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| gemeinnütziger populät-wiſfenſchaftlicker Vor üge,

1. Heft.

Dor dpal⸗ Nepedil iauen der Aukunlk

und deren ficheres Ergebniß,

verglichen mit den bisherigen Forſchungen auf dem arktiſchen Gebiete.

Vortrag gehalten von Carl Weyprecht,

k. k. Schiffslieutenant. 3 Bogen. Geheftet. Preis 30 kr. ö. W. = 60 Pf.

Die arktiſche Frage, die nach den Franklin⸗Expeditionen für lange Zeit beſeitigt ſchien, iſt wieder mehr als je in den Vordergrund getreten und bejchäf- tigt die wiſſenſchaftlichen Kreiſe aller Nationen. Oeſterreich, Amerika, Schweden, Deutſchland haben ihrer Löſung in den letzten Jahren enorme Opfer gebracht, und neuerdings wieder hat England eine Expedition im großartigſten Style aus⸗ geſandt, deren Ziel die Erreichung des Poles ſelbſt iſt.

Oeſterreich it durch feine denkwürdige zweijährige Expedition und durch die Entdeckung von Franz⸗Joſefsland ruhmreich in den Kampf um die arktiſche Palme eingetreten und tritt neuerdings an die Spitze eines Unternehmens, das geeignet iſt, der arktiſchen Frage eine ganz neue Richtung zu geben.

In dem vorliegenden Vortrage tritt der Verfaſſer auf das Entſchiedenſte gegen die Ziele der vergangenen Expedition auf und entwickelt an der Hand ſeiner reichen Erfahrungen, auf wiſſenſchaftliche Gründe geſtützt, den Plan zu einer internationalen Expedition mit rein wiſſenſchaftlichen Zwecken. In die Details des Unternehmens eingehend, giebt er Auskunft über die Schritte, welche bis jetzt zu ſeiner Realiſirung geſchehen ſind.

A. Hartleben's Verlag in Wien, Peſt und Leipzig.

Epoche macht.

Vortrag IR

gehalten 8 a

zum Beften des Leſevereins der deutlcken Studenten Wiens Er von Br

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Franz Brentano, 1

ord. Profeſſor der Philoſophie an der k. k. Univerſität zu Wien. SR)

ö Fr, . Wien. Peſt. Leipzig. RD 7 j

A. Hartleben's Verlag. * 1876.

(Alle Rechte vorbehalten.)

Druck von G. Giſtel & Co., Wien, Auguſtinerſtraße 12,

Vorwort.

Mlein Vortrag ſpricht von Erſcheinungen einer frühen Vergangenheit: aber die Intereſſen unſerer Tage ſind es, die

er vorzüglich im Auge hat. Und nichts dürfte geeigneter ſein,

ſie zu fördern, als der Blick auf fernentrückte Ane in welchen die näherliegenden ſich ſpiegeln.

Die Philoſophie lebt in einer Zeit des Ueberganges und der Gährung. Mehr und mehr hat die Ueberzeugung ſich Bahn gebrochen, daß die gerühmteſten Syſteme der letzten Decennien nichts anderes als Ausartungen der Wiſſenſchaft geweſen ſind: aber noch immer fehlt viel daran, daß dieſe Er— kenntniß ein Allgemeingut geworden wäre; und noch weniger iſt man über die wahre Natur des Uebels und ſeine Urſachen ſich klar geworden. So kann es geſchehen, daß Viele, die von den letzten Denkern ſich abwenden, auf ſolche Lehren zurückgreifen, die entweder ſelbſt bereits die Anfänge der gleichen Krankheit oder, in entgegengeſetzter Richtung ausſchreitend, die Urſache von ihr enthielten. Ihre Fehler hatten die ſpäteren Mißſtände als Reaction zur unausbleiblichen Folge. Insbeſondere aber fehlt es auch nicht an Forſchern, welche das anererbte Uebel nicht ſowohl zu heilen als einer erwachenden Kritik gegenüber

zu verdecken beſtrebt ſind. Ihr Bemühen mag uns als ein Zeichen der nahenden Beſſerung gelten: ein Mittel dazu bietet es ſicher nicht; ja es ſchafft mehr als jedes andere dafür ein Hemmniß.

Keine von dieſen falſchen Richtungen iſt in dem Vortrage unberückſichtigt geblieben: doch geht er ſelbſtverſtändlich nicht über bloße Andeutungen hinaus. Alles Weitere bleibt dem eigenen Nachdenken überlaſſen. Aber die Thatſachen, und zumal die Analogien zwiſchen antiken und modernen Verhält⸗ niſſen, ſprechen klar genug für ſich ſelbſt; und ſo darf ich hoffen, daß auch ein Wort, welches nicht mehr als eine einfache Anregung enthält, nicht nutzlos geſprochen ſein werde. Vielleicht wird es ſogar wie in anderen Fällen auch hier in erfreulicher Weiſe ſich bewähren, daß die Belehrung, die von Innen ſtammt, am willigſten Gehör findet.

‚Was für ein Philoſoph manchmal Epoche macht“ das iſt ein Titel recht nach neueſtem Schnitte. Wie ſollten Sie ſich da nicht wundern, wenn ich ſage, daß in der modernen Hülle ſich ein antiker Kern verbirgt? Der Denker, für welchen ich Ihre Aufmerkſamkeit in Anſpruch nehmen möchte, iſt weder Hegel noch Schopenhauer, noch auch der Philoſoph des Un— bewußten, der jetzt vor Anderen der Held des Tages geworden iſt. Sein Name iſt Plotin, und er lebte und ſtarb vor mehr als ſechzehnhundert Jahren.

Plotin! wer war dieſer Plotin? Die Philologen kennen ihn wohl und haben als treue Hüter aller Reliquien des Alterthums neue Ausgaben ſeiner Enneaden veranſtaltet: aber ſchon die Philoſophen befaſſen ſich wenig mehr mit dem Studium ſeiner Werke, und der Laienwelt iſt der Name ſelbſt ſo gut wie unbekannt.

Das war anders zu anderen Zeiten. Alt und Jung Reich und Arm, Vornehm und Gering, Alles drängte ſich zu ſeinem Lehrſtuhle. Hunderte von begeiſterten Verehrern ſtießen für ſeinen Ruhm in die Poſaune. Ja die auszeichnende Be— günſtigung, die man in Preußen noch vor Kurzem der Hegel'ſchen Schule zu Theil werden ließ, hat die Schule Plotin's auf einem ungleich ausgedehnteren Schauplatze gefunden: in dem ganzen, weiten Römerreich iſt ihre Lehre für einen Augenblick ſozuſagen Staatsphiloſophie geworden.

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Die große Bewegung der Geiſter, die Plotin hervorrief, der weittragende Einfluß, den ſeine Anſchauung gewann, knüpfen an ſeinen Namen ein bleibendes hiſtoriſches Intereſſe. Und wenn die Gegenwart ſeinen Speculationen keinen wahren Werth zugeſteht, ſo liegt gerade in dem Contraſte zwiſchen der früheren und ſpäteren Würdigung ein neues Moment, das unſere Aufmerkſamkeit verdient. An welches Urtheil ſollen wir uns halten? An das der Vorzeit? wie läßt ſich dann die jetzige Geringſchätzung begreifen, da doch ein Demokrit, Sokrates, Platon und andere Denker des Alterthums noch immer hoch in Ehren ſtehen? Wenn aber, wie zu vermuthen, das Urtheil der Nachwelt das gerechtere iſt; wenn jo wenig wiſſen⸗ ſchaftlicher Geiſt den Forſchungen Plotin's innewohnt, daß ent⸗ weder ſie nicht den Namen einer Philoſophie, oder die Philoſophie nicht den Namen einer Wiſſenſchaft verdient: ſo erhebt ſich die Frage, wie denn ſeine eigene Zeit, die doch bereits wahre Größen der Wiſſenſchaft, einen Archimed, einen Hipparch und in der Philoſophie ſelbſt einen Forſcher wie Ariſtoteles vor ſich hatte, wie, ſage ich, eine ſolche Zeit den haltloſeſten Träumereien mit bewundernder Verehrung lauſchen konnte. Jedenfalls ſtehen wir vor einem Räthſel.

