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[A I

Deutsch - keltisches Wörterbuch.

ò—— ———

Erster Band.

WILHELM OBERMÜLLER’S

DEUTSCH-KELTISCHES, GESCHICHTLICH-GEOGRAPHISCHES

WÖRTERBUCH

SUR BARLAKRUNG Das

FLUSS- BERG- ORTS- GAU- VÖLKER- UND PERSONEN-NAMEN

EUROPAS, WEST-ASIENS UND NORD-AFRIKAS

. DEUTSCHLANDS

NEBST DEN DARAUS SICH ERGEBENDEN FOLGERUNGEN

FÜR DIE URGESCHICHTE DER MENSCHHEIT.

ERSTER BAND.

LEIPZIG: LUDWIG DENICKE. LONDON: WILLIAMS & NORGATE. 1868.

303. +, 372%.

EINLEITUNG.

Das Werk, von welchem wir den ersten Band hiermit dem Publikum übergeben, erschien in Lieferungen von je sechs Bogen, von denen der sechsunddreissigste mit dem Buchstaben G den vorliegenden ersten Band abschliesst. In den einzelnen Heften waren auf den Umschlägen Vorbemerkungen beigefügt, welche sich über die Aufgabe, die der Verfasser bei der Bearbeitung - des Buches verfolgt hat, verbreiten. Da diese Umschläge beim Einbinden verloren gehen, so sind wir genöthigt, den wesent- lichen Inhalt dieser Vorbemerkungen hier erst zu wiederholen, um sodann ein Bild der Völkerentwicklung in Europa folgen zu lassen, wie es sich als Ergebniss der Sprachforschung auf dem Gebiete der keltischen Idiome ergibt.

Die Berg- und Flussnamen, die der Gaue und alten Ortschaften, wie die Namen der meisten Völker alter und neuer Zeiten sind uns bis jetzt in ihrer Bedeutung fast durchweg unerklärt geblieben. Das Deutsche liefert uns hierüber keinen genügenden Aufschluss, ebensowenig das Slavische ; gleicher Weise verhält es sich mit den römischen und griechischen Namen, wie mit denen der orientalischen Völker. Und doch müssen diese Tausende von Namen einen Sinn haben, denn der Zufall hat sie nicht auf die Erde geworfen.

Nach langem Mühen ist es endlich gelungen, in den altkeltischen Sprachen und Mundarten den Schlüssel zur Lösung der Räthsel zu finden. Der Verfasser hat versucht, Alles zu sammeln, was seine Vorgänger auf

vi Einleitung.

diesem Gebiete in Deutschland, England und Frankreich zu Tage gefördert, hat aber, und dies hält er für ein wesentliches Verdienst der vorliegenden Arbeit, seine Forschungen über ganz Europa und bis weit hinein nach Asien ausgedehnt. Dadurch ist er zu Ergebnissen gelangt, welche die alte Völkergeschichte vielfach auf andere, festere Grundlagen stellen, als dies nach den bisherigen, meist römischen oder griechischen Quellen möglich war.

Durch die Erkenntniss der altkeltischen Wortformen oder Appellativ- bezeichnungen Eigennamen gab es in alten Zeiten nicht wird die Weltgeschichte wohl um ein volles Jahrtausend zurück- geschoben und der Blick in Perioden der Culturentwicklung geworfen, von denen uns bis jetzt blos die Naturforscher durch Auffindung der Pfahlbauten und ihre Sammlungen aus der Steinzeit einige Licht- scheine gaben. Merkwürdig, die Ergebnisse der altkeltischen Sprachfor- schung harmoniren vollständig mit dem, was uns die Ausgrabungen in den alten Wohnorten von Europas Urbevölkerung gezeigt haben; sie gibt aber noch weitere Aufschlüsse über die ersten Ansiedelungen, denn jeder alte Ortsname bezeichnet den Uranfang der Wohnstätte, seine Art und sein Wesen.

Die Gaunamen entsprechen ihrem Sinne nach der Beschaffenheit der Gegend, wie sie meist noch heute ist, und die Namen der Völker deuten auf deren Herkunft, deren Wohnsitze, deren Beschäftigung und Kriegs- tüchtigkeit. Von den Kelten rühren so ziemlich alle diese Bezeichnungen her. Sie waren das erste Culturvolk, sie gaben den fremd auf sie herein- brechenden Wandervölkern die Namen, und von den Kelten gingen die- selben auf die Griechen und Römer über, von denen wir sie dann auf einem weiten Umwege durch die alten Classiker wieder zugeführt erhielten. Mittlerweile hatten sich aber durch vielfache Völkermischungen die Sprachen Europas und Vorder-Asiens verändert, und ein neues Studium ist nöthig geworden, um die, gleich Petrefacten erhalten gebliebenen, alten Namen zu verstehen.

Ausser den Angaben der Griechen und Römer über unsere Urge- schichte hat der Verfasser auch die orientalischen Quellen zu Rathe ge- zogen, namentlich die Chinesischen, welche über die Wanderungen der blond-blauaugigen Race gegen Westen gar merkwürdige Dinge erzählen, und dadurch ganz auffällig die Ergebnisse der keltischen Forschungen bestätigen. Diese chinesischen Angaben können jedoch erst im zweiten Bande ausführlicher behandelt werden.

Die alten Personennamen, welche vereinfacht jetzt noch in aller Welt Munde sind, stammen meist aus dem Keltischen und sind Bezeichnung von Dienstverhältnissen, Vasallenthum, Hörigkeit oder Handwerksnamen; sie geben Aufschluss über die Stellung der besiegten Ackerbauern zu den erobernden, kriegstüchtiger gebliebenen Hirtenvölkern, der Kelten zu den Deutschen, Slaven und Hunnen. Im Orient entwickelten sich die Dinge um ein volles Jahrtausend früher. Die Fluss-, Berg- und Ortsnamen in Palästina sind nicht hebräisch, trotzdem, dass die Juden schon vor 3000 Jahren von dem Lande Besitz nahmen, wohl aber ebenso einfach aus dem Keltischen zu erklären, wie die am Rhein oder in Irland,

Alle indokeltischen Sprachen weisen auf eine gemeinschaftliche Ur- quelle hin, die man arisch genannt hat, freilich ohne damit in der Sache

Einleitung. vu

viel aufzuklären; denn alle Sprachen der weissen Race stimmen zuletzt in einigen Dutzend Urlauten überein, mit denen aber ihrer Formlosigkeit und Unbestimmtheit wegen kaum etwas anzufangen ist.

Die altkeltischen, insbesondere altgälischen Wortformen, welche in ziemlicher Reinheit noch bei den Irländern und Schotten, und die alt- kimbrischen, welche bei den Walesern und Bretagnern erhalten sind, wurden von den neueren Völkern je nach deren Zunge und Sprachweise umgeändert, namentlich in den Endungen gewöhnlich verschärft und ge- zischt. Die Vocale wechselten ohnehin schon bei den Kelten.

Ein weiteres Ergebniss ist Folgendes: Die Abstammung und Mischung der heutigen Völker zeigt sich ziemlich deutlich in dem Mehr oder Minder von keltischen Lauten oder Wortformen, welche sich in der Sprache, namentlich bei der untern, von dem unterjochten Urvolke abstammenden Klasse erhalten haben: hunderte von keltischen Worten haben wir täglich im Gebrauche, ohne es zu ahnen.

In unserem Volke leben noch zahllose Mythen, die aus den alten Religionen sich erhielten und theilweise in das Christenthum aufgenommen wurden; zahlreiche, frommkirchliche Gebräuche werden noch geübt, und doch ist ihr Urspruug wie ihre Bedeutung heidnisch ; Weihnachten stammt nicht aus dem Christenthum, es ist älter als dieses; ebenso die Tanfe. Auch hierüber, wie über das gesammte vorchristliche Religionswesen ent- hält das Buch eine gedrängte, indess möglichst vollständige Zusammen- stellung als wichtigen Beitrag zur Culturentwicklung.

Um das über 6000 Artikel umfassende Material zu sondern und dem Leser zugänglicher zu machen, sind dieselben in alphabetische Ordnung gereiht. ° Jeder Satz enthält neben den neuen, heutzutage gebräuchlichen, auch die alten Formen, wie sie die Urkunden liefern, dann den keltischen Urlaut mit seiner Bedeutung, und schliesslich, insoweit es sich um Orts-, Personen-, Gau- und Völkernamen handelt, einen kurzen Abriss von deren Geschichte, sei es nach griechischen oder römischen Quellen, sei es nach den Traditionen der Inder, Perser, Araber oder Hebräer, namentlich der Völker- tafel der Genesis, oder endlich nach den Stammsagen der einzelnen deut- schen Völker oder deren Heldenliedern.

Die ersten Bezeichnungen für Flüsse, Berge, Wälder, Landschaften und für die Uranfänge der Ortschaften gingen nothwendig von den ersten Ansiedlern eines Landes aus, und haben sich erhalten, trotzdem dass die Bevölkerung allmälig wechselte. Diese Ansiedler waren, abgesehen von Basken und Finnen, keltischen Stammes, oder von jener Race, welche man heutzutage als die keltische zu bezeichnen genöthigt ist, weil die von ihnen hinterlassenen Sprachdenkmale den heute noch von den Iren und Walesern gesprochenen Idiomen am nächsten kommen. Demjenigen, welcher alle Wortformen, die in Deutschland üblich sind, kurzweg für deutsche, beziehungsweise, wenn er sie nicht versteht, für „urgermanische“ erklärt, alle in den slavischen Landen für urslavisch, dem, sagen wir, mag os freilich kurios erscheinen, wenn ihm gegenüber gezeigt werden kann, dass er damit vollständig im Irrthume war; ein Irrthum, der übrigens schon dadurch handgreiflich zu Tage tritt, dass vermittelst dieser Sprachen von alten Namen soviel wie nichts, und dies Wenige nur in einer unzu- reichenden, unpassenden, oft lächerlichen Weise gedeutet werden konnte.

vum Einleitung.

Bei unsern heutigen gesellschaftlichen Zuständen, wo nicht nur jede Person, sondern auch jeder Ort, jeder Bach, jeder Berg seinen Eigennamen hat, fällt es schwer, sich in Verhältnisse zurückzudenken, wo solche Eigen- namen überhaupt noch gar nicht existirten, also in Zeiten, wo jeder Name ein Appellativum war, der das Wesen des Gegenstandes oder der Person bezeichnete, welche damit benannt werden sollte. Es war dies indess die einzige Möglichkeit, solche Namen zu bilden, denn eine Autorität existirte damals nicht, welche kraft Machtspruchs einem Berge oder einer Ortschaft diesen oder jenen Eigennamen hätte octroyiren können; wenn es dennoch versucht wurde, wie zur Zeit der Römerherrschaft, wo zahllose Orte Augusta, Julia oder Colonia titulirl wurden, so hatte dies, einige Aus- nahmen abgerechnet, keinen Bestand, weil die Schulen fehlten, um der heranwachsenden Jugend den neuen Namen einzuprägen. Somit blieb es bei den alten volksüblichen Bezeichnungen bis auf unsere Tage, nur mit dem wesentlichen Unterschiede, dass die alten Appellativa in dem Munde der später eingerückten Völker zu Eigennamen wurden, weil die appellative Bedeutung des Wortes für sie verloren ging.

Zur richtigen Erklärung einer alten Wortform sind zwei Dinge erfor- derlich: einmal muss die Erklärung dem Wesen des Gegenstandes ent- sprechen, der damit bezeichnet wurde, und zwar in derjenigen Gestaltung, welche der Ort, der Berg oder das Volk zu der Zeit besass, als ihm der Name gegeben ward, und dann muss die Erklärung sprachlich richtig sein. In erster Beziehung kann jeder Laie, wenn er auch keine Sylbe keltisch versteht, schon beurtheilen, ob eine Erklärung zulässig ist; denn wenn sie den Eigenschaften des zu erklärenden Objects nicht entspricht, so ist sie falsch, mag sie sprachlich auch noch so wohl begründet sein; ob aber die altkeltische Form richtig angezogen sei, dazu gehört freilich einiges Studium dieser Sprache, und daran fehlt es eben fast überall. Wo ist ein Lehrstuhl für das Keltische, für die Ursprache Europas und Vorderasiens? Das Indische ist in den Bereich der Studien gezogen, und dies ist durchaus verdienstlich, denn durch das Eindringen in die alte Sprache Hindostans ist unsere Wissenschaft wenigstens nach dieser Seite hin aus dem klassi- schen Mühlrad herausgedrängt worden, in welchem sich dieselbe seit Jahrhunderten gedreht hat. Aber das Indische genügt nicht; es liegt, wenn auch mit dem Deutschen in der Urzeit verwandt, uns viel zu fern, um in Europa ausgiebig zu unserem Zwecke verwandt werden zu können. Ob Deutsche in alter Zeit je nach Indien kamen, wissen wir nicht, so viel ist aber sicher, dass niemals Inder nach Deutschland kamen. Die Kelten aber waren hier, sie sind es im Grunde genommen noch, wenn auch ohne keltisch zu sprechen ; denn im Laufe des Mittelalters trat an Stelle der alten Volkssprache bei uns die deutsche, als die des herrschenden Stammes, wie in den jetzt romanisirten Ländern das Lateinische; vorher, zur Zeit der Merovinger und Karolinger, und theilweise noch weit später, hatten wir in Deutschland unter dem Volksein Sprachengewirre wie heute noch in Ungarn und der Türkei; deshalb musste man sich im Mittelalter, um allgemein verständlich zu werden, der lateinischen Sprache bedienen, weil deren Wortform und Bedeutung wissenschaftlich feststand. Mit dem Altkeltischen war dies ganz anders; eine Menge weder durch Schrift, und natürlich noch weniger durch Druck festgestellter, bDiegsamer Wortformen,

Einleitung. IX

mit mannigfachenm: Sinn®, wohl genügend für ein einfaches Naturvolk, aber ungeeignet zum Gebrauche bei verwickelten Verhältnissen, war das Keitische als Grundlage für Berg-, Fluss- und Ortsnamen dennoch ganz - vortrefflich, weil die Mannigfaltigkeit der Wortformen, und deren ebenso mannigfache Umwandlung in die neueren Sprachen dadurch die Entstehung von tausenden verechieden lautender Eigennamen ermöglichte, welche ohne diese Grundlage sehr monoton bei „Bachheim, Bergheim, Berghausen, Waldheim“ u. dergl. verblieben wären.

Die keltische Sprache oder deren verschiedene Mundarten zerfallen in zwei wesentlich zu unterscheidende Gruppen, in die gälische und in die kimbrische. Gälisch wird heute noch gesprochen in Irland und Schottland, kımbrisch in Wales und der Bretagne; beide Gruppen haben Manches gemein, in vielen Dingen dagegen hat jede ihre Besonderheiten. Viele Wortformen kommen blos bei den Iren vor, andere blos bei deu Kimbern, wieder andere bei beiden; bald ganz identisch, bald etwas ab- geändert, sei os in der Schreibweise oder in der Aussprache, oder endlich auch im Wortsinne. Da die Gälen im Durchschnitt mehr blond, die Kim- bern mehr schwarzhaarig sind, eine Verschiedenheit, welche nach alten Autoren schon zur Zeit der Römer stattfand, so lässt sich daraus auf zwei ursprünglich verschiedene Racen schliessen, deren Ursitze an zwei ge- trennten Orten gesucht werden müssen; die der Gälen (geul weiss, gelb, blond) wohl im Süden des Kaukasus, da wo man die Heimath der Indo- Germanen vermuthet; die der Kimbern (ykeam Winter, Norden, Kymmerier) mehr in der Nähe der hunnisch-finnischen Völker, mit denen sie sich wohl in der Urzeit gemischt haben mögen, wie ihrerseits die Gälen im Süden mit den Aethiopen. Beide Stämme wanderten zu verschiedenen Zeiten in Europä ein, hier mögen die Gälen, dort die Kimbern die ersten gewesen sein, schliesslich aber scheinen letztere die Oberhand erlangt und bis zur Bildung des Römerreiches und bis zur Ankunft der Deutschen, Slaven und Hunnen dieselbe im Wesentlichen behauptet zu haben.

Zur Kenntniss des Keltischen geben die heutigen Sprachen der Iren und Waleser die nächste und beste Ausbeute, aber nur insofern, als man deren jetzige Wortformen auf die alte Sprachweise zurückführt, und dem- gemäss letztere, so weit noch thunlich, feststellt. Für das Altkeltische besitzen wir zwei wichtige Quellen: Die Malbergschen Glossen oder Randbemerkungen zur Lex Salica, und das Heldengedicht: the battle of Magh-rath, oder die Schlacht bei Moira, die 637 in Irland ge- schlagen wurde; dieses alt-irische Gedicht wurde in neuerer Zeit von O’Donovan herausgegeben. Die Lex Salica, in lateinischer Sprache abge- fasst, entstand in der Zeit, als die Saalfranken noch in Belgien standen, also vor der Eroberung Frankreichs (487) durch die Merovinger; die Randglossen dazu sind theils in fränkischer theils in keltischer und zwar sowohl gälischer als kimbrischer Mundart geschrieben. Das Nähere hier- über vergl. in F. J. Mone's keltischen Forschungen zur Geschichte Mitteleuropas (Freiburg 1857), dann in J. C. Zeus’s Grammatica celtica (Leipzig 1853), endlich in der Grammatik der irischen Sprache in Leo's Ferienschriften (Halle 1852).

Die Annahme, dass noch bis in das Mittelalter herein in Deutschland von einem Theile der Bevölkerung keltisch gesprochen wurde, lässt sich

x Einleitung.

durch eine Beihe von Thatsachen begründen, ven denen wir hier einige der überzeugendsten kurz anführen wollen. Die Burg Gronau an der Leine unterhalb Alfeld wurde urkundlich zur Zeit der sächsischen Kaiser von Bischof Siegfried II von Hildesheim erbaut, nachdem das noch ältere . Schioss in Empede verfallen war, wie Wersebe in seinem Werke über die niedersächsischen Gaue ausführt. Wäre in damaliger Zeit die deutsche Sprache an der Leine die allein herrschende gewesen, so würde diese Burg „Neuburg“ genannt worden sein; dies geschah aber nicht, sondern das auf einer Insel angelegte Bollwerk wurde vom Volke mit cro-nua bezeichnet, was rein keltisch ist und Burg-neu bedeutet. Es leuchtet ein, dass es keinem Deutschen einfallen konnte, einen Neubau mit einem keltischen Appellativ in Verbindung zu bringen; dies konnte nur durch eine keltisch redende Bevölkerung geschehen. Die herrschende Kaste war allerdings damals schon deutsch, von dieser aber gingen die Namen der Orte nicht aus, sondern von der Masse des Volkes, welchem in jener Zeit weder durch Schulen noch durch eine vielgegliederte Büreaukratie Namen aufgedrungen werden konnten, die seinem Idiom fremd waren. Erst allmälig gewöhnte sich dieses Volk daran, die Sprache der über ihm stehenden Classen an- zunehmen, und, vermengt mit seiner eigenen, unsere heutigen Mundarten auszubilden.

Ausser dem cro-nua an der Leine entstanden zur Zeit der Kriege gegen die Ungarn noch eine Reihe anderer, neu angelegter Befestigungen, von denen mehrere denselben keltischen Namen, nicht eine aber den „neue Burg“ führen. Grona an der Mulde in Obersachsen bei Eilenburg, jetzt Grunau genannt, scheint eine dieser Neuburgen zu sein, andere werden jetzt Grünau geschrieben oder Crone, und wie die Formen alle lauten. Kronau am Bruhrain im Kraichgau stammt dagegen aus Römer- zeiten, und war gegen die Alemannen angelegt.

Eine andere auffallende Erscheinung ist es, dass die meisten alten Orte in verschiedenen Zeiten urkundlich verschiedene Namen führten, wie das Bodmannschloss am Bodensee, welches man bald Podoma, bald Bodungo, bald Bodman geschrieben findet, was nicht zufällig oder Folge eino8 Schreibfehlers sein kann, denn jede dieser Formen hat ihre bestimmte Bedeutung, und bezeichnet den Zustand des Schlosses oder Hofes, wie er sich in den verschiedenen Jahrhunderten darstellte. Podema war erst ein kleines Haus, bo-iuam, dann befestigt wurde es ein kleines Donjon, bo-dungo, und dann wieder ein grosser kaiserlicher Hof oder eine Pfalz, bod-moin. Wäre die Bevölkerung in den Zeiten, wo diese Namens- änderungen vor sich gingen, also zur Zeit der Karolinger, nicht noch grossentheils keltisch gewesen, so würden deutsche Namen an die Stelle der keltischen getreten, nicht aber keltische wiederum durch keltische ersetzt worden sein. Solche Namensänderungen kommen aber zu hunderten durch ganz Deutschland vor. Die ersten Missionare, welche den Bewohnern Deutschlands im 6. und 7. Jahrhundert das Christeuthum predigten, waren Irländer; wie hätten diese bei dem Volke sich Eingang verschaffen können, wenn dieses die gälische Sprache nicht mehr verstanden hätte?

Einleitung. xi

Soweit der Inhalt der allgemeinen Bemerkungen, wie sie auf den Umschlägen der ersten Hefte enthalten waren. Einige über unser Werk erschienene abfällige Beurtheilungen können wir hier mit Stillschweigen übergehen, da wir an der geeigneten Stelle bereits das Nöthige darauf erklärten, und es scheint, dass unsere Kritiker mittlerweile selbst ihre Ansichten geändert haben; denn während noch vor einem halben Jahre die von uns festgehaltene Thatsache, dass vor dem Erscheinen der Deutschen Europa grossentheils von keltischen Völkern bewohnt war, bei denselben einen Aufschrei nationaler Entrüstung hervorrief, wird jetzt von denselben Stimmen diese Thatsache als etwas ganz Selbstverständliches hingestell. Damit wird uns jede weitere Bemerkung über diesen Gegenstand erspart.

Erschienen sind in den letzten Tagen zwei Arbeiten, welche ich den Freunden historischer Forschungen zur Berücksichtigung empfehlen möchte, ein kleines Heft von Pastor Frenzel: Der Belus- oder Sonnendienst auf den Anden, oder Kel- ten in Amerika (Leipzig bei Ludwig Denicke), und Dr. Ad. Bacmeister’s alemannische Wanderungen und Orts- namen der keltisch-römischen Zeit (Stuttgart bei J. G. Cotta). Beide Autoren stehen im Wesentlichen auf demselben Standpunkte, wie vorliegendes Werk, nur enthält die letztere Schrift eigentlich blos Material für weitere Forschungen, ohne über die von ihr behandelten Namen bestimmte Auskunft zu geben, während dieselben in ihrer Bedeutung doch grossentheils schon in Mone’s „keltischen Forschungen® klar gestellt sind; Frenzel gibt dagegen über eine Reihe mexikanischer Ortsnamen höchst bemerkenswerthe Andeutungen, welche weiter verfolgt, zu interessanten Aufschlüssen führen werden. In Paris (bei Franck) ist ebenfalls ein Werkchen über die Formation der Ortsnamen erschienen, in welchem der Verfasser, J. Quicherat, indess nur die alten, meist latinisirten Formen angibt, sie für keltische er- klärt, ohne aber deren Bedeutung aus dem Keltischen beizu- fügen. Also auch nur Material für weitere Forschungen.

Gehen wir nun zu dem Gegenstande selbst über, den wir in diesem Vorworte näher besprechen wollten. Bei verschiede- nen Veranlassungen ist in unserm Buche darauf hingewiesen, dass in dem Idiome, welches man jetzt kurzweg das keltische

xl Einleitung.

nennt, man könnte es auch arisch nennen, wenn die Existenz einer arischen Sprache mit Bestimmtheit nachgewiesen werden könnte, und dieselbe nicht blos auf einer linguistischen Hypo- these beruhte, für die einfachen Begriffe, wie Wasser, Berg, Wohnung, Mann, gross, klein, Fürst u. s. w. eine Menge ver- schiedener Wortformen vorhanden sind, welche unmöglich von einem einzigen Volke herrühren können; denn wozu sollte ein solches, wenn es für diese Begriffe einmal einen Laut sich angewöhnt hatte, dazu kommen, neben diesem noch Dutzende von anderen in Gebrauch zu ziehen? Eine solche Fülle von Wortformen für ein und denselben Begriff kann nur dadurch entstanden sein, dass das, was man jetzt keltisch nennt, in der- selben Weise durch Sprachmischungen entstanden ist, wie unsere heutigen Idiome wieder ihrerseits aus weiteren Mischungen des Keltischen mit dem Deutschen und Slavischen; von den Zuthaten der Südvölker, der Orientalen, wie der Griechen und Römer, deren Sprachen sich in ähnlicher Weise entwickelten, hier ganz abgesehen.

Wir haben nun in Europa ausser den Kelten, Deutschen und Slaven noch Basken und Finnen. Beide Völker sind offenbar in die Gebirge und Sümpfe, in welchen sie jetzt hausen, zurück- gedrängt worden, und zwar von einer Race, die später als sie auf dem Wahlplatze erschien und als Siegerin die besseren Gegenden für sich in Besitz nahm. Berge und Sümpfe sind allerwärts und zu allen Zeiten die Zufluchtsstätten der Verfolgten gewesen, in den Pyrenäen, den Alpen und Karpathen, wie in dem Ural und Kaukasus, dem Atlas und dem Hindukusch. Basken und Finnen, wie deren Vettern die Hunnen bezw: Ungarn und Tataren sind schwarzhaarig und rundköpfig; die Kelten dagegen hatten ovale Gesichtsform, gestreckteren Körper und sind oder waren meist blond und blauaugig.

Die in den Höhlen Südeuropas aufgefundenen versteinerten Ueberreste menschlicher Schädel zeigen fast durchweg die rund- liche Form, rühren also von der baskischen oder iberisch- ligurischen Race her; in den Sumpfstrecken Nordeuropas da- gegen hat man keine menschlichen Versteinerungen, wohl aber die Merkmale dafür gefunden, dass die Bevölkerung dieser Striche in ihren Pfahlbauten sich vorzugsweise von Jagd und

Einleitung. xm

Fischfang nährte, wie es heute noch die Finnen thun. Die baskische und finnische Sprache zeigen aber, wie Wilhelm von Humboldt ausführte, mannichfache Uebereinstimmung, Beleg dafür, dass die vorkeltische Race wohl ein und demselben rund- köpfigen Stamme angehörte, der aber durch Klima, Bodenver- - hältnisse und Lebensweise nach zwei Richtungen hin geschieden wurde, deren Grenzen in dem mitteleuropäischen Gebirgswall der Alpen und Karpathen gesucht werden können. Südlich und westlich von diesem Walle lebten die Iberen, Liguren und grie- chischen Autochthonen in Felsenhöhlen oder selbstgegrabenen Löchern, daher der Ausdruck lig-ur, Loch-Mann; nördlich davon die finnischen Fischervölker (von buinne oder /uinne Wasser) in ihren Pfahlbauten; unter ihnen auf den trockenen Waldstrichen aber noch ein dritter kleinerer Schlag Leute, mit dem Rennthier zusammen, wohl die Urväter der jetzt ebenfalls nach dem Norden gedrängten Samojeden (zu deutsch Waldleute, von taom oder “saom Wald und iath Gegend).

Als das Meer, welches einst die Wüste Sahara bedeckte, zurückwich, und der Boden Inner- Afrikas sich hob, entstand die glühende Wüste, und mit ihr der Samum, der Sirokko, oder wie er in der Schweiz genannt wird, der Föhn, jener Südwind, welcher die Alpengletscher zurückschmolz und dadurch Nord- europa wärmer und wohnlicher machte. Mit dieser Umbildung unseres Erdtheils scheint auch die Einwanderung der keltischen oder um biblisch zu reden Sethitischen Völker aus Vorderasien zusammenzuhängen, und damit der Anfang jener Racenmischung, aus welcher diejenigen Stämme hervorgingen, welche zur Zeit der Römer und bei Ankunft der Deutschen Mitteleuropa bewohnten.

Es entstanden die Kelt-iberen in Spanien, die Kelto- Liguren in Südfrankreich und Oberitalien, und die zahlreichen griechisch-hellenischen Mischvölker auf der Balkan- Halbinsel. Im Norden der Alpen dagegen erwuchsen aus der Berührung der Kelten mit den finnisch-hunnischen Stämmen andere Gebilde, welche sich namentlich längs der Nord- und Ostsee, dann weit nach Osten bis zum Asowschen Meere hin erstreckten. Aus diesen ragen die Kimmerier oder Kimbern als ein tapferes Seevolk hervor, ebenso die Belgen, von welchen die heutigen Wallonen abstammen, dann die W aleser in England

xıv Einleitung.

und die Bretagner auf der Westspitze Frankreichs; im Innern Deutschlands wie Galliens hinwieder scheinen die Kelten unter dem Namen Gaelen sich reiner erhalten zu haben, ebenso in Irland und Schottland. Die Letten an der Ostsee stehen den Kelten näher als die Slaven, obwohl auch diese unendlich viel keltische Worte in ihrer Sprache haben. Im Norden Europas endlich blieb noch ein Rest von Finnen ziemlich ungemischt, desgleichen an der mittlern Wolga und im Ural.

In Asien entwickelten sich die Völker in ähnlicher Weise, ebenso in Nordafrika, nur dass hier durch das Hinzutreten der Neger eine Reihe von Mulattenstämmen sich bildete, welche in Aegypten, Babylon und Phönizien zu früher Cultur heranreifend, dann in den Arabern als Welt-Eroberer auftretend, ihrerseits wieder mächtigen Einfluss auf alle Anwohner des Mittelmeeres übte. In Hochasien behielten die ebenfalls rundköpfigen Mongolen die Oberhand, aus ihrer Verbindung mit keltischen, oder wenn man es lieber hört, mit arischen Stämmen erwuchsen die Tataren oder Türken, denn ebenso gut als die Aren aus der Gegend des Hindukusch oder Himalaya nach Persien, an den Indus und nach Arabien drängten, oder in westlicher Richtung Vorderasien und Europa besetzten, zogen sie auch gen Osten. Unter den mancherlei Dynastien, welche die Chinesische Geschichte kennt, war wohl sicher auch eine keltische; Worte aus dieser Sprache finden sich heute noch in den Idiomen des himmlischen Reiches. Aber nicht alle blond- haarigen und blauaugigen Stämme, die wie die Genesis anführt, mit Cain nach dem Lande Nod ((l. ı. in ein neues Land) zogen, gingen in Mongolische Mischvölker auf, die Chinesen kennen daselbst noch in den unserer Zeitrechnung unmittelbar vorher- gehenden Jahrhunderten mächtige Völkerschaften, welche in ihrem Aussehen an unsere Gaelen erinnern; sie wurden nach langen Kriegen mit den Hiungnus, dem chinesischen Ausdruck für Hunnen, allmälig westwärts getrieben, und erschienen zur Zeit der Völkerwanderung im östlichen Europa. Dies mögen wohl die Tuadiski oder Nordvölker sein, welche erst die Länder an der Ostsee, dann Mitteldeutschland, und nach Besiegung der Römer endlich ganz Europa und Nordafrika unterjochten, aber als nicht zahlreich genug wieder in dem vorgefundenen keltisch-

Einleitung. xv

iberiseh-finnischen Völkergemisch guten Theiles wieder unter- gingen. Im Norden der Alpen behielten die Tuadiski oder Deutschen indess die Oberhand, und gaben den vorhandenen” Sprachen ein neues Gepräge, während im Süden und Westen die Mundarten der Romanen die vorher schon eingenommenen Stellungen behaupteten. Als durch die Siege der Franken so- wohl Romanien als Teutonien ein und demselben Scepter unter- worfen wurde, staute sich die bisher gen Westen drängende Fluth und schlug rückwärts gegen die slavischen Waldvölker, welche mittlerweile im Osten Europas mit grosser Macht vom Baltischen Meere bis zum Cap Matapan sich ausgedehnt hatten. Die Slaven mögen einer keltisch-hunnischen Mischung ihre Existenz zu verdanken haben, während die Ungarn als letzte hunnische Eindringlinge in Pannonien feste Stellung nahmen.

Alle diese Völker überflutheten die alten Keltenlande, keines aber vertilgte die vorgefundene Bevölkerung, denn dazu hatten sie kein Interesse; mehr sagte es ihnen zu, die unterworfenen Stämme als Hörige auf dem angebauten Lande sitzen zu lassen, selbst aber durch ritterliches Spiel die Zeit zu vertreiben, ihre Fehden auszukämpfen und von den Zinsen und Frohnden zu leben, welche schon die altkeltischen Herren ihren Untergebenen auferlegt hatten. Die Volkssprache blieb die keltische bis weit hinein in das Mittelalter; sie wich erst allmälich im Süden der romanischen, im Norden der deutschen, aber nicht ohne vielfach in den Mundarten bis zur heutigen Stunde unter der gemeinsam- deutschen Hülle fortzuleben. Die Namen der Flüsse, Berge und Wälder, der Seen, Meere, Landschaften, Völker, und endlich der alten Orte erhielten sich gleich Petrefacten; aber erst unserer Zeit war es vorbehalten, die räthselhaften Formen zu lösen und durch Eingehen auf die alte Sprache der vorteutonischen Racen neues Licht auf die Urgeschichte Europas zu werfen.

Die in den nordischen Sagen erhaltene Angabe von der Fahrt Odins aus Türkland nach Skandinavien mag eine Andeu- tung geben von dem Zuge der Deutschen oder Asen aus Hoch- asien nach Europa, obwohl selbst der Name Odin keltisch ist. Statt der Asen sprechen die Chinesen von Usen, statt der Jüten von Yeten, und melden deren Züge von den Grenzen Chinas

xvi Einleitung.

bis zum Kaspischen Meere, wie im II. Bande unseres Buches unter den betreffenden Ueberschriften nachgewiesen werden wird.

Aus dem Gesagten wird man ersehen, dass der Verfasser nicht zu Jenen gehört, welche nach dem Vorbilde der Genesis die Menschheit von einem Urpaar abstammen lassen: denn so gut, meinen wir, als an einem Orte die Bedingungen der Ent- stehung eines Menschenpaares sich zusammenfinden konnten, war dies auch an anderen möglich; wir gelangen aber weit ein- facher zu einer ungezwungenen Erklärung der Völkerbildungen, wenn wir neben der weissen, kaukasischen oder arischen Race eine autochthone Entstehung der Neger im Süden, und der Mongolen im Osten annehmen, von den Malayen, Rothhäuten, Allbehaarten, und wer weiss, welch anderen, noch unbekannten oder wieder verschwundenen Racen ganz abgesehen.

Nach dieser übersichtlichen Darstellung der Entstehungs- geschichte der Völker noch einen Blick auf die Bildung der Sprachen, namentlich jener, welche wir keltisch nennen. So wenig als der Mensch in geistiger Vollkommenheit dem Haupte Jupiters entsprang, und die Völker hochgebildet irgendwo aus einer Felsenspalte herauskrochen, sondern dem allgemeinen Gesetze der Natur folgend, vom Niedern zum Höhern, vom Stein zur Pflanze, von dieser zum Thier, und von da endlich zum Menschen sich emporarbeiteten, ebenso entwickelte sich die Sprache im Laufe von Jahrtausenden von den einfachsten thierischen Lauten herauf zu dem Wunderbau der classischen Ausdrucksweise. Angst und Schmerz, Schrecken und Freude, Erstaunen und Zorn, Liebe und Hass, Durst und Hunger ent- lockten dem Menschen die ersten Töne, wodurch er seine Ge- fühle wie Begehren der Aussenwelt kundgab, aber bildsamer als das Thier, reichlicher ausgestattet in seinen Stimmmitteln und geistig von umfassenderer Thätigkeit stieg er, durch Noth ge- drängt, von Stufe zu Stufe bis zu einer Höhe, von welcher in die Urzeit wieder hinabzublicken, förmlichen Schwindel erregt.

Der Nachahmungstrieb, schon bei den Thieren von Bedeu- tung, erleichterte unendlich den Fortschritt, und das Nachbilden von Naturtönen gab vielfach das Material zu eigenen Wortformen ; die Mischung der Stämme endlich verflocht die einzelnen Mund-

Einleitung. xvi

arten zu neuen, mannigfaltig gegliederten Sprachen, die dann wieder auf dieser Grundlage weiter arbeiteten.

Das Keltische, wie es uns in den alten Namen vorliegt, ist noch ziemlich einfach; verhältnissmässig wenige Urlaute, aber diese mit mehrfachen Bedeutungen, nach den einzelnen Stäm- men nüancirt, und wie natürlich, weder durch Schrift noch durch Grammatik ins Detail ausgearbeitet. Von Ciceronischen Sprachregeln ist hier nicht die Rede, ebensowenig von einer irgendwie feststehenden Orthographie; wo die Töne nicht aus- reichten, half man sich mit Gesten und Grimassen, wie heute noch bei den Chinesen, wo fast jedes Wort Dutzende von ver- schiedenen Bedeutungen hat.

Um das Altkeltische zu schreiben, würden eigentlich fünf Buchstabenzeichen, und zwar folgende genügen:

1) Ein Vocal, der die ganze Tonleiter von u, 0, a, ea, e, i, ei, wi u. s. w. durchläuft, ohne irgend festgestellt werden zu können, weshalb er in den alten orientalischen Schriften, wie heute noch gewissermassen im Slavischen gar nicht ge- schrieben wird.

2) Der Schnurrlaut r, welcher oft in ein guttural gesproche- nes 1 überging.

3) Die eigentlichen Kehllaute h, ch, g, k und c; letzterer Buchstabe wird bei Stämmen, die an den Seeküsten wohnen, gewöhnlich gezischt gesprochen, so namentlich in Ligurien, daher die lateinische Aussprache Zizero für Kikero.

4) Die Zungenlaute d, t, th, ts, s, z, sch, tsch, eben- falls von den Seevölkern mehr gezischt als auf dem trocknen Lande.

Auch das n kann hierher gerechnet werden, da es nasal oft als as ausgesprochen wird.

5) Endlich die Lippenlaute b, p, f (oder v, insofern es nicht als w oder u ausgesprochen wird), pf und hierzu noch m, als weichster Laut dieser Abtheilung. ,

Aus diesen wenigen durch die Stimmwerkzeuge des Menschen bedingten Grundformen entwickelten sich sämmtliche Idiome der kaukasichen Race; Stamm für Stamm, Volk für Volk differen- zirte aber allmälig die einfachen Laute, je nachdem das Be- dürfniss zu weiteren Unterscheidungen zwang, und die höhere

xviii Einleitung.

Cultur neue Begriffe an die Hand gab. Die Grundbedeutung blieb aber wesentlich dieselbe, und da die in Petrefacten über- gegangenen Fluss- und Bergnamen nothwendig aus den Zeiten der ersten Ansiedelungen stammen, so ist mit der Kenntniss der Urbedeutung der alten Wortformen auch die Erklärung dieser Namen gegeben.

Interessant ist die Erscheinung, dass bei einzelnen Völkern gewisse Eigenthümlichkeiten der Sprache sich ausbildeten, die man wohl auf eine besondere Structur der Stimmwerkzeuge zurückführen kann, ein Gegenstand, dem bis jetzt, wie uns scheint, von den Naturforschern noch nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wurde. So herrscht bei den Kelten Irlands der Vocalismus in einem solchen Grade vor, dass z. B. auf der Insel Man gar keine Consonanten mehr zu Gehör kom- men, eine Erscheinung, die man, wenn auch in geringerem Grade, an den Küstenstrichen Norddeutschlands beobachten kann; im Gegensatz dazu verwenden die Slaven ein solches Uebermass von Consonanten, dass eine deutsch gewöhnte Zunge sie kaum zu bewältigen vermag. Das Oberdeutsche liebt zwar auch die Zischlaute, doch in minderem Grade, so dass es hierin die Mitte zwischen dem Slavischen und Keltischen inne hält. Die in Niederdeutschland übliche weichere Aussprache, als t für s, b für f oder pf, sk für sch, und dann das Bei- behalten der einfachen Vocale gegenüber den mitteldeutschen Doppellauten führt auf das Keltische zurück, wo ebenfalls die weichern, einfachern Laute vorherrschend sind. Das vielfache Zischen bei den Engländern, wo th stets wie s ausgesprochen wird, hat wohl wie bei den Griechen und Juden in einer längern Zunge seinen Grund. Diese und ähnliche Fragen zu behandeln, gehört indess in das Gebiet der Physiologie, und möge das hier Gesagte nur als Anregung aufgefasst werden, um zu zeigen, welche Förderung die Linguistik noch von der Naturwissenschaft zu erwarten hat. |

Leipzig im November 1867.

Wilhelm Obermüller.

Deutsch -Keltisches Wörterbuch.

ID SING LG LEN GEN

A.

Aa, Aha, Ach, Au, einfachste Bezeichnung für Wasser; im Kelti- schen lauten die entsprechenden For- menach,aches,oiche, dann gezischt uisge, ais, eas, aus, 05, ad, quvsq, gwy, gwaz (Wasser); ferner gais, gaid, bais, bait u. s.w.; im Me- dischen apa, lateinisch aqua, wel- ches aber gewöhnlich aga ausge- sprochen wurde. Ausser den ange- führten Formen kommen aber im Keitischen noch zahlreiche andere vor, als tain (Donau), Dior (Born), alt (Aluta), caoir (Neckar), froud (Euphrat), Zia (Leeseite), earc (Aar, Murg), dur (Thur), abA (avon), eaa (Inn), bual (Fulda), buinne (Baune), gi! (Geule), ster (Ister), naoth (nass), rhean (Rhein), rhyar (Buhr), suir (Saar), und ver- schiedene andere. Als die Deut- schen in die keitischenLande einrück- ten, behielten sie zwar die vorgefun- denen Wassernamen bei, hingen aber gewöhnlich aha als Uebersetzung an, 50 dass z.B, aus tain, ton, Ton- aha, Dunaha oder Donau wurde. Dar- aus muss man den Schluss ziehen, dass aa oder aha die urdeutsche Be- zeichnung für Wasser war, obwohl sie auch den Kelten nicht fremd ge-

Deutsch-kelt, Wörterbuch.

wesen sein kann, wie die verwandten Formen ach, oiche zeigen. Im Holländischen bei Amsterdam lautet aha wie ey, oder y, was man irrthüm- lich gewönlich in Ei übersetzt; in England Yeo (Flüsschen bei Brid- gewater); letzteres mag wohl der altkeltischen Form am nächsten ste- hen. In manchen Gegenden, z.B. im Linzgau am Bodensee, im west- phälischen Münsterlande, dann in Jütland und Gothland finden sich Bachnamen, die ohne keltische Vor- dersylbe kurzweg Aa, Au, oder Ach heissen, und zur Unterscheidung nach den Ortschaften bezeichnet werden, an welchen sie vorbeiflies- sen, z. B. Sickinger Ach, Senfelder Ach, Urnauer Ach, sämmtlich im Linzgau; dann Königs-aa, Scott- borger aa u. s. w. im südlichen Jüt- land oder Nordschleswig; aus dem Nichtvorhandensein einer keltischen Vorsylbe kann man wohl den Schluss ziehen, dass in diesen Gegenden die altkeltische Bevölkerung gleich beim Einräcken der Deutschen so voll- ständig vertrieben wurde, dass ihre Bachnamen den neuen Ansiedlern nicht bekannt werden konnten. Der Name tusthisk (deutsch d. h. nor- 1

Aaber Aal.

disch von tuath, Norden) unterstützt diese Annahme wenigstens in Bezug aufJütland, denn die Deutschen ka- men für die Kelten aus dem Norden; im Linzgau dagegen kann die Form ach ebensowohl von den Kelten als von den Deutschen herrühren.

Aaber, Bezeichnung für Augen- lied auf dem Westerwald, gälisch abhra.

Aachen, holländisch Asken, fran- zösisch Aix la Chapelle, früher deutsche Reichsstadt an der Grenze des Riflandes und Limburgs. Der Name Aachen bedeutet kleines Was- ser, vom keltischen ach, oiche, Wa8- ser, Achean, Oichean kleines Was- ser, Quelle. Latinisirt hiess Aachen aquae Grani, oder Aquisgranum. Aus aquae wurde das franz. Aix. Bezüglich des Beiwortes grani oder granum ist anzuführen, dass grin- nidh im Keltischen Wunde bedeutet (unser deutsches Grind oder Schorf), ebenso entspringt bei Frankfurt eine Schwefelquelle, die der Grindbrun- nen genannt wird, also ein Brunn oder Born zur Heilung schorfiger Wunden. Dieser Heilkraft wegen hielt sich auch Karl der Grosse in seinen alten Tagen gewöhnlich in Aschen auf. Die Namen anderer Badeorte, z. B. Baden, bedeuten ebenfalls kleines Wasser, Quelle (vergl. Baden).

Aadorf, alt ouundorf im Thurgau vom gäl. aoi oder aoibh Erbhof; Adorf im Voigtlande desgl.

. Aal, ein kleiner Wald bei Goslar, abgekürzt aus uald Wald; das d, t oder s als Endlaut wird ebenso oft

Aslborg Aar.

abgeworfen, als angehängt, ohne zur Wurzel des Wortes zu gehören.

Aalborg, Stadt am grossen Lym- fiord in Jütland, zu deutsch Burg am grossen Wasser, aa - al Wasser- gross.

Aalbuch, oder wie ausgesprochen wird, Olbuoch, der hohe Bergrücken östlich von der rauhen Alp am Aal- flüsschen zwischen Aalen, Heiden- heim und Weissenstein am rechten Ufer der Brenz. In diesem Striche liegt Albeck, ein Städtchen, das später Sitz einer Grafschaft wurde. Dabei die Rieshalde, welche sich von Elchingen oder Alchingen längs der Donau bis gegen Gundelfingen er- streckt; diese Halde ist der Abhang des. Aalbuchs gegen das Donauried oder Donauries. Was den Namen Albuch betrifft, so bedeutet er das- selbe wie Albin oder Albingau, näm- lich hoher Bergrücken, von a! hoch u. buach Bergrücken. Dass Buchen im Albuch stehen, hat mit dem alt- keltischen Namen nichts gemein; Albin von Al-binn bedeutet hoher Berg, gleich Alpen, von bean, binn Berg.

Aalen lat. Julia Aleneis, Name von ai, Hochland und or Ort; es liegt im Aslbuch, am Anfang des Firgundwaldes. Aalen war früher eine deutsche Reichsstadt.

Aar,inaltdeutschen Legenden Ara oder Arula genannt. Es stammt von dem kelt. earc od. garw Bach, was im Deutschen in Aar vereinfacht wurde. Der Name des Aargaues hat gleichen Ursprung. Im Breuschthal bei Strassburg kommt aber auch ein

Asrhuus Abaddon.

Waldname Silva Argowevor, der aus dem kimbrischen Argoed Wald umgewandelt ist (ar-coed grosser Wald). Die Form arula bezieht sich auf den obern Theil des Flusses, wo er im Felsengebirge fliesst, oil Fels. Dem entsprechend kann man A-ar als eine Zusammensetzung der mehr deutschen Form a oder aha, Wasser, mit ar Berg auffassen, wo- durch die Bedeutung Berg-Wasser entsteht.

Asrhuus, Stadt in Jütland am Meere, d. h. am grossen Wasser, aa-ar, Wasser-gross; Huus, Haus lautet im Keltischen ios oder aidhe.

Aba, gälisch soviel alekluge Frau, von ai klug, verständig und De, ba, gleich fee, Frau; verschärfte Aus- sprache ava. Ba, be, by bedeutet übrigens auch Mann, oder Leute, Menschen. Abigail, des reichen Heerdenbesitzers Nabal zu Karmel Gattin, durch Klugheit bei David in grosser Gunst, wurde nach Nabals Tode in das königliche Harem auf- genommen. Abi steht gleich Aba- und gail kommt von giol Diener, Dienerin, (gleich child im Engl.) auch Mädchen, Kind; denn Diener, Kinder und Weiber hatten bei den Ur- völkern ziemlich dieselbe Stellung.

Abaddon, hebr. Abgrund, nach dem Talmad die tiefste Stelle der Hölle (Gehenna), dann personiflcirt der Engei des Verderbens oder der Satan, Abadonna. Kelt. bedeutet abeis, abeid soviel als Golf und don Mann, ion Stätte. Gehenna mag mit aigheann, Moerestiefe, zusam-

menhängen.

Abasen Abbo.

Abasen, Volk am Bande des schwarzen Meeres im Caucasus; Name von AbA Wasser und eis oder as Mann. Die Alten nannten sie Abasgen, was entweder die Adjectiv- form Abh-isk (Wasserliche) ist, oder mit ask, nordisch askr Mensch, zu- sammenhängt. Dieses letztere ist aber selbst wieder eine Adjoctivform, zusammengesetzt aus eis-isk män- nisch, gerade wie Mensch ebenfalls ausmaon-isk, männisch, entstanden ist. Man, maon bedeutet im Kelti- schen dasselbe wie im Deutschen, bezeichnete aber mehreinen Dienst- mann, Vasallen; daher der alte Aus- druck, meine Mannen.

Abau, Flüsschen an der Grenze Curlands und Liflands, abA ist Was- ser und aha die Uebersetzung davon.

Abbeville, Stadtan der Somme in der Picardie in Nordfrankreich, lati- nisirt Abbatis Villa, d. h. Villa des Abtes; wenn die Gründung durch einen solchen geschichtlich nach- weisbar wäre, so könnte man es bei dieser Erklärung bewenden lassen, 80 aber steht in den ältern Urkunden auch abba-villa, und dies muss als abha-bail, Stadt am Wasser, d.h. an der Somme, aufgefasst werden. In vorchristlichen Zeiten lag über- dem hier der Ort Ambiliati, was gleich Ambiani (Amiens) soviel als Wasser- leute bedeutet, von amhain Wasser und nae Leute bezw. lidi, leudi, leodi, arme Leute von li klein und dae Leute.

- Abbo, Obbo, Offa, Ovo, Uffo,

keltische Männsnamen, soviel als

Mensch, Mann, Manno, gleich amha 1 *

Abdera.

Mensch, lat. hominus. In christlichen Zeiten erhielt Abba den Begriff Abt. Im Arabischen bedeutet Abu oder blos bu Vater, daher Abubekr Vater der Jungfrau, d.i. der Aischa, einer von Mohameds Frauen; dabei hat Abu dem Nebenbegriff Besitzer, als Bou-Maza, Besitzer der Ziege; Abul-Feda, grosser Vater der Treue (das 1 ist a} gross dund fea das franz. foi Glaube, keltisch /ois heilig, daher /ois-ite Heiligen-land, Helgoland); Abner, hebr. Vater des Lichtes, war der Name eines Feldherrn Sauls und Davids, bedeutet aber wohl eher Vater der Kraft, vom kelt.ner, nertKraft. Abi-meloch, Vater-König, Titel eines Philister- königs, an welchen Abraham aus Furcht seine Frau Sarah, die zugleich seine Stiefschwester war, überliess, bis Abimelech erfuhr, dass sie schon verheirathet sei, und sie zurück- schickte. Im Syrischen bedeutet Abba, Abbas dasselbe Abd dagegen ist soviel als Ab-dae Leute, Knechte des Vaters oder Herrn, da- her Abd-el-Kader, Knecht des Allmächtigen; Abd-allah, Knecht Gottes; Abd-ur-Rahman, Knecht des Erbarmungsreichen. Ab-sal- om bedeutet Vater-gross- Mann. Abu-kais, ein Berg bei Mekka (kais, caid, gaid keltisch Berg), in welchem angeblich Adam, der Vater des Menschengeschlechts, be- graben liegt.

Abdera, alte Stadt in Thracien, Geburtsort des Philosophen Demo- krit. Ihre Bewohner standen in dem Ruf der Narrheit, wie unsere Schild-

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Abel Abens.

bürger, Schwarzenbörner od, Hirsch- horner. Der Name Abdera bedeutet Ort am Wasser, Abh Wasser und tuar Dorf, Ort. |

Abel, der von Cain erschlagene, jüngere Sohn Adams; er wird von den Juden als „Hebel“, d. h. Hauch, gedeutet, weil er wie ein Hauch nur kurz auf der Erde lebte. Diese Er- klärung ist indess künstlich gesucht und nicht auf Persien anwendbar, woher doch die Sage stammt; näher liegt das Keltische, oder wem diese Bezeichnung ungewohnt vorkommt, das Altarische Dil klein, a-bil der kleine, jüngere Sohn Adams. Aus bil wurde das lateinische filius Sohn, und im Deutschen z.B. Ilsebil, in dem bekannten alten Kindermär- chen, zu deutsch die kleine Frau, von ailse, Fee oder Fran.

Abenberg, alt AuenberginBaiern, von bean, benn, binn, pen Berg, und dem vorgesetzten Artikel y oder a; 08 ist hier, wie fast überall, die deutsche Uebersetzung dem kelti- schen Worte angehängt. Im Kan- ton Bern liegt ein Abensberg, der dasselbe bedeutet.

Abenheim in Rheinhessen, zu deutsch kleines Erbgut, vom gäl. aoibh, Erbgut, aoibhin kleines Gut.

Abens, keltisch Abusins, alt- deutsch Abunsna, von Abhan, der Verkleinerung von abA Wasser. Glei- cher Wurzel sind: Appenborn, alt Abbenbrunnen in Oberhessen; dann die vielen Bachnamen Ape, Holzappe in Hessen, Holzappel in Nassau, Appenbach bei He- chingen, Appenweier bei Offen-

Aber Abersee.

burg. Die Abens kann auch von bais Wasser erklärt werden, mit vorge- setztem a oder e schmal. Das Deminutiv von bais ist baisean, ver- deutscht Busen, daher Busenbach bei Etilmgen, Busenborn bei Schotten auf dem Vogelsberg und Busenbronnen zu Einselthum in Rheinhessen.

aber lautet im Gälischen acht, daher jetzt noch in Deutschland statt aber beim Volk achterst, äch- terst gebraucht wird.

Abergavenny, lat. Abergonium, Gobannium, Stadt in der engl. Graf- schaft Monmouth, am Zusammen- fluss des Gavenny mit dem Usk. Letzteres kommt von wisge Wasser, gavenny von 90 klein und Duinne Wasser, bei Gobannium ist noch ein ion, Stätte, angefügt. Die neuere Form Aber-gavenny ist entweder eine Tautologie, indem aber, Fluss, nochmals vorgesetzt wurde, oder be- deutet dry, pyr Berg, denn der Ort liegt am Fusse des Derry- Berges. Derry kommt von for, torr dürrer Berg. Der Name der GrafschaftM on- mouth kommt von der Stadt glei- chen Namens, und diese bedeutet kleiner Berg, bezw. Burg auf dem- selben, von mion klein und mwent, mons, maus (Imaus) Berg; dabei die Flüsschen Mynwye oder Mu- now und Wyn, Letzteres von gwy- an kl. Wasser, ersteresvon mion, min klein und gwy-an, bei Munow von mion-aha kleines Wasser.

Abersee alt Abria von abh Was- ser und er gross. Der See liegt in Oberöstreich im Salzburggau oder

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Abgunst Abnoba.

Matagau, und an demselben der Ort Königsberg alt Chrenisperg, von grin, grianan, Bergrücken und ais, aitk hoch. Aberdeen, Stadt in Schottland am Meere, bedeutet See- stadt, Seeburg von Aber und din, dion Burg, dun Siadt. Dabei das Flüsschen Dee gleich di-aa klein Wasser.

Abgunst, ein Rittergut bei Tren- delburg an der Diemel in Hessen, von aoibk Hof, Bauerngut und gwydd oder coid, das im Deut- schen gewöhnlich in gunt oder kunt umgewandelt wurde, Wald; am Kyff- häuser in Thüringen liegt auch ein Abgunst.

Ablach, Bach, der bei Mengen in der Baar in die Donau mündet. Abh Wasser, 2i klein, und aha als Ueber- setzung daran gehängt.

Abaeba, bei Ptol. Abnobaia ore (das Abnoba-Gebirg), auch Aunoba, bei Tacitus Arnoba, Arbona, Anriba, bei Ammian sylva Marciana. Letz- teres bedeutet Grenzwald von marca Grenze; Abnoba dagegen ist soviel als Wasserland, Rheinland von ab- hainn, Genitiv aibhne Fluss, und ibh Gegend; abnobaia ore ist dar- nach das Rheinlandsgebirg, der Schwarzwald u. Odenwald bis hinab an den Main, der eine Zeitlang auch Grenzwald gegen die Helvetier und Gallier war. Aunoba ist dasselbe, was Abnoba, von ean Wasser und ibh Gegend. Arnoba dagegen be- deutet Bergland von aranBerg; Ar- bona ist Bergwasser von ar Berg und buwinne Wasser und Anriba end- lich ist Wassergebirg von ean Was-

Abo Abraham.

ser und hrip, chrib Berg. Alle dieseAusdrücke beziehen sich auf den Schwarzwald und die demselben ent- springenden Flüsse, es sind Appel- lativa, dievon den Römern als Eigen- namen aufgefasst und ihrer Aehn- lichkeit wegen als gleichbedeutend angesehen wurden. In dem Abnoba- walde wurde die Diana Abnoba ver- ehrt, wie in den Ardennen die Diana arduinna.

Abo, latjnisirt Abos, finnisch Turku, Stadt in Finnland am Fläss- chen Aurajoki, welches hier zu einem Hafen sich erweitert. Die Namen Abo, wie Turku bedeuten Ort, Haag am Wasser, von abh bezw. dwr Was- ser und ha, cha, ka, kau Einfrie- digung, Haha. Bei Abo ist das ha in der Aussprache verschwunden. Bei Aurajoki steht die letzte Hälfte des Wortes für oiche Wasser, die erste bedeutet wohl soviel als gar gross. Dass auch in Finnland kel- tische Namen vorhanden sind, kommt daher, dass die Kelten lange vor Ankunft der Deutschen in der Ost- see Schifffahrt trieben, weshalb auch die See- und Flussnamen bis nach Lappland keltisch sind. (Vergl. Balti- ' sches Meer, Belt, Bothnischer Busen, Umeo-elf, Luleo-elf, Piteo-elf u.s.w.)

Abraham (arab. Ibrahim) ist kein hebräischer Personenname, denn er kommt im alten Testamente nicht weiter vor, er bedeutet mythisch auf- gefasst (vergl. Baum- und Stein- kultus) Gott oder Stein, was in älte- ster Zeit gewissermassen gleich- bedeutend war. Die ältere Form des Wortes war Abram, Ab-ram, was

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Abraham.

(nach der Gen.) hoher Vater beden- tet. Die höchste Gottheit zu Byblus in Phönizien hiess ebenfalls Abram. Die Erklärung aus dem Altkeltischen gibt hierfür einen entsprechenden Sinn: aibh bedeutet Stamm, Ge- schlecht, ram, rann Stein (vergl. Bamsberg, Baminberg und Bom), also der Stein, dem das Geschlecht der Israeliten entsprang, wie Jesaias (51,1 u. 2) singt: Schaut auf den Felsblock, aus dem Ihr gehauen, und auf'die gehöhlte Grube, aus der Ihr gegraben; Schaut auf Abraham, Euern Vater und auf Sarah, die Euch gebar!

Man kann auch das erste a als Ar- tikel ansehen und dann bleibt dram Berg (vergl. Bramberg, Brand, Pryn u. 8. w.). Der phönizische Gott Ab- addir, (nach Dozy) gleich mächtiger Vater, war auch ein Steingott und erklärt sich in ähnlichem Sinne aus dem Altkeltischeg, denn athar be- deutet dort ebenfalls Vater, mit vor- gesetztom aibh wird daraus Stamm- vater. (Das Weitere unter Sarah.) Bei den ältern Propheten ist Abraham ebensowenig eine Person als bei dem zweiten Jesaja; die- selben bezeichnen durch Abram, wie durch Israel und Jacob das israelitische Volk, wie auch Assur, Vater der Götter (athar keltisch Vater) bedeuten soll. Dies letztere ist indess ein dem Worte erst später beigelegter Begriff, denn die Erklä- rung von aith, ais hoch und ire Land liegt näher; deshalb lautet die gewöhnliche Form auch Asayrien,

Abrantes Abrussen.

im Gegensatz zu Syrien, das als am Meere oder am Euphrat gelegen, als Wasserland Suir-ia gedeutet werden muss; denn die Erklärung von sor (Sonne) gibt keinen Sinn; die Sonne scheint in jedem Lande. Aus Abram wurde leicht Abraham, weil im Hebräischen das r gewöhn- lieh rh gesprochen wurde, wie im Keltischen, daher die vielen rh im Griechischen. Im Hebräischen gibt es kein Wort, oder keine Wurzel ra- ham. Dies diemythische Erklärung, welchg, eine erst in späterer Zejj entstandene Auffassung auf die er- sten Anfänge der Wortbildungen zu- rück bezieht. Einfacher ist die auch schon im alten Testamente ange- gebene, wornach Abraham als ein über das Wasser Eingewanderter angenommen wird, y-bior-am der Wassermann. In der That wanderte Abraham, wenn man der biblischen Geschichte folgt, aus Mesopotamien über den Euphrat nach Canaan.

Abrantes, portugiesischeFestung am Tajo, östlich von Lissabon, zu deutsch „die Bergburg“ von dran, pryn Berg und dus Veste; bran kann auch von Draine Fürst, Anfüh- rer herkommen, gleich Brandenburg, alt ZBrannibwr. Von braine kommt das latinisirte Brennus, Anführer der Gallier, welche Rom zerstörten, und Hildebrand, Gesindemeister, von giol, child, Hild, Gesinde.

Abruzzen, italienisch Abruzzo, Waldgebirgsland im nordöstlichen Theile des Königreichs Neapel, an den Grenzen des Kirchenstaates, von ibh Gegend und rus Wald.

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Abukir Abydos.

Abakir, das alte Canopus an der ägyptischen Küste, östlich von Alexandrien, mit einem festen Schlosse, bekannt durch den See- sieg Nelsons über die Franzosen 1798. Name gieich Wasser - ort, Abh-caer ; Canopus, latinisirt für gan-obh oder abh, bedeutet das- selbe, nämlich Burg-Wasser, Burg am Wasser (vergl. Genf, Orleans).

Abydes, Ort am Hellespont auf der asiatischen Seite, gegenüber Sestos auf der europäischen. Aby- dos kommt von Abeis Golf, Meer- enge und ois Burg oder auch von abh Wasser u. ailteas Ort. Sestos liegt nicht unmittelbar am Wasser, sondern auf einer Höhe; daher der Name von sostas oder iosdas Burg. Von Abydos nach Sestos schwamm Leander, um seine Geliebte, die Hero, zu besuchen, wobei er, wie Schillers Ballade rührend besingt, in einer stärmischen Nacht ertrank, worauf sich Hero ebenfalls in die Fluthen stürzte. Wer Vergnügen an mythi- schen Fabeleien hat, kann den Lean- der (lia-an-dear Wasser- Mann- gross) mitOsiris (ais-air-aith, eben- falls Wasser-mann-gross) oder mit Zeus vergleichen, die Hero (Erdfrau vonir-ae)mitder Here oder Juno und daraus die Verbindung des Wassers mit der Erde, des Osirisoder Nilgottes mit der Nephtys, des Zeus mit der Europia combiniren. Here war die Schutzgöttin Europas, weshalb sie den Beinamen Europis führte; ihre Verbindung mit dem asiatischen Seemann Leander wurde durch den stärmischen Pontus gelöst, und

Ac Achäer.

Europa von Asien durch die Meer- enge der Dardanellen getrennt.

ac, Deminutivform bei gälischen Mannsnamen, z. B. Leonac, Johan- nac, Potornac, Auderac. Die deut- sche bezw. slavische Verkleinerungs- sylbe chen hängt wohl mit diesem ac oder ach zusammen.

Achäer, griechischer Volks- stamm, der in Achaia wohnte, d. h. längs der südlichen Küste des achäi- schen Moeres oder des Moerbusens von Lepanto, daher der Name von oiche Wasser, oich-ia Wasserland, oder von aig-heann Meerestiefe, ägäisches Meer, Ocean. Achaia hiess such Aogialea, angeblich Ziegenland von aige die Ziege, aber eher von aigiol Thalland, denn Ziegen gab es überall. Die Achäer gehörten vorzugsweise zum aeolischen Stam- me, dessen erste Sitze in Thessalien waren, in dem flachen Thallande zwi- schen Olymp und Pindus. Aogialea und Aeolia wird darum wohl gleich- bedeutend sein, und’beides von aigio? herkommen. Homer nennt alle Griechen Achaier; es hängt dies entweder mit dem Begriff Pelasger, Seeleutezusammen, oder damit, dass die Griechen, insoweit sie am Zuge gegen Troja theilnahmen, besonders zu jenen Stämmen gehörten, die am Meere wohnten, und aus einer Mi- schung von Pelasgern und Urein- wohnern entstanden waren. Die Achaier eroberten im Peloponnes ArgolisundLakonien, siedelten auch nach Unteritalien über. Einen be- sondern achäischen Dialect gab es nicht, weil Achais ein Landname

Achalm Achenthal.

war, und dessen Bewohner aus meh- reren Stämmen gemischt waren.

Achalm, weit hervorstehender hoher Bergkopf der rauhen Alp bei Reutlingen mit einer Burgruine. Der Name soll nach einer von Uhland behandelten Sage so viel als „ach Allmächtiger“ bedeuten, weil bier ein Ritter erschlagen wurde, der bei seinem letzten Athemzuge noch „ach Allm...*“ ausrief. In Wirklichkeit bedeutet dieser Bergname dasselbe, wie so viele andere Kalmberge, Kal- wite, Kalbberge, vom keli"calb, calm hervorspringender Theil eines Gebirges. Das vorgesetzte «a ist ent- weder der Artikel, oder kommt von a, au Berg, darnach Gebirgsvor- sprung.

Achelous, Fluss in Griechenland, zu deutsch Thalwasser, vom kelt. aigiol Thalgrund, und /us Wasser. Er fliesst durch ebenes Land.

. Achen, kleines Wasser, von ach, oiche, Wassar, dem. oichean.. Achenbach in Hessen lautete in der ältern Schreibform Achimbach und Hachenbach. In Bayern gibt es einen Hächenpach, inHessen einen Echsenbach, alt Oehsen- bach (von Achesen, der Verkleine- rung von aches), ebenso einen Ex- terbach, alt Eckste oder Eckerste.

Achenberg bei Arau und Zur- zach in der Schweiz, vom gäl. aig- hean kleiner Hügel, kleine Egge, aighe die Höhe.

Achenthal, ein schmales Thal mit dem Achensee, an welchem vor- bei ein Weg aus Tirol nach dem Isarthale durch den Scharnitzpass

Acher Achs.

führt. Das Thal hiess latinisirt val- lis Emaus von maus, mwnt, mons Berg. Achen kommt von oichean, kleines Wasser.

Acher, Städtchen in der Ortenau an der Acher, die von den Horniss- grinden berabkommt. Der Bach- name kommt von caoir oder earc Wasser oder garw Giessbach und dem Artikel oder y. In gleicher Weise ist Agger am Mittelrhein zu erklären, ebenso der Fluss Eger in Böhmen ; endlich Ocker und Ucker. Was dagegen den Orts- namen Achern betrifft, so kommt er entweder von caer Ort, caeranklei- nerOrt, oder er bedeutet Bachleute, von oiche Wasser und air Leute. Achern wird in den erstenUrkunden Achera oder Ackera geschrieben.

Acheron, der Fluss in der grie- chischen Unterwelt. Daes sich nach der Idee der Griechen hier wohl um einen grossen Fluss handelt, so wird die in dem vorstehenden Artikel auf- gestellte Erklärung für Acher kaum passen, eher die von oiche-ar, oder ach-ar Wasser-gross.

Achilleus, zu deutsch behonder Mahn, von aichill (und dies von aighe hoch, und il} gross) und eis Mann.

Achon, alter Borgname am Mittel- rhein, zu deutsch kleiner Berg von aighean, Verkleinerung von aighe Berg, Egge.

Achris, auch Agiris, oder aciris, Fluss in Unteritalien, von y-garw, der Bach (vergl. Acher).

Achs oder Echs, Bachnamen, zu- sammengezogen aus aches Wasser.

Achsel Aco.

Achsel (Schulterhöhle) keltisch ocsal, ascail, achlais, altdeutsch ochasa, uohsana.

acht keltisch ocht, oct, lat. octo.

Acht, die hohe Acht, der höchste Berg der Eifel. Der Name kommt von den mit aighe verwandten For- men uchd, uchedd, uchdan, die sämmtlich Höhe, Hügel, Halde bedeuten. Ebendaher stafnmen: Aucht, ein Berg bei Wörth, der Auchtberg bei Pfefüngen, Auch- ten bei Ebingen, bei Bitz und bei Laufen, sämmtlich in Würtemberg. Auch in Ochsen wurde dies kelti- sche Wort umgewandelt in den vie- len Bergen, die Ochsenkopf, Ochsenberg oder Ochsenbühl heissen. Im übrigen bedeutet ych im Wälschen Ochse, wohl deshalb weil der Ochse (namentlich in Indien) einen Buckel hat. Uchd fälltin sei- ner Wurzel mit dem deutschen hoch, Höchde, wie man in Schwaben sagt, zusammen.

Ackerberg im Harz, grosse Egge, von aighe Berg und er gross.

Acksteln in Oestreich, von acha, Felsecke, hervorstehender Fels oder Stein, auch Wall, Voste, im Deut- schen oft in Haken umgeformt, z. B. im Hölihakan bei Rheinfelden, von oill-acha, Felsenwall. ®

aco kommt als Endung bei vielen Ortsnamen besonders in Oberitalien vor; es ist die romanisirte oder Bauern-lateinische Form für acum, und dies die latinisirte für ac, was keltisch ist und im Deutschen ge- wöhnlich in ich oder ach umgewan- delt wurde, im Neufranzösischen in

Acqui Adam.

ais oder ay, z.B. Cameracum, Kam- merich, Cambray; Monacum, Mo-

naco, Münich, München; Antonacum,,

Andernach, Antonay; Carbonacum, Carbonay; Bavacum, Bavay und Beauvais.

Acqui, ein Badeort mit heissen Schwefelquellen bei Alessandria in Piemont, Name von aquae, lat. Was- ser, und dies gleich oiche, keltisch ebenfalls Wasser.

Acre, St. Joan d’Acre, alt Akko, Akka, Akeo, bei den Griechen Ptole- mäis, Soestadt in Syrien; hoher fe- ster Ort von aighe hoch und raOrt, oder was akka betrifft von Acha Wall, Burg. Agra in Indien ist dasselbe Wort,

Actium, griechisch Aktion, jetzt Azio, Vorgebirg, benannt nach dem gleichnamigen Orte an der Nord- spitze Akarnaniens, am Ambraki- schen Moerbusen, wo 31 vor Chr. Octavianus Augustus einen Seosieg über Antonius erfocht. Der Name Aktion bedeutet hohe, höchgelegene Burg von aigh hoch und dion Ort, Burg; ambrax Wasserthal, vonean oder amhain Wasser und brax Thal. Dieses Wasserthal heisst jetzt Golf von Arta (ar hoch, dae, tae Ort, wegen der auf einom Felsen gelege- nen Mrg).

Adalr. In der schottischen Bal- lade, Robin Adair, die auch in Deutschland viel gesungen wird, endet die Strophe stets mit Bobin adair; letzteres bedeutet Schäfer von aodhaire Schafmann (aodh Schaf, aire Mann).

Adam. DieEntstehungsgeschichte

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Adam.

des Menschengeschlechts von Adam und Eva ist persischen Ursprungs, and kam erst durch die Abführung der Juden in die Gefangenschaft zur Keuntniss derselben. Bei der neuen Bearbeitung des Pentateuchs durch Esra und seine Nachfolger wurde diese persische Mythe an die Stelle des alten hebräischen Volksglau- bens gesetzt, eines Glaubens, nach welchem die Juden von einem Fels- block (Abram) erzeugt, und aus ei- ner Wassergrube (Sarai, dem Frau- Hollenteich der Deutschen und Kel- ten) geboren worden seien. Uebri- gens wurde-Adam auch bei den Per- sern aus einem Erdenkloss gebildet, was wieder auf den ursprünglichen allgemeinen Glauben zurückführt. Auch Prometheus bildete bei deu Griechen die ersten Menschen aus Erdstoff und Wasser, und Vulkan machte Pandora, das erste Weib, aus Erde. Adam war der Vater des Menschengeschlechts, und dies bedeutet auch sein Name, wenn man ihn altkeltisch erklärt, von at, Vater und am Volk, amha Mensch. An- dere bringen das lateinische humus, Erde, damit in Verbindung und er- klären ihn für den Erdenen; homo kommt aber auch von dem kelti- schen amha Mann ; humus, humidas bedeutet feucht. Andere erklären Adam für einen Rothen, weil der Mensch, wie die Erde Palästinas, roth sei. Die Mythe von Adam stammt aber aus Persien, und die Menschen von der sogenannten se- mitischen Race sind nicht roth, son-

dern weisshäutig undschwarshaarig ;

Adam.

die rothhaarigen sind keine Semiten. Solche Erklärungen stehen auf einer Linie mit der Ableitung des Wortes Mannes, oder Mensches vom Sans- critischen „man" denken, lateinisch mens Verstand ; oder deslateinischen homo, das man als den Rufenden, Sprechenden erklärt, oder des grie- chischen anthropos, was blühendes Antlitz bedeuten soll, oder weil er den Blick in die Höhe richtet. An- dere deuten Adam aus dem Asthio- pischen als den wohlgestalteten, weil er Gotkes Bild sei. Theologisch- philosophische Erklärungen, welche unsere heutigen Begriffe von dem Wesen des Menschen den Urvölkern unterschieben, sind haltlos; denn sio setzen an Stelle der einfachen Kindlichkeit der ersten Menschen eine wissenschaftlich ausgebildete Denkweise, die selbst bei uns nur . durch Stadium und anhaltende For- schungen erzeugt wird. Dass Eva aus einer Rippe Adams gebildet wurde, ist ein Anklang an die bei mehreren alten Völkern angenom- mene Mannweiblichkeit der ersten Menschen. Nach der chaldäischen Mytke gab es im Chaos zwiege- schlechtige menschliche Geschöpfe, und nach der persischen liess der erste Mensch Kajomorts bei seinem Sterben Samen zurück, aus welchem ein Zwitterbaum erwuchs, in wel- chem zwei innigst vereinigt waren; dieser von Ormuzd zum Doppelmen- schen gebildeteBaam trug statt der Früchte zehn Menschenpaare, von deren erstem, Meschia und Meschiane (Mosch durch die Nase gesprochen

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Adana Adda.

ist Mensch, keltisch manisk män- nisch), das ganze Menschenge- schlecht abstammt. Die nordische Mythe schliesst sich au die persi- sche an, indem sie den Menschen aus einer Esche entstehen lässt (vergl. askr). Auch Piato erklärt die ge- schlechtliche Liebe daher, dass ur- sprünglich die Menschen zwiege- schlechtige Androgynen (Mannwei- ber) gewesen, und erst von Zens i im

Adana, Stadt in Kilikien, am Ba- ros-Flusse, letzteres von Swir, Saar Fiass; Adana entweder von aidhean Ort, in diesem Falle so viel als Aden, Eden, Athen, oder von ad Wasser und an oder nase Leute, Be- wohner eines am Flusse gelegenen Ortes, dem Sinne nach alsdann das- selbe wie Jena und Hunderte ande- rer Wasserorte.

Adda. Ein Fiuss, welcher der Etsch gegenüber an den Ortlesalpen entspringt, das Veltiin und den Co- mer See durchfliesst, und oberhalb Cremona in den Po mündet; alt Addus vom gäl. ad, aih, uad Was- ser, Water, Uater, Usda. Die Form ad für Wasser kommt an dem Süd- abhang der Ostalpen mehrfach vor, so in der Kisch (Athesis), der Drenta (Brintesia), in der Siadt Adria, Haus am Wasser, während sie anderswo seltener auftritt; sie muss also bei einem der keltischen Stämme besonders üblich gewesen sein, der hier seine ersten Sitze hatte. Es wohnten aber hier erst Enotor

Adelbodenthal Adelebsen. 12 Adelgunde Adiatorix.

oder Veneter, dann Tusken und Rhä- tier. Kaspar Zeuss hält die Eneter für ein mit den Epiroten oder den heutigen Albanesen verwandtes Volk. Darnach wären sie an der adriati- schen Küste heraufgezogen und über den Karst nach Oberitalien gelangt.

Adelbodenthal, ein enges, hohes Bergthal im Canton Bern bei Fru- tigen, vier Gemeinden enthaltend. Adel ist adail! steiler Gebirgsabfall ; Boden, im Riesengebirg Bauden, kommt vom keltischen bod Hütte, Sennhütte; also auf steilem Gebirge gelegenes Sennhüttenthal. Fruti- gen, Waldort von /rith, /ridd Waldundioigh, tigh Ort, oder Was- serort, von /rmwd Wasser; es liegt an der Simme, keltisch taom.

Adelbonden, Name der freien Bauern in Holstein, oder der Erbfrei- sassen; Adel kommt vom keltischen aill Lehenbauer, Erbpächter, und bond von feinne Bauer (vergl. Bonden).

Adelebsen, alt Adelobdeshau- sen oder Etheleveshuson im Rittgau, rechts von der Leine bei Nordheim, von asiail (Hotel) Wohnung und ltub, Winkel oder Stätte am Wasser. Liub, das unendlich eft vorkommt, namentlich als Bezeichnung für Pfahlbauwerke, in den Namen Leip- zig, Gott-lieben, Mem-leben, Laufen u. dergl. mehr, ist zusammengezogen aus Zle Stätte und abh, obh Was- ser. Der leichtern Vertheidigung wegen mussten in der Ebene stets solche Bachkrümmungen zur An- lage der Wohnungen ausgesucht werden.

Adelgunde, alter Weibername von ail, ealg, ealdh edel, adelig, und cedni Jungfrau; eine ähnliche Form für gund ist oghain Jüngling. Adelheid(Adelgis)ist aus ealdn u. ciodh, oder chis, Mädchen entstan- den. Die erste Adelgunde, welche in der Geschichte vorkommt, war aus dem fränkischen Königsgeschlechte; geboren im Hennegau 630, stiftete sie das Frauenkloster Maubeuge an der Sambre; die heilige Adelheid, geb. 933, war König Rudolphs von Bur- gund Tochter, GemahlinsKaiser Ot- to'sI.— Adelbert, Sohnd.Edlen, von bert Sohn, Berta Tochter (wört- lich der Geborene von bearaim tra- gen, gebären).

Adelsberg, Ort inKrain, mit be- rühmten Tropfsteinhöhlen. Name von adaill steiler Bergabhang.

Aden, Stadt im südlichen, soge- nannten glücklichen Arabien, beiden Hebräern Eden; dasselbe Wort wie Eden im Paradies, bezw. in Persien und auf dem Libanon, wie Athen in Griechenland und Udine in Friaul, von aidhean kleiner Ort.

Adendorf bei Lüneburg, von aidhe Ort, Deminutiv aidhean, Eden.

Adersbach, Dorf an einem Berg- bach in Böhmen am Abhang des Rie- sengebirges mit einem 2 Meilen lan- gen, Y,M.breiten und 200 F.hohen, aus Sandsteinen bestehenden Felsen- meer oder Steinwall; Name des Orts vom Bache und dieser von a Berg und dwr Wasser.

Adiatorix, gälischer Mannsname von aileas Stadt und rir oder rigAh, rich König, also König der Stadt.

Aditen. Ein arabischer Stamm, der nach der Sage, gedrängt durch die Assyrier, nach Aogypten bis in das westliche Afrika zog und dort sich nioderliess. Deshalb hatten die Berbern oder Iberen (Reiter) Nord- afrikas, die Nachkommen der Aditen, dieselbe Sprache, wie ihrein Arabien zurückgeblisbenen Stammgenossen, die Amalekiter, Philistäer und Cana- niter; diese letzteren wohnten in befestigten Ortschaften, wie die heu- tigen Berbern im Atlas, daher wohl der Name Adit, von aidhe Ort und eis Maun; die Araber rechneten sie alsKinder des Uhd zumaramäischen Stamme. Aram bedeutet aber Hoch- landsvolk, weshalb Aditen auch als Hochländer aith-eis anzusehen sein mögen. Von den in Arabien zwi- schen Oman und Jemen, sowie in Hadhramaut (lauter Namen für Berg- land, y-maon der Berg, Hadh-ra- maut oder mons hoher-Ort-berg) wohnenden Aditen erzählen die Ara- ber, sie seien wilde Leute gewesen, die hohe Ringwälle drbauten, aber von Gott vertilgt worden, weil sie die ihnen von Hud verkündete wahre Religion nicht angenommen.

Adler, ein Nebenfluss der Elbe, welcher sich bei Königgrätz in die- selbe ergiesst ; Name von aith Berg und Ziyry Wasser, insbesondere Ge- birgswasser.

Adierberg, Adiersteln, keltisch Adaill, jäher Absturz und er gross;

daher der Adlerstein beiMuggendorf.

in Franken, ein hoher steiler Fels. Es wird schwer nachzuweisen sein, dass auf solchen Felsen immer Adler

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Adonai Adramelech.

horsteten, deshalb wäre die Erklä- rung aus dem Deutschen nur in ei- nem solchen Falle annehmbar. Adelberg bei Schorndorf, dann bei Westheim am Kocher, und der Adelsberg bei Alpirsbach im Schwarzwald kommen ebenfalls von adaill.

Adonai,ein hebräischer Ausdruck für Gott, der gleich Odin, Adonis und Iduna von duin Mann, bezw. duino Frau herkommt, zugleich aber auch Herr, Fürst und schliesslich Gott bedeutet. Andere Formen für duin sind domn, dumn, donn, wor- sus Dominus im Lat., und don im Spanischen wurde (vergl. Adonis, Odin und Iduna).

Adonis, der Herr-gott oder Gott- mann. P oder a ist der kymbr. Ar- tikel und duin bedeutet Mann, Herr, Fürst, Gott. In Adonis ist noch die im Griechischen häufig gebrauchte Form eus, eis; is, d.h. Mann, ange- hängt, in Adonai das hebräische ai. Odin ist die einfache kymbrische Form, der Mann (vergl. Odin und die andern verwandten Formen).

Adour, Fluss in der Gascogne und Adur Fluss in England in der Grafschaft Sussex, von dwr Fluss mit dem vorgesetzten Artikel, wel- cher bei der Thur im Thurgau ab- fiel. An der Mündung des Adur liegt Shoreham, gezischt gleich Dur- heim, Bachheim.

Adramelech oder Adram-me- lech, ein assyrischer Gott, dessen Name sich auch assyrische Könige beilegten, z. B. Sanheribs Sohn, der mit seinem Bruder Sarezer 697 vor

Adrastus Aduatiker.

Chr. seinen Vater ermordete und darauf mit jenem entfloh. Melech, mael-aigk bedeutet König, ur- sprünglich Berg-hoch. Denn fast alle Felsennamen waren zugleich auch Bezeichnungen für Götter (vgl. „Steinkultus); adra, adhradh (franz. adorer) bedeutet Anbetung.

Adrastus. Ein König von Argos, der vor Theben alle seine Leute im Kampfe verlor; zehn Jahre später kam er mit deren Nachkommen (Epi- gonen) nochmal und siegte, wobei aber sein Sohn umkam und er aus .Gram starb. Er wurde seines Edel- muths und seiner Gerechtigkeit we- gen alsHalbgott verehrt, daher sein Name, denn Adras oder adhradh bedeutet Anbetung und eus, us Mann, also anbetungswürdiger Mann, französich adorer.

Adria oder Hadria, alte Han- delsstadt im Veneter-Lande, die frü- her am adriatischen Meere lag, wo- her dieses seinen Namen hat, jetzt aber durch die Anschwemmungen des Po und der Etsch zwei Meilen davon entfernt liegt. Der Name kommt vom gälischen ad Wasser und ri Haus, ria Häuser, also Wasser- stadt. Dabei liegen die Rainen der von Attila zerstörten frühern Soestadt Altino, lat. Altinum von alt Ort, al- tean kleiner Ort, oder alt-tain Ort- Wasser, d. h. Seestadt.

Aduatiker oder Aduaker, ein Volk, welches Cäsar im südlichen Brabant anführt, in der Nähe von Tongern, welchesauch als Haupt- stadt des Volkes bezeichnet und dar- um Aduaca oder Aduatuca benannt

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Adula,

wurde. ImSüden der Aduaker wohn- ten dieEburonen, ein(iberisches) Beitervolk, welches früher im Besitze von Aduaca war, weshalb der Ort auch Aduatuca Eburonum hiess. Diese Namen sind keltisch, weshalb Cäsars Angabe, dass die Aduaker Ueberreste der Kimbern und Teutonen seien, die nach man- cherlei Schicksalen aus Italien hier- her gelangten, gerade nicht wider- sinnig ist. Denn die Kymbern waren unzweifelhaft Kelten, und Teutonen bedeutet Nordleute, möglicherweise waren auch diese noch Kelten, trotz- dem dassaus Tuatisk, nordisch, spä- ter das Wort Deutsch entstand. Denn die Deutschen kamen ebenfalls aus demNorden. Aduatiker, oder Adua-

"kerkommt von aiteach, Stadt, Wohn-

ort; diese Stadileute stellten zu Cä- sars Zeiten noch 20,000 Krieger ins Feld, wohl in Verbindung mit den umliegenden kleinern Ortschaften, d.h. den be-tas (klein-Ort), weshalb statt Aduaker später der Name Beta hier auftaucht, und für die Haupt- stadt der Name Tongern, dain- gean-ar Burg-gross. Aus diesen verschiedenen Bezeichnungen ein und derselben Oertlichkeit darf man nicht sofort auf verschiedene Völker schliessen. Heutzutage wird in Ton- gern vlämisch gesprochen, in Folge der Einwanderung der Franken, wel- che hier ein Bisthum stifteten, wel- ches später nach Lüttich verlegt wurde.

Adula, gälischer Name des St, Gotthardberges, von aifk Höhe und ull, al, il, gross, oder näher von

Aeacus Aeduer.

adaill steiler Berg, gewöhnlich in Adlerstein verdeutscht. Gotthard ist ebenfalls keltisch und bedeutet Wald-berg coed-ard. Ard ist das jetzt allerwärts noch vorkommende Hard, Harz, Arz, Erz, lateinisch ar- duus, steil, hoch.

Aeacus, griech. Aiakos, einer der griechischen Höllenrichter, er soll ein Sohn des Zeus und der Oenone gewesen sein (vergl. Aegina). Der Name bedeutet kluger, grosser Mann, al-aigh-eus.

Aeas, Fluss in Epirus, vom gäli- schen ais, eas, uisg Wasser.

Aeduer, ein Völkerbund in Mit- telitalien, mit welchem die Römer lange Zeit Kriege führten, bis es ihnen gelang, denselben zu sprengen und zu unterwerfen. Der- Name kommt auch in Gallien vor, er be- deutet gälisch verbündete Männer, Bundesgenossen,, Eidgenossen, vom gäl, aoi Bündnisse, deutsch Eid, franz. aider helfen (denn durch den Eid halfen, bezw. bekräftigien die so- genannten Eideshelfer, die Ver- wandten und Bekannten dem Kläger wie dem Beklagten deren gericht- liche Aussagen), und daeLeute, Die gallischen Aeduer wohnten in dem Gebirgsiand um Autun; ihr Bund z0g sich zwischen Saone und Loire bis gegen Lyon. Es gehörten dazu die Landschaften: le Charolais, le Beaujolais und die Gegend um Autun, in welchen das Hirten- volk der Insubrer auf den Höhen, die Aulerker an derLoire und die Ambarren an der Saone wohnten ; danu die Gegend um Lyon, und die

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Aegadische Aegäon.

Segusianer im Quellgebiet der Loire, die Bojer im Nivernois um Nevers und die Mandubier anden Quellen der Yonne, im Morvangebirg und im Auxois, d. h. der degend um Auxorre. Im Osten an der Saone grenzten die Aeduer an die Sequa- ner, mit denen sie zu Ariovists und Cäsars Zeiten in Streit lebten, was die Einmischung dieser beiden in die innern Angelegenheiten Mit- telgalliens, sowie die Niederlage Ariovists wie der Aeduer zur Folge hatte; im Westen jenseits der Berge, welche die Loire vom Allier schei- den, grenzten die Aeduer an die Au- vergne, das Bourbonnais und das Berri (vergl.alle diese Namen). Die Aeduer stellten gleich den an- dern mittelgallischen Völkern ihr Contingent zu dem Zuge des Bello- ves nach Italien, und liessen sich bei Mailand nieder, wo jedoch der Sammelname Asduer nicht mehr vor- kommt, sondern nur der der Insubrer, weil in-Italien die Eidgenossenschaft nicht fortdauerte.

Aegadische Inseln, sechs Inseln an der Westspitze Siciliens; aegad zu deutsch Wassergegend von oiche Wasser und iath Gegend.

Aegälsches Meer, zu deutsch tiefes Wasser, vom gälischen aig- kein, kymbrisch aigeann, zusam- mengosetzt aus aighe hoch oder tief, je nach dem Standpunkte, und ean Wasser.

Aegäon, der Sohn des Himmels und der Erde, oder des Uranos und der Gäa, mit 50 Köpfen und 100 Händen; er hiess auch Briareus

Aegelsee Aegina.

(bwrr gross und eus Mann) und war so stark, dass sogar Juno, Nep- tun und Minerva, die einmal den Ju- piter binden wollten, vorihm zurück- schreckten, als ihn Thetis herbeirief. Der Name y-gä-on bedeutet der- Erd-mann. ist das deutsche Gau, aspirirt für das keltische ug.

Aegelsee nächst Dogern bei Waldshut am Oberrhein; Aeogel- bach bei Bohlingen nächst Radolf- zell, vom gäl. aigiol, aigeal Thal- wasser, Sumpfthal und dies von aighe hoch und tief, also Berg wie Thal und gio? Wasser (daher Gille am Oberrhein, was aber jetzt blos noch für Jauche gebraucht wird. Jauche ist ebenfalls keltisch und kommt vonoiche, was gleicherweise Wasser bedeutet).

Aegerl, alt Agire, am Aegerisee in der Schweiz, vom gäl. oiche (oder uisge) Wasser und ri Haus; also Seehausen oder Wasserhausen.

Aeglaleus, Seemann, Meermann, gräcisirt aus dem keltischen aigeal Moerestiefe, oder Meer und eis Mann.

Aegina, auch Egins, Engia, Insel mit gleichnamiger Stadt in der Nähe Athens, alt Oenone; letzteres war angeblich der Name einer Tochter des Asopus, welche dem Zeus hier den Asacus, einen der Höllenrichter (aiklug, aigh hoch, eus Mann) gebar. Der Name der Insel kommt von ige, inghe Insel und ean Wasser; Oe- none, von in, innis Insel und ean Wasser; der Name der Stadt Aegina dagegen von aigeann Meer, Okean und nae Leute, Seeleute; denn als solche stellten die Asginsten in der

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Aegisthus.

Schlacht bei Salamis gegen die Perser mehr Schiffe als selbst die Athener. Aegisthus oderAigisthos, ein Sohn des Thyestes aus dessen Um- gang mit Pelopia, seiner eigenen Tochter, die ihn jedoch aussötzen liess, worauf er von Hirten mit Zie- genmilch ernährt und’ aufgezogen wurde. Daher sein Name von aigis Ziege oder Gaise (Gais ist die brei- tere Form für gis, Zig die versetzte) und us, tis, thuid, thad, teod,thuad, tuath, tis, tuis, dos, u. 8. w. lauter Formen, die Fürst oder auch blos Mann bedeuten. Aegisthus ermor- dete seinen Oheim Atreus, wurde König von Mykene (Feidland von magh, Feld und nae Leute), darauf aber von Agamemnon, des Atreus Sohn, wieder vertrieben. Als letz- terer vor Troja gezogen war, ver- führte er dessen Frau Klytemnestra und ermordete den Agamemnon nach seiner Rückkehr, worauf er selbst acht Jahre später von Orestes, des letztern Sohn, getödtet wurde. Ore- stes ermordete aber auch seine Mut- ter Klytemnestra, und wurde darüber wahnsinnig, oder von den Eumeni- den gepeinigt. Um von seiner Qual loszukommen, zog er mit seinem Freunde Pylades nach Taurus (Krim), um das heilige Bild der Ar- temis oder Diana zu holen; dort gefangen genommen sollte er mit Pylades der wilden Göttin ge opfert werden. Aber die Priesterin Iphigenia erkannte ihn als ihren Bruder, entwendete das Bild, und alle drei ontkamen glücklich nach

Aegos Aeolier.

Argos, wo dann Orestes Herrscher wurde.

Aegos-potamos, d.h. Fluss Ae- gos; letzteres wieder gleich Fluss vom keltischen ach, oiche, aches Bach; er fliesst in das Marmormeer oder in die Propontis, das heisst den Vorpontus.

Aegypter, zu deutsch Thallands- bewohner. Im Keltischen bedeutet aigiol Thalgrund; Stammsylbe ist aigh hoch oder tief, je nach dem Standpunkte; ibh bedeutet Gegend, Landschaft und dae Leute. Aogyp- ten steht darnach gleich Nilthal, oder Mizramm (vergl. dieses). Es zerfällt in Ober- und Unterägypten ;letzteres wurde, nachdem Oberägypten schon seit Jahrtausenden bewohnt gewesen, erst durch den Schlamm des Nils all- mälig angesetzt und colonisirt. Ober- ägypten hiess bei den Alten Patros oder Thebais, bei den Arabern Said oder Siut und Unterägypten Rif; letzteres wohl gleich dem lat. ripa Uferland, und Said versetzt für Deas Süden. (Ueber Patros vergl. diesen Art.) Die alten Aegypter ge- hörten zum schwarzen, oder schwarz- braunen aethiopischen Stamme, wur- den aber schon in ältester Zeit von weissen Stämmen unterjocht, so dass nur das Landvolk, die heutigen Kop- ten, braun blieben.

Aelen oder Elen, franz. Aigle; oberhalb des Genfersees gegen Wal- lis zu im Waadtlande, dabei die grosse Saline Bex. Aigh bedeutet kelt. hoch, Zle oder lon Stätte.

Aeoller, der einst mächtigste griechische Stamm; sein erster nach-

Deutsch-kelt. Wörterbuch.

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Aeolus Aequer.

weisbarer Wohnsitz war Thessalien, von wo er sich allmälig gegen Sü- den und auch nach Kleinasien aus- breitete. Die Acolier stammen an- geblich von Aeolus, dem Gott der Winde (vergl. diesen). In Wirklich- keit bedeutet aigiol Thalland; denn ein solches ist Thessalien, allerdings eingeschlossen von den hohen Fel- sengebirgen desPindus (pen oder beinn) und Olymp (versetzt für al- beinn hoher Berg). Drei Viertheile der Griechen bestanden aus Aeoliern, so dieEuböer, Böotier, Eleer, Aoto- lier, Korinther, Achaier, Arkadier und Argiver; ihre Mundart stand demPelasgisch-Asiatischen am näch- sten. Als Fremdlinge in Griechen- land hiessen sie auch Hellenen (aile-an fremder Mann gleich Ale- man), hebräisch elis-cho, elis-cha, Adjectivform, fremdischer, von ail- eis fremd-Mann. Nach dieser Erklä- rung sind Hellen und aio/-eis gleich- bedeutend. Das o in Aeol kommt daher, weil ail auch al, ol, u! und aio] lautete. Auf die Vokale kommt es in den alten Sprachen überhaupt nicht an. Durch die Dorer verdrängt, zog von den Aeoliern, namentlich von Argos aus unter den Nachkom- men Agamemnons, 60 Jahre nach dem trojanischen Kriege (1120 vor Chr.) die erste griechische Colonie nach Kleinasien an den Hollespont und Hermus.

Aeolus, zu deutsch Windmann, vom gälischen aile Wind und eis Mann.

Aequer, ein Völkchen in Mittel- italien, östlich von Rom in den Ab-

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Aerò Aerschot.

ruzzen, daher der Name von aigh Höhe, Berg, aighui Bergbewohner. Die Aequer wurden zu den ältesten Stämmen Mittelitaliens gerechnet, gleich den Aurunkern, deren Name dasselbe bedeutet von gor, or Berg, an, ank, Mann; sie wurdenwie alle die kleinen Völker Italiens von den Römern besiegt und romanisirt. Ihre Grenznachbarn waren westlich dieLa- tiner, nördlich die Sabiner, südlich die Herniker und östlich die Marser, Na- men, welche mit Ausnahme der Lati- ner Wald- oder Bergvolk bedeuten.

Aerö, Insel in der Ostsee, etwas östlich von Alsen; sie gehörte frü- her zu Fühnen und stand deshalb unter dem Bischofe von Odensee; dann wurde sie zu Schleswig ge- rechnet, ist aber seit dem letzten Kriege wieder davon getrennt wor- den. Der Name der Insel lautet auch Arr-oe, er bedeutet Insel (oe, ey)des Herrn oder Fürsten von earr, was im Keltischen diese Bedeutung hat. Der Herr war der Bischof von Oden- see auf Fühnen, und vor ihm der Fürst, welcher daselbst seinen Sitz hatte; dieser könnte Odin gewesen sein, denn Odin soll Odensee ge- gründet haben. Leider bedeutet aber dieser Ortsname blos Seestadt von aidhe Ort, aidhean kleiner Ort (Athen, Eden, Aden, Udine) und sea See. Auch Odin bedeutet weiter nichts alsHerr oder Mann von duin, don, din, also ebensoviel wie earr.

Aerschot oder Arschot, wallo- nisch ascot, ein Städtchen in Bra- bant an der Demmer, alt Arscoten. Coten bedeutet kleiner Wald von

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Aesar.

coed, dem.coidean. Ars istzusam- mengezogen aus Aras, Ort, Wohn- ort, Arscoten also Waldort. Nörd- lich von Arscot liegt eine sumpfige Waldgegend; daran Oisterwyck, Walddorf von uast Wald und wigh Dorf und Westerloo, von Oister, uast-er, grosserWald, und Ile Stätte.

Aesar bedeutet Gott, Götter, Asen, nordisch Aesir, und zwar nicht blos im Altdeutschen, sondern auch im Gälischen und Etrurischen, Assy- rischen, Persischen, Indischen und Aegyptischeon. Der Name kann aus dem letzteren Lande stammen, weil daselbst Osiris vorzugsweise verehrt wurde. Osiris war aber der Nilgott, oder der Wassermann von ais- oder as, uisge Wasser und air Mann. In den assyrischen Fürsten- titeln kommt aesar häufig vor, als Nebucadn-ezar, Asar-Haddon, Na- bopol-assar, Sar-ezer, Salman-assar. (vergl. Assyrien). ° Im Persischen bedeutet dagegen Azar oder Azer, altpersisch atarc, im Zend atar, s0- viel als Feuer, Feuergott; im Syri- schen ist sor die Sonne, und endlich im Altkeltischen y-tor der Edelmann, y-torc der Fürst. Letztere Form könnte aus eisMann und earg Was- ser entstanden sein, so dass man wie- der auf os-air Osiris kommt. Thor, der Donnergott bei den Nordmannen, war zugleich derRegenspender. Thor aber ist der älteste, ursprünglich ein- zige Gott der nordischen Urvölker. Bei den Indern war Varuna, der oberste Gott des Himmels, auch Was- sergott, weil die Wolken als Him- melsgewässer angesehen wurden,

Aesis Aetolien.

Varuna steht gleich bior-an Wasser- mann. Seine Nebengötter waren die Asuren; ais-air Wasserleute, und damit stehen wir wieder bei Osiris (vergl. Indische Götter).

Aesis, Fluss in Umbrien; er hiess auch Esis und Essi von es, ais, eas Wasser. Daher auch der Flussname Auser, grosses Wasser, von ais-er.

Aethiopen, griechischer Name für die aus Negern und Weissen ge- mischten Mulattenvölker im südli- chen Vorderasien und nördlichen Afrıka. Der keltische und hebräi- sche Name für diese Völker ist ge- wöhnlich Kusch, Kuschiten, Kossäer, Kissier, oder Habesch u. dergl., Na- men, die der Bedeutung nach indess von Aethiops abweichen; denn wäh- rend letzteres ein sonnverbranntes Gesicht anzeigt, von aith heiss, lat. aestus Hitze, aestasSommer und ops Gesicht, so bedeutet Kusch von coed Wald und Habesch von pus Busch, ein Waldvolk.

Aetolien, Hochgebirgsland von aith hoch, tul, to} steiler Borg und ia Land; die Anfangssylbe ge kann auch blos der kymbrische Artikel sein, und fol für dail Thal stehen, dann wäre es Thalland oder auch Hochthalland; mit Aeoliern ist es nicht gleichbedeutend, denn dieses Wort bedeutet Fremdlinge. Aoto- lien liegt auf der West- und Süd- seite des hohen Pindusgebirges (pen- ais Berg-hoch gleich Apenninen, penninische Alpen). Die Aetolier gehörten dem Aeolischen, d. h. dem aus Norden eingewanderten, oder dem hellenischen Stamme (aile-an

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Aetsinisbach Asetti.

fremder Mann) an, während die Do- rer im Walddickicht des Pindus und Parnass (doire Walddickicht, gleich Thüringern) den zurückgedrängten Urbewohnern oder den Griechen (creagh - ui Felsengebirgsbewoh- nern) beizuzählen sind.

Aetsinisbach, alter Bachname im Elsas, von aith Höhe und tain Was- ser, also Borgwasser.

Aettenbühl am Geissberg bei Villingen auf dem Schwarzwalde, vom gäl. aithin, Verkleinerung von aith Höhe; also soviel als Bühel, Buckel, keltisch bDuach, Geissberg von caid, cais Berg.

Aetti, der Alte, der Vater. Die- ser Ausdruck ist in der Schweiz und im rheinischen Oberlande noch über- all üblich, altdeutsch Atto oder blos Att. Im Keltischen bedeutet ath- air, alter Mann oder hoher Mann, soviel als Vater, die Mutter dagegen war die gute Frau, Dodo von doi gut und dee Frau. Auch für den Grossvater hört man in Süddeutsch- land noch den keltischen Namen Däde, ebenfalls von doigut und dae Mann; denn dae bedeutet ebenso- wohl Mann wie Frau, wie unser Leute, ein Wort, das übrigens ebenfalls kel- tisch ist und arme, geringe, kleine Leute bezeichnet, von /i klein und dae Leute, daher die alte ursprüngli- che FormZidi, schweizerisch Lüte.— In Oberdeutschland sind noch eine Menge altkeltischer Ausdrücke in UVebung, die man anderwärts nicht mehr kennt, z.:B.: massleidig (einer Sache überdrüssig), gälisch mess- ladh; ser Wunde, im Gegensatz

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Afers Affenthal.

zu unversehrt von saor, gälisch Schmerz, Weh; im Nibelungenlied kommt das Wort ser in diesem Sinne öfter vor.

Afers, Dorf bei Brixen, desgl. in Graubünden und im Vorarlberg vom gäl. abh Fluss und aras Wohnort.

Affen, keltisch ab, apa, plural apan, griechisch Habbanes. Die Chinesen wollen wissen, dass die blonde oder rothhaarige Race von den Affen abstamme. Die tübetanischen Khiang behaupten dies von sich selbst und sind stolz darauf. Heute noch heisst darum der mittlere Theil Tübets Affenland. Die buddhisti- schen Bücher geben an, dass die Bewohner des Landes von dem gros- son Affen Sarr-metschin und seiner Frau Raktcha abstammten. Sarbe- deutet keltisch gross, tor Herr, Fürst. Metschin erinnert an Meschia und Meschiane, die ersten Menschen nach der altpersischen Sage. Rakt- cha ist eine weibliche Form für rac, righ, rex, König. Auch die Inder erzählen von dem Affenkönige Ha- numan, der auf dem Himalaya die Winde regierte, und mit einemgros- sen Heer dem Rama zu Hülfe kam, als er Ceylon erobern wollte. Im Innern Tübets sollen die Menschen in der That auch heute noch den Affen sehr ähnlich sehen; das kel- tische ad, apa, deutsch Affe, ist das- selbe Wort wie Aba, Aa, Offa, Ufo Vater, was in Jupiter (Genitiv Jovis) und Japhet wiederkehrt, sowie in unserem Papa.

Affenthal, Dorf bei Bühl in der Ortenau, ineinem Thale des mittleren

Affoldern.

Schwarzwaldes, wo vorzüglicher ro- ther Wein wächst. Affen- kommt entweder von aoibh Bauernhof, De- minutiv aoibhan, oder aoibhin, oder von abhan kleines Wasser. Affoldern, Affoltern, alt Af- feltra, Affeltren,Affoldirn, Affalterum, häufig vorkommender Ortsname; 80 an der Edder im Waldeckschen, wo noch spät die Landgerichte gehalten wurden, während die Halsgerichte schon im 16. Jahrhundert nach dem Schlosse Waldeck verlegt wurden. Es gehörte übrigens in alter Zeitzum fränkischen Hossengau. Ein an- deres Affoltern liegt bei Landau an der rheinischen Haard im Lutrams- forste, wo ebenfalls eine Maalstätte war; deshalb hat man den Namen mit Foltern der zur Richtstätte Ge- führten in Verbindung gebracht, ja sogar mit Apollo, der hier verehrt worden sei, weil man in der Nähe vom zweitgenanuten Orte einige alte Götterbilder fand. Bei Marbach in Würtemberg fliesst ein Affol- terbach, desgleichen liegt nächst Nürnberg an der Schwarzach ein Ort dieses Namens, dann ein Af- foltrabach im Feilenforste bei Scheyern in der Donaumarch in Bayern; weiter ein Abfalters- bach bei Innichen in der Gelau, einer Gegend im Pusterthale, und endlich ein Wolfoltes-Affal- terum bei Zürich, welches jetzt ebenfalls blos Affoltern geschrieben wird. Aus den letztgenannten For- men ergibt sich die Bedeutung des Wortes: Abhist Wasser, aldPferch, Einfriedigung und dear gross; also

Afghanen.

grosser, eingefriedigter Platz an ei- nem Bache, sei es für das Vieh, sei es zur Abhaltung von Gerichtsver- handlungen. Affalterum hat noch den Zusatz om Haus, und Wolfoltes- Affalterum zeigt den Eigenthümer des Viehpferchs an, einen Wolfholt, oder Diener des Wolf, von giolla Diener. Die Pferche mussten des Tränkens halber an Bächen angelegt werden. Afghanen. Die Bewohner des Ge- birgslandes zwischen Persien und Indien, mit den Hauptorten Kabul und Kandahar; letzteres bedeutet grosse Burg von ganBurg und dear gross, Kabul oder Kabal steht gleich gobhail, cmwb-aill Pächterhaus. Die Afghanen sind nicht die ersten bekannten Bewohner des Landes, sondern ein kriegerisches Berg- und Waldvolk, welches vom Hindukusch herüber kam und die früheren Be- wohner des Landes, die Tadschi und die Hindki unterjochte. Tad- schi ist die Bezeichnung für Werk- lete, Hindki wohl für Acker- bauern, ersteres von daid Werk (dai- disk Adjectivform), letzteres von cain, chain ebenes Land, Feld oder gleich den Indern von ean Wasser. In der Bucharei heisst das gewerb- treibendeVolkebenfalls Tadschiks, in Etrurien Toisken, Tusken, in Palästina waren die Chanan die Ackerbauern. Was die afghanischen Eroberer betrifft, so theilen sie sich in mehrere Stämme, die unter sich oft in Fehde leben; die mächtigsten derselben sinddie Duranis unddie Gildschih oder Ghildjies; beide Namen bedeuten Waldvolk, der erste

U

Afrika.

von doir-an Wealädickicht- Mann (Thüringer), der andere von coille Wald und dae Leute. Der Name Afghan bezeichnet einen Waldstamm von aibh Geschlecht, Stamm und ghan, ghun, gundWald. Ihre Spra- che heisst Puschtuh, was sich wiederum auf Wald(pus, bois Busch) und dw Land bezieht. Hoerodot nannte die Afghanen Pactyer, sie selbst nennen sich Pakhtun oder Pashtun; letzteres ist wieder s0- viel als bois Busch; tun, duin da- gegen gleich Mann, also Waldmann. Paktui kommt endlich von buach Bergrücken und dae Leute, also Bergbewohner. Die einzelnen Ge- birgsnamen in Afghanistan sindnicht minder leicht aus dem Keltischen zu erklären, z.B. Solimangebirg, von io! steil und maonBerg, es bil- det den steilen Abfall des Landes gegen den Indus; nördlich davon bis zum Hindukusch zieht sich das Kheyber-Gebirg mit dem be- rühmten Passe, in welchem 1841 eine englische Armes von den Afgha- nen vernichtet wurde; keab bedeu- tet Bergkopf und ar gross; westlich an diese Gebirgsränder lehnen sich die Hochflächen der Kaker von coicheHöhe und air Leute, und von Ghur oder Ghorat (gor, chor, or Berg, und ghor-at von iath Berg- gegend).

Afrika liegt dem ursprünglichen Sitze der keltischen Völker gegen Abend, wo die Sonne in die Nacht der Unterwelt versinkt, um unter der Erde hindurch des andern Morgens gereinigt wieder aufzugehen. Dies

Agamemnon.

die Auffassung der Urvölker. Nun bedeutet im Keltischen {ar Westen oder Abend, auch Dunkelheit, ibnh Gegend, daher griechisch Er-eb-os Nacht, Finsterniss, Unterwelt. Im Arabischen lautet dieselbe Form arab, oder rrarab, hebräisch ereb; das b scharf ausgesprochen araf, arf, versetzt afr und daran die Ad- jectivendung ic, oder wenn man will ighe Insel, erhält man Africa, das Abendliche, die Abendinsel oder das Land der Hesperiden (von Hes- perus Abend). Je näher man Afrika kennen lernte, desto weiter wurden die Hesperiden nach Westen ge- rückt, bis sie endlich im Atlanti- schen Ocean verschwanden. Mit der Insel Creta, westlich von Syrien, wohin die Europa auf einem Stier getragen wurde, verhält es sich ähnlich. (vergl. Europa.) Agamemnon, der Führer der Griechen im trojanischen Kriege, König des argolischen Gaues Mykene (Feldland von magh Feld). Aga- memnon bedeutet hoher Mann von aighe hoch, gross, und amhain Mann. Der Name Memnon kommt auch in Aegypten und Susistan vor, und mag eine von den Aethiopen abgeänderte Form für amhain sein ; denn nach Argolis kamen zu ver- schiedenen Zeiten aegyptische oder libysche Colonien, so unter Inachus 1800 vor Chr. Agamemnon war von hohem Wuchs gleich dem Ha- gen in den Nibelungen ; sein Bruder Men-el-aus bedeutet dasselbe, von moin gross, el hoch und eus Mann, er war König von Lakedai-

22 Aganippe Agathyrsen.

monia, welches ebenfalls zu Argolis gehörte, deshalb heissen die Grie- chen vor Troja bei Homer gewöhn- lich Argiver, weil sie den grössten Theil der Mannschaft gestellt hatten.

Aganippe, Wassernymphe auf dem Berge Helikon in Böotien. Das Wasser ihrer Quelle, die durch den Hufschlag des Pegasus entstanden war, begeisterte die Dichter; der Name bedeutet heilige Wasser-Fee, von oiche Wasser, neamh heilig (oder naf' Schöpfer, noib Himmel), und be Fee.

Agathyrsen, ein unter den Sky- then häufig genanntes Volk, das bald in Siebenbürgen aufgeführt wird, bald am Ural, bald am Imaus, in der Bucharei an den waldigen Abhängen Hochasiens. Daraus, wie aus dem Namen selbst dürfte sich ergeben, dass darunter gleich den Thüöringern kein besonderer Volks- stamm, sondern nur Wald- oder Gebirgsbewohner zu verstehen sind, von aighe hoch, doire Wald- Dickicht und dae Leute. Im Ural

‚wandelte sich der Name Agathyr-

sen in Akatziren um; letzteres war ein hunnisches Volk. Eine andere Erklärung ergäbe sich, wenn man Thyrsen als gleichbedeutend mit Thursen, der altnordischen Be- zeichnung für angeblich blut- dürstende (thuars Durst) Riesen auffasste, und Aka, Aga, hunnisch- türkische Bezeichnung für Führer, damit verbände. Diese mythische Bezeichnung hat aber schon darum keinen Sinn, weil es keine solche Riesen gab, und Thursen, von doir-

Agde Agelaus.

dae, ursprünglich ebenfalls nur Waldleute bedeuten, die blos durch die Furcht in Riesen umgewandelt wurden. Von den Basch-kiren (pis, boisbusk, busch,Waldundair Mann), den Abkömmlingen der Agathyrsen, wird allerdings erzählt, sie seien Blutsäufer, und damit fallen sie mit den Androphagen, oder Menschen- fressern zusammen, welche Herodot neben den Melangchlainen, Schwarz- häuten, in schwarze Pelze Gokleide- ten im Skythenlande nördlich von den Agathyrsen und Neuriern auf- führt. Die Agathyrsen in Thra- cien, oder Siebenbürgen bemalten sich ihre Körper, wie die Thraken oder die noch nördlicher wobnenden Harier oder Goralen in den Kar- pathen. Die thrakischen Agathyr- sen hiessen auch blos Trausen, ver- setzt für Tyrsen. Als Waldleute, sagt die Mythe, war ihr Stammvater Agathyrsus ein Bruder des Skythes. Einer ihrer Könige heisst bei Hero- dot Spargapithes, König des Berg- volkes, von bwr, bar, barg Berg, aibh Geschlecht und tes, tuis Fürst. Statt Dar Berg kann man auch ber oder yspar Speer annehmen, dann war er der Anführer der Lanzen- knechte.

Agde, Stadt in Frankreich, lat. Agatha, gälisch aighe Hügel und dae oder fae Haus, also Berg- hausen.

Agder, eine Landschaft in Nor- wegen, von aighe Höhe und dear gross, Hoch-Gebirgsland.

Agelaus, derselbe Name wie Achilleus, nur mundartlich anders

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Agemont Agen.

ausgesprochen (aichil behend und eus, aos Mann); der Name kommt im Alterthume öfter vor, einmal als Sohn des Herkules und der Om- phale, Ahn des Crösus; dann als Bruder des Meleager (mael Berg, aigh hoch, air Mann), geblieben in der Schlacht der Kalydonier (star- ken oder Felsen- Männer, von yal Kraft oder Fels und duin Mann) gegen die Kureten oder Kreter (Städtebewohner von caer Stadt und dae Leute), die um den Kopf des kalydonischen Ebers geschlagen wurde; endlich hiess ein Diener des Priamos flinker Mann ; derselbe setzte den Paris auf dem Ida aus (aith Höhe und Bar-eis Berg-mann), wo derselbe von einer Bärin gesäugt wurde.

Agemont, in den Niederlanden, und Agimont in Nord-Frankreich, Bergvesten, vom gäl. aighe Höhe. Mont ist die Uebersetzung von aighe.

Agen, latinisirt Aginnum,an der Garonne im Lande der alten Nitio- brigen oder Antobrogen. Agen be- deutet die Burg, a ist der Artikel und gan bedeutet Veste; es war eine keltische Grenzveste gegen die Aquitanen. Nitiobriga ist Wasser- burg von naoth nass und brig, brog Burg; Antobriga ist dasselbe von ean Wasser, es liegt nämlich wie bemerkt an der Garonne. Aginnum kann auch als Bergburg erklärt wer- den, von a Berg; es kommt auf die Lage an, auch gab esderen mehrere. Morginnum, eine andere altkel- tische Burg in Frankreich, ist ent- weder grosse Burg von mawr gross,

Agenor Agesilaus.

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Agger Agilolfinger.

oder Bergburg von mar, mor Berg, | als er irrthümlich glaubte, letzterer

gleich Marburg in Hessen.

Agenor, der angebliche Stamm- vater der Phönikier, soll erst Chas geheissen haben, d. h. Mann aus Cha oder Canaan, sein Bruder Bei Isiris oder Osiris gewesen. Beide Namen bedeuten Seemann von aigheann Meer, Meerestiefe (wo- her Okean und Aegäisches Meer) und air, oir, or Mann; Osiris von ais Wasser, ar gross und eis Mann. Die Phöniken gehörten zum grossen Cananitischen Volke, sie bewohnten das Niederland (Chna) an der Sy- rischen Küste, und wurden hier Seeleute. Phoiniken bedeutet Seeleute, von buinne, fuinne Wasser, Meer; ik ist Adjectivendung, die Meerlichen. Agenor soll von Belus abstammen (bial-eis Wassermann), der dann wieder mit Neptun (näb Schiff, duin Mann) für eine Person erklärt wird; sein Bruder sei Danaus (tain Wasser und eis Mann) gewesen, der aus Aegypten kam; seine Mutter war Libye, eine Libyerin (/ua-bi kleines Wasser, die libysche Syrte).

Agesilaus, König von Sparta, unterstützte 400 vor Chr. den Ae- gypterkönig Tachyg gegen die Per- ser; er war sehr tapfer, aber unan- sehnlich vonGestalt, daher sein Name aigh (deutsch Hagen im Nibelun- genliede) hoch, stark, suail klein und eus Mann. Ohne suail lautet der Name Aogeus, indess kann aeg auch von oiche Wasser herkommen, denn Aegeus, Vater des Theseus, stürzte sich in das (ägäische) Meer,

sei auf seinem Zuge nach Crets um- gekommen.

Agger (Giessbach) vergl. Acher.

Agllolfinger, latinisirt Heilol- vingus, Name der von den Franken in Baiern eingesetzten und schliess- lich wieder abgesetzten Herzogs- familie; sie scheint aus Franken zu stammen. Noch im achten Jahr- hundert war ein Agilolfinger Bischof von Tour in Gallien, er hiess Wic- terb, starb 756 und wird ein Bau- joarius, genere Heilolvingus ge- nannt. aill bedeutet im Kelti- schen Erbpächter, Lehenbauer, ail dagegen adelich (letzteres wird hierher passen), desgleichen eaig, daher alcuin, alduin Edelmann, von duine kymbr. Mann. Alcun ist oberster Hauptmann, von al, o? hoch, und cin, cun (cinna) Hauptmann; statt duine steht auch bean; darmach bedeutet ail-ol- bean oder ail-al-duine adelicher hoher Mann, oder Anführer; der Name Alban bedeutet dasselbe mit Weglassung der ersten Sylbe ail edel. Will man statt ai die Form agil festhalten, von aichill behend, tapfer (Achilleus schneller Mann), so entsteht für Agil-olfing der Sinn behender, hoher Mann. Der erste bekannte Agilolfinger hiess Garibald (etwa 554—595). Pau- lus Diaconus in seiner longobar- dischen Geschichte nennt ihn rex, or war aber blos ein Dienstmann der fränkischen Könige, was auch der Name Garibald andeutet; denn Bald, Wald kommt von gioll, gold, galt

Agilolfinger.

(Mangold) Diener, und Gari von earc Herr, Fürst, mit versetztem c. Gari- balds Nachfolger war Tassilo I. von 595—609; tas von dus, Luis, tuath, Duais Fürst, und il gross; dann Garibald II Tassilos Sohn von 609— 640. Zu des letztern Zeit kamen die keltischen Missionare Eustasius und Agilus im Auftrag des Frankenkönigs nach Baiern, um das Christenthum einzuführen; damals wurden den Baiern auch die leges Bajuvariorum von den Franken ge- geben, nicht von Herzog Tassilo selbst. Nun folgte Theouo I (von tuath Fürst) des vorigen Sohn 640—680. Zu dessen Zeit kam der heilige Emmeran, ebenfalls ein Gallier, nach Baiern. Theodo II Vetter des ersten, von 680—702. Unter ihm erschien der heilige Ru- pertus aus dem Geschlechte der nachherigen Grafen von Sponheim, alsowohl ein Deutscher ;denn nach- dem durch die keltischen Missionare der keltische Theil der Bevölkerung christianisirt war, wozu schon in römischen Zeiten der Anfang ge- macht worden, mussten, um die Deutschen zu gewinnen, schliesslich auch deutsche Apostel ausgesandt werden, weil man den deutschen Volkstheil nur in derjenigen Sprache gewinnen konnte, welche derselbe verstand. Zu Theodos II Zeiten zerfiel Baiern in vier Theile, deren Hauptorte folgende waren: Be- gensburg, wo derselbe Theodo II residirte, Botzen, wo Theodebert (Sohn des Theodo, denn bert be- deutet keltisch Sohn) seinen Sitz

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Agilolfinger.

hatte, Freissing, mit Grimoald (Gottesdiener von cruimh Gott und giolla Diener) und Passau, mit Theobald (Diener des Theod, von iuath Fürst und uald, bald, wald, gald, giolla Diener). Zu dieser Zeit erschien der heilige Corbinian, wohl wieder ein Kelte. Hugibert (Sohn des oghan oder ughon, d.h. des jungen Mannes, Jünglings, uca Jungfrau, oder wenn man Hugi für Ego, Ecco, Egon nehmen will, Sohn des Reiters von each, ech Pford und ae, o oder an Mann, zusammen eachan Pferdemann, Reitersmann). Unter ihm 725 —735 war Baiern wieder vereint. Allerlei Geschichten von einer Plectrud Mutter und Bilitrud Tochter, von geraubten Schätzen und entführten Princessinnen werden aus seiner Zeit erzählt. Zruadh bedeutet arm, elend, gemein, bäuerlich, bill klein, woraus im lat. filius, filia Sohn, Tochter wurde. Plec von blagh Prahlerei, b/agarim prahlen, gross- thun. Die altkeltischen Namen gingen auf die Deutschen über, ohne dass diese immer wussten, was sie bedeuteten. Plectrud ist so- viel als elende Schwätzerin. Unter Odilo, Utilo, Hugeberts Sohn oder Seitenverwandtem, erschien der Apo- stel Bonifaz; damals wurden die Klöster in Benedictbeuern, Tegern- see, Ober- und Niederaltaich, Dl- münster und Mondsee gestiftet. 743 fiel die Schlacht am Lech gegen die Hunnenmänner oder Aungaire, Hungarn vor, die beimVolke Schlacht im Feilenforst genannt wird. Odilo,

Agilolfinger.

Utilo steht gleich Attila, der grosse oder gute Alte (vergl. Otto). Tas- silo, der letzte Agilolfinger, Odilos Sohn (von 748-788) war ein eigen- sinniger, dabei geist- und muth- loser Mensch, der ungezogene Sohn des guten Alten; er wurde von sei- nen eigenen Leuten beim Kaiser verklagt, in Ingelheim verurtheilt, geschoren und erst nach St. Goar in ein Kloster gebracht, von da nach Jumiege (gemeticum Winter- ort) in Belgien; Prinz Theodo kam ins Kloster St. Maximin, eine Prin- cessin ins Kloster Chelles (ad Ca- las), eine andere in ein Kloster in Laon (ad Laudum); seine Gemahlin musste auch den Schleier nehmen, wo aber ist unbekannt, ebenso wo- hin Theodebert, ein anderer Sohn desselben kam. Von da an wurde Baiern über hundert Jahre eine blosse Provinz der Karolingischen Kaiserfamilie. Karl der Grosse kam 785 nach Regensburg und setzte einen seiner Verwandten, den Ge- rold als Statthalter ein; derselbe blieb 799 im Kampfe gegen die Avaren; ihm folgte Audulf, erst Gaugraf im Taubergau, während Gotram Graf in der Ostmark wurde. Lothar, Ludwigs des Frommen älte- ster Sohn erbielt 814 auch Baiern als Erbtheil; ihm folgte Ludwig, Lothars unmündiger Bruder von 817—825, dann Audolf als Statt- halter 819, dann Kisalhard als ju- dex publicus, diesem der in Sagen berühmte Herzog Ernst, Schwieger- vater des Prinzen Karlmann; er war von Lauffen am Neckar gebürtig,

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Agilolfinger.

wurde 861 gestürzt und starb 865. 831 wurde das Kloster Niedermän- ster gestiftet. Im Vertrag zu Verdun 843 fiel Baiern an Ludwig den Deutschen, der 876 starb; ihm folgte kraft der zu Hohenaltheim im Ries beschlossenen Theilung sein Sohn Karlmann als König in Baiern, wozu noch Pannonien, Kärn- ten, Böhmen und Mähren geschla- gen wurden, dazu nahm sich Karl- mann auch Italien. Er starb 889 und liegt begraben in Oetting. Sein Bruder Ludwig, als nachheriger Kaiser LudwigIll. erhielt dazu noch Franken und Sachsen, derselbe starb 832. Karlmanns zweiter Bruder, Carl der Dicke, wurde von 885 an Regent über ganz Deutsch- land und Frankreich; er setzte als Grafen der Ostmark den Arbo ein, und wurde selbst 887 entsetzt. Ihm folgte der natürliche Sohn Kaiser Ludwigs IIL. Arnulf, der von seinem Vater Kärnten erhalten hatte, er residirte zu Moosburg bei Klagen- furt und starb 849. Nun kam Arnulfs Sohn, Ludwig das Kind, an die Regierung, während die bai- rischen Angelegenheiten meist von Markgraf Luitpold und dem Bi- schof Adalbero von Augsburg ge- leitet wurden. Luitpold (alt Liut- bold) fiel in der grossen Ungar- schlacht 907; ihm folgte 911 Lud- wig als der letzte Carolinger; der Ungarn wegen wurde jetzt wieder ein eigenes Herzogthum Baiern errichtet; der erste dieser Herzoge war Arnulf, Luitpolds Sohn, der 937 starb. (Das Weitere gehört

Agimeere -- Agnes. in die speciell bairische schichte.)

Agimeere, Agmeer, ajmoer, Ad- jemir, Stadt in Vorderindien, im Ge- biet von Calcutta mit einer Festung auf einem Berge. Daher der Name acha-mir Wall-Berg oder adje- mir Stadt-Berg, letzteresvon ardhe Ort; mir, mar, mor bedeutet Berg.

Agley, oder Aglar, lat. Aquileja, alte Hauptstadt des Bisthums und der Grafschaft Friaul, war zu Rö- mer Zeiten so prächtig und volk- reich, dass sie das zweite Rom ge- nannt wurde. Etzel (Attila), der Hunnen- oder Ungarnkönig zer- störte sie 452 nach Chr. Sie liegt jetzt im friaulschen Littorale, eine halbe Stunde vom adriatischenMeere, früher an demselben. Name von oiche, ach Wasser lat. aqua, und Ile Stätte, Zle-ar grosse Stätte.

Agnes, altkeltischer Weiber-

name, von ogAh rein, oghni reine Tochter, Jungfrau,oghain Jüngling ; das angehängte s ist entweder blos Zischlaut, oder kommt von sia Weib, Fee her, um dem Namen eine heilige Bedeutung zu geben. Denn die Agnes war eine schöne, vor- nehme römische Jungfrau, welche angeblich unter Diocletian zum Feuertod verurtheilt, von den Flam- men aber verschont ward, weshalb sie dann durch das Schwert hin- gerichtet wurde. Ihr Sinnbild ist ein reines Lämmchen, lat. agnus. An ihrem Namenstage werden in Rom die Lämmer geweiht, aus deren Wolle die Pallien zur Investitur

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Agogna Agra.

Ge- | Eine andere Agnes ist die weisse

Frau,oder eine der weissen Frauen im Hause der Hohenzollern, eine Gräfin von Orlamünde, welche nach dem Tode ihres Gemahls (1293), um den Burggrafen von Nürnberg, Albrecht den Schönen ‚heirathen zu können, ihre beiden Kinder erster Ehe ermordete. Albrecht verliess sio aber dennoch, obwohl er gesagt hatte „wenn vier Augen nicht wären“, und Agnes starb in einem Gefäng- nisse zu Hof im Voigtlande.

Agogna, Ort und Fluss in der Lomellina im westlichen Theile der Lombardei, Name von gun Fluss, gun-nae Leute am Fluss, a ent- weder der Artikel, oder soviel als e klein, schmal.

Agosta, Stadt in Sicilien bei Catania, wird von Augusta) Stadt des Augustus abgeleitet; die rö- mische Eitelkeit liebte es, alte Städtenamen in römische umzu- wandeln, wenn die Aehnlichkeit der keltischen Formen dazu Anlass gab. Hier hiess der Ort ursprüng- lich wohl iosda, was einfach Wohn- ort bedeutet. Im Hessischen kommt die Form ios als Endung von Orts- namen häufig vor, z. B. Marjos, Bergort, oder grosser Ort.

Agra, alt Akbarabad, Stadt in Indien, gleich Acre in Syrien hoher fester Ort, von aighe hoch und ra Stätte. Agra gilt als Geburtsort des: Gottes Wischnu, indische Form

“für Wodan, des Mannes der Wissen- schaft, keltisch gwyddon oder gwydion, vom gälischen fod, kim-

neuer Bischöfe gewoben werden. | tisch gwydd, wissen. Unter dem

Agram Agrotingan.

Grossmogul $Akber (1556 1605) war Agra Mittelpunkt des indisch- mongolischen Reiches. Akbarabad bedeutet dasselbe was Agra, von aighe hoch, bar Berg und bod Hütte, Wohnstätte,

Agram, Hauptstadt von Croa- tien, kroatisch Zagor, ungarisch Zagrab; drei Formen, die dasselbe bedeuten; Ag-ram Bergwall von acha Wall, Veste, und ram, rann, Berg; Zagor von tae, ta, Isa Ort und or, hor, gor Berg, endlich grab, chrib, hrib ebenfalls Berg.

Agrotingau, alt Agrotingun, die Sand-Gegend um Meppen an der Ems in Niedersachsen; darin: Bokels an der Hase (alt Bokla grosser Viehpferch von bu Kuh, ca Pferch und :/ gross), der Ort wird auch Boda geschrieben, Viehort, Viehdorf von beo Vieh und da, du Dorf, Ort. Beckliti, Bückelte das- selbe mit dae Leute. Vennenalt Hvenni, oder Huuinne Waldwasser, von kui Holz und ean Wasser. Bersen, alt Bernsium, Wasser- burg von bioran klein Wasser und dion Burg. Apeldorn, alt Apul- derion, gross Wasserdorf, abA Wasser, i/ gross und fuaran Wohn- ort (duerion = Zwehren bei Kassel). Hillern an der Ems, alt Helerithi, Bachort von Z/yri Bach, dae Leute. Döhren, alt Derigun, Waldveste von doire Wald-Dickicht, und gan Burg. Hölte, Hallithi, Wasserleute von alt Wasser und dae Leute, an der Hase. Teglingen, Tethlingi, von teak Haus und lianag Wiese. Hlareshutun, jetzt Laer bei Hase-

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Arrotingau. lüen; Zaar heisst im gäl. Tenne, Dreschplatz. Alle diese wie die noch folgenden Orte liegen oder la- gen in dem Sand- und Haideland rings um Meppen, alt Meppia, am Einfluss der Hase in die Ems. Mep- pen, kleiner Hof, von bi, mi klein, und aoidh Gut (vergl. Iba, Uffhau- sen). Agrotingau bedeutet Haideland, Sandland von cruadh, griut Stein, Grand, das Deminutiv cruadhan, cruadhin kleines Stein- werk, Gries, Sand. Vrees an der Markaa, Grenzaha, alt Weres, d.h. bior-ais Wasserort.. Oldenoyte alt Holnidde, Bachort von a/t, dem. altean Bach und aidhe Ort, es liegt bei Frisoyt. Andorf alt anarupe, von ean Wasser und drubh Dort, an der Hase. Lastrup alt Laus- dorpe von /u-aith kleine Höhe, 08 liegt etwas hoch an einem Walde. Börger an der Ohe, alt Burgiun von buar Rindvieh, ka Hag und ion Ort. Börger gleich Viehleute von buar-air.. Freren, Östlich von Lingen, alt Friduren von /rith, fridd Wald, und ire Land oder air Leute; ur heisst sonst Grenze und Thal, was aber hier nicht passt. Lengerich, alt Legreke, kleiner Ort von li klein und graik Dort, dasselbe wie Lengerke. Lindern an der Ratte (rkidys Bach), alt lind- duri. Lind entweder von lann, lonn Ort oder von glinn Veste und aire Leute. Linthi von Zin Ort und dae Leute. BeideOrte könnten auch von lin Wiese abgeleitet werden. Werlle an der Südratte von bior- Ile Wasserstätte. Sögeln, alt Su-

Agsbach Agylla.

gila an der Nordratte von di, du klein, gl Bach und dae oder ae Leute. Hier wohnen die sog. Zögel- ter Fresen. Laden an der Ems alt Lodon, von /Zua Wasser und don, dun Ort, oder duine Leute. Klop- penburg, kleine Burg von c/o, cli Burg und bi klein. Borgstallum, Viehstall von buar Vieh, buaric junges Vieh, Diorach Füllen und ystal Stall; also eine Stuterei. Agsbach in Oesterreich, alt Accusabach, Achesbach oder Apach vom kimbrischen Aches Bach. Achsbach in Baiern ist desselben Ursprungs, ebenso Esch- bach, alt Ahsbach, desgleichen Asbach, wenn man letzteres nicht einfacher von ad Wasser herleiten will, was dann aber nicht mehr kimbrisch sondern gälisch ist. Die Kimbern sind später als die Gälen in Europa eingeräckt, und nahmen den letztern gegenüber dieselbe Stellung ein, wie später die Deut- schen gegenüber beiden. Die Kim- bern in Wales sind heute noch schwarzhaarig, die Gälen in Irland meist blond. Agylla, eine Stadt in Etrurien, von der Plinius erzählt, dass sie von den Pelasgern gebaut und be- nannt worden sei. Da Agylla vom gälischen keall, kell, Keller, Vor- Tathshaus oder auch Zeile herkommt, 50 gibt dies einen der mannich- fächen Belege, dass die Pelasger über das Meer oder durch Istrien und Friaul nach Italien gekommene Kelten waren; die zweite keltische Einwanderung unter Belloves und

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Ahab Ahas.

Brennus war ein Bücklauf aus Frankreich und kam über die west- lichen Alpen.

Ahab oder Achab, König von Israel von 918 bis 897 vor Chr,; er hatte die Jesabel, Tochter des Königs Ethbaal von Sidon zur Frau, führte den phönikischen Baals- dienst im Lande ein, wurde in einem Kriege mit Benhadad, König von Syrien, erschossen und seine Familie sodann unter Jehu, seinem Nach- folger, ausgerottet. Achab bedeutet hoher Vater, von aigh hoch und ab Vater; Jesabel, schlaues Weibchen von ai klug, sia Weib, auch Fee und di klein. Ethbaal, hoher Stein bezw. hoher Gott von aith hoch und bal Stein; Ben-hadad Sohn des Fürsten von ben, bin Sohn und fuath, thead Fürst; das dazwischen geschobene Aha ist der Artikel. Jehu kann eo sein, was gut bedeutet, denn er rottete an- geblich die Abgötterei wieder aus.

Ahas, Achas,griechisch A chis oder Agis, Name von Königen in Judäa und Sparta. Ein Ahas regierte in Juda von 741— 725 vor Chr.; er rief Tiglat-Pilesar gegen die Syrer und Israeliten zu Hülfe, und zog dadurch die Assyrer in das Land. Unter den spartanischen Königen mit Namen Agis schlug einer die athenische Flotte im Ver- ein mit Lysander bei Aogos-Pota- mos; ein zweiter fiel in einem Treffen gegen den Antipater, Statt- halter Alexanders bei Moegalopolis in Arkadien; ein dritter, welcher die alten strengen Sitten im Sparta

Ahasverus Ahna.

wiederherstellen wollte, wurde von seinem Oheim Agesilaos gefangen und hingerichtet. Die Namen Ahas, Achas, Agis bedeuten hoher Mann von aigh hoch und eis, is, as Mann.

Ahasverus, Titel, oder abgötti- sche Bezeichnung mehrerer im alten Testamente erwähnter Könige; der bekannteste darunter ist Artaxorxes, der Gemahl der Esther, König der Perser, der in Susa residirte. Ahas ist schon im vorangehenden Satze erklärt, veros kommt von for Fürst und eus Mann.

Ahlden, Ort nächst Lüneburg an der Mündung der alten Leine in die Aller, mit einem alten Schlosse, in welchem König Georg I von Eng- land seine Gemahlin Sophia Doro- thea wegen angeblicher Untreue über dreissig Jahre gefangen hielt; der Name bedeutet entweder grosse Burg von al-din oder Wasserburg von alt-din.

Ahmedabad, frühere Hauptstadt der Landschaft Gudjerate in Ostin- dien in der Nähe von Bombay. Name gleich Feldort, von maidj Feld und bad, bod Hütte, Wohnung, ah ist der Artikel; Gud jerat gleich Gross - Wald - Gegend von coed Wald, ar gros und iath Ge- gend. Ahmednagor, Stadt in derselben Gegend, bedeutet neue oder kleine Feldstadt, von maidj Feld, zua neu oder ni klein und caer Ort.

Ahna, Ane, ein Bach, der durch Kassel in die Fulda fliesst; der Name kommt vom gälischen an, ean

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Ahusen Abrgau.

Wasser; derselbe Name wie Inn, lat. oenus oder der Indus. Die Leute, welche an der Alıne, dem ältesten Theile von Kassel, wohn- ten, bildeten das Gericht auf der Ahna, das sich von da über From- mershausen, wo die Maalstätte war (bry, bro Bergfläche und mar gross) über Velmar (alt uilmare, grosse Feilme oder Getreidehütte); Weimar (Grossdorf gwighmar), Ihringshausen (irean kl. Feld oder Haus des Ihring), Wolfsanger, Sandershausen oder Sandrathshau- son, Harteshausen (alt Heroldeshu- sen) und Heckershausen erstreckte. Das Gericht auf der Ahne war ein Unterbezirk des grossen Kirch- ditmolder Sprengels. An letz- terem Orte (Diet-melle, Thiad mali) war die oberste Maalstätte des Vol- kes (tuath, thiad Volk, auch Fürst und mael, Maalstätte, flacher Hügel).

Ahnsen, in Hessen, alt Aden- oder Adhen-husen, vom gäl. aidhe Haus, deminutiv aidhean. Ebenso Adendorf bei Lüneburg.

Ahorn, Buch am Ahorn, d. h. am Berghorn von a, au Berg und Horn für cearn. Im Zillerthal in Tirol ebenfalls ein Ahorn. Finster- arhorn kommt vonar hoher Berg.

Ahrgau, an der Grenze des Mittel- und Niederrheines, auch Bonngau genannt, umfasste das Gebiet der Ahr, soweit es Thalform hat, während der obere Theil zur hohen Eifel gerechnet wird. Der Ahrgau gehörte zum Riflande, köl- nischen Sprengels, die Grenze gegen

Ahriman,

das Moseler Mayenfeld wurde durch die Wasserscheide zwischen Ahrund Mosel gebildet, von der hohen Acht bis zum Rhein bei Rheineck, das noch zum Mayengau gehörte. Der Ahrgau bildete ein kölnisches De- kanat; es liegen darin Breysig, Wal- dorf, Königsfeld und Blasweiler. Die Ahr hiess keltisch-latinisirt Obrin- ga von y- bryn -oiche, das Berg- wasser. Auch die Mosel hiess Ob- rınga, Bergwasser (vergl. diese), weil sie von Trier bis zum Maifeld sich durch Gebirgsland schlängelt. Der Name Bonngau kommt nicht von der Stadt Bonn, sondern von beann Berg, bedeutet also Berg- gau. Der Ort Breysig bedeutet Ort auf der Hochfläche von bri Berg und Hochfläche und tigh Ort; Biasweiler, kleiner Ort von bil klein und ais Ort.

Ahriman, das Princip oder der Gott des Bösen bei den alten Par- sen, welcher die ersten Menschen in Gestalt einer Schlange verführte, wie die heiligen Bücher der Parsen erzählen. Die Mythe von der Schlange ging während des Exils zu den Ju- den über, und wurde durch Esra sammt der ganzen persischen Schöpfungsgeschichte in das alte Testament gestellt. Später als der Gegensatz zum Jehovismus, näm- lich der Glaube an den Teufel bei den Juden in Uebung kam, wurde die Schlange mit demselben identi- ficirt, und dadurch Zoroasters Dua- lismus vollständig in die jüdische wie später in die christliche Lehre übergetragen. Ahriman bedeutet

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Ahriman,

soviel als Areus, Ares Kriegsmann, vom gälischen ar Schlacht, Ver- heerung, Pest, und man soviel als eis, das heisst Mann. Die Namen Arier, Armannen, Arimannen, Er- minen, Herminen, Hermionen, und wie die Formen alle lauten, bedeu- ten entweder Kriegsleute oder Berg- leute, denn ar bedeutet im Altkelti- schen nicht blos Krieg, sondern auch hoher Berg von «a Berg und er, ar hoch (vergl. Arier). Diese Namen haben, wenn auch sprach- lich derselben Wurzel wie der par- sische Ahriman, mit demselben in ethnologischer Beziehung nichts zu schaffen. Von Ahriman, par- sisch auch agro maynen (aigh- ar hoch==gross) heisst es im Zend Avesta, der parsisch-zoroastrischen Bibel: „Von Norden aus und allen Nordenden eilt Ahriman,Oberster der Dews, todschwanger, herbei. Bast- los durchstreift er die Welt, ver- heert und verwüstet, mordet und plagt.“ Nach diesem könnte Ah- riman mit seinen Dews (deus, Zeus, oder hier Teufel, Dämonen) als Füh- rer eines Stammes aus Turan ange- sehen werden, der, wie alle Noma- denhorden dieses Landes bis zum heutigen Tage, Raubzüge in das südlicher gelegene Iran oder Medien machte. In Zoroasters, oder Zara- duschtra’s Beligionssystem wurde Ahriman darum der Führer der Bö- sen genannt, wie bei den Slaven die Chundags, die Hunnen, oder bei den Indern die Raksasen und andere feindliche Völker. Der Name Agro- mainen fällt sprachlich zusammen

Ai Ajaccio.

mit Ugermannen, Ugern, Hunnen und mit Oger, dem bösen Riesen der germanischen Sage. Der Gegner Ah- rimansist Orm uzd,parsisch Ahuro- mazdao, zweimal hoher Mann, ein- mal von aigh hoch und air, oior Mann, und dann von mat, mas gross und dae Mann. Das Symbol Ahrimans bei den Parsen war der Schlangendrache, wie bei den Indern der A hi (echis, griech. die Schlange) und bei den Nordvölkern der Oe- gir. Auch bei den Chinesen spielt der Drache eine grosse Rolle, aber als Nationalsymbol, als Zeichen der kaiserlichen Würde; er bedeutet hier somit gerade das Gegentheil von Ahriman. China wurde von den Mongolen zu verschiedenen Zeiten erobert, die Mongolen bezw. die Hiungnus oder Hunnen reichten aber auch bis an die Grenzen Per- siens. War der Drache das Kriegs- zeichen der Hunnen, wie der Rabe oder Adler das der westlichern oder nordeuropäischen Völker, so muss- ten auch die Parsen den Drachen als Feind kennen lernen, und konn- ten ihn als solchen in ihren heili- gen Büchern als Urbild Ahrimans bezeichnen.

Al, Eine Hochebene bei Aalen in Würtemberg heisst Ai, vom gäl. ai, ua, o Gegend, Landschaft, Gau, Gay; letztere Form entspricht dem gäl. ai, wie gau dem gäl. ua, eine dritte Form ist gow, gleich o.

Ajaccio, Geburtsort Napoleons L auf Corsica, alt Urcinium, Berg- burg von ur, or Berg, din Burg oder ordan, Burg auf einem runden

Ajax Aich.

Berg (Würtemberg) und ion Ort; dasselbe bedeutet Ajaccio von a, Berg, aigh hoch oder acha Wall und ion Stätte. Oestlich von Ajaccio über dem Kamme des Ge- birges ragen drei hohe Kuppen hervor, der Monte Botondo, runder Berg, der Monte Oro, vom keltischen ar, or hoher Berg und die Furca oder Forco d’orno vom kelt. /orc Spitze und aran Berg.

Ajax, griechisch Ajas, kluger Mann von ai klug und as, eus, Mann; diese Deutung passt aber nicht auf die beiden griechischen Helden, die vor Troja fochten, denn sie waren zwar hoch und stark, aber durch Klugheit nicht gerade hervorleuchtend; deshalb muss man aj für aigh, was auch blos aih ausgesprochen wurde, anneh- men, dann erhält man hohen Mann. Der eine Ajas war aus Locri, und wurde von Minerva im Meere ertränkt, zur Strafe, dass er an der Cassandra einen Frevel begangen; der andere, grössere, aus Salamis stammend, tödtete sich in der Wuth, weil dem Ulisses und nicht ihm die Waffen des Achilleus zugesprochen wurden.

Aich, Bach in Würtemberg, und Aicha, Ort inBöhmen im Gitschiner Kreise am Jeschkenbach (uisgean, kleiner Bach) beides von oiche Wasser; Aicha mit angehängtem cha, ha, Umwallung oder Einfrie- digung. Aichbach, alt Eihbach in Baiern dasselbe, wie Aich, und Aichach, Stadt in Oberbaiern an der Paar (bior), von oiche-acha

Aichelberg.

Wasserburg; die Mauern des 1208 zur Stadt erhobenen Ortes wurden aus den Steinen der naheliegenden, von Herzog Ludwig I. von Baiern zerstörten Stammburg Wittelsbach erbaut.

Alchelberg, oder Eichelberg, am Eingang in das Murgthal im Oosgau, bedeutet ‚hoher Berg von aighe, deutsch Egge, scharf ge- zeichneter Berg und e/ gross. Der höchste Punkt des Kaiserstuhles im Breisgau heisstdieEichenspitze, es wachsen aber keine Eichen dar- auf. Bei’Bruchsal und anderwärts gibt's Eichelberge, die aber mit Buchen bewachsen sind, was von einem Wechsel der Anpflanzung nicht herkommen kann, denn erst in allerneuester Zeit hat man das System des Fruchtwechsels auch auf die Waldkultur angewandt; früher wuchs jeder Wald aus dem von ihm selbstausgestreuten Samen wieder nen auf. Dorf und Berg Eichelberg bei Hilsbach im Kraichgau, desgl. bei Ettlingen; Aychelberg in Baiern, Aychen- puchel (oder-bühel) bei Kronach in Franken; Aichenberg zu Schwen- ningen bei Villingen, Aychenbol zu Gottmadingen bei Constanz; Aichhalden, Aichbühlin Wur- temberg; Aichhorn (aighe cearn Bergspitze) in Oesterreich; der Aichberg bei Klosterneuburg, Eichenbol bei Mannenheim im Hegau, Eichspitz beiBalg nächst Baden; endlich Aichelberg, Aehelberg und schliesslich Oel- berg bei Stupferich hinter Dur-

Deuisch-kelt, Wörterbuch.

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Aichstetten Aiglette.

lach, lauter Formen, die hoher Berg bedeuten. Der Oelberg bei Dos- senheim an der Bergstrasse dagegen muss, da die alte Form Ähel hier nicht vorkommt, von oil! Stein, Fels erklärt werden (das Weitere vergl. unter Eichelberg).

Alchstetten in Würtemb., gleich Eichstädt in Baiern, vom gäl. achaidh Wohnort, ebenso Eich- stetten im Breisgau und Eich- heim in Oesterreich.

Algenz, Fiussname am Mittel- rhein, alt Aigenza, gezischt für oichean, der Deminutivform von oiche Bach.

Alger, Berg in den Berner Alpen von aighe Berg und er gross. Aus gleicher Wurzel kommen alle die Eichelberge, Eichelsteine, Eich- berge und Eggen desgl. die Bier- berge z. B. bei Löwenstein in Wirtenberg. Auch in Geierberg wurde die Form aigh-er, oder aih-er umgewandelt.

Algbe, gälisches Wort, deutsch gleich Egge, Höhe, Bergrand; da- von kommen unter andern die ver- deutschten Formen: hag, hach, heg, heck, hagen, hegen, hain, han, hahn, hahnen, ham, henne, hock, hocken; dann mit vorgesetztem W: wag, wach, weck, wagen wein, wein, wann, wand und viele andere.

Aighebelle, Ort hinter Cham- bery am Eingang in das Maurienne- Thal, zu deutsch Hochstadt, vom gäl. aighe hoch und baile (griech. polis) Stadt.

Alglette, Bach bei Laon in Frankreich, von e schmal und gil,

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Aigues Airjana.

giol, giolaid Bach, latinisirt aquila, woraus sodann aiglette wurde.

Aigues-Chaudes, oder Eaux- chaudes, Badeort mit warmen Quel- len in den Pyrenäen. Aigues ist die alte Form für eaux Wasser lat. aqua, aga, keltisch oiche.

Almer, ein Berg bei Gosbach in Würtemberg vom gäl. « Berg und mor, mamr gross.

Aln, Fluss in Frankreich, der in die Rhone mündet, er hiess alt bald Danus, vom gälischen tain Wasser, gleich dem Don, der Donau und Düna; bald Idanus von s, klein und tain Wasser. Ain da- gegen kommt von ean Wasser, wie der Inn und die Ahne.

Ajole, oder Pays d’Ajoie, ein Hochland im Jura westlich vom Alsgau, im Quellgebiet des Doubs (di-abh kl. Wasser). Ajoie ist zu- sammengesetzt aus ai Hochland (entstanden aus aigh, oder aih hoch) und ia Land.

Aire, Ort am Adour, ein anderer bei St. Omer, beide in Frankreich (letzterer deutsch Arien), alt aira, hochgelegener Ort, von ai Hoch- land, Hügel und ra Stätte.

Airjana Veedjo. Im Zendavesta, dem heiligen Buche der Parsen oder alten Perser, wird das Stammland der Menschheit nach Airjana Veedjo am Hindukusch verlegt. In Air- jana (Ariana von ar hoch und ia Land) lag Eden, oder Hoden, He- denesch, der erste Wohnort der Menschen (vom gäl. aidhean Wohn- ort, aidhean-ais hoher Wohnort), woher auch Zoroaster stammen soll.

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Aisch.

Dieser war ein Bactrier aus dem Quellenlande des Oxus, oder des Gihon, Dhihon, wie der Fluss in der Bibel und auch heute noch genannt wird. Veedjo bedeutet Feldland von faith, gäl. Feld und ua, o Gau, Land, Gegend. Dieses Hochland soll nach dem Zendavest ursprüng- lich warm und sammerlich gewesen sein, später sei aber harter Winter eingetreten, was mit der Erdrevo- lution zusammenhängen mag, welche an den Ufern der sibirischen Flüsse Elephanten verschüttete, deren Beste noch heute wohlerhalten mit Fleisch und Haaren sich daselbst im Eise vorfinden. Aus diesem Hochlande sollen nach Justin auch die Scythen (Waldvölker von coed Wald) stammen, die heute noch, aber unter andern Namen dort no- madisiren. Zoroaster lebte 1300 Jahre vor Christus, anderthalb- tausend Jahre vor ihm hatte aber schon Menes ein Reich in Aegypten gegründet, Zoroasters Angaben passen darnach höchstens auf eine persische Wanderung, nicht aber auf die der gesammten Menschheit.

Aisch, Flüsschen in Franken, von uisg, uis, ais Wasser, woher auch der Fluss Oescus bei den Rö- mern, der in die Donau mündete, dann die Eischbach bei Bönig- heim, desgl. bei Dankoltsweiler in Würtemberg, ebenso der Eisbach bei Sulzbach amKocher, die Eisen- bäche in Nassau und Oberhessen, desgleichen in Rheinbaiern; letztere mündet in die Glan. Im Aisch- thale lebten zu Ende des vorigen

mn

Aisne Aisperg.

Jahrtausends einzelne wendische Familien, auch ganze Ortschaften; sie hiessen Brodswinden, Ratzen- winden, Poppenwind, Beinhards- wind und Ernesteswinden. Die vorgesetzten Namen mögen die Herrn dieser Waldleute gewesen sein. Als Orte, in welchen sie an- gesiedelt waren, werden genannt: Hohenstadt, dann Tutenstadt (von iyddyn Hof), Lonrestadt, von JZu-ean klein Wasser und re ra Ort; Wachenrode von bu- ach Bergrücken und rodh Feld; Sampach, von fain, taom Bach. Die in diesen Orten wohnenden Slaven waren dem Kloster Fulda zinspflichtig , ebenso die Med- abach, wo 40 slavische mansi (mai- sons) waren (Med- von modh Hütte, Hofund abh=aha Bach, also Bach- heim). Der Aischgrund ist die Gegend bei Gutensteten, Dachsbach, Beinertshofen, Vockendorf, Weiten- dorf, Hochstadt, Difeld u. s. w. Alsne, Fluss im nördl. Frank- reich, altlatinisirt Axona, von wis- gean, kleines Wasser, im Gegen- satz zur Oiso, in welche sie mündet; diese kommt von ais, uis, uisge, wovon visgean dieDeminutivform ist. Alsperg, Berg bei Waldshut, von ais Berg; Aispell ebenda- selbst, kleiner Berg von ais und bill klein. Aischwang, Berg bei Reichenbach in Würtemberg; wang entweder gleich aigyhean kleiner Berg, also eine Tautologie; deshalb dürfte Aisch hier statt uisge Was- ser stehen, falls an dem Berge ein Bach entspringt, oder sonst der Be-

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Aist Aitreabh.

LU

griff Wasserberg, feuchter Berg passt. Wang bedeutet aber auch Viehpferch ; daher die vielen Orts- namen, Wangen, Elwangen, oder -fan- gen, -fingen, -fungen (z.B.Kaufungen, Ingelfingen, Trochtelfingen, Walter- fang). Darnach wäre Aischwang ein Pferch am Wasser, und hievon hätte dann auch der fragliche Berg seinen Namen erhalten.

Aist, Feldaist, Waldaist, Bäche im Mühlviertel in Oberösterreich, alt Agista oder Agasta, von ach Bach, uast Wald und dem ange- hängten deutschen aha Wasser, Waldwasser. Was die Feldaist betrifft, so bedeutet uade Frucht- feld, so dass Agista ebenso gut aus ach-uad-aha als von ach-uast- aha entstanden sein kann.

Aitioles, latinisirt Atteolae, De- minutiv von y-teiau, Häuser. Es ist ein Ort in Frankreich.

Altrach, Nebenfluss der Dler in Oberschwaben, dasselbe was Aiter, ein Bach bei Straubing an der Do- nau, nur mit angehängtem aha oder ach, Bach. Aiter steht gleich Adour, y-devr, das Wasser, ohne Artikel

gleich Thur im Thurgau. Ai kann auch die breitere Form für e oder i schmal, klein sein.

Altreabb bedeutet im gälischen Wohnung und ist zusammengesetzt aus ailh hoch und freabh, twarp, Aufwurf, Dorf; letztereslautet auch tript, oder tribth, daher tribtheid, Bewohnerschaft, Tribus; us ist gleich as, und dies gleich eid, ait, oder adh. Triptis kommt von treabh Dorf und dus, dois Veste.

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Ai-hoeion Aixland.

Aus Aitreabh wurdenz.B. Atrecht, oder Arras und Eutritsch bei Leipiig, wohl auch Utrecht, wenn letzteres nicht von Ultrajec- tum abzuleiten ist.

Al-uccion, oder Ai-ughion, kel- tischer Personenname von ai klug, und oghain Junge, Jüngling; ogAh ist derselben Wurzel wie unser jung.

Alxland oder die Provence. Diese altrömische Provinz war schon 114 Jahre vor Christus an das römische Reich gekommen, fiel dann aber an die Woestgothen und sodann an die Burgunder. Nach diesen kam das Land unter fränkische Herrschaft. Beim Zer- fall dieses Reiches machte sich die Provence wieder unabhängig, und die Bischöfe des Landes wählten 879 den Herzog Boso zu ihrem Könige; 933 kam die Provence aber wieder an Burgund, und bildete mit dem- gelben das Arelatische Reich, mit der Hauptstadt Arles. Beim Aus- sterben der Könige von Burgund gelang es Kaiser Konrad V, die oberlehensherrlichen Ansprüche des deutschen Reiches über Burgund ‘zur Geltung zu bringen, nachdem er den Grafen Odo von der Cham- pagne, welcher Erbansprüche auf Arelat erhob, besiegt hatte. So blieb das Land 3.Jahrh. beim deut- schen Reiche, bis es allmälig wieder unter fremde Herrschaft ge- rietb. Es kam namentlich die Pro- vence im 13. Jahrh. durch Heirath an das Haus Anjou, welches 1481 im Mannsstamme aussterb, worauf

36 Aizenkopf Akarmanien.

Ludwig XI. die Provence mit Frank- reich vereinigte. Die eigentliche Hauptstadt der Provence ist Aix, die älteste Marseille, welche schon 600 Jahr vor Chr. von den griechischen Phokäern erbaut wurde, und grosse Burg, mas-dail oder mawr-dail bedeutet. Aix kommt von uisge Wasser, denn es ist ein Badeort; es hiess bei den Bömern aquae Sextise, weil Cnejus Sextius 120 nach Christus die Quellen neu fas- sen lies. Ein anderes Aix liegt in Savoyen bei Chambery, lat. aquae Gratianae, was vielleicht wieder mit grinnidh zusammenhängt (vergl. Aschen).

Alzenkopf, bei Hoerrenalb in Würtemberg von aith, ais Berg, Deminutiv aithean kl. Berg.

Akarnanien,Bergbewohner-land, von aighe hoch, aran Berg, an Leute und iaLand; es liegt im nord- westlichen Griechenland, oder im südlichen Albanien, zwischen dem Golf von Arta und dem von Lepanto. Es war in alten Zeiten von den durch die Aeolier westwärts gedrängten Kureten bewohnt. Kureten bedeutet entweder Bergbewohner von or, hor, gor Berg, aith hoch und eis Leute, oder Stadtleute von caer Ort und dae Leute. Nach der Sage gab Akarnan, ein Sohn des Alkmäon aus Argos, dem Lande den Namen und führte Colonisten aus Argos und Ko- rinth in dasselbe. Die Akarnanen gliederten sich in verschiedene Stämme, deren Führer oder Stra- togen fost verbündet waren; zur Zeit der Unterjochung durch die

Akbar Akhlath.

Bömer zählte die Landschaft 200,000 Einwohner.

Akbar, Titel der mongolischen Kaiser von Hindustan, er bedeutet dasselbe was Gross-Mogul; mog steht nämlich gleich magnus im Le- teinischen und Macht im Deutschen; u! ist dasselbe; ak bedeutet hoch von aigh und Dar oder for, eine Nebenform von air, wr, lat. vir, deutsch er, Mann, ist so viel als Fürst. Mogul ist darnach der Gross- mächtige und Akbar der grosse Fürst. Der berühmteste derAkbaren oderM.o- gule war Dschelad-el-din-Mohammed ans dem Geschlechte Timurs, der 1556 den Thron von Delhi bestieg und 1605 starb.

Aken oder Acken, Stadt bei Kalbe an der Elbe, von acha Wall, Deminutiv achean kleiner Wall, kl. Burg.

Akhal-kalaki, Stadt nordöstl. von Erzerum in Armenien, an der Strasse nach Tiflis; der Name besteht aus Akhal, acha- al Burg-gross, und cala-aighe oder col-aighe Stadt oder Hügel-boch ; imMittelalter war sie die bedeutendste Stadt Arme- niens. Akhalzik oder Achal- tsiche, ebenfalls in Armenien, be- deutet in der ersten Hälfte des Wor- tes hohe Burg, hat aber ein foigA, tigh Haus, Wohnort, angehängt.

Akhissar, befestigte Stadt auf einer Anhöhe in Hochalbanien in der Türkei, acha Wall, Voste, ais oder aidhe Ort und ar hoch, gross.

Akblath oder Gelath, Stadt am Wansee in Armenien oder Kurdistan. Gel ist gil Wasser und ath steht

J

Akhmin Akropolis.

gleich aidhe Ort, also Wasserstadt; dasselbe ist Akhlath von ach Was- ser, a! gross und aidhe Ort. Akhmin, Stadt in Oberägypten am Nil, hohe Stätte, aigh hoch und man Stätte; läge sie nicht hoch, so würde sie vom Nil überschwemmt, wäre also auch nie erbaut worden. Akhtiar oder Sowastopol, Stadt auf der Westküste der Krim, früher mit starken Befestigungen, an einem guten von der Natur gebildeten Ha- fen, der eine kleine Moerenge bildet. Name von oiche, ach Wasser und tuar Dorf, Ort; Sebastopolis ist die polis am di-bais, kleinen Wasser, oder der Meerenge. Sebas wurde in christlichen Zeiten mit dem heiligen Sebastian in Verbindung gebracht. Akjerman, Stadtan der Mündung des Dniester ins schwarze Meer, zu deutsch Ort am grossen Wasser, ach oder oiche Wasser, er gross und man Stätte. Bei den Römern hiess sie Alba Julia, was aus bial Wasser, versetzt alb und ul gross umgewandelt wurde, um ir- gend einem römischen Grossen da- mit zu schmeicheln. Während der Völkerwanderung wurde Akjerman fast gänzlich zerstört, und erst von den Genuosen wieder gehoben. Akrokeraunen, ein aus zerrisse- nen Folsmassen bestehender Gebirgs- zug in Albanien am Cap Linguetto; akros von aigh hoch und ar gross bedeutet im griechischen Spitze und keras, im keltischen kearn, Horn; also hohe, grosse Hörner. Akropolis, soviel als Hochstadt, Bergstadt oder Burg; vom griech.

Aktar Alandsinseln. 38

akros Bergspitze, eigentlich grosse Höhe von eighe hoch und ar gross und polis, gräcisirt für bail Stadt.

Aktar, Stadtam Asowschen Meere im südlichen Russland, oiche, ach Wasser und tuar Dorf, Ort, was in Bussland auch in der Form twer vorkommt.

Alagon, Stadt in Aragonien in Spanien am Einfluss des Xalon oder Chalon in den Ebro. Letzterer be- deutet das Wasser y-Dior, Chalon kleines Wasser von giolan, Demi- nutiv vongiol, geulWasser. Alagon bedeutet Burg am kleinen Wasser von e klein, lia Wasser und gan, gon Burg.

Alals, Stadt im südlichen Frank- reich, in den Cevennen, lateinisch Alesia, deutsch die Burg von y-Zlys oder lios. Ein anderes Alesia, jetzt Alise, lag westlich von Dijon in Burgund, ein drittes in Westphalen an der obernLippe. Die zweite Burg wurde von Caesar nach harter Bela- gerung erobert, die dritte war von den Römern gegen die Cherusker angelegt. Der Name Z/ys Burg kommt übrigens noch hundertmal durch ganz Europa und Asien vor.

Alaman, lat. adlacum Lemannum, Städtchen am Leman- oder Genfer- see zwischen Newis (Nyon) und Mor- sen (Morges). Es fragt sich, ob die latinisirte Form die ursprüngliche, und nicht dafür ai-al-amhain, Hof am grossen Wasser, anzunehmen ist.

Alandsinseln zwischen Schweden und Finnland. Aa bedeutet Wasser, land kann keltisch als lin Insel auf- gefasst werden, wenn man den deut-

Alanen.

schen Sinn Wasserland nicht beibe- halten will; man kann auch Aland (gleich Oeland, an der schwedischen Küste) für Eiland, Inselland nehmen. Die deutsche wie die keltische Form bedeuten hier dasselbe; dagegen ist der Name der Insel Gothland keltisch; er kommt von gaoth Meer, ebenso der des bothnischen Meerbusens und des baltischen Meeres, jener von badhBusen, dieser von bial Wasser, oder von belad, Belt Fahrweg, Seoweg.

Alanen, ein Volk, das zuerst am Nordfusse des Kaukasus genannt wird, dann aber von Zeit zu Zeit inSchwärmen von Beitern sich über das ganze Skythen- oder Waldland (coed Wald) ergoss. Den Namen Al-an führten sie vom hohen Kau- kasus, al hoch und an Mann, wie schon Ammian bemerkt: „ex mon- tium appellatione cognominati“; die im Skythenlande umherzogen, wur- den Alanoi-Skythai genannt. Dadie Gothen ebenfalls aus Skythia oder Gothia, d.h. dem russischen Wald- lande kamen, so hält man Gothen und Alanen für. stammverwandts Völker ; beide wurden durch die Hun- nen gegen das westliche Europa ge drängt. 406 nach Chr. erschienen mit Vandalen und Sueven alanische Beiterschaaren in Gallien, das sie während dreier Jahre ausplünderten und verheerten, dann nach Spanien zogen, welches sie ebenfalls verwö- steten, endlich aber unter sich theil- ten. Die Alanen erhielten erst Lusi- tanien (die beiden Estremaduras am untern Tajo) und die Provinz von

Alanen.

Carthagena, wurden aber von den jener Zeit mit den Römern verbun- denen Westgothen schliesslich ver- nichtet; nur ein geringer Theil zog mit den Vandalen nach Afrika, Die im Osten Europas zurückgebliebenen Alanen nahmen Theil am Marko- mannenkriege und an den Kämpfen der Gothen gegen Valens an der un- tern Donau. Jornandes, der Ge- schichtschreiber der Gothen, der übrigens richtig genannt Jordanes (Bergmann) hiess, und behauptete, er sei gothischer Abkunft, war ein geborner Alane. Alanische Fürsten- töchter waren mit dem gothisch- königlichen Geschlechte durch Hei- rath verbunden. Maximinus, der 235 römischer Kaiser wurde, hatte einen gothischen Vater und eine alanische Mutter. Der venetianische Edelmann Josaphat Barbaro fand am Asowschen Meere 1436 noch ein Land Gothia und Alania, deren Bevölkerung aber so vermischt, dass daraus ein zugam- mengesetzter Name Gotitalanen ent- stand. Die Alanen, sagt er, waren am frühesten in diesen Gegenden gewesen, die Gothen sind später als Eroberer hinzugekommen. DasLand war voll Aettehöger, d.h. Grabhügel. Barbaro’s Diener, ein Deutscher, konnte sich den Alanen verständlich machen. DerName Ulanen scheint aus Alanen entstanden zu sein, denn Asow, die Hauptstadt der jetzigen Donsehen Kosaken, war früher ala- nisch. Das Odinsche Asgard dürfte daselbst zu suchen sein. In der Krimm erhielten sich die Gothen bis in die neuere Zeit, sie wurden von

Alanisches Alarich.

den Byzantinern Gothi tetraxitae ge- nannt; derselbe Barbaro besuchte sie. Inder Mitte des 16. Jahrh. sprach der kaiserliche Gesandte Busbequius in Constentinopel mit zwei Leuten von dorther, deren Sprache noch viele reingothische Worte enthielt. Jetzt scheint auf der Krimm das Go- thische vom Tatarischen gänzlich ver- drängt zu sein.

Alanisches Gebirge, auch Wol- chonsky-Wald, ein Höhenzug zwi- schen Moskau und Petersburg, Twer und Tula, auf welchem die Flüsse Wolga, Dnepr, Düna, Don, Oka und Wolchow entspringen. Der Name kommt von a/ hoch und an Leute, alanisk, hochländisch, oder Alanen- Gegend, obgleich die in der Ge- schichte bekannten Alanen vom Kau- kasus stammen.

Alarich, oder Alrich, grosser König von al gross und righ (lat. rex franz. roi) König. Er machte an der Spitze der Westgothen einen Zug durch Thracien, Makedonien und Thessalien bis Griechenland, von da ging er über Illyrien nach Italien, eroberte Rom 410 nach Chr., nachdem er es mehrmals vergebens belagert hatte, und starb im Begriff nach Sicilien überzusetzen in Co- senza in Calabrien; sein Leichnam wurde in das Flussbette des Bu- sento (baisean kl. Fluss) versenkt, und die dabei verwendeten Gefan- genen getödtet, damit das Grab von den Römern nicht aufgefunden wer- den möchte. Ulrich zusammen- gezogen aus Udalric, und dies von uad edel, al gross, und reach

Alaro Alava.

Mann, Vasal bedeutet hoher, adliger, Dienst-Mann, vornehmer Becke. Die Schimpfnamen Beckel und Backer kommen von reach-il und reach-er ; il und er bedeuten gross.

Alaro, kleiner Bergfluss in Cala- brien, y-löyry, der Fluss, gleich Uler in Schwaben und Aller in Nie- dersachsen. Das a kann auchgleich e, klein, stehen,

Alaschehr, Stadt in Kleinasien östlich von Smyrna, mit den Ruinen der griechischen Stadt Philadelphia. 1390 fiel dieser Ort als die letzte der kleinasiatischen Vesten in die Hände der Türken unter Bajazed. Der Name bedeutet gleich Algier oder Alschier grosse oder hohe Stadt, al-caer.

Alassio, Stadt in Sardinien so- viel als Alesia, bezw. //ys Burg.

Alauda, lateinisch die Hauben- lerche, kimbrisch alchouedez, oder alchoueder, Lerche ; gälisch ailleog die Schwalbe. Das französische alouette entstand aus dem verein- fachten aloid, aluid, welches ver- wandt ist mit dem deutschen „laut.“

Alauna, zu deutsch Nährfrau, vom gälischen ala Ernährung (franz. aliment, Nahrungsmittel) und nae Frau. Die Alaunen kommen in bairischen Sagen als Genien vor.

Alava, eine der drei baskischen Provinzen im nord-Östlichen Spa- nien; sie bildet eine Hochfläche, daher der Name al-ibh hohe Ge- gend. Die beiden andern Provinzen sind Biscaia, Waldland von pis, bisk Busch, Wald und ia Land; die andere Guipuscoa, liegt am

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Alb Albanien.

Meere und bedeutet Wasser-Biskaia, oder Wasser-wald-land von guy Wasser.

Alb, versetzt für Dial Wasser, ein häufig wiederkehrender Bach- name; 80 läuft eine Alb im Hauen- stein bei Alb-Brugg, im obern Schwarzwalde; eine Alb bei Ettlin- gen und Karlsruhe, eine im obern Saargau in Lothringen; statt Alb lautet die Form auch Elbe,z.B. bei Elberberg in Hessen nächst Fritz- lar, nicht zu verwechseln mit der grossen Elbe, denn der Name dieses Flusses kommt von al-bais, gros- sem Wasser. In Westfalen lautet dieForm Olpe, an der Rhön Ulfe; dann auch Alm, Alma in West- falen (ein Nebenfluss der Lippe), Ilm und Helme in Thüringen, Welpe im Engerland, und was der Formen mehr sind. M und B wech- seln oft mit einander, die Versetzung bial und alb hat ihr Seitenstück in Lot für Old, Alt, einem Neben- fluss der Garonne im südlichen Frankreich. Statt einer Ver- setzung kann man Alb auch von alt-by Wasser - klein annehmen, mit Ausfall des t, was ebenfalls häufig ist, namentlich in Hessen, z. B. der Ale, statt der Alte, Kinner statt Kinder. In Schweden kommt gewöhnlich die schärfere Form EIf für Elbe oder Alb vor.

Alban, keltischer Mannsname, von al gross oder auch von.ail edel, und bin, arabisch ben, Sohn; Alboin ist dasselbe.

Albanien, zu deutsch Hochge- birgsland, von a? hoch, grose und

Albanien.

penn, beann, beinn, benn, binn, Berg, Bergkopf. Es gab oder gibt mehrere Albanien, eines am südöstli- chen Kaukasus, das zweite, heutzu- tage noch 50 benannte, inEpirus am adriatischen Meere, das dritte Al- bain, oder Albanach ist der Name des schottischen Hochlandes bei den Hochschotten. Zar könnte auch statt band oder bant, Feld, Gau stehen, wie bei Brabant, doch passt dies nicht für ein Hochgebirg. In türkisch-Albanien, oder dem Lande der Skypetaren (Gebirgs- männer von keab Gebirgskopf, aith hoch und aör Mann) oder Skiperen (keab-air ohne das dazwischen ge- schobene aith) oder auch Arnau- ten (aran Berg, aith hoch und wi Leute), lauter Appellativa für ein und denselben Begriff woh- nen die Stämme der Mirditen (mir- di- dae Berg- klein- Leute), die auch Dschegani heissen (di- aigh- an ebenfalls klein- Berg- Leute);danndieTohkani, dasselbe wie Dschegani; die Mussache (mmwnt Berg und aighe hoch); die Liapuri, Wasser- berg - leute von lia Wasser und bar, bor, bwr Berg, und die Dechamuri (von di-muir, klein-Meer, See). Es gibt nämlich in Albanien mehrere Gebirgsseen, nach denen einige Stämme ihre Namen führen, als der Bojanasee und Fluss (Di-ean kleines Wasser), der Ahri (Acheron) von oiche Was- ser und er gross oder ar Berg, der Virari (von bior Wasser und ar), der Trebutschi (dre klein und bais, baith Wasser). Die Fluss-

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Albanien.

namen sind der Drin von dear gross oderder—dre klein und ean Wasser ; der Skombi von g0-am- hain, kleines Wasser; der Ergent von eargan, klein Wasser, die Vo- jussa vön bi-uisge oder bi-ais, kl. Wasser; der Glykys, Bergstrom von clog Felsengebirg und ais Wasser , früher hiess derselbe Achoron von oich oder ach Was- ser und ar Berg, oder auch blos von y-caor das Wasser. Dass diese und fast alle andern Bachnamen in Europa wie Vorderasien weiter nichts als kleine Wasser bedeuten, ist zwar im ersten Augenblick auf- fällig, aber bei näherem Eingehen auf die Sache muss man erkennen, dass ein Bachname eben nichts wei- ter bedeuten kann, als klein Wasser, oder Bergwasser, und bei besonders hervortretenden Lagen auch Wald- wasser, Wiesenwasser, und Stein- wasser ; nur wenige Flüsse bedeuten grosses Wässer, als der Rhein und die Elbe, oder blos Wasser wie die Donau, der Don, die Wolga, der Po und mehrere andere. Von den albanesischen Städten bedeuten: D urazzo Wasserort von dwer-aidhe; Avlona dasselbe von abh Wasser und /on Ort; Parga Wasser-hag, Dior-ka; diese drei sind Hafenorte am adriatischen Meere; Janina dagegen liegt an einem Landsee, daher der Name, gleich Jena, Was- ser-leute, ean-nae, oder ean-in-ui Wasser - klein - Leute. Delvino, Burg, dail, auf dem Berg, bin oder bean; Argyro Castro, Berg- burg von ar Berg und caer Ort;

Albanesisch Alberich.

castro ist die italienische Ueber- setzung davon; endlich Skutari Waldleute von coed Wald und aire Leute, gleich dem Skutari, Constan- tinopel gegenüber. Heutzutage frei- lich ist vom Walde nichts mehr vorhanden. Von diesen Namen hat Xylander in seinem Werke über Al- banien schon einige richtig erklärt, und zwar aus dem heutigen Alba- nesischen, was anzeigt, dass diese Sprache dem Altkeltischen noch näher steht als z. B. das Griechische, welches, obwohl ursprünglich eben- falls keltisch, durch die vielen Ein- wanderungen aus Aegypten und andern Aethiopen- oder Mulatten- ländern bedeutende Abänderungen erfahren hat.

Albanesische Wand, ein Ge- birgezug zwischen dem Marmor- und schwarzen Meere, von al gross und bean Berg.

Albenga, Stadt in Sardinien bei Genua am Mittelmeere, @/ ist gross, ben entweder Dean Berg oder bu- inne Wasser und ka, ga eingefrie- digter Ort.

Albensee, ein von Kalkfolsen umschlossener See in Oberösterreich, er könnte auch Alpensee geschrie- ben werden, denn dies ist seine Bedeutung von al hoch und ben, bean,penBerg, oder Duinne Wasser.

Alberich oder Albrich „Daz starke Getwerc“ im Nibelungenlied, welches den Schatz hütete und, von Siegfried bezwungen, demsel- ben ausser dem Nibelungenhort auch die Tarnkappe überlieferte, mit Hülfe welcher Siegfried sich

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Albert Albgau.

unsichtbar machen konnte. Albe- rich ist der Elfenkönig von rigAh König, und alb-an Berg-mann, Elbe, Alp; letzteres ist, wie bei Alpen, rauher Alp, und Alba, verkürzt aus al-ban oder bean, hoher Berg. Die Elben waren Bergmännchen, Berg- leute, Metallarbeiter und Besitzer des Goldes in den Berghöhlen. Hort entstand aus dem keltischen or, Gold, ordha golden ; argent, lat. argentum, Silber, keltisch ariant, ist eine Deminutivform von or, und be- deutet geringes Gold. Im Nibelun- genlied wird statt Hort mehrmal „daz Nibelunges golt“ gebraucht, also der Ausdruck Hort wörtlich übersetzt. „Daz Getwerc“ be- deutet, deutsch aufgefasst, das Ge- werke, oder in Werken geschickte Wesen, also soviel als Handwerks- mann, Metallarbeiter; im Keltischen dagegen steht für Zwerg die Form droich von drog, tric, drac klein. Die Tarnkappen, oder der Tam- hut, von darn Faust, waren Faust- oder Fechthandschuhe, welche die Hand bedeckten und dadurch un- sichtbar machten. Das Weitere ist mythische Ausschmückung.

Albert, ein häufig vorkommender Personenname, bedeutet grosser oder hoher Sohn von a! hoch und Dbert Sohn. Adalbert, edler, hoher Sohn mit vorgesetztem uad edel oder auch hoher, grosser Sohn mit der Vorsylbe aith hoch.

Albgau (der obere) oder der untere Hauenstein im Gegensatz zum obern im Baselland, liegt an der Alb-bach, zwischen Waldshut und

Albgau.

Säckingen auf dem Südabhang des Schwarzwaldes. Dieser Gau wird durch die Wutach sowohl von der Baar als dem Klettgau geschie- den. Wutach bedeutet Waldbach von gwydd Wald und ist soviel als die Gutach im Kinzig- d.h. Wald- Thal; Alb ist (vergl. Alb) entweder versetzt für Dial, oder gleich alt- bi, klein Wasser. Nebenan gen Westen an der Grenze gegen den Breisgau fliesst die Murg,mi-earg, klein Wasser, gerade wie im Oos- gau ebenfalls Murg und Alb neben- einander vorkommen; dann noch die Wehrach von /eor, fair Berg und ach Wasser, letztere aber schon im obern Breisgau. Oestlich von der Alb läuft die Schlächt, die aus dem Schluchsee kommt, von lu-oiche klein Wasser, mit vorge- sischem s. In diesem Albgau liegen St. Blasien, Cella alba um 858, an der Alba. Thiengen an der Wutach, alt Tuvingen, gleich Tübingen von daingean Burg. Stühlingen, alt Stuolingen, am Banden von {ul steiler Berg und inka kleiner Ort. Krenkingen von grianan Bergrücken und inka oder coichin kleiner Ort. Tiefen- stein, alt Tiufherreshusun von di klen, abh Bach, aras Haus, Burg. Buch alt Puach, Kuh-stall, von bu Kuh und cha Pferch, Stall; gleich Bnochs und Buches. Laufenburg alt Lufingon am Rhein von liub Schlapfwinkel am Wasser, dem. liu- Din und gon, gan Veste.

Albgau (der untere) im und am untern Schwarzwald bei Ettlingen

Albgan.

und Karlsruhe, ist nach der Alb benannt, die bei Herrenalb am Dobel (tob-il, Bergkopf- gross) entspringt und bei Knielingen in den Rhein mündet. Dieser Gau wird gewöhn- lich mit dem Pfinzgau als vereint angenommen, weil jeder für sich zu klein wäre (Pfinz, Duinne, Wasser). In dem Gau lagen: die beiden Kiö- ster Herren- und Frauenalb, längst säcularisirt, d. h. erst ausgeplün- dert und dann annectirt. Ettlingen von aith hoch und /ong Ort. Bur- bach, von bior Bach. Moos- bronn, von mi-uisge kl Wasser, Brunn. Loffenau, von /u-abh- aha kl. Bach, liegt im Murgthal, gehört aber mit Herrenalb zu Wür- temberg. Spessart, von pis Wald und art Ort. Schluttenbach von giolaid kl. Bach, gezischt gespro- chen. Schöllbrunn desgl. von giol Bach oder Bronn. Sulzbach, di-alt, kl. Bach. Völkersbach von Dual, bailc Bach und ar Berg, Bergbach. Spielberg, von bel, byle Berg, Bergrand. Busenbach von baisean kl. Bach. Palmbach von bualan kl. Bach. Wetters- bach von coed oder gwydd Wald und er gross. Mutschelbach von mi klein und gil Bach; alle im Gebirg hinter Ettlingen. Dann in der Rheinebene: Rüppur, Feld- burg oder Riedburg von reidh Feld, riosg Tiefland und bwr Burg. Beiertheim von buar Rindvieh, dae Leute und om Ort oder Heim. Bulach, Kuhort von Du Kuh und loc Ort. Diese Kuhorte versehen noch heute Karlsruhe mit Milch.

Albgau.

Mühlburg von mao/ Berg, das Volk sagt heute noch Mühlberg, es liegt etwas hoch über der Albnie- derung. Knielingen,alt Knute- lingen von cuanHöügel, Anhöhe und long Ort mit dazwischen gescho- benem di klein. Neret, Neureuth von nearait Saupark; Wälschneret ist eine französische Colonie aus neuerer Zeit. Noch jetzt bildet der Wald bei Nereth einen Hirschpark, obgleich erst in neuerer Zeit wieder eingezäunt.. Hagsfelden, von achad, Feld; Rintheim von re ann, Felde Büchig von Dbu-cha Kuhpferchh Blankenloch, Feld- schuppen und kleiner Ort von Di klein, lann Schuppen und loc Ort. Eggenstein, altHerzinstain, nicht von aighe Höhe, Stein, denn es liegt auf der Haard am Rhein, wo keine Felsen sind; deshalb wird wohl achaid oder aicde Wohnort und fain Wasser oder achadkh Feld die Grundlage des Namens bilden; Herzinfeld wohl gleich ire Land, und fain Wasser. Das Dörfle, neben welchem Karlsruhe erbaut wurde, am ÖOstanfang des Land- grabens, bedeutet kl Bach-ort von tur-bi-lon, oder tur-bi-lle. Das Dörfie ist älter als das Kloster Gottsau (coed-ua Waldau), von den Mönchen in Gottesau umgewandelt, denn in der Stiftungsurkunde dieses Klosters wird schon ein kleiner Ort genannt, in dessen Nähe Gottsau erbaut wurde. Anderwärts z. B. in Ostfranken kommt der Name Dörfle, alt Durfilon, mehrfach vor. Das Karlruher Dörfle, jetzt ein Theil de

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Albgau.

Stadt, lag ursprünglich auf der jetzt noch sogenannten Insel am Zusam- menfluss mehrerer Gräben, welche theils zur Entwässerung des alten Ostrheinbettes, theils zur Vortheidi- gung gegen die von Norden her eindringenden Allemanen dienten. Das Dörfle, wie die Mühlburg am Westende des Landgrabens waren Brückenköpfe.

Albgau (in Lothringen). Die Saar hiess in ihrem obern Laufe vor der Einmündung der Bliess in die- selbe auch Alb, und darnach hiess der oberste Theil des Saargaues, insbesondere die Gegend, in wel- cher Diez, Finstingen, Saarburg, Turgestein, Blamont, Balzweiler, Senones und Salm liegen, auch Alb- gau, in den Vogesen Salmgau. Der Name Alb ist derselbe wie im Ba- dischen, versetzt für Dial Wasser, der Gauname lautete alt Albech-owe alb-aha-ua Alb-Wasser-gau. Die Bedeutung obiger Ortsnamen ist folgende: Diez hiess bei den Rö- mern decem pagi, zehn Ortschaften, französisch Dieuze. Finstingen, franz. Fenestrange ist zusammen- gesetzt aus fenes oder fins von /winn Feld und tingen, welches gleich dai»- gean Veste, Donjon, steht, trange ist fuaran kleiner Ort, oder toran kleiner Thurm. Turkestein ist Fürstenburg von torc Fürst und din (verdeutscht Stein) Burg. Bla- mont: blaen bedeutet Bergspitze, mont ist die Uebersetzung davon; bla, blae bedeutet aber auch klei- ner Ort, bil-lle. Balzweiler alt Bidulfi-villare, Bidolfs-hof; franz.

Albi Albion.

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Albis Alboin.

Badon-viller von both, hadh Hütte, | für il Insel und bion für Aonn oder

Wohnung, badhan kleine Wohnung. Senones,altesKloster im Vogesen- wald, zu deutsch Wald-leute von ton, son (Senne) Wald, Tannen- wald und on Leute; ones ist die latinisirte Pluralform. Salm, alte Grafenburg in den Vogesen von sal-om gross- Haus, gleich Salem im Linzgau und Jerusalem in Pa- lästina. Darnach erhielt der kleine, um die Burg liegende Soelmegau seinen Namen.

Albi, oder Alby am Tarn im südlichen Frankreich, alt Albigae, d. h. Wasseranwohner von alb ver- setzt für Dial Wasser, alb-ui Was- serleute; albigae ist eine Adjectiv- form, gleich Wasserliche. Die Ein- wohner dieser Stadt und Landschaft, namentlich die von Beziers hatten im 13, Jahrh. die Lehre der Wal- denser angenommen, wurden aber nach blutigen Kämpfen wieder dem Papstthum unterworfen.

Albino, Stadt am Fusse der lom- bardischen Alpen bei Bergamo, mit Marmorbrüchen, Name von al-bin hoher Berg.

Albion, alter Name für England, oder wenigstens für dessen Süd- küste, der weissen Kreidefelsen wegen. Die Bedeutung, weisse Insel, ist richtig, aber nicht die gewöhn- liche Ableitung von dem Lat. albus, weiss und demkeltischen ion, Wohn- stätte, Ort; denn einmal ist Eng- land kein blosser Ort, und dann ist die Zusammenstellung eines latei- nischen und keltischen Wortes misslich., Fasst man dagegen al

ban, weiss, auf, 80 erhält man die weisse Insel vollständig in altkel- tischer Form. Ptolemäus schreibt statt Albion Aluion, dies würde von al-lua-in oder von al-aa-in Gross- Wasser-insel bezw. von a-lua-in die-wasser-insel (a als Artikel) be- deuten, und mit Britten, Fritten und Friesen zusammenfallen. Für Irland gebraucht er den Ausdruck Uergion, und für das nahe liegende Meer Okeanos uerginios, was un- zweifelhaft von earg Wasser und in Insel herkommt, die Griechen wandelten letzteres in Bergion oder Vergion um. Hercules, erzählt die Sage, soll gegen den Albion und den Bergion, beide Kinder des Nep- tun, im Kampfe gelegen haben. Hercules stammte aber aus Phöni- kien, dessen Schiffer bis in die Nordsee Handel trieben. Die Grie- chen verlegten indess den Kampf- platz in die Umgegend von Marseille, wo noch die Steine liegen sollten, mit denen Hercules seine Gegner in die Flucht trieb.

Albis, ein waldiger Höhenzug im Westen des Zürichersees, zu deutsch Hochwald, a/-pis, franz. bois, deutsch Busch.

Alboin, breitere Form für Albin, oder Alban und dies, gleich Albert, soviel als grosser, hoher Sohn, von al hoch und Din, arab. ben, Sohn. Der bekannteste dieses Namens war derKönig der Longobarden, welcher seinem Vater Audoin (aith-duin hoher Mann, heutzutage Edwin) 561 in der Herrschaft über dieses

Albrecht Albulas,

Volk, welches damals noch in Un- garn stand, folgte. Er kämpfte mit dem Griechen Narses gegen die Ost- gothen, mit den hunnischen Avaren gegen die Gepiden, welche er bei- nahe vernichtete; er tödtete deren König Kunimund (cean Hauptmann, mund oder muath adelig) undnahm dessen Tochter Rosamunde (oros andere Form füruas edel undmuaih dasselbe nochmal) zur Gemahlin. 568 eroberte er Oberitalien bis zur Tiber. Bei einem Feste nöthigte er Rosamunde aus dem Schädel ihres Vaters zu trinken, dafür liess ihn diese durch Peredeo 574 ermorden, und floh dann nach Ravenna, wo sie an dem Reste des für ihren Buhlen Helmichis bestimmten Giftes starb- Peredeo ward gefangen und in Con- stantinopel geblendet.

Albrecht, Mannsname, soviel als hoher Kriegsmann, oder Reisiger von al hoch undrath, reidh oder braiht, braht, Reisiger, Soldat, unddiesvon reidhim rüsten, reisen, ins Feld ziehen, oder von rath Sold.

Albrouz, Name für das Hochge- . birge am Südrande des kaspischen Meeres, an dessen Südfuss Teheran liegt. Der Name steht gleich dem Elborusim Kaukasusund bedeutet gälisch, ossetisch oder altpersisch hoher Berg von a/ gross und bar, bor Bergspitze. Das angehängte us oder 08, persich ouz, ist soviel als aith hoch, also hohe Bergspitze.

Albula, Gebirgsstock mit Pass über denselben in Graubünden, al hoch, byl, balFels; er istüber 6000 Fuss hoch,

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Albuquergue Alcasar.

Albuquerque, spanische Veste an der Grenze Portugals in der Nähe von Badajoz im Gebirge; Name von albain, ilbin hoher Berg oder Felsenberg, und dies von @/ hoch oder oil Fels und bean Berg, ge- wöhnlich in alb zusammengezogen,

:und keirt, keirk (lat. quercus) Eich-

wald oder Wald überhaupt, also Felsenburg im Walde.

Alcala, Name mehrerer Städte in Spanien, von a/ gross und Xala, kaleh Stadt, eigentlich Hafenstadt, daher Calais, Kalle und andere.

Alcautara, Veste in Estremadura in Spanien am Tajo, al gross, gan Burg und dwr Wasser. Hier wurde 1156 ein geistlicher Bitterorden zur Vertheidigung der Grenze gegen die Mauren in Portugal gestiftet und nach der Stadt benannt, 1835 wurde derselbe aufgehoben.

Alcamo, Stadt im westlichen Theile Siciliens an einem kleinen Flusse, soviel als gross-Como, von al gross, ka, kau, Haag und am- hain Wasser. Dabei die Ruinen der alten Stadt Segeste, di-oic A-iosda kleiner Flussort.

Alcazar- Quivir, Stadt auf dem Vorgebirge gleichen Namens in Fer, wo 1579 König Sebastian von Por- tugal von Mulei-Moluk, dem Könige von Marokko geschlagen wurde; Mulei fiel in der Schlacht und auch Don Sebastian verschwand spurle. Der Namebedeutet gross-Wald-berg- ort von al gross, coed, kat, ka: Wald und ar oder aor, gar grosser Berg; Quivir, breitere Form für caer,

Alceste Alcinous.

quir Ort, dasselbe was Quiriten, Städtebewohner.

Alceste, latinisirt für Alkestis, Tochter des Pelias, Gemahlin des Admet, Königs von Pherä; sie ver- längerte dessen Leben durch Hin- gabe ihres eigenen, wurdeaber durch Hercules dem Orkus wieder entrissen. Wegen ihres Edelmuths heisst sie edle-noble Frau oder Fürstin, ealg- was-tis.

Alcibiades, latinisirt für Alkibia- des, ein vornehmer Schlemmer in Athen, der durch seine tollen Streiche und seine Verschwendung sich mancherlei Unheil zuzog. Er war von seinem Verwandten Perikles fein erzogen, erst Liebling des Vol- kes, wurde er seiner . Anmassung wegen verbannt. Er ging nach Sparta, von wo er seiner Vaterstadt Schaden zuzufügen suchte. Aber auch dort war seines Bleibens nicht, er musste nach Kleinasien zu den Persern flüchten, die er nun für die Athener gewann, weshalb er wieder mit Ehren zu diesen zurückkehren durfte. Dies dauerte aber wieder . nicht lange, worauf er abermals in die Verbannung ging, undzwar nach Thracien, Bithynien und Phrygien, wo er auf Anstiften der Spartaner 404 vor Chr. von den Persern mit Pfeilen erschossen wurde, nachdem sie ihm sein Schloss in Brand ge- steckt hatten. Sein Name entspricht ' seinem Lebenswandel, ealg-biadh- eus, vormehm-Speise-Mann, vorneh- mer Prasser.

Alcinors, latinisirt für Alkinoos, ' König der Phäaken auf der Insel

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Aleira Aldan.

Scheria (Corfu), welcher sowohl die Argonauten wie den heimkehrenden Odysseus in seinen prächtigeu Gär- ten festlich bewirthete, Al gross, kean oder cinn Hauptmann, An- führer und eus Mann. Die Phäaken, von /aoch Feld, waren seine Ackers- leute oder Gärtner, sie stammten aus Sicilien, der alten Kornkammer Italiens. Seine Tochter hiess Nau- sikaa, suadh, nodh odel, sia Weib oderFee und ka odergo klein.

Alcira, Stadt südlich von Valen- cia, al-caer, grosse Stadt. Sie liegt in einer sumpfigen Ebene am Chalon (giolan kleiner Fluss); die Araber nannten sie deshalb Wasserstadt Al- gesirah; keltisch gas Wasser und ra Ort.

Alcobaza, Stadt im portugie- sischen Estremadura, nördlich von Lissabon, in deren Benedictinerabtei mehrere portugiesische Könige be- graben liegen, Name von al gross, cwb Schuppen und aidhe, ais Ort.

Alcoy, Stadt nördlich von Ali- cante in Spanien, auf einer Hoch- ebene, Name von a} hoch und kau

Alcuin, Edelmann, gälisch ealga, von ealg edel und ae oder duine Mann. ImKimbrischen heisst alcun oberster Hauptmann. Ein Alcuin oder Alchuin wurde 782 vom Karl dem Grossen aus England nach Frankreich berufen, um gelehrte Schulen einzurichten, er begründete neben andern eine Schola palatina am Hofe und legte den Grund zur Pariser Universität.

Aldan, vonOsten kommender Ne-

Aldenhofen.

benfluss der Lena in Sibirien; er ist an 150 Meilen lang schiffbar, und vermittelt dadurch die Verbindung zwischen Petersburg und Kamt- schatka. Sein Name bedeutet grosser Fluss, al-tain, während Lena, /u- ean einen kleinen Fluss bezeichnet, woraus hervorgeht, dass die Alten den Aldan als den Hauptarm des Stromes betrachteten, oder letztern zuerst von der Ostseite her, d. h. von China aus, kennen lernten. Ein grosser Theil, oder wohl alle nicht von den Chinesen erst neu benann- ten Flüsse Sibiriens führen alt- keltische Namen,als Amur, Ama-ur, gross Wasser von amhain-ar; An- gara, dasselbe von ean Wasser und ar gross; Orkhonkl. Wasser, von eargan; Tula kl, Wasser von du- ia; Onon kl. Wasser, von ean-an; Selenga klein-See-Wasser von di- lin-aha, denn sie entspringt im kleinen Kossogol-Bee (kl. Wald- wasser, coed-di-giol), und mündet in den Baikalsee, bailc Wasser, al gross. Tamir, Bergfiuss von taom Wasser und ar Berg; Koru- lun, gross-Berg- Wasser von gor Berg, u! gross und ean Wasser; Ingoda Waldwasser, ean-coed- aha; Kulunsen von giolan kl. Wasser. Die Stadt Karakorum am Orkhor bedeutet keltisch Wasser- Btadt (coir Wasser,und caer Stadt),

Aldenhofen, Flecken bei Jülich, wo der Prinz von Koburg und Erz- herzog Kari 1793 die Franzosen schlugen und dadurch Holland ent- setzten. Alden kommt von ailt Ort, ailtan kl. Ort, Hof. Einen „alten“

Alderney Alefald.

Hof, als Name, giebt es nicht; denn wenn ein Hof gebaut wird, und, wie natürlich, sogleich einen Namen er- hält, ist er immer neu. Nur dann ist die Bezeichnung „alt“ für eine Oert- lichkeit denkbar, wenn nebenan noch eine ähnliche zweite, neue erbaut wurde.

Alderney, die nördlichste der drei englischen Inseln an der Küste der untern Normandie; alt soll dieselbe Riduna geheissen haben. Beide Formen bedeuten ungefähr dasselbe; die erste al-dear-in-y, ist gross Wasser-Insel (y als Uebersetzung angehängt); Riduna blos Wasser- insel von rhed, rkidys Wasser und in, innisInsel. Dieandere, Guerne- sey, hiess angeblich Sarnia von sar gros, inInsel und ia Land; dieForm Guerneseykommt von gouer Wasser und is Insel, mit angehängtem yIn- sel. Die dritte, Jersey, hiess Cae- sarea, von den Bömern umgetauft aus Sargia, was ebenfalls grosse In- sel bedeutet, von sar und ighe In- sel, oder auch von swir, saar Wasser, dann bedeutet sie blos Wasser-insel, wie die beiden ersten.

Ale, Flüsschen bei Laon im nord- östlichen Frankreich, latinisirt Alea, vom gälischen a, e schmal und /ua, lia Wasser.

Alefeld, alt Als, zu deutsch gross- Feld von al gross und ai oder ua Gegend, Feld (vergl. Uri und Jura). Alefeld liegt in einer Erweiterung des Leinethals, welche früher der Aringau hiess, einName, dereben- falls Feld bedeutet, von reann Feld und dem vorgesetzten Artikel y, e,

Alemanen.

a. Der Name Ala für Alefeld kommt 984 nach Chr. vor, als nach dem Absterben Kaiser Otto’s II. Ecbert der Einäugige sich gegen dessen Sohn Otto III. erklärte, wor- auf die sächsischen Grossen dessen Burg Ala eroberten und die Tochter des verstorbenen Kaisers, Adelheid, nachmalige Aebtissin von Quedlin- burg sammt den im Schlosse be- findlichen Schätzen wegführten. Ecbert war ein naher Verwandter des Kaiserhauses, und Adelheid bei ıhm in Pflege. Vor der Eroberung Ala’s hatten die Fürsten in Seesen (alt Sensun, Wasserburg von tain- din, Seesen von sua Wasser und din Burg) Berathung gepflogen. Alemanen, oder Allemanen, zu deutsch nicht „alle“ Männer, denn ausser ihnen waren noch etwelche Anderevorhanden, sondern fremde, grosse,wildeMänner, vona/gross, bezw. ail, all, ull, fremd oder wild, und maon Mann. Sie waren, wenig- stens der Mehrzahl nach, sicher deutschen Stammes, für die Kelten also Fremdlinge, gleich den Hellenen (deren Name ebenfalls von ai/kommt) für die griechischen Autochthonen. Die Kelten in Frankreich nennen heute noch die Deutschen Allemans; die Saalfranken, mit denen sie eben- falls zu thun hatten, waren ihnen nicht ganz fremd, denn sie bestan- den zum Theile aus Kimbern oder Belgen, mit welchen die Franken in Brabant lange Zeit zusammengelebt, und sich mit ihnen zu einem Volke verschmolzen hatten. Die franzö- sische Schreibart allemans ist rich- Deutsch-kelt. Wörterbuch.

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Alemanen.

tiger als alemanni, indem sie dem gälischen a//maon näher steht. Die Allemanen erschienen zuerst 213 nach Chr. am Main, die Franken am Niederrhein etwas später; noch spä- ter die Sachsen in Westphalen. Die ersten Kämpfe der Allema- nen galten dem römischen Kai- ser Caracalla, welcher sie aus Eitelkeit angegriffen hatte. Sie bra- chen über den untern Main in das ebene Rheinthal, eroberten dieses Stück für Stück, während dieRömer durch Befestigungen, vom Gebirge bis zum Bheine, jeden Abschnitt zu halten suchten; daher heute noch die vielen Wälle, Quergräben und Castelle, oder Castelberge vom Maine aufwärts bis Basel. Der grosse Pfahlgraben, welcher ur- sprünglich von der Mündung der Lahn über den Spessart, den Oden- wald und die Taubergegend bis zur Donau bei Kelheim lief, wurde von den Allemanen durchbrochen, hinter ihm entstanden neue Werke, aber ohne für die Dauer Sicherheit zu gewähren. Kaiser Probus war der letzte, welchem es gelang, die frem- den Völker zurückzutreiben, nach seinem Tode ging wieder alles Land bis an den Oberrhein verloren. Denn hinter den Allemanen drängten sich die Burgunden vom Riesengebirge her am Main abwärts gegen das Rheinthal, ihrerseits wieder gescho- ben von weiter aus dem Norden und Osten gekommenen Gothen, Vanda- len, Thüringern und wie die Wald- völker allegenannt wurden, die, sich an die Ostseite der Allemanen leh- 4

Alengon Alentejo.

nend, die Donau überschritten, und das alt keltische Bojerland bis weit in die Alpen hinein überfiutheten. Nach der Eroberung der östlichen Bheinlande drangen die Allemanen über den Fluss in das Elsas, wurden aber bei Strassburg von Kaiser Ju- lian geschlagen und zurückgeworfen ; doch kehrten sie im 5. Jahrh., als vandalische, suevische und ala- nische Völker in Gallien einge- brochen und die Bömerherrschaft geknickt hatten, in das Elsas zurück, während die Burgunden die heutige Rheinpfalz besetzten. Von diesen gehemmt, wendeten sich die Alle- manen nunmehr gegen Süden und eroberten die Schweiz, soweit sie noch heute deutsch ist. Auch hier kamen ihnen wieder die Burgunden in den Weg, welche sich mit den Bömern abgefunden und das heu- tige Burgund als Wohnsitz erhalten hatten.

Alencon, Stadt an der Sarthe im nordwestl. Frankreich, alt Alentio, zu deutsch Ort am Fluss, //yant-tyo ; statt {yo hat die neuere Form gon oder dion, was dasselbe bedeutet,

Alentejo oder Alemtejo, portu- giesische Landschaft mit der Haupt- stadt Evora, nicht am Tajo, eher am Guadiana gelegen; der Name kann sich also nicht auf den Tajo be- ziehen, sondern bedeutet Land am Wasser, von /lyani Wasser und aia Hochland; das vorgesetzte A steht statt des doppelten 1, oder ist der Artikel. Der Bergfluss, um den os sich hier handelt, ist der Zadao,

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Aleppo Alessandria.

durchfliesst, und von di-ad-aha kl.- Wasser herkommt, mit angehängtem aha, wie dies in Deutschland fast durchweg der Fall ist.

Aleppo, arabisch Haleb, im nörd- lichen Syrien, im Mittelalter einst grosse Handelsstadt, ursprünglich blos ein grosser Hof von al-aoibh gross-Hof. 1517 wurde sie durch Selim I (sa!-am grosser Mann) dem türkischen Reiche einverleibt.

Alesia. Einst Hauptfestung der gallischen Mandubier in Burgund, sie wurde von Cäsar erobert und zerstört. Napoleon III hat ihre Reste in neuester Zeit wieder aufgraben lassen. Der Name ist natürlich keltisch, vom gälischen /ios, oder kimbrischen //ys, feste Stadt und a, Berg, oder blos Artikel; Telles in Tirol hat denselben Namen mit vor- gesetztem di klein. Aliso einst bei Paderborn, bedeutet dasselbe, ebenso Elze an der Leine und Nockarelz bei Mosbach. Das gallische Alesia war angeblich von Hercules gegrün- det, 864 wurde esnochmals von den Normannen zerstört, jetzt liegt der Flecken Alise in dessen Nähe. Der Name Mandubier bedeutet Hoch- gebirgsbewohner von maon Berg, dubh gross oder schwarz (letzteres mit Bezug auf die in der Gegend be- findlichen Kohlenlager) und xi Leute,

Alessandria (della paglia, d. h. mit Strohdächern) wurde 1168 von den gegen Friedrich Barbarossa ver- bündeten lombardischen Städten in einer sumpfigen Gegend als Festung

oder Tadao, welcher die Landschaft | angelegt und nach dem Papste

Aletschgletscher Alexander. 51

Alexander III benannt. Später kam die Stadt sammt der übrigen Lom- bardei an Oestreich und wurde zu Anfang des vorigen Jahrh. im spe- nischen Erbfolgekrieg an Savoyen abgetreten, blieb aber dennoch Reichslehen, wie die ganze piemon- tesische Lombardei, bis zur Auflö- sung des deutschen Reiches. Ein an- deres Alexandria liegt in Aegypten, dieses wurde von dam makedonischen Alexander gegründet. Die Bedeu- tung des Namens steht unter Alexander.

Aletschgletscher, einer der grössten Gletscher des obern Wallis, er zieht sich von dem Gipfel der Jungfrau bis beinahe in das Thal herab; in der Nähe davon der Aletschsee, d. h. der Hochsee, von al hoch und wisge Wasser; vom See erhielt der Gletscher seinen Namen.

Alexander. Dioser Name ist eine Zusammenstellung mehrerer Worte, die nach dem Vorbilde der asia- tischen Herrschertitel einen mög- lichst grossen Mann bezeichnen sol- len, nämlich: al gross, aigh hoch, eus oder is Mann (bis hieher gleich Alexis), hierzu noch an Mann und dear gross; wozu indergriechischen Form Alexandros noch zum Schluss abermals ein eus, os oder us, Mann, gehängt wurde. Alexander, Sohn des Philippos, Königs von Makedonien, geboren 356 vor Chr. in Pella (53, klein Ze Stätte), soll schon in frühester Kindheit grosse Eigen- schaften verrathen haben, weshalb er in seiner Jugend schon mit glän-

Alexis Alfen.

zenden Titulaturen beehrt wurde. Vor- und Zunamen, wie heutzutage, gab es im Alterthume nicht, die Per- sonennamen waren entweder Ehren- titel oder Spitznamen, oder sonstige Bezeichnungen irgend einer Eigen- schaft des Benannten. Die Albane- sen wie die heutigen Orientalen überhaupt gebrauchen für Alexan- der die Form Iskander, oder blos Skander,eine blosse Abkürzung, oder, wenn man will, ais hoch für alhoch.

Alexis oder Alexius, ein Manns- name, welcher unter Alexander er- klärt ist. Die Endungen is, eus, ios, ius bedeuten dasselbe, nämlich Mann, al-aigh gross-hoch.

Alfen, soviel als Elfen, Elben, Albe, altnordisch alfar, angelsäch- sisch Ylfe, Berggeister, Zwerge, oder Wasser-,bezw. Wolken-Geister. Die ersten hiessen auch Schwarzelfen, nordisch svart alfar oder döck alfar (döck vom kelt. dubh schwarz); die andern Liosalfar, was man als Licht- elfen auffasst, obwohl der Begriff Wasserelfen, /ua-eis, Wassermänn- chen näher liegt; denn die Wasser- elben waren die mit Wodan in den Wolken, oder dem Himmelsgewässer einherbrausenden- Seelen der Abge- storbenen, welche verjüngt aus dem Frau-Hollenteich den Wöchnerinnen wieder alsKinder durch denSchwan oder Storch gebracht wurden, um zu neuem Erdenleben mit dem Kör- per verbunden zu werden. Es sind also Wassergeister, während die Schwarzelfen Bergleute, Zwerge waren. alb-an bedeutet ebensowohl Berg-mann als Wasser-mann, im er-

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Alfheimr Alfred.

sten Fall von al-bean, im zweiten versetzt für bial-an. (Vergl. Elfen.)

Alfheimr, nordischer Ausdruck für die Heimath der Elfen; densel- ben Namen führte aber auch die Gegend um die Goth-Elf und Raum- Elf in Schweden und Norwegen; denn Alf bedeutet Wasser, entweder grosses von al-bais(Elbe) oder ohne Beiwort von bial, fual, versetzt alb, alf,

Alfons, spanischer Mannsname, soviel als Alboin, Alban, grosser Sohn.

Alfort, altes Schloss oberhalb Parıs, ander Marne, mit einer Thier- arzneischule, undAlford, Stadtbei Lincoln in England, beides Furth über das Wasser von alt Wasser und ffwräd Furth. Bei Alfort ging die alte Römerstrasse von Paris nach Melodunum (Bergstadt, jetzt Melun von mael Berg, Maalstätte und dun Stadt) über die Marne. Etwas ober- halb an diesem Flusse liegt Cha- renton, altCarenton, caoran-dun, kl. Fluss-Stadt; „kleiner“ Fluss im Gegensatz zur Seine, in welche die Marne bei Alfort mündet. In Eng- land liegt ein Alfreton in der Nähe vonDerby, zu dessen Namen, alt-/fwrdd, nochein dun, Stadt, ge- fügt ist.

Alfred, Albret, versetzt für Al- bert, grosser Sohn von a/ gross oder edler Sohn von ail edel. Alfred der Grosse, Sohn König Ethelwolfs von England, wurde nach dem Tode sei- nes Bruders Ethelred 871 zum Kö- nige der Angelsachsen ausgerufen; er schlug mehrmals die Normannen

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Algarbien Algau.

(bezw. die Dänen, Wasserleute, von !ain Wasser), namentlich im Jahre 897, von welcher Zeit an diese keine Einfälle in England mehr machten. Fred kann auch für Dreadh König stehen.

Algarbien, Algarvis, Algarve, südlichster Küstenstrich Portugals längs desatlantischen Oceans; Name von al gross, garw Wasser und ia Land; also buchstäblich gross-Was- ser-land, und nicht Westland, el- garb, wie es die Araber aufgefasst haben sollen; auch liegt es südlich und nicht westlich von dem angren- zenden Alentejo. Die Erklärungen nach Himmelsgegenden können nur als richtig angenommen werden, wenn der Ort nachweisbar ist, von welcher die Bezeichnung aus- ging, und dieselbe auch für diese Gegend passt. Jedes Land ist ein Ostland gegenüber den westlich da- von gelegenen Strichen, und ein Westland, gegenüber den östlichen. Algarve ist ein Anhängsel von Alen- tejo, undnichtvon Andalusien, muss also von ersterer Landschaft aus be- urtheilt werden. Beide Landschaften waren zu gleicher Zeit im Besitze der Araber. DieHauptorte sind Ta- vira, di-bior-ae kl. Wasser-Leute, an einem kl. Flüsschen nahe dem Meere, alt Balsa, Dial-dae Wasser- leute; dann Lagos, von lloc Ort.

Algau, Algän oder Almangäu. Dieser GaumussvomAlbegau, der auch Algau genannt wird und das Alpenland an den Quellen der Mer und des Lech umfasste, unterschie- den werden. Algä&u nennt man heute

Algau.

noch die obere Illergegend, soweit sie zu Schwaben bezw. jetzt zu Wür- temberg und Baiern gehört, im wei- tern Sinne aber alles Schwabenland östlich vom Bodensee bis zum Lech. Esliegen darin: Immenstadt, das früher zur reichsunmittelbaren Graf- schaft Königsegg gehörte, vom kelt. omanBauernhof, kl.Hof. Isny oder Ysni, früher eine freie Reichsstadt, von ois Burg, ois-ni kl. Burg, und Wangen, ursprünglich ein Castel, ebenfalls früher Reichsstadt, beide gehörten politisch in den Argengau; letzteres war ausserdem eine Maal- stätte des Landgerichtsauf der Leut- kircher Haide. Name von fang oder gmwaneg Viehpferch, bei den Römern Vemannia castra. Der Name Algäu bedeutet Hochland, von al hoch, gross, Almangäu Hochberggau, von moin, main Berg; deutsch aufge- fasst mag erauch Alemannengau be- deuten, jedenfalls spielen beide Be- deutungen durcheinander. AlsHoch- berggau passt der Name Almangau indess nur auf den altkeltischen Albegan im Alpenland an den Quel- len desLech und der Iller. Albegau wird wohl als Alpgaun zu deuten sein, wie der Albegau oder Alebingau auf der schwäbischen Alp, von al hoch und binn Berg. Zum Algäu im weiteren Sinne gehörten der Ar- gengau, der Nibilgau (oder die Leutkircher Haide), derSchussen- gau, der Illergau auf der Ost- seite der Ulor bei Memmingen, der Keltensteingau, der Augstgau um Augsburg, und der Albegau. In letzterem liegen: Sunthofen

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Algesiras Alhambra.

an der Iller von sunnadh Veste; Fischingen, altFiskinga, entweder von uisgean Wasser und ka Ort oder von fioih Wald und inka kleinem Ort; Lut-wangen oder Lub-wan- gen von /ua-di-fang oder lua-bi- fang Pferch am kleinen Bach; Hir- zisegge, vonhar, hyr,Heerde, cas Einfriedigung und aigheHöhe, Berg oder hoch, sämmtlich im Illerthal (die andern Orte stehen unter Lech- thal).

Algesiras oder Algeciras, Stadt bei Gibraltar, zu deutsch gross-Was- ser-Ortvon a/gross, gais Wasser und caer, caeras Ort.

Algier. ähnlich wie Cyrene, von caer Stadt und al gross; die Burg oberhalb Algier, die Kas-ba dage- gen von cas Burg und bi klein. Nach den Arabern, welche die Stadt um 935nach Chr. erbaut haben wol- len, heisst sie die „siegreiche“ al- dschesair, was aber sprachlich nur halbwegs, dem Sinne nach gar nicht passt, und erst lange nach Ent- stehung der Stadt ausgedeutet wurde.

Alhambra, wörtlich grosse Kam- mer, franz. chambre; Kammer, an- dere Form für Chemnade, slavisirt Chemnitz, Die Alhambra war die Residenz der maurischen Könige in Granada, ein prachtvolles Gebäude, das noch ziemlich vollständig erhal- ten ist. Die Araber deuten den Na- men als „rothes“Haus; chemi,cham, ham und wie dieFormen alle lauten, bedeutenaber schwarz (vergl.cham). Die Sylbeham, cham ist, wieder alte Name Kamin-ate für Kemnade aus-

Alheimer Alkmaar.

weist, aus ca-min kleine Einfriedi- gung, kl. Wohnort zusammengezo- gen. Wieder mit ar, gross, ver- bunden entstand Kammer, franz. chambre-, mit dem arabischen Ar- tikel al: Alhambra (vergl. Komnade).

Alheimer, 1360 Alleymer ge- schrieben, ein 1754 Fuss hoher Berg bei Rothenburg an der Fulda. Doppelname von all, oill Fels, au Berg und mamr gross.

Alicanle, Seestadt in Spanien, von !iy Wasser und gan Burg. A steht statt des ersten 1, der beque- mern Aussprache wegen.

Alicata oder Licata, See-Stadt auf Sicilien bei Girgenti, von //uik fester Ort und ais, uad, ada Wasser.

Alkmaar , vilämisch Alkmaer, Stadt in Nordholland, bezw. West- friesland, an einem jetzt trocken- gelegten Meere, oder Moorwasser, mit starker Viehzucht; daher der Name, al gross, ka Viehpferch, Einfriedigung und muir Meer. Die- ses Meer oder Moor heisst deScher- mer von caor Wasser und muir Meer; in der Nähe sind noch meh- rere solcher Moore, als de Wog- Meer von gwiog Wasser, de Pur- mer und de Wor mer, beide von bior Wasser. De Beemster da- gegen bedeutet Wasserland von beum Wasser und fir, terra Land. All diese Moore sind jetzt in cana- lisirte Wiesenflächen umgewandelt. Zu Römerzeiten hiess die Gegend Baduhenna sylva, Wasserwald, von bais Wasser, baidean klein Wasser, oder von Add Wald und ean Wasser; von diesem Sumpf-

MM

Alkmene Allah.

wald erhielt schon in ältester Zeit die Gegend den Namen Holland, Holtland, Holzland, wenn Holt nicht aus alt Wasser, entstanden ist; denn Wasser ist und war das wesent- liche Merkmal dieser Gegenden, nicht der Wald. Ein Heinrich von Alkmaer gilt als erster Verfas- ser des Reineke Fuchs, oder Vos.

Alkmene, die Mutter des Her- cules nach der griechischen Sage; sie war die Tochter eines Königs von Mykene im Peloponnes. Zwar an den Amphitryon verheirathet, dem sie den Iphikles gebar, ver- schmähte sie indess auch den Um- gang mit Jupiter nicht, und gebar ihm den Hercules; später wurde sie noch Gemahlin des Rhadamanthus, eines der Höllenrichter. Ihr Name bedeutet edies Weibchen von ealg edel, min klein und nae Frau.

Alkoven, Theil eines grössern Zimmers, ein Nebenzimmer, kommt zunächstvon demarab.al-kubbe, das etwas Hohles, Gewölbtes bedeutet, also eine Kufe. Bezeichnender ist dafür das keltische cwb Schuppen, Nebengebäude, an die Wohnstätte anstossender Verschlag.

Allah, Gott, nach den Arabern der Anbetungswürdige, weil zusam- mengezogen aus dem Artikel al und ilah, hebräisch Eloah, anbetung» würdig. Keltisch lauten die ent- sprechenden Formen ai} und eaig, sio bedeuten ode. Ob aber Allah nicht einfacher von a’ gross und ae Mann abzuleiten, mag dahinge- stellt bleiben. Im Hebr. bedeutet Beth-el Haus-Gottes, Hütte des

Allahabad Allbehaarte,. 55

Mächtigen (gälisch bodh oder badh Hütte).

Allahabad, Stadt in Hindostan, angeblich die Stadt Gottes vom arab. Allah, Gott und dem kelti- schen oder altindischen badr Hütte, Haus, Wohnung; sie liegt am Ein- flusse derDschemnah inden Ganges, beides heilige Flüsse. Al-lua be- deutet aber keltisch grosses Wasser, und passt eher zu dem keltischen badh, als das erst einige Jahrtau- sende später aufgekommene ara- bische Allah.

Allbehaarte oder Mosinos nennen die Japaner die Ureinwohner Japans, die jetzt auf den unfrucht- barsten Theil der Insel Jesso zu- rückgedrängt sind; deren Zahl mag etwa noch 50,000 betragen. Ainos nennen sie sich selbst. Ihr Haupt- haar, sehr dick und mattenartig verflochten, bildet einen ungeheu- ren Büschel, und neben dem langen und dichten Barte bedecken dunkle Haare ihr Antlitz, ebenso die Arme und Hände, ja fast den ganzen Kör- per. Die Hautfarbe ist heller als die der Japanesen, ihr Auge dunkel. Die Weiber sind weniger stark be- haar. Die Kinder sind lebhaft und intelligent, die Eltern aber in Folge des japanesischen Druckes niedergeschlagen. Jährlich im Früh- jahre müssen sie ihren Herren, den Japanern unter des Taikun von Yeddo Lehnsoberhoheit herrscht auf Jesso der Fürst von Mats-mai eine Abgabe von Pelzen und ge- trockneten Fischen entrichten; und nur bei dieser Gelegenheit zeigen

Allbehaarte.

sich ihrer einige in den Städten Mats-mai und Hakodadi, um ihren Ueberschuss an Fischen und Pelzen, Erzeugnissen ihrer unwirthbaren Heimath, gegen Reis und Jagdge- räthe einzutauschen. Um dassechste Jahrhundert vor unserer Zeitrech- nung, als auf Japan der erste Mi- kado herrschte, sollen die Ainos die unumschränkten Gebieter nicht nur Jesso’s, sondern sogar desnördlichen Theiles von Nipon gewesen sein; aber die Japaner begannen sie zu- rückzudrängen, zuerst über die Strasse von Sangar, dann nach- rückend allmälig in den Norden Jesso’s. Erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts gelang ihre vollstän- dige Besiegung und Unterwerfung. Es lebt in diesen Bewohnern Jesso’s die Ueberlieforung, dass ihre Ur- ahnen aus dem Westen, also von dem asiatischen Festlande her, go- kommen sind. Doch auf ganz Ko- rea oder in der Mandschurei ist kein Stamm aufzufinden, der mit den Ainos Aehnlichkeit hätte. Ihre Religionslehre beruht auf einem dunkeln Grundsatz, welcher mit den Thieren der Jagd und den Unge- heuern der Tiefe in Verbindung steht. Ihre Hauptgottheit ist der Bär, obwohl sie diesen ihren Gott erschlagen, wo sie ihn nur antreffon können. Aus dem Wasser ist ihnen die Welt entstanden. Der erste Mensch war ein Weib, welches das paradiesische Leben dadurch verlor, dass es den Apfel der Erkenntniss von einem Manne annahm. Der Fremde, welcher die Ainog in ihren

Allendorf Aller.

Hütten besucht, wird freundschaft- lich aufgenommen und bewirthet, und hier, fern von ihren Gebietern, legen sie auch ihre ungemeine Scheu und Niedergeschlagenheit ab. Was die Sprache der Ainos betrifft, so soll sie keine Aehnlichkeit mit jener der Nachbarvölker haben, was indess zur Zeit nicht viel be- sagen will, denn wer hat sie bis jetzt untersucht, und wer kennt die Mundarten der Völker in den chine- sischen und tübetanischen Hoch- gebirgen, unter denen die Ainos vielleicht Stammverwandte haben. Die Sage von den Affenvölkern in Tübet möchte sich wohl auf Stämme beziehen, welche den Ainos ähnlich waren. Das Wort ain könnte viel- leicht auf an Leute zurückgeführt werden.

Allendorf, Stadt in Niederhessen an der Werra, hiess alt Aldindorf oder Aldendorf, kommt also von alt, oder ailt Ort, deminutiv aillean kleiner Ort. Es gibt noch ver- schiedene andere Orte dieses Na- mens, die alle dasselbe bedeuten.

Allensteln oder Alstyn, Ort, früher Burg in Ostpreussen an der Alle, letztere von alt oder /!y Was- ser, und Stein gezischt für din Burg, denn Felsen gibt es daselbst nicht.

Aller, Fiuss in Nordthüringen bezw. Ostphalen, der in die Weser mündet; alt Alara, vom kimbri- schen //yry Wasser; das a ist der Artikel oder blos des doppelten IU wegen vorgesetzt.e In Schwaben heisst die Aller Iller, in Hessen Lohrbach undLehrbach, auch

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Alleschanz Allia,

Lierbach, Larbach und Lur- bach.

Alleschanz, Alischanz, oder Aleschanz, latinisirt Ailiscampi, Campus Elisiu, ein berühmter Begräbnissort bei Arles in der Pro- vence, der die Gabe haben sollte, die Todten vor dem Wiedererschei- nen und Umgehen zu bewahren. Es wurden deshalb hierher viele Leichen gebracht, indem man sie in Särgen oder Fässern auf einem Nachen die Rhone herabtreiben liess. Neben den Leichnam legte man Geld. In Arles machte der Todten- schrein Halt, und der Leichnam wurde feierlich bestattet. Von an- dern Orten wurden die Leichen zu Land über die Pyrenäen und die Apenninen herbeigeführt, gewöhn- lich waren es Helden, dieim Kampfe gefallen waren. Da liegen Jo- vianus, und der Graf Bertram und Aistulph, und zahllose’ andere Edle. Aus diesem Gebrauche ist später bei den Christen die Sage entstan- den, die Heiligenleiber oder die der Märtyrer seien in dieser Weise auf Nachen gelegt worden, die aber, weil es Heilige waren, stromauf- wärts trieben. Wo das Schiff lan- dete, wurde der Heilige begraben. Aleschanz kommt, wenn es mit Elysium gleichbedeutend ist, von aille schön und chatnes Feld; Ely- sion kann auch von eo/as Zauber und ion Land, und Alischanz von alis, tiefster Ort, bezw. Hölle abgeleitet werden.

Allia, jetzt Aja, ein Flüsschen, das oberhalb Rom in die Tiber

Allier Allobrogen.

mündet; an demselben wurden 387 vor Chr. die Römer von den Galliern unter Brennus (d. h. unter deren Führer, denn Draine bedeutet dies) geschlagen. y-lia, oder bloss Z/y bedeutet Wasser, y oder a ist der Artikel; Aja ist eine weichere Form für aqua oder nich-aha.

Allier, Nebenfluss der Loire, in welche er bei Nevers mündet, Name von /lyry Fluss mit vorgesetztem a, als Artikel, oder des doppelten / wegen; alt hiess der Fluss Ela- ver von aber, ynfer, was eben- falls Fluss bedeutet, mit vorgesetz- tem e/ gross.

Allmansgebirg oder hoher All- mann, eine hohe Bergkette in den Cantonen Zürich und St. Gallen von al hoch und mmnt (lat. mons) oder auch bloss maon Berg.

Allo oder Hahlo, gallischer Mannsname, der fremder Mann be- deutet, von ail fremd, lat. alienus, und ae Mann. Es mögen darunter neben den Alemannen auch die unter Kaiser Trajan nach Gallien versetzten Judenfamilien verstan- den worden sein, denn Hahlo ist jetzt noch ein Judenname. Alibert ist darnach Sohn des Fremälings, von bert Sohn.

Allobrogen, Allobrigen, Alo- briten und Asobrigen, keltische Namen für die heutigen Bewohner Savoyens, er bedeutet Alpenbewoh- ner, oder Hochgebirgsmänner, vom gäl,. oill, aill oder all, Fels, brog, brug, braigh oder braiht, Höhe, Hochland (vergl. Brocken) und ae Männer. Asobrigen von ais hoch,

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Alm Almas.

Die Allobrogen wurden nach langen Kämpfen von den Römern unter- jocht, ihr Hauptort war Vienne, alt Vienna an der Rhone vongmwyan Wasser und nae Leute. \

Alm, zusammengezogen für Al- mat, Almend, Gemeindewald (vergl Almend).

Almada, Stadt in Portugal, Lis- sabon gegenüber, in einer Ebene, von al gross, madh Feld und ae Leute, oder gleich Olmütz, oder Almasa von al-modh grosser Hof.

Almaden, Stadt in der Sierra Morena in Spanien, mit ergiebigen Quecksilbergruben. Al gross, oder gemeinsam, mad zusammengezogen aus muind Wald und an oder nae Leute, soviel als Almuthshau- sen in Hessen (vergl. Almend).

Almagro, Stadt in der Ebene der Mancha in Spanien, al gross, magh Feld und ra, ro Stätte.

Almas. Eine Reihe von Feldbau treibenden Orten in Ungarn, Sieben- bürgen und Serbien führen diesen Namen; er bedeutet bald grosses, abgemessenesund eingetheiltes Feld, von al gross, und maes, was die angegebene Bedeutung hat, oder gross-Wald-ort, zusammengezogen aus muin-ais,oderendlich grosser Hof von al-modh, im letztern Falle gleich Olmütz. Da der Name Al- mas nicht blos in Ungarn und Sie- benbürgen, sondern auch in Serbien vorkommt, wo niemals Ungarn wohn- ten, so kann er auch nicht aus dem Ungarschen stammen, aber ebeuso- wenig aus dem Slavischen, denn auch in Hessen gab es ein Olmiz

Almeida Almend.

und ein Almezs, und in Portugal liegt ein Almada.

Almeida, portugiesische Grenz- veste in der Provinz Beira (bior-ae Wasser-leute, Duero-anwohner). Al- meid ist grosse Hameide, oder grosser Wartthurm von om Haus undaithhoch; dasselbe was Amida heutzutage Diarbekir in Chaldaea.

Almend, alt algmenda, algmanda, am Oberrhein gebräuchliche Aus- drücke, anderwärts Marken oder Waldmarken, Haingereiden oder Gereiden, lauter Namen für Ge- meindewälder einzeiner oder meh- rerer Orte, in welche das Vieh, namentlich die Schweine getrieben wurden. Die Theilnehmer an der Almend hiessen Reidegenossen, Haingereiden, Märker, Markge- nossen, auch Marken, und ihr Weis- thum Gereidespruch. Die Almende hiess in älteren Zeiten Almeinda, Alemenda, Almuth, Almat, Almand, Allme (Alm in den Alpen), Walde- meyne, Waldemene, Meingewelde; leiztere Formen in Norddeutsch- land, woraus Maiwald wurde, statt Mainwald. Gewelde und Wald sind die Uebersetzungen des mein, meinde, verdeutscht für muinn, muind gälisch Wald; aus dem Walde wurden später theilweis Wie- sen und Waiden. Die Vorsylbe al, all bedeutet gälisch gemein- schaftlich, allgemein, darnach Al- mende soviel als Gemeinwald. Spruch (Gereidespruch) ist die UVebersetzung vomgäl. raith, reithe Austrag, Schiedsspruch, raithe Schiedsrichter, oder kurzweg Rich-

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Almeria Almerode.

ter; Beidegenossen sind die- jenigen, die am Waldspruch oder Waldrecht Antheil haben; Hein- gereiden sind die Waldrichter. Mark gäl. meirghe bedeutet Ge- sellschaft, Genossenschaft. In Mark- genossen ist das zweite Wort die Vebersetzung des ersten, latinisirt marca, mittelalterlich Marg. (Vergl Mone's keltische Forschungen.)

Almeria, Stadt im südlichen Spanien am Meere, alt Murgis, la- tinisirt Portug magnus, grosser Hafen. Murgis bedeutet Meerburg muir-cas oder gis; Almeria unge- fähr dasselbe von al gross, und muir Meer. Mer, mur, mor, hat übrigens noch verschiedene andere Bedeutungen als: gross, Berg, Mauer, Veste, und gis kann auch von gais Wasser herkommen. West- lich von dem alten Murgis am Meere lag ein Ort Abdera, der heutsu- tage Adra genannt wird, welcher, wie das Abdera in Thracien, Wasser- ort bedeutet, von abh Wasser, und tuar Dorf; Adra ist dasselbe von ad Wasser und ra Ort, gleich Adria am adristischen Meere. Es wird wobl Niemand behaupten wollen, dass Abdera in Südspanien eine Colonie der thrakischen Abderiten gewesen, und Adra von den Adriæ- ten erbaut sei, wohl aber geht dar- aus hervor, dass die altkeltische Sprache sowohl in Thrakien und Venetien als in Spanien gesprochen wurde.

Almerode, Gross-Almerode am Fusse des hohen Hirschberges, bezw. Arz- oder Ardberges (von

Almondbury Almungau. 59 Almuthshausen Alp.

ard steil) in Niederhessen, und Klein-Almerode nördlich davon, ebenfalls im Wald-Gebirge; das erste mit Thonwaarenfabrikation und Bergwerken. Name von a/ muin gross - Wald, zusammengezogen in Alm und rodh, ausgerodetes Wald- feld.

Almondbnry, Stadt in England in der Grafschaft York, al-mwnt- br, gross-Berg-Burg oder al-mu- ind-bwr, gross - Wald - Burg, je nach der Lage.

Almorah, Stadt in Hindostan am Himalaya, a/ gross, mor Berg und ra Stätte,

Almungau, Grosswaldgau, von al und muinn, muind, Wald, süd- lich von Paderborn an den Quellen der Alme; er umfasst namentlich das Sintfeld, auf der Wasser- scheide gegen die Diemel, darin lagen: Barkhausen, südlich von Büren, gleich Burghausen von bwrgy kimbrisch Burg. Oistorf alt Osterep auf einer Anhöhe von ais hoch und Zreabh Dorf. Haaren altHaran ebenfalls hochgelegen von aran Berg oder von haar Heerde und an Leute. Weine an der Alme von ean Bach und se Leute. Büren, alt Buria an der Alme, Viehland von buar Hornvieh und ia Gegend. Ahden an der Alme alt Adane, Bachort, von adBach und dun Ort odervon aidhean kl. Ort. Helminghausen, oder Halding- husen alt Hellonhus ven ailtean kleiner Ort oder al-long hochge- legener Ort; es liegt auf der Höhe über Almena, Siddinghausen,

alt Sickinnhus oder Siddiginhusun von di klein, teag, fig, Ort; tain- gean Veste. Beringhausen, alt Bieranhus von bioran klein Wasser und iosd gleich hausen.

Almuthshausen, alt Almetshu- sen, Almeshusen, Almundeshusa bei Homberg in Hessen. Almuth ist gleich Almend (vergl. dieses), Gemeindewald. Dieses Dorf ist in einem frühern Gemeindewald ange- legt am Nordende grosser Berg- wälder, die von da südlich bis zum Knyll reichen.

Alnwick, Alnewick, Stadt in Nordhumberland in England, an der Alne; letzteres zusammengez0- gen aus /i-ean-aha kl. Wasser, wick, wigh bedeutet Dorf.

Aloiden, grosse, wilde, fremde Männer von all, aileund eus Mann, dasselbe was Halo, Hellen und Alleman. Aloiden hiessen die bei- den Söhne des Aloeus, bezw. des Neptuns, Oetus und Ephialtes, welche am Kriege der Titanen und Giganten zur Erstürmung des Olymp Theil nahmen, und dafür im Tarta- rus an eine Säule gebunden wurden, wo ein Geier ihre Eingeweide zer- fleischt und eine Eule Tag und Nacht sie durch ihr Geschrei quält.

Alp, raube Alp, oder schwä- bische Alb, alt Alebin; eine Fort- setzung des Schweizer Jura nach dem fränkischen Jura hin, boginnt bei Winterlingen und Ebingen und erstreckt sich bis Alpeck und Geis- lingen. Man theilt sie in die rauhe Alp im engern Sinne, die Hoch- eträss;, den Albuch und dag

Alpen.

Hertfeld, welch letzteres an das Ries grenzt. Das Wort Alp oder auch Alb ist desselben keltischen Ursprungs wie die Alpen (vergl. letztere) und bedeutet hohe Berge, Felsenberge von alhoch, gross, oder ail, oil Felsund bin Berg. Die rauhe Alp, oder Albgau, Albigau, um- fasst die alten Capitel Güttingen und Geislingen. Gaugrafen waren die Dynasten von Ruck (rugha Berg) bei Blaubeuern, von denen die Pfalzgrafen von Tübingen ab- stammten. Im Jahr 813 schenkte Karl der Grosse den pagus alebin- gensis dem Kloster Reichenau, von diesem trugen ihn die Grafen von Kirchberg, ein Zweig derer von Ruck zu Lehen, bis diese Lehen 1295 und 1300 an das Kloster Balmans- weiler im Linzgau kamen. Albeck alt Albecke bedeutet Haag (ke) auf der Alb. Ebingen kommt von aoibh Hof, Gut, deminutiv aoibhin. Geislingen von gais Bach und long Ort. Güttingen, Waldort von coed Wald und inka kleiner Haag.

Alpen, latinisirt alpes, keltisch al-bin, al-pen, was grossen, oder Felsen-Berg bedeutet, bin oder pen kommt auch in Apennin vor, wo A entweder der Artikel ist, oder e, i, klein, im Gegensatz zu den Alpen, bedeutet. Nach dieser Auffassung stehen sich Alpen, und rauhe Alp dem Sinne nach gleich; letztere kann Alb oder Alp geschrieben werden, denn im Keltischen stehen p und b auch eines für das andere, Berg heisst pen, benn, beann,beinn, binn. Bei den Schotten heisst ihr

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Alpheus Alpujarras.

Bergland Alba oder Albain; Albanien in der Türkei führt aus gleichen Gründen denselben Namen.

Alphens, der grösste Fluss des Peleponeses, vom gälischen al gross und bais Wasser. Jotzt heisst er Alfeo, Rofeo oder Ryfo, er ent springt in Arkadien, und mündet bei Olympia in Elis ins jonische Meer. Der Gott Alpheus, der sich mit der Quellnymphe Arethusa ver- binden wollte, aber von derselben geflohen war, verwandelte sich, nach der Sage, in einen Fluss, der unter dem Meere hinströmend, da- selbst endlich seine Geliebte fand, und sich mit ihr vereinigte.

- Alpirsbach, Bach und Ort m mittlern Schwarzwald, zu deutsch Felsenbach, vom gäl. all, oill Fels und bior Wasser, denn er fliesst in einem Felsenthale.

Alpnach, Ort in Unterwalden am Vierwaldstädter-See, der Name von al-buinn-acha gross- Wasser- Veste, oder statt acha bloss ka, cha, Viehpferch am grossen Wasser.

Alpujarras, oder Alpuxarras, ein Felsengebirg, welches südlich von der Sierra Nevada am Küsten- rande Spaniens sich hinzieht, mit Gipfeln bis zu 6000 Fuss Höhe. Die Bewohner dieses Gebirges sol- len die letzten Abkömmlinge der Mauren sein, welche einige Jahr- hunderte hindurch Spanien be- herrschten. Der Name Albu-charras, denn so wird er ausgesprochen, be- deutet in der ersten Hälfte soviel als Alpen d. h. hohe Berge, und in

Alraf Alsan.

der zweiten soviel als Felsen von sgor Fels (Scharzfels im Harz).

Alraf, Dorf im Waldeckschen, alt Alreffu, Alrepa, Alreph, Alreffe, es liegt an der Werbe (bior-bi kl. Wasser). Bef ist versetzt für ire- abh, Dorf und a! bedeutet gross, oder steht für alt Wasser. Ein ähnlicher Name ist Wallraff, Bachdorf, von Dial Wasser und treab, Irop, druf (Ohrdruff).

Alraun, Gross-Geheimniss von al gross und run Geheimniss, Zau- berformel, Rune, geheimnissvolles Schriftzeichen. Die Alraunwurzel (Atropa Mandagora eine Belladonna- art) brachte deren Besitzer, wenn er schweigen konnte, grossen Reich- thum. Die Wurzel musste unter dem Galgen ausgegraben werden, hiess darum auch Galgenmännchen.

Alsa, Fluss bei Aquileja in Fri- aul, vom gälischen ailt, alt Fluss, mit gezischtem it und dem ange- hängten aa; gleiches Wort wie Elz in Deutschland.

Alsen, jütisch Alsö, Insel auf der Ostseite Mittelschleswigs. Die Bewohner nennt man Alsinger, wie die von Föhr Föhringer, von Sylt Syltinger, von Swansen Swansinger, die auf Femern Femaerlinge. Da- gegen heissen die Bewohner von Angeln, Aerö, Fühnen und andern jütischen oder dänischen Land- schaften Bauern, jütisch Bo, als Angelbauern, Fühnbauern, jütisch Fynbo, Aeröbo. Alsen theilt sich in Nörrä und Sonderbäret, oder in die Norder- und Süderharde. Die Insel gehörte früher zu Fühnen, und

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Alsenz Alsgau.

stand unter dem DBischofe von Odense; auf ihr liegen die Schlösser Sonderburg (jüt. Sönderborg), Nord- burg (Nörreborg) und Kekeborg oder Keiborg auf der Landenge oder dem Dräg von Kokenäs oder Kekenis. Der höchste Hügel ist der 250 Fuss hohe Höi-Bjerget (Höhe-berg). Der Name Alsen, dänisch Als, oder Als-Ö (Als-insel) bedeutet Wasserinsel von alt ge- zischt a/s Wasser, und in Insel; Kekeborg ist Hügelburg, von coiche Hügel; näs ist Nase, Land- vorsprung. Der Ausdruck Dräg für Landenge ist ebenfalls keltisch, er kommt von iruagh, droch, tric, trich, trac klein, eng, daher droich Zwerg, alt Tworg.

