":-T7 T-'- V :/>. .m- l ■ ■'* \ ', ►■•Ji' v' Ä>W^V^ (UestafriRaniscbe HautscbuK-Expedition. (R, Scblecbter J oloniat - ^irf fd)ctff fielen ß,miUt lUesfafrikaniscbe Rautscbuk=€xpe(lition- (R. Schlechter.) iTnt ]3 lafclii utl^ j^ 21bbil^llllg^l im ilcji-t. Berlin 1900. A^erlag des Kolonial-AYirtscliaftliclien Komitees, Berlin NW., Unter den Limleu 40. (Preis 12 Mark.) In Kimiiiiission bei der Königlichen Hofbuchhandlung von K. S. ;Mittler & Sohn, Berlin, Kochstrasse 68—71. KolonialYfirlffhaltliihEsl^mi^^^^^^ Vorwort. Die gefährdete Lage des Kautechuhmarktes^ hervorgerufen durch den Niedergang der Produktion infolge des Raubbaues der Gingeborenen und durch den in ungeahnter ^cise sich steigernden Bedarf der modernen, insbesondere der elektro- technischen, fahrrad- etc. Industrien sowie die Hussicht auf reichen Gewinn, der dem Nationalvermögen durch Einführung einer Kautschukgrofskultur in deutschen Kolonien zuflicfsen könnte, veranlafste das Kolonial-l)en des chemischen Lal »Ora- toriums für Handel und Industrie (Dr. Robert Heni'iqiies) Berlin. 7. - Die liutanisclien Ergebnisse der Expedition 260 Vei'zeic'lmis der Ahbildiiiiiicii. Messer und Beile zum Anzapfen der I\aut?cliukptianzen nebst Bechern zum Auffangen des Milchsaftes 2 Landolphia Heudelotii 1>. C ■ • 9 Ficus Vogelii Miq 11 Fetischmasken. Schuhe Fächer und Lanzen ans dem Yoruba-Lande ... 14 Carpodinus lanceolatus K. Seh 52 Costus Lukanusianus K. rieh 65 Landolphia florida Bth 68 Landolpliia K lainei Pierre 83 Kickxia elastica Preuss 99 Kickxia latifolia Stapf 125 Landolphia owariensis P. Beauv 128 Die .., Cyclo p-Grotte" bei Kriegsschiffhafen 136 Kickxia-Bäume in Mundame 164 Kokospalmen in Gr. Batanga 174 Elf Monate alte Kickxia auf der Campo-Plantage 176 Rast der Expedition unter einem Ficus Vogelii-Kautschukbaum im Dorfe Lolobi 196 R. Schlechter vor seinem Zelt in Kadyebi 203 Die Expedition in Kadyebi . 208 Fetischhäuschen im Dorfe Bevi 212 Feigenbäume im Dorfe Bevi 21(j Eingeborene von Wangata 230 Kickxia africana Bth 238 Ceara- Kautschukbaum in Gr. Batanga 252 Pflanzungen der V'ictorianer-Neger auf dem Wege nach Kriegsschiff hafen . 260 Junge KakaoanpflanzuiifT am Vorwerk Wasserfall der Kriegsschiffhafen- Plantage 280 Landolphia humilis K. Seh. n. sp 288 Carpodinus Schlechteri K. Seh. n. sp 305 I. Kapitel. Vorbereitungen zur Reise, Ausreise und Toruba -Expedition. Im Oktober des Jahres 1898 wurde von selten des Kolonial- Wirtschaftlichen Komitees, insbesondere der Herren Karl Supf und Professor Dr. 0. War bürg, der Plan gefafst eine Expedition zur Erforschung der Kautschukverhältnisse in unseren Kolonien nach Westafrika zu entsenden. Es sollte Aufgabe der Expedition sein, die Kautschukpflanzen anderer Kolonien nach Kamerun zu überführen und dort, wenn möglich, zum Anbau derselben anzuregen, ebenso die in den fremden Kolonien gewonnenen Erfahrungen der Entwickelung der Kautschukindustrie unseren Kolonien zur Ver- fügung zu stellen. Ich wurde mit der Leitung der Expedition betraut. Sobald durch Eingehen der dazu nötigen Gelder die Ausführung der Expedition gesichert war, begann ich mit meinen Vorbereitungen. Es war unterdessen schon der Monat Dezember herangekommen, so dafs ich, da die Ausreise auf Anfang Februar 1899 festgesetzt war, keine Zeit zu verlieren hatte. Aufser Anschaffung der zum persön- lichen Gebrauch nötigen Kleidungsstücke und allgemeinenExpeditions- ausrüstungen hatte ich auch die zur Ausführung meiner Aufgabe nötigen Chemikalien und Apparate, von denen umstehend einige abgebildet sind, zu beschafien. Da die Eingeborenen beim Anzapfen der Lianen und Bäume meist durch zu tiefes Einschneiden grofsen Schaden anrichten, liefs ich für die mitgenommenen Messer und Beile Scheiden anfertigen, welche ein zu tiefes Eindringen der Schneide in die Rinde verhüten sollten. Diese Scheiden waren aus starkem Blech hergestellt und konnten den betreffenden Instrumenten vor Gebrauch derselben auf- geschoben werden. Auskunft über die zu bereisenden Länder erhielt ich, soweit dieses möglich war, bereitwilligst von vielen Seiten; auch war Herr Dr. Mertens, der Direktor der Graphischen Anstalt in Berlin, so freundlich, mir Auskunft über Photographieren in den Tropen zu geben, und den von mir für die Expedition angeschafften photo- graphischen Apparat zu prüfen. E. Schlechter, Westafrikanische Kautschuk-Expedition. 1 9 _ Kurz vor meiner Abreise von Berlin traf noch Dr. PreuTs, der Leiter des botanischen Gartens von Victoria, ein mit der freudigen Nachricht, dafs es ihm gelungen sei, die echte Kickxia im Kamerun-Gebiet nachzuweisen, und dafs es sich um zwei spezifisch vollständig verschiedene Arten handele, von denen die eine guten Kautschuk liefere, die andere dagegen wertlos sei. Auch ihm ver- danke ich viele wichtige Angaben und Vorschläge, die mir bei Ausführung meiner Expedition von grofsem Vorteile waren. Er erklärte sich auch bereit, etwaige von mir nach Kamerun gebrachte Kautschukpflanzen im botanischen Garten zu Victoria in Kultur zu nehmen und später an die Pflanzungen zu verteilen, wodurch natür- lich die Einführung fremder Kautschukpflanzen in Kamerun bedeutend erleichtert werden konnte. Messer und Beile zum Anzapfen der Kautschukpflanzen nebst Bechern zum Auffangen des Milchsaftes. Am 7. Februar 1899 war ich mit den \'orbereitungen fertig und konnte somit am 8. Februar meine Abreise von Berlin aus- führen. Da der Dampfer erst am 11. Februar abfahren sollte, hatte- ich auch in Hamburg noch Zeit genug, die Herren, an welche ich Empfehlungsschreiben hatte, zu besuchen. Auch hier erfuhr ich noch manches, das für meine Reise wertvoll war; so habe ich be- sonders den Herren Therm ählen, Jantzen und Rhode noch für das — 3 — Interesse zu danken, welches sie meiner Expedition entgegenbrachten. Der Zufall wollte es, dafs damals auch der ehemalige Gouverneur von Kamerun, Excellenz v. Soden, Geheimrat Prof. Dr. Wo hl t mann und Herr Upmaun sich in Hamburg aufhielten, von denen ganz besonders die beiden erstgenannten Herren in der Lage waren, mich tiefer in die Verhältnisse Kameruns einzuweihen, und dank ihrer Liebenswürdigkeit sollte ich noch später viel davon profitieren. Endlich, am IL Februar, lichtete der Dampfer „Adolph Woer- mann", mit dem ich zunächst bis Lagos reisen sollte, seineu Anker; am Abend konnten wir noch einmal einen letzten Blick auf die deutsche Küste an der Elbe-Mündung werfen, und dann ging es hinaus in die See. Wie wünschte ich damals, dafs es mir vergönnt sein möge, meine Aufgaben zu erfüllen und mit reichem Erfolge nach Abschlufs der Expedition in das Vaterland zurückkehren zu können. Am ersten Abend war die Stimmung an Bord natürlich zum Teil sehr gedrückt, so manch einer der Mitreisenden verliefs seine Lieben zu Haus zum ersten Male auf längere Zeit, und ein jeder wufste, dafs manchem nicht das Glück blühen würde, seine Heimat wiederzusehen. Je weiter wir uns vom Vaterlande entfernten, desto mehr ver- schwanden die trüben Gedanken, um den Hofinungen auf Erfolg Platz zu machen. Die Passagiere lernten sich näher kennen, und schon nach Avenigen Tagen herrschte die fröhlichste Stimmung an Bord. Am 13. Februar fuhren wir in den Kanal ein. Ein plötzliches tiefes Fallen des Barometers schien Sturm anzuzeigen, so dafs der Kapitän es für geraten hielt, vorsichtig zu manövrieren; doch auch diese Gefahr war bald vorüber. Dank der Liebenswürdigkeit unseres Kapitäns Jensen vergingen die Tage schnell, und alles war froh und guter Dinge. Zudem erhielten wir gutes Essen, was um so mehr in Betracht kam, als durch die Seeluft unser Appetit bedeutend gereizt wurde. Als wir uns am 19. Februar der Insel Madeira näherten, waren die kalten Winde, welche uns ziemlich weit nach Süden begleitet hatten, bereits verschwunden, und das angenehmste Frühlingswetter brachte uns in freudige Stimmung. Fast alle benutzten daher den Aufenthalt vor Funchal zu einer Exkursion, denn gerade hier ist Madeira am schönsten. Mit einigen Mitreisenden unternahm ich eine kleine Fahrt mit der Zahnradbahn auf die Berge im Rücken der Stadt. Nachdem wir von einer Kirche daselbst eine der schönsten Aussichten genossen hatten, welche die Erde wohl bietet, und uns durch ein Gläschen Madeiraweines gestärkt hatten, ging es im rasenden Tempo auf Holzschlitten, wie sie hier bei derartigen Touren üblich sind, den Berg hinunter. 1* — 4 - Man konnte dabei uicbt umliiü, die Geschicklichkeit der beiden Lenker zu bewundern, welche selbst bei plötzlichen Biegungen der steilabfallenden Strafsen den dahinsausenden Schlitten sicher führten. Nach kurzem Spaziergange durch den Stadtgarten, der durch wundervolle Exemplare von Palmen sich auszeichnet, kehrten wir nach dem Dampfer zurück. Noch vor Mitternacht wurde der Anker wieder gelichtet, und weiter ging es unserm Ziele entgegen. ■Als wir am nächsten Morgen erwachten, lagen wir im Hafen von Las Palmas. Da wir nur wenige Stunden hier blieben, war es keinem der Passagiere gestattet, das Schiff zu verlassen, denn noch vor Mittag fuhren wir auch wirklich wieder ab. Mit jedem Tage wurde es nun merklich Avärmer, so dafs alle Passagiere sich schon vor Ankunft des Dampfers in Monrovia ihrer Tropen- und Sommer- kleidung bedienten. Monrovia, die Hauptstadt der Negerrepublik Liberia, konnten wir leider vom Dampfer aus kaum erkeuneu, denn die Stadt selbst ist von der See kaum zu erblicken, da sie zum grofsen Teile durch einen dicht mit Urwald bedeckten Hügel verborgen wird. Die Vegetation ist sehr üppig, eine Folge der riesigen Niederschläge, durch welche sich Liberia und das benachbarte Sierra Leone -Gebiet auszeichnen und wie sie ähnlich oder sogar noch stärker nur noch in einem Teile unseres Schutzgebietes von Kamerun sich wiederholen. Als wir am 27. Februar Monrovia ver- liefsen, sah es an Bord unseres Dampfers bedeutend lebendiger aus als zuvor, wir hatten nämlich eine gröfsere Anzahl Cruneger und Weyboys an Bord bekommen, welche nun, wie es hier an der Küste allgemein üblich ist, die Scheuerarbeiten und das Aus- und Einladen der Fracht zu besorgen hatten. Viele der westafrikanischßn Küstenplätze zeichneu sich durcli eine sehr hohe, unregelmäfsige und daher häufig sehr gefährliche Brandung aus, und hier besonders bewähren sich die Cruneger und Weyboys in erster Linie. Es ist kaum zu glauben, mit welcher Geschicklichkeit sie die Boote, welche zum Löschen der Ladung verwendet werden, durch die Brandung hindurchschaöeu. Natürlich lassen sich hier überhaupt nur die eigens zu dem Zwecke von dem Dampfer mitgeführten scharfkieligen Brandungsboote verAvenden. überschlägt sich solch ein Boot einmal an einem hohen Brecher, so lassen sich die Neger, welche übrigens alle wie die Fische schwimmen können, so weit durch die hereinbrechenden Wellen an Land tragen, bis sie festen Boden unter sich fühlen, einen geeigneten Moment benutzend, ehe die Wellen zurücklaufen, retten sie sich dann fast stets. Am 28. Februar erreichten wir Cape Palmas, das durch den Tod unseres ehemaligen deutschen Kousuls in Westafrika, des wohl- bekannten Erforschers des Sudan-Gebietes, Dr. Gustav Nachtigal, eine traurige Berühmtheit erlangt hat. Der Ort ist nicht so bedeutend wie Monrovia, steht jenem aber nicht weit nach. Der Handel liegt fast ausschliefslich in deutschen Händen, wie überhaupt die Republik Liberia vornehmlich ihre Güter aus Deutschland bezieht. Von nun an erreichten wir täglich einen neuen Hafen, vor denen wir jedoch uns meist zu kurze Zeit aufhielten, um das Land besuchen zu können. So konnten wir am 2. März das englische Fort Cape-- Coast-Castle, von dem aus vor wenigen Jahren die Expedition ^a^gen die Ashantis nach Kumassi abgegangen war, leider nur vom Schifle aus bewundern. Auf der Weiterfahrt blieben wir nun immer mehr oder minder in Sicht der Küste. Die Orte Salt-Pond, Appun und Winnebah konnten A^ir deutlich vom Dampfer aus erkennen. Unterdessen verliessen uns immer mehr Passagiere. Als wir am 2. März am Nachmittage in Accra ankamen, hatten wir bereits dem fünften Herrn Lebewohl zu sagen. Auch er sollte weiter ins Innere der englischen Gold-Coast- Kolonie hinein, um mit den Ein- geborenen Handel zu treiben. In Ada, einer kleineren Handels- niederlassung in der Nähe der Yolta-Mündung, trafen wir mit Tagesanbruch am 3. März ein, aber nur um Passagiere abzusetzen, es ging daher sofort nach Quitta weiter, wo wir um 10 V2 Uhr eintrafen. Zu allgemeinem Bedauern verliefs uns hier Herr Ol off, ein Bremer Kaufmann, der hier in Westafrika seine Handels- niederlassungen inspizieren wollte. Noch um 2 Uhr desselben Tages langten wir vor Lome, der Hauptstadt unseres Schutzgebietes Togo, an; da wir für diesen Ort eine gröfsere Menge Ladung hatten, so hätte manch einer gern einmal wieder auf deutschem Boden gelustwandelt, doch war die Brandung eine derartige, dafs nur diejenigen Herren an Land gingen, welche dazu gezwungen waren. Wiederholt wurden einige unserer Brandungsboote umgeworfen. Da auch am nächsten Tage die Brandungsverhältnisse nicht günstiger zum Löschen der Ladung waren, so kam es, dafs wir erst gegen 5 Uhr wieder die Anker lichten konnten. Unser Kurs lief nicht allzufern von der Küste, so dafs wir auch noch vom Schiffe aus Klein-Popo und Bagida gut sehen konnten. Ich war natürlich in froher Stimmung, denn am nächsten Morgen sollten wir ja in Lagos eintreffen. Früh war ich schon am Morgen des 5. März an Deck. Wir waren eben auf der Rhede von Lagos angekommen. Zusammen mit uns lagen noch 5 andere Dampfer hier, von denen zwei, der „Ogun" und der ,,Teck", die sogenannten Barrendarapfer der Woermanu-Linie waren. Diese Dampfer übernehmen auf der See, aufserhalb der Barre, — 6 — welche vor dem Ausflusse der Lagos -Lagune liegt, die Ladung der grofsen Passagier- und Frachtdampfer und bringen dieselbe dann bei Hochwasser über die Barre hinweg nach Lagos hinein. Dafs diese Fahrten nicht immer glücklich ablaufen, beweisen die gestrandeten Dampfer, welche auf der Barre vor Lagos liegen. Erst gegen Abend bot sich mir Gelegenheit dar, mit dem „Ogun" nach Lagos hineinzufahren. Die Fahrt über die Barre verlief glücklich, bald langten wir an der Signalstation an und fuhren nun den Lagunenarm hinauf, worauf wir in kurzer Zeit die Stadt Lagos erblicken konnten. Gegen 7 Uhr landete ich zusammen mit Herrn Fritsch, dem Vertreter der Firma Geyser & Co., welcher auch auf dem „Ogun" angekommen war und mir in freundlichster Weise Aufnahme in seinem Hause augeboten hatte Da hier für Europäer kein Hotel existierte, machte ich gern von seiner Liebenswürdigkeit Gebrauch und erhielt ein vorzügliches Unter- kommen. Gerade ihm habe ich es auch zum grofsen Teile zu verdanken, dafs ich schon nach verhältnismäfsig kurzer Zeit ins Innere aufbrechen konnte. Am nächsten Tage machte ich mich zunächst auf den Weg zum stellvertretenden deutschen Konsul Herrn Meier, der zugleich Ver- treter der Firma Witt & Busch war, an welche ich ein Empfehlungs- schreiben erhalten hatte. Am Nachmittage hatte mein liebens- würdiger Wirt mir angeboten, mir den Botanischen Garten zu zeigen. Derselbe liegt auf der Nordseite der Lagos-Lagune hinter der „Iddo-Insel" bei Ebute-Meta. In dem Garten war nichts von besonderem Interesse zu sehen. Einige Ficus elastica und eine Anzahl abgestorbener Manihot Glaziovii-Stämme waren aufser sehr kleinen Kickxiasäralingen die einzigen vorhandenen Kautschuk- pflanzen. Da kein Europäer dem Garten vorstand, war es nicht zu verwundern, dafs derselbe einen recht verwahrlosten Eindruck machte. Nicht einmal Näheres konnte ich erfahren, wo die Kickxia- Sämlinge herstammten. Dafs es Kautschukpflanzen waren, davon hatte keiner der anwesenden Neger auch nur die geringste Ahnung. Die nächsten Tage meines Aufenthaltes gebrauchte ich nun dazu, Erkundigungen über das Hinterland einzuziehen. Herr Fritsch war selbst einmal bis Ife im Yoruba-Lande gewesen und konnte mir daher viel über Land und Leute berichten. Bereitwilligst stellte er mir auch seine Reisenotizen zur Verfügung. Sehr schwierig schien anfangs die Trägerfrage zu sein. Die Lagos-Leute wollten nicht gern fort oder wenigstens nicht in Begleitung eines Europäers. Doch auch hier kam bald Rat. Dr. Rändle, ein eingeborener Arzt, welcher in England studiert hatte und hier auch bei den Europäern einen sehr guten Ruf als Arzt besitzt, erbot sich, mir einen geeig- neten „Headmau" zu schicken. Diese „Headmen" sind Eingeborene, welclie eine Anzalil von Leuten um sich sammeln, die dann unter ihrer Leitung Arbeiten irgend welcher-Art verrichten. Es scheint selten vorzukommen, dafs sich einer dieser P]ingeborenen gegen seinen Headman auflehnt, solange der letztere einigermafsen ver- steht, sich Respekt zu erhalten. Seinem Versprechen gemäfs schickte Pr. Rändle mir auch sehr bald einen Mann, der behauptete, genügend Leute beschaflen zu können. Derselbe beanspruchte für sich zwar ein sehr hohes Gehalt, doch wurden wir nach längeren Unterhandlungen schliefslich darin einig, dafs er pro Tag 8 sh., die Träger je 1 sh. erhalten sollten, dagegen Essen sich selbst besorgen mufsten. Ich packte nun meine Sachen zu Trägerlasten um. um zu sehen, wie vieler Träger ich bedurfte. Am 12. März erschien der „Headman" mit den gewünschten Leuten, so stand also meinem Auf- bruche ins Innere nichts mehr im Wege. Am Morgen des 13. März fehlten natürlich wieder einige Träger; ich hatte dies aber schon vorausgesehen und deshalb die Leute bereits vor 6 Uhr antreten lassen. Als nach geraumer Zeit die fehlenden Leute endlich erschienen, wurde das Gepäck auf die „Daddy", die Barkasse der Firma Geyser & Co., verladen, welche Herr Fritsch mit der ihm eigenen Liebenswürdigkeit mir zu dem Zwecke zur Verfügung gestellt hatte. Um 8 Uhr war alles bereit zur Abfahrt. Herr Fritsch begleitete mich bis zum Landungs- plätze bei Ikorodu. Die Fahrt über die Lagune ging glücklich von statten, es war zwar sehr heils auf dem spiegelglatten Wasser, doch lief das kleine Fahrzeug vorzüglich, so dafs wir um 11 Uhr schon vor dem Landungsplatze von Ikorodu eintrafen. Da wir in ziemlicher Entfernung von dem Strande liegen bleiben mufsten, und die Ladung in kleinen Canoes hinüberzuschafifen war, wurde es doch 12 Uhr, ehe alles Gepäck an Land war. Sogleich liefs ich die Lasten verteilen und jedem Träger die Verantwortlichkeit für die von ihm getragenen Gegenstände ans Herz legen. Wie ich es schon bei früheren Expeditionen zur Genüge kennen gelernt hatte, glaubte natürlich ein jeder, dafs seine Last für ihn zu schwer sei, und es kam Klage an Klage; stillschweigend hörte ich dies anfänglich an, dann warnte ich die Leute, und als dann noch einige murrten, liefs ich für diese die schwersten Lasten heraussuchen. Das half, keiner beschwerte sich jetzt mehr. Um 12V2 Uhr gab ich den Befehl zum Aufbruch, und nach einem letzten Grufs zur „Daddy" hinüber ging es hinein in die Wildnis. Der Ort, an dem wir gelandet waren, ist ungefähr 1 Vs Stunden von der Ortschaft Ikorodu entfernt und wird als Marktplatz ver- wendet. Bei dieser Gelegenheit sollen dann daselbst häufig über 100 000 Eingeborene zusamnieDkommeD. Der in gutem Zustande gehaltene Weg von dem Marktplatze nach der Ortschaft Ikorodu führte durch Urwaldgebiet, welches durch kleinere, von den Ein- geborenen unter Kultur gesetzte Lichtungen unterbrochen wurde. Ölpalmen sah mau allenthalben. Dieselben werden von den Ein- geborenen sehr geschont, da sie den hauptsächlichsten Handels- artikel liefern. Noch bevor wir Ikorodu erreichten, sah ich ver- einzelte Exemplare von Landolphia Heudelotii, welche aber noch zu schwach waren, um Kautschuk liefern zu können. Ikorodu ist ein recht stattliches Dorf, das einige hundert Häuser besitzt; kurz vor dem Dorfe liegt das Haus des englischen Residenten für das Djibu-Land, welcher zufällig auf Reisen war, als ich das Dorf passierte. In Ikorodu gab ich meinen Leuten eine Viertelstunde Zeit, um sich Essen zu kaufen, denn bis dahin hatten sie noch keine Gelegenheit dazu gehabt. Um unseren Lagerplatz entwickelte sich nun bald ein reges Leben, alte Weiber brachten alle möglichen Efswaren herbei, am meisten begehrt war ein dicker Bohnen- brei, welcher mit einer Miesmuschelschale abgemessen und pro Portion für 5 Kauris verkauft wurde. Wenn man dabei bedenkt, dafs der Preis der Kauris ein sehr niedriger war, d. h. 4000 Stück für 1 Shilling galten, so ist es erklärlich, wie billig die Einge- borenen hier leben. Eine der Hauptnahrungen der Eingeborenen ist eine aus Maniot und aus Yams hergestellte Masse, welche fast glasig aussieht. Dieselbe wird in Marautaceenblätter eingewickelt und in dieser Weise auf den Märkten feilgeboten. Um 2'/2 Uhr waren wir trotz der drückenden Hitze wieder auf dem Marsche. Da der Weg sehr breit ausgeschlagen war, kam uns nicht einmal der ürwaldschatten zu gute. Das Terrain war ziemlich eben. Gegen oVs Uhr erreichten wir einige Schutzhütten, welche von Markt- weibern längs des Weges hier sowohl wie im Yoruba- und Ekba- Lande häufig aufgestellt werden. Ich liels hier das Lager auf- schlagen. Da meine Leute noch nicht mit dem Aufstellen des Zeltes vertraut waren, dauerte es ziemlich lange, ehe alles fertig war, obgleich ich alle hatte antreten lassen. Das Essen war unter- dessen auch schon hergestellt, und befriedigt konnte ich mich etwas ausruhen. Bis in die Nacht hinein safsen die Leute noch am Feuer umher, ersichtlich ihre Meinungen über den neuen Weifsen aus- tauschend, von dem sie nicht verstehen konnten, weshalb er sich offenbar zwecklos ins Innere ihres Landes begeben wolle. L^m 472 Uhr liefs ich am nächsten Morgen schon die Leute antreten. Das Zusammenpacken der Lasten und Abbrechen des Zeltes ging bei den noch ungeschulten Leuten nur langsam vor sich, so dafs erst um öVs alles zum Aufbruch fertig war. Ich setzte nun - 9 — La7idoli)liia Heiidelotii DC. A Zweig. B Blüte. C Längsschnitt durch diesellje, D Läng.ssclniitt din-ch den Frucht- knoten, E Griffelkopf, F Anthere von vom, G dieselhe von der Seite. — 10 — meinem Heaclman auseinander, weshalb ich gekommen sei, und ver- sprach demjenigen, welcher mir den ersten Ire-Baum (Kickxia elastica) zeigen würde, eine Belohnung. Das Terrain war dicht bewaldet. Schon nach kurzem Marsche sahen wir verschiedene ab- gestorbene Kickxiastämme, welclie an der von Schnitten nach allen Richtungen verletzten Rinde unschwer zu erkennen waren, von lebenden Bäumen war jedoch noch nichts zu sehen. Die Ein- geborenen versicherten mir, dafs früher viel Kickxia hier vorhanden gewesen sei, dafs aber die Fantis in kurzer Zeit das Land in einer solchen "Weise ausgeräubert hätten, dafs mau selten lebende Bäume zu Gesicht bekomme. Gegen 8 Uhr erreichten wir einen kleinen Weiler, welcher kaum ein Dutzend Hütten zählte. Die Eingeborenen nannteu ihn Ihraye. Da hier auffallend viele Kolabäume im Walde standen, gab ich den Leuten Zeit, sich bei den unter Schutzhütten sitzenden Weibern Nahrungsmittel zu kaufen, welche hier vorzugsweise aus Bananen bestanden. Die Kolanüsse waren den Leuten oftenbar zu teuer; sie wurden fiir ungefähr 5 Pf. angeboten. Es wäre mir interessant gewesen, zu erfahren, ob die Kolastämme hier wirklich wild wuchsen oder ob sie angepflanzt waren, doch verweigerten die Leute jede Auskunft darüber. Da ich den Baum auch sonst am Wege noch beobachtete, möchte ich das Erstere vermuthen, hier bei Ihraye war er aber in solchen Mengen vorhanden, dafs man fast annehmen mufste, es handle sich um eine Kultur. Auf dem Weitermarsche nach Ishagamo war der Weg insofern beschwerlicher, als das Terrain hügelig war, zudem brannte die Sonne sehr stark. Kurz vor dem Dorfe erreichten wir das Ende des breit geschlagenen Weges. Auf einem von Eingeborenen einiger- mafsen gut gehaltenen ürwaldwege ging es weiter, bis wir Ishagamo um 5 Uhr erreichten. Hier war eine kleine Truppe von Polizei- soldaten einquartiert. Ein englischer Missionar erschien kurz nach meinem Eintreffen auf dem Lagerplatze; als er sah, dafs ich mein Zelt aufschlagen liefs, machte er mich auf ein Logierhaus aufmerksam, das von der Regierung für Durchreisende hier erbaut ist. Es war dies eine mir sehr willkommene Nachricht, da ich mich nach den ungewohnten langen Märschen nicht recht wohl fühlte. Ich siedelte natürlich nun in das geräumige, reingehaltene Gebäude über. Auf den Plätzen des Dorfes bemerkte ich hier eine gi'ofsblättrige Ficus- art, welche nach einigen Versuchen sich zu meiner grofsen Freude als gummiliefernd entpuppte. Wie alle Ficusarten heifst sie hier im Lande Abbä. Ich liefs von meinen Leuten Latex des Baumes sammeln, welche äufserst reichlich flofs. Da sich die Pflanze sehr leicht vermehren läfst und schöne grofse Blätter besitzt, würde 11 — +J10 Ficus Vogelii Miq. ?. A Zweig, B Feige, C Längsschnitt durch dieselbe, D männliche Blüte. E weibliche Blüte, F Fruchtknoten mit Griftel. sie sich in trockneren Gegenden an sonnigen Strafsen als Schatten- baum sehr empfehlen. Der gewonnene Kautschuk war von geringerer Qualität und würde wohl auf 3 Mk. pro Kilo taxiert werden können, doch ist bei der reichlichen Saftproduktion der Pflanze ein rental)les Ausbeuten des Kautschuks selbst bei dem niedrigen Preise sehr wahrscheinlich. Ich glaube, dafs ein solcher Ficusstamm jährlich gegen 10 Pfund Kautschuk liefern würde. Den Abend in Ishagamo verbrachte ich in angenehmer Unter- haltung in Gesellschaft des liebenswürdigen englischen Missionars. Gegen 6 Uhr am folgenden Morgen war unsere Karawane wieder auf dem Marsche. Der Weg führte kurz hinter dem Dorfe über einen kleinen, fast ausgetrockneten Bach. Da wir nun auf schattigen, meist breit ausgetretenen Waldwegen marschierten, empfanden wir die Hitze nicht mehr so wie au den beiden vorher- gehenden Tagen. Allenthalben sah man im Walde die abgestori»enen Ire-Stämme und am Wege hin und wieder auch einige Kola- bäumchen. Als wir um T'/s Uhr in Iperu anlangten, liefs ich Rast zum Frühstück machen. Hier war der ganze Ort von furcht- barem Lärm erfüllt, da ein alter Manu gestorben war. Unglücklicher- weise war der einzige schattige Lagerplatz im Dorfe in der Nähe der Behausung des Toten, wir hatten daher das Geheul aus nächster Nähe anzuhören. Die Weiber schienen sich im Geheule abzulösen, eine Kolonne kam nach der andern im Gänsemarsch vorüber gezogen, fortwährend wurde geschossen. Das ganze Dorf schien an der Trauerfeierlichkeit beteiligt zu sein. Um unseren Lagerplatz sammelte sich bald wieder eine Menge Neugieriger, war ich den Leuten doch eine äufserst interessante Persönlichkeit, denn erstens hatten sie fast noch nie erlebt, dafs ein Weifser, der ja doch sicher viel Geld haben mufste, den ganzen Weg mit seinen Leuten zusammen marschiert, statt sich in einer Hängematte tragen zu lassen, dafs dieser Weifse aber noch Pflanzen sammelte und trocknete, oflenbar um „Fetisch" daraus zu machen, war noch nicht vorher vorgekommen. Es ist natürlich erklärlich, dafs ich bei diesen Leuten, welche so gänzlich an ihrem Fetischglauben hängen, mit einer geheimen Furcht beobachtet wurde. Das Fetischtum steht gerade in diesen Ländern, südlich vom Niger, noch in höchster Blüte. Fast an jedem Wege, der nach einer Farmstätte führt, auf Feldern, in jedem Hause, an vielen Bäumen sind Fetische anzutrefien, sei es einfach in Form eines verzauberten Blattbüschels , oder als Erdklumpen mit Kauris geschmückt, oder als rohe Lehmfiguren, die Nachbildungen mensch- licher Körper darstellen. Nicht selten stöfst man aufserhalb der Dörfer auf Gefäfse an den Wegen, welche Palmenöl, Kauris oder — 13 - andere Kostbarkeiten enthalten; dies sind Opfer, welche den Fetischen dargebracht werden, nie wird ein Neger wagen, etwas davon zu stehlen. Selbst die sogenannten ^getauften und civilisierten" Neger besitzen doch noch immer eine derartige Scheu vor dem Fetisch, dafs sie sich wohl hüten, durch Zerstören der Fetischabzeichen oder Opfergaben den Zorn desselben zu erregen. Sicheres über die Arten der Verehrung des Fetisch sowie über den Charakter derselben zu erfahren, ist äufserst schwierig, das Volk wird durch die allmächtigen und gefürchteten Fetischpriester durch Grau- samkeiten derartig eingeschüchtert, dafs es selten jemand wagt, sein Wissen dem Weifsen zu verraten. Während wir in Iperu waren, wurden Unmengen von Palmen- wein hereingebracht. Die meisten Calebassen Avanderten in das Haus des Toten; denn keine Festlichkeit darf ohne Geniefsen von Palmenwein vor sich gehen. Dabei betrinkt sich die ganze Gesell- schaft derartig, dafs es nicht selten zu grauenhaften Ausschreitungen kommt. Der Wein wird hier ausnahmslos von der Ölpalme gewonnen. Iperu verliefsen wir gegen 2 Uhr am Nachmittage. Während des Marsches durch den dichten Wald trafen wir Tausende von Menschen, welche, aus dem Innern kommend, nach dem Ikorodu- Markt wanderten, um Landeserzeugnisse zu verkaufen und dafür mit europäischen Waren nach Hause zurückzukehren. Die Karawanen, welche dicht hintereinander folgten, bildeten einen langen Zug, der kaum zu Ende Avar, als wir unser Abendquartier erreichten. Hier konnte man sehen, wie dicht bevölkert diese Gebiete sind. Hinter Iperu hatten wir das Djibu-Land verlassen und befanden uns nun im Yoruba-Lande. Das erste Dorf, welches wir am Nachmittage um 4 Uhr erreichten, wurde von meinen Leuten Odi genannt. Die Bauart der Hütten unterschied sich hier keineswegs von der im Djibu- Lande üblichen. Hier wie dort waren die Dächer der in mehrere Eäume geteilten, langen, viereckigen Häuser mit Gras gedeckt. Einige Häuser waren sogar weifslich angetüncht. Die Strafsen, wenn man überhaupt von solchen reden kann, schlängeln sich zwischen den Häusern dahin. Da der Boden hier in Odi sehr thonig war, waren sie bei der hügeligen Umgebung vom Regen ganz tief ausgewaschen. Dicht hinter Odi hatten wir über ein hügeliges, hauptsächlich mit Busch bewachsenes Terrain zu marschieren. Da die Sonne stark brannte, ermüdeten die Träger mit ihren zum Teil recht schweren Lasten zusehends, so dafs wir nur langsam vorwärts kommen konnten. Kurz nach 5 Uhr er- reichten wir endlich Ishara, ein Dorf, welches ich als Nachtquartier in Aussicht genommen hatte. 14 — Ishara ist kleiner und viel unbedeuteuder als Ishagamo. Es ist mit seinen für Yoruba-A^erbältnisse recht weit voneinander stehenden Häusern auf einem Hügel erbaut. Die Wege waren auch hier wieder vom Eegen tief ausgewaschen, ja an einigen Stellen so tief, dafs man zwischen den Häusern vermuten konnte, man befände sich in einem Festungsgraben. Auf der Spitze des Ishara - Hügels befindet sich eine Aufsenstation der englischen Mission in Ishagamo, welcher ein farbiger Lehrer vorsteht. In der Nähe des Schulhauses Fetischmasken, Schuhe, Fächer und Lanzen aus dem Yoruba-Lande. liefs ich das Lager aufschlagen. Da der Boden von kleinen Steinen durchsetzt war, war es keine Kleinigkeit, die Zeltpflöcke zu be- festigen. Für meine Leute erwirkte ich von dem Lehrer die Er- laubnis, während der Nacht im Schulhause zu schlafen. Da sich gegen Morgen am 16. März ein ziemlich heftiger Sturm erhob, wachte ich schon früh auf. Das Zusammenpacken der Lasten sowie Abbrechen des Zeltes ging jetzt schon recht schnell bei den nun etwas geübten Leuten. Noch vor 5 72 Uhr liels ich aufbrechen. Der heutige Vormittagsmarsch brachte mir insofern eine grofse Ge- nugthuung, als wir die ersten lebenden Kickxiastämme fanden, wenn- — 15 — gleich dieselben auch angeschnitten waren. Da ich von unten Blüten entdecken konnte, schickte ich einen meiner Leute auf den Baum hinauf. Aber o weh! Kaum war derselbe über die erste Hälfte des Stammes hinaus emporgeklettert, da wurde er derartig von einer grofsen roten Ameisenart überfallen, dafs er schleunigst zurückkehrte, natürlich war nun erst nach Angebot eines Geschenkes ein anderer bereit, einige Zweige für mich herunterzuholen. Ich versuchte die Bäumchen anzuzapfen, erhielt aber nur sehr wenig Milch, immerhin aber genug, um mich zu überzeugen, dafs sie einen vorzüglichen Kautschuk lieferten. Der Boden des Waldes, in dem ich hier die Kickxia antraf, bestand aus verwittertem Glimmer- schiefer. Auf dem Weitermarsche erreichten wir gegen 7 72 Uhr ein kleines Dorf, Ascha. Dasselbe zeichnete sich durch Schmutz und drückende Hitze aus. Da nach Angaben der dortigen Ein- wohner die nächste Ortschaft sehr weit entfernt sein sollte, liefs ich, obgleich ungern, hier Halt machen. Während meine Leute sich ausruhten, machte ich eine kleine Exkursion, um so doch wenigstens im Walde im Schatten zu sein, den ich um so mehr wünschte, als sich grofse Mengen von Fliegen an unserem Lagerplatze ein- stellten. Nachdem wir gefrühstückt hatten, nahmen wir den Marsch wieder auf. Auch meine Träger waren froh, diesem von Fliegen und anderem Ungeziefer wimmelnden Schmutzhaufeu den Kücken kehren zu können. Der Wald wurde nun immer inter- essanter und schöner. Während des Nachmittages entdeckte ich die ersten fruchttragenden Kickxien. Teils durch Belohnung, teils durch Drohung gelang es mir, einige meiner Leute zu bewegen, trotz der Ameisen Früchte herunterzuholen. Sehr gern hätte ich hier für einige Zeit ein Lager aufgeschlagen, doch war dieses unmöglich, da kein Wasser in der Nähe vorhanden war. Gegen 6 Uhr abends erreichten wir endlich eine Wasserstelle in der Nähe des kleinen Dorfes Omi. Fast wäre es dabei noch zu argen Zwistigkeiten zwischen meinen Trägern und den Omi-Leuten gekommen, da diese ihnen nicht gestatten wollten, von ihrem Wasser zu schöpfen. Wir schlugen unser Lager unter einer riesigen Alstonia auf, einem Baume, welcher auch häufig als kautschukliefernd aufgeführt wird. Durch verschiedene Experimente, welche ich noch am Abend vornahm, konnte ich mich davon überzeugen, dafs die aus der Latex des Baumes gewonnene Masse kein Kautschuk und auch nicht als solcher zu verwenden sei. Schon während des Tages hatten sich einige Träger gemeldet, welche über kranke Füfse klagten, während andere behaupteten, ihre Lasten seien zu schwer. Am Abend liefs ich dieselben wieder vortreten. Ich überzeugte mich dann, dafs zwei derselben wirklich — 16 — durchgelaufene Füfse hatten, während die anderen sich nur das Leben etwas leichter hatten machen wollen. Um sogleich ein Exempel zu statuieren, liefs ich den letzteren die schwersten Lasten für die nächsten Tage anweisen, die Kranken erhielten dagegen die leichtesten- Seit dieser Zeit kam es selten vor, dafs sich jemand über seine Last beschwerte, es sei denn, dafs er wirklich krank war. Am 17. März liefs ich die Leute um öVs Uhr antreten. Da ich hoffte, noch heute Ibadan, die bedeutendste Stadt des Yoruba-Landes, zu erreichen, hatten wir lange Märsche zu machen. Am Vormittage sahen wir viele Kickxiastämme, von denen jedoch der gröfste Teil durch übermäfsiges Anzapfen getötet war. Ich zählte nicht weniger als 238 in dieser Weise zu Grunde gerichtete Bäume. Wenn man nun siebt, was die Eingeborenen in diesen Gebieten noch an Wald niederbrennen, um ihre Farmen anzulegen, so wird die Zahl der dem Verderben geweihten Kickxiastämme noch bedeutend ver- gröfsert. Es war auch gerade an jenem Tage, dafs mir besonders in die Augen fiel, wieviel Wald die Eingeborenen niedergeschlagen und abgebrannt hatten, um einige Bananen und Maniok zu pflanzen. In Fawi, einem kleinen Dorfe, welches wir gegen 10 Uhr er- reichten, liefs ich eine kurze Rast machen. Bald darauf traten wir aus dem Walde heraus. Über hügeliges Terrain, zwischen niedrigem Gebüsch, unter brennender Hitze marschierten wir nun auf einem recht schlechten Wege weiter, bis wir kurz vor Odi eine schöne breite Strafse erreichten, welche nach Djib-Ode, der Haupt- stadt des Djib-Landes, führen soll. Als Avir kurz darauf in Odi, einem Marktflecken südlich von Ibadan, eintrafen, liefs ich wieder eine kurze Rast machen, da sich hier auf dem sehr regen Markte für meine Leute Gelegenheit bot, Nahrungsmittel zu kaufen. Man konnte hier ein äufserst interessantes, reges Leben be- wundern. Sudan-Sklaven, aus weit entfernten Gegenden, feilschten und handelten mit den Haussa-Leuten um die Wette. Sogar die Fullah fehlten nicht, von denen sich besonders die Frauen durch schönen Körperbau und regelmäfsige Gesichtszüge auszeichneten. Es war ein so reger Verkehr hier, wie ich ihn bis dahin noch nie in Afrika unter den Eingeborenen gesehen hatte. Auffallend war, dafs alles einen äufserst geregelten Gang zu gehen schien, wirklich ernsten Streit beobachtete ich nicht, trotz des furchtbaren Lärmes, der über den Marktplatz wogte. Meine Leute hatten sich bald mit dem nötigen Proviant versehen, so dafs wir gegen 3 Uhr nach Ibadan zu weiter marschieren konnten. Das Land, welches sich vor uns ausbreitete, bestand aus Hügeln, die mit kurzer Gras- oder Strauchvegetation bedeckt waren. Längs der Thäler und der Wasserläufe hatten sich kleine Galleriewälder — 17 — gebildet, die sich durch äufserst üppige Vegetation auszeicheten. Die Strafse nach Ibadan war in vorzüglichem Zustande. Sie wimmelte geradezu von Menschen, welche teils von Ibadan kamen, teils dorthin gingen. Da wir nun nicht mehr durch den Wald geschützt waren, machte sich bald eine äufserst angenehme Brise bemerkbar. Selbst die ermüdeten Träger bekamen neuen Mut, und frischer als zuvor ging es auf unser nächstes Ziel los. Als wir eben über einen Jlügel- rücken marschierten, machte mich mein Headman auf einen merk- würdigen Anblick aufmerksam. Direkt vor uns, sich über mehrere Hügel erstreckend, war ein immenser grauer Fleck zu sehen. Anfangs glaubte ich thatsächlich, es hier mit vegetationslosen Felsenhügelu zu thun zu haben; mein Headman aber belehrte mich eines Besseren: es war die Stadt Ibadan. Bevor wir die Thore der Stadt erreichten, hatten wir noch ein kleines Flüfschen zu überschreiten, in welchem sich meine Leute schleunigst zum Bade gestürzt hatten, um möglich rein in die grofse Stadt einzuziehen. Ich liefs die Karawane hier sich noch «inmal sammeln, um dann geschlossen zur Stadt zu marschieren. Gegen 4^/2 Uhr erreichten wir das erste Thor. Es war viereckig gebaut, ähnlich wie die Häuser der Yoruba, aber bedeutend höher. Die jVIauer, welche um die Stadt führt, ist niedriger und stellenweise Avie in allen Städten des Landes vollständig verfallen. Einen Schutz für etwaige feindliche Angrifie würde sie also nicht gewähren. Unter den Thoren sitzen die Zöllner, welche von jedem kommenden Neger ein kleines Kopfgeld erhalten, sofern er nicht zur Stadt gehört oder in Begleitung eines Weifsen ist. Aus letzterem Grunde hatte sich vor der Stadt meiner Karawane eine Anzahl von Leuten an- geschlossen, welche sich so das Kopfgeld zu ersparen hofften. Kaum waren wir innerhalb der Stadt, als einer meiner Leute zu- sammenbrach. Wohl oder übel mufste ich halten lassen und seine Last auf die übrigen verteilen. Den Mann liefs ich zurück und befahl ihm, sobald als möglich nach meinem Lager auf der anderen Seite 4er Stadt nachzukommen. Die Häuser standen, mit Ausnahme der an felsigen Orten ge- bauten, dicht zusammen. Es schien mir kaum glaublich, als ich sah, eine wie grofse Menschenmenge hier zusammengepfercht wohnt. Aufserdem dieses interessante rege Leben, die Webereien und Färbereien, man mochte fast glauben zu träumen. Wir gebrauchten nicht weniger als 7* Stunde, bis wir das andere Thor erreichten. Über zwei grofse Marktplätze zogen wir, auf denen sich ein mir ganz fremdes Bild von Verkehr und Regsamkeit entrollte. Es wurden da die verschiedensten Gegenstände feilgeboten. Von ge- •dörrten Hunden und Eidechsen bis zum. Zwirnfaden, alles war zu R. Schlechter, Westafrikaiiische Kautschuk-Expedition. 2 — 18 - finden. Selbst europäische Stolle und andere Artikel desselben Ursprunges waren reichlich vertreten. Lebensmittel spielten natür- lich eiue grolse Rolle, ebenso Töpferwaren. Auch schön ge- schnitzte, aus Kiirbissen angefertigte Schalen waren zu eineui äufserst billigen Preise zu erstehen. Die Haussa boten schöne Lederarbeiten dar, besonders Geldtäschchen, Sandalen, Schuhe, Fächer aus Rinderfell hergestellt, Scheiden für Schwerter und Messer, ja sogar Sättel. Perlen wurden von Fullah- und Yoruba- Weibern verkauft, die eben von der Küste zurückgekehrt waren. Dazu der Lärm der handelnden Eingeborenen und der uns beglei- tenden schwarzen Jugend der Stadt, es war zum Betäuben. Die Marktplätze waren mit Aba'- (Ficus-) Bäumen bepflanzt, unter deren Schatten es stets angenehm kühl ist. Diese Ficusbäume werden ganz allgemein in diesen Gegenden auf freien Plätzen in den Dörfern angepflauzt. Häufig sind sie die einzigen Bäume, welche in den Dörfern vorhanden sind. Unter ihrem Schatten versammeln sich die Männer zum Plaudern, wenn sie nicht sonst durch Schlafen oder Arbeiten verhindert sind. Unter ihnen werden die Ratsver- sammlungen abgehalten und wird vom Häuptling Recht gesprochen. Direkt aufserhalb der Stadt trafen wir in dem hier von der englischen Regierung hingestellten Haussa-Posten ein und erreichten gleich darauf das Wohnhaus des englischen Residenten vom Yoruba- Lande. Ich wurde hier von den anwesenden vier Europäern sehr herz- lich aufgenommen. Mein Lager schlug ich dicht neben der Wohnung-^ der beiden hier stationierten englischen Offiziere auf, um mich so behaglich einzurichten, als es eben die Umstände erlaubten. Meine erschöpften Leute konnten eine Rast von zwei Tagen sehr wohl gebrauchen; da aufserdem in den Wäldern östlich der Stadt Kickxia vorhanden sein sollte, glaubte ich am besten von hier Leute zum Sammeln von Früchten ausschicken zu können. Am nächsten Morgen liefs ich die Träger antreten und schickte die Hälfte derselben fort zum Einsammeln von Kickxiafrüchten und -Milch. Ich versprach den betreuenden Leuten eine Belohnung für jede 25 Früchte, denn das hatte ich eingesehen, dafs ich ohne Belohnung keine Kickxiafrucht erhalten würde, schon da die Ein- geborenen eine furchtbare Angst vor den sich auf den Kickxien aufhaltenden Ameisen haben. Dafs diese Furcht nicht unbegründet war, konnte ich an der Brust eines meiner Träger sehen, welcher in der That von diesen Tieren arg bearbeitet war. Die Abwesenheit meiner Leute benutzte ich dazu, mich über die Wege nach Abeokuta im Ekba-Lande und über die Kautschuk- verhältnisse des Protektorates zu orientieren. Von dem vorsichtigen und offenbar sehr national gesinnten englischen Residenten war — 19 — nicht sehr viel iu Erfahrung zu bringen. Derselbe war zwar äulserst liebenswürdig und zuvorkommend, schien es aber doch nicht gern zu sehen, dafs ich als Deutscher mich im Yoruba-Lande aufhalte. Der englische Doktor und die beiden Offiziere waren zu wenig über die Verhältnisse im Lande unterrichtet, um etwas Näheres angeben zu können, es blieben mir also nur noch die Eingeborenen übrig. Ich schickte meine Leute daher täglich in die Stadt, um Erkundi- gungen einzuziehen. Der Weg nach Abeokuta war sehr bald in Erfahrung gebracht. BetreÖs des Kautschuks und der Kickxia hörte ich. dafs letztere in den östlich von Ife gelegenen Wäldern in bedeutend gröfseren und dickeren Stämmen vorhanden sein solle; im westlichen Teile des Yoruba-Landes wie im Djibu-Lande seien alle gröfseren Stämme bereits vernichtet worden, ja, in einigen früher an Kickxien sehr reichen Gegenden seien sie ganz verschwunden. Der englische Resident erklärte mir, dafs er auf Grund des von den Eingeborenen rücksichtslos betriebenen Raubbaus sich bewogen gefühlt habe, eine Verordnung zu erlassen, wonach Kickxien in seinem Bezirke vier Jahre hindurch nicht angetastet werden sollten. Da im ganzen Yoruba-Lande höchstens zwölf Europäer waren und somit eine Kontrolle ausgeschlossen war, so ist es natürlich, dafs sich kein Eingeborener um diese Verordnung kümmerte. Selbst an dem Hauptwege hatten wir auf der Reise von Ishagamo bis Ibadan frisch angeschnittene Kickxien gesehen, das Verbot wurde also offenkundig übergangen. In den Wäldern des Yoruba-Landes sind, auch einige Landolphien zu finden, welche guten Kautschuk liefern. Die Milch derselben wird entweder mit Kickxiamilch vermischt, oder allein nach Zusatz von Citronensaft durch Kochen koaguliert. Im ersteren Falle geht sie im Handel natürlich mit unter dem Namen „Silkrubber" und wird in grofsen Kuchen auf den Markt gebracht. Allein koaguliert wird sie in kleinen Bällchen ge- knetet als „Lagos - Bälle" auf dem europäischen Markt ver- kauft. Häufig wird von den Eingeborenen der Silkrubber durch Zusatz von Ficusmilch gefälscht, wobei besonders eine in den dortigen Wäldern häufige Art aus der Verwandtschaft der Ficus salicifolia in Betracht kommt: doch soll auch die Milch der von mir iu Ishagamo gefundenen Ficusart zu demselben Zwecke ver- wendet werden. Die verbreitetste Art des Koagulierens der Kaut- schukmilch ist die des Kochens. Da Citronen allenthalben im Lande zu haben sind, bedienen sich die Eingeborenen der Säure derselben, um die Koagulation zu beschleunigen. Seltener wird auch Kautschuk- milch durch Reiben auf der Handfläche koaguliert, eine Methode, welche nur bei Landolphia angewendet wird. 2* — 20 — Da die ausgeschickten Leute, welche Kickxiafrüchte sammeln sollten, erst am 19. März wiederkamen, mufste ich meine beabsichtigte Weiterreise auf den 20. März verschieben. Ich hatte doch auf diese Weise eine nicht unbedeutende Menge von Kicksiasamen zusammen- gebracht, obgleich gegen die Verordnung des englischen Residenten. Die erste Aufgal)e der Expedition war also somit erfüllt, und ich konnte meinen Rückmarsch zur Küste antreten. Da mir wenig daran gelegen sein konnte, dieselben Gegenden noch einmal zu durchziehen, hatte ich die etwas längere Route über Abeokuta durch das Ekba-Land gewählt. Am Vormittage des 20. März liefs ich die Träger durchmustern und alle nicht gesunden Leute durch neue ersetzen. In der so volkreichen Stadt war dieses nicht so schwer, besonders da ich nach Lagos zurück wollte. Am Nachmittag brach die Karawane auf. Der Marsch durch die Stadt dauerte jetzt noch länger als der. am 17. März. Nach Schätzungen soll dieselbe ungefähr 300 000 Ein- wohner haben, wäre demnach wohl die gröfste Stadt des afrikanischen Kontinentes. Über Hügel und Thal marschierten wir zwfschen den eng aneinander gebauten Häuserreihen hin, gefolgt von neugierigen Weibern und lärmenden nackten Kindern. Bevor wir noch das westliche Thor der Stadt erreicht hatten, brach einer der Träger zusammen. Derselbe schien ebenso wie sein Bruder, den ich am Morgen entlassen hatte, schwindsüchtig zu sein. Da ich mich nicht dadurch aufhalten lassen wollte, entliefs ich den Mann sofort und liefs seine Last auf die übrigen verteilen, denn ohne Aufenthalt war kein neuer Träger zu beschaffen. Der Tag Avar furchtbar heifs und schwül, kein Lüftchen regte sich, so dafs es mich denn auch nicht überraschte, als ich in der Ferne schwarze Regenwolken aufsteigen sah. Meine Leute wollten gern noch inner- halb der Stadt Rast machen, ich jedoch war nicht damit ein- verstanden, da ich wufste, welche Schwierigkeiten es am nächsten Tage machen würde, die Leute zum Aufbruch zusammenzubringen. Trotz des Murrens mufsten die Träger weiter. Etwa iVs Stunden, nachdem wir aus der Stadt herausgetreten waren, erhob sich ein furchtbarer Tornado. Nun hiefs es sobald als möglich Schutz zu suchen. Im Laufschritt vorwärts. Der Wind peitschte furchtbar die Blätter der Ölpalmen. Es war ein Sturm, wie ich ihn nicht vorher erlebt hatte. Nach etwa 72 Stunde Laufschritt wurde es ganz finster, obgleich es noch nicht 6 Uhr abends war. Zu unserer Freude erreichten wir das Farmdorf Otimhale, als eben der Regen begann. Die Lasten konnten also noch trocken untergebracht werden. In strömendem Regen wurde das Zelt aufgestellt, welches zu meiner grofsen Freude selbst bei diesem Sturm fest standhielt. Nachdem — 21 — die übliclie Rinne um das Zelt gelegt war, gelang es auch den Boden vollstäudig trocken zu legen, so dafs ich noch vollständig trocken mich schlafen legen konnte. Die Träger quartierten sich in den Häusern der Eingeborenen ein. Meinen Leuten schien der Abschied von Ibadan nicht Ijesonders leicht geworden zu sein, denn am nächsten Tage schien niemand rechte Lust zum Packen und Marschieren zu haben. Erst um G Uhr waren wir auf dem Wege. Zunächst hatten wir noch grasige Hiigel mit Gebüsch und einigen Borassuspalmen zu durchziehen. Um 7\'4 liel's ich eine kurze Rast in dem Farmdorfe Okovin machen. Kurz vorher hatten wir den fast trockenen Odoona-Bach zu überschreiten Gegen 8 Uhr langten wir in der Ortschaft Bodeibo an. Auch hier war das System der Kopfgeld-Erhebung, wie ich es von Ibadan geschildert, eingeführt. Bald darauf erreichten wir den Waldgürtel, der hier an der Nordgrenze einige Zungen in die Grasländer hinein- schiebt. Der Wald war hier üppiger als ich ihn vorher im Yoruba- Lande gesehen, Kickxien schienen jedoch wenige vorhanden zu sein. Nach Aussage der Eingeborenen sollen sie aber früher auch hier sehr zahlreich gewesen sein. Überall hörte man dieselbe Klage der Ein- geborenen, die Fantis hätten ihnen alle „Rubbersticks" ausgeschlagen und getötet. Um 9 Uhr erreichten wir einen kleinen Farmweiler, Okradjo genannt. Hier war ein Lager der „Eisenbahn-Surveyer" auf- geschlagen, welche die Route der von Abeokuta nach Ibadan in Aus- sicht genommenen Eisenbahn ausstecken sollten. Die Europäer waren nicht anwesend, als ich mit meiner Karawane eintraf. Während der Früh Stücksrast, welche ich den Leuten hier gab, wurden wir der- artig von kleinen Fliegen gepeinigt, dafs ich es sehr bald vorzog, eine kleine Exkursion in den Wald zu unternehmen. Hier fand ich aufser einigen Orchideen (zwei Angraecum-Arten ) auch einige Apo- cynaceen, deren Milchsaft ich untersuchte. Landolphien Avaren hier reichlicher vorhanden, aber keine blühend, so dafs ich die Arten nicht feststellen konnte. Unter meinen Trägern brach hier ein kleiner Aufstand aus, der mich zwang, den Rädelsführer zu strafen. Da die Leute aber bald einsahen, dafs sie doch den Kürzeren gezogen hatten, beruhigten sie sich wieder und gaben sich sogar am Nachmittage Mühe, mög- lichst flott zu marschieren. Der Nachmittagsmarsch führte uns durch dichten Wald, in dem sich hin und wieder Spuren von Kickxia fanden. Es war ein sehr heifser Tag ohne jeden Wind, so dafs den Trägern ihre Lasten nicht gerade leicht wurden; die kleine Aufmunterung, welche sie vorher erhalten, kam mir daher sehr zu statten. Um 3^/2 Uhr stiefsen wir plötzlich auf das Hauptlager der Eisenhahn- — 22 — Ingenieure. Hier liefs ich eine kurze East machen. Mr. Berger, der Chef -Ingenieur, war so freundlich, mir einen Träger zur Verfügung zu stellen, da ich durchaus einen Mann mehr ge- brauchte, an Stelle dessen, der in Ibadan zusammengebrochen war, und mir einen Empfehlungsbrief für den Eisenbahn -Doktor, in dessen Lager ich zu übernachten gedachte, mitzugeben. Bis Ilugu hatten wir einen sehr angenehmen Marsch durch ein sehr schönes, schattiges Waldgebiet, in dem ich viel Laudolphia sah. Längs des Weges beobachtete ich hier einige Häuflein etwa arm- lang geschnittener Landolphiazweige, die die Eingeborenen ge- schnitten, um dann in ihren Häusern die darin noch enthaltene Milch zu sammeln und zu Kautschuk zu verarbeiten. Dafs diese Milch nicht vorher koaguliert, ist dadi>rch zu erklären, dafs die beim Anschneiden heraustretende Milch sofort an der Luft koaguliert und somit die ganze Schnittfläche luftdicht verschlossen wird. Dicht hinter Ilugu erreichten wir das Lager des Eisenbahn-Doktors, der mich sehr höflich aufnahm. Noch bis in die Nacht hinein safsen wir daselbst gemütlich zusammen, uns über Lagos und die von mir zuletzt bereisten Gegenden unterhaltend. Da ich keine Zeit zu verlieren hatte, um noch zur rechten Zeit zur Abfahrt des Dampfers nach Kamerun in Lagos einzutreffen, hiefs es nun, den Marsch möglichst zu beschleunigen. Ich brach daher am 22. März schon vor 572 Uhr auf. Auf einem ziemlich schlechten Waldwege, auf dem die Träger häulig über Wurzeln stolperten, liefs ich nun in schnellem Tempo marschieren. Der Headman, welcher nach meiner Marschordnung stets hinter dem letzten Träger ging, feuerte die Leute immer wieder an. So kam es, dafs wir schon um 8 Uhr in Abuleode eintrafen. Der Aufenthalt hier wurde uns wieder durch die Scharen der kleinen Fliegen, welche in die Augen, Ohren und Nase hineinflogen und sich an jedem nicht be- deckten Körperteile festsetzten, um den Schweifs aufzusaugen, voll- ständig verleidet. Da sonst nichts Interessantes hier zu finden war, beschäftigte ich mich mit Fangen von Schmetterlingen. Zu diesem Zwecke liefs ich durch meine Leute an einer sonnigen Stelle im Wege wiederholt Wasser ausgiefsen, bis der Boden dort vollständig durchuäfst war. Es dauerte gar nicht lauge, bis sich die ersten Papilio dort niedersetzten, um die Feuchtigkeit aufzusaugen. Nach kurzer Zeit wurde die betreffende Stelle von Dutzenden umschwärmt. Die saugenden Tiere konnte ich dann einfach mit der Hand aufnehmen und durch Zerdrücken des Brustkastens töten. Etwa lädierte Exem- plare legte ich mit ausgebreiteten Flügeln wieder zurück, damit sie durch die leuchtende blaue Färbung der Flügel nun immer wieder neue Tiere anzogen. Es gelang mir so, in einer Stunde nicht — 23 — weniger als 63 guter Exemplare habhaft zu werden, ohne einmal den Käscher zu gebrauchen. Grofse Feinde aller Insektensammlungen in den Tropen sind die Ameisen, welche sofort über dieselben her- fallen, sollte man es einmal wagen, frisch gefangene Sachen über Nacht frei stehen zu lassen, ohne sie durch Naphthalin oder Kampfer zu schützen. Um 2V2 ühr liefs ich wieder aufbrechen. Teils ül)er offenes Terrain, teils durch dichte Wälder führte uns nun unser Weg. Die Hitze war kaum mehr zu ertragen, dazu kamen die uns stets um- schwärmenden Fliegen. Gegen 4'/2 Uhr erreichten wir ein Dorf, für welches mir die Eingeborenen den Namen Adawö angaben. Als ich weiterziehen wollte, kamen die Leute und ])ehaupteten, es sei vor uns auf einer sehr langen Strecke kein Dorf mehr vorhanden. Da ich in der Nacht Regen befürchtete und daher meine Leute gern in Hütten schlafen lassen wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als hier über Nacht zu bleiben. Ich liefs mein Lager unter grofseu Ficusbäumen aufschlagen. Da es noch sehr früh war und die Leute sonst nichts zu thun hatten, schickte ich die ganze Gesellschaft aus und liefs Milch der Ficusart sammeln, um damit zu experimentieren. Diese Milch verhielt sich nun insofern sehr merkwürdig, als sie weder durch Kochen noch durch Säurezusatz zur Koagulation zu bringen war. Ich liefs einen Topf unter be- ständigem Feuer etwa eine halbe Stunde scharf kochen, und selbst dadurch erzielte ich keine Koagulation. Eine andere Ficusart, welche grofse lederige Blätter besitzt, ergab auch nur ein klebriges Produkt, das kaum verwendbar sein würde, höchstens zur Er- zielung von Wasserdichtigkeit bei Stoßen. Die Kosten des Ein- sammelns würden jedoch wohl kaum durch den Wert des er- haltenen Produktes gedeckt werden, wenn sich nicht etwa neue Verwendbarkeiten für dasselbe finden liefsen. Es sind mir zwar schon hohe Preise genannt worden, welche für ein derartiges Produkt bezahlt worden sein sollen, doch bin ich der festen Überzeugung, dafs diese nicht als Marktpreise gelten können. Es würde nämlich viel billiger sein, guten Kautschuk zu kaufen und denselben mit der gewünschten Quantität Harz zu vermischen. Die Nacht in Adawö war sehr unangenehm, erstens fing es an zu regnen, zweitens aber gab es Moskitos in Mengen. Ich erwähne dieses be- sonders, da es im Yoruba-Lande auffallend ist, dafs die Moskitos in der Periode des beginnenden Regens so äufserst selten sind. Es ist daher das Reisen in diesen Gegenden bedeutend angenehmer als z. B. im Cougostaate, in dem einem nur allzu häufig die Nächte durch diese höchst unangenehme Zugabe verleidet werden. — 24: — Am 23. März waren wir bereits um 4^2 Uhr a.uf dem Wege. Es war herrlich, bei dem eben hereinbrechenden Morgenlichte durch den Urwald zu marschieren. Gegen 6 Uhr trafen wir mit zwei Haussa- Soldaten und vier Trägern zusammen, welche aus dem nördlich gelegenen Shaka kamen und mich um Erlaubnis baten, sich meiner Karawane anschliefsen zu dürfen. Ich sollte es nicht bereuen, dafs wir bereits so früh aufgebrochen waren, denn bald traten wir gänzlich aus dem Urwald heraus und hatten nun auf teilweise sehr sandigem Boden über ein heifses Steppengebiet zu ziehen. Die Leute lechzten nach Wasser, das nicht zu bekommen war. Gegen 9 Uhr langten wir in Ayetoro an, einem Dorfe, das einige hundert Häuser zählen dürfte. Ich selbst war furchtbar durstig geworden auf dem Marsche durch die staubige Steppe, sehr gelegen kam mir daher ein Trunk Palmenwein, den mir der Häuptling des Dorfes als Geschenk schickte. Ich gab den Trägern hier Zeit zum Essen und Trinken und machte unterdessen einen Spaziergang durch das Dorf. Merkwürdige Fetische waren hier zu beobachten, zum Teil nur aus einem Pflanzenbüschel bestehend, der au einem langen Stab befestigt war. Einem derselben schien eine ganz besondere Macht beigemessen zu werden, denn der Platz um den Stab herum war sehr schön gesäubert, im Kreise herum standen Schalen mit Palmenöl und -Kernen, Kauris, Efswaren aller Art und vielem anderen. Ich sah hier übrigens viele Haiissa-Leute, welche nach Abeokuta gehen wollten. Einer derselben war der Abgesandte eines Haussa-Häuptlings im Innern, er trug ein wundervolles Schwert in einer prachtvoll gearbeiteten Lederscheide an einem dicken, runden, kirschroten, aus Seide hergestellten Gurte, welcher um die eine Schulter hing. Dieses Schwert war, wie er mir erklärte, ihm von seinem Herrn als Zeichen seiner Vollmacht mitgegeben worden. Abeokuta selbst sollte nach Angaben der Eingeborenen noch „sehr weit" sein. Ich liefs daher um 1 Ubr wieder aufbrechen. Weiter ging es über Steppengebiet; bei der immensen Hitze nicht gerade ein sehr angenehmer Spaziergang, dazu kam noch, dafs die Eingeborenen jetzt bei Beginn der Regen einen Teil der Steppe abgebrannt hatten, um für ihr Vieh frisches Gras zu erhalten. Ja, wir hatten selbst einmal zehn Minuten lang am Rande einer brennenden Fläche, die sich am Wege dahinzog, entlang zu gehen. Die ganze Karawane setzte sich sehr bald in Laufschritt, um der furchtbaren Hitze möglichst bald zu entgehen. Die Eingeborenen, welche aufserhalb der Waldzone wohnen, betreiben etwas Viehzucht, weiter nach Norden zu soll sogar viel Vieh vorhanden sein. Die Tsetsefliege scheint hier also nicht so weit ins Innere zu gehen wie dieses leider in unserer Togo-Kolonie - 25 — der Fall zu sein sclieint. Ackerbau wird in beschränktem Mafse getrieben. Hauptsächlich wird dann Manihok angepflanzt, stellen- weise auch Bataten. Yams sah ich selten, ebenso Baumwolle. Gegen SVs Uhr sahen wir in der Ferne die riesigen Felsen, auf welchen Abeokuta zum Teil erbaut ist. Je mehr wir uns der Stadt näherten, desto reicher war das Land kultiviert und desto besser wurden die Wege. Plötzlich waren Avir am Thore angelangt. Dasselbe war ähnlich wie die Thore von Ibadan erbaut; auch hier safs die Thorwache und nahm Kopfgeld von den passierenden Fremden. Als meine Träger kamen und nicht zahlten, schienen die Leute sie anhalten zu wollen, als sie aber den Weifsen dahinter sahen, standen sie davon ab. Ein Kopfgeld schienen sie jedoch auch zu erwarten. Ich liefs daher durch meinen Headman sagen, dafs ich nichts bezahlen werde, da ich auch in den anderen Städten nicht bezahlt habe. Daraufhin schienen sie sich zu beruhigen. Anfangs führte unser Weg noch zwischen Feldern hin, dann zeigten sich die ersten Häuser, die zerstreut auf und zwischen mächtigen Felsen standen, bis wir schliel'slich das Panorama dieser riesigen Felsenstadt ganz vor uns hatten. Abeokuta ist eine der merkwürdigsten Städte, welche ich je gesehen. Ein grofser Teil der Häuser steht derartig zwischen und auf den Felsen, dafs man sich unwillkürlich die Frage vorlegt: „Warum baut nur der so träge Eingeborene sein Haus hierher, wo er es doch nur nach mühevollem Klettern erreichen kann?" Das Wasser und das Holz müssen von unten weither geholt werden, so dafs die Frauen und Mädchen die beschwerlichen Kletterpartien mindestens jeden Tag einmal zu machen haben. Unser Weg führte oft über mächtige, schräge Felsen hin, die dann plötzlich jäh in die Tiefe abfielen. Ein Ausgleiten hätte genügt, um den Tod des dann Abstürzenden herbeizuführen. Für die Eingeborenen mit ihren nackten Füfsen sind diese Wege natürlich weniger gefahrvoll als für den beschuhten Europäer. Die Stadt soll auch gegen 200 000 Ein- wohner besitzen. Wie mir meine Träger mitteilten, sollen die Ein- wohner jetzt jedoch häufig auswandern, da der Weifse mit seiner Eisenbahn, die jetzt bereits über Abeokuta hinausgeführt ist, ihnen nun zu nahe ist. Nach dreiviertelstündigem Marsche erreichten wir das westliche Stadttbor, das in der Nähe des Ogun-Flusses liegt. Da ich noch an demselben Tage den Endpunkt der damals im Bau begriffenen Eisen- bahn erreichen wollte, um mir die Erlaubnis zu erwirken, mit meiner Karawane bis Ebute-Meta die Güterzüge benutzen zu dürfen, über- schritten wir trotz der eintretenden Dämmerung den Ogun und marschierten dann auf das Lager des hier befindlichen Chef-Ingenieurs — 26 — zu. Dasselbe war damals acht englische Meilen südlich von Abeokuta gelegen. Unterwegs brach mein Headraan zusammen, ebenso waren die Träger so ermüdet, dafs die meisten für heute marschunfähig waren. Ich gab daher dem Headman Befehl, sich einige Zeit aus- zuruhen und dann mir zu folgen. Ich marschierte allein im Mondscheine weiter. Um 11 Uhr laugte ich im Lager des Chef- Ingenieurs, Mr. Horse, an. Hier war glücklicherweise noch niemand schlafen gegangen. Ich wurde sehr freundlich empfangen und er- hielt sofort die Erlaubnis zur Benutzung der Bahn. Um 3 Uhr nachts langte schliefslich auch meine Karawane an. Um 472 Uhr am Morgen des folgenden Tages liefs ich alles zum Aufbruch nach dem Terminus der Eisenbahnlinie rüsten. Längs des frisch aufgeworfenen Eisenbahndammes hatten wir 4^2 Meilen zu marschieren. Endlich dort angekommen, sahen wir weder von einem Zuge noch von einer Lokomotive ein Anzeichen. Die arbeitenden' Eingeborenen konnten mir auch keine Auskunft geben. Da kein Europäer in der Nähe war, machte ich mich daran, die Häuser derselben aufzusuchen, fand aber alle leer, erst um 9 Uhr traf ich einen Europäer, mit dem ich nun nach seiner Be- hausung fuhr. Meinen Leuten gab ich den Befehl, dorthin nach- zukommen. Um IOV2 Uhr endlich kam ein Zug. Mit diesem konnten wir um 11 V2 Uhr eine kurze Strecke weiterfahren, mufsten dann aber aussteigen, da der Zug erst am nächsten Tage nach Ebute-Meta fahren sollte. Gegen 1 Uhr traf ganz unerwartet zu unserem Glück eine Lokomotive ein, welche noch am selbigen Tage nach Ebute-Meta zurück sollte Da nur ein Wagen zur Beförderung meiner Karawane angehängt worden war, hatte ich die Genugthuung, dafs wir sehr schnell fuhren. Es war allerdings fast unerträglich heifs, denn zu der Sonnenhitze gesellte sich noch die der Lokomo- tive, und was das Schlimmste für uns war, es flogen uns beständig die Funken, welche mit dem Eauch ausgestofsen wurden, ins Gesicht und auf die Kleider. Für die zum Teil recht dürftig bekleideten Träger war dieses natürlich doppelt unangenehm. Gegen 7 Uhr langten wir am Abend in Ebute-Meta an. Sogleich schickte ich Leute aus, welche einige grofse Canoes besorgen sollten, damit wir sofort über die Lagos -Lagune nach der Stadt hinüber könnten. Nach langem Handeln liefsen sich endlich einige Eingeborene be- wegen, uns in Canoes nach Ebute-Ero überzusetzen. Es war eine prachtvolle Fahrt in hellem Mondschein über die Lagos-Lagune. Meine Leute sangen lustige Lieder, als sie Ebute-Ero wieder vor sich sahen, und erzählten den Canoeleuten alle möglichen