Bei Plotin gehören Leben und Lehre innig zuſammen. Werfen wir einen Blick auf beide.

Das Leben Plotin's hat bereits ſein unmittelbarer Schüler Porphyrius beſchrieben. An ſeinen Bericht vorzüglich werde ich mich halten. Manches darin klingt allerdings märchenhaft; aber Porphyrius macht auch dieſe Ausſagen als redlicher Zeuge, wie er denn nirgends, wo in ſeiner Kenntniß eine Lücke iſt, ſie mit Conjecturen oder gar mit willkürlichen Erfindungen aus⸗ zufüllen wagt. So liegt auch in dem Unglaublichen, was er berichtet, ein werthvolles hiſtoriſches Zeugniß; es zeigt uns, was die nächſte Umgebung Plotin's, ja was dieſer ſelbſt über ſich ſelbſt zu glauben fähig war.

Plotin wurde geboren im Jahre 205 nach Chr., alſo 800

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Jahre, nachdem Thales den Grundſtein zur griechiſchen Philoſophie gelegt, und 527 Jahre, nachdem Ariſtoteles ſein Forſcherauge für die Welt irdiſcher Erfahrungen geſchloſſen hatte.

Ueber ſeine erſte Jugend ſind wir faſt ohne Nachrichten; denn Plotin verweigerte darüber faſt jede Auskunft. „Er ſchien,“ ſagt ſein Biograph, „ſich zu ſchämen, daß ſeine Seele in einem Körper wohne. Deshalb konnte er es nicht ertragen, wenn man ihn nach Vorfahren, Eltern oder Vaterland frug. Völlig ent⸗ rüſtet wurde er darum auch bei der Zumuthung, er möge ſein leibliches Angeſicht von einem Maler oder Bildhauer nachbilden laſſen. „„Wie?““ rief er ſeinem Schüler Amelius zu, als dieſer ihn einſt mit ſolchen Bitten beſtürmte, „„wie? dir ſcheint es nicht genug, daß ich dieſes Bild ſelbſt mit mir herumtrage, mit welchem die Natur mich von Anfang an umkleidet hat? du meinſt gar, ich ſolle überdies von dieſem Bild ein bleibenderes Bild wie ein ſehenswürdiges Werk hinterlaſſen?““

Doch in dieſem Stücke überliſteten ihn ſeine Anhänger. Ein Maler, den ſie in die Schule brachten, fertigte ſein Bildniß nach der Erinnerung.

Ebenſo wußte man auf Umwegen das Jahr ſeiner Geburt zu ermitteln. Sein Arzt, wahrſcheinlich unter dem Vorgeben, eine genauere Kenntniß ſeines Alters ſei bei der Behandlung von Wichtigkeit, entlockte ihm das Geheimniß. Ueber den Tag ſeiner Geburt, den die Schüler gern feſtlich begangen hätten, konnten ſie dagegen nichts erfahren. Und ebenſowenig kennt Porphyrius ſeinen Geburtsort. Spätere nennen als ſolchen Lykopolis in Aegypten.

So fließt zunächſt unſere Quelle ſpärlich. Nur einen Zug weiß Porphyrius aus ſeiner Kindheit zu erzählen, und dieſer iſt eigenthümlich genug. Bereits acht Jahre alt, zu einer Zeit, da er ſchon die Schule beſuchte, trank Plotin noch an der Bruſt ſeiner Amme. Als aber dieſe ihn ſchalt und einen läſtigen Jungen nannte, entſagte er endlich dieſer Weiſe der Ernährung.

Nun verlieren wir ihn für lange Zeit aus den Augen und finden ihn erſt als achtundzwanzigjährigen jungen Mann in

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Alexandrien wieder, eben im erſten Nachdenken über philoſophiſche Fragen begriffen.

Alexandrien, die geniale Schöpfung des großen Make⸗ doniers, blieb, auch nachdem Aegypten dem Scepter Rom's ſich gebeugt hatte, noch lange eine Weltſtadt im großartigſten Sinne. Fremde aus allen Ländern ſtrömten in ſeinem Hafen zuſammen. Hellenen und Barbaren, Juden und heidniſche Völker, Orient und Occident tauſchten hier mit den Waaren zugleich auch die Ideen aus. Das Muſeum und die großen Bücherſchätze, welche die Ptolomäer in Bruchium und im Tempel des Serapis aufgehäuft hatten, waren der Mittelpunkt einer ausgebreiteten literariſchen Thätigkeit. Hier lebten die gelehrten Commentatoren des Platon und Ariſtoteles, hier hatte Aeneſidem für den Skepticismus epochemachend gewirkt, hier Philo der Jude die Samenkörner einer theologiſch-philoſophiſchen Speculation ausgeſtreut. Zur Zeit des Plotin beſaßen alle bedeutenden Schulen des Alterthums in Alexandrien ihre Vertreter.

Plotin ſuchte, einen um den anderen, die Lehrer auf, welche am meiſten eines Rufes ſich erfreuten. Aber das philologiſch gelehrte Commentiren, zu welchem die einen ihn anleiten wollten, war nicht das, wonach er verlangte; die Skepſis der andern war durchaus ſeinem Sinne fremd; und ebenſowenig konnten die Epikureer oder die Stoiker ihn be— friedigen, alle etwas vom Skepticismus angekränkelt und in Eklekticismus ausgeartet.

Da verfiel Plotin in Traurigkeit und tiefe Schwermuth.

In dieſer Stimmung, da jede Hoffnung ſchwinden wollte, fand ihn ein Freund und beredete ihn zu einem letzten Verſuche. Er führte ihn zu Ammonius.

Dieſer Ammonius war ein ſeltſamer Geiſt. Er war Chriſt geweſen und Heide geworden, und er war Sackträger geweſen und Philoſoph geworden. Nach ſeiner früheren Beſchäftigung gaben ihm die Leute den Beinamen Saccas, d. i. der Sackträger. Seine Schüler aber nannten ihn Fsodidarrog „der Gottbelehrte“; denn dieſelben ſchrieben ihm göttliche

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Eingebungen zu. Und in Wahrheit, aus den Säcken wenigſtens, die er getragen, konnte Ammonius ſeine ſpeculativen Ideen nicht wohl genommen haben.

Seine Lehre, über die wir nur ſehr unvollkommen unter- richtet ſind, war enthuſiaſtiſch, myſtiſch, ſchwärmeriſch.

Plotin war hingeriſſen. „Dieſer iſt's, den ich ſuchte,“ rief er ſeinem Freunde zu, als der Vortrag ſchloß; und ſofort verband er ſich dem Meiſter und gehörte bald zu ſeinen ver— trauteſten Schülern. Acht Jahre blieb er bei ihm und verließ ihn nicht mehr bis zu ſeinem Tode. Auch ſpäter, auf der Höhe ſeines Anſehens, hat Plotin immer Ammonius als den— jenigen genannt, dem eigentlich der Ruhm gebühre.

