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©tfttfeliftteit;

fccf!c(;cnt> au£ 3«oö(f bei fcerfcfytebenen ©etegenfyetat aufgefegten

(Stücfen unb Sractatteim

Stefcff einer 3u$abe.

Formate einzeln gcfcrtttft, ;c£t afrer jttfaumuit haaufigeacben t>en

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A/^Jt&UM^

Sp arrtöfcur 9,

©ebrutft tmb 31t fyaben hei ?u£ unb ©cfyejfer,

( 9ta$foIfler uon ö. @. ^eterS. )

«Pfalm 119, »♦ SO.

Scfy I)abe len 3Beg ber 2£al)rf)ett emäbtet; beute Dfocfyte ijabc iä) fcor mtcfy gefiteHek

S$ 0 1 1 e & e

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SÖBaljrljettö* unb ipeit^egkrtger gefer!

^Btll tu wtrfltd) ein feldier, nne tcf) bkf) nenne, bann Hede ein wenig Ritt bei aubädtfigcr £efmig tiefen 3Mid)[eiu3, befielt £!iel $u öerfprecben frf>etnet, baß ed bir eine 3Inwe fung gebe $u bem, waä t>n fudjejt* £war, ba bu in beinern £auf bitrrf) ben Irrgarten biefersllklt, fcbon meljrmalen bnrd) fchöne Xitel unb 2Serfpred)itngen magft betregen werben, nnb tn einen 9Beg eingeleitet werben femi, ber nicfytö weniger alö ein 3\*eg ber ffiatjrbeit gewefen ; fo \m\$ id)$ ®ott nnb beinern (£nt* fd)fu§ überladen, ob bu e$ einem ungenannten SEfltnfäen 311* trauen werbeft, ba$ er bir, mit ©Ott, ben siBeg ber 5Bal)rbett $u beinern fteil anroeifen werbe. Wein bie $Bat)rbeir, bie tu fuebejt, unb beut §eil wernad) bn begierig bift, werben bir boffentlid) fo febön unb unentbehrlich »er bem ©emütbe fcfywe* ben, ba£ bu, folrfje ju ftirfjen, mtfrt fo ?ctcf)t ben SDhitf) wirft ffnfen lafien, unb wenigfrenä bie 9QHibe auf bi&> nehmen, biefe wenigen Blätter bttrd)$iifefen, ob bir meßeidjt felbige eine bien* ltct)e ¥lad)Yid)t, 31t beinern 3wee* 31t gelangen, geben möcbten. £)er Xitel biejer (Sd)rift, slBcg ber slL>abrbnt, hie ba ifc nad) ber C^ottfeligfeit, folt ithö g(eid) anfangt biefed fdjärfen, ba$ alle ^öabrbeit, ober Grrfenntmg ber $Sa()rbeit, welche nid)t au$ ber (^ettfeligfeit entfpringet, unb bie ©ottfe lügfett ^um %iel bat, ba$ md)t fei), wa3 fte genannt wirb ; fonbern entweber 3**rtbum unb betrug, ober nur eüt nid)tiger flücrjti* ger (Schein unb Debatten. gürwafyr bie Qjrfenntntß bexSyu ligen i% allein, Serftanb, £prüd)W. 9, 10.

4 $ o r r e b e.

Denfe ifym boct) jcfct mit einem freien ©emütbe nacfy tt)ie bu e3 mit mir, wenn wir bermalein^ ttor bem £bor ber (5wig* feit (tel)en werben, mit großem (Jrnft mir beFennen nnb ein* (Hrnmen muffen, ba$ fein Ding wert!) fei, ?ß3abrl)eit, ober (grfenntnif ber ^ßafyrfyeit, $u Reißen, maö un3 nicfyt gottfetig marfjt, wa^ un3 nicfyt $u ©ott nnb unferm (Seelenheil leitet ; wa$ ung nicf)t auf eint fo grünblid)e UBeife beruhiget unb Der* gnüget im 2eben, ba§ wir o!}ne gurcfyt fepn fönnen, w?rbe un$ tterlaffen im (Sterben. We$ anbere 2Bij]en ber Dinge tba# nirf)t ®ott nnb ber ©ottfeligfeit gewibmet wirb,) ift eitel ; ba$ (a) Singe jTefyet ffd) nimmer fatt, nnb bte barauä wad)fenbe (Selbileinbilbung unb 2ob ber Üftenfcfyen, ift (iiteU feit ber (Jitelfeiten, bereu man über wenige £age, unb fortbin in einer ganzen (Jwigfeit/ gar nid)t mefyr, ober nur mit £>er$e* leib, eingebenf fepn wirb.

3. 3a, nimm and) biefeö, bei bem Eintritt in bett 3Beg ber 9Babrl)eit ju fud)en, tief $u fter^m baß all bein Suchen narf) 3Sat)rl)ett, eine febr eitele unb »ergeblid)e 5?emübung fetm werbe, wo bu nid)f öor allen Dingen, unb mit (£rn(f, ber reebtfebaffenen ©ettfeligfeit nachjage fi, unb bie b) %uxd)t bei Syvvn beiner $ßei$betf Anfang femt läjfefr. -©alomon betreu* ret fofefoeä ; nnb wtfer &eilanb, ber mebr ift bann (Salomon, fagt ein gleichet, bafj wir erft muffen, c) feine jünger werben, bettor wir bie freimacbenbe $öabrbett fönnen ernennen. Die ungefärbte, innige ©ottfeligfetr, ift allein fcermögenb, unfere fo tief eingebrungene SSorurtfyeile, nnb fenfr unüberwinbltcfye §in* berniffe in Der (Jrfemtfniß ber Wabrbeit, a\\$ bem 3Bege $u räumen, unb burd) bie ©eme'nfrf)aft mit unb 2öanbe( in dbrifro, bem urfprüngltcfyen wefentlid)en %iä)te unb $Babrbeit> bie gewtjfe (Jrfeuntniß unb ben feiigen Cs)enu§ ber ^Babrbeit felbjt, mitjutfyeilett, Die heilige Schrift be^eugetg ; ux biefen blättern wirb folcfyeö aueb bin nnb wieber erwiefen ; aber ber bejte 3?ewe:g f)iet>on beruhet auf ber glücffeligen Qjrfabruug.

(o) $«&. <Sa(. 1, 8. (b) e>tütf)n>. 9, 10 (c) 3of>. 8. 31. 32.

SB o r r e b e

4. £a£ eine ttbbanbluug tven ber ^eiligen €d)rtft ooran ge* fei^t Sorben, fott fo mef bebeuten, bag td) btefe^ göttliche Söucb für bie einzige unfehlbare Dfretjtfdmur erfenne, ben Üöeg ber $Babrl)ett na et) ber (Steftfeligfeir gu ftuben. 3e länger tct> lebe, bejto mehr »erbe ict) befeftiget in ber (grlenittütg be£ göttlichen UrfprungS nub au^netymenben Sßorred)tö biefeS JBud)ö über alle menfd)ltd)e Bücher. Crin red)teg 3Bunberbud) ! Qrin unerfd)5pfUd>er Scf)afe aller urfprüngtidjeu fraftooUen 5Babrt)etten ! diu Sitteifrerftücf ber göttlichen 2Bei3J)eit! $3o biefeö 33uci) gering geachtet »tvb, ba erwartet man nidt)td @ro$e3 : bte bäufeen groben liegen am £age. öiwr lerne manö recfjt brauchen, unb fpare ba3 ©cbet niäjL

5* 3m gweiten ©tücf »trb bie Un$ulangttd)feit unb ber S3e* trug ber natürlichen Vernunft angezeigt, unb ba$ iüd)t biefelbe^ ober bie ^emüfyung unfern »irffamen üßcrftanbed) ba3 eigenr* lirfje Mittel unb $I$eg fef, bte ($rf>nntni$ ®otte$ unb feiner SDöafyrbeit $u erftnben; fonbern bag bie Uöafyrbeit, alä ©otteä (t) ©nabengefdjenf, oon (a) oben b^rab, Dom Sater ber dichter empfangen »erbe, unb »tr berfelben, aHein burd) ben 28eg ber ©ottfeligfeit unb be$ @ebetö, empfänglid) gemad)t »erben mit (fem

6. ©obann »trb im brttten unb inerten ©tücf bte ©ottfelig* fett, al$ ber ®nmb unb ba$ %iel aller $Babrl)ett3erfenntni$, befebrieben, unb baö 3Befentlid)e berfelben fcon bem 9iid)t»es» fentlidjen unb 3ufä(Itgen unterfdneben. 3m fünften, fechten unb fiebenten ©tücf, »erben bergleicfyen Unterfd)iebe nod) »ei* ter unb näber fcorge {teilet, unb fcerfduebene jungen unb 9Dtt§oerftänbnijfe tn ber »al)ren ©ottfeltgfeit, auä bem $Bege geräumet: bi$ enblid) im achten unb folqenben ©tücfcn, $ur geraben §er$en$übimg , ber »al)ren © ottfeltgf eit, unb mitbin 2ur gemtßbaren (Jrfenntntg ber 2öaf)rl)ett, eine fttqe 2lnlei*

•j- Aperuit Deus oculos hominis aliquando, et notionem veritatis

munus suum fecit öcc. Lactant. L. I. Cap. I. a 3ac 1, 17.

1*

6 $ o t t e b e.

rung unb Aufmunterung gegeben wirb. Derfyalben, obgleid) nur bte brei erftern ©tücfe biefer ©djrift, unter bem £ttel beg 5BegeS ber UBar)rt)ett nach ber ($ottfeligfeit, ttormalS gemein gemacht jutb ; fo ttermeine id) bod) nid)t, ba$ biefer £itel fid) je£t belegen weniger barauf fd)icfe, weil fo manche anbere ©tücfe fytngu gekommen jmb.

7. Der Augenfdiein unb ber felgenbe Inhalt JeigetS, baß tcf) biefe (Sad)en md)t $u einer 3nt unb tri feldjer Drbnung gefcfyrieben, tnbem id) fic entweber als SSorreben »or anbere fcon mir herausgegebene 25üd)er, ober als Briefe aufgefegt ^aUf weldje fyernad) ©tüdweife, tfyeilS mit, tfyeilS ofyne mein SBorwiffen, t>m unb wieber gebrucft worben. Auf Verlangen t>erfd)iebener greunbe aber, gebe id) je£t biefe ©tücfe ^ufam* inen fyerauS, wie fcfyon mit öerfd)iebenen berfelben tu anberer (Sprache gefdjefyen ifL

Die in ben erften (gbin'onen an$ einigen Autors angeführte latemifdjen Stellen, tyat man in biefer, tterfcfyiebener Sefer falben, entweber beutfd) gefegt, ober weggelaflen.

Der $err begleite btefeS 3ewgnig feiner ÜBafyrljett mit ber Straft feinet ©eijleS an bie £>er$en ber £efer, bamit biefer unbetrüglid)e gül)rer felbfl nn^ weife (a) feinen $Beg, ba$ wir gottfelig wanbetn in feiner 2Bat)rt)eit, erwartenb bte feiige Hoffnung beS ewigen 2ebenS ! Amen.

(a) $falm 86, 11.

©tfltee ®tnd.

Slnroeifung Steffen äJesftanfc nnb nnt^ii^en ©ettati*

ber

^eiligen ®#*tft>

9>fafm 119, t>- 18.

£effne mir, J£enr, bie klugen, t>ag id) fcf;e t>ic 2ßtmber in beinern

<8cfc$e !

$$ othetiä)t.

223a()rf)cit (tetenber Scfcr !

JJtfefe Furje SSorfMung »ort ber ^exCtgen ©cfirtfr, it>efd)e je$t mit einigen 2Serwtel)rungen an 3 Strf)t fommt, ijt anfangt alä eine $orrebe gu einer beutfdjen 2Mbel aufgefegt nnb be* fannt gemacht werben ; wobei man and) weiter feine ^bjTcfyt fyatte, a($ nnr benjenigen tamit $u bienen, weldien biefe 33ibef etwa $ur $anb fommen möchte, £a nun aber biefe (gefrrift and) weiter befannt werben, nnb nid)t nur in beutfdier, fon* bern aud) in fyottänbifdier (Bprad)e gebruefr ijt, unbJbie Örrem* plare abgegangen, nun aud) tton tterfdjtebenen begehret wor* ben, felbtge abermals in beutfcfyer (Sprache fyerau^ugeben : al$ tyabe id) bie $anb ber göttlichen i'orfebung bann erfen* nen, unb (eibiger beibeö mich felbjt unb biefe 95lätter überladen muffen, mit bemütbiger Hoffnung unb 33ttte, ba§ (#ort fte mit feinem ©egen 6egleiren, unb allen fanget, burd) feine ©nabe unb Salbung, in ben §er|en ber ?efer reid)lid) erfefcen wolle.

S fßcvbexid)t $um erjte« <8tM.

?ßcn bem 3«balt «nb %md biefer ^btiaublung fyätte man «ort) folgenbeg ausbeuten :

ber erfreu Sibtbetlung wirb guvorberfr bie gebübreube §ocbad)tung, welche jebermann gegen bte beütge ©chrtfr $u be* gen fd)iilbig ifi, bargetban unb betätiget 2>aburch formte nun, unter anbern, eineö Stbeilö begegnet werben bem febäb* liefen 3rrtt)um berjemgen, welche a'uö getitlicbem £ocbmutb, ober au$ Unbcfcbetbenbett, von bem gefebriebenen $l$orte ®ot* reg, unter fcf)einbarem Sorwanb, mit unge^temenber &letn* ad)tung batten unb hobeln, ^«r Verwirrung «nb jum (Ecrja* ben ungeübter Seelen : "Welchen allem (ftnb 9ÜJorte etneö „gewiffen (a) ©otteögelebrten,) bse folebe UBobltfyat «nb „®abe ©otteg nicht fo ehrerbietig angenommen baben, wobt „311 tminferjen, baß jTe btefelbe fowobl alö anbei e ©nabenmit* „tel, tn gebübrenbem Uöertt) halten lernen, biefelbe au$ na* „türlicber £ojfart, (Jtgenfmn «nb Ueberflugbeit, nicht verfiel „nern ober vernichten, au$ ber (Sinbilbung, ob mären fee feiert „weit über bte Schrift hinauf; fonbern baß fte glauben (er* „neu, rote jTe ütettetebt noch nicht bte erfreu SSucbftabe« ber „göttlichen sil>abrbeit red)t tu ber $raft verftebe«, gefd)weige „lebcnbtg erfahren."

Stnbern £beilg fönnte and) r)teburd) ber Unfug ber 2Serfä«m* bung anberer abgelebnet werben, welche biefen ^rrtljum alle« benjenü]en gern beimeffen wollen, fo auf eine grünblichefreili* gung, @rleud)tung «nb innere @*rfabrung bringen, unb etwa wiber ben sUct$brauch unb verfebrte £anblung ber Schrift geugen ; eben alä verachteten ober Verwürfen ffe bannt ba$ 2Bort ©otteg felbfr : welcher S5erbact)t ganj liebloö unb ohne ©runb i(t. £>enn gewiß, alle folebe Seelen, welche fTcf) burrf) bte Schrift auf @t)rifhtm weifen laffen, bamit fte in bemfelben baö £eben baben mögen, achten bie Schrift ungle'rf) böber, unb brauchen ffe feliger, alß alle, bie ftch ber äuffern Qrrfenntniß ber Schrift jwar rübmen, bie innerlich aber verwerfen, unb bergejtalt am 23ud)fraben ber ©rfjrift bangen bleiben, baß ffe brüber verfaumen $ur innern (Srfenntntß unb ©emeinfdbaft ßbrifti überzugeben. §ei£t ba$ nt'd)t bie Schale leefen, «nb be« £ern verad)ten ?

SLBte fonft erleud)tete (Seele« jeber^eit fo treulich; vor 23eracf)*

o 2Crnolb Errungen unb UkvotQt, 1 SSudj, &ay. 9.

93orberid)t $unt erften 6tüd 9

tung be3 göttlichen \&ort6 gewarnet, tonnte mit fefyr tttden BcugniflTen bargetban werben» Tiüv c tueä einigen, tton £u* tber fei 6)1 bodbgerübmten 2lutor$, gu gebenfen, n?e(rf)eö bett le^tgemelbeten Seilten $ur 9(ad)rid)f, nnb and) ben erjlen $ur UBawntg binten fVtnn : „3» ber getftlidhen §offart, fpricbt „ber Bluter ber beutfdjeit £beologie, (*) bläfet ber Teufel bem „9Jcenfd)en ein, ba§ er ftct> bebüufen lä#t, er fei) auf ,ba$ „£öd)|le unb TMfte fommen, nnb bürfe Weber (Scbrift ,,nod) @efet3e, nod) bte^ nod) ba3 t)infül)ro mebr, unb fei) aud) „gan$ bürflo^ korben. Slber wo geifHidje Slrmutb unb wabre „Dcmutb, tfr, $>a ift e3 Diel anbertf, ic. (Sietye aud) Raulen $)rebigt am 18» £rüut.

Sn^ber groeiten unb brttten 2l6tt)eilung biefer Slbbanbluna, wirb eine flnweifung geg ben, wie ein jeber ©laubiger, aud) ebn.' 2lnftalt menfdjlicfyer ©elebrfamfet, $um rechten $erjtanb ber ^eiligen <5imft, unb mitbin $nr (Irfenntniß ©cttes unb ber >Ü?abri)ett unfehlbar gelangen fonne» G£$ ijt glaublich, bag wenn man burd) biefen $3eg unb Mittel ben SSerftanb ber betligen @cf)rtft gefacht hätte, würbe bie @hrijtent)eit burd) fo m'el 3rrtl)ümeV, 3aut Spaltungen, unb böfe Sebrer, nid)t alfo prüftet werben femt. 3n$wifcben fann biefe SBorfiefltmg ben pelagiantfd) ©efmntcn.. unb fotdjen, benen ihre Schrift* erfenntmß nur (?elb unb Stopfbredien gefoftet, nid)t anberö al3 feltfam tJorfommem £tef becbmüibtge Watur will lieber alle ihre Dinge felbjt erwerben unb erfaufen, alö tton bem lieben ©Ott erbetteln unb ihm nad) ben Singen feben. Dag unö ©ott burd) feinen £eil. ©etft muffe erleuchten, tamit wir feben bie 5Bunber in feinem ©efefc, u. f. w. ba$ will man erb* lid) gern gefteben, unb folcfceö aud) wohl al3 ein ©ebet öor ?efung unb Betrachtung heiliger Schrift gebrauchen ; aber fo genau auf bie $üd)ti;;enbe ©nabe im £crgen 2frht $u geben, nnb eine geraume $eit auf ba$ innere jvrjeiulgebet unb (litte ©emüt{)3fammlung $u wenben, jTtf) babet in fo ernjler Selbft* Dert-uguung, 3C. ^u üben, unb bann, nad) bem SKatb Ca") 3ßet3* bett, an ben ^foften ihrer £bür, weiß nicht wie lange $u war* ten unb 31t erwarten wie unb waß einem ©ott geben unb be* fannt machen wolle ; ba$ wäre ben meiden wobl gar ungele* gen, unb auf3 bejte genommen, ein öerbrtefjlicher Umweg unb 3eitoerluft : ba fonne man ja iwie man in feiner SMinbbeit

"(*") ®ap. 23. 24. ~~

10 33orbm'd)t anm erfreu <&iM.

mahnet, j feine ßett beffer anlegen mit 2iact)fcb(aguug fo fdjöiier >Mid)er, bie mm in ber ÜWenge um ffdi herum t)at, moburd) man leid)fer unb gefdjminber jureebt gu foinmcn öermeinet. allein, lieber üJceufcb, (ei) beflfen »erfüllest, tn wirft bei beiucr natürltdjen 33ltnbbeit, unb bnrd) allen augcmanbten ging, auf 3 aüerbefte genommen, nur ungeiinffe, tobte (Sd)attenbilber unb (Son^epten Der Wahrheit ergreifen, wobei besne (Seele bocf) nimmer fatt nod) felt'g werben rann ; ha bu bnrd) angezeigten *ükg unb Mittel, meld) er in ber Xi)at »fei leidster unb fürger tfr, t>ie ^ßöabrbeit ftibtr anö göttlicher ©nabe, mefeutlidi erfen* neu unb genießen föuntejr, gum J^exl unb grüublidjen 23er* gnügung beiner Seelen

(S'nbfid) werben in ber inerten Slbtbetlttng btefer ?tbb,anblung> einige einfältige (Erinnerungen gegeben, mcldiergcjtalt man feie beilige Schrift lefen, bebantetn' unb ftd) gu 9fjufce mad)en feile : fielet aflcö fiirgiid) babin, mie mir, ebne »iel mit ber ©cbale unb Silbern unö anzuhalten, nur für unfere <Scele 9(U^eu, 3Ral)rung unb 25e(ferung, in ber Schrift fudjen^ and) gtt bei« Grube nur furj unb einfältig bei unä felbfr in unfern i^er^n bleiben muffen, tamit mir fotcbergeftalt wahr* nebmen mögen, mie vermittelt? be6 äufieren ÜBörtö, unfcr £erg bcm mefentlicbeu 3Berte (Softes, 3efn ßbrifto, aufge* fd)loffen merbe, unb mie jTcb baffelbe bei unö anmelde buref) SSefrrafung, Cebre, Zxo\t, (Einbrucf, @emüü)sfammiung, ober einige anbere pött liebe sli'irfung ; um bemfelben obue $Bt* berjtrebung SKaum gu ge6en, im (glauben gu folgen, unb alfo immer mehr unb mefentlicber gu Qjbrijro felbjr gu Fommen, bamit mir baö ?eben haben mögen in feiner @emeittfd)aft, mol)in bie gange S du ift meifet.

„£)emütbiger 2>auf fei) bir, lieber 2>efu, für hie mertbe „(%abe beiueä gefebriebenen 31>ortö, fo tu afö einen £''ebe$* „brief unö au^gemanbten Kreaturen Dom Fimmel gugefanbf, „burdb beine auswählte 35otm, unö babureb gu bir felbfr, „beiner Siebe$gememfd)aftim Reifte mieberum eingulaben unb „einjuweifen. frerr, tbue un$ baö &erg auf, ba§ mr barauf „Siebt haben, unb e3 and) aüeg vom 2'ater felbjt hören unb „lernen, unb alfo git bir fommen mögen." Simeru

a ^prudjn?« 8, 34.

%om rechten $crjtanb unb nüfeftcfycn \c. 11

£)a£ etile SaptteL

©clutfyrcnfcc Jßödjadjtung, fo wir gegen bie (jcHnje ©$rift $u ^egett fcfyufttg; uul> wie Moir Mcfclbe anjufcijcn Ijaben.

1. 3n Sroigfett Fönncn u>tr£ ©ort, bem unenbtief) güti.qen Sföenfdjenfreunb, nicfyt genugfam öerbanfeu, ba# er un$ bie* feö ftletnob, (ein gefcfyriebene^ slBort, burd) ferne auöermä'blte Ußcrf^eii^c aufteictynen laffen, unb btö baber, über unb lieber atteä £trf)ten unb £rad)ten (*) beS 9?etrf)ö ber ginjterni$, burd) feine rounberbare Borfebung übrig bebalten fyat. £>a£ erfennet nur berjenige, ber ben beben unb befugen dntymd ©otfeö in bie fem teuren @nabengefrf)euf unb jpeilömittel, in beflfen gurcfjt betrachtet ; nämlirf), ben gefallenen sJJ2enfd)en baburcl) mteber $u locfen, an^urceifen, unb $u gänglen in il)m felbft, unb $u feiner innigen unb ewigen Bereinigung unb ©e* metnfcfjaft in @f)rijro !>fu*

2 i)aß ber teufet) in feiner je$igen UnempjtnbticfyFeit, tte^ fen ginjterni^ unb Verwirrung, ebne Slnmeifnng unb jjiitfö* mittel fcon (Seiten ©ptteg, unmöglich bal)in gefangen fönne,

(*) 9Jcan febc nur an, mie {eber$eit bie Verfolger ber jtireben, auS 2Cn= trieb beS bofen $einbcS, nttt Stjt unb mit 5Ü?acbt brüber auSgcroefen, bie S5ucf)er ber ^eiligen ©cfyrift ^u »erberben unb ausrotten ; rate alfo su ben Betten ber 93Zaecabacr, Ttntiecbu» ber (Sble bie SSücber beS ©cfc§e$ auffueben, zerreißen unb verbrennen ließ ; unb alle biejenigen tobtete, bei rceleben er felbigc »erborgen fanb ! 1 SOiaccab 1, 59. 60. (Sin glet= djeS gefd)af) $ur 3nt ber erjten (Efyttjten, j; (S- unter ber Verfolgung 2)io- ctettani, im Safyr 302 u- f. ba man mit niebt mtnberem 3orn gegen bie 93ücJ>er ber beiligen ©efteift, att gc.\cn bie 23et"enner Sefu fetbjVen »er= fubr, b'tefelben mit ben abfebeuftebften ©robungen berau$ forberte, auf* fuebte, unb auf offentlicfjem 9jjar!t bureb be$ «Scbarfricbtcrö £anb »ers brennte, $u großem ©djrccfcn ber (^laubigem £)as muß ein großes ©ut ferin, roaS ber (Satan fo febr t>affct unb fürebtet 23eben!et man nun ba« bei, mie ©Ott biefem obneraebtet bie SSüdbet ber ©ebrift, nacb feiner fons berbaren SSorforge, bis auf unfere Betten bat miffen $u crbaltcn unb mie fo »ieler Märtyrer SBlut baruber »ergoffen morben, melcbe lieber tbren ßeib at5 bie 23ucbcr ber ©ebrift $u »erbrennen babin qaben, mo»on bie öngemiefenen ©efebiebten (JRuinart. ?Cct Stfart. (Seite 355. 382. 406. 409.) erbaulieb nacbjulefen finb : fo muffen mir furmabr burd) eine £ocbacb= tung biefeS gottlicbcn S3ud)$ gcrubret, unb alsbalb überzeuget werben/ cS muffe ®ott unftreitig roaS ©icßcö ^u unfercr (Seelen £ctt mit bemfclben im 2(ugc baben.

12 $om rechten 35erpanb uub nü£lid)en

roirb niemanb leugnen bürfeit. £aß aber biefe göttliche $ln* roeifung nicht allem unmittelbar unb innerlich, fonbern auci) 3ugje;ch äufprttd) fein muffe, erforbert abcrmal ber gegen* »artige 3llftanbJ>e3 gefallenen «XWenfdjen ; ba berfelbe nicht nur mit feinem »Sinn, ©ebanfen, Slnbacbt uub Ziehe, fb jäm* merlich öon fernem ©Ott unb feinem ^tiroenbigen tnä £leuf* fere (*j gefebret, unb in $ftannicjfaltigrMt jerflreuet ftebet ; fonbern auch burd) bau unaufhörliche treiben unb foltern ber mancherlei IHifien, S^egierben, 2ljfeften, (Sigenrcilleng, (Selbstliebe dc» in einer fo entfe^licben Unrut)» Unorbnung, (ScrmMnbel uub grunrenbeit, nach feinem ^uroenbigen lebet, t>a® eg bie pure Unmöglicrjfeit ift, fo lang bergefrait mit ibm bejlellet, ©ott felber (ber ein einfältige^ getjtlidieö $Be* fen itf,) unb bie unmittelbare (Stimme feinet ©eijleö, bte nur in ber riefften (Stille geboret roirb, ju öeruebmen ober $tt unterfcbeiDen, obne 53eibülfe einer äußern ^nroeifungr

3* ©ott muß fiel) herunterladen $u bpm gefallenen SDcen* fcfyen, roo er anber^ je roieber aufgerichtet unb ^u heften ©e* meinfehaft erhoben roerben foü\ ©Ott muß \r\it bem au^ge* febrten 9J?enfchen fo reben, baß er3 boret unb fcerjtebet, t>a$ ift, auf eine äußerliche, bilblicbe 5Beife, bamit er burd) ein folebeg ©etön (ba® ich fo rebe) aufgeroeefet, unb ju mebrerer ©rille unb Slufmerfung gebrad)t werbe, roahqunehmen unb $u unterfebeiben bie Regungen ber göttlichen ©nabe in feinem Syrien unb ©eroiffen : rooburd) er bann ferner an ber £anb geleitet, unb, bei treuer gotgung, zubereitet roirb $ur roefent* liefen Erleuchtung unb ©emeinfebaft ©otteö im ©eifre ; ba bann erjtficb tie feböne (5oncorban$ beö roefentlichen unb eroi* gen siüort3 ©otteä mit bem äußerlich gefchriebenen, nicht obne innigfte 5?erounberung unb Vergnügung, erfahren unb eingefeben roirb.

4. £enfen rmr nun biefem ein roenig tiefer naef), fo werben

* <2£eil bte 9(Wcnfd)cn, ta ftc bie ©tuge begehren, bie braufen ftnb,att0 ir)nen fcltjt beß lanbeö SBcrttucfenc geworben ; fo ift and) tat gcfcfyricbene ©cfc$ gegeben. 3lid)t barum, alt wenn im Jfpcrjcn nid)t gcfrf)ricfrcit wate; fonbern bamit bu, ber tu ein glucfjtling von beinern Jfpcrjcn roaretr, mod)fcfi ton bem, ber allenthalben ift, ergriffen, nnb jtt bir felbjt (üncitt berufen werben. ^Deswegen, roaö ruft tat gefei)riebene \8efclJ benen ju, bie tat im j£>crjen gcfd)ricbcnc ©efefc *cr (äffen Ijaten ? "ftefyret roieber, i()r Uebertreter, in euer £erj !'*— ?(uguftinu$ im <Pfa(m 37.

©ebraurf) ber fyetltgeu ©djrift. 13

nur leidbtlid) bte Oftcfjtfdjmtr ftuben, wie biefeä göttliche ißutf) anjufeben, 511 tterfteben, unb gu (]ebraud)eu fej>.

£te ^eilige ©djrtft tft 1) ein immerwäl)renbe3 unfterfälfd)* reg (*) Deufmal be3 wahren bteteiittgeh ©otreö unb feinet Dtenfted, wiber allen Unglauben unb 2tberglanbeu. 2Jd) @ott ! in welcher bieten giujterniß ber Ltncjewißbett, ber 21b* götterei, beö Srrt^umä uub ber ©ott.'ofigfeit, leben nid)t bie* jenigen Sölfer inögemein, benen tiefet £id)t nicht fdieinet ! Slber wie ttiel unverantwortlicher ifr unfere Unbaufbarfetr, wenn wtr£ babeu uub bed) nid)t brauchen ; wenn wirö brau* cfyn uub bod) nid)t fofgen.

,/£tefe$ IDenfinat bringfr bu un$, e £err, Dor bie SDfyrett, „sor bte fingen, unb in unfere £änbe ; unb bennod) tKrgtfJei „man beiner, unb lebet afö ohne (5<ort in ber ©elt, wie bie r,übrtgen ^>?iben. (gröjfue uni ttie fingen, 0 £err, ba$ wir „b«d) autf Deinem 3Bort nid)t nur olö einen (Sott erfeiuten, fon* „bern and) üerberrlicben mögen (a), bir bienenb wie bu cg „forberft in ber ©djrifr, nämlid), im ©eijt unb in ber 2ßaljr^ „nett (b) mit einem aufrichtigen, reinen, unb bir ergebenen „bergen."

5. X)te beilige ©djrtft tft 2) ba§ auggebrüclte (f ) ©efefs ©ot* reg, bie einzige, unfehlbare ^idjtfdmur uub (Spiegel unfereg ?ebeng* D wie fo uötbig ijl eg Dem Derberbten £er$en, baß eg burd) bie ftrenge 3ud)t eineg fo ^eiligen @efe£eg jurücfcie* bauen werbe, bamit eg mcfjt, burd) bie llngbrüäie ber ©ütibe unb ?after, immer niefyr tterwilbere, unb feine SPanbe fo Dtet

(*)SÜBenn bfe Scute fo tuet boren reben oon ben oerfeljtebenen 2efun= gen in ber hetttgen @d)rift» (ta nämücb in bem einen alten ©remp'ar fetöTOcUcn ein SÜBortfein anbcrS gefunben wirb al$ im embevn,) fo ben!t ber atf)ci|ttfd)c ©tnn im 93?enfcbcn immer, ob wäre wegen folget 33el* fd)tebenf)eit wefyl alle» in ber ©ebrift ungewiß unb öetffitfdjt ; fo ba$ auefy ungeübte unb fcbwacfye (Scmütbcr babureb irre gemacht werben Hn- nen. Mein, man rann if)ncn mit 935af)rr>cit öerjicbcrn, ba|] faft alle oerfebi ebene ßefungen uen gar geringem ©ewtebt fint», unb benen wc= [entliehen 9Baf)rf)eiten be$ ©laubenS niebt bie gcringfte jüadicit ober ©es wtßfyeit Oenebmen ; fonbern üietmebr biefetben beftäftigen unb erläutern.

fa) «Rom. 2, 21. (6) 3ob 4,24.

(+) »DtcfeS aufgebrühte ©efeß (Sottet muß unö cingebrueft ober in§ v^er^ gefcf) rieben werben burcl) ben Zeitigen ©ctft: b i- ber!"eU>c muß foleben @inn, Neigungen unb ©eftatt in unö wirfen, als ba^ ©efe|3 oon un$ forbert; fonft ijt w€ ba» (Befe§, beibe^ be* 2C(ten unb beö

14 &om redeten $erflanb unb nü§üd)en

härter macfte ! $Bte fo beilHim unb föjrlid) fmb ntd)t bie göttlichen Sittenlehren tinb ?eben3let)r?n biefeg 23ucf)6, unö gu geigen unb angu'preifen ben fronen $Beg ber OJortfeligfett unb ber gugenb, wobei alle Prahlereien nnb ©eltwelfeit nur leere Spreu jmb ! Slber ad), voie fo lebenbig f .inn ung nicfyt biefer Spiegel überzeugen unferer elenben Ungefialt, wenn wir un3 mit £er$en£anbad)t baöor [teilen ! 5D?6ct]ten wir ung btefem göttlichen ©efefce ftetö unterwerfen, unb \\id)t länger beut ©e'feft ber Sünbe" folgen ! Werten wir nur nadj biefer Dftcfytfcrjnur uufer £ebeit einrichten, unb nicf)t natf) ben ©ewofynfyeiten ber 2Belr, unb nad) bem £rieb ber »er* berbten 9?atur ! 9)iöd)fen wir «nö in biefem Sp egel red)t be* fcfjauen unb nid)t »ergeffen, n>ie wir gehaltet fmb (a) ; fon* bem enblid) bnrcfyfchauen in bad üollfommene ®efe£ ber grei* beit, welcr?eg bie Ziehe i]i ! 2llfo, £em ia% bein $Bort fem unfere^ gttgeg £end)te, unb ein £icfrt auf nnferm sIBege (b). 6. ©t* heilige Sd)rift ijt 3) bie SSerfünbigung beö einigen tyflittelg unb fyetlfamen sJ?aÜ)$ @ott?3 $u unferer ferlöfung unb Seligfeir. darinnen höret ber verlorne arme Siinber üon bem ^eilanbe 3efu, unb tton ber Vergebung ber Sünben, bie allein in feinem tarnen (c) ijt; woran er wohl fonjt in (*) (Swigfeit nid)t l)ätte mögen gebenden. £arin wirb it)m an*

$liuen SeframentS, nur ein tobtenber 23uci)ftab. Sßcit namücft t>aS ©cft'g aud) einen innerlichen ©etjorfam Pen unj> fordert, fe »crhmbij get fetbigeö un$ überall g(ud), Set) unb jßerbammniß, inbem roir un$ überall al? ttebertreter fdnttbtg finden. ©5 fd)tägt Daß &er.$ nies ber tureb #urd)t, Xraurigrat, Smeifet, unb lapt ben 9J?enfd)en in feinem (Sünbentcb unb Ohnmatt wie icrfc^tagcn liegen, 2)rum fets len mir nid)t mit einem ungecinberten J^cr^n unb eigenen straften bie ©ebote ber ^d)rift angreifen ; fonbern c€ fott unS atteö nur $u Scfu treiben, mit bem bcumtlngen ©tauben un$ ihm $u übergeben, unb an ii)in ju fangen, bau er ünfer £er$ erneueren, unb bie ©ered)* tigfeit, öom ©efe§ erfcrbert> in un*> erfüllen möge. SKom 8. a %<\Hb 1, 24. (? «Pfafm 110, 105. c #r>ofJ. tfcfd). 4, 12.

(*) 2>a$ (Bcfe£ t>cm Sofcn unb ©iifcn fkgt in cfwa in aller Wien» fii)cn'@ctt>ifycn, nad) Mm. 2. ?(bcr baö C^üangclium, eber bU (£rhnnt* nig tcö einigen Mittele jur (Jrlofung ton @unbcn unb jur ecligfcif, burd) ^ctt wahren ©laul-cn unb ^Bereinigung mit 3cfu, tommt allein autf Ö?tt!ict;er Offenbarung. 2>iefeö t!)curc Offert beö (Swangcliumß fat Qdctt einmal gerebet in *er @d)rift; wir mnffen akr mit 2)a*i& (Tfadn 62, 12-) j«m anbern 02ia( l)i?ven in unfern .ßcrjtn, n?rnn n>ir« rec^t ter|hl;en unb fctjmecten ». »kn, i

©ebrauct) ber ^ciftgcn ©c^rift. 15

$eratben nnb angeboten ber roafyre ©lanbe (a) an Sefmn ; wie er nämlid) bußfertig $u bemfelben feine ßtiflitcfyfc nehmen, nnb üt SSerleucjnung fetner felbjt nnb aller IDuige, ben reinen SBirfungen feinet Öcijtetf fein £er$ übergeben folle, babnrd) grünbltcb bernbiget, gebeiliget nnb mit @ott vereiniget gu »erben ; bamit alfo ®otteö Vicfyt, %kbe, griebe, greube nnb eroige$ ?eben, bier nnb bort feine (Seele erfüllen möge, gnr eroigen Serberrlicbnng (Sottet %ft ba$ ntebt ein fyerrltdjeö Groangelium beS feiigen @otte£ ; ein tbeureg 5öortr ba$ aller 2Jnnebmung (b) roertl) ijt? Ü8ie roollen roir aber entfliegen, tt>enn roir euie fo große (Seligkeit auä ber 2lrf)t (c) laffen,unb tiefen $Rat\) ©otteö roiber uhö felbjt (b) öeraeftten ?

7, £te beilige (Sdjrift ift 4) ein öon ®ott geheiligtes nnb gefegneteä Mittel (*) gnr (Jrroecf ung nnb (Stärhwg in ber ©Ott* felig'fett ; eine £anbleitnng $n @ott fefojlen. 3ff e$ roabr ? Stimmt nirf)t öftere ber ^eilige ®eift einen (Sprucf) ber Schrift, nnb frf)ie$t ihn roie einen febarfen ^feil (e) burcbS £er^, ba$ bteroeiien ber gau^e SJcenfdb baoon beroeget nnb »eräubert n>irb ? 5öirb nicht manchmal einer bebrneften ober angefoebte* nen (Seele ein £rojtfprüd)lein eiugeflöget (f ), ba® Wie an S3alfam aile ibre (Sd)iner$en linbert, beilet, nnb, fte frenbig nnb aetreft maebt in bem §errn ? (Sie, bie beilige (Scbrift, binbet, nberroeifet nnb bernl)iget (bnreb @otte6 (Segen) £er$ nnb ©eroiffen roeit mefyr, al^ alle SüdKr, lleberrebungen nnb ©rnnbe ber SJJtenfdjen (g). 2>urdb fie ruft nnb locfet ber eroige (Sott ben aufgefegten inenfctjltctjen (Sinn $nr %w

a 2Cpo|r. ©cfd). 17, 32. b l lim. l, 15. c j^c tr. 2, 3.

t> htc. 7,30

(*) ©ic Ijcüige ©djrift t|T fcaS l>errftd)fle unfc gewö&n liefe ffr OJltttcl jtn? SBcfcljruna,, (Srwcctuna, ©tarrung, ic. fces 9Cftenfd)cn. 5Dfc^ ntc^t alfo $u Krfteljcn, als wenn ©ott nidjt and) wol)l Utrd) andere Drittel, ja gar cl)ne Mittel, wirken tSnnc ober wolle. ©Ott I>at fteö in fcer ganjett ©d)rift nirgend taju abfolnt fccrvfltd)tct ; Wirt) |td) and) frurd) menfd)lirf)c ©alje fc>ic j^antc nidjt Hnfecn (äffen. ©crQIinfc feines <# elftes Hdfet wie im* wo er will. Mann rann nidjt immer in frer ßirebe |t$cn, öfter ftie Sifrol in t>cr jfjanft haben : unt> wie mancher frommer wirft ton ©ott gclcbret, getre^ct, geffarfet, ol>nc U\$ er eten ju tcr Seit an tie 223orte fcer @d)rift öetenfet, ob e-ü glcid) alles aufs flcnaucjlc mit &crfclbcn über* «in tomuit, unfc uberein tommrti wirb.

4 'Pfalm 45; 5, 6. f $ue. 7, 48. 50, 9 ?falm 19, 8. ».— H9, 99,

16 $em rechten $erfianb unb nüfcftdjert

bad)t auf feine gute Regungen in unferm 3nwenbtgen (a), ihn felbft unb fein wefentltd)e$ 58ort ju fud)en, ju ftnben, unb $u boren in unferm £er$en, worin allein ewiges? ?eben (b) be* fiel; er. £Bir tljim bemnad) wobl, wenn wir 2ld)t geben auf tiefet Zi&jt, baß ba fcrjetnet in einem bmtfeln Drt, bi$ baß ber Xaa, anbredje, unb ber 9D?or'genftern C3cf«ö felbfr) auf» gefye in unferm £er$ett (c)*

8* 2)ie fyeilige ©rfjrift ifr 5) eine orbentltcbe Stbtbeihtng, Slbbltbung unb 23orbtlbung ber 3Sege ©orteö, bie er gehalten Ijar, nun tyxlt, unb biö jum @nbe galten wirb, über feine Äircfye insgemein, unb über alle unb jebe ©laubige in^befon* ber* <&ie tfl bie rid)tigfte unb ältefre ^icfyenfyiftorte, bie hi$ anä @nbe ber 2ßMt reid)et, ö»ller ?ebenöbefd)reibungen ber ^eiligen. 2lber e3 finb nid)t bloße §ijrorien; fte bebeuten alle liod^ ettt>a$ anberS, (fterje ®aU 4, 24. im ©riecfjtfd).) £*e ®efrf)irf)ten ber ©cfyrift gefd)et)en immer wieber aufg neue, wo nid)t äufferlid) unb nad) feem Sudjfraben, bennod) inner* lief) unb nad) bem@eijl;; nnb bie <£ebengbefd)reibungen, ÖBorte, $Öerfe unb Reiben ber ^eiligen muffen wieber in un£ trjre (£rfütlung ftnben Cb). Ikb fo wirbö bleiben, btö §immel unb @rbe »erbet gebet, ba$ nicht ber Fleinefre 23ud)ßabe nod) £itel öom @efe£ üorbei gefye, bt^ ba# alle£ (auef) in unöj gefcfjefje (e).

„fterr ©ort, tag un3 anbeten biefe liefen beiner ^Tßet^beit> ;,?ebre un3> a(3 getfrltcrje ^enferjen, aße£ geijtlid) anfeben „unb richten : £u aber wirfe bergeftalt in unö burd) beine „©ttabe, ^aß bein ^ort, gtetdjwie auffer un$, alfo aud) m „un$ erfüllet werbe/'

9. £ie beilige <Ecr)rtft ift enblid) 6) ein fretigeä 3e"0n^ w ferer inwenbigen Erfahrung, feiner flehet fo niebrtg, unb feiner fietgt fo l)od) in ber ©nabe, ba$ er ntrfK fein 3eugniß in fcer ©cfyrift ftnbe ; nur barnm fommt etgentlid) feiner über bie ©ehr ifr* £) ©ort! wie fMrfet unb vergnüget eg tiidrjt eine Seele, wenn fte burd) einen 2luffd)(u$ b.eö ©etfreö, ekn bie Üöaljrljetr, eben bie UBorte, eben ben ©raub beg @emütl)$ in ber ©ebrtfr aufge$eid)net ft'nber, n>ie fte inner* lief) erfahret ober erfahren ij'at ! ba e3 fonberlid) nad) feltfa^

a errüd)n> 1. 20-23. FSo^. 5, 40. c 2 ^>ctr. 1, 19. t Dl5m. 4, 23. 24. 1 dor. 10, 6. ll. t .Wattl). 5, 18. eie^c i)iw\\ du 3?{pi)icreg truntcr. Cay . 3, 5. 6, 7.

©ebrcmcfy ber ijciüQcn <Scr)rtft 17

men ?eibeugproben öftere gar rröjttid) bei ber Seele, (wie bort öon (Ifyrffto) l)et^t: 2Ufo tfrö getrieben, unb alfo fjaft tu muffen leiben unb auferfteben (a) ; ba fie jrd) $ur 3ett ber 9?ott) wobl gar nid)t brinn ftnbeu tonnte« 3a, and) in bett nuuqften 9ERittt)etlungeit ©otteä, ba bisweilen eine (Seele in* nertid), buref) bie (Salbung be£ heiligen ©eifleö wof)l genüge fame ©eroiftyett ihrer (Erfahrung haben mag, fo tfl e$'nid)t$ beftoweniger ungemein nüfcltd) unb öergnügenb, wenn e3 ib,t and) burd) ein 3?ngwß ber (Sd^rift gleichfam unter trieben wirb, ba$ e3 alfo wahr unb Feine Sügen (et), wie bie (Salbung fie leerer, unb ba$ fte nur babei bleiben fotle (b). Eme jebe ftreitenbe ^3artbei fuebet in ber^Sdjrift ^eweiögrünbe mit) 3euguifife ihre befonbere @ön$epten unb Meinungen 31t befe* jrigen, bie oft $um ÜBefen be$ (Sbritfenttjumä mebr fdjäblttf) alö forberlid) ftnb* 2khba0 wir fo forgfältig wären, ^u »rü* fettf ob auch unfere (Erfahrung, ©taub, ?ebcn unb 2Ba.ibeI, mit bem 3eugni# ber (Schrift fönne bewiefen werben.

«Sefyet baf wie wir bie (Schrift 31t achten unb anrufe fyen bia* ben. 2aßt un3 nun and) unterfingen-, wie wir biefelbe reicht »erliefen unb niu)tid) gebrauchen follen ; woran m\$ wo!)l ba$ meifte gelegen ijt.

a ^uc, 24, 46. t 1 30I). 2, 27,

-"***•■ A/S*/>«

© a 6 j'tt) et t e ß ap 1 1 e L

Diesiger, allgemeiner «itb unfehlbarer SBeg jur Srfcucfytttng, tmfr jum wahren ^erftant» (?cr ^eiligen @d)tift $n gelangen.

1. %on ber (Sache genau ^u reben, fo wirb ^um ved)ten SSeriiflub ber beil. (Sd)rift, (wie and) (#otre$ unb aller gört* liefen Wahrheit), nur ein groetfacheö bittet erforbert : warn* lief), tton (Seiten ©otteö, befielt gnäbige Erleuchtung: unb tton unfrer (Seite, bie efforberlidie ^efchaffenbeitbeä©emütl)3, biefer göttlichen Erleuchtung tbeilbaftig jtt werben. Ulitr föuuen nidjt feben otyne £id)f; wir fönueu aud) nid)t fefjen 2*

18 $*m rechten SSerficmb unb nü^tic^ett

ohne geöffnete unb gum &d)t gefebrte klugen, ^etbe^ fehlet un3 allen üon Statur : wir ftnb in ber gtnjterniß, unb bte (a) ginfterniß felbf?; ber ©ott biefer «JBelt fyat auch ber ll»glau* bigen ©tnne üerblenbet, ta$ ftenicfyt fehen ba$ belle 2tct)t be3 (£t>augeliumö (b). (Sott mu$ einen bellen Schein in unfere §ergen geben (c) ; er muß un3 geben erleuchtete otogen unfe* reg ^ßkftänbniffe^ (b), fonft fönnen mir ntd)t fet)en bie ^un* ber in feinbm ©efeße (e),

WM beseitigen, weld)?, wiber biefe unb fo fcuefe anbere auSbrucfitctye 3eugnij]e ber heiligen ©ctjrtft unb ber @rfabrung> bte Ü5erberbm# unb ^linbbeit beä natürlichen SBerftonbeä im ©einliefen, unb ^k unumgängliche ^ctbroenfrgfett ber gnä* bigen (grleucfytung ©orte?*, leugnen btfrfen, fyaben wir hier ittrfjtö gu thun ; bte ©efunben bebürfen beö 2lr$teö nicht. §lber in 2lnfebung berjenigen, welche biefeö mit ihrer 3!1ftim* mu«g in ber ?efyre benennen, in ^)rari aber unb Sluäubung, fo febr barwiber angehen, hätte mau \}iev ©etegenbeit ein SSort gu reben, üon t>em ©ebrauef) unb Mißbrauch be$ SSer^ franbeö, unb ber bttreh %Ui§ erlangten Qrrfenntmß ber 5Q3abr* heit, wo anberö ber D^attm folcfjeö pttaffen wollte. ($ine£ erleuchteten 9ERenfcben ^erftanb muß ftcb eben fo »erhalten, wenn er begehret ©ott unb ba$ \)eiie SMcfyt beö (Jöangelium^ gu fehen, rote ein Slinbgeborner, bamit er gur Qrrfenntniß beö natürlichen ?irf)t$ gelange. (Eebet einen folgen an : er boret ttom Richte reben mit aller 3>lufmer£famfett; er faffet aüe $u ihm gereöete li^orte in fein ©ebädjtniß; er macht ficf> eine SorfleUung unb SSegnjf öon bent Richte, fo weit, ba$ er fogut baöon fd)wäöen fann aU ein ©efyenber. ©otfte nun ein fblcfyer jTch bemnacb eiivbtlben, nun habe er eine gute (5rfennt* t)om Siebte ? slBürben mir nid)t ^ttleiben mit itym haben? Unb ftehe, eben alfo macht mand insgemein in ber ^eftrebung nad) ber (5rfenntniß ©otteg unb feiner 9öahrheit : VJlan greift bfe ©act)e an, burch bie ungeitige 2Öirffamfeit feinet iöerftaubeä; man begibt ftcf) mit ber größten Bemühung unb 3tn|talt aufö gorfchen, unb Olacbjmnen ; man macht jTd) tau* fenb Silber unb (Songepten tton ©ott unb göttlichen iingen ; unb fold) eine felbftgefaßte gorm be$ ^iBijfeng unb ungewijfe

« W>ef. 5, 8. fr 2 <Jpr. 4, 4. c ibid. t>. 6. » (£pi)ef. 1, 18. « »Pfalm 11-9, 18.

t$ebraud) ber ^eiligen (Betriff; 19

Silber, hält man bann für eine richtige (5rfenntmß ber 9Babr* beitf melcbe einem (gläubigen fo nü$(td) nnD notbigfew. belebe Slinbbeit ! $öäre nid)t bejfer, baß biefer Slinbe, (unfer unerleucbteter ^erfranb,) menn il)m anberä nod) nt ratben märe, nad)bem er üon anbern ©ebenben bie 9iacbrid)t befom* men, baß ein fo fcböneg unb sergnügeubeö £id)t fej), in meldjem man and) fo ttiele anmtttbia,e SBorroürfe feben fönne, et aber fe» ein elenber ^linber, ber folcbeö entbebren müßte, e3 märe bod) aber ein 5ir^, ber ihn unfehlbar febenb machen, u. f. m, i&i fage, märe nid)t bejfer, baß nacbbem biefer Sliube fol* eben allgemeinen Unterriebt bekommen hätte, er ftcf) nur alfo* balb $u bem 5Jr$t hinführen hege, nnb obne fid) weiter mit feinen uugemiffen Gegriffen t>on bem Siebte aufzuhalten, bem Sirgt ftiue hielte, nnb nad) beflTen 9?atf) bie ©enefuug einfältig abmartere? 3a, märe nicht befler, baß menn ber Slinbe fd)on ein fd)mad)eö ©d)immerltd)t befäme, fo baß er bie 9J2enfcben mie Achime üor ftd) fel)e, er ftd) bennod) nid)t fo* balb für einen ©ehen^en ad)tete, nod) ben 2lqt nnb bejfen Slqneimttret »erließe; fonbern ba® er nod) ferner bem Slqt falle hielte, nnb ja fein blöbeg ($eftd)t nicht jn t)iel gebrauchte, fo lange big er eine völligere ©enefung überkommen? unb mürbe' er nicht aföbann, ohne fein Semüben unb $opfbred)en, ba$ ?trf)t erfennen nnb bejfen Straft erfahren, unb mo e$ uö* thig, and) anbern üerfüubigen fönnen, ma£ er mit feinen %\\* gen gefeben ? 1. Sofy. 1* " X)ie £lpplifation tjt leidjt jti ma* <fyen.

©emißlid), eS ijt Unserfranb, burd) bie «Hütrffamfeit be3 SSerftanbeg bie @rfenntniß @otre3 unb feiner Wahrheit $u fueben. $ann jTd) bod) nicht allein fein Slmber, fonbern nid)t einmal ein ©ebenber, burd) $opfbred)en unb ©tubirem ba6 natürliche ?id)t, ober eine ntlänglicbe (Jrfennrniß tion bemfelben jumege bringen ; tuelmeniger mir, ttom @öttltd)em 9D?an fülle bann bod) feinen Mopf nicht fo »oll ; fonbern leere ihn vielmehr an$ Don allen vorgefaßten Silbern* Unfere ©läfer fmb gar $u bunt bemalet; i|t bem %id)t nur hin** berlid). 5öir tyahen fo Diel ju tbun mit unfern puppen im ßopf, ba^ mir barüber tjerfäumen ber emigen 2Babrbett D?aum $u lajfen, meld)e fo gern einen bellen ©d)ein geben mill in unfere £er$en. £)oct) mir febren mieber nt unferer vorgenommenen Drbnung, unb befefyen bann nun bie SOBege

20 55om rechten 23erftonb unb itüfclicfyeit

unb Mittel, ber göttlichen Erleuchtung feiner ÜBafyrfyett tfyetl* tyaftig 31t werben,

2. Xlefe Erleuchtung gefrfn'ebt nicht auf einmal, fonbern (hifenraeig, nad) ber ^efchajfenbeit ober gabigfeit ber (Seelen: unö eben alfo Derftebet mau auch bfe (Schrift nid)t auf einmal, fonbern nad) bem 9J?aaf ber ©nabe nnb ber Erleuchtung, uub nicht mehr. £>ie ertfe Erleuchtung ober ?td)t ber ©nabe, (wrlcheö allezeit fowobl unb mehr aufS @einütb alö auf ben ^3er(!anb wrfet,) tft eine $uöorfonnnenbe ©nabe ; ifl ba feine MBürbiqfett noch Su&ereitnng »on unferer Seite öorber* gegangen, E3 ijl ©nabe : eine grucht beö 2Ser$enfte3 EbrifH, 2>aö %ki)t fcheiuet in ber giufternig. (a) E3 fommt nämlid) @ott bem Sefer unb jpörer beö $Bort3 $ut>or, mit einigen bun* fein QSficfletn feineö £id)t$, woburd) berfetbe meift auf eine gan$ allgemeine, confufe uub fchwache Wsäfe gewahr wirb, wa$ ihm ©ott in unb burd) fcie Zeitige (Schrift fagen will : ba% er nämlich btiub, tterborben, etenb unb öerbammnißmürbig fen ; ba$ er ftch. muffe befebren, ftch fei bft verleugnen, fTcf) $it ©ott wenben, u. f. w. Diefeö wirb er fo überhaupt unb mand)ma( nur gar im Vorbeigehen gewähr, ba er wobl nodi wenig mit Unterfehieb mi$, xva$ ©otteö ©eiftin ber (Schrift burd) 55efel)rung, Verleugnung, ©lauben, Heiligung m f. w* fagen wolle, ob er fTcf)ö gleichwohl einbilben möchte, ©oll er bal)in üon ©rab gu ©rab gelangen, fo ift nötbig, ba§ er biefer erteuditenben ©nabe ©otteö, Ötaum gebe in feinem fter^en, unb burd) bereu 9?eijranb trachte alle £uubermffe weg^urcm* men, unb bergeftatt in bk erforberte ©emütböbefduiffeubeit einzugeben, biefeö 2id)t immer lebenbiger unb kräftiger in feinem ^nwenbigen $11 erfahren.

3, Unb ba Fommen unö bann nun $u betrachten vor, bk nötl)igen Mittel von unferer (Seiten, $ur wahren Erleuchtung unb mitbin $um rechten SSerjranb ber bei igen (Schrift.

$öir fefcen billig oben au ba$ bemütbige ©ebet : ba näm* lief) bic (Seele biefem $iworfommenben allgemeinen ?icf)t unb Einbrucf ber ©nabe aufrichtig jtille halt, unb bemjetben $fa$ laufet, (fterr, (b) rebe, beut unecht höret;) babei ihre eigene Untüchtigfeit, unb bisher gehabte ftnftere, unzulängliche, un* ge^iemenbe begriffe, ©ebanfen unb Vorurteile von ©ott, Don

a 3o(;. 1, 5. M ©am. 3, 19.

©ebraucr) ber betttgen Srfjrtft. 21

beflert Tillen unb Wegen, ernennet, (3d) bin bumm (a), td) rcetg nid)t$, unb bin rpie ein £t)ter ttor btr;) unb bemnad) mit bem aufgehellten ^id)tletn fitf) inntgjt ^u ©oft weuber, tton bem es? berfommt» unb roie ein armej mcfytörotftenbeö Ähtb, £eq unb 23er(tanb 3bm bloß barleget, mit I)er$ltrf)em Seilangeitr baß er fie mit (einem heiligen ©etft wolle erleucb* ten uno bewrfen, unb hei bem ?efen obereren fetneö Worrö, % beflfen ©tun unb Greift inö £)er$e etnbrücfen, fo üiel tbr 51t ihrer eigenen Sefferung unb ©otte^oerberrlidjung möchte nötbig femt,mit einem aufrichtigen Wiilen,©ott gerne $u folgen. (£>err, wag roilijt £>u, (b) ba® id), ntd)t nur wifiTen, foubern tbun fotl ?) (Sehet bie Seele ber^eftalt gu Werf, fo gut ft'e tterftet)et, fo läßet ©Ott inrfjt nach; mit mebrerem ?tci)t unb (£inbrud fetner Wabrfyeit ihr ©ebät ju beantworten fo tuel ihr nämlici) $u ber 3?ü nötbig unb bienlid) ift gäbret jte nun ibreö Drtä aud) aläbamt weiter fort, tu eben gemelbeter ©emütbögejtalt ftcf> &u ©ott $u wenben, fo beantwortet ©ott aud) ihr Verlangen abermals mit feinem £td)t, ba$ bte Seele ,nod) mehr üon ihrem (Jlenb unb Don ben D^eicbtbümern ©ot* teö unb feiner Wahrheiten eingeben befemmt. Unb alfo getjtö bann immer fort öon einer M (arbeit jur anbem (c); ba man nimmer benfen tarf, ob hatte man ben Sinn beö ©et* jteg in ber Schrift gang erfannt ober erfeböpfet. Unb wenn man meinet, roaö ®rt>#e3 $u feben, fo überzeugt einen ein folgender Sliiffdjluß beä ©etjteä, roie bunfel unb febwad) bag ttorige ?td)tlein gewefen fr», tyd) ba® bie verwirrten, eigen* finnigen 5ERenfei)enftnber, folcheö ernennten ! we balb würbe alfeg unnüfce Raufen über bte Meinungen ber Srf)rift ein (£nbe nehmen.

4. tylit biefem erfreu Mittel $um redbten SSerftanb ber bei* Iigen Sd)rtft, tjt genau »erfnnpfet ein ^miteö, nämlid) bie treue 2Utöü6ung beffen, \m$ man frfjon tterfrehet, ttnb wo»on man fd]on überzeuget i\t ; nad) ben augbrücfficben Worten unfern foetfanbeä : So jemanb will beffen Willen tbun, ber mid) gefanbt \)at, ber wirb innen werben, ob t>ie\e ?ehre tton ©ott je» (b). Q?6 ttf eben berühret, baß b;e juöorrotnmenbe ©uabe bem 99?enfcf)en eine allgemeine, bunfefe, febwaebe (£in*

a <Pfal»J 73, 22. fe Jtyotf. ©cfcMcf)- 9/6. c 2 £or. 3, 18, * 3cl;. 7, 17.

2*2 3$om red)ten ©erftattb unb !tüitt$ett

f\d)t feinet (Slenbeä, mie auch beä 3öillen3 unb ber Wahrheit ©otteg, tu ^etficjer (Schrift gebe, 3ft nun ber teufet) biefem ?tct)t qetreu, befennt (ein dlenfe : $um Krempel, ba£ er bi£* rodlen bte Welt geliebet, unb bafyer bie ?tebe ©otted utd)t m ü)m geröefeti feij ; verleugnet aud) bemnaef) bie Welt, unb ftreefet fTcf) in 2lufrid)tigfeit au$ nad) ber £iebe @j>rfeö, nad) feinem £id)t unb gäbigfc it : ftet)e, fo lernet er immer genauer ernennen bie gel^imen sBanben ber Welrliebe in feinem &et* gen ; erfährt aud) barneben bei fold)er Uebung in ber Ziehe ©etteg, immer mehr, baß biefelbe gar roaäanberä» wa3 grünb> Itd>er unb mefentltchereä fe», aU er je gebad>t hatte Unb alfo Vergebet er bann erft recht, unb immer mehr bie (Schrift, wenn fie erinnert : 3!* welchem bie 2iebe ber Welt ift, tu bem ijt nicht bie Siebe beä 2>ater£ (a); Raffet un3 3bn lieben (b), it. f. m. 3a,' eben hie £reu? an biefer Wahrheit, machet ihn bann and) fatvg, mehrere anbere Wahrheiten $n erfennen. 3(t er aber bem juüorfommenben %id)t ber ©nabe (»otreä in feinem £er$en untreu, merfet nicht barauf, f ehret ftd) baüon ab buvcb 3er^r,enun^en ober falfchen £roft, unb fähret fort in feinem eitelen Weltfmn; fo verlieret ftd), bei immer roieber* bolter Untreu, baö gehabte 2icbt je länger je mehr, unb biet* bet er ein blinber Üttenfrf), ber bie@d)rift feineöroeag vergebet, wie gelehrt er auch fonjt femt möd)te. Unb ein folcher glaubte bann mobl gar md)t mehr von fld), ba$ er bie Welt lieb habe, fonbern bilbet fiel) ein, er lieb? ©ott, meiner ein fo ttorbeige* benbeä ?id)td)en unb Qnnbrucf bavon gehabt hat; wie bann faft bie gan$e Welt in einem folchen Wahn fteefef.

5. Unb fo fehen mir ertlich, wie baß bie 2ludübung unb (5r* fahrung beffen, \va$ bie ^d)rift fagt, eben bie bejle (trflärung ber (Schrift fei), ©er ba£ menfd)lid)e @lenb nicht erfannt hat unb ernennet in feinem £er$ctt, ber flehet nimmer in ber (Schrift : hingegen wer 23u£e thut, ber erfennet immer mehr bie $8u$e; *oer ftd) felbft verleugnet, ber erfennet immer mehr bie (Setbflverleugnung; wer bätet, glaubet unb liebet, ber lernet bäten, glauben, lieben, u. f w. unb erfennet immer mehr unb tiefer, wad bie (Schrift bamit meinet, unb fenfr nim* mermehr. Unb btcö märe eben bfe rechte hohe (Schule, worinn alle (Stubioft £heologiä (unb mir mit etnanber ntdjt anfye*

©cbraud) ber ^eiligen &d)rift, %%

fd)loffen,) follten gefübret unb geübet werben, ebe fie Weifler in 3(racl würben. £>enn (Swtteggelebrtbetf, ober ba3 dl)rt* ftentbum, befielet gau$ in ber Erfahrung. @rft muß manä fcbmeden, unb bann feben, rcte bitter bie ©ünbe, mib me freunblid) ber Sperr (a) fet) : unb wenn man bann (Sottet 2Bort im <£eqeu bat, (wie bte (gcbrift fpricbt), bann fann manS aud) anbere lehren, 3?ei anbern aber gebtg, wie fcbon ber alte 9ftacariu$ (b)gefagt: „$Benn einer bag 2öort ber ,,s)#a\)x\)eit reben will, gleichwohl aber ha$ UBort ®ctte$ nfd)t „in ber $raft uab s2Bat>r^ett in fid) felbft beftfeet, fonbern fTct> „nur ber $öorte, bie er in auvrbanb (griffen gelefen erinnert „unb jtd) berfelben bebienet, ober ba^ jenige, viaö er üon geifte „reichen Männern geboret bat, erriet unb lebret, ber fcbet» f,net $war anbere 31t erfreuen ; aber, nad)bem er$ gefagt fyar, ,,fo gebet ein jebeä $ßort in feinen eigenen £>rt, wober t$ „genommen war, unb er bleibt wieber blog unb arm, u, f. tt>." £om 18.

6. 3um flnbern ffebet man bterauö, täe baß bie Sluöi'ibung unb (Jrfafyrung einer ÜBabrbeit, ber €cblüftel fet), nid)t nur $ur genauem StnjTdjt eben berfelben Wahrheit, fonbern aud) $ur (Jrfenntniß einer anbern, £>a3 menfd)lid)e £er$ ift gleid)* fam nmbüdet mit unzählbaren Deden (0 wie weitläufig würbe id) fallen, wenn id) nur einen Ztyeii berfelben follte). @S muß ba$ ?td)t notbwenbig bem armen ©ernntt)? bunfel unb febwaef) t>orromnu>n, ba$ itym burd) fo Diele £5ecfen einfebet* neu fott. Stimmt man bie erite Decfe weg, fo ffet>et man bie $weite; nimmt man aud) biefe binweg, foffebet man tie britte, unb fo ferner : unb je naebbem eine ober mebrere weggetban werben, nad) bem 9Jiaaße wirb aud) ba$ göttliche ?id)t mit mehrerer Klarheit, 5£ärme unb jlraft, £eq unb SSerftanb be* rühren fönnen, unb folcfyeö tton einer jtfarbeit $ur anbern ; flehe 2 ($or. 3, 14 bte 18. 5Ber ftd) fein (Slenb 0011 ©ort läßt aufbeden, ber bekommt ein @eftdit öon ber 33uße ; wer in bie 55uße eingebet, ber ftehet enblid) xva$ ©laube fet) ; wer ffd) im ©lauben ixbet/ ber lernet xvaö ^efuö fet? : nad) ber Ueberwinbung einer Serborbenfyeit, fe[)en wir, eine anbere ;

a «Pfclm 34, 9. b 5 OJlof. 6, 6. 7. im ©r. 9\Bm. 10, 8. *

c Campeg. Vitringa nennet fcen Macarium virum sanetissimum,

«nt> jtfljct tön allen ©riecfyifdjen Kirchenlehrern wr. Typ. Theol.

pract, praefat.

24 fßcm rechten $erjtanb unb nü^td)en

ftnb wir aurf) bariit getreu ; fo [eben wir immer ein metyrereä ; mib alfo gebtö immerfort auä einer £iefe in bte anbere : wer in ber @rf)itle 3efu eine ?cftton gelernt, bem wirb eine anbere aufgegeben» SMtnbbeit ift Deswegen, bie Schrift erflären Wollen, anbere lehren, befebren unb richten wollen, ba man felbft faum bie erden ^ucfyftaben göttlicher 2ebre in wirflirfjer Erfahrung gelernet l)at ; fietye j>lpo|Mg. 1, 2 h 20. Untter* ftanb ift e$ aurf) barum, unb bie pure Unmöglid)feit, erft atteö wtffen wollen, ebe man an$ sBierf gefyet ; ba fo mancher über feinem gorfcfyen babin jtirbet, unb nimmer bie (£rfennt* ni§ ber ^abrbeit erlanget t)at, Siebe auch ^Pfalm 25, 14, «Pfalm 111, 10 spreb, @al. 2, 26. 1 3oM' 4.

7. @in britteg, unb mebr befonbereö Mittel, gum rechten SSerftanb ber heiligen Schrift, ift bie (tätige Ue&uug in ber Verleugnung fetner felbft. kleine anbere wirb @ott lehren baä Grrfenntmf? (Seiner unb feiner $öabrbciten, unb feinen anbern Wirb er gu »erfleben geben bie 9>rebtgr, ai$ nur ben (Jntwöb* ne'en üon ber tyfliid), benen, bie ttou ben Prüften abgefegt jTnb (a). £>urd) bie grünblicfye ©etbftoerleugnung wixb ba$ £erg gemniget unb gefhUet : ©ereiniget, Dom Unflatb ber %Belt, ber ©ünben, unb ungäl)ligen ^erborbenbeiten unb & genheiten, welche bem armen ©emütbe wie £otb unb kirnen fcor ben klugen ff£en, unb bie @inftrf)t in ®otte3 @r bcimnijTen burebauö »erbinbern : fogar, ba® and) eine eigene Sluflebung an ber Kreatur, eine einige falfcbe ?ujt «ber unlautc-re 2lb* ftd)t bei gläubigen ©eelen, fonberlid) wenn Dergleichen etwaö gebeget wirb, frfjon genug tft, ba$ reine götrlicbe ?id)t mebr ober weniger gu üerbnnfeln, wie biejenigen allein wijfenA bie ruaö nabe bei i\)rem foergen $u 6(eibeu gewönnet ftnb. @m wngeftorbener 9ftenfrf) ijl ein blinber genfer) : unb wenn er aurf) bie ©djrtft üom Anfang bi$ $um (5nbe wi\$te, fo ift fte Hfm boef) ein üerjTegelteö 25ud) : £enn bie 5Bet3beif fommt nimmermehr tn eine boshafte Srele, unb wobnet nicht in ei* nem £etbe ber ©ünben unterworfen : ber beilige ©eijjt ber 3nd)t, fleucht bie galfrfjbeit, unb entzeucht ffd) ben tl)öi testen Ueberlegungen (b). £ie, fo reineS ftergenö fmb, febauen allein ©ott CO wnb feine $Babrbeit. Unb ju biefer £er$enö* reinigfett gelangen wir, wenn wir nnfer £er$ in grünblicf)er

a 3cfdia 28, 9. b 2Bei*&, l, 4. 5. c $?atu). 5, 8.

©ebraurf) ber fyetligen 6d)rift 25

Verleugnung, bureb ©otteö ©nabenfraft, abfpebnen dou al* len t)ergän0(td)en lüften, unb sJl. 03. 0 Ott allein lernen, meU nen unb lieben. Sa wirb bann ba£ 2luge be£ ©emütbä immer mebr offen unb belle werben, unb ber ©runb beö ^er^en^ tyeitev unb rein, ha$ ftcf) bte Älarbett be£ §erm barin fpiegeln Faun.

Seewegen fagten bie erften G>l)rijlen nad)benflicb: ,,2Ber „$um Verftanb ber beiligen ©ebrift gelangen will, muß ftd) „nur mit allem glet§ unb Slnbactit auf bte Reinigung tien „©ünben legen* Senn ber beilige ©eijt bat un3 biefetbe niebt „$u bem @nbe auffdbreiben (äffen, baß fte un£ bai)er bunfel „wirb weil unfereö £er$enö klugen bureb hie Secfe ber ©im* „ben öerbüüet ffnb : werben hie nur lieber gebeilet, unb r>on „?aftern gereinigt, fo Hebet man hie ©ebeitnntffe ber ©ebrift „gteiebfam wie natürlid). 2tl3bann fyat man feine (Sommen* „tarien nötbig ; eben fo wenig al$ baä natürfiebe 3luge einer „Unterweifung bebarf, um ^u feben, wennö nur r>on feiner „Slinbbeit oberglüjfen befreiet worben/' @afftan %nftit. 93ud) 5. @ap 34.

(Steftillet wirb aurf) ha$ $)er% burd) bie Verleugnung : ba fonft bte Vorwürfe tton außen, meijt aber hie manebertei ?n|rc be$ gleifcbeö unb ber ©innen, hie üerfebiebene unorbentlicbe ©emütböbewegungen unb Slffeften, wie aueb Eigenwille, ©dbftliebe unb anbere (Jigenbeiten, bem ungejrorbenen ©e* mütbe taufenberlei Verwirrung, Alteration unb Uimit) t>er* urfacben. 9iun bebenfe mang boeb, wie Faun einmal hie ©onne ber göttlicben Stlavtyeit unb sl£abrbeit gefeben werben in einem fo ungeftümen Sredfwafjer ? unb me will man biefe föfftid)e ^)erte ber ^iBabrbett, auf bem ^oben eineg foleben 5L*ajfer3 (nämlicb beg unreinen £er|en£) reebt erblichen unb erfennen, wenn felbigeg bureb fratigeä ©cbi'ttfeln unb ^Pol* tern ber fo maneberlei Verwirrungen, trübe gehalten wirb ? 2lcb! wer glaubte, obne ber e3 erfahret, wie fo wenig ein uugejlorbeneg, unruhige^ £er$ fäbig ift, hie ^Babrbeit, aurf) nur in bem Q5ucbftaben ber beih ©ebrift, $u ernennen» Sie wahre ©tille ift hie Butter ber 2Bei3beit (a). fagt ein gort* feftger $ircbenlet)rer. %a$t un3 ©Ott felber r)6t:.ert : ©ej)b fülle unb ernennet, (ober, fo werbet tyr erFennen,) ha$ itf)

28 $em rechte« Serftaul> unb nüpcfjett

©oit bin, (a). 3Berben wir biefem ^ISorte ©otteS folgen, unb burd) bie wabre 3lbfrerbung ober Verleugnung unferer fei 6 fr, nebjt bejr&nbiger ©ebätöübung, in bte wab/re Stille fragten einzugeben ; aföbann werben wir bei ?efung ber ©rfjrift, mit einem innigen Rillen Slnblicf eines ©prücbleinS, manchmal rmljr £iä)r, ©albung, Äraft unb Segen barinneit- ftnben al$ wenn mir jwangig ber berubmtejren Tutoren brü* ber naci)gefd)(ageu hätten. $?nv$, willst bu ein erleuchteter SKenfct) femt, fo traetyte erjt ein ar-gefrorbener 5D^enfct> $u wer* ben, fonfr bifr bu eS nimmer.

9. £aä üierte Mittel, ober erforberte ©einütbSgefralr, bte $Babrbeiteu ©otreS in fyeiüger ©cfyrift recf)t ^u öer(M)en, tfl bie befonbere Bufebr ju ©Ott im ©elfte, burd) eine inn'ge (Sammlung unb 'Slnbacfyt beS £er$en£ $u bemfelben, ober gu feiner ©egeuwart in unS. 2Bann mir itn$ fo $um £errn feb* reu, bann wirb be Decfe weggenommen Don unfern Singen (b). Unb foldjeS I)at b'iefe Urfadjen : (Srjrlitf), weil ©otreS ?td)t unb ©nabe ntcfjt abfängt öon einigen unferer SBirffauifeiten ; and) i(t fem %iä)t nno ©nabe mit feinem einzigen äuffern tyl t* tel, fo wir gebrauchen, unzertrennlich uerfnüpfet* $öir mö* gen un3 berobalben bin unb her wenben, wie wir wollen ; wir mögen and) atterljanb äuffere fogenannte Mittel gnr jpanb nebmen, unb unfern «f opf gerbreerjen burd) taufenb 9?aci)fm* nungen unb ^Betrachtungen unferer Vernunft; fo Fönnen wir boef), burd) unfer 3Birfen unb 33emui)en,. ©ottcö Sicfyt Weber in un$ bringen nod) fcermefyren ; aber wobl üerbinbern unb aufhalten. Sttteö was wir, burd) bie juüorfommenbe ©nabe bartun tbun fönnen unb foiien, ifr, ba$ wir bie ©emiubS* äugen unb 5lnbad)t abwenben öon allen anbern Vorwürfen, unb feibige fachte $um Siebte ©otteS .binfefyren unb offen tyaU ten, in bemütbiger ©elaffenbett bie üöirfuncjen be$ ?tcnt$ unb ber ©nabe ©otreS erwartenb. DiefeS tfl bie näcbfte X5ifpoft* tton ober gäbigfat, ber göttlichen @rleucf)tung tbeilbaftig ^u werben ; unb eben bagjenige Glittet ^um SSerfranb ber Ijeiligeit ©d)riff, welches wir jefct öor unS b<*ben*

10. Die anbereilrfad)e i% weil man feinend), tn'el weniger bie beilige ©ctjrift, red)t »ergeben Fanu, wenn man nid)t wenigfcenS einigermaßen eingebet in bie ©emütböbefdjaffenfyeit

a ?>fafm46, 11. fr 2 Scr. 3, 16.

©ebvaudi ber l>eiltgen 'Schrift* 27

unb Sinn be^jentgen, ber gefcfyrieben Ijat. 9t mt fonnen wirö nidjt glauben, tu weld) einer abgegebenen, anbäcbrigen, läutern ünb göttlichen @3entütb$gejtalt bie heiligen bantalö ßejlanben, wie fTe b:e SBt^el gefcfyrieben haben: ünb in eben btefen Sinn* Slffeft uub-©ranb müfien barum aud) alte Sefer tradhten einzugeben, wenn fte berfelben ober üielmeljr be$ Ijetligen ©etfteö ©orte, red)t fcerjleben »ollen.

11* Vie brttte Urfadje ift, weil aud) bte beilige Sdirifi bau? belt »on geijlltcijen unb .göttlichen ÜÖabrbetten, übernatürli* dien fingen, £ tngen einer anbern *hMr, bte wir nid)t redtf unb grünblid) fcerfteben fonnen, ober mir muffen gleicbfam Cfo ttiel an un£ ijl) ausgeben an$ biefer ÜBelt, unb "eingeben tn einen übernatürlichen geifHicfyen Staub. (Sin etteler 5er* jlreuter Sinn k>erflel)ct ntdjtö red)te$, wenigfcen^ nidjt in ge filieren fingen; aber §er^en^aubacl)t unb Sammlung bringt %\<bt. $)lan öerfudje nur, wenn man bte Sinnen unb ®ebanfen be$ £er$en$ t>or allem unnötbigen 2luöfrf)tt>ei* fen eine ßeitlang bewabret, unb ffdt) fcor ©otteä 5IngefM)t anbädjttg gebalten, ob man bann nid)t weit mel)r in beiliger Sd)rift |d)mecfen unb fefyen forme, at$ wenn man uadj lang* wieriger ß^tllreuung, Sorgen, §anbel unb SBöanbel in äuffern fingen, über bie Schrift f ommt $lä) l bei folgen 3erfrreuun* gen ift ber Äopf fcott, ba$ ©emütl) eingenommen, ber Sinn wirb burd) mancherlei l)in unb tjer gebogen ; man i)1 nid)t am rechten £>vt, im ©eifte, ba man aliein getjlltdje Singe feigen unb fcerfteben fann. kommet unb bann febet (a). 3nwen* big in (litter Sammlung, ba muß mau mit beut ^3ropbeten, freien auf feiner $ul, treten auf feine Sefle, nub fo Sföacfyt bak- tenb tan man er(l feben, wa£ mtä @ott fagen roitt (b> 3Eie fo gerabe unfere fyeuttge Sd)riftgelel)rten Weber biefe D^egel tyanbeln, ba fte fiel), um ben Sinn ber Sdirift 31t ftnben, erjt in tan\enb unnötbtge 3erfrreuungen etnfaflen, unb ben Mopf mit atlerfyanb -felifamen SQilbevn anfüllen, ba^on wäre meieö $1 fagen. ©Ott wolle i!)nen bie &borbeit entbeefen ! £) wie Diel bejfer ift e$, wenn man SDtatfya la$t wirfen, unb j!d) be* unrubigen um biete Singe, unb feget ftd) (aud) wenn man bie Sd)rift liefet) mit Ataxia, fein jjttte Ijin, 31t ben gugen Sefu, unb Ijöret alfo feiner diebe $u (c). •Sßöafyru'dj, wenn manö

a <Pfafm46,9. b ftatac 8,1. c ^«c. 10, 39.

28 SSom rechten 2Serjknb unb nü%U<fym

faflfen tan, eS tfl audjnur biefeS eine 9?otl), bie<8d)rift grünte ltd) unb fyeilfamlid) ^u verjtefyeu. Senn wer im einfältigen @runbe beS £ergenS bet@ott bleibet, ber flehet im ?icf)te ; n>o? von eS beißt: 3n beinern Zidtjt fefyen wir baS %i<fyt (a) ; unb narf)benfüd) beim frommen $emviS : „3e mebr ein 9D?enfd) „il)m felbft vereiniget nnb innerlid) vereinfältiget ijt, befto „größere nnb bösere Singe verfielet er obne Arbeit nnb 9D?übe; „benn er empfäfyet baS %i<fyt beS SSerjtanbeS von oben fyer*

12* Sm fünftes, nnb baS lefcte §ülfSmittel, jnm red)ten SSerftanb ber Reuigen ©rfjrift $u gelangen, ijt baS liebe $ reu$ von anflfen nnb von innen. 5lnfed)tung lefyrt aufs 3öort mer* fen (c). ©o lange ber 5D?cnfd) in feinem unad)tfamen, un* gebrochenen (Sinn fo rufyig bal)tn gebet, l)at er wofyl wenig £ujt, ben D^atf) ©otteS $u feiner ©eligfeit auS feinem 2öort git vernehmen ; tvaö er and) nod) barin tbut, gefd)iebt alles mit einer anbern 3lbft'd)t, nnb ofyne wabre 2lnbad)t : fo balb greift if)n aber (3ott niebt an bnref) 3Ötberwärtigt>it, 2lrmutb, jt'rant'fyeit ober anbere £rübfaten, fo gibt erS fd)on bejfer $auf ; er fud)t bie Q3ibet bervor, gebet fleißiger $ur $ ird)en, u. f. w. £)b nnn ^war foldje 2lnbad)ten manchmal nnr &eu* dielei fi'nb, fo fielet man barauS, waS^f reu$ unb £rübfal rann. (£mftlid)er gel)tS fcfyon l)er, wenn man bei anfänglicher Sßuße, burd) (5>otte^ @nabe, in fd)meqlid)eö @efüj)l feiner ©ünben, ($lenb unb großen ©celengefafyr, gefe£et wirb ; wennS einem fo red)f burd)S £er$ gebet, unb guter 9?atb tljeuer ijt/waS man tt)uu fotl, baß man feiig werbe (b) : ba lernt man bann and) bie Zßibel mit mehrerer 23egierbe unb 2Inbad)t bebanbefn ; ba fiebet man ft'e mit einem anbern Sfage an ; ba fcfjmecft einem baß 5Bort ; ba fängt man an bie (Bdjxift $a verjteben, bie einem biß bal)er ein verftegelteS %$ud) gewefen ift (Eiel)e, fo bringt unS bie innere 3iotl) $mn reebten Zidjt.

13. 2lber bamit fyat man nod) nid)t ausgelernt üftan büte ftd) ja vor biefem fd)äblid)en Srrtbum ; eS folgen nod) altera battb groben, $erfud)ungen, Sunfetbeiten, 2lengjten unb $eU ben von allen leiten, woraus evftlid) baß reinejte %id)t unb bie tiefejte (£inff'd)t in beiliger 8d)rift, von @rab $u @rab auß* geboren wirb. £lud) ein grommer, ber nod) nid)t verfud)t ijt,

a ^fahn 36, 10. t> l 25urf), €rtp. 3. c 3cfata 26. t ^oflcfg. 16,30.

($5efcmttcfy ber fyeilfgen «Scfyrtft 29

fcerftefyet wenio, (a) : unb bennocl) fmb n>oI>t feine, bte mefyr meinen $u wijfetu ©o fang nn3 bte Serfuclnmg tttctjt au3 bem prrtfyum geholfen l)at, ba tyat man oft tnel £el)ren£ ; ja, man tft fo gefefyrt, baß man3 nicfyt alteä fagen fann, (wie e3 £u* ttyerug im folgenben $er£ beim (Siracf) artig auäbrücfet) 9cacl) ber ^robe aber, bann lernt man mit bem lieben £)iob, bie £anb auf ben 9D?unb legen, nnb benennet fein (£tenb nnb 93fütb* l)eit (b), £)a$ ijt einmal gewiß, fo manchmal eine gläubige ©eele in einet Ären^robe wol)l aufgehalten, fo oft befommt fte eine reinere unb'grünbticfyere Erfenntniß @otte3, ifyrer fetbjt, unb aller $öaf)rt)eit, and) in ^eiliger (Schrift ; fo ba$ e$ einem tyeruacl) nocl) wofyl lieb ijt, mitIMfcub, ba$ (c) einen ©Ott alfo gebemütfyiget tyat, bamit man feine diente lernet (*)♦ 2Ber bemnacl) bte fyeilige ©cfyrift grünbtiel) fcerfkfyen Witt, ber macl)e jtd) $m>or gefaßt auf $reu$ nnb Reiben; fonft gefrfnefyt e$ mm* mermeljr. @r taffe jTrf) t>on bem ©eijt ber 3ucf)t in bie wafyre 23uße einführen, unb beuge feinen 9?acfen unter (grifft $reu* $eäjocfy, fo wirb tfym gewtßltcl) ba$ %id)t au$ ber ginfterniß fyerfcorfommen (b> 2Bo $reu$ ijt ba ijt £itf)t ©iel)e auc§ ©iraef) 4, 18-21* @ap. 6, 25-29»

14» Unb biefeä wären bann (naefj unferer ©nflcljt) bie näcfyften unb abfolut notl)Wenbigen Mittel unb 5Bege, jum rechten unb grünbltcfyen 23erftanb ber ^eiligen ©cfyrift $u gelang gen, nämlicl) bie fünf dtaflen ber njmmfifcfyen l)ot)en ©cfyufe» £emt eine bergeffalt 1) im S3äten, 2) im £t)un, 3) im 23er* leugnen, 4) im lammten, 5) im Reiben fiel) übenben (Seele wirb ber göttlichen Erleuchtung immer mel)r fät)ig unb tyeib

a @irad) 34, 10. 12. fc jP>i»t> 39, 37, 38 c «Pfählt H9, 71.

(*) 2)icfc$ crfuljr unb fctännte tiad)bcnf lief) ton ftd) fcffcfrbcr gc(c()rfc Tfnbrcaö Olivct, nad) au$gc|ranbcncn febweren $eibc$-- unb ©eclcnnotbctt, auf f inem Jotbctte, wenn er alfo ju ©oft frract) : „Du bitf ber $cf>rer ber ©etiler. 3<*) l)rt^ mcl)r Mit *cr Ideologie gelernt in tiefen $elm Xa* gen, ba tu mict) befuget ijaff, al$ icf) vorder ittctjt in 50 3fal>rc.n geaalt tyabe. 2>u l)aft gcntad)t, tag icf) eingegangen bin in mict) fclbft. 3<ü) war nict)t in mir; id) war in ber <2öclt. SUun bin fdj in ber ©d)ttle meine« @ottc$, bcrfclbe lehret mtd) auf eine f^anj anbere QBeife, alö alle bie Qcc* toxi gct()an haben, n>e(ct)c noci)ju(efctt ict> fo tucle Seit angetventet l)nbe. 2Dtc viele (gitcltctt ift nict)t in alle bem, ba$ ton beut ©eift bcö 9C^cnfrf)eit !)erücmmt! «■ f- »." Denn heur. pag. 65. 2(d) warum mact)t man |td) friede aufrichtige ^ugitiffe nietjt bei Betten ju 9?u§e.

b 2 <ior. 4, 6

3*

30 Born rechten SÖerffctnb unb itüfcltdjctt

hafttg ; ba ttyr leibentlicber Serftanb, ober ba£ Singe bei ®e< müttjö (a), öon bem im betrüg ticken ?trf)t ber 90Babrbeit er* werfet, eröffnet, unb toerflaret wirb : meld)et3 göttliche mttge* teilte ?tct)t aber nictjt bloß fpefulattöifcb tft, (wie etn>a bte (Betbftliebe meinen möchte, ba§ man nur fo ein Raufen X>tngö tt>üßte, baüon (treiben unb reben, unb ftrf) felbft barm gefallen fönnte), fonbern gugleirf) al£ eine Salbung fcon bem, ber ba beilig ift (b), alle übrigen ©eelenf raffe, ja ben ganzen 5ßcn* fdurn, nad) unb nad) burcbbrütget, fyetfiget unb vergnüget, in ber drfabrung^erfemttntf? ber 9öai)rr)eit* £>aber eine fbfche (Beete bann atteö weiß, 1 3ol)* 2*20* nämtid) fo'$u reben, ein* genudelt (implicite), meü fte baß ^rütctpütm, ben (scblüfifel nnb ©runb alter natürlichen unb übernatürlichen SöiflTenfdiaf* ten in ftcf> t) at ; ob jTe $nxtr fonft (explicite) in allen nichts mehr roetß, unb and) nichts rnebr nnfien will, at£ ma£ ibr @ott ju ettrbecfen beliebet* dine folcbe ©eete r)ar, nad) bem 9flaaß tbrer §eiltg,ung unb (£rleud)tung, ben ©inn ©otteö unb feinet ©eifleü in ü)r (c ); barum fann fie benfelben auch obne 5D?übe unb mit vieler ©emißbeit in heiliger ©cfyrtft fxnben ; ba gubem ihre beftänbige Erfahrung eine lebenbige @rflärung ber (Schrift ijt. Unb fottte ibr inöbefonbere ber Sinn btefcö ober jenen Sprud)3 in ber Sd)rift, mit bem erften Slnbtid fo ftar nid)t fallen ; fo barf jTe, ftatt atle3 ©tubtrenä, benfelben nur |um ?td)te bringen, ober, wie Slfifapl) fpricht, mit bemfelben ine S?eU Itgtrmm ®otte3 eingeben (b), burch eine einfältige (jtnfebr, unb ^artteltttng öor ©Ott, fo mag ffe balb ben wahren unb flaren ©rnnbtert jtnben*

2Ber btefetf atte^ für ^)b,antafi'e unb ^rrfbum balten will, ber mag auf feine ©efabr tbun, U6 ihm ©ort bie Singen öffnet* 9D?an muß nid)t $ürnen, fonbern TOtleiben baben mit fold)en Slinben, welche, metl fie felbjt nicht feben, meinen, wäre atleö and) ©nbitbung, xva$ ein Ruberer öon ber garbe ober öom %id)t erzählet

15* Slber mie, wirb man fiter einwenben, fott bann ba$ evfte fogar öergeflTen unb hei ©ette gefegt werben ? ober ftnb nicht bie $Siffenfd)aften ber @runbfprad)en, ber ^iftorien, bie ae* itauefte (£rforfd)ung ber Zeiten, SDrten, ^»erfonen, gebarten unb ©ebrändjen ber Golfer, unb anbere UmjMnbe jebe£ £>rt£,

a &rly:{. 1, 18. .61 %ot). 1, 20. c 1 der. 2, 15. b Vfaim 1rö, 17.

©ebraud) ber beiden 6cf)rift 81

wie and) ber ©ebraud) ber bellen (gommentarien, nebft fleifn* ger 23etrad)tuug tu f. w. aueft afö uotbwenbige unb treffliche Spülfgmtrtet $um rechten SBerjfanb ber (Schrift oben att $u fe$en, unb beftert^ 31t recommanbireu ? Antwort : $ßir fcergeften folcfye Dinge feine^weg^ : e$ war aber l)ier erjllid) ber Ort, mit wenigem $u unterfud)en unb $u fagen, ob unb wie fern fte ba^u nüfcftrf) femt ober nicht, Dasjenige, ma^ bi£f)er ift ttor* aeftellt werben, ifr ha$ <ix'\te, ba$ $ornel)m|Te, ba$ unumgäng* tief) 9Zotl)wenbige, ja, baö ©an^e, $utn rechten unb grünblidjen SSerjfanb ber ©djrtft ^u gelangen : wer ftd) beffen (nämltd) ber fünf obgemelbten Mittel] bebienet, ber wirb unfehlbar ein wabrer £f)eclogu£ unb ^cfyriftaelefyrter ^um £imutelreid) ge* teeret, wenn er gleid) öon ben ©runbfpradien, Mvitif unb an* bern menfd)ftdjen $8iffenfd)aften nid)t ba$ ©eringjte tt)ügte. 5Ber aber biefe^ alleö mei^, unb läßt nid)t ba£ ©ebet, bie %n& Übung, bie Verleugnung, bie (Sammlung, t>ie Sutfnefymung be$ ^reu^e^, fein (Srfteä unb 23ornel)mjte$ feön, bem nu^et fotd)e3 alleö weniger al$ nid)t$ (*) ber tterjtefyet bte ©cfyrtft nid)t : er i\t büub, unb ein Setter ber 23linben (a), wenn ü)n and) alle %Qeit für t)od}getel)rt unb erleud)tet t)telte* Unb fcon fol* d)en beuten fommt (nad) 2lu3fage ber ©cfyrift) nid)t3 aiö &eu* ekelet (b), ©ünbe, Cc), Srrtiutm (b), $e£erei, 3anf (e), 23er* folgung ber grommen (f), unb atte$ Unheil in ber ganzen $£elt fyer.

16. §Dtan benfe tfym bod) in rechtem (£rnjt nad) : <53otte^ ©eijt will nn$ burd) bie (gd)rift $u ernennen geben feinen Tillen, feinen ©inn, feine .©cbanfen : nun fann ja gewiglid) ein na* rürlid)er 9flenfd) md}t ,fc)ernel)mcn bie Dinge, bie be£ ©eijleg ©otte3 ftnb (g); ber ©ittn unb bie ©ebanfen @otte$ fmbntdjt unfere ©ebanfen 0)) ; fmb fbldje Dinge, bie fein 2lug ge*

*] ©efegt, man t).'ittc ein <Sd)ijf, &ag nsdjt ju i'djwcr teiaten ; au$ fünft mit vir teuermann, 23oo(öicurcn, <j? et) trf tauen, Tlnfcr, unt allem »er« Ui)tn wäre, C6 n?arc aber gar fein 28int> ; ift t>a ntct)t atte, nrei) fo a,rr£c ^urüjtuua,, nur ein 7tnfentl)a't, wenn t>cr Q&urt nicht jti -^liif- fennnt ? (£bcn alfo pflegt c$ aud) $u acictjc^en, wenn gicict) cm großer 2>orr.if0 jum Dlefecn (serrnoais ampia supellex) tiefer ©mii, ^cri^tiamftit unt> gjcrlranb ta ijl, tcr ftciligc ©eift aber nioit bufcci ij!, fc rte^tn aÜe tiefe ringe nic§f$ aug. Chrysost. de Spir. S.

a 3JeatU). 15, 14. b ^crern 23, 15. c (Sfata 29, Sl.

t 3crcm. 10, 21. t 1 lim. 5 3, 4. Ä« f 3ot>„ IC, 2. 8.

g 1 dor- 2, 14. t) 3cf* 55, 8,

32 $om rechten SSerftanb unb nü£licfjen

feben, fein £>br geboret, unb tri feinet ?0?ejifrf)en fter^en auf* geftiegen ffrtb (a) ; e$ ffnb 2Dmge einer anbern 2öe(tr motton mir unä feine 3bee ober SSegriff machen formen. Sa gebe man nun bin, unb ferne alle Orientalinnen (sprachen, alte Ätrctjen* unb ^profaubitforien, man fcf)fage taiconö unb bie nettejten beibnifct)en 2lutor3 nacf), unb xvaö and) fonjt beliebet: mürbe ba3 nicbt eine artige 9D?etl)Obe femt, ben (Sinn beg ©ei* freä ©otte$ m ber beitigen (Schrift m ftnben ? ©Ott beffe ben Sinnen unb Ungeteilten, roenn folcl)e imtge erforbert merben, tie <&d)tift $u tterjtefyen, bie bocf) ja allen wnfcfyen, nnb nid)t nur berf ©etebrten gefdjrieben ifr.

17. ©ar ein anbereö wäre e3, menn eine gläubige @eele in ber S^genb, ober üor ibrer Erleuchtung, fotcbe Singe geternet bätte, bewarf) aber be3 göttlichen £ict)t$ tbeifbaftig morben märe. Eine fotcfje (Seele, nad)bent fte fcorber biefe menfcblicbe, aufbläljenbe (b) unb $erjrrenenbe 2öijfenfct)afreu, al$ (Schaben unb Srecf, mit ^paulo, erfannt unb »erlettgnet bätte gegen bie überfd}tt>englirf)e Erfenntni# 3efu Ebrifri (c), biefelbe, fage idj, mürbe öon biuten nacb folcber Singe ftcf), in geböriger Drbnung unb 9D?aaße, mobl mit 9?u£en gebrauchen fönnen. Sie mürbe. $. E. burct) bie Erfenntnif? ber ©runbfpradjen, it)retn 3fJäcf)fren einen nidjt geringen Sienft ermeifeu fönnen, in treuer lieber* fe^ung ber 2Mbel in bie fanb^üblicfje (Sprache, mr S3eforberung ber Crrfenntniß in anberen ; fte mürbe burel) eben btefeä 9fltt* tel, btömeilen ein fonberbareö ©ebeimniß, 9?ad)brucf, ober fonft etmaä |ur Erbauung, in einem £>rt entbecfen fönnen, metcfjeä fein anberer barinn feljen follte; fte mürbe, burd) Ermägung ber gebarten unb ©ebräucfye eineö 23off£, mie and) ber £)rten, Seiten, unb anberer Umftänbe, btömeilen einen fonjt bunfeln (Sprucf) fönnen auflöfen unb flärer machen, u. f. m. Unb beromegen jmb tu fo meit, unb in folcben (*) ^erfonen, ber* gleichen menfcf)ltcf)e 9Biffenfcbaften, bei Erftärung ber b^ifigen fecfyrift, nicbt fo fd)(ecf)terbing3 unb obne Unterfcfyieb m tter* merfen ; fonbern man läßt billig fotctje erlangte, a(3 and) am bere gezeitigte ^taturgaben, bie bermaßen $um Sienft be£

a 1 Scr. 2, 9. fc 1 Ger. 8, 1. c 9>tyf. 3, 8.

*) 2ßenn tm ten ©ciff teö j£errn fjafl, fo werben Hr bie fremde @pra* cfyen fel)t nu^Iict) werton, tag tu iMtmrd) »nanefjmaf einige vg<f)rift6rfer et* wag fcicf)ttr unt> ^cfctjwi'ntcr begreifen fannfr : aber ten leisten Sßerflant fellft, tann awet) geben, )a giebt aiict; efterö eben terf Ibe ©eijf, felb|Jel;tu

®ebraud) bcr ^eiligen Schrift* SS

£eifigtbum3 gewibmet werben, ihren gehörigen 2öertb unb nü^ltcben ©ebraucl) behalten. allein, ft'nb bod) allc£ nur gar $ufäliigc 9cebenmttte(, bie nid)t abfolut notbwenbig ft'nb ; tft aurf) eigentlich nicfyt benfefben, fonbern bem göttlichen ©nabenlicbtjugufcbretben, wenn eine gläubige ©ee(e, fcewut* reift fotcr)er ^löijfenfcbaften, etwa3 in ber l)etligen ©cfyrift ent* beeft, fogar, ba$ fte aurf) wobl fel)r ttorftebtig uBacf)t $u balten bat, baf? fte tttcfjr $u viel ®erf6 öon folgen ©arf)en madje, baß fte fiel) mcr)t $u fefyr baburcl) üermannigfaltige, ober ftcf) $u lange bantit aufhalte, fonbern 9c. 53. üon 3^it $u 3^it folcrje ibre ^öirffamfeiten einteile, um fiel) mit einem finbiidjen, btof* fen unb leibentlicl)en ©runb beg £er$eng, bem inwenbigen £icf)te @otte3 wieber baqulegen, wo fie nicl)t in bie größere ©efafyr unb 3>rrtbum geraden will.

18* Unfer roirffamer $erftanb ober Vernunft ift n>ie ein ah titter 5Qtaler, fcer immer gefcljäftig ift, allerl)anb ^)ortraiten $u fcl)ilbern, nacl)bem bie Vorwürfe ftnb, bie ü)m fcorfommen, unb worauf er fället, geiftlicfye^eiblicbe, böfe, nirf)t£nü£ige, gute ober beffere. Sfl nun unfer leibentlicber ^erftanb, welcher biefeö 9Jtaler$ 5luge ijt, in 5lnfef)ung ber geiftltctjen Vorwürfe, (we$* wegen er auef) fcon $aulo baö 5luge beg $erftänbniffeg ge* nannt wirb,) Don @ott au£ ©naben eröffnet unb erleuchtet, ba$ n>ir in feinem iityt hie $öal)rt)eit erfennen, unb wie fcor unfern klugen gegenwärtig feben, fo t ann unb mag ber gemetbte Wlaiex, nacl)bem er biefe fcfyöne ^nngfrau (bie reine göttliche 2Bal)rbeit) lange genug in ber (Stille mit untterwanbten Singen angefel)en, aucl) wobl ein Portrait öon berfelben machen, fol* cf)e£ anbern, tie fie nirf)t rennen, in geigen, unb felbige baturcl) %n ibrer Hebe an^ulocfen : allein, wenn er felbft, unter feinem Scalen, ntcf)t fcon %eit %n £eit, ja öftere feine Sirbett unter* breeben, unb feine Singen wieber auf baö Original wenben wollte ; welche gebier unb 9Dftf3ftrid)e würbe er begeben ? l]nb wenn bann nun enblirf) auf£ befte getroffen, unb woEte bemnad) üon feinem eigenen %hxi$ nnt> leblofen Silbe mel)r

tic (Sprachen. 2>cttn wo bu nict)t ben ©cil't ®cttc$ fclbfTen tyrft, fv ßWb t>tr bie (Sprachen jum tcbtltcfycn 25ud)fUbcn »orten, (faetae sunt tibi mortiferae), unt> bann nimmer ecfct)c()cn, baß* Du bmcl) aüe SUBiflnifdjafr bcr £rpract)cn, ben ©eifr (ober SJerffaltb bcS ©eifteß) attet) nur etsee Dal» fcen ^cröct)enö aue ber ganzen »Bibel faffen f cnntcjl. Franc. Lambert! de Prophetia Tract. 2 Cap. 5„

34 Som rechten SSerjknb nnb mtgfötyeif

5öerfä madien afö Dem (ebenbigen original, felbigeö audy faitnt an$u\elm\ würbtgen, fonbern fi'cb nur mit feinem 35ifre Jc^teppen, nnb baran rmtfteln; n)te tl}örid)t gienge bodb ein fok 'cfcev gu 3Ber? ! barum fo laßt nn$. obige (Erinnerung tief 51t .fcer^en nehmen; wie iäitann nod), $um SBejcfyfaf, fetbtfje be* fe jagen nriff, burd) ha$ 3main% eüte$ berühmten euglifcbeu (Dofteögelebrten (a), welcber alfo fpridbt : „Qin ?ebr jünger „ber Innmtu'fcfyen hoben (Sdjufe, muß feine Singen, ober meU „mehr feine SSftnbfyett, brau geben ; ermuf £U aller 3ett feinen ,ßev)ian$> beibeö gefangen nnb letbentltcfo beirt göttlichen (3ei(te- „barfegen, nnb bä$ Heine gimrtein be£ i&eifteh, fo er betont? „men, n>o£>£ pflegen nnb nid)t jutafFen, ba% fetbtgeö erftiefet „werbe burd) bie fetrffamfett feiner eigenen Vernunft ; fenbern „bk 5öabri)eit beurtbetlen, nur mit bem 5utge, fo er fceu ©Ott „empfangen/7 u. f. xi\

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£> a 3 b ritte SaptteL

£fc Mc fettige (gc^rift tuntcl ? 2Bie man tiefe eber jene g'teffc jtt ter* ftcf;cn ? Unfc pl> auefy ein gcijtüdjcr geheimer ©inn in tcr ©'c^rift fc? ?

(£f)e nnb besor wir weiter fortfahren, einigen Unterriebt $um nüfclidjen Q^ebvanä) ber beitigen Scbrtft $u geben, wirb e$ nid)t unbienltd) femt, allster folgenbe gragen Fnrgtidj 31t erör* teru: 1) £>b, nnb wober fomme, ba$ bie Sdbrift an maiu djen Drten bunfel fe^> ? 2) 5ßie man ben eigentttdjen ©tun be$ ©elftem in biefem ober jenem ©prueb wiffen fönne ? unt> 3) £)b aitcb ein Qei[tiid)ev ober geheimer Sinn in ber Scbrtft $u ftnben feö ?

3(uf bie erfite grage faßt man$ $uttörberjt billig bei bem Sitten, ba£ näntttd) bie Sdjrtft tu benen fingen, bie ^nr Selig? fett notbwenbig jmb, einem jeben 2efer ftar nnb tterftänbftd) genug fei; nnb werbe, £a£ ft'e aber fonft an fo mandjen Dr* ten bnnhi febeinet, ift furo erffe nietjt ber Scfyrtft $u$ufd)retben,

a Fr. Rons Academ. coel . Cap. T. sub. fin»

©ebraud) bcr Ijetligen Schrift« 35

fonbern ber VmxMheit nnb Untücbtigfett beS menfd)lid)en ©e* mütl)ö, getfHtcfye imb göttliche Singe gu begreifen ; nnb bent ijt bnrd) keinerlei nten(d)(id)en $Bt£, $nnjt, TObe ober SBöege m be(fen,al3 nnr aWein bnrd) treue 3Bat)rnebmung obgejreltter SÖtfttel; ai$ woburd) man, befaßter maßen, göttlicher (£rleud)* tung fäl)tg wirb, ba$ nnö'bie bnnhiften ©prüd^e, m feiner 3eit, nad) göttlichem 3ßiUe:t, flar, angenehm nnb fräfrtg wer* ben (*)♦ 3d) fage nod) etnfl : ^fttee ^ opfbrecfyen, gorfdjen nnb gragen beißt fonjt nur bte spferbe l)inter ben ÜSagcn gc* fcannt, nnb tfäfi weniger ai$ mcfyt^ 3^ anbern, bte (sdmft ijt für atlerbanb 9ö?enfÄ)en, für allerfyanb Staube, nnb allerlei Umftänbe nnb Reiten gefdjriebetu WXe$ gehöret eigenttid) nicht ^n jeber 3ett für alle : toa$ mtä aufgeftfjlofien nnb cwfä ,§er$ gebrückt wirb, bau geboret für uns ; ba$ anbere eben $u ber 3eit nod) mcfyr, woran wir uns and) oft ärgern, nnb e3 In unferm (Schaben abwenben würben. Deswegen bat nun bie unerforfd)lid)e SBeüUjett @otteS bie allgemeinen nnb evftexi 5öa breiten, bie allen m wijfen nötbig ft'nb, in ber ©d»rfft öleidjfam offen' nnb oben auf gelegt, ba$ ficfy ein jeber baxin [eben tonnte : bie mcl)r befoubere, tiefere ober le^tere Sföaljr* Reiten, liegen unter jenen mebrentbetl^ verborgen ; ober aber fte finb unter ber Sede ber ©innbitber, ©leid)niften, nnb wie e$ febeiuet, gar buntel nnb fajt nur mit einem iöörtlein be* fd)rieben ; nnb fofrfjeö ft'nb manchmal (wie gefagt) bie rljeuer* ften nnb göttlichen 3Saf)rbetau Sa tterfiebet nun ein jeber ^war, wie nnb wa3 er »erfleijen fett ; baß anbere aber müfFen nid)t nur £>eud)ler, ©pötter nnb alle ©ortlofett, mit fyörenben Dbren boren, unb nid)t öerjleljen (a), bannt ft'e nid)t wie ©d)Weine, foldje tfyeure perlen mitgüßen treten Cb), unb tl)re SSerbammniß febwerer machen, wenn fYe wiber ein größeres Zidqi fünbigtenj fonbern bie ewige 5BeiSbeit bat and) beß* wegen in ber edjrift fo eingerichtet, ba% felbjt ben Jüngern 3efn vieles (e) man&mal barm »erborgen bleiben feilte, gu tbrem SBeften, wetl ft'e e3 nod) iriebt tragen löunen : fommt aber bie xe&jte 3eit, alfobalb wirb ba$ Sunfele o,an$ flar, ba$ man

*) (£sn neue« Xog, ein neues ©efyor, ein neues Jg»crj mug ta fenn, wenn fcas, was res Jperrn junger geifflictjer 9Bcifc refcen, Ijcmt, ri,um, tutet) t>en ©lauten tmfc SßcrftanMitg gcfcl^n, geboret, begriffen »erfe» (oll. Clem. Alex. Strom. L. II.

a ^cij. Vi, 40. b aj?am)' 7, 6. 3e()t Iß; 12,

36 tßom rechten SSerftanb «üb nü£lfd)en

ftct) aud) ttermunbern muß, tt>arum man foldjeö ttorfyer nidjt fefyen fonnen.

3. 2lu3 eben biefem ©runbe fonnen mir nnn aud) unfere SVnette grage auflöfen : 5öie man nämltd) miffen fönne, ma£ ber eigentitcfye (Sinn btefe3 ober jene3 £>vt$ fei) ? 3d) <*nt* morte fur$ ; £>er tjt e3 mir, ben mir ©otte3 ©nabe unb Ztifyt $u meiner (Erbauung bartnnen getgct* 2>enn bie (gdjrtft iff nidjt nnr ben 3uben, ben Römern, ben dorintbem, u. f. m. fonbern (nrie gefagt) allen'5ftenfd)en nnb alfo and) mir gefcfyrie* ben. dinem anbern fonnte »tettetrfjt ©otte£ ©etjt bnrd) eben bcnfelben ©prud) einen anbern §luffd)luß nnb @inbmef geben ; einem britten mieberum einen anbern, n. f. m. nnb bod) Ratten wir alle bergejfalt ben rechten Sinn getroffen, nnb mürben nn£ mit einanber in Ziehe erfreuen tonnen über bie mannigfaltige üöeteljett ©otteö. £senn mer mollte ben ®ei{t @otte3 mei* ftern, nnb fachen, er fyätte ben rechten ©inn nid)t getroffen. „£5ie Sß3at>rt)ett iff meber bein, nod) mein, (fagt ber fyetlige „2lugujtinu$) (a) ,ober btefeg ober jene$(fein ©gentium) ,fon* „bern nnfer aller, bie bn (o£err) öffentlid) rufeft ^n ifyrer ©e* „meinfd)aft, nnb un3 mit großem (£mjt erinner jt, ba$ mir un£ „ja nid)t berfeiben allein anmaßen feilen, bamit mir ntd)t gar „brum fommen. ©onbern laßt un$ alle, öon meldjen id) be* „fenne, baß fte in beinern 2öorte ma3 mafyreg (obgleid) öer* ,,fd)iebeneg) einfeben nnb reben, nnter einanber un$ lieben, „nnb ^ng(eid) bid) nnfern ©ort lieben, bie Duelle ber $öabrr)eit, „fo mir anberö nad) ^öafyrfyeit, nnb nicfyt nad) Qfitelfeitcn „bürden."

