Hibrary of the Museum OF COMPARATIVE ZOOLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. Founded by private subscription, in 1861. = rn HERAN NEN I TIEREN Deposited by ALEX. AGASSIZ. | No. th, SS on IS) woul | RG = ER aM (89% 7 Verhandlungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft auf der dritten Jahresversammlung zu Göttingen, den 24. bis 26. Mai 1893. Im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben von Prof. Dr. J. W. Spengel, Schriftführer der Gesellschaft. Mit in den Text gedruckten Figuren. Leipzig Verlag von Wilhelm Engelmann 1894. ‘ 4 Ss e 5 hs ” x 23% aM Pes ' Soe - [2 - SE > 2 s > S > ' . a 8, « a7 ; P =, sh x ’ a \ Bo Ve > i = a “ sn Z E i 2 * yt ‘ ; ; Fa “ « fisıla at s al ’ - +: A 1 wi i St) > é EEE ‘ta ; Pr . 3 ’ | BR be & Ei Hit ran “oH bet i Sic, a a a 2 ER ieh . Sef AR mill ee Ber! laut BG a tes 8 eet cagA ard ad rer "fanage wir i tort RETURN 08 wa Kt Lr 2 < Zar si by pe ' = iat > a Pic ad ua ee DE nah ar nee er a‘ uni 3 a oe Br » . ae bet Ss \ a Ss iR ze . ol 75 rt «=! . hr 4. Anwesend die Herren des Vorstandes: F. E. Scıurze (Vor- |sitzender), Bürschuı, Carus, EHLERS (stellvertretende Vorsitzende), |SPENGEL (Schriftführer), | ferner die Herren Mitglieder: BLANCHARD, BRANDES, A. BRAUER, Braun, BÜRGER, Dani, DÖDERLEIN, Dreyrus, FiELD, FRENZEL, |DE Guerne, HarscHher, Heiper, Heinckzn, Henkıng, Hevmons, |JAEKEL, KoRSCHELT, KÜKENTHAL, Lupwic, Maas, METZGER, MILANT, Mösıus, PFEFFER, RHUMBLER, SCHUBERG, SEELIGER, SEMON, SIMROTH, ISTRUBELL, ZIEGLER, als Gäste die Herren: Emery (Paris), FRORIEP, GAMBLE, HoyLr, W. Krause, v. Linstow, PURCELL. | Am Abend des 23. Mai fand im Zoologischen Institut eine [Sitzung des Vorstandes statt. Auf Antrag des Vorsitzenden /wurde beschlossen, die Vorträge auch diesmal in der Reihenfolge ‘der Anmeldung halten zu lassen. Zu gegenseitiger Begrüßung vereinigten sich die Anwesenden ‚Abends im »Stadtpark«. Die Sitzungen wurden im Hörsaal, die Demonstrationen in den jArbeitssilen des Zoologischen Instituts abgehalten. Erste Sitzung. Mittwoch den 24. Mai, von 9!1/, bis 11 Uhr. | Der Vorsitzende, Herr Geh. Regierungsrath Prof. Dr. F. E. SchULze ‚eröffnete die Sitzung mit folgender Ansprache: Meine hochgeehrten Herren! Indem ich die dritte Jahresversammlung der Deutschen Zoo- logischen Gesellschaft eröffne, heiße ich die hier versammelten ‚Mitglieder und Gäste herzlich willkommen. \ Die Aufgaben, welche unserer diesjährigen Zusammenkunft ge- stellt sind, erscheinen mir besonders wichtig. Zu der Belehrung ‘durch wissenschaftliche Vorträge und Demonstrationen, zu der 1* 4 gegenseitigen Anregung und Verständigung im mündlichen Ideen- austausche, zu der Pflege persönlicher Bekanntschaft und Freund- schaft kommen diesmal noch Berathungen und grundlegende Be- schlüsse hinzu über großartige, bisher erst in den allgemeinsten Umrissen geplante Unternehmungen, wie die Feststellung von Regeln für die wissenschaftliche Benennung der Thiere und die Herstellung eines systematischen Speciescataloges. Da dürfte denn wohl zuvor eine kurze Überlegung der Frage am Platze sein, ob und in wie fern von Versammlungen, wie der unsrigen, derartige wissenschaftliche Aufgaben überhaupt in Angriff | genommen und gelöst werden können und sollen. Es wird Ihnen bekannt sein, meine Herren, dass einzele Natur- 4, forscher diese Frage von vorn herein entschieden verneinen, indem | sie betonen, daß in der Wissenschaft ebenso wenig eine Majorität, i und wäre sie noch so groß, wie irgend eine Autorität, und | stünde sie noch so hoch, etwas bestimmen oder entscheiden dürfe oder könne, vielmehr für Jeden nur die eigene freie, allein durch erwiesene Thatsachen und die Gesetze der Logik begrenzte Über- | zeugung Geltung habe. i} Das ist ja zweifellos richtig, so weit es sich um wissenschaftliche Ht Erkenntnis und Lehre handelt. Niemand unter uns wird an- |}; nehmen, daß eine wissenschaftliche Wahrheit durch Abstimmung q ermittelt oder entschieden werden könne; und mit Recht bezeich- |}, net ein Statutenparagraph der Gesellschaft deutscher Naturforscher — und Ärzte die Fassung von Resolutionen über wissenschaftliche i. Thesen als unzulässig. | Anders verhält es sich aber mit Fragen rein formaler Art. In diesen scheint mir eine Verständigung und gemeinsame Be- | schlussfassung auf großen Versammlungen von Fachgenossen nicht | nur zulässig, sondern sogar sehr nützlich zu sein. | Hierbei wird zunächst durch die mündliche Discussion der Aus- |} gleich entgegenstehender Meinungen befördert und sodann die Fest- | stellung ganz bestimmter Namen und Regeln durch Majoritäts- |)) beschluß für Alle von Nutzen sein. | Wie in einer beliebigen Gesellschaft, deren Mitglieder ver- | schiedene Sprache sprechen, zweckmäßiger Weise die Unterhaltung in derjenigen Sprache zu führen ist, welche nach dem Ergebnis einer einfachen Abstimmung den meisten geläufig ist, so wird es sich auch für jede wissenschaftliche Fachgenossenschaft empfehlen, die Bezeichnungsweise von Objecten und Begriffen durch Majoritäts- beschluß festzustellen. | 3 Wenn nun auch selbstverständlich Niemand genöthigt ist, sich 9 i » 3 "solchen Beschlüssen unbedingt zu fügen, so wird doch jeder aus sorgfältiger Berathung hervorgegangene und von einer bedeutenden ' Zahl von Fachgenossen gebilligte Vorschlag ein so großes, mit der "Zahl der Zustimmenden steigendes Gewicht erlangen, daß Jedem die Zweckmäßigkeit des Beitrittes um so mehr einleuchten wird, als es sich ja hierbei eben einzig und allein um Mittel zu einer leichten und sicheren Verständigung handelt. Bekanntlich sind auch schon mehrfach von Zoologen auf Con- Beressen und Versammlungen bald mehr nationalen bald internatio- nalen Gepräges derartige Beschlüsse über Fragen formaler Art ge- faßt, welche sich als durchaus nützlich bewährt und fast allgemeine | Annahme erfahren haben. Beispielsweise erinnere ich an den Be- schlu8, die Namen der Familien mit idae, der Subfamilien mit inae, der Ordnungen mit ida, Unterordnungen mit ina endigen zu lassen. Viel Mißverständnis und Irrthum ist schon durch diese scheinbar ‚unbedeutende Bestimmung vermieden worden. Ohne mich nun hier weiter in eine Erörterung aller der zahl- reichen Vortheile einzulassen, welche dieses . Verfahren hat und ) welche schon auf diese Weise erreicht sind, will ich nur noch darauf \ hinweisen, daß unsere anatomische Schwestergesellschaft gerade jetzt ‚eifrig bemüht ist, auf dem nämlichen Wege eine Einigung über ‘die Bezeichnung de Theile des menschlichen Körpers herbeizu- "führen. Lassen Sie uns denn, meine verehrten Herren Fachgenossen, mit frohem Muthe und mit vollem Vertrauen an die Lösung der wichtigen Aufgaben gehen, welche wir uns gestellt haben. | Der Schriftführer erstattete sodann den Geschäftsbericht über das Jahr 1892/93. _ Vom 8. bis 10. Juni 1892 fand im Zoologischen Institute zu F Berlin unter dem Vorsitz des Herrn Prof. Dr. F. E. Scuutze und er Betheiligung von 55 Mitgliedern und 14 Gästen die zweite : Jahres-Versammlung unserer Gesellschaft statt. Die Verhand- Flungen sind im Laufe des Sommers im Verlage von WILHELM ENGEL- MANN in Leipzig erschienen und den Mitgliedern gemäß $ 14 der Is Statuten unentgeltlich geliefert worden. Die Zahl der Mitglieder ist im verflossenen Geschäftsjahr { a 148 auf 168 gestiegen. Durch den Tod hat die Gesellschaft 15 wei ihrer Mitglieder verloren, den Professor der Anatomie Dr. Hermann von Meyer, gest. am 21. Juli zu Frankfurt a. M., und ‚Eden Professor der Zedlärie Dr. RıcHArD GREEFF, gest. am 30. August I} Marburg. Von Dr. Emm Pascua fehlen seit mehr denn Jahres- i | : 6 frist sichere Nachrichten, so daß wegen seines Schicksals ernste Besorgnisse bestehen. : Das Vermögen der Gesellschaft, das am 31. März 1892 | 1865 4 68 A betrug, ist im Geschiftsjahre 1892/93 auf 2354 #52. | angewachsen. | Am 7. October übersandte der Vorstand an Herrn Geheimen | Rath Prof. Dr. RupoLr LeucKARrT in Leipzig eine Glückwunsch- adresse zur Feier seines 70. Geburtstages. Mit der Prüfung der Rechnungsablage werden die Herren Prof. Braun und Dr. Dreyrus beauftragt. ng | Vorträge. Zur Begrüßung der Gesellschaft in dem Hörsaale des zool. zootom. - Institutes hielt Herr Prof. Enters (Göttingen) einen Vortrag über“ die Geschichte der Zoologie in Göttingen und über den Wandel der zoologischen Sammlung bis zu ihrer Unterbringung in, den jetzigen Räumen, und knüpfte daran Bemerkungen über die Einrichtung des Instituts und seiner Sammlung als Vorbereitun | für die auf den Nachmittag angesetzte Besichtigung. Herr Prof. F. E. Scuunze (Berlin): Über die Bezeichnung von Lage und Richtung im Thierkörper. Meine Herren! In der Voraussetzung, daß den meisten von ich dieselben hier nicht noch einmal ausführlich erörtern und moti- | vieren, sondern zuniichst nur ganz kurz in den Hauptpunkten charak- terisieren, um Ihnen dann an Abbildungen die gewählten Bezeich- nungen speciell erläutern zu können. 4 Es handelt sich im Wesentlichen darum, auf Grund einer’ scharfen Präcisierung und logischen Ordnung der betreffenden Be oriffe für diese recht prägnante, allgemein verständliche und möglichst kurze Benennungen festzustellen. Dazu ist vor Allem erforderlich, daß die Begriffe der Region, und des bestimmten Ortes‘ von Punkt, Linie, Fläche und Körpertheil strenger als bisher aus einander gehalten und durch eindeutige Bezeichnungen markier werden. | Es lassen sich durch bestimmte Modifikationen der zur Angabe von Regionen jetzt allgemein üblichen Adjectiv-Endung »al« leicht bestimmte Ausdrücke für die speciellen Begriffe der Richtung und einer genauen Ortsbestimmung gewinnen. 7 Wie den meisten von Ihnen bekannt sein wird, ist schon von englischen und amerikanischen Anatomen, zuerst wohl von BArcLAY, dem Lehrer Richard Owen’s, der Vorschlag gemacht, den Begriff der Richtung, wie ihn die englische Endsilbe »ward«, unser deutsches »wärts«, angiebt, durch Umwandlung der Endsilbe »al« in »ad« auszu- drücken, also z. B. für bauchwärts ventrad, für linkswärts sinistrad zu sagen. Die so erhaltenen Adverbia können dann, passend modi- ficiert, auch sehr wohl als Adjectiva benutzt werden. In mehreren wissenschaftlichen Arbeiten amerikanischer Zoologen und Anatomen hat diese praktische Bezeichnung schon Anwendung gefunden. In ähnlicher Weise kann durch Änderung der Endsilbe »al« in yan eine bestimmte ausgezeichnete Lage statt der mehr un- bestimmten Region angegeben werden. Das hat zuerst HENLE wirklich ausgeführt, indem er in der weiten medialen Region des Körpers die bestimmte Ebene, welche die rechte und linke Hälfte scheidet, als Medianebene und Alles was darin liegt als median bezeichnete. Ich schlage nun vor, diese Endung »anc« allgemein in dem Sinne zu verwenden, daß damit eine ganz bestimmte aus- gezeichnete Lage, in der Regel die Grenzlage einer Region bezeichnet wird. So wäre z.B. sinistran für die äußerste Grenzlage der linken Seite zur Bezeichnung von Punkten, Linien, Flächen, ebenso dorsan für die Grenzfläche des Rückens mit ihren Punkten, Linien etc. anzuwenden. Von Fragen allgemeiner Art will ich hier nur noch zwei in Betracht ziehen. Zunächst die so häufig irreführenden Ausdrücke »innen« und »außen«, welche stets nur für hohle oder als hohl auf- _aufassende Gebilde, etwa den Bulbus oculi der Wirbelthiere, ange- wandt werden sollten. Statt der jetzt gebräuchlichen Worte intern und extern empfehlen sich die auch schon von anderer Seite vor- geschlagenen »ental« und »ektal« mit den betreffenden Modifika- tionen der Endung, wie entad, ektad etc. Sodann möchte ich mich noch gegen den jetzt in unberech- — tigter Ausdehnung herrschenden Gebrauch des Wortes »tangential« wenden. Nur diejenige gerade Linie oder Ebene kann tangential heißen, welche eine gebogene Linie resp. Fläche nur berührt, aber nicht schneidet. Was mit dieser parallel liegt, mag »paratangen- tial« heißen. Von diesen generellen Verhältnissen gehe ich zur Frage nach der speciellen Bezeichnung der verschiedenen Regionen, Flächen, Linien und Punkte über. Um in dieser Beziehung allgemein gültige Normen zu gewinnen, ‘ müssen die so außerordentlich mannigfachen Thiergestalten zurück- 8 geführt werden auf möglichst einfache stereometrische Grundformen, was sich natürlich dadurch wesentlich vereinfacht, daß wir es fast ausschließlich mit symmetrisch gebildeten Formen zu thun haben. Je nachdem die Symmetrie sich auf einen Punkt, eine (gerade) Linie oder (ebene) Fläche bezieht, haben wir 1) punktsymmetrische Körper — Synstigmen, 2) liniensymmetrische Körper — Syngrammen, und 3) ebensymmetrische Körper — Sympeden zu unterscheiden. Für die erste Kategorie, die Synstigmen, sind die Bezeich- nungen der wenigen in Betracht kommenden Begriffe wie Centrum, Radius, Tangente schon so ausreichend festgestellt, daß es kaum einer anderen Neuerung bedarf als der Anwendung der allgemeinen Principien, wie sie oben aufgestellt wurden. Die ganze mittlere Region heißt central. Was dem Centrum genähert ist, heißt proximal, im Gegensatze zu dem vom Centrum entfernter Gelegenen, welches distal heißt. Die ausgezeichnete Lage im Centrum selbst wird dagegen mit | centran, diejenige in der Peripherie oder Mantelfläche als distan, die Richtung auf das Centrum zu als centrad, die entgegengesetzte Richtung als distad bezeichnet. Die Syngrammen können homopol oder heteropol sein. Im letzteren Falle sind die beiden differenten Enden als »oral« und »aboral« zu unterscheiden. Linien und Ebenen, welche die Hauptachse rechtwinklig schneiden, heißen trans- versal; als eine ausgezeichnete könnte man die durch die Mitte der Prin- cipalachse gelegte auch Transversan- ebene oder Centrotransversal nennen. Was der Haupt- oder Principalachse genähert ist, soll proximal, das von ihr Entferntere distal genannt wer- den. Ebenen, welche die Hauptachse | enthalten, heißen meridian. Bei den Sympeden oder Bilaterien werden die beiden differenten Enden | der stets heteropolen Principalachse als rostral und caudal unterschieden. _ Die Wahl des Ausdruckes rostral, welcher vom Vogelschnabel = E < = 3 aboran 9 und dem Vorderende des Schiffes hergenommen ist und bei manchen Thiergruppen, z. B. bei den Krebsen, schon längst Anwendung findet, verdient um so mehr eine eingehende Rechtfertigung, als von anderer Seite fiir denselben Begriff schon verschiedene andere eee Bezeichnungen vorgeschlagen und zum Theil auch angewandt sind, nämlich at- 3. lantal (und im Gegensatze dazu sacral) von BArcLay, orad (und aborad) von THACHER, proral (und puppal) von Enters, cephalic von CLELAND und cranial, später acral von FRorisp. a ; ( N : \ | | BR N ! Sinistran Ian oe os BG aus FST Ht P R ; : rer Gegen die Ausdrücke cephalic und cranial = a] | ee . . AS 1 = möchte ich erinnern, daß Kopf und HN 1 ) TTT \\ — MR = BE He =) rostrale I 8 -4#_——_fParatransversanebene b * SF za pr = 6) a _— E » ee a 2 yemugT 177 ERLEBEN 4 een 174 er 7 ——————9atersell Transversanebene Er ee rd aa mediad — Sintstrad ss 7 72 rg 7) x! 4A i ES ze er ss: caudale f =< ur a= RT Parasransversanebene ventran a= % Sins = ad ey //4/; f = Schädel einen verhältnismäßig zu großen Theil des Körpers der meisten höheren Thiere ausmachen, um als Endpunkt gelten zu können, daß ferner das Cranium, d. i. die Hirnschale, ein Hohlgebilde ist, und daß man daher unter dem cranialen Theil des Gehirns eigentlich die Rinde u. dergl. zu verstehen haben würde. Das Wort ce- phalic fügt sich schlecht in die Reihe der auf »al« endigenden Ortsbezeichnungen. Bei "manchen Thieren, wie etwa den Salpen, den sympeden Echinodermen etc. dürfte der Begriff des Kopfes schwer zu eruieren sein, während ein dem Schiffsrostrum entsprechendes, bei der Bewegung voraus- gerichtetes Ende von selbst gegeben ist. ees IL N SSSS rT | >. \) digdeneee RIISSENSE TT] pert | INTIITHH BE Ru ue r (J | =: ERS PRSSSSSS TTT | > 2 SSISS | Di N 255 PrT T1T1, [17 IR) SSNS | N N 5 | ‘. at | 2 2 a SSQSSS NONE Zep eeentn A} ru 4a ng7977 HR) all ER ANN ard STE eRe ay 1 STAN ' caudan 10 Von allen transversalen, d. h. zur Principalachse senkrechten, Linien und Ebenen kann die durch die Mitte der Principalachse ge- legte Ebene als Transversan-Ebene oder centrotransversal ausgezeich- net werden. Die beiden Querachsen heißen dorsoventral und perlateral, und setzen sich aus dem dorsalen und ventralen Theile resp. der dextranen und sinistranen Hälfte zusammen. Was der Principalachse genähert ist, heißt proximal, was von derselben entfernter ist, distal. | | Die Hauptebene, welche rechte und linke Körperhälfte trennt, heißt Medianebene, die ihr parallelen Paramedian-Ebenen, welche mediale und laterale, dextrale und sinistrale, resp. dextrane und sinistrane sein können. Alle diese können als Sagittalebenen zu- sammengefaßt werden. Als Frontanebene bezeichne ich diejenige, welche die Princi- palachse und die Perlateralachse enthält, die ihr parallelen heißen parafrontan, alle zusammen Frontalebenen. | Die weiteren Modificationen dieser Bezeichnung ergeben sich aus den allgemeinen Regeln. ir Wenn nun auch die von mir hier vorgeschlagene Bezeichnungs- weise noch nicht allen berechtigten Ansprüchen genügen sollte, so glaube ich doch in derselben etwas einstweilen Annehmbares zu bieten, welches weiterer Ausbildung fähig ist. Discussion: Herr Prof. EntLers bemerkt, daß die beanstandeten Worte »proros« und »prymnos« von ihm zunächst nur für die Topographie — einer Trochophora und des Bryozoenkörpers verwendet seien. Herr Dr. JAEKEL betont, daß die von Herrn EHLERS vorge- schlagenen Ausdrücke »proral« und »prymnal« unter Anderem auch den Vortheil böten, daß sie pricis die Endpunkte des Rumpfes bezeichneten, und nicht auf Punkte von Körpertheilen bezogen werden können, welche sich vom eigentlichen Rumpf abgliedern, wie z. B. die Schwanzflosse. Herr Dr. PrErFEr schlägt für die Fälle, wo oral und aboral nicht gut verwendbar sind, die Wiederaufnahme der Ausdrücke »aktinal« und »abaktinal« vor. Herr Prof. Lupwıs machte den Vorschlag, die beiden Enden der Principalachse der Sympeden als Alpha- und Beta-Ende zu bezeichnen, statt Rostral- und Caudal-Ende, und dem entsprechend, die Adjectiva alphal, alphan, alphad, betal, betan und betad zu bilden. KEIL TEUER, eo ri RE TEE TER UT DEE i : aa 23 Herr Prof. Bürschtı begrüßt die Bestrebungen und Vorschläge wegen Einführung einer rationellen morphologischen Terminologie auf das herzlichste, da auch ihm das dringende Bedürfnis nach einer solchen Reform seit einer Reihe von Jahren nahe getreten sei. Namentlich der offenbare Missbrauch, welcher mit den Bezeich- nungen proximal und distal stattgefunden habe und noch fortgesetzt stattfinde, mache eine solche Reform dringend nöthig, um die allge- meine Verständlichkeit morphologischer Beschreibungen zu erleich- tern und Missverständnissen vorzubeugen. Die Bezeichnungen pro- ximal und distal möchte er überhaupt nur auf solche Theile eines Organismus anwenden, welche sich als Hervorragungen über die Haupt- masse des Körpers erheben. Im Allgemeinen ist er der Meinung, daß die Anregung dieser Fragen vor Allem das Gute bewirken dürfte, daß die Einzelnen sich künftig vor Beginn ihrer Schilde- rungen über die zu verwendende Terminologie aussprechen und diese dann consequent festhalten. Hinsichtlich der Einzelbezeichnungen, glaubt er, sollte keine allzugroße Ängstlichkeit obwalten; das Haupt- ziel sei vielmehr auch hier die Gleichmäßigkeit. Allmählich werde sich die Terminologie auch weiter entwickeln und verbessern. Ihm scheine als Grundsatz auch hier beachtenswerth zu sein: daß das Bessere häufig der Feind des Guten ist, d. h., daß man nicht, in der Absicht den bestmöglichen Ausdruck zu finden, allzuviel ändere, sondern sich mit einer relativ guten Bezeichnung begnüge, die in weiteren Kreisen Anklang gefunden habe. An der Discussion betheiligten sich ferner die Herren Dr. BRANDES, Prof. HATSCHEK, Prof. Heincks, Prof. Carus und der Vor- tragende. Von 12—1 Uhr fand eine gemeinsame Sitzung der Deut- schen Zoologischen Gesellschaft und der Anatomischen Gesellschaft im Hörsaale des Anatomischen Instituts statt. In derselben erstattete Herr Prof. R. HarscHex (Prag) ein Referat: Über den gegenwärtigen Stand der Keimblättertheorie. Die vergleichende Keimblättertheorie ist in ihrer Anwendung auf das gesammte Thierreich vor kaum drei Jahrzehnten durch die bahnbrechenden Untersuchungen KowALEwsky’s begründet worden. Wohl haben schon viel früher der Altmeister Karı Ernst von Baer und nach ihm auch Andere den Versuch gemacht, die bei den Wirbelthieren nachgewiesenen und als Keimblätter bezeichneten embryonalen Körperschichten auch bei den Wirbellosen wenigstens 12 andeutungsweise zu erkennen. Aber selbst noch kurz vor Kowa- LEWwskyY’s Publicationen wurden die Keimblätter der Wirbellosen in den besten damaligen Arbeiten in Abrede gestellt. KowALEwsKY hat in dem kurzen Zeitraum von 1866—1873 in einer Reihe glänzender embryologischer Arbeiten über Amphiozxus, die Ascidien, Anneliden, Arthropoden, Sagztta, Holothurien, Cteno- phoren, Polypen und Medusen — durch Untersuchungen, die sich also nahezu über das ganze Thierreich erstrecken — eine große Anzahl fundamentaler Thatsachen entdeckt, auf welche sich seither die vergleichende Keimblättertheorie und andere verwandte embryo- logische Theorien stützen. Die gesetzmäßige Ableitung der Organe von den Keimblättern wurde festgestellt; Gesetze, die durch die nachfolgenden Untersuchungen fort und fort bestätigt wurden. ‘So ist noch in jüngster Zeit die ectodermale Entstehung des Nerven- systems der Cephalopoden durch KorscHELT nachgewiesen worden und damit eine fühlbare Lücke ausgefüllt. Von größtem Einfluß auf die zoologische Gesammtwissenschaft und Forschung waren sodann die Theorien Hızcker's, durch welche jene Entdeckungen im Sinne der Descendenzlehre verwerthet wurden. In seiner Gasträatheorie ward in großen und klaren Zügen ein kühner wissenschaftlicher Aufbau entworfen. Durch seine weit- tragenden Ideen wurden damals besonders die jüngeren Zoologen mitgerissen; vielleicht hat hierbei auch der polemisch gewürzte Ton mitgewirkt; durch diesen mag die Sache momentan gefördert worden sein, derselbe hat aber auch manche Gegenwirkung zur Folge gehabt — und was noch schlimmer ist, wir haben die üblen Nachahmungen dieses ‘Tones noch heute in der zoologischen Littera- tur genugsam zu spuren. Die Gasträatheorie Harcker's stand damals im Mittelpunkt des zoologischen Interesses. Durch die Gegenschrift von Craus, die manche vortreffliche Bemerkung enthielt, wurde dasselbe nur noch erhöht. Mit welch lebhafter Aufmerksamkeit wurden die Unter- suchungen von METSCHNIKOFF und F. E. Schutze über die Gastrula der Spongien — Ergebnisse, die ganz merkwürdige Wendungen nahmen — verfolgt! Und wie zahlreich waren die embryologischen Forschungen und Theorien, welche in den nächsten zwei Jahrzehnten durch emsige Arbeit geschaffen wurden! Die Keimblättertheorie ist seither nicht in den Hintergrund getreten, obzwar bald darauf die Lehre von der Befruchtung und Zelltheilung, sowie die Theorie der Vererbung eine ebenso lebhafte wissenschaftliche Bewegung veranlaßten. Die Keimblättertheorie hat immer mehr an Inhalt, Umfang und f * 13 Bedeutung gewonnen, sie steht zu den mannigfachsten und wichtigsten zoologischen Fragen in innigster Wechselbeziehung. Allerdings hat die Forschung wie in der gesammten Zoologie, so auch hier eine vorwiegend morphologische Richtung genommen, d. h. sie beschäftigt sich mit den Formenerscheinungen mit Rück- sicht auf ihre stammesgeschichtliche Verwandtschaft. Demge- mäß werde ich in dem nachfolgenden Berichte weniger auf physiolo- ‘ gischem, viel mehr aber auf morphologischem Gebiete mich bewegen müssen. Wenn wir nun aber die Frage aufstellen, zu welchen bestimm- ten, allgemein anerkannten, morphologischen Ergebnissen all diese emsige Arbeit zweier Jahrzehnte geführt hat, so müssen wir gestehen, dass gegenwärtig der Widerstreit der Meinungen sowohl über viele der wichtigsten Thatsachen als auch über die theoretische Deutung der- selben größer ist als jemals. Dies kann aber nur oberflächlich den großen Fortschritt verhüllen, der sich gerade darin ausspricht, dab die ursprünglichen, wenigen, ganz allgemeinen Fragen sich in eine größere Anzahl sehr bestimmter Fragen gegliedert haben. Kehren wir zu Hazcker's Gasträatheorie zurück und sehen wir, in wie weit die wesentlichsten von ihm aufgestellten Sätze in der Folgezeit Bestätigung oder Widerspruch erfahren haben. Die von HaAEcKEL genauer formulierte Vorstellung, dab der Körper der vielzelligen 'Thiere oder Metazoen von gesellig verbun- denen einzelligen Thieren, d. i. cormenbildenden Protozoen abzu- leiten sei, hat bei den meisten Zoologen Anerkennung gefunden. Manche Forscher, wie Prof. v. Grarr, vertreten dagegen die An- schauung, daß die Protozoen durch Vermittlung eines vielkernigen Zustandes allmählich zu der Organisation der Metazoen überge- gangen seien. Auch ein anderer Satz, welcher lehrt, dass die Keimblase oder Blastula, welche von einer einfachen, um eine centrale Höhle ange- ordneten Zellenschicht, dem Blastoderm, aufgebaut ist, dem Urzu- stand der Metazoen entspräche (CLAvs, HAECKEL), ist allgemein an- genommen worden. HAEcKEL bezeichnet das entsprechende phylo- genetische Stadium als Blastäa; dieselbe soll im Zusammenhang mit einer bestimmten Bewegungsrichtung eine polare Ausbildung erfahren haben. : Schon in Bezug auf den nächsten Satz, betreffend den Gastru- lationsprocess — d. i. die Entstehung der zwei primären Keimblätter des Ectoderms und Entoderms — haben mannigfachere Meinungen Platz gegriffen. HarckeL und viele Andere behaupten, dass Ober- flächenvergrößerung und Einstülpung — Processe, die bei der Ver- 14 vollkommnung der Organisation auch sonst die allgemeinste Ver- breitung haben (wir erinnern an die diesbezüglichen Ausführungen Lreuckart’s) — phylogenetisch zur Bildung des Urdarmes geführt haben. Der Invaginationsprocess, der so häufig als ontogenetischer Gastrulationsvorgang beobachtet wird, soll als der ursprüngliche Modus und als eine Wiederholung des phylogenetischen Ge- schehens aufzufassen sein. — Andere Forscher, wie METSCHNIKOFF und GÖöTTE, halten einen anderen Process für ursprünglicher, näm- - lich das allseitige Einwandern von Zellen in die Blastulahöhle, wie dies bei einigen Nesselthieren ontogenetisch beobachtet wurde. In dieser centralen Masse soll die Urdarmhöhle durch Aushöhlung und Durchbruch erst secundär sich gebildet haben. Ja auch das Meso- derm der höheren (dreiblättrigen) Thiere wäre als Rest dieser centralen Zellenmasse direct von derselben abzuleiten. Immerhin hat aber die Annahme eines gastrulaähnlichen phy- logenetischen Stadiums! der Metazoen, dessen Körper von zwei Epithelschichten, dem Ectoderm und Entoderm, aufgebaut war — ein Zustand, den die Cölenteraten dauernd bewahren — in der zoologischen Wissenschaft eine sehr verbreitete Zustimmung gefun- den. Doch ist dieselbe nicht ausnahmslos. Obzwar HAEcKEL in recht zutreffender Weise den Einfluß des Nahrungsdotters auf die Furchung und Blätterbildung dargelegt und besonders auf die morphologisch secundäre Bedeutung ‚der dadurch bedingten Modificationen hingewiesen hat, so wird doch in manchen neueren Darstellungen der Gegensatz von dotter- armen Mikromeren und dotterreichen Makromeren immer mehr her- vorgehoben, ohne die morphologisch secundäre Bedeutung desselben genügend zu betonen. Gewib ist die vielfach beobachtete Erschei- nung, daß die Mikromeren in fortschreitender Ordnung von dem animalen gegen den vegetativen Pol zu von den Makromeren ab- geschnürt werden, für die Physiologie der Entwicklung und die Entwicklungsmechanik sehr bedeutungsvoll. Wir finden aber, dab die Makromeren verschieden verwendet werden; bei den Gastro- poden und holoblastischen Wirbelthieren (Amphibien, Cyclostomen etc.) wird nur ein Theil des Mitteldarmes von Makromeren ge- bildet; in anderen Fällen, so bei gewissen Oligochaeten (Tubrfex, Rhynchelmis) und Hirudineen (Clepsine) wird der ganze Mittel- darm von den dotterreichen Makromeren aufgebaut. Dennoch wurde von den Vettern Sarasin der Versuch gemacht, die dotter- armen Mikromeren und die dotterreichen Makromeren als die primitiven morphologisch bedeutungsvollen Differenzierungen hinzu- stellen. Wenn wir diesen Versuch für verfehlt halten, so soll damit 15 nicht etwa gesagt sein, daß derselbe in der Litteratur etwa der letzte sein wird. Den breitesten Raum nehmen in der auf die Gasträatheorie folgenden Litteraturepoche die Theorien über die Bildung des Meso- derms ein. HAECcKEL war geneigt, das Mesoderm durch Abspaltung von beiden primären Blättern entstehen zu lassen, eine Anschauung, die sich auf einige damals wohl beglaubigte Beobachtungen stützte, welche aber in der Folge keinerlei Bestätigung erfahren haben. HarckeL hatte auch schon die Wichtigkeit des Cölombegriffes erkannt, und _ es muss zugegeben werden, daß er dadurch die späteren bedeutsamen Ausführungen anderer Autoren vorbereitet hat. Allerdings haben | erst Cravs und sodann HarscueK