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VERSUCH \BRARl

UNNER° EINER

NATÜRLICHEN EINTHEILUNG DER VÖGEL,

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Der Akademie vorgelegt am 7. April 1826.

Vol. XIV. P. 1. 28

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Seit einigen Jahren beschäftigt mich in Stunden der Musse das vergleichende Studium der Beckenknochen. Für die Klasse der Vögel fand ich eine, sich unwillkührlich ergebende Aneinanderreihung der Familien und Gattungen nach den, in Bezug auf die Beckenform untersuchten Arten, welche mich veranlasste, nachzuforschen, ob sich dieselbe Reihen- folge behaupte, wenn die Vergleichungsrücksicht nach andern Leibestheilen und Lebensbeziehungen genommen werde. Ich wählte gerade diejenige Lebensäusserung und die damit zu- sammenhangende Organisation, welche ich für besonders wichtig halte, um sie bei einer natürlichen Eintheilung zu benutzen, nämlich die, den Medien, worin das Thier lebt, entsprechenden, äusserlich sichtbaren Bewegungsglieder: die äussern Gliedmassen und die Fresswerkzeuge *). Auf diese Weise entstand die nachfolgende Classification, die ich in die Reihenfolge der, nach den Becken geordneten Vögel eintrug. Da nirgends Widerspruch bemerklich wurde, brachte ich auch noch einige Gattungen in das System, deren Arten ich in Bezug auf das Becken nicht hatte untersuchen können. Indem ich die Beschreibung der Becken einer andern Zeit aufspare, gebe ich hier einstweilen die Hauptzüge einer Ein- theilung, welche ich für eine natürliche halte.

*) M. vergl. meine kleine Schrift: Natürliche Eintheilung der Säugthiere. Giesen bei C. G. Müller, 1824.

220 F, A. Rırcen,

Nach den Medien, worin die Vögel leben, kann man diese in drei grosse Abtheilungen bringen. Sie halten sich nämlich entweder mehr im Wasser, oder mehr im Trock- nen, oder endlich mehr im Feuchten auf. Hiernach kann man sie Nassvögel, Hygrornithes, Trockenvögel, Äeror- nithes, und Feuchtvögel, Mydalornithes, nennen.

In der Bildung der untern Extremitäten besteht ebenfalls eine dreifache grosse Verschiedenheit. Es ruht nämlich der Vogel häufiger, entweder unmittelbar auf Bauch und Brust im flüssigen Elemente, und die Füsse dienen alsdann als Ruder; oder auf den Füssen, welche vom festen Boden unmit- telbar oder mittelbar getragen werden. Hierdurch entsteht die doppelte Abtheilung der schwimmenden und nicht schwimmenden Vögel. Bei den nicht schwimmenden Vö- geln sind die Füsse entweder bloss zum Aufrechterhalten des Körpers am Boden, oder zugleieh noch zu andern Zwecken brauchbar, z. B. zum Scharren im Boden, um Nahrung zu finden, zum Besteigen der Bäume, zum Ergreifen und Fest- halten der Nahrung. Man kann daher die untern Extremitä- ten bald mehr als eigentliche Füsse, bald mehr als Hände betrachten. Sind doch die Fänge der Papageien in ihrem sanzen Baue handähnlich und diese Thiere führen damit selbst den Frass zum Munde! Es sey mir daher erlaubt, diese beiden Verschiedenheiten in der Organisation der Vögel zur Abtheilung der nicht schwimmenden zu benutzen, und hier- nach: Fussvögel und Handvögel zu unterscheiden. Die schwimmenden Vögel können nach dem Bau ihrer Füsse Flossvögel genannt werden, und so könnten denn alle Vögel abgetheilt werden in: Flossvögel, Fussvögel und Hand- vögel.

Vergleicht man diese dreifache Entwicklungsstufe der un- tern Extremitäten der Vögel mit der dreifachen Steigerung

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Vögel. 221

der Medien, worin sie leben, nämlich mit dem Nassen, Feuch- ten und Trocknen, so findet man, dass die vorzugsweise im Nassen lebenden Vögel nur kurze Ruderbeine besitzen, dass dagegen die vorzugsweise im Feuchten lebenden sehr lange Beine mit gespaltenen Zehen, sogenannte Stelzbeine haben, welche ihnen aber bloss dazu dienen können, um sich dar- auf zu bewegen, während die vorzüglich im Trocknen leben- den ihre Füsse, neben dem Gange, noch zu andern Verrich- tungen benutzen. Man kann daher die Nassvögel: Flossvö- gel, die Feuchtvögel: Fussvögel, die Trockenvögel: Hand- vögel nennen.

1.

Nassvögel, Flossvögel.

(Hygrornithes, Eretmornithes *).

Die Flossvögel lassen sich nach ihrem gewöhnlichsten Aufenthalte in drei Hauptabitheilungen bringen: sie suchen nämlich entweder die Tiefe des Wassers durch Tauchen, oder die Oberfläche dieses Elements durch Schwimmen, oder die Luft über dem Wasser durch Fliegen am häufig- sten auf. Man kann daher die erste Hauptreihe der Vögel, die Schwimmvögel, theilen in Taucher, Flieger und Schwimmer im engern Sinne Um aber anzudeuten, dass die Aufenthaltsgegend der meisten Flossvögel das Welt- meer ist, so dürfte es angemessen seyn, die Bezeichnungen Seetaucher, Halicolymbi, Seeflieger, Halipteni, zu ge- brauchen. Die Schwimmer leben auch auf süssen Gewäs- sern, den Uebergang zu den Landvögeln vorbereitend. Um

*) Hier ist Flossvögel mit Rudervögel übersetzt.

222 F. A. Rırcen,

an das Schwimmen derselben auf der Oberfläche des Wassers zu erinnern, könnten sie Segler, Ploteres, genannt werden.

Die Seetaucher zeichnen sich dureh die weit nach hinten angesetzten Füsse aus, wesshalb sie den Namen: Steiss- füsse, Pygopodes, verdienen.

Die Segler haben sehr breite Füsse und können Breit- füsse, Platypodes, genannt werden.

Die Seeflieger haben sehr lange säbelförmige Flügel, wesshalb sie durch Säbelfittiche, Copidopteni, bezeichnet werden mögen.

A. Seetaucher, Steissfüsse, (Halicolymbi, Pygopodes).

Die Seetaucher sind entweder eigentliche Taucher, die tief abwärts schiessen, oder sie schwimmen zunächst unter der Oberfläche des Wassers, mit den Armstümmeln rudernd. Man kann jene Strengtaucher, Orthocolymbi, diese Ru- derer, Eretae, nennen, muss jedoch letztere in die eigent- lichen und in die weniger vollkommnen Ruderer theilen, da- her Ruderer, Eretae, und Halbruderer, Dyseretae, un- ierscheiden.

Bei den Strengtauchern sind die Flügel kurz, bei den Ruderern schr kurz, bei den Halbruderern halten sie das Mittel der Verkürzung. Man kann daher die Unterabthei- lungen machen: Kurzarmvögel, Brachyancalopteni, Halb- armvögel, Hemiancalopteni, und Stümmelarmvögel, Colobancalopteni.

a) Strengtaucher, Kurzarmvögel. (Orthocolymbi, Brachyancalopteni).

Die Familie der Taucher, Colymbi, besteht bloss aus einer Gattung: Taucher, Colymbus L.

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Fögel. 225

b) Halbrüuderer, Halbarmvögel. (Dyseretae, He- miancalopteni).

Hierher ist zu zählen die Familie der Gans- oder Papa- geitaucher, Chenocolymbi, mit zwei Gattungen: 1. Alk, Alca L. und 2. Lumme, Uria Briss.

c) Ruderer, Stümmelarmvögel. (Eretae, Coloban- calopteni).

Eine Familie: die Fettgänse, Sptenodytes, mit der Gat- tung: 1. Fettgans, „Aptenodytes Forst.

B. Seeflieger, Säbelfittiche (Halipteni, Copidopteni).

Diese Unterabtheilung lässt sich wiederum dreifach wei- ter iheilen. Die Seeflieger tauchen entweder gern neben- bei, oder sie schwimmen lieber mit dem Fluge abwechselnd, oder endlich sie tauchen und schwimmen viel, so dass sie weniger fliegen als die übrigen und sich dadurch den Seg- lern annähern. Man kann daher unterscheiden: Tauchflie- ger, Colymbopteni, Schwimmflieger, Plotopteni und Tauchsegler, Colymboploteres.

Die Tauchflieger haben grosse Flügel, welche jedoch noch weit kürzer und breiter, als die der Schwimmflie- ger sind. Die Flügel der Tauchsegler sind noch kaum mehr säbelförmig gestreckt. Man kann daher etwa folgender- massen bezeichnen: Breitsäbelfittiche, Eu rycopidopteni, Langsäbelfittiche, Macrocopidopteni, und Halbsäbel- fittiche, Dyscopidopteni.

a) Bauchflieger, Breitsäbelfittiche. (Colymbopteni, Eurycopidopteni.)

224 F. A, Rırcen,

Hierher gehören die Seeraben, Halicoraces, mit sechs Gattungen, welche sich nach ihren Schnäbeln unterabtheilen lassen, z. B. Gradschnäbel, und zwar Hakengradschnäbel: 1.Scharbe, Carbo Gesn., oder Spitzgradschnäbel: 2. Tölpel, Sula Briss.; Breitschnäbel: 3. Pelikan, Delecanus Illig.; Hoch- schnäbel und zwar Spitzhochschnäbel: 4. Schlangenvogel, Plotus L., oder Schmalhochschnäbel: 5. Tropikvogel, Phae- ton L.

b) Schwimmflieger, Langsäbelfittiche. (Plotopteni, Macrocopidopteni.)

Die fünf hierher gehörigen Geschlechter, welche zusam- men die Familie derSeeschwalben, Halichelidones, ausma- chen, können wiederum nach dem Schnabel unterabgetheilt werden, womit wir uns jedoch hier. nicht befassen wollen. Sie sind: 1. Meerschwalbe, Sterna L,, 2. Möve, Larus Ill., 3. Scheerenschnabel, Rhynchops L., 4. Albatros, Dio- medea L., 5. Sturmvogel, Procellaria L.

c. Tauchsegler, Halbsäbelfittiche. (Colymboploteres, Dyscopidopteni,) Die einzige Familie und Gattung: 9. Merch, Mergus L., macht den Uebergang zu den Seglern.

C. Segler, Breitfüsse. (Ploteres, Platypodes.)

Die Segler lassen sich nach ihrer Bewegung im Orts- wechsel eintheilen in: Schnellsegler, TZachyploteres, in Segler im engern Sinne oder Stirengsegler, Orthoplo- teres und Schwersegler, Baryploteres.

Bei den Schnellseglern sind die Füsse weit nach hin- ien gerückt: Steissbreitfüsse, Pygoplatypodes, bei den Schwerseglern sind sie etwas mehr nach vorn gerückt; Bauch-

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Vögel. 225 breitfüsse, Gastroplatypodes, bei den Strengseglern sind sie so gestellt, dass der Leib dadurch mehr ins Gleichgewicht kommt; Rumpfbreitfüsse, Somatoplatypodes.

a) Schnellsegler, Steissbreitfüsse. (Zachyploteres, Pygoplatypodes.)

Hier ist bloss die Familie der Enten, Nettae, mit dem Geschlecht: 1. Ente, „Z/nas Meyer, aufzuführen.

b) Strengsegler, Rumpfbreitfüsse. (Orthoploteres, Somatoplaty’podes). Die hierher zu zählende Familie ist die der Gänse, Chenes, mit der einzigen Galtung: 1. Gans, Anser Meyer.

e) Schwersegler, Bauchbreitfüsse. (Baryploteres, Gastroplaty’podes). Hierher gehören die Schwäne, Cygni, mit der Gattung 1. Schwan, CGygnus Meyer.

11. Trockenvögel, Handvögel.

(Xerornithes, Chirornithes).

Nach den Aufenthaltsgegenden zerfallen die Handvögel in die Feldvögel, Choropteni, Waldvögel, Hylopteni, und Höhenvögel, Hypsopteni, welche forischreitend höher gelegene Wohnsitze suchen.

Die Feldvögel haben Scharrfüsse, die Waldvögel da- gegen mehr Hakenfüsse, zum Anhalten an den Bäumen; die Höhenvögel endlich Greiffüsse, zum Festhalten des Erasses.. Man kann daher die Handvögel in Scharrfüsse,

Pol. XP. PL 29

226 "FA. Rırcen,

Aystropodes, Hakenfüsse, Ancistropodes, und Greiffüsse, Haptopodes, abtheilen.

A. Feldvögel, Scharrfüsse (Choropteni, Äystropodes).

Die Feldvögel sind die eigentlichen Hühnervögel, Alectorides, und bilden die erste Heerde der zweiten Häupt- reihe aller Vögel. Sie können nach ihrer Bewegung im Orts- wechsel unterschieden werden, als: Lauffeldvögel, Dromo- choropteni, Gangfeldvögel, Baterochoropteni, und Kriech- feldvögel, Herpochoropteni.

Die Beine der Lauffeldvögel sind sehr lang, die der Gangfeldvögel von mittlerer Länge, und die der Kriech- feldvögel sehr kurz. Daher die Benennungen hiernach als Unterscheidungsmerkmale gewählt werden können: Scharr- hochbeine, Aystraepipodes, Scharrgrossbeine, Äystro- macropodes, und Scharrkurzbeine, Aystromieropodes.

a) Lauffeldvögel, Scharrhochbeine. (Dromochoro- pteni, Aystraepipodes).

Hierher gehört die Familie der Laufhühner, Droma- lectores, mit den Gattungen: 1. Trappe, Otis L., 2. Auster- fischer, Haematopus L., 3. Stelzenläufer, Himantopus Buff, % BRegenpfeiffer, Charadrius L., 5. Rennvogel, Tachydromus Illie., 6. Sandläufer, Calidris Illig., und 7. Laufhuhn, Ortygis Illig.

b) Gangfeldvögel, Scharrgrossbeine. (Baterochoro- pteni, Aystromacropodes). Die Familie der Ganghühner, Bateralectores, welche

hierher zu zählen ist, erscheint sehr zahlreich; sie besteht aus den Geschlechtern: 9. Waldhuhn, Zetrao. L., 2. Truthuhn,

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Fögel. 227

Meleagrıs L., 3. Perlhühn, Numida L., 4. Haushuhn, Gal. dus Illig., 5. Fasan, Phasianus Illig., 6. Feldhuhn, Perdix ‚Briss., 7. Pfau, Pavo L., 8. Schweifhuhn, Maenura Lath., 9. Steisshuhn, Crypturus Illig., 30. Hokko, Crax L., und 11. Fausthuhn, Syrrhaptes Illıig.

ec) Kriechfeldvögel, Scharrkurzbeine. (Herpocho- ropteni, Aystromieropodes).