Alsenz, latinisirt Alisentia und Eliso, gleich der Elsenz, welche oberhalb Heidelberg in den Neckar mündet, von alt Bach altan kleiner Bach. Das s wird hinter dem n häufig nachgezischt, so auch bei Ens und Enz statt Inn von ean Wasser. Eine Alsenz fliesst in die Nahe, eine andere in die Mosel.

Alsfeld, Stadt auf dem Vogels- berg in Oberhessen. Die Endung Feld bedeutet bei alten Ortsnamen nicht unser deutsches Feld, sondern Vieh-Pferch vom keltischen Fald und als steht statt alt Wasser; ähnlicher Bedeutung sind die Orte Hersfeld, Schönfeld, Felda, Fulda, Zwiefalten und andere mehr.

Alsgau, oder Elsgau, eine Landschaft im Leberberg im Berner Jura, Name von alt Bach. Dasselbe bedeutet auch Leberberg, von li-bior

Alsleben Alster.

klein Wasser, franz. in Lievre, Hase, umgeformt im Lievre Thal, oder Leberthal in den Vogesen. Im Als- gan liegt die alte Veste Delsberg, deren Name von dail Burg oder di-Uys, kleine Burg, herkommt, weshalb der Alsgau auch Salzgau hiess, indem di-llys in Salz umge- wandt wurde. Heutzutage heisst diese Als oder alt bloss Al, oder All, gleich der in der Nähe ent- springenden Ill, von welcher das Elsas oder der Alsasgau, (Elsenz- gau) latinisirt Alsatia (für Alsantis) den Namen führt. Eisenz ist das Deminutiv von alt, und hiess die Ill darum kleiner Fluss, weil sie in den grössern Rhein mündet: Der Ill gegenüber im Breisgau fliesst die Elz, welche den Zischlaut beibehal- ten hat.

Alsleben, Ort bei Merseburg an der Saale, zu deutsch: kleiner Was- ser-schlupf oder Ort, welcher der leichtern Vertheidigung wegen in einer Krümmung der Saale ange- legt wurde, von als, alt Wasser und /iub, liob, leb Stätte, Winkel- ort, deminutiv /iuban, oder leban.

Alst, niederdeutsch Aelst, alt Alost, Stadt und Landschaft auf dem Hochufer der Dender in Ost- Flandern, an der Grenze der Wal- lonen. Name vom gäl. a Hügel, ltos Haus, Burg und di klein.

Alster, ein Flüsschen, welches in Holstein entspringt und bei Ham- burg einen grossen See sowie ein Bassin bildet; a) ist gross und siter Wasser, derselbe Name wie Elster bei Leipzig, welche desshalb gross

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Alt Altan-noor.

heisst, weil neben ihr die kleinere Pleisse, sowie die Luppe und die Parthe fliessen, die klein Was- ser bedeuten, Di/-ais, bezw. /u-abh, und bior-di.

Alt, oder Aluta, Nebenfluss der Donau in der Walachei, vom kelt. alt Fluss, Wasser; Aluta ist ent- weder die gedehntere ältere Form alt-aha, oder aus y-Jua-di, das Wasser-klein, entstanden.

Altal, der hohe Gebirgszug im mittleren Theile Hochasiens an den Quellen des Jenisei, westlich vom Baikalsee ; bei den Türken Ekdag, oder Akdag, bei Ptolemäus Asks- tagkas. Al und ak sind gleich- bedeutend für hoch, und dagh ist die gewöhnliche Bezeichnung der Türken für Berg; das d ist wohl bloss eine Verstärkung für aigk hoch, ebenso wie tai für ai Land; darnach bedeutet Altai Hochland und akdagh hoher Berg. Die grie- chische Form aska von ask, Esche Wald, würde ein Waldgebirg be- zeichnen, tagk-as einen hohen Berg von aith, ais hoch. Vom Altai sollen oder wollen die Türken stam- men, von wo sie sich im 6. Jahrh. nach Chr. bis ans kaspische Meer ausbreiteten.

Altamura, Stadt in Neapel, nach dem Lateinischen soviel als hohe Mauer, nach dem Keltischen Was- ser-Veste von alt Wasser und mur, murog fester Ort, ummanerter Ort, gleich Muri und Murten in der Schweiz.

Altan-noor, oder bloss Altya ein See im mittlern Sibirien im

Altbach Altbaden.

Gouvernement Irkuzk. Altan, al- tean oder altyn bedeutet kleines Wasser, von alt Wasser. Merk- würdig ist, dass der Ausdrucknoor oder noer, der sich in Holstein und Schleswig für stehendes Wasser, oder See häufig findet, auch in Hoch- sibirien am Altai vorkommt. In Arabien lautet der AusdruckNahr, und bedeutet kleiner Fluss; sämmt- liche Formen kommen von ni-earg oder ni-earh, klein Wasser.

Altbach bei Esslingen, desgl. bei Andelfingen in Würtemberg, dann bei Westhofen und bei Lams- heim in Rheinhessen; bei Pflum- mern und Ebersberg in Würtem- berg. Ein Ort Altenbach im Odenwald bei Heidelberg, Alt- brannen im Elsas, Altach bei Hohenems, Altaich in Baiern, früher Alt-aha, alles vom gäli- schen alt, Wasser. Desgl. die Allts, Bach in Baiern, gleich Elz im Breisgau; dann Alzbach, Alsbach bei Blieskastel; die Als, Alsa in Oesterreich und eine Menge ähnlicher Formen, die sämmtlich vom keltischen alt herkommen; denn sie für alte Bäche zu erklären, wäre lächerlich.

Altbaden, bildete sich aus den Landschaften um die Städte Baden und Rastadt, sowie um Pforzheim, Durlach und Karlsruhe. Diese Städte liegen auf den alten Grenz- marken der Rheinfranken und Ale- mannen, wie der fränkischen Bis- thämer Mainz und Speier einerseits, und des alemanischen Bisthums Strassburg andererseits, in den

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Altbaiern.

kleinen Gauen der Enz, Pfinz, Alb, der Murg und des Oosbachs. Die Markgrafschaft Baden bildete das Verbindungsglied zwischen Franken und Alemanen, und besteht darum auch die Bevölkerung aus einer Mischung beider, namentlich in der Stadt Karlsruhe, während die Land- bevölkerung im Alt-Durlachschen Gebiet mehr einen fränkischen, oder fränkisch-schwäbischen, im baden- schen Gebiete einen mehr alemani- schen Charakter trägt. Aehnlich verhält es sich mit Stuttgard, welches die Ost- und RBbeinfranken, die Alemanen und Ober-Schwaben, zu Altwürtembergern verschmolz. Kassel verband die niedersächsi- schen Diemelgauer mit den frän- kischen Madengauern zum neuen Stamme der Niederhessen, während die Oberhessen an der Schwalm und Lahn mehr reine Katten blieben. Hannover an derGrenge Engerns und Östphalens erzeugte in gleicher Weise ein niederdeutsches Misch- volk; München an der Grenze dreier bairischen Gaue verband diese zu Oberbaiern, Wien endlich ver- einigt bairische Colonisten und slavische Czechen und Slowaken mit hunnischen Magyaren. Altbaiern, zerfällt in Ober- und Niederbaiern. Das erstere bildete sich um München, das auf der Grenze des Hausengaues (links von der Isar), des Wostergaues zwischen Isar und Inn und des Sundergaues, im Berg- oder Oberlande liegt. Aus der Verbindung dieser drei Gaue entstand das alte Oberbaiern,

Altdorf Alte.

während Niederbaiern von Re- gensburg bis Passau aus dem Tunka (Donaugau), dem Rotthal (Rotagau) und andern kleinern Bezirken erwuchs. In ähnlicher Weise und mit ähnlichem Einfluss auf die Ver- bindung der Volksstämme liegt Nürnberg auf der Grenze der Osifranken und des bairischen Nordgaues. (Vergl. Alt-Baden.) Im Gegensatze zu diesen fürstlichen Residenzen lagen die Bischofsitze in der Mitte der alten Volksstämme, Mainz in Rheinfranken, Würz- burg in Ostfranken, Strassburg in rheinisch Alemanien, Constanz in schwäbisch Alemanien, Basel in burgundisch Alemanien, Cöln inBipuarien, Münster und Osna- brügg in Westphalen, Hildes- heim in Ostphalen, Minden und Paderborn in Engern, Halber- stadt in Nordthüringen, Erfurt in Südthüringen, Augsburg im vindelizischen Schwaben, Salz- burg in Baiern, Chur in Rhätien, Lausanne in Wälsch-Burgund.

Altdorf, Altheim, und ähnliche mit alt verbundene Ortsnamen kom- men vom gäl. alt, ailt, Haus; der deutsche Begriff alt, im Gegensatz zu neu, ist nur da anzunehmen, wenn in der Nähe ein Neudorf oder Neuheim liegt, oder der Begriff Alterthum durch irgend eine ent- sprechende Besonderheit nachge- wiesen werden kann. Alt sind fast alle Dörfer; zu der Zeit aber, wo sie entstanden, und ihre Namen erhielten, waren sie alle neu.

Alte Land, Marschgegend auf

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Alte Altena.

dem linken Elbufer zwischen Moor- burg bei Buxtehude und Stade; sie gehörte zum alten Mosde- oder Waldgau. Darin die Bäche Luhe (lua Wasser) und Este (ais-di Wasser-klein) Hauptort Jork, gleich York in England, Herrensit: von earr Herr und ka Haag, ein- gefriedigter Ort. Ob das „alte“ Land älterist, als die andern Uferstrecken, namentlich als dasnebenan liegende neus Land, mag weiterer Unter- suchung dahin gestellt bleiben. Bevor das neue Land eingedämmt war, hatte das alte wohl schon sei- nen Namen; alt bedeutet aber Wasser und „alte“ Land, Wasser- land.

Alte Mann. Eine gegen 7000 Fuss hohe Bergkuppe im Kanton Appenzell, am Säntis, die einem alten Mann ebenso ähnlich sieht, als hun- dert andere Bergkuppen, auch nicht mehr als die Jungfrau und der Mönch im Berneroberlande einer jungen Frau oder einem Mönche. oill bedeutet Fels und maon Berg, alt-Mann, also Felsenberg; die Jung-Frau kommt von onn Fels und bry, /ry Bergund der Mönch von mion-aighe kleinere Höhe, denn er ist niederer als die benachbarte Jungfrau.

Altena, Altenau, Altona, lauter Orte, deren Namen entweder von ailt Ort, ailtan kleiner Ort, oder von alt Bach, altan kleiner Bach her- kommen, oder endlich von ailt-ean Ort am Wasser. Altona bei Ham- burg soll „Allzunah“ bedeuten, eine Erklärung die aber erst in späteren

Altenberg Altenreif.

Zeiten aufgekommen ist. Altenau ist eine der Harzer Borgstädte an der Ocker gelegen.

Altenberg. Es gibt eine Menge Berge, welche diesen Namen führen, und ebenso alt sind, wie die nächst dabei liegenden andern Höhen. Des- halb bedeutet alt oder alten auch hier nicht soviel als alter Berg, sondern grosser Berg al-dun; das angehängte Berg ist die Ueber- setzung von dun. Im sächsischen Erzgebirge liegt eine Stadt Alten- berg mit bedeutenden Zinnberg- werken; im Gothaischen ein Dorf Altenbergs, wo 724 angeblich die erste christliche Kirche, nämlich die Johanniskirche, von Bonifazius gegründet worden sein soll; die- selbe wurde jedoch erst von Ludwig dem Bärtigen 1041 erbaut.

Altenburg und Oldenburg, häufig vorkommender Ortsname, früher ge- wöhnlich Aldinburg geschrieben, so das Altenburg bei Felsberg in Hossen ; es bedeutet nicht alte Burg, denn als die Burgen gebaut wurden, und also auch einen Namen erhiel- ten, waren sie alle neu. Der Name kommt von ailt Haus, Deminutir ailtan, lateinisch altus hoch, also ein Hochbau, oder hochgelegener Bau. Auf dem Schloss zu Altenburg im Osterlande führte 1455 Kunz von Kaufungen den bekannten Prin- zenraub aus,

Altenreif, alta ripa, wälsch Hau- terive, ein Cistercienserkloster an der Saane bei Fryburg im Uecht- land ; zu deutsch, hohes Ufer, vor- ausgesetzt, dass das lateinische alta

Deutsch-kelt. Wörterbuch.

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Altenstein Altgau.

ripa der ursprüngliche Name ist; . wäre die Ansiedelung älter als die römische Eroberung, dann müsste man an ailt Haus, ailtan kl. Haus und rugha Bergrücken denken.

Altenstein, meiningisches Berg- schloss im westlichen Theile des Thüringer Waldes, mit sehenswer- then Kalksteinfelsen. Hier kommt Alten von oil! Fels, und din Burg, also Felsenburg; Stein ist die ge- zischte Form für din Burg, oder die Uebersetzung von oill Fels. In der Nähe von Altenstein liess Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen 1521 Luther festnehmen und auf die Wartburg führen.

Altfalkenstein, die Stammburg derer von Falkenstein im Argau, hiess früher Blauenstein, von b/aen Bergspitze, woher auch Blamont und Montblanc. Diese Bergspitzen sind nicht blau, und die Alpengipfel sind alle weiss, wenigstens in so weit, als die Schneefelder in den Schluch- ten an ihnen hinaufreichen; auf den Gipfeln bleibt der Schnee nirgends liegen, schon weil ihn der Wind wegweht.

Altgau oder Vatergau, eine Landschaft in Thüringen, zu deutsch Wassergau, Watergau, Flussgau, denn er ist von der Unstrut im Stt- den, Westen und Osten umflossen, und in seiner Mitte bei Tennstädt lag ein See, der erst vor zwei Jahr- hunderten ausgetrocknet wurde. Im Norden umgrenzt ihn die Helbe (gleich Helme, Elme, Alma, Albe, versetzt für Dia] Wasser, oder gleich alt-bi, al-bi Wasser-klein). Der Gau

5

Altgau.

gehörte zu Südthüringen, wie der Westgau und der Gau Winidon; die AbteiHersfeld hatte hier und in ganz Südthüringen Güter; Gaugrafen wa- ren bald die von Weimar, bald die Wigger vom Eichsfelde und dem Bilstein inHessen. Im Altgau lagen Hundakeres, etwa Günstedt bei Weisensee, von cunt Wald, aighe Höhe und arasOrt. Sumeringen, Sömmeringen, von fom Buschwald, er gross, und ka oder ach Ort, Voste, Haag. —Greussen, altGir- ruzen von caer Ort und rus Wald. Teonnstedt, alt Dannistath, Was- serort von fain Wasser und aidh, iosda Stätte, es lag an einem See. Grüningen an der Helbe, alt Gru- nengo, vongrianan Bergrücken und ka Haag, es lag in der Mark gegen den Engilin Gau, und wurde 949 von Kaiser OttoL, dem Abte Hagen von Hersfeld verliehen. Biscopestat, alt Guterena oder Guberna, wahr- scheinlich von einem Mainzer Bischof also getauft, jetzt Bischofs-Guttern, oder grossen Guttern (coid-er gros- ser Wald und nae Leute), gub von giub Kieferwald. Heroldeshau- son otwa von her, ar Heerde und alt Haus; es wurde 1016 von Kai- ser Heinrich IL dem Kloster Kau- fungen verliehen. Der Ort lag an der Grenze von Westerun und wurde auch dahin gerechnet. Thames- brück, alt Tungesbruch an der Unstrut, Tun gleich tain, Tham gleich faom, beides Wasser, es gleich ais Haus; brück wird hier Brücke bedeuten, sonst bedeutet es gewöhn- lich bei alten Namen Burg. Die er-

Altgermanisches.

sten Brücken waren befestigt, weil Brücke und Burg ursprünglich gleichbedeutend sind; die einfachen Brücken für Fussgänger hiessen spekia. Der Altgau gehörte gröss- tentheils zum Mainzer Erzbisthum. Altgermanisches Gerichtswe- sen. In demselben bestand ein strenger Unterschied zwischen dem Richter und dem Urtheiler oder Schöffen. Der Richter, gewöhnlich der Jarl oder Gaugraf, oder früher der Oberpriester, der oft auch Fürst, Heerführer oder König war, stellte das Gericht an, und hatte die Leitung des Verfahrens. Er legte den That- bestand vor und stellte ihn durch Zeugenverhör fest. Dann erst fragte er den Urtheiler. Diesem lag es ob zu antworten, den richtigen Spruch zu ermitteln und zu bezeugen, was nach altheiligem Brauche der Väter im einzelnen Falle als Recht zu be- trachten, zu thun oder zu lassen er- forderlich sei. Dies Amt des Urthei- lers hiess Tuom, altnordisch Domr, angelsächsisch und altfriesisch Dom, gothisch Doms. Im Keltischen be deutet domn Fürst, Herr, Vorsteher, lat. dominus. Antwortete der Urthei- ler auf die Frage des Richters ohne Weiteres, so sagte er das Urtheil (Kvetha, Vegja); war der Bechts- brauch umständlicher, so wies er es ausführlich nach (Visa); hatte man aus mehreren Bechtssitten zu wählen, so wurde die passende ge- koren (Kjosa). War der Handel ver- wickelt, oder os stand dem Urtheiler kein vorangegangener Fall vor Au- gen, so musste das Urtheil erst ge-

Altgermanisches.

funden oder neu gesetzt (setja) oder gelegt werden (legeja). Alle Arten ein Urtheil zu fällen, hiessen ein Urtel schaffen, altnord.skapa, altdeutsch skephan, gothisch skap- jan, wovon Scabinus, Skepho, der Schöffe. Was der Schöffe geschaffen, legte oder setzte, d. h. sanctionirte der Richter, und diese gelegten Ur- theile (lög oder lag) bildeten das Recht, die Satzung (gothisch Bila- geins, bei Jordanes Bellagines). Auf Islandhiessen die Richter Godhi (d.h. Catten, Priester von cadhheilig und dae Leute). Den Ort der Gerichts- handlung besehatteten häufig heilige Bäume. Die Gerichtsversammlung hiess- Thing oder Ding (von sung Eid, Tunginus Zeuge), die Gerichts- stätte Mal (von mael, maol flacher Berg) oder Dingstatt. In zweifelhaf- ten Fällen geschah die Findung des Urtheils durch Loosen mit heiligen Runenstäben. Zu Tacitus Zeiten wurde ein Eichen - oder Buchenzweig in Stäbchen zerlegt, und jedes Stäb- chen mit einer Rune, oder einem Buchstaben bezeichnet und dann, wie sie fielen, auf ein weisses Tuch hingestreut. Hiervon wurden unter Gebet an die Götter drei, jedes für sich, und eins nach dem.andern auf- genommen, und nach dem darauf eingeritzten Zeichen erklärt. Ein sol- ches Loosstäbchen hiess Teinn (sig- num, Zeichen) oder Bunakafli (Ru- nenkerfe); das ganze Verfahren hiess skera statt skithi scheiten, in Scheiter spalten, oder theilen, da- her Urtheil, Ordal. Ur ist die Ver- stärkungssylbe, daher im Nordischen

—- 6171

Altkirch.

statt Urtheil, Urlög oder Örlög, das Urgesetzte oder Urgelegte, d.h. das Schicksal, das die Nornen ausspra- chen und die Götter bekräftigten. Da das Schicksal der Völker durch den Krieg bestimmt wird, so erhiel- ten die Kriegsschiffe bei den Nord- germanen den Namen Orlogs- schiffe, denn sie entscheiden den

Kampf. Die Gerichts- oder Volks- - .

versammlung der Götter war der der Menschenähnlich gedacht, nur nah- men in Asgard auch die Asinnen Antheil an derselben, während bei den Menschen die Weiber streng ausgeschlossen waren. Die Gewalt der weiblichen Gottheiten war schon in Asien im Glauben des Volkes dermassen festgestellt, dass sie zur Zeit der spätern Ausbildung des Ge- richtswesens nicht mehr beseitigt werden konnten. (Vergl. Mannhards hier einschlägige 'Forschungen.) Altkirch, Hauptort des deut- schen Theiles des Sundgaues mit den Ruinen eines alten Schlosses. Da die Kirche sicher erst in christ- lichen Zeiten erbaut wurde, der Ort aber älter sein muss, schon weil er Hauptort des Gaues war, die Gau- eintheilung aber aus keltischen Zei- ten stammt, so muss der Ort früher auch einen keltischen Namen gehabt haben, etwa alt, oder ailt Ort. Von einer alten Kirche kann der Name schon darum nicht herkommen, weil die Kirche, als sie gebaut wurde und etwa den Namen veranlasste, neu war. Äeal, woraus im Deut- schen Zelle, Chilche (oberdeutsch für Kirche) und auch Keller wurde, 5 =

Altkönig.

mag die Veranlassung zu der Form Kirch gegeben haben, und alt in diesem Fall Fluss bedeuten. Alt- kirch liegt nämlich an der Ill, kel- tisch alt, woher auch der Name Alsatis, oder Elsas.

Altkönig oder Alking, Name der gegen Frankfurt am weitesten vorspringenden Kuppe des Taunus, südlich vom Feldberg, etwasniederer als dieser, und mit ihm durch eine hohe Einsattelung verbunden. Diese Kuppe ist dadurchmerkwürdig, dass sich auf ihr der in Deutschland wohl best erhaltene alte Steinwall findet; derselbe zieht sich in zwei Ringen um den obern Theil des Berges, während ein dritter, weniger be- stimmt gezeichneter, in Form eines Vierecks sich an den äussern Ring auf dem Westabhange anlegt. Die Wälle bestehen aus weisslichen oder röthlichen Quarzstücken, wie sie überall auf diesem Theile des Tau- nug lose liegen, und sind ohne allen Kalk oder Mörtel unbehauen aufein- andergebeugt. Der innere Wall bil- deteinOval von 430 und 320 Schritt Achse, der äussere läuft in 60— 100 Schritten Abstand um den in- nern herum; letzterer hat mehrere Eingänge, die wohl erst später ge- brochen wurden, der innere hat nur einen nach der Südostseite zu. Die Bingwälle sind stellenweise noch bei 30 Fuss hoch, von der äussern BÖ- schung angesehen, nach innen, dem Gipfel des Berges zu, laufen sie fla- cher ab. Eine Stunde nordöstlich vom Alking auf einem seiner Ab- zweigungen gegen Oberursel zu lie-

Altkönig.

gen die Altenhöfe; sie bestehen in ähnlicher Form aus zwei concen- trischen Ringen und einem umwall- ten Anhang. Ein dritter Ringwall liegt an der@oldgrube über dem Urselbach und so noch mehrere auf den Bergen hinter Homburg. Ar dere Ringwälle finden sich bekannt- lich inHessen, z.B. auf dan Guden- bergen bei Zierenberg, auf der Groteburg bei Detmold, auf dem Castelberge bei Hirschhausen in der Eifel, welcher ebenfalls doppelt ist, sowie der auf dem Hochwalde beiOtzenhausen- Einen einfachen Bing hat die Teufelsmauer be Türkheim an der Haardt. Auf an- deren Bergen finden sich Halbringe an steile Felsen angelehnt, oder blosse Wallstücke, um einen Berg- vorsprung von dem übrigen Berg- stock zu scheiden. Die Mehrzahl der einst noch anderwärts vorhan- denen Ringwälle ist dadurch ver- schwunden, dass die gesammelten Steine zu dem Bau römischer oder mittelalterlicher Castelle, oder m Kirchen und Dorfanlagen verwendet wurden. In manchen solcher Wälle fand man beim Nachgraben Kohlen, alte Waffen, Werkzeuge, irdene Scherben, verkohltes Getreide und Knochenreste; dies beweist, dass diese alten Festungen durch Feuer zerstörbar waren, mithin dass zwi- schen den Steinen Holzwerk gelegen und Fruchtmagazine sich darin be- funden haben müssen. Cäsar be- schreibt in seinemgallischen Kriege den ursprünglichen Bau solcher Steinwälle genau; sie bestanden aus

Altkönig.

Balkonlagen oder Baumstämmen, die der Länge nach auf die untere Steinschichte gelegt,und durchQuer- stämme unter sich verbunden waren; darüber wieder eine Steinschichte, dann wieder ein Balkengefach bis zur nöthigen Höhe, wo dann ein Zaunwerk (daher der Name Zinnen) das Werk krönte, wie unsere Schanz- körbe die Feldbefostigungen. In die- ser Form bauten die alten Völker, so lange sie keinen Mörtel anwenden konnten, ihre Schanzen; die Tra- janssäule zeigt das Bild eines solchen Holz- und Steinwalles, wie er von den Daciern errichtet war, mit regelmägeigen Zinnen. (Zin ge- zischt für din badeutet im kelt. Burg und kommt von {on Holz, Zaun.) Wo keine Baumstämme zu finden waren, musste Strauchwerk, in Fa- schinen gebunden, ihre Stelle ver- treten, während an andern Orten, wo Steine fehlten, die Faschinen mit Erdaufschüttungen wechselten, oder der ganze Bau ausHolz aufgerichtet wurde. Solche Befestigungen wer- den heute noch in der Türkei aus- geführt; gegen eine geordnete Be- lagerungskunst können sie wenig Schutz gewähren, daher die Römer durch sie in ihren Zügen auch nicht besonders aufgehalten wurden, 68 sei denn, dass ein ganzer Gebirgs- strich in dieser Weise verrammelt, unzugänglich gemacht und von zahl- reichen Streitern vertheidigt wurde, wie dies gerade am Taunus 357 nach Christus geschah, wo die Römer von Mainz aus das Gebirge anzugreifen suchten, aber nicht vorwärts zu kom-

69

Altkönig.

men vermochten und deshalb nach Verheerung des vorliegenden Flach- landes und Wiederherstellung eines alten Castells an der Niddamündung abziehen mussten. Die Ringwälle datiren aus vorrömischer Zeit, wo das Wesen des Krieges in Ueber- fällen und kurzen Raubzügen be- stand. Hiergegen leisteten die Ring- wälle ihre Dienste, denn sie schütz- ten Vieh und Menschen auf einige Tage gegen einen mit gleich schlech- ten Waffen versehenen Feind, der, sobald er die Burg nicht überrum- peln konnte, aus Mangel an Nahrung und Wasser wieder abziehen musste. Gelang eg dagegen letzterem, die Wälle in Brand zu stecken, so ent- standen Schlackenmassen, wie sie sich in der Lausitz, in Böhmen, in Frankreich und Schottland noch un- ter dem Namen der Glaswälle, vitrified forts, vorfinden. Wurden die Wälle nicht unterhalten, so faulte allmälig dasHolzwerk, und die Steine fielen in der Art auseinander, wie wir es jetzt an den noch bestehenden Ringwällen sehen. Am Oberrhein finden sich Ringwälle auf den Kup- pen der Bergstrasse (vergl. Auer- berg), im Elsas auf demOdilien- berg, der früher die Hohenburg hiess. Als 1794 die Franzosen in die Eifel eindrangen, flüchteten die Bauern von Bongard (bean-caer Berg-ort) sich und ihr Vieh, nach altem Brauch, in den Ringwall auf dem Barsberg (barBergoderbwr . Burg). In Sachsen und der Lausitz heissen die Bingwälle Hussiten- oderSchwedenburgen, Schwe-

Altmark.

denschanzen, nicht weil sie von die-.

sen erbaut wurden, sondern weil das Landvolk sich vor diesen Raubhor- den in solche Schlupfwinkel zurück- zog und zu vertheidigen suchte; ähnlich wie die Thrakier auf dem Balkan, die in ihren Wällen den Rö- mern so lange Widerstand leisteten, bis sie der Wassermangel zur Ueber- gabe zwang. An der Saale tragen dieGuckelsburg(coiche-ilBerg- hoch), und der Schnepfenberg bei der Saalburg alte Befestigungen. (Schnepfenberg wohlvonnab, gnab Bergkopf, dem. gnaban.) Aus dem freien Raume zwischen dem äussern und innern Ringwall entstand bei der spätern Anlage der Ritterburgen der Zwinger, in welchem die Ver- theidiger bessern Stand halten konn- ten, als vor dem Wall, da der Feind, im engen Baume eingezwängt, seine ganze Heeresmacht hier nicht ent- falten konnte. Zwinger kommt in- dess nicht vom deutschen Worte einzwängen, sondern vom gälischen daingean Veste, Twing und er gross, woher auch Thiengen, Thaingen, Tü- bingen ihre Namen erhielten. Eben- so bedeutet Altkönig nicht alter König, sondern hoher oder Felsen- Wald von a! gross oder oil Fels, und gwydd, quint, king Wald (vgl. König, ein Dorf im Odenwald und Quinziggau in Baiern). Der Ausdruck Alking ist jedenfalls richtiger als Altkönig, wie der Berg gewöhnlich genannt wird.

Altmark, ein Theil der Kurmark Brandenburg mit Stendal, Salzwedel, Osterburg und Gardelegen, jetzt ein

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Altmühl Altorf.

Theil des Begierungsbezirkes von Magdeburg. Von der Altmark aus wurde seinerzeit das Brandenburger Land erobert und germanisirt, letzte- res hiessim Gegensatz daru Neumark, ein Name, der sich dannallmälig im- mer weiter nach Osten schob. Mark bedeutet Grenzland (gegen die Sor- ben) ursprünglich Waldland, oder vielmehr gemeinsames Land von meirghe Genossenschaft, soviel als Almend, allgemeiner Wald von al ge- meinsam und muin, muind Wald.

Altmühl, alt Alcmona, griechisch Alkimoennis, altdentsch Alchmona, Alhmon, Altmuna. Alt bedeutet im Gälischen Wasser, (vaggl. Elz) und main, min, mion kJein. Die Römer wandelten ali in alcis (alzis) um; dieses alc gab dann die Veranlas- sung zu alcmona, die richtigere Form war nach dem Gälischen Altmona. Die Form Altmühl kommt von mael, maol, Berg, denn die Alt- mühl ist in der That ein Bergwasser, sie durchschneidet den fränkischen Jura in seiner ganzen Breite, und ist auf beiden Seiten von Bergen begrenzt. An der Mündung der Alt- mühl in die Donau lag Alcimun- nis von alt, als Fluss, men Mün- dung und -ais, ois Veste, später Kelheim, vom gälischen keal Haus, Keller oder Kirche.

Altona gleich Altena.

Altorf, Hauptort des Cantons Uri, auch Münchaldorf genannt. Hier soll Tell den Schuss nach dem Apfel auf dem Haupte seines Kindes gethan haben ; man zeigt sogar noch die Stelle an einer Linde, wo der

Altrey Altripp,

Knabe stand, und hundert Schritte davon den Tellsbrunnen, von wo der Vater den Pfeilabschoss. Die ganze Erzäblung ist aber eine Mythe, die sus dem Altdänischen hintesher nach Uri versetzt wurde (vergl. Jomsburg). Der Name Aldorf als „altes Dorf“ hat keinen Sinn, denn e8 liegt kein Neudorf in der Nähe. Die alte Schreibart war Al-torf, al bedeutet aber im Gälischon gross; torf steht statt torp, twarp, tuar, was Dorf bedeutet. Will man Alt- dorf festhalten, so bedeutet alt Bach, denn der Ort liegt an der Reuss. Münch wird wohl kaum von „Mönch“ herkommen, sondern von moin gross und ka Verzäunung, wäre somit der ältere Name des Ortes, der dem später aufgekom- menen, übrigens gleichbedeutenden, Al-torf wich.

Altrey, alt Alteriacum, franz. Autrey, ein altes Kloster an den Quellen der Meurthe im obern Loth- ringen. Name von alt Bach und ri Haus.

Altringham, Stadt in der Graf- schaft Chester in England auf einer Ebene, auf welcher die Altringham- Möhren gezogen werden, al gross, ireann Feld und om Ort, deutsch heim, niederdeutsch um.

Altripp, Ort in der Rheinpfalz, lat, Alta ripa, hohes Ufer. Das römische Altripp lag auf den ho- hen Sanddünen, die sich auf dem rechten Rheinufer von Brühl und Schwetzingen bis nach Friedrichs- feld und Seckenheim ziehen, und im Osten durch den Neckararm begrenzt

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Altshausen Altwasser.

waren, der sich von Heidelberg ab südlich gegen Bruchhausen und Schwetzingen zog, sich dort mit dem von Leimen und Wiesloch her kom- menden Arm des Bruhrheins oder Ostrheins vereinigte, und von da gerade nördlich in mehreren kleinen Armen gegen Ladenburg und Secken- heim floss. Neckar und Rhein änder- ten ihren Lauf sehr oft, im 6. Jahr- hundert war der Ostrhein noch ein bedeutender Strom, er floss von der Gegend von Rastadt an hart am Gebirge her bis Wiesloch; ein an- derer Arm lief westlich vom jetzigen Rhein.

Altshausen, Ort bei Saulgau in Oberschwaben, alt Alleshusen von al, il, ul, gross und Jios oder !lys Haus, Burg (Gelass?), also soviel als Aelst in Brabant.

Altstätten, Ort im obern Rhein- thale, in der Schweiz, von ajilt, Stätte.

Altwasser, Ort in Böhmen, des- gleichen in Schlesien; Wasser ist die Uebersetzung von alt, welches Wasser, bezw. Ort am Wasser be- deutet. Altwasser in Schlesien hat vier Mineralquellen, die stets frisch dem Biesengebirge entsprudeln, trotzdem, dass man schon 1357 den Ort, bezw. die Quellen in aqua anti- qua übersetzte. Altwasser, in deut- schem Sinne, gibt es allerdings bei Flüssen und Bächen, wenn deren Krümmungen abgegraben werden, dadurch das alte Flussbette stellen- weise ausserhalb des Stromes zu liegen kommt und Altwasser oder stehendes Wasser erhält.

Altwürtemberg Alzenau. 72

Altwürtemberg bildete sich um Stuttgart, diese Stadt liegt aber auf den Grenzen des rheinfränkischen Glemsgauss, der zum Bisthum Speier gehörte, dann des ostfränki- schen Murrgaues, welcher im Würz- burger * Sprengel lag; des obem Neckarganes, der zum alemanischen Bisthum Constanz gehörte, und end- lich des Ramsthales, welches in seinem oberen Theile kirchlich von dem ost-schwäbischen Augsburger Sprengel, im untern von Constanz abhing. Vier deutsche Volksstämme trafen mithin in Stuttgart zusam- men, und aus ihrer Mischung ist Altwürtemberg entstanden, im Ge- gensatz zu Neuwürtemberg, worun- ter man einerseits Oberschwaben, andererseits die oßstfränkischen, hohenlohischen Lande versteht.

Altzheim im Mainzischen von ailt, alt, Haus (lat. altus, etwas Hohes, ein Hochbau).

Aluta, oder Alt, Flussname in der Walachei; Alt kommt vom kel- tischen alt Wasser, alut-aha von al-ais-aha, al hoch oder Berg, denn sie entspringt in den Gebir- gen Siebenbürgens, ais oder uis Wasser, und aha ist die Ueber- setzung von uis.

Alzbach, im Mainzischen von alt Bach, ebendaher die Alz, welche in Oberbaiern aus dem Chiemsee in den Inn fliesst.

Alzenau, Städtchen am West- Fusse des Spessart nächst Hanau, an einem Bache, von alt Bach, altean, kleiner Bach, und aha oder acha Wall, Befestigung.

Alzette Amaloskiter.

Alzelte, französirte Deminutir- form für die Elz, Elze oder Alzig, ein Flüsschen, weiches bei Longwy in Luxemburg entspringt, und bei Ettelbrück in die Sur mündet. Sur kommt gleich Saar von suir Wasser, Elz von alt, was dasselbe bedeutet; Alzig ist eine Deminutivform von go, ci, oder ca klein, die dem fran- sösischen Alzette entspricht, und Ettel-bräck ist die Brücke oder Burg über die Alt-li, Wasser-klein, oder das Elzle, nach süiddeutscher Mundart,

Alzey, Stadt im sogenannten Alzeyer Gau in Rheinhessen, an der Salze, die früher Alze, keltisch all, hiess; alt bedeutet Wasser; alt-ua, oder alz-ua Gau an der Alt oder Als, Alz-acha, weicher alz-aha, fester Ort an der Alz; daraus wurde Alzey, oder die Wasserburg.

Amak, dänisch Amager, eins Insel im Sunde bei Kopenhagen, amhain Wasser und ighe Insel; sie ist durch das schmale Fahrwasser Kallebo von Seeland getrennt, giol, geul Wasser, oder kala Ha- fen und bi, bo klein. Das er oder bloss r in Amager ist ein im Norden üblicher Schnurrlaet, der an viele Worte angehängt wird, ohne etwas zu bedeuten.

Amsiekiter. Die ältesten be- kannten Bewohner des nördlichen Arabiens, wenn man von den Aethio- pen und Negerstämmen absieht, die vor der weissen Race Südasien be- setzt hatten. Das Wort Amalek, oder Amlik, wie die Araber schrei- ben, angeblich Esaus Enkel, kommt

Amalekiter.

von mael Berg und aighe hoch, denn die Amalek wohnten vorzüg-

lich am Sinai. Dahin sollen sie |

von den Assyrern gedrängt worden sein; denn nach den Chaldäern und vor den Assyrern hatten die Araber die Herrschaft in Babylon. Zur Zeit Abrahams wurden die Amale- kiter zugleich mit den Bewohnern des Thales Siddim, worinSodom (kleine Burg di-dinn oder kleines Haus di-dom) und Gomorrha (kleiner Bergort, go klein, maor Berg und rha Stätte) lagen, von den Assyrern mit Krieg überzogen; Siddim hatte nämlich den Tribut verweigert, desgl. die Ammoniter, Moabiter, Horiter und Amoriter, lauter kleine Wald- oder Bergvölker jener Gegend (von maon, hor, und maor Berg); bloss die mo-abh wohn- ten am Wasser (abh Wasser d. h. dem todten Meere und ma Stätte). Die Amalekiter hiessen auch Bas-an Waldleute, und galten als Riesen, wie die Thursen im Norden Eure- pas, die auch nur Waldleute bedeu- ten. Dass Amalck Gebirge bedeutet, geht auch daraus hervor,. dass das Gebirge im Gebiete des Stammes Ephraim nördlich von Jerusalem ebenfalls Amalek hiess, ohne dass hier eigentliche Amalekiter wohn- ten, gerade wie Amoriter im ganzen Gebirge Juda genannt werden, ohne dass immer gerade dasselbe Volk darunter zu verstehen wäre. Die Amalekiter werden auch zu den Edomitern gerechnet, ein Name der ebenfalls Waldvolk bedeutet von taom, tom Wald, gleich

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Amalfi Amathos.

Basan von pis Wald und an Mann. |

Amalfi, einst bedeutende See- stadt, zwischen Neapel und Salerno; im Mittelalter bildete sie eine kleine Bepublik. Hier wurden Flavio Gioja, der Erfinder des Compasses, sowie Masaniello geboren. Das Seerecht der Amalfitaner, tabula amalphitana, galt einst in ganz Italien. ° Der Ort kam erst im Mittelalter zu Bedeu- tung, früher war er, wie der Name Amalfia ausweist, ein Berggehöfte, von mael Berg und aoibh Hof; die Stadt liegt in der That an einem steilen Berge.

Amalthea, griechisch amaltheia, Name einer Ziege, oder einer Berg- fee, welche den auf dem Ida auf der Insel Creta aus Furcht vor Saturn (sat-torn böser Fürst) versteckten Jupiter säugte, und dafür unter die Sterne versetzt ward. Ihr Vater hiess Melisseus von mael oder me- lis Berg und #is, sis, seus Mann, also Bergmann; seine Tochter, die Ziege Amalthea, bedeutet Bergfrau, mael-dae. Aus dem Horn der Ziege schöpften die Töchter des Melisseus Alles, was sie brauchten, deshalb gilt ein Amalthea-horn soviel als ein Füllhorn.

Amathos, oder Amathunt, Stadt auf der Südküste von Cypern, einst mit berähmtem Venus-Tempel und Venusdienst, weshalb diese Göttin auch Amathusia hiess. Stadt und Tempel liegen jetzt in Trümmern, der Name Ama-thos bedeutet Was- serburg von amhain Wasser, und dus Veste, thunt von dionn Voste.

Amaus,

Mit dem lateinischen amare lieben hat der Name schon darum nichts zu thun, weil auf Kypros nicht lateinisch gesprochen wurde; bei den Griechen bedeutet philein lie- ben, von bil klein, Kind, Sohn oder Tochter, während amare mit amha Manr, Mensch zusammenhängt; Amor bedeutet Liebesmann von oir, air Mann.

Amaus oder Emausgau, pagus amausensis, zu deutsch der Berg- wald von y-mwnt der Berg, oder y-muind, a-muind Bergwald. Zur Zeit der Franken hiess also die Berg- oder Waldgegend nördlich von Chalons an der Saone. Die Bewohner waren früher die Man- dubier (von muind Wald und ibn Gegend, oder von man Berg und dubh gross, schwarz), nebenan mehr südlich war der pagus Are- brignus von ar hoch und draigh Berg, nordöstlich von beiden der Hattgau, nach einer Abtheilung Hattuarier also benannt, welche von den Römern hieher versetzt worden sein sollen, falls nicht die Namensähnlichkeit von hatt (gleich aith Berg) mit dem niederrheini- schen Volke der Hattuaren irr- thümlich zu dieser Annahme ge- führt hat. Auch Chamaven wur- den in die Nähe der Vogesen ver- pflanzt, und will man diese im comitatus Amaus wieder erkennen; Amaus ist aber dasselbe Wort wie Imaus in Asien und Hämus in Thrakien undbedeutetlediglichBerg- Wald,y,eoder «@ ist der vorgesetzte Artikel oder steht gleich a Berg.

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Amaxzichi Ambach.

Amaxichi oder Amakhuchi, Ort auf Santa Maurs, einer der joni- schen Inseln. Maura, Bergort von mwr Berg und ra Stätte, in christlicher Zeitmit einem Heiligen in Verbindung gebracht, Am-akh- uchi, Wasser -Insel-burg von am- hain Wasser, igh Insel und acha oder kau Befestigung.

Amazonen, Mannweiber, von amhain Mann und duina slavisch zona Frau; die Slaven, die überall ihre Zischlaute anbringen, nennen sie Samozony. Die Amazonen wur- den unter die Skythen gerechnet, ein viel umfassender Ausdruck, der auch die Thraker in sich schloss. Virgil versetzte die Amazonen direct nach Thrazien, und da haben wir nun die merkwürdige Erscheinung, dass bis auf den heutigen Tag bei Schumla im Balkan eine Amazonen- Colonie besteht, die keine Männer unter sich duldet, mit fremden Männern, die sie besuchen, zwar nach Laune Umgang pflegt, aber sie alsbald wieder fortschafft. Dem Stamme nach sind diese Amazonen slavische Bulgarinnen, der Religion nach Muhamedanerinnen. Dieser Weiberstaat ist uralt, und wird von den Türken nicht incommodirt, die überhaupt, was Achtung fremder Nationalität betrifft, weit duldsamer sind als die andern Europäer. Ia Afrika gab es auch ein Amazonen- volk, desgleichen in Kleinasien und im Kaukasus,

Ambach, Bach bei Mainz, auch Ombach und Umbach, von ean oder amhain, abhain, abhuinne Wasser.

Ambaceten Ambarren.

Ambacten, Leute, die kein Grundeigenthum hatten, also den Gegensatz zu den Saliern bildeten. Name vom gälischen am Volk, an (griech. aner an-air) Mann und bochd (lat. paucus) arm. Ä

Ambarren, ein keltischer Volks- stamm, der zur Eidgenossenschaft der Aeduer gehörte und an der untern Saone oberhalb Lyon wohnte, daher sein Name; ean oder vor einem Lippenlaut am Wasser, und /aireMann, oder von inbhir Wasser und air Mann, also Flussanwohner, Schiffer und Fischer. Der Name Ambronen in Niederdeutschland ist gleicher Abstammung, er bedeutet dort die Bewohner der Nordsee- küsten in Holstein und Schleswig, ebenso der der Umbrier inMittel- italien am Ambro, bezw. am adria- tischen Meere. Die Saone hiess auch arar, von y-rhyar, das Was- ser (am Niederrhein Ruhr und Roer), darnach kann das Wort Ambarren auch aus amhain Leute und rhyar Wasser entstanden sein. An der untern Loire sassen die Ambibaren, Ambiliaten, oder Ambilatren. Ambi mag wohl auch gleich dem altdeutschen umbi, um, lateinisch ambi, griechisch amphi stehen, wenigstens nimmt os Kas-

par Zeuss also an, obwohl es ebenso’

gut aus ean-bi Wasser-klein ent- standen sein kann; liates ist lia-tis Wasser - Leute und latren kommt von lia-der Wasser-klein oder lia- dear Wasser-gross. In Noricum finden sich die ähnlichen Namen: Ambi-drauci,Anwohner der Drau,

nn

Amberg Ambergan.

und Ambi-sonten an der Isonta oder Salzach; Isonto, Isonzo kommt von suan kl. Wasser ; Drave von dear-abh gross Wasser. _ Amberg, alt Ammenberg, Haupt- stadt der Oberpfalz oder des alten Nordgaues in Baiern, an der Vils; sie wird schon 1163 als Siadt ge- nannt, ist also keine neue Anlage, daher derName auch nicht deutsch; y-maon verdeutscht ammen be- deutet der Berg; eine andere Er- klärung wäre von inbhir verdeutscht Amber oder Ammer Wasser, Fluss und ca Verzäunung, Ort. Westlich dabei die alte Burg Ammerdal von y-maor der Berg und dail Burg. Ambergau, am Neckar, mit Rotenburg, Tübingen und Beben- hausen. Name von inbhir Wasser, Fluss und nicht von Am-Berg-au, obwohl der Gau am Bergrande des Schönbuches gegen den Neckar zu liegt. Bebenhausen (gleich Baben- berg) von bi-beann, oder bi-binn, kleiner Berg. Der Gau wurde zum grössern Sulichgau jenseits des Nockars gerechnet. Ambergau, oder Ommergau an der Nette, einem Nebenfluss der Innerste im Engerlande. Nette bedeutet Wasser von naodh; Am- ber dasselbe, von inbhir, oder yn/er. Dieser Gau war westlich von der Lamme (lu-ean klein Wasser) und östlich von der Innerste (vergl. diese) begrenzt. Es lagen oder liegen darin: Astenbeck (uisge Bach); Behne (altHrieion an der Innerste, ion bedeutet Stätte, Hrie von rhean,

Ambert Ambiorix.

rhin Bach); ebenso Riu-din, Bach- burg von din Veste, jetst Rüden an der Nette; dabei einBifangum, d. h. ein kleiner Viehpferch mit Waldantheil, von /ang Pferch und bi klein; Se hlde alt Solide, kleiner Ort an der Innerste, von di klein, lia Wasser und dae Ort; Bocke- nem, das mitten im Gau lag und dessen Hauptort war, bedeutet kleine Veste von beag klein und gann Veste. In der Umgegend dieses Ortes hat sich auch der Name Am- bergau oder Ommergau bis heute erhalten. In diesem Gaue liegen ferner: Seesen (vergl. dieses); Bultum alt Pilidon, bie/-dun oder bual-dun Wasserstadt, bei Boden- burg, an der Lamme; Kloster Lammspringe (Lammaquelle), welches vom Grafen Botwig oder Riddag mit seiner Gemahlin Imbilde um 973 nach Chr. gestiftet wurde; dann Dahlen, Dalehen ein altes Castell (daile, dem. datilean Burg) bei Bilderlah (alt Badeliska von both Bauernhof, iska, uisge am Wasser); Derneburg, Kloster, 1143 vom Landgrafen Herrmann II. von Winzenburg gestiftet, an der Nette (Derne gleich toran kleine Burg).

Ambert, Stadt in der Auvergne in Frankreich an der Dore (der Wasser) zu deutsch Wasserort, von inbhir Wasser und aidhe Ort.

Ambiorix, Fürst der Eburonen in den Ardennen, bekannt durch seinen heldenmüthigen Widerstand gegen Cäsar, der ihn jedoch end- lich besiegte, ohne seiner Person

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Amboise Ambronen.

habhaft werden zu können. Sein Name bedeutet König der Speer- träger oder Lanzenknechte, von am, amhain Mann, bior, bir, ber, oder yspar Speer, Wurfspiess, Pfeil, und righ, rix König, lat. rex.

Ambeise, Stadt in der Touraine an der Wire, wo 1560 die Ver- schwörung der Hugenotten aus brach, und damit der Anfang der französischen Religionskriege. Der alte Name lautete latinisirt Ambacis oder Ambasiae von amb, amk, amhain Wasser und ais Ort oder ois Burg.

Ambras oder Amras, altes Schloss bei Insbruck, einst Haupt- besitz der Grafen von Andechs, 1563 hielt sich Erzherzog Ferdi nand II. von Oesterreich mit seiner ersten Gemahlin, der schönen Phi- lippine Welser hierauf. Die berühmte Ambraser Sammlung von altes Handschriften, Druck- und Kunst- werken ist jetzt grossentheils in Wien im Belvedere. Der Nam Amras, Omras, Omeras bedentet Berg-Burg von onn Fels, Berg und aras Burg, befestigter Ort.

Ambronen, Ambern, entweder tapfere Männer, vom gälisches amas Angriff, auch ambis, cham- bes, und aire Mann, darnach Sig-

"ambern, tapfere Reiter, und Cam-

bern, (camb-aire) Kumbern, Kym- bern, Kampfmänner, Kriegsleute. Das Wort Chamb ist gälisch, wär also den Kimbern von den Gäles beigelegt, wie die Namen der ar dern Nord-Völker ebenfalls gälisch sind oder aber Ambern kommt

Ambronen.

von inbhir Wasser, bezw. Land am Wasser, und bedentet dann Bewoh- ner der Marschlande und Inseln an der untern Elbe in Diethmarschen und Nordfriesland, wo ihre ersten Sitze in der That angegeben werden, nnd zwar immer gemeinsam mit Teutonen. Das Wort Diethmar- schen, alt tiuthmarsia bedeutet Nord-marschland, oder wenn man will, teutonisches Marschland, denn Teutones bedeutet Nordleute. An der Küste von Schleswig liegt die Insel Amrom, die wohl einen grössern Umfang hatte, bevor die Meeresfluthen sie zerrissen, und die Einwohner, die Ambronen sowie die benachbarten Teutonen, sammt den Kimbern zur Auswanderung nach Süden zwangen. Die Kimbern oder Kimmerier waren die nördlich- sten Bewohner der kimbrischen Halbinsel; ihr Name kommt von geamh Winter, was wieder mit /uath Norden zusammenfäll. Bei dem Zuge der Kimbern, Teutonen und Anıbronen gegen Süden wurden deren Namen von den römischen Autoren gewöhnlich als gleichbe- deutond aufgefasst; bald werden blos die Kimbern allein genannt, bald blos die Teutonen, 80 erwähnt Appianus bei dem Einfalle in Nori- cam blos Toutonen, Schriftsteller blos Kimbern erschei- nen lassen, Plutarch lässt dagegen die Ambronen den Sieg über die römischen Consuln Manlius und Caepio an der Rhono davontragen. Der Zug der vereinigten Völker ging erst nach Spanien und von da

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wo andere’

Ambronen,

wieder zurück nach Gallien, hier wurden die Teutonen und Ambro- nen bei Aix von Marius geschlagen, nachdem sich die Kimbern vorher von ihnen getrennt hatten, um wei- ter östlich über die norischen Alpen nach Italien einzudringen; auf dem Zuge dahin schlossen sich letzteren die helvetischen Tiguriner an, beide wurden dann von Marius in Ober- italien besiegt und über die Alpen zurückgeworfen. Als Führer dieser Kimbern wird Teutobod genannt, d.h. Führer des Volkes von /uath, teod, deud, theud, !Ihuid und wie die Formen alle lauten, Volk (das- selbe Wort bedeutet auch Fürst und Norden) und bAaidh Anführer, welches in Aubhaidh jetzt noch im Keltischen für Anführer gebraucht wird. Nach Florus und Festus waren die Ambronen, und wohl auch die andern Nordvölker „gens quae- dam gallica, qui subits inunda- tione maris cum amisissent sedes suas, rapinis et praedationibus se suosque alere coeperunt.“ Ein wei- terer Beleg, dass diese Völker gen- tes quaedam gallicae oder keltische Volksstämme waren, ergibt sich dar- aus, dass die im Heere des Marius dienenden keltischen Liguren, wie Plutarch berichtet, das Kriegsge- schrei der Ambronen verstanden. Auch die Liguren nannten sich Ambronen, weil sie am Mittelmeere (inbhir Wasser) wohnten, Ligures hiessen sie als Bewohner fester Orte aufden Apenninen (//uik, lat. locus, fester Ort, und air Mann, oder or Berg, ur Thal und eis Maan). Eine

Ambrosius Amelgötsen. 78

andere Form für Ambrones ist Ombrones, welche in der Nähe der Ostsee genannt werden, wo auch Gythones (gaoth Meer) und Finnen (buinne Wasser) aufgeführt sind. Die Insel Amr o m bedeutet Wasser- ort, inbhir-om.

Ambrosius, der Schutzheilige Mailands, geboren 340 in Trier. Er dichtete nach altgälischem Vors- mass Hymnen, die, weil sie eine volksmässige Form hatten, sehr be- liebt waren. Es ist der achteylbige Vers und die vierzeilige Strophe. Auch Ossian gebrauchte dieses Versmass. Der Name Ambrosius ist griechisch und bedeutet unsterb- licher Mann; er war erst Rechts- anwalt in Mailand, dann 369 Prä- foct von Oberitalien und wurde 374 zum Bischof erwählt, er hatte gros- sen Einfluss auf Kaiser Augustin, und den Kaiser Theodosius that er wegen Niedermetzelung der Thessa- lonier in den Bann, dessen Zurück- nahme derselbe erst nach achtmonat- licher Busse erlangte. Ambrosius starb 397. Der Ambrosianische Ritus beim Gottesdienste hat sich in Mailand bis heute erhalten; ihm wird auch das „te deum laudamus“, aber irrthümlich zugeschrieben.

Ameland, friesische Insel in der Nordsee, zu Holland gehörig, mit drei Dörfern: Hollum (gross- Dorf von all, oll gross und om Ort), Ballum (kleines Dorf von di} klein) und N os (Neudorf von aua neu und ais Ort. Ameland ist Wasserland von amhain Wasser. _

Amelgötzen oder Amel-god-

Amelungen. essen, alter Name des Wald- striches, in welchem jetzt das Lust-

schloss Wilhelmsthal bei "Kassel liegt. Der Name bedeutet unge- fähr dasselbe was Ebergötzen oder Eberschütz. Götz ist ygwydd, gwyz Wald, und amel steht gleich „mael der Berg, also Bergwald.

Amelungen oder Amaler, Name eines Helden- oder Horrscherge- schlechts bei den Ostgothen, zu deutsch Kinder des grossen, hohen oder gewaltigen Mannes von am Mann und a/ gross. Der Stamn- vater derselben soll Amala ge- wesen sein; im Nibelungenlieda werden Dietrich von Bern und seine Recken Amelungen genannt. Der Weibername Amalia hat dieselbe Bedeutung, ebenso die römische Patrizierfamilie der Aemilier, des- gleichen unser Personenname Emil Was die Endung „ungen“ betrifft, so steht sie gleich Jungen, Kinder, Nachkommen (Nibelungen Kinder des Ni-bal des kleinen Fürsten); kel- tisch oghain Junge, Jüngling, lat. gnatus der Geborne von gignere zeugen, was wieder dem keltischen naidhe, naoidhe, naoidhean Kind Kindchen entspricht, welches letz- tere seinerseits wieder für chund, chonot, versetzt ungh, steht. Im Altdeutschen bedeutet die Form knod, chonot soviel als das lat genus, Geschlecht. Adelgunde, edles Kind, Kunigunde Fürsten- kind, oder Mädchen, womit weiter verwandt sind die Formen cAedhi, Jungfrau, chis Mädchen, deutsch cheid, heid, Adelheid.

Amenthes,

Amenthes, Name der Unterwelt bei den alten Aogyptern, der Hades bei den Griechen; dahin führte Anubis die Seelen der Verstorbenen, welche dem Munde derselben als Vogel oder Engel entflohen. Im Amenthes sass Osiris mit 42 Bei- sitzen als Richter über die Ver- storbenen. Was den Namen Amen- thes betrifft, so bedeutet des, thes Land und moin gross, a ist der Artikel. Es ist dies die nächst- liegende, einfachste Erklärung, denn gross muss das Jenseits sein, um all die Seelen der Verstorbenen zu fassen. Der griechische Hades oder Aldes bedeutet wesentlich das- selbe, nämlich entweder einfach „das Land“ oder ai-taise, Land der Verstorbenen, oder das Gei- sterland.. Anubis, auch Herma- nubis, ward mit einem Fuchskopf und spitzem Schnabel dargestellt, er wägt mit Horus die Thaten der Menschen vor dem Richterstuhl des Osiris. Bei den Griechen wurde er in Hermes (Mercur) umgewandelt, der ebenfalls Führer der Todten in die Unterwelt war. Bei den Phöni- ziern stand Hercules dem Mer- cur gleich, wurde aber dort Mel- karth genannt. Melk, Melech, Moloch bedeutet Fürst, König; Mercur kommt von mear schnell und cor, cur Lauf, dem- nach schneller Läufer, Götter- bote. Hercules oder Hoerakles, earr, oder earc Fürst, Herr, u! gross und eus, is Mann, bedeutet

wieder dasselbe. Der Orkus oder die Unterwelt ist der Ort, die

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Amerikanische Bauten.

Wohnstätte, ais, oder die Burg ois, des earc oder Fürsten. Für die Form earc steht bei Hermes earm, zusammengezogen aus earc-man, Herr-mann, wie das aegyptische Hermafiubis zeigt; an earm kam bei Hermes noch ein eis, es, is Mann. Anubis endlich ist zusammengesetzt aus an Mann, und dem Vogel Ibis, der selbst wieder aus abh Wasser und is Mann verbunden ist; denn der Ibis ist ein Wasservogel, oder ein Wassermännchen, wie unser Storch. Die Mythen der Aegypter, Phöniken, Griechen und Bömer stammen aus ein und derselben Quelle, ebenso die Namen ihrer Götter, darum lässt sich die Bedeu- tung der einen durch die derandern erklären, trotz der Abänderung in den Wortformen.

Amerikanische Bauten. Aus den Zeiten vor der letzten Ent- «&eckung Amerikas durch Columbus finden sich in Nord-, Mittel- und

damerika eine Menge grossartiger Bauten, welche bezeugen, dass lange vor der Ankunf& der Spanier hier eine Culturwelt sich ausgebildet hatte, welche hoch über dem Trei- ben der sog. Wilden stand, wie wir es jetzt daselbst erblicken. In Süd- amorika, namentlich in Peru, Bolivia und Ecuador liegen die Ueberreste gewaltiger Bauten, so bei Tiahuaneco eine aus ungehouren Steinblöcken aufgeführte Mauer; auf der Insel Titicaca die Ruinen des Inkatem- pels und des Pachacamac, dann die grosse.Inkastrasse, welche an 500 Meilen weit über die Andes-

Amerikanische Bauten.

gebirge führt. Aehnliche Bauten finden sich bei Cundinamarca und in den Savannen bei Varinas. In Mittelamerika liegen noch ganze Städte in Trümmern da, so bei Palenke in der Provinz Chiapa, bei Copan in Honduras. Grosse Pyra-

miden stehen noch beiSan Juan de

Teotihuacan, Cholula, San Christo- bal - Teopantepec, St. Cruz del Quiche, Xochicalco, Gustusco und Cuernavaca. Aehnliche Monumente bei Urmal und bei Mitla in Oaxaca. Die Pyramide war hier, wie bei den Aogyptern, das Grundprincip der Baukunst, namentlich bei den Teo-callis (Gotteshäusern), welche mit kolossalen Götterbildern in Stein gehauen ausgeschmückt waren. In Nordamerika finden sich im Missisippithale Strassendämme, Treppen zu Flüssen, Aufgänge zu Hügeln, Umwallungen, künstliche Hügel, dann Geräthschaften aus. Kupfer, Stein und Muscheln. Die peruanischen Inkas, deren Haut- farbe weisslich gewesen, solled über das westliche Meer gekommen sein, wie die Sage geht, also aus Ostindien oder aus China, und zwar mehr als 1000 Jahre vor Chr.; darnach liesse sich auf einen Zu- sammenbang der asiatischen mit der altamerikanischen Culturwelt schliessen, und ebenso auf Ver- wandtschaft der Sprachen; Inka 2. B. könnte mit ean Wasser, also mit Wasserleuten, Seefahrern in Ver- bindung gebracht werden. Eine Menge anderer altamerikanischer Orts-‚Berg- und Flussnamen lassen

Amersberg Amiens.

sich in dieser Weise aus dem Alt- arischen oder Altkeltischen erklä- ren; näher hierauf einzugehen, reicht indess über die unserem Buche gesteckten Grenzen hinaus.

Amersberg an der Rhön, zu deutsch grosser Berg von a Berg und mor, mamr gross.

Amersfoort. Nicht Fort an der Ammer oder Eom (wie hier amkain Wasser, lautet), sondern Furth über dieselbe, vom kimbr. //wradd. Die Stadt liegt bei Utrecht, in der Nähe die Amersfoorter Berge.

Amianus, römischer Geschicht- schreiber des 4. Jahrh. nach Chr, zu Antiochia in Syrien geboren. Name von amhain Wasser und eus Mann. Sein Beiname ist Mar- cellinus, dies kommt von Mar- collus, und dies von mar Berg oder gross, keal Ort, Keller, Vorraths- haus oder Kirche (Chilche), und eus, is, us, Mann.

Amida, jetzt Diarbekir am obern Tigris an den Grenzen Armeniens und Chaldäas. Aehnliche Ortsnamen sind in Chaldäa häufig, so weit er abwärts am Tigris bei Ninive oder Mossul: Hamidad, Humeidad, kel- tisch am-aiteas Wasser-Ort. Diar- bekir bedeutet Wasserstadt, von der Wasser, bi klein und caer Ort, deshalb wird auch bei Amida die erste Sylbe für amhain Wasser mu nehmen sein, die zweite für aidhe Ort.

Amiens, Hauptstadt der belgi- schen Asnbianer, an der Somme, in der Picardie, altgälisch Samaro- brive, Die Somme hiess Somns, von taom Fluss; briva, eine andere

Amlwich Ammergau.

Form für briga; brig, brog statt birg, borg, ist das kimr. bwrch, das deutsche Burg; ro statt ar gross; Sama-ro-briga also grosse Wasserburg; Ambiani bedeutet ungefähr dasselbe, d. h. Flussan- wohner, von amhain Wasser und nae Leute.

Amtiwich, Hafenstadt auf der Insel Anglesea bei Wales in Eng- land, zu deutsch Dorf am grossen Wasser amhain-il-wigh. Angle- sea von in, oder innis Insel /i klein, und ses See, bedeutet kleine See- insel.

Ammer, häufiger Flussname, der auch Amber (in Westphalen alt Ambrae) und Emmer lautet. Der Name ist entweder blos nasale Aussprache für das kimr. aber, d.h. y bior, das Wasser; oder er kommt von inbhir, ynfer, was kleines Was- ser bedeutet, von ?n klein. Am, oder an kann auch blos der gä- lische Artikel sein. Amar, woraus der Name auch entstanden sein kann, bezieht sich blos auf künst- lich angelegte Binnsale, Canäle, oder gerade gerichtete Flussbette.

Ammergau, (in Oberbaiern) alt Ambirgau oder Ambergau, die Thal- gegend in den bairischen Alpen, in welcher die Ammer entspringt. Name von inbhir klein Wasser. Der Gau zerfällt in den Ober- und Unter- ammergau, und wird viel besucht wegen der kirchlichen Schauspiele, welche darin alljährlich aufgeführt werden; derselbe gehörte Freisinger Sprengel, und war früher welfisch; das Kloster Ammergau

Deutsch-kelt. Wörterbuch.

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zum.

Ammergau.

wurde durch einen welfischen Gra- fen Eticho gestiftet, an Baiern kam der Gau erst durch Conradin von Hobenstaufen, dakegen war die Herrschaft Werdenfels stets Frei- singisch. Der Gau liegt zwischen dem bairischen Hausengau und dem schwäbischen Augstgau, im Süden begrenzt ihn das Innthal. Es lie- gen darin folgende Berge: Peissen- berg alt Pissemberg von pis Wald (franz. bois deutsch Bust, Busch); die Blamspitz von b/uen (Blauen, Montblanc) Bergspitze, ebenso die Blau- und Bleispitze, dann der Kreutzspitz von cruadh Fels (falls kein Kreuz darauf steht); Achseljoch von acha Fels und il gross, Joch von aighe hoch. Die Zugspitze von stuac, tuac Berg- stock; Krottenkopf von cruadh Fels, Suirnberg von torr, torrean, Bergstorren, oder steiler Kopfu. 8. w. Dann die Orte: Partenkirch, alt Partenum, von bar Berg, tain Wasser und om Ort; Raitenbuch, alt Buah, fouchtes Feld, von reidh Feld und bog feucht; Ramsau von reann Feld; Pobing von babhun Pferch; Peuting, kleine Veste, von bi klein und din Veste; Soyen von suan kleiner Bach. Ettal von aith- dail hoch- Burg; Far- chant von fearann Feld; Wer- denfels von ordan, runder steiler Felsberg; Garmischgau,altGer- mariskewe, Grenzbergfeld (vergl. Germarmark), Grub von gro Burg und di klein.

Ammergau, (in Niedersachsen) alt Ammiri oder Ammery, auf der

g 6

Ammon.

Grenze. Frieslands und Ostfalens zwischen Aurich und Oldenburg nördlich vom Saterlande, Östlich vom Emsgau, westlich von Bästrin- gen und Stedingen, meist Sand, Haide und Moorland, darin der Frie- senwald, Frisuonum Weda, und ver- schiedene Meere, oder Moore, als das Wyseder Meer (ywy- Wasser und aidhe Ort); das Oldendorper Meer, von alt Ort, Dorf; das Broek- settler Meer, das Deuvelsmeer (von dubh schwarz, Moorwasser und il gross). Der Name des Gaues, a-mer- ia, bedeutethiernach das-Meer-land, im Gälischen heisst Meer übrigens muir. Der Gau ist im Norden dünn bevölkert, enthält meist nur Schaaf- weiden und Schaafställe; südlich bei Rastede sind einige grössere Dörfer: Rastode bedeutet Stätte, von ra Stätte, dabei Nehten, alt Netene klein, oder neu Ort von ni klein oder nua neu und dun Ort; Hahn, alt Hana, von ean Wasser, es liegt an einem Bach, der in die Jahde mündet; Lehmden, alt Lemede, kleiner Hof von /i, le, klein und modhe Hof; Behoorn, alt Bredehorne von draht Bach und corr, caer Ort; Loye, alt Loyge von loc Ort; Hankehusen alt Hannichhus von ean Wasser, ka Ort, Haag; Meierhausen am Zwischenahner Meer, alt Mirihus von muir Moer oder Moor. Wifel- städt, alt Wiwelstede von bi klein und /eall Ort, Stätte; Zwischen- Ahne, alt Tuischene von di klein, uisge Wasser und nae Leute. Ammon, Amun, auch Amen oder

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Ammon.

Jupiter Ammon, in der Oase Ammon, westlich von Aegypten. Nimmt man die Oase, d. h. eine mit Was- ser versehene Land-Strecke in der Wüste als Ursprung des Wortes, so kommt ammon von amhain, abhuin Wasser, gerade wie Oase, arabisch Wadi von ais, uisge bezw. uad Wasser, denn ohne Wasser existirte die Oase nicht; nimmt man dage- gen die Person des Gottes als Grund- lage für die Erklärung, so kommt ammon von amhain Mann, Mensch Das letztere kann aber nicht die ursprüngliche Bedeutung sein, denn ehe man in der Oase einen Gottes- dienst einrichtete, nahm man von dem vorhandenen Wasser Notiz, and benannte darnach die Gegend. Die Ammonier waren ein Gemisch von Aethiopen und Aegyptern, wel- ches weisser war, als erstere. Sie hiessenauch Nasamonen, Wasser- männer von nualh nass und amhain Mann. Ihre Sprache war der bas- murische Dialekt des Koptischen. (bais-maor, Wasser-grosse), d. h. jener, welcher auch am Meere her gerprochen wurde. Ammon heisst auch Siwah, wohl von sea Wasser und ib) Gegend. Heutzutage wird auf dieser wie allen andern Oasen Libyens die Berbersprache gespro- chen, so namentlich auch in A ugila (oiche-il Wasser-gross). Amen war auch der Schutzgott Thebens in Aegypten, weshalb diese die heilige Ammonsstadt hiess; Theben be- deutet Tempel oder Tempelstadt von dev, oder daimh Tempel und an oder nae Leute. Ammon wird

Ammoniter Am.

mit zwei Federn an der Seite des Kopfes dargestellt, den sog. Am- monshörnern, und einem hinten bis auf die Füsse herabhängenden Bande. Hier in Theben bedeutet amen soviel als y-maon „der Mann“, d. h. der Gott, nicht aber der „ver- borgene, noch nicht geoffenbarte, dunkele Gott“; von alle dem liegt in amen keine Spur.

Ammoniter, die frühern Be- wohner des Berglandes östlich vom todten Meere in Palästina südlich von den Amoritern. Beide Namen bedeuten dasselbe, von maon oder maor Berg, mit vorgesetztem kimbr. Artikel; it ist aidhe Ort, oder aith hoch, also Bewohner der Bergorte. Bei den Arabern heisst das Gebirge Dschebel Huma, was aus Ammon zusammengezogen ist. Das Flüss- chen Baras (barBerg und ais Was- ser) läuft von dem Gebirge ins todte Meer; daran der Ort Beth Haran (both-aran Hütte-berg) mit heissen Quellen. Die höchste Spitze des Ammongebirges heisst Attaras, hoch-Berg, aith-oros gräcisirt für aith-ar. Der Hauptort der Am- moniter hiess Rabbah, jetzt Amen, Berg-ort, a Berg und man Ort mit den Ruinen der alten Bergveste; Babbah kommt von grab, chrab, hrip, Felsenberg (Karpathen) und ae Lente. Der Gott der Ammoniter hiess Milkom oder Malkam von mael, mil Berg oder Gott und kam, tapfer. Der Gott der benachbarten Amoriter hiess Kamos, tapferer Mann, bezw. Gott.

Am Neckar, also nennt man den-

Am.

jenigen Theil des Neckar-Thales, welcher sich abwärts vom Nockar- grunde von Gerach bis Heidelberg durch den Odenwald schlängelt und von steilen Bergen und Felsen umragt ist. Die Bewohner gehören zum rheinfränkischen Stamme, der alten Gaueintheilung nach zum Eisenzgau und zur Wingartweiba. Es liegen daselbst hart am Flusse: Zwingenberg mit einem wieder- hergestellten Bergschlosse. Die Herrschaft Zwingenberg gehörte einst denen von Hirschhorn, welche dieselbe zu Ende des 15. Jahrh. an Kurpfalz verkauften. Name von daingean NVeste. Eberbach: dieser Ort entstand dadurch, dass die um die alte Burg Eberbach Angesiedelten von Kaiser Rudolph I. Stadtrechte erhielten, Name von e klein und Dior Bach. Zwischen Zwingenberg und Eberbach land- einwärts liegt der Katzenbuckel der höchste Berg des Odenwaldes, mit einem 50 Fuss hohen Thurme; Name von kaid Höhe oder hoch und buach Bergrücken. Hirsch- horn mit einem noch bewohnten Bergschloss, Name von ard hoch und kearn Bergkopf, oder Horn. Neckarsteinach, einst Haupt- ort einer Worms und Speier lehens- pflichtigen Herrschaft mit drei Burgen, darunter eine, welche wie ein Schwalbennest an einem Felsen hängt. Steinach kommt von lain Wasser und acha Wall, Veste. Gerach, alt Geraha von careg, schroffer Fels. Binnenheim, oder Binau, von buinne Wasser und om, 6*

Anıöneburg Amor.

heim, Ort. Dilsberg von daile Burg, diese einst bedeutende Voeste, auf dem Gipfel eines Berges, ist jetzt halb verfallen.

Amöneburg, alt auch Amana- burg, in der Nähe der Amana oder Ohm in Oberhessen. Hier auf einer isolirten Basaltkuppe gründete Win- fried oder Bonifacius mit Hülfe der Brüder Dietrich und Dierulf das erste Kloster in Hessen und zwar nach dem Orden der Benedictiner; von hier begab er sich später nach Niederhessen, wo er die Kirche zu Fritzlar und dann ein Benedic- tinerkloster gründete, nachdem er die Donnereiche bei Dorf Geismar vernichtet hatte. Bei der Brücken- mühle an der Ohm östlich von der Amanaburg steht ein Obelisk, den 1762 der Heerführer der Franzosen, D’Estr6e de Soubize, und der Her- zog von Braunschweig als Führer der vereinten Hessen und Preussen zur Feier des Friedens, der den sie- benjährigen Krieg beendete, an der Stelle errichten liessen, wo sie sich die Hände boten. Der Name Ohm, alt Aman-a kommt vom gäl. am- hain Bach, Fluss; die Basaltkuppe dagegen, von maon Berg, y-maon der Berg, denn er ragt, von allen Seiten frei, hoch über die umlie- gendenbreiten Wiesengründe hervor.

Amor, griechisch Eros, Gott der Liebe, nach Hesiod und Orpheus der älteste unter den Göttern, die Grundursache der Welt; in diesem Sinne käme der Name von am Mann und ar, or gross, also gleich Zr-os, grosser Mann.

84 Amorbach -- Amphiaraus.

Amorbach, Ort und Residenz der Fürsten von Leiningen im Oden- wälder Baulande am Einflusse der Mudau in den Bilbach an der Grenze von Main- und Rheinfranken ; Name entweder gleich Am-Orbach, oder von am, amhain Wasser und ar, or Berg. Dasselbe bedeutet Mud-au gleich mwni-aha Berg-wasser, oder muind-aha Woald-wasser, während Bilbach von bil klein, oder bial Wasser oder endlich von bal, bel, bil, Berg kommt.

Amoriter, Berg-leute in Palä- stina, von muor Berg und dae Leute mit vorgesetztem kimbrischen Ar- tikel; sie wurden von den Juden unter die Rephaim und Enakim d. h. unter die Riesen gerechnet, und wohnten hauptsächlich im Berg- lande östlich vom todten Meere. Ihr Hauptort war daselbst Hos-ban, hohes Feld, von ban Feld und aith hoch. Amoriter d. h. Bergleute, wohnten ausserdem noch auf ver- schiedenen andern Bergstrichen Palästinas. ,

Amph-aha, alter Flussname im Fuldischen, Nasenlaut für ab%, oder abhuin, amhain Wasser.

Amphiarans, Genosse des Ar- gonautenzuges, also ein Seemann, wurde später vor Theben, nachdem er grosse Heldenthaten verrichtet, von der Erde verschlungen; . war auch ein grosser Seher, und ver- kündete seinen Tod zum Voraus, deshalb ward ihm ein Tempel erbaut, dessen Orakel den Fragenden Ant- wort im Traume gab. Amphi steht hier für amhain Wasser, ar gross

Amphiktyon Amphing. 85 Amphion Amphitrite.

und aos, eusMaun, oder da ar auch Schlacht bedeutet, und areus, ares Kriegsmann, so ist Amphiaraus ein See-Kriegs-Mann,

Amphiktyon, der angebliche Stif- ter des Amphiktyonen-Gerichts bei Delphi, später auch bei Anthela an den Thermopylen, zu welchem 12 griechische Völkerschaften je zwei Abgeordnete schickten, um ihre Streitigkeiten zu schlichten und Verbrechen gegen den Tempel zu Delphi zu bestrafen. Der Bund führte zu letzterem Zwecke einen zehnjäh- rigen sog. heiligen Krieg gegen die Phokäer. Das Gericht dauerte bis in die römische Kaiserzeit und er- losch erst mit dem Orakel zu Delphi. Der Name Amph-ik-tyon bedeutet entweder Kampf-hoch-Mann, amb- aighe-duin, von amb Kampf, Angriff, oder Wassermann von amhain Was- ser, weil er gleich Noah der Fluth entging. Sein Vater war nämlich Deukalion (von foig Werk, oil Stein, Fels und on Mann); ererzeugte durch Steinewerfen ein neues Men- schengeschlecht, nachdem das vor- angegangene in der Deukalionschen Fluth zuGrunde gegangen, ein Werk, bei welchem ihm seine Frau Pyrrha (Wasser-stätte von bior Wasser und rha Stätte) behülflichwar ;eine Sage, welche der Mythe von Abraham und Sarah (dem Stein und der Wasser- grube) entspricht.

Amphing, Dorf in Oberbaiern, wo 1322 Friedrich der Schöne von Oestreich von Ludwig dem Baiern gefangen genommen wurde, und 1800 die Franzosen unter Grenier

von den Oestreichern unter Erzhor- zog Johann zurückgeworfen wurden. Name von amhain Wasser und /ang Viehpferch.

Amphion, Name des ältestengrie- chischen Leyerspielers, angeblich ein Sohn Jupiters und der Antiopa; beim Spiele seiner Leyer verbanden sich die Steine von selbst, und bil- deten eine Mauer um Theben, d. h- um den Ort amphi-ion; ion bedeu- tet Ring, Ringwall, überhaupt jeden Kreis, so auch die Sonne. Des AmphionFrau war die stolze Niobe, Tochter des Tantalus, Königs in Lydien, die ihm zwölf Kinder gebar. Niobe (von nuadh stolz und be Fee, Frau) rühmte sich ihres Kinder. segens gegen die Latona, worüber diese ärgerlich, alle zwölf durch ihre Kinder Apollo und Diana bezw. durch Sonnenstrahlen, Sonnenpfeile, erschiessen liess,

Amphissa oder Salona, Stadt am Meerbusen von Salona im nörd- lichen Griechenland. Sal-ean-ae bedeutet gross-Wasser-Leute; Am- phissa im Wesentlichen dasselbe, von amphi, um oder am, ais Was- ser und dae Leute oder fa, taeOrt; oder blos von amhain Wasser und aidhe Ort,

Amphitrite, die Gemahlin des Neptun, Tochter des Moergottes Ne- reus und der Doris; sie war die Kö- nigin des Meeres, und daher auch ihr Name, von amhain, abhuin, Wasser, tor, tro Fürst und dae Frau; Neptun von neb Schiff und duin Mann; Nereus von noor, noer Wasser (bezw. Wasser-gross

Amphitryon Ampsivaren. 86

von nuadh nass und ar gross) und eus Mann; endlich Doris von der Wasser und ais, is Mann und auch Frau. Die Tritonen, welche den Hofstaat der Amphitrite bilden, sind WassermäÄnner, von dwr, versetzt dri Wasser und duin Mann. Die Nereiden sind Wasserweiber, Töch- ter des Nereus.

Amphliryon, König von Tiryn (tearas Häuser) bei Argos, Gemahl dar Alkmene, welche durch den von ihrem Gemahl gastfreundlich behan- delten Jupiter, der Amphitryons Gestalt angenommen, des Hercules Mutter wurde. Diese Doppelgestalt drückt sich im Namen Amphitryon aus, denn amphi ist hier ambo zwei, und tryon ist feyrn, Herr, Haus- herr, tuar-na von tuar Haus, Ort, und age Mann. Amphitryon fiel bei Theben gegen die Minäer, Berg- leute von min, main, maon Berg und ae oder wi Leute.

Amphora, Name der griechischen Wasserkrüge mit Honkeln zum Tra- gen, denn hölzerne Kübel haben die Griechen heute noch nicht, weil sie der Trockenheit wegen stets aus- einander fielen. amhain bedeutet Wasser und pherein, griechisch, tragen.

Ampsivaren, alter Name für die Anwohner der Ems in Niederdeutsch- land; Ems oder Ams, latinisirt Ami- sia, kommt von amhain Wasser; und varen, oder uaren, das heisst Leute, von air, lat. vir. Statt Amp- sivaren kommen auch die Formen Ampsuaren, Ampsaner (von an Mann), dann wieder Ansibaren oder

Ampsivaren.

Ansivaren (von ean Wasser) und Änsuaren vor, die alle dasselbe be- deuten. Diese Emsleute wurden von den Chauken, die an der Weser wohnten, weiter westlich getrieben, und erschienen zur Zeit des Kaisers Nero am Niederrhein auf der Nord- seite der Lippe; von da durch die Römer verdrängt, richteten sie ihren Zug südlich zu den Usipiern und Tu- banten im Berglande an der Ruhr, von da wieder vertrieben, östlich zu den Chatten, dann nördlich zu den Cheruskern am Harz, wo sie endlich zu Grunde gingen; später erschie- nen neue Abtheilungen von Ansiva- ren neben den Chatten und als Unter- abtheilung der Franken. Die zuerst auftretenden Emser waren wohlnoch Kelten, die später als Franken be- zeichneten Deutsche, oder wenig- stens mit Deutschen stark gemischt. Dies geht gewissermassen auch aus dem Namen des Führers der an den Rhein gezogenen ältern Ampsivaren hervor, denn er hiess Bojocal, d. h. Diener des Fürsten, von /o, foi, boi Fürst und giol Diener. Wäre das ganze Volk ausgerückt, so würde der König selbst mitgezo- gen sein und hätte nicht blos sei- nen Untergebenen geschickt. Im 4. Jahrh. gingen Ampsivaren über den Niederrhein, wurden aber von Kaiser Julian wieder zurückge- worfen. Diese Ampsivaren werden von Ammian auch Attuaren ge- nannt; es scheinen aber damit nicht mehr die Emsleute, sondern die Hattergauer am Rheine selbst ge- meint zu sein, denn sie werden auch

Amretsir Amrom.

Franken genannt, ein Wort, wel- ches wieder dasselbe bedeutet, von fuar Wasser und an, ank Leute, so dass die Angaben der römischen Geschichtschreiber hier weiter nichts besagen, als dass zu verschiedenen Zeiten diekeltischen oder deutschen Völker der Ems- und Rheinlande in das römische Gebiet einfielen, erst mehre Male zurückgeworfen wurden, endlichaber unter der zum Gesammt- namen gewordenen Bezeichnung der Fuaranken oder Franken Herren des ganzen niederrheinischen Ge- biets, und später auch Belgiens und Frankreichs wurden. Das Wort Frank bedeutete ursprünglich nicht einen Freien, sondern das Volk der Fran- ken; alsdies über dieNachbarvölker zur Herrschaft gelangte, war es im Gegensatze zu letztern frei, weshalb dann schliesslich „frank und frei“ identische Begriffe wurden.

Amretsir oder Umretsir, Stadt in Indien, im Pendschab, einst Haupt- veste der Sikhs und Residenz ihres Fürsten; ihr Name soll Teich der Unsterblichkeit bedeuten; in Wirk- lichkeit ist es eine von Wasser um- gebene alte Veste: am-reth, von amh Wasser und rat Burg, ist Was- serburg, und sir steht gleich tor, iyr Horr oder Fürst. Die Sighs oder Seighs sind die Schüler des Nanak, der vor dreihundert Jahren im nördlichen Indien eine neue reli- giöse Socte stiftete, welche allmä- lig die Herrschaft daselbst an sich riss. Im Indischen bedeutet Sikscha Schüler, Jünger.

Amrom oder Amrum, eine der

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Amselfeld.

nordfriesischen Inseln auf der West- küste Schloswigs, die andern sind Sylt, Föhr, Nordstrand und Bomoe. Was denNamen von Amrom betrifft, so ist er desselben Ursprungs, wie der des alt-keltischen Volkes der Ambronen, welche an dieser Küste hausten und durch Sturmfluthen zur Auswanderung in die südlicheren Lande gezwungen wurden. Der zu- rückgebliebene Theil des Volkes kam dann unter die Botmässigkeit der Sachsen, und verwuchs mit ihnen zu einem mehr deutschen Vorks- stamm. Die altfriesische Sprache hat sich indess auf diesen Inseln noch lange erhalten; ob dieselbe mit der altkeltischen identisch ge- wesen, wäre einer nähern Untersu- chung wertb. Amrom oder Ambrom kommt von inbhir, Wasser und om, Ort, Stätte, oder von amhain Was- ser und rim, rhim Hochufer, oder durch Dämme gegen die Fluthen geschütztes Land; Rom-0oe bedeu- tet dasselbe, Hochufer-Insel. Die Ambronen wurden zur Zeit der Ca- rolinger von Erzbischof Paulus von Ebora während vierzig Tagen hinter einander getauft; er bemerkte da- bei, diese Ambronen seien soviel als Altsachsen; sie waren also damals schon stark mit Deutschen gemischt. Auch in England hiessen die Alt- sachsen nebenbei nuch Ambronen, der Ausdruck wurde von den Britten alsSchimpfname für sie gebraucht.

Amselfeld, eine sieben Meilen lange von hohen Bergen umgebene Thalfläche bei Kossowa im südlichen Serbien, auf welcher 1389 die Ser-

Amselhof Amstetten.

ben und 1448 die Ungarn von den Türken geschlagen wurden. Amseln leben nicht auf den Feldern, son- dern in Wäldern, der Name muss deshalb einen andern Sinn haben, imnis bedeutet Wiese und il gross, ims-il ist darnach eine grosse Wie- sen- oder Thalfläche, ein Feld im alten Sinne. Die Ungarn nennen das Thal Bigomezo, was keltisch genommen, Bergthal bedeutet, von rugha Bergrücken, und maes Feld. Amselhof in der Nähe von Deute in Niederhessen, alt Amenschenburg, Amelsburg, Amescherburg von y- mael der Berg, die Maalstätte, oder von y-mmwnt, was dasselbe bedeutet. Amsterdam, latinisirt Amstelo- damum, zu deutsch Ort am grossen Wasser, ean, am, amhain Wasser, dear grossund dam, domOrt; der- selbe war noch im 13. Jahrhundert ein Fischerdorf. Man könnte die Sylbe dam auch alsDamm am gros- sen Wasser annehmen, aber bevor Dämme gebaut werden konnten, mussten die Bewohner des Landes schon vorhanden und in Ortschaften angesessen sein, denn ein einzelner Ansiedler baut keine Dämme. Die Wohnungen und damit deren Namen waren eher vorhanden, als künstlich angelegte Dämme. Dazu kommt, dass die andern Namen der Gegend ebenfalls keltisch sind, z. B. Amstel, grosses Wasser von amhain und il; dieselbe entsteht aus der Drecht von dre klein und ach Wasser und der Mydrecht, welche noch ein mi oder by, klein, vorgesetzt hat. Amstetten, Ort in Oestreich am

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Amur Amurgier.

Ybsflüsschen. 1804 wurden hier die Russen von den Franzosen ge- schlagen. Am ist amhain Wasser, und stätten vordeutscht für /yddyn, oder doidean kleiner Hof, von doid Hof.

Amur, Name des grossen Flusses, welcher die östliche Mandschurei an den Grenzen Chinas durchfliesst und in das japanische Meer mündet. Ob der Name dieses Flusses etwa mon- golisch erklärt worden kann, mögen Andere untersuchen; auf Altkeltisch bedeutet er grosser Fluss von am- hain Flussund ar gross, gleich dem Amu-deria oder Oxus, der inden Aralsee mündet; deria von dear, bedeutet ebenfalls gross. Der Amur entspringt in der Nähe des Bai- kalsees; baikal ist ganz unzweifel- haft keltisch, denn bailc bedeutet Wasser und al gross. Das einzige Wort Baikal beweist schon, dass die Kelten ebenso nach dem östli- chen Hochasien kamen, wie nach Europa und Nordafrika. Solcher Beweise gibt es indess noch eine Menge; so heissen die beiden Quell- fiüsse des Amur Schilka und Ar- gun, letzteresvon eargan, ersteres von giolach oder gil-ka, beides klein Wasser. Dass der Name Amur nicht chinesisch ist, geht daraus hervor, dass dieses Volk für ihn einen andern Namen hat, nämlich Sakhalion oder Jalong-Kiang, Dra- chen-Fluss. Kiang entspricht in- dess dem keltischen gwyan Wasser.

Amurglier. Herodot spricht neben den Bactryern von amurgischen Sky- then (skythai amurgioi, oder amor-

Amyklä,

gioi); denselben Namen gebrauchen auch die Perser, welche übrigens alle Skythen Saken nannten; im Heere des Xerxes standen die Saken und Baktrer unter einem und dem- selben Oberbefehlshaber, dem Hy- staspes; da nın muir Meer bedeu- tet, und Bactrien an das Kaspische Meer bezw. den Aralsee grenzt, so müssen diese Skythen als Nomaden aus Turan oder Türkland, angese- hen werden; und da ferner die Deut- schen ans dem nördlichen Asien stammen, ursprünglich unter den Skythen begriffen waren, denn Sky- then und Gothen bedeutet dasselbe, nämlich Waldvolk (von coed Wald) ; und da endlich bei den Persern die Saken (Tsaken, gezischt für Daken) mit Skythen gleichbedentend sind, so müssen die deutschen Sachsen ebenfalls aus dem Skythenlande stammen, denn sak-dae steht gleich sak-ui oder sak-ae; dae und ae bedeutet Leute und sceach, sach, Schach soviel als-coed, Wald. So- mit stammen die Sachsen vom Aral- see und sind unter den amurgischen Skythen inbegriffen. Hiermit in Vebereinstimmung steht die Stamm- sage der Sachsen, nach welcher das Volk aus Tyrkland kam (vergl. Stammsagen).

Amyklä. Alte Stadt südlich von Sparta am Eurotas, einst Residenz des Tyndaros (duin-dear Mann oder Fürst-gross), dessen Gattin Leda (Frauchen /e oder liklein, und dae Frau) nebenbei dem Jupiter den Kastor, Pollux und die Helena ge- bar. Amyklä wurde häufig von den

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An Anakreon.

räuberischen Spartanern überfallen, noch häufiger nur durch leere Ge- _ rüchte erschreckt, so dass ein eige- nes Gesetz jedesGespräch von einem Ueberfall verbot, bis endlich Amyklä „durch Schweigen unterging“, wie die stehende Redensart blieb, d.h. trotz des Gesetzes schliesslich von den Spartanern unterjocht wurde. Der Name bedeutet die Feldstätte, vonmagh, myghFeld und le Stätte.

An, gälisch Mann, die vollere Form lautet amhain, lat. homo, ho- minus. An wird im Griechischen in Endungen von Personennamen in on umgewandelt. Das griechische aner, Mann, ist entweder eine Verdoppe- lung von an-air Mann - Mann, oder an ist hier der altgälische Artikel an oder in.

Ana, Name der Göttermutter bei denaltenIren, woraus sowohl Juno, als im Deutschen Ahnen wurde,

Anadyr, Fluss im nordöstlichen Sibirien, der in das Meer von Kamt- schatka mündet. Ana von ean be- deutet Wasser und dyr mag, wie bei Turan und Türken, Wüste, dürres Land bedeuten.

Anagni, Stadt im Kirchenstaate bei Frosinone, mit Schwefelquellen, agni steht wie bei Aachen für oi- chean, kl. Wasser, an ist der gä- lische Artikel.

Anakletos oder blos Klethos, einer der ersten Bischöfe Roms, der unter Domitian als Märtyrer starb, cloth bedeutet berühmt (daher Clo- thar, Lothar, Luther berühmter Mann), ana kommt von ar, Mann.

Anakreon, seiner der bedeutend-

Anam Anamim.

sten Lyriker des Alterthums 530 v. Chr., aus Teos in Jonien gebürtig. Er besang die Liebe und den Wein. Der Name lässt sich als Mann mit reinen Haaren deuten, an Mann, ag oder ogh rein, und roin Haar, also ein Wohlfrisirter, was zu sei- nen verliebten Neigungen passt. Anam oder Vintnan. Der östliche Theil der hinterindischen Halbinsel, mit dem Flusse Menam oder Mo- kong, welcher bei seinem Ausflusse in das Meer ein grosses Delta bil- det, das dem Lande den Namen gab, denn an bedeutet Leute und am, amhain Wasser ; Menam istgrosser Fluss von moin grossund am, wäh- rend die chinesische Form mo-kong dasselbe bedeutet von ma, mo gross und kong, gleich gwian im Kelti- schen, Fluss. Cambodja scheint Waldland zu bedeuten von cham für amhain Mann, Leute; pod, pus, oder pis, Wald und ia Land. Die Bewohner des Landes gehören der gelben Race an wie die Chinesen, müssen aber gleich diesen und den Tübetanern schon in ältester Zeit sich mit weissen Einwanderern ge- mischt haben. Anamim. Die Bewohner des Nil- deltas in Unterägypten; Name von ean Wasser und amhain Mann. Das Delta selbst hiess beiden Aegyptern Ptlimyris, kleines Meer, von di und di klein, combinirt in pti (petit franz.) und muir Meer; bei den Griechen Neilotis Nil-iath, Nilland. Eine andere Form für Anamim war bei den Aegyptern Sanemhit oder Tsanemhit, keltisch fain-am-iath

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Ananen Anohises.

Wasser-leute-Gegend ; in der Soptua- ginta Enem-eti-eim, Wasser-Gegend Leute. Amhain, oder am bedeutet sowohl Wasser als Leute. Als Theile des Landes der Anamim werdenMa- reotis (Meerland) und Sa-adis (Wasserland, sua-iath) angeführt.

Ananen oder Anamaren, Mariker oder Andern, ein ligurischer oder libischer Volksstamm an der Trebia am Nordabhang der Apenninen ; ihre Hauptstadt war Clastidium bei Voghera, welche von den keltischen Insubrern, denselben welche Mai- land gründeten, 400 Jahre vor Chr. erobert wurde. Der Name Clastidium bedeutet Bergstadt oder Thalstadt, je nachdem man dieSylbe Clast von cleith Berg, oder von clais, clawdd Thal ableitet, dion ist feste Stadt, din Burg. An-an bedeutet Leute am Wasser, an-mar Leute auf dem Berg, mar-ik,, Berg-hoch. Anderes, wieder Leute am Wasser von der Wasser; also lauter Appellativa für ein Volk, das in einem Thale, oder an einem Flusse und auf den be- nachbarten Bergen hauste.

Anapa, Seestadt in Kaukasien in der Nähe des Ausflusses des Kuban (go-buin kl. Wasser) in das schwarze Meer; der Name bedeutet Seeleute von an Leute und abha Wasser.

Ancenis, Stadt an der untern Loire in Frankreich, alt Andenesium, von ean Wasser und aithion Wohn- ort; es wohnten hier nach den alten Geographen die And-es d. h. Was- serleute.

Anchises, Vater des Aeneas, wel- chen er mit der Venus erzeugt hatte;

Ancona Ancus.

er wurde von diesem auf den Schul- tern aus dem brennenden Troja ge- tragen, starb aber auf Sicilien, an- geblich vom Blitze erschlagen, weil er das Geheimniss seiner Vertrau- lichkeit mit der Venus ausgeplau- dert hatte. Der Name Anchises, von an klein, chis Mädchen, und eis Mann, bedeutet Mann des kleinen lieben Mädchens, nämlich der Ve- nus. Sein VaterKapys warein Wald- mann oder Bergmann von keap Berg- kopf oder giubh Kieferwald, sein Urgrossvater Tros, Troas von tuar, Dorf, Stadt, und eus Mann. Ancona, Hafenstadt mit alter Veste am adriatischen Meere in der Mark Ancona in Mittelitalien, zum Kirchenstaate gehörig, derzeit von Piemont besetzt; derName bedeutet foste Stadt am Wasser, von an, ean Wasser und gan Veste (gund, go- wunden, mit Faschinen umgeben). Die Stadt gehörte einst zur Gallia togata, die nach Römer Sitte weite Mäntel oder Togas (Decken von te- gere, teagh, Dach) aberkeine Hosen trug, wie die nördliche, mehr kim- brische Gallia braccata, die Brach- sen oder Buchsen anhatten, wie die Deutschen. Ancona wurde etwa 400 v. Chr. auf einem Felsen am Meere von den Syrakusanern angelegt. Ancus Marcius, vierter römi- scher König (von 638—614 v. Ehr.), Sohn des Marcius und der Pompilia, Tochter des Numa Pompilius; er befestigte denJaniculum jenseits der Tiber (d. h. den Wasserhügel von ean Wasser und collan kl. Hü- gel), und gründete die Hafenstadt

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Anoyra Andalusien.

Osti a (von os, ats Wasser und tig, fyo Ort). Sein Name Ancus bedeutet entweder Junge (ogh, oghain) des Marcius; letzteres von meirghe be- deutet einen Mann aus einer Wald- genossenschaft, oder einen Wald- mann; oder aber grosser Mann, von ang gross und eus, us Mann, gleich Hinko, Anger, Hongist.

Ancyra, das heutige Angora in Kleinasien, caer und gor bedeuten Stadt, Ort, an klein, oder der Artikel.

Andalusien, die südlichste Pro- vinz Spaniens; sie wird gewöhnlich als Vandalusia, Vandalenland ge- deutet, weil die Vandalen vor ihrem Abzuge nach Afrika eine Zeitlang hier sassen; ebenso wird Catalo- nien als Gothalingia, Gothenland erklärt. Sicher sind diese beiden Er- klärungen nicht, denn warum erhielt Afrika nicht auch den Namen Van- dalusia, und die Gascogne, wo die Gothen vorzugsweise sassen, nicht den Namen Gothalingia? Es haben hier ältere Namen die Grundlage zu den neuern Formen gegeben; and-al ist gross Wasser, und Zus (wie bei Lusitania) das Ende des Landes am Ocean. Bei Gothalingien muss man an coed Wald und al gross denken, denn Catalonien, das Land der Catalanen, ist ein Gebirgs- land; Cat-al-an oder on bedeutet aber wörtlich Wald-gross- Mann, nicht aber Goth- Alan. Der Name Gothen von coed Wald und dae Leute bezeichnete allerdings schon in Russland Waldleute, so dass die Verwechselung sehr nahe lag; die

Andechs Andenne.

Alanen besassen aber niemals Cata- lonien, sondern Portugal.

_ Andechs, alte Burg am Ammer- see in Ober-Baiern, auf einem Hü- gel, alt Andecce, Andezze, oder Ane- desse, zu deutsch: Wasser-Haus, von an, ean Wasser und leag, leaghas Dach, Haus; Anedesse kommt von tas, einfacher Form für teaghas mit gleicher Bedeutung. Ausser dem Andechs am Ammersee kommt noch ein Antisna, oder Antessengau östlich vom Inn im Matagau vor, an einem kleinen Bache, der Antessen- bach hiess, mit der Villa Antesna später Antessenhofen oder An- diesenhofen, nahe bei Reigersberg (rugha, Bergrücken). Da wo das Schloss Andechs stand, befindet sich jetzt das Kloster Heiligberg. Die Grafen von Andechs werden schon im 9. Jahrhundert genannt, und er- warben 1180 die Horzogswürde von Meran, dann den Besitz von Tirol, und grosser Strecken in Istrien, Dal- matien und Croatien.

Andelsbach, ein Bach bei Sig- maringen auf der Baar, von ean Wasser und /i klein, er entspringt im Ilmensee, von alt oder lia Was- ser und min klein.

Andelys, Stadt unterhalb Parisan der Seine, von ean-di-Ilys, Wasser- klein-Burg, oder blos von indlios, Burg, feste Stadt.

Andenbach im Oberelsas, vom gäl. ean, deminutiv anean Wasser, oder an Artikel und tain Wasser.

Andenne, Stadt bei Namur an der Maas, ean-dinn, Weasser- Burg.

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Anderab Andernach.

Anderab, Stadt in der Bucharei an einem Flusse; dies bedeutet auch der Name, man mag nun an, oder dwr, oder abh für Wasser nehmen ; am einfachsten ist die Erklärung aus an-treabh Wasser-Ort, gleich Andref in Hessen.

Andernach im Mayenfelde am Rhein, alt Antanacum, Antonacum, Antunacum und Anternacum. Diese Stadt wird in der Kriegsgeschichte des 9., 10. und 12. Jahrhunderts oft genannt; 562 stand hier schon ein Castell. Der runde Thurm am Rheine ist römischen Ursprungs, neben dem- selben stehen die Reste der austra- sischen Königsburg. 1167 schenkte Kaiser Friedrich I. dem Erzbischof Reinald von Cöln zum Lohn für den durch die Tapferkeit desselben und des Cölnischen Heeres erfgch- tenen Sieg gegen die Römer den Andernacher Beichshof mit der Münze, dem Zoll und der Gerichts- barkeit. Später erkämpften sich die Andernacher Reichsfreiheit und be- haupteten sie bis 1496, wo sie Kur- fürst Herrmann mit Hülfe seiner Bundesgenossen zur Unterwerfung zwang. Am 1. Mai 1688 zündeten die Franzosen die Stadt an sieben Orten an, und legten sie fast gänz- lich in Asche. Der Name Antana_ cum bedeutet Burg am Wasser, von tain Wasser und acha Wall, Burg; an ist der vorgesetzte Artikel oder bedeutet klein. Die Burg lag ur- sprünglich hart am Rheine, so dass die Merovinger aus ihren jetzt noch erhaltenen Fensterbogen im Rheine fischen konnten. Die Form Anterna-

Anders Andorra.

cum, jetzt Andernach, hat statt tain Wasser das gleichbedeutende dr.

Anders in Tirol, entw. statt adhras, aras Wohnort, oder gleich ean-daras Wasser-Ort; an kann auch der Artikel sein.

Andlaw, alte Burg auf einem Felsen am Rande der obern Voge- sen im Elsas, Stammburg derer von Andlaw, der „Erbritter des hei- ligen römischen Reiches“. Aus die- sem Geschlechte fielen 1386 die vier Brüder Walter, Heinrich, Die- pold und Peter in der Schlacht bei Sempach unter Herzog Leopold von Oestreich; die Anhänglichkeit an Kaiser und Reich beseelt heute noch diese Familie; ihre Güter liegen jetzt meist im Breisgau, die Burg ist in Ruinen, unter derselben aber erstand das Städtchen Andlau. Der Name kommt von onn Fels und //e Stätte.

Andorra oder Andorree, Stadt nebst Thalgebiet oberhalb Urgel auf der Südseite der östlichen Py- renäen; schon seit Karla dös Grossen Zeiten neutral, bildet sie unter fran- zösisch-spanischer Oberherrlichkeit eine kleine Republik. Frankreich ernennt einen Franzosen zum ersten Viguier, oder Landvogt, der spa- nische Bischof von Urgel besetzt alle Pfarreien, und ernennt einen Eingeborenen zum zweiten Viguier. Frankreich bezieht 960 Fr. Steuer, der Bischof 450 aus dem Ländchen, das 34 Ortschaften zählt. An der Spitze der Regierung steht ein Rath von 24 Mitgliedern, der die Con- suln und den Syndicus auf Lebens-

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Andover Andreas.

zeit wählt. Die Stadt Andorra, welche dem Thal den Namen gab, bedeutet Hochgebirgsstätte von tor steiles Gebirg, und rka Stätte, an ist der gälische Artikel.

Andover, Stadt in der Grafschaft Hampshire in England, soviel als Dover, nur mit vorgesetztem gäli- schen Artikel; Dover bedeutet grosser Ort von dubh gross und ra oder rha Stätte.

Andreas, des Petrus Bruder, ein Fischer aus Bethsaida am See von Genezareth, daher sein Name, ean, an Wasser, dear gross und eus, as Mann, grosser Schiffmann oder Fi- scher. Bethsaida, gleich bait- aiteas Wasser-Ort. Der Apostel Andreas wurde, nachdem er das Christenthum angeblich in Skythien (Russland), Thrazien und Griechen- land gepredigt, 62 oder 70 in Paträ oder Patras in Achaia an einem schräg liegenden Kreuze hingerich- tet. Er ist Schutzpatron Russlands sowie Schottlands, deshalb die da- selbst gestifteten Andreasorden. In der Andreasnacht, vom 29. zum 30. November, sehen die Mädchen ihren Zukünftigen, wenn sie aus den vier Ecken in Form eines Andreaskreuzes nach der Mitte zu die Stube keh- ren. Unter dem ungarischen Ar- padengeschlechte in den ersten drei Jahrhunderten unsers Jahrtausends war der Name Andreas sehr ge- bräuchlich, der letzte wurde 1315 in Neapel von seiner Frau Johanna erdrosselt, und diese darauf von einigen ungarischen Grafen zum Fenster herausgestürzt.

Andrefa Andromeda. 94

Andrefa oder Antraffa, Anraffa, Arneffe, Dorf bei Londorf in Ober- hessen von an Wasser und treabh Dorf, ar kann auch blos der Artikel sein, oder klein bedeuten, oder An- dref ist aus aitreabh umgeformt, was ebenfalls Dorf bedeutet; ai ist hier der kimbrische Artikel y, während an der gälische ist.

Andria, Stadt in Apulien oder der Terra di Bari in Süditalien, so- viel als Adria, Stadt am Wasser, von an, Wasser und dre, dri Ort; Adria dagegen von ad Wasser und ri, ra Stätte.

Andromache, weibliche Form für Andromachus, Männerkämpfer vom griech. aner, andros Mann (kel- tisch an-dear Mann-gross) und mache Kampf, machaira, Schwert, Dolch, Messer und dies von magh, oder mab die Hand und ar Kampf, Schlacht, oder von or, ar, Gold, Silber und wahrscheinlich in erster Zeit jedes glänzende Metall. Die Andromache, Hektors edle Gemah- lin, war Tochter des Königs Eötion in Theben (daimh, daiv, deb, Tem- pel) in Kilikien, gebar demselben .den Astyanax (asiy Stadt, an Mann, aigh hoch, dasselbe was Anaxagoras, nur versetzt, und statt asty das gleichbedeutende caer, cor Ort). Nach Trojas Ero- berung fiel sie dem Pyrrhus (Berg- mann von pyrr Berg), dem Sohne des Achilleus zu, später kam sie an Hectors Bruder Helenus; sie starb in Pergamos, wo ihr ein Tempel errichtet wurde.

Andromeda, des Aethiopers

Andros Angelland,

Kepheus (Wald-mann) und der Kas- siope Tochter; sie war so schön, dass sie von ihrer Mutter sogar über die Töchter des Nereus, oder die Nereiden (noer Wasser, eus Mann) erhoben wurde, worüber erbost Neptun des Kepheus Gebiet, das Tiefland von Babylon über- schwemmte, und ihm durch ein See- ungeheuer Verderben drohte. Um ihn zu versöhnen, sollte Andromeda, an einen Felsen geschmiedet, dem Ungeheuer preisgegeben werden. Aber Perseus (ebenfalls ein See- mann von bior-tis) eilte auf dem Pegasus (each Pferd und aitk hoch) herbei, versteinerte das Ungethüm durch den Anblick des Gorgonen- hauptes, und rettete die Andromeda, die dann selbstverständlich seine Frau wurde; ihr Name bedeutet die Männerstolze, von an-dear Mann- gross, und mualh edel, stolz, mu- thig. (Vergl. Kepheus sowie die andern Appellative.)

Andros oder Andro, kleine Insel bei Euböa, in Insel, der, dru, dro klein.

Andujar, Ort in Andalusien am Guadalquivir, oberhalb Cordova, Wasser-ortt von an, Wasser und duar, tuar (tower) Ort.

Anemo, ein Fluss in Oberitalien von am, amhain, Wasser und dem gälischen Artikel an, oder der De- minutivpartikel an.

Angelbach, Bach im Anglach- gau bei Wiesloch und Philippsburg in der Neckarpfalz, als Engila, oder Engela von in klein und gil Wasser.

Angelland, franz. Pays de l’angle,

Angeln.

kleiner Bezirk an der Nordsee, zu Burburg in Flandern gehörig, mit vier Kirchspielen, St.Omers Capelle, St. Nikolas, St. Folquin und St. Marie Kirche, in welchen früher vlämisch, jetzt meist französisch . gesprochen wird. Der Name des Landstrichs bedeutet grosser, fla- cher Strand, von ong Strand und il gross, zum Unterschiede von dem westlich von ihm aufsteigenden Bolenberg, oder pays de Boulogne.

Angeln. Deutscher Volks- stamm, welcher vereint mit den Sachsen Britannien eroberte, in Folge dessen letzteres den Namen England oder Angelland erhielt. Ueber die Stammsitze der Angeln in Deutschland sind die Geschichts- forscher nicht einig, gewöhnlich lässt man sie aus dem Engilingau in Thüringen nach Schleswig ziehen, ‚und von dort über die Nordsee segeln; nach einer andern Ansicht kamen sie aus dem Enngerlande an der Weser, nach einer dritten aus dem Lande Angeln im mittlern Theile des östlichen Schleswigs. Die Angeln waren gleich den Sach- sen ein Seevolk, können also nicht wohl aus Thüringen gekommen sein; das Land Angeln in Schleswig ist zu klein, um für sich allein als Hei- math eines Volkes gelten zu kön- nen, welches die Britannen zu unter- jochen im Stande war; die Engern an der Weser endlich sassen im Gebirgsthale, und waren ebenso- wenig als die Thüringer in der Lage, Flotten auszurüsten. Fasst man die Bedeutung des Wortes Angeln

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Angeln.

ins Auge, so löst sich die Streit- frage in befriedigender Weise. Es kommen nämlich folgende Formen vor: Anglii, Angli, dann bei Ptole- mäus Angeiloi und Angiloi; der Landschaftsname Angeln in Schles- wig lautet (bei Beda) Angul, gleich Aungull im Halogaland, oder Oen- gul, dann bei Nennius Oghgul, oder Ochgul. Im Keltischen bedeutet nun 0ng, ang, ing soviel als Küste, Strand, und il oder u/ gross; dar- nach waren die Angeln die Bewoh- ner der grossen Küste an der Nord- See, und wohl auch noch an der Ost- see, ohne aber gerade blos auf das heutige Angeln beschränkt zu sein; denn die Stadt Schleswig wird von den ältesten angelsächsischen Schriftstellern im 11. und 12.Jahr- hundert als der Hauptort der An- geln bezeichnet, und dabei bemerkt, sie hätten zwischen den Sachsen und Jüten gewohnt. Das Wort En- gern kommt ebenfalls von ang-ar Strand-gross, derselbe bezieht sich aber hier auf die Weser; angarü oder Angrivarii sind die Leute (air), welche diesen Strand bewohnen. Dehnt man Angrarien bis an die Nordsee aus, was in der alten Ge- schichte häufig geschieht, so können einzelne Abtheilungen der Angeln auch von den Wesermündungen nsch England gekommen sein, denn an- gar und angil sind gleichbedeu- tend. Der älteste Name für alle Bewohner der Seeküsten war In- gaevon, ing-ibh-on Strand -Ge- gend-Mann, im Gegensatz zu den Istävonen am Niederrhein und den

Angeln,

Hermionen im Gebirgslande Zu dem thüringschen Engilin-gau oder Egilgau stehen die altsächsi- schen Angeln in keiner Beziehung, denn dieser Gauname kommt von in oder e klein und gil Wasser; er lag an der Wipper (bi-bior klein Wasser) ; dieYnglinger in Schwe- den, altnordisch Yngvi oder Yngi waren dagegen wieder Strandbe- wohner, gerade wie die Schweden, deren Name dasselbe bedeutet von sua Wasser und dae Leute; ihr Land Swithiod mit angehängtem iath Gegend.

Angeln. Die Landschaft An- geln im mittleren Schleswig führt ihren Namen zum Andenken an die hier wie einst in ganz Schleswig sesshaft gewesenen, aber grossen- theils nach England ausgewander- ten Angeln. Da der Landstrich in dem Winkel zwischen der Schley und dem Flensburger Busen liegt, kam man auf den Gedanken, das Wort mit dem lateinischen angu- lus, Winkel in Verbindung zu brin- gen; dem widerspricht aber schon die Thatsache, dass auch noch an- derwärts Angeln vorkommen, die in keinem Winkel wohnen; der Volksname Angern an der Weser z. B. bedeutet dasselbe, was An- geln (vergl. den vorangehenden Artikel), und dann, wie sollte ein lateinisches Wort in ein Land ge- kommen sein, wohin die Römer nie- mals vordrangen. Die heutige Land- schaft Angeln zieht sich von Flens- burg südlich bis Treya an der Trene, südöstlich aber nicht mehr bis an

96

Angeln.

die Schley, obwohl früher noch in Schwansen anglisch gesprochen wurde; zu beiden Seiten der Schley herrscht jetzt die niedersächsische Mundart vor. Anglisch wird nur noch gesprochen in der Gegend von Glücksburg, Flensburg, Adelbye, Geversen, Jörl, Eggebek, Fahren- stedt, Uelsbye, Sieverstett, Have- toft, Satrup, Sörup, Sterup, Esgrus und Steinberg, ebenso noch in Ol- derup nördlich von Husum; doch haben die deutschen wie die däni- schen Schulmeister ihr Möglichstes gethan, die alte Volkssprache durch ihre Schulsprachen zu verdrängen. Westlich von Flensburg, bei Bau, Wallsbüll, Hardewitt, Wanderup bis zur Mitte des Landes herrscht eine anglisch - jütische Mundart, weiter westlich bis zum Meere wird nord- friesisch gesprochen, soweit es nicht durch das Deutsche verdrängt ist. Die Ortsnamen in Angeln gleichen völlig denen in Jütland, nicht aber denen Südschleswigs und Hol- steins, so namentlich in der Form dıup für dorp, Dorf; dass Angeln und Jüten sich sehr nahe stan- den, beweist auch das alte angel- sächsiche Gesetz, worin es heisst, dass Jüten, wenn sie nach England kommen, als Brüder, Landsleute und englische Bürger angesehen werden sollen, denn sie seien entsprossen aus dem edeln Blute der Angeln, und machten mit diesen stets ein Volk aus. Was die oben genann- ten Ortschaften betrifft, so bedeutet Flensburg Wasserburg von bliant, oder bi-Iliantkl. Wasser; Adelbye

Angelsachsen.

kommt von odail, astail Wohnort (franz. Hotel) und bye, Bau, als Vebersetzung angehängt; Gever- sen, g0-bior-dinkl. Wasser-Burg ; Jörl,Feldort von ir, ior Land, Feld und Ze Stätte; Eggebok, kleiner Hag oder Knick am Wasser, von oiche Wasser und bi-ka kl. Hag; Fahrenstädt, Feldortvon /uirion oder feoran Feld, städt ist ver- deutscht für aidh Ort; Havetoft, oberdeutsch Hafentiefe, dem Sinne nach Niederung am Wasser, have von abha Wasser ;Satrup, Dorfam Wasser (sa, sua), oder kleines Dorf von di klein, gezischt gesprochen ; Sörup, von suir Wasser und aoibh Erbhof; Sterup dasselbe von ster Wasser, u. 8. w. Angelsachsen, latinisirt Anglo- saxones, Angli- Saxones, gemein- samer Name der aus Niederdeutsch- land und der kimbrischen Halb- insel nach Britanien übergesiedel- ten Völker. Der Zahl nach waren wohl die Sachsen (kymrisch Saeson, bretonisch Soson) überwiegend, aber um die britischen Sachsen von den deutschen zu unterscheiden, erlies- sen die angelsächsischen Könige mehremale Edicte, dass sowohl die Sachsen als die Jüten Angeln ge- nannt werden sollten, doch erhiel- ten sich beide Namen noch lange nebeneinander, bis endlich Anglia, Engle-land, England die Oberhand erlangte. Die Angelsachsen, ver- eint mit Jüten und Friesen, bildeten in Britanien erst 7 bis 8 König- reiche, nämlich Kent, Sussex, Wes- sex, Northhumberland, Essex, Mer- Deutsch-kelt, Wörterbuch,

dem 97 —— x

Angelsachsen,.

cia und ÖOstangeln, welche aber Egbert von Wessex 827 sämmtlich vereinigte. Die Könige von Mer- cien waren vor ihm die mächtigern gowesen und führten darum das Amt des Bretwalda, d. h. des Oberbefehls über die vereinten Streitkräfte der einzelnen König- reiche, wenn es zum Kampfe gegen die Briten und Scotenkam. Breadh, oder breas bedeutet Fürst, und Walda ist aus gualda, oder giolla entstanden, was Diener, Unterge- bener bedeutet; denn der Bretwald blieb den einzelnen Königen unter- geordnet, er war blos ihr Stellver- treter im Kriege. Diese Titulatur ist, wie fast alle in der deutschen Geschichte, aus dem Keltischen her- übergenommen, er bedeutet nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, Britenbeherrscher, denn diese be- herrschte er nicht, wohl aber die ihm untergebenen Angeln, Sachsen und Jüten. Was die Geschichte der Ero- berung Englands im Einzelnen be- trifft, so ist sie folgende: Im Jahre 449 nach Chr. zogen Hongist und Horsa, zwei anglische Königs- söhne mit einem Gefolge von drei langen Schiffen nach Britanien, um dem Britenkönig Vertigernus zu helfen, welcher sie um Beistand an- gegangen hatte, da er sein Land nicht gegen die Picten und Scoten vertheidigen konnte. Die Angeln schlugen die letztern, da sie aber fanden, dass das Land schön war, und die Briten nicht im Stande seien, sich ihnen zu widersetzen, 80 beschlossen sie, daselbst zu bleiben. 7

Angelsachsen.

Sie traten nun als Feinde der Briten auf, besiegten sie, und Hengist stif- tete das Königreich Kent, alt Cantware (von caint Feld) an der Südostspitze des Landes. Da sich Kent gleich der Insel Wight später als von Jüten bevölkert zeigt, so muss Hongists Gefolge weniger aus Angeln denn aus Jüten bestanden haben; zwischen beiden Völkern war indess kein wesentlicher Unter- schied. Uebrigens war Hengists Zug nicht der erste, denn schon 365 nach Christus waren die Küsten Bretlands (wie die Deutschen das Land nannten) von Sachsen ver- heert worden; aber erst nach dem völligen Abzug der Römer nach Gal- lien zu Anfang des 5. Jahrh., wo sie alle Hände voll zu thun hatten, um sich der Alemannen, Franken und Westgothen zu erwehren, konn- ten sich die Angeln und Sachsen auf Bretland festsetzen. 416 im dritten Consulate des Aetius ver- langten die Briten zum letztenmale Hülfe von den Römern, aber ver- gebens, zweimal hatten sie dieselbe vorher erhalten. Hengist besetzte zuerst die Insel Tanet (tain-is Wasser-Insel) an der Ostspitze der Grafschaft Kent, und zog hieher neue Schaaren aus Anglien an sich. Der zweite Zug kam auf 17 Schif- fen, der dritte auf 40, und diesen folgten noch mehrere, so dass das Land der Angeln (im heutigen Schleswig) stark entvölkert wurde, weshalb die Sachsen daselbst ein- rücken, und die Angeln auf den Winkel zwischen der Schley unddem

8

Angelsachsen.

Flensburger Busen beschränken konnten. Auch Friesen werden von Procop unter den Einwanderern in Bretland genannt. Die Namen Hengist und Horsa werden gewöhn- lich als Hengst und Stute gedeutet; der erste war aber kein Hengst, und der zweite noch weniger eine Stute, sondernHengistkommt von ong gross, und eis Mann, Horsa von orc Fürst, gezischt gesprochen. Nach Eroberung des Landes ver- theilten sich die Sitze der einzelnen Stämme in folgender Weise: Im Norden zu beiden Seiten des Hum- bers Angeln, im Süden zu beiden Seiten der Themse Sachsen, die Jüten dagegen in Kent und auf der Insel Wight (alt Vectis Feld- insel von faich Feld und is Insel, oder Waldinsel von Aodh Wald). Zwischen Angeln und Sachsen in den mittlern Theil des Landes, um welchen lange noch mit den Kim- bern in Wales gekämpft wurde, wes- halb die Angeln hier Myrker, Märker, Grenzgenossen aufstellten, schoben sich später dänische An- siedler. Die nordhumbrischen An- geln (nordhan-hymbre) wohnten vom Nordufer des Humbers (inbhir Was- ser) bis an die Grenzen der Picten bei Berwick und westlich bis an die Grenzen der keltischen Cumbern oder des Cumberlands (das übri- gens jetzt germanisirt ist). Südlich von diesen Angeln wohnten die Ostangeln (Eastengle) von der Washbai bis zum Sturflusse, ge- theilt in ein Nordvolk und ein Südvolk (Norfolk, Suffolk). Zwi-

Angelsachsen.

schen den Nordhumbern und den Ostangein standen die Süädhum- bern, eine Abtheilung der Märker, deshalb auch Nordmärker genannt. Diese Mirker oder Märker (keltisch merc-an, meark-ae vergl.Almend) dehnten sich von den Ostangeln an durch das ganze Mittelland bis nach Wales, einzelne Theile ihres Landes hiessen Lindsay (See-land von linn- des-ia) auf der Südseite des Hum- ber und Girvier (von garmw Wasser) an den Sümpfen um die Washbai, bei Peterborough und auf der Insel Ely (il Insel, deutsch y) zwischen den Flüssen Ouse (ous, ais Wasser) und Nen (ni-ean kl Wasser). Die Mid- delengeln standen zwischen den Nordhumbern und ÖOstangeln, und fallen mit den Märkern zusammen; die Nordhumbern dagegen theilten sich wieder in das Reich Dearne oder Deran (dwr-nae Wasser-Leute) zunächst über dem Humber, und in das Reich Beornice (bioran-ighe Wasser-insel) nördlich über dem Tyne (tain Wasser) bis zu den Pic- ten um Edinburgh; ebenso theilten sich die Märker durch den Trent- fluss (Treanta, dre klein und ean Wasser) in östliche und nördliche. Was die Sachsen an der Themse betrifft, so wohnten auf der linken untern Seite des Flusses bis zu den Ostangeln die Östsachsen, East- sachsen (Essex), auf dem rechten, obern Ufer bis nach Cornwallis die Westsachsen(Wessex, alt Woest- seaxan); zwischen diesen und den Jüten in Kent die Südsachsen (Sudseaxon, Sussex), undin der Mitte

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Anger.

zwischen Ost- und Südsachsen auf dem Nordufer der Themse westlich von Lundenwyc oder London die Middelseaxan (Middlesex). Ab- theilungen der Westsachsen führten den Namen Gewisse, von uisge Was- ser und Vikier, Vikinger an der Severnmündung (von viginge Flotte). Was die Reste der keltischen Be- völkerung in Bretland betrifft, so verblieb Wales in der Hand der Cambern und Cumberland in erste- rer Zeit desgleichen, ebenso ganz Schottland mit Ausnahme der Nord- spitze und der Farder, desgleichen ganz Irland.

Anger, als Mannsname, bedeutet gälisch soviel als grosser Mann, von ang, ong gross und air Mann; im Deutschen soviel als z.B. Unthier, Unhund, Ungeheuer. Daher die Namen: Hinko, grosser Mann von ge Mann, Hengist von ais Mann, dasselbe wie Ancus, Ingun dasselbe von on Mann; Ingvar, oder Ingur dasselbe von air, wr, oder lat. vir, Mann, Höriger. In- gudr, entweder dasselbe wie Ingur oder grosser Waldmann von ing- coed-air; Ingulf, gr. Wolf; In- gemund, edler, grosser Mann von muath, mund edel, oder blos von maon Mann, Vasall. Ingebert, Sohn des Hinko von bert Sohn; Ingemar Diener des Hinko, oder grossen Mannes von maor Diener. Ingeburg, der oder die Geborne des Hinko, dessen Kind, von bea- raim gebären; Ingegerd, oder Ingurd, dasselbe wie Ingur mit an- gehängtem di klein; aus letzterer

7 Li

Anger Angerburg.

Form wurde im Deutschen Engel- hard, aus Ingebert Engelbert.

Anger, Fluss in Frankreich, na- sale Form für y-garm oder a-gouer, der Bach, oder gleich Inger von inkleinund caoir Bach. In Deutsch- land gibt es einen Angerort bei Düsseldorf von ean-caer Weasser- ort. Aus Angersbach wurde mit vor- gesetztem di, klein, Zangeresbach.

Anger, Bezeichnung für Weide, Wiese steht gleich dem gälischen gwaun, uan, oder ingis, auch innis, ianis, hinni, hymnis, hymnes, ym- nes, indis, inzy, inzi, was alles Wiese, Weide bedeutet; im deut- schen Anger ist noch ein ar gross angehängt.

Angerapp, Flüsschen in Ost- preussen, entspringt im Mauersee (muir Meer, Moor) und fällt bei Insterburg (in-ster kl. Wasser) in den Pregel (brag-il Wasser- gross); die Anger-app selbst kommt von ean-er Wasser-gross, d. h. dem Mauersee und abh Wasser; also ein Wasser, das aus einem See kommt.

Angerburg, in Ostpreussen, am Angersee, ean-ar Wasser-gross, in der Nähe liegt das im Jahr 1312 vom deutschen Orden erbauteSchloss Angetete. Steht dieses Schloss nicht auf dem Fundamente einer noch ältern Burg, so gäbe sein Name den Beweis, dass noch 1312 in jener Gegend keltisch gesprochen wurde, was indess dadurch modifi- cirt wird, dass das Alt-lithauische ein keltischer Dialect war, im Grunde also noch heute vom dortigen Land- volk keltisch gesprochen wird. An-

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Angermanland - Angers.

getete steht nämlich für ean-aidhe, ean-aileas oder ean-aileat, und bedeutet Wasser-Wohnung, Wasser- burg;also im Wesentlichen dasselbe was Angerburg.

Angermanland. Eine Landschaft im nördlichen Schweden, am Anger- fluss oder der Angermanelf, zu deutsch, Land der Männer am gr. Fluss; ean-er Wasser-gross; Haupt- ort Hornösand auf einer kleinen Insel im bothnischen Meerbusen ; Hernd, von irean klein Land, Demi- nutiv von ir Land (Irland) und dem angehängten Ö, ey, y Insel. Sand als Ortsname kommt in Scandina- vien mehrfach vor und ist eine Ver- deutschung für dionn, din, tzinn, Burg; denn Sand, Strand, passt nicht als Bezeichnung für eine Ort- schaft. In Angermanelf ist noch ein alb, versetzt für bie, Wasser, angehängt.

Angermünde, Stadt im Branden- burgschen am See Münde, was wohl eine erst in neuerer Zeit aufgekom- mene Bezeichnung ist; denn Anger bedeutet Wasser-gross, ean-er, ist also der Name für den See, und Münde, von men Mündung, und dee Ort,ist der Name für einen an einem Abfluss aus dem See gelegenen Ort.

Angers, Stadt nahe dem Ein- fluss der Mayenne in die Loire in der Landschaft Anjou in Frankreich, alt Andes, oder Andecavi, unter den Römern Julio magus (Juliusfeld).

Andes bedeutet Wasser-stadt, von -

ean und {as Ort; Andicavi (auch Ondikavi, Andikani) dasselbe von ean Wasser und feag Ort; avi, aui

Angir-asen.

und ani sind Adjectivformen, welche Leute aus der vorbezeichneten Ge- gend oder Stadt bedeuten. Aus Andicavi ist Anjou,der Name die- ser Wasserlandschaft, oder der Loire- Niederung geworden; Angers da- gegen ist aus ean-caer Wasser-ort entstanden.

Angir-asen. Der arische oder asische Volksstamm, welcher unter Indra’s Führung Indien, oder wenig- stens die Lande am Indus eroberte, wird in den alten indischen Veda’s Angir-asen genannt. Indra bedeu- tet Mann-gross, on oder an-dear, oder da er nach der Sage aus dem Wasser stammen soll, ean-air Was- ser-Mann; sein Volk, die Angir- asen, wären darnach ebenfalls Was- serleute, ean-ar-eus Wasser-gross3 Leute; denn Asen bedeutet Leute, Männer von eis, is, as, 05, us; aus den Männern wurden, wie überall nach der Hand, Götter. Da so- wohl Indra als seine Asen Aptya genannt werden, von abh Wasser und dae Leute, so scheint dies an- zudeuten, dass siezur Seenach Indien kamen, oder von Babylon her längs des Meeres. Unter den Feinden der Angir-asen werden besonders die Raks-asen genannt, die Felsen- männer (von rugha Berg oder roc Fels), dann die Danen (von tain Wasser und an Leute); letztere wohl die frühern Anwohner des In- dus, erstere die Bergbewohner des heutigen Afghanistan. Die Danen werden auch Daen genannt, wei- chere Form für sa Wasser und an Leute. Indra erschlug deren eine

101

Ängir-asen.

erkleckliche Anzahl, mit den Raks- asen hatte er aber seine Noth, es waren wilde, rothhärige Gesellen und Menschenfresser, ebenso mit den Asuren (Hochländern aith- ire). Der Führer der letztern war Vrithra (braikt Berg und air Mann), den schlug Indra nach har- tem Kampfe mit seiner Steinkeule todt, floh aber dann aus dem Lande, angeblich aus Reue, weil er nach- träglich erfuhr, dass Vrithra ein hei- liger Bramane (bri Berg, maon Mann) gewesen sei. (Dies ist ein von den bramanischen Priestern jedenfalls erst hinterher eingeschobener Ge- danke.) Während nun Indra jenseits eines Soes verborgen lag, wählten die Aeltesten des Volkes den Na- husha (nuadh oder noitheach edel, vornehm, stolz) zu seinem Nachfolger ; dieser war erst ein from- mer Büsser gewesen, wurde aber stolz und frech, nachdem er König geworden, so dass er sogar Indra’s Gemahlin, die Tschaki (dagh gut) zur Frau verlangte. Diese bat sich Bedenkzeit aus, schickte aber mitt- lerweilen ihren Schwager Agni (09 rein, nae Mann, bezw. oghain Jüngling, Junge, später als Feuer- gott, lat. ignis, verehrt) mit dem Brihaspati (bdreas Fürst und baidh Anführer, vergl. Marbod) also mit dem Vorsteher der Aelte- sten oder Edlen ab, um den Indra wieder herbeizuholen. Derselbe kam, schlug seinen Nebenbuhler todt und führte die Herrschaft wei- ter. Ein anderer Angirheld war Trita, ebenfalls ein Aptya oder

Angir-agen.

Wassermann (Trita von dwr Wasser nnd dae Mann, gleich Triton von dwr und duinMann), oder wieandere Sagen lauten, Indra’s Sohn; der er- schlug gleich Siegfried einen drei- 'köpfigen, siebenschwänzigen Dra- chen. Im altpers. Zendavest kommt dieser Trita unter dem Namen Trae- tano vor,eineForm die gleich Triton statt dae das Wort duin, Mann, an dwwr angehängt hat. Dieser Traetano war ein Sohn des Athwya (entwe- der von afA alt, Aette, Otto, oder von ad, adua Wasser, und geMann) und erschlug ebenfalls eine von Ahriman geschickte Schlange mit drei Rachen, drei Schwänzen, sechs Augen und tausend Kräften. Bei den Armeniern hiess dieser Drachen- tödter Vahagn (/o-hagen Fürst- hoch), bei den Persern Vahen- ahean (von foano Fürst und aighe, ahe hoch, an Mann). Im Nibelun- genliede ist es bekanntlich nicht der Hagen, derHohe, welcher den Drachen tödtet, sondern Siegfried, der dann seinerseits von Hagen ermordet wird. Damit in Einklang steht die Schlange Ahi (griechisch echis Natter), welche nach der indi- schen Sage von Indra getödtet wurde. Aus dieseraller Ungehoeuerlichkeiten möglichst entkleideten Darstellung, wie aus der Bedeutung der indi- schen Ortsnamen ergibt sich, dass der altindische, oder angirasische Stamm ebenso gut arisch, bezw. keltisch war, wie die andern VÖl- ker Westasiens.. Aus dem Sanscrit lassen sich obige Namen nicht erklären, oder wenigstens ist es

102 Anglachgau Anglesey.

bis jetzt nicht geschehen. (Vergl. Asuren, Raks-asen und die andern Indien betreffenden Artikel.) Anglachgau, die Landschaft bei Wiesloch in der Neckarpfalz am Anglachbach, von Waldangeloch bis an den Rhein, Speier gegenüber. Der Gaiberg (von coich Berg), auf dessen Spitze oberhalb Heidelberg unter einer Eiche angeblich der Königstuhl stand, mit dem Dorfe

Gaiberg gehören noch zu diesem.

Gau. Der Name Anglach, Angilach bedeutet kleines Wasser von in klein gil Bach, ach ist als Uebersetzung angehängt. Wiesloch, alt Wezin- loh, bedeutet. Bachort von uisge Wasser, dem. uisgean und loc Ort. Nussloch alt Nuzlohon, vonnuadh neu, naodh Bach oder schon von nux, Nuss, Nussbaum und loc Ort, Nussbäume stehen hier aus alten Zeiten in grosser Menge. Leimen alt Leimheim, von /u-ean, lu-am- hain kl. Bach. Schwezingen, Suezingen, altes Bömercastell, von sua Wasser und daingean Veste. Anglesey oder Anglesea, mittel- alterlich Anglorum Insula, altkel- tisch, Mona; Insel an der Küste von Wales, von diesem durch den Menaikanal getrennt, über welchen jetzt eine Brücke führt. Menai be- deutet kleines, schmales Wasser von mion, min klein und aha, oder. y, ey Wasser; der Inselname mona, gleich Man, alt manaw, nördlich davon, Meinau im Bodensee und Moen in Dänemark, kommt von min klein und i Insel, oder von mi klein und in Insel. Ang-l- is-ey

Angora Angrivaren. 103

kommt von ean-il Wasser-gross und is Insel mit der angehängten deutschen Uebersetzung ey, was ebensowohl Insel, Ey, als Wasser, aha bedeutet. Angl kann auch von ang gross und lia Wasser abgeleitet werden, oder endlich, wenn sich der Ausdruck blos auf den Menaikanal bezieht, von ean Wasser und Äi klein. Die Uebersetzung Anglorum Insula ist schon darum falsch, weil hieher keine Angeln kamen. Angora, alt Ancyra oder Ankyra, Stadt im Innern Kleinasiens, einst Hauptort der galatischen Tectosa- gen; Name von an Artikel, und caer, coire (Chur) Ort. Von hier stam- men die langharigen Angoraziegen, oder Kämelziegen, vom .arab. cha- mal zart, fein, woraus dann unser Kamelot, Kämelotte-tuch wurde; in rohem Zustande heissen die Haare im Handel türkisch Garn. Kaiser Augustus verschönerte seiner Zeit die Stadt Ancyra, wofür ihm die Einwohner einen Marmortempol erbauten und auf mehreren Tafeln eines Altares seine Kriegsthaten verzeichneten. Diese Inschriften sind unter dem Namen Monumen- tum Ancyranum bekannt. Angouleme, Stadt im Saintonge an der Charente in Frankreich, alt Iculisna, von e,i oder ir klein, giol Wasser, und om Ort; isna von ois Burg und x; klein, gleich Isny in Schwaben. Die Gegend um Angou- leme heisst das Angoumois, zusam- mengezogen aus in-giol-om-iath; iath bedeutet Gegend. Angrivaren, Volksstamm an der

Ängrivaren.

Weser, nördlich von den Cheruskern und der Porta Wesphalica; sie hiel- ten als Gegner der ersteren in der Regel zu den Römern, und stellten ihnen Hülfsvölker, bis sie später von den aus Holstein herbeigekom- menen Sachsen unterworfen, mit diesen zu einem Volke verwuchsen und Engern benannt wurden. Unter dem keltischen Namen Angrivaren kommen sie nur zur Zeit des Ger- manikus in der Geschichte vor. Als letzterer nämlich 7 Jahre nach der Varusschlacht von Minden aus die Weser aufwärts gegen die Cherus- ker zog, um dem Herrmann ein zweites Treffen zu liefern, empörten sich die Angrivaren in seinem Rü- cken, wurden aber von Stertinius, einem Unterbefehlshaber des Ger- manikus alsbald zu paaren getrieben, und blieben von da an wieder den Römern getreu. An der Südgrenze der Angrivaren gegen die Cherusker zog sich ein Steinwall, eine Land- wehre her, die sich von der Weser am Steinhuder Meere weg bis zur Aller erstreckte. Die Nachbarn der Angrivaren im Norden waren die Chauken, und im Osten die Longo- barden; ihr Name, auch Angri-uarioi von Ptolemäus geschrieben, bedeutet gleich dem der Angeln, Anwohner eines Wassers, Strandleute, von any oder ong Strand, oder von ean Was- ser, ar gross, und air Leute. Später wurde der Name blos Angrarii, ver- deutsch Engern, geschrieben; En- gerland als sächsisches Herzog- thum zog sich vom Zusammenfluss der Werra und Fulda bald blos bis

—u

Anhalt.

zur Porta Westphalica, bald bis hin- ab nach Friesland. (Vergl. Engern.)

Anhalt, oder Anholt, eine fürst- liche Familie vom Unterharz und aus der Elbe- und Saale- Gegend, die sich früher Grafen von Asca- nien nannte; Askania bedeutet Wasserland, Seeland von visge Was- ser, uisgeankl. Wasser, u. ia Land; Anhalt war eine Felsenburg im Unterharz von onn Fels und ailt Ort. Als Stammvater der Askanier wird Esiko von Ballenstedt, alt Ballinstedt, um 940 genannt. Balla bedeutet Bollwerk, Burg, ballin kl. Burg; Esiko ist der Titel des Burgvogts oder Burgmanns von aiteach Ort, Burg und 0 oder ae Mann. Einer seiner Nachkommen, Graf Otto, unter Kaiser Heinrich V. auf kurze Zeit Herzog von Sachsen, nannte sich zuerst Graf von Asca- nien, und zwar nach dem Orte Aschersleben, bei Ballenstedt, denn Ascher- gleich visge-ar be- deutet Wasser-gross und leben von liuban bedeutet kleine Wasserburg, oder Pfahlburg, von JJe Stätte und abh Wasser. Aschersleben lag an einem grossen See, der jetzt aus- getrocknet ist. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bis 1315 residirte hier auf dem Wolfsberge die Haupt- linie der Askanier, nach deren Er- löschen der Ort mit der Grafschaft an die Bischöfe von Halberstadt kam, während eine andere Linie auf der Burg Anhalt im Harz residirte, und dadurch den Askaniern ihren heutigen Namen gab. Die Haupt- orte im Anhaltischen sind jetzt:

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Anholt Ani.

Bernburg alt Bernaburg an der Saale, Wasser-insel- burg von bior Wasser, und in Insel; Coswig, Wald-dorf von coed-wigh; Harz- gerode, ausgerodetes Bergland, von ard steiler Berg, Harz; Gern- rode, ausgerodetes Walddickicht von garan Walddickicht; Hoym, Waldort, von kAuiWald und om Ort; Dessau an der Elbe, fas, tes Ort und aha Wasser; Zerbst, alt Ciervisti, caoir-bi-asty, Fluss-klein- Ort; Jesnitz an der Mulde ais- in-aidhe Fluss-kl.-Ort; Köthen alt Cotene, Waldleute von coed-nae; Nienburg, oder München-Nien- burg, alt blos Niendorf, kl Ort von ni klein und ior Ort; München dasselbe von min klein und ka Hag; Güsten, Wald-Ort von coed Wald und dun Ort; Bosslau, Wasser- stätte von rhidys Wasser und Ile Stätte; Bagun zwischen zwei Ar- men der Mulde, ra-gun Stätte-Was- ser oder rheog-gan Wasser-burg ; Strassfurth, Furth über die Bode an der Strasse, ysiryd Strasse und fwrdd Furth.

Anholt, kl. Insel im Kattegat, von ean Wasser, il Insel und di klein.

Ani, alte Residenz der Bagra- tiden in Armenien vom Jahre 961 an, einst gross und prächtig, so dass sie im Mittelalter bei hundert- tausend Häuser und tausend und eine Kirche gehabt haben soll; die Stadt wurde aber durch die Byzan- tiner, Seldschucken und Georgier erobert, und endlich durch ein Erd- beben völlig zerstört; sie lag am Arpatschai oder Akhourian (d. h.

Anio Anna.

am Bergfluss, ar-pis- acha, Berg- Wald-Wasser, bezw. aigh-ur-ean hoch-Thal-Wasser. Ani selbst steht gleich ean-ui Wasserleute.

Anio, Flüsschen in Unteritalien bei Gaeta, ean-ieo Wasser-Wasser ; ioo, y, aa, aha ist eine Vebersetzung von ean, und deutet an, dass hier, wie wohl allerwärts, verschiedene Völker nach einander in den Besitz des Landes kamen, von denen die später eingewanderten die alten Appellativformen beibehielten, aber eine Uebersetzung aus ihrer eignen Mundart anfügten.

Anjou, die Gegend um Angers im westlichen Frankreich, an der Grenze der Bretagner, mit welchen verbündet die Andegaven lange gegen dieRömer sich vertheidigten, und im 5. Jahrhundert völlig ver- einten. Im Mittelalter gehörte An- jou den Plantagenets, kam durch diese an England, wurde aber 1204 durch Frankreich zurückerobert. Karl, ein Sohn König Philipps, dem Anjou verliehen war, wurde König von Neapel und Sicilien; nach dem Sturze seiner Dynastie vereinigte Ludwig XI. 14814 Anjou abermals mit Frankreich. Der Name ist unter Angers erklärt.

Anklam, Stadt in Pommern an der Peene, trat 1319 in den Bund der Hansa; Wasser-burg von ean- glin.

Anna, angebliche Mutter der Jungfrau Maria, Frau des heiligen Joachim; im 4. Jahrhundert nach Christus wurde sie zuerst von Epi- phanias erwähnt, und 7 10 ihr Leich-

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Annaberg.

nam aus Palästina nach Constanti- nopel gebracht. Der Name Anna bedeutet Ahnenmutter, Grossmutter von ana, was im Keltischen diese Bedeutung hat; mit ana steht gleich eana, iona, lat. Juno. Im Uebrigen kann der Name Anna auch Wasserweib bedeuten von ean Was- ser und nae Frau; es würde dies mit der indischen Auffassung zu- sammenfallen, welche alle Götter ' und Menschen aus dem Wasser ent- stehen lässt, oder mit der in Euro- pa heute noch nicht ausgestorbenen, dass die Neugebornen den Wöchne- rinnen von der Mutter Holle aus dem Teiche, bezw. aus den Wolken, dem Hiinmelsgewässer, geschickt werden. An bedeutet auch klein, ruhig, sanft u. s. w. und ist auch wieder blos der gälische Artikel. Annaberg, Berg- und Fabrik- stadt im sächsischen Erzgebirge; von Herzog Albert im Jahre 1446 gegründet, erhielt sie 1501 von Kaiser Maximilian ihren gegenwär- tigen Namen. Annaburg, Ort bei Torgau, hiess bis 1573Lochan; auf der Lochauer Heide wurde 1547 Kurfürst Johann Friedrich durch Karl V. und Moritz von Sachsen besiegt und gefangen genommen. Der Ort liegt von Gräben umgeben in einer Niederung, der Name be- deutet darnach Wasserstätte, von lloc-aha, Ort-Wasser, oder von li-oich, klein Wasser mit angehäng- tem ha oder cha, eingezäunter Ort. Dasselbe könnte Annaburg bedeu- ten, von ean Wasser, wenn der Name alt ist, und nicht erst einer Anna

Annan Anno-

zu Ehren gegeben wurde, wie dies bei Annaberg der Fall ist.

Annan, Stadt am Annanflüsschen in Schottland in der Nähe des Meer- busens von Solway; Name des Flus- ses von ean-an Wasser-klein, des Ortes von ean-an Waaser-Leute.

Annebos, Felsenwald hinter dem Trifels bei Annweiler im Wasgau. Bos, gleich dem Kniebis, alt Kne- boz im Schwarzwalde, vom gäl. pis Holz, Baum, andere Form für fodh (deutsch Fichte), franz. bois. Anne kommt von onn Stein, Fels, denn auf dem Gipfel des Berges ragen Sandsteine empor, auf welchen eine Burgruine steht.

Annecy, alt Annecium oder An- nesion,, Stadt in Savoyen an einem See, d. h. an einem ean oder Was- ser, egy gezischt für aidhe, und ecium oder esion für aition, beides Wohnort.

Anno, Hanno (Hans) gälischer Mannsname, gleich dam deutschen Mann, Manno, denn ar bedeutet im Gäl. Mann, gleich no, nae. Als Bei- wort bedeutet an ausserdem im heutigen Irischen noch: ruhig, bös, edel, gefällig, rein, wahr und schnell; darnach kann an-no ruhi- ger, edler u. s. w. Mann heissen, und Anna als Weibername das- selbe. Die gälische Sprache hat das Eigene, dass sie mit einem und demselben Laute oft die verschie- densten Begriffe verbindet, und für ein und denselben Begriff sehr ver- schiedene Laute hat. Das kommt von den vielen Mundarten her, die sich unabhängig von einander ent-

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Anno Annweiler.

wickelten, von dem Mangel einer alle Gälen verbindenden und den Wortsinn feststellenden Schriftspra- che, und endlich von der Gewohn- heit, manche Consonanten nicht auszusprechen, sondern die Worte blos im Munde hin- und herzuwer- fen, wie dies z. B. jetzt noch alle Niedersachsen thun, ohne sie mit der Zunge und den Lippen gehörig zu artikuliren. Einem Engländer, bezw. Kelten, denn beide stehen sich hierin gleich, da sie schon in Deutschland zu einem Mischvolke verwachsen waren, sieht man seine Abstammung schon an den Bewe- gungen des Mundes an, ohne nöthig zu haben, seine Worte zu hören. Auf der Insel Man im irischen Meere geht dieser Vocalismus so weit, dass alle Consonanten völlig verschwunden sind. Den äussersten Gegensatz hierzu bilden die slavi- schen Mundarten, welche fast keine Vocale haben, und sich dafür mit sog. Halbvocalen helfen. Die Deut- schen halten in dieser Beziehung zwischen Gälen und Slaven die Mitte. Der heilige Anno war Bi- schof von Cöln.

Annonay, Stadt im Vivarais im südlichen Frankreich am Zusammen- fluss zweier Bäche, an denen grosse Papierfabriken liegen; Name von ean-an-nae Wasser-klein-Leute, d. h, Leute am kl. Wasser.

Annweiler ander Queich (gwysg, uisg) hinter Landau in der Rhein- pfalz; der Name Annweiler kann von ean Wasser, als Dorf am Was- ser erklärt werden; es wäre dios

Ansbach Ansgar.

aber eine Zusammenstellung eines keltischen mit villa, einem latein. Worte; an kann auch von ior Ort herkommen, und villa wäre dann die lateinische Uebersetzung desselben. Annweiler für Annosweiler setzt eine Form Annonis-villare, deutsch Answeiler oder Hansweiler voraus. Der Ort war von 1219 bis 1330 freie Reichsstadt, wo er dann an die Pfalz kam.

Ansbach, alt Onolsbach im al- ten Rangau in Ostfranken an der Bezat; zu deutsch Bachort von ean Wasser, und ailtOrt, bezw. von ean und ais Ort, das erste in Onols, das zweite in Ans zusammengezo- gen. Die Bezat kommt von rhidys Bach, der Rangau von rean Feld. Im 8. Jahrh. baute Gumbert, der

Sohn des fränkischen Herzogs Gos-

pert, hier die erste Kapelle. Gum, caomh bedeutetschön, camb tapfer, bert Sohn; Gosbert, gleich Gis- bert kommt von caidh, mild, rein, keusch, heilig; Giselher im Nibe- lungenliede, welcher der Chriemhild stets frenndlich zur Seite stand, be- deutet milder, hoher Mann, caidh-il- air, oder statt air die verwandte Form earr, earch, Fürst. Das Ansbacher Land kam als Lehen 1360 an die Burggrafen von Nürn- berg, und dadurch an Brandenburg, 1810 an Baiern.

Ansgar, niederdeutsche Aus- sprache für Anschar, und dies ge- zischt für annedd-air, Kirchen- mann, Kirchenbauer, war der Name eines aus der Picardie gebürtigen Mönchs aus dem Kloster Corvey

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Antaios Anten.

(cor-bi Ort-klein) im Engerlande, der von 820 bis 864 im Norden das Christenthum predigte und Kirchen baute. Er zog mit dem Dänenfürst Harald, der sich in Mainz hatte tau- fen lassen, nach Jütland. Ludwig der Fromme gründete 831 für ihn das Bisthum Hamburg.

Antalos, ein sechzig Ellen lan- ger Riese, der in Libyen in einer Höhle wohnte und Alles, was ihm nahe kam, erschlug, weil seine Mutter, die Gäa oder Erde ihn stets mit neuer Kraft versah. Hercules hob ihn aber von der Erde in die Luft, und erstickte ihn. Sein Vater war Neptun, er war also ein Pro- duct des Wassers mit der Erde, ein ean-dae Wasser-mann und zugleich ein ai-eus Erde-mann. Ant, Ent be- deutet indess, von onn, unn, auch Riese, Ungeheuer. Im Griechischen ist Antaios so viel als Gegner.

Anten. Mit diesem Worte be- zeichnet man den ganzen östlichen Slavenstamm, namentlich die Rus- sen, dann auch die Bulgaren und Ilyrier, im Gegensatz zu den Slo- wenen, worunter man alle West- slaven begreift, namentlich die Po- len, Czechen und Sorben. Diese Unterscheidung passt wohl für die heutige Entwicklung dieser Völker, die angegebenen Namen bedeuten aber etwas anderes. Die Slaven, welche vor Beginn unsrer Ge- schichte mit Kelten, Deutschen und Hunnen im Skythenlande, d. h. von der Ostsee bis weit hinein nach Nordasien hausten, unterschieden sich durch ihre Wohnsitze und ihr

Anten.

Treiben von einander, wie die Völker des westlichen Europas; es waren entweder Wasservölker, wie die hun- nischen Bulgaren (von bailc Was- ser und air Mann, d. h. Anwohner der Wolga, deren Name ebenfalls von Dailckommt, wie der des Baikal- seeB), oder es waren Waldvölker wie die Wenden von gwind Wald, und dae Leute, oder die Slaven bezw. Slowenen überhaupt, deren Name von lob, gezischt slob, oder slov kommt, und ebenfalls Wald, Laub- wald, Loibe (Thüringerwald) be- deutet. Die Stammsitze der Polan sind im Sumpflande an der Warte und Netze zu suchen, im sog. Gross- polen, wozu auch Posen gehörte; der Name kommt von pmwil Sumpf, Tiefland (deutsch Pfuhl, am Moere Polder pmwil-tir Sumpfland) und zeigt an, dass sie Inhaber der Was- serburgen in jenen Strichen waren, daher sie auch Lechen hiessen, von /loc, luik fester Ort, falls nicht Lech von Ljech, Ljach, slavisch Wald, lat. lucus herkommt. Die Il- lyrier sinddie Anwohner des Adria- tischen Meeres, von Zlyry Wasser, waren aber vor der Völkerwande- rung keltische Epiroten, die Sla- ven kamen erst später in das Land. Die Sorben von suir-bi, Wasser- leute, waren Anwohner der Elbe im heutigen Obersachsen, wie die Syr- mier an der untern Drau und Sau, und die Serben an der Morawa. Was die Czechen betrifft, so be- zieht sich ihr Name nicht auf eine bestimmte Gegend, sondern, wie bei den Tschuden und Tusken, auf ihre

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Anten.

Kunstfertigkeit, denn ihr Name ist die gezischte Aussprache von toich, teagh Haus, oder toisg Gewerbe, Zeug. Sie waren unter den Slaven die ersten Zeugschmiede und Häu- serbauer, wie die Tusken unter den Kelten, und die Tschuden unter den Finnen. Möglich , dass aus diesem Grunde irgend eine Verwandtschaft unter diesen Völkern bestand. Die Tusken kamen aus dem Nordosten nach Italien, die Czechen aus dem Südosten nach dem heutigen Böh- men; in Pannonien mögen beide zu- sammen gewohnt haben, sich mit verschiedenen Völkern mischend, gingen sie in Italien und Böhmen in verschiedene Völker auseinander. Was nun die Anten, oder eigent- lichen Russen betrifft, so zeigt ihr Name, dass sie Anwohner von Flüs- sen in Süd- und Mittelrussland waren, denn ean bedeutet Wasser und dee Leute; sie sind, wenn man will, die slavischen Bulgaren oder bailc-air, wie diese die hunnischen ean-dae, oder Anten; doch sassen letztere

weiter Östlich und nördlich als die

slavischen Anten, wie dies heutzu- tage noch der Fall ist, denn von Finnland an über Kasan und Sim- birsk bis hinab zum Kaspischen Meere hausen hunnische, bezw. fin- nische Völker. Die Namen Hunnen und Finnen bedeuten übrigens das- selbe, was Bulgar, von ean Wasser bezw. buinn Wasser, es sei denn, dass man die Hunnen ihres fürch- terlichen Aussehens halber von or, un, Unthier, ableiten wollte. Dies zur Orientirung über die slavischen

Anten,

Völker im Allgemeinen, das Nähere folgt unter den einzelnen Stamm- namen. Die „Anton“ nennt zuerst Procop, indem er erzählt, dass die Sklabenoi und Antai an der untern Donau als Feinde gegen die Römer aufgetreten seien; die Anten, sagt er, hausten in den weiten Strecken auf dem Nordufer der Donau. Jor- nandes theilt die Winden inScla- veni und Antes; die ersten wohn- ten seinerzeit auf der Nordseite der untern Donau von Nicopolis (oder Noviodunum) bis zum Dniester, nörd- lich bis zur Weichsel, die Anten dagegen östlich von ihnen bis zum Dnieper; beide hatten „paludes syl- vasque pro civitatibus“, d. h. sie waren, wie ihr Name besagt, Sumpf- und Waldbewohner, wie die Wenden der Lausitz gewissermassen heute noch. Jornandes sagt dabei aus- drücklich, Veneti, Antes und Slavi seien drei. verschiedene Namen für ein und dasselbe Volk („ab una stirpe exorti%). Procop gebraucht auch den Namen Sporoi als Ge- sammtnamen für diese Slaven, eine Bezeichnung, die von bior, gezischt sbior Wasser, herkommt, also das- selbe bedeutet wie Anten. Nach- dem die Gothen gen Westen weiter gezogen, machten von den Zeiten Justinians an diese Wenden oder Sporen Einfälle in das römische Ge- biet, nach dem heutigen Bulgarien, Serbien und Montenegro, ja im Ver- ein mit Hunnen, bezw. Bulgaren, bis in den Peloponnes. Vom Jahre 546 an verheerten die Anten Thra- xien, ebenso später die Sklawinen

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Anten Antenor.

Nliyrien, Makedonien und Thrazien bis vor die Thore von Constinopel, so lange und so oft, bis sie die frü- here Bevölkerung zum Theil ausge- rottet, und im Stande waren, sich selbst im bleibenden Besitze des Landes zu erhalten. Nach den neuen Gegenden entstanden nun neue Na- men. Während aber die Slaven westlich und südlich vordrangen, thaten ein Gleiches ihre östlichen hunnischen Nachbarn, namentlich die Awaren oder Abaren, wiedie Griechen schreiben (y-bior-ae, oder abh-air, Wasser-leute, also ganz dasselbe, was Bulgaren oder Sporen oder Hunnen oder Anten); dadurch wurden die slavischen Anten in zwei Hälften geschieden; die in Russ- land zurückgebliebenen wurden mehr gegen Norden geschoben, die an die Donau gerückten mehr gegen Süden und Westen, die an der Elbe mehr gegen Norden gedrängt, während in ihrer Mitte in Ungarn und in der Walachei ein grosses avarisches Reich entstand, das erst durch die Franken wieder zerträmmert wurde. Der Name der Anten ist jetzt erlo- schen, an seine Stelle trat der der Russen von rus Wald; denn das mittlere Russland ist heute noch Waldland wie in erster Zeit, wo es deshalb Skythia hiess, von coed Wald.

Antenor, ein Trojaner, der nach der Zerstörung der Stadt nach Thra- zien und von da nach Venetien zog, wo er einen Staat gründete; er war demnach ein Seemann oder Pe- lasge, und dies zeigt auch sein

Antequera Antichrist. 1I0

Name an, an-lain-air, der Wasser- mann.

Antequera, Stadt in Andalusien, in einem Gebirgsthale oberhalb Ma- laga an einem Flüsschen, alt Anti- caria, von ean-di Wasser-klein und caer Ort, latinisirt Antiquaria, wor- aus Antequers wurde.

Antholz, ein Dorf bei Brixen in Tirol an einem See, ean-ailt Wasser-ort.

Antibes, alt Antipolis oder blos Antibo, eine von den Massiliern ge- gründete Seestadt bei Nizza am Mittelmeere. Antipolis bedeutet, aus dem Griechischen übersetzt, Gegen- stadt, was insofern bedenklich ist, als man nicht weiss, gegen wen diese Stadt erbaut wurde; die Form Antib kommt eher von ean Wasser und idR Gegend, denn die Stadt liegt auf einer weit in das Meer hin- ausreichenden Landzunge.

Antichrist. Wohl alle Religionen erwarten oder fürchten die Ankunft eines Antichrists oder Widerchrists, der ihre Kirche zerstören, schliess- lich aber besiegt werden soll. Die ersten Christen hielten Rom für den Sitz des Antichrist’s, weil sie von daher verfolgt wurden, später galt ihnen Mohamed dafür; die Prote- stanten erklärten ihrerseits den Papst für den Antichrist; die Ju- den nennen ihren Antichrist Armil- las oder Eremolaos (Volksverder- ber); derselbe werde, wie sie hoffen, zwar den ersten Messias, den Sohn Josephs überwinden, aber vom zwei- ten Messias, dem Sohne Davids, be- . siegt werden; dann sollen die Staa-

Antichrist.

ten der Christen und Mohamedaner untergehen und eingrossesJuden- reich sich über die ganze Erde ausbreiten; ein Reich, das seiner thatsächlichen Verwirklichung durch die immer weiter um sich greifende Geläherrschaft allerdings mit star- ken Schritten entgegeneilt, aber schliesslich doch an dem Wider- stand der „arbeitenden Elemente“ scheitern wird. Denn Arbeit ist der ewige Gegensatz zum Capital, wie das Ringen und Schaffen der Gegen- satz ist zum trägen Genuss. Auch die Mohamedaner kennen einen Antichrist, der durch den Iman Mahagi (Mann-gross mogh-aighe) mit Hülfe Christi besiegt werden wird, worauf Christenthum und Is- lam sich zu einer Beligion ver- schmelzen. Der Antichrist der alten Germanen ist Suther, der Mann ausdem Süden, welcher durch Feuer der Welt den Untergang droht, aber von den Asen im Verein mit den Geistern aller gefallenen Helden bekämpft wird; sich für diesen Kampf zur Erhaltung des Weltalls zu üben und zu stählen, war die Aufgabe eines jeden Germanen, so lange er hier auf Erden wandelte; sein Tod auf der Wahlstatt war nur der Uebergang in die Walhalla, wo er sein irdisches Wirken und Ringen in verklärter Weise fortsest. Diese deutsche Auffassung, welche die Arbeit, den Kampf, das Schaffen und Ringen zur Grundlage des Sittengesetzes macht, bildet den Gegensatz zum Orientalismus, wel- cher, hier wie jenseits, nur dem

Antigonus Antilope.

Sinnengenusse fröhnt, und förmlich geschäftlich die Thaten der Men- schen abwägt, sie belohnt oder be- straft.

Antigonus und Antigone, grie- chische Personennamen, die, wenn man anti, griech. für „gegen“ auf- fasst, keinen passenden Sinn geben, denn was soll anti-gyne, Gegenweib, bedeuten? Der Name scheint aus aiteaghan-eis, Stadtbewohner, ent- standen zu sein. Die Antigone war eine Tochter des Oedipus von The- ben und seiner eigenen Mutter Jo- kaste, die er nicht kannte; sie blieb ihrem Vater im Exil treu, bestattete ihren Bruder Polgnikes, der im Zuge der Sieben gegen Theben gefallen war, trotz Kreons Verbot, weshalb sie lebendig begraben zu werden verurtheilt wurde. Eine andere An- tigone war die Schwester des Pria- mos von Troja, deren Haare dafür, dass sie sich rühmte, eben so schön ala Juno zu sein, von dieser in Schlangen verwandelt wurden, von denen sie dermassen gepeinigt wurde, dass die Götter sie aus Mitleid in einen Storch umwandelten, der dann die Schlangen frass. Ein Antigo- nus war Feldherr des Alexander, dem bei der Theilung des Reiches das nördliche Kleinasien zufiel. Br fiel 84 Jahre alt in der Schlacht bei Ipsos gegen Kassander; seine Nachkommen herrschten bis auf Perseus in Makedonien.

Antilope, eine den Rehen sich nähernde Ziegengattung in Afrika und Asien, zu welcher man jetzt auch die Gemsen rechnet. Don Na-

Mil Antinous Antiochia.

men erklärt man aus dem Griechi- schen für Blumen-auge, anthos-ops, was lächerlich ist, denn solch sen- timentale Anschauungen sind den Naturvölkern fremd. Die Blume heisst auch anthos und nicht anthol. Laux bedeutet keltisch Ziege, Gais, und anti ist gräcisirt für onn, unn, gross, wild, fremd ; also wilde Ziegen. Antinous bedeutet dasselbe wie Antonius oder Anton, von an und duin Mann. Ein durch seine Schön- heit berühmter Antinous aus Bithy- nien war Kaiser Hadrians Liebling und wurde von demselben, nachdem er sich aus Lebensüberdruss im Nil ertränkt hatte, unter die Sterne ver- setzt. Hadrian liess ihm auch noch Tempel und Altäre bauen, Statuen setzen, jährlich ein Fest, Antinoia, feiern, und gründete ihm zu Ehren in Aegypten die Stadt Antinopolis. Die Antinousfeier dauerte bis in das 4. Jahrh., und haben sich Statuen von ihm bis heute erhalten. Antiochla. Mehrere Städte in Vorderasien führen diesen Namen, so eine am Orontes in Syrien, wo der Name der Christen zuerst auf- kam. Dieses Antiochia wurde von Seleucus Nicator gegründet, und sei- nem Vorfahren Antiochus zu Ehren also benannt. Während der Kreuz- züge herrschten daselbst die Für- sten von Tarent, welche aus gewal- tigen Steinmassen eine hohe Burg errichteten, deren Ruinen noch vor- handen sind. Der Name Antiochus besteht aus anti und ochus, letzteres von 0g-eus, reiner, frommer Mann; anti bedeutet im Griechischen 50-

Antiope.

viel als „gegen“, was mit ochus verbunden, ebensowenig einen Sinn gibt, als anti-pater, Gegenvater; deshalb wird wohl anti für an-di, an-dae, kleiner, guter, edler oder ruhiger Mann zu nehmen sein. Die syrischen Seleuciden, von denen mehrere den Namen Antiochus führ- ten, liessen sich nach asiatischem Brauche hohe Titel beilegen; so hiess Antiochus I, der 262 v. Chr. starb, Soter, Retter, weil er über die Gallier in Kleinasien einen Sieg erfochten; Antiochus II liess sich Theos, Gott, tituliren, weil er die Milesier von ihrem Tyrannen Ti- marchus befreite, worauf er natür- lich selbst deren Herrscher wurde; Antiochus III hies der Habicht (Hierax), trotzdem verlor er Vorder- asien an die Römer; dessen Sohn Antiochus IV, Epiphanes, oder der Edle genannt, veranlasste durch seinen Tempelraub in Jerusalem den Aufstand der Makkabäer; Antio- chus XIII endlich hiess Asiaticus, was Herrscher von Asien bedeuten sollte, er wurde aber von den Römern aller seinerLänder beraubt, abgesetzt und nach Commagene verwiesen,

Antiope, Gemahlin des Theseus von Athen, Mutter des Hippolyt, des Rossenarren (von hippos Pferd und Iyssa, lytta Tollheit, beides griechisch); sie soll eine Amazone, d. h. Reiterin gewesen sein, daher wohl ihr Name an klein, edel, gut u. dgl,, dae Frau und each, eab, eb Pferd. Sie blieb im Kampfe gegen andere Amazonen, die in Attika ein- gefallen waren,

- m

Antium Anton,

Antium, eine Stadt der Volsker d. h. der Meeranwohner, oder bual-iski, Adjectivform von Dual, fual (Fulde) Wasser, am Meere südlich von Rom, auf einem Felsen, weshalb die Römer sie erst nach langen Kämpfen in ihre Gewalt be- kamen. Der Name kann von onn Fels oder ean Wasser abgeleitet werden, denn der Ort, dion, wareben- sowohl eine Felsen- als Wasserstadt. Caligula und Nero waren hier ge- boren, letzterer liess den Hafen wiederherstellen. Jetzt heisst der Ort Porto d’Anzio oder Nettuno; in seiner Nähe stehen noch grossartige Ruinen, hier wurde auch der Apollo von Belvedere und der Borghesische Fechter gefunden; der erste war wohl durch Nero aus Delphi hier- her gebracht worden. Nettun, nua- dun bedeutet Neustadt, oder von nuadh, Wasserstadt.

Antobrogen war der alte Name der Bewohner von Agen (alt Agin- num) an der Garonne in Südfrank- reich, und der nächstliogenden Orte; sie hiessen auch Nitio-brogen, Beide Formen bedeuten Bewohner der Wasserburg, oder Burgen, von ean bezw. nuath Wasser, dae Leute und brog Burg; Aginnum oder Agen bedeutet die Burg von y-gan, oder Bergburg von aBerg und gan Burg.

Anton von duin Mann; die Vor- sylbe an kann gar Manches bedeu-. ten, wie unter Anno ausgeführt ist; der älteste Antonius war der Stifter der Mönchsorden, der etwa 250 nach Chr. nächst Koma bei Herakloa in Oberägypten in der Wüste ein

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Antogast Antwerpen. 113

Einsiedlerleben führte, welches so- dann viele Andere nachahmten. Als Heiliger wird an in seinem Namen rein oder heilig bedeuten. Antogast, Badeort im hintern RBenchthal am Kniebis (oder Berg- wald) im Schwarzwald, zu deutsch klein-Haus Wald, an-toigh-uast. Antrim, Stadt im nördlichen Ir- land am Neagh-See, oder Lough- neagh; Lough, schottisch Loch, ist das lat. lacus, See, keltisch Z-oiche kl. Wasser, im Gegensatz zum Meere. Neagh bedeutet dasselbe von ni- oiche oder ni-ach. In den See mün- den mehrere Flüsschen, als der Main (mi-ean kl Wasser), aus demselben kommt der Ban (bi-ean kL Wasser). Antrim selbst mag aus ean-der-om Wasser-klein-Ort zu- sammengesetzt sein, oder aus ean- fuaran Wasser-ort. Antwerpen, zu deutsch Wasser- dorf, spanisch Amberes, französisch Anvers, wurde früher im Oberdeut- schen Antorf genannt, Dorf, twarf, twerp, gälisch tuar bedeutet einen mit einem Aufwurf, Wall und Gra- ben umgebenen Ort, und an, ean Wasser. Es wohnten hier zu Cäsars Zeiten die Ambivarier, d. h. amhain- u-ari, Wasser-Land-Leute, daraus wurde das spanische Amberes. Antwerpen war einst Hauptstadt von Reichsflandern, oder der Marg- grafschaft des heiligen römischen Reiches, deren Ursprung dunkel ist. Gottfrird von Beulen (Bonillon) führte den Titel davon. Die Marg- grafschaft kam später an die Her- zoge von Brabant, und galt die Deutsch-kelt. Wörterbuch.

s

Antwerpen.

Stadt dem Range nach als die dritte Brabants (Löwen die erste, Brüssel die zweite und Thienen die vierte). Die Citadelle von Antorf war 1567 ursprünglich vom Herzog von Alba angelegt, und vertheidigtesich 1832 unter General Chass6 tapfer gegen die Franzosen. Der Thurm der Ka- thedrale ist der höchste in Europa, 466 Fuss hoch. In der Stadt liegt das noch jetzt der Hanse gehörige 1563 erbaute hanseatische Haus mit 300 Zimmern; in der Mitte des 16. Jahrh. war Antwerpen die Kö- nigin der europäischen Handels- städte; durch die Unruhen und Kriege mit Spanien kam es aber sehr herab, namentlich seitdem im Frieden zwischen Spanien und Hol- land 1648 ausgemacht wurde, dass kein Seeschiff mehr direct bei Ant- werpen anlegen durfte, sondern erst seine Waaren in Nordniederland ausladen musste, um dieselben dann auf kleinern Schiffen nach der Stadt zu bringen. Gegen diese Sperrung der Schelde trat Kaiser Joseph UI. auf, konnte aber von den General- staaten die freie Schifffahrt nicht durchsetzen, erlangte dagegen in den Pariser Präliminarartikeln vom 20. September 1785 die Abtretung des sog. Quartiers von Antwerpen, zu welchem, mit Ausnahme Mechelns, fast alle Orte der jetzigen Provinz Antwerpen gehörten. Die Sper- rung der Schelde trat wieder ein, als Nord- und Südniederland nach 1814 vereinigt wurden, und dies bildete einen Hauptgrund des Auf- standes der Belgier gegen die Hol- 8

Anukhechi.

länder. Die jetzige Provinz Ant- werpen besteht ausser Beichsflan- dern, bezw. dem Antwerpener Quar- tier noch aus der alten Herrschaft Mecheln. _

Anukhechi. So nennt der per- sische Geschichtschreiber Firdussi die Kaste der Werkleute im alten Medien; es soll nämlich Djemchid, ein Fürst derPichdadier (oder Feld- leute vergl. Pichdadier) noch vor den Zeiten des Ninus, oder des Nimrod oder auch des Sosostris die Meder in vier Kasten eingetheilt haben, in die der Priester (Katuren von cadh heilig und air Mann); der Kriegsleute (Asgaren von ask Speer und zir Leute), dann in die der Bauern (Sebaisen von tab Opfer, Abgabe), und in die der Handwer- ker oder Anu-khechen. Dies Wort bedeutet in der ersten Hälfte soviel als an, anhain, amhain Mann, die zweite fällt mit czech, toig, loisg, tusk, zig und dschik zusammen, und ist unser deutsches Zeug, das im Worte Zengschmied noch seinen ursprünglichen Sinn erhalten hat. Völker, deren Namen von den hier genannten Formen stammen, sind die Tusken in Mittel-Italien und im südlichen Rhätien, welche noch heute geschickte Metallarbeiter sind; die Thäler oberhalb Brescia’s sind fast blos von Zeugschmieden be- wohnt; dann die Czechen in Böb- men, deren Namen bis jetzt noch kein Slave zu enträthseln wusste; die Zigeuner, welche im ganzen Oriente noch das Schmiedehandwerk treiben; die Tadschicks in der

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Ansbach Aosta.

Bucharei, welche geschickte Arbei- ter in allen Zweigen der Industrie sind; alle diese sind Kinder des Dä- dalus, um bildlich zu sprechen (daed ist die einfache Form für toigh, toisg Zeug), welcher die erste Flugmaschine erfand. Der Nagel, eines der unentbehrlichsten Dinge im gesellschaftlichen Leben, heisst im Keltischen ebenfalls tac oder tasc.

Anzbach, alt Aonzesbach in Oost- reich, Anzenbach bei Renchen in der Ortenau, alt Onzenbach, bei- des von edn Wasser, eanan, anan Wässerchen.

Anzenheim in Oberhessen, Na- senlaut für Azenheim, von aidhe Ort, aidhin kleinem Ort. Anzen- berg, ein Bergwald in Oberhessen kommt dagegen von aith, aithin Höhe, Berg. In Berg und Haus ist übrigens der Begriff hoch vereint, wie in Burg und Berg, mag man nun an eine Bergveste denken, oder nur an einen Hochbau; denn jedes Haus bildet, wenn es nicht, wie mitunter im Orient der Hitze wegen, oder in Kamschatka der Kälte we- gen in die Erde vergraben ist, eine Erhöhung. In Oestreich gibt es auch ein Anzenberg, alt Andinberg, Anciberc.

Aorsen. Ein alter Völker-Name der am Imaus an der Westgrenze Hochasiens, wie am Ural vorkommt; er bedeutet gleich Aren, Arier, von a Berg, ar oder or hoch und dae Leute, Auersberger, oder Hoch- Gebirgsbewohner.

Aosta, Stadt im Aosta- oder

Apames Ape.

Augstthale am Sädabhang des St. Bernhard, lat. Augusta Praetoria, woraus Augst oder Aost auch Avosta wurden. Der Fluss Dora (duria, der Thur, d. h. Wasser), an wel- chem der Ort liegt, führte den Bei- namen major im Gegensatz zu der kleinern Doria, welche bei Turin in den Po mündet; ebenso hiess die grosse Doria auch baltea oder balta, was von belad, Weg, Belt, Pass herkommt; denn neben ihr her geht der Weg über den St. Bernhard.

Apamea, griechische Form für das keltischo abh-om Weasserort, am Euphrat an den Grenzen Chal- däas. Der Ort heisst jetzt Bired- schik, von bior Wasser und aiteach Wohnung, oder Kalai Beda, kleiner Ort am Hafen von bi klein dae Ort und kala Hafen, französisch Calais. Ein anderes Apamea lag am Marmor- meere.

Ape, Apel, auch Apfel, Wasser vom keltischen abh Wasser und: 2 gross oder li klein. Im Reinhards- wald fliesst eine Ape in die Diemel ; eine Apfelbach alt Abfelbach, in Würtemberg; eine Appel in Rhein- hessen, und ein Affenbach bei Aschaffenburg. Statt Apf lautet das- selbe Wort auch Epf, als der Epf- bach bei Schongau, der Epbach bei Neuensteinin Würtemberg, Vol- depp und Wulteppe (von klein) Dorf und Bach in Tirol. Epfenbach (vom Deminutiv ab- han) bei Neckarbischoffsheim. Holzappel, Städtchen im Lahn- gau, kommt von ailt Ort, bedeutet also Ort am Wasser; denn Holz-

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Apenninopn.

bach passt nicht wohl als Name für einen Ort, zudem wäre 68 eine Zusammenstellung eines deutschen Wortes mit einem altkeltischen. Apenninen, und penninische Alpen, ital. Apennini, lat. mons Apenninus, keltisch pen, ben, bean, bein, bin, ban, bant, Berg, das vor- gesetzte a ist der Artikel. Apenni- nen nennt man den fast durchweg aus Kalk bestehenden Bergzug, wel- cher bei den Seealpen nächst Nizza beginnt, am Meere her streichend Mittelitalien von Nord nach Süden scheidet, und Süditalien fast gänz- lich bedeckt, hier jedoch dem Na- men Abruzzen (Waldland) weicht. Penninische Alpen dagegen nennt man die Alpenkette, welche Wallis im Süden vom Montblanc bis zum Gotthard umgibt, im engern Sinne blos die Bergstöcke vom St. Bern- hard bis zum Mont Rosa. Das Wal- liser Thal hiess Vallis pennina, nicht pönina, denn es hat weder mit den Puniern, noch mit poena, Strafe et- was zu thun. Aus Vallis wurde der heutige Name Wallis, Thal, franz. Valais. Die höchsten Berge der ita- lienischen Apenninen sind: der 3906 Fuss hohe Monte Cavallo (keap Bergkopf, a/hoch) ;miteinem Pforde, caval, hat der Name so wenig zu schaffen als die deutschen Boss- berge und Rossköpfe, und der Mont Rosa, die von ruad Bergkopf, her- kommen; dann der Velino, 7684 Fuss hoch, bei Berg, onn Fels; der Amaro, 8550 Fuss hoch, von y- mawr der Berg, alle drei in den Abruzzen; in den nördlichen Apen- 8*

Apenrade Aphrodite,

ninen ist der höchste Kopf der Ci- mone, 6500 Fuss hoch, von cean Kopf, Spitze, und maon Berg.

Apenrade, jütisch Apenras, Apenros, soll offene Rhede bedeu- ten; der Meerbusen von Apenrade ist aber nicht offener als die vielen andern Meerbusen an der kimbri- schen Ostküste, und friert im Win- ter so gut zu, wie diese. Der Name bedeutet Ort oder Burg am kl. Wasser oder Meerbusen, von ra, rha Ort, Stätte, oder rhat Burg, und abh-an Wasser-klein, Meerbu- sen. Apenrade gehört zu Nord- schleswig, die Bewohner sind in der Umgegend Jüten, in der Stadt wird aber von den höhern Klassen meist deutsch gesprochen.

Apfel, Appel, keltisch abhal, pyrus malus, daher Avallon Ort der Apfelbäume, keltisches Paradies, von abhal und lon Wohnort. Gleiche Bedeutung hat Avalloci von loc oder Z2loik, lat. locus, Ort. Afall-le ist Ort der Aepfol von /le Stätte; Apfal-ouwa, Apful-howa ist Apfel- hofvon aoibh Hof, Hufe, und Apfal- aga ist umgewandeltaus Aphalloich. Der Ort Afflenz in Steiermark, slavisirt Aveloniza, bedeutet auf deutsch Apfeldorf, von aidhean Ort. Unter Apfel verstand man in alter Zeit alles grössere rundliche Obst, auch die Orangen, daher für diese der Ausdruck Apfelsine, Apfel aus Sina, oder China; sie kommen aber zu uns aus Portugal und Italien.

Aphrodite, auch Aphrogeneis, griechischer Name für die Venus, die aus Meerschaum entstandene;

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Apia Apis,

uan (Venus) bedeutet im Kelt. Schaum, eisMann und Frau. Aphro- dite kommt von abh, aph Wasser, und ar gross, also Meer ; odit steht für ualh Kleid und dae Frau, die Moeer-bekleidete. Venus war ur- sprünglich Urania, die Himmels- göttin, die mit Wasser oder Wolken bekleidete. Wasser und Wolken (d.h. Himmelsgewässer) gehen in den alten Mythologien stets in einanderüber; hier Wolken und Meerschaum, was im Grunde die Wolken auch sind ; vergl. die indischen Apas oder Wasser- frauen, denen die Mythe von der Aphrodite gleich steht. Aphroge- neia bedeutet die aus dem Meer geborene, abh-ar Meer und gino- mai griechisch, gignere lat., zeugen, geboren werden.

Apia hiess bei den Skythen die Mutter Erde, im Gegensatz zu Pa- pia oder gräcisirt Papaios, dem Va- ter oder Papa Zeus. Apia, abia ist die weibliche Form für ab Vater.

Apis, Name des Stieres, der in Memphis in Aegypten göttlich ver- ehrt wurde. Die Juden behielten diesen Gebrauch bei, namentlich die Stämme des Reiches Israel. Ihr Stier hies Api, und wird in der Bibel gewöhnlich in Kalb übersetzt; es war aber ein junger Stier. Bei Jeremia 46, 15 heisstderägyptische Api Abir; Abir Israel ist eine be- kannte Bezeichnung für Gott. Abir ist nicht hebräisch, wohl aber be- deutet im Keltischen Du Kuh, beo Vieh, buar Bindvieh; a ist der vor- gesetzte Artikel, und verwandt da- mit sind die Formen aper, gafr

Apobaten.

Gais, Bock, lat. caper und das deutsche Eber. A-bi, oder A-bir steht sonach gleich y-beo oder y- buar, das Vieh; letzteres ist blos die schärfere Aussprache für beo, Du. Die Form Kuh scheint ur- sprünglich deutsch zu sein, denn im Keltischen bedeutet ko, Au, chu, chun unser deutsches Hund. Der Apis der Aegypter musste schwarz sein, und eine weisse Blässe auf der Stirne, die Figur eines Adlers auf dem Rücken, und einen Käfer-ähn- lichen Knoten unter der Zunge ha- ben. Die Kuh, seine Mutter, wurde durch einen Blitzstrahl befruchtet. Der Apis wobnte im Tompel des Ptah, wo er von einer Menge Priester verpflegt wurde, welche nach dessen Thun und Lassen Orakel ertheilten. War er 25 Jahre alt, so wurde er in einem heiligen Brunnen ertränkt und feierlich begraben. Bis der neue Apis gefunden war, herrschte dann in Aegypten grosse Trauer. Das Fest seiner Auffindung, der Theophanie, Gotteserscheinung, ward jährlich gefeiert.

Apohaten hiessen bei den älte- sten Griechen die Kämpfer zu Ross und Wagen; man erklärt das Wort vom griech. apobainein herunter- gehen, weil sie im Kampfe auch vom Wagen herabsprangen, um auf einen andern zu kommen; hierin bestand aber nicht das Wesentliche ihres Spieles, sondern im Kampfe zu Ross und Wagen überhanpt; da- her die Erklärung aus dem Altkel- tischen, eb, ib, griech. hippos Pferd, und Duaidk Kampf, Sieg (engl.

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Apolda Apostel.

battle, franz. bataille) der Sache mehr entspricht.

Apolda, Fabrikstadt im Weimar- schen mit einem Schloss, bezw. al- ter Burg, woher der Name, «a-bail- dae, die-Stadt-Leute; aus bail ont- stand im Griech. polis. Apolda ge- hörte fräher den Schenken und nach ihnen den Vitzthumen, 1631 fiel es an die sächsischen Herzoge, welche es der Universität Jena überliessen.

Apollon, lat. Apollo, Sohn des Zeus und der Leto oder Latona, Zwillingsbruder der Artemis oder Diana, letztere Mondgöttin wie Apollo der Sonnengoti, der mit seinen Strahlen oder Pfeilen bald tödtete, bald durch deren Wärme Leben hervorrief. Der Name stammt aus Babylon, von Bel, Bal, Name des obersten Gottes oder Felsen; Apol- lon ist nur eine erweiterte gräcisirte Form für bal, y-bal-on der-Stein- Mann; denn Bel stammt aus der Zeit des Steinkultus. In der nordischen Mythe standen Freyr und Freya dem Apollo und der Artemis gleich, nicht nur in ihren Attributen, son- dern auch in der Bedeutung ihrer Namen, denn /ro. /or, keltisch Fürst steht gleich bro, bre Berg, Fels, Stein, /ro-air Fürstenmann oder Stein-mann. Aus Freya, Frauo wurde allmälig unser Frau, Weib, ursprüng- lich war es ein göttlicher Ehrentitel.

Apostel, griech. apostoloi, d h. Gesandte, werden die von Christus auserwählten zwölfMänner genannt, um das Evangelium in alle Welt zu tragen; im Keltischen lautet das Wort abstal, apstil und abstail.

Appenfeld Appensell. il

Appenfeld, alt Appenfelt in Niederhessen ; ban Feld, ap, abh Wasser, also Bachfeld, Feld am Bache; oder wenn man Feld für das keltische 7aldd nimmt, was Pferch, Pfahlwerk bedeutet, so entsteht daraus Pferch am Bache; es ist dann soviel ala Affoltern und Abben, abhan dann dasDeminutiv von ab}, Wasser. Appenrode ist das- selbe wie Appenfeld, nur hat es statt des deutschen Wortes Feld, weiches indess auch im Keltischen in den Formen /uith, faelh, uade vorkommt, denn /wurde gewöhnlich nicht ausgesprochen, das deutsch- keltische rodk angehängt, welches im Keltischen gleich reith, reys dasselbe bedeutet wie das deutsche Bottland, ausgerodetes Feld- oder Waldland.

Appenzell, lat. Abbatis cella, Hauptort des Cantons Appenzell Innerrhoden, gehörte früher zum Herzogthum Alemannien, und kam mit demselben unter fränkische Herrschaft. Ein Theil der Unter- thanen des Cantons stand unter dem einheimischen Adel, ein anderer, die Wilde genannt, unmittelbar unter dem Frankenkönige. Diesen letzte- ren schenkte König Siegebert von Austrasion 646 dem Kloster St. Gallen, welches später auch den erstern Theil unter sich brachte. 647 baute ein Abt von St. Gallen eine Herberge, des Abts Zelle, dahin, wo jetzt der Flecken Appenzell steht. Der Canton Appenzell theılte sich in Folge der Kirchenspaltungen seit 1597 in zwei Rhaden oder Land-

Appius.

striche, Felder, von rhod Feld, Rottiland, denn es war früher eine Wüste oder Wilde. Die inndren Bhoden am und auf dem Alpenstock des Säntis blieben katholisch, die äussern wurden protestantisch, Zu den innern Rhoden gehört ausser Appenzell noch der Flecken Gon- ten (von gund Wald und ion Ort); zu den äussen: Trogen (droch klein und ion Ort, ist jetzt der Hauptort von Ausserrhoden); Gais (alt Casa Sennhütte); Herisau (alt Hernisawa klein Feldau, Hernis gleich Irnis oder Giornico von irean, ireans kl. Feld und ua Gegend); Hundweil (latinisirt in Canivilla Hundehof; Hund wird aber eher von gund, chund Wald herkommen, und der Ort Waldhofen bedeuten); Urnäsch, alt Urnasca, früher Sitz der Reichsvogtei, darüber das 1273 zerstörte Schloss Urstein (Berg- burg or, ur hoher Berg und din Burg, in Stein verdeutscht); Ur- näsch, Bergwasserpforch von aran Berg, uisge Wasser und ka Pferch. Der Säntis bedeutet hohe Berg- spitze von ceann, ceant Spitze und aith hoch, gleich dem Kandel im Scl.warzwald ceand-il Spitze gross. Das Appenzeller Land gehörte unter den Römern nicht zu Helvetien, sondern zu Rhätien.

Appius, römischer Name von abn Wasser und eus, us, ius Mann, See- mann, Fischer, oder von aoibh, aibh Erbgut. Die Appische Strasse, via Appia, führte von Rom nach Capua am Meere her, sie könnte also Wasserweg bedeuten, wenn nicht

Apponyi Aprazin.

angegeben wäre, dass sie 313 vor Chr. von dem Censor Appius Clau- dius Caecus gebaut warde; sie war mit Basaltquadern gepflastert. Ein anderer Appius Claudius Crassus, aus dem Patriciergeschlechte der Claudier (clotA berühmt), war einer der Decemvirn, welcher, um in den Besitz der schönen Virginia zu ge- langen, dieselbe durch einen seiner Clienten als Sklavinreklamiren liess ; als der im Felde gestandene Vater, Lucius Virginius, herbeieilte, und sah, dass er mit seinem Rechte bei Appius nicht durchdrang, erstach er seine Tochter, was einen Aufruhr in Rom hervorrief, der mit der Ab- setzung der Decemvirn und dem Tode des Appius endete.

Apponyl, ungarisches Grafenge- schlecht, welches seinen Namen von der Burg Apponyi in der Neutraer Gespanschaft führt. Penn, bann, bon bedeutet Berg, die Endung yi oder ui sind deren Bewohner, oder os ist blosse Adjectivform, wie im Polni- schen sky, um die Beziehung zu dem Orte anzuzeigen. A ist der vorgesetzte, altkimbrische Artikel.

Apraxin, russisches, oder viel- mehr tartarisches Adelsgeschlecht, das von Peter dem Grossen an, dem Reiche mehrere Generale und Ad- mirale lieferte; Drax bedeutet Thal, braighe Berg, breigh-din Berg- burg, das vorgesetzte # ist der alte Artikel; damach stammten die Apraxin von irgend einer Bergburg des Kaukasus oder der Krim. Aus dem Russischen lässt sich der Name nicht erklären.

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Apt Aqua.

Apt, Stadt in Frankreich in der Provence am Calavon, alt Apta, von abh Wasser und ta, tae Ort.

Apulien, ebenes Land, Feldland im östlichen Theile Süditaliens, von a oder y Artikel, biae, blah Blach- feld, flache Gegend, Fahlen, und ia Land. Bei den Juden hies das Land pul, im Keltischen bedeutet pw/ aber sumpfiges Land, was Apulien am Meere her zum Theile noch ist. In ältester Zeit hiess die Gegend Japygia, was von faich Feld, herkommt, y-/aich-ia, das-Feld- land. Die Unterabtheilungen Apu- liens beziehen sich ebenfalls auf den Feldbau, so Peukoetien, welches aus /aich, baich Feld und dae Leuteentstand;; es wohnten daselbst die Pädiculi, d. h. die /ailh- bauern, oderFeld-colonen (von faith Feld und colere bebauen); die von beiden Seiten vom Meere umgebene SüdspitzehiessMessapia, Wasser- feld von maes flaches Feld, abh Wasser und ia Gegend. Die Hafen- stadt Brundusium hiess auch Ca- labri, von cala Hafen, abh Wasser und ri Stätte; Brundusium, oder brain-ailion war die Residenz, aition eines braine oder brand, d. h. Für- sten. Das Gebirgsland um den Gar- ganoberg hiees Daunia von dun Berg; der Gargano selbst war ein Waldberg von garg, quercus Eichen- wald u. onn Fels, verdeutscht Gah- renberg in Hessen.

Aqua, lateinische Bezeichnung für Wasser, im Keltischen lauten die entsprechenden Formen: uisge, oiche, ach, aha, abha; das

Aquila Aquitanen,

lateinische aqua wurde auch aga ausgesprochen.

Aquila, Stadt am Aterno in den neapolitanischen Abruzzen mit einer Bergveste von aighe hoch und Ile Stätte; der Fluss Aterno bedeutet klein Bergwasser von a Berg dwr Wasser, dwran kl. Wasser. Aquilo lat. für Nordwind kommt von aigh scharf, schneidend und aile, aiol Wind; Aquila der Adler von aichill behend, schnell, gleich un- serm Stösser, weil er auf seinen Raub schnell herabstösst. Die Form Adler hängt mit aith hoch, aithil sehr hoch, und air Mann oder aer (Aar) Luft zusammen.

Agnileja, oder Aglar, Agley (Wasserort) ist unter Agley erklärt.

Aquilanen, nach Ptolemäus akouitanoi; entweder Hochländer, Pyrenäenbowohner vom gäl. aighe hoch und /an Land oder wenn man das lateinische aqua keltisch ach oder oiche zu Grunde legt, so ent- steht Wasserland, Garonneanwoh- ner. Aquitanien war unter den Rö- mern eine der vier grossen galli- schen Provinzen. Von den Aqui- tanen stammen die heutigen Gas- cogner, romanisirte Basken; blos an der Mündung der Garonne, um Bordeaux, sass noch ein anderes Volk, die Bituriger oder Vivisker zu deutsch Flussanwohner; sie heis- sen auch Ubisker, von abh, obh, Fluss, gleich den Ubiernam Rhein, nur mit der Adjectivform iski, Was- serliche. Vivisker ist eine andere Form für Ubisker; Bituriger kommt dagegen von Di klein und dwr

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Ara.

(Adour) Wasser, mit der Adjectiv- Endung ig, gleich isk. Bordeaux hiess alt Burdigala von bior Was- ser, di klein, und cala (Calais) Ha- fen. Das di oder Di, klein, steht hier im Gegensatz zum nahen Meere. Unter den Westgothen 419 nach Chr. war Tolosa oder Toulousedie Hauptstadt (du-/!ys Landesburg oder blos kleine Burg, von di klein); Chlodwig, der Franke, entriss es ihnen 507 durch den Sieg bei Poi- tiers. Dann fiel das Land eine Zeitlang in die Hände der Araber, kam 769 durch Karl den Gr. wie- der an dasFrankenreich, durch Ver- mählung der Eleonore von Guyenne mit Heinrich II von England, an dieses und endlich nach langen Kriegen 1451 unter Karl VII wie- der an Frankreich.

Ara, Endung gälischer Weiber- namen, von aire Mann und Frau bezw. Diener, Dienerin; der vor- stehende Name ist gewöhnlich der des ehemaligen Herrn oder der Her- rin 3. B. Sigo-ara, Dienerin des Si- gus; Fulcoara, Disenerin des Ful- cius; Heroara, Dienerin des Hero. Solche Namen blieben als Eigen- namen auch dann, als das Verhält- niss zu der Herrschaft längst nicht mehr bestand. Die entsprechenden Mannsnamen enden auf arius; aus ihnen wurden in deutschen Zeiten die Endungen wart, hard, z.B. Siegward,Sieghard, Sigurd, Diener des Sigo, dasselbe was auch Siegfried bedeutet, von /rith Vasal. Deshalb heisst unser deutscher Sieg- fried im Nordischen Sigurd. Die

Arabien Arabisker.

Form bert, Sohn, trug zur Bildung dieser Endungen ebenfalls bei. Die Aar, Fluss in der Schweiz, hiess alt ebenfalls ara, aber hier von aha- ar Wasser-gross.

. Arabien. Die Semiten haben für dieses Wort keine passende Erklä- rung aufzuweisen. Man kann Arabia zunächst als Westland, iur- ibh erklären; es liegt aber südlich, nicht westlich von den alten Sitzen der Kelten bezw. Semiten, man müsste denn gerade annehmen, dass der Name in Babel entstanden sei, und sich zunächst auf Nordarabien oder Mesopotamien bezogen habe. Einfacher erklärt sich das Wort mit ar hoch, rauh und ibh Gegend, also rauhes, trockenes, steiniges Land; dies würde sich zunächst auf die Sinaigegend, arabia peträa, beziehen, wo wahrscheinlich der Name entstand; damit in Ueber- einstimmung ist der arabische Name Dschesire, weicher als „Insel“ Ara- biens gedeutet wird; Arabien ist aber keine Insel. Die Form Dsches, Djas, Djad kommt als Name eines der Urvölker Arabiens vor, und mag dae-aith Leute-hoch bedeuten ; dae- aith-ire wäre darnach Leute- hoch- Land, d.h. Bewohner des Hoch- lands. Das innere Hochland Ara- biens soll nämlich an die 9000 Fuss emporsteigen.

Arabisker, Aravisker, oder Era- visker war der altkeltische Name der Anwohner der Rab, alt Arabo, (ar-abha gross-Wasser) oder viel- mehr des grossen Rabor oder Neu- siedler Sees im nordwestlichen Un-

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Arachosier.

garn, welcher früher nach Osten hin eine weitere Ausdehnung hatte. Diese Wassergegend hiess darum auch Avaria oder Abaria, wozu kommt, dass sie zur Zeit der Karo- linger von den hunnischen Avaren, oder Abaren bewohnt war, welche von hier aus ihre Züge gegen We- sten unternahmen. Der Name die- ser hunnischen Avaren bedeutet nun ebenfalls nichts anderes als Wasserleute, so dass der Gedanke, der Name sei in dieser Gegend ent- standen, und nur eine Uebertra-' gung von der ursprünglich kelti- schen auf die spätere hunnische oder ungarische Bevölkerung, sehr nahe liegt. Der Neusiedlersee hiess alt Pelso, und zwar im Gegensatz zum Plattensee, oberer Pelso-see; entstanden aus Polissa, pmwl-ais- aha, Sumpf-Wasser, woraus dann Plattensee wurde, ein Name, der aber nur dem untern Pelissa oder Pelitta verblieb.

Arachosier oder Evergeten, Euergeten, Anwohner des Hilmend- flusses und Ariasees im östlichen Persien; earg bedeutet Wasser, also earg-dae, Eurgedae, Wasser- leute. Die erstgenannte Form kommt von ar-aches-ui, gross- Wasser-Leute, also Arachosia, Land (ia) der Leute am Flusse Hilmend oder am See Aria. Den Gegensatz zu diesen Flussanwohnern, welche daselbst Städte besassen, waren die Arimaspen, ein nomadisirendes Rei- tervolk in der persischen Ebene, von reann Fold, asp Pferd und ae Leute, |

Arad Araf.

Arad, Veste in Ungarn an der Marosch (mar gross, uisg Wasser); rath bedeutet Burg und a ist der Artikel.

Aradier, hebr. Arwad, ein altes Seevolk an der syrischen Küste, nördlich von Tripolis. Aradus war eine kleine, ganz mit Häusern be- setze Felseninsel, die aber erst im 8. Jahrh. vor Christus colonisirt wurde ; heutzutage heisst sie, rich- tig keltisch, noch Ruad, Ruwat d.h. Fels, Borg, und auch Burg. F-rath- ui sind die Bewohner dieser Felsen- burg, welche aber gegenüber auf dem festen Lande verschiedene Be- sitzungen hatten, als Marath, Bergort von mar Berg und aidhe Ort (dasselbe wie Marathon) und Mariam von mar und om Ort. Ihr Hafenplatz warCarne,griech. Car- nos entweder von caer Ort oder ca- oir Wasser und nae Leute. Sie nah- men als Seeleute nach den Tyrern und Sidoniern den dritten Platz ein, und kämpften tapfer im Heere des Xerxes, wie später gegen die Römer. Tarsus in Kilikien, desgl. verschiedene andere Orte an der syrischen wie cretischen Küste sol- len aradischoe Colonien gewesen sein. Die Aradier werden schon in der Völkertafel der Genesis als Söhne Canaans genannt, was anzeigt, dass die Genesis nicht früher ge- schrieben worden sein kann, als 8 Jahrhunderte vor Chr., denn erst um diese Zeit entstand Aradus.

Araf, bei den Arabern das Fog- feuer, wohl entstanden aus Erebus, ire-bas Land des Todes, oder für

MM

Aragon Aragonien.

ar-ibh, Land des Schreckens, von ibh Gegend und ar, was neben vie- len andern auch diese Bedeutung hat.

Aragon, Flussname in Spanien, lat. Aragus, darnach der bekannte Naturforscher Arago, ein geborner Spanier, seinen Namen führte; das Wort kommt vom gälischen earc Wasser, deminutiv eargan. Der Fluss entspringt in den Pyrenäen oberhalb Jaca, bewässert ein den Pyrenäen parallel laufendes Hoch- thal, und mündet an den Grenzen von Navarra in den Ebro.

Aragona, Stadt bei Girgenti auf Sieilien, mit einer Bergveste, a-ar Berg-hoch, gan Veste.

Aragonien, Land am Aragon, oder eargan, klein Wasser (vergl. Aragon). In dem Hochthale dieses Flusses längs der Pyrenäen ent- stand der Name Aragonien, und dehnte sich allmälig weiter gegen den Ebro aus, in demselben Ver- hältnisse, als die christlichen Bewoh- ner im Stande waren, die Araber wieder aus dem Lande zu vertrei- ben. Diese hatten Spanien im 8. Jahrh. erobert; 1137 kam Arago- nien an Catalonien, 1516 an Casti- lien. Vor der Anknnft der Araber, zur Zeit der Römer, hiessen die Be- wohner Ilergeten, ein Name, wel- cher sich entweder auf den Ebro bezieht, J-earg gross-Wasser und dae Leute, oder bloss auf die Stadt Lerida alt Ilerda. Ilerda bedeutet nun aber ebenfalls Wasser- Ort Llyri-ta, denn es liegt am Segre alt Sicoris, gleich Tigris, von di-

Aralsee,

caoir klein Wasser. Die Bewoh- ner von Jacca hiessen Jaccetani, Hochlandsbewohner von gighe hoch und tan Land; die auf der Ebene von Huesaca (alt Oska uis-ka Was- ser-Pforch) führten darnach den Namen Uescetani, oder Vescetani. Im Süden des untern Ebro wohnten die Ilercaonen, gleich den Her- geten von il-earg gross Wasser und an, on, aon Mann, westlich von ihnen im Gebirgslande an den Quel- len des Tajo und am Xiloca die Edetanen, von aith hoch und tan Land oder ton Wald; Xiloca oder Chiloca von giol-acha Bach. Alle diese kleinen, Wasser anwoh- nonden Völker hiessen, in einen Stamm zusammengefasst, Kelt- iberen, eineBezeichnung, die’man gewöhnlich als Gemisch von Kelten und Iberen auffasst. Nun werden aber bloss am Ebro diese Keltibe- ren genannt, während doch in ganz Spanien keltische bezw. iberische Völker ihre Sitze hatten. Ebro, y-bior, bedeutet das Wasser, und Iberen würden darnach als Ebro- Anwohner bezeichnet werden kön- nen; der Name Kelten, der für eine einzelne Gegend ebenfalls nirgends vorkommt, wird hier mit gal Fels, gal-dae, Felsengebirgsbewohnern erklärt werden müssen; so dass der Name Keltiberen, der sich haupt- sächlich auf die Berglandschaften an den Grenzen Aragoniens, Casti- liens und Valencia’s bezog, Gebirgs- fluss-leute bedeutet.

Aralsee, das grosse Wasser, von ar gross und /ia oder Zus Wasser;

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Aram.

bei den Chinesen hiess der See y-hai, was ganz mit der kimbri- schen Form y der und aa, ieo, y Wasser zusammenfällt; bei den- selben bedeutet uoi oder bloss u Fluss, Wasser; so nennen sie den Oxus, welcher in den Aralsce mün- det, Chui, was wieder mit oiche, Ochus gleich steht, während Oxus von uisge kommt. Diese und eine Menge anderer Belege, welche unter den betreffenden Artikeln angeführt sind, zeigen, dass die schwarzhaari- gen, schWarzaugigen, und etwas gelbhäutigen Kimbern, oder heuti- gen Wäleser aus Hochasien kamen, oder wenigstens sich mit ostasiati- schen Völkern gemischt hatten, denn die hunnische Race trägt die obigen Merkmale im Gegensatzzu den blon- den, weisshäutigen und blauaugigen Gälen (von gea? weiss), sowie zu den mehr rothon Deutschen. Das Wort Kimber kommt von gheam Winter, Kälte, Norden, gheamair ist ein Nordmann, Im übrigen ka- men auch die Gälen in den Norden, und Deutsch von tuath, Norden bedeutet ebenfalls Nordvolk. Aram, Orom, Irem, Bergland im Gegensatz zu Canaan, Nieder- land. Aram war die Gegend um den Antilibanon, der im Berge Hermon mit 10,000 Fuss seine höchste Spitze erreicht. Aram dacht sich gegen Osten zur syrischen Wüste hinab, während es vom Libanon durch Cölesyrien getrennt wird, eine Schlucht, die sich von da bis zum rothen Meere erstreckt, und in dem todten Meere 1340 Fuss unter

Aram.

das Niveau des mittelländischen Meeres hinabsinkt. Durch diese Schlucht läuft der Jordan (alt Er- den, iar-tain Westfluss)nach Süden, der Orontes (or-ean oder or-rhidys Bergwasser) nach Norden. Von der Mitte der Schlucht, da wo sie bei Balbek am höchsten sich erhebt, läuft der Leontes (!u-ean kl. Was- ser) durch ein Querthal gegen Ty- rus ab, und trennt Phönikien von Canaan. Aram lässt sich aus dem Hebräischen nichtunmittelbar erklä- ren, obwohl dort die Formen raam, rum, ramam hoch sein, aramat Haufe und aramon Hochbau, Pa- last vorkommen; die Form ar-am bedeutet keltisch Bergmann, von ar Berg und am Mann, Aramaea Bergmannsland von ia, aia, Land- schaft. Es war in ältester Zeit fast durchweg üblich, mehr den Namen des Volkes als den der Gegend zu gebrauchen, in welcher es wohnte; darum wird in der Völker- tafel der Genesis Aram als Seoms fünfter Sohn aufgeführt, als eine Person, nicht als Land. Als Land- name käme aram von a Berg und reunn Feld, oder blos von aran Berg. Unter Aramäern oder Ari- mäern verstanden die Griechen übri- gens dasselbe Volk, welches sonst Syrer genannt wird, obwohl dieser letztere Ausdruck gleich Damaskus, der Hauptstadt von Aram, sich zu- nächst auf den Quellenreichthum der Landschaft bezieht. Speciell muss Aram auf jenen Theil des Gebietes von Damaskus bezogen werden, welcher am Libanon lag,

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Aram.

d. h. auf Aram Dammesek, das damascenische Hochland. Das Feld- land am Fusse des Gebirges hiess aram maache von magh Feld. Wei- ter westlich auf den Höhen des Libanon lag Basan, das Waldland von bois, bis Wald; südlich am Jordan Gilead, das Wasserland von gil Wasser und iath Gegend. Das Land@eschur(Wald-thal coid- ur), ein Theil Arams an der Grenze des Gebietes der Hebräer, war das Thal des Leontes (li-ean kl. Was- ser). Im Geschur lag Beth Re- chob, die Hütte am Bergwasser (bodh-rugha-abh); Beth Eden (aithean Wohnort) dagegen in Cöle- syrien, im Thale des Aven (englisch avon, von abhan kl Wasser). Das nördliche Aram hiess Zoba, oder Aram Zoba, von fob Bergkopf (Tobel im Schwarzwalde). Dieses Zobäische Syrien wurde von Ham- math (Epiphania am Orontes) bis zum Euphrat gerechnet. Der nörd- liche Theil Mesopotaniiens, welcher eine Hochfläche bildet, wird im Pentateuch ebenfalls Aram genannt, geuaner Padan aram, Fläche Arams, oder Sde aram, Feld Arams; seine Bewohner desgleichen Aramäer z.B. Bethuel und Laban, auch Jacob, welcher lange im obern Mesopota- mien lebte. In diesem Theile Arams soll das reinste Aramäisch (wohl altkeltisch) gesprochen worden sein, unreiner in Syrien, am unreinsten in Assyrien, wegen der Mischung mit Aethiopiern. Nördlich von Phö-

"nikien an der Grenze Kilikiens wohn-

ten die Erembeor, zu ihnen wurde

Aran Aranjues, Menelaos auf seiner Irrfahrt ver- schlagen. Erember hiessen auch die Bewohner des Hochlandes zwi- schen dem Nil und rothen Meere in Aegypten. Sie wurden von den Griechen als Höhlenbewohner ara- bischen Stammes bezeichnet. Hier kann er gleich iar Westen und emb statt ibh Gegend stehen, im Gegen- satz zu den Östlichen Arabern. Ty- phon wurde in Kilikien von den Arimern erschlagen (daselbst ein Berg Arima), oder nach Andern im Thale des Orontes, a-rim, statt ar-inn oder aran bedeutet der Berg; rim bedeutet speciell auch hohes Ufer, steiler Rand. Solch weit ver- breiteten Worten wie Aram, Erem, Arim liegen stets mehrere Wurzeln von ähnlicher Bedeutung zu Grunde. Aran, gälisch soviel als Hügel, Berg; davon folgende verdeutschte Bergnamen: Horen-, Horn-, Her- ren-, Haren-, dann Waren-, Woram-, Worm-, Wuram- und Wurm- berg. Aran, das Val d’Aran, oder Berg- thal, von aran Berg, liegt in den Pyrenäen, auf der Aragonischen Beite, obwohl die Garonne in dem- selben entspringt. Hauptort ist Viella von baile Ort. Aus dem Thale erhebt sich derbei 11000 Fuss hohe Maladetta, mael-aith Berg- hoch, umgewandelt in maledicta lat., Maladetta spanisch, maudit franz., zu deutsch verflucht. Aranda, Stadt in Altkastilien in Spanien, alt arında von aran Berg und dae Haus. Aranjuez, Stadt mit einem Lust- schloss südlich von Madrid in einer

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Aranyos Arau.

waldigen Berglandschaft am Tajo; Der Name soll Ara Jovis, Altar des Jupiter bedeuten; ein solcher Al- tar mag hier wie an tausend andern Orten gestanden haben, aus ara wurde aber nicht leicht aran, wenn auch juez aus Jovis entstanden sein kann; aran bedeutet jedenfalls

"Berg, und juez wird wohl von iosd,

Wohnort kommen. Der Ort und | damit sein Appellativname war frü- her vorhanden, als der erst von den Römern angelegte Altar.

Aranyos, ein Goldsand führender Bergfluss in Siebenbürgen bei Klau- senburg. Aran-uis, oder uisge be- deutet Berg-wasser.

Ararat, hoher Berg, von ar hoch, gross, rhath Berg; das mitt- lere a ist eingeschoben um die bei- den r (ar-rhath) in der Aussprache hörbar zu machen. Aus dem He- bräischen lässt sich Ararat nicht erklären. Armenien hiess bei den Hebräern Arrorot, oder Arrarath, indem noch ein ir Land eingefügt wurde; denn um den Ararat dehnt sich eine breite Hochfläche, aus deren Mitte der ausgebrannte Vul- kan steil emporsteigt. Diese Hoch- fläche bildete zeitweise einen eige- nen Staat. Nach der Meinung der Armenier liegt die Arche 'Noahs noch auf dem Berge im Schnee ver- graben. Jetzt bildet der Berg den Grenzpunkt zwischen Russland, Per- sion und der Türkei.

Arau, alt Aravia an der Aar, Hauptstadt des Cantons Argau; sie entstand aus einem Freihofe. Hier hatten einst die Grafen von

Araxes Arbela.

Rore ihren Sitz, die man auch für die Gründer der Stadt hält; dieselbe kam später an die Grafen von Habs- burg und die Herzöge von Oestreich, wurde aber 1415 von den Bernern erobert, und ihnen ein Jahr darauf von Kaiser Sigismund verpfändet. Rore, von rkuadBerg undra Stätte, liegt östlich von Arau, in dessen Nähe. Arau, aravia bedeutet gros- ser Hof von ar gross und aoibh, aoi Hof, Freihof, freies Bauerngut.

Araxes, gross- Wasser von ar gross und uisge Wasser, dasselbe nur versetzt ist Jaxartes; desgl. Aras, ar-ais, was ebenfalls gross- Wasser bedeutet (vergl. Kur). Es gibt mehrere Araxes in den altper- sischen Landen, der bekannteste fliesst aus Armenien in das kaspi- sche Meer.

Arbach, Dorf im Canton Zürich vom kimbrischengarw, charw, harb, Bach.

Arbedo, kleiner Ort im Canton Tessin, wo 1422 dreitausend Schwei- zer 24000 Mailänder zurückwarfen, ar hoch badh, bodh Hütte, Senn- hütte, Baude (im Riesengebirge) oder auch Bude.

Arbela, jetzt Arbil, Städtchen östlich vom Tigris in Assyrien, hier oder bei Gaugamela besiegte 331 vor Chr. Alexander den Perser- könig Darius. Arbil bedeutet Hoch- stadt ar-bail, wegen der dabei auf einer Höhe liegenden Burg; Gau- gamela bedeutet dasselbe von coiche Ort und mael flacher Berg. Möglich dass beide Namen ein und denselben Ort bezeichneten. Die

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Arber Arboga.

Juden erklären Gaugamela für Ka- meelstall von gamal Kameel und gaw Burg, Gewölbe. Gaw ist aber das keltische coicke und gamal be- deutet selbst wieder blos kleinen Berg, Höcker von go klein und mael Berg.

Arber. Im Böhmerwald in Baiern liegen zwei Berge, der grosse und kleine, Arber genannt; Name vom kimbrischen barSpitze,Berg und dem vorgesetzten vergrössernden er oder ar; bar, bwr ist derselben Wurzel wie das deutsche Berg. Neben dem Arber gegen Norden in Böhmen liegt der Gross-Ossa-Berg, von odh oder aith Höhe, Bergspitze, und a Berg; derselbe Name wie der Ossa in Griechenland, der Osning vom Deminutiv (odhean) in Westphalen und zahllose Aitberge, Aisberge, auch Eisberge, Osberge, Isberge.

Arboga, alte Stadt in Schweden zwischen dem Mälar- und Hielmar- see. Mehrere Könige aus dem Hause Wasa residirten hier, ebenso wur- den hier im 14.und 15.Jahrh. Kir- chenversammlungen, später auch mehrere Reichsversammlungen ab- gehalten. Der Name bedeutet gros- ser Viehpferch von ar gross, beo, Vish, und Aa Pferch; es ist also dasselbe Wort wie Pegau oder Beucha bei Leipzig, wo jetzt noch starke Viehzucht getrieben. wird. Die erste Sylbe ar kann, wenn man sie von aha-ar Wasser-gross ab- leitet, auch einen Viehpferch am Wasser anzeigen, denn Arboga liegt an dem Flusse Arboga, den man in Schweden als grosses Wasser erklärt;

Arbogast Arburg.

genauer bedeutet dieser Flussname grosses Sumpfwasser von ar gross, bogh feucht,sumpfigund aha, acha Wasser.

Arbogast, Fingast, Nebisgast, Salogast. Die Sylbe gast deutet weder einen Geist noch einen Gast an, sondern ist ein gälisches Bei- wort, das entweder gasta lautete und fleissig, tüchtig, geschickt be- deutet, oder aus uas, edel, ent- stand.

Arbols, am französischen Jura,

alt Arbosium, oder Arbosion, zu deutsch Ort am grossen Wald, ar gross, bois oder pis Wald, Holz und ion Ort, Arbois ist Pichegru’s Ge- burtsort, eg wächst hier ein süsser, weisser Wein, der Arbois-Wein.

Arbon, Ort am Bodensee auf einem Bergvorsprung, altkeltisch arbar, was von den Römern als arbor, Baum, aufgefasst und arbor feliv genannt wurde; der Name kommt aber von ar gross und bar Bergspitze. Die Formarb on kommt von bon Gründung, und zeigt an, dass der Ort neuerbaut wurde, denn das alte Arbar lag in einiger Ent- fernung davon.

Arburg,latinisirt Arulaeburgum, Stadt mit Burg im Argau an der Aar; 1660 wurde die Burg von den Bernern neu erbaut; der Name be- deutet Burg an der Aar, oder Arula; oder auch Bergburg von ur Berg. Weiter oben an der Aar im Canton Bern liegt Arberg, ebenfalls auf einem Felsen; hier wird ar jeden- falls Berg bedeuten, da die Ueber- setzung, Berg, dem Namen beige-

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Arch Archangel.

fügt ist. Ar ist zusammengezogen aus a Berg und er gross, der Fluss- name Aar entstand aus aha Wasser und ar gross, oder aus earg Was- ser. Es gibt mehrere Orte die den Namen Arberg führen, z. B. in Oestreich ein Dorf, das alt Araberg hiess. Im Griechischen lautet die entsprechende Form oros.

Arch, ital. Arco, früher eine Grafschaftmit gleichnamigem Städt- chen am Nordende des Gardasees in Wälschtirol, und zwar in dem Theile, welcher Judicarien oder auch wälsche Confinien heisst. Die Burg Arch wurde 1175 erbaut, das Länd- chen später vom Kaiser Sigismund zur Grafschaft erhoben. Man hat versucht, den Namen Arch in Bo- gen, lateinisch arcus zu übersetzen ; eine Stadt ist aber kein Bogen; Arca oder Arco kommt von earg Wasser und ka Pferch, Verzäunung, Ort; war derselbe schon in römi- schen Zeiten einmal befestigt, so kann derName auch von arx, Burg, herkommen, was aber schliesslich ebenfallsaus dem Keltischen stammt, von ar hoch oder Berg und ka Ver- zäunung, oder von earc Fürst und aidhe Wohuung. Das Geschlecht der Grafen von Arco blüht jetzt noch in drei Linien, welche in Schlesien, Baiern und Tirol begütert sind.

Archaugel wurde 1584 neben einem schon vorhandenen Kloster des Erzengels Michael angelegt, da- her der Name. 1553 stand hier ein Kloster, welches dem heil. Nikolaus geweiht war. Diefrühere Hauptstadt dieses Lanästrichs war Kolmagori

Arche.

oder Cholmogori auf einer Insel oder einem Holm der Dwina, in welchem 1746 die von Elisabeth entthronte Kaiserin Anna starb. Gori ist eine slavisirte Form für caer Ort, sonst auchgorod, gard, deutsch Garten. Holm, cholm, kolm, Insel, entstand aus giol Wasser und ma Stätte, Ort im Wasser. Das nörd- liche Russland hiess einst Biarmia, von Dior Wasser, ma Stätte und ia Land, d. h, Landschaft der Orte am weissen Meere. Dieser Name wurde mitunter sehr unpassend in Wärme- land übersetzt, heutzutage wird da- für Porm geschrieben, aber die Ge- gend an der obern Dwina (/ain-aha) und weiter östlich darunter ver- standen. Biarmia hatte einst eigene Könige, kam im 11. und 12, Jahr- hundert an Nowgorod, welches die ersten Russen hierher verpflanzte; 1543 nahm Iwan IV das Land in Besitz. Die alten Bewohner des Lan- des sind die Samojeden (taom- iath-dae Waldlandsleute) und Syr- jänen (Wasserleute, von suir Was- ser und an Leute).

Arche, Noahs Arche, griechisch arca, Kasten. In der Bibel wird die Arche Thebat, Thibis, Thibe ge- nannt. Im Aegyptischen bedeutet tept Schiff, im Koptischen ist Thebe oder Thebi, Thibi soviel als Kasten, Topf. Die Septuaginta gibt dafür die Form Kibotos. Die altsyrische Stadt Heliopolis oder Mabag hiess ebenfalls Kibotos, weil nach der sy- rischen Sage dort die Arche sich festgesetzt habe. Kibot, yi-bodh bedeutet aber keltisch kleines Haus,

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Archelaos Archi,

also soviel als Arche.” Letztere Form kann aus artach, keltisch soviel als Schiff, zusammengezogen sein, oder von earg-ka, Wasser-Haus, wäh- rend artach seinerseits aus earg- teach, ebenfalls Wasserhaus, gebil- det ist.

Archelaos, ein sog. Heraklide, flüchtete, von seinen Brüdern ver- trieben, nach Makedonien, wo er Stammvater des Alexander wurde. Da er zur Soe nach Makedonien kam, so kann er darnach bezeichnet worden Sein, earg Wasser, il gross und «os Mann. Ausser diesem gab 08 noch mehrere Männer, Feldherrn und Könige dieses Namens, 80 einen Sohn des Herodes von Judäa, wegen seiner Grausamkeit abgesetzt; dann einen Feldherrn des Mithridates gegen die Römer, dessen Sohn eine Zeitlang König von Asgypten, und dessen Enkel König von Kappadokien war. Der Name kann übrigens auch von earg, arc Fürst abgeleitet werden.

Archi ist eine griechische Vor- sylbe mit der Bedeutung der Erste, Oberste; im Deutschen wurde dar- aus Erz, als Erzherzog, Erzbischof; im Keltischen bedeutet earr, earc, earg, auch orc dasselbe, nämlich Herr oder Fürst; daraus entstanden Namen wie Archilochus, der Fürst des /oc, locus oder der Ort- schaft; Archimedes, vom griech. medos Rath, wäre darnach erster Rathgeber des Fürsten von Syrakus gewesen, als diese Stadt von den Römern belagert wurde, or soll auch in der That deren Schiffe durch

u u. 2

Archipel Arcis.

grosse Hohlspiegelin Brand gesteckt haben. Bei Eroberung der Stadt wurde er, in mathematische Betrach- tungen vertieft, voneinemrömischen Soldaten ermordet.

Archipel oder Archipelagos, das mit Inseln besäete Meer zwischen Kleinasien und Griechenland. Name von earg Wasser und pelagos Meer, letzteres eine gräcisirte Form für belag, bualog, buailc, bailc Wasser; bealach dagegen bedeutet Grenze und Weg. Nimmt man für pelagos die Bedeutung „Wasser“ an, so entsteht eine Tautologie, deshalb wird bealach, Weg, vorzuziehen sein, wodurch der Begriff „Wasserstrasse“ von Asien nach Europa entsteht. Im Nordmeere haben wir für bea- lach die gleichbedeutende Form be- lat, Belt, ebenfalls eine Wasser- strasse. Aus belat, belt entstand die kürzere Form Archipel, aus bea- lach die von den Griechen in pela- gos, Meer, umgebildete zweite län- gere. Bei den Türken heisst der Archipel Ak-Donghiz, weisses Meer, was an die keltischen Formen og rein, und loin, bezw. ais Wasser, erinnert; das Schwarze Meer heisst Kara-Denghiz; kara schwarz, lat. ni-ger, bedeutet dasselbe auch bei den Albanesen.

Arcis, Stadt an der Aube (alt Albis) in der Champagne, wo Napo- leon 1814 von Schwarzenberg zu- rückgedrängt wurde, darauf in dessen Rücken zu operiren suchte, während dieser auf Paris vorging und da- durch den Feldzug zur Entscheidung brachte. Areis, alt Arcey und Ar-

Deutsch-kelt, Wörterbuch.

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Aroole Ard.

ciaca, bedeutet Wasserburg vonearg Wasser und achaBurg. Aca, acum, 360 können auch als latinisirte Ad- jectivformen aufgefasst, und darnach der betreffende Ort als Eigenthum, Hof, Stadtrdes Arois erklärt werden, wie Andernach, alt Antonacum, als Stadt des AntogMaguntiacum als Stadt des Maguntius. Ein solches Verfahren ist zwar bequem und ein- fach, es erklärt aber nicht viel, mag auch nur bei kleinern Orten, die in römischen Zeiten noch Bauernhöfe bildeten, zulässig sein. Antonach steht gleich Deinach und Steinach für tain-acha Wasserburg, und Mainz oder Mayence kommt trotz der latinisirten Form Moguntiacum von magann, magans, gute Burg, grosse Burg, steht also den Formen Sargans, Sagans, Sagunt, Alicante, Gand-avum, Cen-abum und andern gleich. Arcole, Dorf am Alponflüsschen, nahe der Etsch unterhalb Verona, mit einer Brücke, um deren Besitz 1796 Napoleon drei Tage lang kämpfen musste, um den Uebergang gegen die Oestreicher unter Alvinczy zu erzwingen. Napoleon soll dabei, wie die Sage geht, sich selbst mit einer Fahne in der Hand auf die Brücke gestellt haben, nach einer andern that dies Augereau. Der Name bedeutet Wasser-Ort, earg-lle. Ard, airde bedeutet im Gäli- schen steile, rauhe Höhe, lat. ar- duus und aridus. Im Deutschen ent- standen daraus die Formen: Arz- Ers- Ert- Ort-, dann hart, Haard, Harz, Hers- Hert- Hoerz- Hirz- 9

Arda Ardebyl.

Hersch- und Hirsch-berg. Bei Mannsnamen bedeutet ard hoch, edel, als Gerhard, Merhard, Mann- hard; oft ist os aber auch aus air, Mann, Dienstmann, ontstanden.

Arda, ein Bergfluss, der bei Adria- nopel in die Maritza mündet; er ent- springt im Rhodope (Bergland) bei dem Orte Arda; letzterer von ar Berg und da, ta Ort, der Flussname von ard hoch, steil, gebirgig, und aha Wasser.

Ardai oder Ardey, eine Berg- flächein Westphalen, bezw. der Graf- schaft Mark auf dem rechten Ufer der Ruhr, südlich von Dortmund zwischen Fröndenberg und Wolmar- stein, mitreichen Steinkohlenlagern. Name von ard steil, rauh und ai Hochland. Der Helweg (hohe Weg von al hoch) bildet die Fortsetzung dieser Hochfläche gegen Nord- westen, ist aber niederer und frucht- barer. Fröndenberg kommt von bryn Berg, und ton Wald; Wol- marstein, alt Volmestein an der Ruhr von Dual, /ual Wasser und ma, man Stein oder mar Berg. Das Ardai hiess auch Haregau oder blos Hare von ar hoch und Gau.

Ardea, alte Stadt in Mittelitalien, südlich von Rom am Meere; sie war auf Felsen gebaut, daher schwer zu erobern. Name vom gäl. art Stein oder ard steil, und dae Dach, Hans. Die Bewohner des Gaues, in welchom Ardea lag, hiessen Rutuler, von rhuad Berg, Felsenburg, und u/ hoch, gross, stark.

Ardebyl, feste Bergstadt im per-

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Ardeche Ardons.

sischen Kurdistan von ard, aird steil, hoch und bail Stadt.

Ardeche, Bergfluss in den Ce- vennen, im Vivarais; er mündet in die Khone. Name von ard hoch, steil, und oiche Wasser.

Ardennen, latinisirt Arduenna, zu deutsch Bergwald, von ar hoch, Berg, und don, ton, ten (Taunus) Wald, Tannenwald, also dasselbe, was Argonnen, welches von ar Berg, und gund, gwydd Wald her- kommt. Man könnte Ardennen auch von ar-dun hoher-Berg ableiten, aber hoch sind die Ardennen gerade nicht, und ebensowenig passt ard steil, airde Höhe, weil dann die zweite Sylbe unerklärt bliebe. Die Ardennen bilden eine waldige Hoch- fläche mit tiefen Spalten, durch welche die Maas, die Sambre und andere Flüsse sich drängen, gerade wie der Rhein, die Mosel, die Lahn durch das mit den Ardennen geo- logisch gleichstehende rheinische Grauwackengebirge sich zwängen müssen. Dass der Name Ardennen mit Waldgebirge richtig erklärt wird, geht auch daraushervor, dass or im Lateinischen stets in Ardu- enna silva übersetzt wurde. Die Adjectivform arduina in Diana ar- duina, welche als Waldgötlin auch hier verehrt wurde, zeigt einen UVebergang in Arguenna, oder Ar- gonnenwald,

Ardglass,alter, einst fester Platz im nördl. Irland am irischen Meere, von ard steil, hoch und cleäth Hü- gel, bezw. Burg.

Ardona, Ardena, Orthaun, Ir-

Ardres Arelatisches

dein, Ortans, lauter Orte in den rhä- tischen Alpen, die von art Stein, Fels und din Burg, oder von arfean kl. Fels, kl. Felsenburg herkommen. Ardez von ard steil, hoch, und aidhe, ais Ort; Artlunge von art Fels, lann Ort und 90 klein.

Ardres, feste Stadt bei Calais, alt Arda, von ar hoch, Berg und dae Haus, Burg; Ardres von ar- daras oder ar-dras, was dasselbe bedeutet.

Ardrossan, Stadt im westlichen Schottland am Meere, Name gleich Ardres, mit angehängtem uisgean, oisean kl. Wasser.

Arelatisches Reich, oder das Arelat, nach der Stadt Arles in der Provence also genannt, erstreckte sich vom Mittelmeere bis nach Lothringen, und gehörte drei Jahr- hunderte hindurch zum deutschen Reiche. Zum Arelat rechnete man vorzugsweise dieProvence, die schon 114 Jahre vor Christus von den Rö- mern zur Provinz gemacht worden war. Im 5. Jahrh. kam dies Land sammt dem Langued’oc und der Gascogne an die damals auch in Spanien herrschenden Westgothen, von diesen an die Burgunden, welche sich schliesslich den Franken unter- warfen. Im Jahre 879 wählten die Bischöfe des Landes den Herzog Boso von Provence, einen Schwager Carls des Kahlen zum Könige; um 933 vereinte dann Rudolph II, Kö- nig von Grossburgund, dieses Land mit der Provence und nahm seinen Sitz zu Arles. Conrad II, der 1024 den deutschen Kaiserthron bestieg,

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Arenberg Arendal.

machte die noch aus Arnulphs Zei- ten herrührenden oberlehnsherrli- chen Ansprüche des deutschen Reiches auf Burgund geltend. Ru- dolph III von Arelat, der kinderlos starb, hatte zwar schon vorher seinen Neffen Kaiser Heinrich II (1002 1024) zum Erben einge- setzt, aber dieser starb früher als Rudolph, worauf letzterer das Land an den Grafen Odo von Champagne, den Sohn seiner ältesten Schwester geben wollte. Conrad aber nahm Basel mit Waffengewalt, und Odo wurde zweimal besiegt und fiel 1034. Conrad stellte darauf den Landfrie- den im Burgundisch - Arelatischen Reiche wieder her. (Den Namen Arolat vergl. unter Arles.) Arenberg oderAromberg, Schloss an der Eifel, von wo die jetzt in Hannover und Belgien angesessenen Herzoge von Aremberg stammen; früher hiessen sie Burggrafen von Aremberg; aran Berg, bezw. Burg darauf. Ausser dem Arenberg an der Eifel gibt es deren noch eine

"erkleckliche Anzahl, als bei Klen-

gen nächst Villingen auf der Baar; Arnberg bei Stockhausen auf dem Vogelsberg, dann der Arenberg bei Nördlingen; der Arnsberg bei Buchen im Odenwald, Arnsberg im Sauerlande. Arensburg in Lief- land auf der Insel Oesel mit Hafen, bedeutet dagegen Wasserburg von a-rhen Wasser, denn es wird wohl schwerlich auf einem Berge liegen.

Arendal, Stadt an der Südküste von Norwegen, an der Mündung des Nidelf (naotlh nass, Wasser) in die

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Arendbach Arsopagos, 132

Bucht von Christiania, Name von dail Burg und aran Berg, oder a- rhen Wasser, je nach der Lage.

Arendbach in Hannover, alt Arumbiki, vom kimrischen y rhen oder a rhen, der Bach, das Wasser. Arendsee, Ort beiMagdeburg am Arendsee, dasselbe.

Arenenberg, Schloss bei Steck- born im Thurgau, früher Eigenthum der Königin Hortense, Mutter Na- poleons IH. Der Name wurde auch geschrieben : Arenaberg, Ahrenberg, Nahrenberg, selbst Narrenberg, dann wieder Nordenberg, lauter Formen, die von aran Berg her- kommen.

Arenfeld, eine flache Höhe bei Herrenberg in Würtemberg, zu deutsch Bergfeld, von a Berg und reann Feld.

Arensflücht, ein Landstrich bei Westersode, Amts Neuhaus, im Ostengau, nördlich von Bremen. Name von: a-rhenn Wasser, und fleasg Feld.

Arentelle, alt Argentilla, Bach bei St. Di6 in den westlichen Voge- sen; der Name kommt wie der Ar- gent und ähnliche Bachnamen in Frankreich vom gälischen earc Wasser, earcan Bächlein, und nicht vom lat. argentum, Silber.

Areopagos, deroberste Gerichts- hof im alten Athen, welcher seine Sitzungen auf einem nächst der Akropolis gelegenen dem Ares oder Mars geweihten Bergrücken abhielt, daher der Name, ar-eus Kriegs- mann, Duach Bergrücken und as, eus Mann, Die Areopagiten wur-

Ares Arethusa.

den aus den gewesenen, verdienten Archonten (Staatslenkern, Stadi- räthen von archein gr. herrschen) auf Lebenszeit gewählt.

Ares, Schlachtenmann, vom gä- lischen ar Schlacht, Verhoerung, Pest, und eis Mann. Ares ist bei den Griechen, was Mars bei den Bömern, der Kriegsgolt. Die Aren, das angenommene Stammvolk der Indogermanen, könnten darnach als Kriegsvölker erklärt werden, aber ebensogut als Bergvolk, da ar, or in fast allen Sprachen Berg, hoher Berg bedeutet. Die Aren kamen nach der gewöhnlichen Annahme aus dem Imaus, dem persischen Berglande, irgend ein bestimmter geschichtlicher Nachweis, dass die Indogermanen von solchen Aren ab- stammten, liegt indess nicht vor; man könnte die Heimath der euro- päischen Völker auch noch weiter östlich in die chinesischen Gebirge verlegen. Hält man am Imaus fest, so muss man eine doppelte Wan- derung der weissen Race annehmen, eine gälische nach Süden und Westen, und eine deutsche nach Osten und Norden, und deren Wieder- vereinigung in Europa zur Zeit der sog. Völkerwanderung. |

Arethusa, Name mehrerer Quell- nymphen, so einer auf der Insel Or- tygia bei Syrakus, wohin sie, vom Flussgott Alpheus im Peloponnes verfolgt, gekommen und in eine Quelle verwandelt worden war; dann hiess eine der Hesperiden Arethusa. Name von airidh berühmt, und uisge, uis, us Wasser.

Arevaken Argau.

Arevaken, ein keltischer oder keltiberischer Volksstamm, welcher an dem obern Duero hauste, Nu- mantia war dessen Hauptveste, dann gehörten ihm an: Uxama, jetzt Osma, Wasser-ort von uisge oder uis, os Wasser. und ma Stätte; dann Clunia, von glin Burg, wohl der- selbe Ort, welcher jetzt Aranda heisst, von aran Bergburg. Nu- mantia bedeutet gleich Nemetes (Speier) einen heiligen Ort von neamh heilig, an Leute und dae, tio Ort. Was schliesslich den Na- men des Volksstammes der Areva- ken betrifft, so wohnten abwärts am Duero die Vaccäer, von faiche Feld; die Arevaken sind darnach die Hoch-feldsbewohner auf der altkastilischen Hochebene von ar hoch, rauh und demselben /faich, Feld mit angehängtem ui oder ae Leute.

Arezzo, alt Aretion, lat. Aretium, südlich von Florenz, eine der zwölf alten etrurischen Burgen oder Berg- orte von ar Berg und ajition Ort. Hier wurden Mäcenas, Poetrarca, Guido, der Erfinder der Noten und andere bedeutende Männer geboren.

Argau. Der heutige Canton um- fasst bloss den untern Argau, im Gegensatz zum obern der jetzt zu Bern gehört. Der Argau im Gan- zen bildete früher einen Bestand- theil von Kleinburgund. Der Ober- argau erstreckt sich von Arberg bis Zofingen, der untere um- fasst die Gegend von Olten über Arau und Lenzburg bis Bruck und bildet jetzt mit dem Frickthale, den

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Arge Argengau.

beiden Waldstätten Rheinfelden und Laufenburg, der alten Grafschaft Baden oder Obarbaden und den freien Aomtern (Bremgarten Muri) den Canton Argau. Der Name kommt von der Aar, keltisch earg Fluss und ua Gegend, Gau. Zofingen, alt Tobinium, bedeutet kl. Viehpferch mit Wohnung, oder kl. eingehegter Ort, von di, do klein, fang Pferch und ion Ort. Olten, lat. Ultina entweder grosse Burg von ul-din, oder kl. Ort von ailtean. Lenz- burg von glinn Burg, Frickthal von brae Thal.

Arge, Küstenflüässchen in Ost- preussen, welches in das kurische Haff (oder Wasser von abh) mün- det. Arge ist noch die rein kelti- sche Form earg Wasser. In Spa- nien fliesst eine Arga, am Bodensee einArgen, eargan d.h. eine kleine Arge, gleich dem Aragon in Ara- gonien. Bei Werdenberg in Gran- bünden ebenfalls eine Arga, bei Speier ein Argenbach, derglei- chen im Vorarlberg, endlich ein Aergersbach bei Münster am Kocher.

"Argengau, pagus Argunensis, der Landstrich am östlichen Ufer des Bodensees, welcher vom Argen- flüsschen (eargan kl. Wasser) durch- strömt wird. Hauptort war die auf einer Insel im Bodensee gelegene Veste Argen, alt Arguna von gun, gan Veste und ar gross, oder earr Fürst, Herr, oder auch von earg Wasser. Die öffentliche Gerichts- stätte, oder das Mallum publicum (nicht der öffentliche Hammer, son-

Argent Argentenil.

dern der Berg von mael) war bei Leublach am Aschbach (alt As- caha von uisge Wasser); der Ort hiess alt Liubilunacha, d. h. Wall, Einzäunung am kl. Bach-Ort, /ua Bach, bi klein, und /on Ort, Dorf. Der Gau gehörte kirchlich zum Con- stanzer Sprengel, und bildete eine Zeitlang den südlichsten Theil des Gebietes der deutschen Alemannen gegen die romanisirten keltischen Rhätier oder Bergbewohner; es la- gen in demselben noch Tettnang, alt Tetinanc von di klein, tain Was- ser und wang oder fang Pferch; Wangen alt Wangun, kl. Pferch von wangean; Lindau, alt Lin- dowa, See-Au von /inn See und ua Landstrich, es liegt bekanntlich auf einer Insel im Bodensee; Sond- hofen von sonnadh, sunn Veste; Immenstadt von oman Bauern- hof; Isny, alt Ysnie von ois Veste und ni klein,

Argent, lat. argentum Silber, im Franz. auch Geld, Silbergeld, kommt vom kimbrischen ariant, was Silber bedeutet, und entweder eine Demi- nutivform von or Gold ist, oder mit eargan Wasser, wasserhelles Metall zusammenhängt.

Argentan an der Orne in Frank- reich, Wasser-Burg von eargan kl. Wasser und din Burg.

Argenteuil, Ort unterhalb Paris an der Seine, früher mit einer Abtei, wo Hoeloise den Abailard kennen lernte. Der Name kann Wasserburg bedeuten von eargan Wasser und dail Burg, oder auch blos Wasser- ort von earg und indlios.

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Argento Argippäer.

Argento-duprus oder duplus, Wasserbach in Gallien. Dupr, dwfr im Kimbrischen, dur im Gälischen bedeuten Wasser, und eurc, Demi- nutiv eargean dasselbe, also die Uebersetzung oder Erklärung eines keltischen Wortes durch ein ande- res ebenfalls keltisches, was auf die Mischung verschiedener keltischer Stämme, bezw. die Unterjochung der Gälen durch die Kimbern deutet.

Argina, eine der Königinnen im französischen Kartenspiel; der Name bedeutetkeltisch Königin, earg, orc Herr, König, und nae Frau.

Argippäer. Herodot nennt ein Volk dieses Namens unter den Sky- then, in der Richtung vom Don nach Hochasien, also in der Nähe des Kaspischen- und Aralsees; dies be- zeichnet auch der Name von earg Wasser, idh Gegend, oder aibh Stamm, Geschlecht, Völkerschaft, und ae Leute oder ia Land. Argip- päer ist eine der vielen keltischen Formen für Wasseranwohner; andere sind Dänen von fain Wasser, Sor- ben, Serben oder Suirben von suir, Bulgaren von buailg, Anten von ean, Finnen von buinn, woher auch Phöniken, Friesen von /rwdd oder ffrydan, Franken von /uaran, Ubier von abh, obh, ubh, Iberen von bior, Hyrkanier von earg, Nathangen von naoth oder naothan, Schwaben von sua, Ludim von /ua, Armoriker von muir, was alles Meer, Fluss, See, oder kurzweg Wasser bedeutet, immer verbunden mit einer zweiten Sylbe, die Leute bezeichnet. Die

Argippäer waren finnischen .oder-

Argonauten Argonnen. 135

hunnischen Stammes, wie Herodot angibt.