den Gegensatz von primärer und _ paarig angelegter secundärer Leibeshöhle erörtert. | Ein besonderer Modus der Mesodermentwicklung, der schon von _ Kowatewsky beim Regenwurm beobachtet war, die Entstehung des _ Mesoderms aus paarigen, am hinteren Urmundrande gelegenen Zellen, wurde von Rast und HarscHheX allgemeiner bei Anneliden und _ Mollusken nachgewiesen und auch die weitere Ausbildung dieser _ Urzellen zu paarigen Mesodermstreifen besonders hervorgehoben. Bedeutsame Fortschritte in der Auffassung der Leibeshöhle wurden unterdessen durch die englischen Forscher Huxıry, Ray _ LANKESTER und BALFoUR vorbereitet. Hieran anknüpfend begrün- ' deten die Brüder HErTwIG eine umfassende und auf breiterer Basis aufgebaute Theorie des Mesoderms in ihrer Cölomtheorie. Diese Theerie fußte wohl weniger auf eigenen embryologischen Unter- suchungen als vielmehr auf der eingehenden histologischen Erfor- ‘schung der Cölenteraten und auf weiteren Anwendungen der hier erforschten Gesetze auf die Verhältnisse der anderen höheren Thier- ‚classen. Doch gerade darin lag der größte Fortschritt, und es ward nicht nur die Theorie der Keimblätter gefördert, sondern zugleich auch das Fundament einer vergleichenden Histologie — im Sinne der phylogenetischen Morphologie — geschaffen. Ein ähnlicher Ver- such Hazcker’s, der mehr die Eintheilung der Gewebe anstrebt, ist hier weit übertroffen. In der Cölomtheorie wird die Ableitung der secundären Leibes- höhle — des Cöloms — von cölenterischen Divertikeln, d. i. Aus- stülpungen des Urdarmes, zum ersten Male in ausführlicher Weise dargelegt. Die Übereinstimmung dieser Ideen mit der Cölenteraten- lehre Levckarr’s ist unverkennbar, und diese findet hier erst so eigentlich ihre embryologische Begründung. Die epithelialen Wände der Cölomhöhlen, d. i. die paarigen 16 Cölomsäcke, welche durch Abfaltung vom Urdarmsacke entstanden sind, bilden die Mesodermanlage; diese tritt also sofort in zwei Schichten, als somatisches dem Ectoderm zugewendetes und splanch- nisches dem Entoderm zugewendetes Blatt, auf. Es werden daher jene Fälle der Mesodermbildung, wo die Abfaltung in klarer Weise vorliegt — wie Amphiozus, Echinodermen, Sagitta — für die ursprünglicheren gehalten, andere Fälle, wie die Bildung des Meso- derms aus paarigen Urzellen, als secundäre Modificationen erklärt. Letzterer Modus hängt stets mit geringer Gesammtanzahl der Em- bryonalzellen zusammen, wie HATSCHEK und RAsL später hervor- hoben (Rast halt diesen Modus trotzdem für den primären und tritt damit der Lehre Herrwıc’s entgegen). Sowie bei den Nesselthieren die muskelbildenden Epithelien sich in Deckzellen und eine tiefere Schicht von Muskelzellen differenzieren können, so findet an dem Colomepithel der cölomaten Thiere eine Sonderung in Peritonealepithel und eine genetisch mit demselben verknüpfte Muskelschicht statt, welch letztere oft dauernd den histologischen Charakter eines Epithelmuskels bewahrt. Das ectodermale Grenzepithel des Körpers und das Darmepithel haben aber bei allen cölomaten Thieren die Fähigkeit der Muskel- bildung eingebüßt. Mit besonderem Nachdruck wird hervorgehoben, daß die Keimzellen von dem Cölomepithel abstammen, wofür Sagitta ein glänzendes Beispiel liefert, und daß die Nephridialcanäle als Ausmündungen der Coélomsicke sich bilden. Die Brüder Hrerrwie unterscheiden nebst dem Mesoderm als — eine besondere Bildung das Mesenchym, welches bei seinem Auf- treten aus vereinzelten Zellen besteht, welche aus den Epithelien auswandern und in eine die primäre Leibeshöhle erfüllende Gallerte | eintreten. Das Mesenchym ist bei seinem phylogenetischen Auf- treten zunächst von bindegewebigem Charakter; erst später werden auch Muskelgewebe vom Mesenchym geliefert. Die Mesenchym- muskelzellen oder contractilen Faserzellen zeigen oft deutlich in ihrem vereinzelten Auftreten und in ihrer verästelten Form die genetische Verwandtschaft zur Bindegewebszelle. Das Blutgefäß- system, welches erst bei den cölomaten Thieren auftritt, wurde von den Mesenchymgeweben abgeleitet. Mit Rücksicht auf die Schichtenbildung des Körpers werden die Hauptgruppen des Thierreichs in folgender Weise unterschieden: Die Cölenteraten besitzen nur zwei Epithelien und dazwischen- liegendes mehr oder weniger mächtig ausgebildetes Mesenchymgewebe. In ähnlicher Weise wurde von den Brüdern Herrwie auch der Schichtenbau der Plattwürmer und Mollusken beurtheilt, die keine 17 Cölomhöhle und nur mesenchymartige Muskeln besitzen sollen; die nähere Verwandtschaft dieser Classen mit den cölomaten Thieren ward gänzlich in Abrede gestellt. Diese irrige Beurtheilung wurde namentlich für die Mollusken bald richtig gestellt, deren Cölomaten- _ natur besonders GROBBEN ausführlich nachgewiesen hat. In jüngster ‘Zeit wurde von v. ERLANGER bei einem Gastropoden, der Paludina _ viwipara, überraschenderweise eine Enterocölbildung beobachtet. Systematische Aufstellungen, welche dahin gehen, die Plattwürmer (und Verwandte) wegen Mangels einer echten paarigen Leibeshöhle den Cölenteraten zuzurechnen oder wenigstens sehr zu nähern, haben sich bis in die jüngste Zeit immer wiederholt. Es sind aber die ‘typischen Beziehungen ihrer gesammten Organisation zu echten Cölomaten — zunächst zu den höheren Würmern — zu unver- ‘ kennbar; es ist auch verfehlt, die Platoden als Thiere mit einem verzweigten Hohlraumsystem zu bezeichnen. Es liegt viel näher, bei ihnen nach cölomatischen Höhlen zu suchen, und es kommen hierbei die Nephridien (wie Ray LANKESTER versuchte) und die Höhlen der Gonaden (Razz etc.) in Betracht. Ich vermuthe gegen- wirtig aber, daß diese Organe nicht die einzigen Cölomderivate sind, denn auch das blasige Parenchym des Körpers scheint dem peritonealen ' Epithel der Anneliden zu entsprechen, und es mag auch ein Theil der Muskelschichten genetisch enger mit diesem verknüpft sein. Es möchte hier auf die bekannte und oft betonte Ähnlichkeit des Schichtenbaues der Plattwürmer mit dem der Hirudineen, welche echte Anneliden sind, hingewiesen werden. Bei den Hiru- _ dineen sind Nephridien, Gonaden und centrales Parenchym gene- tisch nachweisbar auf das Cölomepithel zurückzuführen. Wenn auch eine directe nahe Verwandtschaft dieser beiden Gruppen gewiss nicht “vorliegt, so zeigt dieses Beispiel doch, wie die Umwandlung der Cölomhöhlen bei den Plattwürmern vorzustellen sei!. Dabei kann I aber kaum in Abrede gestellt werden, daß die Plattwürmer auf einer niedrigeren, urspriinglicheren Organisationsstufe stehen, wobei wir " nur auf den Darm, die Nephridien, die mangelnden Blutgefäße hin- ‘| zuweisen brauchen. Embryologisch ist die radiäre Anordnung der vier Mesoderm bildenden Zellen (Harızz, SerLenka, LANG) von | höchstem Interesse, und dieser Punkt verdient noch fortgesetzte ein- gehende Untersuchung. Die Eintheilung der Metazoen in die zwei großen Gruppen der Cölenteraten und Cölomaten erscheint nur in dem Sinne gerecht- 1 Auch in der Leibeshöhle von Rotatorien finden sich Complexe von blasigen Parenchymzellen. Verhandl. d. Deutsch, Zool. Gesellschaft 1893. 2 18 fertigt, daß die Plattwürmer (und die Scoleciden überhaupt) der letzten Abtheilung zugehören. Der von Gebrüder Hertwic aufgestellte Mesenchymbegriff erfuhr mehrfachen Widerspruch und hat in der Folge auch von ihnen selbst manche Abänderung erfahren. Was mich betrifft, schließe ich mich der Grundidee vollkommen an, muss aber aus Anlass gewisser ein- facher Beobachtungen eine Modification der Theorie in folgendem Sinne vertreten. Ich möchte von den bekannten Verhältnissen bei Amphrozus ausgehen. Das Bindegewebe ist hier von sehr einfachem Bau, wie dies am besten an der dermalen Schicht des Körpers zu | beobachten ist (abgesehen von den etwas complicierteren Befunden | im Bereiche des Peribranchialsackes und der Mundwand). Dieses dermale Bindegewebe zerfällt in die typische Cutis, welche in der | charakteristischen Weise aus einem gekreuzten Gitterwerk von Fasern besteht und ohne Unterbrechung über die Segmentgrenzen hinweg- | zieht, und aus dem subcutanen Bindegewebe, welches mit dem Ge- | webe der segmentalen Myosepten in innigstem Zusammenhange steht. | Ich muss hier bemerken, daß ich in Bezug auf die Deutung der | Cutis der Richtigstellung Ray LAnk&ester’s und Rast’s folge. Diese Bindegewebsschichten sind selbst zellenfrei und sind von den Zellen — einer inneren epithelialen Grenzlamelle abhängig. Bei den höher stehenden Wirbelthieren wandern zunächst Zellen aus der epithelialen Grenzlamelle in das Bindegewebe ein, und schließlich wird die Grenz- lamelle ganz aufgebraucht. Dieser Process erscheint ontogenetisch | meist sehr abgekürzt. Wir unterscheiden demnach in Bezug auf | das Verhältnis von Epithel und davon abstammendem Bindegewebe | folgende verschieden abgestufte Typen: | 1) Die zellenfreie Bindegewebsgallerte steht als eine subepithe- 7 liale Differenzierung zu einer zugehörigen epithelialen Grenzlamelle | in Beziehung. 2) Durch Einwanderung von Zellen in die Bindesubstanz wird 9 ein zellenhaltiges Bindegewebe gebildet, welches von einer epithe- |) halen Grenzlamelle bedeckt ist. | 3) Das zellenhaltige Bindegewebe ist nicht mehr von einer epithelialen Grenzlamelle bedeckt, da dieselbe ganz aufgebraucht 9 oder modificiert erscheint. Ich kann nicht vollkommen mit einer Anschauung Ragr's über- einstimmen, nach welcher das Bindegewebe als ein gelockertes Epithel aufgefasst wird, denn es ist ersichtlich, daß das mesenchyma- töse Bindegewebe seiner Genese nach zunächst als subepitheliale, Sonderung zu einem zugehörigen Grenzepithel gehört, sich also in, 19 gewissem Sinne ähnlic zu demselben verhält wie ein epithelogener Muskel zu der Deckschicht. Bei den Nesselthieren ist es eine oder auch beide Epithel- schichten des Körpers, welchen das Mesenchym genetisch zugehört; ob ersterer oder letzterer Fall der allein gültige ist, darüber haben die Untersuchungen noch immer nicht endgültig entschieden. Bei den Cölomaten hat sich ebenso wie die Muskelbildung so auch die Bindegewebsbildung auf die Cölomblätter beschränkt. Dies ist zunächst bei den Wirbelthieren erwiesen, kann aber auch für die anderen Cölomaten auf Grund zahlreicher Beobachtungen als sehr wahrscheinlich hingestellt werden. Selbst bei den Echinodermen, wo in gewissen Fällen das Mesenchym schon an der Blastula ent- steht, lässt sich nachweisen, daß seine Bildung von jenem Keim- bezirk ausgeht, der später die Anlage der Cölomsäcke bildet. Man muss diese Frage von anderen verwandten Fragen scharf trennen; so ist es als ein gesondertes Problem zu betrachten, ob das Blut- gefäßsystem eine Mesenchymbildung oder aber eine davon unab- ‚ hangige Differenzierung des Entoderms ist. Wir können den Satz aufstellen: Bei den Célomaten ist das | Mesenchym genetisch mit den Cölomsäcken verknüpft; | das Mesoderm (im Sinne der älteren Terminologie) ist eine genetisch einheitliche Anlage, welche sich in mes- epitheliale und mesenchymatöse Bildungen gliedert. Als radicaler Gegner der Cölomtheorie ist Prof. KLEINENBERG | in seiner Arbeit über die Entwicklung des marinen Anneliden | Lopadorhynchus aufgetreten. Ich kann der Vollständigkeit wegen ‚hier nicht unerwähnt lassen, daß KLEINENBERG auch gegen mich _ sachlich und persönlich die heftigsten Angriffe gerichtet hat. Seine sachlichen Angriffe beruhen auf der Verschiedenheit seiner Resul- tate, in einigen Punkten aber auch auf Entstellung meiner Angaben. | Seine persönlichen Angriffe halte ich nach gewissenhafter Erwägung | fir ungerecht und ungehörig. Ich glaube, daß durch diese Neben- ' umstände mein Urtheil über die wissenschaftliche Bedeutung von ‘ Kreinengerg’s Arbeit nicht beeinflusst ist. Seine Anschauungen | müssen hier eingehend berücksichtigt werden, da dieselben manche | Anhänger gefunden haben. ‚= Neben seiner Mesodermtheorie können auch manche seiner an- ‚ deren theoretischen Anschauungen nicht unerwähnt bleiben. Seine | Untersuchungen beginnen bei der bekannten Räderthier-ähnlichen | Annelidenlarve, der Trochosphaera- oder Trochophoralarve. Er ‚betrachtet dieselbe aber schlechtweg als Medusenform, an welcher | durch einen dem Generationswechsel ähnlichen Vorgang eine ganz 2 * os > a? 7 ee 20 andersartige höhere Thierform, das Annelid, auf dem Wege der. | Knospung entsteht. Diese 1 zeigen eine gewisse Verwandtschaft mit jenen SumpxEr’s und seiner Schüler, und sie haben in jüngster Zeit auch an Barrp, dem englischen Embryologen, einen begeisterten Anhänger gefunden. | KLEINENBERG versucht ferner mit großer Consequenz seine Neuromuskeltheorie auf die Entwicklung der Anneliden anzuwenden. Die Mesodermstreifen als Anlagen der Längsmuskeln sollen in Zu- sammenhang mit den Neuralsträngen entstehen, und es wird diese gemeinsame Anlage als eine Neuro-Muskel-Anlage bezeichnet. Es sollen bei der Entstehung des Annelids noch mehrfache andere Neuromuskelanlagen in Betracht kommen. Es giebt überhaupt kein einheitliches Mesoderm, sondern nur eine Anzahl heterogener, vom Ectoderm sich abspaltender Organanlagen. KLEINENBERG schlägt‘ daher vor, der Begriff und die Bezeichnung Mesoderm sei! ganz fallen zu lassen. | Meiner Meinung nach sind die Beobachtungen, auf welche sich KLEINENBERG stützt, nicht frei von Fehlern. Wahrscheinlich ist die. Abgrenzung von Ectoderm und Entoderm an seinen Präparaten durch J die Wirkung der Reagentien undeutlich geworden. Ich möchte’ folgende Punkte specieller hervorheben: Nach KLEINENBERG ist die } Trochophoralarve von Lopadorhynchus nur von zwei Keimblattern | gebildet. Dagegen ist zu bemerken, dass bei den entsprechenden Larven der anderen Anneliden in typischer Weise nebst besonderen # functionsfähigen mesodermalen Organen stets auch die wohlgeson- derten Anlagen der Mesodermstreifen nachweisbar sind. Bei ältere 4 | Lopadorhynchus-Larven werden von KLEINENBERG die Mosca : streifen mit dem Ectoderm zusammenhingend dargestellt; doch 1 dieser Zusammenhang auf eine sehr kleine Stelle am Hinterende 1 Mesodermstreifen beschränkt. Besteht nun dieser Zusammenhang. wirklich? Und ist an dieser Stelle ein Zuwachs von Mesoderm-# zellen auf Kosten des Ectoderms nachweisbar? Oder ist hier etw ein Rest des Urmundes ähnlich wie an der Primitivrinne der Wirbel- thiere zu erkennen? Dies sind die Fragen, die durch sorgfältige® neue Beobachtungen zu prüfen wären. Die Muskeln der Parapodien, # welche wir zum Mesenchym rechnen, sollen an Ort und Stelle vom Ectoderm aus entstehen, eine Beobachtung, die wohl mit meinen Anschauungen, nicht aber mit dem ursprünglichen Mesenchymbe- griff der Gebrüder Herrwic in Widerspruch stünde. Die Beobachtungen neuerer Untersucher (BErcH, E. MryE WisTINGHAUSEN, WıLson, VEJDOVSKY) scheinen bald meine Angabeı bald diejenigen KLeınenserg’s über die Entwicklung der Anneliden | 21 zu bestätigen, doch sind wenige derselben einwandfrei. Burren läßt bei den Oligochaeten das Mesenchym von den Mesodermstreifen unabhängig vom Ectoderm aus entstehen. Der vortreffliche ameri- _kanische Forscher Wırson spricht sich in seiner neuesten Unter- "suchung über Nereis im Gegensatz zu WISTINGHAUSEN für meine Anschauungen aus; doch läßt sich nicht leugnen, daß der von ihm beobachtete Zusammenhang des Ectoderms und Mesoderms am Hin- terende der Mesodermstreifen zu Gunsten KLEINENBERG’s geltend | gemacht werden kann. — An dieser Stelle ist auch der eigenthüm- lichen Zellenreihen zu gedenken, die im Ectoderm und Mesoderm der Oligochaeten- und Hirudineenembryonen eine so auffallende Erscheinung sind. Dieselben sind gewiss von secundärer Bedeutung; es sind cänogenetische Verhältnisse, welche wahrscheinlich mit dem ‚raschen Längenwachsthum der Keimstreifen in Beziehung stehen. Sie müssen in ihrer Bedeutung erst selbst genauer erklärt werden, bevor sie etwa zu morphologischen Speculationen herangezogen werden. ZELINKA, ein äußerst sorgfältiger Beobachter, kommt bei der Entwicklung der Rotatorien zu dem Schlusse, dass die Mesoderm- entwicklung im Sinne KLEINENBERG’s erfolge. Auch hier müssen wir eine weitere Bestätigung und Erklärung abwarten. | In der gegenwärtigen Litteratur über die Keimblätter der Wirbelthiere herrscht das Bestreben vor, die Keimblätterbildung der ‚Cranioten auf diejenige des Amphioxus zurückzuführen. Es möchte Hiden Rahmen unserer, in allgemeinen Zügen gehaltenen Betrach- tung weit überschreiten, wenn wir alle diese Bestrebungen im © Einzelnen verfolgen wollten. Dagegen müssen wir den jüngsten © Auseinandersetzungen des russischen Forschers Lworr einige Worte © widmen, welcher versuchte, die Keimblätterbildung zunächst des | Amphioxus selbst und dann auch der anderen Wirbelthiere in einem ‚der herrschenden Lehre ganz entgegengesetzten Sinne zu deuten. Lworr erklärt das Mesoderm mit Einschluß der Chorda für ein Derivat des Ectoderms. — Ich muß gestehen, daß ich stets der Meinung war, daß mit Rücksicht auf jene Wirbelthiere, bei welchen # ein Zusammenhang der drei Keimblätter längs der Primitivrinne besteht, die Ableitung des Mesoderms vom Ectoderm noch wieder- holt versucht werden wird. Von dem Unternehmen aber, den Amphiorus zum Ausgangspunkt einer solchen Lehre zu machen, ward ich doch einigermaßen überrascht. Hier liegt eine Gastrula vor, wo Ectoderm und Entoderm ihrer Lagerung und ihrer struc- ) turellen Beschaffenheit nach deutlich von einander gesondert er- scheinen. Lworr erklärt einfach den dorsalen Theil des Entoderms 22 für Ectoderm, dieser Theil soll erst später nach innen gestülpt worden sein. Da ich seiner Zeit die Entwicklung des Amphioxus mit aller Aufmerksamkeit und Sorgfalt untersuchte, so mag mir wohl ein | Urtheil über die Arbeit Lworr’s erlaubt sein. Ich hatte mit Auf- | wand von vieler Mühe aus freier Hand Schnittserien hergestellt, die aber in Bezug auf Klarheit und Deutlichkeit von keinem mir be- kannten embryologischen Object erreicht werden. Ich kann die spärlichen Abbildungen Lworr’s nur als solche bezeichnen, die nach schlechten Präparaten gezeichnet sind; es fehlen Abgrenzungen, die an jedem guten Präparat sichtbar sind; auch die Formgestaltung zeigt die Merkmale schlechter Präparate. Eine genaue räumliche Vorstellung des Invaginationsprocesses im Sinne Lworr’s und anderer Verhältnisse kann man sich nach seinen Mittheilungen überhaupt nicht machen. Ich war erstaunt, am Schlusse der Abhandlung zu sehen, daß es sich nicht um eine vorläufige, sondern um eine defini- tive Mittheilung handelt. | In einem Punkte muss ich Lworr's Einwendungen vorläufig | Raum geben. Er bezeichnet meine Darstellung der hinteren Endi- gung des Mesoderms — speciell das Vorhandensein hinterer Pol- zellen betreffend — als unrichtig. Da ich, von den mühsamen Querschnitten genugsam in Anspruch genommen, keine realen Längs- | schnitte anfertigte, sondern mich mit der Darstellung von optischen Schnitten begnügte (ich hatte nebstdem auch Klopfpräparate stu- — diert), Lworr aber zahlreiche wirkliche Längsschnitte angefertigt — hat, so haben seine bestimmt lautenden Angaben eine bessere Grund- | lage. Man sollte aber auch hier von Lworr erwarten, daß er das | wirkliche Verhalten des hinteren Mesodermendes abbildet und genau beschreibt. Dies geschieht aber keineswegs in zureichen- 3 der Weise. Mir macht im Ganzen und Großen die Arbeit Lworr’s nur % den Eindruck einer theoretisch stark beeinflussten Darstellung. 7 Lworr geht so weit, daß er das zeitweilige Verschwinden der Cölom- höhlen durch Aneinanderpressen der Schichten gegen die Cölom- auffassung geltend macht. Nach seiner Methode möchte es nicht schwer fallen, selbst bei Sagitta und den Echinodermen das Mesoderm für ein Derivat des primären Ectoderms zu erklären. Seine allgemeinen theoretischen Anschauungen sind mit jenen KLEINENBERG’S und der Vettern SarAsın verwandt. Bei den höheren Thieren nähert sich sein Standpunkt jenem v. KOLLIKER’s. Es wird der Sache nur förderlich sein, wenn diese Differenzen den Anlass zu erneuerter Untersuchüng der Amphiozus - Entwick- 23 lung bieten. Solchen Argumenten gegenüber, wie sie Lworr vor- bringt, muss aber wohl die ältere Auffassung noch zu Recht be- stehen bleiben. So sehen wir denn — am Schlusse unserer Betrachtungen an- gelangt — wie Beobachtungen und Theorien auf dem Gebiete der vergleichenden Keimblätterlehre sich noch mannigfach bekämpfen, In stetem mühevollen Ringen — eine Beobachtung gegen die an- dere, Meinung gegen Meinung, ja Mann gegen Mann nähert sich die Forschung allmählich der richtigen Erkenntnis. Verwandte Fragen werden fördernd sich anreihen. Das Ver- halten der Keimblätter bei den Processen der Regeneration und Knospung lässt immer klarer erkennen, daß auch für diese das Naturgesetz Geltung hat: dass jede Körperzelle unter besonderen Umständen eine generative Bildungsfähigkeit besitzt, welche über die Grenzen ihrer normalen Thätigkeit hinausragt. Die actuelle Specialisierung derKörperzellen, sowohl im fertigen Orga- nismus als auch in allen Entwicklungsstadien, ist eine engere als die virtuelle Specialisierung. Dies haben in neuerer Zeit die schönen Untersuchungen von SEELIGER, KRAEPLIN, Braum u. A. z. Th. in Bestätigung der Arbeiten von NirscHhE be- wiesen. — Überraschend ist das Resultat einer unter Leitung WEISMANN’s ausgeführten Untersuchung von Aus. Lane, wodurch selbst bei den Cölenteraten die allgemein anerkannte Lehre von der Betheiligung der beiden Körperschichten an der Knospenbildung erschüttert wird. Neue Fragen erscheinen am Horizonte. Die Erforschung der in der Zelle selbst gelegenen Bedingungen der Differenzierung kommt zur Erörterung. Die Frage lautet: Ist eine Vertheilung oder ist eine Veränderung der Qualitäten die Grundursache der Differenzierung? Wie in der Entwicklungsmechanik, so be- ginnt auch hier die physiologische mit der morphologischen Forschung in bedeutsamer Weise zusammenzuwirken. 24 Zweite Sitzung. Donnerstag den 25. Mai, 91/. bis 1 Uhr. Wahl des Ortes der nächstjährigen Versammlung: Auf Antrag des Vorsitzenden wird einstimmig beschlossen, die nächstjährige Versammlung in München abzuhalten. Auch der Antrag des Schriftführers, diese nicht in der Pfingstwoche, son- dern in den Osterferien abzuhalten, wird angenommen, und zwar mit der Bestimmung, daß die Zeit derartig gewählt werden soll, daß die Mitglieder auch an der in den Osterferien zu Straßburg stattfindenden Versammlung der Anatomischen Gesellschaft theil- nehmen können. Vorträge. Herr Dr. Orro BÜRGER (Göttingen): Über die Anatomie und die Systematik der Nemertinen. (Hierzu 2 Textfiguren.) Das Centralnervensystem besitzt bei den Nemertinen eine sehr verschiedene Lagerung. Es liegt sowohl in der Haut, als im Haut- muskelschlauch, als auch im Leibesparenchym. Wir kennen bis- her Nemertinen, bei welchen die Seitenstämme (d. s. die bis zum After nach hinten ausgezogenen ventralen Ganglien) im Epithel sich be- finden (Carinina), zwischen Grundschicht (Basalmembran des Epithels) und Hautmuskelschlauch eingeschlossen sind (Carinella), in der Ringfibrillenschicht des Hautmuskelschlauches eingebettet verlaufen (Carinoma in der vorderen Region des Vorderdarmes), in der Längs- | fibrillenschicht derselben eingeschlossen sind (Carinoma, in der hin- teren Region des Vorderdarmes und Mittel- und Enddarmregion; ferner Cephalothriz) und endlich solche, bei denen die Seitenstamme — im Leibesparenchym seitlich (z. B. Nemertes, Amphiporus, Tetra- stemma) oder ventral näher an einander gerückt nach hinten ziehen (Drepanophorus). Was die Lage des Gehirns anbetrifft, so läßt sich wohl seine Lagerung im Epithel, unter der Grundschicht, inmitten | und innerhalb des Hautmuskelschlauchs stets constatiren, nicht aber immer beurtheilen, in welcher Schicht des Hautmuskel- schlauchs es liegt, da die Schichten des Hautmuskelschlauchs in der Kopfspitze undeutlich oder überhaupt nicht hervortreten. Das Centralnervensystem der Nemertinen entwickelt sich aus dem Ectoderm. Wir dürfen also sagen, es hat seine ursprüngliche Lage dort bewahrt, wo wir es im Epithel finden, dort sich am 25 meisten aus ihr entfernt, wo es im Leibesparenchym liegt. Wir dürfen aus Erfahrung hinzufügen, daß jene Nemertinen die am ein- fachsten organisierten sind, bei welchen die Seitenstämme in der Haut liegen, und jene die größte Compliciertheit in ihrem Bau auf- weisen, bei denen sie im Leibesparenchym ruhen. Wer möchte sich der Ansicht verschließen, daß das Central- nervensystem bei den Nemertinen im Laufe ihrer Stammesentwick- lung von der Peripherie des Körpers in diesen hinein gewan- dert ist? Wollten wir die verschiedene Lage der Seitenstäimme systema- tisch z. B. zur Bildung von Nemertinenordnungen verwerthen, so müssten wir, da wir sie in fast allen möglichen Lagen antreffen, sie gewissermaßen an allen Stationen ihrer Wanderung sehen, so viel Ordnungen aufstellen, wie wir eine andere Lagerung der Seiten- stämme feststellten. Nun drängt sich aber die Beobachtung auf, daß die Organisation aller jener Nemertinen eine sehr gleichförmige ist, bei welchen die Seitenstimme die Grenze von zwei geweblich sehr verschiedenen Schichten der Körperwand noch nicht über- schritten haben. Sol- cher Grenzen giebt es zwei, die eine befindet sich zwischen Haut und Hautmuskel- schlauch, die andere zwischen Hautmuskel- schlauch und Leibes- parenchym. Also alle Nemertinen, deren Seitenstämme in der Haut oder zwischen ihr und dem Haut- muskelschlauchliegen, sollen einander im Bau außerordentlich ' ähnlich sein, einerlei ob die Seitenstämme im Epithel oder in der Grundschicht oder unter dieser sich befinden; ebenso sollen jene Nemertinen einander sehr gleichen, deren Seitenstämme im Haut- muskelschlauch stecken, einerlei in welcher Schicht jenes, oder endlich im Leibesparenchym, einerlei an welchem Orte, ob lateral weit von einander entfernt, ob ventral einander genähert sie in diesem verlaufen. Das ist in der That der Fall, und dem ent- sprechend theile ich die Nemertinen ohne Cutis mit einem nur Seitenstamm 26 zweischichtigen Hautmuskelschlauch (Ring- + Längsfibrillenschicht) in drei Ordnungen ein: See I. Protonemertini, die Seitenstimme liegen in der 2.8 Haut oder zwischen dieser und dem Haut- OR 5 Eg. muskelschlauch ad © OMe . . res (Carina, Carinella, Hubrechtia). un IQ . : . == 5 E II. Mesonemertini, die Seitenstämme stecken im Haut- 3 a muskelschlauch (Carinoma, Cephalothriz). ls = III. Metanemertini, die Seitenstäimme verlaufen im E ey Leibesparenchym (Nemertes, Prosorhochmus, a aa Prosadenoporus, Amphiporus, Drepanophorus, 2 E | Tetrastemma, Malacobdella, Pelagonemertes) . Es giebt aber eine gewaltige Anzahl von Nemertinen, bei welchen die Seitenstämme auch im Hautmuskelschlauch stecken, trotzdem sie dieselbe Lage wie bei den Carinellen bewahrt haben. Diese Lagerung erhielten sie, nachdem eine neue dritte Muskel- schicht zwischen der Haut und dem ursprünglichen Hautmuskel- schlauch sich entwickelt hatte. Diese Muskelschicht entstand in Gemeinschaft mit y a 4d eh einer subepithelialen a a Drüsenschicht, einer 3 Cutis. Sie nimmt ontogenetisch, wie ich das spater einmal darzulegen gedenke, einen völlig anderen Ursprung als der ur- sprungliche zwei- schichtige Hautmus- kelschlauch, über den die Proto-, Meso- und Metanemertinen nicht hinausgekom- men sind. Da auch alle Nemertinen, bei denen die Seitenstamme im dreischichtigen Hautmuskelschlauch ver- laufen, ziemlich gleichförmig gebaut sind, sich aber insgesammt eben so sehr in ihrer Organisation von jeder der aufgestellten drei Ordnungen unterscheiden wie diese unter einander, so habe ich sie in eine IV. Ordnung vereinigen und diese als gleichwerthig den drei ersten anreihen dürfen. Aufsere Längsmuskelschicht 27 IV. Heteronemertini. Nemertinen mit Cutis und drei- schichtigem Hautmuskelschlauch (Längs-, Ring- u. Längsfibrillenschicht), in dem die Seitenstämme ein- gebettet sind (Eupolia, Valencima, Borlasia, Lineus, Micrura, Cerebratulus, Langia). Zur Illustration dieser Verhältnisse wurden demonstriert Quer- schnitte von Carinina, Carinella, Carinoma, Cephalothriz, Amphi- porus, Tetrastemma, Drepanophorus, Cerebratulus und Langia. (Die Schnittserien von Carinina und Carinoma sind Eigenthum des Herrn Professor HuBRECHT, welcher mir dieselben freundlichst zum Studium im Interesse der von mir in Angriff genommenen Mono- graphie der Nemertinen überließ.) Ferner wurden demonstriert die von mir früher bei Carinella polymorpha und superba (ornata, annulata) entdeckten, in der hinteren Vorderdarmregion gelegenen lateralen Hautsinnesorgane. Ich nannte dieselben Seitenorgane und die bisher als Seitenorgane bekannten stets mit dem Gehirn verknüpften Sinnesorgane im Kopfe Cerebral- organe. Ich theilte mit, daß ich die Seitenorgane bei fast allen mir bekannten Carinellen, aber bei keiner anderen Nemertine auf- gefunden habe. Sie stellen bewegliche Epithelscheiben dar, die mit Muskel- und Nervenfibrillen reichlich versorgt sind. Sie er- scheinen bald als Hügel, bald als Gruben. Sie sind bald durch Drüsenzellen, die aber verschieden von denen der Haut sind, aus- gezeichnet, bald gehen ihnen solche vollständig ab. Stets sind sie im