4. 5öen ©otteg ®ei$ betrafen mill, ber ffnbetö in allen (Sprüd)en ; nnb men er trögen mill, ber ffnbetö and) anf allen ^Martern. 5Ber in ber 93uße flehet, bem pxebigt aUe$ Sßuße : mer unterm ®efe£ fte{>et, bem ift and) ba£ (güangelium @efe£ ; nnb mer unter ber ©nabe be$ neuen 23unbe3 fielet, ber ffnbet and) baö (£üangelium in 9ftofe. £) £icfe ber $öei3i;ett nnb (£rfennrniß ©otteg! 2Ber tyat be£ £errn (Sinn (a) errannt? £)a laß nun alle Vernunft jTd) ^u £obe forferjen nnb ^anfen ; fte merben^ nimmer aile au^ftnben, beterminiren nnb barüber einig merben fonnen, ma$ ber ©inn ber Schrift fet>. £>a$ ©cfe£ ijt fet)r meit (b) ; leibet feine menfd)lid)e (Scfyranfen,

a Cnnfess. L. XII, C. 25. & 30.

4 %h\\. 11, 33. 34 fe yfalm 1 19, 96

©cbrauji) ber fettigen ©djrtft. 37

baß man fagen tonnte : £ieg bat ©ott im 5Iuge gebabt, unb jeneä nfrf)t ; ba fein ©eijt metter fielet afö mir alte. T>a3 lebenbtge 2öort ©otteö tjt ba$ 23rob, fo unfere ©eefe nähret in ber feüfte biefer sjMfoerfdjaft auf (£rben. £ie (Si^enfdjaften, welche un^ ber ^cbreiber bc$ 23ucbe3 ber SDßetebctt, @ap. 16* tton bem Sfraeutifdjen Lianna er$äl)let, ftnben mir c;emt$ in bem ©ebraud) ber t>eiftcjen «Schrift : i>n fanbteft (fpridjt er $u ©ott) beinern SSotf 25rob öom Jpimmef, meldjeä obue ifyre Arbeit ^bereitet mar, unb in jTd) batte bie Äraft atferbanb niebudjer «Speifen, unb jTd) bequemte nad) eiltet jeglichen ©e* fdjmacf* £)urd) biefeä bein felbjtjtanbtgetf (fubftontiatifd)e3) SSrob offenbaretefi: bu beute ©üßigfeit gegen beine $inber ; benn bequemete ftcf> bem Appetit (unb ©efdjmad) bc^jeni* gen, ber nabm, unb Keß ffd) zubereiten, nad)bem er moltte* %a$t imä mdjt barüber $anfen, mie ba£ 23rob fdjmecfet, menn mir nur baburd) geftärfet unb erquicfet merbem

5* $ßir (breiten aber nun and) $xv SSeantmortung unferer britten gra9c : £>& bann nämud) and) ein gcifHtcfyer ober ge* beimer ©inn in ber (sdjvift $u ftnben (et) ? baburd) mite man etqentüd) fo öiet fagen : £)b nidjt alle @efd)id)te, Zeremonien, 5Öei|Tagungen, ©innbtfber, ©(eidjniffe unb Dieben ber ©cfyrift, (neb|t tfyrer biftorifdjen ober bud)ftäbud)en 5öat)rt)eit, bie fie baben in benen Seiten, Drten unb ^erfonen, fo babei benannt merben,) and) nad) ber 21bjTd)t be$ ©eifteg auf etmaö mebre* rc£ Riefen, unb auf eine geiftftdje SfBeife ifyre 2öal)rbeit l)aben in bem inmenbigen 9D?enfd)en, ober in ben geijHicfyen Hebungen unb gübrungen einer gläubigen <&eele, $u atten Seiten ? ©ok rfjeä fann man nun md)t anberö ate mit Sa beantmorten ; mie and) auä btebertgem Vortrag gnugfam $u erfefyen ift 3^ fcorberjt aber bebütge id)$ mir au£, baß id) bamit nid)t biefem ober jenem 9#enfd)en, fonbern ber <&ad)e felbjt, in ibrem red)* ten ©ebraud), baä 5ßort reben milL d$ t^fc uid)t $u leugnen, baß man burd) übermäßige^ Slttegorifiren, menn man t>en b;i* jtorifdjen SSerjtanb ber ©djrift gar bei ©eite fefct, ober fonft, außer ber Regierung be$ ©eifte£ ber 5öat)rl)eit, burd) feine eigene Vernunft fo ma$ nachäffen mitt, um nur feine ©etjl* lid)feit unb SSerflanb feben ju lajfen, ftd) gemißüd) mobt öer^ geben, unb bie $öabrtyeit ©otte^ projtituiren fann. allein, bieö ijt ein 9D?ißbraud), metd)er ben rechten ©ebraud) ber geilt* lidjen Deutungen feineömegö aufgeben barf ; ba man nämtid) 4

lg SSont testen Serjtoitb nnb mtiÄett

tat gnrcfyt {Sottet, nnb tri (Stnfatt be6 ^er^ettö feine Erbauung iiitb 0tai)rung w ber Schrift alier Drten fndiet nnb jtnbet> gttlf iBetfyerrucbnng ber mannigfaltigen 28et£bcit ®Qtte$ ; mte bann fold)e£ and) nod^ bnrd) fetgettbe ©ritnbc betätiget wirb : Öv ßttth geiftlicfyen itnb geheimen Sinn ber Scbrift giebt nn£ 1) ber fyeitige ©eilt fclbft tlrileitnnjj; weil man in etueben gan* |p IBitcfyem ber Sdnlft, a(3 im £o benlieb, in ber Dffenba* rmtg Sofyamttö, ja, in alten Zeremonien itnb (Sfeidmijfen ber* felben, notf)Wenbig einen tiefen nnb adft(itf)en Sinn erfennen iftttjk ®ie 2lrt nnb 9catttr berfetben nötbigt tm$ ba^tt* Q£$ ift fein Schatten ebne ^etb; fein 2>orbtlb obne ©egenbilb, itnb feiite Zeremonie ober ®leid)tti$ obne 2Babrbett. Sie bätten mtd) fonjt feinen 9iri£en ober Zrbannng in fteb. 2) £a£ @e* fe£ ift qeijtticb (a), nnb fyat bemnacb mein in fteb al3 ba£ 2fenv= fere, afe ben 25ncbftaben, nnb fielet in allen aßorten nnb Um* ftanben attf ben ©eijt, aitf£ 3nwenbige+ 3) 2ltle£, tvaö fcorbüt gefebriebett ijt, baö i(t ring gitr ?ebre gefebrieben, fagt ^)aitlu£ (b>* £aran3 erfifid) folget: baß in allem, tv>a$ bie Schrift fagt, eben wir genteinet ffnb, nnb nidjt nnr bie vorige 2öelt ; ßxm anberit, ba$, weil unter ben ©lanbigett Derfdbiebene ©rabe Itnb Brufen ftd) fmben, nnb etlicbe mel)r ober weniger geifttict) ft'nb (c), bemnad) andb notfywenbig für bie erfteren ein getfKi* d)er Sinn in ber Sd)rift femt müjTe ; foitft gieng fte bie Scbrift niebt mefyr an, nnb würben Weber fte, nod) ^pantws, fagen fön* "nett $ <i$ ift miß gitr ?ebre gefdwieben* Reifer fal)e eg ber beiltge-2utgnftimt3 ein, wenn er fprid)t: ,,^ie Schrift (b) wäcfys ^Jfet mit benx Äleinob anf* S3eim erften Eintritt ijt fte niebrig ; ^beun gortgang ift fte ergaben, nnb lauter ©efyeimmfife nnter ^,ibrcr 2)ecfe/' 4) £aß alle Zeremonien, £anbtnngett nnb $ßeijfagimgen be3 alten $olf£ Sfrael, gan$ ttorbilbenb jmb> *t>ir niemattb leugnen ; ba$ biefelbett and) fcornämlid) fielen anf bie Stixdje be£ netten ^eftament^, nnb anf bereit mandjer* lei ©eftalten, S8egebenbeiten, nnb gül)rnngen bi$ anö Znbe ^er äSelt, fold)eö lä^t man nun aneb frei paftrett, nnb man berbilbet fitf> nad) ber netten ^obe, nnr gar $u fel)r barin* flber Wie, fottte bann ©ottee Qoeifl, ber imie man geftefyet)

« mom. 7-, f> 5löm. 35,4. t l Spring, a, 15, d Incessu hamilis;, successu excelsa, velata mysteriis> Gonf. L^. 111. Cap. 5,

©ebraurf) ber heftigen (Schrift

bem allem bie $ird)e be$ neuen £ejtamettt$ l)at wollen a6f# ben, baä SSomefymfte unb 3öefent£idbftc, ja, baß ^ttetnwefeute (tcfye biefer Ä'trcfye', babei fcergejfen t)a6en ? Ober achtet er ba$ Sfeuflfere ber Mivd)e mebr al3 baö innere, baß er folctjeS nur at* lein feilte unkluge gehabt haben in ben®efd)id}teu unbSSorbtlbertt ber (Schrift? ba melmetyr alles? puffere, bei Ermangelung beß Innern, nur ein ©chatten ofyne Äövper, ein ?eid)nant ofyne (Seele ift 3a, eS tjt baS Puffere ber wahren Ätrrfje neue$ £ejlament3, mit allen feinen ©eftatten, fefbjt ein ©chatten unb Scrbilb beß ^nwenbigen. Senn alteß, maß aujferlid) fjr^ ift nid)t wefenttid) ; fonberu l)at allein feine 2lbftd)t unb ©ruub fit unb aufs ©eiftltcfye. 3ffc bemnad) gang ungereimt, ben geijHicfyeu ©um ber <&d)vift leugnen wollen. 5) $öir tyaben and) bie SlpojM offenbar m Vorgängern, bie <®cfjrift unb ber* felben <25efd)tcf)te geiflfid) m öerftefyen. 9D?au fd)(age nur nad) \ ©al. 4, 22. 23. 24 im ©rtecfytfd^ 1, @or. 10, 6. 11. £ebt% 4, 2. 1. @or. 9, 9. 10. unb.anbere bergleicften ©prücfye; ba fonberlid) in beut le£tem ©prud) ^etßt : ©ort fagt allere bingS um unferet willen ; IfJ um unferet willen gefcfyrieben ; anmbeuten, ba$ nid)t nur fo eine fetbjlerbadjte gute £ippfü cation fet), wenn ein geifttidjer 9Kenfd) bte (Schrift geijtltd) Der* flehet ; fonberu fe» ber eigentliche unb rechte ©um beß ©ei* fleö ©otteS. $ uq, fefyet fyier, worin baß gange ©efyeünmß lieget : din jeber fielet nad^bem feine 2lu$en ftnb : ein gdflltd)?? Teufel) urteilet alle Singe geifllid) ; unb ber flefyet and) in ber ©cfyrtft einen geiflticfyeu ©imt : ein natürlicher (feelifd)er) teufet) aber, hernimmt nid)t bie Singe, bie beß ©eifleS ©ot* teß ftnb ; unb einem folgen tfl wol)tred)t eingetyeimev (m^ flifcfyer) ©um, wo nicfyt gar eine %\)ov\)eit Ca).

.-?. 28ie id) biefeS fd)on 0efd)rieben f)atter fommt mir m ©e* fiepte ein trefflicfyeä Beugmß eineß gelehrten 2D?anneS unferer 3eit, tton biefer Materie, tioonxit aUeß, maß bafcou in biefer ©cfyrift bezeuget worben, genugfam betätiget wirb. <£ß tantei alfo : „5Bat)rlicb, (fprtd)t er,) jmb f einerlei 23nd)er m fttfcs „ben, in bereu Drbnung unb 23efd)reibung bie göttliche 2öei3* „l)eit fld) fo tief eröffnet unb ausgebreitet fyat, aiß in bm 35Ü* „dbern ber beiligen ©d)rift ; wobei biefe oberfle %Qei$t)eit wtty ^wenbig gegenwärtig femt mußte, ba ©Ott wollte, baß biefelbe

! Spr. 2. H.

40 33t>m rechten SBerftonb unb nü&lidjen

„nicljt nur bem einen ober bem anbern 2fftenfcf)en, ya, nicfyt nur „allen $u einer 3ett (ebenben, fonbern allen $u aller Seit k* „benben 2D?enfcf)en, nüfclicfy fein füllte, wie an$ ber <&d)xift „felbft erhellet ©Ott, fage ich, wollte erjHicf), baß ein jeber „in ber ©cfyrift ftnben füllte, tt>a$ $u feinem wahren ®ut unb „gürtgang tonnte »erlanget werben, in bem ©taube, worin „er fiel) befmbet : (£r wollte femer, baß lein gewijfe£, $u ber „3eit lebenbeä gan$e$ SSolf, in bem ßujlanb, worin e$ (ich ba* „mal£ befanb, feinen Stfu^en fcfyöpfen follte, au$ bem, wa$ er „bamatö reben ober fcfjreiben lieg : (ix wollte and) enblicl), „baß in eben bemjenigen, weldjeS entweber pi einem 9D?enfcf)en, „ober ju einem 23olf, ober ©emeine, $u einer gewiflen Seit ge* „fagt 31t femt festen, bie 5D?enfcl)en aller folgenben 3etten, bt$ //gum Qntbe ber 3öelt, antreffen füllten bie, 9iad)ricl)ten unb „3eugniffe i>on alle bem, rvaö ffe angieng, unb tvaö itynen nü£* „lief) wäre, beibeö gu wijfen unb $u tl)un, fowol)l innerlich al$ „äufferlicf), insgemein unb in^befonber, wie auch allcö, waö „©ott 6tö sunt Qntbe ber 2Belt ttyun unb würfen wollte, %QeU „d)eö al(e3 wa!)rlicf) fcon feinem, als »on biefer oberjten 2Setö* „t)eit, eingerichtet werben fonnte, £enn gleichwie bie Ußete* „feit ©otte£ allein bie 3ufMnbe unb 2öege einetf jeglichen, unb „and) aller 20?enfcf)en unb Reiten burcfyfdjauet, fammt alle ben „Werfen, welche ©ott, in 2lnfet)ung ihrer, $1 ben öerfchtebenen „3eiten, hi$ $ur SSollenbung ber äöelt auswürfen würbe ; fo „fonnte biefelbe auch allein in einer unb berfelben gefproche* „nen ober getriebenen D^ebe, entweber auf eine öorbilblüije „ober mehr eigentliche 28eife auägebrücft, fo mancherlei (ginn „tterfaffen, al£ nur immer bie 2Serfcf)iebent)eit cer 9D?enfd)en „unb Reiten e$ erforberu mochten, k."

£) a 3 tnerte SaptteL

Unterricht $um nfi|lu^cn ©ebraud) ber Eiligen ©cfyrift.

3um SBefchluß wollen wir nnn noch einige furje unb einfäl* tige (Jrinnernngen geben, wie eine ©ottbegierige (seele bie ijeU

©ebraurf) ber fyeiltgen ©cfyrtfh 41

lige ©rfjrift mit 9iu£eu fefert uttb gebrauchen fönne* Sie an* barf)tige ($brerbietung ift ^töörberjt f)öd)jt notbwenbtg unb $i(* lig beim 2efen ber fettigen ©tfjrtft Sie Sibef ijt ba3 33u$ mit 9cad)brutf ; ein Surf) ©otteg, gegen welrf)e£ alte anbete Sücfyer feine Südjer ju nennen ftnb ; ijt eine fyeu @rf)rij% bie nirf)t narf) menfrf)(id)em ^Bitten xfi: fyerfcorgebracfyt, fonber« e3 finb fyeitige Männer ©otteö gewefen, bie jte gerebet l)aben^ unb $war auf fonberbareö antreiben be£ ^eiligen ©eifteä Ca), unb bemnarf) muß angefeuert unb gelefen werben, nidjt aU eines 9#enfrf)en SOBort, fonbern afö ®ctte$ 2öort (b> $öer fottte bextyalben nirfjt allen D^efpeft fcor fetbiger tyaben® (£3 Ijäft in ftrf), biefeS Surf), ben gnäbigjlen ^Bitten, ben tbjew reu, tjetffamen, freunblirf)en Dfatfy ©otte3 an birf) unb midy lieber £efer, n>ie beine unb meine unterm glurf) gefangen Heu genbe, öerborbene, üertrrete ^ee-le, lieber fbnne unb fotte er?* tofet, (jefyeiliget unb alfo feiig gemacht werben* SaS iftS, wa£ bir bem ©cfyopfer unb (£rlöfer, wann bu bie ©cfyrift fyöreft unb liefet, gern fageu unb eröffnen will burrf) feinen ^eiligen ©eifi ; an biefem 2öorte fyängt ?eben unb £ob, ©etigfeit ober 2te bammniß beiner unterblieben &eeie. Sarum, wer ba$ liefet^ ber merfe brauf (O* (Set) nirf)t fo unefyrerbietig in beuten? Sibeltefen n>ie bie ^efyrften, welche bie ©cfyrift mit weniger älnbarf)t unb Segierbe lefen al$ eine spoj^eitung, ober Stanf* mannSbrief ; bie aurf) nur mit Ungejtüm barüber fyerraufcfyen^ unb t)ernarf) wofyl wenig narf)benfen ober fügten, tv>a$ gelefen ijt, D?ufe bu ^nDorberjt beine (Sinnen nnb ©ebanfen fcon ah len äuffern 3erjtreuungen $urütf ; fe£e bid) rerf)t mit Wwi% al£ $u ben gü$eu Sefu im ©eijle nieber, unb tie$ fobann mit möglicher fetbarfjt unb Sebarf)tfamfeit bie $ßorte ber ©cfyrift tton auffen, in Erwartung, ba$ birf) ©Ott sugleirf) fcernefymen lajfe bie 2Borte feinet ©etf^eö fcon innen»

2. 5öir muffen allewege bie Scfyrift lefen mit 3ueignung auf unä felbjt, auf unfere $)erfon, ©taub unb 9cotf)burft bleibe nirf)t lange flehen bei ben ^erfonen, Reiten unb ÜmjMnben, öon unb $u welchen eS gefcfyrieben ijt, Senn ob man wof)l and) bie 2öege ©otteS über feine $irrf)e barin fefyen frum unb mag, fo muf unö fotrf)e^ borf) unfer Sßomel)mfle3 fntrf)t'fei)it, ^llle^, wa$ in ber ©rf)rift ftel^et, ift bir nnb mix $ur (b) &t)re

«2<Pet?, 1,21. b lX()cfT^2,13r c XUtty. 24,15. ^«C-l, 23. t> ^om.15,4,

4*

42 23om red)ten 3Serjfcutb unb uüfclidjen

aefd)rieben ; ffe ift ein (Spiegel (a), morin mir im$ felbft fctteit bcfdjauen unb erbauen* ©etyet bir ein ?tcf)tfein barin auf, fo menbe e$ atöbalb an $u beinern eigenen 9iu$en ; md)t anbete nur bamarf) $u befefyen unb $u richten, $u teuren unb $u be* fefyren, fonbern biet) felbjt ; bu bijt ber 9D?ann, ber gemeinet ijt. 3ßie fo Diele jutb ntdjt unter £el)rern unb 3»börernr metcfye bievScfyrift tägftd) lefen unb banbeln ; bleiben aber beefy bei allem tobt unb bftnb, unb bringen meber ifynen felbft nod) anbem ben geringen 9iu$en, nur meil fte ba$ (b) (habe $ld)t aiiflid) felbjt) öergeffen, unb bie Sdjrift nid)t ibnen felbjt le* fen unb betrauten. £> £fyorbeit ! einen anbem lehren, unb pd) felbjt nid)t lehren. @iet)e 9?öm. 2, 17-23.

3. 23raud)e bir bie Sdjrift, mo$u jTe bir fcon ©ort gegeben ijr. Sie ift unö gegeben, baß mir bureb ftefolten bejtrafet (c), unterrichtet, ermedret unb gejlärfet werben jur ©ottfeligfett ; ba$ mk fie follen beleben unb erfahren, 2llle ^ßabrbeit ©ot* te$ tji eine 2öa()rl)eit gur ©ottfeligfett (b) : mer bemnaef) nur eme bloß tbeorerifebe £irnerfeuntniß in ber <2d)rift fudjet, ber mißbrauchet bie (fedmft. Sie i|t unö gegeben, baß mir tter* mittel)? berfefbeu üon unfern mannigfaltigen Betreuungen in binnen unb ©ebanfen, unb tion ben elenbcn 5ötrffam feiten nnferer bltnben Vernunft, follen $urücf gerufen unb gefammelt merben gu ©Ott in unfer &er$, feinet £td)t£, feiner webe, unb feiner ©emeinfdjaft mieber tbeilbafttg ju merben. 5i5enn mir nun aber im ©egentbetl burd) bie Schrift Einlaß nehmen, in allerbanb eigene^ gorfd)en, Spefulationen, Meinungen, ober anbere bergleicfyen SGBirffamfcttcn, un$ nur nod) mebr t>en ©ott unb unferm eigenen §er$en 31t $erjlreuen, fo imgbrau* d)cn mir bie Schrift. £ie (£d)rift ift mtä gegeben, bafi mir barau^ lernen follen, ©ott unb unfern 9täd)ften lieben (*) : bie3 ift ba$ @efe£ unb bie ^ropbeten (a), (Biblia in compen- dio.) äBenn mir aber im ©egentfyeil nur 3anfgrimbe barin

a 3000011,23. b l lim. 4, 16. c 2 lim. 3, 16 i> Xit. 1, 1.

* 2Mc Siele ijl fces ©efc$c$ <£nfce. ^cnu t>u bemHacf) nict)t tannft t>te ganjc 2HfrH Mircr;l>lattcrn, fo bewahre Mc Siebe, in ferfclben wirft tu alle giecnntniß ftuben. Augustin. de temp. Serem. 39. 2Bcr ftd} laßt bunten, et l>ibe bie ßottUdje ©efyrift roeljl verftanben, tft aber burd) folgen SBerftanb nictit erbauet jur Siebe ©ctte* nnt> Ui Mü)\Un, Ut M \U no<^ nic^t »er^anben. Idcm. de doctr. Christian,, L. I. C. 36.

ä röattl?. 22, 40,

(Stebrattcf) ber fettigen (Sdjrift* 43

fliegen, unfere befoitbcre ^ftemun^en eigenjmmger 2Beife $u be* Raupten, unfern armen üftädjften p befreiten, gu fdjmäben unb $u »erFefcern ; fo nupbraudjen mir bte @d)rift, welche ein %x$* netfaben, nid)t eine 28affenFammer ift.

4, £ie ©djrift follen wir lefen mit einem begierigen unb ge* borfamen £er$en. Sarum mu# unä nur $u tr?un femt, baß un$ ©ott feinen 5ßiUen möge $u erFennen geben, um unö bemfefben alöbato unb unbebingt $u unterwerfen* Qa$ 50Bort ber ^rebigt tyalf jene nidjtg, unb b/ilft unö aud) nid)t$, wo e$ nid)t mit einem tt)ätigeu ©lauben^ger/orfam r>erpaaret wirb (a). ^td)t muffen wir immer wollen ferupultren unb fpecu* liren in unb bei bemjenigen, waö wir nod) ntd)t in allem faf* fen Fönnen, unb weldjeö un£ aud) oft nod) mdjt angebet, 5öa$ un£ bei anbäc^ti^er £efung unb f)er$lid)er Betrachtung ber (&d)xift bunFel bleibet, baö Fönnen wir nur ol)ne 2lnftog unb (Edjaben öorbei getyen, in bemüttytaer (£rFenntniß unferer Jölinbbeit unb UnfäfyigFeit. 5öir müjfenä nidjt fcerfeerjen wol* len, tvaö un$ ©Ott nod) nid)t $u öerftefyen geben will, ber£ag wirbt? Flar maetjen. SSielweniger aber follen wir, wo un$ ©ot* teö ^ort trtft, alltrtyanb 2lu«üflHct)te ber Vernunft fud)en ; ba ber arge einn öftere frot) ift, wenn er entw ber bei jTd) felbjt, ober bei anbern, ober gar im »tfudjftaben ber (Schrift, einen fd)dnbaren Einwurf ftnbet, bamit man nur ber ileber$eugung, bie mau im $er$en fitbiet, nid)t 9?aum geben bürfe. ©ort be* wal)re ung öor fo fd)äDlid)em (Eelbfrbetrug ! würbe unä tin folebeö ^iiort rtd)ten an jenem £age. ^Bollen wir bie edmft beilfamltd) lefen, fo muffen wir un3 ber sIöat)rt)eit aläbalb ge* fingen geben, wo f(e unö rrfr, unb baejenige, fo unä befannt gemacht wirb, burd) ©otteö ©nabenFraft au^uuben fudjem

5. Qiite bid) aber, ba§ bu md)t mit beinen eigenen Straften unb UlSirFen auf bie Gebote ber ©djrift fallejt, in Meinung, bu wolleft unb Fonnefl: baö nun fo ttnin, unb bid) fo (teilen, wie ©ott in ber ©djrift unb im ©ewiffen tton bir forbert. &aö ©efefc mu# bid) nur tvie ein 3nd)tmeiller leiten unb trei* ben $u @brifto; fogar, ba§ bu bei einer jeglichen lleber$eugung unb Slnforberung ber ©nabe> biet) nur alfobalb in bie eigene Slrmutt) unb Dt)nmad)t er fen Fen, unb bid) bem £errn 3efu gan$ innig überladen mußt ba$ er in bir werbe baä 5BoUen unb

*i ßebt. 4, 3.

44 23om rechten SSerftanb unb ntylitfym

ba$ $olibrina,en. <iv will e$ aUe$ felbft m bir tbun, tt>a^ bem ©efeis unmöglid) ift. 3a, je mebr btrf) ba& ©efe£ über beine Unart unb Untreue ängftigen unb nieberfcblagen will, bejlo be* mütbiger unb tiefer er [eure bid) in 3efu 33lut unb ©nabe. bleibe nur oergejtalf, burd) gläubige^ jungem, 23äten unb 2Barten in tbm, fo wirft bu fd)on grüßte tragen : $u feiner 3eit wirb er btr feine Ziehe in 8 £er$ geben; ba bu bann fem sil5ort wirft t)alten(a)mit willigem £er$en, unb atteö »ermögen, burd) ibn, ber bid) inwenbig mächtig macfyr*

6. £>ie @d)r ft muß man betenb lefen, unb lefen beten : xoeü alteö ?id)t, ©egen unb 9iad)fcrucf allein Don bem beiligen ©eifte au3 ©naben ber^u fommen muß. si>Jer bie ©d)rift ntd)t liefet mit einem gu ©ott gefebrten belenben £>er$en, ber gebt tton einem »ollen £ifd)e leer, matt uno mager, wieber $urü<£, wie inel aud) ber £opf möcbte gefammelt ijaben. siüenn wir bie 23ibel rect)t lefen, fo rebet ©ott ju un3 ; unb atteö, xva$ wir lefen, foll un3 and) Slulaß geben $u reben mir ©ott. 2llle$er? l)eijfungen unb ©ebote follen wir ju ©ebetlein machen ; unb burd) gebeime ©eifreggefpräerje unb §er^en^erbebungen 31t @ott, unfer 2efen öftere unterbrechen. *li?er alfo ttor ©ott unb mit i*ott liefet, ber ftnbet überall feine 2Beibe, ba er mit bem girren anfc unb eingebet (b).

7. ftalte bid) nidjt auf mit »ielen unb mancberlet menfd)lt* cfyen Erklärungen ber <2>d)rift : hie meijten fdjaben unb üer* wirren mebr aU fte nu£en. ©elbjt in ben bellen öerbifre bid) nierjt gar jn jtarf unb immerbar : ber ©eijt ber ©naben wirfet in einem jeben nad) feinem ©efallen, nadjbem e$ %eit unb ©taub unb UmjMnbe erforbern. bringe beine eigene »orge* faßte Silber nid)t in bie ©ebrift ; bn mußt bie ©ebrift nid)t formen wollen nad) beinern ©tun ; fonbern bein ©inn, §er| unb siöanbel muß {Ten formen lajfen nad) ber ©cfyrifr, burd) ben beiligen ©eift 33itte ©oft nm btefen ©eift ber wabren @rleud)tung ; unb in fcefien Erwartung lie3 mit einem freien, füllen unb geborfamen ©emütbe. ?aß ibn felbjr bir auf? fcbließen, unb aufg §erä brücfen ; ba3 febmeefer unb ilärfet üiel beifer, aiö wennö einem nur alle $ fo ttorgefauet wirb ; ba£ befletbet unb bleibet, baß manä öfterö fein ?ebetag nid)t- fcergejfen fann. ,,^)aö sißort ©otte^ C fprtdjt 2utberu£ ) (c)

« Sei). 14, 33. fr Stf. 10, 9. ( Tom, nov, Hall. f. 163-

©ebraurf) ber I>eiCtgcn ©d)rifh 45

,/{l em unenblicbeä sl£$ort, unb will mit gittern ©eift gefaxt „mit) betrachtet femt, wie ber 85fte ^Pfalm fagt : $d) w 11 bö* „ren, n?aö ©Ott felbft in mir rebet. begreift e$ auet) fonft „niemanb, benn ein feiger filier betract'tenber ©etjh sÜ?er „babin fönnte obne ©lofjTren unb 2lu3fegen fommen, bem „wäre mein unb alter 9J*enfd)en ©lofftren gar feine 9totb-"

8. ^emübe biet) nicf)t fo febr bte sll<orte ber Schrift inö @e* bärfjtniß $u faffen, aU bereu (■*■) ©inn unb ftraft in$ £eq ju befommen. Oft fann man tic sißorte üergejfen, unb bod) bie Äraft berfelben im #erjen baben ; unb wer bisweilen bie we* ntcjfien ©ebriftworte im ©ebäd)tni§ unb im SOJunbe bat, befT£t oft ba$ meifte »cm ©inn unb ©eift ber ©cb ift tu feinem £er* gen, 2luf ben (£inbrutf, £id)t unb ©albui% welcbe beim Qfc ren ober £efen ber ©djrift in unferm ©funbe ftcb eröffnet, barauf ntufj man am meinen merfen unb fofcbeö bewafyren ; baä ift bie ©ubjtanj ober itraft beä 23rob3 ; ein Sßort fo au£ ©otteö 9ftunbe gebet, woüon man allein lebet (a), nid)t aber Dom äujfern 6d)all, ober leeren Mbern im Äopf.

9. iöirb bir nun irgenbwo ein <e prüxbfein aufgefebfoften, unb auf3 £er$ gebrückt, fo barfft tn eben niebt f^raefö all* bem üorfcbwälsen, biet) bamit feben $u tajfen ; fptegle unb öer* bilbe biet) auef) mit beiner fetbfliiebtgen Vernunft nid)t barth ; fonbern laß ben ©amen be6 Uiorteö tiefer hinunter fallen 9? 55. in bein £cr$ ; erroä'ge folebe sl£Jorfe, mit Ovaria, fein in beinern &er$en ; ja, merfe c$ bir auet) in reiner SHbel, ober auf eine anbere sH?eife, ob bir tnelleicbt ein fofcfjeö ©röcftein $ur tbeuren Seit noeb einfl wieber $ur 9cabrung mörf)te bienenfennen. ^or allen fingen aber bewabre bein^er^, baf arge {Kauböbget ba$ gefäete ^Ißort niebt wi^ber beraub teilen (b) ober tie £or* nen ber sl$Mtfergen, unb ber betrug beg DReictjtbumö, btefen ©amm nid)t wieber erliefen, (£$ ift ein sii*ort ©otteä an beine ©eelc; ein fleiner ©ame, aber ein ©ame ber lieber* geburt (c), ber ein $äifrii werben, unb m'ele grüd)te bringen fann, wenn er wobl gewartet wirb.

10. 2ie£ uicfyt $u Diel auf einmal, (wie manebe bergeftalt ein

* 2)a$ 4cfcn ted äußeren tBucfyftabcnö fehroceft gar wenig (modicum sapida eff lectio exteriohs literse,) wo nid)t derjenige, Der ba liefet, bie (Srfldrung mit» ten inneren (ginn atta Dem j£>erjcn nimmt Scala Puradisi C. VI. intei- Script i S Bcruardi & Augustiui.

a -BlMt). 4, 4. b g>MM). 13, 4. 19. c 1 <j>etr. 1, 23.

46 $ont rechten SSerftab unb nnlßd)en

dapitel nad) bem anbern bafyer rafpeln, af$ weint ft'e e3 ©ott in 9?ed)ttung bringen Routen, me Kiele Sapttel fte in ber 25tbel gelefen bättcn*) \*ie£ wenig ; aber ba3 äöenige mit fo Diel properer 21nbad)t nnb 23ebad)tfamfeit £ie 23ibe( ijt burd) ben ©etil: ber $öetel.)ett fo eingerid)tet, baß $war aüe3 barüt in ei* ner fcfyönen Berfmtpfung nnb Drbmmg an einanber fanget, me bie perlen an einer (fecfynnr ob wir e3 gletd) nid)t überall fo (eben fönnen; baß aber and) ptgfetd) faft alle nnb jebe SSerfe fo t>iet fitrge ©prüd)feüt, afö fo Diele einzelne f oftbare Werfen an nnb für ft'd) fefbften ft'nb* ^eßwcgett fann man ft'e bewerten lefeit mit bem Sütffcf) tagen be3 23udW, nnb in ber gurdjt ©ot* te£ erwarten, wa$ nnö etwa ^n unferer^rwedung, Unterriebt ober ©tärfung ^ugetbeilt wirb ; ein anbermaf fann man ft'e and) leren im SScrfofg, nnb biefe fd)öite 5perlenfd)nnr in ibrem 3nfammenl)ang befdjauert ; alle3 aber mit einem bemütbigett nnb f inbtid)en <Bim ; nid)t, ben Äopf nur anzufüllen, fonbern bag §ev% gu nähren, nnb babnrd) ^u ©ott felbft angeleitet werben*

IL £eun bie$ ift ber eigentliche £aupt$tt>ec? ©ctteä, nnb ber enblicfye ©imt be3 ©eifte^ in ber <Bd)vift, wofym bie gan^e fQibel, nnb alle£ \v>a$ barinnen ift, fielet, Qme wir anebf im Sittfang biefer Slbtjanbfang bemerket fyaben), namtid), un£ burdj biefeä tfyeure QtiUmitm au£ nnferer jämmerliche« (Jntfer* nnng nnb ßerftreuung in dreatur nnb (£igenl)eit, wiebernm $u locfen nnb p leiten %n tfym fclbfl, $u feiner innigen ©erneut* fd)aft in (Sfyrifto Scftu liefen &nb%mtf müflen and) wir, beim ©ebrand) ber ©cfyrift, nimmer an$ ben Singen laffen, ober wir lefen fte »ergebend, nnb fte wirb nn$ anftatt etneg 9D?ittel£,. $u eittem Slufentfyalt ; itrtb gilt un3 battn bie Sßeftrafung, xoel&)e ber £eilanb bort ben Subeit gibt : %l)v forfdjet in ber ©djrift, Cfo fotlte e3 billig gegeben werben,) benn tt>r meinet, ü)r t)abt ba$ ewige £eben barimtem Slber jn mir wollt ifyr nid)t fommeit, baß il)r ba$ ?eben fyaben möchtet (a> £)ie Odjrift fatttt uu£ ba3 £eben nid)t geben, fottbern @f)rifht£ ak lein, t>on bem bie ©cfyrtft ^euget £) (Seele, gefye $u @l)rifto, öor, unter nnb nad) bem £efen ber ©djrtft* @efd)iel)t e^ et* tva, baß bn unterm ßefen gerührt, geftärfet, gefammlet wirft, baß bid) bie (Salbung be6 ^eiligen ©eijte^ inwenbig lehren will#

« 3P^t 5, 39, 40,

©ebrand) ber fyetftgeu (scfyrtft 4t

tag bn auf eine fonberbare SOBeife öon ©Ott unb bejfen ©egcn* wart, ober son einigen feiner SSollfommenbeiten, gerührt, ein* Wärt3 otogen, unbtm ©eifl; bamtt befcfyäftiget gehalten wirft; et fo lie£ bod) an£ Itoerftanb nid)t immer metter, bamtt bu folcfye fojtbare ©albe nicfyt wieber »erfcfyütteft, fonbern bafte ba fttttc (*) ; benn ber Urheber ber ©cfyrift tjt bir atebann felbft gegenwärtig : ftille mit alte beinern eigenen Densen, 2öofe len unb SKirfen ; nnb faß bid) gan$ foulen tfyeuren Wfohm* gen ©otte3 unb feiner ©nabe, um in innigfter ©ritte unb $lb* gefdnebenbeit, mit Datub, §®tt% voaü ber £err fetbft rebet (ä)v £ege \{)m beinen @rnnb nadet, ojfen unb fHlle bar, me ein n)eiße£ Rapier, baß er felbft bir fein @efe£ in£ £er$ fcfyreibe tb) burd) ben Ringer feinet ©eijte$, bamit bn fetber eine fyet* (ige ©cfyrift werbeft, unb in beinern ganzen 5öefen unb 3öan* bei ein Srief, ber gelefcn mag werben fcon allen 9$enfd)etU £>a bleibet einem $vav bie ©cfyrift, nod) tvie t>or, ein tbeure^ 3enanig öon @r)rifio ; bod; glaubet man fort nid)t mefyr allein um tfyreg $Borte3 willen, fonbern man l)at ü)tt felbft attd) get)ö> ret unb erlannt (c)>

12* Keffer weiß icl) biefe 2lbr)anblttng nid)t %n befcfyliegen, al3 mit einigen fcfyönen ^Borten be3 gottfeligen Mempiö, welche ängleid) afö ein unöergleid)(id)e3 @ebet bei '£efnng ber fyeiliqen (Sdjrift fönnen gebraucht werben : ©ort britde bereu ©tun tief in unfer 3nwenbige3, unb lajfe un£ bie Erfüllung berfek ben wirfltd) erfahren :

„Diebe, j^err, bann (b) bein Mnecfyt boret* 3d) Un bein „$ned)t; gtb mir $erftanb, ba$ id) beine 3eugnifte wifie* „Steige mein £er$ $u ben Söorten beineö 9Emtbe$* Deine „Diebe fliege wie ber £bau. Dort fpracfyen bie Minbev Sfrael „$u SD^ofe : Diebe bu mit un£, wir wollen biet) fybren ; unb lag

* QBte id) broben gefagt bafre, affo «ermahne icf> abcrmnl: £b ber f)ci(tge vöcift unter fb^cöett ©ebanfen tarne, unb feifrft anfing in beinern Jpcrjen ju prebigen, mit rcictjtici) erleuchteten ©ebanten, (cum splen- didis & illuminosis cogitatis,) fo erroetfe ünn bie Qijve, i>a§ i>u beine gefaxte ©ebanfrn fahren lafteft, eei; \Ulie, unb (;ore i(nn ju, ber bef* fer prebigtn fann alö tu ; unb waö er ^rebiget, baß inert «nb f^reibe auf, fo wirft bu 2Bunbcr erfahren. Lutherus Tom IV. Altenb. fol. 473.

a «Pfalm 85, 9. b 3tom 8, 10. c 3o(). 4, 42.

*> Kempis III, 25ttct>, 2 Sa?.

48 tßom regten $erftanb unb nütificfyctt

„ben ftcrrn nicfyt $u mt$ rebe , wir möchten fonft flerbett. „^ttrf^f a(fo, fterr, nicht alfo bete icl) ; fonbern mit bem *pro* „pbeten (Samuel flebe tcf> melmebr bemütbiglicl) unb febnlicf) : „Diebe, £err, benn beut ,fnect)tl)öret. 9D?ofe3 rebe ntcfyt (al* „(ein) mit mir, ober einer au$ ben q>ropt)eten ; fonbern rebe „bu mclmebr, §err ©Ott, bu @ingeber nnb (£rleucl)ter aller „^ropbcteit; benn bu altein fanhjt mid) otme jTe fcollfom* „mentfid) unterweifen ; jTe aber fönncn gar nid)t$ orme btd) „nü$etu

„äöorte fonnen jTe wofyl fdjaltcn lajfcn ; aber ben ©etft mö* „gen fTe nid)t geben* (Sie reben wobl fcbön ; wenn t>u aber „fcfywetgejt, fo ent^ünben jTe ba$ fter$ nicht (Sie geben ben „^3urf)itaDen ; bn aber ercflFiteft b?n €>üuu (Sie legen ©efyetm* „niffe t>or ; bn aber fdUeu$jt ben SScrftanb ber scrfTegelten „£>inge auf» (Sie »ertunbigen beute ©ebote ; bu aber bitfit „ffe öottbrütgen* (Sie ^eiant ben 5öeg ; bu aber gibjt Ärafr, „barauf $tt wanbelm (Ste fyattbeln nur äujferlid) ; bu aber „unterweifejt unb erlcucfytejt bie £er$en. (Ste befeuchten auf „ferlid) ; bu aber gtbft ba$ ©ebetfyen ba$u, (Sie rufen mit „3Borten ; bu aber gibjt bem ©efyör ba$ $erjMnbmß.

„2)arum, md)t (allein) 9D?ofe3 rebe $u mir : fonbern, bu, „mein ©ort, t>u ewige 5öabrbett : auf ba£ icb ntd>t tnelleicbt „ftetbe, unb ofyne gttrd)t bleibe, fo id) allein au^wenbig fcei* „mät)let, unb ütwenbig ntcf)t ent^itnbet würbe ; ba# mid) ba$ „5öort bermaleütö nidjt richte, ba$ irf) gehöret, unb nid;t ge* „tban ; ba$ ict) erfennet, nnb ntdjt $eltebet ; ba$ td) geglauber, „unb nicbt gebalten fyabe. X?erob,atben rete, £err, benn bein „$nect)t l)bret ; benn bu bajt 2öorte beg ewigen 2eben£. 9?ebe „bu nt mir, $u allerlei £rojt meiner (Seele, unb $ur S3efferung „meinet ganzen 2ebcn3 ; bir aber $um ?ob, unb ©(orte, unb „ewiger dtyv unb ^errlidjfeit"

£|ttfeite£ &tit&

(Senfcf dj reihen

von t>cr

£3 ttüu'ufi-,

t> e r c tt

gäljtgfett, ©ebraucf) unb 9Jct£6raucf) im ©öttltd&en,

^)reb. @af. 7, 30.

(Sott l>at feen SCftcnfcfycn gerate gemacht; fte afrer fttc^cn tiefe

(ratiocinia) (Erftrtt'Uttgctt.

SSssfc et id) t*

gotgenbeä (senbfcfyreiben, fo öott mir efyebem bcltänbifrf) ab* gefaßt gewefen, bat man auf Segefyren, in Hoffnung einiger Qh-bauung, beutfef) überfein unb gemein macben motten. 5D?an toirb mir $mar fciefteicfyt vorwerfen, icb miberfprecfye unb öer* werfe bie Vernunft : aftein, irf) verwerfe bte Vernunft feinet *tea$ ; fonbern geige nur an berfelben gäfugfeit, ©ebrauefy unb 2D?i$brautf) im ©örtlichen ; geige anbei, it)ie un3 tion @ott eine vt>eit ebtere ©emütt)$fraft gegeben worben, tt)tt felbjt nnb bie übernatürlichen £5inge wefentfid) unb feltgltcf) gu erfennen. £)a$ atfo ber £lrgwobu wofyf gar unvernünftig ijt, wenn bie %eute fürchten, man wofte fte burrf) berglcicfyen Vortrag gu bum* men Spieren machen ; ba man ü)nen vielmehr ben wahren SSerfitanb, unb ben 2öeg, wie berfetbe gefunben unb brauch bar gemacht werbe, befannt gu machen jucket

üftun habe mirf) gwar atterbingö in ettva fügen wotten naef) ber gäbigfeit berer, meiere gewofynt ftnb, bie (Sachen im %id)te unb ©piegef ber Vernunft angufefyen ; ift aber folebeä nur 5 49

50 2>orbericbt $itm ^wetten <Stncf\

an einigen Orten gefcfycben, nnb tfvav in ber 2lbftct)t, ob folcfye etwa möchten bewogen werben, t>om Silbe ^nm 2öefen nnb Driginal nm^nfebren, nnb $n werben wie bte Einbleut, welche in tbrer Unfcbnlb bte untrer fennen, stieben, nnb anö tbren Prüften genabret werben, olwe $nnft, obne warnm, nnb obne Semübnng, bloß folgenb tbrem an$ ber ©ebnrt berftammen* ben natürlichen Snjttnft nnb triebe. ©ott gibt feinen, an$ bem 3öort ber 3öal)rbeit übernatürlich geborncn Ätnblein, et* nen bergletcfyen ^njrinft, £ricb ober (£inbrncf be$ ©lanbenö in$ £er$, woiutrcf) ffe il)n nnb feine $ßabrl)eit immer mefyr erfennen nnb erfabren, über allen SSernnnfröbegriff:; nnb wenn fie biefem £icbt bc£ ©tattben^ (welcbeg feine Qrinbifbnng ober felbftgemacbteö Ding, fonbern ein beftanbigeä 5öefen i|t, jjebr. 11,) nnb biefem innigen 3ug, ffcb mit gefcbloflfenen $ernnnft$* angen tebigjitf) überlaflfen nnb folgen, fo wanbeln fce nicfyt in ginfterm#, ob g(eict) bisweilen fo frf)einet ; fonbern ber fyei* Itge ©eift ber SEÖabrbeit, führte jTe Don ©rab $n ©rab an$ aU (er &e[feit, Srrtfyum, Silbern nnb <&elbtyeit, in bie -Ißabr* tyeit nnb in ba$ rccf)tfct)aflFene $Befen, fo in @f)rifto ift. (Sie lernen ftrfj bergeftatt immer mein* entänflern alle$ eigenen tßermögen^ nnb 2Bi£e3, nm nnr gn boffen anf ben Warnen be£ ^errn, nnb fiel) $n t>erfaffen anf ibren ©ott, Den anbern aber, welche (Trf) bem ©lanben nicfyt unterwerfen, fonbern tyart* näcfigerweife bem %id)te ifyrer SSernnnft folgen wollen, rnfet ber ©eift bnrd) 3efaiam dafy 50 erjtlicl) ^n : , ©iefye, ibr alle, t>te ibr ein gener an^ünbet, im gnnfen nmgeben, wanbelt tjin im %i<fyt enerö gener£ nnb in ben gnnfen, bie ifyr ange^nnbet habt ©olcfyeö wiberfabret end) fcon meiner ijanb; in <^d)mer$en müßt ifyr liegen.

2. ©tütf*— Von ber Vernunft, bereit gdfyigfeit ?c* 51

©ettfef $> reihen*

3n ber ©nafre beö J^crrn, ©cltebter Srcitnb unb trüber !

1'. 3n ©einem legten ©djreibeu bat'er mir fo rnele unb wtd)* tige fragen vorgelegt, baß td) Ijatte wünfcfyen mögen, baß folcfye an jemaub getfyan mären, ber md)t allein metjr Betty, fonbern and) mehrere Znd)ti$hit al3 id) t)ätte, biefelben $u ©einer Vergnügung $u beantworten* Um gleid)Wot)f $u $ei* aen meine $ereitwilligfeit Stym pt bienen, ba id) pmal einige greifyeit ba$u in meinem ©emütfye $u ftnben fd)eine, will id) wenigftenä ein ©tüd tton ©einem 2>rief $u beantworten fcor mid) nehmen*

2* (£r begehret $u wijfen meine ©ebanfen, über bie (ivtennt* rttg unferer fetbfir unb bie Qntfenntmß ©otte£, (obernad) ©ei* nem Sluöbrucf, über bie £t)eofopb,ie,) unb bnrd) weld) ^Slittei ober 5Öeg wir auf unferer Beite p biefer (^rfenntniß fommen muffen* Unb infonberl)eit verlangt (£r meine ©ebanfen $\x wtfljen öon ber Vernunft ob biefelbe nid)t einigermaßen bequem fet), bie $ßat)rl)eit $u ernennen, unb worin man berfelben fot^ gen, ober gegen biefelbe angeben müjfe ? Unb tva$ eigentlich gu öerjteben burd) ba3 ©emittt), ®eift, u* f* w* fo gegen bie Vernunft angeben fotl ? 3d) Witt einen Verfud) tbun, ob id) hierin, unter ©ottetf 23eiftanb, tym meine ©ebanfen eröffnen fann*

I.

3* 5öenn er Cvoie fcfyeiut) burd) bie (£rfenntniß unferer felbjt feine moralifdje ober ftttlidje (^rfenntniß tterjtebet, (bie atterbing^ nött)ig ift,) fonbern eine genaue (£rfenntniß unferer ©eelenfräfte, berfelben Benennung, Unterfd)eib, fcrbmmg unb Qbebxaud) ; unb burd) bie (*) £f)eofopt)ie, (wie man3 in£?

* ($,$ ift fonft ber töefcraudj biefcs ^LBcrtö Theosophia mcfyr alö einerlei;; bie eilten pflegten inögcmein baburet) bie Ideologie/ cber bie (Erfahrung* ;<£rfenntniß (Öottcö unb göttlicher Singe ju vertieften; wie folcrjcö auet) einige teuere tljun : ijcutißcn Xagcg aber t>erf"tcl>ct man baruntcr insgem in bie atid göttlicher (Eröffnung unb ©ct)auung ent* ftcfycnbc roafyrc qiMjilof'opfyic ooer SX>lctavl>i?|t£ ; wie cg auci) attljier fo ge» nommen ift. 2>aö fonfr einige fogar ber gemeinen <gct)ultl)cologie be« l;pl;en Xitel ber Xijcofcptyic beilegen, rommt gar ju albern ijcraui,

52 2 (Stncf $on ber Vernunft, bereit gdfyigfeit,

gemein tbut,) eine btfltnfte grimbliche (£rfenntm$ tton ©otte$ 9?atur, (Jigenfchaften, Sföirfungen, £)ffenbaruug, u. f. w. fo fage, baß ©Ott betberiet fofdje Ghtfemtrmß Den bem 9[ftenfchen nicht forbert, noch forbern fann. @r forbert fte nicht ; n>etl man heilig nnb feiig werben fann, olme biefelb? gn haben» Grr fann biefelbe attcf) nicht fcrbern ; weil man biefelbe (fonberlich eine fold)e (£rfenntni$ ©otteä) nicht lernen fann, wie man eine anbere 9Döiffenfchaft ober Mnnfk lernet. £er 9D?enfch fann biefelbe bnrrf) fein eigen $Birfen nicht zuwege bringen ; ©Ott aKein fann biefelben geben, wann nnb wem" er will.

4. 2öa3 bie wahre" (Jrfennrmß ©otte^ anfanget, bie muffen wir $war alle haben, herzlich wünfd)en, nnb un3 ba$u gebühr* lieh fehiefen ; in berfetben ijt aüe ©eligfeit anfgefd)lojfen ; nnb biefe ^rfenntnif erlangt man einzig nnb allein, wenn ©ort ftch wirflid) un3 offenbaret nnb mtttbeitet, wie er fcld)e£ tbun will, nicht ben Älugen, fenbern ben Unmimbigen, ?0^attl)* 11 ; benen, bie ihn lieben nnb fein 2öort halten, 3oJ)* 14.

5. Slber bie 3:t)eofopbte ifi gan^ wa$ anber3, (nach bem ge* meinen ©ebraud) biefe3 2öorte3.) Wtaxx fcerftebet baburcl) and) wohl einen grünblichen, aber ungleich anch einen 9u 35. nntcrfd)eib entlichen begriff, nicht nnr bat)on, wa$ ©ott in 2tn* fehnng nnfer, fonbern anch »ort bemjenigen, wie er in feinem SBefen, ©genfehaften nnb 3£irfrutgen ift. Unb eine folche (Srfenntmis ©otteö ijt g«r (Seltgfcit mcfct fccnnötben.

6. Stfefe £beofepbte, wenn jte in Wahrheit grünblidi fotl genennet werben, muß fte, (fowobl afö bie feligmachenbe (5r* fenntnt$,) au$ einer, wie wohl mehr aufferorben fliehen in* wenbigen (£rleucbtnng, Dffenbarung nnb 25efchauung ®otte$ herfommen : berg Leichen niemanb in Qngenbeit begehren muß, noch bnreh eigene 5tn)trengungcn ober 2>crbilbnngen erfangen fann ; fonbern ©oft gibt biefelben wem er will, nach feinem fonberbaren SSorfals über bie Beeten. Unb bie ßahl fclcher £becfopben i\i fchr flein auf (£*rben.

7. $öa3 bie ^encnnnnq nnb ilnterfchcib ber Seelenfräfte betrifft, fo tjt$ and) utcbt'nötlug, ba^on einen »cUfcmmenen unb genanen begriff gn haben, ^ie größeften ^eiligen haben bergleichen öftere nicht gehabt ; unb bie größeften tytyilofoyhen, wie genau fie and) gebenfen au^uuffern, habend noch weniger, jragt einmal 3. 5?. einen bloß natürlichen sjMnlefo* pl)en', wa$ bie inwenbige (Binnen, ber reine $crftanb, ber

©ebraud) nnb TOgbraud) im ©öttltd)en- 53

©rnnb ber @ee(e7 bte ©pü)e beö ©eiflc^ u, f. \v, fei) ? Q?r ttjirb eucfy belachen, a!3 ob ihr 33orte öorbräcfyfet, bte feinen ©tun bätteu, bte tfyr au^ ber ©cfmfc bcr (£iHlmftajlen cjetyolet ; unb gleicfywofyl (Tut) ba£ ebele Gräfte in mvS ; uub btejenigen, welche baöon rcbeu, miflfen gar wobt, n>a£ jTe baburd) Der* fielen ; aber obue Erleuchtung unb Erfahrung weiß and} eigenttid) ntemaub.

3titu cßt$ gwar ©cribeUten, bie an$ göttlicher (£rleud)* tung mit gutem Unterfdiieb Don bergleid^en fingen gefcfyrtebcn haben ; etf tjt aber beflfer, ba^ wir tm$ bagu bereiten unb bereiten (äffen, berjenigen göttlichen GMeurfjtuncj tbeiÜ)aftig gu werben, burd) welche wtr unfer eigen Elenb, hie ©ttabe ®e>t* res? in QS\)xi\lo, unb bie wnnberbare $öirfnngen berfelben ©nabe unb feiner @ememfd)aft in uuö erfennen (erneu, al3 un3 Dor ber 3e^ tait atterbanb gebrccfyltcfjen Silbern Don ber* Qieid)en fingen Diel 31t gerfircuen.

9. £er SSerfTanb fommr mit ben 3afyrctt : id) meine, laßt itnä nur, alä je%t geborue StinUein (1 «petr. 2, 20, begierig fangen an ben Prüften ber gitfte ber ®nabe in 2>efu, um in tbm gugunebmen, fo wirb ba$ anbete alleö Don felbft folgen* 3a, bergleid)cn £mber Dcrftct/cn atteä am bereit, ebne e3 jemals gelernt gu baben. 3d) fenne uuterfd)ieblid)e 2D?enfcben, hie 3bm feine S3efd)rcibung Don ber Vernunft feilten geben rennen, an benen gleid)ft>obl fefye, baß fte bei (gelegen* beit fd)on jfemltd) wijjen, wo man ü)r folgen unb nicfyt folgen müfife*

10. 3öcnn ein^inb ber ©nabe l)örctober liefet, ba$ 31t ifym gefügt wirb : £m fotljt neben ©ort beinen £errn dou ganzem foergen, Don ganzer ^eele, Don gangem ©emütb, unb au3 al* len beinen Gräften ; fo gcrbricfyt nid)t lang ben $ opf bar* über, eine genaue S5efrf)reibung unb unterfd)iebentlid)en begriff gu baben, Yöa$ ba$ £er$, ©eefe, ©emütl), Gräfte, jebe3 in* fonberbeit fei) : e6 Derftebet wobt fo Diel barau3, baß ©Ott affeö unb gang l)abeu wolle ; barum l)at nid)t nötfng, einen großen Umweg gu geben, fonbern Reibet nur feine 2tebe Don allen anbern Vorwürfen, unb faffet gleid)fam alle ©ecten* fräftc in ein SSünblein, unb gibt fte mit einanber gang an ©ort über. Unb id) follte urteilen, baß e3 barinnen Diel Derjtän* biger gu 3öerfe gebe, aU ein anberer, ber eine gange ©tunbe gubringet mit Erfläruug, wa£ biefe Wörter, jebe^ inöbefonbere,

5*

54 2 Stiicf— $ott ber Vernunft, bereu ftäfyigkft,

bebeuten, ebe er gur £bat ber Uebcrgetntng unb 2tebe ©otteö flbften fommt; wenn er nur nod) ba$u fommt, unb md)t burd) (£rf(ärung, n>a^ ba$ Syv% fei), fo ferne öon feinem £er$en ab* gerüdet wirb, ba% ev$ "öietteiebt gar niebt mebr ftnben fann, um e3 ©ott geben ^u fönuem 3d) fage bie£ feineöwegeg an$ ber 2lbftd)t, um atfe (£rfiärungen ber «Schrift gar 31t verwerfen ; fenbern nur $u tterbüten, ba$ man boeb nidbt bem Stopfe $u inet, unb bem fter$en att^u wenig gebe, unb ntebt ati^n großen Umweg gel)e, ba uufere tzbw&yeü. fo eiugefdjränft unb treuer

tu*

©o wirb and) in ber (Bcbrift mebr gefeben auf eine 25efd)rei* bung be£ 90ienfcben nacb feinem Verhalten, wefcb ein 9Kenfdj er fei), unb wa3 @utc3 ober 93öfc$ tn bem 9ftenfcben fei), alö auf eine 23efd)reibung bcjfelben nacb feiner Statur, rvie viel ©eetenfräfte in ü)m femt, voaö bie für tarnen, 2Btrfungen, u* f* w* baben ; weit an bem erften and) mit mebr gelegen ifi.

11» $ßie nun nad) bem moraltfcben Serftonb nur ^weier* let 2trt 5D2enfd)en gibt, näntßd) entweber gute ober böfc, fo frn* ben fi&i and) bei bem 9D?enfd)en, wenn er nad) feiner Statur unb 5öefen angefeben wirb, pvci unterfduebene £beite. £er ebeffte Zi)eii wirb ©eijt, £er$, (gect, ©emütb, ©ewiffen, in* wenbiger 9#enfd), geitfticfyer 5Sfeenfrf) . ber 9ftenfd) be$ &ergen$ genannt ; unb btefe äBorte bebeuten bann meiften^ eine unb eben biefetbe ©acbe. 2öenn an einigen ©tetfen $. (£. ©eilt unb ©eete unterfd)ieben werben, fo öerffrber' ft'd)£ »on fetbft, baß attfbann bureb ben ©etjt ber atlerebetjle, unb bureb bie (Beete ein nid)t fo ebter Ztyeil be£ 5Jienfcben fcerftanben werbe* 9D?an fotlte ba$ and) wobt befd)reiben fönnen, wemtg nötbig wäre ; aber mit fd)on tuete erteucfytete (Seelen baritber gefebrie* ben tyaben, unb otmefyin ftd) niemanb batton einen ge^temenben SSegrijf machen fann, me biefe £beite unterfd)ieben femt, efye baß ft'e burd) ba£ tebenbige 2Bort©otte£, §ebr, 4, 12« gefdjte* fcen werben, fo bred) id) bafcon ab. £>er $wette son ben ge* meibeten wefentttdjen unterfd)tebtid)en £l)eiten in bem 9Ö?en* feben, wirb genannt ber auöwenbige 9D?enfd), ber natürudje 9flenfd), ber Zeib, bie ©lieber, guufd), gteifd) unb 53(ut, bie Vernunft u. f* wv bie$ gehöret atteö bei einanber, unb man tterflefyet meiftentbeilö einerlei baburd),

12» Qod) bie Vernunft wirb mtr$ of>rte ^weifet fer)r übel nehmen, ba$ ic^ i()r l)ie fo einen niebrigen ^Kang gebe, ba fte

©cbraud) unb 9ft?tßbraud) ttn ©öttlttfjcn. 55

bod) gewohnt ift, m allen 2lftembleen oben an $tt ft|en. ©e* bulb ! icl) bemäntele fte ibrem Staube gemäß, unb nad) ber Siegel ber (Ed)rift (£r wirb mid) fragen, voo bte ©cfyrift bann von ber Vernunft fpred^e ? (£3 ift wahr, mein lieber greunb, irf) erinnere mid) and) ntdjt/baß t>a$ ©ort Vernunft (Ratio) ein ein^mal in ber Schrift geftmben werbe. Unb fTet)e, eben bie£ (E>ttllfd)Weigen be£ ©eijteö @otte£ gibt nnö fd)on eine ftaife ^ermntbung, t>a$ bte Vernunft in bcn geijtlicfyen £>üt* gen beö £etfigtt)um$ fo bod) nid)t 31t achten, ned) fo viel ©tenfte tbnn r'önne, als man insgemein behaupten Witt : fonbern baß man biefelbe, aufe hefte genommen, unter bie ©ibeoniten fe£en muffe, bte mit #ol$bacfctt unb ©ajfertragen fictj befd)äftigten ; unb ftd) nur babei tyüte, baß man im übrigen tbren (icfyeingrün* ben mentale weiter glaube, man babe bann exft ben 9D?unb beö jperrn gefraget, 3of. 9* 2)aö ©ort vernünftig ftefyt ^war ein* ober $wetmat in ber 23ibel ; aber, 31t gefcfyweigen, baß bie$ ©ort vernünftig öftere nur fo viel beißt al£ billig, ge^iemenb, fo \)at man and) $u bebenfen, ta^, wenn baö grted)ifd)e ©ort burd) Vernünftig uberfefcet wirb, foldjeä aföbann nid)t bem @e* braud) gemäß uberfeiset tft, ben bajfelbe, ober ba$ ©ort ttt an* bem (Bdjrtftörtem bat*

13, £od), obgleid) bag ©ort Vernunft in biefem (Sinn in ber (Ed)rift nid)t vorfommt, fo wirb bod) bie ©ad)e felbft ge* nugfam barin befd)rieben; aber auffold)e ©eife, baß man Feine fonberbare £od)ad)tnng gegen biefelbe fyaben mag, ©ie ift ber ^igenbünfcl, nad) welchem man nid)t $u ©er! get)en foll, 5 sJftof. 12, 8; ber SSerjtanb, auf ben man ftd) ntd)t verlaffen foll, ©prüd)W. 3, 5. (Sie wirb gemeinet, burd) bie jtarfe Soll* werfe ober Sßeveftmtgen unb 2lnfd)läge (Ratiocinationes, ver* nünftige Ueberlegungen) bie man verftören ober übern Raufen werfen foll ; burd) bie §öfyen, bie fid) ergeben gegen ba£ (£r* fenntniß @otte3, (fo ferne tftä, baß bie Vernunft nn£ follte bie red)te (Srfemttntß ©otteö ^uwege bringen;) burcl) ben SBerftattb, ben man gefangen nehmen muß unter ben @et)orfam dbrijli, 2 gor. 10, 4, 5. ©ie tft baö gletfd) unb v lut, mit welchem man nid)t muß $u Dfattf) gefyen, ©al. 1 ; ba$ gleifcf) unb bie Überlegenben ©ebanfen, benett bie Ätnber be£ 3crn^ H9en, (£pt)ef. 2, 3 ; ber SSerftanb, ber un£ von ©Ott entfrembet t)ä(t, ja, gu feinen geinben machet, unb gu böfen ©erfen verleitet, läoL 1, 21. &ur$ fte tft bie ©eie^ett biefer ©elr, bte ©Ott jur

56 2* ©tue?— 25on ber Vernunft, bereu gafyigfett,

Stborljett machet, 1 @or* 1, 21 ; bie irbifche 2öeu?beft Qctc 3* j be3 natürlichen SDJenfcfyen, ber nicfyt begreift bie Singe, bie be3 Q)ci(te$ ©otteö fmb, bie ü)nt eine £i)ori)eit jtnb, nub meiere er nid)t erfennen fann, 1 der. 2.

1 4. ©el)ct mein werter greunb, ba$ tjl eine fchriftmäfnge SSefcfyreibung ber SSeruunft, fo, rote fte \z%t tu allen $ ütberu 2tbam$ tfc, nacfjbem bie Strnunft imferer erfreu Gleitern beut 3nreben ber ©erlange ©ebör gegeben* Unb mit fte babitref) eine genaue greunbfcfyaft unb (Sommuntcation erlanget, fowobl mit bem ©atan, als mit bem @ei(l btefer S*öelt, nub mit gleifd) unb SSfat ; fo haben and) bie frommen Urfarfje, niemals gu öief ihrer Vernunft gu trauen, nub berfelben gu geborenen, au3 ber nötbigen SSeiforge, ba$ nicht, gleichtue bie ©cbiange bie (&>a herführet bat mit ihrer ©cbatfbett, alfo auch ihre ©innen möchten fcerrücfet werben üou ber Einfalt, bie in (Styrijlo tft, 2 @or* 11, 3*

15* 3a, wenn man and) bie Vernunft au ftd) felbjt, nicht me fte »erborben, fonbern n>ie ate eine Stvaft in bem üften* fd)en tfK:r betrachtet, tjr jle gteid)Wol)l nid)t gefdjüft, un^ bie wahrhaftige unb grünbltcfye Grrfenutmß ©otte3 unb feiner Wahrheit guwege $u bringen* Qie\e$ begreiflich px machen, fage id) nur, ba$ ein jeber 2Dtafrf) breterlet Vermögen öon ©Ott empfangen, etwa3 gu erfennen : 1) Die au fteriicfyen ©innen fyaben wir, um bie jtcfytbare unb natürliche Dinge wefentltd) unb al$ gegenwärtig $u erfennen : 2) Den reuten ober leibend liefen 2krftanb haben nur, um ©ort unb bie unsichtbaren über? natürlichen Vorwürfe wefentlid) unb aU gegenwärtig in exten* neu : unb bann 3) unfere Vernunft ober wirfenben ^erftaub nnb ©nbilbung haben wir, ttm fowol)l bie natürliche aiö über? natürliche Dinge, bie nid)t gegenwärtig fmb, unö al3 gegen? wärtig Dorfcellen gu fomten, nnb btefelben aU in einem ©pie? gel ober S3tlb $u befdjauen.

16, Dag wir bie teiblid)e ftdjtbare Dinge burd) bie äuftern ©innen -wefenttid) erfennen, nnb nidtfburd) bie Vernunft, ba$ tft Hat genug. $Ber in ber ©onue fteljet, nnb eine angenehme ©peife genießet, erfennet beibe Dinge lebenbig nnb mit kueler (§ntpfutbung* ^ie »Vernunft fann mit aller ihrer Sirbett tl)m feine mehrere ©ewigheit öon ber Grefemttniß biefer Dinge gu? wege bringen* ^a hingegen ein ^Mrilofopb, ber bei ber Äerge, ober in ber gfmfterniß, t>en ber ©onnen am fcfyarfftunigfien

'©ebraud) unb TOßbraud) im ©öttlicfycn. 57

itnt) aitfö genauere bifputirte, $>a er ft'e nidjt gefefyen hätte, (fo wol)l al£ ein anberer, ber tton bem angenebmen ©efd)mad et* ner ©peife, bie er niemals gefoftet, »iel fd)Wä|$en wollte,) nur eine tobte, bürre (£rfenntniß nnb ©nbtlbung tton einer abwe* fenben <&ad)e l)ätter »on welcher man weber erbarmet nod) ge* fätttget wirb.

17. 2)aß mir aber aucfy einen reinen letbentlidjen 23erftanb *) in un£ fyaben, welchen ^anluä ba£ Singe be3 $erftanbeg, (£pt)ef. 1, nennet, (nnb wenn biefeö Singe geöffnet nnb burd) @otte3 2id)t erleuchtet ift, aud) ber ©laube genennet wirb,) womit wir ©Ott nnb geijllicfye Vorwürfe nnb 4öal)rt)eiten al£ gegenwärtig, lebenbig unb wefentltd) ernennen mögen ; nnb ca$ ba$u n>eber bie ©innen, nod) bie Vernunft (ober unfer wir* fenber SSerftanb) gcfdjidt femt, bünft mir unwtberfpred)lid) ^u femu Die ©innen ftnb #x grob bagu ; bie Vernunft aber ijt ein wirfenbe^ Vermögen in bem 9ftenfd)en, ba£ ftd) fetbjt feine Vorwürfe machet : wer bürfte aber nur bentat, ba$ er ©Ott, ba£ göttliche £id)t, bie göttliche 5Bat)rt)eit, burd) eigne $öirtung fyerttor bringen tonnte ? Darum muß notb,wenbig ein leibend lid)e£ Vermögen in un^ femt, ©ott unb geijllidK Dinge wefent* fid) unb gegenwärtig ^n ernennen unb gu befdjauen. Unb ba$ ift ber retne ^erftanb, ber öon Statur in allen ?[ftenfd)en fcer* fd)loffen unb unbrauchbar gemad)t worben, bi3 ba$ ©Ott un3 wieber ben SSerjlanb gibt, burd) wcldjen wir fo innig unb we* fentltd) ben 9Bal)tl)afttgen erfcnnen, ba§ wir aud) sugleid) ftnb m bem 5öat)rt)aftigen, 1 3ot). 5, 20.

18. Unter biefen breierlei Wirten ber (grfemtrmß, ift feine mangelhafter, ungewiffer unb tobter al$ biejemge, welche man burd) bie Vernunft erlangt sil'a6 mad)t man ft'd) nid)t allere lei feltfame ©nbtlbungen Don Dütgen, bie man niemals gefel)en nod) erfahren bat ? Unb wenn mau aud) eben biefelbe 5Öorte batton $u fagen n>ü$te, bie ein anberer au$ ber (£rfal)rung fpridit, fo t)at man gleid)Wol)l bie wabre (5rfcnutni$ öon fob ci)en Dingen nid)t, ja, nid)t einmal ben redeten begriff. 3öir wiffen %. Gr. alle $u fagen, baß ©Ott allgegenwärtig fet)*; aber id) tterftcfyere 3tyn, l)at un^ ©Ott nid)t erleudjtet, unb fid) fetbjt

*) 2)er jP)crr ^refeffor ^itftiiö nennet ihn He nene ©cnuiti)9-$a* cultdt, Mc 9ciftltd)e, ()imtnUfc^e ßotrftct>e ^aaittat, \rc ct)e pllcm jiw SJcfdjauung gctf'ri teljer, lunimlifctet unfr gctt!ict)cr SMugr, uns fkU;t9 nmc^c. Yiti. Dibi>ertar. eju:> bpibioiica ad Hub. p. m. 40. 41.

58 2. (stütf— 3Son ber Vernunft, bereu götygfeit,

un3 offenbaret, fo Riffen mir eg nod) nicht ; unb memt eg ©um- gefallen mürbe, mt3 bie ©nabe 51t tbun, mir mürben oflfenher* $ig mit Safob befemteit müfifeit : ©emi# ift ber £err an biefem £>rt, unb id) habe nict)t gemußt, 1 5&?of. 28. di)e man $ur Erleuchtung, ober $u ber (5tfal)rung^erfenutni§ ber 2Bat)rbeit gefanget, ift alle unfere (grfemttmß nur 9D2utbmafhmg unb Meinung ; unb barum btfputiren unb fragen bie £eute immer. 2öer bie siBabrbeit erfennt, i)at nicht nötbig mit jemanb ^u btfputiren ; ma3 man gefefyen t)at, baö mei# man, barüber l>at man ntcfyt nöttyig $u Raufen. 3>arum fo merfe icf) bie£ I)ie beiläufig mit an, bat) e3 nicht alleg Wahrheit ift, mag biz 9ftenfd)en fo nennen; bie allermabrbaftefren ßonjepten im £opf öerbienen ben tarnen ber ^Ißahrbett nicht* 3>te slßabr* beit ift eutmeber ©ott felber, ober bie mefentliche (£rtVnntniß t>on ©ott nnb gotflidyen fingen : baüon meber baö eine nod) baö anbete ein SSormurf ber Vernunft ift.

19. £)em uneracbtet bleibt bod) bie\e$ unmiberfprocben, ba$, menn einer ©ott unb bie £)tnge beä ©eifteä mabrbafrtg er* fannt unb erfabren l)at, er ftd) nach bem sJJia$ feiner Qrrfab* rung ober (Erleuchtung ein wahrhafte^ ober eigentliche^ @e* mälbe ober Slbbilbung baoon machen fönne; er fann baüott raifonniren unb (schlufie machen, bie mebr ©runb unb @e* mißbeit baben al$ eineö anberen. 3a, menn feine Grrleucb* tung etmaö tief, flar unb gegenmärttg ift, fo mürbe er obne mübfame $ßirffamfeit, gleicbfam a(ö mit einem 23licf, bie $öabrbeit in feiner Vernunft abgemalt finben, fo mie man ei* neu Dörfler behauet

20. üBenn e3 nun ©otteg 3I?iffe tft, fo fann ein folcber er* leucbteter Teufel) einen guten ©ebrauch öon feiner QSernunft, ober mirfenben $erftanb machen : nicht allein baburch, baß er für ftcb felbften jumeilen bie Wahrheit al$ in ihrem ®e* mälbe befchauet ; fonbern auch »ornebmlid), ba# er anbern (e3 fei) münblid) ober fchriftlich) bie ^Babrbeit ttorftellen unb lieblich anpreifen fann ; meld^eg nid)t moi)( feilte cjefcheben fön nett ol)ne ficf) einigermaßen be3 mirfenben Serftanbeg jit bebienen. £>och bat fid) ein folcher mobl in $ld)t $u nehmen, baß er folcheö niemals gu heftig, $u lange, nod) 311 ttiel flute ; fonbern allein alö ein ifiebenmerl, unb wn %eit $u $eit ftct> mieber in fein $erg einfammle, unb mie ein bilberlofed, millen* lofeg, unmiffenbe^ £inble;n, bem Syvvn Dtoum gu geben, unb

©ebraitcrj unb 9Mtßt>rautr) tm ©öttfttfyen. 59

... »

gteid)fam einen (gabbatb $u halten ; fonj, werben fetne 3been ober Silber ber s-llJat)rt)ett in feinem $opfe, nnb alle feine UiSirffam feiten allmäfylig matt, bürre, tobt, frud)tloe>, ja, für ihn felbft nnb für anbere fd)äb(id) unb betrüglict) werben» ^arurn and) wahrhaftig erleuchtete nnb innige s)#enfd)en, niemals an$ eigenem £rieb laufen, nm tl)rem _T£ädiften im ©eijtlicfyen bie? nen $u wollen, (wie fonft wol)l oon Anfängern nnb falber* leuchteten gefcfyiebt;) ber §err muß jTe gleichfam aue^froßen, nm gu arbeiten in feinem Söeinberg. ©ie wtffen, tag bei aU ler Ußirffamfett ©efafyr ijt; ffe bleiben nicht gern ^u lang im $opf; ba$ 5ßefen tm ig>er^?n fefjmecft ihnen bejfer al$ Üe 23ilber im Äopf. ©oldjen sD?enfd)en t(t ee> eine unglaubliche Sßerleugnung, wenn f\e nm anberer willen mit ihrem 23er* ftanbe muffen ttiel wirffam fet>n. D wie (o große ©ebulb, nnb wie fo große ©nabe ift ihnen ttonnötfyen, nm foldjeg $u rfyun, nnb nm wofyl ^tt tbun.

21. ßtf) fage and) »u'c^t, baß berjemge, ber nod) nid)t $ur grünblidjert (£rleud)tung unb (Srfabrnnggerfenntniß gefommen tjl, feinen wirfenben SBerflanb gar nid)t brauchen folle : feinet Wege? ; id) glaube üielmefyr, i>a$ eine gnte Betrachtung ober üttebitation, $u feiner 3eit fehr nü£lid) fet)n fönne, eg fet), baß 'man fte fyört, liefet, ober bei ftd) felbjten aufteilet; nnb baß biefelbe nnter göttlicher _ftttwirfung nnö aufwecken nnb anlei* ten rönne $ur wefentltrfjen (.rfenntniß nnb Ziehe ©otteg. ©oll aber eine Betrachtung red)t gut, unb, anftatt ba$ ffe une> t>or* tt)eill)afrig fetni follte, nid)t gar binberlid) fetjn ; fo muffen wir beftanbig unfern fo eben berührten (.nb^weef babei im 5luge be* galten, um un$ ntdjt $u aerftreuen burd) Betrachtung folrfjer 2)inge, tie nnö nid)t ^eiliger machen, nod) näfyer $u ©ott brin* gen. _JBtr müflen nidjt $u großen Umweg nehmen. £)ie __?e^ bitation ober Betrachtung muß l)er$lid) femt, ofyne inel 2lnfralt unb Slnfcrengung : jtete? muffen wir nur 2ldjt geben, wa$ e$ für einen Grinbrucf aufe? ©emütl) gebe, unb babet bleiben. $ur$ man muß nid)t $u lange mit bem $opfe befdjäftiget biet* hen ; fonbern, fo balb möglid), ffd) wieber in fein _öer_ fenfen, unb $ur Sluöübung ber 5lbjterbung unb $ur ?iebe ©ottee? fcfyrei* ten, afö worauf alleö fielen foll. Unb biefe Slbfrerbnng gefyet enblid) fo weitf ba$ man and) ber $3irffamfeit feinet 23er* jtanbee? abfterben muß, um ben 2öirfuttgen ©otteS nnb feiner läutern üBac)r!>ett <pia§ $u geben.

60 2. ©ti'tcf 25on ber SSernunff, bereit Jäbtgfeft,

22. (Scblüjfe macben t(t aud) ntcf)t bofe, menn man nur in

ben iEcbranfeu bleibt ; ba§ näntdcb unfere (Sd)lüfte einfält g, femt, fo ba® mir feine aubere ©rünbe üon fcen Singen geben, ober ^u mtfien begebren, alö bie mtö $ur (£rfenntni$unfer felbft bringen, bte anf ©ort fielen, unb ux\ß {ehren auf ibn, anf feine 23oUfommenl)eiten nnb ^üoblgefallen feben. ©o fd)lo# $. (5. Slbrabant gar grünbtieb anf ©otteg 2lllmad)t, nnb [topfte ba* mit ber Vernunft ben sD?unb, wie er bte ungereimt fdbeinenbe £bat ber Slufopferung 3faac3 ttorbatte, unb gebaebte, ©ort fann auch mobl »on ben lobten aufermeefen, $ebr. IL <&oU cbergeftalt mögen mir and) ©d)lüffe macben, $. (£. Sßarum läßt @ott ben ©ottlofen fo wobt geben ? 3öei( ©ort lang* mütbig tjt, unb nid)t miß, ba$ jemanb öerloren gebe. 3Barum lä$t ©Ott ben $rieg fommen ? $öeil mir gefiinbiget baben, unb meil ©ort gerecht t(l. QBarum befnd)et mid) ©Ott mit Äranf beit unb 3Biöermärtigfeit ? 3lu3 eben berfelben Urfadje, unb um mid) ju beflfern unb gu reinigen. 5ßarum verbirgt ©oft feine ^öabrbeiten ben Reifen, unb offenbaret fte ben Un* münbigen ? Uöeil alfo moblgefällia. gemefen üor ibm, 9ftattb. 11. :c. 5Ber auf biefe 3öeife ©eblüffe macbetiütb raifonniret, ber bat ben mabren ©runb t)on allem, obne tuet ^opfbred)en, bei ber ftanb ; unb baburd) mirb ba$ §erj tton ©Ott nid)t enr* ferner, joubern ttielmebr hilft fold)e$ bem ©emütr), ©Ott in allen Dingen $u erf ernten.

23. 2lber bte jrreubetftd) hie Vernunft; fte mill fein jtütb merben, fTe mid jTd) niebt fo genau einrcbränren unb gefangen uebmen laffen unter ben ©efyorfam dbrifti. Unb gleidbmobl, menn fte in biefett (Sd)raufen nid)t bleibt, fo ift tt>r ©ebraud) lauter 9)?i$braucb, unb eine geinbfebaft miber ©ort unb befien mabrbaftige (Srfenntniß Unb biefer 9ftigbraud) ber Vernunft fft fo groß unb allgemein, baß berfelbe niebt genug fann beflagt merben : unb fo üiel gefährlicher, je meniger berfelbe erfannt mirb. 3d) miß bat>on nur ein unb anber$ anführen.

II.

24. Die erfre ©runböerborbenbeit unb %Jli$bxax\d) ber $er* nunft ift bie ^ermeflfenbeit unb falfcber *Babn, baß man met* net im Stanbe $u femt, burd) bie 5ßirffamfeit feinet Sßerffan* be$, (burd) Ueberlegett, ©tubiren unb 9?acbforfd)Uttgert,) ©ort ober bie grünblidje (Srfenntniß ©otteö unb feiner 2ßat)rt)eit

©ebraucrj ttnb Mißbrauch im ©ottlicben. 61

entbecfen $u fönnen ; tvie Da£ Diele mit bem Sfttwöe jagen bürfen, anbere aber mit ibrem £bun erweifen. Unb bteö ijt boct) weit gefehlt* ja, ein böcbfi fcbäblicber betrug« ©ott unb fein göttliche^ ?td)t fönnen nur burd) unfer 5Birfen nicht her* »or bringen ; wir muffen baffelbe al$ arme ittltnbe au3 lauter ©naben erwarten unb empfangen. £ie £e;nuuft fann roei* ter nichts, alä SMlber machen ; unb wer etwa ein fleißiger, fimfilid)er TOaler ijt, id) meine, wer eine wirffame, getiefte SSernunft bat, unb allerbanb feine, fd)öne, natürliche unb geijt* liebe ?portraiten tn feinem jtopfe machen, unb biefelben fowobl anbern ffd) felbfteu repräfentiren, ober $u befebaueu barjtellen fann, ber ift taufenberlei ©efabr üon Seii^rlujt, 3erftreuung unb eigener ©efätligfeit unb bergleid)en mebr unterworfen, womit ein anberer nichts $u fd) äffen bat : unb muß gewiß ein gewaltiger ißilberftürmer in ihn fommen, wenn er jemafg ntr grünblicben (Jrfenntniß ©otteg unb feiner Wahrheit fom* men foll. Unb ba$ tjt eben bie Urfache, warum feine giften fd)en fd)werer $u berfelben fommen al3 t\e 2Beifen biefer üUeft, unb diejenigen, welche ber üerborbenen SBirf famfeit ihrer Vernunft gu ütel einräumen.

25. (£tn anterer Mißbrauch ber Vernunft ijt, baß man $u ttiel unb ntr unred)ten &it gebrauchet. %$ieh, bie am bürgen gieber franf l egen, pbantaffren, unb wollen nicht glauben, t>a$ fte franf femi ; fonbern wollen aufgeben unb arbeten, unb werben wobt böfe auf biejenigen, bie t>a fagen, ba§ fte wegen ibrer ^ranfbeit baju nid)t im ©taube femt, unb baß fte muffen ruhig fetm, unb ihre ©enefung abwarten, weil wtrfltd) fein anbereö $ö*rf üon ibnen geforbert wirb, al3 nur, baß ffe in D^ube ^ie Slrjenei brauchen, tie ibnen gegeben wirb» Unfere natürliche Vernunft ijt ein foteber närrifdjer, pbanraff* renber ^atient, ber immer befebäftigt femi will ; ber aber ge* m$ fränfer werben wirb, wenn er nicht ruben, unb ffdj ben Regeln be3 oberffen 2Jr$te3 unterwerfen will, um alfo in ber <&t ile tie (Erleuchtung üon oben nt erwarten.

26. (£3 fommt artig \)evau$ : bie meijten wiffenö wobl $u fagen, baß wir üon Äatur bltnb femi, unb ba$ unö ©oft er* leuchtete äugen be3 33erftanbe$ geben muffe ; unb in^wiferjen, obne eg ^erwarten, baß un3©ott folebe Singen gebe, gebt man febon frifcb nt 5ßerf, unb bilbet ffcb ein, man febe febon fo flar, baß man ftd) aud) nid)t mebr weifen läßt, nod) etwaö

6

62 2. <Stücf— SSon ber Vernunft, bereu gdlngfeit,

glaubt, baß mau fetbfT: mefjt feben ober begreifen rann. Unb obnebem, trenn wir aurf) noch fo hoch erleuchtet wären, muffen wir gletd)mot)( nnfere Vernunft febr mäßig gebrauchen. Senn unfere Vernunft (mte fchon oft angeführt) jtebet ©ort unb bte Wahrheit nur al$ in einem ©emalbe ; inwenbig in »nferm £eqen ijt ©oft fefbfl gegenwärtig, ba Witt er jtch felbjt unb feine Wahrheiten un3 offenbaren, Wenn nun jemanb, ba er feinen greunb gegenwärtig hätte, ftcf) nur bamit aufhalten wollte, ein leblofeg mangelhafte^ Portrait, bag er üon feinem greunbe machte, au^ufrf)m tiefen, obne ibn felbjt einmal an* gufefyen ; rva$ foltten wir, unb wa$ folfte ber greunb öon ei* nem folgen ttrtbeilen ? unb fottten wir wohl glauben, ba$ fein ©emälbe recht getroffen, ober nach bem Sehen wäre ? Sie aU lererleuchtejten ^enfcfyen, bie 51t öiel im ^Berjtanbe wobnen unb würfen, fönnen am gefährlichen üerfüfyret, unb bte aller* gefährlichen Verführer werben»

27» Slucf) ijt baö ein Mißbrauch ber Vernunft, baß man öon ®ott unb göttlichen Singen einen bijttnften begriff unb @on* gept im $opfe baben will, nicht allein, ba$ fte 'femt, fonbern auch wie jTe fe^rt ; unb folglich verwirft, tva$ man nicht be* greift, ober wa3 in anbern mit unferm begriff nietet überein fommt. Unb bieg ijt eben ein Weg auf taufenb Errungen, un* enblicf)en Sifpütcn, ja, $ur 2ttbeifteret felbjt ^u verfallen, deicht, al3 ob i\\ ©ott ober in ben göttlichen ringen etrvaö m> ber bie Vernunft wäre ; fonbern (3ott, unb alles? xua$ göttlich ijt, ba$ ijt über bte Vernunft : bie Vernunft ifl: unö ba^'u nufjt gegeben ; fonbern e3 ijt eine mel eblere $raft unb Vermögen in unö, bte un£, ©Ott unb göttliche Singe $u erfennen, gege* ben ijt. Sie Vernunft flehet alle Singe bilblich unb ftücfwetö ; unb fo rann man weber ©ott noch göttliche Singe ge^iemenb erfennen. Wa3 man recht fennen foü, ba$ muß man wefent* lief), unb me gan$ ijt, befebanen. Sa nun bk Vernunft bieä nicht fann, fo macht fte ftch entweber gar grobe unb unge* giemenbeSlbbilbungen öon ©Ott, öon feinen 23otffommeut)eiten, Wegen unb Wahrheiten ; ober fTe jlößt ftch an ba^jeni.qe, tva$ un3 baöon üorgejtetlet wirb. Ser eine ftebet mit feiner 23er* uunft bte Singe öon ber einen <&eite an, unb reißt ein £beil- #en öon ber' Wahrheit $uJTch ; ein anberer ftebet bleiben SMnge öou einer andern <&üte an, unb reißt aud) ein £l)eil*

©cbraucf) rntb Wlifibrand) im ©öttltdjcn» 63

chen $u ftcb : unb weil man biefe £beild)en nicht »eretnigen fann, fo ganft unt> baflfet man ftct> barüber $u £obe.

28» ©0 ifl: e3 gegangen mitber?ebre Don ber heiligeu Trei* einigfett, ber (Srbfüube, ber @nabe, bem freien $BiUen, u f.». 3a, id) tt)eig nicht, ob and) eine einzig befannte ^ollfommcn* bett in ©Ott, ein ©eb,eimnt§ ober slBabrl)eit tft, bei welcher man nicht auf foldje sll>eife angelaufen, bloö weil man bieder* nunft tnö $ettta,rt)itni eingeladen, unbburd) biefelbe bat £in* ge, begreifen, audwtcfeln, beurtbeilen wollen, bie man hätte follen glauben, unb mit (S'brerbietigfnt annebmen au3 tiefer einigen büubigen unb binbenben Urfadje, weit @ott unb feine S^eiltgen fagen.

29. ^pierbet erinnere id) mid) einer neuen (aber febr ftf)äb* liehen) 2lu3fd) weifung ber Vernunft, nämlid) be$ ifrittjtrenö über bie 5Borte ©otteö unb feiner ^eiligen, bie man febeinet nicht weiter glauben $u wollen, atg man fie begreifen fann. £od), e$ werben biefeä wenige tton ibnen felbjt befennen wollen. £>em fei) aber roie ihm wolle, wer triel frttijurt, ber will anö 5öerf. (£$ fotf jum (Schein femi, baS £>unfele gti er* Hären, unb bie %m\felöh\oten aufyulöfen. (££ glaubte wer ba will ; xüclü mid) betrifft, fo glaube id) im ©egent'betl, baß hie natürliche Vernunft unb Ärüif nirgenb wo$u bequemer tft. alö baß fte ba£ $lare bunfel mache, unb baß baburd) mehr 3wei* felöfnoten in bie beilige (Sd)rift eingebracht, al£ aufgelöst wer* ben. £enn über baäjentge, xva$ Einfältig unb flar ifr, unb baö eigentlich für un$ ift, unb bei) welchem man mit feinem ©emutbe follte ftilte jteben, um $u febmeefen unb auöju* üben, gebt man in eigner slßeiöbeit überbm, unb hält ftd) auf mit 2lu3grübfüng beffen, \va$ bunfel ijt, baö un3 boch wobt *>or bie Seit noch nicht angebet: man merfet mehr auf bie 9?ebar* ten unb geringe Umftänbe, a!$ auf bie fachen ; man beißt an ber (Schale, unb läßt ben $ern liegen, ^abingegen ein ein* fältig (Gläubiger nur fudtf ba^jenige in bie Hebung &u bringen unb gu erfahren, wa$ er Derjtebt ; unb \va$ er nod) nicht fcer* ftebt, glaubt er boch, unb befehlet eg @ott, unb traget ftd> nicht lang bamit in feinem $opf, fonbern legt, mit s3J?ar'ia, bie Uöorte in fein £er$ : unb auf biefe UBetfe, ba wir baöjenige tbun, waö wir üerfteben, wirb unö and) eutbeefet, tva$ wir noch nicht t>erfteben, 3ob. 7, 17.

30. 3<*/ wenn manö red)t beftel)et, wirb man balb gewahr,

64 2. ©tücf 25oit ber Vernunft, bereu gd^fett

baB Dte xtferit unft (wie in allen ibren ^löirffamfeüen) alfoaud) im ^ritiüren, beimlid) fud)et Der ©genliebe unb verborbenen yiatnv baß $Bort jn fpredjen. siBa3 man nid)t gerne glaubt, unb \va$ man nid)t gerne rt)ut(wte fd)on gefagt,) barüber fri* ttjtrt man- Unb Durd) biefen $öeg, mit ber Vernunft in 9?atb $u geben, r?at man viele ber göttltcfyjten 2lu£fprüd)e 3? &hvi? fltt verbrebet unb ibnen bergleidjen ©inn angebietet, ber vor ber 23ernuft jiemlicben @runb $u l)aben fdheinet, obfaoon fonji wobl fein 9)ienfd) würbe baran gebacbt baben ; nur weil ber flare offenbare ©inn altguftreng unb bart für bie 9?atur war»

31. 5lu$ eben bemfelben ®runbe fommt e$, ba$ ein natür* lieber vernünftiger sjKenfcb, fo lange unb fo viel al$ er immer f mn, in S^eifei S^bet, ober gar verwirft, xva$ er von $otte£ 5Berf unb ^ßunbern tn feinen ^eiligen boret : gleid)wie auef) bie Vernunft jebergeit raifonnireu wtlt über bie ^Buuber ®ot* reg in ber 9?atur unb febr forgfältig ift, von alle bergleicben Dingen natürlid)e Urfacben ^u üteben unb $u erbid)ten. Die* feä fowobf al£ jeneg tbut bie Vernunft nid)t nur barum, mil fte blinb ift an ®ott ; fonbern aud) vornehmlich barnm, weil ffe weaen ber genauen ©vmvatbie unb $erbinbung mit gleifd) unb 2Mut, eine verborgene 5lntivatbie unb (5d)en l)at vor al* lern, wa$ nur ein 9fterf$eid)en von (%tt gibt, von beffen 9D?ad)f, *$Bet$bett unb (flute. $ßer ©Ott unb feine @bre lieb fyat. ift w it anberö geftnnet. £in einiger gfaubwürbiger %m* ge ift ibm genug, um baß $u glauben, xoaß ©ott verherrlichen, unb ju ©ott führen fann ; aber muß wobl $et)n bergleidjen 3eugeu haben, um baß ©egentbeil $u glauben. Darum wirb man aud) ftnbem ba$ bie Vernunft ein leiebt urtbeilenb ©cfyalföa ige gegen ben^idcbften W, unb fcfyarf ftebet auf an* bere, über welcbe man nid)t gefegt ift : fte beutet alleö $um ©cblmmften, unb fällt ihr lnd)t, von einem anbern ba£ $öfe $u glauben unb anzunehmen, bamit man nid)t burd) baß £td)t möge beftrafet werben.

32 Die Weugierigfeit ift auch feine geringe Sßerborbenbeit ber Vernunft : ba man geneigt ift, atleö wijfen, unterfueben, unb begreifen $tt wollen, baran unäbocl) nid)t gelegen ift; wo* ruber man gleichwohl verfäumet baäjemge inß ^ß3erf $u rieb* ren, baß wir febou wiften. ^iefe sIBtjfengbegierbe, (bie mit üftedft unter bie Slngenluft gerechnet wirb,) bat bie ©djlange unfern erften Leitern eingeblafen ; unb ift aud) je$o fein

(3ehxand) unb TOßbraud) im ©öttlicfyen. 65

bejferer 2el)rmeifter al$ fte, ber ung bagu reibet, um img bei* burd) aufzuhalten, unb je länger je mefyr pon ©ott^u entfrem* ben. 9J2an muß ein $ tnb werben, unb aud) fogar in geiftli* d)en £)ingen nicü)t »erlangen baäjemge gu üerftefyen, maö C^ott nod) nid)t gefällt un£ $u entbeden ; tnelmeniger ftd) aufhalten mit ber Unterfudjung fold)er £5tnge, bte unö ntcf)t fyeilig ma* cfyen, nod) nä()er $u (Sott bringen*

Sind) entfpringt ba$ au$ ber »erborbenen Vernunft unb & genliebe, baß man fo einen fonberbaren ©efallen bat an bim* btgen ©djlüjfen, netten 2ui3fmbungen, 35lümd)en unb fyodjtra* benben $ierlid)en Dieben : unb ba$ man im ©egentfyeil einen beimlid)en21bfd)eu unb (£cfel.Cäl£ fcor einer ungefaf^enen (Spei* fe,) bat fcor allem maö nad) ber Einfalt fd^medt, ma£ nid)t fdjlußmäßig eingerichtet : mit einem siöort, maö ber Serbor* benfyeit ber Vernunft fein gutter gibt. Unb bieö gel)t bei) eini* gen fo weit, ba$, wenn ffe au$ if>reö £er$en£ ©runb fpredjen follten, fTe eben ba3 mürben benennen muffen, maö 21uguj?inu£ in feinen ^efenntnißbüdjern üon feiner s])erfon befragt, ba$ it)m nämlid) ber einfältige ©ti)l ber ©djrift recfyt tteräd)tlid) märe öorgefommen, al3 meiere gegen ben Cicero unb feinet gleichen berebte ©djrtften, ntd)t ju dergleichen märe (*).

34. £>od) fnrg $u faften, ma$ id) nod) tton bem 9)?ißbraud) ber Vernunft $u fagen fyätte, fo gebe icf) $u, baß bie ©djlüjfe ber Sernuuft mobl manchmal an unb für jid) felbft mat)r femt fönnen, i>ic boct) in il)rem 3mecf unb 3imeigung falfd) ftnb. Unb barinnen be|M)et ber größte 9D?ißbraud) unb Serberben ber menfdylidjen Vernunft, baß fte nämlich, megen ber genauen $reunbfd)aft unb @orrefponben$ mit gleifd) unb Q3lut, aud) insgemein, unb gmar auf eine gar fubtile 5öeife, beffelben 3n* tereflfe unb Sortbeil fudjet, unb bemfelben in allen ibren Ue* berlegungen günfttg t|t. 51(le 6d)lüjfe unb Ueberlegungen ber

(*) SMc ©clevren, ( fagt Cicero Christianus,) welche an Ücfclirf)e, gefefyliifcne Lebensarten gewollt ftnt>, verachten t>ic einfältigen unb gemeinen Leben ber göttlichen (gcl)rift, alö veat fcfynobeö. 2)cnn |te fuct)en nur roaö t»ie ©innen ft^clr. 2tbet, fann bann ©oft, ber toen 33er* jianb, bie Stimme unD Mc 3unge gemacht fjat, felbft nict)t ctiic^> jierfief) reben ? 3a, l)at t»ielmct>r feine roetfefte S5orftef)t fo geordnet, tafMe gSttltcrjcn 3Mngc oljnc alle ©djminfc ber 2Borte vorgetragen mürben, bainit, roaö er ju allen gefproc^cn, auc^ \?on allen terftonben rpurbc Lactant. L. VI. C. 22. 6*

66 2. (Stütf— Von ber Vernunft, bereit gälngr'ett

natürlichen Vernunft laufen enblict) nur ba InnaitS, ba# ber ftfjmate ^Cöecj foll breit werben, unb bte Statur bei ihrem ?eben bleiben» ^arum hält fiel) bte Vrnunft am Kebften auf mit folgen Ueberlegungen, unb nimmt biejenige Meinungen am Itebften an, bie berserborbenen 9?atur ^reibet geben, ober gu geben fcfieinen : unb bat im ©rttnbe eine rechte Antipathie ge* gen fotcbe $öal)r fetten, unb Verkettungen, bte baS ©egentljetl tbun : barum fucht fte fodi e auf alle Uüeife unfräftig unb ge* fyäfftg $u machen, beö ftci> felbjt fowobt als bei anbern,

35» ^ommrö barauf an, bag man ©ort folgen foll : fo gebt man, burch eben biefen betrug ber Vernunft, erjt fy'tt unb fraqt beimlich wa$ pfeifet) unb i&ütt ba|tt fagen ; ob auch ©cbabe, <Schanbe ober Ungemad), babe» $tt erwarten fet> ? 9J?an überlegt e$, tua$ biefer ober jener batton fagen Werbe ; unb ob nicht wentgftenS auch für bte Statur unb Eigenliebe et* wa$ oortbeilbafteS barin $u ftnben fe» ? ginbet manS fo, fo fpielt man ben grommen fo gut mit als ber S3efte ; fann man aber bergleicben ncht feben, fonbern man wirb gewahr, ba# eS in allen (Stücfen bem gleifcb unb SBlut guwiber tft, fo wirb weiter t)erum gefragt, ob fein anber Mittel ober 9Beg ju ftn* ben, um ba ttoVbe» $u fommen ? Unb ba tjt bie Vernunft, als ein arglijtiger 2frttofat willig genug, ihre gute X)ien(te bem gleif-b unb 58lut anzubieten, mit Ausübung atlerbanb Ver* brebunqen unb tterfebrter Auflegungen, gegen ein folch 5Bort unb qörtliche Ueber^eugung : 3fc, (benft bte ©chlangentter* nunft) foltte (»Ott (1 äSef.8; 1.) folcbeS gefagt haben? (»oll eS ntd)t fo ob?r anberS Tonnen tterftanben werben ? ©olltS auch n?obf eine göttliche Ueberjeugung fetm ? ba man boch in feinem £>er^en genugfam füblt't, xva$ ©ott tton einem forbert, unb tvaö 3bm am angenebmjten fet), ließe man baS Vernünfteln nur anflehen. Unb biefeS Vernünfteln mtb Einwürfe machen, währet fo lange, big ba$ Urtfyeil fo, roie gieifch mil> 93fat Öerne Wte, ausgebrochen wirb ; unb baS unter bem ©chetn, entweber als obS unmöglich wäre, fba matt es boch noch nicht einmal tterfuebet \)ai:^ ober, e$ fep wiber bie Vernunft, (weil nämlich biefelbe alteä für tfyörtcht unb unvernünftig t)äft,waS bem gieifch $u nal)e fommt :) ober, auS einer felbjtgemachten furcht, um nicht in £euchefe» $u verfallen ; unb ich weiß nicht, wa$ für gefährliche golden mefyr, bte barauS fottten entfielen fönnen fba man bochfyetm*

©ebraud) urtb 2!fttgbraud) tut ©örtlichem 67

lief) nur biefe eintqe ©efabr fürchtet, bag bte liebe 9fotfur möd)te Sdjaben leiben unb tn ben £ob muffen, ic. Unb fo wirb bann in biefer fd)äblid)en D^atb^erfammfung bem armen ©ewtfpn ba$ Still fcf> tr eigen auferlegt; öornebmltd) wenn un* (er lifitger Slbttofat feine Sadje befeftigen fann mit biefer ober jener SdjriftfMe, t>ie er nad) feinem Sinn tterbretyer, ober mit DaruVÜung ber Krempel biefer ober jener grommen, bie fc>ielleid)t eben fo untreu $u sll^erfe geben al$ w rtfyun. Soll* ten wir bierbe» uid)t aufrufen : Uitotn* bem, ber ntdjt wan* belt im 9tatb ber (^ottlofen ! (9>f. 1/1 ) sil;enn ein jeber feine (gebauten unb Ueberlegungen, bie ffd) erbeben gegen ben (^eborfam ^efu (grifft, alfo fcor ffd) auf bem Rapier febe, bann follte ber betrug leidner gemerfet werben ; aber baö ijt baä Sdjltmmtfe, baß unjäbltg bergleid)en Ueberlegungen, [unb t>a$ öftere unterm Schein großer UiSeiätyeit uub £>eilig# feit,'] bei) bem üttenfdjen fo »erbedft üorgefyen, baß erä felbjt gleidjfam niebt weiß, unb nid)t wiften will.

36. 3d) mitt über biefe Materie nur nod) *>ie$ fagen, ba$ and) gläubige, ja, innige Seelen öfters $u iriel, aber auf eine weit fubtilere USieife, ibrer Vernunft *pia£ geben, unbbaburd) taö 5ßerf ©otteä in ibnen mehr ober weniger tterbinbern, unb ftrf> felbfr m maneberlei £roublen, 2lngtf unb (Sebredjen bringen fönnm ; unb folebeg öftere in ber Meinung, e$ reebt gut gii macben. So itf $. (5. öftere eine fubtile Verleitung ber Vernunft wenn fromme in ibrem Ztyvin unb *fteben# 5ße# fen unb ^ßanbel fo »tele eigene Ueberlegungen madjen, refiec* ttren unb biuauäfeben, wie unb waö man tbut, tbun wolle, ober urtbeilen möcbten ? ob manä biefem ober jenem aud) redjt madje ? wa$ etwa baraug erfolgen werbe ? u. f. w. unb fo* bann nad) bem miglicben Siebt unb Urtbeil ber Vernunft, ober gar ber 9J?enfcben unb Selbftgefall^feit, ffd) unb fein %l)\m formet unb einriebet ; welcbeä öfterö febr beimlid), ja, ein unb anberä in guter Meinung gef&eben fann ; woburd) man aber nur in »tele 3?rffr?uunqen, ©ebreeben unb 9?ennrubigun* gen gerätb, unb baä Sd)alföauge mandje unlautere 9Rebenab* (iebten öornimmt.

37. Willem biefem Schaben entgebet man am 6eften, wo man nur fein in feinem ^eqen ju bleiben fud)t; wenn man ba$ Slttqe nur binetn gefebrt bält, gerab febeno auf @ott unb fein Vorgefallen, a!$ wenn wir nur mit tfym allein waren» unb

68 2. ®tücf— äton ber Vernunft, bereu pbigfett,

fbttju Vergnügen bätten. bleibet unfer 2luge fotd)ergeftatt ein* faltig, fo wirb »on jtrf) felbjt ber gange %eib unb alle$ puffere licbt'unb redjtfemt, ÜRattf). 6, 22»

38. 2llfo aitd), wenn eine gläubige Seele gOtel auffTd) felbjt jlarret, auf it)re ©d)wad)beiten, (Elenben, Unvermögen, unb baburd) ficf) fcbwäcfyen unb aurücFbalten (äffet, bem fterrn treulief) $u folgen in bemjentgen, voa$ er t>on ibr forberr, unb in feine ©üte ein völlige^ Vertrauen gu fe£en ; ba$ ijt eine fd)äblid)e D^eflerion ber Vernunft. Der ©laube fielet unb öerläßt ftdt> allein auf ©ort in @bvitfo 3efu, unb glaubt, baß er alleä Fönne, in bem, ber il)n mächtig machet (^bil. 4, 130 unb fudjet ben ©runb jetneg $ertrauen$ incfjt in flct) felbjt. 5luf folcfye UBeife fonnen wir unfere (Elenben mit ber Vernunft anfeben, unb uod) elenber werben ; unb unfere £ugenben mit bergfei* cfyen D^eflerion angefeben, i>erurfad)et fein geringere^ Uebel; barum muffen wir atfmäfylid) un$ »ergeffen, um ®ott anrufe* ben im ©lauben, wefdjeä alle £ugenb unb (feeligfeit wtrfet.

39. @3 ijt auef) eine binberlicbe 9?eugierigfeit ber Sßernunft, Wenn aufrichtige (Seelen allgugenau unb fletö feben unb un* terfudjen wollen, ob (9 ort aud) in ihnen wirfe, unb wa$ er in ibnen wirfe ; unb wiffen uab füllen wollen, ba$ allcä wobt get)-e> unb aud) inö fünf ige wot)l geben werbe, wie weit fte fdjon zugenommen u. f. w., woburd) boef) metjtenö entweber ber Unglaube ober bte (Eigenliebe nur geftärfet wirb; unb wä* re e$ weit beflfer, ba$ man ftd) nur gang an (Sott im ©lauben überlaffen fönnte, unb ibm, burd) feine ©na'oe, treulief) fud>te gu folgen unb anfangen im ©egenwärtigen. Denn bag ijt gewig, baß berjenige, ber aüeg feben, unb »on atlenreinen 2?e* griff baben will, wa$ unb wie fei), niemals wett fommen werbe, Die IBege ©otteö werben fo ttiel unbegreiflicher, fo ttiel göttlicher at£ fte werben. ©Ott bequemet ffd) wofyl einigermaßen nad) ber (Scbwacbbeit ; aber man muß enb* lid) lernen ftd) überlaffen unb üerlieren. ©elig ftnb bte nidjt feben, unb bod) glauben, 3ob 10, 29.

40. Die Ueberlegungen unferer Vernunft fonnen un£ aud) verleiten unb beunrubigen in Slnfebung ber $Bege @otte$ unb feiner SSorfebung über un3 ober über anbere ; wenn man tie Dinge allgu menfd)lid) anhebet unb überlegt unb alleö begreif fen unb bie Urfadbe unb ©runb baöon wiffen will, warum beef) biefe ober jene Dinge gefd)el)en ; warum u\\$ bod) nidjtgut

©cbraud) unb 9[ftißbraucrj im (Böttiidjcn. 69

fcmt, ober jrfm @uten mttwtrrVn, u, f. w , weldjeg lauter un* nü£e*$crnünftelungen jmb. £er einfältige (Staube ruhet nur in allem, xvaö ©oft will unb tbut, ohne e$ $u uuterfudjen. (gutartige §er$en faaen $u allem, wa$ ber $ater will unb ti)utr ja $ater ! fragt tfyr nad) bem üöarum? fo jutb fte mit grünblicben unb bünoigen Urfacfyen fertig : benn alfo ijt woblg^fätfig. üor bir, 5D?attl) 11, 26,

41. £)ieß fmb, mertber greunb, meine ©ebanfen fcon ber Vernunft, unb tton berfelben C^ebraurf) unb 'DJttfbraucf), fo* wohl in 2lbjTd)t auf (£rfenntm$ @otte$ unb ber sl£$abrbeit, al$ aud) in 2fbftd)t auf Die Ucbung ber ©ottfeligfeit, fo Diel kr? tfym biegmal mit einem franfen £>aupt (baö f*on $u fdUießen »er* langt) bawon fagen fann. 3cf) hoffe wenigftenä, er werbe bieburrf) überzeugt werben, ba$ nid)t ohne Urfacbe bie $er* ttunft bei) mir übel angefcbrieben frebe; weil icf) nämlicf) glau* be, ja, öerftdjert bin, ba# man burcf) em gan$ anbereö tylit* fei, unb burcf) einen gan$ anbern ©eg, $ur (Srfenntmß ©otteg unb feiner slÖal)rt)ett gelangen muffe.

III.

42. @r fragt mid), weldjeg bann ber 3Beg fe#, ben wir nn* ferer 6ett$ einfd)lagen muffen, bamit unö ©ott burcf) feinen ©eift mit ber @rt*ehntni$ ©einer fowobl alö unfer felbjt er* leuchten fomte ? £)ieg babe icf) nun berate öftere, aud) in öffentlichem £>rucf, nad) meinem ^ag beö ?td)tö unb ber ^nabe beantwortet : bod), wag niemals $u öiel getban wirb, wirb aud) nid)t leid)t $u ttiel gefagt ; barum wteberbole id)$ hier nod) einmal, ba§ man namlid) (#ott unb feine Wahrheit aidtt unb letd)t ftaben fönne, burcf) ben 5Beg ber inwenbiqen Slbjterbungr unb be£ innern ©ebetö, beibeü nüteinaubcr axx& genbet.

43. 9JJan trad)te nur, burd) b e ©nabe unt) burcf) bte Uebung einen tiefen (Jinbrucf erlangen, unb burcf) (litte 2lnbact)t bei ffcf) $u unterbatten, »on biefcr Üöabrbeit beä ©laubenä, 'baß c^ott überall gegenwärtig, unb infonberbeit, ba$ er auf eine unbegreifliche sü^eife aud) un£ gegenwärtig fei), unb fommen wolle in unfer £er$: unb $war, t>a$ er unä $u bem (£nbe fo innig gegenwärtig fe# in (Snrifto, baß er unö liebe, unb baß wir ibn wteber lieben follen. ^n biefe ?iebe muffen wir bann nur eingeben, fo werben wir bie 2öat)rt)eit ftnben.

70 2 ©ti'wjf SBon ber »mronfit, bereit gäl)igf*eit,

44. 2lber, wer 'bn liebet, ber fann unb wirb aud) fein $öort galten; ^eb- 14, 23. £)arum muffen wir nid)t nur äufferlid) auf fein sl$eit in ber (sd)rifr, fenbern aucb vornebmlicb auf fein sAöort, Ucbergeugnng, 2Birfung unb Leitung in unferm fter^en, einfältig liebt geben, unb baffelbe bewahren ; unb folgl cb, bleö auö £iebe ju bem ©Ott, ber unö fo lieb l)at, unb uuö fo innig nabe ifl, unfer £er$ unb unfern Rillen, unb unö felbjt, gang an ihn geben unb lafft n, unö m Slufricbtigfeit von bem allen abfd)neibenb, baran wir mit unfcrer£iebe,2nft unb ©efätligfeit, auffer &ott lieben möd)ten, imh unfern eigenen S&iUen, unorbentlicbe ^afjTonen unb Steigungen, in allen £in* gen verleugnen : unb mfonberbeit unö eutfcblaaen unb fanft entweichen ben vielfältigen Ueberlegungen, Verbtlbungen unb 2öirffamfeiten beö Äopfeö ober Verftonbeö, aud) in geijtlicben fingen, um unö in unfer £er$ fefHglicb $u verfammeln, unb in bemfeiben alö bei ©ott $u wobnen, fo viel unb gut atö wir immer fönnen. Unb fo tradbtet man nur, alö ein abqefpebnteö, willenlofeö ^eqenöfinb in beö Vaterö ©egenwart ffd) fülle $u bellten, alö ein einfältigeö Äinbfetn, ta^ nid)tö mi$, unb auci) niebtö wiffen will.