Argonauten. Argo, entweder gleich Arche, oder von earg Was- ser, soll der Name des Schiffes ge- wesen sein; noi bedeutet Schiff, oder nuadh Wasser, und dae Leute, also Schiffsleute auf der Arche, oder wenn man letzteres blos für earg Wasser nimmt, Schiffsleute auf dem Wasser. Die Argonauten schifften unter Jasons (eis- oder uisge-on Wasser-mann) Führung aus Thes-

salion in das Schwarze Meer nach

der Küste von Kolchis, um das dort an einer Eiche aufgehängte goldene Fell oder Vliess des Widders zu holen, auf welchem einst Phrixus und Helle über den Hellespont ge- ritten waren. Der Drache, welcher das Fell bewachte, wurde mit Hülfe der Medea, der Tochter des Königs von Kolchis, eingeschläfert; Jason nahm dieselbe als Frau mit, und verbrannte dann sein Schiff dem Neptun zu Ehren auf dem Isthmus von Korinth, nachdem er auf einem grossen Umwege die Donau aufwärts, und die Bhone abwärts wieder nach Griechenland gelangt war. Argonnen, einnicht unbedeuten- des in mehreren Ketten streichen- des Waldgebirge an der Grenze von Lothringen und der Champagne, westlich von der Maas; geologisch gehört der Wald zur Grünsandstein- formation, während die Champagne der jüngern Kreide-, und die Bar der ältern Jurakalkformation ange- hört. Die Argonnen bildeten früher die Grafschaft Clermont, ein Wort,

Argos.

das im Mittelalter in clarus mons, klarer Berg, übersetzt wurde; nun sind aber die Waldberge der Argon- nen nichts weniger als klar; die Uebersetzung mons gibt dagegen den richtigen Sinn, denn col-ar Hügel-hoch wurde in clar zusam- mengezogen. Die Grafschaft Cler- mont gehörte zum Bisthum Verdun, 1204 bemächtigte sich aber Thibaud (Theobald) Graf von Bar, derselben, und schliesslich wurde sie von Carl IH, Herzoge von Lothringen, an Frankreich abgetreten, nachdem sie das ganze Mittelalter hindurch die Grenze des deutschen Reiches gegen Frankreich gebildet hatte. Clermont heisst en Argonne, im Gegensatz zu Clermont ferrand in der Auvergne. Der Name Argonnen erklärt sich schon durch die von den Alten gegebene Uebersetzung, welche Silva Argoenna oder Saltus Arguenna lautete; ar ist gross, hoch, rauh, und guenn ist das häufig vorkommende gund, gunn, gwinn, gwydd oder coed Wald, also Wald- gebirge wie der Name der Ardennen. Guen könnte übrigens auch von gwaun, Wiese, herkommen, wenn es sich um ein Wiesenland handelte. Bar, bar-rusist Fürstenwald, Forst, von bar Fürst und rus Wald. Argos, Königsburg, vom gäli- schen earg Fürst und ois Veste. Plinius nennt Argos in Thessalien eine pelasgische Stadt und sagt, sie sei von den Königen also benannt. Die Pelasger waren über den Pela- gos oder den belag, buailc (d. h. dasWasser) gekommene Einwanderer

Argostoli Argyle.

aus Aegypten. Die Argiver sind Leute des Königs, von ibh, aibh Stamm, Geschlecht, Völkerschaft, oder überhaupt Leute einer Gegend, eines Ortes. Die Argiver in Argolis waren von &olischem Stamme, und wurden von den Dorern zum Theil vertrieben und zur Auswanderung nach dem nordwestlichen Kleinasien genöthigt; ihr erster Zug geschah unter den Söhnen Agamemnons, 60 Jahre nach der Eroberung Troja’s.

Argostoli, Hauptort der Insel Kephalonia am jon. Meere; earg Wasser, astail, franz. hötel, Wohnort.

Argus, ein mit hundert Augen versehener Dickkopf, den Juno zum Wächter der in eine Kuh verwan- delten Jo (der Guten von eo) be- stellte, der aber von Merkur (dem Schnellläufer) getödtet wurde, wor- auf Juno mit seinen Augen den Pfauenschwanz schmückte. Ar be- deutet gross, und cus, cudh Kopf; dick muss sein Kopf gewesen sein, denn sonst hätten hundert Augen darauf nicht Raum gehabt; dieser Augen wegen führte Argus den grie- chischen Beinamen Panoptes, der Allsehende.

Argyle, Landschaft an der West- küste Schottlands, voll Bergen und tiefeingeschnittenen schmalen Meer- buchten, sowie mit einem langen See in der Mitte der Grafschaft, daher der Name ar-gil Berg-wasser. Der Hauptort ist Inverary, Wasser- leute von inbhir Wasser und aire Leute. Eine bis in die Nähe vor Ir- land sich hinziehende Halbinsel heisst Cant-ire, Feld-land, eine

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Ariadne Ariege.

Insel westlich davon Il-ay, Insel- Hochland, oder Insel-Wasser ; eine andere Jura, Berg- oder Thal-insel von or Berg bezw. ur Thal. Die Herzoge von Argyle sind aus dem Stamme derCampbell, camb Kampf, tapfer, bell wohl gleich dal, bei Fürst, oder gleich bo/k, was das- selbe bedeutet.

Arladne, Tochter des Königs Minos von Creta und der Pasiphae. Sie gab dem Theseus den bekannten Garnknäuel, mit Hülfe dessen er sich wieder aus dem Labyrinthe zu- recht fand, nachdem er den Mino- taurus darin getödtet halte, wel- chem die von Minos besiegten Athener eine Anzahl Jungfraueu als Opfer zu bringen sich hatten ver- pflichten müssen. Arisdne folgte dem Theseus auf seiner Rückfahrt, dieser aber liess sie auf Naxos sitzen, wo sie von Bacchus, der gerade von Indien des Weges vorüber kam, ge- funden und zur Frau genommen wurde. Ariadne war eine Künstlerin, wie der von ihr gefertigte Knäuel ausweist, daher ihr Name von oir (lat. ars) Kunst, oiridh kunstreich und nae Frau. Ihre Mutter, die Pasiphae soll, wie die böse Welt ihr nachsagte, eine absonderliche Neigung zu einem Pferde gehabt haben, daher ebenfalls ihr Name: pas von baidhim (franz. baiser) lie- ben, iph, ipp, eb (griech. hippos) Pferd, und ze Mann oder Frau.

Arlano, Stadt in Neapel nord- östlich von Avellino an einem Berg- passe, Berg-ort von ar-ion.

Arlege, alt Aregis, Fluss im

Ariel Arier,

südlichen Frankreich, der in den Pyrenäen entspringt, und nächst Toulouse in die Garonne mündet. Name von eary Wasser. Der Haupt- ort an der Ariöge ist Foix, alt Fuxum, von och oder/aoch, faich Feld und om Haus, Ort, dar- nach hiess das umliegende Thalland Fuxia, Feldland.

Ariel. Ar, Schlacht (ar-eus, ares, Schlachtenmann), ar-i-el Schlacht-Mann-gross, von ae, Mann und el, al, gross, bezw. Gott; Krie- ger Gottes im alten Testamente, sonst als Löwe Gottes erklärt; in der Kabbala ist Arielein Wassergeist.

Arien, im Franz. Aire, Städtchen im Atrechter Lande an dervlämisch- wallonischen Sprachgrenze bei To- rouenne; letzteres bedeutet Wiesen- land von fir (terra) Land und gwaun, uan Wiese. Gleicher Bedeutung ist wohl die Endung ien in Arien; ar dagegen kommt von ir, was gleich tir Land bedeutet. Arien hätte so- nach mit Teruen, Ternau gleichen Sinn. Au ist die deutsche Form für Wiese. Nordwestlich von Ternau liegt Wauans, einfach Wiese von gwaun; das 8 ist Adjectivform, weil villa oder civitas dabei gedacht wurde. Nordöstlich von Arien liegt Ti-ennes, kleine Wiese, von di klein.

Arier, die angeblichen Stamm- väter der weissen oder indo-kelti- schen Race; aus diesem Grunde hat man denn auch den Namen als „die Ehrwürdigen“ erklärt, gerade als wenn man zu der Zeit, als das Volk entstand, schon gewusst hätte, dass

137

Arier.

es dereinst der Stammvater der grossen kaukasischen Race werden würde. Ar, or bedeutet Berg, und ui oder ae Leute, also Bergbewoh- ner. Wem diese Erklärung zu nüch- tern ist, der mag ar, [Schlacht, 'zu Hülfe nehmen, dann bekommt er Kriegsleute; in diesem Sinne sollen sich die Perser selbst Artaier ge- nannt haben, obwohl urd steil, rauh und :@ Land, näher liegt. Die Per- ser sowohl 'als die Arier bewohnten Gebirgsland, die ersten Elymais, ein Name der ebenfalls Bergland bedeutet von e/ hoch, am Leute und iath Gegend; die letztern dieHoch- thäler des Paropamisus oder Imaus, an der Grenze Persiens und Bac- triens am Ariusflusse, d.h. dem Bergflusse von ar Berg und ais, uis Wasser. Als Kriegsleute würde der Name Arier zwar für dasStammvolk der Indokelten passen, aber bevor ein Volk kriegsgewaltig wird, muss es erst zu einem bedeutenden Volke herangewachsen sein, und dazu ge- hören Jahrhunderte, mittlerweile muss es aber doch schon längst sei- nen Namen erhalten haben. Zudem erzählt die Geschichte nichts von grossen Heerzügen der Arier. Des- halb wird es gerathener sein, bei der einfachen, wenn auch sehr prosai- schen Erklärung „Bergvolk“ zu ver- bleiben. Dazu kommt, dass der Ariusfluss (früher auch Ochus von oiche Wasser und ais Berg) in sei- nem heutigen Namen ebenfalls Berg- fluss bedeutet, nämlich Attreck von aith Berg und reog Wasser; er fliesst durch Kohestan an Herat und

Arier,

Moschhed vorbei in die Südostecke des Kaspischen Meeres. Kohestan ist coiche-tan Bergland, die wei- chere Form für coiche ist koh, kuh. Herat steht gleich caer-aith, Stadt-hoch oder ar-aidhe, Hoch- stadt; Meschhed grosse Stadt, von mat, mas, masch gross oder gut und aidhe Ort. Nördlich vom At- trek versiegt noch ein anderer klei- ner Bergfluss in dieturanische Sand- wüste, der Murghab heisst, von maor Berg, 90 klein und abA Was- ser; er fliesst an Merv-rud oder Mawrutschak vorbei: (mamwr-rath, Berg- oder gross-Burg; mawr- utschak, Berg-ort von aiteach Ort, Stadt), ebenso an Merved, gross Feld, von mamwr gross (denn Berg und gross sind ursprünglich gleiche Begriffe) und faith Feld. Die ganze Gebirgslandschaft zwischen Turan undIranheisst Khorassan, Grenz- bergland, von corr oder ghear, ger Grenze, aith hoch und tan Land. In diesem Grenzgebirge nun, wel- ches von keltischen Namen wim- melt, sucht man die Ursitze der weissen Race. Im Allgemeinen lässt sich hiergegen nichts einwenden, da dieses Germanenland (denn ger- man bedeutet eben wohl Grenzlands- bewohner, wie in Afrika die Gara- manten, oder in Südpersien die Kar- manier) ziemlich in der Mitte zwi- schen Europa, Hochasien, Indien und Nordafrika liegt, von hier aus also die weisse Race nach allen vier Winden sich ausbreiten konnte; ein besonderer Grund, den Ursitz aber gerade in das Thal des Arius zu

_ 18

Arier.

verlegen, ist nicht vorhanden, Zu- dem bedeutet Aria oder Iran im weitern Sinne das ganze persische Flachland oder Medien, von ir Feld- fläche, und ia Land, ir-an Feld- leute, dasselbe wie maidh-aeMeder. Aus dem hier Durchgeführten ergibt sich, dass die Sprache der Arier, insoweit sie Khorassan bewohnten, dieselbe sein musste, wie die aller vorder-asiatisch-keltischon Völker, dass man also wohl dieIndo-Kelten, nicht aber die Deutschen aus Arien ableiten kann. Letztere ka- men wohl von dem mittelasiatischen Hochlande, wo sie als Viehhirten umherzogen, und von den Hinngnus westwärts getrieben, zur Zeit der Völkerwanderung in Europa erschie- nen. Zum Schluss noch Folgendes: Im Zend-avest, der 1300 Jahre vor Christus von dem Perser Zoroaster abgefasst worden sein soll, werden statt Aria die Formen airja und airjana gebraucht; im Keltischen bedeutet air nun aber auch Mann, dasselbe was bei den Skythen oior, bei dem Lateiner vir und bei den Deutschen er, alt ero. Darnach wä- ren die Airjanae schlechthin die Männer, nicht im Gegensatz zu den Weibern, die unter aire immer mit begriffen sind, sondern allenfalls wer diesen Gedanken noch weiter verfolgen will zu den Affen? Es möchte aber schwer sein durchzu- führen, dass zu Zoroasters Zeiten bei den Ariern noch eine Ahnung davon übrig gewesen, dass sie in Urzeiten, vor Tausenden von Jahren sich allmälig aus Affen entwickelt

Arimsspen Aringau. 139

hätten; die Chinesen behaupten dies indess von den Blondhaarigen ganz bestimmt, und erzählen Geschichten von einem Affenkönig (vergl. Usen).

Arimaspen, altes Reitervolk im mittlern Persien um den Zaresumpf. 4 ist der Artikel, reann, rinn be- deutet Feld, Flachland, asp Pferd (gezischte Form für hippos im Grie- chischen, dieauch hik, hiks, Hiksos lautete) und ae Leute. Die Arimas- pen bildeten den Gegensatz zu den Orte-bewohnenden Arachosiern oder Euergeten am earg- oder Hilmend- flusse. Von den räuberischen Ari- maspen wussten die Alten schreck- liche Dinge zu erzählen, sie hätten nur ein Auge, und wären in stetem Kampfe mit den goldhütenden Grei- fen, den Nachbarn der Issedonen und Hyperboräern; mit andern Wor- ten, sie plünderten die umliegenden Völker, namentlich die Issedunen (aitk hoch und dun Berg) in den Gebirgen des östlich an Persien grenzenden Paropamisus, in dessen Gewässern Gold gewaschen wurde. Herodot rechnet sie, wie alle No- maden, unter die Skythen, Wald- völker, gezischte Form für coed Wald. Die Nachfolger der Arimas- pen im persischen Flachlande waren die Parther.

Ariogau, alt Aringho, der Feld- gau in der Thalerweiterung der Leine, westlich von Alefeld. Beide Namen bedeuten Feld. Ahlfeld, alt Ala, stehtgleich a/-ia, grosses Feld, und Aringau: y Artikel und reann Feld (vergl. Bemsfeld). A in Arin- gau könnte auch Berg bedeuten,

Arion.

und bezöge sich dies darauf, dass der Gau von der Leine ab westlich

bis zum Kamm der Ithberge sich

erstreckte, also ein Bergfeldgau war. In diesem Gau lagen an der Leine: Fürstesalt,alt Woresete, Sitz am Wasser von bior Wasser und iosda oder aisde, aidhe Ort; statt bior Wasser könnte man auch /or Fürst annehmen; dabei Immensen, alt Immanhus von oman kleinemBauern- hof. Dann Duingen, alt Duthun- gun, kleine Veste, von di und dain- gean, donjon, Zwinger. Belling- hausen, alt Roggelinghusen, von rugha Bergrücken und lann Schup- pen; dann der Hof Rheoden, alt Rethen von raithan kl. Feld; Fre- den, alt Fredenon von /ridd Wald; Wallensen, alt Walehusen von bal Berg oder bla Ebene, oder bual Wasser, je nach der Lage, oder von baile Ort, Veste. Brüggeheim, die Grenzburg (Brugg == Burg) zwi- schen den Gauen Valedungen, Fle- nithi und dem Aringau. Jenseits der Gaugrenze über dem Ith liegt Huntzen, alt Hunienstein von onn Stein, Fels, und ion Ort.

Arion, Zitherspieler aus Lesbos, 620 vor Chr., der durch seine Kunst- fertigkeit auf dem Wettkampfe in Tarent den Siegespreiserlangte. Auf der Rückfahrt wollten ihn die Schif- fer ermorden, um seine Schätze zu erlangen, er aber griff nochmal nach seiner Zither, bezauberte die Meer- ungeheuer, stürzte sich ins Wasser und wurde von einem Delphin wohl- behalten an das Vorgebirge Tanaros getragen, von wo er wieder nach

Ariovist,

Corinth zuKönig Periander wanderte, der ihn nach Tarent geschickt hatte. Die später anlangenden Schiffer er- hielten ihre wohlverdiente Strafe. Arion könnte der „Musikmann“ be- deuten von & Artikel, rinn Musik und on Mann, müsste aber in die- sem Fall v-rinn-on gelautet haben, deshalb wird oir-on, geschickter Mann, vorzuziehen sein.

Arliovist, Heerführer der Marko- mannen, 72 vor Chr.; er zog aus den thüringischen Gegenden mit einem ansehnlichen Heere üher den Rhein, eroberte die Landschaften bis zur Saone, wurde aber von Cä- sar bei Besangon (Vesontium) ge- schlagen und über den Rhein zurück- gedrängt. Sein Namewird als Hoer- fost, Ehrenfest gedeutet, was aber keinen passenden Sinn gibt; der Name kam von den Galliern an Cä- sar, war also nothwendig eine gal- lische Bezeichnung, und kann darum auch nur aus dem Keltischen erklärt werden. Zudem wissen wir nicht, ob die Markomannen überhaupt et- was anderes ale Kelten vom rechten Rheinufer waren, denn wenn Cäsar sie auch Germanen nennt, 80 bedeu- tet dies im Wesentlichen nichts weiter als was Markomannen, näm- lich Grenzleute,, von yhear Grenze. Von der Sprache dieser Markoman- nen sind keine Denkmale übrig ge- blieben, es lässt sich also auch nicht bestimmen, welchem Volke sie an- gehörten. Ariovist ist zusammenge- zogen aus ar Krieg und fubhaidh Anführer; das / wurde gewöhnlich

nicht ausgesprochen, also ar-iub-

140 Arisheim Arkynien.

aidh, gezischt ar-iubaist, Kriegs- Feldherr.

Arisheim und Arrisried, Weiler in Würtemberg, vom gäl. aras Ort, Wohnort.

Arlus, Endung keltischer Manns- namen, von aire Mann, bezw. Die- ner, Vasall; daher Rado-arius, Gene- arius, Os-arius, Ragen-arius, Land- arius, Andre-arius, Hilde-g-arius, Frode-g-arius, Mada-h-arius. G und bh eind hier eingeschaltet. Dann Hinclearius für Ingalearius, Aclea- rius für Agiliarius, Erle-arius für Ingal-g-arius. Die voranstehenden Namen waren die der Herren des betreffenden Dienstmannes.

Arkadien, Landschaft im mitt- lern Peloponnes, zu deutsch Hoch- land, vom gälischen argad Höhe und ia Land; es war von äolischen aus dem Norden eingewanderten Hir- ten bewohnt, und erhielt sich hier wie westlich daran in Elis die äolische Mundart am reinsten. Mittel- ägypten, oder wenigstens die Hö- hen, welche das hier enge Nilthal einschliessen, hiess ebenfalls Ar- cadia.

Arkona, ein alter Bingwall auf dem gleichnamigen Vorgebirge der Halbinsel Wittow auf Rügen, in welchem 1168 König Waldemar I von Dänemark den Tempel des Wendengottes Swantewit zerstörte. Der Name Arkona bedeutet Berg- burg, ar-gan. Der ziemlich hohe, steile Berg besteht aus Kreide und Lehm.

Arkynlen, altkeltische Bezeich- nung für die ganze Reihe von Wald-

Ariberg.

gebirgen im mittlern Europa, vom Biesengebirge an bis zum Schwarz- wald, oder der Sylva hercynia, ja von den Karpathen bis zu den Ce- vennen. Der Name lautete in Frank- reich Arguenna, heutzutage Argon- nen. Aristoteles sprach zuerst von einem Arkyniaore, Arkynnengebirge, Ptolemäus von einem Orkynion dry- mos (drom langgestreckter Berg- wald); die Römer nahmen, entspre- chend der noch heute bei den Ita- lienern üblichen Gewohnheit, die Laute gezischt auszusprechen, die Form Hoercynia an, woraus dann verdeutscht Schwarzwald wurde; der Schwarzwald ist nicht schwärzer als jedes andere Gebirge, namentlich nicht als die gegenüberliegenden Vogesen (Yos-agos Wald-höhe). Arkynia bedeutet gleich Argonnen, Berg-Wald-land, von ar, or Berg, gund, gwydd Wald und ia Land; im Kimbrischen kommt auch die Form erchynn, erheben, erchyniad Erhebung vor, zusammengesetzt aus arhoch und ceann Bergkopf, Spitze, eine Erklärung, die deshalb weniger passt, weil in alten Zeiten bei die- sen Mittelgebirgen der Begriff „Wald“ den der „Erhebung” überwog, wie aus Yosagos, dann den deutschen Uebersetzungen Schwarzwald und Thüringerwald hervorgeht. Arlberg im Vorarlberg, Ueber- gang aus dem Rheinthal ins Iunthal, vom gäl. rkwyll, vereinfacht rul, Pass, Uebergang, latinisirt Arula. Darnach führt auch der 10,000 Fuss hohe Arlberg seinen Namen. Die Bula im Thßringerwald ist ein

141

Arles Arlesgüter.

langes Thal, durch welches schon in ältester Zeit ein Pass nach dem Werragrunde führte.

Arles, alt Arelate, Stadt an der Rhone im südlichen Frankreich, d. h. am grossen Wasser, von earg- il gross Wasser und aidhe Ort, gleich Anatilii, dem alten Namen der Bewohner des Rhonedeltas (von ean Wasser, il gross und u; Leute). Bei Arles hat die Rhone seit alter Zeit einen grossen Theil des ebenen Landes mit Steinen überschüttet, weshalb die Gegend das Steinfeld heisst, wenn nicht Stein für tain Wasser steht. Weiter gegen das Meer hin wird das Delta des Flusses, die Camargue genannt, sehr sumpfig, so dass Reis gebaut werden kann. Camargue von komar Niederung, woher auch der NameComorn (komar- ion) an der Donau in Ungarn. In Arles residirte der Westgothenkönig Eurich (eo-righ guter König), von 879 an war es die Hauptstadt des Arelatischen Reiches, das einen Theil des deutschen bildete. In Arles wur- den mehrere Kirchenversammlungen abgehalten, so eine, welche die jetzt noch von einem Theile der Prote- stanten fostgehaltene Lehre von der Prädestination, welche damals der Presbyter Lucius aufgestellt hatte, verdammte,

Arlesgüter odar Urlosgüter, in Obersachsen Lassgüter, diejenigen Güter, welche ein im Uebrigen nach Colonatrechte bositzender Bauer noch als freies Eigenthum besass. Ur, or, ore bedeutet keltisch edel, frei, gleich uas, woraus Vasall (uas-

Arlesheim Arlon.

al odel-gross oder uas-ail frei-edel) ontstand; las oderlos, niederdeutsch Lazen ist aus li-dae, lidi Leute, d. h. kl. Leute, entstanden.

Arlesheim, Ort im alten Hoch- stift Basel, dessen Gebiet jetzt grösstentheils zu Bern gehört; nur zwölf Gemeinden desselben wurden durch den Wiener Congress dem Canton Basel zugetheilt, darunter ist Arlesheim die bedeutendste. Der Name Arlesheim oder Arlisheim be- deutet Grosshausen, vom gäl er gross und ios Haus, Ort.

Arlon und Arler Mark, lat. Marca Arlon, letzterer der westliche, jetzt belgische Theil von Luxem- burg, in welchem Arlen oder Arlon der Hauptort ist. Die Arler Mark grenzt gegen Süden an den ebenfalls französischen Ornegau (pagus Odor- nensis) an der Orne, und nordwestlich an das Land von Ypsch (Ivoye pa- gus epusius), ebenfalls französisch, östlich dagegen an den deutschen Sur- und, Miethgau, aus welchem Deutsch-Luxemburg oder das deut- sche Viertel dieser Grafschaft ent- stand. Was die Namen betrifft, so bedeutet Ar-lon Berg-ort, von ar, or Berg und Z!on Wohnstätte, /ann Feldschuppen; alt latinisirt wurde Aralunum oder Orolanum geschrie- ben, deutsch Arlen oder Arlheim. Der Ornegau, von aranBerg, der pagus Odornensis von y-dwran, das kl. Wasser; Ypsch oder Ivoye von aoibh grosser Bauernhof; Surgau von suir Wasser, liegt an der Sur, während der Miethgau oder Wald- gau von muid, muind Wald auf

142 Armagh Armagnac.

der Wasserscheide oder der Sprach- scheide zwischen Deutsch- und Wälschluxemburg sich hinzog.

Armagh, Stadt mitgleichnamiger Grafschaft in der Provinz Ulster im nördlichen Irland. Ar-mogh bedeu- tet grosser Hof, als Landname be- deutet magh Feld. Ulster, alt auch Ultonia, ist das Land am grossen Wasser, nämlich am grossen Neagh-See, oder am Atlantischen Ocean, von u! gross und ster bezw. tain Wasser; im Gegensatz zu den Landschaften am kleinern irischen Meerbusen, welche Munster (mion- ster kl. Wasser oder mi-ean-tir kl. Wasser-land), und Leinster (Fi-ean- ter, ebenfalls kl. Wasser-land) heissen. Letztere Grafschaft führte alt auch den Namen Lagenia von lugh klein, ean Wasser und ia Land, während Munster auch Momonia, von moim Wasser, moim-an kl. Was- ser und ia Land benannt wurde. Der vierte grosse irische Gau heisst Connaught, alt Connakia, von caint, cann, chann, chnan, gwaun hebr. chna (Cansan) Wiesenland, und gwyf, uif, wip Ebene oder iph Gegend, entsprechend dem deut- schen Iffigau am Main.

Armagnac, latinisirt ager Aremo- nieus, das fruchtbare Ackerland am Gers, südlich von der daronne, west- lich von Toulouse. Armagnac ist eine Adjectivform, die sich auf die Bewohner des ara-magh oder ara- mayn d. h. des Pflug-Feldes bezieht, denn magh und mayn bedeutet Feld und ar, ara Pflug, Pflügung, mit dem Pflug bestellbar. Die Landschaft

Armalausier.

zerfiel in Ober- und Nieder-Armag- nac, das erstere näher den Pyrenäen, das andere längs der Garonne. Der Hauptort ist jetzt Auch, alt Ausca, am Gers, Wasserhag von uisge und ka Hag, oder ausci, Leute am Was- ser; der frühere Hauptort der Land- schaft war Lectoure, alt Lac-tora, von loc Ort und fir (terra) Land- schaft, also Landesstadt, gleich T o- losa, du-lios Landes-Veste, jetzt Toulouse. Die Armagnaken bildeten unter Karl VII Banden, die, nach- dem der Krieg mit den Engländern zu Ende gegangen, dem Lande zur Last fielen; deshalb schickte sie Karl gegen die Schweizer, von denen sie aber 1444 bei St. Jacob an der Birs bei Basel geschlagen wurden. 14145 wurden diese Armen-gecken, wie die Deutschen sie nannten, auch aus dem Eisas vertrieben. Armalausier, Volksname in der Tabula peutingeriana, Armalausini und Armalai bei Aethikus und An- dern; ihre Sitze waren Östlich von den Alemannen, etwa im heutigen Schwaben; ihr Name wird von lIsi- dor von Spanien auf ihre Kleidung gedeutet, die, gewöhnlich hinten und vorn offen, geschlossen wurde, wenn sie in Waffen gingen, armi-clausi, eine Erklärung, die schon darum falsch ist, weil ein keltisches Wort nicht aus dem Lateinischen gedeu- tet werden kann. Der Name Ar- mal-ai kommt von ar gross, mael Berg und we Leute, oder bei Arma- laus von eus Leute; darnach waren sie die Bewohner der schwäbischen Alb. Oestlich von ihnen in Baiorn

143 Armancon Armenien.

werden in Römerzeiten die Burier genannt, von buar Rindvieh und wi Leute, worausunser heutiges Baiern, zu deutsch Hirtenvolk, entstand. Bei den Juden heisst der sog. Anti- christ Ermelaos oder Armillaus; hier bezieht sich das hohe Gebirge auf den Kaukasus, auf welchem Gog und Magog hausen.

Arsancon, Nebenfluss der Yonne im mittlern Frankreich, alt Hor- mentio; ar, or, hor, gor Berg, mentio (gleich Mincio in der Lom- bardei, alt Mincius oder Mintius) von muins Wald und ais, uis Was- ser, also Bergwaldwasser; der Ar- mangon entspringt nämlich beim al- ten Alesia im Lande der Mandubier, oder der Waldlandsleute von muind Wald, :dA Gegend und us Leute. An diesem Flusse liegt noch Ton- nerre, alt Ternodorum, von fuaran Ortschaft und dwr Wasser, oder umgekehrt von dwran kl. Wasser und tuar Ortschaft.

Armansberg oder Armansperg, hohe Basaltkuppe in Oberfranken bei Kemnath, mit einer Wallfahrts- kirche, ar hoch, maon Berg. Den- selben Namen führte ein baierisches Grafengeschlecht.

Armenien, Hochland, hohes Ge- birgsland von ar gross, hoch, main Berg und ia Land. Nach der Gene- sis und ihrer eigenen Tradition stammen die Armenier von Haik (aigh Berg), einem Sohne des Tor- gom (Thorgama, Thergama oder To- garma) ab; dieser war ein Sohn des Tiras und Enkel des Gamer oder Gomer. Die mit den Armeniern

Armenien.

stammverwandten Georgier wollen von Thargamos abstammen, einem Sohne des Tarschiss und Enkel des Awanan oder Javan, der ein Sohn des Japhet war. Was die Bedeutung dieser Namen betrifft, so spricht Ezechiel von einem Beth Thogarma, d. h. einem Haus Thogarma, denn Beth bedeutet im Hebräischen das- selbe, was bodh im Keltischen oder bad im Indischen, nämlich Haus, Hütte, Baude, Bude. Beth ist die theilweise Uebersetzung von Tog- ar-ma; toigh, tog bedeutet nämlich im Keltischen Haus, ar gross. (Aus togh-ar, slavisch gezischt, wurde Zschocher bei Leipzig); ma end- lich bedeutet entweder Stätte oder ist versetzt für am, amhain Mann, Fürst. Togarma ist darnach grosses Haus des Mannes. Dasselbe be- deutet Torgom, oder 'Thorgom von torc Fürst und omHaus; bei tharg- am-oss ist noch ein eus, Mann, an- gehängt, bei Tarschisch fehlt die Mittelsylbe om, so dass bloss Für- stenmann übrig bleibt. Tiras kann als /uar-eus Orts-mann, Stadtbe- wohner aufgefasst werden. Awanan oder Javan, gleich ion-an wieder- um Orts-mann; Gomer, Gamer ist dagegen soviel ala Kymber, camb- air, Kampfmann, Krieger, und end- lich Japhet gleich Jupit-er, Vater- hoch von aba Vater und aith hoch; beiJupiter ist noch ein ar, er gross angehängt. Pater, Vater ist aus ab- aith-er zusammengezogen. Willman aus diesen Personennamen die Ur- geschichte der Armenier oder Haiks construiren, so folgte auf den

144 Armenien Armentidres.

Stammvater Japhet, den ältesten Sohn Noah’s, des Schiffmanns, der kriegerische Gomer, dessen Sohn Tiras anfıng Ortschaften zu bauen; Thorgom wurde Fürst dieser Stadt oder Städte, und von ihm stammen die Bewohner derselben, die Arme- nier, Hochgebirgsbewohner, oder Haik-ias, Hochlandsbewohner, ab. Die Armenier sind ein Handelsvolk; schon in ihrer Urgeschichte stellen sie sich als Städtebewohner in einen Gegensat£ zu den Nomaden oder halbnomadischen Viehhirten der um- liegenden Hochthäler, namentlich zu den Kurden, welche heute noch im Freien unter Zelten campiren, wie ihre Vorfahren die Phrygier, weiche, obwohl mit den Armeniern gleicher Abstammung, schon in ältester Zeit als „Barbaren“ den Gegensatz zu denselben bildeten. Zur Zeit der Abführung der Juden aus Palästina siedelten sich deren eine grosse Zahl in den armenischen Städten an, und verstärkten dadurch das Handelselement dieser Urstädte- bewohner. Die Artikel, welche die Armenier zum Weitervertrieb an die Phöniken lieferten, waren vorzugs- weise phrygische Pferde (die sog. Nesäischen Rosse) und Maulesel; in Phrygien, namentlich bei den Ene- tern (Wasserbewohnern) gab es in alter Zeit wilde Esel, von denen un- sere heutigen gezähmten abstammen. Die alten Armenier waren also Ross- kämme, wieheute noch unsere Juden.

Armentieres, alt Armanteria, Stadt in französisch Flandern an der Lys (/u-ais kl. Wasser). Der

Armenweiler Amin. 145

Name bedeutet Leute, die zum Her- renlande, oder dem Landgut eines Herrn oder Fürsten gehörten; von armann Fürst, Hauptmann, Kriegs- oberst, fir (lat. terra) Land und wi oder ae Leute.

Armenweiler in Würtemb., dann Armsdorf, alt Armestorp im Bre- menschen, vom gälischen girm Ort, Stätte.

Armin, Irmin, Armini, latinisirt Arminius, verdeutscht Herrmann, bedeutet buchstäblich Herr-mann von earr Herr und maon Mann, oder auch, wenn man die erste Sylbe für ar Schlacht, Krieg nimmt, Kriegs- mann, Heerführer. Armann bedeutet heute noch im Irischen Fürst, Haupt- mann. Der Name ist durch die Kel- ten an die Römer gekommen, wor- ausaber noch nicht folgt, dass Herr- mann nothwendig ein Kelte war, selbst wenn er auch bei seinen deut- schen Landsleuten diesen keltischen Titel führte, denn die Deutschen nahmen von den ihnen unterworfe- nen gälischen und kymrischen Völ- kern deren Amtsbezeichnungen fast sämmtlich an, wie Graf, Jarl, Mar- schall. Unsere heutigen Titulaturen vom Minister bis zum Pedellen, vom General bis zum Corporal sind eben- falls ausländisch, lateinisch oder französisch ; es gereicht uns dies zwar sehr wenig zur Ehre, ist aber die Folge der uralten deutschen Un- tugend, vor allem Fremden einen tief-unterthänigsten Respect zu ha- ben. Unter Armins Anführung ver- nichteten die Germanen 9 Jahre nach Chr. das römische Heer unter Varus.

Deutsch-kelt. Wörterbuch.

Armin,

Der Kampf dauerte drei Tage, und zog sich von der Weser bei Rehme an aufwärts, längs der Thalgründe, in welchen die Werre fliesst, nach dem Teutoburger Walde, und über denselben bis in die Senner Haide. Die Werre (bior-aha Wasser) ent- springt bei Detmold, fliesst an Salz- uffeln und Herford vorbei, und mün- det bei Rehme in die Weser. Längs dieses Flüsschens gingen schon früher die Heerzüge des Drusus von der Lippe her nach der Weser, oder von Aliso (Else am Einfluss der Alme in die Lippe) über die Senner Haide nach der Dörenschlucht im Osning, und von da am Ufer der Werre ab- wärts. Diesen Weg, aber rückwärts von Behme gegen Aliso, schlug Va- rus Mitte September des angegebe- nen Jahres ein, als er von den Ger- manen angegriffen wurde. Längs der Werre hatten die Römer schon vorher Dämme und Brücken gebaut. Varus befand sich in einem Sommerlager an der Weser, wahr- scheinlich noch unterhalb Minden bei Petershagen, als er die Nach- richt bekam, dass die Chatten gegen ihn aufgestanden seien. Um sie wieder zu unterwerfen, machte er sich gegen Aliso auf den Weg, weil dort Waffen und Mundvorräthe auf- gespeichert waren. Den ersten An- fall durch die Germanen erlitt er zwischen der Weser und den henti- gen Städten Vlotho, Herford und Salzuffeln, wo die Gegend ziemlich gebirgig und theilweise mit Wald und Moor bedeckt ist. Hier gelang es Varus auf einem flachen Berge 10

Armin.

noch ein regelmässiges Nachtlager zu schlagen. Am zweiten Tage ging der Zug die Werre aufwärts gegen Detmold, wo das Thal ebener und weniger bewaldet ist, nachdem im Lager alles entbehrliche Gepäck verbrannt oder im Stiche gelassen war. Die Germanen setzten ihre Angriffe fort, ohne jedoch die Beihen der Römer auflösen zu können; erst bei Detmold, wo deren Heer durch das vier Stunden lange enge, sumpfige und waldige Thal unter- halb derGroteburg (oder Teuteburg) marschiren musste, und Reiterei und Fussvolksich nichtausdehnen konn- ten, wurde der Kampf gefährlich. An der Berlebecke (bior-li oder Beilebecke bial-li kl. Wasser), einem Bache, der an der Groteburg süd- östlich vorbeifliesst, an der heutigen Chaussee von Detmold nach Lipp- springe wurde Nachtlager geschla- gen, unter beständigen Angriffen Seitens der Germanen. Am dritten Tage überstieg der Rest des Heeres den Teutoburger Wald, kam in die “Senne, und wurde hier zwischen den Dörfern Oesterholz, Schlangen und Haustenbeck nördlich von Lipp- springe bis auf Wenige, die nach Else durchkommen konnten, nieder- gemacht. Varus stürzte sich aus Verzweiflung in sein Schwert. Am letzten Tage waren es wohl die Chatten, Marsen und Sigambern, die sich von Süden her den Römern entgegenstellten, während die Che- rusker und Bructerer dem Varus von der Weser her im Rücken folg- ten, anfangs als angebliche Bundes-

46

Armoriker.

genossen, um ihn sorglos zu machen und in einzelnen Zügen aufreiben zu können. (Vergl. Clostermeier’s Buch „Wo Herrmann den Varus schlug“) Die drei Orte Ooster- holz,Schlangen undHausten- beck führen keltische Namen: Oester von uas! Wald und er gross, Holz ist die Uebersetzung; Schlan- gen gezischt für di-l/an kl. Feld- schuppen, und Haustenbeck, Wald- bach von uast Wald, ean Wasser, Beck oder Bach ist die Vebersetzung davon. Die andern hier vorkommen- den Namen vergl. unter Teutoburg, Detmold, Senne u.s.w. Die alte Arminiusburg zwischen Schieder und Pyrmont hat mit Herrmann dem Cherusker nichts zu schaffen, son- dern wurde von dem Grafen Herr- mann von Schwalenberg erbaut, als 1187 die alte Schiederburg baufälliig wurde; er nannte die neue Burg nach sich Herrmanns- burg. Schiederburg bedeutet gross - Wald-burg von coed Wald und er gross.

Armoriker, Bewohner des Lan- des am grossen Meere, ar gross, muir Meer, im nordwestlichen Frank- reich, namentlich in der Bretagne. Die Armoriker, auch Arboriger von Procop genannt, (von ar und bior Wasser) machten sich etwa 420 nach Chr. von der römischen Herr- schaft frei, wurden dann von den Alanen heimgesucht, kämpften wie- der mit den Römern gegen Attila, und unterwarfen sich später der Oberho- heit des Frankenkönigs Chlodwig, während zugleich die Dumnonier aus

Arnau Arnoburg.

England sich in der Bretagne fest- setzten.

Arnau, Stadt in Böhmen auf einer Höhe an der Elbe, böhmisch Hostinne. Beide Formen bedeuten wesentlich dasselbe, Arnau kommt von aranBerg und aiHof, Hostinne von ais Berg und dionn Ort, Veste.

Arnauten, angeblich türkischer Name für Albanesen oder Skipetaren, er ist aber wie diese altkeltisch oder albanesisch, und kommt von aran Berg und aith hoch, während alban von al hoch und bean Berg kommt, Skipetar von keap, kip Bergkopf, Fels, (albanesich skipe oder schkipe) aith hoch und gire Mann.

Arnbrunn, alt Arinabrunno, oder Amebrunno, Bächlein, vom kimbri- schen rhen (Rinne, Binnsal) und a, was Berg bedeutet, oder der Artikel ist.

Arneburg, auch Harnaburg, Hor- naburg vom gäl. aran Berg, Ort in Thüringen. Ein anderes Arneburg liegt an der Elbe im Balsamerlande in der Altmark; dieses wird wohl anders erklärt werden müssen, da es auf keinem Berge liegt; es war die Landesburg gegen die Slaven; ire heisst Land, irean kleines Land. 999 liess Kaiser Otto III die Veste ausbessern, trotzdem wurde sie aber gleich darauf von den rechtselbi- schen Slaven erobert und verbrannt, obwohl MarkgrafLothar ihr zu Hülfe geeilt war. 1005 wurde Arneburg von Kaiser Heinrich II wiederherge- stellt, indess trat von da an Werben als Landesburg an Arneburgs Stelle, 1006 wurde das Schloss als ent-

11

Amheim Arnstein.

behrlich dem Erzstifte Magdeburg verlishen. Bei der Form Arnsburg deutet das eingeschobene s auf aras Burg, oder aran-ois Bergburg, oder dass man dabei an den Mannsnamen Arno, als Gründer dachte. Arens- berg, alt Arnesburg in Westpha- len, ist dasselbe.

Arnheim, holländisch Arnhem, alt auch Arnheimb, Arnim, Arnimb, Stadt in holländisch Geldern’ am Niederrhein, sowie Name eines uker- märkischen Geschlechts, das aus Arnheim stammen soll. Der Name bedeutet dasselbe, was Arneburg, nur steht statt burg die Form heim, keltisch om, eimh, welche Wohn- stätte bedeutet.

Arno, Fluss in Etrurien, vom keltischen rhen, rhean Wasser und dem vorgesetzten Artikel y odef.a.

Arnold, Mannsname, Diener des Arno; old steht statt hold, chold, golt, giol Diener. Arno, Kriegs- mann von ar Kampf, Schlacht und nae Mann.

Arnsbach, alt Arnesbach, Ort in Hessen am gleichnamigen Bach, zusammengezogen aus y rhean, der Bach, also gleich Arendbach; das es oder bloss s in Arnsbach mag der Rest von ais Ort sein. Arnswalde in der Mark Brandenburg ist ein in einem Haidewald angelegter Ort; der Wald hat seinen Namen wohl von einem Arendbach.

Arnstadt, in Thüringen, im Schwarzburgischen, alt Arnstede von aran Berg, und iosda oder aidhe Stätte, Stadt.

Arnstela, Ort in Unterfranken in

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Arolsberg Arpachsad. 148

Baien, mit der Wallfahrtskirche Maria Sondheim; Name von aran Berg; Stein ist entweder die Ueber- setzung von aran, oder gezischt für din Burg.

Arolsberg, ein hoher Bergrücken im Thüringerwald südlich von Er- furt, ar hoch, oil} Fels,

Arolsen, Hauptstadt des Fürsten- thums Waldeckan der Aar, Geburts- ort des Malers Kaulbach und des BildhauersBauch. Name gleich Ort, ailt, an der Aar, (ar-aha Berg- wasser oder bloss earg Wasser).

Aron, hebr. Aaron, Aharon, Bru- der des Moses, und erster Ober- priester der Israeliten, starb auf dem Berge Hor (d. h. Berg) an der Grenze von Idumäa (d. h. Hochwald- land). Sein Name bedeutet kluger, grosser Mann von ai klug, ar gross und or Mann. Aus dem Hebräischen ist der Name nicht zu erklären.

Arona, Stadt am Langensee in der Lombardei, mit einem alten Schlosse; ar hoch oder Berg, onn Fels; dabei anf einer Anhöhe das 66 Fuss hohe eherne Standbild des heiligen Borromäus, der hier 1538 geboren wurde.

Arpachsad, Arfachschad wird in der Genesis der dritte Sohn Sems genannt; man bezieht diesan Namen auf die Chaldäer, deren Name das- selbe bedeutet, denn chal-dae-ia ist das steinige Land im obern Me- sopotamien von gal Stein, Fels, dae Leute und ia Land, während ar- fach -sad hoch-Feld-weg bedeutet von ar hoch, /aich Feldfläche und sed, seud Weg, Strasse. Durch

Arpad Arpent.

Chaldäa ging nämlich die Caravanen- strasse von Damascus nach Ninive und Babylon. Griechisch hiess die Gegend Arrapachitis. Die Juden nannten die Chaldäer Kasdim oder Chesed von cas, gais Berg, sed Weg und am, im Mann, Leute. Arpad, der Nationalheld der Un- garn und Stifter der Dynastie der Arpaden, welche 689 mit ihm be- gann und 1301 mit Andreas er- losch. Arpad war einer der sieben ungarischen Herzoge, die erst in Siebenbürgen gehaust haben sollen, eroberte aber ganz Ungarı, Serbien, Bosnien, Ullyrien und einen Theil von Mähren, zog 899 und 900 nach Italien und Deutschland, wurde aber hier durch die Baiern zurückgewor- fen. Er starb 907; ihm folgte sein Sohn Szoltan (Sultan von dal, teul Familie, Stamm und duin, don Herr), sein Vater hatte Almos (eil- muath frei-edel) geheissen. Der Name Arpad ist eine einfachere Form für Ariovist, von ar Krieg und bhaidh, bodh Anführer, wesentlich dasselbe, was Marbod bedeutet (statt ar Krieg mawr gross). Dass die erste Bevölkerung Ungarns und Siebenbürgens keltisch war, bedarf schon darum keines Beweises, weil dieselbe in den heutigen Rumänen noch vorhanden ist, obwohl diese gleich den Galliern die römische Bauernsprache angenommen haben, eine Art Husarenlatein, wie es auch von den Ungarn gesprochen wurde. Arpent, französisches Feldmass, ungefähr soviel als unser Morgen. Name vom gälischen ar Pflügung

ER

Arpesfeld Arpino.

(lat. arare) und ban Feld, arapennis Pflugland, Ackerland, ein Acker.

Arpesfeld, auch Arbalo, Arpes- wald in Westphalen; zu deutsch Hochwald, Bergwald, von ar, er gross, hoch und pis (franz. bois Holz) Wald; Arbalo von er gross, bal Berg und ua Gegend. Das Ar- posfeld trennt die Störmeter Mark vom Gau Westphalen, westlich von der Alme auf der Wasserscheide zwischen Ruhr und Lippe, und heisst jetzt auch Eringer Feld, das heisst Bergfold, von reann Feld (was aber zur Beschaffenheit nicht recht passt). Diese Gegend hatte also drei, in der Form verschiedene keltische Namen, die wesentlich das- selbe bedeuten; einer von den tau- senden von Belegen, dass alle alten Namen Appellativa waren, dass sie die Lage und Beschaffenheit des zu bezeichnenden Ortes ausdrücken, aber keine Eigennamen sind, die, wenn einmal angenommen, nicht hätten wieder abgeändert werden können. Im Waldeckschen gibt es ein Armsfeld, das aus Arpesfeld entstanden ist, es liegt bei Wil- dungen; die Maalstätte für dieses Waldfeld war auf dem Gyresbühel, Geierbühel, Rabenstein, Richtplatz. (Geyer steht hier dem griechischen kor-ax, Rabe, gleich.)

Arpino, alt Arpinum, Stadt bei Capua in der Terra di Lavoro, Vater- stadt des Marius und Cicero. Ma- rius war bekanntlich ursprünglich ein Ackersmann,, Arpinum bedeutet Ackerlandsort, von ar, ara Pflug, ban Feld und om Ort. Terra di

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Arqua Arsaces.

Lavoro ist die lateinische Ueber- setzung von ara-ban; labor Arbeit, Feldarbeit. In der Gascogne im südlichen Frankreich liegt ebenfalls ein Pays de Labour, oder La- burdan; dan, tan ist die keltische Form für pays, Land.

Arqua oder Arquato, Ort bei Pa- dua, wo 1374 Petrarca starb; earg Wasser und aidhe Ort. .

Arques, lat. Arquae, Ort in der Normandie am Argflüsschen, von earg Wasser und ais Ort, Burg; hier erfocht Heinrich IV einen Sieg über das Heer der Ligue.

Arran, Insel auf der Westküste Schottlands in der Grafschaft Bute mit dem 2700 Fuss hohen Goatfell (Seeberg oder Waldberg von yaodıh See, Meer, bezw. coed Wald und fell, schärfere Form für bal, bei, bil Fels oder Berg). Arran, hoher Berg von ar hoch und rann, rinn, roin Berg. Auf dieser sagenreichen Insel soll Ossian gestorben sein. Bute heisst der Hauptort der Graf- schaft von bodh Hütte.

Arras, feste Stadt in franz. Flan- dern, von arras Burg; die sog. flä- mische Form Atrecht, nicht Ar- trecht, kommt von dem keltischen aitreabh Wohnort (vergl. Atrecht).

Arsa, zwei alteStädte in Spanien, entweder von aras fester Ort, oder von ar hoch, Berg und dae, ta, sa Haus, Ort; oder bloss von art, was ebenfalls einen Wohnort bedeutet.

Arsaces oder Arsakes, Stamm- vater der Arsakiden, eines von den Parthern 256 vor Chr. gestifteten Beiches, das sich auf Kosten der

Arsago Artabazus.

syrischen Seleuciden bis an den Enphrat und Indus ausdehnte, aber 226 nach Chr. unter Artaban IV durch den Perser Artaxerxes, den Stammvater der Sassaniden, wieder zertrümmert wurde. Ar-sak-es be- deutet grosser Kriegsmann, von ar gross, sag, Sahse, Schwert, Säge, Axt, und eis Mann.

Arsago, Ort in der Lombardei, alt Artiaco, Adjectivform für Be- wohner von Arsa, oder Eigenthum eines Arsa.

Arsinoe, Name mehrerer ägypti- scher Fürstinnen aus dem Hause der Ptolemäer: ar hoch, edel, dine artig, angenehm, lieblich und ae Frau; sine oder sinne dagegen be- deutet Busen, darnach wären sie Damen mit grossem Busen gewesen, gleich dem gälischen Weibernamen Blatsinde, Weissbusige; cine be- deutet endlich Geschlecht, darnach Frauen von hohem Geblüt.

Arsisse, Ort in Frankreich, alt Arsicius; Bedeutung entweder gleich Arsago, Artiaco, oder von aras Burg und aidhe, ais Ort.

Arstorf, Ort am Niederrhein, von aras fester Ort, oder von art Ort, Dorf.

Art, lat. ars (Kunst), keltisch oir, davon oiridh tanglich, pas- send, artig, artlich; daher der Name der Ariadne, und der Arachne, der kunstreichen Spinne; oirigh ist ebenso eine Adjectivform wie oiridk.

Arta, feste Burg und Stadt im südlichen Albanien, von ar hoch, fest und dae Ort, oder von art Ort.

Artabazus, Name mehrerer Feld-

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Artaia Artelhofen.

herren in Persien; einer derselben befehligte im Heere des Xerxes die Parther und Chorasmier, und zog sichmit denselben nach der Schlacht bei Platäa glücklich nach Asien zu- rück; ein anderer Artabazus diente dem lezten persischen Könige Darius Codomannus. Der Name Artabazus bedeutet stolzer Feldherr von urda stolz und bAhaidh Feldherr, woher auch Marbod und Ariovist.

Artaia, Hochland, von ard hoch und ia, aia Land. So hies in alten Zeiten das Bergland östlich von Ba- bylon, auswelchem die Perser stam- men. Es war meist mit Nadelholz bewachsen, weshalb die Perser auch Kephener hiessen, von giubh Kiefer und an Mann. Die Perser bildeten eine gesonderte kriegerische Kaste, ein Adelsgeschlecht unter den ihnen schon in Elimais unterworfenen ku- schitischen oder äthiopischen Stäm- men, daher der Name Artaier, wie schon Herodot und Hesychios ge- than haben, als Heroen gedeutet werden kann, von arKrieg und dae Leute, oder von ard hoch, stolz und ae Leute, entsprechend der Form ard-an stolzer Mann; und Artaxerxeos, megas areios, grosser Krieger. Xerxes ist gräcisirt aus cu-earg-eis, tapfer-Fürst-Mann.

Artalbinum, ein Ort der Raura- cher bei Basel, bedeutet soviel als Grenzbergort, vom kimrischen ardel Grenze, penBergkopf und om Haus, Ort; er heisst jetzt Binningen.

Artelhofen, Artelshausen im Mainzischen, von art Ort, Wohnort und ul, il gross.

Artemia Artemiesia,

Artemia, zu deutsch heiliger Fels, vom gälischen ar! Fels, und eimh Heiligtbum, Schutz ; letzteres ist dasselbe Wort wie Nemeter, nei- midh, dem alten Namen von Speier.

Artemis, griechischer Name für das Waldweib oder die Waldgöttin (Walkyre) Diana (die wilde, heftige von dian) ; iaom, tem bedeutet kel- tisch Wald, ar gross und eis, is Mann oder Frau. Die Artemis wurde besonders am Euphrat verehrt, bezw. gefürchtet. Für Artemis kommt im Oriente wie in Italien auch die Form Artimpasavor,vonbhaidh, bhais, bhaisa Führerin (des wilden Heeres, das durch die Wälder braust). Ar- temisia hiessen zwei Königinnen von Carien, die erste war Gemahlin des Mausolus, welcher 350 vor Chr. derselben in Halikarnass ein präch- tiges Grabdenkmal, Mausoleum, setzen liess; eine andere begleitete den Xerxes auf seinem Zuge gegen Griechenland, und zeichnete sich in der Seeschlacht bei Salamis durch Klugheit und Entschlossenheit aus. Maus-ol-us bedeutet ebenfalls Wald-gross-Mann von muind, muis Wald, i/ gross und eus, us Mann, oder aber maus steht für mus ge- fällig. Artemon und Artemas bedeuten als Mannsnamen dasselbe wie Artemis; im drittenJahrhundert nach Chr. vertheidigte ein Artemon den Satz, Christus sei bloss ein Mensch gewesen; er wurde deshalb excommunicirt.

Artemisia, deutsch Beifuss. Diese der Artemis geweihte Pflanze hiess im Gallischen, nach Dioskorides, Po-

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Artern Artus.

nem, d. h. die heilsame. Im Irischen bedeutet heute noch buine die Sa- nicula europaea, eine Doldenpflanze, welche als Mittel zur Heilung (sa- nare) der Wunden früher in hohem Rufe stand; buine heilsam, ist das lat. bonus gut.

Artern in Thüringen an der Un- strut, von aha-ar Wasser gross und tuaran Häuser.

Arthur, hoher Mann, von ard hoch und air Mann.

Artigis, Stadt in Spanien, vom gälischen ar gross und feagh, tigh, teaghas, tiaghais Dach, Haus, Wohnort.

Artienburg, alt Erteneburg am linken Elbufer unterhalb Lauenburg, eigentlich im Bardengau, später aber mit Lauenburg verbunden. Es lag da ein Schloss Heinrichs des Löwen, welches derselbe jedoch selbst zerstörte; es wurde aber von dem askanischen Herzog Bernhard wieder hergestellt und mit Lauen- burg verbunden. Artlenburg be- deutet Grenzburg, vom kymrischen ardal Grenze und ion Ort; Ertene- burg bedeutet Wasserburg von art Burg und tain Wasser. Die Ardal- burg lag nämlich an der Grenze der Barden gegen die Slaven, auf dem rechten Elbufer.

Artus, grosser Fürst von ar gross und thus, duais Fürst, war König der Siluren in Wales; er hauste zu Kaer-lieon am Usk mit seiner schö- nen Gemahlin Ginevra (Ghwen-hwy- war), umgeben von denzwölf Rittern seiner Tafelrunde oder Hoftafel, und hunderten geringerer Mannen und

Arunda Aryas.

schöner Frauen. Ghwen, ghwyn bedeutet schön, weiss, Amy steht für eo gut, oder ai klug und war, wr ist Frau; caer Stadt, Ileon, Ilin Seo; usk gleich uisge Wasser; Si- luren, Burgleute, von dal, dil Burg und air Leute.

Arunda, Aranda oder Aronda, eine Burg in Rhätien, vom gäl. aran Burg, Berg und dee Haus. In Spa- nien lautet dieselbe Stadt Aranda.

Arundel, Stadt in England, dail, Burg am Arun (y-rhean, Fluss).

Arus soviel wie Ares, Mars, Schlachtmann, vom gälischen ar Kampf und eis Mann. Arus wird auf gallischen Münzen als Herkules dargestellt.

Arva, Grafschaft oder Comitat im nördlichen Ungarn in der Slo- wakei, ganz von den Karpathen er- füllt, daher der Name ar-ua, oder ar-ibh Berg-gegend.

Arve, Bach im Chamounythal im obern Faucigny in Savoyen, Name von garw Wasser.

Arwangen, Ort in der Schweiz, zu deutsch Pforchan der Aar; wang, /ang bedeutet jeden eingezäunten Ort, um dasVieh bei Nacht oder im Winter unter Obhut behalten zu können; ar kann hier auch gross bezeichnen.

Aryas, indischer Name für die Berg- oder Kriegsvölker, bezw. Arenstämme, als deren ältester He- ros Indra von der Sage bezeichnet wird; er selbst heisst deshalb auch Arya, seine Mutter Arjuni, sein Va- tor Arjuna. Das gesammte Menschen- geschlecht heisst altindisch Manus

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Arzbach As.

oder Purus; beides bedeutet Män- ner. Die Aryas kämpften nach An- gabe der Veden in Geschlechter ge- ordnet, es waren deren fünf, Kshiti genannt. Aus dem Sanscrit sind diese Namen noch nicht erklärt wor- den, wenigstens nicht so, dass sie einen passenden Sinn gäben; leicht geht es aus dem Altkeltischen. Aryas von ar Berg oder Schlacht, yas oder eis Leute; Arjuni, Berg- frau von gean, eana, iona, Juno, Weib, Ahnenmutter, oder bloss von an Frau oder Mann; dasselbe Ar- juna. Manus ist das deutsche Mann oder das keltische maon mit einer Pluralendung, und Purus kommt von wr, fear, lat. vir Mann, oder der stärkern Form bar, bor, for Fürst. Kshiti, die Geschlechter, fallen mit dem keltischen cine, cineadh und dem altdeutschen cho- notGeschlecht, zusammen, sowie mit den verwandten Begriffen ciod%h oder chis Mädchen, und dem lat. genus, gens. Unsere Jäger gebrauchen noch den Ausdruck Kitt für ein Geschlecht oder eine Familie von Feldhühnern.

Arzbach bei Dachau, desgl. bei Tölz in Baiern, alt Arruzzapah, vom kimbrischen rkidys Bach, und dem vorgesetzten Artikel @ oder y; Arzbeorg dagegen vom gäl. ard, steiler Berg, was gewöhnlich in Hard, Hart, Harz verdeutscht wurde.

As, Aas, oder Oss, arabische Be- .

zeichnung für die blonden und blau- augigen Osseten im Kaukasus an den Quellen des Terek ; die Türken und Georgier nennen sie Osi, die

Asagartien.

Bussen Jassy. Alle diese For- men kommen von aith, ais hoch, Berg, ais-dae, ais-ui, oder os-ui Bergleute. Sich selbst nennen die Osseten Ir und Iron, ihr Land Ironi- stan von ar, or Berg und on Leute, also dasselbe Wort, wie Arier im Imaus, und Aryäer in Indien, aber darum noch nicht dasselbe Volk, obwohl dem grossen indo-keltischen Stamme angehörig, denn die Spra- che der Osseten, wenn auch mit hunnischen Worten vermischt, stimmt mit der Sprache der Perser und Meder überein. Ptolemäus nennt die Osseten Uzoi, ihr Land Ossika. Früher hiessen diese Berg- leute Alanen, von al hoch und an Mann; unter den Untergebenen des Groschans der Mongolen führt Car- pin ausdrücklich „Alains ou Asses“ an. Dasselbe erklärt Jos. Barbaro, der im Mittelalter diese Gegenden besuchte. Rubruquis nennt sie Akas oder Acias, eine Form die von aighe hoch herkommt, und erzählt von ihnen, sie seien Christen und kämpften tagtäglich gegen die Tar- taren. Für ein und dasselbe Berg- volk waren somit die vier Formen aith, ar, alund aigh im Gebrauch, alle bedeuten hoch oder Berg; der Göttername Asen oder Aesir ist da- mit verwandt, aber nicht ganz das- selbe.

Asagartien, das Land um As- gard oder das Asaland, wo Odin ge- haust haben soll, bevor er nach Thyskaland, oder Norddeutschland abzog. Die nordische Sage spricht von drei Odin, oder Männern der

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Asagartien.

Wissenschaft; darnach hätten ver- schiedend Einwanderungen statt ge- funden, und wäre also unter Asgard auch nicht nothwendig immer der- selbe Ort zu verstehen. Strabo spricht von einem Aspurgion, oder von Aspurgianoi auf der Nord- ostseite des schwarzen Meeres, Pli- nius von den Uscardei am Mäo- tischen See, und Ptolemäus nennt Asaioi im asiatischen Scythen- lande. Aspurg bedeutet nun hoher Berg, bezw. Burg, aith hoch und bwr Berg oder Burg, aber auch Wasserburg von ais, uisgy Wasser. Asgard ist dasselbe von caer, gard, eingezäunter, befostigter Ort. Uscardei sind die Leute, dee, von as-caer, oder uis-caer, und die Asaier sind die as-ui Wasser- oder Bergleute bezw. Asier, Asiaten. Man kann sämmtliche Namen auf die blonden, blanuaugigen Osseten oder Alanen beziehen, welche heute noch im mittlern Kaukasus haussen, als Alanen aber einst sich bis zum Asowschen Meere erstreckten. Die Osseten wollen auch wirklich vom Don oder Tanais an den Kaukasus gezogen sein. Diodor lässt sie ur- sprünglich aus Medien stammen. In der Edda wird Asgard bestimmt auf die Ostseite des Tanais verlegt, nur frägt sich hierbei, ob unter lain, Wasser, nothwendig der heut- zutage Don genannte Fluss zu ver- stehen sei, denn der Name der Do- nau kommt auch von tain, Wasser, und ebenso kann jedes andere Ge- wässer damit bezeichnet worden sein. In der persischen Keil-

Asagartien.

inschrift von Befistun heisst es: beim Regierungsantritt Darius I habe Chitratakhma, ein Asagartier, gelogen, indem er behauptete, er sei König von Asagartyia aus dem Stamme der Uwakhshatara (nach Benfey’s Uebersetzung). Eine an- dere Inschrift zu Persepolis führt Asagartien unter den persischen Ostprovinzen auf, nach ihm noch „Parthien, Drangiana, Arien, Bactrien, Sogdiana, Chorasmien, Sattagydien, Arachosien, Sindien, Gandaria, Sakien und Makien.“ Als dem Darius unterworfene Westlän- der werden genannt „Susiana, Me- dien, Babylon, Arabien, Assyrien, Aegypten, Armenien, Kappadokien, Sparta, Jonien, sowohl auf dem Festlande als dem Meere.“ Da Me- dien ausdrücklich als persische Westprovinz aufgeführt ist, so kann Asagartien unmöglich in Medien, wie man schon gethan hat, gesucht werden; und da die unter den Ost- provinzen genannten Landschaften ziemlich sicher festgestellt werden können, indem sie sich in einer geographischen Beihenfolge von Parthion an der Südostecke des kaspischen Meeres längs des Imaus in einem Kreisse Östlich um die per- sische Wüste bis nach Indien erstrecken, so kann Asagartien, das an der Spitze der Reihe, vor den Parthern, steht, nur in deren Nähe, westlich oder nördlich von ihnen gesucht werden; entweder in der heutigen Provinz Aserbeidschan, die in ihrem Norden an den Kau- kasuas grenzt, oder in Turan am

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Asagartien.

Aralsee. In ersterem Falle kommen wir wieder in die Nähe der ınedi- schen ÖOsseten, im andern in die Länder der Skythen, oder Saken, wie die Perser sie nannten. Nun sind zwar Saken in der Inschrift hinter Gandaria (Kandahar) beson- ders aufgeführt, vor Makien (Feld- land, Flachland von magh; wohl gleich Mekran, mogh gross und reann Feld, wie das Land auch genannt wird); aber diese Saken oder Waldvölker wohnten in Afgha- nistan bezw. Beludchistan, während die nördlichen Saken unter dem Namen Sattagydien zu verstehen sind. Sattagyden ist derselbe Name wie Massageten; saf bedeutet böse, wild, mas gross, gefährlich, also die wilden, grossen Skythen, bezw. Saken oder Gothen. Skythae ist nur die gezischte Form für Go- thae, coed-dae Waldleute, während Sak von sceagh, skag, schag her- kommt, was ebenfalls Wald be- deutet, und z. B. im Scagerag im nordjütischen Wendsyssel noch vor- kommt, wo es Waldspitze bedeutet. Da die Massageten bezw. Sattage- then ausdrücklich in der Inschrift aufgeführt sind, so kann Asagartien nicht unter ihnen gesucht werden. Deutet man a-sag-art-ia als „das- Wald-hoch- Land“, so erhält man einen andern Sinn, als Asa-gard- ia Asen- stadt- land. Dass in den Zeiten, wovon hier die Rede ist, eine 80 gewaltige Stadt in den per- sischen Nordprovinzen existirt habe, um eine grosse Provinz darnach zu benennen, die im Stande gewesen,

u |.

Asaheimr.

sich gegen den mächtigen Perser- könig zu empören, ist schon darum zu bezweifeln, weil sie sonst nir- gends genannt wird, während ein Waldgebirgsvolk gar wohl wieder zu den Waffen gegriffen haben mag, um seine alte Unabhängigkeit zu erkämpfen. Hohe Waldgebirge gibt es aber nicht im Turan, oder den Ländern um den Aralsee, wir kom- men also immer wieder auf den Kaukasus, und wenn Asagartien wirklich die Heimath der nordischen Asen, oder des Odinschen Stammes war, so müssen wir bei den schon von den meisten Geschichtsforschern angenommenen Sitzen derselben im alten Lande der Alanen, oder bei den heutigen Osseten verbleiben, die übrigens keine eigentlichen

Deutschen sondern eher Meder,

bezw. keltische Kymbern oder Kym- merier sind. Chitratakhma, der Asagartier, war aus dem Stamme der Uwakhschat-ara, d. h. aigh- coed-aire, hoch - Wald-Leute, und Chit-ra-takh-ma kann als Wald- berg- gut- Mann gedeutet werden; coed-ar- dagh- amha. Endlich kann As-gart-ia auch ganz wohl als aith- keirt-ia hoch- Wald-Land erklärt werden, denn keirt, kert oder auch Xerk bedeutet Wald, Eichwald, Kork, Quercus lat. Wir haben heute noch im Kaukasus die einst Kerketier genannten Tscher- kessen, wie ehemals im Riesen- gebirg die Korkontier.

Asaheimr, oder Asgard, bei den Nordvölkern*die Heimath, oder der Wohnort (Garten, Veste) der Asen,

15

Asaheimr.

oder Götter, darum auch Godaheimr genannt, d. h. Heimath der Götter bezw. der Heiligen von cadn heilig. Asaheimr hiess auch Vanaheimr, oder beide waren Abtheilungen von Godaheim. Vanen bedeutet das- selbe was Asen von an, on Mann, Asen von eis, as, os Mann; bezw. Gott; oder schliesslich Stein, onn Fels, aith, ais hoch, als Ueber- bleibsel aus dem Steinkultus der Urmenschen. Der Aufenthalt der Menschen oder Männer nach dem Tode hiess Mannaheimr, der der Riesen Jotunheimr (aifk-an hoch-Mann), der der Elfen Alf- heimr; dazu kamen noch die bei- den Orte ausserhalb des eigent- lichen Geisterreiches, Muspel- heimr am Südpol und Niflheimr am Nordpol, beide im Utgard, Aussengard. Niflheim entweder Nebelland oder von noib, naef, heilig, Himmel, Sitz der Hela, welche die nicht auf dem Schlacht- felde Gefallenen aufnimmt. Mus- pelheim scheint mit molc Feuer zusammenzuhängen; denn am Süd- pol hauste Surtr, der Gott des Feuers. Sur kehrt wieder entweder in Sahara, dem dürren, heissen Lande des Südens, oder in Sor, syrisch gleich Sonne. Die Gestirne waren Funken aus Muspelheim. (Mus, muds bedeutet übrigens auch Wald und Dei Fels, Stein). Mitten unter diesen Geisterreichen dach- ten sich die Nordvölker die Welt der lebenden Menschen, die Erde, nordisch Midh-gardhr, altdeutsch Mittilgart, Mittigart, alteächsisch

Asang Asc.

Middigard, angelsächsisch Middan- geard und gothisch Midjungards.

Asang, Berg bei Schwabbach, und Ohnsang, Berg bei Schnau- heim, in Würtemberg vom gäl. aisean, asan Dem. von ais, as, Berg.

Asberg, oder Hohenasberg, Hohenaschberg, hochgelegene Berg- veste bei Ludwigsburg oder Mark- gröningen in Würtemberg, jetzt Staatsgefängniss; dann ein Asberg bei Waldangelloch im Kraichgau, ein gleicher bei Michelfeld in der- selben Gegend, dann ein Aspergle, Dorf auf einem Hügel in Würtem- berg, alles von aith, ais Berg. Des- gleichen der Isthabergin Nieder- hessen bei Wolfhagen, eine isolirte Basaltkuppe. Der Ooesterborg bei Tübingen hat noch ein der klein angehängt; er bedeutet nicht Ost- berg, denn neben ihm liegt kein Woestberg; wohl aber kann die Form oester auch von uast Wald und er gross herkommen, gleich Heisterberg oder Heisterwald, Bu- chenwald; aus uast-er wurde im franz. hestre oder höätre, Buche, ursprünglich „grosser Baum“ wie die Eiche von aighe hoch.

Asc, Esc, Isk, Osk, Usk. Bach- namen in England, Schottland und Irland vom gälischen visge Was- ser. In Italien ist dafür die Form asca gebräuchlich. Askiburg ist Wasserburg; so lautete der älteste Name von Xanthen am Nieder- rhein, das nach der fränkischen Stammsage von Flüchtlingen aus Troja, die durch Makedonien bis

16 Ase.

an den Rhein ‚gelangten, erbaut worden sei. Diese Angabe schliesst keine Unmöglichkeit ein, wenn man diese Trojaner nicht für deutsche, bezw. die ersten Franken für das nimmt, was sie ihrem Namen nach bedeuten, nämlich für /uaranki, Wasseranwohner, Niederrheiner (von fuar Wasser und an Leute). In Bayern lag ein Askituna, von ask und dun Stadt. Eschborn bei Frankfurt a. M. hiess Asga- brunnum, hier ist das deutsche Brunn die Uebersetzung von asga. Anders verhält es sich dagegen mit dem Askiburgion oros des Ptolemäus, denn dieses bezeichnet keine Wasserburg sondern ein Wald-

gebirge, das Biesengebirge nämlich.

Hier bedeutet ask die Esche, einen Eschenwald oder Wald überhaupt, und burg, bwr, bar ist Berg, eine Form, die allerdings mit Burg der- selben Wurzel und ursprünglich gleicher Bedeutung ist. Nach Strabo hiess auch der Kaukasus Askiburg, und der Altai heisst heute noch bei den Türken Aska- dag. Im Altpersischen oder der Zendsprache bedeutet nun aber asja oder aschja heilig, darnach wäre Askiburg soviel als Heiligen-

"berg, Göttersitz, wie der Olymp der

Griechen. Teutoburg, heutzutage die Groteburg oder Felsenburg (von cruadh Fels) hat einen ähnlichen Sinn von Zuath Fürst. Auch der Brocken bedeutet Feenberg, wes- halb er von den Christen in den Hexenberg umgewandelt wurde. Agsfeld, Acsfeld, Hagsfeld end-

u gen Fe EEE

Asch Aschaffenburg.

lich hat wieder eine andere Bedeu- tung, denn achadd ist einer der vielen Namen für Feld.

Asch, Bach-, Orts- und Berg- name; als Bachname kommt er vom kimbrischen aches, oder vom gälischen uisg, Wasser. Ein kleiner See auf dem Habichts- walde bei Kassel führt ebenfalls diesen keltischen Namen. Asch- berge oder Asberge gibt es bei Oelbrunn und bei Gründelhardt in Würteinberg; hier kommt Asch von oith, ais hoch, Aschabrunn, aber wieder von uisge, denn Brunn ist die Uebersetzung davon. Der Aschenbach bei Marbärdt in Würtemberg kommt von uisgean, kleines Wasser. Der Ort Asch im Vogtlande an der Elster im nordwestl. Böhmen hiess alt asc-ha Wasserhag, Viehpforch an der Elsterquelle, von visg und ka,cha, Haha, Hag. Asbach ist soviel als Aschbach, kann übrigens auch von ad Wasser abgeleitet werden. Aschfeld endlich kommt von achadh Feld.

Aschaffenburg, Schloss und Stadt am Einfluss der Aschaf in den Main am Spessart; das Schloss war in Römerzeiten ein Castel; der Ort gehörte dann zum Obermain- gau im Herzogthum Rheinfranken, und kam im Mittelalter an das Erz- stift Mainz, jetzt ist er bairisch. Der alte Name war Ascafa - burg, die Aschaf hiess ascapha, asc-abha Eschen- oder Wald- wasser. Der

Spessart, aus welchem die Aschaf

kommt, ist ein Waldgebirge, pis-

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Aschanes Aschersleben.

ard, mit gezischter Aussprache spis-ard, er war ein Forest, Forst, oder /or-rus Königs-wald, Beichs- forst.

Aschanes oder Aschan hiess

nach der Sage der erste König der Sachsan; derselbe soll sammt sei- nem Volke im Harz aus einem Fel- sen (art bedeutet Fels) im grünen Wald beieinem Springbrunnen her- aus gewachsen sein; wisgean kl. Wasser bedeutet aber Springbrunnen und eis ist Mann. Es ist dies eine Anschauung, die mit der Meinung

zusammenhing, dass in jedem Baume

eine Seele oder ein Elfe wohne. Nach einer andern mehr geschicht- lichen Sage kamen die Sachsen aus Bactrien, wo ihre Vorfahren, die

Scythen, von jeher von den Per- sern Saken genannt, in den Hee- ren der Nachfolger Alexanders ge- dient, dabei das Kriegshandwerk erlernt, und schliesslich der ewigen Unruhen wegen, ausgewandert waren.

Aschendorf, als Asikin-dorf - oder -thorpe an der Ems im Mün- sterlande von uisgeun kl. Wasser ; es liegt im Oberledinger Land, das früher auch Laingau genannt wurde; erster Name von der Leda, Jua-di Wasser-klein, der Leingau von /u- ean kl. Wasser.

Aschersieben oder Ascharia auf der Ostseite des Unterharzes, einst zwischen zwei Seen oder uis- gean gelegen, daher es früher Hauptort von Ascanien war. Ascher- bedeutet übrigens dasselbe von uisge-er Wasser-gross, und leben

Asciano Asdinger.

ist die unendlich oft vorkommende Endung für Orte, die in einer Ecke an einem Wasser erbaut wurden, um leichter vertheidigt werden zu können; Zle- Stätte, abh Wasser; daraus wurde /iub, loib, im Demi- nutiv Ziuben, loiban, leben.

Asciano, Badeort bei Pisa in Etrurien von uisgean kl. Wasser, also dasselbe was Aachen von oichean, oder Baden von baitean; alle Badeorte und sonstigen heil- samen Quellen hiessen bei den Kelten Wässerchen.

Ascoli, alt Ascolum, Ort in der Mark Ancona, auf einem steilen Hügel (ailh, ais hoch und col Hügel). Der Ort hiess auch Pice- num bi-kean-om kl. Bergkopf-Haus.

Asco-männer, Ascomanen, einst in Niedersachsen üblicher Name für Wikinger, von uisge Wasser. Diese Ascomänner machten 994 einen Ein- fall in den Bosogau bei Stade, und schnitten dem jungen Grafen des Gaues, Siegfried, Nase, Ohren und Hände ab. Der Name Wiking kommt von gwysg, gwyg Wasser und on Mann oder von uiging Flotte. In der Lex Salica steht ascus vel navis; usk-aidhe oder ask-ais ist Wasserhaus, gleich Arche von earg-ka ebenfalls Wasserhaus.

Asdinger, oder Astinger, Wald- volk von uast Wald und on, ing Leute, Unterabtheilung der Gothen, (coed-dae Waldleute), namentlich der Westgothen und Vandalen, (gwind-al Wald-gross), wo das Kö- nigsgeschlecht vom Stamme der Asdinger war. Als Volk kommen

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Asdod Asen.

sie neben den Gothen in den Krie- gen gegen Marcus Antoninus an der dakischen Grenze vor, später noch einmal mit den Thaifalen als Hülfsvölker des Königs Ostrogotha ebenfalls gegen die Römer. Bei dem ersten Kampfe geriethen sie in Streit mit den Lakringern (loc fester Ort, reannFeld) und wurden durch diese gezwungen, in Dakien bei den Römern um Aufnahme zu bitten.

Asdod, Stadt im alten Philister- lande, Hochstadt von iosd oder asty Stadt und aith hoch. Sie soll durch einen von don Assyrern aus der Gegend des persischen Meeres vertriebenen Flüchtling gegründet worden sein. Asdod war bei den Hebräern eine Stadt der Enakim, d. h. der Riesen oder Goliathe, ar Mann, aighe hoch. Goliath gal stark, aith hoch. Hier wurde der Fischgott Dagh-on (Fisch-mann) verehrt.

Asen, nordisch As, Mehrzahl Asir,angelsächsisch Os und Es, go- thisch Ansen, Anseis oder Ansi, be- deutet schon im Altkeltischen Götter. Zu dem schon unter Ae- sar Angeführten hier noch Folgen- des: Bei den Tyrrhenern hiessen die Götter Aesi, oder Aesoi, auch Aesar, wasauf Wasser-mann deutet, ais-air, oder ais-ui. Der gothische Ausdruck Ansen, bei den Abasen auf dem Kaukasus Anscha (Gott) enthält desgleichen die Form ear Wasser. Die finnisch-sibirischen Völker, als die Ostjäken, nennen ihre Götter Ejs, Ess, Esch, Oess oder Osch., Die Kelten hatten

Asen.

ausser dem allgemeinen Namen Adesar, Götter, (Wassermänner ) noch einen besondern Gott Hesus, oder Esus, welcher der Wortform nach dem christlichen Jesus völlig gleich steht. Das Hebräische bietet bekanntlich für Jesus keine pas- sende Deutung; ais-eus ist Wasser- mann. Bei den Indern stammten alle Götter wie Menschen aus dem Wasser; bei den Germanen kamen die Neugebornen als Elfen aus den Wolken, dem Himmelsgewässer, und kehrten nach dem Tode wieder dahin zurück, um als Wodans wil- des Heer im Sturm durch die Lüfte zu brausen. Bei den Persern war die einfache Form as für Gott im Gebrauche, Mehrzahl asr Götter, Genien. Hier scheint blos eis, is,

os, us Mann zu Grunde zu liegen,

wie denn alle Formen, die Mann be- deuten, schliesslich auch auf die Götter übergetragen wurden, so namentlich Manus bei den Indern, Kelten und Altdeutschen, ebenso Oman, amhan, haoma, hom bei Kelten, Persern und Indern gleich homo bei den Römern. Die Slaven wollen das Wort Asen von jasne (gothisch hais) glänzend ableiten; diese Erklärung entspräche den Lichtelfen, und dem keltischen aith heiss, woraus dann aber wieder bei den Indern ein Is-an, Feuer- mann und bei den Parsen die Is-ed, bösen Dämonen, Teufel, Teufel- anbeter, Yoziden wurden. In der nordischen Mythologie rechnet man zwölf Hauptgötter unter die Asen, nämlich: Odin, Thor, Balder, Niord,

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Aserb eid) an,

Freyr, Tyr, Bragi, Heimdal, Widar, Wali, Uller und Forseti; von Asin- nen die Frigga, Freya, Iduna, Eisa und Saga. Es sind dies übrigens meist nur verschiedene Formen für ein und dieselbe Gottheit, oder für deren verschiedene Eigenschaften, wie die Bedeutung der sämmtlich ausdem Keltischen stammenden, aus dem Deutschen unerklärbaren Namen ergibt. (Vergl. die einzelnen Namen unter ihren Abschnitten.) Als Volksstamm war Asen der Name von Odins Gefolge, mit Hülfe dessen er, wie die nordische Sage lautet, Thyskaland, Norddeutsch- land oder Saxland, bis zum Rheine, dann Jütland und die dänischen Inseln und endlich auch Schweden eroberte. Statt Asen gebraucht hier die Edda auch die Form Asia - männer, Männer aus Asien, und damit gibt sie wieder eine ganz andere Deutung des Namens. Vergl. Asien und Stammsagen. Aserbeidjan, das Gebirgsland um den grossen Urmiasee in Per- sien, aser, uis-er Wasser-gross, biod, oder biodein Bergspitze. Der Fluss, welcher in den Urmiasee mündet, und an welchem Tebris liegt, heisst Adji, von ad Wasser. Urmia kommt von der Stadt glei- chen Namens und diese von airm Wohnort. Das Land liegt durch- schnittlich 2500 Fuss über dem Meere, der Jidda Berg (aith hoch, Isthaberg in Hessen) ist aber 15000 Fuss hoch, und stets mit Schnee bedeckt, ebenso die Savellanberge (tob Bergkopf, oill Fels). Die orien-

Asgaren Asien.

talischen Geographen deuten Aser- beidschan als Feuerland, weshalb, ist unerfindlich, denn Vulkane gibt os daselbst keine, und die Sonne scheint nicht länger, als in jeder andern Gegend gleicher Breite. Feueranbeter waren einmal hier, wie in ganz Persien, dermalen ist das Land aber von mohamedani- schen Kurden bewohnt.

Asgaren, Speermänner von ask Esche und air Mann; also hiess die vonDjemchid im ältesten Moder- reiche gebildete Kriegerkaste. (Ver- gleiche Anukhechen undPichdadier.)

Asheim, alter Ort in Unter- östreich von aidhe Ort oder ais, ois, as Berg und fester Ort dar- auf.

Ashley de la Zouch, Stadt in der engl. Grafschaft Leicester, am Zouchflüsschen, das heisst am di- oiche, kl. Wasser, deutsch Zauche. Ash steht gleich uisge Wasser und ley für Z/e Stätte.

Asiago, Hauptort der deutsch- redenden sette Communi oder sieben Gemeinden im venetianischen Ge- birgslande nordöstlich von Verona. Name von aith, ais, as hoch oder Berg, ui Leute und acha Wall, Veste, also Ringwall der Bergbe- wohner.

Asien. Unter Asien verstanden die Alten zunächst blos die Land- schaften Kleinasiens in dessen Nordwestecke, die Asia idia, näm- lich die Umgegend von Troja bis zum See von Nicäa, der Ascania hiess (uisyean kl. Wasser). In diesem Sinne kann As-ia Wasser-

160

Askalon Askania.

land von ais Wasser, ebensowohl aber auch Bergland von aith Berg bedeuten ; in letzterm Falle wäre an den mysischen Olymp zu den- ken, auf welchem Homers Götter (oder die Asen) während der Be- lagerung von Troja ihren Sitz auf- geschlagen hatten. Endlich kann man Asien für Ostland, Orient erklä- ren von aus (ausora, aurora Mor- genröthe) im Gegensatz zu Europa, dem Westland (ijar-ibh Westgegend) oder dem Abendland.

Askalon, Hafenstadt in Palä- stina am Mittelmeere, hebräisch Aschkelon, keltisch uisge-lon, zu deutsch Wasser-ort. Das Flüsschen, welches bei Askalon in das Meer läuft, heisst askalan, von sgil, De- minutiv sgilan, isgilan kl. Wasser. Askelon war eine der fünf Fürsten- städte der Philistäer, oder Seeleute, einst Hauptsitz des Cultus der Der- geto, des Fischgottes Dagon (daon Fisch) Gemahlin, (force bedeutet Fürst, desgl. auch Schwein, forc- due Fürstenfrau, oder Schweine- weib). Askalon ist jetzt unbewohnt; es wächst dort blos noch die Schalottenzwiebel, ceba ascalonita, franz. Echalotte, im Deutschen kurzweg Schlotte, womit man in- dess auch jeden Lauch bezeichnet.

Askania kommt von wisgean kleines Wasser, und i@ Gegend, Land; es ist damit die sumpfige Strecke gemeint, welche sich im Nordschwabengau von Schierstedt über Aschersleben nach Guters- leben zieht und noch vor 100 Jah- ren zwei Seen bildete, in deren

U

Askanius.

Mitte Aschersleben lag; der Ort Askania lag etwas südlich von Aschersleben gegen Westdorf. Die beiden Seen verbanden die Wipra und die Selke, wovon die erste in die Saale, die andere in die Bode mündet. Nach dem Orte Askania nannten sich die ersten Fürsten von Anhalt. Auch Askaria lau- tete der Name von visge-ar Wasser gross, daraus wurde mit /iub Stätte, Aschersleben. (Das weitere unter Askenas,)

Askanlus, der Sohn des Aeneas, welcher mit seinem Vater von Troja flüchtete und angeblich Alba longa in Mittelitalien, südöstlich von Rom 1150 vor Chr. erbaute. Alba longa soll die älteste Stadt Latiums sein, sie stand auf einem Felsenrande, und wurde von den Römern unter Tullus Hostilius zerstört, auf ihren Trümmern entstand später Albano. Aus der letztern Form ergibt sich die Bedeutung des Namens, al ist gross, hoch, und bean Berg; long ist nicht lang sondern Jon Ort, Stadt, also Ort auf hohem Berg. Die Römer änderten alban in alba, die weisse, um, und /on in longa, die lange. In derselben Weise entstanden noch andere Orte, die bei den Römern Alba hiessen, als Alba Pompeja im Piemontesi- schen am Tanaro. Bei Alba longa liegt dermons Albanus,und der Albanersee, der keltisch mit uisgean kleines Wasser bezeichnet wurde, und woraus die Sage, dass der Ort von Askan, dem Wasser- mann (uisge-an) gegründet wor-

Deutsch-kelt. Wörterbuch,

161

Askenas,

den, entstanden sein mag, denn Askan hiess ursprünglich Euryleon. Auch Aeneas bedeutet Wasser- klug-mann (ean-ai-as), weil er als geschickter Seemann über das Meer nach Mittelitalien kam. Die älte- sten Bewohner der Gegend wohnten wohl erst am See, und zogen dann der grössern Sicherheit wegen auf den benachbarten Feisenberg. Askenas. In der Völkertafel der Genesis hat Gomer, der Nord- mann (von gheam Winter) drei Söhne, Askenas, Riphat und Togar- ma. Unter den letztern sind un- bedenklich die Armenier und Geor- gier zu verstehen, unter Riphat die Bewohner hoher Bergrippen, (hrib, chrib, grob Fels, Felsengebirg, oder Berg überhaupt) also ent- weder Kaukasier oder Karpathen- bewohner ; eher letztere, denn die Karpathen hiessen bei den Grie- chen Ripäen, und Karpat ist aus hrib- aith Berg- hoch entstanden. Unter den Askenas dagegen sucht man die Deutschen, aber wohl mit Unrecht, denn dieses Volk trat erst lange nach der Abfassung der Ge- nesis in die Geschichte ein, wenn es auch vor seinem Erscheinen im heutigen Deutschland irgendwo vor- handen gewesen sein muss. Wo aber, darüber mag man einige Jahr- hunderte vor Christus in Judäa schwerlich eine Ahnung gehabt haben. Unter den Askenas der Ge- nesis versteht man wohl am sicher- sten die alten Alanen, bezw. heuti- gen Osseten, welche vor der Völker- wanderung bis an das Asowsche 11

Asklepios.

Meer und den Tanais reichten, also Wasserleute waren, denn dies be- deutet Askenas, uwisgean-eus. Uis- gean ist nun Deminutivform und bezieht sich auf das Asovsche Meer, im Gegensatz zum grössern schwar- zen, oder dem Pontus Euxinus, dem tiefen Sumpf. Josephus nennt die Askenas auch Regines, oder Rhe- gines; dies bezöge sich auf den Kaukasus, denn rugha bedeutet Ge- birg. Wenn man weiter gehen will, so kann man die Askenas auch an der Ostsee suchen, und die Rhegi- nes auf Rügen, doch läge dies für die Kentniss der alten Juden viel zu entfernt. Bemerkenswerth ist, dass die Juden des Mittelalters (Benjamin von Tudela) die Bewoh- ner der niederrheinischen Lande Askenas, d.h. Wasserleute nannten, oder auch Farkonim; letzteres gleich Franken von /uar Wasser, bezw. /airge Meer (Verge, Schiff- mann im Nibelungenlied). Ein drittes Askanien lag am See Asca- nia in Kleinasien, bei Nicäa; aus diesem Askanien, oder Seelande kamen den Trojanern Phrygier und Mysier zu Hülfe, d. h. Berg- und Waldleute, die um den See wohn- ten. Die Inseln vor Troja im Aegäi- schen Meere hiessen ebenfalls As- kania, Wasserland. Ein viertes oder fünftes Askanien lag an den beiden jetzt ausgetrockneten Seen bei Aschersleben im Nordschwaben- gau. Asklepios oder Aeskulap, der Vater der Heilkünstler, der Feld- scheerer, oder Haarscheerer; denn

12 Askr.

dies bedeutet sein Name: chas, has, Haar, claideb Messer, und eus Mann. Asklep war so geschickt, dass er durch blose Besprechung nicht blos die Kranken gesund machte, sondern auch die Todten wieder ins Leben rief; darüber wurde er von Pluto bei Zeua ver- klagt, denn er entvölkerte die Un- terwelt, und Zeus erschlug ihn mit dem Donnerkeil.

Askr und Embla, nach der nor- dischen Mythe gleich Adam und Eva. Ask ist eine Adjectivform für eis, as Mann, zusammengezogen aus as-isk, männisch und Embla bedeutet kleiner Mensch von am Mann und Dil klein, wie Ilsebil die kleine Fee, von ailse Fee. Ask kommt blos bei den Nordvölkern vor, in Deutschland hies der erste Mensch Mann, keltisch maon, bei den Indern Manus, z leich Be- zeichnung für Gott. Da Ask auch Esche bedeutet, so lies man den ersten Menschen von einer Esche abstammen, und nannte ihn ask- air Eschenmann, woraus Askr wurde; Embla soll dem entspre- chend Erle bedeuten. Es hängt dies mit dem sog. Baumkultus zu- sammen, der auf den Steinkultus folgte. Denn Adam wurde aus einem Erdenkloss gebildet, und Deukalion und Pyrrha warfen Steine hinter sich, die zu Menschen wurden. Adam bedeutet aber Aelter-Mensch at-am, und Eva das Weib, die Fee, Fay von y-ba. In Sixen und in Saxen, sagt noch ein alter Spruch, sollen die Mädchen auf den Bäu-

Askungr.

men wachsen. Als Askr körper- lich entstanden war, gab ihm, wie die nordische Lehre sagt, Odin die Seele, Höuir und Lothur Leben, Blut, blühende Farbe, und mensch- liche Geberde. Es geschah dies vermittelst der Besprengung mit Wasser, durch die Taufe, die schon bei den Nordvölkern üblich war, lange vor Einführung des Christen- thums. Durch die Taufe wurden Leib und Seele verbunden, und der Neugeborne lebensfähig; das Band, welches dabei als geflochten ge- dacht wurde, hiess der Schwanen- ring. Bei der Taufe gab auch der Vater dem kinde den Namen. Die Taufe hing einerseits damit zusam- men, dass der Körper durch Ein- tauchung wie bei Achilleus in den Styx oder bei Siegfried in das Blut des Drachen, unverwundbar wurde, andererseits sollte die Seele, oder das Elfenwesen in den Körper ge- bunden werden, so dass es nicht mehr in den Baum oder die Pflanze oder in das Thier, oder endlich in die Wolken zurückkehren konnte, von wo 08 gekommen, bezw. ge- schickt worden war. Die Esche war übrigens der heilige Baum der Nordvölker, die Esche Yggdrasil trug das Weltall, aus ihren geraden und zähen Aesten wurden die Speere gemacht, wie heutzutage die Reck- stangen.

Askungr ist der altnordische : Name für Asengeschlecht, Helden- stamm. Kungr ist die nordische Form für das altd. chunni, chonot, chnod, knod, not, Geschlecht ; genus,

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Asmushausen Asolo.

gons im Lateinischen, das seinerseits mit gnatus, natus geboren zusam- menhängt, wie das entsprechende keltische cine, cineadh, cinaw, cineal, cenel Geschlecht, Stamm, naidhe, naoidhe Kind, abgekürzt ni, oder auch nighe Tochter, deutsch Nichte. Im Engl. bedeutet Kin eben- falls Geschlecht, im Altnordischen Kind desgleichen, ebenso chneov im Angelsächsischen. Das Haupt der Familie hies keltisch cinna, oder cean, woraus der römische Name Cinna wurde.

Asmushausen, alt Asmundis- husin, auch Asmanshausen, Dorf im Hessischen im Knyligebirge; dann Asmannshaussen am Rhein unterhalb des Binger Loches, an einer steilen Bergwand, wo der be- kannte Rothwein wächst ; Name ent- weder Haus des Asmus oder As- mann, oder aber Haus, iosda am as-mus hoch- Wald, oder am as- maon hoch-Berg. Bei Personen- namen bedeutet mus gefällig, muath, mund edel, frei und maon Mann.

Asni, altes Wort für Tagelöhner, Lohnarbeiter, Miethling vom gäl. ais Abhängigkeit, Lehen und nae Mann.

Asolo, alte feste Stadt im Vene- tianischen, nordwestl. von Treviso ; sie ergab sich 1337 an Venedig und wurde 1742 von demselben wie- der für unabhängig und ein Theil seiner Bürger für adelig erklärt. In der Nähe davon im Dorfe Pos- sagno ist Canova, der Bildhauer, geboren. Asolo bedeutet die-Burg y-dail, oder hochgelegener Ort, as-lle.

11 *

Asopus Asow.

- Asopus, Name mehrerer Berg- wasser; das bekannteste in Sikyo- nien im Peloponnes.: As, ais, aith hoch, Berg, abh Wasser. Sikyo- nia Wald-leute-land, vonseag, scag Wald, on Leute und ia Land. Der Bachgott Asopus, dem Zeus seine Tochter Aegyina geraubt hatte, wollte, darüber erbost, mit seinen an- geschwollenen Gebirgswassern den Olymp stürmen, wurde aber von Zeus durch einen Blitzstrahl erschla- gen, weshalb seit dieser Zeit der Bach Holzkohlen (aus dem Walde, in dem er entspringt) mit sich führt.

Asow, eine alte Stadt am Don, bei dessen Ausfluss ins Asowsche Meer. Da Odin vom Don aus „As- gard“ nach Schweden zog, 30 könnte Asow darunter zu verstehen sein, falls Odin nicht noch weiter aus Osten kam; denn in der Ynglinger- sage heisst es, er habe im Süden des Ural, im Türkland grosse Besitzun- gen gehabt. In diesem Falle könnte man ihn als einen Abkömmling jener Asen oder Usen betrachten, die sich nach der Angabe der Chi- nesen vor den Türken oder den Hiungnus und vor andern hunni- schen Stämmen aus Turan gegen Westen zogen. (Vergl. Usen und Yeten.) Strabo bezeichnet die As- garder mit Asburgern oder Aspur- gianern, und stellt sie auf die Ost- seite des Asowschen Meeres und der Krimschen Halbinsel in die Asia propria, d. h. nach Asien im engern Sinne. Die eigentliche Asia idia lag aber im nordwestlichen Kleinasien. Asow bedeutet Wasser-hof von ais,

164 Aspasia Aspremont.

uis, as Wasser und aoi oder aoibh Hof, also Asenhof, wenn man Asen und Wasserleute für gleichstehend annimmt; Asgard (von caer Ort, gard fester, umzäunter Ort, also Burg) ist dasselbe.

Aspaslia, die Geliebte des Peri- kles, ihrerzeit eine der liebenswür- digsten und geistreichsten Damen der Demi-monde; ihr Haus war der Sammelplatz der angesehensten Män- ner Athens. Sie war aus Milet in Kleinasien gebürtig. Nach Perikles Tode heirathete sie jedoch den rei- chen Viehhändlor Lysikles, derdurch sie zu grossem ‚Ansehen gelangte. Is, id bedeutet gut, baisim, bais- dim, franz. baiser, küssen, lieben, und sia Foe, Mädchen, Frau, also „ein Mädchen, die das Küssen ver- steht“,

Aspern, Dorf bei Wien, auf der Nordseite der Donau in einerEbene, bekannt durch den Sieg, welchen 1809 Erzherzog Karl über Napoleon davontrug, und dadurch letztern zwang, auf die Insel Lobau zurück- zuweichen. Aspern kann von asp Pferd und aire Leute herkommen, falls der Name schon in keltischen Zeiten diese Form hatte. Die Insel Lobau, li-ubh-ua bedeutet Land am kleinen Wasser, d. h. an einem der vielen Arme, in welche sich die Donau hier theilt.

Aspremont, ein belgisches Adels- geschlecht, das seinen Namen von einem Berge oder einer Bergburg gleichen Namens führt, ais hoch, bre Berg, mont die Uebersetzung davon,

Aspro-potamos Assam. 165

Aspro-pofamos. Hier wie bei Aegos-potamos gibt das zweite Wort die Uebersetzung des ersten; aspro ist Dior Wasser, mit as, ais Berg, entsteht Bergwasser.

Assa, einWald um die alte Berg- veste Assaburg westlich von Schöp- penstedt im Derlingau. Name von aith hoch oder uath, was Wald und ua Landschaft. An der Diemel im BReinhardswald liegt ein Waldberg, der Assaborg heisst, hier gibt aith hoch, die sichere Erklärung, denn die Uebersetzung, Berg, steht dabei. Der Bau der Assaburg auf der Assa wird gewöhnlich einem Sachsenher- zog Atto oder Asso (Otto) zuge- schrieben, dessen Existenz übrigens nicht weiter nachgewiesen werden kann. Zur Zeit Kaiser Heinrichs IV wurde die Assaburg zerstört, 1224 von Burchard von Wolfenbüttel wie- der hergestellt, und damit das heu- tige Geschlecht derer von Asseburg begründet,

Assam, Landschaft in Hinter- indien am Brahmaputra; die herr- schende Classe besteht aus Indiern, die ältern Bewohner gehören der tübetanischen Race an und sind meist Sclaven. Die Namen der Orte, Gebirge und Gewässer lassen sich hier grossentheils wie im eigentlichen Indien aus dem Altkeltischen erklä- ren, z. B. Assam, oder Asam, auch bloss Aham bedeutet Wasser-Leute, von as, uis oder aha Wasser und am Leute, denn der Brahmaputra überschwemmt das Land alljährlich, so dass die Bewohner wie in Unter- ägypten auf Erderhöhungen (Koi-

Assel -- Assen.

chen) oder auf Pfahlwerk ihre Woh- nungen anlegen müssen. Hauptorte sind Bangpur, Wasser-Burg, rhe- - an-brr, und Gohati, kl. Ort von go klein und aidhe Ort. Der Name des Flusses bedeutet Brahma’s-Fluss, put-ra gleich baiter Fluss, oder bait- ar-aha Fluss-gross. Wem das Vor- handensein von Kelten in Hinter- indien undenkbar erscheint, der mag dafür ArenoderIndogermanen setzen, dann wird er e8 leichter zu fassen vermögen, die Sache bleibt darum doch dieselbe, denn die Kelten wa- ren eben der Urstamm oder Haupt- stamm der Aren.

Assel, alt Hesleburg, hoher Ort, von ais, aith hoch und /Je Stätte, Ort; deshalb hies die Burg auch Hohenassel. Hier lies sich im zwölf- ten Jahrhundert Graf Heinrich von Winzenburg nieder, und nannte sich nach der Burg oder dem Berge Graf von Assel. Die Burg liegt zwischen Hildesheim und Braunschweig, das Gebiet der Grafon von Assel fiel beim Aussterben derselben an letzteres.

Asselstein, ein grosser Fels auf einem Hügel bei Annweiler an der Hard, vom gäl. ais Berg, und aill, oill Fels.

Assen, Hauptort der Provinz Drenthe, alt Threant, d. h. Feld- land von frean Feld und dw Land. Assen kommt in dieser Form schon in den ältesten Urkunden vor, und kann viererlei Bedeutungen haben, nämlich: kleiner Ort von aidhean (Eden, Athen), oder kl. Burg von oisean ; dann Wasser-Jeute von ais- an, und endlich hochgelegener Ort

Asser Assyrien.

von aith-ion. Die Stadt liegt am Rande eines Moores, dem Hoorn- Diep, und mag ursprünglich, der Befestigung halber, noch in dem- selben oder auf derHochfläche neben an erbaut worden sein. Welche von den vier Bedeutungen die entspre- chende ist, kann nur an Ort und Stelle ermittelt werden.

Asser oder Ascher, Suhn des Ja- cob und der Silpa, Vater des nach ihm benannten Stammes, dessen Gebiet sich im Norden Palästinas längs der Meeresküste erstreckte. Nach dem Hebr. bedeutet Ascher der Glückliche; hätte der Stamm seinen Namen von seinem Sitze an der Meeresküste erhalten, so würde er Wasserleute bedeuten von ais Wasser und air Leute. Die heb- räische Geschichte bis zur Einwan- derung des Volkes nach Palästina wird bekanntlich von verschiedenen Forschern blos als Sage behandelt.

Assisi, alt Attidium oder Assi- sium, Wallfahrtsort im Kirchenstaate mitdem Grabmale des heiligen Fran- ziskus, des Stifters des Franziskaner- ordens; zu deutsch Hochstadt, von aith, ais hoch und aition Ort; er liegt nämlich hoch in den Apenninen.

Assnan, alt Syene, oder blos Suan am Nil in Oberägypten, an- geblich soviel als Eintritt; einfacher und natürlicher ist die keltische Er- klärung, sua-ion Wasserstadt, wor- aus Syens; bezw. ais-ion, ebenfalls Wasserstadt, woraus Assuan wurde. In der Nähe sind die Wasserfälle des Nil.

Assyrien, Assur, hebr. Aschur,

166

Assyrien.

griechisch Assyr, Plural Assyres oder Assyrioi. Die altpersischen Keilinschriften haben dagegen die nicht gezischteFurm Athura, chal- däisch Atur oder Osur. Die medi- schen Keilschriften haben blos S’sur. Die Landschaft, in welcher Ninive lag, hies bei den Griechen Athuria oder Aturia. Aus diesen Formen etgibt sich die Bedeutung des’Wortes, aith bedeutet hoch und ire Land. Es ist das Hochland am obern Tigris, gegenüber dem Flach- lande Sind oder Mesopotamien, und dem Wasserlande Suir-ia, Syrien am Mittelmeere und Euphrat. Die Landschaft Athura liegt auf dem bergigen Ostufer des Tigris, Mossul gegenüber. Oestlich von Assur lag Medien oder Madai, das Feldland (von madh, magh Feld und ia Land). Elamitis oder Persia lag südöstlich von Assur, es ist ein Bergland, von el gross, hoch, am Mann und iatnh Gegend, dem Sinne nach dasselbe wie Persia (bar Berg, dae Leute und ia Land). Da es noch ander- wärts Berggegenden gibt, so findet sich der Name Assyrien auch ausser- halb des eigentlichen Assur, näm- lich am Pontus und in Kappadocien. Es kann dies auch von dahin ver- setzten Assyriern herrühren. Zur Zeit der assyrischen Herrschaft be- zeichnete man alle Länder zwischen Persien und dem Mittelmeere bis vor nach Lydien als Assyrien oder assyrisches Reich. Die Sprache der Assyrer war den Hebräern un- verständlich, wie Jesaias bemerkt, daraus folgt, dass sie keine Semiten

Assyrien.

waren, falls man die Hebräer als deren Typus annimmt. Da aber diese letztern selbst einer äthiopisch- mulattischen Race angehören, also kein Stammvolk repräsentiren, am wenigsten ein indo-keltisches, die Assyrer ihrerseits ebenfalls ein Mischvolk waren, da sie von den unterjochten Völkern immer einen Theil nach Ninive verpflanzten, so ergibt sich die Sprachvorschieden- heit von selbst. Indess lassen sich die assyrischen Namen immer noch leichter aus dem Altkeltischen er- klären, als aus jeder andern Sprache, was daher kommt, dass der Grund- stamm des Volkes chaldäisch war. 2. B. aesar bedeutet im Keltischen Gott, Sar -ezer grosser Gott; Esar-Haddon Gott-grosser Mann (aith-duin); Sal-man-assar das- selbe, Gross-mann-gott. Im Zend bedeutet atar, altpersich atarg, neu- persisch azar oder azer Feuer; Gott und Feuer waren aber bei dem Sonnen- oder Feuercultus jener Völ- ker übereinstimmende Begriffe Pul, Phul ist das keltische bal, bil, Sanscrit pala Fels, Stein, was (vergleiche Steindienst) auch Gott bedeutete. Daher Nabo-pol-as- sar, eine Tautologie, Schöpfer- Gott-Gott, Gott der Götter oder Schöpfer-Stein-Feuer. Nabo kommt von naf, nab Schöpfer, Herr oder noib Himmel. Sar-dan-a-pal grosser-Mann-der-Gott. Eupales y- bal-eis, der-Gott-Mann. Sarg-on Herr-mann, oder Fürst-mann von torc Fürst und on Mann. Tiglath Pilesar, Gott-Gott des hohen Hau-

1697

Assyrien.

ses, Palastes oder Tempels, von teaghail Haus, alh hoch, pi! Stein oder Gott und esar, aisar ebenfalls Gott oder Feuer. Sanherib, Haupt des grossen Geschlechts, cin, ceann Haupt (cinna Hauptmann), ar gross

und ibh, aibh Geschlecht. Bala- don gleich bal-y-duin Gott-der- Herr oder Mann. Sar-adon, gros- ser Mann. Fecho, Land-mann, d. h.Landpfleger, Vorgesetzter eines einzelnen J.audstriches, von /aoch, hoch, faiche Landschaft und ae, o Mann. Nebu-cad-n-ezar Schöpfer-heiliger-Mann-Gott; nebu

von naf Herr, Schöpfer oder noib

Himmel, cadh heilig, an Mann und: aisar Gott. Adramelech, Anbe- tung-König, mel-ech eigentlich ho- her Berg oder Fels, mael-aighe

Semiramis (hebr. Schemiromoth, Name der Höhe, erhabener Name), keltisch seim klein, niedlich, jung, y-ram der Berg, Stein, Gott und id, is gut. Die assyrischen Orts- namen sind die überall vorkommen- den keltischen, z. B.: Ninive Hof- burg des Nin oder Heiligen (vergl, Ninive); Chel-ach, Wasserburg (giol-acha), Besen, kl. Bergburg oder blos Burg von rhatan, gleich

Rhisina, 'Rhesina in Mesopotamien; Arbela, hohe Stadt, von ar hoch und bail Stadt; Gaugamela, Ort auf einem flachen Hügel von coiche Ort, y auf und mae? Hügel; die Al- ten erklärten es als oikos kame- lou, von gamal, hebr. Kamel, und gaw Burg, Gewölbe; Kameel oder gamal bedeutet übrigens selbst so- viel als kleiner Berg oder Höcker,

= 2.0 —--

Astarte Astenrode,.

von go klein und mael Berg; Mes- pila, Mespeila am Tigris, kl. Stadt, von mi klein und bail, gezischt speil, Ort, griechisch polis; Thelde, kl. Burg, dail-di; Telassar, Burg Gottes, dail- aisar; Bothaba, Hütte am Wasser, bodh Hütte und abh Wasser. (Ueber die Stiftung des assyrischen Reiches vergl. Ni- nus und Nimrod.)

Astarte, hebr. Aschthoret, Ster- nenfran, aster, Stern, wenigstens im Griechischen, und dae Frau; Mond- göttin bei den Syrern bezw. Phöni- ziern, deshalb an dem einen Orte gleich der Luna (Diana, Artemis) mit Mondsicheln abgebildet, an an- dern aber auch als Venus verehrt, in erster Eigenschaft als keusche Jungfrau, in zweiter als Liebesgöt- tin. Aus der Verbindung beıder entstand die mythische Auffassung von einer unbefleckten Jungfrau, die aber zugleich auch Mutter war, eine Anschauung, welche durch die in Syrien angeworbenen römischen Legionen sich in das Abendland verbreitete und schliesslich in das Christenthum überging. Die Haupt- tempel der Astarte waren in Tyrus und Sidon. Bei den Griechen lautete ihr Name Asträa, sie war aber hier Göttin der Gerechtigkeit.

Astenberg, höchster Berg West- phalens, 2600 Fuss hoch, auf wel- chem einst ein Freistuhl stand; Name von aith hoch oder uast Wald und dun Berg.

Astenrode oder Asterode, uast- er-rhod Wald-gross-Feld; dann Atzelrode, eith-il-rhod Berg-

168 Asterabad Asterburg.

hoch-Feld oder Bottfeld; beides Dörfer in Hessen.

Asterabad, Astrabad, Stadt im alten Hyrkanien (d. h. Wasserland von earg) am Südrande des Kaspi- schen Meeres in Persien, nahe der Mündung des Gorgan (gor Grenze, gun Wasser) an den Grenzen Tu- rans, einst Residenz der Kadscharen oder Cadjaren (Wald-Leute von coed Wald und aire Leute). Asterabad bedeutet Hütte, Wohnort, bodh im Wasser-land ais-tir.

Asterburg, auch Osterburg, ein Gau bei Rinteln an der Weser, der sich vom Idistavisofeld bei Haus- berge aufwärts bis gegen Fischbeck und andererseits bis Lochtenun jetzt Lachen erstreckte; erhies auch Aut- burggau von dem Kloster Autburg (Hochburg von aitr hoch), welches Rinteln gegenüber am Bergabhange lag und auch Arensberg hies von aran Berg. Aster steht gleich uast- er Wald-gross, und bwrg gleich Berg und Burg. Es ist dies derGau, der zur Zeit der Cherusker Idista- viso hies; denn der Bedeutung nach fällt letzteres Wort ziemlich mit Asterburg zusammen (aith-uasi- ibh-uis-au hoch-Wald-Lands-bach- gau). Es lagen darin urkundlich das Kloster Möllenbeck, alt Mu- linbiki, wohl Mühlenbach. Ecker- stein, altAcristen, von aigheBerg, er gross und din Burg. Lachen, alt Loctenum, von /oc Ort und !ain bezw. ean Wasser. Fischbeck, alt Visbiki, Fischbach oder Wasser- bach von uisge bezw. bais Wasser, woher auch „Fisch“ kommt,

Asti Asträa,

Asti, alt Asta Pompeja, Stadt in Piemont mit hundert Thürmen, im Mittelalter eine kleine Republik, be- deutet dasselbe wie Asty, Hochstadt.

Astorga, bei den Römern Astu- rica Augusta, feste Stadt in Spa- nien, nicht in Asturien, sondern in der südlich davon gelegenen Pro- vinz Leon am See Sanabria (fain-y- brya Wasser des Gebirgslandes). As-tor-ga oder aith-dwr-ka bedeu- tet Berg-Wasser-Hag.

Astrachan, Stadt auf der Wolga- insel Seitza, etwas oberhalb der Mündung dieses Flusses ins Kas- pische Meer, einst Sitz tartarischer Könige, seit 1554 unter russischer Herrschaft; der Name kann also nicht russisch sein, sowenig als Wolga oder Seitza, oder Kaspisches Meer. Letzteres führt seinen Namen vom Kaspischen Gebirge, oder den Bergköpfen (keap) des Kaukasus; Wolga kommt von bailc Wasser, Seitza bedeutet Wasser-ort von sua Wasser und aidhe Ort, und Astrakhan ungefähr dasselbe von ais, uisg Wasser, ar gross, igh In- sel und ion Ort oder an Leute; Be- wohner, oder Ortschaft der Insel im grossen Flusse. Die Mehrzahl der Bewohner sind heute noch Tartaren und Kirgisen, beide weisshäutig und nicht selten blond oder roth- haarig und blauäugig.

Asträa, griechischer Name für die phönikische Astarte oder Sternen- frau, weshalb sie mit einem Sternen- kranz dargestellt wurde; bei den Griechen war sie Göttin der Gerech- tigkeit, die letzte aller Göttinnen,

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Astura Astyages.

welche die Erde verliessen, als die Menschen im ehernen Zeitalter die- selbe durch Gewaltthaten befleckten. (Vergl. Astarte.)

Astura, Fluss im Latinerlande, von ais, ailh Höhe oder uast Wald und dur Wasser, also Bergwasser.

Asturien, das Gebirgsland im nördlichen Spanien, in welchem die Reste der christlichen Gothen sich gegen die Araber zu halten ver- mochten, und von wo aus letztere allmälig wieder aus Spanien ver- trieben wurden. Name von ail, ais hoch, torr steiler Berg und ia Land. Die Berge sind oft noch mitten im Sommermit Schnee bedeckt. Haupt- stadt der Landschaft ist Oviedo, entstanden aus einem Berghofe, aoibh Hof und aith hoch, Berg. Die Bewohner des Landes hiessen früher auch Paesioi, Waldleute, von bois, pis Wald.

Asty, zu deutsch Bergstadt, war der alte Name Athens, wenigstens der Akropolis, denn letzteres ist die griechische Uebersetzung von Asty; dieses kommt vom gälischen ais, aith Höhe gleich akros, und dae, tah, tis, ty Dach, Haus. Aus ais- dae wurde iosda, welches in zahl- losen Formen vorkommt, z. B. in Astheim oder Ostheim in Fran- ken, in Asten bei Linz, in Ast- heim bei Trebur in Hessen. In Asti in Oberitalien, in Aston oder Asthon in England.

Astyages, Sohn des Kyaxares, letzter König von Medien, 558 vor Chr. von seinem Enkel Kyros, dem Sohne seiner Tochter Mandane und

Äsuren.

des Kambyses, in der Schlacht bei Pasargadae besiegt und des Thro- nes beraubt. Mandane bedeutet artiges Weibchen, von mion, min klein, dire artig und nue Frau; Kamb-yses Kriegs-mann, von camb Kampfund eis bezw. tis Mann; Pas-argad-dae Wald-Höhe-Leute, oder Ort auf, bezw. an einem Wald- berg. (Vergl. Arcadien.) Kyros oder Kores, Mann des Rechts von coire Recht und eis, is, os, es Mann; Ky-ax-aresHeld-hoch-Kriegsmann, und endlich Astyages, Stadt-be- herrscher, oder höchster Mann, Füh- rer, von asty Stadt, Veste, aighe hoch und eis Mann. Im Griechischen kommt die Form ages (Agesilaos) ebenfalls vor, und wird hier (von agein führen, treiben) als Führer des laos, Volkes gedeutet, was zwar die Mittelsylbe si oder sil nicht er- klärt, indess dem Sinne nach ent- sprechend ist, jedoch zu den andern keltischen Formen nicht gut passt, am wenigsten bei Worten, die aus Persien stammen, oder älter sind als die Ausbildung des Grie- chischen. Im Uebrigen ist letztere Sprache gleich der lateinischen nur eine eigenartige Entwickelung des Altkeltischen, gemischt mit Worten, die von den Einwanderern aus Ae- gypten, Syrien u. 8. w. herstammen.

Asuren. In den altindischen Sa- gen werden die Asuren von den In- dern oder Angirasen bekämpft, und Vrithra (der Bergmann bra‘hl-air), Führer der Asuren, fällt unter den Hammerschlägen Indra’s. Dieser Steinhammer führte bei den Indern

110

Asuren.

den Namen Vajra (/aire bedeutet keltisch Berg, Fels, Stein). Die Asuren waren ein Bergvolk, ihr Name steht wenigstens dem der As- syrer gleich; ob die Inder aber wirklich damit die Assyrer am Ti- gris meinten, wird schwer zu ermit- teln sein, indess kann Folgendes dahin gedeutet werden: Bei der Be- lagerung der Asurenstadt ergriff Arjuna, Indra’s Sohn, die Muschel Devadatta, und blies so stark, dass der Schall am Himmel wiedertönte. (Ein Seitenstück zum Posaunen- sturm der Juden vorJericho. An der Muschel Stelle findet sich bei den Nordgermanen das Gjallarhorn, wel- ches Heimdal, der Gott der Morgen- röthe blies; es hatte die Eigenschaft, alte Frauen zu verjüngen und Todte wieder zum Leben zu rufen, gleich den Posaunen des jüngsten Gerichts, oder dem Horn des Propheten Elias, dessen Ton einst sämmtliche Juden der ganzen Welt hören und daraus vernehmen werden, dass der Tag ihrer Erlösung gekommen. Dann schreiten sie auf einer papiernen Brücke über den Ocean und ver- sammeln sich im Paradies hinter dem Sabbatfiuss. Das Horn ist von dem Widder, welchen Abraham für Isaak opferte.) Arjuna kommt bei den Parsen als Name des medischen Berglandes vor, von welchem Zoro- aster stammen soll. Die Belagerung der Asurenstadt mag sich nun anf Babylon beziehen. Nach Berosus fielen nämlich die Meder 2400 Jahre vor Chr. daselbst ein und eroberten das Land, wurden aber durch den

Ataman.

Chaldäer Nimrod 2000 Jahre vor Chr. wieder vertrieben; der leztere legte sodann auch den Grund zu Ninive. Nach den indischen Sagen nahm Indra dem Asurenkönig Anhu seinen Schatz weg und schenkte ihn dem Könige der Sudasa (Süd- Männer, Sonnenmänner von ftiot Sonne). Tasen ist aber bei den Per- sern, bezw. Medern, der Name für die Araber (deas-ae Süd-leute, feas Wärme, dasselbe was tiot Sonne oder Süden), welche 1450 vor Chr. Babel den Nachkommen Nimrods wieder abnahmen. 1250 wurde so- dann Babel abermals von Ninive aus durch Ninus und Semiramis erobert. Anhu könnte nun für Ni- nus stohen, als allgemeine Bezeich- nung für die chaldäisch-assyrischen Könige; in dem Kampfe gegen die Asuren läge eine Andeutung der Kriege der Meder gegen diese An- bus (Ninus oder Nimrod); die Ge- schenke an den Sudasa zeigten, dass Meder und Araber gemeinsam gegen die Assyrer bezw. Chaldäer im Kampfe lagen, und da Nimrod die Meder 2000 Jahre vor Chr. aus Babylon vertrieb, so könnte von daan der Ausmarsch der Me- der nach Indien gerechnet werden.

Ataman oder Hetmann, bei den Kosaken der Anführer, das Ober- haupt des Volkes. Auch bei den Polen war der Titel üblich, als Grosshetmann, Hetman wielki, Ober. feläherr des Heeres, und Hetman polny, Feldhetmann, der die Gren- ıon gegen die Tartaren zu hüten

M

Atalanta.

hatte. Der Name bedeutet gleich Attila Aelter-mann, von ath, Astti, Alter, Vater, Haupt des Stammes und maon Mann. Da der Name so- wohl bei den Hunnen als den Russen und Polen vorkommt, dann in Otto bei den Deutschen, und in Attalus, König von Pergamus in Kleinasien, auch bei den Griechen, so kann er ursprünglich weder blos polnisch noch russisch, noch hunnisch, noch deutsch, noch griechisch sein, son- dern stammt von den altenkeltischen Bewohnern des Landes, welche in den nachrückenden Völkern auf- gingen.

Atalanta, eine Jägerin aus Arka- dien, welche den Zug nach Kolchis, sowie die Jagd nach dem kalydoni- schen Eber mit machte, und dessen Kopf und Haut als Bentestück er- hielt. Eine andere Atalanta ver- langte von jedem ihrer Freier, mit ihr um die Wette zu laufen, wurde aber endlich vonHippomenes (Pforde- mann, Reiter) besiegt, und zwar dadurch, dass er ihr goldene Aopfel (Orangen) in den Weg warf, welche sie aufhob, und dadurch im Laufe zurückblieb. Hippomenes vergas der Venus, welche ihm den klugen Rath gegeben hatte, den schuldigen Dank, und wurde deshalb mit der Atalanta in das Löwenpaar verwan- delt, welches den Wagen der Venus zog. Der Name der Atalanta ist entweder blos eine weibliche Form für Atlas(Bergweib), oder er bedeu- tet nach dem Griechischen eine Un- erträgliche, Unleidliche, die nichts duldet (atlemi).

Ateia Ath.

Atela oder y-teiau, Pluralform von y-dae, das Haus; kommt in alten Urkunden vor, wo es mit pa- latium übersetzt ist.

Atella, alte von Oskern (uisge Wasser) bewohnte Stadt in Campa- nien, aus welcher die Atellanischen Volksdramen stammen, in welchen Marcus und Bucco, als Hurlekin oder Buffo stehende Charaktermas- ken bildeten. Marcus von marc Mähre, Bucco von bumwch Kuh oder boc Ochse, und eis bezw. ae, 0 Mann, sind Ross- und Kuhhirten oder Knechte. Atella von astail, alail Wohnort, franz hötel.

Atesuer, altes Völkchen in Gal- lien, bei oder in Lyon. Der Name bedeutet, wie der der Atrebaten, Stadtbewohner, vom gälischen aiteus Stadt, Wohnort und ui Männer. Unter diesen Städtern werden wohl die Einwohner von Lugdunum, Lyon gemeint sein; /ug-dun bedeutet kleine Stadt.

Ateula, dienende, oder Folge- geister, Feen, Schutzgöttinnen der Familien, die ihnen Segen spende- ten; deshalb kommen sie mit dem Beisatz ulatos vor, von y-lladiad, Segenspendung, Begabung. Ateula selbst kommt vom kymrischen /oillim dienen, foll-dhe, tal-di, Dienstleute. (Vergl. Folgegeister.)

Ath, vlämisch Aeth, franz. Aties, Stadt im Hennegau in Flandern, von aidhe, bezw. aileas Wohnort. Ath-al bedeutet Haus-hoch, Schloss, Palast, darnach Athalia, Palast- dame; eine solche war Ahabs, Kö- nigs von Israel Schwester, und Ge-

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Athamas Athen.

mahlin Jorams, Königs von Juda; sie ermordete alle Kinder ihres Mannes, darunter sogar ihren eige- nen Sohn Ahasja, um auf den Thron zu gelangen; Ahasjas Sohn wurde aber gerettet, heimlich im Tempel erzogen und 879 vor Chr. von dem Hohonpriester Jojada auf den Thron gesetzt, wobei die Palastdame ihr Leben verlor.

Alhamas, ein alter thessalischer König, Sohn des Windgottes Asolus, Mann der Nephelo (d. h. der Wolke), der Mutter des Phrixus und der Helle, welche diese ihre Kinder anf einem Widder mit goldenem Felle rettete, als Athamas sie schlachten wollte, um Misswachs vom Lande abzuwehren. Darüber wurde Atha- mas rasend und verliess das Land. Sein Name kann Waldmann bedeu- ten, y-laom;eis, dies passt wenig- stens zu Wind und Wolken.

Athen, Hauptstadt Attikas von aidhe Ort, aidhean kl. Ort gleich Eden, Aden, Udine, und einer Menge ähnlicher Ortsnamen. 1550 vor Chr. soll sie ven Kekrops gegründet worden sein; damit wird aber wohl blos die Kekropia gemeint sein, die kl. Felsenburg, auf welcher später die Akropolis, Hochstadt, erbaut wurde, im Gegensatz zu welcher dann die Unterstadt Ka- tapolis genannt wurde. Grob be- deutetFels, ke, 90 ist eine Deminu- tivpartikel, die auch inKephissus wiederkehrt, dem kleinern Fluss (bais), im Gegensatz zum grössern Il-issus (i-ais), zwischen wel- chen beiden der älteste Theil von

Athleten Athor.

Athen erbaut war. Auf der Akro- polis stehen heute noch die ziem- lich gut erhaltenen Wände des Par- thenon, oder des Tempels der Pal- las Athene, d. h. der Göttin von Athen. Parthenos bedeutet griech. Jungfrau, entstanden aus bert Sohn oder Tochter, auch wohl- gezogen von bearaim tragen, go- bären, und naoidhe Kind, also wohlerzogenes Kind gleich Berta. Pallas ist eine Zusammensetzung von bal (Apollo) und as, eis, Mann oder Frau, also göttliche Frau, Göttin.

Athleten, Preisskämpfer vom gr. athlon, oder aethlon, Kampf- preis Schmuck ; athletes oder ath- leter hat ein eis, es, bezw. air Mann angehängt, aethlon selbst mag mit eide Kleid und li Glanz zusammen- hängen.

Athor oder Athyr, Name der aegyptischon Tanz- Göttin. Ihr Haupttempel war in Denderah (tain- dear-acha Wasser-gross Wall) am Nil in Oberägypten. Ihre Mutter war die Aa, was als Sonne erklärt wird; im Keltischen bedeutet ion, ein zwar Sonne, und aodh ist Name der Feuergöttin Vesta, aa Wasser läge aber näher; denn Götter und Menschen entstanden nach den ältesten Mythen gewöhnlich aus Wasser. Das Symbol der Athor war die Kuh mit einer Sonnenscheibe, bezw. einem Heiligenschein zwi- schen den Hörnern. Was den Na- men dieser Tanzgöttin Athor be- trifft, so kann er von y-lara die Tochter herkommen, denn zum Tan- zen gehört Jugend.

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Athos Atis.

Athos soviel wie Ossa, Oeta, Odenberg, Oetzberg vom gälischen aith, oder odh Berg, Spitze. Der Athos hat einen so steilen Ab- fall gegen Süden in das ägäische Meer, dass Alexander die Idee be- kam, den ganzen 7500 Fuss hohen Felsenberg in eine Statue umfor- ınen zu lassen; nach Norden zu hat er jedoch einen langgestreckten Rücken, oder geologisch gesprochen, die an der Südseite schroff abge- brochenen Kalk-Schichten senken sich nach Norden almählich; auf diesem Rücken liegen die bekann- ten griechischen Klöster, mit etli- chen tausend Mönchen. Der Haupt- flecken mit dem Sitze der Behörden ist Kariäs, Hochstadt, von caer Ort und ailh, ais hoch. Der Aet- na auf Sicilien kommt entweder von demselben aith hoch, oder von aithe Hitze, Feuer und nae Mann, denn der Berg ist ein isolirt stehen- der, 10000 Fuss hoher Vulkan.

Alis, Attis, Attys angeblich Sohn des Herkules und der Om- phale, Vater desLydus, also Stamm- vater der Lydier; Name entweder von ath alt oder aidh-eis Stadt- mann. Ein anderer Atis war Be- gleiter der Kybele, erst entmannt und wieder von den Todten auf- erweckt, war er Sinnbild des Som- mers, oder der nach dem Winter- schlaf durch die Wärme wieder zu neuem Leben erwachenden Erde, weshalb ihm bei Frühlingsanfang ein Fest gefeiert wurde; hier kommt Atis von aithe Wärme lat. aestas Sommer oder von leas, tis Wärme

Atismara Atlas.

mit vorgesetztem Artikel, woher das franz. tidd warm, und liola, tio- than, tethin, Sonne (teas-ion heisse Scheibe), und unser deutsches Süden, oder die Sonnengegend, desgl. Suther in der nordischen Mythe, der Feuer-mann tioth-air.

Atismara, Personen-Name von maor Diener, Dienerin und Aodh, der altgälischen Form für Vesta, die Göttin des reinen Feuers, welche Form gezischt in Vesta überging, und mit dem griech. aithe, lat. ästus Hitze, ästas Sommer, und wohl auch mit ais, aeas Zeit zu- sammenhängt; denn die Zeitrech- nung bestimmte sich nach der Wiederkehr der Sommerwärme. Atismara lautete mit gio/, gezischt cil, Dienerin, Otacilla und be- deutet, wie gesagt, soviel als Ves- talin.

Atlantis, Insel (is) des Atlas, sie sollte im atlantischen Ocean liegen, da man aber später daselbst keine grosse Insel fand, so glaubt man, sie sei untergegangen, oder man vermuthet Amerika darunter, wobin allerdings schon in ältester Zeit phönizische und karthagische Schiffe gekommen sein mögen.

Atlas, hohes Gebirge im nörd- lichen Afrika, Name zusammenge- zogen aus Atlans, Atlant; es ist dasselbe Wort wie Ataranten, ein Volk, das im mittlern Atlas wohnte. Atlant ist zunächst ein Volksname, und bedeutet Bewohner der grossen Höhe, aith hoch, a’ gross, und an Leute, das / oder s ist angehäng- ter Zischlaut, Ataran bedeutet

114 Atretesheim Atrebaten.

dasselbe von ailk hoch und ar Berg. Am hintern Atlas wohnten die Garamanten, extremi Garaman- tes, von ger, ghear Grenze, maon Berg und dae, des Leute, die afri- kanischen Germanen, oder die Grenz- leute gegen die Sahara. Die höchste Kuppe des Atlas ist der stets mit Schnee bedeckte Milthin, mael-dun flacher Berg oder mael-din Berg- burg, der Hauptfluss die Muluia, mael-aha Bergwasser. Nach der Sage trägt der Atlas den Himmel, weshalb er als Titane dargestellt wurde, welchem nach dem abge- schlagenen Sturm auf den Himmel als Strafe aufgegeben wurde, das Himmelsgewölbe zu tragen.

Atratesheim, alter Ort im Main- zischen vom gäl. adhıras Woh- nung.

Alrebaten, zu deutsch Stadt- leute, Stadtbewohner, und deshalb Handwerker, Fabrikanten, vom gä- lischen ai-treabh Wohnort, aitre- abhat Bewohner. Die Atrebaten, oder belgischen Handwerker waren geschickt in allerhand Weberei. Die vlämischen Tuchweber sind ihre Nachkommen, bezw. Lehrlinge. Ihre Stadt war Atrebatum, jetzt Atrecht oder Arras. Diese Atre- baten kämpften im Verein mit den Nerviern einst tapfer gegen Cäsar. In England werden von Ptolemäus ebenfalls Atrebaten genannt, die nach Cäsar von den belgischen ab- stammen sollen, ihre Stadt hiess Calleva, oder Kaleoua, auf dem Wege von London nach Winchester

(der Waldburg Winte-keaster).

Atrecht Atrechter. 175 Attacotten Attergau.

Kaleua bedeutetHof (00i) aufeinem | rath an Burgund kam, bis nach

Hügel (co? lat. collis).

Atrecht, oder Arras, Haupt- stadt des Atrechter Landes oder der Grafschaft Artois an der obern Schelde; sie gehörte früher zu den Niederlanden, kam aber durch Lud- wig XIV 1640 an Frankreich. Der Name Arras bedeutet aras feste Stadt, Burg, Atrecht dagegen kommt von der verwandten Form ai-treabh, welche indess dasselbe bedeutet. Daher die Atrebaten, gälich Aitreubhat ,, Stadtbewohner. Atrebatumhies auch Nemetacum, zu deutsch Heiligenstadt von na- ombh, neambh heilig und aidhe Stätte, gleich Speier, das alt Neme- tis hies; acum ist eine keltische Adjectivform, soviel als unser deut- sches ig, oder ich lat. icus. Bei Leipzig liegt auch ein Atrecht, oder aitreabh, welches aber inEu- tritsch slavisirt wurd. Ob Utrecht wirklich vom römischen Ultrajectum stammt, und nicht eber vom weit ältern aitreabh, bleibt zu untersuchen.

Atrechter Land, oder die Graf- schaft Artois, latinisirt Artesia, Co- mitatus atrebatensis, Land der wal- lonischen oder belgischen Atreba- ten. Das Atrechter Land gehörte im Mittelalter erst zu Westflandern und kam 1180 als Mitgift der Isa- belle von Hennegau, Verwandtin des Grafen Philipp von Flandern, an König Philipp August von Frank- reich. Ludwig IX, der Heilige, machte es 1237 zu einer eigenen Grafschaft, die später durch Hei-

Carls des Kühnen Tod Ludwig XI sich derselben bemächtigte. Dessen Sohn Carl VIII musste das Land aber 1493 im Vertrag von Senlis wieder herausgeben, und so blieb es bei den Niederlanden bis auf Ludwig XIV, der es eroberte, und durch den Utrechter Frieden be- bielt. Im Atrechter Land liegt unter andern noch Terouenne, die alte Hauptstadt der Moriner, verdeutscht Ternau; d. h. Wiesen- land vom gäl. tir Land und gwaun oder van, chuan, chanan Wiese. Moriner von muir-an, Meer-leute.

Attacotien, zu deutsch Hoch- wäldler, oder Bewohner des schot- tischen Waldgebirges, vom gäl. aith hoch, Gebirg, coed Wald und dae Männer. Aus diesem Namen ergibt sich auch die Bedeutung des ein- fachen Namens Skoten, oder Schot- ten, so wie dass das s in Skoten nur vorgezischt ist, und nicht zur Wurzel gehört.

Attenberg, alt Aettenberg in Baiern vom gäl. aithin Dem. von aith Hügel, gleich Ettenberg.

Attergau, alt Atergau in Ober- östreich, früher zum Passauer Sprengel gehörig, rings um den Attersee vom Höhnhard oder Haus- ruckgebirg bis zum Traunsee. Er bildet jetzt den obern Theil des Hausruckviertels; der Sitz der Gau- Grafen war in Atersee. Kaiser Heinrich schenkte einst die Gegend dem Hochstifte Bamberg, welches hier Franken ansiedelte, daher die Orte Frankönmark und Franken-

Attersee Attigny.

berg. Es liegen ferner in diesem Gau: Reit, alt riutal von reod Feld und dail Burg. Zell alt Cel- lae, von ceal, keal Haus, Kirche, Zelle. Scherfling, Skerolfinga, von sgor Fels, 0] gross, und fang Viehpferch. Powang Viehpferch von beo Vieh und wang Pferch, alt Buobenwanch, Vieh-Berg-Pferch, do heisst eigentlich blos Kuh, beo Vieh. Puch, alt Pohhe dasselbe von bu-cha. Waldkesing, alt Walz-kisinga d. h. Waldkissingen, letzteres von coed Wald und ka Ort. Forstereit, alt Foraheit, Fürstenort, Königsort von /or Fürst, und aidhe Ort gleich Foraheim, Forchheim beiErlangen, beide Orte beiVöckelmarkt. Pindorf, von bi- ean klein Wasser jetzt Pöndorf, oder von Din Berg. Pühlsbach bei Attnang alt Pukillspah vonbeag klein und alt Bach. Pichlwang alt Pirichinwanc Viehpferch mit Sennhütte von gwang oder fang Pferch, und bi-ruighe kleine Senn- hütte Kemmating alt Chem- mata, soviel als Kemnath und Chem- nitz (vergl. diese). Buchberg, alt Pohberg von buach Bergrücken. Einwalchen, alt Ein-wal-heres- dorf von in klein, bual Wasser, und aras Ort, es liegt bei Seewalchen. Attersee, alt A-ter-See, Berg- wasser von a Berg und fur Wasser, er liegt in Oberöstreich im Atter- gau und heisst auch Kammorsee, entstanden aus g0-muir klein Meer. Attigny, alt Attiniacum, Stadt in Frankreich an der Aisne; hier wurden mehrere Kirchenversamm-

116

Attika Attila,

lungen gehalten, Ludwig der Fromme 822 zu Kirchenbusse verurtheilt, und Wittekind getauft. Der Name bedeutet wohl Eigentbum oder Wohnort des Atto, Otto, oder des Alten, was sich auf Merovingische Fürsten beriehen kann, die eine Zeit lang hier residirten (vergl. Attaman).

Attika, das Land um Athen, Adjectivform von aidhe Ort, aid- hean (Athen) kl. Ort. Attica ent- hielt 174 Demen oder Dörfer, von denen 11, nebst Athen, schon von Kekrops, der aus Sais in Aegypten gekommen sein soll, 1550 vor Chr. gegründet waren, vorher hausten die Griechen oder graikoi in Felsen- höhlen (creagh Fels, wi Leute), Theseus (iuis-eus fürstl. Mann) vereinigte alle Demen zu einem Staate.

Attila, der grosse Alte, wie er sowohl im Nibelungenliede dar- gestellt wird, als auch dem Wortsinne nach bedeutet, alh-U alt-gross, gezischt Etzel. Die Römer, deren Macht erbrach, nann- ten ihn dagegen die Geisel Gottes; von 434 bis 453 König der Hunnen, und Anführer aller rechtsrheini- schen keltischen, deutschen und slavischen Völker, überzog er 447 Dllyrien, Thracien, Makedonien und Griechenland, dann Gallien, wo er aber 451 von den mit Westgothen und Burgunden vereinten Römern in den Catalaunischen Feldern, d.h. in den Ebenen derChampagne bei Chalons, geschlagen, und zum Rückzug über den Rhein genöthigt

Atzelstein Au,

wurde; 152 drang er wieder in Ita- lien ein, zerstörte Aquileja und Pa- dua und starb 453 an seinem Hoch- zeitstage mit der schönen Ildiko, (im Nibelungenliede Helche, aill schön o:gk Jungfrau) an einem Blutsturze.

Atzelstein bei Röhrenfurth an der Fulda in Niederhessen, hoher Berg mit der Burg Ludwigseck. Atzel von aith-il Berg - hoch, und Stein verdeutscht für din Burg.

Atzenhain, in Würtemberg von aidhe, ais Haus, Ort, ebenso An- zenheim in Hessen, mit Nasenlaut.

Au, Aue, häufiger Flussname, verdeutscht aus dem gäl. abh, oder dem kimrischen bezw. deutschen ach oder aha, Wasser, z. B. Mol- dau, Radaue. Kommt Au bei Berg- namen vor, so ist es die breitere Form für das gälische a Berg, und steht es statt Gau, so kommt es vom gäl. va Landschaft, z. B. in Wasag-o, Wasgau, Vogesengau, oder Vosag-au, deutsch Hochwaldgau; Hegau Berggau von aigh Berg. Bei Ortsnamen bedeutet Aue ein- mal soviel als qoi, aoib, Hof, so Aue in Obersachsen, gleich Aadorf oder Audorf; dann als häufige En- dung von Ortsnamen Hag oder Wall, oder Befestigung überhaupt, von cha, ka, kau, bezw. aha, acha, so Zwickau, Zwenkau, Spandau, Muskau, Moskau (oder slavisirt Moskow), bei Flussnamen owe, owa (Moldowa). Au als Wiesenfläche steht endlich gleich dem keltischen ins, ing, imn, inni, uan und wie die Formen alle lauten.

Deutsch-kelt. Wöıterbuch,

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Aubach Aubusson.

Aubach, Bach in Oberösterreich, alt Auuinpah vom gäl. abhan klei- ner Bach, in Au verdeutscht.

Aubagne, Stadt bei Marseille, provencalische Form für Aubigny, und dies für Aubiniac, Aubiniacum, Ort oder Angehörige eines Aubin, und dieser Name wieder von aoibh Hof und an Mann, Hofmann, Quts- herr. In der Gegend wächst der feurige rothe Aubagner Wein.

Aube, latinisirt Albis, Neben- fluss der Seine in der Champagne. Die Aube ist kein grosses Wasser im Gegensatz zur Seine, sondern umgekehrt; der Name kann also nicht wie bei der Elbe als a/-bais grosses Wasser, erklärt werden, sondern ist aus alt-bi, klein Was- ser entstanden oder versetzt für bual, bial Wasser.

Aubenas, Stadt im südl. Frank- reich, an der Ardeche in den Co- vennen, Bergwasserstadt, a, au Berg, buin Wasser und ais, as Ort.

Auberg, Berg bei Neckarzim- mern, ein anderer bei Oberackern nächst Bruchsal, ein dritter bei Eberbach am Neckar, noch andere bei Neufels und bei Jagstheim in Würtemberg, sämmtlich vom gäl. a Berg.

Auberge, franz. Ausdruck für Herberge; letzteres aber nicht ein Ort, um Heere zu bergen, sondern wie die alte Form Heriburgum zeigt, ein fester Ort für Unterbringung der Heerden, oder ein Pferdestall für die Reisenden, von kur Heerde und bwr‘, bwrg, fester Ort.

Aubusson, Stadt im mittlern

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auch Auch.

Frankreich in der Berg- und Wald- Landschaft Marche, einer Unterab- theilung desLimousin an der Crouse; alt Albucio, Berg-Wald-ort, oder Hochwaldort, von al hoch, pis, bois, bus, Busch und dae, tio, Ort. Die Creuse hiess alt Crosa, cruadh- aha Felsen- oder Bergwasser, deutsch Krottenbach. Unterhalb Aubusson an der Creuse lag ein Crosentum, Berg-wasser-burg, cru- adh-ean, din oder dun; wie es scheint, das heutige Gleny (glin Burg). Die Limusiner March bildete entweder eine Zeitlang die Grenze des alten Franciens gegen die Aqui- tanen, oder 68 war ein grosser ge- meinsamer Wald (ein a/muind) von meirghe Genossenschaft.

auch, diese Partikel lautet im Keltischen och, ocus, bedeutet aber hier soviel als „und“, daher in deut- schen Volksmundarten der Aus- druck och bald für „auch“ bald für „und“ gebraucht wird; im Grunde haben „auch“ und „und“ denselben Sinn.

Auch, Stadt in der Gascogne, im Bezirk Armagnac am Gersfluss, alt. Ausci, griechisch Joskoi, Wasser- anwohner, Adjectivform von uisge Wasser. In Römerzeiten hiess der Ort Augusta,noch älter Clim-ber- ris, d. h. grosse Veste oder Was- serveste, von clin Burg und borr gross (vergl. Hliberis) oder Dior Wasser. In Italien gab es ein Volk der Osker, zwischen Rom und Nea- pel am Meere, sonst auch Opiker genannt von abh, obh Wasser. Es gehörten ihnen an die Volsker von

178 Auckland Audenarden.

bual Wasser, bualiski Wasserliche, Wasserleute. Der Name Gerskommt von caoir Wasser, und endlich die Form aus-ka von uis Wasser und ka Hag, Pfahlwerk, Pfahlbau.

Auckland, Marktflecken in der Grafschaft Durham in England. Da der Ort kein Land ist, so kommt hier land von /ann Scheune, Vor- rathshaus und auck von oiche Wasser. In derselben Grafschaft liegt auch Sunderland, welches von ton, tund, Wiesenland, Weide- land, er gross und /ann Scheuer kommt; denn in dieson Gegenden wird das fette Durhamvieh gezogen. Die Stadt Durham, nach welcher die Grafschaft benannt ist, wird fast rings vom Flüsschen Wear (gouer Wasser) umflossen, und heisst darum dwr-om, Wasser-heim oder Wasser-ham.

Aude, Flüsschen bei Carcassonne im Languedoc im südl. Frankreich, alt Atax, Bergwasser von aith hoch, Berg und uisge Wasser oder ad Wasser und aiyh Berg. An diesem Atax in den Ostpyrenäen wohnten einst die Ataciner. Carcasona mit- telalterlich, Carcaso in Römer Zei- ten bedeutet Ort, Burg, ois, bezw. dion, din, dun, am kl, Wasser, 90- earg.

Audenarden, oder Oudenarde, Stadt und alte Baronie in vlämisch Flandern, an der Schelde. Die alte Burg der Barone, Pamele genannt, liegt noch mitten in Audenarden. Der frühere Name war Aldenarde zu deutsch Wasserburg von alt Wasser altan kl. Wasser und art

RE

Audh Auelgan,

Stadt, Burg; dasselbe bedeutet die alte Phahlburg Pamele von beum Wasser und //e Stätte. (Vergl. Baumbach in Hessen.)

Andh, Aude, Oude, äusserst fruchtbare Landschaft im indischen Tieflande mit der Hauptstadt Luck- now am Gumty, Nebenfluss des Ganges; /aetlh, failh, und da das ff im Keltischen jetzt noch gewöhn- lich nicht, oder blos wie w oder u ausgesprochen wird, uade bedeutet fruchtbares Land (daher das süd- _ deutsche Lewat von leo oder Zliw Aerndte und u«ade). Luknow ist loc-nua Ort-neu, undGumtyFluss- klein von gunn-di.

Audierne, Stadt an der West- spitze der Bretagne an einem Flüss- chen, das nahe dabei in das Meer mündet; dierne ist fuaran Ort- schaft, au bedeutet hier Berg oder Wasser je nach der Lage (vergl. au)ı Nahe dabei liegt Duarne-nez ebenfalls von /uaran, oder duaran mit naoth Wasser. Nach diesen Orten sind die Bayen von Audierne und Duarnenez benannt.

Auelgau, Avelgau, die Land- schaft, welche dem Dekanate Sieg- burg am Rhein und an der untern Sieg entspricht; es finden sich darin die Orte Auelgass (von coed Wald) und Auelrath (von rathı Veste) bei Siegburg, dann der Wald Auelgarten, (gaard einge- hegter Ort) und die Dörfer Auel- beck, Ober Auel, endlich der Berg Auel, von @ Berg und il gross. Der Gau gehörte zum Erz-Bisthum Cöln, wie der Deutzgau und Kel-

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Auenhofen Auerbach.

dachgau und war ursprünglich von Ubiern und dann von den Tenkteren bewohnt. In dem Auelgau liegen noch Vilich an der Sieg und Königs- winter. Hunbech dagegen gehörte in den südlich daran grenzenden Engersgau. Bi-lich ist kleiner Ort von bi und loc Ort. Hunbech kommt von ean Bach; Königs- winter von gwydd Wald und air Leute, also Königs-Wald-Lente, Forstleute.e Der Name Auel-, oder Avelgau bedeutet entweder gross Wassergau, Rheingau von abh Was- ser und i/ gross, und fällt dann mit dem Namen der Ubier zusam- men, die Wasser- oder Rheinanwoh- ner waren (von abh Wasser), aber von den hinter ihnen wohnenden Tencteren d.h.den Waldleuten (von ton Wald) über den Rhein getrie- ben wurden, und sich dann bei Cöln niederliessen; oder aber Auel bedeutet grosser Berg von « Berg und &/ oder u! gross, und bezieht sich dann auf das Siebengebirg, welches in demselben liegt. In w/ liegt noch der Begriff schrecklich, eine Andeutung des Drachenfelses. Auenhofen, bei Leutkirch, alt Ufhova, uufhova vom gäl. aoibh, Erbhof, Erbgut. Hofa, Hof, hofen ist die verdeutschte Form für aoibh, hier als Uobersetzung angehängt. Auerbach, häufig vorkommender Bachname, desgl. von Städten und Dörfern, die an solchen Bächen lie- gen, so Auerbach in Obersachsen, ferner in der Oberpfalz, und an der Bergstrasse, unterhalb des Auer- bergerschlosses; dann ein Auerbach 12*

Auersberger.

bei Brückenau in Franken. Andere Formen für auer sind Horobach, jetzt Gleishorbach in der bair. Pfalz ; Hoirunbach in Baiern, Horn- bach bei Zweibrücken, Hurbach (jetzt Auerbach) in Würtemberg, und Hurenbach in Oestreich. Alle diese Formen kammen von gouer, oder caor, caoir Bach, aspi- rirt chuer, huer, bezw. von der Deminutivform choran, huran, horn, caoiran, hoiran.

Auerberger Schloss, wieder her- gestellte Burgruine an der Berg- strasse am Südabhang des Malchen- berges. Die Burg entstand aus einem alten Ringwall, dessen Ueber- bleibsel noch in mächtigen Gräben und Wällen sich erhalten haben. In diese Burg mit ihren Wällen zo- gen sich nach uraltem Brauche die Bauern der Umgegend, als 1674 die französischen Mordbrennerbanden das Rheinthal verheerten; sie wur- den daselbst belagert, machten mehrere glückliche Ausfälle, wur- den aber endlich von Türenne über- wältigt, der einen geheimen Gang in die Burg auffand. Türenne, von dessen Edelmuth wohl die Franzo- son und ihnen nachsprechend auch manche deutsche Historiker viel zu erzählen wissen, weshalb sein Denkmal bei Sasbach in der Orte- nau, wo er von einer Österreichischen Kugel niedergestreckt wurde, auch aufs sorgfältigste bewahrt wird, die- ser Türenne lies nach der Erobe- rung der Burg nicht nur alle Wehr- fähigen, sondern Alles, alt wie jung, Weiber und Kinder abschlachten.

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Aueroehs Auerspetg.

Er übertraf hierin noch den ebenso viel gerähmten Cäsar, der in Uxe- lodunum, einer Felsenburg in Frank- - reich, einst der ganzen dahin ge- flüchteten keltischen Besatzung, die sich aus Wassermangel ergeben musste, die Hände abhacken liess. Ausser dem Auerberg finden sich an der Bergstrasse noch Spuren von Bingwällen auf der Starkenburg bei Heppenheim, die schon 1064 unter dem Namen Zurch-il-don als Burg- gross-Berg bezeichnet wurde; dann bei Niederburbach nördlich vom Malchen; auf dem Heiligenberg bei Heidelberg, und auf der Schauen- burg bei Dossenheim etwas nörd- lich von dem Heiligenberg, während das Kloster Lorsch nach altkelti- scher Weise auf einer Insel in der Weschnitz bei deren Ausfluss aus dem Lorscher See durch Sumpf- befestigungen einen Rückhalt gegen Ueberfälle bot. Der Name Auer- berg kommt von a, au Berg und er gross.

Auerochs, bos urus, im Nibe- lungenliede blos Ur, zu deutsch wilder, schrecklicher Ochse von ar, or, ur gross, wild, raub, schreck- lich. Der Auer-hahn, tetrao uro- gallus, der grösste unserer Hähne, hat seinen Namen ebendaher.

Auersperg, ein Adelsgeschlecht in Öestreich, welches aus Schwaben stammen, und von dem Schlosse Ursberg seinen Namen führen soll. Im 11 Jahrh. sei es nach Krain ge- zogen, und habe dort die Burg Auersberg erbaut. Auers und urs kommen von aras Burg. Das Ge-

Aufhausen -- Augau.

schlecht der Auersperge, das sich in viele Linien theilt, lieferte Oest- reich mehrere Feldherrn; so schlug Andreas von Auersperg 1593 die Türken an der Sulza. In unsern Ta- gen viel genannt ist der unter dem Namen Anastasius Grün aufgetre- tene Dichter Anton Alexander, Graf von Auersperg. Die Form Auers- berg steht gleich Arras, Euras- burg, Eresburg, Arsberg, dann Ers- heim, Harreshausen, Orschweiler, Auerstädt, Auerswald.

Aufhausen bei Geislingen, desgl. bei Neresheim und Heidenheim in Würtemberg,, vom gälischen aoibh oder aoi Hofgut.

Aufhofen bei Biberach in Wür- temberg, altUfhova, vom gäl. aoibh Erbgut, Hof, dasselbe was Auen- hofen.

Au-gau oder Auganagau, Land- schaft an der Weser mit dem Haupt- orte Corvey. Aufdemrechten Weser- nfer ging der Gau (der zum Pader- borner Sprengel gehörte) bis auf den Solling, im Norden grenzte er an den Thilitigau (Thalgau), welcher die Thalorte auf beiden Seiten der Weser bis Oldendorf umfasste, im Westen an den Solling- oder Suilber- gau, im Süden an den Nitegau (an der Nite), und im Westen an das Waldland des Huetigaues (von coed Wald). Im Augau lagen auf dem rechten Weserufer Luchtringen, alt Luhtringi, klein-Feldleute von lu, Zug klein, freann Feld und wi Leute, os liegt an der Weser unter- halb Corvey; dann Holtesmynne oder Holtesmenni, Holzminden,

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Augan.

an der Mündung eines Baches (alt, olt, verdeutscht Holz, gleich Bach, und men Mund, Mündung). Oberbalb Holzminden an demselben Bache oder alt, Deminutiv altan, liegt Oldendorpe, Bachdorf, nicht al- tes Dorf; denn die ursprünglich gä- lischen Dörfer sind alle alt, man kennt von keinem dessen erste Grün- dungszeit; Bofzen, alt Boffeshus, entweder gleich buches Melkplatz, oder von bi-abh kl. Wasser,-an wel- chem es liegt; Wiergessen, alt Wergesi oder Wiri-esi, Wasserort, von bior und ais Ort; es liegt hart an der Weser, Herstall gegenüber; Forst, alt Varstan, Fersthan, von bar Fürst und /an Land oder ion Wald, gleich Barrus; Bevern, klein Wasser bi-bior, und nae Leute; Meinbragtessen, jetzt Meinbrexen, Berg-Thal-ort, von main Berg, brag, brax Thal und iosda Ort. Auf dem linken Weserufer liegen Corvey, alt Corbeja, oder nova Corbeja, al- tes Kloster, das erst auf dem Sol- ling stand, deshalb Neu-Corvey ge- nannt, von caer, cor Ort und by klein; dann Höxter, alt Huxaria oder Huxari, von uisge Wasser und ri Ort. Sodann liegen noch in die- sem Gaue: Stael, alt Stalo, Stela an der Weser, entweder von daile Burg oder von di klein und /le Stätte; Bödexen, alt Bodikeshus (franz. boutique), Kuhhaus von bu Kuh und teagn, tigh Haus, taigheas Häuser; Tonnenburg an der We- ser, alt Thiunun, daingean (Thien- gen, Tübingen) Burg, Donjon; Maygadessen, alt Meyngoteshu-

Augau.

sun, Berg-Waldhaus, von main Berg, gwyddaWeald und aithe, iosdaHaus ; Bosseborn, alt Boffesburiun, von buches, Melkplatz, Viehpferch (beo, bu Vieh, Kuh, ches, cas eingefrie- digter Raum), Burion dasselbe von buar Vieh und ion Ort; Sülbke, ein Berg bei Holzminden, altSulbeke, von {ul Berg und dbuach Bücken; Altenbergen, alt Althean berga, von.ailtean, kleinesHaus; Bremer- berg, alt Breme, von bre Berg und ma Stätte; Löwendorf, alt Liau- eringthorpe, klein-Felddorf von ji klein oder /ia Wasser und reann bezw. ban Feld; Derenthal an der Weser, alt Divernthal, kl. Wasser- thal, von di klein und Dior Wasser, thal kann auch daile, Burg, bedeu- ten. Im Augau, nahe der nördlichen Grenze desselben bei Forst oder in dem Fürstenwalde lag das Schloss Eberstein (zu deutsch der Felsen- berg, von pyrn, bern steile Berg- spitze, oder bar steiler Berg, din Burg, verdeutscht in Stein und dem vorgesetzten Artikel e oder y), auf welchem die Grafen von Eberstein hausten, deren Güter, Ohsen und Grohnde an das Stift St. Bonifacii zu Hameln, schliesslich an Braun- schweig, Brakel aber an Preussen kamen. Ohsen ist oisan, kl. Burg, Grohnde kommt von cron Burg und dae Leute, Brakel von brac Thal und Zle Stätte. Der Name Aug-a oder Aug-ana endlich kommt von oichean oder uisgean Wasser und a, o Gau. Die Gaugrafen dieser Wasser- oder Thal-Landschaft wa- ren die Grafen von Nordheim, als

182 Augenbraue Augesgan.

Stiftsvögte von Corvey ; später dräng- ten sich die Grafen von Schwalen- berg als Viceadvocaten des Klosters mit ein, und bekamen allmälig die Verwaltung des Gaues auf der rech- ten Seite der Weser.

Augeabraue, altdeutsch bra, brawa, gälisch Dra, braoi; da bra, bre, broin auch Berg bedeutet, so ergibt sich daraus der ursprüngliche Sinn für Augenbraue oder Braune, nämlich Erhöhung über den Augen, Augenberg.

Augesgau, Ogesgau, Owesgau, Ougiskewe oder Ougeskowe; dann nach der Romanisirung von Augs- burg in Augusta Vindelicorum, glei- cherweise in Augstgau oder August- gau umgewandelt, denn Augsburg war darin der Hauptort. Den Kern dieses Gaues bildete das Lechfeld, und daher sein Name, der älter ist als dieRomanisirung von Angsburg‘; ouges kommt nämlich vom kelti- schen oiche oder uisge Wasser, also Lechgau, Lechfeld; die Form ouges war wohl für die Römer der Anlass, der von ihnen an der Mündung der Wertach in den Lech erweiterten Stadt den Namen Augusta zu geben. Zu dem Auges- oderLechgau gehör- ten ausser dem Lechfelde noch in weiterem Sinne der Keltenstein mit dem Wertachthale, und der Lech- rain, d. h. der hügelige Rand des Lechthales gegen Baiern zu, von den Alpen bis hinab zur Donaumark, wo die Hügel verschwinden. Im Augesgau lagen zu Römerzeiten: Concio(Versammlungsort) Legio- num, jetzt Gunzenlech; Adho-

Angias.

vas (bei den Höfen), jetzt Lands- berg (lan bedeutet Scheune); Apo- discum, latinisirt für abha Was- ser und feagh Ort, jetzt Epfach; Esconova, von uisgeanklein Was- ser und aoibh oder aoi Hof, jetzt Schongau; Wezzinbrunn, Wesse- brunn, von wisge Brunn; Stett- wang bei Kaufbeuern, alt Steti- wang, von stuad Wall und fang Pferch, also fester Viehhof; Forz- heim, jetzt Pforzen an der Wer- tach (alt Virdo von /eor, for Bach und di klein im Gegensatz zum Lech), Pforz für Jordd, oder Arwdd Furt; Zusoilinga, jetzt Schliengen, von di kl., sua Bach und /0ng Ort an der Wertach; Hu- gehus, jetzt Heusen, von choich, coiche Hütte, Haus, bezw. von iosda, was dasselbe bedeutet; He- riscella, jetzt Hirschzell, von har, heri Heerde und keal Vorraths- haus, Keller, auch Zelle; Büren, alt Burron, von buar Rindvieh und on, ion Ort; Firinesvilla, von fearann Feld (Firnweiler?). Zum Augesgau wurde auch die Failau, am untersten Theile des Lech bei Wertingen und Märdingen gerech- net; zu andern Zeiten gehörte sie zum Burggau, der westlich an sie stösst (vergl. Failan).

Auglas oder Augeias, Augeas, ein reicher Ochsen-mann, oder Vieh- besitzer, auch König von Elis im Peloponnes, dessen Ställe so mit Mist überladen waren, dass Herku- les die Flüsse Peneus und Alpheus in dieselben leiten musste, um sie rein zu bekommen. Ych, yg bedeu-

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Augsburg.

tet im Kymrischen Ochse,, und eus Mann.

Augsburg, latinisirt Augusta Vindelicorum, wurde schon von den Vindelizischen Rhätiern ange- legt, und war damals eine wisge- oder aighe-Burg, d. h. eine Wasser- oder Bergburg, je nachdem sie erst am Lech bezw. der Wertach, oder schon anf der Höhe angelegt wurde, wo sie jetzt steht. Drusus verlegte eine römische Colonie hierher, und von da an hies die Stadt Augsburg. Eine Menge anderer Städte wurden von den Römern in gleicher Weise Augusta getauft, ohne dass sich dieser Name forterhielt, wohl des- halb, weil er mit den frühern kelti- schen Namen keins Aehnlichkeit hatte, und deshalb dem Volke fremd blieb. So war Straubing Augusta Aci- lia getauft worden; Regensburg Aug. Tiberü; Speier Aug. Nemetum; Lu- xemburg Aug. Romanduorum; Trier Aug. Trevirorum; Worms Aug. Van- gionum; Genf Aug. Allobrogum; St. Di6 Aug. Dea; St. Quentin Aug. Ve- romanduorum; Troyes Augustobona; Soissons Aug. Suessionum; Turin Aug. Turinorum; Busignano Aug. Ba- tiennorum; Astorga in Spanien Aug. Asturica; Braga in Portugal Aug.Bra- carum; Merida Aug. Emerita; Cadix Aug. Julia Gaditans; Torquemada Aug. nova; Saluzzo in Piemont Aug. Vagiennorum; Trebi Aug. Treba; Ve- sunno Aug. Vesunna; dann in Sieben- bürgen Karlsburg oder Weissenburg (uisge-burg) Aug. Colonia Apulum; Martos Aug. Gemella, und eine Menge anderer, namentlich auch in

Augsburg.

Vorderasien Erhalten haben sich blos Augst bei Basel, Aosta am St. Bernhard, Astigi (Augusta firma), was übrigens noch eher von aisteagh hoher Wohnort, abgeleitet werden kann, dann Aousti im Lande der Tricastiner. Cöln, römisch Aug. Co- lonia Agrippina, kann ebensogut sei- nen Namen von Colonis, als von giol-nae Wasserlente, führen, wie Cöln in Berlin und bei Meissen. Nach dem Sturze der Römerherr- schaft fiel Augsburg in die Hände der Juthungen, d. h. wahrscheinlich aus Jütland gekommener Schwaben bezw. Alemannen; denn so ver- schieden auch diese ins Deutsche übergegangenen keltischen Namen lauten, so beziehen sie sich doch auf ein und dasselbe Volk. (Vergl. Jüten u. 8. w.) Unter Karl dem Grossen kam die Stadt wieder in Aufnahme, im 13. Jahrhundert be- gannen ihre reichsunmittelbaren Ge- rechtsame; bis in neuere Zeit war sie stark befestigt. Das Rathhaus, wohl das schönste in Deutschland, wurde 1620 nach sechajähriger Ar- beit vollendet. Im bischöflichen Pa- laste wurden 1530 die lutherischen Glaubensartikel, die von Melanch- thon verfasste sog. Augsburger Con- fession, Kaiser Karl V übergeben. Die gothische Domkirche mit ihren aus dem Jahre 1043 stammenden ehernen Thorflügeln gehört zu den bedeutendsten Denkmalen mittelal- terlicher Kunst. Das Kloster zu St. Ulrich und St. Afra war früher reichsunmittelbar. Die Fuggerei in der Jacobsvorstadt, ein ursprünglich

14

Augsburg.

aus 106 kleinen Häusern bestehen- des Stadtviertel mit drei Haupt- und drei Nebenstrassen wurde I51% von den Brüdern Ulrich, Georg und Ja- cob Fugger für arme Bürger erbant. Die Fugger stammen von Johannes Fugger aus dem Dorfe Graben bei Augsburg, der 1370 nach Augsburg zog, und als Leineweber in den Rath kam. Seine Söhne hiessen Andreas and Jacob, und trieben bedeutenden Handel; deren Söhne sind die oben erwähnten Drei, welche die Fuggerei erbauten. Kaiser Maximilian erhob die Fugger in den Adelsstand, Carl V 1530 in den Freiherrn- und Grafen- stand. Anton Fugger, der reichste unter ihnen, hinterlies an baarem Gelde über 6 Millionen Goldkronen. Diesen Reichthum erlangten sie be- sonders dadurch, dass sie das Mo- nopol des Gewürzhandels für ganz Deutschland fast ein Jahrhundert hindurch besassen. ZumBisthum- sprongel von Augsburg gehörten diejenigen suevisch - alemannischen Lande, welche die Jütinger besetzt hatten, nämlich alle Gaue zwischen Lech und Iller bis an deren Quellen in den Alpen; daun auf dem nördli- chen Donauufer der Aalbuch, der Brenzgau, das Hertfeld, das Ries, der Virgundwald, der Nebelgau (bei Aichstruth)und das obere Ramsthal mit dem Hohen- staufen und dem Bechberg; Ulm dagegen gehörte zum eigentlich ale- mannischen Bisthum Constanz. Auf dem Südufer derDonau umfasste das Jütinger Bisthum den Burgau, den Illergau, das Lechfeld,

Augst.

oderdenAugesgau,denKelten- stein und den Algau. Die Be- sitzungen des Fürstbischofs von Augsburg fielen jedoch nicht ganz mit dem Kirchensprengel zusammen, sondern hatten einen geringern Um- fang, namentlich war fast alles Land nördlich an der Donau in den Hän- den reichsunmittelbarer Dynasten oder Städte; im Burgau hatten die Fugger grosse Besitzungen, und Mindelheim mit der Herrschaft Schwabeck im Illergau war bairisch geworden. Blos im Algan und Lech- feld bildeten die Besitzungen des Fürstbischofs ein zusammenhängen- des Ganze. Im 12. und 13. Jahrh. gehörten auch der Ammergau und Pietengau nebst der Grafschaft Moringen und dem Amte Staufen, sämmtlich rechts vom Lech, zum Fürstenthum Augsburg. Die Streck, zwischen Lech und Wertach über dem Lechfeld hies Strassenvogtei; der Keltenstein umfasste dieWertach- quellen und das Amt Schongau; das Illergebiet oberhalb Kempten hies der Albgau.

Augst, lat. Augusta; es gibt mehrere Augst, das eine bei Basel heisst Basel-Augst, lateinisch Au- gusta Bauracorum, weil im alten Lande der Rauracher, eines kelti- schen Volksstammes, gelegen ; jetzt ist es ein Dorf mit Ueberresten der alten römischen Stadt. Das andere ist Wälsch-Augst, oder Auost, italienisch Aosta, lateinisch Augusta prastorica im alten Lande der kel- tisch-ligurischen Salasser, im Ang- ster Thale am Südfusse des St.

185 Augurn Augustomagas.

Bernhard, zu Savoyen gehörig mit mehr französischer als italienischer Bevölkerung. Bei Basel-Augst liegt noch Kaisersaugst, ein Dorf, das früher Österreich-kaiserlich war. Augurn, römische Weahrsager, oder Priester, welche aus dem Fluge der Vögel Gläck und Unglück vor- her verkündeten; au steht statt avis lat. Vogel, und gur, kymrisch gwr Mann, gleich air im Gälischen. Na- mentlich waren es dis Hühner, aus deren Fresslust der Gang des Krie- ges vorhergesagt wurde; deshalb

folgten jedem Heere ein Pontifex,

einige Auguren und der Pullarius mit seinem Hühnerkasten. Die la- teinische Form für augur war aus- pex, avispex, Vogelinspector. Augustomagus, Augustusfeld- oder Stadt, denn das gälische magh Feld wurde oft auch Stadtname, wie bei Worms, Borbetomagus, indem die auf den Feldern angelegten Höfe, die mogh hiessen, allınälig zu Dör- fern und Städten anwuchsen. Sen- lis in der Isle de France, nordöst- lich von Paris hies einmal Augusto- magus, dann auch Silvanectes, Wald- berg-Ort, von aighe Berg und tas Ort; silvani ist eine von den Bö- mern beigegebone Uebersetzung und bedeutet Waldleute; Sen-lis besagt wieder dasselbe, kommt aber von ton, son Weld und Ilys Veste. Beauvais war Caesaromagus, Cä- sars Hof oder Feld getauft. Rouen hies alt Rotomagus, Feldhof, von rodh Feld und maghHof. Noyon, nua-ion Neu-ort, hies latinisirt No- viomagus, oder Novionum. Von sol-

Augustus Aula,

chen halb keltisch halb römischen Namen erhielt sich beim Volke schlicsslich immer derjenige, wel- cher ihm am mundgerechtesten war.

Augustus, Beiname des Cajus Julius Cäsar Octavianus, der 44 Jahre hindurch Rom als Alleinherr- scher regierte. Er stammte aus Ve- liträ (Veletri) im Lande der Volsker aus der angesehenen Familie der Octavier. Der Beiname Augustus ist schon vielfach gedeutet worden, z. B. als der Glänzende vom griech. augäeus, eine Deutung, die auch auf den Ochsenkönig Augias in Elis an- gewandt wurde; die nächstliegende ergibt sich aus cadr heilig, lat. . castus, deutsch God oder Gott, mit vorgesetztem kimbrischen Artikel au oder y, a, und dem nachgesetz- ten eus, us Mann, der heilige oder göttliche Mann. Der gewöhnliche lateinische Sinn von Augustus ist der Erhabene; es hat sich dieser jedoch erst ans dem ursprünglich keltischen entwickelt; denn jedes Wort, das aus mehreren Sylben be- steht, ist auch aus mehreren Wur- zeln entstanden, mögen os nun selbstständige Worte oder nur An- hängsel oder Vorlaute sein. Latei- nisch und Griechisch sind aber blos eigenartig entwickelte keltische Mundarten.

Aula, Ober- und Niederaula am Aulabache oberhalb Hersfeld in Hes- sen. 778 kommt in einer Urkunde Karls des Grossen für Niederaula die Form Ovlaho vor, von abh-lee Wasserstätte, später Ovilah, Owi- laha, Owela, Oula, entstanden aus

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Aulerker Aulne,

y-bial-acha die Wasserburg, oder aus y-bail-aha die Btadt-am-Was- ser. Aula war hersfeldisch, dann thüringisch und schliesslich hes- sisch. Bei Niederaula lag die Glu- burg, cli Burg. Der Bacliname Aula kommt von alt-li-aha Wasser-klein, im Gegensatz zur Fulda, in die er mündet, und ist dem Stadtnamen angepasst.

Aulerker, Loireanwohner, al- oder ul-eargui gross-Wasserleute. Aulerker wohnten sowohl an der obern Loire unterhalb Roanne bei Charolles, als am Loir bei le Mans in der Maine. Die erstern hatten den Beinamen Brannovices (Fürsten- Dörfler, von braine Fürst und wig Dorf), die andern Cenomani (Wald- leute, von /on, twynBuschwald und maon Mann. Eine Abtheilung der Cenomanen zog mit Belluves 400 Jahre vor Christus nach Italien und siedelt sich bei Brixia (Brescia) und Verona an, nachdem sie die li- gurischen Libier von da vertrieben hatte. Die Brannowiger Aulerken gehörten zur Eidgenossenschaft der Aoduer, und betheiligten als solche sich ebenfalls an den Zügen nach Italien. Die Aulerker an der mitt- lern Loire theilten sich in drei Unter- abtheilungen, nämlich in Eburo- vikor (bei Evreuz, Reiterstadt), Ce- nomanen, Waldleute bei Mans und Diablinten oder Diauliten von di klein, abh Wasser und glinn Veste, oder /iys Veste bei Laval (/ua- bail) Wasserstadt.

Aulne oder Auneo, Flüsschen in der Bretagne in Frankreich, bei Brest

Aums AÄupe.

in den atlantischen Ocean mündend, von ean Wasser bezw. alt-na Was- ser klein, oder versetzt für /ua-an, was dasselbe bedeutet.

Auma, Städtchen bei Neustadt im Weimarschen Theile von Thürin- gen, ma Stätte an der Au oder aha, d.h. am Wasser.

Aumale, alt Albemarla, Städtchen in der Normandie, an der Grenze der Picardie, einst Sitz einer Graf- schaft, die aber zu Lothringen ge- hörte, weshalb sich mehrere lothrin- gische Fürsten Herzoge von Aumale nannten, ebenso wurde der vierte Sohn Ludwig Philipps, Königs von Frankreich, Duc d’Aumale titulirt. Die Grafschaft erstreckte sich längs des Bresle-Flüsschens von Anmale bis zum Meere, Eu (alt Arcae) lag ebenfalls darin. Was die Namen betrifft, so kommt Bresle von braht, froud, frath Wasser und li klein, A/be-mar-Ile ist Bach-gross- Stätte, und earc-ae sind Wasser- leute, Seeleute; Eu bedeutet das- selbe, kommt aber von aa, ieo, ey Wasser. .

Aumont, französischer Bergname, von dem das Geschlecht der Aumont seinen Namen führt; d, au Berg und mont die Uebersetzung davon, oder y, a, au Artikel, und mont für mmwnt Berg.

Anpe, Aupa, Nebenfluss der Elbe in Böhmen; sie entspringt anf der Schneekoppe, stürzt in den Riesen- grund hinab und bildet den grossen Aupefall; Name von nbha, obha Wasser, gleich der Oppa in Ober- Schlesien, und hundert anderen

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Auras Auress.

Flüsschen, deren Name von abh herkommt.

Auras, Ort beiMittewalde an der Drau, desgl. in Schlesien, früher Auris, beides vom gälischen aras, kimbrisch aros, Haus, Wohnort, Burg, gleich Euras, Aras, Eres- burg u. s. w.

Auray, Stadt in der Bretagne in Frankreich, am Einfluss des Auray- flüsschens ins Meer; Name der Stadt von aa, au Wasser und ra, ri, rai Stätte ; der Flussname earg-aha ist nach dem Stadtnamen umgeformt.

Aurelius, römischer Personen- name, aur, or Berg und :/ hoch, oder oill Fels, Gebirgsmann, Be- wohner einer Felsenburg. Cajns Do- mitius Aurelianus, röm. Kaiser von 270—276, erst Feldherr der Trup- pen in Mösien, und von diesen zum Kaiser ausgerufen, vertrieb die Mar- komannen, bezw. die jutungischen Alemannen wieder aus Italien, ver- lor aber die Walachei an die Gothen, besiegte die Zenobia von Palmyra, und fiel auf einem Zuge gegen die Perser durch eine von seinem Geheimschreiber angezettelte Ver- schwörung.

Auress, hoher Gebirgsstrich im südlichen Atlas an der Grenze von Tunis, Algierund Biledulgerid, Name or-aith Berg-hoch. Die Bewohner desselben sind weisser als die übri- gen Berbern, man will deshalb in ihnen Nachkommen der Vandalen “erkennen; die Gälen waren aberauch weiss und blauäugig, und erhielten deshalb ihren Namen (geal, weiss) im Gegensatz zuden schwarzhaarigen

Aurich Auser.

mit Hunnen gemischten Kymmern oder Nordleuten (gheam, Norden, Winter).

Aurich, Stadt in Ostfriesland in einer weiten Feldfläche; daher der Name von ire Land und acha Wall; Wall nnd Graben laufen jetzt noch um die Stadt; in der Nähe, bei dem Dorfe Rahe (ra Stätte) stand der Upstalsboom, nämlich drei alte Eichen, unter denen alljährlich die Versammlung der zwischen Rhein und Weser wohnenden Friesen sich „aufstellte“,

Aurillac, Stadt in der Auvergne, alt Aureliaco, Ort wo die Hörigen, oder Gutsbauern des Aurelius wohn- ten; in diesem Sinne findet sich die Endung iaco häufig.

Aurora, auch Ausora, griech. 808 Morgenröthe, deutsch Osten, wird wohl mit dem slavischen iasne Glanz, glänzend zusammentreffen. Die Aurora fährt morgens mit ihren Pferden Lampus und Phadöton aus der Tiefe des Ostmeeres, und hebt mit ihren Rosenfingern die Schleier der Nacht,

Aurunker, altes Volk in Mittel- italion in den Abruzzen, daher "der Name von «or, or, auer Berg, hoher Berg und an, ank Mann. In römi- schen Zeiten verschwand der Aus- druck, und an seine Stelle traten andere Berg- und Waldnamen, als Aequer, Marser, Samniter.

Auser, zu deutsch grosses Was- ser von ais oder uisg Wasser und er gross. In Etrurien gab es einen Fiuss Auser oder Auxer, auch Aosar. Die Ausonier bedeuten darnach

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Ausonien Austerlitz.

Wasserleute, Seeleute, die über das Meer kamen, gleich Pelasgern oder Belgen.

Ausonien, Wasserland, oder Land am Wasser, oder über dem Wasser, von uisge, gälisch, Wasser; aus die- sem uisge wurde das französische eaux. Ausonien war der alte Name für Mittelitalien, weil die griechi- schen und asiatischen Kelten (d. h. die Pelasgor), um dahin zu gelan- gen, über das Meer mussten. Ober- italion dagegen hies keltisch Etal, Thalland, von der Poebene. Später ging letzterer Name auf ganz Italien über. Ausonische Völker waren ins- besondere die Latiner, die Ae- quer, die Volsker, zwischen Rom und Neapel am Meere entlang. Die Ausonen wurden auch Osker, Josker genannt, andere Umbildung von uisge Wasser, oder Opiker, von abh, obh, Wasser. Die Vols- ker, welche bis gegen Terracina wohnten, führten ihren Namen von bual Wasser, bualiski Wasserleute.

Aussee, alt Ousse, Städtchen im Salzkammergut in Oestreich, vom gäl. uisge oder uis Wasser mit an- gehängtem ae, Leute beim See; der See, uwis-aha mit angehängtem aha. In Mähren bei Olmütz an der Marcir liegt ebenfalls ein Ort Aussee.

Aussig, Ort in Böhmen an der sächsischen Grenze, von aiteach, aitigh Wohnort, oder da es am Ein- fluss der Biala (bial-aha von bial Wasser) in die Elbe liegt, von uis- teagh Wasser-ort.

Austerilitz, slavische Form für

Austerweg Austrasien.

uis-der-Ä!ys, Wasser-klein-burg, es liegt bekanntlich in Mähren.

Austerweg, altnordisch Austr- vega, entw. Weg ins Ostland, aus- tir, oder auch Wasser-gross- Weg uis-dear, nämlich über .das balti- sche Meer von Schweden nach Russ- land. Dahin gingen die Raubzüge der Wikinger nichtminder als gegen Westen. Schon Thor kam auf sei- ner Fahrt for i Austrvegi nach Ut- gard (Aussenland) über das Meer und erschlug dort den Biesen Hrungnir (einen Hiungnu oder Hunnenmann). Norwegen wird ge- wöhnlich als Gegensatz zum Oster- weg aufgefasst; Norwegen entstand aber eher aus Nor-ighe, Nörike, Nordinsel, denn es galt für eine Insel und darum könnte auch Au- sterweg schlieslich alsWasser-gross- Insel aufgefasst werden. Der Be- griff Ostweg, Weg nach Austr-riki, nach Austerland, Austrlönd, oder nach Ostrogard, wie die Dänen Russland nannten, blieb indess der überwiegende; in gleicher Weise hiessen die Russen und Polen bei den Normannen Austr-vindr, Ost- wenden im Gegensatz zu den Vestr- vindr in Pommern, Rügen und dem übrigen Westlande.

Austrasien, alt Austrasia, ge- wöhnlich als das Ostland (aus Osten, fir Landschaft, eus, as Mann und ia Land) gedeutet, umfasste unter den Merovingern im Gegen- satz zu Neustrien die östlichen Be- sitzungen der Franken, namentlich Belgien und die Lande am Rhein und an der Mosel. Hauptstadt

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Austrasien.

Austrasiens war gewöhnlich Metz. Vom lateinischen Auster kann Aus- trien nicht herkommen, denn auster bedeutet Südwind. Den Gegensatz zu Austras bildete Neustras oder Niustras; zu Austri, Neustri oder Niwistri; zu Auster, Neuster oder Nuster. Was bedeutet aber Neuster? Wostland? Weder im Deutschen, noch Lateinischen noch Keltischen gibt es eine Forın neus, die Westen bezeichnete, wohl aber ist nu, nua und nuadh soviel als neu, und nuadh-tir bedeutet darnach das neu eroberte Land, während unter Auster, uis-tir stets die Wasserlän- der in Belgien, am Rhein und an der Mosel, oder das alte Franken- land verstanden wurden. Fuarankia bedeutet aber ebenfalls Wasser- land, also soviel als das latinisirte Ripuarien, das Uferland oder Rif- land; somit ebensoviel als Batua, Bataverland, woher die Saalfranken kamen, von bait-ua Wasserland, oder Belgien überhaupt; denn auch dieses kommt von buai/c Wasser. In Austrasien stehen die altfränkischen Wassergaue den neu eroberten trocknen Hochflächen der Picardie, der Champagne und der Isle de France entgegen, welche den Kern Noustriens bildeten. Als Grenz- orte zwischen beiden Reichshälften wird zur Zeit der Merovinger Thuin (Thimium) am Kohlenwald in Bel- gien, dann Virdunum (Verdun) an den Argonnen und Lingonica urbs (Langres) auf der Wasserscheide zwischen Seine und Maas einerseits und der Saone andererseits ange-

Autenweiler Autun.

geben; letztere war burgundisch. Austrasien wurde in Oberfranken, die Moselgegend mit Lothringen und Niederfranken am Nie- derrhein und der Schelde ab- getheilt; später überwog für Au- strasien der Begriff Ostfranken, und man verstand darunter die Lande auf dem rechten Rheinufer, namentlich am Main (Frankonien), während der Begriff „neu erobertes“ Land, Neustrien, in den Hinter- grund trat, und dafür Franzia, ge- zischte Form für Frankia, übrig blieb.

Autenweiler, Ort bei Markdorf im Linzyau am Bodensee ; Name s0- viel als Odenweiler, vom gäl. aidhıe Haus, aidhean kl. Haus; Weiler ist die angehängte lateinische Ue- bersetzung villa.

Autenii, alt Altogilo, Ort unter- halb Paris an der Seine, Name von alı Wasser und Aeal Vorrathshaus, Keller, auch Zelle und Kirche, oder Wohnstätte überhaupt.

Autre, Flüsschen in Frankreich, alt Altrus zusammengezogen aus alt Bach und der klein,

Autun, altkeltisch Bibracte, in römischen Zeiten Aagustodunum, Augustusstadt, woraus Autun eıt- stand. Bibracte bedeutet Ort am kleineu Wasser, oder im kleinen Thal, vom gäl.bi klein, drag Quelle, Bach, bezw. Drac, brax Thal und tae, teagh Haus. Die Landschaft um Bibracte hies pagus arebrignus, ar hoch, Berg und brig, brag, Lach, gleich der Breg und Brigach in der Baar. Autun war der Haupt-

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Autun.

ort der Aeduer; in ihrem Lande la- gen noch Nevers (alt Nevirum oder Nevirnum, Noviodunum, latini- sirt für nua-bior-om oder nua-bior- ais, Neu-Wasser-ort) an der Loire ; Charolles(cari-locus Bachort von caoir und loc); Roanne(Rodumna Feldieute von rhod Feld und am- hain Leute), dann Chalons an der Saone (Cabillonum von cabal Schiff) und die Hauptveste Alesia im Nor- den im Quellgebiet der Yonne. Die Aeduer (vergl. diese) waren ein aus mehreren Bergvölkern gebildeter Bund von Eidgenossen, die einzel- nen Stämme waren die Mandubier um Alesia, die Bojer bei Nevers, die Aulerker bei Charolles, die Segusi- aner im Quellgebiet der Loire, die Ambarren an der Saone oberhalb Lyon und die Insubrer zwischen Lyon und Boanne. In der näch- sten Umgebung von Autun haben auf Napoleons III Betreiben Aus- grabungen stattgefunden, wobei man auf die Beste der altgallischen Stadt kam. Man hat die Grund- mauern der alten Citadelle gefun- den, sowie die von etwa 70 runden und vierockigen gallischen Häusern; Mauerwerk von Luftziegeln ist zu Tage gekommen, und ebenso Guss- mauerwerk, steinerne Thüren, ge- plattete Fussböden, wobei Platten von drei Fuss Länge vorkommen, Backöfen und Beste von Bau- materialien aller Art. Auch die Grundmauern eines halbkreisförmi- gen Theaters haben sich gefunden, dessen Durchmesser mehr als 50 Meter misst.

Auvergne Auxois.

Auvergne, Landschaft auf dem südlichen Hochplateau Frankreichs, die meist ausGranitflächen besteht, mit muldenförmigen Thalrissen und einzelnen darüber hervorragenden vulkanischen Kegeln, als dem Can- tal(cean-ilSpitzehoch) undMont- d’or(orhoher Berg, mont die Ueber- setzung davor). Die gälischen Be- wohner hiessen Arverner, oder Al- verni, ihre Hauptstadt, Clermont, civitas oder urbs Arvernorum, oder Arverna. In gleicher Weise hies- sen Paris und Rheims urbs Parisi- orum oder Remorum. Der Name Arverner oder Alverner bedeutet Bergleute, von ar oder al hoch, gross, /aire Berg und nue Leute, Die Auvergnaten konnten erst spät von den Römern unterworfen wer- den. In der obern Auvergne ist Aurillac, in der niedern, nördlichen Clermont die Hauptstadt, letztere liegt in dem Thalgau Limagne, liu- maghin Fluss-feld, am Allier und dessen Seitenbächen. Clermont ist aus col-aur Hügel-hoch zusam- mengezogen, trotzdem dass es in clarus mons latinisirt wurde.

Auxois, eine bis zum Tode Karls des Kühnen 1177 zu Burgund ge- hörige Landschaft, in welcher Au- xerre und Semur liegen; sie ist ge- birgig, und bildet den Uebergang zu der Champagne. Auxorre, alt Altissio-dorum, oder Autissiodorum von alt Bach, aith hoch, Berg und iuaran Häuser; Semur auf einem isolirten Felsen, mit drei ummauer- ten Stadttheilen, der Bourg, dem Donjon und dem Chateau bedeutet

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Auxonne Avallon.

ummauerter Ort, von dae Ort und mur Mauer.

Auxonne, feste Stadt in der Frei- grafschaft in Frankreich an der Saone alt Ausona, Wasser-ort von uisge oder uis-ion.

Auzarbach, in Oesterreich von uisg Wasser und er gross.

Ava, Hauptstadt des Birmanen- reiches in Hinterindien, an dem hier 4000 Fuss breiten Ira-waddy (gross-Wasser). Ava von ablı Was- ser und ae Leute; Birmanen von bior Wasser und maon Leute.

Avallon, Avallach, Apfelinsel, von abhal Apfel und /on bezw. loc Ort, oder in Insel. So hies das kel- tische Paradies, welches nach der Auffassung der Briten mitten im Ocean lag, und ganz aus leuchten- dem Magnetstein gebaut war. Da herrschen weder Nebel noch Stürme, nur Blumen bedecken die Wiesen, Rosen, Lilien und Veilchen blühen nebeneinander, die Aepfel hängen an den immergrünen Bäumen, die Trauben wachsen ohne alle Pflege. Weder Hitze noch Kälte, nur ewiger Frühling; keine Diebe noch Feinde; Friede und Eintracht. Da lebt der Jüngling mit der Jungfrau ohne schwere Arbeit in öwiger Jugend; kein Alter, keine Krankheit, kein Schmerz, Alles voll Freude. Da regiert die Fee Morgue oder Mor- gane, die sich den Dänen Ogier schon bei dessen Geburt zum Ge- liebten erkoren. Er litt auf einer Seefahrt Schiffbruch, und wurde auf die Insel verschlagen. Um in das Schloss der Faye zu gelangen, töd-

Avallon.

tete er mehrere wilde Bestien, wel- che die Zugänge hüteten und fand im Garten die Faye in Gesellschaft der Helden Arthur, Oberon und Ma- lambron. Ogier blieb bei ihr zwei- hundert Jahre in ewiger Jugend und kehrte dann auf das Festland zurück. Dies ist die brittische Form des in Deutschland vielge- nannten Glasberges oder Venus- berges, des Wohnsitzes der Elfen, oder des himmlischen Seelenreiches Glasvellr. In den keltischen Sagen kehrt diese Insel vielfach wieder, auch Ossian (Osschin) der Sohn des Fionn Mac Cumbhal (Fingal) war ein Jahr lang dort bei einer glänzenden Jungfrau, die ihn als weises Füllen dahin gelockt hatte; als er wie- der auf die Erde zurückkehrte, war er 300 Jahre weggewesen. In Schottland gab es verschiedene Elfenhügel (Shian), durch deren Felsenspalten das Licht aus dem Innern dringt, so einer im Wald von Glenavon bei Cairngorm. Wasnun die hier aufgeführten Namen be- trifft, so kommt Morgue von marn, marb Tod (gleich der Morgue in Paris, wo die gefundenen Todten niedergelegt werden); Morgana hat noch ein gean (griech. gyne) Weib angehängt.Morpheus, der Schlum- mergott, ebenfalls von marmw Tod und eus Mann, ist die männliche Form für Morgana, der Sinn beider Namen zeigt, dass sie ursprünglich Todesgötter waren, gleich den Ma- ren oder Moiren (Parzen), aber bei den Dichtern allmälig eine lieblichere Gestalt annahmen. Fee, Faye ist

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Avaren.

das keltische be, ba Frau. Der schöne Däne Ogier ist ein reiner oder sauber gewaschener Seemann, Däne von tain Wasser, und Ogier französirt für og-air, reiner Mann. Die drei Helden, welche der Faye Gesellschaft leisten, sind Arthur, hoher Mann von ard hoch und air Mann, Oberon, der König der El- fen, von bar Fürst und on Mann, mit vorgesetztem Artikel, und Mal- ambron der edie Seemann von mal, maol edel, inbhir Wasser und on Mann. Ossian bedeutet, gleich Odin, ein wissender, gelehrter Mann, von /od, bezw. od, os, Wissen, und an Mann, im heutigen Irischen Gmwydion. Sein Vater Fingal war ein grosser Krieger feinn (Fenier) Infanterist, und gal stark, oder geal weis; Fionn mac Cumhal ist Krieger, Sohn des schönen, Gro- sen; caomh bedeutet schön, und fionn auch weis. Der Elfenhügel shian ist die gezischte Form für cuan, chuan Hügel, Erdaufwurf, deutsch Hünen- oder Heunengrab, denn in den Heunengräbern spuk- ten die Elfen, d. h. die Seelen der darunter Begrabenen. -- Eine Stadt Avallon, alt Abalo oder Avallo, abhal-Ile, Apfelstätte, liegt im mitt- lern Frankreich im Auxois. Avaren, Abaren, ein hunnisches Volk, das im Anfang des Mittel- alters in Pannonien hauste. Beiden Slaven hiessen sie Obren, polnisch Olbrzym,lausitzisch Hobor, und be- zeichneten sie damit gräuliche Riesen, wie die Deutschen, welche dafür die Ugern oder Ungarn nah-

Ävaren.

men, oder den Riesen Oger. Die Hunnen waren schon beim Beginne der Völkerbildungen Gegner der Deutschen und Slaven, kein Wunder also, dass sie in den urältesten Sa- gen schon als Feinde aufgeführt wurden. Der Name selbst ist indoss sehr unschuldig, er bedeutet Wasser- leute, Fischer, was die Finnen, die stammverwandten der Awaren heute noch sind, von abh, obh Wasser und air Mann. Oger kommt als Riese dagegen von aighe hoch und air Mann, steht also gleich Hagen aighe-an. Die polnische Form Ol- br-zym ist al-bior-duin gross-Was- ser-Mann. Der Hauptsitz der Awa- ren war im 6. Jahrh. an der Raab in Oberungarn, weshalb die dortige Landschaft auch Abaria, d. h. Was-

serland, Avarenland hies. In Hoch-

asien wurden sie von den Türken Ouarch-oniten genannt, wie die By- zantiner angeben ; denselben Namen führten auch die Hunnen, weshalb die Avarische Sage von zwei Stamm- vätern sprach, dem War und dem Chuni. Ouarch kommt von earg Wasser, wie Chun von gun oder ean Wasser. Von den Türken sol- len sie westwärts getrieben worden sein. Im Jahre 461 erschienen sie am Asowschen Meere, verheerten nun Jahrhunderte hindurch Thrazien und Makedonien, dann von Panno- nien aus Oberitalien, Niederöstreich, Böhmen und die Lausitz, bis sie endlich von den Franken und Sla- ven geschlagen und ihre Ringe oder Pfahlburgen zerstört wurden. Im 9. Jahrhundert verschwanden sie Deutsch-kelt. Wörterbuch.

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Aveiro Avens.

unter den ihnen stammverwandten Ungarn.

Aveiro, Stadt an der Küste Por- tugals zwischen Oporto und Coim- bra, mit einem Hafen, y-bior-ra, die Wasserstätte, war bis 1720 Sitz eines Hoerzogthums. 1759 wurde der letzte Herzog von Aveiro mit mehreren Andern hingerichtet, angeblich weil er auf den König ge- schossen. Später stellte sich deren Unschuld heraus, 1781 wurde das Verdammungsurtheil cassirt, aber die Erben erhielten darum ihre Gü- ter doch nicht zurück.

Avellino, alt Abellinum, Ort am Fusse des Monte Vergine (firain, deutsch Ferner, Felsenberg) wo die grossen Haselnüsse wachsen; Öst- lich von Neapel, y-be/-!in, der Berg- Ort.

Avenbach, von 'abhan, dem. von abh Bach, bei Kottspiel in Würtemberg.

Avenches, Ort in der wälschen Schweiz, alt Aventicum, deutsch Wiflisburg, in der Nähe des Mur- tenersees; Name von y-ban-teach oder y-ban-ches, der-Feld-Ort, oder Feldhag. Wif-lis- bedeutet dasselbe von gwy/ ebenes Thal und Ilys Burg. Aventicum war ein- mal Hauptstadt des westlichen Hel- vetiens, wurde aber 62 nach Chr. von Caecina eingenommen. Von der alten Stadt finden sich noch Ueberreste, sie gehört jetzt zum Canton Waadt.

Avens, soviel wie Abens, Fluss in Etrurien vom kymbrischen a/on, avon, Dem. von abh, Wasser.

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Aversa Avignon.

Aversa, Stadt in der Ebene zwi- schen Capua und Neapel, zu deutsch die Feld-leute, y-/eart-ae.

Avesmes, feste Stadt im Artois an der Holpe oberhalb Arras; Na- me von abh Wasser, ois oder ais Burg undnuadh, nuas neu. Der Ort war Sitz eines Grafen, hies darum Avesne le Comte.

Aveyron, alt Avario Berg-Fluss im südl. Frankreich, der in den Covennen entspringt, und in den Tarn, bezw. in die Garonne mündet. Name von abAh Wasser ar Berg und ua Gegend.

Avignon und die Landschaft Venaissin, in der Provence. Das Venaissin umschloss einst das ehe- mals nassanuisch o Fürstenthum Oranien und gehörte vor 1791 dem Pabste, an welchen es 1348 von Johanna I, Königin von Neapel und Gräßn der Provence für 80,000 Goldgulden verkauft worden war. Uebrigens hatte schon der 1305 zum Pabste gewählte Clemens V. seinen Sitz förmlich nach Avignon verlegt, allwo dann die Päbste bis 1377 in französischer Abhängig- keit verblieben. Die Grafschaft Venaissin mit der Hauptstadt Ve- nasque wırde schon 1273 von Phi- lipp III König von Frankreich an Pabst Gregor X überlassen. Drei- mal nahmen die Franzosen Avignon und Venaissin in Besitz, um die Päbste nach ihrem Willen zu zwin- gen, im Jahre 1662, dann 1688 und wieder 1768, bis endlich die franz. Revolution 1791 8tadt und Land völlig annectirten. Unter den

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Arila Avionen.

Päbsten zahlte das Land fast keine Abgaben, daher heute noch die Un- zufriedenheit der Bewohner mit den französischen Zuständen. Die Stadt Avignon ist gegen früher jetzt eine Ruine, denn in der Revolutionszeit wurdehier Alles zerstört, wasvon den Päbsten gebaut und erhalten wor- den war; so namentlich auch Lau- ra’s, der Geliebten Petrarka’s, Grab- mal. Avignon hies keltisch Avenio, von beann Hügel, auf welchem es liegt, a oder y ist der Artikel und

‘io, ion bedeutet Ort; bei den Rö-

mern führte die Stadt den Beinamen Cavarum, der Höhlen oder des en- gen Felsenthales wegen, in welchem die Vaucluse entspringt, und in weichem die Cavaren, Höhlen- bewohner gehaust haben sollen. Venasque,alt Vindausca, bedeutet Berg-wasser-ort, bean-uis-ka; da von die Adjectivform Venaissin, Name der umliegenden Landschaft; Vaucluse kommt von gweyog Quelle und c/ais Thal, latinisirt in vallis clausa, geschlossenes Thal; der Bach, der hier in mächtigem Strome aus den Felsen bricht, heisst auch Sorgue, sor oder for Fels und rheog Quelle.

Avila, Stadt in Altkastilien; y-bail, die Stadt, sie war früher eine der bedeutendsten Spaniens.

Avionen, auch Obier, Wasser- anwohner von abA Wasser, ein Völkchen, das von Tacitus genannt wird; gleicher Name wie die Ubier am Rheine. Die Avionen zogen mit den Longobarden nach Pannonien, da letztere von der Elbe kamen, so

Avon Axholm.

werden die Sitze der Avionen in ihrer Nähe zu suchen sein. |

Avon, Flussname, der in Eng- land hänfig vorkommt, von abhan, kleiner Fluss. Ein Avon fliesst in den Severn, an demselben Stratford, der Geburtsort und auch letzter Wohnsitz Shakespeare’s, weshalb dieser oft der Schwan vom Avon genannt wird.

Avranches oder Abranches, einst Hauptort der Abrincaten, eines kleinen gälischen Volksstammes im heutigen Avranchin, einem Land- strich an der Grenze der Nieder- normandie gegen die Bretagne. Der Name Abrinkateu bedeutet Berg- wald-leute von bryn Berg, coed Wald und dae Leute. Die Grenz- striche zwischen der Bretagne und der Normandie bestehen ans waldi- gem Hügelland.

Avvim, Wasseranwohner in Phi- listäa von abh Wasser, und im, am, amhain Leute. Durch die aus Creta herübergekommenen Carier wurden sio vertilgt, so dass hinfort im Phi- listerlande nur Creti und Plethi, d. h. Creter und Philister wohnten.

Ax, Stadt in Frankreich am Ariöge in den Pyrenäen mit 32 war- men Quellen, Name von wisge Wasser.

Axel, Festung auf Seeland in Hol- land, wohl gleich acha-il Wall-gross.

Axenberg, steile Bergwand am Vier-waldstätter See; dergl. Ax- berg bei Schlierbach in Würtem- berg; von uchdan oder uchedd Berg, Halde.

Axholm, Landschaft in der engl.

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Arum Ayr.

Grafschaft Nottingham, einst insel- artig vom Trent (deur-eun gross Wasser) und Dun (Zain) umgeben, daher der Name Wasser-insel ; uisye zusammengezogen in Ax, und Holm deutschgewordene Form für u feucht (oder auch für alt Wasser) und ma Stätte; also feuchte Niede- rung, Sumpfland ; dasselbe bedeutet Ulm an der Donau, desgl. in der Ortenau.

Axum, hochgelegeneBurg, aighe- dion im nördl. Abessinien, einst Hauptort des Reiches von Axum, das sich zu Anfang unserer Zeit- rechnung bis nach Yemen in Ara- bien erstreckte. Unter König Ai- zanes 330 nach Chr. wurde das Land durch die Apostel Frumen- tins und Aedesius dem Christen- thume zugeführt. Im 6. Jahrh. nahm sich Axum der Christen in Arabien an, und gerieth darüber in schwere Kriege mit den Mohame- danern; in Folge innerer Wirren zerfiel dann Reich und Stadt Axum; grosse Ruinen bezeugen aber houte noch ihre frühere Horrliehkeit.

Ayamonte, soviel als Aumont, Auberg von a, au Berg; Ayamonte ist eine Bergburg an der Mündung des Guadiana an der Grenze gegen Portugal.

Aylesbary, Stadt in England im Thale des Thame, eines Nebenflus- ses der Themse, Thame von taom Wasser, und Ayl von aö/l, oillFels; die alte Felsenburg lag über der Stadt; Dury, bwr ist die keltische Form für Burg.

Ayr, Stadt an der Westküste

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Azazei Azoren.

Südschottlands, an der Mündung des Ayr in den Clydebusen. Der Bachname Ayr ist so viel als Aar, abgekürzt aus eargy Wasser, und die Stadt ist die Stätte, ra, an die- ser Aar.

Azazel, einer der vier Höllen- wächter bei den alten Babyloniern, der als böser Geist in den hebräi- schen Mythus überging. Beim gro- sen Versöhnungstag (dem Jom ha- kippurim, am Asor, dem zehnten Tag des siebenten Monats, Thisri), den Esra nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft anordnete (vorher war er denJuden nicht bekannt), musste der Hohe- priester zwei Böcke nehmen, und durch das Loos entscheiden lassen, welcher für Jehova, und welcher für Azazel sei. Der erstere wurde geopfert, der andere mit den Sün- den des Volkes beladen, nach der Wüste gebracht. Der Name Azazel lautete bei den Mendaiten im Syri- schen ’ezaz’el, ebenso heisst im äthiopischen Texte des Buches Henoch der gefallene Engel, und bedeutet „Gott ist mächtig, oder mächtiger Gott“. Im Koltischen würde der Name y-tuath-al, oder y-duais-al, y-tus-al oder e! lauten und Fürst-gross be- deuten.

Azoren, Inselgruppe im atlan- tischen Ocean zwischen Afrika und Amerika; der Name bedeutetInseln, Wasserland as, wis Wasser und tor, tir, lat. terra Land; die grösste davon ist Terceyra, gross-Land dear-tirra, mit der Hafenstadt

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Asteken,

Angra, ang Küste und ra Ort. Als 1432 die Portugiesen diese Inseln entdeckten, fanden sie schon eine ältere Bevölkerung vor.

Arteken, ein zu Anfang des 13. Jahrh. von Norden her in Mexiko eingewanderter Volksstamm, der 1325 die Stadt Tenochtitlan (heut- zutage Mexiko) gründete und unter Montezuma (1136—64) seine Herr- schaft bis zum Mexikanischen Golf ausdehnte. Montezuma II (1182— 1502) eroberte noch Guatemala und Nicaragua. Vergleicht man das unter „amerikanischen Alter- thümern“ Gesagte mit den Namen Azteken, Tenochtitlan undähnlichen Wortformen, so ergibt sich auch hier eine ganz auffallende Ueber- einstimmung mit dem Altkeltischen. Denn Astek steht gleich aisteach hohes Haus; die Azteken waren darnach Häuserbauer, bezw. Städte- bewohner; Tenochtitlan, die Residenz des Montezuma, liegt be- kanntlich an mehreren Seen: tain- acha Wasserveste, mit fuath-Ion Fürsten- Ort. Mon-tez-uma, keltisch maon-tus-amhan, oder ohmna ist Mann-Fürst-heilig. Der oberste Gott der Azteken hies Taot-l, tuath-il Fürst-gross; die Tempel: Teocallis, von theos, griech. Gott, oder tuath keltisch Fürst und keal, Kirche oder Chil- che. Der Kriegsgott, wenn die Spa- nier den Namen richtig wiedergaben, war Huitzili-pochtli, etwa aith-il- bolk, hoch-gross-Fürst. Die Azte- ken kannten das Eisen noch nicht, ihre Waffen bestanden aus Kupfer;

Ba Baag.

sie mögen Abkömmlinge keltischer Auswanderer gewesen sein, die noch in der Kupferzeit, also noch vor Christus, sei es von Osten her aus Europa, sei 03 von Westen über Nordasien nach Nordamerika ge- langten, und sich von hier süd- wärts nach Mexico zogen. Das Re- ligionswesen, der Priesterstand, das Schlachten der Gefangenen, dann das Gerichtswesen, die Adelsherr- schaft, ihr Calender wie ihre Chro-

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Baal.

nologie, alles erinnert an die Kym- bern, oder die nordischen Seeleute, und an deren Staatseinrichtungen, wie sie dieselben in Scandinavien, in Britannien und Gallien nach Un- terwerfung der Gälen eingeführt hatten. Vor den Azteken herrsch- ten in Mexiko die Tolteken, Berg- ort-leute von fu? steiler Berg, und teagh Ort, also Ringwallleute, wie die von den Kymbern unterworfonen Gälen in Europa.

B.

Ba oder Be, Frau, Fee, Faye, im Gälischen. Da ist die kürzere Form für ban oder bean lat. femina, franz. femme; wie alle solche Ge- schlechtsnamen bedeutet ba, be, bi auch Männer oder, geschlechtslos, Leute. In derselben Weise ver- hält es sich mit ae, ui, dae, do, iho, dea; duin, don, duina, dina ; nae; an, on, 0ng; am, amha, am- hain: ar, air, ere, ir, or, oir, er, (lat. arius), dann kimrisch gwr, wr, fear (lat. vir); endlich /uad, tis oder blos is, eis, os, as, lat. us, griech. eus, lauter Formen, die Mann, Frau, Mensch, Leute, Volk bedeuten. 2i ist auch eine Ver- kleinerungspartikel, gleich beagh, ebenso gleich mean, mi, min, mion, li, bil, in, go oder ci, ca und der.

Baag, kleine dänische Insel bei Laaland, und Baag-oe ebenfalls kl. Insel im kl. Belt zu Schleswig ge-

hörig, von beagh klein und oe, y Insel; ohne letzteren Zusatz kann Baag auch von bi-igh kl. Insel ab- geleitet werden. Piccolo im Italie- nischen bedeutet kl. Kind, Sohn oder Tochter von beagh und giol Kind (auch Diener) englisch child, deutsch hild oder gild, z. B. Chriem- hild,Gottesdienerin, oderKindGottes.

Baal oder Bel mit dem Artikel, ha- Baal, war im grössten Theile von Vorderasien der Name des höch- sten Gottes; die ursprüngliche Be- deutung des Namens Baal, Bel er- gibt sich aus dem keltischen Dal, be! Stein, Fels, Felsenberg, eine Form, die zu unzähligen Malen in Bilstein oder Beilstein vorkommt. Der älteste Gottesdienst der Orien- talen war bekanntlich der Steincul- tus (vergl. diesen Abschnitt), später blieb der Name Baal auch noch dann die Bezeichnung für den höchsten

Baal,

Gott, als an Stelle dieses Kultus der ägyptische Apis- oder Stierdienst getreten war; ha-Baalist kimbrisch, denn y oder aspirirt Ay, ha ist in dieser Sprache der Artikel. Als man die Gestirne als Götter zu verehren begann, wurde Baal auch Bezeich- nung für die Sonne oder den Son- nengott, ebenso für die Planeten Saturn und Mars. Diese drei Pla- neten sollen nach Movers die erzeu- gende, die erhaltende und die zer- störende Kraft andeuten. Die Wort- bedeutung ist aber nicht ganz zu- treffend, denn Sat-torn ist böser Fürst, und Mars, Mavors der Mann des Todes, von marmw Tod und eus Mann. Bei den Karthagern und Phö- niziern war Saturn die höchste Gott- heit, oder der El(al, el, der Grosse, Mächtige, Allah), der über allen an- dern El oder Elohims stand. Auch die Israeliten verehrten Baal, wie Ezechiel (Cap. 20) bezeugt, so lange sie in der Wüste herumzogen, und, wenn auch unter Widerspruch der spätern Jehovisten, noch nachher; dienördlichen Stämme Israels thaten dies immer, Israel war einer der Namen Saturns, wie Sanchoniathon berichtet (pag. 42 nach der Ausgabe von Orelli). Das tragbare Heilig- thum dieses Baal-Saturn war die Stiftshütte; denn Amos, einer der ältesten Propheten (er lebte S11 bis 781 vor Chr.), schreibt (5, 25 und 26): „Hast du mir Opfer und Gaben dargebracht in der Wüste vierzig Jahre lang, o Haus Israel? Du trugest das Zelt deines Königs und Kijun, dein Götzenbild, den

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Baal.

Stern deines Gottes, den du mir gemacht hattest!“ Kijun, im Arabi- schen Keivan, ist der Planet Saturn- Baal. Auch die Karthager hatten, wie Diodor von Sicilien bezeugt, ein diesem Baal geweihtes tragbares Beiligthum. Die jüdische Bundes- lade, die sonst gewöhnlich im Aller- heiligsten der Stiftshütte stand, be- fand sich zur Zeit Davids zu Qirjath- Jearim in Juda; dieser Ort wurde auch Qirjath-Baal, Balstadt oder kurzweg Baal genannt. Qir etwa gleich caer Ort und aitk hoch, Jear von iar Westen und om Ort, im Leute. Nach der Chronik, die weniger von den Jehovisten umge- arbeitet wurde, als die andern Theile des Pentateuch, weil sie im Tempel selten vorgelesen wurde, steht (I, 13, 6): David ging nach Baal in Juda, um dort die Bundeslade zu holen. Die dasselbe berichtende Stelle im zweiten Buch Sam. 6, 2 wurde später corrigirt, so dass sie jetzt keinen Sinn mehr gibt. Dem Baal-Saturn war der siebente Tag der Woche geweiht, der Sabbath; er war ursprünglich, wie der Saturns- tag bei den Aegyptern, der erste Tag der Woche gewesen, wurde aber später als Ruhetag Gottes nach der Schöpfung, dem von Esra in Judäa eingeführten persischen Schö- pfungsmythus entsprechend, als der letzte Wochentag erklärt. Bei den Rabbinen wurde noch lange nach dem Untergang des jüdischen Rei- ches der Saturn Sabbethai genannt; noch Rabbi Isaak Caro, der mit sei- nenGlaubensgenossen im Jahre 1492

Baal.

aus Spanien vertrieben wurde, nennt den Saturn „den Stern Israels“. Dass der Samstag oder Sabbathtag auch bei den europäischen Kelten die- selbe Bedeutung hatte, lehrt der Name Saturday, Saturnstag bei den Engländen; Sam steht dagegen gleich sabb; Sabbath aber ist so- viel als Zebaoth, und dies bedeutet keltisch guter Opfergott von baoth gut undfabhraim opfern. (Die Ver- ehrung Baals in Stierform siehe unter dieser Rubrik.) Der weibliche Baal hies bei den Phöniken Baaltis, sonst auch Astarte genannt, Ster- nenfrau , Mondgöttin, entsprechend Baal, dem Sonnengott, oder dem Apollo der Griechen, letztere Form ist blos gräcisirt für ha-baal. Bei den Indern kommt ein Gott Vala vor, der als böser Gott die Sonne verhüllt und den Regen verhindert, oder mythisch ausgedrückt, die himmlischen Wasserfrauen oder die Milchkühe in den Wolken gefangen hält. Bei den Kelten in Gallien war Belen, Belin, Belines oder Bellenus der Sonnengott (be/-an Gott-mann); auch in Aquiloja und Vanedig hatte er diese Namensform, und ertheilte Orakel, gleich dem Apollo der Grie- chen. Belen hatte Widderhörner am Kopfe, wie der ägyptische Jupiter Ammon; diese Hörner sollten die Strablen der Sonne vorstellen, den Heiligenschein, die sog. Hörner Mo- ses. Nach Belen heisst der Widder in der deutschen Thiersage Belin. Die Mondgöttin bei den Galliern war Belisana, ihr war das Bilsenkraut (Belisa) heilig. Bil bedeutet im

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Baalbeck.

Keltischen übrigens jede Blume ; aus ‚bils wurde im Lateinischen flos, im Deutschen Blust oder Blüthe. Die Belisana oder Blüthengöttin wurde bei grosser Dürre um Regen angefleht, in Frankreich sowie in Scandinavien noch im 11. Jahrh. Auch auf die Slaven ging der Cul- tus der Belena (oder Selene, denn wie Belena die weibliche Form für Bel ist, so ist Selene die weibliche Form fürSol, Sonne) über; im Rus- sischen bedeutet Belena ebenfalls Bilsenkraut, und blen soviel als Korn. In Deutschland wurde Bele- nus als Gott des Ackerbaues, bezw. der denselben ermöglichenden Son- nenwärme vorzugsweise bei den No- rikern im heutigen Baiern und Oest- reich verehrt. In christlichen Zeiten wurde Belen zum Teufel; die Hör- ner oder Sonnenstrahlen hatte er schon, die Bocksfüsse mit dem Schwanz wurden gratis beigegeben. Noch im Nibelungenlied heisst der Teufel Valand, die Teufelin Va- landin, verdeutschte Formen für Bal-ın und Bal-an-dina. Baalbeck oder Balbeck am Oron- tes in Cölesyrien, Stadt des Baal oder Sonnengotts, und deshalb von den Griechen Heliopolis, Sonnen- stadt, genannt. Die Hebräer ge- brauchten dafür (I Könige 9, 18) Baelath, Baals-haus oder Hochbau von aidhe bezw. aith, Haus, hoch. Die jetzt verödete Stadt enthält Ruinen aus verschiedenn Zeitaltern, aus den ersten vorhistorischen ein aus ungeheuren Quadern erbautes Mauerwerk, das als Veste diente,

Baalsdorf Baar.

und woher wohl die Endung beck (bi-acha kl. Wall) stammt; dar- über prächtige Tempelruinen, zwei davon aus den Zeiten der Römer, denn die Antonier hatten die in Ver- fall gerathene Stadt wieder herge- stellt; die Araber endlich, welche sie unter Omar erobert hatten, be- nutzten die Tempelruinen als Fe- stung; Tamerlan zerstörte sie 1401 noch weiter, und dazu kam 1759 wieder ein Erdbeben, welches das noch Stehengebliebene vollends um- warf, so die schön polirten Säulen von rothem Sienit. Der Sonnentem- pel war 800 Fuss lang und 400 F. breit, als Grundlage hatte er Qua- dern von 60 Fuss Länge. Nach der Bibel war es Salomo, welcher Bae- lath neu erbaute.

Baalsdorf, Dorf östlich bei Leip- zig von baile (griech. polis) Ort. Dass Baal bezw. Belenus, der Gott des Ackerbaues hier besonders ver- ehrt worden wäre, müsste erst ge- schichtlich nachgewiesen werden. Der Ort liegt übrigens auf einer breiten, otwashochgelegenen frucht- baren Feldfläche,

Baar, eine bis 1803 reichsunmit- telbare, indess grösstentheils fürst- lich Fürstenbergisch gewordene Landschaft auf dem Schwarzwalde oder kurzweg auf dem Walde, wie das Volk sagt; denn ursprünglich war die Gegend ein Wald, und zwar, wie der alte Name Barrus aus- weist, ein Königswald, Forst (bar Fürst, rus Wald). Zur Zeit der alemannischen Herzoge gehörte die Baar diesen letztern. Die Schwarz-

_ 0

Baar.

wälder Baar (es gibt nämlich auch eine Lothringische Baar auf dem dortigen Jurakalkgebirge, an der Grenze der Champagne und Baur- gunds) erstreckt sich vom obern Neckar an die Donauquellen und von da herab bis über die Land- schaft Scherra. Die Südgrenze der Baar bildet der obere Lauf der Wu- tach. Die Bewohner der Baar sind schwäbische Alemannen. Die west- liche Baar hies Bertholdsbaar, von Berthold, dem Enkel Herzog: Gott- frieds von Alemannien, die Östliche Folkholdsbaar, nach einem Ver- wandten des ersteren. Der Strich zwischen dem Hegau und der Donau hies, Goldenshundert, wie der Wies- badener Gau Königshundert (gol- den wohl von giolan kl. Wasser). Das Thal von Geisslingen bis Sig- maringen hies dieScherra (von syor Fels und uva Landschaft), und dann folgten neben einander die Birtils-, Albuns- und Adelhartsbaar, so ge- nannt nach den Nachkommen Her- zog Gottfrieds, von dem auch die Zähringer abstammten. Im östlichen Theil war Löffingen die Maalstätte; auf dem Hofe zu Neidingen starb Karl derDicke, nachdem er von den Grossen des Reiches wegen Geistes- schwäche abgesetzt worden war. Die Lothringer Baar, welche west- lich von Tull beginnt, hies lat. mons barricinus. Aus Barrus wurde fo- restis, und hieraus unser deutsches Forst. In der Schwarzwälder Baar oder auf dem Walde liegen: Für- stenberg, Stammburg der Fürsten von Fürstenberg, südöstlich von

Baba.

Donaueschingen auf einem Berge. Der Name Fürsten ist eine Ueber- setzung von barrus, das, wie gesagt, Fürstenwsld bedeutet. Donau- Eschingen, Bachort, von wisge Bach und inka kl. Ort. Löffin- gen von Ziub Bachwinkel oder /u- abh kl. Bach und inka. Neidin- gen, alt Neidingas, von nua neu und daingean Veste, oder teaghas Häuser. Geisingen, alt Geising- heim an der Donau, von gais Was- ser und inka. Villingen, alt Fi- lingon, Bachveste von bialan kl. Bach und gon Veste. Rothweil, von rath Burg und villa Weiler, alt Botenwil. Bonndorf, von bon Gründung. Blumberg, von blaen Bergkopf. Tuttlingen, alt Tuti- linga, von tuath Fürst und Jong Ort; hier war ein Sitz keltischer Fürsten. Lupfonberg, von/u-benn kl.Berg. Brigobanne, Bachfeld von brig Bach und bann Feld, bei dem heu- tigen Bräunlingen (von Dbroin Berg und /ong Ort). Pföhren, alt Forrun, wohl soviel als for-ion, Fürstenort oder /or-om Fürstenhaus.

Baba, bei den Griechen, Persern und Türken, überhaupt bei fast allen Orientalen soviel als Papa, Vater, Pope, geistlicher Vater. Im Altnu- midischen lautete die Form babu, und bedeutete hier Vater des Stam- mes, Herr, Fürst. Baba kommt von abh Vater, mit verdoppeltem b, was im Familienleben in der Kinder- sprache noch heute allerwärts ge- bräuchlich ist; oder ba ist eine Ab- kürzung von baotk gut, gleich Mama, das aus ma, math, maith,

201

Babadagh Babel.

ebenfalls gut, 'denn 5b und m stehen häufig für einander, und amha Frau zusammengezogen ist.

Babadagh oder Babatag, feste Stadt in Bulgarien in der Nähe des Schwarzen Meeres in der Dobrud- scha am Fusse des Baba-Berges ; dagh bedeutet im Türkischen Berg, hier handelt es sich aber um eine Stadt, weshalb an feagh Wohnort gedacht werden kann. Baba steht wohl statt ba-bean kl. Berg, wie in Babenberg, Bamberg.

Babel könnte als Bau des Beel, des obersten Gottes der Chaldäer gedeutet werden, oder da bel Berg und ba, bi klein bedeutet, als kl. Berg. Der Thurm zu Babel war in der That ein kleiner, terrassenförmig aus Backsteinen und Asphalt auf- gebauter Berg von einigen hundert Fuss Höhe. Man kann be/ auch von baile (griech. polis) Stadt ableiten, oder endlich, und dies wird wohl das richtige sein, von bab-el Bau- gross, zumal da auch bail Stadt aus Bab-el oder Bab-il zusammen- gezogen scheint. Bab selbst kommt von feabh, Fichte, Holz, Wald, und zeigt, dass der Ort bei seiner Ent- stehung durch Flechtwerk undBaum- stämme eingefriedigt war; denn erst später kam man darauf, mit Asphalt, und noch später mit Kalk die Steine zu verbinden und senk- rechte Mauern aufzuführen. Baby- lon hat noch ein om, ion Ort, als Endung angehängt, gleich babhun, dem das dazwischen geschobene e/ fehlt. ZI bedeutet übrigens auch Gott, d. h. der Hohe, darnach Bub-

Babel.

el Ort Gotles. Was die Geschichte Babels betrifft, so soll der Ort lange vor der assyrischen Semiramis von einem Sohne des Medus gegründet worden sein, d. h. von einem Feld- mann, denn maid, mahd, magh ist Feld nnd eis Mann; Babel liegt be- kanntlich in einer weiten Feldfläche oder im Sinear (von cain-ar Feld- gross). Der Ort braucht darum noch nicht von einem aus dem nördlichen Feldland (Medien) eingewanderten Medus erbaut zu sein, denn das Feld fand sich schon in der Nähe. Indess lauten die Nachrichten der Alten dahin, dass Babel bald in den Hän- den der Meder und Perser, letztere im Osten von Babel, bald in denen der Chaldäer, bald in denen der Ae- thiopen oder Kuschiten war. Letz- tere mögen die ältesten Bewohner des Landes gewesen sein, denn Nim- rod, den die Sage als ersten Herr- scher Babels nennt, war, wie die Bibel angibt, ein Aethiope, Kephener oder Kuschite (von giubh (Kiefer)- wald bezw. von coed (Ceder)wald). Auf die Aethiopen folgten wohl die Chaldäer, d. h. jene Chaldäer, oder Kasdim, welche als Schiffer am un- tern Euphrat zu einem Volke er- wachsen waren, wenn auch ein Theil von ihnen aus Aegypten stammt, wie die Aegypter behaupten; denn der Name Chaldäer bedeutet hier Wasserleute von gil, giol, göllWas- ser und dae Leute. Diese Chaldäer hatten ihre Könige schon vor der Sindfuth in Babel; durch Ninus und Semiramis wurde 1250 vor Chr. dieses altchaldäische Babel erobert

_ mn

Babel.

und das assyrische Reich gegräün- det; 606 vor Chr. fiel nun aber auch Ninive, worauf in Babylon ein neues Chaldäerreich entstand, das aber von den nördlichen Steinlands- Chaldäern ausging (vergl. Chaldäa, Kasdim, Chaldia) und bis 538 vor Chr. dauerte, wo Kyros demselben ein Ende machte. Zur Zeit Nebn- kadnesars oder nach den Keilin- schriften Nabu-khud-r-atschara (die Bedeutung vergl. unter Assyrien, die Keilinschrift hat ein r, d.h. air Mann oder ar gross, statt an Mann) war die Stadt in einem grossen Quadrat, dessen lange Seiten zwölf Meilen ausgedehnt waren, auf bei- den Ufern des Euphrat erbaut, mit 100 Ellen hohen und 50 Ellen brei- ten Ziegelmauern eingefasst, und mit 100 Thoren versehen; im westi. ältern Theile stand der 625 Fuss hohe Thurm des Baal oder Belus, sowie die Königsburg; im östlichen waren die sog. hängenden Gärten auf hohen, terrassenförmig über einander sich erhebenden Bogen an- gelegt, mit Asphali und Erde ge- deckt, und durch Pampwerke aus dem Euphrat mit Wasser versehen, so dass grosse Bäume Wurzel fas- sen konnten. Nebukadnezar erbaute sie, um seiner aus den medischen Bergen stammenden Gemahlin Ni- kotris den Aufenthalt im Flachlande angenehmer zu machen. Nebukad- nezar II schlug den Aggypter Necho bei Karchemisch (oder Circesium) und führte den Hiskias sammt dem Kern des jüdischen Volkes 588 nach Babylon; unter Belsazar oder Na-

Babenberg Babindorf. 203

bonetus oder Nabunita (naeb Gott, Himmel, naoidhe Kind) fieldie Stadt in die Hände des Cyrus, der durch das trocken gelegte Bett des Euphrat bei Nacht eingedrungen war; von da an ging ihre Herrlichkeit zur Neige, zu Pausanias Zeit war sie schon eine Ruine.

Babenberg, von bi kl. und bean Berg, jetzt Bamberg. Die alten Gra- fon von Babenberg waren schon im 9.Jahrh. reich begütert; 983 wurde Leopold I Markgraf in Oestreich, 1246 erlosch sein Stamm mit Fried- rich dem Streitbaren.

Babenhausen, einst Reichsherr- schaft in Schwaben, dann später den Fuggern gehörig; dann Babenhau- sen in der Nähe von Darmstadt, beides von babhun Viehpferch.

Babindorf, ein Ort in Oestreich, andere Form für Baffendorf oder Babendorf, vom gäl. babhun Vieh- pferch mit Wohnung dabei. (Vergl. Pavia.) Bubhun ist aus bab-ion zu- sammengesetzt, und bab steht mit feabh Fichte, Holz, Wald in Zu- sammenhang, so dass bubhun in seiner ersten Bedeutung ein mit Holz- werk oder Baumstämmen eingefrie- digter Ort (20%) ist. Indieser Weise waren alle Orte in der. Ebene be- festigt, blos wo Steine in Masse vor- handen waren, also auf den Bergen, konnte man diese zu Herstellung von Ringwällen benutzen, auf deren Kamm aber doch noch Zäune oder Zinnen aus Flechtwerk gestellt wurden. Solche Burgen wurden dann vomFeinde gewöhnlich durch Feuer zerstört.

Babolna Bacchus.

Babolna, Dorf bei Komorn in Ungarn mit berühmtem kaiserlichen Gestüt; von bab eingehegter Ort, al oder ol gross und nae Leute, also dasselbe wie Babel, bezw. Ba- benbausen, Pfaffendorf, Poapenthal und andere aus Viehpferchen ent- standene Orte,

Baccalaureus, alt auch Bacca- lareus, Bacularius und Bacillarius, franz. Bachelier, engl. Bachelor, im Mittelalter ein Knappe, der unter einem Ritter diente, um zum Ritter- schlag zugelassen zu werden; in der Kirche ein Canonicus des untersten Ranges. Im 13. Jahrh. wurde Bac- calaureus auf der Pariser Universität als akademischer Titel eingeführt; er bezeichnet jetzt den untersten Grad der zu Doctoren zu Promovi- renden. Ueber die Bedeutung des Wortes war man schon im Mittel- alter im Unklaren; bald wurde es von bacca laurea Lorbeer-Beere, bald von baculus Stab abgeleitet. Bei den Juddn bedeutet Bachur oder Bocher Jüngling, im Kirchlichen einen jungen Mann, der zum Talmud- studium zugelassen ist. Im Kelti- schen ist beagh klein, jung und or, ur, air Mann, also ein junger Mann; laureus, oder laureatus, mit Loor- beer gekrönt, wurde dem „jungen Mann“ angefügt, wenn er seine Aufgabe gut bestanden hatte.

Bacchus, zu deutsch Trinker, Trinkmann, vom gälischen bachaim trinken und eis Mann. Daher auch unser Becher. Nach der Sage durch- zog Bacchus, der in Thracien von den Nymphen erzogen war, viele

Bacenis Baoharach.

Länder, um die von ihm erfundene Pflanzung des Weinstocks zu lehren ; begleitet war er von einer Schaar lustiger Weiber, die seinen Dienst später fortsetzten; als dann aber auch Männer an demselben Theil nahmen, wurden die Bacchanalien oder Bacchusfeste zu toll, so dass sie schon 200 Jahre nach Chr. unterdrückt wurden. Bacchus wurde auch Jakchos und Dyonysos genannt. Bacenis. Nach Cäsar ein Wald, „Silva infinita magnitudine“, zwischen den Cheruskern und Sueven, also wohl der Harz, denn am Westfusse desselben sassen nach Cäsar die Cherusker oder Harzer, östlich da- von die Sueben. Was den Namen betrifft, so bedeutet bois, pis Wald, und bac, buach Bergrücken, wieder- kehrend im Meli-bocus, dem alten Namen des Brocken, wie im Oden- wälder Malchenberge. Bacenis kann dasselbe sein, wie das Waldland Pi- cenum in den Abruzzen oder Apen- ninen in Mittelitalien, oder es be- deutet, falls die altkeltische Form von Cäsar genau wiedergegeben ist, Wald-wiesen, pis-innis. Bacharach am Mittel-Rbhein, lat. Bachi ara, Bacchus-altar; im Mittel- alter Bacharacum, entweder eine Adjectivform, die anzeigt, dass der Ort zu den Altären des Bacchus ge- hörte, oder acum ist aus acha, Wall, entstanden; denn der Ort war schon in ältester Zeit befestigt, und hat jetzt noch seine zwölf Thürme und alten schwarzen Mauern. Als Altar- stein des Bacchus wird der jetzt noch im Rheine liegende, nur bei

%4 Bacher Gebirg Back.

niederem Wasserstande sichtbare Elter- oder Altarstein bezeichnet, der, wenn sichtbar, ein gutes Wein- jahr prophezeit. Ueber der Stadt liegt die Burg Stahleck, alt Stalege, dail-aighe Burg-hoch. Hier resi- dirten die Pfalzgrafen bei Rhein, ehe Otto der Erlauchte 1240 nach Heidelberg übersiedelte.

Bacher Gebirg, ein hoher Ge- birgszug südlich der Drau bei St. Lorenzen und Marburg in Unter- steiermark. Name von buagh Berg- rücken. Das Gebirge scheidet das Drauthal von der Cilleyer Mark ; die Gegend im und um das Bacher Ge- birg ist von Winden, Wenden (Wald- leuten) bewohnt. Der höchste Punkt des Gebirges ist der4695 Fuss hohe Planinka, slavisirter Ausdruck für biaen höchste Bergkuppe, Deminu- tiv bDlaenean, blaenin.

Bachhaupten, Ort in Oberschwa- ben, alt Bachhopton, Bach-haupten, eine dem Keltischen nachgebildete Form statt Bachspring, Ursprung des Baches (vergl. Finten, Lohr- haupten und Spring).

Bachtiaren, die unabhängigen Bewohner des Gebirgslandes von Luristan im südwestlichen Persien; sie haben ihre eigenen Sitten und Gebräuche und stehon unter einge- borenen Khans (Königen). Name von buach Bergrücken, du Land und air Leute, Berglandsbewohner.

Back, der erhöhte Vordertheil bei den alten Kriegsschiffen, der zum Stoss eingerichtet war, soviel als Bock, keltisch bAoc ; die alten Kel- ten waren auf der Nord- und Ostsee

Backe Backnang.

die ersten Seeleute, vonihnen gingen fast alle Seemanns- und Schiffsaus- drücke in die heutige Nautik über, wie unter den entsprechenden Ab- schnitten gezeigt wird. Backbord ıst jetzt die linke Seite des Schiffes vom Steuer aus gesehen, Steuerbord dierechte; bord, bort, wälsch bordd oder byrrd bedeutet heute noch allerwärts Brett; letzteres ist nur eine Versetzung des r. Eine andere Form für Back ist Bug, Bugspriet, d. h. Bockbrett, das Brett oder der Balken, welcher die Spitze des Schiffes oder dessen Bock bildet; Spriet ist die gezischte Form für Brett, oder brwdd, byrrd.

Backe oder Wange, dann die Hinterbacken und Wadenbacken, ur- sprünglich jede rundliche Erhöhung von buach, woraus mit i/ gross auch unser Buckel wurde; bei Ge- birgen bedeutet es Bergrücken. Einen Backenstreich erhielten im Alterthum die Sklaven zum Zeichen, dass sie frei geworden; im Mittel- alter trat der Ritterschlag, mit dem flachen Schwert auf den Rücken, an dessen Stelle; in der kath. Kirche erhält der Firmling einen Backen- streich, als Zeichen seiner Befesti- gung im Glauben.

Backnang, Ort an der Murr in Würtemberg, in einer ursprünglich stark bewaldeten hügeligen Gegend deralten Murrahard (mamwr gross» ardrauhesLand oder Gebirg). Back- nang steht wohl für beagh-fang oder wang, kl. Viehpferch, kl. um- zäunter Ort. 1116 wurde hier ein geistl. Stift gegründet. In der Nähe

205

Bacs Bactrien.

die Burgen Ebersberg und Reichen- berg (y-bar der Berg bezw. rugh Bergrücken).

Bacs oder Batsch, Bat’s, Stadt in Niederungarn im Banate in der Nähe der Donau in einer fruchtbaren Ebene; /aith, feach, faoch Feld und ais Ort. Der Ort war einst eine befestigte Freistadt.

Bactrien oder Bucharei, Land- schaft im Norden Persiens an der Grenze der turanischen Steppen; Name von buach, bach, bac, boc Bergrücken, und fir Landschaft, also soviel als Silva bacenis oder Meli- bocus, d. h. Bergland, am Nordrand des Paropamisus oder Imaus. Bac-

'trien war in ältesten Zeiten von | Sogdiern oder Daken, Saken be-

wohnt, die, wie man annehmen kann, zur Zeit, als Medien von den Assy- rern bedrängt wurde, nördlich aus- wanderten. Es war, wie aus der Versetzung der Juden nach Babylon und Ninive bekannt ist, assyrisch- babylonische Staatsmaxime, die be- siegten Völker zu versetzen, woraus nothwendig Auswanderungen der- jenigen Volkstheile entstehen muss- ten, welche sich die Knechtschaft oder die Versetzung nicht gefallen lassen wollten. Bactrien wurde von dem Makedonischen Alexander er- obert; dessen Statthalter Theodotos machte sich nach seinem Tode un- abhängig, und wusste die Selbst- ständigkeit des Landes gemeinsam mit den westlich an Bactrien stossen- den Parthern gegen die Seleuciden (makedonische Könige von Syrien) aufrecht zu erhalten. Hauptstadt

Bacuntius Badajoz.. 2306 Badakschan Badenachgau.

dieses griechisch-sakischen Bactrer- reiches war Bactra oder Zariaspa, heutzutage Balk; dasselbe erstreckte sich von den Massageten am Jax- artes bis zum Indus, Östlich bis Kusistan auf der asiatischen Hoch- ebene, westlich bis zum Ariasee, um- fasste also die heutige Bucharei, Kabul, Afghanistan und das Pend- jab. Dieses grosse Reich zerfiel aber bald in Folge innerer Unruhen, und dieParther rissen den grössern Theil an sich; zu Christi Zeiten wurde die östliche Hälfte von den hochasiati- schen Yeten unterworfen, und ge- rieth dann einige Jahrhunderte nach Christus erst an die Chinesen, dann an Hunnen, Türken und Mongolen. Dermalen steht die Bucharei unter Fürsten austürkischem Stamme. Aus Bactrien sind nach der sächsischen Stammsage in Folge derKriege unter Alexanders Nachfolgern die Sachsen (Sakon) und wohl auch noch andere deutsche Stämme ausgewandert und nach Thyskaland gezogen.

Bacuntius, alter Name eines Flus- ses, der in die Sau mündet, vom gälischen gun reissender Fluss und bi klein.

Badajoz, Hauptveste von Estre- madura in Spanien, am Guadiana, alt Badia, von bais, baid Wasser und ois Burg oder iosda Ort. Estre- madura soll nach dem Lateinischen Fxtrema duero, äusserstes Land am Duero bedeuten; das Land liegt aber nicht am Duero, sondern am Tajo und Guadiana, bezw. am Atlantischen Ocean; denn auch in Portugal gibt es ein Estremadura. Duro bedeutet

hier fir, lat. terra Land, und ex- trema ist die lateinische Ueber- setzung von /us Ende, Lusitan Land am Ende; denn gerade diejenigen Landschaften, welche in alten Zei- ten Lusitania hiessen, gehören jetzt zu den beiden Estremadura’s. Badakschan, Gebirzslandschaft am obern Oxus in der Bucharei oder im Turkestan, an der chinesisch- tartarischen Grenze, früher selbst- ständig, jetzt dem westlich daran grenzondon Kunduz unterworfen. Chund Wald, dus, des Land, oder als Ortsname von ais, ois, us Veste, Stadt. Der Hauptort von Badakschan (bath Fluss, vighe hoch und chaan Feld) ist Syzabad oder Seizabad, von bais-badh, Wasserhütte am Kokschu, coiche-sun Bergwasser. Nördlich davon liegt Land und Stadt Hissar, ais-ar Burg-gross. Badenachgau, Landschaft in Ost- franken, stets zum Würzburger Sprengel gehörig, jetzt auch Ochsen- furtgau genannt. Der Name Bade- nach kommt vom gälischen bass, bait, Deminutiv baitean, oder von bi-tain, beides klein Wasser, und dem kymrisch-deutschen aha, ach Wasser, als Uebersetzung angehängt. Der Gau entsprach in seinem Um- fange dem alten Capitel Ochsenfurt; Ohsin, Ohson, Ohsen, Oczin und Obosin bedeutet im Keltischen nun allerdings Ochso; es wäre aber sonderbar, wenn durch die Furth vorzugsweise nur Ochsen getrieben worden wären, wie etwa beiSchwein- furt nur Schweine, bei Hasfurth gar blos Hasen, oder auch Hessen, bei

Baden.

Erpesfurth (Erfurt) Erbsen und dergl.mehr. Alle diese Namen müs- sen, wenn man nicht auf Unsinn ge- rathen will, anders erklärt werden. In Ochsenfurt wie bei Oxford in England kommen die ersten Sylben von uisgean kl. Wasser, also Furth über den hier kleinen, schmalen oder seichten Main; Schweinfurt ist dasselbe von suan kl. Wasser ; Hassfurt desgl. von ad, as Was- ser; Querfurt von gouer Wasser; Erfurt, Furt über die Erpe (earg- bi Wasser kl.), und endlich Frank- furt, abermals dasselbe von /uaran kl. Wasser, und nicht Furth der Franken oder in Franken; denn dies wird schon durch Frankfurt an der Oder widerlegt. Im Badenachgau lag noch Aub, einst Eigenthum des Gaugrafen des benachbarten Hol- lachgaues; es war ein freier Erbhof, gäl. aoibh.

Baden bei Wien war den Römern schon im ersten Jahrh. nach Chr. bekannt. (Namensbedeutung unter Baden im Oosgau.)

Baden im Argau (lat. aquae oder vicas aquarum) oder Oberbaden, im Gegensatze zu Baden im Oosgau, hat wie dieses warme Bäder. Dabei liegen die Ruinen des Steins zu Baden, eines alten kaiserlichen Schlosses, einst der Sitz der Regierung für die österreichische Schweiz; der Stein (d. h. dir Burg, verdeutscht in Stein) wurde 1415 von den Eid- genossen zerstört, 1661 von den- selben wieder befestigt, 1712 aber wieder grossentheils geschleift. Durch den Frieden zu Baden, ge-

a

Baden.

schlossen 17 14 zwischen dem Kaiser im Namen des Reiches und Frank- reich, wurde der spanische Erbfolge- krieg beendet. Die Stadt Baden sammt dem früher dazu gehörigen Gebiete der alten Grafschaft mit Klingnau, Kaiserstuhl, Dietikon, ebenso die freien Aemter mit Mel- lingen, Bremgarten und Kloster Muri standen bis 1803 unter der gemein- samen Verwaltung derjenigen alten Cantone, welche das Land erobert hatten; von da an kamen sie an den neugebildeten Canton Argau. Ueber die Bedeutung des Wortes Baden vergl. Baden im Oosgau.

Baden im Oosgau, alt Badin, lat. Aurelia aquensis oder blos aquae, Wasser; letzteres ist eine wörtliche Uebersetzung des keltischen Wortes badin, baitean, welches kl. Wasser bedeutet. Einen dem Sinne nach glei- chen Namen hat Achen, von oichean kl. Wasser. DenNamen Baden kann man nicht wohl von „sich baden“ ableiten, weil, wie die lateinische Vebersetzung aquae zeigt, der Name Baden älter ist, als die deutsche Einwanderung; man müsste denn annehmen, dass die sprudelnden Heil- quellen bei den Kelten gar keinen Namen gehabt hätten. Wiesbaden, von uisge Wasser, führt ebenfalls einen keltischen Namen. Warum die uralte, schon zu Bömerzeiten blähende Stadt Baden erst von den Doutschen einen Namen erhalten haben sollte, während ringsum alle Berg-, Fluss- und Ortsnamen kel- tisch sind, ist ohnehin nicht abzu- sehen. Mit Baden in der Schweiz

Badenstedt.

und bei Wien verhält es sich ganz ebenso. Aquae Aureliae wurde von den Kaisern Trajan, Hadrian und Antonin in Flor gebracht. Den Na- men Aurelia gab ihr Kaiser Karakalla umsJahr 213. Zum Schutz der Stadt gegen die Alemannen war ein Stand- lager auf dem Rettigbühl (rath- aighe Burg-hoch) errichtet, ausser- dem war noch ein Castell am „Ur- sprang* und eines am Jesuiten- schlösschen. Trotzdem wurde die Stadt von den Alemannen zerstört und blieb Jahrhunderte lang wüste liegen, bis endlich König Dagobert die Ruinen im 7. Jahrh. an das Kloster Weissenburg an der Lauter verschenkte. Im 11. Jahrh. kam die Stadt an die Zähringer mit der schon damals gebauten alten Burg, deren Ruinen jetzt einen Hauptreiz des romantischen Thales bilden. Unter dem noch gut erhaltenen jün- gern Schlosse, das am obern Theile der Stadt liegt, und Residenz der badischen Markgrafen war, liegen tief unter der Erde die Gewölbe des alten Vehmgerichts, zum Schauder für alle dasselbe besuchenden Bade- gäste. Das Familienbegräbniss der Marggrafen von Baden-Baden war im Cisterzienser-Nonnenkloster Lich- tenthal im Beuerthal hinter Baden an der Oos. Lichtenthal kommt von Zeachdan Berghalde, Beuer- thal von buar Vieh.