Um jene Zeit, im Jahre 242 nach Chr., geſchah es, daß Kaiſer Gordian einen Feldzug gegen die Perſer unternahm. Plotin, dem gewiß Ammonius die Weisheit des Orients ge— prieſen hatte, ſchloß ſich, nach geiſtigen Eroberungen begierig, dem Heere an. Aber das Glück war Gordian nicht günſtig; er verlor in Meſopotamien Sieg und Leben, und Plotin ſelbſt rettete ſich nur mit Mühe nach Antiochien.

Bei dieſer Gelegenheit mochte Plotin mit manchem edlen

Römer freundſchaftliche Beziehungen angeknüpft und die Ueber—

zeugung gewonnen haben, daß auch in der Hauptſtadt des Erdkreiſes ein für ſeine Speculationen empfänglicher Boden ſich finde. Er wandte ſich nach Rom.

Vierzig Jahre alt betrat er die Stadt.

Alsbald eröffnete er eine Schule, legte ſeine Lehre dar, beſprach die Anſichten der vornehmſten Commentatoren zu Platon und Ariſtoteles, forderte aber auch die Schüler zu activer Theilnahme an der philoſophiſchen Unterſuchung auf.

Sein Biograph ſchildert ihn als von unerſchöpflicher Geduld und Sanftmuth und weiß auch die Kraft ſeiner Dialektik und die Schnelligkeit, mit welcher er Schwierigkeiten zu löſen und den richtigen Weg zur Ueberzeugung zu finden wußte, nicht genug zu rühmen. Doch andererſeits hören wir ihn klagen, die Schule ſei voll geweſen von Unordnung und

vielem Geſchwätze, ſo daß dieſe Uebelſtände Plotin ſchließlich genöthigt hätten, ſeine Lehre ſchriftlich aufzuzeichnen. Jene Meiſterſchaft im Dialoge, die einſt Sokrates eigen geweſen, werden wir alſo unſerem Philoſophen kaum zuſchreiben dürfen.

Wie dem auch ſei, jedenfalls ſind logiſche Schärfe und Gewandtheit etwas, was immer nur eine kleine Zahl zu würdigen verſteht: Plotin aber wußte mit ſeinen Vorträgen die weiteſten Kreiſe anzuziehen. Dazu trug nicht wenig die Begeiſterung bei, die aus ſeiner Rede hervorleuchtete. Seine Züge waren ſchon von Natur edel und anmuthig; aber ihre Schönheit erhöhte ſich, wenn er ſprach. Sein Antlitz wurde dann wie ſtrahlend, und leichte Schweißtropfen perlten auf ſeiner Stirne. Der Ausdruck war geſpannt, gedankenſchwer, kurz und enthuſiaſtiſch. Man fühlte, wie er nicht auf die Worte achtete, ſondern ganz in die Sache vertieft war.

Was er ſprach, floß aus der Fülle ſeiner Betrachtung; denn immer war er in ernſtem Nachdenken begriffen, mochte er allein ſein oder mit Anderen verkehren. Er war ſo vollkommen geſammelt, daß er, im Schreiben und vielleicht mitten in einem Satze unterbrochen, wenn er nach geraumer Zeit dazu zurück— kehrte, nie nöthig hatte, auch nur ein Wort von dem zu über— leſen, was er geſchrieben. Er fuhr fort, als hätte er den Griffel nie aus der Hand gelegt.

Auch im Uebrigen war feine Lebensweiſe eine eigenthüm— liche und erinnert ſtark an das, was in unſeren Heiligenlegenden berichtet wird. Er ſchlief wenig und nahm nur kärgliche Nah— rung zu ſich. Selbſt Brod genoß er nicht häufig; Fleiſchſpeiſen wies er gänzlich und ſogar in Zeiten der Krankheit zurück. Eben— ſowenig erlaubte er ſich jemals den Gebrauch von Bädern. Und für alle dieſe Entſagung fand Plotin reichen Lohn in der Wonne der Betrachtung, namentlich der Betrachtung göttlicher Dinge.

Die Perſönlichkeit des Plotin und ſeine Lehre machten in Rom den gewaltigſten Eindruck. Philoſophen, Aerzte, Senatoren, Staatsmänner und auch Frauen aus den vornehmſten Geſchlech— tern ſchloſſen ſich ihm an. Sein Haus füllte ſich mit Knaben

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und Mädchen, die von ſterbenden Eltern ihm anvertraut wurden; und er ſorgte für die Kleinen und ihr Vermögen mit praktiſchem Sinne und aufopfernder Hingebung. Sehr häufig wurde er bei Streitigkeiten zum Schiedsrichter gewählt; und obwohl er viele Jahre hindurch unzählige Male des Amtes waltete, niemals hat er ſich dabei mit einer der Parteien verfeindet.

Selbſt bei dem Kaiſer Galienus und der Kaiſerin Salonina ſtand Plotin in höchſten Ehren. Und faſt hätte der Kaiſer ihm erlaubt, eine zerſtörte Stadt Campaniens unter dem Namen Platonopolis wieder aufzubauen. Plotin ſelbſt mit allen ſeinen Freunden wollte ſich dort niederlaſſen, und ſie ſollte nach den Geſetzen Platon's regiert werden. Doch gelang es einigen am Hofe einflußreichen Männern, durch ihre kräftigen Gegenvorſtellungen die Genehmigung des etwas abenteuerlichen Planes zu hinter— treiben. ö

Wollte man den Berichten des Porphyrius Glauben ſchenken, ſo hätten den Plotin nicht blos die Menſchen, ſondern auch die Götter durch beſondere Gunſtbezeigungen ausgezeichnet. Seine Contemplation ſoll ſich oft bis zur höchſten Stufe über— natürlicher Ekſtaſe erhoben haben. In den ſechs Jahren, in welchen Porphyrius mit Plotin verkehrte, wäre dieſer nicht weniger als viermal zur vollen Vereinigung mit der Gottheit gelangt, während Porphyrius ſelbſt ein ſolches Glück nur einmal in ſeinem Leben, und zwar im achtundſechzigſten Jahre ſeines Alters, erfahren haben will.

Noch in anderen Beziehungen behauptet er eine wunderbare Bevorzugung ſeines Meiſters durch die überirdiſchen Mächte.

Jeder Menſch hat nach der Schule Plotin's eine Art von Schutzengel, einen Dämon, der ihn geleitet. Aber Plotin's per— ſönlicher Schutzgeiſt ſoll kein Dämon, ſondern ein Weſen höheren Ranges geweſen ſein. Porphyrius erzählt als Beweis dafür fol— gende Begebenheit. Ein ägyptiſcher Prieſter, der Plotin in Rom beſuchte, verſprach ihm den Dämon zu zeigen, der ihn ſchütze. Die Beſchwörung fand im Tempel der Iſis ſtatt. Aber ſiehe da! ſtatt des Dämons erſchien ein Gott, der nicht mehr in die Gattung

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der Dämonen gehörte. „Selig biſt du, o Plotin,“ habe da der Aegyptier gerufen, „der du ſtatt eines Dämons einen Gott haſt, und nicht aus einem geringeren Geſchlechte den Führer deines Lebens erloſteſt.“ „So,“ ſagt Porphyr, „hatte Plotin ſchon durch die Natur ſelbſt etwas vor den Uebrigen voraus.“ Freilich klingt es etwas verdächtig, wenn Porphyrius beifügt, dieſen Gott habe man damals weder etwas fragen, noch auch länger als einen Augenblick ſehen dürfen, weil, wie der Aegyptier ſagte, ein Freund, der mit dabei war, die (Opfer-) Vögel, die man ihm zum Aufheben in die Hand gegeben, erdrückt hatte, ſei es aus Neid, ſei es aus Schrecken.