45. ^olcbe ^inber nun bat ber Vater lieb, (fte mogenö wif* fcii ober n'cf)t) unb er wirb fid) ibnen offenbaren, gu ber 3eir, auf bie SOßeife, unbnad) bem Wla$, alö ibm belieben wirb ; unb tamit ffnb t>ie guten ^inber gern aufrieben*

46. (Bebet nun, mein lieber greunb, ijt baö niebt ein lieb* lieber unb ftdjerer $Beg ? ber aber baneben fo nötbig ift/ ba$ Cwie mebr gefagt) ©Ott unb feine Ußabrfyeit nienialen reebt unb mit ©ewißbeit können erfannt werben, atö in unb von ei* nem foleben ÜJcenfcfyen, ber burd) Slbfterbung feineö gleifdjeö, feiner ©inne,2lffeften, 53egerben unb^Billenö, febr ft il l unb innig gemad)t worben ; wie and) bureb bie Verleugnung ber mannigfaltigen Ueberlegungen unb ^irffamfeiten ber Ver* nunft, febreinfältici unb finbti.ti geworben ijt.

47. £enn niebt im £opf, fonbern im £er$en, entbeeft ftd) ber reine unb wabre Verftanb, um ©ott unb göttlcbe ringe $u erfennen; bafelbjt ift ta^ 2Juge beö Verjtanbeö, ta^ unö Von ©ott mu§ geöffnet werben.

48. £ie mebrejten, ober gar alle ©irfungen beö Verffan* beö, bie im ^opfe gefübret werben, geboren gur Vernunft; burd) beren ^Birffam feiten ber reine' Verftanb verbeeft, unb

©cDrcutd) unb $Ri$bvaud) im ©öttltdjeiK 71

al£ mit einer ©ünbflutb ttott Ueberlegungen unb ©ebanfeit übe (tromet wirb. Unb wie bie Vernunft genaue ©erneut* fcfyaft mitgleifcb unb 334ut bat; fo batber reine ^erftanb fold^e innige ©emeinfcfyaft mit bem rer^n, haß e$ i(t ob wäre er im freien, ja, haß £er$ felbft* Drum fagt hie (Schrift, ba# bie Üöeiöbctt ruhe, nid)t im ,ftopfe, fonbern im Syrien heß 23er* ftänbigen, ©prücfyw, 14, 33» Darum flagt $aulu3 über hie Suben, hie ©otteö ®ort fenft wohl genug mit bem jfopf »er* jtitnben, haß fte bajfelbe ntdjt mit bem freien tterftünben, unb ba§ ihr £er$ biefe wäre, Slpoftelg» 28,;27\ Unb tton ben großen Reifen unter ben Reiben fprid)f er aud), baß it)r £ier$ uutter* ftäubig unb üerftnüert werben, Körner 1.

48. Darum wünfrfje id) in allen (Stücken, haß wir waß we* niger im &epf. unb waß mehr Syv$ unb Ziehe hätten. $£ir ftiiD alle bem &errn nod^u flug. 23om $opf inß £er$ binean ! Sld) ba3 ift (cid) ein fd)öner unb jTdierer siiieg! ©oft bat bie £er$cn£ftnber fo lieb ; er erfreuet jtrf) über ünb in feinen Un* münb'gen, unb benen offenbaret er bie Dinge, bie er ben $£ei* fen tterborgeu hält, 9Wartf) 11, 25.

50. 3tn $opfe jtub bie tobten, leeren sMber ber 3Öabrbeit; aber im £er$en finbet man hie lebenbige üßal)rbeit felbjt, hie Salbung, hie ung aileß lehret 3m £eqen ftnbet man bie lebenbige Duelle heß &&>t$. dinev hex in feinem £eqen ein* gefebrtbei ©otr lebt, wvh bftevß mit einem *Pltcf feinet >>luge3 met)r $Bat)rl)eit einfebeu, aiß ein auberer mit ber größten 2ut* ßxengnug nimmermehr vermag.

51. ne einige £bat be3\fter$en3, eine £bat ber 2lnbe* tuug, ber Ziehe Qdctteß, heß $Bob(gefa(len3 unb ber greube in @ott u. j. w* ift beflfer unb nützlicher, al£ unzählige Setrad)* tungeu im £opfe* ©ett forbert nur haß £er$, aiß ben 8ü) ber'?iebe, unb Seberrfcberiu aller ©emütb^bewegungen unb (seelenfräfre: geben wir nur unfer $er$ in ^Bab^eit an ®-otf7 haß anbere atteö wirb wohl folgen. "Unfer Ä'opf unb Vernunft i)l öornehmltd) für bie Dinge biefer %eit : aber unfer fter$ ift ganj für ©ott gefebaffen ^ißir ftnb uid)t allezeit 9J?eijter über unfere ©ebanfeu im jtopfe ; wir haben biefelben and) öftere ade bei unfern ©efd)äften uetbig : aber mit unferm freien, unh mit ben ©ebanfeu unfern freqenö Tonnen wir un3 befrans bicj bei Qbett halten buref) feine ©nabe, wenn wir miß einfältig barau gewolltem

72 2. (gtütf— $on ber Vernunft, bereit gdbigfeüy

52. £>ie Uebertreter follen nur wieberfebren in ihr £eq, 3ef. 46, 8. 3m $er$en lagt un6 ©Ott feine Ueber$eugungen unb alle gute $Btrfungen fühlen, bie alöbalb gefchwädiet nie * ben unb öerfchwinben,' wenn man gu ttiel in ben £opf gebet. %m §er$en t)öret man bte ©timme ©otte£ ; aber im Jtopfe boret man bie (stimme be3 Verfucfyerä. UBer einpefebrt in feinem £er$en jn leben fudjet, ift fet>r befreit t>or taufenb Ver* fucbungen, Verwirrungen jc, baDon ein anberer angefallen wirb; bie $öelt berühret ibn weniger, auch fein eigen gleifd) unb anbere seitliche Vorwürfe, unb ift empfänglich ber göttft* cf)en sMrfungen : aber wer in feinem £>aupt UJ1D ©innen $er* fireuet lebet, ftnbet gerabe ba£ ©eqentbeil. ^m hexten will ©Ott wobnen, ba will er jTch un$ mittbeilen, unb mit unö t)er* einigen ; welche^ im Äcpf nicht gefcheben fann 3n unfer 5;}er$ fall bie göttliche 2Bei3beit fommen, ©pruchw. 2, 10., in unferm freien foll ©otteö ©efe£ femi, <pf. 37, 31., unb mit unferm 5?er$en follen wir feine sÜSorte feftbalten, ©prüchm. 4, 4. ?Pf. 119,11.

53 £arum wiederhole ich noch einmal meine (Erinnerung, unb will aud) bannt fcbliepen : %a$t uns? nur frei in unfer &er$ fucben einjufebren, unb barin $u wobnen ; nicht mit großer ©ewalt ober Slntfrengung unferer ©ebanfen, fonbern \tvie gefagt) eineö Ztyiiö, burch bie Verleugnung unferer felbjt unb aller £tnge ; unb $um anberm feurd) ein fanfteö un* affeftirteö unb gan$ einfältige^ Oiieberffnfen ober 3ufebren un* f^rer £ ebe unb ^t'gung $u ©ort, al$ in ung gegenwärtig; um atfo in einem herzlichen ©lauben $u bangen an bem Un* achtbaren, unb ihm anbangenb ein ©etjt mit ihm $u werben, 1 @or. 6, 17. Welche unau$fpred)lid)e ©nabe erwartet, unb eud) t>on £er$en anwünfdjet, jc.

£a id) noch foulten an einem anbern SDrte einiget, auf bie Materie be£ obgefeöten 25 tefeö äielenfreg, geschrieben, fo fcermeine nicht unnü^lid) gu fei)n, ba§ foldjeö fyier mit beigefüget werbe.

% Stücf, 1. 2fn^— -SSon bem wirffamen, k* 73

gßelcbetgeftatt ®e(e^ttf)ett unb (£r(eucl)tung, ba$ wirffame unb tc* fcf)auticf)e ßefcen, neben unb unter einanber ftcfyen fonnen.

©elebrtfyeit unb drlettdbtung betfammen fjaben, ettt wirffa* me$ unb ein befcfjauticfyeg geben $ugteid) führen, ijt nicfyt fo leicfyt unb fo gemein a!3 man benfen mochte : aber nocf) weif feltfamer, unb bocf) fet>r notbwenbig ift e$, ba$, wobiefe 2)inge beifammen jutbr felbtge in rechter Örbnung unter einanber jk* ben. Wlan ftnbetg nocf) wobt, ba$ gelehrte Zente einiget ?icf)t Don oben fjaben, bisweilen mehr. bisweilen weniger ; aUein t[)re ©elefyrtbeir, ihre burrf) gfetß erlangte begriffe, ©efcfytcf* licf)Feiten unb tterjMnbticbe ^irffamfeiten, unterwerfen fte ntct)t wafyrbaftig bem göttlichen %id)t, unb ben ^öirfungen ber ®nabe, bie borf> työcfyft billig wäre* (Bie wollen nicfyt immer wie bie unwifienben ©editier, öon ©otte^ £id)t unb Unterweis fung im §er^n abbangen, unb an ben spfojten (©prüdjw, 8, 34») feiner £fyür wacfyenb unb wartenb bie $Bei£beit erbetteln ; fonbern wo man fo im -Sorübergeben ein ?td)tjträ bleuen öon oben befommt, ba reigt e3 ber Serftanb $u ftcf>r formet naefy feinem gefallen, fcfyränfet e$ ein, bet)net e3 au$, unb macfyr feine ©acfyen fd)ön bamit* $ ur$, ber wirffame $erftanb ift £err, unb läuft üor, ba er at3 $necf)t bem göttlichen £icf)t un* tertban fetm, bemfelben nur folgen, unb nicfyt ofyne (£rtaubnig wirfen fotlte, unb faffen f0 in ©otteö ©cbein fein ein$ige3 bebauen unb ^Ißtrfen fetm ; wie ein (*) beutfcfyer $3oet recf)t gefnngen r>at»

@erabe fo gefyetS and) mit bem wirffamen unb befcfyutlicfyett Zehen. 3d) öerftebe l)ier burefy ba$ wirffame geben, bie S5e* fcfyäftigung jur ^efebrung unb $um $ei( be3 tftädjjlen ; buref) ba3 ^efebatttu^e aber, ben geheimen Umgang mit ©oft burtf)3 ©ebet : $u feiner 3e{t ^ann $$?ibe$ woi)t ^ttfammen fte* ben. 3d) fage, $u feiner Seit * benn bie unreife ?ebr* unb S5efel)rfuct)t gehöret nur $um dbriftentfyum, wie bie ^ranftyeit

* tfngeluS <Si(efiu$, im Siebe : Jßoe^eittgc ©repeinic^ett. 7

74 % Stücf, 2. £lnl).— -2>om Jtiuberwerbeu.

gum Zeihe ; unb benfe id), e$ muffe einer a\$ fo atemlid) mit 3?fu (flpoffelg. 1,21,22.) burcfjgemanbert fet>n, efye er in hie engere 2lpofMroal)l bürfe eingefefcet roerben. Qat bod) ber ©ofyn (Sottet felbff, (nid)t ofyne ©ebeimniß,) breiig ^afyre lang ffd) verborgen «.efyalten, efye er ein offenbaret ober roirfV fameg £eben angetreten.

Unb wenn nun einer and) wivUid) ttom Qeilanbe pm X)tenjt unb 2lufroecfung beg 9iäd)ffen berufen unb gefanbt itf ; fomug bennoct) ba£ nnrffame £eben, narf) rote oor, bem befdjaulidben wntergeorbnet bleiben, unb biefe3 festere fein £auptgefci)äft femi. 3^) *t>itf fagen, e$ muffen foldje jünger md)t fo' immer am Üßtrfen, §erauögcben unb Dieben bleiben, OJDitarc. 6, 30, 3.1.) fonbern e$ iff and) foldjen 2lpoiMn nötbtg ba$ fte oft* malö ffd) roieber gu ^efu öerfammeln, ffd) mit itym uuterreben, unb an einem einfamen £)rte ein wenig rufyen ; bannt alfo bad Slnfyalfen im ®ebet jebeneit mit ber 53ebienuugbe3 ^Bort^ öerpaaretf unb öoran gefeket^bfeibe. (SIpofM. 6, 4. £uc. 21, 37) . 3«r aud) fonft, in il)rem Umgang unb Arbeit an an- bern, muffen fte ffd) immer fegar berau3fd)ütten, %a$ ffe Dar* über (1 Zim 4, 16.) baö 2ld>tbaben auf ffd) felbff oerfä'umen, ober bem 2lcbtbaben auf bie 2ebre nadffefcen wollten : benn fo fbnnte e$ gefcfyeben, (1. dorintl). 9, 27.) ba$ man anbern prebigte unb felbjt oerroerflid) erfunben würbe.

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Reitet £fal>ang.

SSero Jtirtfcenoerfccn.

^efug iff ber affeinrourbige unb unentbehrliche Vorwurf beg @lauben£ ; unb gmar 3efu3 gan$, unb in allen feinen (stein* bem 3cfu3, ber ©efreugigte, iff eine offene (Bactjar. 13, 1.) 23runnquelle ber göttlichen ©arm f)cr$tgf eit, £iebe unb $raft. £)er Glaube ffebet in ihm, unb nimmt au£ il)mf bie Öerge* tmng aller ©ünben, bie Finblidje 3ut>erffd)t, unb ten freien 3urrttt mm geöffneten 2?aterüer«n ; aber mqUid) and} ei*

2* 8tücf, 2. 3ltt^.— aSom toberwerben- 75

neu D?etrf)tt)um ber Straft tmb 5Billigfeit mit Jcfu $u leiben, unb mit tf)m $u derben ber (günbe, ber ÜBelt unb allem Leben ber @tgenbeit, um allein beut (2 (gor, 5, 15) $u leben, ber für un$ geworben unb auferwecfet tfh

3efu3 aber ijt nicht nur üftenfcf) werben, um für uns 9fften* fcfyen gefreu^tget $u werben* 25a er ein SMenfcf) warb, mußte er ein fletneö Einbleut werben ; unb von feiner ©eburt an war er fcf)on eben berfelbe unfer SefuS, unS vomSSater (3»^ 3, 16) gefcfyenfet jum feligmacfjenben Vorwurf unferö ©lau* benS* §r mußte ein ^inb werben* mefyt nur um ünfere $inb* beit* unb 2&ugenbfünben $u büßen, unb folcfye Lebensalter burefy fein $erbien)l unb SSorbtlb gu belügen : fonbern er bat unS and) in feiner 9D?enfcbbeit bie Pforte unferer^öiebervereinigung mit @ott eröffnet ; anbei and) gegeiget, baß, gleichwie er, eben in bem $uhft ber Äinbbeit, bte ^enfcf)f)eit angenommen, alfo auch wir, wo wir anberS je mit ©ort wieber vereiniget fein wollten, nicfyt müßten große unb felbfffluge Zente bleiben, fon* bern umkehren unb werben tvie bie Einbleut. 2)teß aber nicfyt allein ; fonbern ifr uns and) in ber ©eburt unb $inb* bett 3efy/ biefeS Stinberwefen, ha$ ifr, hie in Wain verlorne Unfd)Ulb, wieber gefd)enf t ; baS Mint) Sefuö tfr unS ein Duette brunn ber vollfommenfren Unfcf)ulb, Einfalt, Cfcinigfeit, Silein* l)ett unb 5lbbängtidbfeit. 2>er ©laube fannS ta feben unb nebmen. 5öir fotten unS nur mit biefem ©ottfinb vereint gen, felbigeS in nn$ Ijerrfrfjen, leben, unb von feinen göttlichen fenbereigenfebaften burebbringen, unb nach biefem febönfren SSilbe uns btlben laffen ; um einmal, bureb biefen unfern großen §erjleller, bem $ater wieber eingebänbiget $u werben, tn ber ©eftalt n>ie unö feine göttliche ftanb anfänglich gebilbet §at : (Grfata 8, 18) ©tefye fyier bin id), unb bie ^inber, bte mir ber #err gegeben bat

£)ocb, folche &inber ftnb reebt gum 3eicben unb SOöunber fit 3frael geworben. Senn n>ie %e\n$ in allen feinen (sfänben ein würbiger Vorwurf beS ©l'aubenö ifr ; fo ifr hingegen, nidfyt nur 3efuö ber ©efreuäigte, fonbern and) 3efuS im ©talfe $u SBetbletjem, ber SSernunft unb bem Unglauben (1 @or. 1, 22) eine £borbeit unb 3(ergerniß* $inber werben ; baS Hingt feit* fam. Einern f inbe ftch unterwerfen ; in welchem Lanbe' achtet man bau raifonnable ? £>aß t>ie $öeiSbeit ffrf) bücfe vor ber (gin* falt, ber *Keicr)tl)um unb bie §obl)ett vor ber Slrmutr; unb 3fäe*

76 2, ©räcf, 2* 2M)-— 23om ,£mberwerbem

brtgfeit ; wo bat man ba£ gefeiert ? Unb b^ man e$ etwa an jenen 5Beifen anö ^florgenlanb gefeben, wer ift fo weife wnb ebelmittbtg, ba$ er ibnen mit togfter 5Pabrbeit nacb$u* folgen ba£ §er$ tjabe ? (Jinmat, ibrer (1 @or. 1, 26) finb wenige, (bocb aber, @ott 2ob ! norf) etlidie b"t unb wieber,) tte fiaj glncffelig achten, biefeö ©ottfinb $u öerebren, welcbeö fcbon bei (£ebr. 1, 6* ?uc* 2) feiner ©eburt angebetet baben atfe(£ngel (*)otteö.

3um ©cbln# wünfcfyen wir mit jener (*) ^eiligen (Seele : SSiele £eqen ber ! »tele §er$en ber ! bie ftrf) unterwerfen $u ben güßen beö b^gen Mnbei 3efn* Sitte feine @efd)öpfe müflen feine £)bcrmad)t ernennen ! 5tUe ©eifter mitffen Don ibm ab* bänglicf) werben ! 5lmen, 3ef" !

* £)ct Stfatgt. son aSeaune, im 3ten SSanb ber Se&cnööcfcfymb. beis Uget ©eelen. pag. 60.

>e<S*>«»<

&?itte$ ^titcf.

^urje 3tbf)artD[ung

von fcem

ÜJefrit itittr Jtutyett

1 Ximot^ 4, aj. 8.

Die ©cttfettgfett tft $u allen Dingen nö|, unb fjat t>ie fBetfjeipuna tiefet unb beS $u£ünftigcn £efcen£.

«*

78 3. ©titcf— $ott bem 3öefeu vint Teuren

£He roal)re ©ottfcftßfeü ober ©ottcSbtcttfHtdtfeit.

2Ber ©ott fürchtet, gfaubt unb liebet,

Sbm recfyt bientunb (gfyre giebet,

gurcfyt bleibt im SSorfyof fte^n, unb ffrf) tton ferne bücfet ;

Wlan feftfagt fcor 9?eu unb Seit) (a) auf feine 23rttjtunb Hagt ;

9ftan ntetb't, roaö böfe ijt (b) unb jTrf) jum ©uten (Riefet,

Unb nad) ber Reinigung CO öon tobten SBerfen (b) tracbt't.

£er ©laub in£ §eil'ge bringt, unb ( bungernb £ aufroärtö

l betenb 3 fleiget,

SSefprengt mit 3efu 23utt (e) rote jener Dfaucfyaltar, (f)

Sa^efuS felbjt ateSrob Cg) t^m®et|i unb geben (fy) reichet,

Unb baö erleucfytenb gtcfyt CO'macfyt atte CO ÜBaljrfyett flar.

2>te reine £tebe barf in£ 21tferbeiligft treten,

£a tief im £unfeht CO ®M «w Pttc» ©eiff Cm) Witt rubn ;

£er fo bereinigt, fSnn bte ©ottbett felbjt anbeten/ Umfaffen unb befcfyaun, rote Cherubinen Cn) tbun.

£>k$ fei) bein ©otteöbienjt ; in biefen treten ^fltd)ten ; $8irb $ater, ©ofyn unb ©etjr, öerefyret reebt unb rein :

©onft t>tfft fein £eud)elfd)etn. $Ber btefe$ fann fcerricfyten, £)er mag gottfeltg, unb in ©ott recfyt fetig fesm.

a) SucaS 18, 13. &) ©prfic&w. 8, 13. t) 2 gjjef. 30, 18. fc) £efrr. 6, II. e) £cbr. 10, 19. 22. f) 2 sjflef. 30, 1. 10. g) £ebt. 9,2. 3cf). 6, 51, I)) Scf). 6, 63. t) 3 sjjjcf- 24, 2 3. 4. t) 3cf). 16, 13. 1 Sei). 2, 20. I) 1 Ä$n- 8, 10. 11. 12, ni) 3>f. 65, 2. 5>f 132, 14. 2 (5er. 6, Iß. n) 2 SKef. 25. 10. 2L

ber wafyren ©ottfeugfeit.

SJon beut SScfcit tmb 2tufceit fcct tuafitctt

I.

1. ijt wofyleine recfyt befläglicbe @acbe, ba^ üt biefen itn^ fern lefeten, ftnüern unb üerberbten 3e!*en/ b*e ©ottfeligfeit, bie grömmigfeit, ober ber wabre £>ienjt @otte$ unb Religion, (biefeö aüeö ijteinö unb bajjelbe,) fogar fremb unb unbefannt worben aufbfm ©rbboben ; ja, ba$ unter @brijten, unter bem SSolf, bejfen ^rofeffton unb eigentlicher @barafter (taut bem Sffiorte ©otte$) ijt, Siebter OlWattt). 5, 16, 3ob- 15, 16, @pl)ef+ 2, 10. ^bilipp. 2, 15. 1 ?)etr. 2, 9. 12. icj atten an* bern Sßölfern anfärben bie ©ottfeligfeit in bie klugen leuchten gu (äffen, ba# unter benfelben, fage icb, bie wabre grömmig* feit ober ©ottfeligfeit fo fretnb ijt, ba$ ffe burdbget)enbö ttor bem blogen Hainen ber Pietät fcfyon einen @cfcl bqeigen ; ober boef), wenn fte üon ©ottfeligfeit reben, ntrf)t einmal wtflfen, voa$ e$ für ein £)ing fet), wotton fte reben ; unb wo anbere fiel) stoef) einen begriff batton machen, man bod) bei genauer Ün* terfuebung in bem Siebte ©otteg, balb wabrnimmt, ba® ibre begriffe batton mit bem $Befen ber ©acbe felbjl: bei weitem nicht überein fommen ; unb ba$ bei bem größeren äufferen Gebein unb gorm ber ©ottfeligfeit, berfelben Äraft burebge* benbö unbefannt ijt, ja wobl gar al$ @inbilbung unb Svrtbum tterteugnet wirb, 2 Z<m. 3, 5. $Öe§wegen man ftcf) gebrungen gefunben, tbnen folcfjeö bei biefer ©elegenbeit, in mögliebfter Äürje, uad) bem Uftaß ber ©nabe unb beö Stcfctö, fo@ott bar* geretcfyet, ju geigen. s332öcf)te nod) eine ©emeiue ber erjten ßbnften, fo wie fte in ben ^tt?ei ober brei erflen 3abrbunberten waren, irgenbwo ju ftnben feim, fo tonnte man biefer 9ftübe überboben fe^n ; unb würbe icb mieb glücflirf) achten, tten irrten Sit lernen, unb an tbnen, alg lebenbigen Briefen, bureb ben ©eift ©otteö gefebrieben, bagjenige gu lefen, 2 @or. 3, 2. 3., wotton icb mit leinte nur etwag wenige^ ju febreiben micl) $u gering unb untücbtig, acfyte.

2, 5Benn man ftcf) tton ber Statur, $lrt unb $öefen ber wal)* vm ©ottfeligfeit, einen begriff machen, ober einen rccfyt gofrt*

80 3. ©tücf— 2}on fcem 2Öefen unb m%en

fettgen OTenfdfjert befdjreiben will, fo tft eg ber Vernunft ge* md£, ba^ man feine ©ebanfen nid)t richten muffe 1) anf fold)e Singe, weldje ©ottlofe nnb $)eud)lev mit wahren ©ottfeligen gemein haben fönnen ; noch 2) auf etwa$, ba^ $war nur wahre c^ottfelige haben ; aber nicht alle haben ; nod) auch 3) auf et* n>aö; ba$ fie ^war ade, aber nicht 31t aller 3eit fyaben ; fonbern man muß folcfye ©Kjenfcfyaften fliehen, welche wahre ©ortfeltge allein, alle allein, nnb alle gu aller 3eit allein befn)en. 2>iefe£ ift fo ffär> £trf niemanb wirb wtberfprechen bürfen. Raffet un3 in aller Äürge fefyen, waö au$ biefen ©ä&en folget:

3. 3um erften, hie @ottfetigfeit bejtefyet nicht in etwa3, ba$ ©ottlofe nnb £eud)ler mit wahren grommen gemein haben fön* neu. Saher fiel) Don groben 2ajtern enthalten, nicht fluchen, nicht faufen, nicht flehlen, nicht jlreiten, u. f. w., fonbern ein äufferlich ehrbare^, gerechtem, ftttfameg, eingebogen, jtilleö, bür* gerltdjeg 2eben führen, ift fein genugfamer 23ewet3, ha$ man fromm nnb goirfelig fei; ; ja» wenn man biefeö alleö \)at, unb nichts mel)rere3 ober wefentlidjereö befi£et, fo ift man ein(3otU lofer nnb Heuchler*

4. Wlan fann bie äufferltchen (an ftd) felbjt gute) @eremo* nien, nnb gottfeligen Pflichten fleißig wahrnehmen ; man fann getanft ferjn, gur Jttrd) unb 2lbenbmal gehen (^atth»22, 11), man fann ®uteö lefen, lernen, betrachten, münblid) beten, fa* flen, Slimofen geben; man fann biegrömmigfeit nnb grommen loben, nnb einigermaßen lieben ;tman fann mit ihnen umgehen OJJJarc. 6,20, $Ratt\). 25, 1, nnb ferner 0 mdn fann ttiel buch* fräbltd)e ($rfenntniß ber (a) Wahrheit haben, fromm 31t reben wififen, unb bod) bei bem allem im ©runbe nod) nid)t fromm fejm (b).

5. 902an fann fcon ©Ott unb feiner 3Baf)rheit überzeuget werben ; man fann in ber (Sinnlichfeit gerühret werben, zum ^Beinen ober $ur greube (c) ; man fann beträfet nnb beäng* ftiget werben tn feinem ©ewiffen (b) ; man fann begierig femt, unb einen $orfa£ faffen, fiel) $u befehren (e), unb and) wirf* lid) im Puffern jTd) änbern unb beflern (f), unb in hie klugen fatlenbe ©ünben meiben ; ja, man fann verborgene (sünben, Oi^ man im @runbe liebet,) auö Slngft be6 ©ewtflfeng unb

a) dornet 1, 21. ßap. 2, 17. 18. fc) tfpeftefa. 26, 28. Sftattf). 5, 20. c) 3Battlj. 13, 20. b) ?Cy>cftetg. 24, 25. 1 $6m 21, 29. c) ©prftdjw. 21, 25. gjlattl). 20, 30. f) s^attf). 23, 25.

t>er wafyren ©ottfeltgfett. 81

gurdjt ber £ölle unterlaffen, unb bod) nod) nid)t wabrbaftig gotfrfelig fewi. Siefeä atle$ ijl flar, unbaud)i>on (a) anbem umfränblid)er auögefübret worben: imb gleicfywobl, wenn man alle Diejenigen, fo nur fo(rf)e^ unb nid)tgmebrere3 baben, über* Ijaupt au3 ber D^olle ber frommen au^muftern wollte, fo würben öielieidjt in ganzen ©täbten unb £änbern, nidjt »tele gottfelige 9D?enfd)en Ü6rtg gefunben werben. 6. 3um anbern, fagte td), baß oiewafyre ©otffeligfeit nicfyt be* flehen fönne in etrva$, ba$ gwar einige ©ottfeltge !;aben, ober gehabt baben, aber nid)t alle. ^ieber mögen bann etvoa ge* rechnet werben, (£nt$ücfungen, Offenbarungen, bte ®abe ber Söeiffagung, Ul*unbergfauben, aufferorbentlicbeö %id)t in gött* ltdjen ©ebeimniffen, au3ieud)tenbe ©aben, anöbrecbenber & fer im Puffern, unbfonft alte anbern aufferorbentticben ©na* bengaben @otte3.3nbiefem allem beftrbetbieöottfeligfettmcbt.

7. £>erf)alben muß man alle berg?eid)eu fyobe Singe nidjt fonber(id) begehren, unb \a nid)t netbifcfj werben, wenn man folcfye in anbern freuet ober boret ; ba oft tue Eigenliebe benft : Siel) beutelt bn folcfoeS $\&}t, foldie i$)abe unb (fifer, voie ber unb ber, bann würbejl bu xeifyt fromm femt, unb anbere er* bauen fönnen : ja, man follte wohl bieä ober jene£ gar naef)* äffen wollen, ofjne «ftuf unb ®nabe ©otteg. ©oldjeg atleö entfpringet auö einem ©runb »oller @inbilbung unb ©elbft* liebe, unb ift eine reetjt gefährliche SSerfucfyuna, be£ ©atanö ; wogegen man ftd) bnvd)®ebet unb Semutb wdffnen mu$, unb ftd) nur um baö 2öefen ber ©ottfeligfeit bemühen ; inbeffen fCcf) aber freuen über bie d>aben, fo ©Ott anbern mttgctfyeilet

8. 38er bergleicl)en Singe befä)r, bat ftcf> beßwegen niä)t$ einzubauen, ober über anbere gu erbeben ; unb jTcf) ^u bitten, baß er nid)t baran bange, ober babei Reben bleibe, ober ftd) bef* fen in Gngenbeit erfreue, wie aud)$er$ unb SDbren »orbem £ob unb 3njincf)^en anberer $u$ufropfen ; maßen nur ®aben ftnb, t>ie an ftd) felbfl niemanb frömmer machen, fonbern wo* hei man in größerer ©efabr flehet, a{$ anbere, bie foldje nid)t traben, ?uc. 10, 19. 20., 1 Sor. 9; 27., ÜWattb. 7, 22.

9. 3"m britten babe id) gefagt : bag 3Befen ber wabren ©Ott* feligfeit fann auef) nid)t befielen inetwaö, ba$ $war alle grom*

a) ©tefje 9Ä. SWcafcc SSetnabe ®f)tift 2). @pennerg «Ratur unfc ®ntöt.

82 3. ©tittf— 3Sott bem gefeit unb 9cu£ett

men, aber md)t $u aller 3e^ ^aberr* SlUe grommeu ober borf) größtenteils, fyaben manchmal geiftlidje unb göttliche Zrb* Rungen, grieben, empftnbtidje greubigfeiten, Süßigfeiten, U& seilen SSerftdjerungen, unb mancherlei anbere göttliche Sßlit* tbeüungen unb ©nabenqüter. 5"d) fage, fte haben bergleicfyen: manchmal; aber nicht allemal unb ohne Slbwerf) feiung : wor* a\\$ folget, baß baS ÜBefen ber ©ottfeligfeit barin nid)t bejte* l)en fann.

10» Unb berl)alben gefyen t>ie, meineg ($rad)tenS, unöorftcfc tig $u 5öerf, welche, weil fte fei bft etwa begleichen @abeit Don @ott mögen empfangen haben, Don benfelben fajt mefyr, al£ »on bem siBefen ber ©ottfeligfeit reben unb rühmen ; unb biefelben al$ gewtffe ^ennjetdien unb wefentltdje Grigenfcfyaften beö ©laubeng unb ber ©ottfeligfeit anzugeben fcfyetnen ; ja, afö baS rechte ßtel, wohin man immer jtreben, wornach matt trachten, unb nicht ruhen müflfe, biö man felbigeS erreicht fyabe,

11, £>afyer eS bannfommt, baß manche gutmeinenbe Seele, hie folcfyeg boret ober liefet, unb eben bergleicben empftnblicfye ©nabengaben nod) nicfyt genoflTeu bat, in iftutbloftgfett, £rau* rtgfeit unb ßroeifet über ihren 3t*ftanb geratben, mie and) im ÜÖege ber Verleugnung unb beö ^reu^eS gefyemmet werben fann ; inbem fie oft in (Eigenliebe nach greube unb £rojt ftre* bet, unb üon allen <Beiten Jt>nn^eid)en unb ^erjTctjerungen ity rer Seligfeit herbei fucfyet, ntefyr als $enn$eicf)en unb (£igen* fd)aften ber ©ottfeltgfett,

12, §at man nun bergleichen ©nabengabe'tt, fo gefällt man ftd) burcfygefyenbö barin, unb benft fo oft heimlich, man fei) nun ©otteö Schooßfinb, nun fei) man beilig, ja, beffer al$ an* bere, unb fonne einem ber Fimmel nun nicht entgehen, £a öergißt bann hie (Beule oft bte wahre, unb altein fiebere 2Bege ber Verleugnung unb beS Ärett^, unb legt ftrf) in baö fanftc S3ett ber empftnblicben (5rquicfungen $ur üftuhe nieber, unb will §ütten bauen, 9ftattb. 17, 4., ehe ihre dieife fcollenbet ift,

13, (5nt$iebet nun ber £err, naef) feiner $öeiäbeit, ber Seele hie sffliid) ber empftnblichen gröftungen unb Süßigkeiten, fo wirb fte traurig, mutbloö, unruhig, unb roill baSjenige behalt ten unb wieber haben, xvaö ihr borf) $)ctt (weil eine märf)* tige Stüfce ifyreS eigenen SebenS ift) entnehmen will, unb um fte, (gleichwie ben §er$og ifyrer (Seligfett) buref) Seibett fcoll* fomm'en ju machen, §ebr, % 10,

ber wahren ©ottfeligfeit. 83

14. 3war bleibt e3 eine unleugbare ^Batyrfyett, baß in bem $auf ber ©ottfeligfeit bnrd)gebcnb3 öiele, große, mancherlei ©nabengüter angetroffen, unb felbjl auf eine empftnblid)e ißeife genojfen werben ; rote folrf)eö bie gange beilige ©djrift, utt$äfyl* bare 3euflwffc ber ^eiligen in alien Seiten, unb bie wirflicfye (£rfal)rung bi$ auf biefen gag beftdtigen : allein, folcfye ©na* bengüter werben angetroffen, fage icb, in bem £auf ber ©ott* feligfeit, unb fmb gteidjfam wie bie 3?ube:plä£e unb Verbergen anf bem *lBege, weld)e roeber ber^öeg felbjt, noci) baö %iel be$ ^öegeg fmb, unb wo man baber and) nid)t immer bleiben barf, fonbern bawon man nur bann unb wann eine antrifft, unb fiel) berfelben bloö gur 9ßotbburft, jur (5rquicftmg unb gur lieber* bolung ber Gräfte gebraudien muß, um barnad) feine Steife; 1 Äön. 17, 7 bejlo burttger fort$ufe£en. Würbe man biefem ©leicfynig ein wenig weiter uadibenfen unb e3 appliciren, fo möchte man ben fechten ©ebrand) ber empfmblicfyen ©naben* gaben $iemlid) entbeden ; wotton id) atlfyie nid)tö weiter fage, inbem tyieüon anberöwo (*) grünblidjer Unterricht gegeben wirb*

IL

15» SStöber babett wirba£jenige befeuert, worin bie ©offfe* Cigfeit ober grömmigfeit fönnte gefe^et werben, unb and) wirf* lief) tton ben meiften gefe|et wirb ; unb weldjeö nid)tg bejto* weniger berfelben 2öefen feine^wegö auömadjcn fann : fragt ftd) bemnad), worin bann bie wa bre ©ottfeligfeit bejtefye ? 9iun ijt eg jwar gar nid)t fcbwer, biefe grage, and) mit wenigen Porten, $u beantworten ; aber fcfywer^ ja gar unmöglid) ift eg, einen ge^iemenben begriff batton bemjenigen beizubringen, ber bie ©ottfeligfeit nicbt beftl$et. Q?3 jmb £)inge, bie be3 ©eifl:cö ©otteö fmb, wetcbe fein natürlidjer Teufel) tterjteben fann, 1 (gor. 2, 14. <£r felbjt, ber ©eijt ©orreö, wolle ben Serjtanb erleuchten in feinet ^Bafyrfyeit, unb ba$ §er$ sunt ©eborfam fräftig lenfen !

16. £)ie wabre ©ottfeligfeit ift ber innerliche, t)om belügen ©eijt gewirfte ©taub ober 23efd)affenbeit unb bie bavanü enU

*) Sit einem 1727 fjerauSgefommcncn Sractat, „£attbl)«cf)leitt ber wahren ©ottfeligfeit" genannt, wetdfrem biefe 2Cbf)anb(ung aU eine 95ors tebe sorgefeget roorben, bat ber bierin erfahrne ?(utor beffelben S3öct)c Uin€, [ehr nü^iebe Erinnerungen baüon gegeben.

84 ©tücf— 2ton bem 5Befen unb Dtofcett

fpringenbe Q5efd)äfttgung ber ©eele, woburcb fte bem breieini* gen @ott wieber ben 3Menjt unb bic (Ebre abflattet, ber tbm Jufommt, unb ber ibm einigermaßen gegiemenb tjt. ©ie be^ ftebet in f'nfclxdber gurdjt unb £ocbarf)tung, im bergen 25er* trauen uno ©laubeu, unb in innigem anhangen unb Ziehe ©otteg : welche brei ©tücfe gletcbfam fo öiele wefentltcbe£beile beg geblieben Xempelg ftnb, worin ©Ott gebtenet wirb. £>entt weit berfelbe ein ©etjt tft, fo muß ibm aud) notfymenbtg nid)t auf eine bloö äufferlicfye ceremonialifcbe unb bencblerifcbe QBeife, fonbern inwenbig, berief), im ($ei\t unb in ber ÜBatyr* t>ett gebienet werben, wo anberö auf eine ibm ge^iemenbe $ßetfe gefcfyefyen fott ; wte alfo unfer £et)rmeij?er 3efn3 feibft fd)!teget, 3o^. 4, 24.

17. 3)er betitge ©etjl, fage id), wtrfet biefen ©raub ober 33efcf)ajfenbeit ber ©eele, inbem er ibr (ber einen ©eele mebr, unb wie auf einmal, unb febr fräftig, ber anbern mebr unüer* merff, nact) unb uadb) auf eine übernatürliche, lebenbige unb fräftige 5öeife, bie $Bat)rl)eit, §errlid)feit unb £teben3würbtg* feit be£ allgegenwärtigen ©otte£, inwenbig $n ernennen gibt.

18. $Belcbe3 bann gugleid) in ber (Seele guwege bringet eine unauöfpred)itrf) tiefe £oci)acbtung> (Ebrfurcbt, itfewunberung, finblicbe ©eben, unb innige ^cieberbeugung aüeö beflfen, wa$ in ibr ift, üor ber boben unb gegenwärtigen ^ajefiät ©otteg. £>iefe£ berrlicfye U&efen fommt ü)r allein boci) unb groß üor ; unb fte feibft, fammt allen anbern ©efeböpfen, gang gering, niebtig unb fleht. ©Ott wirb bei ibr erhoben unb verehret; fte felbjl: wirb geniebriciet in tiefiter Demutb* ©ie aebtet fiel) felbjt ©taub unb $lfcbe, ja, nodb geringer £U femt ; unb fann be§wegen nicfyt (eben ober boren, ba§ anbere fte ebren ober aebten, Tiefer 9Äajeftät erfennet fte, fotlten nacb böcbfter OtfU ligfeit (unb bieö i(t ba$ 3iel ibreö Serlangenö) alle ^niee im ^immel, auf (Erben unb unter ber (Erben,' ffcfc beuaen unb fte anbeten, ©orteö liefen achtet fte fajt allein für ein $Bejen ; unb atleg anbere, in feiner ©egenwart angefeben, für ein 9?icbtwefen. liefen ©ott$u befeibigen, bünft ibr eine febreef* liebe unb unmenfd)ltcbe 95oebett 31t feim ; taufenb gelten würbr fte niebt nebmen, unb ein fo großeä Uebel $u begeben, 1 sJftof. 39, 9. ©ie febämet ftet) beßwegen auf$ inmgfte, in wabrer £)emutb unb $Bebmutb be3 £er$en3, wegen beg ©effcbtS fo* wobl tl)rer in Voriger 3eit begangenen Sünben, aU and) ttyrer

ber wafyren ©ottfeligfett 85

nod) anflehenden (Schwachheiten unb (Jigenljeiten ; beren fub* tilfte unb erfte Bewegungen it>r ein Slbfcfyeu unb bie größte ?aft ft'nb, unb nad) bereu gän^lic^er 3emicf)tung fie fefynlid) Verlanget unb wartet, <&$vüd)VO. 8, 13*

19. 25iefe ftodjadtfuug ©ottcö, unb ©ering* ja «fiicfytacfy* tung ihrer felbfl unb aüer Kreaturen, wirfet $itgleid) in ber Seele ein gänglid)e£ Mißtrauen an ifyc felbfl: unb allem ©e* fdbaffencn unb einen wahren ©lauben unb Vertrauen $u ©Ott in dibrtfto 3efu ; kent fte ftct> gan$ unb gar, nad) Seib, (geele unb ©eift, im futbltdjen ©lauben unb ©efyorfam, ergiebh'cre* bitivet unb überläffet, unb mit ihr, unb in ihr, tri 3e^ unö (gwigfeit, ju machen voa$ if)m gefallet ; bejfenb unb vertrau* enb t>a® er fönne, ba® er wolle, unb ba$ er werbe atte$ $u \[y rem heften unb feiner iflerberrlicfwng auöfürjren* ©ie wirf et tu ber ©eele einen Sluägang au$ fid) felbfl: unb allem/ wa3 nid)t ©ott ijr, unb ein innigeö ^ungern, durften unb3wflud)t nehmen, ja, »irfftdjeö @tn* unb nebergehen in GEbrifrum %e* fum ; mit welchem jTe ftcf> im ©runbe vereiniget, unbburd) ba3 beftänbige ©laubenöabbangen, ©nfebren unb '^nnebleiben iit if)in, 3ob+ 15, 5—7., in it)rem ©runbe, wahrhaftig unb nid)t in dinbilbung, ©nabe um ©nabe nimmt, wefentlidje ©eijte^ unb neue ?eben^raft unb ©aftr womit fte burd)brungen unb belebet wirb ; fo baf? nad) unb nad) aUe innere unb äufjere Z\)aten, 5Borte, ©ebaufen unb Steigungen, üon biefem neuen gebenöurfprung (ober ^rincipio) hervorgebracht unb befeelet werben 5öe$wegen fte bann and) biefem göttlichen Urfprung, (bem lebenbigmaienben ©eifl: beö §errn 3efu in ihr) alle$ ©ute, fo in ihr gefunben wirb, unb anß ihr möchte fyervorfom* mem mit mntgjrer (5rfenntni$ ihrer eigenen 9?id)tigf>it unb SBerberbniß unb mit beqlidber Sßefenntniß ber freien ©nabe ©otteg, gan$ willig $ufd)reibet : ba bann i>ie Seele bem bei* ligen ^atilo enblid) mit ÜBabrbeit nacbfagen fann : 3$ lebe, bod) nid)t mehr id), fonbern (Sbrifruö lebet in mir ; unb xva& id) nod) lebe im gleifd), ba$ lebe id) burd) ben ©lauben be$ ©ohn ©otteö, ©al. 2, 20., unb biefe ^orte dbrifti in ber $raft verlieben lernet: wer in mir bleibet, unb id) in ibnv ber bringet viele grud)t: benn ohne mid) fönnet ihr nid)t& tl)un, 3oh- 15, 5. Uttb in 5Babrt)eit, biefe wefentlid)e ©lau* beugvereinigung mit @brijfo 3efa ift t)er einige ©runb aller wahren ©ottfeligfeir, 1 @or. 3, 11 v unb ba$ barauö entfprin^ 8

86 8. 6tücf— Von bem 2Befen unb 9Zu£en

genbe neue £eben, ift bte wafyre ©ottfeligfeit felbft ; welche aucf) belegen in ber ©cfyrift mit 5ftad)bruc? eine ©ottfeligfeit in (Styrifto 3efu, 2 £im. 3, 12., genannt wirb, um jTe, ai$ et* waö lebenbige^, fräftigeö unb roefentlicfyeö, »on allem felbft* gemachten <&dbei\v unb ©djattenwefen gu unterfcfyeiben.

20. 2fn bei flieget au$ obgebadjter inwenbigen G?rfenntniß unb ©eftcljt t>on ©ott, baß gugleicl) ba$ gange £>erg gletdjfam feliglid) gefangen genommen, unb gang willig gemacht wirb, alle ferne 23egierben, Ruft, greube, Vergnügung unb gange Riebe, öon ftd) felbft unt> allem, wa$ ©ott nictyt ift, in grünb* lieber Verleugnung lo3 gu machen unb abguwenben; uub fpl* cfyeg a$e£ biefem alleinatteöwürbigen $Befen guguwenben unb aufzuopfern, um nur i'qn gu lieben unb il)m anfangen r>on ganzem £eqeu, öon ganger ©eele, Don gangem ©emütt), unb allen Gräften (9ftarc. 12,30.) unb mcfytö aufieribm gu lieben, wa^ fte nict)t in 2Baf)rt)eit in it)rn lieben fann. @in ©ottlofer unb ein ©otrfeliger ftel)en in ber ©dirift gerabe gegen etnan* ber. din ©ottlofer ift ein 90?enfcl)r ber üon ©ott to$ ift, unb an ftd) felbft unb ber Kreatur Hebet ; ein ©cttfeliger, ift ein 9D?enfd), ber öon ftd) felbft unb ber Kreatur lo£ ift, unb an @ott mit aller Riebe fanget. (Bein gange3 £erg fagt gu allem, tt)aö nidjt ©ott ift : 3<*) bin nidft für eud) ; unb it)r fe*)b nid)t nidjtfür mid). 3l)r fepb nid)t: ic^ fann eud) alle entbel)* reu* ©ott ift e3 allein : (5r ift mein <Bd)a% ; @r ift mein 2We3 : @r ift ber D^ufyepunft metner ?iebe^ an ibjxn allein fyabe tcf> genug, itefcö liebenöwürbige siBefen umfafiet er mit allen ?iebeöfräften, unb fudjet nur in il)m £uft, greube, £roft unb Vergnügung gu fyaben ; %tym bandet er an im ©runbe ber Beele : in it)tn erfenfet er ffcf) ; btö er enblid) (nacfybem alle Vernuttelungen unb ©djetbewänbe ber ©mibe unb Gngenfyett, unter meler £reue unb gebulbiger Sfugfyar* rung (§ebr. 10, 36.) buref) bte fräftige 5öirfung ber ©nabe ©otteö, werben weggeräumet femi) mit ©Ott gang einö (Ijofy* 17, 21.), ober gu einem ©eift (1 @or. 6, 17.) wirb.

21. £)iefe3 mit einanber wirb jonft in ber ©djrift genannt, ein Sßßanbet fcor ©ort, ttor feinem Singe jTcfyt, ober in feiner ©egenwart ; unb ift im ©runbe nirfftö anberö, afö t>ie wafyre ©ottfeligfeit, ber wafyre £>ienft ©otteö ober Religion, worüt (Snorf) (1 23. 9!M. 5, 24.), 3^oal) ( @ap. 6, 8. 9.), 2lbraf)ant (1 53. 5Kof. 17, 1.), unb alle ^eiligen (1 SKof. 39, 9., §e&r-

ber wafyren ©ottfettgfett 87

11, 27-, 2 £ön. 20, 3.) unb ^ropt)eten CW 1^ 8., 9>f. 25, l54*Pf. Ho/ 9v W- 123, 1* 2V 1 £öm 17, 1 , gap. 18, 15 , 2 Äön. 3, 14., @ap. 5, 16. je.) im alten gefkunent, wie aud) 3efu$ <§l)riftu$, unfer £>eilanb unb Vorgänger (3öf). 8,29.)/ fammt ben %ojton (21poftelg 17, 27. 28., 2 gor, 5, 9., sjMnL 3, 20., £ebr. 4, 12. 13.), ben erjlen (Sftriften (#ebr. 12, 22. 23., 1 spetr. 3, 2. 3. 4.), unb allen feinen wahren 9Rad)fol* gern in äffen Seiten (&ott gebienet (ja&en ; mie folcfyeä bie anbei gefegten ©cfyrtftfteffen, bem, ber fi'e mit SSegierbe ber, 5Bat)rfyeifr, bie nad) ber ©ottfeligfeit tjr, 1 £im. 6, 3. nad>* fcfylägef, bartl)un werben.

22. Db nun jwar bie wafyre ©ottfeligfeit, nad) ibrem ©runb unb ÜBefen, gang wa$ Snroenbtgeö tji; fo fann fle Dod), alö ein göttltcfjeö gtdjt, umnöglid) fogar verbogen bleiben OJDtac. 5, 14.)/ ba$ fle nid)tibre lebenbige9J2erf^eid)en (@l)aractere#), oft obne ber ©eelen üßtffen unb Tillen, foüte üon ftd) jlrablen laflen, in Üjrem ganzen ?eben, 3?eben, £anbel unb 2Banbel (2 Äön. 4, 9.), al$ weldjeö »on bem Seben unb SBanbel an* berer 2D?enfd)en btefer SBelt (1 tyetr. 4, 4., SBetSl). 2, 15.)/ gan$ unterfd)ieben tfi, unb bemfelben gerabe entgegen (lebet. bleibet »iclmebr bei bem afoöfprucn'ßbrifH ($tartl). 7, 16. 18.) : Gnu guter Saum fann nidjt böfe grüd)te bringen ; ma* d)et ben 93aum gut, fo flnb aud) feine grüd)te gut. 28o wabre ©ottfeligfeit im §er^en wohnet, ha wohnet pcfuö @l)riihi$ im 5jer$en ; unb ba muß aud) notbweubig ein £eben, ba$ ber £ebre[unb bem ?eben 3?fu gleichförmig tjr,- offenbar werben (2 ^or. 4, 10.) unb alle feine gugenben beröor leuchten, bie ©emutb, ©anftmutl), Ziehe, grnflbaftigfeit, Verleugnung ber @f)re, tyvad)t, ©d)ä£e unb güfte ber üßelr, ©ebulb, £apfer* feit, ^reunblid)feit, Sarmberjigfeit, ?0?ä^igfeit, unb alle übrt* gen £ugenben 3efu @t)rifft. i)enn obgleid) ein £>eud)ler ben auflern ©d)etn btefer gugenben in etwa an ftd) haben fann ; fo täflet bod) aud) ein wahrer (^ortfeliger fein ?id)t nid)t weni* ger lend)ten, g>t>it. 2, 15. $Beldye6 aud) benjenigen tnfonber* tjeit #\x $öarnung gefagt femt mag, bie üon großer unb bloßer inwenbiger ©ottfejigfeit reben wollen; unb ü br igen $ ftd) in ®leid)ftellung ber $öelt taufenb greifyeiten anmaßen, ja, wohl gar einen ernjtbaften, öerteugnenben, äuflern 3Banbel, alö §eud)elei unb SerjMung anfefyen unb gering adjten. 2Ber

88 3. <3tucf— 25on bem 2öefen unb 9cufcen

ba faget, baß er in (Sfjritfo bleibet, ber foll auch waubeln, n>te er gewanbelt bat, 1 3ol). 2, 6.

23. 2luö biefer inweubtgen (geelenbefcbaffenbeit, ober ©Ott* feligfeir, entfpringen aud) öon 3^* gu 3eif/ (ja, fte begreift (d)on in fich) aße innerliche £ugenbübungeu, Pflichten unb ,£baten ber ©ottfeligfeit ; alö ba jmb, bie ^fltct)ten ber De* mütbigung »or (Sott, ber Anrufung, ber Betrachtung, ber 25e* febauung, ber Anbetung, ber £>anffagung,be$ 2obe3, Der £tebe, ber Aufopferung, u. f.' w, ÜLUe bann'aucb alle äuffere gott* feiige Pflichten, afö, ®uteö boren, lefen beten? reben, fingen unb bergleid)en, anß einem folchen ©runb unb §ergcnößc|latt berüor fliegen, unb berüor fliegen muffen, wo fte anberö mit Sßufcen follett auögeübet, unb mit einigem ©runb ein (Sottet bienji genannt werben*

24* (£ß mag auß bem, waß bisher gefagt worben, nun leicht errannt werben, baß bie wahre ©ottfeligfrit barin öen ber falfcben ©ottfeligfeit bauptfäd)lich uuterfd)teben fen, ba$ biefe nur einen äuffern ©djein, gorm unb £ar»e bat, ba inbeffen baß £er$ ungednbert, Dotter $Beltliebe, ©etbftftebe unb allen ©räueln bleibet: jene aber, bie wahre ©ottfeligfeit bat eine göttliche $rafr 2 Zim. 3, 5. bei ftch, unb änbert ben 9ftenfchen i)ou ©runb anß, ^iel^et fein §er$, iiebe, Sujt, Vertrauen unb alle ©eelenfräfte mäcbtiglicb t)on allem ©efebaffeuen ab, unb üerbinbet tt>n mit ©ort, feinem Urfprana,, unb üerfe^et il)U in ein recht heiliget unb göttliche^ Seben unb ^janbel.

III.

25 Unb foflte nicht, wer fo gotrfelig tft, in ©ort feiig fettn ? 3a, feiig tft er in üöabrbeit. @r ernennet ©Ott, unb ben er gefanbt hat, 3?fum (§briftum, weichet baß ewige Sehen tft, (3ob. 17, 3.). £er SSerjtanb, ber fo lange mit vieler Üftüb* fetigfeit unb ^Beunruhigung, wie ein linber (3ef; 59, 10,) nach ber $ßanb getappet, in feiner ftocfbtcfen natürlichen gut* fterni§ herum gelauf n, unb bei bem glicht ber Vernunft bie üöabrbeit gefuebt, unb nur tobte, falte, ungewiffe Silber, Sßlei* nungen, ober $Mbma§ungen gefunben hat, ftebet alöbann (ohne tn'et eigene^ ©neben unb bemühen,) baß Sicht in bem Sichte ©ottesKq)f. 36, 10.) @r erfennet bie Wahrheit (3ot). 8,320/ unb ben ^Babrbafttgen (l $ob. 5,20): »on bem Schauen btefer 2Bat)rl)eit wirb baß 2luge beß $erfranbe$ er*

ber wahren ©ottfetigfeit. 89

leuchtet, erfreuet ttnb gefättt'get, weil e6 feinen Vorwurf unb ßiel erreicht bat. ernennen, tag ©Ott tfi, nnb baß er ifl berjenige, ber er ift (2 55. Sftof. 3/ 14.), gibt unaussprechliche (geligfeit bemjenigcn, welchem ber (2>obn offenbaret OJftartb. 11, 27.) ; u«b er famt nicht anberö alö von £>er$ett ^nftimmen nnb fagen : 3«/ £err, tft gut, baß bn bijl, nnb berjenige, ber bu btffc ; ja, kirnen*

26. 3Benn e$ bie ©eßgfeft ift, (wie e$ bann in Wahrheit tjt) atteö $u haben, roa^ man null nnb »erlanget ; fo muß ja eine (Seele, welche bie wahre ©otffeligfeit bejir^er, wohl recht feiig fetjn, weil fte ihren ^ßtüen mit @orte$ $Billen (ber alle«* Jett gefdt)icl)et) vereiniget, £a fte ftd) vorhin in bem Jjottrfrfjett geuer beö eigenen 2Bilten3 gequälet nnb gemartert, Cta il)r nimmer red)t wobl war, fonbern balb biefeö balb jeneg bem verwirrten (Sigenffnn nicht redbt ging, nnb ftd) aifo £ag nnb 3^ad)t in jämmerlicher gurd)t, ©orge, graurigfeit, Unruhe unb 2lngfr, wie ein nagenber ^ißurrn, in ftd) felbft wanbte ttnb bre|ete, $um «Schaben fowobl beg %eihe$ al3 ber (Seele) ; fo t)at fte nun in wahrem ©tauben unb grünblicher ©elbftver* leugnung ihren slBtllen, gang unb ohne Vorbehalt, in ©otte& %Rad)t gelaffentlid) ergeben, bergeflalt, l>a$ nur ©otteg 2Bol* len unb 9ßicr)twollen in ihrem ©runbe will unb nicht will, wo* burd) bie (Seele in einem unbekümmerten unb red)t frtebfamett ©taub gefegt wirb.

27. 3br sl&itte will nur ©ort ; unb weif er ben beff^et (wo* nicht allezeit auf eine ffare unb empftnbliche 5Betfe, bod) int ©lauben unb auf eine wefentliche ^Betfe,) fo Fann er nichts mel)r wollen unb begehren ; weil ©ott alö fein eigentlicher unb unenblicher Vorwurf, bie unenbliche gäbigfeit feiner S3e* gierben füllet unb (rillet. (Bie Faun, mit bem gottfeligen Grr^ Vater 3aF ob, fagen : 3d) habe alleö, ich habe genug (1 33. 9D?of. 33, 11.) ; welcfyeö fonjt niemanb, wäre i$ auch ber größte tyflonaxd) biefer slßelt, mit Wahrheit fagen fann. %a, e$ weift niemanb, wa$ ty\%t, genug haben, al3 nur eine wahrhaftig gottfelige (Seele, weil man noch nie erfahren hat. tylan Vermeinet $war, balb mit biefem, balb mit jenem gefchaffenen 2>inge, feinen junger unb Verlangen gu füllen : SOöärejt bti tu bem ober bem (Stanb, f/ättejt bu biefe6 ober jeneö uodv wäre bie$ ober ba$ nur weg, (benFt ber arme von ©ott au&> gewanbte ©eijr,) bann würbeft t>u rufn'g unb aufrieben fetm*

8*

90 3. (Stücf— Eon bem SBefen unb 9iu£en

^iletn, tt)te oft uni> bejtänbig fä§t aber getreue ©rfjöpfer eS ihn mrf)t gewahr werben, ba$ eS nur* löcbericbte Brunnen (3er, 2, 13.) unb feine ©peijVn für ihn ftnb. DiefeS Eine ift nur notb, nämlirf) ®ott ; in welchem eine gottfeiige (Seele alte 33e* gierbeu, ?ie6e unb SSertanpen, mit Abhebung t>on allen anbern Vorwürfen, worin fte jerftreuet waren, in EmeS fammlet : ba bann tt>r @et|t $u feinem Urfprung, @runb unb 3iel, wohin er gehöret, unb alfo and) $u feiner $?ube unb wahren ©eelig* feit gelanget ; welche burd) bie Hoffnung ber fünftigen öofc fommenen Ausbreitung unb Djfeiibarung berfelben CEoloflf. 3, 4.) in ber ewigen §errüd)feit, norf) üermebret wirb ; fo ba$ fte in 3infef}ung befjen aurf) fcf)on feiig ift in £ofnung C^öm. 8, 240-

28. 2luS biefem aßem folget fobann ein aufgeräumtes, mum tereS ©emütb, unb eine woplgeorbnete barmomfcfye, untter* worrene, friebfame Lebensart ; weit Cmoie gefagt) ber eigene 3Bilte gebrochen, unb bemnarf) bie Sifeften unb ©emütbSlei* benfrf)äften gemägiget, unb in gehörige Drbnung gebracht wor* ben ; woson bann aurf) ber äuffere %eib troie leieijt $u urteilen) in fo mit mefyr 0<u|en als ©chaben bat

29. Dorf), eS würbe einen großem 9taum erforbern, alle bie bobe ©eligfeiten, fo bie wabre ©ottfeligfeit aurf) nodb in biefem £eben begleiten- $u berühren ; wiewol)l eS borf) atleö nur bunfele unb unzulängliche Ausbrüche femt würben, unb beßwegen öon einer jebweben ©eele in wirflicher Erfahrung am beflen erfannt werben fann unb mu$. ^aufuS brücft alles mit einanber tn biefen furzen ^Borten auS : Die @otrfe* ligfeit ift $u allen Dingen nüö, CbaS unbetrügtirfje Unwerfal unb 9)anacea,) unb bat bie SSerbeißung biefeS unb beS jufünf^ tigen 2ebenS (1 £im. 4, 8.)»

30. ßum wenigften ift auS bem, was bisher gefagt worben, fdbon fo üiel $u feben, baß man bie wafyre ©ottfeligfeit mit Unrecht für ein metancholifcbeS, trauriges, fchwereS unb t>ex* briefliches £eben unb $öefen anflehet ; ba fte, an unb für ftrf) felbft, nichts weniger in ftrf) bat. Bvoav öerurfacfyet fte bem ungebeugten Eigenwillen unb bem öerberbten 9?aturleben bit* tereS ^reu^, 2lngft unb £ob ; aber eben biefer Eigenwille unb 9caturleben ift es, waS unS elenb unb unfelig macht, unb ba* ber burrf) bie jiraft unb ®eift unfereS (SeligmarfjerS^efu weg* #eräumet werben, ja, unumgänglich weggeräumet werben

ber wahren ©ottfefigfett 91

muß ; will man anben? fyier ober ewig red)t freubig, vergnügt unb in @ott fetig femt.

31, ©et)et bemnad) fyier ^wei ober brei §aupturfacf)en, vt>a* rnm nicfyt allem bem großen Raufen ber $öeltfinber, fonbern vielleicht and) felbjt bem größeren Raufen ber $nr ©ottfeligfeit jTrf) befennenben (Seelen, bie ©ottftiigfeit fcftwer nnb verbrief tief) vorkommt: £)ieerfteift,ba$ einige (nnb leiber ! wobl viele) gu trag unb $ärtlid) fmb in Verleugnung ber slijelt, in Streng gung tfyreg gleifd)e3, in 21btöbtung ibre6 eigenen 2Btllen3, ity rer jtnnlicben Vergnügungen, unb aller eigenen 2ujt, greube, 2iebe unb (Srgö^ung in fcen Kreaturen, sIBej3wegen jTe bann unmöglich $um wahren grieben mit @ott, unb $ur wefentlicben Erfahrung feiner 2lligenugfamfeit gelangen fönuen, Bleien Ferren anzuhangen, ifl unmöglich OJJtattb. 6, 21.)* 2Öer Vergnügen in @ott fyaben will, muß e$ in ben Kreaturen nicfyt niefyr fucfyen ; unb wer Vergnügen in ben Kreaturen fyaben Witt, wirb e$ in @ott nid)t jtnben.

32. ^et einigen Seelen ift einefubtile (aber fefyrfdbä'blidjc) Unaufrid)tigfeit ©cfyulb baran, ba man verborgener $3eife, borf) aber wiflTentlicl), norf) an biefer ober jener ©ünbe ober Kreatur mit £iebe ftebet ; woburrf) ber ®eijt betrübet, unb ba$ ©ewiffen in Unruf)e unb Auflage gebauten wirb. S5et anbem febletö an ftitter unb genauer ^abrnebmung it)reö £er$en$, unb beö süchtigen ©nabengeijteö in bemfetben ; inbem mau mel)rin ben ©innen unb Vernunft ^erRrenet, alöin bem ©eifte lebet dftbm* 8, 1. 4. 5. 9. 13.) ; woburd) unzählbare ©im* ben unb Eigenheiten weber ernannt nod) weggeräumet werben. 2Öo^u noci) fommt, ba® man ftct> oft ber Verleugnung unb Heiligung, buref) t>k Vernunft $iü unb ©cfyranfen fe^et^ ober fe£en läßt, unb ftd) fo jiemlid) begnüget mit einigem geringen Anfang, unb mit Verleugnung biefer ober jener £)inge, unb mbefien alleö Uebrige, unter bem £itel (EdjWad) Reiten, ol)ue ernften Ü&iberjtanb beibehält.

SS. £)ie anbere §aupturfacbe, warum felbjt vielen grom* men bie grömmigfeit febwer unb verbriefet) vorkommt, ift, ba$ hingegen viele, welche burcbgel)enb^ aufrichtiger alö bie vori* gen ju 5öerf geben wollen, an ber anbern (Seite oft überfd)la* gen, unb auf eine unrechte slöeife barin gu wirffam fmb, worin jene ftd) $u trag verbalten, inbem jTe ben 3ücf)ttgungen be$ ©eifle^, welchem (te D^aum gegeben, blo£ au£ eigener $raft

92 3. ©tücf 9Son bem $Befen unb 9iu£en

getreu femt unb folgen motten, unb bei beflen 21nforberungen, ntdjt jugletci) an$ ftct> felbft unb ifyrem eigenem slütrfen unb SSermögen, in sJüaf>rt>eit (unb nfdjt in bloßer @inbilbung unb ©ebanfen) ai\$ unb in %e\um Gsfjrijtum, mit ©lauben unb ?iebe übergeben, unb ftd) mit tfym auf eine geijllid)*gel)eime siBeife gememfam machen unb Dereinigen, bamit er, ber baß 3öotten in ifynen gemirfet, aurf) ba$ Sottbringen narf) feinem SKobfgefatten toirfen möge : meßmegeu bann and) nid)t$ SRed)U fctjaflFeneö, ®rünblid)e3, 2autere£ unb S3ejMnbtge$ »errichtet mirb ; unb bemnad) baß ©emütb, bei allen eigenen unb ge* fetsticfyen Stnjtrengungen, immer in »ielen ^efcfymerltcfyfeiten, SSerbruß, Anfragen unb S3anben liegen bleibet. tft biefeö ein fefyr mistiger q)unft, (wenn er mol)l tterjranben mirb), meldber unternommen mebr gemein ijt, alö man mofyl benUU

34. £ie mabre §etligfett unb ©ottfeltgfeif ijt bem ©efe§ unb ben menfcfylicfyen 9caturfräften jumal unmbalid) unb frembe» £)er lebenb:gmarf)enbe @eijt beß £errn %e fu muß unö $u neuen @efd)öpfen machen, 9?öm. 8, 2. unb un£ gan$ beleben unb be* mirfen ; bamit mir, mtt biefer freien Straft beß neuen 23unbe£ burcfyfcrungen, mit foer^engluff, $raft unb 23efMnbigfett, atteg perleugnen unb überminben, unb in magrer ©orrfeligfeit fcor bem Angeftcfyte beß £errn leben mögen. 5Bürbe ein jeber, bem um bie mabre ©ottfeligfeit ein (£rnjt ijt, in biefe ein* ^ige D-uelte aller ©naben unb ©ottfeligfeit, (nämlid) %e\am @l)riftum), in ^rfenntnip feinet tiefen $erberben£ unb Un* i>ermögen$, unb im ber$lid)en Vertrauern fiel) mit mir einfett* fett, unb in it)m bleiben : in 3Bal>rl)eit, mir mürben grünen, blühen unb grücfyte bringen, mie bie 33äume an ben 5öaflfer* backen, ^)f. 1, 3., unb in lebenbiger @rfaf)rung mafyr befmben, ba$ feine ©ebote nicfyt ferner femt, 1 3ol). 5, 3.

35. £)ennod) aber benfe niemanb, ob moüte man bjiemit baß ©efyeimniß beß Mveu^eß Vorbei get)en, unb bie fefigen 2eiben&* mege Qbotteß über bie ©einigen anß bem 3irfel unb ?auf ber ©ottfeligfeit ausließen; nein, gemißliet) ntcfjr* 2>enn fo mürbe man fcerurtfyetlen, $f. 73, 15v alte Äinber ®orte£, bie öor unö gemefen ffnb, Abraham, £iob, 1^at)ib/ §eman, 3ere* miam unb alle ^eiligen, fo mobl alten alß neuen £ejtamenr$ ; melcfye alle, (ein jeber in feinem £t)eil unb 5Ctfaß), burd) man* derlei Verfügungen, Anfechtungen, ginjrerniffe, SSerlaffungen, 2>ürre, Söeängjtigungen unb tn'efe anbere £rübfaten unb ?ei*

ber wahren ©ottfeUßfcit* 93

ben, nach ?etb unb ©eele, öon (Sott ffnb geübet, geprüfet unb geläutert worben. Vielmehr bleibt webt btö auf ben henti* gen £ag bei bem göttlichen Au$fprudv ba® alle, bie gottfelig leben reellen in (§t)rtjlo ^tfu, nicht nur äufferüd) üon ber 5Belt muffen gehaffet, üerfpottet unb »erfolgt (2 £tm, 3,12 ) werben; fonbern, baß man audvmwenbig burd) mancherlei Anfechtungen, (3ac 1, 2 ) Äreuj unb Reiben muffe ttotlfom* men gemacht werben (§ebr. 2, 10. 11.) unb in6 «Qtmmelreid) eingeben (Apoffelg. 14, 22.). Mein* bem unerachtet mögen bocl) and) alle innere Reiben, Anfechtungen unb £ritbfalen, eU ner gottfeligen ©eele nad) unb nach fdjon leicht, ja, ^u eitel greube (3ac. 1, 2.) werben, unb bürfen ihren tiefen ^rieben tn ©oft nicht frören; wo ffe nur ttorffchtig lernet, tt)re ©tärfe, Vergnügung, ^Boblftanb unb <&elkteit, einig unb allein in @ott unb helfen 3BoblgefaKen.su fefcen. ^d) fage, allein tn ©Ott unb bejjfen Vorgefallen : n d)t in ihr fetbjt unb ihrem £bun ; nid)t in eigener £uft unb ©einächlichrnt; nid)t in gött* ld)em Zid)t, ®aben, @mpff«buugen, ©üßiafetten, Veiffcherun* gen unb begleichen ; benn btefeö aöeä fann unb muß ihr oft fcerbeefet unb benommen werben; ©oft aber unb fein SBttte weichet unb fceränbert ffd) ewig nid)t. Unb wo nur eine (Seele in il)ren ?eit>en, (e$ fet) welcherlei eg wolle), btefem ge* treuen (Schöpfer tf?re ©eele unb ©eltgfeit 03J?arc 8,35.)/ in tiefjler Verleugnung ihrer fetbfr, in buufelem ©lauben (ipebr. 10,88., 3ol)/20, 29.) fann überlaffen Cl <)Mr. 4, 19.); fo wirb ffe gewig, nachbem fTe baburef) geübet, unb alle eigene ©ered)ttgfeit unb ^römmigfett vernichtet werben, eine frieb* fame grudjt ber göttlichen @ered)tigfeir(£ebr. 12, 11.) unb Heiligung (Ibid. t>. 10.) nod) in biefer 3e^ erlangen.

36* $lud) ijt meine Meinung nicht, tjtebitrcf) beujenigen nod) Weiter ben 9J?utb $u benehmen, wefche in Äufricfctigfett ber ©mibe feinb ft'nb, unb in bußfertiger £raurtgfett unb 3erfntr* fd)ung, mübfelig unb belaben einher gehen, unb ihnen ihren 3uffanb tterbä-t.tig ^u machen, weil ihnen eben nod) fo leicht nicht »orf ommt ; ' feineöwegö : fonbern ffe im ©egentheil ba* mit äutröflen unb aufzurichten, ba$ e$ nid)t immer Ob* 16, 21. 22.) fo bleiben barf ; unb ffe nur $u erinnern, me ffe mit foldjer £er$en3gefralt, in (Menntniß ihreä ($(enö3 unb Untter* mögend, muffen $u %efa in Wahrheit fommen, auf ba® er ffe erquicke, unb ifynen fobann fein 3od) fanft, unb feine ?aff leicfyt

94 3. <&tüd— $on bem $Befen unb 9^u^en, ?c.

machen (.tyflattb* 11, 28—30.) möge : unb, ba jTe in ifynen $a* malen feine $raft baben, gum wahren $ßefen ber ©ottfeligfeit bnrd)gubred)en, fte bnrd) unabläffigen ©eiflegbunger unb ®e* bet> im ©runbe ifyrer (Seele bem £>errn innige anfangen, uub in 3bm $u bleiben ftcft angewöbnen (£nob 21, 22.) follen ; ba er bann unfehlbar, burct) ben (£influ§ feiner göttlichen Äraft, tfynen atleö, xvaö jum 2eben unb wahren ©ottfeltgfeit gehöret, überflüfftg fcf)enfen wirb (2 tyetv 1, 3.).

37. £)er aMn feiige ©oft (1 &im. 6, 15.)/ welcher and) allein ©ottfelige machen fann, wolle burd) feinen @ei|t bie £er$en berer, fo biefe Blätter lefen werben, fo lebenbig unb fräftig rubren, ba$ fte nid)t allein fTcf> fertig entfd)lie$en, ftd) felbft unb alleg $u verleugnen, fonbern ba$ ffe fotd)e3 aud) burd) ibn wirflid) tfyun unb vollbringen, bamit fte ibm folgern unb be3 unauöfpred)ltd)en ewigen ®nte$ feiner göttlichen ©e* meinfdbaft genießen mögen* Wlan muß ftd) fctbft Verladern wenn manifyn ergreifen will, unb von feinem ©eifi will ergrif* fen werben* 5ftan muß au3 ftd) felbjt ausgeben, foll man in ibn eingeben. Tiefer 2ludgang unb biefer Eingang ift ber ©runb unb bie allerwefentlicbfte £bat ber ©ottfeligfeit; weit Wir baburcl) ©Ott wiebergeben, xva$ fein i% nämlid) un$ felbjt grünblid), gan$ unb unwteberruflirf) , unb and) il)n babttrd) er* rennen unb annehmen aU benjenigen, ber er ift, nämlid), al£ unfern ©ort, ©cböpfer, (Jrlöfer, al$ unfer bödbjteö ©ut, unfer (Sing unb unfer 2lüeg in Grwigfeih 2Birb biefeg @ine (biefer Sluggang unb biefer Eingang) öerfäumet, fo tft unfere ©ort* fetigfeit nid)t Viel wertl), fonbern nur ein bloßer ©cfyein ol)ne ©ein» 25a unö aber nun bie erbarmenbe Ziehe ©otteg in @brifto Sefu bier$u fo treulief) berufet, fo laßt unö biefem un* ftf)ä't$baren ©nabenberuf folgen, mit gebücftem Qauyte unb Salaffung unfereö ©an^en, bamit wir fyier unb ewig in ttjm gottfelig unb feiig werben in ber UBafyrbett 5Beld)e3 öon £er* gen wünfdjet, unb von bem Urfprung alleg ©uten erbitte^ eine: naefj ber wahren

©ottfeligfeit tradjrenbe ©eele»

Vierte« ®tö&

Öon fcem Öcrl)tiltcit

t) e t

©etfteS&afcett, ®eft#iett unb jOffettfeatungett, tc*

1 Sfieflat. 5/ö. 19. 20. 21.

5)en ©etjl bampfet mdf)t. Sie 3Betfiagung »etadjtei ntcfyt. ^cufet aber atte£, unb taö @ute begattet.

£)a ttt ber ttorbergefyenbeu 2ibt)anbtuttg unter 'anberm ba$ 2Befentltcf)e in ber (#ottfeligfeit, tton bem ^cicbtroefentlicfyen, 3ufältigen unb 2Iuflferorbentlirf)en unrerfefneben wirb; tct> aber tfyeild bei anberer (gelegen beit öon begleichen auflerorbentlt* cfyeu fingen, fo, ttrie folcfye bei fd)on Verdorbenen art$ufef)en unb su gebrauchen, meine ©ebanfen eröffnet; ttyilü nun, burd) $eranlafiung ber je^igeu aujferorbentlicfyen Bewegungen, fo ffrf> bei manchen (£m>etfungen ereignet, auet) meine @eban* fen tton mir $u geben begehret werben, wie man ftcf) nämlid) bei uorf) Sebenben in 2infet)img biefer ©adjen gu »erhalten : fo 6abe für nicfyt unbienlid) gebalten, beibeä in ein befonbereS (stütf jefct jufammen ju faffen, unb üon bem ledern infonber* l^ctt ben 2lu^ug eineö 23nefe3, welchen an einen grennb in fyoßänbifcfjer £pracfye abgefaßt, in ber brüten Slbtfyeilung be£ gegenwärtigen Herten ©tütfg beizufügen*

95 4* ©tue!— Sott beut SSerljattett,

Söie mattfcei atiffetotb entließen (Uctfie^g aBett, ©eftdjtett ^ffeulmrintgeu, ac* fiel) ju fceriiaftctt fyabt*

I.

1. sXTJait mup gefielen, ba£ ber $?ea, beg reinen (Staubeng, ha eine feeele bem 3ug beg ©eifteö 3efu in ihrem ©runbe foU genb, ftd) aufführen läfjt aug ffet) feibft imb allem ©efchaffe* uen, um ($ott im ©ei(i unb in ber üBabrfjctt anzuhängen, $u bienen, unb feiner ©emeinfcfyaftrbeübafticj.git werben, ber un* befrteglicbfte, ftcfyerjre, auch unentbehrliche ©eg fet> ; unbbag hingegen berjenige *üjeg, ba bie (Seelen über unb neben bem, and) anbere aufferorbentlid)e@nabengaben, Richter, (^ntäücfun* gen, >Dffenbarungen unb anbere übernatürliche ?ö?ittbetlungen erfahren, mancherlei betrug unb @efaf}ren in biefem £t)eil unterworfen (e^

2. £>arau3 gber mü§ ber ©d)lu$ nicht gemacht werben, bag bie ©eelen, welche burd) fclcben 3Beg gegangen, barum aud) wixHid) betrogen unb herführet worben : feinegwegg* @ott weig wie er einen jeben leiten fott unb will ; unb ben er bei ber £>anb hält, ber gebt überall fteber. (5r, ber Tantum burrf) hie g&uftenfcbläge emeä ©atan6engel3 bewahret l)at, ha% er ftd) feiner hoben Offenbarungen nicht überbeben mochte, ber weiß noch taufenb anbere TOttel, hie nichts, al£ ihn furfjen, auch auf gan$ unebenen 5öegen ftcher gu leiten*

$ötr follen nur> fo Diel an unö ift, baö jtcherfte erwählen, unb un^ fetblt feiner hohen aufferorbentfichen X)tnge au£ ©elbfr/ liebe gelüjten fajfen : im übrigen aber muffen wir ©oft in fei* neu gübrungen unb 9D?ittbeilungen feine ©ebranfen fe£en Wof* fen; fonbern aUe§ t>enenren, xvaü Don ihm fommtunb $u ihm leitet; unge^weifelt glaubenb, haß er, a\$ ein unenblid) t)oU* fommeneg, freimächtigeö unb gütigjteg sl£efen, ftd) auf un* enblich tterfebtebene 3trten feinen Zeitigen unb ©eliebten mit* rbeilen fonne unb mitgetheitet habe, $ur $unbmad)ung feiner göttlichen ©roßtfyätfgfeiten unb ^öunber.

3. 5öenn ich nun fo mancherlei, and) feltfame unb auffer* orbenttiche ©aeben / in bem 2eben einiger ^eiligen ftnbe, fo gebe ich, meinet G?rad)teng/ nach biefer ©pur gan^ftcher. £ann gefegt, e3 trüge ftd) etvoa einmal $u, haß t>on einer folgert ©eele etwaö af£ eine göttliche 2lnfprad)e ober Offenbarung

bet aufferorbentlicfyen ©eiftedgabem 37

angegeben würbe, welche^ becf) wirfltd) nur au£ ihren ebenen guten ©ebanfen entftanben, in^wifchen aber bcrf) an nnb für jfcf) felbjt eine fcfyöne unb ©Ott öerherrltdhenbe U5Jal)rt)ett märe, unb idh, ohne einem attberm bk Dfadjnuna, machen $u wollen, nel)me folcr)eg an, wofür e3 ausgegeben wirb, unb brauchte eg trcultd) $u meiner Erbauung unb ©otfeS Verherrlichung : fo ein jeber 2Ser|tänbiger geftehen, ta$ ich anf foldje UDeife fei* nen ©tfjaben bavon hätte ; fonbern and) barin @ott gefälliger gu 5öerfe ginge, aU wenn idh micf) (ohne göttliche ©ewtßbeit) barüber $um ^Ktc^ter, unb $uqleid) in t>k wichtige ©efabr fe£te, ©otreö daben in feinen fettigen $u üerjcfymäijen ofcer $u Der* werfen«

II.

4. (£3 gibt unrichtige böfe ©eftdjte unb Offenbarungen, wie eS auch falfdje Propheten gibt ; and) werben manche au£ $t tfarfer ober gu fd)wad)er dinbilbuugöfraft geberne^)t)antajTen, unb anbere erbichtete s3J?äl)rlein, melfältig ai$ treue sll?aare $tt SÄarfte gebracht; unb ba gilt ba£ sIöertäirach3 C&ap. 19,4.>: siÖer leicht glaubet ift leictjtftnnigen £er$enö ic* (£$ gibt aber aucf) richtige, au$ gutem unbgorttid)em Urfprung fyerftammenbe ©ejtcfjre, Offenbarungen unb 5öeiflfaaungem £ie petita* &d)xi\t ift Doli baüon ; m ber Kirchen tuftorie, unb anbern äch* ten ^d)riften, ftnbet man batton auch bäuftge ©puren unb *-8emeife. Unb e3 ift fo fern, bag ®otte$ ©e'tjt ft'ch irgenbwo ein 3iel gefeöet haben feilte, biefe fe-ne Gräfte im Plenen Ze* ftament ^urüc? $u balren, unb nicht mel)r C-iBeiöl)e!t 7,27.) für unb für in bie heiligen Seelen ftch einzugeben, ®otte$ greunbe unb Propheten aus ihnen $a mad)en; oa$ berfelbe ötelmer-r burch feine alten Propheten fd)on vorher tterfünbigen laflen, baß eben in ben legten £agen btefe auffererbentltcfyen ©aben fehr allgemein femt follten, baß Qoel. 3, 1—60 2llte unb Sunge, Jänner unb Leiber, and) fogar £ned)te unb 9[ftägbe, weiffagen, ©ejicfyte fefyen, unb träume haben würben.

5. ©leid)w:e man nun, weil falfdhe unb bö}e ©effchte, Djfenbarungen unb ^Beifügungen unb bergle?d)en giebfr be* hutfam feint mug, baß man n d)t atteö fo ungeprüft annehme: fo mug man l)ingegcn, weil e$ auch wahrhafte unb gottliche gtebt, an ber anbern <&2ite aud) alle 2sorjTd)tigfett gebrauchen, baß man md)t atteg fo ungeprüft verwerfe. Ob man gletrf)

9

98 4. Stücf— Sott bem $erf}dtett

wei^ bag manche falfcbe ($belgejtetne gte£>t, beßwege« wirft man nidbt flttgö alle binweg. £)rum fo {äffe man, m btefer ungläubigen legten 3e^/ ^auli <3prurf) aucf) norf) gelten, be« (Steift bätnpfet nid)t ; bte ^Beiffagungen fceracfytet ntd)t, 1 £l)ef* fal. 5, 19, 20.

6. si£enn aber geübte unb erleuchtete TOfttct ratben> man folle bergleirf)enaufferorbentlirf)eT)inge ja ntrf)t begehren, unb, wo man folcbe empfangen, ntcfyt groß acbten, jtcf) ntd)t babet aufhalten, snelmebr vorbei geben, bamit man weber öerfübret norf) aufgebalten werbe ; fenbern tu freier ®e*.fteöabgefrf)ieben* l)eit unb reinem ©lanben ($5ott über alle Dinge anbangen, unb gu fetner unmittelbaren Sereinigung fortfäjmten Fönne : wenn fte, fage id), alfo ratben, bann betrauten fte bie <&ad)e mit Stbjtcfyt auf Diejenigen ^erfonen, welche fo(rf)e erfabren, ober erfahren Fönnten; unb t>a jTnb fold^e 23erwabrungen richtig unb nötfyig. *IBir a6er betrachten fyier tiefe £inge mit 2JbjTrf)t auf ung, wie wir folcbe aufeben unb aufnehmen follen : unb ba Föunen wir, narf) ber ^Ö3ar>rt)eit (unb and) nacf) folrfjer Jänner ©ejtänbniß) ntrf)t£ anbereö fagen, atö baß wir »er* pflichtet fmb, feiere (Sachen (narf)bem fte bewä'brt erfunben woroen) mit gebübrenber Grbrfurdjt an^une^men, unb unö fei* btge bejteng 9iu£e ju machen.

$Sir gelteben and) biefe3, baß nirf)t3 aufferorbentlicbeS et« binbenber $$ewei$ »on ber;fteiligfeit (will gefebweigen größer« #eiligFeit) einer ^erfon fei) ; benn manchmal werben and) nod) gar nirf)t weit geförberten ©eelen fold>e (gacben mitge* tt>etiet ; baß aber aueb göttliche Offenbarungen, ©effebte, «♦ f. w. mit fcfyr erba betten unb apoftofifeben ©täuben wol)l be* fteben Föunen, Faun ba£ einzige Krempel jenes SlblerS, be£ 2lpojtel$ ^obanniS, genuqfam beweifen.

7. 33et Prüfung folcber ©acben, fe£f eS nun fretftcf) einige (Srf)wierigFeiten. Denn, ju gefcfymeigen, baß nid)t ein jeber ben ©eift ber ^Prüfung tnwenbig bei ffei) bat, fo ftnben wir auef), baß ©otttofe bisweilen rieb tige Offenbarungen C^ileam, 4 9ft* @ap. 22. 23. 24. ; ber alte ^ropbet $u ^etbef, 1 £ön. 13, 20.) unb 3Bctffagungen gebabt ; wabre Propheten bingegen wobl einmal an$ eigenem ©eift ober (9iatban. 2, ©am.'7, 1—3) ©utbünFen gerebet baben ; unb norf) öfter ftnben wir, ba$ tiefe auf ®otte$ SSefebl etwaö geweiffaget, welrf)e$ nad) bem ^Burf)fra6eit (3ef. 38.) FeineSwegS erfüllet worben ; weil enr*

bei auflerovbenttidjen ©eingaben. Ü9

weber tue 9D?enfd)en, tte betraf, jTcf) $um ©itten (3er. 18, 7. 8., 3ottaS 3, 4. 10,, 1 $ön. 21, 13. unb 28.) ober SBöfcn (1 ©am. 2, 30, 32.) geänberf, ba bann ©Ott aud) fein 5Bort gewenbet ; ober aber, weil ©otteS äöort nicfyt nad) ©otteS Qer. 4, 10,) Meinung öerftanben unb appliciret korben.

8. Sem altem aber uneracfytet, gebet berjentge meines (£v* acfytenS, Riebet ftd)er unb ©ort gefallig ^u 5Berf, ber jTd) bei bem, ticm £eilanbe felbjt gegebenen probier fletn, fefrfyälr; baß maus nämlid) (2Dfatttf)* 7, 16.) an ben grüßten ernennen werbe, midjeö wafyre ober falfcfye spropfyeten femt ; weldjerlei grüd)te unb ^enn^eidjen einer guten ©eijleSbewirfung, un$ unter anbern ^aufuS ©af. 5, 22. unb 3acobuS @ap. 3, 17. beuttid) benennet l)aben (Soldjemnad), wenn id) beftnbe, baß eine ^erfon in unaffeftirter ©ottfeligfVit unb Semutf) getebet; baß ti>r ©emütfy unb 3öefen beruhiget, unb ü)r Umgang er* baniid) gewefen tflt ; ba$ fte and) bei ($rfabrunq fofcfyer aujfer* orbentitdjen Singe nod) gottfeliger unb (pefye tfjlacaxii §omil. 10, 4.) bemütbiger geworben ; ba$ fte folcfye ju erfabren ober auszubreiten nid)t triftig gewefen, fonbern babei fcielmebr in Zeitiger gurdjt unb 2lbgeueigtbeit geflanben ; ba$ fte aud) btö jum feiigen £ob ©ort getreu geblieben ; unb, was ben ^nfyait ifyrer Offenbarungen, ©eftd)te, tt. f. w., betrift, baß fefbiger mit ber Ijeittgen ©djrift übereinftimmet, ober bod) berfelben, nad) ©at. 1, 8. im genügten nidjt $uwiber, fonbern ©ort fcer* fyerrlidjenb, unb $u ©ort (eitenb fe$> ; unb wo aud) nod) über tiefet, imtyuntt ber^eijfagungen, einiges, fo man natürlicher 2ßeife nid)t fcorfyer wijfen können, bttrd) ben SluSgang fd)on als 2öaf)rl)eit ifr bewiefen worben : wenn id), fa$e id), folcfye ^erfmale in einer ^erfon unb it)ren aujferorbentltcfyen Singen ftnbe, ba würbe id) einer großen Verwegenheit, unb jlrafbaren Unbanfbarfeit gegen ©Ott, mich fd)ulbig machen, wo id) fold)e 3eugnifife nod) verwerfen, ober in ben 5Binb fd)lagen, unb nid)t mefmefyr mit gebüfyrenber £>od)ad)tung annehmen wollte.

III.

9. Siefe je£ige %eit merfe id) an, at$ eine Seit ber ajtäbi* aen £eimfud)ung ©otteS. SefuS ijt $war allezeit willtg unb bereit, baS Verlorne $u fudjen unb feiig ^u madjen ; unb unfere 3eit ju fommen, ift aud) allezeit : überbeut aber fd)enfet amk ber iperr bem 9ftenfcben gnabtge gage, gage ber befonbertt

100 4. <£tücf— &en bem SEcrfyaltcn

fteimfnd)nng, worin er ein 2anb, einen £)rt, einen 9D?enfd)en, onf eine nadjbrücftichere nnb fonberbare SBeife nmfd)emet, rnfyret, beweget nnb anfmerffam mad)t, nnb gleich a(£ mit ei* ner milbern £anb feine ©naben anheilet. £)enn in fotdjen gagen ift ber Tempel geöffnet, nnb baß $ önigreid) ©otteä nafye fyerbei fommen. ^Serben feiere £age ntd)t erfannt nnb wahrgenommen (2nc. 19, 42 44.) bann'fofgen ®erid)te nnb 33erwüftnngen baranf. £ie aber ihre (Seelen lieben, bebienen jtd) fotd^er £age, tt)ie bie (Sd)iffer be3 gnten 9Bmbe£ : e$ fom* inen 3etten, worin ber Eingang in ben Tempel @otte3 fo mit nid)t fetm wirb, £)ffenb. 15, 8.

10. Sit bergleichen Seiten nnn, einer mehr ober weniger alt? gemeinen gnäbigen §eimfnd)nng ®otte$ übet einen £)rt ober £anb, läßt ber £err manchmal bie ^erfünbignng feiner %Qafyv* tyeit gefyen mit anfjerorbentlichen TOttfyeihtngen feiner ©naben* gaben, großer $raft, ungewöhnlichen Dfttfyrnngen, 23ewegtm* gen nnb 23ewirhmgen ; bamit er entweber ber ^anptfache bie* bnrd) ein größerem ®etvid)t gebe, ober bamit er bnrd) biefe Socffpetfe bie (Seelen an fTd) $tet)e ; wie and), bamit er bei an* bem, bitrrf) biefe ober jene in bie ©innen faltenbe £tnge, bie Stufmerf famfett anfweefe, (nnb me am ^jxngjttage gefdjah) bie yjlen$e pfammen fomme (2lpofMg. 2,6. 7. 37., ^). 2.) bejftir^t nnb ficf> öerwnnbernb über baß Smfjcrorbentücfye, $x* gleich bie feiige nene 3etfnit3 ^re, nnb einen (Stieb buvfyß %ier$ befomme ^tr 33efet)mng. D £iefe ber 2öet3fyeit;nnb ber 9ttenfd)enltebe (®otteö !

£>iefe3 ift, meinet (£rad)ten3, ber wahre ^nbgwecf Qdctteö, bei allen fokhen anfferorbentlichen (Sachen, bie fcon ihm ber* fommen: ob felbige aber alte öon il)m herfemmen, fotd)e3 ift nicht allewege fo leicht öon dornen, aU wobl öon l)inten nach, gn nrtbeilen. %ft bie grudjt gnt nnb bteibenb, bann mnß and) ber S3anm gnt femt.

11. Sößaö in^befonbere anlanget jene mächtige (baß td) fo rebe) Slfftcirnngen ober ^tübrnngen, feltfame £etbe£bewegnn* gen, nnb bergtetchen in bie Singen fa&enbe 3Btrfnngen, foldje fönnen tton einem inwenbigen guten ober böfen ^}rincipio (23e* weger ober Urfprnng) entgehen ; and) fönnen fte Don anflen entweber übergeleitet ober übergenommen werben. 3d) fyabe bafcon t)erfd)iebene Slrten gefeiert. 35on einigen fonnte ich feine gnte ©ebanfen traben, weil and) bie folgen nic^t aut

bei anfferorben tltdjen ©eingaben. 101

waren ; fte Ratten entweber ein böfe$ innere^ sprinetpinm, ober ffe waren affeftirt nnb nachgemacht 3d) fyabe bat>on einige gefefyen, welcfye bnrd)£ Dieben ober bnrd)3 2lnfel)en an* berer übergeleitet würben nnb wobei bief weld/en berglet* rfjen wiberfnfyr, gan$ einfältig ftd) betrngen, nnb nicfyt ttermögenb waren, bergletdjen 2lfftciwngen $it wiberftefyen, ober ftd) anberö ^n »ermatten al$ wie fte traten. 5Iud) fyabe \&j batton einige gefefyen, tton welchen irf) glanbe, ba$ fte an* fänglid) $iemfid) gnt waren ; bie aber nacfytjer bnrd) ©elbftge* fallen menfdjlid) nnb böfe wnrben. Einige C^>k gefagt) brad)* ten feine gnte grüd)te ; anbere ließen weber ©nte$ nod) 23ö* fe$ nad), fonbern bie 9D?enfd)en blieben tt>ie fte waren. Slber and) waren bergleicfyen bei manchen anbern ber Einfang $u ei* ner grünblidjen SMetyrnng ; ba bie plö£lid)e dntbetfnna. nnb bie große $eränbewng ifyre$ 3uftonbe3, bergeffalt affteirten, ba$ fogar bie Soften beö ipanfe£ (fo ^n reben) bebeten* Qjt$ war ba wie jener jtarfe 3öutb, @rbbeben nnb gener, fo fcor bem £errn fyerging, woranf (wenn fonft bie ©eelen tren bfie* ben) ba$ flttCe fanfte ©anfen folgere, worin erjt ber §err war, 1 Mön. 19, iL 12.

12* $on benen anbern an(Terorbentlict)en Dingen, (woöon im Briefe gemelbet wirb,) würbe icfy fafl eben bie fe£ fagett muffen, ©eil nämlirf) in ben Briten ber befonbem gnäbigen ^eimfndjnngen ©otteg, ba$ Äönigreid) ber fummeln and) be* fonberä natye t)erbei fommt, fo ifi and) bie feiige £icl)twelt fo* bann in etwa mefyr geöffnet über ein fold)e3 2anb, £)rt ober 9ftenfd)en. §ieran3 entfielen nnn foldje anfferorb entließe 9i#ittt)eilnngen fcerfcfytebener ©nabenaaben, £>jfenbarnngen, @eftd)te, n. f. w. Sa, können bie tnneren ©tnnen, (benn toie ber 9D?enfd) and) änffexe ©innen t)at für biefe 2öelt, fo tyat er and) innere für jene äöelt,) welche fonft, nad) bem ©ünben* fall, ^ngebeeft nnb nnbrancfybar ftnb, erweefet werben, fo ba$ fte Vorwürfe ber englifdjen 3Belt, ober beö ^arabiefe^, nid)t nnr fel)en nnb fyören, fonbern and) wofyt red)t empftnblidj fcfymecfen, ried)en nnb füllen, ^n einer ent^üefenben grenbe unb (£rqmcumg berer ©eelen, bie folcfyeö erfahren. 3m fünf* rigen £eben werben bergleid)en (£rfal)rnna,en fefyr englifd), nn* fcqntbia, nnb frei tton aller @efar)r fetm : m biefem Zehen aber, ftnb bie übernatürlichen SSftttfyeilnngen nm fo Diel mefyr ber ©efafyr ber ©efbjtgefätligfeit, ber SSermifdjnng mit bem 9D?enfd)*

9*

102 4. ©tücf— 23on bem Verhalten

cfyen, nnb bem betrug be$ ^etnbeö bloß geftettt, je mefyr fte tton bem ©inntidjen parttcipiren. 2>at)er gefd)ief)t e$ otme 3weifel, baß d5ott in btefem 2eben feine jfrnber fefyr bnrd) ben ©(anben führet ; welcher $war and) $n feiner 3^t, wot)( mit £id)t, (5rfaf)rnngen nnb 9D?ittt)eitnngen begleitet wirb, aber mit fbtdjen, meiere nnglanbttd) wefenttidjer, geijtf idjer, unmittelbar vev nnb fyeitigenber ftnb.

12. £)erf)atben ijt eg and) gewiß, baß bte jenigen, tt>etrf)e tergteidjen anfterorbentficfye angenebme ©ad)en erfahren, and) baranf folgenbe ober vorhergegangene anfterorbentlicfye Reiben erfahren mnfifen ; unb ba$ eben bief welche heut öon Engeln erqutefet werben, morgen ttom böfen Jeinb f önnen ge$nd)tiget nnb geäwjjtiget werben, $n einem ©egengift wiber bie ©elbfc gefällig fett. 9)anln3 war ent^ndt gewefen bi3 in ben britten Rummel, in ba$ tyavcioieä ; er f)atte gehöret nnan3fpred)lid)e 2öorte, n. f. w. 2)iefe3 waren anfferorbentlidje ©naben nnb 2D?ittl)eilnngen : aber tva$ wiberfnfyr ü)tn ? bamit irf) miefy (fpricfyt er) ber fyofyen £)ffenbarnng nidjt überlebe, ift mir <p geben ein ^>fal)I in£ $leifd), ein (£ngel be$ ©atan^, ber mtd) mit pnften fcfylage, jc. (2 @or. 220* 13, $an(nö tjatte and) wefentlidje <Smaben>om £errn empfang gen ; ©Ott hatte feinen ©ofyn in ifym offenbaret (@aL 1, 160 } er war mit (Sfyrijito gefrengiget ; er lebte nid)t mebr, fonbern (5t)ri|tnö lebte in ifym (©al. 2, 20.)* 3^tefe nnb mefyr anbere <Bad)en waren wefentficfye ©naben, nnb welche im ©eift mefyr nnmittelbar empfangen werben, ftnb nad) ihrer 2lrt ^war fefyr befeligenb, aber and) tief öernidjtenb, grimblid) fyeiltgenb nnb alle &ngenb einflöfenb ; inbem fte nid)t$ anbereö ftnb, al$ bie ©emeinfdjaft unb ber dinflnß 3^fn (grifft nnb feinet 2eben6. 2lber mit ben anjferorbentlidjen 9öttttl)eilnngen ift gan$ an* berö bewanbt. £>iefe festere tonnen Crr>ie bereite gefagt) and) wofyl 50?enfd)en $n ^t)ett werben, bie nod) wenig abgeworben nnb wenig geförbert ftnb; j^ne wefenttidjen dfctttyeitnngett aber, fetten ober nie* X)ie Snwofynnng ©otteö im £er^en, (wovon nnter anbern tyauluö 2 @or. 6. fpricfyt,) ijt eine febr wefentlidje ©nabe. £)arnm, wer biefer ©nabe will tfyeilfyaf* tig werben, ber mnß ftd) felbjt reinigen von allen ^eflednngen be£ gteifdjeö nnb be$ ©eifteg, nnb im begriff feim, feine Qei? ftgnng $n öottenben in ber gnrd)t ©otteö, 2 &r* 7, 1*

14. &t£ biefem tfl mm leidjt ber ©d)lnf $n machen, wie

f>et aujferorbentltcfyen ©eingaben. 103

man ffcfy bei attbertt, in 2lnfefyung folcfyer aufferorbentltcfyett (Badjen $u t>ert)atten tyabe. tyftan muß $u folcfyer Seit (nacfy oben gemefbetem D^att) erleuchteter 9D?tjticorum) bie ©emittier, mit welchem mir um^ugeben fcerpflicfytet, nacfybrücftitf) warnen, baß jte ft'rf) keinerlei aufierorbentticfyer £)inge gelüften lajfen, bamit fte nicfyt betrogen werben ; nnb wo fte bergfetcfyen baben, fte ftcfy fefyr fcor aftem SeCbffcgefaKe« in $lc$)t nehmen fotten, weit folcfye (Sachen an nnb für ftcfy felbjt un£ nid)t befler ober <&ott angenehmer machen ; baß jte and) nicfyt bei foulen £)in* $en $u fefyr flehen bleiben, fonbern nnr einen gnten ©ebranrf) baöon machen, nnb fobann ba ttorbei gefyen follen, %um 5öe* fentlicfyen ber wahren SSefefyrung, (Erneuerung beg £>er$en£, unb Bereinigung mit @ott, burd) (glauben nnb Ziebe. %Qa$ anlangt bie tyefttgen £eibe3erfd)ütterungen, ^fftcirungen, dity' rungen, ober anbere in bie fingen fallenbe (feacfyen, fo muß man fte auf eine fanfte 5öeife pr Mäßigung $tt bringen fucben : toa£ aber wir ober fte fetbft nirf)t fo fanft nnb mit ©elinbigfeit tterfyinbern ober mäßigen fönneu, fo(cf)e$ muß man ©Ott be* fehlen unb e$ fo gelten (ajfen, nnb ftcfy wofyl in 2lcfyt nebmen, ba$ man Weber in biefen, norfj in einigen anber« aufferorbent* ticken fingen, fcermejfen fei, im Urtfyeiten, tnetweniger im 2Ser=* urtb, eilen ; bamit man nicfyt fcfyeine bem Zeitigen in Sfraet ©cfyranfen ^u fe£en (^>fafm87, 4L im ^ebräifcfyen), beffen Höege mit übet ttnö ergaben ffnb, unb ber, öornefymttrf) in t>en legten £agen, knete, fonjt aujferorbeutiirfje bringe, wirb gefcfyefyen (ajfen»

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worin bte notfjroenbtge SScrttnbung bet

Heiligung mit bet $ie$>tfetti#uti$t

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ffi^ttd) ongcjciget rottft.

gjfalm 130, 40. 93« btt ift t>ie Vergebung, baß man btcfj furcfyte.

SS oxbexicht

T)iefe$ m fyottdnbtfdjer (Sprache abgefaßte ^prwatfdjretben war bem £>rutf nidjt ^ugebacbt ; nad)bem id)$ aber gefdjefyen IaflTen, baß felbtge^ aujfer ber 93erfon, an mldje e3 gefdjrieben werben, aud) attbere in bie foänbe bekommen fyaben, fo ijt nid)t nur angetrieben, fonbern and) ofyne mein ^orwiffen, Don mefyr alö einem in$ ^ocf)beutfcf)e überfe^t worbetu £>a e$ nun ot)nebem nid)t mel)r prittat ijt, fo fi'nbe irf) and) weiter feine Urfadje, mid) bem Verlangen fcerfdnebener grennbe ent* gegen $u fe^en, bie biefe ©cfyrift burd) ben £>rud gemein ma* ä)en mottten ; me fe(bige bann and) fd)on in fyottänbifdjer ©pradje gemein gemacht t|L

©ne£ bejeitcje id) nnr aufrichtig, bog td) biefen 33rief nid)t al$ eine ©treitfcfyrift wiber einige 9ftenfdien aufgefegt ober angefefyen fyaben wolle ; fonbern bto£ al$ ein 3Bamuug$fd)rei* ben mi*er bie 2eid)tft'nnigfeit, unb anbere Errungen, e$ mögen nun foldje gefunben werben bei wem, ober an welchem Drt fte motten ; ba einigen $um 3^cad)benfen, anbern $ur 23er* Wahrung, unter göttlichem ©egen, mag bienen tonnen. £)er @eijt ber ©naben unb ber %ud)t fet) gebeten, ba$ er felbjt bie in biefem S5rief enthaltene SßBatyrljeit gehörigen Drt3 abbref* ftren unb fegnen motte.

2öcil biefer SSrtcf in fyottänbifcfyer ©pradje abgefaßt ift, fo fmb aud) bie ©cfyriftftetten nad) fefbiger eiwaö genauem Ue* berfe^ung tuefmatö angeführt, unb nadföitfdjtagen : weldjeö bem geneigten ßefer $ur 9iad)rtd)t bieneL

21u3 be3 £ernt 3ob. fcan £obenftem (weilanb feiner befon* bern ©ottfellqfeit wegen berühmten ^rebigerö $u ,Utred)t) fogenannten (gd)mancn*@efang, motten wir bter nod), ^ur er* baulichen Einleitung, fotgeube nad)benfitdie SSerfe fcerbeutfd)t beifügen, me fte ftd) in feinen Uptfpanningen pag, 437 be* fcnben*

106 S3or6ertd)t jum fünften &tM.

1.

®a$ atmwmivvte @f)riftentf)um 2)ient ©ott, unb reeiß felbft nicfyt warum, 2U3 nur $um eigenen 9iu£e* 3n>ar fucfyt^, bodf) ftnbtö ben tyilanb nicfyt, UBetfö it)tt nur fucfyt, ba$ im ©ertcfyt,

(£r fei) fein ©tfjtrm unb ©tfm£e. £otf) fam 2)aö ?amm,

©ünbenfcfyaben 2luftulaben,

Unb im 2öefen £urcfy Verleugnung $u genefen»

Verleugnen man at$ bittet fdfjeut ; Sfflan träumt fcon einer ©eligfeif, £>urcfy 3efum bort emorbett : £icfy aber lieben, (roelcfyeg £err, 3n S5uß unb $reu$ ber £immel war,)

£)ie £efyr i(t je^t geworben; £)bfrf)on 2>em ©ofytt 1

2)ie$ mit SDBorten 2lller £>rten 2lngepriefen, Unb im Vorbilb tlav genriefen. *

3.

£aß unfer £eil ift, eignen SfBill'rt, ©emütf)$* unb ©innentriebe fftll'n, Unb 2ujtbegierben Raffen ; £>aß fein felbjt §eit in fein felbft £aß Unb @otte$ 2ieb befielet, baß

Mann mmmefyr feiner faflen : man xoxüjlt 20?an jfelt

£rieb unb ^Bitten 3u erfüllen,

<Bud)t alleine, $Lud) im ®ottegbienfr, ba$&eine.

5. ©tucf $Banumg6fd)reibett 107

%n 3ef**# ttttferer eitt^en Hoffnung mtb ^ettttdjfett,

1* 3d) fmbe mtrf) gerteigt, meine gebauten nod) etroa3 nä* fyer $u eröffnen, über ettr>a3, fo mir in eurem fcorigen 23riefleüt am evften in£ 2luge fiel, näinlid) : Saß einige ©eelen nid)t$ boren motten öon ben Bubereiturtgen, um ^u ber göttlichen 23er* einigung gu gelangen, and) burd) eine nnrffame £reue in ber Verleugnung ; unb ba$ jbld)e£ alleg bei ifynen nur @efe£, unb fein (£*>angelium je*) ; unb baß ifyr glaubet, ba$ folcfye^ burcfyaug jtreite tt>iber ba^jenige, ma3 ^pauluä fprid)t, nämlid) ba$ ba$ @efe£ un3 ein 3ud)tmetfter fe*> auf @i)riftum u* f tth ißobei ifyr tyoffet, ba$ e3 in biefem ©tücf Ijiev hei nn$ bejfer beraubt fein tt>erbe.

2. Stuf btcfcö ?e|tere muß id) fagen, ja, ©Ott ?ob ! ijt an biefem Drt, unb in biefem 2anbe, in 2lnfet)ung bejfen, beffer befdjajfen ; ob man aieid) in anbem ©tücfen and) Mißgriffe fielet. SOJau fyöret t)ter unter ben erweckten greunben, nid)t$ t)on biefem (£öangelio, ba£ fcon leiner Verleugnung, nrirffamen £reue, unb noti)tt>enbigen gortgang in ber Heiligung tt>ijfen n>ilL %ftan glaubt ^n>ar fyier t>on §er^en, baß mir allein burd) (grifft *8fut fyaben bie Vergebung unferer 9D?tjfetl)aten, unb bie ftveimüfyiateit ^u @ott ^u nat)en, nad) bem 9ßetd)*. tfyum feiner @nabe, @pt)ef 2, 7 , @br* 10, 19, : allein, man glaubt and) ^ugleid), ba$ er, ber ftd) felbjt für nn$ gefyeiliget Ijat, and) un3 ^eiligen müjfe in ber iBafyrfyeit, unb un^, burd) ben (Sinfiup feiner @nabe unb @eifte3, müjfe unb wolle %nbe* reiten $u einer ^Bo^nung^otteö im @eijt, nad) bem (*) 9?eid)* tijum feiner £errlid)feit, 3o^ 17, 19v @pi)ef 5, 16. 17. ; unb baß biejenigen, bie biefe Hoffnung unb Verfyeijfung fyaben, auefy ftd) felbjt (burd) bie Äraft eben biefer ©nabe) müjfen reinigen t)on aller 25eflecfung beg g(eifd)e£ unb be£ ©eifteä, unb it)re Heiligung in ber gurd)t ©otte£ fcottenben, 2 gor* 7. 5D?it ei*

*) -Die Vergebung unferer ©unten, butcf) bie Sßerfofjnung, bie in (Sfjrtfte ijt, nennet SpautuS immer einen SRetdjt&wn ber ©nab: Lottes ; bie barauS flte&enbc £eiügung, nähere @r(eucbtung unb Bereinigung mit ©Ott, nennet er einen 9lctd)thum ber ©loriesct>er Jpcrftidjifctt ©otteS ; ba$ ganje Jpzil, unb otte burd) (Sljriftum erworbene ©uter, ftofc ber un* erforfc^lic^e Keic^t^um Sfytijft, (Sp^cf. 3y 8.