Badenstedt, alt Badenstede im Bremenschen, vom gälischen both Haus, Bude, Baude, franz. boutique. Buda, alter Name für Pest, eben- daher, desgleichen die alten Budi-

208 Badenweiler Bärenberg.

nen, Häuserbewohner im nordwest- lichen Russland.

Badenweiler im Marggrävler- land oder hochbergischen Breis- gau, lat. Aquae villa, am Fusse des Blauen, war schon zu Römerzeiten ein stark besuchtes Bad. 1784 ent- deckte man ihr wohlerhaltenes 222 Fuss langes Badehaus. Die Zährin- gerhatten auchhier ein Bergschloss, dessen Ruinen noch stehen. Ueber den Namen vergl. Baden im Oosgaı.

Baduhenna, ältester Name für Nordholland, zu deutsch Wasser- Wiesenland, von bais, bait Wasser, gleich muir in Kennemaren, und gmwaun, uanna, uenna Wiesenland, gleich Kenne.

Bäbingen in Würtemberg, soviel als Bebikon. (Vergl. dieses.)

Bärenbach, Ort und Bachname im elsässer Breuschthal, desgl. bei Oppenau im Schwarzwald, dann in Würtemberg. Auch der Name Bären- thal kommt vor, schwerlich wegen der darin hausenden Bären, denn diese kamen früher in jedem Wald- gebirge, niemals aber in Bächen oder Ortschaften vor, deshalb muss die Sylbe Bären- bei Bachnamen von bioran kl. Wasser abgeleitet werden.

Bärenberg, Beerberg, Boe- renberg, Barenberg, Bergna- men, die allerwärts vorkommen and schwerlich viel mit Bären oder mit Beeren zu schaffen haben, sondern in der Regel von bar, Deminutivbaran Berg abzuleiten sind; denn Beeren gibt esauf jedemBerge, und Bären waren früher ebenfallswohl aufallen Bergen zu treffen.

Basturia Bagdad.

Baeturlia, alter Name für das Land an den Mündungen des Gua- diana und Guadalquivir in Andalu- sien, von bais, baith Wasser und ire Land. Der letztere Fluss hies Baetis, latinisirt für baith Wasser. An Stelle der Form Baeturia trat später And-a-lusia, Wasser - end- land, äusserstes Land am Meere, der Bedeutung nach gleich Estrema- dura, extrema-terra. (Vergl. Anda- lusien.) Bei den Römern hies ganz Andalusien provincia Baetica.

Baeza in derProvinz Jaen in An- dalusien, schon zu Römerzeiten eine bedeutende Stadt, später Residenz maurischer Khalifen; sie liegt in einer fruchtbaren Ebene, daher der Name /aeth, faith Feld und ta Ort.

Bagdad am Tigris, um 760 oder 770 nach Chr. vom Khalifen Alman- sur erbaut, und von da bis 1258 Sitz der arabischen Khalifen, seit 1638 Hauptort eines türkischen Pa- schaliks. Eine passende Erklärung des Namens aus dem Arabischen liegt nicht vor, es scheint darnach, dass der Ort schon vor Almansur vorhanden gewesen; in diesem Falle bedeutet bog zunächst feuchte Nie- derung und doid Hof; bog kann auch aus Duailk Wasser oder end- lich aus bo/g Fürst zusammenge20- gen sein; letzteres würde andeuten, dass der Ort ursprünglich ein dem Khalifen gehöriger Landsitz war, der dann allmälig in eine pracht- volle Residenzstadt umgewandelt wurde. Die Araber hatten die Ge- gend, in welcher Bagdad liegt, 635 nach Chr. besetzt, 1258 wurde die

Deutsch-kelt. Wörterbuch,

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Bagndres Bagrad.

Stadt von den Mongolen erobert, 1410 von den Turkomannen, 1516 von den Persern, und endlich 1639 von den Osmanen.

Bagneres, zwei Badeorte in den Pyrenäen, der eine in der Landschaft Bigorre am Adour, schon bei den Römern als aquae Bigerronum be- kannt; der andere Östlich davon bei Luchon, von den Römern aquae Con- venarum genannt; Bagnöres ist aus der latinisirten Adjectivform Vicus bagnarius entstanden, Ort der Was- ser- oder Badeleute, bi-ean-air kl. Wasser-Mann.

Bagno, italienisch soviel als Bad, entstanden aus bi-ean kl. Wasser, also ähnlich wie alle andern Namen von Badeorten; es gibt bagni di Lucca, bagni di Pisa, u. 8. w.

Bagnoles, zwei Badeorte in Frankreich, der eine bei Alencon an der Westgronza der Normandie, der andere an den Quellen des Lot im Gevaudan. Bagnoles entstand aus bi-ean kl. Wasser (ital. bagno); beim ersten mit alt, ailt Ort, also Badeort, deshalb wurde der Name im Französischen in les bains über- setzt; beim zweiten, das auf einem Felsen liegt, mit 03/2 Fels.

Bagrad, angeblich Stammvater der Bagratiden, eines georgischen Fürstengeschlechts, welchem der ar- menische König Walarschag (149 bis 127 vor Chr.) das Recht verliehen haben soll, dem jedesmaligen Kö- nige die Krone aufzusetzen. Der Bagratide Aschot erhielt 885 von den Khalifen die armenische Königs- krone; seine Dynastie erhielt sich

14

Bahnbrücken Bahrein. 210

bis 1045. Das jetzt in russischen Diensten stehende Geschlecht der Bagration stammt von einer Sei- tenlinie dieser Bagratiden, nämlich von Wasag, dem zweiten Sohne Aschot’s, der 743 Statthalter in Ar- menien wurde. Ba-grad bedeutet kl. Burg, kl. eingezäunter Ort, sla- visch Bi-gorod.

Bahnbrüäcken, alt Banbrugge, Dorf bei Bretten im Kraichgau; zu deutsch Feldhausen, vom gäl. ban Feld (daher noch Bannwarth, oder

Bannert Feldhüter), und bruck statt |

brog, gleich Burg, Haus; daher auch Bruchhauson; dann Ban- acker bei Mappach in der Nähe von Lörrach im Wiesethal, desgl. bei Weissenburg im Eisas, und weiter Bonfelden; Acker ist hier die Uebersetzung von ban, bon oder bene, daher endlich Benfeld im Elsas.

Bahr, arabisch Meer, keltisch bior Wasser, z. B. Bahr Suez, Bahr Akaba, Bahr Hedschas, Bahr Mekka, Bahr Jemen, Bahr Oman; -Meer oder Wasser bei Suez, bei Akaba. Bahr-el-lut, Wasser-der-Sumpf, ist der arabische Name des 'TTodten Meeres, /ud oder loth bedeutet auch im Keltischen Sumpf.

Bahrein- oder Aval-inseln im persischen Meerbuseu; bahr, bior ist Wasser und in oder innis, ins Insel; Aval kommt von abh Was- ser und i/e Insel; beide Appellativa bedeuten hier, wie gewöhnlich, das- selbe. Der Hauptort auf der gröss- ten der Inseln heisst Men-am oder Men-aina, von man Stätte, Ort

Bahrenburg Bajas.

und amhain bezw. ean Wasser, also Ort am Wasser, er hat einen guten Hafen ; die Einwohner leben grossen- theils von der Perlenfischerei, die vom Juni bis September betrieben wird,

Bahrenburg, Ort mit alter, jetzt abgetragener Burg in der Grafschaft Hoya im Hannoverschen; bahren ist entweder ein Deminutiv von bwr Burg, bwran kl. Burg, oder kommt von bioran kl. Wasser, in diesem Falle Wasserburg. .

Baja, grosser Marktflecken im Banate (südl. Ungarn) an der Donau in einer fruchtbaren Gegend. Name soviel als Viehleute, Heerdebesitzer, von bu, beo Vieh und ae Leute; also gleich Päonen, Pan, Bojern, Böhmen, Baiern und Bauern; bei diesen letz- tern Formen stehen statt der Form ae die gleichbedeutenden maon, bezw. air, und an oder on.

Bajae, einst Lieblingsaufenthalt reicher Römer an einer Meeresbucht nördlich von Neapel, mit einem Ha- fen und See-Bädern. Der Name be- deutet soviel als unser heutiges Bay, nämlich kl. Wasser, bi-aa oder ba-y, ba-ieo, und wie die Formen für bi und oa alle lauten.

Bajas, bei Ptolemäus der Name für Böhmen, beo-iath Vieh-land, sonst Böheim, Bojoheim, latinisirt Bojohämum, Boihemum, gräcisirt Buiaimon; Heimath (om-iath) der Bojer (beo-air) oder Böhmen (beo- man). Die Bajo-varen, Baiern, bedeuten dasselbe, paig-ira von buwch Kuh und ire Land des- gleichen.

Bajasid Baillean.

Bajasid oder Bajazid, feste Stadt in derarmenischen Provinz Bakewant, südlich vom Ararat, mit einer klei- nen auf einem Felsen gelegenen Ci- tadelle, Dbi-ais-aidhe kl.-hoch-Ort oder bi-ois-id kl.-Burg-gut. Bake- want ist Bergland, von buach Berg- rücken, und ban, band Landschaft.

Baierbach oder Beierbach, häu- figer Bachname in Baiern, nach dem Namen dieses Volksstammes umgemodelt aus dom gälischen bior Wasser; im Schwarzwälder Murg- thale liegt einBaiersbronn, wo niemals Baiern hinkamen;; bronn ist hier die wörtlicheUebersetzung bezw. Verdeutschung von bioran kl. Was- ser. Bayersdorf in Mittelfranken dagegen kommt von beo-air Vieh- leute, gleich Beiertheim bei Karls- ruhe.

Baikal-See in Hochasien, bailc- al gälisch grosses Wasser. Nach dem Türkischen soll er „reicher Sge“ bedeuten, Bei-kul. Kul wäre indess selbst wieder das keltische gio/, gol, göl Wasser; ein „reicher“ See gibt indess keinen verständigen Sinn, denn der See bietet in nichts einen besondern Reichthum. Ebenso un- passend ist die Erklärung „heiliger“ See, trotzdem dass et neben gross auch die Bedeutung der Grosse, d. h. Gott hat.

Baileu, Ort in Lothringen, alt Bailodi, von baileod Deminutiv von baile, polis, Stadt.

Bailleau, Dorf bei Chartres, westlich von Paris, lat. Baliolus, latinisirtes Deminutiv des gälischen bail, ball Stadt, Veste. Das Dorf

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Bailli Baimen.

hies auch Balliac; diese Form ist das gälische Deminutiv.

Bailli, ital. Balio, griech. Baju- los, latinisirt Ballivus, engl. Bailiff, bedeutet im Allg. jetzt jeden Vor- steher,, ursprünglich Vorsteher der Stadt, von dail (polis) Stadt mit angehängtem ae Mann oder ab Va- ter. Durch den Johanniterorden kam der Titel Balio nach Deutschland, wo Ballei daraus wurde. In Frank- reich waren die Bailli im Mittelalter Anführer des Heerbannes, Domänen- verwalter und Richter, in England Grafschaftsvorsteher, jetzt nur noch Gerichtsdiener. Nur in einigen Städten ist der Bailiff noch der oberste Beamte der Stadt.

Baimen, von Ptolemäus Baimoi genannt, ein angeblich suevischer Volksstamm, der nach Tacitus auf der Nordseite der Donau in Ober- ungarn zwischen der March und dem Cusus (coed Wald, wis Wasser) hauste. Als ihr König wird Vannius genannt, aus dem Stamme der Qua- den (Waldleute von gwydd Wald und dae Leute), welcher über dreissig Jahre auf der Donau Zoll und Steuer erhob; ihm folgten seine Schwestersöhne Sido und Vangio. Der Namensähnlichkeit wegen leitet Kaspar Zeuss die Baimoi von den Böhmen oder Baiochaimen ab, was nicht gerade nothwendig ist, denn beum-ui bedeutet Wasser-leute, Do- nauanwohner; gie mögen übrigens immerhin aus Böhmen, oder da sie von einem Quaden oder Waldmann beherrscht wurden, aus den Sudeten dahin gekommen sein. Weiter ab-

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Bair Baktschi-Serai.

wärts an der Donau sassen die Teraca- trier, dwr-acha Wasserveste, fir Land und ae Leute, also Bewohner der Wasserburgen im Donaulande.

Bair, französicher Flussname, alt Bairus, barrus vom gälischen Dior Wasser.

Baireuth, alt Baierriute am ro- then Main; riute von reidhe, rhiod, rhod Feld, bair von buar Rindvieh, also Viehfeld. Den Ort als eine spä- tere bairische Colonie zu erklären, möchte ohne historischen Nachweis schwer anzunehmen sein.

Bajucasser, alter Name für die Bewohner der Landschaft Bessin bei Bajeux (vergl. Bessin).

Bakony Wald, zwischen der Raab und dem Plattensee im nordwest- lichen Ungarn; wohl dasselbe, was Bacenis sylva, womit die Alten aber den Harz bezeichneten. Der Bakony- wald ist ein bei 20 Stunden langes, und 8 bis 10 Stunden breites fiaches Hügelland mit dichten Waldungen und reichen Weiden namentlich für die Schweine. Buach bedeutet Berg- rücken, ony, inni, innis Wiese, Weide.

Bakitschl-Serai oder Bagh-tscha- Saraj, früher Residenz der Tartaren- khane oder Könige in einem engen Thale auf der Krim, im 16. Jahrh. aus einem Gartenhaus entstanden. Nach dem Keltischen ist bak soviel alsbeagh klein, und tscha odertschi die gezischt-aspirirte Form für ci, chi, ka, cha Hag, Einzäunung, Garten; Serai gleich Serail wäre Fürstenhaus, von Ser, Sir gezischt für das altkeltische /or Fürst, Herr

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Baku Balaklawa.

und ail gleich ailt, hohes Wohn- haus, Palast, also fürstliches Haus im kleinen Garten; die Türken bezw. Tartaren, denn die Sprache beider ist wesentlich dieselbe, erklären den Namen ebenso, nämlich für Garten- palast; ein Beleg dafür, dass die weisshäutigen und oft blauäugigen Tartaren in irgend einer Vorwandt- schaft mit den Kelten stehen.

Baku, feste Stadt auf der Halb- insel Abscheron, dem Ostende des Kaukasus nach dem Kaspischen Meere zu. Bi-ka wäre kleiner be- festigter Ort; da der Ort bei den Parsen heilig war wegen der um denselben vorkommenden brennen- den Steinölquellen, so kann man das slavische bog, Gott, herbei- ziehen, dann wäre es bog-ua Gottes- land. Die Halbinsel Abscheron hies. alt Gaetara, Wasserland gatid-ire, ungefähr dasselbe ist Abh-sgaran, Wasserfels.

Balagaht oder Balaghaut, Berg- landschaft in Ostindien, auf der Hochebene von Dekan; bal-aigh- iath Berg-hoch-Gegend.

Balaguer, Stadt am Segre in Aragonien in Spanien mit einem darüber ligenden Bergschloss, ball- y-gouer Burg am Wasser.

Balak-hissar oder Balik - essari, Badeort mit warmen Mineralquellen westlich von Brussa am mysischen . Olymp in Vorder-klein-Asien; bua- log Quelle, ais, ois Burg und ar gross, hoch.

Balaklawa, Seostadtaufder Süd- küste der Krim; bial-aigh-Ile (bezw. laws, Ziub, leben) Wasser -hoch-

Balam Balassa.

Stätte; über dem Hafen auf einem Berge liegt eine alte von den Ge- nuesen theilweise restaurirte Burg, die Tschembalo oder Cembalo hies; cean Bergspitze und bailStadt oder ball Burg.

Balam, nach dem Persischen eine Herberge, nach dem Altkeltischen ein kl. Haus, bil-om.

Balas-falva, verdeutscht Blasen- dorf, walachischer Ort an der Ver- einigung der beiden Kokelflüsse in Siebenbürgen. Blasen- oder Balas- ist bil-ais klein-Wasser, und falva die schärfere Aussprache für bail- bi Ort-klein, d. h. Dorf; falva für Dorf kommt im Walachischen häufig vor, in der Form /eall Haus auch schon im Altkeltischen.

Balasore oder Balasur, Stadt in Bengalen an der Mündung des Berra- boHong in den bengalischen Meer- busen. Bail-y-suir Stadt des Was- sers. Berra-bollong ist eine Tauto- logie, denn Dior bedeutet Wasser gleich bualog, oder bualan kl. Wasser; os sind hier zwei gleichbe- deutende Appellativa in einen Eigen- namen verschmolzen, wie dies öfter vorkommt, oder bollong bezieht sich auf bailean kl. Stadt, an welcher der Fluss vorbeifliesst.

Balassa-Gyarmath, Ort an der Eupel oder Ypoli in Oberungarn, mit einem alten Bergschloss; ball- aith oder ais Burg-hoch; Gyarmath ist der ursprüngliche Name des Dorfes oder des zur Burg gehörigen Hofes gouer-modh, Bach-hof. Der Bach selbst heisst hier y-bia? oder Eipel, d. h. das Wasser.

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Balborn Balder.

Balborn, Ort bei Remling in Würtemberg, von bial Wasser, Born. Balbronnim Elsas, alt Baldebronn, von bial Wasser und di klein.

Baldachin, franz. baldaguin, ital. baldachino, Bels oder Gottes Haus; bel Gott, teagh Dach, Haus, teagh- an kl. Haus; jetzt ein über dem Throne, der Kanzel oder dem Aller- heiligsten angebrachtes oder getra- gones Dach.

Baldenburg, Städtchen an der Zahne, die hier Ball heisst, d. h. am tain Wasser, was keltisch aber auch bial heisst, in Westpreussen an der pommerschen Grenze. Bal-den ist bial-din Wasser-burg.

Baldeneck, alte Burg an der Mosel, einst zu dem Erzstift Trier gehörig; bil klein, din Burg, aighe hoch; in der Nähe die Ruinen der Burg Beilstein; bdil, bal, bel Fels; Stein wohl verdeutscht für din Burg; darunter das Dorf Beil- stein, einst reichsunmittelbare Be- sitzung der Grafen Metternich.

Balder, Baldor oder Baldur, nach der nordischen Mytho der zweite Sohn Odins, Gemahl der Nanna, oder goth. Nantho; der Gott, welcher durch Kampf und Sieg zum Frieden führt. In der jüngern Edda wird dieser Balder Beldegg genannt, er soll über Westphalen geherrscht haben, während Vegdegg in Ost- sachsen und Siggi in Rheinfranken regierten. Bal, bel bedeutet Gott, als Sohn Odins kann es auch von bil klein (lat. filius) kommen; der, dur ist forr Fürst, also Sohn des Fürsten; degg dagegen kommt von

Baldern Balduin.

dagh gat, damach guter Bohn. Veogdegg ist dasselbe von beagh klein, bezw. Sohn (ital. piccolo); Siggi wieder dasselbe von di-oigh klein-jung (oghain Jüngling, oighe Jungfrau). Des Siggis (Anklang an Sigambern, wo aber Sig soviel als Sachse bedeutet) Sohn war Verir /uar-air Wassermann gleich /uar- an Franke (denn air und an, ank bedeuten dasselbe), und von da sei gekommen das Geschlecht der W 51- sungen,d.h. der Bualiski, Wasser- leute, Niederrheiner bezw. Belgen. Baldern, alt Balder, Bergschloss beiNeresheim im Herdfeld, von ball Veste, Wall und der klein. Balduin, ein keltischer Personen- name, der mancherlei bedeutet: duine steht zunächst im Kimbrischen für Mann und Frau; bal ist entweder gleich bil, bel, Dbille klein, oder gleich bail Stadt, Stadtbewohner, dann gleich dia? Wasser, Seemann, weiter gleich ba’, bel Berg, und endlich gleich 50/X Fürst, darnach Mann, Vasall des Fürsten. Ein Bal- duin, jüngster Bruder Gottfrieds von Beulen war von 1100—1118 erster König von Jerusalem. Ihm folgte Balduin II, sein Vetter, bis 1131, der den Tempelorden stiftete; dann dessen Schwiegersohn Fulko bis 1142, dann Balduin III, Fulkos Sohn, bis 1162; dieser Balduin schlug den Mureddin, Sultan von Halep 1152 bei Jerusalem, dann 1157 am Jordan und noch bei Pu- taha. Ihm folgte sein Bruder Amal- rich bis 1173, dann dessen Sohn Balduin IV, der Aussätzige, bis 1183,

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Balearen Balg.

und endlich dessen Neffe Balduin V, welcher 1187 starb, ein Jabr vor der Eroberung Jerusalems durch Sa- ladin, Sultan von Aegypten und Syrien.

Balearen, Inseln im Mittelmeere, östlich von Spanien, zu deutsch Was- serland, bial-ir, dabei die Pityusen, von fiod Wald, Fichte und is, us, ins Insel.

Balg, Dorf bei Baden im Oosgau; Balge, alt Balga, bei Nienburg in Hannover; Balgheim, alt Balge- heim bei Spaichingen in Würtem- berg, von bil, bal klein und ka ein- gezäunter Ort bezw. von Dual Was- ser, Wasserveste, oder von ba? Berg, je nach der Lage. Balkhausen hinter dem Malchenberg an der Berg- strasse wohl von Dbualog Quelle, denn es liegt am Ursprunge eines Baches. Balgach, Dorf am Rhein im St Galler Rheinthal dagegen von bailk Wasser und acha Wall, Wehr.

Balga, Ort auf einer Halbinsel des frischen Haffs in Ostpreussen bei Heiligenbeil (beil == bail Stadt, Ort). Auf dem höchsten Punkt der Halbinsel hatten die alten (letti- schen) Preussen eine Burg erbaut, Honeda genannt, onn-aidhe Felsen- burg, welche 1239 nach langer Be- lagerung und blutigen Kämpfen von den Deutschordensrittern unter Diet- rich von Bernheim erobert und dann in eine Ordensburg umgewandelt wurde, von welcher der Thurm noch steht. Balka bedeutet kl. Hag oder Wasserhag , bil kl. oder Dial Was- ser und Aa eingezäunter Ort, oder endlich bailk Wasser und ae Leute;

Balgen Balkan.

denn die Bewohner des Ortes sind fast durchweg Schiffer.

Balgen, sich balgen, gäl. bagh Streit, baghach streitsüchtig. Die Grundform scheint balg zu sein.

Balhorn, alt Balahorna, Balehor- nun, Dorf zwischen Kassel und Fritz- lar mit vortrefflichen Sandsteinbrü- chen. Name von bal, Felsen, ein Name, der in Beilstein, Bilstein mehrfach um Balhorn ebenfalls vor- kommt, und Horn entweder für aran Berg, oder caeran kl. Ort. Die alte Form Balahorni deutet aufbalaFels, or Berg und nae Leute.

Bali oder Klein- Java, eine der Sundainseln, östlich von Java, von Malayen bewohnt, welche indess die indischen Götter verehren, nach in- dischem System in Kasten getheilt sind, also auch einmal von Indien aus unterjocht worden sein müssen. Name bil-y kleine Insel, klein Java; letzteres von abh Wasser und 0, ua Land mit vorgesetztem Artikel y, also das Wasserland, oder die Insel,

Balingen, Stadt an der Eyach am Nordfusse der rauhen Alp in Würtemberg, sie besteht nur aus einer langen Strasse, kommt auch im Mittelalter nicht als bedeutender Ort vor; war also ein Di-long klei- ner Ort. Die Eyach entstand aus y Wasser und der Uebersetzung aha, acha, oder y ist der Artikel.

Balkan, Bergwald von ba? Berg und chund Wald, in Bulgarien in der europäischen Türkei; die Alten nannten dies Waldgebirge Hämus, y-muint der Wald, oder a-muint Bergwald; er ist ein, namentlich im

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Balkh Balm.

westlichen Theile über 4000 Fuss hohes, stark bewaldetes und fast unwegsames Granitgebirge.

Balkh, alte Stadt in der Nähe des obern Oxus in der Bucharei, in einer von Canälen bewässerten Ebene; Name von bial-acha Fluss- Voste, oder bailk-cha Wasser-Verzäunung, oder endlich bail-oiche Stadt-(am) Wasser.

Balkhachsee im mittlern Hoch- asien, bailk Wasser, und daran die auch in ganz Deutschland übliche Vebersetzung aha, ach, was eben- falls Wasser bedeutet; südlich vom Balkhachsee liegt der Issikul- see, von aith Berg und gil, göl, giol, gul Wasser, also Bergsee; östlich vom Balkhachsee der kleinere Dzaisansee, di-aisean, oder di- uisgean kl. Wasser.

Ballenberg, Ort im Bauland im Odenwald, von bal Anhöhe, balean kl. Anhöhe.

Ballendorf, Ort in Würtemberg, von bailean, Deminutiv von baile Ort (polis); ebendaher Ballen- hausen und ähnliche Namen mehr.

Ballenstedt, von balla Wall, im Nordschwabengau im östlichen Thü- ringen. Die alte Burg oder balla liegt auf einem Felsenhügel über der Stadt, und war in letzter Zeit Residenz der Herzoge von Anhalt- Bernburg. In der Schlosskirche ru- hen die Gebeine Albrechts des Bären.

Bally-shannon, Stadt inder Pro- vinz Ulster am Atlantischen Meere in Irland; bail Stadt, yam, Shan- non, von tain-an kl. Wasser.

Balm, Balma, franz. Baume, ein

Balsamerland.

in den Alpen häufig vorkommender Name für hervorstehende oder über- hängende Felsen, z. B. der Col de Balm am Montblanc. Der Name kommt aus dem Kimbrischen von balVorsprung, Bergrand und maen Felsblock. In Baiern und Salzburg, im Schwarzwald und in der deut- schen Schweiz lautet dieselbe Form Palfen oder Palven, latinisirt palva. Alm, auf der Alm, ist entweder eine Abkürzung von Balm oder von Almend, gemeinschaftlicher Alpen- weide. Die Bergnamen Ballon (d’Al- sace) deutsch Belchen kommen in gleicher Weise von bei Berg und aigh hoch. Es gibt auch Dörfer im Schwarzwald und in dar Schweiz, die Balm heissen; sie liegen hoch auf oder an Felsenbergen ; ihr Name von bal-ma Berg-stätte. Balsamerland oder Belkesheim, latinisirt Belxa, Belesengau, Name für das Wiesenland auf dem linken Elbufer zwischen Tangermünde, Arneburg, Werben, dann bis zur Biese und an derselben aufwärts bis Calbe, mit den Orten Bismark, Sten- dal und der alten Veste Osterburg. Der Name Belkes-heim kommt vom gäl. bailc Wasser. Die Biese von bais Wasser; Bismark, Ort an der Grenzemark längs der Biese,. Arneburg könnte von aran Berg herkommen, wie Arneburg in Thu- ringen; da aber an der Elbe bei Arneburg keine Berge sich vorfinden, so kann man den Ort als Landes- burg erklären, von ire, iran Land, Ländchen. Stendal hies alt Steine- dal, da indess daselbst kein steini-

216 Balta Baltisches Meer.

ges Thal vorhanden ist, wohl aber Stendal an einem Bache liegt, so wird es in Bachveste übersetzt wer- den müssen, von tain Wasser und dailVeste. Das Balsamerland wurde in geschichtlichen Zeiten von den überelbischen Slaven erobert, und blieb an 200 Jahre in deren Besitz (vergl. Mintga). Im Balsamerlande lagen ausser den obengenannten Or- ten noch: Beuster, alt Baystern, Viehort, beo-tuaran ; Metzdorf, Methisdorp, ausgemessenes Feld- Dorf (vergl. Miete und Metz); Schleiz, alt Slautiz (s!us Wasser und di-ais kl. Ort). Die Slaven er- klären Balsamerland als Weissland, Bjela-zemja; biela weiss fällt aber mit bial Wasser zusammen, wie weiss mit uisye. Ein „weisses Land“ gibt keinen Sinn, es müsste denn stets mit Schnee bedeckt sein. Balta, Stadt in Podolien an der Kodyma, Wasserort bial-ta oder kl. Ort, bil-ta. Kodyma Waldwasser, coed Wald- amhain Wasser. Baltisches Meer oder Ostsee. Name entweder von bial, bua! Was- ser und di klein, im Gegensatz zur grössern Ostsee, oder von belad’ Weg, Belt, Wasserstrasse.. Man erklärt baltisches Meer mitunter für weisses Meer, vom slavischen biela, biala weiss; diesist aber unpassend, denn erstens ist dieses Meor nicht weiss, und dann ist der Name älter als die Ansiedelung der Slaven an der Ost- see. Der grosse und kleine Belt können jedenfalls nicht von den Slaven ihre Namen erhalten haben, da dieselben nie so weit kamen. Die

Baltistan Balzweiler.

Ostsee hies auch Waräger Meer, von ger Mann und gwig oder oiche Wasser, weil die schwedischen Wa- räger, d. b. die Seeleute, darüber nach Rnssland kamen.

Baltistan oder Kleintibet am obern Indus mit der Hauptstadt Is- : cardo. Klein-Tibet kann eine Ueber- setzung von Balt-istan sein, denn bal, bil bedeutet klein, ais hoch, Berg und fan Land, während Tibet, von dubh hoch, grossund aith Höhe, dasselbe besagt. Nimmt man Dal für Berg und ti, du für Land, so entsteht Bergland; stan ist dann die persische Uebersetzung von du, Land; stan ist die gezischte Form für das keltische fan. Iscardo be- deutet Bergwasser-ort, uisge Was- ser, ar Berg und dae Leute oder tae Ort.

Balzheim, Balzfeld, Balz- hofen, Balzhausen, Balzen- heim u. 8. w., in Baden, Würtem- berg und dem Elsas, von Du! Berg, bezw. Dial Wasser, bil klein, und ais Ort, ois Burg, oder von bail Ort und di klein.

Balzthal, ein Längenthal im Jura, im obern Buchsgau, auch Schwarz- bubenland genannt, zum Canton So- lothurn gehörig. Der Name bedeu- tet Bergthal, Felsenthal, von ba} Feisenberg, Felsenrand.

Balzweiler, franz. Badonwiller, im Alb- bezw. Salmgau in Lothrin- gen. Das Städtchen ist kein Bade- ort. Badh, both, buth bedeutet keltisch Hütte, Wohnung. Der Ort Badenheim in Rheinhessen heisst urkundlich Bodenheim, Bathenheim

217

Bamberg Bandit.

oder Battenheim, und bedeutet das- selbe, ebenso Badenstedt, Bo- denstodt. Die Verkleinerung von bath ist badhan, das auch von bi oder ba klein und dun Stadt oder Dorf abgeleitet werden kann. Die Form Badanviller entspräche dann am nächsten der französischen Ba- donwiller. Da aber urkundlich Bi- dulfi-villa auch in Badinville franzö- sirt wurde, so muss Balzweiler als aus Bidulfsweiler zusammengezogen be- trachtet werden.

Bamberg, alt Babenberg, Babin- berg, vom kimbrischen per Spitze undder vorgesetzten Verkleinerungs- sylbe da oder by. Die alte Burg, oder Altenburg von Bamberg lag auf einem vorspringenden Hügel bei dem Dome. Schloss Babelsberg bei Berlin bedeutet nach dem Keltischen dasselbe, von bi, da klein und bel, bal Berg, gleich Babel in Mesopo- tamien. (Vergl. Babenberg.)

Banburry, Stadt in der engl. Grafschaft Oxford am Charwellflüss- chen; letzteres kl. Wasser von caoir Wasser und Di} klein; bei Banburry, deutsch Banburg, kann ban, je nach der Lage von bean Berg oder von ban Feld, oder endlich von buinne Wasser herkommen.

Banderlen, latinisirt Banderium, im Mittelalter die bewaffneten Be- gleiter des Ban, d. h. des Herm, Fürsten oder Markgrafen, ban-air Hoerren-leute.

Bandit. Im Altdeutschen bedeu- tet bana Todschlag, im Alt-Nordi- schen bani der Tod, und ebenso Dana im Gälischen; gewöhnlich erklärt

Banff Bankok.

man Bandit für einen Verbannten ; der Begriff Mörder liegt aber näher.

Banff, Stadt im nördl. Schottland in einer fruchtbaren Ebene; ban- aoibh Feld-hof. Das Geschlecht der Banfi in Ungarn leitet dagegen sei- nen Namen von ban Herr und äilii Söhne ab, nämlich von einem Stephan, aus dem Geschlechte der deutschen Grafen von Hadolth, der 1282 Ban in Ungarn ward.

Bangor, Stadt in Wäles, desgl. in Irland, beide am Meere; buinne- caer Wasser-Stadt.

Banjaluka, feste Stadt in Bos- nien an der Verbas, in einem frucht- baren Thale; ban-ia Feldland, Juik, loc fester Ort.

Banjanen, Name der indischen Kaufleute in Arabien; im Keltischen bedeutet buinn Gewinn, buinim ge- winnen, fiun Werth und ar Leute; darnach sind die Banjanen Leute, die auf Gewinn ausgehen, also Han- delsleute.

Banienthal, franz. Val de Bag- nies, ein Thal in Unterwallis, süd- lich von Martinach, durch welches die Strasse über den St. Bernhard führt. Der St. Bernhard hies mons peninus oder Summus peninus; das Thal, welches nach ihm den Namen führt, ist die Vallis penina, und daraus wurde Banienthal; pen be- deutet im Keltischen Bergepitze. Durch das Thal läuft die Drance, gleich der franz. Durance in der Provence, vom gäl. dur Bach, dur- ean kleiner Bach.

Bankok, Hauptstadt von Siam am Menam, grossentheils auf Pfählen

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Banona Bans.

in diesem Fiusse erbaut; Koichen, keltisch coich, hiessen schon bei den alten Germanen (bezw. Kelten) an der Unterweser die Erhöhungen, auf welchen die Wohnungen der Veberschwemmungen wegen erbaut werden mussten; ban stände in die- sem Sinne gleich buinne Wasser. Die Inder erklären den Namen aber für Stadt der Gärten bezw. Felder von ban Feld. Menam ist moin-am grosser Fluss.

Banona, gälisch edle Frau von ban, bean Frau und on edel, gut.

Bantry, Stadt in Irland am Meer- busen gleichen Namens mit gutem Hafen; buinne Wasser, Ire, tri Stadt, abgekürzt aus {ref, treabh.

Banns, latinisirte Form für das slavische pan und das ungarische Bojan, was Herr bedeutet; im Ru- mänischon Bojar. Boi-an kommt von fo, foi Fürst und an Mann, Bojar, von /oi und air Mann; Ban, Pan istaus Bojan zusammengezogen. In Niederungarn, Croatien und Dal- matien standen an der Spitze der Grenzprovinzen Bane oder Markgra- fen, daher die ihnen untergebenen Gegenden Banate hiessen; jetzt ver- steht man unter Banat die Gegend an der untern Theiss mit der Haupt- stadt Temeswar; die Marosch bildet die Nordgrenze, dieDonau die west- liche des fruchtbaren Flachlandes, welches eben deshalb auch von dan Feld abgeleitet werden könnte.

Banya, Beiname mehrerer Städte in Ungarn; ban Feld, ia Land, Orte im Feldland.

Banz, alte Burg und dann Kloster

Bar.

am Mainin Franken auf einem Berge; beann bedeutet kimbrisch Anhöhe, Berggipfel, und ois Burg, beann-ois, zusammengezogen in Ban-z, darnach Bergburg. Da, wo 1058 das Kloster von einer Alberada, der Gemahlin eines Grafen Otto gegründet wurde, stand früher ein Castrum, der Sitz derGaugrafen. Die Gegend um Banz hies früher der Banzgau, er um- fasste im Wesentlichen die Land- schaft, welche man jetzt den Itz- grund nennt. Das Kloster Banz wurde 1525 im Bauernkriege zer- stört, wieder aufgebaut, und im dreissigjährigen Kriege abermals in eine Buineverwandelt, endlich 1802 aufgehoben.

Bar, Stadt in Podolien am Bug, desgl. in Lothringen, dann in der Auvergne, ander Maas, an der Aube, an der Seine und verschiedenen an- dern Orten; im Kimbrischen bedeu- wt bwr Burg. Bei Bar le Duc in Lothringen kann man des Beisatzes le Duo wegen auch an bar Fürst, also Residenz des Fürsten denken. Das französ. barrer, verbarrikadiren ist derselben Wurzel wie bwr Burg, ebenso Baracke.

Bar, franz. Barrois, früher ein selbstständiges Horzogthum an der Grenze von Lothringen und der Champagne, seit der Mitte des 15. Jahrhunderts aber mit Lothringen verbunden. In Folge der Vermäh- lung Isabellens, einer Erbin von Lothringen, mit dem Herzoge von Anjou, kam die Bar sammt Lothrin- gen später an Stanislaus Lescinsky, und nach dessen Tode an Frankreich.

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Baraba.

Das Schloss Bar-le-Duc wurde 964 vom ersten Grafen von Bar, den Kaiser Otto I hierzu ernannt hatte, erbaut, 1354 war die Grafschaft, die damals zum deutschen Reiche gehörte, zugleich mit Luxemburg von Kaiser Karl IV zum Herzogthum erhoben worden. In der Bar liegen ausser dem Hauptort Bar le Duc noch Ligny, Damniarie, Gondrecourt, Fains (Fanis), Netissy laMarche, und die Landschaft Bassigny. Ein Theil der Bar war indess stets ein fran- zösisches Lehen, und hies deshalb Barrois francais; in diesem Theile liegen Longwy an der Grenze von Luxemburg, Stenay, Jamez und Ju- vigny. Der Ausdruck Bar, alt Bar- rus bezeichnet einen Fürsten-Wald, von bar Fürst und rus Wald. Die Bar ist nämlich ein rauhes waldiges Bergland, meist der Jurakalkforma- tion angehörig; ganz dieselben Ver- hältnisse, wie sie sich bei der deut- schen Bar auf dem östlichen Abhange des obern Schwarzwaldes an den Quellen der Donau Wieder finden. Zu der Bar im weitern Sinne gehörte auch der Argonnenwald. Bevor Bar le Duc erbaut war, sassen die Grafen in Mousson, alt Monson, Berg-burg, mmwni-dion, an der Mosel, oberhalb Pont & Mous- son; damals hiessen sie noch Grafen der Ardennen, Beweis, dass das ganze Gebirgsland sammt den Ar- gonnen auch Ardennen (ar-ion, rau- her oder hoher Wald) genannt wurde.

Baraba, Weideland nördlich vom Altai, südlich von Tobolsk im west- lichen Sibirien, auf welchem die

Barabra Barbaren.

tartarischen Barabinzen seit alten Zeiten Viehzucht treiben ; buar Vieh, ibh Gegend.

Barabra, ein nubischer Volks- stamm im Nilthal an der Grenze Oberägyptens; ihr Land Dar el Ber- ber, Berberland von #ir (terra) Land; Berber wohl von buar Bindvieh und wr oder fear Mann; Bar-ab-ra, mit dazwischen geschobenem ibh Land- schaft, Bewohner einer Gegend, in welcher Viehzucht getrieben wird. Diese Berbern bilden einen der man- nigfachen Uebergänge von den Ne- gern zur weissen Race. Ihre Mund- art, die Nobinga-Sprache, ist vom Arabischen verschieden.

Baracacä, Ziegenfelle vom gäli- schen barc oder barac Buch und aighe Hündin oder vaghan Lamm, also Pergament von Schaffellen. Im Russischen bedeutet Baranken oder Baranjen Lämmerfelle, und Baran das Schaf.

Baranya oder Baranja, fruchtbare Landschaft im süd-westlichen Un- garn zwischen der Drau und der Donau um die Stadt Fünfkirchen; buar-an-ia Rindvieh-Leute-Land, oder Land der Leute, welche Vieh- zucht treiben, im Gegensatz zu den angrenzenden Wald - Berg - Steppen- oder Sumpfgegenden.

Barbaren. Ein Ausdruck, womit die Römer undGriechen ungeschlach- tete Völker bezeichneten. Horatius bezeichnet nun insbesondere Phry- gien als Barbaria; Phrygien bedeu- tet aber Bergland von braigh Berg; darnach wäre Barbaria dasselbe von bar Berg, wr oder air lat. vir Mann

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Barby Bard.

und ia Land. Das erste bar könnte indess auch von duar Rindvieh her- kommen.

Barby, Stadt an der Elbe ober- halb Magdeburgs mit einem Schloss, einst Sitz einer Grafschaft. Die Ot- tonen schenkten Barby in den Jah- ren 974 und 999 dem Stifte Qued- linburg; damals war Barby nach den betreffenden Urkunden ein kai- serliches Landgut oder ein Burg- ward; die nachherigen Grafen von Barby stammten von denGrafen von Mühlingen im Anhaltischen. Als Landgut, auf welchem Vieh gehal- ten wurde, kommt Barby von buar Bindvieh, und bi Leute, als kleine Burg von bwr Burg und bi klein.

Barcelona, Hauptstadt der Land- schaft Catalonien in Spanien, bei den Römern Barcinum, Bergburg, bar DBergspitze und dion, zion Burg, im Mittelalter Barchinona, bei den Arabern Barschanunah oder Bar- schaluna, eine Form, welche an die Bergburg Bar-cin oder Bar-gan noch ein ion oder Jon, Ortangehängt hat, um die um die Veste entstan- dene Stadt zu bezeichnen. Lonja ist jetzt der Name der Börse Barce- lonas. Dabei das Felsenfort Mont- juy; chui, chau, cau bedeutet Be- fostigung.

Barchfeld, Ort im Werragrunde zwischen Meiningen und Salzungen an der Werra, mit einem Schlosse, dem Sitz einer hessischen Seiten- linie; Name von biorach Füllen, junges Pferd und 7a/d Pferch, Um- zäunung.

Bard, italienisch Bardo, Ort im

sn Milben.

Barde Bardengau. 221

Augstthale oder Thal von Aosta, zwischen Augst und Ivrea, mit einem Fort, welches den Uebergang über den St. Bernhard vertheidigt, und 1800 Napoleon grosse Schwierig- keiten in den Weg legte. Bar-do ist Berg-haus, Berg-burg.

Barde, alter Ausdruck für Dich- ter oder Sänger, ein Wort, das in allen keltischen Sprachen vorkommt; im Altirischen lautete das Wort bhaird, wie die Brüsseler altirischen Codices zeigen, woein Eoghan, Sohn eines Dichters, mac an bhaird, ge- nannt wird. Auch in der Schlacht bei Moira kommen die gälischen Barden vor. Die Harfe der Barden hieschrofta, cruit, auch clarseach; die Zunft der Barden genoss bei den alten Kelten grosses Ansehen, am längsten erhielten sie sich in Wales und Irland; ihre Wettkämpfe in Gesang und Dichtkunst hiessen Eisteddfods.

Bardenburg, franz. Claire Fon- taine, Ort in belgisch Luxemburg westlich von Arlen. Ein anderes Claire fontaine liegt in Oberburgund bei Vesoul, einst eine Cisterzienser- abte. Das Luxemburgische war ebenfalls eine solche Abtei, ist jezt aber in eine Eisengiesserei umge- wandelt. Bardenburg wird wohl das- selbe bedeuten, was fontaine von bior Wasser und din Burg, denn sonst wäre 68 nicht in fontaine über- setzt worden.

Bardengau, Bardagowe; so hies das heutige Lüneburgsche mit dem alten Hauptort Bardewig, wo 795 Karl der Grosse ein Lager schlug.

Bardengat.

Die Einwohner des Bardengaues wer- den von Helmold Bardi, d. h. Wassermänner, Wasseranwohner ge- nannt, von Dior und dae;-ihr Land hies darum Bardungia zu Kaiser Ottos Zeiten. Im Jahre 862 wurde der Gau vom Papste Nicolaus Ber- dangoa, 992 in einer Urkunde Kaiser Arnulfs Bardanga genannt ; also im- mer Wasser-leute-land, oder wenn man dan für fanLand nimmt, Fluss- landgau, d. h. Anwohner der Elbe. Der Gau erstreckte sich am linken Elbufer von den wendischen Gegen- den bei Lüchow und Dannenberg (an der Jetzel) bis Wiesen bei Har- burg; nach dem Binnenlande zu bis zur Wasserscheide auf der Lünebur- ger Haide. Bar-do-wick bedeu- tet Ort der Wasseranwohner, von wigh Dorf, bior Wasser und do, dae Männer. Bardowigh war eine bedeutende Handelsstadt. Ob die Longobarden blos aus dem Bardogau kamen, mag dahin gestellt bleiben, _ die alten Orts- wie die Flussnamen sind im Bardogan ebensogutkeltisch, wie in den Nachbargauen. Die deut- schen Longobarden haben den ur- sprünglich keltischen Wassergauall- mäliginBesitz genommen, ohne dass der alte Name wechselte. Man könnte Bar-di übrigens auch als Hirtenvolk erklären, vom gäl. buar Bindvieh und dae, di Männer; denn der Bar- dengau scheint weniger an der Elbe als am Abhange der Lüneburger Haide längs der Ilmenau bewohnt gewesen zu sein; an der Elbe lag nur Artlenburg, die Grenzburg, sonst kein Ort von Bedeutung. Wenn die

Bardengat.

Barden ein Schiffervolk gewesen wä- ren, so müssten ihre Hauptorte sich vorzugsweise an der Elbe befunden haben. Die Deutschen, welche auf dem linken Elbufer, wahrscheinlich im Bardengau, zuerst in grössern Massen auftraten, waren ein Hirten- volk, von dem durchaus nicht ange- nommen zu werden braucht, dass es überall sofort die Kelten vertrieben habe. Beide Völker lebten im Ge- gontheil neben einander, die Kelten mehr in den Ackergegenden, die

Deutschen auf den Wiesen, Huten

und Haiden. Schliesslich freilich gewannen die Deutschen die Ober- hand, sei es durch ihren Fleiss und ihre Ausdauer, sei es durch Waffen- thaten; aber unumstösslich bleibt es, dasslange Jahrhundertehindurch beide Völker in Deutschland neben- einander gehaust haben müssen, wie jetzt die Deutschen und Slaven an der Weichsel oder an der untern Donau, sonst hätten nicht die alten keltischen Namen von den Deutschen angenommen und bis heute erhalten werden können. In den Kriegen gegen die Römer fochten Kelten und Deutsche vereint gegen den gemein- samen Feind, die Heerführer mögen nunkeltischen oder deutschen Stam- mes gewesen sein. Die Gälen waren in ganz Mitteleuropa schon durch die Kymren zu Hörigen gemacht worden, das Erscheinen der Deut- schen änderte hieran im Wesent- lichen nichts; die Gälen blieben hö- rig, aber dieDeutschen wurden jetzt ihre Herren, insoweit sie sich nicht mit den Kymren in die Herrschaft

m

Bardengatı.

theilten. Drei Sprachen wurden wäh- rend des ersten Jahrtausends in Deutschland gesprochen, gälisch, kymrisch und deutsch, dazu kam im Westen das Lateinische, im Osten das Slavische und Ungarische. Bei einem solchen Gewirre war die la- teinische Sprache, als die allein schriftfähige und den romanischen Mönchen bekannte, die einzig pas- sende, um Urkunden abzufassen, ge- rade wie dies vor wenig Jahren noch in Ungarn der Fall war. Als unter den Hohenstaufen der deutsche Adel anfing, Dichtkunstund Wissenschaft zu treiben, da erst wurde die deut- sche Sprache zur Schriftsprache, und von da an wurde sie Gesammt- sprache für ganz Deutschland; vor- her war sie blos die Sprache des deutschen Stammes, nicht der Be- wohner Deutschlands, oder desje- nigen keltisch -nordisch - slavischen Mischvolkes, das wir jetzt Deutsche nennen. Im Bardogau lagen ausser dem Hauptorte Bardowigh unter- halb Lüneburg an der Ilmenau und ausser der Grenzveste Ardalburg (Artienburg): das Kloster Ueltzen im Quellgebiet der Ilmenau und die Stadt Lüneburg; dann von klei- nern Orten: Withorp, Wittorf (Walddorf); Ochtmissen(altHot- mannessum); Bienenbüttel (alt bi-angi-budi-burg, klein- Wasser- hof-burg); Addenstorf (alt Ad- dunestorp, Wasserort); Suther- burg, jetzt Suderburg (ebenfalls klein Wasserburg von di, dw klein und fhur Wasser, oder von doid-er grosser Hof); Gerhaus, alt Ger-

Baröges Barka.

wigshausen; Messinthorp; Ma- sendorf (mit ausgemessenem und eingehagtem : Feld); Wetzen (alt Whet-iunWald-ort); Dalehem, Thalheim, jetzt Dalem; Deensen (alt Dedi, kleiner Ort von du, di klein und dae Ort); Grünhagen, alt Grimoldeshagen; Sethorp; Stotenhusen, jetzt Stutensee, von stuad oder tyddynHof (gleich Stutt- gart); Stochem ‚alt/eachaim Hän- ser; Bardonthorp, jetzt Barren- dorf, gleich Bardowigh. Also auch in diesem, gewiss früher als die meisten andern Theile Deutschlands von Deutschen besetzten Landstriche sind fast alle alten Ortsnamen kel- tisch. Der Bardogau gehörte zum Verdener Sprengel, und bildete das Gebiet der Lüneburgschen Herzoge von Sachsen. | Bareges, Bad in den Pyrenäen in der Landschaft Bigorre; Dar Berg, oiche Wasser, Bergwasser. Bari, Stadt in Apulien in Unter- italien, alt Barium, auf einer Land- zunge am Adriatischen Meere; bar Spitze, Bergspitze, Landspitze, ion Ort.

Baringau, Landschaft bei Röm- hild südlich von Meiningen im Grab- feld. Da bar, Deminutiv baran, Berg bedeutet, so dürfte dieser Baringau die Berggegend südlich von der Werra umfassen, wo die Gleichberge (cloch Felsen) und andere Kuppen liegen.

Barka, ein alter Ort im nördli-

chen Afrika zwischen Aegypten und

Tripolis, am Nordfusse des Felsen- plateaus von Barka, nahe der Syrte

223

Barletta Barnstable.

oder dem Meerbusen von Seyrat oder Sort; letzteres ist ein Ort, der suir-aidhe, Wasserstadt bedeutet; Barka dagegen liegt im Innern in der fruchtbaren Cyrenaika; der Name buar-ka Viehpferch, zeugt von der früher stark betriebenen Viehzucht. Barletta, alte Veste mit Stadt am Adriatischen Meere in Apulien, rings von mit Burgen gekrönten Hü- geln umgeben; bwr Burg, li klein, aidhe Ort, klein-Burg-Ort. Barmen, Fabrikstadtim Wupper- thale bei Elberfeld, von buar-man“ Viehstätte oder Viehleute, denn man bezw. maon bedeutet beides; die Stadt liegt im Wiesengrunde an der Wupper, und entstand aus 36 Bauer- höfen, die vorzugsweise Viehzucht trieben; der HaupthofhiesDörner- Hof, von torn Fürst und air Mann, hier sass der Lehensmann der Grafen des Keldachgaues, die im 11. Jahr- hundert den Namen Grafen vom Berge snnahmen. Dem Dörner Hofe waren die andern Bauern oder bu-air, Kuh- leute, zinspflichtig. Später trat an Stelle der Viehzucht die Bleicherei, und damit das Fabrikwesen. Barnesley, Stadtinder Grafschaft York in England mit Steinkohlen- werken; baran kl. Berg, /le oder gezischt slee, Slah, verdeutscht schlag, schläg (r. B. Windschläg in der Ortenau) Stätte, also Bergort. Barnim, ein Kreis im Branden- burgischen, Name niederdeutsch für Barnheim, und dies für bioran-om Bach-ort, von welchem ursprünglich der Kreis seinen Namen erhielt. Barnstable, Ortin der Grafschaft

Baron Bartanland.. 224 Bartenstein Barwalde.

Devon in England, am Taw (di-aha kl. Wasser), nahe dessen Mündung in die Bucht von Bristol. Stable ist die latinisirte Form Stabulum für das kimbrische ystal, deutsch Stall; Barn ist buaran, kleines Vieh, oder bioran kl. Wasser.

Baron kommt vom gälischen bar- ran oder burran Edelmann; dies von dorr oder bar edel, reich und on Mann, oder aber von bar Fürst und on Mann, Vasall. Burranus war auch ein Mannsname. Die Sagi- baronen waren die Sachverständi- gen bei Gericht.

Barra, eine der Hobriden-Inseln, grossentheils aus Felsen bestehend; bar, bor Berg und ua Land; neben an die grössere Insel Barral, bar-il Berg-insel, oder Berg-gross.

Barritus nennen die römischen Autoren das Gebrüll, welches die Germanen bei Beginn der Schlacht erhoben, wobei sie den Schild vor den Mund hielten, um den Ton furchtbarer zu machen. Im Gäli- schen bedeutet bairidh heute noch Gebrüll.

Bars oder Barsch, Bergland- schaft im nördlichen Ungarn, mit den Städten Kremnitz und Neusohl ; bar Berg, ais Ort oder iath Gegend. - Barteniand, alt Barthia, Bartha in Ostpreussen nördlich vom Spir- dingsee bis zu dem Ostufer der Alle, eine Landschaft gleich den meisten andern altpreussischen Gauen, voll grosser und kleiner Seen, daher der Name bior Wasser und fan Land. Es liegt darin Sensburg, Rasten- burg, Barten und Bartenstein, dann

Gerdauen, Allenburg, Insterburg, Darkemen oder Trakehnen, und Dringfort. Der Spirdingsee kommt wie Bartenland von bior Wasser und di klein mit vorgesetztem Zisch- laut. Barthe wurde in gross und klein Bartha abgetheilt, letzteres ein Stückchen Land im Süden vom Spirdingsee.

Bartenstein, Stadt in Ostpreus- sen, desgl. in Würtemberg; Barten ist bar-dinBergburg, oder bior-din Wasserburg, je nach der Lage, und Stein die Uebersetzung bezw. Ver- deutschung von din Burg.

Barth, Ort in Pommern an einem See, bior-aidhe Wasser-ort.

Bartsch, Nebenfluss der Oder im Posenschen, kl. Wasser bior-ci ; also dasselbe, was Wartha, alt Vurta, nur mit der Deminutivform ci statt di.

Baruch, hebräischer Mannsname, etwa der Hochmüthige, vom gäl. borr Hochmuth, borrach hochmü- thig, oder der Furchtbare, von dar Furcht, baroch furchtbar. Von den Hebräern wird Baruch als der Ge- sognete gedeutet.

Barwald, alt Barrus silva, in Frankreich, zu deutsch Königswald von bar Herr, Fürst und rus Wald.

Barwalde oder Bärwalde, Stadt bei Frankfurt an der Oder, desgl. bei Köslin ; letzteres in einem sumpfigen Thale, daher wohl der Name bior-ailt Wasser-ort; denn Bärenwald wäre wohl ein Wald- aber kein Ortsname. In ersterem Bär- walde schloss 1631 Gustav Adolph einen Allianzvertrag mit Frankreich.

u

Basan Basel.

Basan, Waldmann, von Dis, bus, bois Wald und an Mann. Zur Zeit der Einwanderung der Juden in Pa- lästina hausten auf den Waldgebir- gen Judäas sogenannte Enakim und Rephaim, d. h. Riesen und Felsen- bewohner, als deren letzter König Og (aigke hoch) von Basan genannt wird. Zu diesen riesigen Wald- und Bergvölkern gehörten besonders die Amoriter (maor Berg), die Horiter (or Berg), die Ammoniter (maon Berg) und die Moabiter (abh Was- ser, d. h. die Anwohner des Todten Meeres).

Basbeck, Basbeke im Bremen- schen, von bais Bach und dem nie- derdeutschen beck für Bach, als Uebersetzung angehängt.

Baschkyren, ein wie es scheint, ziemlich stark mit hunnischem oder mongolischem BlutgemischtesWald- volk im Ural; sie sollen Nachkom- men der Agathyrsen sein. Beide Namen bedeuten auch ungefähr das- selbe. Aga-thyrsä von aighe hoch, doir Wald und dae Leute, Bewoh- ner eines hohen Waldlandes; Basch- kyren dagegen blos Waldbewohner von pis, pus, franz. bois, deutsch Busch, niederdeutsch Busk, und eir Mann. Die Russen deuten das Wort Baschkyren oder Baschkuyl als Bie- nenzüchter und dann auch wieder als Erzräuber, was zeigt, dass weder die eine noch die andere Erklärung ihnen als sicher scheint, sonst hät- ten sie deren keine zwei.

Basel, alt Basilia und Basila, franz. Basle, oder Bäle, einst deut- sche Reichsstadt, jetzt Hauptort

Deutsch-kelt, Wörterbuch,

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Basel.

eines Schweizer Cantons. Basel war der Sitz des Bischofs der Deutsch- burgunden; soweit die alten Bis- thumsgrenzenreichen, ist heute noch die burgundische oder burgundisch- alemannischo Mundart vorherr- schend, so namentlich im Argau und im Breisgau. Basel stand schon zur Zeit der Vandalen, die es 407, sowie 43 Jahre später die Hynnen zerstörten. Zu Ende des 5. Jahr- hunderts wurde es wieder aufgebaut. 748 wurde das Augster Bisthum hierher verlegt. Am 5. April 1795 wurde hier im Burkhardschen Hause ein Separatfriede zwischen Frank- reich und Preussen abgeschlossen, durch den Preussen das Reich im Kampfe gegen Frankreich im Stiche lies und eine Demarcationslinie zog, welche von den Franzosen nicht überschritten werden sollte, woran sich diese aber später wenig kehr- ten. Basel bildet jetzt einen eigenen Halbcanton, seitdem der Sissgau mit Liestal in den dreissiger Jahren sich von ihm losgerissen. Der Name Basil kommt vom gäl. baidheal grosser Ort, gleich Bodelndorf und ähnlichen Formen. Das Bisthum oder Hochstift Basel war ein bedeu- tendes Fürstenthum und gehörte zu dem oberrheinischen Kreise des deut- schen Reiches. Der Sitz des Bis- thums war, wie bemerkt, erst in Augst, wurde dann nach Basel ver- legt, und als diese Stadt reformirt wurde, 1529 nach Pruntrut. Zu dem Bisthum gehörten 12 Gemein- den des jetzigen Cantons Basel (Ar- lesheim u. 8. w.), und sodann der 15

Basilus Basken.

jetzt zu Bern gehörige Bezirk Leber- berg. Der Bischof war deutscher Reichsfürst und hatte auf dem Beichsfürstenrathoe nach dem Bi- schof von Brixen seinen Sitz. Das Bisthum wurde 1803 mit Frankreich vereint, wobei eg bis 1814 blieb; von da an kam 68, wie gesagt, an Bern, welches das Land in die fünf Leberberger Oberämter theilte. Basilus, Basinus, keltischer Name von bas die flacheHand und 3/ gross, grosshändig, makrocheir griechisch. Basinus dagegen bedeutet Kleinhand, von in klein, weiblich Basina. Basken bedeutet gälisch Zins- bauern, von Deasguin, latinisirt Vascones, und dies von beas Zins und gunn Geisel, Gebundener. Die Basken sind dem Stamme nach Ibe- ren, wurden aber von den Galliern unterjocht; aus ihrer Mischung ent- standen in Spanien die Keltiberen. Aus der gälischen Erklärung des Wortes Baske ergibt sich deren Verhältniss zu dem herrschenden Stamme. Allmälig wurde aber der Name Zinsbauer, Baske, ein Volks- name, und ist es bis heute geblieben. Die baskische Sprache wird in Frank- reich besonders im Laburdan bei Bayonne gesprochen. Unlängst hat Capitän Duvoisin die vollständige Bibel ins Baskische übertragen. Diese Bibelübersetzung ward auf Kosten und unter Leitung des Prinzen Lwcian Bonaparte veranstal- tet. Auch die Bibelübersetzung im Guipuzcoa, dem spanischen Bas- kisch, ist von beiden Männern be- gonnen. Man kann Basken übrigens

U

Bassano Bastan,

auch von bois, bis, Wald herlei- ten, baski Wäldler, Waldgebirgs- bewohner.

Bassano, Stadtim Venetianischen an der obern Brenta, kam 1401 mit seinem Gebiete an Venedig. 1796 fiel hiereine Schlacht zwischen Oest- reichern und Franzosen vor. Der Name wird wohl von bais Wasser, Fluss (Brenta) und ion Ort her- kommen.

Bassenheim, unterhalb Koblenz, wobl von bi klein und din, dion Burg, zusammengezogen.in Bassen.

Bassora oder Balsora, zusammen- gezogen Basra, alt Forsath, Haupt- handelsplatz am untern Euphrat; Name von /uar bezw. bial, oder bais, bas Wasser und tuar, bezw. aidhe, iosda Ort.

Bastan, ein Thal oder Waldland in den Pyrenäen, von bas, pis Wald und tan Land. Hier stand eine der berühmtesten alten Mal-Eichen. Sie war in den letzten Jahrzehnten in ganz Navarra als die Eiche Zumala- carreguy’s bekannt. Die Basken hiel- ten ihre gesetzgebenden Versamm- lungen unter dem Schatten uralter Eichen, von denen ausser der im Bastan, die von Ustaritz eine der stattlichsten ist. Der bekannte Car- listengeneral Zumalacarreguy hielt unter dem nun vom Blitze gespalte- nen Baume die erste Volksversamm-. lung zur Wahrung der alten Rechte. Dieser Baum war zugleich ein ur- altes Waldwunder, dem man einen zweitausendjährigen Bestand zu- schrieb. Ustsritz bedeutet hoher- Berg-Ort, ais-ar-aidhe. Bastan be-

Bastarnen.

deutet dasselbe wie Pusterthal in den Alpen.

Bastarnen, ein skythisch- oder gothisch-germanisches Volk, das in der ersten Hälfte des zweiten Jahr- hunderts vor Christus dem makedo- nischen Könige Perseus Hülfsschas- ren gegen die Römer schickte. Sie fochten zu Fuss und Ross neben einander‘, wie dies noch die germa- nischen Hülfsvölker des Cäsar in der Schlacht bei Pharsalus in Thes- salien gegen Pompejus thaten, und dadurch den Sieg entschieden; es war dies die alte Sitte bei den kim- brischen und deutschen Reitervöl- kern. Auch unter den Schaaren des Mithridates kämpften Bastarnen ge- gen die Römer. Strabo, Plinius und Tacitusnennen sie Germanen (Grenz- völker), Appianus und Diokassius dagegen Geten, d. h. Waldvölker, von coed Wald. Die Sitze der Bas- tarnen waren im Norden der Donau. Der Name Bast oder Basd bedentet nach Grimm soviel wie Bart, im Go- thischen ist Bastairna Bartträger. Diese Erklärung als richtig ange- nommen, wäre der Name Bartträger ein Unterscheidungsmerkmal gegen die bartlosen hunnischen Skythen, die wie alle Finn-mongolen wenig Bart haben; die Hunnen brannten ihren Kindern noch sogar die Haut, um den Bartwuchs zu verhindern und ihnen ein garstiges, furchterregen- des Ansehen zu geben. Bedeutet Bastarnen aber Bartträger, so ist der Name keine eigentliche Stamm- bezeichnung, sondern passt auf alle Germanen, und in der That werden

97

Bastarnen.

sio von Tacitus auch Peukinen ge- nannt, und die Karpathen bald bas- tarnische bald peukinische Alpen. Peukinen wohnten auch auf der Peuke, einer grossen Insel an der Donaumündung, und werden hier als Atmonoi, oder Almonoi, Olmo- noi, Holmbewohner bezeichnet ; eine andere Abtheilung als Sidones, d.h. Bewohner des weiter hinten liegen- den weiten Steppenlandes, denn sido soll weit, breit bedeuten. Der Führer der Bastarnen, welcher dem Perseus zu Hülfe zog, hies Clondicus. Die Griechen hielten die Bastarnen nun aber für keltische Galater, und lassen sie als solche die pontische Stadt Olbia belagern. Mit den sla- vischen Sarmaten standen sie in vielfacher Berührung und Mischung, dann verbanden sie sich mit den Ostgothen, trieben von Peuke aus Seeraub auf dem Schwarzen Meere zur Zeit des Kaisers Claudius, und wurden von Kaiser Probus über die Donau nach Thrazien verpflanzt, der Zahl nach angeblich 100,000 Seelen. Diese Annahmen setzen voraus, dass die Erklärung des Namens Bastar- nen als Bartträger richtig sei. Aus dem Keltischen ergibt sich aber eine andere Deutung, die dem Wesen der Bastarnen alseines Reitervolkesmehr entspricht; denn Bärte trugen alle kriegerischen Völker, Kelten wie Deutsche, Griechen wie Römer. Biasd bedeutet im Keltischen so- viel als bestia lat., deutsch Biest; das Wort lautete auch bast; ara ist Tragbahre, Wagen, und »ae Leute oder blos aire Mann. Bastarnen 15 *

Bastia Bastuler.

waren darnach Thiermänner, Reiter, also soviel als Eburonen.

Bastia, feste Stadt auf Corsica, erst 1380 durch die Genueser ge- gründet. Der Name bedeutet soviel als Bastei, Bastion, Bastille und Bastide. Letzteres kommt einerseits von biasd Vieh und aidhe Haus, also Viehhof, Bauernhaus, später auch Landhaus; andrerseits von pis, bois, pus, bas Holz und bedeutet darnach Blockhaus. Bastion hat die Endung ion angehängt, Bastille die Form il gross; oder lat. Demin.

Bastonach, franz. Bastogne, alt Bastonia in Wälschluxemburg, aber hart an der deutschen Sprachgrenze, war nach Luxemburg die bedeu- tendste Stadt desHerzogthums, und hies deshalb Paris in den Ardennen. Bas, bois, pis Wald, tan Land und acha Veste, Wall.

Bastuler, alter Name für die Bewohner der Sierra Nevada und der anliegenden Gebirge längs des Mittelmeeres, um Malaga (alt Mal- aca Berg-veste). Bas-tul ist entwe- der steiles Wasser-Gebirg von bais und tul, odar steiles Wald-Gebirg von pis, bois, bus Wald und tu! steiles Gebirg. Die Bewohner der Sierra Nevada östlich von Malaga hiessen Pooni, was zwar auf eine punische Colonie gedeutet werden kann, aber näher liegend als pen Bergspitze und ni Leute erklärt wird, gleich dm Mons Apenninus oder den penninischen Alpen mit dem St. Bernhard und Monte Bosa (nicht Rosenberg, sondern von rhat

Berg).

m

Batau Bath.

Batau, holländisch Betuwe, Land der Bataver, Insula Batavorum, zwi- schen Rhein und Maas, oder zwi- schen den Städten Arnheim, Nym- wegen und Gorkum im Gelderlande. Der Name bedeutet Wassergau, von bais, baith Wasser und ua Gau. Patavium, Padua, hat aus gleichen Gründen denselben Namen, denn es liegt in der Po-Niederung; der Po, Padus führt aber diesen Namen oben- falls von bais, baith Wasser. Nach Tacitus waren die Bataver ein Stamm der Catten, die wegen innerer Un- ruhen aus der Heimath vertrieben worden seien. Mit Germanicus hiel- ten sie Bundesgenossenschaft, em- pörten sich aber zu Vespasians Zei- ten unter der Führung des Claudius Civilis gegen die Römer, schlossen dann mit ihnen einen Vergleich, der aber von letztern nicht gehalten wurde. Im 3. Jahrhundert nahmen die salischen bezw. deutschen Fran- ken die Insel Batau in Besitz, und eroberten von hier allmälig ganz Belgien.

Bath, Stadt im westlichen Eng- land, am oder einst im Cotswald, mittelalterlich Cottes- wudu-wald, ein Ausdruck, der dreimal dasselbe besagt; denn cot, coed bedeutet für sich schon Wald, und wud, wood, oualt ebenfalls, immer eine Ueber- setzung an die andere gehängt. Bath hies bei den Angelsachsen Badhon, als Burg auch Badhan- cesier, Baden-castrum; denn Bad- hon ist genau unser deutsches Ba- denvon bais, baidh Wasser, baidhan Wässerchen, wie Achen von oichean

Batinum Batten.

ebenfalls Wässerchen, Heilquellebe- deutet; die Römer nannten den Bade- ort Aquae Solis, der Sonne zu Ehren, oder Sool-, Salz-wasser, die Grie- chen Hydata thorma, Wasser-bad. Bath hies auch Iscalis, verdeutscht Ischel, Wasserort von gio? Wasser und ais Ort, mit vorgezischtem s. Batinum, Fluss in Mittelitalien, zu deutsch kleines Wasser, bi-tain. Batten. Die Bewohner des Lahn- thales sollen diesen Namen geführt haben, wie in verschiedenen neuern Werken angenommen wird; der Aus- druck Batten kommt als Volksname bei den alten Schriftstellern übri- gens nirgends vor, wohl aber eine Menge einzelner Ortsnamen, wie Battenberg, Batzenberg, deren Be- deutung unter Battenberg erklärt ist. Die Anwohner der Lahn heissen bei Ptolemäus Sueboi Langobardoi, ein Doppelname, welcher zweimal dasselbe besagt, denn sua-bi sind Wasser-Leute, /on, long bedeutet gleich Z/oc (in der Form lakko-bar- doi) einen Wohnort oder befestigten Ort, und bar-doi sind wieder Wasser- leute von bior Wasser und dee Leute. Die Bewohner des Bardengaues an der untern Elbe, bezw. der festen Orte an derselben, wie z. B. Barden- wigh, hiessen darum Lakko-barden, und aus gleichem Grunde die Be- wohner der Burgen im Lahnthale; beide waren sua-bi, Fischer und Schiffer, und wurden deshalb dem grossen Volke der Schwaben beige- zählt. Was die Form Batten betrifft, so bedeutet sie dasselbe, was Bar- den von bais, bait Wasser und dae

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Battenberg Bauer.

Leute, könnte also, falls sie als Volksname gebraucht wird, füglich auf die Lahngauer bezogen werden.

Battenberg. Im Kimbrischen be- deutet Batten kleiner Berg von by oder ba klein, und dun Berg. Der Ort Battenberg im hessischen Hin- terlande wurde ehemals Battinberg geschrieben. Von demselben Dyd- din lassen sich auch der Batzenberg oberhalb Freiburg bei Ebringen, ein Pazzinberg oder Batzenberg in der Schweiz, die Bazenburg bei Ober- stetten in Würtemberg, Batzenegg im Argau, und die Batzenhäuser Batzenhäusle (Berghäuser) vomRhein bis nach Oestreich erklären. Letz- tere liegen an Bergen oder anf den- selben.

Battenfeld in Oberhessen, alt Battenfeldun, oder Baddanfeldun, gälisch erklärt soviel als kleines Waidefeld von Di klein und ton, Waide, Grasland. Feld steht aber auch oft für 7ald, was Viehpferch bedeutet.

Batum oder Batumi, Hafenstadt am schwarzen Meere in der Nähe von Trapezunt. Name von bais, bait Wasser undom Ort, Haus, Heim.

Baude, Name für Hütte, Senn- hätte im Riesengebirge, gleich Bude (boutique) vom gäl. bod% Hütte.

Bauer. Nach unserer heutigen gewöhnlichen Auffassung ist Bauer soviel als Landmann, oder Bebauer des Ackerlandes. Dieser Begriff ist aber nicht der ursprüngliche, denn einmal bedeutet bauen eigentlich blos das Errichten eines Baues oder einer Wohnstätte, unddann verstehen

Bauerbach Bauland.

unsere Bauern heute noch unter Bauer etwas anderes als einen Be- bauer des Landes; sie meinen dar- unter diejenigen Bewohner der Dör- fer und Höfe, welche ausschliesslich das Recht haben, oder hatten, ihr Vieh auf die Almend zu treiben. Den Gegensatz zu den Bauern bil- den in diesem Sinn die Tagelöhner, Häusler oder Kossaten (von cofta Hütte). Bauer kommt darnach von beo Vieh oder dbuwKuh und air Mann, Viehbesitzer, gleich Bayer, Bojer, Böhme, Päone ; Du-air wurde im Gä- lischen in Durr zusammengezogen.

Bauerbach, alt Burbach, bei Marburg, ein anderer Ort gleichen Namens bei Baden vom gäl. Dior Bach.

Bauffremont in Burgund, alt Baffrimont, Bafrimont, Baframont, Befromont, statt Befronmont, zu deutsch kleiner Hügel vom kimbr. by klein und Dryn Hügel, verbunden byfryn; mont ist die angehängte franz. Uebersetzung.

Bauland. Das Bauland ist gewis- sermassen die Odenwälder Baar, ein rauhes Hochland, das sich vom Oden- walde an gegen Osten zwischen Main undJaxt bis zum Taubergrunde aus- dehnt. Es gehört schon zu Ostfran- ken, und hies früher Wingartweiba. Die alten Gaugrenzen zogen sich

von Eberbach am Neckar bis Mos-

bach, von da nördlich an der Jaxt her gegen den Taubergrund, dann auf dem Höhenzuge, der diesen Gau westlich begrenzt, an den Main bei Miltenberg und von da über den Krähberg gegen den Neckar zwischen

Baumbach— Baunach.

Eberbach und Hirschhorn. Der Katzenbuckel ist noch ganz ostfrän- kisch, ebenso die Thäler, welche bei Amorbach in den Main, und bei Eberbach in den Neckar münden; rheinfränkisch dagegen sind Erbach und Hirschhorn.

Im Bauland liegen Buchen und Waldürn; letzteres gehörte in äl- testen Zeiten den Grafen von Düren oder Dürne, dann zu Kurmainz, und ist jetzt ein berühmter Wallfahrts- ort. Boxberg miteinemalten Berg- schloss Di-cas und Osterburken, das früher Mainzisch war. Der Name Wing-art bedeutet Waldberg von gwydd Wald und ard Haard, oder Berg; weiba bedeutet Land, von ibA Gegend, Gau; also waldiges, bergiges Land, Waldgebirgsland. Dasselbe bedeutet Wettereiba, jetzt Wetterau. Bauland ist der Gegen- satz zu Waldland, entweder deutsch von bauen oder vom gäl. be® Vieh.

Baumbach, Bach und Ort in Hessen, alt Boumbach und Boym- bach vom gäl. beum Bach. Der Ort ist Stammsitz der weit verzweigten hessischen Familie von Baumbach.

Baume, oder Baumes les Dames, alt Balma, Ort in der Freigrafschaft auf dem Westabhang des Jura, mit Marmorbrüchen und Eisenwerken, bel, bal Stein, Fels, und ma Stätte.

Baunach, Ort am Main, alt Bu- naha oder Bun-acha, Wasser-burg, buin-acha; der dabei fliessende Bach , Baunach, dagegen von bwin gälisch Wasser und aha, der deutsch -kimbrischen Uebersetzung davon.

Baune Bautzen.

Baune, Bach südlich von Kassel, von buinne Bach, und dies zusam- mengezogen aus Di klein und ean Wasser. Nach dem Bach heisst der nahe liegende Berg Baunsberg, und ebenso der Ort Baune. Die alten Formen für diesen Ort lauteten Bun- on, Bun-un, d.h. buin-on, Bach- leute.

Bautasteine. In Skandinavien Gedenksteine für gefallene Helden oder Heerführer; bod, baidh (Au- baidh) bedeutet keltisch Anführer.

Bautzen, Stadt in der Lausitz, alt Budyssin, oder Budiscu. Da die Stadt im Lande der slavischen Mil- zen lag, und diese bis heute ihre Mundart bewahrt haben, wenn auch nicht in allen Strichen der Land- schaft, sohatmanfrischweg Bautzen wie alle in denSlavenländern liegen- den Orts-, Fluss- und Bergnamen für slavisch erklärt, und da von den deutschen Geschichtsforschern sel- ten einer slavisch verstand, so dachte Niemand daran, hiegegen einen Zwei- fel zu erheben. Erst als die slavi- schen Gelehrten selbst den Versuch machteg, ihre Ortsnamen erklären zu wollen, stellte sich heraus, dass sie damit ebenso wenig zu einem befriedigenden Ergebniss kamen als die deutschen mit den ihrigen. Fast alle slavischen Erklärungen hängen sich an mythische Namen, die sie auf Geradewohl mit der zu erklä- renden Stadt, dem Berg oder Fluss in Beziehung setzen, ohne die nö- thigen Belege beibringen zu kön- nen, dass der fragliche Gott nun gerade auch an dem betreffenden

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Bautzen.

Orte verehrt wurde, und selbst dies zugegeben, so waren die Orte doch in der Regel älter, als die Einfüh- rung des slavischen Gottesdienstes; von den Bergen und Flüssen gar nicht zu reden, die doch auch schon in keltischen Zeiten, vor Ankunft der fSlaven, einen Namen haben mussten. Die Slaven kamen aber erst in der Mitte des ersten Jahr- tausenda nach Deutschland; vor ihnen waren die Deutschen und vor diesen die Kelten in ganz Mittel- europa die herrschende Nation. Aus dem Keltischen lässt sich nun Bautzen ohne allen Zwang erklären, denn Budissin ist gleich bwth oder budh Haus, Hütte, Bude, Baude, und aithean, aithin kleine Höhe, also soviel als Berghausen oder Malstadt; denn der Name der Mil- zen, zu denen die Bautzener gehör- ten, bedeutet Bergleute, von mael, mil, melikahler Berg und dae Leute.

Die Slaven bringen Bautzen mit dem Gotte Buddha in Beziehung, ebenso wie Buda (Posth). Bei Bautzen liegt ausserdem der Berg Czorne- boh, ein Name, der auf den slavi- schen Gott Czernobok bezogen wer- den kann, falls derselbe wirklich auf diesom Berge besonders verehrt wurde; im Keltischen bedeutet in- dess kearn, gezischt czearn Berg- spitze und Duach Bergrücken. Der Berg bildet in der That eine in das Flachland vorspringende Bergspitze, und bietet darum eine weite Aus- sicht. Um jedoch nicht jede An- knüpfung an die alten Götter abzu- weisen, kann man immerhin Budyssin

Bavay Bayern.

oder Budyschin selbst nach dem Keltischen noch in mytbischer Weise erklären. Sin oder shin, die ge- zischte Form für din Burg hat im Kimbrischen nämlich die Neben- bedeutung eines Tempels, in dem Könige begraben wurden; darnach wäre Bautzen oder bwih - shin Tempel-haus oder fürstliches Todten- haus. (Vergl. die von Joh. Friedr. Frenzel, Pastor in Berggiesshübel über verschiedene sächsisch- kel- tische Namen angestellten Unter- suchungen.)

Bavay, alt Bagacum, Stadt im franz. Theil des Hennegaues, einst Hauptort der alten Nervier; der Name bedeutet kleine Veste von beagh klein und acha Veste, Wall.

Bavendorf, alt Bafindorf, Ort bei Tettnang in Schwaben, vom gäl. babhun Einfriedigung für Vieh mit Wohnung dabei, also gleich Beffen- dorf.

Bay, Meerbucht von bi klein, das auch de und ba lautete, und aa, y, ieo Wasser. Bucht kommt von bi- oiche kl. Wasser; Busen (Meerbusen) von badh, bath, und dies von bi- ad kl. Wasser, während bais, bait, baiter einfach Wasser bedeutet. Im Spanischen und Portugiesischen wird für Bay Bahia geschrieben, daher der Name der Stadt San Salvador de Bahia an der Allerheiligenbay (Bahia de todos los Santos) in Bra- silien, die bis 1771 Hauptstadt die- sos Landes war.

Bayern. Die alten Formen für die- sen Namen sind (vgl. Kaspar Zeuss, die Deutschen und die Nachbar-

Bayern.

stämme): Baiovarii, Beovariü, Baju- varii, Baioarii, Bojoarii, Bojovarii, Bavocarii, Baguarii, Bauguarii, Bau- varii, Bavarii, Bajobari, Bavari, Pei- giri, Pejari, dann Beiera, Beiere, an- gelsächsisch Baegeras, Baegdhvare, altnordisch Beiarar, Beigarar, Byia- rar, Bäjarar, u. s. w. Dann bei den Byzantinern Bagibareia, und Baiure, als Landname, endlich Paigirolant in der Wessobrunner Chronik, B&- jaraland u. 8. w.

Alle diese Formen sind hand- greiflich keltisch, und bedeuten sämmtlich: Viehleute, Viehhirten, Viehland, wie die Namen Buri, oder Boji, welche vor dem Einrücken der Deutschen in die Süddonauländer hier erwähnt werden. Bu bedeutet im Keltischen Kuh, beo Vieh, und air Mann, Leute; blos bei Bauguarii oder Peigiri liegt die vollere Form bumwch, die ebenfalls Vieh bedeutet, zu Grunde.

Bayern ist der Name der alten keltischen Bewohner des Landes, mögen diese nun als Buri aus unbe- kannten Zeiten hier gesessen haben, oder mit Sigoves aus dep Lande der gallischen Bojer (oder Vieh- hirten) von demHochlande des Cha- rollais hierher gewandert sein; der Name blieb dem Lande auch dann noch, als 68 von deutschen Völkern erobert und die keltische Sprache allmälig durch die deutsche ver- drängt wurde. Der Name Bayern bedeutet genau dasselbe, was Böh- men, oder Beoman, nur steht hier maon, Mann, für air, dasselbe was Boji, wo wi Leute für air gebraucht

Bayern.

ist; dasselbe, was Päonen, oder Päan, Pan, wo an Mann für air steht, dasselbe endlich, was der Ausdruck Baudr besagt. (Vergl. diesen.) Die deutschen Bayern brau- chen trotz der Namensgleichheit darum nicht gerade aus Böhmen nach ihren jetzigen Sitzen gekom- men zu Sein, wenn sie auch sicher von der Nordseite der Donau ein- wanderten. Auf dieser Seite der Donau werden als im Kriege mit den Römern befindlich, genannt: in erster Zeit did Markomannen und etwas später die Quaden. Die Er- steren waren schon zu Cäsars Zeiten unter Ariovist über den Rhein ge- gangen, und, von demselben zurück- geworfen, wieder in ihre Grenzwälder in Thüringen und Böhmen heimge- kehrt; von hier aus machten sie in den spätern Jahrhunderten, nament- lich zur Zeit Kaiser Aurelians Einfälle in die damals römischen Donaulande, von Bayern an bis hinab in die Wallachei. In einer solchen Aus- dehnung kann kein einzelner Volks- stamm aufgetreten sein, unter Mar- komannen ist desshalb eine ganze Reihe von Völkern zu verstehen, und zwar alle jene, welche den Römern an der Donau gegenüber- traten, während diejenigen, welche am Rheine gegen sie kämpften, bei den Kelten den Gesammtnamen Ger- manen führten. German, ghear- maon bedeutet Grenzmann, Grenz- volk; wesentlich dasselbe bedeutet auch Markomann. Mark kommt nämlich vom keltischen meirghe, Genossenschaft, Die grossen Wälder

2

Bayern.

waren nicht zu Sondereigenthum abgetheilt, sämmtliche Stammes- genossen trieben dahin nach Sennen- art ihr Vieh; solche Wälder bildeten in der Regel die Grenze des Gaues, daher meirghe bei dem Uebergang in das Deontsche „Mark“ den Begriff Grenze erhielt. Markomannen sind darnach, gleich den Germanen, Grenzleute, Bewohner der Weald- und Berglandschaften im Norden der römischen Provinzen Rhätia und Noricum, im Thüringer- und Böh- merwalde sowie im Riesengebirge bis zu den Karpathen.

Die Quaden (von gwydd Wald und daeLeute) bedeuten wieder das- selbe, indess bezeichneten die Römer unter Quaden mehr die östlichern Stämme am Biesengebirge und an denKarpathen, während an Stelle der Markomannen später der Name der Thüringer trat, ebenfalls Waldvolk bedeutend von doir Walddickicht und anMann. Imdritten Jahrh.nach Chr. waren es vorzugsweise Marko- mannen, welche in Bayern einbra- chen, im vierten dagegen dieQuaden und zwar im heutigen Oestreich, in Gemeinschaft mit Sarmaten, d. h. mit slavischen Stämmen. DieMarko- mannen waren wesentlich derselben Herkunft wie die westlich von ihnen mit den Römern in Kampf gerathe- nen Alemannen; beide kamen aus denselben Gegenden, d. h. aus Thü- ringen und Hessen, und wurden darum auch von den damals leben- den Schriftstellern abwechselnd mit beiden Namen bezeichnet. Unter Anrelian machten diese Völker einen

Bayern.

Einfall in Italien, und wurden nach blutigen Schlachten bei Mailand und Piscenza von den Römern wieder zurückgetrieben. Aurelius Victor und Zosimus sprechen hiervon einem Einfall der Alomannen, während Vo- piscus sie Markomannen nennt. Später kommt der letztere Name wieder in den Karpathen vor an Stelle der Quaden. Zu Attila’s Zei- ten verschwand der Name der Mar- komannen, und erschien dafür der der Toringi, gerade wie am Rheine auch der Ausdruck German erlosch, als die betreffenden Völker die süd- lichen und westlichen Keltenlande erobert und damit aufgehört hatten, für dieselben Grenzvölker zu sein. Das grosse Reich der Thoringer, ursprünglich gleichbedeutend mit dem der Markomannen, wurde zur Zeit der Merovinger von den Fran- ken zertrümmert, der Name During zog sich wieder auf die Landschaf- ten am (thüringer) Waldgebirge zu- rück, und für die zur Viehzucht ge- eigneten Flachlande im Süden der Donau tauchte der alte Name Bayern von Neuem auf, der indess bei den Kelten des Landes schwerlich verlo- ron gegangen war. Ausder Mischung der thüringisch - markomannischen Deutschen mit den bajowarischen Kelten entstanden die heutigen Bayern, wie westlich von ihnen die Schwaben aus der Mischung von deutschen Alemannen mit den kel- tischen Bewohnern der Zehntlande erwuchsen, wozu in der Schweiz noch die deutschen Burigunder tra- ten, am Rhein und Main die nieder-

234

Bayern.

rheinischen Franken. Aus den verschiedenen Mischungsverhältnis- sen der Deutschen und Kelten ent- stand die Verschiedenheit der heu- tigen deutschen Mundarten, denn dass die schwerlich sehr zahlreichen Deutschen allein den Grund zu der heutigen Mannigfaltigkeit derselben abgegeben hätten, ist unannehmbar, schon darum, weil in allen Volks- mundarten heute noch eine zahl- lose Menge keltischer Worte m Vebung sind, die freilich nur Der- jenige bemerkt, der etwas keltisch versteht.

Dass die Bayern speciell aus Böh- men eingewandert seien, und von da ihren Namen mitgebracht hätten, dafür findet sich (nach Kaspar Zeuss Seite 368) nirgends ein Zeugniss; Jornandes nennt den Namen Baioarii zuerst, und zwar schon als Bewoh- ner des heutigen Bayerns; ebenso- wenig können die Thüringer, welche in der zweiten Hälfte des 5. Jahrh. nach Chr. Bayern für immer erober- ten, diesen Namen mitgebracht ha- ben, denn Bojoari oder Boji wer- den niemals in Thüringen genannt. Odoaker zog die „römischen“ Colo- nisten, nicht aber die keltischen, den Römern unterworfenen Bauern oder Bayern aus den Donaustädten nach Italien zurück; die betreffende Stelle bei Eugippius nennt aus- drücklich blos Romani, welche die oppida an der Donau den von Nor- den hereinbrechenden Völkern über- liessen, das keltische Landvolk blieb, wenigstens der Mehrheitnach, sitzen, und wurde den neuen deutschen

Bayern.

Herren ebenso zinspflichtig, wie frü- her den Römern.

„Der Vebergang der Thüringer, Dözw. der nachmaligen deutschen Bayern über die Donau fand nach der Sage im Jahre 508 nach Chr. statt. Zur Zeit des Ostgothenkönigs Theodorich erkannten die Bayern die Oberherrschaft der Franken an und erhielten von Theodorich, dem Frankenkönig, welcher damals in Chalons sich aufhielt, zugleich mit den Franken und Alemannen ihr Gesetzbuch, die lex Bajuvariorum. 554 wird von Gregor von Tours der erste dux derBayorn, Garivaldus er- wähnt. (Das Weitere hierüber unter Agilolfinger.) Ein Theil der bayeri- schen Geschichtsforscher, selbst Kaspar Zeuss, der doch sonst vor- urtheilsfrei zu Werke geht, kann es nicht über das Herz bringen, den Namen Bayern von den alten Bo- jern abzuleiten, trotzdem dass man schlechterdings keine andere Ablei- tung des Namens beizubringen weiss, und alte Autoren, z. B. Eustasius ausdrücklich die Angabe enthalten: Boji, qui nunc Bavocarii vocantur (air statt ui) und an einer andern Stelle dasselbe auch von Orosius (Zeuss Seite 380) erklärt wird. Der Name ist keltisch, das heutige Volk dagegen ein Gemisch aus keltischen Bojern und deutschen Thüringern bezw. Markomannen, d. h. Bewoh- nern der Waldgebirge Mitteldeutsch- lands, Thüringens wie Böhmens, Deshalb beginnt auch jetzt noch die bayrische Mundart schon am Fichtel- gebirge und reicht durch den Nord-

25

Bayeux Bayonne.

gau (d. h. die Nordhälfte Bayerns) bis zum Südgau und in die Alpen hinein.

Kaspar Zeuss leitet den Namen der Bayern von den Böhmen her, damit erklärt er aber nichts, denn was bedeutet ihm dann Böhmen? Zudem weist er selbst nach, dass geschichtlich keine Angabe vorliege, dass die Bayern speciell aus Böh- men gekommen wären. Beo-man bedeutet aber, wie gezeigt, dasselbe was beo-air, oder beo-ui, nämlich weiter nichts als Viehhirten, ganz dasselbe was in Griechenland die Böotier, oder beo-dae.

"Bayeux, alt Bajoca, Stadt im Bessin in der westlichen Normandie, einst Hauptort der Bajucasser, an dem Aure-Flüsschen. Baju steht hier gleich bi-aha, kl. Wasser, und cas bedeutet Burg, eingefriedigter Ort, ebenso acha oder blos ka, so dass Bajucasund Bajo-cadem Binnenach dasselbe ist. Dass aber Bayeux ur- sprünglich eine im Aure-Flüsschen angelegte Pfahlburg war, geht dar- aus hervor, dass es in ältester Zeit latinisirt, Arägenus hies; Argenus, von earg Wasser, war aber der Name der Aure bei den Römern (deutsch würde dies Aar lauten), earg-gan-eis bedeutet darnach Wasser-Burg-Leute.

Bayonne, alt Lapurdum, im pays de Labour, oder im Labourdan, ital. terra di Lavoro bei Capua, deutsch Ackerland, bearbeitbares Land; die Stadt Lapurdum ist dum, dom Ort in diesem Lande. Die Bewohner des Landes sind Basken oder Vasken,

Bearne Beaurvilliers.

Zinsbauern, von beas Zins. In Bayonne liegt die alte Burg Mar- rac, mamwr-acha grosse Veste.

Bearne, baskische Landschaft auf der Nordseite der Pyrenäen, in den weniger hohen Vorbergen dieses Gebirges, in derUUmgegend von Pau; Name zunächst von by-aran kl. Gebirg; die mittelalterliche Form Benearnia, oder die noch ältere Beneharnum hat statt by klein die Form ban Feld und bedeutet dar- nach Feld-Bergland.

Beauce, Ort an der Loire, alt Belsa, vom gäl. bill klein und dae Haus, Kleinhausen. Nach dem Orte Beauce führt die umliegende Land- schaft ihren Namen.

Beaulieu, Ort in Frankreich, alt bellus locus, d.h. schöner oder klei- ner Ort, je nachdem er von den Rö- mern oder Galliern angelegt war; in letzterem Fall von bill klein und loc Ort, imerstern vom lat. bellus schön,

Beaumont, gleich Belmont, Mont- bel, Bellamont, von De/ Berg und mont als Uebersetzung.

Beaune, Stadt in Burgund, alt Belnum castrum, auch Belna, vom gäl. bail (polis) Stadt, und no, nua neu; also Neustadt.

Beaute, Ort an der Marne in Frankreich, einst königliche Pfalr, lat. Bellitas, nicht als „Schönheit“ zu übersetzen, sondern als kleines Haus vom gäl. bille klein, und tas Haus.

Beauvilliers, Ort in Frankreich, alt Bellum villare, kann schöner Weiler heissen, falls er erst in rö- mischen Zeiten angelegt wurde; ist

236 Bebikon Becherbach.

der Ursprung aber gälisch, dann bedeutet er kleiner Weiler, von bill klein, gleich Beaulien.

Bebikon, Ort in der Schweiz, ass Bäbiaco, oder Bäbiagu, was die HÖö- rigen des bäbischen Hauses oder Ge- schlechts bedeutet, zweiter Theil des Namens von agadh oder achaid festes Haus und ae, 0, ui, u Leute. Achaid ist zusammengesetzt aus acha Befestigung und aidhe Haus.

Bebra, Ort an der Bebra-Fuldaer Eisenbahn in Hessen, Name vom gäl. bi klein, Zior Wasser und ra Stätte, gleich Bibra, Bieberau und Biberach (im Schwarzwälder Kinzig- thal); bei letzterer Form acha Veste, statt ra Stätte. Die alten Formen von Bebra in Hessen lauten in der That auch Biberaho, Biberacha, Bi- bera, Biberahe.

Bebronne, Bach in Frankreich, so viel als kleine Quelle, kleines Wasser, von by klein und Dior, bioran Brunnen, Born; ebenso Be- brus jetzt Bidvre, ein Bach, der innerhalb der Stadt Paris in die Seine mündet.

Bec, Schnabel, ist keltisch, und unverändert in das Französische übergegangen. Becco, altkeltischer Schimpfname, Schnabelmann, Gelb- schnabel, vorlauter Schwätzer; die Endung 0 steht für ge, ui Mann.

Becher, im Gälischen bedeutet bachaim trinken, bachaire Trin- ker, bachus (von ais Mann) Trink- mann, Trinker.

Becherbach, Bach in der Rhein- pfalz, vom gäl. di klein und caoir caor Bach.

Bedaium Beedeln.

Bedaium oder Bidaium, Name einer römischen Station zwischen Salzburg und Innsbruck, vom kelti- schen bwytti Speisehaus, Gasthaus, bezw. von biadh-dhae Speise-haus und ion Ort, Stätte.

Bederkesa, Ort im Ostengau, nördlich von Bremen, alt Bederikes-a oder Bederikos-ha, d. h. Bederichs- ca oder cae, eingehegter Vieh- pferch des Bederich ; letzterer Name ist die slavisirte Form für Friede- rich, keltisch /rith-y-righ Diener des Königs.

Beduin, Bewohner der Wüste, arme, geringe Leute gegenüber den Städtern und Feldbauern, be klein, arm, gering and duin Mann.

Beeberg oder blos Beberg, %lei- ner Berg vom gäl. be oder by klein und bwr Berg, Burg; Beowies, kleines Wasser, von be und wisg Wasser; Beewangen, kl. Pferch von be und fang, gälL gmwaneg Viehpferch.

Beedeln oder Bödeln, Dorf bei Rochlitz in Obersachsen; von bai- deal kleine Burg. (Oberlehrer Im- misch hat im Osterprogramm der Annaberger Realschule vom Jahre 1866 eine Abhandlung über slavi- sche Ortsnamen im Erzgebirge ver- öffentlicht, in welchem Beedeln vom slav. po bei und dolina als „Ort am Thal“ erklärt wird; Beedeln liegt aber weder in noch an einem Thal, sondern auf derHochebene zwischen den beiden Muldethälern; zudem kann ein Ort wohl „in einem Thale“ oder „an einem Berge“, nicht gut aber „an einem Thale“ liegen.

31

Beera Beiertheim.

Beera, Bachname in Würtem- berg, vom gäl. bior Wasser.

Beerbach, Dorf bei Darmstadt, vom gäl. bior Bach; Bieber, alt Bebera bei Wetzlar, desgl. bei Offen- bach und Gelnhausen von bi-bior kl. Bach; Bibra in Thüringen, als Bachname mit angehängter Uebersetzung aa; Beberbeck im Reinhardswald mit der niederdeut- schen Uebersetzung beck statt bach. Bior hat sich erhalten in „Bier“, bioran kl. Wasser in Born und Brunn.

Beffendorf, alt Beffindorf, vom gäl. babhun Viehpferch mit Woh- nung dabei. Babo ist auch ein Mannsname, dann müsste das Dorf aber Babendorf heissen.

Begga, keltischer Frauenname, die Kleine, vom gäl. beag klein; als Mannsname lautet der Kleine Bicco, oder französirt Piquot, italienisch Piccolo, Kleinchen.

Beichlingen in Thüringen bei Cölleda (Waldort) im alten Engi- lingau, einst Stammsitz der Grafen von Beichlingen, auf einem Berge, buach Bergrücken, und Jon, long Wohnort.

Beiertheim und Bnlach, zwei Dörfer nächst Karlsruhe, an der Alb, und den an derselben liegen- den Wiesengründen. Der Name des ersten bedeutet Bindviehort, vom gäl. Duar, und Bulach, Kuhort von bu Kuh und /oc Ort. Von Beiertheim nach Karlsruhe zieht sich die Schiesswiese, auf der jetzt der Bahnhof liegt, von coed oder gmwyddWald, denn auf beiden Seiten

Beilngries Bekumbern. 238

ist sie von Wald begrenzt; der nach Osten liegende heisst das Salle- wäldchen von sail, sal, Weide, Bal- weide, (lat. salix, deutsch Seil, d. h. aus Weiden geflochtenes Band). Bei Bulach liegt das alte Hardschloss Scheibenhard, wohin die Bauern ihren Zehnten abzuliefern hatten; Name von cwb, Schuppen und art Haus. Die übrigen Dörfer um Karls- ruhe führen ebenfalls keltische Na- men, als Rüppur, Feldburg von reidh Feld und bwr kymrisch Burg ; das dort liegende Schloss ist noch mit Gräben umgeben; Binten von rean Feld und dae Ort, Hags- feld von acadh Feld; Durlach von dur Wasser und /oc Ort, u.s.w.

Beilngries, zu deutsch Stuterei, vom gäl. bailOrt und greadh Pferd, bail na greadh, Ort der Pferde. Solche Stutereien fanden sich bei den Kelten häufig, als zu Pöhlde am Harz, wörtlich Fohlenstadt und Ivrea,altEporedia Reiterstadt, von ebwr Beiter.

Beirut, alt Berythus, Seestadt im nördlichen Syrien, bior-aiteas Wasser-Stadt.

Beisseförth an der Fulda in Niederhessen. Furth über das Was- ser, bais.

Bekum in Westphalen heisst ver- deutscht Kleinhofen, vom keltischen beag klein und om Hof, Heim. Die vielen in Deutschland vorkommen- den Eigennamen Bek stammen nicht alle von Bäcker oder von Bach, niederdeutsch bek, sondern häufig von beag klein.

Bekumbern, altdeutsch, mit Be-

Belchen.

schlag belegen, Kumber gleich Be- schlagnahme, Sequestration. Das Wort kommt vom gäl. cumraichidh oder cumraigidh, welches diese Bedeutung hat.

Beichen, franz. Ballan (d’Al- sace), der höchste Berg der Voge- sen, da wo diese im Sundgau schroff aus der Ebene emporsteigen, gegen- über dem Belchen im Breisgauer Münsterthal, dem höchsten Berge des Schwarzwaldes nach dem Feld- berge. Der Feldberg bietet oben eine breite Fläche, wie sein Namens- bruder im Taunus, während die Bel- chen mehr Ballonform haben, gleich dem Kandel bei Waldkirch im Elz- thal. Feldberg kommt darum aber doch nicht von Feld, sondern vom kimbrischen /el, Höhe. Der Name wurde vor Alters Felperc geschrie- ben; Felder im deutschen Sinne gibt es keine auf den Feldbergen; el ist die schärfere Form für bal Berg, letztere ist in Belchen und Ballon geblieben, bei Belchen mit dem Zu- satz cean Bpitze. Auch in Pfal ging die einfache Form ba} über, so im Pfalberg bei Halwangen und Hol- zern in Würtemberg. Ein Beichen liegt noch im Argau bei Jägerfelden ; dann gibt es verschiedene Orte, die ihren Namen von bal, bi} oder bei führen, z.B. Bellamont auf einem Hügel bei Biberach, Beilberg bei Zavelstein, beide in Würtemberg, Bellmuth, alt Bellemunt (Berg- Wald) in Oberhessen, alle auf oder an Bergen. Im Hessischen gibt es viele steile Berge, die Beilstein oder Bilstein heissen, 2. B. auf

Belem Belgen.

dem Habichtswald, am Langönberg bei Beste, über Helsa im Kaufunger- wald, bei Weimar nördlich von Kas- sel, an der Werra, alle von bil oder byle, einem mit Dba/ ursprünglich gleichstehenden Worte, das aber den Nebenbegriff „scharfer Felsen- rand“ hat.

Belem, Ort östlich von Osna- brück, von Daile Ort und dem an- gehängten om oder heim; hier soll Wittekind 785 getauft worden sein. Seine Burgen lagen angeblich in dieser Gegend, 80 die Wicksburg, auf einem Waldhügel nördlich da- von, die 783 von Carl dem Grossen zerstört wurde. Bei Holte südlich von Belem lag eine andere Burg, die Oldeburg genannt, von alt Haus, Burg, die erst 1150 zerstört wurde. Auch die Iburg (Bergburg) im Teuto- burger Walde soll ein Sitz Witte- kinds gewesen sein.

Belfort (Belfurt), franz. B6fort, früher Hauptort des Sundgaues; Name vom gäl. bail (polis, bailliage) Stadt, und fort, stark, fost. Dies letztere ist die französische oder la- tinisirte Vebersetzung von bail. Die Stadt ist heute noch eine Festung.

Belfuss, franz. belle fosse, Ort im Steinthal in den Vogesen, be- deutet nicht schöner Graben, denn erstlich gibt es keine schönen Grä- ben, und zweitens hat Bellefosse überhaupt keine; der Name beden- tet: kleiner Ort vom gäl. bill, bille klein und /ois Wohnung.

Beilgen, zu deutsch Seeleute, eine Unterabtheilung der Kimbern, lat. Beigae, nach Mone zusammen-

239

Belgern Belgrad.

gezogen aus baleg oder balig. Aus Belge oder belsch wurde das deut- sche wälsch, englisch Wälsh, Wäles. Der Name findet sich noch in Pa- lästina, Philistim, Philistäer, dann in dem der Pelasger, und endlich in dem der russischen Polowzer, wie jetzt selbst slavische Linguisten annehmen. In derBibel scheint der Name Phaleg auf die Belgen ge- deutet werden zu können. Die Bel- gen waren ein Seevolk; die Philister colonisirten einen Theil der griechi- schen Inseln, dje Pelasger einen Theil Griechenlands und Italiens; als Kimmerier hausten sie am Asow- schen Meere, und als Kimbern in der Ost- und Nordsee. Die jetzt deutschen Schifffahrtsausdrücke sind fast alle kimbrisch oder belgisch. Bual, bial, bailc bedeutet gälisch Wasser und bailk-ae sind Wasser- männer, Seeleute.

Beigern, alte Stadt an der Elbe oberhalb Torgau, alt Belgori, zu deutsch Wasserveste, von Dial Was- ser und caer, corr Ort, Veste; sla- visch erklärt hiesse es schöner, weis- ser Berg von Deiy weiss, schön und hora Berg. Es leuchtet ein, dass eine Stadt, die auf keinem Berge liegt, nicht schöner Berg bedeuten kann.

Belgrad an der Donau inSerbien, zu deutsch Wasserstadt, und nicht wie die Slaven vermeinen, weisse Stadt; obwohl biala im Slavischen weiss bedeutet und grod Veste. Bel ist das gälische bia! Wasser, und grad ist das in die deutsche wie slavische Sprache übergegangene

Belinsa Bellia.

Ccaer, cor, welches Veste oder jeden eingefriedigten Platz bedeu- tet, deutsch Garten, slavisch gorod. Der ältere Name von Belgrad lau- tete Singidunum, ebenfalls Was- serstadt, von fain Wasser, gezischt tsin oder sin, und dun Stadt.

Belina, Bachname in Böhmen, vom gäl. Dialan kleiner Bach, bial Wasser.

Bellaigues, Ort in der Schweiz, alt Ballevui und Baleigue, von bill klein und oiche Wasser, und ka, cha Haag. ®

Belle, Ort in französisch Flan- dern, franz. Bailleul, vom keltischen baile (polis, bailliage) Stadt, bail- liol kl. Stadt.

Bellenz, ital. Bellinzona, lat. Bili- tionis castrum, Ortim Canton Tessin, mit drei alten Schlössern, in welchen einst die Castellane oder Landvögte von Schwyz, Uri und Unterwalden jeder getrennt hausten. Bellenz war vorher der Hauptort einer Grafschaft gewesen, welche im 15. Jahrh. den Freiherren von Sax zu Monsax ge- hört® und von ihnen 1419 an Uri, Schwyz und Unterwalden verkauft wurde. Der Name Bilit oder Biliz zeigt den keltischen Ursprung; ent- weder von Di klein und /lys, lios Veste gleich Lissa in Polen, und hundert ähnlichen Burgnamen, oder von bil gut und dae, dio, tio Haus, Burg, also festes Haus, gute Burg.

Belley, Ort am Jura, alt Bilisium, Kleinhausen, von Di klein und lios oder Ils festes Haus.

Bellia, gälischer Weibername,

4

Beilikon Bellores.

von bill, bell klein, auch schön, niedlich, wie bellus im Lateinischen.

Bellikon, Ort im Argau, schwei- zerisch für Belligheim, vom gäl. baile Dorf, Stadt, und der ange- hängten Uebersetzung heim, die in- dess im Keltischen 0m lautet.

Bellovaken, ein mächtiger bel- gischer Volksstamm, der bei Beau- vais nordöstlich von Paris seine Sitze hatte.

Beauvais hies bei den Römern Caesaromagus, Kaisersfeld, es ge- hörte im Mittelalter zur Isle de France oder zu Franzien.

Der Name Bello-vaken kommt wie Bello-ves von peall Pferd und wigh Dorf, Ort, also Bewohner einer Beiterstadt, wieEburodunum, Pöhlde, Ivrea und andere.

Unterabtheilungen der Bellovaken waren die Quadikasser oder Va- dikasser, von uath Wald und cas Burg bei Villers Cotterets (Wald- hausen-Weiler, denn Cott statt coed bedeutet Wald, und terets statt fua- rais oder daras Häuser).

Zu den Bellovaken gehörte auch der Gau von Senlis, keltisch-latini- sirt Silva nectes (lat. silva Wald). Bei den Römern hies Senlis Augusto- magus, Augstfeld. Der rein kel- tischo Name für Silvansctes war Ulmanectes oder Ulmanetes, von u/ feucht, ma Platz und aicde oder aidhe Ortschaft, eine in einem Sumpfwald gelegene Veste.

Belloves, zu deutsch edler Rei- ter, von peall Pferd, ae oder 0 Mann und vas, uas edel; ein An- führer keltischer Völker aus dem

Belloves.

mittlern Gallien, der mehrere Jahr- hunderte vor Christus zugleich mit Sigoves auszog, neue Länder zu er- obern (vergl. Sigoves). Er sammelte zahlreiche Schaaren von Fussvolk und Reitern aus den Stämmen der Bi- turiger, Arverner, Senonen, Aeduer, Ambarren, Carnuten und Aulerker (vergl. diese), und rückte mit den- selben in das Gebiet der Trikastiner, d. h. die Rhone abwärts bis zum Pont St. Esprit, oberhalb Orange, wo er auf ligurische Völker stiess, namentlich auf die Salyer in der Provence, mit denen er in Streit ge- rathen sein muss, denn nach Plinius unterstüzte er die grischischen Pho- käer in Marseille, die mit den Ba- lyern in Fehdelebten, gegen letztere. Indess muss er sich schliesslich mit denselben doch geeinigt haben, denn ein Theil der Salyer machte nun den Zug über die Alpen nach Ober- italien mit. Der Marsch ging die Durance aufwärts über die Turiner Alpen in das PothaL Am Tessin stellten sich ihm die Tusker, welche damals noch den ganzen mittlern Theil der oberitalischen Ebene inne hatten, entgegen, wurden aber ge- schlagen, worauf Mediolanum, (Mai- land) von Belloves gegründet wurde; weshalb er gerade hier seinen Haupt- sitz aufschlug, lag wohl darin, dass die Gegend, welche gleich einem Striche in seinem Heimathlande In- subergau (d. h. Wiesenland) hies, den an Viehzucht gewöhnten Be- wohnern der .Weideländereien im Charollais (gallischer Insubergau) längs der vielen kleinen Bäche gutes Deutsch-kelt. Wörterbuch.

_ 24

Belluno Belus.

Weideland bot. (Vergl. Insubrer.) Ein Theil der Einwanderer machte hier Halt, andere Schaaren, nament- lich solche, die später aus Gallien nachgerückt kamen, zogen weiter, so die Cenomanen nach Brixia (Brescia) und Verona, das sie den Libyern entrissen; die Bojer und Lingonen setzten über den Po und eroberten die heutige Romagna, die Senonen(Waldleute) kamen so- gar bis nach Rom, nachdem sie vor- her Clusium (Clause, d. h. Schloss) in Etrurien erobert hatten, liessen sich aber schliesslich in der Mark Ancona nieder. Die Geschichte der Senonen, welche unter ihrem An- führer Brennus (braine Führer) Rom zerstörten, ist aus der römischen Ge- schichte sattsam bekannt. Die Sallu- vier blieben am untern Tossin stehen,

Belluno, alt Belunum, zu deutsch kleiner schöner Wohnort, vom gäl. bi oder bil und /on, lun, bezw. ion Wohnort.

Beimont, gleich Montbel, vergl. dieses, ebenso Bellamont.

Beit, der grosse und kleine Belt, Name vom gäl. belat Weg, Strasse aus der Ostsee in das Cattegat. Im Worte Pil-grim kommt dies belat ebenfalls vor; cruimn bedeutet Gott, also Weg Gottes.

Belthem, Ort bei Castellaun auf dem Hundsrücken, alt Belthomaus, vom gäl. bill klein, und ihom (lat. domus) Haus.

Belus, bial-eus, der Wassermann, kommt in diesem Sinne als ein Stammvater der seefahrenden Phöni- ker vor (vergl. Agenor).

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Beisenberg Ben.

Beizenberg bei Humlangen ; Dorf Belsen auf einem Hügel bei Rotten- burg am Neckar; Belsenberg bei Künzelsau, sämmtlich in Würtem- berg, vom gäl. bille klein und dun Berg.

Belzig, mehrfach vorkommender Ortsname, z. B. in Sachsen; je nach der Lage entweder gleich bial-tigh, Wasserort, oder bel-tigh Bergort, oder endlich bi/-tiyh kleiner Ort; zig ist wie bei Leip-zig die gezischte Form für tigh, teagh, Haus, Dach, lat. tectum. Die ersten Häuser be- standen blos aus einem zeltartig gebauten Dache, wie die meisten Bauernhäuser in Westphalen und im Schwarzwalde, bei denen heute noch das Dach zu beiden Seiten bis zur Erde reicht,

Bemfeld, Ort in Bayern, alt Pen- nenvelt, Pennvelt, vom gäl pen oder ben, Feld und 7ald Pferch.

Bemogeln, Volks-Ausdruck für betrügen, vom kelt. mealaim, me- allaim betrügen.

Ben, arabisch Sohn, gleich bin bezw. bil im Keltischen, woher z.B, Pippin, Dbi-bin kleiner Sohn. Im Hebräischen bedeutet ben dasselbe. Die Beni-Elohim waren die Gottessöhne oder die Engel des alten Testamentes,, welche sich vor der Sindfluth mit den schönen Erden- töchtern mischten und damit die Biesengeschlechter erzeugten, die ihrerseits Nephilim genannt wur- den, nach hebräischer Erklärung die Auserwählten, welche vor der An- kunft der Juden in Palästina ge- wohnt haben sollen, also mit der

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Benaco Berborei.

keltisch - xanaanitischon Urbevölke- rung des Landes zusammenfielen; noib bedeutet keltisch Himmel, naf Herr, Schöpfer, und bil Sohn; die Nephilim sind darnach die Kinder Gottes oder des Himmels.

Benaco, alter Name des Garda- 8008; Berg-Wasser, beann-oiche.

Bendorf, Ort bei Koblenz, alt Bettendorf, gleich Bettenhausen bei Kassel, Klein-Dorf, von di und dun.

Benfeld, Städtchen im Elsas, gehörte früher zum Bisthum Strass- burg, war befestigt, und wurde 1632 von den Schweden erobert; früher hies eg Benevelt, vom gäl. ben Feld und fald Pferch.

Benrath, Städtchen bei Düssel- dorf, von ban, ben Feld und rath Burg, also Feldburg.

Bensheim an der Bergstrasse; der ältere Theil des Btädtchens liegt auf einem kleinen Hügel, da- her der Name; beannan oder be- annta, gälisch, kleiner Hügel; heim steht gleich om, Heimath, Wohn- ort. Benzenberg, gleiche Ab- stammung, ebenso der Bennenberg bei Neresheim im Hertfeld.

Benuleia, keltisch soviel als schönes Weib, von Dean Weib und aille schön.

Berberei, Barbaria, urspränglich Nordafrika vom Mittelmeere ab bis auf den Atlas; jenseits desselben liegt Biledulgerid, das Grenzland der Numiden. Die Berberstämme, soweit sie im Alterthume, nament- lich von Leo Africanus genannt wer- den, wohnten auf dem Gebirge, und führten darnach gewöhnlich ihre

Berburg Berchtösgaden. 243

Namen, als Musmudae von mmnt, mons Berg, modh Hütte und ae Leute, Berghüttenbewohner; San- hagii, von ton Wald und aighe hoch; Zeneti, von ton oder tain Fluss und aidhe Wohnung; Haoari, von a, au, hauBerg und air Mann; Gumeri, soviel als Gomer, ta- pferer Mann, cam-aire, Kampf- mann, heutzutage Gum (Schaar von Kriegern).

Die Musmuden wohnten auf dem westlichen und südlichen Theile des Atlas, die Gumern in den nördlichen Gebirgen Mauretaniens am Meere, die Schulu (von coille Wald) werden heutzutageim grossen Atlas genannt, die Kabylen im kleinen (gobhail kleiner Ort), Daraus ergibt sich die Bedeutung des Namens Berberis von selbst, gross-Bergland, von borr gross, bwr Berg und ia Land. Als rauhe Bergvölker gaben sie gleich dem kleinasiatischen Bergvolke der Phry- gen (braighe Berg) den Anlass zur Entstehung des Begriffs Barbaren.

Berburg, franz. Beaureberg, Ort bei Grevemachern im Luxemburgi- schen; Der steht gleich bar oder bwr, was sowohl Berg als Burg bedeutet.

Berchtesgaden, im Salzburggau, alt Berchtens-gadme oder nach einer Urkunde von 1122 Berchtgeres- gaden. Gewöhnlich nimmt man an, der Name sei aus Berchtoldgaden entstanden ; dem widersprechen aber die alten Formen. Berch oder Bercht ist unser deutsches Berg, entspre- chend dem keltischen bar, bwr,

Bergamo Bergedorf.

bezw. braighe , was ebenfalls Berg bedeutet, tes oder tas, Ort, also Bergort. Die Form tens mag aus dun oder din, «Ort, Veste entstan- den sein. Gadme ist soviel als coed-ma, Wealdstätte. Berchtes- gaden ist sonach ein Doppelname, der im Lauf der Zeiten als einfacher aufgefasst wurde, wie dies häufig vorkommt; geres oder garas be- deutet eingefriedigter Ort, und Ga- den ganz dasselbe, letztere Form ist ins Deutsche übergegangen. Von den nächstliegenden Bergen kommt der: Name Watz-mann von aith Höhe und moin gross, der Göbl von copBergkof und el gross. Bergamo , lat. Bergomum, von den aus Gallien nach Italien einge- wanderten Kelten angelegte, oder neu befestigte Bergstadt. Tasso wurde hier geboren, 1447 kam die Stadt unter die Botmässigkeit Ve- nedigs. Nördlich davon oberhalb des Iseosses, vom Oglio durchflos- sen, liegt das Camonicathal, nach den tuskischen Camunen also be- nannt, mit dem Hauptorte Bre oder Breno. Der Name Bergamo kommt wie Berchtesgaden von bar, bwr, braigh Berg und ma Stätte, die Altstadt liegt heute noch auf der Höhe über den Vorstädten. Bre bedeutet dasselbe von bre, Dry, bryn Berg und nae bezw. ae, ui Leute; Camuni wieder dasselbe von mmnt Berg oder muind Wald. Die Vorsylbe %a entspricht hier dem deutschen Ge-birg. Bergedorf, Ort bei Hamburg am Einfluss der Bille in die Elbe, 16*

Bergen Berlin.

da wo die Vierländer Werder liegen. Name gleich Vierland von Dior Wasser und ka Ort, Dorf. Bille gleich klein Wasser, alt bilene von bil klein und ean Wasser.

Bergen im Hoennegau, franz. Mons, alte Hauptstadt der Graf- schaft Hennegau, und jetzt der bel- gischen Provinz gleichen Namens, an der Henne, alt Montes, was die lateinische Form für das kimbrische mmwnt und dasgälische main, moin, muine ist, und Berg bedeutet; die deutsche Form Bergen ist dem kel- tischen bwr-ion bezw. braighe-ion, Berg-stadt, nachgebildet.

Bergion, Bergios, auch Vergion, bei Ptolemäus Uergion (Okeanos uerginios), ältester Name für Irland, zu deutsch Wasserstätte, von earg Wasser und ion Stätte. Die Formen Vergion oder Bergion bilden den Uebergang von earg zu bior oder fuar, diedasselbe bedeuten; bergios ist Wasserinsel von is, Insel.

Berlin, alt Berlyn. Ueber die Bedeutung des Namens Berlin ist schon unendlich viel gefabelt wor- den; die gewöhnlichste Annahme bringt iin mit Albrecht dem Bären in Verbindung, welcher gegen Ende des 12. Jahrhunderts die Wenden bezwang, und niederländische Colo- nisten herbeizog, welche die Vieh- zucht in der Gegend einführten, wie verschiedene Urkunden melden. Das jetzt mit Berlin verschmolsene Cöln, alt Colne, ist jedenfalls älter als Berlin; es ist keine Colonie, am wenigsten eine römische wie Cöln am Rheine, denn Römer kamen nie-

244

Bermbach.

mals an die Spree; wohl aber zeigt‘ der Name, dass Cöln ein alt-kelti- scher, unter die Botmässigkeit der Wenden gekommener Ort war; er bedeutet nämlich Wasserleute, Fi- scher oder Schiffer, von gil, giol, gol, geul Wasser und nae Leute, Der Boden, auf dem Berlin später erbaut wurde, gehörte zu Cöln, und wenn die von Albrecht dem Bären herbeigerufenen Niederländer hier Viehzucht treiben konnten, 80 muss Wiesenland vorhanden gewesen sein. Daraus ergibt sich die Bedeutung des Namens Berlin; ber, bior ist Wasser und lin, lon Wiese, also Spreewiese. Spree, alt Spreowa, Spreua mit vorgezischtem di klein, kommt ebenfalls von bior oder der davon abgeleiteten Form brau, rau Bach, Wasser. Eine amdere uns von Prof. H. Wuttke mitgetheilte Erklärung ist folgende: Im Mittel- alter bezeichnete man die Richt- stätte oder den auf derselben er- richteten Pfahl mit dem Ausdruck Berlinum, vom keltischen Dior, ber Speer und lannaim hinrichten. Dar- nach wäre auf der Stelle, wo der älteste Theil von Berlin erbaut wurde, die Richtstätte des alten Colne gewesen.

Bermbach, Ort bei Idstein im Taunus, desgl. bei Weilburg an der Lahn; das Bermbächle zu Nen- weier bei Baden; Bernbach bei Ettlingen, das früher Bärenbach geschrieben wurde; Bernbach bei Eppingen im Kraichgau; desgl. in Würtemberg, in Bayern und in der Schweiz; dann Bernau in Baden,

Bern.

Ober-Schwaben und in der Schweiz; alle von bioran, Dem. von bior Wasser. Ebenso Beren- und Bä- renbach in der Schweiz; Bern- bronn in Würtemberg; Brom- bach im Kraichgau, Brambach, Brumbach, Bornbach u. s. w. Bei der Form Bern-au oderBorn-au, Borna (bei Leipzig) ist das deut- sche bezw. kimbrische aha oder aa, au als VUebersetzung an das gälische bioran angehängt. Alle diese Orts- Namen bedeuten dasselbe, was unser deutsches Ambach, bezw. Ort am Bach.

Bern. Die Stadt liegt im alten Vechtlande und gehörte zu Klein- burgund. Der Gründer der Stadt war der letzte Herzog von Zährin- gen, Berchtold V, der sie 1191 auf Reichsboden erbaute, weshalb sie ursprünglich eine deutsche Beichs- stadt war. 1218 erhielt sie von Kaiser Friedrich II ansehnliche Pri- vilegien, 1353 trat sie der Eid- genossenschaft bei.

Vor der Erbauung von Bern haus- ten die Herzöge von Zähringen in Burgdorf.

Was den Namen betrifft, so- ist er trotz dem, dass man ihn als Bertholdsburg erklären wollte, kel- tisch gleich Verona. Man könnte den Namen einfach wie die Bern- bäche von bioran ableiten, wenn der Name des untern Theiles von Bern, der Matte, nicht auf feoran, Wiese, leitete, und damit zugleich anzeigte, dass die Matte älter ist, als das auf der Höhe liegende eigentliche Bern; feoran, Wiese,

245 DBerncastel Bernstein.

Matte kommt von fear Gras. Bern- castel an der Mosel ist von keinem Berthold erbaut worden, und stände Bern nicht gleich Verona, 80 würde letzteres nie wälsch Bern genannt worden sein.

Berncastel an der Mosel zwischen Trier und Coblenz, lat. Princastel- lum und Tabernae Castellum; bryn bedeutet Berg, feoran Wiesengrund am Wasser. Berncastel liegt in einem solchen Wiesengrund an der Mosel, wie Bern bew. die Matte an der Aar, und Verona an der Etsch.

Die römischen Castelle lagen nicht selten mitten im Thale, um dieses abzusperren, so Bliescastel, Burg an der Blies, bil-ais kl. Was- ser. Auch bei Weingarten zwischen Durlach und Bruchsal liegen römi- sche Bollwerke im Thale. Die Kel- ten legten ihre Pfahlbauten eben- falls im Wasser oder in Sümpfen an, daher die vielon Wasserburg®n, uisge-Burgen, von den Deutschen in Weissenburgen umgewandelt.

Berns, franz. Beaurains, Ort bei Bolchen in Deutsch-Lothringen, alt auch Belrain, auf einem Berge; bail Stadt, ball Veste, Bollwerk und

‚rann, rinn, roinn Berg.

Bernstein, alt Burnestein, d. h. Wasserstein von bioran Wasser, weil er im Wasser gefunden wird, an der Küste Samlands nämlich und an den beiden Nehrungen, welche das Frische und das Curische Haff vom Meere scheiden. Nach Tacitus nannten die Aisten oder Esthen den Bernstein gles, lat. glesum, was dem deutschen Glas entspricht.

Berre Berseba.

Gälisch heisst gloine Glas, yloingha gläsern, glinnidh und glinn glän- zend, hell. Im deutschen „Glanz“ ist die Form gles, Glas mit dem gäl. gloin, glinnidh vereint, oder mit andern Worten Glanz ist die nasale Form für Glas bezw. gles.

Berre, franz. Fliussname vom gäl, bior Wasser.

Berri, das Land am Gere in Mittel- Frankreich, alt Bituriges. Gers kommt vom kymrischen gouer Wasser, Fluss; Bourges, die Hauptstadt des Berri, hies alt Bitu- rigum, kleine Königsstadt, von’ bi klein und tor (jetzt Sir) König, Fürst. Die zu Biturigum oder dem kleinen König gehörenden Hörigen waren die Bituriges, wenn man sie nicht als Anwohner des kleinen Flusses, Di-dur, d. h. des Gers, im Gegensatze zur Loire auffassen will. Aus Biturigum ist Bourges und aus bior-ui, Wasserleute, Berri ent- standen.

Berseba war ein Ort mit Brun- nen im Lande der Simeoniten im süd- lichen Palästina, Bor vom gäl. bior Brunnen; dabei war ein heiliger Stein und eine Tamariske, die nach den spätern Jehovisten von Abra- ham gepflanzt war; der Stein aber sei von Isaak errichtet, der dort eine göttliche Erscheinung gehabt.

Soba, sebu-a soll nach den Jeho- visten in der Genesis Eid bedeuten, weil an diesem Brunnen ein Bünd- niss zwischen Abraham und Abime- lech geschlossen worden sei (Gen. 21, 31); dann weil ein ähnliches Bündniss daselbst zwischen Isaak

Bert und Berta,

und Abimelech zu Stande gekommen (Gen. 26, 32. 33). Deshalb schwur man später gewöhnlich bei dem Gotte zu Berseba (vergl. Dan und Steincultus). Istaber die erste Sylbe ber, welche sich auf die Quelle be- zieht, ursprünglich keltisch (bezw. canaanitisch), 80 muss es auch seba sein. Zeb bedeutet Opfer, daher Zeb- aoth Opfer-gut, woraus der Opfer- tag oder Sabbath wurde. Will man seba dagegen auf die Tamariske be- ziehen, 80 erinnert seb an sapin, Fichte, Sabiner Waldleute und an saomb, taomb, taom, Holz, Wald.

Bert und Berta, entweder End- sylben, mit Vaternamen verbunden, so viel als genitus, genita, d. h. Geborner, Geborne, Sohn, Tochter, vom gäl. bearta und beirte, Parti- cipium perfoctum passivum von be- araim oder beirim, gebären; oder bert bezw. berta stehen ausser Ver- bindung mit Vaternamen, dann be- denten sie artig, gesittet, eigentlich wohlgeboren. Machort bedeutet artiger Sohn, von mac Sohn, Ge- schlecht, Abkömmling, altdentsch Magen, daher die vielen Mac in Irland, welche die einzelnen Ge- schlechter oder Clane anzeigen. Girberta, Walt-berta bedeuten da- gegen Tochter des Gero oder Waldo, ebenso Adalbert, Albert, Hinkbert, Ingalbert, Engelbert, Gisbert, Isen-. bert, Robert, Rodobert, Norbert u. 8. w., Söhne des Athail, Hinko, Bodo u. s w.

In der alten Mythe spielt der Name Bertha eine grosse Rolle, na- mentlich in der Form Berchta bei

Bert und Berta.

den Süddeutschen, wo er der hessi- schen Frau Holle oder Hulda und der Hildr oder Huldr der Nord- germanen gleichstand. Ihr altindi- scher Name war Perahta, die Bur- gunden nannten sie Berta; sie hatte dieselben Eigenschaften und Ver- richtungen wie die Freya; sie be- wahrte die Seelen der noch Unge- bornen, wie die der wieder durch den Tod zu ihr Zuräckkehrenden in den Wolken, Bergen oder Teichen, fahr mit ihnen durch die Lüfte im wüthenden Heere; auch ward ihr in der Perchtnacht Speise vorgesetzt, gerade wie den Heimchen oder Schrätlein, Schräzlen, deren Zirpen als von den Seelen der Elfen oder ungetauften Kinder herrührend an- genommen wurde. Die Heimchen oder Elben tauschten auch Kinder aus, woher die Wechselbälge, die nicht lachen können, denn Geister oder Todte sind ernst und schweig- sam; bringt man sie aber zum Spre- chen und zum Lachen, so verlieren sie ihren Elfencharakter, sie werden richtige Menschen, denn Lachen be- weist das Eingehen der Seele in die Menschennatur, oder aber sie wer- den von den Heimchen wieder zu- rückgeholt. Um Kinder zum Laehen zu bringen, braucht man ihnen ihr Essen blos in Eierschaalen zu ko- chen. Die Wechselbälge spielen am liebsten in der Asche; denn sie sind die ungezogenen Kinder, die Frau Berta zur Strafe wieder auf die Erde schickte, oft in Hundegestalt, die dann auf dem Horde liegen oder auf dem Ofen und blos Mehl oder

UT

Bert und Berta.

Brodteig (wie die Heimchen) oder auch Asche fressen. Da sie vom Ofen schwer wegzubringen sind, so kommt daher das Sprichwort: „Damit kann man noch keinen Hund vom Ofen locken.®

Oft lassen die Elben ihre jungen Hunde, die ebenfalls Elben sind, von menschlichen Weibern säugen, die ausgehen, ohne vorher ihren Kirchgang gethan zu haben. Deren Brüste werden dadurch so lang, dass sie dieselben über die Schul- tern schlagen können.

Wie die Hulda die Spinnerinnen beaufsichtigt, und den faulen Mäd- chen die Zöpfe zu Hollezöpfen und Queckenköpfen verwirrt, so verur- sacht die Berchta die Berchköpfe, oder wie die Schwaben jetzt noch sagen, die Barchetköpfe; in Tirol heissen Kinder mit ungekämmten Haaren Poerchteln. (Vergl. hierüber sowie über die weiter im Buche zer- streuten ähnlichen Notizen die gründlichen Forschungen Dr.. W. Mannhardt's in seinen germani- schen Mythen.)

Da die Berta in der Mythe nicht sowohl als Geborne, sondern als Mutter, mater genitrix auftritt, so wird ihr Name in diesem Sinne nicht als Particip von bearaim, sondern als bear-dae Geburtsfrau aufzufas- son sein.

Die Weiber brachten derselben ihr Haupthaar zum Opfer, daher das Abschneiden der Haare bei den Jüdinnen, wenn sie sich verheirathen, und die in Form von Zöpfen ge- flochtenen Berchet-Kuchen, welct

Berthas Beschneidung. 248

auf den Sabbath oder Opfertag ge- backen werden, aber ursprünglich als Opfer für die Berchta bestimmt waren. Der Berchte-Dienst kam von den Kanaaniten auf die Juden, und war, wie die Perahta der Inder zeigt, im ganzen Orient verbreitet, er beruht also nicht, wie man ge- wöhnlich annimmt, auf einer speciell deutschen Mythe; eine solche lässt sich überhaupt nicht nachweisen, denn ihre Anschauungen kommen mehr oder weniger auch bei allen andern Völkern vor, namentlich bei den altkeltischen.

Berthas hies in ältester Zeit das Land der Bulgaren an der mittlern Wolga. Bulgar bedeutet Wasser- mann, Fischer, von bailc, buailc Wasser und airMann. Berthas das- selbe von bior Wasser und des, dus Land. Die Wolga kommt ebenfalls von Duailc-aha, sie hies auch Itil, oder At-el Wasser-gross, Adda- gross gleich der Od-er; denn er be- deutet dasselbe wie e/, und ad ist Wasser.

Beschneidung. Dieser sonder- bare Brauch, den jetzt ausser den Juden alle mohamedanischen Völker angenommen haben, stammt von den Aethiopen, welche in geschlecht- licher Beziehung gar eigenthümliche Einrichtungen und Sitten hatten, und noch haben. Schon das alte Testament erklärt den Ham, den angeblichen Stammvater der Asthio- pen, für schamlos, weil er seinen Vater Noah, als er ihn, von neuem Wein betrunken mit unbedeckter Schaam im Zelte fand, nicht sofort

Beschneidung.

mit einer Decke überwarf, wie dies sodann mit grosser Vorsicht dessen Brüder Japhet undSem bewerkstel- ligten, indem sie sich nur rückwärts gehend dem Betrunkenen näherten. Zur Strafe für Cham’s Verbrechen wurden dann auch dessen Nachkom- men, die Chanaaniter (die übrigens, wie ihre Ortsnamen beweisen, keine Aesthiopen, sondern Kelten waren, also auch nicht von Cham abstam- men konnten), den Juden als Knechte untergeben. In ältester Zeit übten die Beschneidung ausser den eigent- lichen Aethiopen blos die Aegypter (and die ägyptischen Kolcher), von diesen ging sie auf die Juden, Phö- niken, und von diesen auf ganz Sy- rien über. Die Philister, welche von den Juden unabhängig blieben, hat- ten auch die Beschneidung nicht. Bei den Arabern war sie ursprüng- lich nur im Süden bei den Himjari- ten üblich, und diese waren äthio- pische .Mulatten. Dem Gebrauche scheint der Gedanke eines Opfers zu Grunde zu liegen, indem statt des ganzen Knaben nur ein Theil von dessen männlichem Gliede dem Moloch dargebracht wurde. Die Erstgebornen wurden nämlich noch bie in die Zeiten der babylonischen Herrschaft dem Fouergott geopfert. Ein anderer äthiopischer, auf ein- zelne'Araberstämme übergegangener. Brauch ist folgender: Bei denlocken- haarigen Beni Jam im Wadi Nedjram im südlichen Arabien am Südostab- hang des Hochlandes Asyr, nächst Yemen gibt der Mann beim Verrei- sen sein Weib in das Haus eines

Besenbach.

Freundes, welcher ihr alle Pflichten des Ehemanns leistet, so lange jener abwesend ist, und bei dem Stamme der Asir erhält jeder fremde Gast ein weibliches Glied der Fa- milie, gewöhnlich die Frau des Wirths zur Lagergenossin während der Nacht. Bei verschiedenen an- dern äthiopischen oder mulattischen Stämmen, namentlich bei den Li- byern Afrikas herrschte Weiber- gemeinschaft; bei den Nasamonen oder deren Nachkommen soll noch jetzt die Sitte bestehen, dass die Fremdlinge auch mit den Frauen und Töchtern des Hauses bewirthet werden. Das Analogon der Beschnei- dung bei den Männern ist das Haar- abschneiden der Weiber (vergl. Bert).

Wie die Beschneidung als Ersatz für dasOpfern der Erstgebornen auf eine Cultivirung der Nogervölker durch weisshäutige Sethiden, bezw. Semiten oder Kelten hinweist, so zeigt auch die Sprache der asiatisch- afrikanischen Mulattenvölker (z. B. der Aegypter, Juden, Araber) eine Mischung des Altkeltischen mit Idio- men, deren Ursprung bei den ver- schiedenen Negerracen gesucht wer- den muss, welche Aegypten und Arabien vor Ankunft der Semiten bewohnten. (Das Nähere hierüber unter den betreffenden einzelnen Abschnitten.)

Besenbach. Bei Aschaffenburg liegen drei Orte, Ober-, Unter- und Strass-Besenbach, alt Bessenbach, zu deutsch Klein-Bach, von bais Bach, Deminutiv baisin, oder bai- sean.

u

Besse Bethel,

In Baiern liegt ebenfalls ein Be- senbach, alt Besinbach.

Besse, alt Passahe, Dorf am Fusse des Bilsteines am Langen- berge in Niederhessen an einem kleinen Bache; bais gäl. Wasser, aha die deutsche Uebersetzung davon.

Bessin, Land der Bajukasser, mit dem Hauptorte Bajeux, früher Eargens in der untern Normandie am Meere; Bajeux liegt an einem Flüsschen, das früher latinisirt Ar- genus hies, also denselben Namen führte, wie der Argen am Bodensee vom gäl. earg, Deminutiv eargan, Flüsschen. Eargens bedeutet Fluss- veste von yann (Gent, Caen) Veste.

Baju-kasses bedeutet dasselbe von cas Veste und eus Männer; Baju aber kommt von Di klein und aha Wasser. Bajeux steht statt bi-uisge, die Kasses fielen in der neuern Sprache ab.

Bessungen, jetzt Vorstadt von Darmstadt, zu deutsch Wald-burg, bis oder bois-taingean, franz. donjon.

Bestenbach oder Böstenbach, ein Weiler im Benchthal in der Ortenau, von bois Wald und tain Wasser; also Ort am Waldbache. Betten- bach oder Langenbettenbach bei Dachau in Bayern, von bi klein und tain Wasser.

Bethel, griech. Betylos, war der Name für die angeblich mit einer Seele begabten heiligen Steine, oder Lithoi empsychoi. (Vergl. Steincul- tus.) Beth-el bedeutet wörtlich Haus Gottes, keltisch badh, bodhk Haus, Hütte und al, el gross, mächtig, d. h. Gott,

Betonung.

In gewissen Steinen wohnte ein Gott, der übrigens sein Haus beliebig verlassen und wieder dahin zurück- kehren konnte. Diese Steine hiessen beidenJudenauchMagceba; darum sagt Jacob (Gen. 28, V. 22): „Dieser Stein, den ich als eine Margeba errichtet habe, soll ein Haus Gottes sein.“ Andere Namen für solche Göttersteine waren:

El-i-gur, der Gott des Fels- blocks; Gur-i-el, der Felsblock des Gottes; Guri-saddai,derFels- block des Fürsten, Gewaltigen. Sad- dai (von tad, tuath Fürst) ist der gewöhnliche Beiname der Steingöt- ter, cur entspricht dem gäl. sgorr Fels, al, el? ist das allerwärts vor- kommende gross, oder der Grosse, Mächtige.

An die Stelle der Steine wurden für die Götter später wohnlichere Aufenthaltsorte, nämlich Tempel ge- schaffen, weshalb unsere Kirchen gewissermassen als die höchsten Bläthen des urweltlichen Steincultus angesehen werden können.

Betonung im Keltisch-Deut- schen. In den wälschen oder kim- brischen Wörtern liegt der Ton regelmässig auf der vorlezten Sylbe, so auch in Nordirland, während im südlichen Irland derselbe mehr auf den Flexionen als den Wurzeln liegt. In ähnlicher Weise wird bei den Deutschen die Stammsylbe betont, während bei den Franzosen (d. h. Gälen) und Italienern der Accent aufden Flexionen ruht, Beim Ueber- gang keltischer Worte ins Deutsche

_ 20

Betonung.

die unbetonte Nacheylbe als Ablei- tung behandelt, wenn sie auch im Keltischen ein Wort war; so wurde aus der keltischen Endung a, 0, u, ebenso. aus den Zweilautern das stumme oder tonlose deutsche e.

Ausserdem setzten die Deutschen den keltischen Worten, wenn sie mit Vocalen anfingen, weiche Con- sonanten vor, und zwar von den Lippenlauten w oder m, von den Kehllauten h oder j, von den Liqui- den n; letzteres mag aber oft auch den Artikel an bedeuten. Oft wird auch m vorgesetzt als Verkürzung von am oder im, z. B. Orsberg Morsberg, Marsberg ; Eppental, Mep- penthal bei Mundingen; Achental Machental bei Wasenweiler im Breis- gau; Eyches und Meiches; Erken- fritz und Merkenfritz in Hessen.

Im Irischen werden die Vocale wie im Niederdeutschen und Burgun- disch-Allemannischen behandelt, die breiten Vocale erhalten häufig einen dünnen nachgesetzt, z.B. rait, raet, doit, doet, guit, guet, huys, hues. Bei Zusammensetzungen fallen diese dünnen Vocale wieder aus, =. B. dair Eiche, darach, darag eben- falls Eiche, oder hohe Eiche, dar- ubhallEich-apfel, Gallapfel ; ubAall unser Appel oder Apfel. Im Kymri- schen sind die rauhen Kehllaute häufig, z. B. ch, wo die Römer und Gälen blos zischen, das heisst, 8 oder sch aussprechen, z. B. calvus, kahl, franz.chauve, kimbrisch chalo. Die Gälen sprachen das sch wie sk, gleich unsern Westphalen ; die Römer

wırde die betonte Sylbe beibehalten, | desgl., z.B. statt schreiben, skriben.

Bettans Bettenhausen. 251 Bettighofen Betzstein

Die Aussprache im heutigen Fran- zösischen ist gälisch, d. h. die la- tinisirten Worte werden gälisch ausgesprochen. Im Gälischen oder Irischen ist die Vocalisation über- wiegend, ebenso im Französischen ; beide unterdrücken die Consonanten, trotzdem dass sie geschrieben wer- den. Im heutigen Mankischen (auf der Insel Man zwischen England und Irland) werden die Consonanten fast gar nicht mehr ausgesprochen. In den deutschen Rheinlanden, in Schwaben und Franken, namentlich aber in Lothringen äussert sich diese gälische Sitte noch darin, dass die Endsylben, wenn nicht der Ton auf ihnen ruht, kaum ausgesprochen werden.

Bettana, Weibername, vom gäl. by klein und fana, dünn (temuis), soviel als Belletrudi, von Dille klein und fruadh, truagh (träge), arm, gemein, bäuerlich.

Bettenberg, kleiner Berg, von bi klein und dun Berg; Bettenberge gibt es bei Fürnsal, desgl. bei Böt- tingen ; dann Betten, ein Bergkopf bei Pfeffingen, sämmtlich in Wür- temberg. Gleicher Abstammung ist Bezzenberg.

Bettenbrunn, vom gäl. bi klein und fain Wasser; brunn ist die Vebersetzung von tain, entstand aber selbst aus bioran kl. Wasser.

Bettendorf, alt Bedendorf, Dorf im Elsas, von bi klein und dun, din, dyn Burg, Stadt, Wohnplatz. Bendorf bei Coblenz hies früher auch Bettendorf.

Bettenhausen, Dorf bei Kassel,

ein anderes im Nassauischen, ein drittes in Würtemberg, sämmtlich von bi klein und dun Ort.

Bettighofen, alt Patinhova in Wärtemberg. Die letztere Form kommt von Di klein und dun Ort; die erstere von Di und feag, tigh Haus, Dach. Dass an die Stelle der alten keltischen Form bafin später die andere ebenfalls keltische Form batig getreten, zeigt, dass das Kel- tische noch lange Jahrhunderte bei einem Theil des Volkes fortlebte und sich nur allmälig mit dem Deut- schen so verschmolz, dass es eine gemeinschaftliche Sprache für Alle wurde. Unsere mundartlichen Ver- schiedenheiton kommen grossen- theils von der geringern oder stär- kern Beibehaltung keltischer Formen oder Lauteneben den deutschen her.

Betty, keltischer Weibername, die Gute von baotk gut. Verbunden mit aille sia, schöne Frau, deutsch Elise, entstand Elisabeth, schöne, gute Frau. Die männliche Form ist Betto; übrigens kann man beide Namen auch von Di klein und {o, do, dae Mann bezw. Frau ableiten.

Betul, latinisirt Betulus, bedeu- tet einen Menschen mit kleinem Kopf oder kleiner Stirn, vom kelti- schen Di klein, und tal, tu] Stirn, oder toll Kopf.

Betzenbach, gezischt für Betten- bach, vom gäl. bi klein und tain Wasser; ein Betzenbach fliesst bei Banzenweiler in Würtemberg, ein Pezenbach in Bayern.

Betzstein oder Bestein, franz. Bassonpierre, Ort auf der Grenze

Beucha Beulen.

von Lothringen und Luxemburg west- lich von Dietenhofen an der heuti- gen deutsch-franz. Sprachgrenze. Der Name Betzstein, Batzenstein, Battenstein kommt vom keltischen by-dun oder byddyn kl. Berg, bezw. kleine Burg.

Beucha, Dorf zwischen Leipzig und Wurzen, zu deutsch kleiner Visehpferch oder kleine Einzäunung von di klein oder deo Vieh, und cha, ca, cau Haha, Einfriedigung, also dasselbe, was Pogau. Der Ort liegt auf einer Granitkuppe, am Bande weiter Wald- und Wiesen- flächen, in welchen die Parthe ent- springt. Die Granitkuppe liefert den Leipzigern das Material für den Unterbau der Häuser.

Beule, Stadt in Frankreich, alt Bola, von baile (polis) Stadt, Ort.

Beulen, alt Billon, wälsch Bouil- lon. Gottfried von Beulen war Her- zog von Niederlothringen, d. h. der heutigen Niederlande sammt Luxem- burg bis heraufan das jetzige Loth- ringen. Das Herzogthum Beulen ge- hörte zu Luxemburg, kam durch den pyrenäischen Frieden -1659 an Frankreich und 1814 und 15 an die Niederlande zurück, gehört aber jetzt zu Belgien. Der Besitzer des Fürstenthums war bis 1822 der Fürst von Rohan, der es um diese Zeit gegen eine jährliche Rente an den König von Holland abtrat. Die Stadt Beulen liegt an der französi- schen Grenze ‚mit der Stammburg Gottfrieds, des ersten Königs von . Jerusalem, auf einem hohen Felsen. Der Name ist gälisch, lautete lati-

232

Beurbach Beuvron.

nisirt bullum castellum, und kommt von balla Bollwerk, Festung.

Beurbach in Oestreich, desgl. in Bayern, alt Piurbach; die letzte Sylbe ist die Uebersetzung der ersten, denn dior, beur ist soviel als Bach.

Beuren, auch Buren oder Bevern (an der Alme in Westphalen), alt Burion, häufiger Dorfname, bald für sich allein wie bei Baden im Oos- gau, bald mit dem Namen der ersten Besitzer, als Ottobeuern, oder sonst mit Zusätzen, z. B. Ibbenbüren in Westphalen, Kaufbeuern in Ober- Bayern. Beuren bedeutet (ähnlich wie Bauern, Bayern, Bojer, nämlich Viehbesitzer) Viehstätte, von buar Vieh und ion Stätte; Ibbenbüren hat noch ein aoibh Erbgut, Kaufbouern ein cwb oder cy/od Schuppen vor- gesetzt.

Beutau, alt Bitenowe, schwä- bische Aussprache für Bitau, Vor- stadt von Esslingen ; sie liegt m der Beutenau, durch welche der Beuten- bach fliesst, der der Au den Namen gab. Beuten kommt von Di klein und tain Wasser. Oberhalb Lorch fliesst ein anderer Beutenbach in die Reme. -

Beutelsbach, alt Putelsbach, beu ist die breitere Aussprache für bi klein und fain Wasser; die rich- tigere wäre Beutenbach ; der Beutel- stein in Cadobrethal kommt da- gegen von bi-tul kleiner steiler Berg oder Fels. .

Beuvron, latinisirt Bevero, Flüss- chen in Frankreich, von by klein und garw oder gouer, bior Bach.

Bever Beverungen.

Bever, alt Biverna, ein Bach, der von Harsefeld her oberhalb Bremervörde in die Oste fällt, Name von bi-bior klein-Bach ; gleich Biberbach, Bievre und hundert ähn- lichen Bachnamen.

Bevern, Ort. im Bremenschen im sogenannten Boverlande, d. h. dem Rindvishlande, denn buar be- deutet Bindvieh. Dies Beverland heisst auch die Hosedorfer Börde; Börde bedeutet aber dasselbe, was Beverland, von buar und du Land. Der Ortsname Bevern steht statt buar-ion oder om Ort, Stätte, also dasselbe, was Beverstedt.

Beverstedt, im Ostengau nörd- lich von Bremen , zu deutsch Vieh- stätte, Viehställe mit Wohnung da- bei, von Duar, bever Rindvieh und aidhe, iosda Stätte. Man könnte eg auch von di klein und bior Was- ser herleiten.

Beverungen, Städtchen in En- gern ander Weser, niederdeutsch für Biberungen, und dies von Di klein, buar Bindvieh, und der in Hossen, Thüringen und dem Engerlande häu- figen Endung ungen. Diese En- dung lautet in Lothringen angen, in Schwaben engen oder ingen, in Bayern ing, in den westfriesi- schen Landen ong; dann in Ober- italien engo, und endlich in Frank- reich igny. Sie ist entstanden ent- weder aus der keltischen Adjectiv- form ac, aco, lat. acum, und deu- tet in diesem Fall an, dass der Hof Eigenthum des Mannes war, dessen Name in den vorangehenden Sylben enthalten ist, oder die Endung

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Bex Bialystock.

kommt von in-ka kleiner Haag, so dass also bi-buar-inka kleiner Vieh- pferch bedeutet. Dass die in der Lombardei vorkommenden auf ongo (Marengo, Puzzolengo) endigenden Orte, welche deutsch Möringen, Püttlingen lauten, deutsch-lombar- dische Ansiedelungen seien, ist Irr- thum; denn Möringen und Püttlin- gen sind selbst nicht deutsch, son- dern nur verdeutscht.

Bex, lat. bacis villa, auch Bejum, Saline im Canton Waadt. 575 fiel hier eine Schlacht zwischen den Bur- gunden und Longobarden vor. Bacis wird wohl dem Namen des Ge- schlechts entsprechen, dem der Ort gehörte, sonst kann man an bi-ka kl. Haag denken, entsprechend dem zweiten Namen Be-jum, di-om kl. Haus, kl. Ort.

Bezzingen, Ort im Fulder- Lande. Hier siedelte die Abtei Fulda vor tausend Jahren alavische Kriegs- gefangene als Holzhacker an, denn dies war damals der Slaven gewöhn- liche Arbeit, und der Wald über- haupt deren Lebenselement, wie schon die Namen der meisten sla- vischen Stämme anzeigen; pois, pis bedeutet Holz, Wald, franz. bois, und inka kleiner eingehegter Ort.

Bialystock, von Dial Wasser und teagh, toigh Haus. Der Ort liegt inLithauen an der polnischen Grenze, in einer sumpfigen Gegend, und war, wie derName ausweist, ursprünglich eine keltische Pfahlburg. Vom sla- vischen bial, bel weiss, kommt der Name nicht, denn der Ort ist nicht weiss, und stock oder toigh istnicht

aus dem Slavischen zu erklären, wohl aber fällt das keltische bia/ Wasser mit dem slavischen bial, weiss, zusammen, denn das Wasser ist weiss.

Bianca, Blanka, die Weisse, sla- visch Belegne; daher Belegne-gini, weisse Fürstin oder schöne Herrin, von bial weiss und knegin Königin. Da Bianca italienisch, Blanca latei- nisch, Blanche französisch, Belegne aber slavisch ist, und da weder die Romanen diese ihre Namen von den Slaven entlehnt haben, noch umge- kehrt die Slaven von den Romanen, so muss das Wurzelwort aus einer Sprache stammen, die ursprünglich weder romanisch noch slavisch war. Die entsprechende keltische Form lautete fAionn weiss; verbunden mit oigh Jungfrau entstand Aon-oigh oder Biank; die slavische bezw. deutsche Deminutivform ka oder chen entspricht dem keltischen oig%, und lautet deutsch in voller Aus- sprache jung. Dass Blanca nur die schärfere Form für Bianca ist, zeigt das Italienische durchweg, wo z. B. auch statt Florenz Fiorenze ausgesprochen wird.

Biarmia, verdeutscht in Wärme- land; es liegt aber im nördlichen Russland, wo es sehr kalt ist. Der Name bedeutet Wasser-land, von bior Wasser, und ma Ort, Gegend ; denn es liegt am weissenMeere und an den in dieses Meer sich ergies- senden Flüssen. Weiss heisst dieses Meer nicht deshalb, weil es etwa weiss wäre, sondern weil ais oder uisge Wasser oder Meer bedeuten,

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Biaur Biberach,

gerade wie dies auch in Deutsch- land bei den Namen: Weissenbach, Weissenborn , Weissenau, Weissen- burg der Fall ist. Ganz Russland ist im Winter weiss, im Sommer aber sind selbst die Umgebungen des weissen Meeres grün, sonst fänden die Tausende von Bennthieren, welche dort gehalten werden , keine Nahrung.

Biaur, alt Viaurus, Fluss in Frankreich, vom gäl. bior Wasser.

Biben oder Pitschen, ital. Pedena, Ort in der Grafschaft Mitterburg im Histerreich. Der früher nicht zur Grafschaft gehörige östliche Theil des Histerreichs gehörte zu „Libur- nien, d. h. dem westlichen Theile Kroatiens oder jetzt Morlachiens. Pe-dena steht gleich di-din kl. Burg; Pitschen entstand aus der gezisch- ten Form tsin oder tschin, und bi- ben bedeutet kl.Berg, weil die Burg auf einem solchen liegt. Libur- nien ist das Land an dem Golf oder kl. Wasser (bi-bior), an welchem Fiume oder St. Veit am Flaum liegt. Flaum ist das’lat. fiumen, Fluss, Wasser; also nicht Ort am Pflaumen- baum. Die dem lat. flumen im Kelti- schen entsprechende Form ist Dual- moinWasser-gross im Gegensatz zu bual-bi (lat. fiuvius) Wasser-klein.

Biberach, einst freie Reichsstadt in Oberschwaben; in dem nahe da- bei liegenden Dorfe Oberholzhausen, welches dem städtischen Spital ge- hörte, wurde Wieland geboren. Der Name Bi-ber-ach bedeutet Burg am kl. Bach (dem Riss von rhidys oderredBach), Diklein, Dior Wasser

Biberich Biburg

und acha Wall, Veste. Die umlie- gende Gegend hies der Ramgau, wohl von reann Feld; man rechnete ihn bald zum westlich davon liegen- den Eritgau (ebenfalls Feldgau von reith Feld), bald zu dem Östlich angrenzenden Burgau, der seinen Namen entweder von der Stadt Burgau führt, oder von buar Bind- vieh, wegen der stark darin betrie- benen Viehzucht. In keltischen Zei- ten hausten hier wie in Bayern die Buri, Bauern, Viehzüchter. Im Bamgau liegt noch die ehemals reichsunmittelbare Benedictinerab- tei Ochsenhausen, deren Namen ebenfalls an die Buri oder beo-air, Viehleute, erinnert. In der Ortenau ander Kinzig liegtauch ein Biberach.

Biberich, Stadt am Rhein im Nassauischen, hies früher Biburg, kleine Burg, vön Dby klein und bwrch, welches Burg, Ort oder auch blos Dorf bedeutet, was indess frü- her mit unserer Bedeutung von Burg zusammenfiel, da alle Dörfer durch Zaunwerk eingefriedigt waren.

Bibra, alt Bivora, Ort in Hessen, desgl. in Thüringen, Name gleich Bebra und Bieberau, von bi klein und bior Wasser, nebst aha, der Uebersetzung von bior.

Bibrax oder blos Bibrac, auch Bibracte, Ort in Burgund, von bi klein, Drac oder brax Thal und dae Haus, Ort,

Biburg, Ort bei Eichstädt, von bi klein und berg Ort, Dorf, Stadt, Burg; ebenso Vils-Biburg bei Landshut, kleiner Ort an der Vils, desgl. Bina-biburg, dann Bi-

Bieco Bidgau.

brug, alt Bibrueg versetzt statt Biburg bei Tettnang; Biberich bei Wiesbaden hies früher ebenfalls Biburg.

Bicco oder Piggo, gäl. Manns- name, jetzt gewöhnlich Piquot ge- schrieben, bedeutet kleiner Mann, vom gäl. beag klein und o oder ae Mann. Im Italienischen Piccolo Kleinchen. In deutschen Kinder- märchen kommt das Wort Bicke in verschiedenen Zusammensetzungen vor, um kleine Leute, Zwerge zu be- zeichnen.

Bickenbach, Ort an der Berg- strasse bei Darmstadt, alt Bickin- bach, Bicchumbach, von beay klein und ean Wasser; Buchenbach da- gegen von bog, feucht (vgl. Magen- buch, Feldfeucht).

Bickesheim, alt Buckensheim, von bi-ches, bi-cas kleine Burg. Der Ort liegt zwischen Karlsruhe und Rastadt; als Burg schützte er die Römerstrasse, welche von Ra- stadt nach Mühlburg, sowie über den Rhein nach Lauterburg führte. Auf den Fundamenten der Burg, die auf dem Hochrand der Rheinniede- rung lag, wurde im Mittelalter eine Wallfahrtskirche erbaut.

Bidburg, Biedburg oder auch Bittburg, Ort in deutsch Luxemburg nördlich von Trier, alt Beda, gleich by-dae kleines Haus, kleine Veste. Von dieser Burg hat der Bidgau seinen Namen. Die Schreibart Bitt- burg ist verdeutscht, als wenn der Name von Bitten herkäme.

Bidgau oder Bedagau, im Mosel- lande, auf dem südlichen Abhange

Bieberau Biedenfold.. 256 Biedenkopf Bielach.

der hohen Eifel; er gehörte zum Trierer Sprengel. Es liegen darin Manderscheid, Oeffling, Wittlich und Kröff. Der Name Beda kommt von der Burg Beda, die in Bidburg verdeutscht wurde (vergl. dieses).

Bieberau, Ort bei Darmstadt, alt Beberau, Bibera, Bibra, von bi klein und Dior Wasser, mit als Ueber- setzung angehängtem aha oder au, was im Kimbrischen wie Deutschen Wasser bedeutet,

Bieberbach, von bi-bior klein Wasser. Gleicher Bedeutung sind: Die Biberach im Schwarzwald, welche in die rauhe Münzach fliesst, die Biberehen bei Schaffhausen, frü- her Biberacha; dann der Biberbach beiAugsburg ; der Piuberbach in Bayern; dieBibert beiFürth; end- lich dieBidvre in Paris und der Bo- ber in Schlesien. DerBiberberg bei Pfaffenhofen dagegen kommt von bi-bar kl. Berg, der Ort Biburg in Bayern von bi-bwrg kl. Burg, und endlich Biberburg, ein altes Dorf bei Cannstadt, von bi-bior-bwrg, kl.-Wasser-burg.

Biebing, Ort im Tunka oder Donaugau, in der Grafschaft Aitrach, alt Puopin-go, zu deutsch Ort mit Viehpferch, von babhun Pferch und ka Ort (vergl. Poapin-thal). Die Form Biebing beweist, dass Poapin- thal nicht Pfaffonthal bedeuten kann.

Biedenfeld, Ort im Hessischen, kl Feld, kl. Wiese, von bi-tan oder ton, tun, Weideland ; daher dieTun- dras, grosse Weidelandstrecken im nördlichen Russland. Feld ist ent- weder die Uobersetzung von tun,

oder kommt von /ald Viehpferch, wie bei Fulda, Hersfeld, Zwiefalten oder Affoltern; ton bedeutet auch Holz, Tanne, wie bei Bietenholz.

Biedenkopf, alt Beidenkopf, Bergstadt im oberhessischen Hinter- lande, von bidein, andere Form für biodan, Deminutiv von biod Spitze eines Hügels, und cap, kaph Kopf. Bei biod wiederholt sich dasselbe, was auch bei dun und Dbwr oder bwrg vorkommt, dass es nämlich zugleich Berg und Burg bedeutet.

Biegelbach bei Bühlerzell in Würtemberg, von Di klein und gil Bach.

Biel, franz. Bienne, Stadt am Bieler See an der deutsch-französi- schen Sprachgrenze. Die Stadt er- kannte früher den Bischof von Basel als Oberherrn an, obne zum Erzstift zu gehören; sie war im Uebrigen ein den Eidgenossen zugewandter Ort, und hatte selbst Sitz und Stimme in der Tagsatzung, gehört aber jetzt zum Canton Bern. Biel hies in keltischen Zeiten Biela, von bial Wasser und ai Gut, Hof, also Wasserhofen; die franz. Form Bi- enne kommt von buinne, welches ebenfalls Wasser bedeutet. Dies bienne oder buinne hindert Biel von baile, polis Stadt abzuleiten, denn aus bail kann nicht wohl Bi- enne werden. An der Lahn nächst Wetzlar liegt noch ein Biel, welches in alten Urkunden ebenfalls Biela geschrieben wird.

Bielach, Bach bei Melk in Oest- reich; Dia] Wasser mit angehängtem aha, acha Wasser.

Bielefold Bierstadt.

Bielefeld, Stadt in Engern am Osning, mit altberähmten Bleichen, daher der alte Name Bilanvelde, von bi klein, Zun, lon, lin Wiese, und der angehängten deutschen Ueber- setzung Feld.

Biembach und Bienbach in Hos- sen, kleines Wasser von Di klein und ean Wasser:

Bienwald, ein grosser Wald im Speiergau an der heutigen deutsch- französischen Grenze zwischen Lau- terburg und Langenkandel; im Munde des Volks heisst er Bön- wald; käme der Name von den Bie- nen, die in demselben nicht häufiger sind, als in jedem Wald, so müsste er Immenwald heissen, denn das Volk nennt die Bienen in der@egend Immen. Der Name scheint Wasser- wald oder Sumpfwald zu bedeuten, was er in der That grossentheils ist, von buinne Wasser; Mone glaubt, er sei aus feabh Wald, Fichte zu- sammengezogen.

Bierbach im Odenwald bei Rein- heim, von bior Bach, Born; ebenso Buirbach oder Buribach inHes- sen; dann Beuerbach, Burbach und Byrbach bei Ettlingenweier nächst Karlsruhe; ferner Bauer- bach, alt Burbach, bei Bretten; Burbach, alt Burchbach in Ober- hessen, Burbach in der Eifel; Buyr- bach am Niederrhein, Bierbach bei Zweibrücken, und Bierboke oder Bierbeek bei Löwen in Brabant.

Bierstadt, Ort bei Wiesbaden, alt auch Bisistadt, von Di klein und ri Haus; die Form Bisistadt von bi und dae, do, tio, ti Haus,

Deutsch-kelt. Wörterbuch.

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Biest Biglonthal.

Biest, keltisch biasd, soviel als Thier, lateinisch bestia. Statt biasd gebrauchten die Kelten auch die Form bast, daher Basterna, Bahre oder Sänfte, die von Thieren getra- gen wurde, von ara Tragbahre. Die Bastarnen, ein skythisches Reiter- volk, mag wohl von biasd seinen Namen erhalten haben; bast-air- nae Thier-männer-volk.

Bietenbach und Beutenbach, von bi klein und tain Wasser, Bach.

Bietenholz im Canton Zürich, kleiner Wald, von bi-ton deutsch Tanne; desgl. Binzholz, ebenfalls im Canton Zürich; dann Binzen- loh auch in der Schweiz. Im Nieder- deutschen hat sich Loe, Loh, lat. lucus für Wald erhalten. Bei Orts- namen kommt Bieden von bi-dun, kleine Stadt, daher Bittwylin der Schweiz; endlich bei Bächen von by-tain, klein Wasser, daher der Bitenbach. In solchen Fällen kommt es darauf an, ob der zu er- klärende Name einem Walde, einem Dorfe oder einem Bache angehört.

Bietigheim, Ort .bei Rastadt, desgl. in Würtemberg, von Di klein und figk Haus, Dach, denn die ersten Häuser waren nur Hütten in Form von Zelten oder Dächern.

Biävre, der Bach, der in Paris auf dem linken Ufer in die Seine mündet, gleich dem deutschen Beber, Beberbeck, Bieberbach u. 8. w., von bior, deutsch Born, und dem vorge- setzten Di klein.

Biglonthal, Thal in der Schweiz, wörtlich kl. Clönthal; g/eanbedeutet im Gälischen Thal, also kleines Tb"

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Bigorte Billi-cedn, 2358 Billingsgate Bina.

Bigorre, Landschaft in den Vor- bergen der Pyrenäen auf französi- scher Seite in der Umgebung von Tarbe; der Name bedeutet gleich Bearne, kleines Gebirg, beag- klein und or Berg.

Biledulgerid, arab. Beladalgerid, das Land am Nordrande der Sahara, durch welches die Karavanenstrasse aus Aegypten nach Marokko führt, daher der Name be/ad Weg (Belt), al gross, ghear Grenze und iath Gegend. Die Alten versetzten hier- her die Garamanten, d. h. die Grenz- leute, yhear-amhain.

Bilin, Ort im Krakauischen, von di klein und Jon, dan Schuppen.

Biliza oder Piliza, zu deutsch kleine Fee, kleine Frau, vom gäl. bille klein und siz Fee, Frau, oder vielmehr die „sie“ im Gegensatz von dem „er“ air, vir, Mann. Biliza war im 12. Jahrh. noch ein Weibername, er lautet versetzt Ilsebill, oder aill- sia-bil, schön-Frau-klein.

Bilk, Ortsname, der Kleinhausen bedeutet, von bill klein und ka Haus (griechisch oikos).

Billerbeck, oberdeutsch Biller- bach, Kleinbach, von bille klein und dur Wasser, oder von bial Wasser und der klein; Billerbeck steht für Bilderbeck.

Billich, Wasserbillich, Ort am Einfluss der Sur in die Mosel, alt Bilicha, zu deutsch Kleinhausen, von bill klein und ka Haus. Sur von suir Bach, gleich Saar und Sauer.

Blili-cedni, keltischer Weiber- name, von Dijle klein und caidni

Jungfrau, lat. castus, deutsch keusch, also wörtlich kleine Kousche.

Billingsgate, das Londoner Was- serthor ander Themse, wo der Fisch- markt abgehalten wird; der Name kommt wohl von bial oder bual Wasser. Da die Engländer diese Bedeutung nicht mehr kennen, so lassen sie das Wasserthor 400 Jahr vor Christus von Belin, einem briti- schen König erbaut sein. Hier auf dem Fischmarkt wird ein eigenes Englisch gesprochen, das, mehr kel- tisch als das sonstige Englisch, sich noch aus den alten Zeiten bei den Fischern und Schiffern erhalten hat,

Bilsen, Ort bei Mastricht, alt Bilisia, Belisa, von Di klein und lios, llys Burg; lios bedeutet wohl ursprünglich Steinhaus, von Jeag, leye Stein, und aidhe, ais Haus.

Bilsenkraut, alt Bilinuntia, von bil Blume und neanta Nessel; das Kraut war dem Belin (dem Apollo der Kelten oder dem Bel der Semi- ten geweiht).

Bilstein oder Beilstein, von dyl Felsenrand, andere Form für bal, bei Stein, steiler Fels. Im Hoessi- schen und anderwärts gibt es eine Menge Bilsteine, oder steile Felsen- berge dieses Namens; der bekann- teste ist der Bilstein im Werragan zwischen Hitzerode und Abterode, der Stammsitz der alten Grafen von. Bilstein, welche das Gaugrafen- amt zwischen Meissner und Werra übten; die Gerichtsstätte war in Vierbach (Dior Wasser) beiBeichen- sachsen.

Bina, kleiner Bach in Bayern, der

Bingen.

in die Bott fliesst, von bi klein und ean Wasser.

Bingen, am Uebergange des Nah- gaues in den Rheingau, an der Mün- dung der Nahe in den Rhein; über erstere führt hier die Drususbrücke, weiter an der Nahe aufwärts steht die verfallene Warte Trutzbingen, die der pfälzische Amtmann Goler von Bavensburg aus Kreutznach gegen die Binger errichtet haben soll. Das Geschlecht der Göler von Ravensburg, wie es sich jetzt schreibt, blüht noch im Kraichgau in der badischen Pfalz. Auf dem Rupertsberg stand einst das durch die Seherin Hildegard berühmte Kloster des heiligen Rupert. Vom rechten Naheufer bis an den Don- nersberg zieht sich der Gau, ein Name, welcher hier keine geschicht- liche Bedeutung hat, sondern, wie vielfach in Franken, eine korn- reiche Gegend bezeichnet. Der Name Bingen soll nach Grimm wegen des hier in Felsen eingsengten, in Wo- gen dahinstürzenden stark brausen- den Rheins von dem altdeutschen Worte bungen herstammen, das sich im Bayerischen erhalten hat, wo Bunge eine Trommel bedeutet, da- her das Wort Pauke. Die Schweizer gebrauchen bangen für stossen, die Engländer bang, die Nordgermanen banga, die Bayern punken. Binkeln, banken, bedeutet kleine Stösse ge- ben. Das Kinder-Spiel, bei welchem man ein Eisenblättchen gegen einen Stein wirft, um es wieder absprin- gen zu machen und nach einem Ort hin zu dirigiren, wo eine Beihe Boh-

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Binningen.

nen u. dergl. gelegt ist, um diese zu gewinnen, heisst Pinken oder auch Pentschen. Die tödtende Norn heisstin manchen Volksliedern eben- falls Binga.

Diese aus dem Deutschen ver- suchte Erklärung eines schon zu Römerzeiten, also vor Ankunft der Deutschen vorhanden gewesenen Ortes ist, trotzdem dass die einsei- tigen Germanisten sich etwas Beson- deres darauf zu Gute thun, völlig verunglückt, denn erstens rauscht der Rhein nicht bei Bingen, sondern erst eine halbe Stunde weiter ab- wärts, und dann gibt es noch mehr Orte in Deutschland, welche Bingen heissen, ohne dass sie an einem rau- schenden Strome liegen, so Bingen im Breisgau, Bingenheim in Ober- hessen. Bingen im Nahegau hies alt Binga, und dies kommt einfach von bin, beinn Hügel und ka Einfriedi- gung, also Bergwohnung, Bergburg ; die Reste der letztern stehen noch in der von den Römern in Stein auf- geführten Kloppsburg, zu deren Fusse die Stadt Bingen später ent- stand. Klopp bedeutet kleine Burg von cli Burg und bi klein. Es gibt

ausser Bingen noch mehrere solcher

Kloppsburgen. Im Mittelalter über- setzte man Bingen in pinguia, die Fette.

Binningen, Ort im Canton Basel im Laufenthal, hiess in Römerzeiten Arialbinnum, zudeutsch Königs- berghaus, von earc, earr, Herr, König (vergl. Argos), ailt Haus und binn, bennBerg. Ist diese Erklärung des latinisirt-keltischen Namens

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Binzenbach Birkenfeld. 260 Birnbach Birnbaumer Wald.

richtig, so ergäbe sich. daraus, dass Binningen der Sitz eines Bauracher Fürsten war. Der Name wird aber auch Arlalbinum geschrieben, und dann bedeutet es Grenzberghaus, von ardal Grenze, bin Berg und om Haus; es lag aber an keiner Grenze, sondern ziemlich mitten im Baur- acher Gebiet. Die neuere Form Bin- ningen bedeutet kurzweg soviel als Berghausen, von Dbinn Berg und inka kleiner eingezäunter Ort.

Binzenbach bei Bibersfeld, dann Bensenbach beiMainhardt, desgl. bei Rappoltshofen, sämmtlich in Würtemberg, von beinn, binn Berg und tain Wasser, Gebirgsbach.

Binzenberg bei Schafisheim im Argau, von binn Berg und ton Wald, Bergwald.

Birbach bei Queichheim nächst Landau, jetzt Flurbach, dann meh- rere Bierbäche im Kreise Prüm in der Eifel, ebenso Birresbronn in Bayern mit einersprudelnden Quelle, alt Birensburne, und endlich die Baierbäche im Murgtbal, sowie da- selbst ein Beiersbronn, sämmtlich von bior Wasser, und nicht weil etwa daselbst Bayern sich angosie- delt hätten.

Birkenfeld, Ort mit Grafschaft an der obern Nahe auf dem Hunds- rück, gehörte einst zur hintern Graf- schaft Sponheim, welche auch die Grafschaft Starkenburg genannt wurde; der Soonewald bildete die Grenze gegen dievordere Grafschaft, später kam Birkenfeld gemeinsam an Baden und Pfalz-Zweibrücken, dann an Baden allein, nachdem eine

Seitenlinie des Hauses Pfalz-Zwei- brücken von ihm den Namen erhal- ten hatte. 1815 kam Birkenfeld an Oldenburg. In der Nähe liegen die Ruinen einer Burg, welche Ers- bischof Balduin von Trier hier auf Sponheimschen Grund undBoden zu Anfang des 13. Jahrh. erbaute, um sich des Landes zu bemächtigen; nachdem ihn aber die Gräfin Lau- rette von Sponheim, als er die Mosel herabfuhr, bei der Veste Starken- burg, wo sie residirte, mittelst einer über den Fluss gespannten Kette ge- fangen genommen, trat er die Burg bei Birkenfeld an sie ab, und gab ihr noch 30,000 Heller als Entschä- digung, mit welchen die Gräfin ober- halb Trarbach an der Mosel die ge- waltige Veste Gräfinburg erbaute. Birkenfeld ist selbstverständlich kein mit Birken bewachsenes Feld, son- dern war ursprünglich, wie derName . ergibt, ein auf einem Berge ange- legter Ringwall, oder eine Verzäu- nung für Menschen und Thiere, von bwrg Berg und 7ald Vorsäunung, Pferch.

Birnbach oder Piernbach, alt Pe- rinbach, in Bayern an einem Bache, der in die Rott fliesst; Dior, Dem. bioran Wasser ; ebenso Pirmbrunn oder Birnbrunn in Oestreich.

Birabaumer Wald. Ein solcher Wald liegt in Krain, ein anderer gleichen Namens nördlich von Cro- nach in Ostfranken; bei letzterem der Leitenberg, der Leutschberg, der Kammberg, der Hassenberg, der Auberg, Eppenberg, Kobelberg, die Döbra, der Rauschenberg u. 8, w.,

Birs Nimrud.

lauter keltische Namen, sämmtlich an der Rodach aufwärts gegen den Frankenwald hin. Leiten-berg nämlich kommt von leathad Berg- halde, Leutschberg von /u klein und ais Berg, slavisch gezischt; Kamberg von cuanna Hügel; Hassenboerg von aisean kleinem Berg; Auberg von a oder au Berg; Eppenberg von eklein und pen Berg; Kobelberg von keab, kobBergkopf, und i7 gross; Döbra von di, du klein, und Dre, briBerg; Bauschenberg von rudhan, rus- kun Bergrücken. Sind alle Berg- namen des Birnbaumer Waldes kel- tisch, so wird Birnbaum es wohl auch sein, denn os ist kein aus Birn- bäumen bestehender Wald, sondern ein Gebirgswald, pyrn oder bryn bedeutet keltisch Gebirg, und Baum steht für Wald überhaupt, wie das auch bei den andern Waldnamen der Fall ist.

Birs Nimrad, 'Thurm Nimrods, von Dbwr Burg und ais hoch; so heisst bei den Arabern ein Haufe von Backsteintrümmern in der Nähe des alten Babel, der von dem alten Thurme des Belus herrühren soll, welcher hier stand. Nach Herodot, welcher den Thurm noch sah, war er ineinem Viereck von 1000 Schrit- ten Umfang gebaut, und erhob sich in 8 Absätzen zu einer Höhe von 625 Fuss, also höher als die höchste Pyramide. Zur Spitze führte aussen herum eins Wondeltreppe; im ober- sten Absatze befand sich das Heilig- thum Bels, des Sonnengottes. Beim Bau dieses Tompelthurmes soll nach

_ %

Birten Bisanz.

der Genesis eine Sprachverwirrung unter den beim Bau beschäftigten Völkern entstanden sein, in Folge deren sich dieselben über die ganze Erde zerstreuten. Da der Thurm in Wirklichkeit vollendet wurde, so kann dieser Angabe nur insoweit etwas Thatsächliches zu Grunde lie- gen, als ein Theil der Arbeitsleute unzufrieden wurde und auswanderte. Babel soll deshalb Verwirrung be- deuten, in Wirklichkeit bedeutet dieser Name aber dasselbe, was Birs, nämlich grosser Bau, oder Bau Gottes.

Birten, Ort bei Xanten am Niederrhein auf einem Hügel, in Römerzeiten eine Stadt, vom gäl. bri Hügel oder bar Spitze und dun Stadt. Alt hies Birten Bierzun, wörtlich Bergzaun, Bergverzäunung, Bergzinne, Bergveste, von dun, tzun, was diese Bedeutungen hat. Niederdeutsch ausgesprochen Bir- tan, Birthen (vergl. Dunestat und Bingwälle).

Birwinken, Ort im Thurgau, alt Wirinchovs, keltisch bioran-kau, Verzäunung, eingefriedigter Ort am Bache.

Bisanz, franz. Besangon, lat. Ve- sontium oder Bisontium, Festung am Doubs, einst neben Dole (dal Burg), das in dem Val d’Amour (maor Berg) liegt, Hauptstadt der oberburgundischen Freigrafschaft als solche hatte es Reichsfreiheit, wurde aber 1648 durch den west- phälischen Frieden an Spanien ab- getreten, und 1674 vonLudwigXIV., erobert. Der Bischof von Bisanz

Bischarier.

nannte sich noch bis zur französi- schen Revolution Fürst des deut- schen Reiches. In keltischen Zeiten wohnten in der Gegend die Ambi- sonten, d. h. Anwohner der Saone, von amhain Leute, oder amd um, und saan Wasser, Saone; gleich den Ambarren, amb-bior-ae, weiter un- ten bei Lyon. Bisanz, oder Ve- sont kommt von bi klein und sunn Bingwall, Veste; sunn ist die schär- fere Form für dun. In der Nähe dieses Ringwalles wurde 57 Jahre vor Chr. Ariovist, d. h. der Heer- führer (ar-fiubhaid) der Markoman- nen, von Caesar geschlagen. Bischarler, Nomadenvälker zwi- schen dem Nil und demrothen Meere im Lande Cuschtan, d. h. Wald- land (coed-tan). Dasselbe bedeutet auch der Name bisch-air, von pis, pus, Busch, Wald und air Mann, Dies Volk gehört zur äthiopischen Mulattenrace, gleich den Habessi- niern; die von Strabo genannten Blemmpyer sollen ihre Vorfahren sein; letztere werden von demselben als kleine Leute mit kümmerlicher Lebensweise geschildert, daher ihr Name Dil klein und am, amhain Leute, zusammengozogen in blam, blem. Kambyses, der Sohn des Cy- raus, unterwarf sie seiner Herrschaft. Ein anderes Volk gleichen Stammes waren die Megabaren, Feld-wasser- Leute, magh-abh-air ; sie wohnten nach dem Namen zu schliessen, in den nubischen Weidestrichen am Nil oder am rothen Meere. Heutzu- tage wohnen in diesen Gegenden die Ababdeh-Araber, ebenfalls

Biscaya Bitsch.

Wasser- Gegend-Leute, von abAh Wasser, ibh Gegend und dae Leute. Arabisch undKeltisch sind zwei eng verwandte Sprachen, Kinder ein und derselben Mutter, eine Thatsache, über welche unsere Orientalisten in ihrer Einseitigkeit schwer zu trösten sind.

Biscaya, Waldland, waldiges Land, von pis, bois Wald, piseag waldig, und ia Land. Biscaya liegt im westlichen Theile der Pyrenäen. Bisk kann auchauspis-aighe, Wald- berg zusammengezogen sein, dann bedeutet es hohes Waldland, oder Waldgebirgsland.

Bitenbach, Bitebach, Bach im Fuldischen, von bi fain kl. Wasser.

Bithynien, Landschaft in Klein- asien, Constantinopel gegenüber, am Marmormeer und mehreren mit demselben theils in Verbindung ste- henden, theils isolirten Landseen; Name gleich bi-tain-ia, klein-Was- ser-land. Die Bithynier waren an- geblich thrakischen Stammes.

Bitsch, kleine Burg, kleiner Ort, alt Bites, Bitis, von Di klein und tas Ort. Bitsch ist heute noch eine kleine, in Felsen gehauene Veste im Wasgau an der bayrischen Grenze; sie hies alt auch Biches, von Di klein und ches, kas Burg. Solche nebeneinander herlaufende gleichbe- deutende Appellativbezeichnungen - kommen fast bei allen alten Orten vor, und rühren durchaus nicht im- mer, wie man gewöhnlich annimmt, von einer unrichtigen Schreibweise in den betreffenden Urkunden her. Als einfacher Ort hies Bitsch bi-tas,

Bittburg Blagh.

bites, bitis, als Veste, mag diese nun älter oder jünger denn der Ort sein, Diches oder bicas.

Bittburg bei Trier, alt Beda, von bi klein und dae Haus, vergl. Bid- burg.

Bitiwyl in der Schweiz, alt Bit- tenwile, Bitenwile, von Di klein, dun Stadt, Ort, und der angehäng- ten lat. Uebersetzung villa, deutsch Weil, allemannisch wyl. Wyler, Weiler bedeutet grosser Hof von bail-ar; denn aus dem keltischen bail, Ort, griech. polis, wurde das lat, villa.

Biver, gleich Bieber, Bever u.s. w. klein-Bach, von Di klein und dior Born; die Biver ist ein Bach bei Aachen, alt Biver-a.

Bizelbach bei Weitmars in Wür- temberg, von bi klein und fain Was- ser; bizel ist umgeformt aus biten, wie dies in ähnlicher Weise öfter vorkommt.

Bizya war eine Burg der thra- kischen Könige; der Name be- deutet kleines Haus, von Di klein und fio Haus; diese Burg wird auch Bisziara und Bitiara genannt, was auf tuar Haus, führt.

Blachfeld. Die erste Sylbe ist das gäl. bla oder plah, ebenes Feld, und die zweite ist die Uebersetzung der ersten, deutsch Flachfeld.

Blagh bedeutet im Französischen Prablerei, blagarim im Gälischen prahlen ; Blech, deutscher Studenten- ausdruck, ungefähr dasselbe. Ein guter Theil der im Deutschen üb- lichen Schimpfworte, und fast alle obscönen Ausdrücke sind keltisch ;

263 Blaise Blankenheim,

es wäre nicht uninteressant, sie der Reihe nach in diesem Buche aufzu- führen, wenn sie eben nicht zu obscön wären. Eine Rolle spielen hier namentlich chalt Milch, bior Wasser, AhtSchwein, Aht-il grosses Schwein, Vettel u. 8. w.

Blaise, Ort bei Dijon in Burgund, zu deutsch kleines Haus, alt Besua, vom gäl. bi klein und dee, dio, tio, duae, gezischt sua Haus.

Blamont, gewöhnlich verdeutscht in Blauberg, bla, b/ae bedeutet ein- mal kleiner Ort, zusammengezogen aus bi} klein und //e Stätte; dann bei Bergnamen soviel als Bergspitze, von blaen, was im Französischen in blanc (Montblanc) umgewandelt wurde. Der Ort Blamont liegt am Westabhang der Vogesen im Albgau in Lothringen.

Blankenburg oder -berg, zu deutsch kleiner Wohnsitz, vom gäl. bi klein und Z/on, long, lang Wohn- sitz. Blankenburg liegt am Harz und war der Stammsitz der Gau- grafen des Unterharzgaues, deren ältester Unwian, als Stifter desKlo- sters Thale oder Winethalhusen ge- nannt wird; sein Geschlecht starb im 16. Jahrh. aus. Zu Blankenburg gehörte die Burg Reinstein, von rinn (Rhön) Felsenvorsprung, griechisch rhis, Genitiv rhinos, Gesichtsvor- sprung, Nase. Blankenstein hat den- selben Ursprung.

Blankenheim von Di-Jang, bir long kl.Wohnsitz. Ebenso Blanken- hof bei Neresheim in Würt., und Blankstetten bei Beilengries in Bay- ern; lann bedeutet insbes. Schuppen.

Blankenhorn Blauberg. 264 Blauen Blaues Ländchen.

Blankenhorn von bilong, kleiner Wohnsitz und aran Berg oder ce- arn Bergspitze, kl. Ort auf einem Berge.

Blankenloch, DorfbeiKarlsruhe, von bi-lann kleiner Schuppen und loc (lat. locus) Ort.

Blasberg, ein Berg bei Wiesen- steig in Würtemberg, dann der Blasenberg bei Feldkirch, desgl. bei Bopfingenund Brackenheim, und der Blosenborg bei Weilderstadt, sämmtlich in Würtemberg; ferner der Plössberg, alt Plezberg in Bayern; endlich der Blosbühl bei Flözlingen in Würtemberg, alle von bil klein und aith, ais Berg, zu- sammengezogen in blaith, blais, blas, blos.

Blatsinda, zu deutsch Weiss- brust, gälischer Weibername, von blath weiss (deutsch Blüthe, denn die Blüthen der Bäume sind fast alle weiss), und sine, sinne Brust, lat. sinns. Als Mannsname: Rlatharius, Weiss-mann, wohl oft versetzt in Balsar; arius von air Mann.

Rlanberg, franz. Blaumont oder Blamont, Ort in der Grafschaft Mömpelgard, früher würtembergisch, jetzt französich ; der Name bedeutet weder blauer noch weisser Berg, bezw. Blanc-mont, wie es mitunter in Frankreich geschrieben wird, son- dern spitze Höhe, von b/aen Gipfel, Spitze. In Wales wird blaen noch als Bergname gebraucht. Das ehe- malige Kloster St. Peter zu Gent hies früher Blandinium oder Mons blandiniensis, denn es lag am Ende der Stadt auf einem Hügel, von

blaen Hügel und din kleine Veste. Es war demnach in keltischen Zei- ten eins kleine Bergveste. Ein an- deres Blamont liegt in Lothringen im Salm- oder Albgau, es wird von den Deutschen Blankenberg ge- nannt.

Blauen, ein Berg bei Müllheim im Breisgau, der viert-höchste im Schwarzwalde.e Name von Db/aen Spitze, Gipfel. Gleicher Herkunft st der Bliemberg in Schwaben, desgl. Burg und Städtchen Blom- berg oder Blumberg an der Wu- tach auf dem Schwarzwald auf einem Hügel; endlich der Mont-blanc, denn dieser ist nicht weisser als seine Nachbarberge,, wohl aber der höchste unter ihnen.

Blaues Ländcben. Auf der nas- sauischen Hochebene zwischen Tau- nus und Lahn einerseits, dom Rhein- thal und dem Hairich andererseits mit Nastädten, Mühlen bis hinab gegen Ems, Der Name kommt, deutsch erklärt, daher, weilin diesem Strich fast durchweg die bläulich- beblätterten Kohlraben als Vieh- fatter gebaut werden, und dadurch das Land im Hoerbste in Wirklich- keit ein blaues Ansehen erhält. Das Ländchen gehörte früher theils zu Darmstadt, theile zu Hessen-Rhein- fels, wie zu Nassau und zu Trier. Will man den Namen blau bis ins Keltische zurückführen, so kann man bla Ebene, Blachfeld, grünes bezw. blaues Land herbeiziehen, darnach hiesse es grünes Feldland, denn blau und grün wurden in ältester Zeit nicht unterschieden.

Blauthal.

Blauthal wurde früher Pleunin- gerthal, Pleonungathaloder Plening- gau benannt; es ist das Thal, wel- ches von Ulm die Alp aufwärts gegen Blaubeuren zieht. Der Blau- gau umfasste aber auch noch die Landschaften weiter westlich bis Ehingen und Munderkingen, welch letzteres jedoch in einem andern kleinen Untergau liegt, welcher Mundrichshundert hies und sich bis zur Scherrhinzog. Die früher reichs- unmittelbare Benediotinerabtei Zwie- falten dient jetzt als Irrenhaus, sie legt in einem engen Thale am Fusse der Alp, und wurde 1089 von den Grafen Cuno und Luitold von Wivelingen gestiftet. Das Klo- ster besas auch ein Gymnasium, das jetzt nach Ehingen verlegt ist, und in ein katholisches Convict umge- wandelt wurde. Bei Blaubeuren entspringt die Blau in einem Wasser- becken, dem Blautopfe genannt; das Wasser soll einen bläulichen Schein haben, von dem Schreiber dieses beieigener Anschauung indess nichts bemerkte. Bei Schelklingen liegen die Ruinen der Stammburg der Gra- fen von Schelklingen, die einen Theil des Blaugaues an sich ge- bracht hatten ; den westlichen Theil hatten die Grafen von Gundelfingen erworben. Was nun die Namen be- trifft, so kommt Schelklingen von sgeilg Fels und long Ort; blau von bliant, bi-Iliant kleinem Berg- wasser, daher die Formen Pleuning- thal oder Pleonung mit angehängtem ing, ang Thalenge; Zwiefalten von //ald Umzäunung, zwie für duae

205

Bleibach.

oder #io Wohnort. Die Gaugrafen des Thales sassen auf der Burg Bucke, gäl. rugha Bergrücken, roc Fels; Wiwelingen oder Wi- bilingen, Ulm gegenüber am Ein- finss derIller in die Donau, bedeutet Kleinbachheim, von gmy Wasser, bi klein und Zing, long Ort. Ulma, Ulm, feuchter Ort von u? feucht und ma, mo Ort, gleich pomo, kleiner Ort, von bi-mo, jetzt Lauin- gen. Ehingen soll in Römerzeiten Bracuina geheissen haben ; aus uina,

i-ean kl. Wasser geht hervor, dass

Ehin gleich ean Wasser steht mit angehängtem cha, ka Hag; brac bedeutet Thal, bragean also Thal- wasserhag, 68 liegt nämlich an dem Bach, der aus dem engen Schelk- linger Felsenthale kommt. Mün- singen auf der rauhen Alp bedeu- tet kleiner Bergort, von mwnt Berg und inka kl. Haag. Stozingen von stuadh Wall und inka. Geis- lingen von gaid, gais Berg oder Bach, und /ong Ort. Wiesen- staig, alt Wisonte-staiga, Btaig von stuac bedeutet steile Anhöhe, Staige, Wisont gleich bisun kleine Burg, auch sonnach (vgl. Sonnen- berg), Stammsitz der Herren von Wiesenstaig. Mundrichshundert von mund adelig, edel undrigh Kö- nig, also soviel wie Königshundert bei Wiesbaden.

Blaye, alt Blavia castra, kleine Veste an der Gironde in der untern Gascogne, von dla Dorf, Stadt und bi, vi klein; bla ist versetzt für bail (polis).

Bleibach oder Blibach, Ort im

Bleich Bleidenstrasse.. 266

Breisgau im Elzthal am Simonswäl- der Bach; bli zusammengezogen aus bi klein und /ia Wasser im Gegen- satz zur Elz (alt), die etwas grös- ser ist.

Bleich, ein Bach, der die Orten- au vom Breisgau scheidet, alt Bleih- aha; dann Bleichenbach bei Ortenberg in Oberhessen, ebenso Bleibach bei Waldkirch am Si- monswälder Bach, vom gäl. bi klein und /ia Wasser, zusammengez. blia, bleih; die vollere Form bleich hat statt aha das aspirirte acha ange- hängt.

Bleidenstrasse, Bleidenbach und Blandbach oder Planbach, letzteres bei Malmsheim in Wärtem- berg, von. by-lliant bezw. bil-ais klem-Bach. Gleicher Herkunft ist Blattenbach im Canton Zürich, ebenso Bledesbach, Dorf und Bach be Kusel im Westrich, desgl. Bleidenbach, alt Blidenbach im Nas- sauischen, und wohl auchdie Blei- denstrasse in Frankfurt, die an die Borngasse stösst, und wohl ein- mal das Bett eines Wässerchens ge- wesen sein mag, waswir denFrank- furter Alterthumsforschern zur wei- tern Untersuchung anheimgeben. Die Saalgasse ist ebenfalls kelti- schen Ursprungs (vergl. Saal), und bedeutet Grundeigenthum und rei- chen Viehstand, vom kimbrischen saliu oder gäl. sealbh oder seilbh. Der alte Saalhof in der Frankfurter Saalgasse war demnach in keltischen Zeiten ein Viehhof. Die Lex Sa- lica war das Gesetz für die Grund- eigenthümer, die den Hof nach dem

Blekingen Bliesgau.

Recht der Erstgeburt vererbten; daraus entstand die Vererbung der Landesherrschaft bei den germani- schen Fürsten nach dem Recht der Erstgeburt, da diese Herrschaft als Grundeigenthum aufgefasst wurde; darım auch der Unterschied zwi- schen roi de France vor der Revo- lution, und roi des Frangais nach derselben.

Blekingen, Bleiking, Pleichin- gen, Landschaft im südlichen Schwe- den, gehörte in frühorn Zeitensammt Schonen und Halland zu Dänemark; es bildet einen schmalen Streifen längs des Meeres, daher der Name Seeküste von bailk, versetzt blek Meer, Wasser, und ing, ang, ong Küste,

Blessberg, Berg bei Eisfeld, desgl. bei Frauenbreitungen in Thü- ringen, gleich Blasberg, kleiner Berg, von Dil.klein und ais oder aith Berg.

Blies, alt Blesis, kleiner Bach, von bi klein und /liant Bach, oder bil klein und ais Bach. Eine Blies fliesst im Westrich, eine andere, Blaise geschrieben, bei Dreux hinter Paris.

Bliesgau, die Landschaft an der Blies im Westrich (oder auch Buch- finkenland, denn Westrich bedeutet Waldland und nicht Westreich, be- herbergt daher viele Finken). Der Bliesgau zog sich von. St. Wendel auf der Ostseite der Saar über Blies- castel (castellum ad Blisam), Hom- burg, Zweibrücken bis nach Bitsch und Stüzelbronn; westlich grenzte er an den Saargau, Östlich an den

Blieskastei Blumberg.

Wasgau, den Speiergau, das Worms- feld and den Nahgau. Er zerfiel im Mittelalter in die Grafschaften Sar- bruck und Zweibrücken.

Blieskasteb, soviel als Blisum castellum oder Blois an der Loire, von di klein und /ios Haus. Wenn es Castell an der Blies bedeutete, so müsste die lat. Form Castellum ad Blesem gelautet haben, denn die Blies hies bei den Römern Blesis.

Blindsee, ein kleiner Gebirgssee bei Lermos in Tirol, dann der blinde See im Schwarzwald, vom gäl. bi klein und Zinn See, oder vom kim- brischen by klein und Zlion See. Da die Seen keine Augen haben, 80 kann es auch keine blinden Seen geben.

Blofeld, Ort in Oberhessen, alt Bläfelt oder Blafelt, vom gäl. bla, grünes oder wörtlich blaues Feld, denn in alten Zeiten wurde zwischen grün und blau nicht unterschieden. Bei Würzburg liegt ein Blafelt, das jetzt in Grünsfeld verdeutscht ist, Nach einer andern Seite ging blainblach, flach, Blachfeld, Flach- feld über. ,

Blols, Stadt an der Loire, lat. Bilisio oder Blisum castellum, spä- ter gewöhnlich Blesum statt Bili- sum geschrieben, von Di klein und lios Hans, Hof.

Blomberg, vergl. Blauen, Blum- berg, Montblanc u. s. w.

Biumberg, französirt Florimont, Städtchen im Sundgau am Nord- abhange des Jura. Blum kommt nicht von Blumen, sondern vom gäl. biaen Bergspitze, auf welchem der

267 Blumenau Biumenthal.

Ort oder dessen alte Burg lag, vgl. Blamont.

Blumenau, oder Plumgau, Land- schaft im Odenwald an der obern Gersprenz und Mümling mit Er- bach, Michelstadt, Eberbach. Blu- men wachsen daselbst nicht mehr als in jedem andern Gebirge, auch keine besondern Arten derselben kommen vor, 80 wenig als im Blu- menthal in den hohen Vogesen, oder auf dem Blumberg im Sund- gau. Der Name kommt von biaen Hochgebirg, höchster Bergkopf, gleich Blauen im Schwarzwald. Die Blumenan liegt in der That auf dem höchsten Strich des Odenwaldes. Nach dem Main grenzt der Gau an den nicht minder gebirgigen Bach- gau, von buach Bergrücken; beide gehörten zum Maingau. (Vgl. diesen.)

Blumenthal, französirt Florival, vallis florida, Thal im obern Elsas. Am Eingange desselben liegt Geb- weiler, und im Thale die alte, frü- her reichsunmittelbare Benedictiner- abtei Murbach, alt Maorbach, deren Abt deutscher Beichsfürst war. Die Abtei wurde 427 gestiftet und 1759 säcularisirt, oder wie man jetzt sagt, annectirt, d. h. erst ausgeraubt und dann fremder Herrschaft unterwor- fon, Alles von wegen der Aufklä- rung. Das Blumenthal bringt weder mehr noch schönere Blumen hervor, als die anliegenden andern Vogesen- thäler, wohl aber liegt es am Fusse der höchsten Kuppen dieses Gebir- ges, der Belchen und der Blauen, zu deutsch der Felsenberge und Hochkuppen. Blauen kommen zwar

Blutseele Bober.

in den Vogesen nicht vor, wohl aber gegenüber im Schwarzwald und im Sundgauer Jura, aber der Name Blumenthal ist aus Blauenthal oder bIaenthal, Hochgebirgsthal entstan- den, wie Blumberg und andere ähn- liche Namen; Maorbach, Bergbach von maor Berg, Gebweiler von cwb Schuppen.

Blutseele, Purpurseele. Das Verbot des Blutessens bei den Hebräern kommt daher, dass man annahm, im Blute wohne die Seele; deshalb dürfen die Juden auch kein Fleisch essen, an welchem noch Seele, d. h. Blut, hängt, weil sonst eine fremde Seele in den Leib des Essenden gerathen würde, wodurch Zank mit dem ersten Inha- ber des Leibes entstände. Es ist dies eine Anschauung, wie sie der Lehre von der Seelenwanderung, oder dem vom Körper unabhängigen Le- ben der Seele oder Elfe entspricht. Auch Virgil spricht von einer Pur- purseele, anima purpures, in der Aeneide 9, 348.

Bober, slavisch soviel als der Biber, angeblich wegen der einst darin hausenden Biber; in Mähren fliesst eine Bobr-awa; in Deutsch- land gibt es eine Menge Biberbäche oder Biberache, dann Orte die Be- bra, Bibra heissen, in Frankreich Bidövre, Bebronne und ähnliche, die alle mit dem Biber nichts zu schaf- fen haben, sondern einfach von bi- bior kl. Wasser, Bach herkommen, und darum wird es sich mit Bober ebenso verhalten, zudem nirgends nachgewiesen ist, dass an diesem

%8 Boborane Bockenheinm.

Nebenfluss der Oder mehr Biber ge- haust hätten, als an andern Bächen. Boborane, alter Name für die Anwohner des Bober, von Di klein, bior Wasser und nae Leute. Bochelt, Bockholt, alt Buche- lede, Ort in Westphalen, von Du- gail-dae, Hirtenhausloute oder Kuh- Knecht-Hütte; bu oder beo Kuh,

"giollaDiener und dae Haus. Buch-

holz bedeutet sonst auch Bergwald, von buach Bergrücken, Buckel.

Bockau, Dorf beiSchwarzenberg, desgl. Bockwa bei Zwickau im Erzgebirge, dann Buckow in der Niederlausitz und Bukowke in Böhmen; endlieh Bockwen bei Meissen (alt Bukewen, Bockwin, Buchwen); lauter Orte, die weder mit dem slav. boh Gott, noch mit buk Buche zusammenhängen; denn Buchen gibt es überall, und ebenso wurden die Götter allerorten ver- ehrt. Kann nicht nachgewiesen wer den, dass ein Gott an einem be stimmten Orte besonders verehrt wurde, dass also der Ort aus oder am einen Tempel entstand, so sind solche Erklärungen nicht: zulässig. Die Formen Bockau, Bockwa sind slavisirt, wie Buchau, Buchen ver- deutscht, und kommen vom kelt. bu, bwch oder buwch Kuh mit den Endungen ka, cha, kau Pferch, bei Bockwen mit dem Anhang gwaun Wiese.

Bockenheim bei Frankfurt am Main, desgl. Buckenheim an der Saar, kleiner Ort, kleine Veste, von beag klein und om Ort, bezw. gan Vosteo.

Bocksberg Bocksdienst. 269

Bocksberg, Ort mit alter Burg, namentlich uraltem Thurm im Oden- wälder Baulande, alt Bochesberg, von bi-kas, bi-ches kl. Burg. Am Ursprung der Lieser in der Eifel liegt ein Ort gleichen Namens. Ist Boxberg nur ein Bergname, so kommt er von buach Bergrücken, Buckel, so der Boxberg bei Sin- dolzheim im Baulande, der Box- bühl bei Ahldorf, der Bockstall (ful, steile Höhe, daher Stahlberg) bei Kreglingen in Würtemberg. Die Burg zu Boxberg im Baulande, we- nigstens ihr Thurm, scheint vor- römisch,, denn der Ort liegt ausser- halb, d. h. nördlich vom römischen Pfahlgraben.

Bocksdienst, Im II Buch der Chronik Cap. i1, 15 wird erwähnt, dass im nördlichen jüdischen Beiche d. h. in Israel neben oder sogar vor den Stieren oder Kälbern die Böcke verehrt wurden; im südlichen Reiche Juda war es (Levit. 17, 7) verboten, den Böcken, d. h. den Jehovahbil- dern, welche die Gestalt eines Bocks hatten, zu opfern. Die Sitte, den Bock zu verehren, brachten die Ju- den aus Aegypten mit, gleich dem Stierdienst. Der Bock war in Aegyp- ton Gottheit desMendesischen Gaues, nur wurde dort der Bock bezw. der Apis als lebendiges Thier und nicht in Form eines Bildes verehrt. Von diesem Bocksdienste stammt der de- brauch, den Teufel mitHörnern und Bocksfüssen darzustellen, denn die Götter der Andersgläubigen wurden von den Orthodoxen stets in Dämo- nen umgewandelt. Bei Moses wie

Bockwitz Bode.

bei Jupiter Ammon sollen die Wid- derhörner dagegen aus einem un- künstlerisch angebrachten Heiligen- schein entstanden sein.

Bockwitz, Dorf bei Colditz in Obersachsen, slavisirte Form für Bockendorf (bei Hainichen, ebenfalls in Sachsen); witz entstand aus dem slav. wiz, wizy, und dies steht gleich dem lat. vicus Dorf. Bock dagegen kommt vom keltischen buwch Kuh, wie Bockwa und Buchaun. Die alten Formen von Bockwitz waren Bukko- witz, Bukewitz. Da Bukowice im Czechischen und Bukwiza im Wen- dischen Buchecker bedeutet, so hat Oberlehrer Immich den Namen als Buchockerdorf erklärt. Bucheckern gibt es aber überall, wo Wälder sind, und nirgends lebte wohl ein Dorf blos von dieser Frucht. Die Erklärung Viehhof, wie sie das Keltische ergibt, ist jedenfalls na- türlicher.

Bode, Flüsschen im untern Harze, das auf der Südseite des Brocken entspringt, durch ein tief einge- schnittenes Felsenthal gegen Osten läuft, unterhalb der Rosstrappe in die Ebene mündet und an Quedlin- burg vorbei der Saale zuströmt. Der Name dieses Flusses wird von den Slaven für slavisch erklärt und soll mit Buda (Pesth), Bautzen (Budissin), Bodenstedt (Budenstede) und einer langen Reihe slavischer Orte in Südrussland, Polen, Gali- zion, Böhmen und Ungarn zusam- menhängen. In Süd-, namentlich Weissrussland, wo die Budinenu hansten, sind Namen wie Buda,

Bode.

Budajewa, Budaki, Budani, Budina, Budniza, Budnowa sehr häufig, in Polen beträgt die Zahl der ähnlich benannten Orte 178, in Galizien über 50, in Böhmen 8, in Ungarn über 30. Auch unter den Bulgaren und Serben findet sich der Name, &n ihrer Spitze steht Widdin, in alten Urkunden Budin. In der Herzego- wina war Budwa oder Budua einst der Sitz des Herzogs. Dass diese Namen aus dem Slavischen kämen, ist indess unrichtig, schon darum, weil die Bezugnahme auf das Volk der Budinen nichts erklärt, denn was bedeutet im Slavischen Budi- nen? All diese Orte, deren Grund- form Bo-den oder bo-dun ist, be- deuten kleiner Ort, von bi klein und dunOrt, oder von bothHaus, Hütte. Budaki hat noch den Nebenbegriff aighe, hoch. Als Bergname bodeu- tet bod, biod (Padberg) Bergspitze, als Flussname kommt Bode entweder von bi-tain, oder da er alt Bada hies, von bi-ad, bi-ad-aha, beide- mal kleines Wasser. An der Bode sassen niemals Slaven, sondern erst Kelten und dann Deutsche. Der Volksname Budinen bedeutet Häu- serbewohner, im Gegensatz zu den Nomaden, von both Haus, Hütte und an Leute; dadurch erklärt es sich, weshalb gerade in dem Lande der Budinen 30 viele Orte mit Na- men Budin entstanden. Die Bu- zici waren einslavisches Geschlecht, das von Ditmar von Merseburg er- wähnt wird; aus diesem Geschlecht von Hausbewohnern (denn Buzici ist eine latinisirte Form für die kel-

270 Bodebur Bodenlaube,.

tische Adjectivform buth-ac oder buth-ic) stammte Dedi oder Dedo (tuath Fürst), Urvater des königlich- sächsischen Hauses; die slavischen Gelehrten wollen Dedi von Ded, sla- visch Urahn, ableiten, aber als Dedi lebte, wusste ja noch Niemand, dass er Urahn des sächsischen Hauses werden würde, man konnte ihn also so wenig darnach benennen, als die Aren, die angeblichen Stammväter der Indo-Germanen, als die Ehrwürdigen gedeutet werden können, denn als dies Volk existirte und seinen Namen erhielt, wusste auch Niemand, dass unsere Indo- germanen ihren Lenden entspringen würden, um so weniger, als diese es heute selbst nicht wissen. Die sla- vischen Personennamen Bodinos, Budim, Budny können übrigens auch vom keltischen baotk gut und am, an, nae, sämmtlich Mann be- deutend, herkommen,

Bodebur, alter Ort im Eisas, von bwih, both, bod u. s. w. Hütte, Bude und buar Rindvieh, also Vieh- stall.

Bodendorf, alt Budendorp, Ort bei Remagen am Niederrhein, von bi klein und dur Dorf, Stadt; Bo- delndorf in Ostfranken dagegen von baidheal oder budhail grosser Ort bezw. bi-dail kl. Burg, woher auch der Name Basels.

Bodenlaube, alte Burg der Gau- grafen des westlichen Grabfeldes, bei Kissingen; die der Grafen des östlichen Grabfeldes war auf dem Mainberg bei Schweinfurt. Der Name Bodenlaube kommt von bi klein und

Bodensee.

dun Ort, Stadt, Veste; Laube wohl soviel als Leube, Wald, Laub. Der Thüringer Wald hies die Leube oder Laube. Der Ausdruck ist verwandt mit Lohe, Loe, der sowohlim Nieder- deutschen als in Hohenlohe in Fran- ken sich erhalten hat. In diesen Lohen oder Lauben wurde gewöhn- lich das Gaugericht abgehalten (vergl. Heyenloh). Als Ortsname kann Laube auch von loib Winkel, Ort in einem Winkel herkommen. Bodensee, eigentlich Bodmersee, oder Bodmannsee, vomalten Schlosse Bodman (vergl. dieses) im Hogau. Bei den Gälen hies der See einfach linn, d. h. See; daher der Name des Linzgaues oder Seo-gaues, ebenso der Linzer oder Lenzer, lat. Lentien- ses, d. h. der Seeanwohner, wie der Stadt Lindau. Die Römer nannten den See lacus brigantinus, Bregenzer See, oder auch lacus Venetus, Wenden- oder Vindeli- ziersee, nach den keltischen Vinde- lizien, die von da bis zum Lech wohnten, und ihren Namen eben von diesem Wasser führten; denn ean-dae bedeutet Wasser-leute, wie bei den Venetern oder Enetern am adriatischen Meere, und ean-il-ik Windelik, Wasser-gross-ig eine Adjectivform, Anwohner des grossen Wassers oder schwäbischen Meeres. Der Untersee oder Zellersee hies bei denRömern Lacus acronius, wohl von caoiran kl. Wasser, im Gegensatz zum grössern Obersee oder dem eigentlichen Zinn. Dass der Name Bodensee von dem Schlosse Bodman herrühre, steht indess nicht

Mm

Bodfeld Bodman.

über jeden Zweifel erhaben; er kann, wenn er von der nördlichen Bucht, dem sog. Ueberlinger See ausging, auch von Dadh, bath Bucht abge- leitet werden; darnach badhan oder Boden, kleine Bucht, ebenfalls im Gegensatz zum grossem See oder linn. Hält man dagegen die Form Bodman-see fest, so kann diese wie Leman von Jia-moin Wasser- gross so von bais- oder bail- moin, &benfalls Wasser-gross her- rühren. Alle diese Erklärungen kön- nen indess neben einander fest ge- halten werden, da vielgebrauchte Namen in verschiedener Weise ent- standen, und schliesslich in Einen verschmolzen wurden.

Bodfeld, alt Botfeld, ein altes kaiserliches Jagdschloss im Harz im sächsischen Theile an der Grenze des thüringischen, wo Kaiser Hein- rich III 1056 starb. Der Name be- deutet Bergburg, von biod Berg- spitze und //ald Ort, Veste.

Bodman, alte Burg und Pfalz am Bodensee, alt Podoma, Potama, Potamum und Bodeme, vom gäl. bo für bi klein und dam, dom, duam, tuam Haus. Die spätere Form Bod- man entstand, als das kleine Haus eine grosse Burg und kaiserliche Pfalz geworden war, denn Bod-man, both- moin bedeutet grosses Haus, Die keltische Sprache wurde von dem unterworfenen Theile des Vol- kes noch bis in das Mittelalter hin- ein in Nord- wie Süddeutschland gesprochen. Das Schloss liegt auf der Halbinsel zwischen dem Unter- ses und Ueberlingersee, südwestlich

Bodo Böckelheim.

von dem heutigen Ludwigshafen in der Nordwestecke des Bodensees, im Unterseegau. Eine andere Form für die alte Burg war Bodungo, bi-taingean, kl. Burg, kleines Don- jon, aufdessen Trümmern der Königs- hof Bodmann entstand. Auf diesem Hofe wohnte Kaiser Karl der Dicke, nachdem er 881 kränklich aus Ita- lien zurückgekehrt war. Er litt an andauerndem Kopfschmerz oder an Gehirnerweichung; eine Operation brachteihn vollends um seine Geistes- kraft. Nachdem er von den Nor- mannen geschlagen worden, wurde er von den Grossen des Reiches ab- gesetzt und erhielt einige Höfe in Schwaben zum Unterhaltangewiesen. Sein Leichnam wurde in das Kloster Reichenau gebracht, wo er im Mün- ster neben dem Altar der heiligen Maria beigesetzt ist. Auf dem Schlosse hausen jetzt die Freiherrn "von Bodmann.

Bodo, gälischer Mannsname, auch Botho geschrieben, vom gälischen beodha, muthiger Mann, auch guter Mann, von baoth gut.

Böblingen, Ort an einem Berge zwischen Stuttgart und Pforzheim, von bi klein, dal Berg und inka kl. eingehegter Ort, Böbelsborg bei Holzgerlingen ohne inka, aber mit der Uebersetzung von bal.

Böckelheim, eine Burgruine an der Nahe im Nahgau. In dieser Burg wurde Kaiser Heinrich IV während der Weihnachtszeit des Jahres 1105, da er im Kirchenbann war, von seinem Sohne gefangen ge- halten und dadurch zur Abdankung

1712

Böddiger Böhmen.

gezwungen; damals war Böckelheim Wormsisches Lehen. Heinrich IV ging von da nach Lüttich, wo er im Bann starb. Andere verlegen den Ort der Gefangenschaft auf den Klopp bei Bingen. Burg Böckel- heim wurde 1688 von den Franzo- sen zerstört. Bei Böckelheim liegt der höchste Berg des Nah- thales, der Lemberg, eine Porphyr- kuppe, die auch Steinkohlen und Quecksilber enthält; im Waldge- büsch zu dessen Seite liegt die von Schwiker von Sickingen, Vater Fran- zens von Sickingen erbaute Trim- bacher Clause. In den hintern Schluchten des Lemberges in ein- samer Waldung steht die Ruine des einst gefürchteten Räuberschlosses Montfort. Das Dorf Hüffelsheim auf dem linken Nahufer wurde einst von Boos von Waldeck durch einen kräftigen Trunk gewonnen. Der Name Böckelheim kommt von bi klein und keal! Haus, Vorraths- haus, Keller. Lemberg ist wohl abgekürzt für Blemberg, von digen höchster Berg, Bergspitze, Trim- bach von dra klein und ea Was- ser, Hüffelsheim von aoib Erb- gut und il gross,

Böddiger oder Bödiker, Dorf südlich von Kassel, alt Bodigernun, Bodengernun, Bodegerne, Buthe- gerne, zu deutsch Hütte, Wohnung am Bach, buth-y-caoir von bod, buth Hütte und caoir Wasser; die ältere Form gernun für die- Demi- nutivform caoiran. Der Ort liegt an der Emsbach.

Böhmen als Landname alt Bee-

Böotier.

haim, Peehaim, Beheima, Bajohaim, Bojoheim, Bojohaim, Bojohämum, Boihemum (bei Tacitus), Bouiaimon (bei Strabo), Bainochaimai oder Bai- ochaimai (bei Ptolemäus); lauter Formen, die aus dem keltischen beo Vieh und om, deutsch Heim, Heimath, zusammengesetzt sind; die Form Bajas kommt von beo-iath Viehgegend, Baja von beo-ia Vieh- land. Die Bewohner Böhmens hiessen auch Beowinden, dann wieder Beomanni, letzteres Viehmänner, ersteres Vieh-waldleute, von gwind, wind Wald. Als Viehhirten fällt der Name Beo-man mit Boji und Bojoari, d. h. beo-uwi und beo-air zusammen, und bezieht sich auf die altkeltischen Bojer; der Name C ze- chen dagegen, womit sich jetzt die

slavischen Böhmen bezeichnen, be-

deutet Zeug-schmiede, gleich Tusken- und Zigeuner, von toisg Zeug, Werk. | Böotier, ein zum Stamme der Aeolier gerechnetes griechisches Völkchen, das nördlich von Athen seine Sitze hatte; ihr Hauptort oder Haupttempel war Theben, von daimh Tempel. Sie trieben, wie die Asolier überhaupt, vorzugsweise Viehzucht, daher ihr Name beo-dae Viehleute, und galten darum bei den feinern Stadtleuten d.h. den jonischen Athe- nern für ungebildet. Beo-dae ist dasselbe wie Beo-ui (Bojer), Beo- air (Bayer), Beo-am(Böhme), Beo- on (Päonen), denn dae, ui, ae, air, oir, vir, am, an, on u. 8. W. bedeutet alles Mann, Mensch, Leute, Bei Leuktra in Böotien schlug Epa- Deutsch-kelt. Wörterbuch.

273

Börde Bogen.

minondas die Spartaner; Leuktra gleich Joc, /uic und dra Ort-klein.

Börde, in Norddeutschland häufig vorkommender Name für fruchtbares Feldland, so die Soester, Warburger undMagdeburger Börde, dann unter- halb Bremen im Binnenlande die Lamstedter und Beverstädter Börde. Bei Paris gibt es einen Ort Borde, alt Borda, zu deutsch Viehhof, Vieh- haus, von buar Vieh und dae Haus, Als Landname kommt die zweite Sylbe bei Börde von du Land, oder wenn die Strecke klein ist, von ta Platz, bedeutetalso Viehland, frucht- bares für Viehzucht geeignetes Land.

Bötzberg, latinisirt mons Voce- tius, der letzte Ausläufer des Jura bei Windisch oder Arau, an welchem die Helvetier von Aulus Cäcinna, dem Feldherrn des Kaisers Vitellius 69 Jahre nach Chr. aufs Haupt ge- schlagen wurden; sie hatten sich in dem Streite um die Kaiserwürde zu den Gegnern des Vitellius, Otho und Galba gehalten. Des Volkes erster Vorsteher, Julius Alpinus, wurde hin- gerichtet, der zweite Claudius Cossus dagegen begnadigt, Helvetien aber von nun an völlig als eroberte Pro- vinz behandelt. Der Name Mons Vocetius bedeutet dasselbe wie Mons Vosagus, Waldgebirg, vom gäl. od, fioth, fios Wald und aith hoch, Höhe; bei Vosagus (oder Vo- gesen) steht statt aith das gleich- bedeütende aighe.

Bogen, der hohe Bogen, ein Berg im bayerischen Walde, kommt von buach Bergrücken, Buckel; die Ge- gend heisst die Bogenan.

18

Bogenau Boghöved.

Bogenau, alt Pogena, oder „im Bogen“, der nördlich von der Donau im grossen Donaugau gelegene Ufer- strich von Regensburg abwärts bis Deggendorf; die Bogenau war eine Grafschaft, in der zwei Flüsschen mit Namen Bogen in die Donau münden, die Östliche bei Deggen- dorf, die westliche bei Bogen; letz- tere theilt die Bogenau in die west- liche Hälfte, welche die ursprüng- liche Grafschaft umfasst, und in die östliche oder das Capitel Deggendorf. Straubing, das jetzt am Südufer der Donau liegt, lag früher am nörd- lichen in der Bogenau, und war eine Besitzung des Domstifts Augsburg. Als Flussname bedeutet Bogen, alt Pogana, Bergbach, von buach Berg und ean Wasser, als Landname kommt Pogena von buach, Deminu- tiv Duachan; dieser kleine Berg- rücken heisst jetzt der Bayerwald und trennt die Bogenau vom Cham- brich. Heute heisst blos noch die Gegend bei Windberg (Waldberg von gwydd, gwint Wald) „im Bo- gen“. In der westlichen Bogenau, - welche die ursprüngliche Grafschaft bildete, liegen unter andern: Al- taich, alt Altaha, von alt Bach und dem angehängten aha, und Rattenberg, von rudhan Berg; in der östlichen Deggendorf, von teaghan kl. Ort, und Viechtach, von feach Fichte, Wald und teagh Ort, Dach. '

Boghöved, Eichenhöhe, eigent- lich Buchenhöhe, aber bög, Buche, bedeutet im Jütischen Eiche; eine Anhöhe bei Hadersleben in Nord-

Bogumil,

schleswig, auf welcher die Ver- sammlungen dieses Landestheiles abgehalten zu werden pflegten. Bög ist eine andere Form für das lat fagus, das keltische /eabh. In äl- testen Zeiten unterschied man die Baumarten nicht botanisch, wie heutzutage, sondern die Holz- und Waldnamen wurden für jede Art gebraucht; erst später fing man an für besondere Holzarten besondere Namen festzustellen, aber nach den verschiedenen Landschaften wieder verschieden, so dass z. B. fagus bei den Römern dasselbe bedeutet, was im eigentlichen Deutschland die Buche; in Jütland bezeichnet man aber, wie bemerkt, mit bög die Eiche; aus /eabh wurde ausserdem noch Fichte, trotzdem, dass alle diese Wortformen ein und derselben Wur- zel entstammen. Aus giubk wurde Kiefer, aus coed Ceder, aus gwydd Weide, aus /rith fraxinus (Esche), aus keirt quercus (Eiche), aus rus Reisig und Ries, aus fon Tanne, aus aighe (hoch) die Eiche, die übrigens auch mit dair bezeichnet wurde, woraus doire Walddickicht und Thüringen wurden.

Bogumil, ein bei den Slaven üb- licher Mannsname, der Gottesdiener bedeutet, von bog Gott und maol hörig, demüthig, daher Molanie, die demüthige Frau mit angehängtem ana Frau. Die Slaven nahmen die altkeltischen Namen ebenso an, wie die Deutschen, denn vor der Aus- breitung der Slaven war auch das nördliche Europa, namentlich das Land der Skythen keltisch. Die

Boguslaw Bojer.

Letten, Litthauer scheinen nament- lich noch viel keltische Elemente bewahrt zu haben, daher die nahe Verwandtschaft ihrer Sprache mit der lateinischen und griechischen.

Boguslaw, zu deutsch Knecht Gottes, von bog (Czermobog) Gott und sclavus Knecht, böhmisch chlap, windisch klapez. Boguslaw war bei den Slaven ein Heiliger. Die mehr keltische Form für Boguslaw ist Bogumil.

Bojer, ein keltisches Volk, das sowohl in Frankreich und Italien als auch in Süddeutschland eine be- deutende Rolle spielte. Der Name kommt von beo Vieh, bu Kuh und ae Leute, also Viehzüchter, Kuh- hirten. In Gallien sassen die Bojer im Charollais zwischen der Loire und dem Allier; sie gehörten zum Bunde der Aeduer und zogen mit diesen nach Italien und Ober- deutschland; in Italien gingen sie mit den Lingonen (Langres) über den Po, trieben die Etrusker und Umbrer zurück, und nahmen schliess- lich von dem Lande um Lodi und Bononia (Bologna) Besitz, bis hin- ein in die Thäler der Apenninen. Lodi wurde von ihnen gegründet. Von den Römern wurden sie später sammt den bis gegen Ancona ange- siedelten Senonen beinahe ausge- rottet, so dass nur im Norden des Po diese gallischen Elemente in der Bevölkerung übrig blieben, nament- lich in dem Striche zwischen der Sesia und dem Mincio, oder der Lombardei. In Oberdeutschland be- setzten die Bojer die Länder Bayern

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Boigrich Bolenberg.

und Böhmen, und können deshalb die Namen Bojoheim und Bojoarien von ihnen abgeleitet werden, falls nicht vorher schon boji oder Vieh- hirten daselbst hausten.

Boigrich oder Pewchreich ist der Bergrücken, welcher das Quell- gebiet der Tuya (alt Dyga) in Mäh- ren vom Gebiet des Campflusses scheidet; der letztere mündet der Trasen gegenüber in die Donau. Der Name kommt von bwch Kuh und rugha Berg-Bücken, fällt also mit Bojoheim und Bojoarien zusam- men. Südlich vom Boigrich am

"Camp liegt die Ebene Polan, von

bla, blah, blach grünes, flaches Feldland, Blachfeld plaine; oder von bi klein und /an, lon Wiese. Camp, latinisirt Cam-bus, bedeutet Bergbach oder Hügellands-bach, von cuanna Hügel und bais Wasser. Den Namen vom lat. campus Feld abzuleiten, gibt keinen passenden Sinn.

Boland ist soviel als Viehhaus, von beo Vieh, bu Kuh und /ann Schuppen, Stall KirchheimamDon- nersberg führt den alten Beinamen Bolanden.

Bolchen, franz. Boulay, Städtchen an der Nied in Deutsch-Lothringen, jetzt zu Frankreich gehörig; bual- ka Wasser-Hag, eingefriedigter Ort oder Pferch am Bach.

Bolenberg, franz. Boulogne (sur mer), alt Bononia wie Bologna in Italien, noch älter Gesoriacum, Der letztere Name bedeutet Ort am Wassergebirg von gais Wasser, or Berg und acha Wall, oder aber Ort

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Bolesiaw Bolkenburg. 276 Boll Ballenzer Thal.

des Geiserich. Das pays de Boulogne bildet eine eigene Gebirgslandschaft, welche sich ansehnlich über das umliegende Kreideplateau der Pi- cardie erhebt, und gleich den Ar- gonnen aus Grünsandstein besteht; dieBewohner des Ländchens hiessen bei den Römern auch Oro-Man- saki, von earg Wasser, mwnt Berg (lat. mons) und aighe hoch, aki kann auch blos Adjectivform sein, Wasser-berg-liche; sie gehörten zum grossen Stamm der Moriner, Meerleute, von muir Meer. Das Dorf Bolenberg (bal-an Berg-klein) liegt in der Mitte der Bergland- schaft südlich von Boulogne. Im Mittelalter gehörte der Bolenberg zu Flandern, seine Grafen waren indess zeitweise auch Vasallen von Atrecht. Ludwig XI brachte Bou- logne an Frankreich, übergab in- dess die Lehensgerechtigkeit an die Kirche „Unserer lieben Frauen“ zu Bolenberg, und überreichte ihr ein 6000 Livres werthes goldenes Herz, welches bis zur Revolution unan- getastet blieb. Bei dem Dorfe Wimillen im Bolenberg gewan- nen 881 die Normannen eine Schlacht gegen die Gessoriaken. Wimillen von bi klein und mil, mael Berg. Boleslaw, slavischer Personen- name, alt Boli-sclaius, Sclave, Knecht des Bol oder bel, bal, d. h. Gottes (vergl. Bal), somit dasselbe, was Boguslaw, Bogumil, Grimoald und Chriemhild (von cruimh Gott und giolla bezw. gild Diener, Kind). Bolkenburg, Burgruine im Rie- sengebirge, von bolg Fürst. Die

Wolkenburg in Obersachsen wie in Tirol wird wohl dasselbe bedeuten.

Boll, als Bergname von bal Berg- kopf; z. B. Bolberg bei Wilman- dingen, Boll bei Flözlingen, Bohl bei Altheim, Böllat bei Pfefän- gen, lauter Berge in Schwaben, letz- terer mit aitk hoch. Der Ortsname Bellingen bedeutet Berg-ort; Balingen an der rauhen Alp kann auch kleiner Ort bedeuten, von bi- long; Bollenbach im Kinzigthal, desgl. in Oberhessen dagegen kom- men von Dual Wasser, bualan klei- nes Wasser; Bohlspach, alt Bol- spach bei Offenburg hies im Jahre 1303 Bailsbach, was dem keltischen bual oder bial noch näher stand. Der Ort Boll im Canton Fryburg im Uechtland, latinisirt Bullum, franz. bülle, bedeutet Veste, Boll- werk, vonballa Wall; Bollendorf an derNahe, und Pollen in Bayern kommen endlich von bailean Demi- nutiv von Dbail Ort oder auch von ball-an kl. Bollwerk.

Bollenzer Thal oder Polesethal, val di Blegno oder val Brenna, nördlich von Bellenz im Canton Tessin, gegen Graubündten zu. Das Thal gehörte einst dem Domcapitel St. Mariä zu Mailand und trat 1500 unter den Schutz von Schwyz, Uri und Unterwalden. Die verschiede- nen Namen dieses Thales haben fol- gende Bedeutungen: Bellenzer Thal bezieht sich auf Bellenz oder Bel- linzona (gute oder kleine Veste); der Hauptort im Bollenzer Thal heisst Doingio, von daingean Veste, franz. Donjon, deutsch Twing

Bollerslef.

(oder Tübingen); sie liegt auf oinem Berge, war also ein ball-ais, Boll- werk-hoch, und aus diesem ball-ais wurde Poleser Thal. Zrenna bedeu- tet Bergland, von bryn Berg und ai, ua Gegend. Bloegnovonbl/aenhoher Berg, dasselbe. Der Bach,welcher das Thal durchfliesst, heisst Brensa oder Brenta, Bergwasser von bryn Berg und sa, sua Wasser, gleich der Brenta, Brintesia im Venetianischen.

Bollerslef, Baldersleben, Ort in Schleswig, soll nach Balder also ge- nannt sein, dem Gott des Sommers. Balders Tod zur Zeit der Sommer- sonnenwende soll in der deutschen Sage das Ende der holden Jahres- zeit bedeuten. Balders Sohn war Fosite oder Forsite; er wurde besonders anf Forsites-land oder dem heiligen Lande (Helgoland) verehrt. Faoiside bedeutet nun aber keltisch, was foi im Französischen, nämlich Glauben, foisite ist heilig, oder auch die Beichte, und somit weist sich der alte Gott .von Helgo- land als Kelte aus; war dies aber der Sohn, so war eg auch der Vater Balder; ba? bedeutet aber Gott und dear, der gross, es war der grosse Gott, der die Soemmerwärme brachte und den Pflanzenwuchs hervorrief. .Was dagegen Bollorslef betrifft, so hat dieser Ortsname mit Balder wohl schwerlich etwas zu schaffen, sondern bedeutet Bollwerk-gross in einem Schlupfwinkel, ball-ar-liub. Aus liub wurde mit vorgezischtem s unser Schlupf, wie in anderer Um- wandlung die Ortsendungen leben, lieben, laufen.

_- m

Bolles Bombaden.

Bolles. An der Lahn wird das Ortsgefängniss also genannt; wohl von balla Bollwerk, Veste.

Bollweiler, Ort im obern Elsas mit grossartigen Baumschulen und der Stammburg der alten Freiherrn von Bollweiler, welche 1616 aus- starben. Die Burg, welche dem Orte den Namen gab, kommt vom gäl. balla Wall, der Ort zu dessen Fuss war die villa oder der Weiler.

Bollwerk, franz. boulevart, von balla, auch bulla Wall, Veste, daher bullum castellum, jetzt Bouillon oder Beulen in Wälsch-Luxemburg, Bulle in der Schweiz u. s.w.; werk ist als deutsche Uebersetzung an- gehängt.

Bologna, alt Bononia oder Fes- sina in Oberitalien in einer weiten Ebene am Rhenfluss. Fessina kommt von faith Feld, faithean kl. Feld, odervon/aisg Pferch, Einfriedigung, Dem. faisgean; Bologna entweder von bail, Dem. bailean Stadt, Städt- chen; oder der Bedeutung von /aisg entsprechend eher von bolann Kuh- stall (von bo Kuh, Vieh und /ann, Ionn Schuppen), gleich Kirchheim- Bolanden am Donnersberg. Die Form Bononia kommt von bon, ban Feld, und ion, Dem. ionan Ort, ‚Stätte. Bologna war ein Hauptort der Bojer, d. h. der aus Gallien eingebrochenen Viehhirten; hier in dem Foeidlande hatten sie, wie die Namen auswei- sen, ihre Stallungen und Vorraths- speicher.

Bombaden, ein Ort bei Braunfels im Unterlahngau, alt Bona-maden. Letzteres bedeutet Gutenburg von

Bonde Bonames.

madh gut und dun Ort, Burg. Das vorgesetzte bona ist die lateinische Vebersetzung von madh.

Bonde bedeutet in Jütland und Schleswig, überhaupt im Norden soviel als Bauer, keltisch /ende, feinne (woher auch Fantassin und Infanterie), und dies hängt wieder mit ban, sowohl Feldmark als Werk, Arbeit und mit /uinn Feld zusam- men, ban-dae Arbeitsleute, fuinn- dae Feldleute. Da blos der Adel zu Pferde kämpfte, so fiel den Bauern von selbst die Rolle des Fusssolda- ten zu; heutzutage nennen sich die bewaffneten Patrioten Irlands Fe- nier, ebenfalls von /einne Bauer, bezw. Kriegsmann.

Bonland und Bonfeld, als Orts- name von bon, ban, was Land oder Feld bedeutet, und /ann Haus, bezw. feall Wohnung oder ald Pforch. Darnach bedeutet Bonland soviel als Feldheim oder Feldhausen, Haus im Felde, und Bonfeld dasselbe, oder Feldpferch. Orte mit Namen Bon- landen gibt es bei Stuttgart, Erolz- heim und Leutkirch in Würtemberg; dagegen liegt bei Rosenfeld ein hohes Feld, das Bohnlanden heisst, ein anderes, Bonland, bei Schöm- berg in Würtemberg; hier ist Land die Uebersetzung von bon. Ein Ort Bonfeld liegt bei Heilbronn. Bo- land (Kirchheimbolanden) endlich bedeutet Viehhof von beo Vieh, bo Kuh und /ann Haus, Schuppen; ebenso Bollen, Ortim Kreis Arber- gen, alt Bollande.

Bonames, bei den Römern Bona messis, gute Ernte, und dies latini-

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Bonn Bopfigen.

sirt aus dem keltischen bon, ban Feld, Feldbann und maes, gemesse- nes Feld, wie beiMessenkamp, Mes- sel und andern Orten. Bonames liegt an der Nidda zwischen Frankfurt und Homburg; sein Ackerland ist nicht fruchtbarer als das der umlie- genden andern Orte, wohl aber scheint hier zuerst eine geregelte Cultur mit abgetheilten Feldern be- trieben worden zu sein, im Gegen- satz zu der Almendwirthschaft, wo ein Jeder sein Vieh auf die gemein- same Weide trieb.

Bonn, Stadt am Niederrhein, alt Julio-bona, zu deutsch Gründung des Julius; bonn gälisch soviel als Gründung, so Vindobona (Wien), Batisbona (Regensburg), beides Gründungen am Wasser (ean bezw. rhidys), Lissabon, Gründung am Ende (lus) des Landes oder Lusita- niens. Ebenso Bona im Algieri- schen. Die Form bonn scheint aus babhun zusammengezogen, und dies entstand aus feabh-ion, Ort mit Holzwerk eingefriedigt, wie ur- sprünglich alle Orte, bevor man mit Kalk oder Gyps senkrechte Mauern aufführen lernte.

Bopfingen, Ort in Schwaben, in keltisch-römischen Zeiten Opic ge- nannt, später Pophingen oder Pop- fingen; letztere Form von babhun Viehpferch oder sonst Einfriedigung, fester Ort, Bingwall, und Aa Ort; Opic wohl von a Berg und pic Spitze, eine Form, die in den Pyre- näen als Pic du Midi wiederkehrt, oder beag klein. Bopfingen liegt im Brenzgau oder im Herdfeld an der

Boppard Boppelbach. 279

Grenze des Riesses, dabei der hohe Kapf, d. h. Kopf vom gäl. kap, keap, auf welchem der erste Ring- walllag. Trochtelfingen, nahe bei Bopfingen, bedeutet ungefähr dasselbe, von droch klein, dail Veste und /ang Viehpferch. Diese Orte entstanden aus befestigten Viehpferchen, bezw. Ringwällen, welche für Vieh und Menschen Schutz gewährten, und deren An- lage durch die isolirten Kalkfels- kegel jener Gegend erleichtert wurde.

Boppard, einst Reichsstadt am Rhein, oberhalb Coblenz, alt Bodo- brica oder Baudobrica, d. h. Hütte, Wohnung auf dem Berge, bwth-y- braighe; Drusus legte hier ein Ca- stell an. Boppard dagegen kommt von brrbh-ard Viehpferch oder Ring- wall-hoch. Beide Namen beziehen sich auf die über der jetzigen, in- dess auch sehr alten Stadt gelege- nen Befestigungen. Eine davon hies Schöneck, cean-aighe Bergkopf- hoch. Unter den fränkischen Köni- gen war Boppard ein Königshof, eine Meierei, und hies deshalb in Urkunden von 1044 Bochbardun, Kuh-Berg-ort, von bwch Kuh, bar Berg und dun Ort. Die königlichen Vorsteher dieser Meierei waren die Bayer (bu-air Kuh-mann) von Bop- pard, welche den Hof als Lehen be- sassen und später Triersche Vasal- len und Erbburggrafen des Königs- hauses wurden, das 1497 abbrannte. Die Bayer starben 1598 aus.

Boppelbach, Bach bei Weinheim an der Bergstrasse, von bi klein und Dual Wasser.

Borde Borkum.

Borde, alt Borda, Ort bei Paris, zu deutsch Viehhaus, Viehhof, von buar Bindvieh und dae Haus. Ob wohl Bordel das Deminutiv von Borda ist?

Bordeaux, keltisch Bourdigala, zu deutsch Viehhaushafen, von buar Bindvieh, dae Haus und calaHafen. Bordeaux war schon in keltischen Zeiten der Stapelplatz für den Han- del der an der Garonne wohnenden iberischen und keltischen Völker; _ der Tauschgegenstand war aber in der Regel blos Rindvieh, namentlich bei den Aquitanen oder iberischen Hochlandsbewohnern. Die keltischen Umwobner von Bordeaux hisssen Ubisker oder Vibisker, d. h. Flussanwohner, von abh, ubh Fluss, gleich den Ubiern am Mittelrhein ; als Bewohner der Stadt Bituriger, von bi klein, tuar Ort oder dur Fluss und rig, was als Königssitz gedeutet werden kann, oder auch blos die Adjectivendung ac ist; der- selbe Name wie Bourges.

Borebach, von bior, gäl. Wasser.

Borgloon, Ort bei Tongern in Belgien, niederdeutscher Name für Looz. Beides ist gälisch, Looz be- deutet festes Haus, lios und Jon dasselbe. Latinisirt hies der Ort Losdunum castrum, was dreimal dasselbe besagt, denn dun bedeutet soviel als castrum, französirt Lou- don; um diese Tautologie zu ver- meiden, kann man los auch von Zus Graben ableiten, dann bekommt man Burg mit Gräben umgeben.

Borkum, Ort in Westphalen im Unimotigau (Wiesenhochland oder

Born Boroctra.

Wiesenhofland); borkum gleich Burgheim von bwrg, und heim, hem, um, 0m Ort.

Born, ein Berg bei Arburg in der Schweiz, soviel wie bar Berg, bar- an kl. Berg.

Borna, Ort oberhalb Leipzigs an der Wyhra, einem Seitenfluss der Pleisse, zu deutsch entweder Wasser- leute, bior-nae, oder eher Viehleute, buar-nae; die Umgegend liefert heute noch viel Viehfutter, weshalb eine Abtheilung dersächsischen Rei- terei gewöhnlich hier stationirt ist, Wyhra ist bior-aha.

Bornholm, Insel in der Ostsee, alt Burgundarholm, könnte wörtlich als Burgunderinsel genommen wer- den; es ist indess geschichtlich nicht erwiesen, dass sie je im Besitz von Burgundern gewesen; gälisch bedeutet bur-gund-arWasser-burg- land, von bior Wasser, gann, gunn Veste und ire Land; in Born-holm ist Veste, sowie Land ausgefallen, und blos bior-in Wasser-insel übrig geblieben, holm ist davon die deut- sche Uebersetzung. Gund kann auch als Wald gedeutet werden. Dass hier Kelten hausten, beweist neben dem Namen der Insel ein noch vorbandenes keltisches Denkmal. (Eckermann, Lehrbuch der Beligions- geschichte III, 2. S. 27.)

Boroctra, das Bördeland im Sü- den der Lippe bis zur Ruhr, theil- weis noch über dieselbe und über den Haarstrang an der Asse, mit dem Hellweg (zwischen Lippstadtund Soest), und mit der Soester Börde bis gegen Lünen und Dortmund.

280

Boroctra.