Ein anderes Mal ſoll der höhere Schutz, deſſen Plotin genoß, ſich gezeigt haben, als ein gewiſſer Olympius aus Alexandrien ihm mit Zaubermitteln nachſtellte. Dieſer mußte es erleben, daß alle ſeine Verſuche ſich gegen ihn ſelbſt kehrten. „Wehe!“ rief er zu ſeinen Gefährten, „die Seele dieſes Plotin hat eine ſo ungeheuere Macht, daß ſie die Schläge, die man gegen ſie richtet, ſofort auf den Angreifer zurückfallen läßt.“ Plotin aber ſagte zu derſelben Zeit denen, die mit ihm waren: „Jetzt wird Olympius der Leib wie ein Geldbeutel zuſammengeſchnürt, und alle ſeine Glieder reiben ſich aneinander.“

Noch ein ſtolzes Wort berichtet Porphyrius von ihm. Amelius hatte ihn aufgefordert, mit ihm zu der Stätte zu gehen, wo er den Göttern opferte. „Nicht meine Sache,“ entgegnete Plotin, „iſt es, zu ihnen, ſondern die ihrige, zu mir zu kommen.“ „Wie er aber dazu komme,“ fügt Porphyrius bei, „ſo Hohes von ſich zu ſprechen, das konnten wir weder ſelbſt uns erklären, noch wagten wir, ihn darüber zu fragen.“

Der Aſtrologie war Plotin nicht grundſätzlich feind. Er glaubte, unbeſchadet der Freiheit laſſe ſich das Schickſal der Menſchen in den Sternen leſen. Aber von denen, welche ſich als Aſtronomen rühmten, hätten viele die Kunſt nicht inne.

Er ſelbſt hatte zuweilen auf andere und mehr unmittel— bare Weiſe einen Einblick in's Verborgene und in die Zukunft.

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Einer Witwe, Namens Chione, die mit ihren Kindern im Haufe des Plotin wohnte, wurde eine koſtbare Halskette ent- wendet. Plotin ließ alle Sklaven und Hausgenoſſen verſammeln, ſchaute jedem Einzelnen in's Geſicht, und indem er dann auf einen von ihnen hinwies, ſagte er: Dieſer hat den Schmuck genommen. Der Burſche verlegte ſich auf's Leugnen, bis er end— lich, durch Schläge zum Geſtändniſſe gebracht, das geſtohlene Gut zurückgab.

Ein anderes Mal ſagte Plotin von einem Knaben ſeine ſpäteren ſittlichen Ausſchweifungen und ſeinen frühen Tod voraus.

Und von ſich ſelbſt erzählt Porphyrius, er ſei einſt mit dem Gedanken umgegangen, ſich den Tod zu geben; da habe Plotin ſeine geheimen Abſichten erkannt und ihn von ihrer Aus- führung zurückgehalten.

Auch beim Tode des Plotin und nach demſelben fehlte es nicht an wunderbaren Zeichen. Er ſtarb 270 n. Chr. in einem Alter von 66 Jahren. Einem Magenleiden unterworfen, hatte er nur tägliche Reibungen dagegen angewendet. Da eine Peſt ausbrach und die Männer, welche ihm dieſen Dienſt zu leiſten pflegten, wegraffte, hatte dies für ſeine Geſundheit ſchlimme Folgen. Er wurde nach und nach contract an Händen und Füßen und verlor auch den Gebrauch der Sprache. Dies ver— anlaßte ihn, ſich aus der Stadt zurückzuziehen. Man brachte ihn nach Campanien, auf ein Landgut, das der Familie eines ver— ſtorbenen Freundes gehörte. Die Stunde ſeiner Auflöſung war nahe. Seine vertrauteſten Schüler, Porphyrius und Amelius, waren abweſend; der eine in Sicilien, der andere in Syrien. Sein treuer Arzt Euſtochius, der in Puteoli wohnte, eilte auf die Nachricht von ſeiner ſchweren Erkrankung zu ihm. Es war zu ſpät. Da Euſtochius eintrat, erlangte Plotin plötzlich die Gabe der Sprache wieder und rief dem Freunde entgegen: „Auf dich nur habe ich gewartet und ſtrebe jetzt das, was in mir göttlich iſt, zu dem Göttlichen, das im Weltall lebt, zurückzuführen.“ Mit dieſen Worten gab er ſeinen Geiſt auf. Bei ſeinem letzten Athemzuge, erzählt Porphyrius weiter, ſei ein Drache unter

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dem Bette, auf welchem Plotin lag, hervorgekommen und, nachdem er das Gemach durcheilt, in einer Maueröffnung ver⸗ ſchwunden. 5

Amelius frug beim delphiſchen Orakel an, welches Schickſal der Seele des Verſtorbenen zu Theil geworden. Der Gott antwortete mit einundfünfzig hinkenden Hexametern voll ſchwülſtiger Lobpreiſungen. Plotin, heißt es darin, weile da, wo die Brüder Minos und Rhadamanthys, wo der gerechte Aeacus, wo Platon's heilige Kraft, wo der ſchöne Pythagoras ſammt allen jenen wohne, die bereits in den Chor unſterblicher Liebe eingegangen ſeien, gleichen Looſes theilhaft mit dem Ge— ſchlechte der ſeligſten Dämonen.

Freuen wir uns dieſer für die Freunde unſeres Philo— ſophen gewiß ſehr tröſtlichen Offenbarungen, und wenden wir, über das Seelenheil des Mannes beruhigt, uns der Betrachtung ſeiner Lehre zu.

Nicht ganz unvorbereitet treten wir an die Lehre Plotin's heran; aber freilich nicht ſowohl für ihr Verſtändniß, als auf ihre Un verſtänd lichkeit. Myſtiſches Dunkel und ein freies Schweifen der Phantaſie in unbekannten Regionen: das iſt, worauf jeder von uns gefaßt ſein wird. Und dieſe Er— wartung wird er reichlich beſtätigt finden ſchon in den wenigen Grundzügen, auf die ſich meine Darſtellung beſchränken wird. Denn lange Zeit Sie auf den Pfaden Plotiniſcher Specula⸗ tionen umherführen, hieße die Geduld meiner geehrten Hörer und Hörerinnen auf eine allzu harte Probe ſtellen.

Auch das Leben Plotin's war abſonderlich. Es iſt in der That gleichſam eine Verkörperung ſeiner Lehre. Aber im Leben gewinnt Alles Farbe, wenn man ſie auch bei einem Leben, wie Plotin es führte, nicht wohl mit Goethe als grün und golden bezeichnen kann. Die Theorie dagegen, ſagt der Dichter, iſt grau, und die Speculationen Plotin's ſind ganz beſonders ein Reich der Schatten.

