufinden. Aus Westgalizien stammt eine vereinzelte Nachricht von einer Braun- kohlenbildung in Grudna bei Dembica, woE. Windakiewiez°)in dem eirca 4 Meter mächtigen Kohlenflötze stark zerquetschte Planorbis sp. entdeckte. Seit der ersten Angabe Dr. A. Alth's findet sich bis zum Jahre 1878 in der geologischen Literatur über Podolien keine, auf das Vorhanden- sein dieses merkwürdigen Formationsgliedes bezügliche Nachricht vor, wiewohl die schon früher von mehreren Punkten bekannten Kohlen- lager, wie auch recht zahlreiche Kohlenspuren in den tiefsten Etagen des hiesigen Tertiärs auf die Existenz einer Süsswasserbildung schliessen liessen. Erst im Laufe des Jahres 1878 gelang es mir in Gesellschaft des Dr. O. Lenz‘), der mit der Aufnahme des südwestlichen Podoliens betraut war, eine mit Limneen und Planorben überfüllte Süsswasser- schichte im Dorfe Lany unweit des am Dniestr gelegenen Fleckens Mariampol zu entdecken und ihre Lagerungsverhältnisse näher in’s Auge zu fassen. In den späterfolgenden Berichten des Dr. O. Lenz’) erscheint jedoch sowohl die Lage des Lanyer Süsswasserkalkes, wie auch dessen Verbreitung auf den diesbezüglichen Karten unrichtig dargestellt, und zwar aus dem Grunde, weil Lenz den marinen, dem Gyps aufliegenden harten Kalkstein für eine Süsswasserbildung angesehen hatte. ) Geologische Aufnahmen in der Umgebung von Zolkiew, Besz, Rawa, Jaworöw, Janow. Verb. d. k. k. geol. R.-A. X. Jahrg., 1859, pag. 123—127. 2) Die geognostischen Verhältnisse der Gegend von Lemberg. Jahrb. d. k.k, geol, R.-A., XXXII. Bd., 1882. >) Geologische Studien in den ostgalizischen Miocengebieten. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. XXXII. Bd., 1882. *#) Die Tertiärbildungen westlich von Lemberg. Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1860. 5) Die Braunkohlengrube Sr. DJ. d. F. Sanguszko zu Grudna bei Dembica in Galizieu. Oest, Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen. 1873. 6) Gypstegel und Süsswasserkalkstein in Ostgalizien. Verh. d. k. k. geol. R.-A, 1878, pag. 337—338. ?) Ueber Süsswasserkalke bei TIumacz in Ostgalizien, Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1879, pag. 144 -145, 58 * 414 Verhandlungen. Im Jahre 1879 seitens d. k. k. geol. R.-A. mit der Aufnahme der’ galizisch-podolischen Hochebene zwischen dem oberen Laufe der Flüsse Gnila Lipa und Strypa ') betraut, bestimmte ich näher sowohl die Lage, wie die Verbreitung des Süsswasserkalkes in diesem ganzen Gebiete. Damals schon habe ich drei petrographisch verschiedene Glieder in dieser Formation unterschieden, und zwar die grünen Süsswassertegel, die denselben eingelagerten oder sie unterlagernden Süsswasser- kalke und zu unterst chloritische, grobkörnige Sande, die ich damals bei dem Mangel jeglicher Fossilreste irrigerweise noch in die Süsswasser- formation einbezog, während sie, wie ich erst später?) nachgewiesen habe, das tiefste, die Süsswasserschichte unterteufende, marine Glied des podolischen Tertiärs (Buezaezer Oncophora-Sande und Schotter) bilden. Spätere Untersuchungen in den Umgebungen von Monasterezyska (Wyezölki, Folwarki, Czechöw u. A.), Buczaez (Nagorzanka, Barysz) und Zloty Potok ergaben sehr erfreuliche Resultate, die ich im I. Th. einer in polnischer Sprache verfassten Arbeit?) sammt der Uebersicht der bis zum Ende d. J. 1384 den podolischen Süsswasserkalk betreffenden Literatur niederlegte, ohne mich in bestimmter Weise über das Alter dieses Formationsgliedes auszusprechen. In dieser Schrift beschränkte ich mich nur auf die Angabe aller der Punkte, wo der Süsswasserkalk vorkommt mit besonderer Rücksichtsnahme auf dessen petrographische Ausbildung, wie auch auf seine Lagerungsverhältnisse. Auf Grund dieser Untersuchungen konnte der Horizont dieser Ablagerung mit grösster Genauigkeit bestimmt und die vordem herrschende Meinung, es gäbe vielleicht mehrere Horizonte in dieser Süsswasserbildung, zurückge- wiesen werden. Sehr interessant ist ferner das Auffinden einer Süsswasserschichte, durch Dr. L. Teysseire‘) in Tarnopol (Vorstadt Zarudzie) mit prächtig erhaltenen Schalenresten von Limneen- und Planorbis-Arten, sowie die Auffindung eines erratischen Süsswasserquarzes im Norden der galizi- schen Tiefebene unweit Sokal bei Steniatyn von Dr. V. Uhlig.°) Letztere Funde verbinden den galizisch-podolischen Verbreitungsbezirk dieser Formation mit den Vorkommnissen in Russisch-Volhynien ®) und Russisch-Podolien.?) Dazu gesellt sich noch der Fund eines erratischen Sisswasserblockes ®) bei Lemberg (Kleparöw) tief im sandigen Löss. !) Die galizische podolische Hochebene zwischen dem oberen Laufe der Flüsse Gnida Lipa und Strypa. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1880, pag. 587—592. — Einiges über die Gypsformation in Ostgalizien. Verh. d, k. k. geol. R.-A. 1880, pag. 272— 275. ”) Vorläufige Notiz über die älteren tertiären Süsswasser- und Meeresablagerungen in Ostgalizien. Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1884, pag. 275—278. ®) Stodkowodny utwor trzeciorzedny na Podolu galicyjskiem. (Die tertiäre Süss- wasserbildung in Galizisch-Podolien. Kosmos. Lemberg 1884. *) O budowie geologfeznej okolicy Tarnopola i ZbaraZa (Ueber den geologischen Bau der Umgebung Tarnopols und Zbaraz). Jhb. der phys. Com. XVIII. Bd. Krakau. °) Ueber die geologische Beschaffenheit eines Theiles der ost- und mittelgalizischen Tiefebene. Jhb. d. k.k. geol. R.-A. XXXIV. Bd. 1884, pag. 194 —195. °%) Eichwald, Geognostische Bemerkungen während einer Reise durch Litthauen, Volhynien und Podolien im J. 1829. Karsten’s Archiv f. Min, II, pag. 113—126. — Lethaea rossica ou le mond primitif de la Russie. II. Per. mod. Stuttgart. 1853. ‘) Dr. E.Dunikowski, Geologische Untersuchungen in Russisch-Podolien, Zeit. d. deut. geol. Gesell. 1884. Berlin (pag. 60). °) A. M. Lomnicki, Powstanie pöfnocenej Krawgdzi plaskowzgörza podolskiego (Die Entstehung des Nordrandes am podolischen Plateau), Lemberg, IX. Kosmos 1884, Sitzung am 7. December, A. M. Lomnicki. 415 Auf Grund dieser Forschungen, vorzüglich aber eines ziemlich reichhaltigen paläontologischen Materials konnte man an eine ausführ- ‚lichere Bearbeitung dieser den tiefsten podolischen, meerischen Tertiär- sedimenten eingelagerten Süsswasserbildungen herantreten. Damit befasst sich meine vor Kurzem erschienene Abhandlung in polnischer Sprache ?), woraus ich hier einen möglichst gedrängten Auszug mittheile. Petrographischer Charakter und die stratigraphischen Verhältnisse der galizisch-podolischen Süsswasserbildung. Das in den letzten acht Jahren durchforschte Gebiet obermiocener Süsswasserbildungen erstreckt sich vom Mariampol (Lany) am Dniestr als dem am weitesten gegen Westen (kaum 3—+ Meilen) von dem Karpathenrande entfernten Punkte bis Buczacz am Strypaflusse und nach einiger Unterbrechung bis Tarnopol am Seretflusse als dem öst- liehsten Punkte (in Galizien), sowie von Mieezyszezow und Posuchöw bei Brzezany im Norden bis zu Zloty Potok nahe dem Dniestrflusse im Süden. Dieses Gebiet, durchschnitten durch die Schluchtthäler (jary) der Zlota Lipa, Koropiec, Barysz-Bach, Zloty Potok und Strype, umfasst beinahe 20 Quadratmeilen und bildet für sich ein einheitliches Terrain, wo der geologische Bau des südwestlichen Podoliens im Ganzen sehr wenig Differenzen zeigt. Zum zweiten ganz isolirten Gebiete gehört der am Seretflusse bisher nur bei Tarnopol (Zarudzie) entblösste Süsswasserkalk. Der nord- galizischen Ebene wiederum sind eigen die nur als Findlinge bei Lem- berg und Steniatyn bekannten Süsswasserkalke und Quarze, die wohl zu den Relieten der durch Gletschererosion abgetragenen nordgalizischen Tertiärdecke sammt anderen localen Geschieben gehörig sind. Zu dem vierten schon in Westgalizien gelegenen Süsswassergebiete ge- hört die Umgegend Grudnas bei Dembiea. Weiter gegen Norden und Osten, schon ausserhalb der galizischen Landesgrenze in der Umgegend der Stadt Krzemieniee (Volhynien) und Jaryszöw (Podolien), sind sowohl durch Eiechwald wie neuerlich durch Dunikowski Süsswasser- ablagerungen bekannt geworden, die ich leider näher zu untersuchen nicht in der Lage war. Es ist somit das Areal, wo die südpolnischen Süsswasserbildungen inselartig zu Tage treten, ein sehr ausgebreitetes. Sollte auch noch die Existenz einer tertiären Süsswasserablagerung im Krakauer Gebiete, wo nach der mündlichen Mittheilung des Fr. Bieniasz eine solche vorhanden, durch paläontologische Funde festgestellt werden können, so würden sich unsere Süsswasserbildungen durch die mährischen Kirch- berger Schichten an die süddeutschen Vorkommnisse an der oberen Donau anreihen und mit diesen eine weite, die Karpathen und die Alpen umsäumende Zone bilden. Der petrographische Charakter der im südwestlichen Theile des galizischen Plateaus abgelagerten Süsswasserbildung ist im Allgemeinen sehr einförmig. Es sind 1. stellenweise versteinerungsreiche Süsswasser- kalke, beinahe in steter Begleitung von meistens 2. versteinerungsleeren ) A.M.Lomnicki Slodwodny utwör na Podolu galieyjskiem (Die tertiäre Süss- wasserbildung in Galizisch-Podolien mit 3 lit, Taf. 11, Theil, Berichte der phys. Com. Krakau 1886. XX. Bd, 416 Verhandlungen, Siisswassertegeln, die entweder direet den älteren Formationen (Kreide oder Devon) aufliegen oder von denselben durch 3. wenig mächtige grüne grobkörmige Sande oder stellenweise noch durch kieselige und kalkige Schotter scharf getrennt sind. | Die Süsswasserkalke, gewöhnlich dicht von grünlich-weisser, gelblich-grauer, seltener bräunlicher Farbe, zeichnen sich durch bedeu- tende Härte, unebenen, seltener schieferigen Bruch aus (Podhajce, Bert- niki). Ihre bedeutende Härte (5—6) verdanken sie dem beigemischten amorphen Kiesel, der öfters in soleher Menge sich ausscheidet, dass der Kalk theilweise oder ganz in einen, manchen Feuersteinen ähnlichen Süsswasserquarz (Przewsoka, Podzameerzk bei Buezaez) übergeht. Sehr oft enthält dieser Kalkstein eingesprengte, gewöhnlich abge- = rundete weissliche oder röthliche Quarzkörner (vorzüglich im Kalke von Podhajce, Wyezöski, Zwaniee und Tarnopol), sowie unregelmässig ver- laufende Adern von grünem Tegel und rostrothe Flecken vom Eisen- oxydhydrat (Lany, Buczaez, Barysz u. a.). Sehr selten finden sich darin eingewachsene Feuersteinsplitter, die £ der unterliegenden Kreide entstammen (Weleiniow, Seianka). Für die Mehrzahl der Süsswasserkalke besonders kennzeichnend sind die grünen Tegeladern, welche dieselben von jedem anderen petrographisch ähn- lichen marinen Kreide- oder Tertiärkalke sehr leicht unterscheiden. Der Süsswasserkalk von Wyezölki ist conglomeratartig. Die grösste petrographische Differenz bekunden die Kalke von Tarnopol und Zloty Potok ; erstere sind von dunklerer, aschgrauer Farbe ohne ausgeschie- dene Kieselsäure und Tegeladern. Einen noch grösseren Unterschied zeigen die oberwähnten errati- schen Süsswasserkalke. Der Jaryszower Süsswasserkalk aus Russisch- Podolien. zwar dem galizischen nahestehend, zeichnet sich durch grössere Diehtigkeit aus, ist aber ebenso hart und im Bruche scharfkantig und flachmuschlig. Die grösste Mächtigkeit dieser Süsswasserkalke beläuft sich auf 2—3 Meter (Posuchöw, Buezacz). Fast allein nur diese Kalke enthalten eine stellenweise reichhaltige Fauna von Landeonchylien, die aber meistens nur in Steinkernen erhalten, sehr schwierig im unversehrten Zustande herausgeschlagen werden können. Am besten noch, weil mit ganzer Schale, sind diese Conchylien im Tarnopoler und Jaryszower Süsswasserkalk erhalten. Der grüne Süsswassertegel, grünlich-grau oder in manchen Abänderungen grünlich-braun, sogar schwärzlich (Buezaez), sehr fett und plastisch, zeichnet sich wie der Süsswasserkalk durch eingestreute Quarz- körner aus, die, je mehr nach unten, desto mehr überhandnehmen, oder wie an manchen Punkten in denselben allmälig übergehen (Wolosz- ezyzna, Mieezyszezöw). Die Mächtigkeit der grünen Thone reicht manch- mal bis 2 Meter oder bei der Ueberhandnahme des Kalkes beschränkt sie sich nur auf eine dünne Lage oder durchzieht denselben in Form der oberwähnten Adern. In der "Umgegend von Monasterezyska (Folwarki, Wyezölki u. a.) finden sich in diesem Thone eingewachsene Feuerstein- knollen mit einem grünlichen Ueberzug, sehr selten Knochenfragmente von Landsäugethieren (Folw arki, Zuezacz). An der Grenze dieser Thone mit den Baranower Sandmergeln entspringen die meisten Quellen, die 5 3 4 R Nr. 16 Sitzung am 7. December. A. M. Lomnicki. 417 schon von Weitem an den begrasten Lehnen der Schluchtthäler dieses stratigraphisch wichtige Niveau kennzeichnen (Wyezölki, Folwarki, Czechöw, Bertniki, Buezaez u. s. w.). Grüne oder chloritische Sande treten überwiegend im nördlichen Theile des durchforschten Gebietes zu Tage. Dieselben be- stehen aus graulichen und weisslichen oder ganz wasserhellen Quarz- körnern, mehr oder weniger mit grünem Thone untermischt (Mieezyszezöw, Woloszezyzna, Posuchöw, Buczacz). Selten bilden sie compactere Massen, indem sie in einen mürben Sandstein übergehen (Mieezyszezöw, Buezacz), meist sind sie nur lose verbunden (Woloszezyzna). In Buczacz an der Strypa (Eisenbahntunnel) gehen sie in eine Schotterlage, bestehend aus schwarzen und weissen Kieseln und cenomanen stark abgeriebenen Kalk- bröckeln über. Diese kaum etliche Decimeter mächtige Schotterlage bildet überhaupt das tiefste Glied des podolischen Tertiärs, und wurde noch bei Beremiany an der Mündung der Strypa und weiter im Südosten in Iwanie bei Uscieczko beobachtet. In diesem Schotter finden sich recht häufig abgeriebene Fischzähne, die nach gefälliger Bestim- mung des Dr. Kramberger-Gorjanovid der Lamna af. elegans, Oxyrhina cf. leptodon Ag. und Oxyrhina quadrans Ag. angehören. In Iwanie wurden in demselben Schotter ausserdem noch unbestimmbare Knochenfragmente von Landsäugethieren aufgefunden.!) Dr. V. Hilber bezweifelte meine frühere Angabe über die unmittelbare Zugehörigkeit dieser grünen Sande zu den darüber liegenden Tegeln und Kalken und überhaupt ihr tertiäres Alter, indem er sagt: „Grüne Sande kommen auch im Cenoman des südlichen Galiziens vor.“ 2) Wo aber diese Sande typisch entwickelt sind, liegen sie auf grauem senonem Kreidemergel oder auf der weissen Kreide (Mieezyszezöw, Posuchöw, Woloszezyzuna) und in Buezacz werden sie durch obgenannten Schotter von den ceno- manen Kalken scharf getrennt. Die in Nordgalizien (in der Umgebung von Zolkiew) stellenweise den untersten Tertiärsedimenten eingelagerten grünen Sande gehören wohl in dasselbe stratigraphische Niveau (be- sonders schön bei Mokrotyn). Die Mächtigkeit der grünen Sande ist gewöhnlich sehr gering, denn sie beläuft sich kaum auf einige Deeimeter, nur hie und da (Posuchöw, Buczacz) beträgt sie gegen 1 Meter. Meistens sind diese Sande versteinerungsleer; in Buezaez (Eisenbahntunnel) aber sind sie überfüllt von grossen Ostreen aus der Gruppe der O. gingensis Schloth. und enthalten in grosser Menge die für die Kirchberger Brackwasser- schichten charakteristische Oncophora-Gattung (0. gregaria n. sp.). Die bei Tarnopol die Süsswasserkalke unterteufenden Sande sind ganz weiss und beinahe ganz ident mit den hangenden Sanden. Sie enthalten auch dieselben Conchylien: Ostrea digitalina Eichw., Fectun- culus piosus L. und Venus cf. cineta. 'T’hone fehlen hier, wie schon oben erwähnt, gänzlich, so dass die Süsswasserbank, kaum einige Deci- meter mächtig, den weissen Sanden wie eingeschoben erscheint. 1) Schotter von demselben Alter fand ich im laufenden Jahre auch unter grün- lichen Braunkohlentegeln in Glinsko bei Zölkiew. 2) Geologische Studien in den ostgalizischen Miocengebieten. Jhb. d. E. k. geol. R.-A. XXXII. Bd. 1882, pag. 284. 418 Verhandlungen. Sehr interessant sind die im südlichen Theile des durchforschten Siüsswassergebietes (Zloty Potok, Seianka) im obersten Niveau der Kreide unmittelbar unter der sandigen den Süsswasserkalk unterteufenden Lage beobachteten hufeisenförmigen Ausfüllungen, die von einem Bohrschwamme herrühren (Glossifungites saxicava n. sp.). Dieselben charakteristischen Bildungen kommen noch bei Pomorzany (nördlich von Brzezany) und bei Lemberg (Zniesienie) wie schon von Dr. E. Tietze erwähnt‘), n demselben Niveau hart an der Basis der hiesigen Tertiärformation vor. In der Reihenfolge der Süsswasserablagerungen im südwestlichen 4 Podolien herrscht im Allgemeinen das Verhältniss, dass unmittelbar unter der Baranower oder der derselben eleichalterigen Bryozoenschichte zumeist grüne Thone liegen, dann Süsswasserkalke, dann wieder die- selben plastischen Thone oder brackwasserartige Sande. Seltener liegt der Süsswasserkalk unmittelbar auf älteren Sedimenten (Kreide oder Devon) ohne Zwischenlage mariner Sande (Nagorzany bei Buezacz, Toustobaby an der Zlota Lipa). Besonders instructiv ist das Profil dieser Ablagerung bei Lany, wo die Baranower Schichte mit ihrer typisch entwickelten Fauna von einem mächtigen Gypslager bedeckt wird. Die Lagerungsverhältnisse sind somit so einfach, dass beinahe an jedem besser entblössten Punkte diese Aufeinanderfolge mit grösster Leichtigkeit bestimmt werden kann. Schon an dieser Stelle muss auf Grund festgestellter Lagerungs- verhältnisse das gleiche Alter aller am podolischen Plateau beobachteten tertiären Süsswasserbildungen hervorgehoben werden, und dies deswegen, weil Dr. F.Sandberger im Angesichte der differirenden Facies der Süsswasserfauna von Wyezölki ein zweites, und zwar viel Jüngeres Niveau früher ?) anzunehmen geneigt war, eine Anschauung, welche er später mit einiger Reserve verlassen hat.?) Diesen Süsswasserablagerungen ist eine sehr starke Denudation jüngerer, wie auch älterer Kreideetagen vorangegangen; sie reichte sogar bis zum Devon (Nagorzany, Berzmiany). Selbstverständlich er- klärt sich dadurch leicht die Unebeneit des ehemaligen Bodens und die damit verbundene veränderliche Höhe, in welcher die Süsswasser- bildungen jetzt vorgefunden werden. Als mittlere absolute Höhe, bis zu welcher in diesem Gebiete die Kreide reicht, kann man auch für den Absatz des Süsswasserkalkes circa 340 Meter Meereshöhe annehmen. Das podolische Plateau während der Periode der Süsswasser- ablagerungen. Die den Süsswasserkalk unterteufenden Sande und Sehotter, die als älteste Stufe der podolischen Tertiärbildungen zu betrachten sind, gewähren uns eine Stütze für das Verständnis der Veränderungen, die zur Bildung eines miocenen Festlandes führten. Nach der Ablagerung der senonen Kreide erhob sich weit gegen Osten und Norden ein ') Dr. E. Tietze, Die geognostischen Verhältnisse der Gegend von Lemberg. Jahrb, d. k. k. geol. R. -A. XXXI. Bd. 1882, pag. 19. Dr. F. Sandberger, Bemerkungen über tertiäre Süsswasserkalke aus Galizien, Verh. h k. k. geol. R.-A. pag. 34, 1884. ®) Dr. F. Sandberger, Weitere Mittheilungen über tertiäre Süss- und Brack- wasserbidungen aus Galizien, Verh. d. k. k. geol. R.-A::1885, pag. 76: Nr. 16 che 2 Die Arie re a a 1 ne 7 FE ER SEE Eee Nr. 16 Sitzung am 7. December. A. M. Lomnicki. 419 karpathisches Vorland, welches das eocene und oligocene, dasselbe von Süden bespülende Karpathenmeer überdauerte. Die Hebung der Karpathenkette in ihrer heutigen Gestalt gegen das Ende der ersten Mediterranstufe hat auch dieses Festland mit einbegriffen. Der sub- karpathische Fiord in Folge der Hebung im Süden und der ihr corre- spondirenden Senkung im Osten breitete sich immer mehr gegen Osten und Norden aus und das ehemalige Festland, von dem keine, wenn auch noch so geringe Spur am podolischen Plateau erhalten geblieben ist, gerieth jetzt unter die seichten Meeresfluthen. Diese Senkung dauerte jedoch nur eine kurze Zeit an, denn in Folge der fortdauern- den oscillatorischen Bewegung der Karpathen erhob sich dieses Vor- land bald zum zweiten Male aus dem ersterbenden Schliermeere. Diese Hebung, folgend der von Süden anhaltenden Faltungskraft, dauerte nicht lange an, sie reichte jedoch hin, jene Landfauna und Flora zur Ent- wicklung gelangen zu lassen, deren Ueberreste uns heute in dem Süsswasserkalke, sowie in der Braunkohle offen vor Augen liegen. Die abermalige Senkung dieses Festlandes begann mit den Baranower und Bryozoen-Schichten, auf welchen mächtige Gypslager oder Sande, dann Lithothamnien- und Ervilienkalke und abermals Sande sich absetzten. Diese Meeresbedeckung dauerte an bis zum Schlusse der zweiten Medi- terranstufe, im westlichen Theile sogar noch länger, bis zur Ablagerung der sarmatischen Schichten im östlichen Theile des podolischen Plateaus, wo das karpathische Vorland abermals, und zwar zu seiner heutigen Gestalt, emporgehoben wurde. Die derzeit inselartig zerstreuten Spuren einer Süsswasserbedeekung in dem untersuchten Gebiete sowohl im südwestlichen Theile des podo- lischen Plateau, wie bei Krzemieniee in Volhynien und bei Jaryszöw in Russisch-Podolien bekunden die Existenz eines ausgedehnten Fest- landes, das gegen Süden die Ufer des subkarpathischen Fiordes bil- dete, dessen Grenzen aber gegen Osten und Norden derzeit noch un- bestimmt sind. Dieses miocene Festland besass, wie man nach den petrographi- schen und paläontologischen Verhältnissen urtheilen kann, den Charakter einer weiten einförmigen Ebene, deren Oberfläche mit stehenden Wässern bedeckt, durch keine bedeutendere Niveauunterschiede sich auszeichnete. Die Fauna dieser Gewässer bestand grösstentheils aus dünnschaligen Arten (Limnaea, Planorbis, Bythinia, Valvata u. s. w.), deren Schalen ruhig auf den schlammigen Grund niedersanken. Dieser Schlamm ent- hielt viel des der darunterliegenden Kreide entnommenen kohlensauren Kalkes und Kieselsäure, denen eben diese Conchylien ihren stellenweise vortreffliehen Erhaltungszustand verdanken. Den Süsswasserschnecken, die einen sumpfigen Charakter tragen, findet sich an vielen Punkten eine Landfauna zugesellt, bestehend aus verschiedenen Helix-, Pupa- und anderen Arten. Diese Landmollusken verrathen die Nähe eines trockenen, mit sumpfigen Niederungen wechselnden Bodens. Dieselben lebten am feuchten Ufersaume der zahlreichen, mancherorts (Podhajce) mit Chara durehwachsener Sümpfe, ihre leeren Schalen aber geriethen bei jedem höheren Wasserstande, bei jedem stärkeren Regengusse sammt den Schalen der Süsswasserschnecken in die schlammige Tiefe (Lany, Barysz, Folwarki, Wyezölki u. A.). K.k. geolog. Reichsanstalt, 1886. Nr. 16. Verhandlungen, 59 BE Nu a a ur u BE HE En ii a A 420 Verhandlungen. Nr. 16 Im grössten Theile des durchforschten Gebietes sieht man keine stärkere Bewegung des Wassers, im Gegentheile die petrographische Einförmigkeit des abgesetzten Materials bekundet die grösste Ruhe, wie solche stehenden Wässern eigen ist. Der Mangel an dickschaligen Mollusken, die in strömenden Wässern leben, ist charakteristisch für den grössten Theil podolischer Süsswasservorkommnisse. 1) Eine Aus- nahme davon bilden nur die Süsswasserkalke von Folwarki-W yezölki bei Monasterzyska und am Zwaniecbach bei Zloty Potok. Der Süsswasserkalk von Wyezöski hat den Charakter einer Kalk- breceie mit zahlreich eingestreuten Sandkörnern. Er zeichnet sich dureh eine Mischfauna aus Landmollusken und Brackwasserformen (Hydrobia, Corbicula, Potamides, Melania, Subulina u. A.) aus, die auf stärkere Wasserströmungen an dem nahen seichten Meeresufer hinweisen. Einen noch ausgeprägteren limnischen, Charakter besitzt der Süsswasserkalk von Zloty Potok (Zwaniec) und Scianka (na Mlynkach). Landschnecken, wie Planorbis, Limnaea u. A. (vorzüglich am Zwaniec) sind hier viel seltener, dagegen spielen die bedeutendste Rolle Brackwasserformen, wie Hydrobia, Fotamides, Melania u. A. Stellenweise finden sich in diesen limnischen Süsswasserkalken, wiewohl sehr selten, auch marine Formen (wie Arca lactea und Leda nitida) und diese bestimmen mit aller Schärfe die südliche Uferzone des damaligen miocenen Festlandes. Der allgemeine Typus der Süsswasserfauna trägt ein südliches, an ein südeuropäisches oder nordafrikanisches Klima erinnerndes Gepräge. Was die Pflanzenbedeckung des ehemaligen Festlandes anbelangt, so sind nur sehr spärliche Belege in den Süsswasserablagerungen des podolischen Plateaus vorhanden. Denn von dem Podhajcer Charamergel abgesehen, findet man keine Spur einer Flora, die nach analogen Ver- hältnissen in der Jetztzeit die damaligen Wässer umsäumen musste. Wenigstens sprechen dafür die pflanzenfressenden Landceonchylien. Wahrscheinlich gehören die anderenorts abgesetzten Braunkohlenlager in Ostgalizien derselben Epoche an. Merkwürdig ist auch das Fehlen organischer Reste in den grünen, mit den Süsswasserkalken eng ver- bundenen Thonen, denn ausser den schlecht erhaltenen Säugethier- knochen im Buezaezer Tunnel und in den Brackwasserschottern von Iwanie, sowie eines Stirnzapfens und Geweihfragmentes zweier grösserer Wiederkäuer im Thone von Folwarki sind andere Vorkommnisse un- bekannt. Einer kurzen Erwähnung bedürfen noch die ausserhalb des podo- lischen Süsswassergebietes in der nordgalizischen Ebene aufgefundenen erratischen Süsswassergeschiebe. Das eine Stück stammt von Steniatyn (Sokal O.), wo es Dr. V. Uhlig im Glacialschotter angetroffen, das andere von Kleparöw bei Lemberg. Der Steniatyner kalkige Süsswasser- quarz erinnert sehr an die podolischen Vorkommnisse. Er besitzt eine lichtgraubraune Farbe, bedeutende Härte und eine durch die Gletscher- wässer stark abgeglättete Oberfläche. Man sieht an diesem Stücke deutlich erhaltene Pflanzenspuren (Abdrücke parallelnerviger Blätter ') Ganz analoge Verhältnisse bekundet die von S, Clessin gründlich durch- geforschte, der unserigen am nächsten stehende Molluskenfauna bei Undorf (Malak. Bl. N. F. Kassel 1885, pag. 94—95). uF. iii Nr. 16 Sitzung am 7. December. A. M, Lomnicki. 421 oder Stengel) und Süsswasserschnecken: Planorbis deelivis A. Br., Strobilus Sandbergeri n. sp., Limnaea sp., Pupa sp. Es unterliegt keinem Zweifel, dass dieser Süsswasserkalk demselben Niveau, wie der podo- lische, angehört; über seine eigentliche Ursprungsstätte aber, die wohl im angrenzenden Russisch-Polen zu suchen wäre, lässt sich derzeit nichts Gewisses eruiren. Das zweite grössere Stück in Gestalt einesan den Kanten abge- rundeten und sogar an einer Stelle geglätteten Blockes entdeckte ich im geschichteten Löss von Kleparöw bei Lemberg. In diesem Kalke fand ich: Hydrobia podolica n. sp., Planorbis laevis M. und Valvata radiatula Sdb. sp., von denen die zwei ersteren Arten auch im podo- lischen Süsswasserkalk sich vorfinden. Auch die Pflanzenabdrücke hat dieser Findling mit dem Steniatyner erratischen Süsswasserkalk gemein. Auch über die Abstammung dieses Süsswasserkalkes ist man noch ganz im Dunkeln. Die Süsswasserfauna des ostgalizischen Süsswasserkalkes. Die Bestimmungen der Süsswassereonchylien beruhen auf dem elassischen Werke Dr. Fr. Sandbergers!), der in zweifelhaften Fällen die Revision der unsicher determinirten Arten gütigst unternahm, wofür ich ihm an dieser Stelle zum besten Danke mich verpflichtet fühle. Die grössten Bestimmungsschwierigkeiten lagen in dem gewöhnlich un- vollständigen Erhaltungszustande dieser Conchylien, die meist nur in Steinkernen erhalten, einen unmittelbaren Vergleich mit ähnlichen Formen anderer mitteleuropäischer Süsswassergebiete nicht zuliessen. Am besten noch, weil mit vollständiger Schale, sind die Tarnopoler Exemplare erhalten. Eine ausführliche Bearbeitung dieses paläontologischen Materials enthält der II. Theil der in polnischer Sprache verfassten Schrift ?), woraus im Nachfolgenden ein möglichst gedrängtes Verzeichniss dar- geboten wird. I. Molluseca. Gastropoda. 1. Archaeozonites costatus Sdb. sp. Mehrere nicht ganz vollständig erhaltene Steinkerne dieser Species sind am meisten dem obermiocenen A costatus Sdb. ähnlich. Fundort: Wyczölki (Eisenbahndurchschnitt), Folwarki, ZYoty Potok, Mieczysz- czow (?); ss. 2. Hyalina subradiatula n. sp. Aehnlich der recenten H. radiatula Gray, von der sie sich durch weitere Nabelöffnung und breitere letzte Windung unterscheidet. Fundort: Folwarki bei Monartenyska (Eisenbahndurchschnitt) ; ss. 3. Strobilus Sandbergeri n. sp. (S. tenticularis Sdb. in litt. Weit. Mitth. über tert. Süss- u. Brackwasserbildungen. Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1885, Nr. 3, pag. 76). Mit zwei Lamellen auf der Mündungswand. Nahestehend dem untermiocenen S. elas- modonta Rss., der in der Gruppe des recenten Str. labyrinthus Say (Nordamerika) gehört. Sehr ähnlich dem aus Undorf bekannten Str. bilamellatus Cl. (Malak. Bl. N. F., T. VII, Fig. 9, pag. 79). Fundort; Wyczölki, Folwarki, Steniatyn; s. !) Dr. €. L. F. Sandberger, Die Land- und Süsswasserconchylien der Vor- welt. Wiesbaden 1870— 1875. 2) Stodkowodny utwor trzeciorzedny na Podolu galicyjskiem (Die tertiäre Süss- wasserbildung in Galizisch-Podolien). IJ. Th, mit 3 lit, Taf. Krakau 1886. 59 * 422 Verhandlungen. Nr. 16° 4. Helix Althi n. sp. (H. aff. obtusecarinata Sdb. Weitere Mitth.). Kleiner nd von flacherem Gewinde als die typische aus dem untermiocenen böhmischen Süsswasser- » kalke stammende H. obtusecarinata Sdb. Fundort: Barysz, Buczacz; ss. : 5. Helix tenuispirata n. sp. (H. af. phacodes Thomae. Sandberger, weit. Mitth.). Besteht aus 5—5'f/, schaırtkieligen sich langsam verschmälernden Windungen, besitzt eine breite bis zum Scheitel durchgehende Nabelöffnung und verhältnissmässig geringere Höhe als die ihr verwandte H. phacodes Th. Fundort: Wyezölki; ss. 6. Helix sublenticuloides n. sp. Nur in einem Abdracke erhalten, ähnelt am meisten der H, sublenticula Sdb., unterscheidet sich aber durch geringere Grösse und durch die breiter und stärker gerippte Oberfläche der Windungen. Fundort: Wyezölki; ss. 7. Helix involuta Th. sp. Sehr ähnlich der untermiocenen H. involuta Th., von der sie sich aber durch schmälere Mündung unterscheidet; sie nähert sich vielmehr der obermiocenen Varietät dieser Form Scabiosa Sab. (l. c. pag. 584). Fundort: Wyczö4ki, Folwarki; ss. 8. Helix subpulchella Sdb. Im podolischen Süsswasserkalke sehr selten, findet sich in Südfrankreich (Sansans) und Süddeutschland (Neuselhalder Hof) im Plattenkalke in Gesellschaft mit Pl. Latertüi. Fundort: Folwarki (auch in Gesellschaft der Pl. Latertüi); ss. 9. Helix podolica. n. sp. Verwandt mit der recenten H. carpathica Priv., ist auch der weit grösseren Form H. ligeriana C. May. ähnlich. Fundort: Wyezölki; ss. 10. Helix carinulata Kl. Stimmt mit der Beschreibung Dr. Sandberger’s (1. ce. pag. 587) und dessen Abbildung (l.c. T. XXIX, Fig. 7—7b) ganz überein. Findet sich im obermiocenen Süsswasserkalken Süddeutschlands (Mörsingen, Baarburg u. A.) im Horizonte der H. Sylvana. 