Geschichten, welche während der Expedition passiert sein sollten. — 27 — In Ebute-Ero begrüläte ich zunächst die Herren in der Gays er- sehen Zweigfaktorei; dann ging es nach Lagos hiniiber. Ich hatte hier eine Hängematte erhalten und liefs mich nun nach der Haupt- faktorei in Lagos tragen. Um 9 Uhr traf ich dort ein. Herr Fritsch nahm mich wieder freundlichst auf. Am folgenden Tage löhnte ich die Träger ab und begann nun mit den Vorbereitungen zur Weiterreise nach Kamerun. Vor allen Dingen hatte ich die Kickxiasamen richtig auszutrocknen und die gesammelten Pflanzen einzupacken, ebenso waren die Trägerlasten wieder derartig in Kisten zu verpacken, dafs sie auf dem Dampfer nach Kamerun weitertransportiert werden konnten. Es war ur- sprünglich meine Absicht gewesen, einige Lagos-Leute, welche be- reits als Gnmmisammler in den Wäldern des Yoruba-Landes Kickxia ausgel)eutet hatten, für die spätere Congo- und Sanga- Reise zu engagieren. Das, was ich während meiner Reise im Hinterlande von Lagos gesehen, hatte mich aber immer mehr von diesem Plane ab- gebracht, denn hätte ich solche Lagos-Leute in die Sanga-Ngoko- Region hineingebracht, so würde ich damit auch dort den Raubbau ein- geführt haben, wie er hier im Yoruba- Lande verbreitet ist, und die Kickxiabestände, welche ich späterhin dort feststellen konnte, würden in Kürze demselben Schicksal verfallen sein, wie die im Djibu- und Yoruba-Lande einst so reichlich vorhandenen. Während der wenigen Tage, welche ich noch in Lagos ver- bringen mufste, bis der Dampfer eintraf, hatten wir wiederholt starke Gewitterregen. Bei einem derselben wurden leider meine ganzen Pflanzensammlungen gehörig durchnäfst, so dafs ich grofse Mühe hatte, dieselben wieder zu trocknen. Diese Regen erscheinen hier an der westafrikanischen Küste häufig so plötzlich, dafs man nicht immer die nötigen Vorsichtsmafsregeln dagegen treffen kann. Ein für mich in Lagos äufserst interessanter Tag war der Markttag. Ich ging zusammen mit dem bereits oben genannten Dr. Rändle an einem solchen Tage einmal dorthin, wo die Frauen die im Lande angewendeten Medizinen verkauften. Dieselben be- standen vorzugsweise aus Pflanzen. Da meines Wissens eine Liste solcher Pflanzen aus dieser Region nie veröffentlicht worden ist, dürfte eine solche, wie ich sie hier zusammengestellt habe, von- einigem Interesse sein. Dr. Rändle war so freundlich, die Namen der Eingeborenen für die betreffenden Arten hinzuzufügen. Botanisclier Name Yoruba-Name Sanseviera guineensis . . . Pason-Koko Xanthosoma esculentum . Ogiri-sako Dicliptera spec Kusu-mope Cleome spec Ay-tare — 28 - Botanischer Name Yoruba-Nanie Cassia occidentalis .... Rere Paullinia alata Kakaseula Alternanthcra sessilis . . Ebede Trema spec Afere Waltberia indica .... Ewe Epo Striga spec Osa Boerhaavia spec Etipasa Evinla Biophytum sensitivum . . Patomo Aerua lanata Ewe Owo Ociraum spec Efiri Portulacca oleracea . Papa sohum Hosluudia africana . . . Efiri Fiifuu Crotalaria spec Ewe Orubu Epa Abrus praecatorius . . . Misin Misin Moinordica Balsamina . . Ejrin. Der Dampfer „Aline Woermann", mit dem ich nun uach Kamerun weiterfahren wollte, traf unerwarteterweise äüTserst pünkt- lich am 1. April vor Lagos ein. Ich hatte kaum noch Zeit genug, meine Sachen vollständig fertig zu machen. Zu meinem Grlücke waren die Barrenverhältnisse zu ungünstig, um den Barrendampfern noch an demselben Tage die Durchfahrt zu gestatten. Dadurch gewann ich noch genügend Zeit. Am nächsten Tage, dem 1. Oster- feiertage, fuhr ich nun in Begleitung der Herren Fritsch und Schur- mann auf dem Barrendampfer „Teck" hinaus und stieg dann auf die „Aline Woermann" über. Bis zum Abend blieben wir noch vor Lagos, da die aus Europa kommende Ladung nun erst auf die Barrendampfer übertragen werden mufste. Endlich um 7 Uhr ertönte das Signal zur Abfahrt. II. Kapitel. Aufentlialt in Kamerun, Eeise nach und auf dem Congo. Während der kurzen Fahrt von Lagos nach der Kamerun-Küste hatten wir vorzügliches Wetter. Die See war spiegelglatt, kein Lüftchen regte sich. Am Morgen des 4. April tauchte plötzlich der Kamerunberg vor unseren Augen auf, als sich die Nebel, Avelche umherhingen, etwas lüfteten. Seine Spitze war leider nicht zu sehen. Doch dessenungeachtet war ein jeder der Passagiere entzückt von dem Anblick, welcher sich uns l:)ot, als wir uds der Küste bei Bibundi näherten. Die tropische Fülle und Üppigkeit der Vegetation überstieg alle Erwartungen. Der dichte Urwald, welcher das Land bedeckte, soweit wir im stände waren, es zu sehen, machte mit seinen riesigen Bäumen, die von Epiphyten aller Art bedeckt waren, einen gewaltigen Eindruck auf einen jeden der Beschauer. Gegen 7 Uhr am Morgen warfen wir Anker vor Bibundi. Natürlich konnte niemand der Passagiere seinen Wunsch bezwingen, dieses tropische Paradies zu sehen. Alle gingen mit der nächsten Gelegenheit an Land. Mit verschiedenen anderen Herren ging ich nun nach der Kakaoplantage der Bibundi-Gesellschaft. Herr Rackow, der damalige Leiter, empfing uns bereits am Strande. Da es in meiner Absicht lag, mit Herrn Rackow betrefis Kickxia- kulturen zu sprechen, so benutzte ich diese dazu günstige Gelegen- heit, fand allerdings bis jetzt nicht viel Gehör für Einführung einer neuen Kultur, um so weniger, als wir auch auf dem Schifie einen Pflanzer aus Sumatra mitgebracht hatten, der hier in Bibundi eine Tabakplantage anlegen sollte. So konnte ich denn diesen meinen ersten Besuch in Bibundi nur zur allgemeinen Orientierung ver- wenden. Ich besprach daher mit Herrn Rackow meinen Plan, dafs ich in einiger Zeit von Victoria nach Bibundi zurückkehren wollte, um dann einige Tage dort zu verweilen. Auch Herrn Ober- leutnant V. Carnap traf ich hier in Bibundi. Derselbe war mit einer gröfseren Truppe von Arbeitern, welche er im Rio-del-Rey- — 30 ~ Gebiete angeworben hatte, vor kurzem dort eiugetroÖen, und wollte nun die Gelegenheit wahrnehmen, um mit unserem Dampfer die Leute nach Kriegsschifi'hafen zu bringen. Da das Anbordbringeu der Leute ziemlich langsam vor sich gehen konnte, denn wir hatten in beträchtlicher Entfernung von der Küste Anker geworfen, so konnten wir erst um 5 Uhr wieder in See gehen. Längs der wunder- vollen Küste fuhren wir nun an der Ambas-Bai mit Victoria und den beiden Inseln Mundule und Ambas vorbei, uui die Affen- Halbinsel herum in die prachtvolle Bucht von Kriegsschiffhafen hinein. Noch in der Dunkelheit wurden die neuangeworbenen Arbeiter, 214 an der Zahl, gelandet. Mit Tagesanbruch am 5. April wurden die Anker wieder gelichtet. Um 5V2 Uhr waren wir vor Victoria. Es war ein prachtvoller Morgen; der im Hintergrunde auf- steigende Kamerunberg war bis zur Spitze des Engelberges mit Nebel bedeckt. Darunter die dunklen, dicht bewaldeten Hügel, im Gegensatz zu den weifsgetünchten Häusern von Victoria: ein Bild, wie man es an der ganzen westafrikanischen Küste nicht wieder sehen kann. Zusammen mit Herrn Oberleutnant v. Carnap fuhr ich an Land. Da ich die Absicht hatte, mich einige Zeit in dem Victoria- Bezirke aufzuhalten, quartierte ich mith in dem Hotel der Ambas- Baj Trading Comp. ein. Dank des Entgegenkommens, welches ich von Seiten des damaligen Bezirksamtmannes, Herrn Assessor Hörn, fand, und vor allen Dingen des regen Interesses, welches Herr Oberleutnant v. Carnap meinen Unternehmungen entgegenbrachte, waren die Gepäckstücke und sonstigen Expeditionsgüter bald in einem Schuppen der Ambas-Bay Trading Comp, untergebracht. Nach dem Essen machte ich mich sogleich auf den Weg zum botanischen Garten und besprach dort mit dem anwesenden Gärtner die Möglichkeit, meine Kickxiasamen zum Teil dort aussäen zu lassen. Es wurden sogleich auch Beete hergerichtet, so dafs schon am 7. April die Samen ausgesät werden konnten. Auch die Ficus- ßtecklinge, welche ich aus Lagos mitgebracht hatte, konnten zu derselben Zeit in den Boden eingesteckt werden. Während der nächsten Tage machte ich mit Herrn Oberleumant V. Carnap zusammen verschiedene kleine Exkursionen und Aus- flüge, um mich über die Verhältnisse und die Vegetation etwas zu orientieren. Am 9. April fuhr ich zusammen mit den Herren Assessor Hörn und Oberleutnant v. Carnap nach Kriegsschiffhafen zu Herrn Frederici, mit dem ich auch die Möglichkeit einer Kickxiaanlage daselbst besprechen wollte. Die Fahrt dorthin unternahmen wir in einem Regierungsboote. Gegen IOV2 Uhr langten wir bei Herrn — 31 — Frederici an, der ans äulserst liebenswürdig aufnahm. Schon auf dem Wege von dem Landungsplatze bis zum Wohnhause des Herrn Frederici konnte man sehen, dafs hier eine peinliche Ordnung allenthalben herrschte. Die Gebäude waren solide und praktisch aufgeführt, kurzum man sah, dafs Herr Frederici nicht umsonst als Muster eines Plantagenleiters in Kamerun gilt. Als ich im Laufe der Unterhaltung Herrn Frederici fragte, wie er sich zur Frage des Anbaues von Kautschukbäumen stelle, äufserte er sich, entschieden dagegen zu sein. Als ich ihm nun die Vorteile einer solchen Anlage im Falle des Gedeihens der Kickxia vor Augen führte, gelang es mir zu meiner nicht geringen Freude, ihn vollständig umzustimmen, so dafs er sich sofort bereit erklärte, eine solche Pflanzung anzulegen. Da ich schon allenthalben von der Tüchtigkeit dieses äufserst praktischen Mannes gehört hatte, lag mir viel daran, vor allen Dingen ihn für meine Sache zu ge- winnen; es war natürlich nun eine grofse Genugthuung für mich, dafs es mir gelang. Am Nachmittage machten wir einen längeren Spaziergang, um die Plantage zu besichtigen. Bei dieser Gelegen- heit stellten wir auch gleich einen Platz fest, welcher zur Anlage der Saatbeete für die Kickxia reserviert werden sollte, ebenso die Lokalitäten, auf denen dann später die Kickxia in der von mir vor- geschlagenen Weise ausgepflanzt werden sollten. Zur Anlage dieser Kickxiaanpflanzungen wählten wir die Hügel, welche sonst für Kakaokulturen weniger geeignet sind. Es war eine Freude, zu sehen, wie alle Bestände in wunder- voller Ordnung gehalten wurden, besonders die von Herrn Frederici in neuerer Zeit angelegten. Beständig waren neue Pflanzen an Stelle etwaiger kranker oder abgestorbener Bäume eingesetzt worden, so dafs nur wenige Lücken in den Beständen vorhanden waren. Da, wo von Herrn Fredericis Vorgänger die einzelnen Stämme zu dicht gepflanzt waren, wurde allmählich mehr Luft geschafi't. Schöne breite Wege, die in vorzüglichem Zustande waren, durch- schnitten die Plantage nach allen Seiten. Die Wasserläufe waren durch schöne massive Brücken passierbar gemacht. Besonders gut gefiel mir das von Herrn Frederici erst unlängst angelegte Vor- werk „Wasserfall". Hier hatte Herr F. die Erfahrungen, welche er im Laufe der Jahre gesammelt hatte, alle verwerten können. Hier sah man die regelmäfsigsten Bestände. Dieselben bestanden zwar meist nur aus jüngeren Pflanzen, versprachen aber, sich pracht- voll zu entwickeln. Die Anlagen zum Gären und Dörren des Kakaos waren entschieden die praktischsten, welche ich gesehen. Die letzteren waren ganz ähnlich den Dörrhäusern, welche Dr. Preufs in seinen Berichten an das Kolonial -Wirtschaftliche Komitee aus Südamerika abgebildet und beschrieben hat. — oL — Am Abend kehrte Herr Assessor Horu nach Victoria allein zurück, Herr Oberleutnant v. Carnap und ich blieben über Nacht bei Herrn Fre derlei, um am nächsten Morgen erst auf dem Land- wege nach Victoria zurückzugehen. Unser Weg von Kriegsschiffhafen nach Victoria führte durch das Vorwerk Wasserfall über eine Hügel- kette. Sobald wir die Grenze der Kriegsschilf hafen-Plan tage über- schritten hatten, wurde er schmaler und war mehr vernachlässigt, stellenweise war er vollständig mit Unkraut bewachsen. Der prachtvolle Urwald zu beiden Seiten wurde hin und wieder von Anpflanzungen der Victoria-Neger unterbrochen. Die Kakaobestände derselben waren häufig zu dicht bewachsen, sonst wurden haupt- sächlich Bananen und Planten, letztere eine nicht süfse, grofse Bananenart, gepflanzt. Stellenweise sah man etwas Maniok (Kas- sada) und Xautosoma esculentum (Koko). Am Morgen des 11. April brach ich mit zwei Trägern (Majumba- Leuten) und einem Jungen nach Buea auf, um mich dem Herrn Gouver- neur V. Puttkamer vorzustellen. Der schöne, weit gehaltene Weg führte über den Limbe-Bach hinüber durch einige Vorwerke der „Victoria"-Plantagengesellschaft. Die Kakaobestände daselbst standen zum grofsen Teile nicht schlecht, doch war der Bod^n stellenweise so steinig, dafs man sich unwillkürlich fragen mufste, ob denn die Bäumchen hier für längere Zeit sich würden halten können. Hinter dem Limbe-Vorwerk stieg der Weg allmählich nach Bomana zu an. Er war an den steileren Stellen besonders dicht mit Basalt- und Lavageröll bedeckt. Da die Sonne unterdessen schon etwas höher gestiegen war, konnten die Träger mit den schweren Koflern nicht mehr so schnell vorwärts. Ich ging daher mit dem Jungen voraus. Oberhalb Bomana traten in dem Urwalde stellenweise schon ofl"enere Partien auf, welche mit Elefanteugras bewachsen waren. Dieses letztere ist eine riesige Pennisetumart, welche nicht selten eine Höhe von 3 m erreicht. Gegen 11^/2 Uhr erreichte ich den Band des oberen Plateaus, auf dem Buea gelegen ist. Dasselbe liegt 800 bis 900 m über dem Meeresspiegel. Dichter Urwald war hier nicht mehr vorhanden. Ehe ich die Station Buea, den Sitz des Herrn Gouver- neui's V. Puttkamer, erreichte, hatte ich noch durch einen Teil der „Günther - Soppo - Pflanzung" zu marschieren. Die Kafleebäumchen daselbst sahen meist nicht sehr vielversprechend aus, viele waren eingegangen, andere schienen zu kränkeln. OÖ"enbar behagte ihnen die kalte, nebelige Luft dieses Plateaus nicht mehr. Kakao gedeiht so hoch oben am Kamerunberge auch nicht mehr. Gegen I2V2 Uhr traf ich auf der Station Buea ein. Ich meldete mich hier bei dem Stationschef, Herrn Leuschner, welcher mit seiner Gemahlin mich sehr liebenswürdig aufnahm und mir in dem Logierhaus, welches für — 83 — Durchreisende und neue Ankömmlinge sowie für Rekonvaleszenten, welche etwa aus der mörderischen Küstenzone beraufkommen sollten, gebaut ist, ein Zimmer anwiesen. Die Station liegt direkt am Fufse des Gipfelkegels des Kamerun-Gebirges. Zur Zeit meiner damaligen Ankunft bestand sie aus etwa 15 Häusern. Das Klima ist hier für Europäer gesund, besonders da Fieber hier nicht mehr vorzukommen scheint, doch werden infolge der häutigen Nebel die Europäer leicht von Rheumatismus befallen. Da die Eingeborenen der Umgebung jetzt vollständig beruhigt sind, wird hier nur eine kleine Polizei- soldatentruppe gehalten, welche hauptsächlich Ordonnanzdienste zu verrichten hat. Am Nachmittage empfing mich der Gouverneur Herr v. Putt- kamer. Er brachte meiner Expedition, wie überhaupt allen Dingen, welche die Entwickelung des Schutzgebietes fördern könnten, ein sehr reges Interesse entgegen und versprach, meine Pläne in jeder Weise zu unterstützen. Dals dies nicht leere Versprechungen waren, hatte ich in Zukunft genug Gelegenheit, wahrzunehmen. Ich kann daher dem Herrn Gouverneur v. Puttkamer nicht genug Dank wissen für die Art, in welcher er die Interessen meiner Expedition gefördert hat. Bei seiner letzten Rückkehr aus Europa hatte Herr Gouverneur V. Puttkamer eine Anzahl Algäuer Kühe nach Kamerun hinüber- führen und nach Buea auf die Station bringen lassen. Dieselben haben sich hier sehr gut entwickelt und geben reichlich Milch. Leider aber scheint das Futter des Kamerun-Gebirges nicht genügend kräftig zu sein, so dals ein nicht geringer Teil desselben für die Tiere noch immer aus Europa importiert werden mufs. Man hatte auch bereits Versuche gemacht, Kreuzungen zwischen dem Algäuer Vieh und eingeborenen Kamerun-Kühen zu erziehen, so dafs es nicht ausgeschlossen ist, dafs dadurch die einheimischen Rinder bedeutend verbessert werden. In Buea hielt ich mich bis zum 13. April auf. Ich verbrachte die Zeit daselbst, so gut es ging, mit Sammeln von Pflanzen, Exkur- sionen, und vor allen Dingen Besuchen nach der Günther-Soppo- Plantage. Herr Günther hatte nämlich eine kleine Landolphia- pflanzung angelegt, welche wohl die erste in unserem Schutzgebiete sein dürfte. Die Pflänzchen schienen sich au den Bäumchen, an deren Fufse sie angepflanzt waren, recht wohl zu befinden, einige waren bereits gegen 2 m hoch. Doch trotz dieses guten Gedeihens scheint mir eine solche Anlage, wenn sie in dieser Weise noch einer gewissen Pflege bedarf, nicht rentabel genug zu sein. Vor dem 15. Jahre dürften die Lianen wohl kaum anzapf bar sein, und da dieselben nur sehr wenig Latex abgeben, würden die Unkosten E. Schlechter, Westafrikaniäche Katitsthuk-Expedition. Q — 34 — wohl in keinem annehmbaren Verhältnisse zu dem Gewinne stehen. Während eines Streifzuges auf dem Boden der Soppo-Plantage fand ich eine Ficusart, aus der Terwandtschaft der P. Preufsii Warb., deren Milch nach der Koagulation ein ganz ähnliches Produkt ergab, als die der Ficusart aus dem Yoruba-Lande. Natürlich kann ich über diese Art daher nur dasselbe sagen, wie von der Yoruba- Art. Man mufs mit solchen Dingen natürlich sehr vorsichtig sein, da sich für ein so minderwerthiges Material erst allmählich ein Absatz auf dem Kautschukmarkte erzielen läfst. Ändern würde sich diese Sachlage natürlich dadurch, dafs sich eine neue Verwendung für solche Produkte finden liefse. Der Kakao auf der Soppo- Plantage stand da, wo er nicht in zu hoher Lage ausgepflanzt war, nicht schlecht; dennoch machte die ganze Plantage einen etwas verwahrlosten Eindruck, obgleich die Wege recht gut gehalten waren. Herr Günther schrieb dieses dem Mangel an Arbeiter- und Aufseherpersonal zu, das lange nicht ausreiche, um die unter Kultur gesetzten Ländereien in Ordnung zu halten. Am Nachmittage des 13. April verabschiedete ich mich bei dem so äufserst zuvorkommenden und liebenswürdigen Herrn v. Putt- kamer und trat nun meinen Rückmarsch nach Victoria an. Um 2 Uhr verliefs ich Buea; auf einem direkteren, aber steileren Wege stieg ich ab, so schnell es in dem Lavageröll ging. Um 6V4 Uhr traf ich in Victoria ein. Hier bezog ich wieder mein altes Quartier in dem Ambas-Bay-Hotel bei Herrn Lange. Von der Ficusart, welche ich bei Soppo gefunden hatte, brachte ich auch Stecklinge für den botanischen Garten in Victoria mit. Während einiger Tage blieb ich nun in Victoria, um zunächst einige Versuche mit der Milch der Ficus elastica zu machen. Im botanischen Garten waren einige ältere Stämme, welche zum An- zapfen durchaus geeignet schienen. Das Resultat dieser Unter- suchungen deckte sich genau mit den Ergebnissen der Experimente, welche ich kurze Zeit später in Bibundi anstellte, es konnte kaum zufriedenstellend genannt werden. Der Kautschuk war entschieden von inferiorer Qualität, obgleich etwas besser als der der Ficus- arten aus dem Yoruba-Lande und von Buea. Zusammen mit Herrn Oberleutnant v. Carnap besuchte ich damals auch die Moliwepflanzung, welche unter der tüchtigen Leitung des Herrn Stammler eben zu entstehen begann. Die zu jener Zeit zur ersten Anlage ausgesuchte Lokalität befand sich etwa 7* Stunde von Victoria entfernt. Dort angekommen, überzeugte ich mich sofort, dafs es unter den damals waltenden Umständen für Herrn Stammler vollständig unmöglich war, sofort Kickxiasaat zu über- nehmen. Da er sich aber entschlossen hatte, Kickxia anzupflanzen, — 35 — so machte ich ihm einen Vorschlag, auf den er nur zu gern ein- ging. Ich wollte dem botanischen Garten in Victoria die für die Moliwepflanzung bestimmten Kickxiasamen zur Aussaat übergeben. Herr Stammler mufste sich verpflichten, dieselben bis zum 1. August 1899 spätestens abzuholen, sonst verfielen die Pflänzchen dem bo- tanischen Garten als Eigentum. In dieser Weise wurde denn auch alles arrangiert. Herr Assessor Hörn, der gewissermafsen Herrn Dr. Preufs während seiner Abwesenheit vertrat, gab seine Ein- willigung dazu. Somit wurden der Moliwepflanzung auch einige tausend Kickxiapflänzchen gesichert. Da ich, wie ich schon oben angegeben, die Absicht hatte, noch einmal Bibundi zu besuchen, um Kickxiasamen dortliin zu bringen, so benutzte ich, mit Genehmigung des Herrn Gouverneurs v. Putt- kamer, eine Gelegenheit, dorthin zu gelangen, welche sich am 17. April bot. Der Begierungsdampfer „Nachtigal" sollte Herrn Hauptmann v. Besser nach Bibundi bringen, wo er die Grenze zwischen der Sanje- und der Bibuudi-Plantage festlegen wollte. Ich begleitete daher Herrn Hauptmann v. Besser nach Bibundi. Als wir gegen lO^s Uhr dort eintrafen, war leider Herr Rackow eben im Begrifi', nach Victoria abzureisen. Ich konnte also nur das Nötigste mit ihm besprechen. Von Frau Rackow wurden wir in der freundlichsten Weise aufgenommen. Diese Dame, welche hier in der Halbcivilisation unermüdlich ihrem Haushalte vorstand, ist ein Segen für die sich in Bibundi aufhaltenden Europäer gewesen. Wo es nur immer in Krankheitsfällen etwas zu helfen gab, hat sie stets für die betreffenden Herren in der edelmütigsten Weise ge- sorgt. Auch uns wufste sie hier das Leben recht angenehm zu machen; wenn nur jemand einen Wunsch äufserte. wurde er sogleich erfüllt, wenn dies irgend möglich war. Wie ich mit Herrn Rackow verabredet hatte, liefs ich unter meiner Aufsicht für die Kickxiasamen hier Saatbeete anlegen und zwar in derselben Weise, wie ich es bereits auf Kriegsschiflfhafen und im botanischen Garten zu Victoria vorgeschlagen hatte. Die vier Tage meines Aufenthaltes in Bibundi suchte ich nun soweit als möglich auszunutzen. Am Nachmittage des 17. April machte ich mit Herrn Hauptmann v. Besser einen Besuch auf der Sanje-Plantage. Herr Becker, der Leiter derselben, war eben dabei, eine gröfsere Fläche für Kakaokulturen zu reinigen. Die Lage der Plantage in einer grofsen, mäfsig feuchten und äufserst frucht- baren Ebene, auf der zur Anlage der Anpflanzungen eigentlich nur wenig Wald wegzuschlagen sein wird, stellt bei guter Betriebs- leitung für das Unternehmen eine grofse Zukunft in Aussicht. Auf dem Gebiete der Sanje-Gesellschaft sind noch einige alte Kakao- 3* — 36 — gärten eines ehemaligen Elefautenjägers vorbanden, welche von der Gesellschaft übernommen worden waren. Diese Gärten waren recht gut in Pflege gehalten und mit grofsem Geschick angelegt, so dafs Herr Becker sehr recht that, indem er diese Anlagen sogleich fortsetzen liefs. Auch hier in Bibundi waren bei dem Wohnhause des Herrn Rackow einige Ficus elastica-Stämme von genügender Stärke vor- handen, so dafs ich Versuche damit anstellen konnte. Ich liefs zu dem Zwecke Milch derselben einsammeln, kam aber bei meinen Experimenten zu demselben Schlüsse wie in Victoria. Der Kaut- schuk war entschieden ein minderwertiges Produkt, jedoch nicht gänzlich unbrauchbar. Am 20. April begleitete ich Herrn Hauptmann v. Besser auf einer seiner Vermessungstouren, um die Flora des Gebirgswaldes hier kennen zu lernen. Wir drangen längs der östlichen Grenz- linie des Bibundi-Gebietes ziemlich tief in den Urwald ein. Das Ergebnis dieser Exkursion war für mich nicht anders als ich er- wartete. Es fanden sich einige Landolphieu, die wirklich Kautschuk lieferten, aber nicht zahlreich genug vorhanden zu sein schienen, um einen Abbau seitens der Europäer zu rechtfertigen. A'on Kickxia war nichts zu entdecken, ebenso wenig von kautschukliefernden Ficusarten. Da ein längerer Aufenthalt in Bibundi für mich nur Zeitverlust bedeutet hätte, weil ich doch jetzt nach der Aussaat der Kickxien in Abwesenheit des Herrn Rackow nichts ausrichten konnte, be- schlofs ich, am Morgen des 21. April mit einem Boote nach Victoria zurückzukehren. Einer der Herreu von Bibundi, Herr Mazat, welcher nach Kamerun wollte, begleitete mich. Erst um 9 Uhr kamen wir von Bibundi fort, da sich natürlich im letzten Augenblicke immer wieder etwas Neues fand, was die Herren Boots- jungen noch zu besorgen hatten. Es herrschte eine grauenhafte Windstille, so dafs wir uns im Boote vor der Hitze kaum retten konnten. Natürlich kamen wir auch nur sehr langsam vorwärts, da wir nicht das Segel gebrauchen konnten. Wir fuhren um das Kap Debundja herum nach Isongo, wo wir bei dem Leiter dieses Vorwerkes der Bibundi-Pflanzung, Herrn Kundler, unser Mittags- mahl einnahmen. Es war gegen 2V2 Uhr. als wir eintrafen. Die Kakaopflanzung stand hier recht gut und war schön rein gehalten. Bei den hier besonders starken Regenfällen scheint sich dieser Ort für Kakao vorzüglich zu eignen, ebensowohl für Vanille, welche in neuerer Zeit dorthin eingeführt werden soll. Landschaftlich bietet Isongo ein reizendes Bild dar. Gegen 4 Uhr brachen wir wieder von Isongo auf, um noch bis Mokindange fahren zu können. Eine — 37 - Brise, welche sich plötzlicli erliob, war für uns gi'instig. So kam €S, dafä wir gegen unsere Erwartungen bereits um GV2 Uhr vor Mokindange waren. P^s war eine gefährliche Fahrt hinein in die mit zerstreuten Felsen reich bedeckte Bucht, da aber Herr Mazat sowohl wie unsere Bootsleute häufig vorher hier gewesen waren, kamen wir endlich wohlbehalten bei Herrn Böklin, welcher der hiesigen Plantage vorsteht, au. Mokindange ist ebenso wie Isongo noch ein Vorwerk der Bibundi-Flantage. Die Plantage konnte ich leider nicht mehr besichtigen, da wir am nächsten Morgen bereits um 6 Uhr wieder abfuhren. Der Wind war wieder ungünstig für uns, so dal's unsere Leute die ganze Strecke rudern mufsten. Wir fuhren bei dem Dorfe Bota vorbei, zwischen den merkwürdigen „Piraten^-loseln und dem Festlande hindurch nach Victoria zu. Unterwegs liefen wir noch einmal an der Küste bei Herrn Weilers Besitz an, wo Herr Mazat noch einiges Geschäftliche zu arrangieren hatte. Gegen 9 Uhr langten wir endlich bei strömendem Regen in Victoria an. Da sich der Monat nun seinem Ende zuneigte, benutzte ich die nächsten Tage meines Aufenthalts in Victoria dazu, die für meine Cougo-Reise nötigen Lasten zusammenzustellen. Aufserdem setzte ich meine Experimente mit der Milch der Ficus elastica fort. Einer Verabredung gemäfs schickte Herr Frederici am 26. April von Kriegsschiflfhafen aus ein Boot, um mich dorthin abzuholen, damit wir die Kickxien aussäen könnten. Noch an demselben Tage wurden die Saatbeete fertiggestellt und am nächsten . Tage die Samen gleich in Abständen von 1 dm einzeln eingesteckt. Zum Schutz gegen die Sonne mufste natürlich ein leichtes Dach von Wedeln der Ölpalme hergestellt werden, was einfach dadurch er- zielt wurde, dafs man diese Wedel auf dazu angebrachten Stellagen darüber legte. Ich besichtigte nun während meines Aufenthalts die Plantage genauer als es mir vorher die Zeit erlaubt hatte. Auch das Vor- werk N'Bamba besuchte ich. Überall fand ich dieselbe Ordnung, überall die Anlagen praktisch und doch ohne grofsen Kosten- aufwand aufgeführt. Wir unterzogen nun auch die für Kicksia- bestände ausersehenen Hügelrücken einer Besichtigung. Ich fand hier dieselbe Urwaldvegetation wie in den Wäldern des Yoruba-Landes, wo ich Kickxia angetroffen hatte. Der Boden war zwar entschieden fruchtbarer und von anderer Beschaffenheit, doch scheint dieser Um- stand, wie meine späteren Reisen in das Bakossi-Gebiet bewiesen, von nicht so hoher Bedeutung zu sein. Als ich am 22. Mai nach Victoria zurückkehren wollte, wollte €3 der Zufall, dafs gerade der Dampfer „Adolph Woermann" auf — 38 — seiner Eückreise nach Victoria Kriegsschiff hafen anlief. Herr Kapitän Jensen war so freundlich, mich nach Victoria mitzunehmen. Dieser Umstand war mir besonders angenehm, da ich erfuhr, dafs Herr Küderliug aus Campo, welcher als einziger bisher für Kickxia- plantagen im Schutzgebiete eingetreten war, sich au Bord befände. Ich hatte sonach Gelegenheit, mich eingehender mit ihm über die Kickxiakultur zu unterhalten, und gab ihm das Versprechen, nach meiner Rückkehr aus der Sanga-Ngoko-Region, auch seine Plantage am Campo-Flusse zu besuchen. In A'^ictoria sah ich zu meiner grofsen Freude, dafs die Kickxia- sameu bereits anfingen, aufzugehen. Kaum 5 pCt. der Samen schienen auszubleiben. Da der „Woermann-Dampfer", welcher nach dem Congo fahren sollte, nun jeden Tag in Kamerun erwartet wurde, fuhr ich am 7. Mai mit der „Nachtigal" nach Kamerun hinüber, um daselbst auf den Dampfer zu warten. Herr Gouverneur v. Puttkamer, welcher erst seit kurzem vom Congo zurückgekehrt war, war so liebenswürdig gewesen, mir Empfehlungen an die dortigen Behörden und andere Persönlichkeiten, welche mir von Nutzen sein konnten, mitzugeben. Ebenso hatte er mir viele Ratschläge erteilt, deren Nutzen ich sehr bald erkennen sollte. In Kamerun nahm mich Herr Grofsberger für die Zeit meines Aufenthaltes daselbst in seiner Faktorei auf. Als bald die Nachricht von Europa kam, dafs der für den Congo bestimmte Dampfer in der Elbe Schaden erlitten habe und daher durch einen anderen ersetzt werden solle, beschlofs ich, mit dem auch schon erwarteten englischen Dampfer „Röquelle" zu fahren. Auch dieser hatte Verspätung und lief erst am 9. Mai im Kaoierun-Flusse ein. Da mir der Kapitän versicherte, dafs er nicht vor dem 12. Mai wieder abfahren könne, benutzte ich die Gelegenheit, mich in Kamerun näher umzusehen, Kamerun, die Hauptstadt des gleichnamigen Schutzgebietes, liegt an dem durch Zusammenflufs des Mungo und des TVuri gebildeten breiten Kamerun-Flusse. Die Stadt der Europäer zieht sich längs der Ufer des Flusses hin; die Gouvernementsgebäude bedecken einen Teil eines hinter und über der Europäerstadt gelegenen Hügelrückens, der unter dem Namen Yoss-Platte bekannt ist. Dieser Hügelrücken fällt nach dem Wuri zu allmählich ab. Auf ihm haben sich auch die Eingeborenen festgesetzt, welche hier die grofsen Dörfer Belltowu, Deidotown etc. angelegt haben. Der Gesundheits- zustand der Europäer scheint gerade hier ein bedeutend schlechterer zu sein, als in den meisten anderen Niederlassungen unseres Schutz- gebietes. Gerade in den letzten Jahren sind daselbst viele der — 39 — dortigen Ansiedler dem mörderischen Klima erlegen. Der Handel mit den Eingeborenen im Hinterlande wird auch jetzt noch meist durch Zwischenhändler aus dem Dualla-Stamme vermittelt. Da ein nicht unbedeutender Handel auf den Fliifsläufen aus dem Hinter- lande herunter kommt, so ist es nicht zu verwundern, dafs sich gerade hier so viele Kaufleute Faktoreien erworben haben. PJin solches Zusammentreffen vieler europäischer Kaufleute, von denen wohl die eine Hälfte Deutsche, die andere englische Unterthanen sind, liatte natiirlich zur Folge, dafs die einzelnen Firmen höhere Preise für die Produkte, welche aus dem Innern kamen, zu zahlen hatten, als dies bei geringerer Konkurrenz der Fall gewesen wäre. Da diese Verhältnisse immer schlimmer wurden und die Kaufleute endlich einen immer geringeren Verdienst von ihren Waren erzielen konnten, so ist es nicht zu verwundern, dafs die Entwickelung des Handels in Kamerun in den letzten Jahren nicht mit den anderen Niederlassungen in unserem Schutzgebiete Schritt halten konnte. Noch am Abend des 11. Mai siedelte ich mit meinem ganzen Gepäck zur „RoQ^iß^^ß" über. Da die für die Fahrt nach dem Congo bestimmten Dampfer noch mehr Frachtdampfer, im eigentlichen Sinne des Wortes, sind als die, welche den allmonatlichen Post- verkehr nach Kamerun von Hamburg vermitteln, so war es natürlich mit dem Komfort an Bord der „Roquelle" nicht weit her. Dessen- ungeachtet mufs ich sagen, dafs ich mich dennoch bald hier heimisch fühlte, trotz der Petroleumlämpchen, durch welche die Kabinen des Abends erleuchtet wurden. Der Kapitän und die Offiziere thaten hier entschieden ihr Möglichstes, um den Passagieren die Reise angenehm zu machen. Gegen 8 Uhr morgens verliefs die „Roquelle" am 12. Mai Kamerun. Es war ein prachtvoller Tag. Auf dem sonst meist sehr heifsen Kamerun-Plufs wehte eine angenehm kühlende Brise. Als sich dieselbe gegen Mittag legte, wurde es sogleich bedeutend heifser. Ich empfand die Hitze nicht besonders, fuhren wir doch ziemlich nahe an der Küste entlang, so dafs man die Niederlassungen der Europäer, wie Longji, Plantation und Kribi deutlich erkennen konnte und mein Interesse so stets rege gehalten wurde. Die bei Malimba ziemlich niedrige Küste wird nach dem Süden unseres Schutzgebietes hier allmählich hügeliger. Das ganze Land, soweit das Auge es erblicken kann, ist mit dichtem Urwalde bedeckt. Um 4^2 Uhr kam Grofs-Batanga, unser nächster Be- stimmungsplatz, in Sicht. Um 5 Uhr liefseu wir die Anker fallen. Da ich geschäftlich hier in der Woermannschen Faktorei zu thun hatte, benutzte ich die erste Gelegenheit, welche sich mir bot, an Land zu gehen. Unser Schiff la«; in bedeutender Entfernung — 40 — vom Lande, so dafs wir ei\^t um 6 Uhr daselbst eintrafen, als eben die Dunkelheit anbrach. Da wir nur wenig Cargo für Grofs- Balanga an Bord hatten, konnte ich mich nicht lange hier auf- halten, sondern mufste sogleich nach Erledigung meiner Geschäfte wieder an Bord zurück. Noch an demselben Abend fuhren wir weiter. Als ich am Morgen des nächsten Tages an Deck erschien, kam eben Batta in Sicht. Gegen 9 Uhr warfen wir daselbst Anker. Auch hier hielten wir uns nicht lange auf. Die Vertreter der wenigen Firmen, welche hier eine Faktorei besitzen, schickten zum Teil grofse Canoes zum Dampfer, um das Ausladen der Fracht zu beschleunigen. So konnten wir denn bereits um 11 Uhr die Anker lichten. Die Küste ist hier der Südküste Kameruns sehr ähnlich. Die Stämme der Eingeborenen im Innern sollen den Europäern sehr feindlich gesinnt sein, so dafs bisher nur wenige Europäer ins Innere vordringen konnten. Der Kautschuk, welcher aus dem Innern an die Küste kommt, wird durch Zwischenhändler heruntergebracht. Die Letzteren sind hier vorzugsweise Gabuuesen. Unser Kurs lief nun weiter von der Küste ab, wir steuerten direkt auf die Insel Corisko zu. Nachdem wir dieselbe am Nachmittage um 4 Uhr passiert hatten, kamen wir bald in Sicht der beiden Elobi-Inseln. Da das Fahrwasser nach Aussage unseres Kapitäns hier nicht be- sonders günstig ist und wir während der Nacht hier in spanischen Gebieten keine Fracht landen durften, zog der Kapitän es vor, über Nacht das Schiff vor Anker zu legen, um am frühen Moi-gen auf die Elobi-Inseln zuzusteuern. Die Inseln Corisko sowie Grofs- und Klein-Elobi stehen unter spanischem Schutze. Die Küste von Batta bis zum Muni-Flusse, welcher sich in die Corisko-Bai ergiefst, wird den Spaniern jetzt von den Franzosen streitig gemacht. Die letzteren haben aller Orten daselbst jetzt bereits die Folizeigewalt in Händen. Wenn dieses Gebiet dereinst im Innern mehr zugänglich sein wird, dann wird hier ein enormer Handelsaufschwung stattfinden, wenn nicht diese ganzen Küstengebiete auch noch von den Franzosen in Kon- zessionen zerteilt werden, wie es jetzt bereits im gröfseren Teile des Congo frangais der Fall ist. Das Land ist sehr reich an Gummi. Es soll auch Kickxia etwa zwei Tagereisen entfernt von der Küste vorkommen. Bis jetzt liegen allerdings dafür noch nicht genügend Beweise vor. Nachdem wir am folgenden Tage (14. Mai) mit dem Löschen unserer Ladung für Elobi fertig waren, stachen wir um 12 Uhr mittags wieder in See. Da sich kein Lüftchen regte, wurde die. Hitze bald fast unerträglich. Gegen Abend war in der Ferne Gabun zu sehen; der Dunkelheit wegen fuhren wir nicht in die Bucht — 41 — hinein, sondern warfen wieder Anker auf der olfenen See. Bei Tagesanbruch fuhren wir nun am 15. Mai nach Gabun hinein und legten uns dicht bei der Stadt vor Anker. I>a ich schon häufig Lobenswertes iiber den botanischen Garten dieses Ortes gehört hatte, machte ich mich sofort auf den Weg dorthin. Leider war der Kurator, Mons. Chalot. abwesend, auch sonst nur farbige Arbeiter anzutreflfen, so dafs ich mich so gut es elten ging, allein zurechtfinden mufste. Die in dem Garten vorhandenen Kautschuk- pflanzen interessierten mich natürlich am meisten. Es waren hier vorhanden Manihot Glaziovii, Ficus elastica, Hevea spec, einige Landolphien und gegen 2U Exemplare der falschen Kickxia (afri- caua Bth.i. Die -letzteren erklärten natürlich auch die früheren Behauptungen des Mons. Chalot, welche dahin gingen, dafs Kickxia keinen Kautschuk gebe. Ich lernte im Laufe des Tages hier noch einige Herren kennen, von denen mir fast ein jeder von einem neuen Kautschukltaume erzählen konnte, den er in der Nähe der Stadt entdeckt haben wollte. Guttapercha gab es nach Aussagen dieser Herren in Unmengen, doch wollte niemand sein Geheimnis verraten. Natürlich sind dies alles Illusionen von Leuten, welche diese Produkte und die Zubereitung derselben nicht kennen. Wurde mir doch hier eine ganz gewöhnliche Ficusart, die vollständig wertlos ist, als äufserst kostbarer Guttaperchabaum gezeigt mit der Bitte, doch keinen Gebrauch von diesem Geheimnis zu machen. Der Kautschuk, welcher von hier aus verschifft wird, kommt bereits aus ziemlicher Entfernung aus dem Innern oder durch den Como- Flufs, welcher in die Gabun-Bucht mündet, hinunter. Palmenkerne und Öl sowie Mahagoniholz sind die Hauptexportartikel des Ortes. Erstere werden in nicht zu grofser Entfernung von der Küste ge- wonnen, wie es ja bei so billigen Produkten kaum anders möglich ist, da die Transportkosten zu hoch sein würden. Das Mahagoni- holz ist nur da abbaufähig, wo es in nächster Nähe des Meeres oder der Flüsse geschlagen werden kann; es wäre vollständig un- möglich, die riesigen Blöcke über grofse Entfernungen zu trans- portieren, während kleingeschnittene Stämme wertlos sind. Da das Mahagoniholz vorzüglich schwimmt, werden die Stämme zu Flöfsen verkettet und in dieser Weise die Flüsse hinuntergeschwemmt und später durch Barkassen zu den Frachtdampfern hinübergeführt. Im botanischen Garten sah ich aufser einigen allgemeiner ver- breiteten Nutzpflanzen auch eine recht gut gedeihende Strophanthus- kultur. Es waren verschiedene Arten vorhanden, die alle zur Zeit meiner Anwesenheit reichlich blühten und Früchte brachten. Ebenso waren einige mir damals noch unbekannte Cofi'ea-Arten sehr reich mit Früchten besetzt. Da ich keinen Europäer im Garten finden — 42 — konnte, Avar es damals nicht möglich, Samen dieser Coflfea-Arten für den botanischen Garten in Kamerun zu bekommen. Ich mufste es daher auf spätere Zeiten verschieben. Unserm deutschen Konsul Herrn Gebauer konnte ich damals leider nur einen kurzen Besuch abstatten, da ich schon um 3 Uhr zum Dampfer zurück mufste. Trotz der Eile, welche unser Kapitän anfangs hatte, konnten wir doch nicht Gabun vor 5 Uhr am Nachmittage verlassen. Noch bis in die Nacht hinein sahen wir auf der "Weiterfahrt das herrliche Licht des Leuchtturmes von Gabun. Mit Tagesanbruch erreichten wir wieder einen neuen Landungsplatz, Cape - Lopez, eine kleine Niederlassung in der Nähe der Ogowe-Mündung, des Hauptstromes, welcher in dieser Gegend aus dem Innern kommt. Lauter Jagd- liebhabern ist Cape-Lopez berühmt wegen seiner Büffel- und Elefanten- herden, welche zuweilen bis in die Nähe der Häuser herankommen sollen. Mich als Botaniker interessierte die dortige Flora bedeutend mehr. Ich zog es daher vor, ohne Gewehr umherzustreifeu und in den interessanten, kurzgrasigeu Sümpfen und Sumpfwäldern hinter der Niederlassung nach Seltenheiten zu fahnden. Es mag sicher noch viele Novitäten hier zu entdecken geben. Ich konnte mich leider nur zu kurze Zeit aufhalten, um viel zu sammeln, auFserdem war die Jahreszeit ungünstig. Wenn ein Botaniker sich einige Wochen hier aufhalten könnte, so würde er sicher eine reiche Ausbeute zu erwarten haben. Ebenso dürfte ein Ichthyologe mit einem mehr- wöchentlichen Aufenthalte zufrieden sein, denn das Meer wimmelt hier von den verschiedensten Fischen. Während der nächsten beiden Tage legten wir an zwei Küsten- plätzen an, wo wir uns auch wieder nur kurze Zeit aufhielten. Am 17. Mai in Sette-Kama, am 18. in Majumba, zwei Niederlassungen, welche wegen ihrer schlechten Braudungsverhältuisse berüchtigt sind. Auch wir hatten darunter zu leiden, da das Löschen der Ladung durch die hohe Brandung verlangsamt wurde. Salz wird bei solchen Gelegenheiten stets stark beschädigt, was um so be- dauerlicher ist, als neben Gewehren und Pulver Salz in diesen Gegenden einer der Haupthandelsartikel ist. Am 19. Mai warfen wir am Morgen vor Loango Anker. Dieses Städtchen ist der südlichste bedeutendere Ort an der Küste des Congo francais,' es ist auf einem sandigen Hügel erbaut und dürfte damals etwa 50 europäische Einwohner gehabt haben. Unsere Boote gebrauchten beim Landen des Cargo eine volle Stunde, ehe sie vom Dampfer aus bis zur Stadt gelangen konnten. Vor der Einfahrt hat sich nämlich direkt vor der Stadt eine breite Sanddüne gebildet, um deren Spitze man erst herumfahren mufs, ehe man über die — 43 — Lagune zum Landungsplätze gelangen kann. Die aufsteigenden Strafsen der Stadt sind sehr sandig, so dafs ein Europäer mit seiner Fufsbekleidung sehr schnell ermüdet. Da eben die Brutzeit der grauen Papageien vorüber war, wurden uns allentlialben junge Tiere zum Preise von 5 Francs an- geboten. Diese Papageien von der Loango- Küste sollen sich besser in Europa halten als die der nördlicheren Gegenden, aufserdem wird behauptet, dafs sie schneller sprechen lernen; genug, sie sind in Europa die begehrtesten. Mit diesen Umständen rechnend, hatten sich einige der Offiziere unseres Schifies vorgenommen, hier eine gröfsere Anzahl der Tögel zu kaufen. Schon während der letzten Tage hatten die Zimmerleute auf dem Dampfer ihre ganze freie Zeit dazu benutzt, hölzerne Käfige zu bauen, damit in Loango alle Vögel untergebracht werden könnten. Da die Eingeborenen bald sahen, dafs Papageienkäufer an Land gekommen waren, entstand in kurzer Zeit ein regelrechter Markt mit den Vögeln. Ein bestimmter Preis (5 Frcs.) wurde festgesetzt; w^er seine Vögel dalur abgeben wollte, war willkommen. In walzenförmigen, aus Blättern der Ölpalmen geflochtenen Behältern von verschiedener Gröfse brachten die Ein- geborenen ihre Papageien an. Einige hatten 20 bis 30 Stück. Als alles Geld der Käufer verbraucht war, wurden die ganzen Behälter in ein Boot gesetzt, und zurück ging es, dem Dampfer zu. Dort wurden die Tiere in die gröfseren und bequemeren Käfige unter- gebracht. Trotz aller Sorgfalt, mit welcher die Tiere an Bord der Schifte behandelt werden, stirbt doch immer noch eine grofse Zahl derselben, so dafs eine solche Geldanlage seitens der Matrosen, Stewards etc., welche doch nichts dabei verlieren, sondern nur ge- winnen wollen, immerhin mit einem gewissen Eisiko verknüpft ist- in Loango war sonst nichts von Bedeutung zu sehen. Es gab wenige Gärten hier, da in dem mageren, sandigen Boden nichts Besseres zu gedeihen scheint. Einige Manihot Glaziovii-Stämmchen waren von der Regierung längs der Strafsen ausgepflanzt und schienen sich wohl zu fühlen. Vielleicht würde man hier in dem sterilen Boden bei dem geringeren Feuchtigkeitsleffilte der Atmosphäre mit diesem Kautschukbaume bessere Resultate erzielen als in den feuchten nördlicheren Gebieten. Erwähnen will ich noch, dafs von Loango die grofse Karawanenstrafse nach BrazjUt^^jjll^am Stanley-Pool ausging. Dieselbe wurde früher von sämtlichen französischen Expeditionen, welche ins Innere gingen, benutzt^ wird aber jetzt, nach- dem der Congostaat seine Eisenbahn von Matadi bis Leopoldville fertiggestellt hat, allmählich aufgegeben. Am Morgen des 20. Mai trafen wir vor Landana ein. Unsere Fracht wurde hauptsächlich nach dem fünf Minuten von Landana — 44 — entfernten Chiloango gelandet. Die Brandung kann auch hier ge- fährlich werden. Zusammen mit dem Vertreter des Schiffes besuchte ich die katholische Mission in Landana, wo ich einen recht schönen Garten vorfand. Es waren die meisten tropischen Obstarten in mehr oder minder guten Qualitäten vorhanden, ebenso Gemüse aller Art. Leider wimmelte der Platz von Moskitos. Die Residenz des por- tugiesischen Untergouverueurs, welcher dem Gouverneur von Angola untergeordnet ist, steht auf einem luftigen Hügel und ist weithin sichtbar. Gesundheitlich schienen sich die Europäer hier nicht zu beklagen. Als wir um 4V2 Uhr am Nachmittage weiter fuhren, hatten wir einen der Patres der Mission als Passagier für Kabinda mit- genommen. Ich verwickelte mich bald in ein Gespräch mit ihm, da wir beide die einzigen Passagiere waren. Als natürlich auch das Gespräch auf Kautschuk kam, erzählte er mir von Kautschuk- bäumen, welche in der Mission von Kabinda kultiviert werden sollen. Natürlich war ich nur zu gern l)ereit, als er mich am nächsten Morgen, als wir um 5 Uhr vor Kabinda ankamen, aufforderte, mir die Kautschukbäume in der Mission anzusehen. Nach seinen Er- zählungen ging ich mit grofsen Erwartungen hin, doch was fand ich — eine Ficusart, welche auch nur eine vogelleim -ähnliche Masse lieferte. Die katholische Mission war etwa eine halbe Stunde von der Stadt entfernt, so dafs ich mich noch beeilen mufste, um rechtzeitig zur Abfahrt des Dampfers an Bord zu kommen. Wenige Stunden Fahrt nach Süden brachten uns nun zur Congo- Mündung. Gegen 3 Uhr konnte man bereits die Spitze der Halb- insel, auf der Banana erbaut ist, sehen. Es waren Gefühle eigener Art, mit denen ich in den Congo hineinfuhr, sollte ich doch nun für lange Zeit vom Meere Abschied nehmen, vielleicht um es nie wieder zu sehen. Der schlechte Ruf, den das Klima des unteren Congo an der ganzen Westküste Afrikas hat, trug nicht gerade zu meiner Beruhigung bei. Bald aber waren alle trüben Gedanken verschwunden, als wir vor Banana Anker warfen. Zum ersten Male sah ich Leute vom oberen Congo hier, die mit ihrer zerschnittenen Stirn und der eigenartigen Haartracht einen höchst interessanten Anblick darboten. Von allen Seiten kamen Eingeborene in ihren kleinen Canoes herangefahren, um bemalte und geschnitzte Flaschen- kürbisse, Muscheln und sonstige Kuriositäten feilzubieten: Banana selbst besteht vornehmlich aus den Gebäuden der Handels- niederlassung der Nieuwe Afrikansche Handels -Veruootschap und einigen Gebäuden der Congostaat - Regierung. Es sind aufser- dem noch einige wenige kleinere Faktoreien errichtet worden. — 45 — dieselben spielen aber alle eine ziemlich unbedeutende Rolle. l)\e Niederlassung ist auf einer sandigen, schmalen Landzunge aufgebaut, welche stellenweise an der dem Binnenlande zugekehrten Seite mit Mangroven-Morästen bedeckt ist. Bei weitem gesunder scheint die dem Meere zugekehrte Seite zu sein, denn erstens besitzt dieselbe keine Mangroven, zweitens aber halten sich die Moskitos infolge der Seebrise von dieser Seite ziemlich fern, während sie auf der anderen Seite in Milliarden des Abends umherschwärmen. An der äufsersten Spitze der Halbinsel ist ein kleiner Leuchtturm erbaut worden, dessen Licht weithin sichtbar sein soll. Da wir erst mit p]intritt der Dunkelheit vor Banana eingelaufen waren, konnte ich leider nicht an Land gehen. Ebenso war am nächsten Morgen kaum Zeit dazu, da sich der Kapitän plötzlich entschlofs, weiterzufahren. Wir hätten vielleicht schon am selbigen Abend Banana verlassen, wenn die Congo - Regierung nicht das Fahren der Dampfer nach pjintritt der Dunkelheit verboten hätte. Gegen 9 Uhr am Morgen des 22. Mai fuhren wir durch einige der Mündungsarme in den Hauptstrom hinein. Bei Kisanga waren wir dem portugiesischen (südlichen) Ufer des Stromes ziemlich nahe. Je mehr wir uns nun gegen Nachmittag Boma, der Hauptstadt des Congo- staates, näherten, desto enger wurde der Strom und desto gelber die Färbung des Wassers. Endlich um 4V-' Uhr erreichten wir Borna. Hier wurde der Dampfer ganz dicht an das Ufer herangezogen, da die äufserst günstigen Tiefen Verhältnisse des Stromes dies gestatten. Es fing bereits an zu dunkeln, als wir das Land betreten konnten. Ich erledigte daher nur einige geschäftliche Gänge und verschob alles andere auf den folgenden Tag, da der Kapitän mir sägte, dafs er den nächsten Vormittag sicher hier verbleiben müsse, um den Cargo für Borna löschen zu können. Vor der Stadt lagen noch zwei kleine Regierungsdampfer, welche den Fostverkehr zwischen Borna und Matadi wie Banana zu vermitteln haben. Am Vormittage des nächsten Tages machte ich bei dem Gou- verneur des Congostaates Herrn Vanghermö Besuch. Dank des Einführungsschreibens des Herrn Gouverneurs v. Puttkamer wurde ich sehr liebenswürdig empfangen. In jeder Weise wurde mir gezeigt, dafs meine Expedition ins Innere von der Regierung unterstützt werden würde. Die Einfuhr meiner Gewehre wurde mir sofort erlaubt, ebenso sollten meine ganzen Expeditionsgüter ohne Schwierigkeiten gelandet werden dürfen. Da ich das Landen derselben aber erst in Matadi vorzunehmen gedachte, versprach mir der Herr Gouverneur Vangherme, eine diesbezügliche Bestimmung zugleich mit Empfeh- lungsschreiben für die Beamten im Innern nach Matadi nach- zuschicken. Hätte ich nicht von selten der Congostaat- Regierung — 46 — dieses liebeuswürdige EDtgegenkommeu gefunden, so wäre es zum mindesten sehr fraglich gewesen, ob ich die Congo-Eeise erfolgreich hätte durchfiihren können. Eine ebenso liebenswürdige Aufnahme wie bei dem Herrn Gouverneur fand ich auch bei dem Staatssekretär Herrn van Damm, der in zuvorkommendster Weise die Regelung meiner Papiere etc. veraulafste. Wie unser Kapitän vorausgesagt hatte, fuhren wir wirklich recht pünktlich um 12 Uhr mittags ab. Je mehr wir uns jetzt der auf dem portugiesischen Congo - Ufer gelegenen Ansiedlung Noki näherten, desto stärker wurde die Strömung. Die Ufer des Stromes werden bereits dicht hinter Boma höher und bilden schliefslich ziemlich hohe, felsige Hügel, welche oft jäh am Flusse abfallen. Die felsige Natur dieser Hügel bedingt es natürlich, dafs der Strom hier bedeutend eingeengt ist, so dafs sein Wasser in dem häufig ge- krümmten Flufsbette schneller dahinschiefst. An besonders scharfen Biegungen im Flufslaufe bilden sich dann leicht Strudel, welche für die Schiffahrt nicht ganz ungefährlich sind. Derartige Strudel sind z. B. bei Noki anzutreffen. Noki, welches wir um 5V2 Uhr gegen Abend erreichten, ist eine kleine, schön gelegene Niederlassung kurz vor Matadi. Die dort ansässigen Kaufleute sind fast alle Portugiesen. Da von hier auch eine nicht unbedeutende Handelsstrafse ins Innere der portu- giesischen Besitzungen geht, so ist es nicht zu verwundern, dafs die Einfuhr von europäischen Stoffen und sonstigen Tauschartikeln für die Eingeborenen eine ziemlich grofse ist. So kam es auch, dafs wir 1^2 Tag hier liegen mufsten, um unseren Cargo zu löschen. Aus dem Innern wird hier Kautschuk gegen Ende des Jahres in ziemlichen Mengen heruntergebracht, besonders Wurzelkautschuk. Letzterer wird nach Angaben der Kaufleute hinter der ehemals sehr bedeutenden, jetzt allmählich verfallenden Stadt San -Salvador ge- wonnen. Unseren Aufenthalt in Noki benutzte ich zu einer kleinen Streiferei über die Hügel. Letztere sind sehr steinig und mit üppiger Grasvegetation bedeckt. An geschützteren Orten in den Thälern hat sich etwas Wald hier und dort angesiedelt, in dem Landolphien nicht selten anzutreffen sind. Die Vegetation dieser Hügel, welche alle wohl noch als Ausläufer der aus Angola kommenden Sierra do Cristal zu betrachten sind, erinnert lebhaft an die Vegetation Ben- guellas und Angolas. Die Savannen sind mit hohen Andropogon- Arten bedeckt, welche die Eingeborenen zum Decken ihrer Häuser verwenden; dazwischen finden sich niedere Kräuter und Halbsträucher aus den Familien der Leguminosen, Compositen, Polygalaceen, Geu- tianaceen, Melastomaceen etc. In den Sümpfen sind kleine Scro- phulariaceen, Labiaten unä prachtvolle Lissochilus- Arten verbreitet. — 40 — aus. Von Blumen war reclit wenig zu sehen. Nach etwa olf- stündiger Fahrt, also gegen 5V2 ühr abends, erreichten wir die Station Tumba, wo für die Nacht angehalten wurde, denn während der Nacht Avird auf der Congo- Eisenbahn nicht gefahren. Die Passagiere hatten sich in den hier vorhandenen sogenannten Hotels ein Nachtquartier zu suchen, was damals durchaus nicht so einfach war. Die Einrichtung dieser „Hotels" ist äufserst primitiv. Ge- wöhnlich stehen mehrere Betten in jedem Schlafzimmer, so dafs man gezwungen ist, mit irgendwelchen wildfremden Menschen zu schlafen. Diebstähle sollen daher nicht selten sein. Das Essen, welches uns gegeben wurde, war nicht schlecht. Es wurde au einer grolseu. langen Tafel eingenommen. Da der Grundsatz der meisten dieser freilebigen Belgier ., Heute ist heut" ist, so kann man sich denken, dafs tüchtig getrunken wurde. Unteroffiziere safsen an demselben Tische mit Offizieren und schienen sich durchaus nicht dazu bewogen zu fühlen, sich ein wenig im Trinken und Lärmen zu mäfsigen. Die Schlimmsten waren entschieden die Italiener, welche ofi'enbar auch zu Hause einer ziemlich niederen Kaste angehörten. Bis tief in die Nacht hinein dauerte das Lärmen dieser Leute. Mau liefs sich allerdings nicht dadurch stören, sich nach der ermüdenden Eisenbahnfahrt bei der hier herrschenden kühleren Temperatur sogleich nach Beendigung der Mahlzeit in Morpheus Arme zu werfen. um 7 ühr am folgenden Tage setzte sich der Zug wieder in Bewegung. Wir fuhren weiter über das grasige Plateau dahin, welches sich allmählich nach dem Stanley-Pool hin etwas senkt. Die Vegetation blieb anfangs dieselbe wie am vorhergehenden Tage. Von Inkisi ab nach Kimuenza zu waren Waldungen wieder häufiger. Von Kimuenza nach Dolo fuhren wir über eine sandige Ebene dahin. Hier hatte man eine Vegetation vor sich, welche entschieden an die der Hoogeveld-Steppen von Transvaal und von Huilla erinnert. Kurzes Gras bedeckte diese Ebene; dazwischen sah man Helichrysen, Buchnera-Arten, Indigoferen, Gentianeen, Asclepiadaceen etc. In den hier und dort sich hinziehenden Niederungen wuchsen hohe Cyperaceen im Gemisch mit Lissochilus- Arten, Melastomaceen, Hedyotis, Gladiolus, Eriocaulon und Utricularien. Kurzum, eine Vegetation, wie ich sie hier bei so geringer Meereshöhe in der Nähe des Äquators nie zu finden gedacht hätte. Schon bei der Fahrt über diese Ebene sah ich au sandigen Stellen eine Pflanze wachsen, in welcher ich Carpodinus lanceolatus erkannte, von der der Wurzelkautschuk, hier am Congo allgemein „Caoutchouc aux herbes" genannt, herstammen soll. Ich entschlofs mich daher, sobald als möglich hierher zurückzukehren, um lese Frage näher zu unter- K. Schlechter, Westafrikanische Kautschuk-Expedition. ^ — 50 — suchen. Gegeo 6^2 Uhr am Abend erreichten wir Kinchassa, das einige Kilometer vor Leopoldville am Stanley-Pool gelegen ist. Herr Dr. Briart, der Direktor der Society Anonyme Beige, au den ich vom Herrn Gouverneur v. Puttkamer ein Empfeblungsscbreiben erhalten hatte, nahm mich sehr liebenswürdig für einige Tage bei sich auf. Ihm sowohl wie besonders dem Sous-Directeur der Gesell- schaft, Herrn Vaalbroek, bin ich zu grofsem Danke verpflichtet für das Interesse, welches sie meiner Eeise entgegengebracht haben, und für die Unterstützung, welche ich bei ihnen gefunden habe. Da ich möglichst wenig Zeit verlieren wollte, machte ich mich am folgenden Tage sogleich auf den Weg nach Leopoldville. um mich dem Kommandanten von Leopoldville. Herrn Costermans, Inspecteur d'Etat, vorzustellen und ihn zu bitten, mir bei Anwerbung von Trägern behülflich zu sein. Ich fand mehr Unterstützung, als ich je zu erhalten zu hofl'en gewagt hatte. Herr Costermans wollte selbst für die nötigen Träger sorgen. Ich solle nur ruhig nach Kinchassa zurückkehren, in zwei Tagen würden die Träger mit zwei Soldaten zu meiner Verfügung stehen. Froh darüber, dafs auch diese Trägerfrage erledigt sei, packte ich nun sogleich" in Kinchassa die zu der kleinen Exkursion nach den sandigen Ebenen bei Dolo nötigen Lasten und wartete dann auf die Ankunft der Träger. In der Zwischenzeit hatte ich noch Gelegenheit, hier zu sehen, welche Unmengen von Kautschuk allein von dieser einen Gesellschaft exportiert werden. Herr Dr. Briart war so freundlich, mir die verschiedensten Proben zu zeigen und mich auf viele Einzel- heiten aufmerksam zu machen. Vom oberen Congo und seinen Nebenflüssen kommt der Kautschuk in viereckigen Mattentaschen, welche etwa eine Last (30 kg) enthalten, hier an. Die Taschen werden dann hier aufgeschnitten und der sämtliche Kautschuk noch einmal durchgearbeitet. Dadurch wird er noch etwas mehr aus- getrocknet, was ein geringeres Oxydieren zur Folge hat. Der unter Leitung der Beamten des Staates hergestellte Kautschuk wird jetzt selten gefälscht, da die Missethäter sehr schwer bestraft werden, früher jedoch konnte man in den Bällen die verschiedensten Sachen linden. Herr Vaalbroek hatte eine interessante Sammlung der- artiger Fälschungen; Palmennüsse, Steine, kleine Messingstücke, ja selbst Zeugballen und Erde bildeten den Kern eines solchen Bällchens, um den dann sehr geschickt eine Kautschukdecke gelegt war. Wehe dem Kaufmann, der nicht erst durch Anschneiden der Bälle sich davon überzeugte, dafs er einen wirklichen Kautschukball und nicht Steine von den Eingeborenen erstand. Da die mir versprochenen Träger bereits am Nachmittage des 1. Juni eingetroffen waren, so konnte ich, nachdem ich schnell eine — 51 — Anzahl Lasten zu dem Zwecke gepackt hatte, am Freitag, den 2. Juni, l^ereits früh am Morgen meine Exkursion in die sandigen Steppen von Dolo antreten. Welch ein erhebendes Gefühl war es für mich, nun wieder frei hinauswandern zu können und mich ganz meiner Aufgabe und dem Studium jener Gebiete hingeben zu dürfen. Nachdem wir die Eisenbahnstation Dolo passiert hatten, wo ich noch für einige Tage Proviant für mich von den „Magasins Gene- reaux" mitnehuien liefs, zogen wir erst nach den Ufern des Stanley-Pool hinüber. Nachdem wir einen kleinen Wasserlauf, welcher mit wunder- vollen blauen Seerosen (Nymphaea) und goldgelben Äschynomenen bedeckt war, in Canoes übergesetzt hatten, langten wir in sandigerem Terrain an und sahen uns bald darauf in der grofsen Ebene, in welcher ich Carpodinus lauceolatus, die Pflanze, welche den Wurzel- kautschuk liefern soll, neulich beobachtet hatte. . Nach einigen Kreuz- und Querzügen, welche ich zu unserer besseren Orientierung machen liefs, wählte ich schliefslich einen grofsen Strychnos-ßaum in der Nähe eines Baches zu meinem Lagerplatze. Ich liefs sofort sämtliche Leute zum Reinigen des Platzes antreten, um wenigstens ein möglichst ungezieferfreies Lager für diese Tage zu haben. Dafs diese Vorsichtsmafsregel nicht ganz umsonst war, zeigte sich sogleich, denn plötzlich raschelte es im Grase, und eine kleine Schlange suchte zu entfliehen. Ein Schlag mit dem Cutlas genügte, das Tier unschädlich zu machen. Nachdem die Leute einen gröfseren Platz gesäubert hatten, liefs ich das Zelt aufstellen. Das war nun aller- dings mit Schwierigkeiten verknüpft, da keiner der Leute ein Wört- chen Französisch verstand; die beiden Soldaten wufsten auch nicht Bescheid, und ich selbst kannte noch nicht mehr von dem hier als Verkehrssprache dienenden Bacongo als das eine Wörtlein „malu" (schnell). Es war eine harte Geduldsprobe für mich, bis das Zelt fertig dastand. Nachdem ich nun die Lasten hatte unterbringen lassen und gesehen, dafs sonst alles richtig eingerichtet wurde, machte ich mich am Nachmittage daran, die Wurzelkautschukpflanze zu suchen. Bald hatte ich eine Stelle gefunden, an der ich das Gewünschte in Menge sah. Ich liefs eine gröfsere Menge der Wurzelstöcke dem Boden entnehmen, um damit zu experimentieren. Wieder im Lager angelangt, fing ich etwas Milch der Wurzel in einem Eeagenzglase auf, um es durch Erwärmen und Säurezusatz zu koagulieren. Das Resultat war ein sehr unbefriedigendes, denn ich erhielt nur eine klebrige, fast gar nicht elastische Masse. Diese Wurzelstöcke enthielten aufserdem so wenig Milchsaft, dafs das Auffangen sehr geringer Quantitäten schon an und für sich lange Zeit erforderte. Auch mit dem im Stengel und in den Blättern vorhandenen Milchsafte machte ich ähnliche Versuche, deren Resultate mich ebenso wenig zufriedenstellen konnten. 