Eine Familie der Kriechhühner, /erpalectores, besteht aus einer einzigen Gattung, welche jedoch sehr reich an Arten

ist: 1. Taube, Columba L.

B. Waldvögel, Hakenfüsse (Hylopteni, Ancistropodes).

Die grosse Heerde der Waldvögel, oder Singvögel, Öscines, lässt sich am besten nach den Schnäbeln unter- scheiden und in drei Züge abtheilen, von welchen zwei wie- der in drei Familien zerfallen. Erster Zug: Waldbreit- schnäbel, Hyloplatyrhynchi; zweiter Zug: Waldhoch- schnäbel, Hylaepyrhynchi; und Dritter Zug: Waldgrad- schnäbel, Hylorthorhynchi. Der erste Zug gebraucht den: Schnabel besonders zum Haschen durch Aufsperren, der zweite zum Zerbrechen durch Zusammenpressen, der dritte zum Hervorhohlen durch Einbohren. Hiernach kann man bezeich- nen: die Waldbreitschnäbel als Waldsperrvögel, Hy- lochasmopteni, die Waldhochschnäbel als Waldbrech- vögel, Hyloclasmopteni, und die Waldgradschnäbel als Waldbohrvögel, Hylotrypanopteni.

a) Waldsperrvögel, Waldbreitschnäbel. (Hylochas- mopteni, Hyloplatyrhynchi).

Hierher sind zu seizen die Landschwalbenvögel,

228 F. G. Rırcen;

Geochelidones, eine Familie zu welcher zu vereinigen wären die Gattungen: 1. Nachtschwalbe, Caprimulgus L., 2. Fett- schwalbe, Steatornis Humb., 3. Segelschwalbe, Gypse- Zus Illig., 4. Schwalbe, Hirundo L., 5. Fliegenschnäpper, Muscicapa L., 6. Drongo, Edolius Cw., 7. Breitschnabel, Platyrhynchus, und 3. Kuruku, Trogon L.

b) Waldbrechvögel, Waldhochschnäbel. (Hyl- clasmopteni, Hylaepirhynchi). Dieser Zug lässt sich theilen in: 1. Strackhochschnä- bel, 2. Krummhochschnäbel, 3. Starkhochschnäbel,

1) Strackhochschnäbel. (Orthaepyrhynchi).

Die hierher gehörige Familie ist die der Finken, Spizae, mit den Gattungen: 1. Fink, Fringilla L., 2. Ammer, Zm- beriza L., 3. Ochsenreiter, Buphaga L., 4. Stengelbeis- ser, Phytotoma Molina.

2) Krummhochschnäbel. (Simaepyrhynchi).

Hier bildet sich die Familie der Würger, Anchontes, wozu zu rechnen seyn dürften die Gattungen: 1. Fleisch- bart, Glaucopis Gmel., 2. Hüpfer, Tanagra L., 3. Amei- senvogel, Myothera Illig,, 4. Schmuckvogel, Ampelis L., 5. Würger, Lanius L., 6. Momot, Prionites Illig., 7. Zun- sgenpinsel, Philedon Cuv.

3) Starkhochschnäbel. (Macraepyrhynchi).

Hier möchte sich eine Eamilie unter dem Namen der Gimpel, Pyrrhulae, bilden lassen aus den Geschlechtern: 1. Schnurrer, Pogodias L., 2. Trägvogel, Corythaix Ill., 3. Schnurrbartvogel, Bucco L., 4. Kernbeisser, Zoria L., 5. Madenbeisser, Crotophaga L., 6. Fratzenvogel,

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Vögel, 229

Scythrops Lath., 1. Helmvogel, Musophaga Isert., 8. Horn- vogel, Buceros L., 9. Pfefferfrass, Rhamphastos L., und 10, Sensenschnabel, Pteroglossus Illig.

c) Waldbohrvögel, Waldgradschnäbel. (Hylotry- panopteni, Hylorthorhyngi).

Dieser Zug theilt sich nach der Gestalt der Schnäbel ein in: 1. Kurzstrackschnäbel, 2. Langstrackschnäbel, und 3. Hochstrackschnäbel.

1) Kurzstrackschnäbel. (Microrthorhynchi).

Familie der Stare, Psari, mit den Gattungen: 1. Ma- nakin, Pipra L., 2. Schwätzer, Cinclus Bechst., 3. Star, Sturnus L., 4. Pirol, Oriolus L., 5. Stirnvogel, Cassieus Cuv., 6. Drossel, Turdus L., 7. Lerche, Alauda L., 8. Meise, Parus L., 9. Bachstelze, Motacılla L.

2) Langstrackschnäbel. (Macrorthorhynchi).

Familie der Spechte, Craugi, mit den Gattungen: 1. Eisvogel, Alcedo L., 2. Immenvogel, Merops L., 3. Glanzvogel, Galbula, 4. Wiedehopf, Upupa L., 5. Baum- läufer, Certhia L., 6. Kolibri, Trochilus L., ?. Kleiber, Sitta L., 8. Specht, Picus L., 9. Wendehals, Jynxz L., 10. Kuckuck, Cuculus L.

3) Hochstrackschnäbel. Hypsorthorhynchi.

Familie der Raben, Coraces, mit den Geschlechtern: 1. Racke, Coracias L., 2. Rabe, Corvus L., 5. Atzel, Gra- cula L., 4. Paradiesvogel, Paradisea L.

Jetzt folgt die dritte Heerde der Handvögel, die eigent- lichsten Handvögel: die Raubvögel, Zarpaces.

F. A. Rırcen,

C. Höhenvösgsel, Greiffüsse, f (Hypsopteni, Haptopodes).

[8] ol °

Die Raubvögel halten sich entweder mehr auf waldi- sen, oder mehr auf nackten Höhen auf, und fliegen entweder mehr während der Nacht, oder mehr während des Tages.

Zu den Nachtraubvögeln, den Eulen, und den Tag- raubvögeln, den Stossvögeln, glaube ich noch eine dritte Familie zählen zu müssen, welche, als eigentliche Waldbe- wohner, den Uebergang von den Waldvögeln zu den Höhen- vögeln machen. Die erste Veranlassung hierzu fand ich durch die Lücke, welche sich in der allmähligen Veränderung des Beckenbaues zwischen den Raben und Eulen zeigle, und die durch die grosse Familie und Gattung der Papageien ausgefüllt wurde.

Da die Papageien ihren Frass wirklich mit den Krallen fassen und zum Schnabel führen, mithin die eigentlich- sten aller Handvögel zu nennen sind, so gehören sie an die Spitze der Greiffüsse. Die Papageien verbinden einer- seits die Krähen, andererseits die Gimpel mit den Eulen und Stossvögeln, welches besonders im Bau des Schnabels äusserlich sichtbar wird. Die Fähigkeit, Worte nachzuspre- chen, reihet sie an die Singvögel einigermassen an.

Den Uebergang von den pflanzenfressenden Vögeln za den fleischfressenden machen ebenfalls die Papa- geien, welche sowohl animalische als vegetabilische Nahrung geniessen. Manche Arten dieses ungemein grossen Geschlechts fressen nur Fleisch und sind wahre Raubvögel *).

*) Als Beweis für diese Behauptung führe ich einige Worte der Marie Graham (man sche den Aufsatz.: Jetziger Socialzustand Chili's S. 182 des Sten Hefts des Jahres 1825 von Bran’s Miszellen) an: »Dagegen trifft mau hier keine Wachteln oder Fasanen »an, wegen ‚der vielem Raubyögel an Condors ‚grossen Adlerr, Geier, Habichten ,

Fersuch einer natürlichen. Eintheilung der Fögel. cazı

Man kann die Greiffüsse theilen in: Klettergreifze- her, Bateraptodactyli, Wendegreifzeher, Strepsaptoda- cty, und Strenggreifzeher, Orthaptodactyli.

Die Papageien fallen unter die erste dieser Abtheilun- gen, die Eulen unter die zweite, und die Stossvögel unter die dritte. |

a) Waldhöhenvögel, Klettergreifzehen. (Hylypso- ' pteni, Bateraptodactyli).

Hierher setze ich also die Papageien, Psittacı.

b. Nachthöhenvögel, Wendegreifzehen. (Nycty- psopteni, Streptaptodactyli).

Diese Stelle kommt der Familie der Eulen, Glauces, zu, welche nur ein Geschlecht, Stryx L., zählt.

ec) Taghöhenvögel, Strenggreifzehen. (Hemerypso- pteni, Orthaptodactyli).

Die hierher zu zählende Familie der Stossvögel, Oioni, besteht aus den Geschlechtern: 1. Heyer, Ophioteres Vieill., 2. Geyer, Yultur L., 3. Opferar, Cathartes Illig., 4. Greif, Gypaetus Storr., 5. Frassar, Polyborus YVieill., 6. Falke, Falco Bechst.; 7. Adler, Aquila M. et W.

»Eulen, und endlich wegen des dortigen garstigen grünen Papagey’s, welcher sich »nur im Fluge gut ausnimmt, wenn der Glanz der Sonne auf die grünen und gelben „Federn des Bauches fällt. Sein Schnabel ist ausserordentlich klein; doch tödtet er »damit die kleinen Singvögel, welche im Gesange und im Gefieder den Hänflinger »sehr ähnlich sind, «

F. A. Rırcen,

I) o1 vw

T11,

Feuchtvögel, Fussvögel. (Mydalornithes, Podornithes).

Die Fussvögel können nach ihren Aufenthaltsgegenden getheilt werden in: Sumpfvögel, Limnopteni, Ufervögel, Paralimnopteni, und Flächenvögel, Pedinopteni.

Die Sumpfvögel spreitzen die Zehen weit auseinander, weshalb man sie Spreizfüsse, Diatinopodes, nennen kann. Die Ufervögel zeichnen sich durch ungemein lange Beine aus, weshalb sie den Namen Stelzfüsse, Colobathropodes, verdienen. Die Flächenvögel haben schmale Füsse, und können als Schmalfüsse, Stienopodes, bezeichnet werden.

A. Sumpfvösel, Spreizfüsse I sel, pP IR Limnop teni, Diatinopodes =.

Die Heerde der Spreizfüsse, die Sumpfhocker, Zim« nizeteres, oder Sumpfhecker, Limnoneossi, können nach ihren Bewegungen beim Ortswechsel unterschieden werden, als Sumpftaucher, Zimnocolymbi, Sumpfhalbtaucher, Limnemicolymbi, und Sumpfläufer, Zimnodromi.

Die Sumpftaucher besitzen Fusszehen, welche mit Haut- lappen gesäumt sind: Saumzehen, Paryphodaetyli.

.. Die Sumpfhalbtaucher haben sehr lange sparrige Zehen: Sparrzehen, Strotodaety.i.

Die Sumpfläufer zeichnen sich durch Sireckung der Beine aus, welche beinahe stelzen förmig sind; man kann sie daher Halbstelzer, Dyscolobathristes, nennen,

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Fögel, 253

a) Sumpftaucher, Saumzehen. (Zimnopteni, Pary- phodactyli).

Hier reihet sich die Familie der Wasserhühner, MHy- dralectores. Die Geschlechter derselben sind: 1. Sultans- huhn, Porphyrio, 2. Wasserhuhn, Fulica L., 3. Rohr- huhn, Gallinula Briss.

b) Sumpfhalbtaucher, Sparrzehen. Zimnemicolymlbi, Strotodactyli).

Die hierher gehörige Familie der Sumpfhühner, Zim- nalectores, zählt die Geschlechter: 1. Wassertreter, Phala- ropus, 2. Spornflügel, Parra L., 3. Nackenbüschel, Chauna Ill, 4. Schnarrer, Crex Bechst., 5. Ralle, RallusL.

c) Sumpfläufer, Halbstelzer. (Limnodromi, Dyscolo- bathristes).

Die hierher zu zählenden Geschlechter kann man die Familie der Schnepfen vögel, Scolopaces, nennen; sie sind: 1. Schnepfe, Scolopax L., 2. Kibitz, Yanellus Briss., 3. Strandläufer, Zetitis Illig., 4 Brachvogel,. Numenius Briss., 5. Senkvogel, Ereunetes Illig., 6. Steindreher, Stre- pstlas Illig.

B. Ufervögel, Stelzfüsse. (Paralimnopteni, Colobathropodes).

Auch diese Heerde, welche man, im Gegensalze der vc- rigen, der Sumpfdiebe, Limnocleptes, mit Recht Sumpf- räuber, Zimnarpaces, nennen kann, lässt sich nach den Lokomotionsäusserungen unterabtheilen in: Sumpfschrei- ter, Limnobateres, Sumpfflieger, Limnorthopteni, und

Uferlaufer, Paralimnodromi. Vol. XIV. P.1. 30

234 F. A. Rırcın,

Die Sumpfschreiter haben einen starken Ueberrest der Schwimmhaut, und können daher heissen: Blattstelzfüsse, Phyllypsopedes.

Die Sumpfflieger haben Hefizehen, und können Heft- stelzfüsse, Desmypsopodes, bezeichnet werden.

Die Uferlaufer haben starke, gespaltene, beinahe strie- gelförmige Füsse: Spaltstelzfüsse, Dichelypsopodes.

a) Sumpfschreiter, Blattstelzfüsse, (LZimnobateres, Phyllypsopodes).

Die Familie der Halbreiher, Dysherodii, besteht aus den Geschlechtern: 1. Löffler, Platalea L., 2. Flamming, Phoenicopterus L., und 3. Säbelschnabel, ARecurvirostra L.

b) Sumpfflieger, Heftstelzfüsse. (Limnorthopteni, Desmypsopodes).

Die Familie der Reiher, Herodii, ist gross, sie zählt die Geschlechter: 1. Kahnschnabel, Cancroma L., 2. Nim- mersatt, Zantalus L., 3. Storch, Ciconia Briss., 4. Kra- nich, Grus Pall., 5. Reiher, Ardea Briss., 6. Braunvo- gel, Scopus Briss., 1. Sonnenvogel, Eurypyga Illig., 8. Klaffschnabel, Anastomus Illig.

c) Uferläufer, Spaltstelzfüsse. (Paralimnodromi, Dichelypsopodes).

Diese Familie kann man Reiherhühner, Heroalectores, nennen. Die Geschlechter derselben sind: 1. Sandhuhn, Glareola Gmel., 2. Schneidenvogel, Chionis Forst., 3. Kap- penvogel, Cereopsis Lath., 4. Trompetervogel, Psophia L., 5. Wehrvogel, Palamedea L., 6. Schreivogel, Dicho- lophus Illig.