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Auch dürften wir über das, was wir hinſichtlich der Lehre Plotin's vorzüglich zu erkennen wünſchten, aus ſeinem Leben allein ſchon hinreichenden Aufſchluß gewonnen haben. Keiner von Ihnen wird noch daran zweifeln, daß das Urtheil der Nachwelt ein gerechtes iſt, wenn es ſeiner Philoſophie jede wiſſenſchaftliche Bedeutung abſpricht. Als einen edelgeſinnten und für hohe Ideale begeiſterten Mann mögen wir Plotin bewundern: als einen ruhigen Beobachter von Thatſachen, oder auch als einen nüchtern berechnenden Verſtand, der mit logiſcher Schärfe die Conſequenzen zieht und Schritt für Schritt ſich von der Sicherheit oder Wahrſcheinlichkeit ſeiner Gedankenverbindungen Rechenſchaft giebt, mit einem Worte als einen beſonnenen und in irgend welchem Sinne wahrhaft wiſſenſchaftlichen Forſcher werden wir ihn nicht gelten laſſen.

Welches iſt das erſte Princip aller Dinge?

Iſt es etwas Körperliches? ſo hatte Thales, jo hatte Demokrit es gefaßt. Iſt es ein weltbildender Verſtand? dafür hatte Ariſtoteles es erklärt. Nach Plotin iſt beides unrichtig.

Alles Körperliche hat Theile, iſt alſo eine Vielheit; und auch der Verſtand iſt eine Vielheit, denn er enthält in ſich die Zweiheit des Denkenden und Gedachten. Aber eine Vielheit kann das erſte Princip nicht ſein, da jede Vielheit eine Einheit vorausſetzt. Die erſte und höchſte unter allen Urſachen der Dinge iſt alſo weder etwas Körperliches noch ein göttlicher Verſtand, ſondern das ſchlechthin Eine.

Was dieſes Eine ſei, vermögen wir nicht zu ſagen. Kein Name ſteht uns zu Gebote, der ſein Weſen entſprechend bezeichnete. Es iſt nicht Denken; es iſt nicht Sein. Nicht aber als ob es deshalb Mangel hätte: es überragt nur ſowohl Denken als Sein. Es iſt zu erhaben, um noch unter dieſe Begriffe zu fallen.

Hier haben wir ſozuſagen den erſten Lehrſatz in dem Syſteme Plotin's und zugleich den erſten Fehlſchluß.

Jede Vielheit, ſagt er, ſetzt eine Einheit voraus. Iſt dieſe Behauptung unmittelbar einleuchtend? In einem Sinne ohne allen Zweifel! Als Theil iſt eine Einheit. für jede Vielheit Vorbedingung. Aber es handelt ſich ja in unſerem Falle um eine Vorausſetzung als wirkendes Princip. Und da erſcheint der Satz in keiner Weiſe als ſelbſtverſtändlich. Er müßte bewieſen werden. Und auf einer groben Verwechslung beruht es, wenn Plotin unterſchiedslos auch in dieſem Sinne das ndelbüre Zugeſtändniß fordert.

Und noch einer zweiten Verwechslung macht er ſich hier ſchuldig. Das, was im Gedanken exiſtirt, verwechſelt er mit dem, was in Wirklichkeit beſteht. Sonſt hätte er nicht in dem Verſtande eine Vielheit (natürlich eine wirkliche Vielheit) finden können, nämlich die Zweiheit des Denkenden und Ge— dachten. Doch dieſer Fehler wird ſofort noch deutlicher hervor— treten und zu den tollſten Annahmen führen. Denn, was Plotin eben geſagt, erſcheint noch klar und verſtändig geſprochen, verglichen mit dem, was ſich unmittelbar daran anſchließt.

Es folgt die Lehre von der göttlichen Trias und der Schöpfung der niederen Welt. g

Alles geht nach Plotin aus der unendlichen Kraft des Einen hervor. Aber in einer Reihe ſich folgender Procefje. Zunächſt und unmittelbar entſpringt aus ihr ein zweites gött⸗ liches Princip, der Verſtand, und aus ihm ein drittes, die Weltſeele. Von dieſer erſt wird die ſinnliche Welt hervor— gebracht.

Betrachten wir kurz jede einzelne Stufe der Entwickelung.

Der göttliche Verſtand umfaßt ſelbſt eine Welt. Er erzeugt und trägt in ſich die Ideen aller Dinge. Und dieſe Ideen ſind nicht weſenloſe Gedanken. Was der göttliche Verſtand denkt, das iſt wahr und wirklich. Und ſo ſind denn die Ideen nicht weniger ſeiend als die Dinge, deren Ideen ſie ſind, ſondern mehr als ſie. Sie ſind das wahrhaft Seiende. Jede Idee iſt ſelbſt ein lebendiger Geiſt und ein göttliches Weſen. Der

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göttliche Verſtand, der die Idee der Ideen iſt, iſt ein Geiſt von Geiſtern, ein Gott, der eine Fülle von Göttern in ſich begreift. Ganz Aehnliches lehrt Plotin von der Weltſeele. Wie der Verſtand die Ideen oder Götter, ſo erzeugt und trägt die Welt— ſeele die Seelen in ſich. Und er ſagt, die einzelnen Seelen ſeien von einander und von der Weltſeele verſchieden, zugleich aber, da ſie in der Weltſeele ſeien, auch eines mit ihr und unter ſich. Schneidender können Widerſprüche nicht fein. Aber Plotin läßt ſich nicht dadurch beirren, oder vielmehr ſelbſt durch ſie wird er nicht auf die arge Begriffsverwechslung aufmerkſam, deren er ſich abermals ſchuldig machte, indem er Wahrheit im Sinne der Richtigkeit des Denkens und Wahrheit im Sinne der Wirklichkeit confundirte. Die Richtigkeit des Denkens muß im Verſtande ſein, die Wirklichkeit des Gedachten muß es nicht.

Doch hören wir weiter.

Die Weltſeele hat eine doppelte Wendung, nach Oben und nach Unten. Nach Oben zum göttlichen Verſtande gekehrt, hat ſie in ſich die Seelen erzeugt, und jeder Idee im Verſtande ent— ſpricht in ihr eine Seele. Plotin bezeichnet die Weltſeele wegen dieſer Wendung nach Oben als himmliſche Aphrodite. Die Weltſeele wendet ſich aber auch nach Unten, zur Welt der körperlichen Dinge, und in dieſer Hinſicht heißt ſie die Natur.

Die Körperwelt iſt weit unvollkommener als die Weltſeele, aus der ſie ihren Urſprung nimmt, wie überhaupt das, was ausgeht, nie jo vollkommen iſt, als das, woraus es entſpringt. Das unnennbare göttliche Urprincip iſt nur Einheit, der Ver— ſtand und die Weltſeele ſind Einheit und Vielheit zugleich. Die Körperwelt iſt Vielheit ohne Einheit. Und wegen dieſes Mangels an Einheit iſt ſie einerſeits unvermögend, ein neues Reich von Weſen hervorzubringen, und andererſeits unfähig jeglicher Er kenntniß. So ſchließt mit der Weltſeele das Reich des Lichtes ab. Die ſinnliche Welt, das ſchlechthin letzte Glied der Kette, iſt das Reich des Dunkels.

Blind aufeinander wirkend, würden die körperlichen Dinge, ſich ſelbſt überlaſſen, ein Chaos darſtellen. Da wendet die

Brentano, Was für ein Philoſoph manchmal Epoche macht. 2

een:

Weltſeele fürſorgend ſich zu ihnen hinab und führt Alles zu ver⸗ ſtändiger Ordnung.