Gegensatz zum Epithel der Haut pigmentfrei. Ich sprach die Hoffnung aus, daß bald die Nemertine aufge- funden werde, bei welcher die Seitenlinie in ihrer ganzen Länge mit solchen Sinnesorganen besetzt ist. Herr Dr. Orro Maas (Gießen): Uber die erste Differenzierung von Generations- und Somazellen bei den Spongien. (Hierzu 6 Textfiguren.) Was ich Ihnen hier vorzutragen habe, bedarf nach mehreren Seiten hin Ihrer Nachsicht. Es ist keine in sich abgerundete Sache, sondern ein herausgerissenes Stück aus der Entwicklungs- geschichte der Spongien und wird außerhalb dieses Rahmens viel- leicht nicht gut zu würdigen sein. Auch sind die Vorgänge, um die es sich handelt, nicht mit der Pracision klargestellt, wie sie in anderen Thiergruppen erreicht ist. Erstens deswegen, weil man hier nicht die einzelnen Stadien vom Ei ab lebend verfolgen und 28 conservieren kann, sondern gezwungen ist, sich die Reihenfolge aus den Schnittbildern der im mütterlichen Körper getroffenen Embry- onen zu combinieren; zweitens deswegen, weil über Bildung der Richtungskörper, Befruchtung, Karyokinese, kurz über alle feineren Vorgänge im Kern bei den Schwämmen so gut wie nichts bekannt ist und wir deswegen hier Manches — allerdings mit der größten Wahrscheinlichkeit — nur schließen können, was anderswo direct nachweisbar ist. Dennoch habe ich geglaubt, bei dem allgemeinen Interesse, das gegenwärtig diesen Fragen entgegengebracht wird, Ihnen meine Beobachtungen bieten zu dürfen, um so eher, als ich gerade den feineren Vorgängen, der Structur der Kerne insbeson- dere, mehr Aufmerksamkeit gewidmet habe. Der besseren Anschaulichkeit wegen beginne ich meine Dar- stellung nicht vom Ei ab, weil sonst die nothwendige Erläuterung des späteren Schicksals der Zellen von der Hauptsache abführen würde, sondern ich gehe vom ausgebildeten Schwamm aus, in der Weise, wie ich selber zu meinen Folgerungen kam, in Etappen rückwärts gehend und dann die einzelnen Stadien nach vorwärts verbindend. Die Geschlechtszellen des erwachsenen Schwammes leiten sich. wie wir namentlich durch die bahnbrechenden Untersuchungen von F. E. ScHuLzr wissen, aus Zellen des sog. Mesoderms, des Paren- chyms anderer Autoren, der mittleren Schicht, wie ich sie indifferent benenne, ab. Nachdem früher von Harcken die Geißelkammerzellen als die ersten Bildner der Genitalzellen bezeichnet worden waren (ausgehend von dem Raisonnement: ® Zellen gehören dem vege- tativen Blatt an, die Kammern sind entodermal, folglich :), ist F. E. ScHuuze der Nachweis geglückt, daß zwischen einem makroskopischen Ei, das mit Dotterkörnern dicht gefüllt ist, und zwischen einer kleinen amöboiden Wanderzelle des Mesoderms alle Übergänge existieren. Es verdient aber besondere Beachtung, daß nicht alle Zellen des sog. Mesoderms zur Bildung von Geschlechtszellen dienen, sondern, wie wir ebenfalls durch F. E. SchuLzeE und einige seiner Schüler wissen, nur eine ganz bestimmte Sorte. Um dies zu erläutern, verweise ich Sie auf die erste’ Abbildung (p. 31), auf der die verschiedenen zelligen Elemente eines Kiesel- schwammes in der Reihenfolge von außen nach innen schematisch eingetragen sind, und die in grober Zeichnung einen Anhalt für die verschiedenen Größenverhältnisse der einzelnen Zellsorten zu einander, sowie für die Verschiedenheiten in der Structur vom Pro- toplasma und von ihren Kernen geben soll. Zunächst die Geißel- zellen die bei Weitem kleinsten der vorkommenden Elemente mit 29 rundem stark tingirbarem Kern, der ein manchmal grobes Netzwerk zeigt. Dann folgt die mittlere Masse, in ihr sind zwei Hauptsorten von Zellen deutlich zu unterscheiden, die einen haben ein gleich- mäßiges Protoplasma, feingranuliert, — mancher Beobachter will so- gar das Wabenwerk darin erkannt haben —, und einen meist ovalen Kern, der ein sehr feines Gerüst von Chromatin aufweist; die anderen zeigen ein grob granuliertes Protoplasma mit zahlreichen, manchmal recht großen Einlagerungen und einem bläschenförmigen Kern mit dunkel tingirbarem Nucleolus. Wenn Chromatin zu sehen ist, so ist es in groben Klumpen. Zu den ersten gehören stern- förmige Zellen des Bindegewebes, ferner die contractilen Faserzellen, die sich ganz ähnlich in Bezug auf Kernstructur und Protoplasma verhalten wie die verwandten Zellen der Oberhaut; die anderen Ele- mente dagegen, die mit bläschenförmigem Kern, sind die eigent- lichen amöboiden Wanderzellen. Aus ihnen und nur aus ihnen bilden sich die Geschlechtszellen. (Wie sich durch Einlagerung von Dottermaterial oft viele Eizellen zu Gruppen lagern, eine dann dominiert und die andern als Nahrung in sich aufnimmt, ist be- schrieben und ein Verhalten, wie es ja auch bei anderen Thier- gruppen vorkommt.) Fragen wir uns nun, woher kommen diese verschiedenen Zell- elemente, so werden wir zunächst auf die freischwärmende Larve zurückgehen müssen. Bei sämmtlichen Kieselschwämmen sind, wie ich mich an mehr als einem Dutzend Beispielen überzeugen konnte, die Larven, von Complicationen im Einzelnen abgesehen, ganz übereinstimmend gebaut: sie sind von ovaler Gestalt, und wie Ihnen die Abbildung zeigt, wird der größte Theil ihrer Oberfläche von einem Greißelepithel gebildet. Dessen einzelne Zellen sind sehr schmal, so daß der Breitendurchmesser des Kernes größer als der der Zelle ist und deswegen die Kerne, wenn die Zellen neben ein- ander Platz finden sollen, sich scheinbar mehrschichtig gruppieren müssen, in Wirklichkeit handelt es sich aber um ein einfaches ein- schichtiges Epithel. Die innere Masse der Larve und der hintere Pol wird dagegen von einer mehr bindegewebigen Schicht gebildet, deren Zellen mitunter gerade am hinteren Pol eine epitheliale Lage- rung erlangen können, aber nicht müssen. Die Schicht enthält außer einer Menge bereits gebildeter Spicula im Wesentlichen zwei Hauptzellsorten: die einen haben ein gleichmäßig granuliertes Protoplasma und einen Kern mit sehr feinem Chromatingerüst, die anderen sind größer, von unregelmäßiger Gestalt, mit grob granu- liertem Protoplasma, das manchmal mehr, manchmal weniger Dotter- einlagerungen enthält, und einen großen bläschenförmigen Kern mit 30 Nucleolus und unregelmäßigem Chromatin, den ich als nichtstruc- turierten Kern dem structurierten Kern der ersten Zellsorte ent- gegenstellen möchte. Die epithelialen Elemente, die am Hinterpol zu Tage treten, gehören der ersten Zellsorte an, ebenso manche andere vorkommenden gestreckten Elemente, die den contractilen Faserzellen gleichen, während die Zellen der zweiten Sorte den amöboiden Wanderzellen des ausgebildeten Schwammes ähnlich sind. Der Verlauf der Metamorphose überzeugt uns, daß es in der That dieselben Zellen sind. Ich habe das Festsetzen und die sich an- schließenden Verwandlungen früher von Esperia bereits geschildert, jetzt kann ich nach weiteren Beobachtungen an Arinella, Clathria, Gellius und von anderen nur noch aufs nachdrücklichste be- stätigen, daß überall eine Lageveränderung der Schichten vor sich geht. Die Geifelzellen der Larve werden von der inneren hinteren Masse umwachsen, rücken so ins Innere und werden später zu den Zellen der Kammern, die Zellen der inneren Masse, die bereits vor- her am hinteren Pol epithelial gelagert waren, bilden von da aus die äußere Bedeckung, andere die einführenden Gänge etc., und die vorher erwähnten Zellen mit bläschenförmigem Kern und Nu- cleolus werden als amöboide Wanderzellen in den jungen Schwamm mit übernommen. Bei Betrachtung der Zellen, wie sie noch im Innern der Larve liegen, wird man sich sagen, daß diese innere Schicht trotz der ver- schiedenartigen, in ihr enthaltenen Elemente ein einheitliches Blatt ist und als solches der Geißelzellenschicht gegenübersteht. Man wird die Zellen mit bläschenförmigem Kern und Nucleolus, mit ihren Dottereinlagerungen nur für ursprünglicher und weniger differenziert ansehen als die gestreckten oder platten Zellen mit ihrem structu- rierten Kern, in Wirklichkeit aber diese letzteren auf Differenzie- rung von den ersteren zurückführen. Der frühere Verlauf der Ent- wicklung zeigt, daß dies in der That der Fall ist. Wir finden im mütterlichen Körper einen rein zweischichtigen Embryo, wie ihn die folgende Figur darstellt. Die eine Schicht, die späteren Geifel- zellen, liegen als kleine Elemente von unregelmäßiger Form, aber doch schon in annähernd epithelialer Lagerung an der seitlichen und vorderen Oberfläche, die hintere Oberfläche dagegen und der innere Theil der Larve zeigt lauter gleichartige, große Zellen von unregelmäßiger Form mit vielen groben Dottereinlagerungen und alle noch mit bläschenförmigem Kern und Nucleolus. Die Kerne der äußeren Zellen sind dagegen von einem dichten Chromatinnetz ausgefüllt und erscheinen sehr stark tingiert. Von diesem Stadium an bis zu dem der vorher beschriebenen 32 freischwärmenden Larve, wie sie sich auch im mütterlichen Körper vorfindet, lassen sich alle Übergänge nachweisen, indem sich die jetzt noch gleichartigen Zellen histologisch differenzieren. Die dottergefüllten Zellen mit bläschenförmigem Kern theilen sich mehr und mehr, auf der einen Seite entstehen durch diese Theilung diffe- renzierte Elemente, auf der anderen Seite bleiben undifferenzierte Elemente, nur von kleinerem Umfang zurück, und diese letzteren sind es, die wir vorhin noch in der fertigen Larve angetroffen haben und die auch in den fertigen Schwamm mit hinüber genom- men werden. Das eben beschriebene, rein zweischichtige Stadium kann man sich sowohl als epibolische Gastrula wie als Amphiblastula deuten. Die Erörterungen hierüber würden an dieser Stelle zu weit führen und berühren auch nicht den eigentlichen Gegenstand des Vor- trages!, in jedem Fall wird man dieses Stadium als durch ungleiche Furchung hervorgebracht erkennen. Wir sehen dies an der folgen- den Fig. 4. Auch sie zeigt uns zwei verschiedene Lager, aber noch nicht in solcher Deutlichkeit wie auf dem eben besprochenen Stadium. Die oberflächlichen kleinen Zellen sind noch nicht so zahlreich, haben auch ihren Dotter noch nicht ganz verloren und sind auch durch Größenunterschiede nicht so sehr von den Zellen der hinteren Hälfte abzugrenzen. Diese letzteren sind allerdings etwas größer, dotterreicher, haben noch eher mehr den reinen Blasto- meren-Charakter, ein wirklicher Unterschied ist aber im Kern zu erkennen, denn diese Blastomeren haben auch den bläschenförmigen Kern mit Nucleolus wie das Ei, während die am vorderen Pol liegenden Zellen ein stark tingierbares Chromatingerüst im Kern aufweisen. Daß diese Unterschiede zugleich mit dem Beginn der Ungleichheit der Furchung auftreten, erkennen wir daraus, daß beim vierzelligen Stadium (Fig. 5), auf dem alle Blastomeren noch gleich sind, auch in den Kernen sich keine Unterschiede nachweisen lassen, diese sind vielmehr einfache Bläschen mit stark tingiertem Nucleolus ebenso wie im hier abgebildeten Ei. Die Übergänge bis zu diesem Ei von einer amöboiden Wanderzelle an sind bereits oben berührt. : Recapitulieren wir nun in der Reihenfolge der Ontogenie - nochmals die Vorgänge mit besonderer Berücksichtigung der Ge- schlechtszellen, so haben wir zunächst das aus einer amöboiden Wanderzelle hervorgegangene Ei. Die beiden ersten Theilungen verlaufen meridional, die daraus entstandenen Blastomeren sind 1 Ich werde darauf in meiner ausführlichen Arbeit zurückkommen. 33 gleich, und ihre Kerne sind ebenso wie der Eikern bläschenförmig mit Nucleolus. Die dritte Theilung ist äquatorial und mit ihr be- ginnt die Ungleichheit der Theilstticke; es resultieren daraus etwas kleinere Zellen am einen Pol, etwas größere am anderen. Indem die ersteren sich schneller theilen, werden sie auch etwas dotterärmer, ihr Kern zeigt sich nunmehr deutlich structuriert, während die Kerne der großen mit Dotter stark angefüllten Blastomeren den indifferenten Charakter bewahrt haben. Mit zunehmender Vermehrung der Theilstücke erhalten wir den zweischichtigen Keim, wie er in Figur H. dargestellt ist. Abgesehen von den zuerst abgetheilten kleinen Zellen, die sich schnell weiter getheilt und ihren Dotter verloren haben, sind die anderen Elemente unter einander noch voll- ständig undifferenziert, sowohl durch den Gehalt an Dottermaterial wie an Aussehen des Kernes. Nunmehr beginnt auch an ihnen eine weitere Subtraction so zu sagen, die mit der histologischen Differenzierung, wie sie für die Ausbildung der freieren Larve noth- wendig wird, verknüpft ist. Zunächst sondern sich die Zellen ab, die die Spicula bilden, dann diejenigen Zellen, die später die Epi- dermis und die contractilen Faserzellen liefern (die beiden vor- läufig noch unter einander gleich); was dann noch übrig bleibt sind verhältnismäßig wenige Zellen, in denen auch noch etwas unver- arbeiteter Dotter liegt, die aber auch außerdem durch ihren bläs- chenförmigen Kern mit Nucleolus sich von den differenzierten Zellen mit structuriertem Kern deutlich unterscheiden. Diese Zellen werden auch bei der Metamorphose in den Schwamm als solche mit hinübergenommen. Daß sie von nun an sich nicht weiter differenzieren, sondern sich als solche undifferenzierte Elemente weiter vermehren, ist klar, denn sonst müßten sie im jungen Schwamm bald ganz ver- schwunden sein und nur mehr differenzierte Elemente in demselben existieren. Statt dessen aber wissen wir, daß sie, die amdboiden Wanderzellen, in allen Stadien des Schwammes verhältnismäßig zahlreich vorhanden sind. Mit zunehmender Reife gehen dann aus ihnen die Geschlechtsproducte in der schon berührten Weise hervor. Wir haben also im geschilderten Entwicklungsgang einen directen Zusammenhang zwischen den Generationszellen und der mütterlichen Eizelle, und ferner ist bemerkenswerth, daß sich die somatischen Zellen bereits auf frühem Stadium von den Geschlechts- zellen unterscheiden lassen. Man wird sich an den ähnlichen Fall erinnern, der von Boveri bei Ascaris beschrieben worden. Dort allerdings konnten die Verhältnisse viel eingehender studiert und Verhandl, d. Deutsch. Zool. Gesellschaft 1893. 3 34 namentlich der Unterschied: der Kerne der: Somazellen einerseits, der Generationszellen andererseits nicht nur wie hier als fertige Thatsache, sondern auch in’ seinem Zustandekommen beobachtet werden. Spongien ‘sind für das Studium der feinsten ‘Vorgänge im Kern ein ungünstiges Object; daß aber auch hier eine: Ver- änderung ım Chromatin den ersten Unterschied der Somazellen be- stimmt, haben wir gesehen, und dab dieser Unterschied vielleicht eben so wie bei Ascaris mit einem Untergang ehromatischer Sub- stanz zusammenhängt, scheint aus dem Vergleich der: structu- vierten Kerne und ihres feinen Gerüstes mit den dicken Chromatin- klumpen in den Kernen der undifferenzierten Zellen hervorzu- gehen. = : | Eine Abweichung von dem Verhalten bei Ascaris liegt dar daß dort sofort von der ersten Theilung ab die Differenz zu er- kennen ist, hier erst mit Beginn der inäqualen Furchung eintritt. Doch ist das Verhalten von Ascaris, wie auch von. Boverı selbst betont , jedenfalls in dieser Beziehung nicht typisch, denn die Nematoden zeigen ja von der ersten Furchung ab schon Inäqualität, die man bis zu Bovzrı als Ectoderm- und Entodermanlage gedeutet hatte, während bei anderen Gruppen diese Ungleichheit meist später auftritt. Dann wird auch die no wie hier in mehreren Zellen zugleich eintreten. Vielleicht werfen die hier mitgetheilten Thatsachen SIERT eini- ges Licht auf die Versuche von Drrescu, WırLson u. A. zur: Ent- wicklungsmechanik: Bovrert betont mit Recht, daß die gleichen Versuche an Ascaris sicher ein anderes Resultat haben müßten, und daß die Fähigkeit, einen normalen Organismus aus sich hervor- gehen zu lassen, jedenfalls der ersten Somazelle abzusprechen sei, _ während sie ihrer Schwesterzelle vielleicht zukommt. : In. ent- _ sprechender Weise ließe sich hier denken, daß von den ersten vier | Blastomeren jede diese Fähigkeit habe, da sie noch undifferenziert sind und da auch der Schwamm (sowie die Larve) keine bestimmten Radialebenen besitzt. Anders wird es sich nach Eintritt der Inaquali- | tät verhalten; jedoch müßte hier das Experiment entscheiden. Wir en im vorliegenden Fall gewiß von einer Continuität ' des Keimplasmas reden. Eine vollkommene Continuität der Keim- zellen als solche liegt dagegen wohl nicht vor, indem. die Ge schlechtszelle der folgenden Generation nur nach einem sehr großen Abzug aus dem befruchteten Ei sich herleitet. Ich möchte es Be- rufeneren überlassen, das Mitgetheilte theoretisch zu verwerthen und zum Schluß Hi nur noch einmal die Thatsachen selbst ' wiederholen. | a 35 1) Wir können hier eine directe Abstammung der Keim- zellen der einen Generation vom Ei nachweisen, indem durch Subtraction aller somatischen specialisierten Ele- mente schließlich eine Anzahl indifferent gebliebener Ele- mente übrig ist, die Urgeschlechtszellen. 2) Der Hauptunterschied zwischen den somatischen und den Geschlechtszellen zeigt sich vom Anfang wie später im Kern, und zwar in der Quantität und Anord- nung des Chromatins. Es ist zu wünschen, daß auch bei anderen Thiergruppen in gleicher Richtung Untersuchungen angestellt werden und allmäh- lich eine breitere Grundlage für allgemeinere Schlüsse gewonnen werden wird. Erklärung der Figuren auf S. 31. Fig. 1. Die verschiedenen Zellsorten eines Kieselschwammes. Fig. 2. Längsschnitt durch die freischwärmende Larve eines Kieselschwammes. Fig. 3. Längsschnitt durch einen zweischichtigen Embryo aus dem mütter- lichen Körper. Fig. 4. Längsschnitt durch ein früheres Stadium (nach der inäqualen Furchung). Fig. 5. Querschnitt des viertheiligen Stadiums. Fig. 6. Ei mit Keimbläschen; darin Nucleolus und Chromatinklumpen. Herr Prof. Huserr Lupwie (Bonn): Über Tiefsee-Holothurien und über eine pelagische Holothurie. Redner theilte die bemerkenswerthesten Ergebnisse seiner Be- arbeitung der »Albatross«-Holothurien mit. Näheres darüber enthält der vorläufige Bericht über die auf den Tiefseefahrten des » Albatross« (Frühling 1891) im östlichen stillen Ocean erbeuteten Holothurien, welcher in Nr. 420 des Zoologischen Anzeigers erschienen ist, sowie die im Druck befindliche ausführliche Abhandlung, welche in den Memoirs of the Museum of Comparative Zoölogy, Harvard College, veröffentlicht wird. Discussion: Herr JAEKEL macht im Anschluss an die von Herrn Lupwic gegebene Darstellung der freischwimmenden Holothuriengattung Pelagothuria darauf aufmerksam, daß eine fossile Crinoidenform, Saccocoma aus den Solenhofener Kalkschiefern, bei ihrem Übergang zur freischwimmenden Lebensweise ähnliche Änderungen ihrer Organisation erfahren hat, und legt eine von ihm (Über Plicatocri- niden, Hyocrinus und Saccocoma in: Zeitschr. d. deutsch. Geolog. 3* 36 Ges., Berlin 1892) gegebene Reconstruction dieser bisher in seiner Stellung verkannten Crinoiden vor. Es ist interessant, dass nun drei Abtheilungen der Echinodermen, die Pelmatozoen, die Ophiu- riden und die Holothurien, je einen freischwimmenden Typus (Sac- cocoma, Pelagothuria, Ophiopteron) aufweisen. Herr Dr. PFEFFER unterstützt die Meinung des Vortragenden hinsichtlich des gerade an der Westküste Südamerikas zu beobach- tenden Hinausgreifens von Thieren höherer südlicher Breiten über den Äquator hinweg durch einige weitere Beispiele (Monoceros, Cancer, Serolis, Arbacia). Mons. le baron JULES DE GUERNE presente deux planches encore inedites et qui doivent accompagner l’etude des Holothuries re- cueillies dans l’Atlantique nord (Golfe de Gascogne, cotes d’Espagne, Acores), pendant les compagnes du yacht Hirondelle, commandé par le Prince de Monaco. La premiere de ces planches represente Vaspect général et la couleur des animaux d’apres les aquarelles executees a bord du navire (Holothuria lentiginosa et verrulh, Ben- thodytes ganthina, Peniagone azorica, Chiridota abyssicola). Sur la seconde planche se trouvent figures les corpuscules calcaires "des diverses especes. Plusieurs de celles ci, deja connues, sont interessantes au point de vue de leur distribution géographique. — D’autres, au nombre de quatre, sont considérees comme nouvelles par le Dr. E. von MARENZELLER, qui en donne la description complete. ‘Trois d’entre elles ont été draguées au large des Acores, par une profon- deur de 2870 métres, Chiridota abyssicola, notamment. La pre- sence de ce genre, considéré comme littoral dans un fond semblable est un fait particulierement digne de remarque. Herr Prof. EuLers fragt, ob bei der pelagisch lebenden Holo- thurie ein Gallert- oder Glasgewebe, nach HExsen's Anschauungen über dessen Bedeutung, vorhanden sei. Herr Prof. Lupwic antwortet, daß die Längsmuskeln der Pela- gothuria zum größten Theil in ein Gallertgewebe umgewandelt sind. Herr Prof. Fr. Hrinck£e (Helgoland): Mittheilungen über die Biologische Station auf Helgoland. Durch die Errichtung der Biologischen Anstalt auf Helgoland ist ein lang gehegter Wunsch der deutschen Zoologen erfüllt worden. Die Anstalt gehört zum Ressort des preußischen Cultusministe- riums. Außer dem Director sind zwei zoologische Assistenten ange- stellt, Dr. HArTtLAUB und Dr. EHRENBAUM, der Letztere insbesondere für die praktisch-wissenschaftlichen Arbeiten im Interesse der See- rae ones 37 fischerei. Mit Unterstützung des Cultusministeriums und der preußi- schen Akademie der Wissenschaften arbeitet außerdem ein Botaniker, Dr. Kuckuck, seit October vorigen Jahres an der Feststellung der marinen Flora Helgolands. An sonstigem Personal sind vorhanden ein Präparator, ein Diener, ein Fischmeister und drei Fischer. Das Gebäude der Anstalt ist ein an der Jütlandterrasse gelegenes, von der Regierung angekauftes Logierhaus, das für die Zwecke der An- stalt provisorisch eingerichtet ist. Die Kosten der Einrichtung mit Ausschluss der Kaufsumme für das Gebäude belaufen sich auf 48000 Mark, der jährliche Etat auf 33000 Mark einschließlich Be- soldungen. Es sind in dem Anstaltsgebäude eingerichtet ein Bureau und ein Arbeitszimmer für den Director, drei Arbeitszimmer für die Assistenten und den Botaniker, ein Sortierraum, ein Raum für kleinere Aquarien mit Wasserdurchlauf und Durchlüftungsapparaten, ein Bi- bliothekzimmer und zwei Arbeitszimmer für ambulante Gelehrte mit je zwei Arbeitsplätzen. Im nächsten Jahre wird die Anstalt das Nach- bargebäude, jetzt die Post enthaltend, dazu bekommen; es wird dann voraussichtlich die Zahl der Arbeitsplätze für ambulante Gelehrte auf acht erhöht werden können. Die Anstalt ist reichlich mit Booten versehen; seit Anfang April d. J. ist eine 10 m lange Kutterschaluppe mit Petroleummotor beschafft, die sich zur Ausführung der wissenschaftlichen Fahrten in weiterer Umgebung von Helgoland, sowie zur Anstellung von Fischerei-Versuchen aller Art vorzüglich eignet. Die Einrichtung der Anstalt war im December vorigen Jahres vollendet, seitdem ist hauptsächlich an der Feststellung der Fauna und Flora von Helgoland gearbeitet worden. Der Reichthum an Thieren um Helgoland erweist sich als weit größer als bisher an- genommen wurde, fast täglich werden neue, bisher in der deutschen Nordsee noch nicht bekannte Formen aufgefunden. Sehr reich ist unter Anderm die Hydrozoen- und Nacktschneckenfauna, die Crusta- ceenwelt u. A. Der Auftrieb weist eine Menge der interessantesten Formen auf. Die Benutzung der in der Anstalt verfügbaren Arbeitsplätze ist im Allgemeinen eine kostenfreie. Jeder Inhaber eines Arbeitsplatzes erhält eine bestimmte Ausrüstung desselben, ähnlich wie in Neapel, die er beim Abgange vollständig wieder abzuliefern hat. Fehlendes ist zu ersetzen, mit Ausnahme gewisser Mengen von Chemikalien. Außerdem hat jeder Benutzer eines Platzes für eine Nutzungszeit bis zu einem Vierteljahre der Bibliothek der Anstalt eine Zuwen- dung im Werthe von mindestens 10 Mark zu machen. Die Vergebung der Plätze erfolgt auf vorherige Anmeldung durch den Director der 38 Anstalt. Die Anstalt ist das ganze Jahr hindurch geöffnet. Die Fahrpreise von Hamburg, Cuxhaven und Bremerhaven sind fir die Besucher der Anstalt um die Hälfte ermäßigt; diese sind außerdem während. der Badesaison von der Curtaxe befreit. Die Bibliothek hat Dank der Munificenz zahlreicher Gesell- schaften, Vereine, Behörden, Verleger und Gelehrten bereits im ersten Jahre einen erfreulichen Umfang erreicht. Die Publicationen der Neapler Station, der Bericht der Challenger-Expedition und ähnliche wichtige Werke sind bereits vorhanden. Die Anstalt versendet auch lebendes und conserviertes Material für Untersuchungen. Der Vortragende fordert zum Schluß die Herren Fachgenossen | auf, die Anstait recht bald und recht zahlreich zu besuchen, da dies die beste Förderung derselben und das beste Mittel sein wird, die . noch in den Anfängen begriffene Anstalt ihren hohen Zwecken ent- sprechend auszugestalten und zu erweitern. Herr Dr. Kart Heıper (Berlin): Mittheilungen über die Embryonalentwicklung der Salpen. Mit 14 Figuren. Ich habe die embryonale Entwicklung von Salpa fusiformis und S. maxima untersucht. Da mir von S. fusiformis die com- pletere Reihe von Entwicklungsstadien vorliegt, so will ich mich heute auf die Darstellung der mir bekannt gewordenen Entwick- lungsprocesse dieser Species beschränken. Von S. maxima will ich nur erwähnen, daß ihre embryonale Entwicklung sehr mit der von S. fusiformis übereinstimmt. Nach dem, was über die Entwicklung von S. punctata durch SALENSKY! bekannt geworden ist, scheint auch diese Form bezüglich ihrer Entwicklung sich nahe an S. fusi- formis anzuschließen. Auch Cyclosalpa pinnata verfolgt, wie sich nach den Angaben von Toparo? und SALENSKY schließen läßt, einen Entwicklungstypus, der dem hier zu schildernden nicht allzufern — steht, während Thalia mucronata (Salpa democratica-mucronata) einen ganz eigenartigen Typus der Entwicklung einzuhalten scheint. = Ich verdanke das Material für die vorliegenden Untersuchungen der Liebenswürdigkeit des Collegen Dr. SEELIGER, welcher dasselbe 1 W. SALENSKY, Neue Untersuchungen über die embryonale Entwicklung S der Salpen. in: Mittheilungen aus der Zoologischen Station zu Neapel. 4. Band, — 1883. : 2 Fr. Toparo, Sopra lo sviluppo e Yanatomia delle Salpe. in: Atti della — R. Accademia dei Lincei (Ser. 2) Tom. 2. 1875. 39 vor. einigen Jahren in Nizza gesammelt hat und mir zur Unter- suchung überließ. Die ersten Entwicklungsstadien der Salpen, welche den Process der Furchung, der Keimblätterbildung und die Entwicklung der Placenta umfassen (Fig. 1—6), kenne ich nur aus flüchtiger eigener Untersuchung. Ich muss mich diesbezüglich an die Angaben der ‘ Autoren, vor Allem Toparo’s3, J. Barroıs’* und SALENsky’s® halten. Nach letzterem Autor sind auch die schematischen Figuren 1, 2 und 4 entworfen. Immerhin habe ich in die hier zur Besprechung kommenden Entwicklungsprocesse so weit Einblick gewonnen, um viele der Angaben der genannten Antoren aus eigener Anschauung bestätigen zu können. — Bekanntlich ‚besteht bei den meisten Salpen das Ovarium aus ‚einem einzigen Eifollikel (Fig. If}, in dessen Innerem das einzige zur Entwicklung kommende Ei der Kettensalpe gelegen ist. Bei S. fusiformis hat der Follikel — wie mir scheint — eine etwas compliciertere Gestalt, als dies in dem Schema der Figur 1 der Einfachheit halber dargestellt wurde. Er schließt sich der Gestalt ‘nach den Verhältnissen an, wie sie durch Toparo und SaLEnsky für S. maxima bekannt geworden sind. Der Follikel ist durch den Oviduct (od) mit dem Athemhöhlenepithel der Mutter oder, genauer gesagt, mit dem Cloakenabschnitt der mütterlichen Athemhöhle in Verbindung gesetzt. An dem Oviduct kann man zunächst zwei Abschnitte unterscheiden: einen durchgängigen Mündungsabschnitt und einen dem Follikel näher gelegenen. Abschnitt, der Anfangs noch kein Lumen aufweist, sondern aus einer einfachen Reihe von Zellen besteht. Das Epithel der Athemhöhle der Mutter ist in der Umgebung der Mündung des Oviducts verdickt und ein wenig vor- gewölbt. SALENsKkY bezeichnet diese Partie als den Epithelial- hügel (ep). | Die erste Erscheinung zu Beginn der Embryonalentwicklung _ besteht in einer beträchtlichen Verkürzung des Oviducts’ (Fig. 2). Gleichzeitig wird der Oviduct in’ seiner ganzen Ausdehnung durch- gängig, indem sich auch in seinem proximalen Abschnitt ein Lumen entwickelt. Nun treten die Spermatozoen an das Ei heran; dasselbe 3 Fr. Toparo, Sui primi fenomeni dello sviluppo delle Salpe. in: Transunti della R. Accademia dei Lincei (3). Vol. 4. 1880. — Fr. Toparo, Sur les premiers ‘phénoménes du développement des Salpes. 2me comm, prél. in: Arch. Ital. de Biol. Tom. 2. 1882. | &J"BARROIS, Mémoire sur les membranes embryonnaires des Salpes. in: Journ: ‘de lAnat:.et de la Physiol. Tome 17. 1881. 5 SALENSKY l. c., 40 N ( BA (9a) see Fig. 6. Fig. 5. Fig. 1.’ Eifollikel und Oviduct. Fig. 2. Vierzelliges Furchungsstadium. Fig. 3. Späteres Furchungsstadium. Fig. 4. Ein späteres Stadium der Entwicklung mit beginnender Ausbildung der Faltenhülle. Fig. 5. Schema des Hindurchrückens des Embryos durch den Brutsack. Fig. 6. Stadium mit fertig gebildeter Placenta und freiem Embryo. a Brutsack (sog. Follikelwand), 5% blutbildende Knospe, ec Eetoderm, em Em- bryo, ep Epithelialhügel, f Follikel, fh Faltenhülle, fz einwandernde Follikelzellen, od Oviduct, p Seitenwand der Placenta, ph Placentarhöhle, Dach der Placenta. Fig. 1, 2 und 4 sind nach SALENSKY entworfen und beziehen sich auf Cyclosalpa pinnata, Fig. 3 und 6 nach eigenen Präparaten von 8S. fusiformis, Fig. 5 construiertes Schema. 41 wird befruchtet und beginnt sich zu furchen. Bei der weiter fort- schreitenden Verkürzung des Oviducts vereinigen sich der Follikel (f) und der Oviduct (od) zur Bildung eines runden Sackes, einer Art von Brutsack (Fig. 3 und 4a), in dessen Innerem die Furchungs- stadien von nun an gelegen sind. Sie erscheinen der Wand dieses _ Brutsackes angewachsen. Die letztere, welche dicht unter dem Epithelhügel (ep) gelegen ist, wird von den Autoren auch weiterhin : als Follikelwand bezeichnet, eine Bezeichnung, die nicht ganz gutreffend ist, da ja in die Wand dieses Sackes (a) auch das Epithel des Oviducts mit aufgenommen wurde. In diesen Stadien hat sich die Mündungsöffnung des Oviducts vollständig verschlossen. In den nächsten Stadien (Fig. 4, 5 und 6) ist dargestellt, wie durch eine Verwachsung des Epithelhügels mit dem ebenerwähnten inneren Brutsack (a) die sog. Placenta der Salpen entsteht. Aus dem Epithelhügel werden die Seitenwände der Placenta (p in Fig. 6), während aus dem unteren Abschnitt des Brutsackes oder der Fol- likelwand das sog. Dach der Placenta (fin Fig. 6), jene Platte, welcher der Embryo aufsitzt, hervorgeht. Im Bereiche dieses Daches bildet sich eine Zellenanhäufung aus (04 in Fig. 5 und 6), welche sich durch alle späteren Stadien erhält und welche von den Autoren als blutbildende Knospe bezeichnet wird, welche aber jedenfalls mit der Blutbildung nichts zu thun hat. Die Höhle im Inneren der Placenta (Fig. 6 ph) wird als Placentarhöhle bezeichnet und ist von einem Blutraum der Mutter erfüllt. Über die Processe, welche sich während dieser Stadien an dem Embryo selbst abspielen, sind wir noch sehr im Unklaren. Der Embryo besteht in dem Stadium der Fig. 4 aus einem undefinir- baren Conglomerat von großen und kleinen Zellen, welche schein- bar unregelmäßig angeordnet sind. Die großen Zellen, welche noch lange den Charakter der Blastomeren beibehalten (Fig. 4—8), ent- stammen wohl direct den Furchungskugeln der früheren Stadien. Ihr Protoplasma zeigt einen bereits von SALENSKY beobachteten Zer- fall in compactere, polygonale Theilstücke, welche an Nahrungs- _ dotterpartikel erinnern. Von den kleineren Zellen, welche den Embryo (em) in diesem Stadium (Fig. 4) zusammensetzen, dürfte _ wohl auch ein Theil durch Theilung der Furchungskugeln ent- standen und also embryonalen Ursprungs sein. Ein anderer Theil dieser kleinen Zellen dagegen entstammt dem Epithel des Follikels. Es sind Follikelzellen, welche zwischen die Blastomeren eingewan- ‘ dert sind. Man kann diese Einwanderung von Follikelzellen, welche Toparo und SALENSKY beobachtet haben, schon an Fig. 2 und 3 verfolgen (fz). Nach Toparo sollen diese Follikelzellen, welche 42 sich den Testazellen der Ascidien vergleichen lassen, in späteren Stadien zu Grunde gehen und nur zur Ernährung des Embryos — dienen. SALENSKY dagegen hat ihnen eine wichtige Rolle an dem Aufbau des Embryos zugeschrieben. Eine ähnliche Einwanderung von Follikelzellen zwischen die Blastomeren wurde von KowaLEvsky und SALENSKY an Pyrosoma beobachtet, ebenso wie auch bei Dista- pla nach Daviporr gelegentlich einzelne Testazellen zwischen die Blastomeren gerathen. | Auch uber die Rolle, die in den späteren Stadien.‘ jene oberen ‘Abschnitte des Brutsackes (Fig 4a) und Epithelialhiigels | (ep), welche nicht in die Bildung der Placenta aufgehen, spielen, sind wir noch durchaus im Unklaren. Nach Sanensky sollen: die- selben mit dem Embryo verwachsen und erhalten bleiben. SALENSKY kommt auf diese Weise zur Ansicht, dass das Ectoderm des Embryos — von dem Epithelialhügel, also von dem Athemhöhlenepithel der Mutter abstammt. Diese Auffassung, welche von vorn herein wenig wahrscheinlich ist, wird durch die Abbildungen SALENSKY’s — wie mir. scheint — nicht genügend unterstützt. Nach Barroıs und Toparo sollen die in Rede stehenden Abschnitte. des Brutsackes und Epithelialhügels zu Grunde gehen, so daß der Embryo in den späteren Stadien frei liegt. Immerhin ist über die Art der Rück- bildung dieser Theile bisher nichts Näheres bekannt geworden; doch | glaubte Barrois noch in späteren Stadien (entsprechend der Fig. 8 u. ff.) Reste dieser Hüllen über dem Embryo wahrnehmen zu können. Ich habe mich hiervon nicht überzeugen können. Ich möchte bezüglich der Rückbildung dieser Theile des Brutsackes und Epithelialhügels die Vermuthung aussprechen, daß der Embryo durch dieselben hindurchrückt, indem sie sich nach Art einer Falte über den Embryo zurückziehen, wie dies in dem construirten Schema der Fig. 5 angedeutet ist. Aber ich muß gestehen, daß ein der- artiges Stadium bisher. weder von mir, noch von einem meiner Vorgänger beobachtet worden ist. Es würde dann der Embryo, nachdem. er diesen Process der Geburt durchgemacht hat, der Placenta frei aufruhen (Fig. 6). Die Placenta würde nichts Anderes darstellen als den modificierten Mündungsabschnitt des Oviducts. Gleichviel auf welche Weise immer die Rückbildung dieses Theiles | des Brutsackes sich vollzieht, ich kann nur sagen, daß ich in den Stadien der Fig. 6, 7 u. ff. den Embryo immer unbedeckt gefunden habe und nicht im Stande war, eine oberflachliche Hülle zu unterscheiden, welche ich auf die in Rede stehenden Theile des Brutsackes hätte beziehen können. Die oberflächlichste Lage von Zellen an den Embryonen dieser Stadien glaubte. ich 43 bereits als Ectoderm (Fig. 6 ec) des Embryos in Anspruch nehmen zu sollen. | In diesen. Stadien entwickelt. sich an der Basis der Placenta eine neue secundäre Falte (Fig. 4, 7, 8 ,f4), welche’ später, den Embryo vollkommen überwächst und als Faltenhülle bezeich- net wird. Das Innere: dieser Falte ist von Bluträumen der Mutter erfüllt. . Die freien Ränder dieser Falte legen sich in den späteren Stadien in der Medianebene des Embryos zur Bildung: einer. Crista, des sog. Kammes der Faltenhülle, an einander. Man sieht denselben an den Fig. 8—14, welche Querschnitte durch den sn darstellen, quer getroffen. Die erste an dem Embryo erkennbare. Entwieklungserscheinung, welche mit der Ausbildung der späteren Organe in- Zusammenhang steht, ist die Entwicklung einer tiefen, von der, unteren oder ven- tralen ‚Seite des Embryos ausgehenden Einstülpung (Fig. 7 e), welche sich bald im Inneren erweitert (Fig. 8 c) und welche nach Verschluß der Einstülpungsöffnung zur Ausbildung einer im Inneren des Embryos gelegenen, mit Epithel ausgekleideten Höhle (Fig. 9, 10 c) führt. Diese Einstülpung, deren Auftreten jene Stadien be- zeichnet (Fig. 7), mit denen meine Untersuchungen eigentlich erst einsetzen, scheint bisher nur von J. Barroıs beachtet worden zu sein, dessen oben citierter Schrift wir überhaupt manche werthvolle Aufklärung über die Salpenentwicklung verdanken. Auf den ersten Blick möchte man wohl geneigt sein, in der erwähnten Einstülpung die Gastrulaeinstülpung und in der daraus hervorgehenden Höhle die primäre Darmhöhle der Salpen zu erkennen. Mit einer der- artigen Auffassung steht jedoch der Umstand, daß die erwähnte Einstülpung von der Ventralseite des Embryos ausgeht, in Wider- spruch, da bei den Tunicaten der Blastoporus der Dorsalseite des Embryos angehört. Eine weitere Verfolgung der späteren Stadien lehrt, daß die erwähnte Einstülpung die Anlage der Cloakenhöhle ‚ oder des über und hinter der Kieme gelegenen Abschnittes der _Athemhohle darstellt. Dieselbe hat mit der Ausbildung des ento- dermalen Theils der Athemhöhle und des Darmcanals nichts zu thun. Der Embryo ist zunächst nicht mit seiner ganzen unteren ‘ Fläche der Placenta aufgewachsen. Die Verbindung zwischen Em- bryo und Placenta wird durch eine Ectodermfalte des Embryos - (Fig. 9 af) vermittelt, welche durch eine zwischen dieser Falte' und dem Embryo sich ausbildende Einsenkung oder Höhle (Fig. 9 ah) sich immer schärfer von dem Embryo absetzt. Sowohl diese Falte als auch diese Höhle sind provisorische Bildungen des Embryos und stehen in keiner Beziehung zu der Entwicklung irgend eines 44 der definitiven Organe. Ich möchte die Falte als Amnionfalte, die Höhle als Amnionhöhle bezeichnen, wobei mir allerdings fern liegt, an einen näheren Vergleich mit den Amnionbildungen der Wirbelthiere zu denken. Ich möchte den Ausdruck Amnion — hier für eine provisorische, embryonale Faltenbildung in jenem etwas freieren Sinne anwenden, in welchem man auch bei Insecten, Scorpionen, Sipunculus und anderen Wirbellosen von einer Amnion- falte gesprochen hat. Fig. 7. Embryo von S. fusiformis mit Cloakeneinstülpung. Fig. 8. Späteres Stadium mit Ausbildung der Amnionfalten. Fig. 9. Verschluß der Öffnung der Cloakeneinstülpung. Fig. 10. Beginnender Verschluß der Amnionhöhle. af Amnionfalte, ak Amnionhöhle, ce Anlage der Cloakenhöhle, fh Faltenhülle, m Mauerblatt der Placenta. 45 Die Amnionhöhle ist anfangs geöffnet (Fig. 9). verschließt sie sich dadurch, daß die unteren Ränder der Amnion- beginnen (Fig. 10). Später jedoch falte gegen einander wachsen und gleichzeitig lebhaft zu wuchern Aus diesem wuchernden Gewebe geht in o o Oe | / Tree area . | SG | o~~ ° LAG o ans LEER 3 17 G00000, sasenonee (e) Se platte. Fig. 11. Schwinden der Amnionhöhle, Ausbildung der ectodermalen Basal- pfropfes x. Fig 13. Ausbildung der Pharynxhöhle. Fig. 12. Ansammlung von Entodermzellen in der Umgebung des Zellen- Fig. 14. Durchbruch der Kiemenspalten. * #¥ m Mauerblatt der Placenta, mn mesenchymartiges Gewebe, p Pharynxhöhle, ph Placentarhöhle, s Supraplacentarhöhle. ah Amnionhöhle, 5 ectodermale Basalplatte, ce Cloakenhöhle, A Kiemenwiilste, 46 späteren Stadien eine basale Platte hervor, welche ich als ecto- dermale Basalplatte des Embryos bezeichne (Fig. 11 und 12), und welche in den späteren Stadien die untere Abgrenzung des Embryos gegenüber der Placenta vermittelt (Fig. 13 und 14). Diese Platte ist von eigenthümlicher Structur. Man findet. zahlreiche — Kerne in einer gemeinsamen, granulösen Grundmasse eingebettet. — Die Amnionhöhle verkleinert sich sehr bald und verschwindet schließlich spurlos. Man kann in Fig. 11 ihre Reste in der Form zweier neben der Cloake gelegener Räume erkennen. In Fig 12 sind auch diese verschwunden. Ich bin geneigt, einen in diesen — und den folgenden Stadien unter der Cloakenhöhle gelegenen Zellen- pfropf (z in Fig. 12) als einen Rest der verschwundenen Amnion- höhle zu betrachten. Indeß habe ich ya dieses Punktes noch keine Gewißheit erlangen können. bei der erwähnten Verkleinerung. der Ampienköhle sind die beiden Blätter der Amnionfalte weit aus einander gerückt. Der hier entstehende Raum wird von einem inzwischen gebildeten mesen- chymartigen Gewebe erfüllt. Dieses mesenchymartige Gewebe, welches in den späteren Stadien den Raum zwischen der Cloaken- höhle und dem Ectoderm einnimmt (Fig. 12 mn), ist — wie ich glaube — durch Theilung aus den früher vorhandenen großen Blastomeren hervorgegangen. Ich kann SALENSKY nicht beistimmen, welcher annimmt, dal diese Blastomeren degenerieren und ver- schwinden. Ich habe vielmehr an den Kernen. dieser Blastomeren in den Stadien der Fig. 8 und der folgenden vielfach Mitosen wahr- nehmen können. Die Blastomeren sind in reger Theilung begriffen, wobei sie immer kleiner werden. Ich glaube daher, daß sie es sind, welche das erwähnte mesenchymartige-Gewebe liefern. Das letztere repräsentiert die Anlage sämmtlicher mesodermaler und entodermaler Organe der Salpe. Schon in den Stadien der Fig. 11 erheben sich von der unteren Fläche der Cloakenhöhle zwei Wiilste. Es sind dies die beiden Kiemenwülste (Fig. 11 4). Unter diesen Wülsten findet sich bald darauf in der Umgebung des schon früher erwähnten Zellen- — pfropfes eine dichtere Ansammlung von Zellen des mesenchym- | artigen Gewebes (Fig. 12). Diese gruppieren sich zu einem Epithel, während gleichzeitig der Zellenpfropf kleiner wird (Fig. 13) und schwindet (Fig. 14), so daß hier eine Höhle entsteht, welche als erste Anlage der Pharynxhöhle (pin Fig. 13) bezeichnet werden — muß. Es ist dies die Anlage des entodermalen unter der Kieme gelegenen Abschnittes der Athemhöhle und des Darmes im engeren — Sinne. In einem noch späteren Stadium (Fig. 14) kommen die” 47 beiden Kiemenspalten zum Durchbruche, während der endopharyn- _. geale Zellenpfropf sich bereits bedeutend verkleinert hat. In diesem Stadium (Fig. 14) ist bereits die Organisation der ‚ausgebildeten Salpe fast vollständig vorgebildet. Durch das Auf- treten der Kiemenspalten wurden die’ Cloakenhöhle und die Pha- rynxhöhle zu einer gemeinsamen Höhle, der Athemhöhle, ver- einigt. Es ist bereits (was an dem Schnitt der Fig. 14 nicht zu sehen ist) die Ganglienanlage und die Anlage des Pericardialsäck- chens vorhanden, es bildet sich aus dem mesenchymartigen Gewebe der Elaeoblast und, indem zu den Seiten der Athemhöhle Mesen- chymzellen sich ansammeln, werden die Muskelplatten gebildet, aus denen später die Muskelreifen der Salpe hervorgehen. Kurz — es erscheint in diesem Stadium bereits die Organisation der Salpe im: Wesentlichen vollendet. ‚Es haben sich inzwischen auch Veränderungen an der Placenta bemerkbar gemacht. Es hat sich an der .oberen Fläche der Pla- centa eine neue Falte erhoben. (Fig. 10 und 11 m), welche von nun an den Embryo trägt. Ich möchte diese Falte als das Mauer- blatt der Placenta bezeichnen. Durch das Emporwachsen derselben — wurde ein neuer Raum, der Supraplacentarraum (Fig. 11's),; gebildet, welcher von einem neugebildeten Gewebe, das durch ' Wucherung der Zellen des Daches der Placenta und der blutbilden- _ den Knospe entstanden ist, erfüllt wird (Fig. 13, 14). In die Bil- dung dieses Gewebes geht auch das innere Blatt der oben er- . wähnten Falte vollkommen auf. — Was an dem geschilderten Entwicklungsgange besonders auf- fällig ist, ist das frühzeitige Auftreten und die eigenthümliche Art der Entwicklung der Cloakenhöhle, während die Anlage des ento- dermalen Pharynx in ihrem Auftreten verzögert erscheint. Wenn wir uns erinnern, dal der Embryo wie ein Parasit dem Mutter- körper aufgewachsen ist und von demselben ernährt wird, so wird vielleicht das verspätete Auftreten der Darmanlage hierdurch einiger- _ maßen erklärt. An der Entwicklung der Cloakenhöhle muß uns auffallen, daß dieselbe als unpaare Ectodermeinstülpung von der Ventralseite des Embryos aus angelegt wird. Wenn wir die Ent- wicklung der Ascidien zum Vergleiche heranziehen, so entsteht dort die Cloake nebst den Peribranchialsäcken aus paarigen, der dorsalen Körperregion genäherten Ectodermeinstülpungen, welche von Mrtscu- NIKOFF als die paarigen Cloakenbläschen der Ascidienembryonen bezeichnet wurden. In ähnlicher Weise verhalten sich die Pyrosomen. Auch dort ist die entsprechende Anlage in paarigen Ectodermein- senkungen gegeben. Es scheint nach den Angaben von SALENSKY, 48 daß vielleicht Cyclosalpa pinnata sich bezüglich der Entwicklung der Cloakenhöhle näher an die ebenerwähnten Tunicaten anschließt, als dies bei den von mir untersuchten Formen der Fall ist. Es scheint die Cloakenhöhle bei Cyclosalpa pinnata paarig angelegt zu werden. Wenigstens glaube ich jene Bildung, welche SALENsKY als paarige Darmanlage bezeichnet, als Cloakenanlage in Anspruch nehmen zu dürfen. Nichtsdestoweniger muß ich gestehen, daß die Art der Entwicklung der Cloakenhöhle bei Salpa fusiformis für mich bisher etwas Unerklärliches hat. Bezüglich der Anlage der Athemhöhle und der Kieme trete ich in einen Gegensatz zu SALENSKY, welcher bei S. fusiformis die Athemhöhle von Anfang an als einheitliche Höhle entstehen läßt, während sie nach meinen Untersuchungen durch Vereinigung der Cloakenhöhle und Pharynxhöhle hervorgeht. Die Kieme entwickelt sich nach mir aus einem zwischen diesen beiden Höhlen gelegenen Septum, während SALENSKY sie durch Faltenbildung von der Wand der Athemhöhle herleitete. Schließlich ist das Vorhandensein einer — Amnionfalte und Amnionhöhle von den früheren Autoren nicht er- kannt worden, welche die betreffenden Bildungen in anderer Weise gedeutet hatten. Herr Dr. RuumBLER (Göttingen): Über Sandforaminiferen. Redner macht einige Mittheilungen über Saccammina sphaerica M. Sars, eine sandschalige Foraminifere, und zeigt diesbezüg- liche Präparate vor. Das Gehäuse dieser marinen, monothalamen Rhizopode ist seiner Gestalt nach kuglig und trägt auf einer zitzenformigen Her- vorragung nur eine einzige, sehr kleine, mit bloßem Auge kaum pare ee sichtbare Öffnung; im Übrigen erreicht das Gehäuse einen Durch- — messer von über 3 mm. Die Gehäusewandung ist fest und enthält keinerlei Poren. Die Steinchen, welche das Gehäuse zusammensetzen, sind an Größe außerordentlich verschieden; sie werden von einer braun- gefärbten Kittmasse zusammengehalten, die sich bloß zwischen den Berührungsstellen der einzelnen Steinchen eingelagert findet. Es fehlt also hier eine zusammenhängende Schicht von Kittmasse, wie sie z. B. bei Süßwasserdifflugien als eine gemeinsame Grundmasse vorkommt, in welche die Bausteinchen des Gehäuses eingelagert erscheinen. 49 Die Kittmasse selbst, welche beim ersten Anblick wie Chitin aussieht, erweist sich durch ihre Löslichkeit in starker Kalilauge, durch ihre Unlöslichkeit in conc. Essigsäure und durch andere Reactionen als eine Substanz, welche jedenfalls zu den Hornstoffen gezählt werden muß, nicht aber dem Chitin beigeordnet werden darf. Die Braunfärbung der Kittmasse rührt von einem Eisenoxyd- salze her, das sich mit Hilfe von Salzsäure und gelbem Blutlaugen- salz sehr leicht nachweisen läßt. Die Gehäuse nehmen nach An- wendung dieser Reagentien eine intensiv blaue Färbung an, die aber nicht auf alle Theile des Gehäuses immer in gleicher Weise vertheilt ist. Es lassen sich vielmehr nach solcher Behandlung öfters hellblaue Stellen zwischen sehr dunkelblau gefärbten erkennen; erstere müssen demnach eine geringere Menge des Eisenoxydsalzes enthalten haben als die dunkel gefärbten Partien des Gehäuses, in denen die Reaction mehr Berliner Blau niedergeschlagen hat. Nun ist es bekannt, daß spiralig wachsende, sandschalige Polythalamien in ihren ältesten Kammern ausnahmslos viel dunkelbrauner gefärbt sind als in ihren jüngeren Endkammern; und zwar nimmt die Färbung genau proportional dem Alter der einzelnen Kammern zu. Aber auch hier beruht die Braunfärbung auf der Einlagerung eines Eisenoxydsalzes, wie schon von anderer Seite angegeben wurde und vom Vortragenden bestätigt werden konnte. Man darf hieraus schließen, daß Gehäusetheile, welche besonders viel Eisenoxydsalz enthalten, älter sind als solche, welche wenig oder gar keine nach- weisbaren Mengen solcher Substanzen enthalten. Der verschiedene Grad der Blaufärbung, welcher nach Behandlung mit Salzsäure und gelbem Blutlaugensalz an Saccammina-Gehäusen oft aufzutreten pflegt, konnte demnach als ein Mittel zur Auffindung der Wachs- thumsweise der Gehäuse benutzt werden!. Es stellte sich hierbei heraus, dab das kuglige Gehäuse der Saccammina ganz in ähnlicher Weise wächst wie die Gehäuse der Süßwasserdifflugien. Es werden gewisse Stellen der Gehäusewand aufgebrochen und durch Zwischenschieben von neuen Bausteinen in weiterem Umfange wieder zusammengeordnet. Es entstehen so _ Deformierungen des Gehäuses, die erst später durch erneute Ein- schiebungen von Wachsthumsstreifen wieder ausgeglichen werden. Es wird ein Gehäuse im Präparat gezeigt, das während solcher Wachsthumsvorgänge ausgestorben war. Während der hintere ‘Theil 1 Der verschiedene Grad der Braunfärbung ist wegen des, den Gehäusen oft anhängenden, Schlickes und wegen der häufigen Verunreinigung mit anderen Fremdsubstanzen hier allzu unzuverlässig. Verhandl. d. Deutsch. Zool. Gesellschaft 1893. 4 50 dieseg Gehäuses ein sehr festes Gefüge zeigt, ist der vordere des- selben, welcher die Mündung enthält, außerordentlich unregelmäßig und nur sehr locker zusammengefügt. An den einzelnen Steinchen dieses, in neuer Umordnung begriffenen, Gehäusetheils lassen sich überall noch Reste der Kittsubstanz erkennen, die von der früheren Lagerung der Steinchen in der Gehäusewand Zeugnis ablegen. Zwischen diesen mit alter Kittsubstanz behafteten Steinchen findet sich aber ein ganzer Complex von Steinchen, welche derartige Ver- unreinigungen nicht zeigen, sondern durch eine glashelle gelatinöse, aber erstarrte Substanz zusammengehalten werden. Es sind dies diejenigen Steinchen, welche zur Vergrößerung der Gehäusewand neu eingereiht werden sollten. Eine flache Einschnürung trennt den vorgeschobenen Gehäusetheil von dem, welcher während des Vorganges nicht verändert wurde. Der Weichkörper der Saccammina gab nach Behandlung mit dem, vom Vortragenden angegebenen, Eosin-Methylgrün-Gemisch (in: Zoologischer Anzeiger 1893, Nr. 411 u. 412) mehrere Einzelheiten zu erkennen, die bis jetzt für die Arenosen unbekannt waren. Der ganze Weichkörper wird von einer besonderen Hüllschicht umgeben, die in der genannten Färbemischung eine himmelblaue Farbe annimmt. Diese Hüllschicht wird an der Stelle, wo die Pseudopodien durch die zitzenformige Mündung des Gehäuses aus- treten, von einer trichterartigen Öffnung durchbohrt, welche in den einzelnen Fällen mancherlei Verschiedenheiten in ihrer Aus- bildung zeigt. Diese Trichterbildungen sind in conserviertem Material so fest, daß man sie mit einiger Vorsicht vom übrigen Weichkörper ganz frei präparieren kann; die Hüllschicht ist stets hautartig conserviert. Es weisen aber die Verschiedenheiten, die sich, wie gesagt, an den Trichtern und auch an der Hüllschicht verschiedener Thiere selbst wahrnehmen lassen, mit aller Sicherheit darauf hin, dab es sich hier um eine ursprünglich zähflüssige Sub- _ stanz handelt, die den Weichkörper in ähnlicher Weise umgeben | haben mag, wie dies von der gallertigen Hüllschicht der Amphizo- nella violacea durch GREEFF bekannt geworden ist!. Die eigentliche Sarcode hat sich in dem Eosin-Methylgrün- Gemisch grell roth gefärbt und ist deshalb von den eingelagerten Nahrungsbestandtheilen und Schlickmassen, die grell grün ge- färbt erscheinen, außerordentlich deutlich zu unterscheiden. Die Sarcode ist wie das Gerüst eines Schwammes innerhalb der Hüll- schicht verbreitet; das durch diese Anordnung der Sarcode ent- ! in: Archiv f. Mikr. Anatomie Bd. 2. p. 321—328. 51 stehende Lückensystem wird von den grün gefärbten Schlickmassen ausgefüllt. Die schwammartige Verbreitung der Sarcode ist eine grobe und darf nicht etwa mit einer schwammartigen Elementar- structur des Protoplasmas im Sinne FROMMANNS u. A. verwechselt werden. Der Kern ist immer in der Einzahl vorhanden; seine Größe zeigt auffallend beträchtliche Schwankungen; sein mittlerer Durch- messer — er ist bald kuglig, bald ellipsoid — wechselt zwischen 0,066 und 0,312 mm. Nach möglichster Vermeidung von Fehler- quellen (Außerachtlassen von Kernen und Weichkörpern, welche unter Einfluß der Conservierung gelitten zu haben schienen) konnten die Massenverhältnisse zwischen Kern und Weichkörper von 27 Exemplaren festgestellt werden; die Verhältniszahlen erhoben sich von !/ss bis zu 1/9; im Mittel waren sie !/s49. Mit diesen Schwankungen ging eine Änderung der Structur des Kernes Hand in Hand; Kerne von annähernd gleicher Größe zeigten immer übereinstimmende Structur. Es stellt sich so heraus, daß die kleinsten Kerne (aus kleinen, noch nicht völlig ausgebil- deten Gehäusen) dicht mit Binnenkörpern, den Nucleolen anderer Beobachter, erfüllt waren, daß sie aber jeglichen Chromatin- und Liningerüstes entbehren. Ein Liningerüst mit Chromatineinlage- rungen stellt sich erst bei den größeren Kernen ein und war in großen Kernen oft in wunderbarer Feinheit und Klarheit erhalten. Die Bauverhältnisse des Weichkörpers und Kernes wurden an Schnitten demonstriert; in Betreff aller Einzelheiten muß auf spätere ausführliche Mittheilungen verwiesen werden. Außerdem demonstrierte der Vortragende einige Präparate ab- gestorbener Foraminiferen, in deren verwesendem Weichkörper sich Krystallconglomerate von Eisenkies in sehr deutlicher Ausbildung fanden!, Herr Prof. H. E. ZıesLer (Freiburg i. Br.): Uber die Beziehungen der Zoologie zur Sociologie2. | Wenn man die Sociologie (die Lehre von dem Gesellschafts- leben des Menschen) wissenschaftlich behandeln will, muß dies in - Verbindung mit der Ethnographie geschehen; indem man die socialen 1 cf. RHUMBLER: »Eisenkiesablagerungen im verwesenden Weichkörper von Foraminiferen, die sogenannten Keimkugeln Max SCHULTZE'S u. A.« in Nr. 12 der Nachrichten von d. Königl. Gesellsch. d. Wissensch. und d. Georg-Augusts- Universität zu Göttingen v. J. 1892, 2 Der in Göttingen gehaltene Vortrag ist hier nur in Kürze dem wesent- lichen Inhalt nach wiedergegeben. 4% 92 Verhältnisse der verschiedenen Völker im Zusammenhang erörtert, wird das menschliche Gesellschaftsleben so zu sagen nach der ver- gleichend-anatomischen Methode betrachtet. Ferner, da der Mensch als Organismus den allgemeinen biologischen Gesetzen unterliegt und da er in seiner phylogenetischen Entwicklung aus niedrigeren Formen entstand, so ist für die Sociologie die eingehende Berück- sichtigung der biologischen Disciplinen und speciell der zoologischen Wissenschaft ganz unerläßlich. Da eine solche auf die Ethnographie und die Naturwissenschaft gegründete Sociologie nur in den An- fängen vorhanden ist (HERBERT SPENCER) und überhaupt die Sociologie fast nirgends als wissenschaftliche Disciplin gelehrt wird, so ver- breiten sich Ansichten, welche mit der naturwissenschaftlichen Auf- fassung unzweifelhaft in Widerspruch stehen, ja solche Meinungen werden sogar irrthümlicherweise als Resultate der Naturwissenschaft ausgegeben. Der Vortragende wird sich darüber demnächst in einer besonderen Schrift aussprechen und will hier nur wenige Punkte herausgreifen. Zunächst soll eine mißverständliche Anwendung der Darwin- schen Lehre bekämpft werden, welche im folgenden Satze BEsEr’s! ihren scharfen Ausdruck findet: »Die consequente Anwendung der unter dem Namen des Darwinismus bekannt gewordenen Naturgesetze auf das Menschenwesen schafft in dem Maße andere Menschen wie andere sociale Zustände herbeigeführt werden.« Zwar bezweifelt kein Naturforscher, daß der Mensch wie jeder Organismus im Laufe der Zeit Veränderungen erfahren und in der phylogenetischen Ent- wicklung weiter fortschreiten wird, aber man darf nicht vergessen, welche großen Zeiträume zu solchen Umwandlungen nöthig sind. Der oben citierte Satz enthält also eine mißverständliche Auffassung des Darwinismus. Für den praktischen Socialpolitiker, der verstän- diger Weise nur die sociale Entwicklung der nächsten Jahrzehnte oder Jahrhunderte im Auge haben kann, kommen die im Sinne der Descendenztheorie möglichen Umänderungen der menschlichen Natur gar nicht in Betracht und er ist verpflichtet, die Menschen in ihren Anlagen und Trieben so zu nehmen, wie sie jetzt sind. Wenn man eingehend erörtern will, welche Eigenthümlich- keiten des menschlichen Geistes durch eine Umgestaltung der so- cialen Verhältnisse geändert werden können und welche constant bleiben, so muß man vorerst sich darüber klar werden, was im Charakter des Menschen angeboren oder ererbt ist und was auf Er- ! BEBEL: »Die Frau und der Socialismus.