Der Name bedeutet Vieh-hoch- land oder hohe Börde, von Duar Vieh, aighe Höhe und tri, tra gleich fir Land; dasselbe ist kein eigentliches Bergland, wohl aber eine fruchtbare, hochgelegene, zur Viehzucht geeignete Börde. Der Name lautete alt auch Borahtra, was die Abstammung von aiyhe Höhe näher zeigt, als oc, obgleich diese Form fast ebenso häufig ist. Ptolemäus schreibt Buraoteroi, woraus aighe sich ganz deutlich er- gibt. Zusammengozogen lautete der Name der Bewohner des Gaues Brukteroi, ein Name, der indess auch von brugh, braighe Berg- rücken, abgeleitotwerden kann. Hier auf der Börde sassen die Bructe- rer oder Burcturi zu Tacitus Zeiten; Strabo und Ptolemäus unterschei- den grosse und kleine Bruc- terer. Nach Ptolemäus schied die Ems die grössern von den kleinern, letztere am Westufer (im Bursiband). Entweder haben nun die Bructerer von der Lippe aus das Emsland, d. h. das flache Westphalen bis gegen Friesland hin zeitweise erobert, oder Bructeri bedeutet hier etwas anderes als Boroctragauer, was nicht wahrscheinlich ist. Da Strabo die Lippe parallel mit der Ems in das Meer fliessen lässt, so scheint er in diesen Gegenden keinen Bescheid gowusst zu haben. Tacitus erzählt, die Germanen hätten einen auf dem Rhein erbeuteten Dreiruderer die Lippe aufwärts geführt, um ihn der Velleda zum Geschenk zu machen, die eine Bructerin war und in einem

Boroctra.

Thurm an der Lippe wohnte. Die Bructerer sassen darnach an der Lippe. Drusus kämpfte auf der Ems gegen Bructerer, somit waren sie damals Herren des Flachlandos, des- halb geriethen sie in Kämpfe mit den Chamaven am Rhein bei Wesel und weiter abwärts, sowie mit den Angrivaren, die von der untern We- ser kamen. Tacitus deutet an, dass sie als Eroberer bei den Nachbar- völkern nicht beliebt waren, und in einer grossen Schlacht von densel- ben geschlagen worden seien, wor- auf sie sich ohne Zweifel wieder über die Lippe zurückzogen, wo sie neben den Tencterern (Waldleuten) sassen, mit denen sie wohl einerlei Stammes waren. Da man Bructeri gewöhnlich als Bruchlandsbewohner auffasste, und deshalb ihre Stamm- sitze in das westphälische Flachland verlegte, so gelangte man vielfach zu irrigen Annahmen, wodurch die alte Geschichte Westphalens ver- schoben wurde. Im Bruch wohnt Nie- mand, am allerwenigsten ein mäch- tigesVolk, wohl aber konnte auf der fruchtbaren Börde im Süden der Lippe leicht ein zahlreiches Volk heranwachsen, das im Verein mit dem hinter ihm hausenden Waldvolk der Tencterer ohne schwere Mühe die unfruchtbare, also dünn bevöl- kerte Sand- und Moorlandsebene Westphalens eroberte und behaup- tete, bis mächtigere Völker vom Rheine her, namentlich die fränki- schen Chamaven und die von der Weser gekommenen sächsischen An- grivaren sie wieder hinter die Lippe

\

2851

Boroctra.

trieben. Die kleinern Bruc- terer, welche westlich von der Ems wohnten, sind offenbar die Bursibanten im Bentheimschen; denn bursi bedeutet kleine Börde, wie boragh hohe Börde; bant und tra heissen Land gleich wie du in buar-du Börde. Im Anfange des 4. Jahrh. n.Chr. kämpften die Bructeri mitCheruskern und Chamaven gegen den römischen Kaiser Constantin. Derselbe verwüstete einen Theil ihres Landes, und lies zwei ihrer Könige, Ascarich und Merogais hinrichten. Zu Ende des 4, Jahrh. verwüstete wieder Arbogast den westlichen Theil des Landes. Die Notitia imperii nennt die Bructerer Anwohner der Sylva Hoercinia, d. h. des Sauer- landes. Zu Attilas Zeiten- fochten sie mit den Hunnen gegen die Rö- mer. Später gelang es dem heiligen Swidbert, einem Kelten, der aus Britannien kam, sie theilweise zum Christenthum zu bekehren; Beweis, dass wenigstens ein Theil des Vol- kes noch keltisch war, sonst hätte es den Swidbert nicht verstanden; da aber, wie Beda erzählt, kurz dar- auf die Boructuarier von den deut- schen Sachsen besiegt wurden, 80 wurden die Getauften wieder zer- streut. Papst Gregor III nannte sie Borthari (Vieh-lands-leute, buar- fir-uf), als er ihnen durch Bonifacius das Christenthum zum zweitenmale predigen lies. Eine andere Na- mensform für den Boroctragau war Bortorgau Viehlandgau, vonbuar Vieh und fir Land (darin lag ur- kundlich Castorp, von cas Veste,

Borsdorf Boruskoi.

also festes Dorf), dann Borotra, darin die Villa Porricbeki, von Dior Bach und ka Ort, Hecke; Borac- tron und Boratre, darin werden genannt: Ismereleke, Hochberg- ort, von ais, aith hoch, mar Berg oder gross und loc Ort; Anadopa, Wasserdorf, von ean Wasser und dubh Dorf; Geiske, von gaisBach und ka Ort; Holtheim, von ailt, alt Ort; Hamarathi, von oman Bauerhof, ar gross und reidh Feld, also grosser Feldhof; Mulinhu- sun, Berghausen von mael, maol Hügel, Dem.maolean; Ratingen, von rath Voste, Haus oder reidh Feld und Velsenberg, beides noch südlich von der Buhr. In der Ta- bula Peutingeriana wird der Name des Volkes oder Gaues Burcturi geschrieben.

Borsdorf, Dorf bei Leipzig, Ortan der Parthe oder bior-di, Wasser- klein. Das s von Bors ist von ais, Ort, übrig geblieben; bei Portitz, das in der Nähe liegt, steht dafür das slavisirte itz.

Boruskoi od. Preussische, Preus- sen, Adjectivform von Dbi-rus kl. Wald, während dieGrossrussen blos rusdae Wald-leute heissen, weil sie im grossen Gothen- oder Skythen- walde wohnen (von coed, gezischt skydWeald). Grossrussland, das Land der heutigen Moskowiter steht im Gegensatz zu Kleinrussland ; unter letzterm begreift man aber jetzt die südrussischen Steppen, oder die Länder der Ruthenen oder Russi- nen (rus-an Wald-mann). In kelti- schen Zeiten bildeten die Lande an

232 Bosco Bothnischer Meerb.

der Ostsee dagegen klein-Bussland oder klein-Waldland, daher derName bi-rus-dae, zusammengezogen in Preussen. Dem Stamme nach ge- hörten die Borussen, welche beson- ders im heutigen Ostpreussen wohn- ten, zu den Lithauern oder Letten. Letten wohl soviel als li-dae kleine, arme, erst von Gothen, dann von Slaven und schliesslich von den Schwertrittern unterjochte Leute oder Lidi.

Bosco, ein Dorfimjetzigen Canton Tessin, in einem westlichen Seiten- thale des Meinthales; seine Bowoh- ner sind Deutsche, obwohl sie auf der Südseite der Alpen wohnen. Der Name kommt von bois Wald und ka Viehpferch, Hag, also Buschhagen.

Bosnien, alt Bosna, Waldleute, von pis, pois Wald und nae Leute, oder vom Flusse Bosna, alt Bo- sona, von Dais Wasser, baisean kl. Wasser, bezw.pois-ean Waldwasser.

Bosphorus oder Bosporus, die Meerenge zwischen Europa und Asien, Östlich vonConstantinopel zwi- schen dem Marmor- und dem schwar- zen Meer. Der Name bedeutet Furth über das Wasser vom kimbrischen bais Wasser und //ordd Furth. Die Griechen erklärten Bosphorus als Ochsen tragendes Meer, weil irgend eine Schöne einmal auf einem Och- sen darüber geschwommen sei. Die Furth vom Kaukasus nach der Krim hies bosporos Kimmerios.

Bothnischer Meer-Busen zwi- schen Schweden und Finnland. Name vom gäl. badh, bath Bucht, Busen. Zur Unterscheidung von dem finni-

Bottelstedt Bottschlott. 283

schen Busen, der Kyrialabottn hies, führte der bothnische Busen den Namen Helsingebottn, von Hel- singeland, das sich an der Ostküste Schwedens und Lapplands längs dieses Meerbusens hinzieht. Hol- sing kommt von oil Fels, si oder di klein und ean Wasser; aus si- ean wurde Sund; Helsingebottn al- so Felsensund-Busen, wegen der zahllosen sogenannten Scheeren oder Granitklippen, die darin liegen. Scheere vom gäl.syor Fels. Ky- riala-bottn kommt von Kyria- land oder Finnland, Seenland von caoir Wasser und a/ gross. Finn- land ist mit Seen übersäet. Das Baltische Meer an der preussischen und pommerschen Küste hies auch Eyrar-Sund, zusammengezogen aus earg-ar Wasser gross, ähnlich wie die Saone in Frankreich, welche Arar hies.

Bottelstedt, Ort in Thüringen, vom gäl. budhail Ort, entstanden aus bwdh Hütte oder bi-dail kl. Berg.

Bottenbach, Bach bei Zwei- brücken, vom gäl. bi klein und tuin Wasser.

Bettenbrunn, Bach und Orts- name bei Lahr in der Ortenau, dann Bottenbrunnen in Oestreich ; kleines Wasser vom gäl. bi klein und fain Wasser.

Bottschlott, eine Wasserrinne oder Schlutte (lu-ais, Zu-uisge kl. Wasser) zwischen den Halligen (ho- hen Sandbänken, von al hoch und

Botzen.

friesland zwischen der Insel Föhr (fear Gras, fearann Wiese) und dem festen Lande; Name von bat, badh Meerbusen, wie Bothnischer Busen, also rinnenförmiger Meer- busen.

Botzen, ital. Bolzano, alt auch Bozano, bei den Römern pons Drusi, Brücke des Drusus; da trus imKel- tischen Engpass bedeutet, so kann dies, wie oft geschah, in den römi- schen Namen umgewandelt worden sein. Nördlich von Botzen liegt die Clause, mit einem alten Borg- schloss, welches das Thal schliesst. Clause, lat. clandere, keltisch Aleith, bezw. c/uth oder sluth ist unser deutsches Schloss, niederdeutsch sluit, slavisirt Schleus-sig, Schloss-ort (beiLeipzig). Das Berg- schloss an der Clause heisst auch Soeben oder Säben, dae-pen oder bean Ort-Berg, latinisirt Sabiona oder Saviona, darunter Untersäben oder Subsaviona, welches von At- tila zerstört wurde, worauf die Bi- schöfe des Norithales ihre Sitze von da nach Brixen verlegten. Botzen oder Bolzen selbst bedeutet kleiner Ort von bi oder bi} klein und dun Ort. Botzen war einst Sitz eines Grafen, der unter dem Bischof von Trient stand, 680 wurde er comes Bojoariorum genannt; 1010 lebte ein Rudolph de Bozano aus dem Go- schlecht der Welfen, dessen Sohn Heinrich auf einer Jagd zu Lana verunglückte. 1026 wurde dessen Bruder Welf geächtet, weil er sich

leach Abhang, Steingeröll) in der | gegen den Kaiser aufgelehnt hatte, Nordsee an der Küste von Nord- | und bekam dann der Gaugraf Engel-

Botzen,

bert vom Pusterthal die Grafschaft Botzen übertragen. 1180 kam die Grafschaft an das Bisthum Trident. In der Grafschaft Botzon lagen ur- kundlich: Villanders, von DU klein, ean Wasser und daras Wohn- ort; Saunders bedeutet dasselbe, von sua-ean und daras; Bar- bian, wieder dasselbe, von bior Wasser, biklein und ionOrt; Coll- man, Hüögelort, von coll Hügel (lat. collis) und maen Ort, Stätte (Manheim); Wangen, Viehpferch, von fang oder gmwaneg, Platz für die Bewegung des Viehes; Sifian, sua Wasser, bi klein und sion Ort; Cardaun, kleines Fort, von garth Veste, Dem. garthean, garthyn gleich Cröden, Cortona u. 8. w.; Campen, Feldort von camp und ion Ort; Morizing, von mor hoch, aith Berg und ka Ort; Gries, bei den Römern Praesidium Tiberii, von criut, cres, cret Grand, Sand, gleich Griesheim bei Darmstadt, oder von cro Burg und aith hoch; Bafen- stein, von rugha (rupes lat.) Fels, Berg; Terlan, Bachort, von fur Bach oder dear gross und lan Ort; Ulpian, feucht liegender kleiner Ort, von u! feucht, di klein und ion Ort. Steht w/ statt al, so bedeutet es hoher Ort; Mölten, Bergstadt, von maol Berg und dun Stadt; Gargazano an der Etsch, Bachort von earg Bach und dun Zaun, Ort; Campidelle, Feldburg, von camp Feld und dail Burg; Nols, alt Nolles, Neuburg, von nua neu und /lys Veste, Prissiano, von braid Berg und ion Ort; Lana,

_ 8

Bourbon Bourges.

von lan, lang Ort, Schuppen, sp&- ter auch Kirche, weil der christliche Gottesdienst erst in solchen Schup- pen abgehalten wurde.

Bourbon, alt Burbo, Burbona, zu deutsch grosse Gründung, gros- ser Bau, vom gäl. borr gross (der- selbe Begriff wie Berg) und bon Bau, Gründung. Bourbon liegt im mittlern Frankreich und gab dem Ge- schlecht der Bourbonen den Namen.

Bourgeron, kurze blaue Kittel, in Form der Fuhrmannshomden, aber nur bis an die Hüften reichend; sie werden in Frankreich von den Ar- beitern getragen; der Name hängt mit dem kimbrischen ber, byr kurz und crys Hemd zusammen, obwohl die letzte Sylbe in Bourgeron nicht mehr deutlich ist. Alt nannte man sie Berniscrist, lat. camisiae ul- tramarinae, also Matrosenjacken. Im Französischen nennt man sie jetzt auch Sarrots.

Bourges, Hauptstadt der Land- schaft Berry am Gersflusse, einst be- deutendster Ort des mittlern Frank- reichs. Von hier zogen vierhundert Jahre vor Christus Belloves und Si- goves aus, um Oberitalien und Süd- deutschland zu erobern. Der älteste Name vonBourges war Avaricum, Wasserburg, Pfahlburg, latinisirt von aber (Ebro, Ivar) Wasser und acha Wall, falls icum, aco, ac nicht blos Adjectivform ist. Der spätere Name war Biturigum oder Bituriges, der wohl dasselbe bedeuten wird, von bi klein und dur Wasser, ges für cas Burg. Indess könnte dur auch von for (sir) Fürst herkommen,

Boyneburg Brabant. 285 Brabant,

und ges blos ein latinisirter Plural sein, Leute des bi-tor, kleinen Für- sten. Die Bituriger hatten den Bei- namen Kuboi, kleine Leute, von go-bi, oder falls die Form Au für bu (Kuh) schon im Gallischen vor- handen war, Kuhleute, Viehhirten, gleich den ihnen benachbarten Bo- jern, die ebenfalls Viehhirten waren,

Boyneburg, Burgruine auf einer Bergkuppe zwischen Netra und Son- tra im Ringgau in Niederhessen, Stammsitz derer von Boyneburg, Bomelburg oder Bomeneburg. Der Name kommt vom gäl. beann Hügel, Bomelburg von bi klein und meal Hügel.

Bozemann (oder Steckenboz), keltischer Name für Vogelscheuche, d. h. für eine ausStecken oder Holz aufgerichtete und mit Lumpen be- hängte Figur; irisch pis, franz. bois heisst Baum oder Holz, und hatte früher auch die Form bos, boz, z. B. im Knieboz, Kniebis Bergwald, oder dem Anneboz bei Anweiler. Steckenboz, ein Spottname für kleine Jungen, die grosse Stöcke tragen, ist heute noch in Schwaben üblich. Der Buzemann spielt in unsern Kindermärchen eine grosse Rolle.

Brabant wurde als Horzogthum von den Saalfranken im Lande der Belgen an den Grenzen der Nieder- sachsen und Friesen gestiftet, bil- dete sodann einen Theil des nieder- lothringischen Reiches, undkam mit demselben als Lehen an das deut- sche Reich. Der letzte Herzog von Brabant aus Carls des Grossen

Stamm war Otto, der 1005 starb; nach ihmging dasLand auf mehrere weibliche Linien über; Johanns III älteste Tochter, Johanna, vermachte Brabant an ihrer Schwester Enkel, Anton von Burgund. Als Antons Sohn, Philipp I 1430 ohne Kinder starb, erbte Philipp II von Burgund dessen Lande. Seine Enkelin Maria,

Tochter Karls des Kühnen, verhei- .

rathete sich mit Maximilian I von Oestreich, wodurch Brabantan Oest- reich, und nach der Theilung der östreich-spanischen Monarchie an Spanien kam. In den Kriegen mit Holland wurde Nordbrabant von Südbrabant getrennt; durch den Rastadter Frieden 1714 kam letzte- res wieder an Oestreich, und ver- blieb dabei bis zur französischen Revolution. Die weiteren Schicksale hatte das Land sodann mit dem übrigen Belgien gemein.

Der Name Bra-bant oder auch Brach-bant bedeutet nach dem Gä- lischen Flachland, von bri, bra, brag Ebene und ban, bann Land (Feldbann). Brabant ist der Gegen- satz zu Hasband, Hochland, zu Osterbant, Waldland, und zu Teisterbant, Wasserland. Brach ist unser deutsches Brache, eine härtere Form für DBlach - feld, Flachfeld. Die Bevölkerung dieses zwischen Maas, Schelda und Waal etwas hoch gelegenen Feld- landes ist, was den herrschenden Stamm betrifft, saalfränkisch, d. h. deutsch-kimbrisch; denn die Salier wuchsen aus beiden Völkern zusam- men; im Laufe der Zeiten verloren

Bracken.

sich die erstern unter den nieder- sächsischen Vlämingen (Blamann, Feldmann gleich Brabanter), die andern unter den romanisirten Kel- ten oder Wallonen. Die vlämische Mundart, ein Gemisch von Nieder- sächsisch, Friesisch und Saalfrän- kisch, wird in dem nördlichen Theil des heutigen Belgiens gesprochen; die Grenzlinie gegen das Wallonische vom Meere an bis zur Mosel ist fol- gende, und zwar sind noch deutsch die Städte: Gravelingen, Winox- bergen, Cassel, Belle (Bailleul), Moessen (Messines), Meenen (Me- nin), Cortryk (Courtray), Oudenaerde, Bonsen (Benaix), Geraerdsbergen (Grammont), Edingen (Enghien), Hal, Brüssel, Löwen, Thienen (Tirle- mont), St. Truiden (Trond), Tongern, Maestricht, Eupen, Achen, 8. Vith, Reuland, Vianden und Diekirch. Nach der Bodenbildung ergibt sich die Grenze zwischen Wallonen und Deutschen in der Weise, dass die Ardennen auf der westlichen und nördlichen Abdachung von erstern, auf der östlichen von Oberdeutschen, und das Flachland von Flamändern bewohnt ist. Weiter bildet der Soignewald, die Leye und dann die Aa westlich von Gravelingen die Grenze. Früher ging dieselbe mehr südlich.

Bracken, eine Art starker Dachs- hunde, altdeutsch bracco; keltisch broc Dachs und Au Hund, Bracke also wörtlich Dachshund. Hund, Chund, Hun (hessisch) kommt auf das keltische Au heraus, weil die Kelten gewöhnlich das Ende der

286 Braem Bräunlingen.

Worte verschluckten, wie heute noch die Franzosen und die Rheinländer. Brachio bedeutet im Koeltischen auch junger Bär.

Braem, ein Hügelland in West- phalen, westlich von Münster bei Coesfeld, wo die in der Kriegs- geschichte der Römer gegen die Cherusker vielgenannte Sylva caesia gelegen haben mag, (caesia latini- sirt für coedWald). Bräm bedeutet Berg, vom kelt. brean, broin, De- minutiv breannin; der Name kommt im Deutschen hundertfach vor in den Formen Brand, Brann, Bram- berg (an der Weser), Bromberg, Braunberg. Dass der Braem be- waldet war, zeigt der Name der Stadt Coesfeld (alt Coasfeld), die daran liegt, denn coed bedeutet Wald, und /7ald eingehegter Ort. Nördlich vom Braem liegt das Strömfeld, welches Hochrücken- feld bedeutet, von druim, drom, gezischt ausgesprochen wie Strang, Harstrang (hoher Strang ar-drom), oder Stromberg an der Ostgrenze des Kraichgaues und Trompeter- Berg im Rheingau,. drom-bois-ar hoher Waldrücken ; Trompeter woh- nen dort keine, und die bekannte Geschichte von dem Postknecht, der daselbst durch Trompeten sein Le- ben rettete, ist eines der vielen Mär- chen, die, um solche Namen zu er- klären, erfunden werden.

Bräunlingen, Ort in der Baar an der Breg, soll bei den Kelten Brigobannis geheissen haben; die Breg hies Briga, die Brigach Brigi- ana; aus beiden entsteht beiDonau-

Braine Bramanet.

eschingen bekanntlich die Donau; ban bedeutet keltisch Feld, und ais, aidhe Ort, Haus, Wohnung; Brigo- bannis also Ort im Brigfeld oder Bachfeld, denn brag, breg und brig bedeuten Bach. Bräunlingen liegt in der Baar in einer Ebene. Der Name Bräunlingen kann indess nicht aus Brigobannis entstanden sein, denn er bedeutet Bergort von broin Berg und /ong Ort. Es liegt in der Gegend noch: Pföhren, alt For- run, gräcisirt Pyrrhene, welches dasselbe wie Brigobannis bedeutet, aber von bior Wasser und rheann Feld herkommt; Brigobannis und Pföhren mögen deshalb wohl ein und derselbe Ort sein; nicht aber bedeutet Pföhren soviel als das lat. forum, Markt; dagegen sprechen die Formen Forrun und Pyrrhene.

Braine le comte, alt Brania oder Brennacum, ein Ort im Hennegau; le comte ist die Vebersetzung von braine, denn dies heisst im Gäli- schen Anführer (lat. brennus). Der alte Name Bran-ia bedeutet Grafen- land, Brennacum Grafenburg, (soviel als Grevelingen), acum von acha Wall, Veste, oder Adjectivform gräf- lich. In der Nähe liegen noch Braine le Chat (coed Wald) am Soigne-Wald, und Brainela Leud (Zu-aidhe kl. Ort), beide einst dem braine gehörig, wie der Soigne-Wald heute noch.

Bramanen, Brahmanen, Brach- manen, Brahminen, zunächst Män- ner des Brama oder obersten Gottes bei den Indern, also die Priester- kaste, Bra, bre, bar bedeutet aber

287

Bramanefi.

Berg, ebenso braighe, daher die Formen Braman und Brachman. Brama steht gleich bDra-amha Berg- mann, lat. homo. Nach der indi- schen Ueberlieferung wanderten die Urältern der Hindus aus den Indien im Norden begrenzenden Gebirgen in das Tiefland am Indusfluss (ean Inn) herab; sie waren also Berg- männer; als Eroberer bildeten sie die herrschende Kaste gegenüber den unterjochten Autochthonen des Landes, nämlich den Negern und Malayen, aus welchen sodann die niedern Kasten entstanden. Aus dem Begriffe Berg oder braigh entstand (analog der Form ba} oder bei Stein) der entsprechende Begriff gross, mächtig, Herr, Fürst, Gott, und daher kann man die Bramanen in zweiter Linie als Männer Gottes, als Priester und Gelehrte auffassen.

Brego bedeutet auch im Angel- sächsischen soviel als Fürst, ebenso wurden im Keltischen die verwandten Formen bar, braid, breadh für beides, sowohl für Berg als Fürst gebraucht. In der nordischen Mythe war Bragi der Gott der Dichtkunst und Beredsamkeit. Bei den Sla- ven hies Brama Perun, oder Pa- rom bei den Slowaken, Prowe in Wagrien, Piorun bei den Polen, Perkun bei den Preussen, Per- kunos oder Perkunust bei den Lithauern, lauter Formen, die auf bar, bwr, bre oder braigh und an, amha oder ae Mann zurückgeführt werden können. Die slavischen Ge- lehrten, z. B. Hanusch, leiten diese Götternamen vom slavischen peru,

Bramanien,

lat. ferio stossen, schütteln, her, weil Perun mit Blitz und Donner die Welt schüttelt. Solche symbolische Erklärungen passen jedoch nur für Zeiten, in denen die Religionen schon einen gewissen Grad von Aus- bildung erreicht hatten, nicht aber für die Kindheit oder die Thierheit des Menschengeschlechts. Dass die Götter auf den Bergen hausen und von da Donner und Regen schicken, war ein so einfacher Gedanke, dass or überall von selbst entstehen musste. Auch Homer lässt seinen Zeus (d. h. Gott, deus) auf dem Olymp hausen. Als Donnerer er- hielt Brama bei den Slaven den Bei- namen Hromolan, der Donnernde, Grummler, als Gott des Blitzes Ja- son oder Jessen, der Leuchtende. Bei den Slowaken, den Stammslaven, ist derName Parom noch heute in Jedermanns Munde, so der bekannte Fluch: „Parom do tebe, der Donner treffe Dich!“ und in zahllosen an- dern Sprichwörtern, beiwelchen an- derwärts der Teufel gebraucht wird. Im slavischen Mythus war Perun der Schützer des Ackerbaues, gleich Thor bei den Germanen; dann Gott der Weissagung und Vorsteher des Gerichtswesens; er fiel mit Swiato- wit in den meisten seiner Eigen- schaften zusammen; letzterer wurde aber mehr bei den Russen, Perun mehr bei den Westslaven verehrt. Beide sind wie Thor und Wodan nur Individualisirungen ein und der- selben Idee ; ebenso der dritte oberste Gott, Buddha, vom keltischen baoth gut, entsprechend unserm

288

Brand,

deutschen god, guot, gut, Gott, oder dem Ceylonschen Gotama Gott-mann von amha oder amhain (homo) Mann, oder dem Persischen Khoda Swiatowit bedeutet ala- visch heiliger Wit oder Buddha. Gott oder der Gute steht gleich baoth oder Buddha, im Gegensatz zum Bösen oder dem Teufel, wie bei den Persern Ormuzd (oder Ahura mazda, aire-mati Mann-gut oder auch gross, denn math und baoth bedeuten dasselbe) zu Ari- man oder dem Kriegs- und Pest- mann, von ar Krieg, Pest, Unheil und maon Mann.

Brand, ein häufig vorkommender Bergname oder Bergwaldname, vom kimbrischen dDryn, broin Berg; so der Brand, ein Berg bei Tuttlingen, desgl. bei Agenbach und Obermus- bach in Schwaben, dann bei Mellin- gen im Argau. Ein Brand und ein Brandbühl, Bergwälder bei Bod- mann am Bodensee, desgl. bei Berg- felden, Rexingen, Böblingen, Wald- dorf und Pfronndorf in Würtemberg. Der Brand, ein Waldberg nördlich von Kassel gegen Wilheimsthal zu. Dann der Brandenberg bei Kuf- stein in Tyrol, und der Pranten- berg inOestreich; endlich der „ge- brannte Borg“ beiHirschhorn am Neckar. In diesem wie vielleicht noch

in dem einen oder andern der obigen

Fälle mag der Name auch von einer abgebrannten Waldstrecke herkom- men; in der Begel jedoch ist die keltische Ableitung die richtigere, was sich aus den Formen Brannberg, Brannenberg ergibt. Branbach,

Brand.

alt Bramaha, heisst dagegen Berg- wasser, ebenso die Brensbach, beide in Hessen, und die Brend, ein Bach, der von der Rhön kom- mend, bei Neustadt in die fränkische Saale fliesst, von bre Berg und ean Wasser; Branach, Bramach, Bromen im Vorarlberg kommen da- gegen vom bre-amhain, wasübrigens dasselbe bedeutet. Diese Bachnamen können indess auch blos von bioran, Dem. von Dior Wasser abgeleitet wer- den. Der Bergforst Bravorst oder Branvorst, auch Bramvirst kommt ebenfalls von bre oder bryn Berg mit angehängtem Forst; der hohe Braunberg bei Oppenau im Schwarzwald, der Braunkopf bei Münsterim Elsas, die Braunhalde bei Esslingen von der etwas brei- tern Form broin, daher auch der Braunshard, alt Brunhard oder Brinhard in Hessen. Ferner ent- standen aus bryn: Brendweiler auf einem Berge bei Welzheim; Brendenkopf, hoher Berg bei St. Blasien im Schwarzwald; Bren- ten, Bergwald bei Schorndorf; Brennbüchel bei Imst in Tyrol; Brennerberg bei Neuenberg in Würtemberg und der Brenner in Tyrol, beide letztern mit ar gross. Dann der Bromberg im Schön- buch bei Stuttgart; Bromberg oder Branberg bei Wiener Neu- stadt, und der Bromberg bei Frei- burg im Breisgau, der 1341 noch Brunberg hies. Weiter: der Bron- ner, ein Berg bei Laupheim in Oberschwaben; die Brunnhalde bei Hoettenschwyl im Argau; der Deuisch-kelt, Wörterbuch.

289

Brandenburg.

Brunnbühlin der Schweiz; dann Brünst (bryn-aidhe), Weiler und Berg bei Sulzbach in Würtemberg ; der Brunstwald, ein Bergwald bei Oberstetten in Würtemberg. Die Form Brunnen, keltisch dbrynin ist die Verkleinerung von dbryn, so der Brunnenberg bei Roth in Würtemberg, ein wasserloser Hügel, und der Brunnenberg bei Arau; ebenso dasBrunnenfeld, wasser- loser Berg bei Schwarzenbronn in Würtemberg. Ob das Städtchen Brunnen im Canton Schwyz am Vierwaldstätter-See seinen Namen von bryn Berg oder von bioran kl. Wasser hat, mag dahingestellt blei- ben. Als Personennamen kommen die Formen Bran, Brand, Bryn(hilde), Braun, Bruno von braine Anführer, Meister, so namentlich Meister Hildebrand, der Aufseher über das Gesinde.

Brandenburg, einst Hauptort der Mark Brandenburg an der Havel, alt Brennaburch oder Brannibor, zu deutsch Fürstenburg, von braine Fürst und bwrg oder blos bwr Burg. Der Gau, in welchem Brandenburg liegt, hies Haveldnn, zu deutsch Havelland, von fan Land; das Volk dieHevelli,Havelleute; dieHavel selbst, alt Havola, bedeutet grosses, breites Wasser, von abh Wasser und il, el gross, wegen der Seen, welche sie bildet. Lauter keltische Namen, trotzdem dasshier neben den Kelten erst die deutschen Semnonen (von taom Wald und nae Leute), und dann slavische Völker hausten, die übrigens ebenfalls Waldleute waren.

19

Brandis Braunschweig. 290

Brandis, Ort zwischen Leipzig und Wurzen, Bergort, bryn Berg und aidhe, ais, is Ort. Er liegt et- was höher als das umliegende Sumpf- und Waldland.

Brantreit, altdeutsch für Rost auf dem Herde, gäl.brannradh, mit derselben Bedeutung.

Braubach, alt Brubach, Städt- chen am Mittelrhein oberhalb Lahn- stein; bei demselben mündet ein Giessbach in den Rhein, und daher der Name des Orts, denn rau oder brau bedeutet kimbrisch Giessbach.

Braunfels, Städtchen im untern Lahngau, von bryn oder broin Berg; Fels kann entweder die Vebersetzung von broin oder aus fald (Fals, Pfalz) entstanden sein. Pfalz gilt gewöhnlich als ausdem lateinischen palatium zusammengezogen; diese Annahme ist indess nicht nothwen- dig, denn palatium entstand selbst aus palat-ion oder fald-ion, be- festigter, umpfahlter Ort.

Braunsberg, alt Preunsperch, Ort in Oestreich, vom kymr. bryn Berg. Neben dem hier genannten gibt es noch verschiedene andere Orte dieses Namens und derselben Bedeutung, so einer in Ostpreussen zwischen Elbing und Königsberg.

Braunschweig, alt Bruns-wig, Brunos-dorf, soll von einem Herzog Bruno gegründet sein, der nach der Meinung der Einen ein bayerischer Herzog war, wobeifreilich ein Bäthsel bleibt, wie er nach Ostfalen kam; nach Andern aber von den sächsi- schen Gaugrafen des Derlingaues ab- stammte. Schon Karl der Grosse

Braunsehweig.

kam im Jahre 775 an die Ocker, „die durch Brunswyk fliesst*, und von dem heiligen Bischof Swibert heisst es, dass er im 8. Jahrhundert nach Sachsen gegangen und in dem grossen Flecken Brunswyk gepre- digt und Viele bekehrt habe. Der Name Bruno kommt in jener Zeit mehreremale vor; der älteste be- kannte war ein Schwiegersohn Witte- kinds und Herzog in Engern. Sein Sohn hies wieder Bruno und war ebenfalls Herzog in Engern; der Sohn dieses zweiten hies Ludolf; dieser führte den Titel Herzog von Sachsen. Hiegegen ist aber zu be- merken, dass Braunschweig nicht in Engern liegt, und Bruno blos ein Titel, kein Eigenname war, denn er bedeutetvon braine (brennus, Hilde- brand) Fürst, Heerführer. Der Heer- führer der Ostfalen zu Karls des Grossen Zeit wurde Hezzo, Eitzel, Aette, der Alte benannt. Brunswig war zu Karls des Grossen Zeiten schon ein ansehnlicher Ort, sonst hätte die Ocker nicht durch densel- ben fliessen können, es kann also nicht erst nach Karl dem Grossen angelegt worden sein. Wyg bedeu- tet Dorf, Bruns kommt von braine Fürst; Braunschweig war demnach ein altkeltischer Fürstensitz (gleich Brannibur), oder eine Domäne, die allerdings von irgend einem braine oder Bruno angelegt worden sein kann, nur viel früher, als zur Zeit Karls des Grossen. Heinrichs des Vogelstellers Urenkel, Bruno (um diese spätere Zeit waren die altkel- tischen Titel oder Appellativa schon

Braunslage Breche.

Eigennamen geworden), Graf von Melverode und Hohenwart erweiterte die Stadt. Erst dessen Sohn Ludolf erhielt aber nach Kaiser HeinrichsII Tode die völlige Oberherrschaft über Brunswig und Tankwarderode, wo jetzt das Mosthaus steht; er starb 1038. Zur Zeit Heinrichs des Lö- wen bestand die Stadt aus fünf Weichbildern, nämlich aus der Alt- stadt, Neustadt, Sack, Hagen und dem alten Wick; 1177 zog Heinrich der Löwe eine Mauer um diose fünf Orte, von denen jeder vorher seine eigene gehabt hatte. Von Otto’s des Strengen Zeit oder von 1314 an ertheilten die Herzoge „ihren lie- ben Bürgern“ mancherlei Gerecht- same; trotzdem empörten sich die lieben Bürger zu verschiedenen Ma- len, und wurden 1492, 1542, 1550, 1553, 1605 und 1615 von ihren Herzogen vergeblich belagert; erst 1671 gelang es denselben, die Stadt dauernd in Besitz zu bekommen. Braunslage, Ort auf dem Harz im Quellgebiet der Bode, alt Brams- loche, Bergort, von dbryn, brann Berg und /oc Ort. Anderwärts steht logan, das Deminutiv von /oc, deutsch legen, z. B. Gardelegen. Im Engerlande gibt es einen Ort, der blos Lage heisst, ebenfalls von loc, Zac (Wiesloch, Durlach). Breberg bei Ewatingen und Brehberg bei Weier in der Eifel, beide von bre, bri Berg. Eine an- dere Form für bre, bri ist braid, daher die vielen Breitenberge. Breche, franz. Bachname, alt Briga, von braga Bach, und dies

291 Bredenarder Land Bregenz.

entstanden aus Dior und aha oder ach, was beides Wasser bedeutet und auf zwei ursprünglich verschie- dene, durch Eroberung vereinte Völ- ker und Sprachen hinweist.

Bredenarder Land, auch blos Arderland, von der Stadt Ardroes, dem Hauptorte der alten Grafschaft Guines, zu welcher auch Calais ge- hörte, also benannt. Das Ländchen war früher vlämisch, ist aber jetzt grossentheils französirt, namentlich in den Städten. Der Name Breden- arde ist ein Doppelname, der zwei- mal dasselbe bedeutet, denn Ardros, alt Arda ist Bergort, ar-dee, und bre-dun dasselbe. Man könnte Bre- den auch von bre-ton, Berg-wald, ableiten, da das Ländchen zum Theil noch auf oder an dem Bolenberge, pays de Boulogne, liegt.

Bregelthal oder Bergell, ital. Bregaglia oder Pregalia, Alpenthal im Norden des Comersees, gehört in seiner obern Hälfte zu Grau- bündten, in der untern zu Cläven, und mit diesem zur Lombardei. Die Einwohner sind Italiener. Der Name kommt von bre Berg und gil Was- ser, Bergwasser. Auch die Saone hies in Oberburgund früher Brigul. Der Pregel in Ostpreussen kommt dagegen vonbrag, breg Bach, gleich der Breg und Brigach bei Donau- eschingen, mit angehängtem il gross, im Gegensatz zu den kleinern nicht schiffbaren Bächen, welche in den Pregel münden.

Bregenz, lat. castrum Bregantia, alte Bergveste am obern Bodansee im Lande der ehemaligen Briganten

19”

Bregnitzbach Breisach. 292

oder Brixenten; Name von bri oder bre Berg und gann Voste, bei Bri- ganten mit angehängtem dae Leute. Die Bregenzer Aach, oder der Bre- genzer Bach heisst bei seinem Ur- sprung im Bregenzer Wald blos die Bregenz oder Brogez von bregan, Dem. von breg, brag Bach, hat also mit dem Namen der Stadt, ob- wohl völlig gleichlautend, nichts zu schaffen. Dieser Bach entspringt bei Tamiüls, dae-mael Ort oder Leute auf dem Berg; kann darum auch von braigh Berg und ais Wasser abgeleitet werden.

Bregnitzbach in Nassau, alt Brachysa. Die Endung nitz lautet zwar slavisch, aber diese Ashnlich- keit scheint zufällig, wie bei der Weschnitz, alt Wisgoz (uisge gäl.), bei Weinheim an der Bergstrasse. Der Name hat wohl denselben Ur- sprung wie die Bregez oder Bregenz am Bodensee, von bregan kl. Bach, oder von braigh Berg und ean Was- ser, entsprechend der Form brachysa, welche von braigh und ais, uisge Wasser herkommt.

Bregetio, je nach der Lage Was- serhausen, von Draga Wasser und dae, tio Haus, oder Berghausen von braighe Berg.

Breisach, alt Brisaga oder Mons brisiacus, einst Hauptstadt des Breisgaues; Name von bre, bri Berg und theagh Haus oder von braidh Berg und acha Veste. Der Felsen, auf welchem Altbreisach liegt, stand früher mitten im Rheine, da sich hier der OÖstrhein vom Haupt- rheine abzweigte und auf der Ost-

Breisgau.

seite des Kaiserstuhles durch das Moos der Ortenau zufloss. Nördlich von Breisach lag noch ein römisches Castell, wo jetzt Achkarren (von uchedd Bergbalde und caeran kl. Ort) steht, auf der Südspitze des Kaiserstuhls. Das ganze Mittelalter hindurch war Breisach der Schlüssel des Oberrheins, und bis gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts eine Reichsstadt. Auf dem Felsen steht eine schöne gothische Kirche. Die Stadt heisst Altbreisach, im Gegen- satz zu der von den Franzosen gegen- über im Elsas angelegten Festung Neubreisach.

Breisgau. Dieser Gau führt sei- nen Namen von der altkeltischen Veste Breisach; er füllt die Ecke ans, welche der Rhein bei Basel bil- det, vom Einfluss der Murg in den Rhein oberhalb Säckingenan bis zum Bleichbach unterhalb Kenzingen; landeinwärts bis an den Hünersedel und die Wasserscheide zwischen Donau und Rhein. Ehe der Gau ba- disch wurde, zerfiel er in folgende Haupttheile: der grössere Theil mit Freiburg, Waldkirch, Kenzingen, Endingen, Staufen und Breisach war östreichisch, der obere Theil mit Badenweiler, Kandern, Lörrach und Schopfheim bildete dagegen das Baden-Durlachische sog. Marg- gräfler Land oder die Herrschaften Röteln, Sausenberg und Baden- weiler; badisch war auch noch die alte Marggrafschaft Hochberg mit Emmendingen. Im obern Breis- gau waren Maalstätten zu Hagen- bach, Kirchheim und Ofnadingen,

Breisgau.

im untern zu Theningen an der Elz. Von den Herzogen von Zähringen kam der grössere Theil des Breis- gaues an die Grafen von Hochberg, welche denselben 1367 für 55000 Gulden an die Herzoge Leopold und Albrecht von Oestreich verkauften; 1803 kam der Breisgau an den vor- maligen Herzog von Modena, und 1805 durch den Presburger Frieden an Baden. Im obern Breisgau liegt das Wiesenthal, alt. Wisontal,

mit Lörrach, Schopfheim, Böteln.

(vergl. dasselbe), ebenso Sausen- berg; im untern Freiburg, alt Friburch, von den Zähringern ange- legt, Name also wohl deutsch, wenn man nicht an bri Berg denken will. Bei Freiburg liegt die Burg Zäh- ringen, alt Zaringa, auf einem Berge hinter dem Dorfe Zähringen; Name von forr Berg und incha kl. Veste, Verzäunung. Zahrten an der Treisam, alt Tarodunum, Bach- stadt, von fur Bach und dun Ort. Waldkirch, deutsch Kirche im Walde. Es war ein Kirchlein süd- lich von der Stadt, das vor etwa hundert Jahren abbrannte, welches dem Orte den Namen gegeben haben soll, indess kommt der Ort Walt- chilcha schon 920 vor. Chilche ist heute noch der Volksausdruck für Kirche, er kommt vom gäl. keal, cheal, was ursprünglich Vorraths- haus, Keller, Haus, und erst später Kirche bedeutete. Simonswald, Waldgebirgsthal hinter Waldkirch, von tom Wald und mmwnt Berg. Sexau, Thal und Ort, alt Seccho- sowa, von sceagh Buschwald, ais

293

Breitenbach.

Bach und ua Gegend. Siegelau, di-gil-aha kl. Bach. Hachborg,

verdeutscht Hochberg, alte Berg-

burg, einst Sitz der Markgrafen von Hochberg, von acha Wall, Burg. Kenzingen, alt Kenzingon, Berg- veste von kean Bergspitze und dain- gean Veste; über dem Städtchen liegen noch die Burgruinen. Riegel, alt Riegola amKaiserstuhl, ein alter Königshof, von re, ri König und keal Roller; Riegel war neben Zahr- ten und Breisach in keltischen Zei- ten der Hauptort des Gaues. Ach- karren, alt Achtekarle, von uchedd Berghalde, Aaer Ort und /i klein, es liegt auf dom Abhange des Kaiser- stuhles, karren gleich caeran, klein Dorf. Ihringen am Fusse dessel- ben im Feldland, von ire Feld und inka kl. Ort. Schafhausen, von sceagh Heckenwerk. Endingen, alt Endloinga, für ean-taingean Wasser-Donjon oder Wasser-Tübin- gen, Pfahlburg;; dieanderealte Form Endloinga kommt von ean-long Wasser-Ort. Der Ort war mit Grä- ben umgeben. Amoltern auf dem Kaiserstuhl, von e klein, maol Berg und tuar Dorf. Sasbach, di-ais kl. Bach. Krotzingen, alt Scro- zingun, von crota Park und dain- gean Veste oder inka kleiner Ort. Staufen, Stoufen, Bergburg von tob Berg, auf dem noch die Burg- ruinen liegen, und ion oder om Ort. Heitersheim, von adhras Wohnung.

Breitenbach, häufig vorkommen- der Bachname, bedeutetnicht breiter Bach, denn dann wäre er ein Fluss,

Breitenberg.

zudem sind die betreffenden Bäche nicht breit. Braga, das auch bran, braht, bracht lautete, heisst im Keltischen Bach ; daher die Braht- aha in der Wetterau und die Brachtbach ebendaselbst, letz- tere mündet in die Kinzig; die Braychtpag, jetzt Brobbach in Nassau; die Precht, ein Zufluss der Elz im Breisgau bei Elzach, sie durchfliesst das Precht oder Prechthal, von brac Thal; dann Breitenbrunn bei Dietfurt in Bayern, der Breitenbach bei Engel- hofen, ein anderer bei Betzingen, beide in Würtemberg; Praeiten- brunnen in Kärnthen; Breitenau und viele andere. Läuft der Bach durch Gebirgsland, bezw. durch enge Thäler, so kann der Name auch von bri Berg und tain Wasser, also Ge- birgswasser, abgeleitet werden. Breitenberg. Dieser Bergname bezieht sich nicht auf breite Berge, denn dies sind sie fast alle, sondern er kommt vom gäl. Draid Berg. In Baden und Würtemberg gibt es ver- schiedene Breitenberge, als bei Op- penau im Renchthale, bei Künzels- au und Ebersthal in Würtemberg, daselbst auch ein Dorf Breitenberg. Dann Breitwang (Bergpferch) und Breithorn (Bergspitze) in der Schweiz und Würtemberg; braite Wiese, ein Berg bei Derdingen; Breitkopf undBreitegg, Berge in Salzburg und Steyer; Breit- feld (Feld hier von /e/,, bel Fels- rand), Bergwald bei Widdern; die Breitbank, Berge bei Altheim und bei Eutingen; der Breitwa-

_ m

Breith Bremgarten.

sen bei Velberg, sämmtlich in Wür- temborg.

Breith, Drath, irisch Richter, kommt als Endung von Personen- namen vor, z. B. Albret, Albrecht, Oberrichter, ein Name, der übrigens auch aus Albert, Albrecht, grosser Sohn, versetzt wurde; er kann auch gr@ser Krieger bedeuten von raid- him rüsten, reisen (vgl. Vergobret).

Bremen, alt Bre-mon, zu deutsch Feldort, von bre, bri Feld, hochge- legener Landstrich, und man Stätte (vergl. Mannheim, Brie, Brabant u. 8. w.). Noch älter hies Bremen Asca-ling-ion, lat. Ascalingium, Wasser-Wiesen-ort; es bezieht sich diese Namenaform auf das Bremer Werderland. Hier schlug zu Karls des Grossen Zeiten der heilige Wil- lehad seinen Bischofssitz auf; es waren ihm zehn kleine Gaue unter- geben, die er aber in zwei, Wigmo- dia oder Wümmegau auf dem rech- ten, und Lorgau auf dem linken Weserufer vereinigte.

Bremervörde, soviel als Bremer- börde, denn dabei liegt auch die Lamstedter Börde. Börde als Land- schaft bedeutet Viehland, von buar Rindvieh und du Land; als Orts- name Viehhof, Viehhaus, von buar und dae Haus, gleich Borde, alt Borda bei Paris. Bremervörde liegt an der Oste, nördlich von Bremen, und gehörte das Vieh in alten Zei- ten dem Bremer Erzstifte.

Bremgarten, latinisirt prima Gu- ardia, Ort im Canton Argau an der Reuss, kam 913 an die Grafen von Altenburg und dadurch an die von

Brend Brenta.

Habsburg; 1415 wurde der Ort von Kaiser Sigismund an die Stadt Zü- rich verpfändet,, ebenso wie Mellin- gen. Prima guardia bedeutet erste Wache oder Grenzposten, vonghear, ger, corr Grenze und dae Leute, daher auch das franz. garder bewa- chen und dasdeutsche Garde; prima ist lateinisch, guardia aus dem Kel- tischen herübergenommen.

Brend. Die Brend ist ein Bach, der bei Neustadt in die ostfränkische Saale fliesst; er entspringt auf der Rhön am hohen Kreutzberge. Der Name bedeutet Bergwasser, von bre Berg und ean Wasser.

Brenner, Berg in Tyrol, latini- sirt brennus, von Dryn Berg; Bren- ner von bryn-ar Berg-gross. Die Anwohner des Brenner hiessen bei den Römern Pregnarii oder Breuni, bryn-ui, bezw. braighan-air, bei- des Berg-leute. Neben dem Brenner gegen Westen liegt der Hoch- grind, von grianan Bergrücken, und südlich der Wendenberg, von beann, Berg oder gmwind Wald.

Brennus, irisch braine Fürst, Hauptmann; so hiess bei den Rö- mern der Anführer der Gallier, als diese Rom zerstörten. Man könnte auch an Brennin König denken, was aber kimbrisch ist, und latinisirf, Brenninus lauten müsste, im Uebri- gon ebenfalls aus brain-an Fürst- mann, Hauptmann entstand.

Brenta, Gebirgsfluss im Venetia- nischen, alt Brintesia, von bryn Berg und «is Wasser, dasselbe, was Athe- sis oder Etsch, nur steht hier statt dryn das gleichbedeutende «ish.

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Brenzgau Brescia.

Brenzgau in Schwaben, Augs- burger Sprengels, umfasste der Hauptsache nach den hohen Land- strich nördlich von der Donau, den man sonst das Hertfeld nennt, aber bis herabzurDonaumit Lauingen, alt Lougingen, von /ua Wasser und inka kl. Ort, auch po-mo, bi-mo kleiner Ort; Dillingen, alt Dilin- gen, von di klein und Jong Ort; Giengen, voncoichean, Deminutiv von coiche Ort, nasal oder schwä- bisch ausgesprochen; Heiden- heim, von aidhean kl. Ort; Ne- resheim, von aras Ort mit vorge- setztem n, wie bei Nürnberg, Nori- cum; Schneidheim, alt Sneiten, von snuadh Bach und om heim; Herbrechtingen,Grossbergburg von er gross, braighe Bergrücken und daingean Veste, Donjon; Fai- ningen, alt Faeniana, von /uinne Feld und inka kl. Ort; Lonsee, alt Adlunam, d. b. an der Luna oder jetzt Lontel, Nebenfluss der Brenz, Luna von /u-ean kl. Wasser, Lonsee gleich /u-ean-dae, Ort am kl. Was- ser. Der oberste Theil des Brenz- gaues bei Weissstetten hies Flin- gau, von biaenhöchster Theil eines Gebirges. Der Brenzgau selbst führt seinen Namen vom Brenzbach, und dieser von Dbre-ean Berg-wasser. Gaugrafen waren die Grafen von Kyburg und Lechsgemünd, von denen die spätern Grafen von Dillingen abstammten.

Brescia oder Wälsch-Brixen, lat. Brexia oder Brixia, Stadt zwi- schen Verona und Mailand, wurde angeblich von dem gallischen Heer-

Breslau.

führer (Brennus), der Rom zerstörte, neu erbaut, erhielt unter den Rö- mern Bürgerrechte, hatte im Mittel- alter verschiedene Herrn und wurde 1426 Venedig unterworfen. Nörd- lich von Brescia ist das Trompia- thal (druimh, drom Bergrücken) mit Eisenwerken, das seinen Namen von den tuskischen Trompilinen, d. h. den in Bergorten wohnenden Zeugschmieden (Jin, lon Ort) führt; Hauptort darin Gordone (gardan kl. Veste). Die ganze Gebirgsland- schaft zwischen der Etsch und dem Langensee war übrigens früher tus- kisch, so auch das Sabbiathal und die Riviera, ein fruchtbarer Strich auf der Westseite des Gardasees mit Salo und Toscolano; es werden jetzt noch hier viele etrurische Ge- räthe gefunden. Die alten Brixen oder Brixenten, auch Briganten waren ein Berg-Volk, von welchem sowohl Bregenz im Vorarlberg, Brixen in Tyrol als Brescia ihre Namen erhalten haben könnten; in- doss bedeutet Brescia mit seinem alten Bergschloss Brixia weiter nichts, als eben Bergschloss, Berg- haus, Bergstadt, und zwar die Form Brixia von braigh Berg und tio, dae Haus, Brixen dagegen von braigh und dion oder dun Burg, Stadt, und Bres-cia von braiht Berg und dae, tio Haus, lauter kel- tische Formen, die neben einander gebraucht wurden, und wesentlich dasselbe bedeuten.

Breslau, alt Wrazlavia, Brazlava, Drazlau, Schlesiens Hauptstadt am Einfluss der Olau (e-/ua kl. Wasser)

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Bresse Brest,

in die Oder, in einer sumpfigen Nie- derung, daher der Name Wasser- schlupf, Wasservoste, von Draht (gleich bracht, Braga, Vorstadt von Warschau an der Weichsel) und liub, loib, leben, Jow, law Stätte in einer Wasser- oder Sumpfocke (und dies von Ze Stätte undabAh Wasser) ; Schlupf, s/ub ist die gezischte Form für liub, oder gleich di-Jiub kleiner Schlupf.

Bresse, lat. Brexia, burgundi- sche Landschaft, dann sammt Sa- voyen zum deutschen Reiche gehö- rig, auf dem waldigen Westabhang des Jura mit der Hauptstadt Bourg. Die Bresse wurde 1501 mitder Land- schaft Bugey (Hauptstadt Belley) von Savoyen an Heinrich IV von Frankreich gegen das Marquisat von Saluzzo abgetreten, und bildet jetzt das Ain-Departement. Der Name bedeutet, je nachdem er von den Bergen des Jura oder dem westlich davorliegenden Sumpflande ausging, entweder Bergland von draighe oder braidh Berg- oder Wasserland, von brahd Wasser, beide Male mit ia, ua Land.

Brest, Kriegshafen in der Bre- tagne, alt Brivates portus, Hafen der Leute in der Wassergegend oder auch Gesobrivate, Burg dieser Leute. Bri von bro, bri Gegend, vat von Dais Wasser und es von eis Männer, geso von cas, ches Veste. Die Insel Ouessant, westlich von Brest, hies Uxantis insula, d. h. Oceans Insel, von ug, aighe hoch oder tief und ean Wasser, also Tiefwasserinsel; aus aighean, ughean wurde Ocean.

Bretagne.

Auf dieser Insel wird das Altkeltische noch am reinsten gesprochen. Eine andere Insel Sein (alt Sena, von fain Wasser und ua Land, oder von di klein und in Insel), war ein Hauptsitz der Druiden, mit alten Steindenkmalen, wie bei Carnac, wo noch an 4000 aufrecht gestellte Felsenblöcke vorhanden sind.

Bretagne, la Bretagne, Land- schaft in Westfrankreich, hat ihren Namen von den keltischen Britonen oder Britten, welche ursprünglich in England ansässig, von dort durch die Angelsachsen vertrieben wur- den; die letztern hatten die Britten selbst gegen die ihnen stammver- wandten Picten und Scoten zu Hülfe gerufen, da sie mit denselben in be- ständigen Kriegen lagen. Dies ge- schah um die Mitte des 5. Jahrhun- derts. Die Bretagne war früher von den Armorikern besetzt, einem eben- falls keltischen Stamme. Schon zu Ende des 5. Jahrhunderts unter- warfen sie sich Chlodwig dem Frankenkönig. Karl der Grosse hielt hier eine Flotte gegen die Normänner. Unter Karls Nachfolgern machte sich die Bretagne wieder unab- hängig, und hatte eigene Grafen und Herzoge. Die letzte Herzogin Anna ward die Gemahlin Karls VII, dann Ludwigs XII, ihre Tochter Claudia vermählte sich mit Franz I, wodurch die Bretagne 1532 mit Frankreich vereinigt wurde.

Zur Bretagne gehören Rennes, früher Hauptstadt der Rhedonen, Geburtsort Duguesclin’s (F 1380), von rhat Burg und duin Leute, und

297 Bretenbach Bretten.

Carhaix oder Keraes, Geburtsort Latour d’Auvergne’s, der also ein Bretagner und kein Auvergnate war, von caer Ort und eis Leute, also beides Stadtleute im Gegensatz zu den Landleuten oder Bewohnern des bri-tan oder hohen Feldlandes, gleichbedeutend mit Brabant. Nimmt man Bretagne für bre-ton-ia, 80 bedeutet es hoch-Wald-Land oder Waldland auf der Hochebene. Im mittlern Frankreich kommt dem ent- sprechend ein for6t de Bretonne, alt brotona sylva vor. Die Bretagne be- steht in der That meist aus hoch- gelegenen mit Gestrüpp bewach- senen Haidestrecken; fon oder fwyn ist Haidewald, niederer Tannenwald.

Bretenbach, alt Breitenbach im Elsas, deutsch Bergwasser, von bre Berg und tain Wasser, oder von braht-an Bach-klein.-

Brett oder Bord, im Kimbrischen bwrdd, im Irischen bord, hier so- viel als Tafel, Tisch. Cambord, krumme Planke, kymr. camfwrdd, auch cambotta; Backbord, klei- nes Brett, von beaghk klein. Mit Bagbord bezeichnet man jetzt die linke Seite des Schiffes, mit Steuer- bord die rechte.

Bretten, alt auch Brettenheim, Städtchen im Kraichgau, und zwar in dessen Unterabtheilung, dem Salz- gau. Hier wurde Philipp Schwarzerd, gräcisirt Melanchthon, in einem Hause am Markte geboren. Name von Draidh Berg und dun Ort. In der Nähe liegen noch Gochsheim, von coiche Wohnstätte, Küche; Heidelsheim, athail, astail,

Breunen Brie.

franz. hötel, hohe Wohnung, ais- dail; dann Eppingen von aoibh Erbgut, Dem. aoibhan, Hilsbach soviel als Elzbach, von alt Bach. Der Kraichgau war der Grenzgau von crioch Grenze, entweder zwi- schen Franken und Alemannen, bezw. Schwaben, oder in noch früherer Zeit zwischen den vom Main her andrängenden Alemannen und den südlich vom Kraichbach noch eine Zeitlang stehen gebliebenen Römern.

Breunen oder Prognaren, An- wohner des Brennerberges in Tyrol, namentlich auf dessen Nordseite. Beide Namen bedeuten Bergvolk, der zweite von braigh bezw. bryn Berg und air odergwr, Plural gwyr Leute; Breuni von broin Borg, wi Leute.

Breusch, ein Bach, der im Stein- thale in den Vogesen entspringt und bei Strassburg in die Ill mündet. Der Name bedeutet Gebirgsbach, von bre Borg und uisge Wasser.

Briancon, kleine Voste in den französischen Alpen an der piemonte- sischen Grenze, alt Brigantio, gleich Bregenz, von braigh Berg, braighan kl. Berg (oder an Leute) und tio Haus, also Haus, Burg auf dem kl. Berg, oder Burg der Bergleute.

Brie, der südöstliche Theil Fran- ziens oder der Ile de France, das heisst des Tertiärplateaus, in dessen Mitte Paris liegt. Die Brie ist eine durch viele Thalrisse gespaltene Hochebene, durch welche eine Menge Gewässer, z. B. die Marne der Seine zufliessen. In den Thälern ist guter Wiesenboden, daher starke Vieh-

Brieg Briel.

zucht; der fromage de Brie ist in Paris sehr beliebt. Hauptstadt der Landschaft ist Melun; der Name Brie kommt von dem gäl. bri oder bra Hochebene. Bei Cannstadt am Neckar gab es auch eine Bryn, so hies nämlich die Ebene um Cann- stadt, die jetzt Brag, auch Prag ge- nannt wird, was an die Form Bra- bant oder Brach-bant erinnert.

Brieg oder Brig, gälisch brog und Drug, versetzt statt Burg, kommt in Spanien häufig vor bei alten keltiberischen Städtenamen, als: Turobriga, Wasserburg, von dur Wasser; Mirobriga, Berg- burg, von mir, maor Berg; Nerto- briga, Starkenburg, von neart Stärke, Nerf; Segobriga, von teagh Haus, Burghausen; Laco- briga, dasselbe, von Zac, loc Wohnort; Arcobriga, auch Argo- briga, Arrobriga, Herrenburg, von eurr, earc Herr; Juliobriga, Burg des Julius, wenn nicht latini- sirt für 0i/l Fels, dann Felsenburg. In Deutschland kommt Brieg als Ortsname im Wallis und in Schle- sion vor.

Briel oder Brielle, franz.1a Brille, alte Veste auf der Insel Voorno oder terre de Voorn (bior-nae oder fuar- nae Wasserleute, Franken und nicht vorderes Land) an der Mündung der Maas in Holland. DerName bri-al be- deutet Barg-gross, bri hier versetzt für bwr Burg, welches seinerseits ebenfalls oft in Brug, Brügge und Brücke versetzt wurde. Von dieser Burg mögen einst die/uar-nae, Voor- ner oder /uar-an, Franken gegen Bel-

Brienne Brigach.

gien ihre Raub- und Eroberungszüge gemacht haben, gerade wie von hier aus 1572 die Seegensen ihre ersten Angriffe auf die Spanier unter Her- zog Alba unternahmen. Auf der Insel Voorne liegt noch der Ort Beyerlant, von buar Rindvieh und /ann Schuppen. Als Name einer Gegend bedeutet Briel oder Brühl grosse Hochebene bri-al, als Bergname hoher Borg, von bre- al und alsBachname, Broel (Wald- broel bei Andernach), Bergwasser bre-lua.

Brienne, alt Breona oder Briona, zu dentsch Hügelwohnung, von bdri Hügel und ion Wohnung. Die Stadt liegt an der Aube, und entstand aus einem Bergschloss, jetzt Brienne le Chäteau, im Gegensatz zu Brienne la ville, welche am Fusse des Hü- gels liegt. Brienz im Berner Oberlande, am steilen Brienzer Grat gelegen, ist entweder nur die ge- zischte Form für Brienne, oder kommt von Dri-ean-aidhe Berg-wasser-ort.

Brigach. Die Breg und die Bri- gach, Bäche bei Donaueschingen, haben denselben Namen; dreg, brag, brah, auch braga, bedeuten Bach; bei Brigach wurde noch das deutsche ach angehängt, um sievon der Breg zu unterscheiden; durch ihren Zusammenfluss bei Donau- eschingen bilden sio die Donan; die Quelle, welche im fürstlichen Schloss zu Donaueschingen entspringt, und als Ursprung der Donau gilt, ist viel kleiner als die Breg und Brigach, welche weiter westlich im Schwarz- wald entspringen.

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Brigand Bristol.

Brigand, jetzt Freibeuter, ur- sprünglich Bergmann, von braighe Berg und an Mann. Daher auch die Brigiani bei Plinius, und die Bri- gen, Phrygen, auch Fregen in Kleinasien, desgl. bei Bregenz, Brixen und Brescia in oder an den Alpen.

Brigels, alt Bregelum, Ort in Graubündten auf einem Bergrücken, alt brigel, bri Berg und keal Zelle, Keller, Vorrathshaus.

Brillonvllle, alt Brillonivilla, Ort in Lothringen, deutsch Berghausen, von bre, bri Berg und /on Wohnung.

Brilon, Ort im Sauerlande, Berg- wohnung, von bri Hügel und /on Wohnung.

Brink bedeutet im Engerlande soviel als Anhöhe, so ein Katten- brink an der engerschen Werra und dem Begeflüsschen. In Cassel heisst ein alter Stadttheil „auf dem Brink“; er liegt im Innern der Altstadt et- was über dem Ahnebach. Der Name kommt vom kimbr. bryn Berg, mit angehängtem k, gerade wie dies bei Berg bezw. braigh der Fall ist, dessen einfachere Form bre, bwr oder bar lautet. Eine andere An- höhe in Cassel hies der Preul oder Breuel, auf welchem jetzt die Castinalsgasse nach dem Kratzen- berge ansteigt, von Dre Hochfläche, al gross, breit (vergl. Brühl).

Brioude, Städtchen in Frank- reich, in den Alpen, alt Bridda, zu deutsch Berghaus, von briBerg und dae Haus.

Bristol, Stadt am Avon, alt auch Bricgston, zu deutsch Wasserburg, von brag, Draht, auch brig Wasser

Britania.

(brigach und breg Donauquellen), und dolbezw. din, dun Burg, Stadt; beides gezischt s/o/, ston, deutsch Stein. Der Avon kommt von abhainn Wasser. Lag über Bristol eine Burg auf einer Höhe, so kann Bris auch von braidh Berg herkommen. Britania oder Britannia, alt- deutsch Bretland. Darunter ist zu- nächst England zu verstehen, mit Ausschluss Schottlands. Weiter kommt der Name vor in der Bre- tagne im westlichen Frankreich, und ‚endlich wohnten Britanni am Ausfluss der Somme in der Picardie. Der Name besteht aus Drit-an-ia und bedeutet erstlich See-leute-land. Brit nämlich ist die weichere Form für das kimbrische /rwd Wasser, (Phrat, Euphrat). Die härtere ist in Frisen oder Fridden übergegan- gen. Für die Bretagne muss man dagegen eine andere Abstammung annehmen, obwohl es Thatsache ist, dass ein Theil der Einwohner dieses Landes vor den Sachsen aus Eng- land sich herüberflüchtete. Dies ge- schah aber erst um die Mitte des 5. Jahrhunderts nach Chr., und muss die Landschaft doch schon vorher einen Namen gehabt haben. re, bri (Brie bei Paris) bedeutet sowohl Berg als Hochfläche, fon ist niederer Haide-Wald, darnach wären dieBre- tons die Bewohner eines hügeligen oder hochgelegenen Haide- und Waldlandes. Statt ion Haidewald kann man auch tan Land, also flaches Bergland herbeiziehen. Vor der Einwanderung der belgischen Wäleser in England hies dieses

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Brixen.

Dumnonia oder Dumna, d.h. Land der Waldleute, von taom, tom, tumb Wald und nae Leute; nach- dem das mittlere England von die- sen Belgen erobert war, blieb Dumna blos auf Cornwall sitzen. Dumna und breton wären in diesem Sinne, d. h. als Waldland, gleichstehend, und darnach müsste auch das eng- lische Bretland als Waldland erklärt werden. Nun bedeutet /aom aber auch Wasser, so dass man /aom-nae gleich Frisen oder Fridden für See- loute auffassen kann; dadurch er- hielte die Annahme, dass Britten soviel als Frisen sei, eine Stärkung. Endlich aber nannten die Angel- sachsen, nachdem sie England bis zum Severn erobert hatten, die jen- seits in den Bergen von Wales gegen sie noch in Waffen stehenden Bel- gen ebenfalls Brittas, Brettas, Bryttas, auch Bretene, latini- sirt Britones, und dies bedeutet von bri Berg, tan Land und eus oder duin Leute soviel als Bergleute, Berglandsbewohner. Aus dieser Zusammenstellung ergibt sich, dass weitverbreitete, in vielfachen For- men vorkommende Namen auch viel- fach erklärt werden müssen, trotz- dem dass im Laufe der Zeiten sämmtliche Formen in eine zusam- menschmolzen, wobei ihre viel- fache Urbedeutung abhanden kam. Die heutigen Wäleser nennen sich Brython, ihre Sprache brytho- neg-gymruain (britonica-cumbri- ca), denn sie gehören zum Stamme der Kymbern.

Brixen, lat. Brixina oder Brixia,

Brixenthal Brocken.

gleich Brescia, von braigh Berg und dun Ort (vergl. Brescia). Die Brixenten oder Briganten be- wohnten das ganze Norithal, nicht blos den Ort Brixen; ihr Name kommt daher nicht von letzierem, aber ebenfalls von braighe Berg und an Leute.

Brixenthal oder Brühsenthal, gehörte früher zum Erzbisthum Salz- burg, ist aber jetzt mit Tyrol ver- einigt, liegt übrigens nicht bei Brixen im Norithal, sondern nordöstlich vom Zillerthal, das ebenfalls früher salzburgisch war, und nordwestlich vom Pinzgau. Das Thal begriff das Capitel Rattenberg (rhat oder rudhan Berg) mit Brixenlek (Bergort, von braighe-loc) auch Prisslek, von braidh Berg und /oc

Ort; Thierbach, gleich Turbach,

von tur Bach; Kundel, grosser Wald, voncunt, gwydd, coedWald und il gross; Witschenau, Thal- gegend von Wergl aufwärts bis Brixen, vongwydd Wald, ean Wasser und ua Land; Bruck, alt Brixina, auch Brixen geschrieben, von braigh- ion Bergort. Der Name des Brixen- thales selbst kommt entweder von diesem braigh-ion, oder direct von braighe Berg.

Brocken. Im Gälischen bedeutet braigh oder brugh Berg oder den höchsten Theil einer Gegend; der Brocken aber ist die höchste Kuppe des Harzes; bruighin, Deminutiv von bruyh, hat den Nebenbegriff, dass auf einem solchen die Feen wohnen, denn brugh bedeutet auch Burg, bezw. Bergwohnung. Aus den

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Brögelbach Brogen.

keltischen Feen wurden in christ- licher Zeit die Hexen, die auf dem Brocken oder Blocksberg in der Walpurgisnacht zusammenkommen. Aillse, deutsch Else, bedeutet im Gälischen ebenfalls Fee, daraus könnte Ilse, der Name des Baches, der vom Brocken herab gegen Nor- den läuft, entstanden sein, wenn man nicht die nähere Ableitung von alt Bach (gleich Elz) vorzieht.

Brögelbach bei Bekum in West- phalen, Bergwasser; bre Berg und gil Wasser.

Brösen, Dorf bei Leisnig in Ober- sachsen , ebenso Priesen, dann die slavisirten Formen Briesnitz, Priess- nitz, sämmtlich Orte auf oder an Bergen, deshalb in Priessnitz die Wasserheilanstalt der Bergquellen wegen; braid bedeutet im Irischen Berg, braidan kl. Berg, braid-dun Bergstadt, braidan-aidhe (woraus Priessnitz) Ort am oder auf dem kl. Berg. Nach dem Wendischen er- klärt, wäre Brösen Birkenstadt, von breza Birke, brezina Birkenwald. Geschlossene Birkenwälder gab es in alten Zeiten so wenig als jetzt, und nach einzelnen Birken mag sich schwerlich ein Ortsname gebil- det haben, zumal in ältester Zeit die Baumarten gar nicht in der Weise unterschieden wurden, wie e8 heute unsere Forstleute thun. (Vgl. hierüber die verschiedenen Wald- namen.)

Brogen, Berg im Schwarzwald, heisst auch Brogach, vom gäl. brughach, hoher Berg, zusammen- gesetzt ausbrugh, braigh Berg und

oo ——

Brogmann Bruchsal. 302 Bruckberg Brukterer.

aighe hoch. Die Wasserscheide des Rheins uud der Donau zwischen Vil- lingen und Hornberg im Schwarz- wald heisst auch der Brogen, das- selbe wie Brocken, höchster Theil eines Gebirges.

Brogmann, zunächst so viel als Burgmann, denn brog ist versetzt Burg oderBerg. Zrugh bedeutet im Irischen jetzt noch Palast, Horren- haus; die Verkleinerung druighin, kleines Schloss; dann bedeutet bruighe freier Bauer, wohl des- halb, weil dieser ursprünglich nur durch Befestigung seines Wohnorts frei bleiben konnte; beide Bedeu- tungen fallen also zusammen. In Friesland hat sich der Name Brog- männer bis in die neueren Zeiten erhalten, und zwar im Brogmer- lande. Der Personenname Brogi- mara ist Dienerin des Herrn, von maor Diener, maora Dienerin. Brogimalus hat gleiche Bedeu- tung, von maol für maor. Beide Namen auf Iuschriften in Oestreich.

Bruchhausen, Ort bei Ettlingen, desgl. bei Heidelberg, vom gälischen brog Haus, Burg.

Bruchsal, einst Hauptort des zu Speier gehörigen Bruhrains, mit dem bischöflichen Schlosse, in wel- chem jetzt ein Obergericht seinen Sitz hat. Kaiser Heinrich III. schenkte 1056 die Stadt dem Bi- schofConrad von Speier. Bei Brach- sal liegt das alte Hardschloss Al- tenburg, später bischöfliches Jagdschloss. Zum Bruhrain gehö- ren noch Langenbrücken, Min- golsheim und Kisslau (eben-

falls ein altes Hardschloss), das von dem deutschen Gegenkönige Wil- helm von Holland 1249 dem Hoch- stift Speier geschenkt wurde, und jetzt als Staatsgefängniss dient. Der Name Bruchsal ist derselbe wie Brüssel, und wird beim Volke auch wie dieses, nämlich Brusel ausge- sprochen. Brog, brug, brugkh ist versetzt für Burg, und sal bedeutet gross. Bruchsal hatte bis zum 11. Jahrhundert einen königlichen Hof. Auch in der Lombardei gibt es ein Brusella. Kisslau, in einem Sumpfe gais-Ile Wasserstätte, Min- golsheim, min klein, keal Vor- rathshaus, wenn nicht von giol Bach,

Bruckberg in Bayern, alt Bruok- berg, soviel als Brockenberg, von braigh oder brugh Berg.

Brnkterer, alter Name der Be- wohner des Boroctragaues (vergl. diesen) oder des Hellweges in West- phalen; sie nahmen Antheil an den Kämpfen gegen die Römer, lieferten den Franken Hülfsschaaren gegen Kaiser Constantius, wurden aber schliesslich von den Sachsen unter- worfen, und kämpften mit diesen in Attila’s Heer auf den Catalaunischen Feldern. Sie traten früher als die deutschen Sachsen zum Christen- thum über; Beleg, dass sie als Kel- ten den Ermahnungen der irischen Apostel zugänglicher waren als die ersteren, welchen e& sogar gelang, die neue Religion wieder gänzlich auszurotten, worauf sie von Karl dem Grossen zum zweiten Male mit Feuer und Schwert wieder einge-

Brudertheilung Brugg. 303 Bruggeheim Bruhrain,

führt wurde. Carl, nördisch Jarl kommt von earr-al Herr- gross. Die Franken selbst, wenigstens die salischen , waren zu einem Theile kimbrischen Blutes, daher ihr kirch- licher Eifer, der zugleich als Deck- mantel für ihre Eroberungssucht diente.

Bruderthellung. In Gallien und in den römisch gewesenen Land- schaften Deutschlands theilten die Kinder das väterliche Gut nach rö- mischer Weise; der ältere Bruder machte die Theile, die jüngern wähl- ten ihre Antheile darunter aus. In den Ländern, die nie römisch waren, blieb die altkeltische Sitte der Erb- theilung, es machte der jüngste Bruder die Theile, und die älteren wählten. Diese Sitte bestand noch im 15. Jahrhundert in Thüringen, und im 12. in Wäles. So theilten z. B. die Landgrafen Friedrich und Wilhelm in Thüringen ihre Lande.

Brugg, Stadt im Canton Argau, mit einer aus Einem Bogen beste- henden alten Brücke, welche über die hier zwischen den Kalkfelsen sich eng durchdrängende Aar führt. Der Ort gehörte früher den Grafen von Habsburg, nachmals den östreichi- schen Erzherzögen, denen er aber 1415 wegen der dem Papste Jo- hann XXIII gewährten Freistätte auf Befehl Sigismunds und der Kostnitzer Kirchenversammlung von der Stadt Bern entrissen wurde. Der Name Brugg soll von der Brücke herkommen; ob aber der Ort nicht schon vor dem Bau einer solchen vorhanden war? Jedenfalls bedeutet

Brugg, Brügge (in Flandern) ebenso gut Brücke wie Burg, denn die ersten Brücken waren befestigt schon wegen der Zollerhebung.

Bruggeheim oder Brüggen im Leinethal unter Alfeld, ein altes Castrum, daher der Name, denn brugh, bruigh bedeutet im Gäli- schen Burg, Fürstensitz. Oberhalb Bruggeheim liegt Duingen, dain- gean, ebenfalls eine alte Voste, wie der Name bezeugt.

Bruhrain. Der Bruhrain in der Pfalz ist das Ufer des alten Bettes des Ostrheins, der noch im 6. Jahr- hundert bei Rastadt, ja schon bei Breisach sich abzweigte, und bei Schwetzingen in den Südarm des Neckars sich ergoss. Er ist jetzt grösstentheils ausgetrocknet, jedoch, namentlich bei Bruchsal noch sehr bruchig, und bildet bei hohem Was- ser langgestreckte Seen. An diesem Bruhrain liegen eine Reihe Dörfer und Städte, die jedoch nur im frän- kischen Gebiete, namentlich soweit dasselbe zum Bisthum Speier ge- hörte, noch als „am Bruhrain“ be- zeichnet werden. Sonst gehörte der Bruhrain, als Landstrich aufgefasst, zum Kraichgau; er erstreckt sich zwischhn dem Hügelland dieses Gaues im Osten und der Sandplatte des Hardtwaldes im Westen von Weingarten über den alten Königs- hof Bruchsal, dann über Langen- Brücken und Mingolsheim bis gegen Wiesloch. Im Gälischen bedeutet breoch oder bruach Band, Hoch- ufer, dasselbe was Rain; letztere Sylbe ist hier die Uebersetzung der

Brügge Brühl.

erstern. Der Name Bruhrain kommt für solche Raine oder alte Rheinufer auch bei Rastadt, bezw. Sandweier als Bruch- oder Brüchrain vor; eben-

sobeiHausen undMassenbach. Bre-

och selbst ist wieder aus Dre Berg, Anhöhe und oiche Wasser zusam- mengesetzt.

Brügge, alt Bruge, Brugä, vom gäl.brug, versetzt statt Burg, fostes Haus. Brügge ist die Hauptstadt von Westflandern oder dem westli- chen Theile von vlämisch-Flandern; der hiesige Bischof war früher Erb- kanzler von ganz Flandern. Die Brügger waren im Mittelalter eben- so reich und übermüthig wie die Genter. Im Jahre 14883 lockten sie Maximilian, den Gemahl ihrer Lan- desfürstin Maria von Burgund in die Stadt, setzten ihn gefangen, und folterten und onthaupteten mehrere seiner Anhänger. Nach vierthalb- monatlicher Gefangenschaft wurde der Kaiser gegen die härtesten Be- dingungen wieder freigelassen. In- dess war Maximilians Vater, Kaiser Friedrich, mit 15000 Mann Reichs- truppen herangerückt, zwang Brügge durch Hunger zur Uebergabe und lies 40 der Rädelsführer hinrichten. Brügge hatte in Flandern nach Gent den Rang, die dritte Stadt war Ypern, dann kam das freie Land mit Ostende.

Brübl wird gewöhnlich als8umpf- land oder Bruch gedeutet, eine An- nahme, die aber gewöhnlich nicht passt, so namentlich nicht auf den Brühl, auf welchem der über der Pleisse-Niederung gelegene höhere

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Brüssel.

und verhältnissmässig jüngere Theil von Leipzig erbaut ist; denn der Ur- anfang dieser Stadt ist in einem be- festigten Sumpfwinkel, /iub, hart an der Pleisse zu suchen; der Brühl oder die Strasse „auf dem Brühl“, wie man gewöhnlich sagt, liegt höher als diese Sumpf-Niederung und bildet den Rand einer Hoch- ebene, die von hier sich östlich weit in das Land erstreckt; bri-al be- deutet aber grosse Hochebne. Das Weitere s. unter Briel.

Brüssel (Bruchsal), französisch Bruxelles, alte Hauptstadt von Bra- bant, jetzt von ganz Belgien; die Mundart des Volkes ist hier noch vlämisch, wonigstens bei den untern Ciassen, während das Französische bei den höhern Schichten schon des Wallonischen wegen, das wenige Stunden südlich von Brüssel be- ginnt, stark im Gebrauch ist. Zur Zeit der brabantischen Herzoge war Brüssel zwar Sitz derselben, dem Range nach war aber Löwen die erste, Brüssel die zweite Stadt. Seit Kaiser Karls V Zeit war sie stets Sitz der Statthalter. Eine Viertel- stunde von der Stadt nach Südosten zu beginnt der Sonje-Bosch, ein 8000 Morgen unfassender Wald, der früher viele Dörfer, Klöster, Abteien und Einsiedeleien enthielt, und die Sprachgrenze zwischen dem Vlämi- schen und Wallonischen bildet. Der Name Brüssel kommt wie der. von Bruchsal vom gälischen brog, brug, brugh, soviel als Burg und sa/gross; Brüssel bedeutet sonach Gross- Brügge. Der Sonje-Busch ist

Brummat Bruno.

kein Sonnenwald oder sonniger Wald, sondern Sonje kommt von for oder son Wald, Tannenwald und wa Land, ähnlich dem Soonwald auf dem Hundsrück und dem Taunus (zu deutsch Wald-hoch) im Rheingau. Brummat oder Brumt, latinisirt Breucomagus, Städtchen zwei Stun- den von Strassburg, aber nicht un der Breusch, sondern an der Zorn, einst Hauptstadt der Tribocker, eines zu Cäsars Zeiten hier hausenden Stammes, der, wenn er deutsch war, die frühern keltischen Orte besetzte, und wie im Gau der Nemeter und Wangionen, deren Namen beibehielt. Ausser Brumt hatte dieser Stamm auch noch südlich von Strassburg die Stadt Elcebus inne. Der Name Tribocker ist keltisch, er kommt von dry oder dair Eiche, Wald, und bac, boc, buach Bergrücken, wie bei Melibokus. Darnach müssen die Tribocker auch die vom Rheine rückwärts liegenden Waldhöhen be- wohnt haben, während die Nemeter weiter nördlich mehr am Rheine sassen. Brocomagus, Breucomagus, Bruomagat bedeutet Breuschfeldort, von bruisge Bergwasser (bre Berg und uisge Wasser), magh Feld und ais Ort, ois Burg (vergl. Borbeto- magus oder Worms), Die Form Brummat kann auch auf bre-ean- modh Berg-wasser-hof zurückge- führt werden, und Bruom-agad hat als Schluss achadh, was dasselbe wie magh, nämlich Feld bedeutet (vergl. Eichsfeld und Hagsfeld). Bruno gleich draine Anführer, brennus. Die ältesten Führer der Deutsch-kelt. Wörterbuch,

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Brunslar Brsese.

Sachsen gegen die Franken hiessen meist Bruno, d. h. ihr Titel lautete also, wurde aber allmälig Eigen- name, als die Bedeutung desselben bei den Deutschen verloren ging. Hildebrand, Hillbrand, Höllebrand kommt von giolla-braine und be- deutet Gesinde-meister.

Brunslar, Ort in Hessen, zu deutsch Bergtenne, von bryn oder broin Berg und Zllawr Platz, Tenne.

Brunst, eine Berggegend an den Quellen der Altmühl im Firgundwald zwischen Ansbach und Rotenburg; von bryn, broin Berg und aith, ais hoch, dasselbe was Brand, oben- falls häufiger Bergname.

Bruntrut, franz. Porentruy, Stadt im Els- oder Alsegau, einem Theile des Leberbergs, im Jura, gehörte wie der ganze Leberberg einst zum Hochstifte Basel, wurde von 1529 an, als die Baseler sich reformirten, Sitz des Bischofs, und ist jetzt Hauptort des Berner Jura. Die Sprache der Bewohner ist franzö- sisch. Der Name Porentruy kommt von bryn, broin Berg und tre, tri Ort, Stadt; iry ist eine Abkürzung aus treabh, treadh, dreas, daras, woher die von den Deutschen ange- nommene Form Bruntrut stammt. Brun kann übrigens auch von dbraine Fürst herkommen, als Sitz des Gra- fen im Elsgau.

Brusson, alt Bruscio, Brustio, Fluss in Frankreich, deutsch Berg- strom, vom gäl. bri Berg und uisge Wasser.

Brzesc, am Bug, Ort der Fresiti

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Buccinobanten Buchara. 306

oder Waldleute, von /ridd Wald und sidhe Ort,

Buccinobanten, Bergrückenbe- wohner, latinisirter Name, entstan- den aus dDuach Bergrücken, on Mann, Leute und bant Feld, Land (Brabant, Osterbandu. s.w.). Andere leiten den Namen vom lateinischen buccina Hirtenhorn ab, und än der That mögen die Römer bei dem ihnen unverständlichen keltischen Namen Buchonia an buccina ge- dacht und darnsch den Namen ver- unstaltet baben; aber ein V.olk von Trompetern!? Rommel in seiner hessischen Geschichte zieht, um dieser Auffassung etwas Halt zu geben, den Trompeterberg bei Wies- baden herbei; ebenso denkt: er bei den benachbarten Tubanten an die römische Tuba. Dubh bedeutet aber schwarz, gross, schlimm, und an Leute, Tubanten darnach ao viel als Alemannen, oder der Name kommt von tob Bergkopf, darnach Bewoh- ner der auf denselben angelegten Bingwälle und Burgen.

Buch, alt Buah, Buoch, Kub- pferch, vom gäl. bocha, buchd, bu- ka; Batolfes-buah oder Willigises- buah bedeuten Sennerei des Rudolph oder des Willigis.

Buchara oder Bukhara, alsLand- name Bergrücken-land, von buach Bergrücken und ire Land; os wird nämlich die Abdachung des Paro- pamisus gegen Norden darunter verstanden. Die Stadt Buchara dagegen, welche in einer Ebene am Kohik-Flusse liegt, und früher Baktra hies, bedeutet kleiner. Ort

Buohau.

von Dbeag klein und fra, dear, dar, tuar Ort, oder bei Buchara von by klein und caer Ort. Nach der Gegend buach erhielten die Buach- air oder Bucharen, Bergrücken- männer oder Gebirgsleute ihren Na- men, nicht umgekehrt, doms der Berg war früher vorhanden als die Stadt Bactra; mit dem Volksnamen Bak- trer , buach-tir-air Berg-land-leute verhält es sich ebenso, denn das Volk der Baktrer wohnte nicht blos in der Stadt Bactre, sondern im ganzen Gebirgslande bis an die Ufer des obern Yerken in Hochasien. Die Baktrer oder Bucharen spre- chen einen persischen (wohl altkel- tischen) Dialekt, im Gegensatz zu den aus Osten eingewanderten tür- kischen oder tatarischen Stämmen. Im Uebrigen kann man Bucharen auch als Viehhirten auffassen, von bwch Kuh und aire Leute; dies entspräche ihrer in alten. wie in neuen Zeiten anerkannten höhkern Cultur gegenüber den benachbarten rohen Nomadenrölkern. Der eim- heimische Name der Bucharen ist Tadschiok, was mit czoch, #oich, toisg, Tusken und dem deutschen Zeug(-schmied) gleicher. Wurzel ist, und auf ihre Kunstfertüigkeit hin- weist.

Buchau, Stadt am Federsee in Oberschwaben, zu deutsch Kuhstall, Sennerei, vom gãl. buchae, bacha, buchau Kuhhaus, und dies von Zu Kuh oder beo Vieh und kse, kau Hecke, Haag (griechisch oikos). Da Buchau alt auch Buchovia benannt warde, so könnte man diese Form

Buchen Buchenberge. 307 Buchheim Buchhorn.

als Bog-an, Sumpfau. deuten, von bog sumpfig und ua Lend.

Buchen, Städtchen im Odenwald, alt Buah, Buoch, zu deutsch Kuh- haus, Kuhpferch, Sennerei, lat. vac- caritia, von Deo Vieh, Dumch oder bu Kuh, verbunden mit kae Hecke oder acha Wall

Buchenau, Ort im Buchengau oder Fuldaer Berglande, bedeutet entweder so viel als Buchenbach, denn. au, aha ist die alte Form für Bach; oder Borggegend, von buach Berg, buachan kleiner Berg und ua Gegand.:

Buchenbach im Breisgau, alt Buochenbach oder blos Buochbach, von di klein und ach, aiche Bach. Weidenbäche und Erlenbäche sind dentsche Namen, da Erlen und Wei- den an Bächen stehen; aber Buchen- bäche gibt as keine, so wenig als Eichen- und Tannenbäche, denn diese kommen nur in trockenem Bo- den fort,

Buchenberge gibt.os einsMenge, ohne dass gerade Buchen darauf ständen. Der Name kommt vom gäl. buach Buck,. Buckel, Bergrücken, Deminutiv buachan. In Würtem- berg gibt es Buche nnd Buchberge bei Waldenburg, Löwenstein, Och- senhausen, Schwandorf; dann ein Buochberg beiFrickingen nächst Markdorf im Linzgau; ferner bei Blumberg, desgl. bei Thaingen, beide

im Kleggau, bezw. bei Schafhausen

(denn letzteres liegt im alten Kleg- gau); Buch am Ahorn, und Win- adischbuch in Baden; Buchberg in Glarus, Bugenborg, Bogen-

berg, am Bogen in Bayern, desgl. in Oestreich; dann ein Ort Buchenberg bei Eglisau nächst Schafhausen. Weiter kommt buac vor in Melibokus und im Lande der Triboker, auf dem Kochersberg am Rande der Vogesen, westlich von Strassburg. Weiter der Schön- buch zwischen Stuttgart und Tü- bingen; ein Buchenberg. in Hessen hies alt Buchmar oder Buchemar, von mar gross (wie Collmar,, von coll Hügel, oder Marburg grosse Burg oder Berg). Buchenberge gibt ea weiter bei Kempten und bei Bubs- beim; bei Lehningen nächst Pforz- heim ist ein Büchelberg und ein Buchrain; bei Bretten ein Büchel- berg, bei Elsauz im Kraichgau ein Büchen-buckel,

Buchheim soviel als Buehen oder Buchau, Kuhpferch, Sennerei, von bocha.(vergl. Buchau u. 8. w.).

Buchkolz, alt Buchult, nieder- deutsch Bochalt, Bockholt, in Franken Büchold, alt Buchelede, vom gãl. bugail, buachail Kuh- hirten-hütte, Schäferhaus, von bu Kuh, cald, gald, gioll Knecht und Haus.

Buchhorn, alt Puochihorn, Ort im Linzgau am Bodensee; er heisst jetzt Friedrichshafen. Buchhorn war Maalstätte des Gaues und einer der Wohnorte der Linzgauer Grafen, die andern Grafen sassen auf dem Hei- ligenberg und in Pfullendorf. Von den Grafen von Buchhorn stammten die Grafen von Bregenz und Winter- thur, und der Abt von St. Gallen, Burkhard der Ungeborene und Geb-

20 *

Buchonia Buchsgan.

hard der Heilige, Bischof von Con- stanz. Nach dem Aussterben der Grafen von Buchhorn kam die Stadt an die welfische Grafschaft Altdorf, wurde aber schon unter den schwä- bischen Kaisern reichsunmittelbar. Der Name Buchhorn (Puochihorn) bedeutet Bergveste, vom gäl. buach Buckel, Bergrücken und caer, corr Ort, Veste, Deminutiv caeran, choran.

Buchonia, altdeutsch Buohunna, auch Buchband. Das Land der Buki- nobanten, aus welchem die ersten ale- mannischen Gefolgschaften hervor- gingen. Es stand zu des römischen Kaiser Julians Zeit unter Makrian, und reichte des letztern Gebiet vom Fulderland bis herab an den Main. Er führte Kriege mit dem römischen Kaiser Valentinian und wurde von seinen Nordnachbarn, den Hessen, in einem Kriege gegen dieselben erschlagen. Der Name bedeutet Bergland, Bergvolk, vom gälischen buach Buck, Buckol, Berg. Der be- nachbarte Vogelsberg kommt von buach-il grosser Buckel; das bi wird oft in f verschärft. Hessen bedeutet ebenfalls Bergland oder Höhenland, Hügelland, von aithin, aisin kleine Bergkuppe.

Buchsgau oder Buchesgau, der Ostabhang des Jura bis zur Aar, von Solothurn abwärts bis an den Zusammenfluss der Aar und Reuss; er gehört jetzt zum Canton Solothurn, Hauptort desselben ist Olten. Pa- rallel mit der Aar läuft hinter der vordersten Jurakette das Balzthal, das zwar zum Buchsgau gehört,

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Buck Buckigan.

gewöhnlich aber Schwarzbubenland genannt wird. Hauptort darin Bal- stall. Der Name Buchs- oder Buches- gau kommtwie der des Buchengaues an der Fulda von buach Borgrücken; Balsthal von da’, bel Felsenberg. Buches kann auch von buches, was Sennerei, Kuhpferch bedeutet, her- kommen ; beide Erklärungen passen auf die Gegend.

Buck, Berg bei Kombs unterhalb Basel; der kalte Buck bei Coblenz am Ausfiuss der Aar in den Rhein im Argau; daselbst auch der Hor- nissbuck; das Gebück, Hochrand des Taunus gegen den Rheingau, sämmtlich von buach Bergrücken.

Buckenhbeim, Ort in Deutsch- Lothringen an der Saar, auch Bockenheim, Bockenem genannt, französisch Bouquenom, wurde mit Saarwerden vereint und von den Franzosen dann Sarre-union getauft. Der Name kommt wie bei Bocken- heim nächst Frankfurt und Bocke- nem, alt Bukenem bei Hildesheim vom gäl. beay klein und gan Veste, woran, als die Befestigung ver- schwand und ein einfaches Dorf übrig blieb, in deutschen Zeiten heim gehängt wurde. Bucking- ham, alt Buccingaham in England dasselbe, nur steht hier "statt gan die gleichbedeutende Form dainge- an, finga, Donjon zwischen bi klein und ham oder heim eingeschoben.

Buckigau, jetzt das Bückeburger Land, sammtder Grafschaft Schauen- burg oder Schaumburg. Der Gau liegt auf der rechten Seite der Woser an der westphälischen Pforte,

Buda.

und besteht aus mehreren waldigen Bergrücken, daher der gälische Name Dbuach Bergrücken, buachi Bewohner dieses Borgländchens. Als Karl der Grosse 775 von Orheim an derOcker, wo dieOstfalen mit ihrem Herzoge Hessi sich ihm unterworfen hatten, nach der Weser zurückging, kamen die Häupter der Angarier in pago Bucki zu ihm, und unterwarfen sich ebenfalls. Dann ging er über die Weser zurück, stiess zu dem dort zurückgelassenen Theile seines Heeres, welcher von den-westlichen Sachsen angegriffen war und schlug diese bei Hlidbeke. (Zua-di klein Bach), jetzt Lübbeke in die Flucht, Im Buckigau liegen Apelern, alt Apuldrun, y-bual-der-ion der-Was- ser-klein-Ort; Algesdorf (alt Al- blokesdorf bei Rodenberg, y-bial- lok, bezw. alt-ches Wasser-Veste; Pohle, alt Padlo, gleich Pöhlde, Pferdehaus, von peall Pferd und dae Haus, oder blos kl. Ort bo-Ile; Vehlen bei Obernkirchen, alt Vel- dae, wohl dasselbe, was Pöhlde, peall-dae; Obernkirchen (alt Ovorankerken), deutsch und wohl erst in christlichen Zeiten angelegt. Ob die Gegend an der Weser von Hausbergen bis Oldendorf zum Buckigau oder zum Osterwaldgau bei Rinteln gehört habe, ist zweifelhaft. Buda, Budin, angeblich slavischer Name für Pesth; er ist aber keltisch und kommt von biklein und a, da, dae Haus, Hütte, Dach, bezw. din Burg. Im Keltischen wurde aus Dbi- dae die contrabhirte Form bmwih, budh Hütte, im Deutschen Bude,

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Buddha,

oder im Riesengebirge Baude, Senn- hütte, im Französischen boutique ; an der untern Donau Widdin, kl. Veste; letzterer Name kann indess auch, weil an der Donau gelegen, gwy-din Wasser-burg bedeuten. Buddha bedeutet nach der gäli- schen Sprache der Gute, von baoth oder buidhe gut und dae Mann, ge- rade wie im Deutschen Gott, God, guot ebeffalls der Gute ist, im Gegensatz zum Bösen, dubk-il, Schwarzen, Grossen oder Teufel. „Butje oder Budje in de See“, wie es in dem bekannten Volks- mährchen heisst, ist der gute Wassergott; die Inder stellten ihren Buddha auch als Wassergott in Fischgestalt dar. Buta ist auch ein alter Mannsname, ebenso Buto» Bodo, er bedeutet dasselbe, nämlich guter Mann, oder auch tapferer Mann. Buddha lautete im Slavi- schen Bud, Buh, Boh, Boch, Bog, er war Herr des himmlischen Firmaments, des Lichtes und Feuers, wie bei den Deutschen Thor und Wodan. Budte war bei den Letten die Wachende, Weockende, mit dem Attribut der Sonne oder Bud- dhas, desErweckten. Im Slavischen bedeutet Bud das Wecken, im Indi- schen Bodhana dasselbe. Die wei- chere Form von budh oder baoth gut ist wut, wod, wit, keltisch gnwydd oder fod wissen, daher Wo- dan der wiss-Mann oder der Weise; bei den Slaven stand Swatowit gleich Swatobuh. Aus vit wurde St. Veit, zu welchem heutzutage noch im Schwarzwalde die Mägde

Buddha.

Abends beten: „Heiliger St. Vit, weck mi uf zu rechter Zit" Bud- wiega hies im Slarischen auch Ge- richtsversammlung, weil der Gott der ‘Weisheit bei deren Eröffnung angerufen wurde. Der Buddha- dienst ist heute noch über einen grossen Theil Mittel- und Südasiens verbreitet, namentlich in Birma, wo auf 5 Millionen Einwohner hundert- tausend Buddhapriester oder Bonzen kommen, welchenach Art der Mönche unverheirathet in Klöstern zusam- menwohnen und den Unterricht des Volkes in Händen haben. Der Grund- gedanke des Buddhismus ist die Seelenwanderung, wie sie auch in Deutschland vorherrschend war, ehe sie durch das Christenthum verdrängt wurde, welches an Stelle der persönlichen Existenz vor und nach dem jetzigen Leben nur die Fortdauer nach diesem Leben, nicht aber die Praeexistenz lehrte, was jedenfalls ein logischer Widerspruch ist; denn was einmal ist und bleiben wird, muss auch vorher etwas ge- wesen sein, sei 68 in dieser oder jener Form; aus Nichts wird Nichts. Die Buddhisten sollen übrigens heute noch Menschenopfer bringen, um die bösen Dämonen zu versöh- nen; denn der Begriff Buddha, guter Gott, hat einen Bösen als nothwen- digen Gegensatz, wie bei den Par- sen Ormuzd den Ariman. In allen Naturerscheinungen sehen die Bud- dhisten das Walten der Götter, wie dies m ähnlicher Weise alle alten Völker thaten, ja unser deutsches Volk bis heute noch. Der Name

300

Budenheim Bugey.

Bonzen ist zasammengesetst aus boh Gott und an Mam, für bo lautet im Keltischen die schärfere Form fo Fürst, auch fo-an Fürsten- mann, vornehmer Mann; bei den Chinesen Foi, welcher den Buddha- dienst, d. h. die altkeltische oder alt-arische Beligion nach Chins brachte.

Badenheim, kleiner Ort, von bi klein und dun englisch town Stadt, gleich Bodendorf, Buda u. 8. w.

Bug, Fluss in Volhynien, griech. Hypanios oder Hypanis. 8lavische Gelehrte behaupten, der Bug sei den Slaven heilig gewesen wie der Ganges den Indern, und bringen deshalb den Namen Bug mit bog, Gott, zusammen. Dass ein Fiuss aber Gott genannt worden sei, ist schwer anzunehmen, eher wird Bug aus dem keltischen baile Wasser, entstanden sein, oder aus Bi-oich kl. Wasser im Gegensatz zur Weich- sel. Hypanis ist eine gräcisirte Form für abhain, abhuinn Fluss. Aus dieser sicher keltischen Form er- gibt sich, dass am Bug Kelten ge- sessen haben; gaben sie ihm aber den einen Namen, so wird wohl auch der andere von ihnen herrüh- ren. Der Name Volhynien, des Landes, in welchem der Bug ent- springt, steht gleich Dua}-an- ia Fiuss-Leute-Land oder Bug-kanäs- bewohner. .

Bugey, burgundische Grafschaft auf dem Wostabhang des Jura, wurde durch die Horzoge von Sa- voyon erst von Burgund abgetrennt, und dann mit der Bresse von den-

Buggensegel Büchenbronn. 3il

selben 1601 an Frankreich gegen das Marguisat von Saluzzo in Ligu- rien ümgetauscht. Der Name Bugey ist Bergländ, von buäch-ia; der Hauptort Belley hies alt Bolika oder Bellika, er liegt an der Rhone, und wird deshalb von dial Wasser und loc, luik Ort abzuleiten sein, oder auch, wenn er aus einer Burg über der Rhone entstand, Felsenort, be/- /uik. Im Jura liegt Nantua, 'alt Nantuacum, später Nantuatis cella, Zelle eines Nantua; da Nantes in der Bretagne seinen Namen von den Nemetern führt, so wird Nantua wohl dasselbe bedeuten, nämlich Heiligenort, von naomh heilig und acha Veste oder ac Adjectivform, dem Heiligen gehörig; somit das- selbe, was Nantuatis cella. Soys- sel, latinisirt Seyselum oder Sesse- iam kommt von sadhail Wohnsitz, altdeutsch Sedel, jetzt Sessel. Buggensegel und Wirrensegel, zwei Dörfer bei Meersburg am Bo- densee, alt Buggensegil, anch Büg- gensedel; segil kommt vom gäli-

schen feaghail Haus, sedel von |

sadhail Sitz, Sessel, d.h. Wohnung. Bucken kann aus Burkhard zusam- mengezogen sein, oder kommt von buachan Bergrücken.

Büchelbach bei Sasbachwalden in der Ortenau, desgl. im Bühler- thal, dann Bühlbach bei Lermos in

Tyrol, sämmtlich vom gäl. bi-gil |

kleines Wasser.

Büchenbronn, Ort im untern Schwarzwald, vom gäl. bi klein und oiche Wasser; Bronn, Brunnen ist die Uebersetzung von Di-oiche.

Bächig Bill.

Büächfg, Ort bei Bruchsal, so viel als Buehen, bDuchae, Kuhpferch.

Büchold, Ort in Franken bei Arnstein, alt Buchelede, Buhhnlidi, zu deutsch Kuhhirtenhäus vom gäl- bu-gail oder. bua-chail Kuh-hirt und dae, da Haus. Bocholt in West- phalen, Buchholz in Oberdeutsch- land bedeuten dasselbe. |

Bückeburg, alt castrum Bucke- borch, Stadt im alten Buckigau, wurde 1180 von einem Sohne Hein- richs des Löwen an das Kloster Obernkirchen übergeben. Derselbe hatte es wahrscheinlich als Mitgift seiner Frau aus dem Geschlechte der Grafen von Schauenburg erhalten. Name 'gleich Berg-burg von buach Bergrücken.

Büderich, alter Königshof bei Wesel, budh-y-righ Hatıs des Kö- nigs; statt budh auch bu-dae Kuh- haus des Königs, königl. Melkerei. Das franz. boutique kommt dagegen von bi klein und Zigh'"Tlaus, Dach. Ein anderes Büderich liegt bei Werl, alt Boderiki, ebenfalls Königshof.

Büdesheim, Ort in Rheinhessen, desgl. in Oberhessen, alt auch Bu- dinsheim, Budensheim, von bi klein

‚und /as bezw. dun Ort.

Büdingen, Städtchen östlich von Dietenhofen in deutsch’Lofhringen, wird von den Franzosen Puting ge- schrieben, Di-daingean kl. Burg.

Büll, ein in Nordfriesland häuf- ger Ortsname, der im Dänischen Bolle und Beulle lautet, im Kelti- schen baile Ort, balla Wall, Veste, im Griechischen polis Stadt, im Französischen ville, im Deutschen

Bümplits Bulgaren.

Weil oder Weiler. Als Bergname steht Büll gleich Bühel, Büchel, Buckel, buach-il.

Bümplitz oder Pimpininga, lat. Pimpiniga, Ort in der alten Pipin- schen Grafschaft im Oberargau, Solo- thurn gegenüber, soll seinen Namen von Pipin führen und Pipinshaag be- deuten. Das alte Schloss Bipp im Jura wirdauch von Pipin hergeleitet, bi-bin kleinerSohn (daher Pipin der Kurze), und ka Haag. Die Form Bümplitz ist aus Pipinaidhe entstan- den; aidhe, Ort wurde auch im Sla- vischen stets in itz umgewandelt.

Bürgel, Ort bei Offenbach am Main, alt Bergilla, Bergele, Pargil- lum, Birgilum, zu deutsch Wasser- haus, vom gäl. bior Wasser und keall Haus, Keller.

Bürgeln auf der Höhe, bei Kan- dern, alt Burgilon, vom gäl. peir- kioll, Spitze eines Hügels; auf einer solchen liegt Bürgeln.

Büttelborn, Ort bei Darmstadt, alt Budelborn, Boddelborn, Budil- burn, von bi klein und di-lia Bäch- lein, Quelle; doppelte Verkleinerung.

Bukowina, flaches Bergland auf dem Ostabhange der Karpathen; Name von buach Bergrücken und ion Land, Boden.

Bulgaren, ein hunnisches, später aber von den Slaven, welche erst von ihnen unterjocht worden waren, beinahe ausgerottetes Volk an der untern Donau, wobei die Slaven aber den Namen der Bulgaren bei- behielten; derselbe ist keltisch und kommt von bailc, bulc Wasser und aire Mann. Die Namen Wolga,

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Bullaun Bullingen.

Baikalsee kommen von demselben bailc. Indess könnte der Name Bul- garen auch vom kelt. bo/y Fürst, Herr abgeleitet werden. Als Donau- anwohner bedeutet Bulgar dasselbe wie Awar oder Ab-ar von abh Wasser, wie Ungar oder Hunne, von ean Wasser, und Finne von buinne Wasser, lauter Bezeichnun- gen für Fischervölker.

Bullau, Wald- und Main-Bullau im Odenwald, alt Bul-aha, Bulla; dann der Bühlbach bei Mittel- fischach in Würtemberg ; Puolbach, jetzt Pullach in Bayern, sämmt- lich von Dual, Dial Wasser, woher auch der Name der Fulda und hun- dert andere Bach- und Flussnamen ; im Französischen bouillir kochen. Das Deminutiv von dual lautet gä- lisch Dualog, zusammen bulg, daher der Bulgenbach bei Thiengen; Bolnbach, alt Buollendbach in Hessen, von dem anders geformten Deminutiv bualan.

Bulle, Ort in der Westschweiz, gleich Beulen, vom gäl. balla oder bulla Bollwerk, franz. boulevard, - und dies von bail, polis Stadt und dem deutschen Werk.

Bullingeu oder Bullangen, fran- zösisch Boulange, Ort in der früher zu Luxemburg gehörigen Vogtei Dietenhofen, jetzt zu Frankreich ge- hörig, liegt westlich von Dietenbofen auf der deutschen Sprachgrenze. Die Endung angen statt ingen ist im ganzen Westrich, namentlich aber im Luxemburgischen und an der Saar üblich, wie ungen in Thüringen und Hessen, ing in Bayern, ong oder

Bukolos Buochs,

onk in den Niederlanden, und engo in der Lombardei. Die Bedeutung von Bullingen ist gleich Bollingen, kl. Ort, von bailean, Dem. von bail Stadt oder Wasserhaag, bual-inka.

Bukolos . bedeutet im Griechi- schen Viehhirt; das Wort kann in- dess aus dem Griechischen nicht er- klärt werden, denn bus bedeutet wohl Vieh, aber kolon Speise und nicht Hirt. Im Kymrischen ist bu- gail, im Gälischen buachail Kuh- hirt, von bo Kuh und gille, giolla Knecht. Daraus geht hervor, dass die Kelten in Griechenland die ersten Viehhirten hatten, sonst wäre deren Name nicht in der spätern Weiter- bildung bezw. Mischung der Sprache beibehalten worden.

Bun bedeutet im Slavischen Berg, beann, binn, bann im Keltischen dasselbe.

Bunow, Flüsschen in Mähren, alt Bunov, von buinne Fluss mit als Vebersetzung angehängtem aha, awa oder owa.

Buochen, alter Hauptort des Entlibuches im Canton Luzern, be- deutet Kuhpferch, Sennerei, vom gäl. buah, buoch, bochä, buchä. Endli ist kleines Wasser (ean- li), darnach Entlibuch, Sennerei an der kleinen Emme. Von dem Orte Buo- chen, jetzt gewöhnlich Entlibuch genannt, erhielt das ganze Thal den Namen.

Buochs am Vierwaldstättersee im Canton Unterwalden, gleich buah, buoch Kuhpferch, von bu Kuh und kai Pforch. Das s am Ende von Buochs mag von fae Haus, her-

513

Burbach Burgau.

kommen, also Pferchhaus, Kuhhaus. Boekenried, welches bei Buochs liegt, bedeutet wohl das Feld, wel- ches zur Sennerei gehörte, von bu- ach, buak und reidh Feld.

Burbach, Bach bei Wolfach im Schwarzwalde, alt Eburinbah, vom gäl. e klein und bior Wasser, De- minutiv biorin, burin ; Eburin ent- hält eine doppelte Verkleinerung, Burbach dagagen keine.

Buren, häufig vorkommender Ortsname, gleich Beuern, von buar Hornvieh und ion Ort; also Vieh- stall, Viehpferch, Molkerei. Häufig steht der Name des Besitzers voran, als Perehtoldes- puron oder Bert- holdsbeuren.

Burg, bwrg, bmwr bedeutet im Keltischen dasselbe was im Deut- schen. Die Namen Burgdorf, Burgheim, Burghausen sind gleichbedeutendeDoppelsylben, denn Burg steht im Keltischen auch gleich Dorf, Heim oder Hausen, bezog sich aber zunächst auf einen Berg-wall, Ringwall oder Berghaag, bar-acha, bar-cha, Barka, von bar Borg und acha Wall, oder bei der Form Brieg bri Berg und ka Haag.

Burgau, Städtchen und Gau in Oberschwaben zwischen der Iller, der Donau und dem Lechfelde; der nordöstliche Strich dieses Gaues zwischen der Donau und dem untern Lech hies der Fahlagau, von bla flach, Blachfeld. Der Burgau ge- hörte zum Bisthum Augsburg ; spä- ter wurde er eine Marggrafschaft, welche sich südlich bis Boos und Schwabeck ausdehnte, In diesem

Burgan.

Gau liegen unter anderem die Be- sitzungen der Familie Fugger, na- mentlich Kirchheim, dann Baben- hausen, wo eine fürstliche Linie residirt, Glött, wo die Grafen von Fugger-Glött hausen, Weissenhorn, das den Grafen von Fugger-Kirch- heim gehört, dann Wellenburg, Biberbach, Boos u. s.w. In der im 9. oder 10. Jahrhundert gestif- teten vormals reichsunmittelbaren Augustinerabtei Wettenhausen liegt der 1283 gestorbene letzte Graf von Burgau, Heinrich, begraben. Das Städtchen Günzburg, römisch- keltisch Gantia, am Einfluss der Güng in die Donau, gehörte früher zur fürstl. Abtei Kempten. Guntia bedeutet Veste von gann, 68 war ein Römercastell gegen die Deut- schen. Wettenhausen ist Wald- hausen, von gwydd Wald, alt We- tenhusen. Wellenburg, von bai- lean kleine Burg, baile, polis, Burg, Stadt. Boos, pis, pos, pus Wald, oder bi-ais kleiner Ort. Baben- hausen wie Babenbarg, Di-benn klein Borg, lat. Vi-aca castra von aighe Höhe and bi klein. Schwab- ock, alt Sua-becke, sua Bach, nie- derdeutsch beck, gleich Schwabach im Nordgau. Der Name Burgau, alt Burgawe oder Burgow als Gau- name mag wohl die Aue, d.h. der Gau bedeuten, welcher zu der Burg gehört; der Ort Burgau kann aber diesen Namen erst in deutschen Zeiten erhalten haben, denn Burg- guu als Ortsname gibt keinen Binn, er scheint auch in alten Urkunden nicht als Ortsname vorzukommen,;

354 Burgdorf Burgunder.

wahrscheinlich hies er in keltischen Zeiten einfach Burg, kymrisch dwerg ; oder man muss eine ganz andere Bedeutungannehmen, nämlich bDuar- ca Bindviehpferch; c# lautet im Keltischen auch cau. Biberbatch, bi-bior klein Bach; Chelminzen, lat.-kelt. Cölius Mons, gäl. col H6- gel oder cu? Befestigung; Aldtt, giolaid Bach ; Weissenhorn hies in römischen Zeiten Venam-axodu- ram, zwei Appellativa, die dasselbe bedeuten, Ven-am Wasserort, von ean und om; Axodurum, von wisge und fuaran Dorf; die Römer ver- schmolzen beide Namen in einen. Weissenhorn kommt von einer drit- ten keltischen Form, uisge-caer, oder carr, wiederum Wasserort be- dentend. Finningen, lat.-kai. Pi- niana castra, von /uinn Feld und ka Haag. Agawang, Bergpferch, von aighe hoch und fand Pferch. Horgau, von earg Wasser und ka Haag. Jettingen, von aidhean kl. Ort; Thannhausen, von den

Burgderf, am Ausgange des Emmenthales im Canton Bern, war Hauptort einer Grafschaft, die als Reichsiehen im Besitze der Herzoge von Zähringen Bich befand, welche als Regenten von Kleinburgund auf der Burg oder dem Bergschloss bei Burgdorf wohnten. Burg, kelt. bwr- ka bedeutet Bergveste, und Dorf ist entweder die Uebersetzumg' von ka oder acha Veste, oder bezieht sich auf das bei der Burg entstandene Dorf.

Burgunder, Burgundiones bei

Bürgander.

Piimius, Bourgountoi bei Ptolemäus, Borgandii bei Ammianus, und spä- ter gewöhnlich Bargundi; daneben aber auch die Formen Boutonntoi und Bontones bei Strabo. Aus der Doppelform Bour und bou er- gibt sich die Bedeutung dieses Volks- namens, denn buar bedeutet Horn- vieh tınd beo, bu Kuh. Buar-gund- dae sind Vieh-wald-leute, und Bou- ton-toi, bu-ton-es dasselbe, denn gund sowie fon bedeuten Wald und dae, ui, eus, es Leute; es waren die Leute, welche in den Thälern und Wäldern des Riesengebirges bis zur Weichsel hin ihr Vieh weideten. Plinius nennt sie eine Unterabthei- lung der Vindili (oder Vanda- len); wind oder gmwind ist aber Wald, und i} gross; also wieder Be- wohner des grossen Waldes. Ihre Nerdnachbarn waren die Semno- nen in den Spree- und Havel- Waldungen, von faom Wald; ihre Ostnachbarn dieGothen, von coed Wald, gezisecht scoed, woher der Name der Skythen. An den Karpathen, den Burgunden’ benath- bart,' sassen die Gepiden (giub- dae Kieferwaldleute oder Waldleute überhaupt), deren König Fastide die Burgunden besiegte und dea- durch gegen Westen oder Süden trieb, wie Jornandes erzählt. (Fas- tida bedeutet edler Mann, von vass, uas edel, adelig und dae Mann.) Erst erschienen Burgunden und Vandalen an der Donau, wo sie gegen Kaiser Probus fochten, dann von Gothen im Osten gedrängt, am obern Main, wo sie mit den Ale-

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Burgunder:

mannen in Kampf gerietben, und schliesslich ein Jabrhundert lang, (ungefähr von 289 870 nach Chr.) sitzen blieben. Zosimus und andere Griechen nennen unter den Völkern, welche mit den Gothen im Kampfe lagen, Urugunden oder Wuru- gunden, Formen, die mit ur, aor hoher Berg, also mit Bewohnern hoher Bergwälder erklärt werden können, was wieder auf das Riesen- gebirge hinweist. Kaiser Valen- tinian regte die Main- Burgunden um 370 nach Chr. gegen die Ale- mannen am untern Main und Neckar auf, wo diese unter Hariobaudus (Herbod, ar Krieg, baoth gut, tapfer) undMakrian (machegriech. Kampf und air Mann) mächtige Reiche ge- gründet hatten. Die Burgunden, an- geblich 80,000 Mann stark, gelangten bis an denRhein, 412 hatten sie bei Mainz feste Sitze, während die Ale- mannen, südlich gedrängt, in das Eisas weiter vorgerückt waren. Um diese Zeit rief der Burgunder- könig Guntiar (@unter, Wald- mann, gund-air) im Verein mit dem Alanenkönig Goar (cu-eir Held- Mann) den Jorinus zum römischen Kaiser aus, denn beide waren in römische Dienste getreten mit ihren Schaaren von Alemannen und Fran- ken. Von Mainz aus, welches da- mals Mundiacum hies, Mainburg oder Grossburg, moin-teayh, drangen die Burgunden weiter westlich, wurden aber um.435 von dem römischen Feldherrn Astius geschlagen und wieder dessen Botmässigkeit unter- worfen. Bald darauf, 451, fiel

Burgunder.

Gundikar mit einem grossen Theile seiner Leute gegen die Hunnen in einem Engpasse der Haardt. Das tragischo Ende dieser angeblich 10,000 Mann starken Schaar ist im Nibelungenliede nach Ungarn ver- legt. Um dieselbe Zeit traten die Burgunden zum Christenthum über, erst zum Arianismus, dann zum Katholicismus, und erlangten, vom Rheine verdrängt, 443 durch die Römer neue Sitze in Sapaudia (Sa- voyen) angewiesen. Die betreffende Stelle in Tironis Chronic. ad a. XX Theodos. II Ronc. 1, 754 lautet: Sapaudia Burgundionum reliquiis datur cum indigenis dividenda, d.h. Savoyen wurde den Resten der Bur- gunder mit den Eingebornen zur Vertheilung gegeben; darnach wurde das Land sammt den Einge- bornen an die Burgunden ver- theilt, letztere wurden als Kriegs- leute die Eigenthümer, die Einge- bornen, d. h. die Kelten ihre Unter- gebenen. Ausden deutschen Landes- eigenthümern entstand der Adel, der aber allmälig im keltisch-romani- schen Volke wieder verschwand. Von Savoyen aus eroberten die bur- gundischen Kriegsieute mit ihrem keltischen Tross die westliche Schweiz, soweit als ihnen dies die von der andern Seite her vordrin- genden Alomannen gostatteten. Das burgundische Reich (nicht das Volk) erstreckte sich in jenen Zeiten süd- lich bis zum Pass von Aosta und bis in die Provence, gegen Westen in die Auvergne, im Norden bis So-

316

Burgwald.

Im Innern waren ihrer Herrschaft unterworfen Lausonna (Lausanne), Genus (Genf), Lucdonon (Lyon), Vienna und Aquae (Aix). Schliess- lich (534) wurden die Burgunden unter ihrem König Godemar von den Franken besiegt und ihr Reich zerstört, und die erst den Römern, dann den Burgunden unterworfenen Kelten wurden jetzt Untergebene der Franken. Der Landschaft an der Saone verblieb indess der Name Bur- gund, und zwar Grossburgund, im Gegensatz zu der Westschweiz, welche Kleinburgund hies. Bei dem Auseinanderfallen des fränkischen Reiches entstand ein zweites bur- gundisches durch den Grafen Boso von Vienne, Schwager Karls des Kablen, welches aber bald an das deutsche fiel, wodurch eine Zeitlang die Grenzen dieses Reiches bis an die Sevennen ausgedehnt wurden. (Veorgl. Arelat.) Schliesslich kam Grossburgund Stück für Stück an Frankreich, Kleinburgund an die Schweiz.

Burgwald, ein hoher Waldstrich in Oberhessen zwischen Wetter einerseits und Rosenthal und Bau- schenberg andererseits. Ob der Wald früher zu einer Burg gehörte, etwa zu Bürgeln am Einfluss der Ohm in die Lahn, wie der Name andeuten kann, oder ob Burg für bwr Berg oder borr gross zu nehmen, bleibe dahingestellt. Der Bergzug gehört zur Sandsteinformation, die hier in einer vom Grauwackengebirge offen gelassenen Bucht sich absetzte. Der

lothurn und Busuntius (Besancon). | nordöstlich vom Burgwald liegende

Burier Bursibant.

Kellerwald besteht aus Grauwacke, und erhebt sich 2000 Fuss über die Meeresfläche, ist also der höchste hessische Berg nach dem Meissner. Kellerwald ist keltisch, von coille Wald und ar gross, denn mit einem Keller steht er in keinerlei Be- ziehung.

Burler, alter Name der Bewoh- ner des Wald- und Wiesenlandes an den Oderquellen, im heutigen Kuhländchen ; Name vom gälischen buar Rindvieh und ae Leute, also dasselbe, was Bauern und Bayern; Bur-gund mag Viehwald bedeuten, von buar- und cunt, gmwydd Wald, und könnten darnach die Burgun- der, welche in der That am Riesen- gebirge zu einem mächtigen Volke heranwuchsen, mit den Buriern gleichbedeutend sein ; bor bedeutet indess auch gross, desgl. Berg, dar- nach bwr-gund grosser Wald oder Bergwald.

Bursibant, ein Gau in Wost- phalen, der spätern Grafschaft Bent- heim entsprechend, an der Vecht und der Ems. Der Gau ist nörd- lich, westlich und theilweis südlich von Mooren umgeben, enthält selbst aber gutes Weideland, daher der Name, der soviel ist als Börde (von buar Hornvieh und du Land). Buar-dae gezischt bursi sind Viehleute; bant bedeutet Bezirk, Gau, daher Bentheim dessen Hauptort, alt Bentem oder Bent- om Bezirksort. Rheine, alt Hreini, von rheann Bach und nae Leute. Lingen, von Jong, lang, ling Ort, Dorf. Emisburiun, Emsbeuren,

317 Burtanger Moor Burzenland.

Wiesen-Viehstätte, von imnis Wiese, buar Rindvieh und ion Stätte, Ort.

Burtanger Moor, auf der Grenze Hannovers gegen Holland, zwischen der Ems und der Mussel; Name von bior Wasser, tan Land und er gross, Grosswasserland, Moor- oder Moos- land. Auf der Westseite der Mussel, welche das Westerwoldeland durch- fliesst, liegt der Mussel-Bruch, von Mus, Moos gleich Moor, und il gross. Der Name Moos für Bruch- land kehrt wieder in dem Gaunamen Mooswithi, d. h. ein Moorwald in Ostfalen, und im „Moos“, womit verschiedene- Moorgegenden Süd- deutschlands, z. B. bei Freiburg am Kaiserstuhl bezeichnet werden. Moor selbst ist verwandt mit muir Meer.

Burzenland, das von Hoch- gobirgen umschlossene Ländchen in Siebenbürgen, in welchem Kronstadt liegt. Der Name, slavisch aufge- fasst, bedeutet finsteres, rauhes Ge- birgsland, von Bor finsterer Wald, bury dunkel, burza Sturm, yora schlechtes Wetter, Winter, daher auf dem Karst der rauhe Wind Bora, lat. boreas Nordwind; Porewit war der’ Wintergott, Sturmgott, Kriegsgott der alten Slaven, im Gegensatz zu Harewit oder Ja- rewit, dem Frühlingsgott und Ru- gowit dem Sommergott. Diese drei zusammen bildeten die slavische Dreieinigkeit, den Triglaus, in welchem der alleinige Brama oder slarische Suatowit sich individuali- sirte. Die Idee von dem Triglaus ist der indischen analog, während der Dualismus in Bielbog und Czer-

Buschir Buseck.

nobog (d.h, dem guten oder wei- sen, hellen Gott, und dem schwar- zen Nachtgott) mit der paraischen Auffassung harmonirt. Beide An- schauungen durchkreuzten sich bei den Slaven, doch neigten die west- lichen mehr dem persischen, die östlichen mehr dem indischen My- thus sich zu, was als eine An- deutung verschiedener Stammes- mischungen aufgefasst werden kann. Aus dem Keltischen erklärt sich in- dess Burzenland einfacher, bwr ist Berg und /an Land, das Ländchen ist in der That rings von Bergen umschlossen, aber weder finster noch vom Nord- oder Ostwinde heimgesucht, weil es gerade durch seinen Gebirgekranz vor solehen Winden geschützt ist, Mit dem Sla- vischen kommt man bei der Erklä- rung alter Namen, trotzdem dass sich Schaffarik, Dobrowsky, Kopi- tar, Kollar, Hanusch, Palazky und Andere unendliche Mühe gaben, nicht weiter als mit dem Deutschen.

Buschir, Stadt mit Hafen am persischen Moerbusen, auch Bu- schehr, alt Abuscohehr, von abh Wasser und caer Ort, gesischt in schehr umgewandelt.

Buseck, alt Buches- Eichede, letstores deutsch aufgefasst gleich Eichengebüsch am Meikpistz, denn das kimbrische Duches heisst Melk- platz, von bu Kuh oder beo Vieh, und ches oder kas Einfriedigung, Bingwall, Burg. Eichede kann aber auch vonachaidhWohnung kommen, gerade wie Bucheswio, Dorf am Melkplatz oder da, wo das Vieh ein-

318 Busenbach Buttelstadt.

gepfercht wurde. Buseck kommt, ab- gesehen von dar alten Form Buchas- Eichede, die selbstständig nebenher lief, von pis Wald und achaidk Wohnung.

Busenbach, Dorf bei Ettlingen, Busenborn bei Schotten in Ober- hessen, Busenbronnen zu Kinsel- tkum in Rheinhessen, vom gälischen baisean, Demin. von bais Wasser.

Busencais, Ort im nördlichen Frankreich, alt Bosentiacas, d. h. teaghas (Häuser) am baisean (kl. Bach).

Bussendorf, franz. Bouzonville, Städtchen iu deutsch Lothringen an der Nied, gehört jetzt, wie der ganze Niedgau, zu Frankreich. Bussen gleich baisean kl, Wasser, Nied, |

Butel und Bödel; letzteres niederländisch, Hausrath, kymrisch bwytal Lebensmittel, gäl. beedil, Abgabe von der Verlassenschaft, das letztere bedeutet anch das alt- deutsche Wort der Butel, Büttel

Butjadingen, das halb-inselar- tige Land zwischen der. Weser und dem Jahdebusen, bedeutetzu deutsch Meerland oder Meerbuchtland,, vom gäl. bath, badh, bodh Bucht und iath, ialhin Land, Ländchen. Aus bath, buth ist das deutsche Busen, Meerbasen geworden; der boihnische Meerbusen zwischen Finnland und Schweden kommt von der Deminutir- form bodhan, bodkin, bedeutet also kleiner Busen.

Buttelstadt und Buttstedt, Orte im Thäringen; letzteres von bodh Hütte, ersteres von budnail, Daid-

Buxtehude By.

heal grosse Hütte. Der Ort Butten- feld gehörte dagegen urkundlich einem Baddo oder Bodo, kann also nicht von bodk Hütte abgeleitei werden, Hüttenfold gäbe auch kei- nen passenden Sinn.

Buxtehude, Bucstadin infrüharen Zeiten. Buxte ist Buches-tae, Melk- platz-Ort, Hude (Weide) ist die dent- sche Uebersetzung davon; Buches kommt von bw, beo Vieh und ches, cas eingezäunter Ort, Viehpferch, auch Burg. Buxtehude liegt auf der Grenze des Heilan- und Moadeganes, nordwestlich von Harburg; os war erst ein Kloster, das zum Bisthum Verden gehörte. Die Stadt ist jünger als das Kloster, und hies anfangs novam oppidum prope Buxtehude, während das Kloster Altkloster bios. Dieses letztere wurde 1197 vom den damals dort wohnenden Edlen von Buxtehude gestiftet.

By ist eine häufig vorkommende Eindung von Ortsnamen im Jütischen, sie wird altjütisch buy geschrieben und bedeutet Baustelle (kelt. babn Umzäunung). Nach der Besetzung eines Landes vertheilten die Ge- meinden unter ihre gleichberechtig- ten Genossen den jeder derselben zugefallenen Landstrich oder ihre Gemarkung derart, dass jeder Bonde (keltisch deinn) oder Bauer (bu-air Viehbesitzer) zuvörderst einen Buy erhielt, um eins Wohnung zu bauen und zu umzäunen; dazu eine Toft, eine Tiefe oder Weidestelle für sein Vieh und eine Forthe oder Foorthe, d. h. einen Fahr-Weg, um zum Bau gelangen zu können. Das Ackerfeld

419

By.

wurde erst in grössere Gewanne (jüt. Wang, kelt. Dan) nach dessen . Beschaffenheit vertheilt, und von jedem Wang erhielt jeder Bonde ein Loos (jüt. Lodder) oder Schift (Skift, Gift, Mitgift, Gabe).. Die Ei- genthümer der Loose hiessen Lods- eiere (Loosmänner, von air Mann) ;\ Haiden, Moore und Waldungen blie- ben Almend (Alminning), dessen Nutzung allen Gemeindemännern freistand ; das Eigonthum aber wurde dem Könige zugeschrieben. Daraus entstanden später die Reichsforste. Bei den südlichen Stämmen fand die Landvertheilung in gleicher Weise statt, wie schon Cäsar und Tacitus berichten. Das Ackerland bezeich- neten die Römer als Arvum (kelt. ara-pen oder ara-ban Pflug-land), die Almend als Ager. In Schleswig wird bei Wegevertheilungen noch heute in der angegebenen Weise verfahren. Ein Buy sammt Toft, Foohrde, Loos und Mitbanutzungs- recht der Almend hies einBohl oder Bol (kelt. deil, lat. villa oder man- sus, etwas Ausgemessenes, süd- deutsch Hufe, Hof, von aoidAh). Die Hufen waren ursprünglich gleich gross, und würden, falls sich ein Bonde benachtheiligt glaubte, mit einem: Reif (Read kelt. rAeb) neu vermessen; dies hies Beaifmessen (Beebmathe, Reifmaass oder Resb- deling, Reiftheilung). Von einem Bol oder Hofe konnten einzelne Theile nie bleibend getrennt wer- den, und jeder Hofbesitzer hatte das Recht, solche Theile zurückzu- fordern und einzulösen, Dies Recht

By.

war unverjährbar. Die Höfe waren zu allen öffentlichen Lasten pflichtig, als Lething, d.h. Heer- und Orlogs- (See)dienst, dann zu Stuth, d. h. Steuern, und Inne, d. h. Fuhren und Arbeiten. Der Eigenthümer des Bol hies Bonde oder Adelbonde. Der Gegensatz des Bonde war der Lanste (isländisch Landseti, dänisch Landbo), welcher ein Bol in Feste oder Pacht hatte. Auf dem Buy lagen das Wohnhaus, gewöhnlich der Südseite zugekehrt, die Scheu- nen auf den Seiten, wenigstens bei den Jüten, daher die Namen Ostor-, Norder- und Westerscheune. Beiden Angeln und Friesen war in der Be- gel Alles unter einem Dach; die so- genannte altsächsische Bauart ist die altanglische; sie sächsisch zu benennen, scheint unrichtig, inso- forn als der sächsische Stamm in Niedersachsen blos der herrschende wurde, die Bauart aber schon in keltischen Zeiten feststand. Die Tofte oder Haustofte waren der aus- schliesslichen Benutzung des Bonden anheimgegeben, die Foohrte durften aber nicht verbaut werden, und blieben allen Gemeindegliedern zur "Benutzung offen. DieWangen wurden nach gemeinsamem Uebereinkommen bebaut, ebenso die Ruhe- und Acker- jahre und der Fruchtwechsel be- stimmt. Jedes By bildete dem- nach eine Feldgemeinschaft (Fälled-

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Byblus Byzanz.

skab), im Jütischen Grandelaug, im südlichen Schleswig Bondelaug ge- nannt, im Sächsischen Bauerlag. Der Vorsteher der Dorfgemeinde hies sächsich Oldermann (Aelter- mann), jütisch Grandevogt, die Ver- sammlung der Dorfbonden Grande- stevne. Von Fälledskab (Feld- schaft) waren ausgenommen die Stufenländereien ,‚ nämlich die Son- derkäufe (Särkjob), die aus der Ge- meinschaft ausgekauft waren, dann Ornum, Land, das von Alters her nicht zur Feldschaft gehörte und besonders eingezäunt war, und Kir- chenstufland zur Unterhaltung der Gotteshäuser. Alles Stufland war steuerfrei bis 1802,

Byblus, Seestadt im nördlichen Syrien, jetzt Djaebbehl ; kleine Stadt vonbiklein und baile Ort, griechisch in bipolis umgewandelt; Djaebbehl steht gleich di-bail; di bedeutet gleich Di klein.

Byzanz, alter Name für Constan- tinopel, oder Constantinsstadt, Con- stantino-polis; dy bedeutet im Gä- lischen klein, und cean Berg- oder Land-Spitze, heutzutage das goldne Horn, auf welchem das Serail liegt, und welches den Hafen von Byzanz vom Marmormeer scheidet. Wem diese Erklärung zu poetisch er- scheint, der kann Byzanz gleich Besangon, Vesuntium als di-sun oder bi sunnadh kl. Voste auffassen.

Cadh Cadobre.

3211 Cadrius mons Cadusen.

Ü

Cadh bedeutet im Gälischen hei- lig, catha der Gottesdienst, daher Cathalon, jetztChalons, Heiligen- stadt (/on Wohnort). Ob der Volks- name Catten von cadh heilig, das heisst der Priesterkaste unter den Hossen, entsprechend denpersischen Katuren, wie die altmedische Priesterkaste hies, oder von caid Höhe, Hügel herkommt, diese Frage löst sich dadurch, dass die Priester auf den Höhen ‚wohnten oder da- selbst ihreOpfer verrichteten. Hes- sen steht mit Katten nicht gleich, denn es kommt von aith, was in- dess ebenfalls Höhe bedeutet,

Cadix, Cadiz, alt Gad-es (gaid Wasser, aisOrt), tyrische Colonie in Spanien, eiwa1100 vor Christus an- gelegt, zu derselben Zeit, wie Utica (aiteach) in Afrika, also früher denn Karthago. Die Phöniken nannten den Ort Gaddir, von gaid und fir Land oder tuar Ort, auch Kar- teja, von caer, gard Stadt und ia Landschaft. Damit bezeichneten sie indess das ganze Land am untern Baetis oder Guadalquivir, welches sonst auch Turdetania, Wasser- leuteland hies (vergl. Tartessus).

Cadobre, alte Grafschaft an den Quellen der Piave oberhalb Belluno im Venetianischen, hies alt Catubria, Comitatus Cadober, italienisch valle di Cadore. Der Name Cadober be- deutet Waldberg, von coed Wald, bre Berg und ia, als Anhängsel,

Deutsch-kelt. Wörterbuch.

Land, Gau. Piave, alt Plavis, von bilkleinundabA Wasser. DerHaupt- ort hies ebenfalls Catubria oder jetzt Cadore ; ausserdem liegen darin: Boutelstein, Potestagno, italie- nisirt von bi-tut kleiner steiler Berg oder Fels; Ampezzo, alt Ampez, amhain-aidhe Wasserort; Cartina, kleiner Ort, von caer, gard, cor Ort, Dem. gardan. Der Pass von Cadobre nach dem Pusterthal heisst der Höllenstein (oill Fels), er geht über die Julischen Alpen; julisch ist einem Julius zu Ehren romanisirt für oill, Felsenalpen; sie heissen auch beim Volke die Kreuzberge, entweder weil an Stelle eines römi- schen Donkmals auf dem collis Vic- toriae ein Kreuz errichtet wurde, oder Kreuz steht statt cruadh Fels, so dass also der Begriff Fels in Ca- dobre (Berg), im Höllenstein, in den Julischen Alpen und in den Kreuz- bergen wiederkehrte.

Cadrius mons, zu deutsch Kö- nigsberg, von caith oder cad Berg und ri, righ (rex) König. Es lag eine Königsburg darauf.

Cadusen. Zu Kyros Zeiten, also fünf- bis sechshundert Jahre vor Chr. wohnten auf der Südwestseite des Kaspischen Meeres zwischen dem Araxes und dem Amardusflusse die Cadusier, ein Bergvolk, von caid Berg und eus Mann. Die von dem Perser Firdusi als medische Priester bezeichneten Katuren kommen da-

21

Caen Caesar.

gegen von cadh heilig und air Mann, während die Krieger Asga- ren hiessen, Speerleute, asA-air. Asgartia, das in den Keilschrif- ten von Ninive als eine medische Festung erwähnt wird, welche von Dejokes mit siebenfachen Mauern umgeben und selbstverständlich mit einer starken Besatzung von Asga- ron belegt war, kann als ask-air- tio Bpeer-leute-Ort aufgefasst wer- den; aber ebenso gut als as-gard hohe Burg. Da das spätere Echa- tana (aighe-badhan, hoch-Wohn- stätte) ebenfalls im Lande der Ca- dusen lag, so hält man beide Städte für die nämliche.

CGaen, Hauptstadt der untern Normandie an der Orne (alt Olina). Der Nume Caen oder Kaan, gälisch gann, bedeutet wie Gent, Voste, Es war eine Wasserveste und hies deshalb bei den Kelten Viducas- 808, d. h. Sumpfvestebewohner, von feath, fith Sumpf (vergl. Federsee), cas Veste und ais Mann. Die En- dung kasser kommt bei den Armori- kern oder Meeranwohnern Nordfrank- reiches öfter vor, als Bajokasser bei Bajeux, Eliokasser beiBouen, Duro- kasser bei Dreux, lauter Bewohner von Wasserburgen, von bi-aa, e-lia und dwr, Bach, kl. Wasser; Troyes, alt Tricasses, mag dagegen Wald- burg bedeuten, von dair, dri Wald. Urne ist entstanden aus eargan kl. Wasser, Olina aus y-/u-ean das kl. Wasser.

Cäre, alte Stadt in Etrurien, vom kimbrischen caer Stadt.

Caesar. Aosar bedeutet in fast

32 Caesia sylva Calabrien.

allen altkeltischen oder arischen Sprachen soviel als Gott, auch Fürst, Herr (vergl. Aesar), darnach C-aesar kleiner Gott, Halbgott, von 90, ci, ca klein; Caesar stammte aus dem Geschlechte der Julier oder der Fremdlinge, von aile, eile fremd , hellen fremder Mann, eil-ui fremde Leute. Oil} Fels, also Fel- senbewohner, Bergbewohner liegt weniger nahe, man müsste denn eins solche Burg namhaft machen können.

Caesia syiva, latinisirte Form für coedWald, zu deutsch Cottwald. Da coed kein Eigenname, sondern ein Appellativ, wie allealten Namen ist, so kann man die Sylva Caesia in jedem Wald oder Waldgebirge su- chen, und deren gibt es im nord- westlichen Deutschland, namentlich in Westphalen, die Menge. Spruner setzt die Caesia sylva zwischen Ed- der, Diemel und Ruhr, also in das heutige Sauerland, Andere suchen sie bei Coesfeld (zu deutsch Wald- ort) im westphälischen Flachlande. Der Wald wird in den Kriegen der Römer gegen die Cherusker mehr- mals genannt.

Cahors im Quercy im südwestli- chen Frankreich, alt Cadurci ; aus die- sem Cadurci ist sowohl Quercy als Cahors entstanden. Letzteres liegt auf einem Felsen am Lot, daher der Name caid hoch und ur, or Berg. Ein anderer Name der Stadt war Divona, Heiligenort, vom kymri- schen duw, dev heilig und ion Ort.

Calabrien, Gebirgslandschaft in Unteritalien, Sicilien gegenüber.

Calais Caledonien,

Name von gall Fels, y oder a am, bior Wasser und ia Land, Meer- folsenland; abr vielleicht auch für apre, asper rauh.

Calais, vom gäl. cala Hafen und aidhe Ort, also Hafenstadt, einst Hauptstadt des „wiedereroberten Landes oder des pays reconquis“, so genannt, weil os 1558 den Eng- ländern, die eg 211 Jahre besessen, wieder entrissen wurde. Eduard III von England hatte es 1346 erobert. Zu diesem Landstrich gehört auch Guines, von Siegfrieddem Dänen, ersten Grafen von Guines erbaut. Dann Ardre oder Bredenarde, wo- von das meist noch vlämische Bre- denarder Land den Namen trägt; das Land gehörte ursprünglich zu Flandern, kam aber zeitweise unter dänische oder normännische, dann wie bemerkt, unter englische und schliesslich unter französische Herr- schaft. Der Name cala Hafen lau- tet im Spanischen Calao (bei Lima in Peru), an der Küste Nordafrikas Kalle, ebenso in Portugal, wo Porto früher Cale-dae hies, d.h. Hafenleute.

Calaus, alter Bergname in Frank- reich, von gal Fels und aith hoch.

Caledonien, zu deutsch Felsen- . gebirgsland, vom gäl. gal Fels, dun Berg und iaLandschaft. Caledonien ist der älteste Name für Hochschott- land. Den Gegensatz hiezu bildet Niederschottland, das meist aus Feldflächen besteht, daher deren Be- wohner Majatai, Feldleute hiessen, von magh, maj Feld und dae Leute.

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Calenberg Calmit,

Calenberg oder Kalenberg, ein verfallenes Schloss im Deisterwald am rechten Ufer der Leine. Es war vormals fürstliche Residenz, und von ihm hat das Fürstenthum Kalen- berg, in welchem die Stadt Hanno- ver liegt, seinen Namen. Letzterer könnte einen kahlen Berg bedeuten, keltisch heisst co} Hügel, wie collis im Lateinischen, Deminutiv colan. Calbach (in Hessen) dagegen kommt von gil oder giol Bach, und wurde früher Keulbach oder Keyl- bach geschrieben.

Calle, Flussnamen in Frankreich, alt Calla, von göl, giol, gol, gäl, gal Bach und /a, lu klein. Im Deutschen ist daraus Gille, Mist- jJauche geworden.

Callidromos, Berg in Thessalien, von gall Felsen und druim Rücken.

‚Daher im Deutchen der Drom, der

Drömling, arabisch oder chal- däisch das Dromedar.

Calmit, der höchste Berg der pfälzer Hardt in der Nähe von Neu- stadt. Am Rande der Ebene gegen den Rhein hin bei Ilbesheim liegt noch ein Hügel, der Calmit heisst. Der Name ist eine andere Form für callBerg, oder gall Fels, und mwnt (mons) Berg, also Felsberg. Bei Schinznach im Argau liegt ein Kalmberg; Kalbbergo bei Ba- den im Oosgau, bei Kirchheim am Neckar; die Kalbe am Meissner, ein Felsenvorsprung, Kilben bei Niederweningen im Argau, Kilpen- steige im Schwarzwald. Oberhalb Wertheim liegt der Berg Kall- mutt, gewöhnlich als calvus mons

21*

Caluga Cambern.

erklärt; kahl ist er allerdings, aber kall bedeutet Fels, mutt ist mons.

Caluga, Ort bei Bassano in Ober- italien, und Galugg in Rhätien, bei- des von 90, ga klein und loc Ort; in Russland gibt es eine Stadt Kaluga.

Calw, Stadt in Würtemberg im Würmgau oder Wiringau, alt Calava, Chalawa, von calb, vorspringender Berg. Die Burg bei Calw liegt auf einem Bergvorsprung. Berge mit Namen Kälbling finden sich in Wür- temberg bei Enz, Grossbottwar und Mundelsheim; ein Kälbol bei Ba- den, calb-li Berg-klein, calb-i! Berg- gTOB8.

Camargue, Name des Rhone- deltas, früher eine Sumpfwüste, jetzt mit Reis bepflanzt, von comar Fluss- niederung, Thal, latinisirt Camaria insula; comar entstand aus cam- earg Wasserkrümmung, von cam krumm und earg Wasser (vergl. Gumma).

Cambern, Bewohner von Cum- berland oder Camberland in Eng- land, Kampf-Leute von camb tapfer und aire Mann, dasselbe wie Cum- bern, Kymbern, Cimbern, Kimme- rier, Sig-cambern am Niederrhein und Gomer in der Genesis; eine zweite Ableitung ist von gheam Winter, Norden, beide entsprechen den betreffenden Völkern; für Kim- merier sowie für Gomer möchte in- dess gheam vorzuziehen sein, weil diese Völker als Nordlandsbewohner geschildert werden, ebenso für Kim- bern oder Cimbern, weil neben ihnen die Teutonen (von tuath Nor- den) auftreten, ja sie selbst ab-

mM

Cambridge Camo.

wechselnd als Teutonen bezeichnet werden.

Cambridge, alt Grantanbricge, Stadt und Universität im östlichen England, zu deutsch Brücke über den Cambach, der dabei fliesst; cam bedeutet im Keltischen krumm; gran könnteals Uebergang derkelti- schen zur deutschen Form krumm angesehen werden; indess ist auch ein keltisches gyrynt vorhanden, das Giessbach,, und ein grian, wel- ches Flussbett, Grant bedeutet. Cam kann auch aus go-amhain klein Wasser zusammengezogen sein. Man hat, wie ersichtlich, hier beliebige Auswahl.

Camenz, Ort in Obersachsen mit Granitsteinbrüchen, welche dauer- hafte Platten für Fusssteige liefern. Im Slavischen bedeutet Kamen Stein, ontsprechend dem kelt. ꝙ0 klein und manFols; darnach wäre Kamen-wice bezw. 90-man-wigh soviel als Stein- dorf. Camenz ist dasselbe wie Ka- menitz oder Kamnitz in Böhmen und Kaminiec in Podolien. Da beide letztern Orte nicht durch Steinbrüche oder felsige Lage aus- gezeichnet sind, so wird 08 am ge- rathensten Sein, bei der rein kelti- schen Erklärung zu bleiben, wor- nach Kaminiec soviel als Chemnitz und dies die slavische Form für Kemnade oder Chemnade ist (vorgl- diese).

Camo, ein alter Mannsname vom gälischen cama brav, tapfer, camb Kampf. Kamos war der Kriegsgott der Moabiter, von kam und eus, 08, us Mann,

Camp Canaan.

Camp, Fluss in Oestreich, latini- sirt Cambus, krummes Wasser, von cam krumm und bais Wasser, sei- ner grossen Krümmungen wegen.

Camulns, ein gallischer Beiname des Mars; er bedeutet gross, mäch- tig, von cam tapfer, mächtig ünd al, el, il, ul gross. Camulogenus, Anführer der Tapfern, von keann oder Aine (Cinna) Hauptmann. Ca- milli hiessen die Knaben, welche die römischen Priester beim Opfern bedienten, unsere heutigen Chor- knaben. Camillus, römischer Mannsname, ist dasselbe, was Ca- mulus oder Camilli.

Cana oder Kanna, Seestadt im Hadramaut im südlichen Arabien auf einem Felsenvorsprung, bei den Griechen Kane. Die Bewohner von Cana erhielten von den Sabäern im Innern des Landes den Weihrauch, und führten ihn den Phöniziern zu. In Italien gab es auch ein Cannase, wo 216 vor Chr. Hannibal die Rö- mer schlug, letzteres liegt am Aus- fiuss des Aufidus oder Ofanto in das Meer in Apulien. Cana, Canae ist soviel als Kannstadt, von gan Burg und »ae Leute, Burgbewohner.

Canaan oder Kenaan, latinisirt Caunion, griechisch Kenai, von cain, cains, caint niederes, flaches Feld, und an Mann, hebräisch kana, chona Niederung, alt cha, kna-an. Die Ca- naniter bewohnten die einst frucht- baren Ebenen Palästinas , sowohl am Meere bis Gaza im Philisterlande, als namentlich die Thalebene des Jordan, wo sie ansehnliche, feste Städte im Besitze hatten, die sie

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Canaan,

lange gegen die Juden vertheidig- ten, so dass erst unter Salomo die letzten derselben in die Hände ihrer Feinde fielen. Als Feldleute standen sie im Gegensatze zu den Amoritern, Amonitern, Jebusitern, Hethitern und wie die Berg- und Waldvölkchen Palästinas alle hiessen. Die Cana- niter wohnten mit den Juden ver- mischt ; zu Josua’s, des „Räubers“ Zeiten, wie ihn ein Denkmal in Afrika nennt, verlies jedoch ein Theil des Volkes das Land und zog nach Afrika, ein anderer nach Phö- nizion. Die Zurückgebliebenen er- langten nicht selten die Obmacht über die Juden, so zur Zeit der Richter, wo Jabin, ein Cananiter, 20 Jahre lang Israel beherrschte. Schliesslich gingen die Cananiter in den Juden auf, letztere nahmen grossentheils die Religionsgebräuche der erstern an, und beide wurden gleich einom einzigen Volke von den Assyrern ins Exil geschleppt. Nach jüdischen Erklärern soll Ca- naan (hebr. chona) das Land der Unterwerfung bedeuten, was aber von neueren Schriftstellern, z. B. Knobel, gründlich widerlegt wird; die Juden legten ihren Deutungen gewöhnlich Verhältnisse und An- schauungen zu Grunde, die weit jünger waren als der zu erklärende Name, gerade wie dies unsere heu- tigen Erklärer ebenfalls noch thın. Nach der Bibel waren die alten Ca- naniten Kinder des Ham, also Ha- miten oder Chamiten, gleich den Phö- niziern. Ham war der dritte, jüngste Sohn Noahs, und weil er seines

Canaan.

Vaters Blösse gesehen und davon gesprochen hatte, als derselbe in einem Weinrausch in seinem Zelte lag, so wurde nicht sowohl Ham als dessen Sohn Canaan von Noah ver- flucht, weshalb dann die Cananiter „unter die Herrschaft der Juden, und die Phöniken mit ihren Colonien auf den griechischen Inseln unter die der Japhetiden, d. h. der Griechen, gekommen sein sollen. Sem und Japhet hatten nämlich Noah wieder zugedeckt, indem sie sich mit einer Decke rückwärts gehend demselben näherten und dieselbe über ihn war- fen. Dies war der Grund, weshalb einige Jahrhunderte später die Ju- den ein Recht behaupteten, Canaan su erobern, und so weit es ihnen möglich war, dessen Bewohner zu vertilgen, und zwar, wie sie selbst erzählen, auf die scheusslichste Weise. Im Uebrigen liessen die Cha- miten, was den Punkt der Scham- haftigkeit betrifft, Vieles zu wün- schen übrig, wie ihr Tempeldienst zur Zeit der Jahrmärkte in Babylon beweist (vergl. Kuschiten), Die Cha- miten, als die ersten Weisshäutigen, welche in die Länder der Neger ge- langten, und ursprünglich bis an den Euphrat wohnten, mischten sich mit diesen, so dass Mulatten- racen entstanden; als solche hat man die alten Aegypter, Kopten, Nubier, Aethiopen oder Kuschiten anzusehen; reine Chamiten mögen blos die Cananiter und Phöniken geblieben sein; als solche unter- schieden sie sich wenig von den andern Nachkommen Noahs, den

_ u

Canaan.

Semiten und Japhetiden; alle drei sprachen keltisch, wie ihre alten Fluss-, Berg- und Ortsnamen aus- weisen, während die Juden, obwohl sie von dem Semiten oder Chaldäer Abraham abzustammen behaupten, jedenfalls in Aegypten durch Mi- schung mit den dortigen Mulatten ein mehr ägyptisches Gepräge er- hielten, was sich aber in Canaan durch weitere Mischung mit den chamitischen Bewohnern dieses Lan- des wieder theilweise verlor. Moses zweite Frau war selbst eine Kuschi- tin, d. h. Mulattin, und die wolligen Haare und negerartigen Physiog- nomien vieler unserer heutigen Ju- den stammen noch daher. Die Landschaft Canaan erstreckte sich nach den alten Geographen vom Leontesfluss, der es von Phönikien schied, bis an das rothe Meer. Es zerfiel in drei Theile, das 1700 Fuss hohe, ziemlich flache Galiläa mit reichen Triften vom Leontes bis zum Bache Kison (in der Ebene Jesreel, dem alten Schlachtfeld der Israeli- ten, Esdraelon); beim Berge Carmel mündet derselbe in das Mittellän- dische Meer. Vom Carmel an steigt dies Hochland weiter an, und bildet die Ebene von Samaria, rauher und unfruchtbarer als Galiläa; west- lich vom Todten Meere, 2500 Fuss über dem Mittelmeere erhebt sich dann Judäa, kahl, steinig und voll Schluchten, in denen aber nur zur Regenzeit Wildbäche brausen. Gegen den Sinai wird das Land völlig zur steinigen Wüste und steigt 9000 Fuss über den Spiegel des Mittelmeeres.

Caninefates Canossa.. 327 Cantabern Carantana.

Auf der Halbinsel des Sinai noma- disirten die Midianiter und Amale- kiter, am flachen Meeresufer die Pe- lischthim oder Philister; östlich von diesen auf Judäa, bevor die Hebräer aus Aegypten einzogen, die Hethiter, und nördlich von diesen in Samaria die Heviter, am Todten Meere die Moabiter, nördlich von diesen die Ammoniter, und noch weiter nörd- lich bis zum Hermongebirge im Anti- libanon die Amoriter. Letztere waren ein kriegerisches und mächtiges Volk, schon 1650 vor Chr. fand Abraham hierfoste und reiche Städte. Um 1400 vor Chr. überfielen die Amoriter Canaan, warfen die Moa- biter hinter den in das Todte Meer mündenden Arnon, und zwangen die Hethiter und Heviter und Theile der Philister, die zugleich von den Ae- gyptern bedrängt wurden, an die Küstenstriche des Libanon sich zu flüchten. (Die Erklärung der hier aufgeführten Völkernamen steht un- ter den einzelnen betreffenden Ar- tikeln.)

Caninefates, ein Volk, das an der Nordsee im heutigen Holland wohnte; der Name mag sich in Kenne-maren oder Konnenland or- halten haben; da dieses Moerwiesen oder Marschland bedeutet, so wird Caninefates dasselbe besagen, Canin wäre ywaun, cuana Wiese, Weide, und fates statt baih-eis Meerleute, von badh, both, but Meerbusen, und eis Männer. Audere meinen, die Caninefaten seien Kaninchen- fänger gewesen.

Canossa, cean-ois, Bergburg bei

BReggio im Modenesischen, mit den Ruinen eines Bergschlosses, in wel- chem Kaiser Heinrich IV sich vor Papst Gregor VII demüthigte.

Cantabern, alter Name des Berg- volkes im nördlichen Spanien zwi- schen den Basken und Asturen längs des Biskayschen Meerbusens, cean- abh-air Gebirg-Wasser-Leute; ging der Name von den Uferstrichen am Meere aus, so kommt cant von caint Feldniederung.

Caracalla. Kaiser Caracalla trug gallische Hosen, und erhielt deshalb diesen Namen, denn cara heisst im Gälischen Schenkel, Bein, und calla Kleid, also wörtlich Beinkleid. Calla bedeutet auch Schleier, cuäille schwarzes Kleid, kimbr. cuileadh. Sonst hiessen die Hosen braca, deshalb Gallia bracata, ein Theil Oberitaliens, dessen aus Gallien stammende Bewohner Hosen trugen.

Carantana, Carnia, Carniolla. Diese Namen kommen von den Berg- spitzen, Alpenhörnern des Landes. Carn bedeutet Horn, cornu lat, koras griech.; Kornunnus (carn- an Hornmann) war ein keltischer Gott mit Hörnern, jetzt noch an der Notre Dame in Paris auf einem al- ten Steine zu sehen, der von der altkeltischen Kirche übrig blieb und in die christliche eingemauert wurde; als Gott mit Hörnern wurde er bei den Christen zum Teufel, obwohl Moses seinerzeit auch mit Hörnern dargestelltwurde, nachgebildet dem Jupiter Ammon, den die Juden in Aegypten kennen gelernt hatten. Carantania, latinisirt Carinthia,

Carasgergau.

verdeutscht Kärnthen, bedeutet Berg- hornland, von carn und fan Land. Statt Carantania kommen auch die Formen vor: Carnuntum; beidem Russen Nestor Charutane, beides verdorbene Formen, denn Carnun- tum war eine Stadt und lag an der Donau; Crain 'oder Carnia ist das- selbe Wort mit Weglassung der Sylbe danLand, wofür ia angehängt ist, was ebenfalls Land, Hochland bedeutet; Carniola, Carneola da- gegen hat noch den Begriff Fels beigefügt, es umfasst das Land, in welchem die Alpes Julise liegen. Da diese Alpen ihren Namen Jul von oil Fels haben, und nicht von Julius, so bedeutet carn-oil Horn- Felsen, und Carniola oder Carniolia Felsen-Hörnerland. Krain lau- tet wie das slavische Chreine, von kraj Grenze, krajnaja zemlja Grenz- land oder krajna, weshalb es von den Slaven auch als Grenzland ge- gen Italien aufgefasst wurde; sie selbst nennen sich Krajnci, Krainer. Das slavische kraj entspricht dem keltischen crioch, was ebenfalls Grenze bedeutet, daher der Kraich- gau in Baden.

Carasgergau oder Landschaft der Caereser, wie sie Cäsar nennt, ist die Gegend von Ipsch am Chiers, der früher Cruna hies, zusammen- gezogen aus caoran kleiner Bach. Die Cäreser waren eines jener bel- gischen Ardennenvölkchen an der Grenze der gallischen Trierer, die Cäsar Germanen nennt, aber durch- aus nichts Deutsches an sich hat- ten. Der Name Carasger ist indess

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Carben Carden.

gleichbedeutend mit Germanen, denn ghear, ger bedeutet Grenze, ghear- isk oder ghear-ask Grenzliche, falls nicht isk von uisge Wasser kommt, wornach eg die Anwohner des Grenz- baches wären. Die einfachere Form Caereser kommtvon ghear-eisGrenz- leute, os sei denn, dass sie sich auf caer Stadt (nämlich Ipsch, Epusium) bezieht,

Carben. Caer, corr bedeutet Stadt, Wohnort, deutsch gaard, Gar- ten, slavisch gorod, daher Carwei- ler am Niederrhein; Ocarben in der Wetterau, hies früher blos Car- ben, das vorgesetzte O soll wohl ah Wasser bedeuten, denn es liegt an der Nidda. Dagegen kommt Karbach vom kimbrischen garw oder gälischen caoir Bach, es hies früher Carabach und liegt bei Ro- thenfels am Main, ein anderes liegt bei Wangen im Algau. Corr ver- bunden mit di klein, also kleiner Ort, findet sich in Corby, Corbe, Korb in Frankreich, Würtemberg, Baden und Nassau; Korweiler am Niederrhein; Korbsweiler, alt Carbiswilre, jetzt Kerzweiler, Hof bei Kerzenheim in Bheinbayern; Kurben, ein Hof in der Eifel, Korben, 1341 noch ein kleiner Ort im Breisgau; Karpfham, alt Corphäim in Baiern. Versetzt für caer ist cra, crach, crag, daher Cray in Frankreich; Crayhom, alt Crayenem, Crainhem in Brabant und Crahstadt in Bayern.

Carden, Ort an der Mosel Die kimbrische Form für caer Ort ist garth,verkleinertgarthen,garihyn,

Carden.

deutsch Garten, slavisch gorod, nor- disch gaard, und bedeutet jeden eingezäunten oder befestigten Platz, namentlich also Stadt. Bei den Franzosen ist der ursprüngliche Sinn gare, Bahnhof, bisheute geblieben. In Asien kommt schon in ältester Zeit der NameAsagard vor, Hoch- burg oder Wasserburg, je nachdem manasvonaith hoch, oder aisWasser ableitet. Da die Gälen in Europa wenigstens älter sind als die Kim- bern und die Deutschen, so kann caer, gar nicht als eine Verküm- merung von gaard Garten aufge- fasst werden, sondern umgekehrt, letzteres hat sich aus der einfachern Form weiter entwickelt und indi- vidualisirt; dieser Fortschritt der Sprache muss auch schon für Asien angenommen werden, denn es ist natürlicher, dass die menschliche Sprache aus den einfachsten Natur- lauten sich weiter bildet, und höher steigt, als dass eine fertige, vollen- dete Sprache gleichsam vom Himmel fill, wie die Indologen annehmen, und sodann allmälig in Verderbniss gerathen sei, wie etwa die Mensch- heit durch den Sündenfall. Bei den einfachen Bedürfnissen und Begriffen unserer Urahnen hätte eine vollen- dete Sprache weder Sinn noch Zweck gehabt; im Sprachschatze derselben konnten keine Worte oder Wort- formen vorhanden sein, wozu die Objecte fehlten. Die Sprache schrei- tet mit der Bildung der Völker wei- ter, unter Umständen auch einmal rückwärts, aber jedenfalls hat sie sich aus Urtönen und Urformen ent-

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Carhaix,

wickelt. Das Altgälische steht bei seiner Einfachheit und Unbestimmt- heit solchen Urformen weit näher, als das reich ausgebildete Sansecrit,

‘das eben deshalb nicht als Grund-

lage für die Erklärung uralter Wort- formen benutzt werden kann, im Gegentheil durch das Gälische viel- fach erläutert werden muss. Inder kamen niemals nach Deutschland, Deutsche in alten Zeiten niemals nach Indien, wohl aber muss ein drittes Volk von einem Punkte Mittel- asions aus sowohl an den Indus wie nach Europa gelangt sein, sonst bliebe die vorhandene Verwandt- schaft der indo-germanischen Spra- chen unerklärlich. Einmal von dem Mutterstamme losgerissen, ent- wickelte sich aber jeder Zweig selbstständig, dort dasSanscrit, das Persische, das Arabische, hier das Keltische, Deutsche, Slavische und wie die Sprachen alle sich indi- vidualisirten, und durch vielfache Mischungen im Verlaufe der Zeiten sich umbildeten. Ob die Sprache der Samnjeden, eines Volkes, dessen Reste man neben Rennthier- goweihen versteinert in Mitteleuropa auffindet, noch ältere Wortformen bietet als das Gälische, darüber werden weitere Forschungen ent scheiden. oo

Carhalx, Stadt im Cornwall, franz. Cornouaille, d. h. der west- lichen Bretagne an der Aulne oder Aune. Carhaix hies auch Vorga- nium, klein Wasserstadt, von ear- gan klein Wasser und ion Ort, desgl. Osismi, Stadt der Osismer,

Caridol Carniolien.

von aiteas Wohnort, mit der Ad- jectivendung ismi. Carhaix ist caer- uisge Stadt-Wasser, also dasselbe was Vorganion. Um Carhaix liegen die Arröe-Berge, die Menebr6-Berge und südlich davon die schwarzen Berge. Ar-&e bedeutet Bergland, von ar, or Berg und ia Gegend, gleich Arya im östlichen Persien. Menebröe, klein Bergland, von min klein und bri Berg; Corn- wall, Felsenspitzenland, von kearn Horn und oil! Felsen. Denselben Namen führt die Westspitze Süd- englands, ebenfalls ihrer Granit- klippen wegen.

Caridel, Ort in Wäles, Ceridol, Caradello, Ceratello in Oberitalien, zu deutsch Thalstadt, von caer Stadt und do’ Thal; caer-y-dol Stadt des Thales.

Carniollen, alt Carniola oder pa- gus Chreine, im Gegensatz zu der östlich davon liegenden Mark Chreine oder der windischen Mark. Der pa- gus Chreine oder Kraingau lag an den Julischen Alpen, an der Save und um den Terglou; die Ju- lischen Alpen haben ihren Namen von oillFels, daher noch der Höllen- steinpass vom Cadobre ins Puster- thal. Carniola bedeutet dasselbe, von kearn-oill Felsenhorn, es hies auch Carneolien und Carn-ech, von kearn-aighe hohes Gebirgshorn. Der höchste Berg der Julischen oder Carniolschen Felsenhörner ist der dreiköpfige Terglou, eip Name, den die Slaven für slavisch halten, und mit ihrem Gotte Triglav, Drei- einigkeit, in Verbindung bringen.

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Carnud Carpi.

Terglou bedeutet aber einfach Drei- Felsen, von ter und c/wg Fels, wie bei den Gleichen und dem Gross- glockner. Carneolien wurde von Friaul aus durch die Longobarden erobert; die Masse des Volkes blieb aber immer windisch. Der longo- bardische Herzog von Friaul, der zuerst in ihr Land einbrach, hies Batchis,

Carnud, zu- deutsch Neustadt, von caer Stadt und newydd, nu- adh neu, kommt in Italien und Ty- rol in verschiedenen Formen vor, als Cornuda, Cornedo, Gar- neda, Karneid (alt Carnuda), Karned,Gernith, dannin Frank- reich in Chartres.

Carnuten, Bewohner der Stadt Carnutum, jetzt Chartres, hinter Pa- ris, zu deutsch Neustadt (caer Stadt und newydd neu). Carnuten sogen mit Belloves 400 Jahre vor Chr. nach Italien, und liessen sich mit demselben bei Mailand nieder.

Carpetaner, alter Name für die Bewohner des Mons carpetanus, des Felsengebirgslandes in Castilien zwi- schen Madrid und Valladolid. Name von hrip, chrb, grib, grob, ver- setzt carp Fels, tan Land und us Leute. Das Vorkommen dieses Kar- pathennamens in Spanien zeigt, dass auch der Name der ungari- schen Karpathen nicht slavischen Ursprungs sein kann, weil keine Slaven nach Spanien kamen, wohl aber Kelten in Ungarn wie in Spa- nien wohnten:

Carpi, Stadt bei Modena; car oder caer Wohnung und bi klein.

Carvilius Casertn.

Carvilius, römischer Personen- name, der guter Freund bedeutet, von car Freund lat. carus, und bil gut; Ale bedeutet auch Dichter.

Carthago, Hochstadt, feste Stadt, von caer, carlh, gard fester, um- zäunter Ort (Garten) undaighehoch; die Stadt soll im 9. oder 11. Jahr- hundert vor Christus oder schon 50 Jahre vor dem Falle Trojas durch die vielgenannte Dido gegründet worden sein. Dido gleich Weib- chen, di klein und do, dae Mann oder Frau; statt di klein, kann man auch doi oder id gut (daher Ida) herbeiziehen. Bei den Griechen hies die Stadt Karchedon, bei den Carthagern selbst angeblich Kar- thad-hadtha, was Neustadt be- deuten soll. Dies scheint aber zwei- felhaft, denn erstens erbaute Dido nur eine Stadt, es bestand also kein Gegensatz zu einer Altstadt, und dann ist hadtha offenbar nichts anderes als aith hoch, also dasselbe, was aighe in der bei den Römern üblichen Form Carthago; endlich stimmt hiermit die griechische Form Karch-edon, denn letzteres ist aith- ean, die Deminutivform von aith hoch. Karthad ist, wenn richtig ge- schrieben, eine breitere Form von gard, etwa wie umgartet, umgfrtet.

Casale, Hauptstadt der Provinz Montferrat in Oberitalien, in dessen altligurischem Theile; Name von cas Burg und a] gross.

Caserta, hochgebautes Residenz- schloss der Könige von Neapel, nörd- lich von dieser Stadt; casaHaus und art oder ard lat. arduus, hoch, steil.

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Cashel Castel.

Cashel oder Cassel, alt Casella, Cassilia, Ort in der Landschaft Mounster in Irland. Dasselbe Wort wie Cassel in Hessen, von cas Voste und :/ gross.

Cassel op den Berg oder Berg- kassel, franz. Mont-cassel, lat. ca- stellum Morinorum , liegt auf einem Berge in Flandern, in pago Men- pisco, auf welchem schon die alten Moriner ein Castell erbaut hatten, daher der Name. Monapier oder Moriner bedeutet wesentlich das- selbe, men-abh Mündung-Wasser, Bewohner der Lande an der Schelde- Mündung, Moriner von muir Meer. Cassel kam durch den Nymweger Frieden an Frankreich.

Castel, Brückenkopf Mainz ge- genüber auf der nördlichen Seite des Rheins, war einst ein römisches Castellum, das von Drusus erbaut wurde, oder worden sein soll, um den Uebergang von dem, ebenfalls von ihm stark befestigten Mainz, castrum Moguntiacum, nach Mittel- deutschland sicher zu stellen. Ca- stellum ist die römische Form für das keltische cas-el. Drusus soll auch die fast zwei Stunden lange Wasser- leitung angelegt haben, welche von den Höhen südlich von Mainz Trink- wasser in die Stadt führte; ebenso befestigte er einen Theil der auf dem Taunus ursprünglich von den Kelten angelegten Pfahlgräben und Ringwälle nach römischer Weise, und kehrte deren steile Seite gegen Norden, während dieselbe früher gegen Süden gewendet war. Die Alemannen drehten später diese Be-

Castiglione - - Catalonien. 332

festigungen wieder gegen Süden, daher man heute bei deren Resten die Gräben bald vor bald hinter dem Walle findet.

Castiglione delle Stiviere, west- lich von Verona, war früher ein eigenes Fürstenthum, ebenso Solfe- rino, das nahe dabei liegt. Die Für- sten von Castiglione stammten von den Gonzagas von Mantua ab, er- hielten vom deutschen Kaiser den Titel Marggrafen, und waren Für- sten des deutschen Reiches. Castig- lione und Solferino wurden öfter ge- trennt und wieder vereinigt, 1692 wurde der Fürst von seinen Unter- thanen vertrieben, der Streit dauerte bis 1773, wo der Fürst das Länd- chen um 300,000 Gulden an Oest- reich abtrat. Das Ländchen liegt am Südrande dos Gardasees, ist hü- gelig und in neuerer Zeit durch die blutigen Schlachten bekannt gewor- den, welche am Bande der Hügel- kette gegen die Mantuanische Ebene hin zwischen Oestreichorn und Fran- zosen bezw. Italienern geschlagen wurden. Castiglione ist eine alte italienische Form für das lat. Ca- stellum; sie lautete Castiglio. Cas, ches, cast ist die altkeltische Form für Burg, cast-il oder kass-el ist Burg-gross, ebenso cast-ar, woraus im Lateinischen castrum wurde. Stiviere ist in Felder abgetheiltes Land, s/cv oder stiv ist unser deutsches Stufe und ara bodeutet Pflug.

Catalonien, spanisch Catalunna, Land derCatalanen im nordöstlichen Spanien, wird gewöhnlich als Land

Catania Catharina.

der Goth-Alanen erklärt; die Ala- nen liessen sich aber nicht hier, sondern im westlichen Theile Spa- niens nieder; cat-al bedeutet gros- ser Wald und an Mann; Gothen kommt zwar ebenfalls von coed Wald und dae Leute, aber das Land hatte seinen Namen Waldland schon ehe die Westgothen einrückten. Bei den Römern bildete es die provineia tarraconensis, 788 kam es an die Franken als Theil der spanischen Mark, welche daselbst Grafen ein- setzten, die sich später von Frank- reich unabhängig machten. 1137 kam die Grafschaft an Arragonien, 1479 an Castilien.

Catania oder Catanea, Stadt auf Sicilien am Fusse des Aetna, Wald- leute-Gegend, coed-an-ia. In der Nähe grosse Kastanienwälder. Ka- stanie ist die gezischte Form für coed Wald, und scheint diese Frucht ihren Namen von dem Waldlande Cas-tan-ia am Aetna zn führen, von wo sie zuerst in den Handel kam.

Cataonleu, das Waldland des Taurus in Kleinasien (torr-ais stei- les Gebirg), das Cilicion umkränst, von coed Wald, an, on Mann und ia Land, Wald-leute-land. Der Ge- birgsname Taurus hat mit dem lat taurus, Ochse, nichts zu schaffen.

Catharina;. caidh, caith bedeu- tet rein, lateinisch castus, daher caidhni reine, keusche Frau, Jung- frau; ni, naeFrau. Das griechische katharos rein, istaus kaidh und air Mann bezw. Frau zusammengesetzt, und daraus entstand schliesslich Katharina, mit angehängtem ino,

Cativolk Catts.

ana, was Weib bedeutet. In der russischen Form Kathinka, Ka- therinchen ist die Mittelsylbe or als überflüssig ausgefallen.

Cativolk, edler, heiliger Fürst,

von caidh rein, edelgeboren, auch heilig (vergl. Chalons und Katten), und 5o/g Fürst. Im Deutschen wurde darausHeidfolch undHeidwolf.

Cattaro, Stadt im südlichen Dal- matien an der Bucht von Cattaro, früher selbstständig, seit 1420 ve- netianisch, und seit 1797 Österrei- chisch; coed-air-ua Waldleuteland oder gaoth-air-ua Seeleute-land.

Cattegat, alt Sinus Codanus (Meerbusen) ; gaotfh bedeutet Meer, See, darnach hies die Insel Seeland alt auch Cobanden statt guoth- bund, See-land. Das Cattegat ist kein Katzenloch, wie der Name ge- wöhnlich erklärt wird, sondern Catte steht entweder für caidh heilig und bezieht sich dann, wie bei Hel- goland, auf irgend eine Insel in demselben, aufwelcher ein bestimm- ter Gott verehrt wurde, oder aber; und dies wird das Nächstliegende sein, catte bezieht sich auf Goth- land, Gotheburg (Waldland, Wald- burg, von coed Wald), und bedeutet dann gothisches Meer, Wald- lands-Meer. Gothland liegt näm- lich am Kattegat.

Catts, Ort im friesischen See- lande, desgl. in Nordbewerland, soviel als Wald-ort, vom gäl. coed oder kymr. gwyddWald und aidhe, ais, ois Ort, Burg. Ebenso Catt- wick opSee, Cattwickop den Rhyn, Walddorf an der See und am Rhein

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Cattun.

(von wigh Dorf), Cattwinde in Friesland, Waldwiese, von gmwaun; Cattenbrouk bei Utrecht, Wald- burg, denn brouk oder brog ist nicht immer Brücke, sondern oft versetzt für Burg, kymr. bwr; Kattlyk, Waldort, von loc (lat. locus) bei Husum. Hessische G@e- schichtschreiber wie Rommel lassen alle Orte, welche dieSylbe kat ent- halten, von hessischen Katten ge- gründet sein, namentlich weil ein Theil dieser Orte im alten Bataver- lande liegt, und die Bataver nach Tacitus eine Cattische Colonie ge- wesen seien, die wegen innerer Un- ruhen auswanderte; diese Annalıme geht zu weit, der Begriff Waldort liegt näher, zudem bedeutet Katten Kriegsleute; solcher gab es aber überall, und brauchen die batavi- schen Katten darum noch nicht aus Hessen gekommen zu sein.

Cattun, Kriegsmann, von cath Kampf und an Mann, gälisch; da- her wohl der Name der Katten, cadh bedeutet aber auch rein, hei- lig, lat. castus. Da bei den alten Kelten nur der herrschende Stamm, also die Kimbern, in den Krieg zo- gen, während die unterjochten Gälen höchstens den Tross bildeten, so mögen die Katten, als besonderer Volksstamm aufgefasst, Kimbern ge- wesen sein, deren Name verschwand, als das hessische Bergland von einem dritten Stamme, dem deut- schen Nordvolke oder den Tuathis- ken erobert wurde; denn jetzt waren auch die Kimbern keineKatten, d.h. Kriegsleute mehr. An ihre Stelle

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Caudevig Caux.

trat dor Namo dor Alemannen, dor wilden fremden Leute, denn dies waren die Deutschen sowohl für die Gälen wie für die Kimbern.

Caudevig, Walddorf, von coed Wald und wigh Dorf. Als Waldname bedeutet Caudwig, bezw. Cottwigh einen Bannwald, Forst, eingehegten Wald, denn vigh, lat. vicus, slarv. wice, steht gleich Hecke, Haag, Ver- zäunung, und können damit ebenso- wohl Wohnungen als Wälder einge- friedigt sein.

Cauge, alt Caugia, Ort bei Etam- pes inderSologneim mittlern Frank- reich, vom gälischen coiche Küche, Wohnstätte.

Caux. DasPays de Caux im littus Saxonicam, bei Havre in der Nor- mandie, wurde während der Völker- wanderung von einer niedersächsi- schen, wie man des Namens wegen glaubt, aus dem Chaukenlande (bei Bremen) gekommenen Abtheilung Wikinger besetzt, gleich der ganzen Normandie, welche später von Nord- männern erobert wurde. Ebenso liessen sich auch in den Uferland- schaften am Ausfluss der Loire, ins- besondere in der Vendéo Nieder- sachsen nieder, und stammt noch von diesen, wie man annimmt, die Bitte, jedes Gehöfte mit einem bu- schigen Wall zu umfassen, woraus le Boccage entstand, eine durch Gräben und Hecken fast unzugäng- lich gemachte Gegend, in der die Bewohner der Vend6e sich jahrelang gegen die Angriffe der republikani- schen Armeen halten konnten. Erst als das ganze Land rasirt und alles

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Cavalier Ceder.

Buschwerk niedergehauen oder nie- dergebrannt war, wurde die Vendee besiegt. Im Pays de Caux sind die Gehöfte ebenfalls mit Knickwald umgeben. Der Name pays de Caux kommt indess schwerlich von den Chauken, sondern von den armorisch- keltischen Caleten, die zu Cäsars Zeiten hier sassen, cala Seehafen und dae Männer. Die Chauken im heutigen Niedersachsen waren die ersten „keltischen“ Bewohner dieses Landes, ihr Name verschwand, als die Sachsen darin Herren wurden. Die deutschen Ansiedler im pays de Caux konnten also nicht Chauken heissen, auch wenn sie aus dem Bremerlande gekommen wären, weil os damals keine Chauken mehr gab. Zudem ist der Name Chauke seiner Bedeutung nach rein local, soviel als Erdhügelbewohner.

Cavalier, Reiter, franz. chevalier, von cheval Pferd, span. caballero; keltisch heisst peall Pferd, daraus wurde caballus, wohl zunächst klei- nes oder schönes Pferd, Reitpferd, von g0 klein. Das Schiff heisst gä- lisch ebenfalls cabal, daher Cha- lons, cabillo Schiffsplatz und ga- billon Schiffmann, Schiffer.

Cecina, Cecinna, Kekina, Fluss- name in Etrurien, vom gäl. caochen kl. Fluss. Der römische Personen- name Cecina kommt schwerlich von diesem Flussnamen, sondern von ce-cinna kl. Anführer, Unterbefehls- haber; er war dies in den Kriegen der Römer gegen die Katten und Cherusker.

Ceder, grosser Baum, coed-ar.

Cela Cennen. 335 Cenomanen.

Cela, gälischer Weibername, von geal weiss, also soviel wie Blanca, Bianca.

Celle, alt Kiellu, Stadt in Han-

nover, Name vom gäl. ceall, was Haus, Keller, Zelle und Kirche (ale- mannisch Chilche) bedeutet, das an- gehängte /u ist klein. Altencelle liegt an der Brücke über die Aller, und ist jetzt ein Dorf, die Stadt Celle hies anfangs Neucelle. Von Altencelle westlich liegt noch ein drittes, Westercelle, das ebenfalls älter als die Stadt Celle ist; letztere mag durch die Anlage der Wehren- Mühlen und der grossen Brücke über die Aller entstanden sein. In Celle hatte die Pfalzgräfin Agnes, Schwiegertochter Heinrichs des Lö- wen, ihren Witwensitz, sie hies des- halb ducissa de Zelle; für sie wurde wahrscheinlich die Burg bei Alten- celle erbaut. In der Kirche von Altencelle sind 7 welfische Herzoge beigesetzt.

Ceneda, alte Stadt im Venetia- nischen, wurde 450 von Attila und später vom Gothenkönig Totila zer- stört. Im Mittelalter gehörte die Stadt dem Bischofe, der deshalb Fürst von Coneda hies. Der Name Ceneda kommt vom gälischen cean Spitze und dae Haus, denn Ceneda liegt auf einem Berge. Von diesem cean mit angehängtem er gross kommt auch der Monte Cenere bei Bellinzona, lat. mons Cenerus, grosse Bergspitze. Der Mont Ce- nis kommt von cean und aith hoch.

Cenuen oder Sennen, ein kleiner Volksstamm, der neben den Ale-

mannen genannt wird, als diese am Main gegen Caracalla kämpften. Dio Cassius nennt sie ein keltisches Volk, ein Epitomator desselben ein chattisches. Die Ceunen, welche den gerade am Main gegen Caracalla kämpfenden Alemannen zu Hülfe kamen, mussten in der Nähe woh- nen. Es waren die keltischen, bezw. chattischen Bewohner des Taunus, denn Taunus lautete keltisch ton- oder twyn-ais und bedeutet Wald- hoch. Aus diesem tor, deutsch Tanne, sind die Namen Sennae oder Twynnä, Waldmänner, ebenso die Tenct-uarii oder Tenkterer, hervorgegangen und viele andere, als Senonen, Cenomanen, Suniker; dann Tönche, Sonjewald, Sonwald, Senne, Sennhirten, endlich Zaun und Zinne.

Cenomanen, Name der alten Be- wohner desjeuigen Landstrichs im westlichen Frankreich, der jetzt Maine heisst, mit der Hauptstadt le Mans. Die Cenomanen ficlen auf demselben Wege, den früher Bello- ves mit den Berriern und Auvergna- ten eingeschlagen, als zweiter Heer- haufen in Italien ein, ihr Führer hies Elitovius; sie setzten sich mit Unterstützung des Belloves in der Gegend von Brescia (Brixia) und Verona nieder, wo früher Libuer gewohnt hatten. Ihnen folgten die Salluvier (Salasser), dann die Bojer nnd Lingonen, und endlich die Senonen, die bis Rom gelangten. Hauptort der Cenomanen wurde Brixia oder Brescia. Der Name Ceno-manen bedeutet Haide- oder

Cerevisia Corennen. 336

Buschlandsmänner, wie sie heute noch bei Mans vorkommen, von ton, twyn Buschland, Niederwald.

Cerevisia, der lateinische Aus- druck für Bier kommt von dem kim- brischen cwryf/. Im Gälischen hie3 das Bier corma, curmi. Gleicher Wurzel ist das deutsche gähren, vergohren. Die Nomadenvölker am Kaspischen Meere nennen ihr aus vergohrener Pferdemilch bereitetes Getränk Kumik.

Cerewalt, Gebirgswald im Quell- gebiet der Mürz auf der Westseite des Sömmering in Steiermark. Name von doire Walddickicht (Söhre bei Kassel). Der Sömmering bedeutet ungefähr dasselbe von tom Wald, ar gross und rugha oder rinn Berg, also grosser Waldberg.

Cevennen, keltisch Gebennen oder Kemmenen, vom kelt. ceap, ceib, cab Bergkopf, Demin. ceap- ean im Gegensatz zu den Alpen. Die Form Kemmenen kommt von keann, Dom. keannean, was das- selbe bedeutet. Ge-bennen kann auch von bean, ben Berg (Peni- nen, Apeninen) und der verklei- nernden Vorsatzsylbe co oder go erklärt werden, wie Gabretawald. Die gezischte Aussprache Cevennen oder Dzevennen ist provengalisch, d. h. wohl altligurisch, denn längs der ganzen ligurischen Küste wird gezischt, d. h. die von Natur etwas längere Zunge stösst häufiger an die Zähne als bei kurzzüngigern Stäm- ınen. Griechen, Engländer und Juden zischen ebenfalls, ohne dass sie des- halb stammverwandt sein müssten.

Chablais Chaimen.

Chablais, italienisch Ciablese, alte Grafschaft in Nordsavoyen am Südrande des GenferSees, die Wiege des Königreichs Savoyen, gehörte ursprünglich zu Kleinburgund gleich dem Herzogthum Genf, und ist seit 1360 von Frankreich annectirt. Der Name entstand aus keap-il-iath Bergkopf-gross-Land, denn es ist voll hoher Berge, die steil nach dem Genfer See abfallen. An die- sem See liegen Evian, aoibh-ean Hof am Wasser, und Thonon dun- ean Stadt am Wasser.

Chaimen, Teuriochaimai und Bai- nochaimai bei Ptolemäus, keine be- sonderen Völker, sondern gräcisirte Namen für Thüringer und Böhmen. Teurio ist doire Walddickicht, wel- ches in Deuren, Duren, Düren die Wurzel bildet, chaim ist eine Mittel- form von camp Feld und om heim, Heimath, daher die alte Form Bö- heimb statt Böheim. Teuriochaim ist in Duringen umgewandelt, wie Bojoheim, Böheimb in Böhmen. Bai- nochaim bedeutet übrigens etwas Anderes als Bojoheim, denn banza, ben, bon bedeutet Feld, dajo, beo dagegen Vieh, Bainoheim also Feld- land, Bojoheim Viehland, Teuriochaim Waldland. Statt Bainochaimai wurde auch Benochaimai oder Bonochaimai geschrieben, was indess dasselbe ist. Die Teuriochaimai sassen nach Pto- lemäus nördlich von Böhmen im heutigen Obersachsen und Thürin- gen, die Bainochaimen in Böhmen; die ersteren hiessen, namentlich nach der hessischen Grenze zu, Hermunduren, die anderen nach der

Chalcis Chaldäa.

Donaugrenzehin Markomannen. Statt Bojoheim kommt auch die Form Bu- jaimon vor, von du Kuh. Im Lande der Brukterer in Westphalen kommt ebenfalls der Name Chaimoi vor.

Chalcis, Ort auf der Insel Euböa in Griechenland, Bergveste, von calg, colg Bergkegel (oder Kogel, colg- iD) und ois Burg. Jetzt heisst der Ort Egripo, von grob Fels. In Griechenland gab es noch mehrere Bergvesten mit dem Namen Chalcis. Chalcedon, alte Stadt in Bithy- nien, Constantinopel gegenüber, von den Megarern 700 Jahre vor Chr. gegründet, bedeutet dasselbe, von kalk-aithean Bergstadt.

Chaldäa, das alte Stammland der nördlichen Chaldäer, ist die mit Basalttrümmern dicht überschüttete, unangebaute, wasserarme Hochfläche im nordwestlichen Mesopotamien, südlich vom Murad oder Euphrat, zwischen Apamea, Urfa (oder Ur, später Edessa), Samsat (alt Samo- sata) und Diarbekir (alt Amida). Aus der Beschaffenheit des Landes ergibt sich die Erklärung desNamens, denn gall bedeutet im Gälischen Fels, Stein (vergl. Kallenfels in Deutsch- land) und dae Leute. Chaldäer und Kelten oder Galater sind ähnliche Namensformen, haben aber nicht gleiche Bedeutung, denn Kelten kommt entweder von geal weiss, bezw. „gel“ gelb, blondhaarig, oder als Kriegsname, von gal Kraft. Die Gälen waren in der That blond und sind 68 meistens noch. Uebrigens sprachen die Chaldäer keltisch, wie sich dies aus der Form ihrer alten

Deutsch-kelt, Wörterbuch,

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Chaldäa.

Orts-, Berg-, Land- und Flussnamen ergibt, die meist noch reiner kel- tisch lauten, als die in Deutschland, Frankreich und Grossbritannien ; z. B. Apamea, gräcisirt für abh- om Wasserstadt, von abh Wasser und om Ort, es liegt am Euphrat und heisst jetzt Biredschik, von bior Wasser und teag, toigh, aiteach Ort; dann noch Kalai- Beda, von kale türkisch Stadt oder kala gälisch Hafen und bi-dae kleiner Ort. Samsat, griech. Sa- mosata, ebenfalls am Euphrat oder Murad, Wasserort, von faom Fluss und aidhe oder iosda Ort. Ur, Urfa, Orrhoe oder Edessa, in einem Thale am Scirtus oder Daisan; letzteres von di-tain klein Wasser, Scirtus latinisirt von caoir-di kl. Bach; Ur bedeutet Thal, in der Bi- bel heisst es deshalb Land Ur, Thal- land, Or-rhoe ist der Ort (ra) in diesem Ur oder Thal, Urfa enthält die alte Form für das lat. urbs Stadt, orbis Kreis, Bingwall. Edeasa ist gräcisirt aus aiteas Wohnort. Car- rhae, Haran, Charan, kl. Ort, von caer Ort, caeran‘ Deminutiv davon, Carrhae gleich caer-ae Stadtleute. Ur und Haran werden in der Ge- schichte Abrahams genannt. Tela, in römischen Zeiten Antoninopolis- Constantia, eine Burg in der Ebene östlich von Ur auf einem Felsen- hügel, von dail Voste, welche Form, in Tell umgewandelt, jetzt noch häufig für Bergvesten im nördlichen Mesopotamien vorkommt. Die Chal- däer dieser Gegenden sind wohl zu unterscheiden von denen am untern 22

Chaldia Chalen.

Euphrat, welche lange vor der Grün- dung des Assyrischen Reiches in Babylon ein Staatswesen eingerich- tet hatten, und als Fiussleute nicht von gal Fels, sondern von gil, geul Wasser abgeleitet werden müssen (vergl. Kasdim und Chaldia).

Chaldia, Landstrich am Schwar- zen Meere mit der Hauptstadt Tra- pezunt. Der Namensähnlichkeit we- gen hält man die Bewohner dieses Landes für Abkömmlinge der Chal- däer, was aber unerweisbar ist, denn chal bedeutet hier Wasser, von gil, giol, göl, geul; darum hiessen die Bewohner des Landes auch Chal- yber, von iph Gegend. Den Beleg für diese Erklärung gibt erstlich die Form Tschildir, eine Gegend bei Kars mit mehreren Seen, wovon der grössere Tschildir-göl heisst; ꝙòol ist die gewöhnliche Bezeichnung für alle Seen in Armenien in rein kelti- scher Form, Tschil ist dasselbe, aber gezischt, und dir kommt von dear gross, als Landname dagegen von fir Land. Der Tschildir-göl im Tschildir ist demnach der grosse See im Seslande. Den weitern Beleg gibt die Stadt Trapezunt, Trebisond, gräcisirt Trapezus, armenisch oder altkeltisch Tarabusun, von darab, treabh Dorf, Ort, ais, uis, wisge Wasser und an Leute.

Chalen, bei Ptolemäus Chaloi, ein Völkchen im mittlern Schleswig; gälisch heisst cala Hafen, caloi oder chaloi also Hafenanwohner, wo- mit Flensburg, der Haupthafen in diesem Theile des Landes gemeint seinwird. Calais und die Caleter bei

Chalons Cham.

Havre führen ihre Namen ebenfalls von cala, desgl. der Fluss Chalus, oder die Trave, welche bei Lübeck den Hafen bildet, cala-uisg Hafen- fuss.

Chalons, Stadt an der Marne, hies gälisch Cathalon, zu dentsch Heiligenstadt, von cad%r heilig und lon Wohnort, oder von catha Gottes- dienst. Chalons wurde auch Duro- Catalauni genannt, von dur Wasser, also Heiligenstadt an der Marne. Chalons an der Saone hies früher Cavalo, Cavallo, Cavillo, Ca- billo, von cabal Schiff und loc, loch, loh (locus) Platz, also Schiffplatz; ein solcher ist es noch, denn erst von hier an wird die Saone regelmässig schiffbar.

Cham, Chum oder blos Ham, nach der Genesis der zweite Sohn Noah’s, gewöhnlich als Stammvater der Neger aufgefasst. Noah war aber ein Weisser, kann also keine schwarzen Kinder gehabt haben, es sei denn mit einer Negerin, dann kann aber Cham als deren Sohn nicht auch deren Stammvater gewe- sen sein. Im Keltischen bedeutet am, amha, amhain, latein. homo Mann oder Mensch. Die Chamiten waren keine Neger, sondern der Name bezieht sich, soweit er im Alterthum vorkommt, auf die bräun- lichen, weil mit Negern gemischten Bewohner Arabiens, Aegyptens und des übrigen Afrikas. Ebensowenig bedeutet Japhet weiss und Sem roth oder braun. Es lassen sich überhaupt keine drei Ur-Racen in

jenen Gegenden unterscheiden, son-

Cham.

dern nur Weisse und Schwarze und dann aus beiden gekreuzte Mulat- ten; letztere kann man in Chamiten, d. h. Mulatten der ersten Zeugung und Semiten, Kinder dieser Chami- ten mit später aus dem Norden nach- gerückten Japhetiden abtheilen. In Wirklichkeit mischten sich aber die Völker Vorderasiens unendlich viel- fach, so dass an eine systematische Scheidung nach den ursprünglichen Racen gar nicht mehr gedacht wer- den kann. Das Wort chaum, chom, chomaum, chomom bedeutet im Ho- bräischen, Chaldäischen, Syrischen und Arabischen nun allerdings heiss und auch schwarz, d. h. verbrannt sein, ebenso ist chum im Hebräi- schen schwarz, im Koptischen be- deutet häm, hem heiss sein, und chame, chamä, kame, kamae, alt- ägyptisch khemi, ebenfalls schwarz. Die Aogypter nannten sich Ham, und ihr Land chemia, schwarzen Boden, weil er, wie jeder Wasser- niederschlag, dunkelfarbig ist. Dar- nach kann man mit Fug und Recht die Aethiopen Chamiten nennen, nur muss man dann die directe oder aus- schliessliche Abstammung von Noah fallen lassen. Die Stammtafel der Genesis ist überhaupt nicht voll- ständig, denn die Neger wie die Mongolen sind in derselben gar nicht erwähnt, noch weniger die Malayen und amerikanischen Rothhäute. Was die Hautfarbe der Chamiten oder äthiopischen Mulatten betrifft, so bietet sie alle möglichen Schatti- rungen von Weiss bis Schwarz; braungelb sind gewöhnlich die Abes-

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Chamaven,

sinier, fast ganz schwarz die Nu- bier; die Berbern sind dunkelroth- braun, und wenn die Mutter aus Habesch ist, bei den Kindern hell- braun. Die Bewohner von Mekka undDjidda sind ebenfalls hellbraun; Kinder von Negern und Abessinie- rinnen sind dunkelkupferfarbig. Chamaven wohnten am Nieder- rhein im Hamaland, da wo der Rhein sich gegen Westen krümmt, daher wohl der gälische Name car krumm und abh Fluss. Andere leiten das Wort vom deutschen Himins Him- mel oder Hemidi Homde ab, was indess keinen Sinn gibt. Tacitus erzählt von den Chamaven, dass sie in Fehde mit ihren Ostnachbarn, den Boroctrern lebten. Mit ihren Stammverwandten, den Sigcambern wurden sie später von Kaiser Con- stantins Chlorus geschlagen und zum Theil nach Oberburgund ver- setzt, wo der Pagus Chamavorum und der Pagus Amaus in Folge des- sen entstand. Als die Sigcambern an die Waal zogen, rückten die Chamaven nördlich in deren Gebiet nach, ihrerseits gedrängt von den Sachsen, welche einen Theil des Landes besetzten, woraus das säch- sische Hamland entstand, während der andere, mehr nördliche Theil fränkisch bezw. rifländisch, ripua- risch blieb. Die niederrheinischen Franken entstanden theils aus die- sen Hamländern, dann aus Chattus- ren, Tenkterern, und endlich vor Allem aus den Sigcambern, welche in der Batau und in Brabant mit den Kimbern zu einem Volke ver- 22*

Chamberich.

Schmulzen. In ihre alten Sitze auf dem rechten Rheinufer drängten sich grossentheils die Sachsen. Chamberich, alt Champriche oder blos Chambe, das Regenthal zwi- schen dem Bayer- und Böhmerwald im Regensburger Sprengel in Nieder- bayern; es hies auch die Mark Cambe oderCham und umfasste das Capitel Cham mit dem Orte Cham, das zum Regensburger Sprengel gehörte. Das Chambrich war in deutschen Zeiten eine Vormark des Nordgaues gegen Böhmen, und führten daher die Voh- burger den Titel Markgrafen. Der Name Kampe ist keltisch wie der von Kempten (Campodunum), denn vor Einwanderung der Markomannen war das Land von keltischen Bojern bewohnt. Die keltischen Kampen theilten sich nach der Annahme von Kaspar Zensse in zwei kleinere Stämme, in Parmaikampen (Schild- kampen, denn dielateinischenWaffen- benennungen stammen meistentheils aus dem Keltischen) und Adrabai- kampen, d. h. Panzerkampen. Letz- tere wohnten Östlich vom Chambe- rich an der Donau. Beide Abthei- lungen hiessen auch Bojochämen, sie wohnten früher im nördlichen Böhmen, wo sie mit den nördlich vom Gebirge hausenden Teuriochä- men (thüringischen Chämen) zusam- menstiessen (vergl. indess Rakaten). Der. Name Chamberich bedeutet ent- weder Burg des Königs, von gann Burg, y des und righ Königs, was aber nicht für einen Landstrich, sondern blos für den Ort Chambe, kleine Burg, gann-bi passt, oder

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Chamberich.

es kommt von geamh Winter und ruighe Hirtenhaus, Stallzum Ueber- wintern des Viohes, was aber auch nur auf einen einzelnen Ort passt; rich wird daher gleich rugha Berg stehen. Die Gegend hat wohl von dem Orte Cambe den Namen erhal- ten. Im Chaınberich kommen unter Andern noch folgende Namen vor: Weiss-Regen, alt Wizenregen, von gwydd Wald und regan, rehan Fluss. Marklach, Grenzort mark- loc. Grabitz, alt Grawat, von cruadh Fels und aidhe Ort, es liegt im Böhmerwald, die Form grab von grob Fels. Furt, alt Vurte, von Awrdd Furth. Kotmaisling oder blos Mazelin, Waldhöfchen, von coed Wald, modn Hof und /i klein, im Böhmerwald. Degelberg, alt Ti- chenesberg, von teakh, tik Ort, Dem. foichean und ais Berg. Tro- sendorf, alt Trasanesdorf, von dras Ort, Dem. drasan. Buch- berg, von buach Berg. Hezing am Traubenbach, alt Hezinga ad drubenaha, von aidheankleine Woh- nung, druben von dro, dra klein und dDuinne Bach. Bösing, alt Besinga, von Dbais Bach und inka kleiner Ort. Friding, altFridinga, kleiner Waldort, von /ridd Waldund inka kleiner Ort. Trautenbach, von dro, dra klein und tain Bach. Waldmünchen, kleiner Ort, von min klein und ka Ort im Walde. Arnschwang, Bergpferch, von aran Berg und wang, fang Pferch. Eschelkam gleich Cham mit ge Wasser odersgeilg Fels. Kirchen- rorbach, von rhyar Giessbach.

Chambly Champagne. 341

Közting, Waldburg, von coed Wald und din Veste. Lam, kleiner Ort, von li-om. Mosbach, von mi klein und uisge oder ais Wasser. Nittenau, alt Nittenowa, von na- odh nass, Bach und angehängtem aha. Bimpach, von rhean Bach. Roding, von reod Feld und inka kleiner Ort. Wetterfeld, grosses Feld, von faith Feld und er gross. Bunting, Feldort, vonreann Feld, daingean Veste. Satelbogen, von sadhail Wohnsitz und buachan kl. Berg, u. 8. w. U. 8. w.

Chambly, Ort bei Paris, alt Ca- meliscum, Ort des Camel, Camulus, Camillus (vergl. diese).

Champagne, alt Campania, sie besteht grossentheils aus weiten Ebenen, die zur Kreideformation ge- hören, und mitunter sehr dürr und unfruchtbar sind, wie die lausige Champagne, südlich von Chalons (Champagne pouilleuse); den Rand des Landes gegen Osten dagegen bilden Gebirgsreiheu, welche das- selbe ringförmig umgeben, darunter namentlich der Argonnenwald. Der Name Campania, in Holland Cam- pigne, bedeutet Feldland, Flachland, von camp. Als zur Zeit der Mero- vinger Chlodwigs Söhne sich in das Reich theilten, gehörte die Cham- pagne zu Austrasien, dossen Hanpt- stadt damals Metz war. Später hatte das Land eigene Grafen bis 1274, und kam dann durch Verheirathung derletzten Erbin desselben, Johanna, mit Philipp dem Schönen von Fran- zien an letzteres; nach längern Erb- schaftsstreitigkeiten gelangte das

Chanani Charabia,

Land aber erst 1361 für immer an Frankreich. Der Champagner Wein wächst nicht in der eigent- lichen Champagne, sondern an dem zu Franzien gehörigen Rande des Tortiärplateaus längs der Grenzen der Champagne, und in den Thälern, welche nach der Seine hin führen, blos die Fabrikation in gährenden Wein wird in den Städten derCham“ pagne betrieben.

Chanani, Feldleute, zleich Ca- naaniter; der heilige Augustin er- zählt, die „Landleute“ seiner Diöcese in Afrika hätten sich Chanani ge- nannt, was beweist, dass auch dort can, chan, henan Feld bedeutet, wie cain, caint in Europa. Dass diese Chanani aber darum von den Canaanitern abstammten, geht aus dieser Namensgleichheit nicht her- vor.

Charabia. In einer aus London datirten Mittheilung der Neuen freien Presse in Wien stand im Laufe des Frühjahrs von 1567 folgende Notiz: „Was das Wallonische betrifft, so ist dasselbe nicht eine ‚alte Form‘ des Französischen, sondern ein Dia- lekt, in welchem französische Sprach- Elemente mit anderen fremdar- tigen gemischt sind, die bisher allen Untersuchungen der Fachgelehrten getrotzt ha- ben. In einem Theile des belgischen Wallonenlandes nennt das Volk diese seine Sprache Charabia.” Unsere Fachgelehrten, sowohl in Deutsch- land als in Frankreich und England haben sich bis jetzt lediglich mit den alten sog. olassischen Sprachen,

Charente Charleroi

desgl. mit den orientalischen be- schäftigt, dem Keltischen sind sie dagegen mit wenigen Ausnahmen ebenso fern geblieben, als dem Ma- layischen oder Patagonischen; kein Wunder also, wenn ihnen das Wal- lonische fremdartig vorkommt; und doch müssten sie schon aus Cäsars Bellum gallicum wissen, dass im Wallonenlande Belgen, bezw. bel- gische „dermanen* gewohnt ha- ben; ghear, ger, gor,chor (deutsch kurz), bedeutet das Ende oder die Grenze, und maon Mann, also Grenz- volk; dies waren sie für die galli- schen Trierer, von welchen Cäsar das Wort German bekam. Char- ab-ia ist nun dasselbe, char mit ibk Gegend, oder aibA Volksstamm und ia Land. In Charabia hat sich sohin der alte Name der belgi- schen Germanen oder Grenzvölker erhalten.

Charente, Fluss im westlichen Frankreich, lateinisch Carantonus, von caoirBach, caoirean kl. Bach; das in der latinisirten Form ange- hängte tonus kommt von fain, wel- ches ebenfalls Bach bedeutet, wor- aus sich ergibt, dass hier, wie häu- fig, zwei gleichbedeutende Appella- tiva von den nachfolgenden Völkern aus Unkenntniss in Einen Eigen- namen verschmolzen wurden.

Charleroi, Stadt in der Graf- schaft Namur im belgischen Henne- gau an der Sambre, alt Cariolon, zu deutsch Fluss-Ort, caoir-/on, was von den Franzosen in Karl-König umgewandelt wurde. Eine andere alte Form des Namens war Cher-

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Chartres Charuder.

noi, von caoir oder gouer Fluss und nae Leute.

Chartres, alt Carnutum oder Car- notum, Stadt in Frankreich, westlich von Paris, zu deutsch Neustadt, von caer (gaard) Stadt und nuadh neu. (Der Mannsname Carnot kommt von diesem Carnotum.) Da Carnutes Bewohner einer neuen Stadt bedeu- tet, so mag sie wohl erst von den Kimbern erbaut worden sein, denn ihr älterer, gälischer Name lautete latinisirt Autricum, entweder von aidhe Wohnung und righ (rex) Kö- nig, also Wohnung des (gälischen) Königs, die beim Einfall der Kim- bern zerstört worden wäre, worauf letztere eine neue Stadt, Carnutum, an deren Stelle setzten; oder aber Autricum kommt von frigias Woh- nung und dem vorgesetzten abA oder aa Wasser, dann Wasser- burg gleich Durotriges.. Genabum (Orleans) gehörte ebenfalls zum Gau der Carnuten, es war deren Handelsplatz an der Loire; gan- abAh ist abermals Burg- Wasser.

Chartum, gleich Carrhodunum, dem alten Namen Krakaus, Ort am Wasser, caoir Wasser und dur Ort.

Charuder, Völkchen im nördli- chen Schleswig oder südlichen Jüt- land, das Ptolemäus Charudes nennt, wobei man an Hadersleben denken kann; sonst lautete ihr Name alt- nordisch Gördhar (bezw. Hördhaland auf der norwegischen Küste), in Deutschland Harzer oder Cherus- ker, Bewohner der ard, d. h. jedes hohen, rauben Landes. Jütland und Schleswig sind jetzt nach Harden

Charybdia.

eingetheilt, was jedoch von ghear Grenze herzukommen scheint. Der Name der Heruler lautete bei Procop Arouth, bei Paulus Diaconus Arodus, bedeutete also Hardbewoh- ner, Haruther. Arodil ist grosse Hard, gleich Arod-er, Hördhar in Norwegen. Im Heere des Ariovist werden ebenfalls Haruder genannt; da es nun allerwärts in Deutschland Harden gibt, so braucht man hier nicht gerade an diese jütländischen Harzer zu denken, obgleich nichts im Wege steht, einen Theil des Markomannen-Heeres aus Nordvöl- kern bestehen zu lassen; näher lie- gen aber hier die Harzer oder Che- rusker oder auch die Erzgebirgs- bewohner.

Charybdis, Wirbelmeer zwischen Sicilien und der calabrischen Küste, genau an der Nordostspitze der Insel, wo die westliche Moerströmung von Palermo her auf die aus dom Süden von Messina kommende stösst und dadurch einen Wirbel erzeugt, dar sich gegen die calabrische Felsen- küste, die Scilla, dreht, und von da als Strömung nördlich gegen Nea- pel zieht. Der Name ist gälisch, denn aibheis bedeutet Golf, Meeres- tiefe, von abh Wasser und ais hoch oder tief, und char, cor Wirbel, Kreisbewegung (lat.cirrhus). Daher die Chortänze, Kreistänze. Für kleine Schiffe ist die Fahrt durch die Charybdis insofern gefährlich, als sie leicht nach der Scilla (sgeilg Fels) hin getrieben werden können, wenn Bis sich nicht hart an der sici- lischen Küste halten, die aber hier

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Chas Chattuaren.

eine flache, spitz zulaufende Band- bank bildet. Dampfschiffe, die nach Belieben ihre Richtung nehmen kön- nen, gelangen ohne Gefahr durch die Enge, Segelschiffe kommen bei westlichen Winden aber schwer hin- durch, und machen daher lieber den Umweg um gans Sicilien.

Chas, has oder cas bedeutet im Gälischen Haar, darnach könnte man die Hessen als Haarige erklä- ren, als Suevi longobardi, wie Bie Piolemäus nennt. Da nun aber cat auch Messer bezw. Schwert, coed Wald und cadh heilig bedeuten, so hat man zur Erklärung des Namens cat-dae beliebige Auswahl, kann auch alle nebeneinander gelten lassen, als Bezeichnung für den im hessischen Waldlande hausenden langhaarigen Kriegerstamm, der zu- gleich den Gottesdienst versah, die Opfer brachte, und somit heilig war.

Chattnaren, Hattgauer. Ein al- tes Volk, das ursprünglich im Sauer- lande oder im Gau Wostfalon sass, d. h. im Waldlande, denn Sauer kommt von doire Walddickicht und Westfalon von uast Wald, /al, bal Berg und on Leute, daher ihr Name Chattuaren oder Waldleute, von coed Wald und uari, airi Männer. Vom Sauerlande rückten sie an den Rhein in den Ruhrgau, gemeinsam mit den Sigambern, von denen sie wohl nur eine Unterabtheilung bil- deten, oder es sind die Namen Chattuaren und SBigambern, ebenso Tencterer nur verschiedene Bezeich- nungen für ein und dasselbe Volk; der eine Name geht auf ihre Wohn-

Chavila.

sitze im Waldgebirge, der zweite röhmt ihre Tapferkeit als wackere Streiter (vgl. Sigcambern). Tenc- terer, von fwyn, ton Buschwald bedeutet dasselbe wie Chattuaren, sie werden auch stets bei den Sig- cambern genannt. Von der Batau wurden sie später von den Römern nach Brabant gezogen und ver- schmolzen dort mit den Kimbern oder Belgen zum Volke der sali- schen Franken. Zweihundert Jahre später eroberten sie Frankreich. In ihre alten Sitze am Ostrhein rück- ton dafür Sachsen ein. Ein Theil der Hattuaren war schon früher über den Rhein in das Land der Gubernen gewandert, wo er seine Sitze an der Niers zwischen Rhein und Maas nahm, und später in den fränkischen Ripuaren aufging. Con- stantius Chlorus verpflanzte einen Theil von ihnen nach Oberburgund in den Pagus Attuariorum.

Chavila war ein Sohn des Kusch nach der Genesis, also ein Aothiopo oder Halbneger. Kusch von coed bedeutet Wald, wie Habesch das- selbe von pis, bois, und Charv-il end- lich wieder dasselbe von il gross und giubh Wald, speciell Kiefer- wald; denn unser Kiefer ist die schärfere Form für giubh. Die Cha- vila’s als Waldvolk führen somit im alton Testamente, obwohl Aethiopen, denselben Namen wie unsere deut- schen Gepiden, die nach der einen Angabe aus den Kiefor- oder Tannen- wäldern Schwedens oder des nord- östlichen Deutschlands, nach einer andern aus den Karpathen stammten.

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Charila.

Die Chavila werden in Aethiopien genannt, sowohl im afrikanischen als asiatischen, im südlichen Ara- bien, am untern Euphrat und am Indus, überall wo auch Kuschiten hausten, denn beide Namen bedeu- ten, wie gesagt, dasselbe. In Ara- bien mischten sie sich mit chaldäi- schen Joctaniden, weshalb einZweig der letztern in derGenesis ebenfalls Chavila genannt wird.

In der Sage vom Paradies ist Cha- vila auf das indische Aethio- pien zu beziehen, auf das Land des Goldes und des Bdolach (bdella, bdellion, madelkon, Bolchon, mal- dakon), eines wohlriechenden Har- zes nämlich, das aber auch in Ara- bien, Babylonien, Medien und Bak- trien vorkam, und des Schoham, eines werthvollen Steines, unter dem man bald den Sardonyx und Sar- dius, beides eine Art Chalcedon gleich dem Onyx (von onyx Finger- nagel, weil er eine ähnliche Farbe hat), bald den Beryll, einen meer- grünen Edelstein verstand. Verlegt man das Paradies nach Armenien, und nimmt man den Gihon für den Araxes, den Pison für den Phasis, dann müsste man „Chavila, wo die Kusch wohnen“, als Colchis und das nördliche Medien ansehen, wo ein Volk hauste, das Kossäer oder Kus- säor genannt wurde. Kossäer be- deutetebeonfalls Waldleute, von coed Wald. Aus Armenien aber stammt der Name Cherubim, der im Para- dies genannt wird, nicht (Cheru Schwert vergl. Cherubim); Cains Auswanderung nach Nord passt auch

Chavionen Chazaren.

nicht nach Armenien. Auch die Per- ser, woher die Paradiessage stammt, versetzten ihren Ormuzd auf den Albordj oder Eibrus am Kaspischen Meere, ihr Eden an den Indukusch, die Inder ihren Meru ebenfalls da- hin (vergl. Paradies, Meru u. s. w.).

Chavionen oder Chaibonen, auch Chauben, brachen einmal mit den Herulern in Gallien ein, sie werden also ihre Stammsitze in deren Nähe gehabt haben. Die Heruler kamen von den rauhen Höhen des Hördha- landes in Norwegen ; die Bedeutung des Namens Chaibonen weist auf ähnliche Gegenden ; denn Chaib kommt von giub Kiefer, Kieferwald» wie deren in Jütland und Norwegen dieMenge sind, on vonan, onMann.

Chazaren, hebräisch Cuzri, Wald- leute, von coed Wald und aire Mann. Die Chazaren werden im Jahre 626 nach Chr. zuerst von Theophanes als Türken genannt; damals zogen sie mit Kaiser Hers- klius gegen den Pereerkönig Chosro ; sie seien aus den innersten Gegen- den Berziliens (vergl. Borkhas) vom Kaspischen Meere her über die Wolga gekommen und hätten sich am Asowschen Moere festgesetzt. Von hier aus unterjochten sie die Gothen am kimmerischen Bosporus, oder auf dem Südrande der Krim, bezogen bis in die Mitte des9.Jahr- hunderts Tribut von den Völkern am Dniepr, nämlich den Wiatitschen, den Seweriern und den Poljanen, bis sie ihrerseits wieder von den Petschenegen verdrängt wurden. Letzterer Name, auch Picenaci, Po-

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Chasaren.

stinagi oder blos Bisseni und Bessi geschrieben, bedeutet dasselbe, was Chazaren, nämlich Waldleute, von pis, bois Wald; sie kamen wie die Chazaren vom Ural, dem Stammlande der westlichen Hunnen, von wo auch später die Cumanen und schliess- lich die Ungarn hervorbrachen- Diese Völker gehörten wohl sämmt- lich ein und demselben Stamme an, oder vielmehr es sind verschiedene Namensformen für dasselbe Wald- volk, das von Zeit zu Zeit Reiter- schwärme über das östliche Europa ergoss. Es sind die heutigen Basch- kyren (ebenfalls von Dois Busch, Busk-aire Wald-leute). Cumani ist zusammengesetzt aus ku, chu, chun fürchterlich, bezw. Held und maon Mann, also dasselbe, was Hunae, chun-ae oder Hung-air, Hungar oder Hunnen-mann. Verwandt mit ihnen sind die heutigen Kirgisen in den Steppen südlich vom Ural, deren Name indess wieder dasselbe bedeutet, von keirth bezw. kerk Wald (Kork, Quercus, Korkontier, Tscherkessen). Für diese Waldvölker kommt auch der Name Usen, bei den Arabern Gusen oder Gussen vor (wiederum von coed Wald, also gleich Gothen und Skythen). Diese Völker hausten im Türkland (Tu- ran), und waren oder sind dem Stamme nach diesen auch gleich- stehend ; sie sind erwachsen aus einer Mischung dunkelfarbiger, schwarz- und glatthaariger Mongolen mit schief stehenden schwarzen Augen einerseits, und weisshäutigen blon- den, blauaugigen Gälen bezw. Deut»

Chasuaren.

schen andererseits. Dass dem also war, geht aus der Beschreibung der Chazaren hervor, welche zu ihrer Zeit der Araber Jakut in seinem geographischen Wörterbuche lie- ferte, er sagt nämlich: es gibt ein doppeltes Chazarengeschlecht, die Kara-Chasar (schwarzen Chazaren) sind bräunlich bis zum Schwärzli- chen, so dass sie beinahe wie Inder aussehen; das andere Geschlecht dagegen ist von weisser Farbe und ausgezeichnet durch Schönheit und Körperbildung. Sie hatten nach den Angaben der Morgenländer dieselbe Sprache wie die Bulgaren und Tür- ken. Auch bei den heutigen Türken findet sich diese Mischung der blon- den mit der schwarzhaarigen Race. Der Fürst hies bei Bulgaren wie Türken in alter Zeit Tarchan, tork bedeutet aber im Keltischen Fürst.

Chasuaren bei Tacitus, Kasuaroi bei Ptolemäus, ein Volksstamm, der östlich vom Abnobäischen Gebirge über den Sueben, in der Nähe der Nertereaner und Dandutenge- wohnt haben soll Man glaubt sie wegen der Namensähnlichkeit an die Hase versetzen zu müssen; in- dess kann chas oder kas ganz das- selbe bedeuten wie bei Chatten; zu- nächst wohl von coed Wald, coed- ua Waldland, coed-ua-air Wald- landsleute. Da die Nertereaner wohl im Netragau oder im Werrathale hausten, die Danduten etwa an der Weser (tain Wasser) oder im Wald (ton Wald), du Land und dae Leute, so werden die Chasuaren wohl oben- falls in den Engerschen Waldgegen-

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Chemnitz Cherub.

den zu suchen sein. Das Haseflüss- chen ist zu unbedeutend, als dass darnach ein ansehnliches Volk be- zeichnet worden wäre.

Chemnitz, alt Cheminizi, slavi- sirte Formen für die mehr deutsche Form Kemnade, d.h. umzäunter Ort.

Chen oder ken, Deminutivform gleich /e oder Zi Männchen, Männle, Männli, Männlein. Die Form lein ist ein doppeltes Deminutiv, entstanden aus Je-an oder li-an; chen oder ken ist ebenso verdoppelt ausyo, ge, che, was klein bedeutet (z. B. Golis kl. Burg, Gotha klein Haus) und dem- selben an. Im Siavischen lautet diese Verkleinerung Xa, z.B. Minka, Minchen.

Cherub oder Cherubim, nach dem alten Testament Engel mit dem Schwerte, soviel als „Greif“ oder Gryps. Im Altdeutschen (oder Kel- tischen?) bedeutet Aeru soviel als Schwert; darnach hat man die Che- rusker und Heruler als mit Schwer- tern bewaffnete Männer erklärt, was indess nicht gut passt, einmal, weil alle Völker, die in der Varusschlacht mitkämpften oder später in der Völ- kerwanderung auftraten, Schwerter trugen, und dann weil die anderen in jenen Zeiten genannten Volks- namen sämmtlich Landschaftsnamen sind, Cherusker deshalb passender in Harzer übersetzt werden wird. . Bei Cherub liegt die Sache aber anders, denn es ist der Engel mit dem Schwerte, deshalb erscheint die Erklärung von heru, cheru, hebrä- isch cheref, Schwert, durchaus an- gemessen, bim kommt keltisch von

Chorusker.

ban, bean, andere Form für be, Fee lat. fomina, franz. femme, und be- deutet ebensowohl Mann als Weib; im Hebräischen steht „im“ gleich dem keltischen am, amhain Mann. Die Engel waren aber geschlechtalos, oder wurden bald als Männer bald als Weiber aufgefasst. Im Altdeut- schen bedeutet GerWurfspiess. Nach der Genesis lies Gott die Cherubim von Osten zum Garten Edens woh- nen, um die etwa herandringenden Menschen davon abzuhalten. Das Wort Cherub stammt indess ur- sprünglich nicht aus dem Hebräi- schen, sondern aus Persien, von wo die Schöpfungssage durch Esra nach Judäa kam. Die Cherubim waren auf der Bundeslade als Träger des göttlichen Thrones angebracht. Die Griechen setzten nach Eden die Greifen mit Löwenklauen, Flügeln, Adlerschnäbeln, flammenden Augen, um dort das Gold zu bewachen. Cherusker, griech. Chairouskoi. Der Name wird von Heru, Schwert, hergeleitet wie der der Sachsen von Sahs Messer, Sage, Säge, oder ver- sotzt Axt, und der der Suardonen von Swert. Erklärungen nach Waffen sind Schwer haltbar, da alle Völker bewaffnet waren, und wohl mit glei- chen Waffen, Schwert und Sahs also keine besondern Merkmale für ein bestimmtes Volk abgaben; auch müsste dann Saxones eher Saxisci lauten, Suardonen Suardisci. Die uns durch die Römer überlieferten alten Volksnamen wurden denselben von den Kelten mitgetheilt, es sind keltische Namen, wenn auch das

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Chesberg Chiemgau.

fragliche Volk ein deutsches war. Die Cherusker wohnten am Harz, gäl. ard, steiler Berg (lat. arduus), Cheruski ist eine latinisirte Form für Harzische, Harzer, Harisker,

Chesberg, Kettenberg in Bayern, von caith Höhe, Demimutiv caithin, daher der Chetenperg, jetzt Ketten- berg bei St. Bernhard in Ober- östreich.

Chevre-mont, latinisirt caprae mons, Ziegenberg; diese Ueber- setzung ist aber unrichtig, denn der Name lautet gälisch gabar, oder kymrisch cy/re, cyfryn (von cy spitz und Dre, bryn Berg), also steiler Berg. Im Deutschen wurde gabar oder cabur in Käferberg umgewandelt, wie caid Höhe in Gaisberg.

Chiemgau, die Gegend in Ober- östreich um den Chiemsee, nament- lich an dessen süädlichem und östli- chemUfer. Inalten Zeiten erstreckte sich der Gau vom Inn bis zur Traun bei Traunstein, und von der Tyroler Grenze bis Wald und Schnaitsee. Der Chiemsee, von dem der Gau seinen Namen hat, hies alt Chiemin- seo, 03 liegen darin zwei kleine von Alters her bewohnte Inseln, daher wobl der Name, denn m-in heisst kleine Insel und chie statt gmwy Wasser, also Inselwasser, seo ist die deutsche Uebersetzung. Der Kochelsee in der Nähe kommt von caochlan, goglan, was kleines Wasser bedeutet. Im Chiemgau la- gen: Baumburg, alt Bamburc, Wasserburg, von beum Bach (Baum- bach. Wasserburg, auf einer

Chiemgau.

vom Inn umflossenen Landzunge, der Name ist deutsch, obwohl die erste Anlage sicher keltisch, da solche Wasserwinkel (liub) von den Kelten vorzugsweise zur Anlage

fester Plätze gewählt wurden. Der-

altkeltische Name mag gwaz-er- burg gelautet haben, Grosswasser- burg, ging aber leicht in Wasser- burg über, da gwaz und Wasser fast identisch sind, gwaz, ywazen ist belgischh Scohnaitsoe, alt Snaitsee, von snuadh Wasser; 08 liegt an einem Bach, aber an kei- nem eigentlichen See, deshalb steht seo bei Bnaitsee wohl gleich dae Ort, also Wasserort. Kling, alte Veste auf einem Hügel, von glinn Veste. Seon, Kloster auf einer Landzunge in einem kleinen See, hies in Römerzeiten Bedajum, und wear damals ein wichtiger Punkt, wo mehrere Strassen zusammen- liefen, weshalb ringsherum mehrere Orte die Strass heissen, vom kim- brischen ysiryi Strasse. Seon be- deutet Wasserort, von sua Wasser und ior Ort, Bedaium bedeutet lati- nisirt dasselbe, von baith Wasser und ion Ort. Altenmarkt an der Vereinigung der Alz, die aus dem Chiemsee kommt, mit der Traun, deshalb wird Alten wohl von alt, Demin. altean Bach herkommen; denn alte Märkte oder Dörfer gibt es nicht; als sie angelegt wurden und ihre Namen erhielten, waren sie alle neu. Ein Neumarkt als Gegen- satz ist nicht in der Nähe. Trost- burg oder Trossburg von deras, dars Ort, Burg. Traunstein an

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Chillon.

der Traun, stein steht hier für dun Stadt, din Burg; in keltischer Zeit hies der Ort Tranwalha, d. h. Traun- stadt, von Daile Stadt oder von balla Bollwerk. Tining, alt Idu- num, kleine Stadt, von ; klein und dun Stadt, um ist lateinisches An- hängsel. Seepruck, am Ausfluss der Alz aus dem Chiemsee, römisch Castrum, daher bruck hier statt Burg stehen mag. Peuerbach, von bior Bach. Prutting, wohl von bro, bri Berg und daingean Veste. Strasskirchen, Kirche an der altrömischen Strasse oder ystryt, die von Salzburg über Tei- sendorf und Seebruck nach Pfunzen (pons Oeni, Brücke über den Inn) führte. Aschau, an einem Zufluss des Chiemsees; asc von uisge Was- ser und ua Gau, ein Name, den wohl das ganze Thal führte; dabei Hohenaschau, wohl erst in deut- schen Zeiten angelegt, denn einen Ort auf einem Berge würden die Kelten nicht Wasserau genannt haben; im Gegensatz zum hohen Aschau heisst der alte Ort jetzt Niederaschau. Grassau, von criut, cruadk Sandgegend. Söllhuben, Berghof, von ul Berg und aoibh Bauernhof.

Chillon oder Chillion, festes Schloss im Genfer See, war erst savoyisches Staatsgefängniss, dann bis 1733 Sitz der Berner Land- vögte von Vivis. Name von sgeilg Fels, Klippe, denn es liegt auf einem Felsen im See, und ion, om Ort (gleich scylla und Skilli Inseln).

Chimaira Chittim.

Chimalra, Chimäre, ein fabel- haftes weibliches Ungethüm, nach Hesiod von göttlichem Geschlechte, mit Löwen- oder Hundekopf, Ziegen- leib und brachenschwanz ; co, cho, chu bedeutet Hund und maor Die- nerin, auch Mädchen, ganz wie gi- olla, child zugleich Dienerin, Mäd- chen und Kind bedeutet. Beide Be- griffe waren in ältester Zeit gleich- bedeatend. Die Chimaira soll in Lykien bei den Solymern gehaust haben, Chimaira wird wohl mit dem französischen cauche-mar, Alp, Alp- drücken, zusammenfallen, ebenso mit den deutschen Maren. |

China, alt Tschin, Thin, Zin, Sin, etwa vom gälischen caint Feldland, Ackerland (auch kains, cheines), weshalb man den Namen Kain als Stammvater der Chinesen damit in Verbindung bringt, denn Cain war kein Nomade, er erbaute im Gegen- theil die erste Stadt Henoch (eun- acha Wasserburg), wobei man an die Provinz Kan-su im westlichen China gedacht hat.

Chittim, Waldinseln, von coed Wald und ejim hebr. Inseln oderEi- länder, das hebr. ije entspricht dem keltischen ighe ; so hiessen die wal- digen Inseln des Mittelmeeres, von welchen die Phönizier zum Theil ihr Schiffsbauholz bezogen, und worauf

sie zu dem Zwecke Colonien anlegten. Die grösste Chittim war Cypern Cyprus (giubrus, giub-ar-is Kiefer- wald-gross-insel); dann Rhodus. Ebenso waren von den Phöniken co- lonisirt: Thera durch Cadmus; dann Jos, die auch Phönike hies; Oliarıs,

149

Choche Chreine.

Delos, Melos, das auch Byblus hies; weiter Kythera, Samothrake, wo Cadmus die Harmonia heirathete, Thasos, wo fünf Menschenalter vor Herkules sich schon die Phöniken angesiedelt hatten. Die Phöniken wurden auf den meisten dieser In- seln wieder von den Karern ver- drängt, und diese wieder von den Joniern und Dorern. So lange sie im Besitz der Karer waren, hiessen sie die Makarischen, so namentlich Lesbos, Samos, Chios, Kos, Rhodus, Cypern und Creta. Als Bewohner der Städte dieser Inseln hiessen die Karer auch Leleger, lia-loc- air Wasser-Veste-Leute, während Karer sonst blos Städtebewohner bedeutet, von caer Stadt.

Choche. So wird ein uralter Ort

am Tigris genannt; er wurde von

den äthiopischen Kephenen besetzt, als diese von den Chaldäern aus Babylon vertrieben wurden; später soll daraus Seleucia entstanden sein; hier soll auch Nimrod den Abraham haben ins Feuer werfen lassen, wie die Araber erzählen. Choche ist das hundertfach in Europa vorkommende coiche, erhöhter Wohnort, woher auch die Chauken, Bewohner der an der Niederweser auf Erderhöhungen angelegten Wohnstätten.

Chreine, deutsch Krain, zerfiel in alten Zeiten in die Mark Chrein und den Gau Chrein; letzterer lag westlich nach Friaul zu, an den Ju- lischen Alpen, und hies darum auch Carniolien. Die Mark Chreine lag östlich gegen Croatien. Der Name Chreine ist elavisirt und bedeutet in

Chriemhilde Chrodobert.

dieser Form Grenze, vom alav. kraj Grenze, krajnaja zemlja Grenzland oder Krajna, zu deutsch Windisch- Mark; indess ist dies nicht die ur- sprüngliche Bedeutung, denn chreine steht statt carniaBerghornland, vom gäl. carn Berg-Horn und ia Land, gleich Kärnten (carn-lan Hornland). Das benachbarte Istrien wurde von den slavischen Krainern erobert; 610 überfielen sie die keltischen Einwohner, vertrieben dieselben, und behielten das Land in Besitz. Chriemhilde, altgälisch. Weiber- name, von cruimh Gott und giolla, gilda, kilda Diener, Dienerin, Got- tesdienerin; der entsprechende Man- nesname lautet Grimoald. Bryn- hild dagegen kommt von braine Fürst, Anführer, Brennus, und nicht von brynne Brustpanzer, denn dies gäbe keinen einfachen Sinn. Crom- lech, Cruimleach bedeutet Gottes- altar, ein flacher Stein oder Leye, der in Tischform auf andere Steine gelegt wurde. Aus giol, gild, hild wurdez.B.auchMangold, Herren- diener, von maon Maun, Herr. Chrodobert, Robert. Die Bylbe chrod lautet im Gälischen chrodha und bedeutet streng, im Deutschen dagegen ist chrod, hruad, rod, rud soviel als roth, glänzend. Ein Bei- name Wodans war Hrodo und sei- ner Gattin Rosa oder Hrosa, Frau Rose in unsern heutigen Kinder- spielen, sonst Frau Holle oder Hulda, Bert bedeutet gälisch Sohn, Berta Tochter, d. h. der oder die Geborene, von bearaim gebären. (Bei diesem Aulasse die Bemerkung, dass sich

350

Chum Chur.

ein gewisser Franz Stark in Pfeiffers Germania sehr ungnädig über die Erklärungen aus dem Keltischen ge- äussert hat, so namentlich auch über Bert, Berta; in ganz ähnlicher Weise that es ein Herr St. (wohl derselbe) in Zarncke’s Literarischem Central- blatte. Wenn durch blosses Schim- pfen etwas erwiesen werden kann, dann hat Herr Stark seinem Namen Ehre gemacht, wenn aber zur Wider- legung einer Erklärung eine bes- sere nothwendig ist, sei es aus dem Deutschen, sei es andere woher, dann hat sich Herr Stark sehr schwach gezeigt, denn er hat nicht eine einzige Erklärung, geschweige denn eine bessere beizubringen ge- wusst. Mit dem blossen Götzen- dienst, den die Germanisten mit mittelalterlichen Dichtungen und Wortformen treiben, ist es nicht gethan.)

Chum, italienisch Como, Stadtam Chumer See in der Lombardei, Ge- burtsort Catulls und des jüngern Plinius. Der Name Chum kommt von caomh schön (woher auch der Name Conrad, caombrath, wohlge- rüsteter Soldat), und ma, moStätte, oder von ka, kau Haag und am- hain Wasser, See.

Char, lat. curia Bhastorum, ro- manisch Quiera, ital. Coira, franz. Coire, Hauptstadt von Graubündten. sowie noch besonders des Gotteshaus- bundes. Das Bisthum Chur wurde schon 440 errichtet, der erste Bi- schof hiesAsimo. Die Bischöfe wur- den später deutsche Reichsfürsten und beschiokten den Reichstag bis

Char.

zur Auflösung des Reiches 1506. Der Name Coire ist das gäl. caer, corr Hof, Wohnort, woraus das heutige französische cour wurde; curtis, alt curtas dagegen bedeutet einen Schafhof, von caor Schaf und tas eingefriedigter Ort, Pferch. In römischen Zeiten war Chur der IIauptort von Hochrhätien oder Rhaetia prima, das von den Römern orat eroberte Bergland, während das später besetzte vorliegende Flach- land bis zur Donau Rhaetia secunda hies, obwohl hier der Name Rhaetia Bergland (von rhath Berg und in Land) nicht mehr passte. Nach dem Sturz der Römerherrschaft wurde Rhaetia prima erst ostgothisch, dann fränkisch. Der Comitatus Rhaetise begriff im Mittelalter Graubündten, Chur, den Walgau (an der Iller oder das Montafun) nebst dem Trasthal (vallis drusiana), und hies bei den Dentschen im Allgemeinen Chur- walgau, Churwälschland oder auch Kauderwälschland. In einem Theile dieses Churwälschlandes ist noch die alte romauisch-keltische Sprache üblich, und zwar in mehreren Mund- arten, von denen die eine oder an- dere mit dem alten Tuskischen nahe verwandt sein mag. Die alten Etru- rier führten den Namen Rhasennen (Rhasetier) ebenfalls, (sie sollen aus Lydien in Kleinasien erst in die Al- pen und dann nach Etrurien ge- wandert sein,) und zwar deshalb, weil viele rhätische Ortsnamen in Graubündten sich in Etrurien wieder- finden, und dann, weil die Religions- gebräuche der Etrusker an das

351 Chusisten - Chutigigau.

Orientalisch-Semitische erinnerten, obenso ihre Denkmale, Vasen und dergl. In Toscana lag z.B. Are- tium, jetzt Arezzo, gleich mit Bhezüns im Domletschg -Thale, von rhath Berg und ion oder aidhe Ort. Lavinium, Lavin im Unterengadin, von /a klein und buinne Bach oder binn Berg, und viele andere. Dies beweist aber nur, dass sowohl die Toscaner als die Rhäten Kelten waren, wenn auch von einem ältern Zweige, als die später von Frankreich unter Belloves eingewanderten Bojer und Cenomanen, welche die Poebene besetzten und dadurch die Verbin- dung der Rhäten mit den Tusken unterbrachen. Die Tusken waren besonders geschickte Handwerker, daher ihr Name von toisg Kunst, Handwerk.

Chusistan, dasselbe wie Kusch, von coedWald und tan Land. Chn- sistan liegt im persischen Gebirgs- lande östlich von Babylon; die Chu- sen werden im 1. Buch Moses Cap. 10 zum Zweige der Hamiten ge- zählt, waren darnach Aethiopen.

Chutizigau, zu deutsch Wald- gau oder Waldleutegau, vom gäli- schen coed oder gwydd Wald und dae Leute, oder aithe Höhe; so hies in gälischen Zeiten das Erz- gebirge von der Eibe bis zur Mulde. Die Umgegend Leipzigs hies ebenso, weil sie waldig war, der Rest dieses Waldlandes ist noch im Bosenthal vorhanden, wo aber keine Rosen wachsen, wohl aber Erlen und Eichen und sumpfiges Riedgras

Cicero Cilleyer Mark. 352

Cinna Circipaner.

(Rosen kommt hier von rus Wald). | falls klein. Zur Zeit des Kaisers

Südlich von Leipzig war die Scuntira, d. h. abermals Waldland, von cunt Wald und ire Land.

Cicero oder Kikero, Erbsenmann, von cicer die Erbse; eine andere Erklärung wäre von ci, go klein, /aer Ort und o Mann.

Ciliclen, Flussland oder Land am Kalikadnus, von coileach, gili- ach Berg-Fluss, und dies von gil, giol Bach (franz. couler fliessen), und aighe Berg. Cali-cadnus gleich giol-caid bedeutet ebenfalls B:ırgwasser, dasselbe, und heisst heutzutage Dihon, Dschihon, gleich di-ean klein Wasser; der Hauptort Adana, Wasserburg, liegt an einem Flusse, ad Wasser und din Burg. Das Gebirgs- oder Waldland, wel- ches Cılicien umsäumt, hies alt Ca- taonien, von cocd Wald, on Leute und ia Land.

tilleyer Mark, alter Name für Untersteyermark oder die Mark an der Sau; hies auch Pettauer Mark. Cilli, die Hauptstadt der Mark, alt Celeja oder Zellia, auch Aglia und Cagellia, liegt an der obern Sau oder in Pago Souna, d.h. di-eana klein Wassergau; denn Souna hies die Sau in ihrem obern Theile, wo sie noch klein ist, auch Souwa, d.h. sua-bi Wasser-klein, daraus wurde Suabe, Sabe, Save, Sau. Cilli, la- tinisirt Celeja oder Zellia kommt vom gäl. kealOrt, Keller, Vorraths- haus, auch Kirche. Aglia steht statt Akellia, a ist entweder der Artikel, oder bedeutet e, i klein. Die Vorsylbe ca, co bedeutet eben-

Moorland,

Heraclius im 7. Jahrhundert, als Gisulf Herzog der Friauler war, waren die Slaven in der Cilleyer Murk diesem Herzoge unterworfen, sie wohnten bis Mauterdorf, Mutardorf, alt Moedaria (grosse Scheuer oder Hof, von modh, medh, miet Hof und ar gross), d. b. bis an die Grenze Istriens, später em- pörten sie sich gegen den Herzog Ratchis. Sie waren übrigens damals erst kurze Zeit im Lande, denn um 562 hatten noch die keltischen Karnen und Noriker die Oberhand. Im Jahre 579 waren die Bischöfe von Tiburnia und Celeja noch auf dem Concilium von Grad, erst 590 wurden diese und andere Städte von den Slaven zerstört, und damit ging das keltisch-romanische Christen- thum wieder verloren, bis os nach- her von Salzburg aus abermals ein- geführt wurde.

Cinna, Cinnam bedeutet gälisch Hauptmann, von ceann, Genitiv cinn Haupt, Spitze und amha Mann.

Circipaner oder Zerezepani, Zir- cipani, slavisirt Zcirizspani, slavisch erklärt von czrez oder czerez, soviel als über, jenseits der Peene; allda lag das Land, Rügen gegenüber im östlichen Mecklenburg oder in Vor- derpommern ; keltisch könnte es als ceirt Wald und dan Land gedeutet - werden. Es ist ein Sumpf- und ein Theil davon hies Trebuser-Land, alt Trebisees, von treabh Dorf; dann die Landschaft Loitz für Lusitz, Lutiz, Lositz; ferner Plote oder Bisciani, von

Cläven Clastidium.

blo, blah Flachfeld und reidh Feld, oder riosg Sumpfland. Dann lagen noch hier der Chozego wa, Wald- gau, von coed Wald, was die kel- tische Ableitung der Circipaner von ceirt Wald zu bestätigen scheint, wie der offenbar keltische Name der Kossiner, der Westnachbarn der- selben.

Cläven oder Cleven, italienisch Chiavenna, alt Clavenna, Hauptort der alten Grafschaft Cläven, gehörte früher zu Graubändten und hatte mit dem Veltlin gleiche Schicksale. Die festen Schlösser des Clefner- landes wie des ganzen Veltlins wur- den von den Graubündtnern ge- schleift. Oberhalb Cleven an der Maira lag der Flecken Plürs, der 1618 durch einen Bergsturz ganz verschüttet wurde, wobei 2430 Men- schen umkamen. Der Name Chia- venna italisirt für Clavenna, bedeu- tet Bergfestung, von cli Burg und beinn, benn, bin Hügel.

Clan, Geschlecht, altgäl. cloind.

Clarenna, Bergburg, von cli Burg und rinn Berg. Crevenna, von cro und beinn Hügel, dasselbe.

Clastidium, eine Veste der alten Liguren am Nordabhang der Ape- ninen in der Nähe des heutigen Voghera, von kleith Hügel und dion Burg, didion kl. Burg. Clastidion war der Hauptort der ligurischen Ananen, die zu beiden Seiten der Trebia wohnten, und auch Anamaren, Marikeroderkurzweg Androi, Männer genannt wurden. Als die Insubrer unter Belloves und dessen Nachfol- gern das Mailändische eroberten und

Deutsch-kelt. Wörterbuch.

Clausthal Clermont.

die ligurischen Libier daraus vertrie- ben, eroberten sie auch Clastidium.

Clausthal entstand nach der gewöhnlichen Annahme aus einer Einsiedler- Clause, denn erst im 13. Jahrhundert wurden die dorti- gen Bergwerke entdeckt, worauf die Stadt bald heranwuchs. C/ais, clandd bedeutet indess keltisch Thal; dass Kelten im Harz gehaust haben, geht daraus hervor, dass die bedeutenderen Berge sämmtlich noch heute keltische Namen tragen, wie Brocken und Bruchberg, von braighe Berghöhe, höchstem Theil einer Gegend, oder von brugh Feenberg, Hexenberg; dann der Agger, aighe-er grosse Höhe, Auerberg, or grosser Berg, Winterberg, grosser Waldberg, von gwind Wald.