4* 52 - Carpodinii j lanceolatus K. Seh. A Habihisbild, B Knospen. C Blüte. D dieselbe geöffnet, E diiicligeschnittener Fruchtknoten. F Griffelkopf. G Anthere. — 53 — Nach einer infolge der hier in Milliarden umherschwärmenden Moskitos schlaflos verbrachten Nacht nahm ich am nächsten Tage meine Versuche wieder von neuem auf. Immer wieder liefs ich neues Material heranschafiFen, um nun die verschiedensten Koagulations- methoden zu probieren, alle mir zur Verfügung stehenden Säuren wendete ich an. Sämtliche Bemühungen blieben erfolglos. Von einem meiner Träger, welcher den Wurzelkautschuk zuzubereiten verstehen sollte, liefs ich nun nach der hier üblichen Methode die Wurzelstöcke zerschneiden und in Wasser setzen, um nach Eintritt der Fäulnis durch Schlagen den Kautschuk zu gewinnen. Das bei dieser Behandlung erzielte Produkt war zwar infolge seiner Vermischung mit Rinden- stückchen und anderen Pflanzenteilchen fast gar nicht klebrig, war aber dennoch so minderwertig, dafs ich es für ausgeschlossen halten mufste, von dieser Lokalität aus Carpodinus lanceolatus Kautschuk zu erhalten. An Ort und Stelle liefs sich natürlich Weiteres über die Ursache dazu nicht feststellen. Nicht unwahrscheinlich ist es, dafs es auch hier zwei verschiedene einander ähnliche Carpodinus- Arten giebt, von denen nur eine brauchbaren Kautschuk liefert; nicht ausgeschlossen ist natürlich auch, dafs die chemische Zusammen- setzung des Bodens eine nicht unbedeutende Rolle dabei spielt, um so mehr, als eine solche Einwirkung auf die Güte des Produktes bereits wiederholt bei Ficus elastica und bei Manihot Glaziovii fest- gestellt ist. Ich möchte das Studium dieser ebenso wichtigen wie interessanten Fragen den am Congo in den Wurzelkautschuk- Distrikten ansässigen Europäern sehr warm ans Herz legen. Ich selbst wurde leider durch die Macht der Verhältnisse gezwungen, von der Lösung dieser Frage abzustehen, denn für mich war die Zeit zu einer Expedition in die den Wurzelkautschuk liefernden Distrikte am Kwango zu knapp bemessen. Wie ich auf meine eifrigen Erkundigungen hin kurz darauf in Kinchassa erfuhr, hatte man schon einmal versucht, in der Umgebung von Leopoldville aus der Carpodinus lanceolatus Kautschuk zu gewinnen, hatte aber ein ebenso ungünstiges Resultat erhalten wie ich selbst und infolge- dessen bald darauf wieder davon Abstand genommen. Am 5. Juni zog ich wieder aus jenen Gegenden fort, um dann nach kurzem Aufenthalte in Kinchassa noch am Nachmittage des- selben Tages bis Leopoldville weiterzumarschieren. Da wir erst mit Anbruch der Dunkelheit in Leopoldville anlangten, liefs ich mein Lager in der Nähe der Eisenbahnstation aufschlagen in der Absicht, am folgenden Tage einen geeigneteren Lagerplatz zu suchen, um daselbst, bis zur Abfahrt des Dampfers nach dem oberen Congo, zu bleiben. — 54 — Am nächsten Tage machte ich mich auf den "Weg. um dem Distriktsvorsteher, Herrn Costermans, meine Rückkehr nach Leopoldville anzuzeigen und ihn um Erlaubnis zu bitten, mein Lager in die Nähe des Stanley-Pool verlegen zu dürfen. Natürlich wurde mir letzteres sofort gestattet, ebenso wurde ich aufgefordert, zur Yerproviantierung meiner Leute zweimal in der Woche Schi- quangas, d. h. grofse aus zerstampftem und gekochtem Maniok her- gestellte, in Blätter eingewickelte Kuchen, von der Station abholen zu lassen. In jeder Weise bemühte sich also Herr Costermans, mich während meines Aufenthaltes in seinem Bezirke zu unterstützen. Ich erfuhr hier auch, dafs die „Hainaut", der Dampfer, mit welchem ich den Congo hinaufzufahren gedachte, etwa am 10. Juni erv\artet werde. Am Nachmittage liefs ich an meinem alten Lagerplatze wieder alles einpacken und das Zelt abbrechen, um dann an den Ufern des Stanley-Pool, dicht bei der englischen Mission, mein Lager wieder aufzubauen. Mit eintretender Dunkelheit war alles glücklich unter Dach und Fach gebracht. Die nächsten Tage meines Aufenthaltes bei Leopoldville benutzte ich nun dazu, die Umgebung botanisch zu erforschen und die Bacongo-Sprache, ohne welche ich hier nicht auskommen konnte, wenigstens soweit zu erlernen, als zur allgemeinen Verständigung mit den Eingeborenen nötig war. Besonders zu Dank verpflichteten mich bei dieser Gelegenheit die beiden damals dort sich aufhaltenden Missionare Mr. Woolliugs und Mr. G-i lehr ist, welche mich in jeder Weise darin zu unterstützen suchten. Auf verschiedenen Exkursionen hatte ich Gelegenheit, die Flora der Umgebung näher kennen zu lernen, fand aber sehr wenige Pflanzen, welche in irgend einer Weise von den Eingeborenen verwendet werden, sei es als Medizin oder als Nahrungsmittel, oder um zur Gewinnung von Kautschuk oder Kopal von Nutzen zu sein. Eine Dissotis- (Melastomaceae-j Art schien bei Augenkrankheiten eine grofse Rolle zu spielen; die wenig fleischigen Blätter wurden auf der Handfläche zerrieben und der so erhaltene Brei dann auf die Augen gestrichen. Nach Angaben der Leute soll der in dieseni Brei enthaltene Saft sehr scharf sein und häufig für kurze Zeit das betreuende Auge erst fast unbrauchbar werden, danach aber sehr schnell heilen. Einige Monate später hatte ich Gelegenheit, einen Europäer zu sprechen, welcher selbst an seinen Augen zur Heilung einer Krankheit diese Medizin angewendet hatte und nun behauptete, dieselbe sei vorzüglich in solchen Fällen zu gebrauchen. Unter den als Nahrungsmittel verwendeten Pflanzen war es besonders eine Podostemonacee, welche mir interessant war. Diese unter Wasser auf Steinen bei den Stromschnellen im Stanley-Pool wachsende Pflanze wurde von meinen Leuten in ganzen Lasten herbeigetragen - 55 — und dann teils roh, teils weichgekocht mit grolsem Gefallen ver- zehrt. Es fiel mir überhaupt auf, dafs die Eingeborenen eine nicht geringe Quantität von gewissermafsen als Kohl gekochten Kräutern und jungen Trieben von Sträuchern zu ihrer Ernährung verwendeten, War Palmenöl zur Hand, so wurden die meisten Nahrungsmittel erst darin eingetaucht, so z. B. afsen alle mit Vorliebe ihre Schiquauga in dieser Weise. Kopalbäume scheinen nur selten bis zum Stanley-Pool hinunter- zukommen. Auf den Sandbänken hier im Mittellaufe findet man nicht selten Kupalstücke, doch stammen diese hauptsächlich oder fast nur von den im Oberlaufe häufigen Bäumen her und sind alle vom Strom hinuntergeschwemmt worden. Ich sah unterhalb der Mündung des Kassai nur sehr wenige Kopalbäume, so stand ein Exemplar z. B. in der Nähe meines Lagers am Stanley-Pool. Kautschukbäume traten in der Umgebung von Leopoldville nur vereinzelt auf, also nirgendwo in zahlreicherer Menge. Eine eigen- artige Landolphia ist in dem Steppengebiet dieser Gegend verbreitet, dieselbe hat nur dünne, kurze Zweige und besitzt etwa apfelgrofse orangegelbe Früchte. Nicht selten sendet sie auch nur etVva V/2 Fufs lange aufrechte Schöfslinge aus dem Boden, welche sich dann allmählich umlegen, aber doch die Fähigkeit des Kletterns der anderen Landolphieu verloren zu haben scheinen. Diese zur Verwandtschaft der L. owariensis gehörende Art liefert keinen Kautschuk. Die französische Seite des Congo, gegenüber Leopoldville, hatte ich auch wiederholt zu besuchen, da ich meine Güter zur späteren Durchreise nach dem Ngoko zu deklarieren hatte. Im allgemeinen herrschen auf jener Seite dieselben Zustände wie auf der Seite des Congostaates. Da die französische Regierung den Eingeborenen bis jetzt aber zu viel Selbstregieruug überlassen hat und daher noch weniger Erwerbsbetrieb unter denselben sich geltend gemacht hat, so finden sich Landolphien daselbst noch häufiger. Jetzt, nachdem die französische Regierung aber begonnen, sich etwas mehr um diese Gebiete zu kümmern und das Land zum grofsen Teile in Kommissionen aufgeteilt ist, deren Inhaber sich häufig bemühen, in möglichst rücksichtsloser Weise alle vorhandenen Naturprodukte auszubeuten, so wird auch hier bald die Kautschuk- liane bedeutend seltener werden. Die Gefahr einer vollständigen Ausrottung ist allerdings wohl weniger zu fürchten, da diese Lianen ein ziemlich zähes Leben haben und leicht wieder aus den zurück- gebliebenen unterirdischen Teilen neu aussprossen, aufserdem aber in jedem Jahre reichlich Samen ansetzen, aus welchen, wenn auch nur ein geringer Prozentsatz, wieder neue Pflänzchen erstehen. In — 56 — der Umgebung von Victoria, wo vor Jahren durch dort ansässige schwedische Händler am Kamerun-Gebirge Kautschuk-Raubl)au im wahrsten Sinne des Wortes betrieben worden sein soll, fangen die dort in den Wäldern vorhandenen Lianen jetzt wieder an. Kautschuk zu liefern, so dafs die Eingeborenen daselbst bereits hin und wieder einigen Kautschuk zu den Kaufleuten bringen. In Brazzaville, dem Regierungssitze des Hinterlandes des Cougo fran9ais, hatte man in den Strafsen Manihot Glaziovii als Allee- bäume (häufig abwechselnd mit Mangobäumen ) angeptlanzt. Als ich die Pflänzchen sah, waren dieselben etwa sechs Monate alt und hatten sich bereits sehr schön entwickelt. Als Schattenbaum würde ich Manihot Glaziovii entschieden nicht empfehlen, da die alten Blätter gegen Ende der Trockenzeit häufig fast alle abfallen, ehe sich neue entwickelt haben, die Stämme also einige Zeit hindurch vollständig blattlos dastehen. Brauchbaren Kautschuk liefert der Baum in der Umgebung des Stanley-Pool entschieden, wie ich an einigen Exemplaren bei Leopoldville feststellen konnte. Allerdings ist der Ertrag kein reichlicher, daher dürften natürlich keine grofsen Unkosten vorhanden sein, um den Aljbau des Kautschuks rentabel zu machen. Dies würde nur in sonst wertlosen Steppengebieten bei einer von Eingeborenen betriebenen Kultur möglich, welche dann für die Zukunft sich selbst überlassen werden müfste. Der Baum würde sich dann durch Samen leicht weiter fortpflanzen, wie ich es in Kamerun und am Stanley-Pool gesehen. A^on den bei Leopoldville verwilderten Manihotstämmen liefs ich einige tausend Samen sammeln, um sie eventuell später an geeigneten Stellen in unseren Schutzgebieten auszusäen. Da die „Hainant" erst mit bedeutender Verspätung in Leopold- ville eintraf, aufserdem infolge eines an Bord ausgebrochenen Feuers reparaturbedürftig geworden war, so verzögerte sich meine Abreise immer mehr. Endlich, am 20. Juni, erhielt ich von dem Kommandanten von Leopoldville die Nachricht, dafs ich mich zum 22. Juni morgens zur Abreise mit der „Hainant" bereithalten könnte. Natürlich packte ich sogleich meine sämtlichen Lasten zusammen und liefs alles fertig machen zum sofortigen Abbruch des Lagers, in dem wir alle uns nunmehr recht heimisch zu fühlen begonnen hatten. Am 21. Juni liefs ich meine sämtlichen Lasten mit Aus- nahme der allernötigsten Sachen, welche ich auch bis zum nächsten Morgen gebrauchte, au Bord der „Hainanf' schaflen, um den Rest am nächsten Morgen in aller Frühe nachfolgen zu lassen. Bei der Regierung erfuhr ich zu meiner nicht geringen Überraschung, dafs man mir für die Träger sowie die Ernährung derselben nichts ab- nehmen wollte, ich solle mich auf meiner Reise nach dem Innern. — 57 — solange ich auf dem Gebiete des Staates sei, als Gast desdelben betrachten, man halte dieses für selbstverständlich. Ein gröfseres Entgegenkommen, als ich es hier im Congostaate gefunden, wäre wohl kaum möglich gewesen. Ich kann der Regieruug desselben daher nicht genug Dank für die Aufnahme sagen, welche ich er- halten, ohne Unterstützung der Regierung wäre die Expedition, so- weit sie sich im Gebiete des Congostaates bewegte, sicher erfolglos verlaufen. Am frühen Morgen des 22. Juni schaffte ich noch den letzten Rest meiner Lasten zum Dampfer ■ hinüber, da dieser bereits um 7 Uhr abfahren sollte. Auch hier sah ich wieder das Entgegen- kommen der Regierung, denn man hatte mir meinen Platz in der besten Kabine angewiesen. Um 7V2 Uhr ertönte endlich das Signal zur Abfahrt, in einem grofsen Bogen ging es, die Sandbänke und Felsen zu vermeiden, der Mitte des Stromes zu. Der Dampfer war vollständig besetzt, teils von Angestellten des Congostaates, teils von jungen Kaufleuten, welche auf die verschiedenen Handelsstationen ins Innere geschickt wurden. Da die „Hainaut" zu den gröfsten Dampfern gehört, welche den Congo befahren, war die Anzahl der Passagiere für die Ver- hältnisse im Congo keine geringe. Nach den mir gemachten Mit- teilungen ist der Dampfer im stände, 150 Tonnen zu tragen, für einen Flufsdampfer auf dem Congo ein enormes Gewicht. Er ist natürlich sehr breit und flach gebaut, wie die meisten Heckrad- dampfer. Für die Passagiere sind die Kabinen auf dem oberen Deck eingerichtet. Die Eingeborenen liegen zusammengepfercht in Scharen auf dem unteren Deck herum. Da die .,Hainaut" deren immer eine sehr bedeutende Menge mitführt (wir hatten etwa 250 Mann), so hat sie bei den Stämmen am Strome den Namen „Bangala mingi" (viele Menschen) erhalten. Nach kurzer Fahrt legten wir noch einmal in Kinchassa an, wo wir noch eine gröfsere Menge von Gütern für die Handels- stationen im Innern mitnehmen mufsten, denn die Regierung ver- bietet einigen gröfseren Gesellschaften, welche selbst Dampfer be- sitzen, auf dem eigentlichen Congo für ihren eigenen Gebrauch Waren zu transportieren. Diese Mafsregel ist gewissermafsen als Abgabe für die Dampfer zu betrachten, da die Regierung durch den Trans- port der Waren für diese Handelsgesellschaften ihre bei der Fahrt stromauf sonst häufig leeren Dampfer füllen kann. Die Gesell- schaften haben für den Transport ihrer Waren der Regierung pro Tonne eine bestimmte Abgabe zu zahlen. Die auf den Handels- stationen im Innern erworbenen Produkte schaflen sie dann auf den eigenen Dampfern nach dem Stanley-Pool hinunter. Von Kinchassa — 58 — fuhren wir erst gegen 1 Uhr fort, so dafs wir noch während des ganzen Nachmittags zu fahren hatten, ehe Avir aus dem Stanley-Pool liinauskamen. Oberhalb des Stanley-Pool wird der Congo infolge der hügeligen Natur seiner Ufer sehr bedeutend eingeengt. Die Scenerie ändert sich hier plötzlich, die Hügel sind im Flufsthale mit dichtem Walde bedeckt, während die Ufer des Stanley- Pool zum grofsen Teile Savannenflora zeigten. Elefanten soll es hier in noch grofsen Mengen geben. Da der Mond heute sehr hell schien, fuhren wir bis gegen 8V2 Uhr am Abend, obgleich dies sonst nicht üblich ist. Unserem Kapitän lag aber sehr viel daran, um Zeit zu ersparen, noch den ersten Holzposten zu erreichen. Daselbst angelangt, mufsten sämtliche Eingeborenen das Schifl' ver- lassen, um am Lande zu schlafen, denn der Aufenthalt wird ihnen über Nacht auf dem Schiffe nicht gestattet Die Holzposten sind in gewissen Abständen längs des Congo vom Staate errichtet worden, um die vorbeifahrenden Dampfer der Eegierung mit Holz zu ver- sehen, denn alle diese sind natürlich auf Holzfeuerung eingerichtet, da der Kohlentransport zu teuer sein würde. Während der Nacht werden die Dampfer dann stets, soweit dies möglich ist, wieder mit Holz gefüllt. Zu diesem Zwecke führen alle diese Schiffe auf dem Strome eine Anzahl von Holzschlägern und Holzträgern bei sich, welche auch in den Gegenden, wo sich keine Holzposten befin-den, für den Dampfer Holz schlagen müssen. Infolge der grofsen Zahl der jetzt bereits auf dem Congo fahrenden Dampfer fängt in häufiger besuchten Stellen diese Holzfrage bereits an, für die Dampfer der Gesellschaften etwas kritischer Natur zu werden. Diese Dampfer haben nicht das Recht, auf den vom Staate eingerichteten Posten Holz einzunehmen, sondern müssen durch ihre Holzhacker jede Nacht dasselbe mühsam zusammensuchen lassen. Das in den Wäldern vorhanden gewesene tote Holz ist natürlich dann bald abgetragen, so dafs es den Dampfern oft schwer wird, die nötigen Quantitäten ohne zu gi'ofsen Zeitverlust zusammenzubringen. Das grüne, lebende Holz der Bäume ist mit Ausnahme desjenigen vom Kopalbaum& frisch natürlich nicht für Heizuugszwecke zu verwenden. Am nächsten Tage fuhren wir früh mit Tagesanbruch weiter. Die Vegetation war im grofsen und ganzen dieselbe wie am vorher- gehenden Tage, d. h. im Thale des Stromes Galeriewald mit ab- wechselnden kleineren und gröfseren Savannen, welche nicht selten mit Hunderten von Borassuspalmen geschmückt waren. Die Spitzen der Hügel waren selten bewaldet, meist sogar nur mit kurzem Grase bedeckt, während die im Stromthale liegenden nicht selten mit riesigen Andropogon- oder Setaria-Arten bestanden waren. Der Strom blieb noch immer so eng, Inseln waren gar nicht vorhanden, — 59 — böchsteiis hier imd dort eine kleine Sandbank, welche infolge des enorm tiefen Wasserstandes zu Tage getreten war. Ohne anzulegen, fuhren wir den ganzen Tag hindurch bis gegen Abend, da wir dann gezwungen waren, uns wieder mit frischem Holz zu versehen. In den Wäldern hier waren allenthalben Elefanten- und Ijütfelspureu zu sehen. Die Nacht war so emptindlich kalt gewesen, dafs ich mich, da ich unvorsichtig gewesen war, gehörig erkältete und am nächsten Tage mich durchaus nicht wohl fühlte. P]ine tüchtige Schwitzkur half diesem Zustande jedoch bald ab, so dafs ich schon am Nachmittage mich wieder vollständig in Ordnung fühlte. Als wir am nächsten Tage Kwamuth an der Mündung des Kassai erreichten, hatten wir zugleich das Ende des als „Kanal" gezeichneten ein- geengten Teiles des Congo erreicht, denn von dort an erweitert sich der Strom allmählich immer mehr, bis er schliefslich bei Bumba an seinem Oberlaufe seine gröfste Breite erreicht. Den Posten Kwamuth besuchte ich zusammen mit dem Komman- danten Marechal, welcher auf dem Dampfer Passagier war und nach dem Tanganyika wollte, um sich dem Baron Dhanis zur Disposition zu stellen. Der Ort ist auf einem Hügel an der Mündung des Kassai erbaut und ist, wie sämtliche Stationen im Innern, zugleich Militärposten. Mau hatte hier ziemliche Plantagen von Coflfea liberica angelegt, die eben in Blüte waren, es v.-ar ein prachtvoller Anblick. Da sich bei uns an der Kamerun-Küste selbst Kaifeeplantagen nicht bezahlbar machen, so sollte man kaum annehmen, dafs es hier so weit im Innern der Fall sein dürfte. Allerdings arbeitet der Congo- staat hier mit bedeutend billigerem Arbeiter material, doch ist dabei der Trausport nicht aufser Acht zu lassen, denn derselbe würde bis zur Küste nicht unbedeutende Kosten verursachen, während wir in Kamerun von vielen Plantagen den Kaflee direkt auf die Dampfer verladen könnten. Die Eisenbahnfracht allein beträgt 17 Ctms. pro Kilo, bei den jetzt sehr niedrigen Preisen, welche der Liberia- Kaffee erzielt, viel zu grofse Unkosten. Gegenüber dem Posten Kwamuth liegt eine belgische Missionsstation, Berghe St. Marie, welche wohl die bedeutendste derartige Station im Innern sein dürfte. Gegen Mittag fuhren Avir weiter. Noch immer wechselten Savannen und Urwald, doch bald wurden die Ufer immer niedriger, und kurz darauf kamen die ersten Inseln in Sicht. Ton nun an bot der Congo ein ganz anderes Bild dar; allenthalben sah man dicht bewaldete Inseln aus dem Wasserspiegel hervorragen. Wo die Ufer zu sehen waren, ragten sie höchstens einige Fufs über dem Wasserspiegel hervor, Urwald trat häufiger und in gröfseren Komplexen auf. An einer Insel von ziemlicher Ausdehnung warfen wir am Abend Anker, um wieder Holz schlagen zu lassen. — 60 - Am Vormittage des 26. Juui erreichten wir die amerikanische Missionsstation Tschumbiri, welcher gegenüber wir inmitten des Fahrwassers etwa eine Stunde lang vor Anker liegen blieben, um Post abzugeben und etwas Proviant zu kaufen. Nicht weit davon entfernt machten wir wieder an einem Holzposten Halt. Als wir dann gegen Mittag fort wollten, stellte sich heraus, dafs der Dampfer ein kleines Leck bekommen habe, welches erst ausgebessert werden mufste. Wir waren daher gezwungen, für den Rest des Tages hier zu verbleiben. Leider bot der Platz nichts Interessantes dar, nicht eine Laudolphia war zu sehen. Die neuen Ankömmlinge benutzten hier natürlich die Gelegenheit, ihren ersten Jagdeifer etwas zu stillen, ein Leguan (grofse IV2 ni lange Eidechse) und einige Tauben waren das Resultat ihres Jagdzuges. Elefanten- und Büflelspuren waren reichlich zu sehen, doch schienen sich die Tiere wohl zu hüten, sich einer solchen Zahl von Nimrodeu zu zeigen. Während der Fahrt am nächsten Tage sahen wir häutig Nil- pferde, welche sich aber stets in zu grofser Entfernung vom Dampfer hielten, um eine sichere Zielscheibe zu bieten, ebenso waren die Krokodile sehr scheu. Es ist unglaublich, welche grofse Mengen von Flufspferdeu hier noch im Congo vorhanden sind, obgleich jährlich eine grofse Zahl derselben geschossen und auch von den Eingeborenen harpuniert wird. Meist halten sich die Tiere in kleinen Trupps von 5 bis 10 Stück auf und tauchen sogleich unter, wenn ein Dampfer sich ihnen nähert, um dann nur hin und wieder an der Oberfläche zu erscheinen, um Luft zu schöpfen. Sobald sich ein solches Tier in der Nähe des Dampfers zeigt, wird darauf geschossen, obgleich man die angeschossenen Tiere nur selten l)ekommen kann. Als wir gegen Mittag an dem Posten Bolobo eintrafen, hatten wir ein sehr lebendiges Bild vor uns; es wurde gerade Markt ab- gehalten. Die Eingeborenen aus der Umgebung waren zu diesem Zwecke recht reichlich zusammengekommen. Es wurden fast nur Efswaren feilgeboten, welche mit Mitakus, der hier üblichen Münze, d. h. Messingdrahtstücken von ungefähr 20 cm Länge, zu kaufen waren. Die Verkaufenden standen hinter einem kleinen Zaune in einer eigens zu dem Zwecke aufgebauten Hürde, in welche der Kauflustige nicht hineinkommen durfte, sondern sich die gekauften Sachen über den Zaun hinwegreichen lassen mufste. Man hat diese Regelung des Marktverkehrs wohl hauptsächlich eingeführt, um die Verkäufer vor Diebstählen zu schützen, denn alle diese Congo-Völker gehören zu den gewandtesten Dieben, welche es giebt. Von selten unseres Schifles wurden grofse Mengen von Lebensmitteln erstanden, welche teils mit Mitakus, teils mit Zeug, Salz oder sonstigen Tausch- — Gl — artikeln erhandelt wurden. Noch am Nachmittage setzten wir unsere Reise fort. Wir waren jetzt vollständig im Bereiche der Congo-Inseln, welche zum grolsen Teile von Siimpfen mit Wasser- gräsern durchzogen waren und daher viele Nilpferde beherbergten. Es wurde natürlich auch jetzt wieder tüchtig auf die Tiere geschossen und einige auch vielleicht verwundet, doch konnten wir die Körper natürlich nicht bekommen, da zum Jagen der verwundeten Tiere viel Zeit gehört, welche uns nicht zur Verfügung stand. Als wir gegen öVa Uhr anlegten, um für die Nacht Holz schlagen zu lassen, benutzte ich die Gelegenheit wieder zu einer kleinen Exkursion, während der ich zwei Landolphien ohne Blüten sah, die beide aber keinen brauchbaren Kautschuk lieferten. Mit jedem Tage wurde der Flufs nun breiter, so dafs wir häufig durch die Inseln, welche immer zahlreicher wurden, von einem oder gar von beiden Ufern nichts mehr sehen konnten. Die für die Dampfer mit gröfserem Tiefgange wie die „Hainant" einzig mögliche Fahrstrafse schien stellenweise schon sehr gefährlich, da das Wasser in diesem Jahre bedeutend mehr gefallen war, als es sonst zu ge- schehen pflegte. Bei der Fahrt stromauf ist die Gefahr nun aller- dings nicht so grofs als im entgegengesetzten Falle, denn dann werden die Dampfer von der gewaltigen Strömung im Congo nicht mitgerissen und auf die Sandbänke gesetzt, wo sie sich dann, durch die Strömung getrieben, immer tiefer einbohren. Als wir am Nach- mittage des 28. Juni wieder anlegten, um Holz schlagen zu lassen, betrat ich einen W^ald, welcher trotz des niedrigen Wasserstandes noch immer stellenweise unter Wasser stand, dessen Bäume also sicher fast während des ganzen Jahres direkt im Wasser stehen, und dennoch wuchsen hier Kautschuk liefernde Landolphien. Viele der Bäume stehen ähnlich wie die Mangroven und Fandanus, welche letzteren hier übrigens auch auftraten, auf Stützwurzeln, so dafs dadurch die Stämme über Wasser gehalten werden. Am 29. Juni befanden wir uns gegenüber der Sanga-Mündung, von der natürlich infolge der vielen davor gelagerten Inseln nichts zu sehen war. Der Flufs verengt sich von hier bis Coquilhatville wieder etwas und ist weniger inselreich als unterhalb und oberhalb dieser Strecke. Noch am Abend desselben Tages erreichten wir den Posten Lukulela, welcher infolge seiner prachtvollen Wälder vnd des daselbst gewonnenen Nutzholzes bekannt ist. Ich sah hier den schönsten Wald, welchen ich je im Congo zu beobachten Ge- legenheit gehabt hatte. Leider war es damals schon zu dunkel, um die Anpflanzungen der Station in Augenschein nehmen zu können, doch tröstete ich mich damit, dafs ich wufste, bei meiner Rückkehr bessere Gelegenheit dazu zu haben. — 62 — Wie gewöhnlich setzten wir am folgenden Tage mit Tages- anbruch unsere Reise stromaufwärts fort. Da ich sehr bald ein- gesehen, dafs ich später nicht im Lande umherreisen dürfte, ohne das Bangala, die hier übliche Verkehrssprache, zu verstehen, so begann ich bereits auf dem Dampfer, tüchtig Vokabeln zu lernen, um mich wenigstens einigermafsen mit den Eingeborenen verständigen zu können. Es wurde während der Mittagsstunden hier auf dem voll- ständig windstillen Congo so heifs, dafs ein jeder bei dem müfsigen Leben, welches man an Bord des Dampfers zu führen gezwungen war, erschlaffen mufste; wie sehr sehnte ich daher das Ende der Fahrt herbei, um doch wenigstens wieder etwas thätig sein zu können. Irebu war unser nächstes Ziel, welches wir noch am Abend desselben Tages erreichten. Hier befand sich ein Camp d'Instruction, in welchem die Soldaten, welche die verschiedenen Stämme für die Schutztruppe des Staates liefern müssen, vorgebildet und gedrillt werden. Es befanden sich damals etwa 400 dieser Soldaten auf L-ebu. Kommandant Jouniaux, der Kommandant der Station, führte uns am nächsten Tage, als der Dampfer, um Holz einzunehmen, den Ausflufs des Tumba-Sees hinaufgefahren war, umher und zeigte uns die ziemlich bedeutenden Kaffeeplantagen, welche von der Regierung hier angelegt worden waren. Man stand gerade vor der Haupternte. Die Plantagen waren in gutem Zustande gehalten, was insofern für die Regierung nicht schwer fällt, als sie Arbeiter in Überzahl erhalten kann, indem sie einfach aus den umherliegenden Dörfern die nötigen Leute requiriert, welche dann für eine geringe Be- zahlung und für ihre Beköstigung für eine gewisse Zeit Arbeiten zu leisten haben. Nach allem, was ich hier in L-ebu wie auch später in Equateur sah, schienen sich die Leute bei dieser Behandlung durchaus wohl zu fühlen. Auf der Weiterfahrt wurde gegen Mittag noch einmal Halt gemacht, um wieder Holz einzunehmen. Am Abend legten wir kurz unterhalb Wangata für die Nacht an, um dann in aller Frühe erst bis Wangata, der Hauptniederlassung der Soci^t^ Anonyme Beige, weiterzufahren. Von Wangata bis Coquilhatville oder Equateurville hatten wir nur eine kurze Zeit zu fahren, so dafs wir bereits um 11 Uhr daselbst anlangten. Ich war natürlich froh, dafs ich nun an meinem Ziele angelangt war und den Dampfer ver- lassen konnte. Am Nachmittage liefs ich meine Lasten in das mir angewiesene Haus hineinschaffen und richtete mich dann darin so behaglich ein, als es eben ging, Coquilhatville ist eine der gröfsten Stationen im Innern und gehört wohl entschieden auch mit zu den wichtigsten; die Ein- 60 O geboreuen in dem Distrikte sind immer mehr oder minder im Aufstande begriffen. Man bat auf der Station riesige Kaffee- plantagen angelegt, in denen eine sehr grofse Zahl von Arl)eitern thätig ist. Der Chef des Cultures auf der Station schien sich nach seinen Berechnungen einen sehr grofsen Verdienst von den Kaffee- plantagen zu versprechen, doch wird man das Resultat abwarten müssen, denn der hier angepflanzte Liberia - Kaffee erzielt sehr geringe Preise auf dem europäischen Markte. Zur Besichtigung der Kautschukpflanzungen unternahm ich in Begleitung des Chefs des Cultures eine Exkursion, auf welcher ich alles sah, was davon vorhanden war. Hevea hatte man meiner Meinung nach auf zu trockenem Terrain angepflanzt, die Pflanzen wuchsen zwar recht kräftig, doch ist zu befürchten, dafs man mit ihnen dieselbe Erfahrung machen wird, wie es in Kamerun der Fall war. Manihot Glaziovii war auch in einigen hundert Exemplaren vorhanden und hatte sich stellenweise sogar schon selbst ausgesät. Von Kickxia latifolia Stapf hatte man eine Plantage von etwa 5000 Pflänzchen angelegt, welche auch sehr gut zu gedeihen schienen, doch giebt diese Art, wie ich bald festzustellen Gelegenheit hatte, ebenso wenig Kautschuk wie Kickxia africana Bth., ist also deshalb vollständig zu verwerfen. Von Castilhoa elastica war ein kleines Exemplar unter grofsen Schwierigkeiten und mit vieler Mühe hierher geschafft worden; dasselbe war erst vor einigen Tagen ausgepflanzt worden, so dafs mau noch nicht einmal sehen konnte, wie sich die Pflanze entwickeln würde. In einem sumpfigen Walde hatte man das Unterholz etwas weggeschlagen und eine Landolphia-Anpflanzung begonnen. Die Pflänzchen waren in Abständen von 5 bis 7 m einzeln oder zu zweien am Fufse der Bäume ausgesetzt und schienen sich in diesem feuchten Boden recht wohl zu fühlen. Auch diese Anpflanzung war erst sehr jungen Datums, so dafs die Pflänzchen erst drei bis vier Blätter entwickelt hatten. Ich halte es nicht für möglich, dafs eine solche Landolphia-Anpflanzung in sechs bis sieben Jahren anzapf bar sein wird, wie häufig vermutet wird. Es ist nicht zu bestreiten, dafs dieselbe, wenn sie erst einmal zum Anzapfen reif ist, einen gewissen Wert repräsentiert, doch wird trotz aller Vorsichtsmafsregeln in wenigen Jahren der Kautschukertrag der- selben bedeutend herabsinken, da bei der äufserst runzeligen und ungleich dicken Binde die Schnitte nur zu leicht bis in die Cambiumschichten hineindringen. Hier im Congostaate weicht die Landolphia mit der fortschreitenden Civilisation in erschrecklicher Weise zurück. In gröfseren Quantitäten finden sich Kautschuk- lianen an leichter zugänglichen Lokalitäten nur noch da, wo der Europäer noch nicht dem Eingeborenen den Wert des Kautschuks — (54 - hat klarmachen köuueu. Die Verordnungen, welche die llegieruug erlassen hat, werden natürlich, da sie unbequem sind, bei jeder möglichen Gelegenheit umgangen, denn dadurch würde der Ertrag der Kautschuk-Liane bedeutend verringert werden, und der Neger würde verlieren. Die Bossanga- oder, wie sie hier allgemein genannt wurde, Bossassangapflauze, sah ich auch in der Umgebung der Station, besonders am Rande der Wälder, sehr häufig. Wie ich vermutet hatte, waren es Costusarten, von denen ich zwei verschiedene Spezies unter diesem Namen feststellen konnte. Die bis acht Fufs hohen Stengel werden entblättert und dann in etwa fufslange Stücke geschnitten; durch Drehung und Auswringen dieser Stücke erhält man den Saft in reichlicher Menge, und kann ihn in diesem Zustande sofort bei der Koagulation der Kautschukmilch verwenden. Die- selben Costus-Arten hatte ich bereits in Kamerun viel gesehen und schon damals die Plautagenleiter darauf aufmerksam gemacht, dafs ich in ihnen die Boasangapflauze des Congo vermute. Zur Unter- suchung in Europa liefs ich zwei Flaschen mit Bossassangasaft füllen: da derselbe sehr reichlich fliefst, war das eine Arbeit von einer halben Stunde. Ich machte nun im Laufe der folgenden Tage einige Exkur- sionen in die Umgebung der Station, soweit dieses auf dem sumpfigen Terrain möglich war. Die Kautschuk liefernden Laudolphien sind alle ausgeschlagen, so dafs man zu neuen Anpflanzungen nicht einmal genügend Samen erhalten kann. Einige Ficusarten und einen grofsen Stamm der Kickxia latifolia zapfte ich an, konnte aber trotz aller Versuche und Anwendung der verschiedensten Säuren keinen brauchbaren Kautschuk gewinnen. Es izelang mir auch, einige Früchte der Kickxia latifolia zu finden, die bis dahin noch nicht bekannt waren. Auch die Stämme der Manihot Glaziovii liefs ich anzapfen und erhielt kleine Quantitäten guten Kautschuks, welche aber zu gering waren, um ein plantagenmäfsiges Anbauen hier zu rechtfertigen. Mit den mir häufig gerühmten Kautschuk-Anpflanzungen in Coquilhatville stand es also zur Zeit meines Aufenthalts keines- wegs besser als in Kamerun, im Gegenteil sind wir den Belgiern durch unsere Kickxiaplantagen weit vorausgeeilt. Die Landolphia- Anpflanzungen in Soppo sind auch bedeutend weiter entwickelt, als die im Congo angelegten. Man begann auch im Equateur-Distrikte Kakaopflanzungen in gröfserem Mafsstabe anzulegen; inwieweit sich diese rentieren werden, mufs die Zukunft beweisen, es ist nicht unwahrscheinlich, dafs die Niederschläge zu unbedeutend sind, um eine gute Frucht erzielen zu können. Wie ich später von den katholischen Missio- Gö — Costiis Liikaniisiamis K. Seh. A Oberes Stengelstück. B Blüte, C Staubblatt, D Gritfeikopf, E derselbe von der Seite, F Längsschnitt durch den Fruchtknoten. R. Schlechter, Westafrikanisclie Kautschuk-Expedition. — 66 - nareu am Ruki hörte, solleu Proben von Kakaobohnen, welche sie zur Begutachtung nach Europa geschickt hatten, als sehr minder- wertig („13. oder 14, Qualität") bezeichnet worden sein. Sei es nun, dafs die Fermentation oder das Dörren nicht richtig vor sich gegangen ist, sei es, dal's der Boden nicht fruchtbar genug oder die Spielart an und für sich minderwertig gewesen ist, dort hat man jedenfalls aufgehört, neue Pflanzungen anzulegen. Hier in Equateur versprach sich der Chef des Cultures ein gutes Resultat. Viel wird natürlich auch davon abhängen, welchen Frachtsatz die Eisenbahn- gesellschaft für den Transport vom Stanley-Pool bis Matadi ansetzen wird, denn für derartige Qualitäten würden die Transportuukosteu sehr leicht zu hoch werden. Von Coquilhatville aus wollte ich gern eine kleine Expedition ins Innere nach der Gegend des Tumba-Sees machen, von wo eine nicht geringe Menge von Kautschuk des Equateur-Distriktes kommt. Da der Kommissar des Distriktes zur Zeit sich auf einem Zuge gegen die Eingeborenen jeuer Gegend befand, welche einen Auf- stand begonnen hatten, glaubte sein Stellvertreter, mir nicht die nötigen Träger geben zu können. So war ich denn gezwungen, bis zur Rückkehr des Komiüissars zu warten. Um meine Zeit möglichst auszufüllen, unternahm ich am 8. Juli eine Fahrt in einem Canoe den Ruki hinauf nach der Missions- station der Trappisten. Die Missionare hatten hier verschiedene Kulturen begonnen und waren eben dabei, die Station zu ver- gröfseru. Der Kaöee stand recht gut, Kakao war mit dem Kakao von Kamerun nicht zu vergleichen, doch Avaren die Pflanzungen recht schön sauber gehalten, wie überhaupt die Station einen recht netten Eindruck machte. Diese Leute leben dort äufserst einfach und bleiben bis zu ihrem Tode in Afrika, wenn sie- nicht etwa be- ständiger Krankheiten halber nach Europa zurückkehren müssen; doch das kommt selten vor. In dem mit der Missionsstation ver- bundenen Kloster lebten drei Nonnen, welchen die Erziehung der Mädchen oblag. Am 9. Juli traf der Kommissar des Distrikts ein. Als ich ihn von meinem Wunsche in Kenntnis setzte, sprach er mir sein Bedauern aus, dafs er mir nicht erlauben dürfe, meine geplante Expedition ins Innere auszuführen, da die Gegend zu unsicher sei, und er mir augenblick- lich die zu meiner Expedition nötigen Soldaten nicht geben könne. Ich versuchte ihn umzustimmen, sah aber bald ein, dafs es nichts half. Die Gründe zu dieser Weigerung sind mir unklar geblieben, genug, ich sah ein, dafs man mich nicht nach dem Tumba-See hineinlassen wollte, denn der Eingeborenen-Aufstand war damals schon erledigt. — 67 - Da ich nun keinen Grund hatte, noch mehr Zeit zu verlieren, so packte ich meine Sachen bald ein, um dann am 11. Juli meine Reise nach der Sanga-Mündung; den Congo hinunter anzutreten. Ich hatte ein grofses Canoe mit zwölf Ruderern bekommen, welches mich zunächst bis Irebu bringen sollte. Gern hätte ich selbst hier ein gröfseres Canoe käuflich erworben, doch das war leider nicht möglich, da die sämtlichen grofsen Canoes der Eingeborenen von der Regierung in Beschlag genommen waren und die Leute nun natürlich keine grofsen Canoes mehr bauen wollten, um sich nicht noch einmal derselben Gefahr auszusetzen. Nach etwa l^/:- stündiger Fahrt erreichten w'ir die amerikanische Missionsstatiou bei Waugata, wo ich bei den sehr liebensw^ürdigen Missionaren mich eine kurze Zeit aufhielt. Auf der Weiterfahrt ging es über einige Stellen hinweg, welche infolge der starken Strömung eine grofse Zahl von Strudeln bildeten. Hier wurde dann immer das Kommando gegeben „koruka makessi" (schnell rudern), um darüber hinwegzukommen und nicht von den Strudeln mit- gerissen zu werden. Längs der Ufer waren Kopalbäume in riesigen Mengen vorhanden. Der hier helle Kopal, welcher einer geringeren Qualität angehört, wird von den Eingeborenen meist im Wasser gesammelt oder bei niedrigem Wasserstande auf den Sandbänken, wo er oft in ziemlichen Mengen angeschwemmt wird. Man hat hin und wieder versucht, gröfsere Quantitäten nach Europa zu schicken, doch sollen die Transportkosten zu hoch sein, so dafs der Export den jetzt noch durch die hohen Verdienste am Kautschuk und Elfen- bein verwöhnten Handelsgesellschaften noch nicht rentabel genug erscheint. Der Frachtsatz für diesen sogenannten „weifsen" Kopal ist auf der C^go- Eisenbahn vom Stanley -Pool bis Matadi auf 18 Ctms. pro K*Io augesetzt worden; da hierzu noch die nicht un- bedeutenden Trausportkosten auf den Dampfern bis Stanley-Pool kommen und ferner auch noch die Pracht von Matadi nach Europa nicht gering ist, so läfst sich natürlich verstehen, dafs ein grofser Verdienst bei minderwertigem Kopal nicht herauskommt. Die keinen Kautschuk liefernde Landolphia florida, welche hier im Congo in einer besonders schönen, grofsblütigen Varietät auf- tritt, war allenthalben längs der Ufer reichlich vorhanden. Ich stellte sowohl hier wie später in ßonga die möglichsten A^ersuche an, um Kautschuk davon zu gewinnen, doch alles war vergeblich, obgleich die Standorte häufig recht verschieden waren. Für mich ist die Frage für Kamerun und für den Congo so weit erledigt; Landolphia florida giebt daselbst keinen guten Kautschuk; wo andere Angaben vorhanden sind, dürften sie sich wohl auf einen Irrtum, sei es in der Art, sei es in der Bezeichnung des Produktes, 5* — 68 Landolpliia florida Btli. A Z-weig, B Knospe, C Blüte, D Längsschnitt dnrcli den unteren Teil der Blüte. E Kelch nnd Griffel. F Querschnitt durch den Fruchtknoten. G Griffelkopf, H Anthere. — 69 — zurückführen lasseu; da viele Laudolphien einander sehr ähnliche Blätter haben, so kann man sich leicht in der Art täuschen, zumal in den Wäldern häufig Kautschuk liefernde Arten mit anderen ver- mischt wachsen. Als Kautschuk sind mir häufig Produkte gezeigt worden, welche besser als Vogelleim bezeichnet werden würden; aufserdem neigt der Laie dazu, gern eine jede in den Tropen weifsen Milchsaft liefernde Pflanze, wie z. B. Ficusarten etc., als Kautschukpflanze anzusehen. Auch Asclepiadaceen stehen häufig bei Laien im Verdachte, Kautschuk zu liefern. So giebt Baillon nach aus dem Congo kommenden Notizen bei einer seiner neuen Tacazea- Arten an, dafs eine nicht geringe Quantität des Congo- Kautschuks von dieser Pflanze herstammen solle. Ich habe nach eigenen Versuchen sowie trotz eifriger Erkundigungen keine Tacazea -Art zu Gesicht bekommen, welche wirklich Kautschuk lieferte. Der Congo und seine Nebenflüsse sind ungeheuer reich an Fischen, doch wird von den Eingeborenen, deren einzige Fleisch- nahrung lange Zeit hindurch die Fische bilden, der Fang derselben ziemlich vernachlässigt. Ein jeder kleine Wasserlauf bietet den Leuten eben eine so reichliche Ausbeute, dafs sie sich gar nicht dabei anstrengen brauchen. In vielen Gegenden wäre es für die Handelsgesellschaften vielleicht von grofsem Nutzen, wenn sie zur Ernährung ihrer eingeborenen Arbeiter durch Leute, welche den Fischfang wirklich kennen, täglich die nötigen Mengen fangen lassen würden, ganz besonders in solchen Gegenden, wo man von den Eingeborenen» nur schwerlich Nahrung erkaufen kann, wie z. B. im Sanga-Ngoko-Gebiete. Am 11. Juni gegen Mittag erreichten wir Ikenge, einen Holz- posten des Staates, wo ich für meine Ruderer etwas Mais erstehen konnte, denn dieselben hatten seit dem Morgen noch nichts gegessen. Der Uferwald, welcher nur wenige Fufs über dem Niveau des jetzt ausnahmsweise tiefen Wasserstandes lag, war äufserst interessant. Wir hielten uns immei-, soweit nur irgend möglich, an dem L^fer des Flusses, um uns nicht in den vielen Kanälen und Armen des Stromes zu verfahren. Aifen und Wasservögel (Reiher, Enten und Wasserhühner) gab es in grofsen Mengen. Es gelang mir, ver- schiedene derselben für die Leute zu schiefsen, ebenso einige AjBfen, von denen ich auf der Fahrt bis Irebu allein fünf verschiedene Arten beobachtete. Im Wasser gab es viele Krokodile, doch konnte ich nicht zum Schufs kommen, da die Tiere ungemein scheu waren. Nilpferde sahen wir gar nicht. Es war mir übrigens schon vorher aufgefallen, dafs wir auf der Reise von Irebu bis Coquilhatville nichts von den sonst so häufigen Tieren gesehen. Au vielen Stellen, wo ich — 70 — anlegen lassen konnte, benutzte ich die Gelegenheit, den Wald etwas zu untersuchen, fand aber immer dieselben Zustände: die Kautschuk- lianenwaren alle ausgeschlagen. Calamusarten waren häufig, besonders am Flufsrande bildeten sie nicht selten undurchdringliches (Gestrüpp. Ein jeder Versuch, sich ohne Cutlas durch diese Gebüsche bindurch- zuarbeiten, würde scheitern, die zurückgebogeneu Haken au der verlängerten Blattspitze halten einen jeden Eindringling zurück. Da ich, wenn irgend möglich, am folgenden Tage in Irebu eintreffen wollte, so liefs ich bis gegen 7 Uhr abends rudern. In der bereits eingetretenen Dunkelheit war es dann nicht leicht, einen geeigneten Landungsplatz zu finden, aufserdem machen die vielen Baumstämme im Strome eine Canoereise bei der Dunkelheit sehr gefährlich. Als wir eben das Zelt aufstellen wollten, fing es plötzlich an in Strömen zu regnen, so dafs noch alle Lasten nafs wurden, ehe wir sie bergen konnten. Auch mein bereits draufsen aufgestelltes Feldbett wurde derartig durchnäfst, dafs ich an Schlaf nicht denken konnte, da mir keine trockenen Decken zur Verfügung standen. Nachdem ich mich daher selbst trocken umgezogen hatte, liefs ich ein Feuer im Zelte unterhalten, um mich zu erwärmen und die in Scharen erscheinenden Moskitos durch den Rauch fortzujagen. Am nächsten Morgen liefs ich bereits um öV-' Uhr weiterfahren. Nach dem Regen hatte sich die Temperatur gehörig abgekühlt, auch lag ein feiner Nebel auf dem Flusse, der sich erst mit Aufgaug der Sonne hob. Es war ein herrlicher Morgen. Nach einer Stunde erreichten wir das Nachtlager eines Inspektors der Telegraphenlinie, welche längs des rechten Ufers vom Stanley-Pool nach Coquilhatville im Bau begriffen war. Der Herr war am Tage vor mir von Coquilhatville abgefahren und wollte auch nach Irebu zurückkehren. Da sein Canoe schneller lief als das meinige, lud er mich ein, mit ihm zu fahren und mein Canoe nachkommen zu lassen. Wir machten unterwegs einige Fahrtunterbrechungen, er, um die Linie zu inspi- zieren, ich, um mir die Zusammensetzung des Waldes anzusehen. Als wir gegen 12^/2 Uhr in Irebu anlaugten, war von meinem Canoe noch nichts zu sehen, dasselbe traf erst gegen 2 Uhr ein; natürlich hatten sich die Leute, da ich nicht dabei war, auch nicht überraäfsig angestrengt. Da in Irebu zur Zeit kein gröiseres Canoe zu finden war, wurde ich leider gezwungen, daselbst einige Tage Rast zu machen, bis ein solches eintraf. Kommandant Jouniaux versuchte, mir den Aufenthalt so angenehm als möglich zu machen; er führte mich auf der Station umher und gab mir Aufklärung über die ver- schiedensten Dinge, welche mich interessierten. Auf einigen kleinen Exkursionen, welche ich in der Umgegend unternahm, hatte ich Gelegenheit, den Charakter der Wälder in der Umgegend kennen — 71 — zu lerneu. Da es ziemlich ausgedehnte Grassteppen in Fülle hier gab, in denen diese Wälder, selten gröfsere Komplexe bildend, zer- streut umherlagen, so war natürlich auch die Vegetation dieser Buschwälder eine ganz andere, als ich sie im Congo vorher kennen gelernt hatte. Landolphien waren hier und da vereinzelt anzutreffen, aber nur in dünnstämraigen Exemplaren, welche von den Einge])orenen noch nicht angeschnitten wurden. Landolphia florida war längs der Flufsufer sehr verbreitet. Die orangegelben Früchte werden von den Affen gern gefressen, da die Samen von einer süfsen Pulpa umgeben sind. Costus- (Bossassanga-) Arten waren allenthalben am Rande der Wälder und Gebüsche reichlich vorhanden. Da wo frisch Urwald geschlagen wird, stellen sich die Pflanzen gewöhnlich sehr bald ein. Ein nicht unerheblicher Teil der Grassavannen war mit Borassuspalmen bedeckt, was der ganzen Landschaft einen recht imposanten Anblick verlieh. Die Früchte der Borassuspalme werden nur selten von den Eingeborenen gesammelt, da sie von einem sül'slichen Fruchtfleische umgeben sind, doch wird in vielen Gegenden der Stamm direkt unterhalb der Krone angebohrt zur Gewinnung von Palmenwein. Nicht selten sieht man Strecken, in denen die Borassuspalmen durch dieses Anbohren getötet sind. Endlich, am 17. Juli, traf das langersehnte Canoe ein, so dafs ich am 18. Juli abreisen konnte. Das Canoe war sehr dick gebaut und hatte vorn und hinten eine kleine Plattform, auf welcher noch einige Ruderer stehen konnten; es ist dieses eine Eigentümlichkeit der Übangi-Canoes, von denen die gröfseren sogar Plattformen für sechs bis sieben Ruderer vorn und hinten besitzen sollen. Infolge laugjährigen Gebrauches war das Fahrzeug an den Seiten etwas defekt geworden, so dafs ich zweifelte, meine sämtlichen Lasten unterbringen zu können. Als wir dann am Nachmittage abfuhren, ragte, nachdem sich noch meine zehn Ruderer (Congostaat-Soldaten und ein Sergeant) hineingesetzt hatten, eben nur noch der oberste Rand an den Seiten empor, so dafs ich sehr bezweifelte, richtig in Lukulela anzukommen. Noch länger in Irebu warten wollte ich auch nicht, da das nächste gröfsere Canoe, welches man mir zur Verfügung hätte stellen können, erst nach einer weiteren Woche erwartet wurde. Das Wetter war für die Reise in dem defekten Canoe nicht gerade das beste, denn es wehte eine ziemlich steife Brise auf dem Strome. Von Insel zu Insel weiter zur Mitte des Flusses fahrend, machten wir allmählich schnelleren Fortschritt, je mehr wir in den Strom hineingelangten. Wir waren kaum eine Stunde von Irebu fortgefahren, als sich plötzlich ein riesiges Nil- pferd etwa zehn Schritte vor dem Canoe aus dem Wasser hob und brüllte. Da wir inmitten des Flusses waren, war die Lage nicht — 72 — sehr angenehm, um so mehr, als ein Ötols des Tieres genügt hätte, uns mit sämtlichen Lasten umzuwerfen. Ich liefs den Kurs etwas ändern und hielt mein Gewehr in Bereitschaft. Das Tier tauchte sogleich wieder unter und ei'schien kurz darauf wieder hinter dem Canoe. Nun glaubte ich feuern zu müssen, denn das wütende Tier hatte oflenbar die Absicht, uns anzugreifen. Ein Schufs ertönte, und mit furchtbarem Geheul tauchte der Riese wieder unter, ohne sich zu einer zweiten Salve sehen zu lassen, denn nun hatte ich den Soldaten befohlen, auch ihre Gewehre in Bereitschaft zu halten. Die Leute meinten zwar, dafs ich das Tier tödlich verletzt habe und dafs es nach etwa einer Stunde wieder oben an der Wasser- fläche erscheinen würde, doch war ich nicht meines Schusses sicher genug, um deshalb Zeit zu verlieren, zumal, da es dann sehr frag- lich gewesen wäre, ob wir noch einen Lagerplatz für die Nacht gefunden hätten, und in meinem Canoe mir die Fahrt die Nacht hin- durch zu gefahrvoll vorkam. Von Insel zu Insel weiter vordringend, kamen wir gegen Abend in Sicht des französischen Congo- Ufers, auf dem mir meine Leute bald die Missionsstation Lironga zeigten. Da es bereits zu dunkeln anfing, liefs ich auf die Station zusteuern und traf auch gegen 6V2 Uhr wohlbehalten dasell)st ein. Die fran- zösischen Missionare luden mich ein, bei ihnen über Nacht zu bleiben. Bevor ich nächsten Morgen weiterfuhr, machte ich einen kleinen Rundgang auf der Station. Alles war vorzüglich in Ordnung ge- halten, besonders die verschiedenen Anpflanzungen. Hier sah ich auch seit längerer Zeit einmal wieder ein Batatenfeld. Die Neger- jungen, welche hier erzogen werden, werden sehr streng gehalten und sollen vor allen Dingen zu guten Arbeitern herangebildet werden. Nach allem, was ich hier sah, schien es, als ob man den Knaben auch schon etwas Tüchtiges beigebracht habe. Bei Frühstück er- zählten mir die Herren einige ihrer Jagderlebnisse mit Elefanten, von denen diese Gegend noch voll ist. Da die Tiere die An- pflanzungen nicht selten zerstören sollen, ist es natürlich eine grofse Freude für die Station, wenn eins derselben erlegt wird, ganz ab- gesehen davon, dafs dadurch riesige Mengen von Fleisch gewonnen werden, welches dann unter die Eingeborenen verteilt wird, denn dasselbe wird sehr geschätzt. Als ich gegen 7 Uhr aufbrach, war das Wasser des Stromes derartig bewegt, dafs mir die Missionare rieten, noch länger zu bleiben, ich mufste es aber ausschlagen, denn ich wollte nicht zu viel Zeit verlieren. Die Fahrt über den Congo an jenem Tage werde ich nicht ver- gessen. Anfangs ging alles gut, das Canoe wurde zwar immer hin und her geschleudert, doch schlugen die Wellen selten über den Rand; je mehr wir aber nach der Mitte des Stromes kamen, desto — t6 — furchtbarer wurde die Fahrt. Die Leute wufsten vor Furcht kaum mehr meinen Befehlen zu gehorchen, denn das Getöse war betäubend, ebenso schlugen die Wellen beständig in das Canoe hinein, so dafs zwei Leute nur immer das eindringende Wasser ausschöpfen mufsten; ich selbst glaubte nicht mehr daran, dafs wir das andere Ufer er- reichen wiirden, denn mehr als einmal sah ich Wellen kommen, von denen ich sicher glaubte, umgeworfen zu werden, und nur durch plötzliche Wendungen des Canoes Avurde dieses vermieden. Ich selbst ruderte mit allen Kräften und arbeitete mich dabei trotz des starken, kalten Windes, welcher wehte, tüchtig in Schweifs, dabei hatte ich noch auf alles aufzupassen, denn die Leute selbst waren ganz kopflos geworden. Es waren einige aufregende Stunden. Endlich gegen 10 Uhr gelang es uns, eine Sandbank zu erreichen, wo ich anlaufen liefs, um mich nicht noch einmal der Gefahr auszusetzen, mit Mann und Maus zu ertrinken oder den Krokodilen zum Opfer zu fallen. Kaum hatten wir das Canoe auf den Sand gezogen, als sich ein furchtbarer Tornado mit einem echten Tropenregeu erhob, der uns in Kürze alle bis auf die Haut durchnäfste. Wären wir noch eine halbe Stunde länger auf dem Wasser gewesen, so wäre das Canoe sicher untergegangen. Wie ich richtig vermutet hatte, legte sich nach dem Regen der Sturm auch bald, und das Wasser wurde allmählich ruhiger, so dafs wnr uin 12 Uhr unsere Fahrt wieder aufnehmen konnten. Die Leute fanden denn auch bald ihre Courage wieder, besonders da ich auf der Sandbank drei Enten geschossen hatte, welche ich ihnen schenkte, denn wenn der Neger seinen Magen gefüllt hat, so ist er noch einmal so gut zu gebrauchen. Als kurz darauf die Sonne wieder erschien, zeigten sich bald die verschie- densten Wasservögel und Affen wieder. Es gelang mir auch noch, einige derselben zu erlegen, worüber meine Leute derartig in Freude gerieten, dafs sie sogleich einen Gesang auf den „Mundele na niama mingi" (weifsen Herrn, der viel Fleisch giebt) anstimmten. Da die Leute wufsten, dafs sie am Abend das Fleisch der erlegten Tiere bekommen würden, ruderten sie mit doppeltem Eifer, so dafs wir im Laufe des Nachmittags eine grofse Strecke zurücklegen konnten. Die Vegetation am Flufsrande blieb dieselbe, wie ich sie bereits früher beobachtet hatte. Nilpferde wurden immer häutiger, hin und wieder zeigte sich auch ein Krokodil auf den Sandbänken oder träge iui Wasser schwimmend. Eine Kugel, welche ich immer für diese Tiere in Bereitschaft hielt, trieb dieselben bald aus ihrer Ruhe. Als ich am Abend einen geeigneten Lagerplatz gefunden und mein Zelt auf- gestellt war, ging ich sogleich, ohne erst ein Abendesssen einzunehmen, zur Ruhe und verfiel sofort in einen tiefen Schlaf, so war ich von der Aufregung des heutigen Tages erschöpft; selbst die vielen Mos- kitos, welche mich umschwärmten, konnten mich nicht aufwecken. - 74 — Wieder vollständig erfrischt, liefs ich am folgenden Tage, nach- dem das Zelt schnell eiugepackt war. gegen 6 Uhr weiterfahren. Wir trafen heute mehr Nilpferde, als ich je vorher gesehen; häufig schien es fast, als ob sie uns entgegenkonimen Avollten. um uns an- zugreifen. In solchem Falle wurde unter grofsem Lärm tüchtig fort- gerudert, ich stellte mich bereit, um etwa zu nahe herankommende Tiere mit einer Kugel zu empfangen. Es ist mir merkwürdiger- weise nie passiert, dafs mein Canoe von Nilpferden umgeworfen wurde, obgleich das auf Reisen im Congo nicht selten vorkommt, und einige Herren daselbst nur zu häutig das Unglück zu haben scheinen. — In den Gegenden, wo die Europäer noch nicht häufig vorgedrungen sind und den Nilpferden daher noch nicht derartig nachgestellt worden ist, sind dieselben natürlich lange nicht so bös- artig als im viel befahrenen Congo. Es ist sicher, dafs der Jahre des Vorhandenseins von Nilpferden in den afrikanischen Flüssen nicht mehr sehr viele kommen werden, wenn man fortfährt, diese Tiere in derselben Weise zu vernichten, wie es jetzt geschieht. Die Jagd auf Nilpferde ist leicht und kaum sehr gefahrvoll, denn die Tiere sind sehr dumm, es gehört also gar kein besonderer Helden- mut dazu, eins zu töten. Am Vormittage fuhren wir zum grofsen Teile am Rande grofser, häufig sumpfiger Savannen entlang, in denen oifenbar viele BüflFel vorhanden waren, wie die zahlreichen Spuren am Flufsrande bewiesen. Als wir uns gegen 12 Uhr eben an Land begeben wollten, ging eine Büfi"elberde trabend davon, die ganze Gegend war offenbar äufserst wildreich. Ich schofs mir noch zutn Frühstück eine pracht- volle grofse Ente. Wir lagerten in einem herrlichen Wäldchen, dessen Bäume von den Blüten einer wundervollen rosenroten Milletia bedeckt waren. Einige in der Nähe unseres Lager{)latzes stehende Ficusarten untersuchte ich, doch, wie ich erwartet, ohne ein günstiges Resultat zu erzielen. Als wir uns eben wieder auf der Fahrt befanden, brach plötzlich ein Tornado aus, der von einem starken Regen begleitet wurde und mich also zwang, wieder an Ier später auf meinen Reisen zerbrach, möchte ich hier erwähnen, da es ethnologisch von Interesse sein mag, nämlich eine Flöte, die einzige, welche ich je in diesen Gegenden gesehen. Das Instrument war aus einem mir unbekannten hohlen Pflanzenstengel hergestellt und hatte ungefähr die Form der in Deutschland allgemein ver- breiteten Blechflöten. Da Herr Langheld mit den Einrichtungen in seiner Faktorei so weit fertig war, konnten wir am Morgen des nächsten Tages unsere Reise den Dja weiter hinauf fortsetzen. Gegen 8 Uhr ver- liefsen wir am Morgen des 16. Oktober ßomudali und dampften auf das Dorf des im Dja von seinen sämtlichen Nachbarn ge- fürchteten Häuptlings Lobilo zu. Die Scenerie war fast dieselbe wie am Dja unterhalb Bomudali, die Vegetation wohl etwas üppiger und die Ufer, besonders in der Nähe des Dorfes Lobilo s, etwas höher. Schon vom Dampfer aus konnte man die vereinzelt stehenden Kickxien sehen, besonders als wir uns dem Dorfe Lobilos näherten. Lobilo hatte schon von unserem beabsichtigten Besuche Kunde erhalten, so dafs uns, als wir sein Dorf erreichten, eine grofse neugierige Menschenmenge empfing. Unterwegs hatten wir verschiedene Dörfer passiert, welche infolge der Erpressungen dieses Negerhäuptlings verlassen waren, und was war nun schliefslich seine Macht? Etwas anderes als Hinterlist konnte es nicht sein. Als wir in sein Dorf kamen, safs er versteckt in einem der Palaver- häuser und zitterte am ganzen Körper, als wir ihm zur Begrüfsung die Hand gaben; wahrscheinlich hatte er wieder ein böses Gewissen. Man sah dem Kerl in diesem Augenblicke übrigens so recht den feigen Schurken an. Für jeden, der ihm gegenüber etwas impo- nierend auftreten kann, ist dieser Feigling meiner Meinung nach wenig gefährlich. Viel mehr als Lobilo interessierte mich das Dorf, denn für ein Fan-Dorf in der Ngoko-Region ist dieses ganz abnorm gebaut und dürfte wohl einzig im ganzen Bezirke dastehen. Zunächst ist das ganze Dorf von einem hohen Lattenzaune um- geben, welcher etwa ein Quadrat bildet; der Zugang in das Dorf hinein ist nur durch die vollständig dunklen Palaverhäuser möglich, deren Eingang so schmal ist, dafs mau nur mit Mühe sich hinein- zwängen kann. Beide Palaverhäuser waren durch viele Schichten von Baumstämmen befestigt. Die Hütten, welche zwar nach Art der — 115 - Faus sich an einer einzigen Ötrafse entlang hinzogen, waren aucli stärker gebant, als man sie gewöhnlich im Ngoko sieht; aufserdem standen hinter denselben noch kleinere Hütten und Vorratshäuser, welche ich sonst auch nirgend beobachtet hatte. Die unten be- schriebene Haartracht war bei den Weibern die allgemeine, die Männer hatten vorn und hinten das sonst nicht weiter frisierte Haar in einen oder zwei steife, abstehende Zöpfe geflochten. Aufser Perlen und einigen Arm- und Fufsringen sah man von Schmuck selten etwas. Die Bekleidung bestand bei den Männern in einem kurzen, weiten Basttuche, bei den Weibern in einer Schürze aus demselben Stofi', der übrigens vor seinem Gebrauche mit zer- pulvertem Rotholz und Fett beschmiert wird. Ich machte eine kurze Exkursion, um die Natur des Waldes hier kennen zu lernen, und hörte von Herrn Langheld, als ich zurückkehrte, dafs einige Pygmäen, hier Badjiris genannt, sich im Dorfe Lobilos befänden. Da mir Dr. Plehn viel von diesem Zwergvolke, das sich nach Angaben der Eingeborenen Bakolos nennt, erzählt hatte und ich bereits häufig verlassene Hütten herumziehender Trupps im ürwalde angetroffen hatte, so war ich natürlich begierig, dieses interessante Völkchen selbst näher kennen zu lernen. Auf meinen Wunsch liefs Lobilo die Leute heranholen. Es waren drei Männer, welche ich hier sah. Dieselben "waren durchaus nicht übermäfsig klein, wenn au3h unter mittelgrofs, aber merkwürdig robust gebaut. Ihr Blick war äufserst scheu und listig, doch lag dessenungeachtet keine Falschheit darin. Merkwürdig für einen Neger war der Bart, welchen ein jeder dieser Männer hatte, da er bis auf die Brust reichte. Wie mir Dr. Plehn erzählte, waren sämtliche Bakolos, welche er auf seiner Reise nach Djimu näher zu beobachten Gelegenheit gehabt hatte, bartlos; ich erwähne dies, da auch die Mehrzahl der Männer, welche ich später sah, sich durch einen für einen Neger merkwürdig üppigen Bartwuchs auszeichnete. Dr. Plehn gebührt die Ehre, die ersten sicheren Nachrichten über das Vorhandensein dieses Zwergvolkes in seinem Bezirke gegeben zuhaben. Unter seinen ethnologischen Aufzeichnungen zeigte er mir sehr viel Notizen über diese Leute, auch eine kleine Sammlung von Wörtern ihrer Sprache. Er hatte auch bis zu dem Augenblicke, als wir uns am 14. Oktober am Bumbe trennten, nur Männer der Badjiris gesehen; die Weiber waren stets zur Zeit ent- flohen. Lobilo hatte diese Männer für sich gewonnen, um durch sie Elefanten jagen zu lassen, denn das ist ihre Hauptbeschäftigung; auch sollen sie dabei eine solche Gewandtheit haben, dafs es ihnen mit ihren Lanzen immer gelingt, so viel Elefanten zu erlegen, dafs es ihnen nie an Fleisch mangelt. Wie mir Plehn mitteilte, — 116 — schreiben die Fan-Stämme dem letzteren Umstände es zu, dafs die Hakolos Menschenfleisch verschmähen. Nachdem Herr Langheld mit Lobilo noch die Geschenke aur>- getauscht hatte, dampften wir kurz nach Mittag weiter. Nach etwa zweistündiger, ziemlich eintöniger Fahrt erreichten wir die Mündung des auch noch vollständig unerforschten Kudu-Flusses und das dicht dahinter am Dja liegende Dorf N'goala, welches das Endziel der jetzigen Flufsfahrt sein sollte. Nach Dr. Plehns Angaben dürften die grofsen Schnellen, für welche er den Namen Carnap- Schnellen, zu Ehren des Herrn Oberleutnants v. Carnap-Quernheimb, welcher zuerst bis in die Südostecke Kameruns vordrang, gewählt hatte, noch drei bis vier Stunden Dampferfahrt oberhalb des Dorfes N'goala gelegen sein. Da wir einige Zeit hier vor N'goala liegen bleiben wollten, so benutzte ich die Gelegenheit, ein auf der anderen Seite des Kudu eine halbe Stunde Weges im Innern gelegenes Dorf zu besuchen. Zusammen mit dem Kapitän des Dampfers, einem Skan- dinavier, machte ich mich in Begleitung eines Führers aus dem Dürfe N'goala und einiger Eingeborenen vom Dampfer aus auf den Marsch. In einigen kleinen Canoes setzten wir über den Kudu und traten dann in den Wald ein, der trotz seines feuchten Bodens doch zahlreiche Kickxien enthielt. Unterwegs erzählte mir der Führer von N'goala, dafs ein Lager der Bakolos in der Nähe sei. Eine solche Gelegenheit liefs ich mir nicht entgehen; meinen Leuten möglichst leises Gehen gebietend, marschierte ich mit dem Führer voraus und bog mit ihm von dem Wege ab in den Wald ein. Es gelaug uns auch wirklich, unbeachtet an das Lager heranzuschleichen, welches auf einer kleinen Erhöhung lag. Ich stürmte dann plötz- lich vor und stand nun zum grolsen Schrecken der Bakolos unter ihnen. In heilloser Furcht ergriff alles die Flucht, denn einen Weifsen hatte wohl noch keiner von ihnen gesehen. Es gelang uns aber doch, einige Männer und zwei Weiber zu halten und schliefs- lich so weit zu beruhigen, dafs sie mir sogar eine ihrer Elefanteu- lanzen verkauften. Die Weiber waren noch kleiner als die Männer und hatten recht häfsliche Gesichtszüge. Die Hütten hatten die Form einer hingestreckten Viertelkugel und standen im Kreise herum; sie waren nur grofs genug, dafs etwa zwei Personen Platz darin hatten. Als nun auch die übrigen Leute herangekommen waren, setzten wir den Marsch nach dem Dorfe im Innern fort. Unser Führer schien ein recht verständiger Bursche zu sein; als wir uns dem Dorfe näherten, gebot er den Leuten, sich möglichst leise heranzuschleichen, da sonst die Eingeborenen fliehen würden, denn einen Weifsen hätten auch diese wohl kaum gesehen. Auch hier gelang es uns, bis zum Dorfe vorzuschleichen, ehe wir bemerkt wurden. Dann — 117 — erhob sich phjtzlicli das Geheul der Weiber, als sie uns erblickten. Ich rief den Leuten zu, sie sollten nur Ijeruhigt sein, denn ich sei nur gekommen, um ihr Dorf zu sehen und Hühner von ihnen zu kaufen. Die Weiber, welche entflohen waren, kamen auch wieder, als sie sahen, dafs wir uns mit den Männern ganz friedlich unter- hielten; schliefslich wurden sie sogar ganz dreist. Ich hatte nur wenige Tauschartikel mitgenommen, da ich glaubte, dafs hier nicht yiel zu kaufen sei; die Leute boten aber so viel an, dafs ich ihnen den Vorschlag machte, bis zum Dja mitzukommen, wo sie am Dampfer einen besseren Markt finden wiirden. Mit einer ganzen Kolonne zogen wir dann zum Dampfer zurück, wo die Leute noch manches verkaufen konnten. Herr Langheld wollte durchaus noch wieder vor Anbruch des Abends bis Bomudali zurück; ich hätte mich gern hier noch unter dem Völkchen etwas länger aufgehalten, das einen viel intelligenteren und freundlicheren Eindruck machte als die Misangas am Ngoko. Kurz nach 4 Uhr traten wir nun die Rück- fahrt -an, welche bei der schnellen Strömung des Flusses nur die Hälfte der Zeit in Anspruch nahm als die Fahrt flufsaufwärts. Vor Lobilos Dorf wurde nicht einmal angehalten. Schon bei eintretender Dämmerung warfen wir an der Bomudali-Faktorei Anker. Ich habe übrigens hier noch nachzuholen, zu erwähnen, dafs Kopalbäunie am Dja so weit in Menge am Flufsufer vorhanden waren, als wir gekommen waren. Dr. Plehn erzählte mir auch einmal, dafs er bei den Carnap- Schnellen beobachtet hätte, dafs seine Soldaten auch dort ein Harz während der Nacht gebrannt, welches er für Kopal hielt. Es ist also wahrscheinlich, dafs dieser Kopalbaum längs des Flusses noch weit hinaufsteigt. Interessant ist, dafs man ihn sehr selten in weiterer Entfernung vom Flufsrande findet. Am Vormittage des nächsten Tages wurde die ganze Besatzung des Dampfers ausgeschickt, um Holz zu schlagen, denn Herrn Langheld hielt es nicht länger hier; er wollte durchaus zu seiner Faktorei zurück. Gegen Mittag nahmen wir Abschied von Herrn Schulz, welcher nun hier allein zurückbleiben soll. Mit dem gröfstmöglichen Dampfdruck wurde der „Major Gambier" den Dja hinuntergejagt, wobei uns die starke Strömung noch Beistand leistete. Schon um 3 Uhr trafen wir an der Bumbe- Faktorei ein. Nach nur halbstündigem Aufenthalte dampften wir weiter den Ngoko hinunter. Diese Fahrt, welche wir nun machten, dürfte wohl für lange Zeit die schnellste bleiben, welche je auf dem Ngoko geleistet wurde, denn schon gegen 7 Uhr trafen wir in der Faktorei ein. Unterwegs sahen wir noch eine Herde Büfi'el am Flufsrande, welche aber schnell im Busche verschwanden, als sie unserer ansichtig Avurdeu. Da es zu spät war, um jetzt noch die ermüdeten Leute — 118 — zur Canoefahrt anzutreiben, schlief ich am Abend noch auf dem Dampfer und kehrte erst am nächsten Morgen zur Ngoko -Station zurück, wo ich bei strömendem Regen eintraf. Die Regenzeit schien jetzt überhaupt hier einzusetzen, denn während der letzten Zeit hatteu wir auffallend starke und häufige Niederschläge gehabt. Herr Gruschka, welchen wir am Schwarzwasserfieber niederliegend verlassen hatten, war wieder einigermafsen hergestellt, doch noch immer so schwach, dafs er nicht arbeiten konnte. Herrn v. Lüding- hausen fielen daher nun die sämtlichen Arbeiten allein zu Die Zeit, welche ich noch auf der Station verweilte, hatte ich mit dem Einpacken meiner Sachen und Trocknen der Kickxia- samen sowie anderen laufenden Arbeiten auszufüllen. Dasselbe herzliche und liebenswürdige Entgegenkommen, welches ich bei Dr. Plehn gefunden, wurde mir nun auch von Seiten des Herrn V. Lüdinghausen zu teil. In Zukunft konnte ich nur einige kleine Exkursionen machen, da ich kein Personal aufzutreiben vermochte, welches mich begleiten konnte. Herr v. Lüdinghausen war zwar so freundlich, mir von den wenigen Leuten, welche ihm gelassen waren, einige zur Verfügung zu stellen, doch machte ich keinen Gebrauch davon, weil ich wufste, wie nötig er sie selbst brauchte. Einmal noch wollte ich versuchen, auf die Hügel auf der anderen Seite des Ngoko zu kommen, mufste es aber aufgeben, da der ganze Wald am Fufse derselben überschwemmt war. Am Nachmittage brach während dieser Zeit mit merkwürdiger Regelmäfsigkeit ein Tornado mit Regen aus, welcher häufig so stark war, dafs die Häuser auf der Station Gefahr liefen, umgeblasen zu werden. Herr v. Lüdinghausen liefs zwar gerade ein neues Stein- haus bauen, doch wäre es uns dennoch sehr unangenehm gewesen, wenn uns in den provisorisch aufgebauten (Raphia-) Bambushäusern das Dach entführt worden wäre. Es ist nicht unwahrscheinlich, dafs wir es der äufserst luftigen Konstruktion dieser Häuser, welche den Wind von allen Seiten hindurchfegen liefsen, zu verdanken haben, dafs wir einem derartigen Zufalle entgingen. Herr Kruschka, welchen Herr v. Lüdinghausen zur Erholung auf eine kleine Reise nach Djimu, die Herr Langheld mit dem „Major Cambier" kurz nach unserer Rückkehr .vom Dja angetreten, mitgeschickt hatte, traf am 29. Oktober plötzlich mit der Nach- richt wieder auf der Station ein, dafs am 1. November die „Holland" von Wesso nach dem Stanley - Pool abfahren wolle. Glücklicherweise hatte ich mich so weit bereit gehalten, dafs ich denn auch dank der liebenswürdigen