108 5. ©tücf— <EBartumg3fd)reiben

nem $öort, man befiele barauf, tag GEtjrtftitö un$ öon ©Ott geworben ijt, unb werben muß, nid)t allem $ur SÖ3etöt)ett unb @ered)tigfeit, fonbern aud) %uv Heiligung unb pr ($r(öfung, 1 (5or. 1. 3nswifd)en wäre e3 $u wünfdjen, ba$ baäjenige, fo fyietton überhaupt bezeuget wirb, unb welchem man aud) bei* jtimmet, burcfygefyenbä möchte ^eübet, unb ^war, wotyl geübet werben,

3, Srtbem id) biefeg 3öort fdjreibe, fällt mir ein, ba$ bteje* nigen, welcfye bag 2öort Verleugnung nid)t boren wollen, ba$ 2Bort lieben eben fo fet>r aU gefe^ud) tabeln werben, mnn id) nid)t eine (£rflärung babei füge, unb anzeige, ba$ and) ^pau* lu3, 1 £im, l, 18. @ap. 4, 7. btefeS^öort gebrauchtet. 3(1« nid)t betrübt, baß bie SKenfrfjen, ja, aud) gute 9fl?enfd)en, fo Ieid)tlid) auf (Extremitäten geraten ? ©mrißtfd), 5öat)rl)eit bleibt nid)t länger $Bal)rl)eit, wenn man fte gtt fefyr nad) einer ©eite binüber beugt

4 2ßar je ein q)aulu3 notfyig, ber ben %ubcn itjre 3öerfge* red)tigfeiten übern Raufen warf; um hie @ered)ttg?eit in (Sfyrijto aufturid)ten ; fo ijt aud) in biefen £aa,en wieber ein tyetxnü unb 3acobu$ nötfyig, ber burd) ben -@ei|t @otte$ an* jeige, ba$ baßfenise, fo unfer geliebter trüber ^aulug, nacfy ber %8ei$l)eit bie itym gegeben ift, fyier unb ba fd)reibt, nicfyt allezeit redjt »erftanben, fonbern bisweilen entweber »erbrefyet, ober m l)od) getrieben werbe ; wobei bcd) bie 28abrbeit an ffd) felbft allezeit ungefränft bleiben muß. 3d) merfe flar beö geinbeö £ift bei ber heutigen ©efe^prmeret. (grifft ti)eure£ S&erbienft, $lnt unb äöunben, fmb ber fd)öne SSorrcanb ; be£ geinbetf $bf(d)t aber ift, burd) ein pi leid)te$ unb feid)te3 (itian* gelium, @l)rijti $reu$ gu fcemid)ten, unb bie erwedten ©eelen fcon ber feiigen Uebung beg inwenbigen $raft* unb ©aftdjri* ßentljum^, unb tton ber reellen (Srfabrung aller bavin $u ftn benben göttlichen Mitteilungen, in ein fmnlid)e£ ©piel t)er au£ $u locfen, ba ber @runb be£ (2d)aben3 unerkannt unb ungetöbtet bleibt Darum fo muffen in biefen £agen Diener ©otteö um fo t)iel mefyr brüber au$ femi, ba$ fte @brtjhim unb fein ^uangelium gan^ öerfünbigen ; unb fonberlid) bei beUhv ten, auf bie ^ottjwenbigfeit beg Snnebleibenö in (Ifyrifto, ber SSerleugnung unb ber wahren Heiligung anbringen, o^ne welche gewi^lid) niemanb ®otte$ 2tngeftd)t fef)en wirb.

5. 3Ba3 antanat bie drprefftonen öon ®efe$, ober gefe^lid),

wiber bte SetcfytfTmugfett. 109

barüber märe (*) tnel$u fagett» £>ann i]i mdit alleg ©efe£, n>a£ bafür angefefyen wirb ; unb aurf) nicfyt aEe£ (£öaH$elium, tva$ fo genannt wirb* 2llle 5)^enfrf)en futb, ifyrer fleifcfylicfyen ©eburt narf), ebne ©efefc : feiere nnn fo mit einem (Sprung nnter ba3 Qröangelium bringen ^u wollen, meiß irf) nicfyt, ob3 allezeit reifet $8erf werbe* Der ©eift ©otteg fann $war SBunberwerfe ttyun ; aber gewöfynlicl) ijt bie allgemeine §ait3* balrnng ©otte£ über bie Mrcbe, feine bloße nid)t3bebentenbe £uftorie, fonbern and) eine Stbbilbung fetner befonbern S>an$* baftung über eine jebe ©eele* Unb belegen glanbe i& mit Sluguftino, (t) ba$ man bie 9}?enfcl)en in tnellerlei ©tanbe einteilen mu$ : 1) afö obne @efe£, 2) al3 nnter bem @efe£, 3) al3 unter ber (3nabef 4) al£ tm ^rieben ober £errlid)fat* 6. Den (Staub unter bem ©cfe£ befcfyreibt und ^paulu^, an$ feiner vorigen (£rfal)rung;, im ft'ebenten Kapitel an bie Körner» dt betreibt nicfyt nur bie &au$ Haltung ©otteö ober bie £eit unter bem ©efe£, (wie bie (feocinianer unb einige anbere n>ol* feir,) fonbern and) ben BuftaKb tinex ©eefe unter bem ©efel$, ba bie Mvaft beö ©efe£e3 in feinem ©ewifien (mit befcf)ulbi* gen, forbern, fingen unb ängftigen,) lebenbig warb* 2>etw er bezeugt fc>. 9V baß er ttorfytn obne ©efe£ gelebet, welcfye^ nicfyt anber3 al3 auf feinen natürfict^unempftnbltcfyen B^anb fann gebeutet werben, weil tyau lu3 ja nie ein j^eibe, fon* bem ein. Hebräer gewefen ift £lud) befcfjreibt er in biefem fiebenten Kapitel nid)t ben B^ftanb eine£ Wiebergebornen Triften, in welchem ber SlpofM, tüie er biefe3 fd)rieb, fotfte gewefen femt, C^ l)eutige£ £aged nur att^ugeneral and) un* ter ben ([jo^roteftanten geglaubet wirbo 3d) würbe ba$ ©e*

*) 2Cm (änbe biefe» Briefe ojitö f)ieüon aueb nod) ein Sföcbrereö gefagt +) Sßor bem ©efefs (frriebt frrfetbe) feigen mir ber Suftbegicrbe beS $lcifcbe6: Unter t>cm ©efeg/ merben mir son berielben megccfcbleppt : Unter ber ©nabc, folgen mir meber berfelben, necb merben mir son ibr meggcfcblcppt : 3m ^rieben, xfi feine öuftbegierbe mebr. . . ©enn mir miffen, bafj ba» ®efe| gciftltcb ift ; icb aber bin flcifcblicf) : mobureb ber ?fpcjte( genugfam anzeiget, t>a% ba* ©efeg niebt f enne erfüllet werben, als nur t>cn ©eiftlicben bergteidben bie ®nabe mact)t. £)enn ein jeber, ber ©ctt gleichförmig gemorben, ber erfüllet leicbtlicl), maS bag ©ci"c| befiel)(et: er ift auefj nicl)t unter bem ©efefe, fonbern mit bem ©efe|. Augustin. in Libro proposit, ex Epist. tid Roiuan.

t) ®ocl) mirb c^ nio^t ton allen spreteftanten alfo geglaubt. 9?ocl) neu= lieb, unb naebbem fctcfcö ©ebreiben febon t>a$ erftema' an^ Siebt gefem« men, bat unter ben ttoangelifd) ßutOerifdjeh, ber ^>crr ©teinbart ^u 10

110 5. &tikd— %Qat\\M\$$föxciben

gentfyeit geigen fönnen, au$ ben 3eugniflen ber $irtf)eulebrer (3tenai, £ettuttiani, Drigenitf, gbrirfoftcmi, ^ieronmnt), jc.) in ben erfreu Satyr bunberten be£ (Sbriflentbum^ welche biefeä Zapftet für eine Slbbilbuna, nehmen öon bem @tanb nnter bem ©efe£. 2)aö 5ß3örtfeiu mwenbiger 2Eftenfcf) &♦ 22v fo einige auf ben ©ebanfen gebracht l)at, beißt bier ntdjt, neuer Teufel), foubern ba$ Snwenbigfie in jebem 9ftenfctyen*

7* 3d) weiß jwar, baß and) unter ben Dfttaufdjen einige er* leuchtete (Beeten, in biefem Mapitel ben <Btanb fd)W*l*r in* wenbi$er Reiben unb Prüfungen fmben, unb e$ bemnad) auf bie 2Btebergeborne applictren: ba$ ift aberma^ auber£, unb icfy tyabe bagegen nirf)tö, £enn aufler bem, baß bierömif<^e$ircf)e feine anbete @rf lärung gitfä^t, fo ifte aucfy gewiß, baß in ©tan* ben Ijotyex Prüfungen, ©acfyen fcorfommen, bie mit fcerfdtyie* benen tlugbrüefen, fo tyaulnö Ijiex gebraucht, fel)r überein fom* tuen. Ueberbem fo bleibet and) bet ($eift ©otteg 5Q?eifter übet bie l>ctrtae ©djrift, foCdje gu erflärcn unb gu appltciren in ben bergen feiner Äinber, fo, wie e$ ümt gefaltet ; unb fobann ijt atle$ angenebm, nü0licty unb erbaulid). SSäre bergeftalt mit ber gemeinen (£rflarung überall befcfyafen, icty würbe fein 3ßort bagegen fagem 2lber man wieget bag aufwadbenbe ©e* n>iflen nur gar gu fetyr bamit in ben ©cfylaf, wenn man ge* benfet, baß felbft ein 5lpoftel, wie tyauluö war, nod) bergeftalt Ijätte flauen muffen, ba$ et fteifcfylicf) unb unter bie ©ünbe ttertauft fei) ; ba^ er gwar bag ®ntc wo&e, ba# 33öfe abee fyue, u* p w. @ben al$ ob er nictyt in bem fünften unb festen fßevö biefeg ÄapttetS, unb in bem gangen folgenben Stapitel, unö eine gang anbere Slbbilbung Don feinem bamaftgen, unb ber watyrbafttgen Triften ©taube, t>ov klugen bellete. £enn in bem folgenben achten Kapitel, betreibt *paulu£ ben eigent* liefen <&tanb unter ber ©nabe, welcher in ben <Btanb be$ grie*

3üiUd)au in einer befenbern tScfyrtft ba$ ©egcntfyeit behauptet ; rocktet aueb in ber $orrcbcn Schomerum. ben $)rof. #ran£e, ben 3). Sänge unb ben 25. JKegatf anführet, bie bicfeS Kapitel allerfeitS auf ben ©tanb unterm ©cfe| erftaren. Unter ben SReformtrten, ift unter anbern einer? lei Meinung ber £crr Camp. Vitringa, in feiner (ärflarung ber aebt erften Äapitct an bie Corner. Unb Jurieu fpriebt in feiner 2Cpoloa,te »cn ber «Sittenlehre ber 9?efermirtcn : ^Diejenige Meinung, roelcbc batt, ba£ spautuS f)ter fprtd)t fen einem noeb unter bem ©efe^ ftefjenben Wien» feben, ift b«ntic\e5 2toge$ unter un^ fcfjr gemein. @iebe aueb Witsii Animadv. contra Antinom. p. m. 67 unb. 70.

wiber bie Cetdjtfmmgfett. 111

ben$ ober ber jperrttdjfett ftd) enbet, wofcon er aucf) ber 2ltt* fang ijr.

8. £a£ fyeittyttag einige (burcf) einen neuen £rieb) fogteicl) alle*? unter ba£ (£t)angelium ober in beu ©taub ber ®nabe fyabeu wollen, folcf)e£ wäre $war alten £u gönnen ; möchte mau nur nid)t (tt)te $u befürchten ftefyet) $u fefyr eine leicfyte, t)on aujTen angenommene Vorbilbung, für bte ©acfye fefbjt annet)* tuen, welche ber ©eifl ©otte$ allem geben famu 9Jlan null öftere burcf) einen gefe£lid)en £rieb ben (Glauben unb baä (£k>angelium anbern aufbringen, efye ©ott nocf) Dahinein fit{>* ret, unb wo$u bie nötige 3ubereitungen öftere nocfy ermann gelm £>, ein @t)rijt $u femt, ijt etwaö ©roßeS, ober e$ tjt gar nid)t$*

9* £eun, bag $u bem ©taube ber ©nabe unb 2öiebergeburt, 2>ifpojttionen unb 3nbereitnngen 9c, 23, fcon ©Ott (*) gemacht werben, fann feiner wiberfpredjen, ber nur bte äöorte beö £>errn 2>efu erwäget, ba er bte hungrigen unb dürftigen, bie sjftüfyfeligen unb S3etabenen, bie Ernten unb Äranfen, $u ftd) einlabet ; folglich muffen fie fdjon foldje femt, efye jte in ttym fommeu ; ba er 25efef)rung, ober 25u$e, forbert, um in ifyu $u glauben unb bie Verleugnung aller £>inge, um %u itym $jt fom* mett unb fein jünger $u werben ; fo muß bann bie 23efel)rung unb bie Verleugnung Qum wenigjten überhaupt, unb nad) bem ©ruube be£ $er$en$, Dörfer getyen : ba er tterftcfyerr, ba$ nie* manb fönne ju ü)m fommeu, e$ fe|> bann, ba$ ifyn ber Vater $iefye; fo muß bann bei jebem ©laubigen eine 3^ gewefeu feijn, ba er biefeg Sieben be$ Vaters in feinem £enen empfun* ben tyat, efye er $u (Sfyrifto nnb unter fein Qfraitgelium tyat ae* langen fönuen*

10, 9D?an mag nun biefeö Vorfyergefyenbe nennen/entweber

*) ®m fegenannten Ijat&cn $)elagiancrn gibt man (Scftutb (mit SKccfyf eber Unrecht, ftel;et ^icr ntd)t $u unterfucfjcn) baS fie getefyret, baß na« türticf)e 3uberettungcn im 9J?enftf)en gefunben mürben. 2)a£ a&er in bem SCKenfcften »cn @ctt 3ubereitungen gemacht werben, fotct)c^ teuren mit mir, aud) unter ben Steformirten, Hornbeck, Perkinsius, Ame- sius, W. Teelink, Baxter 3cv unb ber juerft genannte, $t)lt e$ unter bie 3rrtf)ümer ber Stntinomianer, ba$ fie s?on folgen 3ubereitungen nid)t$ wiffen mollen. ^>egen etma einige Theologi antere ©etanfen, fo ge« fcf>tef>t öftere nur, n>eii fie bah SBort SSicbergebürt in einem anbern SSerftanb aufnehmen, wie ber £crr aBitftuö »erfte^et, Oecou foed. L. III. Cap.6,§.12.

112 5. ®tücf— SBarrMttgöfcfyretbett

einen <Btanh unter bem ©efe|, ober ben 3ng be3 Vaterö, ober ben £tenjt ^obanntö, ober ben ©tanb ber ?8uße unb 23ereb* rung ; fo fommt3 auf bie 2Sorte nid)t an, wenn man nnr über bfe ©acfye nidjt ^u leidjtjmntg hinüber fpringt, ober mit unbe* fcfyeibener (5}eringad)hmg bafcon rebet .

11* tyflan fpringt ^u Ieid)tjTnnig britber bin, wenn man mit ber 23efebrung in etlichen ©tunben ober Etagen fcöllig fertig femt will* 3rf) fürchte, ba$ baburd) Diel unreife^ nnb unge* grünbeteiS 2öerf gemacht wirb* £>ie IßehtyvunQ ift ein 5Derf be£ @eifte3 ©otte£, nnb nid)t ein $ßerr" menfd)lid)er Ueberre* bung* Manche werben burd) ben @eift ©otte^ gerübret, e3 gebet eine gewiffe 23n£e nnb Veränberung bei ibnen fcor, fte em* pfangen einige (Erleichterung nnb £roft : ftebet man aber wob* $u, fo wirb man gewahr, baß bte ©adjen norf) nicht tief genug gegangen ftnb, nnb ber ©rnnb be£ £er$en3 fcon ber Ömabe norf) nicht wahrhaftig überwunben ift ; ob man fd)on ^a£ ®ute, fo in ibnen gewirfet tft, nicht leugnen rann» Xriefe (ober and) anbere, wo ber gute ©aame in einem untiefen (£rbreicfy ge* frf)tt)inb aufgegangen,) fogtetd) ifyrer ©eligfeit ober ©naben* ftanbeS $u t>erffd)ern, ober wohl gar fcon atf er Verpflichtung ^ur Verleugnung unb wirffamen xreue lo^ufprecben, afö ob fold)e$ nicht (£t)angeftfcb fei), baö tyi%t bie Seelen verführen» €£ ftnb (*) Vorbereitungen, ftnb Anfänge : aber ber ©eift @otteg muß nocl) näher (eine &anb an3 §eq legen, um wal)r* Saftige (griffen au$ ihnen ^u mad)en*

12* 35te Krempel fo man au3 ber (£öangelifd)en ©efd)id)te beibringet, ba$ fur^e (** ) 23erebrung£werf gu befeftigen, bie beweifen bierinnen nichts ; weif in ©aulo, unb anbern gotte£* bienftlicben 3uben felbiger 3^tt, eineö £beif3 mebr ßuberei* tungen burcb ben ©etfr (§}otte$ vorhergegangen, al$ wir bavon lefen ; unb anbern Ztyeiiö, fo muffen and) bie anfferorbentlicben SBege unb §anblungen (Sottet, C welche nad) ben Umftänben, 3ett, ^erfonen unb äbftd)ten, eingerichtet fmb,) $u feiner all* gemeinen Siegel gemacht werben : benn e3 werben nid)t alle

*) £6 werben in beut 5Dfcnfcl>en einige Anfänge bes GHaubenS gereirfet (fagt 2Iugufttnue>), reelle Den ö"ii!pfdngniiTen tonnen uergltcfyen lrcrben. ißir nui)Ten aber nicfyt nur empfangen, fonbem aud; geboren roeröen, um ,jum endigen Heben iu gelangen. Aug. ad Simplic. Lib. I. quaesj. 2.

+*) 9iamlid), ta man in ertid)en ©tunben ober lagen »öffig fertig, unb fo gut unb fetig all btr 2>ef?e femi »ritt : fonfl leugnet man feinegmeg*, öa^ bie Sbe6el)iung aud) m einer gar lurjen Süt !r>ol)l iljren griinbtidjen 2lnfang nehmen fönne.

. n>tber bk £eid)tftnnigfeit 1L3

befefyret, wie ©auluö, U)te ber (gd)äd)er ant Äreuj nnb ber* gleichem

13. £>a$ einige 5Bort, tcfy bin ein (Sfyrijr, irf) glaube in @fyri* ftum, wollte and} in ben exften 3ai)rt)uuberten be£ (griffen* tfyumä viele imb grofte 2)inge in einem furzen begriff fagen, ja, mefyr af6 man l)eutige£ Za$e$ wol)l benfen fotlte. d$ tonnte biefe3 einfältige SSefenntmß feiner tbun, ber nid)t tt>ol>£ entfd)toffen warben unvermeibtidjen £a$ unbScfymad) ber gan* jen üöeft, bie Verleugnung atteö beffen, fo ber üftatur angenehm war, ben Verlud von ©ut nnb S3futr bk (5rbutbuug afleö bef* fen, voaß bk unmenfd)tid)e 23o3l)eit nur am erfcfyrecHid)ften an$* jnbenfen wu£te, mit ^Billig! eit auf ftd) 31t nehmen. mußte bertyalben fcfyon ^iemlid) viel vorgegangen femt in ben §er^en ber* jenigen, bk biefe3 große 2ßort fagten, i&i glaube in (Sfyrtffctm* 9D?an betrügt ftd) fefbjt nnb anbere, wenn man fo leicfytfTnuig über bie Singe Einläuft, nnb fTd) einbilbet, ba$ in biefen Za* gen, ba baß (Ifyriftentfyum, (nad) bem ©pridjwort) auf ftlber* neu Pantoffeln gefyet, bkö ^Bort, 3d) glaube in (Sfyrijtum, fo leid)t eben baffelbe fagen wollte, wa$ e$ in ben exften brünjti* gen 3af)ri)unberten bebentete. 5Ber fielet berfyatben utd)t, baß e3 t)dcf)fl nötfyig fei), ju biefer 3eit etvoaö mel)r freien ju bleiben bei bemfenigen, fo vorher gel)eu muß, nnb baß man wot)l jufel)e, ob biefer ©taube and) ba^jenige m ftd) fajfe, wa$ er in ftd) faffen muß.

14. Hub barum muffen bic (Seelen fTd) Von ©Ott in bie S?uße nnb 25efei)rung red)t einführen taffen, nnb unter bejfeu £anb anhalten. 5(ud) muß man$ ©ott überlaffen, wie lange nnb auf welche ÜBetfe it)m beliebet, fte barinnen &n galten, efye er fte 31t mehrerer Erweiterung nnb grieben in bm äöegeu feiner ©nabe bringet*

1 5* £lud) fprid)t man mit unbefcfyeibener ©eringadjtung von biefen nnb anbern 3ubereitungen &nm <&tanbe ber ©naben, tt>enn man fagen barf, Cwk man tt)ut,) baß alle£, wa£ vor ber üfteditfertigung (bie man mit Unrecht in ber SSerftcfyerung von ber Vergebung ber©ünben jtellet,) von ber ©eele gefcfyie* fyet, nur P)antajteret fei).

16. Dasjenige, fo nad) 9?atf)anael Soft* 1, 48;, von Sfaco* bemo 3ol)* 3., von (Sornetto 2lpojMg. 10, 1—4., von Apollo StyojMg. 18,25., von ben Jüngern 3ol)anntö SiKattl). 9, 14., 51* poftelg. 19, 1— 7., ja, von ben Jüngern 3efu, fo lange fte mit

10*

114 5. <Stüd— 2Barnttttg$fcf)rctbcit

bem ^eflanb gemanbelt, rntb fcon t>erfd)iebenen anbern 9Dtoc." 10, 2L $ap* 12, 34. £uc. 10, 6. u. \, w. im Sücmgelto gele* fen wirb, muß un3 auf gang anbere ©ebanfen bringen, unb unö glauben machen, baß ber ©etft ©otteö r>erfd)iebene gute £>ifpoftttonen unb £l)aten in bem 9D?enfdjen wirf et, and) el)e er benfelbeu r>6llig gu bem (Btanbe ber üßtebergeburt überbrin* get ; unb ba$ mir biefc£ ©ute mcfyt muffen gering achten, wo* Don @ott felbft bezeugt, baß ibm fei) angenehm gewefen, obfd)on notf) Diele© barauf folgen mußte*

17. $faxf) befreitet ber ©laube mcfyt m ber Vergebung ber ^üttte ober in ber Serftdjerung üou berfetben. 3>ie 2Ser* gebung ber ©imben folgt unmittelbar auf ben ©tauben ; aber nid)t allezeit bie auöbntcflidie Verft'cberung baöon ; unb weber in bem einen nerf) in bem anbern beftebet ber ©taube; fonbern in bem bußfertigen kommen ^ unb amteinuen Don %tfu, 3^b. 1, 12. $ap. 6, 85v mtd)e$ notbmenbig in ftd) fdUießt ba3 SSerlaffen ober ^erleugieu aller 2)iuge, mit einer aufrichtigen (*') Uebergabe uufere^ ©angen, in bie S?aub unb Leitung Sefu (Sfyrifti, nad) bem 2D?aß unfereä ?tcf)tä unb unfere^ ©tanbe3.

18. 3d) fage : 9tad) bem $iaß uufere^ Ziä)t$ unb unfere£ ©täubet £)enn biefer allein feligtnacbenbe ©(aube, (ber mit junger unb £urft feinen Anfang nimmt,) ift feine auf einmal abgetbaue, fonbern beibleibenbe, unb iäi)iicbf tiefer gel)enbe £bat beä ^er^enö, ©mue£, unb aller @emntl)^frdfte, bie ba mad)t, baß mir bleiben in Sefu, 5ol). 15., wanbeln in Sefu, fo mie er gewanbeit bat, 1 Joty. 2, 6., bei tym gebutoig aufc barren in allen 3Serfud)Uitgen, Reiben unb groben obne gu weichen, £uc 22, 28., 3ac. 1, 3., £ebr. 10, 39. ; unb foldjer* geftalt in ibm gemurmelt, unb erbauet unb gegrimbet roerben tm ®lanbenf (loloff. 2, 6. 7. unb unter allem bem £errn an* bangenb, ein ©etil: werben mit ibm, 1 £or. 6, 17. 9)lit ei* nem 3Bort ber ©lanbe ift ba$ gunbameut unb bie ©eete beg geiftlicben £eben$, ba£ beftänbige £riebrab aller ^eiligen unb guten Verrichtungen, gegen ©ott, gegen ftd) felbft, unb gegen ben ?täd)ften. (Siet)e Sybr. 11. gang burd).

19. 2)er ©laube fyatfeinen Anfang ; aber er muß anxvady

*) Tn Glaube (fyricfy Voeti us, in Ascelicis, Cap. IV. p. 157) t>e|tef)t ri r cl>t in fiipem Öefctintarf unt? Iröffungen ; fonöern in fejlem Anfangen an Gott, unö in Der gän^lidjen unj> abfoluten Keftgnation, iroöurrf) wir uns Sern reinen göttlichen £öo[)lciefaflen unterroerfen unö i/berliefern, Conf. Wilsa Exercit. III, in Symb, §. 23. Lampe Theol. Activ. Lib II Cap. 3. X.

mtber bie £eid)tftuutgfcit. 115

fen, unb er mu^ »ollenbet merben, fomobl afö bie Heiligung, 5?ebr. 12, lv 2£or. 7, l. ©roße, ja, bte grübelten unb ttytvi* erfreu üBerfyeijfungen, ftnb miß ttt (Ibrtfro gefcbenfet, unb nod) tu biefer %eit, nad) ©otteo1 ^IBobtgefalletv fefyr mefentlid) 31t erfahren . 3ßarum mill man bann in wobigerü^rten ^er^en ben innigen junger nad) weiterem Fortgang nnb $etfenbung, gleidifam auölöfdjen, ben ber @eifr &oti'eß fo tief barein gele* get t)at, inbcm man fte überrebct, ba$ man in etlichen (Etnn* ben ober £agen fertig, ja, fo gitt nnb feiig fei) alö ber SSefre ? 3Barum fürchtet man fccf> fo fefyr üor ber Verleugnung, baß man fogar baß 5öort nid)t mel)r ertragen famt ? ba mir bodj gemiß nimmer ber göttlichen sJiatur tonnen tbeitbaftig werben, me mir nicfyt eingeben mollen in bie grnnblid)e Verleugnung imferer felbft, nnb in baß GnttjTtebeu Don allem bcm Berber* ben, baß in ber SÜQclt ifr bntä) bk 25cgiertid)feit, 2 ^)etr. 1,4. $a$t un$ bann bie Verleugnung nicfyt »eräd)tltcb, fonbern (boffenb anf fo große Verbenjungen) lieber ben ©eelen tte* benöroürbta, oorftetlen, bannt fte mit unö, ablegen alle £afr; nnb bie ©ünbe, bk and) bk ©laubigen teicfyt umfrellet ; bamit fte nid)t bei einigen Anfängen fülle freben, fonbern (Icfy ent* fdjließen, mit ©ebnlb (nnb eben nid)t allezeit mit fußen &m* pjtnblufyfetten) ^u laufen in beut Mampf, ber un3 t>erorbuet ift, abfebenbe (mie im ©riedufrfjen frebet,) öon un£ fefbfr unb allen X)iugen, auf ii)n, ber nid)t aliein ber Anfänger unb oberfre 2lnfül)rer; fonbern anc^ ber Vollenber unfereä "©faubeuö ift, £ebr. 12.

20. 2We biejenigen nun, bk ben oben befebriebenen mafyren (glauben baben, bk baben and) (mie gejagt) bie Vergebung ibrer ©linken ; aber aVLe~ haben nid)t, tnelmeniger empjtnben alle, $u all:r ^eit, bie befonbere unb beutiiebe Verftcfyerung ba* tton. üß beißt: ^öer ba glaubet, ber mirb fetig merben, yj^arc. 16, 16.; nid)t, mer r>on ber Vergebung feiner ©ünben tterftcfyert ift. 3öir merben gereebtfertigei, (fpriebt harter) (*) niebt, inbem mir glauben, baß mir gered)tfertiget fmb ; fonbern, baß mir mögen geredjtfertiget »erben : 9iid-)t mit bloßer 2ln* netymung ber Vergebung an il)r felbft ; fonbern mit (5mpfan* gung (Sbrifri, ber feldje ^umege bringt, unb folcf)e nad) feiner sÜ3etfe une! mittbeilet. £>arum gefyet einer nid)t öerloren (jag* ten bie erfreu ^brifren) (*) metl er furd)tet er möchte verloren

* Leeven des Geloofs p, 6, ^ Clem, Alex, quis dives salv, C.27,

116 5. <BtM 2Barnung3frf)retben

geben ; unb barum wirb einer nicfyt feiig, weil er Hoffnung unb Vertrauen bat, er werbe gewiß felig werben* Son bem (5ananätfd)en 5l>eibe, gftattf). 15, 22-— 28., fagt Sefuö felbjt, baß fl)r ©taube groß fei) ; unb borf) t)atte fte met)r 23erft'rf)e* rung, baß fte nirf)t erfyöret, als baS fte erhöret werben follte. 2)iefe beutlicfye 2krftrf)erung i\t eine ©nabe, bie ©ott gibt, wann unb welchem er will. (Solche ijt (wo fte in ber 3öal)r* tyeit unb grünblirf) ift) baS pure 3Ecrf beS ©eijleS ©otteö, unb nirf)t ba$ äöerf beS §D?enfd)en, ber folcfyeS auS ©efbjHtebe nirf)t fucfyen, ober burrf) frf)Warf)e$emi£etrf)en ft'rf) machen, norf) baS äßefen feinet ©(anbeut unb (5i)rijlentl)um3 in biefer ober in einer anbern empfmbürf)en ©nabe feigen mu$.

21* 3rf) füret) te furwabr, t>a$ es met)rentt)eil3 bie ©gen* liebe fei), unb bie fdblaue 9iatur, bie ifyren Untergang fürd)tet, bie un$ fo triftig mad)t, bie $erft'd)erung ber Vergebung unfe* ber (günben, me!)r als Gjtyrtjtum felbjt, unb bie innige $erei* nigung mit if)m, gu fueben, unb baß wir nur immer bungern nad) ^rojt unb greube ; bM9e9ett um Sefu (Sterbend unb £e* benSfraft fo wenig unS befümmern. 9Jcan will leben, ehe man gejtorben ift ; unb nur Don Ziehe, greube, fußen dmfmbun* gen unb &lerftd)erungen wijfen, ba man norf) wo 1)1 faum ober gar nirf)t erfahren bat, was watyre ^er^enSbuße unb 23efel)* rung fei) ; unb ba$ gteifrf) fammt feinen lüften unb 55egierben nirf)t einmal gefreuter, will gefrf)Weigen a_etöbtet i% $>ei$t baö nirf)t neuen 3öein in alte ©rf)laud)e fafien, 50?attl>* 9, 17v woburrf) nur bie ©rf)laurf)e Derberben, unb ber^ftojt Derfdjüttet wirb ? Sa, bie ©rf)läurf)e Derberben unb jerfpringen Dor lau* ter (£inbilbung nnb ©eingefallen ; ba ber ftnnlicfye Zheil ft'rf) fo ein greubenfpiel marf)t, unb Don ©üßigfeiten unb Ziehet empftubungen narf) feiner %xt gefielt wirb : welcherlei ^>er^en öftere wirfürf) bermaßen Derberben, ba^ fte lebenslang un<p ftorbene Ottenfcben bleiben, bie $n feiner jfraft unb £3eftdnbig* feit gelangen, fonbern wotyl gar (wenn ba$ 2eben unb 5tuf* gät)ren ifyrcr ©innen ftnfct) ftd) wieber #x ben Gräbern ber 2öelt tefyren, bamit ber jmnßcfye 5D?enfd) ftd) barin weibe. Der 9D?ojt wirb Derfd)üttet, burrf) ein unreifes getjren unb @efd)Wä£ Don ben ©ebeimniflTen ber ©ottfeligfeit, unb burrf) nnefyrcr* bieti^e, unrichtige SluSbrücfungen Don ber Ziehe ^efu, Don bem Dertraulirf)cn Umgang mit it)m, Dom S5lut beS Lammes ?c. 2c. unb burrf) unbefugte, ungegrünbete 3uneigung ber Deucrabfen £itel nnb 2Sorrerf)te auSerwafylter unb geheiligter ©eelen.

f

trüber bie £etd)tftnmgfeiL 117

22» £>ie Vergebung itttferer ©ünben muß jirf) allein auf dbrifhtm grimben, unb nid)t auf unfere 9?eflcrionen, ober auf bie (£mpfmblid)feiten, bie n>ir etwa t;abcn ober nid)t haben fimnen. Die (&ad)e fetbft ftebet für bie ©laubigen feft an (Seiten @otte3 ; unb an unferer <&eite mitten mv unfern 23e* ruf unb @rwä fylung fucfyen fefr $u machen, nach ber $öeife, fo un£ ber ©eift (Mottet burd) Metrum öorfdireibet, voenn mv nämlid) allen gleiß anwenben, unb bei unfern. (glauben fügen bie £ugenb u* (♦ n>. 2 $etr. 1, 5 10+ ; md)t einmal an^ufüb* reu, baß, tt. 10. in einigen (£remplarten au^brücflid) babei fte* bet : befleißiget eud) befto mefyr burd) gute 2öerfe euren 33e* ruf unb (grroafylung fejt gu machen. £a3 5öort, gute 5Berfe, tjt t)eut £U £ag gar $u tteräcbtlid) ; ob man fcbon weiß, baß bie alten Äird)enlel)rer biefen Ort and) alfo gelefen baben, unb (in gefunbem SSerftanbe) nod) alfo fönnte gelefen werben»

23 Uebrigen$, fo glaube id), baß man %eit unb (Stunbe md)t allezeit fo genau tonne nod) bürfe unterfcbeiben, wenn man $u bem Staube ber ©naben, ober (wie manö nennet) ^um düangelio übergebracht fei), dergleichen ^teugierigfeiten jTnb burd)gebenb3 mißlid) unb ben ©eelen fdjäblid), fo entwe* ber unnötbige 9}cutl)loftgfeit, ober Sicherheit, ober Selbftge* fallen mirfen. 3a, ijt gewiß, ba$ &ott öftere gut fmbet, feinen $Beg cor ben Stugen feiner M inber ,51t Derbergeu, $u ib* rem heften; unb baß femobl Ue Seele felbfr, atö aud) anbere, bie nid)t tief geübet unb erle uditet ßnb, öftere gan$ anbere ©ebanfen fcori ifyrem Stanbe fyaben, al3 foldjer in ben klugen @otte£ anhebet

24* (£ö tft berfyalben genug, unb aud) notbwenbtg, baß eine jebe Seele (anjlatt alle biefeö 2lu3grübeln3,) nur einfältig brinnen bleibe bei bem göttlichen ©nabettwerf, fo, rcie folcbeä üon Seit $u %eit fiel) in tbr tjenwr tbut : e3 fei), baß ber ©etffc ber ©nabc arbeitet ^ur (Jntbecfttng ber (sünbe unb be£ %$tv* berbenö : fei), t>a^ er ftd) tröffet burd) bie (^mpftnbung ber ©imjt unb gtebe ©otteö in Sbrifto; fei;, baß er fte unterweis fet in ben ^egen ber Verleugnung ; er mag fte erniebrigen, er mag fte erhöben ; er mag fte tmrrfam machen, ober feinen göttlichen ^Birfungen leibentlid) Otaum geben laßen. Vev oben befcfjriebene ©laube, bleibt in^mfdien ihre ^auptfacbe, unb ber ©runb tton allem, ba$ fte in ftd) befmbet, nacb (£r* forberuna, iljveü Staubet, inwenbig ^u Gbrifto nal)et unb mit

118 5. ©tücf 2öarnung£fcl)reiben

ttyrem jjer^en in itym bleibet, allezeit yiaubenb, ba$ fte burcf) fein 23lut §at, unb fabelt tarnt, bie Vergebung ifyrer ©ünben, unb ba$ große Vorrecht, $u ©Ott $u nähert, £ebr* 10, 19— 22v itnb baß jTe folcfyergeftalt allein burcf) ben Hinflug unb Rettung feinet ($eifte$ unb fetner ©nabe, grünblid) mn$ gefyeiliget unb zubereitet werben $u einer 2öot)nung @otte$ im @et|t»

25* £tefe£ 2öefentficf)e be£ ©lauben^, fage td), über bie ©eele allezeit, narf) (£rforberung tijveü 3nftanbe$ ; aber nicfyt eben allezeit mit D'teflerion ober unterfcfyeibenber ^löafyrnel)* mung Qenn nicljt allein in ©täuben innerer ^unfelfyeiten, groben unb Reiben, tjt bie ©eete (mie oben gefagt) nicfyt alle* %eit im ©taube, $u unterfcfyeiben, xva$, unb tt>te tüel fte tjieöon Ijat, ober nicfyt bat ; fonbern aurf) in t>erfd)tebenen fel>r inni0en unb reinen ©täuben ber göttlichen ©emeinfdjaft unb Veretni* gung, wirb ber ©eift unb befjen Gräfte, auf eine bevma^en einfache 5öeife auf feinen göttlichen Vorwurf appliciret ober gerichtet, unb bergeftalt ber 3öirfnng ©otteä in ftd) unterwor* fen, baß e$ wol)f febr fcfjwer unb fcfyäblid) femt würbe, wenn man eine fotdje ©eele wollte fcerpflicfyten, $u folgen Unterfu* cfmngen unb SBafyrnebmmtgen %nvM $u fefyren. Sfyre glücfc feiige dintyeit faflet alle bie guten 23efonberfyeiten in j!d), auf eine febr erhabene 3öeife ; gleichwie ein 2)ucat, ober anbere$ ©tütf ©olb, Diele ©tüber in fid) fajfet, ob mau gleicfy feinen ©ruber bavin feben fann*

26» £) mein ©Ott ! wer glaubt e$, tvie fo vieler Rammet unb Verwirrung barauä entfielet, baß bk ©eelen nidjt be* r)anbelt werben nacf) Grrforberung ir)re$ 3nftant>e$. Ttan will alle ©cfnttye über einen £eift fcfylagen* Sei) will ntcfjt anfül) reu, wie tiiei taufenb blinbe i)ifpüte, heftiger ©trett unb Sßer fefcerungen entlauben, über bem Verftanb biefer ofcer jener ©djriftfrelle, bloß batyer, weil man 3^tten unb (Btänbe nicfyt $u unterfcfyeiben n>n$te ; nur biefe$ jammert miefy, baß fyieburcl) fo iriele gute ©eelen gequälet unb aufgehalten werben, weil fte fo feiten unter bie £>änbe geübter güljrer geraden, bie bie* fe$ £üi)tber Unterteilung bej7£en. %abvan$,%a\)t ein, muffen fie bei einer £eftton, bei einet ©peife bleiben ; ba fte boct) bi$* weilen, entweber mit $uner)menbem Filter, etxvaö nahrhaftere ©petfe ; ober, wegen $ ranffyeit, ein wenig gelinbere Moft ; ober, wenn ber 9D?agen nbevlaben, auf eine 3eitfang gar fein (£jfen nöttyig Ratten, £a fd)meid)e(t man ben ©eelen mit un*

miber hie ?etrf)tjutnigfett. 119

fettiger üftufye nnb S^frieben^ett, (eben al3 menn fte fcfyott über ben ^8ercjr nnb ^nm (^nbe tljrer Steife mären ; ha man fte becfy anö bicfer Dfatbe müßte anfmetfen, nm metter ^n geben, 1 Äön. 19, 17., nnb mit ber@nabe trenlicl) mit^nmirf en ; nnb ha qnä* let man anbere, ha$ fte jTcfy fotlen Reffen mit nn^eitigen 2öirf* famfetten, 2lnftrengnngen nnb (grforfrfmngen ; ha e$ 3e^ märe, in ©ebnlb, in Stillefemt nnb SSertranen, hie £ütfe beö £errn ^n ermatten, 3ef. 30, 15» Sft etma bter ober ha eine S&Jaria, bie ber £err 3efu$ mürbtget %n feinen gü$en nieber* ättfejsen, nm in liebevoller @l)rfnrrf)t nnb tiefem ^rieben ha$ 3öort au$ feinem göttlichen 9J?nnbe $n l)ören, £iob 22, 21. 22 ; fo mill man fofcfye an£ biefer fogenannten grägbett auftreiben, nnb in l)nnbert gnten (Sachen befcfyäftiget nnb beunrubiget galten, ?uc. 10, 39—42., £obet 1, 6. #?an mill fofcf>e 6ee* len nötigen, einen ©tf)a£, tcf) meiß nicfyt mie meit, $n fiteren, ber ibnen brinnen im £aufe fcljon angeboten mirb ; eben als menn e3 nicfyt @ünbe märe, beö &errn ©abbatl) brechen» 2>a überleget man nicl)t, ma$ bie (Seelen tragen ober nid)t tragen fönnen, 3ob- 16, 12 ; nnb macf)t feinen Unterfcfjieb, nnter ber 9!Md), hie man $ inbern geben mnß, nnb nnter ber 2öei3* l)eit im ©ebeimniß, meiere man nnr $u ben Sßollfommenen re* ben mng, i @or. 2, 6* 7. Aap. 3,1.2. k. k.

£> §err, £err, erbarme bicf> über beine arme £eerbe, für meldje hn beut Zeben a,elajfen bajt. Qbib ibnen £nrten naefy beinern £er$en, hie betn 2So(f meiben mit SSerjlanb, Fevern. 3, 15., ^necfjte, bie ibnen tr>re (speifen geben ^n rechter 3^t, Wlatty. 24, 45., nnb bein 28ort recf)t teilen, 2 £im. 2, 15 ; ober aber nimm biefy felbjt beiner beerben an, nnb fndje anf hie ©djafe, bie verirret nnb ^erftrenet jmb, (£$ed). 34, IL 12.

27. 9)lan muß bertyalben ©ott folgen in güfyrung ber <&ee* len, nnb feinem ©eijt feine ©renken fe£en. 23uße, ©elbfk Verleugnung, ©laube, §ojfnnng, Ziehe, Rechtfertigung, £>eili* gun$, 3ßiebergebnrt n f. m. finb ofyne Bwetfel einem jeben (Sänften notbmenbig : aber ba$ genane 5lnögröbten nnb (£in* fdjränfen, mann, nnb anf melcfye Uiieife, einer biefeö ober je* ne$ in ftcf> erfahren muffe ? bei meinem $ enn$eid)en man tiefe £)inge mabmebmen folle ? ob biefe, ober eine anbere <5ad)e vorder geben folle ober muffe : folcfyeä verurfadjet öftere nnr 3erffrennng, SBermirrung nnb nnnötbigen 2ßortftreit, fo man ben (^djulgeletyrten überlaffen fönnte : gletdjmte man

120 5. @tücf— ^Parnungöftfjreiben

e$ bie £erren %natomko$ läßt anomalen, ob im 9J?utterfeibe ba$ ©ebim ober ba$ #er$ am erften gebilbet werbe ? ^unb in welcher ©röße unb ©ejfclt biefe ober attbere ^bctfc burd) ihre Vergrößerungsgläser $u entbeefen ? 3m natürlichen geben fann einer febou $urcd)t fommen, wenn er nnr ein £er$, ©e* birn nnb gefunbe ©lieber bat.

28. 3öeber bie SlpojM, noef) bie erfreu Triften, Ijaben et* wa$ t>onbergleicl)en £>tjfincttonen nnb (Smfrfjränfungen gewitzt ober ttorgefcfyrieben. bisweilen fetten fte bie 3?ecbtfertigung fcorfyer, nnb bann bie Heiligung (*)1 £or. 1, 30., 1 @or. 6, .11; nun ergeben fte ben ©lauben über alles, nnb bann bie Ziehe, $ebr. 11 v ] @or. 13. (Einige empfingen ben ©eift et)e jte norf) getauft waren, 2lpofMg. 10, 44—47 ; nnb anbere erft nadjbem fte zweimal getauft waren, 2lpoftelg. 19, 2 6. war ben erfreu ©laubigen um bie (Sachen jelbfr $u tbun, nnb ließen fte im übrigen fet)r bem ©eifre ©otteS über, auf welche 5öetfe, nnb in welcher £>rbnung eS itym gefiel, feine ©nabe unb alles ©ute, ber einen ©eele fo, nnb ber anbern anberS mit^utb, eilen, l @or. 12.

29. diejenigen, welche fo unbefrf)eiben unb gefät)r(irf) reben, ba$ fie bie Verleugnung u. f. w. nur glauben @efe# unb fein Grüancjetium $u femt : bie muffen gewiß beufen, ba$ bie ?et)re (ttjriiH nur für bie Suben gefd)rieben feq, unb ba$ feine $Borte im (£öangelio ni&ft $um (£üangelio geboren, ©ner jeben ©eele wirb bie Verleugnung ibrer felbfr unb aller £>inge *>or* gelegt, unb eine jebe ©eele öerfrefyet folcfje, unb gebet in bie* felbe ein, nacfybem etwa i\jv Bufranb ifr. Unb bergefralt muß fte tbun, unb anberS fann fte aurf) nid)t. Gr$ ifr wobl bie 2öat)rbett, baß fofcfyeS im 2lufaug, unb aucl) nod) wol)l im Ver* folg, ^iem(icf) gebrecf)licb, ^u ttiel in eigner $raft, ober (wie man Witt} gefe£licf) gegeben fann; allein befler gebred)licl), als gar nicht. £>ie (Irfafyrung wirb fcfyon alles entfd)eiben, unb bie (Seele baö Unvermögen ibreS eigenen Vermögend fciel bejfer unb freierer lel)ren, als wenn jTe nur fo tton auflfen baS @öange(ium wollte, ©te wirb fcfyon $u @l)rifro fommen, wenn

*) 3d) glaube mit »e^a, (fpridjt bec 9?ef. ^rofeiTor Beaulieu in Thosibus de usu voeis justificandi, Coroll II.) baf; man fid) nidjt grofs Darum w bekümmern (>abe, (non multum laborandum esse,) roelo> uon Dtefcn beiben (bie SRedjtfertigimg ober bie Heiligung) nad) ber £>rbnung ber ^atur oorf)er gef)e, ba{j (le ber 3eit nad) beifammen jmb, unb nimmer uon einan- der fönnen getrennet werben.

wtbcr bie i'etd)tjutnigfctt. 121

fte aufler ifyrn nicfyt mefyr fort fann, unb bis sunt (£nbe beS jlebenten Kapitels an bie Körner gefommen ijt

30. (£S mögen Vorbilber, (Schatten, ceremonalifdje ^tenfte nnb (Sa£ungen, ber Veränberung unterworfen femt, unb auf* l)ören ; fo fann eS bod) unmöc|{id) anberS femt, ©otteS ©e* red)tigfeit tft eine ©erecfytigfeit in dr&icfiät, unb fein @efe£ tft SBatjrbett, *Pf. H9, 142. baS ijt, cttvat gejtftänbigeS unb $Befentlid)eS : unb unfere Verbinblicbfeit gegen btefeä ©efcfc eines untteränberlid) gerechten ©otteS, gegen biefeS fyeilige @ittengefe£, ift gleichfalls ewig unb untteränberlid) ; feine 3eit, fein ^tanb, feine (Stellung, worin ffd) ber teufet) :be* ftnben mag, bebet foldje im ©eringftei* auf. £aS ©efe£ mag auf (Stein, ober aufS Rapier ; ins ©ewifien, ober ins £er$ pefcfyrieben werben ; ber ^ftenfd) muß, einmal voie baS anbere, erfennen, baß baS ©efe§ fyeilig, gerecht unb gut fei), unb er notl)Wenbig bemfelben äbnlid) werben müjje. (£S ijt bier feine Difpenfation 31t tyoffen, nod) $u wünfd)en : ©otteS ©e* fe£ behalt fein 9^ed)t unb ^tnfpmd) bis eS erfüllet werbe : eS fyilft fein ^protejtiren ober klagen über (Schwad) l)eit unb Un* möglidjfeit bawiber. $ßer mit 30?ofe unb feinem eigenen böfen i?er$en, nid)t fann $ured)t fommen ; ber muß $u (5t)rtfto geben, unb ben um feinen erneuernben ©eijt bitten , bamit burd/ befien lebenbigmadjenbe ©nabe unb $raft, in unS erfüllet werbe, bie fcom ©efe£ erforberte ©eredjtigfeit, 9?6m. 8, 4., (gbrtflt 23fut felbjt, unb bte baburd) für uns zuwege gebrachte öollfommene Verfolgung, löfet unfere Verbinblidjfeit gegen ©otteS beili* geS ©efejfs fogar nid)t auf, ba$ baburd) im ©egentbeil unfere Verbinblicfyfeit, auS mel)r als einem ©runbe, gar fefyr beftäti* get, öermefyret unb erhöbet wirb.

31. £)ie beilicje (Sdjrift (wie id) oben angezeigt) fprtcfyt nid)t mit foleber ©eringfd)ä£ung öon ber erften, aud) gebred)lid)en Arbeit, in ber Verleugnung. £)aß aber aud) im Verfolg, im (Stanbe ber ©nitbe, hie Verleugnung, ja, wirffame Verleug* nung unb £reue, nod) mitgeben unb <5tatt Ijaben muffen, fa* get unS nid)t weniger bie ijeilige (Scfyrift gan$ beiitltd)» (Sie fcerftdjert unS $um Krempel, lba$ bie ©nabe bie ©laubigen unterweife in ber Verleugnung aller vergänglichen ?üjle, Zit. 2, 11. 12. ; fte öermabnet bie ©laubigen, baß fte follen able* gen alte £ajt unb bie (Sünbe, £ebr. 12,1.; fte zermalmet ]te $um 5lbfonbern, 2luSgefyen, unb baS Unreine nid)t anaurül)*

11

122 5. Stücf— $Barmmg3fd)rctben

reu. 2 dor. 6, 17. ; $um MveniUcn,Zöbten, unb $um peinigen »on allen 23eflecfttnqen be6 gleifd)e3 unb be£ ©etfteg, ©al. 5, 24v SRöm, 6, 8., (goloff. 3, 5V 2 £tm. 2, llv 2 gor. 7, l., l ^ot). 3, 3. ©ie will, baß bte ©laubigen ber Heiligung fol* [en nadijagen, £ebr. J2,i4.; baß fte ifyre eigene feeltgfeit mirfen fotten mit gurdjt unb Sittevn, spbif. 2, 12,; unb'ü)re Heiligung öottenben in ber §urd)t ©otteg, 2 @or. 7, l. ©ie üermabnet $u allem gleiß im Eliten, §cbr. 4, l iv 2 sperr, l, 5.; $um 9tüd)ternfemv bem geinb $u miberftefyen, l ^)etr. 5, 8. 9.; $um ZQafyen unb Sßeten, @oloff. 4, 2V l gfyeflf. 5, 6. ; l\m i^etreufetm bi$ in ben £ob, Dffenb. 3of). 2, 20* £tefe (gcfyriftiMen'fommen mir unter triefen anbern eben in ben <5tnn, t>a fonjt ba$ (£i>angeltum unb hie (sd)riften ber 2fyofM Doli jmb öon bergleicfyen unb anbern Qrrprefftonen unb anfc fcrüd licfyen 2Sermarjnungen, meiere fte fdjretben 9i. 23. an foldje, tue bereite al£ matyre ©laubige unter ber '©nabe fhmben. 2öenn bann biefeö atteö nur ©efe$, unb fein Grfcangelium tjt, fo muß man gefielen, baß bte (*) 3lpojM ein gan$ anber (£van* $elium geprebißt fyaben, al$ man imö in biefen Sagen fcerrun* bigen Witt.

32. Statte id) fo triel 3eit unb Gräfte, aH 9ieiguna, id) würbe au£ einer gangen D^eitye Ätrdjenlefjrer, fo auf bie Reiten ber 2fy>oftel gefolgt fmb, anzeigen fönnen, ha^ biefelben alle gan$ anberä gerebet \jaben, al$ mele, au$ einem unbefcfyeibenen £rteb in biefen Za§en tfyun* £>er einige &auptpunft ber er* ften Triften fomotyl al£ ber 2fyofM, mar 3efu3 (Sbrtftuö, bef* fen SJftenfcfymerbung, £ob nnb ^uferjlefyung, unb bte baxan »erfnüpfte SSerfobnung, ©nabe unb ©etft. Unb auf biefen ©runb baueten fte ein ewjtltcfyeä, fcerleugnenbeö, ütmenbigetf, (jetftticfye^ (Sfyrtftentfyum, ba @t)rijiu3 feibjt in ihnen Mittete nnb lebte, ©ie mußten unb bereiten, ba^ (Sfyrtfhtö jte fyätte erlöfet fcom (§efe£ ber ©ünben unb be£ £obe$ ; aber fte muß* ten aiufy, unb achteten e$ ifyre ©lücffeligfett^ baß er fte gebracht %ätte unter t>a$ ®efe§ feiner ©nabe unb feineö ©etjle^ ber t>a lebenbtg mad)t in dbriflo 3^fw- ©ic glaubten nidjt nur, ba$ ^brijluö batjin gegeben fep um unferer ©ünbe mitten (für

*) Ttt Ijeilige Äirc^cnle()«r unb iTJJärttjwc Srenäuö, ttKltfjee nic^t gar lange nad) tet flpeflet 3fit gclebet f)at, fagt, bap fd)on ju feiner 3eit bie Ä«fter auf biefe oerroegem VüifLuQt rcibee bte 2H3af>rf)«it gefatten, unb eben ba§ gefagt, n?aä ju unferer 3ett, leiber ! einige fagen bürfen, litten bte Hpofiel unter beö ^eitanbeS 2B3ortcn ^ing< mit untcrgemifrf)et, gefe^tiefj wären. Iten. c. haer. Lib. III. Cap. 2.

wiber bie ?eicl)tftnmgFcit. 123

fold)e genug $u tbun, unb un3 berfelben Vergebung ^uwege $u bringen) fontern and), baß er auferwedet fei), um unferer 9}cd)tfertigung lütüeu, *K6m. 4, 25., baö Tfl, um un$ wirftid) gerecht gu machen« 2)enn öa§ btefeö UiSort biefelbft, wie ar.d) an etltdjen anbern Drten, nicht für bie ©eredjtfpredjung, ober Vergebung ber (2>ünbe, muffe genommen Werben, ift cmffer 3weifel. £>er t»etü be£ ?cbenö' uub ber ^etligleit wirb ben ©täubigen eigentlich) jugebractit burd) bie Ä?raft ber Sluferjte* l)ung 3efu (Sbrtjtt auö ben lobten : fo reben bie 2lpofM : jiebe SRöm. 1, 4. Aap. 5, 8. 9, 10. Aap. 6, 4., £pl)ef. 2,5. 6., spbif. 3, 10. 11., £oloff. 2/ 12., 2. £tm. 1, 10., 1 >petr. 1, 3.

33. siBa3 ift bann nun liefet) uub gefe^ltd) ? 2>a3 ift nid)t gefe^ltd), fid) felbft uub bie slijelt verleugnen, fein ftleifd) fammt ben £3egierlich feiten freudigen, unb bie Wotbwenbigfeit beffen unb einer grünblid)en ^eligung nad;brüdl d) öorfießett; fünft würben aud)bie ^ipoft. I in allen ihren Briefen ba$ ivefe(3 ge* prebiget baben. Qa$ ift n;d)t gefe§lid), barauf bejtehen, baß ber ©laube muffe wirffam fepn burd) bie Ziehe, baß er ohne bie sÜ5erfe tobt fei), baß man muffe fampfeu m unb ob biefem ben ^eiligen überlieferten stauben, unb baß berjenige allein gerecht fei), ber bie ©ereebtigfeit tl)iit ; benn and) biefed jTnb 5öorte tton mer verneinen SJpofteln. £)aä ift nicht gefefcl d), bie (gläubigen ernnern, baß fte genau wanbcln muffen, (fo müßte ba$ 5öort t>orfid)tiglich Qrpljef. 5, 15. übefe£ct werben,) tag fte t)eilig(td) wanbeln muffen, auch mit $urd)r, 1 tyetv 1, 17., ja, mit gurd)t unb 3^™/ »»& ba§ ^e Triften alö bi^ weifen muffen betrübet werben burd) mancherlei 2?erfud)iingen ; benn aud) biefeö wirb gefagt ju glaub gen abritten. Sluct) tjl ba£ nid)t gcfelslid), fiel) biefer ober jener äuffern £inge $u enthalten, unb fogar leibliche, and) wobljtrengeUebungen (nad) ber Siegel beiliger S$efd)eibenbeit) i)ernel)men; fonft hätte 9>aulu$ nid) ter>angel,fd) gehanbelt. wenn er ffd) tm cbriftltchen #ampf alleö Singet entbleit, feineu ?eib mit ber Strenge be* täubte, (_ba$ grieebifebe sÄ*ort beutet eine giemlicbje (Strenge an,) unb jur #ned)tfcbaft brad)te, 1 @or. 9, 25. 27. ; unb wenn er anbere lebrte ihre ©lieber tobten, bie auf (£rben fmb> unb eben fo wenig als» betrug, julaffen wellte, baß bie @bri* tfen ftd) follten auffchmnefen mit Haarflechten, ober ©olb, ober perlen, ober föfÜicbW ßleibung. 1 Zun % 9.

34. 51ber bau i\i gefeilte!), biefe \x\\b aubereeadjen tbun mit

124 5. Btihf— cISarmmg£fi)reibcn

einem uuDeränberten fter^en, um ©oft unb fein ©'wiffen mit einigem blo3 gethanen^erf \u befnebigen, unb barauf $u Der? trauen; bie ;"e X)inge reben ober Derrtcbten ohne <grfenntn!§ feineö Derbammltchen 3ufranb?3 unb Derberbteu rer^en^, ohne ©rfenntnig ber (grlöfutig, ^ie allem in ($hrjT:o ift, unb ber 9iotbwenbig?cif ber inwenbig wirfenben ©nabe, $u allem, wa$ wahrt) äff ig gut unb beilig foü genannt werben. ^a3 ift ge* fefclich, (*) ©oft ba$ Sleuffere geben wellen, unb ba3 ^>er^ für fich felbjt unb für bie *\fö?lt bebalten ; ®oV fliehen im £em* »et unb im SMtchjta&en, ohne ihn $u fliehen im £er$en ; ihm bienen im Schein unb Zeremonien, ot)ne il)in ]\x bienen im ©ei)! unb in ber UBabrbeit.

35. Unb roag ift bann (£Dauge(ium ? Ta$ iff nicht (Jüan? gelium, bie eDangelticben Uöa arbeiten Don (Ibrifto, unb Don te\n slÖerfe ber (Irlofiing, mit feiner 3«Rinimung ergreifen, ebne roabre 2Mi§e unb Erneuerung be3 5>eqen3 ; nur fo oben* hin glauben, QEbvifhiä bat für mich genug getban, unb fobann mit biefem (gehilb eimö menfcblicben ©laubenö, ade bie tbeu* reften S'^t^ungen unb Unterweifungen ber beilmacbenben ©nabe nbparirm, unter bem fcheinbaren SSerwanb, weil man nicht mehr unter bem ©efefc flehe, fonbern unter ber ©nabe. £>a3 ift nicht (iDaugel'um, einige Dorübergebenbe fuße 9?üb* rung?n, angenehme Siebter ober (Smpftnbungen haben, unb ftd/babei gut gffube begeben, a(ö wenn nun weiter nichts $u tbun wäre, ahl Don feinem Derftcrterren Syil gn ftngen unb $u fagen. a$ fiut) Bteffö Knaben, bie wir werth £11 achten haben; jTnb ©abm, aber nicht ber (£<eber felbfr ; e$ ftnb ?ocfungen feiner Siebe, bie uro fallen aufwerten, weiter $u geben (um Gerrit Sefu fei 6 fr, bannt wir in ihm ?eben unb (Joangetium ftnben mögen 2lucb ift baö nicht @Dangeüum, wenn einer» ber bte üöerjTcherunq ber Ergebung feiger ©üuben bat, ober $u haben meinet, binführo nur luftig unb fröhlich in ben %a# bn in leben, ftch für bie s7?afur unb ©in nltcf)f eiten bnnbert Freiheiten nehmen, unb feine SBeftrafuitfl, Kummer ober 9?e* fchwerbe, an ba$ Syr$ fommen laffen will, unterm $orwanb,

*) Hei denen, die, nart) jiiöifd)er ?(rt ©dtt ihr ©ctriiTen mit äinTern ringen ;u mgnüqen öe< denfen, gehet dieses fo auf eine gröbere \Q3cife uof i bei andern errreeften, unter der Sucht fceö <Mefefies flehenden «2ee(en gefchiehl dergleichen auf eine uerdecfie und mehr fdfoeinbare SEBeife ; frhleiohet dorh öftere l(in<\er mit als man tjermuthen fofffe : biet man, unter des (3efefce$ ?afl und ,'(rbcit immer mehr ermüdet und gebeutet, mir narf) ihrifli Gnade hungert, und alle« an« fcere i)imceg fättt.

wtber bte %cid)tfimiia,teit 125

bamit man nid)t gefe^itd) wanbele. ^nbeffen, xvaß fagt wohl baä fter$ fewcbl bei tiefem al3 bei jenem ? sÜÜrb man ntdjt t)afe{6ft öfterö (and) wtber Tillen nnb £anf) bie beuurubi* genbe, ängjt'genbe Äraft be3 ©efeljeö gewabr? wenn man nnr babei ein'wenig möchte jletjen bleiben. Söet guten Etagen unb leichten Temperamenten, mag man jtrf) alö maö barnber t>tn fdjmingen ; üormi)tnlid) wenn man burd) ben Umgang mit anbern (£röftern, fagt £utberuö, eigentlich) griebenöramera* ben, %er. 38, 22., beftänbig aufgerüstet wirb: aber barnm ift bte <Bad)c ntd)t beffer. SD laffet un3 tief graben, bamit nnfer Qan$ redjt auf ben gelfen gegrünbet werbe !

36. fe^ ferne tton mir, t>a$ ict) jemanben, beffen £erj ijor bem §errn gan$ tjr, in feinem ©taube beunrubigen, ober bebränget machen gellte. (Spricht ber §err griebe $u ber ©eele, griebe fet) mit itn* ! £>cnnod) ift e$ and) gefäfyrlid), wenn man ben S3rnd) beg (Slvriftenöolfö fo auf3 fetcbteffe l)et(eu Witt, unb rufet : griebe, griebe ! ba bod) fein griebe ift, 3er. 8,11.

37. 9D?an fröret barum bod) bte (sünber (aud) bte attergröße* jten) md)t weg ; melmebr werben fte eingelaben. £er un* au$forfd)licbe 3fteid)tbum (grifft, wirb jeberman »erfnnbiget unb angepriefen- 3twen wirb bezeuget, baß ®ott in @f)rijto war, unb bie sliMt mit ihm felbft »erjobnet babe ; unb baß ber öerföfynete ®ott nun an ber Ztiüv tbrer £er$en ftel)e, an* flopfenb unb bittenbf baß jTe ffd) aud) nun mit ibm mögen t>er* föfynen (äffen, 2 @or. 5, 19. 20. VJlan tterfmtbiget itynen biefe fröfyltdje 55otfd)aft, baß ber $öeg nun geöffnet, unb baß Siö* ntgreid) ®otteg nabe fyerbei gefommen ; ba$ beßwegen nun für alle 9?atb fet), nämlid), baß ffe Sntße tbun, unb biefeg große Syil »on £>er$en umarmen folten. £l)im ffe fold)e$, fo werben ffe auf guten ©runb, unb in be$ $errn 3?tt unb Drb* nung, in baß @üangeltum eingeführt, unb burd) ben ©eift 3efu @t)ri(ti $u wafyr()aft%e« $tnbern be$ neuen 23unbe£ ge* mad)t werben.

38. Denn baö tjt gefehlt, wenn man baö G?ttangelium, ober bie großen ®üter beß neuen 93unbe£, bloS in bie Vergebung ber eünben einfd)ränfen Witt. 2ltterbing£ ift bie Vergebung ber ©ünben in bem £)pfer beß ^ÖJefftä ein fer>r wefentlidjeö unb gunbamentalgut beß neuen 55unbeö : aber begreift aud) nod) öiele anbere, nidjt weniger tfyeure ®üter unb 33erl)etffun*

11*

126 5. Stücf— SEBarnungäftfjretben

gen, in fiel), welche anö tiefem erfien einbringen ; unb poat öornebmlid) tue ^Eftittbeüung beö ®ei\ieö ber £eüiamacbung, dibm. 1, 4 , rooburcb ha$ Öefeß ©otteö inö £>er$ eingefdjrte* ben, unb hie <&aie geleitet unb ^bereitet wirb $u einem $ei* Itgtbum ©ctteö. £)enn tiefet bleibet ha$ anbetungömürbtae SBornebmen unb (^nb^wecf ©otteö, ha§ er nnter bem neuen U^unb inwenbig wobnen Witt, in ben §erjcn feiner &tnber ; gleichwie hie göttliche 9J2ajefiät unter bem alten SBunb äufier* iid) im Tempel gewobnet bat. £iequ ift und ber 5ßcg geoff* net burcb bie SSerföbnung in (Sbrtfto. £>er slBeg fetbfi, burrf) (Sbnjlum eingewetbet, ijl bie C*) £eiliiung be£ ©eifieö ; baä (£nbe biefeö sii$ege3 ift bie 2>ereiniMung mit («Ott. ©o laßt imö bann bütgu geben ! £ebr. 10, 19—22. £>ergefialt reben alle ^3ropbeten beä alten U5unbe$, wo fie weiffagen üon ben großen (Gütern beö neuen. SEflan lefe unb erwäge nur einmal $. (5. biefe wenigen eteUen : 39flf. 26,9— 12., 3ef. 54, 9— 14., 3er 31, 31—34., Map. 32, 38—40., @$ect). 36, 25—29., Aap. 37, 23—28. ©tebet man bterau^ mct)t beutltd), ba# man, um Äinber fceö neuen sßunbeä $u werben, Cm benen ber £err inwenbig weinen will,) nid)t allein an bie Serfobnung in (5bri|to, fonbern aueb an feinen erneuernben ©eifi glauben, unb befielt tbeilbaftig werben muffe ?

39. ^bfijti ®ei|t febreibet ba3 ®efe£ in$ £er$, inbem er baö §eq erneuert, unb bemfelben folgen ^inn, Neigungen unb (leitalt einbrücfet, unb immer tiefer einbrücfet, wie fie im ©efe$ auögebrücft unb geferbert werben. 3a, biefer ®eift felbft nimmt Cand) bei wabren ©länb-gen) hie ©ejtalt eineö fußen ($5efefegeber$ an fiel), ben man «boren, unb bem man fol* gen muß, 9^6m. 8, 2. 14., Zit. 2, 11 12 ; weldjeä wobl gu merfen ift. Unb wo biefer (Seilt be3 ?ebcn£ baö §eqe feiig* Iid) bat eingenommen, ba unterwirft man fid) freiwillig befien ^errfetjaft unb unbefebränften gübrung, unb wanbelt im @eift wabrbaftig eöangelifrf). Unb je mebr man fobann alle ®e* banfen nimmt unter bem ©eborfam GEbrifti, unb je geftrenger man rächet allen bagegen fiel) empörenben Ungeborfam ber 9f?atur unb Vernunft, 2 @or. 10, 5. 6. ; befto mebr ?eben, SGBeite unb greibeit, erfäbret ber neue 9D?enfdj inwenbig. £)a gebet man nicfyt mebr gefefclicf) $u $Berf, and) wo e$ in ben

*) £* ift mit 28ortfkeit, trenn man hierbei einwerfen rpotlte, ei)rtflu§ fei ja felbfl &et 2Be<) : fctrfje* \viti> l)itt nicfjt geleugnet, fonfcetn beseitiget. .

mtber bte getcfytftnntgfett 127

klugen Unneübter (welche anbere nach ihrem @tanb ttnb ©e* fühl abmejfen) fo möchte attgefet)cn werben. @$ xfl n>ot>t bte $öabrbeit, man jfefyet nnter bem ©efe# ; aber unter bem ©e* fe# (Sfyritft, unter bem ©efe£ ber greibeit, unter bem ©efe£r baä ta lebenbtg macht in @brifto 3efu, 9föm. 8, 2. 3n bem galten biefeä ©efe£e3, tjt »on nun an großer £otni : ift fol* cijen ©eelen fü$er benn £omg unb §ontgfeim, *pf. 19. ; and) alebann, wann bte fd)ärfjten ?ecttonen tfon Verleugnung, Äreuj, (Sterben unb £»eiligfeit, üorfcbre'bet. Unb gefdnebt etwa, ba$ folcfye Seelen »on biefen £ectionen unb Untere weifungen be$ ©etfteg, münblid) ober fcbriftltd), anbern etwas mittbe>len, fo ift folcbeä nicht ©eft§ ober gefe#fici), al$ nur bem alten sJJ?enfcben ; ihnen felbjt aber, unb allen benen, bte mit ihnen etneö ©eifteg tbeilbaftig fmb. fcbmecfen folcbe ©ebote wie SBerbeiflungen ; e$ tjt alleä @Wngelium unb lauter ©nabe. £) wie fo feljr wäre nicht ben anbern p gönnen, ba§ ffe ein wenig mit tton biefer ©eligfeit möchten p foften f Hegen: gewigltd), alle ba$ Ietcf)tc ©efidbwäfc üon ©efefc unb gefefclid), würbe balb »erftummen ; fte würben wit erhabenere ©eban* fen befommen t>on ber £raft bee Gröangelu, unb befennen, ba$ fcielmebr ihr unreife^ Dieben unb ^rebigen t>om (£üangelio, nur gar p fetyr auö ber $ raft be3 ®efe£e£ gefloffen fett ; unb ba$ fte felbji, bte ba anbere fo milbe ber Qngen wirf fam feit be* fdjulbigen, öfter mehr in unb burd) ftcf) felbjt p üöerf geben als fte benfen. £)er ©runb, woraus man rebet ober wirfet, mad)t ben Unterfcbieb jwifcben gefet$lid) unb ettangelifd), mefyr ai$ bie ©achen felbjt, t>ie getban ober gebrochen werben.

40. 3nprifd)en, bieö bleibet fejt : @briftu$ mit allen feinen SSerbienjten, l>a$ Qrttaugelium mit allen feinen ©ütern, ftnb nur für ben ©etjt unb nicht für ba£ gleifd) ; nicht für bie 9?a* tur, ober für bie fcerberbte Vernunft : für biefe b,at @brtfht$ nichts öerbienet, al£ £ob unb Untergang ; unb btefeö ehen tjt bem neuen 9J*enfd)en ba$ tfyeurefte @ttangeltum. £)iejeni* gen Ijaben feine SSerbammung, bie in @brijto 3efu ffnb, welche nid)t nach bem ^letfd) wanbeln, fonbern nacf) bem ©eijt, S^öm. 8, l. Verlangen wir p wiflen, wa^ ©efe^, xvaö (5»angelium fei) ? ©efyet, ^)auluö tebret unä \)iev burd) ben beiligen ©eift ; unb eben alfo erfahren and) bie wahren ©laubigen. Buffer ber ^Belt, auffer ber ©ünbe, auffer ftd) felbjt, m (51)riflo fet)tt, baß ijl unter bem @t)angelio fet)n. Äel)ret man ftd) auf*

128 5. Stücf— 2Sarnung£fd)rcibcn

fer bem ©ctft, au3 @l)rifro hinauf, gebet man in ober burd) jTct) felbjl ju 5öerf ; bann ift man nicht mehr rein (Jsangelifch : ober gibt man nach, bem gleite, ber (Sinn lieh feit, ber 2>er* nunft ; alfobafb fallt man unter baß ©efe$, nnb bcfien beim* rubigenbe, uerbammenbe £raft. tylan mag flrf) fd)meid)eln mit einem angenommenen Qföangelto fo lang man will : hilft fein spflaftern, man fel>re bann wieber nm nnb hinein in @t)riftum, in welchem man allein ©nabe nnb grtebe tjaben tarn, 3ob. 16, 33.

41. D ?0cenfchen, werbet inwenbig gftenfchen l Erwartet burchauö feinen £roft, £ülfe ober £eil inehr, tton einigem ge* fchajfenen Dinge, ober t>on euch felbjt. kehret in euer £er$, 3ef. 46, 8. ; bafelbll fucher, erwartet nnb ftnbet euer Selige macher, ber end), al$ greunb nnb (Selig macher, fo innig ge* genwärrtg tft. Cebet bergejtalt im@eifr, lebet in @brifto, wenn ihr grünbliche Ruhe für euere (Seelen falben, unb ben $ern beg (Sfcmngelii erfahren wollet. £a§t euch nicht »erführen. %eht auögefehrt, fo werbet ihr aller £)rten (and) im (J^angelio) nichts al$ ©efe^ unb Serbnmmung ftnben; lebt eingeführt, fo wirb eucf) aßeö Caud) fel&ji ba$ @efe§) ba$ reinefk Orange* lium prebigen.

42. 5Bie fofebr iflbcd) ber 5D?enfch^u Extremitäten geneigt, unb balb $u redeten, balb $ur linfen (Seite üon ber (Spur ab$u* irren ! S3alb will man einmal atle3 felber tbun, unb bie 9totb* wenbigfeit ber inwenbig wirfenbe ©nabe unb ©eißeg nid)t ge* bübrenb erfennen ; balb aber foll gum (Schein alle£ ©nabe fepn, unb man will gar nichts tbun. Der eine fäütmit Super* ftition auf einen auöwenbigen gorm^eremonien* unb 23uch* ftaben*®otte3bienfr, unb verwirft alleö, tva$ ©eijt unb geifc lief) genannt wirb, um bie (Jntbuffajlerei $u »ermeiben : ber anbere verwirft alle leibliche Hebungen, tylittel unb bie Diente, unb gerätt) öftere Cau$ Mangel ber Demutb unb Slbjrerbung,) in eine unfertige unb falfche ?ebigfeit. Einige, um ben 90ci£* brauch unb ber 2eid)tj7nnigfeit $u wiberfteben, haben gefdn'e* neu ber Rechtfertigung in Sbrifto gleichfam gu wiberfprecfyen, unb haben nur gebrungen auf ©ottfeligfeit unb^eiligfeit ; unb anbere wollen hingegen tton nichts hören al$ nur öon lo£* unb leicht glauben an ba$ QSlut beö fteilanbeg, unb alle Uebungen ber ©ottfeligfeit, ber £reue, unb ben gorrgang in bem 5Bege ber Heiligung, unb ben verächtlichen tarnen gefe^lidjer Dinge

wtber tue ^eicfyfjTmuqrYtt 129

feöen, 93alb wttt man mcbrä hören, ai$ üou (Sbrifro tn und ; unb halb nidjtä alö r>on Sbrifto für und ; (*) bei boeb (Sbrütuö nid)t getth'ilet tft, nod) getbeilet werben fann. %Rar\ würbe au3 bem 3njammenbang ber Streben biftorie anzeigen formen, ba$ üon ben 3^^^» b?r Slpojtel an, biä in biefe legten £age, jid) viele bergleicben 2lbwetd)Ungen, $nr rechten ober linfeit ©eite, geäuffert haben; aber ijt bte 3ett tiefen SSrtef $tt enbiqen, welcher mir unter ber S?anb größer geworben ifr, alö td) gemeinet ba6e.

43. Der ©eijt Sefn grifft, ber ein (55eift ber Wahrheit tjr, leite und in ben unbetrüglicben sANt;telpfaö feiner Wahrheit ein, unb halte und nahe unter biefer feiner Leitung nnb 2htf* ffcf)t. (£r bewahre und nnb alle armen ®d)äflein, in biefen verwirrten legten gagen, vor bem vorwiegen, fd)äblid)en fterumfeben, unb »or bem £>ören nad) ber fremben Stimme» £) lajfet und nur nahe unb innig und halten bei ihm, unferm guten Wirten, burd) Qbiauben, Ziehe unb anbaltenbed ©ebet im (Steift nnb in ber $Babrbeir* 3n ihm haben wir bad £eben; in ihm allein haben wir genug, ja, Ueberflnß. ÜBir werben bergetfalt ihn unb feine ©ttmme je länger je met)r fennen ler* nen» unb burd) ihn felbjl jurücfge^ogen werben üon allen 9te* benwegem pa, er felbjt wirb und feil halten, fo, baß und nie* matib wirb fönnen aud ferner £anb reißen in (groigfest. 2lmem

m , ben 19. Suty, 1746.

Sd) bleibe burd) ©nabe, >c.

*) s.TOt gan$ anbern tfugen ifi Die <2ad)e anurfehen, »renn etwa bas eine ÄinD WotteS, im friüfyen ©efdjmatf bet ausfiJlimenben ©nabe (Jhrifii ftehenb, aus ber Säfte feines £er$em> berges ftalt rebet Don <5hrifjo für uns, iaf man meinen foftte, es ad)fe Die übrigen Önaben feines fliits leramts wenig ober nid)ts ; ta hingegen ein anberes .$inb (SotteS, träfug in Die 2tehnlid)feit öeS Iobe6 Sforifri, ober fo innig in beffen ?iebe5gememfd)aft fann gebogen werben, bafi es yon nidjts lieber unb merjt rebet, als Don Sftrifti in uns ; ba§ es fdieinen mödrte, es yergeffe bas ©eheim* nif> ber Stoföbimng gar, ob es gleid) wirflid) »im ©runbe geleget bleibet, u. f. w. 33ei fo be* wanbten Umfiänben ifi biefe ©etfdjieöenfjeit harmonifd) genug. Mein, ein <Ed)riftgelehrter, mm £immelreid) gelehrt, ber muf, bie (2ad>en aus reifer (Erfahrung im 3uianimcnhang haben, ba* mit er Dom Mlten unb dienen, Dom Anfang, fxtt ang unb flMenöung., (nad) iJrforberung ber ^erfonen unb Umilanbe,) aus bem inrrenbigen ®d;afe bau 3iötl>ige iretelidj i)erDOt ]u bringen rciffe, äKattl). 13, 52., tfuofUlg. 1, 21. 22.

130 5. Stücf, 1; 2tal).— 33on ber ^otfywenbigfeit

^tfter 3ltt$attg»

SQon ber Stotljwcnbtafcit ber SRehuguitg gttr 23crciniguttg*

£>aß wir Sünber burd) Qbriftum lieber mir ©ort autye* fohltet werben, unb burd) fein 23lut allein ben freien 3U,^"9 gu ir)m nnb $u feinem !Kcirf) haben, ift eine anberungöwürbge ©nabe : $>a$ wir aber and) ben SSerleugnungöweg geben, nnb (9töm. 8, 17.) mit leiben mitten, wenn wir mit üerl)errlirf)et werben wollen, wirb baburd) feiueSwegS auSgefdjloffen, fon* bern al£ eine unausbleibliche grucht nnb notbwenbige golge mit einc|efd)leffen : jmtemal ood) einmal unmöglich ifb ba$ bie, fo nid)t retneö £ier$enö ftnb, in ber 3eit ober in ber (£wig* feit ©Ott febauen fönnen. 3£er ba$ leugnen wollte, würbe bamit $u ernennen geben, baß er weber tie (Schrift wüßte, noch unfer Grrlöfunggroerf im 3ufammenbang begriffe; baß er auet) weber ftcr) felbfr, noch ©Ott, nod) ben großen Slbjtanb ber Unreinigfeit t>on ber ^etnigfett, burd) Erfahrung erfannt t)ätte.

<&3 irren barum nicht allein biejenigen, welche jTd) baS 35er* bientf @briiti, unb t>ie ^erbeifiungen beä Gffcangeliumö, ohne S3u£e unb ©inneSänbemng aneignen, unb eine fofehe feibjrge* wirfte 3»eignung für ben ©tauben halten; fonbern and) bie anbern bleiben oom 3iel $urüd, welche nach Erfahrung einiger ©nabenblicfe, ober and) ber wirflichen Vergebung ihrer Sun* ben, flugg meinen, nun fe*)en jTe auf einmal fertig, unb läge ihnen weiter nichts ob, alg nur »on ihrem DerjTdjerten £eil %u fingen unb gu fagen, unb bem jpetfanbe Seelen gu gewinnen.

<£$ ift wohl an bem, t>a$, wann eine bußfertige ©eeie be$ 9?eid)thumd göttlicher 3?arml)erjigfeit in ber Vergebung ihrer Sünben wahrhaftig theilhaftig wirb, felbige aläbann merflid) fpüre, wie t>a§ ffe, unangefeben tfyrer ©ünben unb Uureinig* feit, bennod) Hoffnung unb Vertrauen $u ©Ott l)abcn möge, unb baß er ihr, anftatt ber üerbienten Strafe, ©unft unb ©nabe wiberfahren laffe : allein, wo fte nur m t il)rem 5?er$en in biefer ©nabe bleibet, ba wirb fte balb innen, ba$ biefelbe fein fo üorübergefycnteS ober tobtet £ing fep, fonberu eine

ber Reinigung gar ^Bereinigung. 181

lebendige unb gefcfyäftige ßraft beö ©eifteg 3?fU' woburcf) fte (£it. % IL 120 unterwiefen wirb, mte unb waö ffe $u tter* leugnen fyabe, unb welcfyergeftalt jie süchtig, gerecht unb in* wenbig gorteSbienftlid), ttor ifyrem ©ott wanbeln, unb eben wegen ber nodj beöorjtefyenben (2 @or. 7, 1.) grogen SSerfyetf* fungen, jtd) reinigen -muffe öon aßen Befleckungen beö gleü fcfyeg unb beö ©e'tfteä, unb ifyre Heiligung üollbringen in ber gitrdtf ©otte6. diejenigen, welche nicfyt bergeftalt bie Sftotl)* wenbigfeit einer grünblictien Reinigung unb Heiligung erfalj* ren, fyaben Urfadje $u zweifeln, ob fte richtig in ber ©nabe flehen, unb nicfyt gn öerfrembet von bem, n>a$ in ifyrem £cr$en Vorgebet, in ben £ag binein leben.

3war wir fönnen unb foüenö nicfyt fo in eigener ^raft tbun, fonbern (n?ie gcfagt) t>ie ©nabe tb,ut6 ; ber wir aber D^aunt geben, unb ifym ©lauben gefyorfam werben muffen. Unb ba$ erfährt aucf) bte (Seele unter folcfyer Arbeit, unb bei anwarfen* bem 2icf)t, immer mefyr, ba# fogar ifyre bejte 25emütmngen unb TOtwtrfungen mit ber ©nabe, nicfyt $ulänglicf) fetjen, bie tiefe £Bur$eln tfyrer (Selbjftiebe, unb ben äbgrunb ibreö SSerberbenö auszurotten. £)a$u muß ©ort felbjt nocf) fonberlirfjer feine £anb anlegen, um 9?. 33. eben btefe (3ofy. 15, 2.) frucfytbrin* genben Dieben $u reinigen, unb folcfte (Seelen (3ef. 48, 10. ) au$erwal)lt $u machen im Dfen beö (5lenb6. Unb fönnte man baöjenige, wa$ ^uüorberft burdj ber (Seele treue 9ttitwirfung gefcfnefyt, gar füglirf) eine wirffame (1 3ob»3, 3.) Reinigung; baejenige aber, tva$ öon ®ctt, unb gwar (1 $etr. 1, 6.) burcf) Seiben unb mancherlei SSerfucfjungen, vorgenommen wirb, recfyt eigentlich eine leibentliclje Reinigung nennen. 2öirb man burcf) jene erflere in etwa gereiniget Don ben Sßeflecfungen be$ gleifcfyeS ; fo feget biefe festere ben (Scfyaum ber ©eflecfnngen C2 @or. 7, 1.) be3 gletfrfjeö unb be$ ©eifreS aufö Cauterfte CSef. 1, 25.) weg, unb ift, laut ber (2 §or. 6, 16.17.) (Sdjrift, hie notfywenbige unb näcfyfle Söereitfcfyaft $ur üößtgen Suwofynung ©otteö in un$.

9hm ijt aber fo fern; bag folcf)e$Sege ber Reinigung unb SSollenbung unferer Heiligung, bem alleinigen Sauen auf (Sfyrijti SSerbienft unb pure ©nabe fottten entgegen femi, ba§ tnelmefyr in unb burcf) bergleidjen göttliche gufyrmtgen biefe große Ößar)rr)eit immer mächtiger in ber «Seele eraltiret unb »erfläret wirb öon einer «ftlarfyeit jur anbern ; inbem tt>r t>a$

132 5. etücf, 2. Slnl».— thtfjttg

tterbecfte 23auen (*) unb «Stufen auf ftd) felbtf, unb auf atte$, n>aö im ©etftlicfyen nicht bloä EbriftuS unb fein ^Gerf ijt, im* tner tiefer aufgebecft unb weggefcbmolsen, unb tie (Seele alfo gubereitet wiro, ffd) immer grünbiicber $u üerlajfen, unb »öllig in @t)rifto erfunben $u werben, ba jTe bann nicht mehr lebet (•}>W* 3, 9.)/ fonbern blo$ Ebrijtug in ihr. gürwafyr, wer burcb einige Erfahrung, bie auf biefe Seiben (®al. 2,20.) in Ebrifto barnad) erfolgenbe §errlid)feit erfannt bat, ber tt)irb ftd) nicf)t lange wiber biefe beilfame-ÄTeujeäleijre wehren, fon* bern (Te gern mit $um Ettangelio nehmen.

3*t>eitet $tnfyan$.

tCuSjug eines <§enbf<J>Tetfcen$ über 2 <£or, 5, 16* 1

1. £amit ich mit wenigem meine $ebanfen fage über bie ©chrtftftelle, 2 Eor. 5. k). 16 , worüber meine Erläuterung »erlanget wirb, fo ift flar, ba§ ber 2lpojW hier feine Sluge babeaufbie falfcben Slrbriter, welche sparteiliebfeit anrichten (l ^etr. 1, 11.), ba fte jTcb fluteten auf'ibr Slnfeben nach beut g(eifd), alö nach welchem fte ficf> rühmten, aber nicht nach bem fteqen C»* 12.) ; begleichen auf geaebtete Männer (1 Eor. 1, 11. 12.) ; tvie auch auf tiefe ober jene SSorrecbte (®al. 2, 6., spbif. 3,2—6); unb folcfyergeftalt bie Seelen nur bei bem pufferen aufbieften.

Uöiber bergleicben fcbäblicbe Arbeiter ift ber 2lpojtel f>ter mit einem ^eiligen Eifer angetfyan, unb gleicbfam in eine %iehe$* ent^üefung aufter ben ©innen öerfe£t (ö. 13.) ; bamit er and) bie ©laubigen au 3 allem fofeben fmnficben ißefen öerfefcen möchte» 2a, er ift al£ einer ber bereit^ gcjtorben (o. 15.) ; bamit and) bie ©laubigen fiel) alfo ad)ten möchten. 3d) bin gejtorben, wa$ gel)et mich baä Sleuffere an ? 3d) bin getfor* Ken, berbalben fenne id) feinen 9ftenfchen mehr mie er au&* fleht, l)od) ober niebrig, gelehrt ober ungefefyrt, geehrt ober

*) Viel. Barbanson Sem. oecult. Part. II. Cap. X. §. 16.

au$ einem ©enbfcfyreiben. 1S3

Derad)tet, Derwanbt ober fremb, 3ub ober §etb ; im £obe bö« ret biefeä alleö auf; fogar ber 9?ubm auf ^t)ri|li ©efd)led)t ober $erwanbtfd)aft nad) bem gletfd), auf bejfen £ijtorte, £Banbel unb 93efanutfd)aft in biefer iöelt, unb tva$ wir auf* ferlid) Don ifym möchten gefeben unb gerannt baben« Qrä muß, (will er fagen,)Don nun an mefyr in ba$ Unftd)tbare unb ©etfb Itdje getyen ; wir pnb nun nid)t mebr bie Dorigen 9J2enfd]en, fonbem wir ftnb gan^ neue ©efd)öpfe geworben (o. 17.) : biefeä allein,u* f einerlei äuflere Singe baben ,ftraft in @brift0/@al.5,6*

2. Uebrigen6 fo ijt bie Meinung beö 9?., alä wenn nämlid) beut $u £ag »tele bei einer btoö btlölicben unb fleifd)lid)en £r* fenntniß (St)rifti unb beg sIBerfg ber $erföl)nung $u Diel be* mieten, nur all^u febr gegrünbet. Einige »ort benfelben ba* ben bte 3öat)rt)ett Don (grifft 33lut unb $3erföbnung nur im Äopf unb im üftunbe, obne wabre §er$en$änberung, unb fol* cbe$ ijt nur eine grobfleifd)lid)e (Srfennrniß Giljriftt, weldje nim* mermebr feiig mad)t.

3. 2lnbere gutmeinenbe ©emütber baben bei biefer bilblidjen (Erfenntniß <5t)rtfli and) füge Dfribrungen in ben ©innen unb ©emütbäbewegungen ; bleiben aber bei biefem 3lngenebmen, unb ber bilblicben SSorjtellung folcber sIBabrbeit $u m'el unb ju lange freien* (53 ijt mit ü)nen, wie mit einem, ber bie ©peife nur in ben 3D?unb nimmt, unb bcct) nidjt burd) bie $raft ber? felben recht genäbret wirb, ©ie wacbfen md)tauf burd) biefe fanfte 9ttildffpetfe. £iefe ftnb (aufö befte genommen) junge Aber in dbrijto, bie man Heben, aber and) babä anweifen muß, baß fte burd) folcfje Wild) muffen gunebmen (1 ^etr. 2, 2.), unb allgemad) $u jtärferer ©peife angemöbnet werben. 90?an üeracbtet beßwegen bie 5D?ild) bod) nicbt, bie ja aud) Don (£rwad)fenen genofien wirb 2Benn aber fold)e babei baben wollen, baß and) alle anbere jjüfl fo reben, fo gejmnet femt, unb fo (leben bleiben feilen, me fte tbun, bann jTnb fte and) fleifcblicb $u nennen (1 @or. 3.), unb ihre Qhrfeuntniß Don (Sbrijto ijt ju febr nad) bem gleifcbe (2 £or. 5, 16.)»

4. @brifti sD?enfcbwerbung, fagtenbieerjten @brijten (*) bar@ottftd) unö $ur 9J?ilcbfpeife bargefteltt,bamitwir baburd) feilten aufwadhfen $um ©enttß beö 23robö ber Un fterblicbf eit, nämlid) beö ©eifteä beö ^aterS* £)urd) bie 5D?enfd>l)eit GsfyrifH werten wir gebracht $u ber ©ottbeit.

(*) GieN fcritfcn Anhang § 14.

12

134 5. (gtüct, 2. Sfot}.-- ?faö$ug

5. ^Diejenigen, wetdje fo bilbtlcf) unb obenfyin von ber Ser* föfynung (Sfyritfi reben, nnb ihnen fo wobl babei t#, bie fmb mtfjt eben allezeit burd) ben %uq beö SarerS Qur Buge nnb SBefefjrung) gebüfyrenb nnb gehöriger 5Betfe $u (§brifto gefönt* men, nnb e$ fann bod) niemanb auf eine anbere $ßeife $u il)m fommeit (3of). 6,44.)»

6 Unb wenn wir and) wafyrbaftig $u (5brifto nnb ^u feinem Blut ber Serföbnung gefommeri, fo muffen mir ung bann bod) auc^ burd) (Sfyriftum, alö ben wahrhaftigen unb lebenbigen $öeg, $um Sater unb ber inwendigen Bereinigung mit unferm guten [Sott bringen lafleit Citetje 3ofy. 14, 6*). Unb biefeS »erfaumef man nur gar $u fefyr, unb bleibet beim slBege fle^ fyen, ohne burd) ben 5Beg weiter fort $u geben.

7. @b,riftu3 ifl nid)t allein gefreuter unb geworben, fon* bern aud) auferweefet unb gen Fimmel gefahren, um un3 $u ^eiligen burd) bie TOttbeitung feinet ®et|leö beö 2ebenS unb ber Heiligung ( ftebe üftom. 1, 4. unb Kapitel. 8. 2. > unb mit |Tä) fyimmltfd) gejtnner machen Don nun an C®pf)ef* 2, 6.)«

8. muffen begwegen ©laubige nid)t blo6 lieben bleiben bei ber §iftorie, unb ber bilblicfyen SorjMung, unb fmnlid)* rüfyrenben Betrachtung Don (Sbrifti Zob unb 2iuferfrel)ung, wie gut, füg unb afftetrenb, foldjeg aud) $u feiner 3eit unb an feinem Drte fe^n mag, fonbern bauptfädilid) bie $raft beg Zobeö unb ber Sluferjlebung 3efu &\)vifti, unb bie ©emem* fdjaft feiner Reiben, $u erfahren trachten 0]>l)il 3, 100-

9. 28enn unö (5l)riflu3 nid)t burd) fein SMuf unb ßreu$e$* tob mit (Sott Derföfynet bätte, fo würben wir nimmermehr fön* nen gel)eit;get, mit ©ort vereiniget, nod) feiig gemacht werben» SDfr fdjwacbe, gan$ ausgeartete unb grunbDcrborbene 9D2enfd), würbe Don «Seiten ber göttlichen s3#ajeftät unb Reinheit/ (bie bod) eigentlich fo l)5d)jl liebenönmrbtg unb befeligenbifcO'nid)^ anberö alö ©crjrecfen, Swrücf jtogen unb bie Stelle empftnben, wo nict)t foldjeS burd) unfern großen Mittler, ©ottmenfd), Immanuel; vermittelt, unb bie $Birfungen ©otteg auf ben ©ünber, gemägiget, ertrdglid), ja, lieblid) reijenb gemadjt wären.

10. ^urd) bie Sereinigung Qfotteö mit ber Sföenfdjljett (Sbrijlo, ifl ber ©runb gelegt $u uuferer UöieberDeretnigung mit ©ort; unb burd) (Sljrijti Blut unb Serbien!* l)aben nun alle arme bugfertige ©ünber, ,fowot)l a(3 bereite geheiligte

au$ einem Senbfdjreiben. 135

^iiuber ©otteg, betbe£ im Sebcn unb im Sterben, einen offe* nen $Deg, in baö £eiligtbum ber göttlichen ©etneiufdjaft ein* gugeben (£ebr. 10, 19, 20.). Slliein, fte muffen and) eiugc* ben, unb niebt ben offenen 3£eg nnr befefyen nnb fcon beuijel* ben rühmen (£ebr. 10, 22.).

11. £ie brei £beile beö gcmpel^ $u Scrufalcm, waren im* rer anbern aud) ^Ibbilbungen ber uuterfd)icblicben «Stäube be* rer, bie bem £errn bienen, nnb tfon ben fcerfd)tebencu Wirten, wie ©ott unb ba$ ©öttticfye fann errannt, genpffen nnb ©ott gebienet werben. bem SBorfyof war faß ein ünmcrwäbren* be£ SSlutsergießen nnb SDpfern ttor ben fingen beö ganzen ?ßolU. 3n bem ^eiligen, mürbe i>aö s£lut gebracht unb and) geflricben an bie §örner be£ ^taucbaltarö. 3a, in bem filier* beitigftem wofetbft bie göttliche üNajeftät in ber Rillen 3Duiifek l)eit wobnte, borte ober fatje man t>a$ ©eräufd) t)om Scblad)* ten nid)t, bennod) mürbe baö jßtut ber SSerföfynung aud) mner* tyalb ben SSerbang gebraebt.

12. dbrifti 23lut unb $erföf)nung bleibt in allen Stäuben tbftlid) unb tterebrungömürbig, nid)t allein bei ten ©laubigen auf Erben, fonbern and) bei ben Seligen im £tmmel, Djfenb. 5 9. 5lber man tyat nid)t in allen Stäuben, unb gu atlun Seiten, eine fo autfgebrndte Erinnerung, bilbltd)e Sorjlellung ober ffnnlid)e D^tübmug baüon.

13. etiler 3ng ber iiebe $u ©ort btneinwärtö, alle Deffnnng im 3ugang $u bem 5^errn, alle 5* liefe eine£ ftnbitdicn Bertram en£, alle ui'trfun.qen unb inneren ÜJcittbeilungen ©otteö, öon feiner ©üte, Don feinem ^rieben, fcon bem innigen sil?ot)lfenn, wetd)e£ ©laubige bier erfabren fönnen, alle UBiUigtat ©ott gu leben, ic. Sltle biefe unb un^äblige anbere Sachen mehr, l)a* ben ibren ©runb in ber $erföbnung ßbrtftj, unb fbegen au3 berfelben, obgleich eine Seele, bie fte erfahret, eben md)t jnff ^u ber 3eit mit D^eflerton an Ebrijli Serföbnung gerenfet

14. Ein Ätnb fanget bie S5rufr, obne gu Derfteben mo bie yjiild) berfommt, unb obne bie SSruff $u feben, bie ibm bie s))i\id) $iebt+ 2)a3 Sflefeben ber 2* ruft mürbe e3 am Saugen binberh. ^ftanebe eble Stäube unb tl)enre %e\ten beö inwcn* bigen £ebcuö laffen niebt öiel Ueberlcgen unb ilmfeben 31t.

15. 5(ud) fannä gefcbcl)en, i>a$ einer ben lieblichen @efd)tnacf einer Speife auf ber 3\n\$e bat/ obne bureb biefelbe genäbret $u werben, wenn er pe uämltd) nid}t meiter bringt, Unb im

©egentheil fann ein anberer ben (ftefchmac? nnb bte (speife, fo er genoffen t>af, »ergeben, unb nichts bejtoweniger alle Kraft $ur Nahrung üon berfelben genießen»

16» 3nnigen (Seelen wirb oft t>a$ Üßefetitttcf)e ber SSerjof)* nung fet)r einfad), aber febr tief unb föjtl'cf) entbecft, gugeeig* net unb gu erfahren gegeben, woüon jTe wohl «wenigen 2lu$* brucf mit ÜBorren würben geben tonnen, fo aber in ihrem ©runbe hie größefte ©elbjtr)ermd)tigLtng> bte jüßejte Beugung, bie tiefte Anbetung, baö gartefte Vertrauen k* jurücf läßt* Unb alfo haben [\e mcfyr t>on ber (Sache felbfi alä t)on bem 23ilbe, unb verherrlichen ^hnftutn unb heften 23erföbnung un* enblicf) mefyr at£ alle anbere, bie nur fo oben fytn batton formten*

Kf0§AA//

<£üu0e 3euantfTe ber erfteit 3Htd) ente&t er, $ur $8eftä* tigung obiger 28al>ri>ettetu

1. £)amtt nicht baö Slnfeljen habe, atö wenn icf) mich im »orhergeh'nben ^arnungöfchreiben umfonjt berufen hätte auf bie Uebereinjtimmung ber erjten Kirchenlehrer, fo will 'ich $u einem fleinenlßcweiö einige ihrer $öorte hiebeifügen ; wtewobt fcteömal, auffer ben fchon Dormalö angeführten 2lu<jiifrmo, nur ben 3ufitnum, ^renäum unb @i)prianum $u 3eugen bei* bringen : brei berühmte Kirchenlehrer, welche alle bret bau, xvaö fte gelehret, mit il)rem theuren 5D?arterbtut tterjTegelt haben.

2. £>er erfte, näml'cr) 3"ftinu3, (welcher um ba$ ^ahr 130, Sunt (^hnftentbum übergetreten), fpricht, in feinem mit bem S"ben £n>pbon gehaltenen berühmten ©efpräch, p* 228, alfo: „Daö im alten $unbe »erheiffene Vleue £ejtament, muß nun wahrgenommen werben oon allen 9J?enfcf)en, bte @orte£ @rbtheil ju erlangen begehren. £>a£ auf $oreb gegebene (#e* fet$ ift alt, unb nur baä neuere; biefeä ©efe£ aber ijt aller unb je* ber, unb ein ewiges ©efe$. Unb pag. 246: SBenn einer gleicf) tin §ci)tt)e ober sperpaner ift, \)at er ba$ Qrrfenntniß ©otter1

ber erfteu Äircfyentefyrer. 137

unb feinet (grifft/- unb bewahret feine ewigwä Renten Dfcdjte, unb ift and) bestritten mit ber fchönen nnb nü£ltd)en «efdjnei* bung (be$ ©eiftetf,) ber wirb ein grennb ©otteg, k*"

3. 2ltö £rt)phon p. 263, fragte ob bann bte, welche im a(* ten £eframent nad) bem ©efefce 9D?ofte gelebet, auch wären feiig geworben ? fo beantwortet folebeä nnfer hetl. SOZärtprer mit 3a* „£)enn (fpriebt er) im ©efefc ftnb einige £)inge $u üben etngefefct, welche ihrer 9?atur nad) fd)ön, gottfelig nnb gerecht jinb : aber and) anbere £)inge, bte nnr wegen ber £er* genö £ärtigfeit beö 23olfS geboten ftnb, iic oon benen, fo un» ter bem ©efefc ftnb gewefen, aud) finb geleiftet worben. 2We nun, welche biejenigen 2>inge wahrgenommen, bte ihrer Statur nad) allgemein, unbimmerwährenb fd)ön finb, bie haben ©ott gefallen, nnb werben burd) (S^riftum feiig werben, fowol)l al$ &nod), 9ioat), £»iob 2c, fammt benen, welche (Styrifhtm, ben (Solm ©otteä (näher) gerannt haben."

„®ott rief ben Abraham (fpricht "jultinuö weiter, pag. 347) nnb befahl it)m ausgehen auä feinem SSaterlanb, 1 35* 2D?of. 12, Sllfo bat er unö aud) alle gerufen, nnb wir finb fdjon ausgegangen auö bem ?ebenöwanbel, worin wir nad) ben gemeinen Sitten anberer OJJenfdjen ein böfeö Seben gefüt)* ret tyaben ; unb wir werben mit bem Abraham t>a$ heilige £anb erblid) heften, eine unenblid) ewige (£rbfcbaft : fintemal wir Slbrabamö ftinber ftnb, weil wir 2lbrabam£ ©lauben ba* Ben» Tenn gleichwie er ber (Stimme ©otteS geglaubet, unb tt>m fold)e$ gur ©erechrigfett gerechnet ift: ehen alfo glauben wir aud) ber (Stimme ©otte$, fowot)l berjenigen, welche burd) (Sbrtjti 2lpoftel aufö neue auSgefprochen, als aud) berjenigen, welche uns ttormalS burd) bie Propheten tterfünbiget ijr, unb haben, b\$ $um £obe $u, allen fingen, tic in ber sißelt ftnb, abgefagt."

5. $>ag. 370 fyi$t : „(Selig tjt ber 9töenfd), bem ber £>err bieSünbe nicht ^rechnet, $f. 32, 2. dämlich ber jenige, ber feiner begangenen (Sünben wegen S5uge thut, ber wirb Vergebung erlaugen. Sticht aber ijt eS alfo gu tterfteheu/ wie ihr euch felbjt »erführet unb anbere eueres gleichen fagen, baß, wenn f£e nur ©ott erinneren, benn würbe ihnen ber £err ixe (Sünben nicht zurechnen, wenn fie gleich (Sünber wären."

6. üBeiter, im Briefe an Xiognetum pag. 500, 501 heißt e$ : „®ott gab feinen eigenen <Sot)n für unS $um £6fegelb, ien

12*

138 5. 6fücr, 3. Slnt).— Beugnitfe

^eiligen für bie ©ünber. $Pa3 fonnte änberö unfere Sün* ben becfen, al3 beflelben d5ered)tt^fett? 3n wem fonnten tut ©ortlofe uttb Sünber gerecht gemacht werben, al£ allein in bem ©ohne ©ofteg ? O ber UBobtthaten, bie alle Hoffnung über* treffen ! ©oft hat bie 9fftenfcr)en geliebet, um welcher willen er bie 'jBelt gefcfyaffen ; er bat fte nad) feinem $Mlbe formiret ; er bat feinen eingebornen (Sohn ju ihnen gefanbt ; er hat ibnen aucfybag Königreich, bag im §immel ift/öertunbiget, welches er geben wirb benen, bie ihn lieb gehabt haben. 3£enn bit aber ©ort alfo wirft ernannt haben, o mit welch einer greube wirft bu erfüllet werben ! ober, wie fehr wirft bu benjenigen lieb haben, ber biefy $m>or alfo gelfebet hat ! $8irft bu ihn aber lieben, fo wirft bu audh ein Nachfolger fetner ©ütigfat fetjn, unb birf) nicht tterwunbern, baß ein *JJ?enfd) ©otteö 9?acbfel* ger fenn fatttt» dv fann freilich (ein tßefebrter nämlich, burefy ©otteg ßraft) wenn er nur will. Dann wirft bu ben betrug unb ^rrtbum, ber in ber UBelt ift, fcerbammen, unb wirft lernen baö wahre £eben im £immel. $ch rebe nieftt öon frem* ben Dingen, forbere auch nichts ohne ©runb ; fonbern ba id) ein jünger ber Slpoftel gewefen, werbe ich a»Ä eat Lehrer ber Reiben ; unb bie Dinge, bie mir überliefert fmb, üerfünbige ich anbern wieber, ic."

7. 3n ber Qrpiftet an %enan unb Oerennni pag. 503 fprtcht er : „Urjfer (Sinn unb 23orfat$ wirb burch ba3 itmtreiben ber si£elt öerwirret, ba wir in bie siBelt $erftreuet werben. Defl* wegen, intern unfer §eilanb fagt, er fei) nicht-auö biefer^Belt, fo hat er auch nng üon ihrer ©emetnfehaft abwntben wollen, unb unö ben D^atb gegeben, ba$ wir greunbe ber Wahrheit werben, unb bie^ollrWmenbeif ber btmmlifchen $raft fafjen, aurf) atleö, waö nach bem ^Otiten beg SSaterö ber (£wigfeiten ift, üollbringeu fotlen. Denn ber ift fein ©laubiger* wer nach ber Statur lebet."

8. ?affet unö nun ben heiligen ^rendum hören, (ber in feiner ^tnbfyett ben heiligen ^pottearpum noefy gefannt, unb in feinem neunzigjährigen Filter fein $lut für (^rifti Hainen unb ?ebre ebetmüthig lüergoffen hat) unfeinem inerten 33ud) contra Heraeses Cap. 26. 27. vel. Edit. Massueti Cap. 12. 13. 16. fpricht berfelbe alfo: „Da bie ©ebote eineö üoflfom* menen ?ebeng, in betben £eftamenten einerlei (Tnb, fo fielet man, ba$ be$ ©efefceg unb beS hangeln Stifter, ein unb

ber erfreu $trd)enlcr;rer. 139

eben berfelbe ©Ott fei), ber gwar and) befonbere Qbebcte, bie fTct) anf befonbere 9ftenfd)en unb Untjtänbe fcfyicften, gegeben* aber bie fürtrefflkbjten unb l)5ci)flen ©ebote, ohne weldje teu ner fcli.q werben faun, frnb in betberiet £eftameut einerlei."

„9. Unb btefeö ©cfentl'cbc be3 ©efefceö bat (Sbrijtuö nicbt aufgelöst, fonbern (nacf? feinem eigentlichen Serjranb) erwet* tert unb erfüllet, wie man an$ feinen Dieben erfehen fann ; fet) bann eure ©erecfytigfeit mehr überflüffig alö ber (Schrift* gelehrten unb ^barifäer ihre, fo werbet tt>r nid)t tn£ $ömg* reict) ber £:mmel eingeben, 9D?atth* 5, 20, $Borin bejtunbe bann biefe'ö ty&efyr ? (5rjtlid) ^war barin, baß man nicht in ben $.iter, fonbern auch in ben nun geoffenbarten (Sohn glatt* bete^ benn ber ift e$, welcher ben ÜJienfcben in bie (gemein* fd)aft unb Einheit C^otteg anführet; barnad) and) barin, baß man$ nicht nur muffe jagen, fonbern and) tfyun ; tenn jene fagtenö, unb tbatentf mcbt: unb bann, baf? man nid)t allein fcon böfen Werfen, fonbern and) öon böfen Segierben, ffrf) enf* galten muffe ©ofebeg lebrete ^brijrn^ nid)t al3 Dinge, hie bem ©efefc $nwicer mären, fonbern al3 ber ba£ @efefc erfüllet, unb bte 9?ed)fferrigu«g beö ©efe£e£ in un$ au^brücfet*"

„10, Da6 ®efe$, melcf)eö ben unechten geftellet mar, nn* rerwteg bte (Seele tuvd) äuffere unb leibliche, unb $og biefelbe gfeid)fam hnxd) ein 23anb $um®eborfam ber ©efe$e, bamit ber 9Tcenfd) lernen möchte («ptt bienen. Dag $ßort (@brift«3) aber, macht bie (Seele frei (üon biefem^öanb), unb lehret, wie man burd)3 @5efe§ freiwillig ben ?etb reinigen fotle. Drum mußte er $war bte 35anbe ber $nedhtfchaft, woran man ge* wohnet mar, wegnehmen, \>amit man ®ott folgete obne S?anbe ; aber bte D^atbfcblüffe ber greibeif brüber noch weiter au^bet)' nen, unb bte Unterrt)änigfeit unter bem fönige noef) größer machen ; bamit nidjt einer bunten anschlage, unb unwürbig erfcl)eine bem, ber ihn befreiet hat. Die unechte unb bie Miu* ber fottten einerlei Ehrerbietung unb ©elyorfam bem Qang'oa* ter beweifen; nur baß bie ßütber größereg Vertrauen haben, weil bie 5öerfe ber %reii)nt größer unb »ortreffl^cher ftnb, al$ ber ©ehorfam ber Mned)tfd)aft. Deßmegen hat ber £err nun, nnftatt bie @f)e md)t $u brechen, ba£ (Sfebot gegeben, nid)t $u begehren ; anftatt nicht $u tobten, nidit einmal $u jürnen ; an* ffatt ben 3fbnten $u geben, atleö ben Firmen aue^utheilen : unb nid)t allem feinen yiääfien, fonbern aurf] feine geinbe ^u

140 5. etücf, 3. Stak— 3en0mfTe

lieben ; ntd>t nur $u geben, fonbern and) willig $u fcrjenfen be* nen, bie ung ba$ Unfere nehmen K."

„11. Unb biefeä (wie gefagt) fprad) ber £eilanb nicht af£ einer, ber ba$ ©efe{3 auflofen, fonbern ate einer, ber erfüll len, erweftern unb in un$ auöbebnen wollte. @r machte bie Ußerfe ber greibeit größer, unb bie burd) bie gretbeit unö ein* gebrückte Untertfyänigfeit unb ?eben^uneigung völliger. £enn nid)t ba$u werben wir frei gemadjt, baß wir »on itjm weggeben follen ; fonbern bagu, baß, weil wir nun mebrere ©nabe er* langet tyabetx, wir aud) mehrere Siebe $u il)m tragen follen : je mefyr wir aber ibn lieben, bejfo größere £errlid)feit werben wir erlangen, ba wir immerbar fcor bem 2lnqeftd)t fce$ $aterö fmb.»