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Fögel. 235

C. Ela REIN sed Schmalfüsse. (@ Pedinornithes, Stenopodes).

Die Strausse, Struthiones, die eigentlichsten Rennvö- gel, Dromor ine. bilden die kleine Heerde der Flächen- vögel. Sie halten sich am liebsten an schilfigen Orten auf, von welchen aus sie in die grossen Gras- ind Sandebenen streichen, die sie mit der grössten Schnelligkeit durchrennen. Als Flächenvögel stehn die Strausse in der Mitte zwischen allen übrigen Vögeln, sie seyen nun See-, Fluss-, Sumpf-, Feld-, Wald- oder Höhenvögel. Am nächsten stehen sie einerseits den Feldvögeln, den Hühnern, andererseits den Ufervögeln, den Reihern, und zwar den Laufhühnern und Reiherhühnern insbesondere Sie sind die eigent- lichsten Landvögel, und schliessen sich daher zunächst an die Landsäugthiere, als stärkste Renner, unter Verlust der Fähigkeit zu fliegen, an.

Um an dieser Verknüpfung. der höchsten Luftthiere mit den höchsten Landihieren in den Straussen zu er- innern, dürfte eine Benennung der Gattungen derselben nach Aehnlichkeiten mit Landsäugthiergeschlechtern nicht unpas- send seyn, wozu die alte Bezeichnung Struthocamelus schon die Bahn gebrochen hat. Man kann daher die plumpen Dronten mit ihren ungeheuern Schnäbeln: Elephanten- vögel, Zlephanthornites, nennen, wenn man die gemei- nen Strausse als Kameelvögel, Camelornithes, bezeich- net. Dagegen mögen die übrigen leichtern Strausse etwa Hirschvögel, Elaphor Haken genannt werden.

Nach der ne kann man diese Stümmel- flügel theilen in: Uferstümmelflügel, Ochteraptenody- tes, Feldstümmelflügel, COhoraptenodytes, und Sand- stümmelflügel, Zmmaptenodytes.

256 F. A. Rırcex,

Die Uferstrausse besitzen vier Zehen, daher sie als Schmalvierzeher, Stenotetradactyli, bezeichnet werden können.

Die Feldstrausse sind: Schmaldreizeher, Stenotri- dactyli, und dieSandstrausse: Schmalzweizeher, Steno-

d idactyl z

a) Uferstümmelflügel, Schmalvierzeher. (Ochtera- ptenodytes, StenotetradactyÄi).

Die Familie der Elephantenstrausse, welche nur aus einer Gattung bestand, reiht sich als Dronten, Didus, an die Feitgänse, Aptenodytes.

b) Feldstümmelflügel, Schmaldreizeher. (Chora- ptenodytes, Stenotridactyli).

Die Familie der Gemsenstrausse zählt die Gattungen: 1. Casuar, Casuarius, und 2. Nandu, Ahea Briss.

c) Sandstümmelflügel, Schmalzweizeher. (/mm- aplenodytes, Stenodidactyli).

Die Familie der Kameelstrausse besteht nur aus dem einzigen Geschlecht: 1. Strauss, Struthio L.

Hier nähert sich die Fussbildung der Vögel der der Landsäugthiere mehr wie je; ist doch der Fuss des die Sand- wüsten durchrennenden Strausses dem des Kameels, welches eben auch in diesen Steppen zu Hause ist, so ähnlich, als dies bei der Verschiedenheit des Charakters beider Thierklas- sen möglich. ist.

Durch die Schliessung der Schoossbeinfuge im Becken des Strausses, welche bei sonst keinem Vogel vorkommt, ist eine andere Säugthierähnlichkeit bedingt; doch diese Achn- lichkeiten sämmtlich hier aufzuzählen verbietet der Ort.

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Vögel. 357

Erste Hauptreihe: Flossvögel. Erste Heerde: Seetaucher. 1. Taucher. (1) 2. Papageitaucher. (2) 3. Fettgänse. (1)

Zweite Heerde: Seeflieger.

4. Seeraben. (5) 5. Seeschwalben. (5) 6. Merche. (1)

Dritte Heerde: Segler. 7. Enten. (1)

8. Gänse. (1) 9. Schwäne. (1)

Zweite Hauptreihe: Handvögel. Erste Heerde: Hühnervögel. 10. Laufhühner. (7)

11. Ganghühner. (11) 12. Kriechhühner. (1)

Zweite Heerde: Singvögel. Erster Zug: Sperrvögel. 13. Landschwalben. (8) Zweiter Zug: Brechvögel. 14. Finken. (4) 95. Würger. (7) 16. Gimpel. (10) Dritter Zug: Bohrvögel.

17. Staare. (10) 18. Spechte. (10) 19. Raben. (4)

Dritte Heerde: Raubvögel. 20. Papageien. (1) 91. Eulen. (1) 23. Stossvögel. (7)

Dritte Hauptreihe: Fussvögel.

Erste Heerde: Sumpfdiebe. 93. Wasserhühner. (3) 24. Sumpfhühner. (5) 25. Schnepfenvögel. (6)

258 F. A. Rırcen,

Zweite Heerde: Sumpfräuber.

26. Halbreiher. (3) 97. Reiher. (8) 28. Hühnerreiher. (6)

Dritte Heerde: Rennvögel.

29. Elephantenstrausse. (1) 30. Hirschstrausse. (2) 3). Kameelstrausse. (1)

Die Gründe, aus welchen die Klassifikation der Thiere nach ihren äussern Bewegungsgliedern als eine natürliche an- gesehen werden könne, sind in meiner kleinen Abhändlung über die Eintheilung der Säugethiere angedeutet worden; ich habe daher hier nur noch zu bemerken, dass die versuchte natürliche Eintheilung der Vögel, eben so wie die der Säug- thiere, durchaus nicht jene abründende Gleichmässigkeit der einzelnen Abtheilungen zeige, welche mit Recht von einem künstlichen Systeme gefordert wird. Vielmehr finden sich Familien, Geschlechter und Arten hier sehr ungleich ver- theilt. Allein hierin eben scheint mir die Natürlichkeit, d.h. die der wirklichen Natur entsprechende Weite und Enge der Abtheilungen sich zu bewähren.

Wie den Säugthieren das Land zum vorzugsweisen Wohn- sitz angewiesen ist, und wie daher unter den Landsäugethie- ren die bei weitem meisten Familien, Gattungen und Arten vorkommen, so ist die Luft in mässiger Erhebung über die mittlere Erdoberfläche, wo allein reine Luft und Feuchtigkeit, Licht und Schatten, Wärme und Kälte im rechten Maasse gemischt sind, der Hauptwohnsitz der Vögel und die Fami- lien, Geschlechter und Arten dieser Region sind gar sehr

viel zahlreicher, als die der tiefern und höhern Gegenden der Luft.

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Fögel. 259

Aus der vorstehenden Uebersicht, worin bei jeder Familie die Zahl der Gattungen mit eingeklammerten Ziffern ange- merkt ist, ergiebt sich, dass nur 18 Familien unter den im Nassen, dagegen 35 unter den im Feuchten und 81 unter den im Trocknen lebenden Vögeln vorkommen. Dies erklärt sich daraus, dass die Wasser- und Sumpfvögel tiefere Lufigegen- den bewohnen, als die Luftvögel, und dass die Region der Wasservögel noch tiefer als die der Sumpfvögel gelegen ist.

Wenn man den ungeheuern Umfang des Meeres mit dem weit beschränkteren des süssen Wassers vergleicht; so kann es nicht auffallen, dass die Familien und Geschlechter der Seevögel die der Vögel des süssen Wassers bei weitem an Zahl übertreffen. Das Verhältniss der Familien ist wie 6:3 oder wie 2:1, das der Geschlechter wie 15:3 oder wie 5:1 *). Indessen ist die grosse Zahl der Arten der Segler merkwürdig. Nach Tiedemann giebt es in Australien 30 Arten aus den beiden Heerden der Seetaucher und Seeflieger, und in Amerika 29 Arten aus der Heerde der Segler. Hiernach besteht also in Bezug auf die Arten Gleichheit, und dies beweiset den grossen Einfluss einer höher gelegenen Luftregion auf die Entfaltung der Welt der Vögel. Indessen mögen gar sehr viele Seevögelarten untergegangen seyn, welches der ausster- bende oder ausgestorbene Dudu und die grosse Zahl von Seevögeln in Australien, verglichen mit der weit geringern ‚Zahl derselben in andern Weltiheilen, höchst wahrscheinlich machen.

Unter den Seevögeln sind der Zahl nach zwar die Fami- lien der Taucher und der Flieger gleich, allein die Geschlech- ter haben unter den Fliegern das Uebergewicht wie 11:4;

*) Die Seetaucher und Seeflieger sind hier zwar als ausschliessliche Seevögel,, die Segler als Vögel des süssen Wassers angenommen , dies ist jedoch nur der Mehrzahl der Arten nach richtig.

240 F, A. Rırcen,

was wiederum aus dem angegebenen Gesetze in Bezug auf die Luftregionen, in welchen sich die Vögel am häufigsten auf- halten, hervorgeht.

Unter den Seefliegern sind die Familien der Tauchflieger (Seeraben) und Schwimmflieger (Seeschwalben) gleich zahl- reich; dagegen steht den zehen vereinten Familien derselben nur eine Familie von Tauchseglern (Merche) gegenüber; wor- über man sich nicht wundern darf, da die Tauchenten sich wenig zum Fluge erheben.

Unter den Seetauchern sind wiederum die Geschlechter der fliegenden zahlreicher als die der nichtfliegenden, nämlich im Verhältniss von 3:1.

Unter den Feuchtvögeln ist die Heerde der nicht fliegen- den wiederum arm an Gattungen, da sie deren nur 4 zählt; während diesen 3) fliegende Geschlechter gegenüberstehen.

Unter den fliegenden Feuchtvögeln sind die Familien der hochnistenden zahlreicher als die der tiefnistenden und zwar im Verhältniss wie 17:14.

Wenn die Wasserhühner 3, die Sumpfhühner 5, und die Schnepfenvögel 6 Geschlechter zählen, so stimmt dieses wiederum mit der fortschreitenden Erhebung der Region überein, worin diese Vögel am meisten leben.

Unter den Reihervögeln sind die eigentlichen Reiher die- jenigen, welche am meisten, höchsten und weitesten fliegen und eben sie zählen 8 Geschlechter; während die Hühnerrei- her nur aus 6, die Halbreiher sogar nur aus 3 Gattungen bestehn.

Unter den drei Familien der Rennvögel ist die der stärk- sten Penner am ärmsten an Arten; es steht nämlich der Ka- meelstrauss den zwei Nanduarten und den drei Diduarten mit einer einzigen Art gegenüber. Dies kann nicht wunderbar scheinen, da die Vögel nicht Renner, sondern Flieger, ihrer

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Fögel. 241

ganzen Natur nach, sind. Hiermit hängt es auch zusammen, dass nur der Kameelstrauss sich zu allernächst an die Land- säugthiere, durch die bereits erwähnten Verhältnisse seines Baues, anschliesst.

Unter den Trockenvögeln nehmen die Waldvögel die mittlere Lufthöhe ein, unter welcher die Feldvögel bleiben und über welche die Höhenvögel sich erheben. Daher kann man es nicht anders als natürlich finden, dass die Waldvögel 53, die Feldvögel dagegen nur 19 und die Höhenvögel nur 9 Gattungen umfassen.

Die Feldvögel schliessen sich durch die Laufvögel an die PRennvögel an. Es kann nach dem, was über die letztern gesagt wurde, nicht auffallen, dass die Geschlechter der Lauf- hühner nur 7, die der Ganghühner dagegen 11 betragen.

Die Familie der Tauben gehört nach ihrem ganzen Bau zu den Hühnervögeln, somit zu den Feldvögeln; allein durch ihr häufiges Erheben zum Fluge, durch ihr hohes Nisten u. s. w. wird sie den Feldvögeln gewissermassen entfremdet: sie wird zur Uebergangsfamilie zwischen den Feld- und Wald- vögeln, und sie ist daher, wie alle Uebergangsfamilien, arm an Gattungen, indem sie nur aus einer einzigen besteht. In- dessen bleibt auch hier die Erhebung dieser Familie über die Erdoberfläche nicht ohne merklichen Einfluss auf deren rei- chere Entfaltung, welches sich in den vielen Arten und Spiel- arlen der Tauben offenbart.

Die Heerde der Waldvögel ist so gross, dass sie wohl mit Fug und Recht in drei Züge abgetheilt wird. Der hohe Standpunct der Waldvögel auf der Stufenleiter aller Vögel giebt sich besonders durch die bedeutende Entwicklung der Lungen, und insbesondere des obern 'Theils des Athmungs- geräthes, nämlich des Kehlkopfs, bis zur Fähigkeit des Ge-

Vol. XIV. P.1l. 51

242 F. A. Rırcen,

sanges, kund: sie sind Singvögel im weitern Sinne. Indessen ist die Entwicklung der Stimmen bei allen Waldvögeln nicht gleich, und besonders unvollkommen bei den Uebergangsse- schlechtern.

Als Uebergangsvögel von den Feldvögeln zu den Wald- vögeln erscheint der ganze Zug der Landschwalben, welcher aus 8 Geschlechtern besteht, wovon nur wenige einige sin- gende Arten enthalten.

Die meisten eigentlichen Sänger kommen in den drei Fa- milien des zweiten Zuges, nämlich unter den Finken, Wür- gern und Gimpeln, sodann in der ersten der drei Familien des dritten Zuges, den Staaren, vor; in der zweiten Familie des dritten Zuges, den Spechten, nimmt die Zahl der Sänger bedeutend ab und in der dritten Familie desselben Zuges, den Raben, sind deren nur noch wenige übrig.

Es ist ein durchgreifendes Naturgesetz, dass die Entwicke- lung der Masse bis auf einen gewissen Grad im umgekehrten Verhältnisse mit der Beweglichkeit stehe. Hiermit scheint es zusammen zu hangen, dass nur in den kleinern Waldvögeln die Stimmwerkzeuge jenen zarten Bau haben, welcher den melhodischen Gesang bedingt, dass dagegen die grossen Wald- vögel der feinen Beweglichkeit der Kehle entbehren und nur eintönige Laute bei seltenern Veranlassungen von sich geben. Bei den grossen Vögeln überhaupt äussert sich die Lebens- thätigkeit mehr in den grossen Muskelmassen, die zu grossen Kraftspielen in mächtigem Fluge, Laufe, Kampfe und in gewal. tigem Ergreifen und Verzehren des Frasses bewegt werden. Hieraus erklärt es sich auch umgekehrt, weshalb selbst viele. der kleinern Raubvögel stumm sind, oder nur sehr eintönig schreien.

Unter den Höhenvögeln ist die Familie der Eulen die

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Fögel. 245

schwächste, was wohl ohne Zweifel Folge ihrer Natur als Nachtvögel ist; sie besteht nur aus einer Gattung und nicht sehr vielen Arten.