« 12. Aufl. Stuttgart 1892. P.V.290. a 3 do ziehung oder Unterricht und auf Gewohnheit beruht. Um für solche Discussionen eine feste Basis zu gewinnen, hat der Vor- tragende im vorigen Jahre eine Untersuchung über den Begriff des Instincts unternommen (in: Verhandlungen der Deutschen Zoolog. Gesellschaft 1892, p. 122—136). Was instinctiv ist, das kann im Laufe weniger Generationen nicht geändert werden, das muß also beim Menschen für die nächsten Jahrhunderte unbedingt als con- stant angesehen werden. Man kommt auf diese selben Grundfragen, wenn man in der Sociologie das vielgerühmte Ideal der allgemeinen Gleichheit erörtert, Denn die Verschiedenheit der Menschen beruht einerseits auf der Verschiedenartigkeit der ererbten Anlagen, andererseits auf der Ver- schiedenartigkeit der Erziehung, des Unterrichts und der Berufs- bildung. Die Verschiedenheit der Anlagen muß als unabänderlich gelten; die Verschiedenheit der Ausbildung könnte man vermindern oder aufheben, wenn man das wollte; ein Naturforscher, welcher weiß, daß in jeder Organisation die höhere Differenzierung der Theile die höhere Stufe charakterisiert, er wird nicht verkennen, ‘ daß die Cultur auf der Arbeitstheilung beruht, und daß diese eine verschiedenartige Ausbildung der Individuen nothwendig macht. Hinsichtlich der Thatsachen der Volksvermehrung ergiebt sich auf Grund der zoologischen Kenntnisse eine bestimmte Auf- fassung, welche mit den Theorien mancher Sociologen in Wider- spruch tritt. Wie Darwin im Anschluß an die Marruus’sche Lehre dargelegt hat, haben alle Organismen eine so starke Vermehrung, daß auf die Dauer nicht alle Individuen bestehen bleiben und zur Fortpflanzung gelangen können: ich möchte diesen Erfahrungssatz als das Gesetz der übermäßigen Vermehrung bezeichnen. Es läßt sich leicht zeigen, daß derselbe auch für die natürliche Vermeh- rung des Menschen gilt, und man kann denjenigen nıcht beistimmen, welche für den Menschen die Berechtigung der MaAuruusschen | Grundlehre bestreiten. Man kann ferner durch eingehende Erörte- rung darlegen, daß die Verbesserung der socialen Verhältnisse zu einer stärkeren Volksvermehrung und nicht etwa (wie z. B. BEBEL meint) zu einer Verminderung derselben führt. Die unabänderliche Folge der Vermehrung ist nach der Auf- _ fassung Darwin’s der Kampf ums Dasein. Daraus ergiebt sich, daß diejenigen im Irrthum sind, welche glauben, den Kampf ums Dasein im Menschengeschlecht aufheben zu können. Die wichtigsten ' Formen, in welchen der Kampf ums Dasein bei den Menschen | sich zeigt, sind erstens die Arbeitsconcurrenz der Einzelnen, zweitens die Concurrenz der wirthschaftlichen, insbesondere der industriellen 54 Betriebe und drittens die Kriege der Stämme und Völker. Wie es nach der Lehre Darwın’s stets anzunehmen ist, zieht der Kampf ums Dasein auch in diesen Formen die Selection des Tüchtigeren nach sich. In Folge der Kriege schlossen sich die Horden und Stämme zu größeren Complexen zusammen und so entstanden die Staaten. Es ist ganz unbegründet, wenn behauptet wird, der Staat sei zur Aufrechterhaltung der ungleichen Vertheilung des Privateigenthums entstanden. Die gesetzgeberische und richterliche Function des Staates ergiebt sich daraus, daß die Machtentfaltung nach außen die friedliche Schlichtung der im Innern entstehenden Streitigkeiten zur Voraussetzung hat. Die Zusammenscharung der Menschen ın Horden und Stämme, welche die ältesten Anfänge des Staatslebens bildet, sie reicht in der menschlichen Urgeschichte sicherlich sehr weit zurück, da sie ihr Homologon bei den Säugethieren in der Bildung von Herden, Trupps oder Gesellschaften hat, so weit solche Vereinigungen vieler Individuen nicht einfach auf Polygamie zurückzuführen sind. Man kann in dieser Hinsicht auf die Ausführungen Darwin’s verweisen!. Mit der »Staatenbildung« der Bienen, Ameisen, Termiten etc. hat die Staatenbildung des Menschen nichts zu thun, da an einen gene- tischen Zusammenhang sicher nicht zu denken ist: es besteht auch ein wichtiger psychologischer Unterschied, in so fern das »Staaten- leben « der Insecten bis ins Einzelne durch den Instinct bestimmt ist, während beim Menschen die socialen Triebe nur die erste Grund- lage des Zusammenlebens bilden. | Das Zusammenleben in der Familie ist sehr wahrscheinlich noch viel älter als die Vereinigung in Trupps oder Horden. Bei allen Säugethieren bleiben die Jungen lange Zeit bei der Mutter, und bei vielen Arten ist auch das väterliche Individuum durch Bei- schaffung von Nahrung oder durch Beschützung an der Brutpflege betheiligt; daraus ergiebt sich ein Zusammenleben der Paare, welches über eine Fortpflanzungsperiode oder auch länger dauert. Es ist sehr wahrscheinlich, daß bei den Affen dauernde Familien- verhältnisse bestehen, theils monogame, theils polygame. Die An- thropoiden leben monogamisch und werden meistens in Familien angetroffen, welche aus dem Elternpaare und aus Jungen verschie- denen Alters bestehen. Man hat daher guten Grund zu vermuthen, daß auch das Menschengeschlecht in den ältesten Zeiten in mono- gamen Familienverhältnissen gelebt hat, und man kann sonach die 1 DaRwin: Abstammung des Menschen Cap. 4 und 5. 35 in der Sociologie der letzten Jahrzehnte herrschende Promiscuitäts- theorie nicht anerkennen. Bei der Fürsorge für die Familie war natürlich die Aufgabe der Frau von der des Mannes verschieden, und dem entsprechend sind beim Menschen zwischen den Geschlechtern nicht allein Unter- schiede der Körpergröße, Körperform etc., sondern auch Unterschiede der Anlagen des Geistes und Charakters vorhanden. Diese Unter- schiede sind nicht, wie moderne Sociologen im Anschluß an J. Mitt lehren, »durch die Jahrtausende währende Unterdrückung der Frau« veranlaßt, sondern sie sind unter der Wirkung der natür- lichen und der sexuellen Selection entstanden; es handelt sich um secundäre Sexualcharaktere, wie ja solche nicht allein auf körper- lichem, sondern auch auf psychischem Gebiet bei fast allen Säuge- ‘ thieren sich constatieren lassen. Discussion: Herr Dr. Henxine: Ich möchte mir die Bemerkung erlauben, daß wir der Lehre von Matruus in der gewöhnlichen Formulierung nicht mehr zustimmen können. MarrtHvs lehrte nämlich, daß die Lebewesen eine Zunahme in geometrischer Progression, die Nah- rungsmenge dagegen nur in arithmetischer Progression erführen. Gerade dieses ungleiche Verhältnis war für ihn die Begründung des Kampfes ums Dasein. Nachdem die Unrichtigkeit dieser MALTHus- schen Formulierung erkannt ist, dürfte es sich empfehlen, einstweilen nur von einer übermäßigen Vermehrung zu sprechen, wie es auch von Herrn Prof. ZIEGLER geschehen ist. Herr Prof. BürscHLı glaubt gegenüber dem Redner darauf hin- weisen zu müssen, daß die Sociologie sich nicht nur auf Zoo- logie und Ethnographie, sondern auf eine erhebliche Zahl weiterer Wissenszweige, so namentlich auf Psychologie, Geschichte (besonders Culturgeschichte), Nationalöconomie und Staatswissen- schaften aufbauen müsse. Wenn es sich um Beurtheilung einer möglichen künftigen Verbesserung socialer Verhältnisse handle, so scheine ihm, daß dabei nicht einfach die Gesetze, welche die Zoo- logie uber die Thierwelt ermittelt habe oder zu haben glaube, zu Grunde gelegt werden könnten, obgleich er mit dem Redner der Meinung sei, daß, wenn dies überhaupt geschehe, es in richtiger Weise zu geschehen habe. Bei der Weiterentwicklung socialer Verhältnisse sei doch ein Hauptfactor der, daß der Mensch ein in- tellectuelles Wesen und ihm daher die Möglichkeit gegeben sei, die Wirkungen der Naturgesetze, welche er in der Thierwelt in Erfahrung gebracht habe, auch in ihrem Eingreifen in die socialen 96 Erscheinungen der menschlichen Gesellschaft zu ermitteln und die von ihnen hervorgerufenen oder zu erwartenden Schädigungen zu bekämpfen oder zu paralysieren. Wie es dem Menschen gelungen sei, sich allmählich eine, wenn auch beschränkte Herrschaft über die Naturgesetze in der anorganischen Welt zu erringen und die Krankheiten zu bekämpfen, so scheine auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, im socialen Leben durch Einsicht in die dort herr- schenden Gesetze geeignete Verbesserungen herbeizuführen. Unsere gesammte Cultur und Religion sei doch aufzufassen als eine fort- schreitende Erweiterung der Herrschaft des Intellects und der Moral über die schädigenden Wirkungen von Gesetzen, wie sie im Thier- leben, ohne diese eindämmenden Momente, ihr Spiel trieben. Als ein besonders wesentlicher Factor erscheine ihm dabei die fort- schreitende Vermehrung der Kenntnisse und die dadurch bewirkte bessere Einsicht. Auf Grund dieser Überlegungen komme er daher zu dem Schluß, daß die Zoologie keine Veranlassung habe, von ihrem Stand- punkte aus und auf Grund ihrer Kenntnisse über das Thierleben die Möglichkeit socialer Verbesserungen in Abrede zu stellen, wenn sie auch auf die correcte Anwendung der von ihr ermittelten Ge- setzmäßigkeiten bei der Erwägung derartiger Zukunftspläne dringen müsse. An der Discussion betheiligen sich ferner die Herren Prof. HATSCHEK und Prof. HEINcKE. Herr Prof. ZieGLeR erklärt sich mit den Ausführungen des Herrn HATSCHEK ganz einverstanden; er habe es nicht mit der Kritik praktischer Bestrebungen zu thun, sondern er bespreche nur die Theorien; freilich bilden rein theoretische Vorstellungen oft die psychologische Grundlage praktischer Bestrebungen. Ferner stimmt Redner der Bemerkung des Herrn Henxine zu, daß man bei Formulierung des Matruus’schen Princips nicht sagen sollte, die natürliche Vermehrung der Nahrungsmittel geschehe in arithmeti- scher Progression. Hinsichtlich der Bemerkung des Herrn HEINcKE erklärt er, daß wenn man davon absehen wollte, den Ausgangs- punkt für die Urgeschichte der Familie in der oben angedeuteten Weise durch zoologische Überlegungen zu fixiren, dadurch der vagesten Speculation das Feld geöffnet sei; er verweise auf die ‘Theorien von BAcHOFEN und von Morean, welche so große Wir- kung hatten, und welche erst in neuester Zeit energischen Wider- spruch gefunden haben (STARCKE, WESTERMARCK). — Den Aus- führungen des Herrn BürtscHhLı stimmt Redner insofern zu, als er die Sociologie nicht ausschließlich auf die Zoologie und die Ethno- i ol graphie gründen, sondern auch die Psychologie, die Geschichte und Nationalökonomie berücksichtigen will; jedoch müsse die natur- wissenschaftliche Betrachtungsweise die Basis bilden. Bezüglich der Frage, inwieweit der Mensch durch seinen Intellekt die unange- nehmen Folgen der in der Natur für die Organismen gültigen Ge- setze von sich abwenden könne, mübten die einzelnen Gesetze be- sonders discutiert werden, und er verweise in dieser Hinsicht auf seine demnächst erscheinende ausführliche Arbeit. Er wolle keines- wegs die Möglichkeit socialer Verbesserungen in Abrede stellen oder verständige Vorschläge bekämpfen, er wolle nur gegenüber idea- listisch-utopischen Theorien und Plänen die naturwissenschaftliche Auffassung der Verhältnisse klarlegen. Herr Dr. Geor6 Prerrer (Hamburg) : Über die Umwandlung der Arten auf Grund des Überlebens eines ver- schieden gearteten Durchschnittes je nach dem Wechsel der Lebens- bedingungen !. Aus der meisterhaften Darstellung Darwıns vom Kampf ums Dasein ist es eine Allen längst in Fleisch und Blut übergegangene Anschauung, daß im Allgemeinen sich die Anzahl der Individuen einer Art von Generation zu Generation ‘gleich bleibt. Eine ein- fache Betrachtung ergiebt, daß sich dann auch die Individuen-An- zahl der einzelnen bestimmten Altersstufen innerhalb der einzelnen Generationen im Allgemeinen gleich bleibt, also auch die Zahl der fortpflanzungsfähigen Stücke; somit kommt im Durchschnitt auf je ein sterbendes zeugungsfähiges Individuum je ein in die Reihen der Zeugungsfähigen nachwachsendes. Der Vermehrungscoefficient der Arten ist also im Allgemeinen = 1. Darwin bezeichnet den Kernpunkt seiner Lehre als »das Über- leben des Passendsten im Kampfe ums Dasein«. Es sei erlaubt, hier auf einen Punkt dieser Lehre einzugehen, der in seinen Grund- lagen von Darwin bestens erörtert ist, den wir aber hier unter einem ganz bestimmten Gesichtspunkt zu betrachten haben, nämlich ‘ unter dem des activen Antheils, welchen das einzelne Wesen am Kampf ums Dasein nimmt. Jedes Individuum ist Angriffen verschiedenster Stärke ausge- 1 In dem folgenden gekürzten Auszuge sind nur die wesentlichsten Punkte des Vortrages ausführlich wiedergegeben, da der Verfasser mit der Ausarbeitung einer umfassenden Darlegung des Gegenstandes beschäftigt ist; es ist darum auch alles besondere Eingehen auf die Litteratur vorläufig vermieden. 98 setzt; es hat mit anderen Wesen zu kämpfen, die ihm an Kraft doppelt, zehnfach und millionenfach überlegen sind, und je stärker der Angreifer ist, desto mehr verschwindet dagegen die Kraft des Angegriffenen, viel mehr aber noch der Werth individueller Tüch- tigkeit; der Angegriffene geht eben sicher unter. Wenn ein Wal- fisch auf einmal Tausende und Abertausende von Krebsen und Pteropoden verschlingt, so ist die persönliche Verschiedenheit der- selben eine Größe, die der Mächtigkeit des Angriffs gegenüber ver- schwindet, gleich 0 ist. Noch viel gewaltiger sind natürlich die Machtmittel der unbelebten Natur, wie sie sich als Strömung, Brandung, Hitze, Kälte, Trocknis und in hunderterlei Form äußern. Stets wird bei schwachem Auftreten dieser Kräfte die persönliche Tüchtigkeit besonderer Individuen einen Vortheil gewähren; treten sie aber in verhängnisvollem Maße auf, so ist die organische Kraft dagegen machtlos. Die abgelegten Eier und die frisch ausgeschlüpften. hilflosen und unpraktischen Jungen sind zunächst allen Angriffen preisge- geben; sie werden durch lauter überlegene und schnell wirkende Angriffe in Bälde an Zahl auf einen kleinen Bruchtheil ihrer an- fänglichen numerischen Stärke reduciert. Diesen Angriffen gegen- über ist natürlich alle persönliche Verschiedenheit gleichgültig. Es widerstritte der Vernunft, anzunehmen, daß von den 6 Millionen ausgeschlüpfter junger Austern die eine einzige, die zum Heran- wachsen kommt, die beste oder auch nur eine von den zehn oder zwanzig besten sein könnte; es ist nicht die beste und nicht die schlechteste, es ist nicht die größte und nicht die kleinste, nicht die gleichgültigste gegen Temperatur- und Salzgehalt-Schwankungen oder was wir sonst betrachten mögen: es ist eben eine Durchschnitts- Auster, wohlgemerkt aber: eine Durchschnitts-Auster von allen denen, die tadellos fürs Leben ausgerüstet sind; denn andere bleiben über- haupt nicht leben. Wir müssen also festhalten: Der Kampf ums Dasein sucht unter der übergroßen Masse der jungen Thiere nicht die besten aus, sondern läßt eine geringe, aber ungefähr bestimmte Anzahl Individuen vom Durchschnitte der tadellosen Stücke jeder Art als Nachwuchs über. Das ist der allgemeine Satz, der für alle Wesen gilt, gleich- gültig ob wir pflanzliche oder thierische Organismen, ob wir fest- sitzende oder freilebende Individuen, niedere oder höhere Thiere betrachten. ; Je mehr nun die heranwachsenden Thiere ihr passives, macht- loses Leben aufgeben, sich activ und praktisch bethätigen, um so ao mehr kommen sie dazu, im Kampfe ums Dasein ihre persönliche Tüchtigkeit einzusetzen, in Folge dessen also jede ihrer körperlichen und geistigen Eigenschaften mit in die Wagschale zu legen; der Kampf ums Dasein wird somit mehr individualisiert, und seine Wirkung wird die sein, daß die um irgend eine Schattierung besser für das Leben unter den gerade herrschenden Bedingungen passen- den Stücke mehr Aussicht haben, leben zu bleiben; d. h. also: während die allgemeinen Formen des Kampfes ums Dasein unter den jungen Thieren schnell und gewaltig aufräumen und eine gewisse Anzahl vom Durchschnitt der tadellosen Stücke auswählen, so verbessert der individualisierte Kampf diesen Durchschnitt, in- dem er ihn zu der unter den Umständen höchsten Höhe zu heben versucht. Dasselbe wird übrigens, wenn auch in schwächerem Maße, bei allen Wesen — auch bei denen, die nie einen ausge- sprochen individualisierten Kampf ums Dasein durchzumachen haben sollten — dadurch zu Wege gebracht, daß von dem Aufwuchs jeder Art sämmtliche nicht ganz tadellosen Stücke durch den Kampf ums Dasein unbedingt ausgemerzt werden, so daß dadurch die mittlere Güte der Überlebenden von vorn herein über die Höhe des schlichten Durchschnittes hinaus gehoben wird. Das Endergebnis wird also dadurch zuwege gebracht, daß die jungen Thiere im Kampf ums Dasein zunächst in ungeheuerem Verhältnis ausgerottet und erst in späteren Entwicklungs- Stadien vorwiegend ausgelesen werden. Unter den durch den Kampf ums Dasein zum Überleben Aus- gesuchten finden sich nun ganz sicher ab und zu Stücke vor, die in irgend einem Punkte, durch irgend eine besondere Eigenschaft besonders gut und besser als die Artgenossen ihren Lebensverhält- nissen im Allgemeinen oder einem bestimmten Verhältnis im Be- sonderen angepaßt sind; diese bilden nach Darwın's Anschauung den Ausgang von Varietäten, Rassen, Arten und so fort, indem sie »mit den unveränderten Individuen (der Art) in Wettbewerb treten und dieselben besiegen «. Hier führt Darwın also ein neues Princip ein, nämlich daß besonders bevorzugte Stücke nicht nur überleben bleiben (das ist ja der Kern seiner Lehre), sondern ihre Artgenossen durch ihre Überlegenheit derartig beeinträchtigen, daß diese allmählich aus- gemerzt werden. Man könnte sich leicht versucht fühlen, das als eine selbstverständliche Folge des Darwın’schen Grundsatzes vom Überleben des Passendsten zu halten; das ist aber nicht richtig. Die Folge dieses Satzes wäre vielmehr, daß die Wesen je nach ihrer Begabung ihren Platz in der Natur leichter als die anderen 60 eroberen und leichter behaupten können (daß also die Begabtesten ihren Platz am leichtesten erobern und behaupten), nicht aber, daß sie außer ihrem eigenen Platze noch einen oder mehrere andere einnehmen. Die Ausführung dieses wichtigen Punktes gehört indessen nicht in die vorliegende abgekürzte Darstellung. Betrachten wir nunmehr den Naturvorgang, durch den aus einem oder wenigen Stücken eine allmählich immer zahlreicher werdende Rasse bez. Art hervorgebracht wird. Darwin selber hat sich über die Einzelheiten desselben nirgends ausführlich ausge- sprochen; deshalb ist er auch in dieser Hinsicht von den verschie- denen Schriftstellern ganz verschieden verstanden worden. Ganz allgemein und mit seinen eigenen Worten gesprochen, nimmt er an, daß die Mitglieder der entstehenden Art mit den unveränderten Stücken »in Wettbewerb treten und dieselben besiegen«. Hierfür giebt es nun zwei Wege, nämlich indem die neue Art die Plätze in der Natur, welche die unveränderte Art einnimmt, allmählich er- obert und zweitens, indem sie durch Kreuzung die alte Art in sich aufsaugt, sie nach sich umbildet. Wenn man versucht, sich den ersten Weg, nämlich die Eroberung der Plätze der unveränderten Art, im Einzelnen vorzustellen, so ergiebt sich sofort, daß als Voraus- setzung eines solchen Vorganges eine Vermehrung der neu ent- stehenden Art zu fordern ist, welche über das Maß der Vermehrung der unveränderten Art hinausgeht. Während bei dem regelrechten Bestehen einer Art im Allgemeinen jedes Stück sammt allen seinen directen Nachkommen in jeder Generation immer nur einen von den der Art in der Natur zukommenden Plätzen einnimmt, müssen die Nachkommen jedes Stückes der neu entstehenden Art in jeder Generation mehrere Plätze in der Natur einnehmen und so die unveränderten Stücke aus den ihnen eigentlich zukommenden Plätzen verdrängen. Stellt man sich den anderen Weg vor, nämlich daß die ent- stehende Art die alte Art durch Kreuzung allmählich mit sich ver- amalgamiert, sie in sich allmählich aufsaugt, so muß man ebenfalls eine vergrößerte Vermehrungsfähigkeit der neuen Art annehmen; denn wenn von den Sprößlingen der einzelnen Kreuzungen nicht mehr am Leben blieben als von den Sprößlingen der unveränderten Individuen, so würde die entstehende Art sich nicht vermehren können, sondern ihre anfängliche Mitgliederzahl beibehalten. Kurzum, die neue Art muß, wenn sie zur herrschenden werden soll, einen größeren Vermehrungs-Coefficienten haben als die un- veränderte Art, ebenso, wie die künstliche Züchtung nur mög- lich ist, wenn der Mensch den bevorzugten Zuchtthieren einen 61 größeren Vermehrungs-Coefficienten giebt. Man kann also, ebenso wie von der künstlichen Zuchtwahl und Nachzucht, so auch von natürlicher Zuchtwahl und Nachzucht (bez. Züchtung im engeren Sinne) sprechen. Es ist nicht möglich, an dieser Stelle in eine sachliche Be- trachtung über die Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit eines solchen Naturvorganges einzutreten; die Analyse der in Frage kommenden Verhältnisse ist so schwierig, daß nur eine weit ausholende Dar- legung einigermaßen befriedigen kann. Das Eine aber möchte ich hervorheben, daß der Beweis der Wahrscheinlichkeit oder wenigstens der Möglichkeit einer natürlichen Nachzucht gefordert und erst er- bracht werden muß, ehe ein solcher Naturvorgang als bestehend angesehen werden kann; er ergiebt sich durchaus nicht aus der Lehre Darwın’s vom Überleben des Passendsten, die ja ihrerseits freilich felsenfest gegründet ist. Eine Betrachtung aber möchte ich hier anschließen, welche die sachlichen Verhältnisse ganz aus dem Spiele läßt und sich nur mit den logischen Folgerungen des Vorganges, als Ganzes betrachtet, beschäftigt. Wir sahen vorhin, daß der Vermehrungs-Coefficient eines jeden Individuums im Durchschnitt = 1 zu setzen ist, d. h. daß von den Nachkommen eines jeden Individuums im Durchschnitt nur ein ein- ziges erhalten bleiben und zur Geschlechtsreife heranwachsen kann. Stellt man sich jetzt auf den Darwinistischen Standpunkt, nämlich daß eine sich neu bildende Rasse den unveränderten Mitgliedern der Art überlegen ist, also mehr Junge als diese hervorbringen kann; nimmt man ferner an, daß die aus diesen Mischungen er- wachsenen Jungen vermöge ihrer besseren Eigenschaften lebensfähiger sind als die Jungen der gewöhnlichen Stücke, so muß sich diese größere Vermehrungsfähigkeit der neuen Rasse durch eine Zahl ausdrücken lassen, die größer ist als 1 (denn bei dem Coefficienten 1 tritt eben keine Vermehrung und Ausdehnung der neuen Rasse ein). Nehmen wir also beispielsweise den einfachsten Fall, daß irgend ein einjähriges Thier mit einjähriger Generationsperiode — also etwa wie unsere meisten Schmetterlinge -— einen größeren Vermehrungsfactor als 1, sagen wir 2, besitzt, so wird, wenn wir die Generation des Stammvaters als die 0. betrachten, die 1. Gene- ration 2 edelblütige Individuen aufweisen, die 2. Generation 4, d.h. 22, die 3. = 8, d. h. 23, die n. Generation 2" Individuen der neu sich bildenden Rasse. Nehmen wir die Individuenanzahl einer Art als eine Million an, so würde die Umbildung dieser Art durch eine neu entstehende Rasse in 20 Jahren erfolgt sein; nehmen wir die 62 Anzahl der Artindividuen als eine Billion an, eine Anzahl. die von den allermeisten Arten ganz gewiß nicht erreicht wird, so wäre die Umbildung dieser Art in 40 Jahren zu Stande gebracht. Das heißt: Wenn der Vermehrungsfactor eines bevorzugten Individuums und der daraus gezüchteten Rasse gleich 2 ist, so muß die Umbildung der betr. Art in ganz wenig Jahren, unter unseren Augen vorgehen. Wir müßten in diesem Falle die Arten sich von Jahr zu Jahr ver- ändern sehen. Das ist ganz gewiß nicht der Fall, also haben wir mit der Zahl 2 den Vermehrungsfactor zu groß angenommen, er muß zwischen 1 und 2 liegen, wenn er zu discutirbaren Resultaten führen soll. Beschreiten wir den umgekehrten Weg, indem wir sagen: Seit den 100 oder 150 Jahren, daß wir wissenschaftliche Sammlungen haben, sind die Arten sich im Allgemeinen gleich geblieben; es ge- hört also für die Umbildung der meisten Arten ganz gewiß ein Zeitraum von mindestens 100 bis 150 Jahren. Berechnen wir, welcher Vermehrungs-Coefficient dazu gehört, eine Art von 1 Mil- | lion Stück in 100 bez. 150 Jahren umzubilden, so erhalten wir die Zahl 11/, bez. 1'/;). Nun ist aber nach der Meinung der meisten Naturforscher ein Zeitraum von 100 bis 150 Jahren durchaus nicht im Stande, die meisten Arten, vielleicht kaum eine Art, umzubilden. Nehmen wir also beispielsweise einen Zeitraum von 500 oder 1000 Jahren zur Umbildung einer Art als nöthig an, so berechnen wir den Vermehrungs-Coefficienten einer sich innerhalb einer solchen Zeit bildenden Rasse auf 11/3, bez. 11/79. Das heißt: Die bevor- zugten Stücke erzeugen in der Regel nur einen einzigen Nach- kommen; nur durchschnittlich alle 10 Jahre gelangen bei einer sich innerhalb 150 Jahren umbildenden Art einmal zwei Stücke zur Reife, und nur durchschnittlich alle 70 Jahre kommt es vor, daß bei einer sich im Zeitraum von 1000 Jahren umbildenden Art ein- mal zwei Stücke zur Reife gelangen. Ein solches Vorkommen, daß etwa alle 70 Jahre einmal von einem Wurfe zwei Individuen (von dem Wurfe eines anderen Artgenossen zum Ausgleich demnach keines) zur Reife gelangen, liegt aber völlig in den Grenzen der Zufällig- keit; dazu braucht kein bevorzugtes Individuum und keine sich bildende bevorzugte Rasse da zu sein. Oder positiv ausgedrückt: Der Darwinismus fordert: Das im Kampf ums Dasein als Sieger hervorgegangene Stück ist im Vermehrungs-Coefficienten den übrigen Stücken der Art überlegen und bildet deshalb allmählich die ganze Art oder einen ‘Theil derselben nach sich um. Wir gingen den umgekehrten Weg, indem wir die Umbildung einer Art durch ein bevorzugtes Individuum auf dem Wege der natürlichen Züchtung . a 63 als erwiesen annahmen und hieraus das Maß des Überlegen- seins des Stammvaters über seine Artgenossen ableiteten. Die Betrachtung ergab, daß ein Überlegensein des Stammvaters gar nicht vorhanden ist. Eine Überlegenheit, die sich gar nicht an dem Thiere und seinen Zeitgenossen, sondern sich erst in der 70. oder einer noch späteren Generation seiner Nachkommen äußert, ist keine Überlegenheit; die Annahme einer solchen entspräche einer teleologischen Anschauung; eine die Vermehrung einer Rasse be- wirkende Überlegenheit, die nicht mindestens durch die Zahl 2 oder annähernd 2 auszudrücken ist, ist keine Überlegenheit, weil sie nicht wirkt, sich nicht äußern kann. Das Endergebnis der Betrachtung ist also: Wenn die natür- liche Züchtung überhaupt besteht, so muß das bevorzugte Indivi- duum eine Art in ganz wenig Jahren umwandeln; thut es das nicht, so besteht die natürliche Züchtung überhaupt nicht, und der angenommene Stammvater ist eben nicht bevorzugt. Die Ausdehnung unserer Betrachtung auf mehrjährige Thiere erschwert die Sache durchaus nicht, wir haben in der soeben ge- brachten Rechnung anstatt der einen Generationsperiode des ein- jährigen Thieres die Gesammtheit der Generationsperioden des mehrjährigen einzusetzen. Ich brauche hier wohl nur kurz zu bemerken, daß die plötz- liche epidemische Vermehrung einer Thierart, die durch Selbst- steuerung der Natur in Kurzem wieder beseitigt wird, unsere Be- trachtungen nicht beeinträchtigt; ebenso sei erwähnt, daß natürlich die veränderten Verhältnisse der künstlichen Züchtung oder wirth- schaftlichen Verwerthung von Thieren, vielleicht auch die der pela- gischen Thiere andere Ergebnisse zu Tage fördern als die in unserer Betrachtung hervortretenden. Bei der künstlichen Züchtung wird eben der Vermehrungs- Coefficient der bevorzugten Stücke künstlich weit über die Zahl 1 hinausgehoben; das ist ja der ganze Sinn der Züchtung. Wenn wir aber, wie bei der Einwanderung der Unkräuter, der Wander- ratte oder des langscherigen Krebses in Nordrußland thatsächlich die Verdrängung einer Art durch eine andere feststellen, wenn wir also sehen, daß in diesen Fällen der Vermehrungs-Coefficient die Zahl 1 thatsächlich übersteigt, dann geschieht auch die Vermehrung und Ausbreitung der verdrängenden Art in ganz kurzer Zeit, unter unseren Augen, gerade so, wie es die theoretische Betrachtung fordert. Zum Schluß dieses Abschnittes will ich nicht versäumen, her- vorzuheben, dali dieser ganze Theil nur ein Intermezzo ist, welches 64 das vorliegende Thema nicht durchaus berührt. Es sollte aber ge- zeigt werden, daß die Annahme einer Entstehung von Arten auf dem Wege natürlicher Züchtung im Folgenden nicht etwa aus Ver- nachlässigung unangewandt bleibt, sondern deshalb, weil sie un- wahrscheinlich ist, und weil die Lehre vom Überleben des Passend- sten ohne die Hereinziehung einer zweiten Lehre zur Erklärung der Artenveränderung besser ausreichend erscheint als mit der- selben. Ich möchte an dieser Stelle einige Vorwürfe vorwegnehmen, die unserer Betrachtung über die Vermehrungs-Coefficienten ge- macht werden könnten. Man könnte nämlich einwerfen, daß ein solcher Vermehrungs-Coefficient nur einen Durchschnittswerth dar- stellt, daß aber die wirklichen Werthe in den einzelnen Fällen er- heblich kleiner und größer sein könnten, so daß z. B. bei einem Vermehrungs-Coefäcienten einer Art von 1 die mäßigen Stücke einen Coefficienten von annähernd 0, die besten Stücke einen Coefficienten von annähernd 2 haben könnten. In einem solchen Vorwurfe läge allerdings etwas Wahres, wenn auch nicht so viel, wie der erste An- schein annehmen läßt; auf unsere Betrachtung ist er aber nicht anzuwenden, da wir nicht den einzelnen Fall, sondern die Summe aller Fälle betrachten, wenn wir von dem Coefficienten der Art, d.h. der Summe aller Individuen, sprechen; gerade hierfür aber ist der Durchschnittswerth, und nur dieser, anwendbar. Ferner kann man mit Recht sagen, daß bei dem oben ge- brachten Schema des Wachsthums einer Art die ersten Glieder der geometrischen Reihe ganz gewiß nicht der Natur entsprechen ; ebenso, daß ja nicht ein einziger, sondern eine ganze Anzahl, viel- leicht schon recht viele Stammväter zur gleichen Zeit einer neuen Art ihren Ursprung gaben. Ein solcher Vorwurf ist durchaus berechtigt, wenn man die kleinen Anfangswerthe etwa auf die Natur anwenden wollte; sie müssen aber aufgestellt werden, damit der Quotient der Reihe, das Gesetz der Zunahme, ersichtlich wird; wirklichen Werth aber haben nur die späteren Glieder der Reihe und zwar auch nicht als abso- lute, sondern als allgemeine Werthe, vornehmlich als eine Dar- stellung des riesigen Wachsthums geometrischer Reihen, »deren Resultat (wie Darwin sagt) stets in Erstaunen versetzte. Darum ist es auch gleich, ob die Betrachtung von einem oder mehreren Stammvätern ausgeht; so ist das 10. Glied einer geometrischen Reihe mit dem Index 2 gleich 1024; d.h. wenn wir anstatt eines Stammvaters tausend annehmen, so wird die Reihe nur um zehn Glieder vermehrt, die oben beispielsweise angeführten Resultate 65 also zehn Jahre später hervorgebracht. Das sind aber Zahlen, welche den Sinn der von uns angestellten Betrachtungen gar nicht berühren. Wir hatten vorhin gesehen, daß bei dem allgemeinen Kampf ums Dasein, wenn überhaupt Stücke lebend aus dem Kampf her- vorgehen, ganz gewiß nicht die schlechtesten überleben bleiben — denn die werden sofort ausgemerzt —, aber auch gewiß nicht die besten — das ist gegen alle Wahrscheinlichkeit —, sondern der Durchschnitt, und zwar nicht der schlichte Durchschnitt aller derer, die zur Welt kommen, sondern ein etwas höherer, besserer; erstens, weil alle unpraktischen Stücke unbedingt untergehen und den allgemeinen Durchschnitt nach der besseren Seite hin verschieben ; zweitens, weil in den letzten Stadien des Kampfes der aufwachsen- den Generation ein immer mehr individualisierter Kampf stattfindet bez. stattfinden kann, der von je zwei Wettbewerbern immer dem besseren den Sieg sichert. Durch dieses Überbleiben des guten Durchschnittes jeder Gene- ration wird die ganze Art nicht eigentlich verändert; aber der übrig bleibende Durchschnitt wird von Generation zu Generation immer reiner, einheitlicher, constanter, da nur gute Stücke übrig bleiben und diese ihre bestimmten guten, d. h. für die Lebens- führung tadellosen und passenden Merkmale vererben. Merkmale, die mit der praktischen Verwerthbarkeit für den Lebenshaushalt nichts zu thun haben, können selbstverständlich variiren, so viel sie wollen, angenommen natürlich, daß dadurch die praktischen Eigenschaften nicht beeinträchtigt werden; diese Art von Merk- malen kann aber nicht festgehalten und constant weiter vererbt werden. Wir haben bisher einfach von dem »Durchschnitt« einer Art gesprochen, müssen aber auf diesen Punkt noch mit einigen Worten eingehen. Wenn ich 1000 Menschen vor mir habe, so kann ich dieselben nach den verschiedensten Principien classificieren, Jedes derselben wird eine andere Anordnung der 1000 Menschen und da- her einen anderen Durchschnitt ergeben. Der Durchschnitt ist also von dem Gesichtspunkte abhängig, unter dem ich etwas be- trachte, beziehentlich von den Einflüssen, durch die eine Anzahl von Einheiten classificiert wird. Bleiben die zu classificierenden Einheiten dieselben und das Classificationsprincip das gleiche, so bleibt der Durchschnitt immer derselbe; verändert sich aber das classificierende Princip, so muß sich auch der Durchschnitt ver- ändern. Das Princip, welches in unserem Falle den Durchschnitt herausbildet, ist die Gesammtheit aller auf eine Art einwirkenden Verhandl. d. Deutsch. Zool. Gesellschaft 1893. 