5 Fundort: Wyezölki, Folwarki; h. ll. Helix Dzieduszycki n. sp. Vonder H. carinulata Kl. unterschieden durch weit geringere Dimensionen (Durchmesser 3 25 Millimeter, Höhe 2:5 Millimeter), besteht aus 4 durch ziemlich tiefe Nähte geschiedene fiachgewölbte Windungen. Fundort: Folwarki; ss, 12. Helix tyraica n. sp. Die grösste Species in dem podolischen Süsswasser- kalke, leider nur unvollständig erhalten (Durchmesser des letzten Umganges 3 Centi- metter, Höhe 1'3 Centimeter), gehört nach der brieflichen Mittheilung Dr. Sand- bergers in die Gruppe Macularia. Aehnelt sowohl der H. subvermiculata Sdb. wie der H. Leymeriana Noul. Fundort: Wyezölki; ss. 13. Helix haliciensis n. sp. (H. aff. bohemica Böttg. Dr. F. Sandberger, weit. Mitth.) Die häufigste Art im podolischen Süsswasserkalke spielt dieselbe Rolle wie H. sylvana in Süddeutsehland. Sie steht nach Dr. Sandberger am nächsten der untermiocenen H. bohemica Böttg., unterscheidet sich aber durch niedrigeres Gewinde und bedeutendere Grösse (Durchmesser 1'5—2 Centimeter, Höhe 1'1—1'4 Centimeter). Fundort: Wyczölki, Folwarki, Barysz, Buczacz; s. h. Ausser diesen beiden grösseren Helix-Arten sind noch mehrere unvollständig er- haltene Exemplare vorhanden, die sowohlan H. sylvana NI. wie H. chingensis NL, er- innern, aber keine sichere Bestimmung gestatten. 14. Cionella podolica n. sp. (Cionella sp., Dr. F. Sandberger, weit. Mitth.). Aehnlich der untermiocenen €. Iubricella A. Br. und der obermiocenen (, formieina Kouis, besitzt sie 5—6 Windungen, von denen die zwei letzteren mehr als zwei Drittel der ganzen Höhe gleichen (Durchmesser 2 Millimeter, Höhe 5 Millimeter). Fundort: Wyczötki; ss. 15. Caecilianella polonica n. sp. Aehnlich der C, aeieulella Sdb., die nur in einem Exemplar aus dem Süsswasserkalk von Birk bei Mörsingen stammt, lang, spindel- förmig, besteht aus 6 sehr flachen gewölbten Windungen, die durch seichte Nähte ge- schieden sind. Die 4 unteren Windungen verschmälern sich langsam, die 2 oberen ver- hältnissmässig schnell gegen den unvollständig erhaltenen Scheitel (die 2 unteren Win- dungen haben auf der dem polnischen Text beigelegten Tafel eine zu grosse Breite, was beim Zeichnen übersehen wurde). Fundort: Wyczölki, Folwarki (Bruchstücke); ss, Nr. 16 Sitzung am 7. December. A. M. Lomnicki. 493 16. Subulina minuta Kl. sp. (S. minima Sab. in litt. weit. Mitth.). Unterscheidet sich nur durch etwas geringere Grösse von der süddeutschen 8. minuta Kl. sp. (Höhe 45—5°5 Millimeter, Durchmesser 1'5—2 Millimeter), mit der sie sonst beinahe völlig _ übereinstimmt. Fundort: Wyczölki, Folwarki (meist nur in Bruchstücken erhalten); ss. 17. Pupa subantiqua n. sp. Stimmt am meisten mit P. antigqua Schübl (Sand- berger, l. c. T. XXVII, Fig. 12—12c) überein, besitzt aber grössere Dimensionen (Höhe 5 Millimeter, Durchmesser 2 Millimeter), weniger Windungen (6), von denen die oberen mehr verkürzt sind. Von den lebenden nähert sich dieser fossilen Form am meisten P. frumentum Drap. Fundort: Folwarki; ss. 18. Pupa Iratiana Dup. sp. (P. af. Iratiana Dup., Dr. F. Sandberger, weit. Mitth.). Sowohl der Gestalt, wie der Grösse (Höhe 2:5 Millimeter, Durchmesser - 1'5—1'75 Millimeter) nach beinahe völlig übereinstimmend mit dieser aus südfranzösischen Süsswasserkalken (Sansans) bekannten Species, aber der Mangel einer erhaltenen Schale wie der Mündungszähne erlaubt sie nicht für ganz identisch zu halten. Fundort: Barysz; s. 19, Pupa Staszieii n. sp. Diese hübsche linksgewundene Form (Höhe 3 Milli- meter, Durchmesser 1'5—1'75 Millimeter) nähert sich am meisten der untermiocenen P. Rathii A. Br., die sich aber von ihr sowohl durch geringere Grösse, wie auch ge- ringere Zahl der Windungen unterscheidet. Die obermiocene P. Blainvilleana Dup. besitzt noch weniger Windungen. Fundort: Barysz; ss. 20. Pupa podolica n. sp. Gehört in den Formenkreis der Isthmia, sehr klein _ (Höhe 1:5 Milimeter, Durchmesser 0'75 Millimeter), walzenförmig, besteht aus 6 durch _ ziemlich tiefe Nähte geschiedenen Windungen,. Sie nähert sich am meisten der recenten P. edentula Drap. Fundort: Folwarki; ss. 21. Pupa miliolum Sdb. (Dr. F. Sandberger, weit. Mitth.). Nach Dr. F. Sandberger ähnlich der nordamerikanischen P. milium Gould. Bis jetzt nur aus Südfrankreich (Sansans) bekannt, unterscheidet sich nach Dr. Sandberger(l. c. pag. 550) von verwandter P. diversidens Sdb. durch geringere Grösse (Höhe 1'’5—2 Millimeter, _ Durchmesser 0'75—1 Millimeter), schmälere Gestalt, vorzüglich aber durch spitzeren Scheitel. Fundort: Barysz, Dany, Czechöw, Folwarki; n. s. 22. Pupa Nouletiana Dup. Die podolischen Exemplare stimmen vollkommen überein mit der Beschreibung und Abbildung Dr. Sandberger's (l. c. pag. 549, T. XXIX, Fig. 22—22b). Diese Art ist bis jetzt nur aus Südfrankreich (Sansans) bekannt. Fundort: Lany, Czechöw, Barysz, Folwarki; s. 23. Pupa fareimen Sdb. Unterscheidet sich von anderen verwandten Arten durch ‚stark gewölbte Windungen bei walzenförmigem Umrisse und stumpfen Scheitel. Nach Clessin (Die Conch. der obermiocenen Ab]. von Undorf. Malak Bl. VII. Bd., pag. 85—86, 1885) ist wahrscheinlich diese Species identisch mit P, gracilidens Sdb. 24. Carychium sp. aff., Nouleti Bourg. (Carychium sp. Dr. F. Sandberger, weit. Mitth,). Grösser als das typische C. Nouleti Bourg., dem es am nächsten zu stehen kommt ; stammt aus Jaryszöw am Dniestr in Russisch-Podolien. 25. Cyclostomus consobrinus C. Mey. sp. Trotz des unvollkommenen Erhaltungs- zustandes gehört ein einziger Steinkern auf Grund der allgemeinen Gestalt und eines deutlich und charakteristisch gestreiften Schalenstückes dieser aus dem süddeutschen obermiocenen Süsswasserkalke (Mörsingen, Baarberg u. A.) bekannten Species an. Fundort: Wyezölki; ss. 26. Valvata subnatieina n. sp. Der lebenden V. naticina Menke ähnlich. Die Exemplare von Wyezölki stimmen sogar in ihren Dimensionen mit der recenten Species überein; die von Zwaniec bei Zioty Potok sind durchschnittlich grösser. Fundort: Wyezölki; ss.; Zwaniec; n. s. Im erratischen Süsswasserkalke von Lemberg (Kleparöw) finden sich noch Ab- drücke und Steinkern*, die der V. radiatula Sdb. am nächsten stehen. Von dieser aber unterscheiden sie sich vorzüglich durch geringere Grösse (Durchmesser 2'25 Milli- meter, Höhe 1'5 Millimeter), nm a ne a a, 424 Verhandlungen. 27. Paludina Sp. af., Wolfii Neum. (Dr. Bandversörh Bemerk. über Süss, a. Gal.). Das einzige zerdrückte Exemplar nähert sich nach Dr. Sandb erger am meisten der P. Wolfii Neum. Fundort: Wyczöfki; ss. 28. Bythinia subgracilis n. sp. (B. af. gracilis Sdb., Bemerk. über tert. Süss. 1. Gal.). Diese Form ist der B. yracilis Sdb,. am nächsten verwandt, unterscheidet sich abe durch verhältnissmässig niedrigere und weniger gewölbte Umgänge wie auch durch kleinere Dimensionen, “ Fundort: Tayı u en Barysz; h. wasserkalk bereite Form nähert sich am meisten 08 H. ventrosa Mont. var, Hi Br (Sandberger, l.c. pag. 489, Taf. XXV, Fig. 6-6). Schön erhalten, im Tarnopoler Hydrobienkalke zeichnet sie sich vor Allem anderen durch den durchgebohrten Nabel aus. Dem mehr verlängerten oder verkürzten Gewinde nach können in dieser Art zwei durch allmälige Uebergänge verbundene Varietäten unterschieden werden: Var, elon- gata M, (Durchmesser 2—2'25 Millimeter, Höhe 4—5 Millimeter) und var. brevis M. (Durchmesser 1'75—2 Millimeter, Höhe 3—3°5 Millimeter). Die in den unmittelbar dm Süsswasserkalke in Tarnopol aufliegenden Sande durch Dr. Sandberger als eigene Arten unterschiedenen Formen: H. aculus n. sp. (Sandberger in litt.) und H. co- nulus n. sp. (Sandberger in litt.) betrachte ich nur als verkümmerte Brack wasser- formen der beschriebenen Species. : R Br Fundort: Tarnopol (Zarudzie); s. h., Podhajce, Zwaniec, Scianka (na Miynkach), Wyezölki; s i Apr, 30. Hydrobia septemlineata n. sp. Nur in einem unvollständigen Abdrucke er- halten, besitzt diese Form die meiste Aehnlichkeit mit der H. (Paludina) spiralis Frfid. und der Chemnitzia 2 iata (M. Hoern, XLII, Fig. 21, pag. 541). Fundort: Wyezötki; 31. Melania obsoleta n. sp. (M. aff. Escheri Mer. Dr. F. Sandberger's Bemerk. über tert. Süss. a. Gal.). Die Beschreibung dieser Art beruht auf zahlreichen, jedoch grösstentheils unvollständig erhaltenen Steinkernen. Nur höher gewundene Formen werden dieser Art beigezählt, denn die niedriger gewundenen mit einer flügelförmig au-gebreiteten Mündung gehören wohl einer anderen Gattung, wahrscheinlich dem Chenopus cf. alatus Eich. an. Fundort: Wyezölki, ZYoty Potok (Zwaniec), Seianka, Folwarki, 32. Melanopsis laevigata n. sp. Auch in unvollständig erhaltenen Steinkernen. Der allgemeine Umriss und die Gestalt der Mündung sprechen für die Zuge- hörigkeit zur Gattung Melanopsis; die Reste können aber mit keiner bekannten Form unmittelbar verglichen en Fundort: Wyczölki; 35. Potamides a n. sp. (Melanopsis n. sp. af. Ivıybostoma EN. Dr. F. Sandberger's Bsmerk. über tert. Süss. a. Gal. — M. podolica n. sp. (M. Lom. in litt.). — Potamides sp. Sandberger, weit. Mitth.). Gehört in den Formenkreis der Süsswassercerithien., Fundort: Wyezölki; s 34. Potamides elegans n. sp. Aehnlich der vorhergehenden, aber von schlankerer Gestalt; besitzt ein längeres, spitzkegelförmiges Gewinde, breitere Querrippen und zahl- reichere Längseindrücke (8-10) am Mündungsrande. Fundort: Wyezölki, Zwaniec; s. 35. Potamides glabratus n. sp. Dem Pot. eleyans zwar nahestehend, aber durch noch schlankere Gestalt wie den Mangel jeglicher Querrippen an den Windungen unterschieden, Fundort: Wyezöfki; s 36. Potamides Hilberi n. sp. Die kleinste, gewöhnlich nur in Abdrücken, aber deutlich erhaltene Form. Die Querrippen (eirca 12) sind stark erhaben und wie bei den vorhergehenden berippten Arten durch schwächere Längsrippen rechtwinklig durch- schnitten. Fundort: Wyezölki, Zwaniee; z. h. Nr. 16 Sitzung am 7. December. A. M. Lomnicki. 495 37. Potamides ovulum n. sp. Durch die eiförmige Gestalt am meisten von den beschriebenen Arten unterschieden; kann wohl auch in einen anderen Formenkreis (vielleicht Nassa) gehören, wurde aber als Potamides sp. von Dr. F. Sandberger bestimmt. R Fundort : Zwaniee; ss. 38. Limnaea dilatata Noul. (L. dilatatus Noul., Dr. F, Sandberger, weit. Mitth.). Diese für die obermiocenen Süsswasserkalke bezeichnende Art gehört zu den häufigsten Vorkommnissen im podolischen Kalke. Alle vorgefundenen Exemplare stimmen mit der bauchigen Gestalt der letzten Windung und den rasch gegen den spitzen Scheitel sich verschmälernden oberen Windungen überein. Fundort: Czechöw, Bertniki, Monasterzyska, Barysz, Buczacz, Dany, Woloszezyzna, Tarnopol (am besten, weil mit ganzer Schale erhaltene Exemplare). 39. Limnaea Niedzwiedzkii n. sp. Unterscheidet sich von der vorhergehenden, mit der sie in Grösse übereinstimmt, durch laugsamer gegen den Scheitel sich ver- schmälernde Windungen, so dass die letzte Windung kaum ®/, der ganzen Höhe erreicht. Unter den recenten Formen ähnelt ihr am meisten L. palustris var. corvus Gmel. Fundort: Lany; ss. 40. Limnaea Sandbergeri n. sp. Durch ein noch höheres Gewinde unterschieden zeichnet sie sich vor Allem durch die überaus schlanke Gestalt aus. Die mittelmiocene L. marginata Sdb. ist die ihr zunächst stehende Form. Fundort: Monasterzyska, Czechöw; ss. 41. Limnaea Kreutzii n. sp. (L. sp. af. pseudo melania Sdb. Bemerk. üb. ter. Süss. a. Gal.). Diese Art wohl der L. pseudomelania Sdb. ähnlich, hat ihre nächsten "Verwandten im Formenkreise des recenten L. palustris Müll. Schlankere Exemplare stimmen am meisten mit der var, flavida Cl., breitere mit var. fusca Pfeiff., so dass man auch in dieser fossilen Species zwei Grenzformen var. subflavida m. und var. subfusca m. unterscheiden kann. F Fundort: Tarnopol (überwiegend die var. subflavida), Czechöw, Scianka (über- wiegend die var. subfusca). 42. Limnaea armaniacensis Noul. (L. armaniacensis Noul. Dr. F. Sand- berger, weit. Mitth.). Die zwar unvollständig (ohne obere Windungen) aber soweit gut erhaltenen Exemplare, stimmen mit der typischen aus dem südöstlichen Frankreich und aus dem süddeuischen Süsswasserkalke (Mörsingen) bekannten Form nach Dr. F.Sand- berger vollständig. Gehört auch in d'e Formenreihe der L. palustris s. Müll, Fundort: Tarnopol, Wyezölki, Barysz; s. 43. Limnaea turrita Kl. Die kleinste unter den podolischen Limneen (Höhe 4 bis 7 Millimeter, Durchmesser 2—3 Millimeter) sowohl in Abdrücken wie in Steinkernen erhalten. ; Fundort: Woloszezyzna, Lany, Folwarki, Zwanieec; s. Es finden sich noch zwei Limneen, deren ungünstiger Erhaltungszustand eine genauere Bestimmung nicht zulässt. Die eine steht nahe der L. Dupuyiana Noul. sp. Fundort: Woloszezyzna, die andere der recenten L. ampla Hartm. Fundort: Zwaniec. 44. Amphipeplea Buchüi Eichw. (A. Buchii Eichw. sp. Dr. Sandberger's Bemerk. üb tert. Süss. a. Gal.). Stimmt ganz überein mit der Eichwald’schen Be- schreibung und Abbildung (Lethaea ross. T III, pag. 295, Taf. XI, Fig. 3«@ u. 5) Die galizischen Exemplare sind jedoch etwas grösser (Höhe 9 Millimeter, Durchmesser 7 Milli- meter). Bari. Bryköw bei Krzemieniec in Volhynien (Eichwald), Czechöw, Barysz; zs. 45. Planorbis Mantelli Dunk. Die für den podolischen Süsswasserkalk grösste Planorbis (Durchmesser 3 Centimeter, Höhe 0'8 Centimeter) stimmt, wiewohl unvoll- ständig erhalten, mit der Beschreibung und Abbildung Sandberger's ganz überein. Bekannt aus Südfrankreich und Süddeutschland, kommt sie im oberen Miocen (Mörsingen, Eichkogel bei Wien u.a.) und reicht bis in das Pliocen. Fundort: Wyczölki, Folwarki, Tarnopol; ss. 46. Planorbis cornu Brogn. var. solidus Thomae (P. solidus Th. Dr. F. Sand- berger’s Bemerk, üb. tert. Süss. a. Gal.). Gehört zu den häufigsten Leitfossilien des podolischen Süsswasserkalkes, meist in Steinkernen, selten mit ganzer Schale (Tarnopol) erhalten. Nähert sich am meisten der Sandberger’schen mittelmiocenen Form (l. c., 426 Verhandlungen. pag. 524, T. XXVI, Fig. 16—16 db). Andere aus denselben Localitäten stammende Exem- plare, die sich durch etwas höhere und rascher zunehmende Windungen auszeichn bestimmte Dr. F. Sandberger kurzweg nur als Planorbis cornu Brg. var. (Dr. Sandberger’s weit. Mitth.). r Sie gehören jedoch zu derselben Formenreihe, indem sie auf ähnliche Weise vielfach abändern, wie unsere gemeine Pl. corneus, dem sie auch ihrem gesammten Umrisse nacl wohl am nächsten stehen. > Fundort: XLany, Özechöw, Monasterzyska, Folwarki, Barysz, Wyezölki, Dr niki, Tarnopol; sh. 5 47. Planorbis sansaniensis Noul. sp. Unterscheidet sich leicht von P!. cornu 5 ohne höhere und sehr rasch zunehmende Windungen. Gehört in die Forniiueuipg des Pl. crassus M. de Serr. (Sandberger, 1. c. pag. 541). A = Fundort: Czechöw, Monasterzyska, Folwarki, Barysz, Tarnopol: ss , 48. Planorbis laevis Kl. (Pl. lawwis Kl. Sandberger’s Bemerk. üb. tert. Süss, a. Gal.) (Pl. laevis Kl. Sandberger’s weit. Mitth.). Die häufigste Planorbisart des podolischen Süsswasserkalkes, nach Dr. Sandberger der recenten Pl. glaber Jefir. am nächsten stehend ; sie ist ein bezeichnendes Leitfossil für die obermiocenen Süss- wasserkalke Süddentschlands (Horizont der H. sylvana). nn Fundort: Monasterzyska, Folwarki, Czechöw, Bertniki, Barysz, ZXoty Potok (Zwaniee), Scianka, Jaryszöw, Kleparow (errat. Süss, Kalk). 49. Planorbis Zietenii A. Br. sp. Kleiner als die vorhergehende Species, vor- züglich der var. erescens Sdb. aus Steinheim nahestehend, zeichnet sich durch flachere Form und rascher sich verschmälernde Windungen aus. Fundort: Tarnopol (sh.); Barysz, Woloszezyzna, Czechöw; s. 50. Planorbis subtenellus n. sp. Am ähnlichsten der recenten Pl. deformis var. tenellus Hartm. flacher und etwas grösser als die vorhergehende Art, mit noch scharf- kieligeren Windungen; steht auch nahe der untermiocenen Pl. dealbatus Br. und Pl. Ungeri Rss. Fundort: Barysz, Özechöw, Folwarki; ss 51. Planorbis declivis A. Br. var. (Pl. declivis A. Br. var, Dr. Sandberger's Bemerk. üb. tert. Süss. a. Gal.). Besteht aus 6 flachen sich langsam verschmälernden Windungen, von denen die letzte kaum zwei Mal so breit ist als die vorletzte. Fundort: Jaryszöw (Russisch-Podolien), Steniatyn (errat. Süss. Kalk). 52. Planorbis Lartetii Noul. Aehnlich dem recenten Pl. nitidus Müll, unter- scheidet sich aber von ihm durch gewölbtere Oberseite und durch zahlreichere und dichter stehende Windungen. Stimmt ganz überein mit der für süddeutsche Süsswasser- kalke charakteristischen Form (Mörsingen, Undorf, Leipheim u. A.). Fnndort: Folwarki; ss Anmerkung. Im podolischen Süsswasserkalke finden sich noch mehrere in Fragmenten erhaltene Gastropoden, die eine sichere Bestimmung nicht zulassen. Zu diesen gehört: Ein unvollständig erhaltener Steinkern, bestehend aus 2 ganzen unteren Win- dungen mit deutlich abgebogenem Mündungsrande, der sich am meisten der untermiocenen Pomatias Rubeschü Rss. nähert. Fundort: Folwarki. Ein unvollkommen erhaltener Abdruck aus dem Süsswasserkalke von Scianka mit deutlich gekerbten Rändern erinnert sehr an die Gattung Ancylus. Eine Identifieirung mit einer von den bekannten Formen ist unmöglich. Bivalvae. 53. Corbicula podolica n. sp. Gehört zur Formengruppe der C. tenuistriata Dunk. und CO. obovata Sow., denen sie in ihrem allgemeinen Umrisse am nächsten zu stehen kommt. Unterscheidet sich aber durch weit geringere Grösse, grössere Wölbung und andere Sculptur der Oberfläche, Fundort: Wyczöfki (sh.), Zloty Potok (Zwaniee), Scianka (8.). 54. Corbicula distineta n. sp. (C. sp. aff. Faujasii Desh. Sandberger's Be- merk. üb. tert. Süss. a. Gal.). Von rundlich dreieckigen Umrisse; steht zwar der C; Fau- Jasii am nächsten, ist aber kleiner und gewölbter als diese untermiocene Form. Fundort: Wyezölki, Bueczaez; ss. Nr. 16 Sitzung am 7. December. A. M. Lomnicki. 427 55. Cyrena sp. af. ulmensis C. Mey. Nur in einem unvollständigen Abdrucke ; erhalten. Fundort: Wyezölki; ss. 56. Dreissenia cf. alta Sdb. Auch nur in einem Abdrucke erhalten; stimmt im allgemeinen Umrisse mit der D, alta überein, erinnert aber auch an Modiola. Eine Brackwasserform. Fundort: Buczacz (im thonigen Brackwassersande mit Oncophora gregarian.sp.). 57. Oncophora minima n. sp. Länglich oval, mit dem stärker hinten als vorne herabgebogenen Schlossrande;; zeigt eine vom Scheitel gegen den hinteren Rand schief herablaufende in der Mitte der Schale verschwindende, aber nur schwach angedeutete Furche. In ihrem allgemeinen Umrisse erinnert sie an die Ervilia pusilla Phil. Fundort: Wyczöfki; h. Anmerkung. Im Brackwasserkalke von Wyezölki, Folwarki und ZXoty Potok finden sich noch mehrere andere schlecht erhaltene Bivalven, die keine, auch nur an- nähernde Bestimmung zulassen. Zu diesen gehören die nicht selten vorkommenden Ab- drücke einer dem Sphaerium ähnlichen Form, die dem Sph. cartrense Noul. sowohl in der Gestalt wie in Grösse am nächsten steht. Es ist merkwürdig, dass bis jetzt im reinen Süsswasserkalke keine echte Landbivalve aufgefunden werden konnte, denn die oben angeführten Formen sind nur solchen Süsswasserbildungen eigen, die eine Misch- fauna aus reinen Süsswasser- und Brackwasserelementen darstellen. Arthropoda. 58. Cypris Althi n. sp. (Cypris sp. Alth. Jhb. d. k. k. geol. R.-A. 1858, pag. 153. — Cypris sp. Dr. F. Sandberger’s Bemerk. üb. tert. Süss a. Gal.). Sehr häufig im Podhajcer mergeligen Süsswasserkalke. Sie kann zwar mit C\. faba Dsmar. verglichen werden, diese aber hat eine bedeutendere Grösse und ist gegen das vordere Ende ver- schmälert. Die aus dem volhynischen Süsswasserkalk bekannte C. pristina Eichw. ist noch mehr gegen Vorne verschmälert, dagegen läuft der Schlossrand bei ©. Althi bei- nahe in gerader Linie. Thallophyta. 59. Chara Escheri A. Br. (Ch. helieteres Brgn. Alth. 1. e., pag. 155. — Ch. Escheri A. Br. Dr. F. Sandberger’s Bemerk. üb. tert. Süss. a. Gal.). In Gesellschaft der Cypris Althi; bildet dünne Lagen, somit kommt sie auch zerstreut vor im Pod- hajcer Süsswasserkalke. Erscheint nach Dr. F. Sandberger schon im Oligocen. 60. Chara Zeiszneri n. sp. Grösser (Höhe ] Millimeter, Durchmesser 075 Milli- meter) als die vorhergehende Art, zeichnet sich durch zahlreichere (etwa 10) scharfkielige Doppelleisten aus. Fundort: Folwarki; ss. Die Fauna der die Süsswasserablagerungen unterlaufenden Sande und Schotter. Schon im I. Theile der polnischen Abhandlung sind mehrere Con- chylien aus dieser tiefsten Etage des podolischen Tertiärs erwähnt. Einige von den Brackwasserformen sind schon im vorhergehenden Ver- zeichnisse angeführt. An dieser Stelle sind alle bis nun bekannt ge- wordenen Brackwasser- und Meeresformen zusammengestellt. Lamna aff. elegans Ag. Im Schotter des Buczaczer Eisenbahntunnels, häufig aber grösstentheils in abgeriebenen Exemplaren. Oxyrhina cf. leptodon Ag. Buczacz im Schotter, seltener als die Lamnazähne. Oxyrhina quadrans Ag. Buczacz (Schotter); ss. Venus einceta Eichw. Im Sande von Zarudzie (Tarnopol) unter der Süsswasser- bank. Sehr brüchige Exemplare. Oncophora gregarian. sp. Steht der O. socialis Rzehak (Verh. d. nat. Ver. in Brünn. Bd. XXI, T.II, Fig. 1 a—e) am nächsten, von der sie sich vorzüglich durch geringere Grösse (Länge 2 Centimeter, Breite 1’2 Centimeter, Dicke (0'6 Centimeter) und ver- hältnissmässig grösseren Längendurchmesser unterscheidet. Diese im Buczaezer Brack- wassersande sehr häufige, aber grösstentheils fragmentarisch erhaltene Form spielt hier dieselbe Rolle, wie O. socialis Rzh. in den mährischen Kirchberger Schichten. K.k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 16. Verhandlungen. 60 428 Verhandlungen. Cardium sp. Ein unvollständiger Abdruck im Süsswasserkalke von Zwaniee mit flachen Radialrippen von derselben Breite wie die Furchen; gehört wahrscheinlich in die Gruppe des C. obsoletum Eichw. Cardienfragmente finden sich auch im Brackwasser- kalke von Wyezölki. Peetunculus pilosus L. In Gesellschaft der V. eincta Eichw. sehr häufig in Tarnopoler Sanden, aber sehr brüchig. Besser erhalten ist er in den auf den Süsswasser- kalken aufliegenden Sanden. Arca lactea L. Nur in Abdrücken erhalten, stimmt mit den aus Olesko stammen- den Exemplaren vollkommen überein. Z4oty Potok, Scianka, ; > Leda cf. nitida Br. Ein einziger Abdruck im Brackwasserkalk von Z4oty Potok, am nächsten der L. nitida Br. verwandt. Ostrea digitalina Eichw. Findet sich sowohl im Hangenden, wie im Liegenden des Hydrobienkalkes von Tarnopol (Zarudzie) in Gesellschaft der V. cincta Bichw. und Peetunculus pilosus L., ja sogar unmittelbar im Liegenden mit Limneen und Planorben untermischt. Ostrea gingensis Schloth. var. buczaczensis m. Im Brackwassersande von Buczacz sehr häufig. Unterscheidet sich sowohl durch bedeutendere Grösse (Länge 12 Centimeter, Breite 6 Centimeter) und Dicke, wie auch durch andere Merkmale der Gestalt von O, digitalina Eichw. und steht am nächsten der bei M. Hörnes auf T.LXXX, Fig. 1a,b, abgebildeten Form. Glossifungites saxicava n. sp. Dieser für das Liegende des podolischen Tertiärs ke charakteristische, durch eine hufeisenförmige oder zungenförmige Gestalt ausgezeichnete Bohrschwamm findet sich in der obersten Schichte des Kreidemergels 1—2 Centimeter tief eingebohrt. Die Höhlungen sind gewöhnlich mit festgekittetem Sand ausgefüllt. Fundort: Zniesienie bei Lemberg, Pomorzany, Z4oty Potok, Seianka (hier eine kleine Form var. minor m.). Ueberblick über die galizisch-podolische Süsswasserfauna und die Bestimmung ihres Alters. Die Anzahl der bis nun aus dem galizisch-podolischen Süss- wasserkalke bekannten Formen ist, verglichen mit jener aus West- und Mitteleuropa, eine ziemlich bedeutende. Aus Galizien allein sind 55 Arten Conchylien, aus Russisch-Podolien 2 Arten bekannt; dazu kommt noch 1 Arthropode und 2 Characeen, zusammen also 60 im obigen Ver- zeichnisse angeführte Arten. Die erste Stelle als dem reichsten Fundorte gebührt ohne Zweifel den im Eisenbahndurchschnitte entblössten Süsswasserablagerungen in in Wyezölki und dem nahen Folwarki bei Monasterzyska, wo allein über 30 Arten entdeckt wurden. Zu den häufigsten Formen gehören hier: Helix haliciensis, H. carinulata, Planorbis cornu var. solidus, Pl. sansaniensis, — zu den hezeichnenden Helix ümwoluta Th. sp., H. subpulchella, Planorbis Lartetü, Limnaea dilatata u. a., sowie die limnischen Arten: Potamides, Melanıa, Corbicula u. a. Die zweite Stelle gebührt dem Süsswasserkalke von Barysz (un- weit Buczacz), woher 16 Arten bekannt sind. Zu den häufigsten Formen gehören hier: Limnaea dilatata, Planorbis cornu. var. solidus, Planorbis laevis, Bythinia subgracilis, Amphipeplea Buchü und Pupa miliolum. Es ist eine für die meisten Punkte des podolischen Süsswasserterrains charakteristische Landfauna, am besten entwickelt in der Umgegend von Monasterzyska. : Aermer sind die Süsswasserkalke von Zloty Potok (12 Arten), Uzechöw bei Monasterzyska (11), Scianka (8), Tarnopol (7), Podhajce (3). Von der ganzen Anzahl (60) näher untersuchten Formen stimmen nur 26 entweder ganz (14) oder am nächsten (12) mit den aus Südost- Frankreich und Süddeutschland beschriebenen Arten, die grössere we Pr ’ v Nr. 16 Sitzung am 7. December. A. M. Lomnicki. 429 Hälfte (34) aber, zu welcher die als neue Species beschriebenen Formen gehören, ist dem podolischen Süsswasserkalke eigenthümlich. Kaum der vierte Theil der Gesammtzahl der Arten kann somit unmittelbar mit solchen aus anderen west- und mitteleuropäischen Süsswasser- gebieten verglichen werden. Aus diesem Grunde ist die Parallele zwischen unseren und anderenorts besser untersuchten Süsswasserablagerungen wohl schwierig genug zu ziehen. Schon die bedeutende geographische Entfernung, wie es auch derzeit mit den recenten Verhältnissen der Fall ist, trug viel zur verschiedenen Ausbildungsweise der Süsswasserfauna so entlegener Gebiete bei. Diese Schwierigkeiten fallen jedoch weg, wenn wir ausser den paläontologischen Momenten auch andere Verhältnisse zu Rathe ziehen. Zu den häufigsten und allgemein in podolischen Süsswasserkalken verbreiteten Arten gehören: Limnaea dilatata, Planorbis cornu var. solidus und Planorbis laevis. Die zwei ersten Formen sind überwiegend dem Mittelmiocen (Helvetien) eigen, Planorbis laevis aber erscheint erst im Obermiocen (Tortonien). Die Mehrzahl der anderen Formen — selbst der neu beschriebenen und vicariirenden Arten — entspricht jenen, die im südöstlichen Frankreich (Sansans) und Süddeutschland (Mörsingen, Undorf u. A.) den obersten Stufen des Mittelmiocens eigenthümlich sind. Sehr wenige Arten reichen bis zum Untermiocen, wozu die Mainzer Hydrobienkalke und der Calcaire d’Orleans wie die Tuchorider Kalke in Böhmen gehören. Die podolische Süsswasserbildung ist nun älter als die im Hangen- den abgelagerten Meeresschichten, die nach bisherigen Untersuchungen in die zweite Mediterranstufe fallen, jünger aber als die obersten Etagen des zum Untermiocen, also zur ersten Mediterranstufe gehören- den Langhiens. Betrachten wir nun näher die Verwandtschaft unserer Süsswasser- fauna mit der von Sansans und den süddeutschen Vorkommnissen,, so sieht man, dass dieselbe eine grössere Uebereinstimmung mit dem oberen, als dem unteren Horizonte des Helvetiens beweist. Die ursprüng- liche Meinung Dr. F. Sandberger’s‘), der podolische Süsswasserkalk würde etwa dem Calcaire d’Orleang entsprechen, ist unzulässig, wahr- scheinlich aber dessen Parallelisirung 2) mit den jüngeren Süsswasser- bildungen von Laa an der Ameis bei Grund und der von Rein und Strassgang in der Gratzer Bucht. Es handelt sich nun darum, unserem Süsswasserkalke die richtige Stellung in dem oberen Helvetien oder in dem untersten Tortonien an- zuweisen. Da nun von den angeführten Formen einige sowohl im Mittel- wie im Obermiocen gleichzeitig vorkommen, sehr wenig aber solche, die am nächsten mit den untermiocenen Arten verwandt die obere Grenze des Helvetiens nicht überschreiten, gehört die ganze ost- galizische Süsswasserbildung in’s oberste Helvetien, dem sowohl die Kirchberger Schichten, wie dieihnen gleichzeitigenSansanserAblagerungen,dieander Ueber- 1) Dr. F. Sandberger, Bemerkungen über tertiäre Süsswasserkalke aus Galizien. Verh. d. k. k. geol. R.-A., pag. 34. ?2) Dr. F. Sandberger, ]. c. pag. 34, 60* 430 Verhandlungen. Nr. 16 >; Br = gangsgrenze des Helvetien und Tortonien liegen, an gehören. Dr. F. Sandberger versuchte zwar in seiner ersten Notiz!) das Alter unseres Süsswasserkalkes auf Grund des noch damals spär- lichen Materials zu bestimmen, indem er sich ausdrückt: „In jedem Falle gehören sie (d.i. die podolischen Süsswasserbildungen) deroberen Abtheilung des Untermiocens (Langhien) an.“ Aber sowohl diese Auf- fassung, wie die Meinung, dass der Süsswasserkalk von Wyezölki einen viel jüngeren Horizont, etwa die levantinische Stufe repräsentire, sind auf Grund meiner weiteren Forschungen nicht haltbar. ’s In einem späteren, auf meinen weiteren Funden ?) basirenden Be- richte 3) spricht Dr. F. Sandberger schon nicht mehr von einem fest- bestimmten Horizonte, sondern erklärt kurzweg, dass unsere Süsswasser- fauna „gleichmässig Anklänge an unter- und ober-, als auch an mittel- miocene zeigt (l. ec. pag. 76).* Den besten Kenner mitteleuropäischer Süsswasserbildungen beirrte nun lediglich die Faciesverschiedenheit unserer Süsswasserfauna , die nach meinen Untersuchungen mit Zuhilfenahme analoger Verhältnisse in Süddeutschland und Südfrankreich , vorzüglich aber der in Buezaez entdeckten Oncophorasande, als eine der von Sansans, Undorf, Mör- singen u. A. ganz äquivalente sich erwiesen habe. Sowohl die Lagerungsverhältnisse der ostgalizischen Tertiärbildung wie ihr durch Prof. Niedzwiedzki und Dr. V. Hilber erwiesener paläontologischer Charakter lassen keinen Zweifel darüber zu, dass unsere Süsswasserbildungen sammt den sie unterteufenden wenig "mäch- tigen Brackwasserbildungen, als deren ältestes Glied aufzufassen sind. Diese Süsswasserbildungen werden unmittelbar durch die Baranower Schichten überlagert, die trotz einiger der ersten Mediterranstufe zuge- zählten Formen noch der dem Tortonien entsprechenden zweiten Stufe eingereiht werden. Unsere Süsswasserbildungen sammt den Brackwasserschichten sind somit am ehesten als eine die beiden Mediterranstufen trennende Zwischenbildung, die nach dem Obgesagten sowohl dem obersten Helvetien, wie dem untersten Tortonien zugezählt werden kann, aufzufassen. . Die galizischen Süsswasserbildungen sind demnach als eine weitere Fortsetzung desselben Horizontes zu betrachten, der nach E. Suess, dem die erste und zweite Mediterranstufe trennenden „Schlier“ auf- liegend, im südöstlichen Frankreich (Sansans) beginnt, an der oberen Donau unter dem Namen „Kirchberger Schichten“ die Alpen umsäumt und am weitesten gegen Osten in der Umgegend Brünns unter dem- selben Namen erscheint: „Gerade dort ... tritt eine Anhäufung von Sand hervor, welche die genannten Conchylien (Oncophora socialis u. A.) der t Kirchberger Schiehten enthält und von den ersten Spuren der neueren ') Dr. F.Sandberger, Bemerkungen über tertiäre Süsswasserkalke aus Galizien. Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1884, Nr. 3, pag. 34. =) 20 Lomnicki, Vorläufige Notiz über die älteren tertiären Süsswasser- und Meeresablagerungen in Ostgalizien. Verh. d. k. k. geol. R.-A., pag. 275—278. ’) Dr. F. Sandberger, Weitere Mittheilungen über tertiäre Süss- und Brack- wasserbildungen aus Galizien, Verh, d. k. k. geol. R.-A. 1885, pag. 76. Nr. 16 Sitzung am 2. December. D. Stur. 431 Meeresfauna begleitet, zwischen den Schlier und die nun folgenden mamnigfaltigen Sedimente der zweiten Mediterranstufe sich einschiebt.