Dagegen sind die Stossvögel, die eigentlichsten Höhenvö- gel, zahlreich an Geschlechtern und Arten: sie lieben und suchen den Tag, das Licht, und die reinste Luft; sie sind die vollkommensten Luftvögel. Die Verwandtschaft unter Licht und Luft erklärt die grosse Mannigfaltigkeit der Tagräuber, und die beschränkten Formen der Nachträuber.

Die dritte Familie der Höhenvögel, der Papageien, macht den UÜebergang von den Höhenvögeln zu den Waldvögeln auf ähnliche Weise, wie die Tauben den von den Feldvögeln zu den Waldvögeln. Auch sie besteht nur aus einem Geschlechte, aber auch ebenso, und noch wohl reichlicher, aus vielen Arten und Spielarten.

In den Papageien einigt sich die Stärke der Räubvögel und die Gewandtheit der Singvögel; sie fliegen gut und klettern gut; sie fressen Fleisch und Pfianzen, sie lernen vollkommner Worte nachsprechen, als jeder andere Vogel; von keinem wird die Mannigfaltigkeit und der Glanz ihrer Federn übertroffen; ihr Oberschnabel hat die meiste Aehnlichkeit mit der Nase, ihr Unterschnabel mit Kinn und Mund des Menschen; sie halten sich vor allen Vögeln gerade aufrecht und senken das Fersengelenk am tiefsten. Alle diese ausgezeichneten Verhält- nisse sind im Einklang mit der, vor allen übrigen Vögeln weit vorangeschrittienen Ausbildung der untern Extremitäten, welche sich der Aehnlichkeit mit den menschlichen Händen am meisten nähern.

So unbezweifelt es besonders nach Cuviers Untersuchun- gen ist, dass Vögelüberreste aus der Urzeit vorkommen, und zwar aus der Familie der Raubvögel, der Sumpfvögel und

244 F. A. Rırcen, Versuch einer natürlichen Eintheilung der Vögel,

wahrscheinlich auch der Seevögel; so ist doch über die aus- gestorbenen Arten derselben zu wenig bekannt, um hierüber mehr, als blosse Vermuthungen, äussern zu können.

Dass man, nach Tiedemann, in Australien sieben Arten von Fettgänsen, in Africa nur eine Art, und in den übrigen Welttheilen keine einzige findet, scheint allein schon für den statt gehabten Untergang wenigstens von Seevögeln zu spre- chen. Manche Arten mögen, wie die Dronten, ohne gewalt- same Erdrevolutionen, durch blosse allmählige Umänderung der Oberfläche der Inseln und des Festlandes ausgestorben

seyn.

VERSUCH

EINER

NATÜRLICHEN EINTHEILUNG DER AMPHIBIEN,

VON

Dr’ E AWRITGEN MD. A no N

Der Akademie vorgelegt am 30 Mai 1826.

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Merrem hat für die Classification der Amphibien so Aus- gezeichnetes geleistet, dass sich mit Recht fragt, ob an seiner Arbeit noch eiwas zu verbessern sey? Betrachtet man das System Merrems als ein künstliches, so muss dasselbe, bei dem jetzigen Stande der Wissenschaft, wohl als sehr vollen- det und kaum einer Verbesserung fähig anerkannt werden. Fragt man dagegen darnach, ob dieses System auch als ein natürliches angesehen werden könne, so ist nicht zu verken- nen, dass der Erfinder es bezweckt und zum Theile erreicht habe, der Classification den Charakter einer natürlichen Grup- pirung zu geben. Offenbar sind viele Zusammenstellungen völlig naturgemäss. Auch ist bei der ganzen Combination von einem, der Beobachtung entnommenen Principe ausge- gangen: dass nämlich die einzelnen Amphibien sich nach dem Bildungstypus ihrer äussern Oberfläche gar sehr häufig aneinanderreihen. Es wäre daher zu erforschen, ob, statt des Verhaltens der gesammiten Oberfläche des Thiers, nicht eine andere Lebensbeziehung und eine ihr entsprechende Ge- räthvorrichtung zu wählen sey, welche ein noch beständige- res Merkmal zu dem gedachten Zwecke abgeben würde.

Ich glaube ein solches Merkmal, in sofern dieses ein äus- serlich sichtbares seyn muss, (denn das wahre innere Merk- mal wäre die Entwicklung des Nervensystems,) in den äus- sern Bewegungsgliedern zu finden, und zwar aus Grün- den, welche ich bereits bei Gelegenheit des Versuchs einer natürlichen Eintheilung der Säugthiere (Giessen 1824 bei C. G. Müller) angedeutet und vielleicht durch diese Zusammen-

248 F. A. Rıtcen,

stellung der Säugthiere, so wie durch eine spätere der Vögel bewährt habe.

Es liegt indessen der Einwurf sehr nahe, dass die von mir besonders berücksichtigte höhere Ausbildung der äussern Bewegungsglieder mit der der Haut, der Halswirbel, der Rip- pen, der Luftröhre, der Lungen, des Herzens, der Genitalien und Eihüllen bei manchen Amphibien im Widerstreit stehe, und dass die Beziehungen der letztern Theile wichtiger seyen, als die der erstern: daher hier einige Worte zur Rechtfertigung.

Es kommt hier zunächst auf den Begriff an, den man von dem höhern Stande eines Thiers auf der Stufenleiter der Thierwelt hat. Mir ist dasjenige Thier ein höheres, welches in seiner Gesammtheit ein vollkommneres ist. Die höhere Vollkommenheit eines Thiers aber hängt, nach mei- ner Ueberzeugung, davon ab, dass in demselben eine grössere Anzahl entgegengesetzter Lebensäusserungsvermögen und da- mit zusammenhängender Aeusserungsgeräthe auf eine gelungene Weise vereinigt seyen. Keineswegs hingegen besteht die hö- here Dignität eines Thiers in der Befähigung zu einer einzel- nen Lebensäusserung, wenn gleich diese bis zu einem ausge- zeichneten Grade möglich gemacht ist. Der einseitig extreme Standpunet ist nie der wahrhaft höhere, sondern dieser liegt immer in der vielseitigern Mitte Der Mensch ist nur da- durch das vollkommenste Erdgeschöpf, dass er alle einzelnen Lebensfähigkeiten der Thiere, worin ihn diese je einzeln über- treffen, in sich vereinigt, und dass er durch diese Vereini- gung hinwieder sie alle übertrifft. Läge in der Vorzüglichkeit der einzelnen Lebensfunctionen die höhere Vollkommenbheit, so wäre jedes Thier vollkommner als der Mensch. Bestimmie die Zahl der Halswirbel, die Grösse und Gestalt des Herzens, die Ausbildung der Kehle, die Entwicklung der Lungen, der Reichthum des Hautschmucks, die Härte der Eihüllen den

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Amphibien. 249

wahren Vollkommenheitsgrad; so stände die Klasse der Vögel höher, als die der Säugthiere. Die grössere Vielseitigkeit der Spontaneitätsäusserungen, welche die Bewegungsglieder ausfüh- ren, ist allein das Kriterium für die Beurtheilung der Thier- stufe. Die Spontaneitätsäusserungen werden aber durch die Bewegungsglieder und zwar durch diejenigen derselben vor- züglich ausgeführt, welche diese Bezeichnung im engen Raum des Worts führen. Weil es nun eben die äussern Bewe- gungsglieder sind, welche die Spontaneilätsäusserungen ganz vorzüglich und zwar sichtbar zu Stande bringen, so ist gerade aus diesen Gliedern die Vollkommenheit eines Thiers am sichersten und leichtesten zu bemessen.

Nach dieser Wiederholung bereits anderswo gegebener Andeutungen zur Sache selbst! Mag der Erfolg den Versuch rechtfertigen, oder als misslungen nachweisen!

Eine grosse, durch vielfache Aechnlichkeit im ganzen Aeussern sich als zusammengehörend darstellende Abtheilung von Amphibien sind die Schlangen. Ihr allgemeinster Cha- rakter ist der Mangel an allen vier Extremitäten. Es ist da- her diesem allgemeinen Merkmale ganz zuwider, wenn Mer- rem, um die gesammite äussere Bedeckung als Haupteinthei- lungsbeziehung zu behaupten, gezwungen wird, diejenigen Amphibien, welche, bei einer weichen, glatten oder warzigen Haut, aller vier Extremitäten entibehren, nicht zu den Schlan- gen zu zählen.

Auf ähnliche Weise verstösst es wider das höchst con- stante Merkmal der Anwesenheit von Schwanz und Füssen, wenn die Salamander nicht zu den Eidechsen, welche gleich

ihnen mit Schwanz und Füssen versehen sind, sondern zu Vol. XIV. P.1. 92

250 F. A. Rırcen,

den schwanzlosen Fröschen gezählt werden, weil sie und die letztern eine schuppenlose Haut gemein haben und sich da- durch von den schuppigen Eidechsen absondern.

Ebenso ist ein Hauptzug in der gesammten Lebensphy- siognomie einem Nebenzuge untergeordnet, wenn man die Krokodile, weil ihre Hautschuppen dicker als die der übri- gen Eidechsen sind, nicht mehr zu diesen zählen, sondern sie, nach Merrems Vorgange, gleich. den Schlangen davon abtrennen will.

Die Gesammtheit der sichtbaren Bewegungsglieder scheint mir daher, schon aus diesen letztern Gründen, weit besser dazu geeignet, um auf deren verschiedenes Verhalten die Hauptabtheilungen des Systems zu bauen, als die Beschaffen- heit der äussern Bedeckung, deren mannigfaltige Einwirkung sehr wohl als Grundlage von Unterabtheilungen dienen kann.

In Bezug auf die Gesammtheit der sichtbaren Bewegungs- glieder sehen wir in den Schlangen die grosse Eigenthümlich- keit, dass die ganze Körperlänge als Bewegungsvorrichtung für den Ortswechsel dient, womit es denn auch zusammen- hängt, dass eben die Länge des Körpers über die Breite des- selben ein auffallendes Uebergewicht erlangt; wird doch allein dadurch die grosse Beweglichkeit der einzelnen Körperab- schnitte nach allen Richtungen möglich. Die Schlangen sind wahre Windeleiber.

Den langgestreckten, höchst biegsamen, fusslosen Schlan- gen stehen, als vollkommenster Gegensatz, die breitgedehnten, höchst unbiegsamen, vierfüssigen Schildkröten, als wahre Starrleiber entgegen.

Das Mittel zwischen diesen beiden Extremen machen die übrigen Amphibien, welche weniger biegsam und schmal als die Schlangen, und weniger unbiegsam und breit als die Schildkröten sind. Man kann sie Biegeleiber nennen, um

Fersuch einer natürlichen Eintheilung der Amphibien. a5ı

ihren Unterschied von den Windeleibern und Starrlei- bern anzudeulen.

In den Bewegungsgliedern für die Ernährung, den Zäh- nen, besteht ebenfalls unter den Schlangen und Schildkröten ein -vollkommner Gegensatz. In den Schlangen sind die Zähne auf einen Grad der Ausbildung gebracht, wie bei keinem andern Thier, wie diess der Bau und die Wirkung der Gift- zähne beweiset; dagegen fehlen den Schildkröten die Zähne gänzlich. Die übrigen Amphibien, welche man mir unter der Bezeichnung: Molcher zusammenzufassen erlauben wolle, halten wiederum in Bezug auf den Bau der Zähne das Mittel unter Schlangen und Schildkröten.

Was die Reihenfolge betrifft, in welcher die genannten drei Abtheilungen der Amphibien aufzustellen sind, so muss dabei die fortschreitende Vervollkommnung zum Menschen aufwärts im Auge gehalten werden. In Bezug auf die höhere Vollkommenheit eines Thieres gilt, wie oben nachgewiesen wurde, der allgemeine Grundsatz, dass dasjenige Thier das vollkommnere ist, welches die Mehrzahl entgegengeseizter Lebensverrichtungen auf eine gelungene Weise in sich verei- nigt, und dass äusserste Richtungen auf der Stufenleiter der Thierwelt tiefer stehen, als die Verschmelzungen dieser Ex- treme. Es muss daher die Betrachtung der Schlangen und Schildkröten der der übrigen Amphibien vorangeschickt werden, in sofern Schlangen und Schildkröten als die äussersten Gegensätze anzusehen sind, welche sich in den Molchern zu höherer Vollkommenheit vereinigen.

Nach diesem Grundsatze ist es gleichgültig, ob die Schlan- gen oder Schildkröten zuerst aufgeführt werden, da sie beide äussersten Bildungsweisen angehören und daher als auf gleicher Stufe der Unvollkommenheit stehende Extreme be- trachtet werden können. Indessen entscheidet hier eine, von

UNIVERSITY OR a9 ADY

252 F. A. Rııcen,

einer andern Seite zu nehmende Rücksicht auf das allgemeine Gesetz höherer Spontaneität. Wendet man nämlich das Gesetz der Selbstständigkeit auf die organische Gliederung an, so ergiebt sich, dass auch die grössere Mannigfaltigkeit und Sonderung der einzelnen Leibesglieder die Vollkommenheits- stufe des 'Thiers bestimme; denn hierdurch erlangt jeder ein- zelne Theil seine eigene Selbstständigkeit. Da nun bei den Schildkröten die Glieder für den Ortswechsel nicht mehr, wie bei den Schlangen, in der ganzen Körperlänge ununter- schieden von den übrigen Theilen liegen, sondern als beson- dere Gliedmassen, als sogenannte äussere Gliedmassen entwickelt sind, so müssen die Schildkröten höher gestellt werden, als die Schlangen.

In den Molchern finden wir die vier Extremitäten, mit Ausnahme einiger wenigen Uebergangsthiere, wieder.

Bereits bei Gelegenheit der Classification der Säugthiere ist von mir bemerkt worden, dass man die zur Aeusserung der Spontaneität jedes 'Thiers besonders bestimmten Glieder in dreifacher Hauptbeziehung unterscheiden könne, nämlich 9. Bewegungsglieder für die Selbsterhaltung: Fresswerk- zeuge; 2. Bewegungsglieder für den Ortswechsel: Füsse; und endlich 3. Bewegungsglieder zur Erreichung höherer Zwecke freier Willkühr, welche bei'm Menschen durch die Hände dargestellt sind. Die Stufe der Entwicklung der Fresswerk- zeuge ist offenbar niederer, als die der Füsse, da die Thiere wohl der letztern, aber nicht der erstern enibehren können, mithin die Erscheinung der Füsse als neue Entwicklung zur bereits vorhandenen der Fressorgane hinzukommt. Noch höher steht die Ausbildung zweier Füsse zu Händen.

Hieraus ergibt sich, dass dieSchlangen, so sehr sie auch in der Zahnbildung den Schildkröten vorangehen, den- noch tiefer stehn, als diese. Hieraus erklärt sich ferner, wie

Fersuc einer natürlichen Eintheilung der Amphibien. 253

nur in der Abtheilung der Molcher, welche die dritte und höchste der Amphibien ist, und zwar besonders in einer Ab- theilung derselben, wo die Füsse am bedeutendsten ausge- bildet sind, in den Springmolchen oder Fröschen, eine Art von Bildung menschlicher Hände statt hat; indem hier, wie im Menschen, zugleich Füsse zugegen sind, was z. B. bei den Salamandern nicht der Fall ist, wo die vier Extremi- täten sämmtlich handartig sind, mithin mehr den Affenpfo- ten ähneln *).