Unterstützung von Seiten des Herrn v. Lüdinghausen, welcher mit einigen Leuten aushalf, bereits am nächsten Tage unterwegs war. Es wurde - 119 — mir ordentlicb schwer, hier von der Ngoko- Station Abschied zu nehmen, wo ich erst mit Dr. Plehn und dann mit Herrn v. Lüding- hausen so angenehme Stunden verlebt hatte. Das ziemlich grofse Canoe war kaum im stände, meine vielen Lasten zu tragen; doch hier galt kein Zögern, wenn ich nicht viel Zeit verlieren wollte. Sehr hatte ich mich noch am letzten Tage gefreut, dafs Herr V. Lüdinghausen durch sein forsches Auftreten es so weit brachte, dafs vier Misangas einwilligten, zusammen mit einigen Leuten von der Station mich nach Wesso zu bringen. Es war dieses das erste Mal, dafs die Misangas zu einer derartigen Arbeitsleistung gebracht worden waren. Da ich zu gleicher Zeit die Post der Station mitnehmen sollte, hatte ich bis gegen 3 Uhr nachmittags zu warten, ehe ich am 30. Oktober aufbrechen konnte. Wir kamen daher denn auch nicht sehr weit, besonders da ich am Dorfe des Häuptlings Angojo an- legen liefs, um einige Lebensmittel zu kaufen. Ehe wir von dort aus das Dorf N'gali erreichten, war es stockfinster geworden, aufser- dem hatte wieder ein Tornado eingesetzt, so dafs die Situation nicht ganz gefahrlos war. Erst gegen 1^12 Uhr trafen wir in N'gali ein. Ich wollte nicht erst mein Zelt und das Feldbett unter den übrigen Lasten hervorsuchen lassen, und setzte mich deshalb zum Schlaf in einen laugen Stuhl. Doch, o weh! Es gab hier Millionen von Moskitos, welche mich während der ganzen Nacht nicht schlafen liefsen. Noch müder als am Abend vorher, setzten wir am nächsten Morgen gegen 6 Uhr unsere Reise fort. Nach einer Stunde liefs ich einige Minuten an einem kleinen Dorfe Halt machen, wo uns die Eingeborenen Elefantenfleisch zum Kaufe anboten. Von dort aus ging es bis 1 Uhr ohne Unterlafs weiter, bis wir den Sanga erreichten. In Sicht von Wesso liefs ich nun noch anhalten, um den Leuten Zeit zum Essen zu gewähren. Kurz darauf trafen wir auch wohlbehalten in Wesso ein, wo man mich bereits aufgegeben hatte, da man dachte, dafs ich schon am Abend vorher oder gar nicht eintreflen würde. Der Dampfer war glücklicherweise noch nicht abgefahren. Im Laufe des Nachmittags liefs ich meine Lasten an Bord des Dampfers unterbringen und schickte dann das Canoe mit der Bemannung zur Ngoko-Station zurück. Da am 1. November der Nebel, welcher den ganzen Flufs be- deckte, uns verhinderte, zu der festgesetzten Stunde zeitig abzufahren, so wurde es ziemlich spät, ehe wir die Reise antreten konnten. Aufser mir war noch ein französischer Beamter vom oberen Sanga Passagier auf dem Dampfer; auch er wollte zum Stanley-Pool hin- unter.. Da der Dampfer nur sehr langsam fuhr und sich fast nur treiben lassen mufste. denn er hatte sich noch während der letzten — 120 — Xgoko-Eeise einige arge Schäden zugezogen, so kamen wir trotz der starken Strömung doch recht langsam vorwärts. Holz wurde nur halb soviel verbraucht als auf dem „Major Cambier". Es war eine elende Fahrt auf einem der schlechtesten Dampfer, welche den Congo befahren. Hätte ich Leute genug gehabt, würde ich sicher eine Canoereise dieser Dampferfahrt vorgezogen haben, denn dann hätte man doch wenigstens noch die Ufer besser kennen gelernt. Da wir, nach Angabe des Kapitäns, Holz für drei volle Tage l^esafsen, so fuhren wir bis 5 Uhr am Nachmittage ohne Unterbrechung. Gegen 17-' Uhr sahen wir Likilembe und bald darauf Pembe all- mählich hinter uns verschwinden. Bei einem Dorfe, Butiuda. welches wir bei der Auffahrt nicht gesehen hatten, legten wir uns am Abend \^ vor Anker. Auch während der Fahrt am nächsten Vormittage sahen '^l wir ein Dorf, welches mir auch früher entgangen war, es wurde N'gunga genannt. Gegen Mittag erreichten wir N'kunda. wo, seit der Zeit meiner Reise den Flufs hinauf, eine Faktorei einer fran- zösischen Gesellschaft, in deren Konzessionsgebiet der Ort gehörte, entstanden war. Hier befanden sich zwei Europäer, welche sich beide sowohl darüber beklagten, dafs die Eingeborenen ihnen keine Lebensmittel verkaufen wollten, so dafs sie gezwungen seien, allein von Konserven zu leben, als auch, dafs es überhaupt keinen Handel gebe, denn bis zur Zeit (sie waren bereits zwei Monate in N'kunda) hätten sie noch keinen Zahn Elfenbein kaufen können. Diese Aussagen bestätigten genau meine Ansichten über die fran- zösischen Konzessionen am Sanga, wie ich sie übrigens weiter oben und bereits auch an anderen Orten wiederholt ausgedrückt halie. Die armen Leute wufsten vor Langeweile nicht, was sie anfangen sollten. Mit grofsem Eifer hatten sie einen weiten Platz frei- geschlagen, um nun daselbst ein grofses Haus aufzuführen, denn bis zu unserer Ankunft hatten sie in Zelten gewohnt. Als wir am Nachmittage N'kunda verlielsen, erhob sich ein solcher Sturm, dafs wir mit dem Dampfer vergeblich versuchten, umzudrehen; erst als wir im Schutze einer Insel waren, konnten wir wieder richtig manövrieren. Wir wurden dann bald von der Strömung ergriffen, welche uns, selbst wenn wir keinen Dampf gehabt hätten, unserem Ziele schnell zuführte. Gegen Abend liefen wir bei einem verlassenen Dorfe an Land. Da wir das Holz der alten Hütten gut als Feuerungsmaterial verwenden konnten, so liefs unser Kapitän die ganze Besatzung daran gehen, die gesamten Holz- vorräte auf dem Dampfer zu bergen. Ich sah hier übrigens einige Mittelpfähle an den Häusern, wie ich sie früher noch nicht beob- achtet hatte. Dieselben waren am oberen Ende in drei bis fünf verkehrte, übereinander stehende Keorel ausgeschnitzt worden und — 121 — endeten mit zwei kurzen Spitzeo. Der das Dach tragende Quer- balken war zwischen diese zwei Spitzen aufgelegt. Unterhalb dieser kegelartigeu Verzierung an der Spitze der Pfähle war ein viereckiges Loch angebracht worden, über dessen Bedeutung ich nie recht klar geworden bin, es sei denn, dafs man dort Pulverhörner oder sonstige Gegenstände aufhängte. Dafs wir uns nun der schlimmsten Moskito-Region des Congo näherten, wurde uns nur zu bald klar an den vielen Stichen, mit denen wir Europäer bedeckt waren. In der Nacht konnten wir kaum schlafen. Auch die Eingeborenen haben unter dieser Plage sehr zu leiden, da sie fast alle mit vollständig entblöfstem Körper sich zur Ruhe legen. Wieder verhinderten uns starke Nebel am 3. November, vor 9 Uhr aufzubrechen. Wir verfolgten einen Kurs, welcher von dem, welchen wir mit dem „Major Cambier" bei der Fahrt flufsaufwärts eingeschlagen, etwas abwich. So kam es, dafs wir auch heute gegen Mittag wieder ein Dorf erreichten, von dem ich vorher auch nichts gehört hatte. Unserem Kapitän war es wohlbekannt, da er dort bereits häufiger Holz gekauft hatte. Auch diesmal versuchten wir wieder, einiges zu erhalten. Nach langem Feilschen willigten die Dorfbewohner schliefslich ein, uns etwas von ihrem Vorrate ab- zulassen. Das Dorf lag an einem kleinen, dicht mit Wassergras, Pistia, Azolla und Utricularia bedeckten Creek, welcher, wie mir die Eingeborenen erzählten, weit aus dem Innern kommt, wo viele Nilpferde (Ngubos) seien; nur bei sehr hohem Wasserstande sei es möglich, dort hinzukommen. Die Leute waren äufserst mifstrauisch. Gegen Abend setzten wir unsere Fahrt dann fort. In der Nähe des Platzes, welchen wir zum Nachtlager erkoren hatten, fand ich viel Landolphien, welche guten Kautschuk gaben. Auch hier wurden wir von den Moskitos arg zugerichtet. Da der Flufs nur wenig Abwechselung bot und der Dampfer nur langsam vorwärts kam, fing die Fahrt an, uns beiden Passagieren äufserst langweilig zu werden. Nicht einmal ein Nilpferd oder ein Krokodil liefs sich sehen; aufser- dem regnete es sehr häutig, so dafs wir uns nicht selten recht un- gemütlich befanden. Weifse Edelreiher waren die einzigen Tiere hier, welche einen Schufs Pulver wert gewesen wären; doch diese verschwanden immer wieder, bevor wir uns auf Schufsweite nähern konnten, denn die Maschine unseres Dampfers verursachte einen solchen Lärm, dafs alle Tiere verscheucht werden mufsten. Gegen Mittag langten wir an einem Dorfe an, welches an einem breiten Arm des Sanga gelegen war, der dem Kapitän und mir bis dahin unbekannt war. Da das Fahrwasser günstig schien und wir ver- muteten, sehr bald wieder in den alten Kurs zurückzukommen, liefs 122 sich der Kapitän bewegen, in diesen Arm des Flusses einzufahren. Obgleich wir bis gegen Anbruch der Dunkelheit fuhren, war doch noch keine Gelegenheit gewesen, in den Hauptstrom zurückzukehren. "Wir wären eventuell wieder umgekehrt, wenn wir nicht aus der stark ablaufenden Strömung ersehen hätten, dafs wir uns immer noch im Sanga befanden. Von einer so grofsen Insel, wie wir sie hier offenbar an unserer Seite hatten, war im Sanga gar nichts be- kannt. Sehr neugierig wurden wir schliefslich, doch zu wissen, wo wir endlich wieder in uns bekannte Gegenden kommen würden; der nächste Tag mufste ja diese Frage lösen. Natürlich war auch die Gefahr vorhanden, dafs wir infolge schlechter Wasserverhältnisse umkehren niüfsten, wir hätten dann zwei Tage Zeit verloren. Am nächsten Tage dampften wir schon zeitig ab, da wir doch alle ge- spannt der Dinge harrten, welche nun kommen würden. Das Fahr" wasser war gut. Jede neue Biegung zeigte uns dasselbe Bild, zu beiden Seiten hoher Urwald, durch den diese prachtvolle "Wasser- strafse führte. So fuhren wir in diesem Kanal des Sanga hin, bis wir endlich zu unserer Freude gegen Mittag den Hauptstrom wieder vor uns sahen. Wie sich herausstellte, hatten wir durch diese Fahrt eine bedeutende Verkürzung der Route erreicht, denn die Aus- mündung des Kanales lag in nicht grofser Entfernung der Mündung des „Likuala aux herbes" und war bisher stets als eine Mündung eines Nebenflusses des Sanga betrachtet worden. Gegen 4 Uhr erreichten wir die Mündung des „Likuala aux herbes" und machten dann nach etwa noch einstüudiger Fahrt Halt, um den Leuten Zeit zu geben, für den Dampfer genügend Holz zu schlagen. Im Walde waren hier nur wenige Kautschuklianen zu sehen. Erst gegen 9 Uhr konnten wir am nächsten Tage fort, da wir nicht genügend Holz hatten, denn, da keine richtige Aufsicht über die Leute existierte, so benutzten dieselben natürlich auch jede Gelegenheit, um möglichst zu faulenzen. Die Savannen waren schon seit gestern immer häufiger geworden und waren heute sogar an der Likuala-Seite vorherrschend. Gegen Mittag erreichten wir die Mündung des Likensi- Kanales. Hier hatten wir noch das Glück, zu sehen, wie vier Eingeborene in zwei kleinen Canoes ein Nilpferd, welches sie offenbar bereits vorher verletzt hatten, harpunierten. Es war erstaunlich, dafs das ge- ängstigte Tier nicht die Canoes umwarf. Kurz nach 1 Uhr trafen wir dann glücklich wieder in Bonga ein. Wir hatten gehofft, in Bonga einen Holzvorrat zu finden, der es uns ermöglichen würde, am nächsten Morgen gleich weiter- zufahren, hatten uns hierin aber getäuscht. Während des folgenden Tages mufste daher die ganze Schiffsbesatzung für einen neuen Holzvorrat sorgen, da wir im Cons-o voraussichtlich Schwierigkeiten — 123 — haben würden, die nötigen Holzmeugen ohne grofsen Zeitverlust zu beschaÖen. Ich hatte in Bonga noch einiges zu ordnen und benutzte dann den Rest der Zeit dazu, eine Exkursion zu machen, bei der ich aber nichts Neues entdecken konnte. Kurz nachdem wir am 8. November morgens Bonga ver- lassen hatten, um nun nach dem Congo zu fahren, trafen wir den „M'Fumuntaugo", einen gröfseren Dampfer des holländischen Hauses. Unser Kapitän, welcher gern derartige Gelegenheiten l^enutzte, sich eine kleine Abwechselung zu gestatten, liels an Land anlaufen und ging dann an Bord des „M'Fumuntaugo", um sich nach Neuig- keiten zu erkundigen. Auf dem Dampfer befand sich der Gouverneur des Congo francais, welcher mit seinem ganzen Stabe auf einer Reise nach dem Ubangi begriffen war. Unser Kapitän, welcher M'ohl hier eine Gelegenheit gefunden zu haben glaubte, sich besonders auszeichnen zu können, benutzte einen Fieberanfall seines Kollegen zum Vor- wande, um unseren Dampfer, welcher hier nur leicht an einer Gras- bank durch einen Anker befestigt war. im Stiche zu lassen, und nun den „MFumuutango" nach Bonga zu führen, obgleich sich auf dem- selben noch ein zweiter Kapitän für etwaige Notfälle befand. Da wir noch in Sicht von Bonga waren, meiner Ansicht nach ein ebenso überflüssiger wie gewagter Schritt, denn es war deutlich zu sehen, dafs wir innerhalb der nächsten Stunde einen starken Tornado zu erwarten haben würden. So geschah es nun auch, dafs der äufserst lose befestigte Dampfer ohne Führung diesem Sturme preisgegeben wurde. Wenn wir losgerissen worden wären, so wäre der Dampfer rettungslos verloren gegangen, denn seine Steuer- maschine fungierte sogar in der gewöhnlichen Strömung kaum und wäre beim Tornado vollends nutzlos gewesen. Als der Sturm aus- brach, liefs ich einen zweiten Anker, welcher glücklicherweise an Bord war, vom hinteren Teile des Dampfers nach dem Ufer hinüber- legen und dann den Dampfer soweit als möglich an die Grasbank heranziehen, so dafs er etwas sicherer lag und vom Sturme weniger zu leiden hatte. Als der Tornado vorüber war, wäre es Zeit ge- wesen, dafs der Kapitän hätte wieder zurückkommen können, doch schien es diesem in Bonga so gut zu gefallen, dafs er auch am Abend noch nicht zurückkehrte. Gegen 11 Uhr am nächsten Tage erschien ein Canoe von Bonga, welches von dem Chef de Poste daselbst geschickt war, um drei von einer französischen Firma ent- laufene Bangalas. welche der Kapitän engagiert hatte, zurückzuholen. Von ihm selbst war nocli nichts zu sehen. Erst um 2 Uhr erschien er, sehr vergnügt über die Unterlirechung, welche ihm die Rück- reise nach Bonga gestattet hatte. Nun hatte er natürlich Eile, fortzukommen, um das Versäumte nachzuholen. Da ich den — 124 — Maschinisten aufgefordert hatte, einen gewissen Dampfdruck zu halten, damit wir sogleich nach Ankunft des Kapitäns abfahren könnten, waren wir schon kurz nach 2 ühr in der Lage, abdampfen zu können. Zwischen den Inseln uud dem Festlande fuhren wir stromab. Man wufste nie recht, ob man sich hier noch im Sanga oder im Cougo befände, da die davor gelagerten Inseln gewisser- mafsen die Scheide zwischen Congo und Sanga bilden, während andererseits durch den Kanal von Likensi das herunterkommende Wasser des Congo bei Bonga vorbeifliefst. Die Mündung des Likuala, welcher mit dem „Likuala aux herbes" nichts zu thun hat, passierten wir gegen 3 Uhr uud gelangten dann kurz darauf in den wahren Congo, welcher dort gerade ein recht typisches Bild darbot mit seiner breiten Wasserfläche und den unzähligen Inseln. Als die Sonne sank, gelang es uns, iu dem Gewirr von luseln noch eben einen Platz zum Aulegen für die Nacht zu erreichen; Holz gab es hier allerdings nicht, so dafs sich wohl bald wieder Maugel bei uns einstellen mufste. Erst gegen 10 ühr liels der Kapitän am nächsten Tage abfahren. Da ich in Eile war. nach der Küste zur rechtzeitigen Abfahrt eines Dampfers zu kommen, um möglichst wenig Zeit zu verlieren, war mir dieses doppelt unaugenehni. Da wir zwischen den vielen Inseln auch nicht einen direkten Kurs einhalten konnten, so war unser Fortschritt nur ein sehr langsamer. Ein Tornado, welcher am Nachmittage heraufzog, zwang uns. an einer Sandbank Schutz zu suchen. Da das Wetter noch lange Zeit sehr drohend aussah, konnten wir auch im Laufe des Nachmittags nicht weiterfahren. Nilpferde gab es nur sehr spärlich, aber desto mehr Schlangenhalsvögel und weifse Reiher. Ich unternahm noch am Nachmittage eine Canoefahrt zwischen den Inseln hindurch, um zu versuchen, ob ich nicht irgendwo in den Wald eindringen könnte, mufste diesen Versuch aber bald aufgeben, da die sämtlichen Wälder überschwemmt waren. Am nächsten Tage fuhren wir kurz nach 6 ühr ab. Gegen 8 ühr trafen wir bei der belgischen Station Bolobo ein, wo wir uns wieder tüchtig mit Hühnern versehen konnten. Ich wollte mir die Station näher ansehen und erkundigte mich nach dem Kommandanten. „Er sei mit 50 Solc.aten ins Innere gezogen, um die Eingeborenen zu lehren, wie Kautschuk geuiacht werde", erhielt ich zur Autwort. Auf einer kleinen Streiferei sah ich auch hier ein Exemplar der Kickxia latifolia. Nachdem wir unsere Einkäufe beendet (wir hatten etwa ÖO Hühner gekauft), dampften wir weiter. Bei einem kleinen Holzposten unterhalb der Station liefen wir an, da der Kapitän glaubte, von dem den Posten verwaltenden Eingeborenen Holz kaufen zu können. Derselbe gehorchte aber seinen Instruktionen genau und gab kein — 125 Holz ab. Wir hielten uns nun gar nicht weiter auf, sondern suchten sogleich nach einem Platze, wo wir genügend Holz finden würden, dals es sich verlohnte, daselbst schlagen zu lassen. Nach etwa halbstündiger Fahrt legten wir für einige Zeit an, bis wir uns überzeugt hatten, dafs es sich nicht verlohne, hier weiter Holz schlagen zu lassen. An dem Abend desselben Tages erreichten wir gegen 6 Uhr die englische Missionsstation Chumbiri, welche wir , Kickxia latifolia Stapf. A Zweigstück, B Knospe, C Blüte, D dieselbe von oben, E Kelchblatt von innen, F Längsschnitt durch die Blüte, G Antheren, H Fruchtknoten mit Griffel. aber von Europäern verlassen fanden. Kurz nach uns traf der Missionsdampfer „Peace" ein, welcher von Herrn Grenfell, dem bekannten Congo-Forscher und Entdecker der übangi-Mündung, ge- führt wurde. Sehr interessante Neuigkeiten sowie verschiedenes über seine letzte Reise gab dieser noch immer äufserst rüstige alte Missionar und Forscher an jenem Abend zum besten. Am 12. No- - 126 — vember kamen wir nuu endlicli eiumal wieder schon um 6 Uhr fort, allerdings auch nur, um wieder eine kurze Fahrt zu machen, denn schon um 9 Uhr wurde abermals angehalten, da unser Holzvorrat nun völlig erschöpft war. ich bestieg, während Holz geschlagen wurde, einen der bewaldeten Hügel in der Nähe, fand aber keine Landolphien dort, wie ich eigentlich erwartet hatte. Von dieser Anlegestelle bis zur Mündung des Kassai hatten wir nur eine sehr kurze Fahrt. Gegenüber der Kassai-Mündung hatte das holländische Haus auch eine Faktorei bei dem Dorfe ßokabo, wohin wir nun zunächst unsern Kurs richteten. Kurz nach dem Pässen langten wir vor der Faktorei an. Ein sehr netter, junger Holländer, welcher der Faktorei vorsteht, führte mich am Nachmittage in der Um- gebung umher, wo er einiges Interessante für mich zu finden glaubte. Savannen wechselten hier mit Urwald ab, erstere häufig durch Sümpfe unterbrochen. Au sandigen, sonnigen Stellen im kurzen Grase sah ich hier den Wurzelkautschuk wachsen, von dem die Bateke auch schon anfangen sollen, Kautschuk zu bereiten. Da es unser Kapitän mit der Zeit ofienbar nicht sehr eilig hatte und am nächsten Tage in Bokabo liegen Ijlieb, su benutzte ich diesen gezwungeneu Aufenthalt dazu, die Umgebung nähei- zu untersuchen. Wurzelkautschuk war ziemlich reichlich vertreten, verschwand aber sofort, wenn das Terrain weniger sandig und feuchter wurde. Auf den Bäumen in den Wäldern wie auch auf einzeln stehenden Bäumen, häufig der prallen Sonne ausgesetzt, wuchs hier eine Orchidee, welche allerdings nicht in Blüte war, doch noch an ver- trockneten Blüten, welche sich in den Blattachseln fanden, leicht erkennen liels, dafs mau es mit dem offenbar seltenen Angraecum ichneumoneum zu thun hatte. Auch eine Bossassanga-Art sah ich hier zum ersten Male, welche wohl für die Wissenschaft neu sein dürfte. Bis zu dieser Faktorei bei Bokabo kommen die Bateke aus dem Innern des Congo fran^-ais, um ihren Kautschuk zu verkaufen. Am Nachmittage erschienen auch wieder einige, welche wenige Zähne Elfenbein und einige Taschen voll Kautschuk brachten. Der Kautschuk war in grofse Kugeln geformt, welche einen ziemlich reinen Schnitt zeigten, aber doch viele Hohlräume besafseu. Nach Angaben der Leute stammte er von Landolphien her. Diese Bateke hatten eine interessante Haarfrisur, Die nach dem Scheitel zu- sammengekämmten Haare waren zu einem langen, stumpfen Kamme zusammengeflochten, welcher sich von der Stirn zum Hinterkopfe zog. Da von Seiten dieser Faktorei oberhalb des Dorfes Bokabo Holz für passierende Dampfer des holländischen Hauses geschlagen wird, so beschlofs unser Kapitän, dorthin zu fahren, um sich mit — 127 — Holz zu verseilen. Am Morgen des 14. >»'oveiiiber dampften wir ab, nun wieder stromauf. Um die Strecke bis zu dem Holzposten zurückzulegen, wozu ein Canoe gewöhnlich 1 bis 1 V2 Stunden ge- braucht, w'aren wir drei Stunden auf der Fahrt. Erst gegen 1 Uhr war dann das Holz auf dem Dampfer verstaut, so dafs wir an die Weiterreise denken konnten. Auf der Rückfahrt hielten wir noch bei der ßokabo-Faktorei an, um Post nach Brazzaville mitzunehmen, dann setzten wir ohne Unterbrechung die Fahrt bis 4 Uhr nach- mittags fort. Die „Marie", ein kleiner Dampfer eines französischen Hauses, kam vor uns den Strom hinauf. Das gab nun natürlich dem Kapitän unseres Dampfers wieder Grund, anzuhalten, um zu gleicher Zeit mit dem Kapitän der „Marie" für den Rest des Tages sich festzulegen. Unsere Fahrt nach dem Stanley-Pool, die ja schon allerdings eine sehr laugsame war, wurde auf diese Weise immer mehr verlängert. Am 18. November ereilte uns nun gar erst das Unglück. Wir hatten den Dampfer „Brazzaville" getroffen und natürlich wieder für einige Zeit die Fahrt unterbrochen. Der Kapitän kam schliefslich in ziemlich benebeltem Zustande wieder zurück und liefs die Fahrt fortsetzen. Ich machte ihn damals schon auf einen heraufziehenden Tornado aufmerksam, w^elcher in Kürze ausbrechen mufste. Er lachte nur und behauptete, dagegen mit der „Holland" anfahren zu können. Der Tornado brach bald darauf aus und trieb den Dampfer, welchen er wie eine Feder erfafste, gegen Felsen und Baumstämme, so dafs wir ein grofses Leck erhielten und sich die ganzen unteren Räume im Vorderteile des Schiffes bald mit Wasser füllten. Zu unserem Glücke wurden wir dann gegen eine Sandbank aufgetrieben, so dafs war gerettet waren. Den Nachmittag sowohl des 15. November wie den ganzen Vormittag des nächsten Tages dauerten nun die Reparaturen, welche glücklicherweise an Ort und Stelle ausgeführt werden konnten. Unsere Fracht, welche nicht leicht verderben konnte, denn sie bestand fast nur aus Elfenbein, mufste ausgeladen und an Land gebracht werden. Ich benutzte wieder diesen Zwischen- fall zu Streifereien in den Wäldern, um nach Kautschuk zu fahnden. Landolphia owarilusis war ziemlich verbreitet, aufserdem noch eine windende Carpodinusart, welche keinen Kautschuk gab. Von einer kleinblütigen Landolphie fand ich im Walde noch auf dem Boden Blüten, konnte der Pflanze selbst aber nicht habhaft werden, ob- gleich ich lange danach suchte. Endlich nach 2 Uhr konnten wnr die Fahrt fortsetzen. Die hügeligen, zum grofsen Teile bewaldeten L^fer boten einen recht pittoresken Anblick dar mit ihren häufig steil abfallenden Wänden. Am Ufer des Stromes dehnten sich mächtige Sümpfe aus, welche - 128 Landolphia owariensis P. Beauv. A Blühender Zweig. B Knospen, C Blüte, D Längsschnitt durch dieselbe. E Längsschnitt durch den Fi-uchtknoten, F Griffel, G Anthere von vom, H dieselhe von der Seite. — 129 — grofsen Scharen vou A^ogeln Schutz boten. Gegen Abend legten wir uns mit einl)rechender Dämmerung wieder am Ufer fest. Der 17. November endlich brachte die Erlösung von dieser furchtbaren Reise. Da wir friih aufgebrochen, fuhren wir schon gegen 9 Uhr im Stanley-Foul ein und kamen endlich gegen Mittag in Brazzaville bei der Hauptfaktorei des holländischen Hauses an. Noch an dem- selben Nachmittage fuhr ich nach Kiuchassa hini'iber. Dort be- suchte ich noch Herrn Dr. Briart und Herrn Vaalbroek, um mich von diesen Herren zu verabschieden. Hier entlief mir auch mein Bangala-Diener, welcher wohl glaubte, dafs ich ihn zu weit von seiner Heimat wegführe. Am 19. November siedelte ich darauf zur Station Dolo über, welche nunmehr nach der sandigen Ebene hinter der ehemaligen alten Station verlegt worden war. Ich hatte so Gelegenheit, noch einmal die Wurzelkautschuk - Pflanze zu sehen, und liefs einige hundert Früchte derselben sammeln, um sie zunächst einmal nach Kamerun überzuführen. Meine Kickxiasamen. welche ich in der letzten Zeit häuüg durchgetrocknet hatte, waren hier noch in gutem Zustande. In der Nacht gab es wieder Scharen von Moskitos. Am 20. November brachte mich die Eisenbahn, nach einer ziemlich interessanten Fahrt, über die nun in vollem Blütenflor stehenden Savannen nach Tumba, wo wir Passagiere des Zuges wieder für die Nacht Quartier suchen mufsteu. Am 21. November traf ich dann gegen Abend in Matadi ein. Da ich schon gehört hatte, dafs Kapitän Jensen, welcher mich im Februar nach Lagos gebracht hatte, hier mit der „Leopoldville" liege, um über Lagos und Sierra Leone nach Antwerpen zu fahren, so ging ich zu ihm an Bord. Da der Dampfer eigentlich keine Passagiere vor seiner Ab- fahrt annahm, so lud mich Kapitän Jensen ein, bis zur Zeit der Abfahrt sein Gast zu sein. Am 24. November verliefs die „Philippeville" Matadi und fuhr, ohne sonstwo anzulaufen, bis Boma, wo wir nach dreistündiger Fahrt eintrafen. Da keine wichtigeren Telegramme in Lagos auf- zugeben waren, konnte die „Philippeville" dort nun doch nicht an- laufen, denn sie würde sonst zu spät in Antwerpen eingetroflen sein. Ich beschlofs daher, in Banana auf den englischen Dampfer zu warten, welcher bereits seit einiger Zeit erwartet wurde. Mit diesem konnte ich allerdings nicht anders nach Kamerun kommen, als dafs ich die ganze Reise bis Angola hinunter machte. Für meine Kickxiasamen war das sehr ungünstig, denn wenn ich mit der „Philippeville" nach Lagos hätte fahren können, so wäre ich einen ganzen Monat früher in Kamerun eingetroffen. K. Schlechter, Westafrikanische Kautschuk-Expedition. q — 130 — In Borna machte ich noch Abschiedsbesuch bei Herrn Gou- verneur Vangherm^, um mich daselbst auch für die Unterstützung zu bedanken, welche ich auf meinen Beisen seitens des Congo- staates erhalten hatte. Am 25. November verliefs der Dampfer Borna, um nach vier Stunden in Banana einzutreäen. Hier entdeckte ich beim Aus- schiffen meiner Lasten, dafs ein Kolli mit getrockneten Pflanzen abhanden gekommen sei. Alles Suchen half nichts. Offenbar war das Paket auf der Eisenbahn verloren worden; ich stellte natürlich sofort die nötigen Nachforschungen an. In Banana quartierte ich mich in dem „Hotel des Magasins Gön^raux" ein, einem am Meere gelegenen Gebäude, welches in- folge der angenehmen Brise, welche mehr oder minder beständig hier weht, für Rekonvaleszenten als Aufenthaltsort sehr zu empfehlen ist. Die ganze Einrichtung war allerdings nicht vom allerbesten, doch gab sich der Verwalter die gröfste Mühe, seinen Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Der Aufenthalt in Banana wäre furchtbar langweilig gewesen, da man keine Ex- kursionen machen konnte, weil der Dampfer stündlich erwartet wurde, wenn nicht noch Herr Dr. Sucaro aus Leopoldville und der englische Missionar Mr. Forfeit mit seiner Gemahlin anwesend gewesen wären. In dieser angenehmen GesellajBhaft verging uns die Zeit schnell genug. Ich hatte aufserdera mit dem Lüften meiner Samenkisten und dem Durchtrocknen meiner Lasten immer mehr oder minder zu thun. Erst am 7. Dezember erschien endlich der langersehnte Dampfer „Niger", welcher mich hier erlösen sollte. Um besser Erkundigungen betreffs meines verlorenen Pflanzenpakets anstellen zu können, machte ich die Reise nach Matadi noch einmal. Der Directeur d'Exploitation der Eisenbahn, Herr Levi, gab sich die gröfste Mühe, dasselbe für mich zurückerlangen zu können. Solange wir in Matadi waren, allerdings ohne Erfolg; doch erhielt ich dann später in Kamerun die Nachricht, dafs das Paket gefunden worden sei. Bis zum 12. Dezember dauerte unser Aufenthalt in Matadi. Am Nachmittage des folgenden Tages verliefsen wir die Congo- Münduug bei Banana und nahmen dann einen südlicheren Kurs an der Küste von Angola entlang. Am frühen Morgen des 14. Dezember fuhr der „Niger" vor Mussera an, einem kleinen Orte, der auf einem nach dem Meere zu steil abfallenden Hügel liegt. Die Brandung an der ganzen Angola-Küste bis Sao Paulo de Loauda hinunter ist sehr stark und deshalb das Landen der Waren mit ziemlichen Schwierigkeiten verknüpft. Bis zum späten Nachmittage hatten wir zu thun, bis — 131 — wir den für diese Niederlassung bestimmten Cargo gelandet hatten. Von Mussera bis Kissembo dauerte die Fahrt nur zwei Stunden. Die Ortschaft Kissembo ist ganz ähnlich wie Mussera angelegt und fast ebenso grofs. Nachdem wir am Morgen des 1'). Dezember auch die Ladung für Kissembo gelöscht und die wenigen Export- waren, bestehend aus Kaffee und sehr wenig Kautschuk, geladen hatten, dampften wir nach Süden weiter und erreichten gegen 10 Uhr die Handelsniederlassung Ambriz. Hier hatte der Dampfer bis zum Abend zu thun, da wir auch einen nicht unbedeutenden Teil neuer Fracht für Europa mitnehmen mufsten. Schon bevor die Sonne am 16. Dezember aufging, fuhren wir in den Hafen von Sao Paul de Loanda ein. Sogleich nach dem Frühstück fuhr ich zur Stadt, um unserem deutschen Konsul daselbst, Herrn Dr. Gleim, einen Besuch abzustatten. Gern wäre ich einer Einladung desselben gefolgt und hätte mich länger hier aufgehalten; doch das war nicht möglich, da ich schon sehr viel Zeit im Congo verloren hatte. Auf den Hügeln am Rande der Stadt wuchs Euphorbia rhipsaloides Welw. in grofsen Quantitäten. Ich konnte mich hier davon über- zeugen, dafs der Milchsaft dieser Pflanze derartig mit anderen Substanzen vermischt ist, dafs das aus ihm durch Koagulation ge- wonnene Produkt nicht als Kautschuk verwendet werden kann. Ich nahm einige Zweige der Pflanze mit, um sie nach dem botanischen Garten in A^ictoria (Kamerun) überzuführen. Schon am Nachmittage dampfte der „Niger" wieder nordwärts. Ich war gerade noch zur rechten Zeit an Bord augekommen. Aufser Kaffee und Kautschuk, letzteren ü||^iemlich unbedeutenden Quantitäten, hatten wir hier auch eine^pi^l grofser Ballen geschlagener Blätter von Sanseviera teretifoliÄiSTs Ladung erhalten. Bevor wir auf der Rückreise dieCongo-Mündung wieder passierten, liefen wir am 17. Dezember noch zwei Küstenplätze au, erst Am- brizette und darauf Mussera. In Ambrizette hatten wir fast den ganzen Tag zu thun, so dafs ich es vorzog, an Land zu fahren. Die ganze Küste Angolas litt damals unter einer längeren Dürre, so dafs die Vegetation mehr oder minder vertrocknet war. Es gab infolgedessen nichts Interessantes hier für mich zu sehen. Als wir in der Nacht vom 18. zum 19. Dezember etwa der Congo-Mündung gegenüber waren, hatten wir den seltenen Anblick eines wahrhaft wundervollen Meeresleuchtens. Auch einige Scharen phosphoreszierender Fische zogen in der Nähe des Dampfers vor- über. Am nächsten Morgen erreichten wir Kabinda. Von nun an hatten wir an allen Küstenplätzen bis Kamerun hinauf Palmenkerne als Hauptfracht einzunehmen. Palmenöl und kleinere Quantitäten von Kautschuk kamen auch noch von den meisten Niederlassungen 9* — 132 - hinzu. Von Kabiuda fuhren wir zunächst nach Landana und Chiloaugo, wo wir eine Fracht von 6000 Säcken Palmenkerne und 250 Tonnen Öl erhielten, so dafs wir drei volle Tage daselbst zu thun hatten. Am 23. Dezember liefen wir noch Nyanga und bald darauf Settekama an, erhielten aber keine Ladung. Nun ging es direkt auf Cape Lopez zu, wo wir am Nachmittag des 24. Dezember eintrafen. Ich benutzte unseren kurzen Aufenthalt daselbst zu einer Exkursion in die Sümpfe hinter der Niederlassung. Während des heiligen Abends waren wir auf der Fahrt nach Gabun. Am frühen Morgen des Weihnachtstages erreichten wir Libreville, die Hauptstadt des französischen Cougo-Gebietes (Gabun). Da wir nicht die Erlaubnis bekamen, während der Feiertage Cargo einzunehmen, so waren wir gezwungen, 2V2 Tage hier zu bleiben. Gleich am ersten Tage machte ich unserem deutschen Konsul Herrn Gebauer meine Visite. Einer Einladung, während der Zeit meines Aufenthaltes in Libreville sein Gast zu sein, leistete ich gern Folge, da ich dann nicht immer des Abends zum Dampfer zurückzukehren brauchte und so mehr Zeit hatte, die Umgebung und den botanischen Garten kennen zu lernen. Herr Gebauer führte mich auch sogleich zu Herrn Chalot, dem Direktor des botanischen Gartens, unter dessen kundiger Führung ich die Sehenswürdigkeiten dieses nach dem Victoria-Garten wohl besten botanischen Gartens von Afrika besichtigen konnte. Unter anderen interessanten Sachen erhielt ich hier Stecklinge einer mit Landolphia sehr nahe verwandten Kautschukliane, der Ancylobotrys pyriformis Pierre, sowie gute Samen von Coflfea Chalotii, einer neuen Kaffeeart aus der Ubangi-Region. Für den 2G. Dezember hatten wir eine Besichtigung der etwa zwei Stunden von Libreville entfernt liegenden Wo ermannschen Sibange- Plantage in Aussicht genommen. Schon früh aui Morgen fuhren wir durch die Stadt, soweit die Wege dazu geeignet waren. Als dieselben dann aber schmäler wurden, schickten wir den Wagen zurück und setzten nun zu Fufs die Reise weiter fort. Bald hatten wir die Zone des von den Eingeborenen teils einst kultivierten, teils noch unter Kultur stehenden Landes um Libreville durchschritten und traten nun in einen prachtvollen Urwald ein, welcher au Üppig- keit mit den Wäldern am Fufse des Kamerun-Gebirges wohl rivali- sieren kann. Da wir die Sibange -Plantage noch erreichen wollten, bevor es zu heifs werden würde, denn der Tag versprach ein wunder- voller zu werden, so hielten wir uns hier nicht erst auf, sondern schritten rüstig weiter, bis wir gegen 10 Uhr auf der Plantage anlangten. Bis zu der Zeit hatte man nur Kaffee angepflanzt und dann die ganze Plantage, welche doch schliefslich nichts einbrachte, mehr — IBM — oder minder vernaclilässigt. Ein Grasbrand, welcher sich über die Plantage ausgebreitet hatte, hatte einen grofsen Teil der Kaffee- stämme teils vollständig getötet, teils arg beschädigt. Seitdem Herrn Gebauer die Vertretung der Firma Woermann in Gabun übergeben worden war, hatte er sich dieser Plantage wieder etwas angenommen und einen Europäer dortbin geschickt, der dafür sorgen mufste, dafs die vorhandenen Bestände einigermafsen rein gehalten wurden. Pa infolge eines Alikommens, welches Herr Gebauer mit der französischen Begierung in Gabun getroffen, sich nun für den Kaffee ein bedeutender Preis erzielen liefs, so gewann natürlich das Vorhandensein der schon Früchte tragenden Kaffeestämme eine ganz andere Bedeutung für die Plantage. Herr Gebauer behaup- tete, dafs er in der letzten Zeit schon einen kleinen Verdienst aus der Anlage gezogen hätte. Da er nach seiner Aussage aber bedeu- tend gröfsere Quantitäten absetzen könnte, so würde von der Plantage in Zukunft wohl Gewinn zu erwarten sein; natürlich vorausgesetzt, dafs der ausnahmsweise gute Absatz des Kaffees anhält. Mit Kakao hatte Herr Gebauer auch einige Versuche machen lassen. Die vorhandenen Pflanzen sahen sehr gesund und kräftig aus, so dafs ich es also nicht für ausgeschlossen halte, dafs der Kakao hier gedeihen wird. Der Feuchtigkeitsgehalt der Luft ist hier allerdings ein be- deutend geringerer als in den Plantagengebieten Kameruns, und deshalb dik'fte es hier sehr geraten erscheinen, mehr Schattenbäume stehen zu lassen. Für Kickxia -Anpflanzungen würde sich der Boden sehr gut eignen. Gegen Abend kehrten wir nach Libreville zurück. Nun hatte ich unterwegs mehr Zeit, auf die Vegetation zu achten, fand auch bald einige Landolphien, aber nur in sehr schwachen Exemplaren. Die sämtlichen stärkeren Lianen werden von den in der Umgebung der Stadt wohnenden Gabunesen sofort zur Kaut- schukgewinuung abgebaut, sobald sie anzapfbar sind. Von Gabun längs der Küste weiter nach Norden fahrend, erreichte der „Niger" am frühen Morgen des 28. Dezember die Corisco-Bucht. In der Nähe der Elobi-Inseln an der Mündung des Muni-Flusses an einer englischen Faktorei, „Ukaka-Beach" genannt, gingen wir vor Anker. Nachdem der kleine Vorrat an Palmenkernen, Ol und Kautschuk im Dampfer verstaut war, fuhren wir den Muni-Flufs hinauf, um daselbst an verschiedenen Orten grofse Mahagoniholz -Stämme ein- zuladen. Ich entdeckte während einiger Exkursionen, die ich in den Wäldern unternahm, Ancvlobotrys pyriformis in Menge und schaffte einige Exemplare an Bord, um sie nach Victoria über- zuführen. Botanisch war diese Gegend äufserst interessant. Die Eingeborenen, welche zu der grofsen Familie der Fan -Völker ge- hören, zeichneten sich durch sehr reichen Perlenschmuck aus. Sie — 134 — sollen sehr hinterlistig sein und keinen Europäer hier weit ins Innere hineinlassen. Bis jetzt ist es ofteiibar auch noch keinem gelungen, trotz der Wasserstrafsen, welche vorhanden sind, weiter als zwei Tagereisen ins Innere vorzudringen. Am 29. Dezember verliefseu wir den Muni-Flufs wieder und dampften nun längs der Küste nach Norden bis in die Nähe des Benito-Flusses, wo wir auch wieder eine grofse Zahl Mahagoniblöcke empfingen. Wir hatten etwa eine englische Meile von der Küste entfernt Anker geworfen. Neun oder zehn dieser Mahagoniblöcke wurden au der Küste immer zu einem Flofs verbunden und dann durch die Dampfpinasse des „Niger" zum Dampfer hinübergezogen. Am Abend des 31. Dezember erreichten wir Batta. Nachdem wir uns noch am Neujahrstage in Grofs-Batanga kurze Zeit aufgehalten hatten, fuhren wir am 2. Januar 1900 in den Kameruu-Flufs ein und warfen um 8 Uhr der Stadt gegenüber Acker. rv. Kapitel. Kamerun- und Bakossi- Expedition. In Kamerun angekommen, machte ich zunächst dem dortigen Richter, Herrn Grafen v. Oberndorf, Avelcher dort den Herrn Gouverneur vertrat, meine Visite, um mich als zurückgekommen bei ihm zu melden. A'^on ihm erfuhr ich nun Genaueres über die Zustände im Innern, von denen ich schon Gerüchte in Batanga ver- nommen. Leutnant v. Queis und Conrau waren in der Zwischen- zeit ermordet worden. In Kamerun wurde eben die Strafexpedition, welche Hauptmann v. Besser führen sollte, ausgerüstet; man wartete mit der Entsendung derselben nur noch auf einige Ausrüstungen, welche der nächste Dampfer bringen sollte. Unter diesen Umständen schien die Ausführung einer Expedition in die Gebiete der Bakossi, welche so wie so bereits den Ruf eines leicht erregbaren Volkes genossen, sehr in Frage zu kommen. Da ich an der Südküste infolge der Buli -Aufstände auch nicht weiter ins Innere vordringen konnte, hatte ich jene Bakossi -Expedition geplant, denn ich vermutete in jenen Gegenden das Vorhandensein der Kickxia elastica. Da ich vorher keine andere Gelegenheit fand, nach Victoria zu fahren, wartete ich bis zur Abfahrt des „Niger", um dorthin zu ge- langen. Am 5. Januar fuhren wir aus dem Kamerun-Flusse hinaus und erreichten gegen Mittag die Ambas-Bay, welche in der Mittags- sonne sich in ihrer ganzen Pracht zeigte. Während meiner sämt- lichen Reisen hatte ich doch keinen Platz in Afrika gesehen, welcher dieser Ambas-Bay an Üppigkeit der Vegetation und Schönheit der Lage gleichkommt, J^te^ß^^^fTtTin Südafrika ist entschieden auch schön gelegen und würde wohl die Ambas-Bay an Schönheit über- treffen, wenn nicht dort die A^egetation trotz ihrer immensen Reich- haltigkeit einen so äufserst dürftigen Charakter tragen würde. Am Nachmittage liefs ich meine sämtlichen Sachen an Land schaffen und quartierte mich wieder im Hotel der Ambas Bay Trading Company ein, das unterdessen bedeutend verbessert worden war, so dafs man sich, dank den Bemühungen des Herrn Lange, hier stets sehr wohl fühlte. Zu meiner grofsen Freude vernahm ich, dafs Herr Geheimrat Wohltmann auch am Tage vorher angekommen sei. Am Nach- j — 136 — uiittage ging ich dann noch sofort zum botanischen Garten, um dem Gärtner daselbst die von mir mitgebrachten Pflanzen und Samen zu überweisen. Die Kickxiasameu sahen schon recht bedenklich aus, so dafs ich befürchtete, sie hätten trotz der Sorgfalt, mit der ich sie behandelt hatte, ihre Keimfähigkeit verloren. Leider war dieses auch wirklich der Fall, wie sich bald herausstellte. Am Abend kam Herr Bergassessor Hupfeld, der General- bevollmächtigte des Herrn Sholto Douglas, und bat mich, doch noch am selbigen Tage Herrn Geheimrat Wohl tm an n aufzusuchen, bei dem ich am Nachmittag vergeblich vorgesprochen hatte, da sie am nächsten Morgen nach Buea aufbrechen wollten. Mit Herrn Geheimrat Wohltmann verabredete ich nun, dafs ich zusammen mit Herrn Stammler, dem Leiter der Moliwe-Pflanzung, nach Buea nachkommen wolle, um mich dann an einer Rundreise in den Piautagengebieten des Kamerun-Gebirges zu beteiligen; ich wäre lieber sofort mit nach Buea gegangen, um dem Herrn Gouverneur v. Puttkamer Bericht über die Sanga — Ngoko- Reise zu erstatten, wollte aber doch erst die Verteilung der Kickxiasamen erledigen, soweit dieses mög- lich war. Am Sonntag, den 7. Januar, ging ich nach Kriegsschifi'hafen zu Herrn Friederici, um dort das Resultat der von mir gemachten Vorschläge betreÖs Anpflanzung der Kickxien zu sehen. Zu meiner grofsen Freude standen die Pflanzen sehr gut, und, soweit bis dahin beurteilt werden konnte, bewährten sich die Vorschläge. Es waren beim Umpflanzen aus den Samenbeeten in den gelichteten Wald eine Anzahl von Pflanzen zu Grunde gegangen, besonders da, wo sich am Waldrande zwei scheufsliche Unkräuter, eine Convolvulacee und eine Momordica, zeigten, welche mit grofser Geschwindigkeit alles überwucherten und die kleinen Pflanzen erstickten. Bis dieselben angewachsen sind, wird es natürlich nötig sein, dafs sie einiger- mafsen rein von Unkraut gehalten werden, damit letzteres nicht mehr die Oberhand über sie gewinnen kann. Herr Friederici war mit dem Gedeihen der Pflänzchen durchaus zufrieden. Die im Samenbeete zurückgelassenen Kickxien hatten sich natürlich viel hesser entwickelt, da sie nicht durch das Umpflanzen in ihrem Wachstum gestört worden waren; einige derselben hatten eine Höhe von zwei Fufs erreicht. Eine Rundfahrt in der Kakaoplantage be- wies, dafs auch hier die schon günstigen Zustände sich immer mehr vervollkommneten. Die verschiedensten neuen Anlagen sind ge- schafften worden. Besonders das Vorwerk „Wasserfall" hatte seinen Anblick sehi- verändert, da die Kakaopflanzen, welche ich damals dort gesehen, nun zu stattlichen Bäumchen herangewachsen waren, obgleich die spärlichen Regen, Avelche während meiner Abwesenheit nS 1-; bA p O a. ij >^ L) (U Q — 137 — gefallen, für die Eutsvickeluug der Anlagen äufserst ungünstig gewesen waren. Am Abend noch kehrte ich wieder nach Victoria zurück, da ich am 8. Januar früh zur Moliwe-Pflanzung aun)rechen wollte. Mit drei Trägern und meinen beiden Jungen, von denen der eine recht gut Deutsch verstand, brach ich am 8. Januar früh am Morgen auf. Ich fühlte mich ganz wohl und marscbirte daher mit den Leuten ziemlich schnell bis zum Limbe-Yorwerk der „Victoria"- Pflauzungsgesellschaft. Hier Ijeiiel mich plötzlich ein starkes Un- wohlsein, so dafs ich gezwungen wurde, mich daselbst einige Zeit niederzulegen. Das starke Erbrechen schien fast ein Zeichen zu sein, dafs ich mir ein heftiges Fieber zugezogen hatte. Doch gegen 2 ühr am Nachmittag fühlte ich mich wieder wohl genug, um den Marsch fortsetzen zu können. Wir stiegen auf einem breiten, noch nicht ganz vollendeten Wege bis Boniadikombe am Fufse des Ge- birges empor und marschirten dann von dort auf einem Waldwege bis zur Moliwe- Pflanzung, welche wir gegen 4 Uhr erreichten. Herr Stammler, welcher bereits von meiner beabsichtigten Ankunft be- nachrichtigt war, hatte schon alles so weit vorbereitet, damit wir zeitig von Moliwe nach Buea am nächsten Tage aufbrechen könnten. ]ch fühlte mich infolge des Marsches nach meinem kleinen Fieberaufall noch nicht recht wohl und ging daher zeitig schlafen, um am nächsten Tage für den anstrengenden Marsch nach Buea frisch genug zu sein. Da es am nächsten Morgen zu regnen begann, verschoben wir unseren Aufbruch bis um 10 Uhr. Um aber die Zeit bis dahin nicht zu verlieren, besichtigte ich die Plantage und vor allen Dingen die mit Kickxia bepflanzten Teile. Herr Stammler war ganz entzückt von den Resultaten, welche er erzielt hatte. Einige der ausge- pflanzten Bäumchen hatten auch bereits eine Höhe von zwei Fufs erreicht. Fast möchte ich sagen, die Pflanzen standen hier noch besser als auf der Kriegsschifi'hafen-Plantage. Unkraut kam hier w^euiger auf, da die Plantage nicht am Waldrande begann und daher weniger Sonne für die Unkräuter vorhanden war. Als der Regen etwas nachgelassen hatte, brachen wir zusammen mit acht Trägern und unseren Jungen nach Boniadikombe auf. Von dort aus schlugen wir einen schmalen Pfad ein, welcher uns durch teilweise kultiviertes Gebiet und durch einige Dörfer hindurch, all- mählich am Abhänge des Gebirges ansteigend, oberhalb Bomana in den breiten Victoria — Buea-Weg brachte. Gegen 1 Uhr erreichten wir ein Hotel, welches von einem unternehmenden Sachsen an der Buea-Strafse aufgebaut ist, um den ermüdeten Wanderern etwas Rast und Erfrischuno; zu bieten. Da Herr Stammler mit dem Besitzer — 138 — dieses Hotels so wie so verschiedenes Geschäftlicbe abzumachen hatte (der Grund, auf welchem es aufgebaut ist, gehörte noch zur Moliwe- Pflanzung), so gaben wir unseren Leuten eine Stunde Ruhe, während welcher wir uns zum Mittagessen niedersetzten. Von dem Hotel „Sachsenhof" bis zum Rande des Buea-PIateaus hatten wir noch etwas iiber eine Stunde zu marschieren. Selten war mir ein Marsch so schwer geworden als dieser; offenbar hatte icli meinem nicht wieder ganz hergestellten Körper zu viel zugemutet, denn auch für einen gesunden Menschen ist dieser Marsch bis Buea hinauf nicht gerade ein leichter Spaziergang. Sobald wir auf dem Plateau waren, fühlte ich frischen Mut. Schon nach kurzer Zeit sahen wir Buea vor uns liegen und kamen endlich um 5 Uhr auf der Station selbst an. Hier bekamen wir von Herrn Leuschner unsere Zimmer wieder im Rekonvaleszentenhause angewiesen, wo wir uns denn gleich tüchtig reinigten und umzogen, denn von dem Marsche auf der staubigen Strafse (es hatte zwischen Bomana und Buea am Morgen nicht geregnet) waren wir von oben bis unten beschmutzt. Zum Abend waren wir von Herrn Gouverneur v. Puttkamer zum Essen eingeladen. Bei dieser Gelegenheit äufserte sich Herr Gou- verneur Köhler von Togo, welcher nach Kamerun berufen war, um den bald zur Erholung nach Europa zurückkehrenden Herrn Gouverneur v. Puttkamer zu vertreten, dafs er mich auch in Togo in jeder Weise unterstützen würde, falls ich, den von Herrn Geheim- rat Wohltmann und Herrn Bergassessor Hupfeld gemachten Vorschlägen folgend, auch eine kurze Bereisung des Misahöhe- Bezirkes unternehmen würde. Damals konnte ich mich noch nicht sicher für die Sache entscheiden, doch war schliefslich das Ver- sprechen des Herrn Gouverneurs Köhler der Hauptgrund, welcher mich veranlafste, wirklich später zuzusagen. Herr Geheimrat Wohltmann, Herr Bergassessor Hupfeld und Herr Stammler brachen bereits am nächsten Morgen auf, um nach der Lisoka- Plantage zu gehen, wo ich mit den Herren am folgenden Tage zusammenzutreffen versprach, da ich Herrn Gouver- neur V. Puttkamer noch Bericht über die Sanga — Ngoko - Reise erstatten wollte. Den Verabredungen gemäfs brach ich am 11. Januar von Buea auf, um Herrn Geheimrat Wohltmann nach Lisoka zu folgen. Auf einer breiten, schönen Strafse, wie sie Herr Leuschner nach allen Richtungen von Buea aus innerhalb seines Bezirkes hat anlegen lassen, stieg ich langsam von dem Buea-Plateau herab und erreichte nach etwa Vji Stunden das wundervolle Lisoka -Plateau, welches etwa 100 m unterhalb des Buea-Plateaus liegt, also in -einer Höbe, welche noch für Kakaobau geeignet ist. Das Plateau ist hauptsäch- — 139 — lieh mit Elelautengras bedeckt, iu welchem sich kleinere Komplexe von Wald und vor allen Dingen viele einzeln stehende Bäume be- liudeu, welche dann bei den Kakaokulturen gerade genügend Schatten für die Anlagen spenden. Bei dem Dorfe Moliko zweigte sich der Weg zur Plantage von dem Wege ab, welcher über Malende nach Mundame führt. In der Umgebung des Dorfes Moliko sah ich, kurz bevor ich die Lisoka-Plantage erreichte, an den grofseren Baum- stämmen Kautschuklianen, deren Früchte von den Eingeborenen als „Maniongo" gegessen werden. Die Exemplare waren aber alle der- artig von den Messern der Eingeborenen (Baquiris) bearbeitet, dafs die herausträufelnde Milch eben noch für mich genügte, festzustellen, dafs diese Art einen brauchbaren Kautschuk liefere. Ofienbar ist dies dieselbe Pflanze, welche durch Dr. Preufs bereits als kautschuk- liefernd bezeichnet wurde. Als ich um 12 Uhr auf der Plantage eintraf, war kein Europäer anwesend. Die Eingeborenen, welche ich beim Hause fand, gaben an, dafs die Europäer in einiger Ent- fernung augenblicklich dabei seien, eine neue Anlage zu schaffen, und liefen sogleich, um jemand herbeizurufen. Um 1 Uhr erschienen auch die zwei Herren, welche sich als Angestellte der Lisoka- Plantage vorstellten und mir mitteilten, dafs Gelieimrat Wohlt- mann und die übrigen Herren, welche unter Führung des Leiters der Plantage. Herrn Hilf er t, die weiter gelegenen Gelände der Plantage zu besichtigen gegangen seien, gegen Abend zurück- zukommen versprochen hätten. Am Nachmittage streifte ich nun auf dem Gebiete der Plantage umher und hatte die Freude, zu sehen, dafs hier viel Landolphien vorhanden seien. Herr Hilfert hatte Samen dieser Art ausgesät und ging mit der Absicht um, später die jungen Pflänzchen am Fufse der Schattenbäume auszusetzen. Der Kautschuk, welchen diese Art liefert, ist vorzüglich. Die Milch koaguliert sehr leicht und schnell sowohl durch einfache Erwärmung als auch durch Einflufs der Luft. Ich sammelte einige Früchte, um dieselben mit nach Victoria hinunterzunehmen, wo die Samen im botanischen Garten ausgesät werden sollten. Gegen Abend trafen auch die abwesenden Herren ein. Es wurde nun beschlossen, am nächsten Tage früh von Lisoka auf- zubrechen, um über ßoanda und Buenga nach der Moliwe-Pflanzung den Berg hinabzusteigen. Um 6 Uhr wurden die Anstalten zum Aufbruch begonnen; doch kamen wir nicht vor 8V2 Uhr fort, da noch vieles zu regeln war und viele Lasten wieder gepackt werden mufsten, aufserdem die Leute mit dem Abbrechen des grofsen Zeltes, welches Herr Geheim- rat Wohltmann von Buea mitgenommen, noch nicht Bescheid — 140 — wufsten. Unsere Kavalkade bestand aus fünf Europäern (Herrn Geheimrat Wohl t mann. Bergassessor Hupfeld, Herrn Stammler, Herrn Hilfert und meiner Person) und gegen 20 Eingeborenen. Herr Geheimrat Wohltmann und Herr Hilfert waren beritten. Das Dorf Moliko liefsen wir rechts liegen und marschierten quer durch das Plantagengebiet, bis wir die Moliko-Muea - Strafse er- reichten. Der Weg von Moliko bis zum Muea- Marktplatze war vollständig eben und führte durch dieselbe Parkland-Formatiou, wie sie bei Lisoka so verbreitet ist. Vom Muea-Marktplatze. auf welchem übrigens, noch vom letzten Markte herrührend, grofse Mengen von Schalen der Landolphia- (Manyongo-i Früchte umherlagen, führte der Weg mehr nach der Seeküste zu. Langsam stiegen wir tiefer hinab. Hier und dort zeigte sich zunächst häutiger Buschwald, aber doch noch recht viel Elefantengras. Das Terrain, über welches wir marschierten, bestand ausschliefslich aus verwittertem Basalt, war also sehr fruchtbar. Hin und wieder traten steinigere Stellen ein. besonders an abschüssigem Terrain, wo der Regen die Humus- schichten herabgespült hatte. Besonders häufig wurden diese steinigen Stellen, nachdem wir denMinya-Bach passiert hatten. Herr Stammler, welcher eine Stunde vor uns von Lisoka abmarschiert war, um die rechten Wege zu erkunden, wartete bereits einige Zeit auf uns. als wir gegen 10 Uhr im Dorfe Bomaka eintrafen. Von Bomaka bis Boanda, einem gröfseren Dorfe, hatten wir blofs einen Marsch von einer halben Stunde über ein zum Teil fruchtbares, wenig ab- fallendes Terrain. In Boanda, für welches wir eine Höhe von etwa 450 m über dem Meeresspiegel konstatierten, machten wir eine längere Ruhepause, um Mittag zu essen. Hier sahen wir übrigens einige Kokospalmen, die hier wohl die Grenze der Höhe erreicht haben dürften, in der sie noch gedeihen. Um 12 Uhr brachen wir wieder auf. Der Weg von Boanda über Bokoba bis Dibanda war nicht schlecht und das Terrain teil- weise noch gut; doch dann fiel der Berg ziemlich steil bis Buenga ab. Das Maultier, welches Herr Geheimrat Wohltinaun geritten, konnte nur mit gröfster Mühe und Vorsicht hinabgeführt werden. Herr Hilfert kehrte von hier nach Lisoka zurück, um nicht seinem Pferde den Abstieg auf dem steilen Wege zuzumuten; aufserdem war es schon 3 Uhr am Nachmittage, und er hatte einen weiten Weg vor sich, wenn er noch vor Nacht in Lisoka eintreften wollte. In dem Walde, welcher nun das ganze Terrain bedeckte, fand ich auch wieder Landolphien, doch von Kickxia war nichts zu sehen. Es wäre mir besonders lieb gewesen, wenn ich die Kickxia auch in Basaltboden hätte nachweisen können. Da wir in Dibanda keinen Führer bekommen konnten, welcher uns bis Fue führen sollte, so — 141 — meldeten sich schliefalicli drei Weiber dazu, welche für sich eiu kleines Geschenk beanspruchten. Allein fürchtete sich eine jede mit uns zu gehen. Der Abstieg von Dibanda bis Fue, welchen wir in etwa IV4 Stunden zurücklegten, betrug etwa 200 m. Von Fue bis Buenga-Dorf, zum Unterschiede von Buenga-Markt, welches an der Küste an den Creeks liegt, die von N'BamIja zum Mungo führen, nahm der Marsch nur eine halbe Stunde in Anspruch. Unser Barometer gab für Buenga 190 m Höhe an. Da es zu spät war, um noch bis Moliwe weiter zu marschieren, so wurde beschlossen, in Buenga Nachtquartier zu machen. Für Herrn Geheimrat Wohltmann wurde das Zelt aufgestellt. Wir übrigen Europäer liefseu unsere Feld- betten in einem geräumigen Hause der Eingeborenen aufstellen. Da wir heute einen laugen Marsch hinter uns hatten und auch am nächsten Tage sehr zeitig weitermarschieren wollten, so begaben wir uns bald zur Ruhe, trotz des herrlichen, mondhellen Abends. Die Togo-Leute, welche Herr Stammler als Träger mitgenommen, führten noch bis tief in die Nacht hinein unter grofsem Lärm Tänze auf, welche uns doch nicht abhalten konnten, sehr bald fest zu schlafen. * Gegen TVa Uhr setzte sich unsere Karawane wieder in Be- wegung. Der Weg war so steinig, dafs wir mit unseren schwer- bepackten Trägern langsamer marschieren mul'steu. Viele Strecken dieses Terrains dürften infolge des mit Basaltgeröll zu stark durch- mischten Bodens für Kakaopflanzungen ungeeignet sein. Unsere Reiseroute ging von Buenga in ziemlich direkter Richtung auf das Haus der Moliwe-Pflanzung zu, auf deren Gebiete wir uns bereits befanden. Da wir in rechtem Winkel zur Richtung der Wasserläufe vorgingen, welche vom Gebirge kamen, so hatten wir eine ziemliche Zahl von Bächen zu durchschreiten, welche sich übrigens alle durch sehr felsige Läufe und kristallklares, sehr kaltes Wasser auszeichneten. Der Ombe war der bedeutendste derselben. Wir passierten ihn dicht hinter dem Dorfe Bonjo, einem kleinen, unbedeutenden Weiler, welcher von Baquiris bewohnt wird. Vom Ombe-Flusse ab änderte sich die Gestaltung der Bodenverhältnisse allmählich wieder. Das Geröll verschwand mehr und mehr und hörte endlich wieder ganz auf, als wir den Moliwe-Bach überschritten hatten, um nunmehr in ein herrliches, fruchtbares Thal überzugehen, in welchem Herr Stammler sich angebaut hatte. Herr Geheimrat Wohltmann und Herr Hupfeld waren beide sehr angenehm überrascht, als wir uns plötzlich in der Plantage befanden, deren Lage und Stand der Kulturen bei weitem die Erwartungen überstieg, welche beide Herren gehegt hatten. — 142 — Für deu Rest des Tages blieben wir zusammen in Moliwe. Am Nachmittag besichtigte ich noch einmal geraeinsam mit Herrn Hupfeld die Kickxia -Anlage und die Arbeiterhäuser, welche hier auch recht nett eingerichtet waren. Herr Stammler hatte, da seine Arbeiter zur Hälfte aus Togo -Leuten, zur anderen aus Balundus vom Elefantensee sich zusammensetzten, zwei grofse Arbeiterhäuser gebaut, um die sich schlecht vertragenden beiden Völker getrennt zu halten. Togo- und Balundu-Leute durften auch nicht zusammen arbeiten, da sonst zu leicht Streitigkeiten aus- brachen. Es war hier entschieden in der kurzen Zeit seit der Ein- richtung der Plantage sehr viel geleistet worden, besonders wenn man in Betracht zieht, dafs Herr Stammler zuerst weiter unten, am Fufse des Gebirges, eine Anpflanzung begonnen hatte, wo ich ihn im April 1899 besucht hatte. Infolge vieler Schwierigkeiten, welche sich ihm damals dort unten entgegenstellten, hatte er seine Hauptpflanzungen dann an die Stelle hinauf verlegt, wo er zur Zeit seinen Wohnsitz aufgeschlagen. Da Herr Geheimrat Wohltmann und Herr Hupfeld noch am Abend des 17. Januar in Victoria eintreffen wollten, so reisten beide Herren bereits am nächsten Tage gegen Mittag ab. Ich selbst blieb noch bis zum andern Tage in Moliwe, wo ich am Nachmittage mit Herrn Stammler die Berechnung einer Kickxiaplantage aufstellte und einige Rundgänge in der Plantage machte, bei denen wir einige für neue Kakao- und Kickxia- Anpflanzungen in Aussicht genommene Lokalitäten be- suchten. Ein Umstand, welcher übrigens das jetzige Centrum der Anlagen auf der Moliwe -Pflanzung besonders wertvoll macht, sind die äufserst günstigen Wasserverhältnisse, welche daselbst vorhanden sind. Der Moliwe -Bach, aus welchem sich eine sehr bedeutende Wasserkraft gewinnen liefse. windet sich in verschiedenen Bogen am Fufse des Hügels entlang, welchen Herr Stammler mit grofser Umsicht für die Erbauung der für die Europäer bestimmten Häuser gewählt hat. Am Morgen des 15. Januar folgte ich nun Herrn Geheimrat Wohltmann nach Victoria, um von dort aus mit ihm zusammen am 18. Januar einen nochmaligen Besuch auf der Kriegsscliiffhafen- Plautage zu machen. Die Zwischenzeit von drei Tagen benutzte ich dazu, Vorbereitungen für die Bakossi-Expedition zu treffen, welche ich nun doch auszuführen beschlossen hatte, und im bota- nischen Garten noch einmal mit Ficus elastica Koagulationsversuche zu machen. Der Bezirksamtmann von Victoria war so freundlich, mir bis nach Buea Leute des Bezirksamtes als Träger zur Ver- fügung zu stellen, was mir um so angenehmer war, als gar keine Träger sonst aufzutreiben waren, denn die Baquiris in Victoria — 143 — zeichneu sich vor iilleu aiidereu durch Unmut zur Arlieit ganz be- sonders aus. Am 18. Januar machte ich dann zusammen mit Herrn Geheim- rat Wohltmann den verabredeten Besuch in KriegsschiÖ"hafen, Avo auch Herr Hupfeld, welcher nach Kamerun gefahren war, über N'Bamba gegen Mittag eintraf. In den Saatbeeten, auf denen die nun acht Monate alten Kickxien standen, hatte sich auf diesen eine kleine Raupe ausgebreitet, welche, wie ich nachweisen konnte, von einem benachbarten Gemüsebeete hiuübergewaudert war und an den Kickxiab'lättern eine sehr bekömmliche neue Nahrung ge- funden zu haben schien. Hoö'entlich wird bei etwaigem Verpflanzen von Kickxien, welche von dieser Raupe befallen sind, darauf ge- achtet werden, dafs die Tiere vorher abgenommen werden, damit sie nicht in die Kickxiabestäude mit hinüber geführt und verbreitet werden. Obgleich ich nicht glaube, dafs die Raupen, welche sonst nur auf niedrigen Kräutern auftreten, in den Beständen argen Schaden anrichten würden, so ist es doch immerhin wünschenswert, dafs die Anlagen von Anfang an möglichst ungezieferfrei gehalten werden und darauf geachtet wird, dafs nur wirklich gesunde Pflanzen dorthin verpflanzt werden. Während Herr Geheimrat Wohltmann und Herr Hupfeld am 19. Januar eine Besichtigung des N'Bamba -Vorwerkes unter- nahmen, kehrte ich am Vormittage nach Victoria zurück, um noch die letzten Vorbereitungen für den am 20. Januar in Aussicht ge- nommenen Aufbruch nach den Bakossi-Bergen zu vollenden. Vom Bezirksamte war mir bis Buea ein Pferd zur Verfügung- gestellt worden, so dafs ich den Marsch bergan mir ersparen konnte. Mit zwölf Trägern und meinen zwei Jungen war ich am Morgen des 20. Januar auch bereits um 6 Uhr unterwegs. Da einer der Träger, welcher schon vor Boana nicht mehr weiterkonnte, zurückgeschickt und seine Last auf die schon an sich schweren Lasten der übrigen verteilt Averden mufste, machten wir nur lang- same Fortschritte. Als wir dann gegen Mittag zum ^Sachsenhof" kamen, liefs ich Halt machen und erbat mir von den Wegebauern, welche daselbst ihr Lager aufgebaut hatten, einen Mann als Träger für den Nachmittag. Der Vorsteher des Lagers war so freundlich, mir sofort einen starken Mann abzugeben. Nachdem nun die Last des Trägers, welchen ich krankheitshalber am Vormittage zurück- geschickt hatte, wieder zusammengestellt war und ich meine Mahl- zeit im „Sachsenhof beendet hatte, brachen wir wieder auf. Ein Missionar, welcher auf dem Wege nach Buea war, gesellte sich nun auf dem Weiterritte zu mir. Da schliefslich die Träger doch zu langsam marschierten, ritten wir voraus und erreichten gegen — 144 — 3 Uhr das Biiea - Plateau. Auf eiueui mir bis dahin noch un- bekannten Wege über Klein-Soppo kamen wir gegen 47^' Uhr auf der Station Buea an. In dem Rekonvaleszentenhause bei der Familie Leuschner fand ich wieder Unterkunft. Meine Leute trafen dann kurz darauf mit meinen Sachen auch ein. Da ich die Träger von hier aus zurückschicken mufste, so sprach ich gleich mit Herrn Leuschner über die Möglichkeit, von hier bis Mundame neue Träger zu engagieren. Herr Leuschner war so liebens- würdig, zu den benachbarten Dörfern zu schieken, um Träger auf- treiben zu lassen. Die ausgesandten Leute kamen gegen Mittag des nächsten Tages, eines Sonntages, zurück mit der Nachricht, dafs zeitig am nächsten Montag die verlangte Anzahl von Trägern auf der Station erscheinen würde. Die prompte Regelung der Träger- frage bei einem Volke wie die Baquiris war ein recht guter Beweis der Thatsache, dafs Herr Leuschner es sehr gut verstanden hat, den Eingeborenen den nötigen Respekt vor dem Weifsen beizu- bringen und überhaupt die Leute richtig zu behandeln. Es geht zu- gleich daraus hervor, dafs bei einer solchen Behandlung selbst der Baquiri zu Arbeitsleistungen herangezogen werden kann, wie es allent- halben mit den geistig allerdings höher stehenden Völkern in Togo der Fall ist. Ich benutzte den Sonntag zu einer Exkursion nach dem oberen Waldrande des Kamerun-Pieks, wo ich einige interessante Gewächse sammelte. Da die Träger erst gegen T'/s Uhr am 22. Januar ein- trafen, so kamen wir erst gegen 8 Uhr fort. Um möglichst bald aufbrechen zu können, hatte ich die Lasten schon alle fertig aus- legen lassen, so dafs wir ohne weiteren Aufenthalt unseren Marsch antreten konnten. Auf dem schon früher beschriebenen Wege er- reichten wir gegen 10 Uhr das Dorf Moliko, wo ich nur eine Rast von 10 Minuten machen liefs. Durch zum Teil unter Kultur stehendes Terrain marschierten wir dann, nachdem wir auch das Muea-Dorf passiert hatten, bis nach Mamu. Zwischen Muea und Mamu begann der Wald, welchen wir nun für lange Zeit zu durch- ziehen hatten. Aufserst interessant, und für einen etwa später in diesen Gegenden reisenden Botaniker eines längeren Aufenthaltes wert, ist eine breite Wiese, welche durch einen, sie in vielen Armen durch- rieselnden Bach stellenweise etwa fufstief unter Wasser gesetzt ist. Vanilla africana wuchs in den Gebüschen am Rande dieser Wiesen allenthalben, leider ohne Blüten; häufig leisteten andere Orchidaceen, welche hier bis auf die Äste der kaum mannshohen Sträucher heruntersteigen, ihr Gesellschaft. Lan- dolphien gab es im Walde auch hin und wieder, doch seltener mit dickeren Stämmen. Offenbar ist diese Gegend noch zu häufig — 145 — von deu Kautschuksammlern besucht, die alles anschneiden oder gar abschlagen, was