* ') Unsere Oncophorasande mit der vicariirenden Oncophora gregaria entsprechen denselben Sanden von Brünn. Zu demselben Horizonte ge- ‚hören unsere Braunkohlenlager in Nowosielica, Myszyn, Glinsko, Grudna u. A., die wir als äquivalent denselben Bildungen von Steier- mark, Schweiz und südöstlichen Frankreich zu betrachten gezwungen sind. Nach E. Suess umfasst aber der Schlier auf karpathischem Vor- lande auch die Baranower Schichten mit Pecten denudatus und Pecten Cohen‘! sammt den darüber liegenden Gypsbildungen. Nach dieser Auf- fassung müssten wir die galizischen Süsswasserkalke als tieferes Glied des obersten, schon in die zweite Mediterranstufe hineingreifenden Schliers betrachten. Vorträge. F. M. v. Friese. Neues Mineral-Vorkommen aus Idria. Der Vortragende legte als Geschenk für das Museum der Anstalt 3 Handstücke mit schwefelsaurem Quecksilberoxyd aus Idria vor. Dieses, sewöhnlich als Turpetum minerale bezeichnete Vorkommen bildet einen gelblichen Anflug auf den gewöhnlichen Erzschiefern und auf Erzmuggeln. D. Stur. Vorlage der vonDr. WähnerausPersien mit- gebrachten fossilen Pflanzen. Herr Dr. Wähner hat mir schon vor einem Jahre einen seiner Schätze, nämlich fossile Pflanzen, die er aus Persien mitgebracht hatte, zur Ansicht übergeben. Es wurde dabei ausgemacht, dass ich die Pflanzenreste, wenn sie der Steinkohlenformation angehören sollten, ausführlicher bearbeiten sollte; wenn sie dagegen einer anderen For- mation angehören sollten, würden sie einer in der betreffenden Flora bewanderten Autorität zur Bearbeitung übergeben werden. Zur Zeit als nun die persischen Pflanzen an mich gelangten, war ich gerade von der Uebernahme der Direetion vollständig oceupirt. Später, wie das so oft leider zu geschehen pflegt, geriethen die Pflanzen in Vergessenheit, aus welcher dieselben durch eine energische Inter- pellation des Herrn Dr. J. E.Polak gerissen wurden. Ich beeile mich nun- mehr das, was ich an den Pflanzen ersehe, kurz mitzutheilen und so einer abermaligen Interpellation zu entgehen. Halte dafür, dass ich das über das Vorkommen der Pflanzen Be- kannte nicht kürzer abthun kann, als wenn ich den freundlichen Leser auf das Capitel „Steinkohle“ in dem Aufsatze Dr. E. Tietze’s: Die Mineralienreichthümer Persiens (Jahrb. der k. k. geol. R.-Anst XXIX, 1879, pag. 599) verweise. Und nunmehr an die Erörterung der persischen fossilen Pflanzen des Herrn Dr. Wähner übergehend, sage ich vorerst, dass mir solche Pflanzen von zwei Localitäten vorliegen, und zwar von Rudbar und Sapuhin. !) E. Suess, Das Antlitz dor Erde. Prag u. Leipzig 1885, TI. Bd., 2. Abth. (Das Mittelmeer), pag. 407. 432 Verhandlungen. Rudbar. Rudbar ist der uns näherliegende, von Teheran entferntere von 2 den beiden Fundorten und liegt derselbe südlich von Rescht und süd- westlich von der Einmündung des Sefid Rud in den Südrand des Cas- pischen Meeres am Nordgehänge des Albursgebirges. Das Gestein dieses Fundortes erinnert lebhaft an manche Stücke der Grenzschichten zwischen Lias und Keuper in Franken. Auch die Erhaltungsweise der Pflanzenreste ist ähnlich mit den genannten, inso- ferne, als die persischen Pflanzen oft grellbraunroth von Eisenoxyd- hydrat gefärbt erscheinen; ähnlich wie die Pflanzen von der 'Theta, E: braun, roth auch gelb übertüncht sind. Zuerst fällt auf den Platten von Rudbar die Olathropteris Mün- steriana Schenk auf. Die vorhandenen Bruchstücke liegen in beiden Abdrücken vor, und zwar zeigen beide sehr deutlich die Anheftungs- stellen der Sori, deren Sporangien nicht völlig reif sein mochten zur Zeit der Einlagerung. Die Nervation ist völlig ident mit jener der frän- kischen Stücke. Fast auf allen Platten von Rudbar, zahlreich auf dem Stücke mit Olathropteris, sieht man Stücke der Abschnitte jener Pflanze, die Goeppert Thaumatopteris Münster‘ var. abbreviata genannt hat. Es sind neun verschiedene fingerlange Bruchstücke der Abschnitte vorhanden. An einem davon ist die Fructification sehr deutlich. Es sind Abdrücke von Sporangien ganz von derselben Gestalt an einem persi- schen Stücke erhalten, wie solche Goeppert und Schenk von dieser Art aus Franken abbilden. Eine dritte Art in Rudbar repräsentirt, lässt sich noch ziemlich genau mit jenen rhaetischen Pflanzenresten identificiren, die man mit dem Namen Zamites distans St. zu bezeichnen pflegt. Ein hierherge- höriges Bruchstück ist sogar noch etwas grösser als die grössten von Schenk zu dieser Art gezählten Reste. Diese drei Arten: Olathropteris Münsteriana Schenk. Thaumatopteris Münsteri v. abbreviata Goeppert. Zamites distans St. im Zusammenhange mit dem Charakter des Gesteins, welcher, wie ge- sagt, sehr lebhaft an die Grenzschiehten Frankens, sogar auch noch darin erinnert, dass die Pflanzenarten nur in mehr minder grossen Trümmern vorliegen, nöthigen mich Rudbar dem Rhät näher als dem Lias zu stellen. Sapuhin. Die Localität Sapuhin liegt, wie es scheint, am Südrande des Albursgebirges nordöstlich von der Stadt Kazwin, etwas mehr genähert zu Teheran. Von Sapuhin liegt mir zweierlei Gestein vor. Ein dunklerer Schiefer ist voll mit Resten, die auf den ersten Blick einem Calamiten ähneln. Die Bruchstücke erinnern sehr lebhaft an die Phyllotheca striata (Sehmalhausen, Beitr. zur Jura- flora Russlands. Jurafl. des Petschoralandes, pag. 46, Taf. VII, Fig. 2u. 3. | Nr. 16 Sitzung am 7. December. D. Stur. 433 — Mem. de l’Acad. des sciences de St. Petersburg, Tom. XXVII, Nr. 4, 1379) aus der Juraflora der Petschora. Doch liegen durchwegs nur höchstens 2 Centimeter lange und etwa 1 Centimeter breite Bruchstücke von diesem Reste vor und ich konnte an keinem davon eine Inter- nodiallinie beobachten, die der Annahme, dass in diesem Reste eine , Calamariae vorliegt, einen sichereren Halt verleihen würde. Zwischen den dichtgehäuften Calamiten ähnlichen Resten fällt auf das Vorkommen eines sehr schönen Farns, der zumeist eben auch nur in kleinen Bruchstücken vorliegt, aber auch in grösseren Stücken der Blattabschnitte gesammelt wurde. Mich erinnerte dieser Rest im ' ersten Anblicke an jenen Farn, welchen Schenk in seiner Abhandlung über die während der Reise des Grafen Bela Szechenyi in China gesammelten fossilen Pflanzen (Paläontographica, DI. Folge, Bd. VII, 1884, pag. 8, Taf. XV (IID, Fig. 15) bespricht und abbildet, der aus New-South Wales stammt und möglicherweise mit Taeniopteris Daintreei Me. Coy identisch ist, und welchen ich bei Ge- legenheit meines Aufenthaltes in Leipzig zufällig genau kennen gelernt hatte. Es wurde constatirt, dass dieser Rest nicht zu T’aeniopteris, son- dern zu Laccopteris, als Laccopteris Daintreei, gezählt werden sollte. Der persische Rest erinnert auch noch darin an den eben genannten, als ich mehrere Blattabschnitte desselben herauspräpariren konnte, die an sich eine Laccopteris-Fructification tragen. Verschieden ist der persische Rest darin, dass die linealen Ab- schnitte des tief fiederspaltigen Blattes schmäler sind und die aus dem Primärnerv entspringenden Secundärnerven, nieht nur einen gablig ab- zweigenden, sondern meist zwei oder drei Seitennerven tragen, also der Secundärnerv ein- bis zweimal dichotom gespalten erscheint. Durch alle diese Merkmale wird daher der persische Farn, weit ähnlicher der Laccopteris Münster! Schenk aus den fränkischen Grenzschichten, als irgend einer andern Pflanze. An der oberen Blattfläche ist die Nerva- tion selten klar erhalten und man ersieht das erwähnte Detail meist nur auf der Unterseite der Abschnitte. Die Fructification besteht in zweireihig, parallel mit dem Primär- nerv geordneten Sori. Jeder einzelne Sorus nimmt die Breite von 3 bis 4 Seitennerven ein, wie dies Schenk bei Laccopteris elegans Presl zeichnet; also zählt auf jeden Secundärnerven ein Sorus. Jeder Sorus besteht aus eirca 5—8 um das Receptaculum kreis- förmig geordneten sitzenden Sporangien. Die Sporangien sind nicht er- halten, man schliesst auf dieselben nur aus den eirca 5—8 rundlichen Ausbuchtungen des Hohlraumes, den der Sorus zurückliess. Wenn der Farn seine obere Seite zur Schau trägt und die Sori nicht ausgebrochen sind, wird an Stelle des Sorus sehr oft nur ein kleines rundliches Loch bemerkbar, das offenbar zu dem Sorus hinab- führt. In diesem Falle sieht man es häufig, dass dieses Loch genau in dem Zwischenraume zwischen zwei benachbarten Seceundärnerven und deren Zweigen nahe am Abschnittsmedianus placirt sei. Daher dürfte der tiefste Zweig des Secundärnerven das Receptaculum des Sorus tragen. Aus allem dem Detail bin ich geneigt zu folgern, dass der vor- liegende persische Rest nach der Grösse und Gestalt der Blätter, ferner 434 Verhandlungen. nach der Grösse der Sori, jedenfalls am nächsten steht der Be * Münsteri Schenk. Das zweite Gestein von Sapuhin ist ein grauer Schiefer, oft von Eisenoxydhydrat braun gefärbt, auch Knollen von Brauneisensten enthaltend. | Die Pflanzen in diesem Schiefer sind kohlschwarz, erscheinen auf- fallend zart und zeigt die organische Substanz sehr oft eine Faltung und sind die Falten oft gezogen, gestreckt, eigentlich wie ein Stoff in Falten gespannt. Ausser deutlich paralleinervigen Blattabschnitten , die man ge 7 wöhnliceh Zamites distans St. zu nennen pflegt, finde ich in diesem Gesteine nur noch einen sehr merkwürdigen Farnrest, dessen Erhaltung leider viel zu wünschen übrig lässt. Die Spitzen der Blattabschnitte oder des Blattes sind genau von der Gestalt des Dietyophyllum obsoletum Nathorst (Floran Vid Bjuf: Sveriges geologisca under sokning afhandlingar. 1878—1886, pag. 39, Taf. VIII, Fig. 4). Die sitzenden lineallanzettlichen Primärabschnitte sind ganzrandig und zeigen einen deutlichen breiten Primärnerv, aber keine Secundär- nerven, die aus dem Primärnerv entspringen würden. Kaum 10 Centimeter tief unterhalb der Spitze gewinnt jedoch der Blattabschnitt ein unerwartet abweichendes Aussehen. welches uns sagt, dass dieser Farn mit dem Dietyophyllum obsoletum von Bjuf nicht ver- gleichbar ist. Die etwa 4—5 Centimeter langen und etwa 8 Millimeter breiten lineallanzettlichen Seeundärabschnitte sind hier nicht nur nicht mehr mit breiter Basis sitzend, sondern mit eingeschnürter Basis sehr kurz gestielt und überdies ist deren Rand auffallend gezähnt. Auch an diesen Blatt- stücken bemerkt man nur den Secundärmedianus, ohne jeglicher Spur von Seitennerven. Noch tiefer an der Primärrhachis haftende Seceundärabschnitte, die eine Breite von über 1'5 Centimeter besitzen und mindestens 6—8 Centi- meter lang sein mochten, zeigen grobe Sägezähne von 5 Millimeter Länge und 3 Millimeter Tiefe, deren Spitze abgerundet erscheint. An derlei grösseren Secundärabschnitten werden hier und da zarte Seiten- nerven von 5 zu 5 Millimeter am Medianus bemerkbar, die offenbar in die Sägezähne einzumünden bestimmt sind. Der grösste Secundärabschnitt dieser Art, der nur in einem ein- zigen Exemplare vorliegt, ist schon an 10 Centimeter lang, zeigt eine Breite von 2 Centimeter und sind seine Zähne schon zu länglichen Lappen entwickelt, die durch tiefe Schlitze von einander geschieden erscheinen. Jeder Lappen, wie in früherem Falle jeder Zahn, hat seinen Mittelnerven und überdies bemerkt man, in kaum erkennbaren Spuren, dass die in den Lappen vorhandenen Mediannerven tertiärer Ordnung noch fiedrig abzweigende Seitennerven tragen, die jedoch nur am Medianus ihren Ursprung sehen lassen, im übrigen Verlaufe aber gänz- lich unmerkbar werden. Das ansehnliche Blatt dieses Farns zeigt also lanzettliche Primär- abschnitte von circa 20 Centimeter Breite und entsprechender Länge, deren Secundärabschnitte in der Mitte am grössten waren und nach der Basis und Spitze an Grösse und Zähnung abnahmen, Nr. .16 Sitzung am 7. December. D. Stur, 435 Der so gestaltete persische Farn erinnert also in der Gestalt seiner Blattabschnitte und in den Grundlinien seiner Nervation vorerst an den Carbonfarn Diplazites longifolius Bgt. sp. so wie derselbe von Germar in seinen Verst. Wettin’s und Löbejün’s auf Taf. XIII unter dem Namen "Pecopteris longifolia abgebildet wurde, Weit näher verwandt ist. jedoch der persische Farn einer Farn- gattung, die Heer aus den schweizerischen Lunzer Schichten bei Basel unter dem Namen Bernoullia helvetica (Heer, Fl. foss. helv., 2. Lief., 1877, pag. 88—89, Taf. XXXVII, Fig. 1—6) allerdings nach dem früheren spärlichen Materiale nur sehr unvollkommen beschrieben und abgebildet hat, welcher Farn in neuester Zeit im sehr instructiven Stücken gesammelt, mir durch die Güte der Schweizer Gelehrten zur Untersuchung vorgelegt wurde. Namentlich ist der Seeundärabschnitt der Heer’schen Fig. 5 sehr gut vergleichbar mit der persischen Pflanze. Klarer tritt die Aehnlichkeit mit einer zweiten Art dieser Gat- tung, der in unseren Lunzer Schichten häufig auftretenden Dernoullia Lunzensis Stur ; die in Grösse und Gestaltung fast völlig mit der persischen Pflanze übereinstimmt. Bei letztgenannter Art tritt noch der Umstand hinzu, dass die betreffenden Reste sehr oft ihre Nervation ebenso ver- wischt zeigen wie die persischen. Ich bin daher gezwungen, die Meinung festzuhalten, dass der persische Farn, der bisher nur aus der oberen Trias gekannten Farn- gattung Dernoullia angehört. Die persische Art aus dem Rhät ist weit zarter gebaut und vorzüglich sehr zart in der Nervation; die bei der vorliegenden Erhaltungsweise fast gänzlich zu mangeln scheint. Diesen merkwürdigen persischen Faın, der eine neue Art bildet, benenne ich Bernoullia Wähneri Stur. Eine dritte Art von Sapuhin, im zweiten Gestein mitgebracht, ist ein ansehnliches Stück eines Plerophyllum, das dem Pterophyllum pro- pinguum Goeppert so sehr gleicht, dass ich es unbedenklich zu dieser Art und nicht zu dem in unseren Grestner Schichten des unteren Lias vorkommenden Pferophyllum stellen kann. Wenn ich daher die Thatsachen über den Fundort Sapuhin resumire, so liegen uns von demselben folgende fünf Arten vor: Phylotheca sp. ? Bernoullia Wähneri Stur, Laccopteris Münsteri Schenk. Pterophyllum propinguum Goeppert. Zamites distans St. Die zwei letzteren Arten in Gemeinschaft mit Laccopteris Münsteri Schenk sagen uns, dass auch dieser Fundort Sapuhin, nach den heutigen Daten bestens in die Rhätformation eingereiht werden kann. Schliesslich bemerke ich, dass es vorläufig gleichgiltig erscheinen mag, ob die Kohlenablagerung am Südfusse des Elbrus dem untersten Lias oder dem Rhät zugerechnet wird. Es ist sogar möglich, dass eine eingehende Untersuchung, beide genannte Formationen in Uebereinander- lagerung in Persien, nachweisen kann, wie ja z. B. in Fünfkirchen die tiefsten Flötze bereits das Rhät repräsentiren dürften, also eine Kohlen- ablagerung zum Theil dem Lias, zum Theil dem Rhät angehörig, zu den möglichen Erscheinungen gehört. K.k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 16. Verhandlungen. 61 436 - Verhandlungen. Nr. 16 Nach diesen Funden, ist die ältere Meinung, am Südfusse des Alburs sei auch Steinkohlenformation vertreten, jedenfalls als unrichtig erwiesen. Dr. E. Tietze. Beiträge zur Gcologie von Galizien. (Dritte Folge.) Der Vortragende bespricht einige Beobachtungen, die er während eines kurzen Ausfluges in die Gegend von Tlumacz und Ottynia in Östgalizien gemacht hat. Sodann erörtert er die neuerdings wieder an- geregte Frage, ob Eiszeitspuren an der Czerna Hora im Quellgebiet des Pruth und der Theiss vorkommen oder nicht. Die ausführlichere Darlegung dieser Ausführungen wird unter obigem Titel im Jahrbuch zum Abdruck gelangen. Ausserdem legt der Vortragende noch eine Probe von Sandstein mit Cardium obsoletum und zahlreichen anderen grössentheils zu Tapes gregaria gehörigen Steinkernen vor, welche aus der Gegend westlich vom San, dreiviertel Meilen südwestlich von Rudnik stammt, und einige Fuss unter diluvialem Sande an einer Stelle gefunden wurde, an welcher bis jetzt ein zweihundertjähriger Waldbestand existirte. Beim Abholzen dieses Waldes wurden auch Grabungen vorgenommen und bei dieser Gelegenheit der genannte augenscheinlich sarmatischen Schichten an- gehörige Sandstein angetroffen. Bei weiteren Nachgrabungen, die für das kommende Frühjahr dem Vortragenden durch den Besitzer von Rudnik Herren Grafen Hompesch in Aussicht gestellt sind, wird sich vielleicht entscheiden lassen, ob man es hier mit einen anstehenden Vorkommen zu thun hat oder mit einer grösseren Scholle, die in ähnlicher Weise dem nordischen glacialen Diluvium jener Gegend einverleibt wurde, wie der sarmatische Sandstein, den vor einigen Jahren Hilber (Verh. d. geol. R.-A. 1882, pag. 308) aus der Gegend von Lubaczöw beschrieb. Dr. V. Uhlig. Ueber ein Juravorkommen vom Berge Holikopetz bei Koritschan im mährischen Marsgebirge. Vor wenigen Wochen hat Herr Bergrath Pfeiffer aus Brünn der geologischen Reichsanstalt einen Ammoniten vom Holikopetz bei Korit- schan im Marsgebirge in dankenswerther Weise übermittelt. Das be- treffende Stück, das einzige, das an der genannten Localität bisher gefunden wurde, ist etwas abgewetzt, lässt jedoch Seulptur und Loben deutlich genug erkennen, um die Bestimmung zu gestatten. Darnach liegt hier Aspidoceras perarmatum Sow., eine Leitform der Oxfordstufe vor. Da sich die Localität Holikopetz etwa 125 Kilometer südwestlich von der Oxfordklippe Czettechowitz und in der Streichungsfortsetzung derselben befindet, so ist die Möglichkeit vorhanden, dass hier eine bisher unbekannte Juraklippe anzunehmen ist. Ueber die geologischen Verhältnisse der Fundstelle schreibt Herr Bergrath Pfeiffer Folgendes: „Speciell von der Spitze Monatira süd- lich durch das Thal der Steinmühle gegen Morawan zu ist das Thal- gehänge rechts und links mit oft mächtigen Kalkgeröllen bedeckt; die Kalkstücke werden aus der Erde ausgegraben, so dass Löcher im Ge- hänge entstehen, und zum Kalkbrennen verwendet.“ Diese Beschreibung schliesst nicht aus, ja macht es sogar wahrscheinlich, dass es sich hier Fi ri IT Nr. 16 Sitzung am 7. December. E. Tietze. 437 nieht um eine wirkliche Klippe handelt, sondern möglicher Weise nur ‚eine Blockbildung in grossem Maassstabe vorliegt, wie solche z. B. A. Rzehak von Tieschan beschrieben hat, und wie sie auch aus den ‚schlesischen und galizischen Karpathen, am grossartigsten von Przemysl bekannt sind. Nach einer freundlichen mündlichen Mittheilung von Professor Neumayr, welcher die Gegend von Üzettechowitz geologisch untersucht hat, spielen in den Flyschbildungen des genannten Gebietes derartige Conglomerate in der That eine grosse Rolle. Auch Fötterle und Wolf gedenken dieser Conglomerate in ihren Aufnahmsberichten über die mährischen Karpathen. Die Entscheidung, welcher Art das Juravorkommen vom Holikopetz eigentlich ist, wird also erst ferneren Untersuchungen an Ort und Stelle vorbehalten bleiben. Jedenfalls ist dieser Fund wichtig genug, um durch die vorstehenden Zeilen darauf aufmerksam zu machen. Literatur-Notizen. E.Tietze. Ueberdie Bodenplastik unddie geologische Beschaffenheit Persiens. In d. Mitth. d. geogr. Ges. in Wien, 1866, Nr. 10 u. 11. Der Verfasser gibt in geologischer Hinsicht nichts wesentlich Neues, wie er selbst hervorhebt, sondern hat nur die hauptsächlichen Gesichtspunkte, nach denen die geo- logische Beschaffenheit Persiens beurtheilt werden muss, im Anschluss an seine früheren Arbeiten für das geographische Publicum über Aufforderung der k. k. geographischen Gesellschaft in dem hier abgedruckten Vortrage in anregender Weise zusammengestellt. Mehrere dieser Darstellung eingeflochtene Erzählungen über persische Zustände und über die persönlichen Erlebnisse des Autors, von denen derselbe bisher nur sehr sparsam Mittheilungen gab, illustriren lebhaft die eigenthümlichen Schwierigkeiten, mit denen insbesondere ein in persischen Diensten stehender Geologe in jenem Lande zu thun haben kann. (U) MariePavlow. Les Ammonites du Groupe Olcostepha- nus versicolor. Bull. soc. Natural. Moscou 1886, pag. 18, II. Taf. Die vorliegende Arbeit bietet eine sehr eingehende kritische Beschreibung gewisser merkwürdiger, perisphinctesartiger Ammoniten, welche für die neocomen Inoceramen- schichten Russlands sehr bezeichnend sind, in Mittel- und'Westeuropa aber fehlen, Nur in den norddeutschen Hilsbildungen tritt ein Typus auf, der mit der zu beschreibenden russischen Gruppe äusserst nahe verwandt ist. Es ist dies Olcostephanus inverselobatus, eine Art, die bei der Beschreibung der Hilsammoniten durch Neumayr und den Referenten ganz isolirt erschien. Die von Neumayr angenommenen engen Beziehungen zwischen der norddeutschen Hilsfauna und der Fauna der Inoceramenthone erfahren dadurch eine neuerliche Erhärtung. Das untersuchte Material stammt aus den Inoceramenthonen von Simbirsk (zwischen Simbirsk und Poliwna) und hat folgende Formen geliefert: Olcostephanus versicolor Trautsch. = subinversus n. SP. 5 inversus N. SP. „ elatus Trautsch. 4 coronatiformis n. Sp. Eine eingehende Prüfung der Merkmale dieser Formen ergibt, dass sie im System besser zu Olcostephanus, denn zu Perisphinctes zu stellen sind. (V. U.) 61* 438 PB E NR. Vorhandlungen. RAID: Federico Sacco. Intorno adalcune impronte | dei terreni terziari del Piemonte. Aus den Ati « von Turin1886., ls hi nt Ye In dieser auch von bar Abbildungen ne köien Abhandie 08 schiedene jener eigenthümlichen, schwer ‚deutbaren Formen beschrieben, \ lich auch in den Flyschsandsteinen des Wiener Waldes und der Karpat h welche zu den Gattungen Helminthoida, Zoophycos, Helminthopsis gestellt werden. Die Formen der letzterwähnten Gattung, von welch hier mehrere Arten unterscheidet, erinnern sehr lebhaft an das von Collegen Matyasowsky vor einiger Zeit beschriebene Glenodictium co heisst an die sogenannten „ Bienenwaben ähnlichen Hieroglyphen“, Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. = e BAU. Sitzung am 21. December 1886. Inhalt: Eingesendete Mittheilungen: Dr. V. Goldschmidt. Ueber das speci- fische Gewicht der Mineralien. Dr. A. Bittner. Ueber die weitere Verbreitung der Reichen- haller Kalke in den nordöstlichen Kalkalpen. Ueber das Auftreten gesteinsbildender Posi- donomyen in Jura und Trias der Nordostalpen. A. Hoffmann. Vorläufige Mittheilung über neuere Funde von Säugethierresten von Göriach. — Vorträge: D. Stur. Vorlage ein- esendeter geolog. Karten. M. Vacek. Ueber die geologischen Verhältnisse des Flussgebietes de unteren Mürz. Dr. J. N. Woldrich. Ueber das Vorkommen einiger Mineralien in Süd- böhmen. H. B. v. Foullon. Ueber neu eingelangte Minerale. — Literatur-Notizen: F. Freiherr v. Richthofen. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich. Eingesendete Mittheilungen. Dr. V. Goldschmidt. Ueber das speeifische Gewichtvon Mineralien. Die Angaben über das specifische Gewicht der Mineralien sind einer vollständigen Reform bedürftig. Sowie sie heute in ihrer Gesammtheit vorliegen, sind sie fast nicht zu gebrauchen. Ich sage in ihrer Ge- sammtheit im beschränkenden Sinne, denn einzelne Angaben sind ja vollkommen exact und sehr werthvoll. Die Verwerthung der Zahl des speeifischen Gewichtes kann eine Doppelte sein: 1. Zu theoretischen Zwecken, als Constante die mit den anderen Constanten, der Zusammensetzung, den Brechungsexponenten u. s. w. zusammengestellt, Vergleichsschlüsse zulässt. 2. Zu praktischen Zwecken, als Erkennungsmittel für das vorliegende Mineral. Um zu beurtheilen, wie weit eine solche Benutzung der vorliegen- den Resultate möglich sei, nehmen wir die Zusammenstellung des leider soeben verstorbenen hochverdienten Forschers M. Websky, „Die Mineralspecies nach den für das speeifische Gewicht derselben ange- nommenen und gefundenen Werthen“, Breslau 1868, die vollständigste, welche wir derzeit besitzen, zur Hand und stelien uns daraus einmal die Resultate für ein bestimmtes Mineral zusammen. Als geeignet erscheint der Caleit, weil bei ihm die Verhältnisse am Klarsten liegen und weil viel von ihm bekannt ist. Wir finden da: pag. 18 (?)2'249 Kreide. »„ 18(2)2:255 Kalk. Vinoso am Pico Crux, Madeira: 26 CO,, 29 Ca0; 8 MgO, 10 H,0, 20 &O,, 5 organ. Subst., Sand, Fe, O;. K.k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 17. Verhandlungen. 62 Verhandlungen. 2:33, 2:34, 2'394 verschiedene Kalksteine, Nassau. 2:45—2'7 Faserkalk. 2:55 Kreide = 43 00,, 55 CaO, Rückstand. Bi 2:59 Oolith gelblich-weiss, 44 00, 54 0aO, Biekezzl * 2:652—2'678 Cornialhöhle bei Triest. Ba 2:695—2°697 aus dem Quader bei Dresden. 2:689— 2705 auf Zeolith von Aussig und Stromöe. 2:698 Pfirsichblüthrotb von Riechelsdorf. 2'615 Grünlichgrau, Schlaggenwald. 2:666— 2'677 (Reichit), Alston Moor. 2:45—2'7 Faserkalk. -[ 2:658— 2'711 körniger Marmor. 2:646— 2'708 dichter Kalkstein. 2:641— 2'685 Stinkkalk. 2:643—2'8 Anthraconit. 2:670— 2'681 Sideroconit. 2:699 Marmor von Carrara, 99 ÖaO 00,, 1 MgO 00,, (Fe, 0 MnO, SiO,, Al, Ö,). 2-700-— 2720 Andreasbere. 2:716— 2'720 Island, Doppelspath. 2:707—2 714, 2:721—2727, 2:732—2'749 Carbonites Diamesus (Breithaupt). 2:739— 2'744 Pfirsichblüthroth vom Schneeberg. 2'761 Weiss"mit 3—4 Procent MgO, Ihringen. 2:779—2:789 Spargelgrün frei von ZnO, Aachen. 2:762—2'765 Röthlich-weiss, Bräunsdorf. 2'714 Reiner Caleit. 2:658— 2'711 körniger Marmor. 2:646— 2'708 dichter Kalkstein. 2:648—2'8 Anthraconit. 2'781 Braunsteinkalk (Thlefeld). 2:712—2:732 Hämatokonit. 2:746— 2'748 Plumbocaleit. 2:701— 2'706 Stripocephalorkalk, Hadamar, 97—99 Pro- cent CaO 00,, MgO CO, u. Ss. w. 2'732 Marmor Carrara 99 CaO 00, (MgO, FeO). 2700 Marmor Slanders 99 CaO 00,. 2'772 Plumbocaleit, Leadhill 92 CaO 00,, 8 PBO 00;. 2:720—2'723 in Marmor veränderte Kreide, Didisberg bei Belfort. 2:721—2'843 Bergmilch. 2:81—2'83 Plumboealeit 7 Procent PO. 2:648—2°8 Anthraconit. 1'741 — 2'843 Bergmilch. 2'810 Osteocolla, Rehberg bei Berlin. 2308-2818 Sparsait, New-Jersey 2:808—2'818, 445 CO,, 48:5 CaO, 1 MgO, 7 MnO (FeO, ZnO, 5,0). 2'805 Lobenstein 95 (a0 00,, 3 FeO00,, 1:5 MnO 00, f (M90 C0,). F { 2 ' Da can er ie A Nr. 17 Sitzung am 21. December, V. Goldschmidt. 441 Aus dieser Zusammenstellung sollte man schliessen, dass das specifische Gewicht des Caleit eine sehr schwankende Zahl sei, denn sehen wir von den Zahlen 2'249 und 2'255 ab, die Websky mit einem Fragezeichen versieht, so haben wir die Werthe von | 2:33 bis 2:84, das ist ein enormer Spielraum. In Wirklichkeit ist der Spielraum ganz unbedeutend. Wir können vielmehr sagen: Das speeifische Gewicht des Caleit ist 2714 bei 18°C. Schwankungen treffen nur die 3. Decimale. Für theoretische Vergleiche ist von dieser ganzen Reihe nur die Zahl 2.714 für reinen Caleit zu gebrauchen, aber auch für den prak- tischen Zweck, zu erkennen, ob das vorliegende Stück Caleit sei, nützt es uns nicht viel, zu wissen, dass dies möglich sei, wenn sein speci- fisches Gewicht in die Grenzen 2°33—2'84 fällt. Wir wollen an dem Beispiel des Caleit zunächst die Ursachen zusammenstellen, die diese Differenz hervorbringen. Es sind die folgenden: 1. Nicht genügend scharfe Abgrenzung in der Definition des Minerals. Hereinbeziehung von Gesteinen. 2. Zersetzung und mechanische Auflockerung. 3. Einlagerungen. 4. Undichter Aufbau. Hohlräume. 5. Fehlerhafte Bestimmungen. ad 1. Um bei unserem Beispiele zu bleiben, ist die Definition von Caleit: rhomboedischer kohlensaurer Kalk. Enthält aber das Mineral (Mg, Mn, Fe, Zn, Pb) C0O,, so ist es eben kein Caleit mehr, sondern ein Glied aus der Reihe der wasserfreien rhomboedrischen Carbonate. . Will man es, trotzdem es fremde Carbonate enthält. noch Caleit nennen, um nicht zu viele Namen zu haben, so ist wenigstens, wenn die speci- fische Gewiehtsbestimmung irgend einen Werth haben soll, die genaue chemische Zusammensetzung mit anzugeben. InWebsky’s Zusammen- stellung ist diese Angabe zum Theil gemacht, zum Theil nicht. Marmor und dichter Kalkstein, Kreide und Bergmilch sind keine Mineralien, sondern Gesteine. Sie unterscheiden sich von den Mineralien durch ihren Aufbau als Aggregate, die selten so dicht ge- schlossen sind, als das Mineralkorn in sich und durch die zwischen den Körnern fast nie ganz fehlenden fremden Einlagerungen. Marmor nähert sich dem Mineral noch am meisten, doch ist auch er selten sanz rein. Das Gewicht eines Stückchens diehten Kalksteins, Kreide oder gar Bergmilch für das Mineral Caleit anzuwenden, ist aber ganz unzulässig. ad 2. Zersetzungen spielen als Fehlerquellen gerade beim Caleit selten eine Rolle, umso mehr bei anderen Mineralien. Sie tragen nicht nur fremde Substanz an Stelle der ursprünglichen, sondern bringen auch jedesmal eine Auflockerung hervor. Zersetzte, ebenso (z. B. durch Druck) mechanisch aufgelockerte Stücke sind für die Gewichtsbestimmung nicht zu brauchen. ad 3 und 4 Einlagerungen. Undichter Aufbau. Hohl- räume. Ueber diese Fehlerquellen, obwohl sie im Allgemeinen bereits bekannt waren und über ihre Tragweite hat erst die mikroskopische 62 * 442 Verhandlungen, Mineraluntersuchung Aufschluss gegeben. Sie hat gezeigt, wie viel fremde Substanz ein Krystallkorn beherbergen kann, obwohl es dem freien Auge homogen erscheint, wie es von kleinen und grossen Hohlräumen , erfüllt sein kann bis zu einer Menge, dass das Korn schwammartig porös erscheint. Fast alle die milchigen Partien in sonst wasserhellen Krystallen, im Caleit, Quarz, Feldspath u. s. w. führen solche Schwärm von Hohlräumen. Diese ziehen das specifische Gewicht herab, ohne in. der Analyse zum Ausdruck zu kommen. EN £ Einlagerungen fremder Substanz drücken sich in der 2 Analyse als Verunreinigungen aus. Sie können je nach ihrer Art das. Ri Korn schwerer oder leichter machen. Es wäre daran zu denken, fürsie eine Correetur anzubringen, wenn man ihre mineralogische Art unter , dem Mikroskop, die Quantität analytisch erkannt hat. Doch ist das mit Vorsicht zu thun, da solche Einlagerungen ein minder dichtes Schliessen hervorbringen können. Hat man nicht ein einheitliches Krystallkorn, sondern ein Aggregat mehrerer, so ist der Aufbau meist nicht dicht. Hochgradig ist diese Er. Undichtheit bei dem zuckerkörnigen Gefüge der Fall, aber auch bi eng verschränkten Körnern tritt öfters ein Herabziehen des Gewichtes durch den Einfluss der Grenzfugen ein. ” ad 5. Unrichtige Bestimmungen kommen hier wie über ir . So finden sich in unserem Beispiel: Marmor von Carrara, untersucht von Käppel Kenneon Uebers. 1852 [1854], 24), beste Qualität, feinkörnig, schneeweiss, speeifisches Gewicht = 2:699. Zusammensetzung: 01558 unlösl. Rückstand (Quarzsand) Be 0'0825 F&0,;,, MnO, Al, O; 8. 987654 CaCO; A 09002 Mg 00; BAR, : 0:0961 O0, &0,, 70, und Verlust SB .100:0000 Marmor von Carrara, untersucht von Wittstein (Jahrb. Min. 1851, 444 und Kenngott, Uebers. 1851 [1853] 38). Blendend weiss, feinkörnig, ziemlich fest, speeifisches Gewicht — 2732 bei 16'25° C. E Zusammensetzung: u 99236 (a 00, u 0284 MgC0O, Ei 0'251 Fe0, F&0O;,, PO, | 99-771 Sind die Analysen richtig, so ist mindestens eine der 2 Gewichts- bestimmungen falsch. Denn bei der kleinen Differenzirung in der Zu- sammensetzung ist der Unterschied 2:699—2:732 unmöglich. Jedenfalls ist 2'732 trotz der auf !/,°C. genauen Temperaturan- gabe viel zu hoch. Ich habe einen rein weissen Marmor von Carrara untersucht und das specifische Gewicht —= 2'713 gefunden, wie es dem reinen Caleit zukommt. Die Körner waren fast vollkommen gleichfällig. RT Nr. 17 Sitzung am 2]. December. V. Goldschmidt. 