In Bezug anf die Isolirung der einzelnen Körpertheile, als Ausdruck höherer Vollkommenheit; ist noch der Haupt- masse des Nervensystems zu gedenken. Diese, nämlich Gehirn und Rückenmark, dient mit ihrer einhüllenden Knochenum- gebung in den Schlangen zugleich als Bewegungsglied für den Oriswechsel, indem das ganze Thier ein langer Rückgrat ist. In den Schlangen fängt zuerst die Trennung von Kopf, Hals, Rumpf und Schwanz allmälig an; in den Schildkröten ist sie vollkommen zugegen; in den Molchen fehlt sie ebenfalls nicht. Indessen bleibt doch ein Theil des Rückenmarks bei den meisten Amphibien als Bewegungsglied zurück: ich meine das hinterste Ende des Rückgrats, den Schwanz. Man kann aber vom Rückgrat nicht sagen, dass er am vollkom- mensten isolirt für sich bestehe, so lange er noch zum Theil als Schwanz, somit in diesem lediglich als Bewegungsglied dient. Daher fehlt im vollendeten Erdgeschöpfe, im Men- schen, die Schwanzbildung, in sofern sie nach aussen her- vortritt, gänzlich; und es ist kein bloss zufälliges Zusammen- treffen, dass die, mit handähnlichen Vordergliedmassen und

*) Ich halte nmlich das sogenannte zweite Schenkelbein der Frösche für das Entsprechende vom Schien- und Wadenbein, das sogenannte Schien- und Wadenbein aber für Sprung - und Fersenbein,, wodurch eine wahre Fusssohle gebildet wird,

>54 F. A. Rırcen,

mit sohlenartligen Hintergliedmassen versehenen Frösche den Schweif ablegen.

Hieraus wird ersichtlich, was es zu bedeuten habe, wenn die höchste Hauptabtheilung der Amphibien, die Molche, in geschwänzte und ungeschwänzte zerfallen; und es lässt sich daher nicht bezweifeln, dass die ungeschwänzten Molche, die Frösche, höher stehen, als die geschwänzten Molche, die Eidechsen.

So wäre denn der Frosch, mit seiner, alle übrigen Am- phibien an relativer Stärke übertreffenden Muskelkraft, mit seinen stark entwickelten Augen, mit seiner nackten Haut, der allein das Weibchen bei der Begatiung mit in einander gelegten Händen umarmt festhält, der allein frei auf dem Steisse sitzend sich aufrichtet und umherblickt, irotz seinem einkammerigen Herzen und trotz dem, dass er nicht mit Lun- gen sondern mit Kiemen zu athmen anfıng, als das dem Menschen am meisten ähnliche 'Thier auf der Stufe der Am- phibien zu betrachten, und an die Spitze dieser ganzen Klasse zu stellen. Dass man diess bisber meistens umgekehrt so ge- halten hat, macht eine Prüfung der Sache um so nothwen- diger.

Auch den Salamandern wäre durch die ihnen, nach dem Bau der Hände, zugestandene Aechnlichkeit mit den Af- fen keine geringe, sehr ungewöhnliche Ehre erzeigt.

Die drei Abtheilungen der Amphibien, welche zugleich Wasser-, Luft- und Landthiere sind, lassen sich mit den höchsten eigentlichen Wasserthieren, Luftthieren und Land- ihieren vergleichen: nämlich die Schlangen mit den Fi- schen, die Schildkröten mit den Vögeln, die Molcher mit den Säugthieren desLandes. Denn die Fische und Vögel bilden, wiedieSchlangen und Schildkröten, zwei grosse Gegensätze, die sich in den Landsäugtihieren wie in

Fersuch einer natürlichen Eintheilung der Amphibien. 255

den Molchern zum vollkommnern Mittel vereinigen. Man kann daher in einem gewissen Sinne sagen: die Schildkrö- ten seyen die Vögel des Wassers, die Schlangen die Fi- sche der Luft und die Molcher entsprechen den Säuge- thieren des Landes.

Es kann daher nicht auffallen, wenn die eigentlichen Was- serschildkröten die grösste Vogelähnlichkeit in Kopf, Schna- bel und vordern Extremitäten haben, und wenn in denselben auch die Schwanzbildung beinahe ganz verschwindet; wäh- rend unter den Schlangen es die Landscehlangen sind, die in der Mehrzahl die grösste Ausbildung der Zähne zu Giftzäh- nen offenbaren, und während wiederum unter den Land- schlangen die, am höchsten in der Luft sich erhebenden, Baumsehlangen die stärkste Entwickelung der Schnauze, z. B. im Baumscheufller, Dryinus, zeigen.

Es fragt sich, ob unter den Amphibien keine Säugthiere vorkommen? Man beantwortet diese Frage gewöhnlich mit ja, und gibt die Robbenfamilie als die Gesammtheit der Säug- amphibien an. Indessen möchten ausser diesen Säugthieren, die schon durch ihre Haarbekleidung den Landsäugthieren, also den eigentlichsten Säugthieren, sehr nahe stehn, noch Säugamphibien zu erwarten seyn, welche eine Haut haben, die weder von Haaren noch von Federn bedeckt ist. Ein Schuppensäugamphibium ist aber der dermaligen Thierwelt nicht mehr gemein. Ob es je gelebt? Ich möchte es kaum be- zweifeln, da ich bei Gelegenheit eines Versuchs, einige fossile Beckentrümmer zu restauriren, Gründe entwickelt zu haben glaube, welche für die Vermuthung sprechen, dass jede Haupt- abtheilung der Thierwelt mit einer Säugthierbildung ange- hoben habe. Es fragt sich daher, was über die Gestalt des ersten Amphibiums, welches als Säugthier zu denken wäre, etwa gemuthmaasst werden könne? Das erste Amphibium

256 F. A. Rırgen,

musste auf halbtrockenem Boden entstehen, somit sowohl der Luft als dem Lande und Wasser angehören, mithin die Vögel-, Landsäugthier- und Fischgestalt in sich vereinigen. Hiernach würde das erste Säugamphibium Flügel- Fuss- und Schwanzbildung mit einander verschmolzen haben. Diese Verschmelzung findet sich nun wirklich in den fossilen ge- flügelten Amphibien, welche man unter dem Namen Ptero- dactylen aufführt, und in welchen viele, von v. Soemme- ring scharfsinnig entwickelte Säugethierähnlichkeiten nicht zu verkennen sind, zu welchen Achnlichkeiten ich noch einige in Bezug auf den Bau des Beckens hinzuzufügen bemüht war. Unter diesen Verhältnissen finde ich keinen Anstand, die gedachten fossilen Thiere als wahre Säugamphibien, die daher mit Schuppenhaut versehn seyn mussten, anzunehmen. Diess wären also Säugdrachen mit Schwingen, welchen die vordern Extremitäten zur festen Grundlage dienten. In denselben be- steht daher offenbar eine grössere Aehnlichkeit mit dem Bau der Vögel, als in den noch lebenden, nicht säugenden Drachen, wo es die Rippen sind, welche das Knochengerüste des Flug- geräthes bilden. Hieraus folgt nun aber nicht, dass es kei- nen Säugdrachen habe geben können, der Rippenschwingen mit vier Füssen führte; und ich möchte daher keineswegs behaupten, dass der Drache, den die Fabel mit Schwingen neben vier Füssen malt, durchaus fabelhaft sey.

Eine andere Frage wäre die, ob es unbeschwingte Säugamphibien mit nackter oder schuppiger Haut gegeben habe, und ob je Säugeidechsen, Säugschildkröten, Säugschlan- gen gelebt haben? Wer weiss es? Leugnen ist das Bequemste, was sich ihun lässt; dagegen aber ist es nichts weniger als das Mittel, um zu finden, ob man mit Recht zu leugnen oder zu bejahen habe, indem es jede fernere Untersuchung aufhebt.

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Amphibien. 257

AMPHIBIEN NICHT SAUGENDER ART.

I. Windeleiber (Strepsichrotes.) Schlangen (Ophidi:.)

Die Schlangen können nach den Rudimenten der Ex- tremitäten, welche einige derselben besitzen, abgetheilt werden, und es ist diess vom Herrn Professor Dr. Mayer zu Bonn in seiner Abhandlung über die hintern Extremitäten der Ophidier geschehen. Derselbe theilt die sämmtlichen Schlangen in drei Familien, nämlich: 1. Phaenopoda, mit sichtbarem Fussrudiment; 2. Cryptopoda, wo dieses Rudi- ment zugegen, aber nicht äusserlich sichtbar ist und 3. 4poda, wo es ganz fehlt. Da indessen nur vier Gattungen äusserlich sichtbare Fussklauen haben, so scheint das Merkmal wohl bes- ser bei Unterabtheilungen, als bei Hauptabtheilungen der sehr zahlreichen Schlangengeschlechter benutzt werden zu können.

Auch möchte nicht zu übersehen seyn, dass die eigent- lichste Eigenthümlichkeit der Schlangen, als eine bestimmte Gestaltungsrichtung der Amphibien, eben in dem Mangel an Extremitäten bestehe; dass somit nicht zunächst nach dem der Schlangenbildung Fremden, sondern nach dem ihr be- sonders Eigenen zu suchen sey: und dieses dürfte eben die allgemeine, von keiner Fussbildung unterbrochene, einfach gestreckte äussere Oberfläche seyn. Daher denn wohl am besten die Beschaffenheit der äussern Bedeckung, als ein sehr in die Augen fallendes Merkmal, zu der ersten Haupteinthei-

lung der Schlangen benutzt werden kann. Vol. XIV. P. 1. 55

258 F, A, Rırcen,

Die fusslosen Amphibien sind nämlich entweder mit einer nackten Haut, oder mit Schuppen, oder mit Schil- dern neben den Schuppen bekleidet. Hiernach lässt sich die Eintheilung der ersten Hauptreihe der Amphibien in die drei Heerden: 1. der Hautschlangen, Dermatophides; 2. der Schuppenschlangen, Pholidophides; und 3. der Schildschlangen, 4spistes, anordnen.

A. Hautschlangen, (Dermatophides).

Diese erste Heerde der Schlangen, wodurch sie mit den Würmern in Verwandtschaft stehen, ist ungemein klein, und scheint eben den weiten Abstand der Schlangen von den Würmern anzudeuten; sie besteht aus der einzigen Familie der Runzelschlangen, Stolidophides, welche nur das Ge- schlecht Cecilie, Coecilia, umfasst.

B. Schuppenschlangen, (Pholidophides).

Diese zweite Heerde, welche man auch wegen ihrer schwachen Beschuppung Halbnacktschlangen, Dysgym- nophides, oder wegen des körnigen Verhaltens der Haut, auch Körnlinge, Chondrites, nennen könnte, ist elwas grösser, als die erste; sie kann in zwei Familien, nach der den Schlan- gen so ganz eigenthümlichen Zahnentwicklung, eingetheilt werden, nämlich in die nichtgiftigen und in die giftigen, d.h. in Schlangen mit ganzen, oder mit durchlöcher- ten Zähnen *).

a) Ganzzahnschuppenschlangen. (Ztryptodontopholi- dophides).

Diese Familie besteht nur aus einer einzigen Gattung,

*) Man vergleiche hierüber in dem Vorhergehenden die Abhandlung von Herrn Schlegel, S. 149. ff. Die Redaetion.

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Amphibien. 259

nämlich: 1. Wärzling, Zcerochordus. Da dieselbe zu den Erdschlangen gehört, so kann man sie die der Landschup- penschlangen, Chersopholidophides, oder der Fromm- schuppenschlangen, 4gathopholidophides, oder auch der Frommkörnlinge, Zuchondrites, nennen.

b) Lochzahnschuppenschlangen. (Chalinipholido-

phides).

Auch diese Familie besteht nur aus der einzigen Gat- tung: 1. Messerschwanz, Chersydrus. Im Gegensatze der Bezeichnungen der vorigen Abtheilung dienen die Benennun- gen: Wasserschuppenschlangen, Hydropholidophides, Giftschuppenschlangen, Cacopholidophides, und Gift- körnlinge, Cacochondrites.

C. Schildschlangen. (.4spistes).

Die Heerde der Schildschlangen ist sehr gross, sie zählt, wie wir sehen werden, dreissig Gattungen, wovon ge- rade die Hälfte giftig ist. Dieselbe kann nach dem Bau der Zähne zweckmässig abgetheilt werden in drei Züge, nämlich: 1) in diejenigen Gattungen, welche nur undurchbohrte Zähne haben; 2) in diejenigen, welche im Oberkiefer neben undurch- bohrten Zähnen auch noch Giftzähne führen; 3) in diejeni- gen, welche im Oberkiefer nur Giftzähne besitzen.

a) Grosszahnschildschlangen. (Holodontaspistes). Dieser Zug der Gutschildschlangen, Agathaspistes, kann nach dem Bau des Mauls eingetheilt werden in: 9. Eng- mäuler, 2. Grossmäuler und 3. Rüsselmäuler. aa) Engmäuler. (Stenostomata).

Diese Abtheilung macht vereint eine Familie von drei

260 F. A. Rırcen,

Gattungen aus und kann die Familie der Engmaulschild- schlangen, Stenostomataspistes, oder Halbschleicher, Dysei pylae, genannt werden. Die Gattungen sind: 9. Rin- Be Amphisbaena; 2. Blödauge, Typhlops, und 3. Heilschlange, Elaps. Da weder esrehie noch der Prinz von Wied, die Zähne der Elapsarten durchlöchert ge- funden haben, so kann ich dieses Geschlecht nicht unter die Giftschlangen, nach Merrems Vorgange, setzen. Der Bau des Mauls, der ununterschiedene Kopf, die Verwandtschaft mancher Arten, z. B. Jbiboboca, anguiformis, lubricus, mit den Schlangen der gegenwärtigen und nächstfolgenden Fami- lie, bestimmen mich, die Gattung Elaps hierher zu setzen; sie bildet den Uebergang von den Gattungen 7yphlops und Anguis za den Giftschlangen niedern und höhern Ranges,

z.B. Chersydrus und Sepedon.

bb) Grossmäuler. (Macrostomata).

Dieser Zug ist schr gross und bedarf daher mehrerer Unterabtheilungen. Man kann hiefür das Fehlen oder Vor- handenseyn von hintern Fussklauen als Unterscheidungsmerk- male benutzen.

aaa) Klauenlose. (ZLonychophori).

Auch diese sind noch weiter zu trennen. Einige derselben sind nämlich arm, andere reich an Schildern.

aaaa) Schildarme. (Dysaspistes).