Clerf, lat. clara vallis, ver- deutscht Klarenthal, franz. Clair- vaux, Stadt in deutsch Luxemburg im Eberwald, dabei die alte Augusti- nernonnenabtei Hosingen oder Ho- sin. Clairvaux entstand aus einem alten Benedictiner-Kloster, daher wird clair wohl von cleir Geistlich- keit oder Clerus herkommen, vaux entweder aus vallis Thal oder aus bail Ort oder vigh Dorf entstanden sein. Klar ist das Thal, bezw. die Stadt oder das alte Kloster jeden- falls nicht. Im Uebrigen könnte clair auch aus //wr Felsenvorsprung entstanden sein.

Clermont in den Argonnen, Stadt und früher Grafschaft, die zu Ver- dun gehörte, dann an die Grafen von Bar, weiter an die Herzoge von Lothringen kam, und von Karl IH

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Cleruas Clutam.

von Lothringen an Frankreich ab- getreten wurde. Clermont war eine Zeit lang die äusserste Grenzstadt des deutschen Reiches gegen Westen. In der Auvergne liegt ein anderes Clermont, latinisirt clarus mons. Cler kommt hier von /Jjwr Felsen- vorsprung, hervorstehender Berg oder mont.

Clerus, cleir bedeutet geistlich, cleireachd die Geistlichkeit. Die Endung eachd entspricht der deut- schen „heit“ oder „keit“.

Cleve, früher ein Herzogthum, jetzt zu Preussen gehörig, mit Aus- nahme von Zevenser oder Zeventer und Heussen, die bald bei Geldern bald bei Cleve waren, und schliess- lich von Preussen an Holland ab- getreten wurden. Die Stadt Cleve, von welcher die Landschaft den Na- men hat, bedeutet kleine Burg, von clee, cli Burg und bi klein.

Clida, altdeutsch gleich Flechte, gäl. cliadh.

Clönthal, im Glarnerland, zwi- schen Glarus und Schwyz, von gleann Thal; ein anderes Thal heisst ds-Clönthal, kleines Thal.

Cluse, häufig vorkommender Name für enge Thäler, von c/ais oder clawdd Thal, so auch Clausthal.

Ciusium, zu deutsch Schloss oder Clause, war eine alte Veste in Etrurien, die von den gallischen Se- nonen, bevor sie unter Brennus nach Rom kamen, erobert wurde. Kluth Berg, ion Ort, oder clais Thal und dion Veste.

Clatam, altgälischer Name, von Cloth Lob, Ruhm und am, amhain,

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Cochem Cölesyrien.

lat. homo, berühmter Mann; cloth ist derselben Wurzel wie das latei- nische laus. Cloth-wig oder Lud- wig, Sohn des Klotho; c/o/h-ar be- rühmter Mann.

Cochem, Ort an der Mosel, alt Cucheme, Cuchuma, von coiche Höhe, Hügel und ma Stätte, daher Küche, kochen, weil der Herd eine Erhöhung bildet. Aus der Küche und dem darüber gebauten Dach keltisch feagh, entstand das Haus, aus mehreren mit einem Erdaufwurf umgebenen Häusern ein fwarp, fuar Dorf, war noch ein Zaunwerk zur weitern Befestigung angebracht, so entstand ein dun oder ein fester Platz, lag er auf einem Berg, so wurde er zur Burg.

Codogno, Städtchen in Ober- italien in den Alpen, von ka, ga, go klein und din, dion Burg; ver- wandte Ortsnamen sind Cadin, Cadon, Gadon, Gadeina, Ga- tugno, sämmtlich alte Berghäuser oder Burgen in Rhätien.

Cölesyrien, griech. koile Syria, Hohlsyrien, das Land zwischen den Ketten des vordern und hintern Li- banon. Bei den Hebräern und Ara- bern dagegen heisst das Land blos Chul oder Chula, von giol, geul Wasser, gleich Gilead, Wasser- gegend am Orontes. Oulatha bei Josephus dagegen ist Folsengegend, . von oil Fels und iath Landschaft. Somit bedeutet Cölesyrien nicht Hohlsyrien, denn hohle Länder gibt os nicht, sondern genau soviel als Syrien schon für sich, nämlich Land am Flusse oder Wasser.

Cöln Coimbra.

Cöln, Ort Meissen gegenüber an der Elbe in Obersachsen, desgl. Altester Stadttheil von Berlin an der Spree; offenbar keine römischen Colonien wie etwa Colonia Agrippina am Rhein, sondern Wasserorte, Was- serleute, Schiffer gio/-nar. Aus die- ser Bedeutung von Cöln an der Spree ergibt sich auch die von Berlin, Wasserstadt, bior-lan, oder viel- mehr Schuppen am Wasser, ähnlich wie Dublin, grosser Schuppen. Cöln am Rhein wurde von den Römern in Colonia Agrippina umgetauft, und gilt bis heute als eine ursprünglich römische Colonie; ob mit Becht, mag dahin gestellt bleiben; später wurde Cöln Hauptstadt des Rif- landes oder der ripuarischen Fran- ken, d. h. der niederrheinischen Flussanwohner, keltisch Fuar-anki, woraus der Name Franken entstand; frank bedeutete ursprünglich nicht frei, sondern die Franken als der allwärts -siegreiche Stamm waren allwärts frei.

Cöihen, alt Cotene, Waldort, von coed Wald und tae Ort, oder Wald- leute, von coed-nae.

Cognac, altCondate, Waldort im Saintonge an derCharente; Condate kommt öfter vor, von coed, gwydd, gwind Wald und aidhe Wohnort (vergl Saintonge). An Stelle des Waldes sind jetzt die Hügel mit Reben bepflanzt, deren Treber einge- maischt zu Cognac destillirt werden- Die Form Cognac wird wohl von cuanna Hügel und acha Wall her- kommen.

Coimbra, Stadt in Portugal am

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Colatio Colberg.

Ceira-Flüsschen ; letzteres von caoir Wasser. Coimbra hies alt Conim- briga, gleich Cambridge in Eug- land, von gan Burg, ean oder am- hain Wasser und dbriga gleich Burg oder Brücke, also Burg mit einer Brücke über den caoir.

Colatio, zu deutsch Berghausen, von col Hügel(lat.collis) und /yau, teiau Häuser.

Colberg, von co/, im Altdeut- schen Chole, Hügel, daher Chole- berc bei Zwifalten im Donaugrund in Oberschwaben. Aus chole wurde mitunter Kohle, Kohlenberg, auch Coliberg; dann Collen- berg, alte Burg am Main bei Prod- selten auf einem kleinen schroffen Hügel, desgl. der Kollenberg bei Schwarzenborn in Hessen; Gollen- berg bei Magstadt in Würtemberg, desgl. in Pommern, wo auch die Stadt Colberg (wörtlich Hügel- berg) liegt. Gleicher Wurzel wie col ist das kimbrische gallt, was Felsabhang, Steige bedeutet, daher die vielen Goldiberge in Oestreich, bei Krautheim an der Jagst, bei Forchtemberg, Pflaumbach und Unter- Türkheim in Würtemberg; weiter der Goldbühl bei Hohen- staufen, Goldenbühl bei Dunnin- gen, der Goldrain bei Ellwangen, die Goldäcker, Anhöhe bei Mög- lingen in Würtemberg, der&@older- berg bei Streichen. Endlich der Galberg bei Oehringen, der Gal- lenberg bei Unter-Gröningen am Kocher, und die Geldfelsen, schroffe Felsenmassen in einem Seitenthal der Donau bei Beuron in

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Colchester Colmar.

Schwaben. In kohl ging co/ über imKohlbergbeiMähringen, desgl. bei Seitingen; bei Oberkessach steht ein Berg, der kurswog der Kohl heisst, sämmtlich in Wärtemberg, endlich in den Kärnthner Alpen die Kohlspitze. Bei Neresheim im Hertfeid Andet sich der Köllberg mit steilen Spitzen.

Colichester, im östlichen Eng- land, Wasserburg, von giol Wasser und chas-dear Burg-gross.

Colditz, Ort bei Grimma in Ober- sachsen, alt Coledizi, Waldsitzer, vom gäl. coille Wald und aidhe Wohnung, oder dem deutschen Ge- sati, oder dem slav. ajedati, Sitzer.

Collmen, Dorf bei Colditz in Obersachsen, alt auch Culm, zu deutsch Bergstätte co/-man. Aus dem Slavischen erklärt kommt man zu demselben Ergebniss, da das wendische kholm oder czechische chlum Hügel bedeutet (beides ent- stand aber aus colean Dem. von co! Högel), nur bleibt dann men unerklärt. Die Form Culm kommt von col-ma, der Bedeutung nach dasselbe, was Colmen.

Colmar, römisch Collis Martis, Hauptstadt des Oberelsasses. Unter der fränkischen Herrschaft war hier ein Königshof, aus dem die Stadt entstand; sie erhielt 1220 Stadt- gerechtsame, und wurde dann freie Reichsstadt. Der Dichter Pfeffel wurde 1736 hier geboren und starb auch hier 1809. Der Name ist wohl aus Collis Martis, Mars-Hügel zu- sammengezogen, denn die gälische Deutung „grosser Hügel“ col-mar

Colonge Condrust.

oder mawr passt nicht, da die Stadt in der Rheinebene liegt. Im Mittelalter latinisirte man den Na- men in Columbaris, Taubenhof, was insofern einen Sinn hatte, als hier ein fränkischer Königshof, eine villa regia war.

Colonge, Ortsname in Frank- reich, aus Colonia gebildet, bedeu- tet indess ein kleines Bauergut, der richtige lateinische Name war Colo- niuncula, verkürst Colonica, und daraus Colonge.

Comnisia, gälisch coimhneas, Personenname, von comA, cum mit und neas, neadh edel, gleich edler (netter) Geburt,

Comorn, Festung in Ungarn am Zusammenfluss der Waag und Neutra indie Donau, von Sümpfen umgeben, alt latinisirt Comercium oder Cama- rum; dasselbe, was Camargue an der Mündung der Rhone ins Mittel- meer, Sumpf-Ort, von comar-ion. Comar oder comarc ist entstanden aus cam krumm und eary Wasser.

Compatsch oder Chlampatsch, alt Campatz, Ort im Vintschgau in Tyrol, von gan Veste, bi klein und aithe hoch.

Condrust, wallonisch Condroz, Waldland, von cunt (coed, gwydd) Wald und ros oder rus Feld, Land- strich. Der Condrust liegt im Ar- dennerwald, südlich und südöstlich - von der Maas zwischen Namur und Lüttich; er gehörte wie der Haspen- gau, nördlich von der Maas, zum Bisthum Lüttich. Die Condrusker waren ein belgisches (vielleicht kelt- iberisches) Volk, wie die Eburonen,

Condrust.

und wurden von Cäsar unter die Halbgermanen gerechnet. Sie sind heute Wallonen, d. h. romanisirte Kelten, wie ihre Nachbarn. Der Name German, den Cäsar von den Galliern überkam, bedeutet im Kol- tischen bekanntlich nicht soviel als

Deutsch, sondern entweder Bergvolk

oder Grenzvolk. Die vier anderen sogenannten halbgermanischen Völ- ker des Cäsar waren die Eburonen (Beitersmänner) bei Tongern; die P&ämanen in der heutigen Famenne (Viehhirten), die Carasker bei Prüm (Grenzleute) und Sogner (Waldleute). Eswäre nicht undenk- bar, dass diese Ardennenvölkchen gleich den Basken in den Pyrenäen einer Altern Race als der gäli- schen angehört haben, eben weil sie in die Waldeinöden zurückgedrängt waren, und mit den benachbarten gälischen Völkern, so namentlich den Trierern in stetem Hader leb-

ten. Die Baskische Sprache hat nach.

Wilh. Humboldt viel Uebereinstim- mendes mit dem Finnischen, trotz- dem dass ihre Ortsnamen meist rein keltisch sind; sie wurden eben von den aus Asien eingebrochenen Kel- ten unterjocht; aus ihrer Mischung entstanden die Keltiberen, die Väter der heutigen (nicht romanisirten) Basken. Aehnlich mögen sich die Verhältnisse in den Ardennen aus- gebildet haben, denn Cäsar ge- brauchte einen spanischen Dol- metscher, um sich mit den Eburo- nen zu verständigen. Darnach wären diese Völker finnischen bezw. hun- nischen Stammes gewesen, und dies

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Condraust.

stimmte wieder mit den neuesten Forschungen der Geologen, welche annehmen, dass zur Zeit der Gletscherperiode Europa von einer von Bennthierzucht lebenden „samo- jedischen“ Race durchstreift wurde. Im Uebrigen zeigt die Geologie, dass schon vor hunderttausenden von Jahren Menschen oder menschen- artige Wesen in Europa hausten, in Gemeinschaftvon Thieren, die längst ausgestorben oder wenigstens aus Europa verschwunden sind. Man un- terscheidet jetzt sogar drei Perioden dieser Urwelt: die Vorgletscher- Zeit, in welcher Europa wärmer war als in der zweiten, der Glet- scherperiode, wo unser ganzer Continent, mit Ausnahme der Süd- spitzen ein sibirisches Klima hatte, und höchstens das Bennthier seine Nahrung finden konnte, und drittens die Nachgletscher - Periode, in welcher an Stelle der Steinwaffen erst bronzene, dann allmälig eiserne traten. Erst diese dritte Periode ist die der Gaelen und der Pfahl- bauten; früher wohnten die fin- nisch-hunnischen bezw. baskisch- iberischen Rundköpfe (und das sind sie heute noch) meist in Höh- len, wenigstens findet man dort am häufigsten ihre versteinerten Reste ; die Liguren hausten sogar noch zur Zeit in solchen, als sie von den Rö- mern unterjocht wurden. Die Gaelen sind blond, schlank, und haben meist ovale Köpfe; einen Basken, Liguren oder Wallonen erkennt man schon von hinten, denn er ist breit, rundköpfig, und hat fastkeinen Hals.

Condrust.

Aus der Mischung dieser Höhlen- race mit den Pfahlbauern entstanden diejenigen Völker, welche zur Zeit der Römer Europa bewohnten, und sodann von den Deutschen, Blaven und Hunnen abermals mit neuen Mischungselementen heimgesucht wurden. Was die altkeltische Sprache betrifft, so muss sie schon vor den Römern und Deut- schen die Folgen der Mischung mit den Basko-Finnen empfunden haben ; nothwendig gingen eine Menge bas- kischer oder ligurischer Worte in das Keltische über, so dass sich von Gau zu Gau besondere Mund- arten ausbildeten, wie später wieder in gleicher Weise bei der Mischung des Keltischen mit dem Deutschen oder Slavischen. Jede Mundart oder jeder Gau erhielt dadurch für die ge- wöhnlichen Lebensbedürfnisse seine eigenen Ausdrücke, für Wasser, Berg, Wald, Haus, Vieh entstanden Dutzende von Wortformen, welche bei dem Durcheinanderwerfen der Völker, sei os bei der Unterjochung durch die Kymbern (wahrscheinlich ebenfalls ein hunnischer Misch- stamm), dann durch die Römer, Deutschen, Slaven endlich in ein einziges, aber sehr unbestimmtes Idiom verschmolzen, das wir heute kurzweg keltisch nennen, und wo- von auf Irland, Schottland, Wales und der Bretagne die Beste sich erhalten haben. Anders lassen sich die vielen Wortformen für Wasser, Berg, Haus nicht erklären; denn wäre das Keltenvolk Einer Race ge- wesen, stammte eg von Einem Ur-

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Connewits Conrad,

vater ab, so würde auch nur ein ein- ziges Stammwort für Wasser, bezw. Berg, Wald u. s.w. in Gebrauch ge- kommen und geblieben sein.

Connewitz, Ort bei Leipzig, sonst Gannewitz, Gambiz, gleich Camburg, fester Ort, von gann Veste und dem angehängten slavischen wice, witz, wies (lat. vicus) kelt, wigh Ort; oder auch Alk Wald, in welchem Fall es Waldburg bedeutete. Conne- witz liegt am Rande des Rosenthal- waldes an der Pleisse.

Conrad, kelt. Caombrath, schö- ner Reisiger, schön gerüsteter Krie- ger, von caomh, caomb schön und reidhim rüsten, reisen, d. h. ins Feld ziehen; denn andere Beisen, als zu Pforde in Begleitung von zwei Beisigen d. h. gerästeten Knechten waren in alten Zeiten nicht üblich und auch schwer möglich, da Fremd- Iinge, die sich nicht vertheidigen konnten, zu Sklaven gemacht wur. den. Reidh bedeutet irisch heute noch gerüstet und rath Sold. Die Reisigen waren im Mittelalter ge- rüstete Söldner oder Soldaten, eine Reise war eine Fehde mit Reiterei; Conrad ist also ein schön gerüsteter Beisiger oder Beitersknecht. Die Söldner hiessen im Altgälischen auch Gaisat oder Gäsal, von cais oder cios Bold, Rente, Einnahme, daher die in den Kriegen mit den Römern vorkommenden Gäsaten, Caiseaidhe. Die Schwälmer in Ober- hessen haben jetzt noch fast durch- weg den Vornamen Conrad, das erste kurhessische Regiment, das in der Schwalm rekrutirt wurde,

Constanz.

hies bei seinen Cameraden stets die Conrädercher; die Schwälmer führ- ten noch vor dreihundert Jahren die alten Schwerttänze auf, sie waren also Conrade, und daher ihre bis heute von Pathe zu Pathe vererbten Vornamen, die ursprünglich wie alle Namen Appellativa waren. Constanz oder Kostnitz, lat. Con- stantia, Stadt im Thurgau, war bis 1803, wo sie badisch wurde, öster- reichisch , vorher freie Reichsstadt, aber von Karl V 1550 in dieReichs- acht erklärt und 1559 von Ferdi- nand I mit Oestreich vereinigt. Der Bischof war reichsunmittelbar und hielt sein Gericht in der Pfalz, einem kleinen Bezirk auf dem Domplatze, der mit der Stadt sonst nicht in Verbindung stand. Das Bisthum wurde 570 von Windisch, Vindonissa in der Schweiz hierher verlegt. Von 1414 bis 1418 tagte hier die be- kannteKirchenversammlung, umdem Unwesen mit den Gegenpäpsten, da- mals deren drei, ein Ende zu ma- chen. Es waren oft an die 150000 Menschen und 30000 Pferde anwe- send, darunter Theilnehmer kirchli- chen und weltlichen Standes aus Ita- lien, Frankreich, England, Deutsch- land, Schweden, Dänemark, Polen, Ungarn und Constantinopel, welches bekanntlich erst 50 Jahre später in die Gewalt der Türken gerieth. 1415 wurde hier auch Johann Huss ver- brannt, und 1416 dessen Freund Hieronymus von Prag. Huss sas im Dominicanerkloster gefangen, wo sein enges Gewahrsam noch gezeigt wird. Das Concil wurde im Kauf-

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Corbe Corcontier.

haus abgehalten, das ebenfalls noch steht. Potershausen über dem Rhein war ein Kloster und bildete den Brückenkopf. Der Name Constanz, lat. Constantia ist römisch, zu Ehren des Kaisers Constans; Kostnitz ist die slavisirte Form und entstand zur Zeit der Kirchonversammlung, bei der viele Böhmen anwesend waren.

Corbe, einst Stadt der Tectosagen in klein-asiatisch Galatien, ein an-

doros Cor bie bei Amiens in Frank-

reich, Corbia in Sardinien, Cor- bio im alten Lateinerlande oder La- tium, desgl. in Spanien, sämmtlich von cor, caer (gaard) Stadt und bi klein; CorBilo und Corbulo in Gallien gleicher Bedeutung, nur bill klein statt bi. Corvoy an der Weser, Horb in Würtemberg des- gleichen.

Corbers, latinisirt Corbaria, zu deutsch Wagenhäuser, Schuppen, von corb gleich Wagen, Korbwagen, Benne. Davon mag Corbers oder Corbidre im Canton Fryburg im Vechtland seinen Namen führen; ers ist aus aras Burg entstanden, fester Ort zur Aufbewahrung der Wagen.

Coreontier, alter Name für die Bewohner des Riesengebirges oder Grenzgebirges gegen Schlesien, von cor Grenze und cunt Wald; sie wohnten an den Quellen der Elbe. Aus diesem keltischen Worte haben die slavischen Böhmen Kerko- nosze oder krkonoske hory gebil- det (hory : griech. oros bedeutet slav. Gebirg).

Cordova Corsica.

Cordova, Stadt in Spanien, alt Corduba, caer Ort und dubnh gross.

Corfu, die bedeutendste der sie- ben jonischen Inseln im Adriatischen Meere, alt Scheria oder Skeria, zu deutsch Felsenland, von sgor Fels und ia Land, auch Korcyra, ver- setzt für sgor-ire, was dasselbe be- deutet. In der Form Corfu zeigt sich entweder der Uebergang von sgor inscharf, (scharfer Stein, Stein- beil, denn scharf kommt von sgor,) oder es bedeutet Felsengegend, von sgor-ibh.

Corinth, deutsch Felsenstadt, von cor, caer, deutsch gaard Woh- nung, Stadt und onn Fels. Die alte Burg von Corinth lag auf einem Felsen.

Corsica, gälisch von gor Berg und iagh, igheInsel, Berginsel oder im Gegensatz zu Sardinien die kleine Insel, von gor kurz, während sar gross bedeutet. Die Insel wurde 1768 von der Republik Genua an Frankreich abgetreten, und 1769 durch französische Truppen bezwun- gen. Die Corsen stammen von den Ureinwohnern Italiens, den alten Italern ab, die zum rundköpfigen baskischen, berberischen oder ibe- rischen Stamme gehören, vermisch- ten sich später mit griechischen (phokäischen) Colonisten, gleich den Provengalen, und wurden dann ro- manisirt. Eine Zeitlang unter Herr- schaft der Araber, wurden diese 806 von den Genuesen vertrieben. Von da an stritten sich die Repu- bliken Pisa und Genua um die Ober- herrschaft; Pisa, welches in der

Corsics,

Begel zum deutschen Kaiser hielt, oder ghibellinisch war, Genua da- gegen welfisch oder antikaiserlich. Auch Frankreich eroberte einen Theil der Insel 1533, gab ihn aber im Frieden von Chätesu-Cambresis 1559 wieder heraus. 1564 empörten sich die Corsen gegen die Republik Ge- nua, wurden aber 1569 wieder unter- jocht und von Genua achwer miss- handelt. Der corsische Adel wurde ausgerottet, aller Handel verboten, die Corsen wurden von allen Aem- tern ausgeschlossen, ihre Landes- erzeugnisse schlecht bezahlt, da- gegen ihnen alle Waaren von den Genuesern zu hohen Preisen aufge- nöthigt, wie dies die Krämerstaaten jederzeit mit ihren Unterthanen tha- ten, so Holland und England jetzt noch in Ostindien; dabei schwere Auflagen, habsüchtige Beamte, und bei den öftern Aufständen Verhee- rung ganzer Gegenden. 1735 wurde Baron Theodor von Neuhof aus der westphälischen Grafschaft Mark von denCorsen zu ihrem Könige erwählt. Neuhof wurde mit einem Kranz von wildem Lorbeer gekrönt, und lies Münzen von Kupfer und Silber schlagen. Gegen ihn rief Genua französische Hülfe an, wodurch Neuhof gezwungen wurde, nach England zu entfliehen, wo er im Schuldthurme 1756 starb, nachdem er mehrmals nach Corsica zurück- gekehrt war. Da Genua den Hass der Corsen nicht zu bemeistern ver- mochte, so trat es die Insel 1768 anFrankreichab, worauf dieses nach blutigen Kämpfen im Jahre 1769

Cortona Corvey.

sich des Landes bemächtigte, und der Führer der Corsen, Pascal Paoli sich nach England flüchtete. Bastia, alte Hauptstadt der Insel, wurde 1748 von den Oestreichern und Pie- montesen belagert, in Ajaccio, jetzi- ger Hauptstadt wurde am 15. Au- gust 1769 Napoleon I geboren. ' In Corte, einem Felsenschloss, hatte Paoli seinen Sitz. In Alleria stieg Neuhof 1736 zuerst ans Land. In Carahese auf der Westseite der In- sel ist seit 200 Jahren eine Mainot- tische Colonie aus der südlichen Morea stammend, angesiedelt.

Cortona oder Corythas, alte Hauptstadt Etruriens, die von einem Tarco (torc Fürst) oder einem Co- rythus erbaut worden sein soll. Co- rythus bedeutet Stadt des Fürsten, von caer Stadt, y des und thus Fürst, Cortona Stadt des Mannes oder Herrn, caer-duine.

Corvee, ein französisches Wort, welches Spannfrohnd, Wagenfrohnd bedeutet, vom alten corvada, gä- lisch corb, carbad, wälsch cerbyd, deutsch Karch, Karren. Der Gegen- satz zu Corvada, lat. carr-opera waren die man-opera, Handfrohnden, keltisch dagwan, dagemwan, von dag Hand und bann Arbeit, ver- deutscht Tagwann oder Tauen, was Sodann auch soviel als Wiese bedeutet, weil diese mit der Hand bearbeitet warden. Homo dagewa- nus war ein Handarbeiter.

Corvey an der Weser, zu deutsch

kleiner Ort, von corr, caer, gaard

Ort und bi klein; im Mittelalter ein berühmtes Kloster, in dessen Schule

361 Cospuden Courberoie.

der Mönch Wittekind im 10. Jahr- hundert erzogen und später dessen Vorsteher wurde. Dieser Wittekind leitete den Ursprung der Altsachsen von den Makedoniern ab, und hatte darin insofern nicht Unrecht, als dieselben erst in Bactrien hausten, von wo sie inFolge der Kriege unter den Nachfolgern Alexanders aus- wanderten. Im Kloster Corvey fand man vor 300 Jahren das einzige handschriftliche Exemplar der ersten fünf Bücher der Annalen des Tacitus, welche Herrmanns des Cheruskers Thaten enthalten, vorher wusste in

Deutschland Niemand etwas davon.

Cospuden, Ort bei Leipzig, Wald- hüttchen, von coed Wald und both Dem. bothan Hütte.

Cossonex, franz. Caussonay, ein Städtchen westlich von Lausanne in der Waadt, etwa von cot, cotla Hütte, ton Wald und aighe hoch.

Cotta bedeutet im Gälischen Hütte, daher der Name des Frei- herrn von Cotta, Buchdruckers und Buchhändlers in Stuttgart und Augs- burg.

Cottbus, alt Cotbuz, Ort in der Niederlausitz, von cofta Hütte und bus Wald. Hier wird von den Sla- ven des flachen Landes noch die alte sorbische Sprache gesprochen. In ältester Zeit lag hier ein Ort, der Susudata hies, di-sua-tae-dae klein- Bach-Ort-Leute.

Couches, altes Kloster in Frank- reich, das sonst Coltica hies, von col Hügel und figh Haus.

Coarbevole, Courville, alt Curbe- villa, latinisirt Curva villa, Orte bei

Coutesu Crosten.

Paris und Chartres, deutsch kleiner Ort, cor Ort und bi klein, mit der angehängten lateinischen Uober- setzung villa,

Couteau, franz. das Messer. Im Kinfbrischen bedeutet cath Schlacht und fuadh oder tuagh Axt, zusam- men cath-twagh Streitaxt; abge- kürzt catai, couteau. Virgil hielt Catai für eine tentonische Waffe, Servius für eine gallische. Darnach wären Catton Messerträger oder auch Opferpriester, denn zum Schlachten der Opfer gehörte ein Messer, und haben die jüdischen Schlächter die alte Form des Opfermessers noch beibehalten, sogar die steinernen Messer blieben noch lange nach der Erfindung der Metallmesser bei den Opfern im Gebrauch. Chatan heisst hebräisch beschneiden.

Crawatgau, Name einer Land- schaft im mittlern Murthal in Ober- steiermark, nicht Croatenthal, son- dern Felsengau, von cruadh Fels, Stein.

Creussen, Ortim Fichtelgebirge, alt Crusni, slavisch Chrusin, Crusen ; von cruadh oder cruit Stein, Rand, Grand und din Ort, Veste, gleich Grezzistadt und Krautheim, alt Crutheim im Volkfelde in Fran- ken.

Crimitzschau, Ort in Obersach- son, scheint gleich Grimma ein hei- liger Ort gewesen zu sein, von cru- imh Gott, aidhe Haus, Ort und cau Verzäunung. Es liegt an der Pleisse oberhalb Altenburg.

Croaten, Felsengebirgsbewoh- ner, von cruadh Fels, Stein und ae

Cröt Crumesse,

oder dae Leute; Corwaten das selbe, von Arib, chrd, woher auch Karpathen.

Cröf, Ort an der Mosel im „Crö- ver Reiche", von grob Fels, auf welchem die alte Veste lag.

Crone, Ort bei Paris, alt Crona, deutsch neuer Pferch, Viehhof, von cro Pferch und nua neu.

Crossen, Ort bei Mitweida in Sachsen; crot Viehpferch, crotan kl. Viehpferch. Crottendorf bei Leipzig und im Erzgebirge ist das- selbe, ebenso Krossen im Branden- burgischen.

Crostigall, alte Strasse bei oder jetzt in Wurzen in Obersachsen, sie führt vonDresden nach Leipzig, und ist am Abhang nach der Mulde durch Granitfelsen gebrochen: cruadk Fels, gall wohl gleich cuil Schanze, Felsenschanze.

Crot, Ort bei Dreux in Frank- reich, alt Crotum, von crofa Vieh- Park ; in Deutschland Krotzingen, Krotzenburg, ebenso Crotta und Crothen-laide mit dae Ort, bezw. li-aidhe kl. Ort,also Pferch mit Wohnort. Das slavischegorod, grod, hrod Burg, passt bei diesen Orten nicht, weil sie keine Burgen waren, zudem ist gorod selbst nur slavisirt für gard, caer Ort.

Crou, Bach bei Paris, lat. cro- doldus rivus, von cruadk Stein und alt Bach, also Steinbach.

Crumesse, alt Agrimesou, Ort in Lauenburg an der wagrischen Grenze südlich von Lübeck. Ag mag aighe hoch sein, rim, reann Feld, esse gleich aidhe Ort, Hochfoldort.

Cucalon Culmer Land. 363 Cumberland Cypern.

Cucalon, alter Name für Hasen- fuss, wörtlich Kleinherz, von calon Herz und 90 verkleinernde Vorsylbe.

Cura, lat. Sorge, keltisch core Frieden.

Cujavien, alt Coja, polnisches Land im Norden der Netze zwischen Nakel und Thorn. Es liegt darin Wienesburg, Pakosch, Labicz oder Labissin, letzteres von /u-bais oder uisge an der Nakel, Winsburg, Waldburg, von gwind Wald. Cuja- vien bedeutet von coed bezw. cui, hui Wald und ua oder ia Land, Waldland; es liegen darin oder an dessen Nordgrenze die Waldauer Wüste und die Tucheler Haide, die beide hoch®und jetzt noch theilweis bewaldet sind.

Cülly, lat. Coclium, Ort am Le- mansee zwischen Lausanne und Vi- vis, von coiche Ort und li klein.

Culm oder Kulm, Bergstätte, von col-ma; Kolmitz, Kolmnitz, Golmitz und Golm, slavisirte

Formen für co/-ma-aith Hügel- Stätte-hoch. Als Bergname bedeu- tet Culm oderColm soviel als Berg, colean, kholm bei den Wenden, chlum bei den Czechen, deutsch Kolberg oder Kolmberg,, lateinisch collis. Polnisch Chulm an der Weich- sel, das auch Chelme geschrieben wird, liegt auf keinem Berg, des- halb wird es durch gil-ma Wasser- stätte, zu erklären sein.

Culmer Land in Westpreussen, östlich von Culm an der Weichsel, auch Chulm geschrieben. War von ältester Zeit, wie die Löbau, von Silaven bewohnt, wurde aber von

den Deutschordensrittern zu Preus- sen geschlagen. In der terra Lubo- wiae wurde ebenfalls stets polnisch gesprochen, die Grenze gegen Preus- sen war die Ossa (uisge), die bei Graudenz in die Weichsel mündet. Löbau bedeutet Zua-bi-aha klein _ Wasser, polonisirt Lubow, das Land heisst auch Michelavia, was das- selbe wie Löbau bedeutet, von mi klein, gil Wa®ser und ua Land; es liegt östlich vom Culmer Land jen- seits der Drowenz.

Cumberland, Gebirgs-, bezw. Thalland im nordwestl. England, alt Cumbria, von cwmm, cmmb Thal und ire Land. Von diesem cwmm kann man auch Como (cmm-mo) Thalort am Comersee, Val camu- nica bei Brescia (cwm-mwnt Thal- Gebirg), dann Chambe im Bayer- wald, alt Campen, Thalleute und Chamberich, endlich Val di Cembra im südlichen Tyrol ablei- ten (cmm-bre Thal-Gebirg). Mitdem Volksnamen Kymbern oder Cimbern haben diese Orts- und Thalnamen nichts zu thun; Humberland, Nord- humberland ist dasselbe, was Cum- oder Chumberland.

Cusson, Fluss in Frankreich, alt Cusso, vom kimbrischen gwysg Was- ser, Dem. gwysgan.

Cvpern, Insel im östlichen Theil des Mittelmeeres, griech. Kypros, ein Name, der zugleich auch Kiefer, Kieferbaum bedeutet; bei den He- bräern und Phöniken hies die Insel Chittim oder Kittim , oder vielmehr sie war eine der Kittim, d. h. der Waldinseln, von welchen die Phöni-

Cypern.

ken Holz zum Schiffbau bezogen. Kittim oder Chethim kommt von coed, Wald und ijim hebr. Inseln;

keltisch ighe, deutsch Ey-land. Eine solche Waldinsel war auch Rho- dus (rkat Berg oder rus, ruth Wald und is Insel, darum hiessen die Rhodier, gleich den Cypriern, bei den Griechen auch Kitioi Wald- leute); ebenso gab es im Waldland Rhodope (von rkaPund ibh Ge- gend) in Makedonien dem entspre- chend Kyprier und Bhodier, wie Jo- sephus meldet. Auf Kypern wurden um 1400 vor Chr. durch die Phö- nizier die Städte Kittion (Ketion, Citium) und Hamath (Amathus) an- gelegt, indem die von den Amori- tern aus Canaan vertriebenen und zu den Phönikern geflohenen Hethi- ter und Heviter daselbst angesiedelt wurden. Auch auf Creta (Kaphtor) wurden diese Flüchtlinge unterge- bracht, dann auf Melos und Kythera. Hamath, deutsch Hamaide, om- aithe Heim-hoch; Cition, Wald- ort, coed-ion. Andere Kittim oder Waldinseln waren Samos (taom-is Waldinsel), Cos (coed), Les-bos (lu-ais-bois kl. Wasser-Wald, weil es nur durch einen Canal vom Fest- lande getrennt ist). Kypros selbst bedeutet wörtlich Kiefer-gross-Insel, von giubh Kiefer oder Wald über- haupt, ar gross und is Insel, oder Kieferwald, giubh-rus. Aus dem Namen der Insel entstand der des Kupfers, weil dieses wohl zuerst von hier bezogen wurde, doch stellt sich die Zusammensetzung bei die- sem Erznamen anders, nämlich aus

Cyrene Czernobog.

giubh-pras Kiefer-erz oder kypri- sches Erz. Die Venus hies Kypris, weil sie angeblichvon hier stammte, wenigstens hier, und zwar in Ama- thunt besonders verehrt wurde. Beste von ihrem Tempel sind noch vor- handen. Amathunt mag Liebe-Frau bedeuten, von amare, das seinerseits mit amha Mensch, Mann zusam- menhängt, thunt ist duin Frau.

Cyrene, Ort inLibyen am Mittel- meere, soviel als caer-ean, Ort am Wasser.

Czernobog, ein Berg in der obern Lausitz, zwei Meilen von Bautzen oder Budetin. Er soll nach der slavischen Mythe seinen Namen von Czernobog, dem schwärzen Gotte führen. Auf demselben wird noch ein breiter Felsrücken gezeigt, auf welchem die Slaven angeblich die Opferthiere schlachteten. Die an- dere Seite des Berges heisst Prasiga, auf welchem die Priester dem nach der Zukunft fragenden Volke Orakel ertheilten. Prasit heisst im Serbi- schen fragen. Eine Felsenöffnung galt für das Ohr Czernobogs, der im Innern des Berges wohnte. In der Nähe des Berges steht eine Statue des Todengottes Flins, Bei- name Czernobogs, der durch Löwen- gebrüll einst die Todten erwecken soll. Im Keltischen bedeutet fios, fliez Fürst, Widar-Fliez war im Alt- deutschen der Widerfürst, Antichrist oder Teufel. F/ios ist dasselbe, was flath, daher Fladungen, flath- daingean ‚Fürstenburg. Bei den Krainern hiesCzernobog auch Vrag oder Vrah, der Verwüster, Tödter,

Csikos.

keltisch varg oder bearg, soviel als Würger, Räuber, im Altdeut- schen Warg Tyrann und Teufel. Im Ilyrischen war Vraga-stan die Woh- nung oderdasLand, tan, des Vraga, indisch Uraga-sthana mit gleicher Bedeutung. Czernobog hies auch Ziyboh, vonZle, dasBöse. Wrag, Wrog stimmt mit dem altdeutschen Wärwolf und mit dem indischen Vrithra, dem Inbegriff alles Bö- sen. Czernobog wurde bei den Sla- ven oft als Wolf dargestellt, dann wieder als Drache (slav. Drak), als Wurm (slav. tscherw), gerade wie

365

Dach.

bei den Parsen und Indern. Czerno- bog als Bergname kommt keltisch von cearn Bergspitze und buach Bergrücken, slavisch von czarny oder tschert, parsisch dschurd, deutsch schwarz. Bei den Wenden hies der Berg auch Chaudag oder Chundag, d. h. Waldberg, von cunt Wald und aigh Berg.

Czikos, Rosshirten in Ungarı, lautet versetz$ wie Hiksos, das Reitervolk, welches vor 4000 Jah- ren Aegypten eroberte; beides ge- zischt von each Pferd und eis Mann.

D.

Daberstädt, Ort bei Erfurt, von

dubhras Dorf, desgl. Dobras- burg an der Taya in Mähren; Do- bratzhofen bei Leutkirchen in Oberschwaben, Dobratendorf in Oestreich. Dobringdorf undDo- berndorf kommen dagegen von tuaran kl. Dorf, Demin. von tuar, das auch Dowar, Dober ausgespro- chen wurde, daher Dover in Eng- land. Dobrus statt Dobraz war eine Burg in Sachsen. Debriach, alt Tobriach, Ort am Millstädter See in Kärnthen, von domwar, 10- wer und oiche oder ach Wasser. Dach, d. h. Haus ohne Seiten- wände, keltisch teagh, tigh, toigh, hebräisch theka, toka, lateinisch tegere decken, tectum Dach, etwas Gedecktes. Gezischt sic, tzig, zig,

2. B. Leipzig, gedeckter Ort in einem Sumpf- oder Flusswinkel, von liub Winkel, Schlupf. Abgekürzte Formen für steagh sind ia, dae, duae, du, tio, li, di, ty, gezischt isi. Aelter als die Dachform oder Zeitform waren die blossen Erd- oder Felsenhöhlen, Löcher (keltisch loc, lat. locus Ort), in denen die Liguren (loc-, luik-aire Lochmän- ner, Höhlenbewohner) hausten, und zwar noch zur Zeit, als sie von den Römern unterjocht wurden. Caer scheint dagegen in erster Zeit sich auf Ringe, von Stein erbaut, bezo- gen zu haben, daher die Carer. Dun, din, dion waren durch Zaun- werk oder Zinnen geschützte Orte, tuar, Iwarp mit Erdaufwürfen um- gebene. So scheint jede der hundert

Dachsburg Dachstein. 366 Dadolach Dädalus.

Bezeichnungen fürWohnstätten einer besondern Art derselben gegolten zu haben.

Dachsburg, franz. Dabo, Ort südlich von Elsaszabern am Nord- ende der hohen Vogesen, alt Dages- burg, Tagesburch, Dagisburg, Da- burg und Dannburg; der Name kommt nicht vom Dachs, sondern von teagh-ais Haus-hoch, entweder hoch gebaut oder auf einem Berge liegend, oder aber von teaghas, Pluralform von teagh.

Dachsielden, Ort im Berner Jura bei Solothurn, französirt Tavannes, alt Tasphenne, Tasvanne, Taffen, zu deutsch Berghausen, von tas Haus und beann Berg. Die Kirche liegt auf einer Höhe.

Dachstein, alte Burg im Elsas, alt Dabechen- oder Dabichenstein, von teach Haus, Dach und dychan klein. Dachau in Bayern entstand aus dem Plural teacha Häuser; Mau-dach in Rheinbayern, alt Mudach, Kleindach, von mion klein. An der Lahn nennt man Maudich eıne kleine Vorrathskammer, klei- nen Schuppen, um Obst aufzube- wahren, Heu zu trocknen. Dagers- heim in Würtemberg, von teagh Haus und ergross; Tägerweilen in der Schweiz desgl. Von der Form toigh kommt Dauendorf bei Ha- genau, alt Douchindorf, Tochendorf, Dauchendorf. Dechunwilre war ein Dorf bei Thann im SBundgau. Deggenhausen, alt Teckenhu- sen im Linzgau am Bodensee, vom Plural teagha; Deggundorf an der Donau in Bayern desgl. Durch

die Nase gesprochen, wie dies in Schwaben üblich ist, lautet die Form Donkendorf, so mehrere Orte inWürtemberg und Bayern. Aus teaghas Dächer, Wohnungen wurde Dexheim in Rheinhessen, ali The- dichesheim, oft verdreht in Dedi- chesstein, soviel als Kleindachheim, di-Dechesheim.

Dadolach oder Totulegi, Name einesgallischen breiten Messers oder Schwertes, versetzt ward daraus der lateinische gladius, der auch kurz und breit war; ursprünglich war der Dadolach von Stein, wie der Sinn des Wortes ausweist, denn es ent- stand aus fuadh oder tuagh Axt und Zeagk flacher Stein, Leye, Schiefer. Tuadh mag mit Tod, in- disch „da*, zusammenhängen, Stein zum Todtschlagen.

Dädalus, griechisch Daid-el-os, zu deutsch geschickter Handwerks- mann; daid hängt mit tos-aighin ein Werk vollbringen, und mit toisg Werk, Geschäft zusammen, al ist gross und os, eus Mann, also gros- ser Werkmann; Dädalus stammte aus dem attischen Geschlechte der Erechthiden (reach Recke oder rigk König), wurde mit seinem Sohne oder Freunde Icarus vom Kreter- könige Minos gefangen genommen, entflog ihm aber mit Hülfe wäch- serner Flügel, wobei aber lca- rus, welcher der Sonne zu nahe kam, herabstürzte, weil das Wachs durch die Hitze schmolz. Ica- rus, von car Freund, der be- freundete Mann; Minos, moim- eus grosser Mann. Die Form däd

Dähre Daen.

fällt schliesslich mit unserm That, thu-en zusammen.

Dähre und Darendorf, Orte bei Salzwedel, alt Dore, Dorendorp, von tuar, Haus, Dorf.

Daen, chinesisch Tahi, ein sky- thisches Volk, welches zur Zeit Alexanders des Grossen am untern Oxus und Jaxartes hauste, sich nach chinesischen Angaben aber später mehr Östlich in das Quell- gebiet desOxus zog. Herodot nennt sie Nomaden, bei den Persern hies- sen sie auch Dauches, und dies zeigt die Bedeutung des Namens, denn toigh, teagh oder auch blos dah oder dae, unser deutsches Dach, bedeutete ursprünglich blos ein Zelt oder Haus in Dachform. Aehnlich kam in Skandinavien der Name Daukionen oder Deuo- nen vor, indem statt foigh-ui oder Dae-ui die andere Form toigh-on, Dac-on Dach-mann, Zeltbewohner gebraucht wurde. Diese Zeltbewoh- ner bildeten in Dänemark die herr- schende Kaste unter dem Namen Theken (feagh-an) gegenüber den finnischen Höhlen- oder Löcherbe- wohnern. In gleichem Sinne finden wir in Thrakien die Daken neben oder unter den Geten, letzteres coed-dae Waldleute; Strabo nennt diese Daken auch Daen. Saken, ein Name, womit die Perser alle Skythen bezeichneten, kann als die gezischte Form für feagh-ui aufge- fasst werden, und zwar um s0 mehr, als derselbe Strabo auch diese Sa- ken mit dem Namen Daen bezeich- net. Bei den Chinesen wurden zu

367

Dänen.

Anfang der christlichen Zeitrechnung die Bewohner Bactriens an dem Büd- ufer des obern Oxus im Norden des Paropamisus Tahen genannt, ihr Land Tahia, während.nördlich vom Oxus Sogdiana lag, dasLand der Sogdae oder toigh-dae, abermals Zeltbewohner, nur in aspirirter Form; es waren Nomadenvölker, wie sie heute noch in jenen Gegenden hausen, im Gegensatz zu den /oc- air (Liguren, Locrier, d. h. Loch- oder Höhlenbewohnern) einerseits und den Carern, Joniern und Dun- oder Städtebewohnern andererseits.

Dänen, altnordisch Danir, angel- sächsisch Dene, zu deutsch Wasser- leute, Seefahrer, von tain Wasser und ae, ui Leute, bei Danir von tatn und air Leute. In nordischen Sagen kommen auch Berg-Danir vor, hier kommt dan von dur Berg, es waren Bergriesen oder Bergbuarn d. h. Berg-viehhirten, bu-eir. Da- nimadr, ein Mann von erprobter Treue in altdänischen Schriften, kommt von duin Mann und muadh edel, das angehängte r ist der im Nordland häufig angebrachte Schnurrlaut. In den indischen Sa- gen kommt der Name Danus unter Indras und der Angirasen Feinden häufig vor, Indra erlegte deren sie- ben. Hier kann man auf tain Was- ser oder dun Berg zurückgehen; ausserdem kommen in den Veda’s auch Daen oder Dain vor, Riesen, die beiNacht umherschweifen gleich den Todten, denn „da“ bedeutet im Indischen auch Tod. Indess bedeu- tet hier Daen soviel als in Zeiten

Dänen.

wohnende Nomaden, die allerdings noch heute das Räuberhandwerk treiben. Auch die Nordvölker hat- ten ihre todten Riesen, die bei Nacht umherzogen, die Nachtreiter oder Onthuthr (daher wohl Neun- tödter, Name eines kleinen Raub- vogels). Die Dänen oder Seeleute, welche nach Dudo und Robert Vace, einem Canonicus in Caön, im 12. Jahrhundert als Seeräuber im Canal erschienen, brachten nochMenschen- opfer und besprengten sich mit dem Blute der geschlachtetenGefangenen, umsich den Sieg zu sichern. Im Land- namabok wird erzählt, dass Thorolf Mostraskegg dem Thor einen Hof ge- weiht habe, in welchem sich ein spitzer Stein, Thorstein genannt, befunden, mit welchem den zum Opfertod bestimmten Gefangenen der Bücken zerbrochen wurde, daneben lag der Gerichtskreis (Domring, tom Tempel, Haus), in welchem über die dem Opfertod zu weihenden Men- schen das Urtheil gesprochen ward. Die nordischen Vikinge (von uiginge Flotte) hatten noch den grausen Ge- brauch, kleine Kinder in die Luft zu werfen und mit der Speerspitze wieder anfzufangen, was alsein dem Kriegs- glück gebrachtes Todtenopfer galt. Die erste Nachricht über das Auf- treten der Dänen in Europa gibt Procop. Er erzählt, dass, als um das Jahr 512 nach Chr. eine Abtheilung Heruler nach Skandinavien zurück- zog, das westliche Küstenland an der Ostsee, welches vor einiger Zeit die Heruler noch im Besitz gehabt hatten, von Dänen besetzt war.

8 Dagaire.

Nach Jornandes waren sie aus Skandien d. h. Schonen gekommen. Die altdänischo Sage lässt Dan, denKönig derDänen, von Schweden ausziehen, und Withesleth (gwidd- il-iath Wald-gross-Gegend) auf See- land, Mön, Falster und Laaland be- setzen, und von da sich weiter nach Fühnen und noch später nach Jüt- land ausdehnen. Dan war der Sohn des Königs Ypper von Upsala und hatte noch zwei Brüder Nori (or Berg) und Oesten (was! Wald), von Nori sollen die Norweger stammen. Nach einer andern Sage war Dan ein Sohn des Humblus und sein Bruder hies Angul, der Stammvater der Angeln. Y-bwrr ist der Starke, Grosse, Mächtige. Ptolemäus nennt die Dänen Daukionen, wohl von toigh Haus, Dach, Zelt. Dir erste Angriff zur See, den die Dänen gegen Deutschland ausführten, galt dem Gau der Hattuaren am Nieder- rhein um das Jahr 515, aus dem sie aber von Theodebert, Theode- richs Sohn mit Verlust ihres An- führers zurückgetrieben wurden. Mit den Jüten, welche von den Dänen unterjocht wurden, kämpften im Laufe des 6. Jahrhunderts die Fran- ken auch an der Eider, welche da- mals schon die Grenze zwischen Sachsen und Jüten bezw. Angeln war.

Dagaire oder dag-fhear, latini- . sirt Ducarius, zu deutsch guter Mann, Gutmann, von dag gut und /hear, lat. vir Mann; /hear steht gleich earr Herr und air Mann, denn im Keltischen wurde das /A gewöhn- lich nicht ausgesprochen.

Dagh Dagon.

Dagh. Im Oriente bedeutet dagh soviel als Berg, es scheint gleicher Wurzel mit aighe Ecke, was oben- falls Berg bedeutet.

Dagmar, guter Diener oder Die- nerin, von dagh gut, (das deutsche „gut“ griech. agathos scheint das versetzte dagh) und maor Diener, Dienerin. Durch die Nase gespro- chen Dankmar. Die dänische Prin- zessin Dagmar heirathete in unsern Tagen den russischen Tbronfolger. Die dänische Spral he enthält über- haupt weit mehr Reste aus dem Kel- tischen, als das eigentlich Deutsche oder Oberdeutsche.

Dag-oe, Fischinsel, von dag Fisch und ighe, ey Insel; sie liegt an der Küste von Esthland im Baltischen Meere.

Dagon, ein Fischgott, der in Gaza und Asdod, zwei Seestädten Philistäas , übrigens auch bei den hebräischen Stämmen Juda und As- ser, und zwar bei letzteren in Beth Dagon (beth gleich bodh Hütte) verehrt wurde. Der Gott stammte aus Babel, wo er Odakon hies, der- Fisch-Mann, denn dagh bedeutet keltisch Fisch und on Mann, o ist der vorgesetzte Artikel. Dagon’s Frau hies Derketo, zu deutsch Fürstenfrau, von /forc Fürst und dae Frau; sie war eine Syrene, d.h. ein Wasserweib, von suwir Wasser und nae Weib bezw. Mann, oder wenn man ihre musikalischen Ta- lente als Hauptmerkmal voranstellt, von rinn Musik und sia Fee. Torc bedeutet übrigens auch Schwein, und wenn der Mann ein Fisch war,

Deutsch-kelt, Wörterbuch,

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Dahlen Dahn.

so kann seine Ehehälfte ganz wohl ein Meerschweinchen gewesen sein,

Dahlen, Ort zwischen Wurzen und Oschatz in Obersachsen, kleine Veste, dail-an. Ein anderes Dahlen liegt am Niederrhein.

Dahn. Der Bach Dahn in Rhein- bayern im Dahnthale kommt von tain Wasser, der Ort Dahn ist ent- weder nach dem Bach genannt oder von dun Ort, dion Veste. Daher auch Daun. Dahnbäche und -Flüsse gibt es eine Menge, abge- sehen vom Don und der Donau fliesst ein Dahnbach bei Münster am Kocher; der Dainbach bei Boxberg im Odenwälder Bauland; der Andenbach im Elisas, mit vorgesetztem Artikel an; Dentel- bach bei Rossstaig und Westheim am Kocher, von tain und li klein; der Dintebach bei Jebenhausen in Würtemberg; Dettenbach bei Waldkirch statt di - tain - bach; Thennebach, alt Tenibach, altes Kloster zwischen Waldkirch und Emmendingen im Breisgau; Then- nebronn, zwei Dörfer bei Horn- berg im Schwarzwald; Tetin oder Toetin (di-tain), Fluss in Oest- reich; Tettenbach bei Baden; Tettenborn am Harz, auch Det- telborn ausgesprochen. Bei Emmen- dingen ist ein kleiner Bach, der aus dem Gebirge kommt und Bretten heisst, d. h. von bre Berg und tain. Tain lautete auch Tan oder Tann, daher Guetentanne, jetzt Gueten- brunn bei Zwetel in Oberöstreich, was ursprünglich Waldbach, von coed Wald bedeutete.

24

Daisendorf Dalemintier. 370

Daisendorf bei Salmansweiler, alt Taysend- oder Tysindorf, von tyddyn, gezischt Iysin, taysin Bauernhof.

Daiberg, alt Dalburg, Stamm- burg des bekannten rheinfränkischen Geschlechts , von dail Burg, gleich Dalheim bei Verviers.

Dalem oder Dalhem, oberdeutsch Graventhal, franz. Dolhain, Stadt im Herzogthum Limburg zwischen Mastricht und Lüttich. Der Name Graventhal zeigt, dass der Ort Sitz eines solchen gewesen, kommt also von dailean kleine Burg oder dail- om Burg-heim. In Hessen liegt auch ein Dalheim.

Dalemiutier, auch Dalmatii oder Dalamantii, von dail Veste und mwni Berg, jetzt die Stadt Meissen, deren alte Burg über der Stadt auf dem Berge liegt; darnach hies das Land Daleminzien, deren Bewohner Dalmintier, sonst hies das Land auch pagus Dalminze sive Zlomekia, letsteres gleich Lomatach, alt Glomuzi, Zliomizi. In diesen Formen wechseln Glom mit Zlom, beide ver- einigen sich im gäl. cli oder glinn Veste, ekia von aighe hoch, muzi von mwnt Berg, was auch maus, z.B. Emaus, der Berg, lautete. Im Lomatscher oder Meissner Lande wird noch einer andern Vesto ge- dacht, die Grona hies, von cro Voste und nua neu, gleich Gronau an der Leine, sie hies auch Gana, von gann Veste. Dieselbe wurde 927 von Heinrich I erobert und da- mit das Land unterjocht. Mit dem Lomatzer Gau fällt die Gegend,

Dailon.

welche jetzt Lomatschor Pflege ge- nannt wird, zusammen, e8 ist ein fruchtbares Hochland, das sich an der Hanna (ean Wasser) herab gegen die Elbe zieht; es liegt darin auch Lamitzg, dasselbe Wort wie Lomatsch. Die Bewohner Dale- minziens oder der spätern Mark- grafschaft Meissen waren Sorben (Wasseranwohner suir-by), auch Siusuli (tiot Fürst, ul gross, wi Leute). 80 lange sie nicht den Deut- schen unterworfen waren, machten sie stets Einfälle in Thüringen, bald mit den andern Sorben und den Tschechen, bald allein, nament- lich in den Jahren 782, 806, 816, 839, 858, 869, 874, 877, 830 und 892. Das Meissner Land im engern Sinn erstreckte sich von der Elbe westwärts bis zur Mulde, von Meis- sen bis Torgau, und umfasste 14 Städte mit deren Gebiet; der Siusli-, Siusuli- oder Siusiligau lag nord- westlich davon bei Gronau und De- win. Der Gau Chutizi oder Gutici zog sich von der Elster über Leip- zig bis zur Elbe, aber südlich von Dalminzien mehr im Gebirgsland und bedeutet Waldleute, von coed und dae. Ein anderer Theil bei Col- ditz hies Coledizi oder Choledici, von coilie Wald; Nerchau lag noch im Chutizigau. Erst im 14. Jahrhundert wurden diese Lande völlig deutsch, im Jahre 1327 hörte man in Leipzig noch srbisch oder syrbisch sprechen.

Dallon, Dallan, blinder Mann, von dall blind, blinzend und ar Mann, lateinisch Caecilius,

Dalmatien Dammbheim. 371

Dalmatien, die Küstenstrecke im Nordosten des Adriatischen Meeres, führt ihren Namen 'nach Strabo’s und Appians Versicherung von der alten Stadt Dalminium, was richtig ist, denn dal oder dail ist Burg, mat gross und ia Land. Die Bewohner dieser Stadt hiessen Dal- mal-ae Burg-gross-Leute. Dal- min-ium latinisirt für dail-moin- ion bedeutet dasselbe, Burg-gross- Wohnort.

Damaskus, Damask, Dimesk, Da- mas, Damaschk, auch blos Scham, alte Hauptstadt von Syrien, zu deutsch Haus am Wasser, von luaim, tuam, iom, lat. domus Haus und uisge Wasser. Die Quellen von Damaskus wurden zu allen Zeiten von den Dichtern besungen. Die Form Scham ist gezischt für tuaim, ohne uisge.

Dambach, Städtchen im Elsas, desgl. in Bayern und Würtemberg, dann mehrere Dörfer dieses Namens, sodann ein Bach, Dambach, bei Bühlerthann in Würtemberg, desgl. bei Schleussingen, sämmtlich vom gäl tain oder Iaom Wasser.

Dame, Nebenbach der Persante an der Ostsee, von taom Wasser, in Belgien Domer, von taom und er gross.

Dammbheim, alt Demeheim, Ort bei Landau, von tom, tuam Haus, Ort; der Damberghof bei Adelsheim in Würtemberg kommt dagegen von iom kleiner Hügel, tumulus; beide Bedeutungen fallen indess schliess- lich zusamınen, da die in Domform gebauten Wohnungen Erdhügeln

Dammuls Dan.

glichen, weil sie in die Erde gegra- ben und hügelartig mit Erde über- deckt waren, wie die Bauernwoh- nungen in der Wallachei heutenoch.

Dammula, eine Frau von grosser Familie, von damh Familie und il groas.

Damũls, alt Tamuls, Tomuls, Tu- muls (lat. tumulus), von tuam, iuaim Haus, domus. Die zweite Sylbe kommt von mael, maol (Mal- berg), Berg, Gerichtsstätte. Damüls ist ein Bergdorf im Vorarlberg.

Damweiier, franz. Damvillers, Ort im Ornegau, gehörte früher zum Herzogthum Luxemburg, wurde 1528 von Kaiser Karl V befestigt, und kam 1689 durch den’ pyrenäi- schen Frieden an Frankreich. Dam bedeutet Haus, von fam, uam, und Weiler ist das lat. villa, also die Uebersetzung von Dum.

Dan, jüdischer Stamm mit dem Orte Lais oder Dan im alten Palä- stina, wo Jehovah in der Gestalt eines Stieres verehrt wurde. Des- halb schwuren die alten Israeliten : „So wahr Dein Gott lebt, o Dan, und so wahr Dein Gott lebt, o Ber- seba” (Amos 8, 14). An letzterem Orte war ein Brunnen (bir, bior), ein Götterstein und eine göttliche Tamariske, zu der man wallfahrtete, und bei welcher Abraham oder

' Isaak mit Abimelech einen Bund

geschlossen haben soll (vergl. Lais). Dan als Personenname mag dem kimbr. duin entsprechen, das Mann oder Herr bedeutet, als Ortsname ist es dun oder dion, din Burg, als Bach-

name kommt es von Zain Wasser.

24°

Danaguil Danlo.

Danagull, trotzige Dienerin, von dainaighim trotzen, danachd Trotz und giolla Diener, Dienerin.

Danaus, war nach Plinius der erste über das Meer nach Argos in Griechenland gekommene Einwan- derer aus Aegypten, er kam über Rhodus. Sein Name bedeutet Soe- mann, Wasser-mann t/ain-eus. Da- naus baute oder befestigte aufs Noue die Burg zu Argos (earg Fürst, ois Burg, Fürstenburg), und errichtete darin dem Apollo (Bel, Baal) einen Tempel. Nach ihm hiessen die Ar- giver und schliesslich alle Pelopon- nesier auch Danaer, d. h. Seeleute. Von den Töchtern des Danauslernten die Ureinwohner mancherlei ägyp- tische Gebräuche.

Dauduten. Ein Völkchen, das in den Waldgebirgen Niederhessens gewohnt haben soll oder auch weiter abwärts; der Name fon Wald, du Land und dae Leute deutet wenig- stens darauf hin.

Dangeul, altDangsolum castrum in Frankreich, von daingean (Don- jon) Veste und il gross, deutsch gleich Dingelstedt.

Dankmar gleich Dakomar, guter Diener, von dagh gut und maor Diener.

Danilo, ein Waldstrich in der Lüneburger Haide, entweder Wasser- wald von fain-lo oder Bergwald von dun-lo. Lo, Loe, Lohe, lat. lucus bedeutet im Niederdeutschen heute noch Holz, Wald; im oberdeutschen Hohen-Iohe kommt es ebenfalls vor, ist also nicht ausschliesslich niederdeutsch.

IN

Dansenberg Dar

Dansenberg, Ort bei Kaisers- lautern, entweder kleiner Berg von dunan, oder kleine Veste von dior- nan, Dem. von dion, din Veste, woher auch Dinant in den Ardennen.

Danzig, alt auch Danzwig, zu deutsch Wasserstadt, von fain Was- ser und wigh Dorf, Stadt; die Bia- ven bildeten daraus Gdansk. Die Form Danzig ist dagegen aus lain- tigh Wasser-haus entstanden.

Dapfen oder Tapfen, alt Taffo, Taphen, Ort in Würtemberg, zu deutsch Schwaigerei, Viehhof zur Nachsucht, von dabh Kuh, dabhoch Viehhof für etliche 60 Kühe, Ist. vaccaritia; och gleich acha Wall, Befestigung. DieForm Dapf-en von dabh-ionKuhstätte. Auch in Bayern gab os solche Viehhöfe, wie die Orts- namen Tafersheim und Tab- fhen oder Tapfheim bezeugen. In Kurhessen liegen mit gleicher Bedeutung Grosen- und Weni- gon-Taft.

Dar. In Nubien oberhalb Aegyp- tens heissen die einzelnen Land- striche im Arabischen Dar, lat. terra, kelt. fir, 2. B. Dar-Nuba, Land der Nuba oder Wasserleute am Nil (nae-abh), Dar-Atbara, früher Insel Merodö, Wassergegend, von iath Gegend und Dior Wasser, während Meroö von muir Meer, Wasser, und ia Land kommt, also Seeland der grossen Ueberschwem- mungen wegen, welche die vielen Arme des blauen Nils anrichten, wenn der Schnee inHabesch schmilzt. Dann Dar-Sennaar, Woaldland, von fon, son Wald und ire Land.

Dardania.

Zwischen dem Altarabischen und dem Altkeltischen, bezw. Sethiti- schen war kein wesentlicher Unter- schied, denn die Bevölkerung an den Grenzen der Negerländer, na- mentlich auch in Arabien entstand aus einer Mischuug der von Norden her eingewanderten glatthärigen Weisshäute mit den schon früher dagewesenen schwarzhäutigen Woll- köpfen.

Dardanla, Landschaft im nörd- lichen Makedonien; sie bildete ei- gentlich den Gegensatz zu diesem, denn Makedon bedeutet wie Mygdon im nördlichen Mesopotamien Acker- mann, Feldbebauer, von magh Feld und duin Mann, bezw. fan Land, während Dardan einen Eichwald- mann oder überhaupt Waldbewohner bezeichnet. Dardanien war das Wald- land zwischen Makedonien und Ser- bien, östlich von Albanien, oder der westliche Theil desHämus-Gebirges, das Land, wo noch jetzt die Eichen- knoppern herkommen und die Ser- ben ihre grossen Schweineheerden mästen. Der Name kommt von dair Eiche oder doire Walddickicht und tan Land, oder duin Mann, je nach- dem die Landschaft oder deren Be- wohner bezeichnet sind. Nun gab es aber auch in Troja Dardaner, entweder ebenfalls der Eichenwal- dungen am Olympos wegen, oder weil die Trojaner aus dem makedo- nischen Dardania stammten. Nach der Sage kam König Dardanus von Samothrake nach Asien, heirathete hier die Tochter des Königs Teu- kros von Troas und stiftete ein

3173

Dardania.

grosses Reich; nach einer andern Sage kam Dardanus aus Arkadien (wo übrigens ebenfalls Eichwälder stehen) nach Samosthrake, und von da nach Troas. Letzteres Wort be- deutet soviel als Treisa im Schwalm- grund oder bei Darmstadt, Dorf, Wohnort (ireas, tras, taras), und Teukros ist soviel als toigh-ar-. eus, Haus-gross-Mann, Burgbe- wohner, Burgherr. Samothrake (die thrakische Samos oder Wald- insel, Samos von taom Wald und is Insel) hies auch Dardania der Eich- wälder wegen. Die Teukrer sollen aus Creta eingewandert gewesen sein, waren somit als Städtebauer Karer, der übrige Theil der Troer waren Mysier; beide, Teukrer und Mysier, seien lange vor der Belage- rung von Troja nach Makedonien gezogen und hätten sich am Stry- mon niedergelassen; von den Teuk- rern sollen daselbst die Päonen (beo-an Viehhirten), und von den Mysiern die Mösier am Balkan ab- stammen, was nun freilich blos der Namensgleichheit wegen angenom- men wurde, denn beides bedeutet Waldbewohner, von muind, muis Wald. Nach dem trojanischen Kriege zogen makedonische Völker wieder nach Asien zurück, so namentlich Phrygen (braigh Berg); ob dies aber altasiatische Phrygen, d. h. Bergbewohner oder europäische wa- ren, das ist bei der Gleichheit der Namen nicht zu ermitteln. Die Do- danim oder Dardanim in der Ge- nesis mögen die hier charakterisir- ten Dardanier sein.

Darius Darman.

Darius, Dareios, pereischer Per- sonenname, von for Fürst und uas edel; letzteres ging in Vas-al, edel- gross auf unsere Zeiten über. Da- rius war, ehe er König der Perser wurde, ein Vasall des Kambyses, einer von den persischen Grossen.

Dargungau, pagus Dargunensis in Wagrien im Ööstl. Holstein. Bei der Theilung Wagriens unter die Sachsen erhielten die Westfalen diesen Gau. Dar-gun bezw. tor- gan bedeutet Fürstenburg, os mag wohl Oldenburg darunter zu ver- stehen sein.

Darmstadt, Hauptstadt desGross- herzogthums Hessen am Darmflüss- chen, das durch den grossen Woog, einen Teich oberhalb der Stadt fliesst; letzteres Wort kommt von gwyog Quelle (Queckborn in Dres- den). Darm kommt von fairm, tar- madh Wohnung, farmon Schutzort. In alten Urkunden heisst Darmstadt blos Darme, Darmunde und Tharm. Daskeltische tarmadıh ist zusammengesetzt aus fuar, twar Dorf und madh gross oder gut; tarmon hat dafür moin gross. In Würtemberg gibt es auch ein Darmsheim, alt Darmeshain. Dürrmens bei Pforzheim und Darmenz im Oberinnthal kommen ebenfalls von farmon oder tear- muin. Woog kehrt wieder in Resch- woog und Rosswaag (vergl. diese) und tairm in Schirmeck. Bessun- gen, jetzt Vorstadt von Darmstadt, Waldburg, bois-daingean oder blos kl, Burg bi-daingean.

Darnau, alt Darnowe, Name des

374 Darstorp Dauerheim.

hügeligen Waldstrichs in Belgien, der sich auf der Nordseite der Sambre hinzieht; er heisst auch der Kohlenwald, lat. Silva carbonaria, weil in demselben die reichen Koh- lenreviere liegen. Der Name Darn bedeutet Wald, Walddickicht, von doire, Deminutiv doirean; owe, au ist gleich dem deutschen Gau.

Darsterp, Ort in Hannover, dau- ras oder dars Wohnort, torp Dorf.

Dasborg, alt Desburg, Ort in Niedersachsen; fas Haus oder von dais Burg; letzteres entstanden aus dae Haus und aith hoch.

Dassel, Stammsitz der Grafen von Dassel im Hannoverschen, tas Haus und e/ gross.

Dattenried, franz. Delle, Ort im Sundgau mit den Trümmern ein«e 1674 von den Franzosen verwüste- ten Bergschlosses. Der Name Dat- ten kommt von di klein und dun Berg, ried von rath Burg. Aehn- liche Namen sind: Dettenberg bei Sinsheim, Dattenberg bei Bockschaft ebenfalls im Elsenzgau, desgL bei Linz am Mittelrhein; Daudenheim in Rheinhessen da- gegen von doid, tyddyr Bauernhof. Die französische Form Delle kommt von daile, was ebenfalls Voste be- deutet.

Dauerheim, Ort in Hessen, alt Duerheim, Turenheim, von tuar Dorf, iuaran kleines Dorf, ebenso Dau- ernheim, alt Durenheim; Durn- heim, Thurnheim, Thorn- heim, Dürrheim, dann Torby, Thornburg u. s. w., die man indess auch von torr Fürst ableiten kann,

Dautenstein Deidesheim. 375 Dejeuner Deisterwald.

falls ein solcher daselbst seinen Sitz haben konnte. Mit dem Gotte Thor haben diese Namen nichts zu schaffen, obwohl die Begriffe Fürst und Gott in torr zusammenfallen.

Dautensteln, alte Burg im Schut- terthal in der Ortenau hinter Lahr, entweder von di-dun kl. Berg oder dem Begriff Stein entsprechend, von Iuath Fürst und onn Stein, oder endlich von daitin, Deminutiv von dait Burg.

David, Personenname, auch Da- vud, Daud, wie die Araber und Tür- ken aussprechen, kelt. fualh Fürst.

Davos, alt Tabas, Ort im Chur- walahgau in Graubündten; dabh Kuh und ais, ois, gezischt für aidhe, adh Ort; es werden hier die Kühe überwintert, welche den Som- mer über im Davosthale weiden.

Daxberg, Ruine einer kleinen Burg bei Bensheim an der Berg- strasse, dabei Dachsbach auf dem Berge, ohne an einem Bache zu lie- gen, alte Form Dagesbach, von teaghas Wohnsitz und beag klein. Dachse gibt es keine auf den Ber- gen, sondern nur in den Frucht- feldern.

Dechs, Ortsname, zusammenge- zogen aus leaghais oder teaghas Wohnhäuser, so auch Andechs.

Deich oder Damm, gälisch dig, diog.

Deidesheim, Ort an der Pfälzer Hardt, alt Ditinsheim, Didinesheim, von didean, didionn kleine Veste. Käme Deidesheim von di klein und dun Ort oder tyddyn Hof, so hiesse og jetzt wohl eher Dettenheim.

Dejeuuer, französisch gleich frühstücken, wörtlich entfasten, von jean Fasten, und dies vom gäl aoine fasten.

Deimbach, alt Deinbach, Ort bei Kreuznach , von fain oder taom Wasser, gleich Thennebach im Breisgau und hundert ähnlichen Orts- und Bachnamen.

Deinheim, Dorf im Elsas, alt Techinheim, von teagk Dach, Haus, Deminutiv teaghan.

Deisfeld, Ort inOberhessen, von des Land, Feld; die zweite Sylbe ist darnach Uebersetzung der ersten, kann übrigens auch aus //ald Pferch entstanden sein, wie bei Hersfeld und Fulda.

Deisselberg an der Lahn, desgl. der Deisenbühl in Würtemberg

| bei Sulgan; im Wallis der Deisch-

berg, alt Tössberg, Toüshalde, latinisirt in mons Dei, was wohl kaum richtig sein dürfte, eher von dais Burg, Wall, dais-i/ Wall-gross, wegen der darauf gelegenen Ring- wälle.

Deissendorf, alt. Tusindorf am Surbach im Salzburggau, alt auch Artobriga, zu deutsch Fürstendorf oder Königsburg, von tus, tuis Fürst (Thusnelda Fürstentochter) und ion Ort; Artobriga von art Haus- burg, o statt y „des“ und bri, brig oder righ Königs. Ist die Erklä- rung richtig, so war hier vor An- kunft der Römer ein Sitz keltischer Fürsten des nachherigen Salzburg- gaues oder der Alaunen, Salzlands- bewohner.

Deisterwald an der Weser, so-

Deiswyl Demer.

viel als düsterer Wald, von fost düster, bei Personen streng und er gross. In Süddeutschland bedeutet Dosten soviel als Gestrüpp.

Deiswyl, alt Teiswile in der Schweiz, von dais, tais, dus Burg; wyl ist die dazu gehörigevilla, d.h. der Bauernhof oder Weiler.

Deitenbach, soviel wie Detten- bach, von di klein und fain Wasser.

Delphl, alter Tempel in Griechen- land, nicht von „delphos Bruder, überhaupt nicht griechisch, sondern kommt vom gäl. dalbhda, dolb, dolbhthi Zauberei, doilbh dunkel. Die Pythia, welche in Delphi die Orakel ertheilte, entsprang dem gäl. bith, bioth Welt, im Kimbrischen pyth. Python, der Name des Del- phischen Drachen, bedeutet bei den Iren Weltsystem; dragon ist gä- lisch aber soviel als Anführer, Hauptmann, daher der Name der Dragoner. Pythones soviel als eine Frau, die die Entstehung des Himmels und der Erde kennt und lehrt, endlich hies Delphi selbst such Pytho.

Delsberg, französisch Delemont, Städtchen im Alz- oder Salzgau, einst zum Bisthum Basel gehörig, jetzt bernisch, auf der deutsch- französischen Sprachgrenze im Jura, und zwar in dem Leberberge, wie der gesammte bernische Theil des Jura auch heisst. Der Name Dele- mont oder Delsberg kommt von tula Hügel oder von daile Burg, oder von di-lios kl. Haus, di-!!ys kl. Hof.

Demer, Fluss in Brabant, von taom Bach und er gross.

376

Demeter Densigau.

Demeter, zu deutsch Mutter der Fülle, vom gäl. dia Fülle und ma- thair, lat. mater, griechisch meter die Mutter. Andere stellen Demeter mit Gemeter, Mutter der Erde gleich, aber das D wandelt sich wohl nie in G um.

Demmin, Ort in Mecklenburg, alt Di-mine, klein-Ort, von di klein und maen Ort, Stätte (Manheim).

Dempfelbach bei Ingersheim in Würtemberg, von faom Bach und bill klein. Der Dämpfelberg bei Malmsheim in Würtemberg dagegen kommt von tom (tumulus) Hügel und il gross.

Dendelberg bei Viehberg in Würtemberg, von dun Berg und ı gross.

Dendermonde, französisch Ten- remonde oder Termonde an der Mündung der Dender in die Schelde in Ostflandern; Dender von fain Wasser und der klein, im Gegen- satz zur grössern Schelde; Monde von mer Mund, Mündung und dae Ort.

Denhard, schneller Mann; deine, dene bedeutet im Koltischen schnell, dian heftig, daher Diana heftiges Weib; den-aire schneller Mann.

Densigau, Busch-Waldland, von ton, twyn Buschwald, Haideland; so wird in einer Urkunde Hein- richs III von 1047, die er in nova Troja (oder Sanbun) in Apulien ausstellte, die Gegend im und am nordwestlichen Harz genannt, welche die Orte Jerstedt bei Liebenburg an der Ostseite der Innerste, dann Langelsheim, Astfeld und den Harz

Derenburg Derlingau. 377

bis Lautenthal umfasst, wostwärts bis gegen Seesen ; in der Mitte des- selben lag Goslar. Von diesem Gau ist sonst weiter keine Rede, und werden in jener Gegend ge- wöhnlich nur der Liergau und Salz- gau genannt, während der Harz ein abgesonderter Bergwerksbezirk wurde. Ueberhaupt scheinen die Gaugrenzen in Norddeutschland nicht so fest gestanden zu haben wie im Süden des Mains, wo sich deren Namen für die entsprechen- den Gegenden bis auf den heutigen Tag unter dem Volke erhalten ha- ben. Es mag dies daher rühren, dass die Gaue, als ursprünglich kel- tische Bezirke, mit ihren keltischen Namen in Norddeutschland weit früher in deutschen Besitz gerie- then als im Süden, und dass bei der Verschiebung der Stämme während der Völkerwanderung, welche in die ersten Jahrhunderte unserer Zeit- rechnung fällt, auch die Gauein- theilungen im Norden in Unordnung geriethen.

Derenburg, Ort bei Halberstadt, alt Darniburg oder Darnebure, vom gäl. tuaran kleines Haus oder Dorf. Die Form bure statt burg ist die kymrische Form bwr. Man kann Deren indess auch von doire Wald- dickicht, doirin waldige Gegend ab- leiten.

Derlingau, such Darlingau, Thor- lingau, dann Derningon und Dermin- gon, ein Gau in Nordthüringen an der Grenze Ostphalens auf der Ost- seite der Ocker. Der Name Derlin-

gau bedeutet Waldwiesengau ,‚ von

Derlingan.

doir Wald, lin oder Jianag Wiese und au Gau. Derningau blos von doirean, Deminutiv von doire. Der Gau, obgleich ursprünglich nordthüringisch, kam 528 schon unter sächsische Herrschaft. Braun- schweig, an den (Grenzen beider

Länder gelegen, hat auch beide

Stämme verschmolzen, so dass die Braunschweiger als ein Gemisch von Ostphalen und Nordthüringern an- gesehen werden können. Die Ocker bildete ebenso die Grenze zwischen der Ostphälischen Hildesheimer Diö-" cese und der nordthüringisch Hal- berstädtschen. In demselben liegen: Königslutter, alt Luthera, ent- weder von Z/eStätte und forr Fürst, oder von Zu klein bezw. /ua Wasser und tuar Dorf; Schöppenstedt, von cwb Schopf, Schuppen, Demin. cnban; Twiflingen, alt Ti-uf- linga, klein-Bachort di-ubh-lin; Bochinafeld, jetzt Bockendorf, von buach, buachan kl. Bergrücken und 7ald Pferch; Sunstede, alt Suntsstede, Waldort, von son, twyn Buschwald, Haide; Kissen- brück, alt Chirsenbrucge an der Ocker, caoir Bach dun Ort; Ah- lum, alt Aluchi, von a/ gross und om Heim bezw. loc Ort; Linden, alt Liambeki, klein Bach, von /i und ean Wasser; Lauingen, Wasser- ort, von ua Wasser und inka kl. Haag; Seinstedt, alt Sinistorp, Waldort, von twyn Wald oder tzin Tempel, Burg; Eitzen, alt Eccan- hus, von aighe bezw. aithHlöhe und dun Haus, Ort; Weferlingen mitten im Walde bei Walbeck, von

Derlingan.

feabh Wald, er gross und lon, long Ort; Ehmen, alt Emun oder anch Gimin, kleiner Ort, von 90, gi bezw. e klein und man Stätte; Lehre, alt Leri, kleiner Ort, von /i klein und ri Ort; Rautheim, alt Rot- hem, Feldheim, von rotk Feld; Börsum, alt Berghstallun, Berg- stall oder Vishstall, von Duar Vieh und ystal Stall; Sikte, alt Siculi- thi, klein Waldort, von di klein, coille Wald und dae Ort; Süpp- lingen, alt Sippestorpe, von cnb Schuppen und /ong, ling bezw. ais Ort, Dorf; Salzdahlum, alt Dal- hem, von daile festem Ort, wo 13 Liti und 1 Colonus zurZeit desKai- sers Arnulph 888 wohnten; Uhri, alt Uredu, Thaldorf, von ur Thal, auch Grenze, und du Dorf bezw. ri Stätte; Dannenbüttel, alt Dallangibudli, Burghöfchen, von dailean kleine Burg, buth Hof und itklein; Biewenden, alt Beriwidi, Wasserwald-Leute, von Dior Wasser, gwydd Wald und ui Leute, oder Viehwaldleute, von beo, bezw. buar Bindvieh; Schliestadt, alt Slad- vorde, Furth über einen kleinen Bach, von lua Wasser und di klein, mit vorgezischtem s, wie es oft vor- kommt; Fallersleben, alt Vala- roslebo, von DialWasser, arasBurg und Ziub Winkel (Burg in einem Wasserwinkel); Küblingen, alt Cugelingen, von coiche Ort, bezw. cnb Schuppen und ling Wiese; Semmenstedt, von tuam, Dem. tuaman Ort; Mollenstedt, von maollan kleinem Berg; Achim, alt Aehem oder Achem, aihochgelegene

378 Dermbach Dersaburg-gau.

Gegend, acha Wall und om Heim; Schöningen oder Sconingen, von gann Vesto, an der Grenze gegen den Nordthüringergau; Mainum, Sumpfort bei Gifhorn, von moin Sumpf und om Ort, jetzt Meine; Vordorf, alt Vurdorf, von fear Gras, Wiese, oder buar Vieh; Flechtdorf, von flaisg Feldu.s. w. Im Derlingau liegen sechs grosse Forste, nämlich 1) der Hakel, alt Hakul, von ka, a Artikel und coille Wald (vergl. Cölleda); 2) der Hui- wald, hui statt cAuid oder coid Wald (vergl. Huimiling); der erste lag indess mehr im Schwabengau, der zweite im Harzgau;; 3) der Fall- stein, Falcstein beiOsterwigk, von bal, bel Stein; 4) die Asse, alt Assa, statt uast, uas, was Wald; 5) der Elm, e/-ma hohe Stätte, alt El-iu, hoch-Land, auch Aile-mund, Hoch-berg, von mwnt Berg, bezw. Hochwald, von muind Wald; 6) der Nordwald, jetzt Lehrewald bei Campen und der Dorm oder Dorn, doirean Bnschwald. Von diesen Wäldern erhielt der Gau seinen Namen.

Dermbach bei Geysa in Hessen, desgl. im Meiningenschen, dann Derenbach in Hessen, und verschie- dene Dernbäche, Dürrbäche

„und Dierbäche in Rheinbayern,

alle von duran Bächlein, dur Bach.

Dersaburg-gau in Westphalen auf der Nordwestseite des Dümmer- soes, links von der Hunte bis in das Queligebiet der Hase, im südlichen Theile aus fast lauter Moor- und Haideland bestehend, so namentlich

Desenberg.

der schwarze Bruch, alt Dyvbrok, von dubh schwarz. Dersaburg, gross- oder klein-Wasserburg, denn der bedeutet klein und dear gross, sa, sua ist Wasser. Solcher Burgen fanden sich mehrere im Gau, na- mentlich war Marien-Drebber an der Hunte, alt Thriburi, ein Kö- nigssitz, von /reabh Dorf, y des, ri Königs, gleich Trier, Trebur u. s. w. Gandrup, festes Dorf, von gann Veste.e Diepholz, alt Tiew-holz auf einer Insel der Hunte, von dubh schwarz und alf Ort oder ailt Bach. Dinklage, von dinn Veste und loc Ort. Ihorst oder Haus-Ihorst, wo Haus die Uebersetzung von Horst, d. h. art (Haus) ist, mit vor- gesetztem wälschen Artikel y. Horst entstand gewöhnlich aus Hartessen oder Art-hausen. Bockern, alt Bochorna villa, von beo Vieh, caer, corr Ort und nae Leute.

Desenberg, Basaltkuppe mit Burgruine auf der Warburger Börde, östlich von Warburg über dem Die- melthal, von di klein und din, tzin Burg. Gleicher Abstammung ist im Pusterthal der Tesenberg, da- gegen kommt der Tessiberg im Can- ton Bern von dais Burg. In der Volkssage wird der Name Desenberg davon abgeleitet, dass Karl der Grosse dem Stammvater derer von Spiegel, alser ihm die Burgschenkte, zu den andern Rittern gesagt habe: In „desem sollt Ihr Euch spiegeln“, d. h. in dessen Tapferkeit, die er gegen die Sachsen bewies. Der De- senberg hatte aber schon vorher diesen Namen.

379 Dessenheim Dettelbach.

Dessenheim, Ort beiNeubreisach im Elsas, von tas Haus oder iyddyn Hofgut.

Detmold in Engern, alt Theot- malli, Thiat-melli, Thiet-malli, Thiet- melle, wie die fränkischen Chronisten den Ort 783 noch nannten, bedeu- tet Hügel oder Maalstätte, Ver- sammlungsort des Volkes oder auch des Fürsten, von fuath Volk und mael, maol, meli flacher, nicht be- waldeter Hügel. Die Form thuat lautete auch theot, thiat, thiet, dann fhuis, tus, duais, und bedeu- tet ebonsowohl Volk, als Fürst, als Norden. Thusnelda, kleine schöne Fürstentochter oder Frau. Teuto- burg, Fürstenburg, Name des Ber- ges, der sonst auch Groteburg, Fel-

sonburg, von cruadh Fels heisst.

Die Umwandlung Mal in Mold findet sich auch bei dem Orte Versmold im Ravensbergschen, in Gesmold im Osnabrückschen und Kirchdit- mold, alt Detmelle, Dietmelle bei Kassel, der alten Maalstätte für die Kasseler Gegend. Bei Detmold kämpfte 783 Karl M. gegen Witte- kind, später hielt hier der Graf des Pagus Thiatmelli jährlich dreimal das Jahrgeding oder öffentliche Ge- richt. Zum Detmoldgau gehörten die Vogteien Lage, Heiden, Detmold und Falkenberg, und ein Theil der Asmter Horn und Schieder. Dettelbach, Ort am Main bei Würzburg, alt Thetilebach, von di klein und tain Wasser, umgeformt in tel, ebenso Dettelbach beiRenchen ; sonst hies Dettenbach (z. B.beiWald- kirch) auch Tettenbach, Tettenborn.

Dettenberg Deulberg. 380

Deus Deutsche,

Detienberg bei Dunningen in | wird Deul aber von dail Burg ab-

Würtemberg, von di klein und dun Berg, Dunningen von dun Berg und inka kl. Pferch oder eingehag- ter Ort.

Dettenheim, ein Dorf am Rhein, Dettweiler im Elsas, Detten- berg, Hofin Würtemberg aufeinem Hügel, entweder von di klein und dun Ort bezw. Berg, oder nament- lich letzteres von fyddyn Hof.

Dettingen. Verschiedene Dörfer heissen so, entweder von di klein und figh Haus, oder wenn der Ort einst fest war, von di klein und daingean Veste.

Deubach bei Belsenberg in Wür- temberg, von di klein und abA oder auch aha Bauch.

Deuben, Düben, Orte in Sach- sen, kleiner Hof oder kleines Erb- gut, von di-aoibh.

Denull, latinisirt Diogilum, Ort in Frankreich, tio, dioOrt, gil Wasser.

Deukallou, soviel als fremder Mann, dae Mann und gaillean von fremder Geburt; er gründete das Orakel zu Dodona in Epirus, wo- hin er, wie sein Name angibt, von Forn her gekommen war. Die Priester, welche aus dem Rauschen der Blät- ter einer Eiche, später einer unter der Eiche hervorsprudelnden Quelle weissagten, hiessen Selloi oder Hel- loi, wasmit Hellen, fremder Mann, gleichbedeutend ist.

Deulberg , franz. Deulemont, Stadt an der Deule in Flandern, kam 1769 an Frankreich. Der Flussname Deule, von di-lia oder ya kleines Wasser; als Burgname

zuleiten sein.

Deus, lat. Form für Gott, griech. Zeus, franz. Dieu, indisch Diaus, nordisch Tiu, was in Tyr, Thor Donnergott überging, ägyptisch Taut, phönizisch Tot, keltisch Teut, was wieder mit /uatlh, duais, diel d. h. Fürst identisch ist.

Deus Moritasgus auf alten In- schriften bedeutet nach Mone rex glorise, König des Buhmes, von ri König und tasc Ruhm.

Denute, alt Thoyten, Teuten, Dorf bei Gudensberg in Hessen, vom gäP® di klein und dae Haus, bezw. fyd- dyn Bauernhof.

Deutenbach in Würtemberg, Ne- benbach der Rems, von di klein und tain Wasser.

Deutenberg bei Schwenningen in Würtemberg, von di klein und dun Berg.

Deutsche (vergl. Teutonen), zu deutsch Nordmänner, vom Gälischen iuath, tioth oder totk Norden, bei Teuton oder Teuto mit angehängtem ui, ae oder an, on Mann, Männer. Aus dem Adjectiv deufisk, nordisch, wurde der Name deutsch. Die Deut- schen kamen für die Gälen aus dem Norden zunächst aus Nordalbingien oder aus Thiatmarsis, Dietmarschen. Noch im Mittelalter hiessen darum die Leute an der untern Elbe im Bardengau und weiter abwärts Nord- leute; hauptsächlich begriffman aber darunter die Holsteiner; Thiat- marsi, kelt. fuath-merydd-dae, bedeutet wörtlich Nord- Marsch- Leute. Im 9. Jahrhundert bezeich-

Deutsche.

nete man die deutsche Sprache mit lingua theutisca, theo- tisca, tiutisca, teutisca, altnordisch thydsca, was unsere Germanisten vom althochdeutschen diutan, deuten ableiten wollen (daher githiuti das Gedeutete, angelsächsisch getheode, soviel alsSprache überhaupt). Diese abstracte Erklärung hat aber schon darım keinen Halt, weil jede Sprache ein Mittel’ zur Verdeutli- chung ist, man aber bei keiner an- dern als der deutschen den Versuch gemacht hat, dieselbe blos als Ver- deutlichung zu bezeichnen, und dann weil {uatisc handgreiflich eine Adjectivform von tuatist, und dies mit on Mann verbunden, als der Volksname Teuton in der Ge- schichte auftritt. Niemand wird aber behaupten wollen, dass die Kimbern ihre Genossen in dem Kriege gegen die Römer Deutliche oder Deutbare, oder sich unter sich Verständigende genannt hätten. Zu- dem wurden diese Teutonen von den Römern abwechselnd auch Kimbern genannt, weil beide Namen dasselbe bedeuten, nämlich Nordvolk (geamh- air oder Kymmerier). Ob die Deut- schen erst im Holsteinschen, wie oben angenommen, zu einem mäch- tigen Volke anwuchsen, oder als solches schon aus den weiter rück- wärts liegenden Ländern einwan- derten, bleibt fraglich. Jedenfalls geschah der Uebergang auf die Westseite der Elbe nur allmälig und ohne die keltischen Ureinwoh- ner gänzlich zu verdrängen, denn sonst würden dort die Flüsse,

3831

Deutzgau Dbaun.

Sümpfe und Orte ihre keltischen Namen nicht bewahrt haben, wie dies doch thatsächlich der Fall ist. Ebenso ging die Mischung mit den Kelten und deren Verdeutschung nur allmälig vor sich, denn die kel- tische Sprache erlosch in Nord- deutschland vollständig orst im Laufe des Mittelalters.

Deutzgau imRiflande, entsprach dem Umfange des Archidiakonats von Deutz, Cöln gegenüber, er war in erster Zeit von Ubiern (Uferleu- ten) und dann von Tenkterern (Wald- leuten) bewohnt. Die Stadt Denz, früher Diuicis, auch Diutia, Diuza, war ein mit Wall und Gräben be- festigter Ort, ein Brückenkopf von Cöln. Daher der Name, denn diog bedeutet im Gälischen Graben, diog- tio Grabenstadt, wie die Festungs- namen Foss6, Fosses im heutigen Französischen.

Dhaun, alt Dhun, vom gäl. dun, dion Veste, einst Burg der Wild- und Rheingrafen im Nahegau, von den Franzosen zerstört, wofür sie eine Linde als Freiheitsbaum vor das Burgthor pflanzten. In der Nähe dieser Burg liegen noch mehrere andere in Trümmern, als der Brun- kenstein (dbrynn Berg), Stein- kallenfels(gallFels), Warten- stein (ard steiler Berg), Hein- zenberg (onn, honn Fels), und am Soonwald die Sponheimer Warte von Koppenstein (keap Berg- kopf). Auf dem Johannisberg bei Hochstätten an der Nahe liegen in der Johanniskirche die Grabmäler der Wildgrafen. Die Bewohner des

Diana Diebach.

Dorfes Meddersheim an der Nahe (modh Hof, ar gross) zeichnen sich durch stattlichen Körperbau auf- fallend vor den übrigen Nahgauern aus. Ein anderes Dorf, Monzin- gen, wurde noch fast in unseren Tagen Monzega genannt (mwni Berg, ka Haag). Das Städtchen Sobernheim (cwb Schuppen, ar gross) wurde durch die Franzosen nnter Ludwig XIV ebenfalls sammt der im Süden desselben stehenden Burg zerstört.

Diana, römische Göttin des Wal- des, zu deutsch die schnelle oder auch heftige, rasende Frau, von dian, was diese Bedeutungen hat, welche in der That auch für eine wilde Jägerin passen,

Dido, die Gründerinvon Carthago, eine aus Tyrus geflüchtete Fürstin, deren sagenhafte Geschichte Jeder- mann bekannt ist. Der Name be- deutet entweder kurzwog Weibchen oder das gute Weib, von di klein und dae Mann und Frau, beziehungs- weise von id oder doi gut (daher Ida gute Frau), woher auch Dodo Kinderbezeichnung für Mutter, d.h. gute Frau.

Didoron, Name der Dachziegel bei den Galliern, da sie zwei Hände oder Fäuste lang waren, denn di, de ist gleich dem lateinischen duae, duo, deutsch zwei, zwo, und dorn, durn oder dern Faust, griechisch doron.

Diebach, mündet bei Geisslingen in den Kocher; Diebach in Ober- hessen und bei Hammelburg u. s. w., alt di-abh-ach, von di klein und

Diedesi Diel.

abh Wasser; ach ist die Ueber- setzung von abA.

Diedesi, ein Gau oder ein Ort am mittlern Bober, an der alten Grenze Polens, mit dem Orte Ilva, jetzt wohl Halbau, wo der Fürst der Polen den Kaiser beim Einzug in sein Gebiet zu empfangen pflegte. ODba wohl gleich Elba, i/-bi Insel- klein. Diedesi, Diedesisi, Dedosese oder Dadosesani wohl von tuath Fürst, aidhe Wohnort und ui Leute; Angehörige der auf einer Insel des Bober gelegenen Wohnung des Fürsten,

Diefenbach, Ort bei Maulbronn am Ursprung eines kleinen Baches, von di klein und abh Bach; desgl. Tiefenbach bei Odenheim am Ur- sprung eines Baches im Kraichgau. Der Name tief passt nicht für einen Bach, denn ein solcher hat nur ein- zolno tiefe Stellen; ist er durchweg tief, dann ist es kein Bach mehr, sondern ein Fluss.

Diekirch oder Dietkirch, franz. Dicry, Stadt in deutsch Luxembarg, von di klein und cray oder yrag Dorf, woher auch Crayhem, oder von cro Veste. Will man diesen Ortsnamen wegen der wahrschein- lich erst später entstandenen Sylbe kirch deutsch auffassen, so bleibt immer die erste Sylbe Die oder Diet unerklärt; diet, tuaih bedeutet . Fürst, desgl. Volk; aber was soll eine Volkskirche oder Fürstenkirche besagen, zumal dann ein keltisches mit einem deutschen Worte verbun- den wäre?

Diel, Deule, Fluss in Belgien,

Diemel Dienberg.

alt Thilia; di-lia kleines Wasser, daher auch die Dörfer Ober- und Unterdielbach bei Eberbach im Odenwalde am kleinen Erbache; dann der Dielbach bei Zwei- brücken; Dorndiel bei Umstadt im Darmstädtischen, Waldbach, denn Dorn oder „im Dorn“ ist soviel als im Wald, im Eichwald, von dair Eiche, Demin. dairean oder doire, doiran Walddickicht.

Diemel und Dommel, alt Timella, Diemola, zu deutsch grosser Bach, von faom Bach und il, el, ol gross, bei Diemola mit der angehängten Uebersetzung aha. Die Diemel fliesst in Niederhessen an der engerschen Grenze, die Dommel in Nordbrabant, letztere hies auch Duthmola, eine Form, die verschrieben zu sein scheint, denn sie stimmt nicht zu faom; eine gälische Form duthm für Wasser ist bis jetzt nicht nach- gewiesen. Die Dommel wie die Die- mel sind an und für sich keine grossen Gewässer, sie heissen nur gross im Gegensatz zu ihren Neben- bächen ; so läuft in die Dommel von Westen her die kleine Aa, noch weiter westlich bei Gertrudenberg die Dunge, alt Digouna, von di klein und gun Bach. Mit der Die- mel verhält es sich ebenso; in die- selbe münden bei Warburg die Twiste, alt Tuiste, von du klein und uisge Wasser; dann bei Lieben- au die Warme, von bior oder feor Bach und mi statt bi klein, und die Esse (uisge) bei Hümme.

Dienberg im Canton Zürich, alt Deinh, Dienneh, von dion, dionne

383 Diendorf Dietenhofen.

fester Hügel, gleich der Burg Zion in Jerusalem, oder dem Dins- berg bei Giessen.

Dieudorf, Ort in Oestreich am Flusse Camp, hies früher Tyemdorf, von tuaim Dorf.

Dienheim, Ort bei Oppenheim, alt Deinenheim, Deninheim, Teinen- heim, Demin. von din, dein, dion Veste, dionan kl. Veste.

Diersburg, Ort bei Offenburg, Thiersheim bei Wunsiedel, di klein und aras Burg, Wohnstätte,

Diest, Ort in Brabant, alt Estae, Esthee, Osta, bedeutet kleines Berg- haus, von di klein und iosda oder iostas Berghaus, letzteres von aith, ais hoch und dae oder tas Haus. Die Namen iosda oder im Hessischen blos Joss beziehen sich gewöhnlich auf Bergorte. Die Burg von Diest, altfränkisch Disparch, latinisirt Dispargum, d. h. Diesburg, von di klein, ais Berg und bwrg Burg lag in der Stadt auf einem Hügel; ein anderes Duysborch liegt östlich von Brüssel am Sonjewald. Welches von beiden das in der Geschichte der Merovinger genannte Dispargum sei, möge weiterer Untersuchung vorbehalten bleiben.

Dietenberg bei Hohenklingen in Würtemberg, von di klein und dun Berg.

Dietenhofen, auch Diedenhofen, alt Theodonis oder Totonis villa, franz. Thionville, Stadt an der Mosel in Frankreich, die Bewohner spre- chen indess noch ziemlich allgemein deutsch. Der Ort gehörte sammt der Dietenhofener Vogtei einst zu

Dietenmühle Dietmarsen. 384 Dietrich Digisheim.

Luxemburg, kam aber 1659 an Frankreich. Hier hielt um 700 nach Christus Pipin von Herstall Hof. Daher der Name villa des To- ton, latinisirt für tualh-on Fürsten- mann, denn er war, ohwohl Major domus unter vier merovingischen Königen, dennoch blos deren Vasall oder Mann.

Dietenmühle bei Wiesbaden, von di klein und tain Wasser.

Dietmarsen, alt Thetmarsen, als Gau Tiethmarsia, noch älter Thiat- maresgalıo (781 nach Chr.), zu deutsch Nord-marsch-leute, Nord- marsch-Land oder -Gau, vom gäli- schen /uatlh, tioth Norden (woher auch der Name Deutsche, /ualisci d. h. Nordmänner kommt), merydd Marsch, Tiefland, feuchtes Land, Marnland, und dae Leute bezw. ia Gau. Im Mittelalter hies die Gegend über der Elbe dem tuatk ent- sprechend Nordalbingien, denn Dietmarschen liegt nördlich von der Elbemündung. Aus merydd wurde im Deutschen bald Mersch (Dorf bei Rastadt), bald Mars, Marsch, daher die abwechselnde Aussprache Ditmarsen und Dietmarschen, letz- teres ist die beim Volke üblichere, erstere kommt in den Urkunden vor; mitden Marsen im Waldecker Lande hat der Name nichts gemein, denn letztere waren Gebirgsbewoh- ner, von mar Berg und dae Männer. Im Thetmarschland liegt am Aus- fluss der Elbe Marne, alt Mario- nis Monasteriam oder Marien-ehe, ein Wort, in welchem der keltische Ausdruck maran Strand in Marien-

kloster umgewandelt wurde. Die Maalstätte der Thetmarschen war in Meldorf, alt Melinthorpe, noch älter Liri-miris; letzteres bedeutet Hügelort am Bache, Zlyri Bach, mir Hügel und is, ais, ait Stätte; Melinthorpe dasselbe ohne den Bach, von maol, mega! Hügel, mealean kleiner Hügel ader Maalstätte,

Dietrich, hat eine doppelte Be- deutung, orstlich Volkskönig, von tuath, diet Volk und righ (res) König; in dieser Bedeutung ent- stand die griechisch sussehende Form Theodorich, die an Theos Gott erinnern sollte, gleich Theodoros, dem von Gott gegebenen. Die zweite Bedeutung ist Fürstendiener, Dienstmann, oder kelt.-deutsch Diezmann, von fuatk Fürst, ver- deutscht Diez und reagh Vasall, Mann, Recke. Im Sächsischen hies deshalb MarkgrafDietrich von Meis- sen und Landgraf von Thüringen beim Volke stets Markgraf Dier- mann.

Dietz, Städtchen an der Lahn in Nassau, alt Ditese, Diedese, zu deutsch kleiner Ort, von di klein und /as Ort, Haus, Wohnung. Ein anderes Dietz, franz. Dieuze liegt in Lothringen im Albgau, alt Decia, von di-tio kl. Ort. In Bömerzeiten soll der Ort decem pagi, zehn Gaue, geheissen haben, was aber für einen einzelnen Ort kein passender Name wäre; eher könnte man an einen, indess näher bei Metz gelegenen Ort denken, der ad duodecimum, d. h. am I2ten Meilensteine, hies

Digisheim, Ort in Schwaben,

Dijon Dillingen.

alt Tigishain, Thigesen, Tigenshain, von feaghas Häuser.

Dijon (lat. Divio), alte Haupt- stadt des Herzogthums Burgund, weiches nach dem Tode Karls des Kühnen 1477 von Ludwig XI mit der Krone Frankreichs vereinigt wurde; zu deutsch entweder kleiner Ort di-ion oder kl. Burg di-gan. Die latinisirte Form Divio wird wohl gleich Loddve und Glandöve von daimh, teb, tef Tempel her- kommen.

DIN, Flüsschen, das vom Wester- wald kommend in die Lahn mündet, alt auch Dilena, Dilina, von di klein und /ia Wasser, gleich Diel und Deule, Die Form Di-lena ist soviel als kleine Lahn.

Dillich, Dorf mit alter Burg in Niederhessen, alt Thieleichi, Diliche oder Deiche, dail-aighe Burg-hoch, woraus Dalwigh, der Name des Ge- schlechts wurde, welches auf dieser Burg sass; sonst kann man wigh auch als Dorf auffassen, und Dal- wigh mit Burgdorf übersetzen.

Dillingen, Städtchen an der Do- nau in Oberschwaben, früher Resi- denz des Fürstbischofs von Augs- burg, zu welcher Zeit daselbst auch eine Universität war. Das Hochstift wurde schon 590 gestiftet; Dillin- gen war einst der Hauptort der Grafschaft Dillingen, welche sich über einen Theil des Hortfeldes mit Neresheim und Höchstädt erstreckte. Der Name Dillingen bedeutet kleine Burg, dailean, Demin. von daile Burg; Neresheim dasselbe, von ni-aras.

Deatsch-kolt. Wörterbuch.

385

Dilsberg Ding.

Dilsberg,alt Diligesberg, Hirsch- horn gegenüber am Neckar, war früher eine nicht unbedeutende, in- dess jetzt verfallene Festung auf einem hohen Berge. Der Name kommt von dail Burg und aighe hoch; Dielshofen bei Darmstadt dagegen von di klein und //ys Hof.

Dimbach, Dorf und Bach in Wür- temberg, von di klein und can Was- ser, oder von faom Bach, letztere Form ist gleich tain aus di-ean entstanden, hat aber die Bedeutung „Klein“ verloren.

Dina, alter Weibername, von dine angenehm, gefällig, oder auch blos gleich duine Mann, Horr, bezw. Frau, woraus im heutigen Schottischen Than, im Spanischen Don und

Donna, Herr, Herrin wurden; im

Kimbrischen lautete die Form dyn.

Dinant, alt Dinantis, Veste an der belgisch- französischen Grenze, hies auch Dyon, ihre Einwohner Dyonenser; Dyon kommt vom gäli- schen diong, Dem. dionnan Hügel, bei Dinantis mit fis, tus, tais Veste. Dion bedeutet auch kleiner Ort, von di klein und ion Stätte, daher Dorf- namen wie Dione in Frankreich und Dion in Belgien.

Ding, Gerichtsstätte, Ort, wo die Zeugen schwören, von {ung, tiunge Eid, iyngu schwören, tunginus, tunzinus lat.-keltisch, Schwurmann, Zeuge; lat. testis, welches von der Form tunzinus herkommt, Teistea- mhain oder -mhuint ist das latei- nische testimonium, Zeugnis. Am Oberrhein blieb die Form Dung, Volldung im Gebrauch. Das Wort

25

Dingau Dingolfing.

Ding für res, Sache, wird dagegen mit dem keltischen sion, sina, was soviel ale Etwas bedeutet, zusam- menfallen.

Dingau, oberer Theil des Erit- gaues oder Riedgaues in Ober- schwaben, mit Sulgau oder Saulgau (suail-ka kl. Ort, denn es ist kein Gau). Ding-au von tain Wasser, weil der Fodersee darin liegt.

Dingeldel, rheinischer Personen- name, soviel als Burgmann, von din Burg, i/ gross und daeMann. Aehn- liche Namen sind Venedei, von ean-dae Wasser-mann, Schiffer, gleich Veneter od. Eneter; Mackel- dey, Feld-mann, von magh Feld, oder auch von magal weiss- händig.

Dingelstädt, Ort im Thüring- schen , deutsch feste Stätte, von diong, dion, dinn befestigter Hü- gel, Bergburg und il gross.

Dingolfing, alte Villa regia oder königlicher Viehhof an der Isar im Viehbachgau, Name vom keltischen domn, tumn, donn (lat. dominus) Herr, Fürst, o/, il, ul gross und fang oder gwaneg Viehpferch, Stal- Inng. Die deutschen Pfalzen (ald Pferch, woraus Palatium, Palast) entstanden in der Regel aus kelti- schen königlichen Meierhöfen, denn die Deutschen setzten sich bei der Eroberung des Landes an die Stelle der kimbrischen Adeligen und Für- sten, liessen aber das Verhältniss der gälischen Hörigen unangetastet; diese blieben und wechselten blos ihre Herren; an vielen Orten blie- “qn auch die Kimbern und ver-

386 Dinkelsbühl Dioclea.

schmolzen mit den Deutschen in die neue Adelskaste, wie dies bei den Saliern oder Franken der Fall war, was aus der lex salica hervorgeht, in welcher für Kimbern und Deutsche gleiches Wehrgeld festgesetzt ist, weil sie dem Range nach gleich- standen. Deshalb stammt ein Theil unseres AdelsauskimbrischemBlute,

wenn auch im Laufe des Mittelalters

allmälig die deutsche Sprache die herrschende wurde, freilich mit zahl- losen keltischen Worten gemischt. Dinkelsbühl, alt Dinchilspuole, von dinn, diong befestigter Hügel und i/ gross. Die Ashren im Wap- pen der Stadt wurden hinterher dem Namen Dinkel zu lieb angenommen. Dinkelfirst, ein Berg bei Pfahl- bronn in Würtemberg. Bühl inDin- kelsbühl ist entweder blos Ueber- setzung von diong Berg, oder es kommt von baile Stadt, polis. Din- kelsbühl liegtim schwäbischen Ries, war erst kaiserliche Domäne, und wurde dann Reichsstadt. Dinsberg, Berg mit Burg bei Giessen, von din oder dion Hügel, Berg und ais hoch oder aidhe Ort. Dintenberg bei Harthausen in Würtemberg, Dintenbühl bei Rottweil, vom Demin. dinnan. Dinsheim, alt Dingesheim, Dorf bei Strassburg, von teaghas Häu- ser, nasal ausgesprochen. Dintesheim, Ort in Rheinhessen, alt Tidinesheim, Thitensheim, Tines- heim, auch Thysen, Thysin, von tyddyn Bauernhof. Dioclea, Ort und Landschaft im alten Dalmatien, woher Kaiser Dio-

Djordjan Dissen.

cletian seinen Namen führt; diog Deich, Damm, !le Stätte.

Djordjan, arabischer Name für Medien, von ire, ior Land, Feld, Ackerland und fan Landschaft, also gleich Media, Maidioi, von magh, mahd, may Feld und ia Land bezw. ui Leute.

Dippach, Ort am Ursprung eines Baches bei Wipfeld am Main, ein anderer bei Hamelburg, ein drit- ter bei Eltmann am Main; dip ist entweder zusammengezogen aus di klein und abk Wasser, mit dem deutschen Bach als Uebersetzung angehängt, oder von dubh gross und acha Wall.

Dirmsteln, alt Dirmenstein, Ort in Rheinhessen, von tearmun Zu- fluchtsort, und dies von fuar, duar Haus und moin Berg bezw. gross.

Dirnach, Bach in Oberschwaben, fliesst in die Westernach, von duran kleines Wasser, dur Wasser, mit angehäugtem ach Bach.

Dis, lautete im Gallischen Tis und bedeutete soviel als Mann, Mensch. Die Gallier hielten sich, wie Cäsar berichtet, für Abkömmlinge vom Dis-pater. Im Deutschen lautete Tis Tuisto, von welchem Manus, der Mann herstammen sollte, mit andern Worten: von Dis-pater, dem Menschenvater, stammt der Mann.

Dispargum, zu deutsch Diesberg, Burg von Diest in Brabant, anf einer Anhöhe in der Stadt (vergl. Diest).

Dissen, alt Dusinum, Tosen, To- sene, Tusen, Thyssen, Toysse, Ort bei Gudensberg in Hessen, zu deutsch

3897

Dissentis Ditmold.

Hof, Bauernhof, von tyddyn. Dissen oder Dessen bildet im Eingerlande öfter die Endung von Dörfern, die aus Höfen entstanden, als Suabe- dissen, Hof am Bach-klein (sua-Dbi) ; Willebadessun Willebaldshof; Si- wardessun Siefertshof oder auch -hausen. Bei Adeloldessun (jetzt Adelepsen), Wallieressun, Erpessun, Pumissun, Hemmadessun kommt Es- sun, Essen von ailean, aisean kl. Ort, gleich Essen in Westphalen.

Dissentis, Ort in Graubündten, latinisirt Desertina, mit einem 614 gestifteten Benedictinerkloster, des- sen Abt früher deutscher Reichs- fürst war, es gehörte zum obern oder grauen Bunde. Ob die Ueber- setzung Desertina richtig, oder dass hieraus Dissentis entstanden, unter- liegt gerechtem Zweifel, denn iyd- dyn, gezischt Tyssen oder Dissen kommt anderwärts als Name von Höfen häufig vor, ohne dass diesel- ben in einer Einöde lägen; tis mag tais, tus Burg bedeuten, sonach be- festigter Hof, Hofburg. Das Bene- dictinerkloster entstand auf den Ruinen dieser Hofburg.

Distelhausen, Ort an der Tau- ber, desgl. in Bayern, alt Distilhu- sen, von di klein und astail Woh- nung, Hotel, undnicht weil daselbst Disteln wachsen, denn diese finden sich überall.

Ditmold, Dorf bei Kassel, alt Thietmelle, Diethmelle, Thiedmali, Dytmelle, gerade wie Detmold in Engern, von maol, meall kahler Hügel und tuath Volk, Maalstätte des Volkes; tuathk bedeutet r-+

25”

Divodurus Dnaieper.

Fürst, darnach Fürstenberg. Hier war das oberste Gerichtim Kirchspiel Weissenstein, wozu Kirchditmold, Bothenditmold (oder Kleinditmold), Wahlershausen und Wehlheiden (Weleda) gehörten. Die Herren von Wolfershausen trugen das Ge- richt von Mainz zu Lehen, wurden aber von dem Landgrafen von Hos- sen daraus verdrängt. Aus Wolfers- hausen oder Wolfhart -deshusen, auch Waldolfishusen, Waldoliphes- husen, dann auch Waroldishusen, Woroldishusin wurde schliesslich Wahlershausen, das heisst Haus des Wolfhart, Waldwolf u. s. w., wie die Besitzer in den verschiede- nen Jahrhunderten hiessen, als die Urkunden aufgenommen wurden, in welchen die angeführten Namens- formen verzeichnet sind. (Vergl. „Hessengau von Dr. Landau“, Kassel 1857.)

Divodurus, Heiligenbronn , vom kymr. duw, altkyır. dev, lat. deus (dis, divs), altdeutsch tiu, heilig und dur Wasser. Die Stadt Divo- durus lag westlich von Paris hinter Versailles. Aehnliche Namen sind Divona, von ean Wasser, und Di- vitiacus.

Dizzenbach, alt Tizzenbach, Bach bei Geislingen, Diezenbach bei Of- fenbach, von di klein und tain Was- ser, gezischt ausgesprochen.

Dnieper, bei den Alanen Dana- pris, bei den Griechen Borysthenes, zu deutsch gross-Wald-wasser. Bei den Alanen bedeutete dun oder dan wie heute noch bei den Osseten im Kaukasus Fluss oder Wasser, das-

388 Dniester Dobelbach.

selbe bedeutet tain im Keltischen. In Dana-pris steckt erstlich fair und in dem gräcisirten pris das keltische bor gross und rus Wald, weiches in Borysthenes voransteht, tenes ist die gräcisirte Form für tain Wasser. Beide Formen beden- ten also grosser Waldfluss oder Russenfluss, denn der Ausdruck Russen, rus-dae oder rus-ui bedeu- tet Waldleute, gleich dem in Russ- land früher üblichen Namen Sky- then (coed-dae), von coed Wald.

Dalester, grosser Fluss im süd- lichen Russland, altalanisch Dana- stris, griechisch Tyras, letzteres ist gräcisirt für der Wasser. Bei Danastris oder Danaster kommt dana wie bei Danapris von tain Wasser, welches auch im Don und der Do- nau wiederkehrt; die Endsylbe ster ist gezischt für dear gross, so dass Dniester der Form Eri-dan gleich steht (von er gross). Andere alt- keltische oder wenn man lieber will, alanisch-skythische Namen für die südrussischen Flüsse waren: Porata oder gräcisirt Pyretos, von bwr gross und ada Wasser, dann Gyrgis, von earg Wasser, was bei den Griechen auch in Oaros umgewandelt wurde.

Dobeibach, Bach aufder Herren- wiese im Schwarzwald, führt braun- gelbes Moorwasser von den flachen Höhen herab, daher der deutsche Name Schwarzenbach, welchen er in seinem untern Laufe führt; Dobel von dubh schwarz und Dial Wasser. Ein anderer Dobelbach fliesst weiter oben gleichfalls in die Murg.

Dobra Döben.

Dobra, altDabra, Dorf am Camp in Oestreich, von dubhras Wohnort, und nicht vom slav. dobre gut. In einem andern Österreichischen Orts- namen Dobratendorf oder Dor- pendorf steht die Uebersetzung von dubhras, nämlich Dorf, angefügt.

Dobruszka, Ort bei Königsgrätz in Böhmen, dubhras Wohnort und 90 oder ka klein.

Dodenau, Bach in Hessen, von di klein und /ain Wasser, mit ange- hängter Uebersetzung aha.

Dodona, alte Stadt in Epirus mit einem berühmten Orakel, Name von di-dun kl. Stadt.

Dodorp, Ort in Westphalen, von di klein und duar, twar, twrp Dorf.

Döbeln, Ort in Sachsen, gleich Dublin, von dubh gross und /ann, lin Schuppen bezw. Tempel, da der erste christliche Gottesdienst bei den bekehrten Kelten in solchen Schup- pen abgehalten wurde.

Döben, Ort in Obersachsen, alt Dibni, ebenso Düben, Dorfleute, von dubh Dorf und nae Leute. Et- was anderes ist die Burg Döben unterhalb Grimma, altDewin, soviel als Tübingen, welches früher Tuin- gen, Tuwingen oder Duingen, Twing geschrieben wurde und von dain- gean Burg, Donjon, herkommt, wie auch Duingen in Hannover. Stände an Stelle der Burg eine Kirche, so könnte man Döben oder Dewin von dev, tey, zusammengezogen aus daimh Tomp-el ableiten, und erhielte dann ein Analogon von Grimma, cruimh-ma Gottesstätte.

3389 Döberschitz Dörenschlucht.

Döberschitzin Ostfranken, schitz ist gezischt für coed Wald, das im Hagenschiess bei Pforzheim und in Eberschütz in Engern wiederkehrt. Döber ist dubhras Wohnort, gleich Daberstädt bei Erfurt.

Döhlen, Orte in Sachsen, entwe- der kl. Burg dailean, oder je nach der Lage do! Thal und ion Ort oder an Leute. Im Slavischen bedeutet dol dasselbe und delan Thalbewoh- ner, gerade wie im Keltischen.

Dölltz, Delitsch, Ortsname, der in Obersachsen häufig ist und kleine Burg bedeutet, wie Golis, von di, du klein und Jiys, lios Hof- Burg; tz und tsch statt des ein- fachen s sind slavische Zischlaute. Bei Dölitz oberhalb Leipzig an der Pleisse steht noch die Burg mit ihren alten Gräben, wie überhaupt die Wasserburgen längs des Rosen- thales oder Ruschenthales, d. h. Erlenthales in ihren Gräben noch fast alle leicht erkennbar sind. Mit Rusche bezeichnet man in Säüd- deutschland bald die Erle bald die Esche, keltisch rus.

Dölbach bei Fulda, von di klein und /ia Wasser, gleich Diele, Deule u. 8. W.

Dölle, eine Anhöhe bei Obernau am Neckar, von tu/a Hügel, gleich Dohlenhau, Stellberg, Stahlberg.

Dölleitz, Ort in Ostfranken bei Neustadt, slav. Dolnice, von daile Burg und nualh neu.

Dörenschlucht, ein Pass im Os- ning, westlich von Detmold, der von Westphalen in das Lippesche führt und von den Römern gewöhn-

Dörenschlucht.

lich benutzt wurde, um von der Lippe und ihrer an derselben liegen- den Festung Aliso an der enger- schen Werra abwärts nach der We- ser vorzudringen. Wahrscheinlich in dieser Schlucht war es, wo Drusus auf seinem Rückzuge von der Weser von den Germanen beinahe vernich- tet worden wäre. Es rettete ihn nichts als die Verwegenheit seiner Gegner, die, seines Unterganges schon gewiss, keine Ordnung mehr hielten, und ihm dadurch den Durch- bruch nach der Senne hin möglich machten. Das Schicksal, welchem Drasushier entging, erreichte einige Jahre später Varus, wahrscheinlich aber etwas südlicher von der Dören- schlucht, da er diese, durch die Unfälle des Drusus gewarnt, wohl vermieden haben wird. Von der Dörenschlucht, auf deren Nordwest- seite der Hermannsberg zunächst der Senne, und dann mehr östlich der Hörsterberg, auf der Südseite aber der grosse und kleine Eberg liegen, zog sich durch das Moor- land des Hörster-Bruches eine von Domitius Ahenobarbus angelegte lange Brücke (pontes longi)_ nach Lage ander Werra. Sechs Jahre nach der Varusschlacht griff Herrmann hier den Cäcina, den Unterbefehls- haber des Germanicus an, als er nach Xanten zurückmarschiren wollte und an dem Flüsschen Retlage ein Nacht- lager geschlagen hatte. Herrmann stand auf den Höhen über der Dören- schlucht und leitete in der Nacht die Retlage in Cäcina’s Lager. Was die hier vorkommenden Namen be-

390

Dörfle.

trifft, so bedeutet Thören-schlucht wohl schwerlich soviel als Thüren- schlucht, denn dieswäre eine Tauto- logie, Dören kommt von doire Walddickicht; die dabei liegenden E-borge von a, au Berg; Lage ist Joc, Zach Ort; als Flussname dagegen li-acha klein Wasser, mit vorgesetztem rei, raih Berg, Berg- bach; Werra gleich bior oder fear-aha.

Dörfle. Bei Schleiz im einst sla- vischen Osterlande liegt ein Ort, der Dörfle heisst, ebenso einer bei Karlsruhe oder vielmehr jetzt in Karlsruhe. Man hält diese Namen gewöhnlich für Spitznamen, wohl irrthümlich, denn das Karlsruher Dörfle ist älter als die Stadt, muss also vorher einen Namen gehabt haben ; seine Anfänge lagen auf der Insel, da wo der Landgraben be- ginnt. Vom Kloster Gottsau heisst es urkundlich, dass es bei einem Orte augelegt wurde, der Godesau hies, d. h. Waldau oder Waldbach von coed-aha, dies wurde von den Mönchen dann in Gottesau umge- wandelt. Dörfle lässt sich gälisch als Ort am kleinen Wasser auffassen, von tur Bach, Di klein und /e Stätte. Dem entsprechend findet man in der Nähe von Hassfurt am Main einenOrt, der Dorfleins oder Dörfles, alt Thur- pfilun, heisst, von /hur, bi und lon

Ort; dann bei Koburg einDörfles

(Alt- und Neu-Dörfles), alt Trufali, von /reabh, trubh Dorf und li klein. Es wird Niemand behaupten wollen, dass Trufali oder freabA-ii, drubh-li ein rein deutsches Wort

Dörnbach Dohak.

sei, obwohl es wörtlich übersetzt genau so viel als Dörfle bedeutet, und darum auch mit Leichtigkeit in diese ihr nahestehende Form über- gehen konnte.

Dörnbach bei Amorbach, an einem kleinen Bache, gleich Düren- bach, von duran kleiner Rach, dur Bach.

Dörnhagen, Ort bei Cassel, früher auch Grouenwernershain. Die heu- tige Form bedeutet Haag oder ein- gehegter Ort an der Söhre, doire d. h. dem Walddickicht, an welchem es liegt. Gegenüber liegt Freien- hagen an einem Bergabhang, bre, bri, schärfer /riBerg; dann Denn- hausen an der Fulda, von tain Wasser.

Dörrenbach in Rheinbayern, alt Duringebach, von duran oder du- rog kleiner Bach. Og ist eine Ver- kleinerungspartikel, die umgekehrt go lautete, im Slavischen wurde ka daraus und im Deutschen che, chen.

Dörsdorf, alt Durstorf, Ort im untern Lahngau, d. h. im nassaui- schen Theile des Lahnthales zwi- schen Weilburg und Dietz, Name von duras, daras, dars Dorf, Ort.

Dösen, kleiner Ort bei Leipzig und anderwärts in Sachsen, von doidan, doidean kleiner Bauernhof, oder auch kleine Burg, von daisan.

Dohak, Dhahhak, Tschohak, ein in der ältesten persischen Ge- schichte vielgenannter assyrischer Tyrann; Name von dae, do Mann und aighe hoch, demnach soviel als der Hagen im Nibelungenliede oder Ahi in den indischen Sagen.

391

Dohlonhau Dombes.

Letzterer wird als Schlange geschil- dert, und auch dem Dohak sollen Schlangen aus den Schultern ge- wachsen sein, daher man auch an das griechische Echis, Natter, den- ken kann.

Dohlenhau, ein Berg beiSchlath in Würtemberg, von tulan, Demin. von tul Berg, gleich Stellberg, Stahl- berg, Dölle.

Dohren, alt Dorne, Ort im Bre- menschen, von fuarankleines Haus, Dem. von tuar.

Dole, früher Hauptstadt der ober- burgundischen Freigrafschaft, als Bisanz noch reichs-frei war, liegt in dem angeblich reizenden Val d’Amour, Amorthal, ein Name, der wie Amorbach, Ammerbach, Amber- bach, Ammersee von amh, ean Wasser und or Berg oder von am Artikel, und Dior Wasser herkommt, Dole bedeutet Hügel, Berg, kel- tisch fula, wie in Deutschland der Dolmar bei Meiningen, grosser Berg von tu/a und mar, dann der kleine Dolmar bei Schmalkalden. Indess kann Dole auch von dal Festung herkommen, was mit fula Berg einerlei Wurzel hat, wie Burg und Berg.

Doilzig, Dölzig, Ortsnamen bei Leipzig und in der Lausitz, fester Ort, von dail, dole, delle Burg und tigh Haus, Ort.

Dombachwald, Bergwald in Würtemberg, alt Dunberg, von dun Berg, die Form Dombach kommt von faomb Wald und aighe hoch.

Dombes, einLandstrich oberhalb Lyon an der Saone, der früher zu

Domburg Domnonier. 392

Burgund gehörte, aber sich schon zu Anfange des 11. Jahrhunderts davon losriss und eine gesonderte Herrschaft wurde; das Land hatte verschiedene Herren, 1764 kam es an Frankreich. Der Name des Gaues kommt wohl von taomh, taomb Wald und eis Leute.

Domburg, Ort auf Walcheren in Holland, von dom, duam (domus) Haus oder auch Wasserburg, von Iaom Wasser.

Domieschgthal, italienisirt Tu- miliasca, ein Thal in Graubündten, und zwar im Gotteslıausbunde, darin liegt das alte Schloss Ortenstein, gleich der Burg Ortenberg in der Ortenau bei Offenburg, von ordan, uirdan, runder Burgberg, daher auch Würtemberg, Werdenberg, Werdenfele, Würzburg, Wurzen u. 8.w. Domleschg bedeutet kleines Waldwasser, von /aom Wald, /iklein und ask, uisge Wasser.

Domm bedentet im Russischen Haus, die gälische Form dafür ist tuam, die lateinische domus, die deutsche Dom, hier jedoch nur für gewölbte Kirche, entsprechend dem lateinischen tumulus Erdhügel, d.h. kleiner Dom,

Dommel, alt Dumella, Ort bei St. Trond in Belgien, von du, dubh Dorf und meall kahler Hügel, also Bergdorf.

Dommelsberg, Hof in Würtem- berg auf einem hohen Berge, von dun Berg und :/ gross.

Domnonier oder Domnanier, ein kriegerischer Stamm der alten Brit- ten, der nach dem Namen zu ur-

Domngnier.

theilen nach Clanen kämpfte wie die Schotten, von daimh, domn, dumsn Geschlecht und on Leute, daher Domnulus, domnal von hohem Ge- schlecht, Die Dumnonen wohnten auf der Südwestspitze Englands im heutigen Cornwall, wohin sie aus den mehr östlichen Theilen Eng- lands durch die Angelsachsen ge- drängt worden. Daselbst hiessen sie auch Cornubii oder West- wälsche, Cornwälsche, Vest-vealas, Cornvealas. Letzteres sind angel- sächsische Benennungen, cora da- gogen ist keltisch, bedeutet Felsen- horn, Felsenspitze, Klippe; Ubii ist der häufig vorkommende Name für Wasseranwohner, von abA, ubh Was- ser; Cornubii also Bewohner der Meeresklippen oder des Klippen- landes. Domnania wurde von den Angelsachsen in Defenas umgebil- det, daraus wurde Defenascyre, Def- nascyre, jetzt Devonshire, alt auch Devonia. Die keltichen Einwohner von Devonshire, welche sich den Sachsen nicht unterwerfen wollten, zogen zum Theil über den Canal und liessen sich in der Bretagne, und zwar in den Landschaften der Veneter (bei Vannes) und der Co- riosoliten (bei St. Malo) nieder, also nicht in der ganzen Bretagne, sondern nur auf der Westhälfte des Landes. Es geschah dies vor 461, denn damals besuchte ihr Bischof schon das Concilium zu Tours und unterschrieb sich als Bischof der Britannen. Dies wäre nun gerade kein sicherer Beleg dafür, dass er Bischof der aus England eingewan-

Domo d'Ossola.

derten Briten war, denn die Bre- tagne kann auch ohne die Domno- nier Bretagne geheissen haben, da es ein Appellativ ist und Buschwald- gegend oder auch flache Berggegend bedeutet. Die Dumnonischen Bre- tagner standen im Bunde mit den Bömern gegen die Westgothen. Ihr König Riothimus (von ri König und taom Wasser, also Seekönig), kam über den Ocean mit 12000 Mann nach Bituriga (Bourges), wurde aber von dem Westgothenkönig Euricus, bevor die Römer ihm zu Hülfe kom- men konnten, geschlagen, und fioh zu den mit den Römern befreunde- ten Burgundern. Aus Bituricum ver- trieben, verlor er noch viele Leute bei dem Vicus dolensis (Dole?). Zur Zeit der Frankenherrschaft hatten die Domnonischen Bretagner einen comes oder dux, der den Franken unterthänig war, sie lagen jedoch mit den Franken stets in Hader, sogar bisin die Zeiten der Revolution und der Venddekriege. Im Mittel- alter hies die Niederbretagne noch Domnonis, ein Theil davon pagus achmensis (Hochbergen aighe- mwnt), in der Wessobrunner Chro- nik auch Prettonolant. Die Bretag- ner nennen sich selbst Bretonet, franz. Brotons.

Domo d’Ossola, lat. domus Os- cellae, am Fusse des Domoberges am Südende der Simplonstrasse in dem Theile der Lombardei gelegen, welcher schon im Anfange des 18: Jahrhunderts von Oestreich an Pie- mont abgetreten wurde, und sich in einem schmalen Streifen von hier

393

Dompaire Don.

bis gegen Parma hin erstreckte, Alessandria, Novara und Tortona liegen unter Anderem in demselben. Dieser Streifen blieb jedoch deut- sches Reichslehen bis zur französi- schen Bevolutionszeit, wie über- haupt die ganze Lombardei deut- sches Reichslehen war. Der Name bedeutet Haus dom (domus) auf dem Fels sgeilg (Scylla), woselbst die Burg lag, an deren Fuss sich die Stadt entwickelte,

Dompaire, Ort in Lothringen, einst Sitz austrasischer Könige. Name von dam, dom, duam, luam, tuaim, tamh Haus und auch Tem- pel, Dom. Bar bedeutet König, al- su Königshuus. Vor den Austrasiern haben wohl schon keltische Fürsten hier gesessen.

Domremy, Heimath der Jungfrau von Orleans, franz. Jeanne d’Arc, welche am 6. Januar 1412 hier ge- boren wurde; der Ort liegt an der Grenze der Champagne, wurde aber zu Zeiten der Jungfrau noch zu Lothringen, d. h. zum deutschen Reiche gerechnet, obwohl franzö- sisch gesprochen wird. Johanna er- klärte selbst, als sie wegging, sie wolle „nach Frankreich“ gehen, um den König zu retten. Dom, duam, tuaim, tamh bedeutet Hans, also Haus des Remus.

Don, griechisch Tanais, Fluss im südl. Russland, der indas Asowsche Meer mündet. Der Name kommt von iain Wasser, bei den Osseten im Kaukasus Dun oder Dan, der- selbe Name wie Düna, Donau, Eri- dan. Auch der Jaxartes, der in den

Dohna Donau,

Aralsee fliesst, hies Don, ausserdem noch Bilis, von sa! gross und wis Wasser.

Dohna, Fürstenberg, Herrenberg, von don, donn, duin Herr und a Berg. Donyn Königsland, von inn, ion, yn Land, Stätte.

Donau, alt Eridan, wie auch der Po, der Rhein und die Rhone hies- sen, von er, eri gross und tain, tan, dan, don Wasser; Danubius ist ein Doppelwort, von den Römern missverständlich gebildet aus tain Wasser und abh Wasser. Altdeutsch hies die Donau Tun-aha, Tain-aha, Tuon-aha, slavisch Dunaj, gleich Düna, Don. Ahs ist die angehängte deutsche Uebersetzung. In ihrem untern Laufe hies die Donau Ister, von y-ster der Fluss, Die Argonau- ten schifften den östlichen Arm des Eridanus (d. h. die Donau) aufwärts und gingen von da inden westlichen (die Bhone) über; beide dachte man sich nämlich als in der Schweiz unter sich sowohl als mit dem nörd- lichen oder äussern Eridanus (Rhein) zusammenhängend. Diese Vorstel- lung war nicht ganz unrichtig, denn heute noch, wo doch Flüsse und Seen in engere und tiefere Betten eingezwängt und die meisten Sümpfe abgeleitet und ausgetrocknet sind, hängen die Zuflüsse der Donau und des Bheins im Riedgau oder Madach nordöstlich vom Bodensee zusam- men, und die Bäche im Sundgau laufen nebeneinander, die einen der Il und dem Rheine, die andern der Saone und Rhone zu, ohne durch einen Bergrücken geschieden zu

393 Donaueschingen Donaugan.

sein. Auch zwischen dem Neuen- burger und Genfer See sind keine bedeutenden Erhöhungen, 80 dass die Vorstellung einer ununterbro- chenen Wasserstrasse vom Schwar- zen Meere zwischen Alpen und Ar- kynien bis zum Mittelmeere für den Urzustand Mitteleuropas annehmbar und ebenso der Rhein als nördlicher Arm dieser Strasse denkbar ist, Der Bodensee wie der nun ausgetrock- nete Seo zwischen Schwarzwald, Vo- gesen und Taunus waren die gro sen Becken, in denen sich die Alpen- gewässer sammelten und dann nach drei Seiten abflossen.

Donaueschingen oder Eschingen an der Donau wurde als Dorf von König Arnulph der Kirche zu Ober- zoll geschenkt, ist jetzt die Haupt- stadt des mediatisirten Fürsten- thums Fürstenberg, liegt am Zu- sammenfluss der Breg und Brigach, woraus mit der im Schlosshofe ent- springenden Quelle die Donau ent- steht. Name von uisge Bach und inka kleiner Ort, oder daingean Burg.

Donaugau, oder wie man in der Gegend sagt, im Tunka, Dieser bayerische Gau liegt zu beiden Sei- ten der Donau von Neustadt über Regensburg bis Deggendorf, und an derIsar aufwärts bis Landshuth, und von da westlich bis zum Haller- berge, am nördlichen Donauufer bis zum Bayerwalde. Aus ihm stammte das Geschlecht der Hailinger (Ha- hilinga), denen die Scheyern und diesen wieder die Wittelsbacher ent- sprossen sein sollen; ausserdem die

Donaugaun.

Grafen an der Aitrach, die von Mallersdorf, von Haidau, die Roten- burg und die von Abenberg. Auf dem Nordufer der Donau liegt die Grafschaft Regenstauff und die Bo- genau, Unterabtheilungen des Tunka. Ein Graf Engelschalk oder Engildeo von Aitrach aus dem Hause Baben- berg, der zugleich 878—895 öster- reichischer oder pannonischer Mark- graf war, wurde entsetzt und wegen Entführung einer Tochter Kaiser Arnulphs durch seinen Neffen Wil- helm geblendet. Diese österreichi- schen Babenberge hatten im Donan- gau ihren Sitz, und zwar in Plattling (Fürstenort). Straubing, das früher auf dem nördlichen Donauufer lag und zur Bogenau gehörte, war eine uralte Besitzung des Domstiftes zu Augsburg. Im Donaugau lagen ausser Regensburg und Straubing folgende kleinere Orte, und zwar südlich von der Donau: Aitrach an der Aitrach, welche unterhalb Straubing in die Donau mündet, von ai, ieo Wasser und der klein, mit angehängtem aha; Atting an der Laber, in der Nähe eines frü- hern römischen Castrums, das Au- gustana hies, von -aitean kleiner Ort oder adBach und inka kleinem Ort; Pilsting, alt Pilstingon, von bil klein und duingean Veste; Pladling, alt Plattinga, Fürsten- veste, von flad, blad Fürst und daingean Veste, gleich Fladungen, Plattling, von /ong Ort, es lagen dabei die pontes Rensibus; letzteres Wort, das im Lateinischen keinen Sinn gibt, mag nach dem Keltischen

_ 395

Donaugan.

Flusswald bedeuten, von rhean Fluss, di klein und bus, pis Wald; Aiterhofen, von ai Hof, Erbgut, gleich aoibh, und dear gross; Geltofing, von gil Bach, di klein und /ang Viehpferch; Scham- bach, alt Samutespach, von sa Bach und mwnt Berg; Schnei- ding, alt Snudinga, Neuort, von nua neu und inka kleiner Ort; Stephans-Posching, alt Pasuhing, an der Donau, entweder von bais Wasser oder von pis, pus, pusi Busch, Wald, inga kleiner Ort; Aufhausen, von aoibh Erbgut; Sinzing ander Aitrach, Bachveste, von tain-din, und dazu Strau- bing, alt Strubinga, von freabh, {rubh, strubh Dorf, trubhean klei- ner Ort; Perg, alt Berka, Bach- ort, von bior und ka; Biebing, alt Puobingo, von babhun Pferch, eingefriedigter Raum und 90 klein; Begenstauff, alt blos Stouphe, von tob Bergkopf mit Burg darauf, gleich Staufen, von tob-ion Berg- stätte; Mallersdorf, alt Malhe- resdorf, von mael, Hügel, Maal- stätte und aras Burg; hier war die Maalstätte der Gegend, in christli- chen Zeiten wurde eine Kirche auf den Hügel gebaut, und von da an hies der Ort nebst der Grafschaft „Kirchberg“. Schirling, alt Sci- rilinga, von caoir Bach, lin Ort, es lag daselbst ein Schloss der Gra- fen von Mallersdorf, ebenso in Ei- ting, alt Aotinga, Schafhaus, von aodh Schaf und inka kleiner Ort; Hofedorf, von aoibh, off Hof; Geissel-höring, alt Geri-gisinga,

Donaumark.

Gisinga von gais Bach, an dem os liegt und inka kleinem Ort, daraus wurde Geissel, heri bezieht sich wohl auf har, her, hyr Hoerde; Hailsberg, von oil! Fels, Stamm- burg der Truchsessen von Eckmühl; Auburg bei Illkofen, a, au Berg; Traubach, wohl versetzt für ter Bach; Leiblfing, von liub Win- kel, il gross oder /i klein und fing Pferch; Mettenbach, mi klein, tain Bach; Mostham, modh Hof und ham statt heim oder om Ort; Kolnbach, altCholinbach, giolan Bach; Pfaffenberg, gehörte er den Pfaffen®? wo nicht, von babhun Pferch; Steinbach, von tain Bach, gezischt stain; Tunzun- berg, von dun Berg, Demin. tun- ean; Verrom-waida, von feo- rann Wiese, Weide; Langweid, von lonn Wiese, Weide; Köfering, von cwb Schuppen, er gross und inka kleiner Ort; Erling, gross- Wiesen-Ort, von er gross, lin Wiese und ka Ort, oder blos er-long grosser Ort, er heisst jetzt noch Langenerling, u. 8. w. u. 8. w. Donaumark, alt Tuneramarca, der obere Donaugau in Bayern zwi- schen dem untern Lech und dem Feilenforst, der die Donaumark vom Kelsgau schied. Die Schlacht gegen die Ungarn im Lechfelde wird beim Volke die Schlacht im Feilenforst genannt. Längs des Südrandes der Donau zieht sich das Donaumoos oder Moor, auf dem Nordrande der Donau liegt das Gäu bei Pergen oder Vergen, bis wohin nach dem Nibelungenlied Chrimhild von ihrem

396

Donaumark.

Bruder Giselher auf ihrem Braut- zuge zu Etzel nach Ungarn beglei- tet wurde. Veringen in Oberschwa- ben wird übrigens auch Vergen ge schrieben, /uirion bedeutet Feld, Gäu. In der Donaumark lagen die drei Grafschaften Neuburg, Wittels- bach und Lechsgemünd, letztere dem Capitel Burkheim entsprechend. Zu dem Wittelsbacher Comitat der Grafen von Scheyern gehörten die Capitel Aichach, sonst Kunbach, Hohenwart oder Hohenried und Rain. Aus dieser Gaugrafschaft ent- stand später die Pfalzgrafschaft von Oberbayern. Schrobenhausen liegt noch darin; es stammen aus der- selben auch die Gumpenberge und Sandizell, welche von den Marschäl- len von Schiltberg ihren Ursprung herleiten. Der Name Donaumark bedeutet zunächst Donaugrenze, Tu- nera grosses Wasser, von lain, don, donaha und er gross. Die Marken wurden aber gewöhnlich durch Wäl- der gebildet, deshalb steht Mark oft blos für Wald, die Markoman- nen können ebensogut als Grenr- hüter, Grenzbewohner wie als Wald- landsbewohner aufgefasst werden; Mark könnte hier schliesslich auch statt merydd Sumpfland, Moor, Moos stehen. Als Grenze aufgefasst wäro die Donaumark das bayerische Grenzland gegen die Schwaben, frö- her der Bojer gegen die Vindelizier, oder beider gegen die deutschen Thüringer oder Markomannen. Als Grenzland wurde es auch bald zu Bayern, bald zu Schwaben gersch- net. Esliegen darin ausser Neuburg:

Donaumark.

Aichach, von oiche Bach und aha, auch Chuebach genannt, von gwy Bach; Rain, entweder von rhean Bach, es liegt an einem solchen, oder von reann Feld; Scheyern, alt Schyren, Stamm- sitz der Wittelsbacher, hat wohl schwerlich mit dem Volksnamen der Skyrren etwas zu schaffen, denn es gibt viele Orte, die Scheiern heis- sen, wohin keine Skyrren kamen, z. B. bei Baden im Oosgau, Schauern- heim, Schura, Schurrenhof in Rhein- bayern und Würtemberg. Skyrren als Volksname bedeutet Bewohner der Felsen (sgorr) in Skandinavien, sei e8 der Scheeren oder Felsen- inseln längs der Küste, sei os der Felsengebirge im Innern des Lan- des; der Ortsname Scheiern dagegen ist die gezischte Form für caer, corr, Demin. caeran, corran Hof, Veste. Dabei Affolterbach, Af- foltrabach, grosser Pforch am Bach, von abAh Bach, ald Pferch, Um- zäunung und er gross, am Feile- Forst, zusammengezogen aus feabh- il grosser Wald. Schrobenhau- sen, alt Scrobinhusir oder Scrupin- husir, zu deutsch Schweinehäuser, von scroba Mutterschwein, also ein Ort, wo Schweine im Grossen gezo- gen wurden; aus dieser Gegend stammen nämlich die sogenannten Bayersäue. Hohenwart, lat. Su- montorium an der Paar. Zur Donau- mark gehörte auch noch im Norden der Donau Lechsgemünd, grö- eisirt Lycostoma, von lykos, lykias Lech und stoma Mund. Der Aus- druck Moos, Moor bedeutet wohl

397 Donanwerth Donnersberg.

soviel als kleines, seichtes Wasser, von mi klein und uisge Wasser, Moor für mi-earg gleich Muhr und Murg.

Donauwerth, Stadt in bayerisch Schwaben, bedeutet Donauinsel ; sie war bis 1607 freie Reichsstadt. Hier lies Ludwig der Strenge (1253 bis 1294) seine Gemahlin Maria von Brabant wegen falschen Verdachts der Untreue enthaupten. 1704 wur- den hier die auf dem Schellenberge verschanzten Bayern von den Kaiser- lichen und Engländern geschlagen. Schellenberg von gal Felsen, gal- leun kleiner Fels.

Dongola, Hauptort der Nubier am Nil, dun, din, daing Burg und il gross. Die Dongolaner sind eine mit arabischen Stämmen gemischte Mulattenrace.

Donndorf, Ort in Schwaben, von dun Dorf, Stadt. Ist die zweite Sylbe nicht blos deutsche Ueber- setzung von dun, 30 bedeutet letz- teres entweder Berg, denn dun be- deutet sowohl Ort als Berg, oder aber Wald von ton, oder endlich Wasser von tain, don. Es kommt auf die Lage des Orts und die älteste Form des Namens an. Bei Bayreuth liegt ebenfalls ein Donn- dorf, auch Thondorf geschrieben.

Donnenheim, Ort bei Brumat im untern Elsas, alt Dunenheim, von dunan kleiner Ort, dun einge- zäunter Ort,

Donnersberg in der Rheinpfalz, von dun Berg und er gross. Um den Namen mit Donner oder Thu- nar, dem Donnergott ir

Donnstetten Dordogne. 398

zu bringen, wurde die Genitivform Donnersberg daraus gebildet. Bei Sersheim in Würtemberg liegt auch ein Donnersberg, bei Bern ein Don- nerbühl, alt Tonrbühl. Mit Thor dem Donnergott scheinen dagegen die nordischen Ausdrücke Thors- lund (Donnerlinde) und der deut- sche Ausdruck Donnerkaute zusam- menzuhängen, letzteres lässt sich indess auch keltisch als gross-Berg- wald (coed Wald) erklären, eben- so Donnermark, Grossberggrenze, Thorsbjerg, Thorslöf, Thorsleben. Bei solchen ınythologischen Erklä- rungen muss mit Vorsicht zu Werke gegangen werden, da wohl in den meisten Fällen erst der Klang des Namens die Herbeiziehung mytho- logischer Deutungen veranlasste. So liegt bei Kassel eine Donuer- wiese mit dem Donnerborn, dem besondere Heilkräfte zugeschrieben werden; ton, tond bedeutet aber Wiese und er gross.

Donnstetten, alt Tunestat, Ort in Schwaben, von dun Stätte.

Dorchester, Stadt in Dorset- sbire im südlichen England, alt auch Dorcig, an einem Flüsschen, das aber nicht mehr dur, sondern Froome heisst, gleich kleiner Rhume (am Harz bi-sruaimh). Dorcig ist dur-tigh Wasserort und Dor-choster grosse Burg chus-dear am Wasser. Dorset-shire führt seinen Namen wohl von Dorchester, aber nach der Form tuar-as, was ebenfalls Ort am Wasser bedeutet. Shire ist ge- zischt für tir, ter Land, lat. terra.

Dordogne, alt Dordunus, Fluss

\

Dorer.

im südlichen Frankreich, der in die Garonne mündet, von der klein und fain Wasser; bei Conches fliesst noch ein Bach Dordun. Nimmt man dor für da’r Bach und dunus für dun Berg, so erhält man Ge- birgswasser, was ebenfalls passt. Dorer, von do:re Walddickicht, war derjenige Theil der griechisch- gälischen Urbevölkerung, welche den zur See gekommenen Pelasgern ausweichend, sich in die Gebirge namentlich des Pindus und Parnass zurückzog, um später als mächtiger Stamm wieder hervorzubrechen. Um 1100 vor Christus wanderten nach Herodot die Dorer in den Pelopon- nes und erschienen hier den bishe- rigen Bewohnern als Hellenen, d.h. Fremdlinge (aile oder eöle fremd, eile-an fremder Mann), obwohl die- ser Name eigentlich blos den aus Asion herübergeschifften Pelasgern gebührte. Die Dorer waren mehr den Aeoliern verwandt, weil diese ebenfalls sich länger in den Thälern und Gebirgen Thessaliens gehalten hatten, während die Jonier , deren Hauptsitz Attika war, schneller fremde Cultur annahmen, oder viel- mehr wesentlich aus Pelasgern, d.h. Seeankömmlingen aus dem Osten oder Süden bestanden. Die Dorer hiessen später auch Makedner, gleich Makedonier, Feldleute, Bauern, von magh Feld und duin Mann, im 6* gensatz zu den jonischen Städtern. Nachdem die Acolier meist in den Peloponnes abgezogen, folgten die Dorier ihrem Beispiele und ver- trieben dieselben wieder aus Korinth.

Dorergau Dormael.

(Thüringer, Duren in Deutschland bedeutet dasselbe wie Dorer.)

Dorergau, latinisirt pagus dore- rinsis, darin die Abtei Werden, la- tinisirt Werthina an der Ruhr, im Ruricgau im Herzogthum Ripuarien. Der Doire-Gau oder Dorergau, d.h. Wald-gross-gau gehörte zum Ruhr- gau. Die Abtei Werthina an der Buhr bedeutet wohl dasselbe, was Verden in Hannover und Verdun an der Maas, von fear Gras, Wiese und din, dun Ort, Veste.

Dorf, niederdeutsch Drup, Druf (Ohrdruf), versetzt twarp (Antwer- pen), eigentlich Wurf, Erdaufwurf, mit einem Erdwall umgebener Ort, keltisch treabh, drubh. Erhöhun- gen, auf welchen Wohnstätten an- gelegt wurden, um vor Ueber- schwemmungen sicher zu sein, hies- sen dagegan Coiche, Kauke, daher die Chauken an der untern Weser.

Dorla, Ort in Hessen an der Ems, alt Dorle, auch Durloon, Tor- lon, noch älter Thourisloun und Thouresloun. Die Endung le oder la ist Zle Stätte, Jon, loun, loon bedeutet Ort; die erste Sylbe Dur, Tor, Dor kann ebensowohl auf dwr Bach, als auf tuar Dorf bezogen werden; Thouris, Thoures ist/uaras Häuser oder latinisirt von turris Thurm, was im Keltischen tor lautet.

Dorm, ein Wald in Nordthärin- gen, von dairean Eichwald oder doirean Walddickicht.

Dormael, Ort bei St. Truiden in Brabant, von fuar Dorf und mael kahler Hügel, Maalstätte.

399 Dorbach Dortmund.

Dornbach, alt Dornpach, in Hes- sen, kleiner Bach, von duran, Dem. von dur, dwr Wasser.

Dornburg, Ort unterhalb Jena, Herrnburg von forn, learn, teyrn Fürst, Herr, Tyrann.

Dorneck, vlämisch Doornik, la- tinisirt Turnacum, franz. Tournay, Stadt in wälsch Flandern; der Name kommt von learn, torn, lurn Fürst, Herr und aighe Höhe, Berg, Egge, also Fürstenberg, Fürstenburg. Hagen von Tronege im Nibelungen- liede kann darnach als der Grusse, Gewaltige von Fürstenberg aufge- fasst werden, ohne dass man ihn gerade aus dem vlämischen Dorn- ock abstammen zu lassen brauchte. Dorneck wurde im Aachener Frieden 1668 an Frankreich abgetreten, wor- auf Ludwig XIV daselbst dieCitadelle anlegte; 1713 kam die Stadt durch den Utrechter Frieden aber wieder an ÖOestreichisch - Niederland. Sie war bis Ende des vorigen Jahrhun- derts Hauptort einer von Flandern wie dem Hennegau abgesonderten Herrschaft mit eigenen Ständen.

Dornstetten und Dorndorf in Würtemberg, Dornhausen bei Gunzenhausen, von fuaran kleines Dorf.

Dortmund, alt auch Dremun, Trutimannstadt, urbs Trutmanni, Tremonia, gleich Tremunis in Grau- bündten, jetzt Trimmis, von fear- munn, learmuinn, larmon fester Ort, auch grosser Ort (tuar-moin). Truttmanstadt, urbs Trutmanni da- gegen kommt von trus, Irusiad, trust Wächter und maon Mar’

Dortrecht.

man Stätte. Dortmund war hier- nach eine schon in keltischen Zeiten wichtige Veste. Von /rust Wächter kommt der westphälische Name Drost, und der hessische Trott, wie unser Ausdruck Schutz- und Trutzbündniss, ebenso Trotz, trotzen, d. h. sich in Vertheidigungsstand setzen. Truste domenica war die Leibgarde der alten Fürsten. In Dortmund erhielt sich noch am längsten die alte Form der unter freiem Himmel abgehaltenen Gau- gerichte, welche bei ihrer Unter- dröckung in die heimliche Vehme übergingen, oder in das im Namen der Kaiser abgehaltene heilige Ge- richt, fo-amhan oder fo-eimh, Fürst-heilig, zusammengezogen in Vehme.

Dortrecht, alt Thurdrecht, Stadt inHolland an einem der vielen Arme der Maas und des Rheines, welche hier eine grosse Wasserfläche bil- den; daher der Name von dur, der Wasser und freagh, frig, trigias Wohnort. Man könnte die zweite Sylbe auch von dem lateinischen trajectum, Ueberfahrt, ableiten, wie bei Utrecht (ultrajectum), oder Mastricht (Ueberfahrt über die Maas), wenn dor, dur, dwr nicht rein keltisch, und die Verbindung eines solchen mit einem erst später ins Land gekommenen lateinischen Ausdruck annehmbar wäre. In Cor- tryk (Schaf-ort, von caor Schaf, oder Grenzort, von cor, gor, ghear, ger Grenze) kehrt die Endung treagh wieder, dieselbe lautet sonst /reabr, treaf, drubh, dorp Dorf.

4100

Dossonheim Dorer.

Dossenheim, Ort an der Berg- strasse, desgl. im Breisgau und im Elsas, von fas Haus, iasan kleines Haus oder fyddyn Hof; Dochsen- heim, von feaghas Dach, Hans; Thusenhausen inBayern, gleich Dossenhausen; indess können alle diese Formen auch auf tuaik, duais, tus Fürst bezogen werden.

Dottenberg im Canton Sole- tkurn, diklein und dun Berg, gleich Duttenberg.

Detieaderf, Ort am Niederrhein, gleich Dossenheim, von tyddyn Hof oder von di klein und dun Ort.

Douay, latinisirt Duacum, Stadt in wälsch Flandern, kam 1667 an Frankreich, Name von teagh Haus, Dach, oder von dae Haus und acha Wall.

Doubs, Nebenfluss der Saone, der ihr die Gewässer aus Pfalsbur- gund odor vom Jura zuführt. Name von dob Bach, Fluss, dob selbst ist aus di-abh zusammengezogen und bedeutet darnach kleiner Fluss im Gegensatz zur grössern Saone.

Doue, Stadt in Frankreich, alt Yheodad oder Tedoad; letzteres sc- viel als kleiner Hof, von di klein und doid Hof, Dou6 dagegen gleich Douay.

Deulos, Douloi, arme Leuk. unterjochte Volksstämme bei den Griechen, vom keltischen duile ar

mer Mensch, Knecht.

Dover, alt Dubris, Stadt m England, Calais gegenüber, Name von dubras, dubh-aras grosse Burg. grosser Ort. Die einfachare Form Dr- ver von duar, tuar Dorf.

Down Drachen.

Down, ein in England häufig vorkommender Name für hohe, trockene Landstriche, auf welchen Schafe geweidet werden, von dun Hügel, Düne, oder von /orn Haide- wald, in Deutschland Dunwald, Tau- nus, Soon-Wald, Sonjewald.

Drachen waren Sumpfthiere, die, wie ihre versteinerten Reste zeigen, in der That vorhanden waren, ohne Zweifel noch zu der Zeit, als schon Menschen die Erde bewohnten, sonst könnte deren Bild sich nicht erhal- ten lraben, sowohl in Europa als bis in den fernsten Osten nach China, wo der Drache das Sinnbild der kaiserlichen Macht ist, wie bei uns der Adler (bezw. der Rabe Odins, aus welchem der „schwarze“ Adler entstand). Der Name, wenn er aus dem Keltischen stammt, kommt von torc, was jetzt Wildschwein bedeu- tet und on, un furchtbar, scheuss- lich. In unsern alten keltisch-deut- schen Sagen wird der Drache als Wasserthier oft mit den Nixen oder Nissen (nae-uisge Weib- Wasser) zusammengeworfen, welche die Ba- denden herabziehen, bei sich be- halten oder auch auffressen. Sonst erscheint derDrache auch als Land- thier, als elfenartiger Hund mit fou- rigem Schwanz, der zuweilen mit Wuotan, dem Jäger durch die Lüfte fährt oder die Mädchen zum Tanze zwingt, bis sie ormattot niederfallen. Es gab auch Geld-, Milch- und Korndrachen, welche ihren Lieblin- gen diese Dinge in Gestalt eines ro- then Hahnes oder glühenden Baum- stammes durch den Schornstein zu-

Deutsch-kelt, Wörterbuch.

401

Drachensteine.

trugen. Der Drache war nämlich nicht immer schlimm, er unterwies sogar die Leute, die ihn fütterten, in der Musik, namentlich im Singen des Elfonliedes, Albleichs oder des Sturmliedes, was an die Syrenen er- innert. Als Hund lag der Kobold gewöhnlich auf dem Herde und frass Asche; daher die Redensart, den Hund vom Ofen oder Herde locken; als Teufel führte er den Namen Uhlius oder Uhle, von uw gross, fürchterlich. In Asien spiel- ten die Drachen eine ebenso grosse Rolle als bei uns; der Inderführer Indra, der mit unserm Thor gleich- stehen mag, hatte mit dem Drachen Ahi (echis Natter) schwere Kämpfe auszufechten. Ahi hies im germani- schen Norden Oegir, eine Schlange, die im Kattegat hauste, bei den Südgermanen kann man den Hagen damit vergleichen. Der Riese Oger in unsern Heldensagen entsprang wohl derselben Vorstellung, kommt übrigens von aighe hoch und air Mann, wie Hagen von aighe und an Mann.

Drachensteine gibt es eine Menge, so bei Bonn im Sieben- gebirg, bei Deidesheim und Berg- zabern ander Haardt. Der Name ist nach den Holdensagen verdeutscht, kommt aber vom keltischen caraig, craig, creag Fels, davon das Dimi- nutiv cragan, creachan kleiner Fels. Der Drache führtin den Volks- märchen mitunter noch den Namen Krach. Rolf Krake bei den Dä- nen hängt wohl nicht mit creag Fels, sondern mit rac, reach Recke

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Dragoner Drausensee. 402

zusammen, oder mit rig% König; 68 wird immer als König-Wolf über- setzt.

Dragoner, gewöhnlich als Dra- chen aufgefasst, vom franz. dragon, der Name kommt aber aus dem GB- lischen, wo dragon Anführer, Haupt- mann bedeutet, zusammengesetzt aus forc-an Fürst-Mann.

Drakenburg, OrtunterhalbNien- burg an der Weser im umtern Leine- gau, zu deutsch kleine Burg, von dra, droch klein und gann Burg.

Drangen oder Sarangen, einst Bewohner der Ebenen am Ferrah- rnd-Fluss, welcher aus der Gegend von Herat im östlichen Persien in don Zahrehsee mündet. Ferrah ist fear oder for, feoran, fearan, fistrion Feld, Wiesenland, von fear Gras, und rud ist red, ridys Bach. Aeimliches bedeutet Drangen, von trean-ae Feldleute; Sarangen hies- sen sie, weil sie am sar, suir Was- ser wohnten.

Dransfeld, Ort zwischen Mün- den und Göttingen, von freann Feld.

Drau, lat. Travus, zu deutsch grosser Fluss, von dear gross und abh Fluss, gleicher Name wie Trave bei Lübeck, im Gegensatz zur Save, kleiner Fluss, von sua-bi; Sau, wohl blos von sua Fluss.

Drausensee, ein grosser Seo bei Elbing östlich von der Weichsel, aus welchem der Elbing-Fluss nach äom Frischen Haff abfliesst. Der Ort Truso lag an ihm. Der See selbst hies Stagnum Drusne, Dru- sine oder Drusnie. Der Name Drus

Drawähn.

ist zusammengezogen aus dear gross und ais oder wisge Wasser. Truso ist die Gegend oder Stätte am See, von 0, ua Gegend. Es war hier ein esthnischer Handelsplatz für Bernstein und Pelzwerk; jetzt ist Elbing dafür entstanden, wss dasselbe bedeutet, von a’, el gross, buinne Wasser und ka Ort. Der Gegensatz zu dem grossen Wasser, el-duinne bildet der Thien oder die Thiene, welche bei Eibing in die Elbing mündet, denn Thien beden- tet kleines Wasser von di-ean, eben- so die Sorge, welche in den Dran- sensee mündet, von di-earg kleines Wasser.

Drawähn. Eine früher slavische Gegend an der Jotzel auf dem lin- ken Elbeufer bei Lüchow, Dannen- berg, Hitzacker, Wustrow und Gar- tow, die man auch noch zum Bar- dengau rechnen kann, wenigstens stand sie unter den Herzogen von Lüneburg. Der Drawähn theilt sich in den obern und untern; im obern liegen die Kirchspiele Zebelin und Crumasel, im untern mehr südlichen die Kirchspiele Klentze, JeetZe, Kü- sten mit dem Filial Menschesitz und Satemin. Die unmittelbaren Obern der Drawähner waren die Grafen von Lüchow und von Dannenberg und die Burggrafen von Hitzacker. Drawähn lautete alt Drevani, was vom gälischen tref, treabh Der abgeleitet werden könnte und dann Dorfbewohner bedeutete; da es aber eine Landschaft ist mit ziemlich vielem Wald, wird man zur Erklä- rung dair Eichwald und dan Gegend

Drawähn.

herbeiziehen müssen, oder doire Buschwald, Walddickicht. Slawisch bedeutet drewo Baum, was mit dem keltischen daire zusammenfällt. Klentze hies alt Claniki, etwa von clin Burg, Burgleute. Slavisch waren auch noch lange der Marsch- district Bleckede mit Garze oder Karze und Radegast, dann die Ge- gend bis Salzwedel und Arendsee bis zum Balsamer Lande jenseits der Biese. Die Schlösser Wustrow, Gar- tow und Schnakenburg waren erst brandenburgisch, wurden aber nebst Klötze 1390 von den Lüneburgi- schenHerzogen Bernhard und Hein- rich den damaligen Inhabern der Mark Brandenburg, dem Jodocus und Procop von Mähren abgenom- men. Ausserdem waren noch slavisch der sogenannte Lennego im Kirch- spiel Predöhl, Gerichts Gartow, alt Linegow, Wiesengau, von /ianWiese; dann Oering oder Nöring in den Kirchspielen Rebenstorf und Wol- bersdorf; Geyn mit demDorfe Cheine bei Salzwedel und dem Domanial- forste Chein (coidean, coid Wald), dann Broking und auf der Haide. Dass das Wort Drawähn ursprüng- lich nicht slavisch sondern keltisch ist, geht daraus hervor, dass in Westphalen, wohin die Slaven nie- mals kamen, ein grosser Sumpfwald ebenfalls Drevan heisst, mit dem ebenfalls keltischen Zusatz meri, welches merd, merydd Sumpf oder Marsch bedeutet (vergl. Dietmarsen, Märstengau, Merz, Mörsch u. s. w.). Dieser Dre-vano-meri liegtnordwest- lich von Osnabräck auf dem halben

4103

Dreba Dreieck.

Wege gegen Lingen an der Ems. In Wustrow und Lüchow wurde noch bis in die letzte Hälfte des vorigen Jahrhunderts slavisch ge- sprochen, in Wustrow 1751 zuletzt slavischer Gottesdienst gehalten, trotzdem dass Albrecht der Bär schon vor Jahrhunderten Nieder- länder hierher geführt hatte, na- mentlich in die Gegend von Salz- wedel und ins Marschland, alt Mars- cinerland (Marsc, Marisk, merydd Marsch). Ob diese Westslaven nicht vielleicht eber als Reste von kelti- schen Stämmen aufgefasst werden müssen, wäre weiterer Untersuchung werth.

Dreba, Ort bei Schleitz, slavisirt für das gäl, treabh (twarp) Dorf.

Dreetz, alt Dragawiti, alter Ort im Zemzizi-Gau, d.h. dem Semnonen- lande an der Havel bei BRuppin. Dra-ga-wit-i bedeutet klein-Wald- orts-leute, von dra klein, ka Ort, Haag, gwydd Wald und ui Leute.

Dreieck als Sinnbild der Drei- einigkeit findet sich bei den meisten alten Völkern, doch scheint bei den Indern die Dreieinigkeit, dort Tri- m urti genannt (/ri-mawr-dae drei- gross-Maun), zuerst in einen Glau- bensartikel ausgebildet worden zu sein. Bei den Slaven hies sie Tri- glav, auch Trigelaus, Tryglow, Troyglow, Dreikopf, von tri drei und glowa oder klawa Haupt (lat. glo- bus Kugel, keltisch Aa!b Bergkopf). In Stettin hatte Triglav einen Tem- pel mit prächtigem Schnitzwerk, Thier- und Menschenköpfe darstel- lend, angeblich so naturgetreu, da“

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Dreieck.

man glaubte, sie lebten. Die Bild- säule des Triglaus trug drei Köpfe auf einem Rumpf, wie der Trimurti bei den Indern, der auch, wie der Triglaus, ein Dreieck auf dem Kopfe hatte oder die drei Köpfe durch ein Dreieck verbunden. Dieses Dreieck ist bei den Indern heute noch das heiligste Zeichen, wie bei denJuden, bei denen eg aber keine Bedeutung hat, weil diese die Dreieinigkeit nicht kannten. Auch bei den Slaven war das Dreieck ein heiliges Zeichen, bei den Germanen dagegen scheint dies nicht der Fall gewesen zu sein, weil diese sich schon zu einer Zeit von den Indern trennten, wo letztere ihre Dreieinigkeit noch nicht ausge- bildet hatten. Dass die Juden blos die Form, nicht den Sinn des Drei- ecks kannten, zeigt, dass sie ihre Religionsbegriffe aus einer andern Quelle schöpften als die Inder. Bei letzteren bestand Trimurti oder die drei grossen Männer, bezw. Götter aus Brama, Wischnu und Shiwa; ihr Symbol war das geheimnissvolle Wort Oum, über welches schon in Indien Unsägliches gefabelt wurde, es sollte anzeigen, dass Brama den Himmel, Wischnu dieLuft bis zur Erde, also die Wolkenregion ent- sprechend dem Sturmgott Wodan, und Shiwa die Erde und was unter derselben (dia, sia Menge, Fülle der Früchte) bedeute. Oum ist aber weiter nichts als das keltische am- han, omhna oder eimn heilig, Hei- ligthum. Brama kommt von bar- amha oberster-Mann, bezw. Gott. ”odan, oder Wischnu ist der All-

404 Dreieicherhayn Dreinigau.

wissende, von /od wissen und an bezw. nae Mann. Der Trimurli thronte in Indien auf dem Berge Meru (maor Berg oder mawr gross und a, u Berg), wie Zeus auf dem Olymp und Triglav auf dem Terg- lou in den Alpen; letzterer wurde wieTrimurti bald als Mann bald als Weib gedacht, oder vielmehr als Mannweib, wie die meisten indi- schen Götter.

Dreieicherhayn, früher Reichs- forst, zwischen Darmstadt, Dieburg und Frankfurt. Darin die Orte: im Hayn und Götzenhain, und die alte Burg Dreicheich. Der Wald schei- det das Gerauerland vom Bodgan, in welchem Seeligenstadt und Die- burg liegen, welche bis zur Revolu- tion mainzisch waren. Der Name Dreieich kommt von dair, dri oder drei, wasEiche bedeutet; die zweite Sylbe Eich ist die Uebersetzung der erstern. Der Guntwald ist ein Theil des Dreieicher Forstes, von coid oder gwydd Wald. Dorneich ist eine andere Verdeutschung für Dreieich, Dornstatt, dairan kleiner Eichwald, oder doiran kleines Walddickicht. Götzenhain soviel wie Wald-hain, von coed Wald, schwerlich weil hier Götzen besonders verehrt wur- den, obwohl in der Nähe ein Hexen- berg ist.

Dreinigau, das hügelige Land im Norden der obern Lippe in West- phalen, auch Traginni genannt, darin Drensteinfurt, Dren, Drem kommt von treann Feld; Tragiani von tric, drag klein und can Bach, stein, tain bedeutet ebenfalls

I

Drei Reiter.

Wasser. Westlich von Hamm liegt Werne, alt Werina, von fearan

Feld; Heessen oder Hessen bei

Hamm, alt Heizi, bedeutet Bergleute, von aith, ais hoch und dae Leute; Ludinghausen, von /ua Wasser oder /i klein und taing fester Ort; Lipporch, von /ua-bikl. Wasser- burg, denn der Fluss Lippe selbst bedeutet kleines Wasser, von /ua- bi; Sumersedi (nicht Sommer- sitz), von/om Haus oder /aom Wald und er gross; Beckum, alt Bike- hem, kleiner Ort, von beagr klein und om Ort, Heim; Lisborn, klein Wasser, von Ji klein und ais, uisge Wasser; Diestede, von di klein und stuad Hof; Cappenberg, von keap Bergkopf; Selm, alt Se- lihem, von di klein und //y Stätte; Stokheim, von teaghaim Wohn- ort; Büttrup, von bi klein und treabh Dorf, alt Bottesdorf, von bi-tas kl. Ort; Kolkebeck, alt Calinbechi, von giolan Bächlein; Herzfeld, alt Hirutfeld an der Lippe, von raidh, reoth, ruth Feld, gleich Hertfeld.

Drei Reiter. „Es reiten drei Reiter zum Thore hinaus“ u. 8. w. Wenn in den alten Volksliedern von einer Mehrzahl von Reitern die Rede ist, so sind es nie zwei, oder vier oder fünf, sondern immer drei. Es ist dies der Ritter mit seinen beiden Knappen, die altkeltische Triade, oder Trimarkisia (iri drei und marchnys Reiter). Esfochten näm- lich die alten Kimbern und nach ihnen die Deutschen bis in das Mittelalter stets zu dritt, nach

4105

. Drengr Dresden.

Glenen, von /ann Lanze, oder in Gleven, glaive, chladeb, gladius Schwert. Der Ritter focht zu Pferd, seine beiden Edelknechte, zu Pferd oder bei ärmeren zu Fuss, deckten ihm den Bücken und die Seiten, hielten auch seinem Pferde die Zü- gel. Zu einem Spies oder Gleve ge- hörten immer diese drei Personen. Pausanias beschreibt schon diese Trimarkisia als keltische Fechtart. Im Mittelalter hatte ein Herzog einen Ritter und einen Edelknecht hinter sich. Zu Cäsars Zeiten foch- ten die Germanen (Kimbern oder Deutsche) in gleicher Weise neben dem Reiter, und hielten sich die Fusssoldaten an den Mähnen des Pferdes, wenn es schnell vorwärts gehen sollte; in der Schlacht bei

' Pharsalus entschieden diese Reiter

den Sieg für Cäsar gegen Pompejus.

Drengr, nordisch gleich dem irischen drong Volk, daher wohl Drontheim inNorwegen, wenn nicht eher von /reann Feld.

Dresden, alt Dresnen, Dresen, Dreseden, Dresdin, latinisirt Dresda und Dresdena; drysi, Plural dry- sien bedeutet Gestrüpp, Dornge- sträuch und dun, din Burg, Veste, Wohnort, also ein mit Dornenflecht- werk umgebener Wohnort. „Dres“ mag indess auch soviel sein als Treysa, von trais, daras, dras Dorf, und „den“ kann von ion Nieder- wald oder von fain Wasser (Elbe) herkommen. Von den Böhmen wird Dresden Drazdany, alt Drazdo- nedz genannt, was von dem slar. trasi Fähre, Furt herkomm-- *---

Dreux Drochatts.

trasdanina oder tras-dan (von da- nina Steuer) wäre sonach ein Ort, wo das Fährgeld bezahlt oder sonst ein Zoll erhoben wurde.

Dreux, alt Durokasses, Wasser- veste-Bewohner, von dur Wasser, cas Veste und ais Mann. Dreux liegt in der Isle de France an der Grenze der untern Normandie.

Drevanomerl, vergl. Drawähn.

Driburg, zu deutsch Eichenburg, Waldburg, von dair, deri, dri Eiche, es ist ein Badeort am Ost- fuss des Teutoburger Waldes.

Dritteisbau, bei welchem der Grundherr und der Lehenbauer den Ertrag nach Dritteln mit einander theilten, ist eine altkeltische Ein- richtung, die sich bis in das Mittel- alter erhielt. Im Keltischen hies dieselbe tresius oder tresius-jurnalis, vom gäl. (reas Drittel und ais Dar- lehen oder tus, vis Niessbrauch, also Drittelslehen, Drittelsniessbrauch.

Droalsy, Ort in Frankreich, vom gäl. der klein und aiteas Wohnort, alt Dreausia.

Drochatts, Ort in Sachsen, zu deutsch Brücke, von drochad; gleich Drogheda in Irland an der Boynemündung, der Schlüssel Ir- lands genannt, einst von Cromwell erobert, wurde die ganze Besatzung niedergemetzelt. 1690 wurde hier abermals die bekanute Schlacht an der Boyne geliefert, welche die Ir- länder vollends um ihre Freiheit brachte. Es handelte sich hierbei stets um den Uebergang über den Fluss, bezw. den Besitz der Brücke nd der sie beherrschenden Stadt.

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Drömling Drom.

Drohiczyn am Bug in Polen ist dasselbe, mit czyn, tsin Burg, wäh- rend die erstgenannten Formen dae, Ort, angehängt haben, was bei Dro- chatts in s umgewandelt wurde. Drömling, grosser Hoch-Wald an der Aller, zwischen dem Magde- burgischen, Braunschweigischen und der Altmark. Er ist voll Mooren und vorzugsweise mit Erlen (oder Ellern), Eschen und Birken bewachsen. Aus dem Erlenholze verfertigen die An- wohner des Waldes Mollen, Wurf- schaufeln und anderes Geschirr. Diesem Drömling steht der Drom, südlich von Detmold gleich, beide bilden eine Hochfläche, ebenso der Strombergim Kraichgau. Name von druim Bergrücken, flache Höhe. Drolie, Tralle, Dralli, ein Tölpel, nordisch thraell, Sklave; im Ir- schen bedeutet drol/, drall, Dem. dreollan dasselbe, was das ober- deutsche Dralle, während /rail/ dem nordischen thraell gleichsteht, fran- zösisch drole, tölpelhaft, drollig. Drom, auch Fallrum, Feld- rom, ein Dorf am Teutoburger Wald, etwas südlich von Detmold. Man hat den Namen dieses Dorfes in „Fall Rom!“ gedeutet und die Varusschlacht hierher verlegt, was indess irrig ist, denn die Gegend um Feldrom hies früher de Drom (Drömliug). Diesen Namen hat man auch aus Trumm erklären wollen, d. b. dem Ende des Gebirges, weil der Osning hier eine nach Osten vorspringende Ecke bildet. Druim. dröm bedeutet aber flacher Berg. Der Drom war früher nicht be

Dron Drontheim.

wohnt, sondern wurde aus dem herrschaftlichen Schlosse zu Horn zur Weide für Ochsen und Pferde benutzt. Allmälig wurden Stücke daraus zu Feld umgebrochen und eine herrschaftliche Meierei ange- legt, die den Namen das Feld auf dem Drome oder Dromfeld erhielt. Die Bauern, die sich nun nach und nach auf dem Drome ansiedelten, hiessen die Drömer, und ihre Ascker das Drömerfeld. Auf dem Drome findet sich noch der Ausdruck Drö- merberg. Mit Fall Rom! hat, wie sich aus Obigem ergibt, Feldrom offenbar nichts zu schaffen, sowenig als das Winnfeld oder die Roden- becke, ein Bach, den man in Blutbecke umwandelte. Klopstocks Phantasie verlegte die Varusschlach- ten nach Warburg, Vartar, Varn- holz (angeblich Varus-Holz), Orte, die zwanzig bis dreissig Stunden von einander liegen, und doch in einem Tage von Varus mitten unter Kämpfen erreicht worden sein sol- len. Den Rothenbach lässt er von Bömerblutroth werden, im Knochen- bach ihre Gebeine verfaulen. Ro- thenbach kommt aber von rhet, rhidys Bach, und Winnfeld oder. Windfeld von gwydd, gwind Wald. Wenn die Form Fallrum aus dem: Alterthum stammt, dann kann Fall auch von /ald Pferch abgeleitet werden.

Dron, ein Bach auf dem Hunds- rücken, alt Drahonus, von dra ver- setzt für der klein und an, ean Wasser; mittelalterlich Drona.

Drontbeim oder Trondheimr,

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Drosendorf Druse.

Stadt in Norwegen, bedeutet Feld- ort, von treann Feld und om, aim, heim, d. h. Wohnstätte (Heimath bedeutet Heimathsland, von iatk Landschaft, Gegend).

Drosendorf, alt Drozendorf, vom gäl daras, dars, dras, dros Dorf, Haus.

Droue, latinisirt Draavia villa, Ort in Frankreich, von treabh Dorf und bi klein.

Droyes, Ort in Lothringen, dreas Ort.

Druide bedeutet im Keltischen Zauberer, und zwar in allen Mund- arten, und dauerte sogar noch in christlichen Zeiten fort. In der Schlacht von Moira, die 637 nach Christus geschlagen ward, wo also Irland schon christlich war, spiel- ten die Druiden mit ihren Zauber- sprüchen noch eine Rolle. Die Ge- schichte dieser Schlacht (the battle of Magh-ratk: = Feldburg, dafür später Moira). wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zuletzt bearbeitet und. neuerdings von O’Do- novan herausgegeben. In Deutsch- land gibt es- einen Drudenbühel zu Winzingen bei Neustadt an der Hardt, Truttondal zu Eächstetten am Kaiserstuhl, Druedengrueben, eine Foldgegend bei Kdingen nächst Ladenburg.

Druse oder Drusenthal in. Grau- bündten, welches durch das- enge Druser Thor diesen Canton mit dem Montafunerthal im Vorarlberg ver- bindet, dann das enge Trusenthal im Thüringerwald, durch welches die Truse vom kleinen Imselsberge

Drusus Dubach.

an Brotterode vorbei südlich nach der Worra strömt, westlich von Schmalkalden; ferner die Drusel, eine Enge zwischen hohen Basalt- felsen im Habichtswald südlich vom Schlosse Wilhelmshöhe. Der kleine Bach, der die Schlucht durchströmt, heisst ebenfalls die Drusel, ein Wirthshaus dabei „an der Drusel“, Von da ist der Name Druseln auch auf alle Abzugsrinnen in den Stras- son der Stadt Cassel übergegangen. Endlich in Kärnthen westlich vom Lavantthal ein Truhsenthal mit dem Orte Trusen. Alle diese Namen ha- ben selbstverstäudlich mit dem rö- mischen Feldherrn Drusus nichts zu schaffen, sondern kommen vom kimbr. drws Thor, Pass, Durchgang. Die einfachere Form lautete kimbr. ärmy, gälisch tre, gothisch thairh, woraus dann unser deutsches Thor, Thüre wurde.

Drusus, der Stiefsohn des Au- gustus, der als römischer Feldherr verschiedene Feldzüge gegen die Germanen auf dem rechten Rhein- ufer ausführte, hatte keltisches Blut in seinen Adern, er war der Urneffe (pronepos) eines gallischen Anfüh- rers, der Drusus hies und ermordet wurde. Im Gälischen bedeutet fuirse Herr, Anführer, latinisirt wurde dar- aus Drusus. In den deutschen Sagen wurden aus den Thursen Biesen.

Dschebel, arabisch für Berg, ur- sprünglich kleiner Berg, vom kelti- schen di klein und be/, ba? Berg, Fels, Stein.

Dubach im Elsas, vom gäl. di oder du klein und ab, abh Wasser.

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Duben Dublin.

Duben, Dorf bei Budweis in Böh- men, gleich Düben oder Döben.

Dubheda, gälischer Mannsname, der Schwarzohr oder Braunohr be- deutet, von dubh schwarz und od, aud Ohr, lateinisch audire.

Dubila, alt Duflyn, auch Eblana, Hauptstadt von Irland. Der Name wird von den irischen Sprachfor- schern als schwarzer See erklärt, von dubh schwarz und lin See. Es liegt aber kein solcher See bei Dub- lin, zudem ist Dublin ein Orts- und kein Wassername. Die richtige Er- klärung gibt die Form Eblana, denn diese bedeutet Hofscheuer, zu einem Bauernhofe gehöriger Feldschuppen, von aoibh, oibh, ebh Hof und lann, Ionn, Tun, Iyn Schuppen, später auch Kirche. Dubh bedeutet nicht blos schwarz, sondern auch grose. Bei Trient in Wälschtyrol liegt ein Ort Toblino, latinisirt Tublinum, ein Schloss mit See; hier nun be- deutet /in See. Macduff, ein Clan in Schottland, ist das Geschlechtder Schwarzen, Grossen, Gewaltigen. Dass aber Dublin in Wirklichkeit aus einer Fruchtscheuer entstand und noch in späteren Zeiten Vor- rathskammern für Getreide enthielt, ergibt sich aus folgender Sage. Der Normanne Frithlef steckte den Ort dadurch in Brand, dass er eine Menge Sperlinge einfangen lies und ihnen glimmenden Schwamm unter das Gefieder band; als diese nun in ihre heimischen Fruchtspeicher zu- rückflogen, geriethen letztere sammt den Strohdächern in Brand. Ohne das Vorhandensein von Fruchtspei-

Dubniss.

chern wäre es nicht möglich gewe- sen, Schwärme von Sperlingen ein- zufangen, denn wo keine Frucht ist, gibt es diese Art von Vögeln nicht. Das Anzünden von Orten durch das angegebene Mittel kam in ältester Zeit öfter vor; so wurde die alte Stadt Duna (dun, din Burg) in der- selben Weise durch den Normannen Hading verbrannt. Caer Vyddin (Wald-ort, jetzt Cirencester zwischen Oxford und Bristol) wurde von Kö- nig Gormund dadurch erobert, dass er den Vögeln Pech und Schwefel in Nussschalen unter die Flügel band; Caredig hies der Vertheidi- ger dieser Burg. Harald Hardrathi, der mit einigen Warägern in byzan- tinischem Solde stand, eroberte auf dieselbe Art eine Stadt in Sicilien. Er band nämlich den Vögeln mit Wachs und Schwefel bestrichene Kienspäne auf denRücken. Die rus- sische Fürstin Olga belagerte mit Warägern eine Stadt der Drewier, mit Namen Korosten (jetzt Iskorost an der Usha in Wolhynien) lange vergeblich, endlich versprach sie Frieden gegen die Abgabe einer Taube und dreier Sperlinge von jedem Hof; sie gab an, die Vögel auf dem Grabe ihres von den Dre- wiern getödteten Gemahles opfern zu wollen. Der Tribut kam. Da lies sie jedem Vogel ein kleines Strohbäschel mit Schwefel und Feuer anbinden und sie in ihre Nester zu- rückfliegen, wodurch die Stadt in Brand gerieth.

Dubniss, schwarzer Krieger, gäl. dubh schwarz oder auch gross und

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Duda Duderstadt.

niadh Held, latinisirt Dubnissus auf Inschriften.

Duda und Dudari, zwei alte Orte im Lahngau. vom gäl. du Dorf und di oder der klein, oder umgekehrt von di, du klein und da, dae bezw. duar Haus, Ort.

Duderstadt, Stadt auf dem un- tern Eichsfelde, bedeutet wie Duden- hofen bei Speier und Todenhausen, Todenwart inHessen entweder einen Hof des Dudo, in welchem Falle je- doch eine alte Form Dudonis villa nachzuweisen wäre, oder keltisch grosser Hof; denn das gälische doid und daskymrische fyddyn be- deuten Bauernhof, letzteres kleiner Hof. Hierher gehören auch Dutt- weiler, Dittweiler, Titting (alt Tutin) in Bayern. Duderstadt könnte auch vom gäl. du Dorf und der klein abgeleitet werden, was aber weniger passt, denn Duder- stadt war von ältesten Zeiten her der Hauptort des Eichsfeldes oder wenigstens des untern, nördlichen Theiles desselben, der alt das Om- feld hies; zudem war sein alter Name Dudunstede, also wörtlich tyddyn. Diesist, wie bemerkt, kym- risch, deutet also auf einen kymri- schen Beherrscher, während Duder- stadt gälische Form hat und als grosser Hof übersetzt werden kann, von doid Hof und er gross. Eine der ältesten adeligen Familien von Duderstadt heisst von Sothen (tyd- dyn), es mag dieselbe von den al- ten Grundherren des Ortes abstam- men, woraus gerade noch nicht folgt, dass sie einst kimbrisch war,

Duere Dübelstein.

denn die deutschen Herren erhiel- ten von den gälischen Hörigen die- selben Titel (doid-un oder doid-an Hof-mann), wie die ihnen vorausge- gangenen kimbrischen. Duderstadt lag im Lisgau in der sogenannten Duderstädter Mark oder in einem Grenzbezirk, der auch die goldene Mark hies und die sächsische Grenze gegen Thüringen bildete, denn das untere Eichsfeld war sächsisch, das obere von den Ombergen an thürin- gisch. Duderstadt war einer von den fünf Höfen oder Pfalzen, welche Heinrich I 929 seiner Gemahlin verlieh, um sie zu geistlichen Stif- tungen zu veräussern, die anderen waren Pöhlde, Gronau, Quedlinburg und Nordhausen.

Duero, Fluss in Spanien, latini- sirt Durius oder Turius, von der, dur Wasser. Bei Aquileja floss auch ein Turrus. Aus dwr wurde im Griechischen mit vorgesetztem Artikel Hydor, im Deutschen Dur- bach, und Thur.

Dorstadt, alt Duerstede, latini- sirt Dorestatum, Ort in Nieder- deutschland, von fuar Dorf.

Dübel, Ort in Schleswig, wo die vielgenannten Dübler Schanzen, der Insel Alsen gegenüber, von du, dubh Dorf und bill klein.

Dübelstein, Fels im Canton Zü- rich ; alte Formen dafür sind toebel, tuebel, duebel, thuebeln, tuebiln, taobeln,' tueblen, tubel, diebol, tu- bulcol, zu deutsch schwarzer oder grosser Fels, von dubh schwarz, gross und aill, oill Fels, Stein. Man fasste Felsen solchen Namens

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Düben Dümmersee.

gewöhnlich als Teufelssteine auf; Teufel ist indess selbst aus dubh-il schwarz-gross entstanden. Bei der Form Dubulcol ist noch ein co} Berg, angehängt.

Düben, Ort in Sachsen, dasselbe, was Döben, schwerlich von zywyn Ufer, Sandufer.

Dümmersee, westlich von der Weser an den Grenzen Westphalena, von der Hunte durchflossen, ein grosses Moorwasser, alt Dum-meri, schwarzes Meer, von dubh schwarz und muir Meer. Dabei der Dyvbrok oder schwarze Bruch gegen Oana- brück hin. Der Dyvbruch hies auch Devense Morast. Als Gegensatz zum schwarzen Moorboden heisst der Theil des Landes gegen die Hase hin dasweisse Feld, weil es mehr sandig ist, darin die Horsteine, alte Gräber in Hügelform, von or Berg. Der südlichste Theil der Gegend heisst das Kerlsfeld, angeblich weil Wittekind hier von Karl geschlagen wurde; die Schlacht soll drei Tage und Nächte gedauert haben. Dieses Karlsfeld liegt westlich von Ovel- gönne an den Quellen der Altebach (alt Bach), die in die Hase mündet bei Wigbold (gwig Wasser und baile Veste, polis) und der Krebs- burg (cro-bi kleine Burg gleich Kropp). Dabei die Lecker, von lu- caoir klein Bach, und daher mag auch Kerlsfeld entstanden sein, von caoir Bach und /i klein. Ovel- gönne gleich grosse Wasserburg, von obh-il-gannWasser-gross-Veste, es liegt an der Hunte. Weiter oben an der Hunte die Lppenburg,

N

Duin Dünkirchen.

Wasserburg, von abh-an kl. Wasser oder von aoibhan kl. Bauernhof, gleich Ibbenbüren oder Hof-bauern.

Duin, alter Ortsname gleich din oder dun Burg, Wohnort. Duin wird auch oft Toewen, Dywein, Ty- bein, Thebein, Theben geschrieben, und kommt sowohl in Griechenland, in den Slavenländern als in Aegyp- ten vor; auch Magdeburg hies slavisch Dewen, weshalb es von Einigen mit der Diana in Zusam- menhang gebracht wird, weil die slavische Dewana daselbst verehrt wurde; es mag aber der gälische Name duin, dewen erst die Ver- anlassung zum slavischen Dewana- cultus daselbst gegeben haben. Tev, teb bedeutet übrigens auch Tempel, teb-ion Tompel-stadt, theb-an Tem- pel-leute oder Thebaner. Für die Tempelstadt Theben in Aegypten wird diese zweite Bedeutung wohl jedenfalls die richtigere sein.

Däna, Fluss, der in Lithauen ent- springt und beiRiga mündet, gleich Donau, Don, von tain Wasser ; die Dwina kommt wohl eher von di- ean klein Wasser, im Gegensatz zur Wolga, die von bailc, bualc her- kommt.

Duingen, alt Duthungun, zu deutsch kleine Burg, von di, du klein und daingean Veste ; Duingen liegt an der Leine im Aringau bei Alefeld. Aus daingean wurde auch Thiengen, Tübingen u. s. w.

Dünkirchen, flämisch Dünkerke, franz. Dunkerque, Stadt in Flan- dern, kam unter Ludwig XIV an Frankreich. Der Name der Stadt

411 Dünnersberg Düren.

kommt von einer auf den Dünen von dem heiligen Eloy, welcher den Flamändern zuerst das Christenthum predigte, erbauten Kirche. Im 10. Jahrhundert umgab Graf Balduin von Flandern die Stadt mit Mauern. Im 12. Jahrhundert wurde hier eine Flotte gegen die Normänner ausge- rüstet. Robert von Bethüne, Graf von Flandern trennte Dünkirchen mit Umgebung von Flandern und bildete daraus einen besondern in- dess im flandrischen Lehensverband verbliebenen Bezirk. 1646 und 1658 wurde Dünkirchen von den Franzo- sen erobert, kam sodann einige Zeit anEngland, verblieb aber seit 1662 bei Frankreich; förmlich abgetreten wurde es indess erst durch den Utrechter Frieden. Kaiser Karl V übte noch die Oberhoheit über Dün- kirchen aus, und lies daselbst ein Schloss bauen. Düne kommt von dun Hügel, englisch down, dunan kl. Hügel.

Dünnersberg bei Hollerbach in Würtemberg gleich Donnersberg, von dun Berg und er gross.

Düren, Ort bei Aachen, alt Mar- codurum, zu deutsch Pferdehaus, Gestütshof, vom kimbrischen march Mähre, insbesondere Stute, und duar Ort. Solcher Stutereien hat- ten die Kelten verschiedene, z. B. in Pöhlde am Harz, alt Palithi, Polede, von peall Pferd, deutsch Fohle und dae Ort; dann in Ivrea in Oberitalien, alt Eporedia, von ep Pferd, griech. hippos, ebwr Reiter und dae, tio Ort; endlich in Eburo- dunum, jetzt Tongern, dam Hauptort,

Dürnbach Därrenberg. 412 Dürrheim Dürelsmoor.

des Reitervolkes der Eburonen, hier dun statt dae Ort, bei Ephesus steht dafür aiteas mit gleicher Be- deutung.

Dürnbach, alt Durrinbach in Oestreich, Dürrenbach in Würtem- berg bei Hedelfungen und Neufen, desgl. bei Breisig am Niederrhein, such Dörrenbach genannt; Düren- bach bei Ahrweiler; Duerenbronne zu Landshausen bei Eppingen im Kraichgau, sämmtlich von dur, dr Wasser und der Verkleinerungs- Endung an oder yn.

Dürnstein an derDonau in Oest- reich und Dürnburg bei Salzburg, gleich Dörnberg, Dürrenberg u. s. w., von forran kleiner Berg, torr Berg, Storren.

Dürren, Weiler an der Argen (earg Wasser) in Oberschwaben, zu deutsch kleines Hans, kleines Dorf, von fuaran, Dem. von fuar Dorf, Haus.

-Dürrenberg, Dörrenberg, Derrenberg, Dörnberg, vom gäl. torr Berg oder torran kleiner Berg, Storren. Dürrenberge gibt es bei Bröckingen und Plinzhausen in Wür- temberg, dann bei Rothenfels im Murgthal; Durrinperch, Duor- rinperch, Ort in Oesterreich. Ein Dürrenwald bei Hohenberg in Wür- temberg, ein Bergwald. DerDörn- berg bei Kassel wie der Dorn- berg im Salzburgischen könnten auch als Eichwaldberg erklärt wer- den, wenn ein solcher Wald darauf " stünde, von dair Eiche (wie bei Dorneich) ; der Dörnberg bei Kassel ist aber grossentheils kahl und

dient als Schafweide, scheint auch in ältesten Zeiten nicht bewaldet gewesen zu sein, sonstwäre er nicht zu verschiedenen Malen im Mittel- alter als Standquartier für grössere Truppenmassen gewählt worden; seine Abhänge sind nach allen Sei- ten steil, er ist daher leicht zu ver- theidigen, seine Hochfläche ist mit Ringwällen eingefasst, die jetzt aber wenig mehr hervortreten. Ebenfalls von forran kommt mons Durroberg in der Schweiz und der Dürrebühl bei Bubsheim in Wärtemberg. Dürrheim, Dorf und Saline bei Villingen, alt Durreheim, von tuar Dorf, ebenso Durrweiler bei Freudenstadt, alt Durwilare. Der Plural von fuar lautete alt furu oder duru, latinisirt durum, was als Endungbei vielen latinisirtenalt- keltischen Städtenamen vorkommt, als Octodurum im untern Wallis, tuar ist das arabische Duar Dorf. Duisburg, Ort am Niederrhein, Duysburg, Dorf zwischen Löwen und Brüssel, Tusendorf in Oest- reich, von dus, tus, tais Festung oder (asHaus. Duisburg kann auch als Fürstenburg erklärt werden, von duais Fürst, Herr. Düsseldorf, grosser Bauernhof, von doid Hof, Gut und i/ gross. Düvelsmoor, schwarzes Moor und nicht Teufelsmoor, von dubh schwarz und il gross, ein beinahe acht Quadratmeilen grosser Moor- strich in der Mitte des Herzogthums Bremen, früher eine völlige Wild- niss, jetzt theilweise urbar gemacht und bewohnt. Das Torf-Moor ze-

Dullwald.

fällt jetztin verschiedene Abschnitte, als Wallhofer Moor, Gieler Moor, Wilster Moor, Gnarsenberger Moor. Von der Weser ist das Moor durch eine bis 350 Fusshohe Sanddüne, den sogenannten Weiherberg geschieden, der vom Volke kurzweg up der Wehe genannt wird, und der höchste Borg weit und breit ist, Der Hauptfluss, der aus dem Moor abläuft, ist die Hamme (amhain Wasser), sie ver- einigt sich kurz vor ihrer Mündung in die Weser mit der Wümme, von welcher die Gegend zwischen dem Moore und der Weser der Wümme- gau oder alt Wigmodia hies; yryg- mal-ia Wasser-gross-Land. Dem Moore gegen Osten liegt höheres bewaldetes Geestland, der alte Wald- sassengau, während das Moor selbst sich nördlich an der Oste (uisge) abwärts noch in den alten Ostegau zieht, andererseits an der Wümme aufwärts bis ins Verdensche, wo die höher gelegene Lüneburger Haide beginnt, die sich zu beiden Seiten der Moore längs der Elbe und Weser als Geestland bis an die Mündungen dieser Flüsse hinzieht, und das Moor, das alte Stammland derChauken kes- selförmig umschliesst. Schon Plinius beschreibt dieses Chaukenland mit seiner Torfstecherei, so wie sie heute noch betrieben wird. Chauke, coiche Wohnort auf einer Erderhöhung. Dullwald. Ein Waldstrich an der Weser, wie man annehmen kann im Lande der alten Dulgibinen, Dulgubunen oder Dulgumnier, Nachbarn der Angrivaren undLongo- barden, wie Tacitus und Ptolemäus

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Dullwald,

berichten. Dolgr bedeutet im Alt- nordischen Feind, Dolg angelsäch- sisch Kampf, althochdeutsch ist Tolk Wunde, daher jetzt noch der Ausdruck Jemanden talken, herum- talken, durch Angreifen beschädi- gen; gibinen wäre geben, also Wunden gebende Kämpfer. ImNor- dischen kommt als Eigenname Dolg- thrasir vor, Wundenträger. In die- ser Weise erklärt Kaspar Zeuss den Namen des Volkes. Damit wäre aber blos die Form Dulgibinen er- klärt, nicht aber Dulgumnier. Wäre der Stamm in Wirklichkeit ein ge- waltiger Wundenschläger gewesen, wie man nach Zeuss annehmen müsste, so hätte sich der Name unter den Deutschen erhalten; dem ist aber nicht so, von einem Volke der Dulgibinen weiss die spätere Geschichte nichts mehr, blos im Namen Dullwald findet sich noch ein Anklang an denselben, und die- ser Waldname gibt den Fingerzeig für die Erklärung. Dull oder to} bedeutet steil, hoch, giubh Wald, insbesondere Kieferwald und en, on, in Leute; die Dulgibinen waren (ähnlich den Gepiden) Bewohner der Waldhöhen, sei es des Harzes oder der Wesergebirge, etwa des Sün- tals oder Süutels (Wald-steil), bei welchem der Dullwald liegt, zwi- schen den Angrivaren an der Weser und den Longobarden an der Elbe, entweder eine Unterabtheilung der Cherusker oder ein zweiter Name für diese Härzer. Die Form Dulgumni kommt von fol-cmmm- nae hoch-Thal-Leute.

Dulos Dangstrap.

Dulos oder Doulos, Sklave bei den Griechen, vom gäl. duile Knecht, armer Mensch.

Dumpf, ein Bergwald bei Bein- stetten in Würtemberg, von faomb Buschwald.

Dun, Flüsschen in Nordfrank- reich, latinisirt dunus, von tain Wasser.

Duneiberg bei Trier, alt mons duonnlberg, von dun Berg und W/ gross.

Dunenberg im Canton Zürich, von dunan kleiner Berg.

Dunestat, Ort in Thüringen; Thundorf, Dundorf bei Münner- stadt, von dun Stadt, verzäunter Ort, Zaun, englisch town. Solche Befostiguugen bestanden in Pfahl- werk, sei eg in seichten Wassern, wo sie gewöhnlich liub, lle-abh, Stätte-Wasser, hiessen,, sei es auf Höhen; beiletzteren wurden Balken- lagen mit Steinen ausgefüllt nach Art der Blockhäuser über ein- ander befestigt und oben mit Zinnen oderFaschinenkörben gekrönt; dar- aus entstanden die Ringwälle und Burgen.

Dangstrup, Ort bei Wildeshau- sen in Westphalen, alt Dungesdorpe; daing, tuing, twing bedeutet Zwin- ger, Burg. Die Form dorpe, wie sie in den Corveyischen Traditionen vor tausend Jahren geschrieben wurde, neben strup, das heute in West- phalen und Jütland häufig ist, zeigt, dass beide Formen in ein und demselben Lande gebraucht wurden, keine also blos oberdeutsch oder blos niederdeutsch war. Dorpkommt

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Dunkelbach Doras.

übrigens von tfreabh, was Dorf be- dentet.

Dunkelbach im Odenwald, von dun Berg und gil Wasser, Berg- wasser; dunkel, finster bedeutet im Gälischen doilbh.

Duppenberg in Rheinhessen, kleiner Berg, von du klein und benn Berg, oder auch grosser Berg, von dubh gross, schwarz.

Durani, ein Volksstamm in Af- ghanistan, gleich Thüringer, von doir Walddickicht und an Mau oder Leute; sie kamen aus de Waldgegenden des Hindukusch nach Afghanistan, wo sie jetzt nocheinen der herrschenden Stämme bilden.

Durance, Nebenfluss der Rhone, der in der obern Provence entspringt und unterhalb Avignon in dieselbe mündet; sein keltisch - latinisirter Name war Druentia, von der oder dur Wasser, durean kleines Wasser, im Gegensatz zur Rhone. An derDu- rance liegen: Embrun, alt Ebre dunum, entweder gleich Ivrea, alt Iporedia, Reiterstadt oder Ebre- stadt, von aber Fluss oder endlich von e-bar kl. Berg, also Bergstadi. je nach der Lage der ersten An- siedelung; dann Cavaillon, alt Cabellio, von cabal Schiff, gleich Chalons an der Saone, und Siste- ron, von sosta oder sois-ta gut, foster Ort und aran Berg; es ww eine Bergburg, welche das hier eng? Durancethal beherrschte.

Duras, Ort in Brabant, früher auch Durake und Durachium, gleich dem Dyrrachium in Süditalien am jonischen Meere; letzteres von dr

Durbach Durlach.

und acha Wall, Veste, also See- veste. Die einfachere Form Duras ist wohl blos daras, tuaras Häu- Ser, wenn man, um es mit Durake gleichbedeutend zu erhalten, nicht an der Wasser und ois Burg den- ken will.

Durbach, Dorf in der Ortenau bei Offenburg, von dwr Wasser.

Durenbach, Ort bei Ettenheim, von duran, Deminutiv von dur oder dwr Wasser (Thur, Duero, griech. Hydor), andere Formen sind Dür- renbach, Dürnbach u. 2. w.

Durfos, altes Castell an der un- tern Maas, zu deutsch Wasserburg, von dur Wasser und /ois Wohnung, Voste.

Durlach, Stadt an der Pfinz und dem jetzt ausgetrockneten Ostrhein am Fusse eines steilen Borges, auf welchem noch ein aus grossen Sand- steinguadern aufgebauter hoher rö- mischer Wartthurm steht, alt Dur- lahe und Duriacum; Lahe ist Ze Stätte, acum acha Veste. Dur da- gegen kann von dwr Wasser oder auch, wenn die Warte den Anlass zur Erbauung des Ortes gab, von torr Thurm abgeleitet werden; die Form lach entspricht dem keltischen loc Ort, welche selbst wieder, wie aus lahe sich ergibt, nur eine aspi- rirte Form von We Stätte ist, mit dem Nebenbegriff fester Ort, festes Loch; möglich, dass die erste An- siedelung eine Höhle in dem wage- recht geschichteten, leicht auszu- brechenden Sandsteine des Thurm- berges war. Auf letzterem befindet sich noch jetzt eine kleine Höhle,

415 Trurnocor Durocortorum.

die aber in Kalk gebrochen ist, der den Gipfel des Berges bildet. In deutschen Zeiten gehörte Durlach den Zähringern, deren Sitz im Breis- gau wie in Kleinburgund (West- schweiz) war. Mit den Hohonstaufen lagen diese häufig in Fehde, weil sie wia alle Landesfürsten sich auf Kosten des Reiches zu vergrössern trachteten. Während Friedrich der Rothbart im heiligen Lande weilte, wurde Berthold V wegen solcher Uebergriffe von Conrad, Herzog von Schwaben, Friedrichs Bruder, mit Krieg überzogen; derselbe lagerte zu Durlach, wurde aber hier im Kaisergässchen von einem Metzger erstochen, welcher denselben bei seiner Frau betroffen hatte. In ba- dischen Zeiten war Durlach Resi- denz der Durlacher Linie, Karl erbaute hier die Karlsburg, nach- dem er von Pforzheim hieher über- gesiedelt war. Die Franzosen unter Melac verbrannten diese Burg; die malerischen Ruinen derselben wur- den erst in neuester Zeit von der Bürgerschaft sammt den alten Stadt- thoren abgerissen, um dem Zeit- geiste zu genügen und diealte Stadt damit vollends wieder zu einem Dorfe umzuwandeln, nachdem 1715 die Markgrafen sich in Karlsruhe eine neue Residenz angelegt hatten.

Darnocor, Schutzherr, torn Herr, König und comh Schutz, Verthei- digung.

Durocortorum, ein Grenzort der Bemer oder Rheimser an einem Fluss, von dwr Wasser, corr Grenze und tuar, Plural tuaran Häuser.

Durrweiler Duysborch. 416

Durrweiler, Ort in Würtemberg, alt Turewilare, dann Türheim in Bayern, alt Turehem, zu deutsch Dorf, von fuar Dorf.

Dutphe, Hauptort einer alten hessischen Grafschaft im sogenann- ten Hinterlande an der obern Edder und Lahn; dut ist ualh oder deud, dud Fürst, Gaugraf und aoibh Hof. Eine ähnliche Form ist Lasphe, alt Liedi an der Edder, lia-dae Wasser-Haus oder Wasser- Leute, ebenfalls mit später ange- hängtem aoibh, woraus anderwärts off, uff, z. B. Ufhofen wurde. Mit den Danduten, einem alten hessisch- engerschenVolksstamme, hat Dutphe wohl schwerlich etwas zu schaffen.

Duttenberg, Anhöhe bei Nellin- genin Würtemberg, desgl. bei Wall- bach in Baden, soviel als Dotten- berg bei Solothurn, kleiner Berg, von di klein und dun Berg.

Duttweller, Ort in der bayeri- schen Pfalz, von doid Bauernhof. Duttenhofen, eben da, von /yddyn mit gleicher Bedeutung, ebenso Titting, alt Tutin, in Bayern.

Duysborch, lateinisch Dispar- gum, zu deutsch Fürstenburg, von duais Fürst und bwrg Burg, ein altes Schloss mit einem Flecken südöstlich von Brüssel, südwest- lich von Löwen am Sonjewald im Haspengau oder der Francia secunda. Hier wohnte Clodio, der König der Saalfranken, um das Jahr 427 nach Chr. in einem Castrum, das an der Grenze der Tungern gegen das da- mals noch römische Gebiet von Cambray lag. Von Duysborch aus

Dworr Dyvelaha,

sandte Clodio seine Kundschafter gegen Cambray, eroberte es sammt allem Lande bis zur Somme. Bra- bant, dessen nördlicher Theil schon 358 in saalfränkische Hände ge- kommen, zerfiel später in ein Lüt- ticher und Cambrayer Archidiakonst, Dispargum blieb an der Scheidung beider, Löwen kam zum Lütticher Sprengel, Duysborch zu dem von Cambray. Da Dispargum von Gre- gor von Tours ausdrücklich als an den Grenzen der Thoringer liegend aufgeführt wird, man aber hierbei immer nur an Thüringen im mitt- lern Deutschland, nicht an Tongern an der Maas dachte, so kam in die älteste Geschichte der Saalfranken eine gewaltige Verwirrung, denn nun musste Clodio aus dem innern Deutschland ausrücken, um Belgien zu erobern, während das Stammland der Saalfranken stets am Nieder- rhein war. Kaiser Otto Il verweilte anfangs Mai 9492 eben- falls einen Tag auf dem Schlosse Dusparge. (Vergl. Ledeburs Thö- ringer.)

Dworr russisch, dwor polnisch, tuar gälisch, duar arabisch, twarp, dorp, drup, Dorf deutsch, dem ersten Sinne nach ein mit einem twarp oder Erdaufwurf umgebenes Haus oder Dorf.

Dynsberg oder Dinsberg bei Giessen, von dun Berg.

Dyvelaha, Bach in Hossen, jetzt Diel, von di klein und bia? Wasser, oder von dob Wasser und /i klein, Diel von di-lia ebenfalls klein Wasser.

Each Eber.

417 Eberbach Ebernburg.

E.

Each bedeutetim Gälischen Pferd, daraus wurde das äolische Hikkos Pferd, wie aus der verwandten Form ebh die jonische Form hippos. Aus eachentstand dasaltsyrische Reiter- Volk der Hiksos, welches lange vor Moses Aegypten eroberte. ImDeut- schen haben wir noch hicklen, hocklen; each ist also ein Thier, auf dem man hockt; each-rus, bezw. each-aras war ein Pferdehaus oder Stall, wie dabh-och ein Kuhstall, von dabh Kuh und acha befestig- ter Ort, Wall. |

Eau, französirte Form für aa, aha, aqua, bezw. ieo, y Wasser.

Ebbe, latinisirt Abnoba, zu deutsch Flussgegend, Rheinland. Die Römer nannten die Gebirge am rechten Rheinufer Aunobäische oder Abnobäische, namentlich den Schwarzwald. Abhinn, abhain, am- hain oder aibhne ist Fluss und ibli Gegend. Der Schwarzwald hies bei den Römern auch Silva marciana, Markwald, Grenzwald; Schwarz-wald entstand wohl aus art, arz steil, hoch, denn schwarz ist er nicht, so wenig als die gegenüber liegenden Vogesen.

Ebelsberg, Ort beiLinz in Oest- reich auf einem kleinen Hüggl, von a Berg und bil! klein.

Eber, alter Personenname, soviel als Reiter, Iberen, Eburonen, vom kimbrischen ebwr Pferd-mann (eb oder each Pferd und aire Mann).

Deutsch-kelt. Wörterbuch.

Darnach wären die Hebräer ein aus Mesopotamien in Canaan eingewan- dertes Reitervolk, falls Ebräer und Eber gleichzuachten wäre. Die Al- ten, insbesondere Origenes und Chry- sostomus erklärten die Hebräer als über den Euphrat gekommene, pe- ratikoi, trajectitii, also gleich un- serem deutschen „über” (Ueberrhei- ner). Die Eburonen waren ein Reiter- volk.

Eberbach bei Michelfeld nächst Sinsheim, von e klein und bior Wasser oder von aber Bach.

Ebergötzen, Ort in dem Wald- gebirge zwischen Göttingen und dem Eichsfelde, gleicher Name wie Eber- schütte an der Diemel, von aber Bach (oder e klein und Dior Bach) und gwydd oder coed Wald, also Ort am Waldbach. Der alte Name war Eber-gotesen, soviel als Zber- coed-hausen, Waldbachhausen. Eine ähnliche Form ist Vorschütz, Dorf bei Fritzlar, alt Buriscuzze, Burs- cuzze, Furscuzze, Worscuzze, von br Berg oder buar Bauer und gwydd, gwyz Wald.

Ebernburg im Nahgau, oberhalb Kreuznach, einst im Besitze des Ritters Franz von Sickingen. Auf dieser Burg fand Ulrich von Hutten eine Zufluchtsstätte, und erlies von hier seine Sendschreiben an die deut- schen Fürsten und Völker, nachdem er fünf Jahre vorher zu Augsburg von der schönen Constantia, Tochter

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Eberstein.

Peutingers mit dem Lorbeerkranz als Dichter gekrönt und von Kaiser Maximilian zum Ritter geschlagen worden war. In der Nähe der Ebern- burg, die auf einem Porphyrkogel liegt, befinden sich noch verschie- dene ähnliche Felskuppen, als der Altenbaumberg mit einer Burgruine, der Hirtenfels, der Rothenfels, der Rheingrafenstein mit der Gans, durch welche das Nahethal mit zu den ro- mantischsten Thälern Deutschlands erhoben wird. Der Name Ebern-burg kann nicht wohl von einem l;ber oder einer Wildsau herkommen, denn dio Wildschweine halten sich in Sumpf- löchern, nicht aber auf Porphyr- kegeln auf; bar oder pyrn versetzt statt brun bedeutet Bergspitze, und e oder y ist entweder klein oder der kimbrische Artikel (vergl. Pyrmont und Pyrn); Ebern- burg bedeutet also Felsenburg, gleich Eberstein. Eberstein. Die Ruine Eberstein- burg zwischen Baden und Kuppen- heim war der Stammsitz der alten Grafen von Eberstein, deren erst- genannter Berthold hies und um 1120 lebte. Seit Ende des 14. Jahr- hunderts kam die Grafschaft nach und nach an Baden. Der grösste Ort in derselben ist Gernsbach im Murgthal, dabei das Schloss Eber- stein, welches in neuern Zeiten auf den Ruinen oines ältern wieder auf- gebaut wurde. Zur Grafschaft Eber- stein gehörte auch das 1138 von dem Grafen Berthold gestiftete Benedictiner-Nonnenkloster Frauen- alb im Albthale, unterhalb Herren- alb, jetzt eine Bierbrauerei, sodann

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Eberwald Ebro.

Muckensturm und Forbach. Der Name Ebarstein kommt von e klein und dar Bergspitze; Gerns-bach, von gyryni Bach; Forbach, von /eor Bach; Muckensturm, von muc, mucan Schwein und duaran . kl. Ort, es liegt an der sumpfigen Federbach, die heutenoch tausenden von Gänsen und grossen Schweine- heerden Nahrung gibt und einen Theil des Bettes des alten Ost- rheines bildet, der hier vorbeifloss.

Eberwald, derjenige Theil des Ardennenwaldes, welcher sich auf deutsches Gebiet erstreckt. In dem- solben liegt die alte Abtei Clerf (Clairvaux). Der Name könnte etwa von Ebern herkommen, die in dem Walde hausten, vorausgesetzt, dass dies als besonderes Merkmal nach- weisbar wäre. Eberwald ist aber die Verdeutschung für Wabria, und dies bedeutet grosser Wald, vom gälischen /eabh, feach Wald, Fichte und er gross. Weavria hies im Mittelalter der ganze Waldstrich von Verdun bis gegen die Eifel hin; der verdeutschte Name Eberwald hat sich dann allmälig für den deut- schen Theil Luxemburgs festgesetzt, im ongsten Sinne für die Umgebung von Clerf.

Ebro, Fluss im nordöstlichen Spanien. Der Name bedeutet Fluss, von aber, y-bior oder abh-er, letztorgp Wasser-gross. In Bayern wurde aber in Ivar vorändert, wie die Salzach früher hies. Möglich, dass das Volk der Iberen als Anwohner des Ebro von diesem den

! Namen erhielt, der sich später über

Eburonen.

ganz Spanien ausdehnte, wie der der Italer oder Italiener vom Pothale (dal) auf Italien überging. Zbwr bedeutet indess auch Reiter. Eburonen, Reitersmänner, von eb-nwr Pferde-mann. Die Eburonen wohnten in Belgien, für ihre ibe- rische Abstammung könnte man Fol- gendes anführen: Vor der Einwan- derung der Kelten in Gallien war dies Land gleich Spanien und Ligu- rien von iberischen oder baskischen bezw. finnischen Völkern bewohnt. Durch Mischung mit den Kelten entstanden in Spanien die Kelt- iberen, im südwestlichen Frankreich die Bascogner oder Gascogner, im nordöstlichen die wallonischen Bel- gen. Das iberische Hauptvolk in den Ardennen waren die Eburonen, ihr Land wurde Hasbania (Hispania) genannt, woraus im Mittelalter der Name Haspengau entstand. Dieser Gau ist jetzt in seiner Nordhälfte von den alten Tungern, vermischt mit Saalfranken, bewohnt; die Ebu- ronen, jetzt Wallonen, wurden von ihnen mehr südlich in die Ardennen gedrängt, wo schon zu Cäsars Zeiten deren Hauptmasse angesiedelt war, namentlich im Osten von der Maas zwischen Lüttich und dem hohen Veen. Ob die übrigen Ardennen- völker, nämlich die Condrusker im Condrustgau, die Cäräser im Ka- raskergan, die Pämanen in der Fa- menne und die Segner bei Spaa am hohen Veen, mit den Eburonen glei- cher oder ob sie keltischer Abstam- mung waren, bleibt noch zu unter- suchen; romanieirt wurden diese

419 Eecaillon Echternach.

Völker schon zu Römerzeiten. Der Führer der Eburonen, Ambiorix, führte nach Art der Spanier einen Guerillaskrieg gegen Cäsar, und als dieser mit ihm verhandeln wollte, musste er sich eines Spaniers als Dolmetschers bedienen. Der Charak- ter der Wallonen entspricht heute noch weder dem gutmüthig-deut- schen noch dem leichtsinnig-galli- schen, sondern erinnert lebhaft an _ die Hartnäckigkeit der iberischen Spanier.

Ecaillon, kleiner Fluss in Frank- reich, von giolan, Deminutiv von gil Wasser, französirt Sgiolan, Es- caillon, Ecaillon. Das Flüsschen hies früher Galthera, von gi} und der klein.

Ecbatana, alte Hauptveste Me- diens, später Hamadan; og ist aighe hoch, bad biod Bergepitze und ion, on Ort. Hamadan ist dem Sinne nach dasselbe, ka Artikel, madh gross und dun, din Burg; sie lag auf einem steilen Berge mit mehr- fachen Ringwällen umgeben.

Echs, Bachname, gleich Achs, zusammengezogen aus dem kymri- schen aches Wasser.

Echternach, auch Echster an der Sur in deutsch Luxemburg, alt Epternacum, noch älter Atternacus und Andethana. Der Name bedeutet Oertchen am Bach, von ach Was- ser und /uar, tuaran Ort. Die Form Echternach von abh Wasser, Atter- nach von ad, ebenfalls Wasser, An- dethanna, die allerälteste Form, von eun Wasser und aitean Wohnort. Die Endung acum ist eine latinisirte

27°

Eckersdorf Eden.

Adjectivform, gleich Antonacum Andernach, oder entstand aus ach«a Wall.

kckersdorf, Ort in Oestreich, alt Ockersdorf, von cachrus Pferde- stadt, gleich Oggersleim.

Eckhart, Mannsname, von aighe hoch und aire Mann.

Edder, kleiner Fluss in Hessen, alt Adrana oder Aderna, gleich At- ter in Oestreich und Iiter im Wal- deckschen, Idar und Jeder auf dem Hundsrück und Hydor, Wasser im Griechischen; der Idarbach wurde sogar im Mittelalter Hydor geschrie- ben; alles von dur Wasser und ji, e klein, dünn, schmal, im Gegensatz zur grössern Fulda (bual-aha). Die Isar hat dieselbe Bedeutung im Gegensatz zur Donau, die Isdre im Gegensatz zur Rhone, von i klein nnd swir Bach, Fluss.

Eddersheim, Ort am untern Main, dann in der Dreieich bei Darmstadt (jetzt Münchhof), von adhras Wohnort.

Edel, adelig, gälisch ai’.

Edelberg, Berg bei Steinfurt im Elsenzgau in der Neckarpfalz, dann bei Offenau am Neckar, bei Gärtrin- gen und bei Grossglattbach in Wür- temberg, von ade’, adaill felsiger, steiler Bergabhang, zusammengezo- gen aus aith hoch und ail!, oill Fels.

Eden. Ausser dem Eden des al- ten Testaments gibt es noch ver- schiedene andere, so heisst z. B. der Hauptort oder Hauptsitz der Maro- niten im Libanon heute noch Eden. Da die Perser nie im Libanon sich

4%

Eden.

niedergelassen haben, ebensowenig die Juden, so geht hieraus hervor, dass Eden weder speciell persisch noch hebräisch ist, e3 bedeutet klei- ner Ort, von aidhke Ort, Deminutiv aidhean. Imalten Testament kommt auch die Form Beth-eden vor,

’bodh, badh bedeutet Hütte (Bande

im Riesengebirge), also Hüttenwoh- nung. Aden im südlichen Arabien, Athen in Griechenland, Udine in Friaul, Essen in Westphalen kom- men von demselben aidhean. Die Zendbücher kennen eine Gegend Heden, und lassen in Hedenesch Zoroaster geboren sein, in einer an- dern Stelle aber in Airjana Veed)o, weshalb man Eden als einen in Air- jana Voedjo liegenden Ort ansehen muss. Zoroaster war ein Bactrier, wohnte also in der Nähe des persi- schen Kaukasus oder des Hindn- kusch. Arjana oder Airjana bedeu- tet Hochland, von ar hoch und ıa Land, airjana ist Adjectivform und bezieht sich auf Veedjo, gälisch faith, deutsch Feld, also Hochlands- fold, und zwar fruchtbares Feld. Ackerland; Jo wird statt ua Ge gend stehen. Hedenesch scheint eine Pluralform von aithean, näm- lich witheanas zu sein. In der Ge- nesis wird Eden als Beiwort mit gano, gino verbunden, und soll anmuthig bedeuten, während gan als Garten übersetzt wird. Im Kel- tischen bedeutet gan Veste, einge- zännter Ort, gieich gaard Garten. Da der Name Eden aus dem Osten, d. h. ans Persien stammt, so kanı derhebräische Begriffanmuthig nicht

«

Edenbühl Ellingen.

der ursprüngliche sein. Eden hat übrigens im Hebräischen keine ad- jective Bedeutung, sondern ist Lust, Anmuth. Bei Jesaias heisst Eden der Garten Gottes, was dem kelti- schen Sinne des Wortes Paradies entspricht, von bwr Burg oder bar Berg (dem die vier Paradiesflüsse entspringen), a oder y des und du- ais, duis, tualh Fürst, Herr. Edenbühl, Anhöhe bei Neuhau- sen ob Eck in Würtemberg, vom gäl. ailk Höhe, aithean kl. Höhe. Edersheim, Edernsheim, Ort in Hessen, von adhras Wohnung. Edessa, Ort in Chaldäa, von @i- teas Wohnort. Die Stadt hies auch - Urfa oder Örrhoe, endlich in der Geschichte Abrahams Ur, letzteres bedeutet altkeltisch Thal, denn die Stadt liegt in einem solchen am Dai- san (di-tain kl. Bach) oder Scirtus (von di-caior, ebenfalls kl. Bach),

rhoe steht gleich rAa, ra Ort, Or-

rhoe also Thalort.

Edigheim, Ort bei Oggersheim, alt Odinchheim, vom gäl. ailich Wohnung (vergl. Edingen).

Edinburg, alt urbs Guidi, d. h. Waldstadt, von gwydd Wald, sonst eidin- dun Hochstadt, Bergstadt, von aithean, Dem. von aith Höhe, Berg und dun Stadt; sie liegt be- kanntlich so steil an einem Berge angebaut, dass man aus den obersten Stockwerken nach hinten ebenen Fusses aufs Land kommt. Edinburg hies auch Pengual, von penn Berg und ailt Ort.

Edingen, franz. Enghien, Stadt im Hennegau, mit cinem Schlosse

4A

Edomiter.

der Herzoge von Aremberg und einem Park, der Ludwig XIV die erste Idee zur Anlegung des Parks von Versailles gab. Nach dieser Stadt führte das Haus Bourbon- Condö den fürstlichen und der 1804 hingerichtete Prinzaus diesem Hause den Herzogs-Titel. In Deutschland gibt es ein Edingen bei Heidel- berg, ein Oetighoim bei Rastadt, ein Edigheim bei Oggersheim und Oettingen und Oetting in Bayern. Die alten Formen lauteten Odinchheim, Aotingheim, von aite- ach, im Plural aitich, Deminutiv aiteachan Wohnung, kleine Woh- nung, zusammengesetzte Form aus ait hoch oder aidhe Haus und teugh Dach.

Edomiter, ein arabisch-canaani- tisches Völkchen in Idumäa, südlich von Judäa und dem Todten Meere am Flüsschen Seir (keltisch suir, Saar). Das Berg-Thal muss einmal bewaldet gewesen sein, denn y-taom bedeutet der Wald. Vor den Edo- mitern wohnten hier und auf den benachbarten Höhen die Horiter, hebräisch Chorim, von hor, or, griech. oros, stärker aspirirt chor und slavisch gor, Berg. Das Wald- land Phönikiens hies ebenfalls Edom oder gräcisirt Idumea. Edomkahn auch Bergvolk bedeuten, von aith Höhe und am Mann, Volk. Endlich nannten die Juden die Stadt Rom in Italien Edom; hier aber hat der Ausdruck den Sinn Haus, Ort, von dom (lat. domus), das vorgesetzte e ist entweder der Artikel oder aith hoch. Als Waldvolk werden die

Edro Egelsbach.

Edomiter südlich vom Todten Meere auch Kuschiten genannt, von coed Wald, auch Kedarener, von coed- ar Wald-gross (Ceder) und nae Leute, letztere wohnten in Zelten zwischen dem Sinai und Babylon. Sie werden wie alle Kuschiten für Aethiopen gehalten ; von ihnen nahm Moses auf demZuge durch das stei- nige Arabien sein kuschitischesWeib. Diese Aethiopen kämpften später mit den Philistern gegen die Juden.

Edro, latinisirt Edrum, Stadt im Lande der Euganeer im östlichen Oberitalien, dem heutigen Venetia- nischen, von aitk hoch und ra Stätte.

Edwia, alt Audoin, kelt. aith- duin hoher Mann; wyn bedeutet übrigens auch Freund, was aber keinen einfachen Sinn gibt.

Egart, Borg bei Dürrwangen, die Hohogart bei Bochingen in Wür- temberg, Egarten bei Irslingen, desgl. bei Isingen und Oberflacht; Hohe Eckerten, Berg bei Leip- fordingen in Würtemberg, sämmt- lich von aighe Berg, Egge und art hoch.

Egelberg bei Schellklingen in Würtemberg, desgl. ein Hügel des Namens bei Bern, der Egelsberg bei Weilheim in Würtemberg, der Egelsee, ein grosser Bergwald auf dem Hertfeld in Würtemberg, von aighe Berg und il gross.

Egelsbach, kleiner Bach, von e klein und gil Wasser. Statt Egil wurde gezischt Esgil gesprochen, und daraus wurden Eschelbach bei Wisloch, Eschelbronn bei

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Egenburg Eger.

Sinzheim, Steisslingen und bei Ra-

dolfzell, daselbst auch ein Eschel-

riet. Der Nestel- oder Aisenbach

bei Ellwangen hies früher auch

Eschelbach ; bei Neuenstein in Wür-

temberg ein Dorf Eschelbach nebst gleichnamigem Bach. Aschen- bachundAskenbachkommend- gegen von uisge Wasser. Escholl- brücken bei Bensheim an Jer Bergstrasse hies früher Eschel- brucken oder Schellbrucken, Brücke über einen Esgil oder kleinen Bach. Escholzmatt im Entlibuch ist Bachwiese, statt Eskilsmatte. In Rheinhessen spricht man Essel statt Eschel aus, daher daselbst Essel- born, alt Eschilborn. An anden Orten hat man daraus Eselsborn gemacht. Ischel im Salzkammer- gut in Oberöstreich ist Eskil, einer der dortigen Bäche heisst auch die Ischel. Egelfurt bei Nördlingen zeigt, dass es sich hier um einen Ueber- gang über einen Bach, nicht um eine Fuhrt für Blutegel handelt, während bei Egelsee, Egelsew, Egd- seuv, Egelpful, Egelache, Egelgra- ben ebensowohl an Blutegel als an aigiol, 'aigeal sumpfige Niederung, gedacht werden kann.

Egenburg, alte Veste im Eiz: auf einem hohen Berge, desgl. D Oberöstreich; der Egenfirst, Ber bei Neidlingen in Würtemberg, ros aighe, Egge, Höhe.

Eger, Fiuss in Böhmen, l# Agira, Agara. ImschwäbischenBi® findet sich ebenfalls eine Eger, um zwar bei Bopfingen, desgl. eine bei Nördlingen. Der Name ist also nich!

Egersdorf Egge.

slavisch. Bei den Böhmen heisst die Eger Ogre oder Ohrze, auch Cheb oder Chub wie die Stadt Eger. Diese Formen stammen sämmtlich aus dem Keltischen, Eger von e klein und cuor oder garm Bach; Ohrze von earc Wasser und di klein, Cheb von 90 klein und ab} Wasser. Gleicher Abstammung mit Eger sind Agger-am Mittelrhein, die Acher in der Ortenau, alt Ac- chera, ebenso die Ocker und Ucker. Der Name der Stadt Eger kann wohl von dem Flusse herkommen, indess ist dies nicht ganz passend; er müsste dann Egerburg, d. h. Wasserburg, lauten; vielleicht war ihr alter Name Wogast, von gwiog Wasser und iosda Ort (vgl. Wogast). Indess ist es natürlicher, den Stadtnamen E-ger von y, e, Artikel oder e, i klein und caer Ort abzuleiten. Darnach steht Eger gleich Caere in Altitalien und Gera an der Elster.

Egersdorf, Ort in Oestreich, von eachrus Pferdestall und dann Wohn- ort überhaupt.

Egestorf im Hannoverschen, alt Esdorpe, zu deutsch Hochdorf, von ailh, ais oder aighe hoch.

Egga, alter Bachname im Oden- wald, in Urkunden tenuis egga, d.h. Schmalbach, von e, aspirirt ech (nasal ausgesprochen eng) und aa Wasser.

Egge, Bergzug im Sauerlande, von aighe hoch. Im Linzgau bei Ueberlingen heisst ein Gebirgszug ebenfalls -die Egge; desgl. viele Berge imSchwarzwald, so die Hasla-

423 Eggenbach - Eggestersteine.

cher Egg, die Siegelauer Egg im hin- tern Kinzigthal; der südliche Theil des Osning heisst ebenfalls Egge, daher die Eggestersteine am Fuss dieser Egge. Vom Deminutiv aigh- ean, kleine Egge kommt Eggen- bo] (Bühel) zu Wollmatingen bei Constanz. Der Ehberg bei Jagst- beim, der Eheburg bei Lautlingen in Würtemberg haben das Eg in weicherer Aussprache. Bei Arau liegt ein Eggborg undein Eck- berg; Egsperg inBayern; Egg- bühl in der Schweiz. Ein Eckberg im Schönbuch bei Stuttgart und bei Beimbach an der Jagst. Die Eck bei Owingen im Linzgau, ein hoherBerg. Der Eckenberg (von aighean) zu Nussbaum bei Pforz- heim, desgl. bei Adelsheim im Oden- wälder Bauland. (Vergl. Eichelberg und Eichberg.) Mit dem gälischen aighe ist das lateinische acutus, scharf, spitz, das französische aigu scharf, und die Bergnamen in der. asiatischen Türkei, die auf ac und dag enden, gleicher Wurzel, was nebenbei zeigt, dass diese Namen älter sind, als die Einwanderung der Türken in Kleinasien.

Eggenbach im Elsas, von oich- ean oder oichinkleiner Bach, oiche Wasser.

Eggestedt, alt Eggestede, Ort bei Lesum im Bremenschen, von aicde Gebäude, und zwar Hochbau, aighı hoch und dae Haus. Eben- daher Eychtze bei Cöln, gezischt gesprochen.

Eggestersteine oderExtersteine, zu deutsch Steine am Eggegebirge

Egisheim.

oder Osning, oder Thurm-hohe Steine, von aighe hoch und torr steil, bezw. Thurm. Der Bach, der von diesen Felsen nach der Berle- bach hin fliesst, heisst die Licht- heupte, /eıygh Leye, Fels, abh Wasser und di klein. Die Eggester- steine sind hohe, aus weissen Sand- steinquadern gleichsam künstlich aufgebaute Pfeiler oder Thürme, die von einem Thalabhang zum andern reichen, ähnlich den Sandstein- Pyramiden und andern groteeken Formen, die im Wasgau so häufig auf den Spitzen der Berge wie an den Abhängen stehen geblieben sind, nachdem der Regen das umliegende Gerölle abgeschwemmt hat. Egge bedeutet einen langgestreckten scharfkantigen oder schroff abfal- londen Bergzug oder auch Berg- übergang. Die beiden Engpässe,

welche von der Stadt Horn nach.

der Senne führen, heissen die grosse und kleine Egge; die erstere führt nach dem Kreuzkruge, die kleine nach Kohlstedt und Schlangen. An den Eggestersteinen wurden aufAn- ordnung der Fürstin Pauline zur Lippe die Schuttmassen weggeräumt und sie dadurch vollständig blos- gelegt.

Egisheim im Oberelsas mit den Trümmern der alten Egenburg, dem Stammsitz derGrafen von Egisheim, von welchem noch ein sehr hoher Thurm auf dem Berge hinter dem Dorfe hervorragt. Der Name kommt von acaidh Wohnstätte, Egisheim hies alt auch Egesheim, Eigesheim, Egensheim, Egenesheim.

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Egon Ehrenfeld.

Egon, alt Ecco oder Ego, Manns- name, der in der Familie der Für- sten von Fürstenberg als Vorname üblich ist; er bedeutet Reiter, vom kimbrischen ech, gälisch each Pferd und ae oder an Mann, zusammen- gesetzt eacho, eachan.

Ehingen, Ort an der Donau im Mundrichshundert, alt Ebinge und römisch Bracuina. Brac ist Thal, uina oder Ehin i-ean klein Wasser, mit angehängtem ger Burg oder ka Ort, also Ort am kleinen Thal- bach. Mundrichshundert bedeutet Königsberger Landstrich.

Ehrenbach, kleiner Bach bei Tübingen, von e klein, schmal und rhean Wasser.

Ehrenberg bei Tuttlingen und Kocherthärn in Würtemberg, Eh- renstein bei Ulm an einem Hügel, Ehrenfels am Niederwald über dem Binger Loch, Fels mit Burg- ruine, sämmtlich vom gäl. aran Berg.

Ehrenbreitstein, Bergveste, Cob- lenz gegenüber; braighe, braid, braith bedeutet höchster Theil eines Gebirges, und Ehren kommt von aran Berg oder auch Burg, also Burg aufder Bergspitze oder höchste Kuppe des Gebirges. Stein, der Name für viele Burgen, z. B. Stein über Baden im Argau;; Stein, Stamm- burg der Freiberren von Stein un- terhalb der Burg Nassau bedeutet hier soviel als Burg, vom kelt. din Burg, gezischt gesprochen.

Ehrenfeid, eine Vorstadt von Cöln am Rheine; irean bedeutet kleines Feld.

Ehringen Eichelberg.

Ehringen, Dorf bei Volkmarsen in Hessen, gleich Oehringen, Ihrin- gen, Heringen, Ackerlandsort, von ire Feld, Land und inka kl. Ort.

Eiberg an der Enz in Würtem- berg, gäl. a Hügel, sonst aith, ais.

Eich, Ort bei Worms, von ach- aidh Wohnort.

Eichberge gibt es durch ganz Deutschland, ohne dass gerade im- mer Eichwälder auf denselben stün- den. Der Name kommt vom gäli- schen aighe Höhe; so bei Mur- bach, bei Bühlerzell, bei Wildberg in Würtemberg, bei Weissenburg im Elsas. Im Güntersthal bei Frei- burg im Breisgau liegt der Eiche- berg und bei Rotweil am Kaiser- stuhl der Eichaberg. Weiter der Eichberg bei Emmendingen und bei Blumberg im Klettgau, der Eich- berg beikEbringen im Breisgau, dann ein Eichberg bei Kassel über Ih- ringshausen. Ebenso gibt es eine Menge Eichbühel, als bei Och- senberg und Schwöllbronn, bei Höl- zern, bei Oberstetten, bei Tuttlin- gen, sämmtlich in Würtemberg; dann bei Miltenberg im Odenwald und in der Schweiz; der Eichbuel zu Schwörstadt bei Säckingen; die Eichkohle, Berg bei Kandern, der Eichenfirst bei Lüssenho- fen, der Richkopf bei Königstein im Taunus.

Eichelbach bei Mittelroth in Würtemberg, von e eng, klein und gil Wasser.

- Eichelberg, grosser Berg links am Eingange des Murgthales im Oosgau, von aighe hoch, Berg und

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Eichelstein.

il gross, ebenso ein Eichelberg bei Schlettstadt im Elsas. Bei Kandern heisst ein hoher Berg Eichelacker, bei Backnang in Würtemberg ein Eicheneberg, ebenso Eichelberge bei Oelbronn, Leonbronn, Oberbrücken, Gröningen, Mariakappel, Ailringen, Zaisenhausen, Orendellsall, Sulz- bach am Kocher, Seebronn u. 8. w., dann im Odenwald bei Heddesbach und Lampenhain, zu Dürn bei Pforz- heim, bei Maikammer an der Pfälzer Haardt; ferner Eichelfirst bei Stürzelbronn in Rheinbayern u.s. w. u.8.w. Von denEicheln haben diese Berge schon darum ihre Namen nicht, weil sie theils unbewaldet, theils, wo bewaldet, nicht blos mit Eichen bestanden sind; zudem gab es in alten Zeiten keine Wälder, in welchen wie heutzutage in Folge der Forstkultur blos Eichen, blos Buchen, blos Tannen und dergl. ge- standen hätten.

Eichelstein. Die Eichelsteine bei Mainz und Cöln sind Reste alter rö- mischer Bollwerke, Steinwälle, mas- siv gebaut in Thurmform, aber nicht hohl; wenigstens der in der Mainzer Citadelle stehende nicht. Letzterer war im Anfange des 17. Jahrhun- derts noch 70 Fuss hoch, jetzt ist er niederer, ohne Fenster- und Thür- Öffnungen und aus Sandsteinen auf- gemauert, im Innern mit unregel- mässigen Steinen und Kalkmörtel ausgefüllt. Nach der Aussenseite der Citadelle, da wo dieselbe von der Hochebene hinter Mainz bestri- chen werden kann, ist die äussere Bekleidung des Eichelsteines start

Eichfeld Eichsfeld.

zerschossen. Figuren, Adler oder sonstige Verzierungen finden sich keine an demselben, und wenn der Eichelstein als Denkmal für Drusus (den Stiefsohn des Augustus) von dessen Soldaten errichtet wurde, so haben sie dabei nicht viel Kunst entwickelt. Deshalb mag der mas- sive Thurm wohl eher als Bollwerk und als Hochwarte gedient haben, um die Ebene hinter Mainz zu über- schauen. Der Name ist keltisch, von acha Bollwerk, Wall, Schanze, Erhöhung (gleich aighe, Egge) und aill, oillStein oder blos el, il gross. Aus diesem Eichelsteine, der jeden- falls mit Eichen in keiner Beziehung steht, ergibt sich mit Sicherheit, dass auch die Mehrzahl unserer Eichelberge von aighe Höhe her- kommt und nichts mit Eicheln zu schaffen hat.

Eichfeld, Feldfläche zwischen Judenburg und Leoben an der Muhr, von achadh Feld, gleich Eichsfeld in Thüringen.

Eichhorn. Die Landzunge zwi- schen Constanz und Meersburg heisst seit dem 12. Jahrhundert Eichhorn, früher Aichhorn, von aighe Höhe und cearn Spitze, Horn (lat. cornu), also bergige Spitze, Vorgebirge.