Fehlerfrei und mühelos iſt das Walten ihrer Vorſehung. Sie herrſcht in der Welt mit königlicher Gewalt, ohne im Ge— ringſten ihrerſeits in eine Abhängigkeit von ihr zu gerathen. Nicht die Weltſeele, ſagt Plotin, iſt in der Körperwelt, ſondern die Körperwelt iſt in der Weltſeele, ja (genau geſprochen) nur in einer Seite von ihr, in jener nämlich, vermöge deren ſie als Natur mit ihrer Kraft und Herrſchaft dem Körperlichen zu— gewandt iſt, nicht in der anderen, vermöge welcher ſie, nach Oben gekehrt, als himmliſche Liebe die Welt der Ideale nach— bildet.

Aber wie verhält es ſich mit der Einzelſeele? Wie iſt ſie mit ihrem Leibe verbunden? und welches war die Urſache, die ihre Vereinigung mit ihm bewirkte?

Hier ſtoßen wir auf einen Punkt, wo unſer Philoſoph wieder einmal ganz beſonders myſtiſch wird.

Das Herabſteigen der Einzelſeelen in das Reich des Sinn— lichen, lehrt er, liegt im Plane der Vorſehung. Die Vollkommenheit der körperlichen Welt verlangt dasſelbe weſentlich, und es geſchieht nach nothwendig en Geſetzen.

Aber die Prädeſtination von Seite der Weltſeele ſchließt nicht auf Seite der Einzelſeele die Freiheit aus. Die Einzel— ſeelen in ihrem überſinnlichen Zuſtande blicken nieder. Sie ſchauen ihre körperlichen Abbilder, und von Liebe zu ihnen erfaßt wollen ſie für dieſelben Sorge tragen.

So ſteigen ſie zunächſt in den der idealen Welt benach— barten und beſten Ort der ſichtbaren Welt, den Himmel. Hier nehmen ſie einen himmliſchen Körper an, und mittels ſeiner gehen ſie in den irdiſchen Körper ein, jede in den ihr ent— ſprechenden.

Doch nicht eigentlich die Seele wird in den Leib, ſondern der Leib in ſie aufgenommen. Ihre Vereinigung iſt ganz ähnlich zu denken wie die der Weltſeele mit der Geſammtheit der Körperwelt.

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Nichtsdeſtoweniger beſteht ein großer Unterſchied zwiſchen dem Zuſtande der Weltſeele, die dem ſinnlichen Univerſum, und dem Zuſtande der Einzelſeele, die ihrem Leibe vorſteht. Die Weltſeele hat die Körperwelt geſchaffen. Sie herrſcht darum vollkommen unbeſchränkt durch irgend etwas, was ihr als fremdes Werk gegenüberſteht. Die Einzelſeele dagegen lenkt einen Körper, der nicht ihr ſelbſt entſprungen iſt, und indem ſie ihn beherrſchen will, wird ſie darum gleichzeitig abhängig von ihm.

So tritt eine Aenderung ihrer Functionen ein; das vege— tative Leben, Empfindung, Luſt und Unluſt, Begierde, Zorn, Sinneswahrnehmung, lauter Thätigkeiten, bei welchen ſie an den Leib gebunden iſt, treten an die Stelle des Denkens. In mannigfachſter Weiſe wird ſie von ihrem Leibe in Anſpruch ge— nommen, der ja zerſtörenden Wirkungen unterworfen iſt. Und je mehr ſie ſich mit ihm abgiebt, um ſo mehr wird ſie ihm ganz innerlich.

Hatte ſie vormals in Einheit mit der Weltſeele, leidlos und gleich vollendet wie ſie, den Himmel und das Univerſum verwaltet, ſo wird ſie jetzt, nachdem ſie ſich der Sorge für das Einzelne hingab, mehr und mehr vom Ganzen und Allgemeinen, und ebenſo vom Idealen entfernt.

Darum war ihr Herabſteigen in den Leib ein wahrer Verluſt für ſie, in den ſie nie hätte willigen ſollen. Es war für ſie die Verſenkung in einen Kerker, ein Fall aus lichter Höhe in Grabesnacht. Was als Fügung der Weltſeele weiſe und vollkommen gerechtfertigt erſcheint, das muß, als Handlung der Einzelſeele betrachtet, im höchſten Grade mißbilligt werden. Schuldig wird der Menſch geboren, und wohlverdient erſcheint das mannigfache Yeid, das ihn trifft.

Und die erſte Schuld zeugt weiter. Die Seele ſchwebt in der höchſten Gefahr, ſich in ihrer Liebe immer mehr noch in das Sinnliche zu verlieren. Und ſo finden wir ſie that— ſächlich auf böſen Wegen. Uneingedenk ihres göttlichen Urſprunges, und ihrer inneren Hoheit vergeſſend, ehrt ſie das Verächtlichſte.

Da bedarf es der Bekehrung.

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Der Seele, die jo Vieles verlor, Eines iſt ihr geblieben: ihre Freiheit.

Einige benützen dieſe Freiheit zur Hingabe an die Luſt; Andere wenden ſich zur Tugend des praktiſchen Lebens; Andere endlich verweilen, alles Irdiſche gering ſchätzend, betrachtend dort, wo ihr wahres Vaterland iſt. Sie haben den beſten Theil erwählt.

Die höchſte Stufe der Betrachtung iſt die Ekſtaſe. In der Ekſtaſe findet die Seele ſich ſelbſt wieder; ja ſie erhebt ſich noch über ſich empor. Und wenn der höchſte Gipfel der Ekſtaſe erſtiegen wird, ſo reicht die Seele nicht etwa blos an den die Weltſeele überragenden göttlichen Verſtand, ſondern an den erſten, eigentlichen Urſprung, an das Einig-Eine ſelbſt hinan.

Sinnliche Bilder leiſten hier keine Dienſte. Auch das höhere Denken giebt kein Licht. Es iſt noch Vielheit und Be— wegung. Die Seele muß unbewegt ſein, wie das Eine ſelbſt es iſt, um ſich mit ihm zu verbinden. Alles ruht und ſchweigt in ihr, wenn das höchſte Vermögen, welches gleichſam der Mittelpunkt der Seele iſt, der Einheit ſich vermählt. Es iſt dies Erkennen der Einheit kein Schauen; es iſt Verzückung, Berührung, Vereinfachung der Seele bis zum Einen.

Alles frühere Erkennen, auch das der Ideen, war nur Vorbereitung: dies iſt Ziel, dies iſt Seligkeit. Die Seele iſt ſozuſagen Gott geworden und umtanzt ihn mit unendlichem Entzücken in gottinnerlichem Reigentanze.

Freilich kann ſie nicht immer hier verharren, fo lange ſie noch mit den Feſſeln des Leibes belaſtet und an das Irdiſche gekettet iſt. Nur in ſeltenen Augenblicken wird den beſten, weiſeſten, göttlichſten Menſchen die Vereinigung mit dem höchſten Gute zu Theil, und erſt das Jenſeits, wo jede körperliche Störung wegfällt, vermag in bleibender Weiſe ſie zu geben.

Ich habe den Gedankenlauf Plotin's nicht weiter unter— brochen. Nur bei den erſten Schritten zeigte ich durch ein paar Worte der Kritik, wie ſchon hier alle Bahnen vernünftiger Forſchung verlaſſen werden.

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Wie die erſten Schritte, fo iſt der ganze Weg. Es bedurfte für ihn keiner weiteren Bemerkung.