5 | 66 Lebensbedingungen. Bleiben diese gleich, so kann sich die Art (so weit es sich um Änderungen aus diesem Gesichtspunkt handelt) nicht verändern; ändern sich aber die Beziehungen der Art, so muß der Durchschnitt der unter den neuen Beziehungen aufwachsenden Jungen ein anderer werden, die Art muß sich verändern. (Ich will hier ganz parenthetisch anfügen, daß Änderungen der äußeren Beziehungen, die auf eine Art keinen physiologischen Effect aus- üben, diese natürlich auch nicht verändern können.) Daß man überhaupt die äußeren Lebensbeziehungen einer Art und ihre Veränderungen als ein classificierend wirkendes Princip anwenden kann, unterliegt keinem Zweifel; sie wirken sowohl als Gesammtheit wie als Summe aller einzelnen sie zusammensetzenden Verhältnisse. Der dadurch gewonnene Durchschnitt ist demnach nicht so klar und eindeutig, wie wenn man nur einen einzigen speciellen Gesichtspunkt anwendet; er wird also ein kleines Schwan- ken auch der wesentlichen Charaktere gestatten. (Wir sahen vor- hin, daß unwesentliche Charaktere gleichfalls schwanken können, so lange sie nicht zur Lebensführung nothwendige Einrichtungen einschränken.) Das thatsächliche Variiren der Arten entspricht so- mit völlig unseren Betrachtungen. Eine zu große und ziellose Variation ist aber nicht möglich, denn es werden nur die Merk- male der einem ziemlich bestimmten Durchschnitt angehörigen Stücke, d. h. also eine beschränkte Zahl von Merkmalen, vererbt. Gestatten Sie mir nunmehr, Ihnen an einem einfachen Bei- spiel die Wirkung des soeben umrissenen Naturvorganges nahe zu tegen. Ein Nomade ist gezwungen, seine Schafherden aus seiner angestammten fruchtbaren Gegend in ein steiniges wüstes Gelände zu treiben; dort werden ihm alle Stücke fallen, welche die heißen Tage und kalten Nächte, die Trockenheit, die neue Nahrung etc. nicht ertragen können. Wird der Mann nun nach einigen Jahren — gezwungen, in eine sumpfige Gegend überzusiedeln, so werden hier auf Grund der feuchten Nahrung und Schlafstelle, der Angriffe neuer Schmarotzer und hunderterlei anderer Dinge eine Anzahl von Stücken fallen, die unter den früheren Bedingungen recht gut hätten weiter leben können. Kurzum, in beiden Fällen ist der Durchschnitt der Überlebenden ein etwas verschiedener, und das Gleiche würde sich bei jeder weiteren Übersiedelung ergeben. Das ist nur ein schlechtes Beispiel; denn die Veränderung der erwachsenen Thiere ist ja eine ganz verschwindend kleine; sie 4 haben unter anderen Bedingungen zu leben gelernt und mit ihrem Lernen ebenso wie mit ihrem Wachsthum längst abgeschlossen. — Ganz anders ist das mit der neuen eben geborenen Generation. 67 Wenn wir sehen, daß junge, eben ausgeschlüpfte Thiere sich größten Theils schon recht geschickt benehmen, so ist diese Geschick- lichkeit durch zwei Momente bewirkt: erstens durch die Vererbung, welche mit den somatischen Verhältnissen zugleich die Anlagen und Fähigkeiten der Eltern mit auf die Jungen überträgt; zweitens aber — und das ist der viel wesentlichere Punkt, der zugleich die Vor- aussetzung des ersten bildet — dadurch, daß nur funktionell vor- zügliche, d. h. praktisch zu gebrauchende Organe auf die Welt ge- bracht werden. Sie kennen Alle die Theorie von WiıLHeLm Roux über den Kampf der Theile im Organismus, so daß ich sie hier nicht weiter zu entwickeln brauche. Die Grundlagen dieser Lehre stehen so fest wie die der Darwın'schen Lehre vom Kampf ums Dasein. Das Endergebnis dieses Kampfes der Theile aber ist, dal das, was der Organismus nach der Erledigung seiner Entwicklung an Organen ‘ganz allgemein ausgedrückt) hervorgebracht hat, das vollkommenste ist, was er überhaupt hervorbringen konnte, und zwar »vollkommen « nicht in irgend einem teleologischen oder anthropomorphischen Sinne, sondern vollkommen für den Organismus selber, d. h. prak- tisch verwerthbar; das Thier ist in seinem eigenen Körper so zu sagen zu Hause; was es hat, kann es auch benutzen. Sowie das junge Thier ins Leben tritt, muß es sein soma- tisches Handwerkzeug anwenden. Eine gewisse Geschicklichkeit bringt es auf Grund seiner durch den Kampf der Theile hervor- gegangenen körperlichen Verhältnisse mit auf die Welt. Alles Übrige muß es lernen. Es lernt aber an der Außenwelt, an der Gesammtheit aller der Lebensbedingungen, in welche es gesetzt ist; die Übung in diesen Verhältnissen führt, wie wir überall sehen, in Kurzem zu der Geschicklichkeit, die wir an allen Thieren in der Natur bewundern. Daß alle Handhabungen und Geschicklich- keiten, welche bereits von den Eltern ausgeübt wurden, leichter von den Jungen erlernt werden, ist anzunehmen; immerhin müssen auch sie gelernt und geübt werden. Fast ebenso gut aber werden sich die jungen Thiere in Verhältnissen üben, welche etwas ver- schieden sind von denjenigen, in denen die Eltern lebten. Da, so weit wir in der Natur beobachten können, die Veränderungen der Lebensbedingungen meist recht langsam erfolgen, so hat ein solcher Vorgang für unser Verständnis keine Schwierigkeiten. | Nun können sich im Verlauf längerer Zeiten die äußeren Lebensverhältnisse, wenn auch langsam, so doch im Ganzen recht beträchtlich verändern, und so sind die jungen Thiere jeder Gene- ration gezwungen, während dieser Zeit sich fortwährend an die sich 5* 68 verändernden Lebensbedingungen zu gewöhnen, so daß mit der Zeit sich schließlich ein beträchtlicher Unterschied zwischen den Ge- schicklichkeiten und Eigenschaften der früheren und späteren Gene- ration bildet. Es handelt sich nunmehr um die Frage, ob mit der Verände- rung der Eigenschaften und Geschicklichkeiten der jungen Thiere auch Veränderungen der leiblichen Charaktere Hand in Hand gehen bez. gehen müssen. Es unterliegt das gar keinem Zweifel. Die Frage liegt ja nicht so, daß die Übung das betreffende somatische Material erst bilden soll, sondern umgekehrt: von allen jungen Thieren gehen unbedingt diejenigen zu Grunde, deren somatische Verhältnisse nicht zu einer geschickten Handhabung der erforder- lichen Eigenschaften für das jeweilige Leben führen; der Kampf ums Dasein merzt die mangelnde Geschicklichkeit und damit die mangelhafte körperliche Grundlage und deren Besitzer aus. Also führt die Veränderung der äußeren Lebensbedingungen zu einer immer weiter fortschreitenden Ausbildung somatischer Verhältnisse, welche eine geschicktere Bewegung des betreffenden Thieres unter den neuen Bedingungen ermöglichen (ohne daß, wie ich hier an- hangsweise bemerken will, eine Vererbung erworbener Charaktere angenommen zu werden brauchte). Der gewöhnliche Gang der Dinge kann auf diese Weise wohl nur geringwerthige Änderungen zeitigen; doch giebt es zwei Mo- mente, durch deren Mithilfe die ziemlich schnelle Ausbildung selbst beträchtlicher Umformungen nahe gelegt wird; das sind die Prin- cipien der correlativen Abänderung und des Functionswechsels. Da die Wichtigkeit derselben für alle transmutatorischen Theorien die gleiche ist, so brauchen wir darauf an dieser Stelle nicht weiter einzugehen. Fassen wir nunmehr unsere Ergebnisse noch einmal zusammen, so lauten sie: Der Kampf ums Dasein merzt alle schlechten Stücke aus und läßt einige dem Durchschnitt der tadellosen Stücke ange- hörige Individuen der Art überleben; Veränderungen der äußeren Lebensbedingungen verändern die Arten, indem sie den Durchschnitt der überlebenden Stücke verändern, der Masse der Art also ein anderes Gesammtgepräge aufdrücken und sie Verwandten gegenüber als eine andere Rasse, Varietät oder }Art erscheinen lassen. Der übrige Theil der :Darwın’schen Lehre, nämlich die allmähliche Züchtung der neuen Rassen und Arten, erscheint somit unnöthig; das ureigentliche Darwm’sche Princip vom Überleben des Passend- sten genügt für das Verständnis der in Frage kommenden Form- veränderungen. 69 Die in diesen kurzen Sätzen gekennzeichnete Theorie scheint vor der Theorie einer natürlichen Züchtung einige Vortheile voraus zu haben. Sie bestimmt keine Zeit für die Veränderung einer Art, während die natürliche Züchtung, wenn sie überhaupt wirklich vor- handen ist, eine Art sehr schnell verändern müßte, so schnell, daß der Vorgang unserer Beobachtung nicht entgehen könnte; dies stimmt aber nicht zu den thatsächlichen Verhältnissen; wir be- merken weder heut zu Tage, noch in jenen berühmten tertiären Süßwasser-Ablagerungen die im Verhältnis geometrischer Progres- sionen zunehmende Individuen-Anzahl entstehender Arten; eine solche fordert aber jede Theorie, welche unter verständlichen Verhältnissen aus einem oder wenigen Stücken viele züchtet. Ferner zwingt diese letztere Hypothese zur Aufstellung einer Hilfs-Hypothese vom schnellen Aussterben jener vielen Zwischenstufen, deren Vorhanden- sein die Theorie an sich ja fordern muß. Die Begründung dieser Hilfshypothese ist aber nicht so stark, daß man es bedauern müßte, wenn sie hinfällig würde, weil man ohne dieselbe auskommt. Herr Prof. R. Semon (Jena): Mittheilungen über die Lebensverhältnisse und Fortpflanzungsweise der Monotremen und der Dipnoer. Herr Prof. W, KükENTHAL (Jena): Zur Entwicklungsgeschichte der Wale. Die Entwicklungsgeschichte der Wale ist ein Capitel der Zoo- logie, welches bis jetzt noch vollkommen brach liegt, trotzdem es gewiß von höchstem Interesse wäre, das geheimnisvolle Dunkel, welches über die Herkunft dieser Meeressäugethiere ausgebreitet ist, | etwas zu lüften. Der Grund liegt in dem Mangel an geeignetem Materiale. Wohl finden sich hier und da, besonders in den nor- dischen Museen, Walembryonen vor, sie werden aber einmal als seltene Schätze nur ungern der wissenschaftlichen Untersuchung ge- opfert, und ferner sind sie auch fast durchweg ungeeignet, uns auf entwicklungsgeschichtliche Fragen Aufschluß zu geben, da sie be- reits zu groß sind und im Wesentlichen nur die Form des er- wachsenen Thieres wiederholen. Nur Embryonen unter 4cm Länge sind für die meisten der hier behandelten Fragen brauchbar. Vergleicht man einen derartigen kleinen Embryo mit dem er- wachsenen Thiere, so fällt zunächst der große Unterschied in der 70 äußeren Körperform in die Augen. Erwachsene Zahn- wie Barten- wale haben einen spindelförmigen Körper. Der unbewegliche Kopf geht ohne Abgrenzung in den Rumpf über, der sich nach hinten zu in den Schwanz verjüngt, dessen beide Flügel eine horizontale Stellung einnehmen. Von den Hinterextremitäten sieht man keine Spur und nur tief im Inneren des Körpers liegen ein paar Knochen- reste, die man als Rudimente des Beckens, eventuell auch des Ober- schenkels auffaßt. Ganz anders sieht aber ein solcher kleiner Embryo aus, und ein nicht besonders mit diesen Thieren vertrauter Naturforscher wird ihn nicht auf den ersten Blick als den Embryo eines Wales erkennen. Es fehlen fast alle Charaktere, welche das erwachsene Thier auszeichnen. An Stelle der gestreckten spindelférmigen Ge- stalt zeigt unser kleiner Embryo einen durch einen Halstheil vom Rumpfe wohl abgegliederten Kopf, und einen ebenfalls vom Rumpfe scharf abgesetzten Schwanz, dem die seitlichen Flügel noch voll- kommen fehlen. Auch liegen Kopf und Schwanz nicht in einer geraden Linie mit dem Rumpfe, sondern sind im spitzen Winkel — dazu geneigt. In Bezug auf die drei Körperabschnitte herrscht in so fern ein Unterschied, als der Kopf des Embryos noch nicht die enorme Länge besitzt, welche er beim Erwachsenen hat, die mehr oder minder lange Schnauzenpartie des letzteren fehlt noch voll- kommen. Was die Vorderextremitäten anbetrifft, so ist ihre Flossennatur bei derartigen kleinen Embryonen erst angedeutet, die breite Hand setzt sich deutlich von dem rundlichen Unterarm ab, der erst später in die Flosse mit einbezogen wird, und die Finger sind noch deut- lich von einander getrennt, obschon eine sich dazwischen ausspan- nende Schwimmhaut bereits vorhanden ist. Von Wichtigkeit scheint mir die Auffindung zweier Erhebungen zu sein, welche sich jederseits an dem hinteren Ende der seitlichen Körperwand vorfinden, und welche ich als die letzten Reste von Gliedmaßenhöckern auffasse, so daß also die kleinsten Embryonen Andeutungen der äußeren Anlagen der Hinterextremitäten besitzen. Die Länge der Schwanzregion entspricht der des erwachsenen Thieres; in seiner hinteren Hälfte zeigt der Schwanz die ersten An- lagen zweier lateraler Hautfalten. Von einer Rückenflosse ist in diesen Stadien noch nichts zu sehen. Schon aus dieser Vergleichung der äußeren Körperform wird uns klar, daß die kleinsten Walembryonen in den wesentlichsten Punkten durchaus den Embryonen anderer Säugethiere gleichen, und dab die Ausbildung der specifischen Cetaceencharaktere in eine _ 71 spätere Zeit fällt. Wir verfolgen diese Ausbildung am besten an der Hand einzelner Organe. Eine besondere Aufmerksamkeit habe ich der Entwicklung der äußeren Körperbedeckung gewidmet, mit der ich mich zunächst be- schäftigen will. Bekanntlich ist die Haut der Zahnwale vollkom- men nackt, während bei den Bartenwalen, sowohl bei Embryonen wie bei Erwachsenen, vereinzelte Haare am Kopfe vorkommen. Die Zahnwalembryonen zeigen dagegen nur einige wenige Haare am Oberkiefer. Nun fand ich vor drei Jahren an der Haut von gewissen Zahnwalen Bildungen auf, die ich als Reste einer ehe- maligen Schuppenbedeckung ansprach, und ich bin heute in der Lage, diese Annahme weiter begründen zu können. Während bei der in indischen Flüssen lebenden Neomeris phocaenordes die Platten noch ein auf dem Rücken liegendes zusammenhängendes Feld dar- stellen, sind sie bei Phocaena spinispinnis und noch mehr bei Roebina communis auf Tuberkelreihen zes, die dem Vorder- rande der Rückenflosse aufsitzen. Die Untersuchung frischer junger Thiere wie Embryonen letz- terer Art ergab nun, daß erstens diese Tuberkel Kalk enthalten, und zweitens, daß sie entstehen unter Betheiligung der Cutis, welche unter jedem Tuberkel eine breite flache Papille bildet. Es sind echte Schuppenbildungen, deren Kalkgehalt anzeigt, daß die Vorfahren der Zahnwale einen Hautpanzer besessen haben. Die breiten flachen Cutispapillen wurden dann auch bei Em- bryonen angetroffen, sie verschwinden, indem sie als secundäre Bil- dungen der langen spitzen Papillen erscheinen, welche für die Wal- haut so charakteristisch sind. Auf gewisse paläontologische Befunde an Zahnwalen, welche dadurch in ein neues Licht gerückt sind, will ich hier nicht weiter eingehen. Wenden wir uns nun zur Entwicklung der Bewegungsorgane, so haben wir bereits gesehen, daß bei den kleinsten Embryonen die Schwanzflosse noch vollkommen fehlt, statt dessen zeigen sich zwei lange laterale Hautfalten am Schwanze, die erst später an einem Punkte starke Verbreitung erfahren, und die Flügel der Schwanz- flosse hervorgehen lassen. Dem Stadium der Schwanzflosse geht also ein Stadium voraus, in welchem der Schwanz nur lateral verbreitert ist. Ähnliches zeigen auch gewisse aquatile Säugethiere, und es ist wahrscheinlich, dab die Cetaceenschwanzflosse ein ähnliches Stadium dereinst durch- laufen hat. Auf die alte, aber erst neuerdings von J. RypEr wieder aufgewärmte Ansicht, daß die Schwanzflossenflügel die umgebildeten 72 Reste der Hinterextremitäten seien, brauche ich nach Gesagtem nicht näher einzugehen. Ebenso wie die Flügel der Schwanzflosse entwickelt sich auch die Rückenflosse an einer Stelle eines langen dorsalen Hautkammes, der bei manchen Zahnwalen theilweise persistieren kann. Die Ent- stehung der Rückenflosse fällt in eine spätere Zeit als die der Schwanzflosse. Die Vorderextremität nimmt schon sehr frühzeitig Flossenge- stalt an. Die Schwimmhaut, welche in den kleinsten Stadien noch die Fingerspitzen frei läßt, umhüllt sie bald darauf vollständig, und ebenso wird der kurze Unterarm in der Flosse mit einbezogen. Von meinen neuerdings angestellten Studien über das Handskelet erwähne ich hier nur seine erste Entwicklung, die uns zeigt, daß die vielen Phalangen eines Cetaceenfingers sich, in proximo-distaler Richtung fortschreitend, im embryonalen Bindegewebe anlegen, ge- nau so wie die Phalangen eines typischen Säugethierfingers. Ferner glaube ich zwingendere Beweise beibringen zu können für die An- sicht, daß die Spitze eines Cetaceenfingers der Spitze eines typischen Säugethierfingers entspricht, und zwar durch die Auffindung von Nagelru limenten an den Enden fötaler Cetaceenfinger, die, ähnlich den von Lesoucga beschriebenen Gebilden, noch Nagelwall, Nagel- bett und Nagelsaum zeigen. Es fanden sich auch noch ferner Beweies für die von mir schon früher aufgestellte Hypothese von der Ent- stehung der Vielgliederigkeit der Cetaceenfinger, auf die ich hier nicht näher eingehen will. | Die Bartenwalhand ist vierfingerig, bis auf einige scheinbare Ausnahmen. Der fehlende Finger soll nach allgemeiner Annahme der Daumen sein. Das Präparat einer embryonalen Finwalflosse, welches ich Ihnen hiermit vorlege, zeigt ohne Weiteres, daß diese Anschauung nicht richtig ist; wir sehen nämlich den oberen Theil des verschwundenen Fingers zwischen dem zweiten und dritten Finger liegen: es ist also der Mittelfinger, welcher rudimen- © tär wird. Nur selten treten noch Reste dieses verschwindenden Fingers auf. Etwaige Einwände, welche gegen die Allgemeingültig- keit dieser Annahme gemacht werden könnten, vermag ich durch den Hinweis auf die Innervation zu erledigen. In allen Barten- walflossen sendet nämlich der Nervus medianus zwei Nervenäste in das Interstitium zwischen zweitem und drittem Finger hinein. Der vermeintliche erste Finger bei Balaena mysticetus ist nur ein stark entwickelter Präpollex, wie sich durch Untersuchung fötaler Flossen dieser Species herausstellte. Daß nach Gesagtem die bisherigen 73 Deutungen über den Carpus der Bartenwale verfehlte sind, liegt auf der Hand. Die Nase der Wale hat einen von der der anderen Säuge- thiere vollkommen abweichenden Bau. Die äußeren, bei den Zahn- walen verschmolzenen, bei den Bartenwalen getrennten Nasenlöcher liegen sehr weit nach hinten am Scheitel des Thieres, führen längs der Schädelkapsel nach unten, und vereinigen sich hier zu einem unpaaren Raume, welcher mit seinem unteren mit einem Ringmuskel versehenen Rande den lang ausgezogenen Kehlkopf fest umfaßt. Bei den Zahnwalen finden sich am oberen Theile der Nasengänge drei Paar darin einmündende Nebenhöhlen, und außer- dem sind klappenartige Wülste vorhanden, welche die Nasenkanäle vollkommen verschließen können. Die Entstehung dieser merk- würdigen Bildungen läßt sich an der Hand der Entwicklungsge- schichte verfolgen. Bei den kleinsten Embryonen liegen die Nasen- löcher noch weit nach vorn; ihre Verlagerung kommt zu Stande, indem die zwischen Nasenlöchern und Oberkieferspitze liegende Partie stark wächst. Es kommt also mit anderen Worten zur Aus- _ bildung einer Schnauze, die bald an Größe den ganzen übrigen Kopftheil weit übertrifft, so daß die Nasenlöcher nunmehr weit nach hinten gelagert sind. Die Auseinandersetzung der einzelnen Homo- logien würde den Rahmen dieses Vortrages bei Weitem überschreiten, und ich will nur auf folgende Hauptpunkte aufmerksam machen. Den Delphinen gehen Geruchsnerven vollkommen ab, ihre Embry- onen zeigen aber wohl ausgebildete Lobi wie Nervi olfactorii und außerdem eine Regio olfactoria mit zwei deutlichen Siebbein- muscheln. Auch alle anderen Theile der typischen Säugethiernase finden sich in den embryonalen Nasen der Zahn- und Bartenwale vor, und ihre allmähliche Umbildung oder Reduction läßt sich Schritt für Schritt verfolgen. Von Interesse sind die tiefgreifenden Verschiedenheiten im Bau der Zahn- und Bartenwalnase, die schon in den frühesten embryonalen Stadien zum Ausdruck kommen, und ich erblicke darin einen weiteren Beweis für meine Annahme, daß Zahn- und Bartenwale als wasserbewohnende Thiere nicht mit ein- ander verwandt sind, sondern daß sie nur in Folge gleichartiger Lebensweise eine Reihe äußerlicher Ähnlichkeiten erlangt haben. Vielleicht ist es mir gestattet, hier eine kleine nebensächliche Bemerkung einzuschalten. Es betrifft das Wasserspritzen der Wale. Ich würde darauf nicht zurückkommen, wenn nicht in dem vor Kurzem erschienenen Lehrbuch der Zoologie von KENNEL von Neuem dafür plaidiert würde. Der alte Irrthum scheint demnach nicht zur Ruhe kommen zu können! Ich möchte hier nur daran 74 erinnern, daß das Fontänenspritzen der Wale schon aus rein ana- tomischen Gründen ganz unmöglich ist. Die Nase steht mit der Rachenhöhle in gar keinem Zusammenhang, sondern nur mit dem Kehlkopf, der stempelartig in sie hineinpaßt. Aber auch die Be- obachtungen, welche man für das Wasserspritzen anführt, beruhen auf Irrthum, da sie fast durchweg vom Schiffe aus und auf immer- — hin größere Entfernungen gemacht sind. Meine eigenen, oft direct über dem Spritzloche lebender Wale angestellten Beobach- tungen haben mir ausnahmslos gezeigt, daß der Nase nur Athem- dampf entströmt. Es dürfte an der Zeit sein, endgültig mit dem alten Irrthum vom Wasserspritzen der Cetaceen aufzuräumen, an den heut zu Tage kein Walfänger mehr glaubt. Kehren wir zu unseren entwicklungsgeschichtlichen Unter- suchungen zurück, so verdient ein weiterer Punkt unsere Aufmerk- — samkeit, die Anlage eines äußeren Ohres. Den verwachsenen ~ Walen geht das äußere Ohr vollkommen ab, nur mit Mühe vermag © man die äußere Ohröffnung als minimales Loch zu finden. Howzs — beschrieb nun bei größeren Delphinembryonen Rudimente einer Pinna, die als fadenförmige Bildungen erscheinen sollten. Daß diese Annahme nicht das Richtige getroffen hat, zeigen sehr kleine Embryonen. Hier findet sich eine wirkliche äußere Ohranlage vor, aber in anderer Weise als Howezs beschrieben. Es sind näm- lich um die ziemlich große Gehöröffnung die typischen sechs Höcker vorhanden, welche auch die erste Anlage des äußeren Ohres der Landsäugethiere bilden, Von diesen sechs Höckern verschmelzen die drei vorderen und die drei hinteren zur Bildung zweier Wülste, die ihrerseits wieder zur Bildung einer Papille zusammentreten, die bei älteren Embryonen in der Umgebung verstreicht. Das Vor- handensein der zweifellosen embryonalen Anlage eines äußeren Ohres ist ein sicherer Beweis, daß die Cetaceen von landlebenden © Säugethieren abstammen. | Dringend nöthig erschien auch eine Untersuchung der ersten Anlage der Mammarorgane. Die erwachsenen Thiere haben zwei Zitzen zu beiden Seiten des Geschlechtsorgans, welche in Längs- schlitzen, den Zitzentaschen, verborgen liegen. Für die kleinsten Embryonen sind acht Zitzenanlagen zu constatieren, die sämmtlich, — wie bei den Ungulaten, in der Inguinalgegend liegen und auf dem Stadium der hügelförmigen Anlagen (REıy) stehen. Die histologische — Untersuchung ergab, daß die erste Anlage der Zitze durch eine solide Einstülpung des Epithels gebildet wird, vergleichbar der ersten Anlage einer Mammartasche. An deren Grunde sproßt ein Canal, 75 neben dem ursprünglich noch ein paar schwächere in die Tiefe verlaufen, dessen mittlerer Theil sich bald zu einem geräumigen, von Epithel ausgekleideten Sinus, der Cisterne, erweitert, in welche von allen Seiten die Milchgänge einströmen. Aus der Mammar- taschenanlage wird durch weiteres Wachsthum und Bildung eines Hohlraumes die Zitzentasche. Die Umgebung des Milchausführ- ganges erhebt sich und bildet die Zitze. Um die Cisterne herum entwickelt sich starke Musculatur, durch deren Druck die sich darin ansammelnde Milch den Jungen ins Maul gespritzt wird. Der Proceß der Milchaufnahme der Jungen unter Wasser ist nicht leicht zu verstehen, ein genaueres Studium der Mundhöhlen und Lippenbildungen älterer Embryonen zeigte mir, daß der ge- sammte Schnabel des jungen Thieres ein geschlossenes, nur vorn mit einer kleinen Öffnung zur Aufnahme der Zitze versehenes Rohr darstellt, in welches also die Milch gespritzt werden kann, ohne mit Wasser in Berührung zu kommen. Schon früher habe ich an einer größeren Anzahl von Embry- onen verschiedener Species feststellen können, daß die Monophy- odontie der Zahnwale eine secundäre Erscheinung ist, indem sich nach innen von dem persistirenden Milchgebiß noch Anlagen der zweiten Dentition vorfinden. Auch die Vielzahnigkeit des Delphin- gebisses hängt mit dieser secundären Monophyodontie zusammen und ist durch Theilung der Anlagen ursprünglich mehrhöckeriger Backzähne erfolgt. Derselbe Proceß ließ sich bei Bartenwalen em- bryologisch verfolgen, und neuerdings angestellte Untersuchungen an etwa 40 embryonalen Bartenwalkiefern ergaben, daß die allmählichen Übergänge dieses Theilungsprocesses sich auch histologisch nach- weisen lassen. Die Untersuchungsresultate der Entwicklung der Bezahnung einzelner Walspecies sowie anderer Säugethierord- nungen, welche mich zur Aufstellung allgemeiner Folgerungen in Bezug auf die Entstehung des Säugethiergebisses geführt haben, lasse ich hier bei Seite und möchte zum Schlusse betonen, daß es mir in diesem Vortrage nur darauf ankam, einige Ergebnisse meiner Studien an Walthieren vorzuführen, und daß die ausführliche Dar- legung in Kürze in den »Denkschriften der med. naturwissenschaft- lichen Gesellschaft in Jena« erfolgen wird. 76 Herr W. E. Hoyze (Manchester) : Über Leuchtorgane der Cephalopoden. Discussion: - Le baron JULES DE GUERNE dit que le Prof. L. Jousın (de Rennes), a observé sur un Céphalopode rapporté des Acores par le yacht !Hirondelle, un appareil analogue a celui qui vient d’etre décrit. La peau de la face ventrale du sac montre de [petites spheres probablement transparentes pendant la vie et qui sont encore teintées de bleu. Elles ont environ 1/, de millimetre de diametre. Chacune d’elles est formée de grosses cellules claires convergeant vers l'un des poles. La sphere est creusée d'une cavite en forme d’entonnoir dont la pointe est située au pole inférieur et dont l’ou- verture occupe environ !