Die nichtgiftigen, grossmäuligen, klauenlosen, schildar- men Schlangen bilden eine eigene Familie: die el Herpylae oder Serpulae. Die Gattungen sind: 1. Blind- schleiche, Anguis, 2. Glasschleiche, Hyalinus, gi SBTInB- schleiche, DEN

Versuch einer natürlichen Eintheilung der. Amphibien. 261

bbbb) Schilderreiche. (Polyaspistes).

Diese Abitheilung fasst die Familie der Natiern im engern Sinne, Colubrini s. Colubres, und zählt die Gattun- gen: 1. Schwimmnatter, Natrix; 2. Laufnaiter, Hurrix, und 3. Schlingnatter, Scytale.

bbb) Klauenträger. (Onychophori). Die Klauenschlangen, Onychophides, bilden eine Fa- milie von vier Gattungen: 1. Roller, Zortrix; 2. Steiss-

schlange, Eryx; 3. Halbschlinger, Python; 4. Schlin- ger, Boa.

cc) Rüsselmäuler. (Rhinostomata).

Die Familie der Rüsselschlangen, ARhinophides, be- schliesst den ersten Zug der dritten Heerde; sie besteht aus den Gattungen: 1. Fühlnase, Ahinopirus, und 2. Baum- scheuffler, Dryinus.

b) Halbgiftzahnschildschlangen. (Hemichalinaspistes).

Dieser zweite Zug der dritten Heerde, die Schlimm- schildschlangen, Cacaspistes, oder Schildmeuchler, Dolaspistes, oder noch kürzer, die Meuchler, Dolopes, theilen sich in die schildarmen und schildreichen.

aa) Schildarme. (Dysaspistes).

Die Familie der schildarmen Meuchelschlangen gehört besonders dem Wasser an, und kann durch Wasser- meuchler, Hydrodolopes, bezeichnet werden. Die Galtun- gen sind: 1. Schlammmeuchler, Pelamys, und 2. See- meuchler, Enydris.

bb) Schildreiche. (Polyaspistes).

Die schildreichen Meuchelschlangen bilden die

262 F. A, Rırcen,

Familie der Landmeuchler, Chersodolopes. Die Gattun- gen sind: 1. Dolchschwanz, Zrimeresurus, und 2. Bungar, Bungarus.

c) Gifizahnschildschlangen. (Chalinaspistes).

Der dritte Zug der dritten Heerde, die Mordschild- schlangen, Phonaspistes, oder Giftottern, Joboli, werden am besten nach der Gestalt der Schwänze abgetheilt: in 1. plattschwänzige, 2. rundschwänzige, und 3. anhang- sch wänzige.

aa) Plattschwänze. (Platycerci).

Die Familie der plattschwänzigen Giftottern, zählt zwei Galtungen: 9. Schwimmviper, //ydrechtis mihi, und 9. Breitschwanz, Platyurus. Ich habe nämlich, um hier die Familie der Wassergiftottern, Hydrojoboli, oder W as- servipern, Hydrechidnei, bilden zu können, die Merrem- sche Gattung, Echidna, getheilt, und die plattschwänzigen Giftottern, welche dem Wasser angehören, unter dem Namen Hydrechis befasst, die rundschwänzigen dagegen unter dem Namen Zchidna belassen.

bb) Rundschwänze. (Strongylocerci).

Diese Abtheilung zerfällt in die eigentlichen Vipern und in die Schildvipern nach Verschiedenheit der Kopfbeklei- dung.

aaa) Schuppenköpfe. (Pholidocephali).

Die Familie der eigentlichen Vipern, Fiperini s. Echidnei, umfasst die Gattungen: 1. Nasenotter, Langhaha, 2. Echidne, Zchidna, 3. Krait, Zchis.

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Amphibien. 263 bbb) Schildköpfige. (Sspidocephali).

Die Familie der Schildvipern, Aspidechidnei, ist ge- bildet aus den Geschlechtern: 1. Adder, Pelias, 2. Winkel- maul, Sepedon, 3. Nackenotter, Naia, %. Kuphir, Co- phias, 5. Hochbraune, Ophryas.

cc) Beischwänze. (Epicerci).

Diese Abtheilung macht, als Familie, mit einer einzigen Ordnung 1. Klapperschlange, Crotalus, unter dem Namen der Beischwanzottern, Crotaluri, den Beschluss.

Erste Hauptlreihe: Schlangen, (Ophidii).

Erste Heerde: Zweite Heerde: Hautschlangen, Dermatophides, oder Schuppenschlangen, Pholidophides, Würmlinge, Scolecodes. oder Halbwinder, Dysgyriophides. ı, Runzelschlangen, Stolidophides, 2. Wasserkörnlinge, Cacochondri- mit ı Gattung. tes, mit ı Gattung.

3. Landkörnlinge, Euchondrites, mit ı Gattung.

Dritte Heerde:

Schildschlangen, Aspistes, oder Aechtschlangen, Ortophides.

Erster Zug: 4. Halbschleichen, Dyserpylae, mit 5 Gattungen. Ganzzahnschildschlangen, |5. Schleichen, Herpylae, mit 3 Gattungen Holodontophides, 6. Natiern, Colubres, mit 5 Gattungen. oder Winder}, 7. Klauenschlangen, Onychophides, mit 4 Gattung.

Gyriophides. 8. Rüsselschlangen, Rhinophides, mit 2 Gattung.

264 F. A. Rırcen,

Zweiter Zug: Halbgiftschildschlangen, J) 9. Wassermeuchler, Fydrolopes, mit 2 Gattung,

Hemichalinophides, oder Jıo. Landmeuchler, Geodolopes, mit 2 Gattungen. Halbottern, Dysechies.

Dritter Zug: ı1. Wasservipern, Hydrechidnei, mit 2Gattungen» Giftschildschlangen , ı2. Vipern, Echidnei, mit 5 Gattungen. Chalinophides, oder )ı3. Schildvipern, Aspidechidnei, mit 5 Gattungen.

Ottern, Echies. 14. Beischwanzottern, Crotaluri, mit ı Gattung.

©

Es wären hier also alle Geschlechter Merrems beibe- halten, mit Ausnahme der Gattung Zchis, welche in Echis und Hydrechis, getheilt worden ist; indessen ist die Zusam- menstellung der Gattungen eine durchaus andere geworden.

Aus der Theilung der Schlangen in drei Heerden wird es sichtbar, welche Bedeutung die Entwicklungsstufe der äus- sern Haut für diese Thiere habe. Nur die mit Schuppen und Schildern zugleich Versehenen kommen in grosser Zahl und in mannigfaltiger Gestalt vor. Dagegen ist die Zahl der bloss mit Schuppen Bekleideten sehr klein, indem sie aus zwei einzigen Arten besteht. Dennoch kommt es auch in den Schuppenschlangen zu derjenigen hohen Ausbildung der Zähne, welche dieselben zu Giftorganen macht. Es ist also in dem beschränkten Kreise der Schuppenschlangen die zwei- fache Hauptverschiedenheit aller Schlangen, nämlich der nichigifligen und giftigen eben so gut zu Stande gekommen, als in dem grossen Heere der dreissig Gattungen der Schild- schlangen, wovon z. B. die Gattung Natrix allein an 200 Ar- ten zählt. Merkwürdig ist es, dass gerade die giftige Art unter den Schuppenschlangen eine Wasserschlange ist, wäh- rend unter den Schildschlangen gerade die Landschlangen in der Mehrzahl giftig sind. Es scheint sich daher das Verhält- niss, welches für die Hauptiwelt der Schlangen das gewöhn- liche ist, nämlich fortschreitende Entwicklung mit gleichzei-

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Amphibien. 265

tiger Erhebung aus dem Wasser, in der Nebenwelt der Schup- penschlangen sich gerade umzukehren.

Noch unvollkommner ist die Entfaltung des Thiers, wenn die Schuppen ganz fehlen. Hier kommt es gar nicht zur Aus- bildung der Giftzähne. Dagegen ist die Zahl der Arten, deren Merrem 5 aufführt, grösser als bei den Schuppenschlangen.

Aus diesen und den, Eingangs dieses Aufsatzes bezeich- neten Gesichtspuncten die Bedeutung der Haut- und Zahnent- wicklung in den Schlangen betrachtet, wird sich die Recht- fertigung der versuchten Eintheilung ergeben. Man wird es daher nicht unpassend, sondern eben den Anforderungen an ein natürliches System völlig entsprechend finden, dass die Familien, und aus diesen die Züge und Heerden, bloss nach Maassgabe der Hauptverschiedenheiten in der Entwicklung der äussern Bewegungsglieder, und ohne alle Rücksicht auf die Anzahl der darunter befassten Arten und Gattungen, aufge- stellt wurden.

Die erste Heerde enthält nur eine Familie, die zweite enthält deren doppelt so viel, und die dritte ist daran eilfmal reicher, als die beiden ersten Heerden zusammengenommen. Die beiden ersten Heerden sind gewissermaassen nur Halb- schlangen, nur Uebergangsihiere von den Würmern und Ei- dechsen zu den eigentlichsten Schlangen.

Was die Reihenfolge in der Zusammenstellung betrifft, so ist das allmälige Fortschreiten in steigender Entwicklung festgehalten worden. Daher wurde mit den wurmähnlichen Schlangen, als den mindesten auf der Eigenthümlichkeitsstu- fenleiter, angefangen, und durch die Schuppenschlangen zu den Schildschlangen hinauf gegangen.

In der Reihenfolge der Schuppenschlangen ist die nicht- giftige Familie der giftigen vorangeschickt.

Eben so stehen unter den Schildschlangen die nichtgifti-

Kol. XIY. P. 1. 34

266 F. A. Rırcıy,

gen voran, und erst auf sie folgen die leichtgifigen und end- lich die schwergifligen.

Die Schildschlangen ohne Giftzähne sind aus einem glei- chen Gesichtspuncte geordnet. Es ist mit denjenigen ange- fangen, deren Fress- und Beissgeräthe wenig entwickelt er- scheint, mit den Engmäulern, und von ihnen aus bis zu den Rüsselmäulern fortgeschritten. Zwischen diesen Extremen liegen die Schleichen, Nattern und Klauenschlangen mit zu- nehmender Erweiterung des Mauls in der Mitte.

In den einzelnen Familien dieser Heerde, so wie der fol- genden Heerden, sind immer diejenigen Gattungen vorange- schickt, deren Haut weniger oder kleinere oder gespaltene Schilder zeigt.

Eben so sind die zwei ersten Familien der Grossmäuler (oder noch richtiger der Breitmäuler, um sie von den höher stehenden Spitz- oder Rüsselmäulern zu unterscheiden), die Schleichen und Nattern, nach dem grossen Reichthum an Schildern geordnet. Bei der dritten Familie der Breitmäuler war eine andere Rücksicht aufzufassen, nämlich die Annähe- rung an die höher stehenden Eidechsen durch Entwicklung: eines Fussrudiments. Durch diese Eigenthümlichkeit stellt sich diese Familie schon an und für sich höher, als die übrigen Familien der Breitmäuler, und es kann daher nicht Wunder erregen, dass auch in dieser Familie das grösste und mächtigste Grossmaul, die Gattung Boa, liegt, und dass es eben die Boa ist, welche auch die stärkste Beschildung unter allen Schlangen dieser Heerde zeigt.

Uebrigens fängt die Familie der Klauenschlangen wieder- um mit einer solchen ‚Gattung an, welche noch ziemlich schwach beschildet ist, und führt in der Reihefolge der Gattungen bis zur stärkstbeschildeten Boa hinauf.

Die Rüsselschlangen zeigen in den constituirenden beiden

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Amphibien. 267

Gattungen wiederum eine steigende Ausbildung der Beschil- dung.

Die Rüsselschlangen machen durch die starke Entwick- lung des Mauls gewissermaassen den Uebergang zu den Gift- schlangen, weshalb sie unmittelbar vor diese gestellt worden sind. Auch die Erhebung des gewöhnlichen Aufenthaltsorts der Rüsselschlangen bis zur Höhe der Bäume nöthigt dazu, sie auf die letzte Staffel der Leiter der giftlosen Schlangen zu stellen.

Vor allen Dingen ist nicht zu vergessen, dass nicht nur jede Heerde, jeder Zug, sondern auch jede Familie und Gat- tung, ein Spielraum ist, worin es nach Maassgabe des jedesma- ligen Standpuncts ein Niederstes, Höchstes und Mittleres vor- kommt. Liegt doch die giftige Flusshyder, Chersydrus, mit dem unschuldigen Wärzling, /Zcrochordus, in einer Heerde; die riesenhafte Boz mit den kleinen Tortrix- und Eryxz-Arten in derselben Familie. Stehen doch, wie schon ‚oben angedeutet wurde, einige Arten der Gattung Elaps zu- nächst neben den Halbschlangen und Schleichen, während andere sich an die höheren Giftschlangen schliessen, so dass die langen spitzen und beweglichen Zähne des Oberkiefers, welche jedoch undurchbohrt bleiben, Merrem bestimmten, diese Gattung unter den giftigsten Schlangen aufzuführen.

Die Boen sind nicht nur als Grossmäuler, somit als Schlinger, die mächtigsten unter den giftlosen Schlangen, sondern auch als Winder, indem sie ihren Raub umwindend bemeistern und tödten. Diese Richtung der Kraftäusserung scheint, als durch die Reihe der giftigen Schlangen laufend und in den Boen ihre Vollendung erreichend, angenommen werden zu können, und um dieses anzudeuten, habe ich die giftlosen Schildschlangen Winder, Gyriophides, genannt.

Der zweite Zug der ächten Schlangen, nämlich derjenigen,

26

(07)

F. A. Rırcen,

bei denen einige Zähne des Oberkiefers durchbohrt sind, wurde nach ihren Aufenthaltsgegenden geordnet, wobei die Beschildung steigend zunimmt; denn bei dem Schlamm- meuchler, Pelamys, ist bloss der Kopf beschildet, bei dem Bungar selbst der Rücken, welches sonst nicht vorkommt.