„12. £enn bte wefentltcben ©ebote ffnb un£ unb irjnen ei* nerlei. ©ott glauben, beffen Porten folgen, ibn über alle£ lieben, unb ben 9iäd)fren wie ftd) felbjt, jTd) entbalten tton al* lern 53öfen, unb \t>ci$ bergleidjen ©ebote mebr finb, bie geigen einen, unb eben benfelben ©ott an. Unfer §err aber ift ba$ 3ßort ®ctte$, ber $war erfüllet) bie $ned)te $u ©Ott gebogen, bamad) aber biefelben frei gemacht l)at, gleichwie er $u feinen Jüngern fprad) : 3d) nenne eud) niebt mel)r $ned)te, weil ber $ned)t nid)t weiß waö fein £err ttmt ; eud) aber nenne id) greunbe, 3of). 15, 15. £>enn inbem er fprid)t, tri) nenne eud) nid)t mefyr $ ned)te, gibt er auf£ beutlicbfte $u »ertfeben, baß er fei, ber $war anfänglich bie burd)3 ©efe$ entfrebenbe Äned)tfd)aft gegen ©Ott, ben 9}?enfd)en gefteßet, bamad) aber bie greibeit ibnen gefd)enfet t)abc. 3nbem aber ba% er feine jünger greunbe ©ottes? nennet, geiget er oflFenbarlid), ba^ er fen bau 5Bort ©otteg, weldjem aud) Slbrafyam freiwillig unb ohne Q3anbe, tton wegen ber (^belmütbigfeit be6 ©laubenö, ein greunb ®otte3 geworben ift yiid)t $war bat baö $Borr ©ottee?, weichet »on Anfang »ollfommen war, 2lbrafyam $um greunb angenommen, al3 wenn e$ feiner bebürftig gewefen wäre; benn ebe 5lbrabam war, fpriebt er, bin id), 3ob. 8,58. : fonbern bamtt er, alö ber (^ute, bem 2lbrat)am ewigem Seben fd)enfen möchte. "

„13. Unb nun Sfrael, fprtcf)t ?0?ofe^, 5 50?of. 10, 12-. waö forbert ber £err, bein ©ott öon bir, benn baß bu ben £erm, beinen ©ott fürd)tejr, baß bu in allen feinen 5Begen wanbeljl, unb liebeft iijn, unb bieneft bem $errn, beinern ©ott, an$ bei*

ber ttfim Mttytnkfym* 141

rter ganzen (Seele ? Diefe Dinge ^war machten ben üftenfdjen herrlich, unb erfe^ten baS, was ihm fettete, nämlid) biegreunb* fcfyaft ©otteS ; ©ott aber warb bafcurd) ntd)tS gegeben. Denn C^ott beburfte bte ?tebe beS ^ftenfchen nid)t; ber 9D?enfd) aber ermangelte ber £»errlid)feit ©otteS, bte er auf feine anbere silJeife, alS burd) b?n ©efyorfam gegen <§5ott wieber erlangen fonnte. (£ben biefe ©ebote bleiben gleichfalls nod) bei unS (@briffen), nnb l)aben burd) feine 3u fünft inS gleifd), feine llufföfung, fonbern eine Erweiterung unb 35ermel)rung befom* men. Die ©ebote ber ftned)tfd)aft aber, t)at ^Ttofeö bem SSolf abfonberlid) geboten» U >b biefe ®ebotef welche ihnen £itr $ned)tfd)aft unb $um $orbifb gegeben würben, hat @t)ri* ftuS üon allen ©eiten umgeben mit bem neuen £ejfament ber gretbeit. Slber hie wefentlicfye Cuaturalia> freie unb allen gemeine ©ebote, bat er ttermetyretunbauSgebebnet, unb fdjen* feto ben 902enfd)en burd) hie $inbeSannet)mung milbiglid), ba# ffe ®$tt als Spater erfennen, unb ihn t>on ganzem §er$en lie* ben, unb ofyne S^ang feinem 5ßorte folgen, nid)t allein ftcf) enttyaltenb tton böfen Werfen, fonbern and) öon böfen 23egier< ben. Darneben fyat er aud) hie gurdjt ttermebret ; benn $in* ber muffen nod) mebr fürd)ten, unb eine größere £iebe gum fßater haben als bie $ ned)fe. Deswegen fpridjt $etruS, wir follen uid)t hie greifyeit ^aben $um Decfer ber £>oSt)eit :cv 1 q>etr. 2, 16."

14, $en ber ^cotfywenb'gfeit beS gortgangS jur ^otfenbung unferer Heiligung, l)at unfer heilige Märtyrer fold)e fd)5ne unb beutlidK SluSbrüde, haß iä) mtd) nid)t enthalten fann, einige 3eilen batton hier mit beizufügen.

„(£S fann ^war (Lib. IV. Cap. 74. 75. 76. vel. Rdit. nov. Cap. 38, 39.) eine Butter ihrem ßinbe wohl üollfommene (Spetfe geben ; aber baS Äinb fann nod) feine ffarfe 3petfe vertragen Unfer £err, ber in ffd) alles gufammenfaßre, ift in ben legten Etagen $u uns gefommen, nicfyt fo wie er hätte forn* men föunen, fonbern wie wir ihn fonnten fefyen. Denn er hätte £U unS femmen fönnen in feiner nnauSfpred)lid)en jperr' lid)feit ; wir aber fonnten bte (Glorie feiner ©rö$e nicht ertra* gen. Deswegen bat er, ber baS ttollfommene ^voh feincS ^aterS war, unS als $inberu ffd) felbff $ur Wild) bargefteilet, in feiner menfchlicben 3ufunfr, fcamit wir gleidtfam' an ber S3ruff feineS gleijdjeS groß gebogen, unb burd) folcfye Üfttkf)'

142 5, etücf, 3. mh.—SeUQniftc

fpeife angewöhnet würben, gn cfien nnb ^u taufen ba$ Üöcrt ©otteö : nnb ben, ber ba$ ©robber Unterbliebest ijt nämltd) ben ©eijtbeö SSarerä, in wnS felbjt empfangen fönnten. Xa ber fpriebt ^auluä $u ben dorintbern (1 (§or. 3, 2.) : 3d) l)abe end) yjiilct) $t trinfen gegeben, nnb nkfyt «Speife ; benn xr>r fonmet bie ©peife uod) nietjt »ertragen : ba$ tfi, bie Sufunft teg £errn nad) ber s3J?enfd)l)eit, t>abt ibr jwar gelerner, aber ber ©etft bes? $ater3 rutyet noeb nietjt über end) wegen euerer <Bcf)tt>act)t)eit. Senn jTe fyatten nod) einen ungeübten (Sinn in bem *Iöanbet »or ©Ott. £a3 5Bort ©otteä, wc(d)eö in fiel) »ollfommen, ijt barnm mit bem OJienfcijen (Coinfantiatum homini) $um Minb geworben, nid)t feinetwegen, fonbern we* gen ber £inbifd)beit beö Üftenfcben ; er ijt fo faßlid) geworben, wie ber 50?enfd) it)n fajfen femnte."

„15, 3n biefer Drbnung wirb ber M>n ©ort gemachte 50?enfd), wieber $u einem (tbenbitb nnb ©lettfjniß be£ unge* machten ®otteö bargeftetft: babetf $aten? 2Bebtgewogenbett befteblet, ber ©obn ba$ 5öerf angreift nnb an^rid)tet, ber ©etjt aber auftrieben nnb waebfen mad)t, ber ^enfd) aber atfgemact) beförbert nnb $ur SSollfommenbeit gebracht wirb ; ba$ ijt : er fommt bem natje bei, ber nngemad)t ijt ; benn ber Ungefd)ajfene, näm(id) ©ott, ijt »ollfommen. (£ö mußte aber ber SKenfcf) erjtlid) werben ; nnb ba er geworben, wad)fen ; nnb ba er gewacbjfen, ftarf werben ; nnb ba er geftärfet, »er* mehret werben ; nnb ba er »ermebret, genefen ; nnb ba er ge* nefen, »erberrlicfyet werben ; nnb ba er »erfyerrlicbet, feinen £erm febetn Senn ©ott ijt e£, ben er feben muß ; ba$ ®e* Mt »ort ®ott aber wirkt bie Un»erwe3lid)fctt ; bte Un»er* weelid)feit aber mad)t, ba$ er ©ott nabe betfommt."

„16. iöie Witt berbalben einer ©ott (obergottformig) femt, ber nocti nid)t einmal 9ftenfd) geworben ? nnb wie will einer »ollfommeu gemacht femt, ber tn ber jterblicben 9?atur feinem ©d)öpfer nicfyt geborfam geworben ? Semt bcrgejtalt mußt bn erjtlid) jwar bie Drbnnng nnb üKegel cineö *JJJcnfd)en be* wahren, nnb babureb tbetlbaftig werben ber £errltd)feit ®ot* reg. Senn bn macbeft ©ott nid)t ; fonbern ©Ott machet bid). 58 ijt bn bann ba$ 5Berf ©Me$, fo erwarte bie j»;-anb beincö 3Berfmet(terö, welche aUe$ ^uv testen %eit machet ; gtt rechter %cit, in 5tnfel)uucj beiner, ber bn bereitet wirjt. ©ringe ü)tn aber bein S>ex$ nnb gefdjmeibig bar ; nnb bewabre bis

bcr erfien 5tttd)enlef)tct. 143

(Vetfalt, worin biet) ber Ui.cerfmcifrer gehaltet bat; nnb ba6e geud)tigreit in bir felbjt, bamit bn ntd)t wie »erhärtet bt? guf* frapfen feiner gtnger öertiereft UiSemt btt aber bie 3u(am* menfitgungen ber gormtrung bewa\)xefif bann wirft bn $um 23 o 11 fomm'cnen aufzeigen. £enn bnrd) (ftotteö $unjt wirb ber $otl) in btr bebeefet werben ; er wirb ein felbfrftänbigeg 2Befen in bir machen, feine §anb wirb biet) Don innen nnb Don mtiTen beftretdjen mit reinem (S*olb nnb (Silber, ja, er wirb bief) bergeftalt anderen, kaf? ber Mni$ felbft ?nfr haben wirb an beiner fcfjöncn ©eftalr. %\n gatt bn aber balb an* fangft biet) Derl)ärtejt, nnb feine $nnffc Derfcbmäbeft, nnb «n* banfbar gegen it>n wirft, weit bn ein 9D?enfd) geworben ; fo haft bn, wegen fofcfyer Unbanfbarfeif gegen @ott, fowobl feine ftnnfr, alg ba3 Sehen Dertorem ©emnnadjen fommt eigene I cf} ber ©ntigfett ©otreö $n ; gemacht werben aber, fommt eigentlich, ber menfehlicben Sftafut 31t. £>erbalben, wenn bn ü)m cubft, wa§ bir jnfommt, ba$ ijt, wenn bn in i(>m glaubeft, nnb tt)m nntertbänig bifh bann wirft bn feine ^nnjt ctfafy* ren, nnb ein Dotlfommen 3öerf ®otteö femt. (ftlanbeft bu aber nicht, fonbern ent^tel)e|t biä) feiner ^anb, fo wirb bie Hrfadjc ber UnDoUfemmenbeit in bir femt, nicht aber in ü)\n, ber biet) berufen bat k "

17. 9cnn folgen einige (Steifen, weldie mir in be$ heiligen ^ircfyenlebrerö nnb 9QeärfDrer3 (5*)priani Triften/ $n gegen* wattigem 3<ü:ä eben in bie Singen fallen: p

„Unfere ?ct6er (fprid)t er) (Tract. IV. 'de habitu Virgin.) ft'nb @otte£ Tempel ; ift nngegiemenb, folchc $n Derberben ober $n bcflecfem $#ix finb Pfleger nnb^priejter biefe6 %tm* pefö* %a$t nnö bann bem bienen, weffen gu feint wir ange* fangen haben. £a$t nnö ben £errn Derberrlichen, nnb if)tt umfragen im fantern nnb reinen £er$en nnb ?eibe ; nnb, ba wir buref) ba3 3Mut (5l)tifri, nnfer£ Gerrit, evlöfet ft'nb, mit einer bejfern sll*abrnebmnng nnb aller £iienftgeflnlenbett bem S5cf 1)1 wnfereö (5rtöfer3 geborfam femt : nnb laßt un$ wohl gnfe! en, ba§ ntctytö gemeine^ ober unretneä in ©otieö Tempel hinein femme, bamit er nicht beteibiget werbe, nnb bie fKefi^ bin], bie er bewohnet, Derlajfe* (Siebe fpriebt ber gefnnbnta* dienbe £err, bn bift gefnub Worten : fnnbige hinfort nicht mehr, ba§ bir tucfjt *t>a3 ätgerö wiberfabre. ^obanmö 5, 14* äßena er einen gefunb gemacht bar, bann tä$t er md)t ben

144 5. 6tücf, 3. mt).— 3eugnifie

3ügel frei, ba$ man ungebunben berum fcbmeifen möge, $ei* nem @[)riffcn geziemet eö, einige £errlici)feit beg gleifcbeä unb (£bre waö $u achten; fonbern nad) C^otteö 2Bort begierig $u femt, nnb emig bletbenbe Filter $u umfajfen. £>ber, meun man ja im gletfd) g!oriren mill, fo gefd)et>e alSbann, menn ba£ gleifd) um ber iperenntniß (5brijH millen gepeintget mirb.

„18. Wad) ewigen nnb göttlichen Dingen foüen n>ir un$ au^ftrecfen, nnb alleö nad) bem ^Bitten @otte3 einrichten, ba* mit mir ben göttlichen gußftapfen nnb ^efefylen unferä £errn folgen, ber gefagt: %d) bin nicbt gefommen, $u tbun meinen bieten, fonbern ben^ißtüen bef,ber mich gefanbt bat, Job. 6, ^8. 2Benn nnn ber $ned)t nid)t größer ift al£ fein §err, nnb ber ^efreiete $u ger)orfamen fcbulbig ift, bem, ber ibn be* freiet bat, fo muffen mir ja nacbfolqen oem, wa$ (^brifln^ ge* tban nnb gelehret bat. Denn fiebet gefdbrieben äßerba fagt, ba# er in (Sbrtfio bleibet, ber fotf and) manbeln, gleicfc rote er geroanbelt bat, 1 Job« 2, 6. 2&r muffen unä befire^ ben mit gleichen dritten feinem sJßjanbet äbnitd) $u leben. Du fprid)fl, bn fet)eß vnd) ; nnb belegen meineft bn, fei> eS btr erlaubt, au&i bag ju gebrauchen, ma£ ©Ott gemollt, ba# bu beftfcen foütejt ; ja, brandbe e$, aber^u mag beilfameö. brauche $u bem, roaö @ott geboten ; fa# e$ t)ie Firmen füblen, baß bu rdd), unb bie Dürftigen, ba® bu begütert fet)(t u. f. m. Ueberroinbe ein Äleib, ber bn ®ott bieneft; übermtnbe ben ©olb, ber bn bie 2Belt überminbefr. (Sollte man fid) r>on ftei* neren Dingen beberrfd)en laffen, ba man öon größeren nicht übermeiftert roirb ? Der >li>eg xfl fchmal unb eng, ber $um ?eben führet, Wlattt). 7, 14. ; ber gu$pfab ift raub unb be* fdjmerlidv ber $ur £>errlicbfeit Einleitet : burd) biefen guj?* pfab be£ ?ebenö e len bie üflärtörer, geben bie Jungfrauen, unb roanbeln alle ©ereebten."

19. 3m XIII. graetat de Zelo et Livore fagt ber beiltge ÜJJdrttjrer: ,,5öag Derunebret einer bie £eerbe (grifft, beffen i'eben ihn jutn Lügner maebt, (unb jeiget) ba§ er fein (tibrift fen ßbrifti Manien anuebmen, unb nicht burch ßbrifri $Beg roanbeln, mag ift ba$ anberg, al£ ben göttlid)en tarnen fälfaV lieb gebrauchen, unb ben beilfamen <H*eg öerlajfen ? 5ßenn ibr burd) ben ®e\ft, fpricbt^aulu^be^ gleifcheg ©efebäfte tobtet, fo roerbet ibr leben : bann roeld)e ber ©eijt ©otteö treibt, bie finb Qöcttet ^inber, mlöm. 8, 13. 14. 2öenn mir nun @otte$

ber erfteu Stixdjenktyvct. 145

$inber fmb ; wenn mir nun angefangen feine Tempel ju fesm ; wenn wir nad) (Jntpfangung beg heiligen ©etfteg beilig un& geijtlid) leben ; wenn n>tr unfere klugen fcon ber Arbeit gen Fimmel ergeben ; wenn wir unfer mit ©ort in dfyrifto erfülle* te$ £er$ $um §immlifd)en nnb <3öttli<$)en aufgerichtet fyaben : fo laßt un£ and) nur ba$ tbun, n>a^ ©ott nnb (ähvifti würbig ijl. 5ß3tr fonnen ba$ fyimmlifdje 23ilb nid)t an nn$ tragen, e3 fei) bann, ba$ wir beharren in beut, xvaö wir fyaben angefan* gen $u fetm, nnb (Efyrijri ©letcfyfyeit barjMlen. £>enn bergeftaft wirb öeränbert baö, xr>a$ bn gewefen, nnb fo fängejt bn an $u femt, xva$ bn nidjt warejl, wenn bie göttliche ©eburt in mtS fyerüor leuchtet, wenn bie gottformige £lujfüt)rung ©ort ben $ater barjlettet, wenn burd) ein efyr* nnb tobwürbige*? Zehen ©Ott in bem 2D?enfd)en öerfTäret wirb» %a$t un£ bebenden, ba$ wir üor ©otteö klugen gefyen, ber ba fefbft flauet unb beur* tfyeilet, wie wir unfern 2Banbel unb £eben£lauf führen ; unb ba$ wir anber$ nicfyt bafyin f ommen fönnen, baß wir um fdjau* en, al£ wenn wir iljn je£t mit unfern Saaten beluftigen ; bie* weit er auf nn$ flauet, wenn wir un£ würbiglid) feiner ©nabe unb ©unjt aufführen, wenn wir, bie wir ü)tn ewig in feinem Dfcttf) wollen gefallen, ü)m fdjon ntöor gefallen in biefet 2Bett"

20. 9iun wollen wir befcfyliefSen mit ein paar (Stellen an$ bem 5luguftino, worin er feine ©ebanfen fcom ©efe£ unb ttoit ber ®nabef invalid) an ben £ag legt :

;,£urd) ba$ ©efe§ wirb fo viel au^gewirft, ba# man W ret, voa$ ©ott will getrau fyaben ; aber burd) bie ©nabe wirb biefe£ auögewirfet, ba$ man bem ©efe$ gel)orfam wirb : benn nid)t bie Qoxex be$ ©efe£e£, fagt ber 2lpofM, ftnb gerecht fcor ©ott ; fonbern bie gfyäter ;be£ ©efe£e£ folten geredufertiget werben, D?öm. 2, 13. 3Da$ ©efe£ machet bann §6rer ber ©eredjticjf eit ; bie ©nabe aber, Später* £>enn wa£ bem ©e* fe$ unmbglid) war, fagt berfetbe 2lpoftel, bieweil e3 buref) ba$ ^leifcf) entf räftet war, ba£ tfyat ©ott, nnb fanbte feinen dfeofyn in ber ©feid)beit beg fünbigen gleifd)e£ ; auf ba$ bie ©ered)* tigfeit beg ©efe£e£ erfüllet würbe in un$, bie wir nidjt nad) bem gleifd) wanbetn, fonbern nad) bem ©eijt, ?Rbm. 8, 3* 4. £)enn e$ ift unmöglid), baß ba£ ©efe£ burd) ba^ gleifd) er* füllet werbe. IDer^alben wirb bie ©erecfytigfeit be^ ©efeije^ in benjenigen erfüllet, bie nidjt nad) bem fleifd) wanbeln ; fon*

13

146 5. ©tücf, 3. 2fob.— Seugmffc ber erfreu 2C.

bern bie ba wanbeln nad) bem ©etft 28er aber wanbelt nacb bem ©etft, al$ nur wer burrf) ben ©ctft ©otte£ getrieben wirb ? Diejenigen ^inber (Tnb nicbt frei, hie ba$ ©efe£ be£ Sßurfjfta* ben£ empfangen haben ; fenbern bte ben @eift ber ©nafce empfangen, weburrf) ba$ @efe§ felbft, welrf)e$ beilig nnb ge* rerfjt, nnb gnt t|t, fann erfüllet werben- (Sefyet, ba$ ift e6, tva$ wir fagen, (S$ mögen hie anbern biefe^ merfcn, nnb nicfyt janfen.

„21. diejenigen * (Sachen be3 alten £eftament£ au^geuom* men, welche blo£, ha$ ffe etxvaö anhev$ bebeuten feilten, cp geben ffnb, (wiewobl ancf) in biefen Dingen, weit ffe geiftlicl) muffen fcerftanben werben, ba$ @efe$ mit D^ecf)t getftlirf) ge? nannt wirb,) mnf gewi£ affeö Uebrige, weil e3 $ur ©ettfeiig* fett nnb guten ©trten geboret, gän$(td) fo, me gefagt tjt, ancf) getban werben. Denn ob un$ gleirf) dbriftu^ ha$ fcfywere 3orf) fo vieler Tagungen abgenommen bat, feilten wir bef wegen fagen, ginge imö nicbt an, tva$ gefebrieben i)l ? 5öer ift fo gottlob, ber ba fagen barf, (beutigeö £age3 aber ijt man fo »erwägen, ha$ mono fagen barf,) mannel)me barnm bie (Gebote be£ ©efe£e3 nicbt in 2lcbt, weil man ein §brt|t feö, nnb nicbt mebr nnter bem ©efefe, fenbern unter ber ©nabe ftetye ? Diejenigen, welche unter ber ©nabe fteben, werben burcl) ben ©eijt'lebenbig gemacht, nnb tbnn biefe Dinge burrf) ben ©tauben, ber burrf) hie Ziehe wirffam i%"

(*) Augustin, ibid. Can. IV.

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6. ©tütf— Unterfcfyieb unb gortgaug 147

ltnte?f$te& mt$ f|wtf|«tstg

in ber

sjXattf). 20, 16. 93ie(e fint) berufen, wenige aber auSerroäfylet.

1. d$ tjl einmal ber ett>ig*fefte $orfa§ unb gnäbige $öil(e ©otte$, (ob er tt>ofyl, al£ ba£ il)m felbjt allgenugfame 2öefen, feinet £inge£ (SlpojMg. 17, 250 «od) £ienfte3 bebarf,) bag biefe anbetend unb lieben^würbige ?D?ajejMt, nebjt ben öiel taufenb mal taufenb englifcfyen ©eiftem, (welche in mancherlei Hierarchien, Legionen, ©raben unb ©täuben (£an* 7, 10v @oloff* 1, 16y l spetr* 3, 220/ um feinen £fyron flehen, unb fein glommrbigfteg 2öefen behauen, anbeten unb genießen,) aucfy an$ bem @efd)led)t ber 9#enfrf)en unb gefallenen 2lbam£* finber feine ©emeine, feine nxtfyren 5lnbeter unb (Seelen fya* ben motte, mit melcfyen er fiel) auf eine innige unb gemeinfame 5öeife bereinigen, umgeben, unb fte feiner göttlichen ©lorie unb ©eligfeit tfyeilfyaftig machen fonne.

2. £)at)er fommt e3 nun, ba$ bie ewige %3ei$fyeit, beten SSelujftguna, ift bei ben $inbern ber üftenfcfyen (©prücfynx 8, 310, ftl$ ««* treuliebenbe 9D?utter unb 33raut, bejlänbia. gleich fam fyerum gel)et, unb folcfce ©eelen fachet t^Qeityext 6, 14. 170/ welche ben $ater alfo, auf eine tym gejiemenbe 2öeife,

148 ß. ^Stücf Uutetfä)xeb mi> gortgatfg

im ®eift unb üt ber SGBafyityett artbeten. S3et ben meifien ge* finget tfyr (eiber ! gar ntrf)t ; bei matterem anbern ftnbet fTe einigermaßen ©ebör, bod) tttcfjt gän^lid) nnb in allem 5 bei ten wetuglien aber ftnbet fte einen freien Eingang, tfyre gbttfo liefen 28tr£ungen ungefyinbert au^ufüfyren* ©umma, Kielt jmb berufen, wenige aber attöerroäfylet, %Rattf). 20, 16* £>em allem aber unerad)tet, fo bleibet bod) tiefer Sd)luß unb $or* fafc @otte$ unöeränbert fejt : Der $ater ttritt bod) foldje 2ln* beter l)aben, 3of)* 4, 23* Unb nurflid) gefdjiefyt anrf), baß bie £Beu3l)eit nod) für nnb für, unter allerlei $olf nnb ®e* fcf)(ed)t, ^u allen fetten unb an allen Drten, etliche gefunben §at, fmbet unb ftnben wirb, in meiere fte eingegangen, unb fte p @3$tte$ greunben gemacht tyat, wie e$ im SSucJ) ber 28ei^ heit beißt, @ap. 7, 27*

3, Unb au£ biefem febr unterfdjtebltdjen (*) betragen ber ©eelen gegen ben ©nabenberuf ©otteg, fommt e$, baß fo ein merfltcfjer Unterfcf)ieb ännfdjen frommen unb grommen, (benn mit bem großen Raufen ber 3öelt unb £>eud)ler fyaben n>ir ntcf)tö §u fcfyaffen,) in ber ©erneute (grifft, fbnberlid) feit bem Abfall Don ber erfkn Ziebe unb $raft, ijt ju feben gewefen, inbem bie mefyrefien bei einigen Anfängen be3 (SbriftentbumS, ol)ue ernflen unb bejMnbtgen gortgang jmb flelyen geblieben ; unb fcemnad) ein fd)toäd)ere3, gemeinere^, (unb baß icf) fo rebe) ein mef)r äuflTerlid)e£ Sieben fcor ©Ott unb 90?enfrf)en geführet; an* bere aber, unb ^mar bie wenig jta, treuer fortgegangen ftnb, unb öon ber ©nabe ®otte$ auf ettva$ mefenjlidjere^ unb in* wenbigere^ gebogen unb gefübret n>orben ; unb and) bem %n* folge, ein fjeiligereg, genauere^ unb imoenbtgereö ?eben $u führen fiel) beflijfen traben. 3d) tonnte mid) l)ierin $tr>ar für^er erflaren unb au^brücfen, unb mit einet ber bemgen ®d)rift nnb ben $ird)enlebrern febr gebräucl) liefen gebart, jene Ünöollfommene, biefe aber (ingefunbem SSerftanbe) 23olk fommene nennen : n>eil aber manche, in biefer n>ot)l red)t un* fcollfommenen %f)viftetipit, fo ungern fcon $ollfommen fyeit I)ören, baß m befürchten fielet, ba^ fte bie ©acbe felbjl, fo fefyr al$ ba$ SÜöort freuen ; fo \)at man biefen <&tein be£ 2ln* jloße£ öermeibeu sollen

(*) ^Jier&urcf; rcirö nitljt geleugnet, fcafi (Stott auch moljl feine heilige flbfieftten l)abcn mag, befsnfcere Seelen aud) ju befonfcern (staffeln Der Heiligung unb 93ereinigung ju bringen : niccbte «ber nur ein jetier C5otteö SSorfatj uni) «Beruf in ftd) ffU'Ji trfennen, unö treului) be« antworten, fe roürDen äffe ^eilige »rrr&en. . _

m ber ©ottfeligfeit 149

Wiv wollen nur bei biefer ©efegenfyeit, tiefen Uitterfcfyteb unter frommen, fo, tt)ie er nod) fyeutigeg Za$e$ gefef)en wirb, mit wenigem bor klugen $u fegen trachten ; ob etwa jemanb fid) felbjt möchte fennen fernen, unb unter fo mannigfaltigen ©cfyafen, äuflern 9iebenbingen unb UmjMnben, mmit ba& dfyrijlentlutm in biefeu £agen umgeben unb verbecfet ijt, an* fangen möchte, nacf) bem inwenbigen $ern be$ verborgenen $eben$ ju fucfyen*

5* £)ie mefyrejlen unter ben von ©Ott gerufenen (Seelen bleiben in ifyrem 2auf jfttte ftefyen, nacfybemfte bie erffcanfang* liefen 3ßirfungen einer 35uge, in ^raurigfeit unb 23efümmer* niß über il)re ©ünben unb gefährlichen ©eelen^nftonb, im ^un^er unb Verlangen naa) ber (3nabe ©otteg in Gstyrtflto, unb m Umfefyrung von ben tobten (£ebr+ 6, 1.) 2Berfen, ben grobem ©ünben, $u einem aufierlid) tugenbfamen, frommen geben unb 2öanbel, bei jTcl) erfahren fyaben ; in Meinung, ba$ burd) eine fofd)e einmalige SSeränberung ba^jenige fcljon ver* richtet fei), \x>a$ bie ©cfyrift S3eM)rung unb 3Biebergeburt neu* net Unb wo bann $xbem baö §ev$ nod) biefe ober jene (£v* quidung, ©üßigfeit unb greube bann unb wann in ft'rf) em* pfunben l)at ; fo fe£et man fid) um fo öiel mefyr fejt in feinem (Btanbe, vermeinenb, ba% man nun red)t ben ©cf)a^ gefunben, unb über ben 25erg, in bie ©emeinfdjaft ©otte£ gelanget fei) : eignet fiel) bemnacl) fetbfl bie teuren $erf)eiftungen, £ttel unb Privilegien $u, welche wahren &i)xiften von ©Ott in feinem $öort gegeben werben*

6. Unb l)ier ftefyen bie D^äber an ifyrem 2Bagen ftille. %lxd)t will icl) fagen, ba$ bie^ eben allezeit ifyr (Sinn, 23orfa£ unb Vorgeben fei), afö wenn ft'e nun baö 3icl ber Heiligung erreicht Ratten, unb fiel) ^ur 3?uf)e geben bürften ; fonbern, ba% ihr vermeinter gortgang ein ©tili flehen, wo nid)t gar ein Surücf* gel)en fei), ©efyet t)ier, worin fofcl)er Fortgang faft burd)ge* t)eub3 bejlefyt: 5D^an übet fiel) im 2efen, £ören, Dieben, ©ingen, münblicl)en SSeten unb anbern bergteicfyen, an ftd) felbjt nü& liefen Hebungen unb 93flid)ten ; man betrachtet bie 3Bal)ri)ci* ten ©otte3 in feinen ©ebanfen, man fud)t einen begriff ba* von, ober (yoie man ^u reben pfleget) eine gro$e drfenntmjf $u erlangen : unb in folgen unb bergleidjen äBirffamfeiten tracfytet man fid) $u ergoßen unb $u erfreuen* Unb wo man biefe ober jene vorbeifliegenbe (£mpfmb liefert ober gute 9?ei*

13*

150 6, @twf— Unterbiet) unb gortgatfg

gung in ben $emütf)£bewegungen gevt>al)r wirb, fo ijr man frot), achtet für eine große Erbauung, unb weiß oft nidjt, wie man ergeben foll ; fefylet foldjeä aber, fo fraget man, aU wenn einen @ott verlaffen I^ätte, unb folite wot)l feinen 3ujfanb mit £iob, Qavib unb anberen ^eiligen, in ityren ferneren unb inwenbigen Reiben, vergleichen bürfen, 3^) weiß nicfyr, ob vieler frommen ir>r Xljun unb Fortgang m et* tva$ anbereö befiele» Senn wa^ angebet biejenigen Untugen? ben, welche nad) ber erften $eränberung überaeblieben fmb, folcfye bleiben nod) immer fo in ü>rer erflert jtraft. B^ar glaube ici) wofyl, baß fte bisweilen in etwaü beftritten ; aber nimmer überwunben werben ; unb fielet man beßwegen folcfye Sincje an, al$ gefyter unb ©d)wad)beit6fimben, wovon man in btefer 3^it wofyl nid)t werbe befreiet werben,

7. Ziehet man nun ba$ Zehen unb 2öanbel folcfyer (Beeten an, fo wirb man fte in ibren gotteöbienjtlicfyen Hebungen $war ^temlirf) anbädjtig ; bie übrige 3eit aber, unb in ibrem täglirf^en Umgang mit 9J2enfd)en jiemlicf) frei unb uneingefd)ränft fetyen, ^n weitläufige, überflüfftge Raubet ber 9iabrung (Tel) serjtreu* en unb ©elb unb ©d)ä£e fammeln (.Wlaüb. 6, 1 90 auf$,ft ünf* tige wirb bei iijnen eben nicfyt für fo bö3 angefefyen ; von auf* fern inbijferenten fingen viel äöorte ^u machen, unb mit^öelt* menfehen ofyne 9?otfy um^uge^en, meinet man ftünbe einem ja wof)l frei ; feine ©innen $u vergnügen im ©efyen, £bren, ©djmecfen unb bergteidjen, tyält man ^uläflTg ; von ©ebanfen will icf) nicf)t einmal reben ; benn bie werben Mi ifynen burd)* gefyenb^ eben nid)t fo genau beobachtet unb o!)ne vielen ©cru* pet ober ©egenftanb, weit unb breit $erfrrenet gelajfen, aan$e &tunben unb £age lang, Senn, aef) ! tvie wenig wtrb burcf)geb,enbö von folgen gutmetnenben ©eelen geachtet, feine £iebe£netgung ober ?ujt naef) biefem ober jenem gefdjaffenen Singe gelten $u tajfen, unb barin ($rgö£un0, £rojt unb greube m fcfyövfen, unb feinem (£tgenjmn unb ^Otiten, balb in biefem, balb in jenem, oft unter benx bellen ©cfyein $u folgen ; berge? ftalt, ba$ manchmal ber Unterfefyieb $wifd)en ilmen unb ber 2Belt tannx fann errannt werben,

8. pfl eg ntdjt bie ÜBaljrljett ? unb wirb nid)t mandjer, ber bieg liefet, in feinem ®en>iftm überzeuget, e$ mit %a beanu Worten muffen ? Senn, ei lieber, ift mrfj.t offenbar genug, ta$ fo(d)e Seelen bie $raft be3 ©taubenä unb ber ©ottfelig*.

m ber ©ottfcltgfeit* 15t

feit, $ur wirflicfycn tleberwinbnng ber $öelt, in tfynen nnb aap fcr ihnen, $ur 2lu3rottnng ber ©mibe, ber anjTerorbentficfyen Slffeften nnb ©emütl)$bewegungen, ber Eigenliebe, (gigeuge* fnd)3, Eigenwillen^, nnb $nr 3erftörnng beö eigenen 2ebeng, nid)t wafyrfyaftig in jtd) empftnben, nnb ba$ große $orred)t be£ nenen 23nnbe£ in tl)nen nod) nid)t beff^en, baß nämltd) ©Ott felbfl fein ©efefc (§ebn 8, 100 in tfyr 3nwenbige3 motte einfdjreiben, nnb fte bemnad) ben ^Bitten ©otteö, nidjt an£ bloßem 3tttoflg wnb 2)rang eineg treibenden ©ewiftenö, in bie^ fem nnb jenem, fonbern an$ inniger Ziehe, ?nfl nnb freier £>er$en3neignng, öoltbringen ?

9* @3 gelangen bafyer and) feiere (Beeten nidjt $nm wafyren nnb beftänbigen grieben, SBefamtt* nnb ©emeinfdjaft mit ©Ott in (§t)rijto* Unb wa$ and) manchmal batton, nnb tton bem ©enuß ber grenbe, SSergnngnng nnb ber (Seligfeit in dfyrifto, gerebet nnb gefd)rieben werben mag, t>a tt>eiß wofyl oft ba$ arme §erj an$ eigener grnnblidjer (Srfafyrnng wenig batton, ate nnr, baß man e$ etwa gelefen, ober tton anbern frommen gehöret tyat : ttietmefyr werben fte nod) ba$u, bei alten ifyren gottegbienjtlidjen *pflid)ten nnb Uebnngen, inwenbig in ttieler 93efd)Werlid)feit nnb verborgener 2lnflage nnb Un$ufriebenf)ett ibreö ©ewiffen^ gebaltem ^o aber and) bei biefen nnb jenen gut fdjeinenben q)flid)ten nnb Verrichtungen, einige $ergnü* gnng nnb grenbigfeit tterfpüret wirb, fo ift fclbtge bod) nid)t arnnblid), nod) bejMnbig, Dielweniger lanter ; nnb wirb nidjt lange anlaufen, fo werben bie gewöfyticfyen 23efd)nlbigungen be£ ©ewiffenö lieber anheben, (wo man anberä bemfelben fo lang fall t)ä(t) £>enn roa$ in fo(d)em ©taube tterridjtet wirb, entspringet meiften^ (bod) oft nnwijfenb) an$ eigenen Sftatur* Gräften nnb Sprengungen, weldje balb wieber fmfen ; nnb bringen entweber 9D?utt) lofigf eitf ober Kiel ©elbftgefälligfett in eigener ©eredjtigfeit, gibt aber ©ott wenig 9?ui)m, nnb bem ©emütfye feinen wabren nnb beftänbigen ^rieben,

10. Unb follte man nicfyt ofyne Urfad), hierbei benfen nnb fragen, tr>ie e$ möglid) wäre, ta^ 9#enfd)en, bie bod) ?id)t unb ©nabe tton ©Ott Ijaben, unb ftd) and) lieber nid)t gern betrügen wollen, (benn tton foldjen tpfc l)ier allein bte Ofcbe,) benfen ober glauben fönnten, ba^ tfyr ©taub richtig unb ©Ott gefällig wäre, ba bod) beflen Elenb unb ©ebred)fut)feit in aU Jen ©titefen, fo augenfdjeinlid) ift. gürwaljr t$ ift feine am

152 6, (Stüd— Unterfd)teb unb gortgang

bere Urfadje, aU ber Mangel ber tylufmexffamteit unb äöafyr* nefymung fernem 3nwenbigen* £)enn, weil man von ben 3üd)* tigungen ber @nabe unb be$ ©eifteö ©ofte^, ftd) $u viel ab* gießen, unb fyerau^ locfeu täflet, unb nacfybem man einmal bejfeu 9^uf unb 3ng in ber erfreu 25uße gefofget, aug bem ^er^en (_ba$ id) fo rebe) in ba$ verftänblidje unb vernünftige £t)eil au^getjet, unb nad) bem frf)mad)eu unb unzulänglichen %id)t, fo man befommen, burd) bie ^öirffamfeit feiner eigenen Vernunft ftd) ein Äon^ept ober begriff Don ben göttlichen 3öat)rr)eiten unb bem @!)riftenti)um machen ober machen läffet, (welcher begriff notfywenbig and) gar fcfywad), vernünftig unb un^ulänglid) feim muß ;) unb fobann folglid), nad) biefem ein* mal gefaßten ^Begriff, fein (Sfyriftotfyum fo in guter Meinung einrichtet unb einfdjränfet, (worin ftd) mancher fo fefte fefcet, ba$ er alle£, )®a$ bamit nid)t überein fommt ober weiter ge* fyet, für unrecht t)ält unb verwirft;) unb man fo von feinem ^nwenbigen inß Puffere, unb von bem %id)t unb 3ud)t be3 ©eifteö in bie Vernunft antyevoanbt lebet ; fo fommt man nie, Weber $u red)t grünblicfyer (^rfenntnig feinet innern Berber* ben3, unb fo un$äl)liger verborgener Eigenheiten in allen ©tücfen ; nod) and) $nt (iinfidft be£ red) tfd) äffen en 2öefen£ in @f)rijto, unb be£ genauen, ^eiligen, abgefd)iebenen unb ver* borgenen £eben£, fo in einem wahren Triften erforbert wirb ; nocf) $ur (grfafyrung^erfenntniß ber Äraft be6 ©eifretf pefu (grifft, in feinen wahren Nachfolgern, woburd) fte $u einem fo ^eiligen nnb göttlichen Zehen zubereitet werben* .11. %lnn will id) aber alle fold)e ©eelen nid)t eben einer wiffentlid)en unb vorfe£lid)en Untreue ober Unaufrid)tigfeit befd)u(bigeu, unb bemnad) il)ren 3uftob fogar verurteilen : nur wollte id) mit wenigem beflen große ©ebred)lid)feit, Untau* rerfeit unb Un$ulänglici)feit vor klugen legen ; ob etn>a einet ober ber anbere,burct) TOtwirfung ber göttlichen @nabe, ettvaü mefyr $u ftd) fetbjt fommen, unb xva$ genauer nachfragen möchte bem alten unb allein richtigen 2öeg ber 5lbfterbung fei* ner felbfl unb aEer Singe, unb be£ verborgenen £eben3 (@o* loflf. 3, 30 mit (Sfyrifto in @ott. Sann, ad) l fotlte eg einen md)t jammewt unb red)t wefye tl)un, wenn man fold)e gut* meinenbe ©emittier, fo Satyr an$, Satyr ein, in einem %ixfel herumlaufen unb ftd) mit ber äuflern ©dtyafe einer $ernunft£* erfenntnig, unb biefen ober jenen leiblid)en Hebungen, tyftidj*

itt ber ©ottfeligfett» 153

ten unb Anfängen be£ @fmftentl)um3, bergeftalt begnügen, ba$ aller gürtgang brüber öergejfen, Unb ber rechte $erti beä @f)rt(tentt)umg nie erfannt, and) bejfen ©eltgfett in ber inni* gen ©emeinfdjaft mit ©Ott, nid)t genoflfen wirb*

IL

12. £od) fmben ftd), ©ott?ob ! and) nod) f>te nnb ba einige in unfern £agen, meiere in einem folgen Anfang nnb fcer* mifd)ten 3uftanbe feine Dfatfye nod) Snfviebentjeit ftnben ; fon* bexn, mit jenem Jüngling tba$ id) beg §erm 3efn 2öort ge* brauche,) gern öotlfommen fetm C^lattt). 19, 210 wollen ; ftd) and) $u bem dnbe bem §erm pefu nnb feiner wahren %lad)t folge, anf eine fonberbare $Betfe, confecriren nnb aufopfern': and) wirf lid) ffd) eineö wahren inwenbigen nnb genanem (ätyxU #entf)um£, burd) feine @nabe, befleißigen ; nnb ftd) barin, aU in intern einzig nötigen 3öerf nnb ©efd)äfte, mit ganzem £er* $en $u üben trad)ten : wiewofyl and) nnter ifynen, in änfefyung beö $ortgang$ nnb ber ©taffein, abermal ein großer Untere fd)ieb gn fel)en tffc 3d) will etwa$ wenige^ öon ifyrem £mrd)* brnd) nnb Don tfyren (£i(}cnfd)aften berühren ; worin id) bod) um be£ engen D?aum3 willen, ganj fitr^ werbe femt müften.

13. £>er £urd)brud) unb tteberfüfyrung fo(d)er (Seelen, auf etwaö wefentlidjere^ unb inwenbigeö, gefd)iel)t ungefähr auf folgeube iöeife. (53 werben ber (Seele nämlid), (ber einen gefcfywinb, ber aubern allgemad),) alle äuflere unb innere 23e* faäftigungen, unb eigene ^Birffam feiten, worauf biö bal)in, otme il)r SfeiflTen, tl>r (Sbriftentfyum meifteuö beruhet l)atte, Der* leibet unb benommen : mit ihrem Sefen, 23etrad)ten, £ören, Dieben, münblid)em 23eten unb bergleid)en, will e3 fo nid)t mebr fort ; inbem ber (ttorbiu fo gefd)äftige) SSerjtanb atlge* maef) unüermögenb, trag unb uugeneigt gemacht wirb, auf bie vorige sU*eife $u wtrfeu, nad^uftnnen, unb $u überlegen ; tl)eil$ and) bag ©ebäd)tm$ bie Monate, begriffe unb ©acfyen, wo* mit angefüllt gewefen, fo nid)t mehr Don ftd) geben, nod) and) attbere annehmen unb behalten tann. Unb tva$ and) eine fold)e (Seele nod) für in* unb au^wenbige eigene 5öirffamfei* ten unb Uebuugcu Doruimmt ober fcornefymen fann, folcfyeg gefd)ief)t atleä mit meler 25efd)Werlid)feit, unb \)at fold)en @f* feft unb $öirfuug nicf)t meb,r auf £er$ unb ^Bitten ald wohl ttorbjn ; foubern, anftatt ber fcortgeu 2>ergnüguug, ©üfngfeit unb ®efd)macf, wirb il)v atleg bürrc, fraftlog, ober wofyl gar

154 6. Stüd— Unterfcfyieb unb Fortgang

verbrießltd) unb un luftig* hingegen aber fpüret ffe bei (Td) (entweber alöbalb, ober nad) einiger %eit,~) eine mebr alg ge* wöfynlicfye Neigung, fowofyl ^ur aufferen Stille unb (ginfamfeit, alö aud) fonbcrlici) $ur iuwenbtcjen ©title ober 2eibent(td)feit ibrer Seelenfräfte, mit einer einfältigen, innigen Abneigung nnb Vergeffenbeit alleg ©efdjaffenen, nnb einer verborgenen, fanften nnb liebevollen ßuneigung p ©Ott, nnb finblicfyer ©lanben^anfmerffamf eit anf beffen ©egenwart in ü)r ; (wel* d)e3 le$tere notfywenbig nnb wol)l utuß wahrgenommen wer* ben)- 28o nnn bie Seele biefer (ber gefct)äftigen Vernunft fo feltfamen, aber feiigen) gübrung nnb biefem innigen 3^9 ®ot* te£ fiel) überlädt nnb benfelben abvoavtet, fo wirb tt>r burd) ein folrfjeö Stitlefetm (3ef. 30, 15.) geholfen; inbem fee von at* ler vorigen ßerftreuung, nnb vernünftigem SOöefen nnb 2öirfen, abgewöhnet wirb, um in ifyrem ^nwenbigen, iu bemütfyiger ©rille, anf bie geheime S**^ unb Slnwe'tfüngen ber ewigen %Qn$i)eit, iu ifyrem ©runbe $u merfen; nnb anstatt aller au* bern 2öeitlänftgfeit nnb ^tebenbincje, anf ba$ verborgene 2e* ben nwt (Sfyrijto iu ©ort gewiefen wirb ; weld)e£ nid)t anberg al3 bnrcl) ba$ bejlänbige (Sterben mit dfyrijto, an ftcf) felbfl imb allen Kreaturen, flnfenweife rann erlanget werben.

14* Unb bamit fällt bann afte£ vernünftige, fcfywüljtige, äuffere Scfyeinwefen im @l)rijtentb,um, (wobei man and) bei ber $öett, ober bod) in feinen eigenen Singen, noef) §temltrf) bei (Sfyren bleiben fonnte,) von ffd) felbjt, nad) nnb nad) l)in ; nnb fangen bie Seelen an, in einem finblicfyem Sinn einzugeben, nnb ba3 einfältige, arme, verachtete nnb verborgene Äreu^le* ben %e\u (grifft anzutreten, ba ifynen bann gar anbere £eftio* nen alg vorhin vorgelegt werben. £>ie Reiben, bie Slrmutl) nnb bie &d)ma&) @brtjti, muffen fte lernen lieb gewinnen ; nnb bütgegen bie ©emäd)lid)t>iten ber Sinnen nnb be3 gleifd)e£, bie D^eidjtbümer nnb Sd)ä£e ber (Jrben, fammt aller weltli* d)en (£fyre unb ijofyeit, at$ gar verbäcljtige Sadjen, meibeu nnb fliegen* £>a werben ffe nid)t nnr beträfet über böfe Zba* teu ; fonbern and) über eine nid)t lautere 2lbftd)t, felbjt in gar guten Verrichtungen* £a mu$ ba$ $?ev$ grünblid) unb iu UBafyrfyeit, von alfer Kreaturen Slnflebung to$ gemacht, nnb alle (and) bie verborgende) 2uft, greube, Hebe unb Vergnüg gung, von allem, u>a$ ®ott nid)t iftr nad) unb nad) abgewanbt werben» 3«/ ein einiget, unnötbtgeg ober unbebad)tfameö

fo ber ©ottfeligfett 155

llöörtcfyen, wäre e$ and) in guten unb geiftticfyen fingen, unb eine fuqe, willige nicfyt notfywenbige 2lu3fct)Weifung ü)xex @e* banfen, ©orge^ober SSefümmermtg, wirb nicfyt überfeinen. £)a barf bie (Seele nicfyt mefyr fyören nnb [eben, gefyen unb ftefyen, rfyun unb lajfen, n>a^, unb wie ttyr in ©inn fommt; nein, fie ernennet nun, ha$ fie einen über ft'rf) unb in ftcfy f^abe, beut fie narf) ben Singen fefyen muß, unb hem it)r SOöitte, in grünb* lieber @elajfenl)eit, mn$ unterworfen femt. din fubtiler dU genjmn, unorbeutlicfye @emütt)3bewegung, ©elbjtgefälligfeit ober Anmaßung be$ @uten, fo fte etwa rebet, Derricfytet, ober genietet, fann biefen garten ®aft fcfyon fränfen. Unb wo fte ft'rf) bann bergeftaft in ©genbeit fetbft ftnbet, ha gefyet fte au3 ftd) au3, in wahrer Verleugnung unb @r(lerbung ifyrer felbft, um ber 2iebe @otte3 willen, feumma, fyetßt hei folgen ©eelen: 3^) fterbe täglich (1 @or. 15,31.)/ ftünb(irf), unb augenbticHicf) ; t>a bann burd) beüommeubeö mancherlei $ reu$ unb Reiben, fcon aujfen unb t)on innen, narf) ber weifen güfyrung (5)Otte3, ha$ eigene ?eben öoEenbö in hen £ob gebracht wirb. 15. £>ie£ tautet fyart unb ßreng, ja, fcfyeinet gar unmöglich ^u femt ; aber fefyet In'er, wobnreb e3 folgen ©eeten, mit ber ^eitf iiebüd) unb teiebt wirb : ©ie (eben babei im Verborge* neu mit dfyrijlo (dotofiT. 3, 3.) in ®ctt unb in heften @egen* wart; unb ©ort lebet unb wohnet in if)nen (2 @or. 6, 16.), ber fte inwenbig ju bem allen tüchtig unb träftig madf)t (Pnl. 4, 13,). 28a3 il)nen nacl) ber öerberbteu Statur abgebet, unb wa$ fte im Sleujferen unb in ber Kreatur verlieren, ha$ finhen fie in ©ort fyunbertfälttg QWlattl). 19, 29.) wieber. 3e me!)r fte hen Kreaturen fremb unb tobt werben in bejMnbiger 33er* leugnung : beflo mefyr f ommen fte aucl) notfywenbig (Sott unb feinem £eben nafye, unb werben ifym befannt, unb in einen Der* borgenen 3Banbel unb Umgang mit ihm eingetajfen. 3w^or lebten hie Kreaturen in it)nen, unb fte in ben Kreaturen ; @ott aber war ümen gteicfyfam tobt, unb aU wenn er nicfyt wäre ; nun im ©egentfyeil lebt @ott in ityneu, unb fte leben in ©Ott ; atle£ ttebrige aber, unb au<fy fte, nad) ibrem eigenen 2eben, wirb g(eicl)fam tobt nnh al$ wenn e£, in Slnfetmng it)rer, nicfyt wäre. ©teicfjwte fte öorfyin in hen Kreaturen, unb in ifynen felbft, 2eben gefügt unb gehabt Ratten, unb fte nun bem eleu* ben £eben, befagtermaßen, abfterben unb tobt werben ; fo ftn* ben fie nun, im ©runbe ityrer ©eelen, in @ott wafyreä Zehen

156 6* ©tücf Unterfdjieb nnb gortgan^

nnb $Befen, griebe, grenbe, £roft nnb Vergnügung ; bem ffe, in 2tbgefd)iebent)eit tt>re^ £er$en »or allem anbern, innigjt an* fangen, in ifyn einfetten, nnb w ü)m im Verborgenen ifyreg ©runbeö leben*

16» Unb fo wirb eg bann m ifynen, in lebenbiger (Srfafyrung, wafyr befunben, baß ©ort nidjt ferne fei) »on einem jeglichen nnter nn$ ; weil wir in ü)m leben, un$ bewegen, nnb jmb (Slpojtelg* 17, 27* 28*), ntcf)t nnr nad) feiner allgemeinen, fonbern an<fy nad) feiner fonberbaren nnb inwofynenben ©e* genwart Unb fo leben fte in ©Ott nnb beffen ©egenwart, nad) ifyrem Snwenbigen, gleichwie ein gifd) im 5öaffer ober ein Vogel in ber £nft. 9iid)t ht bloßer (Sinbilbnng, nnb ©e* banfen ; fonbern wirffid) nnb wefentlid) fdjöpfet it)r ©eif1:r burd)g immerwär)renbe ©ebet, ober ($lauben3l)ungem nnb blähen $n (9 Ott, (al£ ba$ geifHidje 2ltf)emr)olen), göttlidjeö £eben nnb ©tärfe an$ ir)m ; fo, ba$ bnrd) biefe uni>errüdte £iebe$* nnb ©lauben^gemeinfdjaft, @otte£ Zehen in fte einqe* pßet wirb, nnb fte gar feiner göttlichen 9?atnr tfyeilrjaftig (2 $etr* l, 40 werben» £)ergeftalt leben fte mit einem fanfc ten nnb Rillen ©eijl:, in einem einfältigen, gelaufenen, nnfcfynl* bigen, finbtidjen 2Befen, »or ben fingen it)re$ ©otteg, obgleid) nid)t flet$ im ©djauen nnb ©eniefen, bennod) im (3ianben nnb wefentlid) ; fo ba$, gleichwie f\e ((5oloff* 2, 20* Aap, 3, 3+) mit @t)rijl:o allem flerben, fte and) mit @brijlo in ©Ott »erborgen leben*

17* 3a wol)( »erborgen ! fo ba$ bie finge Vernunft über biefe$ £eben r)infter)et; bie ©innen fennen e$ nid)t; fleifd)lid)e Singen fpüren nid)t3 bafcon : Slrmutt), Verachtung nnb Reiben, ftnb brei £>ecfen, bie e$ von aujfen verbergen »or ber 2Belt, welche nid)t glanbet nnb bentet, ba$ eineö $önigeg Zocktet (9>f* 45, 140/ «ttt unau$fpred)lid)er inwenbiger §errlid)feit, barnnter »erborgen fei)* isarum r)ält fte foldje 9D?enfd)en für ein arme3, elenbe^, »erad)tete£, geplagte^ Völflein ; für eine ©efte, welcher (Slpoflelg. 28, 22*) aller Drten wiberfprodjen wirb ; für fd)led)te, einfältige, blobe nnb alberne 2D?enfd)en, bie il)nen felbft nnr ein fo jämmerliche^ £eben, Mxen% nnb £rübfal machen* Unb ob gwar bie inwenbig verborgene ijerr* lidjfeit and) in mancherlei göttlichen £ugenben, al£ fo vielen £iebegftrar)len, r)er»orbrid)t, fo, ba$ ifyr weit* nnb geMujt* nnb et)r»erlengnenbeö 5Befen, il)r gelaffenetf, niebriggejmntetf,

in ber ©ottfeltgfeit. 157

ftnblicfye^, unfdjulbigeö, un»erjlellte3, einfältig 3Befenr je* bermann m bie klugen leudjtet ; fo ift bod) bte$ eine ©eftalt unb ©cfyönbeit (3ej*. 53, 2.), bte ber 3Belt imb blinben $er* nunft nicfjt gefallen fann, fonbern womit fTc oft lieber tl)r @e* fpötte treibet 3a, n>aö nod) mel)r ift, fte fommen and) an* bern frommen, bte mefyr nad) ben änjTern ©innen nnb ber Vernunft urteilen, nnb ifyr (Sfyriftenleben mefyrnad) benfelben fiteren, al£ nad) bem ©eift, manchmal fcfywarägenug »or, me bie 3elten $ebar (£ol)el. 1,5. 6.) mie bte £eppid)e ©alo* mon£ ; nnb n>itfen nidjt, ba# fte (mit jenen) ifyre ©cfyönfyeit nnb 2iebttd)feit, nnter foldjer auffern (5rf)tt>äqe nnb Unanfetjn? lidjfeit, iuwenbig verborgen fyaben : fo baß tfyrer 2D?utter $tn* ber wofyl Junten über foldje ©eefen, bief ofyne »iel ©cfyein, $öorte nnb 3Befen »on anffen p madjen, nnr in ftiller 2lbge* fdjiebenfyeit, ben 2Beinberg it)re£ eigenen ijer$en£ gu ben>a^ren ftd) befleißigen* Unb fo bleiben fte bie Verborgenen ($f. 35, 20., *pf. 83, 4.) im 2anbe : tl>r 25efte$ wirb nid)t gefefyen ; tfyre göttliche $Bet3t)eit ift verborgen (l @or. 2, 7.) ; it>rc ©erneut* fdjaft mit @brifto ift Verborgen ; ihr »ertraulicfyer SBanbel mit @ott unb ii)r 2eben in ©Ott ift »erborgen (€olof» 3,30; *>er barauä fließenbe ©emtß fo »ieler Vergnügungen, jgriebe, grenbe nnb ©etigfeit, ift »erborgen. Summa, tfyr £eben ift ein 2eben im ©eift (D?öm. 8, l. 4. 9.), nnb ü)re gan^e £err* lid)feit, £of)eit nnb Vo;treffltd)feit (#45, 140, tfi tnwenbia. »erborgen in ©Ott»

18. £)a# nnn folcW ©Ott geheiligte ©eelen, weldje, anf bie genaue fte 3ßeife, bem ?amme nachzufolgen trachten (Dffenb. 14, 4*), wo and) tfynen fyingefyet, in grnnblid)|ter Verleug* nung tfyrer felbjt unb aller £inge, unb in innigftem befMnbig* ftem 2ln fangen an ©Ott, unb hei fold)em abgeriebenen 2öan* bei »or bem £erm, ifyre Heiligung allln'e »otlenben (2 @or. 7, 10 laffen; ba$, fage ic^, fold)e ©eelen and) allerbingä unb unfehlbar ein überaus l)ot)e$ ^)ri»ilegium, Vorrecht unb £err* lidjfett, in 3eit unb ^migfeit $u gewarten tyaben, iftauö »ielen 3eugniffen unb (Schriften unwiberfpredjlid) ; wo»on id), nm ber $ür$e bitten, nur einige wenige anwetfen will, mit Sßitte, ba$ ber @ottfud)enbe ?efer fte nad)fd)lagen, unb »or ©otteö 2mge* fid)t weiter nad)benfen wolle : 4 SWof. 12, 6. 7. 8., 5 SKof* 10, 8. 9V % 45, 14. 15v ?>f 65, 5V ^ob,et. 6, 8. 9V Älagl. 3er. 4, 7., 3er. Aap. 35., Wlalafy. 3, 3., SWatfy 19, 27. 28v«wc.

14

158 6. <&tM— Unterfdjieb unb Jortgang

2, 37v Sol)* 14, 2., Aap. 15, 15., 1 Eor. 2, 6V 1 Eor. 15, 41., Dffenb. 14, 1—5. ic.

19* Seßwegen ad)te e3 feiner gering, wo er eine verbor* gene Neigung, 3«g unb Ziehe, ^u emem fonberlid) abgefdjiebe* nett, emjtlid) genauen nnb inwenbigen 2eben vor ©Ott tn fei* netn §er^en gewahr wirb ; fonbern er neunte e$ an, afö eine fonberbare @nabe nnb fyeifigen 23eruf @otteS, nnb fd)ä£e e$ al$ ein großes Sorrecfyt nnb ©efigfeit, beren ®ott ifyn, in 3ett nnb Ewtgfeit würbigen will. 3d) wieberfyole ^n bem Enbe normalen t)te 5f}?ert>id)ett eines folgen Berufs, meiere nnter anbern bauptfäcfylid) biefe fmb : 3Benn man bei bem vermifd)* ten ?ebett ber gemeinen grommen, feine D^ufye nod) 3ufrieben* l>ett ftnbet, fonbern einem alle (and) bie verborgenden) ©im* ben, Unvollfommenfyeiten, geheime £lnftebungen an ben Stvea* tnren, nnb alte Eigenheiten, Eigenliebe, Eigenwille, ©elbjk gefälligfeit, verleibet nnb inwenbig bestrafet werben ; wenn man babei and) hingegen etxvaö 9?ei$enbeS nnb 2ocfenbeS in ftd) gewahr wirb, man möchte gern anf bie genauere utrt) in* nigfte $öeife mit @ott vereiniget femt, nnb in 2lbgefd)iebenl)eit vor feinem 2tngefid)t leben : wenn bie <&eete ifyrer vorigen auf* fern, ftnnlicfyen nnb vernünftigen 3Birffamfeiten entblößet nnb hevanhet wirb, nnb feine Neigung, 9?af)mng nnb Erwecfung in ben fonjt gewöhnlichen mannigfaltigen @efd)äftigfeiten, D?en* nen unb kaufen, Ueberlegen nnb 23etrad)ten, metjr in fiel) fm* ftet ; nnb wo fie hingegen einen verborgenen 3n$ nnb Neigung in fid) verfpüret $ur innern Einfalt, ©elajfenfyeit nnb (stille, nnb £U einer allgemeinen 2iebeSanbad)t unb Slufmerffamfeit, auf ben ifyr gegenwärtigen @ott, olme befonbere Ueberlegungem

20. Sie erften Efyriften, $ur %eit ber £fyojtel unb il)rer näd> ften 9ftad)folger, waren gewiß überhaupt fold) ein auSerwäfyt* teS @efd)led)t unb föniglicfyeS ^)rieflertl)um, fold) ein beiligeS «ßolf (l ^3etr. 2, 9.), welche wirflid) auf ein foldjeS einfältiges, abgefdjiebeneS, göttliches £eben, ftd) mit Ernft geleget l)aben ; wie foldjeS aus ben (Schriften ber Sfyoftet, unb ben 3eugniffen ber erften $ird)enlel)rer, genugfam tonnte erwiefen werben* allein, id) barf mid) fyier fo weit nid)t ausbreiten ; weife bem* nad) ben begierigen 2efer, nur auf beS £errn Elrnolbi WbbiU bung ber erften Ebrijlen, unb fonberlid) auf feine wal)re W& bilbung beS inwenbigen EfyriftentfyutnS beS eilten, ba man f)äu* ftge 3eugnijfe bavon antreffen fann.

m ber ©ottfeligfeit, 159

21. (5$ fing aber altgemad) bte erjle ?iebe nnb (£mjt bei Dielen (nnb mit ber 3e^ bei ben mefyrejlen) an $u erfalten, fo ba$ fte jTd) burcbgebenbö ^iem(icf) begnügen liefen, entweber mit ber äujfern 23efenntni$, ober boctj mit einem geringen %n* fang ber ©nabe: nnb wo fte übrigen^ burcfy Verfolgung, gener nnb ©cfywert, nicfyt mnnter gehalten würben, fo liefen ft'e ft'rf) oft fogar berank lotfen in$ anffere $öefen biefer sl£elt, nnb weitläufige 9cabrung3bänbel, ba$ manchmal ^n>ifd)en»it)^ tten nnb ben Reiben, worunter ft'e wobneten, wenig llnterfrfjieb fonnte gefefjen werben ; meldte Sautgfett nnb £lbweicbung, $u benen (ben ©innen nnb ber Vernunft glücf feiigen) Reiten, be3 fo fefyr gelobten $aifer3 @onftanteni ?(Jtogni, gteidjfam ^3of* fefft'on nnb feften gnf in ,ber Stiv&je befam, nnb ber meiften (Sfyrtften if)r £eben, nid)t mebr baß alte verborgene £eben mit @t)rifto in ©Ott, fonbern ein au3teud)tenbe6, präd)tige$ £eben ; nid)t mebr ein inwenbige^ wafyre£ (gbriftentfyum, fonbern ein au$wenbige3 ©cfyeincfyriftentbum würbe.

22. £>ennocl) aber baben ft'd) $u aller 3e^t norf) einige anfc erlefene ©eelen gefunben, welche, inbem fte in bem tauen nnb verberbten geben ber mefyreften, feine D^nbe für ibre (Seele nnb ©ewiffen fanben, ftd) anf eine fonberbare 2öeife bem Dienjt ©otte3 wibmeten nnb confecriten, nnb vor anbern it)r gan^eg 2öerf nnb q)rofeffton (wie billig) bavon machten, in biefem ausgegebenen, göttlichen, verborgenen 2eben, aufs entiHtctjflte $u üben, mit ^intanfe^nng alteö beften, xva$ ft'e, anf einigerlei SGBetfe, in ifyrem ernften £auf möchte l)emmen ober träqe ma* d)en fonnen. dergleichen waren bann, nnter anbern, fo viele ©Ott geheiligte jungfräuliche ^3erfonen, beiberlei ©efcblecfytS (*> welche nnr forgten, wie fiebern fyevvn gefallen möchten (l @or* 7, 35. ), nnb beilig femt beibeö am Zeihe nnb am ©eijt, nm bem £errn bejto ungebinberter anfangen ; voie and) biejeni*

*) iüon folgen rüljmete Der SKavtyttt SufliniuÖ, ums 3afjc <S|)riffi 130 uor Dem itaifer ; @S lebeten fefyr uiete unter uns, Don beiDerlei G5efd>Icd>t, bis in Das f)ed)fie Jflter uneljelid) unö un* uerntifd)t, nad)Dem fte von Ätnilijeit an Der $?ef)te STjrijH (iDJotlf). 19, 11.) gefolget finD. 3rf), für meine ^erfon, rann yerftrfjern, Dafj tcl; aus afferljanD 2lrten Der Ceute folrf;e ^erfonen auf* rcetfen triff, u- f. id. Apol. II.

ein anDerer, turj nad; if)ttt, fd)rieb öffentltd) alfo : SHan ftrtöet i()rer uiel bei uns, üon Sütän* nern unD 2Beibern, treldje im leDigen ©tanD alt iwrDen, weit fie- f)offen # Da^ fte in folgern ©tanD öott nä()er fenn trerDen ; Athen agoras Apol. pag. 36. UnD 2fugufjinus fagt ; iöfan irunDert fid) nun faft nid)t ntef)r, über fo oiele taufenb 3ünglinge unD 3ungfrauen, Dap fte ^e ^od),}eit verad;ten unD feufd; leben ; de ver. Relig. Cap. 3. <5ie()e 2(cnolDi JtbbitDung IY. ?8. Aap. 5.

160 @tücf— Unterfdneb nnb $ortgang

gen, fo man ^ifceten (ober üt ber ©ottfeliafett fid) nbenbe) $u nennen pflegte, welcfye, weil fte, nad) ber Ghrmafynnng be$ ftei* lanbetf, gern vollkommen femt (9D?attl)*l9, 2L) wollten, aueö unnötigen Umgang^ mit 5D?enfd)en, nnb überflnfftger ©e* frf)äfte jtd) entgelten, nnb manchmal, nacl) göttlichem 3ftnf, afc leä verfanften, wa$ fte hatten, nnb ben Firmen anheilten, nnb bemnad) etwa in einem ^änörfjen, ober anf einer Mam* mev in ber ©tille lebten, n>a^ wenige^ mit ifyren £änben fcfyaffeten, nnb übrigen^ alle ifyre Seit anwendeten, in grimb* lidjer SSerlengnnng allem abwerben, nnb ein verborgenem Seben in ©ott $n führen, bnrd) beftanbigeö ©ebetnnb Umgang mit ifym (*)♦

23 Unb wie bie 2anigfeit nnb ber Verfall anfS 5lenflere fo gar allgemein nnb groß wnrbe, fyaben viel tanfenb, nm nidjt mit fyingeriffen $u werben, nnb bnrd) ber anbern dfyriften trä* geö nnb weltförmige^ £eben, in intern genanen 2öanbet feinen Slbbrnd) $n leiben, ben gemeinen Umgang ber 90tenfd)en cjeflo* fyen, nnb in abgelegene Derter nnb Sfönjtaeten, nacl) göttlichem 3öillen, ftrf) $nrndge$ogen, nnb in einem folgen fyeiligen, inwen* bigen, verborgenen £eben vor ©Ott nnb bejfen ©egenwart, mit allem gleiß Sag nnb yiafyt ftcf> genbet 502ein SBorfafc nnb ßwecf ift nid)t, biefer ober ber vorberüfyrten ^eiligen 9Ö?enfd)en änffexe £eben£art, leibliche Uebnngen, ober anbere UmjMnbe vorteilen nnb angreifen ; maßen fte felbfi baxin feine aU* gemeine 9?egel Ratten, nod) einerlei 2öeife gelten ; and) mit ber Seit, in ber immer ^nnebmenben ginfterniß, allgemacl) anf dnffere ©a^nngen nnb 9#enfd)entanb verfielen : nnr ift meine 2lbffd)t, $n feigen, wie ba£ hei biefen ©Ott ^ewibmeten (Seelen, nnb (Smfamlebenben, fo, wie fte bi$ in$ fünfte ^afyrfynnbert waren, ba$ erfle inwenbige $raftd)riftentb,nm meiftenö exbah ten nnb fortgepflanzt worben fei) (f). UBie bann and) in ben folgenben elenben Reiten, ©ott bod) riod) immer feine SSerbor* genen (l Stön. 19, 18v^)f. 83, 40 gehabt tyat; wie in bem Catal. Testium veritatis, nnb anbern 23nd)ern, al£ Arnoldi Theol. Myst Map. 16, 17» n, f. fann nad)^efe^en werben*

24, Unter folcfye an^erlefene, ©ott gefertigte Oeelen, ftnb

*) ffion öiefen ftcf>c aud> 2frrieK>i Hbbilbung, II. SS. 7 Äap-

t) 2Bie ju fef>en in ben Üeben&befdjreibungen ber 2tttoäter 3tntonii, £ilarioni§, unb ber übrigen ; %snb fonberlid) in itn ©griffen »tacarii, £l)p()rent, <Kiti (rcetrfje man aud) beutfdj fyabtn fann,) reue aud) Saffiani, timaci, )c.

m ber ©ottfeligfett. 161

infcnberbeit aurf) biejenigen mit $u $äl)len, n>elct)e man burd)* cjefyenbö 5D2k)fttco^ (ba£ tfl, ©efyeime ober Verborgene) nennet ; in beren nacfygelaflfenen Suchern man, näcfyft ber tjetttcjen (Scfyrtft, baä rechte imt>enbige (Sfyriftentfyum, nnb bie nxifyre ©otteägelefyrtfyett betrieben fmbet (*)♦ Bwar ift bte 2öab,rl)eit, baß bte metyreflen unter tfynen tu ber Diömifcfym Mixtye gelebet, unb mit ifyren Schriften befannt toorben ft'nb : allein icfy muß $u 3e«gnig ber 5ß3al)rt)eit fagen, baß bie Dfccfyt* fcfyaffenen unter ifynen heftet reformirt unb esangelifcf) jmb, al$ bie meiften unter ben sproteftanten ; irf) n>tll fagen, rcafyre inwenbige Triften, welche nid)t am 2leuflfern bangen bleiben, fonbern ©Ott im ©eijt unb in ber 2Bab,rt)eit bienen unb anbe* ten, mit £lb$ie!)ung tfyrer Hebe unb ifyre£ Vertrauend tton allen Kreaturen, unb fcon ifyuen fetbfc, unb allem eigenen £fyun, burrf) ben n>at)ren ©tauben unb Vereinigung mit ©ort in @brijIo* Unb ob id) toofyl bie in folgen (Schriften bisweilen mit untertaufenbe äuffere Umftänbe unb 9iebenbinge, nid)t alle approbiren ober fcerttyeibigen null ; fo ijt borf) gewiß, baß auf einem einigen 23lättcf)en ber nxtbren mpfrifdjen (scfyriften, mefyr göttlicher (Salbung, £tdjtö, dlat\)$, Strofieö unb griebenö, für ein gottfud)enbe£ ©emütt) $u ftnben, al$ mandj* mal in $cb,n unb ntefyr golianten ber fraft* unb faftlofen ©rf)uttt)eolo0ie: wie erleuchtete ©etefyrte unter ben ^roteftan? ten felbft mit Beuflfliß geben, (t). 2lber voofyer fommt e$f ba$ folcfye tl)eure ©Triften insgemein fo wenig geachtet unb gebraucht werben ? 3tt e3 nicfyt beßwegen, weil bie neugierige Vernunft foletje ^atyrung nicfyt barin ftnbet; anet) ber alte ©inn be£ gleifcfyeö unb ber tiefe ©runb be£ eigenen gebend ju fetjarf barin angegriffen wirb ; unb fte ntctyt roie anbere, nact) bem ©efcfymacf be3 alten 2lbamö unb ber Vernunft ein wenig met)r aecommobirte SBücfyer, ein ^aifonniren unb (Spe* fuliren, fonbern ein 9D?ortiftciren unb Verleugnen erforbern ? Sltteiu, weit fcl)on manche fromme £el)rer unter ben ^roteftan? ten Ct) felbjt, bie göttlichen 28af)rt)etten, fo in bieftn <&d)tiftm $u ftnben, gerettet unb fcertfyetbiget ; fo wenbe id) mid) wieber

*) *on folgen find unlängfi au$er(efene 9tod>rid)ten gefamnitet, uni) aiiö CU1;t gegeben, fcen eebensbefdjreilmngen Zeitiger Seelen, roouon 3 OJänöe in 8. f)erauö jlnö.

t) Vid. Gottfried Arnoldi Histor. Theo!. Myst. Cap. VIII, 38. Sophiae Prae&t. num. 7.

J) <2iel)e unter, i>en SKefbrmirren : Voetium de Exerc. Piet. et in Äscerticis, Loden- stein Beschouvv. Zions, pag. 39. u. f. Franc. Rons Interiora Regni Dei. P. d^

14*

162 6, Stücf—Unterfcfneb ttrtb Fortgang

$u tett ausertefenen Beeten, Wetcfye ftd) $u biefem tnwenbigen unb genauem dfyriftenteben gerufen fmben.

HL

SÖefanbere Stitrcbe an fcte auöetlefene Beeten, btc ft<$

©ott unb feinem tnwettbtft verborgenen ßefcen

er 9 eben fjabctu

25» (£ucf) auöerwäfytte, tfyeurejte (Seelen, ©Ott gezeitigte (f ) 9to$iräer, euefy, meine liebften trüber unb (Scfyweftern, tie ttyr eurf) biefem genauem @briftentt)um, uni) verborgenen 2eben mit (Sfyrifto in ©Ott, in 3Baf)rfyeit gewibmet unb aufgeopfert fyabt: euefy l)abe tet) inöbefonbere, bei biefer ©etegenfyett, noefy ein 3öort ber Qrrmafynung unb (£rwecfung, in Ziehe $u$urebem X>enn, ob euer einige gleicf) ben ©eift ber (Salbung, ber euefy in alle 2öabrt)ett felbjt leitet, 1 3of). 2, 27, bei fiel) Jjaben mö* <jen ; fo wirb boef) and) hierin ;bte 2öei$beit, tie t)on oben i% tfyre 9>robe geigen fönnen, baß fie ftcfj auef) öon anbern norf) gerne fagen tafle, 3ac. 3, 17, £>amit icf) aber felbjt mcfyt tter* werflid) erfunben werbe, fo will ict), inbem tcf> eure (Seelen an* rebe, meine eigene fcorjtcfytig mit im 2luge ju galten miefy be* fleißigen,

26, SÖ3ir feiert au£ biefem ganzen Vortrag, ba$ wir un$ gar nicfyt nad) anbern, auef) felbjt frommen 9Sttenfd)en, $u rief)* ten, $u formen unb ein^ufcfiränfen fjaben fonbem, baß ©ott tton unS allerbingS etwa$ fonberlicfjeä erforbert, 9ftattb. 5, 47, nemlid) genauere $flicf)ten, uh& e*n f)eiligere$ ?eben unb 2Ban* bei, »on innen unb *>on außen, aU man, (eiber ! bei anbern gewafyr wirb. %a$t unö berfyalben üergeffen roa$ bafyinten ijt, yl)iL 3, 14. unb ba$ 3iel unb jUeinob im 5luge balten> wet* cfye^ unö unfer ^immltfcfjer Jßeruf »orfyätt. Seben anbere fo

la Roque dernieres heures, pag. 63. Poiret de Eruditione. Ejusd. Oeconomiam Divinam etc. Unb unter ben Lutheranern : Lutherum, Jon. Arnd, Varenium, Hoburg, Jac Speneii Praef. in Taulerum, Arnoldi Theol. Myst. Weismanni Introduct. in H. E. Part. II. pag. 555. u. f. 2C(etf)opf>ili mnjHfäe If)eologie, jc.

t) S^te «Blumen unter ten Gcroä'djfen bet ß'irdje, ber ©efimuef unb bie 3ierbe ber geififidjen önabe, bie erfreulichen gutartigen Spreflein unb .Kinber beS CobeS unb ber Sljren, (SljrifH unb feiner itirc^e) ein gan,je$ unb um>erfel)rtcfi üßerf, ein Sbenbilb öotte§, nad) ber Mefinlidjfeit ber £eiligfeit be$ Gerrit (3efu), ber tiortrcfflidjfJe Ifteil ber beerbe Sftrifii. 3Ufo tituliret ber fettige SJüärtnrer SnprianuS bie iüott geroibmeten Jungfrauen, »on »twldjen ti ber gelehrte (San* bäirö entlehnet, unb tenen 3Kn)liciö nkbt uneben tiefen litut beifeget, in Praefat. Theolog. Myst.

tu ber ©ottfeltgf eit 163

unb fo, fyaben manche gromme nocf) bte^ unb baä an jTcf), tt)aö gebt btd) unb mid) an ? ?a$t ung nur, mit Widern unb ein* gefegtem UBefen» auf ben merfen, ber unö ftetö guruft: golge bu mir nacf), 3ol). 21, 22. ©roß, unb un au öfpr erlief) fyerrltd), tft in $Babrt)ctt unfer ebler Sßeruf! lagt unä aber gebenfen ber 5Borte unfereä $eilanbe£, ba$ Diele berufen (Mb, wenige aber augerwäblet, 9J?atr>* 20, 16. Vlid)t, wer mefyrereö ?id)t Ijat, unb eine genauere (5tnffd)t in ©otteg üBegen, tjt befier alä anbere ; fonbern wer mehrere Ziehe fyat, unb ein genaue* reo, tyeiligereö 2eben führet. ©efyet fyier meine ?iebften, wo* rin baö ©onberlicfye befreiet, ba$ fcor anbern bei unö muß ge* funben werben.

27. 5ßenn anbere ©ott unb bem Mammon sugletd) bienen, OJJattt). 6, 24. unb bei tfyrer grömmigf e'\tf and) nodj, burcf) weit* läufttge 9iabrung£f)änbel, ©üter unb Scfyäfce, Slfiattt). 6, 19. ber (£rbe furfjen unb fammeln : ba [ollen wir auf ben fet)en, ber allen benen, bie itjm mit (£rn|t nachfolgen wollen, $uruft: Sie gücfyfe fyaben ©rubeu, bie SSögel beö £rimmel$ bafan SRefter ; aber beö 20?enfd)en ©ol)n fyat nicf)t, ba er fein §aupt Einlege, ?uc. 9, 58. unb gebenfen, finb jene ^fraeliten, fo fol* len wir geölten, ein föniglicfyeö <prieftertl)um fe^n, 1 *})etr. 2, 9. üon welchen ©ott gefagt bat : %\)v follt nicJ)tö bejt£en im Eanbe and) fein Ztyeii unter t'bnen haben ; benn uf) bin euer £t)etl, unb euer Erbgut, 4 SJttof. 18, 20. 5 üftof. 10, 9. @3ecf). 44, 28. ba follen wir geigen, bag wir ber 5ßelt geftorben finb, Gjoloff. 3, 3. unb nicfyt mebr feiert auf ba$, wa$ ftd)tbar ijr, 2 @or. 4, 18. unb unfer ?eben in ©ott »erborgen l)aben ; unb muß unfer abgeriebene^, weit* unb gelbüerleugnenbeö Seben, eine belle Stimme femt, bie allen ^ttenfcfyen prüfet : ©ott al* lein ijt genug, 9>f. 73, 25.

28. 3ßenn anbere jTcf) greiften nehmen unb machen, burcf) eine übermäßige §erunterla(fung unb 5SWenfd)engefälligfeit, ftcf) ber SBelt gteicf) $u gelten in ibrem Umgang, ©efpräcfyen, Stoben unb bergleicfjen Steife tten ; ba follen wir fyiertn wa$ fonberlicbeö tbun, unb ber ÜBelt nicfyt ein £aar breit narfjge* ben: beflfer eigenftnnig fyeiffen, a\$ weltftnnig fe^tt. 2ld) wie fo leid)t fann Sftacfygeben fiel) in 9?ad)geben üeränbern, unb burrf) bie adjugroge ©efättigfeit gegen biefe Seiila, füiid)t 16, 16. 17. bie tnwenbtge #raft, al$ wie im ©cfjlaf, Verloren wer* ben ! Sie (2riferfucf)t unfereS ©eelenbräutigamS faßt e$ nidst

164 6. ©tücf— ünterfcfyteb unt> gorfgang

gu, feiner geinbin fo Diel gu (gefallen $u tfyun ; unb wer e6 nidjt glauben will, ber wirb eg mit ©cüaben füllen muffen, ba$, wer ber slBelt greunb fe|>n will, @otte£ geinb fe#, 3ac. 4,4.

29. 2Benn anbere ifyren ©innen nadjgefyen, unb auf hie SSielfyeit, ßierlicfyfeit unb ©d)on beit ifyrer Kleiber, ifyrer §äu* fer, ibreä §au3ratl)g, ifyre foftbare 3eit wenben unb öer* fdjwenben, unb auf bie ©emäcfylidjfeit if)re$ unreinen 90?aben* facfö fo Diele unfd)ä£bare ©ebanfen wenoen : ba follen wir $ei* gen, baß wir feine finnlirfje, fonbern gei(]fid)e 5D?enfdbcn jTnö ; bk beäwegen nid)t metyr nad) bem gleifcfy unb ben ©innen, fon* bern nach bem ©etfte leben, 9?öm> 8, l. 4. 9. unb nid)t wollen hier in Doofen unb @emäd)tid)tnten femi, ba unfer Qavußt unb SSorgänger in einem elenben ©taff unb Grippe geboren, unb in einer X)ornenfrone am Mxm^ gefiorben ifr. 2£at)rlid), icJ) famt e$ nid)t glauben, roei^ aud) nidf)tr ob bie Stielt tfyun wirb, baß berjenigen ifyr inwenbige^ @briftentl)um groß unb genau fe^, bie im pufferen alleö fo sierlid), fo bequemlid), unb foeben nad) ifyrem ©inn baben wollen, wenn fte gleid) aße ©efyeimniffe wüßten, unb üon ber t)öd)ften ©eiftltefyfeit rebeten. 5Ber ftd) $u einer Spimmel^önigin unb Sraut beg jtönigeg aller Könige gerufen jtnbet, unb beffen Snwcnbigeg bemnad) $ur SOßofynung, 3ob* 14, 23. unb 9?ejTben$ tiefer göttlichen yftajefMt, gang berrlid) femt foll, ^>f. 45, 14. ber wirb ja fo »tel $u fäubern, $u gieren, unb aufrufenden ftnben, baß i\)xn tie £uft $u aller äufjern ^Obantafie balb entfallen wirb* eefyet t)ier, mit weld)em ©cfymucf wir glänzen follen : £er öerbor* gene ?D?enfd) be£ fcgrjenä, in Unüerfälfdnbeit be$ fanften unb Pillen (Scifle^, ber ifl föfHid) üor bem 2lngefTd)t ©otteg, 1 ^)etr. 3, 4.

30. 9Benn wir anbere fefyen, fo whebacktfam in bie ©inne ftd) auäfefyren, unb burd) leidjrftnnigeö unb unnötbigeg £ören, ©eben, Sieben unb ©ebanfen, ibr §er$ ben Kreaturen gleid)* fam offen pellen : fo muß unfer £er$ ein Derfcbloffener, £ot)el* 4, 12, ©arten, unb ein »erftegetter SSrunn aller Kreaturen; bem (beliebten unferer ©eefe aber allein oflFen feipn* 5ln ten spfotfen feiner £t)ür, ©prücfjw. 8, 34. follen wir, atö geijHidje spriefler, £ag ünb 9?ad)t feiner £mt warten : jmb aud) bem* nad) »erpfltd)tet, weil wir ben iperrn in bem £empel unfereö S'ergen^, 3«cf)* 2, 13. gegen wärttg glauben, au$ fyödjjlfdjulbi*

m ber ©ottfeltgf eit. 165

er @t)rer&tetuttg vor ifym, unfern 9flunb, ©tnne nnt> ©eban* en, in betliger @ttde unb (£ingegogenbeit ju galten. 3Bemt wir reben, fo follen wir reben aus ©ott, vor ©Ott, in @brijto 3efu, 2 gor. 2, 17. unb rechte 2öorte ©otteS, 1 ^etr. 4, 11. £>enn bebenfet felber, meine Siebten, follten wir, bie wir ben §errn ber S}evviid)tnt inwenbig in unS b^ren, *pf. 85, 9. befcfyauen, 2 @or. 3, 18. unb anreben fönnen, *Pf. 19, 15. ibm tt)of)l bie ©cbmarf) antbun bürfen, ba$ wir ibn gleicbfam ba Heften, unb gn ben ftcbtbaren Bergänojticbfeiten uns auSerfebre* ten ? jD große Unebrerbietung ! 23ielmel)r mug unfer ftitteö, bebad)tfameS, abgeriebenes, eingebogenes 2Befen unb ?eben, einem jeben einen Önnbrucf ber inwenbig verborgenen fertig* feit, 2 $ön. 4, 6. unb gurcbt ©otteS geben. 2Bie fo g. (5. ber liebe Rentieres von feinem ©eelenfüt)rer, nacf) beffen £ob, rübmete : ©ein bloßeS 2mbenfen fe&et meine ©eele wieber in bie Gegenwart ©otteS, wenn fte gerftreuet tj?, unb gibt mir 5D?utf) unb £apferfeit, mir @rnft nacf) ber wahren £ugenb mid) gu bearbeiten (Lettres Vieillum, lett. 35, pag. 283. )]

31. 2Benn anbere balb nacf) biefer, balb nacf) jener Kreatur, mit ibrer £tebeSneigung ausgeben, unb in berfelben @rgö&ung, £roft, greube ober SSelujtigung fucfyen unb nehmen : ba fott unfer £erg, unfere Snjt unb gange Ziebe, in recfyt jungfräulicher $enfd)beit, unferm ©eelenbräutigam allein unb ewig gewib* met bleiben, £aben wir bocfy norf) atfguwemg Siebe, um ein unenblirf) liebenSwürbigeS @ut genugfam gu lieben ; wie fotf* ten wir ibm nocf) ettvaö entwenben bürfen? Unb gubem, waS bat wofyl bau elenbe, bürftige ©efcböpf, ba$ wir nidbt alles, in böcbfter SBolIfommenbeit, unb unenblicbem Ueberflug, in bem ©d)öpfer felber jtnben, unb norf) in biefem Seben, 90?attb. 19, 29. bnnbertfälttg genieffen fönnen? &$ fage bemnacb unfer ganges £erg gu attem @utr bau btefeS (Sitte unb fyöcbfle (3ut nicfyt ijt : 3cf) babe biet) niebt nötbig*

32. Summa, wir muffen abgeworben femi allem ©efebatje* uen, unb ein mit @l)riffc> in ©ott verborgenes Seben fübren ; ein Seben ber §eiligfeit unb ©ottfeligfeit, ber £5emutb, ber ©anftmutb, ber dinfalt, ber Unfcbulb, ber Ziehe, ber Q^arm* bergigfeit, ber teufet) \)eit, ber SQcaßigfett; furg, ein ?eben »or ©ott unb in ®ott.

33. Sagt unS aber, ©eliebtefte, wie bei biefem altem, alfo auet) in unferm gangen 3Banbel, vor ©Ott unb sJJ*ettfcf)ert, uns

166 6. Stütf— Unterfcfyieb unb gorrgaug

auf£ genauere fyüten Dor allem 2JflFeftiren, SSerftellung, Schein unb gemachtem 2Befen; n>e£d)e^ Gaffer un3 fofel)r burcfybrun* gen \jat, ba§ e$ oft olme unfer ÜBtflfen,n>o nid)t auf eine grobe, bennecf) auf eine fubtile 5I?eife, unfer £bun unb üöefcn beflecft, nnb woburd) bem ©emütfye alle greibett, grübe nnb greimü* ttn'gfeir beö @eijre3, benommen wirb. ¥lid)t Den Sföenfdjert, bie nur baä £leußere feben ; fonbern Don bem reineften, 1 3ofy.

1, 5. 2id)twefen ©otteö muffen unfere Verrichtungen, ÜBanbel, 2Borte nnb ©ebärben, fowobl alö bie ©ebanfen unb Sinnen beö £er$en$, gerichtet nnb gewogen werben §ebr. 4, 12. SLBtr muffen nid)t wollen beilig fcfyeinen, fonbern l)ei(ig fepn ; unb $war in ©otteg klugen, welcbe Syv$ unb gieren prüfen. SSor ben ©trafen tiefer ewigen (Sonne muffen wir unfern ©runb ftetg unb in ber ÜBaljrbett bloß unb naefenb geleget balten ; hamit wir in Einfalt unb göttlicher £auterfett, fd)ted)t unb red)t etnbergefyen mögen, 2 @or. 1, 12. ©ottijt ein ©Ott ber $ßabrl)eit ; wir muffen aud) in ber sl£abrbeit, 3ob. 3, 2L unb foer^enöeinfalt wanbeln, wo wir mit biefem reinjten Sßefen ©emeinfebaft Reihen wollen, 1 2>ofy. 1, 7.

34. gerne muß e$ aud) bemnacb Don un6 femt, baß, inbem wir eine ($inftd)t baben, unb un3 gerufen ftuben $u biefem ge* naueren unb fonberlidjen @bri{tenleben, wir un3 be^wegen and) etuoaö fonberlicbeö einbilben wollten, unb über anbere grommen erbeben ; ober ba$ wir gar biefer ober jener geifrlt* cfyen (5b,rentitel ober ^priDilegten unö felber anmaßen, unb an* bere in nnferm Sinn gering achten ober gar Deracbten wollten. dben l)terburrf) würben wir geigen, baß wir $war ein %id)t, aber nod) fein ^Befen unb Erfahrung Don bem reebten inwen* bigen (Sfyriftentbum Ratten ; (Internat hie tiefjre £emutb unb grünblidje SelbjrDerm'd)tung, hie wefenttiebiren ($igeufd)aften, $enn$eid)en unb %\et be£ wabren inwenbigen £eben£ ftnb. Sieben wir aber wirf tid) in eigener (Srfabrung unb gortgang in biefem göttlichen 2eben, fo wirb un6 ja bie göttliche Salbung febon lebren, wie wir foltfjeö nid)t uuferem eigenen gleiß unb £reue, fonbern ber unDerbienten ©nabe unb $raft ®otte$ $n* gufdjreiben baben. 5öa6 baben wir fobann, ba$ «nö nid)t gejebenfet ijt ? Sinb wir beilig unb feiig worben, fo ift auö ©naben, unb fotd)e£ nid)t auö un6,©otteg ®ahe ift e$, @pb,ef.

2, 8. 2ßaö wollen wir un£ einbilben ? %Jl ettvaö guteö in un$, fo ijt e$ bod) nid)t Don im 3, unb and) nid)t unfer : e$ ij*

in ber ©ottfeltgfett. 16?

unb bleibet (Sottet Eigentum ; er fann ba^ ©eine wofyl wie* ber nehmen*

35. Unb bürfen wir nun nidjt einmal wegen imferer gröm* migfeit unb gugenben unm etwam fonberlicfyem einbilben, unb mit (Selbflgefälltgfett barauf fefyen ; wie tnel weniger barf bann folcfyem gefcfyefyen wegen einiger gei(Hicl)en ober göttlichen ©aben, ©üßigfetten, greube, Erleuchtung, follten em and) Ent$ücfungen unb Offenbarungen femn B^ar muffen wir ©ottem ®aben mit £)anf annehmen; aber unm berfelben fo wenig anmaßen, ba$ wir fte alle ^lugenblicfe, ot)ne5Rü()e,bem ©eber fönnen lieber fdienfen, unb in ibm allein, ntcfyt in fei* nen ®aben,unfere 9?ut)e fucfyen. 2lcf), wie fo mancher meinet, bei bergleicfyen ©aben unb Empftnblicfyfeiten, gar innig, an* bäd)tig unb heilig $u femi, ha er bocf) nocf) wofyl öoll Eigenliebe, Eigenwillenm unb ©elbftgefälligfeit ijt, unb anftatt ber t)öcl)ft* nötigen 9?iebrigfeit unb Beugung unter ©ott unb alle tea* turem E^ fielet getrieben : greuet euct) in bem §errn, tyi)\L 4, 4. unb freuet eucf), tt>ennir)r in mancherlei ^lnferf)tung fallet, 3ac. 1, 2. öon ©aben aber l)ei^t em : freuet eud) ntrf)t, £uc. 10, 20. 2Bir müflTen ntcf}t fo fefjr burcl) £tnm unb ©e* nieffen ; alm burcl) Entblößung unb Reiben, £»ebr» 2, 10, fcol* (enbef, unb mit ©ort vereiniget werben. %a$t unm bebenden, unb em wol)l behalten, baß bam 5Befen beö Efyriftetttljumm unb ber wahren ^eiligfeit nicfyt in folgen fingen begebe ; fonbern barin, ba$ man ftd) felbft unb allen Kreaturen abjterbe, unb ein verborgenem 2eben mitEfyrijto in ©Ott unb vor ©ottfüfyre, Eoloflf. 3, 3.

36. 3rf) fage, mit Ebrifto : Senn ad) wie balb verfcfywinbet, n?a^ ftch nid)t auf Efyriftum grünbet! £er einzige, wafyre unb unwandelbare ©runb beö inwenbigen 2ebenm, tfi bte tnwenbtge (ober mt)|tifcl)e) ©laubenm^ereinigung unb ©emeinfchaft mit Efyrtjto pefu. E^ gilt biet fein gutem feinen unb $orneb* men, fein eigenem sißollen unb kaufen, Sftöm. 9, 16* feine ge* fe£licf)e Sinft'rengungen ber eigenen Gräfte ; wo anberm unfere £eiligfeit recfyt grünblicf) unb betfänbig fein fott. sl£>ir ttrifjcit, wam unfer oberfter ?ebrer bem inwenbigen ?ebenm fagt : QMet* bei in mir, fo bringet it)r viele grud)t; benn of)ne mirf) fonnet it>r gar nid)t^ tf)un, 3ob. 15, 9. möchten wir nur fräftig glau* ben, unb beftänbig aumüben ! 9fair muffen wir in tiefjter Er* fenntntg unferem eigenen Unvermögens, aum unm felbften aum*

168 6. <8>tücf— Urfprung unb gortgaitg

geben, unb tm ©runbe imferer Seele an biefer eigenen Duel* le aller ©nabe unb £eiligf eit, mit innigen ©faubenebegierben fangen, unb ©nabe nm ©nabe, 3ob. 1, 16. au$ biefer gülle nehmen» 2a$t un$, mit 2lbmenbung nnferer 2iebe3begierben fcon allem ©efdjaffenen, in ifyn beftänbig einfefyren, nnb, mo mir geben ober ffefyen, jTfcen ober liegen, jletö in ifym fmblld) $u bleiben, un$ augewöbnen ; fo mirb bte, öon innen un3 burd)* flieffenbe 2eben£fraft feinet ©eifteö, ^etb, Seele unb ©eifr burd) nnb burd) fyeiltgem 1 £l)eff. 5 23, Unb laß feben, ob bann 9J?artba mit ibren gut gemeinten öielen äußern SBemü^ ungen nnb kaufen ; ober SCRaria, mit ibrem Stillten $u bett gitfen iljreö §eilanbe$, ba$ belle Streif, bag (£ine, baö SJiotl) tjt, erlangen werbe, £uc. 10, 42*

37. ginben wir nnö aber nnn, mertfyefre trüber unb Sdjme* jtern, erfanft öon ber @rbe, nnb nnferm <&>ctt ^u Königen nnb sprieftern gemacbt ; unb fyaben mir tm ©runbe nnferer Seelen, einen freien, offenen Umgang in$ ^lllerfyeü'igfte üor ©otteS Sfapejtrfjr : fo laßt un$ ja nid)t ttergeffen, bem Sübnblut %e* fu Öbrijtt allen 2)anf nnb dbve bafür $u geben, ai$ moburd) ung foldje ©nabe allein ermorben, £>ffenb. 5, 9, unb biefer Slöeg allein £ebr. 10, 19. eröffnet ijr nnb bleibet. SBafyrltd), märe nid)t 3efu£ (Sbrijhiö üor fteben^ebn Imnbert Sabren für un£ geworben nnb aufermecfetr fo märe un6 armen Kreaturen ber Ußeg $ur mabren £eiligfeit nnb ©emeinfcbaft mit ©Ott, tt)ol)l ewig tterfcrjloffen blieben. 3Beld)e6 id) in Sonberfyeit and) belegen mit berühre, weif man benen, fo anfein genau* inwenbigetf @briftentbum ftd) legen, ober baüon sengen, burdbgebenbö Scfyulb gibt, al£ wenn ffe babnrd) ba$ StÜerf ber (jrlöfung, burd) @t)riftum für un$ öollbradjt, gering acfyte* ren, ober wobl gar $u Deradbten fdjienen. 9?un mill td) $war nid)t in 2lbrebe fewi, ba$ nidjt manche, mefrf)e »ielletd)t burd) tnnereö Äreu$, Slrmutt) unb Reiben nod) nid)t fonberlid) ge# bemütfyiget gewefen, au$ guter Meinung, um bem allgemein nen 9(tttßbraud) biefer 28abrbett $u wtbef fpred)en, bierin erce* ffoe unb unDorftdbtige 2lu$brüdungen gebraucht baben, unb $u einiger Crrtremität gefallen fmb : allein alle wafyrbaftig er* leuchtete Seelem felbjr bie fogenannten 5D?i>(Itct unter ben ^a^ tboltfd)en, l)aben ba$ SSerbienft 3efu ^brifti ^u unferer 33er* föl)nung unb Rechtfertigung, in Watfttyit l)6ber geachtet unb gerüljmet, al^ t)ieUetc^t ihre S3efc^ulbiger. 5DBir in|mtfd)en,

in ber ©ottfeltgfeit. 169

auswählte (Seelen, lagt un$ mit bemütb'ger £>anf barfeit er> feinten, tag, wenn wir feinen üjefnm für ung Ratten, wir nimmer einen 3efum in nnö befommen würben, Unb foüten wir and) $u bem ©tanb ber atlerhöchtfen nnb reinftat 93efchan* ung ber ©ottheit, fei in biefem ober in jenem Sehen, erho* Ben werben, fo foll nnö biefe ^Betrachtung bod) immer inn gft angenehm nnb überfojHich bleiben : 2)a$ Samm, baö erwür* get tft» tft würbig gu nehmen $rafr, nnb SKeichtbum, nnb SBeiö* heit, nnb ©tärfe, nnb (5bre, nnb sprete, nnb Sob : benn ift erwürget, nnb hat nnS ©ott erfanft mit feinem 95lut, auö aU lerlet ©efchlecht unb 3"n9en/ wn& SSolf, nnb Reiben, nnb bat unö nnferem ©ott gn Königen nnb «prieftern gemacht : 3a, Slmen! Dffenb. 5,9--14.

38. bfr wenbe ich mich, gebenebeiter §eifanb 3efu, ber bn bnrd) beinen £ob nnb Sluferftebung biefeö göttliche tterbor* gene Sehen anö Sicht gebracht fyafi, 2 Ziin. 1, 10, 2lcb lag balb bte lang »erlangten feiigen Reiten einbrechen, ba, anftatt aßerü)fcnfchenfa£ungen, «Spekulationen unb 3änfereten, biefeö rechtfchaffene inwenbige @briftenleben wieber in fein erfleh 2ln* fehen nnb glor fomme, nnter allen SSölfern, bag fte ihre £>er* gen beiner ?tebeöl)errfcf)aft willig unterwerfen ! (Siebe, ba ift baö 9D?eine, liebwertbefter 3efu: heilige auch mich in biefer beiner Wahrheit ; verbirg mich immer tiefer inö Verborgene beine$ SlngefTcbtä, 9>f. 31, 21. SSerbecfe mich mein £>oberprte* fter, bei bir in ber fQütte i>or allen ©efaf)ren ! Erhalte, fefce fort, nnb öollenbe bein ©nabenwerf in mir, bag atteö eigene Seben fterbe nnb tterwefe, btö ich fein Sehen, UBollen nnb $Bir* fen mehr in mir felje, als n>a$ fcon bir nnb beinern ©eift t)ex* rühret, $ur ewigen ©lorie b?ine# SSaterö ! kirnen.

15

170 6* 6tücf, Sfotfy.— $on ber magert 9D2t)ftuV

fCn^ an g

©ine§ $ anbbtt efleinö i?on bet t&afyttn SJtyfttf*

Sn ber ©nabe Sefu getiefter S3rubcr!

©eine beiben SBrteflein f)abe wobl ermatten* £>te innige Steigung $um verborgenen ?eben mit @brtfto in ©Ott; macfyt, baß tef) jebergett einige Abneigung gehabt, in mehrere äußere S3efanntfd)aften unb SBriefwecbfel $u geraden* ©ort fügt eS aber vtelfältia, gegen meine Neigung. %d) fann unb will and) fetner £anb in feinem wiberfiteben* 3^ ftnt?e greibeit* ihm einfältig %n beengen, ba$ icfjtfyn l)ergl(cf) liebe, unb öftere grüf* fe im ©eijt ber Hebe 3efu, unb ba$ mir feine 23rieflein ange* nebm unb erauicHicf) gewefen ftnb*

%d) freue mid) febr, ba$ @ott ifym einen ©efcfnnatf unb 3«g gur (£infebr unb $um tnwenbigen ?eben gefcfyenfet bat* %n biefem t*öftlid)en ?eben berufen fetm, ijt eine große, aber auet) unverbienre ©nabe ©otteg, meiere mit vieler £reue muß be* antwortet werben*

©ort labet ung ein gu feiner 2iebe£gemeinfcr)aft* dt will unfern ©eifi ü)m $ur 5Botmung unb Tempel $u bereiten; ba follen wir im tnnern §eiligtbum flauen feine fcfyönen ©otte&« ttenfte* 2lcb, welche S5arm ber^igf eit ! (Sinb bann bie 2lu£* flüffe ber Hebe ©otteö gegen unfere unwür&qen (Seelen, fo überfd)Wäng(irf) ; fo follen wir bann and) recfyt milbe fetm, unb unö in'feinem ©tücf biefem ewigen @ut vorenthalten, ba er un£ gang unb allein für fiel) fyaben will*

®an$ für ©Ott fet>rt, ift ba$ wahre ©ebeimntß be$ tnwenbi* gen (mt)ftifcf)en) 2ebenS, wovon ftrf) bie Zente folcfje feltfame unb fürchterliche Silber machen* Unb fo leben wir, wann (Sbrifhtö felbjt unfer ?eben wirb*

@in felbftgemacf}teg @b,riftenleben, ein (5 Triften leben, Wovon utd)t Sbrifluö im tnwenbigen lebenb, ber Urfprung unb bie @eele ift, ijt nid)t ba$, wa$ genennet wirb ; fonbern eine tobte 2arve, eine äußere ©eftalt oi)ne Seben unb $raft*

Süiir follen nur von unferem eigenen £r)un ablajfen, 3efu unfer £er$ wafyrbaftig eingeben, bei tfmt iinblid) brinnen biet* ben, unb tr)n frei burefy feinen ©eift in un$ wirfen laffen*

6. ©tücf, 3fof)*—2tott ber wahren ÜJtyftff. 171

(§3 ift ntcf)tö einfältiger, jTcfyerer, lieblicher, fruchtbarer, al3 biefeö ^eqen^leben ; welcfyeg nid)t burcl) £efen unb ftopfau? ftrengen ; fonbern burcl) (Sterben unb hieben, grünt>licf) er^ fannt unb erfabren wirb. Sft alfo wehr ba£ 5Berf beö ©ei* fte£ 3efu in ung, al£ unfer eigene^ ÜBerF.

2luf bie SBtrfungen unb 3u9e biefeö ©eijleö £lcf)t fyaben, benfelben cOntentiren unb it)m folgen, inacfyt unö $u eingefet)r* ten unb geijHicfyen SOtfenfcfyen. £)iefer (Seift ber 2iebe, wenn er wot)l gewartet wirb, flöget ber (Seele ein ben ©tun %e)\t <§l)rijtf, unb hübet ftd) nacf) beffen ©ejtalt fo unttermerft, al$ fajt ein iltnb im Üflutterleibe gebübet wirb ; führet fte immer tiefer ein in bie SBerlajfung aller £>inge unb ifyrer felbjL unb in bie unbebtngte Ueberlaffung an ©Ott,

(5r forbert biefeö nicf)t mit gefe^lirfjer (Strenge ; fonbern führet bie folgfame (Seele felbft hinein, unb gibt ihr überna* tiirlicfje ©runbneigungen, ba$ fte e$ aucf) gern will, (£ro$ ihrer (Selbjtfyeit) unb bem Samme folget, wo eg mit ifyr fyin* ge^et.

3e mefyr wir inwenbig aufgeräumt, unb in friebfamer 2ln* bacfyt unö befmben, befto beffer unb lauterer wanbeln wir*

£)ie befonbere Uebung be$ @ebet$ ober öinfetyr, bienet (jauptfäcfylid) ba$u, baß wir biefem garten güfyrer tinbüd) auf* warten, unb er unfer red)t mächtig werbe.

2)a gilt fein (Selbftmacfjen ober gormen ; l)inbert nur. 9D?an muß ein armer, formlofer £t)on femt in ber £anb beg £öpfer$. £>iefe ^tebeeljanb formirt unö nacl) ibrer döeife.

(feie führet ein in eine ungefrtnjMte Einfalt unb fuße 9tfieb* riggefinntbeit ; fte machet fanft unb willenlos ; fte febret allen eigenen 2lbftct)ten entjinfen, unb ©Ott lauter meinen. (Sie fe£et un$ in eine grünblicfye 2lbgefcf)iebenbeit tton allem frem* ben unb eigenen 2eben, ba ©Ott ber alleinige unbgan^e (Scl)a$ ber (Seelen wirb/ unö fTct> in tt>r*t>erffäret nad) feinem belieben. £) wofyl benen, bie alfo ihr eigene^ $)au$ immer mel)r fcergef* fen, unb im §aufe ©otteö wohnen ; bie loben it)n immerbar.

2)ie3 fe|) benn binführo unfer ©an$e£, lieber Sßruber, blinb unb btoö bem ^u folgern ber unö berufen t)at mit einem fo bei* ligen 9luf. 3cf) bin gewiß, baß ©Ott burcl) biefen 'iBeg wtlf gefucfjt werben, unb ba$ er wolle, baß man ihm auf biefe $öei* fe im ©eijt unb in ber $3at)rl)eit biene, ob icf) wol)l felbft elenb genug bin*

172 6. Stücf, £lnl).~ $on ber n>al)tett $tyfttr\

£)a$ wafyre inwenbige Zehen ijt Feine beforglicfye ober neue ©acfye. @S ijt ber uralte wafyre ©otte^bienft, baö cfmftlicfye 2eben in feiner ©rf)önl)ett unb eigentlichen ©eftalt. fHedf)t in* uige (Seelen machen feine befonbere (Sefte. 2ßenn ein jeber ber ?efyre unb bem ?eben 3efu, burcf) bejfen @ei(t folgere, fo würben alle ol)ne 3n?eifet (einig unb) innig, unb t>ie 2Belt ttok ler 9Jtyjlicorum werben, bag tflr folcfje ?eute, bte nid)t einen bloßen <&d)rin im 2leußerm fonbern einen verborgenen Wien* feiert beö £er$en£ erlangeten, ber in bem un&erberblidjen ©cfjmucf eine$ fanften unb füllen ©eijleö fo föfllicf) ift in bem 2Jnge|Tcf)t ©otteö.

3cf) tveift nict)t, warum id) biefeg fcfjreibe, ba ber liebe 33ru* ber fcfyon genugfame ©ewißbettöor bem §errn in biefem 5ßege befommen bar. %a$t un$ bann nur bei bem fterrn bleiben, unb unö immer inniger üji» lajfen. £)enn er ift fefyr gut, and) unter allen groben, benen t>ie auf ilm warten. @r ift uuferm ©eifte ewig genug, ic. t

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Sutjet S*etl<#i tum fcet SttyfHC*

3n 3efu geliebter SBruber !

«ffite oft Ijaben wirä nicf)t bebauert, baß ba$ inwenbige Q>f)vi* flenleben fo unbefannt unb gar öerbäcfjtig bei manchen grom* men, and) befonberS bei ©elefyrten fei), aber and) nur beäwe* gen tterbädjtig, weil e$ unbefannt fei). Unlängft erfuhr id), baß ein mir wot)l befannter frommer ^rebiger feljr feltfame ©ebanfen baüon geäußert t)atte. 3f)it eineö beffern $u über* ^eugen, fcfyrieb id) t>en hierbei gebenben 93rtef. SUtyffifdje £be* ologie tft eben bat, wa$ wir unter un$ t>a$ inwenbige geben, ober bie ^er^en^gottfeligfeit $u nennen pflegen. ©Ott befolg len. Wltytyeim an ber fKufjr, ben 6ten ©ept. 1768.

©. £* et.

Mvpv SSeridjt fcon ber Wlqftit 173

Äut^et §Betu$t tum fce* SDtyfHf*

<&ie verlangen $u wijfen, n>a$ man eigentlich burrf) bte 9D?t)* frif ober m^tfdie Geologie verfiele, 3rf) antworte: 2)a3 fann feiner rerfjt fagen, ober er ntuß fetSfl ein $ty|tiFu$ femr, unb Feiner gebüfyrenb üerfle^en, wo er nirf)t felbft anf bem $Be* ge ift, ein folrfjer $u werben*

2>rf) bin $u gering, nnr baöjenige ^n untertreiben, wa$ jene Oor ber $öelt öertjaßte, öor ©ott nnb allen Kennern aber) große Männer nnb ttjeure 3?nge n ©otteä unter ben ^protejtan* ren, ein 2lrnolb unb ein 9>oiret, üon btefer Materie grünblid) unb reirfjlirf) bezeuget fyaben. (*) (Bie wollen aber borf) attcfy meine ©ebanfen n>iffen*

SÖBürbe irf) ifmen nun fagen, m*)frifrf) fet> bagjtenfge, tva$ £)at)ib 9>f, 51, bie 5öabrl)ett im Verborgenen, bie tyeimltrfje 2Bei£l)eit nennet, nnb eg fe# bie verborgene fyeimlirfje $Bet$t)eit, »on welcher spauluö nur $u ben SSoUfommenen reben Fonnte, 1 @or* 2, 6* 7. bann würbe tfyre Antwort fe^it ; ba$ lautet gwar mtjjttfrf) genug ; allein, irf) weiß borf) nun norf) nirfjt, wo* rin bie ÜJtyfiif bejlebet.

©agte irf), (unb fo ift eg gan$ eigentlich bie 3Bal)rl)eit) bie 9)tyfliF fet) nid)t$ anberö, alä bie rfjriftltrfje ©ottfeligFett in if>rer bejien £raft> ©rf)önl)eit unb 2SöltigFett, bann würben jTe fagen : 9cun, ba$ lautet frfjon ; aber man erf läret mir barum norf) nirf)t, worin bie ©arf)e beftefye.

antworte irf) enblirf) : SBerben fte bann felbfl ein 5DtyfHFug, bann tterfteften fte erjt, wa$ e3 für eine ©arf)e fet): fo iftö eben baö wa$ irf) frf)on 2lnfang3 geantwortet, unb fage nur, toa$ fte tl)un follen, um bie ©arfje rerf)t $u erFennen: ©ie ftnb aber babet nirf)t weiter al£ fte btöfyer gewefen, unb »erftetjen nirf)t mefyr als fte b(3l)er öerjlanben. 3rf) will bann fefyen, ob trf) mirf) näber erFlären Fönne,

£5ie 9JtyfHci machen Feine befonbere ©efte au£, ffe fyaben feine öon anberen rfjrijHirfjen ^artfyeien unterfrf)iebene 2efyr* fäfce, fo wenig ate bie $tnber ?eöi (beren (grbtfyeil ber §err war, 5 5D2of* 10, 9.) ein eigene^ £anb unb üon ben anbern

(*) <2onft f)at aud) unter ben ^Reformisten ber gottfelige ^rebiget Lodenstein, Beschouvv. Zions, p. 42. u. f. bie alten Sü?nfh'fer, uni) unter ben @u. Ouif). ber £err ^>rof. Weismanni Hist.. Eccles. Tom. II. 251, seqq. bie neueren, grünblid; »ertfyeibiget.