/, de la surface de la sphere. Cette ouver- ture est recouverte d'un gros chromatophore noir lenticulaire, tres modifié et pourvu d'un petit systeme marginal d’accommodation. La partie etroite de l’entonnoir est occupée par une grosse cellule ganglionnaire qui s’etale derriere la lentille noire. En raisonnant d’apres les lois de la physique, on arrive a penser que ce petit ap- pareil joue le role d'un oeil chargé de percevoir, non pas les rayons lumineux, puisque le cristallin — chromatophore noir — les arréte, mais les rayons calorifiques. Ceux ci le traversent et sont concen- tres par le cristallin pigmenté precisement sur la terminaison ner- veuse qui en occupe le foyer. Les cellules transparentes de la sphere jouent le röle d’un miroir charge de reflechir sur la cellul nerveuse les rayons peripheriques. Il s’agirait, en un mot, d’un © oeil thermoscopique. Cette interpretation de l'organe, bien que theorique est cependant en concordance parfaite avec les lois de la physique et la structure de l’organe. M. DE GUERNE ajoute qu'il a recueilli lui méme le Céphalopode etudie par le prof. Jousın. C’est un Chiroteuthis bomplandi VERANY pris sans doute en pleine eau, a la montee, par le chalut. Une cause inconnue a empéché le fonctionnement de l’appareil, plongé cette fois a la profondeur de 1445 métres et revenu intact mais com- — pletement vide. L’opération eut lieu le 5 aoüt 1888, a quelques kilo- — metres dans l’est de Corvo (Acores). Herr Dr. O. JAEKEL (Berlin): Uber die Beziehungen der Paläontologie zur Zoologie. Wenn es auch jedem Forscher, welcher die Entwicklung der organischen Welt, sei es auf diesem, sei es auf jenem Gebiete zu 77 ergründen bestrebt ist, a priori selbstverständlich erscheinen muß, daß das solchen Studien zu Grunde liegende Material einheitlich zusammengefaßt werden und keinesfalls in der Weise theilbar sei, daß die Untersuchung der einzelnen Entwicklungsphasen einer und derselben Reihe verschiedenen Disciplinen zugewiesen werde, so sehen wir doch auffallender Weise das letztere Verhältnis in praxi noch immer bestehen. Die Paläontologie ist noch heute als wissen- schaftliche Disciplin sowohl von der Zoologie wie von der Botanik vollkommen getrennt, und damit sind die lebenden Thiere, deren Or- ganisation doch nur eine Entwicklungsphase, einen Schnitt durch die Zweige des Stammbaumes darstellt, von ihren ausgestorbenen Vor- fahren getrennt. Die die letzteren umfassende Paläontologie ist der Geologie und Mineralogie angeschlossen und damit den, ich möchte sagen, physikalisch-chemischen Wissenschaften untergeordnet. Dieser Anschluß ist nach jeder Richtung hin scharf ausgeprägt. An den Universitäten Deutschlands ist überall der Vertreter für Paläontolo- gie zugleich Geologe und oft auch Mineräloge. In letztgenannter Eigenschaft muß er wesentlich angewandte Mathematik, Physik und Chemie treiben. Die Förderung der Paläontologie geschieht fast ausschließlich von geologischer Seite, und das ist nicht wunderbar, da die diesen Untersuchungen zu Grunde liegenden Materialien in den geologisch -paläontologischen Museen bezw. Instituten ver- einigt sind. Auch von zoologischer Seite sehen wir diese Trennung von der Paläontologie vollkommen durchgeführt. Nur wenige Zoologen nehmen von den fossilen Formen Notiz, und die, welche es thun, thun es auch nur in so fern, als sie dieselben nebenbei berück- sichtigen, ohne aber selbständig die auf zoologischer Basis ge- wonnenen Gesichtspunkte auf paläontologischem Gebiete kritisch zu verfolgen. Wir sehen also, daß Zoologen und Paläontologen, obwohl sie als höchstes Ziel beide die Stammesgeschichte der Thiere erforschen wollen, nicht zusammen arbeiten, sondern daß das Studium der früheren Phasen und des gegenwärtigen Entwicklungsstandes der Stammesgeschichte verschiedenen Disciplinen zugewiesen ist.‘ Dieser mit den Principien wissenschaftlicher Forschung unver- einbare Zustand erklärt sich nur aus dem historischen Entwick- lungsgange, den die Paläontologie genommen hat. So lange man die Fossilien nur als Reste der Sintfluth oder als Curiosa betrachtete, und dies war wohl noch bis Ende des vorigen Jahrhunderts der Fall, konnte natürlich von einer wissenschaftlichen Verwerthung derselben keine Rede sein. Eine solche begann erst, 78 als dieselben fur die Geologie Werth gewannen, in so fern sie allein sichere Anhaltspunkte über das Alter der sie bergenden Schichten boten. Diejenigen Formen, welche in bestimmten For- mationsgliedern weit verbreitet waren, wurden als Leitfossilien in erster Linie beachtet, dann auch diejenigen, welche dem Geologen durch Individuenzahl oder Formenreichthum besonders auffielen. Derartige Formen fanden sich fast ausschließlich unter den wirbel- losen Thieren, welche durch eine kräftige Schalenbildung erhal- tungsfähig und leicht erkennbar waren. Hierzu gehörten unter den Arthropoden die Trilobiten, unter den Cephalopoden die Ammo- nitiden, ferner die Bivalven, Brachiopoden, Cystoideen, Blastoideen und Crinoiden und unter den Anthozoen namentlich die paläozoi- schen Tabulaten und Rugosen. Dadurch, daß diese Typen entweder ganz ausgestorben waren oder in ihren lebenden Verwandten ab- weichende oder sehr einfache Organisationsverhältnisse zeigten, war deren genaueres Studium zur Beschreibung jener fossilen Formen scheinbar überflüssig oder wenigstens nicht dringend erforderlich. So wurde die Kenntnis der fossilen Formen fast nur von Geologen gefördert, und dieses Studium ging ganz selbständig neben dem der Zoologie her. Im Laufe der letzten Jahrzehnte ist dies anders geworden. Man hat durch die Erforschung der Meeresfauna eine Anzahl leben- der 'Thierformen kennen gelernt, welche plötzlich über die Ge- sammtorganisation ausgestorbener Typen Licht brachten. In der Paläontologie konnte man sich nicht länger dem Studium auch derjenigen Thiere entziehen, zu deren Verständnis die Kenntnis der lebenden Formen unumgänglich nothwendig war; nament- lich zwang hierzu das inzwischen bedeutend angewachsene Material fossiler Wirbelthierreste. Es ist das hohe Verdienst ZırrEr’s, die Paläontologie unmittelbar auf zoologischer Basis durchgearbeitet und dadurch auch der Zoologie nutzbar gemacht zu haben. Wenn dadurch aber auch dem Zoologen die Mittel an die Hand gegeben sind, sich über das fossile Material in seinem betreffenden Arbeitsgebiete zu unterrichten, so ist damit doch den gemeinsamen Bedürfnissen, welche die Zoologie und Paläontologie mit einander verknüpfen, nicht Rechnung getragen. So lange wir die Formen nur systematisch beschreiben und nach Classen und Ordnungen re- gistrieren, genügt es, wo es nöthig ist, das Material beider Wissen- schaften zusammenzustellen. Da aber, wo ein Forscher neue Ge- sichtspunkte auf einem der beiden Gebiete findet, da kann ihm eine kritiklose Heranziehung des Stoffes in dem Nachbargebiete nicht mehr genügen, da muß er sich selbst ein Urtheil über die 79 Differenzierungen aller in Betracht kommenden Organe bilden und also auf beiden Gebieten selbstiindig forschen. Die Nothwendigkeit derart umfassender Studien ist denn auch schon von verschiedenen Forschern anerkannt, namentlich im Gebiete der Wirbelthierkunde. Wenn aber auch im Princip gebilligt, so ist eine Verschmelzung zoolo- gischer und paläontologischer Forschungen im Ganzen wie in den Einzelgebieten doch noch nicht allgemein angebahnt. Wenn wir Specialwerke über einzelne Abtheilungen des Thierreichs aufschlagen, so sehen wir fast ausnahmslos entweder das fossile oder das recente Material dargestellt. Wenn wir ein Handbuch der vergleichenden Anatomie aufschlagen, so finden wir die Formen der Skelettheile der lebenden Thiere sorgfältigst zusammengestellt und verarbeitet, aber die gleichen Theile der fossilen Formen bleiben dabei ganz oder so gut wie ganz unberücksichtigt, obwohl sich doch Jeder sagen muß, daß gerade die Primitivität und die Mannigfaltigkeit der letzteren für die allgemeine Beurtheilung von größter Bedeu- tung sein muß; das aber sind doch eben "Dinge, die man nicht von der ersten systematischen Beschreibung der betreffenden Formen erwarten kann, sondern die man sich selbst erst unmittelbar an den Objecten heraussuchen muß. Noch viel auffallender erscheint die übliche Nichtachtung des paläontologischen Materials bei entwick- lungsgeschichtlichen oder, sagen wir präciser, bei embryologischen Studien, welche doch wesentlich die Feststellung stammesgeschicht- licher Entwicklungsphasen und Reihen zum Ziele haben. Hier finden wir sogar recht häufig, daß mit größter Bestimmtheit Auffassungen embryologischer Befunde vertreten werden, welche mit den fac- tischen Überlieferungen der Paläontologie in diametralem Wider- spruch stehen. Daß wir die gleiche Nichtachtung gegenüber den embryologischen Daten auf Seiten der Paläontologie weniger her- vortreten sehen, liegt nur daran, daß in dieser Wissenschaft phylo- genetische Forschungen gegenüber descriptiven Beschreibungen noch sehr zurücktreten. Wenn aber unter der befruchtenden Einwirkung der Des- cendenzlehre das Bedürfnis nach stammesgeschichtlichen Studien weitere Kreise ziehen wird, dann wird sich auch nicht länger die Nothwendigkeit von der Hand weisen lassen, die Entwicklung fossiler und recenter Organismen unter einem Gesichtspunkte zu vereinen. Wie aber soll das geschehen? Um zu dieser Frage Stellung nehmen zu können, müssen wir uns zunächst klar machen, in, welchem Verhältnis die Paläontologie ihrem Wesen nach zu ihren Nachbargebieten steht. Daß dieselbe sich, wie gesagt, historisch im Anschluß an die Geologie entwickelt hat und stets eine der wich- 80 tigsten Hilfswissenschaften der historischen Geologie bilden wird, ist unbestreitbar. Ist aber mit dieser Verwerthung der Paläontologie deren Wesen und Aufgaben erschöpft? Diese Frage können wir doch unbedenklich dahin beantworten, daß der Hauptwerth der Fossilien in ihnen selbst liegen muß als Documenten der Entwicklung der Thierwelt, und daß ihre praktische Verwerthung seitens der Geologie nur eine nebensäch- liche ist, welche mitihreminneren Wesen nichtszuthun hat. Daß der Geologe nach wie vor in erster Linie zur Auf- — sammlung und Bereicherung des paläontologischen Materials bei- — tragen wird, liegt in der Natur der Sache, aber zur Verwerthung desselben in organologischer und entwicklungsgeschichtlicher Hinsicht, dazu wird er weder durch seine Aufgaben als Geologe veranlasst, noch durch den seinem Fach entsprechenden Bildungsgang befähigt. Wenn gegenwärtig die Geologen den Schwerpunkt ihrer Ausbildung — und Thätigkeit weniger auf Mineralogie und Petrographie als auf — Zoologie und Botanik legen, so beweist diese Tendenz nicht etwa, daß die gegenwärtige Stellung der Paläontologie gerechtfertigt ist, sondern daß die Geologie durch Überladung mit der Paläontologie von ihren eigentlichen Aufgaben abgedrängt wird und, so zu sagen zwischen zwei Stühlen sitzt. In dem Maße, wie in der Geologie die historische Entwicklung der Formationen gegenüber den inter- — essanten Fragen der dynamischen und chemischen Geologie zurück- tritt, muß überdies die Paläontologie auch als Hilfswissenschaft für die Geologie gegenüber der Mineralogie, Physik und Chemie an Bedeutung verlieren. | Das Verhältnis, wie wir es bei uns fast allgemein finden, dass der Geologe mehr Paläontologe als Petrograph ist und dem- gemäß z. B. Gebiete wie der Vulcanismus nicht dem Geologen, sondern dem Mineralogen zugewiesen sind, ist ein durchaus unna- turliches. Das was ein allseitig gebildeter Geologe von Paläonto- logie braucht, ist nur ein unwesentlicher Theil dieser Wissenschaft, es ist die Kenntnis einer Anzahl von Formen und deren vertikaler und horizontaler Verbreitung. Die physiologische und entwicklungs- — geschichtliche Beurtheilung eines fossilen Organismus, und das ist doch das eigentliche Verstehen desselben, hat mit dem Bau der + Erde nichts zu thun. Diese Aufgaben fallen lediglich in das Ge- | biet zoologischer bezw. botanischer Forschungen. Der Schnitt muß unbedingt so gezogen werden, daß die Lehre vom Bau ~ und Entwicklung der Erde mit den Wissenschaften ver- schmolzen wird, welche sich das Studium der leblosen Stoffe und Kräfte zur Aufgabe gestellt haben; die Lehre ~ St aber vom Bau und der Entwicklung ihrer Bewohner bildet ein untrennbares Ganzes, welches man als Ontologie be- zeichnen kann. Paläontologie und Neontologie sind keine natürlichen Theile derselben, wohl aber Zoologie und Botanik. Wenn nun aber die Paläontologie von der Geologie getrennt wird, hat die Neontologie Ursache, sich dieser Angliederung zu freuen und davon einen Nutzen für ihre eigenen Aufgaben zu er- warten? Im Allgemeinen begegnet man auf Seiten der Zoologen einer gewissen Geringschätzung gegenüber der Paläontologie. Dieselbe kann ihren Grund haben einerseits in der Unvollkommenheit des fossilen Materials, andererseits in der der paläontologischen : Unter- suchungen. ‘Beiden Gründen ist eine gewisse Berechtigung nicht abzusprechen. Was zunächst den letzteren Punkt anbetrifft, so muß man aber in Erwägung ziehen, daß die Paläontologie als Wissenschaft noch sehr jung ist und die Fossilien im Allgemeinen nur in so weit untersucht wurden, wie sie für die historische Geologie in Betracht kamen. Nur vereinzelte Funde von unverkennbarer Wich- tigkeit wurden ihrem eigenen ‚Wesen und Werthe nach behandelt. Es wäre aber durchaus unberechtigt, wenn man aus diesem Zu- stande, in welchem sich noch die meisten Gebiete der Paläontologie befinden, den Schluß ‚ziehen würde, daß die Fossilien eine weiter- gehende Verwerthung nicht zulassen. Wenn Jemand mit den viel- fachen Eigenthumlichkeiten ihres Erhaltungszustandes nicht vertraut ist, so mag freilich das äußere Aussehen fossiler Reste oft recht unansehnlich und dürftig erscheinen. Hat man sich aber gewöhnt, den dies bedingenden Umständen ‚Rechnung zu tragen — und hier- zu wird immer eine geologische Vorbildung nothwendig sein — dann zeigt sich in der Regel der ‚Erhaltungszustand bei Weitem nicht so-ungünstig, wie es auf den ersten Blick scheint. Außerdem ‚hat man bisher ‚die Fossilien gewöhnlich bei Weitem nicht so sorg- fältig aus dem ;Gestein blofgelegt und präparirt, wie es ihr Er- haltungszustand gestattet. Man hat neuerdings hiermit begonnen, aber es kann keinem Zweifel unterliegen, daß sich in dieser Richtung der Werth der Fossilien in der Regel erheblich vermehren ließe. Dazu kommt, ‚daß der histologische Bau der fossilen Reste meist ein ganz ausgezeichneter ist, so daß sich auf mikroskopischem Wege ein ‚sicheres Urtheil über. die systematische und phylogenetische Stellung ‚fossiler Thierformen gewinnen läßt, was um so werthvoller ist, weil wir dadurch in der Lage sind, auch höchst unbedeutende Fragmente za deuten und, stammesgeschichtlich zu verwerthen. Wir sind als Verhandl. d. Deutsch. Zool. Gesellschaft 1893. 6 82 Paläontologen naturgemäß in viel höherem Maße verpflichtet, die Theile eines Organismus im Einzelnen zu studieren als der Zoologe, dem in der Regel vollständige Thiere zur Beurtheilung vorliegen. Aus diesen Gründen werden die Untersuchungen in Paläontologie und Zoologie vielfach verschieden bleiben, aber das Material ist das gleiche, es sind Thiere oder Pflanzen, ob sie fossil oder re- cent sınd. Daß von einer Anzahl von Organen und ganzen Thierabthei- lungen fossile Reste überhaupt fehlen, verringert selbstverständlich | nicht den Werth der vorhandenen. Diese müssen verwerthet werden, so weit dies möglich ist, um so mehr, als sie als factische Daten der Stammesgeschichte für die höchsten Aufgaben ontologischer Forschungen in erster Linie in Betracht kommen. Wie unter diesen Gesichtspunkten die diesbezüglichen Verhält- nisse an unseren Universitäten zu ändern wären, hat zwar mit dem Wesen der Frage nichts zu thun; wenn man aber die praktische Durchführbarkeit in Rechnung ziehen will, so wäre die Unbequem- lichkeit meines Erachtens keine sehr große. Es würde sich nur darum handeln, die Paläontologie von der Geologie und Mineralogie loszulösen und etwa die Stammesgeschichte mit ihr zu verbinden. Eine vollkommene Verschmelzung mit der Zoologie erscheint des- wegen schwer denkbar, weil für die Paläontologen eine gute geo- logische Ausbildung stets ebenso erforderlich sein wird wie für den Geologen das Studium der Paläontologie. Führt man die Schei- dung in dieser Weise durch und befreit damit den Geologen von der officiellen Vertretung der Paläontologie, dann kann man ihm sehr wohl die Petrographie und eventuell auch die Mineralogie zu weisen, während man dies heute allen denjenigen Geologen nicht mehr zumuthen kann, denen die Förderung der Paläontologie als eine ihrer wichtigsten Aufgaben übertragen ist. | Das paläontologische Sammlungsmaterial ist an vielen Univer- sitäten und Museen bereits ganz von dem der historischen Geologie dienenden Leitfossil-Sammlungen getrennt, und indem es zoologisch botanisch angeordnet ist, von allen geologischen Gesichtspunkten losgelöst. Die Geologie bedarf einer nach Formationen geordneten Fossil- sammlung. Ob man andererseits die paläontologische Hauptsamm- ung, wie sie gewöhnlich heißt, in sich vereinigt läßt oder de zoologischen einordnet, das ist eine einfache Zweckmäßigkeitsfrage, die hier nach dieser, dort nach jener Seite entschieden werden kann. Eine der besten paläontologischen Sammlungen Amerikas, die des Agassiz-Museum in Cambridge bei Boston, ist z. B. nach dem’ letz- 83 teren Princip mit der zoologischen vereinigt und, wie mir schien, ist bei einer derartigen Anordnung des Materials den Interessen der Paläontologie und Zoologie in gleicher Weise gedient. Herr Dr. Gror« Prerrer (Hamburg): Über die Wanderung des Auges bei den Plattfischen. Bei ganz jungen symmetrischen Pleuronectiden ist das Cranium im Allgemeinen noch knorplig mit wenig entwickelten Hautknochen. Zur Zeit der sogenannten Augenwanderung dreht sich der Inter- orbitalbalken ein wenig um seine Längsachse, während beide Augen dieselbe Rotation ausführen, so daß das eine etwas herabrückt, während das andere auf den Interorbitalbalken zu liegen kommt. Ferner biegt sich der letztere nach der späteren Augenseite hin aus. Ist ein Belegknochen auf dem Interorbitalbalken bereits gebildet, . so resorbiert das heraufgerückte Auge das Stück desselben, welches ihm den Weg versperrt. Nunmehr entwickelt sich um das höher stehende Auge auf der später blinden Seite eine knöcherne Orbita, welche mit den allmählich sich ausbildenden Hautknochen verwächst, so daß der Schädel eines solchen Stückes den Anschein erweckt, als habe das Auge einige Schädelknochen quer durchsetzt. Das Auge wandert überhaupt nicht auf die andere Seite des Schädels, sondern verschiebt sich nur ein wenig bis auf die Höhe des zwischen den Augen befindlichen Schädeltheiles, blickt aber von nun an nach der anderen Seite; zugleich mit diesem Vorgang verschwindet das dünne Stück Körperhaut, welches die Cornea des Auges von der Außenwelt trennt. Die später sich weiter ausbildenden Theile der Rückenflosse, Muskeln und Knochenkämme am Kopfe des _ Thieres richten sich nach der physiologischen Längsachse, welche die Fortsetzung der Längsachse des Rumpfes ist; die morphologische Achse des Schädels dagegen ist derart verbogen, daß nur das Studium der Entwicklung sie zu verfolgen erlaubt: sie verläuft jedenfalls nach wie vor zwischen den Augen. Diese kurzen Angaben sind die Hauptergebnisse von Unter- suchungen an frischem Material junger Plattfische und stimmen völlig zu der schon früher gegebenen Darstellung, der ein außerordentlich dürftiges und schlechtes Material zu Grunde lag (s. G. PrErFeEr, Die Schiefheit der Pleuronectiden, in: Abh. Naturw. Ver. Hamburg Bd. 9, 1886). 6* 84 Dritte Sitzung. Freitag den 26. Mai, 91/, Uhr. Berathung des »Zweiten Entwurfes von Regeln fir © die Zoologische Nomenclatur im Auftrage der Deutschen Zoologischen Gesellschaft zusammengestellt von J. Vic- Tor Carus (Leipzig), L. DÖDErLEIN (Straßburg i. E.) und Kart Mosrus (Berlin) «. Nachdem Herr Prof. Carus im Namen der Commision Bericht erstattet, trat die Versammlung in eine eingehende Erörterung des vorgelegten Entwurfes ein, der paragraphenweise durchberathen und mit einer Reihe von Änderungen, Streichungen und Zusätzen schließ- lich angenommen wurde. Auf Antrag des Herrn Prof. Mosrus beschloß die Versammlung, die Redaction der Regeln dem Vorstand zu übertragen, der dazu eines oder mehrere Mitglieder cooptieren dürfe. (Der vom Vorstande diesem Auftrage gemäß zusammengestellte » dritte Entwurf« ist im Anhange zu diesen Verhandlungen abge- druckt.) Herr Prof. Lupwic beantragt, die Deutsche Zoologische Ge- sellschaft wolle die Herstellung eines guten und billigen Neu- druckes von Linnk’s Systema Naturae, ed. X veranlassen. Herr Dr. JAEKEL wünscht, es möchten auch die fossilen Thiere mit aufgenommen werden. Der Antrag Lupwic wird einstimmig angenommen. Herr Prof. Lupwic beantragt ferner, die Deutsche Zoologische Gesellschaft wolle die Anregung zur Herausgabe eines »Zoolo- gischen Adreßbuches« nach Art des bei ENGELMANN erschei- nenden botanischen Adreßbuches geben. Nach einer Discussion, an welcher sich die Herren Mösıvs, DöDERLEIN und Carus betheiligen, wird auch dieser Antrag ein- stimmig angenommen. Herr Dr. BranchAarn drückt den Wunsch aus, es solle aus- — gesprochen werden, daß in der Zoologie ausschließlich das metrische Maß und das 100theilige Thermometer anzuwenden seien, wie es auch der Internationale Zoologen-Congress beschlossen habe. Im 85 Anschluß: daran bittet Herr Prof. Bürschuı, die Redactions-Com- mission möge sich überhaupt möglichst nahe den. internationalen Beschlüssen anschließen. Herr Dr. BLAncHARD giebt seiner Freude darüber Ausdruck. Nachmittags 3 Uhr. Herr Prof. Carus erstattet im Namen der Commission Bericht über die »Species animalium recentium« und spricht beson- ders den Herren Prof. DéprERLEIN und Dr. Orrmann den Dank der Gesellschaft für ihre Vorarbeiten aus. Auf Antrag des Herrn Prof. DöperLeın wird beschlossen, es sollen zunächst drei Gruppen probeweise bearbeitet werden. Herr Prof. Scuutze schlägt vor, die Commission solle hierfür 1) die Themata wählen, 2) die Bearbeiter zu gewinnen suchen und 3) sich mit Verlegern ins Benehmen setzen. Nachdem noch die Frage der Honorierung der Mitarbeiter erörtert, erklärt sich auf Anregung des Herrn Prof. DopERLEIN der Vorsitzende bereit, der Commission bei- zutreten. Herr Dr. BuancHarp legt eine Anzahl Originalabbildungen zu einer von ihm vorbereiteten Monographie der Hirudineen vor und giebt einige kurze Erläuterungen dazu. Le baron JuLEs DE GUERNE présente les fascicules actuellement parus et diverses planches inedites de la publication qu’1l dirige sous les auspices de S. A. le Prince de Monaco et owt se trouvent consignes les résultats scientifiques des campagnes du Yacht | Hi- rondelle. Les fascicules en distribution sont au nombre de cinq: I. Pu. DAUTZENBERG: Contribution a la faune malacologique _ des iles Acores, avec 4 planches. — II. E. Torsenr: Contri- | bution a l’etude des Spongiaires de lAtlantique nord (Golfe de Gascogne, Terre Neuve, Acores), avec 11 planches. _— IH. P. Fischer et Dr. P. OzHtert: Brachiopodes prove- nant des campagnes du yacht lHirondelle dans l’Atlantique nord (Golfe de Gascogne, Acores, Terre Neuve), avec | 2 planches. — IV. R. Bercu: Opisthobranches provenant des campagnes du yacht l’Hirondelle, avec 4 planches. — V. M. Bevor: Bathyphysa Grimaldii nov. sp., Siphonophore bathy- pelagique de l’Atlantique nord, avec 1 planche. | Le fascicule VI. comprendra letude des Holothuries par le Dr. _E. von MARENZELLER (Vienne); les deux planches qui l’accompag- nent out deja passe sous les yeux de l’assemblee dans une prece- 86 dente séance. Viennent ensuite 5 planches inédites de Poissons, illu- strant un travail du Professeur Cotter (Christiania), 11 planches de Crustacés Podophtalmaires dues aux professeurs A. Mrinr Ep- warps et E. L. Bouvier (Paris), enfin les dessins originaux de 10 planches accompagnant l’etude des Alcyonaires par le Professeur Tu. STUDER (Berne). Ces dernieres planches doivent étre exécutées comme les precedentes, dans la maison bien connue de M. M. WERNER et WINTER a Francfort sur le Main. Le texte, imprimé a Monaco, est tiré avec luxe sur un papier special. S. A. le Prince de Monaco n’a rien négligé pour mettre cette publication a la hauteur des meilleurs travaux du méme genre. Les exemplaires en sont distribués par ses soins aux principaux établissements scienti- fiques du monde. Nach einem kurzen Schlußworte des Vorsitzenden spricht Herr Prof. Mögıvs diesem und Herrn Prof. Enters den Dank der Gesell- schaft für die Leitung und Vorbereitung der Versammlung aus. Demonstrationen. Herr Dr. Prerrer (Hamburg) demonstriert eine Anzahl von Thieren aus den verschiedensten Classen, die in einer von Herrn Präparator Wiese (Hamburg) erfundenen Flüssigkeit conserviert waren. Die meisten lagen seit 6 Monaten, ein Goldfisch seit einem Jahre ın der Flüssigkeit. Alle hatten ihre natürlichen Farben und die Fische den eigenthümlichen Silberglanz der Schuppen völlig be- halten. Herr Prof. R. Semon (Jena) demonstrierte eine Anzahl Embry- onen von Ceratodus und Echidna. Herr Prof. Enters (Göttingen) demonstrierte den Processus xiphoideus und die damit verbundene Zungen-Musculatur afrika- nischer Manis-Arten. Herr Prof. M. Braun (Königsberg 1. Pr.) demonstrierte einige Skelettheile von Selachiern, die nach einer ebenso einfachen wie raschen und leichten Methode hergestellt waren. Die Methode, die schon früher zur Herstellung der Primordialcranien von Säuge- thierembryonen benutzt worden ist, besteht darin, die zu skele- tierenden Theile (Flossen, Wirbelsäule, Kopf etc.) ın Wasser zu legen und dieses auf etwa 60°C. zu erwärmen; meist genügt ein 1/,—1/ostundiges Liegen in dem warmen Wasser, um alle Weich- theile (Haut, Muskulatur und auch das Perichondrium) so zu ma- cerieren, daß die Entfernung derselben und die Säuberung der Knorpel mit Bürsten, Pinseln, Pincetten oder mit einem Wasser- strahl ohne Weiteres gelingt. Der Knorpel selbst, sogar die Chorda leidet nicht; auch bleibt, wenn man zur richtigen Zeit die Mace- ration unterbricht, das die Knorpeltheile unter einander verbindende Bindegewebe straff genug, um ein Auseinanderfallen zu verhindern. ‘Bestimmtere Zeitangaben lassen sich nicht machen, doch ‘ist es stets möglich, wenn die umgebenden Theile nicht genügend weich sind, um ohne Präparation entfernt werden zu können, das Organ in 88 das warme Wasser zurückzugeben. Die Methode hat nur den einen Übelstand, daß sie frisches Material voraussetzt; das ist aber jetzt auch in Deutschland von Fischhändlern in Bremerhaven resp. Mam- burg zu beziehen, eventuell wohl auch von der biologischen Station in Helgoland resp. vom Aquarium in Berlin. Die Conservierung der gut abgebürsteten Präparate geschieht in Alcohol, dessen Con- centration allmählich gesteigert wird. Herr Dr. ScHuBErc (Würzburg) demonstriert Präparate von Distomum lanceolatum. 1) Auf Schnitten kann man sich mit Sicherheit davon über-' zeugen, daß die Frage nach dem Bau der Terminalzellen des Ex- cretionsapparats, die noch kürzlich von Braun als nicht sicher ge- löst bezeichnet wurde, im Sinne von Prinrner, Lane und Looss sich erledigt. Das Ende des kaum erweiterten Capillargefäßes wird durch eine Zelle abgeschlossen, die mehrfach Fortsätze in das Parenchym entsendet und unmittelbar in die Wandungen des Ca- pillargefäßes übergeht. Letztere sind als ein plattes Epithel aufzu- fassen und es können daher nicht, wie Lane meint, die Capillaren als »Durchbohrungen von linearen Zellreihen « bezeichnet werden. Die »Endzelle«, welche einen ziemlich großen Kern besitzt, trägt den längsgestreiften Wimperschopf, der anscheinend aus vielen feinen Wimpern zusammengesetzt ist. Irgend welche Verbindungen des Capillargefäßes mit Spalträumen des Parenchyms sind nicht vor- handen. 2) Durch Behandlung von Distomen mit der vitalen Methylen- blaufärbung läßt sich mit Bestimmtheit nachweisen, daß die über den ganzen Körper zerstreuten und auch in den Saugnäpfen und im Parenchym vorkommenden großen Zellen echte Ganglien- zellen sind, die von Endzellen des Exkretionsapparats und andern Elementen stets sicher zu unterscheiden sind. Sie besitzen sehr zahlreiche sich verzweigende Fortsätze, enthalten einen großen Kern mit einem großen Nucleolus, und erweisen sich durch den ge- sammten Habitus ihres Baues als völlig identisch mit den typischen Ganglienzellen, die in der Nähe des Gehirns gelegen sind. Es gelingt ferner öfters nachzuweisen, daß ihre feinsten Verzweigungen in, die Muskelfasern umspinnende Geflechte, sowie in feine Plexus- bildungen auf dem Darme und anderen Organen übergehen. Ausführliches soll demnächst an anderer Stelle mitgetheilt werden. | Herr Hoyrz (Manchester) demonstrierte mikroskopische Prä- parate von den Leuchtorganen einiger Cephalopoden. Anhang. Dritter Entwurf von ‚Regeln für die wissenschaftliche Benennung der Thiere im Auftrage der Deutschen Zoologischen Gesellschaft zusammengestellt von 0. Bütschli; J. V. Carus; L. Döderlein; E. Ehlers; H. Ludwig; Heidelberg. Leipzig. Straßburg i. E. Göttingen. Bonn, K. Mobius; F. E. Schulze; J. W. Spengel. Berlin. Berlin. Gießen. A. Allgemeine Regeln. S 1. (§ 4, 1 des zweiten Entwurfes.) Die zoologische Namengebung umfaßt außer den lebenden auch die fossilen Thiere, erfolgt jedoch ohne Rücksicht auf die in der Botanik verwendeten Namen. Immerhin ist zu empfehlen, bekannte botanische Namen nicht als neue Be- zeichnungen in die Zoologie einzuführen *). § 2. (§3.) Als wissenschaftlicher Name ist nur derjenige zulässig, welcher in Begleitung einer in Worten oder Abbildungen bestehenden und nicht mißzudeutenden Kennzeichnung durch den Druck veröffent- licht wurde. a. Namen, welche nur auf einem unentwickelten Zustand oder einem Körper- theil basieren, sind zulässig, falls die Kennzeichnung zur Wiedererkennung der betreffenden systematischen Einheit ausreicht. Beispiele: Paludina contecta MILLET 1813, basierend auf der Jugendform, ist gültig und hat daher die Priorität vor Paludinw listeri FORBES et HANLEY 1853, welcher Name auf erwachsenen Exemplaren basiert. Der nur auf die Beschreibung *) Die kleiner gedruckten Sätze enthalten Erläuterungen, Beispiele und Rathschläge. 