Bei den Schlangen, welche im Oberkiefer nichts als Gift- zähne führen, wo somit die höchste Entwicklung der Fress- und Beisswerkzeuge gelungen ist, schien mir die Entwicklung des dem Maule entgegengesetzten Endes der Körperlänge einige Aufmerksamkeit zu verdienen. Die Schwanzbildung hängt zam Theile mit dem Aufenthaltsmedium zusammen, so dass die Schlangen mit seitlich zusammengedrücktem Schwanze dem Wasser, die mit rundlichem Schweife dem Lande ange- hören. Die eigenthümliche Bildung des Schwanzes der Klap- perschlangen scheint aber noch auf eine besondere Beziehung in Ansehung der Entwicklung des Schwanzes im Zusammen- hange mit der ganzen Stellung des Thiers hinzuweisen. Die Klapper der Klapperschlangen ist nämlich derjenige Theil des Schweifes, der bei der Häutung nicht abgeworfen wird. Hier also beginnt die erste Beständigkeit eines Haupttheils in der ganzen Abtheilung der Schlangen unter den Amphibien. Aus diesem Grunde habe ich die Beischwanzschlangen als beson- dere Familie aufführen zu sollen geglaubt. Hiemit steht im Einklange die vor allen andern schwergiftligen Schlangen reiche Beschildung der Klapperschlangen, so wie die vor allen übrigen Giftschlangen heftige Wirkung des Giftes dieser Gattung. Deshalb wurde die Klapperschlange als letzte und höchste Familie aller siebenzehn Schlangenfamilien aufgestellt. Die Gattungen der übrigen schwergiftigen Schlangen wurden nach der Beschildung geordnet und bei der grossen Zahl der schwergiftigen rundschwanzigen Schlangen wurde die Beschil- dung selbst als Trennungsgrund der Gattungen in zwei Fami-

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Amphibien. 269

lien, nämlich der schildarmen und schildreichen Vipern benutzt.

An der höchsten Stelle der starkbeschildeten Vipern steht die hackenschwanzige Gattung Ophryas, welche den Ueber- sang zu den Beischwanzschlangen oder Klapperschlangen ° macht.

TI. Starrleiber /Sterrichrotes.) Schildkröten (Chelonii:.)

Die Schildkröten lassen sich nach dem Bau ihrer Extre- mitäten eintheilen in: 1. Flossschildkröten, Zretmochelo- nes, welche Bewohner der Sce sind; 2. Schwimmhaut- schildkröten, Phyllopodochelones, welche sich im süssen Wasser aufhalten; 3. Gangfussschildkröten, Podochelo-

nes, welche dem trocknen Lande angehören.

Da diese zweite Hauptreihe der Amphibien nicht sehr zahlreich ist, so kann man sie als eine einzige Heerde betrachten, und diese nach der angegebenen dreifachen Ver- schiedenheit in drei Familien theilen.

A. Flossschildkröten, (Eretmochelones).

Die Familie der Seeschildkröten, Halichelones, oder Seetrotten, Mydae nobis, zählt die Gattungen: 1. Leder- schild, Sphargis, 2. Ziegelschild, Caretta nobis, 3. Rie- senschild, Chelone.

B. Schwimmhautschildkröten, (Phyllopodochelones).

Die Familie der Süsswasserschildkröten, Chersy-

270 F. A. Rırcen, %

drochelones, oder Blatttrotten, „/mydae nobis, umfasst die Gattungen: 1. Halbflosstrotte, Chelonia, 2. Knorpel- schild, Trionyx, 3. Nasentrotte, Matamata, 4. Sumpf- trotie, Zmys.

C. Gangfussschildkröten, (Podochelones).

Die Familie der Landschildkröten, Chersochelones, oder Landtrotten, Dysmydae nobis, enthält die Gattungen:

1. Diebtrotte, Clemmys, 2. Gewindschild, Terrapene, 3. Ballentrotte, Chersine.

Die Aufstellung der genannten Gattungen bedarf einer Rechtfertigung. Bekanntlich hat Merrem von der Gattung Chelonia Brong. getrennt: die Gattung Sphargis, in Rücksicht auf das lederne Schild. Ich finde dieses ganz passend, glaube aber, dass alsflann auch die ganz eigenthümliche Bedeckung der rechten Karettschildkröte Grund zur Abtrennung eines besonderen Geschlechts werden müsse. Was den innern Bau der Schuppenschildkröten, wie ich mir dieselben zu nennen erlaubt habe, betrifft, so weicht dieser auch sehr von dem der übrigen Seeschildkröten ab, und namentlich ist dieses bei dem Becken der Fall. Als lateinischer Gattungsname schien mir Caretta passend. Da die japanische Schildkrö- te halbflossige Füsse hat und sich in Süsswasserseen aufhält, so musste auch diese Art zur Gattung erhoben werden; um ihre Verwandtschaft mit den Seeschildkröten (Chelone) aus- zudrücken, habe ich sie Chelonia genannt.

Die Merrem’sche Gattung Zmys fand ich für nöthig zu trennen, da die Schwimmhaut zwischen den Zehen als Ein- theilungsmerkmal angenommen ward; ich habe daher dieje- nigen Arten der sogenannten Sumpfschildkröten, welche ohne Schwimmhaut sind, als Landschildkröten aufge-

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Amphibien. 271

führt, wofür ich sie denn auch wirklich halte. Als Benen- nung dieser Gattung habe ich Clemmys, Diebtrotte, gewählt,

Zufolge der ganzen Eintheilung bestände also die ganze Hauptreihe der Schildkröten aus drei Familien, wovon eine vier, die übrigen drei Gattungen zählen. |

Die Seetrotten zählen 7 Arten, die Süsswassertrolten 924, die Landtrotten 31. Die Zahl der Arten nimmt daher mit der Erhebung der Thiere aus der Tiefe der See bis zur Höhe des flachen Landes steigend zu.

Jede Familie zählt wenigstens ein Geschlecht, worin die Zahl der Arten gering ist.

Unter den Seetrotten sind die zwei ersten Geschlechter sehr schwach an Arten, denn von dem Lederschild sowohl als vom Schuppenschild giebt es nur je eine Art. Die Härte der äussern Bedeckung charakterisirt die Schildkröten ganz besonders, so dass die Geschlechter, welchen es an dieser Be- schaffenheit der Decke fehlt, nur als Uebergangsglieder er- scheinen. Die Gattung Lederschild schliesst gewissermaas- sen die Schildkröten an die weichhäuligen Fische und Mol- cher, die Gattung Schuppenschild an die geschuppten.

Unter den Süsswassertrotten zählt das Geschlecht Hals- flosstrotte 9, Knorpelschild”7, das Geschlecht Nasen- trotte2, das Geschlecht Sumpftrotte 14 Arten. Die beiden leiztern Gattungen sind hartschildig, umfassen daher vereint doppelt so viele Arten, als die Gattung mit knorpeligem Schilde. Die aus nur zwei Arten bestehende Gattung Ma- iamata ist durch die Kleinheit der harlen Bedeckung, worin sie dem Lederschild gleicht, merkwürdig. Auch sie ist als ein Uebergangsglied zu betrachten, und zwar zu den Molchern mit dicken und harten Schildern und mit Rüsselnasen, den Krokodilen. Die Chelonia macht das Mittelglied zwischen den Schildkröten des süssen und salzigen Wassers.

272 F. A. Rırsces,

Unter den Landtrotten sind die Arten mit Ballenfüssen, wel- che durch diesen Bau einigermaassen den Hufihieren unter den Landsäugthieren entsprechen, am zahlreichsten, nämlich 18 an der Zahl. Von Gewindschildern, die gespalteneZehen haben, bestehen nur 7 Arten nach Merrem. Von der Gattung Clem- mys, wohin ich zählen möchte die Arten Merrem’s: Emys punctata, planiceps, glutinata, centrata, subrufa, melanocepha- la, da diese, so viel ich weiss, gespaltene Zehen haben, wären also nur 6 Arten vorhanden. Diese Arten erscheinen als Ueber- gangsglieder der Landschildkröten zu den Sumpfschildkröten.

Noch habe ich über die Bezeichnung: Trotte Entschul- digung vorzubringen. Diese kann nur in dem Wunsche |lie- gen, die gewöhnliche dreisilbige Bezeichnung durch eine kür- zere zu erselzen und an das eigene plampe vierfüssige Auflre- ten dieser Thiere zu erinnern, auch klingt der Ausdruck mit Kröte, (Krotte), und mit Tortue verwandt.

Die meisten bekannten fossilen Arten sind unter den noch lebenden Gattungen enthalten; indessen glaube ich, dass viele Chelonier unlergegangen sind, und vielleicht gehören ei- nige fossile Ueberreste, die man andern Amphibien, z. B. den Krokodilen, zuschreibt, nicht diesen, sondern den Schild- krötenan. So scheint mir das von Cuvier in seinen Res. s. 1. 055. f0s$. T.Y. Part. II. Pl. XXIT. Fig. 13. abgebildete Schooss- bein einem Amphibium anzugehören, welches entweder eine Schildkröte war, oder dieser Formation sehr nahe stand.

Ich halte ferner zwar auch den sogenannten Plesio- saurus für eine Schildkrötengattung, nämlich für eine Schild- kröte mit weicher Haut, welche ich, wie bei den Schlangen und Eidechsen, mit Schuppen bedeckt vermuthe; indessen ist hier nicht der Ort, Gründe für diese Ansicht zu entwik- keln und ich führe daher den Plesiosaurus in der nachfol- genden Abtheilung noch als Eidechse auf.

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Amphibien. 273

II. Biegeleiber (Campsichrotes.) Molcher (Molgaei.)

Die dritte Hauptreihe der Amphibien, welche wir durch Molcher zu bezeichnen versuchen, ist so zahlreich, dass eine Eintheilung derselben in Heerden angemessen er- scheint. Nimmt man als Eintheilungsbeziehung den verschie- denen Bau der Organe des Ortswechsels an, so ergeben sich drei Heerden, nämlich Molcher: 1. mit Flügeln, Schwanz und Füssen, Schwingenmolcher (Pteromolgaei); 2. mit Schwanz und Füssen ohne Schwingen, Schweifmolcher (U: romolgaei ); 3. mit Füssen ohne Schweif und Flügel, Steiss- molcher (Pygomolgaei,).

A. Schwingenmolcher (Pteromolgaei), Dracher (Draconü).

Diese erste Heerde zählt nur eine einzige Familie, diese wiederum nur eine Gattung 91. Drache, Draco, mit drei Arten. Es mögen daher viele Thiere dieser Familie unterge- gangen seyn. Vielleicht gehörte Mantels /guanosaurus hier- her. Da die Leguane gemeinlich auf Bäumen leben, und der /guanosaurus sechzig Fuss lang gewesen seyn soll, so möchte er die Bäume schwer haben besteigen können; er war vielleicht dem Leguan nur in so fern verwandt, als die Gattungen Iguana und Draco einander sehr nahe stehn. Vielleicht findet man die Flugrippen.

Yol.X1V. P.1. 35

274 F. A. Rırcen,

B. Schweifmolcher (Uromolgaei).

Diese zweite Heerde der Molcher ist sehr STOSS, wes- halb sie in Züge abgetheilt werden kann.

Als Unterscheidungsmerkmal bieten sich die Athmungs- geräthe hier gewisser Maassen von selbst dar, da es eine Ei- genthümlichkeit dieser Heerde ist, dass bei manchen Gattun- gen mit Lungen, bei andern mit Kiemen gealhimet wird, wäh- rend noch andere anfangs Kiemen haben, später aber abwer- fen und dann mit Lungen alhmen. Hiernach gibt es drei Züge: 1. Lungenschweifmolcher, Pneumaturomolgaei, 9. Kiemenschweifmolcher, Branchiuromolgaei; 3. Wan- delschweifmolcher, Morphiuromolgaei.

a) Lungenschweifmolcher Eidechsen (Pneumaturo- molgaei, Saurü).

Dieser erste Zug der Schweifmolcher, die Eidechsen ist sehr zahlreich und lässt sich nach Verschiedenheit des Aufenthaltsorts und der damit zusammenhangenden Bildung der Extremitäten dreifach abtheilen in: 1. Seeeidechsen oder Flosseidechsen; 2. Fluss - oder Schwimmhautei- dechsen; 3. Land - oder Gangfusseidechsen.

aa) Flosseidechsen, Seeeidechsen. (Eretmosaurae, Halisaurae).

Die Seeeidechsenbilden eineFamilie, welche gänzlich aus un- tergegangenen Gattungen besteht. Diese sind: 1. Seelindwurm, Megalosaurus; 2 Fischeidechse Jchthiosaurus; 3. Halbei- dechse, Plesiosaurus; 4. Salzsumpfeidechse Halilimno- saurus nobis*) 5. Messereidechse, Saurocephalus Harlan.

*) Geosaurus Cuv., Mosasaurus Conybeare. M. v. meine kleine Abhandlung: Versuchte Wiederherstellung einiger Becken urweltlicher Thiere, in diesen Verhandlungen ,

Vol. XII. P.. 1. S. 329. ff,

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Amphibien. 275

bb) Schwimmhauteidechsen, Flusseidechsen. (Phyllopodosaurae, Potamosaurae).

Die Familie der Flusseidechsen ist die der Crocodile Crocodili, zu welcher die Merrem’schen Gattungen: 9. Kai- man, Alligator; 2. Chamsie, Champsa; 3. Gavial, Gavia-

lis gehören. Hierunter sind auch die bis jetzt bekannten fossilen Arten begriffen.

cc) Gangfusseidechsen, Landeidechsen. (Podo- saurae, Geosaurae).

Diese Abitheilung zerfällt nach dem verschiedenen Bau der Extremitäten in: 1. Kletterzeher, Anabaenodaetyli; 2. Gangzeher, Baenodactyli; und 3.Stümmelzeher, Colo-

dactyli.

aaa) Klettereidechsen (Snabaenosaurae).

Die Klettereidechsen, /nabaenae, machen eine Fa- milie aus, welche sich wieder nach dem Bau der Fusszehen theilt in die Gattungen: 1. Chameleon, Chamaeleo, mit Greifzehen; 2. Anolis, Znolis, mit ungleichen Lappenzehen ; 3.Gekko, Gecco, mit gleichlangen Lappenzehen.

bbb) Gangeidechsen (Baenosaurae).

Die Menge der Gangeidechsen ist so gross, dass sie einer weitern Abtheilung bedarf und dieses lässt sich nach der Beschaffenheit der Haut machen.

aaaa) Ganz geschuppt.

Die Familie der Schuppengänger, Pholidobaenae, be- steht aus den Gattungen: 1. Basilisk, Basıliscus; 2. Leguan,

Iguana; 3. Agame, Asgama; 4.Schleuderschwanz, Uro- mastyx.

276 F. A. Rırces,

bbbb) Kopf geschildet.

Die Familie der Kopfschildgänger, Cephalaspido- baenae, zählt die Gattungen 1. Temparare, Polychrus; 2. Leyerkopf, Lyriocephalus; 3.Skink, Seincus.

eccc) Bauch geschildet.

Die Familie der Bauchschildgänger, Zapaspidobae- nae, besteht aus der einzigen Gattung: 1. Warner, Faranus.

dddd) Kopf und Bauch geschildet.

Diese Familie könnte man Rückenschuppengän- ger, Notopholidobaenae, nennen. Die dahin gehörigen Gat- tungen sind: 1. Eidechse, Zacerta, 2. Stachelschwanz, Zonurus, 3, Teju, Tejus.

eeee) Kopf, Bauch und Rücken geschildet. Die Familie der Rückenschildgänger, Notaspidobae- nae, zählt nur das Geschlecht: 1. Kurzbein, Zachydromus.

ccc) Stümmeleidechse, (Colosaurae).