Ein Reichthum von Behauptungen iſt in der Lehre: aber ein gänzlicher Mangel an Beweiſen. In einem einheitlichen Styl iſt der Bau künſtleriſch ausgeführt: aber er iſt kein Syſtem mit wiſſenſchaftlicher Methode. Und nicht auf feſter Grundlage erhebt er ſich: ſondern wie eine Fata morgana ſchwebt er in den Lüften. In jeder Hinſicht wird der Vernunft Unmögliches zugemuthet: das Unerkennbarſte ſoll ſie erkennen und denken, was am meiſten undenkbar iſt. Dröhnend prallen oft die Widerſprüche aneinander: aber das Alles paßt recht wohl in das Ganze der ſchwärmeriſchen Muſik, die unſer Hirn in Taumel ſetzt.

Und das konnte ein Mann von der Bedeutung Plotin's für ſichere Erkenntniß halten! und das vermochten Hunderte und Tauſende begabter Menſchen als Ueberzeugung ſich eigen zu machen! ja auf ein ſolches Syſtem wollten ſie wie auf ein unerſchütterliches Fundament ihr ganzes Leben gründen! Das ſcheint unbegreiflich und ein unlösbares Räthſel.

Doch die Geſchichte bietet den Schlüſſel zu Vielem.

Die Geſchichte der Philoſophie zeigt uns wiederholt Zeiten des Verfalles, und dieſer Verfall iſt ein allmäliger und erfolgt nach feſten Geſetzen.

Immer finden wir zunächſt eine Abnahme oder Trübung des wiſſenſchaftlichen Intereſſes, und in Folge davon verflacht die Philoſophie und verliert den Charakter ſtrenger, wiſſenſchaft— licher Forſchung.

So war es im Alterthum zur Zeit der Stoiker und Epikureer. Mannigfache Umſtände führten dahin, daß das praktiſche Intereſſe das theoretiſche überwog und verdrängte. In der Stoa und bei Epikur herrſcht faſt ausſchließlich die Ethik. Aber die Wurzeln der praktiſchen Disciplinen liegen in den theoretiſchen; und wenn dieſe ohne Nahrung ſind, jo können auch jene nicht gedeihen. Darum war die Zeit der Stoiker

und Epikureer eine Zeit des Niederganges der philoſophiſchen Forſchung überhaupt.

Doch dies war nur ein erſtes Stadium des Verfalles, das mit Nothwendigkeit zu einem zweiten führte. Die Herrſchaft eines unberechtigten Dogmatismus drängt in der Wiſſenſchaft zum Skepticismus, wie in der Politik die Herrſchaft rechtloſer Willkür zur Revolution und Anarchie. Die neuere Akademie und der Pyrrhonismus waren die ſkeptiſchen Syſteme, die, alle ſichere Er— leuntniß leugnend, nunmehr zu Anſehen und Verbreitung gelangten. Und auch die Eklektiker, wie z. B. Cicero, waren vom Geiſte des Skepticismus durchdrungen.

Aber die Skepſis kann den Menſchen nie befriedigen; er hat einen Drang nach Wiſſen, und wo der Skepticismus und die Verzweiflung an der Erkenntniß herrſchend geworden ſind, da ſieht man ihn zu einem krankhaften Heißhunger ſich ſteigern. Dieſer, plötzlich hervorbrechend, führt nun zu einer Reaction, die jedes Maß überſchreitet. Unvermittelt, oder im Gefolge einer Gedankenverbindung, die keine vernünftige Vermittelung zu nennen iſt, ſieht man die kühnſten Behauptungen auftreten. Zu den unnahbarſten Höhen wähnt man ſich erſchwingen zu können; ja man glaubt, man habe ſie erreicht, und füllt mit den will— kürlichſten Annahmen die weiten Lücken der Erkenntniß aus.

So war es zu der Zeit, in welche das Leben des Plotinus fällt. ö

Dieſelben krankhaften Dispoſitionen hatten ſchon die judai— ſirenden Platoniker wie Philo und Numenius und die ſogenaunten Neupythagoräer hervorgerufen. Das neuplatoniſche Syſtem ſo pflegt man die Lehre zu nennen, die Plotin begründete war nur die großartigſte Geſtalt, in welcher das damalige Streben Ausdruck gewann; und darum fanden in ihm vorzüglich eine Menge hervorragender Perſönlichkeiten Befriedigung.

Die neuplatoniſche Philoſophie war alſo in gewiſſem Sinne allerdings zeitgemäß; ſie war den Dispoſitionen ihrer Zeit ent— ſprechend: aber ſie war darum nicht weniger Verfall und allen wiſſenſchaftlichen Werthes baar und ledig.

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Aber wenn dem ſo iſt, warum habe ich ſo lange Ihre Auf— merkſamkeit dafür in Anſpruch genommen? Etwa aus reiner Yieb-

haberei an Antiquitäten, die ſelbſt auf antiquirte Syſteme ſich erſtreckt?

Nein! eine ſolche iſt nicht meine Sache. Aber ich glaube, daß der Blick auf den Neuplatonismus und ſeine Erfolge für die Gegenwart in hohem Maße lehrreich iſt. Auch die neueſte Zeit hatte und hat ſogenannte epochemachende Philoſophen, und nicht Wenige glauben, ſchon die Größe ihres Anhanges beweiſe, daß bei ihnen vorzüglich Be— lehrung und Weisheit zu finden ſei. Wer die Er— folge des Neuplatonismus kennt, der weiß, wie wenig dieſer Schluß gerechtfertigt iſt. Ja, wenn man ſieht, wie auch in der modernen Philoſophie auf die Speculationen der erſten großen Denker eine Zeit ſeichter Aufklärung, und auf dieſe eine Zeit der Skepſis, und auf die Skepſis, erſt in den letzten Decennien, eine mächtige Reaction folgte, welche der höchſten und abſoluteſten Erkenntniß ſich rühmte: ſo wird man noch mehr zur Vorſicht ſich gemahnt fühlen, damit man nicht, von eitlem Scheine verlodt, in den labyrinthiſchen Gängen einer Pſeudophiloſophie ſich verliere.

Der beſte Prüfſtein des Werthes einer Speculation iſt der Vergleich ihrer Forſchungsweiſe mit der Methode, welche in anderen, minder ſchwierigen und darum vorgeſchritteneren Wiſſen ſchaften angewandt wird.

Das haben bereits Viele erkannt. Und in der That ſchien es einen Augenblick, als ob durch den Einfluß der Naturwiſſen ſchaft die Philoſophie der Willkür ihres unberechtigten Anſehens entkleidet worden ſei. Aber gewiſſe Zeichen deuten darauf hin, daß die Krankheit fortdauert, und daß noch immer Philoſophen Epoche machen können, die in ihrer Natur ſich von den Kory phäen der jüngſten Vergangenheit nicht merklich unterſcheiden, wenn ſie nur, wie der Wolf der Fabel, der in den Schafspelz kroch, inſoweit dem erwachenden Sinne für empiriſche Begründung

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Rechnung tragen, daß ſie ein angenehmes Vielerlei von Thatſachen zuſammenflicken und ihr Syſtem äußerlich damit um⸗ kleiden. Zu einer eigentlich wiſſenſchaftlichen Verwerthung der Thatſachen, wobei die wahren Regeln der Induction beachtet werden, kommt es dabei nicht.