90 des Schädels gegründete Gattungsname Sphenodon GRAY 1831 hat die Priorität vor dem auf der Beschreibung des ganzen Thieres basierenden Namen Hatteria GrAY 1842. b. Als genügend gekennzeichnet ist ein Name auch dann anzusehen, wenn er an Stelle eines bereits genügend gekennzeichneten, aber aus anderen Gründen ungültigen Namens aufgestellt wird. c. Die Beifügung nur des Vulgärnamens oder des Wohnortes resp. Wirthes ist unter keinen Umständen als genügende Kennzeichnung eines wissenschaft- lichen Namens anzusehen. d. Manuscript- (»in litt.«), Museums-, Katalog-Namen und sonstige Nomina nuda oder seminuda sind unzulässig. e. Als »durch den Druck veröffentlicht« gelten diejenigen durch irgend ein Druckverfahren vervielfältigten Beschreibungen oder Abbildungen, welche all- gemein zugänglich sind oder doch zur Zeit ihrer Veröffentlichung waren. Separat- abdrücke aus Zeitschriften und dergl. gelten erst von dem Tage der Ausgabe des betreffenden Heftes oder Bandes der Zeitschrift und dergl. an als veröffentlicht. § 3. (§ 1.) Die wissenschaftlichen Namen gelten als lateinische Wörter. a. Bei den aus der griechischen Sprache stammenden Wörtern müssen stets folgende Umschreibungen angewendet werden: ov wird u yy wird nch at wird ae vo» y 1.» ng el» Ü A GER b » rh Gl oe o » ph pp > .orrh ov > um Yo» th ine) h 06 > 8 he c b. Beim Umschreiben von Wortern aus Sprachen, welche keine feststehende lateinische Schreibweise haben, sollte ein phonetisches Alphabet zur Anwendung: kommen, bei welchem im Wesentlichen die Vokale wie in der deutschen oder italienischen Sprache, die Consonanten wie in der englischen Sprache benutzt werden, also a, e, i, 0, u, ae, oe, ue, ai, oi, ui, au, eu, nach deutscher Aus- — sprache; b, d, f, g (nur wie bei good), h, , k, 1, m, n, p, r, s, t, v, y (nur wie bei year), z, ng, ch, kh, sh, th nach englischer Aussprache, z. B. metshnikovi, pjevalskii, kagoshimana, luchuensis. c. Werden künftig moderne Familiennamen bei der Namenbildung ver- wendet, so ist eine passende Endung an den unverändert bleibenden Namen zu hängen, z. B. Schmidtia; moebiusi; Edwardsia. ‚84. (§ 4c.) Etymologisch gleich abgeleitete und nur in der Schreibweise von einander abweichende Namen gelten als gleich. Beispiele: silvestris = sylvestris; coeruleus = caeruleus; linnaet = linnet; Fischeria = Fisheria; Astracanthus = Asteracanthus. a. Dagegen können neben einander verwendet werden Picus und Pica; 91 Polyodon, Polyodonta und Polyodontes ; fluvialis, fluviatilis, fluviaticus, fluviorum ; moluccensis und moluccanus. b. Bei Neubildung von Namen möge man solche vermeiden, welche leicht mit schon vorhandenen verwechselt werden können. eG. 967 Änderungen an einem sonst zulässigen Namen dürfen nur stattfinden, so weit es die §§ 13 und 22 erfordern, sowie zu rein orthographischer Berichtigung der Schreibweise, wenn das Wort zweifellos falsch geschrieben, bezw. in fehlerhafter Weise transscribiert ist. Die hierdurch veranlaßten Änderungen berühren die Autorschaft des Namens nicht. Zu ändern ist z. B. eurimedes, Acrophtalmia, pyrronothus, Dichorragia, Rabdo- phaga, Oudenodon, macrourus, Oplophorus, Jeracidea, Uperodon, Iresia in euryme- des, Acrophthalmia, pyrrhonotus, Dichorrhagia, Rhabdophaga, Udenodon, macru- rus, Hoplophorus, Hieracidea, Hyperoodon, Hiresia. a. Innerhalb ein und derselben Schrift ausgeführte Verbesserungen an- fangs untergelaufener Fehler beseitigen diese; doch ist ein später erscheinendes Heft oder Lieferung desselben Werkes nicht unter dem Ausdrucke: » dieselbe Schrift« zu verstehen. b. Einem einmal veröffentlichten Namen gegenüber steht dem Autor nur dasselbe Recht zu wie jedem anderen Zoologen. So hat z. B. Ponera coarctata LATREILLE 1799, von ihrem Autor selbst 1802 unnöthiger Weise umgetauft in Ponera contracta, die Priorität vor letzterem Namen. c. Ein Name darf nicht verworfen oder geändert werden etwa aus dem Grunde, weil er »nicht bezeichnend« ist oder weil seine Bildung »unter Miß- achtung philologischer Sprachregeln « erfolgte oder »weil er zu lang ist, schlecht klingt« und so weiter; doch sind fortan derartige fehlerhafte Wortbildungen, z. B. hybride Wörter, zu vermeiden. Es darf z. B. der Name Oriolus persicus L. nicht etwa deshalb geändert werden, weil es ein amerikanischer, in Persien nicht vorkommender Vogel ist, oder Voluta lapponica L., weil es eine indische, in Lappland nicht vorkommende Schnecke ist. Auch Artbezeichnungen mit gleichem Art- und Gattungsnamen sind daher zulässig z. B. Buteo buteo, Arctus arctus. d. Synonyme dürfen nicht mehr von Neuem verwandt werden. S 6. ($ 6a.) Von verschiedenen, für den gleichen Begriff zulässigen Namen ist nur der zuerst veröffentlichte gültig — Prioritätsgesetz. a. ($ 6,3.) Von verschiedenen, in ein und derselben Schrift für den gleichen Begriff veröffentlichten zulässigen Namen ist nur der zuerst veröffentlichte gültig. b. (§ 6,4.) Es ist unzulässig, einen älteren Namen, der nicht mit unbe- dingter Sicherheit auf eine bestimmte Form oder andere systematische Einheit bezogen werden kann, an Stelle eines in Gebrauch befindlichen zu setzen (vgl. § 2). 932 8 7. (§.6b.) Die Anwendung des Prioritätsgesetzes beginnt mit der zehnten Ausgabe von Linn&’s »Systema Naturae« (1758). a. ($ 2b.) Unzulässig sind Art- und Gattungsnamen aus solchen Druck- schriften, in welchen die binäre Nomenclatur nicht principiell zur Anwendung kommt. b. ($ 2b. Anm.) Von Zoologen, welche der binären Nomenclatur nicht folgten, aufgestellte Namen werden nur dann zulässig, wenn sie von LINNE oder einem ‘ späteren Zoologen aufgenommen und charakterisiert worden sind (vgl. § 9b). § 8. (§ 7.) Wird durch einen späteren Autor ein systematischer Begriff erweitert oder beschränkt, so ist trotzdem der bis dahin gültige Name auch ferner als zulässig anzusehen. Werden schon benannte systematische Begriffe später vereinigt, so gilt für den so erweiterten Begriff der älteste Name. 8 9. (§ 21.) Als Autor eines wissenschaftlichen Namens gilt derjenige, welcher ihn zuerst in zulässiger Weise aufgestellt hat. An die Stelle eines persönlichen Autornamens tritt der Titel der Veröffent- lichung, falls der Autor nicht bekannt ist. a. Wenn aus dem Inhalte einer Druckschrift deutlich hervorgeht, wer der eigentliche Beschreiber einer darin enthaltenen Thierform ist, so hat dieser allein als der Autor zu geiten, auch wenn er nicht identisch ist mit dem auf dem Titel des Werkes verzeichneten Herausgeber. Beispiele: Pedaria picea FAHRAEUS be- schrieben in » BOHEMANS Ins. Caffrariae «, Acanthocerus sticticus ERICHSON beschrie- ben in »GERMARr’s Zeitschrift für die Entomologie«, Neoditrema ransonetti STEINDACHNER und Cypselichthys japonicus DÖDERLEIN, beide beschrieben in »Fische Japans von STEINDACHNER und DÖDERLEIN«. b. Als Autor eines vorlinneischen Namens oder eines bei seiner ersten Auf- stellung ungenügend charakterisierten Namens gilt derjenige, welcher ihn nach 1758 zuerst mit einer nicht mißzudeutenden Kennzeichnung versehen hat. S 10. (§ 22.) Wird der Name des Autors beigefügt, so folgt er ohne Zwi- schenzeichen unmittelbar dem von ihm aufgestellten wissenschaft- lichen Namen. In allen Fällen, in denen die Beifügung eines zweiten Autornamens erwünscht ist, muß vor diesem ein Komma stehen. —— 93 a. ($ 22, 2.) Der Autorname ist entweder vollständig und unverändert (ohne Punkt) oder in unzweideutiger Abkürzung (mit Beifügung eines Punktes) zu schreiben. Am besten sind die Autornamen in der für das Berliner Zoologische Museum vorgeschlagenen Weise abzukürzen (»Liste der Autoren zoologischer Art- begriffe, zusammengestellt für die Zoologische Sammlung des Königlichen Museums für Naturkunde in Berlin«). b. ($ 22,3.) Von einem aus mehreren getrennten Wörtern bestehenden Autornamen ist in der Regel nur einer als Autorname zu verwenden, z. B. D’AUDE- BARD DE FERUSSAC nur als FERUSSAC (resp. FER.) oder MEGERLE VON MÜHLFELD als MEGERLE (resp. MEG.). ce. ($ 22,1.) In allen Fällen, wo über den Namen einer Form oder einer Gruppe ein Zweifel oder die Möglichkeit einer mehrfachen Auffassung besteht, ist durch Beifügung des Autornamens, eventuell auch noch der Jahreszahl der ersten Veröffentlichung, der Sinn, in welchem ein Name benutzt wird, anzugeben. d. ($ 22,4.) Die Anführung eines zweiten Autornamens kann wünschens- werth sein, wenn ausgedrückt werden soll, daß der wissenschaftliche Name in dem Sinne dieses zweiten Autors aufgefaßt werden soll, welcher den Begriff viel- leicht besser definiert hat als der eigentliche Autor, z. B. Farrea occa BÖWER- BANK, CARTER. Hat der zweite Autor den Begriff merklich modificiert (beschränkt oder erweitert), so kann vor seinem Namen ein »em.« (emendavit) oder »pp.« (pro parte) eingeschaltet werden, z. B. Taenia solium L., em. RUDOLPHI. e. (§ 22,5.) Wird vor den zweiten Autornamen »non« oder »nec« gesetzt, so soll dadurch ausgedrückt werden, daß es sich nicht um die gleichnamige Form dieses zweiten Autors handelt; z. B. Turbo tridens PULT., non MÜLLER oder Bu- limus maculatus LEA, nec BRUG. S 11. (Anm. zu § 20.) Classe (classis), Ordnung (ordo), Familie (familia), Gattung ‘genus), Art (species) sind in der genannten Reihenfolge einander untergeordnete Begriffe und dürfen nicht in umgekehrter oder be- liebiger Beziehung oder Reihenfolge verwendet werden. a. Dagegen können Ausdrücke wie tribus, sectio, legio ete., mit welchen ~ kein Gedanke an eine bestimmte systematische Stellung, sondern nur der allge- . meine Begriff der Eintheilung verbunden ist, bei weiteren wie bei engeren Gruppen angewendet werden. B. Regeln über die Artbezeichnung. 8 12. (§ 2.) Jede Art wird mit einem Gattungs- und darauf folgenden Art- namen bezeichnet (binäre Nomenclatur). ota. ty 10.) Der stets als ein Wort zu behandelnde Artname steht gram- matisch im Abhängiskeitsverhältnisse zum Gattungsnamen. 94 a. (§ 10c.) Besteht der Artname aus mehreren einzelnen Wörtern, so sind dieselben als ein einziges Wort zu schreiben, mit oder ohne Verwendung von Bindestrichen, z. B. Buteo sanctijohannis; Vanessa c-album; Ostrea crista-galli ; Conus cedonullt. b. (Anhang 7.) Moderne Familiennamen sollten bei ihrer Verwendung zu neuen Artnamen im Genitiv stehen und nicht als Adjectiva auftreten, z. B. dal- damust, danat, schulzei, rissoi. (Anhang 9.) Zusammensetzungen mit anderen Wör- tern wie z. B. subwilsoni, schmidtiformis u. dergl. sind zu vermeiden. c. (Anhang 10.) Geographische Artnamen sind womöglich in Adjectivform anzuwenden. d. (Anm. zu $ 10.) Es empfiehlt sich, die Artnamen nach dem Vorgange der englischen und amerikanischen Zoologen stets mit kleinen Anfangsbuchstaben zu schreiben. 5-14. (&AaN Innerhalb einer Gattung ist ein Artname nur einmal zulässig. a. Werden in ein und dieselbe Gattung zwei oder mehrere verschiedene Arten mit gleichem Artnamen zusammengebracht, ‘entweder dadurch, daß eine oder mehrere Arten in eine andere Gattung versetzt werden, oder daß durch Vereini- sung vorher getrennter Gattungen mehrere gleich benannte ungleiche Arten zu- sammenkommen, so behält nach dem Prioritätsgesetze nur diejenige Art den ur- sprünglichen, sonst mehrfach vorkommenden Namen, welche zuerst damit be- legt ist. b. ($ 11, 8.) Ein zum Synonym gewordener Artname kann nach dem Priori- tätsgesetze wieder gültig werden, wenn er früher nur deswegen ungültig war, weil in derselben Gattung bereits eine gleichnamige Art vorhanden war, und dieser Grund bei Auflösung der Gattung bezw. Vertheilung der Arten in andere Gat- — tungen wegfällt. Beispiele: Wenn Procellaria cinerea GMELIN 1788 zur Gattung Adams gezogen wird, erhält Procellaria kuhli wieder den älteren Namen Procellaria cinerea KUHL 1822. Da Helix bidens MULL. 1774 eine Clausilia ist, kann Helix bidens CHEMNITZ 1798 unverändert bleiben. | 5 1.5:348:1343 Wird eine Art in mehrere Arten getheilt, so ist der ursprüng- liche Name derjenigen neu definierten Art zu belassen, welche die ursprünglich so benannte Form enthält. In zweifelhaften Fällen ist die Entscheidung des die Trennung vornehmenden Autors maß- gebend. a. ($ 11.) Unzulässig ist ein Artname, der zweifellos auf irrthümlicher Iden- tificierung mit einer gleichnamigen älteren Art beruht, auch wenn beide Arten zu verschiedenen Gattungen gehören. Z. B. Cancer arctus HERBST, von diesem Autor fälschlich mit Cancer arctus L. (jetzt Arctus arctus) identificiert, heißt daher The- nus orientalis FABR. und nicht etwa Thenus arctus (HERBST). 95 8 16, (§ 12.) Sind für die gleiche Art verschiedene zulässige Namen an- nähernd gleichzeitig aufgestellt worden, so dab die Priorität nicht festzustellen ist, so ist die Entscheidung des ersten Autors, welcher die Synonymie der verschiedenen Namen nachweist, maßgebend. 8 17. (8 5.) Bei Arten, in deren Generationscyclus verschiedene Formen auftreten, ist als Artbezeichnung nur ein zur Bezeichnung einer entwickelten fortpflanzungsfähigen Form vorgeschlagener Name zu- lässig. In diesen Fällen, sowie bei Arten mit Polymorphie oder mit mehreren Geschlechtsgenerationen entscheidet über die Be- nennung die Priorität. Beispiele: Es muß heißen: a. Syncoryne sarsi und nicht Sarsia tubulosa, weil Syncoryne (von LOVEN) schon im Jahre 1834, Sarsva aber erst 1843 (von LESsoN) aufgestellt ist und beide entwickelte, fortpflanzungsfähige Formen sind. b. Papilio xcuthus L. 1767 und nicht Papilio zuthulus BREM. 1861, weil beide saisondimorphe Formen entwickelt und fortpflanzungsfähig sind, aber der Name für die erstere die Priorität hat. c. Doliolum miillerc KRoHN 1852 und nicht’ Doliolum nordmanni KROHN 1852, weil von beiden entwickelten fortpflanzungsfähigen Formen KROHN die erstere in derselben Arbeit früher beschrieben hat als die letztere. Papiho glaueus L. 1758 und nicht Papilio turnus L. 1771, weil auch das unter ersterem Namen beschriebene heteromorphe © entwickelt und fortpflanzungs- fähig ist und der Name älter ist als Zurnus, der Name der normalen Form. d. Wo zur Bezeichnung einer bestimmten Form innerhalb eines Generations- cyklus oder bei polymorphen Arten außer der Artbezeichnung noch ein besonderer Name wünschenswerth ist, folgt derselbe der Artbezeichnung unter Einfügung der Abkürzung st: (stadium bei Larvenformen) oder f: (forma bei entwickelten Formen), z. B. Syncoryne tubulosa f: Sarsia tubulosa ; Aurelia aurita st: Scyphostoma ; Taenia solium st: Cysticercus cellulosae ; Papilio glaucus Q f: glaucus; » » Q f: turnus. e. Ist bei Larvenformen die entwickelte fortpflanzungsfähige Form nicht bekannt, so empfiehlt es sich statt des sonst allein anzuwendenden binären Art- namens die nächst höhere bekannte Systemgruppe im Genitiv vorauszuschicken, z. B. Distomi st: Cercaria villoti MONTICELLI; Penaeidarum st: Cerataspis. § 18. (§ 21 b.) Als Autor einer Art gilt der Autor des Artnamens. 8 19. (§ 22b.) Der Name des Autors feiner Art wird in Klammern gestellt, 96 wenn der von ihm ursprünglich gebrauchte Gattungsname durch einen anderen ersetzt ist. Beispiel: Pernis apivorus (LINNE), von LINNE selbst Falco apivorus genannt. S 20. ($ 14 Anm. 3) Bastarde sind entweder mit den durch ein liegendes Kreuz (><) verbundenen oder durch einen Bruchstrich getrennten Namen der elterlichen Arten zu bezeichnen, deren Geschlecht, falls bekannt, durch mas., fem., oder 1, © anzugeben ist. Der Name des ersten Beschreibers der Bastardform ist mit vorgesetztem Komma anzufügen. Beispiele: Saturnia pavonia BORKH. 3 >< Sat. pyri BORKH Q, STANDFUSS, Saturnia pavonia BORKH & Saturnia pyri BORKH. Q Tetrao tetrix (L.) >< Tetrao urogallus (L.) Tetrao gallinaceus (PALLAS). oder , STANDFUSS; , SCHWARZENBERG. C. Regeln über die Namen der Unterarten sowie der Abweichungen von typischen Art- oder Unterart-Begriffen. SEHE Sollen constante Localformen, Varietäten, Zuchtrassen etc. besonders benannt werden, so hat dem Artnamen ein diese Formen bezeichnender Name zu folgen. Für solche Namen von Unterarten gelten die für die Artnamen aufgestellten Regeln. a ($ 14,1.) Es ist unzulässig, beim Gebrauche eines besonderen Namens für die Unterart den Artnamen wegzulassen. Also Corvus corax camtschaticus und nicht: Corvus camtschaticus; denn letzteres müßte nach § 12 als Artbezeichnung gelten. b. (§ 14 Anm. 1.) Um geringe Abweichungen von der typischen Art oder “Unterart zu bezeichnen, bedient man sich des Ausdruckes Varietät (varietas), Ab- rrung (aberratio) oder Mißbildung (monstrositas). Das betreffende Wort wird in kenntlicher Abkürzung (var., aberr., monstr.) zwischen den Artnamen resp. Unter- artnamen und dem als ein Wort zu behandelnden und von dem gewählten Worte (varietas etc.) grammatisch abhängigen Namen der Abweichung eingeschoben. Beispiele: Cervus capreolus L. var. alba. Cyprinus carpio L. var. nuda. Papilio machaon L. aberr. aurantiaca SPR. Sphinz ligustri L. aberr. spiraeae Esp. Taenia solium L. monstr. fenestrata BREMS. 97 c. Ist eine Abweichung durch Cultureinfluß oder künstlich herbeigeführt, so hat man dies durch die an entsprechender Stelle einzufügenden Worte varietas culta (abgekürzt var. cult.) oder aberratio culta (aberr. cult.) oder monstrositas culta (monstr. cult.) auszudrücken; z. B.: Carassius auratus L. var. cult. macrophthalma. Columba livia L. var. cult. gyratrix. d. Innerhalb einer Art darf ein zur Bezeichnung einer Unterart oder einer Abweichung benutzter Name nur einmal vorkommen; ebenso darf innerhalb einer Unterart ein zur Bezeichnung einer Abweichung verwandter Name nur einmal vorkommen. D. Regeln über die Gattungsnamen. 5.22 (5.15,) Gattungsnamen sollen Substantiva sein und erfordern eine Singularendung. Sie sind als ein Wort und mit großem Anfangs- buchstaben zu schreiben. Soll der (den nämlichen Regeln wie der Gattungsname unterliegende) Name einer Untergattung beige- fügt werden, so steht derselbe in Klammern hinter dem Gattungs- namen. Beispiele: Vanessa (Pyrameis) cardui L. Hirudo (Haemopis) sanguisuga. § 23. (§ 16.) Ein Gattungsname ist nur dann zulässig, wenn eine bekannte oder hinreichend gekennzeichnete Art (resp. mehrere) auf ihn be- zogen werden kann oder wenn eine nicht mißzudeutende Diagnose ihm beigegeben ist. § 24. (§ 4b.) Innerhalb des Thierreiches darf der gleiche Gattungsname nur einmal vorkommen. Unzulässig ist auch ein Gattungsname, der schon als Name einer Untergattung eingeführt ist. 8 25. (§ 17.) Sind für eine Gattung verschiedene zulässige Namen annähernd gleichzeitig aufgestellt worden, so daß die Priorität nicht festzustellen ist, so ist derjenige Name zu wählen, für welchen eine »typische Art« aufgeführt war. In allen dadurch nicht zu erledigenden Fällen ist die Entscheidung des ersten Autors, welcher die Synony- mie der verschiedenen Namen nachweist, maßgebend. Verhandl. d. Deutsch. Zool. Gesellschaft 1893. 7 ~ 98 8 26. ($ 18.) Wird eine Gattung in mehrere neue Gattungen aufgelöst, so verbleibt der alte Gattungsname der als Typus anzusehenden Art. Ist eine solche nicht mit Sicherheit festzustellen, so hat der die Auflösung vornehmende Autor eine der ursprünglich in dieser Gattung enthalten gewesenen Arten als Typus zu bestimmen. Wer- den Untergattungen zu Gattungen erhoben, so wird der Untergat- tungsname zum Gattungsnamen. | E. Regeln über die Namen höherer systematischer Gruppen. 8 27. (§ 20.) Die Namen von höheren Thiergruppen erfordern eine Plural- endung. § 28. ($ 20.) Die Namen von Familien und Unterfamilien werden fortan von dem gültigen Namen einer zu diesen Gruppen gehörigen Gattung gebildet, und zwar die der Familien durch Anhängen der Endung idae (Plural von :des [gr. e.dy¢| masc. gen.), die der Unterfamilien durch Anhängen der Endung :nae (fem. gen.) an den Stamm des betreffenden Gattungsnamens. Verzeichnis der Mitglieder, Agassiz, Prof. Alex . Cambridge,Mass. | Eisig, Prof. H. . . . Neapel. AlfwensO. i. 4.24%. Bremen. Emin Pascha . . . . O.Afrika?. Apathy, Prof. St. . . Klausenburg. v. Erlanger, Dr. R. . Heidelberg. Bergh, Prof. R. . . . Kopenhagen. Fiedler, Dr: K....... Zürich: Bergh, Dr. R. 8... . Kopenhagen. 7* | Field, Dr. H.. ... . Leipzig. v. Berlepsch, Graf H. Hann. Münden. Fraisse, Prof.:P. . . Leipzig. Bertkau, Prof. Ph.. . Bonn. Frenzel, Dr. J... . Friedrichshagen Blanchard, Dr. R.. . Paris. b. Berlin. Blasius, Prof. R. . . Braunschweig. Friese, H. .sı91..4. Innsbruck. Blasius, Prof. W. . . Braunschweig. Goette, Prof. A.. . . Straßburg i. E. Blochmann, Prof. Fr. Rostock. v. Graff, BrofülL...... Graz. Böhmig, Dr. L. . . . Graz. Grenacher, Prof. H. . Halle a. S. Böttger, Prof. ©. .. Frankfurt a. M. Grobben, Prof. C.. . Wien. Boveri, Prof. Th. . . Würzburg. Gruber, Prof. A. . . Freiburg i. B. Brandes, Dr. G.. .. . Halle a. 8. de Guerne, Baron J. Paris. Brandt, Prwe&: KL... 1! Kiel, Haacke, Dr. W.. ... Darmstadt. Brauer, Dr. A. . . . Marburg. Hacker, Dr: V. . . . Freiburg i. Br. Brauer, Profs: Fr..:%: .ı Wien. v. Haller, Dr. B., . . Heidelberg. Braun, Prof. Max . . Königsbergi.Pr. | Hamann Dr. O.. . . Steglitz b. Berlin. Brusina, Prof. Sp.. . Agram-Zagreb. Hartlaub, Dr. Cl.. . Helgoland. Burckhardt, Dr. R. . Basel. Hasse, Prof. C. . . . Breslau. Bürger, .Dr. ©. . .. .. Göttingen. Hatschek, Prof. B. . Prag. Bütschli, Prof. O. . . Heidelberg. Heider, Prof. K. . . Berlin. Carriere, Prof. J... . StraBburgi. E.! | Heincke, Prof. Fr.. . Helgoland. Carus, Prof. J. V.... Leipzig. Heller, Prof. C.. . . Innsbruck. Chun, Prof::@:=. . . Breslau. Henking, Dr. H. . . Hannover. Claus, Prof. C. .. . Wien. Henschel, Prof. G.. . Wien. Collin: Dr: A"... .. 4’ Berlin: Hermes, Dr. O.. . . Berlin. Cori, Br 02328 .. 2 Brag. Hertwig, Prof. R.. . München. Credner, Prof. H. . . Leipzig. Hess, Prof. W.', . . Hannover. Dahl Div Erz... ..\.:Kiell v. Heyden, Major Dr. Bockenheim b. v.Dalla Torre, Prof.K.W. Innsbruck. Frankfurt a. M. Danielssen, Dr. D. C. Bergen. Heymons, Dr. R. . . Berlin. Döderlein, Prof. L. . Straßburg i. E. Hilgendorf, Prof. Fr. Berlin. Dohrn, Prof. A.. . . Neapel. Halvor Card... Heidelberg. Dreyfus, Dr. L.. . . Wiesbaden. | Hoffmann, Prof. C. K. Leyden. Driesch, Dr. H.. . . Neapel. Holl, PsofiM:i!.... .. Graz. Eckstein, Dr. K. . . Eberswalde Jaekel, Dr. O. . . . Berlin. Ehlers, Prof. E.. . . Göttingen. Imhof, Dr. ©. E. . . Zürich. Ehrenbaum, Dr. E. . Helgoland. Kaiser, Dr.:J........-. Leipzig. Eimer, Prof. Th.. . . Tübingen. Kennel, Prof. J... .. .. Dorpat. 1 Gestorben am 13. Juli 1893, 2 Gestorben. Klunzinger, Prof. C. B. Stuttgart. . . Schwanheim b. Kobelt, Dr. W.. v. Koch, Prof. G.. . Darmstadt. Sarasin, Dr. P....»» » > Kohl, Dr. C.. 2. - 4: eerpaig: Schaff, Dr. E.. . . . Hannover. Köhler, Dr. A. . . Gießen. Schauinsland, Dr. H. Bremen. Kolbe, H. J. . . . . Berlin. Schewiakoff, Dr. W.. Heidelberg. Kollmann, Prof. J.. . Basel. Schneider, Dr. C. C.. ? Konig, Dr. A. . Bonn. Schuberg, Dr. A. . . Karlsruhe. Konike, Wlsinli\ xe 4: Bremen '. Schulze, Prof. F. E. . Berlin. Korschelt, Prof. E. . Marburg. Schwalbe, Prof. G. . Straßburg i. E. Kraatz, Dr. G. . . . Berlin. Seeliger, Dr. O.. . . Berlin. Kramer, Prof. P. . . Magdeburg. Seitz, Dr. A... . . Frankfurt a. M. Kühn, Prof. J. . . Halle'a. 8. Selenka, Prof. E. . . Erlangen. Kükenthal, Prof. W. Jena. Semon, Prof. R.. . . Jena. Landois, Prof. H. . . Münster i. W. Semper, Prof. C. . Würzburg?. Lang, Prof. A. . Zürich. Simroth, Dr. H.. . . Gohlis-Leipzig. v. Lendenfeld, Prof. A. Czernowitz. Solger, Prof. B. . Greifswald. Lenz, Dr. H.. . . . Lübeck. Spangenberg, Prof. Fr. Aschaffenburg. Leuckart, Prof. R.. . Leipzig. Spengel, Prof. J. W.. Gießen. Looß, Dr. A.. . .. . Leipzig. Spuler, Dr. A. . . . Freiburg. i. Br. Ludwig, Prof. H. . . Bonn. Stadelmann, Dr. H. . Berlin. Maas, Dr. O. . . . . München. Steenstrup, Prof. J. .. Kopenhagen. v. Mährenthal, Dr. F.C. Berlin. Steindachner, Dr. Fr. Wien. v. Marenzeller, Dr. E. Wien. Strubell, Dr. A.. . . Bonn. v. Martens, Prof. E.. Berlin. Stuhlmann, Dr. F.. . O.-Afrika. Matzdorff, Dr. C. . . Berlin. Taschenberg, Prof. O. Halle a. 8. Meißner, Dr. M. . Berlin. Thiele, Dr. J.. . . . Dresden. Metzger, Prof. A.. . Hann. Münden. Trautzsch, Dr. H.. . Chemnitz. Meyer, Dr. A.B. . . Dresden. Van Beneden, Prof. P.J. Louvain. Milani, Dr. A. . . . Hann. Münden. | Voeltzkow, Dr. A.. . Nossi-Bé, Mada- Mobius, Prof. K. . . Berlin. gascar. | v. Möllendorf, Dr. O. Manila. Voigt, Dr. W. . . Bonn. Miller, Dr. Aug. . . Berlin. Vom Rath, Dr. O.. . Freiburg i. Br. Miller, Dr. G. W.. . Greifswald. v. Wagner, Dr. Fr. . Straßburg i. E. Nalepa, Prof. A. .. Wien. Wandolleck, Dr. B. . Berlin. v. Nathusius, W. . . Halle a. 8. Wasmann, E., §. J. . Exacten b. Roer- Nitsche, Prof. H. . . Tharand. | mond. Ortmann, Dr. A. . Straßburg 1. E. Weber, Prof. M. ... Amsterdam. v. Osten-Sacken, Dr. Heidelberg. Weismann, Prof. A.. Freiburg i. Br. Palacky, Prof. J. Prag: Weltner, Dr. W. . . Berlin. Petersen, Mag. W. . Reval. Will, Dr. L. . . .. Rostock. Pfeffer, Dr. G. . . . Hamburg. Wolterstorf, W.... .. Magdeburg. Pfeiffer, Dr. L. .. Weimar. Zelinka, Prof. K. . . Graz. Plate, DräB32.7 7. Cae Ginnie Zeller, Be Bi) Winnenthal. Radde, Dr. G. Exc. .. Tiflis. Ziegler, Prof. H. E. . Freiburg i. Br. Rawitz, Dr. B. . ..... Berlin. Zschokke, Prof. Fr. .. Basel. Reichenbach, Prof. H. Frankfurt a. M. Frankfurt a.M. 1 Ausgetreten am 18. Juli 1893. 100 Rhumbler, Dr. Samassa, Dr. P.. . Sarasin, Dr. F. 5. . Göttingen. . Heidelberg. . z. 2. auf Reisen. 2 Gestorben am 29. Mai 1893. Inhaltsübersicht. Erste Sitzung. Seite Re 0 MG EES 01” Ge nee een ee Geschäftsbericht des Schriftfihrers. ...... . yn he a ee 5 Vortrage!: *E. Ehlers, Die Geschichte der Zoologie in Gottingen. ....... 6 F. E. Schulze, Uber die Bezeichnung von Lage und Richtung im Thier- A an ee ee 6 Discussion: Ehlers, Jaekel, Pfeffer, Ludwig, Bütschli, Brandes, Hatschek, Heincke, Carus, Schulze. ... 10 Referat: B. Hatschek, Über den gegenwärtigen Stand der Keimblätter- N a 11 Zweite Sitzung. ee Bogs Ss 24 Vorträge: Otto Bürger, Über die Anatomie und die Systematik der Nemertinen BI Ser iste a EN EL 24 Otto Maas, Über die erste Differenzierung von Generations- und Soma- zellen bei den Spongien (mit 6 Figuren) ...... 2.22 2020. 27 *Hubert Ludwig, Über die Tiefsee-Holothurien und über eine pela- a EN > 35 Discussion: Jaekel, Pfeffer, de Guerne, Ehlers, Ludwig 35 Fr. Heincke, Mittheilungen über die Biologische Station auf Helgoland 36 Karl Heider, Mittheilungen über die Embryonalentwicklung der Salpen (mit 14 Figuren) ee eee On eee Sf oe 38 Fon waber über Sandtoraminiferen . . . . 2.0... ee te 48 H. E. Ziegler, Uber die Beziehungen der Zoologie zur Sociologie. . . 51 Discussion: Henking, Bütschli, Hatschek, Heincke, Ziegler 55 Georg Pfeffer, Uber die Umwandlung der Arten auf Grund des Uber- lebens eines verschieden gearteten Durchschnittes je nach dem Wechsel NE ee ae Leos si. 5 6 Mk wo Bie 57 *R. Semon, Mittheilungen über die Lebensverhältnisse und Fortpflan- zungsweise der Monotremen und der Dipnoer ........... 69 W. Kükenthal, Zur Entwicklungsgeschichte der Wale ....... 69 1 Die mit * versehenen sind nicht im Auszuge mitgetheilt. 102 *W. E. Hoyle, Über Leuchtorgane der Cephalopoden .. ..... Discussion: de Guerne. . . un Ae O. Jackel, Uber die Beziehungen der Paläontologie zur Zoologie Georg Pfeffer, Über die Wanderung des Auges bei den Plattfischen Dritte Sitzung. Berathung des »Zweiten Entwurfs von Regeln für die zoologische Nomen- elaturc>. a eke ee ae ee al oe TR ES J ae Herstellung eines Neudruckes von Linné’s Systema Naturae Ed, X.... . Herausgabe eines »Zoologischen AdreBbuches«. ............. Blanchard: Verwendung des metrischen Maßes und des 100theiligen Ther- mometers in der Zoologie. . . . . .. 0k 29) i. En Bericht der Commission über die »Species animalium recentium«. .... . Blanchard, Monographie der Hirudineen 7-2 2) 0 ee Jules de Guerne, Publicationen des Fürsten von Monaco ....... Demonstrationen. * De *Pfeffer, Thiere in Wiese’scher Flüssigkeit. .. .. . 2... 0... ß *R. Semon, Embryonen von Ceratodus und Echidna .......... 4 *Ehlers, Processus xiphoideus und Zungenmusculatur afrikanischer Manis- RN ee ee a EIN M. Braun, Herstellung von Knorpelskeletten der ie >. ee S ee Präparate von Distomum lanceolatum .... . DET eae a | *Hoyle, Leuchtorgane einiger Cephalopoden .......... TE Anhang. Dritter Entwurf von Regeln für die wissenschaftliche Benennung der Thiere : ) Verzeichnis der Mitglieder . . .. . ELSE, SAR! t. oth tod ap $4 Druck von Breitkopf & Hartel in Leipzig. vw» rn: TON 3 2044 106 | FEB 1972 $ Ä