15*

iti Mmpt Äerfcfjt wn bet ®#r\

(Stämmen 3frael3 uuterfcbiebene Religion fyatten, fontern un* ter allen ©tämmen gerftreuet lebten*

Unter ben ^ömifd^atfyeltfcfyett/ UKttr ben <Proteftatttett, in ber grierf)ifd>en Mx$e, ic- können sJ[Jc$lici feim, ofytie 9)räjubi$ ifyrer befonbern £et)rfä$e nnb DMigionäübungetu 3<*) will ba* mit nicfyt fagen, bag un$ alte 9?eligion3partbeien gleichgültig fe^n muffen, $einegwegg. ßuöorberft muffen alle $ur 8e* ligfeit erforberttcfyen ©runbwatyrfyeiten tt)re 9?icf)tigfeit bei un$ babe«; in alCem übrigen ift ein jeber im ©ewiffen verpflichtet, fo $u glauben nnb $u tjanbefn, wie er3 fcor ©ott nnb nad) ber ©cfyrift am rictjtigffen $u femt urtbetft (*). din ©eparatijt rann and) ein tylqttitnö femt ober werben, obgleich ein wahrer 9D?i)jtifu3 nicfjt fo leictjt ein ©eparatijt wtrb, er fyat wichtigere <Bad)en $u tfyun.

9Jtyfttci ffnb fetne^wegg Grntfyuffaften $u fehlten. Qaö un* fdjulbige 3ßort (£ntl)ujtajt (a) wirb fyeutigeö Za$$ mir im böfen Serftanb gebraucht SÜflenfctjen, (©etetjrte ober Unge* lehrte;) bie fiel) für sißerf^enge ober für ©efanbte ©otteö anfc geben nnb wollen, t>a$ man ifyre eigene Einfälle, Meinungen, triebe, ©fer unb Dieben, alö göttlid) nnb für ©otteö 5ßort galten unb annehmen foll ; geigen aber mit ber £f)at, t>a$ fie nicfjt öom ©eifle ©otteg, fonbern ttom ®etfl ber 3Belt nnb *>on ifyrem eigenen ©eift regieret werben, ba$ finb bergleicl)en fcfyäb' licf)e Qrntfyuffajten. 3n biefe 3«nft aber gehören bie £eute UU ne^wegö, welche 9>aulu3 $inber ©otteg nennet ; Don welchen er will, ba$ jte alle wabrlid) nnb unumgänglich ben ©eift ©ot* reo fyaben muffen, ber müfle in ibnen wohnen, fte treiben, re* gieren, nnb atleö, wa$ gut, fyetlig nnb feiig beißt, in ihnen wirfett, me fofcf)e$ hie grüßte geigen würben, 9?öm. 8, 14»

Sftö nidbt eine beftagenöwerttye Ztyovtyeit $u nentten, bag manche £t)eologi, warnt jte im teeren gelbe mit ©egnern (9>e* lagianern, ©oemtanern k.) ftö) in ©treit einlaffen, bie 9?otf)* wenbigfeit ber innern 3Birfuttgen be$ ©eifteö nnb ber ©ttabe tapfer genug tterfecfyten fönnen ; benn fo bringt bie 2ef)re mit ftcf> : wenn fte aber mit 9Ö?enftf)en ju tbun friegen, bie wirflict) folcfje fyeilfamen 5Birtagen in fteft erfahren, alfobalb

(*) SMefeS öomu§ gefegt, braucht einer feiwSwegS uon einer JKeligiongpartei jur anbern über ju treten, weil er ttxva f)öretober liefet, Z>a$ ba oöer öort fo t>iele Ijeilige oöer innige Seelen geroe« fen. ^aö wäre geroip eine große unb gefäf)cltd;c 2f)orf)eit.

(a) 3|i figentlicf;, ber eine göttliche Eingebung unb Irieb i)<xt.

MMtft %md)t »Ott ber «Dtyfttf. 175

mit Entfyuffajlen unb $$antftfteii um ftd) werfen ; unerad)tet man wofyl alle (Sonntage finget : ©ute£ ben fett, ©uteg t>tct)? ten, muß bein ©cijl m ung t>errtcf)ten»

(55efTct)te, Offenbarungen, @mfprad)en, SOBeiffagungen, ttnb manche anbere au$erorbentlid)e £)inge, fönnen jwar einem Sfflyftko aud) ungefncljt begegnen ; gehören aber fogar mcfyt gum $Befentltd)en ber ajtyfttf, baß öielmefyr alle erfahrene $?t)fttci, in 2lnfefyung foldier außerorbentlidjen ©adjen, bte wicbtigjlen Erinnerungen geben»

SOtyftict jtnb aud) nid)t Sd)Wä'£er fcon groger ©eiftlidtfeit ; fte affefttren feine bunfele, fyocfyfrabenbe, Verblümte Jfteben^ arten ; fonbern fpredjen bag, waö fte erfahren, fo au6, wie fte e$ mit ^Borten, bte ber fyeilige ©eift lebret, beutlid) machen fonneu, 1 <5or* 2, 13. ©ie reben wenig j fte tftun unb fie let* ben t)iele3 ; fte verleugnen alleö; fte beten ol)ne Unterlag ; ber geheime Umgang mit ©Ott in (5f)njlo i(t tfyr gan^eö ©e* fyetmmg.

gbeofopfyte unb SDtyflif ftnb and) unterfdn'eben. Die wahren unb Driginaitbeofopfyen, beren nn$ üon ber $lpof?el %eit an fef>r wenige befannt geworben, waren alle 90tyftici ; aber weit gefehlt, t>a$ alle Sütyftici and) £l)eofopl)en fet)n fotlten. Unter taufenb nid)t einer, gfyeofopfyen ffnb foldje, bereu ©eijl (nicf)t Vernunft, Efprit,) bie gtefen ber ©ottbeit, nad) göttlicher gityrung, erforfdjet, unb aus unjweifefbarer ©cfyauung foldjer 5Bunber erfannt fjat, 1 @or. 2, 10. £3 fönnte tiefet genug fepn, bie ©acfye gu begreifen, id) fomme aber näber.

X)aö SEBort m^ftifd) wirb bisweilen im weitläuftigem, bf^ weilen im engern $erftanb genommen. %m erflern 33erf!anb r# eg nid)tg anberg alö bie praftifd)e &f)eologie, ober bie 2lu£* ubung ber ©ottfeligfeit, in fo fern fte ©nabe unb ^er^enööer^ änberung m ©runbe bat ; bemnad) nid)t eine bloge natürliche fflcxal.

3m engem unb eigentlichen SSerftanb bebeutet benjenfgen ©rab ber Erfafyrungöerfenntnig ©otteg, welche ^)auluö unb alle 9Jtyfl:ici nad) ifym, genannt fyaben bie Erleuchtung, weld)e ber SlpojM 9c\ 23* ben ©laubigen nod) erbittet, <£pb. 1, 17. 18. u* f* (weit unterfd)ieben wn ber anfänglichen Erleud)* rung) 5lpoftetg. 26, 18. £ebr. 10, 32.

(£3 gehöret bemnad) unb ferner bafyin, ba$ bleiben in %e\n, 3ol). 15, 4. baä 2lnt)ancjen an ©Ott um ein ©eift mit il)m $u

176 Mutzet 23ertd)t fcon ber $tyfttf.

werben? 1 (§or. 6, 17. ba$ 2Banbeln in ber ©egenwart ©otteg? 1 9!flof. 17, l. ha$ anbeten hn ©eijr unb in ber 2ßat)rt)eit, 3ol). 4, 23. bie wirffame unb Jeibentitdje Reinigung »on alle« SBeflecfungen beg gfetjäjeä unb ®ei#e$, 2 @or. 7,1. iftalö bie anfängliche Reinigung üon ben tobten äöcrfen, ^ebr. 6, 1. bie 3luggie(fung ber Siebe ©otteä in$ £er$, DSom. 5, 5. eine Siebe, weldje enblid) alle gurrt) t auftreibet, 3ol). 4, 18. bie ©albung, welche in allen fingen lehret, 1 3ot)* 2, 20. baö SSefdjauen ber £errlid)feit ©otteS mit aufgebetftem $ngejtd)t, 2 @or. 3, 18. bte DflFenbarung ober 3uwct)nung ©otteö in ber ©eele, (wel* dje and) ben gläubigen @orintl)em nod) eine 33ert)eifun$ war, 3of>. 14, 21. 23. 2 @or. 6, 16 17, 1 (£#). 1, 17, 18. baö Seben ©otteg, ba ber 9D?enfd), ober baß 3d), tttcf>l: mefyr lebet, fonbern @fyriftu& in 8js»r, ©al. 2, 20. ba£ 2öanbeln im Qim* mel, 9M)tf, 3, 25. ber grtebe ©otteö, welcher über alen 58er* franb tfr, «pfyil. 4, 7. baö Sollfornmen femt in @n$ rc. 3or>> 17,23. *"..

£)iefe$ unb un^äbltd) anbereg, wetdjeS wir wortltrf) in ber ©djrtft auögebrücft jtnben, baö l)etft unb ijr m$tifd)e ^Ijeoto* gte, wotton jtd) bie Seute fo fürd)terKd)e SorfJetturrgen magert,

yiidjt aber bei allen (aud) geforberten frommen) ftnben ftcf> hie <&ad)en fo auf einmal, fo auf einerlei $ßeife, in einerlei 9ö?a#e unb SSöÜigfeit ; fonbern nad) ber 5luöleerung, ©tärfe unb gäfyigfeit eineg ©efäfie$, gief et ©Ott baß Uebernatürlid)e t)inein ; (übernatürlich unb mmlifd) ift ein unb eben baffelbe.) iaö l>6ct)fie ®ut i(t reicfy, unb bereit $u geben : £l)ue beinen 9ttunb weit auf, fo Witt icf) ifm füllen, $f. 81, 11. 5lber ad) ! ber bürftige sD?enfd) will nid)t nehmen.

£ie Patriarchen, bie au&leudjtenben ^eiligen be$ alten £e* jtament^ bie erflen brunftigen (griffen überhaupt, leerten |Td> gan$ au£, febrten ffd) völlig $u ©ott, übergaben ffd) unbebingt feiner güf)rung f)üt. £)iefe waren bemnad) alle wafyre 9!)tyfri* ci, unb baben, ein jeher in feinem £()eü, bie obenerwähnte unb anbere 3Bunber göttlicher ©emeinfdjaft, erfahren.

23ei bem fyernad) erfolgten Abfall öon bem ertfen (Srnjl unb ?auterfeit, gab e$ jwar nod) immer ©Ott fudhenbe fromme 9Dtfenfd)en in ber (5f)riftenf)eit, welchen ftd) aud) ©ott, ber §ei* lanb aller 5flenfd)en, md)t entzog, fonbern il)nen ©uteS that, unb ba$ wenige ©ure in tfynen unterhielt. £a aber üiSge* mein ifjte Ausleerung fefyr gebredjltd), tt>re 3ufef)r fo unöoß^

Statut SÖeridjt *>on ber SDtyfhf. 177

fommen unb unterbrochen, unb bie gan$e ©emürf^befcfyaffen«» fyett fo matt unb franf war unb blieb, fo nafym $war ber §err bau 5ßenige, fo jTe ifjrn gaben, (wo fte anberä aufrichtig $u Uöerf gingen,) gütig!* an, ließ it)nen ancf)^ nad) eineö jeben gäfjtg* feit, ©uteg wtberfaljren, unb förberte ffe, fo weit etneö jeben Umftänbe, Temperament^ SBorurt^eile, Wtut§ nnb Zxene e$ $u* ließen,

gajr alle aber blieben bei ber ©«^rtie^mmtg ber fcgenatttt* ten ©nabenmittel, beim bud)jläblid)en 2öifTen, bei gutgemein' ten 2lnbad)t3übungen, bei öorübergefyenben jmnudjen TRnty rungen flehen* 3t)re güfyrer felbjVwußten unb wollten and) nidjtö bejfer& £>a warb bemnad) ba$ innere Seben, ober bie 5Ki)f!tf, immer rarer unb unbefannter, enblid) gar öerbädtfig ; ber UnöoKfommenfyeit unb allem (Slenb mad)t man ein feineä ^flajler ; aber ber Ußirfung be$ ©eijteS ®otteö im 3nneru abwarten unb berfelben 9?aum geben, (nad) 3?6m.8, 14.)ba$ fyieß .ftefceret unb enrfyujTaftifd). Unb fo jlefytö nod) in ber Triften fyeit bi$ anfben f)tuti§en Za$.

(Sin SOtyftifuS fefct $um ttorauS, $um unbeweglichen gunba* menr, alle 3Ba Reiten ber befligen ©cfyrift, and) befonberä bie burd) GtyKjium gefcfyefyene $er'föf)nung ; aber er läßt e$ nid)t fcabei bewenben, baß er nur allein unb tmmerbar biefeö $un* fcameut befefye, unb babou rüfyme, fonbern er fielet fyauprfäd)* lid) $u, ba^ and) waö fd)ö«eö, ®olb, perlen unb (5belgefteiue, auf biefeä guitbament gebauet werbe ; fanu fid) barum mit #ol$, §eu unb ©toppein öou allerfyanb DRebenfadjen nid)t Diel aufhalten, 1 §or, 3, iL 12.

£>ennod) aber fann ein wahrer Sßlyftttuß and), nad) ben Umftänben, mit unterteilter 2lnbad)t unb £er$euötteneration fogar fco« ben ev$m anfangen d)ri#lid)er htyre rebeu, lefeu unb frören* $l\d)t# ifl tbm Hein unb gering, tva$ ttou feinem göttlichen Vorwurf fommt, wa$ öon bemfeiben $euget unb ba* bin weifet. £>aS ©roße, fo er tn ®$ti unb in allem göttlichen JTebet mad)t ifym nur ba$ (Sichtbare fletn, unb ba^ er auci) felbft wabrlicf) fleinwirb ohne $leutmütl)tgfeit, 2 @or. 4, 18. (£in Jjodjmütln'ger SÖl^jlifug ifl eint SKif gebnrt, eine jldj felb(l tt>v fcerfpred)eube 3?ebeu$<m.

©cfyließlid) bebauere unb erinnere nod) btefe^, baß in btefen unfcren ^agen, bei anfänglich 5?efct)rten, bte 5Rotbwenbigfe?t U$ Jfertgangg in ber Heiligung, n\d)t gcbübrenb be^cr^igct

178 Mnx^x Sericfyt »ott ber ÜJtyftff.

nod) barauf angebrungen mirb, rooöon boci) bie (Schrift fo beut* lid) unb fo reichhaltig getiger.

©o roirb aurf) bie ©lücffeltgfeit biefer Saofce nietjt red)t be* f)er$iget unb ange^eiget Zeitig fesm, unb fettg fe|>n, ift einöunb eben baffetbe (*) ; nur, ba$ in btefem ?eben bie ©acfye ftufen* tt>eife, unterm ^renj unb groben fortgefe^et, in jenem £ebett aber, in fcöüigem uurcanbelbarem ©enu§ unb ©lan$ erfcfyei* nen roirb. Öetbfl bie anfängliche Seligfett bei ber Vergebung ber ©imben, fefeet fcfyon sorauä ben Anfang ber Heiligung in roatyrer 33u$e unb ©Rauben,

2tucrj biefeä müßte alö mistig unb fcorftdjtig ange^eiget roer* ben, baß biefe ^etttgfeit nicfyt müfle gefugt unb gefeßet werben in einiget bfo£ äuflfereg £>tng, Uebung ober 3Berf, al£ vr>eJef)eö atteö, auf$ befte genommen, nur £anbfeitungen ober auctj grücfyte ber inneren §eiltgfeit ftnb ; worauf aber, roenn matt bie ©acfje fetbft barin fefeet, unb fein Vertrauen barauf (leitet, anftatt ©nabenmittef, röotyl &erl)inberungen ber ©nabe mv ben fonnen»

tyflan fe£e mefonefyr bie Heiligung naä) ber ©cfyrift, in bie tt>irfUct>e Reinigung Don Unart unb Serberben, itnb in bie (£v* rteuerungbeö innern ^enfcfyen^ Don einer $farl)eit£ur anbern, nacf) beut 23ilbe bef , ber unS "gefcijaf en W ; ober (welches einerlei ift,) in bie ©leicftförmigfeit mit Sefu (Stjrifto. Unb man fucfye fTe, hei 23erfeugnung alle£ anbern, burrf) §er$engge* bet (ffebe ftteöon 3ot). 5lrnbt Dom 2B* (§f)riftentl)* 3, 23ani> Aap. 12,) unb @infef)r, bto$ in bem inroenbigen Umgang unb ©emeinfcbaft mit ®ott, fo roie er unS in (Sbrtjto unangfprecfy» lief) nabe ift, »m un£ frafr bejfen 51uferflet)ung, burd) ben ©ei|t ber §eiligfeit Don ©runb au$ $u ^eiligen, oeroirfen unb beleben, SÄöm. 1, 4.

Unb eben biefeä ijt ber ftcfjere 5Beg jur roaljren ^ftf, ober gum inwenbigen ^l)rt|tetikbem eS befreiet auef) großen gfyeitö barin»

3$ bin ?c*

(*) Ttt oben angeführte 'PteMger SaSengit» hat öiefei? in einem eigenen 93uct> ai»sfiil)tlut? fceuriefen,

®iefeettte£ <®tü<f

3dMtt twfc <3e9tt, ©eftalt

u ttt>

^0tte0t>tenfte0.

( (Sfyebem an einen geeunb Fjutl&rtfcif^ gefcfyrie&en. )

2 Simcttj. 3, 5.

<Sie fjaöen ten (Schein (ober bie ©eftaft) t>et ©ottfetigfeit, aUt terfetöen Äraft öetteugnen fte.

180 7. <^tücf— - (gcfyem wtb ^ewt

®$ettt uttfc ®e$n bes @ptife%fcit*

1. HBettit fdj über bie Materie ber mir mitgeteilten ©cfyrift audj meine ©ebanfen gurüef fcfytefen foff, fo fag id) nur furg, baö aUeö baSjenige, toaä nid)t baö Snwenbige, unb ©ort felbji in (Sbrifto, gut« ©rtmb unb Urfprung bat, blog ein ©cfyein nnb fein<5emt ober 3Befen be$@otre$bienfk$ gu nennen fet>. 2faS biefem allgemeinen ©a$ tft ofynfcfywer fyerguleiten alleö waö td) fonjl nod) über tiefe. Materie gu fagen babe,

(Srjtltd) menn wir *>on 9J2enfä)eji im hebert, Zfyüti ober ©ebärben, ung anberö auflFüfyren ober bezeigen, alö wirS mei* nen ; ober anberö al$ wir in ber Ztyat fmb, ober wünfcfyen gu jemt# wie bebecft nnb fubtil folcbeg and) gugeben möchte; fo wanbeln wir nid)t einfältig ; e$ ifi 2ügen «nb feine UBatyrljett ; ober wenigftenS, e$ ifl ein gemad)te$, tjerflellteö Sing, ein ©cfyein nnb fein ©etm, ein ©reuel in ben klugen ©otteg.

8. yiid)t nnr iffc böfe, wenn wir un$ befter ftetten aU wir (Titb ; fonbern e$ tft aud) ein böfeö 2lffeftiren, (Sßerfiellung nnb gemad)te$ 5ßefen,) ja, vielfältig eine eitele @t)rfuef)t, wenn wir un$, e$ gefcfyebe mit ÜBorten ober auf eine anbere 3ßeife, elenber, ärmer unb bofer barftellen al$ wir (Tnb, ober alö wir glauben unb füllen, ba$ wir ffnb.

4. $d) bebiente mid) aber vorhin mit 23ebad)t beö 2ln$* bruefä, finb, ober wünfdjen gu femt. Senn einer ber b'^e, i)od)mütt)tg, gorntg n. f* w* ifl, bennod) aber bie entgegen fte* benbe £ugenben in Slufrtdjttgfeit wünfd)t gu baben, ber ift fdmtbig, nad) ber 2lufforberung beö göttlichen ©efefceö, unb fetneö eigenen ©ewtffen$, bem Söfen gu wiberflefjen, unb e$ gu unterbröefen, ba$ eg nid)t ausbreche : unb inbem er biefeS tijütf fo fyeudbelt ober sertfellt er ffd) nid)t; tm ©egentfyeil war* be er ftd) fcerftetten, wenn er£ auöbredjen Itefie, ba er bod) ttt feinem bergen baä ®utc, unb nid)t t>a$ 93öfe, meinet unb wärt* fdjer. (Sollte aber ein fold)er, ber t>a$ Sßöje, Qum Stempel, ben 3orn,) in ftd) unterbrücfet, unb ftd) fanftmütf)ig begeiget, bewegen fid) einbtlben, bag er fd)on bie £ugenb ber ©anft' mutfy wefentlid) befäge, ober bei anbern für einen fanftmütfa gen 5Wenfd)en woßen gebalten femt, ber würbe ffc^ betrügen-

©eftatt unb Straft ber ©ottfeligfeit. 181

@r bat ben ©djetn, aber nod) nid)t ba$ ©ep ober $3efen bte^ fer £ugenb*

5* t> mein ©oft, wie fo fefyr bat bie £eudjetet, ©teißneret «nb ^erjMung, ben burd) ben ©ünbenfatt »erjMten 3)ien* fd)en burcfybrungen ! Unb wie fo wenig feiert tt)tr biefe ©räuef in unö felbft, ba wir, ber innern bicfen $infternißunb 2>erwtr* rung wegen, nidjt merfen tvaö brtnnen ifr, met( wir fo wenig bei un3 felbft, unb nod) weniger bei bir bleiben ! ?e()re mid), o ©ott, ber bu meinem puffern unb meinem 3«nern fo unaus* fprecfylid) nal)e bift, wanbeln unter ber SluffTcfyt beiner klugen, in bem reinen £id)t beiner slLfat)rt)cttr bamit id) einfältig $u Werfe rqet>e in allen meinem £f)im unb Wefen !

6. 3«m anbern folgt auö obigem allgemeinem ©afc, ba$ alle $)flid)ten be3 ©otte^b'icnfteg, welche riidit bie wal)re 2(nbad)t be3 £er$en3, bie Anbetung ©otteä im ®eift unb Wabrbett^n ihrem ©runb unb Urfprung haben, weiter nicbtö ftnb, al«3 nur ein ©djein, eine Saröe, eine ©ejlalt be$ ©otre^bienjleg, aber fein Wefen.

7. 3d) merfc beßwegen an, baß eS ntd)t gut fet), $umal für eine innige im ©eift wanbelnbe feeele, wenn ffe gar ju Diele äußere gotteöbienßlicne Hebungen annimmt ; weil baburd) hie innere Straft unb 3inbad)t leid)t gefd)wäd)et unb abgemattet wirb : nur muß fite bie wenigere gemäßigte Hebungen fo ffe l)af, mit fo Diel größerer ^ebacfytfamrVit unb £er*en£anbad}t wabquufbmen \id) angelegen fepn laßen,

8. ©onft aber, wenn bk allen unfern äuffern gofteöbienftti* cfcen ^)flid)ten nur aufrichtige $er$en£anbad)t ift, bann ijtunfer Zt)ün fein eiteler bloßer (Schein ; fonbern in feinem 9föaß ©ott gefällig : gefegt, i>a^i wir and) $u ber Anbetung ©otte$ im ©eift unb Wahrheit, (im völligen Sßerjtanb genommen,) nod) nid)t möchten gelangen femt, wot)üt wir un3 aurf) felbjl nid)t bringen fönnen.

9. 3«m britten, Birnen wir hierauf fcfytteßen, baß aüe£ gtrftf ober Ürfenntniß ©otteg unb göttlicher Wahrheiten, fo unS entweber blog mittelbar tton außen beigebracht wirb ; ober fu wir burd) bie Wtrffamf eit unferer Vernunft ung felbft ^u üBe* $e krütaen ; ober wenn, nad)bem wir einiget wefentlicbeö ?tdjfc fcer Wahrheit tton ©ott in unferm ©rnnbe ober 33erjräiibm'§ empfangen fyaben, ^ir f0id)e3 in «ufere Qnnbtfbung unb $er* «unft überbringen, unb unö SSorjMnnaen bÄ^it-umcfee^

16

182 7. ©tücf— 6d)cm mtb (Semt,

geigen unb ©dilüffe barauö gießen, unb burd) biefe unfere S3e* mübung eigene SSermcl)rung be£ ?trf)tö ober ber (5rfennrni§ er* langen, wenn gleich Don ben aUergeiftlidjfren unb innigften siöegen beg (§t)rifrentbum$ wäre : bennod) alles biefeö %id)t unb (5rfenntniß (n?ie grünblid), n>te fd)ön, wie anmutig, tt>ie innig, un£ folcfyeg auch öorfommen unb femi möchte,) tu fo ferne nur eine ©eflalt, nidjt aber baö Ußefen ber »IBabrbeit fep, ein (GEonrrefatt) nad)gemad)teg £ing, eine ©cf)ilberei unferer £änbe, worin öftere bte ©elbfiliebe mefyr ©efallen \)ata\$ im COrtgmal ober) Urbilb ; ober ba$ e$, cmfä befte genommen, eine fpefnlatitnfdje ÜÖabrbett fei), bag ijt, ba tie im ©runbe erlangte wefen:licbe Chrfennrniß ber 5Öabrt)eit gnrnef ftratyler, unb im Spiegel ber (finbilbungäfraft fiel} barjtellet, unb bemnacl) ein fdioner Körper im Spiegel befdjauet, aber ntcfyt ber Körper fclbjt fei;.

10* jjterburd) aber will id) fetnegwegg verwerfen einigerlet cute äufere Sßlittd, ober einige erlangte (£rfenntni$ , in ihrem rechten ©ebraud) unb gur gebübrenben 3eit; benn fo würbe man gu weit geben: id) geige nur, ba$ $tvtfd)en Mittel unb @ub$tel, @ei1a(t, Slbbilbung unb 2Befen, ein Unterfd)ieb fei), (£ine Slbbübiutg fann un3 ba$ 5öefen ober original barftellen, unb gu befjen ?iebe reiben ; ^ie Mittel fönnen un£ gutn @nb* giet bmfübren, ol)ue welche wir tneüeidjt nie t>a^\i gelangeten : foldier gur redeten %eit, in gebübrenber Drbnung unb \)J2af?e ftcf> $u bebienen ijt gar nü^licf) unblöblid); aber babei jrille fteben gu bleiben, ä(3 wenn baö Qhtbe unb haö 2Befen ber ©adje felbft wäre, t>a$ ift unbefdjeiben unb fdjäbltd).

11. 25ie fpefulattüifdje ober S3etrad)tnng£ertenntniß ijt ein Vorwurf unferer Vernunft, (ober be£ wirffamen ^erjlanbcö ;) unb giebt öerfd)iebene5lrten bergleicben (£rrenntntj]e,nad)bem ber ©fanb ift, worin fccf> hie @eele beftnbet ; aber t>ie wefentli* die unb 25efcl)auung$erfennttu$ ber Sßabrbeit ijt eine mef)r ober weniger mübfame, nacbjTnnenbe, bin unb t)ev febenbe Ztyat (2lctu£ reflern3) Bemühung unb 2Cirffamfeit unfereö Serfkmbe^ ober Vernunft, unb tycit niemalen bie wefentlidje SSabrbeit, wie in einem (Spiegel, üor fingen; aber bte S3e< fcbauungtferfenntni^ ber sli*abrbeit ijl eine fet)r leid)te, geratre »er ftet) febenbe, böcbfl einfältige Zfyat unfereg SßerfJänbntfiFeg ; wo man anber^ eine Zbat (einen dictum) nennen ma$r wenn unfer 2luge t>a$ ?irf)t anffdvf unb genietet; unb wer tiefe *8e*

(Beftait imb Mtaft ber ©otrfeiigFeit. 183

fchauungäerfenntniß fyat, ber f)at eigentlich auch ha$ gefeit ber $öal)rfyett, nacf) bem 5D?a§ feiner (Erleuchtung unb (^nabe. 12. tiefem allem uneracrjtet merfe man wol)t hierauf, ha$ id) bie 23etracf)tunggerfenntni# feineäwegö fogar unb ohne Un* terfchieb verwerfe. 2luct) $u biefer (fttwiä ©ott ein Vermögen, nämlich unfcre feilbungöfraft unb Vernunft, gegeben* iine Seele, welche ©ott unb feine slljal)rbeit fucht, fann ^u fetner Seit, üermittelft einer guten Betrachtung, manchmal fefjr üt tfyrem slßefen unterlaufet unb ifyr geholfen werben. (5rleud)* tete Seelen mürben and) hie üBafyrfyeit anbern nie fennen be* fannt machen, wo jTe nicfyt in etwa beg wirffamen Serfranbeg jTd) bebienten, unb hie 2Baf)rl)eit auf eine mehr ober weniger bilDticrje 5öeife vortrügen. SOBafjr ift e$, bag $ur Seit ber lau* ternben ?eiben£jtänbe ober üöege, alle öortyin erlangte SBetracfy* tungöerfenntniß gleid)fam wegzufallen unb $u »ergeben fdjeinet; wo bie grucht herwor Fommen foll, nutf hie Slütbe abfallen ; wenn ha$ 5öefen in$ §er$ fommen foll, unb hie sißal>rl)eit ffcf) felbft barfMen will, ha wirb ha$ 25ilb im Spiegel augebeeft, hamit ftct> ba$ ©efTcfit baüon ab< unb Innern wenbe. allein, and) biefeg wirb nachher naef) ©otteS Wohlgefallen, manch* mal wieber gefdjenfet, unb $war t>iel reiner, fd)5ner unb leb* Raffer ; unb nachbem bann wir felbfr unb unfere feeelenfräfre unb beren 2Btrffamf etten gereiniget jTnb, fo vergönnet un£ and) ©ott wol)l einmal eine folcfye fyeiltge drgö^ung (£wertif* fement) unb Spaziergang ; ja, er führet unö wohl einmal Innauö, feine Scln'lbereien unb Slbbilbungen yn befrfyen, unb bann wiehexnm hinein, il)n felbft, ha$ Urbtlb unb 2Befen ber 3Baln*t)eit, $u befcljauen ; unb ha wir bergejralt mit unferm jjirten ausgehen unb eingeben, ftnben wir überall SOöeibe unb Oiat)runcj. 9ttann merfe aber wohl : 1) £aß eine innige Seele mcf)t ^u lange an eütanber, unb nicht $u oft in bergfei* cfyen 5ßirffam feiten ftcf> aufhalten, ffrf) ntcfyt $u jlarf unb gleicr> fam mit bem ganzen 9flenfchen barauf fegen ; unb ftch mefyr öom §errn barauf führen lajfen, alö ftd) beffen nach eigener üBillfüfyr unterfangen muffe. 2) So ntuß fte and) nicfyt ser* fäumen, bigweilen, ja öftere, begleichen 5öirf fam feiten unb bilblicfyeä 9^ad)ffnnen gän^licr) wieberum $u uuterlaffen, nm ir?ren ©runb innig bloö unb letbentlid), t>or ©ott unb öor hem wefentlichen %id)t feiner 2ßal)rt)eit offen nieber $u legen; fonfl würbe fte fonnen in ©efafyr geraden, bie üßafyrljett felbjt nn$

184 7. Stitcr*— Scfyem unb Semt,

fcermerft $u verlieren, wenn fte nad) bereit 23ilb unb (gerattert ftd) itmfetyen, unb folcfye al3 etmag wefentltcbeS ergreifen wollte.

13, 3wni tnerten, lehret imö ber anfangt erwäbnete allge* meine ©a£, t>a$ alle ©ottfeligfett, £ugenben unb gute $Berfe, welche nicht auö ber ©lauben^eremigung mit (Sott in ßfyrfto, alö au$ ityrer innern ^Bur^el entfpringen, unb alo nicht au$ einem burd) ©nabe fceränberten $er$enggrunbe fyeröor fom* mem baöjenige nid)t ftnb, tva$ fte genannt werben ; fonbern nur ein felbftgemad)ter «Schein, eine 2aröe, eine ©ejlalf, nicht aber bau 2öefentlid)e ber &ad)e. %a, wenn manö im 2td)te ©otteö bejTefyet, ift alleä (beg natürlich »erberbten ©runbeä wegen) mefyr 66fe alggut, (fplenbibapeccata)glän^enbe ©im* ben, wie jener fpridjt

14. £)amit aber will id) nid)t fagen,baf atle£ böfe fei), wa£ ntd)t tJollfommen gut iftf unb ba§ man nid)t et)er müflTe an* fangen bte £ugenben 311 üben, big man folche ohne gebier üben fann, ober bi$ man öon ber wtrflichen allgemeinen 23er* änberung feiueö frer^eng @ewi£beit habe. üBenn eine ©Ott fudjenbe ©eele ©nteö tbut, mit möglicher Stufrichtigfeit, in ber 5>lbjTd)t, ©Ott $u geborfamen unb $u gefallen ; bann ge* ^dfteljt folebed fetneSwegö ofyne ©nabe, ijt auch fein bofer unb bloö felbjtgemacbter Schein ; gefegt, ba$ fte auch $u einer fo allgemeinen fter^en^eränberung nod) nicht gelangt wäre» unb bemnach bte £ttgeub nicht lauterltd) au$ (Sbrilto berfcor fame. 2)ie ©eele tl)ut bergejlalt, wa3 fte nach ber Slnforberuna beö ©efffjeö tbun mu§, unb burd) TOteinfliegung fcer juöorfom* menben ©nabe tfyun fann. $voax ift nötbig fca§ fte tbr£bun, ihre £ugenben, ihre £reue nicht groj? adrte ; ba alleg gewi£* lief) nod) fefyr mcnfchlid), gebrechlich, unb gleichfam nur ene ©cfyeintugenb ijt, in 35ergleid)ung ber wefentlicheu gugenben, hie ®otte$ ©eijt $u feiner %eit in ber ©feie berörr bringet: and) ift e$ nötbig, ba$ fte tton allem ihrem £bun abfebe, unb ftcf) mit bemütbigem Vertrauen in bte ©nabe erfenfe, mit im ntgem ©etilen unb gläubigem Darren nach ber Sereinigung mit (Sbrifto ffd) au^jfreefe, unb teften ©etfteö SBirfung. in ihr erwarte ; aber unnötbig unb böd)ft fchäblicb ift eg, ta§ fte, bei allem tva$ fte fuchet ©ute3 $u tbun, mit immerwäbrenber SUeinmütbigfeit unb ©crupuliren ftch anginge. (Sie tbue ©u< feg, fo gebrechlich e$ aud) ijt, unb erwarte, t>a§ ber $err läutere unb üollfommen mad)e. sJtiemanb ift gut, benn ber einige ®ott.

©effalt unb Äraft ber ©ottfefigfcit. 185

15» 3«w fünften, wenn wir burd) unfere eigene 5Xnflrett«* gungen, 5lr6eit ober SOßirffamfeiten, baS 5?öfe, bie 6ünbe ober Sigenbeit in uns trauten $u tobten unb auszurotten ; fo wirb burd) biefe unfere, obgleid) gutgemeinte 93eniüt)itng, baS Sßöfe nid)t wirflid) ober wefentlid) getobtet ober ausgerottet, fon* bern nur bem 2lnfeben nach ; eS fdjeinet bisweilen tobt $u femt, ift a6er notf) nid)t tobt; eS fc^räft nnb verbirgt ft'd) nur, fommt aber fyernad) fo mel gefährlicher unb erfchredlicf)er anö Stcf)t. 2ßenn baS 95öfe wefentlid) ober grünblid) in unS ge* tobtet unb ausgerottet werben foll, fo mu£ foldjeS ©ott ttjun, unb wir müflfenS leiben.

16. £>ennod) getyt jenes Dörfer. 5ö3tr ftnb fdjulbig, nad) (Jrforberung unfereS <&tanbe$ unb erlangten ©nabe, bem 35ö* fen 2Biberftonb $u tfyun, eS gu unterbrücfen, unfern ganzen Eitlen batton abpwenben, unb innigltd) m jungem nad) ber völligen (£rtöfung burd) (Srjrijmm : 2ld) ba$ bie £ülfe auS %icn über 3fraet fäme, ba$ ber £err fein gefangenes "SSoff ertöfete ! q>f. 14, 7. Unb btefeS ift bann eine ©elbftöerleugnung, unb eine $reu$igung, eine (50?ortiftcation) $ibtbbtim$ ; aber nidjt ber wafyre £ob unb ba$ n>trffxcf)e ©terben beS eigenen 2ebenS felbfr, wefdjeS allein ©otteS SÖBerf unb freie ©nabe tjt, eine 9)?ittr)etlung beS £obeS 3efu (grifft ; benncd) jttrbt feiner mit (Ibrifco, ber nid)t mit (Sfyrifto gefreu^iget wirb.

17. 3a, £err, eS muß allein beinäöerf unb freies ©naben* gefcfyenf femt, waS wafyrfyafttg ©uteS, £ugenb ober $eiligfeit foll genannt VOerben : (Sine tuoNumine nihil est in homine:) yjlän £er$, ofytt bidj unb beine ©nab, fein £eben, $raft noci) ©uteS t)at. 5£ie fo leid)t wirb biefeS gefagt, aber voie fo ötet foftetS, baf? maus lerne; wenn manS anberS rcd)tfd)ajfen ler* nen, unb nid)t ben bloßen (sdjein fold)er <£rfenntmß fyabeu will. 3d) verlange, burd) beine ©nabe, baS (Beim unb bie 2öabrl)eit $u erfahren, ©o laß bann all mein eigenes 5öerf unb £ugenb in mir untergeben unb tterfcfywinben, bamitf am £age ber Prüfung, allein bein 3öerf mag begeben nnb geprie* fen werben, üftur laß beine ©nabe nimmer Don mir weiden, fca$ beine £anb nidjt m fd)wer werbe über mir : beim ofyne bid) fanu iä) n\&ft$, bin i&j nid)t$r unb l)ab id) nid)tS als ©ün* ben unb <£lenb !

18. 3um fed)Sten, alle fogenannte ^nnigfeit, (ober in wen* btge 5lnbaci)t unb ?ebeu,) welche nidjt ben ©eijl d^rtfit, unb

16*

186 7. ©tücf 6rfjem unb Semt,

bie wat)re Verleugnung unfern felbjt unb aller £>inge, gum ©runbe t)at, fonbew bie wir nur burrf) eigene S5emül)ungen unb bloße Önftrengungen unferer ©ebanfen machen ; ifi nur eine eingebilbete 3nnig/feit, ein leerer ©ctjein unb ©eftalt, mcfyt aber bereu Slöefen, ja, bie eigentliche faffcfje 2ebigfeit

19* £)a£ gange ©efyeimniß unb ba$ $öefen ber wabren 3n* nigfeit begebet in biefent dinen, baß man nämfict) mit ©Ott tebe : folcfyeg aber fann feiner, ber nicf)t ftri) fefbft unb allen fingen abjrtrbet %tx>av ift biefe3 febr gut, baß einer, ber jTrf) nacf) ber ^nnigf eit beftvebet^ feine (Sinnen gäbme unb betäube ; feine ©ebanfen Oornebmtict) feine £ergen£gebanfen) nid)t Dorfä£tirf) berumfcf) weifen tafle auf unnötige Vorwürfe ; baß er, aucf) bem Zeibe nacf), ftd> öon %eit gu 3^ abfonbere ju einer Zeitigen dinfammfung vov ©ott; unb ba^ er in allen ©tücfen eingebogen gu leben ffd) angelegen femt laflfe ; bei bem alten aber muß er wiften, baß er baburcf) allein nimmermebr ein inwenbiger Teufel) werben wirb ; e3 fei) bann, baß er t>or* net)m(icf) (buret) be£ ©eifl:e3 2tnweifung unb Äraft) fein £erg, ?u|t unb ?iebe, au^ alten fingen beraub unb gu ©ott ein* fefyre; wie and), feinen gangen Tillen in @otte3 §anb gelaf* fen überliefere ; unb in allem nur ©ott einfältig gu meinen ober p. beäugen tracfyte. '©0 oft man jTcf) nun übet, in btefe ©emütl)^befcl)affent)eit wirflict) einzugeben, erwartenb babei bie 2öirfung ©otte£, ba^ fte unö wefentlicf) ba hinein füfyre ; fo übet man ftrf) in ber befonbern (£infammlung : auflfer bem tjr eS unnbtl)ig unb fd)äbticf), wenn man ftd) feibft in eine ge* gwungene 2lnbacf)t be£ $opf£, unb 3ufammenfrrengung feiner ©ebanfen fe#en will. $opf unb alle3 übrige wirb gu feiner 3eit fcfyon ofyne 5D?übe folgen, wenn nur ba$ §erS unb bie %iebe &oran getyet

20, 3d) fage nid)t, baß eine Beele nid)t ef)er innig werben fann, at3 big fte ttorfyer wtrffid) fiel) verleugnet f)abe, unb it)r fetbjt unb allen £mgen geworben fet) ; tnelmebr ijt obangefülp teg innige 3ufet)ren unb bleiben bei ©ott, ba3 fcf)önfte, ja ein? gige Mittel, bergejMt wirflief) abgefefneben unb abgeworben gu werben ; biefeg nur fage ict), baß fte mit ibrem innig ften unb gangen 5ötllen ftd) aufrichtig abmnben muffe *>on allem, tva$ (3ott nict)t ift, bamit fte fiel) gu ifym einfetyre in ibr §erg. Unb totv folcfje^ tfyut, ber f^at feine ©efafyr t>or falfd)er ^ebtgfeit,

©ejtalt unb Straft bcr ©ottfeligfcit 187

unb er tbut Dieter, wenn er, ofyne etwaö 51t tfyun, alfo bei ©Ott bleibet

2K 3nm jTebenten, folget aud) au3 altererft gemelbetem ®afe',r baß, wenn wir in unfern innern Uebungen md)t in aller fmb(id)en (Einfalt, £>emutf) unb ©elajfentycit, ~un$ naefenb unb bloö »or ©ott galten, fo, wie wir fmb ; fonbern in etwa un$ anberö fallen, ober unö etwaü machen, ba£ wir nidjt fyaben, ober $u fyaben »erlangen ; wir mtö bann verfallen, unfer £bun atebanu ein gemachter ©cfyeüt unb feine 2öal)rf)eit, eine (Beftait unb fein $6efen fetn

22, 1>ergefa(t macfjenä nicf)t nur alle grobe £eud)ler, bie al$ ©otte^SSolf mit ifyren Sippen ^u tbm nafyen, bereu £er$ aber ferne Don ü)m ijt ; fonbern giebt auef) fubtile, boppel* bergige, meiere aud) in ifyren innig fan Uebungen un'o ©ebeten, ibren ©runb nid)t gan$ bto£ Dor ©ott legen, fonbern fo nod) in etwa mit einem geigen blätteren il)re 25löße bebeeft galten. 2ld) wie fo Dielet geboret ba^u, el) man fiel) gan$ blog öor ©ott t)in* legen will ! Sogar fönnen and) aufrichtige ©eelen, unwtjfenb, bod) an$ Unad)t'famfeit, bisweilen in i\)rem (Bebet etwaö rebeu ober beuten, weld)e3 fie bod) wof)t nicfyt alfo in ifynen beftnben ober erfennen ; ober fie fönnen jtd) öftere in einer anbern fialte ober@efatft Dor ©Ott (teilen alä fie finb, unb al$ fie ftd) beftnben ; weldjeö bann bisweilen an$ einer fogenannten gu* ten Meinung gefd)iet)t, ba man mit ©ott machet, wie mit einem sJJtenfd)en, ber, wenn er angefprod)en wirb, manchmal lieber bat, t>a$ man j7d) foldjer, al3 anberer ^öorte, bebienet ; ober lieber fielet, baß man in biefem a(3 in einem anbern $leib, Dor il)m erfdjeinet ©0 fommt man $. (£. %n etner %eit unöer* merft in einem Äleib eigener £ugenb ober grömmigfeit ; ein anbermal will man fidj gar ftein unb arm machen ; abermals will man ftd) in eine große £raurigfeit unb £er$en^erfnir* fdmng fe£en u. f, w* Söenn t>ie ©nabe un£ barein fe£te, bann wäre e6 gut ; aber wir wollend burd) eigene^ ©ewirf machen, unb n\d)t Don ©ott erwarten ; unb foldjeö ijt ein gemadfaö 2)ing, ©djein, unb fein ©emu

23, 2)amit man aber bergleid)en gebeime gebier unb G?igen* beiten in jTd) entbeefe unb meibe, ijt e$ bennod) nient nötfyig, fonbern t>ietmel)rfd)äblid), wenn man ftd) immer auf eine ängfa lid)e ferupulirenbe ÜÖeife unterfud)en, nnt> auf alle unb jebe feiner innerlichen Ztjaten mit Ueberlegung gurücf fel)en wollte.

188 7- ©titcf— ©cfjein uub ©e»n,

?D?att gefyet biefe$ alleö otme ©efafw unb 50?üf)e ttorbei, wenn man nur in feinen inwenbigen Uebungen burcfy ftcf) felbft mcfyt gar $u wirffam ift, unb mefyr ©ott anfTefyet, unb an ©ott ge* benfet, at$ an ffd) felbft unb an fein eigene^ £bun ; übrigen^ ffrf) gan$ einfältig, unfcfyulbtg unb btog, ttor ©ott $u balten fu* d)et, fo mie mau tft, unb fo n>ie er un£ formet unb ftellet.

24> £) @ott ! ift$ möglich, ba$ ein üernünfttgeö (^efdEjöpf, ja, eine gläubige ©eefe, ffrf) tterftelle ttor beinen alleg burdj* fcrütgenben fingen ! 5ßer foltte fönnen glauben, wo e$ nirf)t bte traurige *(£rfat)rung nur gar $u oft bettriefe, 2lrfj, baö jäm* merlidje ©efbftwirfen ; woburcf) aufrichtige (Beeten ifynen felbft am meiften im 3Bege flehen, baf ffe bie £t)or()eit biefeg ge? machten 5öefen3 nicfyt merfen fönnen. £err, erlöfe fte alte, unb and) mid), batton ; nimm burd) bein genaue^ £id)t unb ©e* rtcf)t alle foldje galten unb Seelen tton unferm fter^en weg ; binbe un£ bie ijänbe unb bie gü$e unferer gebredjiidjen (5igen* wirffamfeit, unb (anatomire,) burdjfudje un$ fobann biö auf$ 3nnerfte, mit bem $wetfd)neibigen ©djwert beutet lebenbigen 2öort£, nnb lege alle unfere (Smgewetbe, unb ben ©runb un* ferer ©eelen, offen unb blog ttor beut %id)t beineS (fcenefung. bringenben ^frtgeftcf)t^* 9Ö?acbe un3 $u einfältigen fttlleu &i\v fcew ttor bir, nnb fe£e bu felbft un£ jeber^eit in folcfye gönn unb C^eftalt, wie bu un3 am liebften ftefyeft; biä wir tton einer Maxtyeit $ur anbern, in baß urfprünglidje S3ilb beiner ©leid)* förmigfeit ttergefMtet werben, burd) beinen ©etft ! 2lmen*

25. 3itw achten, wenn wir in anbern n>a$ ®nte& fe^en, ober and) wenn wir etwa$ lefen, fyören, ober fonft %id)t unb (Sut* fid)t empfangen tton einiger guten 23efd)affent)eit, ober ©tanb ie3 inwenbigen £eben£ ; unb uns, ofyne ©otteö unb feiner <3nabe Leitung, flarf barin tterbilben, unb gleicfyfam barein fe£en, bettor un$ ©Ott bavein fe£et ; fo fyaben wir tton bem <$uteu, ober tton bem <&tanbe, nidjt bie 2öafyrfyeit ober ba$ HBefen, fonbern nur bie ©ejlalt

26. 2llleg, wa$ man mit großer SSegierbe unb flarfer 2ln* bad)t ffebet, liefet, f)5ret ober betrachtet, beffen SSilb ober ©e^ flalt brücf t jtd) in unfer ©emütl) ein, nid)t aber beffen 3ßejen ; (e$ f^ö bann, baß ber ©laube, al^ bie innig?bungembe ©eif^eö? fcegierbe, jugteid) ba^ Höefen umfaffeto Dafyer gefcf)iebt eö, ^af einer, ber ttiet unb gern mit frommen umgebet, ofterö uuwijfenb, ttiele il)rer gebarten, ©ewol)nl)eiten^ 5luf ül)ruug

©ejlalt unb Äraft ber ©ottfettgfett 189

unb Meinungen annimmt ; welcfyeö wofyl nicf)t allemal böfe tft, e$ t^fc aber borf) mir eine ©eftalt, ein angenommene^, nacfc 0emacl)te$ Sing, wo er nicfyt gu^tetci) ba^ äöefen btcfeä ©uteu m ü)m felbft beft^et

27, 2luf eben biefe 2lrt fann man bisweilen etwaü lefen fcon anbern, ober »on wett erhabenem $Begen be£ Innern ?ebenör al6 berjenige ijt, worin mir wanbeln, ober tton folgen, worin nnö ©ott bi$ bafyin nocl) nid)t gefübret fyat ; nnb fann (Tel) ba* üon, nact) feinem begriff, eine ^orftellung ober SStlb machen ; falte man nnn foldjeg öftere mit jtarfer 2lnbad)t tt)äte, fo würbe man ba$ ©etefene fo tief nnb gleidjfam lebhaft in ftd) eingebrücfi nnb aba,ebilbet ftnben, ba$ man pd) leid)t gönnte einbilben, al$ wenn man ba$ 5öefen biefer ©täube im SSeff^ tyätte, ba man boefj nnr berfelben 23ilb fyat £)ergeftatt würbe fid) $♦ @. ein ungeftorbener TOenfrf), ober faum anfangenbe (Seele, fd)äblirf) tterbilben tonnen, wenn fte ttiel r>om leiben* ben Qdebet ober bofyen (Stäuben lefen wollte ; nnb eine (Seele, bie @ott würbiget, tt>r biefe eble ®abe be§ ©cbetd (e$ fei) ^um 2>orfd)tnacfV ober anfeine mel)r bleibenbe 3lrt) ^u fdienfen, nnb fte mit Wlavia $u feinen gü$en nieber $u fe£en, bie würbe fiel) hingegen viele öergebttcfye ober fd)dbltd)e 9tott) matten, wenn fte mit ftarfer 9lnbad)t, tuet tton wirffamen Hebungen lefen wollte, £>e$gleid)en würbe einer, ber in einer empfmblictjen fügen 5lnbacf)t ftd) befinbet, fiel) in ben (Stanb ber S3efchannng »erbilben tonnen ; nnb eine befcl)anenbe (Seele follte ftd) vev* wirren nnb beunruhigen fonnen, wenn fte r>on beben groben, febweren Reiben unb £äuterung3wegen ttiel 51t fyören nnb ^u lefen friegte.

28. £)e$wegen ijt nid)t btenlicb, bag eine (Seele, welche in bem ©tanb unb $öefen, worin ©ott fTe iuöbefonbere leiten will, nicf)t fcl)on ziemlich befefliget ijt, fo ttiefe unb allerfyanb 25üd)er liefet, unb mit allert)anb 5[^enfcl)en Umgang tyat, wenn folct)e gleid) noeb fo gut unb fd)ön an ftd) felbft femt möef)ten ; vielmehr muß fte ftd) bauptfäcblid) nur an folct)e 23üd)er, unb $u folcl)en guten 5Q?enfd)en galten, woburcl) tl)re Äraft, (Sal* bung unb ©nabe ^ur 2lnbad)t unb (£infammlung mitgetbeilet wirb ; welche einigermaßen überfommen mit it)rem befonbern Ofatf unb Rührung; weldje gleicbfam obne 3wang, unb mit eU nem geheimen Vergnügen, in3 ©emütb eingeben, unb eben Ijiebnxd) genugfam \u erfemten geben, baß fte (wemgftenS $u

190 7. ©tücf @rf)cm unb <5et)n,

foldjer 3^iO eigentlid) für ffe ftnb. 3^^f tnufl bie <&eele alle hinter @otte£ lieben, unb mag mit ifynen umgefyen ; aud) ijt ibr nid)t »erboten, anbere Sßücber, bie von inwenbigen 2öegen fyanbeln, $u tefen ; e3 ijt aber gut, wenn fotcfreö mäßig, wnb nid)t mit all^u ftarfer £lnbad)t gefrf)ief)t, bamit ba£ ©emütb nidjt beunrnt)iget, fcerbtlbet nnb tmbeftänbig werbe. 3öer auf nnbefanntem $Bege burd) eine 2öujle wanbelt, muß nid)t im* mer ^ur ©eiten btnau$ fe!)en, nnb alle Nebenwege unterfucfyen wollen, wo er nid)t in bie %vve geratben will.

29. ßum nennten, wenn wir fcon ©ort in unferm ©emütt) biefen ober jenen ©nbrud, (Stärfnng, c^itgtpfett, (Salbung, grieben, ober einige anbere ©nabe unb QQttlitfye 5Diittl)eilung empfangen, unb wollen folcfye burd) unfere eigene 2Birffamfeit, (ober gar au£ ©elbflliebe) fejt galten ober ttermefyren ; ober aber, wenn wir bergleidjen ettoaä, ba wir£ nid)t fyaben, burcl) eigene 23emül)ung in nnö erwecfen ober begreifen wollen ; fo ijt foldjeä ein ©elbjtmadjen, ba$ un£ nur im 3öege ftebet. Unb wenn un3 gleid), nad) unferer Meinung, bavin gelin* gen möchte ; fo ijt bocf) alle£, wa£ baburcl) zuwege gebracht wirb, nur tva$ menfd)tid)e£, nnb nid)t göttlid) ; ein 23ilb, ein ©djein, unb fein *ükfen.

30. £efyre mid), o £err, in aller ©elajfenfyeit unb fiublicfyer 3lbl)änglid)feit fcon bir leben ; ba$ ict) mit bemütfyigem Qanf empfange ba$, waö bn giebjt ; aber titelt ergreifen, nicf)t tter* langen, nidjt begatten wolle, n>a$ bn niebt gtebjt ober mid) be* galten fäjfeft. £> tvenn id) in beiner göttlichen £anb femt mödjte me ein mid)e$ %Qad)$, ba$ fiel) biegen läßt in alle nur beliebige gorm, unb feine anbere, a(3 nur biejenige ©effalt annimmt, bie fein 50?eifter in felbigeg einbrücfet ! 3d) will fo fetm, wie bn mid) madjejt, unb nicfyt anber£ ; unb id) will wofyl entbehren, mxö bn entweber nicl)t giebjt, ober tt>a$ bn, nad)* bem bn e$ gegeben fyajt, wieber wegnimmjt, nm nur in rufyen in biv fetbft unb in beinern ^eiligen ^öofytcjefallen.

3L 3nm zehnten, alle3 voati im ©eijt, im ©ruub ber ©eele »orgelet, tvaö bafelbjt getrau, gelitten, erfahren, genojfen wirb, ba$ ijt eigentlid) nur wefentlid) ; weil mef)r nnmitteU bar au3 ©Ott fommt, unb in bem ebetflen wefentlid)en £fyeil be$ ^enfdjen öorgefyet ; alle£ übrige aber, {n>a$ in ben ©eelen* fräften, innern ober äuffern ©innen, ic. öorge^et) me $nt, nü$lid) unb not^weubig and) in feiner 5lrt, unb 31t feiner

©eftalt nnb Mxaft ber ©ottfeligfett 191

Bett fein maQ, ift bennod) in SBergleidjung mit jenem, nnr eine ©eftalt, unb nid)t baö 2öefem

32» 5öie fo gut nnb nü£lid), ja, mie fonotfymenbig ftnb nidjt manchmal bie empftnblicften, fmnlidjen ©üßigfeiten, @rquicfun* gen, greubigfeiten, im ©Uten nnb ©örtlichen, nnb beratenden anbere ©nabengaben, nn$ lo^ureißen Don ben falfdjen G?r* gööf idjfeiten ber <&nnbe, nnb ber vergänglichen 2uft biefer Üöelt : aber roie fo fyinberlid) mirb un$ nidjt eben biefeö ©nte nnb M^licfye, menn mir nn^ felbjt barin gefallen, nnb nid)t mabrlid) atte£ $u ©Ott überbringen ; wenn mir babei motten ftefyen bleiben, nnb an biefem luftigen £>rt 5pütten banen ; menn mirö nid)t nur für ©aben <3ottc$, fonbern für ©ott felbft : nnb unfere fmnßcfye liebliche Umfafiung biefer Au^flüfie göttlicher ©ütigfeit, für bie mirfltcfye ober mefentlicfye 23ereini* gung mit üjm galten. 3ft bann biefeö nid)t and) bie ©ejtalt für ba$ $öefen, ober menigftenö i>ie 23lütf)e für bie grud)t nef)* men, 2ea für Dfotfyel umfaflfen, nnb fteben 3abr m frül) red)* nen ? &a£ ©initiiere bat mot)l einige Aefynlidjreit mit bem, ma£ mabrfyafttg geijtlid) xft ; aber tjt barum nid)t ein£ nnb eben baffefbe.

33 (gel) lief lief) nnb $um eilften, tonnen mir noc^ über biefe Materie fagen, baß atte unfere inneren £t)aten beg ®ebet$ nnb (&Qtte$bien\ie$, ber ©ammlunq, (^rfeufung, (£rl)ebung, Aufopferung, Anbetung, 2tebe, u. f. m* in fo meit mir fotrf>e an$ nnb burcl) un£ felbft fyeröor bringen ; fnrj, atteö ma£ ntd)t ©ott nnb ©otteg 5öerf in un£ ift, foldjeö (in gefunbem 23er* jtanbe genommen) etma3 gemad)te3, nnb nur eine ©eftalt, nnb nicfyt ba$ Söefen be3 (Sotteöbienfteä feö.

34* döenn eine ©eefe, burd) mand)e groben nnb $öege ber 2>emütt)igung, siemlidjermaßen geläutert ift, unb bemnad) in il)rem ©runbe bie mefentlidjen reinen 2öirfnngen @otte£ $u erfahren gemürbiget mirb ; atebann fommt ifyr atte£, maö ftc i>ort)in mag gett)an ober erfahren fyaben, fogar ihre innigften unb einfältigen 2öirffamfeiten im Umgang mit ©ott, (uner* ad)tet bie ©nabe and) baxin mitgemirfet l)at), al£ fmnlid), grob, fdjmad), alg etmag gemacfyteö unb nod) nidjt mefentlidjeö vor, ja, alg etmaö menfdjlidjeg, t>ermifd)te$ nnb unmertfyeä, ^ennod) iftmirflid) ba$ vorige burdjau^ nid)t alg ma$ böfe^u t>em>erfen, ober nur gering gu fd)ä$en ; melmeniger mug man fdd)eS in Anfebnng anberer ©ott fnd)enbeu Seelen tfjun,

192 7* (BtM—<Bd)ein nnb ©emt,

welche tnelleicbt bergteic^en reine 2öirfungen ®ctte$ nicfyt in firf) möchten erfahren fyaben* Denn tie (Seele, wekfye ber* cjletdjen erfahret, ftefyet bie Dinge an, nid)t tt)te gut foldje in ibrer 2lrt nnb in ifyrer 3ett ftnb ; fonbern n>ie folcfye ft'nb in SSergteicbung mit ber Erhabenheit nnb 9?einfyeit ber wefentlt* djen 5öirfungen ©orte£, fo fte je£t erfahret, wogegen (wie ge* fagt) tt>r alleö aan$ gering nnb af3 nid)t wefenttidj öorfommt* Dtefeö Urtf)etf ijt and) gut nnb richtig für fie ; aber nid)t alle* mal gut ober itü$ßd) für anbere*

35. 5öir fönnen^ nid)t glauben, wie fo fdjledjt, wie fo ge* bred)lid) atfe$ unfer eigene^ £bun xfl:^ fogar ba3 allerinnigfte nnb 0eijtlid)fte, in fo fern au£ uns fefbft t)ert>orf ommt* Dafyer ift einer innigen (Seele gar febr an^uratfyen, ba$ fie in ibrem Umgang mit @ott, aEgemad) fcon ibrem groben eigenen £bun lerne ablajfen, bem £errn einen (Babbaty 31t balten, nnb ihn burd) feinen Ötetft in ftd) wirfen ^u laflfen ; nnb ba$ wenn fie beim gortgang, nnb bei Erfabrung ber reinen SJSirhtngen <$otte£, einen geheimen Mißfallen nnb Abneigung felber $u wirfen, büigegen eine friebfame Neigung ^ur innern £eibent* lidjhit öerfpüret, fte fid), ebne 23eforgung einiger ©efafyr, fol* cfyer gübrung ber 1$öei3 fyeit über laffen möge»

36* Damit aber fein nngeftorbener 90?enfd) t)ierau£ gxt einer falfcben £ebigfeit2(nlaß neijme, fo fann man eineö ZbeiU nur $urücf fefyen auf ba3, toa$ broben C§. 18—200 biettfon ge* fagt worben ; anbern Ztyeilö nur biefe allgemeine ^Hegel (auf* ferorbentlidje £eiben$wege aufgenommen) beobachten : %Jlan muß namlid) ©ort jtille galten, fo balb er wirfet ; nnb wenn toir feine 5öirfungen nicfyt gewabr werben, muffen wir and) fotcfye Cme oben gefagt) burd) ein r)eilige3 getreu nnb tyanfo xen ttor feinem 3lngeft'd)t erwarten* Denuod) ijt e3 ^u foldjer 3eit nid)t bienlid), gan$ nnb gar jtille femt, nnb nimmer etn>a$ $n wirfen* 9D?an mag, ja, man muß wirfen $u fold)er %eit, M>enn t>& ©nabe greityeit bap lagt ; aber nad) Erforberung sbe3 ©tanbeö, gan^ einfältig innig, mit bem §er^en nnb %iebe& Zuneigungen, fanft, gelaften, ai$ t)or (Sott, nnb bereit, auf t>en

feringften UiHnf ober Erfahrung feiner SBirfungen, jtille $u :et)en, nnb xb/m D^anm $u taften*

37* £err ©ott, notfywenbigeö nnb unenbtid)e$ ^3efen, t)5d)ftcö äßefen, ja, 2ttleinwefen, nnb met)r atö äßefen ! Dn f annjt nur mit ^adjbrucf fagen ; 3d) bin ; nnb biefe^ ,,3d)

©efltalt unb tfraft ber ©ottfcligfctt 193

bin" ift fo uncingefdiränft unb un^mcifetbar mabrfyaftig, baß fem @ibfd,nntr gu finbert t(l, ber btc 5ßal>rl)eit meljr auffer alten 3meifel fe$r, afö betiti tiefet $ßort au£ beinern SEßimbe geltet : 3d) bttt, 3d) lebe.

38. 3a, Staten, bu bift. 9D?em ©rift beuget ff*, unb bat WexinniQfte in mir ftattet bit bicfe£ SSefemttntß ab, baß bu fei)ft. 5ßte fo gfüdfclig frfjäfce id) mid), baß bu bift, unb baß bu nicl)t fannft nid)t femt ! 2Bte fo glücffelig bin id), baß id) meiß, baß „®ott ift!" unb baß td) 'biefe£ feetenntniß abftaU ten fanu, baß „@ott tfl !" £oret e£, ibr Kreaturen alle, „©ott ift!" 3d) gönne bir$, mein (3ott, baß bn bift ; e3 gefällt mir fo mofyt, baß bu bift. £) mie fo fd)ön unb mie fo gut ift e3, ba$ bu bift ; unb ba$ bu btfl: berjenige, ber bu bift ! 3d) mollte lieber, baß id) nid)t märe, afö baß bu nid)t femt folttefh

39. £cd), ma£ bin id) ? unb maö ift alle$ ? S3in id) mobl, unb ift affe$ mot)l? 2Ba£ ift biefeö 3*? ma£ ift biefe3 STttcö ? 2öir ftnb nur, mit bu bift, unb meil bu millft, ba$ mir femt follen \ arme äöefenfein, tr>etd)e in SSergleicfyung mit bir unb fcor beinern $öefen, eine ©eftatt, ein Schatten, unb nid)t ein 3Befen müßten genannt merben. 9Jtein äöefen, unb aller Dinge ÜBefett, fcerfebminbet gteid)fam ttor beinern $ßefen, viel e\)ev unb mefyr aU ein $ erlern im fyelleu ©tan^ ber ©onnen, mefdjeö man nid)t fielet, unb beimaßen Don einem großem £id)tmefeu übermunben mirb, baf gleicbfam nid)t mefyr ift. %d),toenn bu and) mid) atfo überminbeu, affo tterniebten möd)teft: unb ba$ ©eftd)t fcon bir, ba$ ©eftd)t fcon mir ; beute £obeit, meine ©eringbeit ; beut übergroße^ £icbt, mein Heüteö 2td)t, ja, meine gmfterniß ; bein reittejte$ Sötrfen, mein fo gebred)* licfyeg 2Birfen ; bein £tlle$, mein 9färf)t$, alfo übermeifteru unb au^föfdjen möchte !

40. 3d) bin nur eine ®eftalt, ein armfcliger Debatten, menti bn nid)t in mir bift, unb id) in bir bin ; menu bn nid)t ber ©runb unb ba$ Sföefen meinet 2Sefen3 bift. Wt$ ma3 icfy meiß, unb atle£ ma3 id) befd)aue, ift nur ein felbftgemad)te^, tobtet Unbing, ober bed) nur ein ungemifle^ 53i(b, eine nid)t öergnügenbe, ttorübergebenbe (fteftalt unb ©chatten, mo bn nid)t felbft mid) erteud)te|t, unb mo bu nid)t btd) mir^u befdjan* en giebjt, o bn aUein mefentlidje 9Bat)rl)ctt ! £llte$ ma^ xc£f fud)e, maö id) liebe, ma$ t* beft^e, ift alle^ nur ein ©d)atteti unb ©djeüt, nid)t aber ein $3efen, n>o i* btet) nid)t fetbji:

17

194 7* Stücf— Sdjein unb Setm, K.

fudje, unb biet) felbjt liebe, uttb biet) fetbj* beft#e ; o bu allein wefentlidjem @ut unb greube unb 2öol)lteben unb £errlid)feit meiner ©eete ! Willem mein £l)un, ja, alle Bewegungen unb 2lumwtrfungen meiner innern unb mtfient Gräfte ftnb ein (Schein unb fein ©eim, wo bn nid)t felbjt ber ©runbanfang unb ber Beweger batiön bijt, o bn urfprünglidjem, allein we* (entließ, gutem unb unenbfid) fruchtbarem ?eben !

4L £>od), wa$ fage icfy, ofme bid) bin id) ntcf)t nur ein bloßer ©djein unb ©ejtalt, fonbern and) ein jämmerlichem unb er* fcftredlidjem Ungeheuer ; unb ba id) burefy mid) felb|l wtrfe, ift allem mein Zlnm (wie gut unb fyeiltg em and) feinen möchte) i)äf?ltd), ja, fünblid) öor beinern 5lngejTd)te ; nid)t nur bavumf weil em aum mir felbjt fyeröor fommt, ber id) gang fünblid) unb üerborben bin ; fonbern and) bavum/ weil id) mid) felbjt unterm fdjönften SSorwanb unb ©cfyein, in allem meine, mir gefalle unb mid) ergebe, unb bergejtalt mir felbjt bie Qrfyre gueigne, welche bir allein mit l)öd)jtem D?cd)t gufommt £) ba$ erfdjrecf* lid)e (felbjt ! 3d) entfe£e mid) red)t ttor mir felbjt, wenn ic^ mid) felbjt anfet)e öor bem bloßen $tnaeftd)t beiner 9?eint)eit 3d) bin burd)brungen mit ©genfyeit ; xd) bin gang Qrigenfyeit : alle meine äufferen unb inneren Bewegungen ftnb Qrigenfyeit ; alle meine (alm meine) £ugenben ftnb (£igenf)eit, unb unrein fcor bir*

42. £> wenn id) nid)t mef)r fe*m möd)te, unb id) in mir felbjt, weber ?eben nod) $erjfanb, nod) Tillen, nod) ©ebanfen, nod) einige Bewegungen mel)r fyaben möd)te ; unb bu, mein ©Ott, mein 3efu, allem in mir femt unb wirfen möcfytejt ! £aß, o £err, auf ewig in mir fdjweigen unb jtitte ftefyen, tt>a$ bn nid)t felbjt in mir rebejt nnb wirfejt ; fcerurtfyeile unb gernidjte mir allem, wa^ bn nid)t felbjt bi% unb toa^ nid)t ba^ £)eine ift»

9?imm bn bie ©teile gang ein, ba id) je£t bin, unb ti)ne in mir unb burd) mid), wam fcor bir gefällig ift. ?aß bam 3>d) nid)t mefyr fetm, unb fe» bu nur allein allem in allem ; unbpfyre mid) berge fiatt gang au^ mir felbjt unb au^ alte bem meinen fyeraum, in biet), o mein ©ott, mein Urfprung unb mein (£nbe ! ©obann bin id) nid)t mel)r im 9cid)twefen unb ©djein, fonbern im 2Befen, unb ertomt öon allem Uebel, gur ernten Serfyerr* lid)ung beine^ 9?amenm* 5fmem

w&m ^tütf*

wie &Sal)*e &(itg!>ett;

£ber

Umgang mit (Bvtt unb fidy fvibft attew,

Thom. a Kempis, de Discipl. claustr. Cap, 7.

25enfe, ©Ott unb tu fegejt oßctn in t>er SQBett, fo wirft t>u gtope 9?ufye in beinern £er$en fjaben.

I.

SJiiemanb tjt un£ öon yiatuv weniger befannt al$ ©Ott unb Wir fetbft 2öir befummern unb galten un$ auf mit anbern, mit fremben unb unnötigen fingen ; ©Ott aber unb unfere eigene (seefe ttergeffen wir*

po gar unvernünftig ijt ber 90?enfcb burtf) ben traurigen ©ünbenfall geworben, ba$ er, voie mit feiner Ziehe, a(fo autf) in feiner 3(nbad)t unb 33eftf)äftigung, gan$ fcon ©Ott ab unb $u ben eitelu unb geringen i)ingen aufler flcfy fyiugewanbt ift 3a, biefe £l}orfyeit unb 3errüttuna. feiner ©innen gebet fo weit, ba$ e$ wegen ber heftigen unb jmrtgen 2fypttcationen unb 25e* fcfyäftigung mit hen nichtigen fingen anffer ityn, bie bocfy gu feiner 23efferung unb wahren ©lürffetigfeit nid)t$ beitragen, ja, ibm $umaten baran btnberlirf) unb fcfyäblid) ftnb, nirfjt aU lein ©ott, fonbern aucfy jTrf) felbjt, bag tjt, feine ©eele unb ber* fetben 3öot)ffei)n, gan$ üergijfet unb fcerfäumet, ^u feinem %eiu liefen unb ewigen Ung(ncf\

196 8. ©tücf— Die wabre Äutgbeit; ober

2. üftuß matt ttiebt mit SSerwunberung (eben, baß tteruünf* tige Kreaturen ibre eble @emütb$fräfte fo jämmerKrf) ttertie* fett ttttb öerwicfetu in bie fttf)tbaren Dinge biefer 2öett ; nnb baß, ob fte wobt überbaupt wifien nnb gefteben, i>a$ e3 öer* gängtiebe Dinge jtnb, bie man enbtid) gewiß werbe öerlajfen muffen, fte bettnoeb bnreb bie SSegterbe, 2ujt, ©orge nnb Ueber* legungen, foteber ©tetfeiten, ftcb alfo einnehmen tajfen, baß fte al£ n>ie toll nnb truttfen bal)in taumeln, nnb jtcfj- bunten lajfett, al$ fyätten fte wa$ aroßeö au^geriebtet, wenn e3 ifynen in ber 3Beltnacb ibrem ©um wofyl öott ftotten gebet

3. @in jeber £f)or bat feine eigene spuppe nnb tfyöricbte ^Pbatttafte. Der eine bat£ mit di)ve nnb 2lnfebett $u tfyttn ; ber anbere mit ©elb nnb ©tttern ; ein britter mit paiftr nnb 2öol)tteben. 9Jlan beutet nnb rebet Dom kaufen nnb Vertan* fen, t>on $)au$ nttb^of, öon §au3ratb nnb Kleibern, fcon Qrf# fen nnb Xvinf en, nnb öon atterbanb n>a3 bter nnb ba ^afftret : nnb $war niebt mir blo3 nacb ber 9?otbburft, nnb afö im $or* beigeben, (mie bittig gegeben fottte,) fonbern mit ganzer Application, eben al$ wenn e$ recfyt große nnb witf)tige Dinge wären.

4. SEflan bat t>cm borgen bi$ in bie %lad)t, $)er$, £aupt, 9}mnb nnb £änbe, öott i)on äujTem Dingen ; nnr an ®ott nttb an feiner (Seefett B^ftanb beutet man ttiebt ; wenigjlen£ nid)t wie e6 femt fottte. 9)lan legt mit atte feinem Zl)un ae* ttngfam an Zag, ba$ man bergletcfjen ^Betrauungen ttiebt fo wichtig nnb tto.tbwettbig a&)te aw anbere Dinge, mit man ftcfy Weber %eit noeb staunt ba$u übrig la^t. 3a, bi$\vcilen machen bie Üftenfcben ftd) mit SSorbebacfjt tvaö 9fäd)t$nüfcigeö ober dU tele$ $n tbun ; ober fte fachen luftige ©efpräcbe nnb ©efett* febaftett. Uub biefe nnb bergleicfyeri Dinge nennet man eine ßeitfür^ttng. Denn wci( bie armen Kreaturen baß große uub attein wichtige slöerf ttttb ©efebäft ttiebt fettneu, wo^n un3 biefe$ fur^e £ebeu gegeben ijt ; fo ift ibnen attd) verborgen, voie un$ atte Slugenblicfe bejfelben barm fo böcbft öonnötben jtnb. <£$ beißt, man mit ftcb tvaö biöertiren ; ba boeb (eiber! ba£ ©etttütb fcfyon fo jammernd) biöerriret nnb abgewanbt fte* bet, baß mel eber boebnötbig wäre, ftet) ftille bütmfe£en, um einmal alle feine 2lttbad)t nnb 5lpplifatiou öon allem 2leuf* fern $u fammelu, nnb auf bie 23etracbtung feiner felbjt ^u wenbeu.

Umgang mit ©ott unb ftrfj felbjt allem» 197

5. £al)er gefcl)ief)t e$ benn aucl), tag obgleid) bie ©nabe ©otte£ jTcfy in»enbig mit ifyren 3ücl)tigungen aucl) anmetben mag, bocf) bie beftänbige doufufjion itnb 3erftreuung be$ ©e* mütt)6 in£ Sleuffere, eg nid)t recfyt nüchtern »erben unb $u ft'cfy felbjt fommen lägt, um einmal mit S3ebarf)tfamfeit unb ernfc lieber S(ufricl)tigfeit, feiner Beeten ffanb fcor ©otte£ Singe* ftrf)t px prüfen, unb ftcf) um ba^jenige $u befümmern, »a£ al* lein ür^iotl) unb £ob fyelfen fann* Slot), »te mag folgen ar* men ©eifern »obl gu 2Ö?utl)e femt, wenn fte einften^ fcor allen ifyren lieben 23or»ürfen auf e»ig bie Singen »erben ^ufd)liegen muffen ; »ann fte, buvdj bie Barte £obe3jtimme aufgemeeft, fiel) einmal »erben befmnen, bie Singen auftlmn, unb $u fpät erfahren, ba$ bie 2ßelt mit aller ifyrer £ujt »ie ein Ratten »erfcl}»unben ijt, unb fte öon allen il)ren großgebacljten £>in* gen unb fügen träumen nict)t^ mefyr fyaben, at£ änqjtlicfje unb leere ©d)attenbilber ! Unb in folcfyer betrübten Ünfinniqfeit unb S5tinbl)eit, lebt fajt bie gange ^elt, ©roge unb kleine, «fteiclje unb Slrme, ©elebrte unb Ungelefyrte*

6, Siucf), faeje icl), bie ©elefyrten biefer 3Belt (*), felbjt bie* jenigen unter tfynen, »etelje auf bie ^Betrachtung geijHicher unb göttitcfyer 2)inge ftet) ttor anbern legen »ollen, führen fiel) tuet)* rentbeitg nidjt flüger auf; unb bleiben eben fo fremb unb blinb an ©ott, unb ehen fo unbekannt ifynen felbjt, alg bie übrigen ; ob»ol)l all ifyr £t)un auf ©ott unb auf ber ©eeten Qeil feine Slbftcfyt fyaben foll. 2öie eitel unb unnü£, ja fcf)äblict), ftnb ntc^t ifyre mefyrejlen 3Sefcl)äftigungen ! 20?an betrachte nur beti unnötigen Umfd)»eif unb er jtaunenbe 3urüftung, bie fte ma* d)en, efye fte $ur @adt)e felbfi fommen. (£3 fommt mir eben fo sor, tja noef) unvernünftiger,) al3 »enn einer, ber naefy «Rom reifen follte, ftcf) einbilbete, er müßte *>ort)er alle Steife* befcljreibungen, nict)t allein naef) D^om, fonbern burd) alle vier Steile ber 2öelt, burdjlefen, unb Don bem allem ein orbent* Kc^e^ Äon^ept in$ ©ebäd)tnig faffen ; babei aber ffd) nimmer auf bie Dfcife begäbe, unb fiel) m$»ifd)en bod) emUibete, er

*) £iet rcirb gerebet uon ©eteijrten biefer 233ett, irclrfje öurd) bie öürcen ©pefulationen unÖ> eitete SßiEffamfeiten il>rer üerberbten Vernunft, oljne Beleuchtung »on oben, bie Brfenninif ©otte§ unb feiner 233a[)tl)eit ju erlangen vermeinen ; bie if>re Seit verberben burefj üernung unB? Brforfdjung fo vieler nichtigen ©ubtilitäten, unb mancherlei 9iebemDiiTenfcf)aften, iretdje öoefy jur <5aü)t ntcfjtl bienen. ©onft f)ält man bie rcafjre @elel)rtf)eit unb gottfelige ©elefjrten, bie fanftmüt()ig unb »on ^etjen bentiit()ig ßnb, in ()of)em SSBeetf). ©ielje Äempi^ 1, i8ud) Äa^. 2 unb 3.

17*

198 8, (Stücf— Sie wafyre $lugl)ett; ober

wäre febr mett üt fetner D^etfe geförbert, ob er wofyl wie guttor flittCe in feinem £aufe fi£en bliebe»

7. 9#an bringet oft nocf) wobt ötef ©nte^ in ben $opf ; aber nirf)t in3 &er$ unb in bie 2lu£übung. <£$ ift eben, al3 wenn e$ fte felbjt nicbt anginge, nnb (Te e6 nnr wiffen nnb baüon reben müßten* Unb bergejfalt fommt man bei alle bem 2lrbei* ten, gorfcfyen nnb 2)ifpittiren nnb 23etracf)ten »on gei|tlid)en fingen, nicfyt $u ftrf> felbjt, nnb nod) tuet weniger $u* ©ort; fonbern man länft immer auöwärt^, nm fiel) nnb nm bie ©acfje felbft t)on an jTen fyerum ; wirb alfo im ©egentbeil ber (Sinn bnrd) bie tuelfeittge nnb beftige 2öirf*famfeit ber Vernunft, nnb (tätige £iftractione$ be£ ©emütb£, immer mefyr anögewanbt, ttermannigfaltiget nnb in (£igcnbünfef gebracht : woburd) man bann and) immer ungefcf)icfter wirb, auf fein eigen i?er$, nnb auf ©ott unb beffen innere ©nabenwirfungen äd)t $u geben» (Bie machen einen großen Wärmen, unb Raufen um bie (Basale ; ba inbejfcn (£infälttge mit beut $em jtilte babüt geben* %lid)t$ beftoweniger meinen foltfje £eute, fte führten fiel) für anbern red)t flüglicf) auf, unb hätten iijve %eit unb Gräfte auf folcfye 3lrt wofyl angewanbt 2lber ad) ! wenn man in ber ©ttlle unb fcor ©otte3 5lngeftd)t biefe ibre widjtigften unb emjtlicfyen Btn* bien nnb SBefcbäftigungen auflebet, toaö ift e$ bod) anber$ al$ ©telfett ber (£ttelfeiten, unb eine $er$ebrung be$ ©eifteä ? inbem $ur wahren Heiligung unb ©ememfdjaft mit ©Ott nid)t$ fyelfen fann.

8. (§-ö lachet ber ftöcljfte $u bem fünjllirfjen S3ilberwerf ber klugen biefer 2Öelt ; unb ffe felbft werben bermaletntf, wenn ber £ob unb ba$ ©eriebt fie wirb beifien gu ftct> felbft fommen, mit diene unb <Bd)am ibre große Ztyoxtyit beflagen, ba$ ffe bie fofibare 3eit ibreä fuqen ?eben$ mit fo fielen un* notf)t.qen unb oft finbifeben fingen $ugebracbt, unb il)re eble ©emütl)3fräfte bamit geplaget unb öerborben baben, welche unö borf) üon ©ott für ijöberc Vorwürfe gegeben jmb* ÜBoÜ> te ©ott ! ba§ fte nun noeb weife würben, unb mit diene wieber fuebten $u »ergejfen, waö fie mit fo ttiel 3e itöerluft gelernet ba* ben ; um niebtg $u wiffen, al$ @briftum ben ©efreu^igten»

9. 2>ocb, bamit wir ein wenig näber fommen: 3Bie ffnb nicbt and) mebrentbeilö gerufene Seelen felbjt, ©ott unb il)rem eigenen £er$en fo fremb unb ferne ! 2Bie \d)ted)t galten wir 2Bad)t über unfer §er$ ! 2öie wenig bleiben wir bafyetm, nm

Umgarn) mit ©ott unb ftrf) fetbjt altem. 199

mit ©ott unb mit img fetbjt $u couverfhren, unb, mit Darlaf* fung a\Xeö anbern, bavon unfer eigene^ unb jrätigeö §aupt* merf 51t machen ! £) ©dwbe ! baj§ roir un$, burd) be$ geinbeS 81(1/ fo vielfältig unb leicfyt von biefem unferm ^auptmerf auf anbere Umfiänbe unb Sßebenbtge, von ©ort unb von unferm Snmenbigen tnö 2leußere unb auf anbere, leefen unb ^erftreuen laffen.

10. 5öie laflfen mir oft ©innen unb ©ebanfen herum febmei* fen auf unnötige, id) miU nid)t fagen, eitcle unb böfe Dinge ! sIÜie vertiefen unb ventutfeln mir oft unfern «Sinn in bie äuge? reu Dinge biefeö gebend ! Uihe vormi£ig ftnb mir, $u boren unb $u reoeu Von bem, mag fyier unb ba gefdjiebt, maä biefer unb jener tt>ut unb fpricfyt ! roelcbeö unö bod) mebrentbeilä nid)t$ an.aebet, ober iiui^en bringen fann, sll$te betrübt ijt md)t bie fcbäblidje (^emobnbett, baß gutmeinenbe ©emittier hei ibrem 3ufammenfommen fo letdjt unb viel von anberu re* ben unb richten !

11. Unb xva$ fann von biefem allem anberu entfpringen, afä Unruhe, SSerbunfelung unb (£rfaltung be$ £er$enä, 3er« ftreuung, Unebrerbietungunb (Sntfrembung von ©Ott unb fei? nem 'jnmenbigen ? 2ld) ! id) fürebte, baß mancher ©ott unb jTd) felber fo unbefannt ift, baß er megen fo(d)er 2eid)tfmnigfeit befter metß, maä b«nDerl: anbere machen, alö maö in feinem eigenen £er$en vorgebet, unb von ©ott barin gemirfet mirb.

12. £) mie fo ungern motten mir $u unö felber fommen ! $at mancher ein ?ict)tletn von ©ott befommen, ba§ er bau attge* "meine Serberben in fTci) unb in anbern ein menig erblicfer, ober t>a§ er fonjt eine @in|icf)t ober @inbrucf von biefer ober jener ÜBabrbeit bat ; flugö i(t bie lifrige ©djlange ba, unb führet ben (Sinn von fid) felber ab, auömärtö auf anbere ; ba$ man alöbann ba$ %id)t unb bie ©nabe, fo nur Grrfenntniß unb ißef? ferung feiner felbjt gegeben mar,anmenbet auf anbere $u feben unb ffd) felbft $u vergeben, anbere $u beurtbeilen, miber anbere gu eifern, anbere beflTern unb befebreu $u motten ; ba man in* beffen inmenbig in feinem eigenen ($lenb unb SSerberben liegen bleibet : unb foldjeö meift unmiffentlid). Denn meil man fo febarf unb genau atteg in anbern feben unb riebten fann, fo fd)einet£, ob bätte man felber fo große ©efabr niebt : babet bat man aud) manchen febeinbaren SSormanb man muffe fein %idt)t lendjten laffen, unb fein $3funb anlegen ; man eifere für

200 8, (stücf— £ie watyre ßlugfyeit; ober

tue ^t)re ©otte£, unb wäre üerpflicb tet, bte ©ünbe gu bejtra* feit ; merfet aber nicfyt beö getnbeg 5ibffrf)t babei, wie er nur fucbet, bag ©emütf) beraub $u locfen, unb in Unrufye nnb 3e^ jtreuung ein$uflecl)ten.

13 3£ieberum anbere, bte e$ recbt gut wollen machen, nelj* men aUerbanb äußerliche Mittel nnb leibliche Uebungen an bte £anb: fte beten, JTe boren, fte lefen, fie betrachten, fte wobnen guten ©efe II fcbaften bei, nnb bergleicben; welcbeä alleö gut nnb mußtet) wäre, wenn nur feiere Uebungen auf bte gebörige $öeife unb $um rechten (Jnbgwecf gebraucht würben* Gittern ba faßt mancher fo ftarf auf folcfye 9Jiittel, baß er beg (£nbe$ barüber »ergißt, unb folcbe$ gar »erfäumet : unb ba ©Ott fold)e gute £anbleitungen be£wetqen gegeben unb angeorbnet, ba$ wir babnrd) tWber 3erftreuung unferö (Binneö im Sieufern, $u unö felbjt, gu unferm Snwenfcigen, unb $u feinem wabren 25tenft im ©eift unb in ber sJßjabrbett, follten gebracht werben, fo werben fie manchem recfyt $u einem 2lufentbalt ; inbem er an folgen §anbfeitungen bangen bleibet, fo baß feine ©inne baburet) in immerwäbrenber 3erftreuung gebalten, unb t>ie ©nabenfräfte erfcrjöpft werben. Unb wie wäre boef) mög* lieb, bte ©emittber, beren binnen unb Vernunft in einem faft continuirlicben treiben unb ^Btrfen ftnb, $ur grünblicben (£r* fentntß ibrer felbjt, unb $ur ß;emeinfrf)aft mit ©ott, follten ge* langen fönnen, t>a ffe im ^ebet felbjt niebt einmal $ur rechten ©ttlle unb Sammlung beä £eqeng gu gelangen trachten ; fon* bern nur immerbar fcTütel gu wirfen, unb ©ott ^u fagen unb $u f lagen baben, baß bem §errn (fo $u reben)weber Seit noef) iftaum übrig bleibet, tfynen wieberum ein 5ßörtlein $u$ufpre* cfjen ; W. 85, 9.

14* yioty ein anberer ©rtflF be$ £aufenbfünjffer$, um gute ©emütber in bem einzig ffiötbigen $u tjmberit unb aufhalten, tft, wenn er fte in eine übermäßige 2ßirffamfeit, gorfeben unb ©pefuliren ber öorwifcigen Vernunft führet; ta man bann oft auf atlert)anb unnötbige (Streitfragen in ber £beorie, auf auf» fere ttmftänbe unb 9?ebenbinge, ober auf (Bnbtiütaten ber 33er* nunft, auf biefe ober jene Meinungen gerate SSlan will oft, ol)ne ^ottlicben 9?uf unb @rfeucf)tung, bie tiefften ©efyeimniße mit feiner Vernunft ergrünben unb öerftefyen ; unb mag wob* mancher sii{unber benfen tton feinem 2icf)t unb Fortgang, wenn er wa$ neueö erfunben unb angenommen, woburd) borf) feine

Umgang mit ®ott unb fiel) fclbft allein. 201

©eele nid)t gcbeflert wirb, unb wonacl) er an jenem £age nicbt wirb gefraget werben. Unb auf bergletcijen Singe legt jTd) mancher mit aller attention nnb 2lufmerr"famfeit,' unb »er* fcf)roenbet fo unöermerft feine $raft unb foftbare @nabenjett. Senn wetl e3 alleö aufö gei(tlict)e jn fielen fd)einct< fo merfet man ben §d)aben nicbt : wo$u nocf) fommt, ba$ and) bte Ver* nunft it)re £ujt unb \!eben in bergleict)en $3efcf)äftigungen ftn* bet, unb biefeö ber ^atur mit letzter fällt, al3 in £reu$ unb Verleugnung aller Singe bem fteitanbe 3?fn nachzufolgen*

15. Ünb bergejtalt wirb btefer auf eine gröbere, unb jener auf eine mehr fdbeinbare föeife, in ber 3erftreuung, bannig* fattigfeit unb (SonfujTon gebalten; ob man fcbon oft von ffrf> felbjt uid)t benfet, unb and) bei anbern wobl für gar fromm pafffren mag. Ser 2lllerböcl)jte weiß e£, voie rar biejenigen (Seelen ftnb, bie recf)t nücbtern werben, unb $u ffcf) felbjt fom* men ; bie tt>r §er$ unb 3lnbad)t oon alle bem, wa$ auffer ity neu ijr unb gefctjiebt, trachten ab^uwenben, um nur mit ($ott tm ©eijt ju wanbeln unb gemein $u werben. Saber eg bann and) fommt, bag bie mebreften erwecften ©eelen, entweber in einer faftjmmgen ©tcberbeit, ober in einem fcbeinbaren difev unb ändern grbmmigrm, ober aber in immerwäbrenben $la* gen unb jammern, ohne wabreu Fortgang in ber Heiligung, babin leben, unb, anfratt ber vergnügten greibeit unb betf t\e* fen griebenö in ber ($emeinfd)aft mit ($ott, inwenbig mit ttie* len ^anben befcbweret bleiben, ^a, e$ ijt fein ^lOunber, baß manche auf ibrem .ftranfen* imb £obbetre, ©Ott unb bie @wig* feit fo fremb; bunfel unb fcbrccf baft vor ftd) feben, ba ber (Sinn fo febr au^gewanbt (lebet, unb fte ftcb fo wenig angewöbut ba* ben, mit ©Ott unb mit ber Qrwigfeit recf)t befannt $u werben. D ber jämmerlichen 23lmbbeit unb Verwirrung ber junber 2lbaing !

16. ®lücf feiig aber unb red)t weife ftnb biejenigen, bie ftd) Don ganzem föeqen nur in bem einzig nötbigen üben, unb, obne viel Umfdjweif 31t macben, ober ftd) mit anbern atiftubafe reu, aübier fo m leben rraebten, al$ wenn ffe mit ©Ott allein in ber slßelt wären. Siefeö ift ber rubelte unb leidjtefte $Oeg gu einer grün blieben, ungefärbten unb bejtäubigen freiligfeit unb Sflulje beg ©emütbö $u gelangen- Serbaiben, bamit tef) eben inbem tct> b<efe£ fdjretbe, unb bie fläglicf)e Verfäumniß biefer fronen Uebung an anbern erfenne, niid) ntct)t felbjt t>er*

202 8, ©tücf— £>ie watyre $lugr/eit; ober

gefte, unb eben fo tt)örid)t $u $öerfe gebe; fo wenbe irf) mirf) $u meiner eigenen ©eele, unb will mir felbtf norf) einige Qrrinne* Hingen geben, wie id) mit bem £errn fünftighin, burefy feinen ^etjtanb, $u wanbeln »erlange. ^flbefjen würbe eS mir Iteb femt, wenn aurf) ein jeber £ejer ffe alfo anfäfye nnb gebrauchte, als wenn ffe Um für feine ^perfon allein angingen; wobei eS mtS alten gewißlid) wefyl get)en würbe.

IL

17. $Bof)lan bann, o meine ©eele, (nnb bn, ber tu biefeS liefeft,) fage auf ewig gute 9cacf)t allen @itelfeiten biefer %&elt, bie über ein fletneS tr>ie ein £raum öerfcfywinben.

2llleS, was btr bie sIüelt anbieten fann, tft nicfjt wert!) eines einigen 2lnblicfeS beiner klugen.

feaS l)at jener reiche 5D2ann nun fcon aller feiner tyvad)t nnb £uft ? Unb was würbe eS jetw, wenn bn Dreißig ober wer* $ig Safyre ber ÜBelt greube unb £errlici)feit genoffen rjätteft?

(Jiitetteit ber @itetfeiten ! 2BaS bir gebricht, fucfjjt bu Der* gebltrf) aujfer bfr ; inwenbig in beinern §eqen, ba tft bein wai)* reo ©ut, beine §errlid)Feit unb ©eligfeit, Ju ftnben.

18. 33erfd)leuß bein §er$ unb ©inne alle bem, baS außer btr ijt unb gefdueljt ; eS ffttb alles frembe £>inge, bie bict^rnd)* angeben.

9ßimm btcf) aUer äußeren IMnge ntcfyt fonberlicb an. 2BaS bir auf beiner 3?eife $ur (^wigfeit nicf)t beförberlict) femt fann, laß bir aurf) ja nicfyt t)inberlitf) femi.

®et)e burd) alles unberührt fyinburrf), als ein red)tfdjaflFener spifger^unb Jrembling, bejfen §er$, ©ebanf en unb ganzer 9Ban* bei im £ummel ijt.

£rad)te inwenbig wie ein unfcrmlbigeS Einbleut $u werben, baS alleö gut fespn läßt, unb alle $Belt machen unb reben läßt, aurf) öon it)tn in feiner (Gegenwart, waS fte will, ot)ne barauf $u merfen, ober ftd)S anfechten gu laffen.

19. ?aß btd), burrf) t>ie Bucht beS ©eifleS redbt $u bir felbjt fammetn, unb gewönne bid), in bir $u leben unb $u wohnen, wie bu öon 9tfatnr geneigt bijt, außer bir $u leben unb gu fcfyweben.

£>ein (tätiges $Berf fei), bei bir felbft^u bleiben, unb mit bem $)em\ im Verborgenen beineS@eijl:eS fo^u wanbeln, als wenn bu nur mit tym allein auf ber 5Belt wärejt.

Umgang mit ©ort unb fict) fetbjl attettt* 203

3u beut @nbe ift bein Speitanb ^efuSinbiefe grembltngfctjaft gefommen, baß er bir wteber heraus Reifen, unb biet) $u ©ott unb beffen ©emeinfetjaft heimführen möchte»

@r t)at fyier aber nictjtS eigenes cjefyabt; er »af ffrte nur buref). ©teicfjwie er ausgegangen war Vom 23ater, unb gekommen in biefe Uüelt ; fo eilet er auct),bie 2Bett wteber $u Verfafien, unb l)iti$ugef)en $um s£ater, 3ob. 16/ 28» Sltfo folge bu it)m*

£mrd) fein 23tut bat er biet) fttuctjwürbigen wieber mit ©Ott verföfmet, fein $aterher$ bir eröffnet, unb ftefyct nun an bei* nem §er$en, unb bittet buref) taufenb Erinnerungen, bu möcfy* te|l biet) nun auet) mit ©ott verföbnen lafien, unb biefen beften greunb in beür§er$ einnehmen, 2 @or. 5, 20,

©o ernjHirf) unb fo ber^lid) fucfjet ber 4>ei(anb biet) unb beine greunbfcfyafr, tag er eben $u bem (£nbe für biet) geftor* ben ifr, bamit bnf im ^Öacfyen unb Schlafen, recht mit ifym $u* fammen leben möcfyteft, 1 £fyeff. 5, 10.

25ieS fajfe bu bann boct) im einfältigen ©tauben, unb fyalte ©Ott ajs beinen vertrauten geheimen ©eetenfreunb, beffen ?ufl iftin folgen Äinbern ber Süftenfctjen ; ber mit bir im ©eift gerne converjTren unb ©ememfefjaft haben Witt.

£)tefer bein ©ott flauet biet) an, unb benfet an biet) unauf* lf)örticf) ; fo tag benn beine innige §er$enSgebanfen auet) $u ihm gerichtet fevn, unb nietjt mit ^Bitten in bie ©innen unb Kreatur auSfcfjweifen.

SBebenfe, ba$ all beut ®nt unb bein befter J^reunb hei bir brinnen fei), unb jTct) mit bir unterreben will ; warum wolltet hn bann auslaufen, unb ifyn attein taffen ?

5lct), wer foflte um eines fotehen ©otteS Witten, nietjt gerne t>ie %Qelt unb atte Kreaturen vergeffem

Saß eS bir fevn afs wenn bu in ©efettfetjaft eines guten unb lieben greunbeS buret) ein frembeS 2anb unb wüjle @inöbe reifetefL

20. 2tuS f)er$ticf)er Ziehe $u bie fem beinern trauten Seelen* freunb, tfjue alles, unb leibe atteS, unb nimm atteS an, was bir begegnet in biefer $öettr baS steine fowofyt afS baS ©roße.

Um feiner £tebe Witten verleugnen biet) fetbft, unb jtirb ah aU len ^üfien beineS gteifctjeS unb beiner e innen; beiner vor? Wiegen, gefct)äftigen unb fefbftftugen Vernunft ; tioie auet) ber verborgenen 5tnftebung unb fatfct)en £ujt in atten fingen auf* fer ©Ott.

204 8+ (stücf £ie wafyre Miu<$eit$ ober

$a§ btr boct) feine £ujt norf) (gunbe fo lieb femt, itnb fein £ing fo fejt am ^er^en jn)en, ba$ bu eg um eine£ feieren ©otteg willen nid)t alebalb unb willig felfteft bran geben wollen*

Rubere mögen retrf) unb t)errficf>, geehrt unb gelehrt femt ; in £uft, ©emdcblicbfeit unb grenbe' leben ; ber eine mag in btefem, ber anbere in jenem, feine (£rgö£ung unb £roft (teilen ; laß bir (Sott allein genug ferni.

5Baä anbern ein üerganaftdjeö Ting unb bürftige Kreatur ijt; atleg ba$ roill bir ber untteränberlid) allgenugfame ©ott in beinern ^er^eu werben«

Um feiner ?iebe willen verleugne in allem beuten eigenen Tillen, beine (^elhftliebe unb ©efälltgfeit ; fitr$, verleugne btcb felbjt, wo bu biet) felbjl ftnbejt.

Unb ad) ! voie tnel wirft bu nicl)t r>on biefem (gelbjr futben, wenn bu alfo in ^bgefebiebenbeit, nahe 6ei bir felbjt, unb nafye bei @ott $u bleiben, biet) angewobneft

9D?acbe niebt $u fciel 2öerfe tton beinern £ei6e ; er ift utebttg, eine ©peife ber $Bürme ; er ijt tterborben, »oller böfen 9teg* ungen unb S5egierbeu, ber ben ©eijt oft fefyr »eibunfelt unb befebweret*

£)u mn$t beinen Körper fo anfeben, unb Heb gegen if)U fo frembe halten, alö ein £err tbnt gegen feinen Änecbt.

Regiere beinen %eib mit Verftanb, unb gib ihm, unterm Vor* wanb ber ^lOtbmenh'gfeit, niebt mehr al6 ftcfjö gebühret.

*U?er in ber Verpflegung feinet £eibeö fo ^äftltcb ifr, unb fo mancherlei 31t feiner Öequemlicbfeit flieget, wirb nimmer ge* fammelt unb red)t geijrlicb werben,

?D?acr)e ntct>t gleich, fo fciel vIBefen£ batton, wenn btr einig Ungemarf) ober ?efteu ober 2Biberwärtigfeit gujtöfet.

Zxad)te, bureb ©otteg ©nabe, alle ait^ unb inwenbige £ei* ben, betmlid), gebulbig unb fanfte $u tragen, au$ Zitbe $u beU item 3^fu*

3a, umfaffe ba$ £reu$ unb allerbanb 2ötberwärtigfetten, unb liebe fte fcon £>eqen; benn nicf)t3 hilft bir mehr, beiner Eigenheit ju fterbeu, rüie aud) fcon allem abgefpeljnet $u wer* ben, unb ©ott reebt nat)e $it fommem

21. 5luf folebe 5öeife ber 38elt unb bir felbjt immer abjrer* ben unb fo mit ©ott im Verborgenen leben, ba3 r)etgt 3efu nachfolgen ; barin bejlefyet ber ßern unb t>a$ 2Befen be£ @l)ri* jtentl)itm$.

Umgang mit ©ott unb jTd) felbft atfeüt. 205

X)teö tttu^ bexn allein wicbtigeg, beut einiges unb aürägli* cbe£ ©efd)äft fyier anf Erben femt, bte^ nm^ bein einziger §aupt$wecf fei)n, ben bu bei allem fletö im 2luge fyaben, nnb wo^u bn atleg anbere richten mußt.

3n biefem ^auptwerf übe btd) einfältigltd), nnb ofyne großen Umfcbwetf nnb 3urüftung $u machen.

sJ?imm an, nnD gebrauche afle$, (n)te gering aud) femt möd)te,)wag bir barin befjüffüd) fei>n fann, mit £emutt) nnb £aufbarfeit.

Verwiege hitf) aber in ntd)t£, biube btd) an niebtg, bleibe bei niebtö ftille flehen, alö bei ber 2iu3übung beutet ftauprwerfeä.

Saß Martha fid) mit weitläufigen nnb liefen £)ingeu beim* ruhigen ; ifr bod) nur biefeö (Sine nötfytg, nnb biefeö ($ine beftänbig, welcfyeö allein in 9Rotb nnb £ob t)clfen unb öergnü* gen fann, wenn bir afleö anbere (wie fd)eüibar and) ift) wirb genommen werben.

22. Dttcfyte Me$ gerabe auf biefeg Eine.

sXGa£ bu erfennejt, t)örejt ober liefejt tton ber ©ottfeligfeit, baö bringe fein alöbalb au3 bem $opf tnö §er$ ; ba3 ifr, traebte nur bir felbft alöbalb ju 9in$e $u macfyen, baß bu für beiue sperfon e3 fud)ejt auszuüben, ober fonft baburd) erwecket nnb gejtärfet werbejt; nict)t aber, t>a$ bu e3 nur wiffen, ober bei anbern bat>cn fd)wä£en niögeft.

3a, wa3 bir and) fonft inweubig ober auöwenbig iuber^ßjelt begegnen mag, nimm e3 aüeg einfältig üon bem £errn an ; unb ohne auf ttmftänbe ober 9ftenfd)en $u fehen, traebte bu nur in allem nnb burd) aüe6 für beute ^)erfon geförbert $u werben in beinern &auptwerf, nämlid) in ber Erfennrniß unb 2Jbfrerbung beiner felbjr, unb in ber ©emeinfebaft mit ©ort.

23. yjlad)? nid)t Diel ißefenö unb ^>rat)lenö mit temer grommigfeir, mit beinen Verleugnungen, mit beuten innern Empftubungen unb Erfahrungen; bein ©efyeimniß la$ $wtfd)en ©ort unb beiner ©eete bleiben.

£aß eS bir genug fe*m, ba$ ©ort wiffe, wa§ in bir ift ; bentt ift mebrentbeilö fcfyon ju öiel» baß wir felber unfer ©me3 wifien. weldjeö oft nid)t mefyr gut bleiber, wenn wir e$ felbft in «nö fet)en fönnen.

$öer in jtiller sÜJa hrnebmnng feines £er$enö mit ®ott im Verborgenen lebet, fiirbt taufenb £öbe, nnb genießet oft un*

18

206 Stücf— Die rockte Ätngbett ; ober

au3fpred)lid)e Vergnügungen unb ©eltgfeit ofyne Diel ®e* räufd) $u machen»

24. ©udje nid)t gefefyett unb befannt $tt werben bei attbertt. gradjte (fo Diel beut <5tanb unb Seruf eg sulägt) alö ein

Dergeffener Bürger (ober Dielmefyr grembting) tn biefer $Belf $u leben, Dort bem man nicfyt Diel »et^r boret ober rebet ; unb ber and) nid)t3 begebret $u wijfen unb ^u boren, al3 nur feinen ©ort ; unb mit 'feinem lieber unb mefyr rebet al$ mit feinem

©Ott.

gürebte bid), wenn hu befannt unb gelobet wirft ; freue btd) hingegen, wenn hu Dergeffen unb öeraebtet wirft ; benn hat burrf) wirb bir ber $öeg $u Dieler ©efabr unb 3pr(treuungen »erlegt, unb befommejt fo Diel mefyr »Seit unb Gelegenheit, in bir felblt $u bleiben, unb allein mit ©ott gu wanbeln.

£rad)te hu nur ütwenbig wobl mit ®ctt $u fteben ; aföbaim tftlmentg brau gelegen, wie e$ fonjt gebet, unb maö anbere Don bir reben unb benfett.

25. Dbtte 9?otl) \)abe triebt mel Umgang mit ben $?enfd)ert biefer $Selt ; wenn bu aber bei tfytten bi(t unb femi mu#t, fo trachte bid) ütwenbig alfo $u galten, eben alg roenn bu nur mit ©ott allein wäreft.

Sfflad)? biet) mit febr wenigen gemein, unb $war nur mit fol* eben, bie hu bewäbrt erfunbeit bajt, ba$ fie bir $ur ©tärfung, Grrwecfttng unb 23eförberung in beinern £auptwerf bienttd) ftnb ; hamit bu niebt (aud) wobl unter gutem (Schein) üoit ©ott unb Don beinern ^nmenbtgen berauö getoefet werbeft, unb bir Don beinett greunben beitte wenige foftbare ^eit nidjt geftofylen werbe.

£abe nur beuten Umgang mit (3ctt unb mit bir felber.

26. SSrid) gerne beinen Tillen, um bem ©utfmben eines anbern ju folgeu, wettn eg niebt wiber ©ott ijt. 31d) e$ tjt Diel leidster, Diel ruhiger unb nüllidjer, $u gefyorfamen, afö $tt befeblett.

5Betttt e3 heiu <&tauh unb SSerttf nfd)f erforbert, fo Mte bid) nid)t hamit auf, attbererüflenfd)ett£f)Utt unb 2Befen wa^r* ^unel)mett uttb $u beurteilen.

5öer alles Unrecbte in ber ÜBelt red)t fyaben unb beffent Witt, ber Derwitf elt jld) nur tit Diele Uttrufye uttb Betreuung, uttb bringt oft weber ifym felbfl rtoer; anbertt $u$ett. £abe atfjtaufbttfjfelbft!

Umgang mit ©ott imb jtcf) fclbflt allein. 207

O wie rubig fann bod) eine ©eele (eben, bte ntd)t nötbig bat, Diel auf anbere ju feben, unb an anbere $u gebeufen !

Uebrigettg liebe alle 5D?enfd)en, fei) gegen alte freunb(id), unb tl)ue gegen jebermann ®ute$, nad) beuten äuffern unb inner« Umjlänbcn nnb Vermögen ; bleibe aber babei in beiliger gurd)t unb ütwenbiger 2lbgefd)iebe«beif, bamit in feilte 3erjtmt* uttgen gerdtbejt, unb in äöeirlänfta.feiten eingeflocbten werbejr.

27* &ebe iufonberbeit atte grommen, unb aebte fteaüe (and) beu ^Uercjeringflen) in aller 2lufrid)tigfeit beffer al^ bid) felbjr.

?tebe bte äöabrfyeit unb ba$ @ute, unb banfe @ott bafür, wo bu and} ftnben magjt ; ba^e birf) aber bei anbern nicht auf, fonbem trachte bu and) felbjt gut $u werben»

Ötebe and) biejenigen, bie nid)t in allem fo wanbeln, wie bu tlmjt; laß bn einen jeben feinen s2öeg gefyen ; wa£ get)t£ bid) an ? golge bn 3efu nad)»

£>enle nid)tö Slrgeg wiber beinen trüber ; richte nid)t, eifere nidjt, bente alle6 %nm 25ejlen+

Äannft bu feine offenbaren geiler öerbeffern, fo tt)ue e$ mit beiliger gurdjt unb ©anftmutb, unb febre aläbalb wieber in isemutb $u bir felber, in beut eigen §er^

28» 2)ie£ allein, o ©eele, muß bir ein foldjer Qmtjt unb fo mdjtia. fetm, baß bu bid) mit ganzem £er$en barauf legeft

^ierin übe btcf) öom borgen bi$ ^um 5lbenb ; unb lag bir tnwenbig eben fo femt, a(3 wenn bn fonft nid)t$ in ber 3öelt $u üerrid)ten bättefh

§alte bid) mit nicfytö grembem nnb Unnötigem auf* 3öer fein eigen £er$ reebt bewabren, unb in beftdnbiger ©elbftöer* leugnung 5efu nachfolgen will, ber ftnbet fo fciel gu tl)nn unb $u leiben, baß ü)m feine %eit übrig bleibt^ jTd) in anbere £ütge ein^ulaffen.

29» 5öa3 bu fonft äufferlid) $u üerrid)ten f)aft, tfme, fo tuel bir möglid), ol)ne Sßegierbe, ©orge unb 23efümmerniß

£!)ue alle£, nur be3 £errn ^Otiten in 2)emutt) $u »oll* bringen, fo tbuft bn e$ bem £erw, unb wirb bir an bem einzig 9tfötbigen nid)t febaben fönnen.

?aß beinen ©inn unb 2lnbad)t nid)t $u tnef, unb mel)r a(3 nott)ig ijt, auf bein äuffereS 2öerf gerichtet fetjn ; bamit bu in einem jttllen 5Befen arbeiten^ unb gugleid) bein §er$ bevoaly ren, unb bei bem §erw bleiben mögejt*

£(d) wie eitel unb md)tig ijt fottjt aKe£, wag ber $Belt

208 8. (ghtcf— £ie wafyre #lugt)ett; ober

aufler ©Ott gewirfet wtrb ! Unb meieren £rojl imb 9tu£en n>trft bu üon aller betner Arbeit traben in ber ©tunbe beineS £obeS ?

3a, wa$ foflte bid) aud) fonfl troffen in allen TObfeltgf eiten biefeS gebend, wo bu nid)t tracfytejt, allezeit unb in allem, ©ott jum greunbe $u baben ?

30. 23alb get>efl bu fcon binnen.

$on alle bem, wa$ bu baft unb ftel>efl: in biefer 5ßelt, fannft bu ntcbtS mitnehmen : alle 5D?enfd)en tterfafien btcb, unb bn tterfäffeft alle 9#enfd)en ; bann wirft bu mit ©Ott allein beim ©adjen ausmachen müjfen.

£>erl)alben übe bify öon nun an in bem Einigen, nämlicfy atfeS $u öerlajfen, waö bu alSbann fcerlaffen mu$t.