443 Die hier vorkommenden Fehler liegen theils in den Bestimmungs- ‚methoden, theils in Versehen bei der Ausführung. Erstere bedürfen der Kritik, letztere können vermindert werden durch möglichste Bequem- liehkeit der Methoden, doch werden sie nie ganz ausbleiben. Aus obigen Betrachtungen haben wir für die Angaben des speci- fischen Gewichtes folgende Consequenzen zu ziehen: 1. Die Angabe des specifischen Gewichtes soll sich beziehen auf homogenes, unzersetztes Material, frei von Einlagerungen und Hohl- räumen, bestehend aus einzelnen Mineralkörnern, nicht aus Aggregaten. 2. Es soll eine Analyse beigefügt sein und eine Angabe über physikalische Eigenschaften (Krystallform, Spaltbarkeit), damit eine Verwechslung’ ausgeschlossen sei, sofern nicht Alles dies im Namen des Minerals bereits ausgesagt ist. Ohne quantitative chemische Analyse ist das vorliegende Object nicht nach seiner Materie definirt. 3. Bei der Benützung oder Zusammenstellung sollen die Resultate auf ihre Sicherheit, respective Glaubwürdigkeit geprüft und alles Zweifel- hafte beseitigt werden. Von diesen Punkten erfordert nur der erste eine Besprechung. Um zu erkennen, ob das Material homogen sei, haben wir zwei Mittel, die combinirt anzuwenden sind: Betrachtung unter dem Mikro- skop und Prüfung auf Gleichfälligkeit in schweren Lösungen. Das Mikroskop zeigt uns, wenn nöthig mit Hilfe des polari- sirten Lichtes, die Störungen, Einlagerungen, Hohlräume, Risse und Zersetzungen; das Suspendiren in schweren Lösungen zeigt die Wirkung der Störungen und hilft sie eliminiren. Wenn das Mineral schwerer ist als die Lösung bei höchster Concentration, so entfällt dieses wichtige Erkennungsmittel. Ist das Mineral noch dazu undurehsichtig, so versagt auch das Mikroskop theilweise seinen Dienst. Es bleibt nur die Auswahl unter der Lupe oder dem Mikroskop im auffallenden Lichte. Man sollte sich dann wenigstens die Mühe nicht verdriessen lassen, das Stückchen stark zu zerklemern und die ganz kleinen Körnchen unter Mikroskop oder Lupe auszuwählen. Gleiche Korngrösse ist dabei angenehm und sie ist durch Siebe zu erhalten. Kostet dieses Auswählen auch viel Zeit, so kommt es dafür dem Resultat zu Gute. Ist das Material nicht zu schwer!), um zum Suspendiren in schweren Lösungen gebraucht werden zu können, so verfährt man folgen- dermassen: -Man zerkleinert das Material, classirt eventuell durch Siebe und sieht es unter dem Mikroskop an, und zwar darauf, ob es genügend zerkleinert ist, um reine Körner zu geben und dabei, welches die Ursachen etwaiger Differenzen sein werden, ob diese danach angethan sind, das Gewicht herab- oder heraufzuziehen. Das letztere ist deshalb nöthig, weil bei der folgenden Separation auf Grund dessen verschieden verfahren werden muss. Sind die schwersten Partien die reinsten, so ist bei der Separation auf sie besonders zu achten und bei ihnen in den engsten Grenzen zu trennen; die leichteren Partien kann man zusammenwerfen. Umgekehrt, !) Wir können vielleicht für die Eigenschaft des hohen specifischen Gewichtes das Wort „gewichtig“ setzen, statt schwer, das sich auf das absolute Gewicht bezieht. rent Ye s ne Re ar aM . RN? ENT ENTE TTN Er # } 2 es A We 73 444 Verhandlungen. wenn die Störung das Gewicht erhöht, müssen die leichteren Körne am sorgfältigsten geschieden werden. Man trägt dann das Material in die schwere Lösung und scheidet es durch Verdünnen in gleichfällige Partien. Diese sieht man unter dem Mikroskop an und überzeugt sich, ob das Resultat mit der Voraus- setzung übereinstimmt. Sind 7. B. Hohlräume die Ursache der Störung a gewesen, so müssen die schwersten Körner frei sein von Hohlräumen. ; Man hat nun entweder während der Abscheidung bereits das specifische Gewicht durch Abfüllen von 25 Kubikcentimeter in ein | sraduirtes Kölbehen und Wägen oder durch eine hydrostatische Waage m bestimmt, oder man trägt nun die reinsten Körner ein und bestimmt E das Gew icht. Ich bemerke hier, dass ich noch immer für die meisten Fälle der Wägung im 25 Kubikcentimeter-Kölbehen den Vorzug‘) vor der von Cohen eingeführten, von Westphal hergestellten Waage geben möchte, und zwar deshalb, weil, wenn ich einmal den Inhalt des Kölbehens durch Wägen mit destillirtem Wasser bestimmt habe, das Kölbehen immer richtig bleibt. Bei einer Waage mit Schwimmer bin ich nicht nur von vorneherein vom Mechaniker abhängig, sondern es verändert sich auch der Apparat im Gebrauche, ohne dass man es merkt. Auch bei dem Kölbehen brauche ich eine Waage, und zwar eine analytische, aber die Fehler dieser kann ich nach Bedarf durch Vertauschen von Kölbchen und Gewichten eliminiren. Die Wägung im Kölbchen ist genauer, da die dritte Decimale auf ] richtig gemacht werden kann, das Kölbchen kostet wenige Pfennige und kann, wenn schadhaft geworden, durch ein anderes, das man in Reserve hat, ersetzt werden. Beide Bestimmungen mit Waage und Kölbchen gehen so rasch, dass es auf die Zeitdifferenz nicht wesentlich ankommt, wenn es auch wohl mit der Waage rascher geht. Man thut gut, nicht nur für die reinsten Körner, sondern auch für die ihnen zunächst ausfallenden Gruppen das specifische Gewicht zu bestimmen, um von dem Grade der Schärfe, mit der man geschieden hat, ein Bild zu haben. Will man das Material zu chemischer Analyse verwenden, so muss man bei der Auswahl die Ursachen der Differenzen in Erwägung ziehen. Sind es nur Hohlräume, so sind alle Körner, die leichten wie die schweren, dazu gleich gut. Sind es dagegen Einlagerungen und Zersetzungen, so darf nur das Material von richtigem Gewichte ge- nommen werden. Es ist klar, wie sehr die Methode des Suspendirens mit der dabei möglichen kritischen Auswahl den Vorzug verdient vor der Methode mit dem Pyknometer und den anderen Hilfsmitteln, die alle viel Material brauchen. Unter diesem Material befinden sich auch die unreinen Körner, selbst wenn man vorsichtig mit Lupe und Mikroskop auswählt. Sind nicht alle Körner rein, so erhält man einen unrichtigen Durchsebnitt, statt des richtigen Grenzwerthes. Es ist daher der Methode der speeifischen Gewichtsbe- stimmung durch Suspendiren vor allen anderen derVor- zug zu geben und die anderen haben nur einzutreten, wo diese den Dienst versagt. Eine Illustration des Gesagten durch Beobachtungsresultate findet sich in meiner Arbeit „Bestimmung des specifischen Gewichtes der Mineralien“ in den „Annalen des Wiener Hofmuseums“ 1886, 1, 127. ) Goldschmidt, Jahrb. Min. 1881. Beil. Bd. 1, pag. 196. — Cohen, Jahrb, Min. 1883, 2, 88. a nd ln a a en ae A ee re Far EEE 6 0 A u Sitzung am 21. December. A. Bittner. 445 Dort wurde auch nachgewiesen, dass es für mineralogische Zwecke überflüssig sei, auf die Temperatur Rücksicht zu nehmen, ausser bei ‚so remem Material, dass die dritte Deeimale garantirt ist und wenn die Untersuchung speciellen physikalischen Zwecken dient, indem die Fehler, die durch Nichtberücksichtigung der Temperatur hereingetragen werden, sich beim Pyknometer in der dritten, bei der Suspensions- methode gar in der vierten Decimale bewegen, aber in Folge der Un- gleichheit des Materiales, besonders bei pyknometrischen Bestimmungen, die dritte Deeimale in den seltensten Fällen sicher ist. Will man die _ Temperatur berücksichtigen, so dürfte eine Reduetion nieht etwa auf 4 Grad Celsius, sondern auf 15 Grad Celsius angezeigt sein, um den Vergleich zu ermöglichen da, wo eine Temperaturangabe fehlt. In der oben angeführten Schrift des Autors sind für diesen Fall die nöthigen - Formeln und Constanten angegeben. Bei Fehlen einer besonderen Angabe ist die Messung als bei 18 Grad Celsius ausgeführt anzusehen. Ist auf die angegebene Weise das specifische Gewicht exact und - kritisch bestimmt, so haben wir in ihm eine werthvolle Zahl, die zu vergleichenden Schlüssen dienen kann, an welcher, wie ich das für die Feldspathe ') nachgewiesen habe, ein sicheres Mittel vorliegt zur Er- kennung und Unterscheidung der Mineralien. Werden die Zahlen dann nach kritischer Auswahl codifieirt, so gewinnen wir ein höchst werthvolles Instrument: aber es muss alles von Grund aus neu durehgearbeitet werden. A. Bittner. UeberdieweitereVerbreitungderReichen- haller Kalke in den nordöstlichen Kalkalpen. Als „Reichenhaller Kalke*“ bezeichnet F. v. Hauer (Jahrb. XXII, 1872, pag. 207) schwarze, weissgeaderte Kalksteine, bisweilen auch Mergelkalke, welche im Salzkammergute über den Salzlagern und unter den Zlambachschichten liegen. Sie scheinen (nach E. v.Mojsisovies Verh. 1868, pag. 224) identisch zu sein mit den schwarzen Kalken, aus welchen in Reichenhall die Soolquellen zu Tage treten. Name und Definition dieses Niveaus rühren von E. v.Mojsisovies her, welcher dasselbe einigemale erwähnt (Verh. 1868, pag. 224, pag. 329; Jahrbuch 1869, XIX, pag. 94, pag. 157). Zur Zeit, als v. Hauer die -_ Definition in seine obeneitirte Uebersicht der Formations- und Zonen- namen aufnahm, war der Name fast wieder vergessen und verschollen. Was man über die echten Reichenhaller Kalke von Reichenhall weiss, redueirt sich auf einige Bemerkungen von E. v. Mojsisovies und von Gümbel. In Verh. 1869, pag. 38 berichtet Erstgenannter über von Herrn G. Mayer, königl. bayr. Oberförster a. D., eingesandte Petrefaetensuiten aus den Umgebungen von Reichenhall. Die Haupt- masse derselben gehörte dem schwarzen Reichenhaller Kalke an, „dem unmittelbaren Hangenden der grossen alpinen Salzlager“. Es werden eine Myophoria, ähnlich Myophoria costata Zenk. („speeifisch aber wohl von derselben gut unterschieden“), ferner, „wie es scheint, ebenfalls neue Arten“ von Mytilus und Natica angeführt. Am schärfsten und klarsten hat wohl Gümbel die Reichenhaller Kalke definirt (Bayr. Alpengebirge, 1861, pag. 173): Die Gypse von Reichenhall werden rings am Rande des Reichenhaller Beckens (St. Zeno, _ ) Jahrb. Min. 1881. Beil. Bd. 1, pag. 204. 446 Verhandlungen. Nach dem Takes 1869 el diese Ansicht ganz allgemein a 5 ceptirt und demnach der Name „Reichenhaller Kalk“ als überflüssig bei Seite gesetzt worden zu an Da nun aber aus dem Guttensteiner Kalke’ . so kann meines F rachriänn dr Name, ds er einmal in der Literatur besteht, 4 vorläufig in Anwendung bleiben als Faciesbezeichnung für eine eben durch die Fauna von Reichenhall gekennzeichnete Ausbildungsweise der u Guttensteiner Kalke, umsomehr, als diese petrefactenführende Facies der Guttensteiner Kalke neuestens in ziemlich gleichbleibender Entwicklung über weitere Räume verbreitet nachgewiesen werden konnte. L: Dass dieselbe in den Nordtiroler Kalkalpen vertreten sei, kann man aus den Bemerkungen von E. v. Mojsisovies über das Vor- kommen dieses Niveaus bei Hall (Verh. 1868, pag. 329) entnehmen. Auch dürfte Pichler’s Niveau des untersten Muschelkalkes (Gutten- steiner Kalkes) mit Natica stanensis (Neues Jahrb. f. Min. 1875, pag. 276) so ziemlich den Reichenhaller Kalken entsprechen. Was man über diese Gesteine bei Reichenhall selbst weiss, ist oben angeführt worden. Dass sie auch im Süden des Salzburger Kalk- alpengebietes nicht fehlen, ergibt sich aus ihrem Vorkommen bei Bi- schofshofen (Verh. 1884, pag. 102). Ueber ihr Vorkommen im Salzkammer- sute kann man sich aus den oben eitirten Mittheilungen von E. v. Mojsisovies informiren. Durch die im Gange befindlichen Aufnahmen des nordsteirischen Kalkalpengebietes wurden nun die Reichenhaller Kalke auch östlich vom Pass Pyhrn an zahlreichen Punkten nachgewiesen. Zunächst dürfte die Hauptmasse der Guttensteiner Kalke der Gegend von Spital am Pyhrn und von Windischgarsten dieser Reichenhaller Facies zufallen. Die Petrefacten derselben wurden bisher an folgenden Punkten aufgefunden : — Oestlich der Höhe des Pass Pyhrn, nördlich vom Wege, der von jener Höhe zur Frumaualm führt, in dem Hangendkalkzuge des Werfener Schiefers der Frumaualm (vergl. Verh. 1386, pag. 388). — Bei Spital a. Pyhrn östlich, und zwar in den Kalkpartien am Aus- gange des Grünaugrabens. — In den Schotterbrüchen des Wuhrbauerrückens nördlich nahe ober- halb Windisehgarsten. | — In dem Steinbruche an der Rosenauerstrasse gegenüber der Mündung des Fraitgrabens, östlich von Windischgarsten. — In dem unteren Fraitgraben selbst, und zwar in den untersten Auf- schlüssen der daselbst vorkommenden Guttensteiner Kalke. Es ist nach diesen Funden kaum zu bezweifeln, dass dieselbe Petrefactenführung mit der Zeit sich auch in noch weiterer Verbreitung innerhalb der Guttensteiner Kalke der Windischgarstener Niederung nachweisen lassen werde. In dem zunächst östlich angrenzenden Gebiete von St. Gallen- Weissenbach sind petrefaetenführende Vorkommnisse an folgenden Stellen zu verzeichnen : SAT Sitzung am 21. December. A. Bittner. 447 In den Aufschlüssen der Ennsufer. zwischen Weissenbach und dem Laussaausgange gegenüber Altenmarkt. Von hier stammen die interessantesten und reichsten Funde, indem an dieser Stelle ganze Schichtflächen der mergeligkalkigen Platten von einer Modiola oder Gervillia von für dieses Niveau ungewöhnlicher Grösse be- deckt werden und auch die mitvorkommende gerippte Myophoria aussergewöhnliche Dimensionen besitzt. Daneben liegen im Kalk zerstreut die Formen von der gewöhnlichen Grösse und Erhaltung wie an den übrigen Fundorten. In der unteren Laussa, wo diesem Niveau die bekannten flussspath- führenden Guttensteiner Kalke angehören. Am Zinödlberge, südöstlich von St. Gallen, den schon die älteren Karten als Muschelkalk verzeichnen. Oestlich von diesem Berge liegt der Schindlgraben, ein zweiter altbekannter Fundort für Flussspathvorkommnisse. Aehnliche Entwicklung der Guttensteiner Kalke findet man in der östlichen Fortsetzung dieser letzterwähnten Vorkommnisse in der Richtung über den unteren Tamischbach und die Jodlbaueralmhöhen bis in die Niederung von Landl-Gams. Ueberall sind diese Gutten- steiner Kalke durch einzelne Flussspathvorkommnisse, durch das Auf- treten stengelig-krystallinischer , anthraconitischer Bildungen, sowie die unterlagernden Werfener Schiefer fast ausnahmslos durch reichliche Einschlüsse von Gypsmassen ausgezeichnet (darüber vergl. Verhandl. 1884, pag. 334). Ich zweifle nicht, dass es fast allenthalben gelingen wird, in den dureh ihre bekannte reiche Flussspathführung ausge- zeicheten Guttensteiner Kalken des Krautgrabens und Gamsforstes bei Gams die Reichenhaller Fauna nachzuweisen. Mir selbst ist dieselbe nur an einer Stelle bekannt geworden, an dem markirten Wildalpener (Gosssattel-) Wege östlich oberhalb des Wirthshauses „zur Waldandacht“ im Krautgraben. Wie im Salzburgischen sind aber auch in Nordsteiermark diese Reichenhaller Kalke am Südrande des Kalkgebirges ebenfalls vor- handen. Das gilt zunächst für die dem Windischgarstener Gebiete benachbarten Haller Mauern, an deren südlichem Fusse sie in be- trächtlicher Verbreitung vorzukommen scheinen; anstehend wurde ihr petrefaetenführendes Gestein nur an einer Stelle, nahe unterhalb der Griesweberalm, gefunden. “ Auch dem Südrande der Hochsehwabgruppe (im weitesten Sinne) fehlen analoge Vorkommnisse nicht, wie Funde am Südwestfusse des Kaiserschildgebirges bei Eisenerz (in der sogenannten „Grossen Fölz*) bezeugen. Dass sie endlich auch noch weiter östlich vorhanden seien, das scheint aus zwei Gesteinsstücken hervorzugehen, welche in der Sammlung der geologischen Reichsanstalt sich vorfinden und von denen das eine „nördlich von der Mündung der Stillen Mürz in den Kriegskogelbach“, das zweite am Thurnbach bei Annaberg gesammelt wurde. Gehören diese Stücke wirklich, wie es nach ihren Petrefaeteneinschlüssen scheint, hierher, so wäre damit die Erstreckung der petrefactenführenden Reichenhaller Facies der Guttensteiner Kalke nahezu in der ganzen Ausdehnung der Nordostalpen erwiesen. K. k, geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 17. Verhandlungen. 63 448 Verhandlungen. Nr. 17 An allen diesen Fundorten ist es dieselbe ärmliche Fauna, be- stehend aus sehr indifferenten Gervillien und Modiola ähnlichen Formen, einer gerippten Myophoria, die der M. costata zum Mindesten sehr nahe steht und winzigen natieaartigen Gasteropoden, welche diese Lagen wiederzuerkennen gestattet und welche gleichzeitig innige Beziehungen besitzt zu der ihr vorangehenden Fauna des oberen Werfener Schiefers, speciell gewissen Faunenbestandtheilen der Myophorienbänke desselben (vergl. Verhandl. 1886, pag. 387). A. Bittner. Ueber das Auftreten gesteinsbildender Posi donomyen in Jura und Trias der Nordostalpen. | Seit dem Erscheinen von Oppel’s bekannter Arbeit, „Ueber das Vorkommen von jurassischen Posidonomyen-Gesteinen in den Alpen“ (Zeitschr. d. D. g. G. 1863), in welcher zum ersten Male eine zu- sammenfassende Darsteliung der bis dahin bekannten, durch „Fosidonomya alpina Gras“ gekennzeichneten gesteinsbildenden Posidonomyenvor- kommnisse der Klausschichten gegeben wurde, ist über die Verbreitung und das Auftreten dieser und verwandter Bildungen in den Nordost- alpen kaum mehr als sehr vereinzelte Notizen in die Oeffentlichkeit ge- drungen und man hat sich nach und nach fast daran gewöhnt, das Vor- kommen gesteinsbildender Posidonomyen in den Alpen als für die Klaus- schichten bezeichnend anzusehen. Es sind zwar sowohl in Beziehung auf den Namen der Art, als auch bezüglich der Exelusivität ihres Lagers wiederholt Zweifel laut geworden. So hat Griesbach, Jahrb. 1869, XIX, pag. 222, darauf aufmerksam gemacht, dass die Art auch im weissen Kalke bei Vils vorkomme und dass er überhaupt glaube, dass diese Art nieht ein eigenes Niveau in den Klauskalken bilde, sondern dass sie in allen sogenannten Klauskalken, die nach ihm mehrere Zonen repräsentiren, auftrete. Griesbach hält die Art überdies für identisch mit Pos. ornati Qu. (Jahrb. 1868, XVII, pag. 128), welche Meinung auch seither wiederholt ausgesprochen wurde. Ohne auf diese, gerade bezüg- lich der in Rede stehenden Art durchaus nicht geklärte Seite der Frage eingehen zu können (man vergleiche hier auch Oppel, 1. ec. pag. 200), soll hier betont werden, dass es voreilig wäre, aus dem blossen Vor- kommen gesteinsbildender Posidonomyen innerhalb alpiner Jurasedimente ohne weiters auf das Auftreten von Klausschichten zu schliessen. Es ist im Gegentheile als zweifellos zu bezeichnen, dass innerhalb des alpinen Jura im weitesten Sinne auch andere Posidonomyen-Arten ge- steinsbildend auftreten. Vor einiger Zeit fand ich bei Besichtigung der reichen Materialien des Salzburger Museums Carolino-Augusteum mehrere Gesteinsstücke, welche nahezu ganz aus einer concentrisch gewellten Posidonomya bestehen und als aus den Langmoosbrüchen bei Adneth herstammend bezeichnet sind. Herr Prof. E. Fugger war so freundlich, uns diese an und für sich interessanten, für Adneth offenbar neuen Funde zuzu- senden und ‚bei dem nun angestellten Vergleiche stellte es sich heraus, dass die hier auftretende Fosidonomya von der „Posidonomya alpina“ der Klausschiehten bestimmt verschieden sei. Der Wirbel derselben liegt weniger weit excentrisch, der Vorderrand ist demnach entsprechend länger, der Umriss viel mehr gerundet, weitaus weniger quer oder schief als bei Fosidonomya alpina. In diesen Formverhältnissen stimmt Nr. 17 Sitzung am 2]. December. A, Bittner. 449 die Art von Adneth auf's Beste überein mit der gesteinsbildenden Posidonomya des Bakonyer-Waldes, welche J. Böckh (Die geoloe. Verh. des südl. Theiles des Bakony. II, 1874, pag. 135, Tab. VII Fig. 2) als Posidonomya alpina beschreibt und abbildet, nur erreichen die mir aus Salzburg vorliegenden Exemplare weitaus nicht die Grösse des von Böckh zur Abbildung gebrachten Stückes. Da nach Böckh l. e., pag. 37, das anstehende Gestein des ungarischen Vorkommens nicht bekannt ist, die ungarische Art nach ihrer Darstellung durch Böckh überdies mit der mir von südalpinen sowohl, als von nord- alpinen Fundstellen vorliegenden Zosidonomya der Klausschiehten specifisch nicht übereinstimmt, dagegen zwischen der ungarischen und der Adnether Form offenbar viel engere Beziehungen herrschen, so dürfte die Mög- liehkeit gegeben sein, dass wir in dem Vorkommen, welches Böckh anführt, ein ähnliches Niveau vor uns haben, wie es dem Posidonien- kalke von Adneth zukommt. Die Position dieser Adnether Vorkomm- nisse ist bekannt; Herr Dr. F. Wähner, der beste Kenner der Um- gebung von Adneth, hatte die Freundlichkeit, mir darüber mitzutheilen, dass diese Gesteine oberliassisch seien, indem sie unmittelbar unter den Bifronsschichten liegen. Aber nicht nur im alpinen Jura, sondern auch in der alpinen Trias treten Posidonomyen vom Typus der Posidonomya alpina gesteins- bildend auf. Inu Verhandl. 1885, pag. 146, wurde auf das Vorkommen einer Halobia in den Hallstätter Kalken des Bergsteines bei Landl a. d. Enns hingewiesen, welche in ihrer Gestalt ausserordentlich an die Jurassische Posidonomya alpina erinnert. Bei einem späteren Besuche dieser Stelle im letztverflossenen Sommer wurden ‘in denselben Hall- stätter Kalken nun auch Bänke einer wahren Posidonomya gefunden, welche gerade wieder der Posidonomya alpina so nahe steht, dass bei der gleichzeitigen Identität im Gesteinsaussehen eine Verwechslung beider Formen miteinander denkbar wird. Die Aehnlichkeit beider Formen ist eine überraschende, nur scheint die Hallstätter Art vielleicht ein wenig kürzer und ihre concentrische Wellung eine durchschnittlich weniger regelmässige zu sein. Das Vorkommen dieser Posidonomya des Hallstätter Kalkes am Bergstein gewinnt local ein um so höheres Inte- resse, als gegenüber am Nordrande des Gamser Beckens die echte Posidonomya des Klauskalkes in einer mächtigen Gesteinsmasse eben- falls auftritt (vergl. Verhandl. 1885, pag. 145). Wenn man beide Locali- täten nicht selbst kennt, so könnte man, auch bei nicht allzustarker Neigung zum Zweifel, doch leicht zu dem Glauben verleitet werden, als würde hier vielleicht eine Verwechslung vorliegen. Dass dies nicht der Fall sei, davon kann man sich jedoch selbst durch einen Vergleich von Gesteinsstücken beider Localitäten überzeugen. Die Fosidonomya von Gams bildet das Gestein für sich allein; ihre nahe Verwandte vom Bergstein ist vergesellschaftet (in denselben Bänken, respective Gesteins- stücken) mit nicht seltenen Exemplaren mehrerer grosser Halobienarten und Posidonien und Halobien liegen wirr durcheinander. Trotzdem man gerade jetzt häufiger als zuvor von umgeschwemmten Fossilien redet, wird man in dem hier vorliegenden Falle auch diese Möglichkeit nicht anzurufen im Stande sein, denn an umgeschwemmte grosse Halobien von vollkommener Erhaltung zu denken, wäre völlig ungereimt. Es ist 69 * A Ba ER NE RN ROT ARE BAR RB RER ST et . a} A vr ER PER, San i E uw y ET 450 Verhandlungen: = Nr. 17° also zu constatiren, dass Posidonomyen vom Typus und aus der nächsten Verwandtschaft der Posidonomya alpina bereitsin den Hallstätter Kalken der alpinen Trias ge nau so gesteinsbildend auftreten, wie im oberen Jura und, wie oben gezeigt wurde, auch in zwischenliegenden Niveaus. Es lässt sich hieran eine weitere Betrachtung knüpfen, die dahin geht, dass thatsächlich gerade zur Zeit des Klausniveaus über grössere Strecken hin ähnliche Ablagerungsbedingungen, respective Faciesver- hältnisse wiedergekehrt zu sein scheinen, wie sie mindestens stellen- weise zur Zeit der Ablagerung der Hallstätter Kalke herrschend waren. Damit steht im besten Einklange die sonst schwer verständliche That- sache, dass gerade zur Zeit der Klausschichten auch eine ganze Anzahl von Brachiopoden wieder erscheint, die zu Arten der Hallstätter Kalke die engsten Beziehungen besitzen. Zum Schlusse sei noch darauf hingewiesen, dass, sowie zu Vils, auch an dem zweitwichtigsten Fundorte der Vilser Schichten, am Prieler- oder Gunstberge bei Windisch-Garsten in Begleitung der Kalke mit der Vilser Fauna Posidonomyenbänke auftreten, die allerdings bisher nur winzige Exemplare der Posidonomya geliefert haben, da sie vorzüglich in jener Entwicklung vorhanden sind, welche man Mikroposidonomyen- gesteine nennen könnte als Seitenstück zu den in den Hallstätter Schichten weitverbreiteten Mikrohalobiengesteinen, die oft nur durch ihr krystallinisches Gefüge verrathen, dass sie einzig und allein aus winzigen Schälchen zusammengesetzt sind. A. Hofmann. Vorläufige Mittheilung über neuere Funde von Säugethierresten von Göriach. ; Die Säugethierreste von Göriach waren in den letzten Jahren schon mehrmals der Gegenstand ausführlicherer Abhandlungen, die Zahl der Arten wuchs stetig, so dass man in Versuchung kommt, diese Lagerstätte mit einem kleinen zoologischen Garten der Miocänzeit zu ver- gleichen. Es finden sich hier fast sämmtliche Classen der Säuger vertreten, selbst die sonst so seltenen Affen nicht ausgenommen. In aller Kürze lege ich die Resultate meines sechsjährigen Sammelns nieder, welchen in Bälde die ausführliche Beschreibung und Abbildung der wichtigsten Reste folgen sollen. Pliopithecus (Hylobates) antiquus Lart. Einen der interessantesten Reste bildet dieser Affe, welcher in mehreren Exemplaren von sehr guter Erhaltung vorliegt, die mit jenem von Sansan und Elgg voll- kommen übereinstimmen. Hierdurch ist auch erwiesen, dass der von Biedermann beschriebene Oberkiefer von Elgg wirklich zum Pliopi- thecus (Hylobates) antiguus gehört. Unsere Kenntniss über diese Art wird durch die Göriacher Reste noch erweitert, da auch zwei Milch- gebisse vorliegen, die uns in einer Weise belehren, wie es nur ein Zoologe von seinen Präparaten wünschen kann. Die Anwesenheit der insectenfressenden Fledermäuse ist durch einen Unterkieferast eines Vespertilio sp. erwiesen, der zwar stark gelitten hat, doch die Bestimmung zulässt; erhalten blieben zwei Molare und zwei Prämolare; der dritte, so auch der Canin sind dureh ihre Alveolen bezeichnet. a a a Nr. 17 Sitzung am 21. December, A. Hofmann, 451. Von den Raubthieren liegen mehrere, darunter auch vortrefflich erhaltene Reste vor. Von den katzenartigen Felis nov. sp. ein Unterkieferast mit dem Reisszahn und beiden Lückenzähnen, der auf ein Thier in der Grösse eines Panthers schliessen lässt. Von der kleinen Art Felis Turnauensis R. Hörn. kamen keine neueren Reste vor. Die Caniden, die bereits von Toula eingehend beschrieben wurden, finden willkommene Ergänzung. Oynodictis (Elocyon?) Göriachensis Toula.*) Zu diesem kleinen Caniden glaube ich einen kleinen ersten Molar und die Handknochen rechnen zu müssen, die sonst nur schwere Deutung zuliessen. Der als Amphieyon Göriachensis Toula?) bestimmte Rest wird durch ein Prachtexemplar eines Individuums (Oberkiefer sammt Unter- kiefer) ergänzt. Der Oberkiefer zeigt, wie jener, den Toula abbildete, blos zwei und nicht drei Molare, weshalb mir die Zuweisung zu dem Genus Amphrecyon unzulässig erscheint. Die Schneidezähne des Unterkiefers, bemerkt Toula 1. e. pag. 408, stimmen gut mit Dinocyon Thenardi Jourd., dasselbe gilt auch von jenem des Oberkiefers. Die Molare des Öberkiefers zeigen grössere Uebereinstimmung mit Dinocyon als mit Amphieyon selbst. Der mangelhafte Erhaltungszustand der Reste, die Toula zu Gebote standen, haben auch einige Verwechslungen der Lage der ein- zelnen Zähne verursacht, die ich an der Hand von Abbildungen später richtigstellen werde. Von den Viverriden und Musteliden sind nur wenige lose Zähne und Kieferfragmente vorkanden, die eine sichere Bestimmung nicht zulassen. Von den Insectivoren ist der fast nirgends im Miocän fehlende FParasorex socialis H. v. Meyer durch einen Unterkieferast vertreten. Die Nager sind durch zahlreichere Reste repräsentirt, so: Steneo- fiber (Ohalicomys) Jaegeri Kaup. sp., Steneofiber (Chalicomys) minutus H. v. Meyer, welch’ letzterer, besonders durch gut erhaltene Exemplare mit completer Bezahnung, bestimmt wird. Von den Sciuriden fand ich Unterkieferäste zweier Sciurus nov. sp., die, was Grösse anbelangt, dem Sciurus indieus gleichkommen dürften. Es sei noch zweier zierlicher Nager-Unterkiefer erwähnt, wovon der eine unter dem Mikroskope sowohl den Zahnbau als auch die Be- wurzelung der Zähne eines Myozus nov. sp.? zeigt, der an Kleinheit sämmtliche, bis jetzt mir aus der Literatur bekannte Arten übertrifft. Der zweite kleine Unterkiefer besteht leider nur aus dem mittleren Theil des zahntragenden Körpers, mit einem halben Backenzahn und zwei angedeuteten Zahnabdrücken und dem wohlerhaltenen Nagezahne. Nach dem halben Molar und dem Nagezahne zu schliessen, dürfte dieser Rest wohl zu Üricetodon sp. zu stellen sein. Die Cerviden gehören zu den häufigsten Funden in der Braun- kohle von Göriach; bis jetzt erhielt ich seit Jahren keine Sendung, !) Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst. 1884, pag. 386. °) Sitzungsb, d. kais. Akad, d, Wissensch, I. Abth,, 1884, pag. 407. 452 Verhandlungen. Nr. 17 die nicht Fragmente von Hirschgebissen oder Geweihen enthalten hätte. Die vorläufige Bestimmung ergab folgende Arten: n Palaeomeryx eminens H v. Meyer. Fragmente eines Unterkiefers und eines Milchgebisses. Palaeomerys Bojani H. v. Meyer. Ein Milehgebiss eines fragmen- tarischen Ober- und Unterkiefers, das noch am ehesten dieser Art zu- geschrieben werden könnte. | Dieroceros elegans Lart. Zu dieser Art wäre auch Dieroceros fallax R. Hörn.*), dann Toula’s Dieroceros cf. fallax, sowie auch Dieroceros sp., nahestehend dem Dieroceros elegans Lart.‘), zu stellen. Die Geweihe auf starkem, hohem Stirnzapfen, meist nur eine einfache Gabel bildend, gleichen sehr in der Oberflächenseulptur und der Rosen- bildung jenen von Sansan; auch die starken Stirnzapfen machen hier- von keine Ausnahme. Ausser diesen Arten erscheinen noch 3 kleinere Hirsche, deren einen schon Toula als Dieroceros minimus nov. form.?) beschrieben hat, welche Form von Schlosser (Paläontolog. Notizen, pag. 296) zu Pal. pygmaeus H. v. Meyer stellt. Alle drei Arten sind kleiner als Pal. (Prox) furcatus Hens. und unterscheiden sich ausser durch ihre Grösse auch durch den Zahnbau selbst. Sie stimmen recht gut mit den Arten Pal. pygmaeus und Ö. lunatus H. v. Meyer. Da aber Meyer unter Pal. pygmaeus, wie Schlosser 1. ce. schreibt, verschiedene Arten begreift, so wird man wohl eine Trennung vor- nehmen müssen. Endlich sei noch des Zwerghirschen Micromeryx Flourensianus Lart. erwähnt, von dem zwei Unterkiefer und mehrere Zähne aus- präparirt wurden. Ausser den Cerviden scheinen auch die Moschiden in Göriach häufig gewesen zu sein. Der Hyaemoschus crassus Lart. (hierher gehört wohl auch Di- croceros fallae R. Hörn., T. IH, Fig. 8 und 9, Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1882) liegt mir vor in mehreren Unterkiefern, und be- sonders hervorzuheben wären die Reste eines erwachsenen Individuums, ein Oberkieferfragment mit dem Canin und der Prämolarreihe und dem dazu gehörigen completen Unterkiefer. Die Suiden werden durch zahlreiche lose Zähne, einige Unter- kiefer- und Oberkiefer-Fragmente vertreten, die uns einen ganzen Formen- kreis vorstellen, sowohl in Hinsicht ihres Alters als auch der Mannig- faltigkeit und reichhaltigen Abwechslung des Zahnbaues und seiner Grössenverhältnisse, welches das Ayotherium Soemeringi H. v. Meyer anderer Localitäten schon auszeichnete. Zahlreich sind auch die Fragmente und losen Zähne von Rhino- ceroten — aber eben nur Fragmente — deren Identifieirung zu unter- lassen vielleicht dermalen noch rathsam erscheint. Ich glaube die Zeit abwarten zu sollen, bis durch günstigere In- dustrieverhältnisse auch der Abbau dieser mächtigen Braunkohle an die Reihe kommt, wo dann sicherlich ganze Gebisse zu Tage gefördert werden, welcher Umstand bei dem jetzigen Streckenbetrieb völlig un- möglich erscheint. Es konnten, wie schon Toula 1. ec. gethan, einige ‘) Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst. 1882, pag. 157. ?) Jahrb, d. k. k. geolog. Reichsanst. 