sie an einigermafsen anzapf baren Lianen sehen. Erst wenn eine solche Gegend dann derartig abgeerntet ist, dafs sich das Kautschuksammeln kaum mehr rentiert, wird den Lan- dolphien Zeit gelassen, wieder nachzuwachsen. Über die Art und Weise der Gewinnung der Latex, wenigstens die häufigste derselben, werde ich weiter unten noch Näheres zu berichten haben. Als wir das Dorf Mamu erreichten, wo die Eingeborenen eben dabei waren, ein gröfseres Stück Wald abzuschlagen und abzubrennen, gab ich den Trägern eine zweistündige Rast zum Essen. Während wir noch in Mamu waren, kamen einige Träger zu mir, um meine Er- laubnis zu erfragen, ob sie von dem nächsten Dorfe, Ekona, nach Buea zurückkehren könnten. Natürlich gewährte ich den Leuten das nicht, sondern liefs die ganze Gesellschaft zusammentreten und notierte ihre Namen, um sofort zu wissen, wenn jemand etwa deser- tieren sollte, wer der Übelthäter sei; um aber das Desertieren zu verhüten oder wenigstens zu erschweren, ernannte ich einen Mann, welcher mir am meisten Achtung zu geniefsen schien und auch einen ganz intelligenten Eindruck machte, zum „Headman" und erklärte ihm nun, dafs ich ihm das Doppelte bezahlen werde, als vereinbart sei, er aber hafte mir dafür, dafs niemand desertiere. Das machte offenbar einen Eindruck auf die Gesellschaft, denn, ohne noch ein- mal sich murrig zu zeigen, zog ein jeder mit seiner Last weiter, als ich das Zeichen zum Aufbruch gab. Da ich nicht gern sah, dafs der „Headman" auch eine Last zu tragen hatte, gab ich ihm die Erlaubnis, zu versuchen, für seine Last einen Träger zu eugagiereu. Auf diese Weise wurde es nun den Leuten klar, dafs ich den Mann wirklich zum „Headman" gemacht; ich möchte vorausschicken, dafs ich meine Wahl sehr gut getroffen, denn der Mann bewährte sich vorzüglich und verstand es auch sehr gut, sich bei seinen Stammesgenossen in Respekt zu halten. Einen neuen Träger zu engagieren, gelang uns schon in Mamu. Auf dem Marsche hier hielt ich dieselbe Marschordnung ein wie schon auf der Yoruba - Expedition. Die sämtlichen Träger hatten vorzu- marschieren, dann kam der „Headman" direkt vor mir, welcher meine Büchsflinte zu tragen hatte, und hinter mir die Jungen mit «inigen Kleinigkeiten, wie Regenmantel, Mütze, Feldflasche und Aneroid. Von Mamu bis Ekona führte uns ein kurzer Marsch. Da in Ekona die Kenntnis des Landes bei den Leuten aufhörte, so liefs ich den Häuptling rufen und veranlafste ihn, mir bis zum nächsten Dorfe einen Führer gegen Bezahlung zu stellen; natürlich wurde die Bezahlung erst dann geleistet, wenn ich den Führer zurück- schickte. Der gute Weg hörte in Ekona auf. Auf einem Wald- B. S chlecliter, Westafrikanisehe Kautschuk-Expedition. ]^Q — 146 — wege über bügeliges und zum Teil recht felsiges Terrain marschierten ■wir Aveiter. Je mehr wir uns von Buea entfernten, desto häufiger trafen wir Kautschuklianeu im Walde, welcher übrigens hier lange nicht mehr den so üppigen Charakter trug wie an der Seeseite des Gebirges. Man konnte hier sehr leicht erkennen, dafs die Nieder- schläge wesentlich geringere waren. Bis zum Dorfe Meandja hatten wir einen langen Marsch vor uns. Kurz bevor wir dasselbe erreichten, gelaugten wir an den Meandja-Bach, an welchem die Üppigkeit der Vegetation wieder ihren Höhepunkt erreicht. Der nicht sehr tiefe Bach flofs sehr schnell dahin und gewährte, wenn man au seinem Ufer stand, bei der Übergangsstelle einen der schönsten Anblicke, welche ich je von derartigen Scenerien genossen. Zum ersten Male sah ich hier, von den Bäumen am Wasserrande heruiiterhängend, die langen Zweige von Vauilla africana im schönsten Blütenflor. In Meandja liefs ich das Zelt aufschlagen, um für die Nacht da- selbst zu bleiben, denn wir hatten für den ersten Tag einen schönen Marsch hinter uns. Bald hatten wir alles für die Nachtruhe her- gerichtet, und die Leute safsen vergnügt am Feuer, sich ihres Lebens freuend; hatten sie doch tüchtig zu essen, das war ihnen die Hauptsache. Nachdem ich noch in dem krystallhellen, kühlen Wasser des Meandja-Baches ein Bad genommen, beschlofs ich mein Tagewerk mit Erledigung der laufenden Arbeiten, wie Tagebuch schreiben und Pflanzen einlegen. Schon zeitig hatte ich am nächsten Tage die Leute zusammen- kommen lassen, um alles zum weiteren Marsche fertig zu machen. Das Zelt war schnell abgebrochen und die Lasten wieder fertig ge- schnürt. Schon kurz nach 6 Uhr konnten wii' Meandja verlassen. Der Führer aus Ekona willigte ein, uns noch eine kleine Strecke weiter zu begleiten, da er in Mujuka Verwandte habe, welche er bei dieser Gelegenheit aufsuchen könne. Kurz hinter Meandja kamen wir wieder an einen Bach, welcher dem Meandja-Bach an Schönheit gleichkam; der Führer nannte ihn „Mupaba". Langsam senkte sich das Terrain hier, meist in kleinen Terrassen, von denen eine der anderen folgte. In dem Walde, welcher dem bei Mamu glich, machte mich der Führer wiederholt auf Kautschuklianen auf- merksam; von Kickxia aber war noch nichts zu sehen, obgleich ich sehr eifrig danach ausschaute. Der Führer erzählte, dafs ihm von einem Baume, welcher Kautschuk gebe, nichts bekannt sei; er kenne viele, die die weifse Milch geben, aber „Maniango" sei das nicht. Kurz nachdem wir wieder einen Bach, den Sope, über- schritten hatten, dessen Wasserfläche mit den weifsen Blüten des schönen, hier in allen Gebirgsbächen häufigen Crinum natans dicht bedeckt war, erreichten wir das Dorf Mujuka. Durch Ver- — 147 — mittelung unseres Ekona -Führers gelang es uns bald, in Mujuka einen neuen Führer zu bekommen, so dafs wir ohne grofsen Zeit- verlust weitermarschieren konnten. Es war sehr gut gewesen, dafs ich so vorsichtig war, einen Führer zu nehmen, denn gleich hinter Mujuka begann ein dichter Wald, in dem sich so viele Wege kreuzten, dafs wir sicher nicht zurechtgefunden hätten. Schon von Meandja an hatten wir viele Elefantenspuren gesehen; hier im Mujuka-Walde gab es deren noch viel mehr, wir stiefsen wiederholt auf Spuren, wo die Leute behaupteten, dafs Elefanten eben vor unserer Ankunft geflüchtet sein müfsten. Nach etwa IV2 stündiger Wanderung hörten wir schon aus der Ferne das Getöse des Njoke- Baches, der dicht bei dem Dorfe Njoke einen nicht unbedeutenden Wasserfall besitzt. Als wir schliefslich dicht unterhalb des Falles an den Bach kamen, stellte sich heraus, dafs derselbe nur in Canoes passierbar sei. Da auf dem anderen Ufer sich einige Leute mit Canoes befanden, so liefs ich dieselben anrufen und auffordern, die Espedition über den Bach zu bringen, was denn auch sofort geschah, wenngleich mit einigem Zeitaufwande, denn wir konnten in die kleinen Canoes nur immer drei Mann mit ihren Lasten unterbringen. Vermittelst langer Raphiablattrippen wurden die Canoes über den Bach gebracht. Da es viele Felsen gab, war es bei der starken Strömung erforderlich, dafs stets einer der Ein- geborenen dabei war, welcher das Wasser kannte. Nachdem wir aus dem ziemlich tiefen Thale des Baches herausgetreten waren, erreichten wir dann das Dorf Njoke, welches unter allen Dörfern, die ich auf der Eeise bis dahin gesehen, das bedeutendste war. Zum ersten Male trafen wir hier auch Dualla- Händler an. Bei den Bewohnern von Njoke gewahrte ich eine allgemeine Furcht, auch sah man in dem grofsen Dorfe auffallend wenig Leute. Mich nach der Ursache erkundigend, erfuhr ich von den Duallas, dafs die meisten Einwohner bei meiner An- näherung in den Busch geflohen seien; man hatte gehört, dafs die Strafexpedition (unter Hauptmann v. Besser) bald erscheinen würde, und hielt allgemein die meinige dafür. Natürlich hatten die Gerüchte die Stärke meiner Expedition ungeheuer übertrieben und aus einigen Trägern mit roten Mützen sogleich eine Schar Soldaten gemacht. In Njoke liefs ich nur einen kurzen Aufenthalt machen, da ich mir vorgenommen, erst in Malende den Trägern Zeit zum Essen zu geben. Der Weg von Njoke bis Malende führte durch einen sehr interessanten, jedoch ziemlich trockenen Urwald, in dem es sehr viele Elefanten geben soll. Von Dr. Preufs war hier in diesem Walde die Kickxia elastica zuerst nachgewiesen worden. Da mir nicht besonders daran liegen konnte, die Kickxia 10* — 148 — an eiueui bereits bekannten Standorte nochmals aufzusuchen, so liefs ich, ohne mich weiter aufzuhalten, durchmarschieren. Lan- dolphien gab es auch, doch schien denselben sehr nachgestellt zu werden; nicht selten sah man von den Bäumen Stammstücke der- selben herunterhängen, deren unteres Ende, soweit die Leute mit ihren Haumessern hinaufreichen konnten, abgeschlagen war. Gegen 1 Uhr trafen wir bei der von der Soppo-Plantage aufgestellten Hütte ein und kurz darauf im Dorfe Malende selbst, wo wir uns unter einem Mangobäume lagerten. Die in der Nähe von Malende von Dr. Preufs nachgewiesenen Kickxiastämme waren von Herrn Günther von der Soppo- Plantage, wie behauptet wurde, pachtlich erworben und zu ihrer Bewachung ein Eingeborener nach einer kleinen Faktorei in Malende geschickt worden. Um die Stämme kenntlich zu machen, soll ein jeder damals mit einer kleinen Blechmarke versehen worden sein. Eine plötzliche Abberufung des Herrn Günther hatte eine vollständige Vernachlässigung des Malende-Unternehmens zur Folge gehabt, welches, wenn auch nicht in der von Herrn Günther ausgeführten Art, doch zu einem sehr guten Resultat geführt haben könnte. Es ist sehi- zu hoffen, dafs dieser Sache bald wieder mehr Interesse entgegengebracht wird, bevor die Ein- geborenen die bei Malende vorhandenen Stämme sämtlich um- geschlagen haben. In dem Dorfe, aus dem übrigens auch die gröfsere Menge der Einwohner entflohen war, liefs ich nun eine zweistündige Mittags- rast machen. Glücklicherweise hatte ich zum Tauschhandel haupt- sächlich Tabak mitgenommen, welcher hier einen reifsenden Absatz fand. Für ein jedes Blatt konnte ich ein Ei kaufen, für ein „head" ein Huhn. Die Duallas, deren Einflufs übrigens hier sehr be- deutend zu sein scheint, kamen alle sogleich nach meinem Lager- platz und boten ihre unterthänigsten Dienste an: ein jeder glaubte, schon dafür einige Blätter Tabak geschenkt zu bekommen. Als die Herren aber sahen, dafs sie sich in der Hinsicht in meiner Person geirrt hatten, zogen sie sich allmählich wieder zurück, mit Ausnahme einiger weniger Unverschämter, welche mir wie die Hunde auf Schritt und Tritt folgten. Als schliefslich von diesen auch der furchtsame Häuptling des Dorfes herangeschleppt wurde, forderte ich letzteren auf, mir bis Bakundu einen Führer zu stellen. Er kam zwar anfangs mit einigen Ausflüchten, welche ich nicht anerkennen wollte, bis ich ihm ein Blatt Tabak schenkte, welches nun plötzlich Freundschaft zwischen uns schuf. Nicht nur ging er, einen jungen Mann, welchen er seinen Sohn nannte, als Führer herbeizuschleppen, sondern schickte mir sogar einige Hühner als — 149 — „Dasli"; der Laudessitte geinäfs schickte ich ihm auch einen „Dash" bestehend aus 4 „head" Tabak, worüber er sich so freute, dafs er mir noch einen schönen Ebenholzstock brachte, für den er dann noch ein „head" Tabak erhielt. Ich glaube, dieses „Dash"- Austauschen hätte sich noch weiter fortgesetzt, wenn ich ihm nicht hätte sagen lassen, dafs er keinen „Dash" mehr bringen solle, ich sei schon genügend von seiner freundschaftlichen Gesinnung über- zeugt. Diese Dörfer Malende und Njoke, welche beide etwa gleich grofs sind, sind sonst bei Besuchen der Europäer gewöhnlich nicht sehr zuvorkommend, doch hatte die Aussicht auf die herannahende Strafexpedition die Leute ganz aus dem Häuschen gebracht; es dauerte lange, ehe ich die Leute davon überzeugen konnte, dafs sie von derselben garnichts zu befürchten hätten, da sie ja stets den durchziehenden Europäern gegenüber freundlich gesinnt gewesen seien. Unser Mujuka-Führer kehrte hier um. Gegen 2 Uhr am Nachmittage brachen wir wieder von Malende auf. Der Wald war genau so beschaffen wie zwischen Njoke und Malende. Der Weg, welcher über ziemlich ebenes Terrain führte, war nicht schlecht. Nach etwa einer halben Stunde Wanderns sahen wir am Wege die ersten Kickxien. Es waren noch junge Pflanzen, welche etwa 8 Fufs hoch waren; von älteren Bäumen sah ich noch nichts. Wiederholt hatten wir kleine Bäche zu über- schreiten, von denen aber keiner tief genug war, um uns irgend welche Schwierigkeiten entgegenzustellen. Schon um 472 Uhr ge- langten wir zum Dorfe Bakundu, das vollständig leer war. Die gesamte Einwohnerschaft war in die Wälder geflohen. Inmitten der breiten Dorfstrafse liefs ich mein Zelt aufstellen. Die Häuser waren hier ganz anders gebaut als bei den Stämmen, durch deren Gebiete wir bis dahin gezogen waren. Sie waren sehr hoch und geräumig. Der ganze Unterbau bestand aus Lehmwänden, die Dächer waren aus Elaisblättern hergestellt. In die Häuser hinein führten hohe, hölzerne Türme, an welche übrigens mit Kreide, wahrscheinlich von einem schriftkundigen Dualla, angeschrieben war, dafs die Insassen vor dem Europäer in den Busch entflohen seien. Meine Jungen, welche diese Schrift lesen konnten und die Sachen übersetzten, freuten sich ungeheuer über diesen Einfall, In den Wald liefs ich nun wieder hineiurufen, dafs ich in friedlicher Absicht gekommen sei, und die Bewohner auffordern, in ihre Hütten zurückzukehren; meinen Leuten verbat ich strengstens, sich irgend welchen Eigentums der Dorfbewohner zu bemächtigen. Die vom umherliegenden Walde aus ihren Verstecken uns beobachtenden Eingeborenen mufsten sich wohl allmählich überzeugt haben, dafs ich wirklich keine Feindseligkeiten im Schilde führte, und kamen — 150 — einzeln, langsam und sehr scheu zurück. Als sich nun auch der Häuptling meldete, schenkte ich ihm, um mir das Vertrauen der Leute zu erwerben, einige Blätter Tabak, welche den erwünschten Erfolg auch erzielten. Bald wurden die Leutchen zutraulicher und kamen mit ihren Geschenken an, d. h. um auch von mir dafür ein Äquivalent in Empfang zu nehmen. Auch für meine Leute konnte ich genügend Planten ( Kochbananen i erstehen, so dafs ich hier nicht gezwungen war, mir selbst zu helfen. Hühner und Eier waren zu billigen Preisen in Mengen zu haben. Da diese mit Reis während meiner Expeditionen meine Hauptnahrung zu sein pflegten, machte ich natürlich ausgiebigen Gebrauch von dieser Ge- legenheit, mich wieder zu verproviantieren. Die Weiber des Dorfes erschienen erst spät am Abend, da sie wohl noch immer gehofl't hatten, dafs ich abziehen würde. Allmählich hatte sich die ganze Bevölkerung bei meinem Zelte zusammengefunden. Fast wäre diese Harmonie durch einen kleinen Zwischenfall gestört worden. Einer der Leute des Dorfes wurde ertappt, als er eben eines unserer Beile stehlen wollte. Natürlich ergriflen ihn meine Leute sofort und wollten ihn tüchtig durchprügeln. Da ich befürchtete, dafs es dadurch zu einer ernsteren Erregung bei den Eingeborenen kommen möchte, trat ich dazwischen und liefs den Ubelthäter zu mir vors Zelt bringen. Bestraft mufste der Mann werden, das war unum- gänglich notwendig, um neuen Diebstählen vorzubeugen. Vor dem versammelten Volke liefs ich dem Häuptling sagen, dafs es mir leid thue, dafs gerade hier bei ihm der A^ersuch gemacht worden sei, mich zu bestehlen. Ich stellte es ihm trotzdem frei, um ihm zu zeigen, dafs ich Frieden wolle, den Mann selbst nach Landes- sitte zu bestrafen oder mir seine Bestrafung zu überlassen. Da der Häuptling mich bat, den Mann selbst zu bestrafen und sich auch die Eingeborenen damit einverstanden erklärten, liefs ich dem Missethäter zur grofsen Belustigung der versammelten Corona durch meinen „Headman" eine tüchtige Tracht Prügel geben, welche auf ihn wohl nicht so demoralisierend gewirkt haben mag als die Ver- spottungen, denen er dann seitens seiner Stammesgenossen aus- gesetzt war. Am Abend führten die Bakundu-Leute mir zu Ehren noch einen grofsen Tanz auf, der bis tief in die Nacht hinein dauerte, obgleich ich mich bereits lauge vorher zur Ruhe be- geben hatte. Im besten Einvernehmen mit den Eingeborenen schieden wir am frühen Morgen des folgenden Tages von Bakundu. Der Häupt- ling hatte mir zwei seiner Leute als Führer mitgegeben, welche mich bis nach Mokonye bringen sollten. Nachdem wir kurz hinter Bakundu noch kleine Strecken kultivierten Landes durchquert — 151 — hatten, traten wir bald in einen Urwald ein, welcher sich durch Eeichtum an Kautschuklianen auszeichnete. Häufig sah man am Wege liegend die kleinen Häuflein von Landolphiazweigen, welche in etwa 2 Fufs lange Stücke geschnitten waren, um daun im Dorfe durch weiteres Zerschneiden und Auffangen der aus ihnen erhaltenen Milch zur Kautschukfabrikation gebraucht zu werden. Ich habe schon früher einmal dieses Frischbleiben der Milch dadurch zu er- klären versucht, dafs sich nach dem Anschneiden bald die geöffneten Milchkanäle durch die an der Luft bald koagulierende Milch ver- schliefsen und so eine Koagulation der im Innern der Zweige ent- haltenen Milch verhüten. Auch Kickxia elastica war hin und wieder zu sehen, meist allerdings in kleineren Exemplaren. Die ersten umgeschlagenen Bäume sahen wir auch auf jenem Marsche. Die- selben waren in Abständen von etwa einem Fufse mit ein- geschnittenen Ringen versehen, unter denen kleine Gefäfse zum Auffangen der Milch aufgestellt worden waren. Das Terrain war nicht selten von tiefen Thälern durchschnitten, in denen während der Regenzeit Wasserläufe von nicht unbedeutender Stärke vom Gebirge herunterkommen sollen. Nach etwa einstündiger Wanderung gelangten wir nach dem Dorfe Bakumi, aus dem bei unserer An- näherung die sämtlichen Einwohner entflohen waren. Wir zogen hier nur hindurch, ohne uns überhaupt aufzuhalten. Der Urwald hinter Bakumi war dem zwischen Bakundu und Bakumi in jeder Beziehung gleich. Auch dort sahen wir wieder viele Landolphien und hin und wieder eine Kickxia. Die Leute, besonders der „Headman", denen ich die Kickxia gezeigt hatte, bekamen bald einen scharfen Blick für dieselbe und machten mich immer auf die Bäume aufmerksam, wenn wir in ihre Nähe gelangten. Gegen 11 Uhr marschierten wir in einem Dorfe ein, welches unser Führer Batanga nannte. Ebenso wie in Bakumi waren die Hütten wieder denen der Baquiri ähnlich. Auch hier fanden wir kein lebendes Wesen im Dorfe, obgleich die noch rauchenden Feuer bewiesen, dafs bis vor kurzem die Einwohner in ihren Hütten waren. Ich liefs die Leute, welche wahrscheinlich sich wieder im Walde in der Nähe versteckt hielten, durch Rufen auffordern, zurückzukehren, da ich Lebensmittel für meine Träger von ihnen kaufen wollte, anderenfalls sei ich gezwungen, meinen Leuten die Erlaubnis zu geben, sich selbst Planten abzuschlagen. Da schliefslich niemand erschien, gab ich dem „Headman" Erlaubnis, drei Büschel Planten abzuschlagen und unter den Trägern zu verteilen. Auch einige reife Kokosnüsse, deren es hier viele gab, liefs ich herunterholen, um die erfrischende Milch derselben zu trinken. Die schönen Bananen- bestände bewiesen hier, dafs die Umgebung sehr fruchtbar sei. — 152 - Trotz des Exempels, welches ich am vorhergehenden Abend hatte statuieren lassen, konnte einer der Träger doch nicht der Versuchung widerstehen, in einer Hütte eine Decke zu stehlen. Mein „Headman*, dem ich gedi'oht hatte, ihn zu bestrafen statt des Übelthäters. falls er mir derartige Vorkommnisse nicht sofort melde, zeigte mir prompt an, dafs der Mann auf frischer That ertappt sei. Da gerade aus derartigen Kleinigkeiten, wie das Ent- wenden der Decke schliefslich eine war, in einem Lande wie hier, wo die Eingeborenen immerhin in Erwartung der herannahenden Straf- expedition, deren wirkliche Ziele ihnen unbekannt oder unverständ- lich waren, ziemlich aufgebracht schienen, die unangenehmsten Feind- seligkeiten entstehen können, liefs ich den Mann mit seiner ge- stohlenen Decke zu mir bringen, ihm erst die Decke abnehmen und schliefslich eine tüchtige Tracht Prügel verabreichen. Als wir gegen 2 Uhr nachmittags, nachdem sich die Träger ordentlich satt gegessen hatten (denn die drei Büschel Planten waren für die Anzahl der Leute so reichlich bemessen gewesen, dafs sie einen grofsen Teil der gekochten Nahrung in den Töpfen zurückliefsen), wieder zum Aufbruch fertig waren, hatte sich kein einziger der Einwohner des Dorfes sehen lassen. Fast befürchtete ich, dafs die Leute etwas Schlimmes im Schilde führten, so merkwürdig ruhig war alles umher. Doch ohne irgend welchen Zwischenfall konnten wir unseren Marsch wieder fortsetzen. Kickxia war nun schon häufiger zu sehen, obgleich ein nicht geübtes Auge die häufig ver- steckten Bäume leicht übersehen mag. Der Wald zeigte eine recht üppige Vegetation, wie ich sie, seitdem wir aus der Basaltregion bei Nyoke herausgetreten waren, nicht wieder beobachtet hatte. Gegen S^s Uhr erreichten wir das kleine Dorf Ediki, in welchem auch von Einwohnern nichts zu sehen war. Kurz vor dem Dorfe hatten wir auf einem Baumstamme den Ediki-Bach zu überschreiten. Ein langer Schwärm grofser, dunkelbrauner Ameisen benutzte zu derselben Zeit den Baumstamm als Brücke. Meine Leute mit ihren nackten Füfsen wurden von den gereizten Tieren furchtbar ge- bissen, so dafs einige vor Schmerz entsetzlich heulten , besonders diejenigen, welche zuletzt den Stamm zu passieren hatten, nachdem der Schwärm immer mehr in Aufregung gebracht worden war. Selbst ich fühlte viele Bisse an den Beinen, obgleich meine Schuhe noch durch dicke Ledergamaschen geschützt waren; allenthalben, wo es nur eine Öffnung gab, schlüpften die Tiere hindurch, um ihre Wut an dem blofsen Fleische auszulassen. In Ediki wollten die Führer für die Nacht bleiben, da Mokouye nach ihrer Angabe zu weit entfernt sei, um den Marsch dorthin noch an demselbigen Tage macheu zu können. Da ich diesen An- — 153 — gaben nicht traute, zwang icli die Leute, weiter zu marschieren. Der Weg bis nach Mokonye war nun allerdings der schlimmste Teil des Weges, den wir bisher gewandert. Abgesehen davon, dafs es einen Hijgel nach dem anderen hinauf- und hinunterging, hatten wir für eine geraume Zeit in einem Bache zwischen Felsen hin- durchzuwaten, und zwar häufig über so schlüpfriges Terrain, dafs sich verschiedene Träger mit ihren Lasten plötzlich ins t||flsser setzten. Nicht selten war auch der Weg in jener Schlucht durch umgestürzte Baumstämme derartig verbarrikadiert, dafs wir ge- zwungen waren, uns mit unseren Haumessern einen Weg zu bahnen. Jetzt konnte ich natürlich auch die Abneigung der beiden Führer gegen dieses Stück Weges verstehen. Allem Anscheine nach wird dieser Weg von Ediki nach Mokonye selten benutzt. Wie ich auch später in Erfahrung bringen konnte, geht von Ediki ein Weg zum Mungo hinunter, von wo aus der Verkehr bis Mundame nur in Canoes vor sich geht. Nach etwa dreistündiger Wanderung er- reichten wir wirklich, gehörig durch diese Klettereien ermüdet, mit eintretender Dunkelheit Mokonye, wo die an den Anblick des Europäers bereits sehr wohl gewöhnten Eingeborenen uns mit grofsem Geschrei empfingen. Die Preise für einige Lebensmittel, welche ich hier in Mokonye für mich und meine Leute erstand, zeigten uns, dafs wir nun nicht mehr weit von den europäischen Nieder- lassungen bei Mundame waren, wo die Mokonye-Leute bei den dortigen Weifsen einen guten Absatz für ihre Erzeugnisse finden. Noch in der Dunkelheit mufsten meine Träger das Zelt aufstellen und die Lasten darin unterbringen, da ich den als Spitzbuben bekannten Mokouye-Leuten nicht Gelegenheit geben wollte, sich an meinen Sachen zu vergreifen. Am frühen Morgen des 25. Januar waren wir bereits wieder auf dem Marsche nach Mundame zu, wo ich die Absicht hatte, die Jantzen-Thormählensche Plantage aufzusuchen. Nach Angaben der Eingeborenen sollte Mundame noch einen kleinen Marsch ent- fernt liegen. Dicht hinter Mokonye gelangten wir auf einen schönen breiten Weg, welcher Mundame mit Johann-Albrechts-Höhe, der Station am Elefantensee, verbindet. In den Wäldern sah ich zu meiner Freude, dafs die echte und die falsche Kickxia, beide, vorhanden waren, und zwar, wie mir schien, auf Basaltboden wachsend. Etwa eine knappe halbe Stunde hinter Mokonye erreichten wir das sogenannte „Mokonye-Niggerdorf", welches nur aus wenigen Hütten bestand. Ohne Aufenthalt marschierten wir weiter. Nach kurzer Zeit lichtete sich der Wald vor uns, und wir betraten bald eine recht sauber gehaltene Kakaoplantage, in der ich, da keine zweite derartige Anlage in der Gegend vorhanden ist, die — 154 — Jantzen-Thormählensche Besitzung vermutete. Ich hatte mich auch nicht getäuscht, denn bald darauf kamen die Arbeitshäuser und dicht dahinter die Wohnung eines Europäers zum Vorschein, in der ich dann auch Herrn Schubert, unter dessen Leitung die Plantage damals stand, begrüfsen konnte. Mit seiner Genehmigung liefs ich nun sogleich mein Zelt aufschlagen und richtete mich zu einem eintägigen Aufenthalte ein, da mir nicht daran lag, in Mundame selbst bis zu meiner Weiterreise zu verbleiben, denn hier konnte ich in den Wäldern entschieden mehr für die Ausführung meiner Aufgaben thun, als in Mundame, Meine Träger, deren Kontrakt nun gewissermafsen abgelaufen war, löhnte ich noch am Vormittage ab und schickte dieselben dann sogleich nach ßuea zurück. Da es unter den damals bei Mundame herrschenden Ver- hältnissen unmöglich war, Arbeiter irgend welcher Art anzuwerben, kam es mir sehr gelegen, dafs Herr Schubert sich bereit erklärt'^, mir für die Weiterreise ins ßakossi-Gebiet von seinen Bakundu- Arbeitern die nötige Anzahl als Träger zur Verfügung zu stellen. Zu meiner gröfsten Freude sah ich hier, dafs Herr Schubert mit grofsem Geschicke die Plantage leitete, trotz der vielen ent- gegengesetzten Gerüchte, welche damals in Kamerun kursierten. Auch Kickxien gab es hier in ziemlicher Anzahl. Herr vSchubert hatte sehr verständigerweise diese Bäume stehen lassen und auch Saatbeete zu neuen Pflanzungen angelegt, in denen die kleinen Pflänzchen prächtig standen. Die ursprünglich von Herrn Conrau angelegten Kakaopflanzungen waren zwar sehr unregelmäfsig und gänzlich aufser Reihen gepflanzt, doch hatte Herr Schubert da, wo die Bäumchen zu eng standen, die Bestände gelichtet und ge- reinigt, so dafs auch jener Teil der Anpflanzungen nun einen günstigeren Eindruck machte. Die von Herrn Schubert an- gelegten Pflanzungen standen vorzüglich. Um meiner Sache ganz sicher zu sein, d. h. wirklich feststellen lassen zu können, dafs Kickxia elastica hier in verwittertem Basalt wachse, entnahm ich an den Stellen, wo die Kickxia standen, einige Bodenproben, welche auch später von Herrn Geheimrat Wohltmann, dem ich dieselben vorlegte, als „schwerer verwitterter Basalt" bezeichnet wurden. Das Vorkommen der Kickxia in diesen Gebieten ist des- halb von Wichtigkeit, da es beweist, dafs der Baum auch auf Basaltboden gedeiht und guten Kautschuk giebt, denn einige kleine Proben, welche ich anfertigte, standen an Güte den Proben, welche ich im Ngoko-Gebiete hergestellt hatte, in keiner Weise nach. Die vorhandenen Stämme waren alle noch klein und schienen kaum älter als sieben Jahre zu sein, was dadurch erklärlich erscheint, dafs auch jetzt noch in der Umgebung die Eingeborenen alle - 155 — ältereu Stämme, welche sie aurfündig machen könuen, zur Kautschukbereitung umschlagen. Kolabäume zeigte mir Herr Schubert auch in einigen Exemplaren. Die Eingeborenen sollen nach seiner Angabe auch dort die Samen dieser Bäume viel essen. Am Nachmittage ging ich zusammen mit Herrn Schubert nach Mundame. um auch diesen Platz kennen zu lernen und in der J an tzen- Thor mahlen sehen Faktorei daselbst fiir die Weiterreise Tabak zu kaufen, denn da ich nun durch die glückliche Lösung der Trägerfrage in Stand gesetzt worden war, sofort die Expedition weiterzuführen, wollte ich Gebrauch davon machen und sogleich am Morgen des nächsten Tages wieder aufbrechen. Da ich gesehen hatte, wie vorzüglich sich der Blatttabak als Tauschartikel bei den Eingeborenen bewährte, kaufte ich in Mundame alles auf, was ich davon erstehen konnte. Mundame ist eine kleine Handelsnieder- lassung der Europäer, welche aus wenigen Faktoreien besteht, die in der Nähe des alten, ziemlich elenden Dorfes Mundame angelegt sind. Da der Muugo bis hier hinauf während des ganzen Jahres für Canoes und während der meisten Monate auch für kleine Flufs- pinassen schiffbar ist, so dafs die meisten Lasten und Waren auf dem Flufswege bis Mundame geschafft werden können, geht ein grofser Teil der Produkte, welche aus dem Innern kommen, von hier aus auf dem Flufswege nach Kamerun hinunter. Fast alle kaufmännischen Unternehmungen gehen auch von hier aus ins Innere, so dafs in dem sonst unbedeutenden Plätzchen stets ein ziemlich reges Leben herrscht. Auch zur Zeit meiner Anwesenheit in Mundame gab es nicht weniger als fünf Europäer dort, für einen kleinen Platz in ziemlicher Entfernung von der Küste in diesen Gegenden des Schutzgebietes eine erhebliche Anzahl. Am Abend kehrten wir noch zur Plantage zurück, wo ich durch meine Jungen schon einen Teil der Lasten für den bevorstehenden Aufbruch her- stellen liefs. Obgleich die Balundu - Träger, welche mir Herr Schubert freundlichst abgetreten hatte, schon zur frühen Zeit am nächsten Tage erschienen waren, ging doch das Packen der noch übrigen Lasten und das Abbrechen des Zeltes nur langsam von statten, da die Leute noch völlig ungeschult waren. So kam es, dafs wir erst um 7 Uhr aufljrechen konnten. Auf dem mir bereits bekannten Wege marschierten wir bis Mokonye zurück, um dann die weiter nördlich verlaufende Strafse nach Johann Albrechts - Höhe noch weiter zu verfolgen. In Mokonye nahm Herr Schubert, welcher mich bis dorthin begleitet hatte, Abschied von mir. Kurz nachdem wir das Hauptdorf Mokonye hinter uns hatten, durchzogen wir noch ein zweites Niggerdorf gleichen Namens, in welchem ich einen — 156 — kurzen Halt macheu liefs, da viele meiner Leute liier von Ver- wandten und Bekannten Geschenke an Efswaren für den Weg mit- bekamen. Den kurzen Aufenthalt benutzte ich dazu, die Einwohner zusammentrommeln zu lassen und ihnen eine Belohnung zu Aer- sprechen, falls sie während meiner Abwesenheit im Bakossi-Gebirge Kickxiafrüchte für mich sammeln würden. Zur Antwort erhielt ich hier, dafs in der Nähe ihres Dorfes Kickxia nicht mehr vor- handen sei, da sie bereits alles zur Kautschukgewinnung aus- geschlagen hätten. Hier war also von den Leuten nichts zu er- warten. Bei den Eingeborenen heifst die Kickxia elastica „Fischunge''. Bald passierten wir noch zwei dicht bei einander liegende kleine Dörfchen und bogen dann hinter dem Fischemme-Bach von der Hauptstralse ab. Das Dorf Fikolomei, welches wir bald darauf erreichten, war beiderseits von kultiviertem Terrain umgeben, auf dem die Leute Erdnüsse. Bohnen und Bauauen (Planten) anl)auten. Auch Mauihot utilissima war hin und wieder gebaut, schien alier nicht eine so begehrte Nahrung zu sein als die Bohnen und Planten. Auf den Feldern sahen Avir hier häufig kleine Fetischhäuschen, welche kaum zwei Fufs hoch waren; sie sind aufgestellt, um die Felddiebe fernzuhalten. Dicht hinter dem unter Kultur stehenden Gelände bei Fikolomei betraten wir einen dichten Wald von grofser Ausdehnung, durch welchen wir eine gute Stunde zu marschieren hatten. Der Weg war in demselben sehr schlecht und allenthalben von darüber hinkriecheuden Baumwurzeln bedeckt, so dafs es nicht leicht war, auf die Umgebuug zu achten, ohne über die Wurzeln häutig zu Stolperu. Landolphien gab es hier sehr viele. Eiuige Häufchen frisch aufgestapelter Zweigstücke bewiesen, dafs auch hier die Eingeborenen dieselbe Methode der Kautschukgewinuung haben wie die weiter südlich wohnenden Stämme. Den gröfsteu Kickxia- stamm, welchen ich je gesehen, fand ich auch hier in dem Walde. Derselbe mufste bereits seit einiger Zeit gefällt worden sein, denn seine Rinde fing stellenweise bereits an zu verfaulen. Die herum- gezogenen Ringe liefsen dennoch deutlich erkennen, dafs wir es mit einer Kickxia zu thun hatten. Nach meinen Schätzungen war der Stamm etwa 15 m lang und hatte da, wo er gefällt Avar, einen Durchmesser von drei Fufs. Gegen 10 Uhr gelangten wir an einen Bach mit felsigem Bett, Avelchen meine Träger Ngomoleuge nannten, und kurz darauf erreichten wir eine kleine Ortschaft, welche den gleichen Namen führte. Dieselbe bestand nur aus drei Hütten: in einer derselben fanden wir ganz versteckt in einer Ecke ein altes Weib sitzend, von der wir schliefslich erfuhren, dafs die übrigen Bewohner ausgerückt seien, als wir erschienen. Da ich die Ab- sicht hatte, hier mehr über das Vorhandensein der Kickxia in diesen — 157 — Gegenden auszukundschaften, und zu diesem Zwecke die Leute sehen wollte, bestach ich die Alte mit einigen Tabaksblättern und forderte sie dann auf, die anderen Leute herbeizurufen. Es dauerte auch gar nicht lauge, so war die ganze Gesellschaft friedlichst um uns herum versammelt, um uns alles mögliche für Tabak zu verkaufen, sogar Kautschuk l)rachten sie au. Als ich dann durch meine Leute fragen liefs, ob die Fischungepflanze denn in der Gegend viel vorhanden sei, und eine bejahende Autwort erhielt, forderte ich einen Mann auf, mich zu einigen hinzufiihren. und siehe da. dicht bei den Hiitten Stauden einige Exemplare. Ich erfuhr dann auch, dafs hier die Bäume umgeschlagen würden, wenn sie stark genug seien, um genügend Kaut- schuk zu liefern. Als ich die Leute dann auffordern liefs, Früchte des Baumes für mich zu sammeln, versprachen sie, es zu thuu. Bis um 12 Uhr verblieben wir in dem Dorfe, um dann trotz der drückenden Hitze den Marsch wieder aufzunehmen, denn ich wufste, dafs wir durch einen dichten Urwald zu marschieren haben würden, in dem wir von der Sonne wenig merken konnten. Gleich hinter dem Dorfe begann der Wald. Kiekxia sah ich auf diesem Marsche mehr als früher an irgend einem Platze, seitdem ich auf dieser Expedition war. Ich hatte meinen Trägern eingeschärft, möglichst auf grofse Stämme zu achten, so dafs ich alle Augenblicke wieder auf solche aufmerksam gemacht wurde. Wiederholt schnitt ich die Bäume an und konnte stets guten Kautschuk aus der Milch gewinnen. Der Weg, auf dem wir marschierten, war in einem sehr schlechten Zustande, was noch um so unangenehmer wurde, da er fast gänzlich mit Achyranthes zugewachsen war, deren spitze Früchte uns bei jedem Schritt ins Gesicht schlugen, so dafs ich häutig, meine beiden Arme vor das Gesicht legend, marschieren mufste, um mich einigermafsen zu schützen. Für die Träger mit ihren eutblöfsten Oberkörpern mufs dieser Marsch entsetzlich gewesen sein. Häufig machte die Vege- tation über weite Strecken hin den Eindruck, als sei das Land vor Jahren kultiviert gewesen. Costus und Achyranthes, zwei Zeichen ehemaliger Kultur, waren in riesigen Mengen vorhanden. Hochwald, in dem wir ohne grofse Schwierigkeiten marschieren konnten, war nur strichweise anzutreöen. Die ganze Landschaft machte einen äufserst uninteressanten Eindruck, der für mich nur durch das Vor- handensein der Kiekxia erträglich wurde. Nach dreistündiger, un- unterbrochener Wanderung erreichten wir endlich zur grofsen Genugthuung der Leute unser nächstes Ziel, das Dorf Otam, das wohl nicht vorher von einem Europäer betreten worden war, wie überhaupt die Route, welche ich nach den Bakossi-Bergen ein- geschlagen, bis dahin den Europäern unbekannt geblieben war. Hin und wieder hatten wir auch während des Nachmittags die von — 158 — den Eingeborenen geschnitteneu Landolphiazweige am Wege liegen sehen, welche uns bewiesen, dafs auch hier die Eingeborenen viel Kautschuk bereiten. Da ich in Otam erfuhr, dafs das nächste Dorf in sehr grofser Entfernung liege, gab ich den Leuten die Erlaubnis, für die Nacht sich Lagerplätze zu suchen, nachdem sie mein Zelt aufgestellt hatten. Ich selbst machte einige Exkursionen, welche für mich äufserst interessant waren, da ich auch Exemplare der falschen Kickxia (K. africana Bth.) dabei fand. Den Eingeborenen waren beide Arten sehr wohl bekannt, dieselben hatten sogar ver- schiedene Namen; während, wie ich schon vorhin erwähnt, Kickxia elastica bei den Leuten „Fischunge" hiefs, führte Kickxia africana den Namen „Mukama"; die Leute waren sogar im stände, schon am Wuchs beide Pflanzen zu unterscheiden. Mir fiel hier übrigens auf, dafs die Samen der Kickxia africana heller gefärbt sind als die der K. elastica. Dicht bei dem Dorfe befand sich einer der in jenen Gegenden so überaus häufigen Fetischplätze. Dieselben bestehen aus einem runden freien Platze, welcher dicht mit Dracaena- stämmen umpflanzt ist. Innerhalb des Platzes steht ein einzelner Fetischbaum, welcher den verschiedensten Pflanzenfamilien angehören kann, denn ich sah die verschiedensten derartigen Bäume auf solchen Plätzen. Nicht uninteressant war mir auch ein Grabmal, welches sich in der Nähe befand. Es waren die sämtlichen Töpfe, Taschen und sonstigen Utensilien des Verstorbenen, auf einen Haufen ge- worfen, ebenso eine grofse Anzahl von Makaboknollen (Xauthosoma esculentum), darüber hing, zwischen zwei Stöcken ausgespannt, die Kleidung des Verstorbenen. Ob der Leichnam darunter begraben war, oder in der Hütte eingescharrt wird, darüber konnte ich nichts erfahren. Die Eingeborenen befürchteten oifenbar eine Zauberei, wenn sie mir dieses verraten würden. An jenem Abend hatten wir viel von Moskitos und Sand- fliegen zu leiden, besonders aber die letzteren waren es, welche in diesen Gegenden als furchtbare Landplage auftraten. Diese winzigen, kaum sichtbaren kleinen Dipteren hinterlassen Spuren ihrer Thätigkeit, gegen welche ein Moskitostich oft unbedeutend erscheint. Die Eingeborenen hier im Dorfe waren am Abend so merkwürdig stille und belästigten uns so wenig mit ihrer An- wesenheit, dafs es mir sehr auffiel. Es schien überhaupt auch hier der gröfsere Teil der Bevölkerung sich langsam aus der Nähe des „weifsen Zauberers" hinweggeschlichen zu haben. Von den wenigen zurückgebliebenen Leuten erhielt ich fünf Hühner und so viel Planten zum Geschenk, dafs meine Leute wieder einmal nicht wufsten, wie sie die Vorräte verschlingen sollten. Auch Eier konnte ich hier — 159 - kaufen; für ein Blatt Tabak erhielt ich durch geschicktes Ma- növrieren meiner Jungen drei Stück. Tabak schien für die Leute der gröfste Genufs geworden zu sein, und dennoch mufs es doch auf- fallen und ist recht charakteristisch für den Xeger dieser Wald- gebiete, dafs die Leute trotz des fruchtbaren Bodens, welchen sie be- safsen, nirgendwo selbst Tabak bauten, obgleich es ihnen eine Leichtig- keit gewesen wäre, Samen davon von einigen Bakossi-Dörfern zu erhalten. Nach der Bauart der Hütten zu urteilen, gehören die Leute in Otam noch zu den Balundu, obgleich sie sich von diesen ziem- lich fern zu halten scheinen und ihre hauptsächlichsten Verkehrs- wege nach Westen zu den Bakundu-Dörfern hinüberführen. Die Bakundu bauen jedoch ganz andere Hütten, wie ich bereits oben bei Gelegenheit der Beschreibung meines Eintreffens in dem Bakundu-Dorfe erwähnt habe. Unsere nähere Kenntnis der Stämme südlich vom Elefantensee bis zum Mungo nach Malende hinunter scheint überhaupt noch sehr im Argen zu liegen und wäre wohl wert, einem Forscher zum Spezialstudium zu dienen. Es sitzen in diesen Gegenden an verschiedenen Stellen, eingesprengt inmitten anderer Stämme, kleine Gruppen von Dörfern, welche sich wohl noch von früheren Wanderungen her an den betreffenden Orten haben halten können, während die Hauptmasse des Stammes andere Wohnsitze aufgesucht hat oder dazu gezwungen wurde. So ist z. B. die äulserst merkwürdige Verbreitung der Bakundu-Dörfer für jeden, welcher in diesen Gegenden umherreist, auffallend. Um wirklich Positives über einige dieser Fragen bringen zu können, wäre ein längerer Aufenthalt unter diesen doch recht wenig be- kannten Völkern des Waldgebietes notwendig, als ich ihn mir gönnen konnte. Conrau, welcher uns mit höchst interessanten und wichtigen Aufsätzen über die nördlich und nordöstlich vom Elefantensee wohnenden Stämme beschenkt hat, scheint sich weniger für die Gebiete südlich des Sees interessiert zu haben. Am 27. Januar brachen wir sehr zeitig von Otam auf, denn nach Aussage der Otam-Leute lag das nächste Dorf sehr weit ent- fernt. Durch einen dichten Wald führte der schmale Pfad, welcher in recht schlechtem Zustande war und zeigte, dafs er nur selten betreten werde. Das Gebiet war sehr gut bewässert, aber stellen- weise etwas steinig. Je weiter wir nach dem Mungo zu vor- drangen, desto üppiger wurde der Wald und desto häufiger hatten wir teils stark fliefsende, teils jetzt zur Trockenzeit dürre Bach- thäler zu überschreiten, welche allerdings sich nur so weit ein- gebettet hatten, dafs das Land seinen ebenen Charakter nicht verlor. Landolphia sah man recht häufig, ebenso Kickxia, doch — 160 — schien die Kickxia africaua hier vod beiden Arten die vorherrschende zu sein. Als wir eben in eines der Bachthäler hinabstiegen, trabte ein Trupp von acht Elefanten, welche wir wohl in ihrem Morgeubade gestört hatten, den jenseitigen Abhang hinauf. Es war ein grofs- artiger Anblick, zu sehen, wie die Tiere allmählich durch das Dickicht hindurchbrachen, wo sie unseren Augen bald entschwanden. Elefantenspuren gab es hier in grofsen Mengen, auch machten mich die Leute häutig auf Spuren von Wildschweinen aufmerksam, doch bekamen wir keines derselben zu sehen. Als wir nach etwa drei- stündigem ^[arsche den Mungo erreichten, welcher übrigens hier Manya genannt wird, hatten wir bereits durch fünf nicht un- bedeutende Bäche "waten müssen. Der Manya hatte zur Zeit, als wir ihn passierten, eine Wasserfläche von etwa 30 m Breite uud war au der Furt bis zu P/s m tief. Das ausgetrocknete Flufsbett bewies, dafs er bei höherem Wasserstande bis 100 m breit sei, wenigstens an der Stelle, wo wir ihn überschritten. Inmitten des Flufsbettes befand sich eine Insel, auf der nur Gras zu wachsen schien, welches für die Elefanten der Gegend eine gute Lockspeise abgeben mufs. denn von vielen Richtungen sah man die Spuren der Tiere nach dieser Insel führen. An der südlichsten Spitze der Insel machte ich eine merkwürdige Entdeckung, welche sicher mit der vulkanischen Beschaflenheit des Bodens zusammenhängt. In dem Flufssande hatten sich am Rande des Wasserspiegels eine gröfsere Zahl trichterförmiger Miniaturkrater gebildet, aus welchen eine ölige oder fettige Substanz zum Tageslichte befördert wurde. Die Krater hatten einen Durchmesser von etwa einem Fufse und schienen je nach der Höhe des Wasserspiegels verschoben zu werden. Der Inhalt machte etwa den Eindruck, als bestehe er aus Petroleum, das mit Wasser vermischt war. Ich will damit nicht etwa sagen, dafs ich die Meinung gewonnen habe, dafs es sich hier um Fetroleumquellen handele, denn bei der starken Vermischung des ausgestofsenen Produktes mit Wasser wäre es nur mit Hülfe einer genauen chemischen Analyse möglich, festzustellen, welche Öle in der Flüssigkeit enthalten sind. Sobald wir den Manya überschritten hatten, stiegen wir langsam auf einen Hügelrücken hinauf. Mit jedem Schritt wurde der Weg schlechter, so dafs wir endlich nichts weiter vor uns hatten als einen kleinen Giefsbach, in dessen felsigem Bette wir nun für eine gute halbe Stunde zu marschieren hatten, dabei immer von Felsen zu Felsen weiter hinaufkletternd. Entsetzlich müde gelangten wir dann endlich bis über den Hügelrücken, wo ich, um den Leuten wieder frischen Mut zu geben, eine kleine Pause machen liefs. Der Wald wurde nun immer interessanter, je weiter — 161 — wir vordrangen, besonders da, wo die reifsenden Bäche gröfsere Tliäler ausgewaschen hatten. Wir mufsten noch mehrere derartige Bäche überschreiten, bis wir endlich bei Banga aus dem Walde heraustraten. Das Gebiet, welches wir nun vor uns hatten, gehörte zu den fruchtbarsten Geländen, welche ich gesehen. Der nieder- geschlagene Wald bewies, dafs die Bakossi, in deren Gebiet wir uns nun befanden, die Ebenen hier früher unter ausgedehnter Kultur gehabt hatten; auch einige verfallene Hütten zeigten sich ))ald, die uns den gleichen Beweis liefern konnten. Zu unserem nicht geringen Erstaunen setzte sich der schmale Weg plötzlich in «iner breiten, reingehaltenen Strafse weiter fort, und etwa eine halbe Stunde später zogen wir in Mafura, dem ersten Bakossi-Dorfe, ein. Die Eingeborenen hatten von unserem Kommen nicht eher ■etwas bemerkt, als bis wir bereits im Dorfe waren. So kam es, dafs wir fast die ganze Gesellschaft beim Mittagsschlafe antrafen. Ich forderte die Leute nun auf, mir ihren Häuptling zu zeigen, erhielt aber als Antwort, dafs derselbe in Eko-Keyoke, dem nächsten Dorfe, sei. Als ich dann noch einige Kleinigkeiten mit Tabak eingetauscht und mir so die Leute gewonnen hatten, gab ich zum grofsen Entsetzen meiner ermüdeten Leute den Befehl zum Aufbruch. Doch da half nun einmal nichts, erst in Eko- Keyoke wollte ich Mittagsrast machen, und dabei blieb es. Die Hütten, welche ich hier im ersten Bakossi-Dorfe sah, setzten mich nicht wenig in Erstaunen, denn dieselben waren nicht wie die der übrigen Waldland-Bewohner am Kamerun-Gebirge vier- eckig, sondern vollständig rund mit einem Spitzdach. Das Vor- handensein dieser runden Bakossi-Hütten mufs um so mehr auffallen, als die sämtlichen umwohnenden Stämme die gewöhnlichen Hütten der Waldland-Völker haben. Sollten diese Bakossi etwa erst in späterer Zeit hierher gewandert sein und diese Form der Hütten ■dann noch aus ihrer früheren Heimat herstammen? Als wir das Dorf Mafura verliefsen, folgte uns ein ganzer Schwärm von Leuten nach, die sich ofleubar lebhaft über den neuen Weifsen wunderten, welcher nun wieder von einer nie ge- ahnten Richtung in ihr Land gekommen war, denn Conrau, welcher auch in Mafura gewesen ist, kam von der entgegengesetzten Seite. Bis Eko-Keyoke hatten sich von den vielen Leuten, welche auf den Feldern arbeiteten, soweit sie, wie z. B. die meisten Weiber, nicht sofort davongelaufen waren, noch viele Bakossi uns an- geschlossen, so dafs der ganze Zug sich nun bedeutend verlängerte, und mein „Headman" gehörig aufpassen mufste, dafs die Träger, wie es immer mein Wunsch war, möglichst geschlossen marschierten. Die Felder, welche man hier sah, zeugten von der riesigen Prucht- K. Schlechter, Westafrikanische Kautschuk-Expeditiüu. -^\ — 162 — barkeit des Bodens. Aufser Bananen, Manihot und Xanthosoma wurde hier eine Bohne (eine Vigna-Art) mit grofsen violetten Blüten in riesigen Quantitäten gezogen. Wie ich mich später über- zeugen konnte, hatte diese Bohne einen vorzüglichen Geschmack und dürfte sich auch, da sie reichlich Früchte trägt, zur Kultur in anderen Distrikten Kameruns sehr empfehlen. Die Bakundu- Leute afsen dieselben mit einer Avahren Leidenschaft und kauften sich häufig selbst für den sonst so hochgeschätzten Tabak davon. Auch in Eko-Keyoke fand ich durchaus freundliche Auf- nahme. Die Leute räumten sofort ein Haus für mich, damit ich nicht draufsen sitzen brauchte, wo man von den vielen Elefanten- fliegen, welche gierig au jeder nackten Körperstelle den Schweifs aufsaugten, sehi- stark belästigt wurde. Für einige Blätter Tabak brachten mir die Leute einige riesige Plantenbüschel, an welchen sich meine Leute wieder ergötzen konnten. Sowie sie sich den Magen denn auch wieder gefüllt, waren alle Strapazen des langen Vormittagsmarsches vergessen, so dafs ich beschlofs, noch am Nachmittage bis nach Nyassosso oder wenigstens bis unter den Kupee-Berg zu marschieren. Das ganze Gebiet um Mafura und Eko-Keyoke herum gehört zu den prächtigsten Geländen, welche ich in Kamerun gesehen. Der Regenfall ist allerdings nicht so reichlich wie zwischen Victoria und Bibundi, doch ist das Land sonst so vorzüglich bewässert und auch die Luftfeuchtigkeit eine derartige, dafs meiner Ansicht nach die sämtlichen Kulturen, welche sich bisher unten in den Küstengebieten bewährt haben, auch hier zu guten Resultaten führen werden. Dazu kommt noch, dafs das ganze Land äufserst fruchtbar ist und grofse Ebenen aufweist, welche viel leichter unter Kultur gesetzt werden könnten als die hügeligen Plantagengebiete am Fufse des Kamerun-Gebirges. Diesen günstigen Umständen mufs man nun allerdings auch wieder die Transport- schwierigkeiten entgegenhalten, welche zuerst vorhanden sein werden; doch auch diese würden sich leicht beseitigen lassen, denn wenn erst einigerm afsen gute und direkte Wege von diesen Ge- bieten nach Mundarae angelegt sein werden, so würde sich der Weg bis Mundame doch bequem in I72 Tagen zurücklegen lassen, die Unkosten also nicht sehr bedeutend scnn. Kurz bevor wir Eko-Keyoke erreichten, hatten wir einen der romantischsten Plätze passiert, welchen ich seit langer Zeit gesehen. Der Ngire - Bach wälzte sich unter furchtbarem Getöse in einer tiefen Felsschlucht mit vollständig steilen Wänden unter uns hin; über die Schlucht hatten die Eingeborenen eine sehr bequeme, feste — 163 — Brücke mit hohen Geländern gebaut, von welcher aus man in Ruhe dieses imposante Bild betrachten konnte. Nachdem wir unser Mittagessen beendet hatten, zogen wir weiter des Weges, unserem Ziele, dem Kupee- Berge, entgegen. Meine Leute hatten sich mit den Bakossi merkwürdig rasch be- freundet, und zwei hatten sogar Ersatz zum Tragen ihrer Lasten gefunden. Da ich sah, dafs sie dennoch in Sicht ihrer Lasten ver- blieben und es den Bakossi Freude zu machen schien, an dem Zuge teilzunehmen, liefs ich das ruhig hingehen. Der Zug, welcher nun in rascher Reihenfolge durch verschiedene Dörfer ging, vermehrte sich immer mehr. Mir wurde mit Jedem Augenblicke unverständlicher, wie diese lebenslustigen Bakossi an der Küste einen so schlechten Ruf erhalten haben konnten. Dibandjo, das nächste Dorf hinter Eko- Keyoke, war viel freier gelegen als letzteres, bot aber sonst nichts Besonderes dar. Ohne Aufenthalt zogen wir im schnellen Schritt weiter. Das Beispiel, welches die Ijeiden Bakossi aus Eko-Keyoke gegeben, wirkte sehr bald; schon als wir durch Eto kauien, sah ich den gröfseren Teil meiner Lasten auf den Köpfen junger Bakossi, die sich freiwillig meinen Leuten anboten. Kurz darauf sah ich den hohen Gipfel des Kupee -Berges vor uns, dessen verschleierte Spitze bis dahin von Wolken verdeckt war. In Ngusi liefen die Leute mit allen möglichen Geschenken auf uns zu. Da ich aber den Tabak in den Lasten verpackt hatte, so konnte ich das alles nicht annehmen, da ich ja das landesübliche Gegengeschenk nicht machen konnte. Meine Träger liefen nun alle frei umher, da sie schliefslich alle jemanden gefunden hatten, der ihnen die Last tragen wollte. Dafs die Bakossi natürlich auf ein Geschenk meinerseits rechneten, war mir vollständig klar, doch drückte ich gern heute ein Auge zu, waren doch meine Leute seit 5V'.! Uhr morgens auf schlechten Wegen ununterbrochen mit ihren schweren Lasten über die Felsen und gefalleneu Bäume weg- geklettert, bis wir schliefslich bei Mafura in den guten Weg ge- langten. Die Hitze war auch bedeutend gewesen, so dafs den Leuten ihre Märsche noch beschwerlicher erscheinen mufsten. Als wir eben durch Ngusi, ein grofses, sich lang hinstreckendes Dorf, hindurchgezogen waren, kam der Häuptling mir nachgelaufen, um mich zu bitten, doch eine Zeit bei ihm zu verweilen. Ich be- dauerte, dafs das nicht möglich sei, da meine Leute schon voraus- marschiert seien. Er versprach mir darauf, mich in Nyassosso zu besuchen, wohin er mir auch Eier und Hühner als Geschenk senden wollte. Schon hinter Ngusi begannen sich steilere Steigungen im Wege zu zeigen, bis wir hinter dem Dorfe Endumenui plötzlich unter einem grofseu Hügel standen. Bis dorthin war so schnell 11* — 164 — marschiert worden, seitdem wir Eko-Keyoke verlassen hatten, dafs ich damals in mein Tagebuch einschrieb: „Unser Nachmittagsmarsch von Eko-Keyoke bis hinter Endumenui artete zu einer wahren Treibjagd aus." Es war wirklich ein gut Stück zu stark getrieben worden, so dafs ich nun den Leuten, die schon anfingen, iibermütig zu werden, gebot, in dem gewöhnlichen Tempo zu marschieren. Von Dibandjo bis Endumenui waren die sanft aufsteigenden Gelände hauptsächlich mit Elefantengras bedeckt, aus dem sich teils «inzeln oder in Gruppen und kleinen Wäldchen Bäume erhoben. Zu unserem Glücke war der Berg, welchen wir hinter Endumenui zu erklettern hatten, dicht bewaldet, so dafs die Sonne die mit ihrem schweren Gepäck langsam emporkletternden Träger nicht erreichen konnte. Dieser Aufstieg dürfte für meine Träger für den- selben Tag zu viel geworden sein, hätten wir nicht das Glück gehabt, in den Bakossi diese Hülfe zu finden. Nach etwa ein- stündigem Emporsteigen gelangten wir auf die Ebene am Fufse des höchsten Kegels des Kupee-Berges, und bald darauf zogen wir in Nyassosso ein. Ich liefs sofort bis in die Nähe der Baseler Missionsstation marschieren und daselbst mein Lager aufschlagen. Herr Walker, der deutsche Missionar, welchen ich bereits von meiner Schiflfsreise von Lagos nach Victoria her kannte, begrüfste mich auf das herzlichste. Ihm sowohl wie seiner Frau Gemahlin bin ich zu grofsera Danke verpflichtet für die Art, in der sie mir -den kurzen Aufenthalt in Nyassosso so angenehm gemacht haben. Von meinem Lager aus konnte ich den Kupee-ßerg am Abend in seiner ganzen Pracht bewundern, als die Sonne unterging und ihren rötlichen Schimmer über das ganze Panorama warf. Der Berg äst bis zu seinem Gipfel dicht bewaldet und ähnlich wie der Kamerunberg kegelförmig aufgebaut. In den Wäldern giebt es noch viele Kautschuklianen, doch scheint Kickxia nicht über 500 m Höhe hinaufzusteigen. Meine Befunde über die Höhe von Nyassosso stimmten nach Aussagen der Missionare mit denen des Geologen Herrn Dr. Esch, welcher etwa zwei Jahre vor mir die Bakossi- Gebirge besuchte und auch den Gipfel des Kupee-Berges erstieg, ziemlich überein. Ich selbst hätte gern eine Besteigung des Berges unternommen, glaubte mich aber nicht in Nyassosso lange aufhalten zu dürfen, da ich noch vor Ende des Monats Februar von einer beabsichtigten Reise nach der Südküste des Kamerun-Gebietes zurück- kehren mufste, um mit dem Dampfer am 4. März nach Togo zu reisen. Es wurde mir damals ordentlich schwer, von Nyassosso wieder abzuziehen, ohne die Bergbesteigung und eine kleine Expedition bis zur Grenze der Grasregion im Norden, welche nach Herrn Walkers Aussagen nur zwei Tagemärsche von Nyassosso Kickxia-Bäume in Mundame. — 165 — Ijeginnen soll, geuuicbt zu haben. Froh zog ich wiederum von Nyassosso weg, da ich mir sagen konnte, dals die Aufgabe, welche ich mir für die Bakossi-Expedition gestellt hatte, vollständig gelöst war. Ich hatte Kickxia bis in die Bakossi- Gebirge hinein nach- weisen können und hatte auch Landolphien in )nehr oder minder grofsen Quantitäten längs der ganzen Route gefunden. Dafs die Gebiete am Fufse des Gebirges bei Mafura und Eko-Keyoke so günstige Bedingungen zur Anlage von Plantagen lieferten, war auch bis dahin nicht zu erwarten gewesen, wie ja überhaupt über jene Gebiete gar nichts bekannt war, da alle anderen Reisenden vom Wuri oder den Mungo-Fällen her auf einer ganz anderen Route in das Bakossi-Gebiet gelangt waren. Auch Herrn Walker, welcher bereits seit längerer Zeit in Nyassosso lebte, war die von mir ein- geschlagene Route nicht bekannt. Gern hätte ich zu dem Rück- marsche einen von Conrau auf seiner Karte jener Gegenden auf- gezeichneten und von ihm benutzten Weg längs des Mungo ge- wählt, mufste aber diesen Plan aufgeben, da ich keinen Eingeborenen linden konnte, der den Weg kannte. Am 28. Januar unternahm ich unter Führung des Herrn Missionar Walker noch einen kleinen Spaziergang, um die etwas unterhalb von Nyassosso liegenden Sägewerke der Station zu be- sichtigen, in denen das sämtliche Bauholz für die ßakossi-Mission ge- schnitten wird. Zur Herstellung von Brettern und Balken wurde haupt- sächlich eine Terminalia-Art verwendet, welche sich durch besondere Härte ihres Holzes auszeichnen soll. Das Terrain auf dem Plateau, in welches wir hinabstiegen, war auch vorzugsweise mit Elefanten- gras bedeckt, aus dem sich verschiedene Bäume, einzeln oder in Gruppen, erhoben. Hier und dort sah man ausgedehntere Gebüsche, besonders in der Nähe der Waldungen. Auch hier im Bakossi- Gebiete haben die Eingeborenen die schlechte Gewohnheit, das Gras niederzubrennen, wenn sie ihre Pflanzungen anlegen wollen, ohne dabei die nötigen Vorsichtsmafsregeln zu treflen, so dafs nicht selten Waldbrände vorgekommen sind, welche natürlich einen grofsen Schaden anrichteten, denn an Stelle der Wälder tritt an den ab- gebrannten Orten gewöhnlich das Elefantengras auf, das zu nichts nütze ist und nur das Ungeziefer der Umgegend anzieht. Da ich keine Zeit zu verlieren hatte, brach ich schon früh von Nyassosso am 29. Januar auf, um auf demselben Wege, auf dem wir gekommen waren, wieder nach Mundame zurückzumarschieren. Meine Träger äufserten die Absicht, mit mir noch weiter zu ziehen, doch das ging nun einmal nicht, ich mufste umkehren. Hätte ich aller- dings damals gewufst, wie lange ich noch an der Küste warten sollte, ehe ich nach dem Süden reisen konnte, so hätte ich sicher — 166 — versucht, über Land nach dem Sanaga zu gelangen, um dann über Klein-Batanga längs der Küste nach dem Süden zu gehen. Um 6 Uhr liefs ich schon von Nyassosso abmarschieren. Über Endumenui, Ngusi, Etö und Dibandjo marschierten wir, ohne uns irgendwo in diesen Dörfern aufzuhalten, direkt bis Eko-Keyoke. Vor Eko-Keyoke hatten wir den Ebury-Bach. welcher sich in einem grofsen Bogen dort dem Dorfe nähert, zu überschreiten. Derselbe erinnerte mich sehr lebhaft an den Meandja-Bach am Kamerun- Gebirge. In Eko-Keyoke liefs ich nur wenige Minuten rasten, da ich mit dem Häuptling noch über einige Dinge sprechen wollte. Durch das nur aus drei Hütten bestehende Dörfchen Dibara gelangten wir gegen lOy.' Uhr wieder nach Mafura. Hier liefs ich nun eine Rast von drei Stunden machen, um die Leute für den langen Nach- mittagsmarsch, welcher uns bevorstand, möglichst frisch zu erhalten. Es gab hier in Mafura übrigens derartige Mengen von Elefanten- fiiegen, dafs ich nicht einmal mit Ruhe essen konnte, obgleich ich rings um meinen Tisch herum kleine Feuer hatte machen lassen, um durch den Rauch die Tiere möglichst zu verscheuchen. Leider half dieses Mittel aber nicht, so dafs ich meine Arbeiten, mit denen ich die Lagerzeiten zu vertreiben pflegte, bis auf den Abend ver- schieben mufste. Auf dem Marsche durch die hinter uns liegenden Bakossi- Dörfer war mir übrigens damals aufgefallen, dafs an jeder Palaverhütte zwei Elefanten-Unterkiefer lagen. Ich erkundigte mich in Mafura nach der Ursache dieser Sitte, konnte aber nichts über deren Bedeutung erfahren; oflenbar haben dieselben etwas mit dem Fetischglauben der Leute zu thun. Am Nachmittage traten wir den Marsch durch den Urwald nach Otam an, dessen Länge uns ja bereits bekannt war. Bis zum Etinge-Bach befanden yviv uns .noch auf der wundervollen, fruchtbaren Ebene und gutem Wege, von da ab ging es stets über Hügel und die Thäler der kleinen Bäche. Der Abstieg zum Manya-Plusse machte uns besonders viel zu schaffen, da die Träger auf den mit Algen bedeckten Felsen leicht ausglitten und dann mit ihrer Last fielen. Etwa P/2 Stunde vor Otam passierten wir die verlassenen und in Zerfall begritfenen Hütten des ehemaligen Ortes Etamarca, dessen Einwohner nach Mafura gezogen sein sollen. Gegen Abend trafen wir in Otam ein. Ich liefs sofort mein Zelt aufstellen und begann dann mit einigen schriftlichen Arbeiten, welche bis tief in die Nacht hinein dauerten. Zu meinem Erstaunen wurden wir in der Nacht von Moskitos arg gepeinigt. Am Morgen des 30. Januar brachen wir sehr zeitig von Otam auf, um durch den infolge der vielen Achyranthes- Büsche am Wege recht unangenehm zu passierenden Buschwald nach Ngomolenge zu gelangen. Die Namen der Bäche, welche wir passierten, sind — ir,7 — nach Angaben der PJiogeborenen Take und N'kobe. Die Leute von Ngomolenge, AV'elche versprochen hatten, für mich Kickxiafrüchte zu sammeln, hatten blofs sechs derselben gefunden, statt dessen aber einige Kilo Kautschuk in der Zeit hergestellt, welche sie mir nun für Tabak zum Kaufe anboten. Natürlich waren sie sehr ent- rüstet darüber, dafs ich den Kautschuk nicht nahm. Nach kurzem Aufenthalte zogen wir direkt bis Mokonye-Niggerdorf fort und er- reichten die Mundame-Plantage am Nachmittage. Nachdem ich daselbst mein Lager wieder aufgeschlagen hatte, ging ich zu- sammen mit Herrn Schubert noch nach Mundame, um mich nach einer Gelegenheit zu erkundigen, ein Canoe zu besorgen, das grofs genug sein mufste, meine sämtlichen Lasten zu befördern, da ich mich entschlossen hatte, auf dem Mungo die Rückreise nach Victoria anzutreten. Ohne etwas ausgerichtet zu haben, kehrten wir am Abend nach der Plantage zurück, um am nächsten Tage unsere Bemühungen zu erneuern. Herr Schubert hatte, seinem Versprechen gemäfs, während meiner Abwesenheit auf der Bakossi- Expedition in der Umgebung der Plantage Kickxiafrüchte für mich sammeln lassen, welche ich nun zur Küste mitzunehmen gedachte. Einschliefslich der Samen, welche ich unterwegs gesammelt hatte, und der, welche mir die Eingeborenen von Ngomolenge besorgt hatten, konnte ich etwa 10 000 Samen zur Küste mitnehmen. Unseren eifrigen Bemühungen gelang es doch, am 3L Januar ein, wenn auch defektes, Canoe zu bekommen, mit dem ich es wagen wollte, die Rückreise anzutreten. Demgemäfs brach ich am 1. Februar von der Plantage auf. Von Mundame konnte ich erst um. 10 Uhr abfahren, da das defekte Canoe sich noch im letzten Augenblicke gegen ein besseres umtauschen Hess. Ich hatte in dem Canoe nur sechs Ruderer, da man nur mit Not in Mundame vier Leute auftreiben konnte, welche einwilligten, mich bis NBamba zu bringen. Meine beiden Jungen mufsten deshalb natür- lich auch tüchtig helfen. Da der Mungo einen recht niedrigen Wasserstand hatte und deshalb die Strömung nur eine langsame war, wir aufserdem noch wiederholt auf Sandbänke gerieten, dauerte die Fahrt länger, als ich gedacht. P]r3t gegen 2'/2 Uhr am Nachmittage trafen wir bei der Baseler Missionsstation Bakundu ein, welche nicht mit dem Bakundu zu verwechseln ist, das ich früher besucht hatte. Ich liefs den Leuten nun etwas Zeit zum Essen, während ich zur Station hinaufging, um den Missionaren Grüfse aus Nyassosso zu überbringen. Von Bakuadu bis Maiende- Strand war die Fahrt erst recht unangenehm, da es hier noch viel mehr Sandbänke gab, als zuvor, auf die natürlich meine Leute, — 168 — welche alle uogeübte Ruderer waren, mit tödlicher Sicherheit auf- fuhren, so dafö ich sie immer wieder ins Wasser schicken mufste, um das Canoe wieder flott zu machen. Da die Früchte des Woll- baumes (Ceiba pentaudra) gerade reif waren und die flockigen Samen zu Millionen vom Winde herumgetragen wurden, war stellenweise die ganze Wasserfläche von den Samen derartig bedeckt, dafs man glauben mochte, man befinde sich vor einem Schneefelde. Die Ein- geborenen sammelten, in kleinen Canoes uraherfahrend, grofse Mengen dieser Flocken ein. Wie ich noch am Abend Gelegenheit hatte, zu sehen, fertigten sie aus denselben Kissen an, welche sich allerdings sehr gut gebrauchen liefseu. Ob die Leute noch eine besondere Verwendung für die Samen haben, konnte ich während dieser sehr beschleunigten Flufsreise nicht feststellen; da dieselben sehr ölhaltig sind, liefsen sie sich eventuell zur Ölbereitung ver- wenden, besonders dort, wo sie, wie am Mungo, in riesigen Mengen tnit Leichtigkeit aufgesammelt werden können. Erst mit eintretender Dunkelheit trafen wir in Malende-Strand ein. Da hier nur ein Haus mit drei Abteilungen stand, so war ich gezwungen, mit meinen Leuten eine derselben einzunehmen, denn ich wollte, um die damit verbundenen nicht unbedeutenden Umstände zu