§anble unb wanble mit ©ott, öon nun an; gteidjfam afö unter tner klugen*

SD wobl bem, ber in fo jtiller Slbcjefcbiebenljeit mit feinem ©ott lebet, unb nur ibm unb ber (£wtgfeit befannt unb gemein* fam gu werben trachtet ! bem wirb ber £ob nid)t fommen wie ein Qieh in ber Vlad)t, er barfaudj nidjt erfdjretf en öor ©otteö 2lngeffd)t $u erfdjeinen.

£)enn, wie er t)ier bem §errn gelebet l)at, fo wirb er auefy bem jperrn gerben ; unb wte fein geben bier mit Gifyriflo in ©ott verborgen gewefen ift, fo wirb er, wenn @bri|lu3, ber fein geben tft, wtrb offenbar werben, aucl) mit ü)m offenbar werben in ber £errlid)feit, @ofojf. 3, 3. 4.

III.

31. 2Ber mit einem jtttten unb anbäcbtigen ©ernütb baS geben unb SSerljalten 2>efu @brifti, t>cn feiner Grippen an, bis in feinen Zob am Äreu^, emfebauet, ber wirb eben bie %n§* ftapfen gan$ lebbaft unb auf biefe fcottf ommenjft 3öeife, px un* ferer Nachfolge, barin ein? unb ausgebrütet fmben. 2öir wol* len fotcbeS mtt einem 2öort berübren.

32 (5r, ber £etlanb 3efuS, ber in biefer 2öelt wobl hätte ebne ©ünbe mögen unb fönnen in (£bre, 9?eicbtbum, 3Bob(* hift unb greube leben, l)at boef) bieß alles and) unß ein 33or* bilb gu geben, niebt baben wollen, fonbern lieber (Scfymacb, 2!r* mutb unb Äreuj erwäl)let, £ebr. 12, 2. @r ließ bem §erobeS unb ben ^pbartfäern ibren &taat, Önfefyen, ©cbä£c unb @e* mäcblicbfetten, unb lebte bie mefyrefte %eit, mit feinen geringen, tteräcbtlidicn Leitern in 9ta$arett), einem gan$ fcerad)tltd}en

Umgang mit ©ott nnb fiel) fetbft altem» 209

nnb fdfjfecf>ten £)rt, bei einer nnanfefynlicfyen §anbarbeit, fo gan$ fcerbecft nnb jlille, ba$ man mofyl fanm in ber %Qelt mag gemnßt fyaben, ba$ $n ^aretf) einer märe, ber 3efn£ bieße. (£r tyätte in allen ©tncf en fonnen anblendeten ; fehlte ifym nid)t an SSerftanb, 3öei3t)eit, ©aben nnb göttlicher jfraft; er l)ätte fcon alten geijHidjen nnb natürlichen 2öijfenfd)aften bie ttortrefflidjften S3ücf)er (treiben fönnen, bie alle SDöelt bemnn* bert t)ätte, nnb mobnrd) ttiel tanfenb Üftenfdjen, nnferm 23e* bnnfen nad), mären befetyret morben ; aber nein, er foltte nnb wollte nicf)t [deinen, ©elbffc in feinem offenbaren ?eben, fachte er, fo üiel möcjlid), feine 3önnberwerfe, 9J?attt). 8, 4. May. 9, 30. jc. feine göttliche §ot)eit, 9D?attf). 16, 20. nnb £errlid)t"eit, Wlatty. 17, 9, verborgen $u galten, nnb flob, wo nnb wenn er gelobet, £nc. 11, 27. 28, nnb geefyret wnrbe, 3ö^ 6, 15. 33. ©ein £eben fyier anf (£rben fafy er an al£ einen £)urd)* äflg * Sei) bin in bie 2öelt gekommen, tyieg e$, wiebernm k>er* äffe td) bie 9fBe(t, nnb getye $um SSater, Set). 16, 28. Sitte feine 25efd)äftignng mar nnr, <m femt in bem, ba$ feinet $a* terä ijt, 2nc. 2, 49. ol)ne ftd) $n befnmmern nm frembe 23inge, wop er nid)t in ber 5öelt mar. Unb gleid)mie er in feinem fnv]en offenbaren 2eben, pd) fo oft bem 23otf entriß, nm in gefyeim ^n beten, nnb manchmal gan^e yiäd)te in ber (£mfam* feit, in einem ®ehet ©otte£, ?uc. 6, 12. nnb fonberbar fami* liären Umgang mit feinem fyimmlifdjen $ater $nbrad)te ; alfo ijt leidjt $n erachten, baß in feinem langen Verborgenen Zehen $n 9ca$aretfy, biefe£ nid)t weniger fein liebfteä nnb ftixteö £anpt* werf gemefen fe^n werbe. Qatiib nnb tyetvnü fagen nn£, ba$ ber ^eilanb, ftd) beftänbig genbet, in ber ©egenwart ©otteg $n wanbeln, nnb fid) in ifym, feinem bimmlifd)en SSater, innige lid) $u erfrenen. £)ergeffalt führen fte ifyn felbjt rebenb ein : 3d) fefye ben £errn fcor meinen Singen : benn er ijt jn meiner 9?ed)ten, barnm werbe td) nid)t bemeget merben, Slpojtelg. 2, 25. 26. £)arnm ijt mein £er$ fröfytid), nnb imeine 3w9e ppfet frenbig anf, 2C. Unb afo lieg üjn and) fein SSater nid)t allein, weil er fein 3öerf baöon machte, bemfelben alfo nad) ben Singen $n fel)en, nnb allezeit ba$ $n tfynn, maö ü)m gefällig mar, Soty. 8, 29. in bejtänbiger (£rgebnng feinet 3öttten3 in ben Tillen feinet $ater£, pol). 4, 34. Aap. 6, 38., ja, an3 ?tebe $n bemfelben, bte atterbitterfte Reiben miliig nnb mit gren* ben anf ftd) $n nehmen, 3ol). 14, 31. 18*

210 8. Stücf— £te mafyre Stillzeit ; ober

£abei ließ er bte ©cfyriftgelefyrten unb spbarifäer fid) ^attfcit über il>re befonbere Meinungen, unb ftd) fd)teppen mit ifyren letbftcfyen Hebungen unb 9ftenfcfyenfafcungen ; leitete fTe btnge* gen ntit^öort unb 3öanbel, baS (£ine/mefd)e3 9?otl) mar, unb moran e3 ifynen allen nod) fefylete. Unb gleicfrmie er fid) ntcf)t ntengete in bie unnü^en (Streitfragen ber ©elefyrten felbiger 3eit; fo ließ er fid) and) in feine anbere £inge ein, mo$u er nid)t gefanbt mar» 5Öer t)at mid) bapi gefegt ? 2uc. 12, 14., mar feine 5lntmort, menn man itm in frembe £änbel ^tefyen mollte, ob er mofyl fonjt fyerum gieng, unfc allen ®nte$ fyat, 2lpojMg. 10, 38.

35. Sr liebte einfältig, arme unb öeradjtete Zente, unb gieng gerne mit ifynen um, wenn fie SSegierbe $u ©Ott Ratten : mar auef) in feiner 2iebe unpartbeiifd). Qa$ famaritifdje %Qeib mar ifym ja fo lieb al$ ber ©djriftgelebrte 9?tcobemuS, 3^1). May. 4 u. 3. mie nidjt meniger Diejenigen, meiere tfym mr 3ctt nod) nid)t nachfolgten, ?ue. 9, 49. 50. (£r mollte gar nid)t ein* mal über bie irrigen einen C^tfer gehalten ibid. ö. 45 u. f. nocl) bie größten offenbaren (Sünber urtfyeilen, 3">fy* 8, 11. 2>a3 eine ÜBerf, mo$u er gefommen mar, betrachtete unb nbete er £ag unb 9?ad)t, mit unermübetem gleiß ; batton mar fein £er$ unb ©inn fo fcoll, ba%, maS er and) tton äujferltcfyen fingen fafye ober fyorete, ifyn nur aufö ©etjHidje fübrete, ba$ er and) al^balb batton $u reben Einlaß naf)m, 3ob. 4, 10.

36. 5Bie nun fein ?eben mar, fo mar and) feine 2et)re : £aß mir follten mad)eu unb beten allezeit, 2uc. 21, 36. unb olme Unterlaß, ?uc. 18, 1. ba% mir ibm follten burcl) Verleugnung unb täglidjeS $ reu$ nachfolgen, üftattl). 10, 24. ol)ne unö ttiel um anbere $u bekümmern, pol). 21, 22. (£ine£ fet) nur 9totl), ?uc. 10, 42. auffer bem l)ülfe ja alleä bem 9D?enfd)en nidjt, menn er gleid) bie gan^e 5Belt gemönne, 9D?attl). 16, 26. u. f. m.

3efu3 @t)riftu3, ber treue £irt unferer Seelen, ber unä mit feinem tfyeuren S3lut tton ber dvbe il)m $um ©gentium erfau* fet bat ; ber aber aud), inbem er für uuS gelitten, un$ ein SSorbilb gegeben, ba$ mir nachfolgen follen fernen gußflapfen, 1 ^3etr. 2, 21. ber bemirfe unS berge ftalt burd) feinen ©etft, baß eben ber ©um aud) in im$ femt möge, me(d)er in 3?fu (Ifyrijb mar, tytyl. 2, 5. uuS nämlid) in grünbltdjer 3lb(rerbun0, auszuleeren tton aller Kreatur* unb ©elbjtliebe ; bamit mir bte mnißen Zaa,e unferer 5öallfal)rt abringen mögen in mabrer

Umgang mit ©ott unb firf) felbft allem* 211

(5ntl)altung von aller vergangnen 2ujt ; tobt $u werben ber ©ünbe, fremb ber täelt unb un3 felbfl, ifym aber unb ber jttfc len @wigtot im ©eijt befannt unb gemeinfam ; unb ba$ wir tfym bergejtalt, al£ ©äjte unb gremblinge, mit gefcfylofienen öligen nachfolgen, unb mit ü)m (tttte fort wanbeln mögen, burrf) bie $ßü(te biefer ^löelt, bi3 in unfer wafyreö unb ewigem $a* terlanb*

3a, 3efu, bringe un3 SSerirrete, unb Verlorne alfo lieber fit bir, $lagL 5, 21 ♦, ba$ wir wieber tyeim fcmmen* Linien.

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31 tt $ a n g.

£>te XteBung fcer liefcretdjett (Ueßenwart (&otit$+

(5ö ijt Unter allen 0ottfeligen Hebungen feine allgemeiner, einfältiger, füfer, nü£ltd)er, unb welcfye mefyr bie gange|©umma ber cfyriftlicfcen tyfiiäjten in ein giücffeligeö (£ine$ verfaf et, afö bie Uebung ber liebreichen ©egenwart ©otteö ; nad) bem ©e* ftänbnif? aller ^eiligen* hierin ftnb un$ (£nocl), 9coafy, 2ibra* bam, £amb, Sffapl) unb unfer ^eilanb felbjt, vorgegangen ; unb bi$ bato begeugen^ alle frommen, eg fei) itwen gut, ba$ jte fiel) nafye bei ©ott galten*

@$ bejM)et aber biefe Uebung fnv$i<fy barin : £)a$ wir ein* fältig unb anbärf)tig glauben, ba$ ©ott überall, unb auefy in unferm Qev%en gegenwärtig fei)*

£>aß er ^u bem (£nbe bei un3 nnb in unö gegenwärtig fei), bamit wir ir)tt bafelbjt anbeten, lieben unb ihm bienen follen ; cjleicfywie er ftcf> nn$ bafelbß; gerne mitteilen, unb feine Cujt tn un£ baben will*

£a# wir un3 bemnad) biefer $Bal)rbett beö ©lauben£ öftere auf eine ber$licl]e 2Beife erinnern, unb un£ al£ bei ©Ott, vor ©ott, unb in feiner ©egenwart anfeuert.

£a$ wir biefen unfern gegenwärtigen ©ott mit unferm §er* $en anbeten, verherrlichen, heben unb un3 it)m gan$ übergeben»

£aß wir alleö trachten $u tbun, $u verleugnen unb $u leiben, in einem fanften unb ftillen ©eijt, a(3 in feiner ©efellfd)aft, nad) feinem liebften Tillen, il)m $u Heb unb (£i)ren.

212 8, <&tM, 2lnf)-— Uebung ber ©egenwart ©otte$*

©aß wir un$ auf eine liebreiche unb jtumme 2Betfe mit ®ott unterreben in nnferm £er$en, unb un3 mit ibm gemeinfam machen, al$ mit nnferm liebten unb bejlen grennbe ; unb $war $u aller j$eit unb bei altem, wa$ un£ mwenbig ober au^wen* big Dorfommt, eg fei) ©ute$ ober 256fe£*

©aß mir aucf) $u bem (£nbe, unter unfern ©efcljä'ften, big* weilen einen Slugenblirf jtill galten, um burd) einen anbäcfyti* gen 2tebe3bltcf $u ©Ott, wtö $u ftärfen, ober $u erneuern in biefer Hebung*

©aß mir wa fyrnebmen unb beantworten bie £iebe3güge unb ?ocfungen ©otte3 ixx nnferm ^nwenbigen, woburcf) er un3 freunblirf) erinnern, ftiflen, fammlen unb mit (Tel) vereinigen mit

Unb enblicf), ba$ wir naefr einer jeglichen Betreuung ober Untreue, mit bemütfyigem Vertrauen al^balb $u unferer Ue* hing wieberfefyren, wie ein Mixxb $u feinem lieben 2Sater.

(&et)et boef), wa$ ijt einfältiger unb leichter $u faffett, al$ biefe füge geljre von bem Ül}ege unfern §til$.

©o gewogne bief) bann nun an ben §errn, meine (Seele ; bie ©efellfdjaft biefeg greunbe^ fei) bir werter unb füger al£ alle ©inge biefer 2öelt.

dt i\t ber getreue greunb,ber bein SBeijTanb unb £roft femt wirb in ber (5tunbe beineä £obe£, wenn bid) alle gxeunbe öer* laften*

pa, bann wirft bu erft xed)t anfangen, ber fyerrlicfyen unb feiigen ©egenwart ©otteg $u genießen, unb bei bem £errn femt allewege, ©ela !

mettnM ^iutf*

mott im* Neffen «Jlngeftd^t

$)fa(m 34, 6.

tretet fieräu, unt> fefyet auf ben Jfperrn, fo werbet Vfk erteucfjtet, unb euer tfngeftcfyt wirb mcfyt au ©djanben werben.

£) ^ftenfcf), (eben bu, ber bu biefeg (tefeft) ftefye boefj eüt wenig ftitfe, unb bebende mit (£mjif: beuten boben 2(bef, tt>o$u bu cjefdt)affenr unb t>on @ott tu biefe $Mt gefe^et bifh £)u btft ntdjt für bie 3ett unb für bte Kreatur, fouberu für ©Ott unb bte ©angfett gefcfyaffett, unb btdij mit @oti uub mit ber <5ttHgfett-$tt befdjäfrigen. Unb bu btft eben ba^u tu btefer siMt, um btefen beuten @ott unb beflen fetigmacfyenbeö 2ütgefTcbt, moöon bu btd) burd) bte ©ünbe abgemanbt, unb $ur Kreatur gefetyret baft, wieber $u fueben ; bamit bu baburefy grünburf) ge* betuget unb erleuchtet, unb ©Ott in "bir, uub tu iu @ott, greube, &tjt, grteben unb SSergnüaung bei ben möcbtefL

2* 3n btefem Mutigen ttegt betn gcttftrf)eö unb eurige^ £ei[ unb ^öobffepn, bag bir fein £>htg auffer ©ort geben fann. X)ie äuftern $orn>ürfe btefer 5öe(t fonnen betneu äuflern 9J?eufcbeit faum üergnügen, in biefer fuqen 3eit beutet müfyfeu'gen £e* benö; inroenbtg aber fyafl bu einen junger, ber nietet gefütfet,

214 9. (Stücf— £ur$e Anleitung, ©ott

ein SJuge, baö nfd>t gefättiget ; ein ©emütl) (*), bog nicht be< friediget wirb, alöburd) einen auVnugfamen,unenblict) liebend .würbigen Vorwurf, welcher (Sott allein tft.

3, £ajt bu nun, o (Seele, ein aufrichtige^ Verlangen in bir, tiefen beinen ©Ott nnb fein Slttgeftot wieber gu fucfyen nnb $u ftnben ; fo ftefye $u, ba$ bn nicfyt anf eine unrechte üöeife an* fängejt. ©ott i\t ein ©etjt nnb beinern @eifre nal)e ; bertyalben fyajt bn nicfyt nötfyig, weit hemm $u feben noefj ^u tanfen, ober buref) t>tele nnb mancherlei (eifrige Hebungen, biet) $u $erftreu* en ; fciel weniger mit meiern Heberlegen, gorfcfyen nnb yiafy ffnnen beiner feernnnft, bir ben £opf $u serbrecfjen. Xk$ wäre melmefyr ein 5öeg, bid) immer weiter »on ©ott $u ent* fernen, unb bief) ungefdjicfter $ur (£rfenntniß feiner nnb feiner 2ßat)rl)eit $u macfyem

4, £rad)te, nnr beinern ©emütfye naef) © Ott gleichförmig $u werben, fo magjt bn ifyn unfehlbar nnb leicht ftnben nnb er* fennen. ©ieicf)wie, wer bie Sonne fcfyauen nnb genießen wtü*, ffcf) tn$ 2icr)t ber (Sonne begeben muß ; alfo mußt bn ©Ott äfynlicf) werben, wenn bn auf eine wefentlicfye SOßeife 1 3ob- 1, 5. 6. 7. ©emeinferjaft mit tfym fyaben willfL £)iefeg un$utäng* u'cfye ewige %id)t, wirb nicfyt gefeben, al$ nur in feinem eigenen Sicrjt, *Pf. 36, 10, ©Ott tjtein geijtlicfjeö, ewigem, uneingefcf)ränfr reg, einfältige^, fanfteg, jiitleö unb wonnefameö 5öefen ; je meljr bn nun eben biefe (£igenfcf)aften inwenbig befommfr, befto näl)er fommjt bn nun ©Ott, nnb wirft fäl)ig, baß er ftcf) bir mitteilen nnb offenbaren rann.

5, ©ott ifr ein abgefcfyebeneg, geijHid)eg 5Befen, fremb bie* fer groben $Belt, ben (Sinnen unb ber Vernunft. 28ill(t nun tt)n ftnben, | unb fein 2lngeftd)t flauen, fo balte auef) bu biet) mit beinern ©eift, Ziehe, ?uft unb .gerjenögebanfen, fo öiel mögliel), abgefcfjieben unb fremb ber 5Belt, unb alle bevA, ba3 in ber ÖBelt ijl ?aß feine Kreatur mit ^Bitten in bief) rjtnetn ; unb fet)re and) mit beiner ?uft unb £tebe $u feiner Äreatur fymauö ; meibe alle unnötige 2lu6fct)weifung unb 3Birffamfeit beiner ©innen unb Vernunft. Siebe beinen ftnn* liefen, Vernünftigen £beil an, a(d wenn e$ ein fremder sJJ2enfd) wäre ; unb bleibe bu im ©eijr, mit beiner 2lnbad)t unb $iebe& neigung, ju ©ott gewanbt in beinern 3nwenbigen ; macf)e bief)

*) Tit Sacultät &cr Sreute unfc 9?u!)e, fonfi genannt öae ©erciffen, fca$ erinnernd ?S3oM* gtfatfen, u. fr «v,

unb beffen 2lttgeficf)t $u fudjen* 215

tnitifym tm*8erborgenenbeineS@eifieSrecf)t gemein, unb nimm bid)S nicfjt an, tt>aS braujfen ttorgefyet.

6. ©ott roobnet in ftd) felbjt in ber (fttrigfeit; er tf! atte^ett berfelbe; bei tfym femSSor ober 3Rad)r fonbern ein fleröwäfyrett* beS £>eute. ^ßitttfl bu tfym nun naben, o ©eele, unb ©erneut* frf)aft mit ibm fyaben, fo meibe alles unnötige 3«rncf* nnb 3<orauSbenfen, all betn vernünftiges Uebertegen, gorfdjen nnb ©orgen ; unb bleibe, roie ein unftfuilbigeS Äinblein, mit bei* nem ©inn unb ©emütb, im gegenwärtigen 2lugenblicF bei bem Qevxn, unb lag ifyit für bid) forgen unb bicb leiten*

7. ®ott ijt ein allgemeines, ungeteiltes, uneingefcljränfteS 2öefen> unb aller Vernunft unbegreiflich : (£r iji meber bieS nod) baS, fonbern MeS unb (gine's (*). £erot)alben, wenn bu (Sott ernennen, unb bicfy ^tt ibm nahen rotllj?, fo lag fanfte fallen all beut Dieö unb 2)aS, alle beine befonbere, einge* fcbränfte, finbtfefye Silber unb ©ebanfen öon ©Ott; nimm beine Vernunft unter ben einfältigen ©lauben, unb gefye mit beinern ©eifte ein, in eine unumfcbränfte 5lt(gemeinl)eit unb (lille 5Beite beg ®emütt)S, obne befonbere Vorwürfe unb Ueberle* gungen, fonberlid) $ur 3eit beS ©ebetS.

8. ®ott ijl bie Einfalt unb ?auterfeit felbjt ; begroegen fann tlm niemanb ftnben nocl) behauen, 9D?attf), 5,8., als ber eines lautern unb reinen £er$enS ift. £serbalben tracbte in allen ©tücfen lauter unb einfältig $u werben* ©et) fcfyltcbt unb recfyt tn allem unb überall, in beinern gbun, [Reben, teufen unb S^egefyren* £ag baS einfältige 5luge beineS ®emütt)S ©Ott gerabe $u anfefyen, unb t'bn in allem alleine meinen, oljne ei* nige unlautere 9?ebcna6ftrf)t ober ©elbftgefucf), fern öon aller groben £eudf)elet, SßerjMung ober gemachtem 3Befem 2ag all betn ©enfen unb Siebten fo femt, bag bu eS ttßr ber Wen (Sonne ber ©egenwart ©otteS barfit feiert laflfen } unb roo ettt>aS gatfcbeS unb Unlauteres ftei) ttriber Tillen tn btr regen möchte, fo fege eS aufrichtig unb rut)ig ttor ©otteS ^Ingeftcfyt bloS, tt>trb eS tterfcfytrinben*

9* ©Ott ijl ein freunblicbeS, fanfteS SBefen ; er tft ?te6e ;

*) SDton ncf>me btefe§ in feinem anbew, al$ gefunden 2?erftanbe. T>itZ ijl bie SDceimmg •• 2>ie befonbere 2k>flfommenf)eiten eineS Öefd)öpfö fonnen abgeleitet, gemeffen, umfdjränfet, un& begriffen reerben : Sott aber ijl ein I)öd)ji einfarfjeö 2Befen ; er ifl nidjt tiefe ober jene 6cfonbere 9MfommeHfjett, fonbern affe$ ©ute unb äffe 2Mfommenfjeit, in unjertrehnlidjer/ unbegteifli: $er finfyeit.

116 9. ©tücf #nr$e Zuleitung, ©ort

wer nun in ber Siebe bleibet, ber bleibet in ®t>tt, unb ©ort in ihm, 1 3ob. 4 16. (so fet>bann and) bn fanft, freunblid) nnb bolbfeltg, in beinern ganzen 3Befen nnb UBanbel. ?a# burd) ben ©etft ber ?tebe 3efu, tie geringen, wtberfpenfftgen Gräfte beiner tftatur befänftigen, bie &ärtigfett beiner Slffeften fttllen, unb beuten ftörrigen Eigenwillen gebengt nnb gefcrmteib'a, machen ; unb fo oft |7d) xva$ ®brigeg in bir reget, fo erfenfe biet) alöbalb ftille in t>a$ füge Clement ber ©anftmutt) unb Siebe.

10. ©Ott ift ein fHlle£ 3Befen, unb wormet in ber fliffen Ewigfeit. <5o mu§ and) bein ©emütb wie ein fttlleö unb fla* re$ $öäfferleiu werben, worin fid) bie .ßlarbeit ©otteg fpie* geln unb abbitten fann. Wleibe fregrcegen alle 35eunrut)igun* gen, Verwirrung unb ungeftnmeä $öefem öon innen unb t>on auffen. yiid)tö in ber ganzen $L*elt ift werft), baß bu hid) brü* ber frören fotttejt ; felbft beiue begangenen gebier, muffen btcfy nur bemütbiaen, aber nidjt beunruhigen, ©ort ifr in feinem heiligen Tempel, ipabac. 3,20., eg fett ftille »or feinem 21n* gefügt atleö, wa$ in bir ijt ! jtille, mit beinern 9D?unbe ; ftille mit beinern 2ßillen ; jtiüe, mit beinen 5?egierben unb ©eban* fen ; jtille, mit beinern eigenen "üBirfen. D mie nüfelid) unb föjtlid) ijt ein fanfter unb jttller ©eijt fcor ©otteö 21ngejTd)t! 1 <}>etr. 3, 4,

11. ®ott tft ein freubigeä, gufriebeneö unb wonnefameS 5&efen* £rad)te ber falben aud) ein ftetg freubigen unb frieb* famen ©eijt $n befommen. ?0?etbe alle ängftiiebe borgen, SBerbruß, 9Jhtrren unb £raurigfeit, weldjeg ba$ ©emütl) Wr* bunfelt, unb btd) untüchtig mad)t $um Umgang mit ©Ott ; fefjre btd) fanft tton tfym abf wenn bu bergleidjen etwaö in bir gewafyr wirft. Dein §er$ fett fremb unb tterfd)toffen aller äöelt unb Kreatur ; aber gan$ gemeinfam unb offen gegen ©ott* &ahe ein vedst geftreugeö 5luge auf bicr) felbft, auf betne böfe ?üfre, Oelbftltebe nnb Eigenwillen ; aber gegen ©Ott fet) red)t frei, finblitf), liebreid) unb ttertraulid) ; ftefye tbn an al6 beinen $er$en3freunb, unb benfe nid)t$, al£ lauter ©uteö, tton ibm. ?a$ alle$ auffer bir brunter unb brüber je? ben: ?a§ beinen Seih in $tven% unb @d)mer$en, unb betne (Seele in 2)ürre unb Reiben femt ; nur bein ©eijt bleibe tton bem allem unberüfyret, jtiHe unb Reiter, ergaben über hie 3«*

imb beflen 2lngeftd)t jtt fucfyen. 217

fälle aller Singe ttnb vergnügt in unb mit feinem ©Ott üon in* neu, unb imt feinem 9Bor) gefallen öon auffett.

12. 2öirftbu bid) berge tfalt mit mir $u üben tvadjten, fo mirb beut ©emi'ttf) aflmäbtig ©Ott gteidjförmigen unb atfo aud) im* mer fähiger werben, btefeä allgenugfame unb ftepenömürbtgfte ©ut wefentlict) $u ftuben, unb fein feligmadjenbeö 2lngeftd)t an* aufbauen.

13. 3Bobei idj aber uod) folgenbe wichtige Erinnerungen gebe: Erjtlidv ba$, weil hie äuffern Vorwürfe unb ©efcfyäfte, fonberlid) fo fang man nicf)t öiel Sterin geübet unb befejttget tjt, feidjtlid) öiefe Streuungen tterurfacf)en, unb t>a$ ©emütl) mebr ober weniger in biefer Uebung fyinbern, unb au$ ber ge* porigen Sifpofttion feiert ; eg gan$ nü£lid) unb nötbig (et), bann unb mann ben Jag über, eine Heine 3ett befonber^ unb mit gleiß au3$ufe£en, t>a man alle ffdjtbare Vorwürfe unb Ue* bungen ganj bei <Beite fe£en fann, um ffd) mieber in ©oiteg ©egenmart $u fammfen, unb in biefe erforberte ©emütblge* ftalt, burcf) beu 23eiftanb feiner ©nabe etnsugefjen ; ein jeber, uacf)bem e6 fein 3uftanb unb äuffere Umftänbe gulaffen motten.

14. 3mn anbern, fo muß man ttor allen Singen glauben, unb fefi überzeuget fe&m, ba$ alle$ liege an ©otteö Erbarmen unb nicf)t an unferm Collen unb kaufen, 9?öm. 9, 16. £)eß* megen muffen mir nicfyt meinen burcf) unfern gleiß, nod) tnel mentger burcf) unfer eigene^ Slnjlrengen unb $opf brechen, @ott gu jtnben mtbgu tyanen* Unfer $3irfen, in bem 3imal)eit gu @ott, muß ein gan$ inniges, fanfteS, fftlleS unb friebfame£ 2Birfen ober Zeigen unferö feiUenS, unferer Siebe unb unfereö £er$en$ femt; wobei bann l)auptfäcf)ficf) anfommt auf ba£ Sfeirfen ©otteS, unb auf ben verborgenen 3ng fetner Siebe, auf ben mir nur einfältig merfen, unb bemfelben folgen muffen, unb wottor all unfer siBtrfen fttüe femt unb fcfjmetgen muß» SOBenn mir gemabr merben, ba$ ber £>err unS erbeben ober fammfen, jttUen ober befäuftigen will, ober baß ein tiefet 3öoblfeim, eine f inbltcf)e Ehrfurcht ttor feiner ©egenmart, ober ettvaö berg(eid)en, in unferm ©runbe ffcf) befhtbet, fo muffen mir un^ fetner ^öirfung ofme $urct)t überlaffen unb tbm (rille Ratten unb fem*en, in aller Einfalt unb 2fbgefcf)iebenbett.

15* Samürbeji bubann mit ber3ett erfahren, t>a^ bu nid)t uur einen äuffern gftenfcfyen, einen 2etb, ©innen unb Vernunft fjajr, weldje tu biefe 3eit unb für t>k Vorwürfe biefer 3eit ge* 19

218 9. @tittf— Äurge Anleitung, ©Ott

Ijören ; fonbern and) einen innem 9D?enfd)en, einen eblen ©eift, ber feinen ©runb nnb 2öur$el in ber Qrwigfeit t)at, nnb fo(cf)e Gräfte beutet ©eifteg, welche (unabbängttct) tton alle bem, baS in ber üöelt ijt nnb gefcbiebr,) fähig finb, ©ort nnb bie ewigen £)inge anf eine wesentliche ^Beife jn genießen nnb $u befctjauen, $u tt^rer völligen nnb wahren Vergnügung nnb Stille.

16* Deine ^te^ bein £er$, beine feurige ©eelenbegierbe, würbe fobann enblicfy, (nnb bieg ijt eben baö Q?nbe, wo$u wir gsfcfyajfen unb wieber erlöfet ftnb,) wenn jTe üon allem anbem au^geleeret worben, t>a$ böcfyfte @ut, bie unermeglüije ©ott* t)eit, in ifyren unermeßlichen (sd)o$ einnehmen unb bcft^en. Diefe ewige Siebe, btefeö öergnügenbe $öefen, würbet bu mit allen in eing gefammleten Gräften beiner Ziehe, auf bie aller* gartefk nnb inrugfte 2Beife, wie ein unfd)ulbige3 Äinb feine nolbfelige Butter, umarmen, unb mit ber reineften Vertrau* üd)U\t auf bein £er$ brücken, unb tton ibr l)inwieberum feltg* lief) umfajfet werben. %Jlit biefem beinern trauten (Seelen* freunb würbejt bu btd) gteiebfam tterfcfyließen fonnen in bein innerfte£ Kämmerlein, in ben Mittelpunkt beineä §erjen^, weit, weit öon allen Kreaturen. 3n btefer fügen (Jinfamfeit würfelt bu bnxd) bag feltge 9?abefei)n biefeg allgenugfamen 5Befen£, auefy einigermaßen allgenngfam werben : ba$ tft, bw würbet fo ttollfommen gefätttget, vergnüget unb aufrieben fetm mit ®ott, ba$ bu um alle £errlicbfaten, Oteicbtbümer unb 9Bot)Kufre be$ §immelg unb ber (Srben, nietvt einen SSffcf würbejt au£fel)ren, unb jTe ntcf)t einer Neigung beiner Ziehe werft) achten ; aber im Verborgenen würbefl bu, gleicf) einem ©erapbim, in ber reineften Ziehe betneä ©otteö brennen, unb bind) biefe fanfte 2iebe£gtut gan$ freunblid), fanft, Itebticf), ja felbjt Ziehe werben.

17. Dein reiner Verflanb, baS Sluge beine£ ©emütb$, wür* be fcon allen anberen Vorwürfen ab* unb etngewanbr, unb fcon bem Zieht ber ewigen %8ei$beit erleuchtet, geftörfet unb im (Seift ergaben werben, um, wie ein (Sfyerubim, mit gebücktem 5Jngeffd)t $u fietjen, unb 31t befd)auen baö SdtgefTcfjt ©otteö, bie «IBei^bett felbjt, ben Spiegel ohne SSJlaM. 3u btefem Zid)t würbejt bn ba$ ?icnt, $f. 36, 10 nämltd) bie 2öabrbeit erfen* neu ; unb eben biefe Klarbcit be$ $errn würbe ftcf) binwiebe* nun in beinern Weiteren unb jftllen ©runbe fpieadn, 2 @or. 3,

unb beffen Slngeffdjt $u fudjen. 219

18. Dein unfcerbilbeteö blofeö 2lngeftd)t, unb bag entbecfte wonnefame 2lngeftd)t beineg Zottel, würben ftd) tritt ben aller* fyolbfeligften ^liefen begegnen, begrüben nnb umfajfen. Du würbet, gletd) einem unfcbulbigen, fleinen üinblein, mit bei* nem üereinfältigten beugtem ba$ 2Xncjeftdht ©otteö untterwanbt nnb üergnügt anfefyen ; nnb er würbe fyinwieberum, a(ö eine rrenltebenbe Butter, feine Singen auf bi&) gerichtet galten : woburd) bn burd) nnb burd) würbe)! gefyeiliget, nnb in eben bajfeibige Mb üergefMtet werben, tton einer Mlaxfytit ^ttr an*1 bern, 2 (§or. 3, 18.

18. Dein ©emütfy, ober ertnnernbeö 2Bol)lgefallen, abge* fd)teben öon aller greube, groft nnb Vergnügen ber Kreatur, mit ber innigen nnb reinjten grenbe, nnb tieften grieben ©ctteö, angefüllt werben. Dn würbefl alle beine 2uft, alle beute grenbe unb ©eligfeit fyaben in (Sott; nnb ©Ott würbe binwteberum (eine greube nnb ©efallen in bir baben. (5r würbe in bir rnben nnb wot)nen, al$ in feinem füllen grie* benötfyron ; nnb bein @eift, ber fo lange tvie ein tterjagre^ 5öaifenfinb in ber grembe berum geirret, würbe and) wieber füßigtid) an^mben in feinem rechten D^ufyepunftunb £eimatfy, nnb in ben ©d)oo§ ©otteö in uiwerrücftem grieben ftd) nieber legen, nnb fTct) verbergen in bie jliüe (£wtgfeit Stt btefem un* erme$lid) weiten griebenöreid) würbejt bu leben fönnen, unbe* rüfyrt nnb nngejtört t>on ben ©turmwtnben ber Slffeften, abge* fd)ieben üon aller beunrufyigenben greube nnb graurigfett, gurdjt nnb Hoffnung, bie, öon aufett beinen ©eijt anfallen; möchten.

Unb alfo würbejt bu ein Weiterer §immel ber bodbgelobtett Dreieinigkeit femt, worin biefelbe wohnen, nnb ben fte mit ity rem Zid)t, Ziebe unb allen göttlichen £ugenben erfüllen, unb fid) barin öerflären würbe, in 3eit unb.(£wigfeü\

19. @o fei> bann nun nidjtmefyr fo ttjörtdjt, o bn berrlid)c3 ©efd)6pf nnb (5benbt(b beö ewigen ©otteö, baß bn beinen fö* niglidjen Qid) Witt nid)t fagen, göttlidjen) ®e\% nnb beffen eble Gräfte, fd)änblicber sißeife $u ©flauen madjejl: ber geringen, bürftigen unb nichtigen Kreatur nnb Qntetfett, burd) 5lngeninjr, gleifcbe^lujt unb boffdrtbige^ Zehen. @ben ba^tt fyat @ott fei* nen,<5ot)tt gefanbt, bid) au3 fold)er $ned)tfd)aft $u erlöfen, unb beinen @eijt wieber $ur fyerrlidjen greifyeit ber $inber Qjotteö $u ergeben. 23ebenfe, bn bijt nad) beinern ebeljlen

220 10» ©tue!— £er vortreffliche 2öeg

ZtyiUin ßinb ber (groigfeit; ©ort felbft ijr beut SSater unb beut ^aterfanb, ba mu§t fcu toobnen unb nxtnbeln ; bte 2Belt ntuf? bir ein ((Jrileum) @tenb, unb bein Körper ein 3ncbtbau£ unb Werfer fe|>n. 2lcf), fo t)ebe bann empor bte ewigen Ztyoxe beiner ©emütl)gfräfte, über bie Statur, ©innen unb Vernunft, baß ber Äönig ber (£r)ren, ©Ott 3^^^^/ S" &fr einfeuert möge, $f, 24, 7* 9.

Seattles ^tit«f.

ber

tDaljrett €ube.

1 3o&. 4, 16.

©Ott xffc Sic6e, unb roer in ber Siebe bleibet, ber bleibet in ©ott, unb ©ott in ihm.

I* Hebung ber Siebe*

F 1. 9fticf>tö ijt fcfjoner, lauterer, anmutbtger, mächtiger unb »oltfonimener, als bie Ctebe. Senn t©ott ijt ?tebe. £urct) fein Mittel fann juf) ©ott beö nienfcf)licf)en £er$en3 befier be* mächtigen, alö burci) bie ^tebe ; unb buref) fein Sing fann ber gftenfcf) @ott beffer gefallen, alö burci) bte ^tebe ; benn jte ift beö ©efeöeö Erfüllung. $3a3 burci) alle ©trenge be$ ©efe£c$, unb buref) ade gurcfjt

ber n>ctl)ren Ziehe. 221

ber (Strafe, mcfyt f>at fönnen, unb nod) nid)t fattrt, bei ben 90?enfd)en auögeridjtet werben ; ba§ alleä tft unb wirb feirf)t^ lief) ausgerüstet, wo ©ott bem 2D?enfd)en feine Siebe in (grifft) 3efu anpreifet, wo er ifymbie Vergebung feükr ©ünben, (£r* löfung unb ewigem §eil, anfüribiget unb tfyn au3 folgern ©ruu* be $ur 55uge unb ©egenliebe anlodet*

©leicfjwie nun bte fengewetbe ber Siebe ©otte£, in bem fu* ßen tarnen 3efuö*3tnmanuel, bem abgewtdjenen sJJ?enfd)en wteberum eröffnet jTnb ; unb nod) btö auf biefe (Stunbe, bem ärmjten ©üuber, (ifym wijfenb ober unwiffenb,) weit offen liefen tu feiner ©cele: alfo ijt biefe ewige Siebe and) im ©mit* be unferer ©eelen fletö gefdjäftig, jtcf) unS anzubieten unb un3 angupreifen, unb auf taufenb Wirten ftd) bei un£ gu tnffnuiren unb einen Eingang gu fliegen, gu unferer ewigen ©lüdfeligteit. 31 de im meitftf) tieften bergen auffteigenbe gute ©ebanfen unb ^egierben, ^raurigfeit unb ÜB et) über feine ©ünben, SSeftra* fung unb 3ured)twe!fung, Neigung gum @e6et, gur wahren ©ottfeligfeit, unb aünblicfatt Uebergabe an ©ott, unb bergtet* cf)en me^r, finb pure Stuöwtrfungen biefer langmütigen ©ot* te$üebe.' konnte e$ ber rud)lofefte ©ünber nur ben tanienb* jten £t)etl erfennen, er würbe fid) ben Sutgenblicf biefer Siebe ergeben muffen.

3a, ^tebe, geige bid) aud) nur von ferne ben ©ünbenr, ba$ bu Ziehe fcijeft, fo werben jTe biet) alle lieben, unb bir folgen.

2. ©efd]iet)t nun btefeö, ba® ftd) ndmtict) ber 9D?enfd) burd) Qbotteü ©üte unb Siebe gur 33u§e gießen lägt ; fo glaube er3 bod) t)infüt)ro ot)ue 93ebenfen, ba# and) er burd) feinertei $Berr* ofcer Hebung ©ott letzter nnb bejfer gefallen formte, atSburd) Ziehe.

(£v bewahre unb pflege nur wobl ba$ verborgene günflein ber Ziehe ©otteä in feinem Serben, burd) berglid)e$ Slnbenfen an ©ott, ftnblid)e 3ufet)r gif ©ott, unb einfältige 23efd)äfttgun£ mit ©ott unb beffen SSoÜfommenfyeiten.

(gv übe ftd) in ber Ziehe. 2luö Siebe gu ©ott, gebe er fTcfy fetbjt unb fein Siebjteä bran, unb überlajfe ftd) im ©iauben bte* fer reinen Siebe.

dv erfreue ftcf), wenn er eine gute ©efegenljeir bar, etwaß git tf)itn, gu verleugnen ober gu leiben, biefem ©ott git Sieb unb ^u (£bren.

(Sr gewönne ftd) bran, atteS, wag er tfjut, aus Sieh ju bt'c* 19*

222 10- ®tüc£— £er ttortreffticfye 28eg

fem ©ott gu tfyun; alleg waö ifym begegnet, m Ziehe *>on bie^ fem @ott angunefymen ; afteg, waö er gu teilen t)at, in Siebe um btefe£ ©otteg mitten gu ertragen.

SttfeS muß burU) bte Siebe ber Siebe geopfert werben.

imrd) bie Siebe werben bte bitterfren Seiben fü$, bfe wun* berltcfyjten Gegebenheiten gut, bte fteinjten 5öer!e groß nnb

göttttd)*

3. £ia benfe man aber nun nicfyt eben an eine empfxnblicfje unb erquicfenbe Siebe : Siebe fyaben, unb Siebe fitzen, tjt nid)t allezeit beifammen,

£)te wafyre bejlänbige Siebe bejifceljet in einer innigen £ocf)* acfytung ®otte$, baf? wir it)n a(3 fyödjft* ja allein lieben^würbig burcf) ben ©lauben erfennen, unb bal)er un6 felbjt gang, unb wa$ in unferer %Jlad)t ifr, biefem ©ort wiüiglid) aufopfern unb überlaffen gu feinem £>ienjt unb (£brem

£)lefe Siebe, welcfye ber fyeilige ©eift in unfere £ergen au$* giejfet, fann begeben and) mitten in aller £)ürre, £unfeltjeit unb tiefjlen Säuterungöwegen ; al$ n>elcf)e eben ntdjtö auberö ftnb, al3 feltge Uöirfungen ber reinen Sieben ©otteg.

2* bullige tt&etlaffmtg bet SicBe*

4. gürwafyr, wenn ein ©ünber gu ber eblen £batber xei* nen Siebe gelangen möchte, ba$ ev, mit grüublicfyer SSerlajfung unb 2)rangebung feiner felbjT, ftd) n>al)rt)afttg ©ott überließe* unb bemfelben 2Sollmacl)t gäbe, in %nt unb (Iwtgfeit mit itym gu machen xva$ er immer wollte; nid)t acfjtenb ober an(el)enb fein Uttel) ober fein sll{ot)l, foubern bto3 ©Ott, unb ba$ er nur möchte geebret, geliebet unb vergnüget werben : über einen folgen würbe 3om unb QöUe feine 9Jlad)t met)r baben ; fon* bern feine ©ünben, wenn fie and) nocfyfo groß wären, würben el)er »ergeben unb öergefyret fetm, al$ ein 23ißd)en %iad)$ in einem glübenben Dfen ; ja, tiefe Siebe würbe ifyn fyeilig unb göttltd) machen.

5. 9Run ftnb wir gwar, nad) unfrer angebornen Slrt, gang gewurzelt in ber fünblidjen Eigenliebe/ unb burcf) biefelbe fo gu itn£ felbfi gefrümmt, $>a$ wir ©Ott nicfyt anfeben, lieben ncd) vertrauen fönnen ; e$ muß unb e3 will unö aber ber ©ofyn ©ofteg felbjr, buri) feinen ^eiligen ©eift, biefe Siebe in unfere §ergen ausgießen/ $öm« 5, 5, nacfybem er in feiner Sföenfcf)*

ber wafyren Siebe. 223

beit unfere ©ünben auf ffcb genommen, unb burcf) eben tiefe reine Ziehe un3 lieber mit @ott völlig auögeföbnet bat.

Unb mit einer folcfyen freien Ziehe @ott bienen, baö £>eigt erjt eigentlich (Sbriftentbum ; ba roofyl fetjr *$u bebauern, baß aucl) fromme ^enfcben fo lange (wo nicfytgar it)r Seben lang) päppeln in bem ängjtttcfyen S5efd)äftigen mit unb ©orgen für ftct) felbft ; obne ba® fTe einmal tbre eigene £(nftct)ten bran ge* ben, ftd) ©ott anvertrauen, unb nur reine Ziehe fucfyen in tem §er^en unb ^Ingeftcbte %e\n S t>irtfl:x* £lcf) laßt unö it)rt lieben/ beun er hat un£ guerfl geliebet ! 1 3ol). 4, 19.

6. £> bu (*) unenblicfye Siebe, o anbetungöroürbige Dreien nigfcit ; Sater, Urquell ber Ziehe ; ©obn, liebvolleö Siebt ; t/eüiger ®eift, lebenbige glammeunb beilige Brunft ber Siebe; o @ott, ber bu lauter reine Ziehe bijt, bn bijt ein brennenbeö unb veqebrenbeö geuer, ba$ alle3 ver^ebren muß, \m$ in ber reinen Ziehe nirf)t begeben fann. 3Jcf) verbrenne in unö, burd) beut anbetungöroürbigeö geuer, alle6 tva3 beiner £etligfeit guroiber ift. gange an, fe£e fort, unb vollenbe alliier in un* fern ©eelen, baä große Ußerf ber Reinigung unb ber §eili* gung, obne welche 3Riemanb hein 2lngejul)t [eben fann.

Serleibe anö, o §err, ein wenig von beiner etnpjtnblicben unb brunftigen Siebe, um unö auf^uroeefen au3 nnferer itnem* pftn Mief) feit unb töbtlicben ©eblaffuebt ; unb gib un£ ein wenig Lobreden vor beinen entfestigen ©ericfyten, bamit wir beißet* ten ben 3^roeg verlaffen.

©dbütte in unfere &er$en au£ ein £ropflein von beiner fo mäebtigen Siebe, welche bie §ölle in ein ^}arabieö vertvanbeln fann. 3a, §err, ^ünbe balb biefeg gener an auf bem Grrbbo* ben, roelcbeö an$u$ünben bu gekommen bijt, unb roonaef) hn fo febr »erlangeft, baß eg abermals gu brennen anfange ; tamit ba$ dieidt) beiner Siebe auf eroig gegrünbet werbe, unb wir in bir feven, in (Jtnigfeit ber £>er$en, ber ©eelen, ber 5öerfe unb ber 3una,e n ; ein $eijt mit ®ott bem Sater, ©ofyn unb fyeil. ($5ei(t, boebgepriefen in ^roigfeit ! kirnen*

(*) Stefer eeufjer ifl entleljnt au$ öcr SCoi'ireöc fceS Sranjöfifdjen Hufytbttö t>et Theol. de i'Amour.

224 10. ©tücf— Der fcortrefflidje 28eg

8. £>tw fcet 33mbet=£iefce*

1* %n$ ber ?iebe ©otteö fcfyöpfen wir bte wabre ?tebe gegen bie trüber, ja, and) bte Ziehe ju allen 9J?enfd)en. @3 ijt eine£ fo wenig al3 baß anbere eine ©nd)e, bte man fo lehren unb lernen, ober felbft machen fann ; heibeö ijt eine grud)t unb (£igenfd)aft ber nenen ©eburt an^ ©Ott, woburd) wir bem ftnjtern grimmen Clement entfommen, hingegen in baß 9?eid) beß <5obnß ber Ziehe »erfe^et, (Sofoff* 1, 13. unb mit ben wonnefameu fü$en Hebekräften anß bem §er$en ©otteö im* mer mefyr burd)bruugen werben.

2. 3n ber alten ©eburt fann wol)l fo eine weihi\d)e %äxU (id)feit, fTnnüd)eö @d)meicbeln, unb felbfHiebige ©efälfigfeit, gegen foldje, bie unö gefallen, unb bie ftd) un3 gefällig bezeigen, (Statt ftnben ; aber hie unlautere Statur unb (Sigenbett ftecft überall barnnter, unb mau hlexht (bei allem ©d)em ber Hebe) im ©runb ein Ätnb beß 3wh3/ baß eigentlicl) nid)tß liehet, alß ftcf) felbjt, unb beibeg ©ott unb ben 9?äd)jten'nur mit 5lbpcf)t auf ftcf> felbjt.

3. £>af)er entließet bie immerwäfyrenbe gebetme ttnrub, Serbruß, Slrgwofyn, $ieib, difev, unb taufenb anbere berbe Gräfte, bie baß arme §er$ frören unb ängjtigen ; ba ihm halb btefer, balb jener nid)t nad) feinem eigenen Allen unb borf)mütl)igen (ginn recbt mad^en fann. 3n fold)em 3ufranb nun, ftnb alle griebenöratbfd^läge, SSereinigungdpunfte, unb bie aüerfeierlid)flen Serbinbungeri, nid)t3 alh ©cblöjfer in ber £uft gebauet. SCBirb man nid)t au3 ber Ziehe geboren, fo fann man ntcfyt lieben wie man lieben foll. Unter jjoffärtigen ijt immer ftaber, ©prüd)W. <BaU 13, 10.

4. £>rum follen wir anß allem folcben 9ftaturjammer binauS bungern, in bie geöffnete fanfte Hebe 3efu ; xoie un$ bann obne bem btefe6 ewigliebenbe ©ut unauöfpred)lid) nabe ijt, unbburd) feinen Hebe3geijl:geru $u einem folgen ©ebnen unb ©töbnen nad) ber Hebe beweget, ©einen gebeimen 3u9elt follen wir nnß finblid) cinergeben; alle (Stgenbeit, alle bobe, berbe unb mißtrauifcbe Gräfte gegen ©ott unb ben 9?äd)ften, Steiß in bie Ziehe @briftt erfenfen ; unb in folcfyem bemütbigen ^ungern unb^öarten nid)t mübe werben, hiß bie Ziehe fTd) un£ fdjenfer, unb nnß mit tfyren göttlichen Gräften burcfybrutgk ,

ber watyren Ziehe. 225

5. Sc mefyr man ftcf) nun, burcfy bte geheimen 3ü$e ber göttlichen Ziehe, in biefen gottmetnenben (Sinn nnb ©runb be£ ^er^enö einführen läßt, nnb einfältig in ber ?tebe brinnen bleiben lernt; beflo mebr fanget man, n>ie ein ^inblein, lauter unfcfyulbigeö $arteg 2t'ebeleben in fiel) ein; fo ba$ immer mefyr ba$ ^nnerjle üergnüget, ja, ber gan^e gftenfd) gefcfymeibig, lieblicf), Voller Ziehe, unb in Ziehe auöflieflenb wirb.

6. ©obann erfahret man, ba$ t>ie wafyre 25ruberliebe ein ungezwungene^, unaffefrtrteö, ungeformteö 2Befen nnb 5ßerf ©otteg fei), ein freier £rieb ber neuen Kreatur. 3n foldjem £iebe£grunb unb Clement, fann einer ben anbern gar nal)c ftnben, umfaffen, fegnen unb genießen, $ur 25erl)errlid)ung ©otteS. Unb weil man in unb burefy biefen ©eijt ber Ziehe (Sfyrijft, $u einem einigen 2etb getaufet, 1 @or. 12, 13» unb $u einem einigen ©eijt getränfet wirb, fo rfyut man einanber we* fentficfye §anbreid)ung, tyfyl 1, 19, fowofyl abwefenb, al$ wenn man in pefu tarnen beifammen tjt, Wlatfy. 18, 20.

7. Unb gleichwie biefe lautere 23ruberliebe, an$ ber ^tebe ©otteö nnb in filier ^er^enöinnigfeitentfpringt; alfo fielet ffe aucl) ber ?tebe ©otte£ gar nicfyt im 3öege, fonbern beförbert fofcfye mefmefyr. ©ie loctet nicfyt fyerauö in bie Natur unb flatternbe (Sinnficfjfeir, fonbern fammelt unb Rillet ba$ @e* mütf), unb jlärfet unö in bem ©um, gan$ für ©ott $tt fewt.

8. $ur$, wo hie Ziehe im §er$en geboren tft, ba beweifenä tfyre ^rücfjte, baß fte rechter 2lrt fei); unb ibr gan^eö 50öefen unb SSerbülten gegen ben 9?äd)jten, wirb eine tebenbige Crrflä* rung bejfen, roaö ®otte$ ©eifl (1 @or. 13.) burd) spaulum t)on ibr rühmet, unb wir l)ier folgen laflen :

9. 2) i e Ziehe tjt langmütig, £er Naturtrieb mtlö tm ,£mi) ergingen, ober gar liegen laflett* 2öirb einanber nicfyt fo gefdjVDtnb naef) feinem ©inn gebeffert, fo öerwirft er i>a$ eine mit bem anbern ; fann einer fein Grrfennen unb @r* innern nicfyt ^halb faflfen unb nachgeben, fo läßt er ibn taufen. £)ie wabre ?tebe aber if! langmütig ; ffe ffefyet eine $öeile $u ; fte flößt ben 9iätf)fren ntcfyt t>or beitÄopf; fte fann lang arbeit ten, lang bulben, lang beilen, lang warten, lang öerfucljen unb wieber üerfueben, lang lieben unb wieber lieben*

10. (Sie ijt m ilbf reu nb tief); fo baß il)r bereitwillig geg, fyotbeö 2öefen, 2Borte unb 2iebe3t)erricf)tungen, jebermann erfreuen unb gütlicf) tl)un, unb ojfenbarlicf) geigen wie fte fetbjt

226 10» <Stücf— Der vortreffliche $Beg

unb alleö tr>aö in ifyrem Vermögen ijt, anbern $u brauchen unb $u genießen bafyin gebe»

11« Die Siebe ijt nid)t neibifd); fonbern fte gon* net£ anbem, fo gern al$ if)f felbjt, ba$ jTe waö ftnb, roa^ ron* nen, n?aö haben unb genießen, e3 fe$ nun )®a$ leibliches ober tt>aö getjtltcf)e$ ; nnb erfreuet jTd) barüber ja fo t)ergltd), al£ wenn ffe e3 felbjt wäre, unb 311 genießen hätte.

12. Die Siebe ijt ntcf) t ver we g en im D?td)ten über anbere ; unb ntcfyt frecf), mürrifd) ober tücfifd) im Umgang mit anbern ; fonbern offenherzig unb befcfyeiben ; wa$ fte tbut ober fprid)t, gebt von £er$en, au$ einem geünben unb reblid) meU nenben ©inn.

13. ©ie ijt nid)t auf g eblafen; fte fahret nid)t ftof^ über anbere fyer ffe tt>t(I vielmefyr anbem nur bienen unb um terworfen femi. 9fttt ihrem £bnn will fte nicht gefeben fevn, ober vielen Dan! bafür haben ; tt>r £rieb unb 2lbjTcf)t, warum fte liebet, i\1 Siebe ; fte ijt tt>r felbjt Jtron unb Sohn. Darum benft bie Siebe immer, anbere tbäten ihr $u viel, fte aber fyabe nocf) nichts, ober roenig getban, 9D?attb. 25, 37.

14. ©ie {teilet ffd) nidjt ungebärbig, burd) ver* brte^ftcf)eö Seligen, wo anbere nicl)t nad) ihrem ©inn ma* cf)en. Die Siebe ijt wie ein ftinblem ; e$ ijt ifyr letdbt recht. SSielweniger befct)ämet fte, burd) unge^temenbe ©ebärben, $er* rücfungen, ober dergleichen, ben anbern ; fonbern fie bütfet unb fcfycfet ftd) gern in bie ©ebred)lid)jten, (Jlenbejten unb ^lermjten, obne ftd) tfyrer gu fdjämen.

15. (5 u d) e t n i d) t b a ö 3 b r e, wie folcfyeS bie 9?atur immerbar, and) in ibren bejten Dingen tbut; nein, bie wahre Siebe ftebet nicht am Weber ibren 9?u£en, noct) Sftubm, nocf) S3ecmemlid)feit; fte waget foldjeg atleg babei. 5Benn nur ein anberer wa$ haben mag, wenn fte nur einem anberen nu$en, bienen, ibn erfreuen, unb ibm wa$ $u (gefallen tl)un fann fo Vergißt ffe ftd) felbjt. ©ie ijt vergnügt, wenn nur berjenige, ben fte liebet, vergnügt ijt : beflfen leibliche ober geifilidje ®lücf* feligfeit fd)ä$et fte al3 ihre eigene.

16. (Sie läßt ftd) n t cf) t erbittern; ob man tyt aleid) manchmal ungebübrlid) begegnet, ffe Venret, reibet, and) tr>re Siebe unb @uteS $um ärgften beutet Qat ein anber $euer; fo bat ffe SÖafferg genug in il)rem fanften Duelle brünnlein, felbigeö au^ulöfdje'n, burd) befcfyetbeneS, freunfclt*

ber wafyren Siebe* 227

cfjeö begegnen, burd) ©djweigen unb ®ute$tf)un. 2lud) über ba^ 23öfe, fo fte in anbern ftefyet, wirb ffe nidjt jum Born, fonbernjum SQlitleiben betreget.

17. ^ie rechnet (ober benfet)ba$ 33öfe nid)t* ©te ift nicfyt argwöfymfd), fte machet feine arge, lieblofe (scfylüf* fe unb Deutungen fcon einem anbern ; ttieimefyr entfcfyulbtget fte t^rt, unb beutet atleg $um beften, in (Einfalt beö §er$en£, fo fciel fte immer fann. 2Öa6 fte anbern $u ieihe tbut, unb waö anbere ifjr ®ute3 tfyun, ba3 rechnet fte ; aber ba$ ®ute, fo fte anberen tfyut, unb ha$ 93öfe, fo il)r anbere antfyun, ha$ red)* net fte nid)t; ha$ ift nid)t3unbwie ein 9f?ulle bei ifyr : ffe t)atö auc^ ungeforbert »ergeben unb öergeflfen.

18. ©te freuet jTtf) nidjt ber ilnge red) ttg fett, wo etroa anbere tfraudjeln, hamit fte fo Diel frömmer fdjeine. ©ie |Tef)t$ m'djt gerne, fonbern mit üBefymutl), wann anbern Unrecht ober tva$ gu ?etbe gefd)iebt. 3a, wo and) einer, ber tt)r ^uwiber ift, ober öon bem fte fcorfym fcerurtbeilt worben, felbjt fotlte jMpern unb $u ©cfyanben werben, fo freuet fte ffd) nid)t barüber au£ fyeimltdjer D?acf)e, fonbern eg fd)meqet fte tton £er$en.

19. (Sie freuet ffd) aber mit über hie 2öal)r* l) e i t , wo biefelbe empor fommt, e$ gefrfjehc foldjeö burd) fte, ober burd) anbere. 5Öenn ffe fein Diel ^inber ftebet in ber 5öat)rt)eit wanbefn ; wenn anberer £ugenb, ©ottfeligfeit unb recfytfdjaffeneö sJ£efen befannt unb gerübmet wirb ; ha freuet f[e ffd) mit barüber, follte fte aud) felbjt be^wegen üergejfen unb geringer geachtet werben, ©ie liebet hie iöafyrfyeit, wo fte felbfge fmbet, wäre e3 and) in ifyren 3Btöerwärtigen.

20. ©ie becfet alle 3 $u. Die 9?atur becft tf>r eigen 53öfeg $u, unb fdjwd^t gern Dom 9cäd)fren : hie göttliche Ziehe aber, will nur ha$ ®nte in anbern fefyett ; beren it)r (£tenb nnh <&d)wad)tyeiten becft fte $u ; fte entfcbulbigt foldje möglid)fi bei (td) felbjt unb bei anbern, in aller Einfalt ; fte rebet nid)t gern baöon nad), al3 nur, wo e3 ^ur SSefferuug femt mn$ ; ha$ ®ute ijt it)r eigentlicher Vorwurf ; beöwegen beißt :

21. ©ie glaubet all e ö. Sßeil fte felbjl gut, treu unb aufrichtig ijt, fo glaubet fte aud) gern öon anbern ha$ SSejte : boret fte eine gute 9?ad)rid)t fc>om 9?äd)ften, ba fud)t ffe nid)t biel ©frupel unb Bweifel, me hie arge Vernunft tfynt. £>a6 SSöfc öon anbern glaubet ffe nt'cfjt fo leid)t ; ha muß jTe

228 10* (StM— £er vortreffliche 2Beg, ?c.

volle ®em$hrit fyaben. 2Beil fte aber ta^ ©ute, ttnb wa$ ©ott verherrlichen frmn, liebet unb wünfcfyet, brum glaubt (Te i$ aucf) gern.

22. (Sie hoffet alle 3, unb wirft nitfjt fo balb bte fcojTnung ber 2>efferung bei anbereit weg ; fte betet unb arbei* tet in folcf)er Hoffnung fo viel fte famt. (Siefyet fte gletcf) bag SSöfe vor fiel), fo fyojfet fte bocf), unb geben t et vielleicht ift e3 tfym fcijon leib ; er l)at wol)l fcfyon 33u$e getfyan, ober er wirbä nocfytfyun; ©ott tarn wofyt ifym wieber auf fyelfen ; er mag noci) wofyt befier werben alö bu &ift, u* (♦ w. (Sie tyoffet, ba ntdjtö $u boffen tjh

23. © i e b u l b e t a 1 1 e g. 5Btrb fie gleich über ibr alleö $ubetfert, aüeg glauben, alle£ hoffen unb immer lieben, Verla* cfyet unb gebrüclet, fo butbet fte ba$ alleg. Unb waö tfyr fonft bei ifyrer Arbeit ber Ziehe, felbjt Von benenn hie fte liebet, für groben unb Reiben möchten aufgebürbet werben, fo wirb jTe bocl) ntdbt mübe in ifyrer streue unb ©ebutb, fotlte e$ gleicf) lange wäbren ; fie fyarret auä hi$ an$ @nbe. 3a, fte tjt im Reiben unüberwinblid), unb fteget and) enbtid) über alleö ge* xvi$. £)enn

24. Sie Ziehe fallt nimm er b afytn. Unb wo follte fie aucf) anfallen, ba fie fd)on im tiefjlen ©ntnb ber Se* mutf) unter allem liegt ? %$iet ®ute£ mag ein teufet) baben ; hat er hie Ziehe nid)t, fo iffö nicl)tg, fällt wieber» Sa, viel @ute3 mn$ aucf) hei grommen wieber'binfallen, "bamit ba$ SSefle, nämlicf) bie reine Ziehe, ben >))la£ behalte. Siefe Ziehe verweifet nicfyt ; fte hleihet ewig; fte ift ein reineö ©olb ; ffe tft ba6 ?eben ©otte6 in ber (Seele, welcfjeö burd) ben beiltgen ©eift in£ £>er$ eingeflößt wirb. *IBer nun in ber Ziehe bki* bet, ber bleibet in ©ott, unb ©ott in ifjm, ba$ er nicfjt bafür fallen fann in (Swigfttt. 2lmen*

Strebt alle naef) ben bejten (3ahen ;

3cf) will nur reine Ziehe fyaben ; £e£ greunbeö Zieh, mein'£ #er$enS (Siegel ; Sie 33ruberlieb, mein'£ 2Banbel$ (Spiegel.

mfm mm.

Sei)** %t®$* n* ©tmet^tttttt^

0d) reiben,

a n

®uu<je ettoecEte @edett gett#tet*

jfpefo, 13, ö. 22. Ctefccn SSruber, galtet fcaS Sßort ber (Stmafjnung $u Qut»

20

$30 11. ©türf— SSrüberlidjeg £ef)r* £rofc

3n ber dhtabe @otte§ getiefte trüber, <Sdjmefte*tt#

«üb $remtbe, bereit tarnen muffen gefunbeit

werben im $$ud) be§ SefcenS !

I.

1. Sem trielfältfgen ?8e^el)reit ttacft, fyatre tcf) euer) $mar gern perfi.uilictj befinden mögen, bamit mir ung, unter göttli* rf)em (Segem unter einander tn unferm 23eruf unb ©tauben l)ät en Harfen un& erbauen fonnen, unb unö erqutcfen in alle bem @uten, fo wir fyaben in 3?fn, unferm gefegneten Dber* tjaupt, l)od)geb,'iiebetet in @migfeit. Sa aber foldjeg bie gött> lidje SSorfebung bugmalen nid)t zulaflfen motten, fo net)me bie greimütl)igfeit, mit btefen3eilen eud) in ber £tebe $u begrüßen, unb allen üi$arf)$rt)um unb ©rünbung in ber ©nabe Don £er* gen anjuwünfrfjen. (£uer Slnbenfen unb Ziebe, fo t>icl id) euer and) noef) bei te£nnligem 23efud) fennen lernen, bat mich öf» rerö erquiefet, unb jugleid) gebrungen, euere (Seelen bem 2ln* fänger unb Sollenber be£ ©laubeng, in feiner 2tuf{Kr}t unb ©nabenbemirfung aufzuopfern, hamit bod) feiner bal)intert bleibe, fonbern ein jeplidjer, nad) feinem 9D?a§ geförbert mer* ben möge $um 3ief unferö ^Berufs, ber ©emeinfdjaft mit ©Ott im ©eifte. 3" biefem (Sinn Derbinbe ber $err unä immer völliger $u einem £er$en unb (Seele, in ber fügen £tebe 3?fu !

2. 5lct) meld) eine unaugfpred)(id)e 25armt)er$igfeit ©otte£ tft e£, mo man nid)t nur ben 9?uf ber ©noben in fiel) Derfpürer, fonbern bemfetben and) Don $)?Y$en SÄaum gibt ; roenn mau fo mit 9?ad)brucf überzeugt mirb »on feinem elenben Derberb* ten 3u|ta»be in ber 9tafnr; menn man feine (Sünben red)t* fdjaffen fit biet, unb fo auö innerer 9?otl) unb $3efümmermß, $n Seftt gebrungen roirb ; meint man fo lebenbig einfielet bte fyobe sJ?otbmenbigfeit einer ^eränberung, unb jmar einer aftge* meinen unb grünblid)en SSeränDerung ; menn man enblid) et* neu bemütbigen, aufrichtigen (Sinn gefaßt l)at, fid) bem £erm %eh\ unb feinem Sienjf, mit %eib unb (Seele unmtberrttflid) aufzuopfern, unb ibm anf feinem fcfymalen iföege ber Serleug* mtng unb beg ÄreufjeS nachzufolgen ; and) ber SÜQett £aß unb ©djmad), fammt beö £eufefe Unbanf, mtßtg barüber aufju* nehmen entfctylofen tf! ! ©lüdffeltger 2Iugenbu'cf, ba etn foldtjer

unb Grrmafynung&^djretben. 2&1

©tun unb (gntfdtfuß in ber Seelen aufgebet ! Unfd)ä£bare @nabe, welche böber gu achten tjl al3 alter 2Belt betritgltct)e ©üter unb $öot)Uü(le ! 2lber t)ier galtet feften gu£, tl)enerfie (Seelen, bie tt>r bie glücffeltße (grunbe erlebet, ba ityr in 5tuf» ricbtigfeit 3^fw ba3 5Öort gegeben l)abt

3. 9J?an fommt alö leicht mit üt$ ©ebränge, wenn fo an ei* ttem SDrt eine Qjrwecfungijr ; bie 9<emgfett ber ©aeben rüfyret bie ©innen ; man n>irb mit bewegt; ja, eS bebienet ftti> aud) bie ($nabe gern folcfyer (belegen bett, nnfre ©eele mit in it>r er* wünfdjteä sJ?e£ gu Frieaen. 2!ber ba fetje nun ein jebcr $u, ba$ e3 fein ©rrobfener fem möge, fo in it)tn brennet, fonbern eine glamme be3 £erw, bie fo leid)t nidit wieber au$gelöfd)t werbe, Qie erfre defofation tjl balb gefaxt ; al*r jTebe,nad)* bem bie erfte anfgäfyrenbe £t£e ftct> ein wenig geleget, fo wirb man aufhoben gefegt, wobei gürjTd)tigfeit, £apferfeit unb göttliche ©mibe öonnottjen tflt.

4. itommt man wieber unter bie 2eute, bie fdjon gebort fya? ben, ba$ man and) wolle fromm ober ernftlid)er werben al$ man gewefen ift; o welche Serwunbemngem welche treufdjei* nenbe Tarnungen, welche flngfcbeinenbe '«Keben unbSSernünf* telnngen, beftitrmen ba nidbt baS fcfywacbe (tfemütb! ®ibtman nun ber ©cblange nur ein wenig ©ebör, überleget bie ©acfye bei ftd) felbjt mit feiner fletfcf)ttcf)en SSernunft ; alfobalb ifr man gefd)wäd)et unb überwnnben. &$ fommt einem felbft allgcmad) gar fdietnbar ttor, eS wäre bem and) fo ; man bürfe aud) eben jold) einen großen Wärmen nicht madjeri, unb |Td) bei anbern tnö Singe ftecfen ; mit bem hänfen fei) e3 bod) nidjt ausgerichtet, eg gäbe oft mebr ßevfimuxiiQ al3 Erbauung ; man fönne ©ott fd)ou für ffrf) in ber ©tiUe bienen, ohne fo mef mit ben »erbauten beuten (td) gemein $u machen ; liefe and) siel frembeö geuer unb Herstellung mit unter ; fte wären alle wot)l felbft fo fein nicht» wie ftrf)$ anfeben liefie ; fei) aud) wobl nid)t einmal mögtid), ba§ mang fo aufführte, jc. Rittet eud) ! bütet eud) ! bie ifyr eure ©eelen lieb l)abt, ba# ihr nid)t bergeftalt mit gleifd) unb s$lut gu D^atb gebet, unb uid)t anklaget ben, ber $u eud) gang anbere £)mge rebet, burd) fein $Bort unb burd) feine güd)tigenbe ©nabe in eurem £ergen ; unb bleibet bei bem, ba£ iljr tton Anfang gehöret unb erfannt babt.

5. 3Bie manche nehmen ba$ 2Bort beö (hangeln mit greu*

232 1 L StM--25rüberttrf)eg £ef)r* £rofc s

ben auf; welcfye aber bernadb bie §änbe fmfen laffen, wenn fte bte geinbe feben, unb erfabren, t>ag $ur ©ottfeligfeit nicfyt nur £ören unb D?eben fonbern £bun uub Sßerleugnen erfor* bert werbe ; welchen bfe eöangelifcbe sperle, 2>efu£ uub feine ©üter $war trefflid) aufleget ; bte aber jtu|en unb umfefyren, wenn fte gewahr werben, wie |Te fogar Älle3 bafür »erlaufen follem 2lcb, Seelen, ftebet fejt uub laßt eucf) nid)t weicf) ma* eben in eurem 9D?utb ; ber §err tjt mit un$ ; eine Seele, ein 3efu3, eine (£wigfeit, »erbienen wofyl eine Heine unb furje Arbeit- en 5Bte manche laffen ben 9DM!) ftnfen, wenn fte feben, ba$ 3efu3 nicf)t nur SSrob uub SGBeirt, fonbern aurf) ^reu^e an$tl)eU (et So latTg hie erjte empfmblicbe Aufwallung währet, ijt man brunftig, unb follte wot)f mit Sefu in ben £ob geben; ertrgiet)et aber ber §err, narf) feiner weifen gübrung, hie 2CRild) ber jmnlicfyen £röftungen unb 2ieblicf)feiten, unb läßt bte Seele fo wa$ allem jteben in £)ürre unb £unfelbeit, bamtt er hie £reue tt)rer £tebe probire, unb tf>r (§brijtentt)um in Selbjt* erfenntniß unb Xsemutb fo fciel tiefer gegrünbet werbe ; ha will man gagen unb Hagen, ober gar wieberum an einem an? bern Drt £roft fudben* D meine SSrüber, ftnfet nicf)t ; xveU cfyet niebt ; fei)b getrojt unb fyarret beg £errn ; benn e$ tyatö fein Auge gefeben, fein £>br gehöret, unb ift in feinet uner* leuchteten 9)2en feben §er$en aufgeftiegen, tva$ ©Ott bereitet fyat benen, bte auf ibn warten*

7. 2öotlt tl)r md)t öerfübret noef) fcerrücfet werben Dom $IJege be3 Cebenä, fo galtet eurf) im ®ianhen mit mir an ben, ber unö berufen bat. ^uwenbig in unferm bergen ift er un$ gttöor gefommen mit feinem tbeuren ©nabenberuf, buref) 9Se* firafung, ^inbruef, SKet^ung, 2icbt, Ziehe unb £eben, hei einem jeben nacb feinem <g>tant> unb 9Äaj5e ; babei follen wir un£ fein aufrichtig balten, wo wir anberö wollen flehen bleiben unb in ber ©nabe geförbert werben. £rie Kielen Ueberleg* ungen, Spekulationen unb Söirffamfeiten unjerer Vernunft, wie and) hie S^rftreuung in bte (Sinnen unb hie äußeren 23iel* fältigfeiten fübren nn$ gewaltig Don unferm ©runbe ab; müf* jen barum nacb Vermögen Dermieben werben, (£$ ijt nichts im £immel norf) auf @rben, weber in unö norf) aujfer unö, fo unö grünbltcl) beilen, beiligen unb beliebigen fann, alö allein bte in @t)rijto 3efu eröffnete Ziehe uub ©nabe ©otteö, ^iefe

unb <£rmafytmng&6d)mbem 233

nun ift e$ eben, bte un£ bergejlalt mit ibren fyeilfamen 3Bir* fangen begegnet tnwenbig in nnfern £)er$em bleiben wir nnn babei in einem anbäcbtigen eingeteerten (Sinn, legen auef) öftere in finblicber 2lufricf)tigf>it unfern ganzen £er$en3grunb btefem entbeefenben nnb beilenben %id)t beö 2eben3 offen nnb bloö bar, fachen auefy nacb einer jeglichen 3erftrennng mit un* ferm junger nnb 9Inbad)it lieber in nnfer S)ev^ ^u febren, mie hie (sebrift rebet, 3ef. 46* jtebe, fo bleiben wir niebt altein öor aller 2lbwetcbung bewahret; fonbern wir werben aueb waebfen in allen (Stücfen, an bem, ber nnfer §aupt ift, (Sbrijiuö 3efw^ nnb immer mefyr erfahren ben nnanöforfd)lid)en D^eidjtbum feiner Äraft nnb ©nabe in feinen ^eiligen.

8* Tenn mir follen ja niebt aufbie albernen ©ebanfen fom* tuen, al$ wenn man fo auf einmal gur völligen $Biebergeburt gelange, nnb gle'cbfam fo mit einem Sprung wieber inö *para* bieö fommen tonne: feine^wegg. X)aö bin nnb biet ftcf) febmenfenbe (5t)erub3fcbwert, (icl) meine bag slBort ©otte£,- ba3 ba lebenbtg unb fräftig ijt, §ebr. 4 ) bat öieleö ab^ubau* en unb ab^ufebneiben, ba$ in ©ette3 9?eicb nimmer eingeben fann: t>ie$ gefebiebt niebt nur in einem £age, ja, aueb (ge* Wohnlicher 3Betfe) niebt in einem 3abfe» £arum geboret jum (Sbriftentbum allerbingg ein beftänbiger gortgang unb 5ßacb^ tbum ; unb t>ie ©tufen ber ©nabe, ftnb bei berufenen ©eelen febr roeit fcon etnanber unterfebieben. Qrin (Sbrift, ber feine öorbin gehabte ©ewobnbeiten unb@ebrecben nacb rote oor be* bält, unb 3abr aug, 3<*br ein, in ein unb ebenbemfelben 3«* ftanbe bleibet ; ber bat bobe Urfacbe, feinen 3uftanb in reifet Siebenten $u nehmen, ob er aud) üietletcbt ein 53aum fei) ohne £eben, ober eine !Ke6e, bie niebt im 5Bein(l"oei bleibet. 2>enn eben hieran liegt e£, ba$ in biefen £agen bei erweckten (Seelen fo roenig SBacbötbum in ber fteittoung tterfpüret roirb. ffian bleibet nicf)t befagtermaßen in @bnfto ; man geroöbnet ftcfy niebt genugfam an t>a$ wahre ^er^enögebet, ba§ man n&mlicfy ©ott fo innig nabe glaube in feinem £er$en ; baß man ffcb fo finblid) $u ibm balte ; t>a§ man mit ibm tn fltllem unb fanf* tem (tfeift fein ?iebe£gefpräcb unb Umgang babe; t>a% man feine ©nabenwtrfungen unb %ü$e erroarte, barauf merfe unb ibnen Dictum gebe; ba$ man ihm fo inniaft anbange, unb, wie etn £inb auöfeiner Butter 23ru|t, ©nabe um ©nabe nebme. £)ie$ folfte unfer alltäglich SOBerf, ja £auptmerf femt : weil 20*

234 IL ©tuet— 23rüberlid)e3 £ef)r* grojl*

felbigeg aber tterfäumet wirb, fo fommt man nid)t redjt gur $raft be$ neuen 23unbeg, ha nnö @ott fein ©efe£ in$ £er$ fchreiben rDttt ; noch gur (Srfafyrung^erfenntuiß ©otte3, feiner ©itter nrtb fetner s18at)rf;eitett.

9. $ch liebfle ©eelen, laßt nnö fleißiger auf tiefe fcfcöne Hebung be3 ©ebeteö legen, können wir fcoch ni&t einen ein* gigen Slugenblicf auf un£ fefbft befielen, 5ßa£ ftnb nnfere £ugenben unb alte nnfere grömmigfeit, wo nicht hie ©erneut* fdjaft mit %e\n ©runbe lieget ? (53 ijt alle£ nur eine gorm obne $raft ; ein ©ehern ohne ©emt. 2ltle nnfere geiler unb gälte fommen bafyer, n>et( rotr unö nicht eingefehrt bei hem £errn halten ; ja. wir begehren bereu Diele ohne $u feiert, weil wir nietjt im ?ict)te freien. 5Bir meinen öftere aufrichtig unb lauter $u wanbeln ; ha wir boch, wo wir näher gu unferm £eqen, unb $u bem §errn in bemfelben fämen, balb ernennen würben, ha$ wir ntctjt fcöüig fielen ttor bem §erm. Ungählt* $e @igenbeiten, unb ha$ innere gange ©ebeimniß ber 2?o$l)eit, bleibt manerjem bt3 in ben £ob fcerbeeft fcor feinen klugen, gu großem ©cfyrecfen in ber ©tunbe, nur weil man fein einge* ierjrteö ?eben in ber ©egenwart ©otteö gu führen fachet %a, hie allertbeuerften, wefentlichjren 2Btrfungen unb 2[ftittr;eilun* gen ©otteö tu unferm bergen, werben nicht erfahren, hie gött* Xid)ften Wahrheiten nicht lebenbig erfannt, weil wir nicht ge* nugfam bafytn fommen, wo fte allein fönnen erfannt unb ge* noffen werben, £) Jammer unb ©chabe ! ha un£ gleichwohl folche tfyeure unb große SSerfyeiflungen in ßbrifto gefchenfet ftnb, ba$ wir noef) hei &eibe$ geben feiner göttlichen sJ?atur tbeilfyaf* tig werben follen, eben burd) hie innere (Jrfenntniß beß, ber un£ gu foldjer §errlid)feit berufen hat, 2 ^)etr. 1*

10. i)arum, meine 5D?itberufene, wollen wir grünbltch er* lofet unb gebeiliget fetjn, wollen wir rul)ig lebe« unb feiig tfer* ben, fo muffen wir Einwohner unferö £ergen£ unb Bewohner ©otteä werben. 3?fu3 bat un3 bt'efen neuen unb lebenbigen 2Geg in feinem 23lut eröffnet, ha$ hie ewige Ziehe mit ibren 3ügen unb (£ütpffen unö nun recht nabe fommen fann, unb wir nun aud) (ohne 2lbftd)t aufunfer (Slenb unb Unwürbig* feit) un$ gu ©ort nahen bürfen in unferm £ergen mit finbli* eher greimütfyigfeit : fo laßt unö bann l)in$u gefyen, ^sebr. 10, 22. unb unö biefe^ unfcf)ä^baren 2Sorred)tö frei hebienen. 2)en gangen ^ag, aud) unter hen ©efdjäften, follen wir m$ gwar

imb <$rma!)mmg>@d)reibem 235

an ben §errn gewöbnen, unb im einfältigen ©tauben nnö fu* eben mit tfym befannt unb gemein ju machen in unferm £er* $en : mir fottenö aber aurf) feinegwegö für überflüfft'g achten, bag tt)ir nnö öftere in eine fyetltge Qftnfamfett abfonbern, $u biefer fitzen ©ebetäübung ber (Sammlung nnb Sufefyr' ^u ©ott in nnfer £er$* sÄr werbeng fobann immer meljr nnb wefeut* lieber erfahren, wie ber §err mit feinen garten i'iebe^ügen un£ wirb begegnen, al£ ber ba unaufbörltcb wartet unb an* flopfet an ber Zt)üv unferer §ergen : mir werbend erfahren, wie eine £ujt fe|>, $u wobnen in ben üinbern ber ^enfetjen* kommet nnb fefyetö !

11. ©ebeufet aber nid)t, atg wollte man enef) l)ierburrf) ben ©ebraud) ber äufleren ©nabenmittel abratben : feineöwegg» Sfflan würbe eud) ttielmebr ^u erinnern llrfacfye baben, bod) feine einige gute ^anblung unb §anbleitung, auö ©clbftltei» be, §od)mutb ober Ueberflugbeit, gn tteraebten ober gering $tt frf)ä^en* Sllteö ©ute muß unö lieb unb wertb femi, wag un£ nur $u bem bödmen ©ut führen unb beförbern fann. 9tur folten wiralleg in gebübrenber Drbnung unb $Jla§ gebraueben, iitt£ nid)t gu flarf barin »erbtlben, Dielweniger bei etwag flehen bleiben» baß nid)t ©Ott felbft ijt : e$ mochte fonft gewiß ein an jtet) fetbjt guteg unb unfd)utDtge£ Mittel, tm$ wobl eine 25er- mittelung unb ^tufentfyalt in bem (£in$tgnötbigen werben* ©Ott bat alleg puffere angeorbnet um te$ Tunern willen ; ja, er felbjt ijt in dbrifro (paß id) fo rebe) äufferlid) geworben, nur bamit er im$ auöQewanbte Kreaturen pim Snnern rufen, unb un^ bafelbfl: recf>t nabe werben möcbte. Sarum follen and) wir biefen gütigen unb beilfamen %wd ©otteg mebr im Sluge bebalten; unb beim ©ebraud) aller äufiern Mittel, nur fleißig unferg fter^eng wabrnebmen, wie ftcf) etwa bie ©nabe bei ung aumelbe, unb baß §erg öffne unb rubre ; bamit wir un$ berfelben im nnblicben ©ehorfam unterwerfen, unb ber«? a,e\talt, fowobl burd) bie beil. ©ebrift, al£ aud) burd) anbere gute Anleitungen, $u @brijto felbjt kommen mögen, ba$ wir ba£ 2eben baben in feinem Tanten.

12* prüfet (burd) bie ©nabe) in allem, wa$ baß 55ejte fe#; nnb üerfdjwenbet bie fuqe ßeit unb bie eblen ©naben* Gräfte in feinen unnötigen Siebenbürgen* ©e$> niebt fo fpar* fam mit eurem ©etb al3 mit eurer %eit unb gefebenften ©na* benfraft %a$t un£ gerabe guge^ett, e$ ifl balb 2lbenb. €ine3

236 11* (Bind— 23rüberltcfye$ Sefyr* Zxoft*

ift nur 9£otb, un$ (elbft unb oder Kreatur $u fterben, unb ©Ott $u (eben im ©eijl unb m ber ©afyrbeit. £ie$ ijt e£, n)aö beibeö bie ©cfyrift unb bie ©nabe in mtferm §er$en Don unö forbert ; bieg ift aucb, worin wir allein &eil unb grie* be ftnben werben, (owobl im £eben al$ im Sterben, 2)aran haben wir nnö genug $u üben, $u leiben unb ^u erfabren ; wer bamit fertig ijt, beV tfyue waö er will, wenn er £ujt unb 3eit ba$u übrig bat.

13, Reibet allen unnotbigen Umgang mit ben 9J?en(cbert biefer 2£elt; bamit eucb bie 3eit nid)t geftoblen, unb ibr fefbft titelt beflecfet unb bingerifien werbet* 31m gefäbrltcbjten ftnb öernunftöfluge %eute, fonberlid) 9tfam* unb (gcbeinfromme,unb fotebe, bie nidjt ibrem ebemaligen SBeruf gemäß gerabe unb auf* riebtig burebwanbetn : benn folcfye baben gleicbjam reebt ftubi* ret auf afferbanb ©cfyeingrünbe, baö genaue, einfältige, innige £eben in (SfyrifTo, $u vereiteln, unb unbefefttgte ©einütfyer \\x fcerfübren. . 14. %a$t euef) baö 3^ fetne^wegö tterrüefen, buref) einiger* fei aufferorbentlicfce T)wge, frembe ©eifteefräffe unb si£trfun* gen, bie unter einem großen unb fonberbaren (gebein, jTcf) beit ©innen unb ber Eigenliebe anbieten wöcbten. 5öo irgenbwo bergleicben 25erfud)ungen einige ©emütber verwirret gebabt, ba febet ibr ben SJuggang, unb wieber ^aum an feinen grücb* ten gu erfennen (e*), 23ei allem voa$ in bie (Sinne fällt, bei allem wa$ erwäg (onberltcbeö ift, bei allem roa$ einen großen ©cbein bat, ift eine beilige Sorftcbttgfeit nötbig*

15, %a$t eurf) aueb nidbt beraub locfen au£ ber Einfalt in @brifto, bureb einigerlei ©cbein einer hoben Grrfennrniß unb UBetebetr. 2Me 9?atur (uebt 2uft; fte will nicbtfo einpefebränft fetjn : mit allerbanb Silbern (pielen, fällt ibr leichter al$ leiben unb tferben. £)a£ arme einfältige ?eben 3efu ift ber fpötti* (eben Vernunft ein Slergerniß ; fTügelt fo lange, biß |Te einen gemäcblicben Mittelweg gefunben, ber mit bem breiten 2Bege gerabe auf cineö ausläuft* Unö anlangenb, wir wollen £er> ^enöfinDer werben : Sterben, 3?eten unb hieben, foll unfere 5öeiöbeit (eim. 2>ie Vernunft fpotte unfer fo lange fte will ; lag (eben, wer am rubigjten babei fäbret, unb wem ber fytmm* lifebe SSater (eine ©ebeimnifte offenbaren werbe.

16. D- ja, meine hieben, (olebe $tnbcr ber ©naben (offen wir werben ; unb alö fclcfye (offen wir un$ lauterlicr) unb r;er&*

unb @xmal)ttMt<^@rf)reibem

237

lief) unter einanber lieben. 2Renu man nur immer mefyr öon allen ^ebenbingen unb Silbern abfommt, unb übet jTcf) in bem Gnn$ignötl)igen, n>ie man nämlicl) tem D^uf ber ©nabe, in göbtung ber 2Belt unb alles falfcfyen £ebenS, recfjt treu werbe, unb bef ©Ott nafye bleibe im einfältigen §ergenSgrunbe ; fo flteffert hie ©emittier als Don felbjten gufammen in vergnügter diniafeit unb (5int)eit ©olcfyergeftatt würbe bte eroige Ziehe tfjre ?uft fyaben, unter uns *u wohnen unb uns ^u fegnen, mie ber £l)au, ber tton §ermon fyerab fällt auf bie 35erge 3ion ; unb wir mürben bte unerkannten ©üter, fo in ber magren ©e* meinfct)aft ber ^eiligen $u genieffen fmb, immer tiefer erfahren. £aben mir bod) bie $öelt, unb bie $öett uns, auSgeftoffen. @o ta$t uns bann einanber t>ie £anb geben» unb als mafyre ©äfte unb gremblinge, in einem ©eift unb ©inn brnberlict) unb ge* rroft fortmanbern, ^um fefigen ^aterlanb ber innigen unb emtgen ©emeinfcfyaft ©otteS in @f)rifto 3?fu* ©etreu ift er, ber uns berufen bat, ber mirb eS and) tt)um 3n bemfelben »erbleibe icf), burcl) feine ©nabe, ic>

«W. ben soften @ept 1734,

'©"^^^^

238 11. ©türf, Slnty.— ©tärfung unb

3CnI)attg

Stdrfung^ unb 2Cufmunteruna> (©d> teihen,

an eben biefelben erwecften ©eelen gefanbt, 6ef einiger gebrofyter Verfolgung*

$ürdjte btdj nicf)t, tu Keine £eett>c ; benn e$ tjt eures SSatetö SBc^t* gefallen/ cud) tag SKetd) au geben. £uc. 12, 32.

3n ber ®ttabe be$ ^erttt atferfettS l>er$üd) gefte&te SftttöUeber !

©refjetS bann niebt mit in unferm (Sontracr, ben »fr mit bem £>errn 3efu aufgerichtet, meine Sielgeliebte, baf? er unö baS 0?et'd) befcfyeben, alfo unb in ber Drbnung, wie ibm fein Sater befebieben bat; ba$ wir nämlicf) mitibm burcböiele £rübfal fcon innen unb tton aufien, in biefeö berrltcbe, unüer^ Welflicbe, ewige Äönigre et) @otte$ eingeben muffen ; jtboef) aber alleö nacb ber wetfeften ^Tifpenfation, (ober 2!u3tbeilung) unferä ^aterg, ebne beffen ÜBillen ai\d) nicf)t ein £ärlein »ort unferm Raupte fallen wtrb. (Bollen wir un$ bann üerwun* bern, unb niebt Dielmebr erfreuen, wenn e$ m\$ fo ergebet, wie unö unfer £err guüor »erfünbet bat? 3a, wafyr lieb, wir ba* ben je£t üietmebr Urfacbe, nnfere Häupter empor gu beben, in bem finblicben Vertrauen, ba§ unfere (Bacbe gut gebe, unb ber $err mit feinem (Segen in unferer 5Cftttte fet>, weil unö ber Ußibcrwärtige fo böfe wirb. £aben wir, bei unferer Serbin* bung mit pefu, bem skeid) ber ginftermß ben Ärieg angerunbet; fo fanng \a nid)t anbeä fetm, wir müjfen aueb binwteber üon bemfelben alle Slnfeinbungen gewärtig fein. 9?ur ba$ ©lau* benäauge unüerwanbt auf ben geriebtet, |ber un$ geliebet bat; fo tonnen wir in allem weit überwinben um feiuetwißen, unb jenem gelben (ber alle biefe geinbe t)or (Tel) fjatte, mit benett

Aufmunterung bei brofyenber ©efafyr. 239

wir jefct ttod) täglid) $u tfyun baben,) getrofi: nacbfpredien : 3(1 ber J^err mit ung, wer will wieber uu$ feim ? D^öm. 8, 31»

2. (So i\t eine 3ert l)er vieler guter (feaame, burd) göttliche ©üte, in unb unter untf gcfäet Sorben ; nun muß eine <&d)ei* bung, Läuterung unb ©rünbung Dorgefyen. £)a£ 13te ^ap» 9)?attt)äi fotl nun burd) tbättgen !Pewet3 au3 einanber geleget werben, bamit ein jeber ftcb ftnbe, wie unb wo er flet)e» £>enn Wir muffen ja nid)t benfen, ba$ man nur lauter ftnttlict)ett £rojt unb ©ügigfeit 6et ^efu habe. 3war man t)atö unau&> fpred)lid) gut bei ihm: aber alleö ®nte muß bewähret werben, (od nicht öerberben unb »erloren gefyen; barum ifl auet) baö $reu$ eitel ®nabe unb @üte. 9tein, ©eliebte, wir fmb nid)t $um 3^ttöertreib unb Qrrlujftgimg mit 3?fn tnö ©cbiff gejlie* gen» @$ ergebt fid) febon eut Hein UngejKtm ; ein grögereö mag folgen : t>a$ ©dnfflein wirb beweget, ©o lagt unö bann unfere Sperren nur faffen, in unbeweglicher fliller 3iwerftd)t auf ben, ber bei unö briunen ifr, ber aud) $öinb unb 9ö?eer ge* bieten fann; bamit fein 3ttunb unö niebt befdjame, unb fage; 2öa$ fet)b ü)r fo furdtffam ibr kleingläubigen ! SWatt). 8, 26.

3* Unb voa$ ift3, warum wir begegnet werben follten ? ©oll $um Reiben geben, fo leiben wir, ®ott 2ob! i\\ bem galt ntebtate Uebeltbäter> 1 ^petr. 4. 15. 16. Unferer hoben San* beöobrigfeit baben wir allerfeitö gebübrenbe (Sbre, ©eborfam unb ^)fiid)t geteilter, me wir gelehret fmb+ *ü>ir baben feine Störungen unb Spaltungen in fireblicben SSerfajfungen beält* get ; feine neue ©efte a,emad)t, noeb mad)en wollen ; wir jtn* ben ung beruhigt in uuferm ©ewiffen, fomofyl über biefe, al3 anbere oerbäcbtige Stücfe, bereu man unö ohne ©runb möd)* te befcbulbigen wollen* Unfere Unterrebungen ftnb nach be$ Slpojielö SSerorbnung, Steigungen gewefen gur %iebe unb gu gu* ten Werfen ; voie wir, bie wir Sefitm angenommen, and) nun in ibm wanbeln, unb immer mebr gegritnbet werben mbebten. £iefe unfere Unterrebungen fuib nid)t heimlid), fonbern fo ge* fdjeben ba$ fte jebermann bat l)ören mögen, fo gern man jeber* mann gönnet, eben ba$ ®ute gu genieffen, fo wir bei 3efu ge* fmiben unb $u jtnben hoffen* $urg, e$ ift nur barauf angefe* fyen gewefen bei unö, wie ein jeber in feinem ©tanb unb 33e* ruf, al£ ein wabrer dbrift unb cbritflicfyer SSürger wanbettt folle* 2Ber ettoaö anberö öon un£ argwöhnet» ifl entweber übel berichtet ober boSfyaftig* 2Ber foßte nn$ berfyalben fc^a^

240 11. etücf, 2lnb.— ©tärfung unb

ben, n>o roir tem @uten nacbfommen ? 1 ^3etr. 3, 13. gellen roir, tiefem ttneracfjter, tennod) leiten, fo leiten roir aU Qk/xi* jten, nnt türfen un$ te6 nid)t fd)ämen ; fontern follen in fol* cfyem gall aud) ©Ott üerberrlicben, tnrcl) eine roafyre §ctf)ad)* tung fetner (gcrjmacb, nnt turd) ein fintttcfyeö Vertrauen anf feine greue, tte erofg roäfyret üftur getrojt ! roir baben tte ©acl)e be$ $erm fi'tr nnö ; er, ter §err, roirb6 ausführen, ©ein tft ba$ Dfcid).

4. Sltlein, tte 2ßajfen nnferer Dtttferfcfyaft ftnb ntd)t flexfd)^ lid), fontern geiftlid). 2111er (sieg lieget in einem flillen, leü> famen, gläubigen nnt betenten ©inm 2>ie bi^ige, f)arte 9?a* tnrfraft muß an (grifft ^renj geheftet, nnt tnrcl) gläubige (£inerfenfung tn feinen tteriöbnenten fünften £iebe3ftnm ge* brocken nnt t>erfü£et werten; fo ta$ nid)t3 olö erbarmentc ^te6er $Boblroollen nnt 2ßobltbun, auef) gegen tie 5Biterroär* rigen, gebeget roerte. <&o t)at @briftu6 über alle £öllenmad)* ten triumpinret. Kauteln roir tabei roürtiglid) tem Orange* Ito 3efn (Sbrijrt, fo falten un$ auef) eben ttejenigen noct) roofyf gu, tte je§t roiberftreben, roenn fte fefyen ten ©lan$ ter SBafyr* Ijett, nnt rote roirö fo gnt bei 3eftt tyaben.

5. SSteleö Ueberlegen, D?atbfd)lagen nnt 23orneljmett nad) menfct)licf)er Älugbeit, machet tte (&ad)e nid)t au$. 2Öenn tte Unfdntlt nur unbefleitet bleibt, roie fte t(r, fo fann fte üftiemanb erbafd)en. Sitte Sixaft, 9?ube nnt £eil tjt im 3Knebleiben, nnt in tiefem tftinberfmn, bei 3efu juftnten : ta roirbö aUeö gegeben, in ter (stunte nnt Slugenblicf ta man£ brauchet* £)rum follen roir ung nicht auS nnferer Geltung fe£en nnt %ex* ftretten laften, turd) unnotbtge gurd^t, menfd)lid)e3 SSorau^ teufen, oter immerroäbrenbe^ Steten öon gegenwärtigen Um* flauten ; fontern turd) ©lauben nnt Seren, fo knel mef)r ttor tem §errn trütnen bleiben, um alfo ten geint gleidjfam auf nnferm Soften ab^uroarten.

6. 5lud) follen roir un£ nid)t fd)roäd)en, turd) ungläubiges (Starren auf un6 felbjt. 5luf @ott follen rotrö roagen ; er ttrirt un3 nid)t jteefen laffem allem, roaö roir für ten fterrn tfyun oter leiten follen, ta$u gibt er aud) felbfi tte jto* fiert ber ; ta türfen mir nid)tmit nnferer @d)road)beit oter lln* tüd)tigfeit an$ Dfcdmen gefyen. SSleiben roir nur im fintticfyen ©lauben bei, fo vermögen roir alle$, turd) ten, ter unö mäd)^ üq mad)t, tyijil 4, 13. 3roar ter §err lägt manchmal in ten

2utfmunterung bei brofyenber ©efafyr* 241

groben unö unfere <Srf)watf)beit eine 5Beile erfahren : aber aud) biefe3 mnß un£ ntcf)t fnrd)tfam machen ; eg gefd)iel)t jtt mtferem 93ejten, bamit wir feine ©elbjffyetben fej)n/ fonbern ttt feine Mvaft fo Diel nacfter hinein frieden mögen, nnb er£ allein ne fei).

7* 2Bir babenö nnr mit bem §errn 31t ttyun* £ie 2Beft t^itt ifyre @efcf]äfte ; laß ffe machen. £er Sperr aber will bei altem unb bnrd) alleg fein ©efcfyäft in nnferrn §eqen fort nnb bnrd)fe£en ; bternm fotten wir nng nnr bekümmern* Me TOberwärtigen muffen bter^n nod) fein, wiber ibren ^Bitten, mitbclfen. 3bm bleiben wir bann gelaffen im Gegenwärtigen: feben nnr anfiel mit einem eingewanbten ^lengletn nnbgefyen alfo getrojt unfern @ang fort, mit immer grünblidjerer £>ar* lafiung alle3 gefcbajfenen nnb nnferö @an$en, bamit %efa$ Ün3 allein in UL*al)rl)ett tyahe, allein beft£e nnb belebe* Siel), ©eelen, üerlaflfet en&j felbft mit mir. 3n un3 ijt eitel 2Ser* bammmß, @lenb nnb Dbnmacfyt; in 3efn ift §eil nnb wabreö geben. <5m jeber für ftd) fudje nnb erfabre eg bod). ib^ muffen wir tbätltd) erfnnben werben* Die Pforte ift in feinem SSlnt eröffnet, nnb im ©eijre nat)e, and) ben größten (Sünbern* 2lcb, ba$ jTe e3 wüßten ! wie würben fte laufen ! 9iim, meine Q5rüber, nehmet biefe 3?^, womit trf> eud) $u begrüßen mid) geneigt gefunben, in einfältiger Ziehe an. ©et>b getrojt in bem Gerrit ; ber £err3ebaotb ^ m^ nn$ 5 ^er ®ott 3cifob ijt im* fer ©d)Ufe, £ela ! *pf. 46, 8*

2>n beffen ©nabenfraft verbleibe id)

@m*

Wl. ben 3, Dctober, 1737*

Slrmeg Sicnl ©ott ift bein 2olut; bleibe tn

nnr ibm getren ; (Set) gebnlbig, leb unfcfyulbig ttor ber $3elt

unb rebe frei.

21

gtswlftes ^tii<^

Cljrtftlwljett €>ebr<ntj:l)

& et

gießet ttttfc fceö (Singend

(Sctoffet, 3, 16. (Singet fcem $wtn in eurem £er$en.

243

244 12. ©tücf— tyriftltäftt ©ebraudj

I.

1+ (£$ bleibt aEerbtng^ eine ewige unb wichtige 2Baf)rl)eit, tt>elcf)c nidjt nur ber tyeiL ©djrtft, fonbern and) fogar ber Ver* nnnft gemäß tfi> baß gleichwie ber £err, nnfer ©Ott, ein erat* geS, unftd)tbareS, geijtlicfyeS SOBefett ift, er and) bem^ufolge ei* amtlid) turfjt öon 9)cenfd)enl)änben, ApojMg. 17, 25v nod) ?tp* pen, ober bnrd) einige änflere Verrichtungen, fonbern allein im (Seift nnb in ber 2Sal)ri)eit, rann unb will angebetet werben, Sei)* 4, 23+24. Unfer gleichfalls ewiger unb unftdjtbarer ©eift ift allein fäfyig unb gefd)idt, (nacfybem ©Ott bemfelben feine lebenbige (Jrfermtniß mitgetfyeifet), il)n red)tfd)affen $u öer* el)ren ; welches gefd)iel)t bnrd) einen fyeiligen, ehrerbietigen SBanbet in feinet ©egenwart, unb in feinet reinen %iebe, unb bnrd) bie bejtdnbige Aufopferung unfereS £er$enS, unfern 5öitlenS, unb aEeS bejfen, was wir ftnb unb vermögen, an ©Ott unb bejfen SBofyfgefallem tiefer reine Dienjt beS ©ei* fleS unb ber 2öal)rf)eit, foll fenberlid) in feiner Äraft unb 9^acftl)eit getrieben unb aufgerichtet werben in ber 3e^ be£ neuen SBunbeö, ba bie ©nabe unb äöafyrfyeiti burd) Sefum (Sfyriftum fo überflüfft'g geworben ift, 3ol)+ 1, 16v unb eS ift fürwafyr ber Art unb Q5efd)ajfenl)eit biefeS neuen 23unbeS gan$ unanjtänbig, wenn ber ©otteSbienjt mit fo fielen äujfern £in* gen unb Umjtünben befleißet unb umfüllet wirb* -

2+ tiefem allen aber uneradjtet, werben bed) feineSwegS einige gute Verrichtungen unb gottfelige ^)flid)ten beS fogenann* ten änffern ©otteSbienft, als baS ?efen, münblicfye^eten, ©ingen, ober anbere leibliche Hebungen, verworfen ober auf* $el)obem 2)enn einmal eS ftnb unfere Leiber, nid)t weniger als unfere ©eifter, ©otteS, 1 (5or. 6, 20 v unb eS ift berfyalbcu gejiemenb, ba$ iijm and) bnrd) beibe gebienet, unb er burd) beibe gepriefen werbe : nur follten billig alle äufferlidjen got* teSbtenftlidjen Hebungen, aus einem folgen ©runbe fyeröor* fließen, unb mit bem wahren innern Sienft beS ©etjleS öer* paaret gel)en, wenn fte anberS mit 2öal)rf)eit ein ®ottetöienft follen genannt werben*

3. Sarneben fo fonnen and) bergleidjen AnbadjtSübungen, in intern rechten ©ebrand) angefel)en werben als l)eilfame, t)on ©Ott nnb bejfen Vorfetmng angeorbuete §aublcitungeu

ber lieber unb be3 (singend 245

unb ^üpmittet, um in bem wafyren innerlichen £)ienft beg ©eifteg geförbert, erwecket unb geftärfet $u werben* (£3 tfl ber 9D?enfrf) in (einem gegenwärtigen 3nftanbe (eiber ! fo fel>r üt£ Puffere mit ©inn nnb ?tebe gefefyret, unb bemnad) ©ort nnb ben inwenbigen 3öirrungen feinet ©eijte^ fog^ar fern nnb fr emb geworben, baß er gnm cjeiftlicfyen Umgang mit ©ort <}an$ ungefrfjicft ijt, nnb bie geheimen Regungen nnb Sw feineef ©eifte3 nirfjt wahrnimmt norf) uuterfrf)eibet : ober, wenn anrf) bei anbern gutwilligen ©eelen bie innern ©nabenwirfungen ©otte3 ettvaö beutltrfjer »ermerfet werben, fo tterurfad)et ben* norf) bte Unorbnung ber Gemütsbewegungen nnb be3 glei* frfjeö, wie aurf) t>ie äuftern Vorwürfe unb bie 25efrf)äftigung mit bemfetben, bem ©emütfye fo manche SSerbunfelnngen, £räg* Reiten, 3er|treuungen unb 23eunrubigung[, ba$, fonberlirf) im Anfang, eine ©ort fucfyenbe (Seele norf) öftere au3 ber innern 2lnbad)t unb auten Sifpofttion fcerfe^et wirb» ^Beßwegen bann ber liebretcfye ©ott and) fyierin bie nötige 35orfeb,ung ge* tfyan, unb fotrf)e äujferfirfje £ülf3mittel an §anb gegeben l>at, woburrf) ber 9ttenfrf) (burrf) ©otte^ ©egen unb TOtwirtung feinet ©eifreö) au$ feiner ßerjtreuung inö Sleujfere, immer wieber mörf)te ^urücfgerufen, erinnert, unb auf fein ^nwenbt* geg gewiefen, unb alfo ^ur 2tebe, SSerannt* uub ©emeinfcfyaft mit Öott, unb bejfen Dienft im ©eijt unb sll*at)rt)ett immer mebr gefcfyirft gemacht werben* liefen 3>md @otte3 müjfen wir nun, bei bem ©ebraurf) folrfjer £)ülf3mittel, beftänbig im 2luge galten ; ober ft'e werben un^, anstatt ber S^nife unb be£ 9?u£en3, nur ©rfjaben unb ^inbernig in bem £)ien|t ©otteö öerurfarfjen.

4* Unter ben äujfem fyitßmitteln i(l gewiß ba£ 2efen unb ©ingen aubärf)tiger lieber nirf)t ba$ geringste ; weswegen wir bei biefer ©elegenfyeit, bejfen ^u^en nnb ©Ott wohlgefälligen ©ebraurf) ein weuig näber betrarf)ten wollen ; ob etwa norf) jemanbeu $um Unterrirf)t bienen mörfjte*

ßuöorberft ift au£ ber wirflirf)en (£rfal)rung gewig, $>a$ ba$ anbäcbtige Sefen gottfcliger lieber, feinen fonberbaren ©egen unb 9iu£en bei mancher ©eele jeber^eit gehabt tyabe* (£ö ft'nb in benfetben, mel)r al£ in anbern SSüdjent, allerljanb befonbere (5eetenbefrf)affenbeiten lebenbig abgebilbet: unb ftttbet ein ©ott furfjenbeö ©emütb, (i« welchem anliegen ober <5tant>e e$ and) jtefyen mag) leicfyttirf) etwa£ in bemfelben, ba$ mit fei*

21*

246 12. ©tücf— dqrijtlidjer ©ebraud)

nein 3nftanbe barmoniret, unb tfym gur 9iad)rid)t, (Stärfung, (Srwecftma nnb Xvoft bienen fann. £er aitntutbige Vortrag bat eine ItebltdEjretgenbe Äraft bei ft d), webttrd) bie d)ri)l:ltd)en 2öal)ri)eiten bem ©emütfye gang annebmlid) vorgebilbet, unb mit Sujt eingepßet werben : wogu nod) f ommt, baß eine in 5ftetn#tt gebunbene !Kebe, mcl letzter atö fenft etwaö, int ©e* bäd)tniß haftet, unb baber befto bequemer in allen vorfommeu? beit (Selegenfyetat gur 9?ad)rid)t unb Aufrichtung, burd) gött* ltdf)e 5Dfttwtrfung, einer ©cele bienen fann,

5. £>a3 gläubige unb cmbäcfyttge (Singen bat and) mSßBafyr* beit etvoaö eugfifcbeö an fiel), unb fcfyajfet nicf)t weniger vielen diit^en, wenn vom göttlichen (Segen begleitet wirb. Q£$ be* fänftiget unb jtillet bie Ajfeftcn unb unrubtge ©emütb^beme* gungeu ; e3 vertreibet manchmal bie £rägl)eit, Traurigkeit unb SSefümmermg be£ £er$enö ; ermuntert, fMrfet unb erquicket ben ©eifc ; e$ $ie\)t ben ©tun nnvernterit ab von beit äujfem Vorwürfen ; fammlet unb erbebet ba& ©entütb gur jpetterf ett unb Anbackt ; unb machet un£ bemnad) gefeitester jum wabren SMenfte ©otte£ im ©eijle. S^iebei erinnere mtcf), U)a^ ber beil. 2luguftinu3 ergäbet *>on bergleid)en guten 3Birfungen be6 @e* fang3 in feiner (Seele, bei feiner anfänglichen SSefebruttg : „£) vt>ie febr weinete icf) (fpricfyt er 31t ©ort) über beute gobgejänge unb lieber, al3 frf) burcl) bie (Stimmen ber lieblidjfmgenben ©erneute fräftig beweget würbe ! ^Diefe Stimmen ftoffen mir in meine Dfyren, unb beim 2öafyrl)ett würbe mir in mein £er$ au^gegoflfen. 2)a entbrannte inwenbig ber Stjfeft ber Slnbacbt, unb bie Streuten fcf)üffen mir bervor, alfo ba$ mir mit tfynen red)t wobl babei war." @onfef. 2tb. 9. Map. 6.