1884. Nr. 17 Sitzung am 21. December. J. N. Woldfich. 453 Reste zu dem wahren Sammelnamen kleiner Rhinoceroten, als Rhino- ceros minutus (Öuv. gestellt werden, welche Art aber einer sehr noth- wendigen, allgemeinen, gründlichen Revision bedarf, wie überhaupt alle Arten von Rhinoceros selbst. Einige lose Zähne stimmen recht gut mit hinoceros sansaniensis Lart. Zu den selteneren Funden gehören die Reste eines Tapirs, von welchem mir zwei zusammengehörige Unterkieferäste mit den Molaren vorliegen, die recht gut mit Tapirus priscus Kaup. übereinstimmen, von welcher Art auch Theile der Oberkieferbezahnung vorkamen. Schliesslich sei noch eines Schnauzenendes erwähnt, welches Ineisive enthält, die einem ? Palaeotherium sehr ähnlich sehen; sie zeigen voll- kommene Uebereinstimmung mit jenem Schneidezahne, den Toula als Pal. medium Ouwv. (Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst. 1884, pag. 398, T. V, Fig. 21a—c) bestimmt hat. Mithin beträgt die Anzahl der in Göriach bekannten Genera 18, mit 29 Species. Vorträge. D. Stur. Vorlage eingesendeter geologischer Karten. Der Vorsitzende legt die Geologieal Map of the United States and part of Canada, compiled by €. H. Hitchcock for the American Institute of Minning Enginneers 1886, vor. Dieselbe ist nach dem vom internationalen Geologen - ÖCongresse vorgeschlagenen Farbenschema eolorirt. Mit dieser Karte fast gleichzeitig ist eben angekommen von Bloomington, Indiana University, Prof. J. C. Branner’'s Kärtchen: Geology of Indiana, das ebenfalls nach demselben Farbenschema colorirt erscheint. Dr. Joh. N. Woldiich. Ueber das Vorkommen einiger Mineralien in Südböhmen. Pegmatite bei Pisek. In den nordöstlich und östlich von Pisek auftretenden Granitmassen kommt nicht selten ein reiner Feld- spath (Orthoklas) in grösseren Ausscheidungen vor und wird daselbst gewonnen. In den letzten zwei Jahren besuchte ich wiederholt solche Brüche am Fusse des Berges Jarnik bei Pisek und weiter östlich im „Mausloch“ und im „Bor“ bei Audra2. Das Vorkommen ist überall ein ähnliches. Der reine, eisenfreie Feldspath von grauweisser Farbe scheint mitunter in Bänken aufzutreten, wobei er stets von mächtigen Lagen reinen Rosenquarzes begleitet zu sein pflegt. Doch sind es stockförmige Ausscheidungen eines Riesenpegmatits, die mitunter mit feinkörnigem, feldspatharmem Granit wechseln und nach der Tiefe in kleinkörnigeren Pegmatit übergehen. Ueber die bei Pisek gelegene Feldspathgrube „U obräzkü“ hat kürzlich Herr Director E. Döll berichtet.) Ich habe hier dieselben Beobachtungen gemacht und im Ganzen dieselben Mineralien angetroffen, worüber ich bereits an Herrn Prof. J. Krejei in Prag berichtete, und habe daher hier nur weniges hinzuzufügen. Die Gemengtheile des Pegmatits sind : Orthoklas, Quarz, Turmalin ; accessorische Bestandtheile: 1) Verhandlungen d. k, k. geolog. Reichsanst., Wien 1886, Nr. 14. 454 Verhandlungen. Glimmer und Granat sehr selten, Beryll, Apatit, eine röthliche und eine grünliche Erde, Pyrit, Arsenikkies und Kupferkies. Bei Eröffnung des Bruches vor zwei Jahren stand hier reiner Feldspath bankartig an, unter ihm eine ebenfalls mächtige bankartige Lage von Rosenquarz. Damals fand ich ausser dem bereits angeführten Mineralien auch noch eine schwache Lage einer kaolinartigen Masse im Liegendem, die gegenwärtig nieht mehr anzutreffen ist, dagegen fehlte die röthelartige und die grüne Substanz, sowie die erst in grösserer Tiefe auftretenden Kiese. Bei meinem letzten Besuche im August 1. J. fand ich die von Döll angeführten Mineralien: Blei enthaltendes Antimon-Mineral und Limonit nicht vor. Während dieses Besuches erwarb ich von einem Arbeiter zwei schöne, auf Feldspath aufsitzende Apatitkrystalle von unge- wöhnlicher Form, die ich mir vorzulegen erlaube. Dieselben be- sitzen eine blaugrüne Färbung, sind durchsichtig (etwas unrein), sitzen mit den Basiskanten auf und stellen eine sehr flache, an beiden Seiten entwickelte Pyramide mit dem basischen Pinakoid dar (P.oP). Die Pyramidenflächen zeigen eine Spur einer Streifung parallel zu den Pinakoidkanten. Pegmatite im Audraier Revier. In diesem weiter östlich von Pisek gelegenen fürstlich. Schwarzenberg’schen Revier wurde mitten im Walde, beim sogenannten Mausloch, vor einem Jahre eine Feldspathgrube eröffnet. Der Pegmatit tritt hier unter ähnlichen Ver- hältnissen auf, wie bei Pisek; in eine bedeutendere Tiefe, wie dort, ist man noch nicht gelangt. Auch hier wurde vom Tage zunächst eine bank- artige Lage reinen Orthoklases und Rosenquarzes aufgedeckt. Die Be- standtheile des Pegmatits sind hier dieselben, nämlich: Orthoklas, Quarz und Turmalin. Der Orthoklas ist hier mitunter auch roth gefärbt; ausser Rosenquarz kommt auch farbloser Quarz vor. Die schwarzen Turmaline erreichen hier eine bedeutende Grösse, in welcher ich sie bei Pisek nicht so häufig beobachtet habe. Das vorliegende Exemplar, das in der Mitte etwas gebogen ist, ist 30 Centimeter lang und 5'5 Centimeter dick. Sie besitzen die bekannte Form des vorherrschenden trigonalen Prismas, dessen Seiten ausge- buchtet erscheinen. Längs der Hauptachse zeigen sie eine dreifache Streifung; grobe, dazwischen feinere und sehr feine Streifen. Quer auf die Hauptachse sind zahlreiche, unregelmässig verlaufende lichte Streifen bis zu 1 Millimeter Dicke wahrnehmbar, welche sich theils verlieren, theils in einander übergehen ; dieselben bestehen von Aussen aus feinen Schüppchen weissen Glimmers (wahrscheinlich Kaliglimmer), die mit seiner Fläche nicht parallel zur Basis des Krystalles, sondern parallel zur Hauptachse desselben gestellt ist. Infolge dieser quarzhältigen Glimmerlagen zeigen die Krystalle eine Art unvollkommener Spalt- barkeit senkrecht auf die Hauptachse und brechen leicht ab. Von accessorischen Bestandtheilen sind hier Kaliglimmer (selten), eine kaolinartige Erde und Beryll zu nennen, welcher mitunter in be- deutenderen Prismen (0°5 Kilogramm) auftritt! Nordwestlich von Audra2, in der Waldabtheilung „Bor“, steht eine Pegmatitmauer an, welche 2 Meter mächtig, in einer Länge von bei- läufig 540 Metern, von NO. nach SW. streicht, bei 80° einfällt und bis zu 7 Meter Tiefe entblösst ist. Nr. 17 Sitzung am 21. December. M. Vacek. 455 Derartige Pegmatite treten in der ganzen besprochenen Gegend nicht selten auf, so beispielsweise auch „bei dem Teiche“ bei Pisek und am Fusse des östlich von Pisek gelegenen Berges Mehelnik im Mlaker Revier. Moldavit von Radomilitz. Im verflossenen Sommer wurde eine grössere Anzahl der aus der Umgebung von Moldaustein bekannten Bouteillensteine auch bei Radomilitz gefunden, welche für das fürstlich Schwarzenberg’sche Museum in Ohrad bei Frauenberg bestimmt sind. Das Dorf liegt 3/;, Meilen südwestlich von Moldautein entfernt, neben der Franz Josefs-Bahn vor der Bahnstation Wodnian. Smaragdgrüner Kaliglimmer aus Schwarzbach im Böhmerwalde. Im vorigen Sommer schiekte mir Herr Bergdireetor Fr. Balling ein in einer Graphitgrube zu Schwarzbach gefundenes Stück Eisenkies mit einem grünen Mineral zur Untersuchung ein. Letzteres ist in dem faustgrossen, krystallinisch-körnigen, Eisenkies-Handstücke auf drei Stellen eingesprengt. Ich dachte anfänglich an Uranglimmer, meine Untersuchung jedoch ergab, dass es ein Kaliglimmer ist. Weiter fand ich, dass diese schön grüngefärbten sechsseitigen, ge- streckten Lamellen auch nicht zur grünen Varietät, nämlich dem Serieit gehören. Es blieb nur noch die Möglichkeit, dass es die Chrom ent- haltende, grüne Varietät des Kaliglimmers, nämlich der Fuchsit sein könnte. Eine von dem Vorstande des chemischen Laboratoriums der k. k. geologischen Reichsanstalt, Herrn v. John, freundlichst vorge- nommene diesbezügliche chemische Prüfung ergab keinen nachweisbaren Chrom-, dagegen etwas Eisengehalt. Bei einer nochmaligen, im T,abo- . ratorium der Universität gemeinschaftlich mit Herrn Dr. M. Schuster vorgenommenen optischen Untersuchung zeigte das Mineral dieselbe Örientirung und einen Axenwinkel, wie er gewöhnlich bei Kaliglimmer vorkommt, nur die Farben wichen infolge der grünen Färbung des Minerales etwas ab. Es ist dies also ein seltenes Vorkommen eines durch Eisen schön grüngefärbten, im Eisenkies porphyr- artig eingesprengten Kaliglimmers. Von einem ähnlichen Vorkommen eines dunkelgrünen Magnesiaglimmers berichtet v. Gümbel aus Bodenmais. Der Eisenkies dürfte trotz seiner mehr graulich speissgelben Färbung doch nur Pyrit sein. M. Vacek. Ueber die geologischen Verhältnisse des Flussgebietes der unteren Mürz. Der Vortragende berichtet über die Resultate der Aufnahms- arbeiten, welche derselbe während des letzten Sommers in der Gegend des unteren Mürzthales durchgeführt, unter gleichzeitiger Vorlage der betreffenden Kartenblätter (grössere und kleinere Theile der Gene- ralstabs-Blätter Eisenerz-Aflenz (Zon. 15, Col. XI), Leoben- Bruck a.d.M. (Zon. 16, Col. XI), Birkfeld (Zon. 16, Col. XIID, Mürzzuschag (Zon. 15, Col. XII). Anschliessend an die vorjährigen Arbeiten in der Gegend von Leoben und Eisenerz'), welche bis an die Linie Tragöss-Bruck vorgeschritten waren, wurden die Aufnahmen in der Grauwacken- zone Nordsteiermarks in östlicher Richtung fortgesetzt. Das neue !) Vergl. Verhandlungen d. k. k. geol. R.-A. 1886, pag. 71 ft. K.k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 17. Verhandlungen. 64 456 Verhandlungen. Nr. 17 kartirte Gebiet, zu beiden Seiten des unteren Mürzlaufes in der Strecke Bruck a. d.M.-Neuberg, umfasst einerseits die südlichen Vorlagen der Hochschwab-Gruppe und der Hohen Veitsch andererseits die nördliche Abdachung der cetischen Alpen bsan die Wasserscheide. Y% Die Ueberzeugung, „dass die bisher sozusagen als geologische Einheit betrachtete Grauwackenzone der Nordalpen, zum mindesten an ihrem östliehen Ende, aus mehreren verschiedenen Formationen besteht, deren tektonischer Zusammenhang aber wohl erst durch weitere Unter- suchungen wird völlig klargestellt werden können“, wurde schon von F. v. Hauer!) klar ausgesprochen. Damit wurde sozusagen das Arbeits- programm für ‘die Aufnahmen in der Grauwackenzone in den allge- meinsten Umrissen gegeben, die zu lösende Aufgabe vorgezeichnet, welehe darin besteht, den nieht mehr als einheitlich aufzufassenden ve Complex der Grauwackenzone in seine heterogenen Elemente aufzulösen. Dabei begegnete man jedoch einer grossen Schwierigkeit, welehe darin Re besteht, dass einzelne ihrem Alter nach erkannte Schichtgruppen nichts x weniger als jene Stelle im Profile einnehmen, welche sie, bei ege- mässiger und normaler Aufeinanderfolge der Straten, diesem Alter n- sprechend einnehmen müssten. Im Gegentheile greifen mitunter ver- a hältnissmässig junge Glieder der paläozoischen Reihe tief zwischen de ältesten Centralmassen ein, während andererseits Gesteine, die nach Bi allen petrographischen Charakteren, sowie nach ihrem Zusammenhang in Lagerung und Verbreitung der Gneissreihe angehören, weit hinaus- $| Ä greifend oft in nächster Nachbarschaft der secundären Kalkalpenzone auftauchen, ja auf lange Strecken die unmittelbare Basis der Trias bilden, ohne dass die im benachbarten Gebiete unzweifelhaft vertretenen 9 Glieder der paläozoischen Reihe dazwischen vertreten wären. ; Unter solehen Umständen kann von einer regelmässigen, conti- x nuirlichen Aufeinanderfolge der verschiedenen paläozoischen Forma- tionen, wie sie ihrem relativen Alter entsprechen würde, keine Rede sein, vielmehr stellt sieh immer deutlicher heraus, dass die Thatsachen mit den eingebürgerten geologischen Begriffen vom regelmässigen Aufbau R des Gebirges aus einer continuirlichen, ununterbrochenen Folge } von Sedimenten in Keiner Art stimmen, im Gegentlieile naturnothwendig zu der Annahme drängen, dass der Sedimentationsprocess schon in der ältesten Zeit der Erdgeschichte wiederholt und in der ausgiebisten Art unterbrochen wurde. 3 Hat man diesen wichtigen Sachverhalt klar erkannt, dann erscheint eine der Hauptschwierigkeiten hinweggeräumt, welche sich der Auf- lösung der Grauwackenzone in ihre Elemente bislang entgegenstellten. Trotzdem bleiben in dem sozusagen mosaikartigen Ineinandergreifen dieser disparaten Elemente, bei ihren jeder Regel spottenden Begren- zungen und notorischer Petrefaetenarmuth, Momente genug übrig, welche die Kartirung des Gebietes zu keiner leichten Aufgabe gestalten. Diese wird nur gefördert durch eine auffallende Gleiehförmigkeit der petro- graphischen Charaktere, welche die einzelnen disparaten Schichtgruppen auf die längsten Strecken zeigen. ') F. v. Hauer, Geologie. 2. Aufl, pag. 243. Nr. 17 Sitzung am 21. December. M. Vacek. 457 Auf Grund des eben angeführten Momentes der selbstständigen Lagerung konnten im vorjährigen Aufnahmsberichte (1. e. pag. 73) sieben disparate, in ihrer Verbreitung von einander unabhängige Schichtgruppen unterschieden werden, welche, wie vorauszusehen war, auch in das letztjährige Aufnahmsgebiet herüberziehen, also im Streichen anhalten. 1. Gneissgruppe. Die älteste, den grössten Theil des Auf- nahmsgebietes zusammensetzende Schichtgruppe wird von Gesteinen der Gneissreihe gebildet. Wie schon im vorjährigen Berichte (pag. 731. e.) hervorgehoben wurde, streichen die centralen Gneissmassen, welche mit der Bösensteingruppe bei Rottenmann beginnen, in einem weiten Bogen, der zwischen St. Michael und Leoben am weitesten nach Süden ausweicht, während jenseits Leoben und noch ausge- sprochener in der Bruceker Gegend die Gneissmassen genau nach NO. streichen. Das Einfallen der Gneissmassen findet eonsequent nach der concaven oder Innenseite des Bogens statt und ist, damit übereinstim- mend, in der ganzen Mürzthalgegend ein nordwestliches. Im Querprofile der centralen Gneissmassen liessen sich im Vorjahre (pag. 741. e.) deut- lich vier Glieder unterscheiden. Zutiefst 1. Hornblendegneisse, darauf folgend eine mächtige Abtheilung von 2. grobflaserigen Augengneissen, auf welche eine weniger mächtige Serie von 3. schiefrigen Gneissen folgt. Das oberste Glied bildet eine mäch- tige Abtheilung von Gesteinen, die früher zu den sogenannten körnigen Grauwacken gerechnet wurden, sich jedoch bei eingehenderer petro- graphischer Untersuchung als eine Gmeissart bestimmen liessen, für welche Bar. Foullon!) den vorläufigen Localnamen 4. Blasseneck- gneiss eingeführt hat. Dieselben vier Abtheilungen lassen sich nun auch in dem Gneiss- profile des unteren Mürzthales klar beobachten. Die Höhen, welche die Brucker Gegend im Süden dominiren, wie Rennfeld, Bucheck, Schwarzkogel, Hedlalpe, bestehen aus Hornblendgneissen, deren Zug südlich von St. Marein sehr nahe an das Hauptthal heran- tritt, so dass die nächste Abtheilung der groben Flasergneisse schon jenseits der Thalrinne der Mürz auftritt und auf lange Strecke zwischen St. Marein und Krieglach das Nordgehänge des Mürz- thales bildet. Das Gestein tritt vorwiegend in dieken Bänken auf, von denen einzelne ein mehr grobkörniges Gefüge zeigen. Solche Partien werden vielfach, wie z. B. im Möstlinggraben bei Kind- berg, zu technischen Zwecken gebrochen und werden in den älteren Schriften als Gneissgranit bezeichnet. Trotz ihrer im frischen Bruche grossen Festigkeit sind diese groben Gneisse nur wenig wetterbeständig, was von ihrem, schon mit freiem Auge sichtbaren, grossen Gehalte an Schwefeleisen kommt, das sich an der Luft leicht zersetzt und das Zerfallen des Gesteines zu grobem Quarzgrus bedingt, der überall in grosser Masse den Fuss der Gehänge begleitet. Wenn schon in der sanzen Masse dieser Gneissabtheilung der Quarz den Hauptbestandtheil bildet, findet sich derselbe in einzelnen Horizonten derart angereichert, dass er wirkliche Quarzlager bildet, die an vielen Punkten ge- brochen werden, so bei Rittis N. von Krieglach, so Eingangs der ') Verhandlungen d. k. k. geol. R.-A. 1886, pag. 88. ; 64* 453 Verhandlungen, Veitsch, im Seheibsgraben und an mehreren Stellen N. von 5 Kindberg. Sowohl nach oben als unten gehen die Quarzlager, die mitunter bis 20 Meter Mächtigkeit erreichen, allmälig in den groben Gneiss über. In den Veitsch-Thälern sowie südlich des Turnau-Aflenzer Beckens folgen auf die mächtige Abtheilung der grobflaserigen Gneisse kleinkörnige, dünngeschichtete, zum Theil ausgezeichnet schiefrige Ge steine, welche die Tegelmässige Unterlage der obersten Gneissabtheilung, einer mächtigen Folge jener Gesteine bilden, welche oben als Blassen- eckgneisse bezeichnet wurden. Diese Abtheilung lässt sich, mit grosser Uebereinstimmung der petrographischen Charaktere, ununter- brochen aus der Gegend. von Eisenerz über Tragöss ins Aflenz- Turnauer Becken verfolgen, auf dessen Nordgehänge dieselbe auf lange Strecke die unmittelbare Unterlage der Trias bildet und von da BI weiter durch die oberen Veitsch-Thäler über Hocheek in die Gegend von Neuberg. Eine isolirte Insel desselben Gesteins taucht ferner im östlichen Theile der Gollrader Bucht zu Tage, weit zwischen die Triasmassen vorgreifend. RER 2. Quarzphyllitgruppe. Ganz unabhängig in Lagerung und Verbreitung von der eben besprochenen Gneissgruppe folgt als nächst Jüngere Gruppe ein mächtiger Complex von in der Regel fein- schiefrigen, kleingefältelten, quarzreichen Gesteinen, die einerseits in der Gegend des Palten- Liesingth ales, andererseits auf dem östlichen Theile der Nordabdachung der cetischen Alpen grosse Flächen einnehmen. Die beiden grossen Verbreitungsflächen hängen aber an keiner Stelle unmittelbar zusammen, sondern erscheinen im unteren Mürzthale auf längere Strecken durch die Gneissmassen unterbrochen. Eine Andeutung jedoch des ehemaligen Zusammenhanges der beiden grossen Decken von Quarzphyllit ergibt sich klar aus dem Umstande, dass dieselben entsprechend der Senkung des Mürzthales von beiden Seiten zungenartig gegeneinander vorgreifen und von Westen her bei Frauenberg, von Osten ber bei Allerheiligen sich vollkommen ausspitzen, Es ist eine auffallende Thatsache, dass die ihrem Alter nach zunächst auf die Gneissserie folgende Schiehtgruppe der Granaten- Glimmerschiefer, die zwischen der Schladminger und Rotten- manner Gneissmasse in colossaler Mächtigkeit grosse Räume ein- nimmt, sich auf der Nordseite der centralen Gneissmasse der Nord- steiermark auch in der Mürzthalgegsend an keiner Stelle wieder- gefunden hat. Ihr Verbreitungsbezirk erscheint hiernach als ein streng abgeschlossener und selbstständiger. 3. Silurgruppe. Wie schon im vorjährigen Berichte hervor- gehoben, lösen sich die Silurmassen der Eisenerz- Vordernberg er segend nach Osten hin in eine Anzahl von kleinen Denundationsresten auf, welche da und dort der älteren Basis unconform aufsitzen. Oestlich der Tragösslinie findet man solche kleine Reste von Silur- kalk bei Oberort, bei St. Ilgen, ferner bei der Friedelmühle im Fölzgraben und oberhalb Draiach am Nordgehänge des Aflenzer Beckens. In srösserer Verbreitung und Mächtigkeit erscheinen die Silurbildungen nach längerer Unterbreehung wieder am Südabfalle der Hohen Veitsch im Hintergrunde der Veitschthäler und Sitzung am 21. December. M. Vacek. 459 bilden hier von der Görriachalpe bis Neuberg auf lange Strecke die unmittelbare Basis der Trias. Dieselben zeigen sich petrographisch sehr übereinstimmend mit den gleichalterigen Bildungen der Eisen- erzer Gegend entwiekelt und man kann wie dort auch hier klar eine tiefere schiefrige und eine höhere kalkige Abtheilung unterscheiden. Die Schiefer sind immer dunkel gefärbt, zum Theile bituminös und werden nach oben in der Regel schr kieselreich. Die höher folgenden Kalke zeigen vorwiegend den grobflaserigen Typus des sogenannten Sauberger Kalkes, besonders in den tieferen Partien, wie z. B. hei Neuberg Im Hintergrunde der Veitschthäler, speciell am sogenannten Kaskögerl und Friedelkogel, zeigen sich die Silurkalke von parallel zum Streichen verlaufenden Klüften durchsetzt, diemitMangan- erzen!) ausgefüllt sind, auf welche ein schwunghafter Bergbau ge- trieben wird. Da diese Erze in Form von Gängen die Kalkmassen durchsetzen, sind dieselben evident Jünger als die Kalke und entsprechen möglicherweise derselben Altersphase wie die später zu besprechenden Eisenerze derselben Gegend. Es ist eine vielleicht nicht ganz zu- fällige Thatsache, dass die manganführenden Gangspalten gerade an jener Stelle des "Silurzuges auftreten, an welcher das Einfallen der Kalke plötzlich wendet. Während nämlich die grössere westliche Partie des Silurzuges im Hintergrunde des Kreithgrabens und der Veitsch- thäler durchweg ein ziemlich steiles südliches Einfallen zeigt, beginnt am Kaskög erl und Fr iedelkogel ein sanftes Nordfallen, welches Nordfallen in dem Maasse steiler wird, als man sich in östlicher Richtung der Gegend von Neuberg nähert. Ja, der kleine Rest von Silurkalk, der gegenüber der zum Neuberger Eisenwerke führenden Brücke ansteht, 'zeigt sogar eine nach Nord überkippte Schichtstellung, Ausser den eben angeführten Silurbildungen greifen in das Aufnahmsgebiet zum Theile schon jene grossen Kalkmassen ein, welche hauptsächlich erst im Semmeringgebiete ihre grösste Entwicklung erlangen. Es sind vorwiegend lichtgraue, dichte, halbkrystallinische Kalke, die besonders an der Basis von mächtigen Lagen einer zelligen Rauchwacke durchsetzt sind, welehe Rauchwacke in der Regel leicht verwittert und zu einem mehligen liehtgelben Pulver zerfällt. Diese Kalkmassen, die also in petrographischer Beziehung von den echten Silurkalken ziemlich abweichen, greifen besonders in der Gegend von Kapellen auf das westliche Gehänge des Mürzthales über und setzen in einem langen, schmalen Ausläufer quer über die sämmtlichen vom Nordgehänge des unteren Mürzthales kommenden Seitenthäler bis in die Gegend des Pfaffeneck bei St. Marein fort. Dieselben Kalke treten auch am Südabhange des Mürzthales in der Strecke Mürzzuschlag-Krieglach in ansehnlichen Massen auf. Trotzdem diese Kalkmassen in der Gegend von Neuberg sehr nahe an die echten Silurkalke herantreten, fand sich leider doch keine Stelle, an welcher eine unmittelbare Ber ührung oder direeter Zusammenhang stattfände, so dass sich ihr stratigraphisches Verhältniss zu den echten Silurkalken !) Nach freundlicher Mittheilung des Herrn v. John eisenhältigeManganspathe mit kleinen Mengen von Kalk und Magnesia. Vergl. die genauere Analyse im Jahrbuch der k. k. geol. R. A. 1886, pag. 344. ir RENTNER TE DEN RE 460 Verhandlungen. vorderhand nicht eonstatiren liess. Dagegen folgt aus dem Umstande, dass diese Kalke nördlieh von Kapellen von unzweifelhaften Carbon- bildungen überlagert werden, mit Sicherheit, dass dieselben zumindest älter sind als Unterearbon. An einer beschränkten Stelle, nämlich in der Gegend des Rose kogel (SW. von Kapellen) und von hier durch den oberen Dirtler- graben und Hirschgraben bis in den Arzgraben mit gleichen Charakteren zu verfolgen, findet sich an der Basis der eben besprochenen Kalkmassen ein ziemlich mächtiges Schichtsystem, bestehend aus groben Quarziteonglomeraten, die nach oben in immer feinere Quarzite übergehen. Dieses quarzitische Schichtsystem ist seiner Lagerung nach entschieden älter als die eben besprochenen Kalke, scheint jedoch ein von denselben stratigraphisch unabhängiges Element im Gebirgsbaue, d.h. mit den Kalken nicht eine einheitliche Schichtgruppe zu bilden, was schon aus dem Umstande folgt, dass dasselbe auf weite Strecken an der Basis der Kalke fehlt, so dass diese, mit Ausnahme der eben er- wähnten Stelle, an allen” übrigen Punkten directe älteren Gliedern, ee speciell den Quarzphylliten und Gneissen, unconform aufliegen. Da quarzitische Bildungen der eben erwähnten Art bekanntermassen im Semmeringgebiete eine bedeutende Rolle spielen, dürfte es sich empfehlen, über das absolute Alter derselben vorderhand keine Ver- muthungen anzustellen. In negativer Richtung lässt sich nur bemerken, dass die tiefsten Bildungen des Grazer Devons, welche in einer kleinen Partie über die südliche Wasserscheide des Stanzerthales (Serrkogel) in das untersuchte Gebiet eingreifen und vorwiegend aus bituminösen Mergelschiefern und dünnschichtigen Kalken bestehen, grobe Quarzitbildungen der erwähnten Art an keiner Stelle ein- schliessen. 4. Carbon-Gruppe. Die schon im Vorjahre beschriebenen Carbonbildungen,, welche mit einer erstaunlichen Gleichmässigkeit der petrographischen Charaktere in einem langen schmalen Zuge aus dem Ennsthale durch das Liesing-Paltenthal über St. Michael, Leoben nach Bruck a. d. M. verfolgt wurden, setzen jenseits der Mur nur noch eine kurze Strecke am Südabhange des Mürzthales fort und schneiden im Graschnitz-Graben östlich vom Frauen- berg plötzlich ab. Bei genauerer Betrachtung erweist sich jedoch dieses plötzliche Aufhören des Carbonzuges nur als ein scheinbares. Wie schon im Vorjahre genügend hervorgehoben wurde, folgt der Carbonzug auf der Strecke Mautern, St. Michael, Leoben, Bruck a. d. M. genau der unconformen Grenze zwischen der centralen Gneissmasse und der viel Jüngeren Gruppe der Quarzphyllite. Dasselbe Verhältniss gilt auch noch für die weitere Strecke Bruck-Graschnitzthal. Knapp vor dem Graschnitz-Graben, im sogenannten Rehkogel, hinter dem das Wahlfahrtskirchlein von Frauenbere steht, endigt nun auch der oben erwähnte, zungenförmige Ausläufer, mit welchem die Quarzphyllit- decke ins Mürzthal vorgreift, und es zeiet sich, dass der Carbonzug um das spitze Ende dieser Zunge im Graschnitz-Graben scharf wendet und nun in einigen Resten, die sich in der Gegend von Kapfenberg und am Eingange des Tragössthales finden, ent- Nr. 17 Sitzung am 21. December. M. Vacek. 461 lang der nördlichen Grenze der Quarzphyllitzunge fortsetzt, eine deut- liche Verbindung herstellend zu einem zweiten langen Carbonzuge, der an der Nordseite des aus Gneiss bestehenden Kletschachkogels beginnt und auch hier auf längerer Strecke der unconformen Grenze von Gneiss zu Quarzphyllit folgt. Südlich von Aflenz erscheint dieser zweite Carbonzug auf eine kurze Strecke unterbrochen, setzt aber schon im oberen Theile des Hinterbergthales wieder ein und lässt sich nun continuirlich am Südabhange des Aflenz-Turnauer Beckens über Pretal in die Veitsch, von da weiter über Veitschegg in die Massing und weiter über Greuteck in den Arzgraben bei Neuberg verfolgen, wo er wieder auf eine kurze Strecke unterbrochen ist. Doch findet man die Fortsetzung schon am Ausgange des Arz- grabens wieder und kann von da continuirlich den Carbonzug hinter dem Kapellenkogel in den Raxengraben bis zu dem Ueber- gange bei Tottermann’s Kreuz weiter verfolgen. Auf der Strecke Thörl-Neuberg tritt der Carbonzug jedoch, abweichend von seinem bisherigen Verhalten voll in Gmeissterrain ein, einer alten Depression folgend, welche durch die hier verlaufende Zone der schiefrigen Gneisse bedingt erscheint, und sozusagen die Rolle der unconformen Grenze von Quarzphyllit zu Gneiss übernimmt. Ueber- greifende Schichtserien folgen eben alten Terraindepressionen, mögen dieselben nun dieser oder jener Ursache ihr Dasein verdanken. Wie in dem langen Zuge des Hauptthales, so besteht die Carbon- serie auch in dem zweiten Zuge vorwiegend aus dunklen Kalken und Schiefern, zwischen welche letztere sieh nicht selten dieke Bänke eines groben, festen Quarzeonglomerates einschieben. Die dunklen Carbonschiefer sind ferner sehr häufig, besonders in der Nähe der alten Basis, graphitführend. Doch ist die Graphitführung nur an wenigen Stellen des langen Zuges ergiebig genug, um einen berg- männischen Versuch zu lohnen. Im heurigen Terrain finden sich nur drei Punkte, an denen Bergbau auf Graphit getrieben wird, und zwar im Graschnitz-Graben südlich von St. Marein, ferner in der Klein-Veitsch gegenüber der Einmündung des Schwarzbach- grabens und schliesslich am Ausgange des Stoingrabens in den Raxengraben nordöstlich von Kapellen. An allen drei Punkten trifft die schon erwähnte Regel zu, dass die Graphitlager in dem tiefsten, basalen Theile der Carbonserie auftreten. Als zweiter, nicht seltener Begleiter der Carbonzüge erscheint der Magnesitspath. Alle die bisher festgestellten Vorkommen dieses Minerals, wie jene im Sunk, bei Wald, beiMautern, beiLeoben, bei Bruck a. d. M., bei Kathrein, ebenso wie die in’s heurige . Aufuahmsgebiet fallenden auf Pretal, in Gross-Veitsch, sowie einzelne kleinere Reste im Arzgraben bei Neuberg erscheinen überall in Gesellschaft der Carbonbildungen oder doch mindestens in nächster Nähe der Carbonzüge. Trotz dieses auffallenden Zusammen- treffens in der Verbreitung hängen aber die Magnesite nicht etwa so wie die Graphitlager stratigraphisch mit der Carbonserie zusammen, einen integrirenden Bestandtheil derselben ausmachend, sondern erscheinen nach allen Merkmalen ihrer Lagerung als eine evident viel jüngere Bildung als die Ablagerungen des Carbon. EEE, Sy A BR NEIL HE RC FE SE FRE vr Si 462 Verhandlungen, An die grösseren Magnesitvorkommen im Sunk und im Ober ; thale bei St. Kathrein schliesst sich seiner Grösse und Bedeutung nach jenes in der Veitsch zunächst an, welches in das heuerige Aufnahmsterrein fällt. Aehnlich wie im Sunk und im Oberthale lagern auch in der Veitsch die Magnesitmassen wieder vollkommen unconform quer über dem Schichtenkopfe des Carbonkalkes, welcher den Kern des Sattlerkogels bildet und unter dem Ueberguss von Magnesit klar das unregelmässige Relief eines corrodirten Kalkfelsens erkennen lässt. Die Grenze zwischen Kalk und Magnesit ist überall die denkbar schärfste und lässt sich besonders in dem Steinbruche bei Saudörfel gut studiren, wo der Magnesit zufällig über den tiefsten Bänken der Kalkserie liegt. Die zerklüftete Oberfläche des Carbon- kalkes, wie man sie an anderen Stellen, z. B. sehr schön an der Süid- seite desGreuteek, auch heute beobachten kann, erscheint hier dureh die übergreifende und in alle Fugen und Ritzen eindringende Magnesit- masse in schönster Art conservirt. Die Grenze zwischen den dunklen, vollkommen scharfkantigen Brocken des Kalkes und der sie umgebenden lichtgelben Magnesitmasse ist überall eine haarscharfe und von Ueber- gängen des Kalkes in den Magnesit und umgekehrt nirgends eine Spur. Ueberdies treten die Magnesite nicht etwa überall nur über den Kalken, sondern vielfach auch über den Schiefern des Carbon auf, wie z. B. bei dem Bauernhofe Dürr in der Klein-Veitsch. Im Arz- graben bei Neuberg liegen die kleinen Magnesitreste auf dem linken Hange direct über Gesteinen der Gneissreihe, wenn auch die an einzelnen Stellen mitvorkommenden Spuren von Carbonschiefern zeigen, dass die Magnesite auch hier ursprünglich in nächster Naehbar- schaft des Carbonzuges zur Ablagerung kamen, der hier zufällig durch den Grabeneinschnitt auf eine Strecke erodirt erscheint. Trotz der grossen und auffallenden Uebereinstimmung in der Verbreitung zeigen sich also bei näherem Studium die Magnesite stratigraphisch vollkommen unabhängig von der Carbonserie und erscheinen als eine viel jüngere Bildung, "welche über einem bereits stark corrodirten Relief des Carbon sich niederschlug. 