vermeiden, nicht erst mein Zelt aufschlagen lassen. Die in dem Hause wohnenden Eingeborenen mufsten sich dann die beiden anderen Abteilungen teilen. Während der Fahrt von Mundame bis Malende-Strand hatte ich da, wo die Ufer etwas hügelig waren, einige Kickxien beob- achtet und von einer auch einige Früchte herunterholen lassen. Auch Lianen, welche Kautschuk lieferten, kamen mir hin und wieder zu Gesicht, doch war die nicht brauchbare Landolphia florida vor- herrschend. An die Nacht, Avelche ich in Malende-Strand nach jenem Tage durchzumachen hatte, werde ich noch lange denken. Ein Kind der das Haus bewohnenden Eingeborenen war krank, und man glaubte allgemein, dafs es in der Nacht sterben würde; die Mutter desselben war halb wahnsinnig vor Verzweiflung geworden. Nach- dem ich dem Jungen, welcher einfach an einer sehr starken Ver- stopfung zu leiden schien und daher immer über starke Schmerzen im Magen klagte, etwas Calomel gegeben und den Leuten ver- sichert hatte, dafs die Sache ganz ungefährlich sei, beruhigten sie sich einigermafsen. Froh über diesen Erfolg, legte ich mich nieder, wurde aber derartig von Moskitos gepeinigt, dafs ich trotz einer ziemlichen Ermüdung nicht an Schlaf denken konnte. Um mich nun erst vollends wachzuhalten, fing der Kranke wieder an zu stöhnen, und sofort begann die ganze Gesellschaft mit einem wüsten Geheul, dafs der Junge jetzt sicher sterbe. Da die Mutter — 169 — glaubte, dal's die Medizin des Weifsen nicht helfe, nahm sie natür- lich zu ihren eigenen Mitteln Zuflucht. Wie eine Wahosinnige schlug sie bei dem Lager des Krauken in die Luft hinein und be- wegte sich so schlagend zum Ausgange hin, als ob sie etwas vor sich hertreibe, dabei stiefs das Weib die merkwürdigsten unartiku- lierten Laute aus, welche wohl Beschwörungen sein sollten; vor der Thür erreichte diese Scene ihren Höhepunkt. Nach etwa fünf Minuten langem Kreischen und Schimpfen, als ob sie jemand fortjagen wolle, was in diesem Falle wohl ein böser (reist war, kehrte sie rückwärts gehend und immer noch wie wahnsinnig vor sich herschlagend, ins Haus zurück, wo sie erschöpft am Lager des Kranken zusammen- brach. Nach einiger Zeit kamen noch mehrere Eingeborene, welche wohl Verwandte des kranken Kindes sein mufsten. Die Weiber klagten die ganze Nacht hindurch. Dafs man mir damals nicht vorwarf, dafs meine Medizinen den Zustand des Patienten ver- schlimmert haben, wunderte mich zur Zeit sehr. Da doch nicht an Schlaf zu denken war, liefs ich schon um 4 Uhr das Canoe zur Abfahrt bereit machen und die Lasten, welche wir im Hause ge- braucht hatten, hiueinschaflfen. Als ich meinen Thee trank, kam mir der Gedanke, dafs ich dem kranken Kinde davon eingeben könne, doch die Leute hatten kein Vertrauen mehr zu den Medizinen des Weifsen und nahmen den Thee nicht an, bis zu aller Erstaunen plötzlich der vermeintlich Halbtote aufstand und mich noch um etwas Medizin bat, die ich ihm dann auch in Form von einer neuen Dosis Calomel eingab. Unter grofsen Dankesbezeugungen der Mutter, welche nun vor Freude über die Wiedergenesung ihres Sohnes fast noch toller wurde als vor Verzweiflung über seine Krankheit, liefs ich um 5 Uhr abfahren, um so möglichst schnell zu entkommen. Wir machten ziemlich schnelle Fortschritte, solange es kühl war, doch sobald die Sonne etwas höher stieg, erschlafften die Leute sehr merklich, so dafs ich sie beständig anzufeuern hatte. Erst als ich gegen Mittag einige Enten und Keiher geschossen, und drohte, dafs ich das für mich überflüssige Fleisch an die Eingeborenen des nächsten Dorfes verschenken würde, wenn sie sich nicht mehr be- eilten, ruderten sie wieder kräftiger, bis ich bei einem Dorfe, welches die Leute Mangono nannten, zum Kochen Halt machen lassen wollte. Trotz langer, vergeblicher Bemühungen war hier aufser einem einzigen Planteubüschel bei den Einwohnern nichts Efsbares für meine Leute aufzutreiben, so dafs ich es vorzog, noch bis 1 Uhr weiterfahren zu lassen. In dem Dorfe, welches wir darauf erreichten, hatten wir mehr Glück und konnten uns nun Zeit nehmen, etwas zu geniefsen. Als wir dann am Nachmittage weiter- fuhren, machte sich bald die Nähe des Meeres durch eine an- — 170 — genehme, starke Brise bemerkbar, welche für uds sehr wohlthuend war. Wir passierten eine ganze Reihe von Dörfern, in denen das Dualla-Element sofort als das herrschende zu erkennen war. Längs der Ufer hatten die Eingeborenen schmale Streifen des niedriger gelegenen Landes mit Koko (Xanthosoma), Manihot und Mais be- pflanzt; man erkannte sehr schnell, dafs man es hier nicht mehr mit einem der Buschvölker zu thun hatte. An seichteren Stellen waren Reusen zum Fangen von Fischen aufgestellt, und häufig sah man Kinder und Weiber in kleinen Canoes dabei beschäftigt, Fische zu fangen. Gegen Abend sahen wir die ersten Maugroven und er- reichten gleich danach die Mungo-Dörfer, in deren gröfstera ich für die Nacht zu kampieren gedachte. Die Eingeborenen f Duallas), welche uns sogleich am Strande umringten, zeichneten sich durch Unverschämtheit und Frechheit aus. Als ich den sogenannten König zu sprechen verlangte, hiefs es, dafs derselbe abwesend sei, aber bald zurückerwartet werde. Ich versuchte nun, einen Führer zu engagieren, welcher uns durch die unzähligen Mangroven-Creeks bis N'ßamba bringen sollte, doch stellten die Leute derartig hohe Bedingungen, dafs ich alle weitereu A'erhandluugeu abbrach und energisch forderte, dafs man den „König" sofort rufe. Als die unverschämte Gesellschaft nun einsah, dafs sie sich ihre Chancen verscherzt hatte, berieten sie sich eine Zeit lang und schickten dann ein Canoe ab, welches, wie sie sagten, den König von meiner An- wesenheit in Kenntnis setzen sollte. Am Abend kam derselbe endlich an, als ich bei meinem Abendessen safs. Um ihm zu zeigen, dafs er mit mir nicht so umspringen könne, wie seine Leute zu glauben schienen, liefs ich ihn erst eine geraume Zeit warten, bis ich mit Essen fertig war, dann beschwerte ich mich über das freche Benehmen seiner Leute und riet ihm, ihnen zu sagen, dafs sie sich besser vorsehen müfsten, sonst könnten sie eventuell den Kürzeren ziehen. Als Führer verlangte ich dann von ihm einen jungen Mann für eine von mir festgesetzte Bezahlung. Nach einem furchtbar langweiligen Palaver, das bis in die Nacht hinein währte, einigten wir uns schliefslich darauf, dafs er seinen Sohn, welcher die Creeks gut kannte, als Führer mitgeben solle, wofür ich 4 Mk. zu zahlen hatte. Ein Geschenk, das mir der Kerl noch am Abend sandte, schickte ich wieder zurück, indem ich ihm sagen liefs, dafs ich mit dem unverschämten Benehmen seiner Leute nicht zufrieden gewesen, und da er als „König" dafür verantwortlich sei, wolle ich auch mit ihm keine Geschenke tauschen. Meine Leute hatten das Canoe an einer steilen Bank an beiden Seiten festgelegt, damit durch den Wechsel von Ebbe und Flut nicht Unheil entstände. Ich hatte mich in das Canoe auf die Lasten während der Nacht zum Schlafen nieder- — 171 — gestreckt, erwachte aber plötzlich durch einen eig'eutümlichen Ruck und sah nun zu meinem Schrecken, dafd die Leute das Fahrzeug -ZU kurz angebunden hatten, so dafs dasselbe, da die Ebbe ein- getreten war, in freier Luft umherhing und, für mich um so un- angenehmer, vollständig schief, denn die eine Seite war auf einer vorspringenden Baumwurzel hängen geblieben. Ich durfte mich nun nicht eher rühren, als bis es mir gelungen, einige meiner Leute heranzurufen, mit deren Hülfe ich das Canoe ins Wasser herab- lassen konnte und so aus der unangenehmen Lage befreit wurde. Mit Sonnenaufgang liefs ich am nächsten Tage abfahren, froh, von dieser Gesellschaft von Duallas Abschied nehmen zu können. Die Vegetation, welche wir anfangs vor uns hatten, bestand aus «iner Übergaugsvegetatiou, ehe wir in die Gebiete kamen, in denen wir nur die typische Mangroven-Formation vor uns hatten. Wieder- holt sahen wir Krokodile, welche bei unserer Annäherung schleunigst sich unsichtbar machten. Hätten wir den Führer nicht bei uns ge- habt, so hätten wir uns sicher in diesen Creeks verirrt, ein solches Labyrinth von Wasserläufen hatten wir zu durchfahren. Wiederholt schien es, als sei ein Tornado im Anzüge, der für uns sehr un- angenehm werden konnte, da wir nirgends anlegen konnten. Als wir über den grofsen Möven-See fuhren, brach auch wirklich ein kleiner Sturm aus, der uns zwang, eine Zeit lang das Canoe zwischen die Mangroven zu bringen, da wir sonst unfehlbar um- geworfen worden wären. Bald erschien jedoch die Sonne wieder, so dafs wir ohne grofsen Zeitverlust unsere Reise fortsetzen konnten. Eine solche Fahrt von einigen Stunden zwischen Mangroven- gebüscheu hindurch gehört zu den langweiligsten Touren, welche man je unternehmen kann. Nichts als stets dieselben Rhizophoraceen und Avicennien, selten aufser Krokodilen ein lebendes Tier, höchstens hier und dort einige behend entfliehende Meerkatzen zu sehen, dazu die schwere, drückende Luft des Morastes und meist eine furchtbare Hitze, das sind die Erinnerungen, welche ich von allen derartigen Touren mit heimgenommen habe. Doch auch diese Fahrt erreichte ihr Ende. Gegen Mittag kamen wir vor der Nikol- Insel in der 'Sähe des Dorfes Dikulu in die ofl'eue See. Da meine Leute recht ungeübte Ruderer waren, war die Fahrt nicht ungefährlich, denn auf dem Wasser stand eine steife Brise, welche ziemlich hohe Wellen erzeug-te: wir konnten uns auch nicht der Küste zu sehr nähern, da längs derselben grofse Mengen von Felsen zerstreut waren. Vor der Dikulu-Bucht liefs ich einmal zwischen den Felsen hindurch an das Land heranfahren, um kurze Zeit daselbst zu ver- weilen, denn wir hatten noch nichts genossen, und ich wollte schnell etwas Essen für die Leute kochen lassen. Nach etwa einstündigem — 172 — Aufenthalte fuhren wir über die Dikulu- Bucht hinüber und bogen dann um die nächste Spitze in die schöne Bimbia-ßucht ein, in der "wir gegen 4 Uhr bei N'ßamba landeten. Herr Rehbein, der Ver- treter des Herrn Friederici, war zufällig in dem Hause, so dafs ich sogleich mit ihm die nötigen Arrangements betreffs Beförderung meiner Lasten nach Victoria treffen konnte. Er war so freundlich, die Sachen zu übernehmen und am nächsten Tage, einem Sonntage, die Lasten durch einige Yaunde-Arbeiter unter Führung eines meiner Jungen, den ich zu dem Zwecke in N'ßamba zurückliefs. nach- zuschicken. Die vier in Mundame gemieteten Leute und der Führer aus den Mungo -Dörfern sollten am nächsten Tage das Canoe nach Kamerun bringen, um es daselbst bei der Faktorei von Jantzen edenkt. welchen Xutzen die Kolonie in sj)äteren Jahren daraus ziehen könnte. Herr War necke begleitete mich noch eine kurze Strecke durch die Buschsteppe, imi mir daselbst einige ihm interessant erscheinende Pflanzen zu zeigen, dann sprengte ich auf meinem netten Pferdchen, welches früher Herrn Misclilich aus Kete-Kratschi gehört hatte ujid dt'n Ruf grofser Zähigkeit und Ausdauer genofs, meinen Leuten nacli. welche nun Vtereits eine gute Strecke vorausmarschiert waren. Als wii- uns weiter von der Küste entfernten, nahm die Buschsteppe allmälilicli einen etwas anderen Charakter an. Die höher auf- scIiiefsLMulen Sträucher bewiesen, dafs der Boden etwas fruchtbarer wurde, auch einjährige Kräuter zeigten sicli häufiger, und hier und ezirks ein Gewitterregen gefaHen, w(d(her sich al»er nicht südlicher als etwa eine Stunde V(U' Akeppe hinzog. Wähi'end das ganze (lehiet südlich dieser Küsrenzdiie vollstämlig düi'r aussah, war in dem gesaraten Gebiete nörtllicli davon der pi'ächtigste (Ii-aswuchs zu finden, aus dem sicli häufig die Itis 5 Fufs hohen Stengel der Fulophia (Lissochilus) cristata mit ihren prächtigen IJlüten hervdrliolten. Die Strämdier und Bäume waren zum grofsen Teile in Blütentlor, die ganze Land- .schaft l)ot einen überaus frischen und für das Auge eines Botanikers änfserst fesselnden Anblick dar. Dieses (lebiet vor Akeppe wird von den Einwohnern dieser Gegenden recht eifrig bearbeitet. Es ist sehr interessant zu sehen, mit welchem Eifer die Leute daselbst ihre Palmenplautagen anlegen und ihre Maniokfelder bestellen. Ich will ül)rigens hier gleich erwähnen, dafs ich nur äul'serst selten in AVestafrika Olpalmeuplantagen gesehen habe, bei weitem der gröfste Teil des in den Handel kommenden Palmenöles und der Palmenkerne wird, entgegen einer offenliar verljreiteten Ansicht, dafs die Ölpalme nur noch kidtiviert oder verwildert in Afrika vorkomme, von vollständig wilden Exemplaren gewonnen. An einigen wenigen Stellen vor Akeppe sah ich schon Baumwolle angebaut, al)er noch recht spärlich und ohne viel Verständnis an- ge])flanzt. In Akeppe zogen wir gegen -1 Uhr nachmittags ein. In reitung der Tsetsefliege von Togo kennen werden, die sicher in vielen riegenden d(!s Schutz- gebietes eine äufserst lokale ist, dann werden wir wahrscheinlich Zugtiere, wie Ochsen, Pfertle und Maultiere, in Togo mit grofsem Erfolge verwenden können und vielleicht auch einmal so weit kommen, dafs das Land den ganzen Bedarf selbst decken kann. Während meiner Keise nach dem Agu-Gebirge, von Lome aus, habe ich gerade mit grofsem Literesse die Möglichkeit der Anlage einer Fahr- strafse verfolgt und habe an keiner Stelle bedeutende Schwierig- keiten gefunden. Es werden einige Wasserläufe zu überbrücken sein und einige Sümpfe trocken gelegt oder umgangen werden müssen, doch das wären nur sehr geringe Arbeiten im Verhältnis zu dem Nutzen, den eine solche Strafse für den Handel der Kolonie bringen würde. Im Bezirke Misaliöhe sind jetzt schon mit Aus- nahme kleiner Strecken die Wege südlich des Agome-Gebirges in so vorzüglichem Zustande, dafs man sie auf weite Strecken mit Wa<>:en befahren könnte. An eini^-en wenigen Stellen befanden sich wieder kleine Wäldchen in den Steppen hinter Badja, in denen dann gröfsere Bäume auftraten, während sonst aufser den Affen- brotbäumen, die in Togo nicht weit ins Innere vordringen, die Steppenbäume selten über 10 m hoch waren. Für das Nacht- quartier hatte ich den Ort Kewe ausersehen, bei dem auch wieder ein Logierhaus für Europäer vorhanden sein sollte. Als wir uns — ISS — o-eu-eii 5 Ulli' am Xaclimitrai;»" Kcwr näherten, wich die Steppe allmählich einer dicliteren Buschvegetation, deren Vorhandensein walirscheinlich auf eheniali,<;-e Kultivierung- des Geländes zurückzu- führen ist. Die Eingeliorenen waren zur Zeit gerade damit beschäftigt, neue Faniien für die konnuende Regenperiode anzulegen und die Torhandenen Ölpal]ueuan])flanzuugen zu säubern. Kewe selbst ist nur ein kleineres Dorf, das auch wohl von geringerer Bedeutung ist als das in der Nähe liegende Assaun, in dem sich besonders die Schmiede und Töpfer niedergelassen haben. Wir hatten kaum unsere Lasten in dem geräumigen Rasthause untergebraclit, als ein starker GewitteiTegen losbrach, (bn- für den Rest des Abends sich ohne Unterbrechung fortsetzte und in einen allgemeinen Land- regen auszuarten schien. Als der Regen dann gegen Mitternacht aufhörte, war l>ald der feuchte Boden um das Haus herum von Hunderten von Ameisen bedeckt, so dafs ich schliefslich gez^^'ungen war, mein Pferd. Avelches an einem der nahestehenden Bäume an- gel>undeu war, in einem in der Xähe aufgebauten Stalle unter- zubringen, in dem es wenigstens von dieser Plage befreit war. Wie es häufig nach derartigen GewitteiTegen der Fall zu sein pflegt, hatten wir am nächsten Tage einen wundervoll kühlen und hellen Morgen, den ich dadurch auszunutzen versuchte, dafs ich bereits um 5 Uhr (bis Signal zum Einpacken ertönen liefs. Da wir das Zelt nicht einzupacken hatten, erfolgte schon kurze Zeit mich diesem Signal gewöhnlich das zweite, welches für die Leute das Zeichen zum Aufbrucli war. Sobald wir uns etwas von Kewe entfernt hatten, traten wir wieiler in die uns nun so wohl bekannte Baumsteppenformation ein. Infolge des Regens vom vor- herigen Abend waren die Wege stark aufgeweicht und, da sie über lehmiges Terrain führten, nicht selten so schlüpfrig, dafs die Leute mit ihren Lasten nur langsam vorwärts kommen konnten und ich auf dem Pferde auch gehörig aufpassen mufste. damit das Tier niclit ausglitt. Etwa eine Stunde nach unserem Abmarsch aus Kewe passierten wir das Dorf Assaun, dessen Umgebung auch wieder mit diclitem Gebüsch bedeckt war. in (b'iu ich übrigens wiederholt Strophauthus beobachtete. Schier endlos setzte sich hinter Assaun nun die Baumsteppe fort. Dieselbe bot, da sie sich immer noch aus denselben Gewächsen zusammensetzte, wenig Interessantes für mich dar. Der Bntterbaum war hier schon bedeutend häufiger geworden und ti*at an einigen Stellen bereits charakterbildend auf. In einem schmalen Waldgürtel, w'elcher sich am Rande einer Kette von Wasserlöchern gebildet hatte, sah ich die ersten Exemplare einer Kautschuk liefernden Liane. Die wenigen Exemplare waren — 189 - liiiik'i' iiiclit in ßliite, so duls ich nicht feststellen konnte, welche Art ich vor mir hatte. Auch Bossassano;a-Pfianzen (Costiis) u^ab e» au sololieu Lokalitäten in Fülle. Um 11 Uhr kamen wir in ilem Dorfe Tove an. Da mir daran la^, noch am Abend bis (jlbin /n kommen, i;al) ich den Trägern nur eine Stunde Zeit zum Kochen ihrer Mahlzeiten. Als ich dann aber die Siij;nal])f"eife znm Einpacken ertönen Hofs, weigerten sich die Leute, ofienbar von den Ein- wohnern des Dorfes dazu aufgestachelt, weiter zu marschieren, da der Weg bis Gbin zu weit sei; einige erschienen sogar nicht tiinmal. Da ich schon früher auf meinen Reisen erfahren hatte, dafs ein Nachgeben hier nur Bummelei bei den Leuten zui- Folge halten würde, mulste ich hier ein Exempel statuieren. Ich gab i\i>n Leuten daher tüchtio- meine Meinung zu hören, worauf sie sofort ihre Lasten ergriffen und abmarschierten. Als diejenigen, welche nicht erschienen waren, von ihren Verstecken ans sahen, dafs sie mit mir sich derartige Späfse nicht erlauben dürften, kamen auch sie sofort herbeigelaufen und nahmen ihre Lasten auf, um auch damit aufzubrechen. Sobald ich darauf zu Pferde die Karawane wieder ein- geholt hatte, liefs ich in der Steppe die Leute anhalten und befahl den- jenigen, welche auf mein Signal nicht erschienen waren, vorzutreten. Nachdem ich deren Namen aufgeschrieben hatte, kündigte ich ihnen an, dafs ich diese Unverschämtheit durch Abzug eines Tagelohnes von dem Trägerlohne eines jeden bestrafen werde. Diese Mafsregel wirkte besser als ich selbst gehofft hatte, denn während des uns nun bevorstehenden Marsches zeigten die Leute mehr Eifer denn je zuvor. Bis gegen Abend hatten wir wieder durch Baumsteppen zu ziehen, die nichts Neues darboten. Vor uns sahen wir bereits deutlich das Agu-Gebirge liegen, als wir gegen (> Uhr in (Ibin einmarschierten. Zu meiner Freude fand ich hier ein sehr reinlich gehaltenes Rasthaus aufgebaut. Die Nacht, welche diesem Tage folgte, war herrlich. Der Mond stand in seiner ganzen Pracht am Firmamente und ergofs sein wundervolles Licht über das stille Dorf. Lange noch blieb ich vor dem Rasthause sitzen, nachdem ich meine laufenden Arbeiten, w^ie Tagebuch schreiben und Pflanzen ein- legen, erledigt hatte, um nach dem sehr heifsen Tage in der Steppe diese prachtvolle kühle Xaclit zu geniefsen. Der kurze Marsch, den wir am nächsten Tage noch bis zur Sholto Dougl asschen Plantage am Agu-Gebirge zurückzulegen hatten, führte uns erst auch diu'ch ebenes Steppengebiet, das aber bald einem dichten Waldstreifen weichen mufste. Die nun häufigen Hügel w^aren zum Teile sehr felsig, so dafs ich wiederholt das Pferd führen lassen mufste. Da, wo die Flora wieder ihren — IfK) - Steppencharakter annahm, zeigten sicli niclit selten Päanzenformen, welche ich vorher auf der Reise noch nicht beobachtet hatte. Nach- dem wir über verschiedene Hügelrücken gestiegen waren, stiegen wir in die Ebene direkt am Fufso des Gebirges hinab, in der wir bald das Dorf Atigbe en'eichten. Hier liefs ich mir einen Führer vom Häuptling des Dorfes geben, der mich nach der Douglasschen Plantage bringen sollte. In Atigbe sah ich die ersten Exemplare vom Ficus Yogelii in Togo. Anzapfungen, welche ich an Ort und Stelle vornahm, zeigten, dafs dieser Baum auch hier dieselbe nicht unbrauclibare Masse gab wie im Yoruba-Lande. Ton Atigbe weiter marschierend, kamen wir bald zu dem Dorfe Tafie, in dem ich auch wieder eine Anzahl von Exemplaren des Ficus Yogelii fand. Wie im Yoruba-Lande, werden diese Bäume hier in Togo von den Ein- geborenen allenthalben auf den freien Plätzen der Dörfer angepflanzt, und unter ihnen versammeln sich auch hier bei Beratungen und sonstigen Gelegenheiten die Männer der Dörfer. Xur eine kleine Sti'ecke hatten wir noch hinter Tafie durch ein an Ölpalmen reiches Gebiet zu marschieren, bis wir die Häuser der Douglasschen Pflanzung dicht vor uns sahen. Die beiden Herren, welche damals auf der Plantage angestellt waren, Herr Thienemann, der Leiter, und Herr Böhmer waren über mein Eintreffen gewissermafsen er- staunt, da sie sicli ausgerechnet hatten, dafs ich unter günstigen Umständen erst am 12. März bei ihnen eintreffen könnte. Da ich eigentlich meine Träger nur bis zur Tafie-Plantage engagiert hatte, forderte ich dieselben auf, mich noch bis Misahöhe zu begleiten, da hier schwer neue Träger zu bekommen waren. Mit Ausnahme von dreien, welche ich als FuCskranke nicht gebrauchen konnte, waren alle bereit dazu. Ich liefs nun den Häuptling von Tafie rufen und forderte ihn auf, mir für die drei zurückbleibenden Leute am nächsten Tage drei neue Träger bis Misahöhe zu stellen. Gegen ein kleines Geschenk war der Manu bereit, dieses zu thun, mid somit war die Trägerfrage fürs Erste erledigt. Auf der Besitzung des Hei-m Douglas, deren Bearbeitung erst seit kurzem in Angriff genommen war, hatte man bisher nur einige Saatbeete angelegt, in denen die von Kamerun bezogene Kakao- saat eben aufzugehen begann, und ein gröfseres Stück Landes, welches füi- BaumwoU- und Tabakkultur in Aussicht genommen war, urbar gemacht. Es war also sonst wenig für mich zu sehen. Die Kautschukpflanzen und Bambusasämlinge, welche ich vom Yersuchsgarten bei Lome mitgebracht hatte, waren in vorzüglichem Zustande ano^ekommen. Herr Thienemann, welcher mich von hier an auf meiner Reise nach Boem begleiten sollte, traf nun mit mir 191 — die Vurberoituiiiieii zur Abreise, die ich am näcli.stcMi Tage voriieliuifii wollte. Herr Rolimer sollte während der Zeit unserer Abwesenheit allein anf der Plantare verbleiben. Trotz meiner wiederholten Betonnni,^ dem Häuptling- von Tafie gegenüber kamen die versproclienen Leute natürlich nicht um 6 Uhr, sondern erschienen erst nach 8 Uhr am nächsten Tage, so dafs sich unsere Abreise etw-as verzögerte. Zurückgehend über Tafie, mar- schierten wir nun durch Abegame nach Abesia durch ein Gebiet, das an Ölpjdmcii sehr reich war. Die Steppenvegetation war hier wohl infolge ehemaliger und noch vorhandener Kulturen für gröfsere Strecken verschwuucb'Uj um einer dichten BuscJivegetation Platz zu machen. Yon Abesia gelangten wir zunäclist nach Tove, wo wir wieder in die Ste])pe eintraten. Nach kurzem Aufenthalt in Tove ging es nach Agome-Palime, dem Hauptlumdelscentrum für die Agome- Region, einem Dorfe von ziemlicher Ausdehnung. Bei den hier anwesenden Vertretern deutscher Kaufmannshäuser, den Hen-en v. Bruch uml Meyer, machten wir nun eine längere Ruhe- pause, während der unsere Leute sich mit Proviant versehen sollten, den sie hier, da gerade Markt abgehalten wurde, reichlich kaufen koimten. Es ist hier in Togo wie auch in den benachbarten Ländern allgemein Sitte, dafs die Träger der Europäer sich selbst zu be- köstigen haben. Die Leute bekommen zu diesem Zwecke täglicli 25 Pfennige (oder 3 d) als Subsistenzgelder. Ganz besonders dem reisenden Europäer wird dadurch die z. B. in Kamerun oft recht lästige A'erpfiegungsfrage der Leute bedeutend erleichtert und ihm viel Arger erspart. Hier in Togo ist eine derartige Regelung der Verpflegungsfrage schon dadurch vereinfacht, dafs das ganze Land ziemlich dicht bevölkert ist, was in Kamerun durchaus nicht der Fall ist, wo aufserdem noch infolge der dichten Urwälder die verschiedenen Völkerstämme imter sich sehr wenig miteinander verkehren, sondern sich sogar recht häufig feindlicli gegenüber stehen. Am Nachmittage brachen wir wieder von Palime auf. Da meine Leute" eine gute halbe Stunde vor uns abmarschiert waren, ritt ich im Galopp hinterher, ohne sie noch vor der Station Misahöhe eiTeichen zu können. Der Weg von Palime nach dem Agome-Gebirge. auf dessen halber Höhe die Station liegt, war in wundervollem Zustande. Schon von weitem konnte man die Station mit ihren aus Steinen erbauten massiven Gebäuden erkennen, alles zeugte hier von grofser (Ordnung. Als ich zur Station einritt, kam mir Herr Dr. Grüner, der bereits von meiner Ankunft durch die vorhermar- schierten Träger unterrichtet war, entgegen und empting mich in der ihm eigenen liebenswürdigsten Weise. Herr Thienemaun erschien auch kurz darauf in seiner Hängematte. — 1U2 — Da ich mich uuii hier in Misahöho mit neuen Trägern zn ver- sehen hatte, machte ich von der gütigen Einladung th\s Herrn Dr. Urnner, einige Tage bei ihm zu verweilen, sehr gern Oeltrauch, wufste ich doch auch, dafs ich von ihm, dem besten Kenner unseres Schutzgebietes Togo, sehr vii'je interessante Aufklärungen erhalten würde, die für die Reise nach Boem für mich von grofsem AVcrte sein nmfsten. Da Dr. Grüner sclion längst die Absicht geliabt hatte, in Quamikrum eine Station zn bauen, hatte er bereits zu dem Zwecke eine Anzahl Soldaten ausgesucht, die mich zugleich auf der Heise nach Boem begleiten sollten. Mit Hülfe des Herrn Dr. (iruncr erhielten wir hier bald neue Träger. Die Leute, welche icli von Lome und Tafie hatte, lohnte ich nun al) und liefs sie nach ihren Dörfern zurückkehren. Herr Tliienemann behielt von seinen Trägern nur sechs Leute zurück, welche er als erprobte Hängem.itten- träger kannte. Trotz seiner noch nicht überwnndenen Krankheit liefs es sich Dr. Grüner, der erst seit einem Tage sich wieder von einem schweren Schwarzwasserfieber einigemiafsen erholt hatte, doch nicht nehmen, alle Schwierigkeiten, welche die Expedition haben könnte, zu beseitigen, so dafs ich ihm wirklich nie genug Dank wissen kann für die Unter- stützung, die ich bei ihm gefunden. Diese Tage, welche ich noch im Laufe der nächsten Wochen in seiner Gesellschaft zu ver- bringen den Vorzug hatte, werden stets zu den angenehmsten und lehrreichsten meines Lebens zälüeu. Ich bedauerte nur, dafs Dr. Grüner infolge seiner Krankheit verhindert war, mit mir zu- sammen, wie er ursprünglich beabsiclitigt hatte, die- Reise nach Boem zu machen. Li den Yersuchsgärten, welche Dr. Grüner bei der Station hatte anlegen lassen, wurden auch einige Kautschukpflanzen gezogen. Manihot Glaziovii, Hevea brasiliensis und einige Ficusarten waren vorhanden und schienen gut zu gedeihen. Die Exemplare waren noch zu jung, um an sich experimentieren zu lassen. Unterhalb der Station am Fufse des Gebirges hatte Dr. Plehn, welcher auch früher einmal Leiter dieser Station war, eine Kola-Anpflanzung begonnen, die aber wahrscheinlich infolge der zu feuchten Bodenverhältnisse nur sehr langsam heranzuwachsen schien. Zusammen mit Herrn Thienemann unternahm ich am Morgen des 13. März eine Besteigung des Francois-Passes, wo Geheimrat Wohltmann Kickxia-Exemplare gesehen zu haben glaubte. Es gelaug mir nun auch thatsächlich, hier in den Bergwäldern Kickxia ausfindio' zu machen, aber welche Enttäuschung — es war die falsch*?. — 198 — ])essoniingoachtel' nal» ich die [fotf'iimi«^ damals natürlich noch nicht, auf, noch erfoli^rnich zu s(>in, liatto ich doch im Bakossi- (xebiete die falsche und die echte Kickxia nebeneinander iresehen. Die auf dorn Erdboden umherliiigenden Fruclithülsen liefsen mich keinen Augenblick mehr im Zw(Mfel, dafs wir es liier mit Kickxia africana zu tlmn halten. Da ich diese Früchte nie vorher gesehen und nun wirklich zu urteilen im stände war, freut(^ ich mich, dafs auch meine letzten Bedenken geschwunden waren, dafs die Arten wirklich voneinander verschieden seien. Eini<;<^ junge, dünne Landolphit^n fand icli damals auch in den Wäldern; diesell)on waren aber noch zu schwach, um an ihrem Milchsaft(! fest- stellen zu können, ob sie Kautschuk liefernden Arten angehörten oder nicht. Als wir die Höhe des Passes erreicht hatten, wendeten wir uns dem Gipfel des Hausberges zu, nach welchem auch ein guter Weg hinanfgelegt ist. Oben hatte man ein Häuschen emchtet, in dem Europäer, die als Tiekonvaleszcmten hier hinaufkommen wollten, es sich gemütlich einrichten können. Von di(!ser Bergspitze aus genossen wir eine prachtvolle Aussicht über das Land südlich des Agome-Gebirges sowohl als aucli über die uördlicli davon gelegenen ( rebiete. Von dieser Exkursion zurückgekehrt, trafen wir am Nachmittage noch einige Vorbereitungen für unseren am nächsten Morgen bevor- stehenden Aufbruch. Die meisten Lasten w^aren schon vorher fertig gepackt worden, so dafs auch das bald erledigt war, zumal sowohl meine Leute als auch diejenigen, welche Herr Thienemann mit- genommen, erprobte und alte Europäer-Begleiter waren, denen wir viele Sachen zur Besorgung anvertrauen konnten. Den Abend ver- lebten wir noch in Dr. Gruners angenehmer Gesellschaft. Am Morgen des 13. März war alles zum Aufbruch fertig. Herr Franke, der Stationsassistent des Herrn Dr. Grüner, hatte die Liebenswürdigkeit, mir vitde kleine mit dem Aufbruche solcher Ex- peditionen zusammenhängende Arbeiten abzunehmen, so dafs wir schon früh die Träger, deren wir 25 hatten, unter Begleitung eines von Herrn Thienemann mitgenommenen zuverlässigen Aufsehers, vorausschicken konnten. Mit unseren Jungen und den Soldaten, welche von einem änfserst intelligenten Togo-Mann, dem Stations- Hülfsassistenten Amusso Bruce, geführt wurden, folgten wir der Träger-Karawane etwa eine Stunde später nach. Auf dem Francois- Passe ging es über das Agome-Gebirge hinunter nach dem kleinen Dörfchen Agome-Tongbe, dicht vor dem wir auf einer breiten Holz- lirücke den Tii-Bach überschritten. Olnie uns in Tongbe aufzuhalten, setzten wir den Marsch fort. Zunächst gelangten wir in ein mehr R. Schlecliter, Westafrikanisclin Kautschuk-Expedition. 13 - 194 — oder minder kultiviertes Gebiet, in dem Maniok, Baumwolle und Cajanus indicus gepflanzt waren. Allmählich wurde jedoch das Terrain bergiger und der Weg schmaler, wir stiegen in die Kame- Schlucht hinab. Vorher hatten wir noch Gelegenheit zu sehen, dafs auch hier in Togo die Heuschreckenplage nicht unbedeutende Dimensionen anzunehmen vermag; gegenüber dem Dorfe Agome- Tono-be hatten wir einen riesigen Heuschreckenschwarm zu durch- ziehen, der die Felder des Dorfes arg bedrängte. Durch Rauclj und Lärm suchten die Eingeborenen die Tiere zu verscheuchen. In der romantischen Kame-Schlucht durchzogen wir noch eiimial den Bach und stiegen dann wieder empor, dem Dorfe Käme zu. In den dichten Wäldern, welche das Thal bedeckten, war Kickxia africana in Unmengen vorhanden, von der Kautschuk liefernden Kickxia elastica aber auch hier nichts zu sehen. Auch in Käme ^^'urde nicht erst angehalten, war «loch das nun gar nicht mein- weite Dörf- chen Liati die Heimat meiner Träger und Trägerinnen, wo dieselben doch sicher noch einmal von ihren Verwandten und Bekannteu Ab- schied nehmen wollten. Hinter Käme hörte der Wald wiedi-r auf. Das hüo-elige Terrain war mit Gras und Sträucliern bewachsen, und an creeio'neten Stellen waren ü:röfsere Fläclien von den Eingeborenen urbar gemacht und mit Baumwolle, Maniok und Cajanus bepflanzt. Bohnen und Bataten sah man nur sehr selten. In Liati liefs ich die Leute zusammentreten und sonderte die schwächsten derselben aus, denn es waren mehr Träger erschienen, als wir nötig hatten. Dann bezahlte ich den Leuten ihre tägliche Subsistenz von 2-") Pf., damit sie sich noch möglichst viele Lebensmittel mitnehmen könnten, und machte die Gesellschaft darauf aufmerksam, dafs sie sämmtlich sich an unserem Lagerplatze einzufinden hätten, sobald meine Signalpfeife dreimal langgezogen ertöne. (Ich hatte für den Koch und den Leibjungen ähnliche, aber kurze Signale.) Wir ver- blieben hier in Liati ungefähr eine Stunde. Schon vorher hatten die ' meisten der Trägerinnen sich eingefunden, als das Signal aber ertönte, wurde es merkwürdig lebendig in dem Dorfe. Von allen vSeiten strömten Träger uml Trägerinnen herbei, begleitet von ihren Angehörigen, die ihnen noch allerlei Lebensmittel heranschleppten. Es war äufserst interessant, diese einfachen, zufriedenen Leutchen in ihrer familiären Harmlosigkeit zu beobachten. Da zwei der Leute fehlten, mufste ich den Häuptling auffordern, sofort zwei andere zu stellen. Als auch das erledigt war, setzte sich unser Zug in Be- Avegung. Auf der ganzen Reise behielt ich nun dieselbe Marsch- ordnung bei. Erst hatten die Träger und Trägerinnen vor uns zu marschieren, nicht selten geführt von Herrn Thienemann, daliinter — 195 — kam ich .selbst mit ein oder zwei .)iiii^;('ii, welche (jtvvni^e notweii- !• Mittagshitze weiter. Meinen Trägern lief der Schweifs vom Körper derartig heiMintei-, wie ich es sonst selten ge- sehen. Doch was half das alles, ich hatte mir vorgenommcMi, tli(! Nacht auf dem l>eika-Herge zuzubringen, unfl so mufsten wir noch einen langen Marsch am Nachmittag machen, (legen 1 Uhr trafen wir im Dorfe Lolobi (ün, das dicht am Dai-Flusse gelegtm ist. Hier sah ich zum ersten Male die in Boem verl)reiteten Häuser mit voll- ständig flachem Dache. Diese Häuser sind am Tage furchtbar heifs, und fast ist es unmöglich für einen l^]uropäer, sich in denselben aufzuhalten, doch sind sie äufserst reinlich gehalten. Der Fufsboden ist gewöhnlich mit Lehm glatt ausgeschmiert und nicht selten wie die Wände weil's getüncht. Fast ein jedes Haus hat seinen eigenen Feuerplatz, der durch drei kleine konische Säulchen er- kenntlich ist, welche dazu dienen, die Töpfe oder sonstige zum Kochen verwendeten Gefäfse oberhalb des Feuers zu halten; ebenso besitzt jedes Haus seine kleinen aus Lehm hergestellten Hausgötzen, wie man sie auch sonst noch in gröfseren Darstellungen in Togo in den verschiedensten Dörfern finden kann. Der Fetiscliglaube spielt auch hier eine grofse Rolle. Aufser den gröfseren Uötzenhütten, unter denen nicht selten drei bis fünf aus Lehm hergestellte plumpe Nachahmungen des menschlichen Körpers in einer Reihe sitzend dar- gestellt sind, habe ich recht häufig auf Feldern oder an Wegen Miniatur-Nachalimungen dieser Götzen gesehen, die wohl die be- treffenden Ijokalitäten beschirmen sollen. Es wäre sehr wünschens- wert, dafs man noch möolichst viel Erkundigungen über die Einzel- heiten dieser Fetisch- und Götzen-Religion einsammele, ehe gerade die interessantesten und eigenartigsten Gebräuche vor der vor- schreitenden Kultur verschwinden, und gerade hier in Togo, wo wir es mit einer viel intelligenteren Bevölkerung zu thun haben als in Kamerun, werden diese Eigenarten schneller aufgegeben werden als in den meisten anderen Ländern. In Lolobi machte ich unter verschiedenen wundervollen Exem- plaren des Ficus Vogelii Halt und erlaubte meinen Tjcuten, sich eine Zeit lang auszuruhen, da wir den hohen Beika-Berg zu ersteigen hatten, der nun dicht vor uns sicli erhob. Auch hier bekam ich wieder von dem Häuptling Geschenke an Yams. Gegen 2 Uhr nahmen wir wieder uusern Marsch auf. Der Beika-Berg, welcher sich vor uns erhob, war dicht ])ewaldet; - 198 - anfangs, d. li. soweit der Weg von den Einwohnern von Lolobi zu besorgen war, war er in ziemlich schlechtem Zustande, er wurde aber zusehends besser, als wir in das Gebiet von Beika eintraten. Landolphien gab es in diesen Wäldern zerstreut, Kickxia africana war in Mengen vorhanden und bildete einen nicht unerheblichen Prozentsatz der Urwaldbäume. Nach fast dreistündigem, für die Träger sehr ermüdendem Klettern langten wir gegen 5 Uhr auf der Spitze des Berges in dem Dorfe Beika an. Ich hatte auch den gröfsten Teil des Marsches zu Fufs zurücklegen müssen, da der Weg zum Reiten zu steil war. Das Dorf Beika ist vollständig auf Felsen erbaut. Unter einem grofsen Feigenbaume liefs ich zwar zuerst die Leute lagern, sah aber bald ein, dafs es unmöglich war, das Zelt irgendwo aufzustellen, und liefs daher für mich ein reinliches Haus suchen, in dem dann die Lasten untergebracht wurden. Da infolge der Hitze, die in den Häusern noch herrschte, keiner von uns Europäern Lust hatte, länger als dringend notwendig in denselben sich aufzuhalten, liefs ich Tische und Stühle unter dem Feigenbaum aufstellen, wo wir auch be- schlossen, zu Abend zu essen. Der Häuptling mit einem grofsen Trosse kam bald, um mir die obligaten Geschenke, bestehend aus Yams, Bergreis und Hühnern, zu überbringen, von denen wie ge- wöhnlich der Yams unter meine Leute verteilt wurde, der Berg- reis ein gut verwendbares Futter für mein Pferdchen bildete, die Hühner aber in unsere Küche wanderten. Kurze Zeit darauf er- schien der Häuptling wieder und beklagte sich darüber, dafs meine Leute durchaus zum Wasser gehen wollten, obgleich er ihnen ver- boten hatte, es zu thun. Mir lag der Grund zu diesem Yerbot aller- «lings klar vor den Augen, denn zu dieser Zeit badeten sich ja ge- wöhnlich die Holden des Dorfes. Meine Leute konnten schliefslicli auch nicht ohne Wasser bleiben, deshalb befahl ich dem Häuptling, für mein sämmtliches Personal W^asser heranschaffen zu lassen, und verbot meinen Leuten dann, selbst zum Wasser herunterzugehen. Damit waren beide Parteien schliefslich befriedigt. Aus Dankbarkeit schickte mir der Häuptling sogar noch eine ganze Anzahl Yams- knollen, welche ich nun wieder verteilte. Einige der Träger mufste ich hier übrio-ens bestrafen, da dieselben so unverschämt waren, einio-en Trä«-erweibern die leichteren Lasten abzunehmen und ihnen statt dessen schwere aufzupacken. Diese Übelthäter hatten mehrere Tage hindurch die schwersten Lasten zu tragen. Noch vor Eintritt der Dunkelheit kam Amusso mit den Soldaten in Beika an. Da wir am 16. März w^ieder einen Berg zu erklimmen haben sollten, liefs ich schon um 5 Uhr antreten. Es war interessant, des - 199 — Morgens diese Scene zu Ix'obaclitcii. (Jewöhulicli lids ich iiiii- '^vn l)odeutend an- ijenehmeren Eindruck als Borada. Die Strafsen waren bedeutend rein- licher und die Häuser auch nicht selten weiCs getüncht; dazu kam noch die Zuvorkommenheit der Bevölkerung im allgemeinen. Herr Thienemann, der schon früher einnuil hier gewesen war, wurde von einem alten Weibe, das noch ein Geschenk aus Erd- nüssen (Arachis) brachte, sehr freudig begrüfst. AYie er mir sagte, hatte er der Alten früher einmal einen Gefallen erweisen können, für den sie ihn aus Dank1)arkeit nicht im Stiche liefs. Herr Tliienemann verstand es überhaupt ausgezeichnet, die Eingeborenen an sich zu fesseln. Schon während der letzten Tage waren wir allenthalben mir Palmenw^ein von den Häuptlingen, deren Gebiet wir durchzogen, ver- sehen worden. Auch heute erhielten wir wiederum eine grofse Kale- basse dieses Getränkes, das. in mäfsigen Quantitäten getrunken, hier in laren des Ficus Yogelii, von der übrigens im Dorfe Quamikrum selbst verschiedene gröfsere Exemplare standen, nichts finden, das für mich von mehr als rein botanischem Interesse gewesen wäre. In letzterer Hinsicht war ich allerdings glücklicher. Eine interessante grofsblättrige Strychnosart, welche sich hoch in die Bäume hineiu- wand und in grofsen Chiirlanden über den jVIkunsu hiimnterhing, war nicht selten. Auf den grasigen Hügeln bei dem Dorfe fand ich iiufser einigen Scrophulariaceen eine für mich besonders inter- essante Asclepiadacee (eine Raphionacme) und die für die Steppen so typischen aufrechten Cissusarten, die aus grofsen unterirdischen Knollen entspringen. Am Abend erschienen noch verscliiedene Haussa-Karawanen, deren Führer behaupteten,, auf dem Wege nach Lome zu sein. Einige führten Kühe bei sich, welche aus Kratschi kommen sollten und nach Amusso s Ansicht sicher nach Acra, nicht nach Lome gebracht wurden. Am nächsten Morgen liefsen wir die Soldaten mit Amusso zurück und zogen nun auf der grofsen Strafse nach Kpandu in fast südliche Richtung. Das Gelände wurde etwas hügeliger und bot einen Anblick dar, der midi lebliaft an einige Gegenden in Natal erinnerte. Zu beiden Seiten hatten w'ir Savannen, w^elche mit spär- lichen Gesträuchen oder kleinen Bäumchen bedeckt waren; später, nachdem wir ein kleines Fanndörfchen Adeukutschu passiert hatten, traten wir in einen Buschwald ein, in dem sich riesige Mengen der falschen Kickxia zeigten. Auch hier machte ich w^iederholt Ver- suche, ein brauchbares Produkt aus dem Milchsafte derselben zu ge- winnen. Nach etwa dreistündigem Marsche erreichten wir das Dorf Wuropong. Dasselbe soll ungefähr 300 Hütten besitzen. Der Häuptling des Dorfes kam, uns zu begrüfsen, und brachte einige Kalebassen mit Palmenw^ein sowie einige Eier. Den Palmenwein verteilten wir zum orofsen Teile unter den Leuten, während wir für — 207 — uns eiiifii kleinen Teil zurückbehielten, der, mit Cognak vermischt, uns vortrefflicli schmeckte, da er erst soeben einge})raclit und daher jioch ganz frisch und kühl war. Bis gegen Mittag liefs ich hier in Wuropong rasten, dann setzten wir den Marsch weiter nach Süden fort. Die nun gut geschulten Träger nuirschierten jetzt vorzüglich, auch die Weiber blieben nicht zurück, so dafs die ganze Karawane sich gut geschlossen vorwärts bewegte. Herr Thienemann mit .seiner Häng-ematte zoy: i>:ewöhnlich voraus, ich beschlol's mit einem oder zwei Jungen den Zug, damit ich, ohne Störung zu verursachen, nach Belieben zu etwaigen Untersuchungen zurückbleiben könnte. Das Gebiet war anfangs hauptsächlich mit Buschwald bedeckt, wo es nicht von den Eingeborenen unter Kultur gesetzt worden war, später wurden gröfsere Savannenkomplexe, in denen l)esonders eine Imperataart das vorherrschende Gras war, häufiger. Bald zogen wir durcli das kleine Dorf Tapo und nach einer weiteren halben Stunde durch Antumda. Die Gebiete schienen hier fruchtbarer zu werden. Buschwald wechselte mit Elefantengras. Allenthalben waren auch von den Eingeborenen Farmen angelegt, die einen recht günstigen Eindruck machten. Aufser den bereits oben erwähnten Kulturpflanzen sah ich hier auch Hibriscus esculentus angepflanzt und sogar einige Tomaten. Ich glaul)e, dafs sich hier eine geeignete Gegend findet, die später einmal, wenn sich erst der Baumwollbau, zu dessen Hebung vom Kolonialwirtschaftlichen Komitee eine Expedition entsendet werden soll, besser entwickelt hat, bei einer gröfseren Anlage in Betracht gezogen w^erden dürfte. Das Land ist ziemlich eben und offenbar leicht zu bearbeiten. Gegen 2 Uhr nachmittags erreichten wir das kleine Dorf Kadyevi und gleich darauf N'tschumuru, wo ich beschlossen hatte, Lager für die Nacht zu machen. Auf dem wunderschönen Marktplatze, der durch ein )e sich Gras im Wege eingefunden. Dafs die Umgebung hier allgemein fruchtbar sein müsst'. schien schon aus den grosfeu, dreifüfsigen Kornspeichern hervorzugehen, welche wir heute in den meisten Dörfern sahen. Wir bekamen hier auch allenthalben Reis, Mais und Guinea-Hirse für mein Pferd, das sich übrigens nicht viel aus denselben zu machen schien, sondern «las saftige frische Gras vorzog. Bald erschien auch der Häuptling von N'Kunya. um sich durch ein Geschenk von Yams, zwei Hühnern und einigen Kalebassen Palmenwein meine Freundschaft zu erwerben. Am Abend mufste ich unter meinen Trägem gegen einige sehr energisch auftreten, weil dieselben kamen und mich darauf aufmerksam machten, dafs ihre Heimat mm nur wenige Stunden entfernt sei und dafs sie am folgenden Morgen dorthin zurückkehren wollten. Ein solches Gelüste miifste ich den Leuten natürlich nehmen. Ich liefs sofort die Namen der Leute notieren und ilmen nun sagen, dafs ich sie bestrafen würde. Schon vor 4 Uhr war ich am nächsten Morgen wieder auf. um noch vor unserm Aufbruche einio-e schriftliche Arbeiten erledigen zu können. Um 5 Uhr gab ich dann das Signal zum Sammeln, so dafs wir mit Tao^esanbruch auf dem Wege waren. Ich ritt heute voran. Am Kunya-Gebirge entlang führte unser Weg, zunächst durcli Kunva-Klaba und weiter durch ein mit Elefantengras und Imperata bestandenes Savannengebiet. Wie mir der Häuptling von o^'tschumuru versprochen, waren bereits eine gröfsere Anzahl von Leuten dabei, den stark mit Imperatagräsern bewachsenen Weg zu reinigen und an feuchten Stellen zu drainieren. Yon allen Seiten kamen immer neue Leute hinzu, um bei dieser Arbeit zu helfen. Noch vor (i Uhr eiTeichten wir das Dorf Dafo, in dem eben ein kleiner Markt begonnen hatte. Um meinen Leuten Gelegenheit zu geben, hier billig Nahrungs- mittel zu kaufen, liefs ich eine halbstündige Rast machen und zahlte ihnen bereits hier die Sul)sistenzgelder ans. Als wir dann wieder Dafo hinter uns hatten, traten wir in Savannen von ziemlicher Ausdehnung ein, die auch nicht unfruchtbar schienen. Auch hier war das Land et^'as hügelig, was ich der Nähe Idieben die- selben bis kurz vor Kpandu. Erst als wir in die l^]b(Mie, in der Kpandu liegt, hinabstiegen, wurde der Boden steiniger und offenbar unfruchtbarer. Von der Missionsstation aus konntcm wir das Dorf iirul, auf einem hohen Felsen oberhalb gelegen, die Regierungs- station Kpandu bewundern. Ohne durch das Dorf hindurchzuziehen, liefs ich zur Station hinaufmarschieren, wo war kurz nach 9 Uhr anlangten. Da die Station nicht von Europäern bewohnt w^ar und der farbige Assistent, dem die Verwaltung derselben übertragen war, in den dahinterliegenden Arbeiter- und Soldatenhäusern seine Wohnung hatte, nahm ich mit Herrn Thienemann von den beiden für Europäer bestimmten Räumen in dem Stationsgebäude Besitz. Unsere Lasten liefs ich ebendaselbst unterbringen. Die Träger und Trägerinnen wurden in verschiedene leerstehende Häuser des Stations- hofes einquartiert. Bald sah es nun sehr lebendig auf der Station aus. Herr Thienemann und ich stärkten uns nach längerer Zeit einmal wieder an einem guten Glase Bier, das wir hier in Kpandu bekommen hatten. Ich liefs sofort das Essen fertigmachen, da ich die Absicht hatte, zur A^olta hinüberzureiten, um auch das Thal des Flusses kennen gelernt zu haben. Gegen 11 Uhr ritt ich, gefolgt von einem Soldaten, der mir als Führer dienen sollte, zur Station hinaus. Unser Weg führte zunächst über den Hügelrücken, auf dem die Station gelegen ist. Von der Kante dieses Rückens, der ]>lötzlich steil abfällt, hatten wir einen wundervollen Blick über das Thal der Volta, die sich in einiger Entfernung wie ein Silberfaden dahinschlängelte. Mit dem Pferde war der Abstieg in die Eigenen, welche sich unter uns hinstreckten, nicht leicht, besonders da der Weg an einigen Stellen mit Gerolle bedeckt war, auf dem das Tier keinen festen Halt hatte. Ich mufste daher Avälirend des ganzen Abstieges das Tier sehr vorsichtig führen. Als wir in der Ebene angelangt waren, machte sich bald eine Hitze bemerkbar, wie ich sie vorher erlebt zu haben mich nicht erinnern konnte; es war gerade, als ob wir vor einem Backofen standen. Die ganze Ebene trug den Charakter einer typischen Togo-Baumsteppe; das Gras war niedrig, kaum über V/2 Fufs hoch, von einigen Kräutern und Halb- sträuchern wie Vernonia, Acalypha, So])ubia, Cycnium, Striga, Erio- semma, Cryptolepis nigritana etc., durchsetzt und war von zerstreut stehenden Bäumen überdeckt. Gfanz besonders fiel mir hier der B S c hie cht er, Westafrikanisclie Kautschuk-Expedition. ij. — 210 — Reichtum an Butterbäuiueii auf, von denen häutig behauptet worden ist, dafs sie ein brauclihares (Juttaperclia liefern, das aber, so viel ich erfahren, von sehr minderwertiger Qualität ist und einen so geringen Preis bringt, dafs es sich kaum verlohnen würde, dasselbe ein- zusammeln. Da die Bäume aufserdem nur einen kleinen Ertrag geben, so würde die Arbeit, welche mit dem Einsammeln dieses guttaähnlichen Produktes verbunden ist, sich wohl schlecht lohnen, denn, wie ich hörte, werden am Niger, wo man das Gutta auf Veranlassung der Niger-Compagnie einsammelte, die Bäume erst gefällt. In einem Laude wie Togo, wo nur wenig Wälder vor- handen sind und der Baumwuchs in den Steppen auch ein äufserst spärlicher ist, kann uns gar nichts daran liegen, die wenigen Bäume umzuschlagen, um dadurch eine Einnahme zu erzielen, die zu dem Schaden, der (hirch ein solches Vorgehen herbeigeführt wird, in keinem Verhältnisse steht. Als wir uns nach etwa l'/s Stunden der Volta näherten, hatten wir einige zur Zeit ausgetrocknete Bachbetten zu durchqueren, deren Ufer mit dichtem Gebüsch bedeckt waren. Die Vegetation einiger Sümpfe, die in der IS^ähe des Flusses lagen, liefs mich vermuten, dafs der Boden salzhaltig sein müsse, denn mit wenigen Ausnahmen traten dort nur ausgeprägte halophile Typen auf. Gegen 1 Uhr erreichten wir endlich die Volta selbst bei dem kleinen Flecken Dogbadja. Nach meiner Schätzung war der Flufs etwa 300 m breit. Inmitten desselben lag eine Sandbank, auf der sich vorübergehend Fischer augesiedelt hatten. Ich war erstaunt, den riesigen Verkehr hier zu sehen. Allentlialben sah man kleinere und gröfsere Canoes daherschiefsen, die ersteren durch Ruder, die letzteren durch grofse Segel fortgetrieben. Nach kurzer Umschau an der Volta liefs ich mein Pferd wieder satteln und ritt dann zur Station Kpandu zurück. Da ich mein Pferd gehörig zur Eile angetrieben, um endlich die heifse Steppe hinter mir zu haben, langte ich schon früh am Nachmittage daselbst wieder an. Da ich in dem Dorfe Kpandu noch verschiedene Ein- käufe machen zu können hoffte, benutzte ich die noch übrige Tages- zeit zu einem Ritte dorthin. Viel war hier allerdings nicht ein- zukaufen, doch wurden wir durch einige Dinge, wie Zucker, Bier und andere Kleinigkeiten, wieder aus momentaner Verlegenheit befreit. In den Faktoreien, die übrigens sämtlich unter licitung von Farbigen standen, sah ich hier die auch als Silkrubber gehenden Kautschukkuchen, die nicht, wie ich schon oben erwähnt, von einer Kickxia gewonnen werden, sondern von der dickstämmigen Lau- efürchten ist, dafs sie nur noch kurze Zeit daselbst vorhanden sein wird. (regen 6 Uhr verliefsen wir am Morgen des 23. März die Station Kpandu, um im Dorfe die von mir am Tage vorher gekauften Sachen aufzunelmien ; dann ging es unserem nächsten Ziele Misahöhe entgegen, (ileich hinter Kpandu betraten wir wieder eine trockene Baumsteppe, welche auffallend eben sich weithin auszustrecken schien. Offenbar war der Boden hier weniger fruchtbar als zwischen Wuro- pong und Kpandu, auch sah man von Eingeborenenkulturen recht wenig. In der sonnigen Steppe, wo das Laub der Schattenbäume fast gar keinen Scliatten al)gab, machte sicli die Hitze des Tages bald unangenehm bemerkber, so dafs w^ir froh waren, als wir das Dorf Sobuesante erreichten, in dem wir eine kurze Rast maclien konnten. Der Häu])tling erschien auch sofort mit einem Huhn und einigen Kalebassen Palmenwein, welcher uns nach dem Marsche durch die trockene, heifse Steppe ganz besonders gut mundete. Nach kurzem Aufenthalt in diesem kleineu Dorfe setzten wir mit frischen Kräften unsern Marsch durch die Steppe fort, die denselben Charakter beibehielt wie vor Sobuesante. Es war ein heifser Tag. vielleicht einer der heifsesten, welche ich auf der Togo-Reise zu durchleben hatte. Die Träger und Trägerinnen mit ihren schweren Lasten kamen nur langsam vorwärts. Kurz vor Mittag erreichten wir den Ort Bevi, an dem der Dai-Flufs dicht vorbeifliefst. Auch liier kam der Häuptling mit einem kleinen Geschenke, um uns zu em])fangeu. Da die Hitze des Tages eine zu drückende war und ich befürchtete, dafs von meinen Trägern einige übermüdet werden könnten, liefs ich in Bevi eine zweistündige Rast machen, so dafs die Leute genügend Zeit hatten, ihre erhitzten Körper im Flusse gehörig abzukühlen. Der alte Häuptling schien ein sehr bescheidener Mensch zu sein und nicht viel Achtun": zu o-eniefsen. Sobald er Oeschenke mit mir gewechselt, setzte er sich in der Nähe unter einen Ficusbaum und betrachtete das Leben und Treiben aus CQ o Q erzeugung, dafs walu'scheinlich die Umgebung der Leglebi-Dörfer noch geeigneter zu den Versuchen sein würde, da dort auch der Boden besser zu sein scheint, doch hätte man beim Transporte von dort nach der Küste pro 30 Kilo einen Tageslohn mein- für die Träger in Ver- rechnung zu bringen. Die Reise des Herrn Dr. Grüner nach Amedjovhe war für die Eingeborenen sehr überraschend gewesen. Durch Folove und Kpalave marschierten wir hindurch und bogen dann von der Strafse nach Ho ab. Erst durch fruchtbares Gelände marschierend, dann über einen steinigen Hügelrücken steigend, gelangten wir, nachdem wir noch das Dörfchen Ahudju passiert, gegen 4'/^ Uhr nachmittags nach Wuamme. Hier beschlossen wir über Xacht zu bleiben. Ich gab — 219 — nun sofort den noch ungeschnlten Kpimc-Leuten Instruktionfii im Aufstellen des Zeltes. Bald stand alles in bester Ordnung'; meine Lasten wurden, wie gewöhnlich, in lueiiu'ni Zelte untergebracht. Dr. Grüner hatte für sich und seine Soldaten einige Häuser in der Nähe erstanden. Nachdem wir unser Abendessen eingenommen liatten, safsen wir beide Europäer noch gemütlich plaudernd bis 1 ühr vor meinem Zelte. Dr. Grüner hatte mich gebeten, das Signal zum Sammeln am Morgen zu geben. Ich rief daher die Leute um 5' 2 Uhr am fol- genden Morgen zusammen, und nachdem die Lasten fertig gepackt waren, schickten wir die Träger unter Leitung eines Soldaten vor- aus. Dr. Grüner und icli folgten mit den Soldaten bald nach. Wir hatten zunächst ein hügeliges Land vor uns, das bald in eine prachtvolle, fruchtbare Ebene abfiel, auf die ich hier ganz besonders aufmerksam machen möchte. Diese Ebene ist gut bewässert und würde bei Anlagen von Baumwoll-, Tabak- und Sisalplantagen sicher einer näheren Beachtung wert sein. Besonders gutes Gelände durchzogen wir, nachdem wir Moendu passiert hatten. Auch vor Khonuta sahen wir wieder ganze Strecken, welche sich vorzüglich für bessere Kulturen eignen würden. In Khonuta warteten unsere Träger auf uns. Wir schickten das Gros derselben aber weiter nach Aflime und belnelten nur wenio-e Lasten zurück, welche wir nötig hatten, da wir hier eine kleine Frühstückspause machen wollten. Auch das Gebiet zwischen Khonuta und dem Fufse des Amed- jovhe-Gebirges bei den Kpedje-Dörfern scheint recht fruchtbar und einer Beachtung wohl wert. In dem Dorfe Aflime gab es viele Kokospalmen, an deren Früchten sicli unsere Träger ergötzten. Auch Dr. Grüner und ich liefsen uns einige Nüsse öffnen, um die erfrischende „Milch" derselben zu trinken. Um 11 Uhr brachen wir wieder auf. Der Marsch auf das Gebirge war recht anstrengend für die Leute, da der Weg sehr steil war, w'ir mufsten auch von den Pferden herunter, um sie hinauf führen zu lassen. Oben angelangt, traten wii- in einen grofsen Wald, der sich über den ganzen Höhenrücken erstreckte. Nach etwas 7* stündigem Marsche, welcher auch fast ausschliefslich durch ein an falschen Kiclcxien sehr reiches Waldgebiet führte, in dem die Eingeborenen leider bereits anfingen, gröfsere Strecken zur Anlage von Bananenpflanzungen niederzubrennen, gelangten wir an den Fufs der kleinen Bergkuppe, auf der 770 m über dem Meeresspiegel die Missionsstation Amedjovhe erbaut ist. Von dem Missionar, welcher die Station leitete, wurden wir äufserst liebenswürdig empfangen. Da ich nicht Zeit genug hatte, mich länger hier aufzuhalten und daher bereits am nächsten Morgen die Keise nach der Küste, welche — 220 — icli auf Dr. (Truiiers AVuiisch (liirch die Laiidseliat't Ai>otime zurück- zulegen beabsichtigte, antreten wollte, so unternahm ich noch unter der Füliruni;- unseres liebenswürdigen Wirtes am Nachmittage einen kleinen Spaziergang zur Besichtigung der Station. Land- wirtschaftliches war weniger zu sehen. Yor allen Dingen war Kaffee angepflanzt, der sehr gut zu gedeihen schien und reichlich Früchte angesetzt hatte. Es waren zwei Arten hier in Kultur, die erstere, der Liberia-Kaffee, stand zwar gut, doch erschien an den meisten Beeren kurz vor ihrer Reife ein Pilz, der dieselben dann in Kürze zerstörte und vollständig schwarz färbte. Anders war es mit der zweiten Art; dieselbe ging als Cofifea arabica, schien mir aber von dieser verschieden zu sein; über und über waren die Bäumchen mit Blüten und Früchten schwer beladen. Auch schien die Frucht sehr gut zu sein, und das daraus hergestellte Getränk hatte einen sehr guten Geschmack und ein vorzügliches Aroma. Liwieweit sich die Kultur dieser Kaffeevarietät im grofsen lohnen würde, läfst sich iiicht sagen, da meines Wissens nie Proben dieses Kaffees zur Begutachtung nach Europa geschickt worden sind. Da die klimatischen und geologischen Verhältnisse des Amedjovhe-Gebirges denen des Agonie-Gebirges vollständig gleichen, so kann wohl mit ziemlicher Sicherheit angenonmien werden, dafs diese Kaffeespezies auch dort selir gut gedeihen werde. Mit grofsem Erfolge wurde hier auch Ilinder- zucht getrieben; vor allem gediehen die Kühe ausgezeichnet. Die Pferde, welche auch vorzüglich heranwuchsen, zeichneten sicli durch guten, kräftigen Körperbau aus, wurden aber häufig von einer eigentümlichen Krankheit befallen, die nach den Schilderungen unseres Wirtes :ebun,n' gewesen sein, denn zwischen Klave und Nyive bei^annen die nach dem ersten Regen anfgesprossenen Kränter bereits wieder zu welken. Der Regen dauerte bis gegen 5 Uhr am nächsten Morgen in mehr oder minder leichten Schauern an. Als ich am 2. April sah, dafs sich der Himmel klärte, liefs ich die Leute wieder antreten, und weiter ging es, ohne auf den Wunsch des Häuptlings zu hören, der mich bat, doch noch zu verweilen, da er mir ein Geschenk schicken wolle. Da wir den Weg von Nyive nach Atikpui nicht kannten, bat ich den Häuptling um einen Führer dorthin. Ohne lange dadurch aufgehalten zu werden, erhielt ich einen jungen Mann, der uns führen konnte. Infolge des Regens war das Gras in den Steppen noch vollständig nafs, so dafs ich, als ich vom Pferde ab- stieg, um einige interessante Pflanzen zu sammeln, total durchnäfsf wurde. Die Steppe wechselte hier mit kleinen Buschpartien, zwischen r goiiügeiifl Wasser nocli Nahruni,' zu haben. Es blieb uns also nichts ttbrij;-. als den Marsch bis Assahiin fortznsetzen. Etwa 20 Minnten vor Assaliun kamen wir wieder anf die l)reite Lome — Misahöhe-Strafse nnd trafen dann mit Ein1)rneli der Dunkelheit in Assahun ein. Ich liefs sofort das Zelt aiifscidagen, nm für die Xacht hier rasten zu können, meine Leute fanden Unterkommen u\ den Häusern der Eingeborenen. Gegen 5V-' Uhr rief am 4. April nu'iiie Sigmil])f<'ife unsere Schar wieder zusammen. Da ich die Al)sicht hatte, blofs bis Badja zu marschieren, liefs ich luMite nicht so zur Eile antreiben. In Kewe liefs ich am Logirhause eine halbe Stunde Rast machen und dann direkt nach Badja vorgehen, wo wir schon um 10 Uhr unter Ficus- und Atfenbrotbäumen das Zelt aufstellen konnten. Es schien hier ein grofser Palavertag zu sein, denn in der Nähe meines Zeltes wurde eine lange- Gerichtsverhandlung vom Häuptlinge ab- gehalten. Ich wurde zwar aufgefordert, auch daran teilzunehmen, schlug diese Einladung aber ab, da ich mich nicht in die Angelegen- heiten der Leute mischen wollte. Gegen Abend mufste ich den Häuptling rufen lassen, um ihn aufzufordern, für einen Polizei- soldaten, dessen Träger entlaufen war, einen neuen Träger zu stellen. Wie sich herausstellte, hatte eigentlich der Soldat selbst Schuld an der Sache, und deshalb waren die Badja-Leute gegen ihn aufgebracht, doch gelang es mir, den Streit zur Zufriedenheit beider Parteien beizulegen, so dafs sich der Häuptling verpflichtete, in aller Frühe am nächsten Tage den gewainschten Träger bis Palime zu stellen. Unsern Aufenthalt am Nachmittage in Badja benutzte ich dazu, die Steppen botanisch zu untersuchen, wobei es mir gelang, einige recht interessante Funde zu machen. Am Abend begann ein sehr starker Regen, welcher die ganze Xacht hindm'ch nicht endete und unsern Aufbruch am nächsten Morgen bis 7 Uhr verzögerte. Kaum waren wir auf dem Wege wieder in der Steppe, als der Regen mit erneuter Heftigkeit wiederum begann. Doch wollte ich mich dadurch nicht mehr in unserm Fortkommen behindern lassen und liefs nun unter diesen nicht gerade sehr angenehmen Zuständen den Marsch fortsetzen. Waren wir und die Lasten doch bereits vollständig durchnäfst, so konnte etw^as Regen mehr oder minder weiter keinen bedeutenden Schaden anrichten. Die Wege waren allerdings infolge ihrer lehmigen Beschaffenheit so schlüpfrig, dafs mehrere Male Träger mit ihren Lasten stürzten. Ebenso hatte ich mit meinem Pferde gut aufzupassen, denn auch das Tier konnte nicht sicher treten. Nachdem wir Noeppe passiert, trafen wir gegen 11 Uhr vollständig durchnäfst in Akeppe ein. Zu unserm Glück hatte der Regen nachgelassen, so dafs wir in den nichts weniger K. Schlechter, Westafrikanische Kautschuk-Expedition. J5 — 226 — als regendichten Kasthütten daselbst verbleiben konnten. Am Nach- mittage klärte sich zu unserer Freude der Himmel auf, ja, die Sonne trat sogar hervor und gab uns somit Gelegenheit, einen Teil der Lasten zu trocknen. Leider gesellte sich eine neue Plage wieder zu uns, nämlich die Ameisen, die nun nach dem Regen unsem Lagerplatz zu Hunderten umschwärmten und, wo sie nur Ge- legenheit fanden, ihre Wut an den nackten Füfsen der Träger aus- liefsen. Auch ich machte am Abend, nachdem ich mir die hohen Stiefel abgezogen hatte, wiederholt ihre Bekanntschaft. Am nächsten Morgen stand die Karawane schon um 5 Uhr reisefertig da. Um 7 Uhr liefs ich noch einmal bei einem Fami- dorfe eine kurze Frühstücksrast machen und ritt dann nach Lome voraus, wo ich um IOV2 Uhr eintraf, während meine Knrawane um 11 Uhr anlangte. Ich traf lungehend meine Yorbereitungen zur Abreise und erledigte einige mir von Dr. Grüner mitgegebene Aufträge. Den Abend verbrachte ich noch in einer gemütlichen Gesellschaft bei HeiTu Dr. Wendland. Pünktlich erschien gegen Mittag am 7. April der Dampfer „Eduard Bohlen", der mich nach Europa bringen sollte. Gern wäre ich noch länger in Togo geblieben, wenn ich mir nicht hätte sagen müssen, dafs in Europa viele Arbeiten während der Monate meiner harrten, welche ich daselbst zu verbringen gedachte. Die Fahrt durch die Brandung verlief auch glücklich, obgleich dieselbe nicht ganz gefahrlos war. Um 2 Uhr lichtete der Dampfer die Anker, und fort ging es, der Heimat zu. In den ersten Tagen der Heimreise verlief unsere Fahrt noch einigermafsen zu unserer Zufriedenheit, doch bald veningerte sich «lie Geschwindigkeit immer mehr, so dafs wir mit der Zeit unsere Ankunft in Europa immer weiter verschieben mufsten. Die Fahrt war keineswegs eine gemütliche und zufriedenstellende, so dafs alle Passagiere aufatmeten, als wir am 1. Mai mit einer fünftägigen Ver- spätung in die Elbe eindampften. VI. Kapitel. Allgemeines und Untersuchungen. Als kurz iiacli der Entdeckung Amerikas nach Europa die Kunde gelangte, dafs die Eingeborenen von Haiti sich bei ihren Spielen kleiner elastischer Bälle bedienten, die aus dem Safte von Bäumen hergestellt wurden, da konnte wohl niemand ahnen, welche epochemachenden Entdeckungen später noch von diesem vege- tabilischen Produkte abhängen sollten und welch ein begehrter Handelsartikel dasselbe noch werden sollte. Nach dem einheimischen Namen des Produktes Caü-cho bildeten sich in Europa bald die Worte Caoutchouc oder Kautschuk aus, und unter diesem Namen wurde es zunächst in Europa als Merkwürdigkeit bekannt. Nach- dem man dann seine Fähigkeit entdeckt hatte, Bleistiftstriche auf Papier auszuradieren, wurde es in England allgemein Rubber oder India-Rubber genannt. Auch um Wasserdichtigkeit bei Stoffen zu erzielen, fand der Kautschuk schon vor Ende des letzten Jahr- hunderts Verwendung; doch da noch nicht seine Yulkanisations- fähigkeit entdeckt war, hatte man solche Stoffe vor Wärme und vor allen Dingen vor Sonnenstrahlen zu schützen, da dieselben infolge der eintretenden Oxydation des Kautschuks klebrig wurden. iluch in Indien und später in Afrika gelang es schliefslich, Bäume und Lianen ausfindig zu machen, aus deren Milch man Kautschuk herstellen konnte. Es würde zu weit führen, wenn ich hier näher auf die Entdeckungsgeschichte der einzelnen Pflanzen eingehen würde; sie ist schon wiederholt genauer behandelt worden. Nach der Entdeckung der wunderbaren Fähigkeiten des Kaut- schuks wuchs natürlich der Bedarf in unerwarteter Weise und mit ihm sein Wert. Infolgedessen suchten die Kautschuksammler die ihnen zugänglichen Kautschukgebiete möglichst auszubeuten, und so kam es, dafs die Pflanzen in der rohesten Weise angezapft wurden, sogar derartig, dafs ganze Bestände allmählich dahinstarben. Aller- dings wurden bei dieser gewissenlosen Ausbeutungsmethode in den folgenden Jahren riesige Quantitäten in den Handel gebracht, doch zeigte sich sehr bald in den darauf von Jahr zu Jahr geringer werdenden Mengen das Endresultat. Mit Ausnahme des Congo- 15* 228 — Staates siml in Afrika die sämtlichen Kautschuk liefeniflen Kolonien in ihrer Produktion zurückgeo:angen. Bei dem Congostaate ist das ent'^e"'-eu2:esetzte Faktum nicht etwa in einer vorsiclitis'eren Behandluntf der Kautschukbestände zu suchen, wie man häufig versucht hat, die Sachlage darzustellen, sondern ist einzig und allein durch das Er- schliefseu immer neuer Gebiete zu erklären. Es werden zwar von der dortigen Regierung den übrigen Handelsgesellschaften, welche Kautschuk exportieren, gewisse Yerpflichtungen auferlegt, wie z. B. Anpflanzen neuer Bestände etc., doch erstens werden diese Ver- ordnungen keineswegs sehr streng genommen, zweitens aber dürften lange nicht genügend Sämlinge beschaffbar sein, um die daselbst im Innern allgemein stattfindenden Verwüstungen wieder gut zu machen. Wenn man sieht, wie bereits seit Jahren z. B. in der Lagos-Kolonie der Engländer sowie an der Goklküste die Produktion von Kaut- schuk infolge des unverantwortlichen Vorgehens der Kautschuk- sammler zurückgegangen ist, so mufs man sich wundern, dafs nicht schon lange durch Anpflauzungen dieser Schaden gut zu machen ver- sucht worden ist. Dafs man bei solchen Anpflanzungen vor allen Dingen Bäume, welche Kautschuk liefern, den Lianen vorzielien sollte, ist leicht dadurch zu begründen, dafs die Lianen erst nach langen Jahren anzapfbar sind und selbst dann nur geringere Quantitäten Kautschuk liefern; aufserdem aber lassen sich bei ihnen nicht so leicht Vorkehrungen treifen, um schadloses Anzapfen möglich zu machen. Der Abbau solcher Bestände wird daher stets ein mehr oder minder ausgeprägter Raubbau bleiben. Ganz anders liegen die Verhältnisse bei den Bämnen. Dieselben weisen ein viel schnelleres Dickenwachstum auf und geben entschieden viel gröfsere Quantitäten Kautschuk liefernder Milch. Es sollte aus diesem Grunde nicht allein von selten privater Plantagengesellschaften alles versucht werden, ausgedehnte Kautschukplantagen zu schaffen, sondern es sollten auch derartige Unternehmungen in jeder Weise von der Reo-ieruno- unterstützt werden. An der Goldküste haben im letzten Jahre die Engländer begonnen, dieser Frage ein besonderes Interesse entgegenzubringen, und dort ])ereits ausgedehnte Kickxia-An- pflanzungen angelegt. Da nun gerade von deutscher Seite viel, man könnte sagen am meisten zur näheren Kenntnis der für der- artige Anlagen eventuell brauchbaren Kautschukbäume beigetragen ist, so wäre es doch recht betrübend für unsere Nation, wenn uns auch hierin wieder die Engländer zuvorkommen würden und so gewissermafsen wieder die Früchte deutscher Arbeiten und deutscher Forschungen geniefsen würden. Betrachten wir einmal die in Afrika heimischen Kautschuk liefernden Gewächse in Bezug auf ihre Anbaufähigkeiten. Bei — 229 — weitem der gröfste Teil des afrikanischen Kautschuks wird von f.andolphia-Arten gewonnen. Da die Angaben der Sammler sich häufig widersprechen, ist man in vielen Fällen noch keineswegs genau untemchtet über die Möglichkeit, aus dem Milchsaft (;iniger Arten wirklich Kautschuk zu gewinnen. Ganz besonders ist dieses der Fall bei den Arten mit grofsen Blüten, aus der Verwandtschaft der Landolphia comorensis, und es wäre daher sehr erwünscht, wenn die in Afrika lebenden Sammler gerade dieser Frage spezielle Aufmerksamkeit schenken und von den einzelnen Arten genau feststellen würden, ob sie Kautschuk liefern oder nicht. Als sicher Kautschuk gebend sind uns l)islier aus Afrika die folgenden Arten bekannt: 1. Landolphia tomentosa A. Dew. aus Senegambien, welche die gröfste Menge des dorther stammenden Kautschuks liefern soll. 2. Landolphia Heudelotii D. C, welche vielleicht von L. tomentosa nur als Abart verschieden ist. 3. Landolphia comorensis K. Seh. aus Ostafrika, von der höchst wahrscheinlich die von verschiedenen Autoren als mit ihr identisch betrachtete, keinen Kautschuk liefernde Pflanze spezifisch ver- schieden ist. 4. Landolphia Kleiuei PieiTe aus dem Flufsgebiete des Congo. 