Diese grosse Abtheilung zählt nach dem Bau der Extre-

mitäten drei Familien. aaaa) Mit vier Füssen.

Die Familie der Schildbeinel, Aspidocolobi, umfasst die Geschlechter: 1. Kröpfling, Pneustes, 2. Nacktauge, Gymnophthalmus, 3. Schlich, Seps, 4. Vierzeh, Zetrada- etylus, 5. Chalzide, Chaleis, 6. Ringeleinzeh, Colobus, 7. Schindeleinzeh, Monodactylus.

bbbb) Mit nur 2 hintern Füssen.

Die Familie der Steissfüssel, „Zspidoachiri, besteht aus den Gattungen: 1. Zweifuss, Bipes, 2. Steisszeh, Pygo- dactylus, 3. Afterfuss, Pygopus, 4. Skeltopusik, Pseudopus.

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Amphibien. 277

cece) Mit nur zwei vordern Füssen. Die Familie der Schildhändel, 4spidochiri, zählt die einzige Gattung: 1. Streifling, Chirotes.

b) Kiemenschweifmolcher, (Branchiuromalgaei). Larvenmolche, (Dysmolgae).

Dieser zweite Zug der Schweifmolcher ist sehr klein; er enthält zwei Familien, welche sich durch den verschie- denen Bau der Extremitäten bilden.

aa) Handlarvenmolche, (Chirodysmolgae).

Die Familie der Handlarvenmolche, oder Kiem- händel besteht aus der einzigen Gattung: 9. Sirene, Siren.

bb) Fusslarvenmolche, (Pododysmolgae).

Die Familie der Fusslarvenmolche, oder Kiem- füssel, umfasst ebenfalls nur ein Geschlecht: 1. Kordyl,

Hypochthon.

c) Wandelschweifmolcher, Morphuromolgaei. Molche, Molgae.

Dieser dritte Zug der Schweifmolcher bildet nach Ver- schiedenheit des Aufenthaltsorts und des damit zusammen- hangenden Baues des Schweifes zwei Familien.

aa) Plattschwanzmolch, Wassermolch.

Diese Familie umfasst bloss die Gattung: 1. Wasser- molch, Molsge.

bb) Rundschwanzmolch, Landmolch.

Diese Familie zählt ebenfalls nur eine einzige Gattung: 1. Landmolch, Salamandra.

278 F. A. Rırcen,

C. Steissmolcher (Pygomolgaei). Frösche (Batrachii).

Diese dritte Heerde der Molcher theilt sich nach dem Bau der Füsse, welcher dem Aufenthaltsorte entspricht, in: 1. Blatifussfrösche oder Wasserfrösche; 2. in Kleb-

fussfrösche oder Lautfrösche; 3. Spaltfussfrösche oder Landfrösche.

a) Blattfussfrösche (Phyllopodobatrachi).

Die Familie der Wasserfrösche, Hydrobatrachi, möchte ich zusammen selzen aus folgenden Gattungen: 1. Wasserpipe, Pipa nobis; 2. Unke, Bombinator n; 3. Was- serfrosch, Palmirana n; 4. Kröte, Buflo; 5. Rohrkleber, Calamita n.

Um nämlich die mit Schwimmhaut versehenen Frösche von denen zu irennen, welche gespaltene Zehen haben, muss- ten getrennt werden die Merrem'schen Gattungen : 1. Pıpa in Pıpa und Pseudopipa; 2. Bombinator in Bombinator und Chascax; 3. Rana in Palmirana und Rana; 4. Calamita in

Calamita und H 'Yla.

b) Saugfussfrösche (Bdalsipodobatrachi)). Die Laubfrösche, Hylobatrachi, bilden eine kleine Familie, in so fern sie nur das einzige Geschlecht 1. Laub-

frosch, Hyla, umfasst, indessen ist die Zahl der Arten die- ser Gattung ziemlich gross.

c) Spaltfussfrösche ( Diadactylobatrachi). Die Familie der Landfrösche, Geobatrachi, ist aus den

Gattungen: 1. Kurzkopf, Breviceps; 2. Landpipe, Pseudo-

pipa; 3. Gähnfrosch, Chascax; und 4. Frosch, Stana, ge- bildet.

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Amphibien.

Dritte Hauptreihe: Molcher, (Molgaei): (5ı Gattungen).

Erste Heerde: Zweite Heerde: Schwingenmolcher Schweifmolcher ( Uromolgaei): (Pteromolgaei), . Seeeidechsen , Halisaurae, Gattungen . Drachen

. Crocodile, Crocodili, . . x » . Klettereidechsen,, Anabaenae, . . Schuppengängel, Pholidobaenae,

( Draconii.)

r. Drachen, Dracones ,

[op © ge Sure ES)

Erster Zug: 2 Gattungen. Eidechsen ,

Sauriü.

[0 0 |

to. Schildbeinel, Aspidocolobi, . . ı1. Steissfüssel, Aspidoachiri, . » 12. Schildhändel,, Aspidochiri, . »

Zweiter Zug:

Kiemenmolche? 13. Riemhändel , Chirodysmolgae, . Dysmolgae. 14. Kiemfüssel, Pododysmolgae, - Dritter Zug:

Molche,, Molgae.

15. Wassermolche, Hydromolgae, . ı6. Landmolche, Geomolgae, .

.

. Kopfschildgängel, Cephalaspidobaenae , . Bauchschildgängel , Zaparaspidobaenae,

29

. Rückenschuppengängel, Notopholidobaenae , 9. Rückenschildgängel , Notaspidobaenae ,

"NN " CcIrm SI 9 0a

[1

Gattungen 59

Dritte Heerde: Steissmolche (Pygomolgaei. Frösche (Batrachiü):

17. Wasserfrösche, Fydrobatrachi, 5 Gattungen. 18. Laubfrösche, Zylobatrachi, . ı 19. Landfrösche, Geobatrachi, . . 4

10 Gattungen.

Die für die molchartigen Thiere aufgestellte Einthei- lung muss aus dem eingangs und weiterhin Gesagten ihre Rechtfertigung schöpfen. Mir scheint jede erhebliche äusser- lich sichtbare Verschiedenheit in dem Bau derjenigen Glieder

280 F. A. Rırcen,

eines Thiers, wodurch es seine Spontanität äussert, von beson- derer Wichtigkeit und glaube, diese Unterschiede durch bezeichnende Heerden, Züge, Familien und Gattungen her- vorzuheben, sey ganz besonders nothwendig, wenn man einen richtigen Ueberblick über die Entfaltungen der Thierwelt verlangt. Wenn in einer bestimmten, speciellen Richtung sich sehr viele Arten finden, so ist es für einen solchen Ueberblick schon genug zu wissen, dass eben in dieser Rich- tung die Entfaltung sehr reich sey, und es kann schon gleich- gültiger seyn, ob hier eine Art mehr oder weniger aufgestellt werde. Nicht so bei den besondern Richtungen, wo die Zahl der Arten geringer ist. Wollte man hier nicht die spezielle Eigenthümlichkeit des Baues durch einen Gattungsnahmen hervorheben, so würde sie dem überblickenden Auge gar zu leicht entzogen werden. Meistens sind solche, an Arten arme Gattungen Uebergangsglieder zu oft sehr entfernt liegenden andern Heerden, Zügen und Familien u. s. w. und eben nur durch diese Mittelglieder wird der gegenseitige Zusammen- hang anschaulich.

Merrem hat in den Gattungen der Eidechsen diese Auf- gabe nach meiner Ueberzeugung gelöset. Hier habe ich daher nur die Familien und Züge, zusammenzustellen gehabt, damit nicht z.B. die nackten zweihäuligen Amphibien, Siren, und die schuppigen, Chirothes, weit auseinander geworfen werden, und damit man sehe, wie es aus diesem Mittelpunkt der Schwanzähnlichkeit der Entfaltung bis einerseits zu den Kro- kodilen und Seeeidechsen, anderseits zu den Fröschen fort- schreite.

In den Merrem’schen Gattungen der Eidechsen habe ich gar keine Veränderung vorgenommen und nur die Seeeidech- sen hinzugefügt.

Welche Veränderungen ich in Bezug auf die Froschge-

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Amphibien. 281

schlechter für nothwendig hielt, habe ich bereits durch Gründe zu unterstützen gesucht. Gegen die drei Familien der Frösche wird wohl Niemand Anstand erheben; was aber die Stellung der ganzen Heerde der Frösche betrifft; so würde es zu deren Anerkennung vielleicht nicht wenig beitragen, wenn fossile Riesenfrösche unbezweifelbar gefunden würden.

Die Abtrennung der fliegenden Amphibien von den nicht- fliegenden, als besondere Heerde, wird von denjenigen gros- sen Autoritäten gern gestaltet werden, welche die Pieroda- cetylen als nicht säugende Amphibien ansehen.

Die Zahl aller Amphibiengeschlechter von der Abithei- lung der Biegeleiber beträgt 51). Wenn man den Jguano- saurus zu den Drachern zählt, so umfassten diese 99 Gat- tungen in einer Familie. Die Molcher bestehn aus 39 Gat- tungen, ohne /guanosaurus, oder aus 40 Geschlechtern mit diesem Riesenmolcher, in 15 Familien und drei Zügen.

Die Frösche zählen 10 Gattungen in drei Familien.

Die grösste Breite der Entfaltung der molchartigen Amphibien liegt im Umfange der Eidechsen, welche 35 Gattungen zählen, somit mehr als das Doppelte aller übri- gen Geschlechter dieser Abtheilung.

Sehr wenige Gattungen haben dagegen die Kiemen- molche und die eigentlichen Molche, nämlich nur je 2. Unter diesen beiden Zügen sind die Kiemenmolche am ärmsten an Arten, da es in der Familie der Kiemhändel nur eine Art giebt; dasselbe gilt von den Kiemfüsseln.

Auch die Familie der Schildhändel zählt nur eine Art.

Die Familie der Steissfüssel enthält zwar 4 Gattungen,

allein jede derselben nur eine Art. Auch von den 7 Gattungen der Familie der Schildbei-

nel umfasst jede nur eine Art.

Veuh XIV: PT.

282 F. A. Rırcen,

Am zahlreichsten sind die Gattungen: /gama mit 33, Lacerta mit 27, Sceincus mit 9%, Gecco mit 230 Arten.

Nicht sehr arm an Arten sind die Wassermolche, da sie deren 11 zählen; dagegen giebt es nur wenige Arten von Landmolchen.

Von der Heerde der Frösche sind die Arten zahlreich, nämlich 71, wovon die meisten dem Wasser angehören, doch auch nicht wenige sich von der Erdoberfläche erheben, indem 95 Arten Klebfüsse haben.

Man sieht aus dem Gesagten, dass die Heerde der Dra- cher am schwächsten, die der Molcher am stärksten ist

und dass die Heerde der Frösche das Mittel auch der Zahl nach hält.

Amphzb en.

Erste Hauptreihe: Dritte Hauptreihe: Zweite Hauptreihe:

Schlangen, Molcher, Schildkröten, (Gattungen: 55). (Gattungen: 5ı). (Gattungen: 10). Erste Heerde: Erste Heerde: Familien 5, ineiner

Hautschlangen, Dracher, Heerde. Familie: ı. Familie: ı. Zweite Heerde: Zweite Heerde: Schuppenschlangen, Schweifmolcher,

Familien: 2. Erster Zug:

Dritte Heerde: Eidechsen, Familien: ıı

Schildschlangen , Rs Zug:

Erster Zug: Kiemenmolche, Winder, Familien: . 5 Familien: 2 Zweiter Zug: Dritter Zug:

Halbottern, Familien: 2 Molche, Familien: . 2

Dritter Zug: 2 Ottern, Familien: . 4 Dritte Heerde: ıı Frösche, Familien : 3.

ı4 Familien: ı9 Familien: Familien: 5. Schlangen. Molcher. Schildkröten.

Versuch einer natürlichen Eintheilung der Amphibien. 283

Vergleicht .man die drei Hauptreihen der Amphibien untereinander, so ergiebt sich, dass die erste Hauptreihe, welche die Schlangen umfasst, am zahlreichsten in Bezug auf die einzelnen Arten ist, nicht aber in Ansehung der Gat- tungen; denn darin ist sie von der dritten Hauptreihe, den Molchern, übertroffen. Am ärmsten ist die zweite Haupt- reihe, die derSchildkröten, sowohl an Arten als Gattungen.

In den Kiemenmolchern und Eidechsen mit ver- kümmerten Extremitäten liegt der Punct, wo sich die Schlangen an die Molcher, vermöge der Familie der Hautschlangen und Schuppenschlangen, anschliessen. Der Plesiosaurus verbindet die Eidechsen zugleich mit den Schlangen und Schildkröten.

Denkt man sich das erste Amphibium, wie man es wohl muss, als ein Thier, welches nicht bloss dem Wasser, sondern auch dem Lande und der Luft, daher allen drei Elementen zu- gleich angehören und desshalb diesem dreifachen Verhalten zu seinen Medien gemäss organisirt seyn musste, so kann man sich solches nicht wohl anders als ein, mit Schweif, Füssen und Schwingen versehenes, daher drachenartiges Geschöpf vorstellen, welches zu den bereits bestehenden Fischen hin- zukam. Die Mittelglieder zwischen Drache und Fisch konnten sich alsdann folgender Maassen bilden. Zuerst wur- den die Schwingen abgelegt und es blieben noch Füsse und Schweif, wodurch die Schildkröten in der Entfaltung nach der Breite und die Eidechsen in der Entfaltung der Länge entstanden. Nun wurden auch noch die Füsse abgelegt und es entstanden die geschwänzten fusslosen Schlangen, welche sich unmittelbar an die langgestreckten Fische anschlossen. Sollten nicht auch noch breite, schildkrötenartige Thiere ohne Extremitäten bestanden haben, welche die Uebergangs- stufe zu den breiten Fischen machten?

284 F.A.Rırcen, Fersuch einer natürlichen Eintheilung d. Amphibien.

Die Entstehung der Frösche unmittelbar vom Drachen aus, durch Ablegen des Schweifes, lässt sich nicht wohl zu- geben, da das Fehlen des Schwanzes als ein Bildungstypus er- scheint, welcher sowohl dem Drachen als dem Fische fremd ist, da beide geschwänzt sind. Man muss daher hier umge- kehrt eine Aufwärtsbildung aus dem Mittelpuncte und aus der Gesammtheit der geschwänzten Amphibien zu einem neuen, höhern Typus annehmen. Eine neue, letzte Schöp- fungsepoche für die Welt der Amphibien begönne also mit und in der Froschbildung. Mit diesem ganz eigenthümlichen Verhältnisse dürfte die Metamorphose der Molche und Frösche im Zusammenhang stehen.