Eichsfeld, alt Eichesvelt oder Eychisfeld im westlichen Thürin- gen; dasselbe führt angeblich sei- nen Namen von den dort gewesenen grossen Eichenwaldungen, wie der Buchengau angeblich von den Bu- chen und der Maiengau von den Maien. Dem steht aber entgegen,

426

Eichsfeld.

dass nicht nachgewiesen werden kann, ob benannte Gegenden vor- zugsweisevon Eichen, Buchen u. s. V. bewachsen waren, denn wild wach- sende Wälder enthalten in der Regel ein Gemisch von Baumarten. Dann passt der Name Feld nicht zu Eich- wald, endlich verlautet geschicht- lich nichts davon, dass das Eichs- feld je einmal überhaupt stark be waldet war; es war wohl schon in keltischen Zeiten eine hohe Feld- fläche, gälisch bedeutetaber achadh Feld, daher auch das Dorf Hagr feld bei Karlsruhe auf einer weiten Feidfläche. Das Eichsfeld wird au alten Karten auch Eisfeld geschrie- ben, dies käme von aith, ais Höhe. Das Eichsfeld bildete während des Mittelalters einen eigenen Gau, der schon 897 in einer Urkunde Kaiser Arnulphs vorkommt; in dieser Tr- kunde gab Chunrad, Gaugraf von Hessa und Angraris, an die Abtei folgende Orte auf dem Eichstfelde nächst Mühlhausen: Ammern, alt Ambraha, von inbhir kleines Was- ser und dem angehängten deutschen aha gleich Wasser; Germar, alt Kermara, Grenzberg, von ger, ghear Grenze und mar, maor Berg; Len- genfeld, von lianag Wiese; En- melbausen, alt Eimlihusen, vor om Haus und /i klein; Ditdorf.

jetzt Didorf, von doid Bauernhof;

Dachreden, alt Dachreda, a teagh Haus und raith Feld; Mühl- hausen, altMolinhuso, wurde 7:3 von Karl dem Grossen der Abt Hersfeld verliehen; es war keint Mühle; in einer Urkunde heisst es,

Eichsfeld.

dass in Mühlhausen franci homines wohnten, d. h. freie oder fränkische Leute. Warum in dem Molinhuso freie Leute wohnten, dies scheint der Name zu erklären, denn Molin bedeutet Malstätte, von mea/, maol Hügel, auf dem die Gerichte abge- halten wurden; für Mühle wird im Altdeutschen das Wort „Gang“ ge- braucht. Auf dem Eichsfelde lagen ferner: Aplast, jetzt Apfelstädt im Gothaischen, von uabh Wasser, li klein und iosdu Stätte, oder auch von abhal Apfel. Da das Eichsfeld im Grunde nur einen Theil der Ger- marmark, d. h. der thüringischen Berggrenze gegen Hessen bildete, so wurden obige Orte auch zur Germarmark gerechnet. Geisle- den, alt Geislaha, von gais Bach, li klein und dun Haus oder Ze Stätte; es kam 1022 durch Hein- richII an das Kloster Heiligenstadt, das um diese Zeit zum ersten Male vorkommt. Um 1300 war das Eichs- feld kein politischer Gau mehr, son- dern nur noch ein Landschaftsname für die Gegend, wo die Burgen Gleichenstein, Scharpenstein und Birkenstein (bei Birkungen) lagen, die der Graf Heinrich von Gleichen (cloch, clag Fels) 1294 an den Erzbischof Gerhard von Mainz ver- kaufte; vorher hatte er-das Jagd- und Fischrecht den Tempelherren eingeräumt. In der betreffenden Ur- kunde von 1294 heisst es, dass die Gegend theutonice Eychisfeld ge- nannt wurde, woraus hervorgeht, dass in jener Zeit im Gegensatz zum Lateinischen alles theutonisch

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Eichstädt.

genannt wurde, was das Volk sprach. Zur Landschaft Eichsfeld gehörte noch Worbis, wohl gleich Orbis, urbs, Veste; es gehörte den Grafen von Lora und Beichlingen, welche es um das Jahr 1300 an den Land- grafen von Thüringen verkauften. Heiligenstadt und Rusteberg waren lange vorher Mainzisch ge- worden, ebenso das Kloster Gerode und das Schloss Harburg. Har- burg kommt von caer Ort, Burg, gaard; Rusteberg, eine Mainzische Burg, von rudhun, gezischt rustan kl. Berg; Gerode von ca, cae Ort und raith, roth Feld. Nach der hessischen Grenze zu gegen Allen- dorf und Wizzenhausen lag oder liegt der Westerwald, von uast Wald und er gross; Wizzenhau- sen bedeutet Waldort, denn es liegt an diesem Walde, von gwydd, gwiz Wald.

Eichstädt, alt Eichstat, Stadt an der Altmühl. Hier errichtete Bo- nifazius ein Bisthum für die west- lichen Nordgauer und Sualafelder. Der Ort hatte, wie es in dem Leben des heiligen Bonifazius heisst, schon vorher diesen Namen, ist also kel- tisch, und bedeutet entweder Hoch- stadt, von aighe hoch und aidhe Stätte; er liegt über der Altmühl, die hier von Hügeln begrenzt ist, oder blos Wohnort, von achaidh, gleich Aichstetten im Breisgau, Eichheim in Oestreich und Eich bei Worms. Achaidh bedeutet in- dess ursprünglich entweder hohe Stadt oder mit einem Wall, acha, umgebene Stadt, es fallen -"--

Eidberg Eifa.

beide Erklärungen schliesslich zu- sammen,

Eidberg, alt Eitberc, Eiperch im Canton Zürich, von aith Hügel, hoch.

Elder, Fluss zwischen Holstein und Schleswig, alt Eidora, altnor- disch Agidora oder Oegisdyr, an- geblich Thüre zum Meergott oder Meerriesen Oegir. Dieser Riese wohnte gleich Poseidon zu Aigai (Meertiefe) in einem unterseeischen Palaste, wo Gold statt brennenden Lichtes diente. Oegirs Diener wa- ren Eldir (angeblich Feueranmacher) und Funafengr (Gluthaschenauffän- ger), Ran war Oegirs Gattin, die unter dem Wasser auf einer Wiese (rhann Wiese) wohnte, auf der die Kinderseelen spielten, ehe sie durch den Storch auf die Oberwelt ge- bracht wurden. Die Frau Holde oder Holle ist der Ran oder Raun (isländisch) gleichbedeutend, auch sie pflegte die Kinderseelen vor der Geburt im Kinderbrunnen; dieser Brunnen ist aus dem Wolkenhim- mel, wo eigentlich die Seelen, Elfen und Maren hausten, entstanden. Die Eidora kann übrigens viel einfacher aus dem Keltischen erklärt werden, nämlich von y Artikel und dwr, tur Wasser, oder von e eng, klein, also kleines Wasser im Gegensatz zur Elbe. Das altnordische agi und oegi ist die aspirirte Form ech, die im Deutschen in eng überging.

Eiersheim, Ort bei Külsheim, alt Jersheim, von e klein und aras Wohnung.

Eifa, Bach in Hossen, alt Ypha,

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Eifel Eimbeck.

von abA Bach, daher auch die Efze bei Homberg.

Eifel, alt Eifla, Eiflia, zu deutsch Hochland, von idh, if Gegend und al, il hoch, gross. Der Eifelgau war einer der sieben Rifländer Gaue, gehörte zum Cölner Sprengel, ob- wohl ein Theil des Gebirgslandes nach dem Mayenfelde hin zum Trierer Sprengel geschlagen wurde, da er einen Theil des Mayengaues bildete; dieser Theil liegt an der Nitze, Acht, Elz und Endert, und heisst „in der Eifel“, während die eigentliche hohe Eifel oder Schnee- eifel dem Cölnisch-ripuarischen Er felgau angehörte, und auf der Eifel genannt wird. Bei Nentershausen im Ringgau in Niederhessen liegt auch eine Hochfläche, die Eifels- feld heisst.

Eigenbach im Schwarzwald, von oiche Wasser, oichean kl. Wasser.

Eilenburg, altIlenburg, in Sach- sen an der Mulde, zum Theil auf einer Insel, also rings von Wasser umgeben, weshalb der Ort einst gny-sezi Wasser-Sitzer hies; ein anderer Theil der Stadt liegt auf einer felsigen Höhe, von oil Fels, oil-an kleiner Fels, daraus ist Ei- lenburg entstanden; letzteres war ursprünglich eine Felsenburg, er- steres ein Pfahlbautenwerk.

Eilse, Bach bei Langenkandel im Speiergau, entweder zusammengt- zogen aus aigiol, aigeal sumpfg! Niederung, oder gleich Ilz, El:, Alz, alt Bach.

Eimbeck, Stadt in Engern au einem Seitenbach der Leine, von

Ein Einsiedeln.

ean oder amhain Bach, nieder- deutsch beck. In Baden gibt es -auch einen Einbach.

Ein, Zahlwort, ven, aoin gälisch.

Einfisch- Thal. Das erste von Romanen bewohnte südliche Seiten- thal des Wallis, das bei Siders in das Rhonethal mündet, an der Grenze der deutschen Sprache; Einfisch wohl von onn Fels und pis, pisk Busch, Wald, Bergwald; der fran- zösisch e Name Anivier hat statt pisk Wald den Anhang vier, bior Wasser, Gebirgsbach.

Einig, Ort in der Eifel, alt Inika, entweder von in klein und ka Haus oder inteach Engpass, gleich Inni- chen im Pusterthal, das alt Intica hies,

Einsiedeln, lat. Eremus Deiparae Matris, Monasterium Eremitarum, franz. l’Hermitage oder les Hermites, ital. la Madonna di Waldo, früher auch St. Meinrads Zell im finstern Wald, grosser Wallfahrtsort, bei dessen Engelweihe sich jährlich am 14. September an die 30000 Pilger um das Bild der „schwarzen“ Maria versammeln; das Kloster wurde 1798 von den Franzosen ausgepländert. Vor Zeiten war hier an der Syhl dichter Wald, in welchem sich 838 der heilige Meinrad oder Meginrad aus dem Benedictinerorden ansie- delte. Die Aebtissin des Frauen- münsters zu Zürich, zu welchem das Land gehörte (Schwyz liegt nämlich im alten Zürichgau), lies ihm hier eine Zelle bauen, Meinrad wurde aber 863 ermordet, und Alles

verfiel wieder. Erst 906 legte der

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Einsiedeln.

heilige Benno den Grund zur jetzi- gen Benedictinerabtei. Der Abt war bis zur Auflösung des deutschen Reiches deutscher Reichsfürst. Eine halbe Stunde von Einsiedeln liegt noch ein Benedictinerkloster, das der Schwestern bei allen Heiligen in der Aue, dessen Kirchenschatz ebenfalls die Franzosen plünderten. Zu Einsiedeln gehört der wilde Etzelberg, auf dem erst Meinrad lebte, dann die Insel Uffnan im Zü- richersee, wo Ulrich von Hutten 1523 starb und in der daselbst lie- genden Kirche begraben wurde. Kaiser Otto I schenkte sie 965 dem Stifte Einsiedeln, ebenso das Dorf Pfefikon. Der Name Einsiedeln ist deutsch; man könnte daraus den Schluss ziehen, dass bei Gründung des Klosters in der Gegend schon ausschliesslich deutsch gesprochen wurde; indess lautet Einsiedeln, wörtlich ins Keltische übersetzt, ebenso, ven-sadhail einsame An- siedelung, so dass also obiger Schluss nicht unanfechtbar ist. Der Etzel-Berg kommt von aith hoch und il gross; Benno ist kleiner Mann, von bin, ben klein, auch Sohn, und nae Mann, oder aber von ban weiss; wenn man seinen Stand berücksichtigt, auch von buin heil- sam, lat. bonus; Meginrad kann für Meginhard stehen, von mag Feld und air Mann; rad wäre auch, wie bei Conrad, gerüstet, von reid- him rüsten, und magh, man, main dann soviel als Hand, also eine zum Kampf gerüstete Hand- - "" eine sehr künstliche Au

Eis Eisenberg.

Als Heiliger kommt Meginrad von mogh oder moin gross, an Mann, rhad Gnade, Glück, grosser Mann der Gnade.

Eis, gälische Endung, die Mann bedeutet, sie wurde im Griechischen in ys, eus umgewandelt, z.B. Achil- leus, von aichill behend, im Latei- nischen Achilles, weil eis ebensogut in eus wie in es überging. Die gäli- schen Endungen ar und duin, die auch Mann bedeuten, wurden im Griechischen in on umgewandelt, z. B. Poseidon aus baisduin oder buis-duoine Wasserherr.

Eisack, Fluss in Tyrol, alt Isar- cus, Hisarcus, gleich der Sarca, die in den Gardasee fliesst, von earg Wasser und di, gezischt si, klein. In den Mundarten Oberitaliens setzt man gern ein i vor das 8.

Eisberg, gälisch bedeutet ais.

oder aith Höhe, daher der Eisberg bei Freudenthal am Ueberlingersee, der nur 1800 Fuss hoch, also kein Gletscherberg ist, desgl. der Eis- berg bei Nagold und Eisbühl, Dorf auf einem Hügel in Bayern.

Eiselberg bei Stein hinter Dur- lach, von aith Berghöhe und il gross, wird oft auch Eisenberg ausgesprochen, obgleich daselbst kein Eisen gegraben wird.

Eisenberg bei Göllheim in Rhein- bayern, dann mehrere in Würtem- berg, z. B. bei Ballendorf, und der Eisenbühl bei Trochtelfingen, zu deutsch kleiner Berg, vom gäl. aisin oder aithin, Demin. von ais, aith Berg; an all diesen Bergen wird kein Eisen gegraben.

4% Eisenburg Eiterbach.

Eisenburg, Ort östlich von Jena, von ois Burg, oisar kl. Burg. Eisenwurz, Bergland in Unter- östreich an der obern Ips und Tra- sem, bis hinüber ins Salzachthal. Der Name wird auch Eisenarzt ge- schrieben, woraus sich die Erklä- rung des Namens ergibt, denn arzt ist ard hoher, steiler oder dürrer Berg, lat. arduus, aridus. Wurz ist dasselbe, wie die hohe Wurzel bei Wiesbaden, nur ist hier noch ein il gross, angehängt. In der Eisen- wurz liegt der Arzberg, über dem Arzbach, dann an den Quellen des Ips der Höllenstein, von 03/7 Fels. Ob der Vorsatz Eisen sich auf Eisengruben bezieht, oder ailheon Berg bedeutet, mag dahingestellt bleiben. Eine Zeit lang hies das Land Hunnia, entweder weil die hunnischen Awaren bis hieher, d.h. bis an die Ens herrschten, ehe sie von den Bayern wieder nach Ungara zurückgetrieben wurden, oder aber Hunnia bedeutet blos Felsenland, von onn, unn Fels.und ia Land, so- mit dasselbe, was Eisenwurz. Eissfeld oder Essfeld, alt Achi- feld, Dorf in Würtemberg, vom gäl achadh Feld. Die Form Eiss wird wohl auf inz, innis Wiese zurück- zuführen sein, und das Wort Feld auf 7ald Pferch, eingezäunter Ort. Eitenberg bei Mülligen im Aar- gau, von ailhin kleiner Berg, ebenso der Eizzenberg in Würtemberz. Eiterbach im Schwarzwald, von e klein und dur Bach. Eiterha- gen im Kaufungerwald an einem kleinen Bach, dem Kehrenbach

Eiterberge Elam.

(von caoran kleines Wasser), ist Haag oder eingehegter Ort am klei- nen Bach.

Eiterberge bei Flacht undNeuen- burg in Würtemberg, der Eider- berg bei Brixen, der Eiterberg bei Zimmern in Thüringen, desgl. in den untern Vogesen, zu deutsch grosse Höhe, von aith Höhe und er gross.

Eizberg bei Tannenkirch nächst Lörrach, von aith Höhe, Berg.

Elam, biblischer Name für das persische Hochland, dem Sinne nach soviel als Aram; e/ und ar bedeu- ten hoch und am, om ist unser deut- sches heim, keltisch aimh Wohn- stätie, Heimath. Persien, Farsi- stan bedeutet dasselbe, von pyr oder bar Borg, dae Leute und stan

Land, während die benachbarten

Meder, griechisch maidioi, Feldleute, Ackerbauern waren, von magh, muhd, may Feld und dae Leute. Elam, el-amhain der grosse Mann, wenn man den Namen auf eine Per- son bezieht, war nach der Genesis der erste Sohn Sems. In Eiymäis lag Susa’'am Flusse Ulai, griech. Eulaivs, von al, u! gross und aa, ieo, y Wasser (vergl. Ulai). Elam hies auch Chusistan, Waldland, von coed Wald, oder es war ein Tlieil davon. Im Pehlevi wird Chu-

sistan Airyama genannt, von @-

Berg, ire Land und am, amhain Leute. Unter Elam verstanden die Alten bald dasalte persische Stamm- land, bald das ganze Gebirgsland östlich vom Tigris von Kurdistan bis an den Indus, In diesem ausge-

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Elba.

dehnten Sinne gehörten auch die Assyrer zu Elam. Zur Zeit Abra- hams bekriegte der König Kedor- Laomer von Elam in Verbindung mit andern Königen die Bewohner des Thales Siddim (Sodom), weil sie den seit 12 Jahren bezahlten Tribut im 13. Jahre verweigert hatten. Kedor bedeutet Waldmann coed- air, also soviel als Kusch, Laomer Kriegsmann oder Todtschläger, von lannaim, landaim, lotaim, llad- daim erschlagen und air Mann. Zur Zeit der Blüthe der assyrischen Herrschaft war ganz Elam dersel- ben unterworfen, um 600 vor Chr. hatte es aber wieder unabhängige Könige; die nach dem Falle Ninives mit dem an dessen Stelle getretenen Babylonien in Kriege geriethen, bis endlich Kyros an der Spitze der elamitischen Perser die Herrschaft in ganz Vorderasien an sich brachte. Die Elamiten verehrten wie alle kel-

-tischen Völker den Belus oder Dal,

den Steingott, und den Adonis, Odin oder den Herrgott, von duin Mann, Herr. al und Duin waren nur verschiedene Bezeichnungen für ein und denselben Begriff. In Elams südlichem Theile hausteneinst äthio- pische Kuschiten, von Susa an nörd- lich aber weisshäutigo Kelten; aus der Mischung beider entstanden die heutigen Völker und Sprachen des Landes (vergl. Pehlevi und Huz- varesch).

Eiba, alt Ilba oder Ilva, kleine Insel im tuskischen Meere an der Küste von Toscana, Name von te Insel und di klein.

Elbe.

Elbe, lat.-kelt. Albis, vom gäli- schen al gross und bais Wasser, also grosses Wasser, griech. Albias, altdeutsch Elba oder Albja, nordisch Elf, Elfa, slavisch versetzt Labe. Die gälische Bedeutung grosses Wasser trifft für die Elbe zu, nicht aber für andere Flüsse, die ähnliche Namen führen, als die Alb bei Karlsruhe, desgleichen im Hauen- stein, dann nicht für die vielen El- fen in Scandinavien oder für die Aube, Albis in der Champagne, dem obersten Nebenflüsschen der Seine; hier wird eine Versetzung des gäl. bia/, bual (Wasser) anzu- nehmen sein, oder alt-by Wasser- klein.

Eiben, Elfen oder Gütchen (im Wendland) sind nach altem Glauben Soelen, und da diese, wenn sienicht in einen Körper gebannt sind, in der Wolkon- oder Wasserregion hausen, zugleich Luftgeister. Mit Wwuotan ziehen sie durch die Lüfte, als ihr Führer heisst dieser in Thüringen Elbel, d.h. Elf-gross. Hulda, die Seelenmutter hies in Westflan- dern Alvinna, Elfin. In jeder her- vorragenden, schädlichen oder se- gensreichen Naturerscheinung sind Seelen Verstorbener oder Elfen thä- tig. Wenn sich ein Wirbelwind er- hebt, so ist eine Mutterseele mit ihrem Kinde im Arm in die Lüfte gestiegen, d. h. eine Wöchnerin ist mit ihrem Kinde gestorben, sagen “die Niederländer. Stirbt ein Tugend- hafter, so geht seine Seele als weis- ses Wölkchen, als Eife aus seinem Munde. Der Sturmwind ist die

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Elben.

Eifenmusik oder der Albleich. Die Waldelfen heissen auch Lon- jungfern, Moosweibehen oder Holdermännchen, die Wasserelben Nixen und Meerfrauen; als Al- pen oder Druten heissen sie auch Maren oder Marten; os sind dies bösartige Elfen, welche den Schla- fenden drücken, aber auch Bäume, Steine, Wasser und Eis zertrünm- mern. WerElfen sieht, wird albern, er wird ein Elbertrötsch oder E)- bentritsch, nordisch Ellewild. Der Albleich heisst auch Wichtelschall, Hulderslat, Liuflingslag, Alfdanı, Elfentanz, Personificationen für Windgebrause, Wirbelwind oder für die Windsbraut, d. h. für die Elfen, die im Winde ihren Braut- tanz aufführen. In Indien heissen die Elben Bibhu. Was die verschie- denen Namensformen betrifft, sv könnte man bei Elbe an albus weiss, glänzend oder an einen Flussnamen. Elbe, denken, was aber keinen ein- fach passenden Sinn gäbe, e? ist

‚entweder gross, hoch, hier über-

menschlich, oder kommt von al Wind, aeolus, oder endlich von aille schön; be, fe ist Frau, Fee. Die bösen Elfen oder Maren, griechisch Moiren, kommen von marw Tel, Marta gleich marw-dae Todtenfrau Gütchen sind gute Elben. Alb- leich oder Elfenleich kommt ven leighiomh (Lection), leighim, lt legere lesen, d. b. nach alter, nich in denKirchen üblichen Art singen vortragen; altdeutsch „leich“ Tanı mit Gesang, gothisch laikan tanzen. Elfentans, Bibhu, der indische

Eichenthal Elis.

Name kommt entweder von rhyfedd schön, bewunderungswürdig, wun- derbar, also gleich aille schön, ail- be schöne Frau, oder von rhwyf König, Mann des Reichthums, woher unser Rübezahl, rhmy/-salKönig- gross oder Elfenkönig.

Elchenthal, in den piemontesi- schen Alpen, wird von der Tosa durchströmt und heisst italienisch im obern Theile Formazzathal, im untern Thal von Antigorri; nächst Vogogna mündet sich in das El- chenthal das Lantzerthal, dessen oberer Theil Eschenthal heisst; das obere Elchenthal mit den Ortschaf- ten Gries und Pommat (italienisch Formazza) ist deutsch, desgleichen das Eschenthal. Eichen kommt von oill, aill Fels, oilleach felsig. Pommath ist beum-aidhe Bach- ort, gleich Form-azza /uar-mi- aidhe oder aiteas Wasser-klein-Ort. Gries ist dasselbe, was Griesheim bei Darmstadt.

Eldred, englischer Weibername, von Aldrada, truadh arın, elend und al gross.

Elis, y-!!ys, die Burg der Eleer im westlichen Peloponnes, in deren Nähe die Olympischen Spiele ge- feiert wurden, ursprünglich ein länd- liches Erntefest. Die Eleer gehör- ten dem grossen Aeolischen Volks- stamme an, und trieben, wie dieser, vorzugsweise Viehzucht. Eleer kann nicht wohl als Bewohner von Elis aufgefasst werden, denn die Burg- leute bewohnten nicht den ganzen Gau, sondern Eleer wird wohl so- viel sein als Hellenen, ail, eile-ui

Deutsch-keit. Wörterbuch,

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Elisa Elisabeth.

fremde Leute, weil sie wie alle Aoolier (dasselbe Wort, nur breiter gesprochen) aus dem Norden, d.h. aus Thessalien (tuath Norden) ein- gewandert waren.

Elisa, Völkername, oder Name des Vaters eines Stammes in der Völkertafel der Genesis; er bezieht sich auf Hellenen oder Aeolier, den Hauptstamm der@riechen dies- und jenseits des Aegäischen Meeres. Die wörtliche Bedeutung ist Fremdlinge, fremde Leute, vom keltischen aoile, aile, eile fremd und dae gezischt sae Leute. Gleichen Ursprungs sind die Worte Aeoloi oder Aioles, nur stehen hier statt dae die Formen ui, ae und eis, die ebenfalls Män- ner oder Leute bedeuten, in gleicher Weise wie en, an bei Hell-en.

Elisabeth oder Elsbeth, Weiber- name, bestehtausElseundBotty; ersteres von aillse, schöne Fee, schönes Weib aille schön, sia Weib, „sie” im Gegensatz zu air Mann, „er —; letzteres von baoth gut, also gute, schöne Frau; ent- sprechend der durch Schönheit und Mildthätigkeit berühmten „heiligen“ Elisabeth, die, bekanntlich aus Un- garn gebürtig, Landgräfin von Thü- ringen und Hessen wurde. Dieselbe residirte auf der Wartburg und wurde in Marburg in der durch ihren herrlichen Bau ausgezeichne- ten Elisabethkirche beigesetzt, wo ihre Gebeine aber von ihrem eigenen Nachkommen, Philipp dem „Gross- müthigen“, der im Sarge grosse Beichthümer vermuthete, eigenhän- dig aufgewählt, und daseine Habgier

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Ellfeld Ellwangen. 434 Elm Elohim.

getäuscht ward, in einem Sack bei Seite geworfen wurden.

Elifeld, alt Eltvile, Hauptstadt des untern Rheingaues. Hier wur- den urkundlich 1293 die ersten ro- then Trauben gepflanzt. Der Name ist keltisch, kommt von ailt Haus und bill klein, latinisirt wurde alta villa daraus, was aber nicht passt, denn Ellfeld liegt nicht hoch.

Elinbogen. Elin bedeutet im Kimbrischen Ecke, scharfer Winkel; es wird auch ell und ellen ge- schrieben, Bogen ist die angehängte deutsche Uebersetzung davon. Mit Elinpoga werden im Altdeutschen Krümmungen der Bäche im Gebirge angezeigt, als der Aschach in Ober- östreich, die Ellbögen an der Sil in Tyrol, die Stadt Ellbogen an einer Krümmung der Eger in Böhmen, Katzenellenbogen in Nassau, wo die Aar sich um einen hohen Waldberg krümmt, Katze von coed Wald, Katzenellenbogen also soviel wie Waldecke. An der Kinzig in der Ortenau gibt es auch einen Elinbogen, ebenso ein Dorf solchen Namens im Vorarlberg. Von dem keltischen uilean, was den mensch- lichen Einbogen bedeutet und mit elin gleicher Wurzel ist, kommt das lateinische ulna, deutsch die Elle.

Ellwangen, alt Elchenwang, oder blos Ellwank, im fränkischen Virn- grund oder Virgundwald, Name gross-Wald-Pferch, von el, i} gross, chen für chun, gun! Wald(Virgund) und /ang Vieh-Pferch, Schuppen

der Ställe zum Ueberwintern des

Viehes, während es den Sommer über frei im Virgund, d. h. Gras- wald (von fear Gras) oder im Firn- grund, d. h. Gebirgsthal (von /eo- ran) herumlief.

Elm, alt Ailimund, ein hochgele- gener mooriger Waldstrich zwischen Braunschweig und Helmstädt, vom gäl. al hoch oder ul! feucht und mmnt Berg. Helmstädt in der- selben Gegend bedeutet Stätte am Elm. Statt Ailimund kommt auclı Alabure vor, Hochberg, bur statt bar, bor Berg.

Elohim, Götter, Mehrzahl von e/ Gott oder Eloah, arab. Allah. Im Keltischen bedeutet a/, el, il, ol, ul gross, hoch, mächtig, £/-Zlohim Gott der Götter. Unter El, dem Ho- hen, Mächtigen verstanden die Ju- den alle ihre verschiedenen Götter vom Stein, Stier, Bock bis zum un- sichtbaren, und in Bildern nicht darstellbaren Jehova (lateinisch Je- hovis, Jovis, Genitiv von Jupiter, vom kelt. ab, iab, iob, Hiob, Vater mit angehängtem piter, pater, Va- ter). Es wird in der Regel ange- nommen, dass das alte Testament von zwei Verfassern herrühre, einem Elohisten, dem die älteren Stel- len, welche noch vielfach an den Steincultus erinnern, ihr Dasein verdankten, und dem Jehovisten, welcher schon Jehovah verehrte, und den Elohisten nicht nur umän- derte, sonderu auch neue Verse in seinem Sinne dazwischen schob. Die alten Bücher gingen nämlich bei der Verbrennung Jerusalems theilweise zu Grunde und warden

. Elsas.

von Esra nach der Rückkehr aus dem Exil wieder hergestellt, verar- beitet und nach Jehovistischer Auf- fassung vervollständigt, wobei denn freilich die geschichtliche Wahrheit gewaltig Noth litt. Der Ausdruck Elohim wird bis Exodus 6, 2 ge- braucht, von da an stets Jehovas; wo er früher vorkommt, ist er Ein- schiebsel des Jehovisten Esra, wel- cher auch im Gegensatz zum Elo- histen, der den sündlichen Fleisch- gonuss erst mit Noah, und die Jehovaerkenntniss erst mit Moses beginnen lässt, beides schon in die Zeit der vorsündfluthlichen Patriar- chen hinaufrückt. Die Geschichte Cains mit dessen Stammtafel ist Je- hovistischer Nachtrag, in welchem Abel schon Fleischopfer bringt, also auch solches selbst isst, während der ärmere Cain nur Feldfrüchte zu opfern hatte.

Elsas, lat. Ilsatia, von den Ale- mannen des rechten Rheinufers einst auch Alisaz, Alisat genannt; in die- sem Sinne bedeutet es Sitz der Fremden oder nach altem Sprach- gebrauch der Elenden, Alilendi, von all, aile, eile fremd, ailean Fremd- ling (Hellene, Alleman). Sati ist dasselbe was in der Form sezi für die Stämme zwischen Elbe und Oder vielfach wiederkehrt, z. B. Lusazi oder Luatizi, Wassersitzer, Lau- sitzer (von /ua Wasser); daraus ergibt sich aber auch die Zulässig- keit einer zweiten Erklärung als Illsitzer, denn die Elsässer woh- nen an der Ill, welche fast den ganzen Landstrich der Länge nach,

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Elsas.

parallel mit dem Rheine durchfliesst und unterhalb Strassburg in den- selben mündet. Das Elsas war vor der Völkerwanderung von keltischen Völkern bewohnt, wie die Orts-, Berg- und Flussnamen unwiderleg- lich darthun; zur Zeit der Völker- wanderung kam es an die deutschen Alemannen, heutzutage wird vom Volke noch überall deutsch gespro- chen, mit Ausnahme des Stein- thales, Ban de la roche, wo noch ein altromanischer Dialekt vorherrscht, weshalb dieser hinter dem Odilienberge gelegene Gau im Mittelalter zu Lothringen gerech- net wurde. Auch in anderen südlich davon gelegenen Vogesenthälern wird in den obersten Zinken roma- nisch gesprochen, obwohl die in denselben entspringenden Bäche ostwärts dem Rheine zufliessen. Die Nordgrenze des Elsasses ist der Hagenauer Forst, bezw. die Sur (suir Bach). Nördlich von der Sur standen eine Zeit lang die Bur- gunden, und als diese vor den Hun- nen weiter westlich und südlich zo- gen, fiel das Land in Folge der Schlacht bei Zülpich an die Rhein- franken, nachdem die Alemannen erst versucht hatten, sich wieder ihrer alten Sitze bis gegen Mainz und Aschaffenburg hin zu bemäch- tigen. Ein Theil der Alemannen floh“vor den Franken in das Gebiet der Ostgothen, welche eine Zeit lang von Oberitalien bis an den Bodensee herrschten, und wurden von diesen an der Brenta in den sette und tredeci Communi angesiedelt, 28 *

Elsas.

Zur Zeit der Karolinger gab Ludwig der Fromme das Eisas an seinen Sohn Lothar. Nach dessen Tode kam es 870 an Ludwig den Deut- schen. Das Land gehörte nun 50 Jahre lang zum Herzogthum Loth- Tingen, wurde aber 916 zu dem neu errichteten Herzogthum Schwa.- ben geschlagen, bei dem es bis zu dessen Auflösung 1268 blieb; wäh- rend dieser Zeit nannten sich die Herzoge von Schwaben mitunter auch Herzoge von Alemannien und Elsas, oder schlechthin Herzoge vom Elsas, Im 12. Jahrhundert hatte das Elsas folgende politische Verfassung: der Herzog hatte für das Kriegswesen, den Landfrieden und die Öffentliche Ruhe zu sorgen, zwei Landgrafen standen den Ge- richten vor, ein Landvogt verwaltete die Kammergüter und Regalien des Kaisers, und in den Städten hand- habten die Stadträthe die kaiser- lichen Rechte. Das Unterelsas (von Schlettstadt nördlich) hies der Nordgau, das Obeorelsas Süd- oder Sundgau; nach der Zeit der Karolinger zog sich der Name Sund- gau auf den obersten Theilzwischen Jura und Vogesenzurück. Von 1268 bis 1648 war das Elsas unmittel- bares Reichsland, ein Theil davon, namentlich der Sundgau, Österrei- chisch. Im westphälischen Frieden 1648 wurde das Elsas an Frank- reich abgetreten mit Ausnahme eini- ger Reichsstädte, namentlich Strass- burgs, welches erst durch den Rys- wiker Frieden förmlich an Frank- reich kam, nachdem es vorher schon

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Elsassabern Else.

durch Verrath den Franzosen in die Hände gespielt worden war. Der Bischof von Strassburg sowie der elsässer Reichsadel gehörte indess noch bis zur Revolution zum deut- schen Beiche.

Elsaszabern, im Gegensatz zu Berg- und Rhein-zabern in der bayerischen Pfalz, franz. Saverne, bei den Römern tres tabernae. Der Ort liegt am Uebergang der eigentlichen hohen Vogesen in den weniger hohen Wasgau, und war von der Reformationszeit bis zur Revolution Sitz des Bischofs vun Strassburg, dessen prächtiges Besi- denzschloss jetztin eine Kaserne um- gewandelt ist. Der NameZabern ist ausT.ubernae, Wirthschaft, entstan- den, und dies aus dubh-ar Ort- gross und nae Leute.

Eise, römisch Aliso, altdeutsch llasan, ein Dorf bei Neuhaus, west- lich von Paderborn, nahe dem Ein- fluss der von Süden kommenden Alme (Almaha) in die Lippe. Hier legte Drusus nach seinem Rückzuge von der Weser her die Festung Aliso an, um einerseits die Strasse von der Lippe nach dem Rheine bezw. Xanten zu decken, anderer- seits die Sennerhaide sowie die Zu- gänge zum Teutoburger Walde be- herrschen zu können, in denen er auf seinem Bückzuge von den Germanen in der Dörenschlacht angegriffen worden, und nur mit schwerem Verluste durchgekommen war. Von Else aus dehnten die Bö- mer ihre Befestigungen bis zur Quelle der Lippe aus, sowie abwärts

Else.

bis zum Rheine, und zwar durch kleine Castelle, die sie munitiones viarum nannten, weildarin die Mund- und Kriegsvorräthe aufgespeichert lagen. Nach Aliso führte eine Römer- strasse von Mainz über Friedberg, Butzbach, Giessen, Marburg, Cor- bach und Stadtbergen; eine andere von Cöln über Schwelm, Unna, Werl, Erwitter und Salzkotten ; eine dritte von Xanten an der Lippe her; an die Ems führte der Weg von Aliso über Wiedenbrück, Hersebrock, Wahrendorf und Münster nach dem Rheine, und endlich nach der Weser die Strasse über Herford und Rehme. Jetzt münden diese Strassen nicht mehr in Else, sondern in dem eine Stunde weiter östlich gelegenen Paderborn. In dem mit Aliso durch Schanzen verbundenen Lippspringe überwinterte Tiberius seine Armee 4 Jahre nach Chr. Geburt. Ein sol- ches Winterlager bildete eine förm- liche Stadt mit Häusern und Maga- zinen. Nach der Niederlage des Varus zerstörten die Deutschen die Linien zwischen Aliso und dem Rheine, Aliso aber erst, als die Rö- mer e8 heimlich geräumt hatten, nachdem sie mehrere Stürme abge- schlagen, aber durch Mangel an Lebensmitteln zum Abzug gezwun- gen worden waren. In einer stör- mischen Nacht machten die Römer einen Ausfall und schlugen sich unter Anführung des Lucius Cädi- tius nach dem Rheine hin durch. Die Trompeter der Römer bliesen Marsch, dadurch wurden die Ger- manen getäuscht, indem sie glaub-

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Else.

ten, die von Asprenas abgesandten Hülfstruppen seien angekommen, und deshalb verfolgten sie die Rö- mer nicht weiter. Asprenas, des Varus Neffe, war nämlich mit zwei Legionen vom Oberrhein herabge- kommen, hatte aber nicht gewagt, bis Aliso vorzudringen, sondern be- schränkte sich, den Niederrhein zu besetzen und den aus Aliso Entflo- henen Hülfe entgegen zu schicken. Sechs Jahre später erschien des Drusus Sohn, Germanicus, wieder in der Gegend, baute die zerstörten Werke von Else nochmals auf, be- grub die Gebeine der auf der Senne erschlagenen Römer, stellte das Drususdenkmal (den alten Drusus- Altar) wieder her und zog dann nach der Weser, wo er auf dem Idistavisischen Felde dem Herrmann eins unentschiedene Schlacht lie- forte. Während dessen griffen die rückwärtsstehenden Germanen Aliso abermals an (16 Jahre nach Chr. Geburt, 7 Jahre nach der Varus- schlacht), zogen sich aber in die Gebirge zurück, als Germanicus mit sechs Legionen zum Entsatze Aliso’s zurückeilte. Dies war der vierte und letzte Feldzug des Germanicus. Von da an verschwand Aliso in der rö- mischen Geschichte. Kaiser Clau- dius, der 41 bis 54 nach Chr. in Rom regierte, gab die Eroberung Mitteldeutschlands auf und zog die Besatzungen über den Rhein zu- rück; da fiel auch Else in deutsche Hände und wurde zerstört. Aus den Steinen der alten Veste wurde ein Theil der Kirchen von Paderborr

Elsenz Elsenzgau.

erbaut. 777 errichtete daselbst Karl M. die erste derselben. Bei Elise finden sich Kirchborchen, Nord- borchen und Südborchen, letzteres ist eingegangen. Diese Burgen mö- gen neben Elise als Ueberreste der alten Römerburg angesehen worden. Elise selbst ist keltisch, von all, ailt Haus oder Ilys, lios Burg, das- selbe, was Alesia in Burgund, wel- ches Cäsar belagerte und zerstörte, oder Elze an der Leine und Neckar- elz bei Mosbach.

Eisenz, das Flüsschen, welches von Sinsheim gegen Neckargemünd fliesst und hier in den Neckar mün- det, hies romanisirt Alisontia, gleich der Alsenz bei Alzei (Alisentia, Alise), und der Elz bei Waldkirch im Breisgau, von alt Wasser, Dem. altean, gezischt alsean kl. Wasser.

Elsenzgau oder Alsenzgau, das Thal der Elisenz nordöstlich vom Kraichgau in der Neckarpfalz, mit dem es einerlei Bevölkerung und gleiche Schicksale hatte. In Sun- nisheim und in Steinfurt waren die Gaumaalstätten oder die Stallbühle, wie diese Stätten auch genannt wur- den. Bis zu Ende des 13. Jahrhun- derts war Sinsheim eine freie Reichs- stadt. Das eine der hier gewesenen Klöster gehörte der Heiligen-Geist- Kirche in Heidelberg. In dem Gau liegen: Sinzheim, alt Sunnis- heim, von sunn, sonnadh, sonnaidhe Festung, umzäunter Ort, sunn ist gleich dunZaun; Hofheim, Horva- heim, von aoikh Hof, Erbgut; Zu- senhausen, von fyddin, doidin Bauernhof; Meckesheim,altMe-

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Elsloo.

kinesheim, von magh Feld, magkhin kl. Feld und ais Ort; Waibstadt, alt Weibestat, von aoibh Erbgut; Helmstadt, altHelmustat, Hoch- stätte, von a] hoch und ma, mo Stätte; Reihen, alt Bien, von reann Feld und ion Ort; Richen, alt Reocho, von ruighe Hirtenhaus für den Sommer; Gemmingen, alt Gemmincheim, Winterort, um das Vieh den Winter über zu ver- pflegen, von geimh Winter und inka kl. Ort; Dautenzell, Fürsten- keller oder Kirche, von tuath Fürst und keal Keller.

Eisloo, Ort unterhalb Mastricht auf dom rechten Ufer der Maas, alt Ascloha oder auch Haslac oder Ahs- lon, lauter Formen, welche Ort am Wasser bedeuten, von all bezw. uisge, ais, as Wasser und le, IoA, loc, lac und lon Ort, Stätte, Dorf. Der Ort kommt in der Geschichte der Wikingerzüge vor, denn hier lagerten 882 die Dänen oder Nord- mannen, um ihren Raub aus den Rheinlanden wie aus Belgien wn- sammenzuführen. Damals plünder- ten und zerstörten sie Lüttich, Utrecht, Tongern, dann in einem zweiten Zuge Cöln, Bonn, Zülpich, Jülich, Neuss, ferner Aachen, Mal- medy, Stablo (und Inda?). Von da zogen sie, durch reiche Geschenke bewogen, weiter gegen Rheims, Soissons, Laon, Noyon bis zum Jahre 857, wo sie sich gegen Paris nnd die Gegenden an der Oise wendeten. Von der Seine gingen sie in die Marne nnd raubten bis nach Burgund hinauf. Paris hatten

Elster Elysion.

sie 845, 857 und 861 erobert, 887 aber war es so gut befestigt, dass sie, um weiter aufwärts gelangen zu können, ihre Schiffe über das Land um die Stadt herum schleifen muss- ten, worauf sie dann bis Sens und Auxerre plünderten.

Elster, alt Elstrit, Elstra oder Alistra bedeutet gleich Alster in Hamburg grosses Wasser, vom gäli- schen ?/ gross und sruth bezw. ster Bach. Sruth findet sich wieder in der Unstrut. Den Gegensatz zur Elster bildet die kleinere Pleisse, bill-ais kl. Wasser, desgl. die eben- falls kleinere Luppe, li-abh oder lua-bi kl.-Wasser bezw. Wasser-kl., dann die Parthe, bior-di Wasser- kl. Eine andere etwas poetischere Erklärung von Elster wäre von ele- ster, eleastar, feleaster (Oleaster, Oleander), Wasserlilie, gelbe Iris, und für Pleisse von plais Schlamm, Namen, die etwa für die Gegend um Leipzig passen möchten, nicht aber für die Strecken ober- und unterhalb derselben.

Elte, Bach an der Ostsee, gleich der Elta in Schwaben, von alt Bach.

Eliten, Berg bei Emmerich am Niederrhein, alt Mons Eltnä oder eltnengis, von il gross und dun Berg.

Elyslon, zu deutsch entweder Zauberland, vom gälischen eolas Zauber und ion Land, oder Unter- welt vom kimbrischen alis tiefster Ort, Hölle, und dies von ailt Ort, is unter und ion Boden, Grund, oder drittens-von e/ gross und dem gäli- schen ionnd Ebene, Feld (elysäische Felder), oder viertens von alis Tiefe

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Elz Emden.

und ion Sonne, da die Sage Elysium im äussersten Westen, wo die Sonne untergeht, gelegen sein lässt, wo auch die Gärten derHesperiden oder Avallon, der Apfelort, liegen sollen.

Elz, alt Alisus, Bach bei Wald- kirch im Breisgau. Der Name ist die gezischte Aussprache für das gälische alt Bach. Im Rhöngebirge gibt es zwei Dörfer mit Namen Elz- bach an kleinen Bächen, in Meck- lenburg die Elte, bei Zweibrücken die Elsbach, desgl. daselbst die Elzenbach, d. h. kleine Elzbach, vom Deminutiv alfan, von welchem auch Alsenz, Elsenz kommen.

Elze. An der Leine liegt ein Ort Elze im Gudingau oder Waldgau, alt Alisga, Alicga, wohl derselbe Name wie Aliso und Alesia, vom kymr. liys Veste, gälisch Zios, das angehängte ga ist 90 klein, und das vorgesetzte & bedeutet entweder Berg oder ist blos der Artikel. Neckar-Elz bei Mosbach, alt Alanza oder Alenza, letztere Form gleich glinn oder linn (Linz) Veste mit demselben vorgesetzten a.

Embach, Bachname im Eisas, vom gäl.ean, amhain, ammenBach.

Embrun, alt Eburodunum, Reiter- stadt, vom kymr. ebwr Reiter und dun Stadt. Embrun liegt an der obern Durance in den Alpen der Provence; Eburodunum kann auch Flussstadt, Wasserveste bedeuten, von aber (Ebro) Wasser.

Emden, Stadt an der Nordsee am Ausfluss der Ems, alt Amades, von amhnin Wasser, Ems, und fais,

Emerberg Emersleben. 440

bezw. dun Burg. Emden verdankt seine Entstehung wohl einem römi- schen Kriegshafen und Standlager, das Drusus anlegte, um von hier aus den Fluss aufwärts gegen das mitteldeutsche Gebirgsland vorzu- dringen. Ebenso legte Drusus bei Stade an der untern Elbe ein Winterlager an, um die Chauken in Botmässigkeit zu erhalten. Desglei- chen besetzte er mehrere der friesi- schen Nordseeinseln. In den Kriegen der Römer gegen die Bergvölker waren die Flachlandsbewohner ge- wöhnlich Verbündete der Bömer, 8o namentlich die Friesen, Chauken und auch die Bataver, die mit den Bergvölkern schon vor Ankunft der Bömer in Feindschaft gelebt hatten (vergl. Boroctragau) und erst später durch Verbindung mit den mehr kriegerischen deutschen Sachsen von der Ostseite der Elbe her wieder zu thatkräftigem Auftreten gegen die Römer bestimmt wurden. Bojocalus, der Anführer der Amsivaren (Ems- anwohner) rühmte sich sogar noch lange nach der Niederlage des Va- rus, stets den Römern treu geblie- ben, und deshalb von Herrmann ‚zar Zeit der Varusschlacht in Fes- seln gelegt w.rden zu sein. Sein Name ist latinisirt für beogail, bo- Jogail Viehhirt.

Emerberg boi Zwiefalten in Wür- temberg, von a Berg und mor gross.

Emersleben, Ort in Nordthürin- gen, von amhain-er-liub Wasser- gross-Schlupf; Oschors-, bezw. Aschersleben, von uisge und

Emosa Emmenthal.

Wegerslebenron gwyg, beideseben- falls Wasser.

Emesa, alt Höms oder Hums, Ort im nördlichen Syrien, auf einer Höhe von Wüsten umgeben, gleich om-aith Ort-hoch.

Emil soviel als Aemilius im La- teinischen, amal im Keltischen Mann-gross, am-il; der Name kann auch von ma’, maol edel, herkem- men, mit vorgesetztem Artikel.

Emmendingen, Ort im Breisgau, Hauptort der frühern Grafschaft Hachberg. Die Ruinen der Burg Hachberg liegen östlich von der Stadt im Sexauerthale In Emmer- dingen wurde 1590 eine selbstver- ständlich fruchtlose Unterredung zwischen katholischen und lutheri- schen Theologen abgehalten. Der Name Emmendingen bedeutet Bach- veste, von amhain Bach und duin- gean Veste, es liegt au der Elz.

Emmenthal im Canton Ben; darin liegen Langnau, Trachsel- wald, Hutweil, Summiswald u. s. w., letzteres gehörte seit 1225 den Deutsch-Ordensrittern, von 168 an aber den Bernern. Das Emmenthal gehörte zu Kleinburgund und bil- dete die Grenze gegen die mehr ale- mannischen Nachbarthäler im Can- ton Luzern. Im Emmenthal wie im nebenan liegenden Entlibuch heisst der Bach, der das Gebirgsthal durch- fliesst, die Emme oder Emmen; die Berner Emmen heisst zum Unter- schied von der kleinern Luzerner Emme die grosse; letztere mündet in die Aar bei Solothurn, die klei- nere in die Reuss bei Luzern, beide

Emmer Ems.

entspringen in dem Hochgebirge nördlich vom Brienzer See. Die Emme hies alt Amma, gäl. amhain Wasser; Emmer hat noch ein er gross, angehängt; die kleine Emme im Entlibuch hies wohl ean-li oder endli, kleines Wasser, im Gegensatz zur Reuss, in welche sie mündet. Das Gebirgsland, aus welchem dieses ean-li kommt, ist eben das Entli- buch; buch von buach Bergrücken, gleich Buchonia, Melibokus und ähn- lichen Namen, oder gleich buoch Kuhpferch, dem Namen des Haupt- ortes im Thale.

Emmer, Flussname in Westpha- len, soviel wie Ammer, vom kelti- schen inbhir oder ynfer Bach, Fluss, und dies zusammengesetzt aus amhain-er Wasser-gross, oder von bior und dem vorgesetzten Ar- tikel am.

Empede, Empena oder Eime, Ort bei Gronau an der Leine nächst Alefeld, alt auch Empnegau und Amplidi, von ean-bi kleines Wasser, dae Haus und nae Leute bezw. kau Haag; es liegt nämlich an der Saale, einem Bache, der in die Leine mün- det (sa Bach, /u klein). Empnegau

war kein Gau, sondern eine uralte‘

Burg, für welche Bischof Siegfried II von Hildesheim, nachdem sie verfal- len war, in Gronau (Neuburg) wieder eine andere aufführte.

Emphing, Bach bei Mühldorf in Bayern, von amhain Bach.

Ems, Badeort an deruntern Lahn, latinisirt Vicus ambiatinus, Wasser- dorf, von amhain, abhuin, ambuin Wasser.

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Ems Enna.,

Ems, Fluss, latinisirt Amisia, Ami- sins, Amasios, Amisa, Emesa, von amhain Wasser, Bach; der ge- zischte Endlaut s ist angehängt wie bei Ens, das von ean Wasser kommt. Ausser der Ems in Wost- phalen gibt es noch einen Bach Ems im hessischen Maden- oder Feld- gau zwischen Kassel und Fritzlar,

Emschbühel soviel als Emeiss- bühel oder Ameisenberg (vergl. Mir- melberg).

Enakim, die Riesen oder Urvöl- ker Palästinas, kelt. an, en Mann, aighe hoch, also hohe Männer; im ist im Hebräischen die Endung, um das männliche Geschlecht zu be- zeichnen, gäl. am, amhain Mann. Die Enakim wurden von Josua aus dem Lande vertrieben und hielten sich später nur noch in den phi- listäischen Städten Gath, Asdod und Gaza auf, wo sie schliesslich von David vertilgt worden sein sollen. Goliath war einer dieses Ge- schlechts (gal stark, aith hoch).

Endersbach im Remsthal in Wür- temberg, von in klein und der Wasser, oder ean Wasser und der klein.

Enna, altnordischer Name für Europa in der Ynglingersage, welche die Urgeschichte Schwedens enthält. Der Name bedeutet Wasserland, von ean: Wasser und ia, ala Land, weil, um ausSchweden nach demFestlande von Europa zu kommen, man über das Meer musste, oder weil Skan- dinavien selbst als Insel, und von Skythien aus als Anfang von Europa betrachtet wurde. Serkland war

Eneter.

der alte Name für Indien und Ara- bien, und Blauland (Blaland) für Aethiopien. Serkland, gleich Serica (Seidenland), soll vom arabischen Scherk, Schark herkommen, was Orient bedeutet; vom Plural Schar- kin haben die Saracenen ihren Na- men, Unter Serkland verstanden die Alten aber nicht blos das eigentliche Indien, sondern auch Chaldäa, das Tiefland am Tigris und Nordafrika, während das Blauland das Land der blau-schwarzen Neger war.

Eneter, Henster, Veneter, Uene- ter, nach Kaspar Zeuss ein illyri- scher Volksstamm, von dem auch die heutigen Albanesen abstammen mögen. Sicher ist, dass der Name Eneter, wie ihn Herodot schreibt, und Veneter, wie ihn die benach- barten Völker aussprachen, nicht blos am Adriatischen Meere vor- kommt, sondern auch in der heuti- gen Bretagne bei VYannes am Meere, ebenso in Paphlagonien am Schwar- zen Meere, und endlich als Vindiler, Vindeliker am Bodensee. Daraus er- gibt sich die Bedeutung des Namens von ean Wasser und d«e Männer, also Wassermänner, Seeleute, Meer- anwohner. Bei Vindiler ist noch ein il gross, eingeschoben. Wendel- see war der alte Name für das Adriatische Meer oder das grosse Wasser (ean-il), Lacus Venetus für den Bodensee. Die Insel Belle- isle bei Vannes hies vind-il-is, d. h. Insel im grossen Wasser. Das Land längs der Ostsee hies bei den alten Gothen Win, was sich ebensowohl auf Wenden als auf ean Wasser

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Eineter.

beziehen kann; um so mehr als die slavischen Wenden ebensogut als Wasseranwohner aufgefasst werden können wie als Waldleute von gwind Wald, denn sie kamen von der 03- see nach Deutschland, wie die Winden vom Adriatischen Meere. Alle diese Namen stammen aus den Munde der Kelten, ohne dass des- halb die betreffenden Völker unter sich gleichen Stammes gewesen zu sein brauchten. Polyb sagt, dass die Veneter eine andere Sprache als die Kelten gehabt hätten, in Gt wohnheiten und Putz dagegen we nig von ihnen verschieden gewesen seien. Kelten von denjenigen galli- schen Stämmen, welche 400 Jahre vor Chr. mit Belloves nach Italien kamen, waren sie bestimmt nicht, denn diese überschritten die Etsch nicht; ob sie aber mit den altgäli- schen Umbern in Mittelitalien vor dem Einzuge der Tusken und dan der Gallier nicht zusammenhingen, bleibt zu untersuchen, denn die Ve- netischen Ortsnamen lassen sich aus dem Gälischen erklären. Dis westlichen Städte der Veneter gegen die gallischen Cenomanen waren: Ateste (Este), vom gäl. iosde Haus; Hadria oder Adria, von dem das Adriatische Meer oder de Wendelsee seinen Namen hat, 7 deutsch Wasserhaus, von ad Ws ser und ri Haus; Patavium (Tr dua, Po-hofen), von bais, bait (Pr dus) Wasser und doibh, aoi Lot. Bauergut; Vicentia, Vicenza, söl von den Galliern angelegt wordet sein, bi-gann -tio klein-Burg-Ort:

Engadin Engelberg.

Venedig, teagh, tigh Haus und ean Wasser.

Engadin, Ingadine, Name des Innthales, soweit es noch ladinisch ist. DieGrenze gegen deutsch Tyrol bildet ‘der Pass bei Finstermünz (lat. Venusta mons). Das Engadin theilt sich in Ober- und Unterenga- din, es gehörte zum Gotteshaus- bunde, zu welchem auch noch der obere Theil des an der Etschquelle gelegenen Münsterthales, dann das Oberalbsteinerthal, das Aversthal und Bregellthal gehörten ; letzteres gehört jetzt zur Lombardei. Die hohe Brücke, pont auta (alta) über den Inn trennt das obere vom untern Engadin. Zum Unterengadin gehört auch das Scarlthalund das Mün- sterthal an der Etschquelle. Der Name Engadin kommt aus dem Kel- tischen und bedeutet Wassergegend, Fiussthal oder Innthal, denn aus en, ean Wasser wurde Inn; iath ist Landstrich. Noch im Jahre 930 hies das Engadin Vallis eniatina.

Engelbach, Hof in Oberhessen bei Niederaula, der Engelsbach, Nebenbach derFils, das Engelbächle bei Gerbertshofen, beide in Würtem- berg, dann die Angelbach bei Wies- loch, letztere alt Engila oder En- gela, sämmtlich von in klein und gil Bach.

Engelberg, Kloster im Suren- thal, alt Monasterium Angelorum im Canton Unterwalden; der Kloster- name ist deutsch, Surenthal kommt dagegen von suir Wasser. Die das Thal gegen Uri abschliessenden Al-

443 Engelbostel Engelgan.

Surenen-Alpen, wenn nicht von for steil und onn Fels.

Engelbostel, Ort bei Langeha- gen im Hannöverschen, alt Eilwar- dinga-burstalle; stalle ist das kym- rische yslal Stall, Dur, buar be- deutet Rindvieh, Hornvieh, zusam- men also Viehstall. Eilwardinge lautete auch Elwardinga, Haus des Elwert; bert, wart ist Sohn, aille schön. Eilward also schöner Sohn;

inka endlich kleiner eingehegter

Ort. Das ganze Wort Engelbostel somit Elwerts oder Alberts Woh- nung mit Viehstall.

Engelgau oder Egelgau, alt En- gilin oder Englide, auch Egelin, Englehem, ein Gau im östlichen Thüringen am Einfluss der Wipper in die Unstrut bei Kindelbrück, Cölleda, Sachseburg, Engeln, Beich- lingen u. s. w. Der Name kommt von en oder in klein, bezw. e schmal und gti! Bach; bei Engilin ist in oder yr Landschaft angehängt, bei Englide dae Männer oder dw Land, Englehem ist Heimath, Heim am kleinen Bach; der kleine Bach ist die Wipperim Gegensatz zur Unstrut, nach welcher der nebenanliegende Altgau (alt Fluss, Bach) sowie der Wigsezigau (gmwig Wasser, sezi Sitzer) benannt ist. In diesem Gaue wohnten die Anglii, welche in der von Karl dem Grossen gegebenen Lex Angliorum et Werinorum hoc est Thuringorum genannt sind. Im En- gelgau lagen urkundlich: Kirch- Engel, Holz-engel, Feld-engel und Westerengel, alle vier im Schwarz-

penstöcke heissen wohl darnach die burgischen Amte Klingen (glinn

Engelbard Engelsee.

Veste), Engel, alt Engilin, als Orts- name kommt hier von in klein und keall Vorrathehaus; Trebra bei Feldengel, alt Triburi, gälisch {re/- y-ri Wohnung des Königs, von treabh Dorf und ri König, gleich Trier. Hier sas sonach der Gau- König. Colleda, alt Coll-ide, Waldort, von coille Wald und aidhe Ort, os wurde 813 von Karl dem Grossen der Abtei Hersfeld verlie- hen; Görschleben, altGeariches- leiba, /iub oder Schlupf des Gerich, und dies von goar oder Au-ar Held- gross und reagh Lehnsmann, Recke ; Beichlingen, alt Buheling, von buach Bergrücken oder beagh klein und Zinn, glinn (Linz) Burg. Hier sassen die Billinge (Dil! klein, linn Veste), die Grafen des Gaues. Scheidungen, alt Schidinga an der Schiedinger Mark, einem gros- sen Wald, Schid, von coed Wald und daingean Veste. Bibra, alt Bivora, Di-bior-ra klein-Wasser-ort, wo dieBillinge ein Kloster stifteten. Steinbach, alt Stembeki, Stem von taom Bach, niederdeutsch bek und ui Leute daran.

Engelhard, Personenname, von ang gross, il, ull wild und aire Mann; Engelbert, vonbertSohn; Enke, Enko, Hinko, grosser Mann, von ang und o, ae Mann; Ingulf, grosser Wolf. Wolf und Bär, auch Hund waren wohl die ersten aus der Kleidung oder den Abzeichen auf den Schilden ent- standenen Personennamen.

Engelsee, alt Ennglsehe, bei Leimen in der Neckarpfalz, Nasen-

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Engen Engem.

laut für Egel, vom gälischen aigio!, aigeal sumpfiges Thal.

Engen, Ort im Hegau, alt Enga, vom gäl. in klein und ka Haag, ein- gehegter Ort.

Eugern, Engorland, alt Angaris, Landschaft an der Weser, grenzt gegen Süden an Franken, bezw. Hes- sen, im Westen an Westphalen, im Osten an Ostpbalen, im Norden reichte es in alten Zeiten bis an die Nordsee, selbst das Land Hadeln wurde manchmal noch dazu gerech- net. In einer Urkunde vom Jahre 1062 -übertrug wenigstens Kaiser Heinrich IV dem Erzbischof Adel- bert von Bremen die Grafschaft Stade, die der Markgraf Udo beses- sen, als in Angeri belegen. Daraus ergibt sich, dass der Name Engen jedenfalls einen andern Sinn habes muss, als in der „Enge“ zwischen Ostphalen und Wostphalen belegen. wie mitnnter angenommen wird. Zu Engern gehörten die Bisthümer Paderborn, Minden und Verden, dann der sächsische Theil des Main- zer Sprengels. Sogar im Lahngaz verlieh Kaiser Ludwig der Fromme der Abtei Corvey Güter als in Ar- gariis belegen. Bezüglich des Osns- brücker Sprengels ist es dagegen zweifelhaft, ob er zu Engern oder Westphalen gerechnet wurde. Im Jahre 782 versammelten sich die Sachsen an der Hase in finibss Westfalorum, also bei Osnabrück. Der Graingau und Hrecwithi-Gse. zwischen welch beiden Osnabrück liegt, wird in einer Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen zum Ducatas

Engers England

Westphalorum gerechnet. Dagegen sagt Adam von Bremen, die Ems trenne Westphalen von dem übrigen Sachsen; die Ems bildete aber die Grenze zwischen dem Münsterer und Osnabrücker Sprengel. Die bald engere bald weitere Ausdehnung des Engerlandes erklärt sich ein- fach durch die Bedeutung des Wor- tes; ang ist Uferland, Strand, ang- aire sind Strandleute, sei es an der Weser, oder an der Elbe oder an der Lahn, schliesslich blieb der Name am Weserufer vom Zusammen- fluss der Werra und Fulda bis zur Porta Westphalica hängen. Die An- garier hatten in den Kriegen gegen Karl den Grossen ihren besondern Herzog oder braine (Bruno). Der- selbe unterwarf sich im Buckigau 775 dem Frankenkönig. Nach sei- nem Tode wurde die Stelle nicht weiter besetzt, und das Land zerfiel ın kleinere Grafschaften ; don grös- sern Theil nahmen im Süden die Bischöfe von Paderborn und Min- den, im Norden die von Bremen und Verden an sich.

Engers, Ort bei Neuwied, alt Curtis engersche, von eachrus Pfer- dehaus.

Engersgau, latein. Ingerisgan, Landschaft der Ingrionen oder En- gern, von der Mündung der Lahn in den Rhein bis in die Gegend von Linz und landeinwärts bis an die Quellen der Wied auf dem Wester- wald; der Name kommt von dem Orte Engors, gäl. euchrus.

England, alt Angelland, Anglia, führt seinen Namen von den aus

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Englis Enneberg.

Norddeutschland und der kimbri- schen Halbinsel gekommenen An- geln. Mit diesen waren auch Jüten und Sachsen eingewandert, aber durch ein zu Wentonia (Winchester) erlassenes Edict König Egberts von Woestsachsen, 827 zum Könige von ganz Bretland gekrönt, wurde an- geordnet, dass von nun an sowohl Jüten als Sachsen den Namen An- geln annehmen sollten. Von den Nachkommen der Briten wurden sie dagegen immer noch Sachsen (kym- risch Season, bretonisch Soson) be- nannt. Zu dem unter der Rubrik Angelsachsen Mitgetheilten ist hier noch beizufügen, dass der Name Angeln hier wohl soviel als Fremd- linge bedeutet von aineal, aineol, denn sie waren als Deutsche den Kelten fremd, wie den griechi- schen Ureinwohnern die eingewan- derten Hellenen, oder den Kelten in Deutschland die Alemannen ; letztere von al-maen Fremd-mann, Hellen von ail-an.

Englis, alt Angelgise, Enghel- gbis, Engilis, Engilgiz, Engelgys, Dorf in Hessen bei Borken an der Schwalm, in-keal-gais kl. Vorraths- haus, oder auch Wohnhaus, Kirche am gais, d.h. Wasser. Dabei Sing- lis, alt Sungule, Sungelen, Sun- gelsen, von son Wald und Xeul Kirche, bezw. }lys Burg, Hof.

. Enneberg, ein kleines Seiten- thal des Pusterthales, südlich von Brunnecken, mit den Orten Pflaurenz, Welschellen, Untermay, Pickalein, Campill u. s. w. Südlich wird das Thal durch das Ellengebirg vom

Ens Ensthal

Piavethal geschieden. Der Name ist aus Vallis Eniana entstanden, dem altrömischen Namen des ganzen Etschthales; er bedeutet entweder Flussthal, von ean Wasser, gleich Engadin, oder kommt von onn Fels, entsprechend der DebersetzungBerg.

Ens, latinisirt Anesus oder Anisa, dasselbe wie Oenus, Inn, vom kelti- schen ean Wasser; das s wird nach n oft angehängt.

Ensisheim, Städtchen im Ober- elsas, vormals Hauptort desselben und Sitz der österreich. Regierung über Oberelsas, Breisgau, Schwarz- wald und die vier Waldstädte (Rhein- felden, Säckingen, Laufenburg und Waldshut). Der Name Ensisheim ist kimbrisch, von enghis, wälesisch anncdd Wohnstätte, er wurde frü- her Annghehisheim geschrieben. Im Münsterthal im Elsas gab os ein Dorf Annghisheim, das auch Anescheim und Anissehein geschrie- ben wurde und jetzt ausgegangen ist. Gleicher Abstammung mit En- sisheim sind die Orte Ens in Ober- östreich, Enzheim bei Strassburg und Inns, franz. Anet am Bieler See, letzteres hat den keltischen Namen ungeändert beibehalten.

Ensthal, alt Ensital, zu deutsch Bachthal (vgl. Ens), von ean Wasser, gezischt gesprochen ; der oberste Theil dieses in Steiermark gelege- nen Thalos heisst der Enswald. Nebentbäler gegen Süden sind: Das Selichathal, von suail klein und oiche Wasser; derDonnersbach, von tain Bach; der Gau Palta, jetzt Baltenthal, von bal Berg und

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Ent Ente.

da, du Land, darin der Gaizar- wald, von coidWald und er gross. Nördlich von der Ens liegt die Ramsau, von reann Feld, und die Püchau, von buach Bergrücken, östlich an der Salzach heisst das Gebirgsland Eisenwurz oder Ei senarz, von ard steiler Berg, Harz, darin der Arzberg und die Rath- mar oder Radmar, von rat Berg und mawr gross. Orte liegen im Ensthal unter andern folgende: Ruhenberg, von sugha Berg; Rotenmann, alt BRotenmanns:. von rudhan Berg und man Ott. Stätte; Admont an der Ens, alt Adamunta, von ad Bach und man, maon Stätte, vielleicht auch later nisch gleich ad-montem am Berge. Eat oder Entas nannten die Ar gelsachsen die Biesen; dassell« Wort wie das griechische Antaios es kommt von onn, unn gross, wilü. furchtbar, auch Fels, im Deutscher Unthier, auch im Slavischen hs sich un in diesem Sinne erhalten. Eute, latein. anas, ein auf des Wasser lebendes Thier, bedeutet v.: Gans und Schwan ursprünglich » viel als Wassermännchen, von ee Wasser und dae Mann bezw. Tier: die Gans kommtvongais-ar, nas! ausgesprochen; der Schwan v.# sua-an, beides Wasser-mann. Auct der Fisch führt seinen Namen wa Wasser, bi-uisge Mann - Was. desgl. Schwein, sua-in. Heutıı tage noch gebraucht das Volk An- drücke wie Wassermännchen, Wa: serweibchen für Wassertbiere, wess es keinen andern Namen weis, De

Enterigau.

bei den Gälen heutzutage übliche Name für Ente ist /acha, ein Ton, der dem Geschnatter der Enten nachgebildet ist, wie Arp, rab, rax, corax für Rabe, der sonst auch Zug heisst. Enterigau, alter Landschafts- name für die Westseite der Weser von Stolzenau bis hinab nach Hoya, westlich bis an die Hunte, dem Um- fang der spätern Grafschaft Hoya entsprechend; darin lagen urkund- lich: Sühlingen oder Scholen, alt Curtis Sulegon, von svai? klein und gan Veste; Loge bei Bassum oder Hoya, altLömgo, /u-ean-ka, klein- Wasser-ort; Hoya, alt Hoaga oder Hoiga, von kai, choi Haag und 90, ga klein, oder Ahui-acha Wald-Veste; Büren, Burion, von buar Rindvieh und ion Stätte; Steyerberg, alt' Staverevar, die erste Form etwa von torr Berg, woraus auch Tauer, Stauer, Staren- berg wurden; es wird aber schwer sein, in jener Gegend Berge zu ent- decken. Dabh oder stabh Kuh, ire Land und /aire Männer gäbe für Staverevar Kuhlandsbewohner. Aus dabh, stabh entstand Stabulum Kubstall. Bei Hoya, das gleich Drakenburg (drah, drak klein) und Nienburg (Neuenburg von nua-ion) rechts von der Weser liegt, ist die Hämeler Haide, die an die Kemeler Haide bei Schwalbach erinnert; beide führen auf den Hümiling-Wald, von hui Wald und mael Berg. Hui steht gleich cha, choi, hae Haag, also Heckenwald. Der Name En-teri-gau kommt

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Entlibuch Enzgau.

von ean Wasser oder inn Wiese und fire Land (latein. terra), also Wasser- oder Wiesenland.

Entlibuch oder Endlibuch. Das vielgenannte Kuhhirtenland an der kleinen Emme im Canton Luzern, mit dem Hauptorte Entlibuch oder blos Buochen. Letzteres bedeutet Kuhpferch (dbu-acha Kuh-veste), Entli kleines Wasser, von ean-li, also Sennerei an der kleinen Emme. Vom Orte erhielt das ganze Thal den Namen.

Entvogel. Im rheinischen Ober- lande gebraucht man Jen Ausdruck Entvogel für Ente, Enterich. Man sagt aber nie Gansvogel oder Hüh- nervogel. Im Gälischen bedeutet antete Vogel, irisch eathaide, Plu- ral anthedio oder antedio; so kommt das Wort in den Malberger Glossen zum Salischen Gesetze vor. In Entvogel ist demnach Vogel die Vebersetzung von Ent.

Enz, Fluss im mittlern Schwarz- wald, altdeutsch Enzin, Anitin, An- tin, entweder gleiches Wort mit Ens, Anesus in Oberöstreich und Inn, Oenus in Bayern, von ean Was- ser mit angehängtem Zischlaut, oder gleich dem Enzenbach bei Fauten- bach im Renchthal, von in klein und fain Wasser; letzteres wird für die alten Formen Enzin, Antiu an- genommen werden müssen; kleines Wasser, im Gegensatz zum Neckar, in welchen die Enz mündet.

Enzgau. Die Gegend an der Enz von oberhalb Pforzheim bis zu deren Mündung in den Neckar. Der Gau gehörte wie der Würm- und Glems-

Epfendorf Ephesus.

gäu politisch noch zu Rheinfranken, der Bevölkerung nach mehr zu Schwaben. Es liegen darin Pforz- heim (ſurdd), Furth über die Ens, und nicht, wie die Römer es erklärten, porta sylvae Hercyniae, denn da der Schwarzwald mit kei- ner Mauer eingefasst ist, so braucht man auch kein Thor, um in densel- ben oder aus demselben zu gelan- gen. Vaihingen oder Enzvaihin- gen, von fuoch, faich Feld und inka kl. Ort; Hohenhasbach am Stromberg, von aith hoch und loc Ort, ois, ais bedeutet auch Burg; Illingen, grosser Ort oder hoher Ort, von «al, il und long Ort; Oetisheim, von aiteas Wohnort; Eutingen, von e klein und dain- gean Veste; Deschelbronn, von uisge Bach und /i klein, bronn ist die Uebersetzung davon; Kiesel- bronn, vongaisBach und Zi klein; Ispringen, ka Ort am Spring oder der Quelle der Pfinz, oder eines ihrer Seitenbäche, Spring ist deutsch für das gälische bioran Brunn, Born; Wurmberg, von aran Berg; Pinnache, Colonie der Waldenser im Hagenschies, letz- terer von aighe hoch und coed Wald.

Epfendorf, Ort bei Rotweil, von aoibhin kleiner Bauernhof.

Ephesus, einst Hauptstadt von Jonien in Kleinasien, mit dem von Ierostratin Brand gesteckten präch- tigen Tempel der Diana; Name von eb, eph Pferd (hippos) und aiteas Wohnstätte, Reiter, bezw. Ritter- stadt, gleich Ivrea und Eburodunum

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Epinal.

oder Tongern, oder blos Pferdestall; denn Ephesus war angeblich von den Amazonen gegründet, welche zu Pferde kämpften. Als Seostadt hies sieauch Ortygia, von artach Schiff (ar-teagh gross-Haus); als Burg Ptelea, von bi-dail kleine Burg; letztere soll von Androklu;, Sohn des Codrus, Königs von Atheı angelegt worden sein. Jetzt heisst der Ort Asaluk, aidhe Ort ud Zugh klein.

Epinal, Ort in Lothringen an der Mosel, alt Spinale, von pen, bin Bergkopf und al gross, jetzt Haupt- ort des Vogesen-Departementa; # gehörte früher zum deutschen Reich. Die Familie von Bassompierre bes hier grundherrliche Rechte, sie er- hielt unter Anderem von jede Fruchtgattung,, die auf den Markt nach Epinal zum Verkauf kam, eine Maaslöffel voll. Dieser Maaslöfel stammte nach der Familien-Sage der Bassompierre von einer Nixe od! Fee, welche ihn einem Grafen Simo2 von Bestein, dem Urgrossvater de Marschallsv. Bassompierre (} 1646) verehrt hatte. Dieser Simon, ob gleich verheirathet mit einer Gräia von Orschweiler (Orgevilliers zm- schen Nanzig und Luenstadt), hatt eine schöne Nixe zur Geliebten, nit der er jeden Montag in seiner Gar tenlaube zusammenkam. Seiner Fra& gab er vor, er gehe auf die Jagl Nachdem das Verhältniss mehrer Jahre gedauert, merkte die Grifs Unrath und überraschte das Pär- chen an einem schönen Sommel- morgen im Schlafo. Statt Lärm rn

Epyrus Erdinggau.

machen, nahm sie nur ihren Schleier vom Kopf und breitete ihn über die Füsse der Schlafenden. Beim Er- wachen stiess die Nixe einen lauten Schrei aus und erklärte dem Grafen, sie müsse ihn nun auf owig verlas- sen. Beim Abschiede gab sie ihm besagten Maaslöffel, einen kostba- ren Ring und einen Becher als An- denken und Familien-Erbstück. Epyrus, das heutige Albanien, soviel als Berg-wald, von y-pyr oder bri Berg und rus Wald; Alba- nien ungefähr dasselbe, von alhoch, bean Berg und ia Land. Erbe, Ortsname gleich Orb und Urf, von orb, orban Erbgut. Erchenbrecher, ein dickblätte- riges fahles Unkraut, gewöhnlich im Hanf, von erch schrecklich, braich Arm, er gross; von der Ge- fährlichkeit dieses Unkrauts erzählt sich das Volk heute noch allerhand Fabeln, es frässe die Wurzeln auf, zerstöre die Saaten und dergl. Erdinggau, alt Hartingau, Hardt- gau, in Niederbayern, Freising ge- genüber auf dem rechten Isarufer bis an den Strogen bei Wartenberg. Der Gau soll ein Untergau des nicht sicher ermittelten Westergaues ge- wesen sein, d. h. des grossen Wald- gaues, von uast Wald und er gross. Die alte Burg der Pfalzgrafen war auf dem Wartenberg bei Preising, östlich von Freising, später wurde Landshut deren Residenz. Die Gra- fen von Moosburg stammen aus dem Theile links von der Isar. Hartin bedeutet niedere Höhe, von ard hoch, Demin. ardean (kleiner Harz). Deutsch-kell, Wörterbuch.

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Erdinggan.

Auf dieser Höhe entspringen von Westen nach Osten gerechnet: Die Seebach, von sua Bach, sie kommt aus keinem See; dann die Dorfen, von tur Bach und bi klein; die Semt, vontaom-dikleiner Bach, alt hies derBachSemita oder Senda (/ain- di); Strogen, von drogh kleiu und ean Wasser. Alle diese Bäche laufen in die Isar; dann die Vils (Filusa, Dbil-uisge), die Rot (red, rhidys), die lsen (von misean), sämmtlich Bach bedeutend, laufen in die Donau. In dem Hartingau oder Westergau (beide Namen könnte man in grossen Hardtwaldgau zu- sammenfassen, wie dies mit der Waldstrecke um Karlsruhe geschah) liegen Erding, alt Ardingon, Berg- veste oder grosse Veste, von ur Berg oder er gross und daingean Veste, kommt als Curtis 841 in Ur- kunden vor. Dorfen, alt Dorfin, klein Dorf, von iuar Dorf und bi klein, oder fwarp-an mit gleicher Bedeutung. Landshut wurde von den deutschen Gaugrafen des Hardt- waldes als Landesschutzwehr erbaut und hat deshalb einen deutschen Namen. Eitting, alt Aotinga, klei- ner Schafort, von aodh Schaf und inka kl Ort. Buoch im Wester- gau, jetzt Buch bei Burgrain und Isen, Viehort oder Kuhstall, von bu Kuh, beo Vieh und ka, cha Ort, Umzäunung, Pferch, Ein Theil des Gaues wurde auch Plieningau, Pleoningau genannt, die Gegend um Pliening (von bla, bio Blachfeld,. blanan kleines Feld,. kleiner Feld- gauundka Ort). Gegen den südlich 29

Erebus Erechtheus,.

angrenzenden Sondergau lag die Frieromarca bei dem Orte Frierun, wohl statt /uirion Feld, jetzt Pfrä- minger Mark. Preissing bei War- tenberg ist gleich Freissing, bri- tzin Feldburg. Ebersberg, von e-bar-ois kl. Berg-Burg, alter Gra- fensitz. Neuching, alt Nuihinga, neuer kleiner Ort, von zua neu und inka Ort. Schwaben, alt Suabun an einem Bach, sua Wasser, ban Feld. Steiuhöring, alt Stein- heringa, von irean-ka Feldort, Stein ist din Burg; es lag hier die Burg der Grafen von Steinhöring. Im Westergau oder (nach „Lang baye- rische Gaue“) Sundergau lag ferner die Grafschaft Wasserburg am Inn mit Attl, alt Atila, ebenfalls am Inn, von daile Burg mit vorgesetz- tem ad Wasser, also Wasserburg, e8 liegt bei Wasserburg; Mehring, gleich Möringen, Marengo, von mawr gross oder mor, mar, mir Berg und inka Ort; Ottenhofen, von aidhean (Eden) kl. Haus, Hof; Pastetten, Wald-ort, von bust, bast Wald und aidhean; Pfaf- fing, babhun Viehpferch; Rieden, reidh-yn Feldort; Bot, alt Bote, von rhat Burg u. 8. w.

Erebus, Land des Todes, vom gälischen ire Land (Irland) und bais oder bas Tod. Daher im Fran- zösischen & bas, nieder! Man könnte das Wort auch von iar Westen, Sonnenuntergang, Dunkelheit, und ıbh Gegend ableiten, weil die Sonne im Westeu in die Unterwelt sinkt.

Erechtheus, alter König von Attika, zu deutsch Landesfürst, von

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Erember Erfurt.

earg oder arc Fürst, Herr und des Land, zusammen eargdhese oder kurz earag. Demnach waren die Ureinwohner Attikas Gälen, sonst würden sie ihren Urahn nicht mit einem gälischen Namen bezeichnet haben. Er soll der Sage nach aus Aogypten gekommen sein und den Athenern Getreide mitgebracht ha- ben, an welchem 8 gerade fehlte, wofür er.dann zu ihrem König ge wählt wurde.

Erember, Westleute, von iar Westen, emb statt ibhh Gegend, und aire Leute (vergl. Aram).

Erfi, Flüsschen im Riflaude, das in der Eifel entspringt und weit in das Flachland hinein von einer Hü- gelreihe begleitet ist, alt Arnafa, von aran Berg und abh Wasser.

Erfelden, früher auch Orfelden, Iirfelden und Worfeldeu, Dorf bei Grossgerau nächst Darmstadt, von ire Feld, Land (daher Artland und Irland), felden kann deutsch und gälisch sein, in letsterem Fall be- deutet es Wohnung von feall. Die alten Formen für ein zweites Erfel- den weiter oben am Rhein bei Gerns- heim waren Erefeld, Erifeld, Erin- feld, letzteres genau wie Erin oder Irland ‚. vom Deminutiv irean klei- nes Feld oder Land.

Erfert, alt Erpesfurt oder Erfes- furtb, Furth über die Erpe, Erfe oder Erphe (Erpe ist altsächsisch, Erf oberdeutsch, gothisch airps, angelsächsisch eorp und altnordisch iarpr bedeutet gelb, braungelb, erb- sengelb). Die Erpe fliesst im th&- ringischen Hügelland durch Lehm-

Ergersheim Erin.

boden. Aus dem Gälischen erklärt, entsteht dagegen kleiner Fluss, von earg und bi, furt von /wrdd Furth.

Ergersheim, alt Argersheim oder Argeresheim, Ort im Elsas, dann ein Bach Ergers, latinisirt Ar- genza im Elsas an der Breusch, weit von dem Orte Ergersheim. Der Bachname kommt von eargan klei- nes Wasser, das Dorf von eachrus Pferdehaus. Ergistorf in Oest- reich ebendaher.

Erichsburg, Ort bei Markolden- dorf am Solling, alt Eriggau. Der Ort oder die Burg war kein Gau,

sondern Gau steht hier für kau |'

-Haag, eingefriedigter Ort, also so- viel wie Burg im ältesten Sinne oder nach ältester Construction. Erich oder Erig, jetzt ein Personenname, kommt von y-righ der König.

Eriels, ital. Airolo, Ort im Can- ton Tessin auf dem St. Gotthard; er hies auch Albersweil. Eriels steht gleich Realt oder Rialt in Graubündten, hoher Wohnort, do- mus alta, von ri, ra Stätte, al lat. altus hoch und dem vorgesetzten e, das entweder klein bedeutet oder der Artikel ist; Airolo ist darnach italisirt; Albersweil soll wohl Weiler eines Albert bedeuten, wenn nicht al-bar hoher Berg dahinter steckt, wo os dann dem Sinne nach Airolo gleich stände.

Erin, alt Erenn, deutsch Irland. Die Verkleinerungsform vom gäli- schen ire Land lautet irean kleines Land, Ackerland, im Gegensatz zum schottischen Waldland. Erenn kann auch von y-reann das-Feld herkom-

451 Eringerfeld Erlangen.

men. Schon bei Aristoteles hies Ir- land Jerne, bei den Argonauten Jer- nis (is Insel), lat. Hibernia. /reun kommt auch vor in Heringen, Oeh- ringen, Ihringen u. s. w.

Eringerfeld in Westphalen auf der Höhe zwischen Ruhr und Lippe, kann zunächst von irean kl. Feld abgeleitet werden; da es aber hoch liegt und früher auch Arbalo oder Arpesfeld hies, und dies Hochfeld und Bergwald bedeutet, so muss Eringerfeld- wohl auch als Bergfeld genommen werden, von a Berg und reann Feld.

Eris, Göttin desZankos, Mutterder Erinnyen, weibliche Form für Areus, Ares, Gott desKrieges, ar oder aer bedeutet Schlacht, Kampf, auch Pest und eis, is Mann und Frau,

Erkene, lat. Erginus, alter Name eines Flüsschens bei Constantinopel, von earc Wasser, Demin. eargan, deutsch Argen am Bodensee, oder Orke und Murg, letztere mit vor- gesetztem bi oder mi klein.

Erlach, franz. Erlier oder Cer- lier, Städtchen am Ostufer des Bie- ler Sees mit dem alten Stamm- schloss derer von Erlach; hier wird noch deutsch gesprochen. Der Name Erlach kommt von er gross und loc Ort, Erlier steht gleich Erlau in Ungarn, er-lle grosse Stätte; dieses Erlau heisst auch Eger, d. bh. y-caer die Stadt, und ebenso kann Cerlier mit caer zusammen- hängen, wenn es nicht caoir-lle Wasser-Ort ist.

Erlangen, alt Erlangun, Stadt an der Reduitz in Ostfrankon im

29 *

Ermschwerd Esbach.

Rednitzgau, Name von er gross, lang, long, lonn Scheune und yn Ort oder gan Veste.

Ermschwerd, Dorf an der Werra bei Witzenhausea, von airm Wohn- ort, schwerd wohl für wert, Werder, Insel.

Ersteiu, Ort bei Strassburg, alt Erinstein und Neheristein (mit ver- setztem n gleich Nierstein bei Op- penheim), von aran Berg oder irean Feld, Stein für din Burg.

Erzberg bei Dischingen in Wür- temberg; es wird hier kein Erz ge- graben, sondernvon ard, lat. arduus steil; der Ersborg bei Nürtingen in Würtemberg hat gleiche Bedeu- tung. Die gewöhnliche Form für ard ist im Deutschen Hard, Harz, Arz, Art, Ort (Ortelesspitze) u.8..

Erzgebirg in Obersachsen hies früher auch Fergundwald, Fergunna, wie das Hochland zwischen Franken und Schwaben nördlich vom Bies. Fergund bedeutet Bergwald, von Airain Berg und gunt, cunt Wald. Dasselbe bedeutet der Gauname des Erzgebirgs, der in den slavischen Zeiten, d. h. in der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends ungerer Zeil- rechnung öfter genannt wurde und Chutizi lautete, von coed Wald und aith hoch. Der Name Erz- gebirg kann ebenfalls keltisch sein, wenn man Erz für Harz, ard hoch nimmt; es frägt sich, wie alt der Name ist, und ob er früher vor- kommt als die Anlegung der Berg- werke in diesem Gebirge.

Esbach bei Kirchberg in Wür- tsmberg, von ad Wasser, auch ais,

4523

sch Esche.

as und eas, letzteres bedeutet auch Wasserfall. Eschbach bei Usin- gen dagegen vom uisge Wasser; dann Eschenbach, von uisgeum, Demin. von wisge; Eschbach im Amt Goarshausen hies früher aueh Essbach, von demselben ad, as oder ais.

Esch, Stadt in deutsch Laxem- burg an der französischen Grenze, heisst auch Kaiser-esch;; ein anderes Esch heisst „an der Esch“, franz. mauvaise Esch. Die alte Form lau- tete Esche, und kommt von Esch bezw. uisge Wasser, an welchem es liegt; aoi oder blos a Hof, das in Esche noch gehört wurde, ging all- mälig in der Aussprache verloren.

Eschbach, alt Ahsbach (vergl. Esbach, Agsbach, Asbach und Eschelbach).

Eschborn, Ort zwischen Frank- furt und dem Taunus, altAsgabrun- num (vergl. Asca), von uisge Was- ser, Born ist die Uebersetzuug davon.

Esche oder Ask, nordisch askr, war der heilige Baum der Nord- völker, während bei den südlichern Gälen mehr die Eiche, bei den Sla- ven die Linde verehrt wurde. In der Edda heisst der Weltbaum oder die Esche, weiche das Weltall trug, Yggdrasill. Ygg bedeutet nun im Nordischen Esche, bei den Kim- bern, die auch aus dem Norden ka- men, ist ych aber soviel als Ochse, und bei den alten Türken war es ein Ochse, der die Erde trug; dra scheint „tragen“ zu sein, sill steht für dul, was keltisch Welt beden- tet. Der erste Mensch, der Adam

Escheberg Eschenthal. 453 Eschkopf Eschwege.

der Nordvölker hies Askr, der Name seiner Eva war Embla, Erle; diese Bezeichnung hing mit dem Baumcultus zusammen, der sich na- mentlich bei den Angelsachsen lange erhielt, während die mulattischen Südvölker mehr die Steine verehr- ten und deshalb den Adam aus einem Erdenkloss erschaffen sein lassen; ihr Hauptgott hies darum auch Bal, Stein.

Escheberg, auch Esseberg, lat. Askiburgium, kommt in Deutschland öfter vor, so namentlich für das Riesengebirge, das wohl schwerlich der Eschen wegen diesen Namen erhielt, da diese Baumart dort nicht häufiger wächst, als auf jedem an- dern Gebirge. Esseberg kommt je- denfalls von aiih, ais hoch, und Eschenberg ist nur der Eschon wegen aspirirt ausgesprochen. Bei Askiburgium ist burg die mehr keltische Form, weil burg ebenso gut in Berg wie Burg übergehen konnte. Eine Burg ist das Biesen- gebirge nicht, wenn auch Rübezahl oder rhwyf-sal Gott-gross, darauf oder darin hauste.

Eschen, Bachname in Hessen, alt Esgin oder Esginebah, von uisgin kleines Wasser.

Eschenthal, ital. val d’Anzasca, in Piemont am Ostabhange des Monte-Rosa. In den obersten Zinken dieses Thales gegen Wallis Zu be- finden sich noch deutsche (Walliser) Dörfer, z. B. Macugnaga (maghean kl. Feld-Ort); in gleicher Weise ist Alagna (/ann Schuppen) an den Quellen der Sesia noch deutsch.

Das Eschenthal ist übrigens blos der oberste Theil des Lanzer- thales, welches bei Vogogna in das Elchenthal (ital. Formazza- thal) mündet. Anzaska, von anz, inz, innis Wiese und uisge Bach, Wiesenland am Bache, in Eschen zusammengezogen; ingleicher Weise scheint Elchenthal aus aigiol Wiesengrund entstanden, endlich Lanzerthal aus J/ann Wiese, Formazza aus /eoran Wiese, Feld am adda oder azza Wasser. Eschkopf, ein Berg in Rhein- bayern; der Eschbühl beiKaisten im Argau, entweder von den Eschen, die im felsig-foeuchten Boden häufig anf den Höhen getroffen werden, oder von ais Berg, Hügel. Eschstruth, auch Eschenestrud, Ort an der Thalstrasse von Kassel nach Thüringen im Kaufungerwalde oberhalb Helsa, gezischt für ystrad Thal oder ys/ryd Strasse, oder so- viel alsEschenbach, von sruth Bach. Eschwege, alt Eskimwag, dabei Frieda, alt Frioda, Waldort, von frith Wald.und dae Ort. Eskim- wag bedeutet Wasserbank, von uisge Wasser, Demin. uisgean oder wis- gin und acha Damm, Bank, Wehr, was gewöhnlich in Wag verdeutscht wurde, wie bei Wagram oder Wag- rain. Eschwege liegt in einer Ebene an der Werra, die hier mehrere Arme bildet, welche die Stadt um- geben und durchschneiden; dadurch entstehen Banken oder Inseln, wel- chen die Stadt ihren Namen ver- dankt. Eskimwag wurde 973 von Kaiser Otto II seiner Gemahlin

Eseualdunac Eselsberge. 454

Theophania geschenkt, nebst Frieda und anderen Orten in der Germar- mark; 994 wurde dasselbe Eskim- wag von Otto III seiner Schwester Sophia, damals Canonissin zu Gan- dersheim, zugewendet, und zwar auf Fürbitte seiner Mutter Theophania, die ihn auf dem Todtenbette darum ersucht habe. Damalsgehörten auch Weinberge zu dem Gute Eschwege. Später kam das Schloss Eschwege in den Besitz des Grafen Rüdiger von Bielstein, und von den Biel- steinern an Hessen.

Escualdnnac, Bezeichnung für die baskische Sprache bei den Bas- kon, zu deutsch waldbergisch, du- nac Adjectivform von dun Berg oder fon Wald und sgal/ Fels. Die Basken bezeichnen ihre Sprache auch ale euscara oderescuara, esquera, von sgor, ebenfalls Fels.

Eselsbach bei Heuchlingen in Würtemberg, von ais Wasser und il gross, oder da der Bach nicht gross ist, verdentscht für Esenbach, aisean, Demin. von ais, gleich as, ad Wasser.

Eselsberge gibt es eine Menge; ihr Name kommt von aith, ais Höhe und il gross, z. B. bei Deidesheim an der Hardt, bei Schwörstadt im Breisgau; bei Flein, dann bei Ulm; bei Kirchberg an der Jagst; bei Massenbach, Willmandingen und Wimmenthal in Schwaben. Dann blos Esel; z. B. der grosse und kleine Esel, Berge bei Richten- schwyl im Canton Zürich, dann ein Esel bei Eigenzell in Würtemberg. Die Eselhalde bei Möhringen, der

Espasingen Essen.

Eselbuch, grosser Berg bei Königs- bronn in Würtemberg. An all die- sen Orten werden Esel als Haus- thiere entweder gar nicht oder nur ausmahmsweise gezogen, die Berge können also nicht als Eselsweiden erklärt werden. Bei Krems in Oest- reich steht ein felsiger Hügel, der Eselstein genannt. Am Hochrande des Meissner liegt eine Esels- kuppe, gegenüber dem Kalbe, bei- des steile unfruchtbare Basaltkup- pen; kalb ist Bergkopf, gleich dem Kälbel, kalb-il Kopf-gross, am Eingang in das Oosthal bei Baden.

Espasingen, Ort bei Stockach im Hegau, von easba klein und tigh Dach, Haus.

Esponane sur Maudre, Ort an der Seine, alt Spedonna, Kleinstadt, von bi klein und dun Stadt; das 8 ist vorgesetzt wie bei Ischel statt gil Wasser.

Esscdum, Schutzwagen, Kriegs- wagen, von ais, gälisch Wagen und eadk Schutz (beides etwas Hohes bedeutend). Wollteman es von dem lat. sedere sitzen ableiten, 80 wider- spräche dem, dass man auf dem Kriegswagen stand.

Essen, altes Kloster an dar Grenze Westphalens gegen das Rifland, alt auch Essinda; erstere Form gleich aidhcan kl.Ort, letztere von «ithin ki. Hügel und dae, ta Ort, Als En- dung von alten, vielfach ausgegan- genen Dorfnamen kommt essen na- mentlich im Diemelgau vor, z. B. Helbold-essen, bei Grobenstein nördlich von Kassel, soviel als Hel- bolds-hausen, Beinhardessen,

Essigberge Esthen., 455

Hald-essen (von alt hoch), Meinbressen (Meinraths- haus- sen), Willebadessen u. s. w.

Essigberge bei Kleinsachsen- heim und Bietigheim in Würtem- berg, von ais Berg und e, eag oder easb klein, eng.

Este, vor Zeiten Ateste, zu deutsch Haus, vom gäl. iosda (gleich Prän- este Berghaus), bezw. ait-este hoch Haus; es liegt drei Meilen von Pa- dus am Fusse der Euganerberge, ist Stammort des Hauses Este, also des modenesischen wie des britti- schen, hannoverschen und braun- schweigischen Fürstengeschlechts. Die Stammburg lag nahe bei Este auf dem Monselice oder Moncelese, einem Felsen am Fusse der Euga- neischen Berge (cel-aith, keall-ailh hohes Haus). Die Vipern, aus wel- chen die Apotheker in Venedig The- riac brauen, werden meist hierlands gefangen.

Estella, Stadt im spanischen Na- varra, einem Theile des Basken- landes auf einem steilen Berge; aith-daile hoch-Burg; daile als Burgname kehrt wieder in Delle, Delsberg, Delmont.

Esterhach. ImKimbrischen heisst ster Bach und y ist der Artikel da- vor, daher auch der Isterbach, 2. B. bei Belsenborg in Würtem- berg, und Ister, der alte Name für die untere Donan.

Esthen, Aisten, alt Asstui, Volk an der Ostsee, von der Weichsel bis zur Düna, und noch bis Livland und Oesel, Altpreussen, Lithauen, Kur- land, Semgallen, Samogitien u. s w.

Esthen.

umfassend. Tacitus sagt von den Aestuern, dass sie zwar in der Le- bensweise den Sueven ähnlich seien, aber in ihrer Sprache der britan- nischen näher ständen; sie waren also Kelten, und sind es gewisser- massen heute noch, wie ihre Sprache ergibt, von der allgemein angenom- men wird, dass sie der griechischen oder römischen näher stehe, als irgend eine andere Europas. Das Griechische und Lateinische sind aber ausgebildete keltische Mund- arten. In Livland werden die Aisten nördlich von Finnen begrenzt, im Süden von Slaven. Pytheas nannte sie 320 vor Chr. Ostiaioi, ein anderer Grieche, Stephanus Byzan- tinus, Ostiones, Artemidor aber Kossinoi; letzteres kommt sicher von coed Wald und duinMann, also Waldleute; daraus ergibt sich von selbst die Bedeutung von Ostiaioi oder Aestui; uası ist Wald und wi Leute, sonst könnte man ais-dae auch von ais Wasser und dae Leute herleiten. Cassiodor nennt die Esthen Haesti, Jornandes Aesti, Egin- hard Aisti, nordisch Eistir, dä- nisch oder anglisch Estas oder Eastas, latinisirt Estones; ihr Land Estonia, Estia, Hestia. Die Esthen zerfielen in drei Haupt- stämme, Preussen, Lithauer und Kuro-Letten. Die Preussen theilten sich wieder in: Galinder oder Galinditer auf der Süd- und Westseite des Spirdingsees, und in Sudiner oder Sudowiter auf der Nordostseite desselben. Eine dritte Abtheilung der Preussen waren die

Esthen.

Schalauen, alt Scalowen, Scalo- witen, die mit den von Piolemäus genannten Stauanen gleich zu ach- ten sein mögen. Der Name Galin- dae bedeutet Wasserleute, von gal, gil, Demin. giolan Wasser und dae Leute; Sudinen dasselbe, von di, du, su klein und iain Wasser. Ga- lindien und Sudauen sind mit zahl- losen kleinen Seen bedeckt, die sich von der Weichsel bis zur Memel ziehen. An letzterer, um Tilsit da- gegen dehnt sich ein Feldstrich aus, der mehr trocken liegt und zur Viehzucht geeignet ist, seine Be- wohner hiessen, wie schon berührt, Stauani, Stawani oder Stabani, gezischt für dabk Kuh und an Leute. Derselbe Name mit densel- ben Umformungen kommt i Penr- sion vor, als Stauenoi, Sta- baioi und Astabenoi. Scha- lauen bedeutet Flussgau,, von giol Wasser und uaGau, es liegt an der Meomel. Die Schalauen dehnten sich nach Piolemäus bis zu den

Alaunen, d.h. bis zu den Anwoh--

nern des grossen Wassers am Aus- fluss der Memel, al-ean grosses Wasser, aus. Unter diesen Alaunen sind natürlich nicht die Alanen des Schwarzen Meeres zu verstehen; Alaun lässt sich indess auch auf hal Salz und on Mann zurückführen. (Die andern preussischen Gaue vergl. unter Preussen.) Preussen, Pruszi, bi-russi bedeutet klein-Waldbewoh- ner, während im Gegensatz dazu die Russen einfach Waldleute sind. An die Stelle des Aistennamens traten später deren einzelne Gane; Esthen

46

Esthen.

ist blos geblieben für das heutige Esthland am finnischen Meer- busen, wo aber keine Esthen, son- dern Finnen wohnen; der Name Esthen ist für diese Finnen auch nur bei den Deutschen üblich, nicht bei den Slaven und Finnen. Dieses Esthland galt dem Adam von Bre- men als eine Insel und sollte zu- nächst einer andern liegen, auf der blos Weiber lebten. Die Liven, alt Lip oder Liw, lat, Livones sind Finnen, sie beginnen schon bei As- kerode, alt Ascherade (Aschrath Wasserburg, von uisge Wasser und rath Burg) und Lonewarden an der Düna (Lenewarden gleich Zu- ean-art klein-Wasserburg , es liegt an einem Bach, der in die Düna mündet), lib ist wohl gleich Zub Schlupfwinkel, Jiub-on Leute, die in Schlupfwinkeln oder Pfahlbau- ten wohnten, denn gerade den Fin- nen werden letztere zugeschrieben. In Lithauen, Semgallen, Letgalen und Podlachien sind die alten Na- men meist keltisch, 3. B. in Kur- land: Schwenden, su-ean-dae klein-Wasser-Ort an einem kleinen See; Goldingen inCurland an der Weta, von giol Bach und daingean Burg; Wetabach, Wet-aha, gleich Wessa (Wessabrunn), von ais, uisge bezw. uadha Wasser; Windau an einem Bach gleichen Namens, eaa- aha; Irben, gleich Orb, Vrt, Erbgut, von orban; Dondangen an einem Bach, von /ain Wasser und daingean\Veste; Piltyn, klei- nor Ort, von bil klein und ion, yn

' Stätte; Candau, von gann Veste

Esthen.

und aoi Hof; Sebel, von di-bail kleiner Ort; Durben, tuar Dorf, by klein; Grubyn, crob Veste und in klein; Libau, von Zub Winkel und aoi Hof, es liegt auf einer Landzunge am Meere; in Samo- gitien: Polangen, bi-/ang klei- ner Ort; Piatek, Dbi-aiteach klei- ner Wohnort; Birsen an einem See, von bior-dun Wasserstadt; Boutsge an der Moussa in Sem- gallen, bi-uisge-ka klein-Wasser- ort; Dodina an der Duna, von di- dion kl. Veste; Dubenow an der Düna entweder gleich Tybein und Theben, von daimbh Tempel, oder dubh-ean-aoibh gross-Wasser-Hof; Dalen bei Riga, daile Burg, das- selbe, wie bei Oschatz in Sachsen; Gorzdy bei Memel, cuer, corr Wohnort und di klein; Garden oder Crotingen südlich davon, von caer, gaard Ort, Veste, ebenso Koretany oder Korciany, verdeutscht Krotzingen, von cro Pferch und daingean Veste;danninLithauen: Wilna oder Wilno an der Wilis, von Dial Wasser und nae Leute; Grodno am Niemen, alt Garthe, von gaard, caer Ort und nua neu; Kowno, von cwb Schuppen; Osz- nana, von ois Burg, nua, na neu und nae Leute; Braslaw (Bres- lau) Wasserstätte, vonbraht, brace Wasser und /le Stätte; an der Me- mel und im Preussischen liegen: Schakunen, gun oder gann Veste, mit vorgesetztem 90 oder di klein; Kaukenen, coichean klei- ner Ort; Lapinen, /ua-bi oder la- buinne klein Wasser; Chilgallen,

457

Esthen.

keal-giolan Kirche, Ort, Vorraths- haus am kl. Wasser; Bojenen, bi-ean klein Wasser und nae Leute; Tilsit, wohl gleich til-sezi, daöl (Burg-)sitzer; Tauroggen, Tau- roga, tuar Dorf und aighe hoch ; Pottagen, bwdh Hütte und aighe hoch; Schmaleninken, suail klein und irka kl. Ort; Bagnit an der Momel, rchan, regan Wasser und aidhe Ort; Memel, moim-il gross Wasser; Gargzdy, Garsden, gleich Cordona, Cordegno in Ober- itslien; Witullen, Di-duilean kl. Burg; Wenutten, ean-aidhean Wasserörtchen; Langallen, lon Ort, gal, gilBach, gallen kl. Bach; Pillkallen, bill kleinund gallen ; Duden, tyddin Hof; Stallupd- nen, daile-y-buinne Burg am Was- ser, oder Dann Land, Landesburg; Gumbinnen, Wasserburg, von gann Burg und buinne Wasser; Guddin, coed-din Waldburg; In- sterburg, in-ster klein-Wasser- burg; Darkemen, di-earg-man klein Wasserstätte oder von forc Fürst; Goldapp, Wasser-Hof, von gol Wasser und aoib Bauernhof; Schönjarken, Wasserburg, von din-earg u. s. w. In dieser Weise könnten wir aus den Lithauisch- Preussischen Gegenden noch hun- derte von Orten aufführen, deren Namen keltisch sind, hie und da mit slavischen Endungen oder auch verdeutscht. Hätten wir von allen die alten Formen zur Hand, so wäre das Ergebniss noch sicherer, indess steht jedenfalls fest, dass die ersten einigermassen gebildeten Bewohner

Estremadurs,

dieser Ostseeländer Kelten waren, und dass trotz der Vermengung mit Deutschen, Slaven und im Norden mit Finnen der Korn des Volkes noch keltisch sein muss, da seine Sprache weder deutsch, noch sla- visch noch finnisch ist, also, wenn man nicht ein in der Geschichte völlig unbekanntes anderes Volk erfinden will, diese Sprache eine keltische Mundart sein muss. Zu diesem Ergebniss ist, wie gesagt, anch schon Tacitus gekommen, in- dem er berichtet, dass die Aestuer zwar in der Lebensweise den Sueven ähnlich seien, ihre Sprache aber der britannischen näher stehe. Vergl. noch Preussen und die einzelnen preussischen Gaunamen, als Galin- dien, Wärmeland, Pomesanien, Poge- sanien, Samland, Hockerland, Nat- tangen, Sudauen, Nadrovien, Barten- land, dann Samogitien, Semgallen, Letten, Lithauen, Kurland, Oesel, Haft, Mentonomon u. 8. w. Estremadura, Name einer Pro- vinz im westlichen Spanien, und daran grenzend im mittlern Portu- gal; der Name ist die lateinische Uebersetzung des kelt. /us Ende, woraus Lusitania Land am Ende, entstand, denn /an, persisch stan bedeutet Land; dura kommt nicht vom Duerofluss, denn dieser liegt weit nördlicher, sondern von fir, lat. terra Erde, Land, oder von der Wasser im Allgemeinen, wovon denn freilich auch Duero, altlat. Durius, abgeleitet werden muss. In alter Zeit begriff Lusitania blos die beiden Landschaften Estremaduras in sich.

458 Etampes Ethelragen.

Etampes, Ort bei Paris, von dam, tuam Haus, Wohnort und Di klein.

Etenbach bei Urloffen in der Ortenau, von e klein, eng und fein Wasser, desgl. ein Etenbach bei Sasbachwalden, der auch Entenbach heisst, von in klein.

Etheirugen und Holmerugen. Jornandes führt unter den Völkern Skandinaviens die Ethelrugen an; sio bildeten den Gegensatz zu den Ulmerugen oder Holmerugen, d. h. Insel- oder Feuchtlandsrugen. Der Name der letziern kommt vom kim- brischen u/ feucht (uligo lat. Feuch- tigkeit) und ma Stätte. Die Ethel- rugen werden demnach als Hoch- landsrugen zu deuten sein, von aith Höhe und 3 gross. Der Name Ru- gen bezeichnet wesentlich dasselbe von rugha Bergrücken. Die Ethel- rugen hiessen im Altnordischen Ry- gir, ihr Land Rogaland. Die Holme- rugen, die an den Mündungen der Weichsel und Oder sassen, waren wohl eine von den Ethelrugen aus- gegangene Abtheilung, die später an die Donau kam, wo ihr Land den Namen Rugiland erhielt, sie zogen zum Theil mit Odoaker weiter nach Italien. Dass die Ethelrugen auf dem skandinavischen Hochlande das Stammvolk waren, ergibt der Name Rugen, denn er bedeutet, wie ge- sagt, Bergrückenbewohner, kann also nicht bei den Ulmerugen ent- standen sein. Von der Insel Rügen können sie wohl nicht gekommen sein, denn dazu ist diese zu klein, obwohl der Name Rügen ebenfalls von rugha abzuleiten ist.

Etingen Etrusker.

Etingen, Dorf bei Augsburg, alt Etigga oder Etinga, von aith Hü- gel uud figh Haus, oder inka klei- ner eingeräunter Ort.

Etrusker, Etrurier, Tyrrhe- ner oder Tyrsener, ein zunächst aus den Alpen nördlich von Brescia nder vielmehr aus dem östlichen

Theile der Poebene in das Arnothal.

eingewanderter Volksstamm, der durch den Einbruch der Gallier unter Belloves und dessen Nach- folgern in zwei Hälften geschieden wurde, wovon der eine Theil unter dem Namen Etrurer oder Toscaner am Arno sich erhielt, während die Nordhälfte mehr in die Alpen ge- drängt wurde, wo sie in den Thä- lern oberhalb Brescia, dann im En- gadin und in Graubündten sich ziemlich unvermischt noch vorfindet. Dass das Volk der Etrurer ein ein- gowandertes war, bezeugt schon Cato, welcher von einer Zeit ante adventum Etruscorum spricht; vor ihnen sassen die Umbrer in dem östlichen Theile Norditaliens, wur- den aber von den Etrurern, wie später von den Galliern auf das hentige Umbrien eingeengt. Um- bern bedeutet soviel als Ambro- nen, Ambarren, Wasserleute, von amhain Wasser und air oder viri Männer, Anwohner des Ambro- fiusses oder im weiterh Sinne des Adriatischen Meeres wie des Arno. Die Etrusker brachten die Schrift nach Italien, sie erbauten Caere (caer Stadt) oder Agylla (von keall Vorrathshaus), dann Tarko- nion (Tarquinium, Ort wo der

459

Etrusker.

Tarc oder Fürst wohnte, von tarc- ion); Spina (Bergleute von bin- nae; spin ist entweder blos die ge- zischte Form oder aus di-bin kl. Berg entstanden), und Ravenna (Wasserort, ra Ort, buinn Wasser). Schon zur Zeit des Trojanischen Krieges waren die Etrurer ein mäch- tiges Volk, als über das Meer ge- kommen, wurden sie auch Pelas- ger genannt. Tyrsenus, heisst os, sei ein Bruder des Lydus gewesen, die Lyder kamen aber, wie mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit an- zunehmen, aus Unterägypten, wo sie Ludim hiessen, zum Krieger- stammegehörten und wegen Zwistig- keiten mit den ägyptischen Königen

and anderen Kasten, von Zeit zu

Zeit auch von den Aethiopen und Arabern gedrängt, auswanderten nach Kleinasien an den Mäander oder in das Colchische Schilfland oder endlich über das Adriatische Meer an die Mündungen des Po, wo sie wieder ihr unterägyptisches Sumpfland vorfanden, denn Ludim bedeutet Sumpfbewohner, von Zud Sumpf. Vor dem Aufkommen der Römer hatten die Etrusker auch Campanien inne, d.h. das zum Fold- bau besonders geeignete Flachland beiCapua, wurden aber hier von den benachbarten Waldvölkern (Samni- ten) wieder vertrieben; auch in Cor- sica und Sardinien bauten sie Städte. Auf dem Tyrrhenischen Meere trie- ben sie Schifffahrt und Seeraub, das Meer westlich von Italien führt dar- um heute noch ihren Namen. Die Etrurer in den Alpen werden

zum Rhätischen Stamme gerechnet, oder wohnten mit den Rhätiern ge- mischt; rAai bedeutet Berg, auch Burg, und darnach hiessen die eigentlichen Etrurer auch Rhase- nen, angeblich von einem ihrer Führer, der Rhas-ena hies, d. h. Burg- oder Bergmann. Dem ent- sprechend kann man die Form Tyr- renoi oder Tyrsenoi als Thurm- bewohner von turris, tyreis Thurm bezeichnen; die Urbedeutung von turris Thurm, {or steiler Berg und torc Fürst, fallen in dem Begriff hoch, erhaben, zusammen. Statt Torc sprachen die Juden den Namen Tarsch oder auch Tars aus, wor- aus Tartessus in Spanien, eine ita- lische Colonie geworden sein kann. Der Name Etrusker oder Etrurer endlich bedeutet Städtische oder Stadtieute, von fuar-isci oder tuar- air; tuar bedeutet Dorf, Ortschaft, air Mann, das vorgesetzte e ist ent- weder der kimbrische Artikel oder aus aith hoch abgekürzt, darnach Hochstadt-leute, Bewohner von Bergvesten, was die Etrurer in der That waren.

Eisch, ital. Adige, lat. Athesis, von ad Wasser mit angehängtem aighe, bezw. aith hoch, Berg, also Gebirgswasser. Auch die Brenta hies Athesis, weil sie ein Berg- oder bryn-Wasser ist.

Eital, Ort im Ammergau in Ober- bayern, von e-dail kleine Burg oder aith-dail Bergburg.

Etite, Deminutiv-Endung franzö- sischer und deutscher Weibernamen, die dem of bei den Mannsnamen

Eitte Ettenheim.

entspricht (vergl. dieses), z.B. Ho- riette, Jeannette.

Elite, Ettenbach, Bachname, von ad Wasser, adan kleines Wı+ ser. Ettenbach bei Freudenstadt, desgl. im Breisgau, dieauch Undi: ean-aith Wasser-hoch heisst; dam die Ette bei Künzelsau, der He Etzenbach im Breisgau; letzterer auch von e klein und tain Wasser.

Ettenberg, ausgegangenes Dorf am Bodensee, dann ein Berg bei Deckenpfronn in Würtemberg, Br tenberg und Ettenbohl in de Schweiz, der Ettenberg bei Mühl- heim an der Donau, dann bei Wer den in Würtemberg;; der Ettenbuch bei Freudenstadt im Schwarzwald, sämmtlich vom gäl. aitkin kleine Höhe.

Ettendorf bei Elsaszabern, Et- tenstat oder Ettenstadt in Bayern, von aidhean kl. Ort, Idstädt ın Schleswig, vun aidhe Ort.

Eltenheim, Städtchen am säd- lichen Endpunkte der Ortenas, gehörte zum reichsunmittelbaren Hochstift Strassburg. Hier war es, wo der Herzog von Enghien sich aufhielt, als er, einer Verschwörung gegen das Leben des ersten Consuls Buonaparte beschuldigt, von fran- zösischem Militär in der Nacht vom 14. März 1804 gewaltsam abgeholt, um in Vincennes bei Paris am 20. März gleich nach seiner An- kunft erschossen zu werden. Die Franzosen waren in zwei Colonnen bei Kehl und Rheinau unter den Generalen Caulincourt und Ordener über den Rhein gegangen und ver-

Etterberge Etrz.

hafteten sowohl zu Kohl als Etten- heim ausser dem Herzog von Enghien noch andere französische Ausge- wanderte. Weiter oben im Thale liegt die alte Benedictinerabtei Et- tenheimmönster, und noch weiter zurück liegt St. Landolin mit einer Wallfahrtskirche und der Wunder- quelle des heil. Landolin und einem grossen dazu gehörigen Badehause, Der Name Ettenheim kommt von aidhean kl. Ort oder von aithin kl. Mlügel und om Ort.

Eilerberge, nördlich von Wei- mar, von aith Höhe und er gross; sie sind indess nicht hoch; ein Ort, der darauf liegt, heisst Etters- berg; Etters kommt von adhras, hochgelegoner Wohnort (aitſ Höhe und aras Wohnort), Indem man bald blos an die Berge, bald an den Ort Adras dachte, entstand die doppelte-Bezeichnung Eitterberg und Ettersberg. Beides ist nicht richtig übersetzt, denn wollte man die nie- dern Hügel bezeichnen, so musste man Etitberge sagen, wenn blos den Ort, Ettersdorf, aber nicht Etters- berg.

Ettlingen, Städtchen im Albgau, südlich von Karleruhe, mit einem alten noch erhaltenen Schloss. Name von aith hoch und Jong Ort. Das Schloss liegt auf einer Erhöhung über der Alb; alt hies der Ort auch Eteningen, von aithean kl. Höhe und inka kl. Ort.

Eiz, Etzberg, soviel als Oetz- berg, Oezthaler Ferner, von aith Höhe, Berg.- Bei Pfitzingen in Wür- temberg liegt ein Etz, ein Etzberg

461

Etzdorf Euböa.

in der Schweiz, der alt Etzis-, Ettzis-, Etzels- und Ezenberg heisst, ebenso Etaliberg, Etzlisberg und Etzlenberg; bei den letztern For- men ist 3 gross oder li klein ein- geschoben.

Etzdorf bei Krems in Oestreich, Etzweil, alt Ezwile im Schwarz- wald, Ezzinstat in Bayern, von ait, aidhe Ort, Demin. aidhean.

Etzel, grosser Berg beiEinsiodeln, von aitk Berg und öl gross; Ezel- buele bei Tüllingen nächst Basel, Ezelberg bei Güglingen, Essel- berg in Bayern; andere Formen sind Eselsberg, Hesselberg, Asselberg. Der Mannsname Etzel, Ettil, Attila bedeutet da- gegen der grosse Alte, von all, aette Vater und i} gross, mächtig. Diese Bedeutung des Namens ent- spricht der alten Auffassung vom Etzel im Nibelungenliede, wo er als ein mächtiger guter alter Herr er- scheint, als Vater der untergebenen Fürsten, nicht als Länderverwäster. Letzteres ist christlich-römisch, denn er war ein Gegner des römischen Reiches, während beinahe ganz Deutschland damals auf seiner Seite stand. /d bei Weibernamen ud Eito als Mannsnume bedeutet gü- lisch auch gut.

Euböa, die grosse Insel an der Ostküste Griechenlands, ital. Negroponte, angeblich schwarze Brücke, die vom festen Lande dahin führte. Negropons entstand aber wohl aus Egripos, wie Eubös auch hies, und womit negro-pons nichts zu schaffen hat; Egrypos

2 0

Eudoser Eupel.

bedeutet hohes Ufer (ripe) oder hohes Felsenland, von aighe hoch und grob Fels; das vorgesetzte e kann auch blos der Artikel sein, ebenso das Eu in Euböa, so dass bu-ia, beo-ia Vieh-land bedeuten. Als Gegensatz zu dem Kuhland Böotien auf dem festen Lande wird aber en soviel als y Insel sein, Kuhlandsinsel, während bei Egri- pos die Endsylbe os gleich is Insel, stehen kann, oder statt eus Leute.

Eudoser, alter Volksname, der auf der Ostseite der Elbe genannt wird, er kommt wohl von aiteas Wohnung und mag ein keltisches Völkchen bezeichnen, das feste Wohnsitze hatte, im Gegensatz zu den Deutschen und Wenden, welche als Waldleute mit ihren Heerden von Weide zu Weide zogen.

Euganer, ein alter’ tuskischer Volksstamm, der von Verona bis zu den Euganerbergen wohnte, desgl. in den südlichen Alpenthälern. Unterabtheilungen derselben waren die Triumpiliner, von welchen das Thal der obern Mella über Brescia noch Val Trompia heisst, und die Camuner im Val Camonica. Auch die Lepontier waren Tusken. Der Name Eugan kommt vom gäl. aighean kleiner Berg, was die Eu- ganischen Berge bei Vicenza in der That sind. Trompia kommt von druimh Bergrücken und ia Land, und Camonivon comm Thal und on Leute.

Eupel, Fluss in Nordungarn, der zwischen Gran ‚und Waizen in die Donau mündet, ungarisch Ipoly,

_ 492

Euphrat.

Ipol, alt Bollia, für bo/-aha. Bol kommt von bual Fluss (Fulda), y- pol ist kleiner Fluss, daraus wurde Eupel.

Euphrat oder Phrat, vom kim- brischen frwd oder froud Fluss. In Belgien gab es nach Ptolemäus auch einen Phrudis. Eu ist der Ar- tikel y. Der Pruth in der Moldau ist dasselbe. Der Fluss heisst jetst auch Fürst, eine bequemere Aus- sprache statt des kimbrischen rd, Dass der Euphrat einen kimbrischen und keinen gälischen Namen trägt, möchte andeuten, dass an seinen Ufern der kimbrische Volksstamm einst mächtig war. In der That hausten die kriegerischen Chaldäer am obern Euphrat zwischen Apames, Diarbekir und Urfa auf einer fast unangebauten wasserarmen Hoch- fläche voll Basaltirämmern, von wo aus sie ihre Raubzüge in die Nach- barländer machten und allmälig das grosse assyrische Reich gründeten. Nach dessen Sturz durch die Perser zogen wohl kımbrisch-chaldäische Schwärme nach Europa und unter- jochten hier die europäischen Gäles, wie sie es vorher schon mit den asia- tischen gethan hatten. Die Neber- flüsse des Euphrat führen ebenfalls keltische Namen, ala Gök-Su, von go klein, oiche Wasser, sua Plus; Murad, Bergwasser, von mar, mir Berg und ad Wasser, oder wroswes Wasser von mar, mor oder masr gross. Murad ist der Name des Phrat, so lange er im Gebirge läuft. Sultan-su, von suail klein und tain Wasser,

Eurasbüurg Europa.

Eurasburg bei Augsburg, daun das Castrum Eurs in Tyrol, das 1283 genanut wird; die alte Eres- burg bei8tadtberge in Westphalen, sämmtlich vom gälL aras Haus, Wohnung; ebendaher Erisdorf bei Riedlingen in Schwaben, Eris- wil in der Schweiz, alt Eroswile; Ersheim, und davon die Ersch- heimer Kirche bei Hirschhorn am Neckar u. 8. w. Auras ist eine an- dere Form für aras (vergl. dieses). Die Form Ehren-stetten da- gegen von irean, Demin. von ire Land, Feldstrich, daher auch Ere- stetten gleich Ihringen, Eringen, Heeringen, welche Namen mit der Endung ca, cau Haag, soviel als Feldpferch, eingefriedigter Feldort bedeuten; die alten Formen laute- ten Irinca.

Europa soviel als Afrika, d. h. Westland von Asien aus angesehen, vom keltischen iar Westen und ibh Gegend; zunächst war os die Insel Crota, ‚welche unter der West- gegend verstanden wurde, denn da- hin entführte Zeus, der Himmels- stier, d. h. die Sonne, die Jungfrau Europa, oder Europia von Syrien aus; nit andern Worten, die Sonne geht gegen Westen, also auf Creta unter, und verbindet sich dort mit der Europa, die dadurch seine Frau wird. Here oder Juno, des Zeus Gemahlin und ebenso Ceres führ- ten darum den Beinamen Europia. Here kann als ire Erde aufgefasst

werden, und Creta als Erdort, cray-

ta, Kreideinsel, so dass die Verbiu- dung der Sonne mit der Erde, und

463 Eurotas Euterbach.

damit des Stiers mit der Kuh her- auskommt; denn „ge“, der griech. Name für Erde, entspricht dem indisch-deutschen „go“ Kuh; diese war aber bei den Indern das Symbol der Erde. Auch bei diesen raubte Dyaus (Zeus) eine Kuh; in dieser Gestalt klagte sie den Göttern ihr Leid, als der hundertköpfige Riese Ravana von Lanka (Ceylon) aus die Welt bezwungen hatte. Bei den Deutschen war ein Goldstier, das Gullinhorn, Goldhorn das Sym- bol des Sonnengottes Freyr; ein Stierhaupt von Gold, auf der Stirn mit einem Sonnenrad mit neun Speichen, fand sich im Grabe Chil- dericha zu Doornyk. Die Erdgöttin hies bei den Germanen Rind, nor- disch Rindr, von reann Feld; die Urkuh Audhumbla, d.h. die alte Embla, von aet alt und Embla, was als Erle (bezw. Eva) Frau der Esche oder des Askr (Adam) go- deutet wird.

Eurolas, Flässchen bei Sparta, kimbr. y-rhidys der Bach.

Eussersthal, enges Thal bei Annweiler, vom kimbr. ysirad Thal, Strasse, das im Deutschen die For- men Utris-, Uzirs- oder Uzerstlal annahm; dies sind die alten Namen von Eussersthal.

Eutenberg, ein Hügel bei Hau- sen in Würtemberg, vom gälischen aithin oder ailhean kleine An- höhe.

Euterbach am untern Neckar, alt Eutara oder Judra, Bergwasser, von y Artikel, e klein oder a Berg und dwr Wasser, dasselbe, was

Eutin Evroux.

Itterbach und Kdder in Hessen, Hydor bei den Griechen.

Eutis, alt Utine, Ort in Wagrien am Eutinersee. Das Ländchen wurde bei der Theiluug Wagriens nach Besiegung der Slaven den Hollän- dern zugetheilt. Ob unter diesen Holländern unsere jetzigen Hollän- der zu verstehen seien oder blos Waldlandsbewohner aus Holstein oder aus den Ostfälischen Wald- gauen, mag dahin gestellt bleiben. Helmold nennt „Hollandi* als die neuen Besitzer. Eutin kommt von aidhean kl. Ort, oder wegen der Lage am See von aoi-tain Hof am Wasser.

Eutritzsch, Ort bei Leipzig, von ailreabh oder y-trigias Ort, klei- nem Ort; y oder eu ist der kim- brische Artikel.

Evenus, alter Flussname in Ana- tolien in Griechenland, kymrisch afon Fluss, gälisch abh Wasser, abhan kl. Wasser. Im Lande der Molasser floss die Apha.,

Evergeten (vergl. Arachosier), von earg-dae Wasserleute.

Kvesen, altHobesheim, alteVeste in der Darling-au, in den Kriegen gegen die Slaven Öfter genannt. Evesen liegt östlich von Wolfen- büttel am Elm und bedentet Hof- burg, von aoib Hof und din, tin Burg.

kEvian, Stadt auf der Savoyer Seite des Genfer Sees, zu deutsch Seehof aiobh-ean, aoibh Hof, ean Wasser.

Evreux, Stadt in der obern Nor- mandie, alt Eburovikes oder Medio-

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Ewatingen Erxeter.

lanum Aulercorum ; der erste Name bedeutet Reiterstadi, vom kymr- ebwr Reiter und wigh Ort, Dorf; der zweite Feldheim, von magA, mahd Feld und /or Ort, gleich Mai- land und Meilen; Aulerker ist der Gesammtname der gälischen Völker, die zwischen den grossen Flüssen Loire und Seine wohnten, von al, il, ul gross und earg Was- ser. Feldheim und Beiterstadt pas- sen zu einander, denn aufden Weide- flächen legten die Kymren ihre Stu- tereien an.

Ewatingen, Ort im Thurgau, alt Ekipetingun oder Mekipetingun. Vie letztere Form bedeutet kleine Feld- burg, von bi-daingean kleine Burg und magh Feld; Eki wird wohl von aighe hoch und EKwatingen von uade Fruchtfeld und inka kl. Ort herkommen.

Exeter, altkeltisch latinisirt Iska Dumnoniorum, später Exeancaster an der Exe in Devonshire im südwest- lichen England. Exe, alt iska steht gleich uisge Wasser, Exean gleich uisgean klein Wasser, und caster ist cas-dear Burg-gross. Die ältere Form Is-ka als Ortsname bedeutet eingefriedigter Ort, Haag am Was- ser, ais-ca. Devonshire bedeutet tir, terra, gesischt sAir oder sAer, d. h. Land am kleinen Gebirge di- bin oder di-beann, welches hier beginnt und als Gebirg von Corn wallis bis zurWestspitze Südenglands reicht. Nach Kaspar Zeuss entstand ‘dagegen Devon aus Dumnonia, Land der Dumnonen oder Defenas, welche einst hier wohnten und von

Eychtze Ezzo.

dan Angelsachsen vertrieben wurden. (Vergl. Domnonier.)

Eychtze, Ort bei Cöln, vom gäl. oic-de hoch Haus, von uigh hoch und dae Haus.

Eyerberg, hoher Berg, von a, au oder auch aighe Berg und er gross; so der Eyorberg an der Lau- ter, der Eierberg bei Löwenstein, beide in Würtemberg; das Eyfeld,

465

Fabel Failau.

ein Berg bei Bernau in Würtombarg, wohl eher von ai Hochebene.

Ezzo, Etto, auch Hetto, alter Mannsname vom gäl. id (vergl. Ida) gut, zusammenfallend mit zeiti, att, atto, was der Alte, der Vater be- deutet; denn gut und Vater sind nahestehende Begriffe; jetzt noch heisst der gute Grossvater in Ober- deutschland Asetti.

F.

Fabel. Im Gälischen bedeutet fiubhaidh Dichter, zugleich aber auch Anführer; diese doppelte Be- deutung geht auf die Zeiten zurück, wo die Priester zugleich Anführer im Kriege und Sänger der Kriegs- lieder waren, wie dies auch boi dem hebräischen Moses der Fall war; aus fiubh-il Gedicht-gross entstand fabula, Fabel.

Fachingen, Ort im untern Lahn- gau mit Sauerwasserquellen, von faich Feld und inka kl. Ort; Fach- bach, von /aiche und dem deut- schen Bach, Feldbach.

Faden, gäl. /ad lang.

Fäxe, Flechse, häutiges Ende der Muskeln, gäl. /asgan; im Bayeri- schen bedeutet Faisch jetzt soviel als Blut, faist, feist inOberdeutsch- land soviel als fett. Im Kymrischen bedeutet gwaed, ymwad, goad soviel als Blut.

Fahrenbach oder Varenbach im

Schwarzwald, in Hessen u. s. w., von Deutsch-kelt, Wörterbuch.

feoran, Deminutiv von feor Bach, schärfere Form für Dior, bioran.

Fahrenbühl, Anhöhe bei Berma- tingen am Bodensee, von faire, fairan oder firain Hügel; daher auch die Firnlaiten, Farnlei- ten oder Farmleiten mit Jea- thad Halde; dann Farnsburg, Virngrund und Firnskuppe, Farrenberg.

Failan, alt Falaha-gau, Land- schaft in Schwaben zwischen Donau und Lech, nordwestlich von Augs- burg an der Zusam. Der Namo könnte versetzt für b/a, blach, blaues, grünes oder flaches Feld stehen, wegen der Endung aha Bach wird es aber von bial Bach abzu- leiten sein, woher denn auch der Ort Falaha an der Zusam und Bal- toshusen (bial-tas Bachort) weiter oben an demselben Bache kommen. Zusam bedeutet ebenfalls kleiner Bach von du, di klein und taom Bach, In der Failau liegen noch:

30

Falascha.

Vultenbach, von Dual-di klein Bach; Logenaha, gleich Lahn, von /u-ean klein Wasser; Mor- dingen, alt Mardingen, jetzt auch Märdingen, grosse Burg, von mar, mor gross und daingean Burg; Bazenhova, Bachhofen, von bai- sean klein Bach, der Schmuotter nämlich, die parallel mit dem Lech der Donau zufliesst, und bei Donau- wörth (Donauinsel) in dieselbe mün- det, Name von snuadh Bach und der klein; Wertingen, bior- daingean, Wasserburg, latinisirt Parradum, von bior und dun, din oder aidhean kleiner Ort, Veste am Wasser; Thierheim, von iuar Dorf. Die Failau wurde bald zum Auges- oder Lechgau, bald zum Burgau gerechnet.

Falascha. Jesaias, der im 8. Jahrhundert vor Chr. lebte, gibt an, dass in Oberägypten und Aethiopien Hebräer wohnten, die wohl durch den Aagypterkönig Sishak (975 vor Chr.) dabin geführt sein möchten. Sie haben dieselbe Gesichtsbildung wie die Abessynier, dunkelbraune, fast schwarze Haut und etwas wulstige Lippen, wie die Neger; sie sollen unter sich einen talmudi- schen Dialekt sprechen, hebräische Bibeln und Synagogen besitzen und gute Metall- und Waffenarbeiter sein. Ihr altes Testament sei in der Geez- Sprache abgefasst, sie selbst be- haupten, zu Salomons Zeit aus Pa- lästina weggezogen zu sein. Dar- nach wären sie Juden. Eine andere Ansicht bringt sie mit der Auswan- derung eines Theiles des ägyptischen

466 Faibach Fallersleben.

Kriegerstammes 6— 700 vor Chr. in Verbindung. Diese Krieger bewohn- ten in Unterägypten den Landstrich Tennis (lain-iaih Wasser - gegend) und ebenso hies ihre neue Heimath südlich von der Insel oder dem Zwischenflussland Meroe (muir-ua Meerland) Tenesis. Herodot nannte sie Sembritae (faom Wasser oder Wald und air Leute), ihre Haupt stadt hies Esar oder Sape, swir Wasser, e klein, Sape gleich di abh bedeutet dasselbe. Falascha bedeutet endlich wieder dasselbe, von bial Wasser, bialisk am Was- ser wohnend, gleich Volaker.

Falbach im Elsas, von bual Wasser, gleich Fulda und Faulbach.

Falkenberg, franz. Fauquemont, es gibt deren mehrere, das bedeu- tendste liegt in deutsch Lothringen an der deutschen Nied; im Uebrigen wird Falkenberg auch in Deutsch- land oft noch Vokenberg genannt, so im Taunus. Ein anderes Fauqui- mont, Valkenberg liegt bei Mastricht im Limburgschen, das früher Haupt- ort einer Grafschaft war. Der Name Foken-berg kann ebensowohl von Vogel, bezw. Falke (altdeutsch fo- cal, focla) herkommen alsvon buat, buacan, schärfer /uacan, Berg- rücken.

Falldorf, alt Falathorp, Ort bei Syke südlich von Bremen, von baile Wohnort, Dorf (franz. bailly Dorl- schulz, griech. polis Stadt) oder von feall Haus, oder endlich voa fald umazäunter Ort.

Fallersleben, alt Valareslaben oder Feleresleben, Ort im Derlingau

Fallstein Fanagoria. 467

in Nordthüringen; leben von Ziub Schlupf, Bach- oder Sumpfwinkel, Valares von bil} klein und aras Burg, also kleine Pfahlburg, denn diese lagen in Sümpfen, Bachkrüm- mungen, flachen Seen und Wald- mooren; es waren Schlupfwinkel von Natur wie durch Heckenwerk und Baumstämme gegen die Angriffe der Thiere und Menschen geschützt.

Fallstein, ein alter Forst bei Osterwigh (gross-Wald-dorf) an der Südgrenze der Derlingau; fall ist hier gleich ba! Berg, Fels, Stein.

Falster, Insel zwischen Seeland und Laaland in Dänemark, von bial Wasser und fir Land; dasselbe, was die Insel Laaland nebenan bedeu- tet, von /ua Wasser und ua Land, eigentlich /u-ua Land.

Famine oder Famenne, ein Gau in wallonisch Luxemburg, wo früher die Pämanen oder Phemanen haus- ten. Hauptstadt der Famine ist Marche, wohin 1577 Don Juan ab Austria die missvergnügten Nie- derländer berief und das.sogenannte Edictum perpetuum errichtete. Oest- lich von der Famenne gegen die Eifel hin liegt der Karaskergau, der von den Cäräsen bewohnt war, welche gleich den Pämanen, Condrustern, Eburonen, Tongern und Aduatikern von Cäsar Halbgermanen genannt werden. Eine andere Stadt in der Famenne heisst Roche en famenne et en Ardennes. Pa-man-ia steht gleich beo-man-ia Vieh-leute-land.

Fanagoria oder Phanagoris, alte Stadt am Asowschen Meere, mit einem Tempel der Venus oder Va-

Fanas Fannia,

nadis. Name von bean Frau (slarv. pani), caer Stadi und aith, ais oder is hoch. Da das jetzige Kertsch jedenfalls nahe der Stelle liegt, wo Fanagoria stand, und dessen Name ebenfalls von caer-ais herkommt, so könnte es als aus Fanagoria ent- standen anzusehen sein. Von dieser Venusstadt geht folgende uralte Sage, die schon Strabo erzählt: Die Venus oder Vanadis habe hier die Jätten (Riesen) betrogen, und sei deshalb von letzteren angegriffen worden; da habe sie den Horkules zu Hülfe gerufen, ihn in eine Höhle versteckt, und einen Jätten nach dem andern in dieselbe gelockt, wo Herkules dieselben tödtete. Diese Sage wird auch in der ältern Edda, also bei den Nordgermanen erzählt. Da hätten die Jätten die Freya, nor- discher Name für Venus, zu besitzen gefordert, Thor, der nordische Her- kules, habe sich aber in Freya’s Kleider gesteckt, ihren Schmuck umgelegt, dadurch den Riesen Thrym (from schwer oder treun stark) be- trogen und ihn sammt seinem Ge- schlechte mit dem Steinhammer Mjol- nir (lat. malleus) erschlagen. Der schlauen Venus zu Ehren wurde in Fanagoria ein berühmt gewordener Tempel erbaut, der Apatoron hies, d. h. Wasserburg, vom keltischen abh, apa Wasser und tuaran kl. Ort, toran kl. Thurm. Fanas, Ort in Graubündten, alt Affenes, am-Berg-Ort ad-pen-ais. Fannla, das Hochland an den Quellen der Sambre zwischen Chi- mai und St. Quentin; Name von 30*

Faramand Farkonim.

beann, benn, beinn, binn Berg und ia, ua Gegend, Land ; dasselbe Wort wie hohes Veen hei Aachen und Spaa.

Faramund oder Faramunt, zu deutsch „deliger oder edler Mann, vom gäl. /ear Manu, lat. vir und muadh adelig, wörtlich muthig, muthvoll, von hohem Gemüth. Feradag ist guterMann, von /ear und day, versetzt gleich agathos, gut.

Farkonim, Name_der Nieder- rheiner oder der Saalfranken bei den Juden des Mittelalters. Fairge bedeutet Meer, on Mann, im ist die hebräische Pluralendung. Die Saal- franken kamen von der Walau zu Wasser nach dem Festlande Bel- giens, waren also Wasserleute, Schiffer oder Vor gon (wie im Ni- belungenliede der Ausdruck lautet). In der fränkischen Stammsage heisst es, der „trojanische“ Held Franke sei bis an den Niederrhein gekoin- men und habe dort Xanten erbaut. Es ist dies eine Verwechselung mit Aeneas und Askanios, welche zu Schiffe von Troja flächteten, und deshalb diese ihre Namen erhielten, denn beides bedeutet Seemann, Schiffer, gerade wie Franke, von ean, bozw. uisge Wasser. Die Fran- ken sind nach ihrer Stammsage über Ungarn an den Rhein gekommen. Nach Tacitus ging auch die Sage, Ulysses sei bis an den Rhein go- langt und habe Askiburg (Was- serburg) erbaut (von uisge Wasser). Ob diesen" Sagen etwas Thatsäch- liches zu Grunde liegt, wird schwer

468

Farmleiten Fatum.

zu ermitteln sein, jedenfalls waren os aber keine Deutsche, sondern keltisch-griechische Franken oder Seeleute, die an den Niederrhein gelangten und Xanten, die Wasser- burg, bauten.

Farnleiten oder Farmleiten, ein Berg bei Wunsiedel, von /airean kleiner Berg und /eathan Haldo.

Farusburg, Ort im Aargau, von /uirean kleiner Berg.

Farrenberg bei Belsen in Wür- teınberg, von /airean kleiner Berg, Bergknppe, /air Berg, härtere Form für Dwr, kymrisch Berg und auch Burg.

Farriswald in Nordschleswig an der jütischen Westgrenze, entweder gleich saltas Wabrensis, Wabrewald in Belgien, von feabh Wald, und zwar Fichtenwald und er gross, oder aber von /ear Gras und rus Wald, gleich dem Virgundwald an der schwäbisch - ostfränkischen Grenze.

Fascha oder Fäscha, gälisch faisg, Kinfriedigung, Pferch, Hürde, ist ein häufiger Name in Grau- bündten und Vorarlberg. Im badı- schen Vberlande werden die Kinder in die Nabelbinde nicht eingewickelt, sondern cingefätscht. Das ita- lienische fazzeoletto, in Oberdeutsch- land Fazzenetli, bedoutet Halstuch.

Faltiga oder Fattigau, Ort an derfränkischen Saale, von /«with Feld und ga, kau Haag, also Feldhagen.

Fatum, das Vorausgesagte oder Bestimmte, vom gäl. faidhim vor- hersagen, daher kommt such das Wort Prophet, der Voraussager,

Faubourg Fauerbach. 469

das pro ist griech.-lateinischor Zu- satz, der „vor“ bedeutet, um den Begriff zu verstärken; fatal, fa- talis ist fatumartig oder vorher- bestimmt.

Faubourg, Vorstadt, aber nicht falsche Stadt, trotzdem es oft faux- bourg geschrieben wird; /0, [eu bedeutet im Gälischen unter, lat. Sub-urbium, denn es bezeichnet denjenigen Stadttheil, der unter, d.h. am Fusse einer Burg liegt, oder der Gerichtsbarkeit einer Burg oder Stadt unterworfen war. Burg bedeutet auch im Keltischen Burg.

Faucigny, lat. Falciniacum, alte Freiherrschaft in Nordsavoyen, die 1235 durch Heirath an die Grafen von Savoyen kam; es liegen darin die Städte Bonneville, Salanche, Cluse und das enge Chamounythal am Fusse des Montblanc, das ge- wissermassen erst durch zwei Eng- länder 1741 entdeckt wurde. Vor- her hielt man das Thal, selbst in Genf, nur von Wilden bewohnt. Der Name Faucigny kommt von fauces, Gebirgsengen, durch welche die Arve strömt. Chamouny bedeutet dasselbe, von cwmm Thal, mmnt Berg und ia Land. Cluse ist Enge oder auch Schloss, vom lat. clau- dere schliessen, entsprechend dem keltischen c/wdd oder clais, enges Thal. Salanche oder Salenche grosse Wiese, sal-inghis. Arve, von garm Wasser.

Fauerbach, drei Dörfer in Ober- hessen, alt Finr-, Fuir-, Fuer- und Furbach, von /eor Wasser, an wel- chem die Orte liegen.

Faulbach Federsee.

Faulbach am Main bei Prodsel- den an der Mündung eines Baches, desgl. in Nassau, alt Vulebach, von bual Wasser, daher auch Fulda. Vom Deminutiv bualan kommen Faulonbach bei Würmlingen in Würtemberg und Feillenbach, alt Vaeulenbach in Bayern. ,

Faurndau, Ort bei Göppingen in Würtemberg, alt Furentowa, Furin- towa und Furuntows, von /earann oder /uirionn Feld; owa, au ist aoi Hof; das dazwischengeschobene d mag di klein sein.

Favernach, französ. Farvagnie, Stadt im Uachtland in der wälschen Schweiz. Uecht keitisch uchd oder uchedd bedeutet steile Berghalde und nicht Wüste, wie man gewöhn- lich Uecht auffasst; Favernach kommt von feabh Wald, aran Berg und acha Wall, Veste.

Federbach, Bach bei Daxlanden nächst Karlsruhe, bei Weilheim in Würtemberg, ebenso die Pfett- rach, alt Pheterah in Bayern. Die orstgenannte Federhach ist in ihrem ganzen Laufe sumpfig, namentlich soweit sie im Bette des alten Ost- rheines fliesst, wird also von /eatlh Sumpf und er gross herkommen. Ob diese Erklärung auch für die beiden andern Bäche passt, bleibt dahingestellt.

Federsee in Oberschwaben, ein breites Sumpfwasser, von /eath Sumpf uMl er gross. Von demsel- ben /ealh kommt das lateinische fetidus oder foetidus garstig und faeces Koth; sodann das deutsche pfui, franz. f, und endlich der volks-

Fehlheim Feldheim.

thümliche Name dessen, was die Bömer cunnus oder rima nannten. Fith bedeutet Schwein, Vettel oder Vittel, grosses Schwein.

Fehlheim, Ort bei Bensheim an der Bergstrasse, von /eall Wohn- stätte; in Hessen Feltheim, in Bayern Fellheim, Fellach, Fellenburg, Fellburg u. s. w.

Feibach oder Veibach in der Ei- fol, fliesst in die Erft, vom kimbri- schen gwy Wasser.

Feinfeld, alt Fuenvelt, Ort in Oestreich, von /uinn Feld und Jald Pferch, Einzäunung.

Feld, Felden, Name von Höfen und Weilern in Schwaben und Bayern, auch mitunter Felz; sie kommen nicht vom deutschen Feld, denn es sind keine Felder, sondern Wohnungen, wohl aber von /eall Wohnstätte und 7ald Viehpferch.

Felda. Gross- und Kleinfelda in Oberhessen, von bil! klein und dae Haus, Ort, oder auch von /fald Pforch und dae Haus dabei.

Feldberg, die höchsten Berge des Schwarzwaldes wie des Taunus, führen ihren Namen nicht wegen der darauf befindlichen Felder, denn solche sind nicht vorhanden, wohl aber Viehweiden, sondern vom kim- brischen ba? Höhe; noch 1125 hies der Schwarzwälder Feldberg Felperc. Da Belchen, Ballon ebenfalls von bal herkommt, so haben diese Berge eigentlich denselben Namen.

Feldheim kann ebensowohl deutsch als keltisch sein; im letz- tern Falle von Jald Pferch, einge- zäunter Ort, heim von 0m Wohn-

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Feldkirch Felonie.

stätte. Bei Feldbach kann die zweite Sylbe, wenn es sich nicht um einen Bach, sondern um ein Dorfhan- delt, von beagh klein, herkommen, also nicht Bach im Felde, zondern kleiner Viehpferch.

Feldkirch, ital. Campo di San Pietro, Hauptort der ehemaligen Grafschaft Starkenberg (Montfort oder Montafun) im Vorarlberger Nebelgau. Dabei liegt Rankweil, ein ehemaliger Reichsflecken, in welchem bis zu Anfang dieses Jahr- hunderts freies kaiserliches Land- gericht gehalten wurde, dessen Ge- richtsbarkeit sich über die österrei- chischen Unterthanen in den Graf- schaften Bregenz und Feldkirch so- wie über die reichsunmittelbaren Grafschaften Hohenems und Vaduz erstreckte. Der Name Rankweil be- deutet wesentlich dasselbe wie Feld- kirch, nämlich Feldhofen, von reann Feld und villa Weiler; bei Monta- fun ist fun entweder pen Berg gder /uin Feld; Nebel steht gleich ni- bal kl. Berg, auf dem die Burg Montfort liegt.

Feildorf, Ort beiHorb, von /eall Wohnstätte, vorausgesetzt, dass der Ort aus keltischen Zeiten stammt.

Fellenberg, Ort in der Schweiz, von feallWohnstätte, /eallan kleine Wohnstätte.

Fellern, alt Veldern, Ort im Salzburgschen, von /eall Wohnung, der klen. .

Fellers, Ort in Graubändten, la- tinisirt Fallaria, von bill klein, aras Burg.

Felonie. Im Keltischen bedeutet

Felten Femerm.

fele, feile Ehre, fel-amh, felaimh, felam das Gegentheil von Ehre, nämlich Ehr-ohne. Für ehrlos oder für Folonie galt es vor Allem, wenn der Vasall seinen Lehnsherrn im Stiche lies oder gar gegen densel- ben auftrat.

Felten, Ort bei Winterthur, alt Felthaim, von /eall Wohnstätte,

Felz, Ort bei Diekirch im Luxem- burgschen, franz. la Rochette, alt Rochoettae, zu deutsch Berghausen, von sugha Bergrücken oder roc Fels und dae Haus, Wohnort. Bei andern Orten steht Felz, statt /eal/ Wohnstätte oder Jald Pferch.

Femern, alt Fembre, in Walde- mars Erdbuch Ymbrä, Insel an Hol- steins Ostküste, früher gleich Wag- rien von Slaven bevölkert; sie kam an Dänemark durch Knud Laward, dor König der Wenden und Obotriten ward; von da an blieb sie bei Däne- mark, bezw. Schleswig, obgleich sie, wie Lolland (Langeland) und Falster unter dem Bischof von Odense stand. Femern war wie alle wendischen Eroberungen Krongut der Könige und führte deshalb eine Krone im Wappen. Allmälig kamen zu den Wenden dänische Ansiedler; bei letztern war der Landbesitz nach Hufen (hoben), bei den Wenden nach Haken (unci), einem jetzt noch in slavischen Ländern üblichen Feld- mass, eingetheilt. Die Insel zerfiel in zwei Gerichtsbezirke, Ostertheil mit der Dingstätte Burg (oder Burg- häby, Burghafen) und Westertheil mit dem Ding Petersdorf (Peters- thorp). Die Landesversammlungen

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Ferge —- Ferkel.

wurden zu Landkirchen (dän. Lands- crona) gehalten. Das alte Schloss Glambeck lag auf einer Land- zunge zwischen dem Burgsee und dem Meere. Der Name Fomern kommt von /omhor-in Seeräuber- Insel; /emere, femire, fimire be- deutet im Gälischen Seeraub, /om- hor ein Seeräuber, von faobhaim rauben und muir Meer (slav. more), faobh-mara Raub zur See; Ym- br& bedeutet dagegen gleich Am- rom Seeleute, von inbAhir Wasser und ui bezw. amAh Leute; Glam- beck kommt von glinn Burg und bi-oiche kl. Wasser, verdeutscht in Bach, Beck.

Ferge. Im Nibelungenlied der Fährmann, der die Burgunden über die Donau setzte, oder vielmehr nicht setzte; denn Hagen schlug ihn todt und machte dann selbst den Fährmann. Gälisch heisst /airge das Meer, fairgivius oceanus das schmale Meer, von /airge und fe schmal oder bi klein; /airg-ae sind Seeleute, Schiffer, und daher der Ferge im Nibelungenlied.

Ferkel, junges Schwein, vom gäl. pork Schwein und /i klein. Die Gälen trieben starke Schweine- zucht, wie heute noch die Iren, da- her gab es eine Menge Ausdrücke für Schwein, als crain (chranne, chrinne etwa Grunzer), Aht, Dem. fithean, jetzt junges Wildschwein, von/eath Sumpf, dann coilead, auch Calte, endlich muc, daher Muggen- sturm, Schweinedorf bei Rastadt und scrob, daher Schrobenhausen in Bayern am Donaumoos.

Ferner Feuchtwangen.

Ferner, Name von Gebirgsstöcken in den Alpen, gleich Firn, vom gäl.

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ſairean oder firain Bergkuppe, /air

Berg.

Ferrol, alt Ferrolis, schwerlich vom lat. forrum Eisen, denn es wird hier weder Eisen gegraben, noch ist die Stadt von Eisen gebaut, wohl | aber liegt sie am Meere, feor Wasser; lis ist //ys Burg, Hof, rolis ist grosse Burg.

Fesenbach oder Fessenbach, Dorf beiOffenburgan einem kleinen Bach, von bais Bach, baisin Bächlein; vom altdeutschen fosan Spreu, Spelz kann man einen Bachnamen nicht herleiten; dasselbe Fesenbrunn, Ort in Unteröstreich, desgl. Fe- senbeck, niederdeutsche Form für Fesenbach.

Fessauvilliers, alt Fossonvilla, von /ois Wohnung, /oisson kleine Wohnung.

Feuerbach Ferzau.

Saalland, freies oder fränkisches Land, welches von der fränkischen Landvogtei in Rothenburg wie an- dere Beichsgüter zu Nördlingen, Harburg u. s. w. verwaltet wurde. Indess wird in einer ander Urkunde von Heinrich III aus dem Jahre 1053 eine Quelle bei Irsingen an der Wer- nitz südlich von Feuchtwang bei Wassertrühdingen als die Grenze Schwabens und Frankoniens ange- geben, Irsingon selbst, alt Ursin- gen, bedeutet Grenzveste, von ur Grenze und daingean Veste. Feuerbach, Dorf bei Stattgart, desgl. im Breisgau, alt Fiurbach, Furbach, von /eor härtere Form für bior Bach, Born; Forbach in Murgthal, dasselbe in Lothringen an der deutsch-französichen Grenze; Vöhrenbach auf dem Schwar:- wald, alt Verenbach oder Ferenbach. vom Demin. feoran Bächlein; Fer-

Fetzenbach, ein Weiler und Bad ! nach bei Oberkirch in der Ortenau

bei Schopfheim im obern Schwarz- '

wald, entweder gleich Fesenbach, Fessenbach, von bais, baisin oder von Di-tain, beides kleines Wasser.

Feuchtwangen, alt Fiutwanga, Stadt an der obern Wernitz am Firgundwald, vom gäl. fioth Wald und /ang, gwaneg Viehpferch ; Aoth lautete auch focht, deutsch Fichte, Fichtenwald. Feuchtwang wird ge- wöhnlich noch zum schwäbischen Ries gerechnet, os heisst aberin einer Urkunde von 1258, die deutsch ab- gefasst ist, „zu Feuchtwang auf frän- kischer Erde“; das könnte nun auch bedeuten, dass der alte Viehhof eine Reichsdomäne war, eine terra Salica,

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ist Feren mit angehängtem deut- schen ach Wasser, desgl. Fehr- bach bei Zweibrücken, Ferrer- bach, alt Verenbach, im Canton Zürich,

Feuersbronn, alt Phusbrungnen oder Vuzzesbrunnen in Oestreich: phus ist die aspirirte Form ven uisyg oder bais Wasser; Feuers- bronn ist dasselbe, was Feuerbacl.

Fez, Stadt in Marokko, Name ron faith, phaiad Feld, hebräisch pat oder phut; phaiadac sind Feld- leute.

Fezzan, alt Phazania, eine vom Flugsande der Sahara schon grosser- theils überdeckte, aber immer noch

Fichte Filder.

ansehnliche Oase westlich von Ober- ägypten, südlich von Tripoli; es wird in derselben einiger Ackerbau getrieben, daher der Name Feld, Feldleute, von /uith, phaidt, phaiad Feld, welches im Althebräischen in phut, put umgewandelt wurde und Anlass dazu gab, dass in der Gene- sis Hams dritter Sohn Put genannt wurde; hier wird aber das ganze Libysche oder Berbervolk darunter verstanden, von dem Fezzan jetzt nur einen Theil bildet. Phazania bedeutet Feld-leute-land, von phal- an-ia.

Fichte, gäl. Aodh, fioth, auch feabh Wald, Baum, fothgha wal- dig. Im Deutschen haben sich die keltischen Waldnamen allmälig für bestimmte einzelne Baumarten fest- gestellt, doch wird der Ausdruck Fichte heute noch in verschiedenen Landstrichen für verschiedene Nadel- holzarten gebraucht.

Fichtelgebirg, ein zwar gros- sentheils mit Fichten und Tannen bestandenes Waldgebirge an den Quellen des Mains und der Eger, trotzdem ist der Name nicht ur- sprünglich deutsch, denn er müsste Fichtengebirge lauten, der Name kommt von fiodh oder feabh, was Wald überhaupt bedeutet, und i gross, also grosser Wald, und nicht grosse Fichte.

Figeac, Ort in Südfrankreich, alt Figiaco, von /aich Feld und acha Wall, oder blos Adjectivform.

Filder oder die Felder am Ost- abhang desSchönbuchs von Grötzin- gen und Degerloch bei Stuttgart bis

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Fils Filsgau.

an den Nöckar herab; ein frucht- barer Landstrich, bekannt durch die grossen Weisskraut- oder Weiss- koblköpfe, die hier gebaut werden und Stuttgart mit Sauerkraut ver- sehen. Es gehören hierher Vaihin- gen bei Stuttgart, Degerloch, Muss- berg, Steinenbronn, Waltenbuch, Grötzingen, Wolfschlugen, Köngen, Mellingen, Ruith u. s.w. Doger- loch, von feagh Haus, er gross und /oR Wald; Mussberg statt Munsborg, von mmwnt Berg; Stei- nenbronn, von /uinan kl. Was- ser, Brunnen; Waltenbuch, von altean kleiner Ort und buach Berg- rücken, oder bog foucht, es liegt in einem Thal im Schönbuch; Wolf- schlugen, /uc Ort, Dem. /ukun kl. Ort, einem Wolf gehörig; Kön- gon, Coichean kl. Ort; Mellin- gen, mael flacher Hügel und inka kl. Ort; Ruith, raidh Feld.

Fils, Bach in Würtemberg, ent- weder versetzt für Flies, Fluss, kel- tisch Dial oder bual, woher auch Fulda kommt, oder da die alte Form filusa lautet, von di} klein und «is, uisge Wasser. Ebenso die Vils in Bayern.

Filsgau oder Filvesgau an der Fils in Schwaben östlich von Plo- chingen (Feldort, von b/a, blo, blach grünes flaches Feld, und coi- chin oder inka kl. Ort). Der Gau ging an der Fils aufwärts und dehnte sich über die benachbarten Höheu der rauhen Alp bis zur Hardt, der

"höchsten Fläche der rauhen Alp,

von ärd hoch. Die Form filves steht statt bil-bais kl. Wasser, bedeute

Fingal Finnen.

also dasselbe wie Al-ais oder filusa, wie der alte Name der Fils lautete.

Fingal, altirischer Dichter und Held, dessen Thaten von Ossian be- sungen wurden, zu deutsch starker Kämpfer zu Fuss, von feinn oder fende Fussvolk, Fussgänger und gal stark; aus /ende wurde frans. fantassin, deutsch Infanterist ; feinn bedeutetaber auch Bauer, im Gegen- satz zum Adel, derzu Pferd kämpfte. Fingals voller Name lautete Fionn Mac Cumbal; Aon bedeutet auch weiss, mac Sohn und cumhal von caomh schön und al gross.

Fingast, alter keltischer Name; er bedeutet fleissiger Bauer, von feine Bauer und gasla fleissig, ge- schickt; das deutsche Wort Hast, hastig ist damit verwandt.

Flune, Finneberge, alt Vinne, schärfere Form für binn, beann, benn, beinn Berg. Die Finneberge liegen im östlichen Thüringen und scheiden das Ried an der Unstrut oder den Wigsezigau (Wasser- sitzergau) vom Engilingan.

Finnen, bei Tacitus Fenni, Wasserleute, von buinne Wasser und nae Leute, In der That leben die Finnen noch heute vorzugsweise vom Fischfang, nicht blos die Be- wohner Finnlands, sondern auch all die verschiedenen hunnischen Völ- ker an der Wolga, am Ural, durch Sibirien bis Kamtschatka. Im Go- thischen bedeutet fani, altdeutsch fanni, fenni Sumpf, Trefonnä bei Jornandes, Waldsumpf, von daire oder doire Walddickicht, während Skrithfinnen auf den Felsengebirgen

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Finnen.

Schwedens und Norwegens Gebirgs- finnen bedeutet, von cruadh Stein, Fels. Skrith bezieht man gewöhnlich auf Schlitt- oder Schneeschuhe, diese werden aber von allen Nordvölkern im Winter getragen. Das Wort Venn für Sumpf kommt auch an den Grenzen Finnlands vor, z. B. nönl- lich von Pernow in Esthland, wo ein grosser Bumpf Fendren heisst, von venn und er oder dear grose. Neben diesem Ausdruck finden sich in Esthland und Livland die Moor- namen Moeras und Musta, letzteres an den Musidegau in Niedersachsen erinnernd, von muadh modrig, moc- sig, moorig, denn Moos ist gleich Moor; Moeras gleich muir - ialh Sumpfgegend. Die finnischen Be- wohner dieser Moorstriche werden wohl auch Mirri genannt, slavisch Merja bei Nestor, dem altrussischen Geschichtschreiber, oder Lami, Las- mi, wie auch ein Sumpf in Esthland heisst, von /ud, lus Sumpf und ma, mo Stätte. Die Finnen scheinen schon vor den Kelten in Europas gehaust zu haben, und nicht blos im Norden des Erdtheiles, sondern überall, wo wir Pfahlbauten autref- fen; denn diese Wasserburgen und Schlupfwinkel in den Sümpfen waren für ein Fischervolk gerade ange messen, weniger für die Gälen, welche, aus Vorderasien kommend, schon Ackerbau und Viehzucht mit- brachten, so dass ihnen mit blossen Sumpfwinkeln nicht gedient sein konnte. Die Basken, deren Sprache mit der finnischen besondere Aehr- lichkeit haben soll, mögen wohl dis

Finsteraarhorn Finstermünz, 475 Finstingen Firnskuppe.

von den Kelten in die Pyrenäen gedrängten Beste südlicher Finnen sein. Ob die Kimbern mit den Fin- nen näher verwandt sind, muss noch festgestellt werden. Finsteraarhorn, das höchste Felsenhorn der Berneralpen, das aber so wenig finster ist, als jede andere Bergspitze, wenn sie nicht gerade durch Nebel oder Wolken verdeckt wird. Finster ist eine Verdeutschung des gälischen irn, firain, zu deutsch Ferner. Felsen- spitze; arhorn bedeutet hohes Horn, von ar, er gross und kearn Horn; Finsterarhorn ist somit eine Tauto- logie, es sind zwei gälische Appel- lativa, die fast dasselbe bedeuten, in einen Namen verdeutscht. Uebri- gens kann arhorn auch deutsch sein, denn die Felsenspitze hat wirklich die Form eines Hornes, und an ihrem Grunde liegt der Aar- gletscher, aus welchem die Aar ent- springt. Firn (frain) wäre dann der gälische, Aarhorn der ange- hängte deutsche Name. Im Ziller- thal liegt der Ahorn, von a Berg und cearn Spitze, auch in Schwaben gibt es Ahorn-Berge. Fiastermünz, lat. Venusta mons, ein Bergpass in Tyrol an der Grenze des Engadin, bedeutet nach dem Kimbrischen Bergstrasse, von ysire Lauf, Gang oder ystryd Strasse und munydd Berg. Der Berg ist nichts weniger als reizend oder venusta, sondern ein enger Felsenpass. Die verschiedenen Orte Strassburg, Strassberg, Strateburg, die alle noch von den Kelten stammen oder

wenigstens von ihnen benannt wur- den, selbst wenn sie auch von den Franken angelegt wurden, kommen von diesem siryd Strasse.

Finstingen, Ort im Saargau in Lothringen, Name von /uinne Feld, gezischt Ans und daingean, franz. donjon kleine Veste; im Französi- schen heisst der Ort Fonestrange; fenes ist dasselbe wie fins, trange aber steht gleich fuaran kl. Ort oder toran kl. Thurm. In Finstin- gen wird noch deutsch gesprochen.

Finten, Ort bei Mainz, alt Fun- tana, an der Quelle der Zey, eine römische Gründung, denn die Rö- mer nannten den Ursprung der Ge- wässer fontes, Quellen. Der Name des Baches Zey ist dagegen gälisch, von sus Wasser. Die Deutschen nannten die Flussquellen Spring oder Urspring, Ursprung, die Franzosen die Dörfer an Bachquellen Lafontaine.

Firmo, Ort in der Mark Ancona, alt Fermum, von /air Berg und man Stätte.

Firn, soviel als Ferner, Berg-. kopf in den Alpen, vom gälischen firainn, fairean Bergkopf, Felsen- spitze.

Firnskuppe bei Kassel, eine Ba- saltkuppe am Fusse des Habichts- waldes, die eine geräumige Höhle in Form einer seitwärts geöffneten Blase bildet, an deren innerem Bo- den sich eine tiefe weite Spalte be- findet, ein natürlicher Stollen nach der Unterwelt hin, vielleicht ein Ueberbleibsel eines Basaltkraters, denn in der Nähe am Habichtswald

Firth Fischbeck.

hinauf finden sich ganze Felder von Basaltkugeln von der Grösse einer Faust bis zu der eines Kopfes. Der Name Firn kommt vom gälischen firainn, fairean Bergkuppe, faire Berg, härtere Form für bwr Berg und Burg.

Firth, Fiord oder Fiörd, Meer- einschnitte oder schmale, langge- dehnte Moerbusen in England und Skandinavien, Der Name ist soviel wie Furth, kymrisch Jwrdd, und dies eine Nebenform für /rmwd, /roud (Euphrat) Fluss, und dies wieder von bior Wasser. Der Lim- fiord in Jütland ist die klein Was- serfurth von /u-ean klein Wasser, oder Inselfiord wegen der Insel Mors, die darin liegt, von /in Insel.

Fisch, lat.piscis, steht ursprüng- lich dem gälischen uisg oder kim- brischen gwysg Wasser gleich, also Wassertbier, wie Sau, Schwein und Schwan von sua und suan, was auch Wasser bedoutet. Die Orte Fischbach am Taunus, desgl. bei Langenschwalbach u. s. w. können ebensogut aus dem Deutschen als aus dem Keltischen erklärt werden und bedeuten im letstern Fall Ort am Bach. (Vergl. den nachstehen- den Artikel.)

Fischbeck, altes Kloster im Wwe-

serthalgau (Tilithi), alt Visbeke oder Uisbeke, d. h. Wasser-bach, von nisge Wasser und dem angehängten - deutschen Bach, niederdeutsch Beck. Dieses Kloster wurde von einer Ma- trone Helmburg, Wittwe Ruperte, deren Söhne Richard und Aldeges verstorben waren, gegründet und

416 Fisibach Flandern.

von Kaiser Otto IIL 1002 wie von Konrad II 1025 bestätigt. Zu dem Stifte gehörten Wickboldessen, alt Wigbalteshuson oder Wendrodess; Bensen, alt Benneshusen; Hadde- sen, alt Haddeshusen; Zerssen, alt Trackanhusun, sämmtlich im Schaumburgschen gelegen, ihrer Be- deutung nach Haus des Wigbold, des Benno, des Haddo, lauter kel- tische Personennamen. Jetzt bilden die Güter diesos alten Frauenklosters ein Stift für adelige Fräulein, gleich dem zu Kaufungen und Wetter.

Fisibach in der Schweiz, von keltischen uwisge oder gwysg Wasser, gleich Fischbeck und Fischbach, oder von bais Wasser.

Fistel, Wundkanal, altdeutsch vic, kymrisch fc, fich.

Fivelgau in Friesland, führte seinen Namen von seinen Waldur- gen, /eabh Wald und il} gross.

Flache Hand, altdeutsch laffa, kymrisch Nam, gälisch /amh.

Flachslanden, Ort in Bayern, von ffeask Feld, Land.

Fläsch, Ort in Graubündten, ali Fläsc-ca, fleasc Feld und Aa Haag.

Flamersheim bei Euskirchen as Niederrhein, alt villa regia Flarser:- heim, also eine königliche Yilla Flath bedeutet Fürst, König und mur. Mauer, Bollwerk, Haus. Flar- heim bei Mühlhausen in Thüringen, alt Fladecheim und Flathecheim. ebenfalls eine alte keltische Königs- burg, von flath König und teagk Dach, Haus; desgl. Fladungen.

Flandern, das belgische Flach- land nördlich von dem Bergland der

Flaum.

Wallonen und südlich von den alt- friesisch - holländischen Seelanden, von blaen Ebene und dear gross oder #ire Land; Vläming in ähn- licher Weise von bla, dasselbe, was blaen und maon Mann. Flandern gehörte unter den Karolingern zu Neustrien, wodurch, sowie durch die Nachbarschaft der Wälschbrabanter (Wallonon) die romanische Sprache begünstigt wurde. Die Schelde war damals die Grenze von Austrasien. Demungeachtet ist in Flandern das Vlämische überall noch Volks- sprache, und es haben sich eine Menge Volkslieder, namentlich aus dem Sageukreise der Karolinger, die bekanntlich aus Brabant stammten, erhalten. Die alte Grafschaft Flan- dern bestand aus Ost- und West- fiandern (vlämisch Flandern), Staats- flandern und dem Atrechter Lande (Artois), während Reichsflandern und Brabant, obwohl auch grossentheils von Vlämingern bewohnt, von Alters her das erste eine eigene Markgraf- schaft, das andere ein besonderes fränkisches Herzogthum bildeten. Der erste Graf von Flandern war Balduin I im 9. Jahrhundert, die Tochter des 24. Grafen, Ludwigs LI, Margaretha, vermäblte sich 1369 mit Philipp dem Kühnen von Bur- gund, der dadurch Graf von Flan- dern wurde. 1667 bemächtigte sich Frankreich des südlichen Theils von Flandern.

Flaum. Im Hessischen nennt man das zartere Schweinefett Flaum, es könnte dies seiner Beschaffenheit wegen nach Flaumfedern benannt

417

Fleckenstein Fleims,

sein; im Keltischen heisst blain aber Fett.

Fleckenstein, Burg im Unter- elsas auf einem breiten Felsen, von gälischen J/each, kymr. ll/ech brei- ter liegender Stein, Leye, Schiefer ; mit vorgesetztem by klein und der Deminutivendung on.

Flehite, altkeltischor Name für die Gegend zwischen Utrecht und der Zuidersee oder dem lacus Flovo, lat. fluvius. In diesem Wassergau liegen Amersfort, Naarden und Muiden (Münden an der Mündung der Vecht). Am Flevo-See selbst lag in ältester Zeit ein Ort Mana- ritinm, aus dem wohl das heutige Naarden hervorging. Manar be- deutet im Gälischen einon mit Mauer oder Steinwall umschlossenen Be- zirk, also einen Ringwall, manar- itium (von aite), einen anf solcho Weise befestigten Ort. Flevo oder lateinisch fluvius bedeutet kl. Fluss flu-by im Gegensatz zu flumen flu-moin Fluss-gross. Die Zuider- see war ursprünglich blos ein Fluss, die Fortsetzung der Vocht, che die Hälfte Nordhollands bezw. Fries- lands versank und den Seo bildete; die Vecht ist aber gegenüber der Waal (gwa-al Wasser-gross) ein flu-bi Wasser-klein, Flehite ist die ialı oder Gegend am Flevo. Flu ist zusammengezozon aus buu/ Wasser.

Fleims, Flimns, val di Flemme oder Fiemme, auch val die Cembra in der untern Hälfte genannt. Letz- tern Namen soll das Thal daher haben, weil einige Reste de

Fleims,

Marius in Oberitalien geschlagenen Cimbern sich hier niedergelassen hätten. Die Mundart der Bewohner ist indess italienisch und gehört das Thal zu wälsch Tyrol. Der oberste Theil der Fleims erstreckt sich bis zum Gröduer und Enne- berger Thal, ja die Sprache der Fleimser geht noch über die Berg- joche in die obern Seitenthäler der Etsch, gegen Botzen zu. Da liegt z. B. noch Wälschenofen neben Deutschenofen. Von der Fleims süd- lich durch das Sugana- oder Brenta- thal finden sich eine Reihe altdeut- scher Ortschaften bis zu den sieben und dreizehn Gemeinden im Verone- sischen und Vizentinischen, obgleich deren Namen italienisch sind, z. B. Fierozzo, Frasilongo, Rovoda, Vig- nola, Torcegno, Roncegno, Lavarone, Folgaria. Was die Bedeutung der Namen betrifft, so kommt Cembra schwerlich von den Kimbern, son- dern von cwmm Thal und bwr Berg oder bra Ebene, also Bergthal oder Thalebene; Fleims wird dasselbe sein, von fleasg oder blaen Ebene, Feld, ebenso sind die Ortsnamen im Thale keltisch, wenn auch italisirt, z. B. Cavalese, go-peall-aidhe Fohlenhof, der Hauptort im Thale. Die früher deutschen Orle, als Fie- rozzu, waren alemannische Ansiede- lungen, zur Zeit der fränkischen Eroberung der Rheinlande von den Ostgothen angelegt an Stellen, die vorher schon im Besitz von roma- nisirten Rhätiern gewesen, daher deren Namen auf die deutschen Dörfer überging.

418 Fiennithigau Fleischessen.

Fiennithigau oder zusammengr- zogen Fleithigau, zu deutsch Berg- höhenland, von db/aen Bergspitse, ailk hoch und ia Land oder « Männer, Gebirgsleute. Dieser Gau lag in dem Berglande rechts von der Leine zwischen Gandershein, Alfeld, Duingen, Brüggen, Salzdet- furt, Bodenburg und Lammspringe; darin die sieben Berge und der Sackwald am Rande des Leinethales. Das südliche Ende des Gaues gegen den fränkisch-mainzischen Bittegan (Feldgau, von raith Feld), worn Nordheim liegt, bildete die Mark Gandersheim, aus welcher die säch- sischen Kaiser stammten. In diesen Gau liegt auch Segeste, alt Se gusti, jetzt Siegestedt am Ostabhang der sieben Berge, in dem man die Burg desSegest, Armins Schwieger- vater, vermuthen kann. Der Name Segusti bedeutet kleine Waldburg. von di klein, coed Wald und Hans, Burg. Ausserdem liegen is diesem Bergland Wrisberghol- zen (alt Holthusen), Petze, alı Pezun (bi-dun kl. Ort), Sellen- stedt (alt Soellenstide, von syeily Fels), Graffeld (alt Grafls, vo grab, grob Fels und /le Stätte. Eizum (alt Aluzun, alt-dun Was serort oder aill-dun Ort auf den Berge), Asbike (uisge Weasser- bach), Bellinghausen, altBeis- leresheim, reann Feld, Zisb Winkel. Tüste (alt Tuiguste, von /eaghe Häuser), Söhre, alt Suthre (doid- er grosser Hof) u. 8. w.

Fleischessen, alt Flaiscezzee. kleines Dorf in Oestreich, von fleask

Fletb Flotwedel.

Feld und aidh, Demin. aidhin, ver- deutscht ezzen Wohnort, also Feld- dorf. Im Odenwald gab es einen Ort Wisilfeisch.

Fleih, Endung von Ortsnamen in Norddeutschland, von bil-aidhe kleiner Ort, nach Lage des Orts auch statt fliess Bach, oder endlich von flies, flied, flath Fürst.

Flinsbach, zuaammengezogen aus bi klein und /liant Bach. In Baden gibt es ein Dorf Flinsbach, desgl. in Oestreich, beide an kleinen Bächen. Bei Buggingen im Breisgau ist der Flinsgraben.

Flitsch oder Pletsch, Pletz, Pless, Hauptort des Flitscher Bodens, eines kaiserl. Kammerguts im nördlichen Theile der gefürsteten Grafschaft Görz, bil-uidhe oder bil-iosda kl. Ort.

Flotwedel, alt Flutwide, Flut- widde, Vlotwede, ein grosser Wald- strich in Niedersachsen zwischen Celle, Burgdorf, Peine und Meinersen an der Fuse auf dem linken Ufer der Aller. Die Strecke an der Aller her wird heute noch der Flotwedel ge- nannt, und in den grossen und klei- nen abgetheilt; der grosse ist der westliche Theil von Langlingen bis Wienhausen, der kleine, Östliche, zieht sich bis an die Grenze des Amtes Meinersen, wo auch Fletmar liegt. Der Name Flotwedel bedeutet grosser Fürstenwald, von ath Fürst, wed oder gwidd Wald und il gross, er war im Mittelalter ein Beichs- forst oder kaiserlicher Jagdbezirk. In demselben liegen jetzt Berg- dorf; dann Edesse (aiteas Wohn-

49

Fohrhang.

ort), alt auch Edinkhusen (von aithean kl. Ort) bei Meinersen; Wiedenrode, alt Wedelingerotli beiEicklingen, von gwidd Wald und reodh Feld; Uetze, alt Uttisson, aitensan kl. Ort; Seershausen, alt Sirdisson (Bachhausen, von suir Wasser); dann das Kloster Wien- hausen, alt Huginhusen, die Mut- terkirche der ganzen Gegend, über der Aller gelegen, super Aleram fluvium, wie in der Stiftungsurkunde des Klosters vom Jahre 1233 steht; hugin von aighean kleine Höhe, als solche wird sie 1051 als eine Öffent- liche Kirchenpfarrei aufgeführt. Fohrhaag oder Virnwald, alt Forahi, ein meist mit Föhren oder Kiefern bestandener Landstrich auf der Sandinsel, welche sich vom Ein- fluss des Neckars in den Rhein oder von Käfferthal bei Mannheim über Virnheim und das alte Kloster Lorsch bis gegen Gernsheim erstreckt, west- lich von den Rheinniederungen, öst- lich vom Bette des alten Nord- Neckars begrenzt, der sich von Ladenburg längs der Bergstrasse, durchschnittlich eine halbe Stunde von derselben entfernt, gegen Wein- heim und von da im Bette der Weschnitz weiter zog Beim Seehof, Laudenbach und Heppenheim gegen- über, war ein förmlicher See, der Lorscher oder Oberneckar-See ge- nannt, der immer schmäler werdend bei Lorsch endete, und erst in den letzten Jahrhunderten durch die Weschnitz abgeleitet wurde. Der Fohrhaag ist einerseits cine natür- liche Fortsetzung des Haardtwaldes

Fohrhaag.

im Altbadischen, der bei Schwetzin- gen ondet, und bildet andererseits den Uebergang zu der nördlich ge- legenen Tann, d. h. dem Kieferwald, welcher sich aus dem Oberrheingau bis an den Main bei Frankfurt und noch über denselben in die Ebene zwischen dieser Stadt und Hanau fortzieht. Der südlich von Lorsch gelegene Tann heisst dor Lorscher Wald, dor nördliche der Nordwald oder Bibliserwald. In letzterem an der Weschnitz beiNordheim scheint der hörnene Siegfried nach dem Nibelungenlied von Hagen ermordet worden zu sein, oder aber im süd- lichen Tann bei Otenheim, das jetzt kEdigheim geschrieben wird, auf dem Oppaner Werth; in keinem Fall aber bei Lindenfels im Odenwald, wie man gewöhnlich annimmt, denn so- weit erstreckte sich die eintägige Jagd nicht: „vor dem Otenwalde ein Dorf lit, Otenlisim Da vliuzet noch der Brunne Des ist Zwiofel dehein.”

Da Brunnen, keltisch bioran, ur- sprünglich jedes kleine Wasser be- dentet, so braucht man bei dem Sirgfriedsbrunnen nicht nothwendig an einen Springquell zu denken, es genügt jedes fliessonde Wasser. Virnwald steht gleich Föhren- wall, und Fohr-haag gleich Fohrenhacke, niederer Kioferwald. Otenhoim ist aidhean kl. Ort, Edigheim e-tigh dasselbe; Op- pau obh-aoi Wasser-hof, Biblis bi-abh-Ilys klein-Wasser-hof oder Burg.

480

Foix Forchheim.

Folx, alt Fuxum, Landschaft am Fusse der Pyrenäen, gehörte vor Zeiten zum Westgothischen Reiche, hatte später eigene Grafen und wurd: durch Heinrich IV 1589 mit der französischen Krone vereinigt. Wäh- rend der Religionskriege war der grösste Theil der Grafschaft prote- stantisch. Hinter dieser Grafschaft in den oberen Pyrenäen liegt die weder zu Frankreich noch zu Spa- nien gehörige Republik Andorra, in welcher die angeblichen Ueber- bleibsel der Westgothen, Cagot: genannt, noch am hänfigsten gefun- don werden. Die Stadt Foix oder alt Fıxum mag von /aiche Feld und dom Haus herkommen, denn sie liegt in einer Ebene des Arritge- Thales.

Fontainebhlceau, alt fons bliaudı oder blaudi, vom kimbrischen by klein und J/yanı Wasser, zusammen- gezogen biyant, also kleines Wa: ser, Quelle. Dieses kleine Wasser. welches dem Orte den Namen gal. liefert jetzt noch das Wasser zu der See von Fontainebleau, auf welchen Napoleon III sich in Schifferkünste: zu üben pflegt.

Forbach, Städtchen in deutsch Lothringen, einst Hauptort der Graf schaft Forbach; desgl. cin Dorf ie Murgthale, von /eor Wasser, schär- fere Form für bior.

Forchant, Ort bei Partenkirch in Bayern, zu deutsch Feldort, von fearann, fuirionn Feld und ia Ott.

Forchheim, alt Foraheim ix Bednitzgau in Franken, einst eir königliche Pfalz, daher der Nam

Fores.

von /o König und ra Haus. Die altkeltischen Pfalzen gingen in die Hände der deutschen Könige mit Beibehaltung ihrer Eigenschaftüber. Die Form Forachheim ist verdeutscht, um einen Forlen- oder Föhrenwald, Forahi, daraus zu bilden. Am Rhein oberhalb Karlsruhe liegt auch ein Forchheim, alt Vor-echeheim (von for Fürst und cha, ka Ort). Hier residirten die Grafen des Gaues. Einer davon, Berthold, gründete Gottsau, das frühere Benedictiner- kloster bei Karlsruhe. Bei Forch- heim liegt die grosse Forchheimer Haide, das Uebungsfeld für die ba- dische Artillerie. Im ostfränkischen Foraheim hielt König Ludwig der Fromme im Jahr 872 eine Ver- sammlung und vertheilte für den Fall seines Todes, er wollte gerade gegen die Mähren zu Felde ziehen, das Reich unter seine Söhne, woraus dann die Streitigkeiten gegen ihn entstanden; 874 kam er mit densel- ben nochmals deshalb in Forchheim zusammen.

Forez, Landschaft an der obern Loire im Waldgebirge, von St. Etienne bis Roanne; im Mittelpunkt derselben liegt Feurs, alt-latinisirt Forum, Marktflecken (der Segusia- ner), woraus Forest entstanden sein soll. Beides hat aber seine Beden- ken; denn Forez lautete alt Fore- stum oder pagus forestensis, eine Form, welche leichter aus /o-rus Fürsten-wald, Forst, abgeleitet wer- den kann, während der Ort Feurs aus for Fürst und ois Burg ent- standen sein mag. Die Römer ver-

Deutsch-kelt. Wörterbuch.

451

Forke Fortore.

wandelten /or-ois oder Feurs in Forum, weil ihnen die keltische Be- deutung, nachdem der Fürst von ihnen vertrieben worden, unver- ständlich war. Roanne hies alt Rodumna, Feldort-leute, von rod Feld, om Haus und nae Leute; Roanne blos von reann Feld und nae Leute; Montbrison, eben- falls im Forez, hies latinisirt mons Brussonis, was aus DraiktBerg und on Leute entstand. Die Bewohner dieses Waldlandes wurden Segu- sianer genannt, von di klein und coed Wald, im Gegensatz zu den höher gelegenen Arvernern oder Auvergnaten.

Forke, Mistforke im Niedersäch- sischen, lat. furca Gabel; da die Niedersachsen den Namen ihrer Mistgabeln wohl schwerlich von den Lateinern überkommen haben, 50 muss man auch hier, wie bei fast allen Ackergeräthen auf das Kel- tische zurückgehen; forc bedeutet aber in dieser Sprache ebenfalls Gabel.

Formio, Fluss in Istrien, von bior oder feor Bach und Di klein.

Forst, Reichswald, grosser Wald, zunächst vom lateinischen forestis, und dies eine Adjectivform, die aus dem gälischen barrus gebildet wurde, welches Wort Königswald bedeutet, von bar Fürst und rus Wald.

Fortore, Flüsschen in Unter- italien; in Ligurien ein Fluss, der Feritor hies, beides vom gälischen bior oder feor Wasser, Bach und der klein.

al

Fortuna Franken.

Fortuna, vom gäl. tui, tuit, tui- tim Zufall und for, forbe stark, demnach Fortuna gleich starkem Zufall, Glück. Das frans. fortuit, zufällig, ebendaher.

Fosen, ein Volk, das Tacitus ge- meinsam mit den Cheruskern auf- führt; sie wohnten an der Fuse wie die Cherusker am Harz. Der alte Name der Fuse, die von Süden bei Celle in die Aller mündet, war Fosa, Waldbach, von Aoth Wald und sa Fluss oder von feath Sumpf und sa Wasser; beide Erklärungen passen für die Gegend, in welcher die Fosen, fiod-dae oder featlh-dae Wald- oder Moorlandsbewohner hau- sten. Ihre Gaunamen waren Flot- wida, jetzt Flotwedel an der Aller, Muthwide (muadkh Moor und gwidd Wald), Witinga, Derlin- gau, Osterwald, lauter Namen, die Waldland bedeuten. Harz und Fuseland bildeten später zusammen

das Herzogthum Ostfalen oder den.

Kirchensprengel von Hildesheim. Ostfalen, alt Ostfala selbst bedeutet Wald-Flachland, von uast Wald, bla, blah, blach grüne (oder nach der heutigen deutschen Bedeutung blaue) Fläche, Wiesenhboden und ua Gegend, Gau. Der Gegensatz zu Westphalen ist erst später entstan- den, als man ast und uast, statt beides für Wald zu nehmen, in Ost und West umwandelte.

Faur, Backofen, vom gäl. /uin Ofen und er gross.

Franken. Nach dem Griechen Libanius Sophista (Kaspar Zeuss „die Deutschen“ S. 326) waren die

42

Franken.

Franken ein „genos keltikon hyper Rhenon“, d. h. ein keltisches Volk über dem Rheine, das bis zum Ocean reichte und sehr kriegerisch war; es waren also die Rheinländer oder Bipuaren, Rifländer, weiche zu Cä- sars Zeiten Ubier (von abA, ubh Wasser) genannt worden waren; fuar, feor ist Wasser, /uar-an Wasser-mann, Schiffer, Fischer; na- sal ausgesprochen oder mit der Ad- jectivendung ik entsteht /uaranki oder /ranki Wasserliche, Rheinische. Dass frank soviel als „frei“ bedeute, ist spätern Ursprungs, als die Fran- ken nämlich halb Europa erobert und als Herren sich Vorrechte ge- nommen hatten, wodurch sie im Gegensatz zu ihren Untergebenen allerdings als Freie erschienen. Kaspar Zeuss will frank aus fr, frei, goth. freis oder friks, altnor- disch frekr, frech, entstanden sein lassen, was aber etwas allzu frei er- scheinen dürfte. Andere haben an frangere brechen gedacht, weil die Franken Alles in Stücke geschlagen hätten. Es sind dies etymologische Spielereien, die man nicht im Ernst aufstellen darf. Kriegerisch waren damals alle Völker, und hätten die Alemannen bei Zülpich gesiegt, so wären sie die Herrscher Europas geworden und die Franken dann trotz ihres Namens so gut wie die Andern unterdrückt und zu Unter- thanen gemacht worden. Als Fran- ken, d. h. Rheinländer, traten nach den Ubiern zunächst die Sigcam- bern an der Lippe und am Nieder- rhein auf, ebenso die Chamaven

Franken.

im Hamlande, da wo der Rhein sich theilt; dann weiter hinab bis zur Yssel und zur Batau die sächsisch- friesischen Wasservölker. Die Sig- cambern bildeten den Kern dersel- ben, ihr Name blieb Ehrentitel selbst zu der Zeit, als schon Frankreich von ihnen erobert war. Bei der Taufe Chlodwigs sprach zu ihm der Bischof Remigius: „Mitis depone colla Sicamber, adora quod incen- disti, incende quod adorasti.” Si- camber bedeutet nämlich tapferer Streiter, tapferer Sige oder Sachse, und konnte also ganz füglich neben dem blos geographischen Namen Franke oder Rheinländer in Gebrauch bleiben. Da die Sachsen Deutsche waren, 80 werden es auch ihre Na- mensvettern, die seag-cambri ge- wesen sein, und es stammt wohl von ihnen vorzugsweise das deutsche Blut und die deutsche Sprache, welche allmälig am Rheine an die Stelle der keltischen trat. Der Name Franken dagegen bezog sich auf alle Rheinländer, und zwar erst auf die keltischen, und dann auf die deut- schen. In der Mitte des 3. Jahr- hunderts wurden die Umwohner von Mainz ebenfalls schon Franken ge- nannt, sie kämpften unter diesem Namen mit gegen die Römer; vor- her, d. h. im zweiten Jahrhundert, hiessen sie noch Chatten (Waldleute, von coed), neben den Kennen, die als Kelten bezeichnet werden, und wohl als die Bewohner der be- festigten Orte (gan Burg, Bingwall) genommen werden dürfen, während die deutschen Chatten in den Wäl-

483 Frankenberg Frankenhausen.

dern hausten und bei ihrem Ueber- gang über den Main zu Caracalla’s Zeiten von den süddeutschen Koel- ten den Namen Alemanni, fremde, wilde Leute erhielten. (Vergl. noch - Farkonim.)

Frankenberg, französ. Franchi- mont, ein Schloss bei Lüttich, nach welchem ein Marquisat benannt wurde, welches Kaiser Ludwig das Kind 908 dem Bisthum Lättich schenkte. Es gehörten zu diesem Marquisat noch Spaa und Verviers,. Der Name wird wohl schwerlich so- viel als fränkischer Berg oder Berg, auf dem Franken hausten, bedeuten, schon darum nicht, weil in jener Gegend keine Franken, sondern Wal- lonen leben; es müsste denn ge- schichtlich ein besonderer fränki- scher Entstehungsgrund nachgewie- sen werden können; unter fränki- scher Herrschaftstand das Marquisat allerdings, aber dies war auch noch in ganz Mitteleuropa der Fall, ohne dass man die von fränkischen Grossen bewohnten Burgen darum Franken- burgen genannt hätte. Der Name wird wohlvon Drann, Berg, herkom- men, und im Mittelalter nach den Franken umgewandelt worden sein-

Frankenburg, altes Bergschloss im Elsass zwischen dem Weiler- und Leberthal im Ban de la roche, etwa von den Franken gegen die Ale- mannen erbaut, oder eher wie Fran- kenberg von brann Berg.

Frankenhausen, alt Franconhus, ein altes Salzwerk im Nabelgau in Thüringen, dessen Bewohner etwa deshalb für Franken, d.h. * ° "

31°

Frankenthal.

gehalten werden könnten, weil man nur solche zum Salzsieden verwen- den konnte; in Halle nahm man aber die wendischen Halloren dazu, die Leibeigene waren. Der Ort mit der Salzsiederei wurde 998 von Otto TI der Abtei Memleben, die Otto II gestiftet hatte, verliehen, sammt Wiehen, Hochendorf, Aler- stedt, Wolmerstedt, Mundra und Allem, was dazu gehörte, namentlich allen mobilibus etimmobilibus, cur- tibus, capellis, seu cum locis patel- larum, in quibus sal efficitur. Wenn Frankenhausen mit allem bewegli- chen undunbeweglichen Gute, selbst mit den Siedepfannen verschenkt werden konnte, so hatte es jeden- falls mit der fränkischen Freiheit nicht viol aufsich, und es wird des- halb erlaubt sein, bei Orten wie Frankenhausen gerade wie bei Hass- berg oder Sachsenberg eine andere Erklärung zu suchen als die, dass sie von Franken, Hessen oder Sach- sen ihren Namen hatten; /eoran, fearan heisst im Keltischen Feld- land, Wiesenland, Grasland; Fran- kenhausen liegt in einer solchen Gegend am Südabhang der Kyff- häuser Berge neben dem Angelgau, der eine ähnliche Bedeutung hat. Frankenthal, Stadt zwischen Mannheim und Worms, in keinem Thal, sondern in der platten Rhein- ebene, etwa eine Stunde vom Rheine, wohin ein Canal führt. Der alte Name lautete Franchindal oder Fran- konodal; dal, daile bedeutet kel- tisch Veste, darnach wäre der Sinn von Frankenthal Frankenveste. Man

_44

Frankfurt.

muss aber noch weiter gehen und Franchin für feorann Feld erklären, also Feldveste, da die Gegend rings- um aus Ackerland besteht. Dieses Ackerland bildet einen Theil des Wormsfeldes, das sich von hier am Rhein abwärts bis gegen Oppenheim zieht, landeinwärts bis an den Don- nersberg. Frankenthal kann keine fränkische Grenzveste etwa gegen Alemannien gewesen sein, denn es liegt mitten im Frankenland, aller- dings an der Grenze des Speier- gaus, der aber auch noch fränkisch war. Frankfart. Der Name dieser Stadt wird gewöhnlich erklärt als Furt in Franken, oder nach Franken, oder der Franken. Bei Lichte be- trachtet erweisen sich aber alle drei Erklärungen als haltlos; denn dass hier blos Franken über den Main gegangen, ist ungereimt, ebenso dass dieselben bloss diese Furt be- nutzt hätten; zudem, welche Fran- ken sollten dies gewesen sein? Die Frankenkönige gingen über den Rhein und Main, um in das Innere Deutschlands zu kommen, wo es ihnen gerade passte. Auch ist die Furt gewiss schon lange vor dem Auftreten der Franken benutzt wor- den. Nach dem Frankenlande führt die Furt auch nicht, namentlich nicht nach Ostfranken oder Fran- konien, und was Rheinfranken be- trifft, so liegt die Furt mitten in demselben, führt also nicht dahin. Da der Name in der Nähe Frank- furts entstanden sein muss, 80 kann man auch nicht annehmen, dass die

Frankfurt.

Schwaben, Lothringer oder sonst ein entfernt wohnender Stamm den Namen „Furt in Franken“ veran- lasst hätten, sonst müsste es auch Schwabenfurten, Bayernfurten, Sachsenfurten geben. Rings um Frankfurt sind alle alten Orts-, Berg- und- Flussnamen keltisch, in Fränkfurt selbst finden sich heute noch keltische Namen, warum sollte nun Frankfurt allein eine Ausnahme machen? Schweinfurt bedeutet Furt über das kleine Wasser, d.h. den hier seichten oder schmalen Main, von suankl. Wasser. Hassfurt steht gleich ad-furt, Wasserfurt; Frank“ furt muss dasselbe bedeuten, denn da, wo die alte Brücke steht, ist der Main, wenn auch nicht seichter, doch schmäler als ober- und unter- halb, weil er durch eine Insel ge- theilt ist. Fuar heisst im Altgäli- schen Wasser, /uaran kleines, schmales Wasser; aus letzterem ist fuaranffwrdd, zu deutsch Frank- furt geworden. Trotz alledem steht aber der Name Frankfurt doch in Beziehung zu dem Volksnamen Fran- ken, und zwar deshalb, weil frank, keltisch /uar-an, auf deutsch oben- falls Wasser-mann (Rheinländer) bedeutet. Beide Namen entsprangen derselben Wurzel, keiner kommt aber von dem andern her. Jeder Einwurf gegen die hier gegebene Aufstellung schwindet schliesslich, wenn man an Frankfurt an der Oder denkt, welches nie in Fran- ken lag, und auch von den Franken nie als Furth benutzt wurde; hier bedeutet Frankfurt dasselbo wie am

485

Frankreich.

Main, Furth über eine seichte Fluss- stellee Ochsenfurt am Main ist keine Furth für Ochsen, sondern der Name kommt von uisgean kl. Wasser, und Querfurt bedeutet nicht quer übers Wasser, denn dies ist bei allen Furthen der Fall, son- dern kommt von gouer Wasser. Frankreich, Francia, la France, erhielt seinen Namen von den Fran- ken, welche im 5. Jahrhundert das früher Gallien genannte Land er- vberten. Die Gallier, von den Rö- mern also genannt, gehörten zum grossen Stamme der Kelten und theilten sich in drei Unterabthei- lungen, die Kymren, vorzugs-

. weise im nördlichen Frankreich, die

Gaelen oder eigentlichen Gallier im mittlern, und die halbbaski- schen Aquitanier oder Keltiberen in der Gascogne wie in Spanien. Zu den Kymren zählten die Belgen;» insoweit sie keltischen Stammes wa- ren; sie waren später als die Gaelen und Iberen in Frankreich eingewan- dert und hatten diese theils unter- jocht, theils mehr nach dem Süden sowie nach Spanien und Oberitalien verdrängt, wo sie als Gallier mit den Römern die erste Bekanntschaft machten. 58—50 Jahre vor Chr. eroberte Cäsar ganz Gallien bis an den Rhein; das Land wurde roma- nisirt und dermassen um alle Selbst- ständigkeit gebracht, dass es den Einfällen der Hunnen und Doutschen im 4. und 5. Jahrhundert keinen ernstlichen Widerstand zu leisten vermochte. Schon zu Ende des 3. Jahrhunderts eroberten die Saal-

Frankreich.

franken die Niederlande und tra- ten eine Zeit lang mit den Römern gegen die Niedersachsen, von denen sie gedrängt waren, in ein Bündniss. Im Anfange des 5. Jahrhunderts drangen Vandalen aus den wen- dischen oder Waldliandschaften zwi- schen Oder und Elbe, mit ihnen Alanen, ein Reitervolk aus den Steppen des südlichen Russlands, das mit den jetzt noch im Kaukasus lebenden Osseten verwandt war, und Sueven aus dem heutigen Branden- burgischen über den Rhein, durch- zogen Frankreich, und liessen sich in Spanien und dem nördlichen Afrika nieder, von wo aus die Van- dalen später Rom zerstörten. Ihnen folgten die Burigunden, welche, vor den Hunnen und Ostgothen wei- chend, von den Römern die Länder an der Saone, Rhone und in der westlichen Schweiz überlassen er- hielten. Die Westgothen waren ihnen in Italien vorausgegangen und be- setzten schliesslich die Gascogne nebst einem Theil Spaniens; sie be- siegten dann, mit den Römern und Burgunden vereint, südlich von Cha- lons auf den Catalaunischen Feldern 451 den Hunnenkönig Attila (Etzel), auf dessen Beite damals alle rechts- rheinischen Germanen fochten, so namentlich die Ostgothen, Sueven, Thüringer und Ostfranken. Dreissig Jahre nach dieser Schlacht erober- ten die Saalfranken von Belgien aus fast ganz Frankreich. 448 sass Merwig (Merovaeus), König der Franken noch in der Batau, sein Sohn, Childerich, hatte aber

_ 4186

Frankreich.

schon seinen Sitz in Dornick in Flandern, und dessen Sohn Chlod- wig eroberte von 482 - 486 fast ganz Frankreich, vertrieb die West- gothen grossentheils nach Spanien und unterwarf die Burgunder, nach- dem er vorher schon die Alemannen bei Zülpich geschlagen hatte, bei welcher Veranlassung er zum Chri- stenthum übertrat, welches schon längst die Religion der romanisirten Gallier gewesen war. Nach seinem Tode 511 theilten sich seine vier Söhne in das Reich, Touterich bekam Austrasien mit der Haupt- stadt Metz, Chlodomir Orleans mit dem südlichen Frankreich, Childebert Neustrien mit Paris, und Chlotar die Niederlande mit Soissons. Die westlichen Lande fielen später unter dem allgemeinen Na- men Neustrien wieder zusammen. An die 200 Jahre herrschten die Merowinger und bekriegten sich gegenseitig, bis sie zuletzt alle Macht an ihre Hausmeier (major domus) verloren, die erst blos den Oberbefehl über das Gesinde, dann über alle streitbaren Männer führ- ten, und dann in ihren Aemtern sich erblich zu machen wussten. Der erste, dessen Name genannt wird, war Pipin von Herstall (beiLüttich); sein Sohn Karl Martell schlug die Araber bei Tours 732; dessen Söhne waren Karlmann und Pipin der Kleine; dieser steckte den letzten Merowinger Childerich III in ein Kloster und lies sich zu Soissons 752 zum Könige krönen und salben. Sein Sohn war Karl der Grosse.

Frankreich.

Pipin nahm dem Longobardenkönig Aistulph (Adolph) das Exarchat bei Ravenna ab und schenkte es dem Papste, welche Schenkung Karl der Grosse (768—814) bestätigte und vermehrte, nachdem er das Longo- bardenreich zerstört hatte. Karl besiegte sodann die Sachsen und lies sich 800 am Weihnachtsfest in Bom zum Kaiser krönen. Karls Beich erstreckte sich von der Eider bis tief nach Italien, vom Ebro bis an dieRaab in Ungarn; nach seinem 814 erfolgten Tode zerfiel es jedoch wieder, vorzüglich deshalb, weil sein Sohn Ludwig der Fromme die Statthalterschaften erblich machte. Ludwig wurde zweimal von seinen Söhnen abgesetzt und starb als deren Gefangener. 843 theilten diese Söhne durch den Vertragvon Verdun das Reich; Austrasien (Deutschland) kam an Ludwig den Deutschen bis an den Rhein, nebst Mainz, Speier und Worms auf dem linken Rhein- ufer, „damiter Wein habe“, Neustrien oder Westfrankreich an Karl II oder den Kahlen, und Lotharingien vom Mittelmeer bis zu den Niederlanden mit der Kaiserwürde und Italien an Lothar. Des letztern Stamm erlosch schon 875, Ludwigs Stamm erlosch 911 mit Ludwig dem Kinde, und die französischen Karolinger star- ben mit Ludwig V, dem Faulen, 937 aus. Hugo Capet, Graf von Paris, gründete nun die eigentliche fran- zösische Dynastie, die sich bis zu den Napoleoniden auf dam Throne erhalten hat. Was die in der Ge- schichte der Merowinger und Karo-

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487

Frankreich.

linger vorkommenden Personenna- men betrifft, so sind sie ohne Aus- nahme keltisch, woraus jedoch noch nicht der Schluss gezogen werden darf, dass die betreffenden Persön- lichkeiten ebenfalls Kelten gewesen seien; die Merowinger stammten, wie gesagt, ausBelgien. Hier waren die deutschen (bezw. fränkischen oder niederrheinischen) Sigambern mit den Kimbern zu einem herr- schenden Stamme, dem der Salier (freie Grundbesitzer) zusammenge- schmolzen, und aus dieser Mischung gingen die Saalfranken, die Eroberer Galliens hervof. Merwig kommt ent- weder von mamr gross oder von maor Diener und wigh Sohn, er mag im letztern Fall ein Vasall eines andern Fürsten, etwa eines Clotho, oder Berühmten gewesen sein; sein Sohn Childerich ist Kind des Königs, child-y-righ; Chlod- wig, Sohn des Clotho; Chlodo-

mir, Diener des Chlodo; Childe-

bert, Kind-artig oder auch Sohn (bert) des child; Teuterich so- viel ala Theodorich, Vasall des Für- sten, von reagh Vasall und fuath Fürst; die andere Erklärung, näm- lich Volkskönig, von tuath, teut. diet Volk und righ König, passt hier nicht; tuath bedeutet auch Norden, damach, weil Teuterich Austrasien erhielt, Nordkönig oder König der Deutschen, denn deutsch kommt von fuadisk nordisch ; end- lich Chlotar, Lothar, berühmter Mann, von c/oth berühmt und air Mann. Mit den Karolingern verhält es sich ebenso, Karl ist das nor-

Franzien.

dische Earl, und dies kommt von earr Herr und al gross, also ge- wissermassen wörtlich Carolus Mag- nus. Pipin ist bi-bin kl. Sohn. Neustrien bedeutet nicht West- land, sondern Neuland, neu erober- tes Land, nuadh-tire, im Gegen- satz zu dem nicht Östlich, sondern nördlich davon liegenden Stamm- lande Belgien. Austrasien wird als Ostland angenommen, dann müsste es aber Austria lauten, uast-er-iath scheint eher gross- Wald-land zu bedeuten.

Franzien, franz. Isle de France, diejenige Landschaft, in deren Mitte Paris liegt; sie ist östlich and süd- lich beinahe ganz von der Cham- pagne umgrenzt, und besteht geo- logisch aus den Gebilden der soge- nannten Tertiärformation, d. h. ver- schiedener Sandstein- und Kalk- schichten, während in der Cham- pagne die Kreide vorherrscht. Im Norden grenzt Franzien an die Nor- mandie und Picardie, im Westen an die Touraine. Von diesem Franzien aus, welches der Stammsitz Hugo Capets war, bildete sich allmälig durch Annectirungen aller Art das heutige Frankreich, wozu die geo- logisch - plastische Formation des Landes vorzugsweise behülflich war. Denn Franzien bildet, namentlich von Osten her betrachtet, ein durch steile Böschungen gegen die Cham- pagne geschütztes Hochland, das sich gegen Paris absenkt. Durch die von aussen in dasselbe einströ- menden Flüsse Seine, Marne, Oise werden ebenso viele Thore oder

418

Franzien.

leicht zu vertheidigende Defileen gebildet, an denen die Strassen hin- ziehen, und bei deren Eingängen stets die Schlachten vorfielen, durch welche sich Franzien gegen die von anssen andringenden Feinde verthei- digte. Wir erinnern nor an die grosse Schlacht gegen die Hunnen bei Chalons und an den Feldzug von 1814. Im Volksmunde galt Franzien immer für das eigentliche Frankreich, und man unterschied deshalb die Brie frangaise als eine von der Brie Champenoise verschie- dene Landschaft. So gibt es auch ein Vexin francais. Die Mero- winger wohnten nicht immer in Pa- ris, der alten Hauptstadt Franziens, die Karolinger gar nicht, so dass diese leicht in die Hände der Vor- fahren Hugo Capets gerathen konnte. Letzterer lies sich 987 in Paris zum König von Franzien krönen, und daraus entstand alsdannim Laufe der Jahrhundertedurch beständige meist gewaltsame Besitzergreifungen das heutige Frankreich. Franzien um- fasst folgende Landschaften: die Brie (pagus brigensis), das Gatinois, die Beauce, die Sologne und das französische Vexin, worin Chau- mont liegt, im Gegensatze zum Vexin normand, mit den Städten Paris, St. Denis, Meaux, Melun, Fontainebleau, Senlis, Versailles, Pontoise, Mantes, Corbeil, Brie, Nangis, Nemours und Dreux. Die Namen dieser Orte sind an den be- treffenden Stellen erklärt. Was den Ausdruck Isle oder Ile de France betrifft, so ist diese Landschaft keine

o

Frat Frau.

Insel, wohl aber war sie zur Zeit der Karolinger ein Ducatus Franciae, eine fränkische Grafschaft, deren Vorgesetzter Lehensmann des Kö- nigs war; im Keltischen bedeutet nun aill Lehen (letzteres ist das versetzte aill), und aus diesem aill mag ile entstanden sein, was man dann schliesslich als Insel auf- fasste. Hugo Capet, der sich beim Aussterben der Karolinger zum Herrscher aufwarf, war ein Sulcher Lehensmann.

Frat oder Euphrat, griech. Eu- phrates, der Hauptstrom Mesopota- miens, von /rwd Fluss, gleich Pruth in der Moldau; das vorge- setzte eu ist der kimbrische Artikel. Mit frater oder brathair Bruder, fratagyne Brudersfrau, Fratafernes hat der Flussname nichts zu schaf- fen, obwohl man ihn als den Bruder des Tigris auffassen könnte; solche poetische Deutungen stammen erst aus spätern Zeiten, in welchen der Sinn der alten Worte abhanden %e- kommen war.

Frau, altdeutsch fruwe, fro, freia, Gegensatz zu freyr Mann, kimbrisch frag, gälisch /rag und /reag, auch reac, daher Rectrud hörige, arme Frau. Auch auf die Thiere wurde diese Wortform angewandt. So hies der Stier in Heliopolis oder On in Aegypten Phra oder ebenfalls blos Ra; er wurde als Sonnengott ver- ehrt wie der nordische Freyr, dessen Frau, die Freya, Göttin der Ehe und Liebe wurde. Aus phra-air (Frau- mann) wurde Farren, und damit hängt wieder das lateinische ferire

489 Frauenzimmer Freiberg.

stossen zusammen, und vielleicht ferrum das Eisen, als Stosswerk- zeug, Keule. Dem Freyr waren die Farren oder Stiere heilig, und Kühe zogen seinen Wagen, wenn sein Bild im Chorreigen durch das Land ge- führt wurde. Der Freya Bild war die Kuh, deshalb trägt sie (d. h. die Frau Holle) noch in unsern Volks- sagen einen Kuhschwanz und hohlen Kuhrücken, was obligater Weise dann auch dem Teufel angedichtet wurde.

Frauenzimmer. Nicht Zimmer oder Stube der Frauen, sondern Frauen -geschlechtlich, vom Ge- schlecht der Frauen. Die alte Form lautete zimber, cin-bar geschlecht- lich, bar ist eine Adjectivform wie bei mann-bar, streitbar, und cin, tzin, gin, latein. genus, deutsch chun, gun (Kunigunde) bedeutet Ge- schlecht, Art. Zimpferlich, dem Sinne nach gleich jüngferlich, hat dem keltischen cin-bar noch die deutsche Adjectivendung lich als Uebersetzung von bar angehängt; bar selbst hängt mit bearaim tra- gen, gebären, hervorbringen, fähig machen, zusammen.

Freden, Grossen Freden, Ort im Sollinggau oder Suilbergau; die umliegende Gegend hies Fretepagau, von /ridd oder /rith Wald und dun Ort.

Freiberg, alt Vriberg in Sach- sen, bezw.Schlesien und andern Ge- genden; bedeutet schwerlich freier Berg, denn das gäbe keinen Sinn, sondern frei ist die schärfere Form für Dri Berg.

m. ——— en 6

Freiburg Freie Land. 490

Freiburg im Breisgau, 1118 von Berthold III Herzog von Zähringen am Fusse des Schlossberges erbaut. Der hiesige Münster, eines der herr- lichsten Denkmale deutscher Bau- kunst, wurde um die Mitte des 12. Jahrhunderts begonnen und in 160 Jahren vollendet; er ist wie der Strassburger aus rothem Sandstein erbaut, der durchbrochene Thurm ist 356 Fuss hoch, der Strassburger 437, der Stephansthurm in Wien 434, oder nach der neuesten Aus- besserung noch etwas höher, der Hamburger Michaelisthurm 156. Die Universität wurde 1457 gestiftet. Im dreissigjährigen Kriege wurde die Stadt mehrmals von den mit den Franzosen verbundenen Schwe- den, und dann von den Truppen Ludwigs XIV allein erobert Das Dorf Zähringen mit dem verfallenen Stammschloss der Zähringer liegt eine halbe Stunde unterhalb Frei- burg gegen Waldkirch zu Der Name wird wie der von Fryburg im Uschtland (bezw. Bergland, von uchedd Berghulde) als freie Burg erklärt; frei waren aber alle Burgen, so lange sie nicht erobert waren; wohl aber lag der Ursprung aller dieser Städte auf Bergen bri, schärfer /ri Berg so namentlich der von Freiburg im Breisgau auf dem Schlossberge, an dessen Fuss erst später die Stadt angelegt wurde.

Freie Land, flandrisch het vrye Land, Ditio franconatum oder terra franea, ein Landstrich im westlichen Theile von vlämisch Flandern, der

Freie Aemter.

anfangs unter der Gerichtsbarkeit von Brügge stand, aber unter Graf Philipp I von Flandern sich davon los machte und später zum vierten Gliede von Flandern erklärt wurde neben Gent, Brügge und Ypern. Das Land hatte seinen eigenen Ma- gistrat, der sich gewöhnlich im Landhause zu Brügge versammelte. Es war lange von allen Abgaben frei, daher der Name, und zahlte erst seit 1674 eine geringe Steuer. Im freien Lande liegen: Damme, entweder weil e3 auf einem Damme liegt, oder von dom, tuaim Haus; Middelburg in Vlanderen, im Gegensatz zu dem in Seeland, war früher ein Dorf, welches einem Kloster in Middelburg in Seeland gehörte, wurde 1617 zu einer Graf- schaft erhoben; Middel wohl von mi-dail kleine Burg; Blanken- berghe, von blaen Berghöhe; Ostende, liegt am Westende Flanderns, ein Ort Westende liegt nioht in der Nähe, wohl aber liegt die Stadt an einer Meerbucht, wis- din oder ois-tain Burg-Wasser; Oudenburg, von aidhean kleiner Ort; Thorout, einst dem Kur- fürsten von der Pfalz gehörig, dabei die grosse Thorouter Haide, uaras, tuarat Häuser; Dixmuyden, frie- sisch, statt Dixmünden, dix von di- uisge kl. Wasser; Veurne, franz. Furnes, /feoranais Wiesenort u. s. v.

Freie Aemter, gehören jetzt zum Canton Aargau, sie umfassten die Bezirke von Mellingen, Bremgarten, Hitzkirch, das Kloster Muri u. s. w. Bremgarten und Mellingen wurden

Freigrafschaft.

1415 vom Kaiser Sigismund an Zürich verpfändet. Bremgarten, vom lat. prima guardia erste Wache, guardia aber von gaard eingehag- ter Ort, Garten; Mellingen, von maol, mael Maalstätte und inka kl. Ort.

Freigrafschaft, franz. Franche Comts, deutsch auch Hochburgund und Pfalzburgund. Ursprünglich bil- dete diese Grafschaft einen Theil des Reiches der Burgunden, kam dann an die Franken, und bei der Theilung von Verdun an Grosslotha- ringien; als dieses zerfiel, hatte e8 seine eigenen Grafen und wurde Lehen des deutschen Reiches und Besitzthum der Hohenstaufen. Graf Beinhard III entzog sich aber der Oberherrschaft des deutschen Kai- sers Lothar UI (von 1125—1137). Durch Vermählung kam Pfalzbur- gund im 14. Jahrhundert an Phi- lipp von Frankreich, der zugleich Stammvater der zweiten herzoglich burgundischen Linie war, welche mit Karl dem Kühnen bei Nanzig im Mannesstamm ausstarb; dessen Tochter Maria brachte die Frei- grafschaft durch Vermählung mit Maximilian an Oesterreich. Unter Karl V wurde sie mit den Nieder- landen vereinigt und bildete einen Theil des’ burgundischen Reichs- kreises. Nach Karls V Tod kam sie an Spanien, bis sie Ludwig XIV 1668—1674 eroberte und im Nym- weger Frieden 1679 abgetreten er- hielt. In keltisch-römischer Zeit hies die Landschaft pagus Va- rascum oder Warascum, Gau der

491 Freising Fremersberg.

Warasker oder Bergischen, von bar Berg, barask bergisch oder gebir- gig; denn der Gau umfasst so ziem- lich den ganzen Westabhang des Jura von dessen Kamm an der jetzi- gen Schweizergrenze bis zur Saone. Hauptorte sind Besangon, Bisanz, alt Vesontium oder Bisontio, Bi- suntio, von Di klein, sur Veste und tio Haus; Baume, .alt Bal-ma Berg-stätte; Vesoul, alt Vesulum, bi-dail kleine Burg, und das alte Mandreda bei Mömpelgard, moin gross, dry Wald und dee Ort.

Freising, Stadt an der Isar in Bayern, alt latinisirt Fruxinum, spä- ter Frigisinga, von brac, frac Thal und din oder daingean Burg.

Frekestein, früher auch Fre- kastatin, alter Ort bei Eggenstein auf der Lushard bei Karlsruhe, von brac, frac Thal und din oder (zyn Burg, im Deutschen in Stein umgewandelt, es liegt an der Rhein- niederung auf einer Sandplatte ohne alle Felsen. Eggestein hat die- selbe Lage auf dem Hochrand der Haardt gegen den Rhein, von aighe hoch und din Burg; diese kleinen Burgen waren wie viele andere von den Römern gegen die von Norden andringenden Alemannen wie zum Schutz der Rheinübergänge ange- legt; im Mittelalter gehörten sie zu den Haardtschlössern, an welche de! Zehnte abgeliefert wurde, jetzt sind es einfache Dörfer.

Fremersberg, altes Kloster am Fusse des steilen Ybergs bei Baden im Oosgau, alt Freimersberg, von bri oder fri Berg und mamwr oder

Frenisberg Fretum Gallicum. 492

mar gross. In Steiermark gibt es einen mons Primarspurch, wo das bri in weicherer Form sich erhalten hat. Der Yberg kommt von a, au oder y Berg, er wird der alten Burg wegen, die darauf liegt, jetzt ge- wöhnlich die Yburg genannt. Frenisberg oder Frienisberg, lat. Aurora oder Mons aurorae, eine alte Cisterzienserabtei zwischen Bern und Aarberg. Der Name Frenisberg wird mit Freia, der altdeutschen Liebes- göttin zusammengebracht, daher die Uebersetzung in Mons aurorae bei den Mönchen des Mittelalters; fren ist aber die stärkere Form für brin, brean, brenBerg und is, ais, aidhe bedeutet Haus, Ort, oder ois Burg. Fretichen, eine Wieselart, die zur Jagd auf Kaninchen abgerichtet wird, indem sie gleich den Dachs- hunden in deren Löcher kriecht und sie heraustreibt. Im Gälischen be- deutet /riocho ein junges Kaninchen, und fricot im heutigen Französi- schen einen Kaninchenbraten, dann auch jeden Braten in saurer Sauce. Frettenheim, Ortin Rheinhessen, zu deutsch kleine Stadt oder Wald- stadt, von /rilh klein oder /ridh Wald und dun Stadt; Friesen- heim dasselbe. Fretum Gallicum, die gallische

Furth oder Ueberfahrt; fretum ist

- latinisirt für /rwdd; das Ganze war der römische Name für den Canal la Manche, über welchen man aus Gallien nach Britannien gelangt. Fretum kommt übrigens auch noch anderwärts vor, namentlich in Eng- land.

Freudenbach Friaul,

Freudenbach, niederdeutach Fre- denbeck. Im Kimbrischen bedeutet /rwd Bach oder Fluss, im alten Chaldäerlande Phrat, mit dem Arti- kel Euphrat, Demin. Zrmwden oder /rydan. Aus letzterem wurden im Deutschen die Freudenbäche (alt Fridunbach) in Franken, Würtem- berg bei Mergentheim, der Froeide- bach im Breisgau, Fredenbeck oder Vredenbeke in Westphalen. Aus Freidenbach wurde hie und da auch Breitenbach, so bei Kassel, gerade wie im Keltischen aus /ryd oder /rau brau und braht wurden, was ebenfalls Bach bedeutet. Frobach in der Schweiz, Freibach, Bäch- lein bei Klagenfurt, desgl. bei Min- golsheim am Brurain, kommen von der Form frau; Freiersbach im Renchthal in der Ortenau dagegen von /rau und or Berg; Freien- bach im Schwarzwald, Frien- bach in der Schweiz und Fron- bach, alt Vronebach in Hessen vom Deminutiv /ru-an. Fruz oder Frutzach, Gebirgsbach bei Feld- kirch im Vorarlberg, kommt endlich von der Form //rydd; ebendaher auch der Fritz- und Freizbach in Tyrol. Die Form Fritz kann da- gegen auch von /ridd, frith Wald, herkommen. (Vergl. Sterbfriz und Fritzlar.)

Friaul, lat. Forum Julü; letzte- res war eine Östlich von Udine am

- Tagliamento von den Römern ange-

legte Stadt, da wo derselbe aus dem Gebirge in die Ebene tritt, oder bei Zuglio in der Nähe von Cividale. Der Ort heisst jetzt Sibodat, d. h.

Frickenhausen.

civitas. Die Landschaft Friaul war ursprünglich von den keltischen Kar- nen bewohnt, die ihren Namen von den benachbarten zackigen Felsen- gebirgen führten, denn carn be- deutet im Keltischen Horn Felsen- horn. Unter .den Longobarden war Friaul ein besonderes Herzogthum, im 10. Jahrhundert kam es unter den Patriarchen von Aquileja, der dem Stande der Lehensleute 1393 seine besondere Verfassung und Freiheit gab, 1420 wurde Friaul jedoch durch Waffengewalt und 1445 durch Vertrag Venedig unterthan. Im 16. Jahrhundert kam die Graf- schaft Görz an Oestreich. Früher hatte dieser Theil Friauls zu Tyrol gehört, und war nie den Venetianern unterworfen.

Frickenhausen, Dorf am Neuffen an einer hohen Bergkuppe am Nord- rande der schwäbischen Alb, war nach der Sage ein heiliger Ort der Frikka oder Freya, wo der erste Storch genistet haben soll, der den Weibern aus dem Frickenhäuser See die Kinder brachte. Darum heissen heute noch die Frickenhäuser bei ihren Nachbarn die Storchen. In diesem Dorfe sollen noch in späte- rer Zeit die Bauern einen Esel als Schutzheiligen des Dorfes in einem Keller verborgen gehalten haben. Auf dem Hausberge im Harz, wo Frau Holle wohnt, liegt der Esels- born, aus dem, wie aus dem Holle- teich auf dem Meissner, ebenfalls die kleinen Kinder kommen. Bei Lauenburg findet sich mit gleicher Bedeutung ein Eselsbrunnen, bei

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Frickenhausen.

Querfurt eine Eselswiese; daher der Ausdruck: der Eselhat dich aus der Wand geschlagen. Die Bieresel sind Geister, die in Eselsgestalt das Bier aussaufen, dreibeinig wie Odins Ross, sie hocken sich wie die Hasen den Leuten auf den Rücken, die zu lange im Bierhause sitzen bleiben, eine Andeutung auf den Eselreiter Silen. In Westphalen sagt man statt Esel Jesel, was mit Ise oder Isel, Häselin, Häschen, alt Heselin, He- selken zusammenfällt. Esel und Ha- sen spielen in der alten Mythe die- selbe Rolle, und heisst es oft, ein Hase wie ein Esel, schon der gros- sen Ohren wegen, oder der Esel sei die Mutter des Hasen. Auf der Rhön liegt ein Eselsborn neben der Teüfelswand, auf dem Born spukt der Teufel als dreibeiniger Esel. Wer am Gründonnerstag keinen Ho- nig isst, bekommt Eselsohren, auch muss man an diesem Tage neunerlei Kraut essen, desgl. zu Weihnachten Bohnen und zur Fastnacht Brezeln, sonst trifft Einen die gleiche Strafe. Diese Kräuter und Bohnen galten am heiligen Thorstage als demsel- ben gebrachte Opfor. Der Esels- cultus ging bei den Christen auf den Palmesel über, auf welchem Christus in Jerusalem am Palm- sonntag einzog. Bei den Nordger- manen war Frigga Odins Gemahlin, die in Vallhöll(Walhalla) die Seelen der Helden empfing, der Ehe Frucht- barkeit verlieh und die Geburten zur Welt beförderte. Bei den Süd- germanen war sie, wie bemerkt, die Frau Holle, welche die Kinder durch

Frickthal.

den Storchen (in Asien durch den Schwan) schickte, und die Seelen der Verstorbenen wieder in den Wolken aufnahm. Im Harz kennt das Volk die Frigga noch unter dem Namen Frau Frien oder Fru Freen; sie ertheilt den Leuten Rath, macht Musik, tanzt und sucht ihren Freier, um den sie, wie die Frau Holle in Hessen, furchtbar weint, da er sie verlassen hat, so dass die Steine darüber weich werden und Binnen bekommen, wo die Thränen herablaufen. Odin verlies auch nach der nordischen Sage seine Frau, weshalb ihm diese nachzog; er war überhaupt ein lockerer Geselle, wie ans seinen Gesängen hervorgeht, wo er viel von Siegen über die Mädchen spricht. In dieser Beziehung glich er vollständig seinen Collegen Zeus und Jupiter bei den Griechen und Bömern, welche ebenfalls von ihren Ehehälften Here bezw. Juno verfolgt wurden. Der Name Frickenhausen müsste nach dem hier Ausgeführten „Haus der Frigga“ bedeuten, was wir dahingestellt sein lassen; eben- sogut kann er aber auch von drigh, braigh Berg, herkommen, da der Ort am hohen Neuffen liegt, oder von brac Thal, bracan kl. Thal, und konnten die Sagen von der Frigga erst dem altkeltischen Na- men zu lieb mit dem Orte verbun- den worden sein. Neuffen wohl gnab, gnaban Bergkopf.

Frickthal oder Frickgau, eine Reihe Thäler im Canton Aargau, welche sich vom obern Hauenstein oder dem Sissgau nach dem Rheine

494

Fricot Friesen.

ziehen, und zwar von Rheinfelden über Laufenburg aufwärts bis an die Mündung der Aar in den Rhein. Der Gau gehörte biszu Anfang dieses Jahrhunderts sammt dem unten Hauenstein, d. h. dem gegenüber- liegenden Südabhang des Schwart- waldes und sammt den vier Wald- stätten Bheinfelden, Säckingen, Lauffenburg und Waldshut zu Vor- deröstreich. Der Name Frickthal kommt von brac Thal und scheint damit in keltischen Zeiten das ganze Rheinthal mit den Nebenthälern von der Aarmündung bis gegen Basel bezeichnet worden zu sein.

Fricot, beliebter Volksausdruck in Frankreich für jedes Saueressen oder Fleisch in saurer Sauce, ur- sprünglich blos für Kaninchenbraten, von fricho, frioch, friocho Kanin- chen, die noch jetzt in Frankreich viel verspeist werden; Dreog be- deutet junger Hase.

Friderich, gälischer Mannsname, der Dienstmann bedeutet, von frith, auch frioth Dienst (wörtlich Frond) und reach Mann; „reich an Frieden“, wie man nach dem Deut schen manchmal fabelt, gibt keinen Sinn.

Friedewald, Ort im Seulings- wald in Hessen, von /ridd oder /rith Wald und 7ald Pferch, also Waldpferch. Das Wort Pferch be- deutet übrigens, gleich Parc, eben- falls weiter nichts als Vieh-haag, von buar Vieh und ka Haag.

Friesen oder Frisen, latinisirt Frisii bei Plinius und Tacitus, Fris- sioi bei Ptolemäus, Freisioi bei Dir

>, Friesen.

Cassius vom kymrischen rmwdd Wasser, Meer und wi Männer, später Fresones, Frisones, von on, an Mann, angelsächsisch Frisan; also Wasseranwohner, Seeleute, das- selbe, was Britten, und nicht „Wa- gende“, vom goth. frais Gefahr, wie Kaspar Zeuss annimmt; eine solche Erklärung wäre viel zu gesucht. Als Unterabtheilungen der Friesen nennt Tacitus die Marsacii, Meer- ansitzer, auch Foresazi, von feor Wasser, daraus wurde später Wurstfriesen; dann Sturier, von ster oder dwr Wasser; letztere sassen neben den Caninefaten und Bataven in Holland. Die Frieseu zu Tacitus Zeiten waren noch Kelten, und zwar Kimbern, da diese gute Seeleute waren, auch die Form /rwdd kymrisch ist. Sie wohnten nach Clanen wie die Iren und Schotten unter ihren Häuptlingen, die meist nur über einzelne Kirch- spiele und kleinere Districte zu ge- bieten hatten. In Holland hatten sie indess auch Grafen; im Bremen- schen vereinigten sie sich nie zu einem grössern Ganzen, die Hadeler führten sogar blutige Kriege mit den Wurstern, und schliesslich fielen sie alle unter die Botmässigkeit der im Binnenlande entstandenen grös- seren Grafschaften und Bisthümer. Die Westfriosen hatten ur- sprünglich das nördliche Nieder- land am rechten Waalufer, dann die Seelande und die Uferstriche im Osten von Flandern inne. Durch die Stiftung des Bisthums Utrecht und der Grafschaft Holland im 8.

49)

Friesen.

und 9. Jahrhundert drang aber frän- kische Herrschaft und Bevölkerung auch hier vor, und überlies den Friesen nur die Küstenstriche an der Nordsee. Die Ostfriesen wurden von den Sachsen und Normannen von der See aus heimgesucht, so dass sie jetzt nur noch einen schmalen Strich von Schleswig an bis Seeland inne haben. Ihre alte Sprache, ein kimbrischer Dialekt, war den Altsachsen, Franken und Angelsachsen unverständlich, wes- halb Kaiser Karl ihnen den Liudeger, einen geborenen Friesen, als Bekeh- rer schickte. Als Kaufleute liessen sie sich später am Rheine, beson- ders in Mainz und in England nie- der. Der grösste und schönste Theil von Mainz gehörte ihnen. Die frie- sische Sprache ist ausgestorben, dagegen hat sich aus ihrem Ver- ein mit dem Fränkischen und Platt- deutschen eine neufriesische gebil- det, welche von den Holländern Bauern- oder Landfriesisch genannt wird. Die alte Sprache dauerte west- lich von der Lauwers bis ins 15. östlich bis ins 16. Jahrhundert als Schriftsprache. Ausder Uebergangs- periode gibt es keine Schriften. Die Bauernsprache bildete sich unbe- merkt aus, aber erst in ganz neuester Zeit fing man in Holland an, auch landfriesisch zu schreiben. Das Friesische wird nach der nörd- lichen und südlichen Landschaft unterschieden, sein Hauptsitz ist in Bolsward. Die neufriesische Litera- tur enthält schon bemerkenswerthe Producte, besonders Comödien.

-

Friesen.

Im westlichen oder jetzt holländi- schen Friesland liegen: Liewer- den, holländisch Leeuwarden, Wasserinsel, von /ua oder lia Was- ser und Werd, Insel; Bolswerd, oder Bolsward, einst Hansestadt, dasselbe, von bual Wasser, werd vielleicht auch für /mwırd Furth; Snits oder Sneek; Harlingen, har Heerde und Jong Ort; Stave- ren an der Westspitze Frieslands, war einst Domäne der friesischen Könige, stab, dabh Kuh, ireun Land oder aire Leute; Hindelopen, hat seine alten Sitten, Sprache und Kleidertracht noch am reinsten er- halten, ein Gleiches gilt von dem Dorfe Molkweren: Hindelopen von ean, in, di-liub Weasser-klein- Schlupfwinkel. Die Insel Ameland war früher eine ganz freie Herr- schaft, welche dem alten friesischen Geschlechte von Kammega gehörte, deren Stammhaus daselbst noch steht. Ame-land von amhain Was- ser, Kammega von comm Thal und ka Haag. Gröningen ist zwar friesisch, bildet aber jetzt eine eigene holländische Provinz; die Stadt war früher freie Hansestadt; zu derselben gehört ein District mit mehreren Dörfern, das Gaurecht oder Gorecht genannt. Alles übrige zur Provinz Gröningen gehörige Land heisst die Ommelande; darin liegen Delfzyl, Emden gegenüber, Win- schoten und Bourtang mit dem grossen Moor. Gröningen, alt Groninka, von grinn oder cron Burg und inka kl. Ort, oder gleich cron- ach, cron-aigheBurg-hoch; Ome-

396 Friesensteine Frisonofeld.

lande entweder von amhain Was- ser oder imn Wiese; Delf-zyl am Dollart, See-burg, von fuilbheim Wasser und dail Burg; Winscho- ten, Wasser-hütte, ean-cotian; Bour-tang, gross-Wasser, beer- tain.

Friesensteine, zwei Felsenblöcke oder aus Felsenblöcken aufgebaute kleine Berge im Biesengebirge; Name entweder von dDreith, Demin. braithan kl. Berg, in schärferer Form /ris, frisan, oder von frith klein und dun Berg, gleich Friesen- berg.

Frignana, der südöstliche Theil des Herzogtums Modena, der sich von der Lunigiana auf dem Apenni- nenkamm in den Thälern gegen die Bologneser Ebene herabzieht, von brac, bezw. /ric Thal, nae Leute, das zweite na ist italienische Ad- jectivendung.

Frisonofeld, Friesefeld, auch Freisionfeld, Vresinefeld, Landschaft im Östlichen Thüringen zwischen Mansfeld, Eisleben, Allstedt, San- gershausen und Wippra; sie ge- hörte mit dem Östlich daranstos- senden Hosgau zum Halberstädter Sprengel, und wurde deshalb auch zu Nordthüringen bezw. zu Nieder- sachson gerechnet. Der Name soll anzeigen, dass sich hier Friesen niedergelassen hätten, gerade wie der anstossende Hosgau auf Hessen deuten soll; Frisono bedeutet aber eher Waldleutegau (wie Mansfeld, das dabei liegt, Bergfeld), von fridd Wald, on Leute undo, ua Gau, Feld. Der Gau ist noch heute wenigstens

Frithjof.

in seiner Nordwesthälfte voll Wäl- dern. In den fränkischen Annalen heisst es, „Pipin sei auf seinem Zuge gegen die östlichen Sachsen im Jahre 748 nach der Einnahme von Sachseburg an der Unstrut im Engilingau nach Frankenhausen ge- kommen, in welcher Gegend ihm die Könige der Friesen oder Wen- den gegen die Nordschwaben zu Hülfe gekommen.“ Dies zeigt, dass hier Friesen und Wenden für ein und dasselbe Volk genommen wer- den. Wendä bedeutet nun eben- falls Waldvolk, von gwydd, gwynt, wind Wald und dae Leute. Obige Stelle zeigt zugleich, dass diese keltischen oder slavischen Waldleute mit den deutschen Nordschwaben, nördlich von Mannsfeld, die von der Ostelbe erst kurz vorher herüber- gekommen, auf schlechtem Fusse standen, sonst wären sie nicht dem Pipin gegen diese zu Hülfe gekom- men. (Das Weitere über diesen Gau unter Hosingau.)

Frithjof, nordischer Held, wel- cher in der zu Ende des 13. Jahr- „hunderts aufgeschriebenen Frithjofs- saga die Hauptrolle spielt, seine Geliebte hies Ingebjorg.. Die Sage soll aus Island stammen und die Geschichte 700 - 800 Jahre nach Christus vorgefallen sein. Frithjof wird als „Friededieb“ erklärt, was ein curioser Personenname wäre. Frith bedeutet aberDiener, Knecht, und iof steht statt eab Pferd, Pferdeknecht, Stallknecht, oder auch Vasall zu Pferde, Ritter. Inge- bjorg, Ingeborg von vigh Jung-

Deuisch-keli. Wörterbuch.

491

Fritzlar Frönnp.

frau, jung, borg von bearaim ge-

bären, borg geborene, also junge

Tochter.

Fritzlar, alt Fritislar, Frideslar, Fridislarae, Stadt auf einer trocke- nen Hochebene oberhalb der Edder in Niederhessen. Hier stand eine heilige Eiche, welche Bonifacius fällte und auf deren Stelle ein Bet- haus, dann 732 ein Kloster daneben gründete, welches im 11. Jahrhun- dert in ein Chorherrenstift verwan- delt und 1802 aufgehoben wurde. Name von /ridd oder /rith Wald und Zawr Tenne, erhöhter Platz. Der Sinn des Namens Fritzlar ent- spricht somit genau dem, was 68 war, ein freier Platz im Walde, auf welchem die heilige Eiche stand. Ganz dasselbe bedeuten Wetz-lar, von gwydd oder coed Wald, eben- so Gos-lar. Aus llawr, bezw. der Form Zarach oder llawr-aighe Platz-hoch entstanden Lahr, Lohr, Laer, Laar, Lorch. Südlich von Fritzlar auf einer Anhöhe liegt Bür- berg, alt oppidum, urbs, castellum und castrum Buriburg, Buraburg, Buriaburg, Bureborch, einst Sitz der hessischen Bischöfe, jetzt Wall- fahrtskirche; bür ist bv»r Burg; die zweite Sylbe ist die Uebersetzung der ersten.

Friz, in der Friz, ein Thal im Pangau zwischen Werfen und Rad- statt, bedeutet „im Wald“, von/ridd Wald. Der Pangau bestand meist aus Waldland, pan ist ban, bean Berg.

Frörup, ein Flecken zwischen Schleswig und Flensburg, nahe bei

32

Frohburg - Fryburg.

Oeversee (Obersee, dem Qnellsee der Treene), wo 1964 ein blutiges Gefecht zwischen der dänischen Nachhut und der österreichischen Brigade Gondrecourt vorfiel; der Name hängt wohl schwerlich mit Frö, Freo, angelsächs. gleich Frea, Fria, Frigga oder Freya, der Göttin derErde, Wodans Gemahlin, zusam- men ; er kommt von bre, bri flaches Hochland, und rap gleich freabh, drubh, dorp, Dorf.

Frohburg, alte Burg an der Wyhra, einem Nebenfluss der Pleisse oberhalb Leipzigs, zu deutsch Für- stenburg, von /ro oder for Fürst; Wyhra von gouer Wasser mit an- gehängtem deutschen aha, gleich der Wohra in Hessen, gouer ist eine Nebenform von bior.

Fronsac, Ort in Südfrankreich, alt Fronsiacus, von bran, bryn Berg oder braine Fürst; iacus ist latini- sirte Adjectivendung oder von acha Wall, also Fürsten- oder Bergburg.

Froschnitzbach in Steiermark, alt Frosnice, slavisirte Form für fridd Wald und naothBach, Wald- bach.

Frotigen, Ort im Berner Ober- lande, im Simmenthal an der Simme. Letzteres von tuomWasser; Frutigen entweder Ort am Wasser //rwdd- tigh oder Ort im Walde /ridd- oder früh-tigh.

Fryburg im Uechtland, wird durch die Saane in zwei Theile ge- theilt, über welche in einer Höhe von 174 Fuss eine Kettenbrücke führt. In der Oberstadt wırd fran- zösisch, in der Unterstadt deutsch

498

Fuchsbach Fünen.

gesprochen. Die Stadt wurde von Berchtold IV, Herzog von Zähringen und Regenten von Kleinburgund 1179 erbaut, und ist jetzt Haupt- stadt des Cantons Fryburg, dessen östlicher Theil deutsch, der west- liche wälsch ist. Der Bischof von Genfund Lausanne hat jetzt in Frey- burg seinen Sitz; Name gleich Frey- burg im Breisgau, von bri, /ry, Berg, auf welchem die alte Burg lag. Gewisse Vorrechte oder Frei- heiten hatten alle Burgbewohner gegenüber den hörigen Bauern, darum wurde aber schwerlich eine Burg besonders freie Burg genannt. Uechtland von ucheddBerghalde und nicht Wüste, wie man auf Ge- rathewohl annahm; denn was wir jetzt mit Wüste bezeichnen, hies früher „Wilde“, Waldland, was Wüste ebenfalls bedeutet, von uast Wald.

Fuchsbach, vom altbelgischen gwysg, wysg oder gallischen wisge Wasser, Bach. Hierher gehört auch Fussbach bei Gengenbach in der Ortenau; dann Vuzzesprunne, alter Name von Feuersbrunn, Feuer von [eor, bior Wasser.

Fuezen, lat. ad Fauces, alte rö- mische Befestigung in einer Berg- schlucht des Banden am Wege aus der Baar nach Schaffhausen, das- selbe was Füssen im Lechthal.

Fünen, Insel in der Ostsee, dä- nisch Fyen, bildete in alter Zeit mit Jütland, Langeland, Alsen, Aerrö, Samsö und Lessö ein eigenes Beich. Die Fundusoi bei Ptole- mäus waren wohl die Bewohner von

Fürfeld Füssen.

Fünen. Nach Odin soll die Insel auch Othins-ey, Othinsinsel, jetzt Odensee geheissen haben, falls Oden- see nicht von nidhean kl. Ort her- kommt. Fünen bedeutet Feld- insel, ähnlich wie Irland oder Erin, von /uin Feld und in Insel; die dä- nische Form Fyen ist blos /uin Feld, im Gegensatz zu Seeland, das in alten Zeiten ein grosser Wald ge- wesen sein soll; da letztere Insel grösser ist als Fünen oder Fyen, so könnte man auch an by-in kl. Insel - denken. Die Fundusier, /uin-is-ui sind Feld-insel-leute, denn is, ins, innis, in und schliesslich blos y oder ey bedeuten sämmtlich Insel.

Fürfeld, Ort in Rheinhessen, desgl. in Würtemberg, alt Furinfeld oder Furnifeld, vom gäl. fearan, fuirion Ackerfeld.

Fürstenberg, ein Städtchen in der Baar, südlich von Donaueschin- gen, bei welchem auf einem hohen Berge die Ruinen des Stammschlosses der Fürsten von Fürstenberg liegen. Die Familiengruft der Fürstenberge ist im ehemaligen Cisterzienser- Nonnenkloster Neidingen an der Donau. Das Staatsgefängniss war auf dem fosten Bergschloss Wilden- stein, ebenfalls an der Donau. Wil- denstein von oill Fels, oillan kl. Fels. Fürstenberg ist die Ueber- setzung von bar oder for Fürst, wonach die Baar oder der Baar- wald, Fürstenwald, seinen Namen hatte, nämlich vonbar Fürstund rus Wald, lat. forestum, deutsch Forst.

Füssen, lat. St. Magni ad Fauces Alpium, am Gebirgspass, der das

199

Fulda.

zu östreichisch Tyrol gehörige Lech- thal von dem bayerischen Lechfelde scheidet, das jedoch erst unter dem Keltenstein beginnt. In der aus den Zeiten Karls des Grossen her- rührenden Benedictinerabtei wurde der wunderthätige Stab des heiligen Magnus aufbewahrt. Füssen ist jetzt bayerisch, gehörte aber früher zum schwäbischen Bisthum Augsburg, und zwar zum Keltensteiner Gau. Letzteres nicht Stein der Kelten, denn diese sassen in ganz Süd- deutschland, sondern von gal-dun oder gal-din Felsenberg oder Burg. Stein ist die Verdeutschung von din oder fzin. Ad Fauces ist lateinisch gleich Fuezen, an den Engpässen. Fulda kommt als Ortsname, ob- wohl an der Fulda gelegen, nicht wie diese von bual Wasser, sondern von Jaldd Umzäunung, wie bei Felda, Zwiefalten, Affoltern, Hers- feld u. 8. w. Fulda war ursprüng- lich ein Viehpferch oder ein um- zäunter und dadurch befastigter Ort. *Zwiefalten in der Scherr an der obern Donau hies alt Zuifulda, d.h. duae oder tio fJald Ort mit Ver- pfählung; ebendaher der Name des Pfahlhaages, latinisirt Palas oder Capellatium. Der Fluss Fulda, alt Fuld-aha, Vult-aha oder auch Walt- aha, beim hessischen Volke Fulle, kommt von Dual Wasser, gleich dem Fulbach oder Fullebach bei Jebenhausen in Würtemberg, und dem Fuling (bualan kl. Wasser) bei Kenzingen im Breisgau, desgl. Füllbach bei Harthausen in Wür- temberg und Fellabrunn in Oest- 32*

Fuldera Fussbach.

reich. Felda und Flieda sind Nebenflüsschen der Fulda und ha- ben dieselbe Abstammung von bual bezw. bial. Die Form Wald-aha, wie die Fulda auch genannt wurde, ist eine Verdeutschung für bual- aha oder für alt-aha ; alt bedeutet ebenfalls Wasser, und by-alt oder mi-alt (Mulde) kl. Wasser.