5. Landolphia owariensis Pal. de Beauv. mit einer weiten Yer- breitung über den westlichen Teil Afrikas und im Sudan. Mit dieser Art ist L. Klainei häufig verwechselt worden. (). Landolphia Kirkii Tb. Dyer aus dem südöstlichen Afrika. Von diesen hier aufgezählten Arten ist der von Landolphia Klainei gewonnene Kautschuk der beste und wolil überhaupt der beste aus Afrika bisher bekannt gewordene. Von ihr wird auch das als „Kassai rouge" in den Handel kommende Produkt gewonnen. Im Congostaate hat aus diesem Grunde die Regierung auch da, wo sie Landolphia-Anpflanzungen begonnen hat, hauptsächlich diese Art heranziehen lassen. Es sind meines Wissens Resultate derartiger Anpflanzungen noch nicht bekannt, da dieselben alle viel zu jung sind, um einen Ertrag liefern zu können. Es wird auch noch eine lange Reihe von Jahren vergehen, ehe man mit dem Abernten der Lianen beginnen kann, ohne sogleich einen empfindlichen Schaden herbeizuführen. Ich bin persönlich der Ansicht, dafs eine Liane etwa 15 Jahre alt sein müfste, ehe ihr Hauptstamm auzapfungs- fähig ist. Bei dem immensen Längenwachstum, welches diese tropischen Lianen besitzen, ist es nicht zu verwundern, dafs die Pflanze zu gleicher Zeit ein stärkeres Dickenwachstum nicht auf- weisen kann. — 230 — In Kamerun hat HeiT Günther auf der Soppo - Plantage vor einigen Jahren eine Landolphia-Anpflanzung begonnen, welche, als ich sie zum letzten Male zu sehen Gelegenheit hatte, recht "■esund aussah, doch hatten die etwa "272 jährigen Stämme nocli nicht 1 cm im Durchmesser erreicht; einige derselben hatten dabei allerdings bereits eine Länge von 5 m aufzuweisen. Die Kultur der Lianen wäre keineswegs zu verwerfen, wenn man aus irgend welchen Gründen gezwungen ist, Waldpartien in den Plantagen- gebieten stehen zu lassen, in denen bereits Kautschuklianen vor- handen sind. Da wäre durch jährliches Nachpflanzen die Möglich- keit vorhanden, mit der Zeit eine regelrechte Landolphia-Schonung zu erziehen, welche dann eine gute Nebeneinnahmequelle für die Plantage bilden mirde. Ebenso ist es keineswegs zu übersehen, dafs sich Landolphien auch an den Schattenbäumen in den Kakao- plantagen anpflanzen liefsen. Da man, wenn die Pflänzchen erst einmal die Höhe von einem Fufs erreicht haben, gar keine Arbeit mit ihnen hat, und die Anpflanzungen somit fast gar nichts kosten würden, so liefse sich eventuell auch diese Art von Kautschuk- Nebenkultur empfehlen. Die Früchte der am Kamerun-Gebirge einen guten Kautschuk liefernden Liane, welche fälschlich wiederholt als Landolphia florida bezeichnet worden ist, sind auf den Märkten der Baquiri unter dem Namen „Maniongo" in den Monaten Dezember, Januar und Februar mit Leichtigkeit in Mengen zu erstehen; Schwierigkeiten im Beschaffen der Samen lägen also nicht vor. Leider enthalten die Blätter und die jüngeren Teile der Landolphien keinen brauchbaren Kautschuk, sonst liefse sich ja eventuell in ähn- licher Weise, wie der Wurzelkautschuk im Congo- und Angola- Gebiete hergestellt wird, aus ihnen das Produkt gewinnen, und dann würde allerdings eine Landolphiaplantage ein äufserst empfehlens- wertes Unternehmen sein. Ich habe während meiner Expedition gerade dieser Frage der Möglichkeit des Ausziehens von Kautschuk aus den jüngeren Teilen der Kautschukpflanzen ganz besondere Auf- merksamkeit gewidmet und habe dabei immermehr die Ulierzeuguug gewonnen, dafs bei Landolphien und Kickxien dieses unmöglich sei. Die Kautschukpflanzen scheiden in sämtlichen jüngeren Teilen einen ^ililchsaft aus, aus dem sich kein brauchbarer Kautschuk, sondern nur em dem Vn^ty ei leim ähnliches Produkt der Ficusarten gleiches Material herstellen läfst. Inwiefern die amerikanischen Kautschukpflanzen, vor allen Dingen die Hevea, bei Gewinnung von Kautschuk aus den jüngeren Teilen in Betracht kommen können, habe ich bisher leider noch nicht Gelegenheit gehabt, feststellen zu können. Es wäre sehr wünschenswert, dafs auch mit dem Ceara - Kautschuk ähnliche 03 O > c OJ o Xi bß c W — 231 — Vt^rsuche gemacht werden würden, da bei diesem die Kautschuk liefernde Latex höher in die jüngeren Teile hinaufsteigt als bei Landolphien und Kickxien. Die Verwandlung der Latex in solche, welche wirklich guten Kautschuk liefert, geht also innerhalb der Pflanze Tor sich. Sollte sich da nicht ein sehr interessantes und vielleicht auch höclist erfolgreiches Studium für einen sich in den Kautschukgegenden Afrikas aufhaltenden Chemiker darbieten? Aus der Verschiedenheit der chemischen Zusammensetzung der Latex in den verschieden alten Teilen der Pflanze liefsen sich da wahr- scheinlich höchst wichtige Schlüsse ziehen, die uns der wirklichen Erkenntnis des Kautschuks um ein Beträclitliches näher bringen könnten. Ich entsinne mich übrigens auch, dafs bei Landolphia Kirkii die wirklich brauchbare Kautschuk liefernde Milch fast bis in die jüngsten Teile hinein steigt. Ich selbst habe aus den Fruchtschalen dieser Art im Hinterlande von Inhambane einen durchaus brauchbaren Kautschuk herausziehen können. Also auch diese Art dürfte, wenn es sich darum handelt, aus den jüngeren Teilen der Pflanzen Kautschuk zu gewinnen, einer Beachtung wert sein. Ich würde vorschlagen, zu diesem Zwecke eine gröfsere Quantität der jüngeren Zweige mit ihren Blättern und Blüten zu einem Brei zu stampfen oder sonstwie stark zu zermalmen und / / / dann vollständig zu trocknen. Zum Zwecke der Untersuchung wären ^ v rr" (^^^-^^"f^SitCa mindestens .30 Pfund dieses Materials nötig. In Europa liefse sich dann mit Leichtigkeit der etwa m dieser Masse enthaltene Kautschuk auswaschen, und die Qualität und Quantität des gewonnenen Produktes wäre dann leicht festzustellen. Man hat in letzter Zeit den Gedanken in Erwägung gezogen, ob sich eine vorteilhaftere Kautschukgewinnung ergeben könne, wenn von Kickxien oder Manihot Grlaziovii die Rinde geschält würde und dann aus ihr, sei es an Ort und Stelle, sei es in Europa, der darin enthaltene Kautschuk gewonnen würde. Dafs dieses Verfahren mösrlich ist, liegt auf der Hand. Ich bin auch der Überzeugung, dafs, obgleich beim Abschälen der Rinde eine enorme Menge des Milchsaftes verloren gehen würde, die in derselben bleibende Quantität eine gröfsere 3Ienge Kautschuk ergeben würde, als man sonst bei einmaligem Anzapfen erhalten könnte. Aber hiefse dies nicht den Raubbau, gegen den seit Jahren versucht wird, anzukämpfen, da man bereits zur Genüge kennen gelernt hat, welche Folgen er nach sich zieht, noch .bedeutend unterstützen? Welcher Gewinn läge darin, wenn wir allerdings bei einmaligem Abschälen des Baumes eine grofse Quantität des erwünschten Produktes gewännen, während nach mehrjährigem vorsichtigen Anzapfen derselbe Baum eine l't'deutend gröfsere Menge desselben geliefert haben würde? Es K^A-H/t^ — 232 — kann nns docli niclir daran lici;en, möglichst schnell eine bedeutende Kantschnkproduktion zu erlangen, sondern vielmehr sollte es meiner Ansicht nacli unser Bestreben sein, eine dauernde j^enü^ende Produktionsfäliigkpit. der KaiTl^hnkläridPT "" ^"i^^f^^ Meiner Ansicht nach kann nur da ein Abschälen der Rinde zum Zwecke der Kautschukbereitung in Betracht kommen, wo in- folge zu hohen Alters oder überm<äfsiger Anzapfung durch An- schneiden der Bäume gar kein und nicht genügend Kautschuk srewonnen werden kann. Yon den Pflanzen, welche im Rufe stehen, den AYurzelkautschuk von Angola und vom Congo zu liefern, hatte ich nur Gelegenheit. Carpodinus lanceolatus K. Seh. kennen zu lernen. Diese Pflanz»- wächst in sandigen, kurzgrasigen Savannen, in denen sie während des ganzen Tages den vollen Sonnenstrahlen ausgesetzt ist. Für eine Kolonie wie Kamerun kann sie also als anbaufähig gar nicht in Beti-acht kommen. Der Kautschuk, welcher von ihr gewonnen wird, ist keineswegs von so guter Qualität wie häufig geschildert wird. Überhaupt sind in neuerer Zeit die Angaben über die Güte dieses sowohl wie auch ähnlicher Produkte recht häufig übertrieben worden. Die Art der Gewinnung des Kautschuks von Carpodinus lanceolatus ist aufserdem eine solche, die viele Arbeitskräfte erfordert, und daher schon wäre der Yerdienst für den Europäer zu gering, wenn er nicht die fertige Ware von dem Eingeborenen kaufen kann, der die zur Herstellung derselben nötige Zeit und Arbeit beim Verkaufe nicht rechnet. Was die Pflanze aber besonders für Kulturen un- geeignet erscheinen läfst, ist ihre auffallende Empfindlichkeit gegen jede Wachstumsstörung. Selbst Wurzelstöcke von bedeutender Länge sterben bei leichter Verletzung bald ab, vielleicht an Ver- blutung durch Austreten des Milchsaftes. Während meines Aufent- haltes in Dolo-Ebenen am Stanley-Pool habe ich diesbezüglich die verscliiedensten Versuche gemacht. Selbst Pflanzen mit über fufs- langen Wurzelstöcken starben trotz reichlicher Bewässerung in wenigen Tagen ab. Keinen besseren Erfolg hatte ich beim Aus- stechen von Rasenstücken mit Carpodinus, die etwa einen Fufs im Durchmesser hatten. Die darin enthaltenen Pflanzen siechten auch allmählich dahin. Auch einige nach Kamerun geschickte Rasen und Wurzelstöcke starben trotz guter Pflege in Victoria wie in Buea langsam ab. Entgegen verschiedenen Behauptungen enthält der oberirdische Teil von Carpodinus lanceolatus keine Milch, die zur Bereitung eines guten Kautschuks verwendet werden kann. Icli habe denselben mit den verschiedensten Koagulationsmitteln be- handelt und konnte doch nie ein besseres Produkt herstellen als von den als nicht kautschukgebend bekannten anderen Apocynaceen. - 238 - Ich also kann diese Pflanze für Kulturen irgend welcher Art nicht empfehlen. Das aus den Wnrzelstöcken gewonnene Quantum Kaut- schuks ist aufserdem ein geringes und entspricht in keiner Weise der Mühe und Arbeit, welche zu seiner Herstellung erforderlicli sind. Nach den Angaben von verschiedenen Reisenden sollen im Kwango-Gebiete und Angola Wurzelkautschuk-Arten vorkommen, die ein wirklich gutes Produkt liefeni, doch bin ich davon über- zeugt, dafs es sich dann um andere Pflanzen handeln mufs als um Carpodinus lanceolatus. Einige getrocknete Wurzelstöcke des Carpodinus lanceolatus, welche ich im Berliner botanischen Museum untersuchte, zeigten auch nur geringe Spuren ihres Kautschuck- gehaltes. Von den übrigen win|-j^frpn H'^^"^" ^'^'11;^tP..'Ifl'.": ^T^'- drängt wird. .„I,. p ,^ Mit Ausnahme der Ficus Vogelii sind bis jetzt aus Afrika noch keine Feigenbäume bekannt geworden, deren Milchsaft sich zm* Kautschiik- fabrikation eignet. Bei allen diesen ist die Latex sehr stark mit Harzen vennischt, welche das durch die Koagulation gewonnene Produkt zu einem zähen Leim verwandeln, welcher sogar in einigen Gregenden Afrikas als Yogelleim verwendet wird. Hin und wieder werden von einigen Firmen der Westküste einige Tonnen dieses Stoffes nach Europa geschickt und finden dort, da sie ja selten kommen, in einigen Kautschukfabriken Absatz. Allerdings zu einem geringen Preise, da sie nur für wenige Artikel zu verwenden sind. So zum Beispiel, um Wasserdiclitigkeit von Stoffen etc. zu erzeugen. Von einer unserer ersten Autoritäten in der Kautschuk- fabrikation erfuhr ich diesbezüglich, dafs es billiger sei, durch Hinzu- fügung von Harzen, wie z. B. Kolophonium zu gutem Kautschuk, diese vogelleimähnliche Masse in Europa herzustellen, als sie von Afrika zu importieren, wo dann noch die Frachtspeseu etc. bezahlt werden müssen. Es scheint also, als ob für das Produkt jener Ficusarten kein grofser Absatz zu erwarten ist. Anders wüi'de es allerdings sein, wenn nicht mehr genügend guter Kautschidv auf den Markt gebracht werden würde, dann müfste man natürlich auch diesen mit Harzen vermischten Kautschuk verwenden, um den besseren Kautschuk für besondere Ai'tikel verarbeiten zu können. In einer Kautschukfabrik sah ich einst iranze Fässer dieses klebrigen — 234 — Produktes der Ficusarten, und liörte damals, dafs dasselbe für die Herstellung verschiedener Artikel zu verwenden sei. 3Iau hatte 1,50 Mark für das Kilo dieses Kautschuks bezahlt und teilte mir mit, dafs sich bei diesem Preise eine Einfuhr nach Europa wohl bezahlt machen könnte. Wo also genügend solcher Ficusarten vor- handen sind, so dafs von den in Afrika ansässigen Finnen diese Ware zum Preise von 75 Pfennigen pro Pfund auf den europäischen Markt gebracht werden kann, wäre es daher vielleicht empfehlens- wert, dem Abbau der Ficuswaldungen (wie z. B. im Hinterlande von Inhambane) einiges Interesse entgegenzubringen, doch vorher ist es er^vünscht, festzustellen, wie viel dieser Ware absetzbar sein würde. Bei Ficus Yogelii liegen die Yerhältuisse etwas günstiger. Diese Art liefert einen Kautschuk, der zwar nicht harzfrei ist, aber doch nicht klebt. Infolge seines doch noch bedeutenden Harz- gehaltes hat dieser Kautschuk weniger Elastizität als der der Landolphien und Kickxia und kann nicht in derselben Weise ver- wendet werden. Er ist aber bedeutend besser als der anderer afrika- nischer Ficusarten. Nach den Angaben verschiedener Reisenden wird aus der Ficus Yogelii in den Gebieten südlich des Niger viel Kautschuk bereitet. Ich habe selbst nie während meiner Reisen gesehen, dafs Eingeborene aus dem reinen Milchsafte dieses Baumes Kautschuk anfertigten, noch habe ich von den Kaufleuteu gehört, dafs dieser minderwertige Kautschuk auch nur die geringste Rolle im Handel spielte. Dafs häufig die ]\Iilch mit der der Kickxia elastica ver- mischt koaguliert wird und als reiner „Silk-Rubber" in den Handel kommt, haben mir die Eingeborenen, welche doch derartige Fälschungen selbst vornehmen, wiederholt eingestanden. Oh der „Silk-Rubber" durch diese Beimischung des Milchsaftes der Ficus Yogelii sehr leidet, liabe ich nicht feststellen können, da ich keine Proben einer solchen Kautschukart gesehen. Die Kaufleute ver- sicherten mir, dafs sie mit Ausnahme grober Fälschungen an dem „Silk-Rubber" nie Spuren gesehen haben, welche als derartige Milch- saftmischungen gedeutet werden könnten. Im Yoruba-Lande sowohl wie in unserer Kolonie Togo ist diese Ficusart sehr verbreitet, und daher wären leicht gröfsere Quantitäten Milch zu erhalten. Es wäre ilaher wünschenswert, dafs von selten dort lebender Interessenten Versuche dieser Art unternommen werden würden. Ich konnte dieselben nicht ausführen, da mir im Yoruba-Lande wie in Togo keine Kickxiamilch, wenigstens nicht in der nötigen Quantität, zur Verfügung stand. Ähnlich wie dieser Kautschuk von Ficus Yogelii ist der von <'iner bei Buea wachsenden Ficusart beschaffen, von der ich leider — 235 — kein Fruchtiriaterial besitze. Die Art gehört ofiFeubar auch in die Verwandtschaft des Ficus Vogelii. Auch der aus ihr gewonnene Kautschuk ist infolge seines Harzgehaltes sehr wenig elastisch und wenig klebrig und dürfte daher auch nur geringe Preise erzielen. Natürlich, zu Anlagen ausgedehnterer Art sind diese beiden Ficusarten nicht geschaffen, da das aus ihnen gewonnene Produkt in gröfseren Quantitäten auf dem europäischen Markte wohl schwerlich Absatz finden dürfte. Wenn eine Yermischung mit dem Milchsafte der Kickxien oder Landolphien zulässig wäre, würden die Arten aller- dings an Bedeutung gewinnen, da sie grofse Mengen Milchsaft geben. Als Alleebaum ist die Ficus Yogelii für Plantagen schon seines dichten Schattens wegen zu empfehlen. Die Buea-Ficusart habe ic}i nur epiphytisch auf Bäumen angetroffen, doch beweisen Exemplare, welche ich nach Yictoria brachte, dafs auch sie im reinen Boden gedeihen würde. Für Kamerun scheint sich Ficus Yogelii daQ-eo-eu nicht zu eio-nen. Das Klima scheint ihr zu feucht zu sein. Einige Stecklinge, welche ich von Lagos nach Yictoria überführte, siechten, obgleich sie anfangs ganz gut anwuchsen, allmählich dahin. Auf Ficus elastica, welche auch in Kamerun angepflanzt ist, werde ich weiter unten Gelegenheit haben, näher einzugehen. Als zuerst der Silk-Rubber von Lagos bekannt wurde, von dem es hiefs, dafs er von einem Baume herrühre, gelang es nach vielen Bemühungen, als Stammpflanze dieses Produktes die Kickxia zu er- mitteln. Anfangs glaubte man stets, es hier mit der Kickxia africana zu thun zu habeu. Bald aber wurden Behauptungen laut, dafs die als Kickxia africana von Bentham beschriebene Pflanze keinen Kautschuk gebe. Diese Behauptung wurde von Dr. Preufs sowohl wie von Monsieur Chalot, dem Direktor des botanischen Gartens zu Gabun, bestätigt. Trotzdem wurde von englischer Seite noch stets behauptet, dafs die Kickxia africana im Hinterlande von Lagos sowohl wie in der Gold-Coast-Colony guten Kautschuk liefere. Als ich damals aufgefordert wurde, flie Kautschuk-Expedition zu führen, sollte eine der Aufgaben der Expedition sein, diese Frage endgültig zu lösen. Da, im Januar 1899, etwa 10 Tage vor meiner Abreise von Europa, traf Dr. Preufs aus Kamerun ein mit der Nachricht, dafs er die Frage bereits gelöst habe. Am Mungo in Kamerun habe er die Kautschuk liefernde Kickxia gefunden und fest- stellen können, dafs dieselbe spezifisch von der Kickxia africana verschieden sei; die Früchte sowohl wie die Blätter seien verschieden. Nun konnte auch festgestellt werden, dafs die bisherigen Abbildungen der Kickxia africana falsch seien. Man hatte gewöhnlich die Früchte der Kautschids liefernden Art zusammen mit Zweigen und Blättern der Kickxia africana abo-ebildet. Dr. Preufs beschrieb dann im — 236 — Juli- Hefte des Notizblattes des Köiiigliclieii Botauisclieji Gartens zu Berlin noch in demselben Jahre die von ihm neu entdeckte Kickxia als Kickxia elastica und gab zugleich eine gute Beschreibung der beiden anderen bekannten Arten, der Kickxia africana Benth. und Kickxia latifolia Stapf, welch letztere besonders der Kickxia elastica uahe steht. HeiT Dr. Stapf vom Kew Herbarium wies bald darauf hin, dafs die afrikanischen Kickxiaarten nicht mit der von Blume aufgestellten Gattung Kickxia kougenerisch seien, wie Benth am glaubte, als er die erste afrikanische Art, Kickxia africana, beschrieb. Auf Grund einer Anzahl von ihm im Kew Bull, näher aus- geführten Merkmale trennte Dr. Stapf die afrikanischen Kickxia- arten ab und stellte die neue Gattung Funtuma auf, mit den drei Arten: F. africana, F. latifolia und F. elastica. Den Namen Fun- tuma leitete er von dem Namen der Fantis für die Kickxia „ofuntum" ab. Wenngleich ich mit Herrn Dr. Stapf vollständig darin übereinstimme, dafs die afrikanischen Arten von der malayischen Gattung Kickxia generisch verschieden sind, so habe ich dennocli in dieser Arbeit wie in meinen Berichten den Namen Kickxia bei- behalten, da die Pflanze unter diesem Namen schon weit bekannt ist, während selbst in wissenschaftlichen Kreisen der Name Funtuma wenio; Verbreitung gefimden hat. Was nun die geographische Yerbreitnng der drei Kickxiaarten anbelangt, so ist Kickxia africana von Liberia an nach Osten vor- gehend in den Wäldern bis Kamerun zu finden, von wo aus sie dann bis in das Gabun-Gebiet nach Süden vordringt. Kickxia lati- folia ist bisher nur aus dem Stromgebiete des Mittelcongo und seiner Nebenflüsse bekannt. Die weiteste Yerbreitimg scheint Kickxia elastica zu Iiaben. Ihr Yerbreitungsgebiet scheint mit dem der Kickxia africana im Norden zusammenzufallen. Nach Süden aber dehnt es sich bis in die äufserste Südostecke des Kamerun- Gebietes am Sanga und Ngoko aus. Auch im Gabun-Gebiete in den Hinterländern von Corisko-Bai soll es letzthin geglückt sein, diese Art festzustellen. Im Congo-Gebiete sollen am Mungala-Flusse auch Kickxiabestände vorhanden sein, aus denen ein guter Kautschuk gewonnen wird, doch bedarf dieses Gerücht noch der Bestätigung. Aufserdem ist es nicht ausgeschlossen, dafs es sich in dem Falle um eine andere Art handelt als um Kickxia elastica. In Ostafrika soll in letzterer Zeit auch eine Kickxia aufgefunden worden sein, doch habe ich Exemplare dieser Art noch nicht zu Gesicht bekommen.-") Auffallend in der geographischen Verbreitung der Kickxia elastica *) Diese Art ist zusleich mit einer fünften jetzt in neuester Zeit im Notiz- blatte des Königl. Botanischen Gartens zu Berlin von Professor Schumann als neu beschrieben worden. Der Verfasser. — 237 — ist .s ]na jetzt iiocli nicht gciliingon ist, sie in To<>-() siidlicli von dem Kratschi-Distrikte iiaclizuweiseTi. Ob (Jie lioi Kratschi von dem Herrn Grafen Zech aiif<^efundene Kickxia wirklich zn Kickxia elastica zu rechnen ist, kann erst festgestellt werden, wenn Blüten vorliegen. Die an das Berliner botanische; Museum gesandten Zweige, welche ich gesehen habe, enthalten weder Blüten noch Früclite. Von den (h'ei Kickxiaarten, welche somit bis jetzt aus Afrika bekannt geworden sind, enthält nur die Kickxia elastica einen Milch- saft, ans dem guter Kantschuk gewonnen werden kann. Das aus der koagulierten Milch der anderen beiden Arten gewonnene Produkt ist infolge seines sehr grofsen Harzgehaltes und seiner Klebrigkeit nur wie die Ficussäfte verwendbar, auf welche ich bereits oben aufmerksam gemacht habe. Die einzigen Versuche, festzustellen, wie viel Milchsaft eine Kickxia im Jahre geben kann, dürften wohl diejenigen sein, welche icli am Xgoko unternahm, als es mir gelungen, daselbst ganze Bestände dieses wichtigen Baumes aufzufinden. Ich liefs damals einen etwa siebenjährigen Stamm von einem Fanti anzapfen, welcher ein sehr geschickter Kautschuksammler war und schon von seiner Heimat her die Kickxia sehr wohl kannte. Die Anza])fung geschah in der rohesten Art, doch so, dafs die Cambiumschichten unter der Rinde des Stammes nicht beschädigt wurden. Der Ertrag war ein solcher, dafs ich damals meine kühnsten Hoffnungen über- troffen sah. Es gelang, nicht weniger als gegen .3400 ccm Milchsaft von dem einen Baume zu gewinnen, aus denen sicli gegen 2000 g Kautschuk herstellen liefsen. Auf 150 ccm Milchsaft erhielt ich im Xgoko-Uebiete stets etwa 90 g frischen Kautschuks. Durch gutes Aus- trocknen dieses Produktes würden etwa noch 20 7o Wasser entfernt werden, so dafs man aus 1.50 ccm Milchsaft 70 g guten Kautschuks erhalten würde. Auf der Reise nach Europa geht durch Oxydation und sonstige Schäden davon natürlich noch einiges verloren, doch wäre dennoch der Gewinn als ein recht vorteilhafter zu bezeichnen. Durch vorsichtigeres, wiederholtes Anzapfen wäre es nicht unmöglich, jährlich eine ebenso grofse Menge Milchsaft zu gewinnen, ohne dem Baume dadurch besonderen Schaden zuzufügen. Der von dem Fanti damals angezapfte Stamm, der allerdings vorher noch vollständig- unversehrt war, hatte, als ich die Ngoko-Station etwa V/2 Monate später verliefs, noch dasselbe gesunde Aussehen wie vorher. Ich mufs allerdings hier hinzufügen, dafs die Zeit infolge liäufiger Regen für das fernere Gedeihen des Baumes o-ünstis- o-ewesen war. Um zu sehen, wie viel Latex die Leute täglich einzusammeln im stände sein würden, schickte ich zwei Leute aus. Dieselben brachten nach 238 — Kickxia africana Bth. A Blühender Zweig, B Kelchblatt von innen, C Längsschnitt durch die Blüte, D Antheren. E Fruchtknoten mit Griffel, F Frucht. G dieselbe im Querschnitt, H dieselbe aufgesprungen, J Samen. K Samenquerschnitt. — 239 — rtwa .■■.■■.■ct,.n,i;,,..r AT.w.>})arati's. DcM'sclhc hcstclit uns zwei Ringen, von denen der eine den Oberkörper des Hinaufkletternden nnd den Baumstannn /ngioich umspannt, der andere nher unr nni den Staimn gesclilunji^en wird. Von beiden hän,!4-(ui in nngleiehei- Höhe ^-ewissennarsen Steig- bügel herab, welche zur Sicherheit Jils Knhepunkt für die Fülse dienen. Dnrch al)we('hs(dndes ]^]uipors('hieben dieser beiden Rino-e nnd der daran betiiulliclKüi Steigbügel erklettert der Fanti mit Ix'deutender Geschwindigkeit selbst hohe Baumstämme, sofern er im stände ist, mit seinen Ringen dieselben zu nmspannen. Oben be- ginnend, wird zum Zwecke des Grätenschnittes znnächst eine Längs- rinne aus (k'r Rinde ausgeschnitten, in welche dann die verschiedenen zu beiden Seiten der Längsrinne aufsteigenden, den Stamm von jeder Seite halb umspannenden Querrinnen einmünden. Wenn nuin sich diese Riniu'ii plastisch (birgestellt denken würde, so erhielte man also etwa das Bild eines Rückgrates mit den Rippen. In einem (bebt oberhalb des Grundes des Baumstammes angebrachten Gefäfse wird dann die Milch aufgefangen. Da die Eingeliorenen beim Ein- schneiden der Rinnen in die Rinde meist nicht vorsichtiu- üenu«- zu Werke gehen und daher die unter der Riiule liegenden Cambium- schichten versehren, gehen viele Exemplare der Kickxia schon nacli einmaligem Anza])fen zu (Jrunde. Die Instrumente, welche ich mit- genommen hatte, d. h. die Messer und Äxte, auf welche ich die Blechhülsen aufsetzen konnte, um ein zu tiefes Eindringen der Schneide in die Rinde zu verhüten, bewährten sich daher sehr gut. Es ist allerdings bei Stämmen verschiedenen Alters nötig, diese Schneiden zu ändern, da die jüngeren Bäume eine dünnere Rinde 1 laben als die älteren. Eine dritte Methode, welche allerdings bis jetzt meines Wissens nicht versucht worden ist, aber empfehlenswert erscheint, ist die Pickiermethode. Ich konnte pergönlich in dieser Hinsicht nur schwache Versuche machen, da sich der Pickierapparat, welchen ich mit- genommen, an der zähen Kickxiarinde als zu schwach erwies. Da schon bei Stichen von geringer Tiefe der Saft reichlich fliefst, könnte man durch wiederholtes Pickieren jährlich eine nipTit imKQri^nf^v..^^ Menge Kautschuk gewinnen, ohne den Baum ernstlich zu verletzen. Der am Stamme herunterlaufende Milchsaft könnte, wie es beim Gewinnen des Para-Milchsaftes häufig gehandhabt wird, unten am Stamm durch eine Lehmrinne aufgefangen und in ein Gefäfs hinein- geleitet werden. Das am Stamm koagulierte Produkt müfste dann natürlich extra abgewickelt werden. Geschieht diese Art der Aus- beutung jährlich verschiedene Male, so dürfte sich wohl eine gute Ernte erwarten lassen, ohne dafs der Baum in seinem Wachstum empfindlich gestört werden würde. Das Anzapfen der horizontal K. Schlechter, Westafrikanische Kautschuk-Expedition. -jj- — 242 — abstehenden Äste dürfte mit gröfseren Schwierigkeiten verknüpft sein, als das der senkrechten Stämme, und es werden sich in diesem Falle wohl keine anderen Metboden ausfindig machen lassen, als das Auf- fano-en des Milchsaftes in darunter aufi^ebängte Gefäfse. Zu diesem Zwecke würde es am vorteilhaftesten sein, in gewissen Abständen die Äste zu verwundeu und unter jeder dieser Anzapfungsstellen ein Gefäfs zum Auffangen des [Milcbsafres anzubringen. AYie ich schon weiter olien angab, enthalten die noch niclit verbolzten Teile dei- Kickxia elastica keinen Milchsaft, aus dem sich brauchbarer Kaut- schuk bereiten läfst. Es kommen beim Anzapfen der Äste und Zweige daher also nur die älteren in Beti'acbt. An etwa senkrecht stehenden Ästen liefsen sich natürlich auch die an den Stämmen ])rakti- zierten Anzapfungsmethoden zur Anwendung bringen. Die Umwandlung des gewonnenen Milchsaftes in Kautschuk kann in verschiedener Weise betrieben werden. Nach den von mir selbst im Sanga-Xgoko-Gebiete erprobten Methoden dürfte sich das Kochen der Milch am besten empfehlen lassen. Zu diesem Zwecke müfste man sich irdene Gefäfse anschaffen, da an den Metalltöpfen die sehr bald anhaftende Milch leicht anbrennt und dann eine schnelle Oxydation des Kautschuks zur Folge haben würde. Nachdem die zu koagulierende 3Iilch, um ein zu schnelles Kochen und Anin-ennen zu verhüten, mit der drei- bis sechsfachen Mejige AVasser vermischt worden ist, mufs sie in den irdenen Töpfen unter einem nicht zu scharfen Feuer langsam zum Kochen gebracht werden. Sobald sich dann ein zartes Häutchen auf der Oberfläche der kochenden Flüssig- keit bildet, mufs sie stets dm"ch Rühren in Bewegung gehalten werden, damit sich keine koagulierenden Teile an dem heifsen Topf ansetzen können und daselbst anbrennen. Bald wird sich die Flüssigkeit in ein helles, milchiges "Wasser und eine schneeweifse, flocldge Masse gesondert haben, welche man nun behufs Abkühlung in ein Bassin mit kaltem Wasser wirft. Durch weiteres Kochen des Rückstandes wird sich derselbe infolo-e weiterer Koagulation allmählicli klären und noch weitere Partikel der flockigen Masse absondern, die dann der bereits entfernten hinzugefügt oder für sich gehalten werden können, da sie gewöhnlich ein offenbar weniger gutes, wenn auch noch vorzüglich verwendbares Produkt darstellen. Sind die flockigen Massen genügend durchgekühlt, so werden sie am besten möglichst stark zusammengeprefst und in wurstähnliche Formen ausgezogen, wodurch die gröfste Menge des noch eingeschlossenen Wassers aus- geprefst und somit ein gleichmäfsiges Material erzeugt wird. Nach- dem so aus dem Kautschuk das Wasser soweit als möglich entfernt ist, werden jene wurstähnlichen Stücke zerschnitten und sollten dann eine geraume Zeit ausgetrocknet werden, ehe sie nach Europa ver- — 243 — -schifft wfu'den. Wenn es sich um Ausbeutung von Plantagen handelt, wo man dann grofsere Quantitäten Kautschuks zur Zcdt anfertigt, wäre es vielleiclit sehr praktisch, nachdem die erkaltete Masse in Kuclienform geprefst ist, dieselbe behufs besserer p]ntwässerung durch eine Walze gehen zu lassen und dann die dadurch entstehenden Kautschukfelle hängend zu trocknen. Je dünner dann diese Felle lun-t^estellt würden, dest» jj^clim^llor im^] hesser Vi'^iirilpn "^" nai-äi. lieh durchtrocknen und dadurch die Güte des Kautschuks bedeutend i^rhöht werden, und desto hesser würde sich der Kautschuk bei seiner V erschlü'ung nach Europa halten. Oh es augehracht ist, beim Kochen etwaige Koagulationsmittel, wie den Saft der Bossassangapflanze, oder Säuren hinzuzufügen, raufs .später die Praxis 'lehren. Die von mir nach Zusatz derartiger Koagulationsmittel angefertigten Proben unterschieden sich an Güt(^ in keiner Weise von denjenigen, welche einfach durcli Kochen her- gestellt worden waren. Bei meinen Versuchen faml ich dagegen, dafs es hesser sei, möglichst viel Wasser der Milch beizusetzen, bevor .si(» gekocht wird. Der Kautschukgehalt bleibt ja dessenungeachtet in der Masse derselbe, und die koagulierenden Kants chukflocken sind weniger der riefahr ausgesetzt, anzubrennen. Eine ggröite Methode der Bereitung des Kickxia-Kautschuks, welche .sj^^-i eileicht bewähren dürfte, ist die folgende: Auf mög- lichst grdfli Schalen, welche von unten gleichmäfsig warm gehalten werden könnten, giefse man die Kautschukmilch aus und lasse die darin enthaltenen Wassermengen allmählich verdunsten. Natürlich dürfen diÄpSchalen nie derartig erhitzt werden, dafs sie die Milch zum Koch^ bringen würden, da sonst sofort der sich bildende Kautschuk verbrennen würde. Auch in dieser Weise würde man dünne Kautschukfelle erhalten, welche dann schnell durchgetrocknet werden könnten. Dieser letzteren ist eine Methode verwandt, für welche sich in- •süfern einiges sagen läfst, da nur wenig Arbeitskräfte dazu nötig sind, doch ist sie ebenso wie die eben beschriebene langwieriger als die des Einkochens der Milch. Ein gröfseres Gefäfs mit trichter- förmigem Boden, welcher durch einen Abflufshahn geöffnet werden kann, fülle man mit der frischen Kickxiamilch und lasse es dann einige Tage ruhig stehen. Nach etwa acht Tagen werden sich dann die in der Milch enthalteneu Kautschukkügelchen nacli der Ober- fläche der Flüssigkeit zusammendrängen, und allmählich kann man das am Grunde des Gefäfses fast reine Wasser durch das verschliefs- bare Abzugrohr herausfliefsen lassen, so dafs man nach etwa zwei Wochen nur die mehr oder minder zusammenhängende Kautschuk- masse zurückbehält, welche dann durch Pressen von dem gröfsereu 16* •— 244 — Teile der sicli darin noch befindenden Wassermengen befreit werden kann. Die sich zuerst an (Um- Oberfläche bildende Kautsclmkhaut seheint einen groi'sen Teil der Kantschnkharze zu enthalten und könnte deshalb, vielleicht gesondert, als andere Qualität in den Handel srebracht werden. Leider ist es ohne Lal)oratoriuni nicht niög-lich, in Westafrika die Berechtigung dieser meiner Vermutunu- zu prüfen und festzustellen, wie weit die Kautschukmasse von Harzen befreit ist, nachdem die sich zuerst bildende obere Schicht entfernt worden ist. Auch mit Wasser kann uian die Milch verdünnen, doch scheint dadurch das Abscheiden der Kautschukkttgelchen nicht eher vor sich zu gehen. Während meines Aufenthaltes auf der Ngoko-Station in Südost- Kamerun nuichte ich auch Versuche, Kickxia-Kautschuk uach der Para-Räuchermethode herzustellen. Ich liefs mir zu diesem Zwecke aus hartem Holze eine ruderförmige Spatel anfertigen, ähnlich wie sie in Para gebräuchlich ist. Leider standen mir- damals keine Palmennüsse zur Verfügung, so dafs ich gezwungen war, über einem einfachen Holzfeuer die Räucherversuche zu machen. Dieselben fielen durchaus nicht zu meiner Zufriedenheit aus. Die Milch der Kickxia koaguliert offenbar zu langsam, um sich für diese Methode zu eignen. Ich war trotz eifriger Arbeit nach mehreren Stunden erst im stände, eine kaum 4 mm dicke Kautscluikschicht um die Spatel herumzulegen. Die Eingeborenen, welche ich dann mit dieser Arbeit betraute, hatten schon gar keine Lust dazu, da eine solche mühsame Methode ihnen von Xatur aus zuwider ist. Selbst wenn man die Leute zu dieser Arbeit fände, dürfte sich doch das Resul- tat iu kein Verhältnis zu dem Kostenaufwand an Arbeitermaterial stellen. Es ist wissenschaftlich interessant, dafs sich der Kickxia- Kautschuk in dieser Weise anfertigen läfst und auch von brauch- liarer Qualität ist, doch befürclite icli, dafs wir uns mit diesem Re- sultat zufriedejistellen müssen. Nach meinen Erfahrungen ist also diese Methode für Westafrika nicht angebracht. Ob eventuell über einem Feuer von Palmennüssen ein besseres Resultat herbeigeführt werden kann, mufs ich noch dahingestellt sein lassen, doch glaube ich, dafs ein solches auch nicht besonders zu einer schnelleren Koa- gulation führen wird, da die Kiclixiamilch , abweichend von den Milchsäften der meisten anderen Kautschukarten, gegen Einflufs von den gewöhnlichen Koagulationsmitteln vollständig unverändert bleibt, solange nicht ein gewisser Wärmegrad hinzutritt. Um auch die Biffen sehe Centrifugierniethode anwenden zu können, hatte ich auf der Expedition eine kleine Rahm-Centrifuge niitgeführt. Mit dieser Centrifuge stellte ich auf der Ngoko-Station auch Versuche an. Ich fand, dafs sich die Kickxiamilch leicht centrifugieren läfst, aber — 245 — nur bis zu oincju gewissen Grado. Man luitte die sich oben an deu Tuben saiuuielnde fiocki<^e Masse stets wieder zu entfernen, um eine einigermafsen gute Scheidung (b?r Kautschukkügelclien zu erzielen, und d(!nnocli enthielt schliefslich der Rückstaiul noch s(» viel Kautschuk, dafs ich gezwungen war, die letzten Reste durch Kochen auszu- ziehen. Man hatte also trotz langwieriger Arbeit nachher noch die zuerst geschihbn'te ^Fethocb' zu wiederholen, um das zu eiTeicheji, was man durch Alikochen in wenigen Minuten erreicht hätte. Es scheint also, als ob das Centrifugieren praktisch von geringem Werte und nur als wissenschaftliches Experiment interessant ist, da durchaus nicht alle Milchsäfte durcli Centrifugieren in dieser AA'eise sich behandeh) lassen. Ich muls hier allerdings erwähnen, dafs meine Centrifuge zu klein Avar, um Experimente in gröfserem Mafs- stabe zuzulassen, doch ist kaum zu erwarten, dafs hier, wo sich die Koagulation in dieser Weise nicht einmal im kleinen lohnt, eine solche in gröfserem Mafsstabe betrieben, zu anderen Resultaten führen w^ürde. Aus dem oben Gesagten scheint also hervorzugehen, dafs die jVlethode des Einkochens der Kickxiamilch zur Koagulation derselben iete in Kamerun einige Plantagenleiter für eiue solche Unternehmung günstig zu stimmen und sie zur Inangriffnahme des Planes zu bewegen. Doch bis jetzt sind solche Pflanzungen nur am Kamerun-Gebirge ent- standen, obgleich die Regionen südlich des Kamerun-Flusses für j)äer nötig ist, der einschliefslich seiner Beköstigung ungefähr 12 Mk. pro Tag kosten würde, so ergäbe sich als Endresultat eines Kostenanschlages für die Lichtung eines Hektars die Summe von 79 Mk. 50 Pf., also rund 80 Mk. In Abständen von etwa fünf Metern könnten die Pflänzchen in den so gelichteten Wald eingepflanzt werden, da die Kickxia ein Baum ist, der nur eine kleine aufrechte Krone besitzt. Es wäre vielleicht sehr angebracht, wenn man die einzelnen Samen in tüten- förmig aufgerollte, mit Erde gefüllte Kakaoblätter oder in kleine Körbchen aus Ölpalmen-Blattfif^deru, in deren Anfertigung die Ein- geborenen eine grofse Geschicklichkeit besitzen, aussäen würde, in denen sie dann an Ort und Stelle übertragen werden könnten, sobald sie das nötige Alter erreicht luiben. Da das Kakaoblatt oder das Körbchen aus Palmen-Blattfiedern im Boden bald verfaulen würde, würden die Wurzeln keinen Widerstand an der ehemaligen Wandung finden und somit gar keine Waclistumsstörimg eintreten. Bei Kakao habe icli diese Methode mit grofsem Erfolge zur An- wendung bringen seilen. Herr Stammler teilte mir mit, dafs zimi Bepflanzen eines Hektares des so gelichteten Waldes auch wieder fünfzig Leute unter Aufsicht eines Europäers einen Tag thätig sein würden. Die Bepflauzungskosten würden sich mithin also auch auf 79 Mk. 50 Pf., also rund 80 Mk. belaufen. Ein eben mit Kickxia elastica bepflanzter Hektar würde somit also eine Auslage von 159 bezw. 160 Mk. erfordern. Da bei einem Abstaiule von fünf Metern auf einem Hektar Landes 400 Pflänzchen stehen Avürden, so würde eine Pflanze 40 Pf. kosten. Weim man bedenkt, welche riesigen Unkosten das Urbarmaclieu des Landes bei iVnlage einer Kakao- ])lantage erfordert, da nur ein verliältnismäfsig kleiner Teil der — 241 — stärkeren Urwaldbilume stehen hleilxui ktiun, su ist (!S leicht er- klärlich, (lafs eine Kakaopflanze, an Ort und Stelle ausgepflanzt, bedeutend mehr kosten mufs. Bis die so ausgepflanzten Kickxien eine genügende Stärke erreicht haben, um sich selbst überlassen zu werden, d. h. bis zu Beginn ihres dritten Lebensjahres, müfste die Pflanzung in der Nähe der jungen Bäumchen genügend rein gehalten werden, damit dieselben ]iicht von den aufspriefsenden Unkräutern überwuchert und erstickt werden. In einem nur mäfsig gelichteten Urwalde wird der Kampf gegen etwa aufspriefsende Unkräuter ein nicht so schwieriger sein als in einem offenen, sonnigen Terrain, daher dürfte eine Reinigung der Plantage nur drei- oder viennal im Jahre nötig sein. Also auch hier wären die Unkosten nur geringe, denn zur Reinigung des Hektars würden nach Herrn Stammler t^twa zehn Leute einen Tag lang beschäftigt werden müssen. Vorausgesetzt nun, dafs der Baum erst nach sechs Jahren au- gezapft werden kann, so stände der Bruttoertrag desselben, wenn er nur ein Kilo Kautschuk lieferte, in einem so hohen Verhältnisse zu den geringen Ausgaben, dafs man die Kickxiakultur nur als eine ungeheuer lohnende bezeichnen könnte. Wenn wir dann erst einmal so weit gekommeu sind, dafs wir in den Plantagen Kautschuk gewinnen können, dann werden sich auch noch viele Verbesserungen in der rationellen Anzapfungs- niethode der Bäume und in der Bereitung eines guten Kautschuks flnden, denn dann können an Ort und Stelle wichtige Versuche gemacht werden, für welche der Reisende nicht genügend Zeit hat. Ich möchte gerade die Kickxia zum Anbau in Westafrika besonders empfehlen, da sie im Lande heimisch ist und deshalb sicher mehr Aussicht auf Erfolg zu bieten scheint, als die verschiedenen Kautschukbäume anderer Erdteile. Bei Gelegenheit der Schilderung meiner Togo-Reise habe ich bereits des Manihot (ilaziovii Erwähnung gethan und Vorschläge für seine Anpflanzung gemacht. Die Pflauze ist meiner Ansicht nach mit Unrecht in letzterer Zeit häufig als wertlos bezeichnet worden. Wenn sie nur richtig angepflanzt und ausgebeutet wird, dann wäre eine gröfsere mit Manihot Glaziovii bedeckte Fläche eine durchaus nicht zu verachtende Besitzung, w^elche sicher mehr einbringen dürfte, als viele der afrikanischen Katt'eeplantagen, deren Unterhaltung ganz bedeutende Kosten verursacht. Ich möchte hier noch einmal betonen, dafs ich nur dann für die Anpflanzung des Manihot (ilaziovii eintrete, wenn diese sowohl wie das Abernten der Bestände in der von mir vorgeschlagenen Weise betrieben wird. Sobald die Anlage o-röfsere Kosten verursacht, kann Manihot — 248 — Glaziovii nicht als Kiiltiirpfianzo in Betracht kommen, denn bei den gelingen Mengen Kantsehuk, welche der Banm liefert, würde sich ein regelrechter Plantagenbetrieb nie lohnen. Für die sehr regen- reichen Gebiete am Kamernn-Gebirge würde ich den Banm, welcher in seiner Heimat eine Steppenpfianze ist, nicht empfehlen. In den Gegenden, wo, wie z. B. in den Steppen Togos, die Eingeborenen alljährlich das Gras niederbrennen, müfsten die Brände natürlich in der Xähe solcher Manihotbestände verboten nnd im Falle der Über- tretimg die den Brand vernrsachenden Eingeborenen bestraft werden. Überhaupt wäre es sehr wünschenswert, dafs diese vollständig nutz- losen Grasbrände, die besonders in Togo, wo schon an und für sich die Bewaldung des Gebietes eine sehr spärliche ist, in den Baumbeständen riesige Verheerungen anrichten, verboten oder doch bedeutend erschwert würden. Es wäre doch ein grofser Triumjdi europäischer Kultur, wenn es uns gelänge, die sonst voll- ständig wertlosen immensen Steppengebiete durch Bepflanzung mit nützlichen Gewächsen wertvoll machen zu können. 3Ianihot Glazio^■^i ist eine Pflanze, die bei dieser Frage grofse Beachtung verdient. Auch in anderer Hinsicht wäre ein Bepflanzen der Steppen mit diesem Kautschukbaume von Wichtigkeit. Da bekanntlich der Baum ziemlicli grofse Laubblätter besitzt, die, wenn sie herabfallen, allmählich den Boden mit einer Humusschicht überdecken würden, so würde mit der Zeit der Steppencharakter der mit diesem bepflanzten Gebiete vollständig verloren gehen und schon iladiirdi der Wert der Gebiete bedeutend erhöht werden. Auch der Ficus elastica habe ich bereits Erwähnung gethan. Entgegen der Manihot Glaziovii haben wir in ihr eine Pflanze vor uns, welche zu ihrem Gedeihen einer feuchteren Atmosphäre bedarf. Dennoch ist es merkwürdig, dafs die l)islier in Kamerun vorhandenen Exemplare einen recht minderwertigen Kautschuk liefern, obgleich auch dort der Baum vorzüglich gedeilit. Sollte dieses etwa in der chemischen Zusammensetzung des Bodens liegen? Oder sollten die im Victoria-Garten vorhandenen Exemplare von einer l)ereits degenerierten Pflanze abstammen? Es wird nötig sein, um dieser Frage auf den Grund zu gehen, mit möglichst guten Spielarten neue Versuche zu nuichen. Schlagen auch diese nicht ein, dann dürfte wohl erwiesen sein, dafs die Pflanze in Kamerun nur einen minder- wertigen Kautschuk hervorzubringen im stände ist. Wie einige aus Kairo entstammende, von HeiTn Prof. Schweinfurth angefertigte Proben beweisen, liefern die dort angezapften Bäume ein wirklich vorzügliches Produkt, das wohl mit den besten Penang-Qualitäten konkurrieren könnte. Sollten sich Spielarten dieser Ficus finden — 249 - lassoii, welclie anch in Kaiiicnin ein wirklich s^iitcs Pi'odukt ci-ziciii^cii, so sollte mit ihrer Aii])fhm/.inig- nicht gezögert werden. Znr Zeit in(üner Anwesenlieit in Westafrika waren von Castilho;i elastica in Kanierim nnr einige wenige, sehr jniige ]^]\emplare vor- handen, ans deren Alter n;iliirlicli gar nicht zu schliefseii war, ob sie sich gut bewähren wüi-den oder nicht. Nach den letzthin von Kamerun eingetroft'enen Nachrichten sollen sich die Exemplare sein- gut entwickeln. inwieweit sich ein Kautschukertrag späterhin renti(M'en wird, mufs natürlich der Zukunft überlassen werden zu entscheiden. Im botanischen Oarten zu Yictoria standen die einzigen Bäume von Hevea, welche bereits anzapfbar waren. Der Boden, in dem diese Exemplare wuchsen, war ziemlich trocken, und diesem Umstände ist es wohl zuzuschreiben, dafs die Htämme auffallend wenig Kaut- schuk gaben. Es ist durchaus nicht ausgeschlossen, dafs die Pflanze i]i feuchterer Lage oder in höherem Alter, wie es sich in Ceylon zeigte, einen bedeutend besseren Ertrag bringen und sich dann bezahlt machen würde. Aul'serdem ist es noch nicht erwiesen, dafs - iiu Werte von Frcs. 1887 30 0Ö0 116 768 ., 1888 74 294 „ „ „ .. 260 029 .. 1889 131 113 „ „ „ „ 458 895 .. 1890 123 666 ., 556 497 .. 1891 81680 , 326 720 .. 1892 156 339 625 356 üaiiu stieg' der Export rapide, betrug- 1)^9') schon über ÖOO 000 k^^- (im Werte von 2 882 585 Pres.) und 1896 bereits 1 195 000 kg-. Für 1S97 wird der Export auf 1500 000 kg- (1500 Tonneu) ge- schätzt. Man erwartet sogar für die Zukunft einen Export von 4000 Tonnen ])ro Jahr aus dem Cougostaat.*) Die UrsachcMi der auffälligen Erscheinung der Abnahme des Kautschuks in den meisten Teilen Afrikas gegenül)er der Zunahme in Brasilien sind in der unvernünftigen Ausbeutung- durch die Eingeborenen Afrikas zu suchen; wobei freilicli zuzugeben ist, dafs es viel schwieriger ist, Lianen (wie in Afrika) rationell an- zuzapfen, als die grofsen, den Para-Kautschuk liefernden Bäume. Aber auch wo es sich um Bäume handelt, wie beim 8ilkrubber in Lagos, hat mau in Afrika (ebenso wie in Centralamerika auch die Castilloa) die Bäume in kurzer Zeit vernichtet. Der Congostaat ist bisher von der Abnahme des Exportes an Kautschuk verschont ge- blieben, einerseits, weil die Ausbeutung dort noch zu jung ist und jetzt erst anfängt, weiter ins Land hinein vorzudringen; dann aber auch, weil die Regierung bemüht ist. durch Belehrung und Strafen eine rationelle Ausbeutung zu erzwingen. Namentlich ist hierdurch teilweise eine Güte des Produktes erzielt wie fast nirgends in Afrika, am allerwenigsten in unseren Schutzgebieten, so dafs manche Kaut- schuksorten des Congo-Gebietes neuerdings dem guten Para-Kautschuk an Wert kaum nachstehen sollen. Von welcher Bedeutung diese enorme Zunahme der Kautschuk- ausfuhr des Congostaates für das belgische Mutterland ist, sieht man an dem zunehmenden Kautschukhandel Antwerpens, welcher Platz jetzt auch sogar schon beginnt, Kautschuk anderer Provinzen (z. B. der Goldküste und Angolas) an sich zu ziehen. Der Kautschuk- import Antw^erpens betrug 1889 1890 1891 1892 5 Tonnen 1893 . . . . . 167 Tonnen 30 1894 . . . . . 275 21 1895 . . . . . 531 63 1896 . . . . . 1116 *l In der That betrug der Export 1897 sclion 1662 380 kg iin Werte von 8 311 900 Frca. und stieg 1898 sogar auf 2 113 465 kg im Werte von 15 850 987 Frcs. — 254 — Nach Hamburg wurden an Kautschuk eingeführt: 1894 4771 Tonnen im Werte von 16 148 120 Mk. 1895 5424 „ „ „ .. 18 819 850 „ 1896 7191 „ „ „ „ 25 108 210 „ SCI (Ulfs also unser grofses Emporium augenblicklich einen mehr als sechsfacli so bedeutenden Kautschukhaudel hat als Antwerpen und fast ein Viertel der gesinnten Weltproduktion nach Hamburg gelangt. Weit weniger erfreulich stellt sieh aber die Sache dar, wenn wir den Herkunftsländern des in den Hamburger Handel gelangenden Kautschuks nachgehen. Nicht weniger als 3832 Tonnen, also über die Hälfte der gesamten Einfuhr, gelangt erst über andere europäische (nicht deutsche) und nordamerikanische Häfen nach Hamburg, dar- unter 2895 über Grofsbritannien, 209 über Belgien, 174 über Frank- reich, 117 ü1)er Portugal, 138 über die Niederlande, 131 über die Vereinigten Staaten etc. Aus Brasilien kommen nur 69 Tonnen direkt, aus Afrika dagegen 2864, d. h. fast ein Drittel der gesamten afrikanischen Ausfuhr, darunter aus Deutsch-Westafrika 305 „ dem übrigen Westafrika .... 1700 ,. Deutsch-Östafrika 204 Sansibar 51 dem übrigen üstafrika 326 ,. Madagaskar 276 Es wird hierdurch also die auch sonst geltende Regel bestätigt, dafs der Handel der Flagge folgt; nur Westafrika teilweise, sowie Madagaskar, wo gerade viele deutsche Häuser ansässig sind, machen darin eine Ausnahme; schon Sansibar exportiert trotz der vielen dort ansässigen deutschen Häuser den gröfsten Teil nach England, und nur von den deutschen Schutzgebieten geht der gröfste Teil (Vs bis 7^) dii-ekt nach Deutschland. Wir sehen also aus diesen Erörterungen, dafs 1. der Kautschukhandel stetig und rapide wächst, 2. Deutschland im Kautschukhandel eine hervorragende Stellung einnimmt, 3. der Kautschukhandel sich im allgemeinen nach der Flagge des Landes richtet, 4. der Kautschukexport Brasiliens stetig zunimmt, 5. der Kautschukexport in Afrika nur noch im Congostaat be- trächtlich zunimmt, in den meisten Ländern hingegen abnimmt, 6. der Kautschukexport Deutsch-Westafrikas schon bedeutend abnimmt, derjenige Ostafrikas kaum mehr zunimmt. Anhang 11. ^Tütachte« über die von Lagos eiiigesaiidten Kautschiikproben des chemischen Lahoratorinnis für Handel nnd Industrie (Dr. Roh. Henriques). Berlin. Die von Herrn Schlechter am 1. März übersandten Proben, bestehend aus: 1. Milch einer Ficusart von Lagos, 2. daraus gewonnener Kautschuk, kalt koaguliert, 3. ,, „ ., kochend koaguliert, 4. kleine Probe Kickxiamilch von Lagos, habe ich mit folgendem Resultat untersucht: Zu 1. Die Ficusmilch stellte eine dünne, leicht bewegliche Flüssigkeit vom spezifischen Gewicht 0.9<'^ dar. Eingesandt waren 75 ccm. Die Milch koaguliert lieim Ansäuern mit Essig- oder Mineral- säure nicht in der Kälte, wohl aber rasch in der Wärme, wobei sich der Kautschuk in Form eiues Klumpens in bräunlich gefärbten Serum ausscheidet und aus diesem herausgenommen und gewaschen werden kann. Es wurden so gewonnen aus 50 ccm: 13.5 g feuchtes = 9.3 g trockenes Rohprodukt. Gehalt des trocknen Rohprodukts au Asche: 0.18 pCt., „ Kautschukharzen : 22.6 pCt. Der entliarzte Ficus-Kautschuk war zwar kein erstklassiges Produkt, immerhin aber ein echter, mäfsige Elastizität zeigender Kautschuk. Die sogenannten Kautschukharze bildeten eine weifse, anscheinend krystallisierte, in heifsem Aceton lösliche feste Masse. Die Proben sub 2 und 3 ergaben: Zu 2. Wasser 8.21 pCt., Asche 1.70 Kautschukharz .... 31.02 Zu 3. Wasser 4.84 pCt., Asche 1.04 Kautschukharz .... 23.09 - 256 — Dio Pr()l)o o (kdcheiid koai^iilicrr) stiiiuiite mithin mir dem v(»ii mir aus der Milch erhaltenen Produkt im wesentlichen ülierein. Die Ficusmilch durch Verdunsteiilnssen an der ]^uft zu koamulieren (wie No. 2), empfiehlt sich mithin nicht. Der aus 2 und 3 gewonnene entharzte Kautschuk stimmte unter sich und mit (Umii aus der Milch gewonnenen völlig überein. In Anbetracht dessen, dal's (bis l^ntharzen eines solchen Ficus- Kautschuks sich technisch sehr wohl ausführen läfst und dafs das dann o-ewonnene Produkt ein weit brauchbarerer Kautschuk ist als der aus guten Flakes und derartigen Waren herzustellende, möchte ich den eventuellen Wert einer Rohware wie No. 3 auf etwa 4.50 Mark pro Kilo normieren. Kautschukhändler und -fabrikanten werden ihn aber wahrscheinlich etwas niedriger taxieren. Was die Taxen von dieser Seite betrifft, so möchte ich noch darauf hin- weisen, dafs gröfsere Mengen von den Eingeborenen kaum so trocken hergestellt werden könnten wie diese kleinen von Herrn Schlechter koagulierten Mengen. Nasse Rohware von einem so grofsen Harz- gehalt . wie der vorliegende repräsentiert sich aber sehr schlecht und wird vorerst recht niedrig l)ewertet werden. Sollte sich diese Lagos-Ficus auch in unseren Kolonien finden, so wären die Eingeborenen zu einem fleifsigen Sammeln und Yer- arbeiten des Saftes anzuhalten, der immer ein billiges, für Sekunda- waren wohl verwendbares Produkt liefern würde. Einen derartigen Baum aber plantagenmäfsig anzupflanzen, dazu könnte ich nicht raten, selbst w^enn die Ficus, worüber wohl nichts bekannt ist, besonders rasch anzapfungsfähig wäre. Für Anbau und Kultur sollten vorerst meines Erachtens nur solche Pflanzen in Frage kommen, die ein gutes, elastisches, auch ohne weitere Reinigung wenig Harz enthaltendes Produkt geben. Zu 4. Die mit eingeschickte kleine Probe Kickxiamilch reichte eben hin, um daraus etwas Kautschuk zu koagulieren und mit dem tler Preufsschen Kickxiamilch von Kamerun zu vergleichen. Die Lao'os- und Kamenm-Milch verhielten sich, betreffend die Art des Koagulierens, völlig gleich, und auch die daraus gefertigten Kaut- schukproben waren von gleicher Yorzüglichkeit. Die wichtigsten der von Herrn Schlechter aus Westafrika mit- gebrachten Kautschuk- und Kautschuksaftproben habe ich nunmehr untersucht, und erlaube ich mir, darüber folgenden Bericht zur Ver- fügung zu stellen: ]. Landolphia von Ngoko. Spezies unbestimmt. Am 21. Oktober 1899 an Ort und Stelle koao-uliert: 45 ccm der Milch wurden mit ebenso viel Wasser ver- dünnt und nach Zusatz von 5 ccm Bossassangasaft gekocht. Er- - SÖT — halteiier Kiiiifsclink: IGi;'. Aiissclicii : \Viir.stföriniges Stück, sehr elastisch, 'j^rockcii und j;iit:. \\ (mI's mir, dimkclcr Aiirsenschicht. Anjilyse: Kautschuk: 82.2s pCr. Wasser: 11.26 pCt. Kautschiikhiii-ze: 5.32 „ Asche: 1.14 „ 2. Lan(l()l[)Iiia Vdu IJonga am Saui^a. Si)ezies inil)estinimt. Am 16. August 1899 an Ort und SteHe koaguliert. Aus 20 com erhalten 12 g Kautschuk. — Aussehen: Kleiuer Kuchen von gleicher Farhe wie 1. Ebenfalls sehr elastisch und gut; wenn auch stark wasserhaltig, doch erstklassiges Produkt. Analyse: Kautschuk: 72.43 pCt. Wasser: 21.20 pCt. Kautschukharze: 1.06 „ Asche: 0.31 „ 3. Kickxia elastica. a) Milch derselben. In Ngoko direkt von dem Baum abgelassen und 700 ccm, versetzt mit 35 ccm Salnüakgeist (30 pCt.), in eine sofort versiegelte Weinflasche gefüllt. Trotz dieser Vorsichtsmafs- regeln ist die Milch nicht unverändert in meinen Besitz gekommen. Ein grofser Teil Kautschuk war freiwillig koaguliert. Yon diesem wurde die Milch abgegossen, von der noch 300 ccm isoliert werden konnten; diese verhielt sich genau wie die im vorigen Jahre von mir unter- suchte Kickxiamilch von Dr. Preufs (siehe „Tropenpflanzer" 1899, S.257 und „Gummizeitung", XUI, 1899, Ko. 26). Spezifisches Gewicht: 0.990. Weder Mineral- noch organische Säuren fällen Kautschuk aus, ebenso wenig gelingt es mit dem zum Koagulieren der Lan- dolphia verwendeten Bossassangasaft, die Kickxiamilch zum Koagulieren zu bringen, man mufs vielmehr, wie ich schon früher schrieb, den Saft zum Kochen bringen (was sich auch mit dem Ver- fahren der Eingeborenen deckt) und gewinnt dann unter Rühren der mit AVasser verdünnten Milch, angesäuert oder nicht, den festen Kickxia-Kautschuk. Über die eigentümlichen Koagulationserscheinungen, die dabei die Milch zeigt, soll an anderer Stelle berichtet werden. Der fertig koagulierte Kautschuk wurde in Stücke geschnitten, ordentlich ge- waschen und an der Luft getrocknet. Zerschneidet man die gröfseren Stücke mit Scheren in kleinere (vielleicht Würfel von 2 bis 3 cm Seitenlänge), so gelingt es, selbst hier bei warmer AVitterung in acht bis zehn Tagen den Kautschuk auf etwa 10 pCt. Wassergehalt zu trocknen, ohne dafs man eine Oxydation zu befürchten hätte, be- sonders wenn man die trocknenden Massen öfter umschaufelt. Dies Verfahren dürfte sich zur Einführung 1)ei den AVilden empfehlen, die oftmals monatelang trocknen, um eine trockene, bessere AVare zu erzielen. R. Schlechter, Westairikanische Kautschuk-Expedition. i y — 258 — Die 'M){) ccm JVEilch — es wurde nur i'iiic gemessen«' Menni' ver- arbeitet enthalten 104.5 üj Kautschuk von der Zusanimenset'/nng: Kautschuk: 82.17 pCt. Wasser: 10.10 pOt. Kautscluikliarze: (3.72 „ Asche: 1.01 „ Der freiwillig- koagulierte Kautschuk aus der Milch woi;- nach dem Waschen und Trocknen 217 g- und enthielt: Kautschuk: 82.39 pCt. Wasser: 10.57 pCt. Kautschukharze: G.85 ,, Asche: Ü.GU „ Es ergaben also 700 ccm Milch 32172 g Verkaufsware mit rund 10 pCt. Wasser = rund 4(1 ])Ct. vom Milchvolum. b) 1.628 1 Kickxiasaft, von Schlechter am 13. Se])tember IXW in Ngoko durch Kochen der verdünnten Milch koaguliert, gaben 870 g Kautschuk folgender Zusammensetzung: Kautschuk: 84.86 pCt. Wasser: 9.99 pCt. Kautschukharze: 4.96 „ Asche: 0.19 „ Diese sowie die folgenden Sorten c) und d) dürften aber zur Zeit der Wägung bedeutend w^asserreicher gewesen sein, als sie es in dem Zustand waren, wo sie analysiert wurden. Yergl. die Aus- beute aus Milch (desselben Baumes) und Sclilechters Angaben. c) 1.575 1 Kickxiasaft, am 10. September 1899 von Schlechter durch Kochen mit Bossassangasaft koaguliert. Erlialten 835 g Kaut- schuk. Die Analyse erga1): Kautschuk: 82.56 pCt. Wasser: 11.19pCt. Kautschukharze: 5.80 „ Asche: 0.45 „ d) 130 ccm derselben Milch wurden (13. September 1899) auf Lehm ausgegossen, der Kautschuk nach zwei Tagen gesannnelt. Er- halten 74 g. Die Analyse ergab: Kautschuk: 76.13 pCt. W^asser: 15.11 pCt. Kautschukharze: 4.89 „ Asche: 3.85 „ e) Ein Kautschukstück endlich, das Schlechter am 14. Sep- tember in Ngoko nach Art der Para-Kautscludv-Gewinnung räucherte (Gewicht: 215 g), ergab folgende Zahlen: Kautschuk: 80.20 pCt. Wasser: 13.53 pCt. Kautschukharze: 4.75 „ Asche; 1.52 „ Praktischen Wert hat das Verfahren für den Kickxia-Kautschuk natürlich nicht; es bestätigt sich nur so eine Vennutung, die ich ebenfalls früher äufserte („Tro})enpfl."