5. Eisenerzformation. Der nordsteirische Eisensteinzug zerfällt dureh die grössere Unterbrechung, welche derselbe im Aflenzer Becken erfährt, naturgemäss in einen westlichen und östlichen Bezirk. Die westliche Partie des Eisensteinzuges, deren Glanz- und Mittelpunkt der Erzberg bildet, lässt sich mit geringen Unterbrechungen aus der Admonter Gegend über Johnsbach, Radmer, Eisenerz in's obere Tragöss verfolgen und erscheint noch bei St. Ilgen, ja selbst noch bei Palbersdorf imAflenzer Becken angedeutet. Die östliche Partie des Eisensteinzuges, deren Endpunkte die” wichtigen Bergbaue -» von Gollrad und Altenberg bezeichnen, lässt sich vom erstgenannten Punkte über F eistereck, Kreith, Rothsohl nach der Veitsch und weiter über Debrin, Rettenbach, Neuberg, Liehtenbach, Bohnkogel nach Altenb erg verfolgen. Etwas abseits der Hauptlinie liegen die” Bergbaue vom Niederalpel und Eibelkogel, Ueber die westliche Partie wurde bereits im Vorjahre (I. e. pag. 79—82) das Wichtigste mitgetheilt. Es wurde vor Allem darauf hingewiesen, dass die Erzlager mit gewissen serieitischen Schiefern, EL ee ae Nr. 17 Sitzung am 2]. December. M. Vacek. 463 Breccien und Conglomeraten eine einheitliche Schichtgruppe, die Eisensteinformation, bilden, dass diese Schichtgruppe aber den silurischen Kalken oder unter Umständen auch gewissen Gesteinen der Gneissreihe, die aus der Eisenerzer Gegend unter der Bezeichnung körnige Grau- wacke bekannt sind, unconform aufliegt, d. h. in keiner näheren strati- graphischen Verbindung mit denselben steht. Es wurde ferner die Ansicht ausgesprochen, dass diese Eisensteinformation wahrscheinlich permischen Alters sei, dass sonach die Erze viel jünger seien, als silurisch, zu welcher Formation man sie wegen ihrer vielfachen innigen Berührung mit den echten Silurkalken bisher gestellt hat. Die östliche Partie des Eisensteinzuges, in der oben gegebenen Ausdehnung, fällt ihrer ganzen Erstreckung nach in das heurige Auf- nahmsgebiet. Aehnlich wie dies schon bei Eisenerz constatirt werden konnte, liegt auch in dem östlichen Theile des Zuges die Eisenstein- formation zum Theil über Silurkalk, zum Theil über demselben Gliede der Gneissreihe, wie im Söberhaggen und an anderen Punkten der Eisenerzer Gegend. Ueber Silurkalk liegen die Eisenerzvorkommen auf Rothsohl und im Hintergrunde des Gross-Veitsch-Tbales, ferner jene in Debrin und Rettenbach, sowie bei Neuberg. Dagegen fehlt jede Spur von Silurkalken gerade in den wichtigsten Bergbauen des östlichen Bezirkes, wie in Gollrad, Niederalpel, Feistereck und ebenso in Bohnkogel und Altenberg. Die Untersuchungen gestalten sich in diesen Bauen aus mehrfachen Gründen weitaus schwieriger als in dem westlichen Theile des Spatheisen- steinzuges. Zunächst sind die Aufschlüsse über Tag sehr mangelhaft, so dass man vornehmlich nur auf die Erfahrungen in den Gruben ange- wiesen ist. Diese Erfahrungen leiden aber, für geologische Zwecke, an ver- schiedenen Mängeln. Da die Baue selbstverständlich möglichst den edlen Mitteln folgen, ist die Zahl jener künstlichen Aufschlüsse, welche über das Querprofil Aufschluss zu geben geeignet sind, eine verhältnissmässig ge- ringe, und bietet die an sich schon nicht leichte Scheidung der tauben Gesteine der eigentlichen Eisenerzformation von den Gesteinen der alten Unterlage, auf welcher diese Formation unconform aufruht, nicht wenig Schwierigkeiten umsomehr, als seit jeher die sämmtlichen tauben Begleit- gesteine der Erzvorkommen von Seite der Bergleute summarisch unter den Begriff der Grauwacke gestellt wurden. Ein weiterer Umstand, der die Untersuchung eomplieirt, ist die unzweifelhafte Thatsache, dass die Eisen- spathe sowohl in Gollrad wie Niederalpel als auch in Altenberg zum Theile in Forn von wirklichen Gängen auftreten, die mit evidenten Lagern, welche allerdings die Hauptmasse der Erze führen, ein nicht leicht aufzulösendes System bilden. Soweit die bisherige Untersuchung ein Urtheil zulässt, scheint sich allerdings als Regel herauszustellen, dass die Gänge in der alten Unterlage aufsetzen und sozusagen die Wurzeln jener Erzlager bilden, welche als regelrechter Bestandtheil der übergreifend lagernden Eisenerzformation, den tauben Schiefern und Breccien der- selben eoncordant interpolirt erscheinen. Ein näheres Eingehen auf diesen ebenso schwierigen als interessanten Gegenstand dürfte sich erst nach Abschluss der diesbezüglichen Studien empfehlen. 6. Neogen. Die jüngste, in Lagerung und Verbreitung vollkommen selbstständige Schichtgruppe des Aufnahmsgebietes bilden die Ablage- K.k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 17. Verhandlungen. 65 7 a a a BE ae 464 Verhandlungen. rungen des Neogens, welche hauptsächlich der Rinne des Haupttl folgen, aber auch eine seitab liegende Niederung, das Aflen Becken, füllen. Wie im Murthale, so sind es auch im Thale der Mürz hauptsächlich die seitlichen Ausbuchtungen, an denen, von den heutigen Wasserläufen verschont, die Neogenablagerungen sich erhal ten. haben, so bei Winkel N. von 'Kapenberg und in der Einbuchtung von Parschlug, so bei Allerheiligen und in der Gegend von Wartberg und Krieglach. Die Ausbildung des Tertiärs ist im Mürzthale sowie im Aflenzer Becken, von unwesentlichen loealen Nuancen abgesehen, genau dieselbe, wie sie im Vorjahre (l. e. pag. 82) aus der Leobner Gegend beschrieben wurde. Auf je nach localen Verhältnissen sehr wechselnde Grundeonglomerate folgt eine in der Regel sehr mächtige Masse von Schieferletten und thonigen Schiefern, die an ihrer Basis sehr häufig Kohlenflötze einschliessen, nach oben aber in immer gröbere sandige Mittel übergehen, die den Uebergang herstellen zu Arcosen und groben festen Conglomeraten, mit denen die Neogen- serie an allen Punkten, wo sie vollständig erhalten ist, abzuschliessen pflegt. Wenn wir von zahlreichen Schürfen und Versuchen absehen, sind von ergiebigeren Bergbauen auf Kohle, die in das heurige Auf- nahmsgebiet fallen, in erster Linie die durch ihre fossilen Säugethier- reste wohlbekannten Baue von Görriach und Parschlug zu nennen, an welche sich die zum Theil schon aufgelassenen Baue in der Gegend von Wartberg und bei Langenwang anschliessen. Alle bisherigen Funde von Petrefacten charakterisiren auch die Neogenbildungen der Mürzthaler Gegend als Süsswasserablagerungen. H. B. v. Foullon. Ueber neu eingelangte Minerale. Ueber gütige Veranlassung des Herrn Hofrathes Ritter v. Friese gingen uns vom hohen k. k. Ackerbauministerium wieder eine Anzahl neuer Mineralfunde als Geschenk zu. 1. Caleit. Am rechten Ufer der Thinneschlucht (bei Klausen mn Tirol) in geringer Entfernung vom Bauerngut „Mut“, befindet sich am sehr steilen Gehänge ein alter, mittelst Schrämmarbeit im dortigen Eruptivgestein sehr unregelmässig getriebener Stollen. Gleich innerhalb des Mundloches fanden sich an der Sohle Caleitneubildungen, die als Absatz des, nach der Jahreszeit in schwankender Menge, daselbst sich ansammelnden Wassers zu betrachten sind. Die abgelagerte Caleitkruste erreicht nach unseren Handstücken eine Dicke bis zu ungefähr 4 Centimeter und enthält da, wo sie dem Sohlgestein auflagerte, in grösserer Menge Sand und bis nussgrosse eckige Gesteinsstücke eingeschlossen ; in unseren Stufen auch Holzkohle. Die weisse, seltener schwach bräunlichgelb gefärbte Caleitmasse besteht aus Krystallstöcken, die theils ganz dichte, theils lockere Aggregate bilden. In der Regel wird die Oberfläche von freistehenden bis 11’, Centimeter langen Stücken bedeckt, die an die Vierlingsbildungen des Hüttenberger Erzberges erinnern. Eine eingehende Untersuchung gestattet das Material nicht. In seltenerem Falle sind die Stöcke dichter aneinandergereiht‘ und verwachsen, so dass eine gekrösesteinartige Oberfläche resultirt. Wenn auch der Stollen, wie seine Herstellungsweise mittelst Schlägel und Eisen zeigt, mehrere Jahrhunderte offen war, so muss die abeelagerte Caleitmasse doch als eine für diesen Zeitraum sehr bedeutende Nr. 17 Sitzung am 2]. December. H. B. v. Foullon. 465 genannt werden, umsomehr, als die bestehenden Verhältnisse es wahr- ‚scheinlich machen, dass die Ablagerung keine continuirliche war. 2, Langit. Etwa 8 Minuten vor dem ärarischen Pochwerke Garn- stein befindet sich am rechten Ufer des Thinnebaches die soge- nannte „Flexer-Lahn“. Diese Mur fällt sehr steil gegen das Bachbett ab; sie besteht aus Trümmern eines grauen Glimmerschiefers und bräun- Jiehen Quarzits, die theils lose aufgehäuft, theils zusammengekittet sind. - Ungefähr 20 Meter ober dem Bache fand sich eine Partie, die durch ihre grünblaue Farbe ausgezeichnet, auf die Anwesenheit eines Kupfersalzes schliessen liess. Es sei gleich bemerkt, dass wenige Meter von diesem Punkte gegen das Pochwerk zu (gegen Norden) am Ufer jenes Eruptiv- gestein anstehend auftritt, in welchem höher oben in nächster Nähe die Gruben des Pfunderer Bergbaues liegen. Das grünblaue Mineral bildet zum Theil das Bindemittel der lockeren Breceie, theils tritt es als kleintraubiger Ueberzug von durch- schnittlich '/; Millimeter Dicke auf, der einerseits zum feinsten Anflug wird, andererseits in Höhlungen zu diekknolligen Massen angesammelt erscheint. Hier und da ist das grünblaue Mineral mit einem Häutchen einer schmutzig-weissen Substanz überzogen ; in einzelnen Vertiefungen finden sich Aggregate winziger Nädelehen von Gyps, auch Rosettehen aus fast mikroskopischen Blättchen aufgebaut. Diese geben Reaction auf Schwefelsäure und Thonerde, sind demnach wahrscheinlich dem Felsö- banyit zuzuzählen, da, wenigstens mir, derartige Gebilde von Aluminit nicht bekannt sind. Endlich gewahrt man noch local unbedeutende Mengen von Malachitkügelchen und solche, die Allophan sein dürften. Die ganz junge Bildung, sie schliesst frische Holzstückchen ein, hält viel Wasser mechanisch zurück, das in trockener Luft allmälig verdunstet, wobei die Masse an Volumen verliert, rissig wird, und an vielen Stellen leicht abbröckelt. Der grünblaue Ueberzug ist ein Gemenge, welches in ausgewählten reinen Partien vorwiegend aus einem wasser- hältigen Kupfersulphat besteht, das von Brezina als Langit bestimmt wurde. Ueber die Resultate seiner mikroskopischen Untersuchung dürfen wir wohl eine ausführlichere Mittheilung erwarten. Die chemische Untersuchung habe ich an ausgesuchtem Material ausgeführt, das aber trotz des Aufwandes von Zeit und Mühe, welehe zu seiner Gewinnung verwendet wurden, nicht als rein bezeichnet werden kann, denn zwei Proben, die ich quantitativ analysirt habe, hinterliessen nach dem Auflösen in ganz verdünnter kalter Salzsäure bedeutende Rück- stände. Die kleinsten Partien des grünblauen Mineralgemenges um- schliessen noch Fragmente von Quarz und Schüppchen von Kaliglimmer, seltener grössere Biotitblättcehen, Holzfasern u. s. w., die mechanisch nieht zu trennen sind. Vorerst wurde eine grössere Partie qualitativ untersucht und ausser den unten angeführten Elementen, respective Verbindungen noch eine Spur Phosphorsäure nachgewiesen. Die Prüfung auf Blei, Arsen und Antimon ergab ein negatives Resultat. Zu der angeführten Analyse I wurde das Material von eigens zu diesem Zwecke von Herrn Hofrath Ritter v. Friese gespendeten Stücken gewonnen. Zur Analyse II diente das abgefallene und auch künstlich abgelöstes Mineralgemenge von den nun in unserer Sammlung erliegenden Stufen, eine grössere Menge desselben zur qualitativen Untersuchung. ” 65 * 466 Verhandlungen, Nr. 17 Zu dem Gange der Analyse sei erwähnt, dass das Mineralgemenge, wie es gewonnen, also sammt dem hygroskopischen Wasser, der Untersuchung zugeführt wurde. Versuche zeigten die Schwierigkeit, der Substanz das mechanisch eingeschlossene Wasser zu nehmen; es dürfte nur sehr langes Liegen in nicht allzutrockener Luft zueinen be- friedigenden Resultat führen. Wird höhere Temperatur angewendet, so geht bei geringer Steigerung derselben schon etwas Schwefelsäure ab, anfangs allerdings nur in Spuren; hingegen wird Wasser bis zu heller Rothgluth zurückgehalten, es bildet sich Schwefelkupfer u. s. w. Bei der geringen Menge des Materials, das auf mühsamen Weg gewonnen wurde, habe ich auf eine exacte Wasserbestimmung verzichtet, da es ja hier wesentlich auf das procentuelle Verhältniss von Kupferoxyd und Schwefelsäure gegeneinander ankommt. Deshalb ist auch auf eine Um- rechnung der im Robmaterial gefundenen Mengen auf den in Salzsäure löslichen Theil u. s. w. verzichtet. Die eingewogenen Mengen mussten wegen der wahrscheinlichen Anwesenheit von Gyps wiederholt mit Wasser ausgekocht werden. Bei I zeigten sich nur Spuren von Kalk und Schwefelsäure. Bei II bildete sich beim anhaltenden Kochen eine feine Haut von abgeschiedenem Eisenoxyd oder Oxyduloxyd (möglicher Weise auch eines sehr basischen Fisensulphates), was auf die Zersetzung eines vorhandenen Eisensalzes, wahrscheinlich Eisenvitriol hinweist, wodurch auch der Ueberschuss von Schwefelsäure im wässerigem Auszuge, wie sie die gefundene Kalkmenge für Gyps erfordern würde, eine Erklärung findet. Um nun aus dem unlöslichen Rückstande kein Eisen oder sonstige Verbindungen auszuziehen, wurde die Auflösung in höchst verdünnter kalter Salzsäure vorgenommen, was bei I sehr leicht gelang. II musste über 24 Stunden stehen, ehe sich das abgeschiedene Eisenoxyd (oder Oxyduloxyd) löste. Der unlösliche Rückstand ist bei 100° getrocknet, gewogen und mikroskopisch untersucht, im Filtrat die Schwefelsäure und dann der überschüssige Baryt ausgefällt worden. Beide Niederschläge des Baryumsulphates wurden mit kochendem Wasser und etwas Salzsäure sorgfältig gewaschen. Zum weiteren Verlauf der Analysen wäre nur noch zu bemerken, dass die gewogenen Eisen- und T’honerdemengen noch- mals gelöst und auf einen Phosphorsäuregehalt geprüft wurden. In I zeigte sich auch hier wieder eine deutliche Spur, in II war sie un- gemein gering. Das Eisen erscheint in beiden Analysen als Oxyd aus- gewiesen, obwohl nicht zu zweifeln, dass wenigstens ein Theil desselben in dem ursprünglichen Mineralgemenge als Oxydul vorhanden ist Beim Auflösen verschiedener Materialpartien gewahrt man eine wechselnde aber immer sehr schwache Kohlensäureentwiekelung, auf eine gesonderte Bestimmung wurde deshalb verzichtet. Die Ergebnisse der Analysen sind folgende: 1: ul Eingewogene Menge . . 0'6321 Gramm 05336 Gramm Wässeriger Auszug: Kalk nr, ar 0-21 Proc. Schwefelsäure . . 053 ” ” Unlöslieher Rückstand. 5-62 Proe. 1031 Mt Sl > a 4ı um m 7 De 2 Be Be a ul ie Nr. 17 Sitzung am 21. December. H. B, v. Foullon, 467 Salzsaure Lösung: Kieselsäure . . . . . 2:28 Proc. 1:71 Proe. Kupferozydis., 7.02. RAT, 3695 „ Hhenerden Hure r 2. v5 3, SETODORM, 1439 „ Basenoxydir 122. !, 10057, 210-2, Macnena a N; —_ 012% 1) BNP 0'097, 0:24 Schwefelsäure . . . . 9-13 SED, 7555 Proc. 75'01 Proc. Die bei II ausgewiesenen 0'21 Procent Kalk erfordern 0:30 Pro- cent Schwefelsäure für Gyps, wonach 0'23 Procent Schwefelsäure als von der Zersetzung des Eisenvitriols herrührend zu betrachten wären. Mit Hinzurechnung des nöthigen Wassergehaltes von 0'17 Procent würden 0'68 Procent Gyps resultiren. Geht man bei der Berechnung für den vorhandenen Langit nach der Formel Cu SO, + 4H,0, von den gefundenen Kupferoxydmengen aus, so erfordern in I. 40:93 Procent Kupferoxyd 1031 Procent Schwefelsäure gefunden 9:13 2 Es fehlen demnach 1:18 Procent. (Nach obiger Formel und dem angeführten Kupferoxyd resultirten 60'51 Procent Langit). In IT. 3695 Procent Kupferoxyd 931 Procent Schwefelsäure gefunden 845 „ Es fehlen demnach 0:86 Procent. (5464 Procent Langit). Dem entgegen erfordern die gefundenen Schwefelsäuremengen in I. 9-31 Procent Schwefelsäure 36'95 Procent Kupferoxyd 2 gefunden 409 ,„ Ueberschuss 3'98 Procent. (4°64 Procent Langit). In II 8:45 Procent Schwefelsäure 33.54 Procent Kupferoxyd . gefunden 3695 „ Ueberschuss 341 Procent. (4959 Procent Langit). Die n Rammelsberg’s Handbuch der Mineralchemie ange- führten Langitanalysen zeigen gegenüber dem theoretischen Erforderniss ausnahmslos einen zu geringen Schwefelsäuregehalt, es wäre demnach die Annahme gestattet, dass dies auch hier zutrifft. Die Anwesenheit eines Thonerdesulphates muss die für das Kupfer- oxyd disponible Schwefelsäuremenge noch herabziehen, andererseits ist aber wieder Malachit nachweisbar, der einen Theil des Kupferoxydes absorbirt. T'honerdesulphat und Malachit sind aber in so geringen 468 | Verhandlungen. Nr. \ Mengen vorhanden, dass sie einen wesentlichen Einfluss auf das gegen- seitige Verhältniss von Kupferoxyd und Schwefelsäure kaum nehmen können; gewiss wären die aus dem disponiblen Kupferoxyd berechen baren Malachitmengen in I mit 553 Procent und in II mit 473 Proeen 9 den thatsächlieh vorhandenen gegenüber zu hoch. Bei Der Kieselsäuregehalt ist wohl auf die Anwesenheit von Allophan zurückzuführen, der auch etwas Kupferoxyd enthalten mag; jener des Eisens zum Theil auf Eisenvitriol, ferner auf Eisenoxydhydrat und endlich in Gemeinschaft mit Kalk und in II mit Magnesia auf rhomboe- drische Carbonate. Die Hauptmasse der Thonerde gehört gewiss dem Hydrargillit an, der vermöge seiner Zusammensetzung schon hohen Wassergehalt be- dingt, welcher noch durch die Eignung dieses Minerals hygroskopisches Wasser in grosser Menge zurückzuhalten, bedeutend erhöht wird. Als Quelle des Kupfersalzes werden verwitternde Kupferkiese zu betrachten sein, das mit den übrigen gelösten Bestandtheilen bei dem Erreichen der Oberfläche und damit verbundenem Verdunsten des Lösungsmittels zum Absatze gelangt. 3. Cronstedtit. Auf dem Reussengang in Kuttenben erfolgte ein neuer Anbruch von Cronstedtit, der dem bereits bekannten gleicht. Unsere Stufe hievon zeichnete sich durch reichliche Krystall- bildung aus. Literatur-Notizen. Ferdinand Freiherr v. Richthofen. Führer fürForschungs- reisende. Anleitung zu Beobachtungen über Gegenstände der physischen Geographie und Geologie (Verlag von Robert Oppenheim, 1886). Im Kreise berufener Fachautoritäten sind gewiss nur wenige Männer zu finden, welche in gleich vollkommener Weise alle Voraussetzungen in sich vereinigen, um dem im Titel gekennzeichneten Zweck des vorliegenden Buches bei der Durchführung auch intensiv gerecht werden zu können. Die Aufgabe — „dem Forschungsreisenden eine Anleitung zu Beobachtungen auf denjenigen Gebieten der physischen Geographie und der Geologie zu geben, welche in ihrer Vereinigung die Grundlage für die Morphologie der Erdoberfläche zu bilden geeignet sind“ — liegt gewissermaassen in dem ganzen Entwicklungsgange des Autors selbst vorgezeichnet. Es erscheint uns das vorliegende Buch daher wie das Gerüst zu einer grossartigen Brücke, welche das ernste und erfolg- reiche Streben langer Wanderjahre im Gebiete der induetiven Geologie mit dem idealen Ziele früh erreichter Meisterjahre im Lehrfach verbinden soll, dem Ziele nämlich, den etwas skelettartigen Leib der alten Geographie auf dem Wege der Transfusion mit jüngerem geologischen Blute zu einer inhaltsvoileren lebendigen Wissenschaft auszugestalten, d.i. zu einer Morphologie der Erdoberfläche, welche im Wesentlichen die auf das Object der topischen Erdbeschreibung gemeinsam angewandte Geophysik und Geologie ist. Wir sehen uns also in der zweiten, von den 17 Kapiteln des ganzen Buches volle 13 umfassenden Abtheilung, bereits viel mehr den Grundzügen eines im Werden begriffenen Werkes gegenüber, welches seinen fortschrittlichen Charakter vorzugsweise der intensiven geologischen Durchbildung und Arbeitsmethode seines Verfassers zu danken haben wird, als einer gemeinfasslichen Anleitung für Forschungsreisende von verschieden- artig mangelhafter Vorbildung, Anlage und Gewissenhaftigkeit. „Dem Reisenden, dessen wissenschaftliche Vorbildung die Gebiete der physischen Geographie und der Geologie in geringerem Maasse umfasst, sowie dem Missionär oder Kaufmann, welcher dauernd in wenig erforschten Ländern lebt“, bieten schon die 3 ersten Kapitel genügend viel Anhaltspunkte und Winke, wenn er den guten Willen und das ernste Streben hat, nicht nur der für die Durchführung seiner geplanten oder " Nr. 17 Sitzung am 21. December. F. v. Richthofen, 469 übernommenen Hauptaufgabe nothwendigen Sicherung der persönlichen Leistungsfähig- keit, sondern nebenbei auch nach besten Kräften der Wissenschaft zu dienen. Derselbe wird sich positive Verdienste erworben haben, wenn er Sammlungen von Fels- und Bodenarten, von Petrefacten und nutzbaren Mineralien mit genauen Fundortsangaben, Kartenskizzen und Contourzeichnungen, klimatologische und biologische Beobachtungen nach der. anempfohlenen Methode zu machen sich angelegen sein lässt, um dieselben im gegebenen Falle für die fachwissenschaftliche Bearbeitung und Verwerthung zur Dis- position zu stellen. Das nähere Eingehen auf die Studienobjecte, welche in den einzelnen Kapiteln der zweiten Abtheilung „Beobachtungen über äusserlich umgestaltende Vorgänge“ er- örtert werden, setzt ganz überwiegend schon einen höheren Grad von Schulung oder wirkliches Beobachtungstalent voraus, insbesondere dann, wenn. es sich um Berück- sichtigung alles dessen handelt, was eine grosse Reiseroute mit nur kurzen Aufenthalten an beobachtenswerthen Erscheinungen darzubieten vermag. Schon hier liegt die Gefahr nahe, dass der etwas zu selbstbewusste oder zu leichtfertige Reisende in dem Bestreben seiner Reisebeschreibung einen möglichst wissenschaftlichen Nimbus zu verleihen, sich einfach nur der Ausdrücke für Typen und Kategorien ohne ausreichendes Verständniss oder ohne Beifügung einer Begründung mit Vorliebe bedienen wird, statt die Erschei- nung möglichst insoweit zu charakterisiren, als er dieselbe zu beobachten vermochte, Ein fertiges Beobachtungsresultat mit zwei, drei Worten in dem Tagebuch zu markiren, ist für das gerade bei Jüngern meist mehr als bei Meistern entwickelte Selbstbewusst- sein zu verlockend, zumal dann, wenn die Zeit drängt oder Müdigkeit, wenn nicht Be- quemlichkeit Einfluss gewinnt. Weit weniger leicht wird es geschehen, dass brauchbare Einzelbeobachtungen zu Gunsten eines, ein zweifelhaftes Resultat oder einen schwer eontrolirbaren Irrthum in sich schliessenden wissenschaftlichen Begriffes verloren gehen, wo unbefangene, wenn gleich nicht fachmännisch durchbildete Beobachter bei längerem oder dauerndem Aufenthalt in wenig besuchten Gebieten im Sinne der im vorliegenden Buche gegebenen Anleitungen sich bemühen, möglichst zahlreiche Beobachtungen zusammen- zutragen. In solchen Fällen wird der genauen Darstellung der beobachteten Erscheinung zumeist grösserer Werth beigemessen und ist auch die genügende Zeit dafür vor- handen. Die unrichtige Anwendung von systematischen Bezeichnungen und wissenschaft- lichen Ausdrücken für schwieriger erkennbare Kategorien und Typen ist dann gewöhnlich leicht ersichtlich und fachmännisch corrigirbar. Die angedeutete Gefahr einer Einführung von schwer controlirbaren Irrthümern in die vom Verfasser systematisch so gründlich durchgliederte Wissenschaft durch For- schungsreisende einer vielleicht nicht genügend in Betracht gezogenen Kategorie, ist in erhöhtem Maasse bezüglich der „Beobachtungen über Erdboden, Gesteine und Ge- birgsbau“ vorhanden, zu welchen die dritte Abtheilung des Buches die Anleitung dar- bietet. Jene Stelle des Vorwortes, mit welcher v. Richthofen selbst hervorhebt, dass der von ihm vorangestellte Zweck einer Anleitung für Anleitungsbedürftige zuweilen über- schritten werde, verdient ganz besonders in Bezug auf Alles das, was den „Gebirgsbau“ betrifft, ebenso sehr eine stärkere Betonung als der anschliessende Satz: „Manche auf eigener Erfahrung, Beobachtung und Verarbeitung beruhende Ausführung wird, wie ich hoffe, auch dem Fachgenossen Gesichtspunkte zur Berücksichtigung und weiteren Ent- wicklung bieten.“ In der That liegt das Hauptverdienst des Buches in der Durcharbeitung des aus- gedehnten, durch den Verfasser der fortgesetzten Beobachtung empfohlenen Stoffes zu systematisch gefestigten „Grundzügen einer Morphologie der Erdoberfläche“, welche geeignet sind, die zweifache Fachgenossenschaft des Autors zu Nutz und Frommen des Ausbaues der speciell betriebenen Wissenschaftszweige sowohl wie ihrer eigenen For- schungs- und Arbeitsmethode zu beeinflussen. Nicht nur denjenigen Fachgenossen, welche Gelegenheit finden, auf grossen Reisen und während des Aufenthaltes in fernen, für die Wissenschaft noch kaum er- schlossenen Länder: Beobachtungen zu sammeln, — auch den Berufsgenossen seiner jetzigen Lehrthätigkeit und seiner früheren geologischen Wanderjahre auf engerem Gebiete vermittelt v. Richthofen in dem Gebotenen eine hellere Beleuchtung des ganzen Beobachtungsfeldes, in welcher die Begrenzung, die Besonderheit und bis zu einem gewissen Grade auch schon der genetische Zusammenhang der morphologischen Beobachtungsobjecte mit grösserer Schärfe hervortritt, als dies mehrfach selbst in solchen reinbeschreibenden oder theoretisch speculativ angelegten Arbeiten der Fall ist, wo gewisse Typen oder Kategorien zum ersten Male mit besonderen Namen vor- gestellt und dem Fortschritte der Speeialforschung zur Prüfung und weiteren An- wendung übergeben wurden. 470 Verhandlungen. Nr. IV „Die systematische Eintheilung der Formgebilde der Erdoberfläche in Kategorien und Typen, wie sie sich im Verlauf der akademischen Vorlesungen des Verfassers all- mälig herausgebildet hat“ und die Gliederung des schwer übersehbaren Stoffes durch Einführung charakteristischer Bezeichnungen wird nicht nur dem Lehrer seine Aufgabe erleichtern, sie wird auch dem Specialforscher im Gebiete der physischen Geographie und der Geologie zu einer nutzbringenden Erweiterung des subjectiven Gesichtsfeldes dienen können. Endlich liegt auch ein wesentlicher Vortheil für den Fortschritt der beiden zunächst betheiligten Wissenschaften darin, dass eine durch den Erfolg sich von selbst empfehlende Methode der Beobachtung und Verwerthung von Beobachtungs- resultaten den Weg zu einer gleichartigeren Behandlung des Stoffes durch verschiedene Kategorien von Mitarbeitern zu bahnen vermag. Der Geograph, welcher sich die Specialaufgabe stellt, bestimmten Formgebilden nachzugehen und ihr Wiedererscheinen in von einander entfernten Gebieten zu con- statiren, sieht sich, wenn er seine Studien vertiefen und wirklich vergleichende Mor- phologie treiben will, bei der Erforschung der Ursachen der Gleichartigkeit oder Un- gleichartigkeit der Erscheinungen zunächst denjenigen Factoren gegenüber, welche den Inhalt der geologischen Forschung bilden und von welchen der Geolog ausgeht, um die Aufeinanderfolge ihrer Mitwirkung an dem Endresultat einer bestimmten Zeitperiode und somit auch an demjenigen der Schlussstadien der historischen Zeit, d. i. an dem gemeinsamen Forschungsobjecte beider Disciplinen zu entwickeln. Die absteigenden Pfade der Morphologie und die aufsteigenden Richtwege der Entwicklungsgeschichte der Erd- oberfläche treffen in einem Wegnetz mit unzähligen Knotenpunkten zusammen. Dass an die wichtigsten Stellen Wegweiser mit deutlicher gemeinverständlicher Aufschrift ge- stelli werden, ist eine zu häufige und gründliche Verirrungen beseitigende Massnahme und ein Bedürfniss für die bei ihrer Begegnung einander Auskunft schuldenden Beobachter. In diesem Sinne wünscht v. Richthofen jedenfalls mit der Aufstellung seines Systems von überwiegend definitiv festzuhaltenden Bezeichnungen für den Fortschritt der wissen- schaftlichen Arbeitsmethode und somit seiner Wissenschaft selbst zu wirken. Gewiss hat er, der so zahlreiche Wege des grossen Netzes in verschiedener Richtung durch- messen und deren Kreuzungspunkte gesucht und erkannt hat, dazu einen vorzugsweisen Beruf. Der Nachtheil, der sich durch irrthümliche Auffassung und Anwendung der aus genetischen Factoren abgeleiteten Kategorien und Typen, — insbesondere bezüglich des Gebirgsbaues, — von Seite solcher Forschungsreisender ergeben kann, welche an strenger Gewissenhaftigkeit sich von des Verfassers wissenschaftlicher Arbeitsmethode etwas zu weit entfernen, tritt schliesslich doch zurück gegen den angestrebten Vortheil, eine immer grössere Anzahl gleichsinnig für die grosse allgemeine Aufgabe mitwirkender Kräfte zu gewinnen. An solchen Mitarbeitern wird es auch im Kreise der mit der geologischen Auf- nahme und kartographischen Darstellung näher liegender Länder oder Gebirgsabschnitte betrauten und selbstständig beschäftigten Feldgeologen um so weniger fehlen, je mehr nach Ueberwindung des Stadiums der extensiven Arbeitsleistung endlich die noth- wendige Zeit zu ıntensiver Durcharbeitung der in den Hauptlinien zur Kenntniss ge- brachten Gebiete gewährt bleibt. Sobald an Stelle des zu durchkreuzenden Flächen- raumes die Lösung bestimmter, innerhalb desselben erkannter Fragen und sich dar- bietender Aufgaben in den Vordergrund gestellt werden kann, wird dem Studium des Zusammenhanges der Morphologie mit der erkannten stratographischen und tectonischen Detailgliederung eine sorgfältigere Beachtung geschenkt und werden die resultirenden Kategorien und Typen mit den ihnen zukommenden Bezeichnungen örtlich und. ihrer räumlichen Vertheilung nach auch schärfer fixirt werden können. Der ausgezeichnete Forscher, welchem die Schwesterwissenschaften, denen er seine Arbeitskraft gewidmet hat, so Bedeutendes verdanken, wird es entschuldigen, dass hier das Eingehen auf den besonderen Werth einzelner Capitel nicht versucht wurde und dass erst die Schlussnummer des Jahres die Anzeige seines in unserem Kreise so hochgeschätzten Buches bringt. Wir benützen diesen Umstand, um dem lebhaften Wunsch Ausdruck zu geben, es möge dem Nachfolger Carl Ritter's ver- gönnt sein, das in den festen Grundlinien seiner „Anleitung“ gewissermassen als Ziel in Aussicht genommene Werk: „Die Morphologie der Erdoberfläche“ bei voller Frische und Thatkraft zn vollenden und es möge ihm die Durchführung nicht zu oft durch undurchsichtige Beobachtungsfehler und hartnäckige Irrthümer von Seite der indirecten Mitarbeiterschaften erschwert werden. (6. Stach e.) Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, Rothenthurmstr. 15. Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien Es RD Egal ke ET Dia 7 Ba Kae 1586. U DIN Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Schlussnummer, Inhalt: Einsendungen für die Bibliothek: Einzelwerke und Separatabdrücke. Zeit- und Gesellschaftsschriften. — Register. Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-Abdrücke. Eingelangt vom 1. October bis Ende December 1886. Abich H. Dr. Erläuternde Abbildungen geologischer Erscheinungen, beobachtet am Vesuv und Aetna 1833 und 1834. Braunschweig 1841. (143. 2.) — — Geologische Beobachtungen über die vulcanischen Erscheinungen und Bil- dungen in Unter- und Mittel-Italien. I. Bd. 1. Lfg.: Weber die Natur und den Zusammen- hang der vulcanischen Bildungen. I. Bd., 1. Lfg. Text (2834. 4.) — — Atlas. Braunschweig 1841. (142. 2.) D’Achiardi Antonio. I metalli loro minerali e miniere. Vol. L,, II. Milano 1883. (10.042. 8.) Albrecht P. Dr. Ueber eine in zwei Zipfel auslaufende, rechtsseitige Vorder- flosse bei einem Exemplare von Protopterus annectens Ow. Berlin 1885. (10.007. 