Soll ich Namen nennen? Nein, das will ich mir er— ſparen. Nomina sunt odiosa. Und ſelbſt unter meinen geehrten Zuhörern könnte vielleicht der eine oder der andere ſich beleidigt fühlen. Denn die epochemachenden Philoſophen der Gegenwart, wie ſollten ſie nicht auch in dem hier verſammelten Kreiſe von Freunden der Speculation Anhänger zählen? Gewiß aber wäre es ſchlechte Sitte, wollte ich zum Danke für die Freundlichkeit, mit welcher Sie mich bisher begleiteten, in einem meiner Zuhörer oder gar einer meiner geehrten Zuhörerinnen die Gefühle der Sympathie mehr verletzen, als es die Rückſicht auf den allgemeinen Nutzen unbedingt zu erheiſchen ſcheint.

A. Hartleben's Verlag in Wien, Peſt und Leipzig. Dang

a gemeinmühiger popnlär-willenfchaftlicher Vorträge, 2. Heft.

Fauldeckungen

Gebiete Ser geiſtigen Verrichtungen des

Centtalnervenſüſlems.

Mündlicher Vortrag gehalten in dem unter dem Protectorate Sr. k. k. Hoheit des Kronprinzen Rudolf ſtehenden Techniſchen Inſtitute „Nudolſinum“ und im Lehrervereine „Die Volksſchule“, in den Sälen des k. k. Pädagogiums von

Dr. Joſef Raith. 2 Bogen. Geheftet. Preis 25 kr. 5. W. = 50 Pf.

Die Errungenſchaften, deren der menſchliche Geiſt, durch die ſtaunens— werthe Zunahme neuer Entdeckungen bisher dunkler Erſcheinungen ſowohl im allgemeinen Naturleben als auch in der Pſychophyſik des Menſchen ſelbſt ſich erfreut, erweckten die bereits brennende Begierde jedes Gebildeten, ſich über das Weſen und die Kraft des Geiſtes Aufklärung zu verſchaffen.

Dieſem Wunſche entſprechend, wählte der Verfaſſer zu ſeinem populären Vortrag das zeitgemäße Thema: „über Entdeckungen im Gebiete der pſychiſchen Functionen des Centralnervenſyſtems.“

In dem Abſchnitt: Wiſſenſchaftliche Beſtrebungen wird auf die vielſeitigen Hinderniſſe hingewieſen, durch welche die Vertreter der alten Dogmen jeden Fort— ſchritt der Wiſſenſchaften jederzeit zu unterdrücken ſtrebten.

In Kürze find die pſychiſchen Functionen der einzelnen Gehirnorgane in einer, ſelbſt für jeden Laien leicht faßlichen Redeweiſe dargeſtellt.

Die Entwicklung der Geiſtes fähigkeiten iſt in natürlicher Stufenreihe, von der unbewußten Wahrnehmung an bis zur höchſten Intelligenz erläutert; mit beſonderer Sorgfalt wird das Weſen des Gedächtniſſes und Verſtandes beleuchtet.

Das Ganze gipfelt in der Aufitellung eines ethiſch aſthetiſchen Lebens- prineipes, das auf keine ſchwankenden dogmatiſchen Gründe ſich ſtützt, ſondern aus dem Selbſt des Menſchen hervorgeht, dem Menſchen die Macht der Selbit: beherrſchung und die höchſte Menſchenwürde verleiht.

Zum Schluſſe findet der Leſer die kurze Anleitung, wie der Menſch auf ganz kunſtloſem, nur mechaniſchem Vorgange von Stufe zu Stufe zur höchiten Vollkommenheit emporzuſteigen und ſich auf derſelben zu erhalten vermag.

A. Hartleben's Verlag in Wien, Peſt und Leipzig.

. Gartleben’s Verlag in Wien, Pen und Leib

gemeinnütziger populäcswifenfchaftlicher Vortt | In zwanglofen Heften.

Die Methode, ſämmtliche Zweige des menſchlichen Wiſſens auf dem populär gehaltener Vorträge dem großen Publikum zugänglich zu machen, in demſelben Maße wachſenden Anklang, in welchem die Anzahl ſolcher Vo ſich mehrt und deren Gebiet nach jeder Richtung ſich erweitert. Der ( dieſer Erſcheinung liegt in dem ſich ſtets ſteigernden Wiſſensdrange in Schichten der Geſellſchaft und in der naturgemäßen Urſache, daß Mittheil jeder Art durch das lebende, geſprochene Wort, durch die geflügelte For Rede viel leichter im Geiſte und Gemüthe ihren Eingang und Verſte finden als durch den trockenen Buchſtaben.

Trotz dieſer unwiderlegbaren Thatſache giebt es mancherlei Gründe, uns die Verbreitung und Verallgemeinerung von populär-wiſſenſchaftlichen trägen durch den Druck, wie ſie die vorliegende Unternehmung anſtrebt ſchenswerth erſcheinen laſſen, und mehrere derſelben ſeien hier angefü nicht Jedermanns Sache, einen mündlichen Vortrag in allen ſeinen jener geiſtigen Sammlung zu verfolgen, welche unbedingt nöthig iſt, haltenden Nutzen aus demſelben ſchöpfen zu können; nicht jedem Vortra die Gabe verliehen, ſein Auditorium durch die Form ſeiner Redeweiſe zu fe endlich ſind Viele durch räumliche Hinderniſſe, Zeitmangel und andere Ur verhindert, trotz des lebhaften Verlangens und Wiſſensdurſtes, den meiſt r größeren Städten gehaltenen populär⸗-wiſſenſchaftlichen Vorträgen beizuwe Dieſen, ſowie der nicht minder großen Zahl Derjenigen, welche einen mit! eſſe gehörten Vortrag gern auch der Erinnerung einprägen oder zu we Studium benutzen möchten, glaubt die unterzeichnete Verlagshandlung Veranſtaltung vorliegender Sammlung gemeinnütziger populär-wiſſen licher Vorträge eine willkommene Gabe zu bieten und zählt hierbei a Unterſtützung der Vortragenden, wie auch der nach vielſeitiger Bildung ſt den Leſewelt. N

Wir ſehen uns ſchon gegenwärtig in den Stand geſetzt, eine eb reiche, als anregende Folge von Aufſätzen in Vortragsform aus allen Ge der populären Wiſſenſchaft mit Zuverſicht verſprechen zu können.

Die Geographie mit ihren Zweigen, die Naturlehre, Aſtronomie ſchichte und Biographie, die Philoſophie, Culturgeſchichte ſollen mit Vor auf arzneiwiſſenſchaftlichem, pädagogiſchem, botaniſchem, volkswirthſchaft und pſychologiſchem Gebiete abwechſeln, Vorträge aus dem Bereiche der K Titeratur und der Gewerbe find in Ausſicht genommen, und werden ſociale und finanzielle Fragen ihre Aufnahme in unſere Sammlung f

Das vorgeſteckte Ziel der Verbreitung edel populären Wiſſens im behaltend, ſoll unſer Streben vor Allem dahin gerichtet ſein, das J Freunde dieſer Sammlung durch eine gewählte und gediegene Auswahl Vorträge lebendig zu erhalten, und rechnen wir auf eine allſeitige und I Unterſtützung unſerer Unternehmung. 7

a. Hartleben's Verlag in Wien, Peſt und Keipzig.

6 Beiträge zur Erweiterung dieſer Sammlung werden entgegengenommen und angemeſſen honorirt. Zug

Gottlieb Giſtel & Co., Wien, Stadt, Auguſtinerſtraße 12.

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Brentano, Franz Clemens Was fur ein Philosoph manchmal Epoche macht

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