Fuldera, Ort in Tyrol, deutsch Bachheim, von bual Wasser und tuar Haus, Dorf.

Fullemunt, alter Ausdruck für Fundament, gäl. fol/Umhuin Stütze.

Fandusier, ein Völkchen im Nor- den der Hafenstriche Nordschles- wigs, von Ptolemäus Fundusoi ge- nannt, worunter wohl die Bewohner von Fünen verstanden werden müs- sen, vergl. Fünen.

Furbach in Nassau, alt Furbeche, von bior oder feor Wasser.

Furka, Alpenstock am St. Gott- hard, gälisch /orc Spitze, lat. furca die Gabel, welche ursprünglich wie bei den Chinesen heute noch nur eine Spitze hatte. In Niedersachsen heisst die Mistgabel noch Mistforke.

Fuse, Nebenfluss der Aller, alt Fosa, Waldbach, von floth Wald und s«# Fluss, oder Moorbach, von feath Moor und sa. Die Fuse läuft in der That fast blos durch Moor und Waldgegenden. Der alte Volks- name Fosen hat denselben Ur- sprung, er bedeutet die Bewohner dieser Moorwaldstriche.

Fussbach bei Gengenbach , auch Fuhsbach und anderwärts Fuchs- bach, vom gälischen uisge, bezw. kimbrischen gwysg Wasser oder

500

Fustenbach Fylgien.

gleich Fuse, von fAotlh-sa Wald- bach.

Fastenbach im Schwarzwald, von floth Wald und ean oder tain Wasser.

Futallle, franz. Ausdruck für Schlagholz, von Ad, Aoth Baum, Fichte, Wald, und tailler schlagen, fällen.

Fyigien, Schutzgeister, Hamin- gien, Disen, kommen nach der Sage unserer Altvordern mit der Geburt des Menschen in die Welt, und zwar mit der Eihaut, die um den Fötus im Mutterleibe liegt, und oftmals vom Kinde bei der Geburt, um den Kopf gelegt, mitgebracht wird; daher der Name Glücks- haube, sonst heisst das Häutchen Wehmutterhäubchen, Kinderbälgle, Glückshelm, in Island Fylgja oder Vordögl. Wird diese Haut fort- geworfen oder verbrannt, so ent- behrt der Neugeborene zeitlebens seinen Schutzgeist. Dieser folgt sei- nem Schützlinge auf Wegen und Stegen, in Haus und Hof. Man be- gleitet deshalb heute noch seinen Gast (in Norwegen selbst den ge- ringsten) vor die Thüre, oder Öffnet wenigstens, wenn er fort ist, noch- mals dieselbe, damit der Folgegeist, falls er zurückgeblieben, seinem Schutzbefohlenen gleich nachkom- men kann, weil er sonst von einem bösen Geiste geschädigt werden könnte, der ebenfalls jedem Men- schen folgt. Die Fylgien haben theilsMenschen-, theils Thiergestalt, und zwar die Gestalt desjenigen Thieres, dessen Gemüthsart dem Charakter des betreffenden Menschen

Fylgien.

am ähnlichsten ist. Des Muthigen Schutzgeist hat Wolfs- oder Bären- gestalt, der des Listigen Fuchs- oder Katzenform, der des Furcht- samen Hasen- oder Vogelgestalt. Die Fylgien werden manchmal sicht- bar, und stirbt Einer, so geben sie vorher ein Zeichen, was man Ah- nungen nennt. Oft haben die Fyl- gien ganz dieselbe Gestalt wie der Mensch, den sie begleiten, sie sind dann dessen Doppelgänger, und er sieht sie kurz vor seinem Tode. Von den Christen sind die Schutz- geister in Engel umgewandelt wor- den, denn jedem Kinde steht ein Engelchen zur Seite. In Schlesien heissen die Schutzgeister Jüdel oder Gütchen. Diese sind Elben, die oft zu sehr mit den Kindern spielen, dass sie nicht schlafen können; man hängt den Elben daher ausge- biasene Eier über die Wiege, um damit spielen zu können, worauf sie dann die Kinder in Ruhe lassen. So oft eine Seele den Aufenthalt bei der Holda verlässt, so muss entschieden werden, ob sie in einen menschlichen Körper steigen oder mit Bewahrung ihrer Elfonnatur ein Fylgie werden solle. Den Entscheid geben die Schicksalsgöttinnen, die Nornen. Die Seelen der verstorbe- nen Verwandten, mit denen die Ueberlebenden noch gern in Verein zu bleiben wünschen, wurden als Fyl- gien gedacht, dieüber dem Schicksal ihrer Angehörigen wachen, daher die weissen Frauen, die Ahnfrauen, von denen in den Schlössern der Fürsten noch mancherleiSagen gehen ; daher

501

Fylgien.

auch deren nordischerName Haming- jen, Heimathgeister, Hausgeister, von omh, eimh Haus oder Aeltar- fylgiur (Avlternfylgien), Kynfylgjur Familienfylgen (von cin Geschlecht). Bei den Walachen heissen die Fyl- gien heute noch Vilwa, und be- zeichnen dieselben damit genau un- sere in derWolkenregion hausenden Elben, die in allerhand Thiergestalt durch die Lüfte fahren und Regen veranlassen, namentlich als Lind- würmer (/inn See, klein Wasser, Sumpf). Jedem Land und jedem König ist ein Vilwa zugetheilt, der ihn schützt. Auch kämpfen die Vil- wen unter einander wie die Walky- ren, und hängt davon das Schicksal der ihnen untergebenen Länder wie der Witterung ab. Bei den Serben tritt die Vila (Willis) dagegen als weisse Frau oder als lichtweisses

Mädchen mit schwarzen Locken auf,

bei den Illyriern als Willa, die Bergen, Schlössern und Ländern vorgesetzt ist, und aus den Bergen die Helden zum Kampfe ruft. Der Name Vilwen kommt im Nordland als Vülvur oder Völen vor, sie stehen den Nornen gleichund sagen den Kindern ihr Schicksal voraus. Es sind Zauberweiber, den Riesen ontsprossen oder den Waldwölfen (Witholfr gmwidd Wald), die als Geister gedacht waren. Sie werden auch Valen, Valven oder Völ- ven genannt und fallen schliesslich mit den Valkyren zusammen, in ältester Zeit mit den Maren, d. h. den Seelen der Verstorbenen, welche in der Luftregion hausend, über das

G und j Gabel.

Schicksal ihrer noch lebenden An- gehörigen wachen, und ihnen bald in Gutem, bald Schlimmem die Zu- kunft anzeigen. Dass die hier ge- schilderten Anschauungen schon bei den Keltan sich fanden, geht aus der Bedeutung der Namen hervor,

502 Gabelkofen Gabromagus.

womit diese Geister bezeichnet wur- den. Maren kommt von marw Tod, lat. mors; Völvar, Völen, Valen, Fylgien, von /uil, fol Familie, fuil-ik Adj., zur Familie gehörig (deutsch Volk, lateinisch voalgus); Disen von divs, deus (Gott), Zeus.

G.

G und j. Die Böhmen setzen g für j, also geras, wo andere slavische Dialekte jeras aussprechen. Jeras, Geras ist das gälische aras, Haus, was z. B. in Jerusalem wiederkehrt. Bei den Süddeutschen wird das g gleichsam böhmisch ausgesprochen, während die Norddeutschen, nament- lich die Brandenburger, dafür j setzen, Jott statt Gott, jut statt gut. In der Oberlausitz sprechen die Nachkommen der alten Milzen gleich den Böhmen „g*, in der Niederlausitz die Liutizer bei Cottbus und im Spreewald „j“, gleich den Polen und Berlinern. Sollte die süddeutsche „@“-Aussprache, welche sich aus dem einst slavischen Obersachsen durch Thüringen bis nach Schwaben zieht, etwa von oberslavischer Mi- schung herrühren, und zweitens, deutet der Unterschied zwischen & und j auf ursprüngliche Verschie- denheit unter den Slaven, oder rührt diese schon von den Kelten her, etwa den Kimbern oder Gälen?

Gabel, Doppelzinken, gäl. gab- hal, gobhal mit gleicher Bedeutung.

Gabelkofen, Ort in Bayern, alt Gebelchoven und Gebelkofen, vom gäl. gabhatl Ansiedelung.

Gabellas, kleiner Fluss in Ober- italien, 90 gälisch und &y kimbrisch

.ist das verkleinernde Vorwort, und

bial Wasser, also kl. Wasser. Gablenz, Dorf bei” Chemnitz, desgl. bei Stollberg im Erzgebirge, dasselbe, was in slavischen Ländern Gablonz, Jablonec, Jablona, Ja- blonka, Jablowken, Jablunka u. s. w.,, entweder von yabhail, Demin. gab- hailan oder gabhailanka kl. An- siedelung, oder von abhal Apfel und /on Stätte, also Apfel- oder Obstgarten, gleich Avalon in Frank- reich und Jablon im Slavischen. Gabretwald, alter Name für den Böhmerwald, von giubk Wald, Kie- ferwald, Tannenwald, und rhath, rudh, rudhan oder ruadhr Berg, also Bergwald, entsprechend dem Ausdruck Böhmerwald. Gabromagus, Landschaftsname im alten Noricum, zu deutsch Bocks- feld, von gabhar, lat. caper Bock und magh Feld. Gabhar bedeute

Gadebusch Gälen.

aber auch Pferd. Der deutsche Aus- druck Gaise ist gabh, ohne den ar, Mann.

Gadebusch, verdeutscht statt des slavisirten Kottbus oder Cotebus, und dieses von cotto Hütte und bois, bus Busch, Wald, also Wald- hütte.

Gälen. Dieser blondhaarige und blauaugige Volksstamm ist wohl der erste, dessen Wanderung von Asien nach Europa bis jetzt wenigstens sprachlich nachgewiesen werden kann. Freilich könnte man auch umgekehrt eins Wanderung aus Europa nach Asien annehmen, über eine solche liegen aber keinerlei An- deutungen, nicht einmal mythische, vor. Die europäischen Gälen be- wohnten neben den rundköpfigen und schwarzhaarigen Iberen in Spa- nien, Südfrankreich, Ligurien und andern Theilen Italiens, sowie neben den Finnen im Nordosten Europas ganz Mitteleuropa, bis sie erst von den Kimbern, dann von den Römern und endlich von den Deutschen, Siaven und Hunnen unterjocht wur- den. Die Römer nannten sie Galli, Gallier, verstanden darunter nicht selten aber auch die meist kimbri- schen Belgen. Die Galater in Klein- asien scheinen Gälen gewesen zu sein, die aber erst in verhältniss- mässig später Zeit dahin zurück- strömten. Die heutigen Iren und Hochschotten sind in ihrer Haupt- masse Gälen, während die Waleser oder Wälschen schwarzhaarige Kim- bern sind, wie die Bretagner und Wallonen, allerdings mit Gälen ge-

503

Gälen.

mischt. In Deutschland wurden die Gälen allmälig gleich den Kimbern in Deutsche umgewandelt, d. h. sie verschmolzen mit dem eingewander- ten Nordvolke zu dem Stamme, wel- chen man jetzt deutsch nennt, und welcher im Osten noch eine slavische, an der Donau noch eine hunnische oder ungarische Beimischung erhielt. In Frankreich und Italien dagegen kam zu den ligurisch-gälisch-kim- brischen Elementen noch das rö- mische, welches indess selbst nur eine eigenartige Ausbildung des Alt- keltischen war, gemischt mit an- dern asiatischen oder pelasgischen Elementen. Die heutigen Iren nen- nen sich Gaoidhal, Gaoidhil, und die Hochschotten Gaidhil. Die Be- deutung dieses Namens lässt sich, wie Mone glaubt, bis jetzt nicht

"nachweisen, Kaspar Zeuss zieht

guoid, gaid oder gwynt Wind, lat. ventus, herbei; daraus ergäbe sich gaoid-il-dae Wind-gross-Leute, eine Bedeutung, die höchstens als Spitz- name einen Sinn hätte, aber nicht als tausendjährige Bezeichnung für ein grosses Volk passt. Näher läge gath, goth, gaeıs, keis Spiess (lat. Ba-gitta K. Spiess, Pfeil), gaidn-il Speer-gross, also ein Kriegsaus- druck, gleich Lanzenknechte gridh- üU-wi. In den von O’Connor h®rausgegebenen Jahrbüchern und Chroniken von Erin wird für Gälen stets der Ausdruck gael und gael- ag (gälisch) gebraucht, was ent- weder aus gal Kraft, gal-dae Kelten, Keltoi, ebenso gal-ui Gal- lier, kräftige Leute, starke Männer.

Gülen.

Kriegsvolk entstand, oder ein- facher von geal weiss, bezw. gel (süddeutsch für gelb); also Weiss- häutige, Gelb- oder Blond- haarige, wie heute noch unsere Bauernkinder fast durchweg in Schwaben, Hessen, Niedersachsen und Jütland sind, im Gegensatz zu den schwarzhaarigen und braun- häutigen Liguren, Kimbern, Slaven und Hunnen. Nach den angeführten Jahrbüchern, welche die Gälen aus Vorderasien stammen lassen und deren Züge über Gallien und Spanien bis Irland und Schottland beschrei- ben, bedeutet gaal Volk, Volks- stamm. Nuch dem jetzigen Sprach- gebrauch versteht man unter gaelig blosschottisch, untergaidheal einen Schottländer, gaidhealach od. gael- tacht die schottischen Hochlande; gaid, gais, caid, ceide, auch blos cas bedeutet Berg und al gross, also Hochland; gaelig oder gaelic dagegen dürfte, auf geal weiss oder gel bezogen, als Stammbezeichnung für alle Gälen, Schotten, Iren, Gal- lior und deutsche Gälen beizubehal- ten sein. In Gallien haben die vor- nehmen Gälen zuerst ihre Sprache gegen die der Römer aufgegeben, weil dies zum bürgerlichen Fort- kommen behülflich war, gerade wie jetzt die „gebildeten“ Elsässer auch meist französisch sprechen, wenig- stens so oft sie mit „Ditschländern“ oder Franzosen zusammenkommen. In der Auvergne fing aber erst 460 nach Christus der Adel an lateinisch zu lernen. Das gemeine Volk sprach noch viel längere Zeit keltisch; das

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Gänsbach Gäsaten. .

heutige Volksfranzösisch ist eigent- lich noch keltisch, nur lateinisch überfirnisst. Deshalb ist die Sprache der Auvergnaten den Parisern fast unverständlich, und lernen diese Ge- birgsbewohner erst in Paris franzö- sischh In Deutschland wurden die Gälen zunächst durch die Kim- bern, dann im Norden durch die Deutschen, im Süden durch die Bö- mer unterjocht, später besetzten die Deutschen auch noch den Süden. Die ersten Einfälle der Deutschen waren blosse Raubzüge, allmälig traten Einzelne oder ganze Schwärme in keltische Dienste, was durch die Personennamen, welche fast alle Dienstverhältnisse bezeichnen, dar- gethan wird; schliesslich wurden aber die Diener Herren und Meister und teutonisirten nach und nach die keltische Bevölkerung. In Frank- reich, Spanien, Afrika und Italien, welche Länder ebenfalls von den Deutschen erobert wurden, gewan- nen die romanisirten Kelten da- gegen bald wieder das Uebergewicht, weil ein zahlreicher Nachschub aus Deutschland dahin nicht erfolgte.

Gänsbach, Nasenlaut für Gais- bach, fliesst in die Murr in Würtem- berg, von gais Bach.

Gänsberg. Gäns ist der Nasen- laut für gaid, caith Höhe. Ein Gänsberg liegt bei Wiesloch, andere bei Ittlingen und Menzingen in Ba- den, dann bei Lauterburg, Berg- felden und Birkenhardt in Würtem- berg, endlich ein Gensberg bei Derdingen.

Gäsaten,gallische Söldlinge, vom

Gätulen Gän.

gälischen cais und cios Sold, Rente, Einnahme, caiseaidhe Sölälinge, Söldner, dasselbe was Reisige, vom kelt. neidh gerüstet, reisig, wovon dann raih Sold, daher Conrad, Caombrath schön gerüsteter Soldat. Eine andere Erklärung wäre von gath, goth, keis Spiess oder Ger, goithne Lanze, darnach gaisatoi Lanzenträger, gaithil, gaisil grosse Lanze, gaisil-aire Gisilher, Lanzen- mann, Lanzenknecht, jetzt Gess- ler. Die Gäsaten waren nach Polyb Miethsoldaten, in den Alpen und an der Rhone geworben, gerade wie in denselben Gegenden jetzt noch die Schweizer reisslaufen, d.h. als Rei- sige (reidh gerüstet) sich anwerben lassen.

Gätulen, Volk in Nordafrika, zu deutsch Waldvolk, von coed Wald und il, ul gross; ihr Land, Gätulia, war der Atlas. Mauretanien, von maor, mamwr Berg und fan Land bedeutet dasselbe. Der Name Gä- tulen kam im ganzen nördlichen Afrika vor, soweit sich Waldgebirge vorfinden, von Libyen an bis zum Atlantischen Ocean. Im Sudan, wo sie sich mit Aethiopen mischten, hiessen sie Melano - Gätuler, d. h. schwarze Waldbewohner.

Gäu. Beim Volke in Schwaben wird der Nagoldgau jetzt kurzwog Gäu genannt; dieses Gäu umfasst vornehmlich die Orte Herrenberg, Thailfingen, Sindlingen sowie die Landschaft bis gegen Rothenburg bin, es ist eine Hochebene, die sich durch Pferdezucht auszeichnet. Sonst kommt der Ausdruck Gäu auch

505

Gaggenau Gailthal.

sehr häufig in Ostfranken vor, be- zeichnet aber hier keine altpolitische Begrenzung, sondern eine flache fruchtreiche Gegend, so Pergen im Gäu nördlich von Neuburg an der Donau; Ochsenfurt im Gäu, liegt im Badenachgau; Buttelbrunn im Gäu; Aettersheim im Gäu; Astfeld, Ost- heim, Hofheim, Bleichfeld, Königs- hofen, Aschach, alle im Gäu, und zwar in Unterfranken. In den Rhein- gegenden: Gau-Böckelheim, Gau- rechweiler, im Gegensatz zu Wald- bökelheim und Waldrechweiler. Das Wort Gau altdeutsch gowo lautet im Persischen pai, pate, z. B. mah- pai Feldgau, im Sanscrit pada, im Keltischen ua bezw. uade Frucht- feld.

Gaggenau, Ort im Murgthal, alt Kachinova, vom gälischen caochan kleiner Bach, an dem es liegt, und aoib Hof.

Gahlenz, Dorf im Erzgebirge, alt Golenziza, Gonizizza, von golan oder g0-ean klein Wasser, oder von coi- lean kl. Wald, Sitzer am kl. Bach oder im kl. Walde. Das keltische coille Wald lautet im Slavischen gola oder hola und bedeutet das- selbe. Der Ort hies auch Goben, von 90 klein und ben Berg oder ban Feld, -

Gaila, keltischer Name für Weib, von caile Frau oder kaila Braut, (hebräisch kalle), auch cele, ceile, dann soceile, socaile junge Frau, im Deutschen gail.

Gallthal an der Gail in Kärnthen, latinisirt vallis Julia, vom gäl. giol, gil, gail, d.h.Bach. DieKelten, die

Gaine Gaisbach.

hier wohnten, sollen Ambiliker ge- heissen haben, von amb um und Üi- oiche klein Wasser.

Galne, franz. die Scheide, Messer- scheide, vom gäl. gainne Schilfrohr, aus weichem die ersten Scheiden ge- macht wurden.

Gaindorf in Unteröstreich, vom gäl. gann Veste oder ka-in Haag- klein.

Gais, Dorf auf dem Gäbris-Berg im Canton Appenzell Ausserrhoden, mit einer Bade- und Molkenanstalt, zunächst vom gäl. gaid, keid Berg; so liegt bei Gündringen in Würtem- berg ein Gais, ebenso bei Malms- heim. Da indess Gais aufdem Gäbris- berg, alt Casa, Hütte hies, und der Name Gä-brisberg von cae, gae Viehpferch unddry Berg herkommen mag, in der That sind die wei- ten Wiesenflächen des Gäbrisberges (zwischen St. Gallen und Appenzell)

"noch heute fast vollständig durch Heckenwerk, Häge (cae) und Stan-

gen in grosse Pferche abgetheilt so. könnte Ca-8a auch von cae Haag und dae Haus abgeleitet werden, so dass es Pferchhaus, Viehhof be-

deutete, Gabhar heisstim Gälischen

aber auch Bock, so dass Gäbrisberg Bocksberg bedeuten könnte, Gais wäre dann die deutsche Uebersetzung von gabhar.

Gaisbach bei Belsen in Würlem- berg, und Gaisach in Bayern, vom gäl. gais Wasser, deutsch giessen. Gaesbeke in Brabant ist die nieder- deutsche Form für Gaisbach. Gais ist das versetzte uwisge Wasser und bais die härtere Aussprache dafür.

506 Gaisberge Galankerthal.

Gaisberge, Geisberge oder Geir- berge gibt es eine Menge in Deutsch- land. Der Name hat mitGaisen oder Ziegen nichts zu thun, sondern kommt von gaid, kaid, caid, keid Anhöhe. So der Gaisberg bei Wies- baden, bei Heidelberg und Urach; bei Simmotzheim, Gochsen, Waiblin- gen und Küpfendorf, letztere in Wür- temberg; dann bei Waldmichelbach im Odenwald, desgl. beiBuchen und Bocksberg, dann im Kraichgau bei Unteröwisheim und be?#Hilsbach, wo auch ein Gaisbuckel ist; ebenso ein Geisbuckel bei Reisenbach im Oden- wald; ein Gaisenberg bei Schries- heim an der Bergstrasse. Dann Geissberge bei Villingen und Baden im Aargau und bei Streichen Würtemberg. Gaisbühl bei Beut- lingen, Geisbühel beiCrailsheim und Gaisburg bei Stuttgart, Geissebuhel bei Altdorf in der Ortenau, desgl. bei Kuppingen und Rexingen in Würtemberg; bei Dambach im Elsas, der auch Geistbühel heisst, Gais- rücken bei Irslingen in Würtemberg, Gaishalde bei Bebenhausen. Gais acker bei Pfronndorf, Geis- oder Keisacker, Berg bei Obersulz im Aargau u. 8. W.

Galsgrund in Oberhessen; Gai- sengrund oder Gassengrund, auch Dachsengrund bei Anspach, von gais Bach.

Gaisserwald in Oberösterreich, vom gäl. coid Wald und er gross.

Galankerthal, Seitenthal des Misoxerthales oberhalb von Bellenz, zum Canton Tessin, früher zu Grar- bündten gehörig. Die Einwohner

Galant Galater.

sprechen indess italienisch. Ga? ist Fels, inka kl. Ort, kl. Viehpferch. Galant, ein altgälisches Wort, das von calandina, gefälliges Frau- chen, herkommt; denn caile, heb- räisch kalle, heisst Frau, Weib, Verkleinerung cailean oder cuailin Weibchen, und dine angenehm, ge- fällig. Statt galandine wurde im Keltischen auch jalandina ausge- sprochen, gerade wie die Branden- burger jut statt gut sagen. Galater. Etwa 280 Jahre vor Christus zog eine Abtheilung Gallier, etwa 20000 Mann stark, von denen nur die Hälfte bewaffnet war, aus Thrakien über die Meerenge nach Kleinasien, und unterwarfsich durch den Schrecken, der vor ihnen her- ging, das ganze Land bis zum Tau- rus. Diese Galater, von denen später der heilige Hieronymus schrieb, dass sie dieselbe Sprache hätten wie die Trierer, können demnach aus Gal- lien abgeleitet werden, von wo Sie, sei es über Oberitalien, sei es durch Pannonien, erst Thrakien durchzo- gen, um an den Hellespont zu ge- langen. Wahrscheinlich gehörten sie zu jenen Galliern, welche im Verein mit den ihnen nahe verwandten Scor- diskern Delphi geplündert und noch früher Rom verbrannt hatten (vergl. Belloves, Sigoves, Scordisker u. 8.w.). Livius erzählt, dass sie unter Leo- norius und Lutarius, den angesehen- sten ihrer 17 Anführer nach Asien gezogen, nachdem sie wegen Zwistig- keiten bei den Dardanern sich von der Abtheilung des Brennus getrennt hätten, der gegen Delphi rückte,

>

507

Galater.

Lutar, Lothar, Chlotar bedeutet berühmter Mann, von clotk Ruhm und aire Mann; Leonorius von leannaimverfolgen oder/annaim tödten, mit dem Schwert erschlagen, hinrichten. Die Schaaren der Ga- later bestanden aus drei Völkchen oder Schichten: den Tolistobo- jern (Bergwiesenhirten), den Troc- mern (Waldleuten oder aber Knech- ten) und den Tectosagen, d.h. den gerechten Leuten, welche wohl die herrschende Kaste bildeten (vgl. diese). Ganz Kleinasien bezahlte ihnen Zins, die Trocmer erhielten

die Mündungen des Hellespontus . °

zugetheilt, die Tolistobojer Aeolien und Jonien, die Tectosagen das öst- lichere Kleinasien. Sogar die syri- schen Könige zahlten ihnen Tribut, bis endlich Attalus, der Vater des Eumenes, König in Pergamus um 240 vor Chr. denselben verweigerte und die Galater auf das Land zwi- schen Sangarius und Halys be- schränkte. Der Sangarius oder Sakari, etwas Östlich von Nicomedia (Name von di odersi-caoirkl. Fluss, gleich Segre in Spanien, Sicoris in Italien und Tigris in Mesopotamien), ergiesst sich gleich dem Halys (grosses Wasser, von al gross und ais, uisge Wasser) an der Grenze von Phrygien und Armenien ins Schwarze Meer. Dazwischen hies das Land Galatia, oder wegen der Mischung mit den Griechen Graeco- galatia oder Gallo-graecia. Die To- listobojer wohnten nach Strabo und Ptolemäus am westlichsten um Pe- sinus, die Trocmer am Halys um

Galba Galiläerthal.

Tabium, zwischen beiden bei An- kyra die Tectosagen (Ankyra gleich Chur, Coire, von caer Wohnort und an entweder klein oder ean am Wasser). Auch Gordium (Grenzstadt, von gor Grenze und dion Veste, Ort) gehörte zu Galatien. Plinius nennt neben den Tolistobogen noch Vo- turi (jotk Wald, aire Mann) und Ambitui (etwa ean-bi-dae klein- Wasser-leute, Flussanwohner), und neben den Tectosagen noch Teuto- bodiaken (von /uath Fürst und bod- beotka muthiger Mann, also wohl Leibgarde des Fürsten, dasselbe, was sonst Tristan, Trustan, Truste hies). Im Jahre 189 vor Chr. wur- den die Galater von dem römischen Consul Cnejus Manlins unterjocht, behielten aber eine eigene freie Ver- fassung. Der Name Gal-at-ia ist gael-iath Gälenland; die Endung ia ist hier griechisches Anhängsel.

Galba, deutsch Schlemmer, gäl. galabhas. Suoton sagt, Kaiser Galba war sehr fett, was die Gallier mit galba bezeichneten, somit hatte er diesen Namen von den Galliern er- halten.

Galilaea, Landschaftin Palästina, zu deutsch Seeland, von giol Was- ser, il gross und ia, ua, ai Land, weil es um den See von Tiberias liegt; die römische Provinz Galiläsa dehnte sich indess etwas weiter aus, der See oder die Gegend am West- ufer des Sees blieb aber stets der Kern des Bezirks.

Galiläerthal, val Galilaei; so wurde das Land an den Quellen der Moeurthe in Lothringen benannt, der

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Gams Galizien.

Name wird wohl mit gal Fels und il gross zusammenhängen, wegen der dort befindlichen schroffen Sand- steingebilde, welche sich als zweite Vogesenkette von der Meurthe bis in den Wasgau ziehen, wo sie im Dahnthal wie alte Burgen auf den Spitzen der Berge emporstehen. Im Mittelalter dachte man bei dem Na- men gal-il-ia an die Galiläer in Palästina.

Gams, Hauptort einer alten Land- vogtei, die sich 1497 an Schwyz und Glarus ergab, gehört jetzt zum Canton St. Gallen, cwmm Thal und ois Burg.

Galindien, Galindai des Ptole- mäus, später Galinditen, ihr Land Galanda, Galandia, Galendia, slavi- sirt Golenz; das Seeland in Alt- preussen nördlich vom Narew mit den Städtchen Radzilow und Chor- zele bis an den Spirdingsee und in dessen westlichen Umgebungen ge- gen die Quellen der Drewenz zu. Name von gil/, gel, golWasser, De- minutiv giolan, giolaid und ia Land, Land an den kleinen Seen; derselbe Name wie Igyllionen oder Jagellonen.

Galizien im nordwestlichen Spa- nien bedeutet nicht das Land der Gallier, denn Gaelen wohnten auf der ganzen Halbinsel, sondern das Hafenland, von cala, calle Hafen, wie Porto (lat. portus) und die an- dern Häfen des Landstrichs hiessen. Der Name Portu-gal ist eine mittelalterliche Zusammenstellung von portus und cala, und Galizien ist aus der Adjeotivform calaikvi, latinisirt Calaici, entstanden, Hafen-

Gallavölker.

leute; damit fiel eine zweite Form coille Wald, zusammen, denn Gkli- zien hatte neben seinen Häfen grosse Bergwälder, und daraus entstanden in Römerzeiten die Calaici bracari (von brac, brax Thal), die Thal- Galizier und die Calaici Lucenses, welche bei Lugo keltisch loc fester Ort, wohnten, was aber von den Römern mit Rücksicht auf die umliegenden Wälder in Lucus Au- gusti, Hain des Augustus, umge- wandelt wurde. Die Spanier nennen die Galizier Galegos. Gali- zien auf dem Nordabhang der Kar- pathen bedeutet Waldland, von coilleWald und ia/k Gegend, daher die slavisirte Form Halitz oder auch „roth Russland“; dies vielleicht gleich Berg-Waldland, von rath Berg und rus Wald, sonst gewöhn- lich als Gegensatz zu Weissrussland aufgefasst.

Gallavölker, inAfrika an der Süd- spitze des Rothen Meeres, schwarz- häutige, aber in den Formen der kaukasischen Bace sich nähernde tapfere Negerstämme, die man noch zu den äthiopischen Mulatten rech- nen kann. Schon Herodot nennt sie grosse und schöne Menschen, die an 120 Jahre alt würden. Kambyses unternahm einen Feldzug gegen sie, kam aber nicht bis in ihr Land, Die Gallas wohnen rings um das Abes- sinische Hochland, an dessen Ab- hängen bis zum Meere und am Nil abwärts bis gegen Aegypten hin, wenn man die Nubier noch zu ihnen rechnet. Aus dieser Aufstellung er- gibt sich, dass sie wohl die Ur-

509

Gallavölker.

bewohner des ganzen Landstrichs, Habesch mit inbegriffen, waren, und dass in letzteres Gebirgsland eine kaukasisch - keltische Colonie ein- drang, welche die Asthiopen theils vertrieb, theils sich mit ihnen kren- zend, eine Mischrace, die heutigen Abessinier, erzeugte. Die Gallas spalten sich in zahlreiche Stämme, die je nach der Mischung den Neger- typus mehr oder weniger beibehiel- ten, oft auch fast ganz den Arabern gleichen. Wenn die Gallas als grosse starke Makrobioten (Langlebende) Herodot schon bekannt waren, so darf man ihren Namen vom kelt, ga} stark und eis Mann ableiten, ein Name, der ihnen dann von den kel- tischen Habessiniern gegeben wor- den sein muss. Die Namen der ein- zelnen Gallastämme lassen sich in gleicher Weise aus dem Koltischen erklären. Die Nuba sind, wie schon bemerkt, die Anwohner des Nil, nae Leute und abh Wasser; die Bi- scharen auf der Nordostseite von Habesch bedeuten dasselbe wie letz- teres, pis-aire Waldleute, obgleich sie jetzt theilweise in die Wüste verdrängt sind; die Danakil im Lande Samhara hart am RBothen Meere bedeuten etwa Wasser-Gallas, von fain Wasser; Samhara, Was- serland, von iaom-ire; die Adaiel oder Adel, schon ausserhalb des Rothen Meeres am grossen Indischen Ocean, ad Wasser und el gross; südlich von den letztern wohnen die Somalis oder Somauli, ebenfalls grosse, wohlgeformte Gestalten, /om- al Wald-gross. Alle diese und

Gallavölker.

schiedene andere unter und neben ihnen wohnende Stämme sprechen ziemlich ein und dieselbe Sprache, von welcher sich im Habessinischen asahlreiche Anklänge und Ueber- bleibsel vorfinden. In der Genesis werden diese Völker gleich denen auf der arabischen Seite als am Rothen Meere wohnend, Abaliten oder Aualiten (von abh Wasser) ge- nannt, im südlichen Arabien von den Griechen in ähnlicher Form Aualenoi. Sie werden von Chavila, einem Sohne des Kusch, abgeleitet; beide Worte bedeuten Wald: Kusch von coed und Char-il gleich giubAh- il (Kiefer) Wald-gross. Noch heute sind die arabischen Bewohner des Niederlandes oder Tehamas in Jemen, dem südlichsten Theile von Arabien, längs des Rothen Meeres fast ganz schwarz; ihr Name Dehama oder Tehama kommt von dae Leute und amhain Wasser, während Yemen gleich Oman, das hinter Tehama liegende Bergland bedeutet, wo der Mokkakaffoe wächst, von main Berg. In Ost-Arabien, am persischen Meer- busen bei Maskat stehen sich Oman und Tehama ganz in derselben Weise gegenüber; dabei noch ein Felsen- land, Jailan, von o:/, ailFels und ein Meerbusenland, Battua, von badh Busen, am Eingang in den persischen Golf. Es würde zu weit führen, hier alle die aus einer Kreu- zung von Negern und Indo-Kelten hervorgegangenen Mulattenstämme aufzuzählen, das Gegebene möge darthun, dass zu beiden Seiten des rothen wie des persischen Meer-

510 Gallblrunn Gamma.

busens die Namen ziemlich alle kel- tisch oder altarabisch sind, dass aber die Urbevölkerungeiner schwar- zan Bace angehörte.

Gallbrunn, alt Galprunn, Gal- prunne in Oestreich, von gil, giol, göll, gel, gal u.s. w.Wasser. Eben-

‚daher Gallbach und Gailsbach in

Bayern.

Gallenbach im Odenwald, fliesst in die Itterbach, desgl. ein Gallen- bach bei Steinbach bei Baden, von giolan, Dem. von gil, giol Wasser.

Galstern, gellende Töne von sich geben, in Oberdeutschland üblich, vom gäl. galaru heulen, wehklagen, galarwr kymrisch Heuler.

Galthera, ein Nebenbach der Schelde, von gilBach und der klein.

Gamburg an der Tauber, von gann Burg.

Gamma, alter Name für die Vier- lande (oder Wasserlande, von bior Wasser, denn es sind ihrer mehr als vier), d. h. die Werder in der Elbe oberhalb Hamburgs, die, von Fries- ländern angebaut, das Gemüse nach Hamburg liefern. Die grössten die- ser Werder heissen Ochsenwerder, Kirchwerder, Bill-Werder, die neue Gamme und die alte Gamme. Nit gamma oder gamba hängt der Name von Hamburg, alt Hammabnrg, zu- sammen; es bedeutet krummes Was- ser oder Wasserkrümmung, denn bei den Vierlanden fängt die Elbe an sich zu theilen und bildet zahlreiche Inseln, um welche sich das Wasser krümmen muss, um unterhalb Al- tonas wieder einen vollen geraden Strom zu bilden. Cam, cham, ham

Gammus Gandersheim.

bedeutet im Gälischen krumm, a

oder aha Wasser; derselbe Aus--

druck kommt in der Camargue am Ausfluss der Rhone vor, cam- earge krummes Wasser, und am Niederrhein im Chamavengau oder Hamland, von cam-abh krum- mes Wasser. Darnach bedeutet Hamaburg dieBurg an denElbe- krümmungen, Hamonia das Land am krummen Wasser cam-ean-ia. Hamus lat. undHameau franz. für Angel kommt von demselben cham.

Gammus, alter Mannsname, von cam, camb im Kampfe stark, daher camb-air Kampfmann, Kämpfer, Kambyses camb-eis dasselbe.

Gandern, Hohengandern, Kirch- gandern und Niedergandern, Orte an der obern Leine, an der Grenze der Germarmark gegen den Leine- gau. Name von gann Veste und dear gross oder der klein. (Vergl. Kandern, Kamburg, Sargans.)

Gandersheim, Ort zwischen Nord- heim und Alfeld, rechts von der Leine, hies früher auch Brunshausen, von braine Fürst, denn es war der Stammsitz des sächsischen Kaiser- hauses; es lag im Flenithi-Gau (blaen-aith Berghöhenland), wel- cher das ursprüngliche Gebiet des sächsischen Kaiserhauses umfasste. Gan-der bedeutet hier wohl grosse Burg, von gann Burg und dear gross. Die Gegend von Gandersheim hies alt auch Gandersfeld, keltisch gandese-magh; sie wurde als ein kleiner besonderer Gau angesehen, der Gandese-mag-awi geschrie- ben wurde.

511

Ganges,

Ganges, der grösste Fluss in Hindostan oder dem Lande (tan) des Indus (ean Wasser) oder des Sind (sgeind unstät, bald rasch, bald langsam laufend), und ais, uis Wasser. Ganges, indisch Ganga be- deutet grosses Wasser, Strom, gleich dem Hoangho in China. In der Sprache dieses ältesten Culturlandes bedeutet hoang nämlich gross, mäch- tig, gleich dem kelt. onn, unn ; das angehängte ho oder ouo, oua ist das kelt. ieo, franz. eau oder altdeutsch aha Wasser. Von den andern kelti- schen Formen, welche Wasser be- deuten, kommt noch ein guter Theil im Chinesischen vor, als: han, kelt. ean (Inn); chouy, kelt. gwy (Wi- pach); tan, kelt. tain (Don, Donau, Seine); so, kelt. sa, sua, sia (Sau, See, chinesisch tze); moen, kelt. moim (Mümling und Main); lie oder breiter lieou, kelt. /ia oder lua (Laubach); lan, kelt. /u-ean kl. Wasser (Lahn); und endlich fong, fan, schärfere Aussprache für bun, buinne, woher Punier und Phönizier und der Baunebach bei Kassel. Was die keltischen Bergbezeichnungen betrifft, so wiederholen sie sich im Chinesischen seltener, doch kommt auch hier moin, main, mmwnt mons ebenfalls in der Form moen vor, desgl. coiche Berg in kouey; bei andern Worten, wie bei hy gleich ai oder aighe (hoch) und bei ling gleich /eagh flacher Fels, Leye ist die Identität weniger handgreiflich, . ebenso bei fou, feou, etwa gleich ban, bein. Unter den Ortsbezeich- nungen ist z.B. die Urform /le Stätte

Gannaspitz Garche.

(Lage, Loch, locus, franz. lieu), im Chinesischen Iy vorhanden, ebenso dae, tio Haus, Dach in sou. (Ein Mehreres über die Verwandtschaft des Chinesischen mit dem Keltischen bei einer andern Veranlassung.)

Gannaspitz, Bergkopf bei Natu- rens in Tyrol, von Aeann Bergspitze.

Gannes. In der Graubündtener Volkssage sind Gannes wilde Weib- lein, Zwerginnen oder Elfinnen ; gean bedeutet im Gälischen Weib, im Griechischen gyne.

Gansbähl, Höhe bei Schorndorf und Gansnest, Berg bei Fridingen an der Donau, Nasenlaut für kaid Berg, gleich Gänsberg und Gais- berg. Ganser, ein Berg bei Bier- lingen, ebenfalls in Würtemberg, hat noch ein er gross, angehängt.

Garamanten, die Bewohner der äussersten Grenzlande (extremi Ga- ramantes) Afrikas gegen die Wüste Sahara hin, also namentlich des Fezzan (phaidan Feldlandes oder Phut nach der Genesis). Der Name Garamanten bedeutet dasselbe, was Germanen, d. h. Grenzleute, von ghear Grenze und maon Mann. Ihr Hauptort hies Garama, arab. Djer- mah Grenzstätte, von ghear und mah Ort; er wird als im Fezzan g6- legen angenommen. Dieses Feld- land war in älterer Zeit weit ausge- dehnter als jetzt, wo der Wüsten- sand einen grossen Theil des Landes überschwemmt hat.

Garche oder Garges, alt Bi- gargium, zu deutsch kleiner Wald- ort, von bi klein, Aeirt oder keirk Wald nnd ion Ort, es liegt bei Paris

52

Garda Gardachgan.

hinter St. Cload von Wäldern um- geben, und war im Mittelalter ein Jagdschloss.

Garda, früher festes Städtchen in Oberitalien an dem See, der da- von seinen Namen trägt. Garth be- deutet im Kimbrischen dasselbe, was Garten ursprünglich im Deutschen and gorod im Slavischen, ein einge- zäunter, fester Ort. Der Gardasee hies bei den Römern lacns larius, nach dem Gälischen grosses Wasser, lia-er, zusammengezogen /eor oder lear Meer; dieselbe Bedeutung hat Lemansee, von Jia Wasser und moin gross. In letzter Zeit wurden in der Nähe der langgestreckten Halbinsel, auf welcher Peschiera liegt, beim Ausbaggern der dortigen Rhede von dem österreich. Hauptmann Koster- sitz gegen 120 werthvolle Bronze- gegenstände, Waffen, Geräthe und Schmucksachen aufgefunden, die in- nerhalb eines ausgedehnten Pfahi- baues lagen, dessen Plan von be- sagtem Hauptmann aufgenommen wurde. Die Bronze- Gegenstände sammt mehreren gewaltigen Pfählen wurden nach Wien in das Antiken- cabinet geschickt.

Gardachgau, das Land an der Gardach oder Leyn, westlich von Heilbronn bis zum Kraichgau, nörd- licb vom Zabergäu, südlich vom Elsenzgäu. Name von caoir Bach und di klein, mitangehängtem deut- schen aha Bach. Leyn von Jieaa klein Wasser; darin der Ort Gar- tach, alt Gardah am Einfluss der Gartach in den Neckar, anscheinest gleicher Bedeutung wie der Fluss,

Gardarike Gardelegen. 513 Gardolo Garküche.

wohl aber eher von cuer, gaard Ort und acha Wall, denn es war eine alte Veste. Schlüchtern, alt Sluchtern, entweder von loc Ort und der klein, oder von /u, /ugh klein und tuar Dorf; Eppingen, alt Epbingen, entweder von abh Bach und inka Ort, oder von aoibh Gut, Hof, aoibhean oder aoibhin kleinem Hof. Eppingen ward im Mittelalter zum Kraichgau gerechnet, dessen Grenzen als Grenzgau bald weiter bald enger gezogen wurden, denn crioch bedeutet Grenze. Gardarike oder Gardh-ar-iki, Name Russlands bei den Norman- nen, auch Holm-gardhariki, abge- kürztinHolmgardh. Gardh-ar-ik-ui ist rein keltisch und bedeutet Veste- gross-Insel-Leute. Der Zusatz Holm bestätigt diesen Sinn, denn dieses steht für u/-ma Sumpfstätte, In- sel; der älteste Königssitz im nörd- lichen Russland war nämlich Hol- mogori, die Inselstadt (uIma- caer) in der Dwina nächst Arehan- gel am Weissen Meere; von diesem keltischen Königssitz erhielt bei den Normannen das dazu gehörige Land und schliesslich ganz Russland den Namen. Gardelegen im Balsamerland oder Beilxagau an derWestseite der Mittel- elbe, alt Gardeleve, an der Milde, Biese oder Alend; der Bach führt diese drei keltischen Namen oben, mitten und am Ende vor seiner Mün- dung in die Elbe. Gardelegen bs deutet darnach Ort am kleinen Bach (cwoir-di); legen und leve als gleichbedeutend von /oc Ort, /ogan Deutsch-kelt. Wörterbuch.

kleiner Ort, bezw. /iub Winkel. Bei Bernburg liegt ein Gardesleben. Braunlag e auf dem Harz zwischen Andreasberg und Elbingerode hat wie Gardelegen die Form logan, es wird auch Bramsloche genamnt, welche Form deutlich die Entste- hung aus broin oder brann Berg und /oc Ort zeigt. Die drei Bach- namen: Milde, von mi-alt kleinem Wasser; Biese, von bais Wasser, und Alend, von li-ean kl. Wasser mit vorgesetztem Artikel a. Gardolo, Ort bei Trient an der grossen Heerstrasse nach Deutsch- land, alt Gardule, vom kimbr. garth, altdeutsch gaard, Garten, eingeräun- ter, fester Ort und do/ Strasse. Garenberg, eine breite waldige: Bergkuppe im Beinhardswald be Wilhelmshausen nördlich von Kas- sel, von garan Dickicht, Busch- wald, soviel als Gern, Gehren, Göhrenberg in Schwaben. Bei Künzelsau in Wäürtemberg liegt ein Dorf Garnberg auf einer Anhöhe. Garan ist wohl aus garh-, garg-an entstanden, und dies kommt von garg, kork, quercus Eiche, Eich- wald, daher der Garganoberg in Apulien im südlichen Italien. Garküche, Garkoch ; kar bedeu- tet altdeutsch Kessel, gäl. coire; Usher Garkoch, Garküche. Der Kes- sel war in alter Zeit nicht in jeder Küche zu finden, bios die Wirthe hatten solche. Man könnte auch

"den Charfreit ag hierher beziehen,

weil an diesem, dem Sabbath vor-

angshenden Tage noch jetrt bei den

Juden die Kessel gescheuert werden, 33

Garmischgau Gascogne. 514

wenn nicht Fasttag, careme, näher läge; letzteres vom latinisirten ca- rena und dies von carere, entbehren ; eine andere Ableitung wäre von carus lieb, griech. charis Gnade.

Garmischgau, ein Dorf oder eine Feldmark im bayerischen Ammer- gau, alt Germariskewe, d. h. Grenz- berggau, von ghear Grenze und maor Berg, gleich Germarmark.

Garonne, im untern Theil ihres Laufes Gironde, altlatinisirt Ga- rumna, von ghear Grenze und am- hain Wasser; dieser Fluss bildete nämlich in alten Zeiten die Grenze zwischen den baskischen Aquitanen und den Kelten in der heutigen Guienne und Gascogne. Die Form Garonne kommt nicht von ghear- amhain, sondern von der verwandten ghear-ean, mit gleicher Bedeutung.

Gars, Ort am Inn, alt Garoz, ein anderes Gars in Bayern, slavisirt Gariza, Goriza, Görz gezischte Form für gaarth eingezäunter Ort, oder von ghear Grenze und ois Burg.

Garzan, Carzano, Carzone, Gor- zone, Giarsun, Orte in Oberitalien undRhätien, vom kimbrischen garth oder gardd Einfriedigung, Veste, Dem. gardden Garten. Der Grund- begriff ist derselbe, die Veste ist mit Wall und Faschinenwerk oder auch blos mit Hecken, der Garten mit Steindamm oder blos mit einem Zaun (dun) umgeben.

Gascogne, südfranzösische Land- schaft, welche von den baski- schen Pyrenäenthälern an der Ga- ronne hinab bis an das Poitou und die Auvergne reicht. Sie theilt sich

Gascogne.

in die Guyenne nördlich von der Garonne und die eigentliche Gas- cogne, südlich von diesem Flusse. Unter den Römern hatte das Land verschiedene Namen, als Aquita- nia, nach PliniusLand der Mineral- Wasser; man verstand aber darunter die ganze Seeküste bis zur Vend6e, wo sich keine Mineralquellen mehr vorfinden. Aqui ist latinisirt für oiche Wasser und tan Land, also Wasserland, Seeland. Möglich, dass die vielen Flüsse, welche in die Ga- ronne münden, den Namen veran- lassten, jedenfalls kommt daher die Bezeichnung Septimanis, seacht- amhain-ia sieben - Wasser - Land. Diese sieben Flüsse sind nämlich: die Arriöge, der Tarn, der Aveyron, der Lot, die Dordogne, die Drome und die Garonne selbst. Aus Aqui- tania oder eher aus der rein kelt. Form gwy-an-ia, Wasser -leute- land wurde Guyenne. Gascogne dagegen entstand aus Vasconia, Wasconia oder Guasconia, Basken- land, wörtlich Wald-leute-land, von bois, bas, busk Busch, on Leute und ia Land. Die Bewohner der Gascogne sind dem Grundstamme nach wie die Basken rundköpfige Iberen, gemischt mit ovalköpfigen Kelten, von welchen sie unterjocht worden; die Ortsnamen sind wohl alle keltisch, denn die alten Basken waren, wie ihr Name ausweist, Wald- leute, also ohne feste Sitze. Aus der Mischung beider Stämme ent- standen hier wie in Spanien die Kelt- iberen, welche ihrerseits wieder von den ebenfalls grossentheils rund-

' Gascogne. köpfigen Römern unterjocht wurden. Im 5. Jahrhundert erhielten die Westgothen von Catalonien aus, wo sie sich festgesetzthatten, das Land, und zwar im Einverständniss mit den Römern, mit welchen vereint sie sodann gegen die aus Osten andrän- genden Hunnen und Franken kämpf- ten. In der Schlacht gegen Attila aufden Catalaunischen Feldern (d. h. bei Chalons) entschieden die West- gothen den Sieg. Tolosa (Toulouse) war die Hauptstadt des neuen west- gothischen Reiches. 730 brachen die Araber aus Spanien herüber in das Land, wurden aber von dem Franken Karl Martell in der drei- tägigen Schlacht bei Tours besiegt, worauf die Gascogne an das frän- kische Reich fiel; Karl der Grosse machte 778 seinen Sohn Ludwig zum Könige von Aquitanien. Dieses Reich zerfiel jedoch bald in die beiden Herzogthümer Guyenne und Gascogne, diese wurden aber 1070 durch Heirath wieder vereinigt und kamen 1150 abermals durch Ver- heirathung der Erbin Eleonore mit Heinrich II von England an dieses, bei welchem beide Landschaften fast 300 Jahre verblieben. Karl VII nahm sie endlich 1453 den Eng- ländern ab, und von da an blieben sie bei Frankreich. Die Guyenne besteht aus folgenden Landschaften: dem Bordelais oderder Umgegend von Bordeaux, alt Burdigala, Hafen (cala) der buar-dae Vieh-leute, aus der Nachbarschaft, die hier ihr Vieh gegen Waaren umtauschten; dann dem Perigord, alt Petrocorii, Bo-

515

Uascogne.

wohner der Felsenstädte (caer, corr Stadt, petro latinisirt für br Berg, Fels); drittens dem Agenois, der Umgegend von Agen, alt Aginnum (Bergburg, a Berg und gan Burg); viertens dem Quercy, Eichenland, von querk oder keirt, kerk (Kork, cortex) Eiche, oder aber von gouer Bach, mit Cahors, alt Cadurci, von kaid Berg, ar hoch und dae Leute, oder von cadh heilig; fünf- tens der Rouergue mit Rhodez, alt Rutheni, von rath Burg oder Berg und an Leute, Rhodez von rhatBerg und oisBurg, Rouergue, von earg Wasser mit vorgesetztem rou statt or Berg, or-earg-ia Berg- wasser-land; sechstens dem Land von Bazas, alt Vasatis, bas-iath Wald-land, oder bais-aidhe Fluss- ort; siebentens dem Lande Medoc, alt Medulica, um das Fort Medoc, Blaye gegenüber, an der untern Ga- ronne, mi-toigh kl. Haus bezw. mi- dail kl. Burg. Südlich von Medoc am Meere liegt das Buchland mit dem Städtchen Töte de Bauch, lat. caput Bogii, Kuhkopf am Bas- sin von Arcachon (earg-acha Wasser-Burg), dessen Herren, die Captals von Buch, in der Geschichte des Landes eine grosse Rolle spiel- ten. Captal ist Aeap Kopf, An- führer und a/ gross (gleich Capitän od, Kapudan, keap-duin Kopfmann), Buch kommt von buwch Kuh, also Kuhland, oder von bog feucht. Bei Cajane oder Cajar am Lotfluss sind die vier Waiffriers- Höhlen, durch die Blutscenen Pipins des Kleinen bekannt (gwy/ Thal, aire Leute). 33*

Gasseus Gast.

Zur Gascogne im engern Sinne gehören: die Landschaften Armag- nac (gross Feld oder Bergfeld) mit Auch und Tarbes, dann das La- bourdan (Ackerland) mit Bayonne, wo die Bevölkerung jetzt noch bas- kisch spricht; sodann die Landes, flaches Haideland längs des Meeres (Neme entweder deutsch von den Westgothen herrührend, oder von ionn Wiese), darin Dax, teaghas Häuser; viertens das Herzogthum Albret mit dem Hauptort Nerac, wo die Vorfahren Heinrichs IV als Herzoge von Albret Hof hielten (al- braidh hoher Berg, Nerac von near Wildschwein und acha Burg, Wall); fünftens die Grafschaft Bigorre (beagh-or kl. Berg) mit Tarbes, Barröges und Bagnerre in den Py- renäen, und endlich Bearn, Bene- arnia, Bergland, Pyrenäenland. Zur Zeit, als dieBasken noch unab- hängig waren, galt Eauze, alt Elusa (y-l!ys die Burg) als Haupt- stadt des aus neun Stämmen beste- henden Landes (Novempopulania). Eauze wurde 722 von den Arabern zerstört.

Gasseus, griech. agasseus, zu deutsch Windhund, vom gälischen gadhar oder gaoid Wind und eus Mann, also „Windmännchen‘“, a ist der Artikel; agacer im Französi- schen bedeutet hetzen, reizen.

Gast als Endung von Ortsnamen, z. B. in Leugast, Laubegast, Lube- gast in Obersachsen, Ostfranken u. 8. w. Leu von /ua Wasser, Lube von Zua-bi klein Wasser, bezw. liub Wasserwinkel ; gast von josdaWohn-

516 Gastaldi Gasterland.

ort oder von wast Wald. Aehnliche Ortsnamen sind: Mark - Schor- gast, alt Scorgaste, corr Grenze, Mark am Fichtelgebirge an der Grenze gegen Böhmen; Trebgast oder Treucgast, von treabh Dorf und uast Wald. Obwohl letztere Orte nach dem Siege des Tschechen- führers Samo über den Franken- könig Dagobert um 630 nach Chr. in slavische Hände fielen, so änderte dies doch nichts an den altkelti- schen Ortsnamen, selbst wenn die Kelten, bezw. Deutschen alle dar- aus vertrieben worden wären, was aber schwerlich der Fall war. Gastaldi, Gastaldiones, adelige Diener, kommen in den alten Ge- setzen von Deutschland, Frankreich und der Lombardei vor. Gälisch be- deutet uas edel, adelig, toillim die- nen, totllidhe Diener, zusammenge- zogen tolldhe oder talde. Es wur- den damit die jüngeren Diener be- zeichnet, die juniores, Jungherren oder Junker, im Gegensatz zu den Seneschallen, den alten Dienern (von sean alt und gtolla Diener). Gastein, alt Gasdun, in den Salz- burger Alpen, berähmtes Wildbad, vom gäl. yais Bach oder cas steiler, hoher Berg, Fels und dun festes Haus oder Ort, also soviel als Bach- hausen oder Berghausen. Gasterland in der Ostschweiz, lat. Castra rhaetica, kam nach der Besiegung der Alemannen durch die Franken zu ostgothisch Rhätien oder dem Wallgau, hatte später eigene Grafen und wurde 1438 an Schwyz und Glarus verpfändet, welche es

Gastewitz Gau.

durch Landvögte verwalten liessen; os gehört jetztzum Canton St. Gallen. Darin liegt die806 gestiftete adelige Abtei Schänis, deren Aebtissin früher deutsche Reichsfürstin war, und Wesen lat. Guescha am untern Ende des Walenstadter Sees. Im Gasterlande oder am Südrande des Walensees liegen die alten römi- schen Castelle: Primsch (prima) auf den Flimseralpen, dann Siguns (secunda), Terzen (tertia), Quar- ten (quarta), Quinten (quinta). Gaster, lat. castrum, keltisch cas- dear bedeutet Burg-gross, dasselbe, was cas-ıl oder Kassel. Wesen, quos-cha, Wasserhaag, von gwisg Wasser und cha Haag, bezw. ion, en Ort. Schänis, cean Bergkopf und ois Burg, Beleg, dass das Klo- ster auf dem Grund einer frühern Burg erbaut wurde.

Gastewitz, Ort in Sachsen, von gasd, josda Wohnort und dem slar. witz, kelt. wigk Dorf, als Ueber- setzung angehängt, oder aber von fiodh Wald.

Gathund Gaza, Burgen im Lande der Philistäer, gleich cas Burg. Die Bewohner dieser wie der andern Philisterstädte galten den Hebräern für Riesen oder Enakim.

Gatinois, eine Landschaft der Isle de France in der Nähe von Paris, einst Waldland, von coed Wald und tan Land; nebenan die Beauce, ein Viehland, gleich Boeotis, von beo Vieh und du Land, wenn nicht nach dem Orte Beauce benannt, das alt Belsa, bill-tae kl. Ort hies.

Gau und Gauverfassung. Gau

517

Gau.

ist die deutsche Form für das gäl. ua, au, 0, a, was Landschaft be- deutet, das Weitere vergl. unter Gäu. An derSpitze einer Au stand in kel- tischen Zeiten ein Häuptling, Prin- ceps, wie bei den Clanen in Schott- land; in deutschen Zeiten trat an dessen Stelle der Gaugraf, der ent- weder von den keltischen Häupt- lingen abstammte oder von deut- scher Seite eingesetzt war, oder, wie es die Umstände mit sich brach- ten, auch sich zum Herrn aufwarf. Der Uebergang der Herrschaft der Kelten in die der Deutschengeschah in der ersten Hälfte des ersten Jahr- tausends unsrer Zeitrechnung, zuerst in Norddeutschland, dann auch im Süden des Mains, ohne dass hier- über bestimmte Angaben bei den römischen Schriftstellern vorlägen; diese hatten damals zuviel mit ihren eigenen Wirren zu thun, und kein Verständniss für die Kämpfe der Deutschen und Kelten im Innern Germaniens, deren Sprachen, sowohl die eine als die andere ihnen fremd waren. Die Römer melden aus jener Zeit blos die Einfälle der „Barbaren“ ins römische Gebiet, nannten die- selben mit den Appellativnamen, welche ihnen die römischen Kelten gaben, und bemerkten nichts von der grossen Umwandlung, die jen- seits des Rheines allmälig vor sich ging. Die Asmter der Gaugrafen oder Comites waren in deutschen Zeiten Lehen, d. h. mit Einkünften aus Grundstücken ausgestatteteAem- ter, die der König diesen seinen Be- gleitern anfangs nach Gutbefinden

Gau.

verlieh; später aber wurde es Sitte, dass der König den Sohn des Be- lehnten nicht überging, und daraus leiteten diese allmälig ein Recht ab, das sie sogar mit den Waffen in der Hand gegen den König zu behaup- ten suchten; hierüber entstanden zahlreiche Kriege, deren Ende war, dass das Erbrecht der Grafen all- wälig überall zur Geltung gelangte, trotz des Widerspruchs der Könige oder Kaiser. Seit dem westphäli- schen Frieden bildete sich dieses Vasallenthum zur sogenannten Lan- deshoheit oder Souveränetät aus. Zu Karls des Grossen und Ludwigs des Frommen Zeiten mussten z. B. die Grafen in Sachsen dafür sorgen, dass wenn ein Krieg gegen Spanien oder Avaritien (Ungarn) ausbrach, fünf Sachsen den sechsten ausrü- steten, wenn eg gegen Böhmen ging, zwei den dritten, wenn aber die Sorben sich empörten, dann musste alle waffenfähige Mannschaft sich stellen. Die Aufgebotenen hatten die nöthigen Lebensmittel mitzu- bringen, so dass sie, wenn sie z. B. nach Spanien zogen, an den Pyre- näen noch auf drei Monate mit Mund- vorrath versehen sein mussten, eben- 8o mit Kleidern auf ein halbes Jahr. Die waffenfähige Mannschaft wurde in altfränkischen Zeiten mit dem latinisirt - gälischen Namen Milites, Soldaten, bezeichnet (keltisch mi- leadh) ; es waren erst blos Franken, welche zugleich das Vorrecht hatten, mit Ausschluss der unterjochten Kel- ten, auf den Landtagen erscheinen zu dürfen. Um das Uebergewicht

518

Gau.

dieser Franken in solchen Versamm- lungen zu brechen, ernannten die Könige, namentlich von Chlodwig an, auch Römer und Gallier zu Gra- fen und Herzogen, also Leute, die ihre Hörigen und Diener waren, um dadurch die königlichePartei auf den Beichstagen zu stärken. Auf letzte- ren erhielt dann auch die Geistlich- keit Sitz und Stimme, wofür sie das hebräisch-romanische Staatsrecht zur Geltung brachten, wonach der König der Gesalbte des Herrn war, und das ganze übrige Volk dessen Unterthanen. Mit Hülfe des Klerus und dieses Hof-Adels sicherte sich Chlodwig, der Christ geworden war, das Uebergewicht über die Milites oder den niedern fränkischen Adel, und drückte denselben allmälig in ein ähnliches Unterthanenverhält- niss, in welchem die Kelten sich befanden, herab; doch erschien der niedere Adel noch bis in die Zeiten der Hohenstaufen auf den Beichs- tagen, bis endlich namentlich seit dem grossen Zwischenreiche alle geringern Freien entweder Vasallen der Herzoge und anderer unmittel- barer Lehensträger oder Unterthanen der Kirche geworden waren, welche ihnen dafür Schutz gegen weitere Bedrückungen verliehen. Die mero- vingischen Könige vor Chlodwig waren nur Heerführer, primi inter pares unter den Franken gewesen, ebenso die alten Herzogs; die Gra- fen waren denselben nicht unter- than, sondern blos amtlich unter- geordnet, denn beide wurden vom Könige beliehen; aber allmälig ge-

Gauböckelheim Gausberg. 519

lang os den Herzogen, das Comitat oder das Grafenamt in den meisten der ihnen untergebenen Gaue an sich zu bringen und die übrig ge- bliebenen Grafen zu Vasallen her- abzudrücken, bis endlich der Satz aufgestellt wurde, lehnsässig macht landsässig, d. h. unterthan. Der den Herzogen unterthane niedere Adel konnte von da an nicht mehr auf den Reichstagen, nur noch auf den Landtagen erscheinen.

Gauböckelheim an der Nahe im Gau, d. h. hier dem Fruchtlande, alt Bekelenheim, von bi klein und keall Vorrathshaus, Keller, Spei- cher, schliesslich auch Kirche; das- selbe was Ingelheim, in-keal.

Gauer, ein in Deutschland häu- figer Personenname, der Sclmid be- deutet, denn gauo, gau, gao alt- gälisch, und neuirisch gabha be- deutet Schmied. Horogauo bedeutet Herrenschmied, von ur (gleich vas- sus oder uas) edel, frei, adelig. Statt Horogauo kommt auch vor ihoro-gao oder stro-gau, von tor Edelmann.

Gausbach, Dorf im Murgthal, von gwaz oder gwysg, uisg, andere Form für gais Bach, es liegt an einem Nebenbach der Murg. Gais- bach, Gaisau in Hessen ist das-

selbe; ebenso Gusen, alt Gwsin in

Oberöstreich, statt des Deminutiv gwysgyn klein Wasser; desgl. Gos- pach in Oberhessen, jetzt Ober- und Niederjosbach, dann Gois- bach, Gos und Gosbach in Würtemberg.

Gausberg bei Schützingen in

Gautssch Gedrosien.

Würtemberg, andere Form für Gais- berg, von kaid oder gaid Berg, kann auch für Gaugsbeorg stehen, mit gleicher Bedeutung von coiche Anhöhe.

Gautzsch, Ort bei Leipzig, g90- aidhe kleiner Ort oder coed-aidhe Waldort, beide Male slavisch ge- zischt, statt aidhe Ort auch ois Burg, also Waldburg.

Gay. Der schwäbische Ausdruck, Einem ins Gaygehen, bedeutet nicht, Einem in den Gau gehen, obwohl Gau im Schwäbischen auch Gäu ausgesprochen wird, sondern Einem ins Gehege gehen, vom keltischen kae, kau Gehege, eingefriedigter Ort, Wohnstätte.

Gayer, Gayersberg, Bergname, versetzt für Aiger oder Ayer, und dies von aighe Höhe und er gross.

Gayrenberg bei Blaubeuern, und der Berg Gaiern bei Hoheneck in Wärtemberg, von 90 klein und aran Berg, oder von garan Bergwald.

Gebück oder das Landgebück, Name der Gebirgsgrenze längs des Taunus im Norden des Rheingaues gegen das Lahngebiet, von buach Buck, Buckel, Berghöhe. Der Name Buck kommt noch anderwärts vor, z. B. bei Coblenz, im Aargau der Hornissbuck, dann bei Kembs unter- halb Basel.

Gedrosien, hohes Waldland am indischen Meerbusen zwischen der Mündung des Indus und der Meer- enge von Ormus, an den Grenzen von Beludschistan, Kerman und La- ristan, wo sich namentlich im Busch- kurdgebirge Höhen befinden, die

Geeste Gefion.

20 deutsche Meilen weit sichtbar sind, aber bis jetzt noch nicht von Europäern besucht wurden. In die- sem hohen Waldlande und an den daran stossenden Gestaden des Mee- res erhielten sich schwarzhäutige Negervölker bis in spätere Zeiten. Der Name Gedrosien, coed-ar-iath bedeutet hohes Waldland, von coed Wald, ar gross und iath, ias Land- strich. Das hohe Gebirge heisst heutzutage Busch -K urd oder Bur- kund, ersteres von pis, pus, bois Busch oder Wald, und Kurd von gor Berg oder ghear Grenze, letzteres gleich Burgund von borr gross und chund, gwind Wald. An diesem Gebirge vorbei führt der Karawanen- weg aus dem südlichen Persien nach dem untern Indus, daher der Name Beludchistan, von belad Weg (vgl. Biledulgerid), chis für coed Wald und fan Land. Chis ist das viel- genannte Kiss oder Kusch, woher die Kuschiten oder äthiopischen Waldvölker ihren Namen führten. Am Meere her hiessen sie bei den Griechen Ichthyophagen, Fisch- fresser.

Geeste, Flüsschen im Bremen- schen, das bei Bremerleha oder Gestemünde in die Weser mündet, da wo in neuerer Zeit ein Soehafen angelegt wurde; nach dem Gälischen kleines Wasser, von gais Bach und di klein.

Gefion, nach der Edda eine nor- dische Sängerin, welche sich in Jö- tunheim in einen jungen Biesen. ver- liebte, der mit ihr vier Stiere zeugte. Gefion bedeutet nämlich weisse Kuh,

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Gehren Geich.

von 40 Kuh und An weiss. Troiz dieser ihrer thierischen Eigenschaft, welche sie mit der Hulda wie mit der Froya theilte, denn auch diese wurden in Kuhgestalt dargestellt, entzückte sie das Ohr des Königs Gylä in Upsala durch ihren Gesang, und erhielt dafür von ihm soviel Land zum freien Eigenthum, als ihre vier Stiere in vierundzwanzig Stunden umpflügen konnten. Der Pflug ging aber so tief, dass er ein Stück Land abschnitt, das dann westlich in das Meer schwamm, wor- aus die Insel Seeland wurde. Auf der Insel gründete Gefion die Stadt Lethra (li klein, tre, tri Stadt), heirathete König Skiold (Schild) und wurde dadurch Mutter des alten dänischen Königshausese,

Gehren, von garan Buschwald, Dickicht; häußger Bergname in Würtemberg, z.B. Falschengeh- ren, Breitengehren bei Weg- stetten, Gehrenweier bei Ellwan- gen, Buchgehren bei Hohenberg, Brittergehren bei Schlichten, Birkengehren bei Esslingen, Gehren, Bergwälder kei Bonlan- den in Oberschwaben, Schild- gehran, Bergwald bei Walzheim, die Gehrenklinga hei Böblingen, der Eichgehren bei Vaihingen, Holzgehren, eine Anhöhe bei Frickandorf, die früher bawaldet war.

Geich oder Goich, Ort beiZälpich am Niederrhein, vom gäl. caiche Erdanfwurf, Hügel, bezw. Wohn- stätte. darauf; soviel als Giach in Franken, und Gochsheim im Kraichgau.

Geigenberg -— Geismar.

Geigenberg bei Beffendorf, und Geigenrain bei Zimmern ob Rotweil in Würtemberg, von coichin, De- minutiv von coiche Anhöhe; da- gegen Geigerberg bei Pfahlheim und Geigersbühl bei Illerrieden in Würtemberg, von coiche und er gross.

Geiggen, alt Gaighain, Ort bei Ravensburg in Oberschwaben, vom gäl. coichean kleine Wohnstätte auf einer Anhöhe.

Geil, Fluss in Kärnthen, vom gäl. giol, gil, kimbr. cuil, franz. couler, Wasser; ebendaher die Geilbach bei Zweibrücken und der Geiles- pach in Oestreich; Gailbach, Ort an einem Bache, der in die Blies geht; ebenso ein Gailbach bei Ster- zing, der in den Eisack mündet.

Geisau oder Geisa, Geiso, fuldai- sches Beichsrittergeschlecht, von gats Bach und aoi Hof. Zu Eich- stetten am Kaiserstuhl ein Geis- hach oder Geizebach, ebenfalls von gais, dann Geiswasser, Dorf im Elsas. Im Gaisthale siedelte die Ab- tei Fulda um das Ende des ersten Jahrtausends slavische Kriegsgefan- gene an, und zwar mitten unter den schon von früher vorhandenen kel- tischen und deutschen Bewohnern.

Geisfluh, Berg bei Aarau, von gaid, kaid, keid Berg. Fluh ist schärfer und versetzt für byle Fel- senrand.

Geismar, ein Dorf westlich von Fritzlar, wo nach Einigen Wuotans oder Thunars heilige Eiche stand, welche Bonifacius fällte; dann Hof- geismar, alt auch Gicesmare, nörd-

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Geissel Gelau.

lich von Kassel, jetst an Badeert. Letzterer lag als Hof früher weiter gegen Norden, am Eingaange des engen Waldgebirgthales, dazch wel- ches die Esse (uisge) und die Hisen- bahn sich nach der Diemel ziehen, Der Name Geismar bedeutet grosser Wald, codd Wald und mar gross; denn beide, Hof- wie Dorf Geismar liegen an grossen Wäldern. Bei Hofgeismar erhebt sieh z. B. der Westberg, d.h. wast-Berg, Wald- berg; hinter ihm der behe Heu- berg (von aitk Berg), nach der andern Seite der iselirte Schöneberg (ceann Bergkappe), und östlich der grosse Reinhardswald. Geismar war 6rst Mainzisch, kam aber 1583 an Hessen.

Geissel, ein Berg bei Lauchheim in Würtemberg; dann der Geisels- berg beiWeinsberg, vom gäl. kaid, keide Bexg und il gross.

Geistbaeh, Ort an einem Bach in Wöürtemberg, entweder von gais Bach und di klein, oder von gaisidh oder geothadh Giesbach, So wird auch statt Gaishühel im Elsas ein Geistbühel genannt.

Gelau, alt campus Gelau, Gebiet der alten Herrschaft Ianichen im Unterpustertbal, von gi Wasser und waGan, Feld. Dieser Gau wurde von dem bayerischen Herzog Tassilo, als or 770 von seiner glücklichen Braut- bewerbung amlongobardischen Hofe zurückkehrte, dem Abt Otto in der Scharnitz geschenkt, gelangte aber später an das Hochstift Freising. Es liegen darin: Innichen (alt Inticba, von inteach Bergpass, auch

Gelbfiuh Geldenaken.

Agunt, Bergveste, von a Berg und gann Veste; hier fielen die ersten Kämpfe der Bayern gegen die kärnthner Wenden oder Winden, die slavischen Waldleute oder Puster- thäler vor (letzteres von pis, bus, bust Busch, Wald). Arnbach, ar- ean oder ar-an Bergbach, von ar grosser Berg und an oder ean Wasser. Abfaltersbach, von abh Bach, Fall, Mald Umzäunung und er gross, grosser Bach-Pferch (vergl. Affoltern). Aufkirchen, Kirche an einem Erbhof oder aoibA. Gsiess, alt Tesito, Fürstenort, von tuath Fürst und aidhe Ort. PA- dingbach, bi-tain klein-Bach. Heimvöls, alt Huinvelles, gleich Hünefeld in der Buchenau, beide liegen an einer Hüne oder Haune, ean Bach; Feld, felles ist /ea? Ort. Sillian, dailean kl. Burg. Tob- lach, alt Dublago, von dob Bach und loc Ort oder von dubh gross. Vittgraten, Waldort, von Ywydd oder fotk Wald und gard Ort. Vierschach, von buar Vieh und sceagh Heckenwerk. Victorbühl, lateinisch Victoriae collis; dabei der Höllenstein (oillFels, Stein) und der Pass in das Cadobre-Thal, Waldbergthal (coed und bre Berg) mit Beutelstein, von bi-ful kl. steiler Berg.

Gelbfluh, ein vorspringender Bergkopf der Geisfluh im Canton Solothurn, von calb Kopf.

Geldenaken, franz. Jodoigneoder Judoigne, Stadt in Brabant, alt Bo- doja an der Geule, alt Galdius. Letzteres von giol, Demin. giolaid

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Geldern.

Wasser, und daher wohl auch die beiden ersten Sylben von Gelden- aken, aken dagegen von acha Wall, Veste. Die alte Form Sod-ois von doid Hof und aha Wasser. Geldern, Gelderland ist der alte Name für das Niederland an Maas und Rhein; denn der Name bedeu- tet Wasserland, vom kelt. giol, gil, geulWasser und fir, lat. terra Land. Zu Geldern gehörten in ältester Zeit der Teisterband, die Betuwe oder Batau und die Weluwe oder Walan, Namen, die ebenfalls Wasserland bedeuten (vergl. diese). Geldern war ursprünglich von Friesen be- wohnt, d. h. Wasserleuten, Fischern oder Schiffern (von /rwdd Wasser und daeLeute), wurde aber nament- lich in seinem südlichen Theile von den Rheinfranken erobert. Franken bedeutet aber ebenfalls wieder Was- serleute, Rheinanwohner, Nieder- rheiner, von /uar Wasser und an, nasal ausgesprochen anx Leute. Im Gelderlande wohnten zu Römer Zeiten auch Gubernen, von giubh Kiefer, ar gross und nae Leute, oder Gugernen, von coiche Erdaufwurf, Kauche, ar gross und nae Leute; denn zwischen den Niederungen lie- gen weite mit Kiefern bewachsene

- Sandplatten, die Leute selbst wohn-

ten aber auf Erdaufwürfen wie die Chauken an der untern Weser, um gegen Ueberschwemmungen ge- schützt zu sein, daherGugernen und Friesen hier als ein und dasselbe Volk angesehen werden müssen. Im Bataverkriege kämpften die Gelderer unter Civilis gegen die Römer bei

Gellenbeck Gelonen.

Gelduba, das ist giol- di-aoibh Wasser-klein-Hof oder Bauernhof am kleinen Wasser, nächst Kaisers- werth, wo sie mit den Ubiern zu- sammengrenzten; Ubier Wasseran- wohner, Rheinländer, Rifländer, von abh, obh Wasser und wi Leute. Jetzt gehört der südliche Theil vom Gelderlande zu Preussen, der nörd- liche zu Holland. Die Herzoge von Geldern hatten im Mittelalter ihren Sitz zu Arnheim (aran Hügel).

Gellenbeek, oberdeutsch Gellen- bach bei Minden, von giolan klei- ner Bach; Gelenau, alt Gelen- aha, Ort im Erzgebirge an einem kleinen Bach ist dasselbe. Im Wen- dischen bedeutet jelen (deutsch Elen, Elenthier) soviel als Hirsch, darnach wäre Gelenan soviel als Hirschau, eine etwas gesuchte Er- klärung.

Geinhausen im Hanauischen, alt Geilenhausen, vom gäl. keall Vor- rathshaus, grosses Haus, deutsch Keller; es war schon in keltischen Zeiten ein fürstlicher Keller und Vorrathshaus gleich Ingelheim (in- keal), und dies gab Veranlassung, dass auch hier eine Kaiserburg er- baut wurde.

Gelonen, nach der Lithauischen Sage die Nachkommen des Helden Gellon, des Sohnes eines lithauischen Gottes und dessen Priesterin Elona ; er befreite das Land von allerhand thierischen und menschlichen Un- geheuern. Herodot erzählt von den Gelonen, sie seien ursprünglich Hel- lenen gewosen, die sich unter den Bu- dinen (Hüttenbewohnern) in Weiss-

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Gelt,

russland niederliessen und die Stadt Gelonus bauten. Diese war von Holz, aber befestigt. Es waren daselbst hellenische Götterbilder und Altäre in hölzernen Tempeln aufgestellt. Diese Gelonen seien von ihren Han- delsplätzen am Schwarzen Meere vertrieben, bis zu den Budinen in Lithauen vorschlagen worden, und hätten halb skythische halb helle-

‚nische Sprache geredet, die Budi-

nen dagegen hätten anders gespro- chen und andere Lebensweise ge- habt. Darnach scheint Gelonen der slavische oder finnische Ausdruck für Hellenen gewesen zu sein, deren sich viele in den Handelscolonien am Schwarzen Meere aufhielten. Hellen bedeutet aber Fremdling, von aile-an fremd-Mann. Im neun- ten und zehnten Jahrhundert nach Chr. leitete man die schottischen oder irischen Gaelen von den sky- thischen Gelonen ab, was gar wohl annehmbar ist, denn gael-on be- deutet dasselbe, was gael-ui oder Galli, Gallier, gele, oderblondeLeute, im Gegensatz zu den schwarzhaari- gen Hunnen und Kimbern. Der li- thauische Held Gellon mag dagegen eher von gall Kraft und on Mann herkommen, die Priesterin Elona von aill schön und ana Frau. Gelt. In den süddeutschen Dia- lekten soviel als: nicht wahr? Im Altenburgischen wird es kelde aus- gesprochen, von acaldam oder agal- lamh, griechisch kalein rufen, an- reden, schreien, süddeutsch gal- stern; gelt ist dem Sinne nach ge- nau das französische dites-donc.

Gelte Gemmi.

Gelte, einer der manoherlei Na- men für Milch, er wird in der Schweiz gebraucht; chalt bedeutet kymriseh Milch, irisch gall, griech. gala. Im Gälischen oder Irischen heisst Milch auch as, latinisirt as- sus. Scroba in asso gleich Milch- schwein.

Geltsach, ein Bach in Bayern, der in die Wertach fliesst; dann der Geldenbach bei Bakonitz in Böhmen, beide von giolaidk Bach, giolaid- an kl. Bach.

Gemar, Städtchen im Oberelsas, mit den Trümmern der Wolkenburg, dieim 13. Jahrhundert erbaut wurde. Gemar selbst kommt schon im 8. Jahrhundert in Urkunden vor; Xkai- mawr Haag-gross oder Haag-Berg, oder Grossenhagen, Berghagen.

Gemmerich, alt Gembrica, Dorf im Nassauischen hinter Braubach auf der Höhe, fast ganz von Wäl- dern umgeben, zu deutsch Winter- hausen, von geamh oder geimbre (lat. hiems) Winter und ka Haag. Zunächst dabei liegt Winterwerb, d. h. Wintertwarp oder Winterdorf, ebenfalls von Wald umgeben. Gem- merich kann man auch als Hirten- haus oder Viehhof für den Winter, d.h. zum Schutze des Viehes wäh- rend des Winters erklären, von ge- amh Winter und ruighe Hirtenhaus, gleich Cambray in Flandern und Chamberich im Bayerwald.

Gemmi, ein tief eingeschnittener Bergpass, der über die Berner Alpen nach dem Wallis, in das Leukerthal führt, von cwmm Thal und a, ai, aighe hoch, also Bergthal. Der Weg

a

Genap Genf.

zur Gemmi führt vom Norden her durch das Kanderthal, von gund Wald und er gross. Leuk ist duik, loc Ort.

Genap, franz. Genepe, Ort im Haspengau in Brabant, alt Genapia, zu deutsch Wasserburg, von gan Burg und abh Wasser, gleich Ge- nabum, dem altkeltischon Namen von Orleans an der Loire.

Genetrud, altkeltischer Weiber- name für Hörige, er bedeutet Frau von niederer Herkunft, gälisch gein Geburt, lat. gignere zeugen, und trudh, truadh, arm, elend.

Genf, franz. Gendve, alt Genera und Gebenna, am Ausfluss der Rhono aus dem Lemansee, bedeutet gleich Genua, Genova, Burg am Wasser, gan-abh; Gebenna dagegen ka- buinn, Haag am Wasser, war ur- sprünglich ein Hauptort der galli- schen Allobrogen, wurde dam rö- misch und kam zu Anfang des 5. Jahrhunderts an die Burgunden; König Gundebald (475— 515) baute sie wieder auf. 502 hielt derselbe allda den burgundischen Landtag ab; 526 wurde Genf sammt Wallis von den Ostgothen erobert, 534 denselben von den Franken wieder entrissen, worauf 536 letztere ganz ostgothisch Helvetien unterwarfen. Im 9. Jahrhundert wurde Genf ein Bestandtheil des zweiten burgundi- schen Reiches, unter dessen Köni- gen die Grafen von Genf sich erb- lich machten, woraus lange Streitig- keiten mit den deutschen Kaisern, als Oberherren von Burgund ent standen, worein sich später auch

Gengenbach Genovefa. 525

die Horzoge von Savoyen mischten. Im 15. Jahrhundert schloss Genf ein Bündniss mit den Eidgenossen, zur Zeit Napoleons war Genf Haupt- stadt des franz. Departements Lé- man, durch den zweiten pariser Frieden 1815 wurde Genf durch einen Theil der franz. Landschaft Gex und Savoyens etwas vergrös- ser. Zum letztern Theil gehört - Carouche. Das Genfer Horzog- thum, französisch Genevois, ital.’ Genevese, gehörte ursprünglich den Grafen von Genf, nach deren Ab- gang im Anfange des 15. Jahrhun- derts es an Humbert und Otto von Villars fiel, und von diesen 1401 an den Grafen Amadeus VIII von Savoyen kam. Die Hauptstadt des Hoerzogthums Genf ist Annecy, von annedd Wohnstätte, gleich Anet bei Biel. Das Genevois gehört seit 1860 zu Frankreich; Leman von lia-moin Wasser-gross,.

Gengenbach, Städtchen im Kin- zingerthale in der Ortenau, war eine freie Reichsstadt. Die in derselben gelegene 740 gestiftete ehemalige Benedictiner- Abtei war ebenfalls reichsunmittelbar. Gengen ist die nasale Form für das irische caochan, was kleiner Bach bedeutet; Gög- gingen inWürtemberg, das früher Cachingen hies, kommt dagegen von coiche, Demin. coichin kleiner Ort, daher auch Kagn, alt Kagine in Bayern.

Gennerhorn im Salzburggau, von keann Spitze und er gross.

Genovefa, ein keltischer Weiber- name; die in Paris verehrte Geno-

Gent,

vofa stammte aus der Nachbarschaft vonParis, von Asniöre; die deutsche aus Brabant, ihre Geschichte spielt aber im Mayonfeld bei Coblemz. Gen kommt auch vor in Gene-arius, Mann des Geno, Henne, Haine, d. h. des Hohen oder auch Gerechten, von aigean hoch und gerecht, wo- her auch Haginrich oder Heinrich, verwandt mit dem dentschen eigen, Eigenthümer, der ein Recht anf das Gut hat; vefa kommt von vech, fech Sohn, Tochter, entstanden aus deag, beg klein, woraus bei Mannsnamen wig, Ludwig (Chlodowig), Merwig wurde. Man könnte bei Gene auch an cin, gen (genus) denken, wie bei Genetrud und Kunigunde; aber Tochter des Geschlechts, der Fa- milie gibt keinen passenden Sim. Gent, holländisch Ghendt, franz. Gand, alt Ganda, Gantum, vom gäl. gann Veste, auch Gandavum, von gann und abh Wasser, Wasserburg; Hauptstadt von vlämisch Flandern wie von Flandern überhaupt, jetzt Hauptstadt der belgischen Provinz Ostflandern. Die Einwohner sprechen durchweg vlämisch. Kaiser Otto der Grosse lieshier 949 eine Burg bauen. Gent hatte vor 300 Jahren weit mehr Häuser und Einwohner als jetzt, und zeichneten sich seine Bür- ger früher durch ihren tollen Ueber- muth aus; so waren es namentlich die Genter, welche Kaiser Maximilian nöthigten, 1482 den nachtheiligen Frieden von Arras mit Frankreich abzuschliessen. 1539 empörten sich die Genter gegen Karl V und ver- banden sich wiederum mit Frank-

Gentilly Genus.

reich; Karl aber trieb sie zu Paaren, nahm ihnen ihre besten Privilegien und baute auf ihre Kosten eine foste Burg bei der Stadt zwischen dem Kaiser- und Muiden-Thor. Gentilly, Ort bei Paris, alt Gen- tiliaco, d.h, Ort eines Gentilius oder Gentil-homme, Edelmanns, von gen, cin Geschlecht und il gross, hoch, vornehm; dermalen bedeutöt gentil im Französischen soviel als artig. Genua, ital. Genova, franz. Gönes, gleich Genf soviel als Wasserburg, von gan Veste und abha, obha Was- ser, im Lande der Liguren, einem, wie es scheint, den spanischen Ibe- ren verwandten Volksstamme, der später sammt den unter ihnen woh- nenden Kelten romanisirt wurde. Die Stadt ist sehr alt, wurde schon von dem Carthager Mago zerstört, und von den Römern wieder aufgebaut. Später kam sie an die Ostgothen, denen sie durch Belisar entrissen und mit dem Byzantinischen Reiche vereinigt wurde. 670 ward die Stadt von den Longobarden zerstört, 80- dann fiel sie an Karl den Grossen. Seit dieser Zeit erkannte Genua die Oberherrschaft der Kaiser an, bis es sich nach mehreren Jahrhunder- ten allmälig factisch unabhängig machte. 806 schon hatten sich die Genueser der Insel Corsica bemäch- tigt, im 12. Jahrhundert eroberten sie die Hälfte der Insel Sardinien sowie Syrakus auf Sicilien, und be- setzten die wichtigsten Häfen im Schwarzen Meere, namentlich auf der Krim. Im 13. Jahrhundert ver- grösserte sich Genua durch die

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Georgien.

Städte Albenga, Savona, Vintimaglia und Oneglia, führte dann mit Vene- dig aus Handelsneid 130 Jahre lang Krieg, der erst 3381 durch einen Frieden beendet wurde. In Folge dieses Krieges wie innerer Kämpfe zwischen Aristokraten und Demo- kraten wurde die Republik so ge- schwächt, dass sie ihre Colonien im Schwarzen Meere verlor und bald unter französischen bald Mailändi- “schen Schutz gerieth. Von 1464 an galt Genua als Zubehör des Horzog- thums Mailand und wurde in den Kriegen zwischen Franz von Frank- reich und Kaiser Karl. V bald von dem einen bald von dem andern er- obert. 1528 wurde es durch Andreas Doria wieder eine unabhängige Re publik und blieb es bis zur ersten französischen Revolution. Die Ver- schwörung des Fiesco gegen die Dorias fällt in das Jahr 1547. Na- poleon bildete aus Genua erst eins ligurische Republik, die von 1797 bis 1805 dauerte und dann Frank- reich förmlich einverleibt wurde; 1814 von den Engländern besetzt, kam die Stadt durch den Wiener Congress alsHerzogthum an Piemont.

Georgien, ein Landstrich südlich vom Kaukasus, von einem armeni- schen Volksstamme bewohnt, Haupt- stadt Tiflis (dubh-Ilys grosse Burg). Der Name Georgien sieht aus, als käme er von irgend einem Georg her, es ist dies aber ge schichtlich nicht nachweisbar. Die Russen nennen das Land Grusien, die Perser Guräschistan, in al- ten Zeiten hies es auch Iberien.

Gera Gerauer Land.

Gurd ist cor- oder ghear-du Grenz- land, stan diepersische Uebersetzung von du; Grus kommt von cruadh Fels, was auch Iberien bedeutet, von bwr Berg, y-bwr-ia das Berg- land. Georgien endlich ist aus ghear- ik-ia Grenz-lich-land entstanden, es bildete nämlich vom Beginn der Geschichte an die Grenze der persi- schen Völker gegen die Skythen im Norden des Kaukasus.

Gera, Stadt an der Elster im

Osterland, soviel als Caere in Etru- rien und Eger (y-caer) in Böhmen, von caer Stadt.

Gerach oder Neckargerach am felsigen Uferrand des Neckars, vom kimbrischen careg schroffer Fels. Im Vorarlberg heisst ein hoher Fel- senberg der Hochgerrach. Eine andere Ableitung wäre von ghear Grenze und acha Wall; das Städt- chen liegt in der That an der Grenze von Ost- und Rheinfranken, bezw. der Rheinpfalz.

Geras, Ort bei Drosendorf in Oberöstreich, alt Garos, Geros, Ja- russ, Jeras, Yerus, lauter slavisirte Formen für das gälische aras Wohn- ort, Burg. Die Form Yerus wieder- holt sich in Jerusalem, yerus-sal- om Burg-gross-Heim, Doppelname, der sich auf die Burg Zion wie auf die untere eigentliche Stadt bezieht.

Gerauer Land im obern Rhein- gau, umfasst das Dreieck zwischen Rhein und Main von Gernsheim bis gegen Darmstadt und bis an den Frankfurter Stadtwald. Hauptort ist Gerau. Es liegt darin das alte Trebur zwischen Gerau und Mainz,

527 Gerbweiler Germanen,

wo 811 und 1031 Reichsversamm- lungen abgehalten wurden. Trebur bedeutet Königsdorf gleich Trier, von tref-y-ri Dorf des Königs, es war eine kaiserliche Pfalz Gerau bedeutet entweder dasselbe, was Gera, oder es kommt von caoir-aoi Bach-hof.

Gerbweiler, franz. Gerbeville, Ort an der Meurthe in Lothringen, gleich Okarben beiFrankfurt, caer- bi Ort-klein; Weiler, villa wurde in römischen Zeiten angehängt.

Gereiden kommt vom gäl. reithe Austrag, Schiedsspruch, Bichter- spruch, wörtlich Rath (vergl. Al- mend).

Gerhardisbergen oder Gerts- bergen, franz. Grammont, Stadt in Ostflandern, mittelalterlich Gerardi mons, Berg des Gerhard, entstand angeblich aus einem Kloster. Ob der Name von einem Gerhard stammt, wird dadurch zweifelhaft, weil caer- ard gälisch Bergort bedeutet, und dıes der Lage des Ortes entspricht, wie der deutschen und lateinischen Uebersetzung. Ebenso mag es sich mit Gerhardsmeer oder Gerard- mer in den obern Vogesen an der Moselquelle verhalten; das Meer ist hier ein kleiner Bergsee.

Germain, Vetter, kommt von German, einem altkeltischen Manns- namen, der Nachbar (wie germo naher Bauer) bedeutet, von ger nahe und maon Mann.

Germanen. Wäre dieses Wort ein deutsches, so müsste es Ger- mannen lauten oder Germänner, und in der That hält man es gewöhnlich

Germanen.

für gleich mit Lanzenträgern oder gar mit Hoer-männern. Das Wort German war aber im Mittelalter in Deutschland unbekannt, es kam erst durch die römischen Classikor Cäsar, Tacitus sowie durch den Griechen Strabo und Andere zu unserer Kennt- niss. Die Römer erhielten den Na- men von den Kelten, und zwar wohl zuerst Cäsar, als er in Gallien mit Ariovistin Kampf gerieth. Der Name muss also aus den keltischen Spra- chen erklärt werden. Wälsch, d.h. belgisch oder kimbrisch bedeutet ger Nachbar und maon Mann, Ger- man alse Nachbarvolk; gälisch bedeutet gatr, neuirisch gar das- selbe. Die Belgier waren Nachbarn der Remer (Bewohner von Rheims), welche Gälen waren, und von diesen hörte Cäsar, dass die Belgen meisten- theils von Germanen abstammten. Da die Belgen aber Kelten waren, denn ihre Namen sind alle keltisch, so müssen 08 zu jener Zeit auch die Germanen des rechten RBheinufers gewesen sein. Nach Cäsar sind die Belgen über den Rhein gekommen und haben den Gälen das beste Land entrissen, wie os später Ariovist versuchte, und noch später die Ale- mannen, Franken und Sachsen wirk- lich ausführten. Die Deutschen wa- ren den Belgen Nachbarn, wie diese den Gälen; auf beide passt daher der Name German, Nachbarvolk. Als ganz Frankreich später von den Deutschen, bezw. Saliern erobert war, hörten die Deutschen auf, Nachbarn der Kelten zu sein, denn sie wohnten mitten unter ihnen; darum ver-

528

Germanen.

schwand der Name German, und au seine Stelle traten die der Alemas- nen, Franken und Sachsen. Auch in Spanien gab es Germanen; Pii- nius sagt: Oretani, qui et Germani cognominantur. Darnach waren diese oretanischen Germanen ein Bergvolk, von or Berg und tan Land. Als Bergvölker kann man auch die Bel- gen, wie die Bewohner der Rheini- schen Gebirge und des Harzes wie Thüringerwaldes auffassen, welche sämmtlich den Römern als Germa- nen entgegentraten. Ger stände dann gleich dem slavischen gor, hor Berg. Diese Erklärung passte auch auf die Bergvölker Caramaniens und Ker- mans in Persien. Aber auch in die- sem Falle wären die Germanen nicht nothwendig für Deutsche zu halten, sondern jedes Bergvolk könnte dar- unter verstanden worden sein, wie bei der erstern Erklärung jedes Nachbar- volk. Die lichten Haare und blauen Augen der Germanen geben kein unterscheidendes Merkmal gegen die Kelten ab, weder für die alten Zer- ten noch für jetzt, denn die Gälen hatten auch blonde Haare. Im 5. Jahrhundert, wo in Gallien Deutsche und Kelten neben einander wohnten, hob Augustinus ausdrücklich die weisse Haut der Gallier her- vor. Hieronymus und Sidonius Apol- linaris dagegen, welche die Deut- schen von Angesicht kannten, be- richten, dass sie rothe Haare und weisse Haut gehabt hätten, wie es schon Tacitus gethan hat. Bios die Belgen (Wälsche oder Kimbern) hat- ten zu Strabo’s Zeiten dunklere

Germanen.

Haare als die Gallier; die Wälschen (in Wales) haben nun auch heute noch alle schwarze Haare. Die iri- schen Weiber wurden schon in alten Zeiten wegen ihrer weissen Haut und gelben Haare gepriesen. Die Gälen hatten auch blaue Augen wie die Deutschen. War zwischen Deut- schen und Gälen ein Unterschied im Aussehen, so müssten die ersteren rothhaarig, die Gälen blond gewesen sein ; dieKymren waren, wie gesagt, schwarzhaarig, gleich den Hunnen, Slaven und Iberen oder Basken. Da in Deutschland die Nachkommen der Gälen, Kimbern und Deutschen heute noch neben einander wohnen, so könnte eine Vergleichung der Haare bei den Kindern einen unge- fähren Massstab für die Vertheilung der drei Racen abgeben, wobei die zahllosen Mischungen freilich jeden festeren Anhaltspunkt, wenigstens in den Städten, unmöglich machen; auf dem Lande dagegen, namentlich in Westdeutschland, entsprechen die Haare der Kinder meist dem gäli- schen (gelben oder blonden) Typus, was seinen natürlichen Grund darin hat, dass unsere Bauern überwiegend von den gälischen Ureinwohnern, welche durch die Kimbern wie durch die Deutschen unterjocht und zu . Hörigen gemacht waren, abstammen. Ebenso verhält es sich im mittlern Frankreich, durch Lothringen, die Champagne bis an die Loire. Im Süden Frankreichs dagegen wie bei den Wallonen in Belgien, ebenso in der Bretagne herrschen die schwar- zen Haare vor. Im 5. Jahrhundert Deutsch-kelt. Wörterbuch,

529

Germanen.

nannte man in Gallien die Sprache der von den Römern angesiedelten deutschen Burgunder germanisch, während die neben ihnen wohnenden Auvergnaten gälisch sprachen. Zu Cäsars Zeiten wurde die Sprache Ariovists ebenfalls germanisch ge- nannt, die der Aeduer (bei Autun) und Auvergnaten (Arverner) gallisch. Noch im 6. Jahrhundert sprachen letztere keltisch. Die Volkssprache jener Gegenden war also von Cäsar bis Gregor von Tours dieselbe; und ebenso ist es wahrscheinlich, dass die germanische Sprache Ariovists die deutsche war, weil die unzweifel- haft deutsche Sprache der Burgun- den ebenfalls germanisch genannt wurde. Sichere Beweise fehlen in- dess, denn einige Wörter und Na- men aus den beiden ersten Jahr- hunderten nach Christus, welche die Altenalsgermanisch angeben, konn- ten bis jetzt nicht entziffert werden. Der Uebelstand bei den Namen- erklärungen ist vor Allem der, dass wir die alten deutschen Namen durch die Kelten, also keltisirt, er- hielten, oder dass die Deutschen schon in ältester Zeit sich keltische Namen beilegten. Segimer, Maro- bodu und Armini sind keltische Na- men, oder wenigstens keltisirt (vgl. diese und andere), es lässt sich aus ihnen darum kein Schluss auf die Sprache des Volkes ziehen, dem diese Männer angehörten. In der Germarmark, dem gebirgigen Grenzstrich zwischen Hessen und Thüringen, östlich von der Werra, kehrt der Ausdruck ger Grenze, 34

Germanen.

ger-mar Grenzberg wieder. Die Formen Germanen und Hermanen oder Herimanni, wie heute noch die Deutschen von den Spaniern genannt werden, stehen sich indess gleich, woraus folgt, dass Hermundu- ren, die thüringischen Grenz-berg- wäldler, denselben Namen führten wie die Germanen, und zwar des halb, weil sie an der Grenze der Chatten wohnten. Einen geschicht- lichen Beleg, dass die alten Clas- siker unter Germanen nicht noth- wendig die Deutschen verstanden, sondern alle Völker Germaniens, d.h. desLandes jenseits des Rheines und der Donau, liefert Tacitus in seiner Germania im 29. Capitel, wo er die gallischen Bewohner der agri decu- mates Germanen nennt. Die Stelle lautet folgendermassen: Non nume- raverim inter Germanias populos, quamquam trans Rhenum Danubium- que consederint, eos, qui decumates agros exercent. Levissimus quisque Gallorum, inopia audax, dubiae pos- sessionis solum occupaverunt. Er will also hier „unter den Bewohnern Germaniens, trotzdem, dass sie über dem Rhein und der Donau (d. h. auf deren Ost- und Nordseite) wohnen, diejenigen leichten Gallier nicht auf- zählen, die blos aus Noth kühn ge- worden, den zweifelhaften Boden in Besitz nahmen.“ Hier werden also Gallier unter die Bewohner Germa- niens gerechnet, aber nicht beson- ders nach ihren einzelnen Stämmen oder Wohnsitzen aufgeführt, weil sie Tacitus dessen nicht für werth hielt. Bei den andern Germanen

590

Germar Mark.

nennt Tacitus alle einzelnen Völker soweit er sie kannte, er sagt aber nirgends, dass sie dem Stamme nach von seinen leichtfertigen Galliern der agri decumates wesentlich ver- schieden gewesen seien. Germania ist für ihn alles den Römern nicht unterworfene Grenz-Land über dem Rhein und der Donau, und Germani sind dessen Bewohner, gleichviel ob Deutsche oder Kelten. Ein anderer Ausdruck für Germanen ist Marko- mannen; die letzteren kamen zu- nächst aus der Grenzmark der Thö- ringer, d. h. der hermundurischen Germarmark.

Germar Mark, alt Kermara, das Grenzgebirge im Westen Thüringens längs der Werra; es scheidet die mehr flachen und niedrigeren Gegen- den des mittlern Thüringens vom Werrathal und Hessenlande. Der Name kommt vom gäl. ger Grenze und mar, mir Berg, was schon in der deutschen Uebersetzung Mark ausgedrückt wird. Die Germarmark erstreckte sich bald über das ganze thäringische Grenzland, also über das Eichs- und Onefeld, bald schrumpfte der Begriff auf die Umgegend des Dorfes Germar auf dem Eichsfelde ein, mitunter wurde auch das Werra- thal mit Frieda, Eschwege und Wiz- zenhausen zur Germarmark gerech- net. Statt Görmar kommt auch die Form German vor, von man, maon, mun, mmnt, was gleich mar oder mir Borg bedeutet, so namentlich bei den Ortsnamen Germershau- sen, alt Germaneshausen oder Her- manigerode, jetzt Minnigerode an

Germar Mark.

der thüringisch-sächsischen Grenze bei Duderstadt. Ger, cher, her, ker stehen sich gleich, deutschScheer, Scherung; letzteres in Nieder- deutschland soviel als Schneisse, Schnede, Durchschnitt eines Bezirks oder Waldes. Das Wort Hermun- duren bedeutet in gleicher Weise Waldleute auf dem Grenzgebirg; so wurden nämlich die Thüringer von ihren Nachbarn, den Chatten, ge- nannt (Duri, von doire Walddickicht und ae Leute). An der Werra führ- ten sie wegen der an der Grenze bei Allendorf-Soden liegenden Salz- quellen lange Kriege. Das Volk der Germanen bedeutet, wie im vor- stehenden Artikel gezeigt, Grenz- volk, von ger- und maon Mann; Herrmann oder Armin als Titel des Kriegsobersten dagegen soviel als Herr-mann, vom gäl. earr Herr, Fürst und maon Mann, Vasall, Krieger, daher der Ausdruck die Mannen statt Krieger. Hermionen oder Herminonen fällt in seiner Be- deutung mitHermun-duren oder Ger- manen zusammen; es wurden damit die an die Hessen (Istävonen) gren- zenden Thüringer bezeichnet, von her Grenze, mion Berg und on, an Mann; Ista, von aith Berg mag dasselbe Wort wie Hessen sein, während Ingäven die Engern od. Niederdeutschen bezeichnen soll. Die Germarmark war kein eigent- licher Gau, denn alle urkundlich in derselben benannten Orte werden in andern Urkunden auch als im Eichs- feld, im Ohnefeld, im Westergau und im Altgau liegend aufgeführt.

53

Germerode.

Grenzgrafen der Hessen in dieser Mark waren die Grafen Wigger von Bilstein. Bei Abterode zwi- schen Soden und dem Meissner lie- gen die Ruinen ihrer von den Grafen von Hessen zerstörten Burg, von welcher sich der letzte Graf mit Ross und Wagen, seine Frau oder Tochter im Arm über die Felsen herunterstürzte, als er sich in der Burg nicht länger halten konnte. Die Bilsteiner stammten übrigens aus dem Eichsfelde. Der Name Ger- marmark kommt zuerst in einer Ur- kunde von 973 vor, in welcher Otto II seiner Gemahlin Theophania mehrere Orte schenkte, nämlich: Eskin- wag (Eschwege, Wehr im Wasser); Frioda (Waldort, von /rioth Wald, jetzt Frieda); dann Mühlhausen, alt Mulenhusa; Tudinsoda (fyd- dyn Bauernhof und sua-di Wasser- klein), es lag bei Mühlhausen oder Soden (bei Allendorf) an einem Bäch- lein, das hier in die Werra mündet; Schlotheim (alt Sletheim, von sluis, clus Schluss, es befand sich hier ein Schloss oder eine civitas). Die Kaiserin vermachte diese Orte später den Klöstern Fulda und Hers- feld. Dorla, alt Turnilan (von doire Wald, il gross und an Leute), vermachte Graf Wigger der jüngere 987 dem Erzstift Mainz; Merten- feld, alt Mertinefeld, von merydd, mörs, Marsch, feuchtes Feld, von Heinrich IV 1071 an Hersfeld ver- liehen. Germerode, altes Kloster am südöstlichen Fusse des Meissner, wahrscheinlich von einem Rüdiger 34 *

Germinaga Gernsbach. 532 Gersdorf Gerstenwald.

von Bilstein gestiftet; doch scheint der Ort älter zu sein, denn sein Name ist keltisch. Ger-mer bedeu- tet Grenz-berg, und rode, rodh Feld. Darnach wäre der Meissner der Grenzberg zwischen den eigent- lichen Hessen an der Fulda und den mehr thüringischen Germarmärkern oder Nertereanern im Werrathale.

Germinaga, Ort in der Lom- bardei, alt Germaniaca, Ort eines German.

Gera, In Schwaben gibt es meh- rere Wälder, die Gern heissen, vom gäl. garan Buschwald, Dickicht, gleich Gehren am Bodensee und Ga- renberg bei Kassel.

Gernsbach, alt Genresbach, Städtchen im Murgthal im untern Schwarzwald, Name von gyryai, einer Deminutivform von caoir Bach; die gewöhnliche Verkleinerung lau- tet caoiran oder caoran. Von der einen oder andern dieser drei Wort- formen kommen noch folgende Bach- und Ortsnamen: Gersbach bei Schopfheim im Wiesenthal; Kers- pach bei Pettau und Kerschen- bach bei Kyli in der Eifel; Ger- stenbach bei Altenburg in Thü- ringen; dann Grenzebach, alt Grintsenbach, bei Ziegenhain im Schwalmgrund; Grezenbach, alt Greizenbach bei Olten in Solothurn; Gronzach bei Basel, alle an klei- nen Bächen; Grendelbruch im Breuschthaliın Elsas,altGrundelbac; Gräzbach in Hossen, alt Grezi- bach; Griesbach im Schwarzwald und Griesenbach in Bayern; Kressbach bei Ellwangen;

Cressbach, Dorf und Bach in Würtemberg, desgl. Bach auf der Herrenwiese im Murgthal; dann Graspach in Oestreich; Grin- denbach bei Allerheiligen im Schwarzwald; Grundbach in der Schweiz; Grünbach, alt Grunnen- bach oder Gruonenbach in Bayern und Oestreich; endlich hieraus Grum- bach oder Grombach bei Bruch- sal, desgl. in Ostfranken, bei Kassel, bei Sinsheim im Kraichgau. (Alle Bäche laufen krumm, blos die Canäle haben eine gerade Richtung, dem- nach kann keinem Bach als beson- deres Merkmal der krumme Lauf beigemessen und darnach sein Name fostgestellt werden, zudem ist der alte Name von Grumbach, Gruonbach oder Gronbach.) Das Grindel- waldthal im Weissland oder Ber- ner Oberland kann auch von gria- nan Bachbett, Flussbett und 3/ gross herkommen; um nämlich in das Thal zu gelangen, musste man, bevor die Strasse gesprengt war, im steinigen Bachbette durch eine enge Felsen- schlucht aufwärts waten.

Gersdorf bei Zittau in der Lau- sitz, Gersweiler bei Sarbrücken, Geresheim bei Mettmann, Ger- wyl im Klettgau, sämmtlich von gers, contrahirt von garas, garos kl. Wohnung, und dies von g0 klein und aras Wohnort, slavisch jerus, franz. Arras.

Gerstenwald bei Siegelsberg in Würtemberg, von keirt Wald, Gerte, eigentlich Eiche, gleich keirk, quer- cus und Kork, cortex. Gersten wäre keirt-ton Eichwald.

Gerstungen Gestrike.

533

Gethen.

Gerstungen an der Werra im | was hier Adjectivform ist, also das

sog. Gerstengau, einer fruchtbaren Ackerlandsgegend. Name von keirt Wald, Gerte, was zur heutigen Be- schaffenheit der Gegend allerdings nicht mehr passt, und laingean Veste, also Waldburg. Vom Kloster Fulda nämlich wurden hier zu Ende des vorigen Jahrtausends slavische Kriegsgefangene angesiedelt, um den Wald auszurotten und das Land an- zubauen. Die Slaven waren von Haus aus Waldleute und für solche Ar- beiten geschickt. Gerstengau ist Waldgau, nicht Gerstenfeld, obwohl dermalen die Gerste hier recht wohl geräth. .

Gerterode oder Gertherode, Ort in Hessen bei Friedlos, von keirt Wald, Gerte und rodh Feld, dabei Tann oder in der Tann, von fon Haidowald, Tannenwald.

Gesatenä waren bei den Galliern weibliche Gottheiten, die wahrsagten. Gälisch bedeatet yeasaim vorher- sagen, wahrsagen (geas ist versetzt für sag, aim die Infinitivendung), und nae Frau.

Gessler, alt Gieselher, gaith-il- aire, zu deutsch Lanzenmann, Lanz- knecht, von gath, goth, gaid, keis Spiess, il gross und aire Mann. Gerenot, Gieselhers Bruder im Nibelungenlied bedeutet not, gnot (gnatus) Sohn eines Gero, und dieser entweder von gwr Mann, Vasall, oder aber von ghear kurz, klein.

Gestrike, altnordisch Gestreka- land, nördlich von Schweden im oengern Sinne, Grosswaldland von uast, wast Wald, ar gross und ie,

waldige, das grosse Dickicht. Gethen. Die älteren polnischen Chronisten nennen die Altpreussen oder Preussen auch Gethen, und sagen von ihnen, dass sie an die Seelenwanderung glaubten (exutas corpore animas nascituris denuo in- fundi corporibus). Es geht hieraus hervor, dass die alten Preussen, die schwerfich etwas anderes als ein keltischer Stamm waren, ebenso an die Seelenwanderung glaubten wie die alten Deutschen. Die Frage bleibt nun, haben die Deutschen diese Anschauung von den Kelten, oder diese von jenen, oder ist sie ursprünglich beiden gemeinsam? Letzteres wird wohl das Richtige sein. Statt Gethä lautet die Form auch Gettä, Getä, zuweilen Gothi. Zu Prätorius Zeiten wurde die jetzige Sprache der Nadrauer und Schalauer; also was wir jetzt lithauisch nen- nen, von den deutschen oder halb- verdeutschten Preussen, die in Su- dauen, Galinden, Nattangen und Po- mesanien wohnten, zumal vom ge- meinen Volke, die Guddische Sprache genannt; ebenso werden die Nadrauer und Schalauer von den andern ebengenannten Guddenge- nannt, desgleichen aber auch die Lithauer und Reussen. Diese Be- zeichnung ist offenbar dieselbe wie Kossiner, ein Name, der für die Aestier oder Preussen von Stepha- nus Byzantinus gebraucht wird. Wer sind nun diese Gethen, Gothen, Gudden und Kossiner, die zugleich Preussen, Lithauer und Russen Bein

Gethen.

sollen? Das Deutsche wie das Bla- vische gibt hierüber keinen Auf- schluss, wohl aber das Keltische auf ganzeinfache Weise; coed heisst Wald, rus desgleichen,, und ebenso bi-rus, kl. Wald, zusammengesogen in Prus. Die Gethen, Gothen, Gud- den und Koddiner oder Kossiner sind Waldbewohner, die Russen des- gleichen, denn bei den Kelten wurde Alles Waldmann genannt, was nicht in Städten und Dörfern lebte. Fast alle deutschen wie slavischen Volks- namen bedeuten Waldvolk, so die Namen Wenden, Vandalen, Burgun- den, Gepiden, Ruthenen, Quaden u. s. w. Unter den teutonisirten Preussen erhielt sich der Ausdruck Gudden sowohl für ihre früheren Stammgenossen,, die noch ihre alte Sprache beibehalten haben, als für die Bussen, die als Waldleute eben- sogut auch Gudden genannt werden konnten. An der Weichselmündung wohnten einst die Widivarier, ebenfalls Waldloute, von foth oder gnydd Wald und gmwr oder aire Mann, und vor ihnen die Gepiden, von giub Wald und dae Leute. Unter diesen verschiedenen Namen kann ebensogut ein und dasselbe Volk verborgen sein, als mehrere ganz verschiedene, sobald der Ap- pellativname Waldbewohner auf sie passte, Die Geten am Hamus oder Balkan wurden von den Römern gleichbedeutend mit Gothen erklärt, so von Spartianus in dessen Leben Caracallas; Procop behauptet das- selbe; ähnliches viele andere rö- mische und griechische Schrift-

5334

langhaarig genannt,

Geuchsberg.

steller; ebenso Jordanes nach Oro- sius. Die Sagen und Gesetze der Geten und Gothen waren dieselben.

Die Donau-geten hiessen auch Daken,

oder beide hausten in denselben Ge-

genden; Dak-ae, teagh-ui bedeu- tet Lente, die unter Dächern oder

Zelten wohnen. Domitian führte

Krieg gegen sie, sein Feldherr Fus- kus wurde von ihnen geschlagen. Bei Geten und Gothen galten die Heerführer als Ansen, onn gross und dae Leute. Dikeneus (feaghan-

eus Hausherr) war: unter dem „go-

thischen“ Könige Borbista Gesetz-

geber. Letztern nennt aber Sirabo einen Geten; beide wurden capillati, daher wohl Borbista, von barba Bart, wie die Bastarnen und Chatten. Bei den Chinesen werden die Gothen Yeten genannt, und ausgeführt, dass ihre Sitze vom Aralsee bis zur untern Donau gereicht hätten. In dem letr- ten Jahrhundert vor Christus be- sassen sie die Stadt Olbia und an- dere feste Plätze am Schwarzen Meere. Der Ausdruck Ma ssdgeten oder Marsageten bezeichnet beson- ders den Theil des Waldvolkes, der am Aralsee hauste, denselben, wel- cher später den Namen der Parther, bei den Chinesen aber den der Asen führte. Asen war wohl blos der Name der herrschenden Geschlech- ter, von eus, as Mann, Held, Gott. Massa -gethen bedeutet soviel als Grossrussen, von mal, mas gross, rus gleich coed Wald. Geuchsberg bei Eberstadt nächst Weinsberg, soviel als Gauchberg,

Geule Geyser.

von coiche, jede Erhöhung, Erdauf- wurf, auch der Bauch, altdeutsch Gauch, Dickbauch, fauler Fresser; Bauch verhält sich zu Gauch wie buach Buckel, Bergrücken, zu coiche Höhe, Kauche, Küche, d.h. Herd oder Erhöhung zum Kochen.

Geule, alt Gullus, Fluss bei Maestricht, vom gälischen gil, giol, kimbrisch cuil Bach, deutsch Gille, sonst Mistpfuhl, letzteres von pw? Pfuhl.

Gevaudan, Landschaft im Lan- guedoc mit dem Hauptorte Mende ; in ältester Zeit hiessen die Bewoh- ner dieses Gebirgslandes Gabali, ihr Hauptort Anderitum oder Gabalum, die Landschaft auch pagus Gavul- danus, von keap Bergkopf und i gross, denn hier liegen die höchsten Berge der Cevennen. Mende hies alt Memate, Ort am Wasser, von moim Wasser und aidhe Ort, es liegt amLot, Anderitum ist ean- der-aidhe Wasser-klein-Ort.

Gex, Hauptort der einst burgun- dischen Grafschaft Gex, ursprüng- lich den Grafen von Genf, dann den Herzogen von Savoyen gehörig, wurde 1601 an Frankreich abge- treten. Zur Grafschaft Gex gehörten Ferney, Voltaire’s Wohnsitz, und das Fort de l’Ecluse, welches den Pass zwischen Jura und Rhone auf dem Wege von Genf nach Lyon be- herrscht. Der Name Gex wohl von go-aicde kl. hoher Wohnort.

Geyser, grosser heisser Sprudel auf Island in der Nähe des Hekla- vulkans. Name gälisch, von gais Wasser und er gross, Hekla ist

535

Gfad Giblu.

aigh-il Berg-hoch. Diese Namen deuten an, dass vor den deutschen Normannen schon Kimbern auf Is- land sassen, oder aber dass die Nor- mannen in erster Zeit noch keltisch sprachen, wie dies in Deutschland ebenfalls noch lange Zeit der Fall war, nachdem die Kelten von deu Deutschen überfluthet worden. Man kann Geyser auch mit dem deut- schen Wort giessen, Giessbach in Verbindung bringen, wobei jedoch zu bemerken, dass giessen eben auch mit dem gäl. gais zusammenhängt. Von Island geriethen die Kelten wohl auch nach Nordamerika.

Gfad, Ort in Rhätien, alt Cafate, von ka Haag und /ailh Feld.

Ghistel, Ortin Brabant, Göstel- dorf, alt Gossendorf, Gostendorf in Bayern; 90 klein und astail Woh- nung, Hotel.

Gibelstadt in Franken, von gab- hail Ansiedelung, desgl. Gabels- dorf.

Giblu, Gibloo, franz. Gemblours oder Gemblouse, alt Gemblacum, Stadt in der jetzigen belgischen Provinz Namur, gehörte früher zum Herzogthum Brabant. Es war allda eine Benedictinerabtei, die unmittel- bar unter dem Papste stand, ihr Abt hatte den Rang eines ersten Grafen von Brabant und den Vor- sitz vor den Herzögen und Prinzen. Hier erfocht Don Juan ab Austria 1578 einen Sieg über die Nieder- länder; dabei liegt Ligny, wo am 16. Juni 1815 die Preussen gewor- fen wurden, drei Tage darauf siog- ten sie dann mit den Engländern

Giech Giengen.

bei Waterloo. Der Name Gembla- cum bedeutet Winterort, vom gäl. geamk (lat. hiems) Winter und /oc (lat. locus)Ort. Die Stadt war dem- nach bei ihrem ersten Entstehen ein Viehhof, in welchem die Schafe und das Rindvieh überwinterten, gleich Kammerich, Cortryk, Rheims und Gemmerich im Hairich, Gimto bei Münden.

Giech, Ort in Ostfranken, von coiche Anhöhe, dabei auf einem bohen Felsen die Kügelkapelle, von coich-el Hügel-hoch; ebendaher: Gugenheim am Kochersberg im Elsas; Guginsheim, jetzt Ju- genheim an der Bergstrasse; Gucking, alt Guckendorf in Osstreich. Noch kommt die Form Gyhum, Gygem in Nioderdeutsch- land vor, vom Deminutiv coichin kleines Dorf. Daher Goggendorf, alt Kokendorf in Oestreich, und Cochen an der Mosel. Was nun Giech anlangt, so wurde os früher Gych, Gyech und Gyche geschrieben, also wörtlich Küche oder coiche, ausserdem Gychenburg. Aehnlich lautete -der ausgegangene Ort Ku- gesburg inHannover und der ein- gegangene Hof Kukenshus eben- daselbst. Bei Neresheim liegen Gross- und Klein-Kuchen, ein anderes Kuchen bei Geislingen. Bei Euskirchen am Niederrhein liegt Kuchenheim; former Koch- städt bei Quedlinburg. Endlich Gooch am Niederrhein; Gohhu- sen in Thüringen; Gochsheim im Kraichgau.

Giengen, Städtchen im Brenzgau

536 Gieselwerder Gifhorn.

oder Hertfeld, von coichean, Dem. von coiche Erhöhung, Küche (d. h. Herd oder erhöhte Stelle in der Hausflur), und darnach auch Wohn- stätte.

Gieselwerder, Ort an der Weser, nicht weit von Karlshafen, alt In- sula, daraus mag wohl Giesel ent- standen sein, werder ist die beige- fügte Uebersetzung. Im Ammergau bei Sesen gab es Grafen de Werdere oder de Insula, sie erbauten das Schloss Wohldenberg auf dem rech- ten Ufer der Nette, zwei aus diesem Geschlecht wurden Bischöfe von Hildesheim; im Uebrigen kann Gie- sel auch von gais-il Wasser-gross herkommen.

Giessen, alt Zu den Giessen, am Einfluss der Wieseck (Wies-ach) in die Lahn. Der Name kommt von gais, gaisin Bach, woher auch das Zeitwort giessen, dann (Giesbach, Gisibach, Gais, Gaisbach u. 8. w. Zu den Giessen ist vordeutscht für Ort an dem gisean oder der Wies- ach. Giessen war im Mittelalter eine ansehnliche Festung, noch frü- her eine keltische Wasserveste, die Wieseck lieferte das Wasser in die Laufgräben.

Gifhornan der Aller, alt Geflines- hornan oder Gestine spekia, letzteres soll Brücke bedeuten; Gestine steht wohl gleich 90 klein und din, fzin Burg; hornan oder horn für caeran oder corran kleiner Ort, und Gif gleich gwif Thal, lines endlich für glinn Burg; somit mehrere Appel- lativformen, die kleine Thalburg be- deuten.

Gigemoros Gilda.

Gigemoros, hoher Berg in Thra- kien, vom kelt. coiche Höhe und mor gTOSB.

Gigenburg im Nabelgau in Thü- ringen, von Coiche, Dem. coichean Anhöhe, oder von go klein und gan Burg.

Gihon oder Djihun, gewöhnlich Oxus, auch Ama deria, ein Fluss, der auf dem Hindukusch oder indi- schen Kaukasus in Baktrien ent- springt und in den Aralsee mündet; uach älterer Annahme floss er in das Kaspische Meer, was damit zu- sammenhängen mag, dass der Aral- see selbst früher mit dem Kaspischen Meere in Verbindung stand. Der Name Gihon kommt schon in der Genesis als einer der vier Paradies- flüsse vor. Hon ist das altkeltische ean oder chinesische han Wasser, und g0 oder ci, !schi ist klein, im Gegensatz zum Jaxartes, der grosser Fluss bedeutet, von uisge (Jagst in Franken) und ar gross. Der Jaxar- tes heisst auch Sir, von swör Fluss, und ebenfalls Sihon kleines Wasser, im Gegensatz zum Aralsee oder earg- al grosses Wasser. Oxus ist die gräcisirte Form für uisge Wasser, gleich unseren deutschen Ochsen- bächen; Amu deria bedeutet gros- ses Wasser, von amhain Wasser und dear gross.

Gilda oder Kilder (englisch child das Kind), gälischer Weibername, der aber zunächst nicht Kind, son- dern Diener und Dienerin bedeutet und ursprünglich yiolla lautete. Daherdie Mannsnamen Manugold, Manegold, Manigold, Mangold,

537 Gildschi Gisshübel.

Manogald, Manacald, zu deutsch Herrendiener, von maon Herr.

Gildschi, ein afghanischer Volks- stamm, der wiedie Duranis Wald- volk bedeutet, von coille Wald und dae Leute, Duranis von doir Wald- dickicht und an Leute. Diese Wald- völker kamen nämlich aus den öst- lich an Afghanistan grenzenden Ge- birgen und unterjochten die älteren Bewohner des Landes.

Gilead, bei den Hebräern das Land am Jordan, namentlich dessen östliches Ufer, von gil Wasser und iath Gegend.

Gille, ein Ausdruck, der in Ober- deutschland für Jauche oder das von der Miststätte ablaufende Was- ser gebraucht wird, gil, giol Wasser, und Jauche von oiche, ebenfalls Wasser.

Girgenti, latein. Agrigentum, griech. Akragas, Stadt im südl. Sicilien. Ag ist aighe hoch, ri oder ra entweder gleich ro gross, stark (z.B. Ro-ma feste Stätte), oder aber von ri, rig König, gent für gann Burg und as (in Ak-rag-as) eben- falls soviel als Burg, von ois, also hochgelegene, starke oder Königs- burg.

Gisibach in der Schweiz, gleich Gaisbach, von gais Bach, deutsch giossen, Giessbach.

Gisshübel, soviel als Geisshübel und Geishügel (ein Hof bei Laach), dann Rohrbach am Gissübel bei Eppingen im Kraichgau; der Gissübel bei Queichheim nächst Landau; Gysübel, Feldgegend bei Jettenbach in Würtemberg; dann

Gitschin Giukungen.

Güsshübel, Orte in Oestreich und Böhmen, auch Chizbuhel oder Güssübel, Anhöhebei Birkmanns- weiler, desgl. bei Gältlingen in Wür- temberg, endlich Berg-Giesshü- bel in Obersachsen und Gisse- übel bei Türkheim im Elsas; alles von kaid, kais Berg, und insofern es sich um einen Ort handelt, von aoib Hof und il! gross, also Berg- hofen, oder bei blossen Bergnamen von keap Kopf und i} gross, bezw. li klein, deutsch Kippel, Hübbel. Gitschin, Städtchen im nordöst- lichen Böhmen, gleich kleiner Burg, von g90- oder gi- klein und din, isin oder gann Burg, git kann auch von coed Wald oder gaid Bach her- kommen. Der Ort liegt auf einer Hochfläche, von Teichen umgeben. Ginkungen. In der nordischen Siegfried- oder Sigurthsage wird der Name der Hunnen, chines. Hiung- nus, in Giukungen versetzt; statt der Wölfinger, einer Unterabtheilung der Ostgothen, wird Völsunger ge- schrieben, während statt Burigunden Budlungen gebraucht wird. Diese drei Geschlechter gingen nach der Sage unter, weil die Nornen grimmig zwischen Sigurth und der Brynhilidr einhergingen, als derselbe durch GrimhildsZaubertrank berückt, diese seine frühere Geliebte vergass, sie durch List dem Gunnar oder Gunter erwarb, und an dessen Stelle, durch em Schwert geschieden, neben ihr ruhte. In der Nibelungensage, welche diese Mähr poetischer aus- geschmückt enthält, kommen die Hunnen ebenfalls neben den Buri-

538

Glabbeek Gladbach.

gunden und den Ostgothen Wolf- hart, Wolfprant und Wolfwin vor. Im Chinesischen bedeutet hoang gross, stark, mächtig, wild, ebenso on, ong im Keltischen, und ru oder nae sind Leute; die Giukungen, Hiungnus oder Hunnen also wilde, starke Leute.

Glabbeek, Bach in Brabant, niederdeutsche Form für Gladbach, von giolaid Bächlein.

Glackfels bei Griesbach im Benchthal im Schwarzwald, ein hoher Felsblock, von cloch Fels, woher auch der Grossglockner, die Gleichen und andere Felsen- berge.

Gladbach, auch Clappach in Oberhessen, an einem Nebenbach der Lahn, von c/ad kleiner Bach, zusammengezogen aus giolaid, De- minutiv von gil Wasser. Ebendaher Klein-Glattbach bei Maulbronn, alt Gladebach, und Gross-Glattbach bei Vaihingen, beide an kleinen Bä- chen; Glattbach im Odenwald bei Lindenfele, ein anderes bei Aschaf- fenburg, beide an Bächen; Glad- bach bei Neuss, alt Gladebach; Glaidbach, desgl. bei Wittlich in der Eifel, ebenfalls an einem Bach; Glatbrunne bei Neuers hausen im Breisgau; der glatte Brunnen zu Bottingen, ebenfalls im Breisgau; Gladenbach in Oberhessen; das Glattbächle bei Hallwangen in Würtemberg ; Glad- bach oder Gladenbach bei Langen- kandel im Speiergau; Gladbeck, niederdeutsche Form, bei Dorsten in Westphalen, u. 8. w,

Gladiator Glarus.

Gladiator, keltisch gleiceadoir Kämpfer, desgl. gleictheoir käm- pfender Mann, von gleioim kämpfen und aire, oir Mann. Derselben Wurzel ist claideb, claideamh Schwert, lat. gladius, franz. glaive.

Glanz, keltisch glinn, glänzend qlinnidh ; Glas gloine.

Glambeke bei Lützow in Meck- lonburg, alt auch Glambik, Ort an einem Bach, giolan kleiner Bach, beke die Uebersetzung davon.

Glan oder Glon, Bachname, zu- sammengezogen aus giolan kleines Wasser, Bach. Im Westrich fliesst eine Glan; in die römische Tiber ein Glanis, Glanes oder Gla- nius. Auch in der Schweiz gibt es eine Glan, in Bayern mehrere Orte

mit Namen Glan oder Glon; bei

Osnabrück und bei Münster Glan- bäche.

Glandeve, Stadt in Frankreich, alt Glannateva; die beiden letzten Sylben kommen vom gäl. daimbh, templum, die beiden ersten von gio- lan, zusammengezogen glan Bäch- lein, Tempel am Bach; dev gleiches Wort mit Theben.

Glarus, Hauptort des gleichna- migen Cantons am Fusse des Glär- nisch, eines hohen fast senkrecht in das ebene Thal hereinreichenden Felsstocks. Lateinisch hies das Thal vallis Glarona, im Mittelalter auch Hilarithal, dem heiligen Hilarius zu Ehren, welchem hier eine Kirche gebaut wurde. Das Thal gehörte da- mals dem Kloster des heil. Fridolin zu Säckingen am Rheine. Dass’ der heilige Hilarius von den Säckinger

539

Glas Glasbach.

Mönchen gerade in das Hilarithal versetzt wurde, hatte darin seinen Grund, dass dasselbe schon vorher also hies, denn //wr (Lur, Lur-ley) bedeutet hervorragender Fels, und

onn gross, somit y-Ulwr-onn der

grosse Lurley oder Glärnisch; letz- teres ist eine Adjectivform Zlwr-on- isk. Der Ort Näfels, bei dem 1338 die Glarner einen Sieg er- fochten, bedeutet Neupferch, nua- faldd, es wird hier grüner Kräuter- käse bereitet.

Glas, gälisch gloine, gläsern gloingha, glänzend glinn, Bern- stein gles, sonst Burnestein, Wasser- stein, von Dbioran Wasser. Der Glasberg spielt in der alten Mythe eine grosse Rolle, denn er bedeutet dort soviel als das glän- zende Himmelsgewölbe, auf dessen Spitze der Himmelspalast selbst steht, und in welchem die Elfen oder Engel wohnen, daher er in un- seren Kinderliedern auch Engelland heisst. Der nordische Name für den Glasberg war Gläsisvellir, (letzteres gleich bal-ar Berg-gross oder Feld- berg-gross), bevor Odiu dafür As- gard setzte; noch älter war wilh- blain, Weissberg, von b/aen die höchste Spitze. Die erschlagenen Helden mussten, um in den Himmel zu gelangen, diesen Glasberg oder Eisberg hinaufreiten, ein Unterneh- men, über dessen Schwierigkeiten in den alten Sagen Mancherlei er- zählt wird. .

Glasbach bei Fischbach in Wür- temberg; der Gläserbach bei Salzburg, von gelaz, glais, giolaid

Glasberg Glatt.

Bächlein, desgl. Glasbrunnen bei Lachen in der Pfalz.

Glasberg zu Fahrnan bei Lör- rach im Wiesenthal, von cleith, cleis Hügel.

Glasten, Ort in Sachsen, Thalort, vonclais, clwyd od. clawdd Thal und dunOrt; glasbedeutetauch kl Was- ser, See und auch grün, glaslienen ist endlich soviel als steinicht, was aber als Ortsname nicht passt.

Glastonbury, Ort in England, angelsächsisch Gläsenburuh, kelt. auch /nisritrin oder Inisgutrin, Insel von Glas, latinisirt Gladstonia, Glastonia, altdeutsch Glaekingaburg, lauter Namen für den mythischen Glasberg, der inSkandinavien Glasis- vellr genannt wurde. Dieser Glas- berg lag nach der Mythe im Lande der Fairy oder Feen, in Wirklichkeit war er ein alter Druidensitz in Eng- land, der schon im 2. Jahrhundert nach Chr. in ein Kloster umgewan- delt wurde. In Glastonbury soll Arthur, der Hauptheld der Briten begraben liegen, von da zieht er mit dem wüthenden Heere aus oder wird von der Fee Morgane auf die Insel Avallach (Apfelinsel, oder griechisch in die Gärten der Hes- periden) geführt, wo er in ewiger Jugend lebt, um einst als Retter seines Vaterlandes wiederzukehren.

Glatt, alt Glata, Bach bei St. Gallen, mit den Dörfern Ober- und Niederglatt; dann ein Bach Glatt bei Sulz in Würtemberg, mit den Dörfern Glatt und Glatten; Glaadt bei Stadtkyli in der Eifel an einem

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Glatz Glees.

Glatz, alt Klad-es, Veste im Bie- sengebirg in einem von Bergen um- schlossenen Thale, daher der Name, von clawdd, clwyd, clais Thal und ais Ort. Ortsnamen wie Chladez kommen im östlichen Deutschland mehrere vor, aus dem Slavischen lassen sie keine passende Erklärung zu, weshalb einzelne Ftymologen auf den glücklichen Einfall gene- then, sie für „urslavische“ zu er- klären, gerade wie im westlichen Deutschland, wo man sich mit dem Urslavischen nicht helfen kann, solche Orte von verschiedenen Ge lehrten für „urdeutsch“ angenommen werden. Findet sich in diesem „Urdeutschen“ keine entsprechende Wurzel, so ist sie eben verloren gegangen.

Glauburg in Oberhessen, alt Glaiburg, Glouburg, von c/i Veste, daher auch Glyberg, Kleeberg, Kleyberg, Markkleeberg u. s. w.

Glauchau, alt Glauchow, Clu- chowe, Gluch, Glachau, Stadt an der Mulde, entweder gleich Glogau an der Oder, Haag am Wasser, von giol, gol Wasser und ka, kau Haag, oder da die alte Burg von Glauchau auf einem Felsen über der Mulde liegt, von cloch Fels und kau Haag, Befestigung. Jedenfalls kommt Glau- chau nicht vom slavischen gluche, kluchy taub, leer, unfruchtbar, wie Oberlehrer Immisch glaubt, deun ein solcher Begriff passt nicht für eine Felsenburg.

Giees, Ort am Niederrhein, alt Glensa, von glinn Veste, gleich Lin:

kleinen Bach, von giolaid Bächlein. | in Oberöstreich.

Gleichberge Glemsgäu. 541 Gilennerbach Globus.

Gleichberge. Der Steinberg und der Bernborg in Thüringen bei Gotha heissen zusammen die Gleichen; sie liegen etwa eine Stunde von einan- der, auf jedem eine Burgruine, sonst zeigen sie nichts Gleiches; der Name ist verdentscht für das gäl. cloch, kimbr. c/wg Fels, woher auch der Name des Grossglockners in Steier- mark; Steinberg ist die richtige Vebersetzung des cloch-Berges, und Bernberg kommt in gleichem Sinne von pirn, bryn Berg. Gleichen Ursprungs ist in Würtemberg ein Gleichenberg bei Schützingen.

Gleichen, zwei Felskuppen, die oberhalb Göttingen hoch über das andere Waldgebirge, in welchem die Leine und ihre Seitenbäche ent- springen, hervorragen. Auf jedem der Felsen lag eine Burg. Name von clochFels. Statt Gleichen wird auch der Name Uslar, Uslargleichen gebraucht; Uslar bedeutet das- selbe, von aith hoch, steil und Zlwr, llar hervorstehender Fels, wie beim Lurley. Bei Fritzlar liegt ein Dorf Gleichen am Fusse einer Basalt- kuppe, auf der früher ein Wart- thurm stand,

Gleisweiler, Ort an der Pfälzer Hardt, von c/awdd Thal oder Aleith Hügel.

Glemsgäu, alt Glemisgow. Das Thal der Glems zwischen Stuttgart und Pforzheim, oder zwischen dem Schönbuch und dem Ostabhang des Schwarzwaldes, gehörte politisch einst zu Rheinfranken, obgleich die Bewohner Schwaben sind. Das Volk nennt den Glemsgäu auch Strohgäu,

von sruadh Bach, was gewöhnlich in Stroh umgewandelt wurde, denn es gibt hier nicht mehr Stroh als in jedem andern umliegenden meist fruchtbaren Ackerstriche. Glems kommt entweder von giolan Bäch- lein, oder auf das Thal bezogen von gleann Thal (Glönthal im Glarus), In diesem Thal liegen: Mark- Gröningen am Fusse des As- berges (ailh, ais Berg) an der Grenze Rheinfrankens und Alaman- niens oder Schwabens, von cro Veste, cronean kl. Veste, cronach od. cron-aighe hohe Veste; Leon- berg, von leachan Berghalde, es ist an dem Berg hinauf gebaut; Pulverlingen am Ausfluss der Glems in die Enz, von Di? klein, bior Bach und long, ling Ort; da- bei Rixing an der Enz, von rheag, rheig Bach und inka kleiner Ort; gegenüber Leinfeld, von Zinn Feld, Wiese,

Glennerbach in Graubündten, alt Gelenge, von giolan kl. Wasser.

Giobus. Die höchste Basaltkuppe des Kaufungerwaldes bei Kassel heisst der Globus. Dieser Name ist nicht deutsch; globus bedeutet im Lateinischen Kugel, glowa.oder klawa im Slavischen Haupt, Kopf. Wie kommt nun aber ein römischer oder slavischer Bergname ins Kaufunger- thal? Doch wohl nur deshalb, weil das lat. globus und slav. glowa mit dem kelt. calb, calbh oder auch gnob, colg identisch sind; alle diese Formen bedeuten Bergkopf. Die lateinisch scheinende Endung us oder bus in Globus ist das kelt.

Glött Goch.

bis oder pis Wald, franz. bois Holz, somit steht Globus gleich Kniebis im Schwarzwald und Chnieboz im Wasgau, welches ebenfalls Bergwäl- der sind.

Glött, Ort und Bach bei Dillin- gen an der Donau, von giolaid Bächlein.

Glotterbach, Bach, Thal, Bad und Dorf im Breisgau nächst Wald- kirch, von giolaid Bach und der klein; der Bach mündet in die Elz.

Gloucester, Stadt am Servern im westlichen England, alt Gleavan- caster, von cli Burg und ban, beann Berg; caster kam als Tautologie in angelsächsischer Zeit hinzu, denn vorher hies die Burg blos Glevum, latinisirt für clea-bann; caster gleich cas-dear Burg-gross.

Goburg, ein alter Ringwall auf dem Eisfelde (ai/h hoch) Östlich vonder Werra bei Allendorf zwischen Asbach und Vockerode. Nach dieser kleinen Burg (denn 90 bedeutet im Keltischen klein) heisst die ganze 1600 Fuss hohe Kalkfläche die Go- burg, sie fällt nach allen Seiten steil ab, ist mehrere Stunden lang, aber nirgends über eine Viertel- stunde breit, und bildet seit alten Zeiten die Grenze zwischen Thürin- gen und Hessen.

Goch, vom kelt. coiche Hügel oder erhöhter Ort, ein Städtchen im Clevrischen, dessen Name an die einst hier wohnenden Gugernen er- innert, ein Volk, das später mit einer Abtheilung Hattergauer, die von den Römern aus dem rechts vom Rheine gelegenen Ruhrgau hierher

542 Gochsheim Görtschits.

versetzt worden, zusammenschmolz, und mit ihnen die Bewohner des Hattergaus bildete. Es liegt in die- sem Hattergau noch Neorsen an der Niers (kl. Wasser, von ni klein und earc Wasser, Neersen mit an- gehängtem dun, din, tzin Ort, Burg, Zaun). In dem tief liegenden Gel- der- oder geul- d. h. Wasserlande mussten der Ueberschwemmungen wegen die Wohnungen auf natür- lichen oder künstlichen Erhöhungen oder Coichen angelegt werden, wie im Chaukenlande an der Weser, da- her der Name Gug-er-nae coich- ire-nae Kauchen-land-leute.

Gochsheim, Ort im Volkfeld un- terhalb Bamberg, von coiche erhöh- ter Ort; im Kraichgau liegt auch ein Gochsheim.

Godwin, Goswin entweder Krie- ger, Kampfmann von kath Kampf und duine Mann, oder Waldmann von coed Wald.

Göffeibrunnen zu Tüllingen bei Lörrach, Quelle, kleiner Bach, vom kimbr. gofer Bach.

Göggingen in Würtemberg, alt Cachingen, von coichtn, Dem. von coiche, hochgelegener Ort, ebense Kagn, alt Kagine in Bayern.

Göhrenberg, ein waldiger Berg bei Markdorf im Linzgau; ander Form für Gehren Garen oder Gen, gäl. garan Dickicht, Busch wald.

Göl. So beissen in Armenien ver- schiedene Seen, oder vielmehr Göl ist ein Appellativ und bedeute schlechtweg See, Wasser, vom kelt. gil, giol Wasser.

Görtschitz, verdeutschter Rach-

Görz Göttingen.

5413

Göttweig Gog.

name, vom slav. Kuroiza, und dies ! deuten, also kl. Burg. Im Jahre 953

die Verkleinerungsform für Gurk, und dieses wieder vom gäl. currog kleiner Bach, Deminutiv von caoir, curr oder gouer Bach.

Görz oder Goritz, eine einst von slavischen Winden bewohnte Land- schaft im östlichen Theil Friauls an der Krainer Grenze; sie bildet jetzt mit dem Idrianer Boden, mit Gra- diska und der Hauptmannschaft Tol- mein (/ol-main hoher Berg) und dem Littorale von Agley den Görzer Kreis. Die Grafschaft Görz gehörte im 11. Jahrhundert dem Geschlecht der Grafen von Tyrol. Von Main- hards III. Söhnen pflanzte Main- hard IV dentyrolischen, Albrecht II den görzischen Stamm fort. 1500 starb Graf Leonhard von Görz ohne männliche Erben, worauf Kaiser Maximilian I vermöge alter Ver- träge die Grafschaft, die ihm ohne- hin schon längst verpfändet war, in Besitz nahm, seit welcher Zeit sie bis auf die Periode von 1809 bis

1813, wo sie französisch war, bei

Oestreich verblieb. Hauptstadt der Grafschaft ist die Stadt Görz am Isonzo. Name von corr, ghear Grenze und aidhe Ort.

Götterberg bei Fleinheim, dann der Göttler, Bergwald bei Frie- senhofen, beide in Würtemberg, vom gäl. caid Hügel und er gross, oder von coed Wald.

Göttingen, alt Gudingen, auch Gutingi oder Gudinga, Waldort, von coed Wald und daingean Veste. Die Vorsylbe go kann wie bei Go- burg, Coburg auch blos klein be-

kommt Gutingi schon in einer Ur- kunde Kaiser Ottos I vor. Göttweig, östreichisches Kloster, Name von coed Wald und gwig ein- gehogter Ort, Dorf, also Walddorf, wie Codwig oder Coswig; coed- wigh bedeutet auch blos Waldhaag, d. h. eingehegter Wald, Bannforst. Gog und Magog bedeuten den Kaukasus und die nahe oder jenseits desselben liegenden Lande, nament- lich also Skythien oder Russland. Gog ist das kelt. coiche Höhe, Berg, Kaukasus ist die gräcisirte Form für coich-aith Berg-hoch; Magog bedeutet entweder mah gross oder ma Stätte, d. h. die Gegend um oder bei dem Orte, welcher der Sylbe ma folgt. Gog und Magog kommen in der Weissagung Ezechiels vor, in welcher derselbe(in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts vor Chr.) einen neuen Einbruch der Skythen nach Vorderasien und Palästina in Aus- sicht stellt, wie dieselben etwa 50 Jahre vorher schon einen ausgeführt hatten. Damals vertrieben diese Nordkaukasier erst die Gomer (Kim- bern oder Kymerier) aus ihren Sitzen um das Asowsche Meer, wendeten sich dann gegen Süden, besiegten 633 vor Christus die Meder und drangen durch Palästina bis gegen Aogypten vor, wo sie jedoch durch Bitten und Geschenke zur Umkehr bewogen wurden, und endlich nach 28jähriger Herrschaft wegen ihrer Räubereien und Bedrückungen durch die Meder wieder aus Asien vertrie- ben wurden. Die Krieger des Gog

Gog.

worden alsReiter und Bogenschützen geschildert, als seine Bundesgenos- sen die Rosch (Russen), d. h. die Waldvölker, von rus Wald, dann Mesech und Tubal, d. h. die Völker der Gebirge im nördlichen Klein- asien, im Pontus und in Lasistan. Rosch oder rus Wald, Rusche, Erle ist eine andere Form für coed Wald, woher die Skythen oder Waldleute (coed-dae, gezischt skyd-dae oder Skoten, Schotten) ihre Namen füh- ren. Die Araber gebrauchen statt Mug und Magog die Ausdrücke Jagug va-Magug, und verstehen darunter ebenfalls die Skythen im Norden des Kaukasus. Im Mittelalter wur- den diese Ausdrücke in gleicher Weise stets mit dem Kaukasus oder dem Gebirge Kaspie in Verbindung gebracht, wo der „grosse Alexander den Gog und Magog eingesperrt“ habe. In christlichen Sagen werden dieselben jedoch als „verfluchte Ju- den“ aufgefasst, wobei man an die Karaitischen Juden in der Krim denken kann, welche dort im Ge- birge auf einem steilen unzugäng- lichen Felsen ihren Wohnsitz Tschu- futkale bis heute noch haben. Die Bewohner des Kaukasus nann- ten ihre Gebirge, wie Eratosthenes berichtet, Kaspios, von kasp, ge- zischte Form für keap Bergkopf. Im Ossetischen bedeutet ghogh heute noch Berg, die höchsten Spitzen heissen Mugogh oder Moglıef, mu ist hier soviel als mah, mahd, mat, mas gross, beide Worte also soviel wie mah-coiche oder mah-keap. In der Genesis

544

Goggles Goldach.

ist Magog der zweite Sohn Japhets, er folgt auf Togarma oder Armenien.

Goggles, Ort in Tyrol, woselbst, wie im alten Rhätien, sich folgende ähnliche Ortsnamen finden: Kogel, Cacal, Cogul, Cogolo; sie bedeuten Ort auf kl. Fels, co klein, ya} Fels und aidhe, ais Ort.

Goktschaisee in russisch Arme- nien, Name von coiche Berg und tze, tschai, tschu, chinesisch für das keltische su, sua Wasser oder See. Dieser Bergsee liegt 5500 Fuss über dem Meere in einem Gebirgs- kessel östlich von Eriwan. Am Süd- rande desselben der Ort Maidan, Feldort, von magh, mai Feld und dun Ort. Der See heisst armenisch auch Kegam, von coiche und am- hain Wasser, oder dzow Geghamai, (dzow gleich tschua Wasser) ; endlich auch Sewanga-See, vondi-eankl. Wasser, im Gegensatz zum Mat-ian gross-Wasser, wie der nahe liegende grössere Urmia-See auch heisst.

Gola, Gula, Vorrathshaus, von keall.

Golberoda, Ort in Sachsen, nach dem Slavischen Taubenschloss, von golb oder holb Taube; solche Schlös- ser mag es aber schwerlich je ge- geben haben, einfacher erscheint giol-bi Wasser -klein oder coJ-bi Berg -klein und rhat Schloss. Im Slavischen bedeutet rhad oder hrod, sonst gorod, grod ebenfalls Schloss.

Goldach, Dorf und Bach bei St. Gallen, alt Coldaha; dann Goldau, verschüttetes Dorf am Fusse des Rigi, beides von giolaidh Wasser mit angehängtem aha,

Goldbach Goldene Aue. 545 Gold. Hundert Gold. Zeitalter

Goldbach, von giolaidh Wasser, Bach; so gibt es einen Goldbach bei Saaz in Böhmen, Dörfer dieses Namens bei Ueberlingen, bei Pflaum- bach in Würtemberg. Mehrere Gold- bäche in der Schweiz, dann bei Han- nover ein Golnbach, alt Goldbiki; Goldbach bei Gotha; die Goldbach bei Stimpfach in Würtemberg; ein Goltbrannen beiMappach nächst Basel. Die Form Goln von giolan, ebenfalls ein Deminutiv von gio? Wasser.

Goldene Aue. Im weitern Sinne |,

die Niederung zwischen Vorharz und Kyffhäuser-Gebirg, von Nordhausen bis Altstedt. Diese Erweiterung des Namens ist neu, früher umfasste die goldene Aue nur die Sumpf- gegend zwischen Heeringen und Kelbra, soweit sie nämlich noch vor 200 Jahren ein See war, daher auch der Name, denn golden ist die Aue keineswegs, sondern grün, mit Riedgras bewachsen, wie alle feuch- ten Wiesen; 9Ö/, gil, giol, Demin. giolaidh und giolan bedeuten Was- ser, See; in Armenien heissen die grossen Seen bei Wan und Urmia heute noch GÖöl, Aue ist das kelt. va Gegend, Gau, daraus wurde goldene Au, giolaid-ua. Die feuchteste Stelle in der Aue unterhalb Aueleben heisst das Aulebener Ried; Auleben von #27 feucht, sumpfig und liub Schlupf- winkel; oberhalb Kelbra heisst eine Strecke der Aue die Stimmen, von taoman kleinem Wasser. Die Stim- men, welche man nach der Volks- sage hier hört, sind die der Frösche, welche in dem Ried hausen. Unter- Deutsch-kelt. Wörterbuch.

halb Kelbra (giol-bi-ra Wasser- klein-Stätte) ist der See schon früher ausgetrocknet worden, die Gegend ist aber noch heute bis Artern (art-aran Ort-Berg) und Nebra (naimb} heiligu. ra Stätte) sumpfig, und heisst darum dasBied. Die Be- wohner desselben hiessen keltisch Wigseszi, die im Wasser Sitzen- den, von wig, gwig Wasser; Wig- sezi wurde darnach ein Gauname, wie Lusizi, Lausitzer, die im lua, Wasser des Spreewaldes, sitzen. Goldenes Hundert oder Madach an der Grenze des Linzgaues, des Hogaues und des Rietgaues in Ober- schwaben, Namegleich goldener Aue in Thüringen, von giolaidh Wasser, See; die jetzt noch sumpfige Gegend war früher ein Soe. Madach gros- sos Wasser, von mat gross und aha, acha, ist dasselbe; Hundert ist die Bezeichnung einer Unterabtheilung des Gaues, soviel als Cent. Goldenes Zeltalter. Im Wider- spruch mitder natürlichen Entwicke- lung der Dinge aus einem niedern Urzustande findet sich bei den alten Völkern der Gedanke eines ursprüng- lich goldenen Zeitalters, dem ein silbernes, dann ein ehernes und schliesslich ein eisernes folgten. Nach Hesiod waren die Menschen im goldenen Zeitalter gleich Göttern, entfernt vonMühen, Leiden und jeg- lichem Uebel, dagegen im Besitz aller Güter der Erde. In den folgenden Zeitaltern wurden sie aber schlimm, und dafür mit Unheil belastet. Pro- metheus hatte das Feuer den Göttern entwendet und den Menschen ge- 35

Goldenes Zeitalter.

bracht. Zur Ahndung dieses Frevels sandten die Götter die Pandora, das ersto Weib auf Erden, und sie brachte alle die zahllosen Uebel dahin, uuter welchen das Menschengsschlecht lei- det. Zum Unheil der Männer hat also Zeus die Weiber eingeführt. So der alte Hesiod. Aeschylus fasst die Sache dagegen anders auf; er lässt durch die Gabe des Prometheus die Menschen aus dem Zustande der Un- vollkommenheit zu höherer Bildung gelangen. Ovid stimmt wieder mit Hesiodüberein und lässt im eisernen Zeitalter die Menschen wegen ihrer Verderbtheit durch eine von Jupiter geschickte Sündfuth zu Grunde ge- hen. Auch Tacitus spricht von der ersten Zeit als einer solchen, wo we- derSittenlosigkeit, noch Verbrechen, noch Strafen vorhanden waren, son- dern die Menschen in kindlicher Ein- fachheit, ohne Kenntniss des Guten und Schlechten, ihr Leben verträum- ten. Bei den Parsen findet sich eine ähnliche Anschauung, Meschia und Moschiane, die Stammeltern desMen- schengeschlechtes, waren ursprüng- lich zur Soligkeit bestimmt und un- tadelig, aber Ahriman bemächtigte sich ihrer Gedanken und zog sie von Ormuzd ab, so dass sie Sünder wur- den. Sie ergaben sich derJagd und tranken Milch, was als thierisch ihnen nachtheilig war, später assen sie Früchte, die ihnen Ahriman gab, worauf sio von hundert Glückselig- keiten alle bis auf eine verloren; sie erhielten nun Feuer, assen Fleisch und brachten den Izeda (Dämonen) Opfer, anch kleideten sie sich jetzt

516

Goldenes Zeitalter,

in Thierfelle. Bei den Indern, Chine-

sen und Tibetanern finden sich ähn-

liche, aus einer spätern Moralphilo-

sophie entsprungene Anschauungen.

Bei den Hebräern laufen beider-

lei Anschauungen durcheinander,

doch überwiegt die moralistische;

aus ihr entsprang der Sündenfall

und die daran geknüpfte Lehre von

der Erbsünde. Im alten Testament ist aber von einer ursprünglichen Vollkommenheit der Menschen nicht die Rede. Sie waren nicht unsterb- lich geschaffen, hätten es aber wer- den können, wenn sie vom Lebens- baume genossen hätten, wozu es aber nicht kam; sie assen, durch die Schlange verführt, blos vom Baume der Erkenntniss, wodurch sie ihre ursprüngliche kindliche Un- kenntniss des Guten und Bösen ein- büssten und sich schämen lernten, nackt zu gehen. Dadurch wurden sie aber sittlich noch nicht verderbt, sondern im Gegentheil durch Erlan- gung sittlicher Erkenntniss Gott ähnlicher (Cap. 3 Vers 22 der Ge- nesis); um so weniger konnte sich auch ein sittliches Verderbniss weiter pflanzen. Von der Erbsünde ist in der Genesis nirgends die Rede, sie ist eine Erfindung späterer Rigo- risten, namentlich des Jehovisten Esra und der Priester der grossen Synagoge, welche das Böse schon beim ersten Menschen beginnen und immer weiter bis zur Sündfluth fort- schreiten lassen. Dievom Elohisten herrührenden älteren Theile der Ge- nesis wissen von diesen jehovistisch- rigoristischen Doctrinen nichts, nen-

Goldgründe Golich.

nen nicht einmal das Wort Jehova, sondern gebrauchen stets den alten Namen Elohim. In Wirklichkeit ha- ben die Menschen sich aus einem thierähnlichen Zustande im Laufe der Jahrtausende allmälig empor- gearbeitet, sie gingen von der Stein- periode in die der Bronze, und von da in die des Eisens über. Jedes Yolk oder jede Race hat diese drei Perioden durchgemacht, aber nicht zu gleichen Zeiten; während die Kel- ten in Asien schon das Kupfer zu schmelzen und zu bearbeiten ver- standen, behalfen sich die Liguren und Finnen in Europa noch mit Steinwerkzeugen; schliesslich sieg- ten die Bronzewaffen über die Stein- hämmer, und das Eisen über das weichere Kupfergemenge. Heutzu- tage ist es das Pulver, welches die Entscheidung im Kampfe um die Güter der Erde verleiht.

Goldgründe nennt man die Stel- len, wo an den Flüssen Gold gewa- schen wird; im Mittelalter lautete der Ausdruck Goltgriene. Im Gäli- schen bedeutet grian Flussbett, grean Grand, grober Kies. Die Kel- ten wuschen Gold am Rheine, sie brachten diese Kunst aus dem Orient mit, wo sie früher als am Rheine betrieben wurde. Gold hatten die Kelten in Münzen und als Zier an ihren Geräthen.

Goliath, Riese im alten Tosta- ment, gälisch ga? stark und aith hoch; sein Gegner David, arabisch Daud, gäl. /uath, bedeutet Fürst, Anführer.

Golich, Anhöhe in Obersachsen,

547

Golis Gombs,

(nach Pastor Frenzel in Berggiess- hübel) soviel als Schönsicht, von golwech Anblick, Sicht, oder von golyg schön anzusehen, daraus ent- stand Golige, verdeutscht goldene Höhe, später schöne Anssicht. Da- bei die wälsche Hufe.

Golis, Ort bei Leipzig am Rande des Rosenthales (richtiger Ruschen- waldes), an einem der vielen Arme der Elster, zu deutsch kleine Burg, von 90 klein und /!lys, lios Burg, auch Hof. Die Burg stand da, wo jetzt das sog. Waldschlösschen liegt. Es gibt übrigens noch mehrere Go- lis in Sachsen, z. B. eines an der Elbe bei Meissen; Golis ist gleich Goburg, Coburg, oder 90-gan, jetzt Kokand, in Asien.

Gollach, häufiger Bachname, dann Göllersbach in Bayern, beide von cotleach, Deminut. von cuil Bach. Bei Göllersbach ist ein er beige- setzt, wodurch ein grosser Bach an- gezeigt werden soll. Ober- und Unter-Golbach bei Gemünd in der Eifel, und Golpach in der Schweiz, letzteres von giol, gil, ebenfalls Bach. An der Gollach in Ostfranken liegt der Gollachgau, vergleiche das Weitere hierüber un- ter Ifligau.

Gombs, französisch Conches, der oberste Zehnte des deutschen Ober- Wallis auf beiden Seiten der Rhone, Hauptort Münster. Die Gomser sol- len Stammverwandte der niedersäch- sischen Chauken sein, und zwar des- halb, weil sie bei den Römern Kaulker oder Kabilker hiessen, woraus dann weiter geschlossen wird,

35 *

Gomanar.

dass sie schon damals wie ihre Nach- bar weiter ab im Thale, die Tu- linger und Dalterner, Deutsche ge- wesen, die sich später mit den kel- tischen Sedunern oder Sittenern und Viberen oder Briogern gemischt hät- ten. Diese Schlussfolgerungen sind wie alle solche auf blosse Namens- ähnlichkeit gebaute Combinationen haltlos, denn erstens wissen wir nicht, ob die Weser-Chauken wirk- lich Deutsche waren, ihr keltischer Name bedeutet Bewohner von Erd- hügeln oder Coichen, um sichgogen Ueberschwemmungen zu schützen, später traten an Stelle der isolirten Hügel fortlaufende Dämme, keltisch stuadh, woraus der Name der Ste- dinger entstand. In Ober-Wallis sind weder Erdhügel noch Dämme nöthig, um sich gegen Ueberschwem- mungenzuschützen, da Bergabhänge überall in der Nähe sind. Auch be- deutet Kabilker, was in Kaulker zusammengezogen wurde, Hoch- walds-bewohner, von giubh Wald, i/ hoch und iX Adjectivform gleich icus, oder deutsch isch; kab kann auch blos für keap Bergkopf stehen, dann Hochgebirgsbewohner. Die Tu- linger, von do/, dail Thal, Dal- terner, von dail-tuaran Thal-ort, Seduner, von di-dun kl. Ort und Brieger, von braighe Berg, Vi- berner endlich von di klein und bryn ebenfalls Berg. Gombs end- lich von cwmm Thal und iach Gegend, also Thalland. Münster endlich ist das latein. Monasterium, Kloster.

Gomanar, kleiner Hof, von 90

58

Gomer.

kleinund maenawr kimbrisch, ma- noir französisch, ein mit trockenen Mauern oder Steinhaufen umgrens- ter Bezirk, Ringwall. In Kärnthen gab es ein Gomanaron und einen Berg Gomanara, der auf Erz gebaut wurde.

Gomer, nach der Genesis der erste Sohn Japhets, Vater der As kenas, der Riphat und der Togarma, Unter Gomer oder Gamer versteht man die Kimbern oder Kimmerier, welche im Norden Kleinasiens sı- nächst am Kaukasus und auf der Kymmerischen Halbinsel, d. h. der Krim wohnten; von da verbreiteten sie sich über ganz Europa, nament- lich über dessen nördlichen Theil; als Anwohner des Asowschen Moeres

mussten sie Fischfang und Schif-

fahrt treiben, als Steppenbewohner waren sie Beiter, dabei tapfer Kriegsvölker; dies kann auch ihr Name bedeuten, von camb tapfer, deutsch Kampf, camb-air Kanp!- mann, Krieger; näher liegt indes auch hier die Bedeutung Nordsulk, von gheam Winter, lat. hiems. Von den Söhnen des Gomer sind Askenss diejenigen, welche am wisge oder Wasser wohnten; mag man nun di Ostsee sammt den dänischen Insela (tain Wasser) oder blos das Asor- sche Meer, also die eigentlichen Kimmerier darunter verstehen; die Biphat, von Arib, chrib Berg und aith hoch, waren die Bewohner de‘ mitteleuropäischen Gebirgsinsel, de: Ripsen, insbesondere der Karpr then und Alpen, dem Stamm: nach Liguren oder Iberen, währen!

Gommern Gonten.

die Askenas hier etwa Finnen oder Hunnen. Die Togarma endlich sind die Armenier und Phrygen auf dem kleinasiatischen Hochlande; Togarma Hausbewohner, Phrygies Bergvölker. Unter Askenas die Deut- schen und unter Riphat die Slaven zu verstehen, wie es Knobel in sei- ner Völkertafel thut, geht nicht wohl an, denn einmal stammen diese nicht von den Kimbern ab, und dann traten sie weit später in der Ge- schichte auf, als die Genesis abge- fasst wurde, wenn auch zugegeben werden kann, dass unter den Sky- then schon in ältester Zeit deutsche wie slavische Stämme sich befunden haben mögen, denn skyddae bedeu- tet weiter nichts als Waldvölker. Die Alten glaubten, Kimmerien sei ein Winterland voll Eis und Schnee, wo die Sonne nicht scheine und stets Nebel und strenge Kälte herrschten; nach dieser Anschauung muss Go- ımer oder Kimerien, wie gesagt von geamh Winter abgeleitet werden, und sind, wie die Genesis annimmt, die Armenier und Phrygen Gomers Kinder, so mussten sie aus dem Norden eingewandort sein.

Gommern, weit gedehnter Thal- ort, von comm Thal und mamwr weit ausgedehnt,

Gonesse, alter Stadtname, alt Gaunisss, Gonescha, Gonessia, deutsch Wasserburg, von gann, gonn Burg und uisge Wasser.

Gonten, Ort im innern Theil des Cantons Appenzell. Gunt bedeutet Wald, gunt-ion Waldort, gun heisst auch Giessbach.

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Gorgon Gorm.

Gorgon, grausamer Mann, von gorg Würger und an Mann. Gorge, die Kehle, im Französischen und varg der Räuber sind gleicher Ab- stammung.

Gorheim, Ort in Hohenzollern, vom gäl.corr, caer, lat.curia, Hof, Wohnung; Gorkum im Nieder- land wird wohl dasselbe bedeuten, denn aus hem, chem, chaim wurde hierkum, wie bei Borkum, buar-kum gleich Beuern oder Beiertheim, Vieh- ort, von buar Bindvieh.

Gorhum, alter bei den Arabern üblich gewesener Name für die Is- raeliten oder Fremdlinge, insofern sie in Arabien wohnten. Die Araber unterscheiden die ersten Gorhums, d. h. den Stamm Simeon, der (nach Dozy) zur Zeit der Richter Palästina verlies und dasHeiligthum zu Mekka gründete, also lange vor Mohammed, und die zweiten Gorhum, die Juden, welche sich zur Zeit der baby- lonischen Herrschaft nach Arabien flüchteten. Dozy erklärt das Wort Gorhum aus dem hebräischen gur, Fremdling-sein, ger Fremdling, gar fremd, daher Hagar, die Fremde, dann Garim oder Gerim, Name der Erzväter, die in Kanaan Fremd- linge waren, ebenso der Juden in Aegypten. Im Keltischen nun be- deutet ghear oder corr ganz das- selbe, nämlich grenzlich, über dor Grenze wohnend, so die Germanen oder Grenzvölker.

Gorm, altgälischer Mannsname, derin „tdorm dem Alten“ sich in Dänemark erhielt; er bedeutet edel, wurde auch guarm und guorm ge-

Gosen Goslar.

sprochen. Im Altdeutschen Wurm- herioderWerinheri, Edelherr, Edel- mann, daraus entstand der Name Wernher.

Gosen, das Ländchen in Aogyp- ten, wo angeblich Milch und Honig floss; es lag am Pelusischen (oder östlichen) Arme des Nils ostwärts bis zur Wüste. Es muss fruchtbar und für Viehzucht geeignet gewesen sein, sonst wäre keine Milch darin geflossen. Der Hauptort war Bu- bastus oder Bubastis (jetzt Basta) mitdem Tempel der Bubastis, welche man mit der griech. Artemis oder der röm. Diana zusammenstellt. Dar- nach wäre Bubastis von bu Kuh, bois, bas Wald und tis, divs Göttin zu erklären; desgl. Gosen, von coed Wald und yn Stätte, Gegend, also ein am Rande des Ostnils ge- legener Waldstrich, in dem aber Viehzucht getrieben werden konnte, und welcher den Israeliten als Co- lonisten zur Cultivirung angewiesen worden war.

Goslar, alt Goslaria, von /awr Tenne, /aruch Wohnung und coed Wald (vergl. Fritzlar). In der Stadt Goslar war eine kaiserliche Pfalz für Ostfalen, dieselbe befand sich vor 1086 in Werla an der Ocker. Gos- lar lag an der Grenze des Salz- und Liergaues, und wurde von dem Bi- schofzu Hildesheim für seinen Spren- gel in Anspruch genommen. In dem blutigen Streite, der 1063 im Münster zu Goslar zwischen dom Hildesheimi- schen Bischof Hezilo und dem Abt Widerad von Fulda über den Vorsitz ausbrach, gründete jener seine An-

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Cote.

sprüche darauf, dass er sich hier in seiner Diöcese befinde. Der Erz- bischof Siegfried von Mainz behaup- tete später, sein Sprengel reiche bis an die Gose (coed-sa Wald-bach, gleich Fose, foth-sa), also bis in die Stadt Goslar. Dieser neue Streit wurde 1225 von Kaiser Heinrich VI dahin geschlichtet, dass das Stift Simonis und Judae keinem von beiden gehöre, sondern als beson- dere Reichskapelle angesehen wer- den solle. Durch die Silberbergwerke in der Nähe kam Goslar sehr in die Höhe, ‘dieser Werke wegen hielten die fränkischen Kaiser ihr Palatium darin fest, während sie die andern Pfalzen in Niedersachsen aufgaben, welche ohnehin vom sächsischen Volke nur als sächsisch-herzogliche Pfalzen anerkannt wurden, weshalb es, alsHeinrich IV in der Umgegend Goslars neue Schlösser anlegen lies, diese niederriss.

Gote. An die Stelle der Schutz- geister oder Fylgien trat in christ- lichen Zeiten die Gote oder Gotel, damit wurde aber früher auch die Hulda oder Frau Holle bezeichnet. Um auch die Männer an der Be- schützung des Täuflings Antheil nehmen zu lassen, wurde der Gote oder Guten ein Pati (pater, Vater) beigegeben, beides zusammen sind die Gevatterleute; das Kind ist ibr Götchen, gleichstehend dem Aus- druck Gütchen, womit im wendischen Deutschland die Elfen oder Butz:n (von baolh gut) bezeichnet werden. Sowie in den nordischen Sagen die Nornen, bei den Kelten die Feen

Gote.

(Faien, Fairis) zu der Taufe gela- den wurden, um dem Kinde durch Wünsche ein gutes Geschick zu be- stimmen, so erscheinen jetzt die Pa- then, und hängt das Schicksal des Kindes vielfach von deren Verhalten ab. Die Gote muss das Kind küs- sen, wenn sie es zur Taufe trägt, dann bekommt os Grübchen beim Lachen. In sein erstes Bad legen die Pathen drei Pfennige, dann hat es immer Geld, und eine Schreib- feder, dann lernt es leicht; auch der Vater kann dies thun. Das erste Bad stand in alter Zeit der Taufe gleich, letztere ist aus diesem Bade hervorgegangen. Ein Rosenkranz im Bade macht das Kind fromm, ein Ei gibt ihm eine klare Stimme; unter den Tisch gelegt, wird es geduldig, aufdas Pferd gesetzt, wird der Knabe muthig; das Mädchen muss buttern, dann wird es fleissig. Beim Kochen des ersten Breies und bei der Tauf-

mahlzeit muss gesungen werden,

dann lernt das Kind gut singen. Ruht dagegen die Gote während des Kirchgangs mit dem Täufling, so wird er langsam und bekommteinen schweren Tritt. Schlagen die Pathen ihr Wasser ab, wenn sie sich schon zur Kirche angezogen haben, so wird das Kind unreinlich. Die Pa- then dürfen während der Taufe nicht an Mondsucht oder andere Krank- heiten denken, sonst bekommt sie das Kind, auch darf man es während der Taufe nicht schütteln, sonst reisst es alle seine Kleider entzwei. Bindet man ihm aber Brod und Käse in die Windeln, so leidet es nie

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Gotha Gothen.

Hunger. Soll es recht fleissig wer- den, so muss die Mutter während der Taufe zehnerlei Arbeit thun, und soll es ein Alter von hundert Jahren erreichen, so muss man die Gevattern aus drei Kirchspielen bit- ton. Schlägt aber die Uhr während der Taufe, so stirbt das Kind. Liegt das Kind zwei Freyatage ohne Taufe, so behält es die Freya, es bleibt dann Elfe und sieht seine Kamera- den, es kann schichtern, d. h. es sieht Geister. Merkwürdig ist, dass noch heute in den wendischen Lan- den der Gebrauch herrscht, dass als Weiber verkleidete Männer mit schwarzgemachtem Gesicht bei den Hochzeiten erscheinen. Selbst der keltische Ausdruck Feie, Fee, be (Frau) ist in der Grafschaft Buppin für diese Nachbildungen der alten Schicksalsgöttinnen geblieben. Die Männer machen während des Kirch- ganges allerhand Possen, um die Leute zum Lachen zu bringen. Ge- wöhnlich sind es ihrer drei. Bei Templin kommen sie um Mitternacht des ersten Hochzeittages, und heis- sen Maschkers, die Braut muss mit ihnen tanzen.

Gotha, Stadt in Thüringen, zu deutsch kleines Haus, kleiner Ort, von 90 klein und dae Haus; oder auch Waldhaus, von cocd-dae, im erstern Falle gleich Co-burg, kl. Burg.

Gothen, auch Gotti, erschienen zu Anfange des 3. Jahrhunderts an der untern Donau gleichzeitig mit dem Auftreten der Alemannen am Main gegen Caracalla. Spartian, der

Gothen.

bier von ihnen spricht, nennt Sie auch Geten. Pitolemäus hatte sie vorber schon als auf der Ostseite der Weichsel hausend, aufgeführt. Nach Jornandes kamen sie dahin von den Sitzen der Ulmerugen an den Ufern der Ostsee oder aus Skandinavien, und seien von da nach Win oder Ouin im Lande der Skythen gewandert (Win, gwind Wald), und zwar unter König Be- rich (deklein, righ König). Procop nennt die Gothen ausdrücklich ein gethikon ethnos, d.h. ein Waldvolk, von coed Wald; dasselbe thut Jor- nandes. Beide, Gothen wie Gethen, werden von griechischen wie römi- schen Schriftstellern jener Zeit auch als Skythen bezeichnet, was sehr natürlich ist, denn Skythe ist nur die gesischte Form für goth, get oder coed, und bedeutet ebenfalls Waldvolk. Als Führer der Donan- gothen zur Zeit Kaiser Gordians wird Arguntis genannt, von earg Herr und an Mann oder onn gross, stark, also Herrmann, oberster Kriegs- mann; einen ihrer Feldherrn nennt Jornandes Argaitus, ebenfalls von earg Herr und aith hoch. Darnach waren die Gothen Bewoh- ner der Waldstriche im heutigen Russland, gerade wie die Skythen, während der Name Gesten mehr für die Balkanvölker im Gebrauch war. Ob die angebliche Abstammung aus Skandinavien, bezw. aus Gothis- candza nicht daher entstand, dass dort in Gothland ebenfalls Wald- völker hausten, die heute noch Gothen genannt werden, während

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Gothinen Gothland,

nebenher auch die Anwohner der Seeküsten als Gauten oder auch Gothen, von gaolk Seo bezeichnet wurden, mag schwer zu entwirren sein, da schon die Alten hierüber verschiedener Ansicht waren. Von der untern Donau aus verhoerten die Gothen die Küsten des Schwar- zen und Aegäischen Meeres, plün- derten Trapezunt im Verein mit den Boranen oder Boraden (verschie- den erklärbar, dor stolz, huar Vieh, bior Wasser und nae oder dae Leute), dann Chalcedon, Ephesus, Athen, Argos, Sparta, Kreta, Rho- dus, Thessalonich, wurden aber von Kaiser Claudius bei Naissus aus- einandergesprengt und dann von Aurelian wieder über die Donau getrieben, wo sie indess Dacien im Besitz behielten. 321 brachen sie wieder in Thracien ein, wurden aber von Constantin zurückgetrieben. Zosimus nennt diese Gothen auch Sauromaten, ihren Führer Rausi- modos (ruadh streng, rauh, muatk edel); ihr König hies Aria-rich, d. h. Kriegs-König, von ar Krieg und righ König, gleich Ariovist Kriegs-Führer. Von da an blieben sie etwa ein Jahrhundert ruhig, brachen dann aber als Westgothen wieder über die Donau, indem sie wie ihre Ostnachbarn, die Ost- gothen, von den Hunnen vorwärts gedrängt wurden.

Gothinen, Waldleute, von coed Wald und duin Mann, einst einer der mancherlei Namen der Bowohner des Riesengebirges.

Gothland, Insel im Baltischen

Gotleuba Gotteshausbund. 553 Gottfried Gottlieben.

Moere. Hier bedeutet Goth nicht Wald von coed, auch nicht Gothen- land, sondern Seeland, von gaoth See, Meer, wie bei Cattegat.

Gotleuba, Ort in Obersachsen, zu deutsch Waldwinkel, von coed Wald und /iub Winkel, wörtlich Schlupf.

Gotric, nordisch Gautrekr, alter Personenname, der nicht Gottreich, sondern Gottesdiener bedeutet, denn im Gälischen bedeutet reachd Va- sall, Diener, gerade wie Dietrich Fürstendiener, von tuath Fürst.

Gott oder blos Got, englisch god, hängt einerseits mit „gut“, wie Bud- dha mit baoth oder bäodh gut, zu- sammen, andererseits mit dem kelti- schen cadAh heilig, cadha Gottes- dienst, und dies wieder mit caidh, caith, lat. castus, keusch, rein, mild.

Gottsbüren, alt auch Gundes- büren, Ort im Beinhardswald in Hessen, Name von coed Wald, dar- aus Codsbfren; Gundsbüren da- gegen von gwydd, gmwint oder gund kimbrischer Form für coed. Büren entweder von Dbwr Burg oder eher von buar Bindvieh und on Leute, also Waldbauern, Waldviehbesitzer.

Gotteshausbund, der erste in Graubündten von den freien Gemein- den geschlossene, schon vor 1424 gestiftete Bund, Chur als Sitz des rhätischen Bischofs war dessen Hauptort; es gehörten weiter dazu: Pusklav (Poschiavo), das Engadin, das Münsterthal (ladinisch Mystair), Zizers (latein. Ciceres, Zizaria) und Ortenstein im Domleschgerthale,. Diese Namen sind selbstverständlich

alle altkeltisch und nicht lateinisch, trotzdem dass in einem Theile des BundesinFolge derRömerherrschaft ladinisch gesprochen wird. Posk- law ist busk-liub Wald-Winkel; Engadin, alt Eneatin, Inngegend ean-iath; Zizers, klein Caero, di- caer mit angehängtem Zischlaut; Ortenstein ist nicht deutsch, sondern klingt nur so: ordan run- der Fels, Stein statt din, tzin Burg, endlich Domleschg oder Tomi- liaska, taom-li-uisge Weald-klein- Wasser.

‘Gottfried, alt Godofred, Godfroi französisch, zu deutsch Gottesdiener, von frith, frioth Dienst. Schon die alten Gälen hatten die Gewohnheit, sich Gottes Diener zu nennen. Chriemhild und Grimoald be- deuten ebenfalls Gottesdiener. In christlichen Zeiten kamen zu Gott- fried noch Gottlieb, Gottlob; die christlichen Kelten nannten sich maoil-josa Diener Jesu, maol-muire Diener Mariä, von maol Diener. Da der Name Gottfried aus einer deut- schen Vorsylbe, Gott, und einem keltischen Anhang besteht (Gottes- friede oder Friede mit Gott passt nicht als Personenname, denn der Gegensatz fehlte, weil Niemand mit Gott Krieg führt), so muss er in einer Zeit entstanden sein, wo dentsch und keltisch durcheinander gesprochen wurde, also zu Anfange des Mittelalters.

Gottlieben, Dorf bei Constanz am Untersee, alt Gottelubon, Gote- lieben, zu deutsch Seewinkel, Land- ecke, die in den See hineinragt, von

Gottsau.

gaolh See, Meer oder coed Wald und /uib Ecke; aus letzterem wnrde in Nordthüringen leben oder leven, z. B. Aschersleben, Hadmersleben; dann Lebenban oder Lobenheim in Franken, ebenso Ober- und Untern- alb in Oestreich, alt Naliub, Nali- uph, Neleub, Schiffswinkel, vonnaoi Schiff, Nähe, Nachen; Külp, Bergwinkel, von coiche Höhe und ftub, alt Chuliup, Chiuliup, Chuo- luop; Zemling, altZemiliup, Wald- winkel, von /aom. Liebeneck, Liebenstein und andere Namen, wo lieb die erste Sylbe bildet, können wohl aus dem Deutschen, nämlich von Liebe erklärt werden, obwohl nicht gut einzusehen, wie man in einen Stein oder eine Felsecke ver- liebt sein kann; os müsste sich denn eine Sage von irgend einer Lieb- schaft daran knüpfen, die aber ge- wöhnlich erst hinterher, um den Na- men zu erklären, erfunden wurde. Liubenthal, ein Ort in Unter- österreich, soviel als Thalwinkel, Schlupf im Thal.

Gottsau, früher eine Benedictiner- abtei bei Karlsruhe in einer sumpfi- gen Wiesengegend, welche schon in keltischen Zeiten durch Anlage eines Landgrabens entwässert wurde; an diesem Graben unterhalb Gottsau liegt jetzt Karlsruhe. Rings um die Wiese ist Wald, daher der alte Name Waldwiese oder Waldland, von coed Wald und ua Gegend, was dann in Gottesau umgewandelt wurde. Die Wiose ist eine Fortsetzung der Schiesswiese hart bei Karlsruhe, die

uch Waldwiese bedeutet, von dem-

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Gottschee.

selben coed, gleich dem Hagen- schies oder Hochwald bei Pforzheim. Wohl angelockt von dem Namen Gottesau legte hier zur Zeit Bert- holds H von Zähringen ein anderer Berthold, Graf zu Vorchheim (am Rhein zwei Stunden von Karlsruhe) das Kloster an, welches mit zwölf Mönchen aus Hirschau besetzt wurde die umliegende Gegend wurde dem. Kloster vermacht, dazu ein Wein- garten zu Hohenberg. Dass die Gegend oder ein Ort schon vorher Godesau geheissen habe, also der Klostername Gottesau erst darnach gebildet wurde, ergibt sich aus der Geschichte der Stiftung, wie sie in Bader’s badischer Landesgeschichte erzählt wird.

Gotischee, kleines Hersogthum inKrain, ein rings von Kalkgebirgen umgobenes waldiges Ländchen, von den Gotschewerern, oder wie sie sich selbst nennen, Gottscheabarn be- wohnt. Dieselben ziehen als Handels- leute durch aller Herren Länder, wäh- rend die Weiber dem felsigen, mit Farrenkräutern überdeckten Boden ınagere Ernten abgewinnen. Gott- scheabar ist ar, air, Mann, der Gotisch-ibh Wald-gegend oder des Goltsch- aibh Wald -geschlechtes. Gottsch ist gezischt und aspirirt für das einfachere coed Wald. Gothen sind die Gottscheer keine, wenigstens berechtigt der Name hierzu noch lange nicht, obwohl die alten Go- then ebenfalls von coed Wald ihren Namen führten, wie die Besitzer ihrer einstigen Sitze, die Bussen (von rus Wald), und vor den Gothen

Gottsfeld.

die Skythen, eine blos gezischte Form für Gothen oder coed-dae Wald-leute; sie sind auch keine Slaven bezw. Winden, wohl aber könnten sie ein Ueberrest aus kel- tischen Zeiten sein, sie sprechen übrigens jetzt alle deutsch. Im Mittelalter schickten sie einmal Ge- sandte an Ludwig den Frommen, wobei sie mit dem latinisirten Na- men Guduscani und Goduscani be- zeichnet wurden.

Gottsfeld oder Cottsfeld, ein Gau in Ostfranken, zum Würzburger Sprengel gehörig, er, bildet die Landzunge, welche von Schweinfurt gegen Würzburg herabzieht und von drei Seiten vom Main umflossen ist. Codds kommt von gwydd, coed Wald. Es liegen darin Kizzingen, alt auch Chizzinga, ebenfalls von coed Wald und faingean Veste. Auf der Westseite liegt Würz- burg, alt Wirziburg, gleich Wür- temberg, von orden, Genitiv uirdan kleiner, runder Berg, auf dem jetzt die Festung liegt. Auf dem linken Ufer des Mains gehörte noch Grafen- Rheinfold zum Gottsfeld. Bei Retz- bach (rhed Bach) war seine Grenze gegen den Waldsassengau. Sonst liegen noch im Gau: Sommer- hausen, von tom Wald und er gross; Sülzfeld (suail klein und faldd Pferch); Eibelstadt, von aoibh Hof und il gross; Randes- acker, von reann Feld, Acker; Rottendorf, vonrathan kl.Burg; "Dottolbach statt Dettenbach, von di klein und !ain Wasser; Veits-

höchheim, alt blos Hoheim, dem.

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Gottstadt Grabfeld.

‚heiligen Veit zu Ehren; Proselz-

heim, alt Brozeltesheim, von bro hohe Gegend, ceal-di kl. Vorraths- haus; Astheim, von tosda oder aidhe Ort; Eisenheim gleich Astheim; Bleichfeld, von blah Flachfeld; Wipfeld, von ibh Ge- gend, Feld; Theilheim, von daile Burg; Zaizleben, Waldwinkel, von coid und liub; Werneck, von feoran Feld und achu Wall. Gotitstadt bei Niedau am Bieler See, ruht wie dieses auf Pfählen, die in den Sumpfboden eingetrieben sind. Die Gegend um Gottstadt hies früher Holzstatt oder locus ligni, weil hier in ältester Zeit die Ureinwohner auf Pfählen ruhende, von Wasser umgebene feste Wohnsitze hatten, sogenannte Pfahlbauten, wie man sie nachgerade auch anderwärts, z. B. im Züricher See und vielen andern Orten ähnlich wie in Irland und Schottland namentlich auf den dortigen kleinen Inseln fand. Gott- stadt von coed Wald, Holz bedeutet dasselbe wie Holzstatt oder locus ligni, Niedau kommt von naoth nass, insofern os ebenfalls eine im See gelegene Pfahlburg war, sonst könnte es auch von nuad neu ab- geleitet werden, au ist «oi Hofgut. Graben, Marktflecken unterhalb Karlsruhe auf der Haard, einer san- digen Feldfläche oder Sandinsel zwi- schen den alten Rheinarmen. Name wohl gleich cra-ban Sandfeld, von cre, cra, cray Erde, Sand, franzö- sisch Kreide, und ban Feld. Grabfeld, Landschaft in Hessen und Ostfranken, es zerfiel in das

Grabfeld,

östliche und westliche; das letztere ist gleichbedeutend mit der Bucho- nia, dem Bergrückengau im Fuldi- schen, der zu Rheinfranken gehörte ; das östliche Grabfeld zwischen dem Main und Thöringerwald bildet einen Bestandtheill Ostfrankens. Beide Grabfelde gehörten zum Würzburger Sprengel. Grab ist zusammengezo- gen aus ghear oder gor, ger, corr Grenze und ibA Land, Gegend; denn der Landstrich war, so lange die Deutschen noch jenseits des Thü- ringerwaldes als Hermunduren oder Markomannen ihre Heerden weide- ten, die Grenze zwischen ihnen und den süddeutschen Kelten, wie er heute noch die Grenze zwischen den Franken und den Thüringern bildet. In Hessen rechnet man das west- liche Grabfeld oder Fulderland noch zu Süddeutschland, hier gilt noch durchweg die Guldenrechnung, nörd- lich davon der Thaler. Von der grossen Grenzwüste zwischen den Kelten und Markomannen ‘erzählen die römischen Schriftsteller zu An- fang unserer Zeitrechnung, sie er- streckte sich von Böhmen bis zum Odenwalde; jetzt ist das Grabfeld auf die Gegend um Königshofen im Gebiet der fränkischen Baale einge- schrumpft; gerade wie die Germar- mark, welche die Westgrenze Thürin- gens gegen Hessen bildet, schliess- lich nur noch an der Gegend um Germar auf dem Eichsfolde hängen blieb. Ger-mar bedeutet Grenz-berg wie ger-ibh oder Grab Grenzgegend. Das Grabfeld war kein Gau im eigent- lichen Sinn, es gab keine Gaugrafen

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Grabhägel.

des Grabfeldes, sondern es zerfiel in mehrere wirkliche Gaue, als: den Banzgau an der Itz bei Koburg, den Hasagau an den Hassbergen, den Baringau auf der Rhön, das Tullifeld an der Worra bei Leng- feld und Vach, und den Wester- gau bei Neustadt und Meiningen. Im westlichen Grabfeld lagen die Buchonia, das Fulder Land, der Sinn- grund oder Sinngau und der Saal- gau an der Saale. Für den letztern Theil war die Bodenlaube bei Kis- singen der Grafensitz, für den öst- lichen der Mainberg bei Schwein“ furt. Was man jetzt noch dasGrab- feld nennt, bildet ungefähr die Grenze zwischen dem alten östlichen und westlichen Grabfelde. In Steiermark im Gurkthal liegt auch ein Grab- feldt oder jetzt Krappfeld geschrie- ben, alt Chrapucfeld.

Grabhügel. Die alten Völker be- gruben ihre Todten gewöhnlich an den Landstrassen, daher die bei den Römern übliche Grabschrift: Siste, oder Sta viator lege: Stehe still, Wanderer und lies. Die Germanen warfen über ihren Todten oder über der Asche-Urne der Verbrannten Grabhügel auf. Aus solchen Grab- hügeln lässt sich deshalb oft die Richtung der alten Heerstrassen oder Holwege erkennen. So fand man in den Jarlbergen, d. h. Grabhügeln von Jarlen oder angesehenen Krie- gern (earr Herr) auf der Strasse, welche von Lüneburg nach Braun- schweig durch den Papenteich führt, eine grosse Menge Urnen. An der alten Heerstrasse nach Aliso durch

Grabs Gradiska.

den Tentoburger Wald, an der Werra abwärts über Herfordnach der Weser liegt eine grosse Zahl solcher Grab- hügel, die theilweise wohl aus der Zeit der Hermannsschlacht herrüh- ren mögen, da auf dieser Strasse Varus v rnichtet wurde. Erst nach dem Jahre 803, in welchem Karl der Frankenkönig zu Selz im Elsas mit den Sachsen den letzten Friedens- vertrag abschloss, trat dessen Verbot der Verbrennung der Todten auch in Norddeutschland in Kraft. Bei Todesstrafe mussten nun die gewalt- sam Neubekehrten ihre Todten auf den Höfen der neuerrichteten Kir- chen nach christlichem Ritus, und nicht mehr wie früher an den Land- strassen begraben. Die Furcht vor den Kreuzwegen, an denen es jetzt noch nicht geheuer sein soll, stammt ebendaher, dass da, wo die Wege sich kreuzten, die Todten am hän- figsten begraben wurden.

Grabs, lat. Quadravedes, Ort im Sargauserland, gehört jetzt zum Canton St, Gallen; vedes ist Feld- ort, von /aith Feld und tas Ort, also vierter Feldort. Grabs liegt in der Nähe der alten Burgen Mont- fortand Werdenberg. Quadra könnte auch statt guardia stehen, dann er- hielte man den Sinn Feldwache, und daraus ergäbe sich die Entstehung der bei Grabs liegenden Burgen. Hinter Pfeffers (Waldort von feabr) an den Quellen der Tamina liegt Vettis, dies bedeutet aber hier Waldort, von Aodh Wald und tas Ort.

Gradiska, altes Bergschloss, jetzt Hauptort der Grafschaft Gradiska

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Grächen Graf.

im östlichen Friaul, 1473 von den Venetianern gegen die Türken be- fostigt; 1641 wurde die Grafschaft von Kaiser Ferdinand III dem fürst- lichen Hause Eggenberg geschenkt, welches 1717 ausstarb, worauf die Grafschaft an Oestreich zurückfiel; der Name bedeutet Felsenort, von cruadh Stein, Fels, aith hoch und ka Umzäunung, Haag. Ein anderes Gradiska liegt an der Sau, nicht auf einem Felsen, hier von gorod oder gard Stadt und uisge Wasser.

Grächen, Ort im Wallis, von graig Dorf, graichean kleines Dorf. Im Neckargau stand 768 ein Ort Grechu, der jetzt ausgegangen ist.

Grätz oder Gratz in Steiermark, dann Graitz am obern Main, Groitz an der Elster, Greitz im Oster- lande, desgl. Groitsch, Grodice und wie die Formen im Slavischen alle geschrieben werden, trotzdem dass sie nach dieser Sprache keinen passenden Sinn geben; sie kommen entweder von graig Dorf, was auch greag, greg, kreik, crech, kreices und kreuches lautete, oder von cro Burg und aöth hoch oder von cruadh Fels und ois Burg; wie z. B. Graz in Steiermark, das an einem steilen Berge hinaufgebaut ist, auf welchem eine Burg liegt, oder endlich von: crota Park, Viehpferch.

Grafoder Grebe, eine ins Deutsche übergegangene keltische Bezeich- nung für den Vorsitzenden des Ge- richts, latinisirt gravio oder garavio. Die ursprüngliche Bedeutung war comes Begleiter, vom kimbrischen gwr Mann und eb, Plural ebion

Grafenstein.

Reise, Gang, gwr-y-eb Mann der Reise, alte Schreibart gur-e-eb, zu- sammengezogen Greebe, Grebe. Das lateinische comes, aus „cum iens“ Mitgängerentstanden, bedeutet wört- lich dasselbe. Der Comes begleitete den Kaiser auf seinen Rundreisen im Reiche. Greebe, Grebe ist nieder- deutsch (daher Grevenstein nördlich von Kasselim altsächsischen Gebiet), Grafe, Grafio ist fränkisch,, denn in dieser Mundart wird e vor und nach rin a umgewandelt, angelsächsisch gereva. Die Grafen leiteten im Na- men desKaisers und statt desselben die Gerichtsverhandlungen, sie tra- ten in deutschen Zeiten an die Stelle der altkeltischen Fürsten oder Gau- könige oder der principes, wie Bie Cäsar und Tacitus nennen. Jedem Princeps standen in keltischen Zei- ten 100 freie Männer aus dem Volke beim Gerichte zur Seite, und diese waren die eigentlichen Comites (vgl. Hunderte).

Grafenstein, Grebenstein, Raven- stein bedeutet zunächst den Sitz, Stuhl des Grafen bei den alten, öffentlich abgehaltenen Gerichts- sitzungen und Volksversammlungen. Da aber nicht auf allen Grafen- steinen solche Sitzungen abgehalten wurden, auch vor der Errichtung eines geordneten Gerichtswesens solche Steine oder Felsenblöcke ihre Namen haben mussten, so wird er in vielen Fällen auf grob, grab, hrab, hrip, Ahrp zurückzuführen sein; lirp bedeutet aber Stein, Fels, Berg im Keltischen wie jetzt noch im Slavischen. Aehnlich verhält es

558 Grajische Alpen Granits.

sich mit den Rabensteinen, die erst dann ihre hentige Bedeutung erhielten, als die Raben Veranlas- sung fanden, die Leichen von Misse- thätern zu umflattern.

Grajische Alpen, Bezeichnung für die höchsten Felsengebirge in Savoyen mit dem Montblanc. Name von creagh oder cruadh Fels; die Cottischen Alpen dagegen von coed Wald. Die ersten Bewohner dieser creagh oder Felsen waren die Gra- joceli, von keall Zelle, Keller, Höhle, Wohnung; ebendaher führen die Griechen (graikoi) ihren Na- men, endlich wohl auch das Ge- schlecht der Grachen in Rom,

Graina, Berg in Graubündten, alt Agren, von aighe hoch und rin, rann Berg.

Gran, alt Strigonium, letzteres gleich Burg am Wasser, d. h. an der Donau in Oberungarn, von ster oder stry Fluss und gan Burg; Gran von cron Veste. Die Donau hies in ihrem untern Laufe y-sier, d. h. der Fluss; versetzt Stry, Fluss in Gali- zien. Der Flussname Gran bei der Stadt Gran, alt Granus, Granua, Granahaentweder Burgwasser, Fluss bei Gran, oder gleich gyrynt, ga- rant bezw. caor-an Wasser-klein, im Gegensatz zur grössern Donau.

Granada, Stadt im südlichen Spanien, alt Illiberis oder Eliberis, grosse Burg, von ill gross, bar Berg und ois Burg. Granada von grin Burg und aith hoch.

Granitz, Dorf im Erzgebirge, gleich Krinitz, Kreinitz entweder slavisirt für cron, gran Burg und

Gransen Graubündten. 559

nuadh neu, oder vom slavischen hranica, graniza, weichere Form für das deutsche Grenze. Lagen aber diese Orte wirklich an irgend einer Grenze? Granschütz bedeutet Wald-Burg, von cron und coed Wald.

Gransen, franz. Granson, Städt- chen am Neuenburger See, früher Hauptort einer Landvogtei, welche 1484 den Städten Bern und Frey- burg zugetheilt wurde; gran Burg, son gleich Saone, Seine, gezischt für tain Wasser.

Graubündten war ein Theil des alten Rhätiens; der Name soll da- her kommen, dass die Einwohner früher Kleider von grauer Haus- leinen trugen, deshalb latein. cani, franz. grisons, ital. grisoni, vielleicht aber auch von cruadhFels, Felsen- land. Im 5. Jahrhundert bemäch- tigten sich die Alomannen eines Theiles von Rhätien, namentlich des Rheinthales, während daseigent- liche Graubündten schon vorher von Italien aus unter die Ostgothen ge- kommen war, die eg durch Herzoge regieren liessen. 529 brachte es Theodebert, fränkischer König von Austrasien unter seine Botmässig- keit, und es wurde mit dem Herzog- thum Schwaben oder Alemannien vereinigt. Kaiser Otto I und Herzog Ludwig von Alemannien verliehen 951 dem Bischofe Hartbert von Chur

verschiedene Gerechtsame in der Stadt Chur und in der Grafschaft Rhbätien, und Kaiser Friedrich I er- hob den Bischof Eginon 1170 zur reichsfürstlichen Würde. Die Rhätier

Graubündten.

erhielton wegen ihrer Treue auch von Kaiser Friedrich II wichtige Freiheiten. Als Rhätien die Herr- schaft der schwäbischen Hoerzoge nicht mehr anerkannte, standen ihre Grafen (von Bregenz, Montfort, Wer- denberg, Sargans, Tyrol und Chur) unmittelbar unter dem deutschen Reiche. 1419 errichtete der Bischof von Chur nebst der Stadt Chur das erste Bündniss mit Zürich, und die freien. Gemeinden Rhätiens schlossen unter sich drei Bünde, den obern oder grauen 1424, den Gotteshaus- bund noch früher, dann den Bund der Zehngerichte 1436. Diese drei Bünde traten 1471 zu Vatzerol in ein ewiges Bündniss zusammen. Zu Graubündten gehörten als eroberte Landschaften das Veltlin, Worms und Clefen, welche 1797 Buonaparte mit der Lombardei vereinigte, bei der sie auch bis jetzt verblieben. Im grauen oder obern Bunde, wel- cher dem ganzen Thale den Namen gab, liegen: Ilanz, oberste Stadt aın Rhein, von Z/ann Scheune bezw. Kirche; Dissentis, der Abt der hiesigen Benedictinerabtei war deut- scher Reichsfürst, /yddyn Hof, tais Burg; Tron s oder Truns, hier wurde 1424 der graue Bund geschlossen, was in der hiesigen Kapelle in alt- deutschen Reimen noch verzeichnet steht; /reann Feld, ais Ort; Tenna, eine altschwäbische Colonie, deren Einwohner deutsch sprechen, din Burg, dun Ort; Rezüns oder Rä- zuns (lat. Rhätium, Rhetium), rhat Berg, ion Ort; der Heinzenberg (mons Heinsilianus), in der Landes-

Greif. 560 Greifenburg Greingan.

sprache Montagnia, ein mit Matten oder Wiesen bedeckter Bergstock (innis, hinnis Wiese); Tusis oder Thusis (lat. Tuscia, ital. Tossana), von fuadh Fürst und ois Burg; Caz oder Käzis, auch Kazis am Fuss des Heinzenbergs im Domleschger- thal, von coed Wald und ois Burg, entsprechend taom-il Wald-gross- Wasser, woraus Tomiliasca oder Domleschg wurde; Splügen am Hinterrhein und am Nordfusse des Splügener Berges und Passes; die deutschen Einwohner wurden von den Hohenstaufen zum Schutze des Passes hier angesiedelt, sie sprechen noch deutsch, heissen auch Walser; Splügen gleich bill-aighe kl. Höhe, Pass; Andeer im Schamserthal, tuar Dorf, an entweder Artikel oder in klein oder onn Fels; Tamins oder Damins am Zusammenfluss des Vorder- und Hinterrheins, Einwoh- ner ebenfalls deutsch, oman, omins Bauernhof, mitvorgesetztem diklein.

Greif, althochdeutsch Krifo, grie- chisch gryps, gryphus, im alten Te- stament cherub, Vögel oder Engel mit Adlerschnäbeln, Löwenklauen, Flügeln und funkelnden Augen, welche die Goldschätze im Lande Eden oder in Charvila an den Quellen des Indus oder weiter nördlich bei den Arimaspen bewachten. In der persisch-hebräischen Schöpfungs- sage bewachen die Cherubim oder himmlischen Greifen den Garten Eden und sind hier als Engel mit dem Schwerte dargestellt, woher denn auch der Name kommen mag von heru, cheru Schwert und ba,

be Fee, oder bean (fomina, feınme) Mann un dFrau.

Greifenburg, alte Veste im Lurn- gau an der obern Drau in Kärnthen, vom gäl. groban Felsenspitze.

Grein, Stadt an der Donau in Oestreich, von grinn Veste. Grün- burg an der Steyer in Oestreich ist andere Aussprache für Grein- burg; statt grinnsprachen die Gälen weicher glin oder blos gli, daher die Gliberge oder Gleiberge. Grinn ist eine Verkleinerung von caer Ort, Ringwall, caer-an, auch caeryn; daraus wurden in der Schweiz, in Rhätien und Oberitalien Garina, Curun, Graun, Grun, Gorn, Garn, dann Krina, Ca- rona, Carono, Carano, Ca- renno, Carena, und im Slavi- schen Crone, Grona, Gruna, Gorno u. 8. w., letztere Formen je- doch mit angehängtem nu neu, so dass sie mit cro-nua, Burg-nen, zu- sammenfallen.

Greingau, das Land um die nie- dern Bergrücken östlich von Osna- brück an den Quellen der Hunte (ean-di oder gun-di klein Wasser). Grein kommt hier von grianan Bergrücken; darin Kilver, alt Kelveri, kleiner Königskoller oder Vorrathshaus, oder blos Haus des Königs, von keal-bi-ri Keller-klein- König. Nordwestlich davon Tote- bure, Fürstenburg, von /u«atfh oder tus, tuis Fürst (Thüsnelda Fürsten- tochter) und bwr Burg. Ravens- berg, alt Ravinesberg, von ra Ort, Veste, binn, bean Berg, liegt auf dem Osning.

Grenemark Grenoble.

Grene-mark , so hies der Grenz- strich des Hildesheimer gegen den Mainzer Sprengel an der Leine bei dem Orte Greene zwischen Nord- heim und Alfeld. Bei Greene liegt ein breiter Bergrücken, der das Leinethal auf der Westseite ab- schliesst und sich bis gegen Eim- beck zieht, daher wohl der Name, denn grianan heisst ein breiter Bergrücken, sonst auch in Grinde verdeutscht z. B. Hornissgrinde, höchster Borg des mittlern Schwarz- waldes; der Ortsname Greene da- gegen von grin Burg, cro-an kl. Burg. Die Germarmark, das Grenz- land zwischen Thüringen und Hes- sen hat eine ähnliche Form, kommt aber von ger Grenze und mar Berg. Der Grenemark gegenüber auf dem rechten Leineufer lag die Mark Gandersheim. Beide gehörten noch zum Hildesheimer Sprengel, also zum Herzogthum Sachsen, während die südlich daran stossenden Gaue mainzisch waren und damit zum Herzogthum Franken. Die sächsi- schen Kaiser stammten aus der Mark Gandersheim, welche im Uebrigen einen Theil des Gaues Flenithi oder Berghöhenlandes bildete. Die Grener Mark hios alt auch Grenagau, wie die Gegend um grossen Freden Fre- tenagau (/ridd Wald), die bei Wenzen Venzagau, bei Erichs- burg Eriggau, bei Empe Em- pengan.

Grenoble, Hauptstadt der Dau- phins an der Isäre, römisch Gratiano- polis, altgälisch Cularo, zu deutsch Bergpass oder Bergveste, Au! oder

Deutseh-kelt, Wörterbuch.

561

Grete Greutungen.

kaul bedeutet Schutzwehr, ar oder er gross, stark, or Berg. Die Cita- delle von Grenoble liegt auf einen hohen Felsen, der das enge Thal, durch welches sich die Isere zwängt, völlig beherrscht.

Grete, zu deutsch Sandort, von cre, criut, cres, gries Grant, Sand und dae Ort. Gretingau war der alte Name des Sandlandes um Celle; Grete, Sandort, war wohl der älteste Name von Celle an der Aller, bevor es eine fürstliche Vorrathskammer (von keall Keller) wurde, woraus dann allmälig die Stadt entstand. Cre ist das franz. craye und beden- tet dort Kreide. In Griesheim im Darmstädter Sandlande kommt der Name ebenfalls vor, ebenso in ähn- lichen Strichen des Breisgaues, des Elsasses und Tyrols. Oestlich von dem niedersächsischen Sandlande oder den beiden Grantgauen (Gretin- gau und Grindirigau) hinter Burg- dorf und Celle nimmt, oder nahm das Waldland überhand, daher von da, an der Aller aufwärts, lauter Waldgaunamen, als Mutw.ide (Sumpfwald), Flotwide (fürstli- cher Wald), Witinga (Waldgau), Osterwalde, Derlingau (Waldwiesengau) bis zum Dröm- ling (druim flache Höhe). Grete kann übrigens auch Pferdestall be- deuten, von greadh Pferd und dae Haus,

Greutungen, alt Greothingi, grie- chisch Grouthingoi, auch Grotunai, Grutunni, ein skythisches Reitervolk, von greadh Pferd und an, or Mann, nasal ung odering. Diese Greutungen

86

Grervelingen.

hausten zwischen dem Dnieper und Don in den Steppen des östlichen Russlands, während die Terwin- gor, ebenfalls ein skythisches Volk, mehr westlich in den Waldstrichen am Dniester seine Hoerden weidete. Terwing, von doire Walddiekicht, oder von daire, versetzt triu Eiche, Wald. Die Greutungen kann man auch, wie Grete, von criut oder griut Gries, Grand, Sandlandableiten. Die Nachfolger der Terwinger hiessen in selavischen Zeiten Derewljane, griechisch Derbleninoi, vom slav. drewo, gleich triu oder dair Baum. Als Waldbewohner führten die Terwinger denselben Namen wie die Gothen, coed-dae oder skid- dae; sie mögen auch desselben Stammes ‚gewesen sein wie diese; Athanarich der Westgothe wird bei Ammian sogar Judex Thervingorum genannt; dagegen werden Ostgothen und Greutungen bei den ältesten Schriftstellern stets neben einan- der aufgeführt. Das Dniesterthal nennt Ammian einmal vallis Greu- thungorum, dann wieder auch, dass diese am Don mit den Alanen zu- sammengrenzten, 80 dass man ge- zwungen ist, unter Greuthungen ein weit umherschweifendes Beiter- volk anzunehmen, entsprechend den heutigen Kosacken, während die unter oder neben ihnen wohnenden Ostgotheu mehr ein Waldvolk waren, das von Jagd und Viehzucht lebte, wahrscheinlich auch erst zur Zeit der Völkerwanderung aus Hochasien im Skythenlande erschien. Grevelingen, Grafelingen, franz.

- 502

Greyers Griechen.

Gravelines, Stadtin Flandern, wurde 1528 von Kaiser Karl V befestigt und kam durch den pyrenäischen Frieden 1659 an Frankreich. Der Name bedeutet Grafensitz, von grer- y-eb Mann der Reise, zusammen- gezogen in Grebe oder Graf, und Ilan oder lang Scheune, Wohnsitz, Kirche,

Greyeorz, Gryers, franz. Gruydre, latein. Grueria, Städtchen mit alter Felsenburg am Fusse des Molesson im Canton Fryburg. Name von creagh Fels und aras Burg, die lat, Form von cro Veste und ar hoch. Der beliebte Greyerzer Käse wird in dem nahen Charmeythale gemacht, mit dem gleichnamigen Dorfe (germo Nachbarbauer).

Griechen, Graekoi, Graikoi, auch Graioi, ein Name, der sich aus dem classischen Griechischen nicht er- klären lässt. Im Keltischen ist cruadh oder creagh Fels, Felsen- gebirg, darnach sind creagh-wi Felsengebirgs- oder Felsenhöhlen- bewohner, wie die alten Liguren, im Gegensatz zu den später zu Wasser eingewandertenPelasgern, von bailc, pelag, gesischtpelasg Wasser, Meer; letzteres dasselbe Wort wie Belgen und Philister, ohne dass sie deshalb von einander abzustammen brauch- ten, denn Seeleute gab es an jedem Meere. Aus der Mischung der den Iberen oderLiguren verwandten Ur- einwohner mit diesen Pelasgern ent- standen drei grosse Stämme, die Dorer, die ungebildetsten, welche am längsten in den Wäldern blie- ben, von doire Walddickicht (gleich

Griesheim Grimm.

Thüringer); die Aeolier, welche in den Thälern Thessaliens durch Viehzucht zu einem mächtigen Volks- stamm erwuchsen (aigio} Thal), und die Jonier, welche Ortschaften bauten (ion Wohnstätte), und darum am ersten zu einer gewissen Cultur gelangten.

Griesheim, Ort zwischen Darm- stadt und Mainz im Sandlande, Name von cre, cres, cret, criut Gries, Grant, Sand, Erde, Kreide (craye). Bei Heitersheim im Breisgau ist auch einGriesheim, alt Cresh, desgl. ein Gries bei Botzen.

Grieswart, Greiswärtel; der Aus- druck kommt nicht von Kreis, auch nicht von Gries, Sand, arena, son- dern vom kelt. greis, greit, griada gerüsteter Kämpfer, was mit reidh gerüstet, Reisiger zusammenhängt. Der Grieswart war Aufseher bei den Turnieren, und hätte deutsch Streit- oder Kampfwart genannt werden müssen. Lateinisch wurde Gries- wart in Justitiarius oder Sequester, griech. in Agonitheta, also Kampf- richter übersetzt.

Grimm, unser berühmter Germa- nist leitete seinen eigenen Namen wie- den der Germanen vom gäl. gairm Ruf, Geschrei, gajrmin ru- fon, schreien, gairman Schreier ab. Als Schimpfname möchte eine solche Ableitung annehmbar sein; die Ger- manen waren aber keine Schreier, wenigstens widerspräche dies der slavischen Auffassung, welche die Deutschen Niemce, Stumme, nennen. Cruimh bedeutet Gott, mit einem angehängten a oder o, Mann, welches

563

Grimma.

aber beim Uebergang ins Deutsche verlorenging, wäre Grimm Mann Gottes oder Priester. Was übrigens das Capitel der Namenerklärungen betrifft, so war unser Grimm, hier nebenbei bemerkt, leider nicht glücklich; als strenger Germanist wollte er nämlich Alles möglichst aus dem Deutschen erklären, was zwar sehr patriotisch, aber nicht durchführbar war.

Grimma, Stadt in Obersachsen an der Mulde, zu deutsch Gottes- stätte, von cruimh Gott und ma Stätte; hart bei Grimma auf einem steilen Hügel, welcher Schlossberg oder auch Tompelberg genannt wird, liegen die mit Rasen überwachsenen ringförmigen Trümmer einer Burg oder vielleicht noch ältern Tempels; dann weiter abwärts auf einom Fel- sen an der Mulde das alte Schloss Döben oder Dewin, dessen Name entweder von daingean Veste oder von daimh Tempel und Dan Berg abgeleitet werden kann. Oberhalb Grimma endlich befindet sich die Ruine der Kirche des alten Klosters Niemtsch (von naimbh heiligund aidhe Ort), in welchem Luthers Katharina von Borna Nonne war. Sieben Thore, wie das Böotische Theben (nach Brandis den sieben Planeten bezw. Wochentagen, welche die Alten kannten, Sonne, Mond, Mars, Mercur, Jupiter, Venus und Sa- turn gewidmet), hatte der Grimmaer Sonnen- oder Belustempel wohl schwerlich, der Ringwall auf dem Tempelberg hat wenigstens nur einen

Aufgang. 36*

Grimmisleben Grodno 564

Grimmisleben (oder loba), Ort am Zusammenfluss der Bode und Saale, hiess bei den Slaven auch Budizi, Budisko, Budsez, Sitz an der Bode, d.h.am bais, baid Wasser. Grimmis ist dasselbe was Grimma, nur statt ma die Endung ais Ort oder ois Burg, mit angehängtem liub, Winkel an einem Bach.

Grindiri-gau, die Landschaft am Ausfluss der Aller in die Leine von Hannover bis Bergen, östlich bis Celle, hatte in keltischen Zeiten die- sen Namen. Denselben, Mr anders verdeutscht, führte die Gegend etwas weiter nach der Lüneburger Haide bin, von Cellenördlich, nämlich den: Greze, Grete oder Gretingau. Das Land besteht aus Sandstrecken, Haiden, Moorland und Buschwerk, deshalb wird man cre, criut, cres, gries Grant, Sandgeschiebe herbei- ziehen müssen, wodurch die Bedeu- tung Sandland criul-ire, nasal grind-ire entsteht. Grindwald oder Grinwald, der in jenen Sand- gegenden vorkommt, ist darnach sandiger Wald. In diesem Gau la- gen Grindau und Greten am Ausfluss der Leine in die Aller. Der Gau gehörte zum Mindener Sprengel.

Grodno, alt Garthe, Stadt in Lithauen, und zwar im Gaue der Jazwingen oder Jatwäger (Jaswin- gia, Waldland oder Wasserland, von iath, ias Gegend und gwynt Wald, bezw. gny Wasser). Grod oder Go- rod ist die slav. Form für gaard Ort. Daher der alte Name Garthe, no ist nua neu, Grodno also Neustadt,

Gröblitg Gröäner.

Gröblitz, Gröbschütz und Graben, Orte bei Rochlitz, d.h. der Felsenburg an der Mulde in Obersachsen; grob gleich roc be- deutet Fels, schütz kommt von coed Wald, litz von //ys Burg oder blosHof, und Graben gleich grob- ion Felsenort oder grob-.an Fels- klein. Grob lautet im Slavischen hrip, grip (Riphaen), auch horb, Horb-ol Fels-gross. Groba, Gröba ist grob-aoi Felsenhof; Grobitz und Grubitz grob-aidhe Felsen- ort; Grobken, grob-ka Felsen- haag; Gröben und Kroppen, cro-ben Burg-berg; Crobnitz ist cro - ben-nuath Burg - berg - neu; Kropsdorf ist grob-ais Fels-ort mit angehängter Uebersetzung Dorf.

Grödner, Bewohner eines kleinen Thales östlich von Clausen in Tyrol, dieeinen eigenthümlichen mit portu- giesischen Worten gemischten Dia- lekt sprechen. Sie verfertigen näm- lich aus dem Holze der Zirbelkiefer allerlei Schnitzwerk und Heiligen- figuren, die namentlich in Portugal Absatz fanden. Von da brachten sie Weiber mit, wodurch das Kauder- wälsch von Sprache entstand. Der Grund derselben ist ein romanisirtes Keltisch. Die Grödner haben auch eine besondere Tracht. Der Haupt- ort im Thal heisst St. Ulrich; hinten im Thal liegt Wolkenstein. Der Ort Gröden heisst italienisch Gardens. von garth Veste, Ort, garthen. garthyu kleine Veste. Dieser Name kommt in Rhätien, Tyrol, der Lom- bardeiundin Toscana äusserst häufig vor in verschiedenen Formen, als

Grötsingen Groitsch

Corteno, Cardano, Cardana, Garda, Gardone, Gardona, Gorduno, Kar- daun, Kardona, Cortona u. 8. w. Grötzingen, alt Groizingen, Dorf bei Durlach mit einer alten Burg,

auf deren Trümmern das Schloss

Augustenburg erbaut wurde, das jetzt ebenfalls am Verfallen ist. Am Neckar im Ramsthal liegt auch ein Grözingen oder Groizingen. Name von cruadh Fels und daingean Veste.

Grofde oder Girufde, ein Thal bei Wahlhausen nächst Mannsfeld, das in alten Zeiten Ostsachsen und Thüringen schied, d. h. das Friesen- feld vom Helmegau, und den Halber- städter Sprengel vom Mainzischen. Es heisst in einer Urkunde Ottos II vom Jahre 979: a summitate vallis, ubi se Saxones et Thuringi disjun- gunt, quae teutonice dicitur Girufde u. 8. w., später wird dafür Grofde geschrieben. Darnach wäre das Wort ein teutonisches, deutsches, soviel als Gruft, Graben; im Keltischen bedeutet nun aber crioch Grenze, das ch wird, wie im Englischen (enough, enaf genug) auch wie f aus- gesprochen, und sonach wäre crioch- dae Grenz-ort. Südlich von Kassel liegt ein Ort Grifte, alt Griffede, mit einer Burgruine, das etwa an der Nordostgrenze des Maden-gaues gelegen haben könnte, wenn es nicht von grob Fels und dae Ort herkommt.

Groitsch, Groitzsch, Groizsch, slavisch Crowizk; Crois bedeutet Marktplatz und cruadh Fels, mit aidhe, aiteach Ort oder ois Burg

565

Gronau.

verbunden, entstanden die genann- ten Formen, ebenso Greitz. Gronau, zu deutsch Neuburg, von cro Veste und nua neu. Es gibt mehrere Gronau in Deutschland; eines davon liegt auf einer ehema- ligen Insel der Leine unterhalb Ale- feld, es wurde zur Zeit der sächsi- schen Kaiser angelegt, und zwar von Bischof Siegfried II von Hildesheim, nachdem das Schloss in Empede verfallen war. Wäre in damaliger Zeit die deutsche Sprache in jener Gegend schon die ausschliessliche gewesen, so wäre die Veste „Neu- burg“ genannt worden, so aber er- hielt sie von dem anwohnenden kel- tischen Volke den noch echt kelti- schen Namen Gronau. Um Gronau zu heben, wurde die Feldmark des dabei liegenden Dorfes Lede (alt Ledhi, von Z/e Ort und di klein) dazu gezogen, es geschah dies 1013, wie eine Urkunde HeinrichsII ausweist. Die alten Ringwälle dien- ten als Schutzwehren für Menschen und Vieh, daher cruPferch und cro Veste ursprünglich dasselbe waren, nämlich mit hohen Steinen (cruadh Stein) eingehegte Plätze. Ein zwei- tes Gronau liegt weiter oben bei Göttingen; dieses war eine der fünf sächsischen Reichspfalzen, es hies lateinisch Castellum Gruons oder auch urbs Grona, denn urbs wurde im Mittelalter gleich castellum ge- braucht; so hies die Burgstrasse in Hannover lateinisch platea urbis ' (urbis, urbs, ursprünglich gleich orbis Kreis, Ringwall). In diesem Gronau stellte sich 913 Heinrich I

Gronau.

als damaliger Horzog von Sachsen gegen Kaiser Konrad, letzterer kam aber nur bis Kassel, wo er einige Diplome ausstellte, und kehrte dann nach Schwaben zurück, um dort Un- ruben zu stillen; während dessen wurde sein Bruder Eberhard von Heinrich bei Eresburg an der Die- mel aufs Haupt geschlagen; später kam Konrad wieder in die Gegend, Heinrich setzte sich in Gronau aber- mals, worauf es zu einem Vergleich kam. Später ging diese Pfalz ein, weil die fränkischen Kaiser, wenn sie nach Sachsen kamen, in Goslar sich aufbielten; 1071 vermachte Kaiser Heinrich IV den kaiserlichen Hof Gronau der Kirche zu Goslar. Der letzte sächsische Kaiser, Hein- rich II, hielt sich öfter in Gronau auf, ist auch daselbst gestorben. 1146 vermachte Konrad III die in Gronau damals noch vorhandene Reichskapelle dem Kloster Fredels- loh (/ridd Wald, il gross und /le Stätte). Ein drittes@ronau oder Grana liegt an der Mulde in Ober- sachsen, jetzt Gruna im Amte Eilen- burg, Belgern gegenüber, es hies auch blos Gana, d.h. Veste, von gan. Als König Heinrich I (der Vogler) Brandenburg erobert hatte, zog er nach Dalmantien (d. h. ins Meissner Land) und eroberte die Burg Grona nach einer Belagerung von zwanzig Tagen, von da zog er gegen die Böhmen nach Prag und unterwarf auch diese. Später, 1012 stellte sich Kaiser Heinrich II hier wieder auf, als er gegen Boleslav von Polen Krieg führte; in diesem

566 Grossglockner Groteburg.

wurde er aber von Bolealav ge- schlagen, welcher darauf die von Heinrich angelegte Veste Liubusua, jetzt Lebus wieder zerstörte. (Liub Ort in einem Winkel, ais, uis, us Wasser) Ein viertes Kronau liegt in der Neckarpfalz am Bruh- rain bei Kisslau oder Mingolsheim, in einer sumpfigen Niederung, es war ebenfalls fest. Kronach in Ostfranken bedeutet dagegen Hoch- burg, von cro und aighe, denn die Burg liegt dort auf einem Berge.

Grossglockner, derhöchste Berg in den Salzburger Alpen, Name vom gäl. clock oder kimbr. clwg Fels, und n’ar für ar, or hoher Berg, gleich Noricum für Orikum Berg- land, oder Naranberg, Nürnberg für aran-Berg.

Grossvaterstiuhl, eine hohe, einem breiten Stuhl etwas ähnliche Felsenklippe im Biesengebirg. Stuhl wird hier wohl wie bei den Kaiser- und Königsstühlen aus dem gäl. fu! steiler Fels oder Berg entstanden sein.

Groteburg oder Teutoburg, eine westlich von Detmold aus dem Zuge des Osnings hervorspringende 700 Fuss über die Werra sich erhebende steile Bergkuppe, die noch vur zwei Jahrhunderten der Teut oder die Teuteburg genannt wurde. Grote- burg wäre mythisch aufgefasst mit Teuteburginsofern gleichbedeutend, als Hroto, Crodo oder Bodo wie Teut, Tin ein Beiname Wodaus war. Deutsch wäre diese Erklärung aber immer noch nicht, denn feut, fuatı, tiod, tod, Ihead, ikuid, tuis, tus,

Groteburg.

Duais u. s.w. bedeuten im Kelti- schen Fürst, und chrodha, hruad, rod, rud rauh, rüde, desgl. reodh Kälte, franz. raide steif. Die Grote- burg führt ihren Namen aber nicht hievon, auch nicht von „gross“, son- dern von cruadh Fels. Am Fusse dieses Felsenberges, denn dies ist er in der That, erlitt Varus am zweiten Schlachttage die entschei- dende Niederlage, und zwar in dem Thale der Berlebecke (bior-li klein- Wasser) zwischen der Groteburg und dem Königsberge, und weiter zwi- schen dem Stemberge (om Wald) und dem Helberge (oil Fels), auf welchem das Winnfeld liegt. Am Fusse der Teuteburg liegt der Teut- hof, der Besitzer desselben heisst der Teutemeier. In der lippisch- engerschen Mundart bedeutet das Wort Teut heute noch Vater, gleich Dädi im Alemannischen. An der Strasse von Lemgo nach Hameln bei Sternberg findet sich ein Berg, der ebenfalls Teut genannt wird, hier aber von di-aith kl. Höhe. Auf der Groteburg liegen zwei Hünen- ringe und eine sogenannte Cyklopen- mauer. Der grosse Hünenring läuft um die höchste Kante des Berges, der kleinere, gleichsam ein Vorwerk hierzu, deckte den Weg, der all- mälig vom Teuthofe heraufführt; noch weiter nordwestlich über dem Dorfe Hiddessen (aith hoch, hausen) zieht sich eine 500 Schritte lange Felsenmauer hin; sie besteht aus

grossen, oft mannshohen Felsen-.

stücken, die senkrecht neben ein- ander in die Erde gestellt, und über

567

Groteburg.

welche andere Steinblöcke gelegt sind. An zwei Stellen ist diese Mauer durch Holzwege unterbrochen. Der kleine Hünenring bildet ein läng- liches Viereck, die Höhe seines Walles beträgt aus dem Graben ge- messen 18—20 Fuss, sein Umfang etwa 500 und sein Durchmesser etwa 170 Schritte. Ein Weg führt durch denselben zu dem grossen Hünenring; derselbe beginnt bei Hiddessen an der Walbaumsstätte. Im grossen Ringe, der 100 Fuss höher liegt, befindet sich, wie in dem Ringwalle des Altkings bei Frankfurt eine trichterförmige mit Steinen umlegte Vertiefung, die wohl als Wasserbehälter oder Magazin diente. Der Wall dieses Ringes ist weniger hoch als der des kleinen, und bildet nur die scharfe Kante der Hochfläche des Berges. Kalk oder Mörtel ist bei dem Bau dieser Be- festigungen nicht angewandt wor- den, sie datiren also aus vorrömi- scher Zeit. Auf der Ostseite der Groteburg schützte das Steingerölle vor einem Angriff, nach Südosten dagegen über Heiligenkirchen lag die Sprekenburg auf dem Helberge über dem Berlobecker Thal als Vor- werk, wie der kleine Hünenring auf der andern Seite. Zur Zeit der Rö- merkriege dienten die beiden Hoch- platten der Teuteburg als Sammel- plätze, um von hier aus die beiden Pässe durch den Osning, die Dören- schlucht und das Berlebecker Thal zu beherrschen. Auf der Teuteburg wird jetzt das Herrmansdenkmal er- richtet, und ist dies ohne Zweifel

Grotte Grub.

auch der geeignetste Ort dafür; denn um diese Burg tobte die Schlacht, in welcher der Römer Herrschaft im mittlern Deutschland gebrochen wurde Die Sprekeburg ist schon längst verschwunden. Im An- fange des 15. Jahrhunderts traten an ihre Stelle zwei Bauernhöfe, die „auf der Sprekeburg“ benannt wur- den. Die Meier hiessen Spreger und Dietrichsmeier; dazu kam noch ein dritter, Albert vor dem Schling, weil er den Schling vor der Spreke- burg d. h. den Zugang zu derselben zu wahren hatte. Sprek steht statt breg, braighe höchster Theil eines Bergstocks (vergl. Sprechenstein im Norithal in Tyrol). Die Groteburg ist nicht der höchste Punkt des Os- ning, der Vermerstoot (faire Berg, mawr gross und stuadh Wall, grosser Bergwall) in der Centralkette des Osning, ist 200 Fuss höher. Der Kötherberg (coed Wald, ar gross) im Amte Schwalenberg ist noch höher, überhaupt der höchste im ganzen Wesergebirge, er erreicht etwa 1300 Fuss. Der Bovensta- pel (Kuhstall) bei Niedertalle zwi- schen Lemgo und Vlotho erhebt sich 300 Fuss über der Weser.

Grotte oder Höhle, zu deutsch Felsenwohnung, von cruadh Fels und dae Wohnung.

Grub, alter Grafensitz im Mies- bach bei Rosenheim in Oberbayern, wohl von grob, groban Fels. Im Ammergau liegt ein Saulgrub, von suail klein, und ein Kohl- grub, von cuille Wald. Möglich, dass auch grag Dorf in die Form

563 Grünenberg Grunswithigau.

Grub überging oder dass es Feld- land bedeutet, von cre, cra Erde und ib} Gegend. Gruben im deut- schen Sinne waren diese Ortschaften wohl schwerlich, es müssten denn Höhlen darunter verstanden werden. Grünenberg, Orte in Hessen und anderwärts, Gründenberg bei Immenstadt in Schwaben, Grins- perg in der Schweiz, sämmtlich von grianan Bergrücken. Gruithuys oder Gruthausen, Pferdehaus, von greadh Pferd. Der Ort liegt im westlichen Flandern am Bulscamp (Ochsenfeld) einer- seits und dem Maldeghem Velt an- dererseits (letzteres vom Orte Mal- deghem, der dabei liegt). Es mögen die Kymren hier starke Pferdezucht getrieben haben, denn unter den Hülfsvölkern der Nervier gegen Cä- sar werden Grudier aufgeführt, die wohl als Reiter greadh-air er- klärt werden müssen. Während des ganzen Mittelalters bezogen die Rit- ter ihre schweren Turnier- und Schlachtrosse aus diesen flandri- schen Gegenden. Selbst der Name Ritter mag mit greadh Pferd, greadh-aire Pferdemann, Reiters- mann zusammenhängen, denn das Ritterwesen ist keltischen Ursprungs (vergl. drei Reiter). Grunzwithigau. Das Berg- und Waldland, Passau gegenüber, am sogenannten bayerischen Nordwald zwischen der Ilz im Westen und den Bergen, welche der Enz gegenüber bis zur Donau reichen, im Osten. Der Name kommtvon grianan Berg- rücken (Grind, Grinz, Hornissgrind)

Guanchen Guben. .

und gwydd, fioth, fidd Wald. Aus gwydd wurde später Wind, und dar- aus die Grafschaft am Wind- berg, welchen Namen heute noch die Gebirgsgegend bei St. Peter am Pesenbach (baisean Bächlein) zwi- schen dem Mühlfluss und der Rottel führt. Die Mühl, von welcher die Gegend auch das Mühlviertel hies, wird alt Mihel geschrieben, von mi, bi klein und gel, gil Was- ser, die Rottel von red, rhidys Wasser und /i klein, denn il gross passt für dieselbe nicht. Guanchen, die früheren Bewoh- ner der canarischen Inseln; 90 ist klein, ighe oder inche, auch innis Insel, also kleine Insel-Leute; sie gehörten zum Stamme der Berbern. Guastalla, Hauptort des frühern Herzogthums Guastalla am Po, von Modena umschlossen. Die alten Her- zoge von Guastalla stammten aus dem Hause Mantua, standen unter kaiserlicher ILehensherrschaft und

starben 1746 aus, worauf Maria

Theresia das Herzogthum einzog und im Aachener Frieden 1748 an den spanischen Infanten Don Phi- lipp abtrat. Von da an theilte es die Schicksale der andern Lombar- dischen Landschaften. Der Name bedeutet Kuhstall, von 90 Kuh und ysialStall. Der jetzt italisirte Name ist deutsch wie keltisch, und kann ebensogut von den Longobarden herrühren, als von den früheren Galliern.

Guben, Stadt an der Neisse im Brandenburgischen, rings von Kieferwäldern umgeben, daher der

569

Gudden Gudingan.

Name von giub Kieferwald und an Leute, oder aber von cwb Schuppen,

Gudden, Volksname für die noch lithauisch sprechenden Altpreussen an der Memel; er bedeutet gleich Gothen, Gethen, Preussen, Russen u. s. w. Waldvolk, Wilde, von coed Wald und dae Leute.

Gudensberg, alt Wudenesberg, wohl gleich Wodansberg, in alten Zeiten der Hauptort der Grafschaft Niederhessen. Am Südfusse der ho- hen Basaltkuppe, auf welcher die alte Burg oder jetzt deren Ruine liegt, dehnt sich die Madener-Ebene (mahd, magh Feld), und etwas weiter hin dieMader Haide aus, auf welcher die alten Volksversammlun- gen und Gerichte gehalten wurden. Der Berg ist und war wohl nie ein Waldberg, weshalb man hier nicht an coed Wald wie bei Kuttenberg und andern Gudenbergen denken darf.

Gudingau, alt Guottingo, Wald- gau, um den Osterwald zwischen Weser nnd Leine, bezw. zwischen Eldagsen und Coppenbrügge, von coed Wald, coideach, coidich wal- dig, coideacho waldiges Land. In diesem Waldgau lagen Gronau (Neuburg), dann Mehle bei Elze (alt Midele, Medele, von midd Hof mit abgemessenem und eingezäun- tem Feld, und i/ gross); dann Am- plithi, wo ein Salzwerk war, wes- halb wohl Salzemmendorf darunter verstanden werden muss (amhain oder abhain Wasser, li klein und dae Haus); Levedagsen, von liub Winkel und teaghas lWäuser;

Guggisberg.

Alvesrode (alt Alfrikesrod, Hoch- bergfeld, von al hoch, frik gleich brig, braigA Berg und reith, riolh Feld), es liegt hoch im Gebirge an der Springe oder dem Ursprung der Haller; ebendaselbst Bockenrod, von buach Bergrücken; Tüste bei Wallensen, alt Tuistai, zu deutsch Fürstenhaus, von duais Fürst und dae Hausgleich Duisburg ; Haller- mund bei Alvesrode, war Stamm- sitz der Grafen von Hallermund; bei Adenhausen am Ausfluss der Aller wohnten die Edeln v. Ade- noys (von aidhe Wohnsitz und ois Veste). Die Spiegelberge haus- ten bei Lauenstein (von buach-il grosser Bergrücken, woraus Spiegel wurde, wie aus bil Spilberg); end- lich bei Bryniehausen die Edeln von Brunigehausen (von bryn Berg und ka Haag).

Guggisberg in der Schweiz, alt mons Guche, von coiche Berg; ebendaher Gugliberg bei Sulz im Argau, Gockeler, Bergkopf bei Onstmettingen, Guggler, ho- her Berg bei Mächenwyl, Gugeln, Berg bei Villigen; Gugel heissen ferner die Spitzen des Lägeriberges bei Baden, sämmtlich in der Schweiz. Das angehängte e/ oder il bedeutet gross. Dann Cockelberg in Bra- bant, Gugenberg bei Aarau, der Gugenbühl bei Tägerfelden, dann eine Menge Guggenbühl z. B. bei Ludwigshafen am Bodensee, bei Winterspäüren, bei Villingen, bei Queckbronn und Schellklingen in Würtemberg u. s.w. Der Gucken, Berg bei Möckmühl an der Jagst,

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Guildford Gulten.

der Guckenberg bei Gächingen in Würtemberg. Die Verdoppelung des g mit angehängtem en oder an ist die Verkleinerungssylbe. Bei Bruchsal, bezw. Odenheim wird 1318 ein Gugenberg erwähnt; bei Flözlingen in Würtemberg heisst ein Berg Gukenhausen. Die Form Göckel, Gückel haben Göckel- berg bei Bittelbron in Würtemberg, und der Berg Gückhül bei Streit- berg in Franken und die Kapelle Gügel auf einem hohen Felsen bei Giech in Franken. Da man Gückel für Hahn auffasste, so entstanden die Namen: Gückelhahn, Berge bei Ilmenau in Thüringen und im Spessart bei Alzenau. Aus coiche wurde ferner Gauch, daher der Gauchsborg bei Berghausen, desgl. bei Durlach; ein Gaugen- berg bei Pleidelsheim in Würtem- berg, dann Gochesberg und Gauchesberg. Endlich der Gau- ger, Coiche-er, grosser Berg bei Kocherstetten in Würtemberg.

Guildford, Stadt in der Graf- schaft Surrey im südlichen England am Wey(gwy Bach), Guildford selbst bedeutet Furth über diesen gwy oder giolaid kl. Bach.

Gülten, früher auch Gelten, der vertragsmässige Zins, den der Nutz- niesser von seinem Zinsgute dem Herrn gab, latein. laudemium. Gült kommt vom kimbr. Ayllid, zu deutsch Rente, Taxe; Gelt, vom gäl. geallta, das Versprochene, von geallaim ver- sprechen, zusagen; geallheisstauch das Unterpfand, weil der Rückgriff auf das Gut vorbehalten blieb,

Gündlingen Güterslo.

Gündlingen, alt Gundiningen, za deutsch Waldort, Waldhausen, von gund, gwind, gwidd Wald und linn, lonn Ort oder glinn Veste,.

Guines, alt Guisnae, zu deutsch Wassermänner, Seeleute, von gwysg Wasser und nae Männer. Guines war eine alte Grafschaft und um- fasste das Land um Calais von Gre- velingen bis Wissant. Das Schloss von Guines oder die heutige Stadt liegt auf einem Hügel im Binnen- lande. Calais, der grössteOrt der Landschaft, bedeutet Seehafen, von cala.

Gäns, alt Guntia, Bach in Bayern, vom gäl. gun reissender Bach und di klein.

Günzburg, am Einfluss der Iller in die Donau im Burgau, alt Guntia, d.h. Burg, von gann Burg, latinisirt guntia, eine Adjectivform, wozu ci- vitas oder urbs gedacht wurden. Günzburg war eine feste Stadt, ein Römercastell gegen die deutschen Hermunduren, welche später das Bojerland eroberten, und nach die- sem jetzt Bayern genannt werden.

Guipuscoa, diejenige der drei baskischon Gebirgs- und Wald- landschaften, welche zunächst dem Meere bei San Sebastian liegt. Der Name von gmwy Wasser, pisk oder pusk Busch und ia Land. Die bei- den andern sind Biscaia (blos Waldland) und Alava (Hochland).

Güterslo in Westphalen, alt Gute- resloh, ander Sonner Haide (Tannen- haide), zu deutsch Grosswaldort, von coid Wald, aras Burg und Ile Stätte, Hier im Sandlande wächst dasKorn,

- 571 Gützkow Guntershausen.

aus welchem der echte Pumpernickel in Laiben von 20 bis 40 Pfund ge- backenwird. Erbesteht bekanntlich aus grob gemahlenem Roggenmehl samınt der Kleie und schmeckt aro- matisch kräftig, etwas süsslich, fällt schwer ins Gewicht, hält sich aber lange frisch. Gütersioh gehörte gleich Wiedenbrugg, Hoersebrock, Rheda und Stromberg in die Graf- schaft Suderlage (klein Bachort di-tur-loc), der südliche Theil der Gegend in die Grafschaft Stromberg (drom Bergrücken).

Gätzkow in Pommern, alt Coh- zegowa, Waldort, von coed Wald und kau eingehegter Ort.

Gundinger, Waldvölker, von Cunt, qgund, coed, gwydd Wald. Gundinger kommen in der Longo- bardischen Stammsage vor, wo 68 heisst, beim Auszuge habe Ebbe oder Ibor die Jüten und Aage oder Ayo die Gundinger geführt. Dar- nach stammte ein Theil der Longo- barden aus Waldstrecken, wo aber diese lagen, etwa an der Hunte, der Namensähnlichkeit wegen? Hunte kommt aber von ean Wasser. Ibor der Edle, von borr edel, reich; Ayo wohl von aighe hoch und 0 Mann, woher auch Hagen, aigh-an.

Gundorf, Burg-Dorf, von gan, gun Burg, es könnte auch Walddorf bedeuten, von gund Wald, und ebenso Wasserdorf, von gun Was- ser. Es liegt unterhalb Leipzig an der Luppe und am Bosenthalwald.

Guntershausen am Zusammen- fiuss der Fulda und Edder in Nieder- hessen kann als Berghausen erklärt

Gunsenhausen Gurk.

werden, wie Cunters, ein Dorfname in Rhätien, der aus cuanna Berg und /uaras Häuser zusammenge- setzt ist. Gunter ist indess ein Mannsname, alt Gundihar, Gun- dikar, der Waldmann bedeutet, von gund, gwydd, coed Wald und air Mann. Der Konnenberg bei Plüderhausen in Würtemberg kommt von cuanna. Das Haus Conne- burg bei Zehndenik in Branden- burg, das einst eine grosse Burg war, von gan Burg.

Gunzenhausen, Stadt an der Altmähl, da wo sie den römischen Pfahlgraben durchschneidet. Name von gann, gant Veste und ean Wasser ; der Ort muss in römisch- keltischen Zeiten grosse militärische Wichtigkeit gehabt haben, da er an der Nordspitze des Pfahlgrabens gegen die Markomannen oder Her- munduren lag.

Gurig, Ort in Obersachsen. Ein- zäunung, Gehäge, von gwrych, 8or- bisch heisst derselbe Ort Horka, kl. Berg.

Gurk, alt Kurka, Flüsschen bei Klagenfurt in Kärnthen, vom gäl. currog kleines Wasser, Deminutiv von curr, auch gouer; die slavi-

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Gurre Gyalifluh.

sirte Verkleinerung davon lautet Ku- roiza, verdeutscht Görtschitz.

Gurre, schwarzwälder Volksaus- druck für unartiges Mädchen, grie- chisch kore; daraus ist der Aus- druck Hure entstanden, Gurre hat diesen Sinn aber noch nicht. Im Kimbrischen lautet die Form gwr oder blos wr, entspreohend dem gälischen air oder oir Leute, lati- nieirt arius, weiblich aria, eine häufig vorkommende Endung bei Völker- namen, z. B. Teutonoari, Leute aus dem Norden, gleich tuathiski, d. h. Deutsche.

Gusch, auch Gusty, Guzci, Guzc, slavisirter Bachname in Sachsen, vom kimbrischen gwysg Wasser.

Gussenberg oder Gyssenberg bei Neresheim im Hertfeld, zu deutsch Waldberg, von gwydd oder cocd Wald und dun Berg.

Guttenberg soviel als Kutten- berg, vom gälischen codadA, cuttut Waläberg, und dies von coed Wald und aith Höhe.

Gyhum, alt Gygem, Ort im Bre- menschen, vom gäl. coiche Erhö- hung und om Ort.

Gysliflub bei Aarau, von caid Hügel und il gross.

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Fr. Nies’sche Buchdr. (Carl B. Lorck) in Leipzig.

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