8.) — — Ueber den morphologischen Sitz der Hasenscharten-Kieferspalte. Ham- burg 1886. (10.008. 8.) — — Ueber die morphologische Bedeutung der Penischisis, Epi- u, Hypospadie des Menschen. Hamburg 1880. (10.009. 8.) — — Ueber die morphologische Bedeutung von Penischisis, Epi- u. Hypospadie. Hamburg 1886. (10.010, 8.) — — Ueber den morphologischen Werth überzähliger Finger und Zehen. Ham- burg 1886. (10.011. 8.) — — Zur Discussion der die Hasenscharten und schrägen Gesichtsspalten be- treffenden Vorträge der Herren Biondi und Morian. Hamburg 1886. (10.012. 8.) Ashburner Ch. Statistics of Production and Shipment for 1883 und 1884. Harrisburg 1885. i (9943. 8.) Aved Jako. Gyula-Fehervär Eghajlatänak Viszonyai &s az erre vonatkozo- teljes Megfigyelesi Anyak az 1875—1884 evekröl. Kolozsvart 1836. (2831. 4.) Ball V. Scientific Results of the second Yarkand Mission; Memoir of the life and Works of Ferdinand Stoliezka. London 1886. . (2849. 4.) Barrois Ch. Note sur la structure stratigraphique des Montagnes du Menez (Cötes-du-Nord). Lille 1885. (9977. 8.) — — Sur le calcaire devonien de Chaudefonds (Maine-et-Loire). Lille 1586. (9995. 8.) — — Sur le calcaire a polypiers de Cabrieres (Herault). Lille 1885. (9996. 8.) — — Sur la faune de Hont-de-Ver. (Haute-Garonne.) Lille 188%. (9997. 8.) — — Sur les tremblements de terre de l’Andalousie. Lille 1885. (10.030. 8.) Behrens Joh. Ueber die anatomischen Beziehungen zwischen Blatt und Rinde der Coniferen. Osterode a. H. 1886. (9948. 8.) K. k. geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 18. Verhandlungen. 66 472 Verhandlungen. Bender Eugen. Ueber stehende Schwingungen einer Flüssigkeit, welche auf einer festen Kugel ausgebreitet ist. Kiel 1885. (9949. 8.) Bittner A. Dr. Ueber Dr. Carl F. Frauscher: „Das Untereocän der Nordalpen und seine Fauna“. Wien 1886. (9992. 8.) Borchardt Bruno. Die Entwicklung der Formel für das Höhenmessen mit dem Barometer. Berlin 1885. (9950. 8.) Budai Jos. Die secundären Eruptivgesteine des Persänyer Gebirges.. Buda- pest 1886. (10.002. 8) Cathrein A. Petrefactenfunde bei Brixlegg in Tirol. Karlsruhe 1886. (9951. 8.) — — Ueber den Proterobas von Leogang. Brixlesg 1886. (10.020. 8) Christiania. Den Norske Nordhavs-Expedition 1876 —1878. XV. Zoologi. — Crustacea II. (2416. 4.) Chyzer Kornel Dr. Magyarorszäg Gyögyhelyei es Asvänyvizei. Ujhely I (10.004, 8 Cigalla J. de. Dialog über Büchner’s Kraft und Stoff. Syros 1886. (9952. 8.) Cocco L. Dr. Risposta del Dr. Luigi Cocco alle osservazioni di Luigi F. Schoppen etc. sul Lias superiore dei d’intorni di Taormina. Messina 1986. (10. 006, 8). Credner Hermann. Ueber die Herkunft der norddeutschen Nephrite. München 1883. (2842. 4.) — — Die Stegocephalen aus dem Rothliegenden des Plauen’schen Grundes bei Dresden. VI. Th. Berlin 1886. (7772. 8.) Cseh Ludwig. Die geologischen Verhältnisse der Alt-Antonstollner Berghand- lung in Vihnye. Budapest 1886. (10.014. 8.) Dames W. Ueber einige Crustaceen aus den Kreideablagerungen des Libanon, Berlin 1836. (9953. 8.) Dechen v. Vorlage eines grossen Werkes über die topographische und geolo- gische Beschreibung eines Theiles der Westküste von Sumatra des R. D. M. Verbeek. Bonn 1886. (10 018, I Deichmüller J. V. Dr. Ueber Urnenfunde in Uebigau bei Dresden. — 1884. (10.022. 8.) — — Die Insecten aus dem Lithographischen Schiefer im Dresdener Museum. Cassel 1886. (2848. 4.) Dobers M. und Althans E. Die Königl. Friedrichshütte bei Tarnowitz in Oberschlesien. Festschrift zur Feier ihres 1UQjährigen Bestehens von 1786—1886. Berlin 1886. (2838. 4.) Festschrift zur Feier des 500jährigen Bestehens der Ruberto-Carolo. Heidel- berg 1886. (9946. 8.) Finetti Joh. R. v. Die Wasserversorgung auf der eingeleisigen Karstbahn Carlstadt-Fiume (Baujahre 1870—1873). Wien 1886. (2836. 4.) Fugger E. und Kastner Karl. Vom Nordabhange des Untersberges. Salz- burg 1886. (10.037. 8.) Geinitz H. B. Zur Dyas in Hessen. Kassel 1886. (10.021. 8) Gothein G. Der Oberschlesische Berg- und Hüttenmännische Verein. Ein Rück- blick auf seine 25jährige Thätigkeit. Beuthen 1886. (2837. 4.) Gümbel K. W. v. Dr. Geologie von Bayern. I. Th. Grundzüge der Geologie. 3. Lfg. Cassel 1886. (9244. 8.) Haas H. Dr. Warum fliesst die Eider in die Nordsee? Kiel 1886. (9973. 8.) Y Hauer Fz. R. v. Das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien. — 1886. (10.017. 8.) Hazslinszky F. A Magyar birodalom Moh-Flöräja. Budapest 1885. (10.005. 8.) Hebert M. Observations sur les groupes sedimentaires les plus anciens du nord-ouest de la France. Paris 1886. (2839. 4.) Hegyfoky Kabos. Die meteorologischen Verhältnisse des Monates Mai in Un- 2 garn. Budapest 1886. (2846. 4.) Hermann Otto. Urgeschichtliche Spuren in den Geräthen der ungarischen volksthümlichen Fischerei. Budapest 1885. (10.003. 8.) Hibsch J. E. Geologie für Land- und Forstwirthe. Teschen 1885. (Ist im Com- missionsverlag bei W. Frick in Wien zu haben.) (9945. 8.) Hitzemann Karl. Beiträge zur vergleichenden Anatomie der Ternstroemiaceen, Dilleniaceen, Dipterocarpaceen und Chlaenaceen. Osterode a. H. 1886. (9954. 8.) Huygens Christian. Liste Alphabetique de la Correspondence de Christiaan Huygens. Harlem 1886. (2833. 4.) Einsendungen für die Bibliothek. 4713 Nr. 18 Inhalts-Verzeichniss der Bibliothek des Vereines für Erdkunde zu Halle a. S. —- 1886. (10.028. 8.) Inkey B£la von. Nagyäg u. seine Erzlagerstätten. Budapest 1385. (2845. 4.) Jentzsch Alfr. Ueber geologische Aufnahmen in Westpreussen. Berlin 1886. (10.015. 8. — — Das Profil der Eisenbahn Zajonskowo-—- Löbau. Berlin 1886. (10.038. % Katzer Fried. Ueber schieferige Einlagen in den Kalken der Barrande’schen Etage Ggl. Prag 1856. (9986. 8.) Kilian M. W. Note preliminaire sur la structure geologique do la montagne de Lure (Basses-Alpes). Paris 1886. (2840. 4.) Kokscharow N. v. Materialien zur Mineralogie Russlands. IX. Bd., pag. 273 bis 368, Schluss. St. Petersburg 1886. (1698. 8.) Kusta Joh. Weitere Beiträge zur Kenntniss der Steinkohlenflora von Rako- nitz. Prag 1886. (9955. 8.) Lang Otto H. Beiträge zur Kenntniss der Eruptivgesteine des Christiana Silurbeckens. Christiania 1886. (9956. 8.) Langsdorff W. Dr. Gang- und Schichtenstudien aus dem westl. Oberharz. Clausthal 1885. (10.051. 8.) — — Geologische Karte des Westharzes (Massstab 1: 25.000). Clausthal 1886. 10.032. 8. Läszlo E. D. Chemische und mechanische Analyse ie Thone sa Budapest 1886. (10.001. 8.) Lenk Hans. Nephelinit und Dolerit in der „Langen Rhön“, Würzburg 1886. 10.019. 8.) London. Observations of the International Polar Expeditions. ar Fort Rae. London 1836. (2847. 4.) Lotti B. Descrizione geologica dell’ Isola d’Elba. Roma 1886. (10.034. 8.) Matthiessen B. Ueber die Bahn des Planeten (107) Camilla. Kiel 1886. 9957: 8. Medlieott H. B. Note on the oceurrence of Petroleum in ee 1886. .. (9974. 8.) Meissner Fr. Ueber die beim Benetzen pulverförmiger Körper auftretende 'Wärmetönung. Strassburg 1886. (9958. 8.) Meli R. Note geologiche. Echinodermi e altri fossili pliocenici di Anzio, — Roma 1885. (10.039. 8.) — — Adunanza generale estiva della Societa geologica Italiana tenuta in Arezzo. Roma 1885. (10.040. 8.) — — Sopra alcune ossa fossili, rinvenute nelle chiale alluvionali presso la via Nomentana, al 3° chilometro da Roma. 1836. (10.041. 8.) Mercalli Gius. La fossa di vulcano e lo stromboli dal 1884 al 1886. Milano 1886. (10.033. 8.) Michaelsen W. Untersuchungen über Enchytraeus Möbii Mich. und andere Enchytraeiden. Kiel 1886. (9959. 8.) Mihalkovies G. Dr. A Gerinczes allatok kivälasztö es ivarszerveinek Eejlö- dese, Budapest 1885. (9947. 8.) Moeller. Bericht über die Thätigkeit des Bergamtes im Kaukasus. Tiflis 1886. | ; (9975. 8.) > Mönnichmeyer Karl. Eine genäherte Berechnung der absoluten Störungen der Themis durch Jupiter. Kiel 1886. (9960. 8.) Morse Edw. S. Ancient and modern methods of Arrow Release. Salem 1885. (9989. 8. Münch Hugo. Der Canal durch den Isthmus von Corinth. Wien 1883. (10.013. 8) Nehring Alfr. Dr. Zoologische Sammlung der k. Landwirthsch. Hochschule in Berlin: Katalog der Säugethiere. Berlin 1886. (9988. 8.) Neumann L. Dr. Orometrie des Schwarzwaldes. Wien 1886. (9991. 8.) Niedzwiedzki J. Zur Kenntniss der Fossilien des Miocäns bei Wieliezka und Bochnia. Wien 1886. (9998. 8.) Nikitin S. Der Bau der Querthäler des centralen Russland. Petersburg 1884. (2844. 4.) — — Bibliotheque geologique de la Russie. I. 1885. Petersburg 1886 (9944. 8.) — — Vorläufiger Bericht über die Untersuchungen im Jahre 1884. (9582. 8.) 474 Verhandlungen. Nikitin. S. Ueber Juraablagerungen zwischen der Rubinska, Mologa u Müschkin. Petersburg 1881. . | — — Vorläufiger Bericht zur geologischen Karte des europäischen | — — Untersuchungen über die Lagerungsverhältnisse und Schichtfolge kauer Jura im Wolgagebiete. Petersburg 1883. \ — — Les depöts posttertiaires de l’Allemagne dans leurs zelatione; aux a tions correspondantes de la Russie. Petersburg 1886. — — Darwinismus und Artfrage auf dem Gebiete der heutigen P: Petersburg 1886. ’ Omboni Giov. Di aleuni insetti fossili del Veneto. Venezia 1886. Pechar. Statistik des böhmischen Präunkoblen VerzaiEgb im Jahre - litz 1886. 6 Pelseneer Paul. Notice sur les ee decapodes du macstrichtien du bourg. Bruxelles 1886. 6; Pettersen Karl. Vestfjorden og Salten med geologisk kart og Pr Kristiania 1886. (10. — — Kyartaertidens udviklingshistorie efter det nordlige Norge. Pirona G. A. Due chamacee nuove del terreno cretaceo del Friuli.. 1886. Pocta Ph. Le d@veloppement des &ponges fossiles. Paris 1886. Popelak Fritz Dr. Bericht über das Project einer Wasser-Versorgı Stadt Iglau. 1886. 9% Prestwieh Jos. On Underground Temperatures ete. London 1886. Rt — — On the Agency of Water in Volcanie Eruptions ete. London 18 Jekaterinburg 1886. Quenstedt F. A. Die Ammoniten des Schwäbischen Jura. Text: Heft il 1886 re — — Atlas: Heft 11, 12. nl Renevier E. Excursion dans les Hautes-Alpes Vaudoises etc. Lausanne Fe lente meccanico della Caloria. Venezia 1 \ Rudot A. und Broeck E. v. Observations nouvelles sur le Tufeau de Cip et sur le cretac& superieur du Hainaut. Liege 1886. (10.016. 8, Schack Fried. Anatomisch-histologische Untersuchung von Nephthys coeca Fabrieius. Kiel 1886. (9965. 8.) Schäff Ernst. Untersuchungen über das Integument der Lophobranchier. Kiel 1886. (9966. | Scharizer R. Ueber den Zwillingsbau des Lepidolithes und die regelmä; Verwachsung verschiedener Glimmerarten von Schüttenhofen. Wien 1886. (9967. 8.) Schlesinger Ludw. Dr. Die Nationalitäts-Verhältnisse Böhmens. ‚Stuttgart 1886. (9987. 8) on Schram W. C. Dr. Katalog der Bibliothek des Franzens-Museums der k.k, mähr.-schles. Gesellschaft. Brünn 1886. (10.035. DE 5 Seguenza G. Il Lias inferiore nella Provincia di Messina, Napoli 1885. A (2843. 4.) Er — — Intorno al sistema giurassico nel territorio di Taormina. (9978. 8) — — Monografia delle spiriferina dei vari piani del Lias Messinese, Roma Be: 1885. (9979. 8.) — — N Lias superiore nel territorio di Taormina, Ricerche Venezia 1886. (9994. 8.) Seguenza G. et Gemmellaro G. Sugli strati con leptaena nel Lias supe- riore di Sieilia. 1886. (999. 8) SEE nze G. Esame di wna sezione naturale nel giurassico di Taormina, Messina 188% (10:0007 8) ln Alfr. Deseriptive Catalogue of a Collection of the Economie Minerals of Canada. London 1886. (9993. 8) 3 Statuten der Section für locale Wetterıkunde des österr. Touristenclub. Wien 4 1886, (10,025.8) Nr. 18 Einsendungen für die Bibliothek. 475 Stefani Carlo de. Lias Inferiore ad Arieti dell’ Appennino Settentrionale. Pisa 1886. (9968. 8.) Steinmann Prof. Sur la structure göologique des Cordilleres de l’Amerique du Sud. Geneve 1886. (10.026. 8.) Tausch L. v. Dr. Ueber die Fauna der nicht marinen Ablagerungen der oberen Kreide des Csingerthales bei Ajka im Bakony etc. Wien 1886. (2835. 4.) Teller Fried. Die silurischen Ablagerungen der Ost-Karawanken. (Ober-Seeland 4. Sept.) Wien 1886. (9969. 8.) — — Ein zinnoberführender Horizont in den Silur-Ablagerungen der Kara- wanken. (Ober-Seeland, 25. Sept.) Wien 1886. (9970. 8.) Townsend R. A. Report on the Petroleum Exploration at Khätan. Caleutta 1886. (9974. 8.) Velain Ch. M. Note sur l’existence d’une rangee de blocs erratiques sur la Cöte Normande. Paris 1886. (9971. 8.) - Wähner Franz Dr. Beiträge zur Kenntniss der tieferen Zonen des unteren Lias in den nordöstlichen Alpen. IV. Th. Wien 1886. (2695. 4.) Wasillew E. Mittheilungen über den Bergbau Russlands 1883. Petersburg 1885. (10.043. 8.) Woeikof A. Temperaturänderung mit der Höhe in Bergländern und in der freien Atmosphäre. Wien 1885. (9980. 8.) — — Examination of Dr. Croll's Hypothese — Ses of geological Climates. St. Petersburg 1886. (9981. 8.) — — On the influence of forests upon Climate. 1886. (9982. 8.) — — Die Regenverhältnisse des malayischen Archipel. Wien 1885. (9983. 8.) — — Les rivieres et les lacs de la Russie. Gen&ve 1885. (9984. 8.) — — Les Europeens dans les Tropiques. (9985. 8.) Zapalowicz Hugo Dr. Eine geologische Skizze des östlichen Theiles der Pokutisch-Marmaroscher Grenzkarpathen. Wien 1886. (10.036. 8.) Zlatarski G. N. Geologische Untersuchungen im centralen Balkan und in.den angrenzenden Gebieten. Wien 1886. (9972. 8.) Zeit- und Gesellschafts-Schriften. Eingelangt im Laufe des Jahres 1886. Aarau. Naturforschende Gesellschaft. Mittheilungen. Heft IV. 1886. (567. 8. Albany. Aunual Report of the Trustes of the Astor Library for the 3 1882— 1883. (331. 8.) — New York State Museum of Natural history of the Regents of the University. Annual Report 33, 34, 35, 36, 37. 1880— 1884. (2. 8.) Alpenverein. Deutscher und Oesterreichischer. Zeitschrift. Jahrg. 1886. Band XVII. (468. 8.) — Mittheilungen. Jahrg. 1886. (524. 8.) Altenburg. Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes. Mittheilungen. Band III. 1886. (3. 8.) Amsterdam. Koninklijke Akademie van Wetenschappen. Verslagen etc. Naturkuunde, 3. Recks, Deel I. — 1885. (245. 8.) — Jaarbock voor 18%. (333. 8.) — Verslagen, etc. Letterkunde, 3. Recks, Deel II. 1885. (334. 8.) — Register of den Catalogus van de Bockery pro 1885. (835. 8.) — Verhandelingen, Letterkunde. Deel XVI. 1886. (83. 4.) — Verhandelingen. Deel XXIV. 1886. (82. 4.) — Jaarbock van het Mynwezen in Nederlandsch Oost-Indie. XIV. Jaarg. 1885. 2. (505. 8. Angers. Soeiete d’etudes scientifiques d’Angers. Bulletin. Annee XIV. Iasi (623. 8. Annaberg-Buchholzer-Verein für Naturkunde. Jahresbericht Nr. 7. 1885 (451. 8.) Augsburg. Naturhistorischer Verein. Bericht 28, 1885, (6. 8.) 476 Verhandlungen. Nr. 18 Ä ; Auxerre (Yonne). Societe des sciences historiques et naturelles. Bulletin. Vol. 39. 1. 1885. (7:84 Baltimore. American Chemical Journal. Vol.7. Nr. 4—6. 1885,86. Vol. 8. Nr. 1 bis 5. 1886. (638. 8.) Batavia. Natuurkundige Vereeniging in Nederlandsch-Indie Tijdschrift. Deel 44. 1885. Deel 45. 1886. (246. 8.) Belgrad. Serbische gelehrte Gesellschaft. Mittheilungen. Band 63, 64. 1885. (338. 8.) Berlin. Königl. preussische Akademie d, Wissenschatten. Sitzungsberichte Nr. 1— 22. 1886. (237. 8. — Abhandlungen aus dem Jahre 1885. (3. 4. — Königl. preuss. geologische Landesanstalt und Bergakademie Jahrbuch für 1884. (603. 8.) — Abhandlungen. Band VI, Heft 3, 1885. Band VII, Heft 2, 1886. Band VIII, Heft 1, 1586. (506. 8.) — Atlas hierzu. Band VI, Heft 3. 1885. (1834. 4.) — Erläuterungen. Lieferung RRR: Graäbihetläng 70, Nr. 34—36, N, (312. 8. — Deutsche chemische Gesellschaft. Berichte, Jahrg. XIX. 1886. (52. Lab. 8.) — Deutsche geologische Gesellschaft. Zeitschrift. Band 37, Heft 3—4, 1885. Band 38, Heft 1—3. 1886. (232. 8.) — Gesellschaft für Erdkunde, Zeitschrift. Band XX, Heft 1-5. 1886. i 236. 8.) — Verhandlungen. Band XIII, Nr. 1—9. 1886. si 8.) — Production der Bergwerke, Salinen und Hütten im preuss. Staate im Jahre 1885 (237. 4.) — Thonindustrie-Zeitung. Jahrg. X. 1886. (210. 4.) — Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preussischen Staate. Band XXXIV. Lieferung 1—4. 1886. (72. 4.) — Hierzu Atlas. Band XXXIV. (99. 2.) Bern. Materiaux pour la Carte geologique de la Suisse. 18. Livraison. (166. 4.) — Naturforschende Gesellschaft. Mittheilungen. Heft 2—3. 1885. (11. 8.) Besancon. Soeiete d’Emulation du Doubs. M&moires. Serie V, Vol. VII, 1883. Serie V, Vol. IX, 1885. (345. 8.) Bologna. Accademia delle scienze. Ben Ser. IV, Tomo IV, 1882. 85. 4.) Bonn. Naturhistorischer Verein der preuss. Rheinlande und Westfalens. Ver- handlungen. Jahrg. 42. 2. Hälfte. 1685. Jahrg. 43. 1. Hälfte. 1886. (15. 8.) Bordeaux. Soeiete Linneenne. Actes. Vol. XXXVIH. 1883. Vol. XXXVII. 1884. (16. 8.) Boston. American Academy of arts and sciences. Proceedings. Vol. XX, 1885. Vol. XXI, part. 1. 1886. 8, 8, — Society of Natural history. Proceedings. Vol. XXII, Part. 4. 1883. Vol. XXIII, Part. 1. 1884. (19. 8.) — Memoirs. Vol. III, Nr. 11. 1885. (4. 4.) Bregenz. Landwirthschafs-Verein von Vorarlberg. Mittheilungen pro a (437. 8 — Museums-Verein. Bericht 24. 1885. (26. 8.) Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen. Band IX, Heft 3. 1866. (25. 8.) Brescia. Commentari dell’ Ateneo. Anno 1885. (255. 8.) Brünn. K. k. mährisch-schlesische Gesellschaft zur Beförderung des ,. der Natur- und Landeskunde Mittheilungen, Jahrg. 65. 1885. (121. 4.) — Naturforschender Verein. Verhandlungen. Band XXIII, Heft 1 und 2. 1885. (31. 8.) Bruxelles. Societe Royale Belge de G£ographie. Bulletin. Annee IX, Nr. 6. 1885. Annee X, Nr. 1—5. 1886. (550. 8.) — service de la Carte geologique du Royaume. Texte Explicatif pro 1885. (647. 8.) Budapest. Kiadja a Magyar tudomänyos Akademia. Közlemenyek. XX, XXI. 1885. (380. 8.) — Ertekezesek a termöszettudomanyok etc. XV Kötet, .1—19 Szam. XVI Kötet, 1, 2, 3 Szam 1886. (383. 8.) a > Nr. 18 Einsendungen für die Bibliothek. 477 Budapest. Ertekez6&ösek a mathem. XII Kötet, I—11l Szam. 1885. XIII Kötet, ] Szam. 1886. (434. 8.) — Königl. ungarische geologische Anstalt. Mittheilungen aus dem Jahr- buche. Band VII, Heft 5. 1886. Band VIII, Heft 1—3. 1886. (625. 8.) — Jahresbericht für 1884. (639. 8.) — Földtani közlöny kiadja a magyarhoni földtani Tärsulat pro 1886. XV1. j (481. 8.) — Magyar kir. földtani Intezet. Evkönyve. Kötet VII, Füzet 5. 1885. Kötet VIII, Füzet 1-4. 1886. (489. 8.) — Mathematische und naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. Band III, 1884— 1885. (646. 8.) — Meteorologische Beobachtungen an der königl. ungar. Central-Anstalt pro 1886. (186. 4.) — Ungarisches National-Museum. Naturhistorische Hefte. Band IX, Heft 3, 4. 1885. Band X, Heft 1—3. 1886. (553. 8.) Buenos Aires. Academia nacional de ciencias en Cördoba. Actas. TomoV, Nr. 2. 1884. (239. 4.) — Boletin. Tomo VII. 2, 3, 4. 1885. (635. 8.) — Museo Nacional. Anales. Tomo III. 1885. (86. 4.) Buffalo. Society of natural seiences. Bulletin. Vol. V, Nr. 1. 1886. (511. 8.) Bucarest. Ministere des travaux publics. Annuaire du Bureau g£&ologique. Annee 1882 --1883, Nr. 1, 2. (660. 8.) — Soeiete göographique Roumaine. Bulletin. Annee VI, Nr. 2, 3, 4, 1885. Annee VII, Nr. 1—4, 1886. (542. 8.) Calcutta. Asiatie Society of Bengal. Journal. (Natural Science.) Vol. 54,. Nr. 1—3. 1885. Vol. 55, Nr. 1—2. 1886. (39. 8.) Proceedings. Nr. 6—10. 1885. Nr. 1—4. (40. 8.) Journal (History, Literature). Vol. 54, Nr. 3, 4, 7. 1885. (38. 8.) — Geological Survey of India. Records. Vol. XVII, part 4, 1885. Vol. XIX, part 1—4, 1886. (482. 8.) Memoirs. Vol. XXI, part. 3-4. 1885. (218. 8.) Annual-Report. 1835. (219. 8.) — Palaeontologia Indica. Memoirs, Ser. IV, Vol. I, part. 5. 1885. Ser. X, Vol. III, part 6, 7, 8. 1885. Ser. XIII, part 5. 1885. Ser. XIV, Vol. I, part 5. 1885, (10, 4.) — Report on the Meteorology of India in 1883. 1884. (124. 4.) Indian Meteorological Memoires. Vol. II, part IV, 5. 1885. Vol. III, part 1. 1886. Vol. IV, part 1. 1886. (124. 4) Cambridge. American Academy of arts and sciences. Memoirs. Vol. X, part Nr. 3. 1882. Vol. XI, part 2, 3. 1885. (12. 4.) — (Harvard College) Annual Report of the President and Treasurer, pro. 1884—85. 12. 8. ; Een of Comparative Zoology. Bulletin. Vol. XII, Nr. 2—6. 1885/86. Vol. XI, Nr. 1. 1886. (463. 8.) irn Vol. X, Nr. 2, 4, 1885. Vol. XIV, Nr. ]. 1885. (180. 4.) Annual-Report for 1884—85. (23. 8.) —- Philosophical Society. Proceedings. Vol. V, part 5. 1886. (313. 8.) Science: An Illustrated Weekly Journal. Nr. 152—157. 1886. (636. 8.) | Catania. Accademia Giornia di science naturali Atti. Serie III, Tomo XVIII. “: 1885. (88. 4.) Chamböry. Academie des sciences, belles-lettres et arts. M&moires. Tome X. £ 1885. Tome VII. 1885. (47. 8.) Cherbourg. Societ& nationale des sciences naturelles. Mömoires,. Tome 24. 1884. (49. 8.) Christiania. Physiographiske Forening. Nyt Magazin for Naturvidenskaberne. Binds 28, Hefte 2—4. 1884. Binds 29, Hefte 1—4. Binds 30, Heft 1. 1886. (259. 8.) Cineinnati. Society of natural history Journal. Vol. VIII, Nr. 4. 1886. Vol. IX, Nr. 1—3. 1886. (565. 8.) Colmar. Societe d’histoire naturelle. Bulletin. Annee 24, 25, 26. 1883—85- (51. 8.) Dames W. und Kayser E. (Berlin). Paläontologische Abhandlungen. Band III, . Heft 23. 1885,86. (227. 4.) 478 Verhandlungen. Nr. 18 Danzig. Naturforschende Gesellschaft. Schriften. Neue Folge, Band VI, Heft 3. 1886. (52. 8.) Darmstadt. Grossherzoglich Hessische geologische Landesanstalt. Ab- handlungen. Band I, Heft 2 et Atlas. 1885. (643. 8.) — Verein für Erdkunde und mittelrheinischer geologischer Verein. Notizblatt IV. Folge, Heft VI, 1885. (53. 8) Dijon. Academie des sciences, arts et belles-lettres. Memoires. Tome VIII. 1883/84. (58. 8.) Dorpat. Archiv für die Naturkunde Liv-, Esth- und Kurlands. Biologische Naturkunde. II. Serie, Band X, Liefg. 2, 1885. (57. 8.) Sitzungsberichte. Band 7, Heft 2, 1885. (62. 8.) Dresden. (Isis). Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Sitzungsberichte, Jahrg. 1885—1886. Jänner, Juni. (60. 8.) —- Verein für Erdkunde. Jahresbericht. XXI. 1885. (55. 8.) Dublin. Royal Dublin Society. Scientifie Transactions, Vol. IH, Nr. 7 bis 10. 1885. (218. 4.) Proceedings. Vol. IV, part 7—9, 1885. Vol. V, part 1—2. 1886. (63. 8.) — Royal geological Society of Ireland. Journal. Vol. XVI, part III. 1882/84. Vol. XVII, part 1. 1885. (61. 8.) Emden. Naturforschende Gesellschaft. Jahresbericht. 1884/85. (70. 8.) Erlangen. Physikalisch-medieinische Societät. Sitzungsberichte, Heft. 17. 1885. (543. 8.) St. Etienne. Soci6t@ de l’Industrie Mingrale. Bulletin. Tome XIV, Livr, 3-4. 1885. Tome XV, Livr. 1—2. 1886. (233. 8.) Atlas. Tome XIV, Livr. 3—4. 1885. Tome XV, Livr. 1—2. 1886. (66. 4.) Comptes rendus mensuels pro. 1886. (589. 8.) Frankfürt a. M. Senckenbergische naturforschende Gesellschaft. Bericht. 1885. (316. 8.) Abhandlungen. Band XIV, Heft 1. (19. 4.) Frauenfeld. Thurgauische Naturforschende Gesellschaft. Mittheilungen. Heft 7. 1886. (622. 8.) Freiberg. Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen auf das Jahr 1886. (21. 8.) St. Gallen. Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Bericht über die Thätig- keit pro 1883/84. (75. 8.) Gene&ve. Bibliotheque universelle et Revue Suisse. Archives etc. Tome XV--XVI. 1886. (474. 8.) — Soeiete de Physique et d’histoire naturelle. M&moires. Tome XXIX, Partie 1. 1884/85. (20. 4.) Giessen. Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie. Für 1884. Heft 1—3. 1885/86. Für 1883, Heft 5. 1885/86. Register. II, Heft. 1867 —1876. (449. 8.) — Öberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Bericht Nr. 24. 1886. (78. 8.) Görlitz. Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. Neues Lau- sitzisches Magazin. Band 61, Heft 2. 1885. Band 62, Heft 1. 1886. (348. 8.) Göttingen. K. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg-August-Uni- versität. Nachrichten aus dem Jahre 1885. (82. 8.) Abhandlungen. Band 32. 1885. (21. 4.) Gotha (Petermann). Mittheilungen aus Justus Perthes, geographischer Anstalt. Band: 32. 1886. (57. 4.) Ergänzungshefte. Band XIX. 1886. (58. 4.) ES Graz. Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. Mittheilungen. J u 5. 67 — K.k. Steiermärkischer Gartenbau-Verein. Mittheilungen. BR Folge. Band V, 1886. (538. 8.) — Steiermärkisch-landwirthschaftliches Joanneum Jahresbericht. 74. 1885. 95. 4. Groth. Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie. Band XI, Ba ) an 1885. Band XII, Heft 1. 1886. (557. Lab. 8.) Güstrow. Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. Archiv. Jahrg. 39. 1885. Jahrg. 40. 1886. (145. 8.) Zu , A R nn Nr. 18 Einsendungen für die Bibliothek. 479 Halle a. S. K. Leopoldinisch-Carolinische Deutsche Akademie der Naturforscher. Leopoldina. Heft XXII, Nr. 1—22. 1886. (29. 4.) Nova Acta. Band 47 und 48. 1885/86. (30. 4.) Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen und Thüringen. Zeitschrift. Band IV, Heft 4—6. 1885. V, Heft 1—2. 1886. (85. 8.) — Verein für Erdkunde. Mittheilungen. pro 1885. pro 1886. (556. 8.) Hanau. Wetterauische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde. Bericht. pro 1883—1885. (86. 8.) Hannover. Gewerbe-Verein. Wochenschrift für Handel und Gewerbe. Jahrg. 1886. 161. 4.) ( — Ingenieur- und Architekten-Verein. Zeitschrift. Band. XXXI. 1886. (69. 4.) Haarlem. Musee Teyler. Archives. Serie II, Vol. II, partie 2, 3. 1885. (522. 8.) Haarlem (La Haye). Societ@ Hollandaise des sciences, Archives. Neer- landaises des sciences exactes et naturelles. Tome XX, Liyr. 4, 5. 1886. Tome XXI, Livr. 1. 1886. (87. 8.) Harrisburg. Second geological survey of Pennsylvania. pro 1885. € 5; T3; AA. (540. 8.) Havre. Societe g&ologique de Normandie. Bulletin. Tome I—IX. 1873. 1882. (652. 8.) M&moires. Vol. I, II et Atlas. (245. 4.) Heidelberg. Naturhistorisch-medieinischer Verein. Verhandlungen. Neue Folge, Band II, Heft 5. 1886, (263, 8.) Hermannstadt. Siebenbürgischer Karpathen-Verein. Jahrbuch. Jahrg. VI. 1886. (628. 8.) — Verein für siebenbürgische Landeskunde Archiv. Band 20, Heft 2—3. 1886. (95. 8.) Jahresbericht 1884/85. (467. 8.) Iglo (Kesmärk). Ungarischer Karpathenverein. Jahrbuch. Jahrg. XII) 1886. (520. 8.) Innsbruck. Ferdinandeum für Tirol und Vorarlberg. Zeitschrift. III. Folge) 29. Heft. 1885. (90. 8.) — Naturwissenschaftlich-medieinischer Verein. Berichte. Jahrg. XV. 1885/86. (480. 8.) Jena. Medieinisch-naturwissenschaftliche Gesellschaft. Zeitschrift. Band XIX. Heft 2, 3, 4. 1885/86. Supplement XIX, Heft 1—2. 1885/86 (273. 8.) Kassel. Verein für Naturkunde. Festschrift. pro 1886. (46. 8.) Kiel. Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein. Schriften, Band VI, Heft 2. 1886. (92. 8.) Kiew. Mittheilungen der Universität. Band XXV, Heft S-12. 1885. Band XXVI, Heft 1—8. 1886. (649. 8.) Kjobenhavn. Acad&mie Royale de Copenhague. Oversigt. Nr. 2—3. 1885. Nr. 1. 1886. (267. 8.) M&moires. Vol. II, Nr. 8--10. 1885. Vol. III, Nr. 1—3. 1885. Vol. IV, Nr. ]. 1886. (93. 4.) Klagenfurt. Mittheilungen über Gegenstände der Land-, Forst- und Haus- wirthschaft. Jahrg. 43. 1886. (130, 4.) — Naturhistorisches Landes-Museum von Kärnten. Jahrbuch. Heft 17. 1885. (93. 8.) Köln (Gaea). Zeitsehrift zur Verbreitung naturwissenschaftlicher und geo- graphischer Kenntnisse. Band XXII. 1886. (322. 8.) Königsberg. Physikalisch-skonomische Gesellschaft. Schriften. Jahrg. 26. 1885. (27. 4.) Königshütte (Kattowitz). Oberschlesischer Berg- und Hüttenmännischer Verein. Zeitschrift. Jahrg. XXV. 1886. (214. 4.) Krakow. Akademija Umiejetnosei w Krakowie. Sprawozdanie. Tome XIX. 1885. (465. 8.) Pamietnik! Tome X, XI. 1885. (205. 4.) Kristiania. Archiv for Mathematik og Naturvidenskab. Bind 10, Heft 3—4. 1885/86. Bind 11, Heft 1—4. (547. 8.) Lausanne. Societe Vaudoise des sciences naturelles. Bulletin. Vol. XXI, Nr. 93. 1886. (97. 8.) K. k, geolog. Reichsanstalt 1886. Nr. 18. Verhandlungen. 67 pe A480 Verhandlungen. Leiden. Sammlungen des geologischen Reichs-Museums, Nr. 11--12. 1885. (611. 8.) Leipzig. Königliche Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. Berichte Math.-phys. Cl. Band 37, Nr, 3. 1885. Nr. I, II, III, IV. 1886. (IB) TR Abhandlungen. Band XIII, Nr. 6, 7. 1886. (500. 8.) —- Berg- und Hüttenmännische Zeitung. Jahrg. 45. 1886. (74. 4.) — Fürstlich Jablonowski’sche Gesellschaft. Preisschriften. XXVI. 1886. 270. 8.) — Journal für praktische Chemie, redig. v. Hermann Kolbe. Band N, et 34. 1886. (447. 8.) os — Museum für Völkerkunde. Berichte. XIII. 1885. (526. 8.) — Naturforschende Gesellschaft. Sitzungsberichte. Jahrg. XII. 1885. a (544. 8.) Nr. 18 Tr Liege. Soci6t& g&ologique de Belgique. Annales. Tome XII. 1884/85. (529. 8.) — Soci6te Royale des sciences de Liege. Memoires. Tome XI. 1885. (101. 8.) Lille. Sociste g&ologique du Nord. Annales. XII, Livr. 5. 1885. XII, Livr. 1—2, 5. 1886. (539. 8.) Linz. Museum Franeisco-Carolinum. Bericht. 44. 1886. (100. 8.) — Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns. Jahresbericht. ]5. 1885. (577. 8) Lisboa. Sociedade de Geographia. Bulletin, Ser. V, Nr. 7—12. 1885. Ser. VI, Nr. 1—6. 1886. (552. 8.) London. Geological Magazin. Vol. III. 1886. (225. 8.) — Geologieal Society. Quarterly-Journal. Vol. XLII, part 1-4. 1886. (230.8) List. 1886. (229. 8.) — Linnean Society. Journal. Botany. Vol. XXI, Nr. 133—140. Vol. XXII, Nr. 141—144. Vol. XXIII, Nr. 150. (112. 8.) Journal. Zoology. Vol. XIX, Nr. 109—113. (113. 4.) List. 1885—1886. (114. 8.) Transactions. Zoology. Vol. II, part 12, 15—17. Vol. III, part 4. (31. 4.) — Mineralogical Society. Mineralogical Magazine and Journal. Vol. VI, Nr. 31. 1886. Vol. VII, Nr. 32. 1886. (618. 8.) — Palaeontographical Society. Vol. 37 et 38. 1883/84. (116. 4.) — Royal Geographical Society. Proceedings. Vol. VIII. 1886. (203. 8.) — Royal Institution of Great Britain. Proceedings. Vol. XI, part 2. 1886. (117. 8.) — Royal Society. Proceedings. Vol. XXXIX, Nr. 239, 240. Vol. 40, Nr. 241—245. Vol. 41, Nr. 246. (110. 8.) London (Nature). A weekly illustrated Journal of science. Vol. XXXIII et XXXIV. 1886. (325. 8.) Lübeck. Geographische Gesellschaft. Mittheilungen. Heft 4, 5, 6,7. ine: 641. 8.) Lund. Universitets Ars-Skrift. Acta. Tome XXI. 1884/85. ne 4.) Lwöw. Czasopismo polskiego towarzystwa przyrodniköw imienia Kopernika. Kosmos. Rocznik. XI, Zeszyt 1—11. 1886. (546. 8.) Lyon. Academie des sciences, belles-lettres et arts. Memoires, Classe dessciences. Vol. XXVI. 1885. (122. 8.) M&moires. Classe des lettres. Tome XXI, XXII. 1884/85. (357. 8.) Madrid. Comision del Mapa geolögico de Espaüa. Boletin. Tomo XII, 1. 1885. Tomo XIII, 1. 1886. (572. 8.) Memorias. 1884. (571. 8.) — Revista Minera y Metalurgica. Tomo IV. 1886. (242. 4.) — Sociedad geogräfica de Madrid. Boletin. Tomo XX, 1—6. 1886. Tomo XXT, 1—2. 1886. (545. 8.) Magdeburg. Naturwissenschaftlicher Verein. Jahresbericht. 16. 1885. 515. 8.) Manchester. Literary and Philosophical Society. Memoires. Vol. rk 1884. } (126. 8.) Proceedings. Vol. XXIII, XXIV. 1883-—-1885. (127. 8.) Mans. Soeiete d’agrieulture, seiences et arts de la Sarthe. Bulletin. Tomo XXX, fasc. 2—3. 1885/86. (359. 8.) i Le Mans. Socitt& Philotechnique du Maine. Bulletin. 4. Annte, Nr. 2, 1884/85. (630. 8.) n. ji F ae L h Tu Err, " Ar a nn A Ä ©, = SA Ye FEHLTEN 2 7 DOES \ Nr. 18 Einsendungen für die Bibliothek, 481 Melbourne (Victoria). Reports of the Mining Registrars for 188%. 