- 1898, S. 259), (hifs sich der Kickxia-Kautschuk wahrscheinlich üut räuchern liefse. — 259 — Die Proben I)) Itis d) von Sc li 1 cell tc r waren zumeist cyriudrische Sriicke von (liirchscliriittlicli 4 cm Durchmesser und 2 cm Höhe, el)eii- falls an der Oberfläche gel)räiiiit, mit weifsem Kern, wie d'iv kh'iner geschnittene Ware, die icli aus der Milch ^•ewiniien konnte. Der Kautschuk stellt sich den Ix^sten Con^'o-Sorten zur Seite, soweit nian(hiriil)er nach Lahoratoriumsversuchen urteilen kann. Fal)rikations- vei'suche müssen entscheiden, wie sich der Kickxia-Kautschuk dabei bewährt, denn zwei von verscliiedenen Pflanzenfamilien stammende Kautschuke sijid nicht chemisch identische Körper, sondern nur nahe \' erwandte und können sich chemisch gewaltig- unterscheiden, so auch bei der Vulkanisation ein recht verschiedenes Verhalten zeigen. Vorsicht bei der Einführung neuer Sorten ist also zu empi'eJden. Der Bossassangasaft, der Saft verschiedener Oactusarten, der überall im Congo-Gebiet zum Koagulieren der Landolphiamilch verwendet wird, erwies sich, wie zu erwarten stand, als stark saurer Pflanzensaft (100 ccmSaft neutralisiert mit 19.75 ccm" Alkali). Von diesen Säuren sind nicht ganz ein Fünftel mit Wasserdämpfen leicht flüchtig und zeigen den Charakter der Essigsäure, der nicht flüchtige liest besteht aus hochmolekularen Säuren, sowie aus niedriger- molekularen vom Charakter der Oxalsäure, deren Kalksalze mit Chlorcalium aus dem Saft fallen. Die nähere Untersuchung des Saftes, erschwert dadurch, dafs leicht Zersetzungen durch Schimmel- pilze in dem ohne Zusätze trans[)ortierten Material eintreten, steht noch aus. 17^ VII. Kapitel. Die botanischen Ergebnisse der Expedition. In den nachstehenden Zeilen habe ich versucht, eine kurze Schilderung der Vegetationsverhältnisse der von mir auf meiner westafrikanischen Reise durchzogenen Gebiete zu geben. Da diese Reise sehr beschleunigt werden mufste und vor allen Dingen die botanische Erforschung der Gebiete erst in zweiter Linie in Betracht kam, so ist es natürlich, dafs manche Eindrücke, welche ich bei einem so flüchtigen Durchzuge gewonnen habe, nicht durchaus die richtige Beurteilnng treffen werden. Um eine pflanzengeographische Skizze eines Gebietes aber geben zu können, dazu gehört meiner Ansicht nach mehr als ein Aufenthalt, der so kurz l^emessen war, wie ich ihn leider nur hatte. Unter den nördlicheren von mir bereisten Gebieten mufs Togo vor allen Dingen das Interesse des Pflanzengeographen in Anspruch nehmen, da die Zone an der Küste und im Innern mehr Yerschieden- heiten aufweist als die der angrenzenden Gebiete. Es wird eine interessante Frage in der Zukunft sein, zu erforschen, welche Ur- sachen die Steppengebiete in Togo so weit bis zur Küste vorgeschoben haben, während doch die ^achbargebiete mit Ausnahme eines Teiles der Goldküste einen viele Meilen breiten Urwaldgürtel an der Küste aufweisen. Die Kenntnis der Flora dieses Schutzgebietes liegt bei uns noch recht im Argen, und steht weit hinter jeuer zurück, welche wir bereits über die der Küstenländer von Kamerun erlangt haben. Dem Reisenden, welcher von der Küste kommt, fallen drei ver- schiedene Yegetationszonen auf, welche in kurzen Abständen hinter- eiuander folgen. Die erste dieser Zonen ist ein schmaler Busch- steppengürtel, welcher sich längs der Küste hinzieht, darauf folgt die gemischte Gras- und Baumsteppen-Zone, die durch das zum Teil bewaldete Agome- und Agu - Gebirge unterbrochen wird, und schliefslich die Waldzone, welche aber keine regelmäfsige Aus- dehnung hat. Die Buschsteppe der Küste hat einen ausgesprochen xerophytischen Charakter und ist vor allen Dino-en gekennzeichnet durch das Fehlen !C bß ä cd bfl c 05 > bJO ä c 03 PL. — 201 — iadaceen; 2 — orlu'bt .sicli iiiicli t'iiic .sclilankf Co reo j)s;is oder ciiu' sclti'iie Aedesia, tlif mir iliifii huin-eii, grasähnlichen Blättern bei ol)ev- flächliclier Betraclitnng alles andere hinter sich vermuten läfst, als eine Composite. Nächst den Scrophulariaceen sind es die Rubiaceen, welclie hier sich durch Formenreichtum auszeichnen, und unter ihnen besonders die Oldenlajidien, von denen uns die verschiedensten Typen von der sclilaidcen 0. virgata W. bis zu dej- zierlichen O. Heyn ei Oliv, begegnen. Anfserdem fallen dem flüchtig Durchreisenden noch Euphorbiaceen, Gentianaceen, kleine Legumi- nosen, l)esonders Cassia und Tndigofera-Arten, sowie Malvaceen und Asclepiadaceen auf. Unter den letzteren finden sich einige Typen, die mit Ponnen der ost- und südafrikanischen Steppen ver- wandt siml. An Monocotyledonen fehlt es auch nicht. Vor allen Dingen müssen unter diesen die Orchidaceen erwähnt werden, welche mit ihren prachtvollen schlanken Blütenständen der Steppe zur Zierde gereichen; unter diesen sind es besonders Eulophia - Arten (E. cristata Stend. und E. dilecta Schltr.), welche sich auszeichneu. Selten lugt aus dem Grrase eine weifs- oder grüublütige Hab enaria oder an scluütigeren Stellen eine Xervilia hervor. Zwei andere sogleich ins Auge fallende Pflanzen möchte ich hier nicht unerwähnt lassen. Die Auch omanes- Arten, welche durcli ihre gefleckten, stach- ligen Stengel und die hellgrünen oder violetten Spathen auffallen, sind sehr verbreitet, obgleich sonst Araceen nicht zu den liäufigeren Repräsentanten der Steppenfloren gehören. Eine andere auch niclit selten anzutreffende Pflanze ist die merkwürdige Tacca pinnatifida. Es würde mich zu weit führen, wollte icli hier in dieser kurzen Skizze alle die interessanten und schönen Pflanzen erwähnen, welche ich in jenen Ste])pen beobachtet liabe. Die Baumvegetation setzt sich vorzugsweise aus Leguminosen, Sterculiaceen, Euphorbiaceen und vor allen Dingen Combretum- Arten und Bassiastämmen zusammen. Da, wo sich längs der AVasserläufe Buschwald gebildet hat, finden wir eine Flora, welche der der dritten Zone auffallend älin- licli ist. Nur eines ist mir in jenen Buschwäldern südlich des Agome-üebirges aufgefallen, nämlich das vollständige Fehlen der Kickxia africana. Wie ich schon oben erwähnte, liat die dritte Yegetationszone. die Urwaldzone, eine sehr unregelmäfsige Ausdehnung. Diese Er- scheinung ist wohl zum grofsen Teile auf die ausgedehnten Wald- und Grasbrände zurückzuführen, welche von den Eingeborenen gewolin- heitsgemäfs angesteckt werden, teils um das Wild aus seinen Ver- stecken hervorzujagen, teils um neuen fruchtbaren Boden für die Anpflanzungen zu gewinnen. - 26n — In (lii'si'iu AViiltl«' tiiKleii wir eine /.iciiilicli diclitc l Urci-liol/.- vegetatioii, so dafs wir dojsclbcii fast als l'mscdiwald Itczcirlmcii iiiüsöoi). Niclit selten ist der Boden lilter weit»; Strecken hin mit Alj)inien, di(! liäiifig- Mannesliölu; erreichen, bedeckt. An lichteren Stellen gesellen sich zu diesen die Costns- Arten, und hier und dort Jäfst die Sanseviera ihre schön marmorierten, breiten Blätter aus (U>ni Dickicht hervorleuchten. In der Biblnng (b's Unterholzes spielen die Rubiaci^en und Euphorbiac(MMi die Hauptrolle. Cissus- Arten, zierliche Asclopiadaceen und Apocynaceen und seltener Menispennaceen beck^cken diese Büsciu^ iiäufig vollständig; an den StännruMi aber winden sich die riesigen Lianen emj)or, Avelclie ihren Blütenflor in den liolien Baumkronen entwickeln. Der ganze Bnschwald ist mehr oder minder dicht bestanden mit Kickxia africana und anderen kleineren Bäumen aus den Familien der A])0cynaceen, Rubiaceen, Euphorbiaceen, Combretaceen etc. Diese wiederum werden ül)erragt durch die Waldriesen, welche über sie noch ein Schutzdach bilden. Die letzteren setzen sich zu- sammen aus Leguminosen, Moraceen (Chlorophora), Euphorbiaceen und Combretaceen. Über die einzelnen Arten dieser Familien ist noch viel zu erkunden, da es sehr schwer ist, Yon ihnen Blüten und Früchte zu erlangen. Dem Waldgebiet Togos ist dasjenige der Hinterländer von Lagos sehr ähnlich, doch bildet die Waldzone daselbst einen breiten (rürtel, welcher direkt an der Küste beginnt. Erst hinter diesem (TÜrtel erstreckt sich dann die Graszone in einer Entfernung von mindestens 60 km von der Küste. Die Flora des westafrikanischen Waldes ist auffallend arm an Formationsverschiedenheiten, es sei (U'nn, dafs solche durch hohe Gebirge oder sonstige klimatische Linflüsse in ihrer Entwickelung begünstigt werden. Auch in den Wäldern des Yorul)a-Landes finden wir diesell)en Pflanzen wieder, welche wir bereits aus Togo kennen gelernt haben. Häufiger sind (biselbst die Leguminosen und A])ocynaceen; statt der Kickxia africana Bth. ist Kickxia elastica Preufs verbreitet. Da die Urwald- komplexe einen bedeutend gröfseren Umfang besitzen, haben sich mehr Baumriesen erhalten: vor allen Dingen sind Ceiba- und Bombax-Arten, sowie andere Sterculiaceen in riesigen Exemplaren verbreitet. Das Grasgebiet, welches auf der von mir begangenen Route kurz vor Ibadan beginnt, zeigt einen mehr hügeligen Charakter als die Steppen von Togo, und häufiger als dort finden wir Unkräuter, welche w^ohl durch die Menschen über weite Reo-ionen des Ni^er- Gebietes verbreitet sind. Zu ihnen zählen die verschiedenen Ama- rantaceen und Compositen, Acalypha-Arten, Malvaceen und Tiliaceen. V f — 264 — '■ Mit Ausiiahmc der wenigen ans dem Sndiui l)is in die Yorul)a- Länder herabsteigenden Arten ist die Flora jener Steppen denen von Togo sehr ähnlich, aber entschieden erlieblich ärmer an Arten. Von dem Waldgebiete Kameruns habe ich nur die (fegenden am Kamerun-Crebirge kennen gelernt und dann die riesigen Widder der Sanga-K^goko-Region, Wie es bei einem Gebirge von derartigen Dimensionen vorauszusetzen ist, hat das Kamernn-(u>])irge einen höchst bemerkenswertenBinfiufs auf die Niederschläge jener Regionen, und diesen sowohl Avie der Elevation des Terrains ist es zu ver- danken, dafs wir hier eine äufserst üppige Flora vorfinden, w(>lclie sehr reich an bisher noch nicht aus anderen Gegenden des Schntz- gebietes bekannt gewordenen Arten ist. Vor allen Dingen ist es der Reichtum an Farnen und Epiphyten aller Art, welcher das Auge des Forschers hier entzückt. In den Regionen zwischen 1000 und 2000 m Höhe finden wir sogar Baumfarnen. Die Epiphyten gehören aufser zu den Farnen (Polypodinm, Aspidium, Da- vallia, Trichomanes, Hymfcnophyllum und den interessanten Platycerien) vorzugsweise den Orchidaceen an. D'w in diesem Gebiete auftretenden epiphytischen Orchidaceen nehmen ihrer Zahl nach einen sehr umfangreichen Platz in der Zusammensetzung der Flora ei]i. Hauptsächlich sind es die Gattungen Angraecum (Mystacidium, Listrostachys), Bubbo])hyllnm (Megadinium), Polystachya, Eulophia (1 Art), Ancistrochilus (1 Art) und Li- paris, welche hier auftreten. In dem Hmnns der Wälder finden wir auCserdem eine grofse Zahl terrestrischer, zum Teil saprophytisclier Arten. Die Vegetation, welche sich im tiefen Schatten dieser Wälder verbreitet hat, besteht vorzugsweise aus Rubiaceen, unter denen die Poychotria-Arten eine sehr bedeutende Rolle spielen, aus Acan- thaceen mit })rachtvoll gefärbten Blüten. Dorstenien mit ihren eigenartigen liiflorescenzen, schattenliebende Gräsern und Cyperaceen stellen ein anderes umfangreiches Kontingent. Die sonst mehr oder minder epiphytischen Culcasia -Arten kriechen nur an feuchteren Stellen über weite Flächen am Boden hin und scheinen ein recjit behagliches Dasein zu führen, abei- seltener Blüten zu entwickeln. An felsigeren Stellen zeigen sich hänfig kleine Scrophulariaceen und Cyrtandreen (Streptocarpus) nn»l hier und (hi auch einige Labiaten (Coleus) und Begonien. Längs der Gebirgsbäche finden wir vor allen Dingen eine äufserst üppige Flora. Nicht nur Epiphyten sind an den über- hängenden Ästen und Zweigen der Bäume in besonders reicher Zahl anzutreffen, sondern auch eine grofse Zahl teils unter AVasser wach- sender Pflanzen, unter denen besonders das prachtvolle Crinum nataus mit seinen schneeweifsen Blüten Erwähining verdient. Höchst - 2(;r) — beachtenswert sind f'eriiei- j<'ii<' (lc\\;iclisr. wclclic wnlii'cml ciinT mehr oder minder kurzen Zeit im Jahre Ijci dem hohen Wasser- stande von deji Finten erreiclit werden. Zu diesen ychören anfsi'i' Araceen, Cypei'aceen und UrticaccuMi vor allen Dingen die i)raclit- vollen Impatiens-Arten, welclie in iln-eii Bliiten int(U-<'ssante, an Or- chidaceen erinnernde Formen anfweisen. Die Leguminosen, welclie hier weniger reichlich vertreten sind, werden durch die AeschynomeeD- und Desmodi um- Arten rej)räsentiert. Melastomaceen sncluMi die Ränder der Bäche mit Vorliebe anf, da sie dort die ihnen zu- sagende Feuchtigkeit und genügend Licht finden. Die Urwaldbäume setzen sich aus ähnlichen Elementen zusamnn'u wie die des Yorul)a-Waldes, nur treten hier bedeutend mein- Arten liinzu, und die Entwickelung derselben ist eine üppigere. Besonders Leguminosen sind vorherrsehend. Für den Botaniker liegt gerade in der Ermittelung der L^rwaldbäume noch ein grofses Arbeitsfeld vor. Da in der Ngoko-Region meine Zeit durch andere Arbeiten " sehr stark in Anspruch genommen war, konnte icli dort der Flora- niclit die Aufmerksamkeit schenken, welche ich ihr gern entgegen- gel)racht hätte. Nach meinen oberflächlichen Beobachtungen scheint sie der des Yaunde-Gebietes sehr ähnlich zu sein, doch treten tiei ihr einige Arten hinzu, deren Hauptverl)reitungsgebiet eigen tlick,,^ dem grofsen Urwalde des Congo-Beckens liegt. Zu diesen gehören ~ hauptsächlich die auf die Flufsränder und ilie, dem Congo-Beckeii eigenen, Sumpfwälder beschränkten Arten. Entgegen den Ansichten vieler Botaniker möchte ich glauben, dafs die Congo-Flora sehr arm an endemischen Arten ist. Ende- mismen finden sich hauptsächlich in der ersten von mir oben erwähnten Vegetatiouszone des Gebietes. Diese erstreckt sich von der Küste bis zum Stanley-Pool einerseits und deniKassai-Kwango-Crebiete anderer- seits. Im Süden geht die Zone vollständig in die Angola-Benguella- Flora über. Wenn ich einerseits hier den Stanley-Pool als Grenze angebe, so meine ich damit nur die politische Grenze des Cougo- staates, denn nach Norden geht das Gebiet so weit in die französischen Besitzungen hinein, wie die Ausläufer der von Angola kommenden Sierra do Crystal, also fast bis in das Ogowe-Gebiet. Die Vegetation dieser Zone, welche sich durch hügelige Physio- gnomie auszeichnet, ist mit der Flora der Angola-Hocliländer eng verwandt, und viele, ja ich möchte sagen sehr viele Arten treten hier noch auf, welche ursprünglich von dem Huilla-Plateau bekannt geworden sind. In den Thälern, zwischen den Hügeln oder längs der Flufsläufe haben sich Galerie- und Buschwälder gebildet, deren Elemente teils, wie in den Galeriewäldern des unteren Congo, der Flora des Congo-Beckens entstammen, teils dieselben Arten aufweisen, wie die Buschwälder von Anffola. — 2()(> — Auf (Ion gr;isiueii Hüi;elii tiiidcii wir ein reiclics (u'miscli von Arroii der vorschiedeii.sten Familien. Aufser (iriisern nnti CyperaciMni begegnen wir besonders Leguminosen (mit vielen rndiu:oft'ra- und Crotalaria-Arten) (-omjjositen (besonders Vernonien und sogar Helichrysum-Arten), Tiubiaoeen. Gentianaceen, viele Scropliu- lariaceen etc., kurzum eine typische afrikanische Grassteppenflora, wie wir sie aus Transvaal, Angola und Ostafrika bereits sehr wohl kenneu. In den Sümpfen oder am Kau de derselben fehlen \ved«M' l'tricularien noch die Eriocaulonaceen, sonst wiederholen sich dieselben Erscheinungen, Rnbiaceen. Scrophnlariaceen, Iridaceen, Araceen, Orchidaceen und die prachtvollen Melastomataceen, alle Familien sind vertreten. ^^.>Ä;,#ij Als ich in den sandigen Ebenen bei Dolo am Stanley-Pool sammelte, war ich über die Flora im höchsten Mafse überrascht, fast glaubte ich mich in die Hoogeveld-Steppen von Transvaal zurückversetzt, so ähnlich war die Flora derjenigen, welche ich im Sommer 1893/94 dort beobachtet hatte. Hier liegt ein neuer Beweis für die Verwandtschaft der Floren ähnlicher Gebiete in Afrika vor. Die Ai"ten sind zwar in demselben verschieden, doch kann man dessennngeachtet eine wirklich auffallende Gleichförmigkeit (kn- Steppenfloren sowohl wie der typischen Urwaldfloren konstatieren. Westafrika besitzt gewifs mit seinen bedeutenden Niederschlägen eine recht typische Flora; doch sind die Hauptvertreter mit den ostafrikanischen Typen immer mehr oder minder nahe verwandt. Die zweite Vegetationszone, welche ich im Congo zu beobachton Gelegenheit hatte, möchte ich als typische Flora des Congo-Beckens bezeichnen. Sie bildet im allgemeinen die Flora des sogenannten Äquatorialwaldes imd der Ufer des Congo und seiner Nebenflüsse. Oben habe ich bereits angedeutet, wie arni diese Flora an typischon Arten ist. AVenn wir annehmen, dal's die Flora des Congo-Beckens uodi jüngeren Alters ist, so wird diese ihre Annut leichter erklär- lich, und es lassen sich einige recht interessante Beispiele der Ein- wanderung verschiedener Arten noch heute feststellen. Leider ist ('S mir nicht möglich, im Innern des Gebietes, vor allen Dingen nach Osten, die Grenzen dieser Florenzone auch nur annähernd fest- zulegen, da ich nicht weit genug ins Innere desselben gekommen bin, und deshalb wäre es sehr wünschenswert, wenn wir dereinst von kompetenterer Seite etwas darüber erfahren könnten. Die Flora des Congo-Beckens besitzt sehr ausgesprochene An- Idänge an die Flora des Kamerun-(!ebietes und des französischen Congo. Ich halte es daher für sehr wahrscheinlich, dal's von dort ans die gröfsere Zahl der Pflanzen eingewandert ist. Noch lieiite — 267 - filltUM) wir i;i>i;('iuib('r der AliiiKiiilii;' des Siiii,i;a, hei Liikiilchi. riiio Urwald flora, wolclie sich duroli eint' m('rkwiirdi«;e ReichlialtiukiMt und Yerwandtscliaft oder (Heichheit mir SüdkamoniTi-TyjX'ii iiiis- zeiclmet. Wenn wir nun in Betracht ziehen, dafs eine nicht un- erhebliche Menge des vom 8anga in den Coiigo Hielsenden Wassers aus jenen Gegenden entstammt, so glaube ich diese Flerenverwandt- schaften darauf zurückfüln'en zu können. — Ebenso finden wir am Unterlaufe des Kassai und in der Nähe der Mündung desselben eine erhebliche Anzahl von Arten, deren Ursprung auf die südlich ge- legenen Gebiete zurückzuführen ist. Leider kann ich niir kein l'iteil erlauben über die Gebiete östlich der Stanley-Fälle, docli bin icli fest davon überzeugt, dafs ein grofser Prozentsatz der Pflanzen des ("). Vr. 1899 — No. 12 680. '2. E. pilosa P. B. fii collibus graraiiiosis iiiter Ihadau et Abcokura (Voniha-Ijaiul;. III. 1899 — No. 13 018. 0. E. plumosa Rotz. In collibus graniiiiosis ]>r(»]»(" llyadan (Yurulia-Lainl . III. 1899 — No. 12 328. 4. E. sabulicola Pilger n. sp. In dunis niaritimis pr()p(> Cape Lo])ez (Congo tVancais). XII. 1899 — Xo. 12 817. 5. E. trenmla Höchst. In nmbrosis prope Leopoblville pone Sraidey-Pool (Congo). YI. 1899 — Xo. 12 507. Streptogyne Beauv. 1. S. crinita P. B. In silvis primaevis juxta Hnmen Dja (Kamerun). X. 1899 — Xo. II 778. Centliotheca DesA'. 1. C. lappacea Deso. In fruticetis prope Kriegsschiffhafen (Kamerun). lY. 1899 — Xo. 12 395. In planitie arenosa prope Doh> pone Stanlev-Pool (Congo). \l. 1899 — Xo. 12 499. Guaduella Franch. 1. G. marantifolia Franch. In silvis primaevis juxta „Muni-River" pone Corisco-Bav. XII. 1899 — Xo. 12 827. Cyperaceae. (Det. K. Schumann.) Cyperus 3Iichx. 1. C. amabilis Yahl. In sabulosis prope Leopoblville pone Stanlev-Pool (Congo). YI. 1899 — Xo. 12 533. 2. C. caracasanus H. B. et Kth. In collibus gramin osisinter Ibadan et Abeokuta (Yorulia-Land). III. 1899 — Xo. 13 017. 3. C. cuspidatus H. B. et Kth. In arenosis prope Leopoblville ad Stanley-Pool (Congo). YI. 1899 — Xo. 12 517. 4. C. difPusus Yahl. In silvis prope Coquilhatville (Congo). YII. 1>ec. In arenosis intci- lliii(l;ni er Abcrkiifa (Vonilta-Lainl;. f\'. H'.'V». - - Xo. 12 347. 4. F. s])e('. In insiilis Hiiniiiiis (\)ng(>. ](»('o Htanley-Pool a|)i)<'llaro. N'l. 1899 — Xo. 12 :):)^. Hy]»ulitriini L. (', Jvidi. ]. II. iit'iiiorosiim P. de Beauv. In urnbrosis prope Leojjoldvillc jxuic Staiih'y-P«»«)! ((Jong-o). Vr. 1899 Xo. 12 583. Araceae. (Det. A. Fungier.) Culcasia Beauv. 1. C. scandens P. Beauv. Ad truncos arborum .scandens in silvis proj^e Ikorodu (Yoruba- Land). III. 1899 — Xo. 12 304. In silvis primaevis prope Kriegsschiff hafen (Kamerun). JV. 1899 — Xo. 123 997. In nmbrosis prope Leopoldville pone Stanley-Pool (Congo). lY. 1899 — Xo. 12 561. 2. C. striolata Engl. Ad truncos arborum in umbrosi.s prope Leopoldville (Congo). YI. 1899 — Xo. 12.522; Xo. 12 581. 3. C. tenuifolia Kngl. •Ad truncos arborum scandens |)rope Leo|)oldville pone Stanley- Pool (Congo). YI. 1899 — Xo. 12 5G5. An eil Oman es Schott. 1. A. dubius Schott. In grarainosis inter Ibadan et Abeokuta (Yoruba-Land). in. 1899 — Xo. 13 028. Hydrosme Schott. 1. H. Baumannii Engl. In gramiuosis prope Badja (Togo). J\ . 1900 — Xo. 12 977. Xephthytis Schott. 1 . X. Poissonii Engl. In silvis ])rimaevis inter Mundame et Otam (Kamernn), alt. c. 200 m. I. 1900 — Xo. 12 886. Anubias Schott. 1. A. Afzelii Schott. In rivulis prope Bibundi (Kamerun). TV. 1900 — Xo. 12 412. — 272 — Eriocaulonaceae. (Der. Kuliliind.) Syngoiianthiis Ruh 1. 1. S. Schi echt ort Ruhl. n. sp. In sabulosis humidis prope Dolo pone Stanley-Pool (('ongo). Vr. 1S99 — Xo. 12 403. Comnielinaceae. (Det. K. Schinnann.) Pollia Thbo-. 1. P. foiuleiisata C. B. Cl. In silvis ])nmaevis juxta Humen Xgoko (Kanierim). IX. lS!t9 — Xo. 12 7.33. 2. P. Mannii C. Bl. C. In silvis primaevis juxta fiunien Dja (Kamerun). IX. 1899 — Xo. 12 768. Palisota Pchb. 1. P. aeuminata C. B. Cl. In fruticetis prope Coquilhatville (Congo). Yll. 1899 — Xo. 12 613. 2. P. thyrsiflora Bth. In silvis primaevis prope Ishagamo (Yoruba-Land). IV. 1899 — Xo. 13 007. Commelina Gl um. 1. 0. capitata Bth. In silvis prope ^[undame (Kamerun). I. 1900 — Xo. 12 930. Polyspatha Bth. 1. P. paniculata Bth. In silvis })riniaevis juxta tiumen Sanga, inter Bonga et "Wesso (Congo francais). Yltl. 1899 — Xo. 12 714. 2. P. ? speo. ?' In silvis primaevis juxta flumen Xgoko (Kamerun). XI. 1899 — Xo. 12 741. Aneilema R. Br. 1. A. 1)enineiise Ktli. In silvis prope Ikorodu (Yoruba-Land). III. 1899 — Xo. 12 303. 2. A. ovato-oblongum P. de Beauv. In silvis primaevis juxta flumen Dja et Xgoko (Kamerun). IX. 1899 — X'o. 12 761, 12 783. In umbrosis prope Leopoldville (Congo). YI. 1899 — Xo. 12 530. 3. A. setulosa K. Seh. n. sp. In graminosis prope Badja (Togo). lY. 1899 — Xo. 12 973. — 278 - Biiforrostia 0. B. Ol. 1. B. inipcrforata 0. B. Cl. In silvis primaevis juxtu Hiinicn Dja (Kanionin). IX. 1899 — No. 12 7(U. Forrestia A. Hicli. \. F. Proufsii K. Scli. In silvis primaevis proper Krief^sschilfliafen (Kamerun). TY. 1899 — No. 12 389. Flosoopa Loiir. 1. F. africana C. B. Cl. In silvis juxta flnmon Sanga inter Bonga ot Wosso ((Jongo tVancais). YIIT. 3899 - No. !•_> r>91. Amaryllidaceae. (Det. H. Harms.) Hacmanthns Tourn. 1 . H. cinnabarinus Deue. In silvis primaevis ])rope Ishaoamo (Yorulta-Tiaiul). TIl. 1899 — No. 13 005. Criiium L. 1. C. natans Bkr. In rivulis lapidosis prope Muea (Kamerun) alt. c ()(•() lu., T. 1900 — No. 12 851. Dioscoreaceae. (Det. H. Harms.) Diocorea Plum. 1. D. Preussii Fax. In fruticetis prope Wesso ad flumen 8anga (Congo fran^ais). YHL 1899 — No. 12 722. 2. D. Schlechteri Harms n. sp. In fruticetis prope Leopoldville ad Stanley-Pool (Congo). YI. 1899 — No. 12 548. Ist mit D. Busenii UUne verwandt, verscldeilen durch schmälere Blätter. Cyanastraceae. (Det. A.' Engler.) Cyanastrum Oliv. 1. C. cordifolinm. In silvis inter Ibadan et Al^eokuta (Yorul)a-Land). III. 1899. Iridaceae. (Det. B. Schlediter.) Gladiolns Tourn. 1. (}. spec. aft'. brevifolio Jacq. In planitie arenosa ])ro])e Dolo juxtii Sliinb'v-Pdol (Congo) \^[. 1899 — No. 12 445. ' \ . li. >^i;li I p eh te r Westafrikanische Kautscliiik-Expoditioii. \^ — 274 — Zingiberaceae. (Dot. K. Sehn mann.) Amomnm L. 1. A. granum Paradisii L. In silvis prope Tkorodn (Yornba-Land). III. 1899 — No. 1-J993. Burmanniaceae. (Det. R. Schlechter.) Gyranosiphon Bl. 1. G. sqnamatns AVright. Saprophyt auf faulendem Laube in den l'rwäldeni bei Corisco Bay (Gabron). XII. 1899 — Xo. 1-2 831. Orcliidaceae. (Det. R. Schleohrer.) Piatanthera L. 0. Rieh. 1. P. pleistophylla Sehltr. In graminosis prope Kinehassa })nne Staidev-Pool (Congo). XI. 1899 — Xo. U 797. Braehycorvthis Leopold! Krzl., welche sich in keiner Weise von Brachycorythis pleistophylla, dem Typus der vorliegenden Art, untersclieidet, gehört auch hierher. Habenaria W. 1, H. Guingaugae Rehb. f. In graminosis humidis prope Cape Lopez (Congo fran9ais). Xn. 1899 — Xo. 12 810. H. Poggeana Krzl. kann ich spezifisch von dieser Art nicht trennen. Die Blüten sind orangegelb. 2. H. macrandra Ldl. In silvis primaevis juxta Humen Sanga (Congo francais). XL 1899 — Xo. 12 991. Xach genauen Untersuchungen au lebendem Material kann ich die Rolfesche Gattung Podandria nicht annehmen. Wir müfsten sonst die Gattung Habenaria in viele kleine Gattungen zerlegen. 8. H. stenoloba Sehltr. n. sp. In collibus graminosis prope Libreville (Congo francais). XIL 1899 — Xo. 12 824. Disperis Sw. 1. D. togoensis Sehltr. u. sp. In rnpibus moutium Agome prope Ashanti-Kpoeta (Togo). Il[ ic\()() _ Xo. 12 990. Xervilia Geaud. 1. X. umbrosa Scliltr. lu graminosis prope Kewe (Togo). III. 1900 — Xo. 12 947. In fruticetis prope Atikpui (Togo), IV. 1900 — Xo. 12 984. Poo-onia umbrosa Rchb. f. P. viridiflava Hchb. f. seheint auch nicht versehiedeu. - 275 — Van i I la S\v. 1. V. africana \a\\. Jiixta i'ivmn Mcaiidja rKnnirrini), alt. (>(»<) in. I. 1900 — Nn. 12S62. Ich kann V. oueiillata Krcl. iiiclit von dieser Art getrennt lialten. Das im Berlin(n' lierbar vorhanrleno Original .stimmt mit V. afrifana, Ldl. vollständig iibereiii. 2. Y. spec. In silvis jnxta Hnmen Sanga inter Bonga et Wesso (Congo franQais). Vlil. 1899 — No. 12 701. Ein Exem])lai- oline Blüten. l<]pi])f>gon (Iniel. 1. E. nntaiis KcliI). f. In silvis primaevis prope Mafura (Kamerun), alt. 400 m. 1. 1900 -- No. 12 910. Auxopus Scliltr. n. gen. 1. A. kamerunensis Scliltr. In silvis primaevis inter Nyoke et Mnndame (Kamerun), alt. c. 200 m. L 1900 — No. 12 875. Eine sehr interessante neue Gattung, welche mit Didymoplexis verwandt ist, sich aber durch freie Fetalen und die Columna unterscheid(*t. Die Blütenstiele der winzigen Blüten verlängeiii sich bis zur Fruchtreife sehr bedeutend. Zeuxine Ldl. 1. Z. Batesii Rolfe. In silvis primaevis prope Buea (Kamerun), alt. c. ßOO m.. I. 1900 — No. 12 839. 2. Z. elongata Rolfe. In silvis pi-imaevis ])rope Lukulela (Congo). A^TT. 1899 — No. 12 644. Cheirostylis Bl. 1. C. lepida Rolfe. In silvis primaevis supra Buea (Kamerun), alt. c. 1100 m I. 1900 — No. 12 845. Ich neige der Ansicht zu, dafs diese Pflanze richtiger Iiei Zeuxine verblieben wäre. Mir selbst ist die Gattung Cheirostylis zu wenig bekannt, um mir ein endgültiges Urteil bilden zu können. Hetaeria Bl. 1. H. Mannii Rchb. f. In silvis primaevis ]irope Victoria (Kamerun), alt. c. 100 m. II. 1900 ^ Xo. 12 946. 18^- - 276 — Mnniplln Eclib. f. 1. M. Giistavi Rchl). f. In silvis jtrimaeTis ]>i'()])c Virtoria (Kfinioniii), alt. c. iHK) m. II. 1900 - Xo. 12 945. Coryinl>is T)ii»ii. 1. C. Welwitschii Rchl). f. ' In silvis propc IvriegssehifflinftMi. nlr. 2(» in (Kanicniii). TY. 1S99 No. 12 381. Mierostylis Xntt. 1. .M. stelidostachva Rclih. f. Jn silvis jirimaevis juxra Humen ^liingo (Kamerun), alt. c. 100 ni. I. 1900 — Xo. 12 944. AbwcMclicnd \on den anderen Microstylis-Artcn. ist liici" djis Tjabellum nacli unten gekehrt. Liparis L. C. Rieh. 2. L. guineensis Ldl. In oollil)us graminosis prope Libreville (Congo IraiiQais). XII. 1899 -^ Xo. 12 825. In paludibns prope Cape Lopez (Congo francais). XII. 1899 — Xo. 12 810. 1. L. epiphytiea Schltr. n. sp. Epiphytioa in arboribus juxta flunu^i Sanga ])i"0])e X'Kundi (Congo francais). YIIL 1899 — Xo. 12 G94; juxta flumen Xgoko et Dja (Kamerun). IX.— X. 1899. Polystachia Ldl. 1. P. Adansoniae Rchb. f. In ramis arborum in silvis priniai'vis jirojic liiluiudi (Kamerun). lY. 1899 — Xo. 12 409. P. albo-violacea Krzl. und I'. Dusenii Kr/.l. sind von dieser Art nicht verschieden. 2. P. bifida Ldl. In arboribns silvae supra Buea (Kamerun). I. 1900 Xo. 18 048. Die vorliegende Pünuze wurde von Kränzliu als P. farinosa beschrieben, doch unterscheidet sie sich mir durch etwas stärkeren AYuchs von den Originalexemplaren der P. bifidii. Die Bliiten- teile beider sind vollkommen gleichgestnltet. 8. P. caloglossa Rchb. f. Epiphytiea in raniis arborum |)i'(i]>r Uiluiiidi ( KanuMMni). lY. 1899 — Xo. 12 859. 4. P. coriscensis Rchb. f. In arboribus juxta „Muni-River" (Corisco Ray). XII. 1899 - Xu. 1-2 829. P. biolaudulusa Krzl. a'ehöi-t hierher. - -i??. — ö. P. (M'iissifu I iii Scliltr. ii. sp. !<]l>i|>liytic'a in arhorilms |)r(»i>(' .Mijliwc (KHiueriiii), I. l'.MX) No. 1-J «41. Eine inerkwürdig'o Nuvitiit, welche sich von all(Mi aii — Xo. 12 771. In arboribus juxta tiunien Sanga inter Bonga et Wesso (Congo francais). VIII. 1899 — Xo. 12 695. 20. P. Stuhlmaimii Krzl. in arboribus juxta Humen Xgoko (Kamerun). IX. 1899 — Xo. 12 710. Sehr interessant ist die Verbreitung der suwohl in Ost- wie in Westafrika vorkommenden Pflanze. P. Ridleyi Rolfe ge- hört audi hierher. Das Originalexemplar der P. Stuhlnumnii Krzl. ist im Herb. Schweiufurth wie im Herb. Berol. von Kränzlin selbst als P. polychaete Krzl. nachträglich bestimmt worden, doch ist die Art von P. polychaete durchaus verschieden. 21. P. Supfiana Schltr. n. s]). In arboribus prope Bibundi (Kamerun). lY. 1899 — Xo. 12415. Ich erlaube mir, diese Art zu Ehren des Herrn Supf, Yor- sitzenden des Kolonialwirtschaftlichen Komitees, zu benennen. 22. P. tessalata Ldl. In arboribus juxta Humen Sanga inter Bonga et Wesso (Congo francais). YIII. 1899 — Bo. 12 711. In arboribus inter Irebu et Lukulela (Congo). Xo. 12 638. In arboribus pone Stanley-Pool (Congo). YL 1899 — Xo. 12 501. 23. P. spec. In silvis primaevis prope Bibundi (Kamerun;. IV. 1899 — Xo. 12 416. — 27<) - AiKsibtrochiliis Rolfe. 1. A. Tliomsoniamiin Kolt'e. Culta in Horto botaiiico (iahiiuonsi, cum. Olialot. XII. 1899 — No. li] 040. Ich führe diese Pflanze mit auf, (hi idi spiirer am Mungo wiederholt Exemplare angetroffen habe. Eulophia R. Br. 1. K. autennisej)ala Schltr. In ])aludibus prope Kinchassa pone fttaidey-l'ool (Congo). XI. 1898 — Nu. 12 80(>. Von Reichenbach fil. als Lissochilus antennisepalus beschrieben. Die Pflanze ist mit E. Lindleyana Schltr. (Lissochilus Lindloyanus Rchb. f.) nahe verwandt. •2. E. cristata Steud. In collibus graminosis inter Ibadan et Abeokuta (Yorubaland). III. 1899 — No. 12 351. o. E. cyrtosioides Schltr. n. sp. Sa])rophytica in silvis prope Lukalela (Congo). VII. 1899 — No. 12 643^. Mit E. galeoloides Krzl. verwandt. 4. E. dilecta Schltr. (Lissochilns dilectus Rchb. f.) In graminosis prope Gbin (Togo). IH. 1900 — No 12 951; In graminosis prope Kinchassa pone Stanley-Pool (Congo). XL 1899 — No. 12 805. var. ß. minor. In graminosis prope Badja (Togo). IV. 1900 -- No. 12 970, Lissochilus Büttneri Kj-z1. gehört hierher. 5. E. giyantea N. E. Br. In paludibus ])rope Ukaka Beach (Corisco Bay). Xlt. 1899 — No. 12 826. In paludibus ]>rope Libreville (Congo francais). IV. 1899 — No. 12 432. Die Praclitpflanze ist in den Salzsümpfen an der west- afrikanischen Küste das ganze Jahr hindurch in Blüte zu finden. G. E. gracilis Ldl. In silvis prope Rorudu (Yorubaland). IIL 1899 — N"o. 12 995. In umbrosis prope Kinchassa pone Stanley - Pool (Congo). XL 1899 — No. 12 798. Eulophia Laureutiana Krzl. gehört hierher. 7. E. Lindleyana Schltr. In paludibus prope Kinchassa (Congo). XL 1899 — No. 12800. Mit E. ßuchanani Bol. nahe verwandt. Von Reichenbach fil. als Lissochilus Lindleyanus beschrieben. — 280 — 8. K. lucida Ldl. In iii-l)oribus ])ro))t' Buea (Kamerun), alt. TOU m. I. 1900 — Xu. 12 838; In trimcis j)ro|>(' Borassonnu ]>ropi' Irebii (Congo). YII. 1899 — No. 12 (;34. V». E. lutea Lcll. In gramiuosis |iiu|tc jjadja (Togo). IV. 1900 - 12 771. 10. K. purpliyroglossa Hol. In paludibus prope Kincliassa (Congo). XI. 1899 — No. 12811. In paludibus propo Coquilhatville (Congo). YII. 1899 — No. 12 593. 11. E. Saundersiana Rchb. f. In silvis primaevis prope Ishagamo (Yorubaland). III. 1899 — Xo. 13 006. 12. E. tuberifera Krzl. In gramiuosis prope Kewe (Togo). III. 1900 — Xo. 12 948. Genyorchis Schltr. n. gen. 1. (t. pumila Schltr. In arboribus juxta fiimien Xgoko (Kamerun), IX. 1899 — Xo. 12 737. In arboribus juxta flunien Sanga i)rope Likilcniba (Congo francais). XIU. 1899 — Xo. 12 702. Ich sehe mich gezwungen, hier eine neue Gattung aufzustellen, welche ich einstweilen bei den Bolbophyllinae unterbringe. Yon den anderen Gattungen daselbst unterscheidet sie sich wesent- lich durch die beiden Pollinien, welche einem mit einer Kleb- scheibe versehenen Stipes ansitzen. Yon Polystachia wird sie durch die sehr stark reduzierten Fetalen und die basilare Infloreszenz unterschieden. Aufser der obigen, von Swarz DendrobiuHi ])umiluiu geiuinuten Pflanze gehörten noch hierher G. microi)etala Schltr. (Bulbophyllum niicro})etalum Ldl.). Bolbophylluni Thou. 1. B. aurantiacum Hlc. f. In arboribus prope Nyassosso (Kamerun), alt. 800 m. 1. 1900 — Xo. 13 041. 2. B. (§ Megaclinium) Bakossorum Schltr. n. s]>. Tu arboribus pro])e Xyassosso, in terra Bakossorum (Kamerun), alt. c. 800 m. I. 1900" — Xo. 12 898. 3. B. barbigerum Ldl. In arboribus juxta flumen Dja (Kamerun). X. 1899 — Xo. 12 787. 4. B. bifarium Hk. f. In ramis arl)orum prope Bibundi (Kamerun). lY. 1899 — Xo. 12 418. In arboribus proi)e Xyassosso (Kamerun), alt. 800 m. [. 1900 — X"o. 12 89fi. bß (U o > C3 bß r-« < 6 — 281 5. B. Caliuiiarin \A\. In arlK)ril>iis jn-ojic Nvassossu (Kaiucriiii;, alt. n)|M' Nictoria (Kanicinii;. I\. lSi)9 — Nu. 12 309. 7. B. cocoinuni Batoni. Epiphytica in arl)uribus ])ro[)e Ijünindi (Kamerun). IV. 1899 — No. 12 361. Ich kann B. porphyroglossuni Ivi/.l. spezifisch von dieser Art nicht trennen. 8. B. (§ Megaclininm) congolanura Schltr. n. sp. In ramis arborum jnxta flnmen Sanga prope N'Kundi (Congo frangais), VIII. 1899 — No. 12 693. In ramis arbornm juxta tturaen Ngoko (Kamernn). X. 1899 — Xo. 12 781. Ich habe diese Art im ganzen Flufsgebiete des Congo sehr häufig beobachtet. • 9. B. (§ Megaclininm) d('cii)i('ns Schirr, n. sp. In arborilnis jnxta flnnuMi Xgoko (Ivaniernn), X. 1899 — Xo. 12 789. 10. B. filiforme Krzl. Epiphytica in arboribus pi'ope Kriegsschiffhafen (Kamernn). lY. 1899 — Xo. 12 400. In arl>oril)us jnxta flnmen Mungo prope .Mnndame (Kamerun), alt. c. 100 m. t. 1900 — Xo. 12 941. 11. B. fnscum Ldl. In arboribus prope A'^ictoria (Kamernn). I. 1900 — X^o. 12 834. 12. B. (§ Megaclininm) gabnueuse Schltr. n. sp. In arboribns prope Cape Lopez (Congo francais). Xlt. 1899 -- Xo. 12 819. 13. B. (§ Megaclininm) kamernnense Schltr. n. sp. In arboribns prope Bibundi (Kamernn). lY. 1900 — Xo. 12430. 14. B. (§ Megaclininm) leptorrhachis Schltr. n. sp. In ramis arborum prope Moliwe (Kamernn). I. 1900 — Xo. 12 992. 15. B. (§ Megaclininm) longibnlbnm Schltr. n. sp. In ramis arborum ])rope Xyassosso (Kamernn), alt. c. 800 m. I. 1900 — Xo 12 893. 16. B. lupuliunm Ldl. In ramis arborum prope Buea (Kamernn), alt. c. 800 m. I. 1900 — Xo. 12 844. Mit der vorliegenden Pflanze ist P. Ui-baniannm Krzl. in allen Punkten identisch. - 282 - 17. B. Maunii Hk. f. In arboribus \)vo\){' Buca, alt. e. SUO in. (Kaincriin). 1. iVKHt — No. 12 836. 18. B. Oreonastes Rchb. f. Epipliytica in arboribns propo Bnea (Kamerun), alt. 900 ni. IV. 1900 — No. 12 377. 19. B. oxycliiliim Scliltr. n. sp. In arboribus prope Mafura (Kamerun), alt. 400 lu. T. 1900 — No. 13 042. ■_'(>. B. (§ Megaclinium) oxypterum Rchb. f. In arboribus prope Bibnndi (Kamerun). IV. 1899 — No. 12428. 21. B. Ilhizö])horae Ldl. Epiphytica in arboribns prope Victoria (Kamerun). IV. 1899 — Xo. 12 373. 22. B. Sangae Schltr. n. sp. In arboribns juxta fiumeu Sauga prope N'Kuudi (Congo francais). VIH. 1899 — No. 12 687. 23. B. steno])etaium Krzl. E])ipliytica in arboribns prope Bibundi (Kamerun). IV. 1899 — No. 12 3.38. 24. B. teretifoliuni Schltr. u. sp. Epiphytica in arboribns prope Bibundi (Kamerun). IV. 1899 — No. 12 362. 25. B. spec. In arboribns prope Mundame (Kamerun), alt. JOO m. 1. 1900 — No. 12 879. 26. B. spec. In arboribus prope Bibundi (Kamerun). IV. 1899 — No. 12 4_'7. Angraecum Thou. 1.' A. affine Schltr. n. sp. Epiphytica in arboribus juxta Munien Ngoko (Kanirnni). [X. 1899 — No. 12 744. 2. A. arcuatum Ldl. var. Chaillnanum (Hk.) Schlti*. In arboribus prope Cape Lopez (Congo francais). XII. 1899 — No. 12 820; iu arboribns juxta flnmen Dja (Kamerun). IX. 1899 — No. 12 764; in arboribns juxta flnmen Nuoko (Kamerun). IX. 1899 — No. 12 735. Ich nmfs Lindley yollständig Recht geben, wenn er diese westafrikanische Pflanze als Varietät des A. arcuatum Ldl. be- trachtet. A. arcuatum scheint eine derjenigen afrikanischen Orchidaceen zu sein, welche in vielen Varietäten nl)er ein sehr ^rofses Gebiet verbreitet sind. - 283 — 3. A. asluiutuiisf Ldl. lu iirboribus jiixta fliimcii SaiiL;a propc Wcsso, (('oiiyo IVaii- cais). VIII. 189!) — No. 12 7-JO; in arborihiis juxta Humei) iluki ix.Mc C.K|uilliatvill(' (Ooiigo). VIII. 1899 — ^^o. 1-2 668. 4. A. JJatesii Scliltv. In arbüiibus juxfa Ibimcii Nu,()ko (Kaiiicinii;. IX. 1899 — Nu. 12 747. Yon Kolfo als Mysticidium Batcsii bcsclniobcii. 5. A. calanthimi Schltr. ii. s[). In arboribus juxta fliimcn Sauga |)ro[)e Likilomba (('oiigo francais). VIII. 1899 — No. 12 700; in ramis arboruin juxta fliimon Ngoko (Kanrenin). IX. 1899 — G. A. capitatatum Ldl. In arboribus propc Irebu (Congo). VIII. 1899 — No. 12 63i). 7. A. clandestinum Ldl. In arboribus juxta fluraen Dja (Kamerun). X. 1899 — No. 12 788. var. ß. Durandiannni Scbltr. In arboribus juxta fluuion Xgoko (Kaincnin). IX. 1899 — No. 12 73G. Von Krän/.lin als L'igcuo Art beschrieben Avorden. Var. y. stiMio])liylhnn Schltr. n. var. In arboribus ]>rope Buea, alt. e. i>00 m (Ivauieriin). 1. 1900 — No. 12 843. 8. A. clavatuni Öcliltr. In silvis prope Quauiikruni (Togo). III. 1900 — No. 12 952. In arboribus in silvis iiiter Ibadan et Abeoknta (Yoruba-Land). IIL 1899 — No. 12 354. Listrostachys clavata Rendle mufs hier untergebracht werden. Die Pflanze ist ein guter Beweis für die höchst unnatiirliche Zerteiluug der Gattung Angraecuni in Listrostachys, Mystacidiuni und Aeranthus. Nach den Pollinieu gehörte A. clavatuni zu Mystacidiuni, wo Rolfe sie auch untergebracht hat, während das sehr luihe verwandte A. affine Schltr. ein Listrostachys wäre. Es giebt derartiger ähnlicher Beispiele noch sehr viele. 9. A. curvipes Schltr. n. sp. In arboribus juxta flumen Ngoko (Kamerun). X. 1899 — No. 12 784. ID. A. dactyloceras Schltr. Epiphytica in arboribus prope Buea (Kamerun), al. c. 900 ui IV. 1899 — No. 12 378. Von Reichenbach als Listrostachys dactyloceras beschrieben. KränzlinsListrostachysforcipata ist s])ezifisch nicht verschieden. — 2>S4 - - IL A. ilistii'liiiiii l.ill. In arboribus juxTa tiiiiiK'u S;m;i;:i (('(iiiiio tVaiirais;. XI. 1.SU9 — Xo. 12 790. ' In ganz West-Afrika WL-ir vcrbrcirct. l'J. A. F^ichleriaiHim Krzl. in arboribus jnxta Mmii-Ivivor (Coriscn l»ay). XI 1. ls*l*» — Xo. l-i829. Vi). A. filifolinni Scliltr. n. sj). In arboribns juxta fluraen Sanga (Congo franeais). XI. 1S99 — Xo. 1-2 791. 14. A. filipes Schltr. u. sp. In arboribns juxta flumeii Bumbesso, in regioiie Xgoko (Ka- merun). IX. 1899 — Xo. 1-2 757. lö. A. fimbriatum Kendle. In arboribus prope Cape Lopez (Cougo francais). XII. 1899 — Xo. 12 818. Die Pflanzt' besitzt eine merkwiirtlige goograpliisclK' Ycr- brt'itnng. 16. A. lepidotnm Rclib. f. In arboribns jnxta Hnincn Xgukd (Kaniernn). IX. 190) — Xo. 12 743; in arboribns juxta flunien Rnki pouv Coqnil- hatville (Congo). All. ls99 — Xo. 22 619. 17. A. it'lint'unxint'uin Rehb. f. In arboribns ])ro])f Bokabo (Congo). XI. 1899 — Xo. 12 714. 18. A. irabricatum Ldl. In silvis inter Ibadan et Abeoknta (Yornba-Lan<. A. tridactylites Rolfe. In arborilnis prope Buea (Kamerun), alt. c. 900 m. I. 1900 — No. 12 840; in arboribns prope Nyassosso (Kamerun), f. 190U No. 12 935. 29. A. vesicatnm Ldl. In arboribus juxta flunien Ngoko (Kamerun). IX. 1899 — No. 12 732. 30. A. W^oodianum Schltr. [n arboribus jnxta Humen Xn(dco (Knmernn). IX. 1899 — No. 12 726. 31. A. Zenkeri Scliltr. In arboribus pro])e Nyassosso (Kamerun), alt. c. 800 m. I. 1900 — No. 12 900; in arboribus juxta flumen Ngoko (Kamerun). IX. 1899— No. 12 745. 32. A. spec. Epipliytica in arboril)us Juxrii Ihnneii I'uki prope (Joquilhatville (Congo)! VII. 1899 — No. 12t)2(). Hierlier gehören: Listrnsradigo Zi'ukeri Krat. L. Batesii Rolfe & K. iridifolia Rolfe. 33. A. s))ec. In arboribus juxta Humen Mungo (Kamerun), alt. c. 100 ui. 1. 1900 — No. 12 942. — 286 — Ulmaceae. (Det. A. Eiigler.) 1. T. ^niinoeiisis Kiigl. var. |»arvifolia Hjiiyl. In friiticetis iiitor Il)a(lan et Alx'oknta (Yoniha-T.aiul). III. 1M99 — Xo. 13 01\i. A Zweig, B Blütenzweig, C Blüte, D dieselbe geöffnet. E Fruchtknoten mir Griffel, F Längsschnitt durch den Fnichtknoteii. G Anthr-re von vom. H dicsolNo von der Seite. - 280 — Phytolaccaceae. (Dct. A. ^]l)^•l<■l■.; .Molihiii;! .Miirt. 1. .M. ajM'rala FjUgl. Im silvis ])riiiuu'vis piupc Ikoindii i^Vdi'uha-Laml;. III. 18U9 — No. 13 003. Caryophyllaceae. (Dat. A. Engl er.) Drviiin !'i a \\'ill(l. I. 1). .M.nlata \Villro|K' Ikorodii (^dnihn-ljaiid;. III. lSl)9 — No. 12 994. Crutalariii L. 1. C. laiiceolata E. Mey. In graniinosis propc Dolo juxta „Slauley-Poor' (('oii>^<»). VI. 1899 No. 12476; Nu. 12 482. 2. C. ononoriges Btli. In friiticetis pro])0 Coqiiilhafvillc (Congo). VTI. 1899 — No. 12 625. 3. C. retusa L. In collibus arenosis propc IbaiUin (Vorul)a-l.:iii(lj. III. 1899 — No. 12 326. 4. C. striata D. 0. In canipis arenosis propc Dolo jiixta „Stanley-Pool" (Congo). VI. 1899 — No. 12 497; In apertis frnticetoruni prope Coquilliat- villc (Congo). YII. 1899 — No. 12 621. Indigofera L. 1. I. capitata Kotschy. \ In planitio arenosa propc Dolo juxta „Stanley-Pool" (Congo). YI. 1899 — No. 12 470 2. I. erythrogramma Weber. In planitie arenosa propc Dolo juxta „Stanley-Pool" (Congo). VI. 1899 — No. 12 470. 3. I. macrocarpa Lep. In collibus gramino^is pro)»c Ibadan (Yoruba-Land). III. 1899 — No. 12 329. 4. I. oligantha Harms n. sp. In planitie graminosa prope Bonga, ad ostiiim fluminis Sanga (Congo francais). YIII. 1899 — No. 12 666. 5. 1. palyspliaera Bkr. In arenosis prope Libreville (Congo francais). Y. 1899 — No. 12 433. I. Dewevrei Micheli in Bull. Soc. bot. Belg. XXXYI. 2 (1897) 54 et lUustr. fl. Congo t. 30 ist Yon dieser Art nicht spezifiscli /A\ trennen. ly* — 292 — {'). \. s;inL;;in;i JJarius ii. sj). In i;i-;iiiiiiiosis prope Boiiga, ad ostium fimiiiiiis Sang-a(Congo IVaii(,ais). VIII. 1899 — Xo. 12 670. 7. 1. rctraspcnuu Sclnim. et Tlionii. In coUibus prope Ibadan (Yuruha-Laud). 111. 1899 Xo. l2 33o-, In planitie areiiosa prope Dolo juxta „Stanley-Pool" (Congo). YI. 1899 — Xo. 12 477. N. I. ri'ita L. f. hl ripis flummis Sanga, iiiter Bouga et Wesso (('ongd fraii- cais). Vm. 1899 — Xo. 12 713. Tephrosia L. 1. T. bracteolata G. et Perr. In i)lanitie sabulosa prope Dolo juxta Staidey-Pool (Congo). VI. 1899 — Xo. 12 466. 2. '^r. elegans Schiim. et Thojiii. In collibiis prope Libreville (Congo francais). \. 1899 — jSTo. 12 436; In planitie arenosa prope Dolo (Congo). VI. 1899 Xo. 12 500. 3. T. lupinifolia D. C. in dunio .sabulosls prope Dolo juxta Stanley-Pool (Congo). YI. 1899 — Xo. 12 467. Diese Form der weitverbreiteten Pflanze ist besonders inter- essa])t durch ihre Heterocarpie. Yiele der Blutenstände dringen in den Sand ein, ähnlich wie bei Arachis, und bilden dort kurze 1 — 2 sämige Hülsen. 4. T. YogeHi Hook. f. In apertis silvarnm frnticetorunique prope Wesso a«! fiuint^n Sanga (Congo francais). YHI. 1899 — No. 12 717. Millettia ^Yight et Arn. 1. M. Thonningii Bkr. In silvis juxta flumen Congo prope Irebu (Congo). YII. 1889 — Xo. 12 640; In silvis prope Wesso juxta flnmen Sanga (Cong<» francais). YIII. 1899 — No. 12 718. Ormocarpnni D. C. 1. 0. sennoides D. C. In graminosis apertis prope Kriegsschiffhafen (Kamerun). YI. 1899 — No. 12 385. Aesciiynomene L. 1. A. brachycarpa Harms n. sp. In sabulosis prope Leopold ville ad „Stanley-Pool" (Congo). VL 1899 No. 12 524. — 293 2. A. cristata Yatke. Tn ripis fluniinis S;niL;-;i propc l'xmiiii ("Coui^u fr;iii(;iiis). ^'ll. 1899 — No. 12 ()4s. 3. A. puldielhi Planch. Jii clivis ü,-ramiiiosi(s iiKintiiiin Aiininc. propi' AsImiiti-KpootH (Togo), in. 1900 -- No. 12 '.»öS. 4. A. sensitiva Sin. In fruticetis |)r()|)(' Dold iii\f;i Srniih'v-Pnol rrion^'o). VI. 1899 No. 12 483. 5. A. SclilcclittM'i Hanns ii. sp. Li riviilis pi'opc Dolo jiixta Stanley-Pool (('ong-o). VI. 1899 — No. 12 491. 6. A. s])(M-. In pahulibiis projx' lrol)u (Con.i^o). YII. 1899 — No. 12«)35. Cyclo car]ia Afz. 1. C. stellaris Afz. In graminosis Iminidis })rop('I)olo juxta „Stanley-Pool" (Coiigo). YL 1899 — No. 12 484. Desmodinni Desv. 1. I). mauritiannm D. C. In eollibns prope Ibadan (Yornba-Land). III. 1889 ~No. 12330. 2. I). incanuni D. C. In apertis prope villam Kataku jnxta flumen Ngoko (Kame- run). IX. 1899 — No. 12 760. Prope villam N'Knnda juxta flumen Sanga inter Wesso et ßonga (Oongo franeais). VIII. 1899 — No. 12 708. 3. D. triflorum D. C. In eollil)ns graminosis pro})e Il)adan (Yornba-Laml). 11 1_ 1899 ~ No. 12 33,-). Uraria Desv. 1. U. picta Desv. In fruticetis prope Dolo jnxta Stanley-Pool (Congo). YL 1899 — No. 12 481. Rlivnoliosia L. 1. IL delibis Hook. f. Inter frutices scandens juxta rivuluni Meanja (Kamerun), alt. c. 600 m. L 1900 — No'. 12 856. Eriosema I). C. 1. E. glomeratnm Hook. f. In campis arenosis prope Dolo jnxta „Stanley -Pool" (Congo). VI. 1899 — No. 12 464; In paludibus prope Dolo juxta „Stan- 2P4 ley-Pool" (Congo). VT. 1899 — Xo. 12 478. Tu frnticetis prope Lpopoldville jiixta ,,Stanloy-Pool" (Con.i^o). TL lSV;9 — Xo. 12588 (Meiner Ansinlit nacli liegen hier 8 vorscliiedcnc Arten vor. R. Schltr.). Vigna Sa vi. 1. V. niicrantjia Harms. In sabnlosis inter Dolo et Kinehassa ad „Stanley-Pool"' satis frequens (Congo). VI. 1899 — No. '12 592. 2. V. hiteola Bth. var. villosa (Savi). In frntioetis proj)e Leopoldville ad Staidey-Pool (Congo). YL 1899 — Xo. 12 576; In frutieeti.s prope Bonga, ad ostinni flnminis Sanga (Congo fran^-ais). VIII. 1899 — Xo. 12 657. (Diese Form dürfte wohl spezifiseli von Y. luteola Bth. V(M'- sclii('(ltMi sein. Die Blüten sind rosenrot gcfärht. B. Soldtr.) Rutaceae. (Det. A. Kngler.) Clansona P)nrni. 1. C. anisata Oliv. Ad margines silvai'uin inter Ishaganio et Umdan (Yornl»a-liiind). in. 1899^ Xo. 12 318. Meliaceae. (Det. II. Harms.) Turraea L. 1. T. Yogidii Tlk. f. In frnticetis juxta finmen Dja (Ivamerun). IX. 1899 — No. 12 771; In frnticetis ad ostinm Huniinis Sanga ])ro])(' B(mga (Congo francais). YII. 1899 — Xo. 12 650. 2. T. afp. Yorgelii Hk. f. In frnticetis juxta flnnuMi Dja (Kfimcrnn). IX. 1899 — Xo. 12 768. Malpig-hiaceae. (D(>t. A. Engler.) Acridocarpns (luill. 1. A. Smeathmanii Gnill. et Perr. In silvis primaevis projx' Ikoiodn (Voniha-Land). III. 1S99 — Xo. 12 800. Polygalaceae. (Det. C. iirke.) Polygala L. 1. P. aoicularis Oliv. In planitie arenosa propi^ Dolo, juxta ,,Stanley-Pool" (Congo). YI. 1899 — Xo. 12 4<'4. 2. P. arenaria AVilld. In collibns lapidosis jnxta Humen Congo prope Xoki. Y. 1899 — Xo. 12 438. 0. P. (' 0 11 (>• o t" 11 s i s (1 ü r k (^ II . s [) . Ad margMiics jxiludiim proper Dolo jiixf;i Sfniilcv-Pool. XI. 1899 — ^o. 12 809. Scheint nur selten und stets vereinzelt aufzutreten. (.'.ir j)o I o Iti 11 Don. 1. C. alba Don. In frnticetis prope Nyoke (Kamerun), alt. •JOO ."(OO ))<>(!. 1. 1900 — No. 12.S()4. 2. C. lutea Don. In frnticetis inter lliadan et Abeokiita (Voruba-riand). III. 1899 - Ko. iao:]o. Euphorbiaceae. (Det. V. Fax.) Phyllantliiis. L. 1. P. capillaris Schnm. &, Tlioiin. In silvis juxta flumen Saiiga, inter Bonga et Wesso (Cong-o francais). VlII. 1899 — Xo. 12 ß99. In frnticetis prop(> ( N.quil- hatvi'lle (Congo). VIT. 1899 — No. I2ß04. 2. P. reticulatus Poir. Juxta flumen Sanga inter Bonga et Wesso (Cougo francais). — No. 12 689. In silvis inter Mnndame et Otam, alt. 200—300 m. (Kamerun). I. 1900 — Ko. 12 887. (Ich halte diese beiden Nummern für spezitiscli versrliicdcii. Schltr.). 3. P. spec. In graminosis inter Fbadaii et Abeokuta (Vorulia-Latnl). III. 1899 — jS'o. 12 345. 4. P. spec. In collibus prope Ibadan (Yorul)a-Land). III. 1899 — No. 13 014. Antidesma L. 1. A. laciniatum M. Arg. In silvis primaevis prope Yictoria (Kamerun). lY. 1899 — Xo. 12 363. 2. A. venosum Tul. In fruticetis ad ostium fluminis Sanga, prope Bonga (Congo francais). YIII. 1899 — No. 12 669. Crotom L. 1. C. lobatus L. In collibus grainiuosis prope [badaii (Yoru])a- Land). 111. 1899 — No. 12.331. — 296 - Man 11 i o])|i \ r(ni M. Avu'. 1. M. afVicaniiin M. Ari;. In fVutici'tis pvopc ( '(i(|nilli:itvillc (Oonuxi). YII. 1899 — No. 12 615. M icrocoeea Btli. 1. y\. M(MTiiria]is Btli. In oviltis ])ro|)(' Krioi^sscliiffliafon (Kamerun). lY. 1899 — Xo. 12H94. Erytlirocooca Btli. 1. E. aciilcara Btli. inc(.lli1.iisj)n.|>elba(lan(Yornl)a-Laii(l). III. 1899 Xo. ir,012. Mallotus liour. 1. M. oppositifolius M. Arg. lu collibus inter Ibadau et Abeokata (Yoruba-Laiul). lU. 1899 — Xo. 13 025. In collibus juxta flumen Dja (Kamerun). IX. 1899 — No. 12 766. 2. M. subulatus M. Arg. In silvis prop(> Bibundi (Kamerun). lY. 1899 — X"o. 12 402. Aealypha L. 1. A. penuiculata Mig-. Insih-isjnxtaflnnienXgoko (Kamerun). IX. 1899 — Xo. 12 742. Dalechampsia L. 1. ]_). ijxinieifolia Bth. Inter frutices scandens prope Leo])oldville ])one Stanley-Pool (Congo). YI. 1899 — Xo. 12 538. Bridelia AYilld. 1. B. spec. In sih'is j)i'imaevis inter Ibadan et Abeokuta (Yoruba-Land). m. 1899 — Xo. 12 356. Chaetocarpns Thw. 1. C. africanu.s Pax. In fruticetis prope Leopoldville pone „Stanley-Pool" (Congo). YI. 1899 — Xo. 12 554 (mas), Xo. 12 546 (fem.). In fruticetis prope Kincliassa pone Stanley-Pool (Congo). TY. 1899 — Xo. 12 802. Sebastiania Sprgl. 1. S. Clianuienieles M. Arg. In planitie arenosa prope Agome-Palime (Togo). JIl. 1V)00 — Xo. 12 965. Ricinodendron M. Arg. 1. R. spec. In silvis primaevis pruju' Ibadan (Yornba-Ijand). 111. 1899 — Xo. 12 321. — 297 — S;i p i II III L. 1. S. (tbioilg'it'oliiim P;ix. In fi'uticetis ])r()]»t' L('(»|)(»|(lvill«', ponc ,.Sf;iiilcy-[*nf>l" ((Joi)o-(»). YL 1899 — No. 12 540. Anacardiaceae (Dct. A. En-ilcr.) I r\ i II niii Jlook f. 1. T. Sinitliii Hook. f. In ripis fluniinis Cont;fi propc In^Wii ((,\)n(j-o). VJI. 1899 — No. 12 633; In ripis finininis Coiio'o pi'opc Kincliassa (Congo). Xr. 1899 — No. 12 79;-). Hippoerateaceae. (Dot. Th. Loes(mor.) H.i))|)ocratra L, 1. H. Rüwlanilii Loos. In silvis prope Ikorodn (Yornl)a-Lnna, ad ostiiiiii Himiiiiis Sanga (Congo iVancais). YIIl. 1899 — Xo. 12^74. Dciiibollia Sclinni. <'t Tlioini.- 1. .1). leptophylla ( Arcaiidja rKanicrnn). I. 1900 — Xo. 12 860. Vitaceae. (Det. E. ( l il g.) Cissus L, 1. C. Esaso Gilg. In frnticetls jnxta flnnuMi Dja (Kameruir). FX. 1899 — Xo. 12 762. 2. C. Guerkeana Gilg. In planitie arenosa prode Dolo pone Stanley-Pool (Congo). VI. 1899 — Xo. 12 463. 3. C. producta Afz. In ripis rivulornni inter Xgusi et Mafura (Kamerun), alt. e. 400 m. 1.1900 — Xo. 12 908. 4. C. stenopoda Gilg. n. sp. In collibus graminosis prope Quamikrum (Togo). \\\. 1900 — Xo. 12 9o,5. — 21)9 Malvaceae. (Dct. (Üirko, |). p. K. Sc im ihm im.; Wissüdiila MediU. 1, ^^'. licniaiidinidcs (Jarkc In collibus intci- Iltadaii er ALfokiita rY(.nil.a-l,aiid;. IM. IH'.t'.i — No. 13 038. Si.la L. 1. S. l)rnoliypli y IIa Iv. Scli. ii, s[). Tu }tlaiiiti(' •^raiiiiiiosa j)rope Boiiga, ad (»sriuiii lliiminis Saii^a (Congo fraiicais). VIII. 1899 — No. 12()T5. 2. S. liidfolia Onv. In coUiltiis <4Tainiii(isis j)rop(' Ahoskiita (Vorulia-Lainl). III. 189*.' -- No. 12 357. 3. S. rhoinbifolia 1j. \n arenosis |)rope Leopold vilh' (Coiigo). YI. 1899 — Xo. 12 573. 4. S. rotundifolia L. In arenosis ])ro])o Loopoldvillc (Con^o). Yl. i899 — Xo. 12 562. 5. S. ni-cns Tj. \u tVuticcTis prope T.cupoldvillc (Con,i;'o). VT. 1899— No. 12 57'). Uro na \j. 1. U. lobata L. Infrnticetis propeL("opnlriil)a-Ijainl). IX. 1899 — Xo. 12 337. Cola Schott. 1. C. spoc. In silvis jiixta flnni(Mi X'^gokn (Kanici'iin). TX. 1899 —Xo. 12 7.'5S. Dilleniaceae. (Det. E. CM lg.) Tctracora L. 1. T. alnifolia Willd In i'ipis fluminis Congo propc Luknlela (Congo). V[I. 1889 — Xo. 12 646. Die Pflanze ist im Ufergebflscli des Congo und seiner Xeben- fliisse sehr verbreitet. Für eine längere Periode im .1a1ii-c stellt sie daselbst nicht selten vollständig nnter Wassei'. Ochnaceae. (J)et. A. Engler.) Onratea Anbl. 1. 0. at'tlnis Engl. In fruticetis silvisqiic prope Leoj»oldville poue „Stanley-Pool" (Congo). YI. 1899 - Xo. 12 535; Xo. 12 584. 2. 0. reticulata Engl. In silvis inter Ibadan et Abeokuta (Yoruba-Land). YI. 1899 — Xo. 13 022; in fruticetis pro])e Wesso juxta flumen Sanga (Congo francais). IX. 1899 — Xo. 12 719. — ;}oi - Siili Vii.i^-csi ;i lj. 1. S, C(Ml,^■0(!llsis Eni;-!, ii. s|). Tu |)alii(lil)us propc I)olo,|»(iii('„Sfiiiilcv-I*ooI" (Coii^o;. \'l. In!i9 — No. 12 443. Violaceae. (I)('t. A. En^lcr.) lliiiorca An 1)1. 1. R. (It'iifata 0. Ktzc. In (;()l]il)us propo Ibadiiu (Yonil.ji-Lnii.l). 1 11.1899 - N(.. IHOi:]. Jouidiiiiii L. 1. i. eimeaspermum Yeiit. In collibus propo Ibadan (Yüriil)a-Land). III. 1899— Xu. 12 ?yU. Turneraceae. (Do f. .1. ürban.) Wormskiöldiii Bclnnii. & Tlioini. 1. W. lubata Urb. Auf grasig-en Ebenen am „Stanh^y-Pool" (Congo). VI. 1899 — ?^o. 12 567. Passifloraceae. (Dot. H. Harms.) Opbiucaiilon Hk f. 1. (). (■issainpob)i(los Hook. f. liitor fnitices scandons ))ropo ('(»([uilliatvillp (Congo). Vll. 1899 — .Vo. 12 614. xidonia Forsk. 1. A. lobata Engl. In apertis silvarum intor Isliagamo et Ibadan (Yornba-Land). lil 1899 — No. 12 323; inter frutices scandons ])ro])o Bonga ad ostium fluminisSanga (Congo t'rancais). VIII. 1899 — No. 12 686. Begoniaceae. (Det. E. Gilg.) Begonia L. 1. B. macrura Gilg n. sp. In silvis primaovis inter Mafura et Mnndamo (Kamerun), alt. c. 400 m. I. 1900 — No. 12 918. 2. B. Schlechtori Grilg n. sp. In silvis primaevis inter Mafura et Mundanio (Kamerun), alt. c. 400. m 1.1900 — No. 12 915. Thymelaeaceae. (Det. E. Gilg.) Dicranolepis Planch, 1. D. polygaloides Grilg u. sp. In silvis inter Mundame et Malende, alt. c 200 m. TKamerun). I. 1900 — No. 12 889. — HOl> — 2 D. vestita Engl. In silvis inter iS'g-iisi er Mafiira (Kamcniii). alt 4()0 ni. I r.'Ol) — Xo. 12 907. Combretaceae. (\)vt. A. Knuk-r.) Conibretiiin L. 1. V'. exauriculatum, Engl, ot Diols var. Sclilechturi Engl. In coUibus lajüdosis j)ro|H' Matndi ((^'«^ngo) XI \sW — No. 1J812. 2. C. latialatnm Engl. In silvis primaevis ])ru])i' Kri(!gsscliiffliat'en (Kaniernn). IV. 1899 — No. 12 382. 8. C. spec. In fruticetis prope LeopoMville pone Stanley-Pool (Congo). VI. 1899 — No. 12 509. Melastomaceae. (J)et. E. Gilg.) Osljockia 1^. 1 0. cungolensis Cogn. In palndibus prope Leopoldville pone Stanley-Pool (Congo). YI. 1S99 - Xo. 12564. 2. 0. drupanosepala Gilg. In planitie prope Dolo |)one „Stanley-Pool" (Congo). AI. 1899 Xo. 12 468. 3. 0. saxicola Gilg. In gramiuosis ]jrope Bonga, ad ostitiiii tluniini!> Sanga (Congo franQais). VIII. 1899 — Xo. 12 677. Tristeninia Jnss. 1. T. incoinpletum R. Br. In campis apertis ]»roi)e Bil)iindi (Kamerun;. 1\ . 1899 Xo. 12 407; in humidis prope Leopoldville pone Stanley-Pool (Congo). VI. 1899 — Xo. 12 542. 2. T. Schlechteri Gilg. n. sp. In collibus juxta flumen Xgoko (Kamerun). X. 1899 — Xo. 12 782. Dino])liora Btli. 1. I). spenneroides Bth. Ad margiues silvarum prope Kriegsschiffhafen (Kamerun). IV. m99 — Xo. 12 388. Dissotis Btli. 1. 1). gracilirs Cogn. In palndibus in planitie arenosa prope Dolo pone Stanley- Pool (Congo). VI. 1899 — Xo. 12 461; in palndibus prope Leopoldvilh' ad Stanley-Pool (Congo). VI. 1899 — Xo. 12 555. Ol !•) — o().> - 2. D. multiÜora Triaiia. » In friiticetis pi'opc Lttopuidvillc (Coiigo). VJ. 1899 — No. 12 579; in fViitic<"tis |tro))(' Cü(|uilhatvillo (Con;,'t)). YIJ. 1>99— No. 12 598; in silvis piu])." Irebn (Congo). YIl. Is99 — ^'o. 12G29. 3. 1). rotundifulia ^rriaiia. In frnticetis prope LeopuMvillc ])onrope Bibundi (Kamerun). IV. 1899 — No. 12 411. Li humidis umbrosisque juxta flumen Dja (Kamerun). IX. 1899 — No. 12 777. Dicliptera Juss. 1. D. alternans Lindau. In umbrosis inter Malende et Mundame (Kamerun). I. 1900 — No. 12 884. 2. D. laxispica Lindau n. s]). In silvis primaevis prope Nyoke (Kamerun), alt. c. 200 m. L 1900 — No. 12 863. 3. D. spec. verosim. umbellata Juss. In fruticetis prope Stanley-Pool (Congo). VI. 1899 — No. 12529. Hypoestes R. Br. 1. H. cancellata Neos. In fruticetis prope Stanley-Pool (Congo). VI. 1899 — No. 12551. — 317 — 2. II. viulacGO-tiiicta Linda ii. In silvis ])rimaevis propc» Nyassosso (Kamenm), alt. c. H()0 in. I. 1000 — No. 12 890. Filctia Mi,ij, 1. F. africaua Lindau. In silvis primaevis juxta tiinnen Ngoko (Kamerun). IX. 1899 — ^\). 12 759. Rliina fallt litis Nees. 1. E.. ))arvitlorüs T. And. In silvis ))rope Kriegsschiffhafeii (Kamerun). IV. 1899 — ■ No. 12 383. In silvis ])rimaevis iuter Mafura et Mundame (Ka- merun), alt. c. 300 m. I. 1900 — No. 12 921. In silvis juxta flumen Sanga inter Bonga et Wesso (Congo francais). YIII. 1899 — No. 12 715. Blüten weifs. Duvernoia E. Mey. 1. 1). Bucliholzii Lindau. In silvis ])rimaevis inter Mafura et Mundame (Kamerun), alt. c. 300 m. 1. 1900 — No. 12 917. 2. I). robusta Lindau. In silvis primaevis prope Mundame, alt. c. 200 m. (Kamerun). I. 1900 — No. 12 928. Oreacanthus Bth. 1. 0. Mannii Bth. In silvis umbrosis inter Malende et Mundame (Kamerun), alt. c. 200 m. I. 1900 — 12 882. Justicia L. 1. J. Hava A'ahl. In fruticetis juxta flumen Ngoko (Kamerun). IX. 1899 — No. 12 758. 2. J. grandis Lindau. In silvis ])rimaevis inter Malende et Mundame, alt. c. 200 m, (Kamerun). I. 1900 — No. 12 878. 3. J. insularis T. x\nd. In fruticetis prope Stanley-Pool (Congo). VI. 1899 — No. 12 526. 4. J. Paxiana Lindau. In silvis inter Mundame et Otam (Kamerun), alt. 200 — 300 m. L 1900 — No. 12 885. Rubiaceae. (Det. K. Schumann.) Oldenlandia L. 1. 0. angolensis K. Seh. In arenosis prope Leopoldville, pone Stanley-Pool (Congo). YI. 1897 — No. 12 532. — 318 — 2. 0. asporuliflora K. Scli. n. sp. In areiiosis prope Coqiiilhatville (Congo). YIl. 1899 — No. 12 597. 3. 0. coiymbosa L. In arenosis inter Ibadan et Abeokuta (Yonil^a-I.aitil). IIT. 1899 - No. 13 036. 4. 0. Crepiniaua K. Seh. Inter frutices seandens prope Coquilhatville (Congo). VII. 1899 — No. 12 622. 5. 0. Heynei Oliv. In insulis sabulosis flurainis Congo, in lacn „Stanley-Pool" (Congo). YI. 1899 - No. 12 572. 6. 0. lancifolia Schweinf. In coUibus sabulosis inter Ibadan et Abeokuta (Yoruba-Land). m. 1899 — No. 12 344. 7. 0. virgata D. C. In graminosis prope Badja (Togo). lY. 1900 — No. 12 978. Hekistocarpa Hk. f. 1. H. minutiflora Hk. f. Ad margines silTarum prope Nyoke (Kamerun), alt. c. 300 ni. I. 1900 — No. 12 860. Yirecta Sm. 1. Y. multiflora Sm. In paludibns prope Leopoldville, pone „Stanley-Pool" (Congo). YI. 1899 — No. 12 553. In humidis prope Coquilhatville (Congo). YII. 1899 - No. 12599. 2. Y. procunibens Sm. In humidis prope Bibundi (Kamerun). lY. 1899 — No. 12 404. hl paludibns prope Leopoldville (Congo). YI. 1899 — No. 12 528. 3. Y. setigera Hiern. In silvis prope Bibimdi (Kamerun). JY. 1899 — No. 12 405. 4. Y. suffruticosa K. Seh. n. sp. In rupibus rivulorum inter Mafura et Mundame alt. c. 300 m (Kamerun). I. 1900 — No. 12 926. Otomeria Benth. 1. 0. dilatata Hiern. In paludibns prope Dolo, pone Stanley-Pool (Congo). YI. 1899 No. 12 462. 2. 0. guineensis Bth. In arenosis cultisque prope Leopoldville pone „Stanley-Pool" (Congo). YI. 1899 — No. 12 516. 3. 0. micrantha K. Seh. Ad margines silvarum jnxta flumen Dja (Kamerun). IX. 1899 — No. 12 773. — 319 — Sarcoc('i)li;ilus At'z. 1. S. sambuciiius K. Seh. In collibuö oraminosis |)rope Kiiicliassa, poiio Stanley-Pool (Congo). XL 1899 — No. 12 779. Pentalonclia Hook. t'il. 1. P. humilis llk. f. In graminosis propo Bonga, ad ostiinn fluniinis Sanga (Congo francais). YIII. 1899 - No. 12 661. Urophyllum Wall. 1. U. hirtellum Bth. In silvis primaevis prope Kriegsscliift'hafen (Kamerun). IV. 1899 — No. 12 380. Sabicea Aubl. 1. S. calycina Bth. In fruticetis iuter Ibadan et Abeokuta (Yoruba-Land). III. 1899 — No. 13 024. 2. S. venosa Btli. In fruticetis pro[)e Bonga ad ostium fluminis Sanga (Congo francais). VII. 1899 — No. 12 658. Tarenna Gaertn. 1. T. platyptera K. Seh. n. sp. In silvis inter Nyoke et Malende, alt. 200 m (Kamerun). I. 1900 — No. 12 868. Randia Linn. 1. R. acuminata Btt. In fruticetis prope Irebu (Congo). VH. 1899 — No. 12 628. 2. R. malleifora Bth. Ad margines silvarum juxta flumen Sanga inter Bonga et Wesso (Congo francais). Vm. 1899 — No. 12 708. Macrosphyra Hk. f. 1. M. longistyla Hk. f. In silvis inter Ibadan et Ishagamo (Yoruba-Land). III. 1899 — No. 12 320. Oxyanthus P. De. 1. 0. speciosus D. C. In fruticetis prope Badja (Togo). IV. 1900 — No. 12 975. Bertiera Aubl. 1. B. aethiopica Hiern. In fruticetis prope Coquilhatville (Congo). VH. 1899 — No. 12 617. 2. B. macrocarpa Hiern. In fruticetis prope Bonga ad ostium fluminis Sanga (Congo francais). VH. 1899 — No. 12 652. — 320 — Heinsia Dan. 1. H. i)iilchplla K. Seil. In fruticetis prope Bonga ad ostium tiuniinis Öaiiga (Congo francais). VIII. 1899 — No. 12 656. In collibus apertis juxta „Stanley-Pool", poue Leopoldville (Congo). Yl. 1899 — No. 12 587. V a n g u e r i a J ii s s. 1. V. canthioides Bth. In siivis inter Ibadan et Abeokuta (Yoruba-Land). III. 1899 — No. 12 322. In fruticetis prope Leopoldville, juxta Stanley- Pool (Congo). YI. 1899 — No. 12 543. Plectronia Linn. 1. P. strychnoides K. Seh. n. sp. In fruticetis prope Badja (Togo). lY. 1900 — No. 12 976. Cremas])ora Btli. 1. C. africana K. Seh. In fruticetis prope Bonga, ad ostium fluminis Sanga (Congo francais). A^E. 1899 — No. 12 676. Coffea Linn. 1. C. divaricata K. Seh. In fruticetis silvisque montium Agome (Togo). III. 1900 — No. 12 963. 2. C? s]>ec. In silvis primaevis prope Mundame (Kamerun), alt. c. 200 in. L 1900 — No. 12 932. Ixora Linn. 1. I. riparia Hiern. In fruticetis })rope Bonga ad ostium fluminis Sanga (Congo francais). YIIl. 1899 — No. 12 665. Pavetta Linn. 1. P. Baconia Hiern. In silvis prope Ikorodu (Yoruba-Land). III. 1899 — No. 12 299. 2. P. bidentata Hiern. In silvis primaevis inter Nyoke et Mundame (Kamerun). L 1900 — No. 12 872. Rutidea D. C. 1. R. Ijoeseriana K. Seh. In silvis primaevis inter Mafura et Mundame (Kamerun). I. 1900 — No. 12 923. 2. K Schlechteri K. Seh. n. sp. In fruticetis prope Irebu (Congo). YH. 1899 — No. 12 632. — 321 — 3. R. tomentosa K. Seh. ii. s|i. In silvis primaevis proj)e Tkorodu (Yoruha-Land). III. 1899 — No. 12 298. Psychotria L. 1. P. brachyantha Hiern. In silvis prope Kriegsschiff'hafen (Kamernn). IV. 1899 — No. 12 387. In silvis primaevis inter Mafura et Muudame (Kamerun), alt. c. 300 m. I. 1900 — No. 12 913. In urabrosis prope Leopoldville pone Stanley-Pool (Congo). VI. 1899 — No. 12 566. 2. P. cardiophylla K. Seh. n. sp. In silvis prope Bibundi (Kamernn). TV. 1899 — No. 12 426. 3. P. cataraetarum K. Seh. n. sp. In silvis primaevis prope Bibundi (Kamerun). TX. 1899 — No. 12 406. 4. P. latistipula Bth. In silvis prope Tictoria et Kriegssehiffhafen (Kamerun). TV. 1899 — No. 12 374; No. 12 390. 5. P. mierotliyrsus K. Seh. n. sp. In silvis primaevis inter Mundame et Otam (Kamerun), alt. 200—300 m. I. 1900 — No. 12 884. In silvis primaevis juxta flumen Ngoko (Kamerun). TX. 1899 — No. 12 731. 6. P. refractiloba K. Seh. In silvis prope Ikorodu (Yoruba-Land). III. 1899 — No. 12 305. 7. P. Schlechter! K. Seh. n. sp. In silvis primaevis prope Victoria (Kamerun). IV. 1899 — No. 12 366. 8. P. Supfiana K. Seh. n. sp. In silvis primaevis prope Muudame (Kamerun), alt. e. 200 m. I. 1900 — No. 12 933. 9. P. Yogeliana Bth. In fruticetis prope Gbin (Togo). III. 1900 — No. 12 950. In silvis inter Ibadan et Abeokuta (Yoruba-Land). III. 1899 — No. 13 034. 10. P. spec. In fruticetis prope Buea (Kamerun). IV. 1899 — No. 12 376. 11. P.? spec. In silvis inter Nyoke et Malende (Kamerun), alt. e. 200 m. I. 1900 — No. 12 873. 12. P. spec. In ripis fluminis Congo prope Stanley-Pool. VI. 1899 — No. 12 547. E. Schlechter, Westafrikanische Kautschuk-Expedition, Ol — 322 — 13. P. spec. In silvis prope Yictoria (Kamerun). IV. 1899 — No. 12 364. Chasalia. 1. C. yorubensis K. Seh. n, sp. In silvis inter Ibadan et Abeokuta (Yoruba-Land). III. 1899 — No. 13 029. 2. C? spec. In silvis inter Mimdanie et Malende (Kamerun), alt. c. 200 m. I. 1900 — No. 12 877. Urag'oga L. 1. U. sphaerocrater K. Seh. n. sp. In eollibus prope Ibadau (Yoruba-Land). III. 1899 — No. 13 015. Gaertnera Lam. 1. G. panieulata Bth. In eollibus juxta Stanley-Pool, pone Leopoldville (Congo). VI. 1899 — No. 12 553. 2. G. plagiocalyx K. Seh. n. sp. In fruticetis prope Leopoldville juxta Stanley-Pool (Congo). VL 1899 — No. 12 586. Borreria G. F. W. Mey. 1. B. ocymoides K. Seh. In cultis prope Bibundi (Kamerun). IV. 1899 — No. 12 425. 2. B. oligantha K. Seh. n. sp. In paludibus prope Cape Lopez (Congo francais). XII. 1899 — No. 12 913. 3. B. Euellia K. Seh. In arenosis inter Ibadan et Abeokuta (Yoruba-Lan