6. £a$ aber folcfye unb bergteteben gefegnete grüd)te, beutt* geö £a<je$ bei bem größeren Raufen nid)t verfpüret werben, fold)e$ tjt nid)t gu verwunbem, ba bie wenig freu (Sänger bie* felben fudjen unb verlangen. 5D2an ijt, fowobt bei bem ©tu* gen, afö bei allem anbem äufferlidjen fogenannten ®ctte& fctenft, burcbgel)enb^ mit einem (Dpere operato) fo nad) ber ©ewofmbeit getrauen 3öerf aufrieben ; unb meinet oft %Qnm ber, me fromm nnb a,ptte$bienftti<fy man fei), wenn man ein ober mebrere lieber mit einer guten (Stimme unb nad) ber $unfl bafyer geplärret tyat. £ld) \ e$ wirb bie gangmutl) unb ©ebulb be$ heben ©otte^ wobl nirgeub mebr auf bie ^)robe gefefcet nnb Verfpottet, al^ bei bem $8etcn nnb (Singen ber

ber lieber unb beö (Singend 247

beutigen 3?amd)rijfen! £er $iunb fprid)t »on S3u^e ; unb ba$ i?er$ ftef)t nid)t m ber 25uße, unb begehret nid)t 25tt£e, ja, weif? oft nid)t, 53uf?e fe*> 5Jian rufet getroft : Sluö tiefer 9?otl) jdjvei id) 31t bir ; unb tyat bod) wol)l ntcE)t ba$ ge* rtngfte ©efitfyl *>on fetner ©ünbeunotl), fonbern lebt fufttg unb fröblid) in ben Za$ Ijtncüt. %)lan fdireiet mit Dotfein £atfe: slöeg mit allen ©d)ä£eit ! Sffieg tfyr eiteln ($t)ren ! unb berglei* d)cn ; nnb tnbeß ft'nb bteö eben bie Singe, bte man furfjet, lie* bet unb verlanget (mebr al$ ©otte6 ©nabe, ^ur Verleugnung ber %Qelt unb il>rer (5itelt"citen), unb eben bie@ö£en, bie man eijvet unb beuen man bienct, unb jte nid)t üertafieu will, ncrf) leiben fann, baß fte im 3 entnommen werben» 9D?an fagt Ijmt* bcrtmat ^u ©Ott : SDJem ©Ott, ba$ #er$ id) bringe bir ; unb i|t bod) nimmer geftnnet, ü)tn recfyt 31t geben ; fonbern rem* met e3, ol)ite £3ebenfen, ben fid^tbaven Eitelkeiten biefer 3Bett, unb ben (Sünben ein ; unb fo bleibt uad) wie fcor tu ber @e* walt be3 ©atatrö* 3d) fürchte ! id) fürcfyte ! baß auf ein fot* d)e£ ?ü0eugefd)rei ein Reuten unb ßälmftappem folgen werbe, wenn bte ©tunbe ber ©ebutb be$ ^eiligen Q)Qtte$ wirb fcor* über femt.

7. ^nbcflen werben biejenigcn, betten e$ um tfyrer Seelen Heiligung unb ©etigfeit ein Srnjt ift, bei beut allgemeinen 9J?tßbraucfy biefe£ fonjt fo beilfamen £mlfmittet3, befto mefyr fiel) angelegen femt laflett ft'd) befifen auf eine nü^ticfye 3Beife $u bebienen, bannt fte ben 3^ecf unb grud)t erreichen, wo^u bie göttliche SBetöljett an £>anb gegeben fyat Unb dou einem folcfyeu guten, unb ©ott wohlgefälligen ®ebtand) cüteä ©e* fangbud)^, wollen wir nun nodj einige einfältige Erinnerun- gen wahrnehmen*

Buöorberft tft e3 (fonbertid) ungeübten (Seelen) an^uratl)en, ba$ fte, uäd)jt ber 33ibef, and) ben Inhalt tl>reö ©efangbud)3, burd) oftmalige^ attbäcfyttflcö 2efcn unb 53etrad)ten, ft'd) fein befannt machen ; batnit fte in allen fcorrommettbett (äeteejen* Reiten unb ©emüt()3befd)affeni)eitcn, etwa£ gu il)rer 3iad)rid)t, Erwcdimg unb (Stärtung, ^ur S?anb fabelt mögen ; wojubanu ba$ Dxegifrcr über bie ätatcrien bisweilen mit bienüd) fei)U fann. \Qiv mttflen bte S3üd)er nidit gum (Staat, fonbern ^um guten ©ebraucl) l)aben : %M)t wie bie weltgejlnnten $end)ler, weldje mit ü)ren foftbaren Dergotbeten ^(nbad)t^büd)ern nur etwa be6 (Sonntag^ eine ^arabe mad)en, bte übrige &it aber felbige wenig ober nid)t in bie S^änbe nehmen»

248 12, etücf GljrifiKrfjer ©ebraurf)

(So binbert and) nicht, wenn manchmal bte gelobten bie* fe3 ober jeneö £iebe£ unbefannt finb, ober man aar $um (Sin* gen feine ©elegenbett bat; man barf and) eben bte lieber nicfyt allemal münbltd) fingen, fte fonnen wobl im ®eift gefungen, 1 Eor. 14, 15., ober bcrf) mit 2lnbad)t bor @otte$ 2(ngejtd)t gefprocfyen nnb gefeuftet werben.

8* Z)a$ (Singen felbjl muß gefcfyeben mit Ehrerbietung, 2ln* bael)t, Einfalt nnb ber^licfyer 35egierbe. Sie Ehrerbietung bor ©otte£ 2lngeffö)t tfi eine notbwenbtge (Seelenbefcbaffenbeit beim (gingen. 5öenn bu jmgejt, o (Seele, fo rebeft bu mit bem bei* ligen, allgegenwärtigen ©Ott, eben fowobl al£ wenn bu beteft. Senfe, bu ftefyeft mit ben btel tanfenbmal tanfenb Engeln nnb feiigen ©eiftew, im @ei}Te, bor bem £brene @otte3, nnb witlft beine fcfywacfye (Stimme mit ber Euael Wlufit bereinigen. Stene bem §erm bann mit gurcbt, nnb freue biet) mit Bittern, *Pf. 2, 12. ©Ott lägt fiel) nid)t fpotten. %&, toie fo wenig El)r* erbietung fpüret man bei bem (fingen ber 9JM>reften ! man fielet l)erum, man bat biefeö nnb jene£ ^u febaffen ; unb bei alle ber £eid) tferttgf eit meint man benuoef) ©Ott $u bienen, wenn nur ber 9Q?unb bie 3öorte fein laut nacbfdweiet.

9. 2ftan muß jTngen mit £lnbad)t; §erg unb ©ebanfen muf> fen gefammlet feim. Senfe naef), wa^ bein 9D2unb fpricfyt ; finge unb pfalire bem Qexxu äugleid) in beinern £er^en, Epfyef. 5, 19. 2a$ bir bein S5eten, unb ba$ £eben beutet ©otte£, ei* neu rechten Ernjt femt ; e3 i|t ein beilige^ uub mirf^tge^ 2öerf ; t\)ue nid)t fdjläfrig, fonbern munter unb Kon £er$en. Ser £err ift nad) benen, bie ii)n mit Ernjt anrufen, *Pf. 145, 18. $Lud) wenn man ben meinen (Sängern in$ Syv% feben fönnte, (wetcfye^ gewtßlid) ©Ott fann), tiie würbe man ityre ©eban* fen unb 2lnbad)t fogar weit berrcifet fet)en, bei ihren (£d)ä£en, bei ibren ©efebäften, ober bei bem, ma$ ein jeber fonft liebet unb »erlanget ! $Jlit ben kippen naben fie \id) $u ©Ott, aber ü)r S)er^ ift ferne bon itym, 9D?attb. 15, 7. 8.

10. tfjian muß and) fingen in Einfalt, fd)ied)t unb red)t. Su mußt mebr $ld)t geben auf ©Ott unb bejfen ©egenwart, bor bem ber £enen£grunb blo3 unb offen liefet, al$ auf bie (Stellung be3 l*etbe3 unb ©eberben, ober auf beine (Stimme unb %ievli(fyhit ber 9D?efobie, weldjeö bie innere 5lnbacbt nur berbinbert, unb in bie (Sinnlicfyfeit unb unlautere (Selbftgefäl* ligfeit tycrau^locfet. Sa£ berftellte, gemachte 2öefen ber 5Jtten*

ber lieber nnb be<3 (Singend. 249

fd)cn, mit bem fettfamen, getunfletten $crbrel)en tutb $eräu* bern il)rer ©ttmme beim ©ingen, ba$ oft nid)t ein 5öort ba* Don Jahn fcerffanben »erben, nnb anbere l)eud)lerifd)e ©eber* ben, ffnb »atyrticl) ein ©reite! ben Singen ©otte£, ber bie Einfältigen anfielet*

11. £>te 23egierbe be3 £er^en3 tft baö SOBefentltcfyfte, fe»ol)l beim ©iugen al$ bei bem ©ebet ©ingen ober S3eten, ol)ne ba^jenige 31t begehren, »a3 ber :D?unb fprid)t, ift ein teeret £ippengeplärr nnb mit ®ott gefpottet. ©laube frei, ba$ bem S)exxn mit nnferm gef ünjMten ©efcfyrei nid)t gebienct (ei; : ber junger nnb bie ^egierbe beiner ©eete muffen gugteirf) nad) ©Ott in (Sfyrifto brünftig au^gefyen, bamit biejenige ^ßabrfyeit, fo bu äuffertid) fprid)ft, and) 4ßal)rl)eit unb$Befen in bir werbe, fonjl: bifl bu, bei altem ©cfyreten, bennod) fhtmm öor ©Ott. £>er gütige, fyimmlifcfye Vater, i)at unö unempfmbltdjen, bnm^ men ^inbern, in ben ©ebeten nnb Siebern ber ^eiligen »ollen $u erfennen geben, »eldje ©naben nnfem armen Seelen nö* tfyig feijen, nnb n>eld)e fyeiffame ©üter er mittend fei) un$ ^u geben ; nnb »ill nn^ gteicfyfam bie SßSorte in ben 9D?nnb legen, wie wir ii)n baxnm anfpredjeu fotlen, nm babnrd) nnfere mat* ten, fd)»ad)en jßegierben 51t flärf en nnb auf$tt»eden. @o groß ijt bie £eruutertaffung nnb bie Seutfetigfeit nnfere^ ©otte3 !

12. Eine folcfye innere ©emütb,3befd)affent)eit muß ge»iglid) bei ber ©Ott »otytgefälligen ©inganbacfyt gefnnben »erben, »0 mx ben eigentlidjen Eub$tt>ecf ©otte£, nnb red)tfd)affene £ülfe uub9iu£cn babei erreichen »ollen : mld^eS bann leicfytlid) anf eine jcbe Dorfommenbe Materie fonnte appliciret »erben. 3öir trollen l)tergu ben Einfältigen nod) eine fur^e Einleitung geben.

liefet ober finget, 0 5>3?enfd), bein DJJuub ein 23uftieb, fo benfe frei, ba% btd) eben babnrd) bein erbarmenber Erlöfer gur SBufjc leiten »ill ; nnb la£ fobann ^tgleid) bein barteö Syx& t)on feinem ©etjt (ber fcd> in beinern 3n»enbigen fd)on aumel* ben »irb) er»eid)en, in red)tfd)a|fener D?eue über beine be* gaugenen ©ünben, nnb »al)rl)aftem ©tauben^ junger nad) fei* ner ©nabe nnb (3ei[tf $u beiuer »irHicfycn ^e?el)rung.

13. Sicfeft ober jmgejit bu ein %icb tion ber Verleugnung ber SßBelt, fo fd)aue ^ugletd) in bein 3n»enbtge3 hinein, nnb prüfe bid), ob bu and) nod) lieb fyabeft bie sli$elt, nnb »a£ tu ber SKelt ijt, Slugenluit, gletfd)e3fu(i nnb t)ojfärttge3 geben, 1 3ol). 2, 15. 1(>. 53eftei)e bid) »ol)l ttor ber ©egenmart bejfcn,

250 12. ©titrf— <§l)rifHtd)er Q)ehvand}

^>er $>er% unb Vieren prüfet, ob bu aud), wenn beut ?D?uttb von SSerleugnuna, finget, gitgteici) einen red)t aufrichtigen, ernjten 23orfa£ m btr fyabejt, nnb verlange^, beute Ziehe nnb 2uft, von allen eitlen ftcfytbaren &d)attenbin$en biefer @rbe anf ewtg ab* guwenben ; hingegen beine gan^e greube nnb Vergnügen auein, gan$ allein in beuten ©eelenfreunb 3efnm $u ftetlen. Um bid; nnb rntrf) fyier^u $u erwecken, nnb in einem folcfyen ©ütn %n jlärfen, eben barum hat ber gütige ©ctt un$ bergleidjen lieber auffegen nnb in bie ftanbe fommen laflfen.

14. jpaft bn etwa ein Zieb vor, weld)e3 banbelt von ber ©eburt, von bem Reiben, von ber ^Juferftebung unfern §ei* lanbe$ %e\u, ober von einigen anberen ©efyeintniften feinet großen (£rlöfung£werf3, fo glanbe ftcfyerlid), o (Seele, ba$ bir @ott babnrcf) feine unermeßliche Ziehe angreifen, nnb bid) $nr Gegenliebe nnb n>irfltcf)en 2lnnel)mung biefer fteilanbe^, nö* tbigen will. <&iehe bann wohl $u, ob bn and) in lebenbiger (£rfat)rung, bein tiefet (£lenb nnb grünblid)e3 Unvermögen bir gu ratfyen nnb $u Reifen, erfennejt, nnb fobann and) bie unum* gängtidje ^torfywenbigfeit eüte£ folgen @xlöfer$, wo bn je au£ beinern ©ünbenjammer nnb tiefen SSerberben follft fyerau^ge* rtffett, nnb mit (&ott, beinern Urfprung, in Bett nnb Qmngfeit wieber vereiniget werben* Senfe bann: %<fy'tv>a$ würbe eg mir nü£en, ba$ id) fyöre, tefe nnb finge, von einem fotd)en lieb* würbigen, mächtigen, Renten ©eligmacfyer, wenn biefer 3efu£ nid)t and) mein Sefuä wirb, ber and) mid) feiig mad)t von al* len meinen ©ünbett. 38a3 würbe e3 mid) tröjten fönnen, ba$ @ott bie 3Be(t atfo fliehet tjat, ba$ er feinen eingeboren nett ©ofyn gegeben* ©oll e3 mir $u gnt fommen, fo muß icfy ünt ja and) im wahren ©lanben annehmen, nnb mid) ihm px eigen ergeben, wenn id) anber$ unter biejenigen gehören will, bie nid)t verloren werben, fonbern ba$ ewige £eben \)ahenr 3ob. 3, 16.

15. ^anbett etwa ba$ vorfommenbe £teb von bem £obe @otte£, fo benfe, baß bid) Gott eben baburd) beiner großen unb bödmen g>fltct>t erinnern will, unb bid) aufmuntern gu bem ©efcljäfte, wo^u er bid) erfdjaffen unb wieber ertöfet I)at, jtämlid) yn feinem 2ob unb $erl)errlid)ung. ©eufte bann ja ^ttgleid), baß er bir burd) feinen ©etfl: einen lebenbigen (£tn* bruef feiner §errlid)feit, feiner £iebe, streue unb 5öob£tf)aten geben möge, bamit bn Um nidjt nur mit bem 9D?uube, fonber»

ber lieber unb bcg fingen 6. 251

t>on ganzem §er^en unb in tebenbigem ©tauben anbeten, Der* ijerrlicfyen unb greifen mögejt. Unb fafle barneben einen auf* ticfytigen $orfa£, burcfy feinen SSeiflanb in rmbucfyer gttrcfyt unb <$ottfeüg?eit ttor feinem Sutgeftcfyt £U wanbeut in aßen beuten *IBegen; bamit nirf)t beut £eben @ott tferuuefyre, ba beut 3D?unb tfm (ober, u. fl w. Unb möchte fürwahr nicfyt ofme Erbauung fetm, wenn attemaf ttor beut (Singen berguucfyen Erinnerungen, nacfy ber Materie beg öorfyabenben ©efang£, fcen ©äugern auf3 §erj geleget mürbe*

16+ (SofcfyergefMt fönnte nun etneötfyeitö beut fyeurfjteri* fcfyen 20ftßbraud) öorgebauet werben, ba öftere bie fcfyönften Singe ofme 2Jnbarf)t, otme SBegierbe, (wo nicfyt gar ofyne $er* |tanb,) bafyer gefcfyrieen werben. 3<*/ wenn man bie ©efänge mit einem foulen 2(uge anfefyen unb gebrauchen würbe, fo fiele md) anbevn Zljeilö, bei aufrichtigen (Seelen, ber unnötige (Scrupet öon fetbjt fyinweg, ba man gebeutet, wenn man nicfyt atfeö unb jebeä bei ftcf) ftnbet, wie e$ etwa im Qiebe au^ge* brücft flehet, fo bürfe man gar nicfyt fingen ; weswegen man bann entweber im (Singen ein unb anbereö übergebet, ober nad) feinem (Sinn öeränbert; woburcfy in ©efellfcfjaften bisweilen nicfyt geringe @onfufum unb (Störung in ber Erbau* «ng entfielet Senn, ^u gefcfyweigen, baß btefeö Uebergefyen, $eränbern einiger ^tuöbrücfe, aucfy wofyl an$ ^eucfyelei, unb sfyne Erfenntnig feinet (SJrunbeS nacfygeäflfet werben fann ; fo tjt fotcfyeö, meinet Eracfyteng aucf) gan$ unnötig. 3Bir lefen in ber (Scfyrift fowofyl, aU foulen manche erhabene <$e* bete unb Dieben ber ^eiligen, welche wir nicfyt täglicfy nn$ txmr* t>en zueignen fönneu ; fonbern wir befcfyauen barin tfyre (Stau* be, wir Derfyerrlicfyen @ott bafür, unb lajfen un$ £ugfeicfy rei* $en, unten nachzulaufen unb nad)$ut)ungem, ba$ ber ^flFeft unb (Sinn and) in un$ fe^n möge, ber in ifynen gewefen ift Unb fofcfyerge ftatt tonnten ja fromme $)ev$en and) alle bie 2ut3brütfe gottfetiger (Seelen in tfyren fiebern ofyne 2ut|to# nacfyftngen ; nnb fttfj berge jtalt felbjt lefyren unb ttermafynen mit ^falmenunb ?obgefängen unb gei|t(id)en tieblid)eu £iebern, Eof. 3, 11, babet bann ol)ne bem ein jebert>em £errn in fei? «em £>er$en (unb ofyne äuflfcw (Schein) fingen fann, tva$ er frefonberg für jTcfy nötf)ig ftnben möchte.

17. 3^arf) bem ©efang ift man fobanu öielmalö öon aKen Jdufferltdjen binberudjen Vorwürfen mel^r abgezogen, unb in

252 12. ©tücf— @l)rifHid)er ©ebraurf)

2lnbad}t auf ©ott gerichtet ; baß ©emütb ijt mebr geftiltet, be* fänftiget, aufgeräumet itrtb ergaben, unb bemnad) m einer gu* ten Stöpofftion gum ©ebet. Seewegen ijt e3 bienlid) unb notf)tt>enbig, ba$ man ftcfy fotcfyer guten ©eetengeftolt wofyl bebiene, unb felbige möglich bewahre unb pflege, entrceber burd) ein anbädjti^e^, imrablitfjeö ©ebet, ober burd) ein innere ltd)e3 3ufei)reu feinet £er|en3 31t ©ott, unb 31t einer t)eirigeit @ttKe unb (tnnfammfung fcor feinem 2lngeffd)te ; niefrt afcer (nad) beut gercöfynlicfyen Ste$braud)) feine ©innen unb ©e* Saufen, nad) bem ©efang ober ($cbet, alßbalb lieber auf an* bere Singe ftcfy $erjtreueu laflTe, n>oburd) ber ettr>a angeblafene gunfe guter 23egierbe, fo fort fcertöfcfyet, unb mithin alte grud)t lieber öerforen nürb.

18. Senn einmal fo muffen tt>ir ben im Anfang biefer 2lb* banbtung berührten 3^^ aller foldjer äufferen ISülf&mttef, bei berfelben ©ebraud) fyauptfädjfid) im Singe behalten, ba$ nur nämlid) baburd) nur immer mefyr, unb auß neue mögen auf* gewedfet, au3 unferer 3erjtreuung in bie (ginne unb Kreatur eingefammelt, unb alfo gefdjidter gemacht werben, bie inneren SBirfungen ©otte3 in unferm fter^en tt>abrnel)men unb ben* felbenpa§ geben ^u fömten, baniit mv babuv&i grünblid) get)et* liget, unb gum Sienjt @otte£ im ©eijt unb Sföafyrbett $uberei* tet ioerbeu mögen. Unb bie Betrachtung biefeö &axußt$üed$ mu$ and) 5D?a^ unb 9?egel geben, tok ml unb toie n>ett mv imä fold)er £ütf3nrittet bebienen muffen. 3öo man biefetf mrfjt in 5ld)t neunte, fo nmrbe nnß eben baß breiten pim Slufent^alt unb ^djaben gereichen, n>a$ uns? fonjt uü^lid) fetm fönnte»

19. 2Bemt alfo 3. (5. etttm gefcfyefye, baß eine (Seele Dor ober unter bem äufierlidjen Zßeten, ©tugen, ober einigen anbe* reu gottfeligeu Hebungen, fcon ©Ott unb be^en ©egenmarr, ober Don einigen feiner SSotlfommenfyeiten, Werfen ober2öal)r* l)eiten,auf eine tebenbigeunb fräftige 3Betfe gerüfyret, emmärtS gebogen, unb im ©eijt bamit befcfyäftiget gehalten nmrbe ; fo tjt ib,r alöbanu nidjt nur erlaubt^ fonbern ffe ift and) ber* pflichtet, ^flunb unb alle ©innen ftitle ^u galten, unb fcor bie 3eit alle3 Puffere in fo tt>eit baß dunere binbern möchte, brau gu geben, um ben innevn 3«g unb ben 3Birfungen beß ©eifieß ®otteß Waum 31t laffen, unb ©ott fetber tf)re Slnbadjt $u leiten, alß toelcfyer bergejialt im ©runbe ber ©eele and) in

ber lieber unb be£ ©tugentf» 253

ber größeren ©ritte, auf3 fyerrfidjfte unb bejte gelobet unb ifmt gebienet mirb* ©o tobet matt ®ott ttt ber fetitte $u %ion, 9>f. 65, lvfo fatttt matt bem Gerrit fingen nnb pfaliren in feU nem £er$ett, <5pl)cf* 5, 19. Unb em $iertelftünbd)en in einer fotogen Generation nnb @tillefd)meigeu vor ©otte3 ©egen* mart ftd) eiugefebret Ratten, ijt ©Ott moblgefä 'iger nnb mt$ fyeilfamer, aU tanfenb anbere gnt gemeinte ^Berfe nnb Uebun* gen, bie mir je öornefymen tonnen, nnb ijt ber eigentliche (inb* $med a(le3 äuffern fogenannten ©otte^btenfte^-

20. 3a, ijt and) ber einzige Qntb$tt>ecf nnferer Grrfdbaffimg nnb 3öiebererlöfung burd) dfyrtjtum, bergefralt mit ©Ott tut ©ei|le, in tmblicfyer 23ertraulid)feit umzugehen, nnb fein feiig* macfyenbeö %id)tf Ziehe, grieben nnb ©emeinfcbaft, in unferm ^nmenbigen $u erfabren, unb un^ mit ibm nnb feinen Sott* fommenbeiten ^n befd)äftigen. Qatyin mitt nnö gemtglid) ber fyeilige ©etf^ burd) feine Üeber^eugungen nnb Verborgene 3%£ bringen, mo mir nur aufmerffarn ft'nb, benfelben fülle ^u halten, unb un3 feiner neuen Leitung im einfältigen ©eborfam über* laften* ©o mirb bann enbfid) (mie jener C*) $ ird)enfebrer fagt) eitte3 Triften gan$e3 ?eben, ein immermäfyrenber geft* tag, ©ebet nnb £obgefänge, ^falmen unb lieber, inbem bie lebenbige (£rfenutni$ unb Srfabrnug ber ©egenmartttnb 3u* mobnung ©otte3, ben ©etjl al^battn in bejtänbig tutblidjer (£brfurd)t, Anbetung unb $erberrlid)tmg biefer fyoljen 50?aje^ jtät, bemabret. £ld) mie fo feiig ft'nb bie, meld)e bergeftalt in bem £aufe ©otteä mofynen, bie (oben ibn immerbar, % 84, 5. 2Öeld)en unau^fpredjlid) berrltdjen ©egen nnb ©nabe, aU len £efern unb Sängern, bei bem &ebxaudj aller erbaulichen ©efangbücfyer, öon £)er$eu anmünfcfye.

2h 2ld) bu liebend unb loben3mürbigjte£ $Cefen, mie menig mirft bu erfannt, mie menig mirft bn geltebet unb gelobet in biefen fmftern Reiten ! £>u bijt utt3 fo nafye, 2lpofMg, 17, 27v mir leben unb fd)meben immer fcor bir unb in bir ; bu benfeft an un3 ; bn ftefyeft an unfereg ^er^ettö Ztyüv, £)f* fenb. 3, 20., unb miüfl bid) unfern ©eelen mittljeilen. £ld) maö machen bod) beine ©efdjöpfe ! $Bir öergejfen bein, mir laffen bid) bar, o bn allein öergnügenbe Dueje be3 £e* ben$, 9>f. 36, 10v unb befd)äftigen un£ mit ben geringen, nid)tigen fingen biefer (£rbe, bie nicfytö mefentlidjeö baben

*) Clem. Alex. Strom. Lib. VII.

22

254 12» ©tftcf— (SfjrtfUtdjer ©ebrancf) beg jc*

nnb geben fönnen, nnb wie ein eiteter (Schatten üorbei geben« 2>ennocfy achten wir folcfye £>inge, al3 wenn fte groß imb wichtig wären ; £)n aber biß nn3, al3 wenn bn faft nicfyt w&refi, wemgften^ al3 wenn bn nicfyt berjentge wäreft, ber bn btft, nämlicfy ba$ nnenbltd) fyerrlicfye nnb fcollfommcne SBefen, ba$ böcfyft lieben^witrbige nnb allein feligmacfyenbe ($nt Xid) lobet man mit 2ip^en, nnb ebret bicb mit bem Wlnn* be; ben Äreatnren aber ränmet man fein £er$ ein. £ld) Wie ftdglid) nnb entfe^(irf) tfl: bie große Slinbbeit nnb SSerberb* ntß ber Äinber ber 9Q?enfcf)en ! Stäben wir bann fein SDftttei* ben mit nn3 felber, ad) fo babe bn TOtleiben mit nn£. <&d)ie$ einen bellen ©trabl in nnfere öerftnjlerte ^eqenr nnb offen* bavebidtj nnfew ©eeten ein wenig in beiner ^errlirf) feit nnb £ieben£wnrbigfeit, bamit wir nn£, nnb alle ©telfeiten biefer 3Öelt, mögen öerlengnen nnb fcergejfen ; hingegen nn3 allein mit bir befcbäftigen, nnb mit nnferm ©eijt nnb allen (Seelen* fraften, biet) innigjt anbeten, erbeben, loben nnb lieben, imfer gan^ £ebenlang ; bt3 wir ba$ große @lncf baben werben, mit allen btmmlifcl)en £eerfd)aaren nnb (Manften Don ber (grbe, Dor beinern ibfon nieber $n fallen, nnb mit ifynen baö neue Zieh? Dffenh 5, 9V n- f. Aap. 14, 3., an^ujrimmen, nnb Uti) anzubeten, ber bn lebeft tton (jwigfeit $n (£wigfett ! kirnen.

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über

©tnige fünfte

unb beut gefcfjriebeneit

tiJorte €>oüe#, &c.

2 @or. 5, 15.

@t tft btttum für 2Ctte geftotöen, auf baß bte, fo ba (eben, f)lnforf

md)t tfynen fetbft fefccn, fenbetn bem, ber für fte gefitot&en

unb auferftanben tfi.

259

SJotfee t id> t*

$or nicfyt gar fanget Bett nmrbe fcon mir begehret, ba$ id) mtd) erfldren möchte, tme trf) in 2lnfef)nng be3 @(anben£, ber 9?ed)tfertignng, be6 gefcfyriebenen 3öorte3 ©otteö, and) eini* ger anbern nfrf)t fo notfywenbigen ©tücfe, geftnnet wäre* £)b irf) nnn gleid) fonjt fdjon genngfam, wie mid) bünft, meinen ©inn in biefen Wlatevien an ben £ag gelegt, fo fonnte bodj an£ befonberer $erbinblid)feit gegen benjenigen ©otte^gelefyr* ten, ber fold)e3 anf SSerantafifnng anberer Don mir verlangte, mid) einer weitem (£rfläwng nid)t ent$iel)em $erfd)iebene meiner gnten gxennbe liegen biefefbe and) für ftd) abfcfyrei* ben : bie 2lbfd)riften aber gerieten nid)t allemal %um Heftern 2>d) I)abe belegen fnr bienlid)er angefetyen, bie nötfyigjlen unb nn£lid)ften ©tittf e nod) einmal $n nberlefen, i)ie nnb ba einige tynübxMe $ur (£rläntemng, nnb infonberfyeit einige ©eitler $n mehrerer @rbannng beifügen, nnb bem £)rnd $n übergeben, nnmfdjen, ba$ ber £err nid)t otyne (Segen fep laffen wolle*

22* 261

262 1. Sört bem Qlanhen

1* S&0ü t>em ©lauBett unb ber $Ie4)tfertt8mtö<

1. £a meine @rftämng »erlanget wirb über fofrf^e tymlte, Vorüber irf) mirf) frfjon mebrmalen, (nnb wie tch meine, gar nirf)t snmbentig) erflärt fyabe, fo nmnfrfjte tcfy ^nsorberft, ba$ borf) emecfte ©eelen biefer %eit, ftrf) mit ben erften (S^rt^ jlen, met)r bekümmerten nm bie nnentbebrurfjen (Sachen, al$ um Meinungen, 2öorte, nnb inbtiie Dtftinfnonen.

£ie ©etefyrten jTnb mei|t (Schult baran, bie bed) bebenfen [öftren, baß ber ^taitfenbfte nnter wafyren ©(autogen nicfyt ei* nen völligen 25egrijf öon öerfrfuebenen tfyrer 2lu£brürfe nnb £)i|unftionen habe ; gleichwie hingegen tanfenb anbere bie 3Borte ber 5Babrt)eit, nicht aber ' bie 2Bal)rbeit ber 2Borte l)aben. 2>te (Jrfafyrung nudelt bie ©arfien ber ©ottfelicjfeit am beftert au£einanber+ IDer bettige ©etjt folget in feiner gübrnng nirf)t fo jnjt nnb überall ber menfrfjltdben £ebrorb* nung, obgleirf) alte feine %öege 2öar)rbeit ft'nb* Sieb, bie tton Sftenfcben gemachten ©nabeuorbnungen bienen öftere mefyr piv SSermirrnng ate $ur Erbauung* (£tn reifer nnb fcerfrän* biger $ater regiert nnb ern'efyet nidjt ade feine Äinber nad) einer 2lrt, fonbern nadjbem eine£ fo, ba$ anbere fonjt gear* tet 1%

2. lieber ben (glauben nnb bie Rechtfertigung, babe irf) im 3Öarnnng^fcbretben rciber bie 2eid)tfmmgfeit, Q (£. 104,) nnb fonjt, meine Meinung geäuffert. £)er ©(anbe wirb met)rentt)eif3, bod) ofyne Urfarf)e, t>te£ $u fünjtltd) befcfyrieben. 3d) will mid) barüber te$ nnb einfältig erklären* 25er ©laube ift ber nber^engenbe ^eqen^einbrnd »on ber 2öabrl)eit ber un3 betreffenben unftdjtbaren (*) nnb ^nfünftigen £tnge : £>ber, (welcfyeö einerlei i%') mv fcon iper^en glaubet, ba$ ein Cebenbiger alfanftenber ©Ott im Stimmet nnb fein äßort bie SLßal)rr)ett fep, al3 wornad) er bermaleinjt werbe gerichtet werben, ber t)at ben wabren feltgmadjenben ©taubem 9cun Qnt, mochte mancher benfen, gehöret weiter nid)t£ tum ©lau*

*) ffwf £efcr, 11, L

nnb ber Rechtfertigung. 263

ben, bann bin id) mit ber ©acfye fertig, inbem id) tiefet fdjon Don meiner 3ugenb an gegtaubet fyabe, nnb nod) je£t unter* fdjreiben tvill* (&ad)te, gtaubejt bn bie\e große ©arf)e Don £er$en ? SDtefeö Don £er$en glauben, ifl baä ülSerf be£ fyei* ligen ©eifte^ 3e*ge nnb beweife mir biefen ®ianben an$ beuten Werfen. sii«aö 2Berfen ! wirb man fagen, wir banbefn Dom ©fou&en, ber allein feiig mad)t, bie $öerfe fyelfen nimmer* rnebr* Antwort greiftet), ben Stimmet bamit %n Derbienen, helfen gewiß bie 2Berf e nid)t : ©lauben nnb 5Berf e aber ge* boren gufammen, nnb folgen einanber auf bem guße naety, ober man glaubt baß nid)t, tx>a$ man fagt ober meinet, baß mattä glaube. G?üt ^3aar ©leidjnijfe fönnen bie gan^e ©acfye aud) bem (£infättigtfen beutlid) madjem dinem bart SSerwun* beten fage man : Seine $Bunbe ift t)öd)ft gefäfyrtid) : wenn bn lange warteft, wirb gewiß ber falte 25raub bar^u fd^lagen ; gefye bod) ^u bem nnb bem 2(rgr, ber Derftefyet bie ©acfye ; fäu* me nid)t, e3 möchte fonft $u fpät femu 2öie weiß id) nun, ob er biefer ^öarnung glaubet ? Antwort 2öenn er ftd) wirf lid) aufmacht $u bem $qt, nnb ftd) bejfen Ar anvertrauet ©age einem armen, Dor junger faft Derfcfymadjteten 9)?enfd)en: ftel>e t)ier in ber 3^dt>e wobnt ein reid)er gütiger 9)ton, ber allen nnb jeben gerne mitteilet, bie ityn barum anfprecfyen, 9Bober weißt bn, ob ber etenbe arme ÜJtamt beuten ^Borten glaubet ? Antwort. 2)afyer, wenn er eilet, nnb biefem Reichen feine ^otb, aufö 95ewegtid)|te DorfteUet, unb um feinen unDer* bienten QSeiftanb bittet, äöürbe jemanb $u un3 fagen : Qein (ober beutet 3iad)barn) S^anß fielet Wirflid) in S5ranb ; eile bod), ob3 etn>a nod) $u löfajeu wäre : unb wir bleiben bei folcfyer 9tact)rid)t nad) wie Dor, rufyia, fi^en, bann iftö gewig, ba$ wtr£ nid)t glauben ; glauben wir$ aber, bann fprmgen wir auf, laufen unb töfcfyen, wo nod) $u 16fd)en ifh (*)

(£i me laufen unb lärmen bie iente fo, fagt bie 3Belt, a££ wenn fte mit it)rer grömmigf eit ben &immet Derbienen wollen* 3a, lieber SO^enfd), füblteft bu, waß biefe füllen, glaubtejt bn, waä biefe glauben, gewiß bn würbejt aud) taufen, eilen nnb beute ©eele retten ; benn and) eben bn bift ein fold)er i)art Derwunbeter, blutarmer Sftenfd), unb beiner ©eele S)an$ brennet fd)on wirflid). £>er ©tobe ift bemnad) ba$ gatnba* ment nnb baß watyre £riebrab aller ^eiligen unb toabvlid)

*) Si(l)c ein rocitercö vom ©tauben^ ju @nt>e t>i«fec MbfjanMung, §. 8-

264 L Von bem ©rauben

guten 28erfe unb Verrichtungen ; ftefye £ebr+ IL gan^ burd). $Qeil bie tton bem fettigen 2fpofM in biefem ganzen Kapitel angeführten Zeitigen 3eugen ben ©tauben Ratten, eben baxnm lebten fte, ttne fte getebet ; unb macfyten^ fo, wie fte e3 ge* macfyt, ein jeber nad) ©elegenfyeit unb UmfMnben. %n tiefet furzen unb atigemeinen 23efd)reibung beö ©tauben^, ift ber ©taube, in fo fem man ifyn, mit 2lbftd)t auf bie Vergebung nnferer ©ünben, rechtfertigen^ nennet, allerbing£ mitbegriff fem

3. £er redjtfertigenbe Qftaube fann nid)t berjenige ©taube femt, ba icf> glaube, baß irf) geredjtfertiget fei), ober bie Ver* ft'cfyerung, ba$ mir meine ©ünben »ergeben feien* Unb obgleicl) ©ott manchmal eine gegrünbete Verft'cfyerung baöon gibt, fo ift e3 borf) unrichtig unb gefäfyrlid), ben (glauben ober bie Rechtfertigung barein #x fe£en, £er redjtferttgenbe ©taube befielet barin, ba$ ein armer gebeugter ©ünber, gtaubenb, ba$ er altein in GEbrtfto Vergebung, (*) £ütfe unb ^eil ftnbeu fönne, mit feinem £er$en unb 5Ser$en3bunger $u bemfelben fomme, 3ot)* 6, 35. ibnfür ben 9D?anu annehme, 1 5Kof. 4, 1., 3ot)* 1/ 12V unb ft'ct) bemfelben wafyrbafttg unb eben $u bem @nbe übergebe unb crebitire, (f) 2 @or- 8, 5. 50^tt biefem ©tauben ift bie Rechtfertigung unauflo^ticf) tterrnüpft ; ber* felben Verftcfyerung aber gtebt ©ott mebr ober weniger, früher ober fpäter, nacf)bem e3 i\)m beliebet, unb ber (Seele nü£tid) ift, ba$ fönnen wir it)m zutrauen. 2Bir müjfen aber nict)t nur einmal, fonbern unaufbörfid) glauben, unb in bem ©lauben (unter mancherlei 2lbwed)felungen, $ reu$ mit groben) wad)^ fen, gegrünbet unb bewähret werben, fo wirb and) unfere

*) SKan ge(>ct nidjt meislid) ju 2ßerf , roenn man burdjauS reift, eine bußfertige (Seele muffe fo abstracte nur um bte Vergebung iftrer begangenen ©iinben bitten unb befiimmert fenn, ba iljr bod) melfättig if)t tnmenbigeS Slenb unb Sßerberbcn jugleid) unb eben fo roidjtig aufö (Semütf) geleget roirb.

t) d:ben biefe£ Ausbruch bebienten jtd) bie erften griffen aud) bei ber Sßefdjreibung beS ©tau* benS. Sin berühmter £ird)enlef)rer beS »Veiten 3af)rf)unberrs fpridjt j, @. alfo : Non ani- madverti, actiones omnes antecedere fidem ? Quis, cedo, agricola metere protest, nisi prius semen credat fuleis 1 Quis mare pörterit trajicere, nisi prius semetip- sum credat navi et gubernatori ? Quis febricitans sanitatem recuperare poterit, nisi semetipsum prius credat Medico ? Quam artem, quam scientiam quis discere poterit, nisi prius semetipsum tradiderit et crediderit praeeeptori ? Si igitur agri- cola credat telluri, navjgaturus navi, fabricitans Medico ; tune recusas seme- tipsum credere Deo, a quo tot fidei arrhabones aeeeptisti ? Theöphil. Antioch. ad Autolyc. L. I. Med. p. m. 74.

unb ber Rechtfertigung. 265

Rechtfertigung immer feffer unb ebter werben, 1 ^)et 1, 6. 7., 2 $etr. 1, 10.

4. ©oft irf) über bie Rechtfertigung mirf) nccf) weiter erftci* ren, fo finbe irf) in ber fyeil. ©cfyrift unb in ber (£rfaJ)rung eine tuerfacfye Rechtfertigung, bie nicfyt überall genug unterfcfyeben wirb, worauf mancher ^nffoß unb aurf) SßSortffreit entffanben.

£>ie erffe tff gan$ aufler ifnS gefcfyefyen, unb iff bod) ber ©mnb Don allem (Justificatio fundamentalis extra nos, in foro laesae Majestatis divinae.), bauämficf) (SfyriffuS im ©taube feiner (£rniebrigung unb Reiben, fonberlirf) am (stamme be£ $reu$e£, ttor bem geffrengen ©erirfff ber beleibigten göttlichen SKajeffät, al$ unfer SSürge, 1 £nm 2, 6., 1 ^etr. 3, 18., an unferer <&tatt geffellet, aber aurf), fraft feinet $erbieuffeS, gobeS unb »ollfommenen @enugtt)uung, uor biefem ©ericfyt unb an unferer <&tatt abfolttiret unb gererfjtfertiget werben» 33on biefer Rechtfertigung fprirf)t (SbriffuS felbff, 3e. 50, 8. dt iff nafye, ber micf) rechtfertiget : 5öer will mit mir fyabern ? unb ber spropfyet %e\. 53, 8* (£r ijt auS bem ©eridff genom* men :unb ^pauluS, 1 £im. 3, 16* (Sfyrtfhtö ijt gererffffertiget im @eiff ; (ft'ebe auef) Rom. 6, 10. öergl. rmt t>. 70* Unb $war tff er bergeffalt geredfffertiget als Mittler unb SSürge, unb bemnarf) aurf) wir.

5lbam ffunb nirf)t für feine Werfern allein ; er war ein all* gemeiner Teufel), ber ©tammöater feinet ©efrf)led)tS ; me er ftel, ftelen alle mit, bie auä ifym feilten geboren werben. £l)riffuS ff unb and) ntdjt für feine ^erfon allein ; (*) er war ein allgemeiner Wlenfd), (ein $ rongewäcfyS, ber tyflaxm %e* mad), ^adj. 6, 11. u. f.) ber (Stammvater beS ^u erlöfenben menfcl)lirf)en ©efcf>Iect)tö ! me er gerecfytferttget aufffunb, ffunben alle gererf)tfertiget mit auf, bie nun fein @efd)lerf)t fepn, unb auet) au$ ihm geboren werben feilten, Rom. 5, 12. 15.

Unb biefeS alles fo gewig unb fräftig, ba$ alle wabren ©lau* bigen bafür galten unb eS anbern and) öorbalten fönnen, ba$, fo (£iner für alle gefforben unb geredjtfertiget werben, ffe nun alte gefforben unb gerecfytfertiget ffnb, 2 @or. 5. ©ort bat ben, ber fcon feiner (3>ünbe wufte, für unS $ur ©ünbe gemacht. @r war in (griffe, unb Derföfynete bie 2Belt mit ifym felber, unb rechnete ibnen ttyre ©ünben nirf)t $u, (ibid. n. Rom. 5,

*) $briffu6 felbjl roar ohne <Süttt>e : ich öriiefe mid) aber fo au«>, bamit t>i« SBerglctctjung mit 3iJ>aiii tefio ötutiictjcr fade, tvie £>a- flpoful and; tl)iit, 1 <Soc 15, 21. 22-

268 I* $on bem ©tauben

10, 2C) Unb alfo werben burrf) biefe3 (Jinen ©efyorfam stiele 3U ©ererf)ten gefleKet, (ibib. *>♦ 19, 3efr 53, IL).

straft biefer Rechtfertigung (grifft für uu£, überlebet ©Ott bte Seiten ber Unmifienfyeit/ Slpotfetg. 17, 30. 31. , unb tagt gleicfyfam pafftren bie unter fetner SSertragfamfeit vorder ge* frfjefyene ©ünben, Rom* 3, 25> 26* im ©ricrf). befreiet aber and) nun alten %Jlen\d)en an alten Drten 23u$e %u tbun, bietet ^ugleirf) jebermann- au3 (Sbrtjrt 2fafer jtefjunq ben ©tauben unb bte ©ererf) ttgf eit an. £>enn nacbbem berfelbe, al3 ber mafyre ^ofyepriefter, burrf) fein eigen 23lut in bau §eitigtt)um einge* gangen, §ebr. 9, 12., fo ift nun ©otteö £er$ unb fteiligtfyum and) bem Sltterelenbeften aufgefdjteflTen* ©eine $>anb ijt an& gejtrerfet £it fyeffen* dt bittet unb rufet nun, burrf) feine ©e* fanbten au3menbi0, unb burrf) feinen ©etfl tnmenbig : %a$t eurf) t>erföi)nen mtt ©ott : Zi)nt 23uße, unb glaubet, benn ba3 §immelreirf) ijt nafye berbei fommen. ©efrfn'ebet biefe£, bann fyaben mir £t)ett an biejer erften Rechtfertigung, unb er* fabren bie folgenbe $meite*

£m in^mifcfyen, meine ©eete, ftefye einen ^utgenblirf ftttfe* anbete, bemunbere, unb tterebre biefen 3(bgrunb ber 2öei$* beit, ber Ziehe unb ber £tllmarf)t beutet ©otte£, ber biefeä uube0reiflicf)e 2Bunber $u betner 2öieberber(Mung unb @e* ligfeit erfunben, gewollt unb au^gefnfjret t)at in @j)rifto 3?fu* ^llfo bat ©ott mirf) geliebet, el)e norf) ein <&tänblein »on mei* nem 5öefen ba mar : metrf) eine ^öürbiguncj ! Sllfo f)at ©ott mid) lieben motten, and) mie er mirf) febon at$ gefallen, al3 öerborben, al3 verloren anfab : mefebe 23arml)er$igfeit ! Sltfo \jat ©ott mirf) gan$ Unmürbigen geliebet, ungebeten, unge* jungen, unb offne baß er mirf) nötbig t)atte : melrfje ©nabe ! (£r gab mir feinen eingebornen ©ofyn. £)er marb, inbem er 9D?enfrf) marb, mein SSermanbter, bamit er burrf) biefe SSer* manbtfrfjaft füfhglirf) verpflichtet unb berechtiget märe, mirf) $u lieben, unb ft'rf) meiner anpnefymen* 3«) febe ifyn, ben ©ererf)ten, meiner @cl)ulb unb 2Mt)eit megen, bie er afö feine eigene übernommen, üor bem gepengften ©erirfjte ftefyen, ba er alle meine unb ber ganzen SfBett ©rfjulben be^al)tet, unb fo treuer bi$ auf ben legten geller bellet. $rf) fefye tyn am Mven$ bie £anbfrf)rift zerreißen, fo miber mirf) mar ; unb, narf)bem er, burrf) fein ttyeureg «Blut, in ba$ £eiligtf)um ein* gegangen, mir eine rerf)t$bejMnbige Duittung, eine emige (£r*

unb ber Rechtfertigung, 267

töfüng äitrücfbringen, in ber mitben 2tnbierung fetner ©nabe unb ©etigfeit. ©o gefye bann getroft f)in£U, meine ©eete ; fomme, weil bn fommen barfft, unb Hebe benjenigen enrig me* ber, ber birf) guerft bliebet t)at, unb bid) tyat ttnflfen tajfen bte^ fe£ große ^eljeimniß feinet 2Sillen3, tt>etd)e£ aucfy bie (£ngef gelüftet an^ufcWen, (gpfjef. 1, 9.

5, Sie jjtt>eite Rechtfertigung gefyet fcor in bem ^er^en unb ©ettnjfen eineö gebeugten unb müfyjetig $u @l)rijto fommenbeu gnabenfyungrigen ©ünber3, inbetn il)m ba^jenige, wa$ auffer nnb für it)tt gcfcfyeben ifr, burd) ben Zeitigen ©eift zugeeignet, tl)tn um ($brtjft roitten atte feine ©ünben »ergeben, 2uc. 18, 14., Rom* 3, 24., ein neue£ £er$, fammt einer bejfern £ojf* nung unb greimittbigfeit, StpojMg. 15, 9., beibeö im 2eben unb im Sterben $u ©Ott ^u nafyen, gefdjenfet roirb, (£pt)ef. 3, 12., £ebr. 7, 19. $Benn eine blutarme, üor ©eridjt Der* haftete £od)ter, mit einem reichen §errn ftd) Derma btet, Don bem an »erben bie ©d)utben biefer armen £od)ter Don if)rcm reichen 5D?anne übernommen, nnb fte gefyet im ©erid)t frei au3 ; it)reö 5ö?anne3 ©üter, ©eredjtigfeiten unb gorberun* gen, ftnb gemeinfdjafttid) bie ifyren ; aber and) ihr £eq, ibr feilte, ja, nxtö fte tjt unb vermag, tft Don bem an nicfyt mefyr ü)r eigen, fonbern geboret alte£ tfyrem 5D?anne. Sltfo Dereini* get un£ ber nxtfyre £eqen3gtaube, nid)t bto3 in ©ebanfen, fonbern mvtiiä) mit @l)rijto, unb atfo werben wir otme 23er* bfeufr gerecht au3 feiner ©nabe ; aber fobatb, unb inbem bie ©ecle (at£ bie blutarme £od)ter) ftd) mit ifym im ©tauben Dermaler, ba fyeißt eg and) : (£r tft bein £err, bu fottjt il)U anbeten, (^)f 45, IL 12.)- @r wirb mit bem ©einen unfer, unb wir mit bem Unfern feine, (£ol)et. 6, 3., £uc. 15, 31.) $on bem an ftnb mir bemnad) auf bem $öege uub im ©tanbe ber ©etigfeit ; aber and) Don bem an auf bem 2öege unb im ©taube ber ^eitigfeit unb alter guten 5öerfe, (Grpfyef. 2, 10 , Zit 2, 6—8., Aap. 2, 14.).

Siefe Rechtfertigung, Don wetcfyer an bieten Orten ber t)eit. ©d)rift gerebet VDtrb (Justi^icatio fundamentalis in nobis, in foro conscientiae,) ber ©runb unb ber Anfang ber ©ottfetig* feit in (Sfyrijro 3efu, wetdjer eben barum für alte gejtorben, auf ba§ bie, fo ba tcbcu, l)infort nid)t ir)nen fetbjt teben, fon* bern bem, ber für fte geftorben unb auferjtanbcn ift, (2 @or. 5, 15.1.

268 u $on bem manben

3d) gefiele, baß man bte Rechtfertigung, nacfy Einleitung ber heiligen Scljrift, als eine gertcf)tltdbe ioanblung betrachten fann : allein, man muß ©otteö 2öerfe nicht nach menfcfyli* ehern %Jla$ abmefifen. Sn menfehlichen @erid)ten fannS ge* fcheben, ba$ man mit Heuchelei burcfyfomme, ober ba$ ein Qieb parbonirt werbe, ünb bech nach n>ie sor fein biebifrf) fter^ behält S3et @ctt gefyetS nicljt alfo, ©ein richterlicher EiuSfprud) ijt ein ?Qtacf)twort, baö ba fchafet n>a^ er cax& fpricht, betbeö baS ©ewijfen ^u beunruhigen, ald auch baö jper^ $u erneuern* $öenn er ben ©ottlofen rechtfertiget, fo macht er ihn auch gerecht

2öo QSuße unb ©laube ijt, ba ijt auch außer allen Steffel biefe Rechtfertigung im ©ericfyt be£ ©ewifien ; fonff wäre ©laube nicht rechtfertigenber Qdlaube, ©laube wäre nid)t ©laube+ £ritm l)at eine bußfertig gläubige Seele allerbing£ fcfyon einen ©rnnb an ftch, worauf fte getrojt aushalten, unb weiter gefyen fann; bie beutliche ^erjTcherung aber, fann, wie gefagt, mefyr ober weniger, früher ober fpäter, babei ober nicf)t babei femt, nach ©otteS Wohlgefallen; btefelbe ift feine un* umgänglich erforberliche (Jigenfchaft ber Rechtfertigung : aber eine unumgänglich nott)wenbige gruc^t, unb ber ßcherfte 33e* xvei$ ber Rechtfertigung, ift ber neue Sinn in (Sbrifto, ber £aß gegen alle erfannten Sünben, SxqenSlujt unb 2tebe $u allem ©Uten, unb Ziehe $u bem, ber nnS geliebet unb Der? geben hat bleibet biefe grucfyt auS, bann fällt auch bie Rechtfertigung noeq, (üftartt). 18, 32— 350*

£iefe Rechtfertigung f)at allerbingS immer 5>(afe im ganzen £auf ber ©ottfeligfett ; fte ijt ber ©rnnb, unb jte bleibt ber ©rnnb, fcom Einfang bis ^um @nbe ; nicht nur in biefem SSerffanb, weil fiel) hernach neue Schulben, (beim wenn bie Äinblein in unb an$ Schwachheit fünbigen, fo werben fte am eigentlichen burch @brijti gür bitte bei bem SSater wieber auSgeföbnet, (1 3ob- 2;) ob gletcl) auS ein unb berfelben Duelle Verfließet; fonbern eS werben beim gortgang ber Heiligung bie Sßeflecfungen be£ gleifcheS unb beS ©eitfeS im* mer tiefer entbeeft bie Selbjtliebe, bie eigene Anmaßung unb ba$ öerb eefte S3auen auf ©aben, £reue, 5öerfe, Staub, 2C. ba unter mancherlei $reu£, groben unb Elbwecfyfelungen, bie Seele immer tiefer ausgeleert, gebeuget, unb auch bemnaefy 3efuS unb feine ©erecfytigfeit immer mefyr in ber Seele Der*

unb ber Rechtfertigung. 269

flart unb erfyöfyet wirb, $u wunberbarer Ausbreitung ifyreS griebenS unb ifyrer ©eltgfeit

£>iefeS utrf)t allein, fonbern unfere innere unb äujfere §ei* ligfeit felbjt, bebarf nod) immer ber Rechtfertigung* Unfere fctjönften Kleiber muffen and) gewafcfyen unb n>eig gemacht werben in tem 23lut beS Lammes, DflFenb. 7, 14* Unfer ©u* tei, baS wir fyaben, unfer ©uteS, baS wir tterricfyten, unfer Reiben bis gum 9D?artertob ; nicfjtS ijt wabrlicf) gut cor ©ott, nicfytS ijt würbig unb acceptabel, als nur wegen ber 2öürbia/ feit @t)rijti, bem wir angehören, 3n ifym, 3oty. 3, 21., tu feiner innigen ©emeinfcfyaft, muß alles getfyan, unb burrf) ifyn, als unfern §ot)enpriejter, ©Ott bargebracfyt werben : Wlein geben unb mein (5nbe, gefyt nur burct) beine §änbe ! S5ei ber werten RecfjtfertigungSart lernt man biefeS beffer üerftetjen*

teilte wunberbare 23arml)er$igfeit, mein ©Ott, giebt mir ein (£rlöfer, efye id) öon meiner ©efafyr unb ©efangenfcfyaft wußte ; einen 2lr$t, ber meine Mtantyeit auf ftd) nimmt, bte id) felber noch mcfyt füfylete ; einen Bürgen, ber meine unab* rräglicfye ©cfyulben bellet, bte id) nicfyt gegeben wollte. £)a* mit id) aber betbeS beine Ziehe unb meine 9iott) redt)t erfennen unb fcf)ä£en möchte, fo läßt beine leutfelitje 2BeiSt)eit, unb weife £eutfeltgfeit, mid) aufwecken aus metnem £obeSfd)laf, auf baß id) meine erfcfyrecflidje ©efafyr ein wenig fetyen, $t* tern unb um §üffe fcfyreten möge ; t>n läjfeft mid) franf werben bi$ auf ben £ob, um mid) tyexnad) $u genefen, nad)* t>em id) alles mein ©elb umfonjr anbern Siebten gegeben ; bu lafiejt mit aller (Strenge meine ©cfyulben forbern ; bu läjfeft mid) i>or ©erid)t fcfyleppen, wo feine Qmtfcfyulbigungen, fein SSerfpredjen, ftatt ftnbet, unb an feine 3Se$abtungSmögltd)feit $u gebenfen ijt, fonbern ein unerbittliches Urtfyetl ber $erbam* mung je£t über mid) foll auSgefprodjen werben, t>on RedjtS wegen* 3n foldjer äußerften Roth, läffejt bu mid) meinen bis bafym unbefannten Bürgen erblicfen, ber bie ^erriflene £anb* fdnuft, @oloff. 2, 14. unb aud) ben unleugbaren (ädjein einer öollfommenen 23e$af)lung (fein göttliches Serbtenft unb SSlut) aufweifet» O SBunber ! ber Auflager tritt tterjtummt $urücf : ber Dfrcfyter bezeigt feine völlige 3ufriebent)eit } unb mein nod) jitternbeS £er$, (nacl)bem eS eine 2ßeile bei btefer übergroßen SSeränberung in 23ejtür$ung unb Zweifel geftonben,) wirb füßtgltd) gesittet; ffnft aber $ugletd) wie otynmäcfyttg unb ganj

23

270 1. «Bon bem ®lanben

jerfrf)mol^en $u ben güjfen feinet göttlichen (£rlöfer£* ^aS foll tcf) fagen ? barf td)^ glauben ? barf tcfyg wagen, o mein 9iott)l)elfer ? i^etb nnb ©eele, £er$ unb alleg, fep bir %nm fdjulbigften £>anf unwiberruflid) ergeben* 2lber ad) ! biefeS mein £er$, nnb alle3, ijt gn wenig nnb $u fd)led)t, e3 bir gum Danfopfer $u bringen für alle beihe ^Barmherzigkeiten* £>ie* fe3 §er$ mürbe nur immer wieber auf3 neue tterberben* (3ib mir ein neue3 ^er^, ein 5}ev$ öetl beiner Ziehe, beiner $>ev liateit, beiner £ugenben, nm bir bamit $u bienen, $u gefallen, bicf) $u tterfyerrlicfyen* Sa, S^fu, gib mir fold) ein §er^, bamit tct>^ bir wieber gebe ; ober nimm lieber mein £er$ in beine £anb, bamit e$ mit altem tva$ vermag, burd) beine göttli* ije ^öürbigfeit gefyciliget, in biefer beiner £anb ein angenefy* me£ Dpfer fet) bem tyimmlifdjen &ater, betbeä im ?eben nnb im (Sterben* 2lmen*

6. Die bvitte Rechtfertigung woöon bie l)eiL Schrift rebet, ijt biejentge, woburd) wir !)auptfäd)lid) bei anberen für gerecht erfannt Werben, (J u ctificatio attestans, in foro Ecclesiae, ) unb ijt nid)t$ anber^ al$ bie Heiligung, in fo fern fic in ihren unleugbaren grüßten berfcorbricfyt, unb 3eWt$ gibt, ba$ ber ©laube, bie Rechtfertigung ttor ©ott, ber neue ©nabenflanb t?a fet). geige mix beuten ©lauben anü beinen Werfen, %ac, 2, 18* Der recbtfcrtigenbe ©taube vereinigt un£ mit dbrifto, a(3 unferm jjiaupr unb ©runbanfang be£ neuen %eben$ ; ba% mn$ ft'd) geigen, ftct) juftiftgiren* 2öer gered)t ijt, muß e3 bat mit beweifen, ba$ er fort mefyr fucfye gerecht $u werben, £>f* fenb* 22, 11*

Die Heiligung unb beren grüd^te reditferttgen nid)t in bem ©erid)t ber beleibigten göttlichen 9JJ2ajcfMr, Rom» 4, 2. SUtcf) ein 9[ftann nad) @otte3 £eqen muß t)ier bitten : ©ebe niebf in^ ©ericfyt mit beinern Äeci)t, benn fcor beinern 2lngejTd)t ijt fein £ebenbiger* gerecht, $}f. 143, (Bie rechtfertigen aber wol)t in bem @erid)t ber ,f ircfye* üBabre ©laubige jagen ber Heiligung nad) unb tt)un gerne ©ute£ ; aber baburd) jTnb (Tc nid)t gered)tfertiget üor ©Ott, 1 @or* 4, ©ie fönnen e$, weber fyier nod) an jenem £age, bei ©Ott in Rechnung bringen, um barauf Dor feinem ©erid)t ityre <&adje $u treiben* ©tc tl)un fotd)e3 and) nid)t, fonbern fcergejTen e£, ^ERattf)* 6, 3, ,ftap* 25, 37* 2lber be^wegen ijt bod) ©Ott nid)t ungerecht, baß er£ and) fcergeften follte, §ebr* 6, 10* 3*}re äöerfe gelten

itttb ber SÄecf) tferttgu ng 271

nid)t vorher, tfyneu gletcfyfam bie £immel$tt)ür aufzumachen, fte folgen ifynen aber bod) gewipcl) nad), Dflfenb. 14, 13. 2(n bem Stage, wann ber £err fommen wirb $u richten bte geben* bigen unb bie lobten, "bann werben biejenigen, bie in @I)rifto 3efn ftub, nid)t fommen in ba£ @erid)t (obgleid) ttor ba3 ©e* rtcfyt) ber beleibtsten göttlichen SJyJajefMt 2lber nad) bem rid)terlirf)cn 21u3fprud) ber göttlichen 2ßol)lgewogent)eit in @t)rijto, werben fte and) al^bann gerechtfertigt werben, üttattt)* 25, 34* u. f. Rom. 2, 7. nnb ,in ewiger ©eligfeit bie grud)t ü)rer ÜBerfe ejfen, 3cf. 3, 10.

£>emtod) fann bie Heiligung mit ifyren grüßten, and) im ©ewijfen wot)l mit 3e»9ttiß geben tton ber au£ ©naben er* langten Rechtfertigung ttor ©Ott. $öenn un$ nnfer £er$ nid)t üerbammet fonbern abfofoiret, atteftiret, ba$ man eine tfyätige ?iebe tyabe; nun, ba fann man ftö) füllen nnb freimü* tbig fetm. £)od) iftö nid)t ba£ l)öd)fte ©erid)t; ba3 £er$ ifl Weber im SBefdjutbigen nod) im ($ntfd)itlbigen jeber^eit unfef)i> bar nnb unpartbeiifd). 3Benn ba$ §er$ entfdntfbiget, fo ijt bennod) red)tfd)ön, £>aöib3 ©ebettein, $f. 139, 23. aufridjttg nad}$ufpred)en : @rforfd)e mid), ©Ott, nnb erfahre mein Qev% ; prüfe mid), nnb erfahre, wie id)3 meine. SOBtrb hingegen ein armer ©ünber fyier öerflagt ober fcerurttyeitet, bann fann er and) appetfiren. (Sott ijt größer benn nnfer £er$, 1 ^ot). 3, 18—22.

Smfbiefe britte 2lrt wirb ein 9#enfd) au£ ben Werfen ge* xe6)tf nnb nid)t anö bem ©tauben allein, 3ac 2, 24. Rur berjenige, welcher red)t tl)Ut, ber iffc gerecht, gleichwie er gerecht i% wer anber£ benft, ber lägt ft'd) öerfübren, 1 3ot). 3, 7. il?er burd) ben wahren ©lauben in @brijto ijt nnb bleibet, ba $euget fein ©inn, 23e|treben unb £f)im, Don ber ^Bur^el, wo* rauf er ftefyet Cibib. fc>. 6.) fteiligfeit unb gute 5öerfe fann id) nimmer anberö, at3 in ber (tomterion mit @f)rijto, begreifen. £mrd) bie wal)re S5efet)rung werben wir, bei obiger ^weiten Rechtfertigung, in dfyrifto, unb alfo and) in bem ftaufe ber Äirdje ©otte£, ate ^almbäume gepflanzt, 5Pf. 92, 13. n f. fo(d)en ©ered)ten wirb bann an$ (Sfyrijto gegeben, (_me e$ eigentlid) t)eiffet,) ba$ fte grünen in ben SSorfyöfen tiefet Qan* fe$, bejfen eigentliche Bi^rbe, $)f. 93, 5. bie §eiligfeit ijt.

3a, ber ^eilige unb unjträfltdje 9Löanbel ber ©laubigen, fott fte aud) in bem ©erid)t ber %Qelt rechtfertigen fönnen, al£ ein

272 1. $on bem ©lauben

Sßtief tyviili, 2. @or, 3, 2, 3, ber gelefen wirb fcon allen SOJen* fd)en* D rote fo betrübt unb böd)ft rotcfyttg t|t e$, roetttt gromme burd) ibren unttorftd)tigen 3öanbel bte geinbe beg #erw lagern machen ! 2 ©am* 12,14 9?öm* 2, 24» 3war roirb bte 5ÖSelt (fo fange (Te 2öelt bleibet) and) bte richtig roan* belnbe Äütber ©otteä im ©runbe immer Raffen unb üerlaftern, 3ob. 15, 19. bettn (te ftnb nidjt öon ber SJBelt ; allein roenn ^ranft)eit, 9?ott), ©eroiffenöangft, ober fonjt ^a^e ber beim* fudjung fommen, 1 spetr* 2, 12» im ©ried) 2Bet£l). 5, 3 ba ftefyet man bodj $urücf anf ben guten 2Banbel nnb üßerfe eben ber 2eute, bie man fonjt alg Uebeltbäter öertäfrert bat, erfennet fte nnn aU ©eliebte ©otteä, 2><% 17, 23* unb öer* fyerrlidjet ©Ott ibretroegem

2ldj, mein £etlanb, roie fo fefyr roirjtbu unb bein Sftarne fcer* unet)ret, and) t>on bem SSotf, ba$ ftd) nad) beinern Partim nennet, unb bod) nid)tö an fYcf> feben läßt, bag beinern 9ca* men, beinern ©eijt unb beiner 2ebre roürbtg tft ! 23ei allem D^ttbm üon beinern SBerbienjt, tritt man bein SSlut unb 23er* bienjt fdjänblid) mit puffen. $ann baö bein SSolf fetm, ba$ bir fo bann unb roann blo$ mit ben kippen, beinen geinben aber, unb ben falfd)en @ö$en, täglid) unb mit ganzem &er$en bienet? Tonnen ba$ beine ßinber femt, bie mit tbren £baten beweisen, Daß fte beiner 9catur im geringen nid)t |Tnb tbeil* bafttg roorben ? ©outen bag lebenbige 9?eben an bir, bem fü* ßen feeinjtocf fet>n, bie eitel faure §eerfinge unb faule $rüd)te tragen ? ^ein, nein, mein 3efu, roer fo fteber ©ünbe tbur, ber bat beb nimmermebr gefeben noct) erfannt, 1 3ob- 3, 6* diu falfcf)?6 £crS rüt)tnt ftct> fälfd)lid) ber Vergebung fetner ©im* ben, 9)f. 32, 2. &k)rift\\$ \\t fem ©ünbenbiener. kaufen* net bid), unb bte Äraft beiner $erföbnung, nicht, roenn man bein Serbtenjt unb ©eredjtigfett gum Dedmantel beiner (Sun* ben migbrauebet. ftat 2lbam3 gall unb unfere £borbcit bie Äraft gebabt, un$ tbätig ungerecht $u machen ; rote tuel mebr roirb unb foü bein SSerbienft unb ©nabe bie Äraft baben, un£ tbatig gereebt baqujtellen ? 2ld)/ ba$ beine abritten bett btefe beine $raft aud) tbätig an fkb (eben ließe, bie in ibrem un* d)rtftltd)en $öanbel nur gar $u lange, ben anberen Optionen ein ©tein be$ 2lnftoßeg geroefen ijf ! Duette beine dbve, mein §eilanb; rechtfertige beinen tarnen ; la^ bein 2<olf eitel ©e* rechte roerben, ^Seroeife aber and) btefe beine ftraft an mir

unb ber Redjtfertigung. 273

Firmen, unb anbenen, bie fccf) mit mir bev ©ottfeligfeit ergeben haben» 2ld), wie jTnb auch) mir Äönigefinber fo mager, 2 ©am. 13, 4. $Bie ijr mein ?id)t fo bunfef, ba3 id) bod) folt leud)ten laffen in beinern gangen £aufe ! Sich, rette and) bei mir beine obre; rechtfertige beinen Manien, ha$ id), ber id) ohne biet) nid)t3 tf)tm fann, in bir nnüerrücfter bleibe, unb alfo ttiele grt'td)te bringen, woburd) mein fyimmlifcfyer $ater gee^ ret weroe. 2lmen.

2>ie ttierte Rechtfertigung wünfcfyte ich mir nnb anbeten liebet gu erfahren, a\$ üiele 3Borte batton gn machen. 3d> will6 brnm furg faflen. ©ie fonnte genennet werben : Tis innere nnb enblidje Rechtfertigung in bem ©erid)t ber cßttli* d)en Üßoblgewogenbeit (Justificatio inhaerens et finatis, in foro divinae benevolentiae. ) £)ie insgemein alfe genannte Rechtfertigung, nnb bie Heiligung fliegen in biefer le|tern gu* fammen nnb erreichen bier üjre -mögliche SSoUenbung. £aö (£nbe aller ^ilege ©otte^ mit ben gefallenen sJJ?enfd)en ijr un* frrettig biefeS, ba$ ©ott burd) beö 9D?enfd)en ^öieberaufrid)* tung wieber in bemfelben tterftäret unb alle£ in allem werbe. S?ei ber gewöhnlich atfo genannten Rechtfertigung, freuet ber 9D?enfd) al$ fcbuloig, befeijämt, nnb gang herunter gefe|t; ©ott aber unb bie freie ©nabe in @brtfto, wirb bod) öerfläret nnb erhaben, rie wafyre Heiligung bringt eben ba$ mit ftd) ; ba£ fünDlid) eigene £eben beö ^enfehen, (unb weiter f)at ber ge* faltene genfer) nid)t3,) alle SSeflecfungen be$ gleifcheg nnb be3 ©etfte^ werben entbeeft, unb immer tiefer entbeeft, t>ev* leugnet unb ^em £obe aufgeopfert ; (5r)rifhi6 nnb fein ©na* beuleben fommt an beffen <&tatt empor ; ba bann berjenige, ber alfo mit @brifto geftorben Ol, auch gut>orberft mit (tforijto- gerechtfertiget wirb fcon ber ©ünbe, Rom, 6, 2. nnb 7, *pi)iL 3, 9—11.

Roch mehr, ber 90?enfd) wirb allgemach), and) bei allem fei* nem bejtcn ©elbfc fromm* nnb- l)eilig*treu* nnb? anbäd)ticy wer* ben, Qrvie uerbeefr e6 and) immer mit fd)leicht,) ttor ©ort gu (Edjanben gemacht; er muß ba$ $Derf @bri|fo, beffen ©nabe nnb ©eifte^wirfung in ihm, immer mefyr überlaffen ; er muß ßbrtjro weichen, bemfelben Raum geben, fem*en, nnb ihn in ffd) wirfen nnb leben laffen : £)ir ung laffen gang unb gar mit allen rechten (S^riflen* Sfflit einem SBort er mn% abnel)* men, (SbrijfuS in ihm gunefymen, bte mit Stacfjbrucf l)eigt: 23*

274 $on bem stauben

tcf) lebe, bod) nidbt mebr itf), fonbem (§l)rifhi$ lebet in mir, ©al. 2, 20. (Sbrifruö felbjt wirb feine SBei^beit, ©erecbtigfeit, Heiligung unb Qrrlöfung, (nid)t nur objectwe unb appltcatme, fonbem aucf) tnljä'renter, unb)fraft feiner gnäbfgen Snwol)* rtüng.

(Sobann approbiret ©ort wieberum fein eigen ©ttteg, ba$ er in t>u (Bede geleget fyat ; ba$ ©ute, fage tcfy, ba$ (5brijtu$ burrf) feinen ©eijt in ber (seele wirfet unb gewirfet bat ©Ott bettet gut ifyren ©nabenjlanb, SÄom. 8, 16. ftebr. 11, 5. ifyre ftettigfeir, ifyre ©crjönfyeit, il)re £ugenben; benn ffe ftnb (Sfjrt* ftt, £obl. 1, 15. Dffenb. 2, 17- dv bält ibre «IBerfe für ge* nebm ; benn ftc ftnb in ©ort getban, 3ob- 3, 21. ©oft bat aföbann feinen ©efaffen an bem £>ienjr, ben fte ibm im ©eijt leitet, ÜMact). 3, 3. 4. an ben Anbetungen, ?ob, Ziehe unb SSeret)rung feiner 9D?ajej?ät, fo fein ©eift in t'br bemorbringet, D^öm. 8, 27. (£r ftebet mit göttlichem 2BoblgefaUen an, fo* wobt einerfeitö t>ie äugerjte Ausleerung, 9iid)tad)tung unb SSergepng ibrer felbjt unb ibreö Eigenen, fo bte (Seele gar rief tm ©runbe beget; at3 and) anbererfeitö tt>r gerabeö An* feben unb ^ie wal)re jSod)fcbä£ung ©otteg allein, fammt ibrer rubtgen, lebigen Abbänglid)feit tton ©ott, üon feiner ©nabe, unb üon feinem Einfluß, 2c. fyiev rubet bann ©Ott wieber mit SSoblgefallen in bem $Serf feiner foänbe, wie e3 im Anfang war, 1 dftof. 1 unb 2. unb machet t>i'e (Seele fetner Dtube unb üöoblgewogenbett tbeilbaftig, baß fte ben Anfang beg ewigen <&abbath$ feliglicl) in ibrem 3"^enbtgen erfahret. Darum nenne id) bte enbltdbe ^ecf)tfertigting in bem ©erid)t ber göttlichen 5Boblgewogenbeir.

Q?6 geboret aber mancfyeö Ausleeren ba$u, beöor @bri(tu$ allein ben spia£ bebält; mandfyeä AuSgefyen um bergeftalt ööllig in Ofbrijto erfunben $u werben, ^auluö war gerecht* fertiget, gebeiliget, er war in (Sfyrifto : unb bennocb wollte er weiter, ty\)iL 3. er wollte (plus ultra) noct) völliger in (Sbrijto erfunbcn werben, nicfyt babenb feine ©eredbtigfeit, *c. Aucl) feine fcbon au$ ©naben erlangte ©ererfjtigf'eit, wollte er ntd)t als bte feine haben, unb glekbfam für einen fftaub achten, 5}>t)i(* 2, 6. ffci) felbjt barin gu gefallen unb $u rühmen ; fonbem fiel), mit 3efu, ausleeren öon aller feiner ©cfyönfyeir, um aufs neue wieber naefet in (Sbriftum ftcf> ein^ufenfen, i>a$ berfelbe allein fein AEe£ fetm möchte. (Sobann wirb enblid) in »ollem

unb ber ifted)tfertigung. 275

9?ad)brutf 3ebotfa unfere ©eredjtigfeit, 3er. 23, 6. Unb bieg tft aud) ba$ Grnblidje. 23ei biefem großen 2Bort ber ©erecfy» tigfeit mu§ e$ bleiben, bamit ffd) atte Mee im 9J2enfd)en feiig* lict) tt)m allein beugen, unb alle 3unge fd)tt>6ren unb fagen muß : 3n 3ebo»ab babe id) ©erecbttgfeit unb (Stärfe, 3ef. 45. 3a, 2lmen ! ©ott SltteS, trf) «Rtcfrä ! btefe gro§e 3Batyrf»eit fann meinen ©etft auö feinem bunfeln ©efängniß allein, frei unb roabrlid) tiergnügt machen, 3ob* 8, 32. £)iefe£ mein @ott ift ba£ (£nb$iel meinet Verlangens, unb ber 9ftittelpunft meiner 0?ube eroigüd). Sarauf nietet nur beine ganje £auS? baltung mit unö sJftenfd)en; babin geben nur alle beine 3Ber? fe, unb alle beine, foroobl allgemeine alg befonbere güfyrungen, UiSege unb ®erid)te ; (Sbrtftt (Jriöfung, für un$, unb beren SluSfüfyrima, in un£, baben feinen anberen al$ biefen (£nb? $n>eci 5Bie fo fdjön, rote fo liebenöroürbig fommt mir biefeS ttor ! ©et) belegen angebetet, getiebet unb gelobet, o bu roun? berbarer unb allein roeifer ©ott ! ©erbe öon allen ©elftem, t)on allen Kreaturen, unb and) »on mir, be^balb erfannt unb fcerberrlicbet obne (£nbe ! 9?iemanb ift gut unb beilig, benn t>n allem. We ^eiligen im £immel unb auf @rben, fmb nur beilig burd) bid), unb weil bu, in itmen wotmenp, Urnen ettvaö Don beiner ©utrjeit unb jpeiligfeit mittfyeileft. 2ltle£ unfer C^uteg, alle unfere ©erecbtgfeit, bie voiv je l)aben fönnen, ift anä bir, alg ber Urquelle, entfprungen, unb muß aud) gerabe unb unoermifcbt in biet) lieber surücfflieffen* £>ie flareflen üßaffer beiner ©nabengaben unb £ugenben verfaulen, roenn fte lange im ©efdjöpf ftille (leben. wir ift fein ©ute$, fei? ne ©ereebtigfett; id) mu# and) fem ©nteg in mir, unb al$ baß meine baben wollen; rote fo ungejiemenb, roie fo erfebreef? lid) roäre biefeö ! ($et)bueg allcö in mir, bamit bu aud) allein unb eroig r>erberrlid)ejt roerbeft in mir. 3d) febe in bir, mit in? nigftem Vergnügen, unenblid)e ©üter, unenblidbeSSollfommen? fetten ; in bir muffen ffe feijn. 3<*) febe w mir eine 5lrmutb, eine 9iarftbeit, eine 2lb banglicfyf eit, fo mir lieber ift benn alle «Heidjtbümer. teilte 9?etd)tbümer btnbern unb entfernen bid) ; meine 3lrmutb unb Webrigfeit, ?uc. 1, 48. 53 neiget bid) $u mir, ba§ bu mid) mit bir felbft erfüllen unb befeligen fannft. Qid) babenb, babe id) genug ; benn bu bift mein @ut, mein* ©eredjttgfeit unb mein ganzes £etf. 3$ leere midi au6 unb njünfcfye mid) enotg auszuleeren, bamit bu allein ben "JMa^ ein?

276 l. $ott bem (glauben

nehmen, in mir leben, unb in mir biet) öerberrlicben mögefL 6ei> atiein groß nnb boct) mein ©Ott ; unb lag mict) nur hier nnb ewig, $u beinen gü$en liegenb, mit 5öal)rt)dt fagen : £ir, ber bu auf bem throne ft|$eft, £>flfenb 5, 13 nnb bem £amme, fei) £ob, nnb @bre, nnb £errlict)feit, nnb Straft, »on (£wigfeit ju (Sroigfeit 1 2lmen.

8. £ie erfte biefer m'er Slrten ber Rechtfertigung, bleibt a(* lerbingö hie erfte. ©onft will ict) webt fagen, bag eiueö fo juft auf ba$ anbere folgen muffe ; ttielweniger, ba$ ein jeber fot* cbe6 fo na et) ber Reibe in ftdh muffe unterfebeiben nnb au6 ein* anber legen fönnen. 3n ber (£rfabrung fliegt ba£ eine wirf* lieb febr in ba$ anbere mit ein. 9ftit (ütyrifto immer weiter, ijl ber bejte UL?egweifer*

QBotfte man fict) aber boct) gern l>ie (Sachen inettvaö begreife lieb, nnb in einiger Drbnung (*) üorftetlen, unb wie jTcb cer ©taube in Slnfebung einer jeben biefer trer Slrten ber Rccfyt* fertigung öerbalte; bann betraebte man al;"o :

2>n ber erften Recbtfertigung freuet man, wie tie ©nabe unb ba$ ©nabenleben burc!) (§brijtnm erworben i(V; biefeg faffet ber ®lanbe mit einer ehrerbietigen ^er^enöiiber^eu^nng unb Sßeipflicbtung.

53ei ber ^weiten Rechtfertigung gebet bie ©nabe nnb ba$ ©nabenleben in ber «Seele auf, bureb ben ©tauben ; welcher bier beileget mit bemütbigen £er$en£fommen, 2lnnebmen unb Uebergeben an CEbriftum, (ftebe § 3.)

3n ber britten Rechtfertigung wäcbfet, grünet unb traget tie ©eele m'ete grüctjte in ber ©nabe unb in bem ©nabenleben, fraft be3 ©(anbeut; ber ffcf) bier beweifet in bem &er$en£bfei* ben in <§f)rt|io# Soft- 15, 4. lSob. 2, 6. SBanbetn in Gfyrifto, (Soloff. 2, 6. ober im ©eift, ©at. 5, 1"6. 25.

53ef ber vierten Rechtfertigung fielet man wie hie (Beete in ber ©nabe nnb in tem ©nabenleben gewurzelt, @oleff. 2, 7* gereiniget, 3ob. 15, 2. 1 ^etr. 7. gan$ in @brtfto erfunben, tybil 3, 9. nnb in <5tn$ öoUenbet wirb,3ob. 17, 23. nnb bier* bei über itet) ber ©taube in einem ttertraulieben jperjenöum* gang, 1 Wtol 5,24. ttergl. £ebr. 11, 5. <Pf. 73,28. Slnbangen l (5or. 6, 18. unb SSereiuigen mit (Sfyrifto al$ in nnö wofynenb, (Spbef. 3, 16—19.

(*) 2ßolfen e$ bie Ö?(eft«en furj fiafcen, bann fage tdj .• tFfyrißuei i|i unfere öeretfytigfeit, 1) objeetive, 2) applicative, 3)effective A- ^ inhaesive.

unb ber Rechtfertigung* 277

üttanche, bie ben fläglichen TOf brauet) ber (öfterö unbehut* famgenug vorgetragenen) £et)re ber Rechtfertigung, in ben *Pro* tejrantifchen Kirchen, eingefet)cn ba&en, ftnb (oft au$ guter Meinung) bat)in geraten, ba$ fte bte erflen beiben Wirten ber Rechtfertigung, ober boch bte pveite, verneineten, unb alleä waü bie t>et(* ©chrift von ber Rechtfertigung faget,blo$ Von ber britten ober vierten 2irt wollten verftanben haben*

3n unfern Xagen hingegen tarn ein ©efcf)(ed)t auf, welche^ tton ben beiben leereren Rechtfertigung^ arten nichts hören wollte, über bie zweite gu leid)t übertun fprunge, unb nur mit ber erjten hÖchjt mangelhaft unb feiert ftcf> befetjäftiget hielt.

$BoUte ®ott, ba$ auch manche evangetifch genannten £ebrer tag Evangelium mehr im Sufammenbang unb in ber Erfah' rung tyaben motten ! Einige treiben blog bie beiben erjten ©titele, aber nicht im notbwenbtgen unb wichtigen 3ufammen* hang mit bem Fortgang in ber wahren Heiligung unb Vereint* gung mit ®ott in Ehrifto* T)fe befier machen wollen, trö* Iren balb atteö mit bem Evangelio; unb halb forbern jTe, bte %eute follen fromm (eben, ohne fte gebühreno $u Ehrifto ^ weifen, ber allein fromm macht»

23ei biefer meiner Erflärung habe ich betbeä bie heil. (Scfyrift unb bie Erfahrung, afö übereinjtimmenb, in ihrem 3ufammen* hang $um unbetrüglichen Settfaben genommen. Unb fo fommt ungezwungen l>erauör wa$ ohne SBtberfprud) h^u^ommen mu§: ba$ nämlict) btejenige Slbftcht,; welche ®ott bei be3 ^enfehen ©chöpfuna. gehabt, ihre herrliche Erfüllung in befiel* ben Erlöfung befomme, inbem bag verblichene 33ilb unt ?eben ©otteö in bem 9J?enfrf)en wieber aufgerichtet werbe, ta§ man ben ®ott gejiemenben ©chlu# barunter fdhreiben muß: %t}m fet> allein b\e Ehre in Ewigfett ! 2lmen.

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278 2, 23cm bem gefcfyriebenen 2Borte ©orre^

2* %3on htm Qtf&)xitbtntn SBottt ®ottc$. I.

1* 2Ba$ tcf) Don bem gefcfyriebenen 3Borte @otre$, ober ber f>eil. Sctyrift balte, babe id) bereite im ^ege ber 2Babrbeir, unb srcar meineö @rad)teno\ fo umftä'nbltd) unb beutlid) ge* fagr, baß e3 n>ot)l feiner wetteren 21u3fübrungbebürfen möchte* 3ct) bezeuge nodjmate, baß id) glaube/ ba^biet)eil. Sd)rift »or* jügiid)er sü5eife göttlicher Eingebung fei ; ba$ bie göttliche SOßeiöbeit (Td) m feinen anbern iüdjern fo tief eröffnet, nnb fo tt>eit ausgebreitet babe, ^ *b«t m ber beil. Scbrift. 2Ille3 in ber ^eiligen Schrift ift göttlicher Slutfyoritä '. Sie i]i bie einzige unfehlbare D^egel unferö ©laubeng unb 2eben3. £)rum liebe id) eine folcfye £ebre unb eine fcld)e ©ottfeligfeit, ba$ id) bei feinem einigen Sprüchlein ber fyeil. Sdirift fdjamrotb fte* ben barf. Äurj, id) jage nod), toaö id) in ber Sorrebe bemel* beten £ractärletn3 and) fdjon gefagt babe : 2# länger id) lebe, bejlo mebr werbe id) befeftiget in ber @rfenntniß beö göttlichen UrfprungS nnb beS aunefymenben 23orred)te$ biefeö 53uc^ö über alle menfd)lid)e SSüdjer*

2. 3war, m nn ein tton ©ort erleuchteter 93ote, ober aud) fonft ein £inb ©otteö, etvoaö rebet ober fd)reibt au$ ©otr, t)or @ott, in @r)rt|to Sefu, bann ijt fotctjcö aud) ©otteS $Borr, 1 sperr. 4, tl. aber ee ijt bergleid)en einem anbern, nur in fo fern e3 fcon feinem Urfprung senget; nur bemjenigen, ber bafür erfennet, unb bei bem e$ fid), al£ ein fold)e3, mit Äraft unb Salbung am £erjen bemeifet» 3d) fann anbere nid)t auf einen fold)en 9Jcenfd)en, auf ein foldjeö s£ud) weifen (non est publicae et receptae autoritatis) bat and) beöwegen nid)t hei allen, felbjtnidjt immerbar bei bem, wo e$ jTd) boct) einmal be* wiefen bat, eine folctje binbenbe, beweifenbe, beml)igenbe Straff, wie Die beil. Sdjrift. £>iefe ift gan$ öon ©Ott, gan$ unfebt* bar; obgleid) bie Ueberfe£er, al$ üftenfcben, feblbar jmb, wel* d)e3 bod) nirgenbber £auprfamepräjubicirlid) tft.

3. %d) »erbenfe e3 beSwegen manchen ^)rote|tantifd)en £be* otogen, welche bod) fo große 2>erfed)ter ber 21utr)orität ber t)eiV

2. $on bem gefcfjricbcnen 2öorte ©ottem. 279

(igen (Schrift fet>n wollen, ba$ fte ihren (Smnbo(tfd)en Büchern (bte trf) fonft ihren gebübrenben 2öertb behalten laffe)faftober gar eine göttliche Umgebung nnb Unfehlbarkeit $ufd)reiben ; unb nod) mehr wenn unwiebergeborene >prebiger pretenbiren, man folle alleö ihr leeret ©efdjwät* auf ber Äanjel für reinem unb unfehlbarem >lßort (fettem refpectiren unb annehmen, un& ber heil. ®ei|l wtrfe nur burd) btefem $Bort. Daß fonft ber heilige ©eift burd) ba$ 9£ort (Mortem in ber heil. (Schrift, wie aud) buref) bam slBort feiner ^inbet, mittelbar wirfe, babeief) eben fcorbin gefagt; baß er aber auch auf anbere $l*eife tm £>ergen wtrfe, tyabe ich auberöwo ge^etget ; Cftet>e $Beg ber Wahrheit, p. 15 in ber Slumerfung,)

4 Senn ob tct> g(eid) bam gefchrtebene $Bort ©ottem alm »ort @ott eingegeben, befagtermaß n anfehe unb achte, fo glaube id) boef) nicht, i>a$ bte Mvaft unb ber (Segen bem SBuchftaben ber (Schrift an ffcf) felbft eigentümlich unb unterbau fep, baß berfelben blom äufferlidier ©ebraud) unb §anb!ung unö bam ?cben geben rönne: feinemwegm. Die \)eil. (Schrift ijr ein (Sdiwert, ein (Schwert be^ ©eijtem. Der beil. ©eijt allein braucht biefem (Schwert mie unb roo er will. ^)ie jlunfr tbut^ nicht ; £ören unb £efen, unb ba$ tüchtigfte $I$ert$eug, geben unm bte Äraft n'd)t. Der heilige ©eilt tbutm allein. Derfel* be muß btefeö slÖort abfonberlich $u emem jeben gleicfyfam aufm neue ansprechen, rrum roirb beim ^eben, frören unb ?efen bem sll5ortm, ^qenmanbacfyt unb ©ebet fcor allen Dingen er* forbert

5. Da tchübrigenm^ur (Jrflärung meinem (Stnnem über biefe Materie, weiter nichtm beizufügen nötbig ftnbe, auffer bem, wam im benannten £racrätleirt fchon gefagt worben, fo nvtt bei biefer Gelegenheit nur nod) etwam'bin^u thun in 2lbffd)t auf biejenigen» welche an ein gefchriebenem feort ©ottem, ober an eine gottliche Offenbarung, gar nicht glauben, unb, weil fte bie natürliche Religion für t)inlänglid) achten, ungemein Natura* liften genannt werben.

6. Diefe weltflugen £eute in ber fogenannten @brifrenbcit fehen bie heilige (Schrift für un nötbig, ja gar tierärztlich an. (Sie ftnb eben nicht alle muthw ttige Gerächter ©ottem ober et* ner göttlichen Dffenbarung. Sie hören, fte lefen fo xr>a$, wo* burd) fte anm ftritiftren fommen. Qa$ Crlerfb in ber Thrillen* bjüt, unb fonberlid) ba^ in bte klugen fallenbe dlenb berjenigen,

280 2. $on htm gefchriebenen 3Borte ©otte£.

feie am meiften mit ber (Scfyrift umgeben, hilft ein großem ba^u. sjUtan fcblägt feiten ben rechten 5Beg ein, folcbe £eute, wo ib* nen anberg noch $u Reifen ift, auf bie rechte (gvur gu weifen ; unb fte felbjl, bie vernünftigen ieute, geben nicht vernünftig ttnb treu in ber ©acfye $u 2öerf. ©efyet bocl), wie fie e$ ma* eben.

7. Die beutftcbflen unb nötlngften 9Babrl)eiten in ber heilt* gen ©d>rtft fcben fte fattiSan. Dasjenige, bem fie nicht wi* besprechen fonnen, laffen fte fe gut femt ; hüpfen aber ge* fd)ruinb brüber bin, bamitfte nicht nücbter unb unruhig werben. £>a£ ftnto befannte ©acben. ©ie wollen weiter geben, unb (dubia vexata) 3weifelgfnoten haben, um ihre Unruhe über bem $eriren eine $$eile gu vergeben. (Bie ftnben in ber Sbibel ein üBort, einen biftorifeben Umjlanb, eine befonbere £>anblung, ein ^Bunberwerf, ober fonfl: waü bunfcleö, ba$ ihnen 5lnld§ gu frtttftren gibt, (Bit ftnbenö, fie habend gefuebt. Da haben fte nun ein (Schwert, womit fie ben gelben agiren : ba$ foll ihnen erft bewiefen unb aufgelöfet werben, ober fte fonnen (ich follte fagen fte wollen nicht) glauben. 3ft ba3 vernünftig ge* banbelt? 33ücber unb Dieben, wobureb ffe in ihrem 3weifeln ober $ririftren geflärft werben, nehmen ffe mit allem Slppetit unb ohne viele Unterfucbung an : aber (Schriften unb ©rünbe $ur 2luflöfung ihrer Zweifel, feben unb hören fte.faum an. 3fi X>a$ treu, ifi baS rebltd) $u ^Berf gegangen ?

8. dm vernünftiger Zweifler erwäge einmal mit 2?ebacbfr folgenbe (gtücfe nacbeinanber, unb flehe bei einer t'eben ftrage fo lange (litt, baß er tie Antwort feineö §eqenö barauf boren- fönne :

$Bäre e3 nicht fef>r git wünfeben, i>a® trgenbwo eine unjwei* feibar göttliche Dffcnbarung möchte vorbauten fcmi ?

£aben wir in bem ©taube, worin wir un£ je$t beftuben, ein folcheg (£rfenntntß Von ®otr, von feinem Dienff, unb von bem, voa$ un$ naebunfetm £obe «bevor fie bet, ba$ wir ftdjer darauf geben fonnen ?

Daß wir vergnügt tabei fein fonnen im ?eben, unb beruhigt tut (Sterben ?

£)ber ftnben wir un£ vielmehr, in Sfnfebung biefer wichtigen ©tücfe, in mancher Dunfelbeit, Ungewißheit unb furcht, tic wir auch burch feine natürliche Grrfenntniß noch S3emü^ung hinlänglich l)eben fonnen ?

2. 2Sou bem gefdjrtebeneu 2öorte ©otte£. 281

Qie natürliche Religion tjt bie Religion be$ 5ftenfchen ; bie läßt man in fo fern in ihrem sllkrtb ; allein, wir finb nid)t bloö ^enfdjen, fonbern fünbltcbe sD?enfd)en. $ann imö aber ba wofyt bie natürliche Religion ba$ erforberlidje £id)t nnb ben nötbigen £rojr geben ?

Unb wie fteljete auö bei benjem'gen SSölfern, bie weiter md)tö afö biefe natürliche Religion haben ? süiie fielet and) biefe natürliche Religion felbft bei ifynentittö?

ginben wir nid)tt)ieleö in unfertn^eqen, in nnfern 9iet* gungen, ftanbel nnb SBanbel, ba$ Wir felbft alä tl)örigt, fünb* lief), einem heiligen ©ort mißfällig nnb ftrafwürbig ernennen ?

können wir ung binlänglid) nnb $u aller £eit in uuferm ©ewiffen berub gen ?

üBiflen wir ein Mittel gu fofcber Beruhigung ?

Unb rvie wir *>om £öfen fön tun befreiet nnb glücfttd) werben ?

Dber ift fein $Bcg ober Mittel b^u ?

UL:eld)e ^nnfelbeiten ! welch ein Qrlenb !

(Sollte bann nid)t ©ott ein Mittel nnb $öeg wiffen, un6 auS biefen SSerwirrnngen nnb Jammer $u helfen ?

Unb follte er nid)t twn biefem Mittel nnb 5Bege nnö eine J)inlä'nglid)e 91ad)rid)t haben gufommen laffen ?

3(1 nicht üermnthlid) ? ift nicht (ehr wabrfd)einlid) ?

Erlaubet mir wohl bie ^orftellnng, bi? id) mir machen muß fcon feiner unenblicben ©ntheit nnb weifejten Sßorpctjt, baß icfy baran zweifeln barf ?

2lber, wo ftnben wir biefe 9?ad)rid)t ? in welchem £anbe ? irr welchem 23nche ?

#aben öieüetdjt bie (ygtwtier, bie ©riechen, bie Körner, bte Gjbinefer, bie dürfen, bie wabre 9cact)rid)t öon ©oft nnb @ot* teäbicnft, bie id) fnche ? eber giebt mir ba$ %ud) ber @t)ri(tert eine jnt)erläfftqere 9iad)rid)t ?

$a$t nnö eine 33erqleid)ung aufteilen. 2Bir wiffen beutige£ £ageg genugfam, wa$ bfefe iinb anbere SSölfer lehren nnb ge* lehret haben*

üötr wollen aber babet nicht eben bie ©ebanfen richten auf biefe ober jene fchöne 2lu3brücfe ober ©ittentefyren, bie ficf> ein SBerftänbiger in ber 9ftenge felbfi machen f ann, wenn er fie nur fo gut tttö ÜBerf" $u richten wü$te. £)ie ftrage ift nur: 23ej welchem $olfe, tu welchem SSudj, ftnbe id) bte befte unb jut>er> > 24

282 2. 2>on bem gefdjriebenen 5Borte ©otte*n

Idßigfte yiad)vi<i)t fcon ©ott, Don feinem £ienjt, Don bem Ur* fwung unb ißegräumung beä 23öfen, ober i>on bem 2Bege nnb ^Mittel, in «nb nad) biefe m £eben rubig unb glücflid) $u wer* ben?

9* 9D?an fJet)e nur einige Minuten jtill 6et biefer grage, bte ung nid)t gleichgültig femt muß. tyflan erinnere ftcb jener *ü* d)er unb Wadjvicbten, febe bann aucf) mit einem SSlicf auf tic 33ibef, unb fpred)e felbjt b'aä Urtbeil mit ^ebacbt.

10. ber 53ibel fmben wir bk atlerälteften 9?ad)rid)ten ber angeregten ($ad)cn: bau ift auögrmacbt. £aben nicbt aber biefe 9tfacbrtcf)ten and) weit mehrere 9J?erfmale ber ®laub* würbigfeit al3 irgenb einige anbere ?

$on ber fonberbaren yjtajeftät, Grrbabenbeit, aufrief) tigfeit unb «ftraft be$ Sluöbnufö, wetd)e in ber Sßibel bin unb lieber Don einem nur ettoaö anfmerffamen £efer bemerfetunb gefüf)* let wirb, je£t nid)t $u gebenfen.

11. allein, in ber S3ibel Rebet bod) fo »ieleä Don 5Bunber* werfen ; manebeö fcbeinet ungereimet; mand)e3 ijt febr bunfel. Antwort: £>te grage tft bter nid)t »on 5ßunberwerfen. 3(1 nid)t m'eüeidjr bie Urfacbe fowobl ber Ungereimtbeit alö ber Dunfelbeit, in unö felbft $u fud)en ? $£ie fo manche Dinge jmb un3 fogar in ber sJ?atur noct) bunfel. (se£et biefeä alleö eine UBeile bet 8eite. 9ftu$ bann ein ?ebrfd)üfer flugö fein gan$e$ 23nd) t)er|tel)en ? kernet erft euere £ecrion. SBeber^ get unb übet juöorberfl baö, tvaö ibr üerftebet, benn foldjeö ijt eben ba$ (§uere uub ba£ nötbigfle.

12* $etet $u @ott, wie biefeö S5ud) eud) lehret, bag er eud) tä'glid) mebr er(eud)te in ber (£rfenntni# feiner unb feinet UBitfenä, unb baß er eud) ein §er$ gebe, ibn felbjt nnb tiefen feinen Tillen $u lieben unb barnad) gu wanbeln.

2llfo betet amielegentlid), unb werbet nicbt mübe.

Stuf biefe $öeife fönnte t)ert)offcnt(ict) einer nid)t nur fcer* Künftig, fonbern and) mit ber 3eü auf eine noeb grünblidjere 2lrt überzeuget werben üon ber 9cotbwenbigfeit, 5öal>rr)eit unb 2Bid)tigfeit ber göttltdjen Offenbarung in ber fjetl. ©rfjrift.

13. Denn giebt nod) eine anbere ©attung ber 9caturaft* ften, bte $war vernünftig überzeuget fmb, t>a$ bie fyeit. ©djrtft ©otteä 5öort fei), aber and) nur immer unb allein bte natür* ltdje Vernunft, SEÖecje unb Mittel brauchen, bte <Sd)rift m l)anbeln unb ^u erflären. Unb ba$ (Tnb bte umgefefyrten, getjt^

3. SBon ber 2öteberbringnng alter £inge. 283

lofen £beologen. £er 5ftnnb mag Don bem fyeil. @eijt nnb t>on ber @rlend)tnng, pro forma, fcbwa£en n>a^ er will, bag £er$ erfahret md)t3 batton, nnb ifr, wennö branf anfommr, ber ©acfye fcon £er$en feütb* ©ntge armfelige ©dntlfadjen, magere (Sommentarien, ober (wenn trefflich fei>n foll) eine nenmobifcfye ^)l)ilofopl)ie, bienet il)nen ftatt aller ©albnng be$ fyeil; (#eifte$. ©old)e Sente tbnn ber \)eiU ©ebrift nnb ber iftrcfye ben größten (Schaben, ©te jutb SftaturaKften, nnb ffe machen 9?atnraliftem £ld) bte er fiten nngefimfMten, inwen* bigen, geiftlicfyen @I)riften, ftnb üt ber clt)rtftenbett faft »er* febwunben ! £err ®ott, laß beuten @eijt auö, bamit ber* gleichen wieber gcfcfyajfen, nnb bie @e|Mt ber (£rbe erneuert werbe !

3* Söon bev £ötcbet&rütgutt$ aller &utgc*

S5on ber $öieberbringnng aller £inge weiß id) nid)tß ; fann bamm and) mdjtä batton fagen. 9D?ein ^tei^t nnb 23ernf get)et niebt anf folcfye £>inge, fonbern nnr anf bie notbwenbigen 2öabrl)eiten, nnb anf bie wefentlicben ©tücfe ber ©ottfeligfeit beö inwenbigen 2eben3* 25on biefen fingen fann id), an3 göttlicber ©nabe, mit ©ett)ißt)eit reben ; öon anbern anfiTer* orbentlicben, propfyetifcfyen ober fonffc 9?ebenmeüumgen, nicl)t alfo. 3d) muß mid) in meinen ©cfyranfen galten ; weiß aber and) anbere $u fd)ä£en, bie in ifyrem £beit riebtig nnb tren wanbeln. (tö jTnb l>etfttqe (Seelen gewefen, weld^e bie VJlei* nnng tion ber 2öieberbringnng ftarf bejahet b<*ben, anbere beilige ©eelen fyaben fold)e ftavt verworfen. 3öo bie fyeilige ©cfyrift fcfyweiget, ba fcfyweige id) and% 3cb weiß, baß bie S5erfed)ter biefer ^einnng fagen, bie l)eilige ©djrift rebe tton biefer feacbe Diel nnb bentlid)* (£3 fann femt ; einmal id) fannö ba nod) nid)t feiert, wo jTe fold)e3 glanben $u (eben. Mnx$, id) tterftefye eg nid)t, 3d) willö abwarten, nnb in^wifeben mir felbjt nnb anbern bie äöieberbringnng in biefer ©naben* $ett bejtm6glid)|t recommanbirem

284 3* $on ber 2öieberbringmtg aller £inge..

9D?tt btefer metner bei ber erften unb fetten (£bition gege* benen (£rFlärung öcn ber 3öteberbringuug, babe id) weber ben einen nod) ben anbern £t)etl vergnüget. 2llfo t)atte tct>ö febon $um 23orau3 sermutbeh $ann aber wohl jemanb mit 3Red)t »on mir forbem, ba$ id) jujt glauben foll, wie e$ einem am bern red)t beud)t ? ober baß id) reben (oll, tvaü icf) nict)t glaube ? 9D?an I^atte nnr »erlanget, ba$ id) mid) erflären follte, xva$ id) felbjt glaubte : nnb ba$ habe id) getban. ©leid)* wob, l befcfyulbigt man mid) beiberfeitö id) bätte foldjeö nid)t getban, fonbern au£ 5tbjTd)ten meinen rechten Sinn (man will fagen, ben ©mit, welchen jeber für redjt t)ält) gnrücf ge* baltem Slber man befdjulbiget mid) Sterin mit Unredjt* (£ine unmittelbare (£röjfnung öon biefer <5ad)t habe id) nid)t 23eibe £beile t)aben fcfyeinbare, aber and) feidjte ©rünbe, unb beibe laflfen ©cfywierigfeiten $urü<f . ©Ott nnb feine 28ege ftnb überall anzubeten, aber nid)t überall $u ergrünben» i)a$ ijt aber bte 2Bal)rt)eit, biefe (£tnjTd)t unb 2tbffci)t f)abe id) immer bei bergleid)en ©acfyen, baß e3 ermerften gottfeligen ©eelen fcfyäblid) fc^, wenn fie $u ttiel Dtfebenmeinungen puppen, (Td) baburd) 3eü unb Gräfte rauben, unb ifyre J£er$enöanbad)t *>om 9?ott)wenbigeu öerrücfen laffem

3d) bin be£ 23ater3 $inb, nid)t fein geheimer fRatb* 2U3 ^inb liebe unb el)re id) allen 3Billenunb 3Berfe meinet $ater$, bie er mir fnnb mad)t; wenn gleid) mein finbifeber SBerftanb nid)t alfobalb alle6 follte begreifen fömtem 3d) fefye mit ftnb* liefern 9?efpeft beg Sßaterä 2lrd)itt nur an, oI)ne ha$ mid) ein anteiliger 2Sorwt£ antreibt tyinein $u fd)leid)en, unb feine ©e* betmmjfe wiffen $u wollen* Stimmt er mid) aber bei ber jjanb, fo will id) einfältig folgen* 3d) bin fo fcöllig übet^n* get üon feiner t)öd)jten y&etöl)eit, untabelid)en ©ered)tigfeit unb öollfommenjten ©üte, baß id) rubig babei einfebmfen fann, gan$ unbekümmert, er werbe fd)on alle feine SßBorte, 2ßerfe unb 2öege, bergejtatt am (£nbe rechtfertigen, baß alle Sangen werben befennen unb fagen müfien : (£r tyat alleä wobl gemacht ! 2lmen. £allelnja !

Snbixlt fctefe^ äSetflettts»

1* ©tncf. 2*ntt>eifnng $nm reifen 23erftattb nttb nü# liefen ©eb rait d) ber l) eiligen ©djrtft (@t)emate atö eine 23orrebe 31t einer bentfd)en SStbet aufgefegt, fyernad) mefyrmate befon* ber£ gebrndt) £<*<]♦ 7*

©tücf . ©enbfdjreibett öon ber 23er* ttttttft, beren gäfyigfeir, ©ebreutd) tutb Sffl i g b r a u d) t m © ö tt ( i äj e tt* ( 2(tt einen grennb fyollänbifd) gefcfyrieben, nnb bentfd) mefyr* malü gebrndt*) P<*9* 49*

1. Ifafyattg. Söclrfjcrgeftalt ©eUfyrt*

f> e 1 1 nnb (frrtendjtttttg, ba$ wirf*" fame nnb befcfyanttcfye geben, n e * ben nnb nntereinanber freien fönnen, (2ut3 bem $orberid)t jura 22jlen ©tütf ber geben^befdjreibnngeno pag* 73*

2. 2ütf)ang. 2Som Äiitbe r roerbetu (2fa$ bem $orberid)t gum 13* ©tiief ber gebende* fctyreibnitgen,) pag* 74*

3, ©tnd* $u'r$e 2Ibfy an bfttng i)on bem 2Se*

fennnb 9?tt£ett ber watyreit ©ottfe* I ig f e 1 1 (2fafang£ ate eine $orrebe, fyernad) be* fottberS gebrndt) pag* 77*

4. ©titd* SB Ott bem^erfyaltettbet anfferor*

b entließen ©eijte^gabett, © e ftd) tettr £5f* f e n b a r n n g e tt tt* f* n>* (2ln3 bem 23orberirf)t $nm 21* nnb 23* ©titcf ber gebentfbefdjreibnttg* 3(1 ttadjfyer fcermefyrt) pag- 95.

24*

286 ' Sn^att.

5, C^tücf* 2öarnun0$fcf) reiben mtber tie Seicfyt finnig fett» (Sit fyottanbifrf) nnb and) bentfd) gebmcft, nadjfyer aber vermehret») pag. 104.

Slnfyang» Sftot fywenbigf ettber D^ei* nignng $nr $ er et nignng. (2m3 bem SSorbertcr)t $nm 19» <5titcf ber £eben$befd)ret* bnngen.) pag» 130»

2»^ni)ang» 2In£$ng eineö ©enbfrfjret* ben£, über 2 @or. 5, 16» (5»n einen gremtb r)oUdnbifrf) getrieben, nnb in$ £entfrf)e überfe^tO P<*9* 132»

3* 2(nl)ang» Einige 3 ^ u g n t f f e ber

erften $trd)e niedrer (Justini, Irangei, Cjpriani, Augustini,) jur SÖejtätignng obiger ^öafyrfyetten» pag. 136»

©tücf» SBonbemUnterfdjieb nnb gort* gang in ber ©ottfeltgfeit. (2ut$ ber SSorrebe ^nm verborgenen Zehen beö Bernieres genommen») pag» 147*

Smfyang eineö £anbbrteftein$ k> o n ber wahren rfflyttif. (^ebern ofyne 2öifien beö Autoris gebrncft») pag» 170»

$nr$er 23ertd)t öon ber 9tf*)fttf* pag. 172»

7. ©tücf* <5d)tin nnb ©etjn, ©eftalt nnb Äraft ber ©ottfetigf eit ober©otte& b t e n ft e 3. ((Sfyebem an einen grennb bottänbtfrf) gefcfyrieben, unb fyentadwtate an$ bem fyoUä'nbifdjen tnö £>entfd)e nberfe£t») pag» 179»

©tücf» £)ie voafyre $ fngfyett; ober, Um* gang mit ©ott nnb ftd) fetbfl allein. (3ft ben SBücfyern be$ Thom. a Kempis atö eine SBorrebe t>orgefe£t> nnb and) in fyollänbifdjer ©pradje befonberö fyerantfgegeben.) pag. 195»

Smfyang. £) i e Uebnng ber H e b r e t* cfyen ©egenwart ©otte$. (2w$ bem 25orberid)t $um 9* ©titcf ber SebenSbefdjret* bnngen») pag* 21

3 tt f) a it . 287

9. <Stütf» $ur$e Anleitung, ® ott ttnb bef* fett 2lngeftcftt $tt fncfyen» (2m$ ber Vor* rebe $u ©erlad)3 ^ergenggefpräcfyen») pag» 213*

10* Stücf» £)er ttortreffHtf)e3öeg ber töa^ reit Ziehe. l»2)ie Uebung ber?iebe» (2lu$ bem SSorbertdfjt $um 10* ©tücf ber 2eben3be* fcfyreibungen» 2* Völlige Ueberlaffung ber ?te b e* (2lu3 bem Vorberidjt $um 15» ©tücf ber Eebengbefcfyreibungen») Von ber 23 ru* b e r H e b (3ft befonber^ gebrückt») pag, 220*

iL ©titcf» (Stn brüberUcfyeä tfefyr*, £rofc

uttb (£rmat)nung£fcf) reiben» pag» 229»

2lngef)ängte$ © t är f u n g £* uttb 51 tt f* mun terungä frfjr eiben bei einiger gebrol)eter Verfolgung» (Söetbe otme 5öi(fen beö Autoris erbeut gebwcft») pag* 238»

12. ©tücf. Vom cfjrifHicfyen ©ebraurfj ber lieber unb beg ©in gen (3ft meljrmate atö eine Vorrebe $u einem ©efangbudje fyerauä ge* geben») pag. 243»

3 u g a b

@rflärung über einige fünfte *>on bem ©tauben, ic. pag» 259»

»ei £ut$#®d)effe t-$atti#6u?9,

ift femer gebrucft unb $u fyaben

S)a3 ®etfittc&e

^iHittcn^ 0) avt lein

inniger (Seelen;

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Ifrn^e ®4)fafl=3letme, SBef mcf)ttttt<jett unb Siebet*

über

2Werl)anb üBafyrfjettert be$ inroenbtgen G>l)ri(lentt)umg $ur

(Jrwetfung, ©tä'rfuug unb @rqutctag in bem t>er^

borgenen geben mit @t)rifto in ©Ott.

SKebft ber

frommen Sotterte. SJott ©e?|wt& $etfiee<}em

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G&riffcum ju ©Ott»

darinnen feroofit öon

©et fktneti 5Cn$aJ)l fcet ttw^tett @läu&t<jett,

al£ aud) »on ben mclen flippen, 2Cbroegen unb Urfacfyen

warum fo ötete Sföcnfcften oerteren gefjen,

au$ffi (jrücfc gefyanbctt wirb ;

unb

Sie Söege tstifr mittel

Steigt werben, rote man efineracfytet aller stippen unb 2Ctm>egc bennod) $ur «Settgfctt gelangen tonne.

IDcr petita«? &vie$,

rote t>erfe(Oe geführt nritb ton

mtifto SefU,

feem ©o&ne be§ @i*<Sd)abat,

beö ewigen unb allmächtigen $önig$,

fcett £ettfel*

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Ste$ SSetlietett unb 28te&ere*ofrmt fcet Bctü^ttts

@innfcübtt$ batgefteüt sott 3o^atttt SSutttatt, $)tebtget $u SBebfetb.

Jtleiste gießet* ''Sammlung,

et>er

tyLu$%UQ au$ bem

JJfaltcrfpiel

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Ätnber ßion$, jum ©tenff fyeitfucfyenber (Seelen.

JDer kleine Hcmpt*,

auä betten mettfenS tmbefannten äöerftetn

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THOM/E A KEMPIS,

äufammengettagen jut

(£tfcammg bet kleinen.

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* *P Treatment Date: Nov. 2005

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1 1 1 Thomson Park Drive Cranberry Township, PA 16066

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