1886. (229. 4.) Mineral Statistics. 1885. (230. 4.) Metz. Verein für Erdkunde. Jahresbericht. VIII pro 1885. (581. 8.) Middelburg. Zeeuwsch Genootschap der Wetenschappen. Archief. VI. deel. 1. stuk. 1885. (274. 8.) Catalogus der Bibliotheek. 1884. (275. 8.) Milano. Reale Istituto Lombardo di scienze e lettere. Rendiconti. Vol. XVII, 1884. (278. 8.) — Societä Italiana di scienze naturali. Atti. Vol. XXVIII, Fase. 1—4. 1885/86. (277. 8.) Minneapolis. Geological and natural history Survey of Minnesota. Annual- Report. For 1872, 1878, 1881, 1882, 1883. (657. 8.) Mitau. Kurländische Gesellschaft für Literatur und Kunst. Sitzungsberichte, pro. 1884— 1885. (135. 8.) Modena. Societä dei Naturalisti. Atti. Serie III, Vol. IV, Anno XIX. 1885. (279. 8.) Mojsisovies E. v. et Neumayr M. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich- Ungarns und des Orients. Band IV. Heft 3—4. 1886. Band V, Heft 2-3. 1886. (221 u. 222, 4.) Montreal. Commission geologique et d’histoire naturelle et Muste du Canada. Rapport des Operations. 1882/83/84. Mappes des Operations. 1882/83/84. (640. 8.) — Royal Society of Canada. Proceedings and Transactions. Vol. II. 1885. (243. 4.) Moscou. Soei6te Imperiale des naturalistes, Bulletin. Tome 60, Nr. 3—4. 1834. Tome 61, Nr. 1—4. 1835. Tome 62, Nr. 1. 1886. (140. 8.) Nouveaux Memoires. Tome XV, Livr. 1. 1884. (34. 4.) München. K. b. Akademie der Wisseaschaften Sitzungsberichte. Jahrg. 1885, Heft 4. 1886. Heft 1. (141. 8.) Abhandlungen. Band XV, Abtheilung 2. 1885. (35. £.) Nancy. Academie de Stanislas. M&moires. Serie 5, Tome II. 1885. (143. 8.) Napoli. R. Accademia delle seienze Fisiche e matematiche. (102. 4.) Rendiconto. Anno XXII. XXV. 1883—1886. (101. 4.) — Societä Africana d’Italia Bollettino. Anno IV, Fasc, 5. 1825. Anno V, Fasc., 1—10. 1886. (629. 8.) — Societä Italiana delle scienze. Memorie di matematica e di fisica. Tome V, Fasc. 2. 1885. (235. 4.) Newcastle. North of England Institute of Mining and Mechanical Engineers. Transactions. Vol. XXXV, part 1—4. 1886. (602. 8.) New-Haven (Sillimann). American Journal of scienze and arts. Vol. XXXI, XXXII. 1886. (146. 8.) New-York. American Geographical Society. Bulletin. Nr. 1-5. 1885. Nr. 1. 1886. (148. 8.) — American Journal of Mining. Vol. 41 et 42. 1886. (75. 4.) — American Museum of Natural History, Annual-Report pro 1885/86. (152. 8.) — Lyceum of Natural history. Annals. Vol. III, Nos. 3, 6, 8. 1884/85. (147. 8) Nürnberg. Naturhistorische Gesellschaft. Jahresbericht. pro 188. (150. 8.) Odessa. Schriften der neurussischen naturforschenden Gesellschaft. Band X, Heft 2. 1886. Band XI, Heft 1. 1886. (502. 8.) Padova. Societä Veneto-Trentina di scienze naturali. Atti, Vol. IX, Fasc. 2. 1885. (592. 8.) Bollettino,. Tome III, Nr. 4. (593. 8.) Palaeontographica von W. Dunker und K. Zittel. Band 32, Liefg. 1—6. 1885 86. Band 33, Liefg. 1—3. 1886. 56. 4. Paris. Annales des mines ou recueil de memoires ete. Tome VIII, Livr. 5—6. 1885. Tome IX, Livr. 1-3. 1886. Tomo 10, Livr. 4 188. (214. 8.) Paris (Höbert M). Annales des sciences geologiques. Tome XVII. 1885. Tome XVII. 1885. (516. 8.) — Joumal de Conchyliologie. Tome 24, Nr. 1—4. 1834, Tome 25, Nr.1—4. 1885. (221 8.) 64* 1886. Tome XXXIV, Nr. 1—4. 1886. (46. 1885. Verhandlungen. _ Paris. Nouvelles archives du Museum dhistoire naturelle. VIII, Fase. 1. 1885. — Revue des cours seientifiques de la France et de Ytranger. Tome XXX XXXVII. 1886. (81. — Revue universelle des mines, de la me£tallurgie etc. Tome XVIIL, Nr. DB: Tome XIX, Nr. 1—3. 1886. Tome XX, Nr. 1. 1885. 380 — Soeiste geologique de France. Bulletin. Tome Xu, Nr. 8. 1884. 1 Tome Nr..1, 8, 7:.1885. ; ( ” M&moires. Serie 3, Tome III. 1885. Tome 1V, Nr. 1. 1885. (67. — Soeiet& de geographie. Bulletin. VI, Nr. 1-4, 1885. VII, Nr. 1-8: 885. (499. 8) — Soeiete Mineralogique de France. Bulletin. Tome VII, Nr. er „188 $ Tome IX, Nr. 1—6. 1886. 8) Passau. Naturhistorischer Verein. Berichte. pro 1883—1885. Penzance. Royal geological Society of Cornwall. Transactloms x part VIII. 1886. (590, 8; St. Petersburg. Acadömie Imperiale des sciences. Bulletin. Tome XXX Nr. 3. 1886. Tome XXXI, Nr. 1—2. 1886. (45, 4.) — Memoires. Tome XXXII, Nr. 14-18. 1885. Tome XXXII, Nr. 1— — Kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Repertorium f. Meteor ologie. m — Annalen des physikalischen Central-Observatoriums. ee er . Theil 1—2. 139 x — Arbeiten des kaiserl. botanischen Gartens. Band IX, Fasec. II. Ei; 493 — Berg-Ingenieur- Oarpal Gornaj-Journal. Jahrgang 1886. Nr. 1—10. (389. — (omite geologique. Institut des mines. Bulletin. Tome IV, Nr. Dan a 1885. Tome V, Nr. 1-8. 1886. (63° " — M&moires. Vol, 1, Nr. 4. 1885. Vol. II, Nr.2—3. 1885. Vol. 1m. De.d 1886. S: — Russische geographische Gesellschaft. Berichte. Band XXII. 1886. — Jahresbericht über die Thätigkeit pro 1885. Philadelphia. Academy of Natural sciences. Proceedings. 1886 — American Institute of Mining Engineers, Transaction s. Vol. av 1886 a 521.8) — American Philosophical Society. Proceedings. Vol. XXI, Nr. 117120. 1884—85. Vol. XXIH, Nr. 121—122. 1886. (158. 8.) — Journal of the Franklin-Institute. Vol. 91, 92. 1886. (160. 8.) Pisa. Societä Malacologica Italiana. Bulletino, Vol.XI, Fogli 8,13, 14, 17. 1885. Vol. XII, Fogli 1-4. 1886. (166, 8) — Societä Toscana di scienze naturali. Atti. Fol. VI, Fasc 2. 1885. Vol. VI. 1886. (527. 8.) Pola. K. k. Hydrographisches Amt. Mittheilungen. Band XIV. 1886. N Fra (189.8) 2 — Kundmachungen für Seefahrer pro 1886. (610. A Prag. Königl. böhm, Gesellschaft der Wissenschaften. Sitzungsberichte. Jahrgang 1882— 1884. (163. 8.) — Abhandlungen. Band 12. 1884. (49. 4.) — Jahresbericht pro 1882, 1883, 1884, 1835. (656. 8.) — Comite für die land- und forstwirthschaftliche Statistik des Königreiches Böhmen. Mittheilungen pro 1884. (396. 8.) — Deutscher polytechnischer Verein, Techni sche Blätter. Jahrg. XVII, Heft 3, 4. 1885. Jahrg. XVIII, Heft 1-3. 1886. (484. 8.) Regensburg. Königl. 'bayr. botanische Gesellschaft. Flora oder allg. Be. Zeitung. Jahrgang 43. 1885. (173. 8.) — Naturwissenschaftlicher Verein. Corres pondenzblatt. A Bone 1885. (168. 8.) Ba zusnenbes: Verein der Naturfreunde, Mittheilungen. Jahrgang 16, 17. Nr. 18 Einsendungen für die Bibliothek. 483 Riga. Naturforscher-Verein. Correspondenzblatt XXVIII. 1885. XXIX. 1886. (169, 8.) Roma. R. Accademia dei Lincei. Memorie. Vol. XVIII, XIX. 1884. Ser. IV, Vol. II. 1885. (107. 4.) — Bullettino del Vulcanismo Italiano. Anno XI. 1884. Anno XII, Fase. 10—12. 1885. Anno XII, Fasc. 1—3. 1886. (530. 8.) s — Comitato geologico d’Italia. Bollettino. Vol. XVII. 1886. (323. 8.) — Societä geografica Italiana. Bollettino. Ser. II, Vol, XI. 1836. (488. 8.) — Societä geologica Italiana. Bollettino, Vol. I, Fasc. 1, 2. 1882. Vol. II, Fasc. 1—3. 1883. Vol. III, Fasc. 1—2. 1884. Vol. IV. 1885. (661. 8.) Rouen. Academie des sciences, belles-lettres et arts, Precisanalytique., Annde 1883—84. (172. 8.) Salem. Peabody Academy of science. Annual-Report. 1886. (461. 8.) — Memoirs. Vol. II, 1886. (176. 4.) Salzburg. Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Mittheilungen. Ver- einsjahr XXV. 1885. (174. 8.) San Francisco. California Academy of sciences. Bulletin. Vol. I, Nr. 1 bis 4. 1884—86. (322. 8.) Schweiz. Allgemeine schweizerische Gesellschaft für die gesammten Natur- wissenschaften. Neue Denkschriften. Band 29, Abtheilung 2. 1885. (55. 4.) — Geologische Commission der schweiz. naturf. Gesellschaft. Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz. Lieferung 24. 1886. (166. 4.) — Paläontologische Gesellschaft. Abhandlungen. Vol.XII. 1885. (202. 4.) Shanghei. Royal Asiatic Society. Journal. Vol.XX, Part I—4, Vol. XVII bis XX. 1884—86. Vol. XXI, Part 1, 2. 1886. (558. 8.) Stockholm. Geologiska föreningens,. Förhandlingar. Band VII, Heft 13 bis 14. 1885. Band VIII, Heft 1—5. 1886. (633. 8.) Strassburg. Commission für die geologische Landesuntersuchung von Elsass- Lothringen. Mittheilungen. Band I, Heft 1. 1886. (662. 8.) Stuttgart. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Jahr- gang 1886, Band I, Heft 1-3, Band II, Heft 1—-3. Jahrgang 1887, Band ], Heft 1. — Jahrgang 1830—33, dann 1849-52 angekauft. Beilage-Band IV, Heft 2-3. 1886. (231. 8.) — Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. Jahreshefte. Jahrgang 42. 1886. (196. 8.) Sydney. Department of Mines, New South Wales. Annual-Report. 1884. 1885. (561. 8.) Teplitz. Der Kohleninteressent per 1836. (220. 4.) Tiflis. Materialien für Geologie vom Kaukasus pro 1879—32. (569. 8.) Torino. R. Accademia delle scienze Atti. Vol. XX, Disp. 7, 8. 1885. — Vol. XXI, Disp. 1—7. 1885. (289. 8.) — Memorie. Tomo XXXVI. 1886. (119. 4.) — Club Alpino Italiano. Bollettino. Vol. XIX, Nr. 52. 1885. (492. 8.) — Osservatorio della Regia Universitä. Bollettino. Anno XIX. 1884. Anno XX. 1885. (145. 4.) Toronto. Canadian Institute. Proceedings. Vol. III, Fasec. 3—4. 1886. Vol. IV, Fase. 1. 1886. (554. 8.) Toulouse. Academie des sciences, inscriptions et belles-lettres. M&moires. Tome VI, 1, 2. 1884. (180. 8.) Trenesin. Naturwissenschaftlicher Verein. Jahresheft. Jahrgang 7 u. 8. 1884— 35. (663. 8.) Trenton. Annual-Keport of the State Geologist of New Jersey, for the Year 1834— 35. (328. 8.) Trieste. Societa Adriatica di Scienze naturali. Bollettino. Vol. IX, Nr.], 2. 1885—86. (528. 8.) Tschermak. Mineralogische und petrographische Mittheilungen. Band 7, Heft 4—6. 1886. Band 8, Heft 1—2. 1886. (483. 8.) Utrecht. Nederlandsch meteorologisch Jaarbock voor 1885. (147. 4.) — Provineial Utrechtsch-Genootschap van Kunsten en Wetenschappen. Aantee- keningen 1884—55. (290. 8.) — Verslag pro 1885. (291, 8.) Verhandlungen, 484 Venezia. L’Ateneo Veneto. Rivista Mensile. Ser. VIII, vol, I, Nr. ; 1884. Ser. VIII, Vol. II, Nr. 1-6. 1884. Ser. IX, Vol. I, Nr. 1 en IX, Vol. I, Nr. 14. 1885. —.R. Istituto Veneto di science, lettere ad arli. Atti. Tomo II, Dip * 1884. Tomo III, Disp. 1—9. 1885. 293. 8 — Memorie. Vol. XXI, part 1, 2. 1884—85. (118 Vicenza. Academia Olimpica. Atti. Vol. XVIIL. 1883. Vol. XIX. 1884. Wagner Hermann (Gotha). Geographisches Jahrbuch. Band X. 1584. a Washington. Commissioner of Agrieulture. Report for 1831. — (Powell J. W.) Department of the Interior. United States geological Annual-Report IV, 1882—83. V, 1883-84. He — Monographs. Vol. VI-IX. 1883—85. Te — Bulletin. Nr. 2—26. 1883—85. (659. — Engineer Department U. S. Army. Annual-Report of the Chie E gineers, etc, for the Year 1885, Part 1—4. 6 — National Academy of sciences. Memoirs. Vol. II. 1883. Vol. m 1884. — Proceedings. Vol. I, part 2. 1884. — Report pro 1883—84. — Smithsonian Institution. Contributions of Knowledge, Vol. x bis XXV. 1885. Wellington. New Zealand Institute, Transaetions and Proce on: Vol. XVII. 1886. Index: Vols I to XVII, 1886. Wien. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften. Sitzungsber ie ( — I. Abth. Band 92, Heft 2—5. 1885. Band 93, Heft 1-5. 1886. (234. 8 — III. Abth. Band 92, Heft 15. 1885. (532. 6 — Sitzungsberichte, philos.-histor. Cl. Band 110, Heft 2. 1886. 111, Heft 1-2. 1886. Band 112, Heft 1--2. 1886. Register zu Band Se j 6} — Denkschriften, math.-naturw. Cl. Band 50. 1885. % — Almanach, Jahrgang 36. 1886. (30: — Anzeiger, "Jahrgang 1886. — K. k. Bergakademie zu Leoben und Pfibram und der k. ung. Bereskade il bis 3. 1886. 1835. £ — K. k. Gartenbau-Gesellschaft. Illustrirte Gartenzeitung. Band = 1886. (298. 8.) — K. k. geographische Gesellschaft. Mittheilungen. Band 28. 1885. — K.k. naturhistorisches Hofmuseum. Annalen. Band I, Nr. 4 1886. | (654. 8) — K,k. statistische Central-Commission. Oesterreichische Statistik Band VI, Heft 3. 1886. Band X, Heft 1—5. 1885. Band XI, Heft 1—}. 1885. Band XII, Heft 1-4. 1886. Band XIII, Heft 1. 1886. Band XIV, Heft 2—4. 1886. (236. 4.) — KR. k. technisches und administratives Militärcomite. Mittheilunge Jahrgang 1886. (301. — K. k. Zoologisch-Botanische Gesellschaft. Verhandlungen. BandXXX 1885. Band XXXVI, 1—3. 1886. (190, — Anthropologische Gesellschaft. Mittheilungen, Band XV, Heft 23. 1885. (329.8) — Gewerbeverein für Niederösterreich. Wochenschrift. Jahrgang 47. 5 ER 296, 8.) — Medicinisches Doctoren-Collegium. Oesterr. Zeitschrift für prakt. Heilkunde Band XII. 1886. (154. 4.) — Oesterr. Handels-Journal. Jahrgang XX. 1886. (201. 4); Ti, 1886. Be RP ES Be a ZI Ya an ac > dl Ta BEN ae BE Ka a re a en ed De Ze . , un ’ *. Falk ne KR: Einsendungen für die Bibliothek. 485 Wien. Zeitschrift. Jahrgang 38. 1886. (70. 4.) — Oesterreichischer Touristenelub. Chronik. Jahrgang 1885. -(609. 8.) — Touristenzeitung. Band VI. 1886. (22624) — Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen. Jahrgang XXXIV. 1886. (77. 4.) — Organ des Club österr. Eisenbahnbeamter. Oesterreich. Eisenbahn- Zeitung. Jahrgang IX. 1886. (216. 4.) — Reichsgesetzblatt. Jahrgang 1886. (153. 4.) — Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Blätter. Jahrgang 17—19. 1883 — 85. (195. 8.) — Topographie von Niederösterreich. Heft 12—15. 1884—85. (190. 4.) — Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. Schriften. Band 26. 1885—86. (536. 8.) — Wissenschaftlicher Club. Jahresbericht 1885—&6. (566. 8.) — Monatsblätter. Band VIII. 1886. (584. 8.) Wiesbaden. Nassauischer Verein für Naturkunde. Jahrbücher. Jahrgang 38. 1885. Jahrgang 39. 1886. (195. 8.) Würzburg. Physikalisch-medicinische Gesellschaft. Verhandlungen. Neue Folge. Band XIX. 1886. (294. 8.) — Sitzungsberichte. Jahrgang 1885. (406. 8.) Yokohama. Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens, — Mittheilungen. Heft 34. 1886. (196. 4.) Zagreb. Rad jugoslavenske Akademije Znanosti i umjetnosti. Knjiga 77—81. 1885 — 86. (295. 8.) — Wiestnik hryatskoga Arkeologiökoga Druätva. Godina VIII, br. 1—4. 1886. (583. 8.) Zwickau. Verein für Naturkunde. Jahresbericht pro 1885. (497. 8.) = rn a # Dida Fi Register. Erklärung der Abkürzungen: G. R. A. = Vorgänge an der logischen Reichsanstalt. — j = Todesanzeige. — A. B. —= Aufnahms-Be; Mt. = Eingesendete Mittheilungen. — V. = Vorträge. — N. — Notizen Literatur-Notizen.!) ER A. Andrussow N. Ueber zwei neue Isopodenformen aus neogenen Ablagerun D..Br. 18 0 722 2 Ne Re Bo B. Barrois Ch. Sur le caleaire ä Polypiers de Cabrieres (Herault). L. Nr. 15. . Ka H Sur la faune de Hont-de-Ver (Haute garonne). L. Nr. 15... Sur le calcaire devonien de Chaudefonds (Main et Loire). L. Nı Les tremblements de terre de l’Andalousie. L. Nr. 15. D La structure stratigraphique des montagnes du Menez. 1% N BR Bayberger Fr. Geographisch-geologische Studien aus dem Böhmerwalde. L. Nr. Bittner A. Ueber das Vorkommen von Koninckinen und verwandten Brachio- poden-Gattungen im Lias der : und in er alpinen Tri Mt. N.2... © 5. oe ee en er Aus dem Ennsthaler Kalkhochgebirge. V. Nr. 4 oe n Ueber die Koninckiniden von Set. Cassian, speciell über das # treten einer der Koninckella RE liassina Bouch. nahestehende Form daselbst. Mt. Nr.5... ah: 2 Bemerkungen über Herrn Ge yers Arbeit: „Ueber die Lagerungs- I verhältnisse der Hierlatzschichten.“ Mt. Nr. "6 nn 3 » Aus den Umgebungen von Windischgarsten in Oberösterreich und Palfau in Obersteiermark. A.B. Nr. 10 .. 3 N nn Gegenerklärung gegen Herrn Fuchs. G.R. A: Ne TR ” ” Die neuesten Wandlungen in den modernen Ansichten über a a“ bildung. «Mt. "Nr. 15 ea ra Bee 37: n Neue Petrefactenfunde im Werfener Schiefer der Nordostalpen. v. Nr 15 387 n Ueber- die weitere Verbreitung der Reichenhaller Kalke in den nord- 5 östlichen Kalkalpen. Mt. Nr.17...... 2 ee x Ueber das Auftreten gesteinsbildender Posidonomyen in Jura und Trias der Nordostalpen. Mt. Nr.17 ....... die vorgesetzten Initialen bezeichnet. Es bedeuten: A. B. — Alexander Bittner. B. v. F. = Baron v. Foullon. — (C. v. C. = Carl Freiherr v. Camerlander. C. v. J. = Conrad v. John. — D. St. = Dionys Stur. — E. T. — Emil Tietze. — T. = Friedrich Teller. — G.St. = Guido Stache. — K.P. = CarlM. Paul. — V. = Michael Vacek. — V. U. = Victor Uhlig. En a Nr. 18 Register. Blaas J. Ein Beitrag zu den „pseudoglacialen“ Erscheinungen. Mt. Nr. 7 : Bruder Georg. Ueber die Jura-Ablagerungen an der Granit- und Quadersand- stein-Grenze in Böhmen und Sachsen. L. Nr. 10 ..... Neue Beiträge zur Kenntniss der Jura-Ablagerungen im nörd- lichen Böhmen L. Nr. 11. . Brückner E. Die hohen Tauern und ihre Eisbedeckung. : Nr. 14. ; 5 ie Die Vergletscherung des Salzachgebietes nebst Beobachtungen über die Eiszeit in der Schweiz. L. Nr. 14 . Brunnlechner A. Die Erzlagerstätte Neufinkenstein bei Villach. B Nr. "10. Bukowski Gejza. Mittheilung über eine neae Jodquelle in der miocänen Rand- zone der Karpathen und über Algenfunde in den wasser- führenden Schichten. V. Nr. 15. ©. Camerlander, Bar. v. Reisebericht aus Westschlesien. A. B. Nr. 12 u. 14 294, = Ein Korundvorkommen im nordwestlichen Schlesien. V. Nr. 14 Cathrein A. Neue Flächen am Adular. F "Nr. 5 ee e: Zur Gliederung des rothen Sandsteines in Nordosttirol. Mt. Nr. 13 5 Mittheilungen aus dem mineralogischen Laboratorium des Poly- technicums in Carlsruhe L. Nr. 13... ; Chrustschoff E. v. Mikrolithologische Mittheilungen. "Mt. "Nr. 10 AUS Cobelli, G. de. Le marmite dei giganti della Valle Lagarina. L. Nr. 9. : Commenda H. Uebersicht der Mineralien Oberösterreichs. L Nr.8.. Dames W. Ueber Glacialbildungen der norddeutschen Tiefebene. L. Nr.5 . Ueber einige Crustaceen aus den Kreide-Ablagerungen des Libanon. NEN 0 2 I N TE REITER Danzig Emil. Ueber das archäische Gebiet nördlich vom Zittauer und Jeschken- Gebirge, Es Nn.IDr. . v. Dechen, w. geh. Rath. Ueber R. u N. Verbeek’s topographische en geologische Beschrijving van een gedelte van Sumatras Westkust. NEO Deecke W. Ueber ein von Herrn Oberbergrath Stache | in "den Steiner r Alpen gesammeltes Saurierfragment. Mt. Nr.2 .. b Diener, Dr. Carl. Die Structur des Jordanquellgebietes. L. Nr. 3 . 7 Libanon. Grundlinien der physischen Geographie und Geologie von Mittel-Syrien. L, Nr. 14... . Döll E. Die Mitwirkung der Verwitterung der Eisenkiese bei der Höhlenbildung im Kalkgebirge. L. Nr. 4 ” Eh Ueber zwei neue Criterien für die Orientirung der Meteoriten. L. Nr. 5 „ Ueber einen Riesen-Pegmatit bei Pisek. — Pyrit nach Turmalin, eine neue Pseudomorphose. V. Nr. 14 : E. Ehrlich Franz Carl }. Nr. 7 F. Fischer Heinrich +. Nr.2. . De a ER Foullon, Bar. H. Ueber die Grauwacke von Eisenerz. „Der Blasseneck-Gneiss, “ VEN N er Ueber die Verbreitung a “5 anelaien des „Blasseneck- Gneiss“ und zugehörige Schiefer. Mt. Nr.5. s n Ueber neu eingelangte Mineralien. V. Nr. 17... a [0 0) K.k. geolog. Reichsanstalt. 1886. Nr. 18. Verhandlungen. 151 Jentzsch A. Beiträge zum Ausbau der Glacialhypothese in ihrer a Verhandlungen. 1 Frauscher, Dr. K. F. Geologisches aus Egypten. Mt. Nr. 9, RR Das Unter-Eocän der Nordalpen und seine Fan, 1b 1 Freyn Rud. Ueber mährische und schlesische Mineralfundorte. L, Ne 15. Friese F. M. v. Mineral aus Joachimsthal. V. Nr. 14. e DR Neues ‚Mineral-Vorkommen aus ae V. "Nr. 16 5% Mittelmeeres. L. Nr.S . Bez Erklärung gegen Dr. Bittner. 6.B.A Nr.10. as Fug ger E. und K. Kastner. Vom Nordabhange des Unterberges. @. Geinitz F. E. Die mecklenburgischen Höhenrücken und ihre Berichunge Eiszeit U.--Nen9, Pe } Geyer G. Ueber das Sengsengebirge und dessen nördliche Vorlagen. A. '». 10 Goldschmidt, Dr. V. Ueber das specifische Gewicht von Mineralien. Mt. Nr. i de Gregorio, March. A. Fossili del Giura-Lias (Alpiniano de N) di Sega san edi Valpore=Tr. Nm Gresley W. E, Ueber das Vorkommen von NEE in einem Ko Hötze: in. Inneolnshire. Mt. NLA A Griesbach (C, L. Mittheilung aus Afghanistan. Mt. Nr, 5 = CR Ur Gümbel, Dr. €. W. v. Kurze Bemerkung über die Numulitenschichten am N. rande der Alpen. Mt. N.l5. 0... 0.0.0.0. Haas, Dr. Hippolyt. Warum fliesst die Eider in die Nordsee? L. Nr. 15. . HandmannR. S. J. Ein neuer Aufschluss von Tertiär-Conchylien bei Vöslau Mt. Nr. Bi RUE e Meitlel are De, > Va Re le a rer EEE % Se Hansel Vincenz. Ueber basaltische Gesteine aus der Gegend von Weseritz un Manetin. L., INT. [On Eee Hauer Franz v. Die Annalen des k.k. naturhistorischen Hof-Museums. V. Nr. ar H'eer.-M:6.n um en!t.Mt.; NT. Mess ee Herbich Franz. Paläontologische Studien über die Kalkklippen des“ siehe bürgischen‘ Erzgebirges. TI. Nr. 6.20.00. 2 Per > Ueber Kreidebildungen der siebenbürgischen Östkarpathen. Mt. a NDR Se : ri Hibsch J. E. Geologie für Land- und Forstwirthe. L. Nr. 12. A Hilber V. Zur Frage der exotischen Blöcke in den Karpathen. Mt. Nr. 5 Hofmann A. Crocodiliden aus dem Miocän der Steiermark. L. Nr.8 ..... 2 Vorläufige Mittheilung über neuere Funde von Säugethierresten B von. Göriach. Mt. Nr. 17. %..% 2.02.20 20.0 ee . 450 J. auf Norddeutschland, T..Nr 3 a John, €. v. Ueber die Andesite von Rzegocina und. Kamioran bei Bochnia- in Westgalizien.. Mt. Nr. 97 2 2 ee = K. Karrer F. Die Monumentalbauten in Wien und ihre Baumaterialien. L. Nr.6 . 1418 Klvan Josef, Nerosty krälovstvi Cestk&ho. L, Nr. 15 . 2. EEE NIE 39 Koken E. Ueber fossile Säugethiere aus China. L. Nr.2 .......... 68 fe ac a, Ba RE NE de re Rast ler Rs a ee > Nr. 18 Register. 489 Seite Kittl E. Ueber die miocänen Pteropoden von Oesterreich-Ungarm. L. Nr.S . . 208 Koschinsky Karl. Ein Beitrag zur Kenntniss der Bryozoenfauna der älteren Tertiärschichten des südlichen Bayerns. L. Nr.€ . .. . 150 L. Lasaulx Arn. Freih. v. +. Nr.47... SE RAN Laube C. Gustav. Ueber böhmische Kreide- Ammoniten. Mt. "Nr. Da ER : 152 Lechleithner Dr. Hans. Die Kreide von Pletzach (Ladoi) auf dem Sonnenwend- jaatesber -Brixlegg: Mt. Nr... Sue A Zur Rofangruppe Mt. Nr.11.. ER DT B Das Sonnenwendjochgebirge bei Brixlegg Mt-ENT. 117 201% Lomnicki A. M. Ueber tertiäre Süsswasserbildung in Ostgalizien, "it. Nr. dena Lossen K. A. Ueber das Auftreten metamorphischer Gesteine in den alten palaeo- zoischen Gebirgskernen von den Ardennen bis zum Altvatergebirge und über den Zusammenhang dieses Auftretens mit der Falten- verbiegung. L. Nr.7 .. 183 Löwl, Dr. F. Die Ursache der secularen Verschiebungen "der Strandlinie. ER Nr, 2 65 NM. Medlicott H. B. Note on the occurrence of petroleum in India. L. Nr. 15. . 399 Melion J. Die Meteorsteinfälle in Mähren. — Nachschau in dem mährisch- schlesischen Sudetengebirge. L. Nr. 15 . . 398 Melnikow M. Geologische Brlorschung des Verbreitungsgebietes der Phosphorite am Dnjestr. Nrabean 149 Mojsisovics, Dr.E. v. ie des Werkes „Arktische rslunen "v. M.7. 155 N. Neumayr M. Juraablagerungen von Waidhofen an der Ybbs. V. Nr. 14 . . 348 Erdgeschichte. I. Bd.: Allgemeine Geologie. L. Nr. 14 . . . 357 Niedzwiedzki J. Zur Kenntniss der Fossilien des Miocäns bei Wieliczka und Bochmass DeeNTe [Dr ee a ll Nikitin S, Das russische geologische Comite. Mt. Nr. 2 a ee Ehe) ®. OebbekeK. Mikroklin und Muscowit von Forst bei Meran. L. Nr. 14. . . . 366 P. Palla Ed. Recente Bildungen von Markasit in Incrustationen im Moore von Marienbad. Mt. Nr. 11... el) Paul €. M. Zur Geologie der westgalizischen Karpathen. N en R Aufnahmsbericht aus der Gegend zwischen Bielitz-Biala und An- Irvehaty AB, NE 10:2 Ja Se = Aufnahmsberieht aas der Gegend zwischen Bielitz und Teschen., NEBUNTH INGE. 254 Pavlow A. Les Ammonites de la Zone a , Aspidoceras "acanthicum de Vest de la Rossie, I, Nr. 9. ©... 224 » M. Les Ammonites du Groupe Olcostephanus "versicolor. L. Nr. ie. 457 Pethö J. Ueber die fossilen Säugethier-Ueberreste von Baltavär. L. Nr.3... 88 Philippson A. Studien über an NO ERSTE Pichler Adolf. Vom Sonnenwendjoch. MEINT SyaRee all Po&ta Philipp. Notiz über eine neue Kor alenetlun aus dem böhmischen Cenoman. Mt. ENT.D. 10,8. 119 h Ueber einige \ Spongien aus dem Dogger des Fünfkirchner Gebirges. ToaNEn ang: a4 ® Vorläufiger Bericht über die Rudisten der böhmischen Kreide- formation, L, Nr. 13. EEE EN ER N es ee A ER | 68* 490 Verhandlungen. Prestwich J. Geologie. L. Nr.4. - Priiwornik Dr. E. Analysen, ausgeführt im chemischen Laboratorium: des. x k Generalprobiramtes im Jahre 1885. L. Nr.8...... Reilly J. P. The Phosphorite nodules of Podolia. L. Nr.5 . . nl Roemer, Prof. Dr. Ueber einen bemerkenswerthen massenhaften Fund von Gr das Krystallen auf der Dominsel in Breslau. Mt. Nr. 14 ... Richthofen, Ferdinand Freih. v. Führer für Forschungsreisende. Anleitung zu Beobachtungen über Gegenstände der physischen GERER und Geologie. L. Nr. 17... Rzehak A. Die Neogenformation in der Umgebung von , Znaim. Mt. Nr. 6% Die Conchylienfauna des marinen Sandes von Rebeschowitz Mähren. Mt. Nr. 14 ” Sacco Federico. Intorno ad alcune impronte organiche dei terreni terziari del Piemonte. L. Nr. 16 ; SandbergerG. Bemerkungen über einige Binnen- Conchylien des Wiener Beckens. PX MUNEII ’ Bemerkungen über fossile, Conchylien aus "dem Süsswasserkalke Di von Leobersdorf bei Wien (Inzersdorfer Schichten) Mt. Nr. 14 Die fossilen Binnen-Conchylien des ee von Dukovan bei Oslawan in Mähren. Mt. Nr. 16 . Scharitzer, Dr. Rudolf Ueber das 'Turmalin-Vorkommen von "Schüttenhofen in. Böhmen. V. Nr4.. | a Der erste österreichische Monazitfund. Mt. Nr. 12 . » Ueber den Zwillingsbau des Lepidolithes und die rogel- N mässige Verwachsung verschiedener Glimmerarten von Schüttenhofen. L. Nr. IS N Schuster, Dr. Max. Ueber den Hemimorphismus des Rothgiltigerzes. Y. Nr. 3 N Ueber das neue Beryllvorkommen am Ifinger. L. Nr. 10. 4 Resultate der Untersuchung des nach dem Schlammregen am 15. October in Klagenfurt gesammelten Staubes. L. Nr. 13 Sipöcz L. Ueber die chemische Zusammensetzung einiger seltener Minerale aus Uncaru, U Ne Sjögren Hj. Om jernmalmerna vid Moravieza och Dognacska i i Banatet. L. Nr. 5 Stache G. Ueber die „Terra rossa“ und ihr Verhältniss zum Karst-Relief des Küstenlandes. V. Nr. Pen, & Ueber das Alter der Bohnerz führenden Ablagerungen © am Monte Promina in Dalmatien. V. Nr. 15 e £ Stur D. Jahresbericht. G.R.A. Nr.I .. 5 Aufruf zu Beiträgen zu einem Denkmal für Oswald Heer. N. Nr. 4 n Vorlage der Flora von Höfting im Innthale nördlich bei Innsbruck. VeeNgeH h Ernennung zum correspondireuden Mitglied des k. "Institutes der Wissen- schaften in Venedig. G.R.A. Nr.7... n Erklärung des Herm Fuchs gegen Herrm Dr. Bittner. 6. R. A. Nr. 10 4 : des Herrn Dr. Bittner an Herrn Fuchs. G.R. A, T, De us 5 Nachrichten über das Hinscheiden des k. russ. Geheimrathes Dr. Hermann Abich und des Prof. Jur. Dr. A. Edlen v. Alth, ferners über Prof. M. Neumayr's "Erdgeschichte, Tz2EQ,, allgemeine Geologie“, über „Copien der Josef Hofmann’schen geologischen Museum- Bilder“ und über SE „Grand Atlas“ der Second Geological Survey of Pennsylvania. V. Nr. 14 ah: ” $)] 2 | Nr. 18 Register. Stur D. Vorlage des ersten fossilen Schädels von Ceratodus aus den ober- triadischen Reingrabener Schiefern von Pölzberg nördlich bei Lunz. VENTURE : a Obercarbonische Pflanzenreste vom Bergbau Reichenborg bei "Assling 5 in Oberkrain. V. Nr. 15. 2 n Vorlage der von Dr. Wähner aus Persien titkeitaehten fossilen Pflanzen. VW. Nr. 16... Vorlage eingesendeter geologischer Karten. V. "Nr. 17 FL Suess E. Ermennung zum Ehrenmitgliede der Gesellschaft für Erdkunde, N. Nr, 8 T. Tausch, Dr. L. v. Ueber die Beziehungen der Fauna der nicht marinen Kreide- ablagerungen von Ajka im N zu jener der Laramiebildungen Nordamerikas. V. Nr.7 .. h Reisebericht aus Saybusch. A. B. Nr. 10u.13. . 241, Teller F, Zur Entwicklungsgeschichte des Thalbeckens von 'Ober- Seeland im südlichen Kärnten. V. Nr.4 .. 5 Die silurischen Ablagerungen der Ost-Karawanken, A. Bi Nr. u ; Ein Zinnober führender Horizont in den Silur-Ablagerungen der Karawanken. A.B. Nr. 12 Te Tietze, Dr. E. Ernennung zum correspondirenden Mitgliede der Gesellschaft für Erdkunde in Leipzig. G. R. A. Nr.3 Die Versuche einer Gliederung des unteren Neogen in den öster- reichischen Ländern. L. Nr.8. 2 5 Beiträge zur Geologie von Galizien. v, Nr. 16. - Ueber die Bodenplastik und die geologische Bodenbeschaffenheit Persiens. L. Nr. 16 . Me Toula Franz. Der Bergrücken von Althofen in ı Kärnten. Mt. Nr. 2 See „y Neuer Inoceramenfund im Wiener Sandstein des Leopoldsberges bei Wien. Mt. Nr.6. Mittelneocom am Nordabhange "des grossen _ Plösselberges bei Kaltenleutgeben. Mt. Nr. 8 et n Geologische Untersuchungen in der „Grauwackenzone“ der nord- östlichen Alpen, mit besonderer Berücksichtigung des en (TeDIetessanltE INLNOT an Se > Mineralogische und petrographische Tabellen. TE Nr. le ei Ueber ein neues Vorkommen von Kalken der sarmatischen Stufe am Thebener Kogel. Mt. Nr. 16 5 Ueber das Vorkommen von Congerienschichten am “ Hundsheimer- berge zwischen Hundsheim und Hainburg. Mt. Nr.16. ” » ” ” U. Uhlig, Dr. V. Ueber das Gebiet von Rauschenbach. V. Nr. 6 Reisebericht aus der Gegend von Teschen und Saybusch. A. B. Nr. 6 Reisebericht aus der re Sandsteinzone Schlesiens. A. B. Nr. 13 ee Ueber ein Jura- Vorkommen vom Berge Holikopetz bei Koritschan im mährischen Marsgebirge. V. Nr.]1b.. . V. Vacek M. Ueber den geologischen Bau der Centralalpen zwischen Enns und Mur. VESUNF SE = Ueber die geologischen Verhältnisse des Flussgebietes der untere, en Mürz. V, Nr. 17 180 317 102 267 285 189 206 436 437 48 127 189 208 28l 404 405 147 240 316 436 455 Wähner, Dr. Fr. Zur heteropischen Difterenzirung des alı Wichmann, Dr. H. Mineralogische Zusammensetzung ui N: De: ET Winkler, Dr. G. Neue Nachweise über den unteren Lias n. n den En L. Nr. 15. RE "sienfauna der Insel aa RL ee Diluvi Mährens; 4. Känozoische Fauna. V. Nr. N; ” Zur diluvialen Fauna der Stramberger Höhlen. % a das Vorkommen einiger Mineralien in | Nr. 1 a Wüllner A. und Lehmann 0. Vorläufiger Bericht, über die im” } gestellten Versuche, betreffend. die Entzündba Grubengasgemische durch glühende Drähte u _ elek Funken. L. Nr. 6 Bin m, \e Vene nl cent anke, ie) Safe er wet 2. " i Y . 108, Ba Zinken c. F. Die geologischen Horizonte der fossilen. Benon. L. Nr. 8 BT Verlag y von Alfred 'Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler i in Wien, Rothenthurmat. Druck von Gottlieb Gistel & Comp. in Wien. | Krı ystallberechnung. Bee Beispielen. dat auf os einer So 7 | k.k. naturhistorischen Hofimuseums i in Wien, ER Fe "Redigirt von. + A ae DER 3 Dr. Franz Ritter von me Be TE 0 0° sk Höfrath und Intendant. ger ne TRETEN EEE ra Band I Heft 4.0.08 RR Die RK ealen erscheinen vorerst in zwanglosen Heften ; Kai Del eines Bandes 73 20 Bogen (& 16 Seiten) grössten Lexikonoetavs 3 mi zahlreichen Tafeln. und Illn- E ‚strationen, beträgt 10 fl. = 20 M. Als Sonderabdrücke sind hieraus‘ ee = Pr. v. Hauer, Jahresbericht des. k. k. naturhistorischen an für 1885, (Mit 1 Tafel.) Preis: 1 fi. = 2M. ‚Kittl, Ueber die miocenen Pteropoden von Oesterreich- Ungarn. (Mit 1 Tafel.) 3 “ Preis: 11.40 kr. —= 2M. 80 Pf. Dr. v. Goldschmidt, Bestimmung des specifischen, Rise von Mineralien, .. Preis: 40.kr. = 80 Pf. Dr. A. Brezina, Ueber die Kr ystallform des Tellurit. (Mit 3 Figuren im Texte} Preis: 60 kr. = 1 M.°20: Pf. Arthur Gehmacher, SEEN mit ‚Demantoid vom alten Ekbatana und Hamadan. Preis: 30 kr, = 60 29 R. Köchlin, Ueber ein ‚neues Euklas- Vorkommen dus den österr / Tauern. (Mit 1. Tafel.) Preis; 1. Zar Br 7 En ar £ ‚DRUCK VON GOTTLIEB GI CALIF ACAD un MN RR | | N 2 3 N N . } ’ \ | \ ‘ Ve WI Or ln Leuninleh We rn